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Full text of "Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden"

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:::  katalog  ::: 
der  königlichen 

GEAÄLDEGALfRIE 

::  zu  Dresden  :: 


ai  Erstes  Stockwerk. 

S.    Eingangs-Saal:  Französische  Schule.    XVUI.  Jahrhundert. 

l        Raphael's   »Sixtinische  Madonna«. 

!        Italienische  Schule.    XVI.  und  XVII.  Jahrhundert. 

Italienische  Schule.    XVI.  bis  XVUI.  Jahrhundert. 
>        Italienische  Schule.    XVI.  Jahrhundert  (Correggio-Saal). 
i        Italienische  Schule.    XVI.  und  XVII.  Jahrh.    (Venezian  .Saal). 

Italienische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  (Carracci-Saal). 
r        Rundsaal:  Gewebte  Tapeten. 
I        Spanische  u.  italienische  Schule.    XVII.  Jahrh.  (Murillo-Saal). 

Vlämische  u.  spanische  Schule.  XVII.  Jahrh.  (Rubens -Saal). 
i  Holland,  u.  vlämische  Schule.  XVII.  Jahrh.  (Rembrandt-Saal). 
a        Holländische  und  vlämische  Schule.     XVI.  und  XVII.  Jahrh. 

Holländische  und  vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert. 

Deutsche  u.  nieder!  Schule.  XV.  u.  XVI.  Jahrh.  (Holbein-Saal). 

Altdeutsche  Schule.    XVI.  Jahrhundert  (Cranach-Saal). 

Niederländische  und  deutsche  Schule.    XVI.  bis  XVTH.  Jahrh. 

Niederländische  und  deutsche  Schule.    XVI.  bis  XVHI.  Jahrh. 

Italiener  der  ältesten  und  späterer  Schulen. 

Zimmer  des  Inspektors  (Kustos). 

mmer 

1  Italienische  Schule.    XV.  Jahrhundert  (Mantegna- Zimmer). 

2  Italien.  Schule.    XV.  und  XVI.  Jahrh.  (Zinsgroschen-Zimmer). 

3  Italien.  Schule.    XVI.  u.  XVH.  Jahrh.  (Franciabigio-Zimmer). 

4  Italienische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  (G-uido-Reni-Zimmer). 

5  Italien.  Schule.     XVI.  bis  XVII.  Jahrh.  (Carlo  Dolci-Zimmer). 

6  Franz.  Schule.  XVH.  u.  XVIII.  Jahrh.  (Claude-Lorrain-Zimmer). 

7  Holland.  Schule.  XVEI.  u.  XVIH.  Jahrh.  (Van  der  Werff-Zimmer). 

8  Holländische  Schule.    XVTJ.  Jahrhundert.  (Mieris- Zimmer). 

9  Holländische  Schule.    XVH.  Jahrh.  (Poelenburgh- Zimmer). 

10  Holländische  Schule.  XVII.  Jahrh.  (Jan  Vermeer-  Zimmer). 

11  Holländische  Schule.  XVn.  Jahrhundert   (Ruisdael- Zimmer). 

12  Holländische  Schule.  XVH.  Jahrhundert  (Hobbema- Zimmer). 

13  Holländische  Schule.  XVII.  Jahrhundert  (Potter -Zimmer). 

14  Holländische  Schule.  XVH.  Jahrhundert  (Rembrandt-Zimmer). 

15  Holländische  Schule.  XVII.  Jahrhundert  (Dou- Zimmer). 

16  Holländische  Schule.  XVII.  Jahrhundert  (Ostade -Zimmer). 

17  Holländische  Schule.  XVH.  Jahrhundert  (De  Heem- Zimmer). 
18—20  Vlämische  Schule.    XVH.  Jahrhundert. 

21        Altdeutsche  und  altniederländ.  Schule.    XVI.  u.  XVH.  Jahrh. 
44 — 46  Italienische  und  französische  Schule.    XVn.  Jahrhundert. 
47 — 51    Verschiedene  Schulen. 


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:::  KATALOG  ::: 
DER  KÖNIGLICHEN 
GEMÄLDEGALERIE 
:::  ZU  DRESDEN   ::: 


KATALOG  DER  KÖNIGLICHEN 
GEMÄLDEGALERIE  ZU  DRESDEN 
:::    VON    KARL  WOERMANN    ::: 

DIREKTOR  DER  KGL.  GEMÄLDEGALERIE 

HERAUSGEGEBEN  VON  DER  GENERALDIREKTION  DER 
KÖNIGL.  SAMMLUNGEN  FÜR  KUNST  UND  WISSENSCHAFT 

:::  GROSSE  AUSGABE  ::: 

SIEBENTE,  VERBESSERTE  UND  VERMEHRTE  AUFLAGE 
:::  MIT    ZWEIUNDNEUNZIG    ABBILDUNGEN  ::: 


DRUCK   DER  KUNSTANSTALT  WILHELM   HOFFMANN  A.-G. 

DRESDEN  1908 


Im  Buchhandel  sind  die  Kataloge  der  Kgl.  Gemäldegalerie  durch 

die  Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung  von  H.  Burdach  (Warnatz  und 

Lehmann),  Schlossstrasse,  Dresden -A.,  zu  beziehen. 


THE  GETTY  CENTER 


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Vorwort  zur  siebenten  Auflage 


Di 


'iese  siebente  Auflage  des  Dresdner  Galeriekatalogs 
ist  nach  denselben  Grundsätzen  vermehrt  und  verbessert 
worden,  wie  die  vorhergehenden  Auflagen.  In  der  Ab- 
teilung der  alten  Bilder  sind  Nummernänderungen  seit  der 
ersten  Auflage  von  1887  nur  vorgenommen  worden,  soweit 
sie  angesichts  der  Fortschritte  der  Wissenschaft  inbezug 
auf  die  Bestimmung  und  die  Lebensgeschichte  der  Meister 
zur  Aufrechterhaltung  der  systematischen  Anordnung  un- 
erlässlich  erschienen.  Das  »Vergleichende  Nummern- 
verzeichnis« auf  S.  907  gibt  ausführliche  Rechenschaft  über 
diese  Veränderungen.  Dagegen  war  es  bei  der  starken 
Vervielfachung,  die  manche  Nummern  der  mächtig  an- 
gewachsenen Abteilung  neuerer  Bilder  durch  Hinzufügung 
einfacher  oder  mehrfacher  Buchstaben  oder  anderer  Ver- 
mehrungszeichen erlitten,  nicht  möglich,  hier  die  Nummern 
unserer  ersten  Auflage  von  1887  beizubehalten.  Diese 
Abteilung,  die  mit  N.  2190  beginnt,  ist  daher  schon  in 
der  sechsten  Auflage,  1905,  von  Grund  aus  neu  num- 
meriert  worden. 

Hinzugekommen  sind  seit  der  sechsten  Auflage  dieses 
Katalogs,  d.  h.  seit  dem  Sommer  1905,  im  ganzen  39 
Nummern,  und  zwar  7  ältere,  31  neuere  Gemälde  und 
ein  Miniaturbild,  seit  der  ersten  Auflage  (von  1887)  259 
Bilder,  von  denen  60  der  Abteilung  älterer,  163  der  Ab- 
teilung neuerer  Meister  zufielen,  während  34  zur  Miniaturen- 
sammlung genommen  wurden  und  zwei  die  Pastellsammlung 
vermehrten. 

Um  Raum  für  weitere  Erwerbungen  zu  schaffen,  sind 
nach  und  nach  nicht  weniger  als  308  entbehrliche  Gemälde, 


VI  Vorwort 

die  gleichwohl  in  diesem  Katalog  noch  aufgeführt  sind, 
248  ältere,  60  neuere,  leihweise  auf  Widerruf  an  20  andere 
öffentliche  Gebäude  des  Königreichs,  wovon  8  in  Dresden, 
abgegeben  worden.  Eingeschlossen  sind  hierin  die  22 
bereits  für  die  Kunsthütte  in  Chemnitz  ausgesonderten 
Bilder,  die  1909  dorthin  übergeführt  werden  sollen.  Ein 
genaues  Verzeichnis  der  Nummern  dieser  308  Gemälde 
befindet  sich  hinter  dem  Inhaltsverzeichnis,  S.  XVII — XIX. 

Die  Abbildungen,  denen  nach  wie  vor  hauptsächlich 
(vgl.  S.  XX)  die  photographischen  Aufnahmen  Fr.  Hanf- 
stängl's  in  München  zu  Grunde  liegen,  sind  schon  in  der 
fünften  Auflage  (1902),  dem  Grundsatz  >  weniger  ist  mehr 
entsprechend,  so  weit  es  notwendig  erschien,  vergrössert, 
dafür  ihrer  Anzahl  nach  aber  etwas  vermindert  worden. 
Die  seit  den  letzten  Auflagen  hinzugekommenen  Facsimile- 
lnschriften  sind  nach  den  Aufnahmen  des  Herrn  Restaurators 
Th.  Krause  zinkographisch  vervielfältigt  worden. 

Den  Herren,  denen  der  Verfasser  in  den  früheren 
Auflagen  für  gefällige  mündliche  oder  schriftliche  Mit- 
teilung ungedruckten  Materials  oder  andere  Beihülfe  seinen 
Dank  ausgesprochen,  sei  dieser  Dank  auch  an  dieser  Stelle 
herzlichst  wiederholt:  in  Dresden  namentlich  den  Herren 
W.  v.  Seidlitz,  Max  Lehrs,  J.  L.  Sponsel,  H.  W.  Singer, 
Gustav  Müller,  Otto  Nahler;  ausserhalb  Dresdens  den  Herren 
Bernh.  Berenson,  F.  Bock,  Abr.  Bredius,  Comte  Cavense, 
Ed.  Flechsig,  Max  Friedländer,  Th.  v.  Frimmel,  Gustavo 
Frizzoni,  Georg  Gronau,  Com.  Hofstede  de  Groot,  H.  Hymans, 
L.  Kölitz,  Charles  Löser,  Gustav  Ludwig,  Corr.  Ricci,  Er.  Römer, 
Ludw.  Scheibler,  Paul  Schubring,  W.  Suida,  Cas.  Stryenski 
und  Henry  Thode. 

DRESDEN,  August  1908.  K.   W. 


Aus  dem  Vorwort  zur  ersten  Auflage 


In  dem  Menschenalter,  das  verflossen,  seit  Julius 
Hübner  im  Jahre  1856  die  erste  Auflage  seines  für  seine 
Zeit  und  in  seiner  Art  sehr  anerkennenswerten  »Verzeich- 
nisses der  Königlichen  Gemäldegalerie  zu  Dresden«  heraus- 
gab, hat  die  Kunstgeschichte,  zur  selbständigen  Wissen- 
schaft geworden,  durch  archivalische  Studien  ein  neues 
Licht  über  die  Lebensgeschichte  einer  grossen  Anzahl  von 
Künstlern,  vielleicht  ihrer  Mehrzahl,  verbreitet,  ist  sie  durch 
die  Urkundenforschung  und  das  vergleichende  Bilderstndium 
zu  neuen,  oft  überraschenden  Ergebnissen  inbezug  auf  die 
Urheber  einer  grossen  Anzahl  alter  Bilder  aller  europäischen 
Sammlungen  gekommen,  hat  sie  die  Katalogisierungsarbeiten 
selbst  in  den  Bereich  ihrer  Untersuchungen  gezogen  und 
nach  festen  Grundsätzen  zu  regeln  versucht. 

Ein  auf  dem  Boden  aller  dieser  kunstgeschichtlichen 
Forschungen  und  Forderungen  der  Gegenwart  stehendes 
Verzeichnis  konnte  sich  natürlich  nicht  in  der  knappen 
Form  und  dem  geringen  Umfang  des  bisherigen  Kataloges 
halten.  Schon  die  Bilderbeschreibungen,  die  der  Raumerspar- 
nis wegen  völlig  zusammengeschrumpft  waren,  mussten  in 
ihre  natürlichen  Rechte  wieder  eingesetzt  werden.  Vor 
allen  Dingen  aber  mussten  die  zahlreichen  neuen  Angaben 
inbezug  auf  die  Lebensgeschichte  der  Künstler  und  die 
nicht  minder  zahlreichen  neuen  Ansichten  inbezug  auf 
die  Urheber  der  Bilder  der  Dresdner  Galerie  wissen- 
schaftlich begründet  werden,  wenn  dieses,  um  den  Text 
nicht  allzusehr  anschwellen  zu  lassen,  auch  manchmal  nur 
durch  den  Hinweis  auf  andere  Schriften  geschehen  konnte. 


VIII  Vorwort 

Gleichzeitig  hat  die  Verwaltung  einen  kurzgefassten 
kleinen  Katalog  herausgegeben  und  glaubt  dadurch 
manchen  Wünschen  entgegengekommen  zu  sein.  Natür- 
lich gibt  der  kleine  Katalog  nur  die  Ergebnisse  der 
neueren  Forschung,  nicht  deren  Begründung.  Wer  diese 
sucht,  muss  sich  an  den  grossen  halten. 

Es  ist  unsere  Pflicht,  die  Grundsätze,  die  uns  bei  der 
Abfassung  dieses  grossen  Kataloges  geleitet  haben,  kurz 
etwas  näher  zu  bezeichnen.  Was  die  Gesamtanordnung 
betrifft,  so  ist  die  bisherige  historische  Einteilung  nach 
Schulen  mit  chronologischer  Einreihung  der  einzelnen 
Meister  beibehalten  worden.  Das  alphabetische  System 
hat  sich  nach  der  durch  umfangreiche  persönliche  Er- 
fahrung gewonnenen  Ansicht  des  Verfassers  dieses  Kata- 
loges für  grosse  Sammlungen  nicht  bewährt.  Zunächst 
verursacht  der  selbst  für  den  Kenner,  geschweige  denn 
für  den  Laien,  nie  ganz  zu  hebende  Zweifel,  unter  wel- 
chem seiner  Namen  oder  Beinamen  ein  Künstler  einge- 
reiht worden,  vielfach  unnützes  Hin-  und  Herblättern.  Aber 
auch  im  allgemeinen  macht  sich  das  Unorganische,  Äusser- 
liche  der  alphabetischen  Anordnung  bei  den  Katalogen 
grosser  Sammlungen  praktisch  sehr  unangenehm  dadurch 
fühlbar,  dass  man  nicht  selten  zur  Auffindung  der  Beschreib- 
ung unmittelbar  nebeneinander  hängender  Bilder  nahe  ver- 
wandter Meister  den  ganzen  Katalog  durchblättern  muss. 

Auch  inbezug  auf  die  Aufhängung  der  Bilder  ist 
kein  wesentlich  neuer  Grundsatz  angenommen  worden. 

Die  Bilder  derselben  Schulen  und  derselben  Jahr- 
hunderte nach  Möglichkeit  bei  einander  zu  lassen,  ist 
sowohl  aus  wissenschaftlichen  Gründen,  als  auch  aus 
künstlerischen  Rücksichten  empfehlenswert:  aus  diesen, 
weil  die  Bilder,  die  derselben  Zeit  und  demselben  Volke 


Vorwort  IX. 

ihre  Entstehung  verdanken,  sich  auch  dekorativ  am  besten 
mit  einander  zu  vertragen  pflegen;  und  dass  bei  der  Ge- 
staltung der  einzelnen  Räume  und  der  einzelnen  Wände 
einer  Gemäldegalerie  allerdings  die  dekorative  Forderung 
stets  mit  zu  berücksichtigen  ist,  ja,  dass  ihr  zu  Liebe 
unter  Umständen  selbst  die  wissenschaftliche  Anordnung 
durchbrochen  werden  muss,  versteht  sich,  da  eine  Gemälde- 
galerie kein  Herbarium  ist,  eigentlich  von  selbst.  Eben  des- 
halb braucht  die  wissenschaftliche  Folgerichtigkeit  hier  nur 
in  Ausnahmefällen  so  weit  zu  gehen,  dass  alle  Bilder  des- 
selben Meisters  unmittelbar  nebeneinander  gehängt  werden. 

Die  Lebensbeschreibungen  der  einzelnen  Künstler 
sind,  soweit  sie  bereits  bekannt  waren  und  die  neuesten 
Forschungen  keine  neuen  Ergebnisse  inbezug  auf  sie  ge- 
bracht haben,  möglichst  knapp  gehalten  worden.  In  den 
zahlreichen  Fällen,  in  denen  teils  aus  alten  literarischen 
Quellen  neue  Folgerungen  gezogen,  teils  die  in  jüngeren 
literarischen  Arbeiten  niedergelegten  neuesten  archiva- 
lischen  Forschungen  verwertet  werden  mussten,  war  es 
dagegen  unerlässlich,  sie  etwas  ausführlicher  zu  gestalten. 
Inbezug  auf  die  älteren  italienischen  Künstler  enthält 
z.  B.  die  neueste  (Milanesi'sche)  Ausgabe  des  Vasari  eine 
Reihe  neue  Lebensdaten,  inbezug  auf  die  vlämischen 
Meister  besonders  Max  Rooses'  und  J.  F.  van  den  Branden's 
Geschichten  der  Antwerpener  Malerschule.  Inbezug  auf 
die  holländischen  Maler  werden  die  archivalischen  Nach- 
forschungen gerade  gegenwärtig  besonders  eifrig  betrieben. 
Die  zahllosen  neuen  Mitteilungen,  die  in  den  Zeitschriften 
»Oud  Holland«  und  »Obreen's  Archief«  veröffentlicht 
worden,  musten  benutzt  werden;  durch  die  Güte  des  in 
erster  Linie  an  diesen  Forschungen  beteiligten  hollän- 
dischen   Gelehrten,    des  Herrn    Dr.  Abraham    Bredius 


X  Vorwort 

in  Amsterdam*),  gingen  uns  aber  auch  noch  während  des 
Drackes  eine  Reihe  ungedruckter,  neu  aus  den  holländischen 
Archiven  zu  Tage  geförderter  Nachrichten  zu,  die  natürlich 
mit  dem  aufrichtigsten  Danke  verwendet  worden  sind. 

Was  nun  die  notwendigen  Umtaufen  und  Neu- 
benennungen der  Meister  vieler  einzelner  Bilder  betrifft, 
so  war  es  zunächst  unerlässlich,  die  zahlreichen  Namens- 
gebungen, die  im  Laufe  des  letzten  Menschenalters  all- 
mählich Gemeingut  der  europäischen  Kunstwissenschaft  ge- 
worden sind,  rückhaltlos  anzuerkennen.  Es  war  aber  auch 
notwendig,  dass  die  neuen  Benennungen  zweifelhafterer 
Bilder  der  eigenen  kunstwissenschaftlichen  Ueberzeugung 
des  Verfassers  dieses  Katalogs  entsprachen.  Er  musste 
daher  nicht  nur  die  zahlreichen  in  bereits  gedruckten 
Werken  oder  Aufsätzen  ausgesprochenen  Ansichten  der 
berufenen  Kenner  und  Forscher  über  Bilder  der  Dresdner 
Galerie  in  noch  umfangreicherer  Weise  benutzen,  als  es 
bisher  geschehen  war,  und  diese  Ansichten  mit  seinen  eigenen 
Studienergebnissen  vergleichen,  sondern  er  musste  auch, 
soweit  es  möglich  war,  mit  den  Photographien  der  frag- 
lichen Dresdner  Bilder  in  der  Hand,  die  beglaubigten  Werke 
derjenigen  Meister,  denen  sie  von  berufenen  Kennern  zu- 
geschrieben worden  oder  denen  er  selbst  sie  zuschreiben 
zu  dürfen  glaubte,  aufsuchen  und  vergleichen.  Auch  hat 
er  sich  nicht  begnügt,  die  bereits  veröffentlichten  An- 
sichten zuständiger  Fachgenossen,  wie  sie  für  die  Italiener 
unserer  Galerie  besonders  von  Crowe  und  Cavalcaselle  und, 
unter  dem  Namen  J.  Lermolieff,  von  Herrn  Senator  Morelli 
in  Mailand,    einem  der  feinsten  und  methodischsten  aller 


*)  Gegenwärtig  Direktor  der  Königl.  Gemäldegalerie  des  Maurits- 
huis  im  Haag. 


Vorwort  XI 

lebenden  Kenner*),  für  die  Niederländer  aber  besonders 
von  G.  F.  Waagen,  neuerdings  von  Abr.  Bredius  und  W. 
Bode  an  den  verschiedensten  Orten  ausgesprochen  worden 
sind,  in  Erwägung  zu  ziehen,  sondern  er  ist  in  manchen 
Fällen  auch  bemüht  gewesen,  durch  persönliche  Aussprache 
oder  durch  Briefwechsel  die  Ansichten  der  Kenner  über 
zweifelhafte  Bilder  zu  ermitteln  und  mit  seinen  eigenen 
Eindrücken  zu  vergleichen.  Der  anerkannt  zuverlässigste 
Spezialkenner  altdeutscher  und  frühniederländischer  Bilder 
und  Mitverfasser  des  amtlichen  Berliner  Katalogs  von  1883, 
Herr  Dr.  L.  Scheibler,  wurde  daher  eigens  zu  dem  Zwecke, 
seine  Ansichten  über  die  altdeutschen  und  frühniederländ- 
ischen Bilder  unserer  Galerie  zusammenzufassen  und  mit 
denjenigen  des  Verfassers  dieses  Katalogs  auszutauschen, 
1884  auf  einige  Zeit  amtlich  nach  Dresden  berufen.  Dass 
er  gekommen  ist,  dafür  sei  ihm  auch  an  dieser  Stelle  der 
Dank  der  Direktion  ausgesprochen. 

Zum  Glück  betreffen  die  vorgenommenen  Namens- 
änderungen nur  zum  allerkleinsten  Teile  berühmte,  früher 
allgemein  anerkannte  Werke  allgemein  geschätzter  Meister, 
zum  grössten  Teile  vielmehr  Bilder,  deren  Urheber,  wie 
der  eben  deshalb  in  unserem  Texte  jedesmal  angedeutete 
Wechsel  ihrer  Benennung  von  Inventar  zu  Inventar,  von 
Katalog  zu  Katalog  beweist,  von  jeher  und  bis  jetzt 
zweifelhaft  gewesen  sind. 

Auf  den  Nachweis  des  seitherigen  Wechsels  der  Be- 
nennungen ehemals  zweifelhafter  Bilder  ist  aber  ein  um 
so  grösseres  Gewicht  gelegt  worden,  als  er  in  mehr 
als  einem  Falle  ergibt,  dass  die  heutige  Forschung  zu  den 


*)  Giovanni  Morelli  ist  inzwischen,  kurz  nach  der  Herausgabe  der 
zweiten  Auflage  seines  Werkes  über  die  Galerien  zu  München  und 
Dresden  (Leipzig  1891),  am  1.  März  1891  in  Mailand  gestorben. 


XII  Vorwort 

ursprünglichen,  in  den  ältesten  Inventaren  verzeichneten 
Namensangaben  zurückgekehrt  ist.  Eben  deshalb  sind  die 
Provenienzangaben  unseres  Kataloges  besonders  sorg- 
fältig nachgeprüft  worden.  Die  archivalischen  Forschungen, 
auf  denen  sie  beruhen,  waren  schon  von  Hübner  in  grossem 
Umfange  und  mit  grosser  Sorgfalt  angestellt  worden.  Gleich- 
wohl mussten  sie  in  manchen  Fällen  berichtigt  oder  ergänzt 
werden.  Der  Hübner'sche  Katalog  liess  noch  eine  grosse 
Anzahl  von  Bildern  ganz  ohne  Angabe  ihrer  Herkunft.  Dass 
diese  Lücken  jetzt  ausgefüllt  worden,  beruht  zunächst  auf 
dem  befolgten  Grundsatze,  für  jedes  Bild,  inbezug  auf  dessen 
Erwerbung  keine  besonderen  Urkunden  aufgefunden  wurden, 
den  Katalog  oder  das  Inventar  aufzuführen,  in  dem  es  zuerst 
nachweisbar  ist.  Hübner  hatte  diesen  Grundsatz  z.  B.  auf  das 
vor  1753  geschriebene  Inventar  Guarienti  nur  in  den 
seltensten  Fällen,  auf  das  Inventar  von  1754  gar  nicht 
mehr  angewandt;  und  doch  ist  es  für  die  Gegenwart  genau 
so  lehrreich,  zu  wissen,  dass  ein  Bild  schon  im  Inventar  von 
1754,  wie  dass  es  in  dem  auch  bisher  stets  erwähnten, 
bis  1747  reichenden  Inventar  8°  verzeichnet  steht. 

Die  Facsimile's  der  Künstlerbezeichnungen  sind  mit 
wenigen  Ausnahmen  neu  hergestellt.  Sie  sind  unter  der 
prüfenden  Mitwirkung  des  Direktors  von  Herrn  Inspektor 
Gustav  Müller  gezeichnet  und  in  der  xylographischen 
Anstalt  des  Herrn  J.  Geiling  hierselbst  in  Holz  geschnitten 
worden.  Bei  der  Auswahl  war  die  Erwägung  maassgebend, 
dass,  alle  Künstlerbezeichnungen  in  Facsimile's  zu  geben, 
den  Katalog  unnötig  beschwert  haben  würde,  dass  aber 
gleichwohl  alle  Inschriften  von  wirklich  wissenschaftlichem 
Interesse  facsimiliert  werden  mussten.  Die  übrigen  sind 
natürlich  doch  im  Druck  wiedergegeben  worden. 

DRESDEN,  im  September  1887.  „    w 


Inhaltsübersicht 


Vorwort  zur  siebenten  Auflage V 

Aus  dem  Vorwort  zur  ersten  Auflage VI 

Inhaltsübersicht ........  XIII 

Verzeichnis  der  Nummern  der  308  leihweise  und  wider- 
ruflich an  andere  Stellen  abgegebenen  Gemälde    .  XVII 

Verzeichnis  der  Abbildungen      XX 

Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen XXII 

Geschichtliche  Einleitung 1 


x& 


Erster  Hauptteil. 

Die  alten  Gemälde  (bis  znm  Ende  des  XVII 1.  Jahrhunderts). 

Erster  Abschnitt. 

Die  byzantinische  Schule 29 

Zweiter  Abschnitt. 

Die  italienischen  Schulen. 

I.  Die  Italiener  bis  zum  Ende  des  XV.  Jahrhunderts. 

A.  Die  florentinische  Schule 31 

B.  Sienesen  und  andere  Toskaner 37 

C.  Die  umbrische  Schule 40 

D.  Die  ferraresische  Schule 42 

E.  Die  bolognesische  Schule 45 

F.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes    .    .  46 

G.  Die  mailändische  Schule 53 

II.  Die  Italiener  des  XVI.  Jahrhunderts. 

A.  Die  florentinische  Schule 55 

B.  Die  sienesische  Schule 61 

C.  Die  römische  Schule 62 

D.  Die  bolognesische  Schule 68 

E.  Die  ferraresische  Schule 71 

F.  Die  Schulen  von  Parma  und  Modena      ....  80 

G.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes   .    .  88 
H.  Unbestimmte    Oberitaliener    des    XVI.    Jahr- 
hunderts       127 


XIV  Inhaltsübersicht 

III.  Die  Italiener  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts. 

A.  Die  bolognesische  Schule 129 

ß.  Die  römische  Schule  (Naturalisten  und  Eklektiker)  156 

C.  Die  neapolitanische  Schule 168 

D.  Die  florentinische  Schule 180 

E.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes    .    .  182 

F.  Die  mailändische  Schule 208 

G.  Die  genuesische  Schule 211 

H.  Unbestimmte  Oberitaliener 214 

Dritter  Abschnitt. 

Die  spanische  Schule. 
I.  Meister  des  XVI.  Jahrhunderts  und  der  Uebergangszeit       216 
II.  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts 219 

Vierter  Abschnitt. 

Die  französische  Schule. 
I.  Meister  des  XVI.  Jahrhunderts      .........        231 

II.  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts 231 

III.  Meister  des  XVIII.  Jahrhunderts      247 

Fünfter  Abschnitt. 

Die  englische  Schule. 
Meister  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts 256 

Sechster  Abschnitt. 

Die  niederländischen  Schulen. 
I.  Meister  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts. 

A.  Die  vlämische  Schule 258 

B.  Die  holländische  Schule 278 

II.  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts. 

Erste  Hälfte:   Die  vlämische  Schule. 

A.  Die  Meister  der  Uebergangszeit 287 

B.  Die  Grossmaler  der  Antwerpener  Schule   .    .    .        312 

C.  Die  Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler     .        346 

D.  Die  Antwerpener  und  Brüsseler  Maler  von  Reiter- 

stücken, Gefechts-  und  Lagerszenen     .    .    .        361 

E.  Die  Landschafts-  und  Seemaler  der  Antwerpen  er 

und  Brüsseler  Schule 368 

F.  Die  Antwerpener  Architekturmaler 382 


Inhaltsverzeichnis 


XV 


G.  Die  Antwerpener  Tier-,  Stilleben-,  Frucht-  und 

Blumenmaler 385 

H.  Die  wallonischen  Meister 398 

Zweite  Hälfte:  Die  holländische  Schule. 

A.  Die  Utrechter  Schule 400 

B.  Die  Delfter  Schule 421 

C.  Die  Haager  Schule 428 

D.  Die  Haarlemer  Schule 437 

E.  Die  Amsterdamer  Schule 494 

F.  Die  Leidener  Schule 551 

G.  Meister  von  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam  573 
H.  Meister  von  Kampen,  Deventer  und  Alkmaar  .  589 
J.  Meister  verschiedener  und  unbestimmter  hollän- 
discher Schulen 593 

Siebenter  Abschnitt. 

Die  deutschen  Schulen. 
I.  Die  Meister  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts. 

A.  Die  mittelrheinische  Schule 601 

B.  Die  fränkische  Schule 602 

C.  Die  schwäbische  Schule 610 

D.  Andere  oberdeutsche  Meister 616 

E.  Die  sächsische  Schule 618 

F.  Niederdeutsche  Meister  des  XVI.  Jahrhunderts  638 
H.  Deutsche  Meister  vom  Ausgange   des  XVI.  bis  zum 

Ausgange  des  XVJJI.  Jahrhunderts  ....  640 


Zweiter  Hauptteil. 

Die  neueren  Gemälde  (seit  dein  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts.) 

Erster  Abschnitt. 

Die  deutschen  Schulen. 

I.  Die  Dresdner  Schule 697 

II.  Die  Düsseldorfer  Schule 751 

III.  Die  Münchner  Schule 763 

IV.  Die  Berliner  Schule 787 

V.  Die  Wiener  Schule 798 

VI.  Die  Schulen  von  Karlsruhe,  Stuttgart  u.  Frankfurt  a.  M.  806 

VII.  Die  Weimarer  Schule    .   . 814 

VIII.  Niedersächsische  Meister 816 


XVI  Inhaltsverzeichnis 

Zweiter  Abschnitt. 
Ausländische  Schulen. 

I.  Französische  Maler 819 

IL  Amerikanische  und  englische  Maler 823 

III.  Schweizer  Maler 824 

IV.  Skandinavische  Maler 827 

V.  Belgische  Maler 828 

Dritter  Hauptteil. 

Die  Pastelle,  Miniaturen  und  gewebten  Tapeten. 

Erster  Abschnitt. 

Die  Pastelle. 

I.  Die  italienische  Schule      833 

II.  Die  französische  Schule    .    .        854 

III.  Die  deutsche  Schule 856 

Zweiter  Abschnitt. 

Die  Miniaturen. 

I.  Die  alte  Kurfürstliche  Sammlung 864 

II.  Die  von  Römer'sche  Sammlung 874 

III.  Die  Preuss'sche  Sammlung 875 

IV.  Die  von  Reitzenstein'sche  Sammlung: 

A.  Bildchen  bekannter  Künstler 882 

B.  Bildchen  unbekannter  Meister 884 

V.  Die  Grahl'sche  Sammlung 890 

VI.  Einzeln  erworbene  Miniaturbilder 892 

VII.  Das  von  Zahn'sche  Vermächtnis 894 

VIU.  Das  Kriebel'sche  Vermächtnis 895 

Dritter  Abschnitt 
Die  gewebten  Tapeten 

I.  Altniederländische  Tapeten 898 

II    Die  Raphaelischen  Tapeten 900 

Vergleichsliste  früherer  und  jetziger  Meisternamen  einiger 

neubestimmter  Bilder  der  Galerie       903 

Vergleichsliste  der  seit  1887  veränderten  Katalognummern  907 
Verzeichnis  der  beim  Galerie-Sekretär  verkäuflichen  Kupfer- 
stiche    909 

Nachträge  und  Berichtigungen 925 

Alphabetisches  Register 926 


Verzeichnis 

der  Nummern  der  308  leihweise  und  widerruflich   an  andere 
Stellen  abgegebenen  Gemälde. 

(Die  Städte,  in  denen  die  Gemälde  sieh  zur  Zeit  befinden,  sind  alphabetisch  geordnet.) 


Bautzen,    Kgl.    Kreishauptmannschaft,    Sitzungssaal;     1908: 
3  Bilder,  nämlich: 
N.  314,  780,   986. 

Chemnitz,  Kunsthütte;  1902:  21,  1904:  6  Bilder,  nämlich: 
N.  182,  248,  259,  287,  502,  543,  544,  580,  690, 
700,  725,  838C,  838D,  867,  928B,  1651,  1683, 
1688,  1974,  1989,  2008,  2254  (2245),  2262  (2251), 
2368  (2316),  2384(2325),  2403(2339),  2436(23480). 
—  Fernere  22  Bilder,  als  deren  Aufbewahrungsstelle, 
da  sie  schon  für  die  Chemnitzer  Kunsthütte  ausge- 
sondert sind,  im  Text  bereits  Chemnitz  angegeben  wird, 
sollen  nach  Vollendung  des  dortigen  Museums,  Mitte 
1909,  dorthin  übergeführt  werden,  nämlich:  N.  247, 
470,  790A,  1512,  1513,  1517,  1518,  1652,  1934, 
1942,  2239  (2230),  2244  (2235),  2245  (2236), 
2261  (2250),  2263  (2252),  2289  (2273),  2293 
(2276),  2312  (2288),  2355  (2305),  2367  (2315), 
2482  (2308),  2507  (2381). 

Döbeln,  Rathaus;   1904:   6  Bilder,  nämlich: 

N.  901,  928,  1207,  1925,  1928,  2002A. 

Dresden,  A. Kgl. Hausmarschallamt;  1901: 1  Bild  (dieses  nicht  ge- 
liehen, sondern  zurückgegeben),  nämlich:  N.  2208  (2205). 
B.  Kgl.  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse;  1891 : 
22  Bilder,  nämlich: 

N.  240,  261,  261A,  273,  300,  332,  353,  372, 
492,  493,  661,  669,  670,  706,  797,  798,  821, 
1046,  1132,  1473,  1474,  2062. 

II 


XVIII     Verzeichnis  an  andere  Stellen  abgegebener  Gemälde 

C.  Kgl.  Finanzministerium  am  rechten  Eibufer;  1896: 
27,   1904:  4  Bilder,  nämlich: 

N.   90,  217,   241,  318,    370,  426,  427,  435,  482, 

503,  527,  528,  538,  539,  644,  653,  654,  710, 
749,  750,  949,  1047A  (700),  1850,  1851,  2006, 
2007,  2137,  2155,  2186,  2247  (2238),  2439  (2349). 

D.  Neues  Kgl.  Ministerialgebäude  am  rechten  Eibufer; 
1902:  5,   1904:  4  Bilder,  nämlich: 

N.  554,   555,  560,  561,   572,  573,  641,   709,  987. 

E.  Kgl.  Akademie  der  bildenden  Künste;  1904:  19 
Bilder,  nämlich: 

N.  89,  407,  439,  530,  535,  693,  793,  795,  796, 
805A,  853,  1053,  1054,  1578,  1598,  1647,  1863, 
1864,  1867B. 

F.  Kgl.  Hoftheater;  1887:   1  Bild,  nämlich: 
N.  2237  (2228). 

G.  Stadt.  Dreikönigsschule;  1902:  3  Bilder,  nämlich: 
N.   112,   181,  500. 

H.  Ständehaus;  1907:  30,  1908:  9  Bilder,  nämlich: 
N.  335,  375,  405,  406,  413,  460,  473,  557,  640, 
674,  680,  790,  818.  911,  917,  935,  1180,  1181, 
1182,  1216,  1402,  1468A,  1469,  1470,  1472, 
1491C,  1505,  1506,  1572,  1624,  1670,  1754, 
1855B,  2000,  2030,  2031,  2038,  2061,  2106. 

Frankenberg,  Kgl.  Lehrerseminar;   1902:  5,   1904:  3  Bilder, 
nämlich : 

N.  202,  239,  863,  1873,  2211  (2208),  2200  (2198), 
2242  (2233),  2357  (2307). 

Freiberg,  König-Albert-Museum ;   1903:    21  Bilder,    nämlich: 
N.  183,  194,  242,  262,  272,  289,  319,  414,  488, 

504,  524,  737,  902,  903,  904,  905,  1153,  1690. 
1973,  2003,  2004. 

Grimma,  A.  Fürstenschule;   1899:   1   Bild,  nämlich: 
N.  2238  (2229). 


Verzeichnis  an  andere  Stellen  abgegebener  Gemälde     XIX 

B.  Altertums- Verein;  1902:  35  Bilder,  nämlicli: 
N.  74,  101,  109,  110,  311,  315,  739,  740,  900, 
1041,  1354,  1471,  1722,  1867A,  1874,  2184, 
2201  (2199),  2202  (2200),  2231  (2222),  2248 
(2239),  2251  (2242),  2255  (2246),  2256  (2247), 
2264  (2253),  2283  (2267),  2291  (2274A).  2304 
(2282),  2311  (2287),  2314  (2291),  2318  (2292), 
2321  (2292B),  2351  (2302A),  2352  (2302B),  2354 
(2304),  2379  (2320). 

Mylau,  Rathaus;   1904:   6  Bilder,  nämlich: 

K  668,  671,  912,  1923,  1927,  2042. 

Oelsnitz,  Stadt.  Real-  und  Bürgerschule;  1 902 :  6  Bilder,  nämlich: 
N.  98,  180,  197,  260,  711,  732. 

Plauen    i.  V.,    Kunstvereiu;    1902:    21,    1904:    19    Bilder, 
nämlich : 

N.  118,  164,  179,  238,  246,  263,  348,  376,  478, 
564,  568,  695,  724,  726,  738,  774,  838B,  913, 
1097A,  1126,  1220,  1641A,  1723,  2056,  2125, 
2126,  2203  (2201),  2220  (2215),  2223  (2218), 
2234  (2225),  2249  (2240),  2252  (2243)/  2253 
(2244),  2267  (2255A),  2282  (2266),  2285  (2269), 
2295  (2277A),  2350  (2302),  2410  (2342B),  2498 
(2376A). 

Waldheim,  Rathaus;   1904:   6  Bilder,  nämlich: 
N.  727,   728,  1979,   1980,   1981,  1982. 

Wehlen,  Rathaus;   1902:   2  Bilder,  nämlich: 
N.  412,   708. 


IT 


Verzeichnis  der  Abbildungen 


N.    13  Tafel      I  bei  S. 

32 

N. 

323  Tafel    IX  bei  S.  134 

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N. 

1033 

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Verzeichnis  der  Abbildungen 


XXI 


N.  1071  Tafel  XVII 

N.  1077     , 

,   xvn 

N.  1225     , 

,  xvrn 

N:  1261     , 

,  xvni 

N.  1335     , 

,  xvrn 

N.  1336     , 

,  xvrn 

N.  1358     , 

,      XIX 

N.  1359     , 

,      XIX 

N.  1396     , 

,      XIX 

N.  1397     , 

,      XIX 

N.  1440     , 

XX 

N.  1492     , 

XX 

N.  1502     , 

,      XXI 

N.  1558     , 

,   xxn 

N.  1559     , 

,   xxn 

N.  1560     , 

,  XXIII 

N.  1561     , 

,     XXII 

N.  1562     , 

XXII 

N.  1563     , 

xxni 

N.  1602     , 

XXIV 

N.  1603     , 

XXIV 

N.  1604     , 

,   XXIV 

N.  1618A  , 

,   XXIV 

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S.482 
560 
560 
560 
518 
560 
604 
604 
604 
612 
612 
612 
612 
612 
686 

Past.  N.  161  Tafel  XXVÜI  bei 
Seite  686 

Past.  N.  167  Tafel  XXVin  bei 
Seite  686 

Past.  N.  177  Tafel  XXVIII  bei 
Seite  686. 


K  1630  Tafel   XXI  bei  i 

N.  1707     , 

,    xxv  „  , 

N.  1732     , 

j    xxv  „  , 

N.  1751     , 

,    xxv  „  , 

N.  1792     , 

,  xxr\^  „  , 

N.  1830     , 

,    xxv  „  , 

N.  1869     , 

j  xxvr  „  •, 

N.  1870     , 

,  xxvi  „  , 

N.  1871     , 

j  xxvi  „  , 

N.  1889     , 

,  XXVII  „  , 

N.  1890     , 

,  xxvn  „  , 

N.  1906G  , 

,  xxvn  „  , 

N.  1906H, 

,  xxvn  „  , 

N.1916B  , 

,  xxvn  „ , 

N.  2167     , 

,xxvni  „  , 

N.  42A,  N.  1906G,  N.  1906H  und  N.  1869  Dach 
Photographien  von  R.  Tamme;  Pastell  N".  161  nach  Photo- 
graphie von  Ad.  Braun;  alle  übrigen  nach  Photographien  von 
Franz  Hanfstängl. 


Erklärung 
der  Zeichen  und  Abkürzungen 


A.    Abkürzungen    allgemeiner  Art. 

Bern.  =  Bemerkung. 

Bez.,  bez.  =  Bezeichnung,  bezeichnet. 

br.  =  breit,  Breite. 

K.-Z.  =  Kommissionszimmer. 

dat.  =  datiert. 

Dr.  N.  =  Dresdner    Notizen.       Insbesondere   die   handschriftlichen 

Notizen  Herrn  Dr.  L.  Scheibler's    (1885)    über   einige    Bilder 

der  Dresdner  Galerie. 
D.-Z.  und  Dir.-Z.  —  Direktionszimmer. 
E.-S.  =  Eingangssaal. 
F.-M.  =  Gebäude  des  Finanzministeriums. 

geb.  —  geboren.  —  gen.  =  genannt.  —  gest.  =  gestorben  od.  gestochen. 
Guar.  =j=  Guarienti  (Inspektor  Pietro  Guarienti,  gest.  1753). 
G.-W.  =  Galeriewerk. 
h.  =  hoch,  Höhe. 

H.  =  Hübner  (Direktor  Professor  Dr.  Julius  Hübner,  gest.  1882). 
Holl.  =  holländisch, 
i.  d.  M.  =  in  der  Mitte. 
Inv.  =  Inventar.     Inv.  1722,    luv.  8°,    luv.  1754,    Inv.  Guar.,  Inv. 

Gotter  =  siehe  unter  den  literarischen  Abkürzungen. 
1.  =  links. 

M.-G.  =  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse, 
nid.  =  niederländisch. 
N.  M.-G.  —  Neues  Ministerialgebäude  am  rechten  Eibufer. 


Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen  XXIII 

N.  N.  =  Neueste  Nachrichten.  Insbesondere  die  von  Herrn  Dr. 
Abraham  Bredius  im  Haag  (1886)  gütigst  mitgeteilten 
neuesten  archivalischen  Nachrichten. 

o.  =  oben. 

Phot.  =  Photographie.  Photographien  nach  den  Gemälden  der  Galerie 
sind  nur  in  den  Kunsthandlungen  käuflich.  Ausser  den  im 
Text  genannten  Anstalten  haben  auch  Fratelli  Alinari  in 
Florenz  umfangreiche  Aufnahmen  vorgenommen. 

Phot.  Braun  =  Hinweis  auf  das  Dresdner  Galeriewerk  in  Photo- 
graphien von  A.  Braun  &  Co.  in  Dornach,  zu  dem  der  Ver- 
fasser dieses  Katalogs  den  Text  geschrieben  (1884 — 87 ;  600  Blatt 
in  15  Lieferungen  zu  40  Blatt). 

Phot.  Ges.  =  Hinweis  auf  die  Photographien  der  Photographischen 
Gesellschaft  in  Berlin.    Letzte  Aufnahme  1908. 

Phot.  Hanf  st.  =  Hinweis  auf  die  Photographien  von  Franz  Hanf- 
stängl  in  München;  insbesondere  auf  das  Heliogravürenwerk 
mit  Text  von  Herrn.  Lücke  (seit  1893). 

Phot.  Tamme  =  Hinweis  auf  Photographien  von  F.  &  0.  Brockmann 
Nachfolger  (R.  Tamme)  in  Dresden. 

Phot.  Bruckm.  =  Hinweis  auf  die  Photographien  der  Verlagsanstalt 
vormals  Fr.  Bruckmann  in  München. 

r.  =  rechts.  — ■  rad.  =  radiert.  —  R.-A.  =  Restauration  s-  Atelier. 

u.  =  unten. 

•5?  =  Hinweis  auf  die  amtlichen  Dresdner  Kupferstichwerke,  deren 
Blätter  auch  einzeln  beim  Sekretär  der  Königl.  Gemäldegalerie 
käuflich  sind.  Das  Preisverzeichnis  dieser  Blätter  findet  sich 
im  Anhang  dieses  Katalogs.  Man  vergleiche  über  diese  Galerie- 
werke unten:  Geschichtliche  Einleitung,  S.  17  u.  S.  25. 

9S>  Neues  G.-"W.  =  Hinweis  auf  das  von  der  Generaldirektion  heraus- 
gegebene, neuere  Bilder  enthaltende  Galerie -Werk  in  Kupfer- 
stichen.    Vergl.  unten,  Einleitung  S.  25. 


B.    Abkürzungen   einiger  angeführten  wissenschaftlichen 

Quellen. 
Abrege  =  J.  Aug.  Lehninger:  Abrege  de  la  vie  des  peintres  dont 

les  tableaux  composent  la  galerie  de  Dresde.     Dresde  1782. 
Archiv,  stör.  =  Archivio   storico   dell'Arte,   diretto   da  Domenico 

Gnoli,  Vol.  I,  Roma  1888  u.  s.  w. 


XXIV        Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen 

d'Argensvi  11  e  =  A.  J.  D.  d'Argensville:  Abrege  de  la  vie  des  plus 

fameux  peintres.     Paris  1745 — 1752. 
B.  =  Bartsch.     Siehe  unter  diesem. 
Baglione  ==  Giovanni  Baglione:  Le  vite  de'  pittori  etc.  di  Roma. 

Roma  1642. 
Baldinucci  =  Filippo  Baldinucci:  Notizie  de'  professori  del  disegno 

da  Cimabue  in  qua.  I— VI.    Firenze  1681—1728. 
Bartsch  =  J.  Adam  Bartsch:  Le  Peintre-Graveur.   I — XXI.  Wien 

1803—1821. 
Bellori  =  Giovanni  Pietro  Bellori:  Le  vite  de'  pittori,  scultori  ed 

architetti  moderni.     Roma  1672. 
Berl.  Verz.  1891  =  Königliche  Museen.  Beschreibendes  Verzeichnis  der 
Gemälde,  3.  Aufl.  Berlin  1891;  4.  Aufl.  1898.  Neue  Ausgabe  1904. 
Berensou  =  Bernhard  Berenson:    The  Venetian    Painters    of   the 

Renaissance,    London   1894.     Dritte  Aufl.  1897.   —  Derselbe  : 

The    Florentine   Painters.     London   1896.    —    Derselbe:    Tlie 

Central   ltalian  Painters  of  the  Renaissance,    New  York  and 

London    1899.    —    Derselbe:     North   ltalian    Painters    of   the 

Renaissance.     New  York  and  London  1907. 
Berenson,  Drawings  =  B.  Berenson,  The  Drawings  of  florentine 

Painters.     Vol.  I,  II,  London  1903. 
Bertolotti,  ülandesi   =   A  Bertolotli:    Artisti  belgi   ed  olandesi 

a  Roma.     Firenze  1880. 
Bode  bei  v.  Zahn  =  W.  Bode's  Aufsatz  über  die  Dresdner  Galerie  in 

A.  v.  Zahn's  Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft.    Bd.  VI.  1873. 
Bode,  Brouwer  =  W.  Bode's  Aufsatz   über  Adriaen  Brouwer   in 

der  Zeitschrift  »Die  graphischen  Künste«.    VI.    Wien  1884. 
Bode,  Studien  oder  St.  =  W.  Bode:  Studien  zur  Geschichte  der 

holländischen  Malerei.     Braunschweig  1883. 
Bode,  R.  =  W.  Bode:  Rembrandt  (Heliogravüren  nach  seinen  sämt- 
lichen Gemälden  mit  Text)  Bd.  I— VII,  Paris  1897—1902. 
Branden,  v.  d.  Branden  ===  F.  Jos.  van  den  Branden:  Geschiedenis 

der  Antwerpsche  Schilderschool.     Antwerpen  1883. 
Bredius  Cat.  oder  Catalogus  =  Abr.  Bredius:  Catalogus  van  het 

Rijks-Museum    van    Schilderijen,    2.  Aufl.,    Amsterdam   1886. 

3.  Aufl.  1887;  franz.  Ausgabe  (2  ed.)   1888.     Neue  Kataloge, 

holl.  1903;  engl.  1905;  franz.  1904;  holl.  1907. 


Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen        XXV 

Bredius,  Haager  Cati  1891,   1895,   1899  =  A.  Bredius:   Kurze 

Kataloge  der  Galerie  des  Mauritshuis  im  Haag  von  1891  und 

1899,  grosser  französischer  von  1895. 
CamporiRacc.  =  Marchese  Giuseppe  Campori:  Raccolta  di  cataloghi 

ed  inveutarii  etc.     Modena  1870. 
Carta  del  Navegar  =  Marco  Boschini:    La   carta   del   navegar 

pitoresco.     Venezia  1660. 
Catalogue  1765  =  (J.  A.  Riedel  et  Chr.  Fr.  Wenzel):   Catalogue 

des  tableaux  de  la  Galerie  electorale  de  Dresde.  Dresde  1765. 
Cr.-C.  =KarlWoermann:  Wissenschaftliches  Verzeichnis  der  Cranach- 

Ausstellung.     Dresden  1899. 
Crespi  =  Luigi  Crespi:   Vite  de'   pittori  Bolognesi  non  descritte 

nella  Felsina  Pittrice  (siehe  unter  Malvasia).     Roma  1769. 
Cr.  u.  Cav.  oder  Crowe  u.  Cav.  =  J.  A.  Croive  und  G.  B.  Caval- 

caselle:  Geschichte  der  italienischen  Malerei.    Deutsch  von  Dr. 

Max  Jordan.     I— VI.     Leipzig  1869—1876. 
Cr.  und  Cav    E.  Fl.  P.2  =  J.  A.  Croive  und  G.  B.  Cavalcaselle:  The 

Early  Flemish  Painters.     See.  ed.  London  1872. 
Cr.  u.  Cav.  Tiz.  d.  =  J.  A.  Croive  und  G.  B.  Cavalcaselle:  Tizian. 

Deutsch  von  Max  Jordan.     Leipzig  1877. 
Dominici  =  Bernardo  de'  Dominici:  Vite  de'  pittori  etc.  Napoletani. 

Napoli  1742-1743. 
Felibien  =  Andre  Felibien  des  Avaux:  Entretiens  sur  la  vie  et  sur 

les  ouvrages  des  plus  excellens  peintres.  Ed.  Paris  1685  —  1688. 
Flechsig,  Cr. -St.  =  Ed.  Flechsig:  Cranach-Studien I,  Leipzig  1900. 
Ff.  =  C.  J.  Ffoidkes:  Handbook  of  the  Italian  Schools  in  the  Dresden 

Gallery.     London  1888. 
Frimmel,  Gal.-Stud.  ==Dr.  Th.  Frimmel:  Kleine  Galerie-Studien. 

I.  Bamberg  1891  bis    Neue  Folge  V,  Leipzig  1897. 
Gurlitt  =  Com.  Gurlitt:  Archivalische   Forschungenil,   Die  Kunst 

unter  Kurfürst  Friedrich  dem  Weisen.     Dresden  1897. 
H.  =  Julius  Hübner:   Verzeichnis   der  Königl.  Gemälde- Galerie   zu 

Dresden.    Erste  Aufl.  1856.  —  Fünfte  Aufl.  1880.  Neudruck 

nebst  Nachtrag  von  K.  Woermann  1884. 
Hh.  =  Victor  Hantzsch:  Beiträge   zur   älteren  Geschichte  der  Kur- 
fürstlichen Kunstkammer  in  Dresden;   im   Neuen  Archiv  für 

Sachs.   Geschichte  und   Altertumskunde.    Bd.  XXHI,  S.  220 

bis  296.    Dresden  1902. 


XXVI         Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen 

Haag  er  Katalog  1895  —  Musee  Royal  de  la  Haye.  Catalogue 
raisonne  des  Tableaux  etc.     Haag  1895. 

Havard  -  Henry  Havard:  L'art  et  les  artistes  hollandais. 
I-IV.     Paris  1879—1881. 

Heller  =  Jos.  Heller:  Lucas  Cranach's  Leben  und  Werke.  2.  Aufl. 
Nürnberg  1854. 

Hirt,  Kunstbem.  —  A.  Hirt:  Kunstbemerkungen  auf  einer  Reise 
über  "Wittenberg  und  Meissen  nach  Dresden.     Berlin  1830. 

Jahrb.  Pr.  K.  —  Jahrbuch  der  Königl.  Preuss.  Kunstsammlungen. 
Berlin  seit  1880. 

Jahrb.  A.  H.  K.  —  Jahrbuch  der  Kunsthistorischen  Sammlungen 
des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Wien  seit  1883. 

J  al,Dic-t.==4.  Jal:  Dictionnaire  de  Biographie  etd'Histoire.  Paris  1872. 

Janitschek,  G.  d.  d.  M.  Hubert  Janitschek:  Geschichte  der  deut- 
schen Malerei.     Berlin  1890. 

Immerzeel  =  J.  Immer zeel:  De  Levens  en  Werken  der  Hollandsche 
en  Vlaamsche  Konstschilders  etc.     Amsterdam  1842 — 1843. 

Inv.  Gotter  =  Specification  derer  Schildereyen,  die  Se.  Exe.  der 
Herr  Baron  von  Gotter,  Königl.  Preuss.  Abgesandter  zu  Wien, 
von  da  und  von  Regensburg  aus  hierhergesandt.  (Manuskript; 
die  Sendungen  müssen  vor  1736  erfolgt  sein.) 

Inv.  Guar.  =  Pietro  Guarienti's  vor  1753  in  italienischer  Sprache 
verfasstes  Inventar  der  Königl.  Gemälde- Galerie.    Manuskript. 

Inv.  1722  —  Steinhäuser 's  Folio-Inventar,  1722  begonnen  und  ab- 
geschlossen, bis  1728  weitergeführt.     Manuskript. 

Inv.  8°  =  Steinhäuser's  Octav- Inventar,  das  ganze  vorige  mit  ent- 
haltend, bis  1741  ebenso,  bis  1747  nur  unter  Angaben  der 
Nummern  und  Provenienzen  weitergeführt.     Manuskript. 

Inv.  1754  =  M.  Oesterreich's  1754  verfasstes  Inventar.    Manuskript. 

Justi,  Velazijuez  —  Carl  Justi:  Diego  Velazquez  und  sein  Jahr- 
hundert.    I.  IL     Bonn  1888.  —  2.  Aufl.  Bonn  1903. 

Kramm  —^Christ.  Kramm:  De  levens  en  werken  der  hollandschen 

en   vlaamschen   Kunstschilders  etc.     Amsterdam  1857 — 1864. 

Kunst-Chr.  oder  K.  Chr.  — =  Kunstchronik.  Beiblatt  zur  Zeitschrift 
für  bildende   Kunst.     Leipzig  seit  1866. 

Lanzi  ed.  Pisa  =  Luigi  Lanzi:  Storia  pittorica  della  Italia  da 
risorgimento  delle  belle  arti  etc.     Edizione  Pisa  1815/17. 


Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen       XXVII 

Lerm.  oder  Lermolieff  erste  Aufl.  =  Iv.  Lermolieff  (Giovanni 
Morelli):  Die  Werke  ital.  Meister  in  den  Galerien  von  München, 
Dresden  und  Berlin.     Leipzig  1880. 

Lerm.  it.  oder  ital.  =  Iv.  Lermolieff  (Giov.  Morelli):  Le  opere 
dei  maestri  italiani  nelle  Gallerie  di  Monaco,  Dresda  e  Berlino. 
Bologna  1886.     (Ital.  Ausg.  des  vor.  Werkes.) 

Lerm.  2.  Aufl.  =  Ivan  Lermolieff:  Kunstkritische  Studien  über  die 
italienische  Malerei.  Bd.  II.  Die  Galerien  zu  München  und 
Dresden.     Leipzig  1891. 

Liggeren  =  Ph.  Rombouts  en  TJt.  van  Lerius:  De  Liggeren  en 
andere  historische  archieven  der  Antwerpsche  Sint  Lucasgilde. 
Antwerpen  1864—1872. 

Lücke  =  Herrn.  Lücke:  Text  zu:  Die  Kgl.  Gemäldegalerie  zu  Dresden. 
München,  Franz  Hanfstängl,  0.  J.  (1893,  ff.) 

Lützow,  Gesch.  der  Wiener  Ak.  =  Carl  von  Lützoivj  Gesch. 
der  K.  K.  Akademie  der  bildenden  Künste.     Wien  1877. 

Malvasia  —   Carlo   Cesaro  Malvasia:  Felsina  pittrice.     Vite   de' 

pittori  Bolognesi.     Bologna  1678. 
van  Mander  (ed.  Hymans)  =  Karel  van  Mander,  Het  Schilderboek 

(1604  vollendet).     Französische    Ausgabe    von    H.    Hymans: 

Le  livre  des  peintres.     Paris  1884 — 1885. 
Martin  =  Dr.  W.  Martin:  Het  Leven  en  de  Werken  van  Gerrit 

Dou.     Leiden  1901. 
Mein,  inedits  =  L.  Dussieux  etc.   etc.:    Memoires  inedits  sur   les 

artistes  francais.     I — IL     Paris  1854. 
Mem.  Trev.  =  (Fra  Dom.  Maria  Federici):    Memorie   Trevigiane 

sulle  opere  di  disegno.     Venezia  1803. 

Mayer,  Ribera  =  August  L.  Mayer:  Jusepe  de  Ribera,  Leipzig 
1908. 

Meyer 's  Kunst  ler -Lex.  =  Jul.  Meyer  etc.:  Allgemeines  Künstler- 
Lexikon.     Leipzig  seit  1872. 

Meyer  =  Rudolf  Meyer:  Die  beiden  Canaletto.  Monographie  ihrer 
radierten  Werke.     Dresden  1878. 

Muller,  Utr.   Arch.  =  S.  Muller:  De  Utrechtsche  Archieven.    I. 

Schildersvereenigingen  te  Utrecht.     Utrecht  1880. 
Muther  =  Richard  Muther:  Anton  Graft.     Leipzig  1881. 


XXVIII     Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen 

Nagler  =  G.  K.  Nagler:  Neues  allgem.  Künstler-Lexikon.  I — XXII. 
München  1835—1852. 

Nagler  Mon.  =  G.K. Nagler:  Die  Monogrammisten.  I — IV.  München 
1858—1879. 

Obreen  oder  Obreen's  Arch.  =  Fr.  D.  0.  Obreen:  Archief  voor 
Nederlandsche  Kunstgeschiedenis.     Rotterdam  seit  1877. 

Oud  Holland  =  Oud  Holland.  Nieuwe  Bijdragen  voor  de  Ge- 
schiedenis  der  Nederlandsche  Kunst  etc.  Onder  Redactie  von 
M.  A.  D.  de  Vries  en  Mr.  N.  de  Roever.  Seit  dem  4.  Jahrg. 
N.  de  Roever  und  A.  Bredius.     Amsterdam  seit  1883. 

Pascoli  =  Lione  Pascoli:  Vite  de'  pittori  etc.  moderni,  Roma  1730 
bis  1736. 

Passeri  =  Giambattista  Passeri:  Vite  de'  pittori  etc.  che  anno  la- 
votaro  in  Rom  1641—1673.     Roma  1772. 

Pozzo  =  (Dal  Pozzo):  Le  vite  de'  pittori  etc.  Veronesi.  Verona  1718. 

Pungileoni  =  L.  Pungileoni:  Memorie  istoriche  di  Antonio  Allegri. 
Parma  1817. 

Qu  an  dt  =  J.  G.  von  Quandt:  Der  Begleiter  durch  die  Gemäldesäle 
des  Königl.  Museums  zu  Dresden.  Dresden  1856. 

Ratti,  Vite  =  Soprani,  Vite  (siehe  dieses),  2.  ed.  riveduta  da 
C.  G.  Ratti.     Genua  1768—1769. 

Repert.,  Repertorium  =  Repertorium  für  Kunstwissenschaft, 
herausgegeben  von  F.  Schestag,  dann  von  H.  Janitschek  und 
Alfr.  Woltmann,  daun  von  H  Janitschek,  jetzt  von  Henry 
Tfwde  und  Hugo  v.  Tschudi,  Stuttgart  seit  1876,  jetzt  Berlin. 

Ricci  (deutsch)  =  Corrado  Ricci:  Antonio  Allegri  da  Correggio. 
Deutsch  von  Hedwig  Jahn.     Berlin  1897. 

Ridolfi  =  Carlo  Ridolfi:  Delle  maraviglie  dell'  arte  overo  delle  vite 
degli  illustri  pittori  Veneti  e  dello  stato.    1— II.   Venezia  1648. 

Riegel,  Beitr.  =  Herrn.  Riegel:  Beiträge  zur  niederländischen 
Kunstgeschichte.     I — II.     Berlin  1882. 

Rooses,  Gesch.  =  Max  Rooses:  Geschiedenis  der  Antwerpsche 
Schilderschool.     Gent  1879. 

Rooses,  l'oeuvre  =  Max  Rooses:  L'oeuvre  de  Rubens  (Nach- 
bildungen mit  Text),  Antwerpen,  Vol.  1 1886,  II  1888,  III 1890, 
IV  1890. 


Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen       XXIX 

Schäfer  =  Wilh.  Schäfer:  Die  Königl.  Gemäldegalerie  zu  Dresden, 

I— IE.     Dresden  1859—1861. 
Scheibler  (Dr.  N.)  =  Dresdner  Notizen    (Manuskript)    des  Herrn 

Dr.  L.  Scheibler  von  1884. 

SchlieVerz.  =  Friedr.  Schlie:  Beschreibendes  Verzeichnis  der 
"Werke  älterer  Meister  in  der  Grossherzogl.  Gemälde-Galerie  zu 
Schwerin.     Schwerin  1882. 

Schnorr  =  Aus  Julius  Schnorr's  Tagebüchern,  veröffentlicht  in  den 
»Dresdner  Geschichtsblättern«  1895,  IV,  N.  1—4;  1896  N.  2 
und  4,  1897  N.  1,  3,  4,  1898  N.  1  und  4  usw. 

Schubring  =  Paul  Schubring:  Die  primitiven  Italiener  in  der 
Dresdner  Galerie;  in  der  Kunstchronik  N.-F.  XIII,  S.  49  bis 
57.    Leipzig  1901—1902. 

Schuchardt  =  Chr.  Schuchardt:  Lucas  Cranach  des  älteren  Leben 
und  Werke.     Leipzig  1851—1871. 

Seidlitz  =  W.v.Seidlitz'  Besprechung  der  2.  Auflage  dieses  Katalogs 

im  Repertorium  XVI,  1893,  S.  369—379. 
Smith  Cat.  =  John  Smith:  A  Catalogue  raisonne  of  the  works  of 

the  most  eminent  Dutch,  Flemish  and  French  painters.  I — XI. 

London  1828—1842. 
Soprani   =   Rafaele  Soprani:   Le   vite   de'   pittori   etc.     Genovesi 

Genova  1674. 
Thieine  und  Becker,  Lexikon  =  Dr.  Ulrich  Thieme  und  Dr. Felix 

Becker   (mit   300   Fachgelehrten):    Allgemeines    Lexikon    der 

bildenden  Künstler.    Leipzig  I  1907,  II  1908,  ff. 

Thode  =  Henry  Thode:  Tintoretto;  Bielefeld  und  Leipzig  1901. 

Ticozzi    =    Stefani   Ticozzi:   Vite   dei   Pittori  Vecelli  di   Cadore. 

Milano  1817. 
Vasari  (Ed.  Mil.)    =   Giorgio  Vasari:  Le  vite   de'  piü  eccelenti 

pittori,   scultori  ed  architetti.     (Erschien   zuerst   1550.)     Con 

nuove  annotazioni   e  commenti  di  Gaetano  Milanesi.     I — IX. 

Firenze  1878—1885. 
Venturi   =   Adolf o  Venturi:  La  R.    Gallerie   Estense  in   Modena. 

Modena  1882. 
Voll,  Karl,  Altn.    =  Karl  Voll:   Die  altniederländische    Malerei 

von  Jan  van  Eyck  bis  Memling,  Leipzig  1906. 


XXX  Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen 

Voll,  Karl,  Vergl.  G.  =  Karl  Voll:  Vergleichende  Gemäldestudien, 
München  und  Leipzig  1907. 

Voorh.-Schn.  =  C.  G.  Voorhelm-Schneevogt :  Catalogue  des  estampes. 
gravees  d'apres  P.  P.  Eubens.     Eaarlem  1873. 

Waagen  Bemerk.  =  G.  F.  Waagen:  Einige  Bemerk,  über  die  neue 
Aufstellung,  Beleuchtung  und  Katalogisierung  der  Königl.  Ge- 
mäldegalerie zu  Dresden.     Berlin  1858. 

Waagen  Handbook  =  Handbook  of  Painting.  The  German  Plemish 
and  Dutch  Schools.  By  Dr.  Waagen.  New  edition  by  I.  A. 
Croive.     London  1874. 

Waagen  Kl.  Seh.  =  G.  F.  Waagen:  Kleine  Schriften,  herausge- 
geben von  Alfr.  Woltmann.     Stuttgart  1875. 

Waagen  Treasures  =  Dr.  Waagen:  Treasures  of  Art  in  Great 
Britain.     I— III.     London  1854. 

Wibiral  =  Fr.  Wibiral:  L'Iconographie  d'Antoine  van  Dyck. 
Leipzig  1877. 

v.  d.  Willigen   =   A.  van  der  Willigen:   Les   artistes   de  Harlem. 

Notices  historiques  etc.     Ed.  revue.     Haarlem  und  Haag  1870. 
Woltmann   Holb.   =   Alfr.  Woltmann:    Holbein   und   seine   Zeit. 

I— II.     2.  Aufl.     Leipzig  1874—1876. 

WoltmannVierJahrh.  =  Alfr.  Woltmann :  Aus  vier  Jahrhunderten 
niederländisch-deutscher  Kunstgeschichte.     Berlin  1878. 

Woltm.  u.  Woerm.  =  Alfred  Woltmann  u.  Karl  Woermann:  Ge- 
schichte der  Malerei.     Leipzig  I  1879,  II  1882,  III  1888. 

Zanetti  =  (Zanetti):  Della  Pittura  Veneziana.  Venezia  1771. 

Zanotti  =  Giov.  Pietro  Zanotti:  Storia  dell'  Accademia  Olementina 
di  Bologna.     Bologna  1739. 

Zeitschr.  f.  b.  K.  =  Zeitschrift  für  bildende  Kunst.  Leipzig  seit 
1866. 


Geschichtliche  Einleitung 


Die  Königlich  Sächsische  Gemäldegalerie  zu  Dresden  ist  im 
Wesentlichen  eine  Schöpfung  der  beiden  kunstsinnigen 
und  prachtliebenden  Kurfürsten  des  achtzehnten  Jahrhunderts, 
die  als  solche  Friedrich  August  I.  und  Friedrich  August  II. 
Messen,  in  ihrer  Eigenschaft  als  Könige  von  Polen  aber 
August  IL  (der  Starke)  und  August  III.  genannt  wurden. 
Es  ist  daher  selbstverständlich,  dass  der  Sammlergeschmack 
dieses  Jahrhunderts,  der,  ausser  den  damals  lebenden  Künstlern, 
nur  die  reifen  Meister  des  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahr- 
hunderts gelten  Hess,  sich  heute  noch  in  der  Mehrzahl  der  Bilder 
unserer  Sammlung  ausspricht.  Indesseu  besass  das  sächsische 
Fürstenhaus  in  seiner  „Kunstkammer"  und  in  seinen  Schlössern 
schon  vor  dem  achtzehnten  Jahrhundert  einen  gewissen  Grund- 
stock von  Gemälden,  in  dem  auch  ältere  Meister  vertreten 
waren;  und  das  neunzehnte  Jahrhundert  ist  zum  Teil  mit 
Erfolg  bestrebt  gewesen,  nicht  nur  eine  zeitgenössische  Ab- 
teilung der  Königlichen  Gemäldegalerie  zu  schaffen,  sondern 
auch  die  Lücken  in  den  älteren  Schulen  auszufüllen. 

Die  Geschichte  der  Dresdner  Galerie  lässt  sich  für  unser 
heutiges  Auge  daher  in  drei  deutlich  unterschiedene  Zeitab- 
schnitte einteilen,  deren  erster,  welcher  eigentlich  nur  ihre  Vor- 
geschichte enthält,  das  sechzehnte  und  siebzehnte,  deren  zweiter 
das  achtzehnte  und  deren  dritter  das  neunzehnte  Jahrhundert 
und  den  Anfang  des  zwanzigsten  umfasst. 

Den  Beginn  des  ersten  dieser  Zeitabschnitte  können  wir 
ins  Jahr  1560  setzen,  in  dem  Kurfürst  August  über  seiner 
Wohnung  im  Schlosse  zu  Dresden  eine  „Kunstkammer"  jener 
älteren,  nicht  nur  Kunstwerke,  sondern  auch  „Curiositäten", 
wissenschaftliche  Instrumente  und  Naturalien  umfassenden  Art 
anlegte,  wie  sie  damals  in  keinem  Fürstenschlosse  fehlen  durfte. 
An  eigentlichen  Gemälden  war  diese  alte  kursächsische  „Kunst- 
kammer",   in    der    1569    eine    besondere    „Bilderei"    erwähnt 


2  Geschichtliche  Einleitung 

wird,  noch  keineswegs  reich.    Nach  dem  im  Archiv  der  General- 

direktion  der  Königlichen  Sammlungen  erhaltenen,  von  David 
üsslaub  geschriebenen  Inventar  der  Kunstkammer  von  1587 
besass  diese,  ausser  den  damals  neoerworbenen  „16  schön  ge- 
raalten Täflein"  von  Hans  Bol,  von  denen  sich  neun  erhalten 
haben  (N.  822 — 830  des  gegenwärtigen  Katalogs),  in  jenem 
Jahre  nur  erst  „Adam  und  Eva"  von  Lukas  Cranach  d.  ä. 
(N.  1911-  1912),  zwei  Bildnisse  des  Kurfürsten  und  der 
Kurfürstin,  wahrscheinlich  diejenigen  von  Hans  Krell  I N.  1956 
und  1957).  und  eine  Reihe  schwer  zu  bestimmender,  weil  nur 
ganz  allgemein  beschriebener  anderer  Bildnisse  und  religiöser 
Darstellungen.  Auch  im  Zugangsinventar  von  1587  — 1620 
lassen  sich  nur  wenig  in  der  Galerie  erhaltene  fernere  Bilder 
nachweisen,  unter  ihnen  jedoch,  wie  Hantzsch*)  gezeigt  hat, 
die  sehen  1588  erworbenen  sieben  Passionsbilder  Dürer's  oder 
seiner  Werkstatt  (N.  1875  — 1881),  die  seither  von  ver- 
schiedenen Forschem  abwechselnd  verschiedenen  Meistern  zu- 
geschrieben werden  sind.  In  einem  neuen  Inventar  von  1505 
macht  sich  eine  Vermehrung  der  gemalten  Täflein  des  Hans 
Bol  bemerkbar.  Selbst  im  Jahre  1640,  aus  dem  ein  drittes 
Kunstkammer-Inventar  stammt,  waren  von  den  noch  erhaltenen 
bekannten  Bildern  erst  einige  andere  Werke  des  älteren 
(Iranach  (N.  1916A,  1916B,  1918,  1919)  und  die  fünf 
schwäbischen  Bilder  aus  der  Kindheitsgeschichte  des  Heilands 
iN.  1S96 — 1900)  hinzugekommen.  Doch  füllten  sich  seit  dieser 
Zeit  die  Schlösser,  später  auch  einige  Amtsgebäude  und  Kirchen, 
allmählich  immer  mehr  mit  Bildern.  Um  die  Mitte  des  Jahr- 
hunderts finden  wir  bereits  den  Hofmaler  Kilian  Fabritius  als 
Aufseher  über  sämtliche  Gemälde  im  kurfürstlichen  Besitze 
mit  dem  Titel  „Malerey-Inspector"  bedacht. 

Dass  in  der  zweiten  Hälfte  des  siebzehnten  Jahrhunderts, 
wenigstens  bis  1694,  dem  Jahre  des  Regierungsantritts  August 

*)  Vgl.  Victor  Hantzsch,  Beiträge  zur  älteren  Geschichte 
der  kurfürstl.  Kunstkammer  in  Dresden:  im  Neuen  Arch.  f.  Sachs. 
Gesch.  und  Altertumskunde  Bd.  XXIII,  S.  220—296.  Dresden 
1902  S.  237.  Wir  erkennen  dankbar  die  Verdienste  dieses  Auf- 
satzes um  die  näheie  Bestimmung  des  Erwerbungsjahres  mancher 
unserer  Bilder  an.  Soweit  wir  seinen  Identifizierungen  zustimmen, 
sind  diese  auch  zu  den  einzelnen  Nummern  erwähnt  worden. 


Geschichtliche  Einleitung  3 

des  Starken,  der  Gemäldesehatz  der  Kunstkammer  nur  um 
wenig  bedeutende  Gemälde  bereichert  wurde,  beweist  das  von 
Hantzsch  verwertete  Zugangsinventar  Beutels  von  1658  bis 
1600.  Mit  Sicherheit  lässt  sich  immerhin  die  Erwerbung 
einiger  Cranach'scher  Bilder  diesen  Jahren  zuschreiben;  und  un- 
zweifelhaft kam  1687  der  holländische  Flügelaltar  mit  der  < Ge- 
fangennahme Christi  (N.  841),  wahrscheinlich  aber  auch  gleich- 
zeitig Dürer's  , .Dresdner  Altar"  N.  1869  (vgl.  Hantzsch  a.  a.  0. 
S.  281)  aus  der  Wittenberger  Schlosskirche  zur  Kunstkaninier. 
Der  zweite  Abschnitt  der  Geschichte  der  Dresdner 
Galerie,  während  dessen  sie  als  solche  und  unter  diesem  Namen 
überhaupt  erst  begründet  wurde,  beginnt  mit  dem  Regierungs- 
antritt August  des  Starken  (1694)  und  sehliesst  mit  dem  Ende 
des  18.  Jahrhunderts.  August  der  Starke  hatte  von  den  weiten 
Reisen  durch  alle  Kunstländer,  die  er  in  seiner  Jugend  zu 
seiner  Ausbildung  unternommen,  bedeutende  Gemäldekenntnisse 
und  einen  feinen  Geschmack  mit  heimgebracht.  Bald  nach 
seinem  Regierungsantritt  begann  er  zu  sammeln,  anfangs  ohne 
besondere  Erfolge;  1698  erwarb  er  z.  B.  die  beiden  vlämischen 
Altarflügel  Nr.  807  und  808;  1699  den  Turmbau  zu  Babel 
von  Martin  von  Valckenborch.  Bis  1707  leitete  sein  Ober- 
hofmaler  Samuel  Bottschild  (geb.  um  1642  zu  Sangershausen, 
gest.  zu  Dresden  1707)  die  Erwerbungen.  Wie  viele  bedeutende 
Gemälde  August  um  diese  Zeit  bereits  besass,  beweist  das  von 
Hantzsch  entdeckte  Verzeichnis  der  Bilder,  die  er  1707  der 
Kunstkammer  zu  entnehmen  und  in  verschiedene  Räume  seines 
Schlosses  zu  verteilen  befahl.  Unter  den  italienischen  Bildern 
dieses  Verzeichnisses  steht  Giorgione's  Venus,  unsere  N.  185, 
die  später  Tizian,  damals  aber  noch  Giorgione  zugeschrieben 
wurde,  obenan;  von  den  übrigen  Italienern  wären  höchstens 
noch  Pignoni's  „Justitia"  (N  507)  und  Pietro  della  Vecchia's  Saul 
und  David  (N.  533)  hervorzuheben;  unter  den  vlämischen 
Bildern  befanden  sich  neben  manchem  Unechten  Rubens'  Kopf, 
eines  alten  Bischofs  (N.  963),  Teniers1  Würfler  (N.  1074), 
Gillis  van  Coninxloo's  Landschaft  mit  dem  Midasurteil  (N.  857), 
van  Balen's  Hochzeitsfest  des  Bacchus  und  der  Ariadne  (N  919) 
und  Götterbankett  (N.  921);  unter  den  Holländern  eine  Reihe 
der  besten  Wouwerman's  und  Berchem's,  die  schwer  zu  identi- 

1* 


4  (ieschich Üichu  Einleitung 

lizieren  sind,  und  die  beiden  Bilder  N.  1758  und  1759  von 
Touren vliet;  unter  den  Deutschen  nunmehr  bereits  die  Mehr- 
zahl aller  Cranachbilder  der  Galerie,  eine  Reihe  der  Stilleben 
von  Mignon,  Jos.  Heinz'  Ecce  h<>mo  N.  1973  und  Chr.  Paudiss' 
Selbstbildnis  N.  1996.  —  Andere  Gemälde,  die  sich  damals 
noch  in  der  Kunstkammer  befanden,  lernen  wir  durch  den 
Zusatz  »aus  der  Kunstkammer«  hinter  2s4  Bildern  des  ersten 
Galerie  -  Inventars  von  1722  kennen;  und  wenn  die  alten 
Räumlichkeiten  der  Kunstkammer  auch  1701  ein  Raub  der 
Klammen  wurden,  so  blieb  die  Sammlung  der  Kunstkammer 
als  solche  doch  bestehen  und  behielt,  wie  ihr  Inventar  von 
1741  beweist,  auch  nach  der  Begründung  der  (remäldegaleric 
(1722)  noch  eine  Reihe  von  Bildern  geringeren   Wertes. 

Die  Herkunft  einer  Reihe  der  Gemälde,  die  August  zwischen 
17<»7  und  1722  erwarb,  ist  übrigens  im  Inventar  von  1722 
etwas  näher  bezeichnet:  170s  z.  B.  kaufte  er  vom  Kunsthändler 
Lemmers  in  Antwerpen  eine  ganze  Reihe  flämischer  and 
holländischer  Kabinettsbilder,  von  denen  sich  Hauptwerke  des 
jüngeren  David Teniers  (N.  1072  und  1076),  Ph.  Wouwerman's 
(N.  1419  und  1451),  G.  Dou's  N.  1711),  F.  van  Mieris' 
IN.  1750),  Kasper  Netscher's  (N.  1352  und  1353)  noch 
heute  in  der  Galeric  befinden;  im  Jahre  1709  schloss  er 
durch  seinen  „Premier  Commissaire"  Raschke  mit  de  Wit  in 
Antwerpen  einen  zweiten  grösseren  Ankauf  ab;  und  unter  den 
damals  erworbenen  Bildern  befanden  sich  Rubens'  Kniestück 
der  von  der  Jagd  heimkehrenden  Diana  (N.  962  A),  Jak. 
Jordaens'  grosse  „Auffindung  der  Ariadne"  (N.  1009),  sowie 
vorzügliche  Bilder  von  de  Heem  (N.  1261  und  1267). 
Wouwerman  (N.  1452  und  1459).  Dou  (N.  1715),  Netscher 
(N.  1345)   und  F.  van  Mieris  (N.  1742.  1745,   1746,    1749). 

Ferner  gehörten  der  Geheime  Kabinettsminister  Graf  von 
Wackerbarth  und  der  General-Feldmarschall  von  Plemming  zu 
den  eifrigsten  Sammlern  für  den  König.  Auch  sie  sammelten 
jedoch  fast  ausschliesslich  niederländische  Bilder.  Wackerbarth 
verdankt  die  Galerie  z.  B.  die  beiden  Jugendbildnisse  van  Dyck's 
(N.  1022  und  1023),  die  in  den  früheren  Katalogen  irrtüm- 
lich dem  Rubens  zugeschrieben  wurden,  eine  Reihe  so  guter 
Bilder    des    jüngeren    David    Teniers,    wie    N.    1066,     1082, 


Geschichtliche  Einleitung  5 

1085,  1085  A,  und  Wouwerman's,  wie  N.  1413,  1427,  1428, 
1433,  den  Terborch  N.  1830,  den  Dou  N.  1706,  den  Metsu 
TS.  1736,  den  Berchem  N.  1485.  Flemming  aber  verschaffte 
ihr  z.  B.  den  „Reinbrandt"  (richtiger  Salomon  Koninck) 
TS.  1589  B,  den  F.  Bol  N.  1606,  den  de  Heem  N.  1262,  die 
beiden  Vereist  N.  1341  und  1342,  den  Mignon  N.  2021, 
den  Verkolje  N.  1672.  Die  italienischen  Bilder,  die  August 
der  Starke  erwarb,  gingen  meist  durch  die, Hände  eines  ge- 
wissen Kindermann:  so  von  älteren  Bildern  die  schon  genannte 
ihrer  Zeit  berühmte  Venus  von  Giorgione  N".  185,  die  schon 
in  diesem  Inventar  irrtümlich  auf  Tizian,  von  Hübner  gal- 
ant' Sassoferrato  zurückgeführt  wurde;  so  der  Christuskopf  von 
Cima  de  Conegliano  (TS.  62);  so  die  Galatea  von  Fr.  Albano 
(N.  340);  so  aber  hauptsächlich  die  Bilder  der  damals  modernen 
Meister,  wie  Luca  Giordano  (N.  474,  479,  483,  491),  Fran- 
cesco Migliori  (TS.  573—576),  P.  Liberi  (TS.  529),  Andr.  Celesti 
(N.  542)  und  G.  B.  Pittoni  (TS.  578  und  579).  Den  Ankauf 
einiger  guter  französischer  Bilder,  z.  B.  des  „Reiches  der 
Flora",  von  Nie.  Poussin  (TS.  719),  aber  vermittelte  der  Baron 
Raymond  Le  Plat,  der  den  Titel  eines  „Churfürstlich  Säch- 
sischen Oberhofarchitecten"  führte. 

Bis  1722  liatten  sich  bereits  so  viele  Gemälde  in  Dresden 
und  in  anderen  königlichen  Residenzen  angesammelt,  dass 
August  der  Starke  beschloss,  sie  alle  inventarisieren  und  die 
besten  von  ihnen  zu  einer  eigentlichen  Gemäldegalerie  ver- 
einigen zu  lassen. 

Zur  Ausführung  dieses  Beschlusses  bediente  der  König 
sich  seines  genannten  „Premier  Architeete"  Le  Plat  und  des 
„Geh.  Cämmeriers"  Steinhauser.  Beide  werden  als  die  „ersten 
bekannten  Inspectoren"  der  Galerie  genannt;  und  beide  be- 
hielten ihre  Stellen  bis  nach  dem  Tode  August  des  Starken. 
Unter  Baron  Le  Plat's  Leitung  wurden  die  Gemälde,  welche 
bestimmt  waren,  die  Galerie  zu  bilden,  1722  in  den  eigens 
dazu  hergerichteten  Räumen  des  zweiten  Stockwerkes  des  ;, Stall- 
gebäudes''•  am  Judenhofe  aufgehängt;  und  hauptsächlich  unter 
seiner  Leitung  standen  von  dieser  Zeit  an  auch  die  ferneren 
Ankäufe  für  die  Galerie.  Steinhäuser  genügte  mehr  dem  wissen- 
schaftlichen Teile  der  Direktionspflichten.     Sein  Hauptverdienst 


6  Geschichtliche  Einleitung 

ist  die  Anlegung  der  ausserordentlich  übersichtlichen  Inventare, 
die  nicht  nur  alle  in  die  Galerie  aufgenommenen,  soudern  über- 
haupt sämtliche  Bilder  des  kurfürstlich -königlichen  Besitzes 
ihren  Meistern,  ihrem  Gegenstände,  ihren  Maassen  und  ihrer 
Herkunft  nach  sorgfältig  verzeichneten.  Zwei  dieser  Enventare 
sind  wohl  erhalten.  Das  eine,  in  Folio,  auf  das  wir  schon 
mehrfach  Bezug  genommen  haben,  wurde  zuerst  1722  „bev 
gehaltener  Commissarischen  Inventirung''  abgeschlossen,  dann 
aber  bis  zum  Jahre  1728  in  der  Weise  fortgesetzt,  dass  die 
neuen  Bilder  in  der  Reihenfolge  ihrer  Erwerbung  nachgetragen 
wurden.  Das  andere,  in  Octavo,  ist  nach  Materien  geordnet: 
doch  sorgen  verschiedene  Register  auch  hier  dafür,  dass  die 
Herkunft  der  Bilder  und  die  Zeit  ihrer  Erwerbung  leicht  er- 
sichtlich sind.  In  diesem  kleineren  Inventar  wurden  die  bis 
gegen  Ende  des  Jahres  1741  erworbenen  Bilder  ebenso  sorg- 
fältig weiter  verzeichnet;  die  Fortsetzung  von  1742  bis  1747 
führt  zwar  noch  im  allgemeinen  die  Herkunft  der  Bilder  an, 
bezeichnet  diese  aber  nicht  mehr  den  Meistern  und  den  Gegen- 
ständen, sondern  nur  noch  ihren  Inventarnummern  nach,  so 
dass  sie  heutzutage  nicht  mehr  zu  identifizieren  sein  würden, 
wenn  diese  Inventarnummern  selbst,  mit  Oelfarbe  rechts  unten 
auf  die  Bildfläche  gesetzt,  sich  nicht  auf  den  meisten  von 
ihnen  erhalten  hätten. 

Le  Plat  war  aufs  eifrigste  bemüht,  die  Galerie  zu  ver- 
mehren. Gleich  1723  erwarb  er  21  Bilder  auf  einmal  aus 
dem  Besitze  der  Gräfin  Wrzowecz  (Warsowitz)  in  Prag;  unter 
ihnen  die  grossartige  Kopie  nach  Michelangelo^  Leda  (N.  71), 
das  schöne  Brustbild  G.  Flinek's  (N.  1601)  und  das  feine 
Küchen-  und  Blumenstück,  das  Dav.  Temers  d.  j.,  N.  Yeren- 
dael  und  Chr.  Luyx  gemeinschaftlich  gemalt  halten  (N.  1091); 
1  725  erwarb  er  (32  hauptsächlich  italienische  Bilder,  unter 
ihnen  Palma  Vecchio's  Heilige  Familie  N.  191  und  Varotari's 
„Judith  mit  dem  Haupte  des  Holofernes"  (N.  525); —  1727 
kaufte  er  68  vornehmlich  niederländische  Bilder,  unter  ihnen 
Berchem's  italienisches  Hafenbild  (N.  1479)  und  eine  Reihe 
der  schönsten  Bilder  der  de  Heem's;  —  1731  lieferte  er  52 
italienische  und  französische  Bilder,  unter  ihnen  das  Pous- 
sin'sche    „Martyrium    des    heil.   Erasmus"    (N.   723),     Vonet's 


Geschichtliche  Einleitung  7 

„heiligen  Ludwig"  (N.  714)  und  Guido  Reni's  „Venus  mit 
Cupido"  (N.  324).  —  Andere  italienische  Bilder  hatte  Lorenzo 
Rossi  aus  Venedig  geschickt,  z.  B.  1728  Palma  Vecchio's 
„Ruhende  Venus'-  iN".   190). 

Man  sieht,  dass  die  Dresdner  Galerie  im  Todesjahre 
Augast  des  Starken  (1733)  bereits  eine  beträchtliche  Anzahl 
erlesener  italienischer  und  französischer  und  eine  noch  grössere 
Anzahl  hervorragender  vlämischer  und  holländischer  Gemälde 
besass.  Gleichwohl  folgte  die  eigentliche  Glanzzeit  der  Entwick- 
lung der  Dresdner  Galerie  erst  unter  dem  Nachfolger  August 
des  Starken,  unter  dem  Kurfürsten  Friedrich  August  IL 
(König  August  III.  von  Polen),  der  während  seiner  dreissig- 
jähngen  Regierung  (1733 — 1763)  den  grössten  Teil  jener 
Meisterwerke  in  seiner  Hauptstadt  zu  vereinigen  wusste,  auf 
denen  der-  Weltruhm  der  Dresdner  Galerie  beruht. 

August  III.  hatte  das  Glück,  bei  seinen  Bestrebungen, 
die  Gemäldesammlung,  die  er  ererbt  hatte,  zu  erweitern  und 
zu  vergrössern.  durch  tatkräftige  Männer  unterstützt  zu  wer- 
den. Le  Plat,  der  bis  an  sein  Lebensende  Galeriedirektor 
blieb,  und  Steinhäuser,  der  später  in  den  Ruhestand  versetzt 
wurde,  traten  jetzt  mit  ihrer  Leitung  und  ihren  Leistungen 
tatsächlich  in  den  Hintergrund  zurück.  Des  Königs  allmäch- 
tiger Minister  Graf  von  Brühl,  dessen  Name,  was  auch  seine 
persönlichen  Beweggründe  bei  der  Ausnutzung  des  Kunst- 
sinnes seines  Herrschers  gewesen  sein  mögen,  doch  nicht  von 
der  Entstehungsgeschichte  der  Dresdner  Galerie  getrennt  wer- 
den kann,  nahm  die  Fortsetzung  der  Bilderankäufe  jetzt  in 
seine  eigene,  starke,  im  Geben  wie  im  Empfangen  gleich  ge- 
wandte Hand.  Wie  weit  Brüliks  Kennerschaft  gegangen,  lässt 
sich  heute  schwer  feststellen.  Sicher  ist,  dass  sein  Privat- 
sekretär seit  1733,  Carl  Heinrich  von  Heinecken,  der  be- 
rühmte Verfasser  der  „Nachrichten  von  Künstlern  und  Kunst- 
sachen", der  „Idee  generale"  und  des,  von  vier  gedruckten 
Bänden  abgesehen,  nur  als  Manuskript  im  Dresdner  Kupfer- 
stich-Kabinett erhaltenen  „Dictionnaire  des  artistes",  der  eigent- 
liche Kunstkenner  am  sächsischen  Hofe  und  als  solcher  auch 
das  Auge  Brühl's  war.  Brühl  selbst  schrieb  ihm  am  23.  No- 
vember   1748    aus   Warschau:    „La    gallerie    est    votre    pro- 


8  Geschichtliche  Einleitung 

duction  et  j'en  ay  que  l'honneur,  mais  ä  vous  appartient  la 
gloire."  Sicher  aber  ist  andererseits  auch,  dass  Brühl  nicht 
nur  mit  den  Künstlern  und  Kennern  aller  Länder,  wenn  auch 
gewiss  oft  genug  durch  die  Feder  Heinecken's,  im  Brief- 
wechsel über  Gemäldeankäufe  stand,  sondern  auch  die  säch- 
sischen Gesandten  oder  Gesandtschafts-Sekretäre  der  Städte, 
in  denen  Kunstwerke  feil  waren,  fortwährend  im  Interesse  der 
Galerie  in  Bewegung  erhielt. 

Der  sächsische  Gesandte  Graf  Villio  in  Venedig,  der  für 
Erwerbungen  besonders  günstig  gelegener)  Stadt,  überliess  die 
Auswahl  der  Bilder  freilich  den  Kennern,  die  von  Dresden  aus 
mit  den  Ankäufen  betraut  worden  waren,  wie  1741  dem  Ven- 
tura Rossi,  1743  dem  Grafen  Algarotti,  1744  abermals  dem 
Ventura  Rossi,  1747  dem  bekannten  Kupferstecher  und  Kunst- 
schriftsteller Ant.  Maria  Zanetti.  Der  Legations-Sekretär  de 
Brais  in  Paris  aber  war  im  Jahre  1742,  wenn  ihm  auch  der 
berühmte  Maler  Hyacinthe  Rigaud  zur  Seite  stand,  selbst  die 
Seele  ausserordentlich  wichtiger  Ankäufe.  Weniger  glücklich 
war  der  Legations-Sekretär  Talon  in  Madrid,  dem  ein  grosser, 
1744  in  Spanien  bewirkter  Gemäldeankauf,  von  dem  so  gut 
wie  nichts  würdig  war,  in  der  Galerie  zu  bleiben,  bittere  brief- 
liche Vorwürfe  des  Grafen  Brühl  und  Heinecken's  eintrug. 
Auch  der  berühmte  Graf  Götter,  welcher,  als  er  preussischßr 
Gesandter  in  Wien  und  Regensburg  war  (also  wohl  vor  1736), 
eine  grosse  Anzahl  von  Gemälden  für  den  sächsischen  Hof 
erworben  hatte,  erwies  sich  nicht  als  Kenner.  Die  Liste  der 
von  ihm  gekauften  Gemälde  hat  sich  erhalten;  aber  nur  ganz 
wenige  von  ihnen  konnten  dauernd  in  der  Galerie  aufgestellt 
bleiben.  Einen  weit  besseren  Geschmack  bewies  gegen  Ende 
der  Regierungszeit  August's  III.  ■  der  Legations-Sekretär  von 
Kauderbach  im  Haag.  Dieser  erwarb  1703  eine  Anzahl  der 
besten  Bilder  des  Kabinetts  Lormier  für  seinen  königlichen 
Herrn,  musste  den  Ankauf  aber  rückgängig  machen,  als  der 
König    gleich    nach    dem   Abscbluss   der  Verhandlungen  starb. 

Zunächst  war  Italien  ein  Hauptschauplatz  der  Tätigkeit 
der  Unterhändler  August's  III.  In  Venedig  hatte  Lorenzo 
Rossi  dem  Ventura  Rossi  Platz  gemacht;  dieser  hatte  schon 
1738    44    Bilder    nach   Dresden    geschickt,    unter    denen    sich 


Geschichtliche  Einleitung  9 

z.  B.  Ribera's  „heil.  Franciscus  auf  den  Dornen"  (N.  685) 
und  „Befreiung  Petri"  (N.  684)  befanden;  im  Jahre  1741 
Hess  er  70  andere,  in  Florenz,  Rom,  Bologna  und  Venedig 
erworbene  Bilder  folgen,  unter  ihnen  die  grosse  „Darstellung 
im  Tempel"  von  Paolo  Farinati  oder  Battista  Zelotti  (N.  223). 
Im  ganzen  waren  diese  Sendungen  so  schwach,  dass  wir 
die  Entrüstung  des  feinsinnigen  Schriftstellers  Grafen  Algarotti 
darüber,  dass  man  sich  1744,  statt  an  ihn,  noch  einmal  an 
Rossi  wandte,  begreiflich  finden.  Rossi's  Ankauf  von  1744 
war  allerdings  besser,  als  die  vorhergehenden.  Er  enthielt 
unter  65  Bildern  z.  B.  Sassoferrato's  Madonnen  (N.  430  und 
431)  und  die  beiden  Bildnisse  Leandro  Bassano's  (N.  281 
und  282).  Aber  es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  Algarotti, 
der  1743  eigens  zu  dem  Zwecke,  Bilder  für  den  sächsischen 
Hof  zu  kaufen,  nach  Italien  zurückgegangen  war,  sich  als 
ein  viel  feinerer  Kenner  erwies,  denn  sein  verhasster  Neben- 
buhler. Ist  die  Zahl  der  durch  ihn  erworbenen  Bilder  auch 
nur  klein,  so  ist  ihr  Wert  um  so  grösser.  Befanden  sich 
unter  ihnen  doch  die  freilich  später  als  vorzügliche  Kopie  er- 
kannte Holbein'sche  „Madonna"  (N.  1892*),  die  „drei  Schwestern" 
des  Palma  Vecchio  (N.  189),  die  beiden  grossen  Schlachtenbilder 
Jacques  Courtois'  (N.  744  und  775),  die  beiden  schönen  grossen 
„Stilleben"  des  Jan  Weenix  (N.  1666  und  1667)  und  Liotard's 
berühmtes  „Chokoladenmädchen"  (Past.  N.  161). 

Alle  vorhergehenden  und  nachfolgenden  Gesamterwer- 
bungen aber  übertraf  der  durch  Ventura  Rossi,  Zanetti  und 
den  Grafen  Villio  vermittelte.  1745  abgeschlossene'  Ankauf 
der  hundert  bedeutendsten  Bilder  der  damals  weltberühmten 
Sammlung  des  Herzogs  Franz  III.  von  Modena,  Durch  ihn  ge- 
langte der  sächsische  Hof  um  den  Preis  von  100,000  Zecchinen, 
zu  dem  freilich  sehr  bedeutende  Nebenkosten  hinzu  kamen, 
mit  einem  Schlage  in  den  Besitz  einer  so  herrlichen  Auswahl 
von  Bildern  grosser  italienischer  Meister,  wie  sie  nördlich  der 


*)  Vergl.  die  Aufsätze:  „Algarotti's  Correspondenz  über  die' 
Erwerbung  der  Holbein'schen  Madonna"  in  v.  Zahn's  Jahrbüchern 
für  Kunstwissenschaft  1871  IV  S.  186—189;  und  Luigl  Ferrari: 
„Gli  acquisti  delT  Algarotti  pel  Regio  Museo  di  Dresda"  in 
L'arte  IV  p.  150—154,  Rom  1900. 


10  Geschichtliche  Einleitung 

Alpen  noch  nicht  gesehen  worden  war.  Befanden  sich  doch 
alle  Correggio's  unserer  Sammlung,  fast  alle  ihre  Dosso  Dossi's 
und  Garafalo's.  sowie  die  grossen  Bilder  Ann.  Carracci's  und 
die  Hauptbilder  Guido  Reni's,  Guercino's,  Fr.  Albano's,  Tizian'a 
„Zinsgroschen"  iN".  1G9)  und  die  vorzüglichsten  Bildnisse  dieses 
Meisters,  Paolo  Veronese's  vier  grosse  Bilder  ans  dein  Paläste 
Cuccina  (N.  225 — 228),  Andreadel  Sarto's  „Opfer  Abrahams" 
(N.  77),  Gialio  Romano's  „Madonna  della  Catina"  ( N.  103) 
und  Parmeggianino's  „Maria  mit  dem  heil.  Stephanus"  (N.  1ß<M 
in  diesem  Schatze!  Alter  auch  einige  bedeutende  Werke 
nicht  italienischer  Meister  gelangten  lTHi  mit  der  Modeneser 
Sammlung  nach  Dresden:  z.  B.  Holbein's  Bildnis  des  Morette 
(N.  1890),  das  schöne  männliche  Bildnis  von  Velazquez  (N.  697) 
und  Rubens1  trefflicher  heil.   Eieronymus  (N.   955). 

König  August  III.  und  Graf  Brühl  waren  jedoch  weit 
entfernt  davon,  ihre  Ankäufe  in  Italien  mit  diesem  glänzenden 
Erfolge  für  abgeschlossen  anzusehen.  Gleich  im  folgenden 
Jahre,  1 747,  erwarb  Zanetti  in  Venedig  noch  so  bedeutende 
Werke  für  die  Dresdner  Galerie,  wie  die  grosse  „Santa  Con- 
versazione-  Tizian's  (N.  168);  17  1s  schickte  Bernardo  Ben- 
zoni  unter  andern  Bildern  Gessi's  „Magdalena''  iN.  355); 
1748  und  1749  aber  hielt  sieh  auch  der  damalige  Dresdner 
Galerie-Inspektor  Pietro  Guarienti  zu  dem  ausgesprochenen 
Zwecke  in  Italien  auf,  um  Ankäufe  für  die  Galerie  zu  machen; 
und  er  erwarb  dort  damals  so  wichtige  Bilder,  wie  die  beiden 
Altarstaffeln  Kreole  Roberti's  (N.  45  und  46)  und  wie  Palma 
Vecchio's*  Heilige  Familie  mit  der  heil.  Katharina  (N.  1S8). 
Gleichzeitig  (1749  und  1750)  trat  der  Maler  Siegm.  Striebel. 
über  dessen  sonstige  Tätigkeit  sich  keine  Nachrichten  erbalten 
haben,  als  sächsischer  Agent' für  Gemälde-Ankäufe  in  Rom  auf. 
Das  einzige  hervorragende  Bild,  das  die  Galerie  ihm  verdankt, 
ist  jedoch  die  grosse  Heilige  Familie  Garofalo's  (N.  Dil).  Dann 
folgten  (171!)  bis  1752)  zwischen  dem  Grafen  Brühl  und  dem 
bekannten  Kunstschriftsteller  und  Canonicus  Luigi  Crespi  in 
•  Bologna  längere  Verhandlungen  über  Bilderankäufe,  deren  Er- 
gebnis die  Erwerbung  von  Parmeggianino's  ,, Madonna  della  Rosa" 
iN.  101)  und  von  Guido  Reni's  damals  ausserordentlich  hoch- 
geschätzter Darstellung  ..Minus  und  Semiramis-  (N.  325)  war. 


Geschichtliche  Einleitung  11 

Am  glücklichsten  von  allen  diesen  Vermittlern  aber  war 
der  bolognesische  Maler  Carlo  Cesare  Giovannini.  Durch  seine 
Bemühungen  erlangte  die  Dresdner  Galerie  im  Jahre  1754*) 
für  20  000  Dukaten  ihr  berühmtestes  Bild,  RaphaeFs  „Madonna 
di  San  Sisto"  (N.  92),  die  bis  dahin  den  Hochaltar  der 
Klosterkirche  San  Sisto  zu  Piacenza  geschmückt  hatte;  und 
Ginvannini's  Eifer  verschaffte  der  Dresdner  Galerie  in  den 
folgenden  Jahren  (1754  und  1755)  noch  Bilder,  wie  Bagnaca- 
vallo's  grosses  Heiligenbild  (N.  113)  und  Franceschini's  Magda- 
lena (N..389).  Hiermit  waren  die  Erwerbungen  aus  Italien 
in  der  Tat  so  ziemlich  abgeschlossen. 

Aber  nicht  nur  jenseits,  auch  diesseits  der  Alpen  wussten 
Graf  Brühl  und  seine  Unterhändler  an  den  verschiedensten 
Orten  verkäufliche  Sammlungen  und  Einzelwerke  aufzutreiben; 
und  aus  diesen  nordischen  Quellen  wurden  vor  allen  Dingen 
die  niederländischen  Schulen  der  Galerie  bereichert. 

In  Sachsen  gaben  die  Leipziger  Messen  alljährlich  Ge- 
legenheit zu  Bilderankäufen;  besonders  liebte  die  Königin  es, 
hier  Bilder  zu  Geburtstagsgeschenken  für  ihren  königlichen 
Gemahl  kaufen  zu  lassen. 

In  der  nächsten  Nachbarschaft  Sachsens  aber  war  Böhmen 
eine  Hauptfundgrube  von  Gemälden.  Zunächst  trat  Johann 
Gottfried  Riedel,  ein  geborener  Böhme,  der  1739  als  Hofmaler 
nach  Dresden  berufen  war,  als  Vermittler  des  Ankaufs  der 
Gräfl.  Waldstein'schen  ( Wallenstein'schen )  Sammlung  auf.  Sie 
enthielt  268  Bilder,  die  für  22,000  Gulden  in  den  Besitz 
des  sächsischen  Hofes  gelangten  und  unter  Riedel's  Leitung 
im  Mai  1741  glücklich  von  Dux  aus  über  die  Grenze  geschafft 
wurden.  Diese  Wallenstein'schen  Bilder  stehen  in  den  erhaltenen 
Inventaren  nicht  mehr  ihren  Meistern  und  Gegenständen  nach, 
sondern  nur  ihren  Nummern  nach  verzeichnet,  konnten  aber 
nach  diesen,  die  auf  den  Bildflächen  enthalten  sind,  neuerdings 
zum  grossen  Teil  wieder  nachgewiesen  werden.  Zu  ihnen  ge- 
hören Vermeer  van  Delft's  Meisterwerk  (N.  1335),  unsere  beiden 
echten  kleinen  Bildnisse  von  Er.  Hals  (N.  1358  und  1359) 
und  van  Dyck's  Bildnis  eines  Geharnischten  (N.   1026).     Im 

*)  Vergl.Hübner's  Aufsatz  in Zahn's  Jahrbüchern  1870 III S.  249 
bis  279  und  meinen  Aufsatz  im  Repeit«  rium  1900XXI1I  S.  12—23. 


12  Geschichtliche  Einleitung 

folgenden  Jahre,  1742,  erwarb  Riedel  84  Bilder  in  Prag, 
unter  ihnen  z.  B.  ein  männliches  Bildnis  von  Miereveit  (N.  1318) 
und  das  grosse  Stilleben  mit  dein  Schwan  von  Fr.  Snyders 
iN.  1192).  Ankäufe  aus  Prag  spielen  auch  in  den  nächsten 
Jahren  eine  gewisse  Rolle  in  den  Verzeichnissen  der  Galerie. 
Die  bedeutendste  Erwerbung  aus  dieser  Stadt  aber  erfolgte  erst 
in  den  Jahren  1748  und  1749.  Unter  der  Vermittlung  Pietro 
(ruarienti's,  der  sich  der  Eigenheit  der  Angelegenheit  wegen 
hinter  dem  Pseudonym  Plaeido  Gialdi  versteckt  zu  haben  scheint, 
wurden  damals  69  Bilder  der  kaiserlichen  Galerie  zu- Prag  für 
50,000  Taler  erworben  und  nach  Dresden  übergeführt;  unter 
ihnen  z.B.  Rubens'  prächtige  „Schweinsjagd"  (N.  962)  und  die 
beiden  auf  van  Dyck  zurückweisenden  Bildnisse  König  Karl  I. 
von  England  und  seiner  Gemahlin  Henriette  von  Prankreich 
(N.   1034  und    1038). 

Paris  wurde  besonders  durch  den  Legations- Sekretär  de 
Brais  und  den  sächsischen  Agenten  Le  Leu,  die  sich,  wie 
schon  erwähnt,  des  Heirates  des  berühmten  Malers  H.  Rigaud 
zu  erfreuen  hatten,  seit  1 742  zu  einem  Mittelpunkte  der 
Dresdner  Bilderankäufe.  Im  April  dieses  Jahres  wurde  zunächst 
für  den  Preis  von  86,346  Livres  eine  Anzahl  wertvoller  Ge- 
mälde aus  dem  Nachlasse  des  Prinzen  Carignan  erworben;  anter 
ihnen  Werke  italienischer  Meister,  wie  unsere  beiden  Haupt- 
bilder Carlo  Dolci's  (N.  509  und  510),  wie  Albano's  ..Kühe 
auf  der  Flucht"  (N.  345)  arid  wie  die  beiden  grossen  Casti- 
glione's  (N.  569  und  660).  Ihnen  folgten  durch  dieselben 
Vermittler  Rubens'  „Löwenjagd"  iN.  972)  und  „Jo"  (N.  962C), 
Rembrandt's  „weibliches  Bildnis  mit  der  roten  Blume" 
(N.  1562),  Poussins  „Anbetung  der  Könige"  (N.  71  7  i  und  van 
der  Meulen's  Fahrten  Ludwig's  XIV.  (N.  1114  und  U15). 
Etwas  später,  aber  immer  noch  1742.  erstanden  de  Brais  und 
Rigaud  aus  derSammlung  Dubrenil  in  Paris  Bilder  wie  AI.  Turchi's 
..Venus  und  Adonis"  (N.  521  l,  Albano's  „Anbetung  des  Kindes" 
(N.  344),  Poussin's  „Syrinx"  iN.  718)  und  Netscher's  Bildnis 
der  Montespaü  mit  ihrem  Söhnchen  iN.  1351).  De  Brais  starb 
noch  in  demselben  .fahre  1742.  Le  Leu  trat  dadurch  mehr  in 
den  Vordergrund;  Rigaud  aber  entzog  auch  ihm  seine  Unter- 
stützung nicht:  1744  z.  B.  schickte  jener  abermals  eine  Anzahl 


Geschichtliche  Einleitung  13 

Bilder  nach  Dresden,  zu  deren  Ankauf  der  berühmte  Maler  ge- 
raten hatte:  u.  a.  Maratta's  „Heilige  Nacht-'  (N.  436)  und  einige 
Bilder  Guercino's  (N.  361,  364  u.  368).  Nach  diesen  Erfolgen 
blieb  Le  Leu  noch  längere  Zeit  der  sächsische  Hauptagent  für 
Bilderankäufe  in  Paris.  Nach  1749  z.  B.  erwarb  er  hier  noch 
David  Teniers'  des  jüngeren  „ grosse  Dorfkirmess"  (N.  1081), 
Rembrandt's  Selbstbildnis  mit  seiner  Frau  auf  dem  Schosse 
(N.  1559),  Dou's  „Violinspieler"  (N.  1707),  die  beiden  Haupt- 
bilder Berchem's  (N.  1486  und  1489)  und  eine  Reihe  der 
schönsten  Wouwerman's,  wieN.  1417,  1424,  1444,  1446, 1448, 
1463,  1464.  Ihnen  reihten  sich  noch  1754  die  Bilder  an, 
die  er,  wie  Hofrat  Gr.  Müller  nachgewiesen  hat*),  aus  der 
Sammlung  des  Mr.  de  la  Bouexiere  erstand.  Aber  es  würde  uns  viel 
zu  weit  führen,  auf  alle  Ankäufe,  die  unter  August  III.  stattfanden, 
im  voraus  einzugehen.  Der  Ueberblick,  den  wir  uns  verschafft 
haben,  muss  um  so  mehr  genügen,  als  im  Texte  unseres  Kataloges 
die  Herkunft  aller  Bilder,  die  sich  ermitteln  Hess,  angegeben  ist. 

Der  Siebenjährige  Krieg  machte  erklärlicher  Weise  den 
Bilderankäufen  des  Königs  ein  jähes  Ende.  Dass  er  aber 
sofort  nach  dem  Hubertusburger  Frieden  (1763)  seine  alte 
Liebhaberei  wieder  aufnahm,  beweist  der  schon  erwähnte  An- 
kauf der  Bilder  aus  dem  Kabinett  Lormier,  den  am  27.  Sep- 
tember 1763  noch  unter  den  Auspizien  Brühl's  und  Heinecken's 
der  Legationsrat  von  Kauterbach  im  Haag  abschloss.  Leider 
mussten  die  meisten  dieser  Bilder,  da  der  König  im  nächsten 
Monat  starb,  sein  Nachfolger  Kurfürst  Friedrich  Christian  aber 
aus  an  sich  berechtigter  Sparsamkeit  die  Bilder  nicht  über- 
nehmen wollte,  gleich  darauf  wieder  veräussert  werden.  Als 
nach  der  kurzen  Regierung  Friedrich  Christian 's  der  neue 
Regent  sich  bereit  erklärte,  den  Ankauf  anzuerkennen,  war 
es  zu  spät.  Nur  wenige  der  Bilder,  wie  z.  B.  Rembrandt's 
„Grablegung"  (N.  1566)  gelangten  nach  Dresden.  Die  Ge- 
schichte der  grossen  sächsischen  Bildereinkäufe  des  vorigen 
Jahrhunderts   aber  hatte  damit   so  ziemlich  ihr  Ende  erreicht. 

Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  die  Verwaltung  der 
Dresdner  Galerie  während  der  Regier ungszeit  August's  III., 
so  muss    zuerst   erwähnt   werden,    dass    der  Direktor   Le.  Plat 

*)  Dresdner  Journal  vom  30.  Mai  und  1.  Juni  1880. 


14  Geschichtliche  Einleitung 

am  3.  Mai  1742  starb,  und  nun  der,  wie  gesagt,  bereits  17H!» 
als  Hofmaler  nach  Dresden  berufene  böhmische  Meister 
Johann  Gottfried  Riedel  (geb.  1691  in  der  Nähe  von  Eger) 
neben  dein  ;ilten  Steinhäuser  als  Inspektor  der  Königl.  Ge- 
mäldegalerie angestellt  wurde.  Die  massenhaften  Ankäufe, 
besonders  diejenigen  der  Jahre  1741  und  1742,  durch  die 
der  sächsische  Gemäldeschatz  um  nicht  weniger  ;ils  715 
Nummern  bereichert  wurde,  Hessen  einen  Erweiterurigsumbau 
der  Galerieräume  im  „Stallgebäude"  unabweislich  erscheinen. 
Der  Umbau,  während  dessen  die  Gemälde  im  „Japanischen 
Palais"  untergebracht  wurden,  fand  in  den  Jahren  1744  bis 
1746  statt.  Der  obere  Teil  des  Stallgebäudes  wurde  nun  zu 
dem  eigentlichen  Galeriegebäüde  (dem  jetzigen  Museum 
Johanneum)  ausgebaut,  in  dem  die  Sammlung  bis  über  die 
Mitte  unseres  Jahrhunderts  hinaus  blieb.  Zur  Eröffnung  (lei- 
nenen Räume  trafen  denn  auch  gerade  die  hundert  Meister- 
werke der  Modenesischen  Galerie  ein.  Der  alte  Steinhäuser 
gönnte  sich  noch  die  Freude,  den  Schatz  mit  in  Empfang  zu 
nehmen;  dann  trat  er  in  den  Ruhestand.  An  seiner  Stelle 
wurde  am  10.  September  1746  der  venezianische  Künstler 
und  Kenner  Pietro  Guarienti  (gel),  zu  Verona  um  1600)  neben 
Joh.  Gottfried  Riedel  als  Inspektor  in  Pflicht  genommen;  und 
an  demselben  Tage  wurde  auch  der  Maler  Benedict  Kern,  wie 
es  scheint  unter  der  Oberaufsicht  des  berühmten  Hofmalers 
C.  W.  E.  Dietrich  (Dietericy)  als  Gemälderestaurator  an  der 
Galerie  angestellt.  Pietro  Guarienti  starb  .jedoch  schon  am 
27.  Mai  1753*),  in  demselben  Jahre  also,  in  dem  seine  Neu- 
bearbeitung von  Orlandi's  Abecedario  erschien;  und  an  seiner 
Stelle  wurden  nun  infolge  der  immer  grösser  werdenden  Ge- 
schäftslast neben  Joh.  Gottfr.  Riedel  noch  zwei  Unterinspek- 
toren angestellt:  Johann  Gottfried's  Sohn  Job.  Anton  Riedel 
(geb.  zu  Prag  17;i3)  und  der  bereits  seit  kurzem  im  Kupfer- 
stich-Kabinett angestellte  Matthias  Oesterreich,  der  ein  Enkel 
des  berühmten,    in  Lübeck  geborenen  Malers  Gottfried   Kneller 


*)  Nach  den  Akten  des  Archivs  der  Generaldirektion  Cap.  VII. 
N.  11*  Fol.  45.  Die  Angabe  der  Künstler-Lexika,  dass  Guarienti 
erst  1765  gestorben  sei,  ist  also  irrig. 


Geschichtliche  Einleitung  15 

und  ein  Vetter  Heinecken's  war.*)  Der  alte  Riedel  starb  aber 
schon  am  12.  Dezember  1755,  und  Oesterreich  wurde  1757 
nach  Berlin  berufen  und  zum  Direktor  der  Galerie  von  Sanssouci 
ernannt,  \on  diesem  Jahre  an  bis  ins  neunzehnte  Jahrhundert 
hinein  blieb  Jon.  Anton  Riedel,  der  es,  da  er  die  Erbschaft 
seines  Vaters  angetreten,  ungewöhnlich  jung  zu  etwas  gebracht 
hatte,  alleiniger  Galerie-Inspektor. 

Was  die  gedruckten  und  ungedruckten  Verzeichnisse  der 
Bilder  der  Galerie  betrifft,  so  hörten  die  In venture  Stein- 
hauser's  natürlich  mit  dessen  Rücktritt  auf.  Vom  Jahre  1747 
ist  nur  ein  Bild  mehr  in  dem  Oktavo-lnveutar  verzeichnet.  An 
seine  Stelle  trat  das  in  italienischer  Sprache  geschriebene 
„Inventar  Guarienti",  das  sich  im  Besitze  des  Sammlungs- 
Archivs  erhalten  hat.  Dieses  ist  etwas  ausführlicher  in  der 
Besehreibung  und  Würdigung  der  Gemälde,  als  die  früheren, 
und  gibt  allein  über  die  Herkunft  mancher  Bilder  (z.  B.  derer 
aus  der  Prager  Galerie)  Auskunft;  doch  ist  es,  da  es  keine 
fortlaufenden  Nummern  hat,  nicht  mühelos  zu  benutzen;  uud 
von  Vollständigkeit  ist  es,  da  Guarienti  bereits  1753  starb, 
weit  entfernt  gebliebeu.  Es  folgte  nun  das  Inventar  von  1754, 
dessen  Urheber  Matth.  Oesterreich  ist.  Dieses  umfasst  1446 
Bilder,  von  denen  jedoch  nur  1351  die  eigentliche  Galerie 
bildeten,  95  sich  im  Vorrat  befanden.  Leider  gibt  es  über  ihre 
Herkuuft  keinen  Aufschluss;  doch  ist  es  in  dieser  Beziehung 
wenigstens  selbst  ein  Zeugnis  für  die  Erwerbung  mancher 
Bilder  vor  dem  Jahre  1754;  und  seine  Bilderbestimmungen, 
die  sicher  nicht  ohne  Heiuecken's  Zustimmung  entstanden, 
sind  so  genau,  wie  der  Stand  der  kunstgeschichtlichen  Forschung 
des  achtzehnten  Jahrhunderts  es  znlicss. 

Neben  diesen  Inventarisierungen  aber  unternahm  kein 
geringerer  als  C.  H.  von  Heiuecken  selbst,  dem  die  Oberauf- 
sicht über  die  Galerie  und  das  Kupferstich-Kabinett  eingeräumt 
worden  war,  die  Herausgabe  des  ersten  eigentlichen  grossen 
Galeriewerkes  in  Kupferstichen,  die  von  den  berühmtesten 
Stechern  der  Zeit  herrühren;  die  meisten  wurden  von  aus- 
wärtigen Meistern    nach    den    Zeichnungen  gestochen,    die  der 

*)  Näheres  über  ihn  bei  O  Justi:  Winckelmannn  I.  (1866) 
S.  293. 


16  Geschichtliche  Einleitung 


6 


Hofmaler  Charles  Hutiu  (geb.  zu  Paris  1715,  nach  Dresden 
berufen  1748.  gest.  daselbst  1776)  zu  dem  Zwecke  vor 
den  Gemälden  angefertigt  hatte.  Der  erste  Band  dieses  um- 
fangreichen Werkes  (Recueil  d'Estampes  d'apres  les  plus 
celebres  tableaux  de  la  Galerie  Royale  de  Dresde)  erschien  schon 
1753:  der  zweite  folgte  1757;  der  dritte  erst  in  unseren  Tagen. 
Heinecken's  Text  zu  den  beiden  ersten  Bänden  ist  sehr  wert- 
voll; auch  er  gibt  über  die  Herkunft  mancher  Bilder  den 
alleinigen  und  sicher  einen  stets  zuverlässigen  Aufschluss. 

Während  der  bangen  Jahre  des  Siebenjährigen  Krieges 
war  man,  statt  an  die  Vermehrung  der  Galerie  zu  denken, 
natürlich  froh,  wenn  man  die  vorhandenen  Gemälde  erhielt 
und  rettete.  Im  Jahre  1759  wurden  sie  in  Kisten  verpackt 
und  auf  deu  Königstein  gebracht.  Joh.  Anton  Riedel's  Tage- 
buch, das  sich  im  Archiv  der  Generaldirektion  erhalten  hat, 
gibt  interessante  Einzelheiten  über  diese  Flüchtling  der  Bilder 
und  über  die  Schicksale  der  Galerie  während  des  Bombarde- 
ments von  Dresden  im  Jahre   1760.*) 

August  III.  starb  am  5.  Oktober  1763;  und  Graf 
Brühl,  der  sofort  nach  dem  Hinscheiden  seines  Herrn  fast 
alle  seine  Aemter  hatte  niederlegen  müssen,  folgte  ihm 
noch  innerhalb  desselben  Monats  ins  Grab.  König  August 
des  Dritten  Nachfolger,  Kurfürst  Friedrich  Christian,  starb 
bekanntlich  schon,  nachdem  er  zwei  Monate  segenverheissend, 
wenn  auch  nicht  eben  auf  neue  Bildererwerbungen  bedacht, 
regiert  hatte.  Die  darauf  folgende  lange  Regierung  Friedrich 
August  des  Gerechten,  für  den  nur  während  der  ersten  vier 
Jahre  sein  Oheim  Franz  Xaver  die  Regentschaft  führte,  leitet 
auch  die  Geschichte  der  Dresdner  Galerie  bereits  ins  neun- 
zehnte Jahrhundert  hinüber.  In  Bezug  auf  ihre  Oberleitung 
während  dieser  Zeit  ist  zu  bemerken ,  dass  Heinecken  gleich 
nach  dem  Tode  August  III.  und  dem  Sturze  seines  Freundes, 
des  Grafen  Brühl,  zum  Rücktritt  gezwungen  wurde.  Sein 
Nachfolger  wurde  der  Hamburger  C.  L.  Hagedorn,  (k\-  von 
1763  bis  1780  das  Amt  eines  „Generaldirektors  der  Künste 
und  Kunstakademien,  auch  zugehöriger  Galerien   und  Cabinets" 

*)  W.  von  Seidlitz:  Dresdener  Geschichtsblätter  1895  (IV) 
S.  184—187. 


Geschichtliche  Einleitung  17 

in  Dresden  bekleidete.    Nach  seinem  Tode  führte  der  Kabinetts- 
rainister    und    Oberkammerherr    Graf   Marcolini    (gest.   1814), 
so    lange    er    lebte,  die  Generaldirektion.     Tatsächlicher  Leiter 
der  Galerie  während  dieser  ganzen  Zeit  aber  blieb  immer  noch 
der  Inspektor   Joh.  Ant.  Riedel,    dem    gleich  1764,    nachdem 
Benedict  Kern  wegen  Unfähigkeit  entlassen  worden  war,  auch 
die  Restaurationsarbeiten  allein  übertragen  wurden.    Zur  Kata- 
logisierung der  Gemälde  aber  wurde  ihm,  ebenfalls  gleich  1764, 
der   Inspektor  des  Kupferstich -Kabinetts  Chr.  Fr.  Wenzel  bei- 
geordnet;   und    beide    gemeinsam    veröffentlichten    1765    den 
„Catalogue  des   tableaux   de   la  Galerie  Electorale  de  Dresde", 
der    in    seiner    Art    vortrefflich    war    und   lange    massgebend 
blieb.     Auf   der    Grundlage    dieses  Kataloges  (für  die  Bilder- 
beschreibuugen ),  des  Textes  des  Heinecken'schen  Galerie- Werkes 
(für    kunstkritische    und    die   Herkunft    der   Bilder  betreffende 
Anmerkungen)  und  der  kunsthistorischen  Schriften  von  v.  Hage- 
dorn, de  Piles  und  d'Argensville  (für  den  biographischen  Teil) 
stellte  dann,    zum  Teil  wörtlich,  aber   geschickt    kompilierend, 
der  Dresdner  Generalstabs -Sekretär  Joh.  Aug.  Lehninger   das 
1782    erschienene    „Abrege  de  la  vie   des    peintres    dont    les 
tableaux  composent  la  galerie  de  Dresde  etc."  zusammen,  ein 
Werk,    das    als    das    erste   „wissenschaftliche"  Verzeichnis  der 
Dresdner    Galerie   gefeiert    wurde,    bis    Julius  Hübner*)    seine 
mechanische  Entstehung  nachwies.    Trotzdem  war  es  für  seine 
Zeit  ein  sehr  brauchbares  Werk. 

Bereichert  wurde  der  Gemäldeschatz  des  sächsischen 
Fürstenhauses  während  des  letzten  Drittels  des  18.  Jahr- 
hunderts nur  gelegentlich  einmal.  Doch  wurden  im  Jahre  1778 
nicht  weniger  als  87  Gemälde  aus  dem  Nachlasse  des  Ober- 
rechnungs-Inspektors  Spahn  als  Ersatz  veruntreuter  öffentlicher 
Gelder  für  5342  Tal  er  4  Groschen  an  Zahlungsstatt  ange- 
nommen. Zu  ihnen  gehörten  z.  B.  viele  Gemälde  C.  W.  E. 
Dietrich^,  die  sich  noch  heute  in  der  Galerie  befinden. 

Die  dritte  Periode  der  Geschichte  der  Koni  gl.  Säch- 
sischen Gemäldegalerie  gehört  hauptsächlich  dem  neunzehnten 
Jahrhundert    an    und    reicht    ins    zwanzigste    herüber.     Dem 

*)  In  v.  Zahn's  Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft  VI,  1873. 
S.  131-135. 


18  Geschichtliche  Einleitung 

Inspektor  Joh.  Anton  Riedel  war  1803  aufgetragen  worden, 
ein  neues  Inventar  der  Galerie  anzufertigen ;  1804  begann  er 
die  Arbeit ;  1  809  war  sie  vollendet ;  das  ausführliche  zwei- 
bändige Manuskript,  das  jedoch  wenig  Neues  bringt,  bildet 
die  Grundlage    des    gedruckten    kurzen    Kataloges    von    1812. 

Joh.  Ant.  Riedel  fühlte  nunmehr  aber,  da  er  älter  wurde, 
das  Bedürfnis,  sich  eine  Hilfe  zu  verschaffen.  Im  Jahre  1811 
wurde  neben  ihm  der  Maler  Carl  Friedrich  Demiani  als  Unter- 
inspektor angestellt ;  und  dieser  rückte,  als  Riedel  1816  starb, 
zum  ersten  Inspektor  auf.  Unter  Demiani  wurde,  wie  seine 
gedruckten  Verzeichnisse  von  1817,  1819.  1822  gegenüber 
demjenigen  von  lsl2  beweisen,  die  Galerie  immerhin  um 
manche  Gemälde  bereichert;  doch  scheinen  diese  zum  grössten 
Teile  aus  den  Schlössern  hereingebracht  oder  dem  ,, Vorrat" 
entnommen  zu  sein. 

Als  Demiani  am  8.  August  1823  starb,  wurde  Johann 
Friedrich  Matthäi,  der  schon  seit  1810  Professor  und  zeit- 
weilig Direktor  der  Königl.  Kunstakademie  gewesen  war,  auch 
zum  Direktor  der  Gemäldegalerie  ernannt.  Matthäi  bekleidete 
dieses  Amt.  bis  er  am  23.  Oktober  1845  auf  einer  Reise  in 
Wien  starb.  Unter  ihm  wurde  1826  der  damals  berühmteste 
Gemälderestaurator,  Pietro  Palmaroli,  aus  Rom  nach  Dresden 
berufen.  Der  Vertrag  mit  ihm  wurde  am  9.  März  1 826  in 
Rom  unterzeichnet.  Am  20.  Juni  kam  er  in  Dresden  an. 
Nachdem  er  54  Bilder  für  jene  Zeit  ausserordentlich  geschickt 
restauriert,  kehrte  er  im  Herbst  1827  in  sein  A'aterland  zu- 
rück, fand  jedoch  in  Dresden  einen  Nachfolger  in  Joh.  Aug. 
Renner  (geb.  zu  Dresden  1783),  an  den  wieder  Carl  Martin 
Schirmer  (geb.  1808  zu  Greifswalde,  gest.  1876  zu  Dresden), 
sich  anschloss.  Der  letztgenannte  wurde  1834  als  Restaurateur 
an  der  Galerie  angestellt.  Der  Direktor  Matthäi  aber  schrieb 
mehrere  Galerie-Kataloge*),  von  denen  derjenige  von  1835,  der 
einzige,  auf  dessen  Titelblatt  er  seinen  Namen  setzte,  so  viele  neue 
Bilder  verzeichnete,  dass  er  noch  heute  als  älteste  Urkunde  für 
manche  von  ihnen  angeführt  werden  muss.  Der  Staatsminister 
Beruh,  von  Lindenau,  der  1S30  die  Generaldirektion  der  Museen 


*)  Vergl.  Th.  Distel's  Notizen  in  der  Kunst-Chronik.  N.  F.  VII. 
1896.    Sp.  341—342. 


Geschichtliche  Einleitung  19 

übernahm*)  und  sich  die  grössten  Verdienste  um  die  Neuordnung 
ihrer  Verwaltung  erwarb,  hatte  nämlich  1834  eine  Durchsicht 
des  „Vorrates"  angeordnet;  und  bei  dieser  Gelegenheit  wurden 
viele  vorzügliche  bisher  noch  nie  beachtete  oder  in  Schlössern 
und  öffentlichen  Gebäuden  versteckt  gewesene  Gemälde  ans 
Licht  gezogen  und  der  Galerie  überwiesen.  Unter  dem  Staats- 
minister v.  Lindenau  wurde  1836  auch  die  Galerie-Kommission 
„behufs  der  genaueren  Untersuchung  des  Zustandes  der  Gemälde- 
galerie und  der  Erörterung  der  geeigneten  Mittel  zur  Abstellung 
der  sich  vorfindenden  Uebelstände"  eingesetzt.  Ihre  ersten 
Mitglieder  waren,  ausser  dem  Galeriedirektor  Matthäi,  als  Maler 
die  Professoren  Hartmann  und  Vogel  von  Vogelstein,  als  Kenner 
der  bekannte  Kunstforscher  J.  G.  von  Quandt  und  der  nach- 
malige Oberhofmarschall  Hermann  Freiherr  von  Friesen.  In 
späteren  Jahren,  als  Staatsmittel  für  Gemäldeankäufe  flüssig  ge- 
macht wurden,  fiel  dieser  Galerie-Kommission,  deren  Mitglieder- 
zahl allmählich  erhöht  wurde,  neben  der  Mitbeaufsichtigung  der 
Restaurationsarbeiten  die  Teilnahme  an  den  Bildererwerbungen  zu. 
Nach  Matthäi's  Tode  wurde  Julius  Schnorr  von  Carolsfeld 
(geb.  zu  Leipzig  1794)  zugleich  als  Professor  der  Königl. 
Kunstakademie  und  als  Direktor  der  Königl.  Gemäldegalerie 
nach  Dresden  berufen.  Im  Jahre  1846  übernahm  er  beide 
Aemter ;  und  jetzt  erst  begann  die  dritte  Periode  der  Dresdner 
Galerie  sich  zu  kräftigem  neuen  Leben  zu  entfalten.  Ein  Neu- 
bau hatte  sich  längst  als  unabweisbar  notwendig  herausgestellt. 
Er  wurde  nach  längeren  Beratungen  dem  damaligen  Direktor 
der  Dresdner  Bauschule,  Professor  Gottfried  Sernper,  übertragen 
und  im  Jahre  1847  begonnen;  am  25.  September  1855 
wurde  das  neue  Gebäude,  in  dem  die  Galerie  sich  noch  gegen- 
wärtig befindet,  dem  Publikum  übergeben.  Ueber  die  Ueber- 
siedelungsarbeiten  finden  sich  Aufzeichnungen  in  Julius  Schnorr\s 
Tagebüchern,  die  vor  kurzem  in  den  Dresdner  Geschichtsblättern 
veröffentlicht  wurden.  Die  notwendige  Neukatalogisierung  war 
dem  damaligen  Kommission smitgliede  und  Akademie- Professor 
Julius  Hübner  übertragen    worden.     Der  Hübner'sche  Katalog 

*)  Vergl.  H.  Freiherr  von  Friesen:  „Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  Dresdner  Gemäldegalerie"  im  „Neuen  Archiv  für 
Sachs  Geschichte"  etc.   I.    (Dresden  1880)  S.  316—333. 

2* 


20  Geschichtliche  Einleitung 

erschien  1856  in  erster,  1880  in  fünfter  Auflage  und  wurde, 
nachdem  er  noch  1884  neu  gedruckt  worden,  erst  1887  durch 
die  erste  Auflage  des  gegenwärtig  vorliegenden  Verzeichnisses 
abgelöst.  Julius  Schnorr  von  Carolsfeld  zog  sich  1871  von 
der  Leitung  der  Galerie  zurück  und  starb  im  folgenden  Jahre. 
Sein  Nachfolger  als  Galeriedirektor  wurde  Jul.  Hübner,  dessen 
Leitung  die  Sammlung  zehn  Jahre  laug  unterstellt  blieb.  Hübner 
nahm  1882  seinen  Abschied  und  starb  in  demselben  Jahre. 
An  seine  Stelle  trat  der  Verfasser  des  gegenwärtigen  Katalogs. 
Der  Zeitabschnitt  seit  Schnorr  s  Uebernahme  der  Direktion 
führte  der  Königl.  Gemäldegalerie  nun  aber  auch  nach  und  nach 
aus  verschiedenen  Quellen  eine  sehr  bedeutende  Anzahl  neuer 
Gemälde  zu.  Bleiben  wir  zunächst  bei  den  ..alten''  Bildern, 
so  mag  vorweg  hervorgehoben  werden,  dass  mit  dein  sogen. 
„Vorrat"  in  den  Jahren  1850,  1860  und  1861  gründlich 
geräumt  wurde.  Die  Bilder,  die  man  dessen  für  würdig  hielt, 
wurden  damals  der  Galerie  einverleibt,  die  übrigen  verkauft*). 
Die  Neuerwerbungen  alter  Gemälde  wurden  im  Jahre  1852 
mit  dem  Ankauf  des  früher  Hans  Burgkniair,  jetzt  Jörg  Breu 
zugeschriebenen  Altarwerkes  (N.  1888)  wieder  aufgenommen; 
—  1853  aber  wurden  aus  dem  Nachlasse  König  Louis 
Philippe1  s  von  Frankreich  in  London  15  Bilder  der  spanischen 
Schule  erworben,  durch  welche  die  Dresdner  Galerie  um  solche 
Meisterwerke  wie  Zurbaran's  hl.  Bonaventura  (N.  696)  und 
Murillo's  hl.  Rodriguez  (N.  704)  bereichert  wurde;  —  1860 
folgten  aus  dem  Nachlasse  des  Kunsthändlers  S.  Woudburne  in 
London  so  bedeutende  Bilder,  wie  die  Heilige  Familie  von  Piero  di 
Cosimo  ( N.  20),  die  damals  dem  Luca  Signorelli,  und  wie  die  Heilige 
Familie  Lorenz«)  di  Credi1s(N.  13),  die  nachmals  dem  Leonardo  da 
Vinci  zugeschrieben  wurde;  —  1865  wurde  in  Wien  die  herrliche 
kleine  Kreuzigung  Dürer's  (N.  1870)  gekauft.  In  den  siebziger 
Jahren  und  zu  Anfang  der  achtziger  flössen  die  Mittel  besonders 
reichlich.  Der  Landtag  hatte  1873  aus  der  französischen 
Kriegsentschädigung  bedeutende  Summen  für  die  Vermehrung 
der  Königl.  Sammlungen    und    für   die  Zwecke  der  damaligen 


*)  Näheres  hierüber  in  K.  Woermanns  Aufsatz  über  die 
Raumfrage  in  der  Dresdner  Galerie,  in  Koetschaus  „Museums- 
kunde" III  S.  140—157.    Berlin  1907. 


b 


Geschichtliche  Einleitung  21 

Kunst  bewilligt ;  und  aus  diesen  Mitteln  wurde  für  die  Gemälde- 
galerie ausser  neueren  Bildern  auch  noch  manches  wertvolle 
alte  Bild  erworben:  an  italienischen  Bildern  1873  der  heil. 
Sebastian  des  Antonello  da  Messina  (N.  52),  1874  die  Madonna 
von  Lorenzo  di  Credi  (N.  14)  und  die  Heilige  Familie  des 
Previtali  (N.  60),  1875  das  prächtige  Porträt  Paolo  Morando's 
(N.  201),  1876  Mazzolino's  leuchtende  Ausstellung  Christi 
(N.  123)  und  Mantegna's  köstliche  Maria  mit  Jesus  und  dem 
Johannesknaben  (N.  51);  an  niederländischen  Bildern  z.  B. 
1875  der  prächtige  Frühstückstisch  W.  C.  Heda's  (N.  1371) 
und  das  schöne  Stilleben  des  P.  Claesz  (N.  1370),  1876  die 
Hagar  des  Jan  Steen  (N.  1227),  1880  die  beiden  Reiter  des 
Th.  de  Keyser  (N.  1543),  1883  die  bezeichnete  Landschaft 
des  Jan  van  der  Meer  von  Haarlem  (N.  1507).  Aus  den 
regelmässig  vom  Landtag  bewilligten  Mitteln  aber  wurden  nach 
dieser  Zeit  an  Bildern  der  alten  Schulen  z.  B.  noch  erworben: 

1891  das  männliche  Bildnis  des  Sir  Josuah  Reynolds  (N.  798B). 

1892  „die  Himmelsleiter-'  von  Gerbr.  van  den  Eeckhout 
(N.  1618A)  und  die  „musikalische  Unterhaltung"  von  Jakob 
Duck  (N.  1388),  1894  das  Seestück  von  Bonav.  Peeters 
(N.  1151A)  und  der  berühmte  „Tod  der  heil.  Clara"  von 
Murillo  (N.  703B),  1896  der  heil.  Sebastian  von  Cosme  Turä 
(N.  42A),  1897  Sir  Henry  Raeburn's  prächtiges  Bildnis  des 
Bischofs  O'Beirne  (N.  798D),  1899  die  bekannte  schöne  Wasser- 
mühle von  M.  Hobbema  (N.  1664  A),  1903  die  ergreifende  „Be- 
weinung Christi"  des  alt-mittelrheinischen  „Meisters  des  Haus- 
buchs" (N.  1868A),  1905  die  mächtige  holländische  Landschaft 
von  Philips  Koninck  (N.  1612  A),  1908  das  feine  Gesellschafts- 
stück von  Hendrik  Gerritsz  Pot  (N.   1369A). 

Vor  allen  Dingen  aber  entstand  in  dieser  letzten  grossen 
Anschaffungs  -  Periode  die  moderne  Abteilung  der  Dresdner 
Galerie.  Den  ersten  Schritt  zur  Förderung  des  Ankaufs  moderner 
Bilder  tat  der  ehemalige  Staats  minister  von  Lindenau.  Bei 
seinem  Rücktritt  im  Jahre  1843  bestimmte  er  aus  seiner 
Pension  700  Taler  jährlich  zur  Erwerbung  von  Gemälden 
lebender  Künstler  für  die  Galerie.  Natürlich  erlosch  diese  Zu^ 
wendung  mit  dem  1854  erfolgenden  Tode  Lindenau's;  doch 
verdankt  die  Dresdner  Galerie  der  „Lindenau-Stiftung"  immer- 


22  Geschichtliche  Einleitung 

hin  Werke  wie  A.  L.  Richters  „Brautzug",  C.  Gr.  Peschel's 
„Heimzug  Jakobs"  und  Jul.  Hübner's  „Goldenes  Zeitalter". 

Sodann  beschloss  der  Akademische  Rat  am  31.  März  1848 
die  Hälfte  des  Reinertrages  jeder  akademischen  Kunstausstellung 
zum  Ankauf  ausgestellter  Bilder  zu  verwenden;  und  dieser  Quelle 
entstammen  z.  B.  J.  C.  C.  Dahl's  grosse  norwegische  Landschaft, 
Peschel's  „Kommet  her  zu  mir",  Grosse's  „Leda",  Lier's 
„Mondscheinbild",  Leonhardi's  „Waldlandschaft".  Oehme's 
„Steinbruch"  und  Ghoulants  „Peterskirche". 

Auch  aus  dem  mit  Landesmitteln  ausgestatteten  „Oeffent- 
lichen  Kunstfonds"  wurden  in  den  sechziger  Jahren  einzelne  neuere' 
Bilder  angeschafft;  z.  B.  1867  Hübner's  „Disputation  Luther's 
mit  Dr.  Eck",   1869  Hofmann's   „Ehebrecherin  vor  Christus". 

Erst  seit  jener  einmaligen  Bewilligung  bedeutender 
Mittel  für  Kunstzwecke  (1873)  aber  konnten  hervorragende 
moderne  Bilder  in  grösserer  Anzahl  angekauft  werden.  Es 
würde  zu  weit  führen,  diese  Gemälde  hier  aufzuzählen.  Doch  sei 
bemerkt,  dass  ans  diesem  Fonds  z.  B.  1876  Osw.  Achenbach's 
„Rocca  di  Papa",  1877  Defregger's  Abschied  von  der  Sennerin", 

1878  L.  Pohle's  Bildnis  Peschers  und  Vautier's  „Tanzpause", 

1879  Fr.  Aug.  Kaulbach's  „Maitag",  1880  L.  Knaus'  „Hinter 
den  Kulissen",  1882  Hofmann's  „Jesus  im  Tempel"  und 
Andreas  Achenbach's  „Gracht  im  Mondschein",  fernerhin  1884 
als  letztes  Bild  aus  diesem  Fonds  E.  v.  Gebhardt's  „Waschung 
des  Leichnams  Christi"  erworben  wurden.  Seit  dieser  Zeit  ist 
die  Galerie  -  Verwaltung  für  die  Erwerbung  von  Gemälden  auf 
die  Mittel  angewiesen,  welche  ihr  in  jeder  Finanzperiode  neu 
bewilligt  werden.  Um  das  mit  ihnen  Erreichte  richtig  ein- 
zuschätzen, muss  man  sich  allerdings  vergegenwärtigen,  dass 
sie  sich  auch  nicht  entfernt  mit  den  Mitteln  vergleichen  konnten, 
die  z.  B.  der  Berliner  National-Galerie  zur  Verfügung  standen. 
Immerhin  aber  war  die  Galerie  im  Stande,  aus  solchen  Mitteln, 
ausser  den  bereits  erwähnten  älteren  Bildern,  z.  B.  1888  das 
„Vaterunser"  von  Gabriel  Max,  1889  den  „Christus  am  Kreuz" 
von  M.  Munkacsy,  1890  den  „Sommer"  von  Hans  Makart,  und  den 
„Frühlingsreigen"  von  Arnold  Böcklin,  1892  die  „Heilige  Nacht" 
von  Fritz  von  Uhde,  Ad.  v.  Menzel's  „Predigt  in  der  Klosterkirche" 
und  R.  Haug's  „Im  Morgenrot",    1893  die  „Pietä"    von  Max 


Geschichtliche  Einleitung  23 

Klinger,  1894  den  „Judas  Ischarioth"  von  Hermann  Prell, 
1896  Gari  Melchers'  „Schiffsziinmermann"  und  Const.  Meunier's 
„Puddler",  1900  Puvis  de  Chavannes',  des  grossen  Franzosen, 
bekannte  „Fischerfamilie"  und  Leibl's  „Strickende Mädchen",  1 902 
den  „Krieg"  von  Arn.  Böcklin,  1904  Gust.Courbet's  berühmte  „Stein- 
klopfer" und  Th.  Couture's  „Vogelsteller",  1907  F.  v.Uhde's  frühe 
„Trommler"  und  späte  „Sommerfrische' •,  sowie  F.  v.Rayski's  Bildnis 
seiner  Schwester,  1908  von  Rayski's  männliches  Bildnis  zu  erwerben. 

Parallel  mit  diesen  Erwerbungen  aus  öffentlichen  Mitteln 
aber  gingen  seit  1880  die  Anschaffungen  aus  den  Zinsen  der 
Pröll-Heuer-Stiftung.  Der  Maler  Max  Heinrich  Ed.  Pröll,  der 
sich  nach  seinem  Pflegevater,  dem  Farbenfabrikanten  Anton 
Heuer,  Pröll-Heuer  nannte,  hinterliess  dem  Akademischen  Rat 
bei  seinem  1879  erfolgten  Tode  ein  bedeutendes  Vermögen  als 
Stiftung,  aus  deren  Ertrag  nach  Auswahl  des  Akademischen 
Rates  Gemälde  lebender  deutscher  Künstler,  vorzugsweise  auf 
den  Dresdner  Kunstausstellungen,  für  die  Galerie  erworben 
werden.  Durch  diese  Stiftung  erwarb  die  Galerie  bereits  über 
100  zum  teil  vorzügliche  Bilder  neuerer  Meister.  Künstler  wie 
H.  Baisch,  Carl  Bantzer,  Greg,  von  Bochmann.  Eug.  Bracht, 
L.  Dettmann,  E.  Dücker.  Carlos  Grethe,  H.  F.  Gude,  Th.  Hagen, 
Karl  Haider,  Ludwig  Herterich,  Graf  Kalckreuth  d.  j.,  Chr.  Kröner, 
Gotth.  Knehl,  F.v.Lenbach,  Max  Liebermann,  Carl  Ludwig,  G.  Lührig, 
Karl  Mediz,  P.  Meyerheim,  Otto  Modersohn,  Rieh.  Müller, 
Hans  Olde,  0.  Reiniger,  G.  Schönleber,  Fr.  Skarbina,  Max 
Slevogt,  T.  Stadler,  W.  Steinhausen,  R.  Sterl,  Fr.  Stuck,  Hans 
Thoma,  H.  Vogeler,  E.  Zimmermann,  Heinr.  Züg'el,  0.  Zwintscher, 
um  nur  diese  zu  nennen,  verdanken  ihr  ihre  Vertretung  in  unserer 
Sammlung.  Auch  Ed.  v.  Gebhardt's  „Jakob",  Menzel's  „Motiv  aus 
Kissingen"  und  „Markt  von  Verona",  sowie  Max  Klinger's  köst- 
liche „Quelle"  gehören  zu  den  Erwerbungen  dieser  Stiftung. 

Die  zahlreichen  Einzelschenkungen,  deren  die  Galerie  sich 
zu  erfreuen  gehabt,  brauchen,  da  sie  im  Texte  namhaft  gemacht 
worden  sind,  hier  nicht  im  voraus  aufgezählt  zu  werden. 
Dankbar  gedacht  sei  an  dieser  Stelle  jedoch  zunächst  der 
Professor  Bertrand'schen  Schenkung,  durch  welche  die  Galerie 
1882  um  fünf  ausgezeichnete  Bilder  Anton  Graffs  (N.  2173 
bis  2177)    bereichert   wurde,    des   Moritz  Winkler'schen   Ver- 


24  Geschichtliche  Einleitung 

mächtnisses,  durch  das  1884  nenn  Bilder,  unter  ihnen  unser 
frühestes  Bild  Andreas  Achenbach's  und  ein  Hauptbild  Oswald 
Achenbach's  in  die  Galerie  gelangten,  ferner  des  Ed.  Nossky- 
schen  Vermächtnisses,  durch  das  1893  siebzehn  ältere  und  zwei 
neuere  Bilder  erworben  wurden  und  der  W.  Lesky'schen 
Schenkung,  durch  die  die  Galerie  1897  in  den  Besitz  von 
Böcklin's  „Pan  und  Syririx"  und  von  Dreber's  „Dianabad". 
1904,  nach  dem  Tode  Lesky's,  in  den  Besitz  von  Oehmichen's 
„Wartezimmer  im  Gericht"  kam;  1901  schenkte  ein  anderer 
Dresdner  Kunstfreund,  Herr  Louis  Uhle,  so  feine  Bilder,  wie  die 
beiden  ursprünglichen  Flügel  von  Uhde's  „Heilige  Nacht"  und  das 
frühe  Selbstbildnis  W.Trübner's;  1902  folgte  Herr  Geh.  Komm.-Rat 
Lingner  mit  Böcklin's  Prachtbild  „Der  Sommertag";  1903  machte 
Herr  Ed.  Cichorium  die  wertvolle  Schenkung  von  zwei  be- 
kannten Oelgemälden  Ludw.  Richter's  und  drei  Oelgemaldeh  Jos. 
Ant.  Koch's,  des  Begründers  der  deutschen  Ideallandschaft  des 
19.  Jahrhunderts;  190G  fügte  derselbe  Kunstfreund  noch  drei 
Bilder  Ludwig  Richters  und  ein  feines  Bild  des  alten  Holländers 
W.  Kalf  hinzu;  1907  aber  schenkte  ein  ungenannter  Gönner 
der  Galerie  F.  A.  Waldmüller's,  des  berühmten  Wieners,  „Nach 
der  Pfändung".  Endlich  darf  nicht  vergessen  werden,  dass 
1905  die  beiden  berühmten  Bildnisse  Lukas  Oranach's  d.  ä. 
von  1514,  die  Heinrich  den  Frommen  und  seine  Gemahlin 
darstellen  (N.  1906G  und  190GH)  mit  Genehmigung  der 
Generaldirektion  der  Königl.  Sammlungen  vom  Königl.  Histori- 
schen Museum  der  Gemäldegalerie  überwiesen   wurden. 

Die  Literatur  über  die  Dresdner  Galerie  ist  im  Laufe  des 
1 9.  Jahrhunderts  mächtig  angewachsen.  Soweit  sie  uns  für 
die  vorliegende  Arbeit  interessiert,  wird  sie  im  Texte  genannt 
werden.  Auch  die  immer  zahlreicher  werdenden  Vervielfältig- 
ungen nach  Bildern  der  Galerie  können  hier  um  so  weniger 
aufgezählt  werden,  als  der  grossen  photographischen  Galerie- 
werke schon  oben  an  anderer  Stelle  (S.  XXVI )  gedacht  worden 
ist.  Doch  sei  an  Fr.  Hanfstaengl's  in  der  Geschichte  des 
Steindrucks  Epoche  machendes,  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts entstandenes  lithographisches  Galeriewerk  erinnert. 

Ferner  sei  bemerkt,  dass  das  alte  amtliche  in  Kupfer 
gestochene  Galeriewerk    durch    die  Herausgabe    eines  vollstän- 


Geschichtliche  Einleitung  25 

digen  dritten  Bandes  1872  einen  vorläufigen  Abschluss  fand. 
An  dieses  Werk  schloss  sich  seit  1881  unter  dem  Titel 
„Kupferstiche  nach  Werken  neuerer  Meister  in  der  Königl. 
Gemäldegalerie  zu  Dresden"  ein  modernes  Galeriewerk  an. 
Wilh.  Rossmann,  der  1885  verstorbene  vortragende  Rat  der 
General direktion.  gab  es  heraus  und  schrieb  den  Text  zu  ihm; 
nach  Rossmann's  Tode  wurde  es  1886  zum  Abschluss  gebracht. 

Auf  andere  Einzelheiten  aus  der  Verwaltungsgeschichte  der 
Dresdner  Galerie  während  der  letzten  Jahrzehnte  einzugeheu,  ist 
die  Zeit  noch  nicht  gekommen.  Was  in  ihnen  erreicht  worden  ist 
und  was  die  Gegenwart  erstrebt,  wird  die  Zukunft  würdigen  müssen. 

Doch  dürfte  es  nunmehr,  nachdem  über  ein  Vierteljahrhundert 
unter  der  gegenwärtigen  Leitung  verflossen,  an  der  Zeit  sein, 
wenigstens  anzudeuten,  in  welcher  Richtung  ihre  Ziele  gelegen  haben. 

Die  nächste  Aufgabe  der  Leitung  seit  1882  bestand  in  der 
Herstellung  eines  wissenschaftlichen  Verzeichnisses  der  Schätze 
der  Gemäldegalerie.  Diese  Aufgabe  wurde  im  Sinne  des  ver- 
gleichenden Bilderstudiums  der  Neuzeit  zu  lösen  versucht  und 
bei  jeder  neuen  Auflage  dieser  Kataloge  weiter  gefördert. 

Die  zweite  Aufgabe  bestand  in  der  Erneuerung  und  Hebung 
des  Restaurationsverfahrens.  Die  erneuerten  Grundlagen  der  Her- 
stellungskunst wurden  in  eigens  zu  diesem  Zwecke  abgehaltenen 
Kommissionssitzungen,  zu  denen  auswärtige  Theoretiker  und 
Praktiker  ersten  Ranges  hinzugezogen  worden,  festgestellt. 
Die  neuen  Restauratoren  wurden  hier  und  auswärts  weiter- 
gebildet, um  die  besten  heimischen  Ueberlieferungen  mit  den 
neuen  Erfahrungen  anderer  Orte  verbinden  zu  lernen. 

Die  dritte  Aufgabe  der  Verwaltung  bestand  in  zeitgemässer 
Vermehrung  der  Galerie.  Vor  allen  Dingen  galt  es  die  Ab- 
teilung moderner  Bilder  in  neuzeitlichem  Sinne  auszubauen.  So 
weit  dies  mit  verhältnismässig  geringen  Mitteln  geschehen  konnte, 
wurde  die  Erreichung  dieses  Zieles  in  Angriff  genommen.  Vgl. 
oben  S.  22 — 23.  Es  wurde  ein  Hauptgewicht  darauf  gelegt,  die 
Entwickelung  der  deutschen  Kunst  des  19.  Jahrhunderts  in 
ihren  verschiedenen  Strömungen  zu  veranschaulichen  und  dabei 
besonders  der  fortschreitenden  Gegenwart  gerecht  zu  werden. 
Doch  gelang  es  auch  einige  hervorragende  Werke  französischer 
Meister    des    19.  Jahrhunderts    zu    erwerben,    und    wenn    die 


26  Geschichtliche  Einleitung 

Mittel  der  letzten  25  Jahre  für  die  Erwerbung  alter  Bilder 
in  grösserem  Umfange  auch  nicht  ausreichten,  so  konnte  die 
Galerie  doch  immerhin  eine  kleine  Reihe  erstklassiger  älterer 
Bilder  (S.  21)  erwerben.  Alles  in  Allem  wurden  unter  der 
gegenwärtigen  Leitung  219  Gemälde  neuerer,  63  Gemälde 
älterer  Meister,   5  Pastelle  und  34  Miniaturen  erworben. 

Die  vierte  Aufgabe  der  Verwaltung  bestand  in  der  Er- 
neuerung der  Aufhängung  und  teilweisen  Ausscheidung  von 
Bildern  im  Sinne  der  neueren  Raumkunst.  In  dieser  Be- 
ziehung galten  vor  25  Jahren  noch  wesentlich  andere  An- 
forderungen als  heute.  In  der  Richtung  auf  Erleichterung 
der  Galerie  durch  leihweise  Abgabe  entbehrlicher  Bilder,  Ver- 
mehrung ihrer  Räume  und  Aufhängung  nach  den  dekorativen 
Grundsätzen,  die  im  Vorwort  angedeutet  worden,  konnte  an- 
nähernd durchgeführt  werden,  was  vor  25  Jahren  wünschens- 
wert und  erreichbar  schien.  305  Bilder  sind  nach  und  nach  an 
a ndere  Stellen  (vgl .  das  vorn  stehende  Verzeichnis  >  abgegeben  worden . 
und  hinzu  gekommen  sind  wenigstens  die  dem  18.  Jahrhundert 
gewidmeten  Räume  des  östlichen  Erdgeschosses.  Inzwischen  aber 
haben  die  Ansichten  sich  auf  diesem  Gebiete  wesentlich  ge- 
kliirt  und  verändert.  Den  Forderungen  der  Gegenwart  gegen- 
über erscheint  unsere  Galerie,  obgleich  sie  wesentlich  leichter 
gehängt  ist  als  vor  25  Jahren,  wenigstens  in  ihrer  grossen 
älteren  Abteilung  noch  entschieden  als  überfüllt.  Die  Versuche 
der  Direktion,  auch  in  dieser  Beziehung  mit  den  Anforderungen 
der  Neuzeit  Schritt  zu  halten,  sind  leider  bis  jetzt  durch 
Umstünde,  die  die  Direktion  nicht  beherrschte,  vereitelt  worden, 
und  sie  werden  auch  erst  verwirklicht  werden  können  (vgl.  des 
Verfassers  S.  20,  Anm.  genannten  Aufsatz),  wenn  die  Mittel  zu 
einem  Neubau  für  die  moderne  Abteilung  und  eine  Neudekoration 
mit  teilweisem  Umbau  des  alten  Museumsgebäudes  vorhanden  sein 
worden.  Erst  dann  werden  die  alten  Bilder  es  sich  nach  fernerer 
Ausscheidung  einer  Anzahl  von  ihnen  in  den  alten,  neu  auszu- 
stattenden Räumen  bequem  machen  können;  erst  dann  aber  auch 
werden  die  Bilder  der  neueren  Abteilung  so  augeordnet  und 
verteilt  werden  können,  wie  sie  es  verdienen.  Die  Erreichung 
dieses  Zieles  wird  zu  den  nächsten  Aufgaben  der  Zukunft 
gehören. 


ERSTER  HAUPTTEIL 


DIE  ALTEN  GEMÄLDE 


(BIS  ZUM  ENDE  DES  XVIII.  JAHRHUNDERTS) 


Erläuterungen 


1.  Die  eingeklammerten  Nummern  der  Abteilung  älterer  Bilder 
bis  N.  2189  sind  diejenigen  des  letzten  Hübner'schen 
Kataloges  von  1880;  die  eingeklammerten  Nummern  der 
Abteilung  neuerer  Bilder  von  N.  2190  an  sind  die  des 
Katalogs  von   1902. 

2.  Ein  vergleichendes  Nummernverzeichnis  in  Bezug  auf  die 
seit  1887  notwendig  gewordenen  Aenderungen  befindet 
sich   im  Anhang. 

3.  Die  Buchstaben  und  Zahlen  unter  den  eingeklammerten 
Nummern  verweisen  auf  die  Wände,  an  denen  die  Bilder 
aufgehängt  sind;  voranstehende  grosse  Buchstaben  deuten 
auf  die  grossen  Haupt-  und  Nebensäle  des  ersten  Stock- 
werkes und  der  Mittelräume  der  neuen,  südöstlichen  Ab- 
teilung des  Erdgeschosses,  voranstellende  Zahlen  auf  die 
kleineren  Zimmer  aller  drei  Stockwerke.  Die  einzelnen 
Wände  sind  im  ersteren  Falle  durch  Zahlen,  im  letzteren 
durch  kleine  Buchstaben  angedeutet.  Man  vergl.  den  vorn 
eingehefteten  Plan.  Wenn  die  Kataloge  fast  aller  anderen 
Galerien  davon  abseilen,  die  Standorte  der  Bilder  anzu- 
geben, so  liegt  das  wohl  an  der  Unmöglichkeit,  einzu- 
reihenden Neuerwerbungen  gegenüber  allen  Bildern  ihre 
Plätze  während  der  Dauer  einer  Katalogauflage  zu  erhalten. 
Wenn  der  Dresdner  Katalog  trotzdem  dabei  bleibt,  die 
Standorte  anzugeben,  so  geschieht  dies  in  der  Voraussetzung, 
dass  die  Besucher  mit  den  im  Laufe  einiger  Jahre  notwendig 
werdenden  geringen  Verschiebungen  Nachsicht  haben  werden. 

4.  Die  Maasse  sind    in    Metern    und    Zentimetern    angegeben. 

5.  Die  Erklärung  der  Abkürzungen  und  Zeichen  befindet  sich 
vor  der  geschichtlichen  Einleitung. 

(').  Die  Bezeichnungen  „links"  und  „rechts"  beziehen  sich, 
wenn  das  (legenteil  sich  nicht  aus  dem  Wortlaute  ergibt, 
stets  auf  den   Standpunkt  des  Beschauers. 


ERSTER  ABSCHNITT 


Die  byzantinische  Schule  *) 


Christus  in  der  Vorhölle.     Goldgrund.     Umgeben  von  den       I 
Erlösten  des  alten  Bundes,  steht  der  Heiland  in  mandelförmigem     (1) 
Nimbus  auf  den  gesprengten  Pforten  der  Hölle,    im    Begriffe,    R  5 
Adam  und  Eva  emporzuziehen.    Unten  im  schwarzen  Schlünde: 
Schloss,  Schlüsse],  Kette,  Beil,  Nägel,  Zange  usw. 

Pappelholz;  h.  0,21%;  br.  0,17.  —  Nach  einer  Inschrift  auf  der  Rückseite 
schon  1673  in  der  Kunstkammer.  Nach  II.  mit  N  2  und  3  1672  durch  den  Obersten 
Christoph  von  Degenfeldt  geschenkt.  Das  BeutoPsche  Zugangs- Inventar  (Ilh.  S.  247) 
und  das  Kunstkammer-Inventar  von  1741  bestätigen  diese  Herkunft  jedoch  nur  für 
N.  3  und  zwei  nicht  mehr  vorhandene  Bilder.  —  Oben  aut  der  Vorderseite  steht  in 
altslawischen  Buchstaben  (zuerst  in  Dresden  1673  vom  »moskowitischeu  Gesandten< 
übersetzt):  Woskresenie  (Christo(wo),  d.  h.  »Auferstehung  Christi«.  Die  Höllenfahrt 
ist  hier  also  schon  mit  zur  Auferstehung  gerechnet.  Vergl.  »Das  Handbuch  der 
Malerei  vom  Berge  Athos  ,  übersetzt  etc.  von  G.  Schäfer,  Trier  1855,  S  207.  — 
Auf  die  Höllenfahrt  deuten  auch  die  Namensinitialen  neben  den  einzelnen  Gestalten. 
Ausser  denjenigen  des  Heilandes  konnten  diejenigen  Adam's,  Eva's,  Noah's, 
Moses'  entziffert  werden.  Die  Inschriften  beweisen  den  slawischen  Ursprung 
des  Bildchens. 

Die  Verklärung  Christi.     Goldgrund.    Der  Heiland  auf  dem      2 
Gipfel  des  Berges  Tabor  in  doppeltem  (pfeilförmigem  in  mandel-    (2) 
förmigem)  Nimbus.     Links    neben    ihm    Elias,    rechts    Moses,    R  5 


*)  Die  altchristliche  und  mittelalterliche  byzantinische  Schule  hat  ihren  Stil 
im  Kultusgebiete  der  griechischen  Kirche,  auch  in -demjenigen  slawischer  Zunge,  er- 
starrt und  handwerksmässig  bis  in  unsere  Tage  fortgepflanzt.  Wenn  wir  dieser 
Schule  ihrer  früheren  Anfänge  wegen  ihren  bisherigen  Platz  an  der  Spitze  unseres 
Verzeichnisses  lassen,  so  soll  damit  doch  keineswegs  gerade  unseren  Bildern  ein  so 
hohes  Alter  beigemessen  werden. 


30  Byzantinische  Schule 

durch  ihre  Namensinitialen  über  ihren  Köpfen  gekennzeichnet. 
Die  drei  Jünger  am  Abhänge  sind,  nach  Ev.  Luc.  IX.  28, 
Petrus,  Johannes  und  Jakobus.  Oben  in  der  Mitte  steht  (un- 
orthographisch)  H  MtTa/u6^(pu)()i^  (Die  Verklärung). 

Tannenholz;  h.  0,38% !  br.  0,28.  —  Am  11.  Jan.  1674  (nicht  1672,  wie  bei 
II.)  durch  den  Obersten  Christoph  von  Degenfeldt  dem  Kurfürsten  Johann  Georg  II. 
geschenkt  und  in  die  Kuii9tkammer  aufgenommen.  Ulli.  S.  271.1  Noch  1741  in 
der  Kunstkarainer,   1860  aus  dem  »Vorrat*  zur  Galerie. 

3  Der  heilige  Gregor.     Goldgrund.    Der  graubärtige  Heilige 

(3)  sitzt  auf  reichem  goldenen  Throne.     Mit  der  Linken    hält    er 
R  5   sein  Buch  aufgeschlagen,    die  Rechte  hat  er  segnend  erhoben. 

Sein  Name  rPHTOPlOC  steht  oben  zu  beiden  Seiten 
seines  Kopfes. 

I'appelholz;  h.  0,13J£;  br.  0,11.  —  Am  1.  Nov.  1672  durch  den  Obersten 
von  Degenfeldt  mit  zwei  nicht  erhaltenen  Gegenstücken,  die  den  heil.  Jakobus  und 
den  heil.  Basilius  darstellten,  dem  Kurfürsten  Joh.  Georg  II.  geschenkt.  Der  Oberst 
hatte  sie  von  einem  griechischen  Patriarchen  erhalten.  1741  befanden  sich  no'h 
alle  drei  in  der  Knnstkammer.     Vgl.  auch  11h.  S.  274. 

4  Maria  mit  dem  Kinde.    Halbtigur  nach  rechts  auf  Goldgrund. 

(4)  Maria    bietet    dem    Kinde    die  linke  Brust.     Die    griechischen 
R  5    Initialen    oben    links    und    rechts    bedeuten     „Mutter   (Joffes", 

diejenigen  über  dem  Kopfe  des  Kindes  ,. Jesus1'. 

I'appelholz;  h.  0,22;  br.  e,l7J^.  —  1857  aus  Prof.  Steinla's  Sammlung. 


ZWEITER  ABSCHNITT 


Die  italienischen  Schulen 


I.  Die  Italiener  bis  zum  Ende  des  XV.  Jahrhunderts 

A.     Die  florentinische  Schule 
Schule  Giottos 

Giotto  di  Bondone,  geb.  um  1266  zu  Colle  bei  Florenz,  gest. 
den  8.  Jan.  1337  zu  Florenz.  Hauptmeister  des  ITebergangs 
vom  Mittelalter  zur  Neuzeit.  Tätig  in  Florenz,  Assisi,  Ferrara, 
Verona,  Ravenna,  Rom,  Padua  und  Neapel. 

Johannes  der  Täufer  im  Gefängnis.  Rechts  hinter  dem  Gitter-      5 
fenster  der  Täufer,    vor    ihm  drei  Wachen.     Links  die  beiden  (16) 
Jünger,  die  ihm  Botschaft  vom  Heiland  bringen.  Ev.  Matthäi  XI,    R  5 
2  —  6.  Hinter  ihnen  eine  weibliche  Gestalt  mit  einer  Speiseschüssel. 
Oben  im  Medaillon  die  Halbfigur  eines  bärtigen  Heiligen. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,5972  ;  br.  0,35.  —  1860  ans  Woodburne's  Nachlass  in 
London.  —  Damals  und  bei  H.  dem  Tommaso  di  Stefano,  gen.  Giottino  (1324 — 1357 1 
zugeschrieben ;  doch  berechtigt  das  »einzig  erhaltene  Werk«  dieses  Meisters,  der 
Freskencyklus  in  S.  Croce  zu  Florenz,  keineswegs  zu  dem  Schlüsse,  dass  auch  dieses 
Bill  von  ihm  herrühre.  Vielleicht  eine  Kopie  nach  einem  BUde  Giotto's.  So  auch 
Berenson.  Nach  P.  Schubring  (S.  56)  wahrscheinlich  von  Mariotto  di  Nardo,  dem 
Neffen  und  Schüler  Andrea  Orcagna's  (f  1368  in  Florenz),  demnach  nicht  Schule 
Giotto's,  sondern  Schule  Orcagna's.  —  Nach  W.  Suida  (mündlich  i  :  Frühwerk  des 
Giottoschülers  Taddeo  Gaddi  lum  1300—1366).  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  Beweinung  Christi.  Die  Halbfigur  des  entseelten  Heilandes  6 

steht  aufrecht  im  Sarkophage.     Die    drei  Marien  machen  sich  (7) 

um  ihn  zu  schaffen.     Seine  Mutter  hat  ihren  linken  Arm  um  R  5 
seine  Schulter  gelegt  und  küsst  seine  Lippen. 

Ital.  Pappelholz;  rund  mit  gotischem  Vierpass;  h.  0,1972  ;  br.  0,297a.  — 
1857  von  Prof.  Steinla  geschenkt. 

Schule  des  Fiesole 

Fra  Giovanni  da  Fiesole,  gen.  Fra  Angelico  oder  Beato  An- 
gelieo,  geb.  1387  im  Florentiniscben,  gest.  den  18.  März   1455 


32  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

zu  Rom.  Seit  1407  Dominikaner  zu  Fiesole.  Tätig  in  Fiesole 
und  Florenz,  doch  auch  in  Cortona,  Orvieto.  Rom.  Haupt- 
meister  des  florentinisehen  Uebergangsstils  vom  XIV.  ins 
XV.  Jahrhundert. 

7  Die  Verkündigung,    Goldgrund.     Links  kniet  der  Fugel   mit 

(19)  golden  und  bunt  schillernden  Flügeln  auf  Wolken,  erhebt  die 

1  h    rechte  Hand  und  hält  den  Lilienstenge]  in  der  Linken.    Rechts 

sitzt   Maria,    ein    Buch    auf   den    Knieen,    die  Arme  gekreuzt. 

Ital.  Pappelholz  ;  h.  0,27%;  It.  0,41.  —  1846  aus  Rumohr's  Nachlass.  — 
Auch  früher  »Schule  des  Fiesole  genannt.  —  Von  I.erm.  S  '214  (2,  Aufl.  337)  mit 
Bestimmtheit  als  'Jugendwerk  dos  Benozzo  Goz/.oli,  in  der  Tat  eines  Schülers  des 
Fiesole,  in  Anspruch  genommen,  ludessen  überzeugte  uns  ein  erneuter  Vergleich 
des  Bildes  mit  den  .lugendwerken  Gozzoli's  in  Italien  und  Wien  nicht  von  dieser 
Bestimmung.  Khenso  urteilt  Max  Wingenroth :  Die  Jugendwerke  des  Benozzo 
•  iozzoli,   Heidelberg  1S'.I7,  S.  65.   —   Phot.    Braun   VIII,   1;  Tamme;   Bruckm. 

Richtung  Pesellino  s 

Francesco  Pescllo,  genannt  Pesellino,  geb.  1422  in  Florenz, 
gest.  daselbst  den  29.  Juli  1457.  Bildete  die  Art  Fra  Füippo 
Lippi's  in  besonderer  Richtung  weiter. 

7A  Thronende  Maria  mit  dem  Kinde.   Sie  sitzt  in  reicher,  hunter. 

(10)   mit  schwerem  Groldstoffvorhange  drapierter  Marmornische.    Das 

1  a    nackte  Knäblein  auf  ihrem  Schoosse  hält  in  der  Rechten  einen 

Granatapfel  und  greift  mit  der  Linken  an  die  Brust  der  Mutter. 

Kai.  Pappelholz;  h.  0,(59;  br.  0,47J§.   -      In  den  Katalogen  von  1887—1902 

als  N.  35.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barker  in  London  als  -Gentile  da  Fabriano«. 
Diese  Zusehreibung  hat  sich  jedoch  nicht  bewährt.  Thode  dachte  an  die  Richtung 
Bnonflgli's.  Schuliring  erklärte  das  Bild  mit  Rocht  für  florentinisch  und  dachte  an- 
fangs an  Neri  di  Bicci  (Florenz  1419—1491),  schreibt  es  jetzt  aber  mit  Mary  I.ogan 
(Gaz.  des  B.-A.  1901  II,  p.  28  -.',0\  dem  Meister  der  Richtung  Pesellino's  zu,  den 
diese  Forscherin  als  »Compagno  di  Pesellino  bezeichnete.  Diese  Ansicht  erscheint 
auch  uns  richtig.  —   Phot.  Ges. ;   Phot.  Braun  IX,   1;  Tamme;   Häufst.;  Bruckm. 

Sandro  Bottjcelli 

Sandro  di  Mariano  Filipepi,  gen.  Botticelli,  geb.  zu  Florenz  1446, 

gest,  daselbst  den  17.  Mai  15lo.     Schüler  des  Goldschmieds 

Botticelli,  des  Malers  Fra  Filippo  Lippi;    weitergebildet  unter 

dem    Einfluss    Andrea    Verroechio's.     Tätig    hauptsächlich    in 

Florenz,  doch   1482  und   1483  in   Rom. 

8  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.   Kniestück.   Die  heil.  Juug- 

(35)   trau  sitzt,  nach  links  gewandt,  in  einer  Halle  an  ihrem   Bot' 

1  c 


No.    13.     Lorenzo   di   Credi. 


No.    14.     Lorenzo   di  Credi. 


No.  43.      Francesco   Cossa. 


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No.   48.     Francesco   Francia. 


Tafel  I. 


A.    Florentinische  Schule.     XV.  Jahrhundert       33 

pult.     Sie  hält  den  Knaben,  der  sie  zärtlich  umhalst,  auf  ihrem 
rechten  Arm.     Links  steht  anbetend  der  jugendliche  Johannes. 

Ital.  Pappelholz;  h.  O.SO^;  br.  0,73%.  —  1874  ans  England.  Früherer 
Besitzer  M.  Alex.  Fitzmorrice.  —  Gleiche  Bilder  im  Städel'sehen  Institut  zu  Frank- 
furt a.  M.  und  bei  Mr.  Leyland  in  LoDdon.  Alle,  drei  gehen  mit  Abweichungen 
auf  das  frühere  Bild  Botticalli's  im  Louvre  zurück.  —  Für  die  Eigenhändigkeit  des 
unseren  Lerm.  2.  Aufl.  S  336;  wahrscheinlich  nur  Werkstattbildc  nach  Lücke  S.  12; 
ebenso  Berenson;  Ulmann,  Botticelli,  S.  127.  —  Phot.  Braun  m,  1 ;  Tamme,  Bruckm. 

Aus  dem  Leben  des  heil.  Zenobius.     Vier  Szenen,  von  links     9 
nach  rechts:   1.  Ein  Knabe  ist  unter   die  Bäder  eines  Karren  (34) 
geraten.       Seine    Mutter    und    andere    eilen    entsetzt    herbei.    1  b 
2.  "Die  Mutter  übergibt  das  wie  tot  in  ihren  Armen  hängende 
Kind    dem    Bischof    Zenobius    von    Florenz.     3.    Der  Bischof 
führt  das  geheilte  Kind  der  Mutter  wieder  zu,  die  es  zärtlich 
umhalst.     4.  Der  sterbende  Heilige    segnet    seiue   Umgebung. 
Reicher,  architektonischer  Hintergrund.     Links   Blick  über  die 
Stadtmauer  ins  Flusstal. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,66;  br.  1,82.  —  1868  aus  v.  Quandt's  Sammlung.  — 
Vergl.  Lerm.  S.  234  12.  Aufl.  S.  336).  Gehört  mit  zwei  beim  Marchese  Rondinelli 
in  Florenz  befindlichen  Tafeln  zu  einer  Folge.  Ulmann,  Botticelli,  S.  151.  —  Phot. 
Braun  VILT,  3  ;  Tamme ;  Bruckm. 

Schule  Sandro  Botticelli  s 

Maria  mit  dem   Kinde  und   Engeln.     Kniestück  auf  blauem     |0 
Grunde.     Das  Kind    steht    auf  Maria's  Schoosse,   wendet  sich   (36) 
nach  links  und  greift  nach  dem  Kosenzweige  des  hier    hinter    1  a 
ihm  stehenden  Engels.     Ausserdem  links   und    rechts  noch  je 
zwei  Engel  mit  langen  Rosenzweigen. 

Apfelholz:  breitoval;  h.  0,80%;  br.  0,92.  —  1832  im  Kunsthandel  gegen 
zwei  kleine  Poelenburgh's  eingetauscht.  —  Schon  bei  II.  mit  Recht  nur  als  Schulbild 
bezeichnet.  —  Phot.  Bruckm. 

Johannes  der  Evangelist.     Brustbild  nach  rechts  vor  land-     |  | 
schaftlichem  Hintergrunde.     Die  Dornenkrone  und  Nägel  hält  (32) 
der  Evangelist  in  der  Linken.  1  c 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,47;  br.  0,30%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1848.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  Beide  bei  IL  noch  als  echte  Werke  Botticelli"s  auf- 
geführt, aber  zu  schwach  für  diesen  und  anders  in  der  Technik.  —  Phot.  Ges. 

Johannes    der    Täufer.     Brustbild    nach    links    vor   land-    12 
schaftlichem  Hintergrunde.     Der  Kreuzesstab  liegt  rechts  neben  (33) 
dem  Täufer.     Die  Hände  hält  er  gefaltet  erhoben.  1  c 


34  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

IM.  Pappelholz;  h.  0,46%;  br.  0.31.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1848.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Ges. 

Lorenzo  di  Credi 

(leb.  zu  Florenz  1456  oder  1457,  gest.  daselbst  den  12.  Jan. 
1537.  Vgl.  Ch.  Loeser  in  L'Arte  IV,  1901.  p.  135—137. 
Neben  Leonardo  da  Vinci  Hauptschüler  des  Andrea  del  Verrocchio. 
Tätig  hauptsächlich  in  Florenz. 

13  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.    Kniestück.    Die  heilige 

(39)  Familie  sitzt  in  einfachem  Gemache.  Links  ein  Bett  mit  grauen 
1  c  Vorhängen  und  roter  Decke;  rechts  Blick  zum  Fenster  hinaus 
in  eine  reiche  Landschaft.  Auf  Marias  mit  rotem  Kissen  be- 
decktem linken  Knie  sitzt  das  nackte  Christkind  und  greift 
nach  einer  schwarzen  Beere,  die  jene  ihm  mit  der  Rechten 
reicht.     Links  unten,  anbetend,  der  kleine  Johannes. 

Ital.  rappelholz;  h.  0,38%;  br.  0,31.  —  1860  aus  Woodhurne's  Nachlass, 
London.  —  Bas  Bild  trug  damals  schon  die  Benennung  Lorenzo  di  Credi.  wurde  in 
Dresden  jedoch  unliegründeterweise  auf  Leonardo  da  Vinci's  Namen  getauft,  für 
den  es  nicht  zart  genug  im  Helldunkel  und  bei  aller  seiner  Feinheit  nicht  fein  genug 
in  der  Zeichnung  ist.  Ebenso  unbegründet  erscheint  uns  Morelli's  Ansicht  iLerm. 
S.  240—243),  dass  das  Bild  nur  von  einem  niederländischem  Nachahmer  Lor.  di 
Credi's  herrühre  oder  (2.  Aufl.  341 — 349)  nach  einer  Zeichnung  Andrea  del  Verrocchio's 
von  niederländische-  Hand  ausgeführt  sei.  Man  vergleiche  dazu  die  schöne  Silber- 
stiftzeichnung des  Dresdner  Kupferstich-Kabinetts,  die  hier  früher  ebenfalls  dem 
Leonardo,  von  Morelli  anfangs  iwohl  mit  Rechti  dem  Credi,  «uletzt  aber  dem  Ver- 
rocchio zugeschrieben  wurde.  Kin  erneuter  Vergleich  mit  dem  auch  von  Morelli 
iLerm.  it  p.  214»  anerkannten  .Tugendwerke  Lorenzo's.  der  thronenden  Madonna 
im  Dome  zu  Pistoja,  hat  uns  bestätigt,  dass  unser  Bild  ein  echtes  frühes  Werk 
Lorenzi  di  Credi's  ist.  Schon  Cr.  o.  Cav.  (III,  S.  151)  waren  übrigens  geneigt, 
das  Bild  als  Werk  Lor.  di  Credi's  gelten  zu  lassen  und  Bode  schrieb  bereits  1873 
bei  v.  Zahn  (VI,  S.  194i,  kein  Kenner  habe  je  die  Urheberschaft  Credi's  angezweifelt. 
Ebenso  Bode's  neueste  Aeusserung  dazu  im  Report  XXII,  1899  S.  392.  —  Phot. 
Braun  VIIT,  2;  Phot.  Ges.;  Tamme;   llanfst.  ;  Bruckni. 

|4  Heilige    Familie.      Vor    dunkler    Renaissancehalle,    durch 

(44)  deren  Bogen   man  in  eine  reiche  Landschaft  hinausblickt,  kniet 

1  c    die  Jungfrau  und  betet  ihr  Kind  an,  das  links  vorn,  an  eine 

Korngarbe  gelehnt,  einen  pickenden  Stieglitz  beobachtet.     Josef 

sitzt  rechts  in  der  Landschaft. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,87V2 ;  '"'•  0,65.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barker, 
London.  —  Vom  Ende  der  mittleren  Zeit  des  Meisters.  —  Von  anderen,  auch  von 
Berenson,  nur  für  ein  Schulbild  gehalten.  —  Phot.  Braun  IV,  2;  Phot.  Ges.; 
Tamme;  llanfst.;   Brackm. 


A.    Florentinische  Schule.     XV.  Jahrhundert      35 

Maria  zwischen  Heiligen.     Sie    thront    vor  dem   mittleren,     15 
mit  grün-rotem  Vorhange  verhängten  Bogen  einer  dreibogigen  (45) 
Renaissancehalle.     Das    nackte  Christkind  auf  ihrem  Schoosse    1  b 
wendet  sich  lebhaft  nach  links,  wo  der  heil.  Sebastian  in  der 
Kleidung  der  Zeit  des  Meisters  seinen  Pfeil  in  der  Linken  erhebt. 
Rechts  der  Evangelist  Johannes.     Vorn  unten  ein  Blumentopf. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,75;  br.  1,76%.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barker, 
London.  —  Etwas  hartes  und  kaltes  Bild  der  späteren  Zeit  des  Meisters.  —  Phot. 
Braun,  11,  3 ;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Schule  Domenico  Ghirlandajo's 

Dom.  di  Tommaso  Bigordi,  gen.  Ghirlandajo,  geb.  zu  Florenz 
1449,  gest.  daselbst  den  11.  Jan.  1494,  war  ein  Schüler 
Alesso  Baldovinetti's,  ein  Lehrer  Michelangelo's.  Tätig  haupt- 
sächlich in  Florenz,    doch    auch    in    Rom    und   S.  Gimignano. 

Die  Geburt  Christi.     Links    ruht  der  kleine  Heiland,  der  16 

den  linken  Zeigefinger  an  den  Mund  legt,  zwischen  den  Knieen  (38) 

Josefs.     Rechts  vor  dem  Stalle    kniet  Maria,  anbetend  ihrem  R  4 
Kinde  zugewandt.     Ueber  der  Berglandschaft  links  der  Stern. 

Von  ital.  Pappelholz  auf  Leinwand  übertragen;   annähernd    rund;    h.    0,77 
br.  0.76.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung.    —    Schon   hei  H.  nur  als  Schulbild  bi> 
zeichnet.     Cr.  u.  Cav.  (m,  S.  255)  und  Lerm.  (1.  Aufl.  S.  235)  denken  sogar  nur  at 
die  Schule  Sei).  Mainardi's,  des  Schwagers  und  Nachahmers  Ghirlandajo's.     Das  Ori- 
ginal Mainardi's  scheint  das  bessere  Exemplar  mit  etwas  verändeter  Landschaft  bei 
Mr.  Theodore  C.  Ilope  in  London  zu  sein.  —  Phot.  Braun  X,  5 ;  Bruckm. 

Der  Erzengel  Michael.     Kniestück    nach    rechts    auf  hell-     17 
blauem  Grunde.     Der  Engel  trägt  über  seinem  Harnisch  einen  (17) 
roten  Mantel,  das  Schwert  in  der  R.,  die  Weltkugel  in  der  L.    1  a 

Ital.  Pappelholz;  rund;  h.  u.  br.  0,22.  —  1860  aus  Woodburne's  Nachlas«, 
London.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Früher  unbegreiflicherweise  Starnina 
(zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts)  benannt,  obgleich  es  unverkennbar  100 — 125 
Jahr  jünger  ist  und  am  meisten  an  die  Schule  Ghirlandajo's  erinnert  Vergl.  Cr. 
u.  Cav.  TI,  S.  76;  Lerm.  S  244.  Dementsprechend  von  Berenson  l brieflieh)  zu 
den  Werken  seines  »Alunno  di  Domenico«  gestellt.  Vgl.  Berenson's  Aufsatz  im 
Burlington  Magazine  I  p.  6,  London  1903  und  in  Berenson's  Drawings  (1903)  I 
p.   100—108.  —  Phot.  Bruckm. 

Der  Erzengel  Raphael.     Kniestück  nach  links  auf  hellblauem  1 8 

Grunde.     Er  trägt  einen    gelben  Mantel    auf   weissem  Kleide,  (18) 

hält  den  Kasten    mit   der    Galle    des  Fisches    in  der  Rechten  1  a 
und  führt  den  kleinen  Tobias  an  der  Linken. 

Ital.  Pappelholz;  rund;  h.  0,22;  br.  0,21%.  —  1860  aus  Woodburne's 
Nachlass,  London.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vergl.  die  Bemerkungen  zu 
diesem.  —  Phot.  Bruckm. 


?A\  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

Schule  Filippino  Lippi's 
Filippino  Lippi,    geb.    zu    Prato    1 4 r> 7    oder  14r»s,   gest.  zn 
Florenz  den   18.  April   1504.     Schüler  Fra  Diamante's  unter 

dem  Einrluss  seines  Vaters,  des  Fra  Filippo  Lippi,  und  Sandro 
Botticelli's.     Tätig  zumeist  in   Florenz. 

19  Maria  mit  dem   Kinde.      Maria   als    Halbfigur,    nach  links 
(46)  gewandt.     Sie  hält  das  Kind   lest,  das  links   auf  einer  Mauer 

1  c    sitzt  und  in  einem    Buche  blättert. 

Ursprünglich  auf  Holz;  1864  durch  Schirmer  auf  Leinwand  übertragen;  h. 
e.4S;  br.  o.:;7.  —  1857  aus  Steinla's  Nacblass.  —  Früher  als  eigenhändiges  Werk 
Filippino's.  aber  nur  schwächeres  Schulbild.  So  auch  Lärm.  S.  246  (2.  Aull.  S.  337». 
—  Fhot.  Ges. ;   I'.ruckm. 

Piero  di  Cosimo 

Geb.  1462  zu  Florenz,  gest.  daselbst  1521.  Schüler  und 
Gehilfe  des  Cosimo  Röselli,  nach  dem  er  sich  nannte:  eigent- 
lich hiess  er  nach  seinem  Vater  Piero  di  Lorenzo.  Arbeitete 
in  Florenz  und   1482—1484  in  Rom. 

20  Heilige  Familie.  An  einem  Einzelfelserj  vor  reicher  Land- 
(24)  schaft  kniet  Maria  über  das  nackte  Kind  gebeugt,  das.  halb 
D  3    von   ihr  gehalten,    links    neben    ihr    liegt    und    seinen  kleinen 

rechten  Arm  auf  ein  weisses  Kissen  lehnt.  Weiter  links  sitzt 
der  etwas  ältere  Johannesknabe,  der  den  Kreuzesstab  in  der 
Linken  hält,  mit  der  Rechten  aber  liebkosend  den  Kopf  des 
Christuskindes  berührt.  Ganz  links  kniet  Josef  mit  an- 
betend gefalteten  Händen.  Auf  der  Spitze  des  Felsens  über 
der  heiligen  Gruppe  sitzen  zwei  langbekleidete  Engel,  halten 
ein   Notenbuch  zwischen  sich  und  singen. 

Ital.  Pappelholz;  rund;  h.  1,65;  br.  1,63%.  —  1860  aus  Woodburne's 
Nachlass  in  London;  vorher  im  liesitze  der  Familie  Venerosi  zu  Pisa.  —  Früher 
Luca  Signorelli  zugeschrieben.  Als  Werk  Piero  di  Cosimo's.  unzweifelhaft  mit 
Recht,  zuerst  von  Gust.  Frizzoni.  dann  von  W.  Bode  (Zahn's  .Jahrbücher  VI,  S.  198) 
erkannt,  desgl.  von  Lerm.  S.  232  i2.  Aufl.  338).  von  Ulmann  im  Jahrb.  der 
K.  Cr.  K.-S.  XVII  1896,  S.  126  und  von  Fritz  Knapp.  Piero  di  Cosimo.  Hallo  a.  S. 
1899,  s.  52,  Tafel  V.  —  Phot.  Braun  III.  2;  i'hot.  Ups.;  Tamme;  Hanfetängl; 
l'.ruckmunn. 

Raffaello  dei  Capponi  (oder  Carli) 

Raffaello  di  Bartolommeo  di  Niccolö  Capponi  ward  Mitglied  der 
Gilde  in  Florenz  den  15.  Nov.  1499;  bezeichnete  die  Madonna 
aus  dem   Spedale  di  Santa  Maria  Nuova,  jetzt   in   den    l'fbzien, 


A.  Florentinische  Schule.     XV.  Jahrhundert       37 

1500  mit  seinem  Namen.  Einige,  auch  Cr.  u.  Cav.  III, 
S.  208  —  209,  identifizierten  ihn  mit  Raff,  di  Bartolommeo 
di  Giovanni,  genannt  Raffaellino  del  Garbo  (um  1466 — 1524). 
Dagegen  schon  Milanesi,  Vasari  IV,  p.  234.  Berenson  da- 
gegen identifiziert  ihn  neuerdings  wohl  mit  Recht  wieder  mit 
Raffaellino  Carli,  der  1502  die  Madonna  der  Galerie  Corsini 
in  Florenz  mit  seinem  Namen  bezeichnete.  Berenson,  Dra- 
wings  I,  S.   89—90. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Heiligen.    Kniestück.    Die  Mutter    2 1 
Gottes  steht  vor   grün  verhängtem  Mauerpfeiler   und  hält  das  (47) 
Kind  auf  ihrem  linken  Arm.     Links    der  heilige  Hieronymus,    R  4 
rechts  der   heil.  Franziskus.     Ganz  vorn   eine  Balustrade,    an 
der  ein  Wappen  angebracht  ist. 

Ital.  Pappelholz;  rund ;  h.  0,76;  br.  0,75.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung. 
—  Von  Cr.  u.  Cav.  III,  S.  214  wird  mindestens  die  Figur  des  heil.  Hieronymus  als 
eigenhändige  Arbeit  anerkannt,  das  übrige  »möglicherweise •■■  als  Schulwerk  bezeich- 
net. —  Nach  Lernt.  S.  246  (2.  Aufl.  338)  überhaupt  eine  schwächere  Hand.  — 
Nach  Berenson,  Drawings  I,  S.  93  dagegen  ein  eigenhändiges  (sweet  and  charaeter- 
istic  )  Werk  des  Raffaellino  Capponi  oder  Carli.  —  Phot.  Ges.  Tamme ;  Bruckm. 

Unbestimmter  Florentiner 

Ende  des  XV.  oder  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Thronende  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.    Kniestück.    22 
Ein  Vorhang  trennt  den  Thron  von  der  Landschaft.    Das  Kind  (43) 
auf  dem  Schoosse  der  Jungfrau  wendet   sich   nach   links   und    R  3 
umarmt  den  kleinen  Johannes. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,58;  br.  0,47.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung.  —  Bei 
H.  als  Lorenzo  di  Credi ;  nach  Cr.  u.  Cav.  (IV,  S.  431)  von  einem  geringen  Nach- 
folger des  Botticelli  und  Filippino;  nach  Lerm.  S.  245  (2.  Aufl.  361)  nur  von  einem 
sehwachen  Zeitgenossen  Lorenzo's.  Die  jungen  englisch-italienischen  Forscher  denken 
an  Matteo  Baldueci.  der  allerdings  zur  umbrisehen  Schule  gehört  (vgl.  Cr.  u.  Cav. 
IV.  S.  319).  —  Phot.  Braun  IV,  4 ;  Phot.  Ges. ;  Häufst. ;  Bruckm. 

B.  Sienesen  und  andere  Toscaner 

Unbestimmte  Toscaner 

XIII.  Jahrhundert. 
Thronende  Madonna.     Ganze  Gestalt   von  vorn  auf  Gold-    23 
grund.     Das  Christkind  im  gelben  Röckchen  auf  dem  Schoosse.    (5) 

Ital.  Pappelholz;  h.  0.201/2 ;   br.  0.15.  —   1860   aus  Woodbume's  Nachlass  in     R   5 
London.     Damals   und   bei   H.  dem  Giunta   Pisano   zugesehrieben.     Doch    zeigt   das 
Bildchen  nur  im  allgemeinen  den  toscanisi-hen  Uebergangsstil  aus  dem  Byzantinismus 
in  die  Richtung  des  hohen  Mittelalters.    Vergl.  auch  Lerm.  S.  244.  —  Phot.  Bruckm. 


38  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

Sano  di  Pietro 

Geb.  zu  Siena  1406,  gest.  daselbst  1481.  Schüler  des  Sassetta. 
Archaistische  Richtung.     Tätig  zumeist  in  Siena. 

24  Mehrteiliges  Bruchstück  eines  Schreins.    Goldgrund.    In  der 

(8)  Umrahmung  die  Halbfiguren  von  zwölf  Heiligen  und  (in  der 
R  5   Giebelspitze)  des  Heilands  mit  der  Krone  in  den  Händen.    Im 

Giebelfelde  die  weissgekleidete  Gottesmutter  zwischen  langbe- 
kleideten musizierenden  Engeln,  dem  unten  in  der  Landschaft 
knieenden  heil.  Thomas  ihren  Gürtel  hinablassend.  Unten  links 
die  heil.  Margaretha,  rechts  ein  heil.  Bischof  (der  heil.  Zenobius). 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,45;  br.  0,33%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1843  wie 
die  beiden  folgenden  als  Sano  di  Pietro,  und  so  noch  bei  H.  1866.  Bei  H.  seit  1862 
jedoch  nur  als  Schule  von  Siena«.  Doch  haben  sowohl  Cr.  u.  Cav.  (IV,  S.  88)  als 
auch  Lerm.  (S.  244)  diese  Bilder  dem  Sano  zurückgegeben ;  und  ein  erneutes  Studium 
der  Bilder  dieses  Meisters  in  der  Akademie  zu  Siena  hat  auch  uns  überzeugt,  dass 
sie  von  ihm  herrühren.  So  auch  Schubring,  S.  53,  und  Berenson,  Central  Italians, 
S.   175.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

25  Auf  Goldgrund  bemaltes  Kreuz.    In  der  Mitte  Christus  am 

(9)  Kreuz;  in  den  vier  Ecken  der  Kreuzesarme,  als  Halbfiguren: 
R  5   oben  der  segnende  Heiland,    links  Maria,  rechts  Johannes  der 

Evangelist,    unten  Magdalena,    den  Kreuzesstamm    umfassend. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,53V2 ;  br.  0,43.  —  Die  eine  Hälfte  des  auseinamler- 
gesägten  Kreuzes,  dessen  andere  Seite  die  folgende  Nummer  ist.  —  Zuerst  im  Katalog 
von  1843.   Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde.  —   Phot.  Tamme;  Bruckm. 

26  Auf  Goldgrund  bemaltes  Kreuz.  In  der  Mitte  Christus  am 
(10)  Kreuz.  In  den  vier  Ecken  der  Kreuzesarme  die  Halbfiguren 
R  5   der  vier  Kirchenväter. 

Ital.'  Pappelholz ;  h.  0,54;  br.  0,43.  —  Die  eine  Hälfte  des  auseinander- 
gesägten Kreuzes,  dessen  andere  Seite  die  vorige  Nummer  ist.  —  Zuerst  im  Katalog 
von  184:!.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  24.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Unbestimmte  Sienesen 

XIV.  Jahrhundert. 

27  Die   Darstellung    im  Tempel.      Schwarzer    Grund.     In    der 
(6)    Mitte  des  gotischen  Gebäudes  der  Altar.    Links  Josef  und  Maria, 
R  5   von  denen  jener  die  Tauben  hält;  hinter  ihnen  zwei  Begleite- 
rinnen.   Rechts  der  Hohepriester  mit  dem  Christuskind  im  Arm; 
hinter  ihm    zwei  Priester   und  Hannah   mit   der  Rolle.     Oben 
in  zwei  kleinen  Medaillons  die  Verkündigung. 

Ital.  Pappelholz  ;  h.  0,82  ;  br.  0,64%.  —  1874  aus  Rom.  —  Bei  H.  als  Original 
Giotto  di  Hondone's.     Doch    zeigt   es    den    sienesischen   Schulstil  jener  Zeit;    etwa 


B.  Sienesen  u.  andere  Toscaner.     XIII.  u.  XIV.  Jakrhdt.     39 

denjenigen  der  Schule  des  Ambrogio  Lorenzetti.  Nach  Schübling  (S.  51)  von  einem 
unmittelbaren  Schüler  dieses  Meisters,  »mit  hoher  Wahrscheinlichkeit«  von  Nicolaus 
Bonachursi.  Vergl.  dessen  bez.  Bild  N.  1109  in  der  Londoner  National  Gallery.  — 
Phot.  Ges. ;  Bruckni. 

Maria  mit  dem  Kinde.     Halbfigur  nach   rechts   auf  Gold-    28 
grund.     Das  Christuskind  in  reicher,  golddurchwirkter  Tunika  (11) 
auf  dem  linken  Arm  der  Jungfrau.  R  5 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,27  ;  br.  0,13.  —  1846  aus  Eumohr's  Nachlass.  Nach 
H.  Schulrichtung  Duccio's.  Eher  diejenige  Lippo  Menimi's.  Vergl.  Cr.  u.  Cav.  II, 
S.  279.  —  Phot.  Bruckni. 

Zwei  Flügel  eines  Altarwerks.      1.   Links   auf  Goldgrund;    29 
a)  oben,  inschriftlich  beglaubigt,  die  heil.  Lucia  und  die  heil.  (12) 
Clara;  b)  unten  zwei  männliche  Heilige.     2.  Rechts:  a)  oben,    R  5 
auf  Goldgrund,    zwei    weibliche    Heilige;    b)    unten,    in    einer 
Felsenlandschaft  unter  blauem  Himmel,  die  Stigmatisierung  des 
heil.  Franz. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,5-±V2  ;  br.  0,26.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung.  Bei 
H.  als  im  Stil  Duecio's.  Nach  Cr.  u.  Car.  II.  S.  279  Schule  des  Memmi.  Etwa  in 
der  Art  des  Bartolo  di  Maestro  Fredi  (H.  Thode).  —  Phot.  Bruekm. 

Maria.     Brustbild  halb  nach  rechts  auf  Goldgrund.    Die    30 
Jungfrau  trägt  eine  goldene  Krone  über  weissem,  goldgesticktem  (13) 
Schleier  auf  dem  Haupte.  R  5 

Ital.  Pappelholz;  Bruchstück;  h.  0,85;  br.  0,29. —  1857  aus  Steinla's  Samm- 
lung. Bei  H.  dem  Lorenzetti  zugeschrieben ;  gehört  jedoch  nur  der  Schule  des 
Lorenzetti  an.     Vergl.  Lerm    S.  244.  —  Phot.  Tamme ;  Bruekm. 

Der    tote    Heiland.      Aufrecht,    mit    übereinandergelegten  31 

Armen  liegt  er  in  einem  Sarkophage.    Neben  ihm  kahle  Berg-  (14) 

abhänge,    über   ihm    blauer  Himmel.     Rundbild  iu  viereckiger  R  5 
goklgrundiger  Tafel. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,2172  j  kr.  0,21.  —  1874  im  Kunsthandel  aus  Berlin. 
Bei  H .  dem  Lippo  Memmi  zugeschrieben ;  erinnert  nach  Lerm.  S.  244  mehr  an 
Barna;  kann  nur  der  Richtung  dieser  Meister  zugesehlieben  werden.  Vergl. 
Schubring  S.  58. 

Bruchstück  eines  gotischen  Altars.     Goldgrund.     Oben  im  32 

Medaillon   die  Halbfigur   des   segnenden  Heilands.     Unten  die  (15) 

thronende  Jungfrau   zwischen    zwei  weiblichen    Heiligen.     Das  R  5 
Kind  steht  auf  ihrem  Schoosse. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,46;  br.  0, 19 %.  —  1846  aus  Ruhmor's  Nachlass.  Schule 
des  Lippo  Memmi.    So  auch  Cr.  u.  Cav.  IL,  S.  279.  —  Phot.  Bruekm. 

Unbestimmter  Sienese  des  XV.  Jahrhunderts 

Heilige  Familie.     HaMgureu.     Maria    im   blauen  Mantel    33 
nach   links.     Das  Kind   sitzt  fast    nackt    auf   ihrem  Schoosse  (20) 

R  5 


40  Italiener  des  f ünf zehnten  Jahrhunderts 

und  hält  einen  Stieglitz  in  der  Linken.  Rechts  hinter  dem 
Stuhle  Josef;  links  vorn  Johannes  der  Täufer. 

Ital.  I'appelholz;  h.  U.G2J4;  br.  0,41%.  —  1872  aus  dem  Pal.  IMccolomini 
zu  Siena.  —  Bei  H.  Andrea  del  Castagno  zugeschrieben;  doch  gehört  das  Kild  der 
sienesischen  Schule  au.  Einige  denken  an  l'ietro  de  Domenico,  andere  an  Gindamo 
dei  Benvenuti,  Schübling  (S.  55)  an  Matteu  di  Giovanni  da  Siena  (um  1  135  l>i> 
1495).    Vergl.  Lerm.  S.  238  bis  239  (-'.  Aufl.  338).  —  l'hot.  Brüdern 

C.    Die  umbrische  Scliule 

Unbestimmter  Meister  des  XV.  Jahrhunderts 

34  Maria  mit  dem  Kinde  und  einem  Engel.     Goldgrund.    Der 

(29)  Engel  steht  links  und  reicht  dein  Kinde  einen  Korb  Kirschen. 

R    5  Ital.  1'appelholz;  h.  0,73%;  br.  0,4G%.  —  1S74  aus  Rom.   Bei  II.  :    Umbrische 

Schule  ;  nach  Thode  eher  die  des  Matteo  da  Siena.  Schubring.  Loeser,  Fabriczy 
und  andere  kehren  aber  mit  Recht  zu  der  Ansicht  zurück,  dass  das  Bild  umbrisch. 
nicht  sienesisch  sei.   —  Phot.   Bruckm. 

Luca  Signorelli 

<ieb.  zuCortona,  wahrscheinlich  1441,  gest.  daselbst  Ende  1523. 
Schüler  des  Piero  della  Francesca  in  Arezzo ;  später  im  Sinne 
der  florentinischen  Kunst  der  Uebergangszeit  ins  XVI.  Jahr- 
hundert entwickelt,  erscheint  er  bereits  als  Vorläufer  Michel- 
angelo's.  Tätig  hauptsächlich  in  Cortona,  l\'om,  Siena,  Monte 
Oliveto,  Citta  di  Castello,  Spoleto,  Florenz  und  Orvieto. 

36  Bemalter  Pilaster.     Auf  blauem  Grunde   drei  Heilige   in 
(25  a)  ganzer  Gestalt    übereinander:    oben    der  Erzengel  Raphael  mit 

1  a     ilein  kleinen  Tobias,  in  der  Mitte  der  heil.  Hieronvmus,  unten 
der  heil.   Bernhardin  von  Siena. 

Ital.  I'appelbolz;  h.  1,29%;  br.  0,11.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barkei  in 
London.  Früher  am  llauptaltar  der  Kirche  San  Donnino  zu  Florenz.  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Nach  Cr.  u.  Cav.  engl.  111.  p.  :;l  line  genuine  work  .  Doch 
sind  es  offenbar  nur  Werkstattbilder  nach  Zeichnungen  des  Meisters.  —  Dement- 
sprechend von  Berenson  (Central  Italians  p.  145),  dem  Schüler  Signorelli's  Girolanio 
Gonga  (1476-F51)  zugeschrieben.  —  Vergl.  Ff.  p.  208  und  Lerm.  2.  Aufl.  S.  338. 
—  l'hot.   Braun  XII,  5;   Bruckm. 

37  Bemalter  Pilaster.     Auf  blauem   Grunde    drei  Heilige   in 
(25  b)  ganzer  Gestalt  übereinander:    oben  der  heil.  Bernhard,  in  der 

1  a     Mitte  der  heil.  Onophrius,   unten  die  heil.  Dorothea. 

Ital.  i'appelholz;  h.  1,29%;  br.  u.U.  —  1874  aus  London.  —  Vergl.  die 
Bemerkungen  zum  vorigen,  seinem  Gegenstück.  —  l'hot.  Braun  XII.  6;  Bruckm. 

Schule  des  Perugino 
Pietro   YaniKvi,  gen.  Perugino,  geb.  zu  Citta  della  Pieve  1  1  Iti, 
gest.  zu    Castello    Fontignano    1523.     Tätig    vornehmlich    in 


C.    TJmbrische  Schule.     XV.  Jahrhundert  41 

Perugia,  Rom  und  Florenz.  Haupt  der  umbrisehen  Schule  der 
zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts.     Lehrer  Raphael's. 

Der    heil.   Crispinus.     Brustbild   ohne    Hände    nach   links    38 
auf  schwarzem  Grunde.     Bruchstück  eines  grösseren  Bildes.       (26) 

Ital.  PappelhoU ;  h.  0,35  ;  br.  0,2372.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung  als  Peru-     R   5 
gino.  —  Nach  Cr.  u.  Cav.  1IT,  S.  266  Mn  der  Weise  des  Molanzio«.     Dagegen  Lerm. 
2.   Aufl.    S.  362.    Nach    Beronson    (Central    Italians,    1899,    S.  131)    von    Matteo 
Balducci,    dem   Sienesen,    der   wahrscheinlich   Schüler   Fungais,   Gehülfe   und   Nach- 
ahmer Pinturicehio's  'war    —  Phot.  Bruckni. 

Der  heil.  Franziskus.     Ganze  Figur  auf  schwarzem  Grunde.  39 

Der  Heilige  hat  bereits  die  Nägelmale  an  Händen  und  Füssen.  (27) 

In    der  Linken   hält   er    ein    rotes  Buch,    in  der  Rechten  ein  R  5 
goldnes  Kreuz. 

Ital.  Pappelholz  ;  h.  0,23  ;  br.  0,16.  —  1857  von  Nichols  in  London.  Richtung 
des  Giovanni  lo  Spagna  (gestorben  zwischen  1528  und  1533  in  Spoleto),  nicht  aber, 
wie  behauptet  worden,  eine  Kopie  nach  dem  heil.  Franziskus  der  RaphaePschen 
Predellenbilder  im  Dulwieh  College  Nr.  397.  —  Phot.  Braun  XII,  6;  Bruckm. 

Der   heil.   Rochus.     Er  liegt   an  dem  alten  Gemäuer  zur  40 

Rechten  in  freundlicher  Hügellandschaft,  stützt  sich  auf  seinen  (28) 

linken  Arm  und  greift  mit  der  rechten  Hand  nach  der  Wunde  R  5 
an  seiner  Lende.     Links  ein  Hund,  der  ihm  Brot  bringt. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,22 ;  br.  0,30.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung.  —  Nach 
Thode  von  Eusebio  di  San  Giorgio.  —  Phot.  Bruckm. 

II  Pinturicchio 

Bernardino  di  Betto  Biagio,  gen.  II  Pinturicchio.  Geb.  wahr- 
scheinlich zu  Perugia  1454,  gest.  zu  Siena  den  11.  Dez.  1513. 
Vielleicht  Schüler  des  Fiorenzo  di  Lorenzo  in  Perugia,  Genosse 
Pietro  Perugino's  in  Rom.  Tätig  in  Perugia,  Rom  (1481  —  1 502), 
Orvieto  (1492—1496)  und  Siena  (seit  1503). 

Ein  Knabe.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links.  Der    etwa    41 
14jährige  Knabe  trägt  einen  roten  Rock  und  eine  blaue  Kappe.  (31) 
Den  Hintergrund  bildet  eine    reiche  Landschaft,    in    der  links    1  c 
ein  Schloss  am  Wasser  liegt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,50;  br.  0,35%.  —  Inventar  1722 A  73  als  Werk  eines 
Nachahmers  Raphael's.  Als  vorzügliches  Tempera- Werk  der  Frühzeit  Pinturicehio's 
auch  von  Lermolieff  (S.  246,  2.  Aufl.  361),  Berenson  (Central  Italians  S.  169)  usw. 
anerkannt.  —  Phot.  Braun  II,  2;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfstängel ;  Bruckm. 

Angeblich  Marco  Palmezzano 

Geb.  zu  Forli  um  1456.  Bez.  Bilder  zwischen  1485  und  1537. 
Unter  dem  Einfluss  der  Ferraresen  und  des  Melozzo  da  Forli. 


42  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

42  Die  Anbetung  der  Könige.     Links  unter  dem  Stalle  Maria 

(48)  mit   ihrem  Kinde;    neben    ihr  Josef  auf  seinen  Stab  gestützt. 
R  4  Der   ältere  König-    überreicht  knieend  seine  Gabe;    hinter  ihm 
stehen  die  anderen  beiden   vor  ihrem  Gefolge. 

Ital.  I'appelholz  ;  h.  0,61  ;  I>r.  0,45.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  (N.  4) 
als  unbekannt  .  Später,  auf  Rumohr's  Rat,  irrtümlich  als  Marco  l'alinezzano  be- 
zeichnet. Vergl.  Lerni.  '1.  Auti.  S.  362.  Vielleicht  gar  moderne  Fälschung.  — 
l'hot.  Bruckm. 

D.     Die   ferraresische   Schule 

Cosimo  (Cosma)  Tura 

Genannt  Cosme.  Geb.  zu  Ferrara  1432;  gest.  daselbst  1495. 
Tätig  hauptsächlich  in  Ferrara;  seit  1458  im  ständigen  Dienste 
des  Herzogs.  „Der  eigentliche  Charakterkopf  der  ferraresischen 
Schule"  und  neben  Cossa  ihr  Hauptmeister  im  15.  Jahrhundert. 
Vgl.  Venturi  im  Jahrb.  d.  K.  Pr.  K.  S.  IX,    1888,  S.  3—40. 

42  A  Der   heil.  Sebastian.     An  eine  grüne  Steiusäule  gefesselt, 

B  3  richtet  der  von  elf  Pfeilen  durchbohrte  Heilige  schmerzliche 
Blicke  gen  Himmel.  In  der  Steinwand  hinter  der  Säule  öffnet 
sich  links  eine  schlichte  Holztür,  durch  die  der  blaue  Himmel 
hereinschaut.  Ein  geharnischter  Krieger  ohne  Kopfbedeckung 
mit  feuerrotem  Banner  in  der  Linken  hält  hier  Wache.  Von  den 
Inschriften  an  den  Sockelscliildern  scheint  nur  die  hebräische 
zur  Linken  (siehe  unten)  eine  Bedeutung  zu  haben. 

Ital.  I'appelholz;  h.  l,71'/2  ;  br.  0,69.  —  1896  von  M.  Guggenheim  in  Venedig. 
Früher,  als  N.  157,  ein  bekanntes  Bild  der  Galerie  Costabile  zu  Ferrara.  Dort  An- 
fangs dem  Cossa,  später  wegen  der  hebräischen  Inschrift,  die  Magister  Laurentius 
Costa-  gelesen  wurde,  diesem  Schüler  des  Tura  (1460 — 1585)  zugeschrieben.  Vergl. 
Laderchi  »La  l'ittura  Ferraresec,  Ferrara  1856,  S.  40  (»La  preziosa  tavola  ■-)  und  Cr. 
u.  Cav.  V,  S.  575.  Neuerdings  als  Werk  des  Tura  selbst  anerkannt.  Lermolieft", 
Berlin,  2.  Aufl.  1893,  S.  56 :  ein  untiüglichesWerk  des  Cosine  .  Ebenso  Fr.  llarck 
im  Jahrb.  I'r.  K.  IX,  ISNS,  S.  87  N.  49.  Allerdings  müssen  die  beiden  letzten  Worte 
der  hebräischen  Inschrift,  die  Herr  Rabbiner  Dr.  Jak.  Winter  in  Dresden  uns  gütigst 
entziffert  hat,  in  der  Tat  Laurenti  .  .  Costac  gelesen  werden,  wogegen  das  erste 
Wort  nach  Schübling  nicht  als  Uphul«,  d.  li.  Magister  ,  und  nicht  als  »Paulus  , 
sondern  als  »Ophos«,  d.  h.  »Vollender  ,  /.u  lesen  wäre.  Costa  hätte  das  Bild  seiues 
Meisters  als«  vollendet;  doch  nimmt  auch  Schubring  mit  uus  an,  dass  die  Beihilfe 
Costa'»  sich  nur  auf  Nebendinge  beziehen  kann.  Auch  l.ermoliell'  erkannte  an,  dass 
die  Inschrift  laurentius  Costa  laute,  bemerkte  aber  dazu,  dass  die  künstlerische 
Handschrift,  die  hier  auf  Tura  deutet,  entscheidender  sein  müsse  als  selbst  eine 
echte  alte  Inschrift.     Ebenso  Beienson  Nnrlb  Italians  p.  297.  —  l'hot.  Tamme  ;  liruckm. 


D.    Ferraresische  Schule.    XV.  Jahrhundert        43 

Francesco  Cossa 

Geb.  in  Ferrara  um  1435;  gest.  1477.  Vgl.  Lud.  Frati  in 
L'Arte  HI  1900  p.  300—317.  Bis  1470  in  Ferrara,  später 
in  Bologna  nachweisbar.  Neben  Tura  und  Ercole  Roberti 
ferraresischer  Hauptmeister  des  XV.  Jahrhunderts. 

Die  Verkündigung.     In  reicher  Renaissancehalle,  durch  die    43 
man  links  in  die  Strasse,  rechts  in  das  Gemach  mit  dem  Bette  (21) 
der  Jungfrau   blickt,    kniet   links    mit   erhobener  Rechten    der   1  b 
Engel   in    grünem  Kleide  und  rotem,    blaugefüttertem  Mantel, 
steht  rechts  Maria  in  rotem  Kleide  und  blauem,  grüngefüttertem 
Mantel.     Gottvater,  als  Brustbild  am  Himmel  sichtbar,  entsendet 
die  Taube  des  heiligen  Geistes.     Vorn  am  Rahmen  kriecht  eine 
Schnecke  mit  ihrem  Gehäuse. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,37%;  br.  1,13.  —  1750  durch  den  Canonicus  Luigi 
Crespi  als  Original  A.  Mantegna's  aus  der  Kirche  dell'  Osservanza  in  Bologna. 
Später  der  florentinischen  Schule,  zuletzt  bei  H.  dem  Ant.  Pollaiuollo  (doch  schon 
mit  Fragezeichen)  zugeschrieben.  Von  Cr.  u.  Cav.  V,  S.  563,  richtig  als  ferrare- 
sisches  Bild  erkannt,  doch  ohne  Grund  dem  Baidassar  Estense  zugesehrieben.  Als 
Jugendwerk  Cossa 's  zuerst  von  Lerm.  S.  129  (vergl.  2.  Aufl.  173)  erkannt.  Erneute 
Studien  in  Italien,  besonders  der  Vergleich  mit  Cossa's  Gemälden  in  der  Pinakothek 
und  in  der  »Madonna  del  Baraeano«  zu  Bologna  haben  uns  die  Urheberschaft  dieses 
Meisters  bestätigt.  So  auch  G.  Frizzoni  in  der  Zeitschrift  f.  b.  K.  XXIV  1889 ; 
S.  163 — 169.  Desgleichen  Berenson,  North  Italians  p.  201.  Die  gefälschte  Inschrift 
»Andreas  Mantegna  Patavianus  fecit,  AMCCCCx  ist  schon  1840  entfernt  worden. — 
Phot.  Braun  VTI,  1;  Phot.  Ges.;  Hanfstängl;  Tamme;  Bruckm. 

Schule  des  Fr.  Cossa 

Die  Geburt  Christi.     Im   leicht  gebauten  Stalle  ist  Maria    44 
anbetend  vor  dem  Neugeborenen  niedergesunken,  während  Josef  (22) 
von  hinten  gesehen,  an  einem  Pfeiler  kauert.    Engel  und  Engel-    1  b 
köpfe  schweben  über  dem  Kinde.   Rechts  der  Zug  der  Könige  in  der 
braunen  Felsenlandschaft.     Links  tanzende  und  jubelnde  Hirten. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,26%;  br.  1,14%.  —  Inventar  1754  I  302  als  »Giotto« 
bei  H.  als  »florentinische  Schule«;  nach  Lerm.  S.  244  allerdings  toscaniseh.  Allein 
die  undeutliche  Inschrift  links  unten  >  Antonius  (?)  Florentinus  MCCCXXXDI«  ist  eine 
offenbare  Fälschung;  und  das  Bild  ist  in  den  Typen,  besonders  demjenigen  der 
Madonna,  so  unverkennbar  ferra'resisch,  dass  wir  es  mit  Cr.  u.  Cav.  (V.  S.  370) 
entschieden  dieser  Schule  zuschreiben.  —  Als  »Ferrarese  before  1500'  und  »School 
of  Cossa«  auch  bei  Berenson,  North  Italians  p.  217.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Ercole  Roberti 

Geb.  nach  1450  zu  Ferrara;  gest.  daselbst  im  Juni  1496. 
Nachfolger    des    Cosme    Tura,    durch    Jac.  Bellini    und    Andr. 


44  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

Mantegna  beeinflusst.  Tätig  in  Bologna  (1482)  und  Perrara 
(1470  und  seit  1486).  Vergl.  Ad.  Venturi  im  Anh.  stör. 
1889  II,  i».   342. 

45  Der  Zug  nach  Golgatha.     Der  Zug  bewegt  sich   von   rechts 

(163)  nach  links.  Links  in  ihm  die  beiden  Schacher.  In  der  Mitte 
1  b  wird  Christus  mit  dem  Stricke  um  den  Hals  von  rohen  Kriegs- 
knechten weitergezerrt  und  vorwärts  gestossen.  Rechte  bricht 
Maria  in  sich  zusammen,  trägt  eine  Frau  ihr  Kind  rittlings 
auf  der  Schulter,  zieht  eine  andere  das  ihre  eiligst  an  der  Hand 
mit  fort.  Weiter  zurück  ein  reitender  Herold  in  rotem  Rock 
und  roter  Mütze,  die  Trompete  blasend.  Im  Hintergrunde 
eine  kahle  Berglandschaft. 

It.il.  I'appelholz;  h.  0,3");  br.  1,17.  —  1750  unter  l.uigi  Crespi's  Vermittlung 
durch  Guarienti  aus  der  Sakristei  der  Kirche  S.  Giovanni  in  Bologna.  Als  Predella 
des  Hochaltars  dieser  Kirche  hatte  der  Meister  dieses  Bild,  nebst  zwei  anderen,  nach 
Vasari  (Kd.  Mil.  III,  p.  145)  gemalt.  Das  Mittelstück,  eine  l'ietä.  befindet  sich 
in  der  Royal  Institution  zu  Liverpool;  das  zweite  Seitenstück  ist  das  folgende.  — 
So  auch  Venturi  im  Arch.  stör.  II,  p.  346,  Leriu.  2.  Aufl.  S.  188  Anm.  1,  Berenson. 
North  Italians  8.  '213.  —  Gest.  nach  einer  Zeichnung  des  Florimachius  von  Jer. 
David.  —    l'hot.   Braun  III.   10;  Phot.  Ges.;  Tanime,   Häufst.;  Bruckm. 

46  Christi    Gefangennahme.      In    der    Mitte    gibt    Judas    dem 

(164)  Heiland  den  Verräterkuss.      Von   rechts  eilen  die  Schergen  mit 
1  b     Fackeln    und  Spiessen   lebhaft   bewegt  herbei.     Von  links  legt 

ein  anderer  ihm  bereits  die  Schlinge  um  den  Hals.  Weiter 
links  Handgemenge,  in  dem  Petrus  dem  Malchus  das  Ohr  ab- 
haut, (ranz  vorn  links  schlafen  fünf  Jünger,  weiter  zurück 
kniet  Christus  am  Oelberge.  Ueber  ihm  der  Engel  mit  dem 
Kelche.     Hinten  kahle  Berglandschaft. 

[tili.  I'appelholz;  h.  0,36;  It.  1,18.  —  1760  mit  dem  vorigen  aus  Bologna. 
Veigl  die  Bern,  zu  diesem,  seinem  Gegenstücke.  —  Die  Studienzeichnung  zu  einem 
Teile  dieses  Bildes  befindet  sich  in  den  Uflizien  zu  Florenz.  —  Phot.  Braun  V.  :'. : 
l'hot.   Ges.;   Hanfst. ;  Timme ;  Bruckm. 

Nach  Ercole  Roberti 

47  Die  Mannalese.     Im  Vordergrunde  lesen  die   Israeliten  in 

(23j  den    mannigfachsten  Stellungen    das  Manna    auf.     Ganz  links 

1  b    Moses  und  Aamn;  ganz  rechts  eine  Frau,  die  mit  ihrem  Kinde 

bildeinwärts    schreitet,     Im  Mittelgründe   das  Zeltlager  in  der 

Wüste.     Hinten   kahle   Berge  unter  blauem   Himmel. 

1 1 .- 1 1 .   I'appelholz;   h.   0,30;   br.  Ö,65J£.  —  Zuerst  nachgewiesen  im   Katalog  v. 
i  als     Beuozzo  Gozzoli   .  —  Bei   II.  nur  als     florentinischo  Schule  .  —  Sicher  je- 
doch ferraresisch.  —    Das  Original  des  Kreole  Roberti,  früher  beim   Karl  of  Dudley. 
befindet  sich  in  der  National  Gallery  zu  London,  N.   1217.  —  l'hot.  Tamme. 


E.  Bolognesiscke  Schule.     XV.  Jahrhundert        45 

E.     Die  bolognesische  Schule 
Francesco  Francia 

Fr.  Raibolini,  gen.  Francia.  Geb.  zu  Bologna  1450,  gest. 
daselbst  den  5.  Jan.  1518.  Anfangs  zum  Goldschmied  ge- 
bildet; als  Maler  Schüler  Fr.  Cossa's  in  Bologna  seit  1470, 
Nachfolger  des  Ferraresen  Lorenzo  Costa.  Schulhaupt  in  Bologna. 

Die  Taufe  Christi.     Der  Heiland  steht  in  der  Mitte    des     48 
Bildes,  fast  von  vorn  gesehen,  auf  dem  ihn  wie  Eis  tragenden  (505) 
Wasser  des  Jordans,  in  dem  seine  Beine  sich  spiegeln.     Ueber     D  3 
ihm  schwebt  in  kreisrundem  Goldnimbus  die  Taube  des  heiligen 
Geistes.    Links  neben  ihm  am  Ufer  kniet  Johannes  der  Täufer, 
die  Schale  in  der  Rechten,  im  Begriffe  ihn  zu  taufen.    Rechts 
stehen  zwei  Engel.    Im  Hintergrunde  eine  schlichte  Bergland- 
schaft.   Bez.  1.  dl  FRANCIA  AVRIFEX.  BON.  F.  M.  D.  Villi. 

ItaL  Pappelholz:  h.  2,09;  br.  1,69.  —  luv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  149.  — 
Das  Bild  war  nach  Vasari  (Ed.  Milanesi  TU,  p.  540 — 541 1  für  Modena  gemalt,  befand 
sich  jedoch  nicht  in  der  dortigen  Galerie  und  kam  unabhängig  von  dem  Modeneser 
Ankauf  der  Jahre  1745—46  nach  Dresden.  —  Bei  der  Beschiessung  Dresdens  1760 
wurde  es  durch  Bombensplitter  beschädigt.  —  Die  angebliche  Kopie  in  TIampton 
Court  (Ff.  p.  107;  —  Venturi  im  Arch.  stör.  1S90  1TI,  p.  294;  —  Lerm.  2.  Aufl. 
S.  217,  Anm.  2)  zeigt  eine  wesentlich  abweichende  Komposition.  —  Eine  Zeichnung 
zum  Christus  in  den  Uffizien.  —  Phot.  Braun  I,  8;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruekrn. 

Die  Anbetung  der  Könige.    Links  unter  einem  Baume  neben     49 
einer  Renaissance-Ruine    sitzt    Maria    mit  dem    Kinde.     Josef  (503) 
kniet  vorn  neben  ihr,  zwei  Hirten  stehen  hinter  ihr.    Der  Jesus-     1  a 
knabe  wendet  sich  segnend  nach  rechts  dem  Zuge  der  heiligen 
drei  Könige  zu.     Die  beiden  weissen  sind  bereits  anbetend  in 
die  Kniee  gesunken,  der  schwarze  steht  noch  hinter  ihnen  an  der 
Spitze  des  zu  Fasse  und  Ross  folgenden  Trosses.    In  der  an- 
mutigen Landschaft  links  ein  Felsentor,  rechts  ein  klarer  Landsee. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,41;  br.  0,59.  —  Inv.  1754  I,  74  als  »Perugino«  und 
so  auch  noch  im  »Catalogue«  von  1765  und  im  Abrege«  Ton  1782.  Im  Katalog  von 
1826  jedoch  bereits  als  Fr.  Francia ;  und  als  Werk  der  reifsten  Zeit  des  Meisters 
von  der  neueren  Forschung  allgemein  anerkannt.  Vergl.  z.  B.  Cr.  und  Cav.  V, 
S.  610—611,  Lerni.  S.  161,  2.  Aufl.  217  und  Berenson  North  Italians  S.  221.  — 
Gest.  von  A.  Glaser.  —  Phot.  Braun  V,  7;  Phot;  Ges.;  Hanfst.;  Tanime ;  Bruckm. 

Giacomo  Francia 

Geb.  zu  Bologna  um  1486 ;  gest.  daselbst  1557.  Sohn  und  Schüler 
des  Francesco  Francia.  Seit  1518  selbständig.  Tätig  zu  Bologna. 


46  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

50  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.     Halbfigur  hinter  einer 
(504)  Steinbrüstung,  nach  links  gewandt.      Maria    hält    mit    beiden 

1  a  Händen  das  Christkind,  das  die  Rechte  segnend  erhebt  und 
in  der  Linken  ein  Spielvögelchen  hiilt.  Der  kleine  Johannes 
blickt  rechts  über  die  linke  Schulter  der  Muttergottes  herüber. 
Im  Hintergrande  eine  schlichte  Landschaft. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,57;  br.  0,43'j.  —  Inventar  1754  I,  37  als  »Perugino«. 
So  auch  im  Catalogue«  von  1765  und  im  Abrnge  von  1782.  —  Als  Fr.  Francia 
seit  dem  Katalog  von  1812.  So  noch  hei  II.  Jedoch  hat  Lerm.  S.  161  (2.  Aufl.  2171 
darauf  aufmerksam  gemacht,  das«  es  nur  als  Werkstattbild  gelten  kann.  Der  Be- 
nennung des  Bildes  N.  287  der  Berliner  Galerie  und  anderen  bezeichneten  Bildern 
Giacomo  Francia's  entsprechend,  lassen  wir  ihm  einstweilen  den  Namen  des  Sohnes  des 
Meisters.  Dr.  Corrado  Ricci  denkt  eher  an  einen  anderen  Schüler  Francia's:  Jacopo 
de'  Boateri  (vergl.  dessen  Madoimenbild  im  Pal.  Pitti).  Doch  hat  der  Verfasser  sich 
hei  seinem  jüngsten  Aufenthalt  in  Italien  von  der  Richtigkeit  dieser  Vermutung 
noch  nicht  überzeugen  können.  —  Gest.  von  N.  Lecomte.  —  Phot.  Braun  III,  6: 
l'hot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;   Rruckm. 

F.     Die   Schulen  Venedigs   und   seines  Gebietes 

Andrea  Mantegna 

(leb.  zu  Vicenza  1431,  gest.  zu  Mantua  den  13.  Sept.  1506. 
Adoptivsohn  und  Schüler  des  Fr.  Squarcione  zu  Padua.  Weiter- 
gebildet unter  dem  Einflüsse  der  Antike,  Donatello's  und  seines 
Schwiegervaters  Jacopo  Bellini.  Tätig  zumeist  in  Padua  und 
(seit   1460)  Mantua, 

5 1  Heilige  Familie.    Kniestück  auf  schwarzem  Grande.    Maria 
(226)  hält    mit    beiden    Händen    den  nackten  Jesusknaben,    der   auf 

1  c  ihrem  Schoosse  steht  und  seinen  rechten  Arm  um  ihren  Nacken 
legt.  Links  neben  ihr  Josef  als  Kahlkopf,  von  vorn  gesehen, 
rechts  die  heil.  Elisabeth  (nach  anderen  Anna),  zu  ihren  Füssen 
der  Jobannesknabe. 

Leinwand;  h.  0,75'^;  br.  0,6t %.  —  1876  für  10,000  Mark  aus  dem  Nachlass 
Sir  Charles  Eastlake's  in  London.  —  Ein  gutes  Bild  der  späteren,  mantua nischen 
Zeit  des  Meisters:  um  1495—1500.  —  Vergl.  Cr.  und  Gav.  V,  S.  418  und  Paul 
Kristeller,  Andrea  Mantegna,  Berlin  und  Leipzig  1902,  S.  337.  Dgl.  Herensou, 
North  Italians  S.  254.  —  Gest.  von  Th.  Langer,  jß  N.  G.  W.  E.  2.  —  l'hot. 
Braun  II,   1;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Antonello  da  Messina 

Geb.  zu  Messina  um  1430;  gest.  daselbst  zwischen  dem  14.  und 
15.  Februar  1479.  Noch  im  August  1474  und  wieder  vom 
14.  Nov.    1176  in  Messina.     Dazwischen  etwa  zwei  Jahre  in 


No.  52. 
Antonello   da  Messina. 


No.   61. 
Cima  da  Conegliano. 


No.   42  A. 
Cosimo   Tura. 


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No.   51.      Andrea  Mantegna. 


Tafel  n. 


Die  SchulenYenedigsu.  seines  Gebietes.  XV.  Jahr  h.     47 

Venedig,  wohin  er  die  niederländische  Oelraalerei  trug,  die  er 
wahrscheinlich  niederländischen  Malern  auf  Sizilien  abgesehen 
hatte,  aber  auch  seinerseits  von  der  venezianischen  Kunst  be- 
rührt wurde.  (Gioacch.  di  Marzo:  Di  Antonello  da  Messina, 
Palenno  1903,  Tl.  La  Corte-Cailler,  der  uns  auch  selbst  gütigst 
benachrichtigte :  Antonello  da  Messina,  Messina  1903,  undAgost. 
d'Amico.  Antonello  d'Antonio ;  Messiua  1904.  Vergleiche 
G.  Gronau  imRepert  XX,  1897,  S.347,  XXVII,  1904,  S.  464.) 

Der  heil.  Sebastian.     Auf  den    Fliesen    eines    städtischen     52 
Platzes  steht  der  Heilige,  nur  mit  dem  Lendenschurz  bekleidet,  (227) 
fast  von  vorn  gesehen,    mit  den  Händen  auf  dem  Rücken  an     B  ; 
einen  Baum  gebunden.    Er  ist  bereits  von  fünf  Pfeilen  durch- 
bohrt.    Im  Mittelgründe  drei  Rundbogendurchgänge,  durch  die 
man  in  fernere  Strassen  blickt,  während  ihr  Dach  eine  Terrasse 
bildet,  von  der  Zuschauer    herabsehen.     Unten    links    in    ver- 
kürzter Vorderansicht  ein  schlafender  Mann. 

Früher  auf  Holz,  doch  auf  Leinwand  übertragen;  h.  1,71;  Vir.  0,86.  —  1873 
von  J.  Ch.  Endris  in  Wien  für  18,000  Mark  erworben.  —  Frisches  Werk  des  Meisters. 
Vergl.  Lerm.  S.  167  bis  168,  2  Ann.  235—236.  So  auch  Berenson,  Venetians, 
3.  Aufl.  S.  71.  —  Fhot.  Braun  I,  2;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Richtung  Giovanni  Bellinis 

Giovanni  Bellini,  geb.  zu  Padua  oder  Venedig  um  1428,  gest. 
zu  Venedig  den  29.  Nov.  1516.  Schüler  seines  Vaters  Jacopo 
in  Padua  (1450  — 1462).  Dort  unter  dem  Einfluss  Andrea 
Mantegna's,  später  in  Venedig  unter  dem  des  Antonello  da  Messina 
zu  bahnbrechender  Eigenart  entwickelt.    Tätig  meist  in  Venedig. 

Maria  mit  dem  Leichnam  Christi  (Pietas).   Kniestück.    Links  52  A 
hält  Maria  in  rotem    Kleide    und    violettbraunem    Mantel    den    R  3 
Leichnam  des  Heilandes  in  sitzender  Stellung  auf  dem  Sarkophag 
fest,    indem  sie  mit  der  Linken  seinen  Hinterkopf  stützt.    — 
Flusstallandschaft  unter  rötlichem  Abendhimmel. 

Ttal.  Pappelholz;  h.  0,56^;  br.  0,:;>.8%.  —  1892:  N.  2189 A.  1896:  N.  51  A 
als  »angeblich  Mantegna«.  —  1892  als  Vermächtnis  des  Ehepaares  Georg  Wilhelm 
Eduard  Johann  Kestner  (gest.  am  11.  Febr.  1892)  und  Sophie  Louise  Julie  Jobanna 
Edel  Kestner  geb.  Heydorn  Igest  den  15.  März  1892)  in  Dresden.  —  Das  Bild  zeigt 
die  Richtung  der  Frnhzeit  Giovanni  Bellini's.     Um  1460.  —  Phot.  Bruckm. 

Der  Doge  Leonardo  Loredano.    Brustbild  ohne  Hände  im      53 
Profil  nach  rechts  vor  dunkler  Mauer,    neben    der   man   links  (229) 
durchs  Fenster  in  die  Lagune  blickt.    Der  Doge  trägt  Mantel     1  a 


48  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

und  Mütze  von  schwerem  rot  und  goldenen  Stoffe;  unter  der 
Mütze  eine  weisse  Unterhaube,   von  der  ein  Band  herabhängt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,70^;  br.  0,55.  —  Schon  im  luv.  1754  ([  318)  als 
echtes  Bild  Bellini's.  So  auch  l>ei  II.  —  Doch  ist  der  Vortrag  zu  trocken  und  zäh 
für  die  Hand  dieses  Meisters.  —  Ein  besseres  Exemplar  befindet  sich  in  der  Galerie 
zu  liergamo,  von  Cr.  u.  Cav.  V,  S.  203,  schwerlich  mit  Recht,  dem  Vincenzo  Catena 
zugeschrieben ;  ein  anderes  im  Museo  Correr  zu  Venedig.  —  Lerm.  S.  163  nimmt 
an,  das  Original  sei  Giov.  Bellini's  berühmtes  Bild  in  der  National  Gallery  zu 
London.  Dieses  stellt  zwar  dieselbe  Persönlichkeit  dar,  ist  aber  durchaus  verschieden. 
Merkwürdigerweise  beharrt  Lerm.  in  der  2.  AuH.  (S.  220)  bei  seinem  Trrtum.  — 
Phot.   Braun  VII,  6;  Phot.  Ges.;  Tamme;   llanfst. ;  Bruckm. 

Girolamo  da  Santa  Croce 

Geb.  im  Bergamaskischen,  gest.  zu  Venedig.  Wahrscheinlich 
der  Girolamo  di  Bernardino,  der  Schüler  Gentile  Bellini's  und 
Cima's  war  und  am  9.  Juli  1556  in  Venedig  starb.  Nach- 
weisbare sonstige  Daten  zwischen  1503  und  1549.  (Vergl. 
J.  P.  Richter  in  der  Kunstchronik  XXIII,  1888,  S.  190; 
aber  auch  G.  Ludwig  im  Beiheft  zum  Jahrb.  Pr.K.  XXIV,  1  903, 
S.   10 — 19.)     Tätig  zumeist  in  Venedig. 

55  Die  Anbetung  des  Kindes.    Der  neugeborene  Heiland  liegt 

(234)  auf  weissem   Linnen  in  der  Krippe.     Ueber    ihm    schwebt  die 
2  a     Taube  des  heiligen  Geistes,  von  neun  Flügelköpfchen  umgeben. 

An  der  Krippe  knieen  drei  kurzröckige  Engelknäblein.  Maria 
kniet  rechts.  Josef  kniet  links.  Hinter  ihm  stürmen  die  drei 
Hirten  herein.  Oben  halten  drei  Engel  das  Spruchband,  drei 
andere  die  Leidenswerkzouge. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,67^;  br.  0,76^.  —  1741  durch  Kaiserling.  —  Gutes 
Bild  des  Meisters.  — ■  Phot.  Braun  XII,   12  und  Tamme. 

56  Das  Martyrium  des  heil.  Lorenz.     Vorn  in  der  Mitte  liegt 

(235)  der  Heilige  bereits  auf  dem  Roste.     Zwei  Henker  schüren  das 
-  a     Feuer.     Ein    Engel    schwebt    herab    und    zeigt   dem  Märtyrer 

eine  Krone.  Von  oben  blickt  Gottvater  zwischen  langbekleideten 
Engeln  hernieder.  Links  vorn  thront  der  Kaiser  zwischen 
vielen  Zuschauern.  Rechts  die  Wachen,  Soldaten,  Reiter  usw. 
Im  Hintergründe  eine  Berglandschaft. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,64;  br.  0,71).  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als 
Gaudenzio  Ferrari;  1S4G:  richtig  Gir.  da  S.  Croce;  wahrscheinlich  das  Bild,  das  der 
Meister  für  die  Kirche  San  Francesco  della  Vigna  zu  Venedig  gemalt;  dort  durch 
eine  Kopie  ersetzt.     Vergl.  Cr.  u.  Cav.  VI,  S.  607.  —    Phot.  Tamme;  Bruckm. 


DieSchulen  Venedigs  und  seines  Gebietes.  XV.Jahrh.  49 

Jacopo  de'  Barbari 

In  Deutschland  Jakob  Walch  (d.  h.  Jakob  der  Welsche)  genannt. 
Geb.  vermutlich  zu  Venedig  um  1450,  gest.  vor  1516,  wahr- 
scheinlich zu  Brüssel.  Ursprünglich  den  Schülern  G  i  o  v.  B  el  1  i  nfs 
in  Venedig  parallel  entwickelt;  später  in  Wechselbeziehung  zur 
deutschen  und  niederländischen  Schule  getreten.  Tätig  in 
Venedig  bis  1500;  1503  und  1505  in  Wittenberg  als  chur- 
sächsischer  Hofmaler,  1500,  1504  und  1505  in  Nürnberg, 
1508  mit  Joachim  I.  von  Brandenburg  in  Frankfurt  a.  0., 
1510  Hofmaler  der  Statthalterin  Margaretha  in  Brüssel,  1511 
als  solcher  pensioniert,   1516  als  verstorben  erwähnt. 

Der  segnende  Heiland.    Brustbild  nach  rechts  auf  schwarzem  57 

Grunde.     Die  Rechte   hält    Christus    segnend    erhoben,    in  der  (1875) 

Linken  hält  er  ein  kleines  Kreuz.  Sein  blondes  Haar  fällt  in  2  a 
Locken  auf  seine  Schultern  herab. 

Von  Lindenholz  auf  Leinwand  übertragen ;  h.  0,61 ;  Lr,  0,48.  —  Nach  H. 
aus  der  Kunstkammer.  Zuerst  nachgewiesen  im  Katalog  von  1843.  Seit  der  Auflage 
von  1872  richtig  dem  Jacopo  de'  Barbari  zugeschrieben.  Vergl.  auch  Lerm.  S.  169 
bis  170,  2.  Aufl.  256,  Berenson,  Venetians,  3.  Aufl.  S.  72.  —  Ein  bezeichneter 
Holzschnitt  Lukas  Cranach  d.  j.  mit  der  Jahreszahl  1553  (Heller,  p.  306,  N.  821, 
Passavant  IV,  p.  25  N.  1)  ist  eine  fast  genaue  Wiedergabe  unseres  Bildes.  Im 
British  Museum  befindet  sich  ein  Exemplar  dieses  Holzschnittes,  dessen  Unterschrift 
das  Original  dem  Jacopo  de'  Barbari  zuschreibt.  (Entdeckt  von  Mr.  Lionel  Cust. ; 
vergl.  Jahrb.  K.  Pr.  K.  S.  XHI  S.  142.)  Die  Inschrift  lautet:  EFFIGIES  SAL- 
VATORIS  NOSTRI  IESV  CHRISTI  ANTE  L  ANNOS  PICTA  A  PRAESTANTISSIMO 
ARTEFICE  IACOBO  DE  BARBARIS  ITALO.  Danach  wäre  unser  Original  um  1503 
gemalt,  was  auch  aus  stilkritischen  Gründen    wahrscheinlich   ist.    —    Phot.  Tamme. 

Die  heil.  Katharina.     Kniestück  nach  rechts  auf  schwarzem      58 
Grunde.     Die  Heilige  legt  ihren  rechten   Arm  aufs   Rad  und  (1876) 
hält  ihre  Palme  in  der  Linken.  2  c 

Lindenholz;  h.  0,50%;  br,  0,30.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Beide 
durch  Abschneiden  unterer  Teile  verkürzt,  durch  seitliche  Ansätze  verbreitert.  Ur- 
sprünglich wahrscheinlich  Flügel  eines  kleinen  Altars.  —  Beide  zuerst  nachweisbar 
im  Katalog  von  1846.  Als  Werke  Barbari's  zuerst  durch  J.  Renouvier  im  Kunstblatt 
1854  S.  99  bezeichnet;  so  richtig  bei  H.  1872.  Vergl.  auch  Lerm.  S.  1969—170.  — 
Berenson,  Venetians,  3.  Aufl.  S.  72.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  heil.  Barbara.     Kniestück   nach  links  auf  schwarzem      59 
Grunde.  Die  Heilige  hält  ihren  Turm  mit  beiden  Händen  vor  sich.  (1877) 

Leinwand;   h.    0,42%;   br.   0,27%.    —   Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von        2  C 
1846.    —   Früher   einmal   von   Holz   auf  Leinwand   übertragen.     Gegenstück   zum 
vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme. 


50  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

59 A  Galatea.     Von  durchsichtigen  Schleiern  umwallt,  steht  die 

(37;  Nereide,  auch  „Venus  niarina"  genannt,  auf  dem  geschuppten 
R  4   Delphin,  den  sie  mit  der  Linken  an  straffem  Ziegel  durch  die 

Wellen  lenkt.     Oben  schwarzer  Grund.     Unten  über  dein  Meere 

ein  goldroter  Streif  wie  Morgendämmerung. 

Ital.  Tappelholz;  h.  1,29;  br.  0,53V2.  —  Kat.  1887  :  N.  294.  —  Inventar 
1754.  II  610.  Damals  als  Werk  eines  unbekannten  deutschen  oder  niederländischen 
Meisters.  H.  stellte  es  zu  den  zweifelhaften  Bildern  Sandro  Botticelli's  ;  Lermolien" 
(S.  170 — 172;  2.  Aufl.  257  und  337 1  erklärt  es  entschieden  für  eine  Arbeit  Jacopo 
de1  Barbari's.  Kbenso  Ff.  p.  17  und  Herenson,  Yenetians  p.  80  13.  Aufl.  p.  72), 
sowie  derselbe  in  seinem  Buche  Lor.  Lotto  (Bondon  1895)  p.  41.  Andere  dagegen, 
wie  Seidlitz  iRep.  XVI,  p.  379),  setzen  der  Urheberschaft  Barbari's  neue  Zweifel 
entgegen.  Gust.  Ludwig  wies  uns  auf  Cranaeh's  Venus  von  1531  in  der  Galerie 
Borghese  in  Rom  hin,  der  das  Stellungsniotiv  unseres  Bildes,  das  dann  natürlich 
nicht  von  Barbari  herrühren  könnte,  entnommen  sei.  Wir  glauben  eher  das  Um- 
gekehrte, da  wir  unser  Bild  für  älter  halten,  auch  Cranaeh's  Beziehungen  zu  Barbari 
feststehen,  und  bleiben  der  Ansicht,  dass  gerade  dieses  Bild  eher  als  manche  andere 
dem  Barbar!  von  Morelli  zugeschriebene  Werk  als  Arbeit  dieses  Künstlers  gelten 
kann,  wenn  sich  über  die  Eigenhändigkeit  auch  streiten  lässt.  —  l'hot.  Braun  XI. 
2;  Tamme;   Bruckm. 

Andrea  Previtali 

Geb.  zu  Bergamo  um  1480,  gest.  daselbst  den  7.  Nov.  1528. 
Schüler  Giovanni  Bellini's  in  Venedig.  Er  bezeichnete  sich 
in  Venedig  als  »Andreas  Bergomensis«,  später  als  -Andreas 
Previtalus«.  Dass  er  aber  auch  der  Andrea  Cordelliaghi  der 
Londoner  Nat.  Gall.  N.  1409  sei,  hat  G.  Ludwig  wieder  gegen 
Lermolieff  verfochten.  Vergl.  Lerm.  2.  Aufl.  S.  306  bis  310 
und  Ludwig  im  Beiheft  des  Jahrb.  Pr.  K.  XXIV  1903  S.  57. 

gQ  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.     Kniestück.    Maria  sitzt 

(239)  vor  dunklen  Ruinen  auf  einer  Steinbank  und  hält  auf  ihrem 
2  a  Schoosse  das  nackte  Christuskind,  welches  sich,  das  rechte  Händ- 
chen an  den  Lippen,  dem  rechts  als  Halbfigur  auftauchenden 
Johannesknaben  zuwendet.  Rechts  Parklandschaft  mit  einem 
Schlosse.  Bez.  links  unten  auf  dem  Zettel  M.  D.  X.  und  in 
Kursivschrift  Andreas  Bergomensis  pinxit. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0Jhl/2 ;  It.  1,06.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barker, 
London.  Vorher  Galerie  Manfrin  in  Venedig.  Nach  Lerm.  2.  Aull.  S  306  noch  in 
Venedig  gemalt.  —  Phot.   Braun  IV,    10;    Phot.  Ges.;    Tamme;    Bruckm.;    Hanfst. 

Cima  da  Conegliano 

Giovanni  Battista  da  Conegliano,  gen.  Cima.  Geb.  zu  Cone- 
gliano um   1459 — 60,  gest.  1517  oder  1518.     Den  Schülern 


F.  DieSchulen  Venedigs  und  seines  Gebietes.  XV.Jahrh.     51 

Bellini's  parallel  entwickelt.  Nachweisbare  Daten  1473,  1489 
bis  1517.  Tätig  in  Venedig  und  im  Friaul.  Vergl.  G-.  Gronau 
im  Eepert.  XVII,   1894  S.  451. 

Der  Heiland.     In  ganzer  Gestalt,  von  vorn  gesehen,  steht      6 1 
Christus  vor  reicher  Landschaft.     Die  Rechte  hält  er  segnend  (236) 
erhoben,  in  der  Linken    hält  er   ein  Buch.     Im  Hintergrunde     2  b 
links  eine    befestigte    Stadt   auf  dem  Berge.     Auf  dem  Wege 
davor  zwei  Apostel  mit  einem  Esel. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,52;  br.  0,76V2.  —  Inventar  1754  I  195  als  Bellini.  — 
Schon  bei  11.  richtig  als  Cima.  So  anch  Lerm.  S.  166,  2.  Aufl.  234  und  Berenson, 
Venetians,  3.  Aufl.  S.  97.  —  Gest.  von  G.  Planer  als  Bellini.  —  Desgl.  von 
J.  Folkema,  jj$  II,  6.  —  Phot.  Braun  III,  13.  —  Phot.  Ges.;  Taninie;  Häufst.; 
Kruckm. 

Der  Heiland.     Brustbild  ohne  Hände,  ein  wenig  nach  links,     62 
auf  schwarzem    Grunde.     Die    langen    Locken    des    Heilandes  (238) 
lallen  auf  seine  Schultern  herab.  2  c 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,34V2;  br.  0,25^.  —  luv.  1722  A  263  als  Leonardo 
da  Vinci.  —  Bei  H.  nur  frageweise  dem  Cima  gegeben;  doch  sind  wir  mit  Lerm. 
S.   166,  2.  Aufl.  234,  geneigt,  ihm  das  Bild  zu  lassen.  —  Phot.  Ges. ;  Bruckm. 

Mariae  Tempelgang.     Die  kleine  Maria  schreitet,  eine  bren-     63 
nende  Kerze  in  der    Rechten,    rechts    die  hohen   Tempelstufen  (267) 
hinan.     Oben  im  Säulenportal  erwartet  sie  der  Priester.     Unten     1  a 
links  folgen  ihre  Angehörigen  in  orientalischer  Tracht.    Tauben- 
und  Obst- Verkäufer  unten  rechts.  Links  im  Mittelgrunde  ein  gross- 
artiger Säulenpalast.  Im  Hintergrunde  eine  südliche  Landschaft. 

Ital  Pappelholz;  h.  1,05;  br.  1,45.  —  1743  durch  Minelli  aus  einer  Kirche 
bei  Venedig  (II. ).  —  Inv.  1754  I  146  als  Bellini.  —  Schon  bei  H.  als  Cima.  So 
auch  Lerm.  S.  166,  2.  Aufl.  234  und  Berenson,  Venetians,  3.  Aufl.  S.  97.  —  Phot. 
Braun  XII.  11;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Timme ;  Bruckm. 

Pier  Francesco  Bissolo 

Geburtstag  unbekannt;  gestorben  den  2.  April  1554.  Angeb- 
lich in  Treviso  geboren.  In  Venedig  Schüler  Giov.  Bellini's. 
Tätig    zumeist   in  Venedig.     Nachweisbare    Daten    seit  1492. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  vier  Heiligen.  Kniestück.  Vor  einem     64 
Felsen  in  der  Mitte  einer  reichen  Landschaft  sitzt  Maria  und   (231) 
hält    das    stehende  Christkind,    das    sein  linkes  Aermchen  um     1  a 
ihren  Nacken  legt,  auf  ihrem  Schoosse.     Links  neben  ihr  der 
heil.  Nikolaus  v.  Bari  und  die  heil.  Helena,  rechts  der  heil.  Abt 
Antonius  und  die  heil.  Katharina  von  Alexandrien. 

Ital.  Pappelholz;  b.  0,92;  br.  1,38.  -  1725  durch  Leplat  als  Seb.  del  Piombo 
Inv.  1722  A  1581 ;  jedoch  bereits  im  Inv.  1754  I  432    als  Vinc.  Catena.     So   auch 

4* 


52  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

bei  H,  Als  Catena  bezweifelt  schon  von  Cr.  und  C;iv.  V,  S.  271.  Von  Lerm.  S.  179 
(2.  Aufl.  S.  266)  zuerst  für  ein  Werk  lüssolo's  erklärt,  was  ein  erneuter  Vergleich 
mit  den  Bildern  dieses  Meisters,  besonders  mit  dem  bezeichneten  Bilde  der  Akademie 
zu  Venedig,  uns  bestätigt  hat.  Gleichwohl  hat  lierenson  das  Bild  nicht  in  sein 
Verzeichnis  der  Werke  lüssolo's  aufgenommen,  es  vielmehr  iVenetian  Painters 
3.  Aufl.  1897  p.  121)  dem  Kocco  Marconi  gegeben.  Auch  G.  Gronau  glaubt,  die 
Urheberschaft  lüssolo's  ablehnen  zu  müssen.  Kr  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Landschaft  dem  »Konzerte  Giorgiones  im  Louvre  entlehnt  ist.  —  Ff.  p.  32  erklärt 
mit  II.  die  Heilige  zur  Linken  für  die  heil.  Margaretha.  Nach  Dr.  I ,ndwig  wäre  es 
die  heil.  Veneranda.  —  Phot.   Braun  Vll,  4;  Phot.  Ges.;  Tamni«;   Brnckni. 

Vincenzo  Catena 

Vinc.  di  Biagiu,  gen.  Catena,  geb.  zu  Treviso,  gest.  1531  zu 
Venedig,  gebildet  nach  Giovanni  Bellini,  seit  1495  in  Venedig. 

64A  Maria  mit  zwei  Heiligen.    Halbtigur.     Im  Vordergründe  eine 

(230)  Steinbrüstung.     Auf  dieser  liisst  die  sitzende  Madonna  ihr  Kind 

R  6     stellen.     Links  Petrus,  rechts  die  heil.  Helena  mit  ihrem  Kreuze. 

Ital.  rappelholz;  h.  0,48%;  br.  1,07.  —  Früher  N.  54.  —  1874  aus  der 
Sammlung  Barker  in  London;  vorher  in  der  Galerie  Manfrin  in  Venedig.  —  Noch 
bei  IL  als  Original  Giovanni  Bellini's.  Doch  dafür  offenbar  zu  hart  und  leer. 
Nach  Cr.  u.  Cav.  V,  IL  192  »im  Charakter«  Previtali's.  Nach  Lerm.  S.  163—164 
von  einem  schwachen  Nachahmer  Bellini's,  vielleicht  von  Bartolommeo  Veneto,  dem 
Ff.  p.  250  es  daraufhin  in  der  Tat  zuschrieb.  Doch  hat  Lerm.  2.  Aufl.  S.  221 
diese  Taufe  mit  Recht  zurückgenommen,  das  Bild  alier  mit  Unrecht  für  eine 
Fälschung  erklärt.  Die  neuere  Forschung  i lierenson;  Venetian  Pu intens,  3.  ed.  1897 
p.  95,  dem  Ventnri  zugestimmt  hat)  kommt  dahin  fiherein,  ein  Jugendwerk  Catena's 
in  dem  Bilde  zu  erkennen.  —  Phot.   liruckm. 

65  Heilige  Familie.  Rechts  auf  der  Steinbank  vor  der  Hausmauer 

( 58)  sitzt  die  heil.  Anna;  auf  ihrem  Schoosse  Maria;  auf  Maria' s  Schoosse 

D  4   der  nackte  Jesusknabe,  lebhaft  dem  Josef  zugewandt,   der  ein 

Gehstühlchen  für  ihn  bereit  hält.  —  Links  unten  zwei  Rebhühner, 

rechts  ein  weisses  Hündchen.     Links  Blick  in  die  Landschaft. 

Leinwand;  h.  1,45%;  br.  2,00.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zn  Modena,. 
—  Das  lüld  trug  früher  die  unechte  Bezeichnung  AND1  SARTUS.  Doch  galt  es 
in  Modena  (Venturi  p.  365)  als  Werk  Pietro  Perugino's.  II 's.  Kat.  dagegen  be- 
zeichnete es  als  wahrscheinlich  von  Sassoferrato  nach  einer  Zeichnung  des  Raphael«. 
Alle  diese  Benennungen  sind  unmöglich.  Neuerdings  als  Werk  Catena's  einstimmig 
anerkannt,  z.  Ii.  von  Bode  (Zahn's  Jahrbücher  VI,  S.  198),  von  Crowe  und  Caval- 
caselle  (V,  S.  269),  von  Morelli  (Leim.  S.  179;  2.  Aufl.  267)  und  von  Berenson, 
Venetians,  3.  Aufl.  S.  95.  —  Schwerlich  jedoch,  wie  Cr.  u.  Cav.  a.  a.  0.  meinen, 
das  Bild  Catena's,  das  Zanetti  (Pittura  Veneziana  p.  80)  in  der  Casa  Pesaro  zu 
Venedig  sah;  denn  Zanetti's  Buch  erschien  1771  und  unser  Bild  befand  sich  schon 
1743  in  Modena.  —  Gestochen  als  Andrea  del  Sarto  von  P.  Ei.  Moitte  9$,  J,  7.  — 
Phot    Braun  V.   11  ;  Tarnme;  liruckm. 


F.  DieSchulen  Venedigs  und  seines  Gebietes.  XV.Jahrh.     53 

Nach  Catena  (?) 

Judith.     Als  Halbfigur  steht  sie,  nach  links  gewandt,   in  65  A 

einem  Gemache,    durch    dessen  Fenster    man    links    ins  Freie  (245) 

blickt.    Ihr  linker  Arm  ruht,  wie  das  Haupt  des  Holofernes,  vorn  E  12 
auf  der  Brüstung.    Mit  der  Eechten  stützt  sie  sich  aufs  Schwert. 

Leinwand ;  h.  0,76 ;  br.  0,61.  —  Kat.  1887  und  1882  N.  218.  —  1869  aus 
Unger's  Nachlass  in  Berlin.  Bei  H.  fragweise  als  Giorgione.  —  Das  Original  in 
der  Galerie  Querini-Stampaglia  zu  Venedig  wurde  früher  bald  Giorgione,  bald  Palma 
zugeschrieben.  Schrieb  Berenson,  Venetians,  3.  Aufl.  p.  96,  es  Catena  zu,  so  er- 
klären Frizzoni,  Loeser  und  Fabriezy  es  neuerdings  für  ein  Werk  des  Bern.  Licinio. 
Ein  gleiches  Bild  in  der  Ermitage  zu  St.  Petersburg.  —  Gest.  von  L.  Vorstermann 
in  Teniers'  Teatrum  Pictorium,  Antw.  1684.  —  Phot.  Bruekm. 

Giov.  Fr.  Caroto 

Geb.  zu  Verona  1470,  gest.  daselbst  1546.  Schüler  des  Liberale 
da  Verona  und  des  Andrea  Mantegna  zu  Mantua.  Tätig  zu 
Mantua,  doch  hauptsächlich  zu  Verona. 

Maria    mit  dem   Kinde  zwischen  Engeln.      Halbfiguren   auf    66 
schwarzem  Grunde.    Die  Jungfrau  sitzt  im  Sessel.    Das  nackte  (42) 
Kind,   das  sie  umhalst,  steht  rechts  auf  ihrem  Schoosse.     Die    2  a 
beiden  Engel  zu  ihrer  Eechten  und  Linken  tragen  Lilienstengel. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,74%;  br.  0,59%.  —  1741  als  Werk  Leonardo  da 
Vinci's  durch  Rossi  aus  Italien.  —  Die  Inschrift  LEONARDI  VINCII  OPVS  u.  i.  d. 
M.  ist  eine  Fälschung.  Dass  es  ein  echtes  Werk  Caroto's  sei,  hat  zuerst  Lerm.  (S. 
167 ;  2.  Aufl.  235)  erkannt.  Ein  Vergleich  mit  den  beglaubigten  Werken  dieses 
Meisters,  besonders  mit  dem  Gemälde  der  drei  Erzengel  im  Museum  von  Verona, 
hat  uns  diese  Bestimmung  durchaus  bestätigt.  —  So  auch  Berenson,  North  Italiens 
(nicht  im  Text,  S.  191,  aber  im  Inhaltsverzeichnis  S.  313).  —  Phot.  Braun  Vif, 
7;  Tanune,  Bruekm. 

G.     Unbestimmte   Oberitaliener 

Um  1500 
Heilige  Familie.     Kniestück    auf   schwarzem  Wandgrunde.     67 
Maria,   fast    von  vorn  gesehen,    in  grünem  Kleide  und  rotem,  (228) 
gelbgefüttertem  Mantel,    hält    mit  der  Eechten    ein  Buch  auf    E  6 
ihren  Knieen,  mit  der  Linken  das  nackte  Christkind  auf  ihrem 
Schoosse.     Eechts   Josef,    graubärtig,   in   orientalischer  Tracht. 
Links  ein  Schloss  in  einer  Berglandschaft. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,87%;  br.  0,69.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als 
Gentile  Bellini  (1421—1507).  So  noch  frageweise  bei  H.  Bei  Cr.  u.  Cav.  (V,  S.  136) 
frageweise  dem  Baldassare  Caroli  von  Forli  zugeschrieben,  von  Lerm.  S.  163  »wahr- 


54  Italiener  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

scheinlich  eher*  für  Marco  Marziale  erklärt.  Uns  hat  ein  Vergleich  der  echten 
P>ilder  der  genannten  drei  Maler  bisher  nicht  überzeugt,  dass  es  einem  von  ihnen 
angehört.  —  Nach  Suida  (1906  mündlich)  sieher  ligurisch.  -  Pliot.  Braun  X. 
7 ;  ürnckni. 

H.     Die  mailändische  Schule 
Ambrogio  Bevilacqua 

Mailändischer  Künstler.  Erwähnt  1486  und  1502.  Mitschüler 
des  Ambrogio  da  Fossano,  gen.  Bergognone,    bei  Vinc.  Foppa. 

68  Maria,   ihr  Kind  anbetend.     In  einem   Garten  steht  Maria 

(165)  mit  anbetend  gebengten  Knieen  vor  dem  in  goldenem  Nimbus 
R  3  auf  dem  Rasen  liegenden  Kinde.  Sie  trägt  ein  weisses  Kleid 
in  das  mit  Goldbuchstaben  unzählige  Male  das  Wort  PAX  ein- 
gewebt ist.  Oben  in  den  Wolken  erscheint  Gottvater  mit  segnend 
erhobenen  Händen  über  einem  Reigen  von  sieben  bekleideten 
Engeln,  die  das  Spruchband  mit  dem  »Gloria  in  Excelsis  etc.« 
tragen.  Ganz  unten  vorn  halten  zwei  Engel  ein  Sprachband 
mit  folgenden  Worten:  VIRGA  .  IESSE  .  PLORVVIT  .  VIRGO  . 
DEVM  .  ET .  HOMINEM .  GEN  VIT .  PACEM .  DEVN .  REDDIDIT . 
IN  .  SE  .  RECONCILIANS  .  IMA  .  SVMMIS. 

Leinwand;  h.  1.51%;  br.  1.06.  —  1851  ausdeniNachlas.se  des  Kunsthändlers 
Kasp.  Weiss.  —  Früher  als  Ambrogio  l'.ergognone.  In  den  Katalogen  von  1887  und 
1892  nur  als  »Art«  desselben.  —  Nach  l.erm.  S.  230  (2.  AuH.  S.  334)  eher  von 
Aiubrogin  Bevilaqua,  dem  Mitschüler  Anibr.  liergognone's  bei  Foppa.  —  Der  Ver- 
fasser hat  sich  erst  auf  einer  neueren  Studienreise  (1896)  davon  überzeugt,  dass 
Morelli  recht  hatte.  Maassgebend  das  bezeichnete  Bild  in  der  ISrera  zu  Mailand, 
sowie  die  P.ilder  in  der  Galerie  l.ochis  und  bei  Sign  Piccinelli  zu  Kergamo.  —  l'hot. 
Braun  IX.  2;  Tamme;  P.ruekm. 


II.  Die  Italiener  des  XVI.  Jahrhunderts 

A.    Die  florentinische  Schule 
Nach  Michelangelo  Buonarroti 

Geb.  den  6.  März  1475  (1474  nach  altflorentinischer  Zeit- 
rechnung) in  dem  toscanischen  Städtchen  Caprese,  gest.  am 
19.  Februar  1564  in  Rom.  Schüler  Domenico  Ghirlandajo's, 
entwickelte  sich  aber  selbständig  zu  dem  die  Welt  mit  seiner 
Subjektivität  beherrschenden  Grossmeister  des  XVI.  Jahrhunderts. 
Tätig  vornehmlich  in  Florenz  und  in  Rom. 

Leda   mit   dem   Schwane.      Halbaufgerichtet,    nach    links    71 
blickend,    liegt  die  nackte  Königstochter  unter  grünem  Schilfe  (49) 
im  blumigen  Rasen.     Ihren  Rücken    stützt    eine  mit  weissem   C  2 
Linnen  behängte  Lehne.     Als  Unterlage  dient  ein  rotes  Tuch. 
Der  Hals  des  Schwanes    ruht    zwischen   ihren   Brüsten.     Sein 
Schnabel   berührt  küssend  ihre  Lippen.     Links  hinten  ein  See. 

Eichenholz;  h.  1,22;  br.  1,82%.  —  1723  aus  der  Sammlung  Wrzowecz  in 
Prag.  —  Dieses  wichtige  Bilä  geht  unzweifelhaft  auf  Michelangelo's  berühmtes  Ge- 
mälde der  Leda  zurück,  dessen  Original  sich  vielleicht  im  Magazin  der  Londoner 
National  Gallery  befindet.  Man  vergl.  des  Verfassers  Aufsatz  im  Repertor.  VTLT,  1885 
S.  405 — 410.  Unser  Bild,  dessen  Hintergrund  selbständig  von  dem  Kopisten  hinzu- 
gefügt ist.  zeigt  die  Hand  eines  Niederländers  der  ersten  Hälfte  des  XVII.  Jahr- 
hunderts, der,  seiner  Modellierung  nach  zu  schliessen.  wie  schon  H.  bemerkte,  an 
t\  P.  Rubens  selbst  erinnert.  Dieser  könnte  das  Original,  das  sich  um  1620  in 
Pontaineblean  befand,  damals  dort  kopiert  haben.  —  R.  D.  307.  —  Phot.  Braun 
IX.  5;  Tamme  ;  Hanfst. ;   Bruckm. 

Die  Geisselung  Christi.     In    der  Mitte   eines  Renaissance-     72 

Palasthofes  ist  der  Heiland  an  die  Säule  gebunden.    Der  Geissler  (51) 

links  neben  ihm  ist  von  vorn,  der  halb  nackte  rechts  von  hinten  R  14 
gesehen.     Hinter  diesen  noch  zwei  andere  Schergen. 

I'appelholz;  h.  0,58%;  br.  0.42%.  —  Aus  dem  Nachlasse  des  Hofarchitekten 
Nosse'i  1622  zur  Kunstkaromer.  Ilh.  S.  251.  —  Inv.  1722,  B  154.  Aus  der  Kunst- 
kammer  in  die  Piinzliche  Kapelle,  später  zur  Galerie.  Das  Original  ist  von  der 
Hand  Sebastiano  del  Piombo's  in  der  Kirche  San  Pietro  in  Montorio  zu  Rom  in  Oel 
auf  die  Mauer  gemalt.  Dass  Michelangelo  dem  Meister  die  Zeichnungen  zu  der 
ganzen  dortigen  Bilderfolge  geliefert,  berichtet  Vasari  (Ed.  Mil.  V,  p.  569). 

Heilige  Familie.     Die  Madonna  sitzt  vor  grünem  Vorhang    73 
auf   einer  Steinbank    und   hält    ein  Buch    in   ihrer  gesenkten  (52) 
Rechten.    Das  Christkind  liegt  schlummernd  neben  ihr  auf  der   R  9 


56  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Bank;  sein  Köpfchen  ruht  auf  ihrem  Schoosse.  Links  lauscht 
der  kleine  Johannes,  rechts  Josef  in  frommer  Betrachtung. 

Kupfer;  h.  0,19;  br.  0,14%.  —  1740  durch  v.  Heineckon  aus  Hamburg.  — 
Dass  die  Komposition  auf  Michelangelo  zurückgeht,  beweist  der  Stich  von  G.  B. 
de  Cavalleriis  (zweite  Hälfte  des  XV.  Jahrhundeits)  mit  der  Inschrift:  Michaelis 
angeli  bonaroti  inventor.  Der  Stich  ist  wahrscheinlich  nach  einer  Zeichnung  des 
Meisters  gefertigt,  unser  Bild  nach  dem  Stiche,  nach  unserem  Bilde  aber  der 
moderne  Stich  von  Franz  Adam  Schroeder,  einem  Schüler  Steinla's  (nicht  von 
Friedrich  Schroeder,  wie  Andresen  II,  1873,  S.  473,  1,  angibt).  Ein  gleiches, 
doch  grösseres  Bild  im  Leipziger  Museum  ist  von  Michelangelo 's  Schüler  Marcello 
Venusti  gemalt  und  bezeichnet.  —  Phot.  Bruckm. 

74  Verbrennung  eines  Ketzers.     Er   ist   nackt  mit  Ketten  an 

(50)    Händen    und    Füssen    an    einen    Baumstamm   gefesselt.      Die 
Grimma  brennenden  Scheite  liegen  unter  seinen  Füssen. 

Leinwand;  h.  1,86%;  br.  0,97%.  —  1749  aus  der  Kaiserl.  Galerie  zu  Prag. 
1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma.  —  Der  Inquisitionsspruch  FVMO  PERRAT 
QUI  FVMVM  VENDID1T  unten  auf  dem  Bilde  lässt  keinen  Zweifel  daran,  dass  es  sich 
um  eine  Ketzerverbrennung  handelt.  Merkwürdigerweise  ist  die  Gestalt  jedoch  aus  der 
Seligenseite  von  Miehelangelo's  »Jüngstem  Gericht«  kopiert.  Der  Urheber  ist  unbekannt. 

Franciabigio 

Francesco  di  Cristofano  Bigi,  gen.  Franciabigio,  geb.  zu  Florenz 
1482,  gest.  den  24.  Januar  1525.  Ursprünglich  Schüler  des 
Mariotto  Albertinelli.  Später  von  Andrea  del  Sarto  als  dessen 
Gehilfe  beeinfliisst.     Tätig  zumeist  in  Florenz. 

75  Der  Uriasbrief.  Links  das  Haus  des  Urias.  vor  dem  in  rot- 

(53)  marmornem  Becken  Bathseba    von    ihren  nackten  Dienerinnen 

3  b    gebadet  wird.     Urias  schläft  im  Freien  auf  der  Balustrade  im 
Mittelgrunde.     Rechts  der  Palast  David's,  von  dessen  Söller  er 
hinüberblickt  zu  den  Frauen.  In  der  Halle  darunter  speist  Urias 
mit  David  und  seinem  Gefolge.     Rechts  vor  der  Tür 
empfängt  Urias  den  Brief.   Von  Reitknechten  gehalten, 
harrt  sein  Ross  vorn  in  der  Mitte.    Im  Hintergrunde 
links  das   Kriegslager.     Ueberall    zahlreiche    Neben- 
figuren. Bezeichnet  links  unten  A.  S-  MDXXIII.  und: 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,85;  br.  1,72.  ~  Inv.  Guarienti  ivor  1768)  N.  95.  — 
1750  aus  der  Sammlung  des  Marchese  Suares  in  Florenz.  —  Auch  durch  Vasari 
(V,  p.  196  -197)  beglaubigt.  Ein  llauptbild  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  II,  4; 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Andrea  del  Sarto 

Andrea  Angeli  (d'Angelo),  gen.  del  Sarto.  Geb.  zu  Florenz  den 
16.  Juli  1486,  gest.  daselbst  den  22.  Januar  1531.    Schüler 


A.    Florentinische  Schule.     XVI.  Jahrhundert      57 

des  Piero  di  Cosirno.    Unter  dem  Einflüsse  Fr.  Bartolommeo's 
und  Leonardo  daVinci's.  Tätig  in  Florenz;  zeitweilig  in  Frankreich. 

Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.  Die  Madonna  thront  unter    76 
einem  Baldachin,  den  zwei  Engelknäbchen  emporheben.    Links  (55) 
vorn  kniet  die  heil.  Katharina,  welcher  der  __   __       A       #— „     B  2 
Jesusknabe  den  Ring  an  den  Finger  steckt, 
rechts   die  heil.  Margaretha,    den  Drachen 
zu  ihren  Füssen.    Auf  der  untersten  Thron- 
stufe,  vorn  in  der  Mitte,   kost  der  kleine 
Johannes  mit  dem  Lamme.     Bez.  1.  u.  mit 
nebenstehendem  Monogramme. 

Ital.  Pappelholz;  h,  1,67;  br.  1,22.  —  1749  aus  der  Kaiserl.  Galerie  zu  Prag. 
—  Frühes  Bild  des  Meisters;  nach  Lerm.  S.  236  (2.  Auü.  339)  zwischen  1512  und 
1515  entstanden.  —  Irrtümlich  früher  einmal  (Vasari  ed.  Mil.  V,  p.  51  Anm.  3) 
dem  Dom.  Puligo  gegeben.  Doch  schon  von  Cr.  und  Cav.  IV  S.  584—585  unserem 
Meister  zurückgegeben.  —  Phot.  Braun  II ,  5 ;  Taniine ;  Brackm. 

Abraham's  Opfer.    Isaak  steht  nackt,  mit  dem  linken  Knie    77 
bereits  auf  dem  Altare,  im  Vordergrunde.     Abraham  hält  mit  (56) 
seiner  Linken  die  Hände  seines  Sohnes 
auf  dessen  Kücken  fest  und  holt  mit  dem 
Messer  in  der  Rechten  bereits  zum  töd- 
lichen Streiche  aus.  Links  vorn  liegen  die 
Kleider  Isaak's.    Links  im  Mittelgrunde 
hängt  der  Widder  in  den  Dornen.  Rechts 
von  oben  schwebt  der  Engel  herab,  der 
Abraham  Einhalt  gebietet.     Rechts  im  Mittelgrunde  harrt  ein 
Knecht  neben  dem  Esel.     Bez.  r.  u.  mit  obigem  Monogramme. 

Ital.  Pappelholz;  h.  2.13;  br.  1,59.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Nach  Vasari  (V,  p.  50 — 61)  ursprünglich  im  Auftrage  G.  B.  della  Palla's 
um  1530  für  König  Franz  I.  von  Frankreich  gemalt,  aber  nicht  abgeliefert  und  nach 
des  Meisters  Tode  von  Filippo  Strozzi  erworben,  der  es  dem  Alfonso  Davalos, 
Marchese  del  Vasto,  schenkte.  Später  war  das  Bild  in  der  Tribuna  der  Uffizien- 
Galerie  zu  Florenz;  doch  wurde  es,  ausgetauscht  gegen  Correggio's  »Ruhe  auf  der 
Flucht«,  in  die  Modeneser  Galerie  versetzt.  Die  kleinere  Wiederholung,  von  der 
Vasari  berichtet,  dass  Andrea  sie  für  Paolo  da  Terrarossa  gemalt  habe,  befindet  sich 
im  Madrider  Museum.  Gest.  von  L.  Surugue  pere  jj$  1,8.  —  Phot.  Braun  VIDI,  4; 
Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Nach  Andrea  del  Sarto. 

Die  heil.  Katharina.    Sie  kniet  nach  rechts  auf  schwarzem    78 
Grunde,  mit  der  rechten  Hand  aufs  Rad  gestützt.  (60) 

C  1 


58  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,43%;  br.  0,6:;%.  —  1S5(J  aus  dem  Vorrat.  —  Die  Originale 
zu  diesem  Bilde  und  dem  folgenden,  seinem  Gegenstücke,  bildeten  ursprünglich 
Bestandteile  eines  fünfteiligen  Altarwerkes,  das  Andrea  für  eine  Kirche  in  Pisa 
gemalt  hatte  (Va8.-i.ri  V.  p.  4-1).  Später  wurden  die  Teile  auseinandergenommen 
und  einzeln  im  Chor  des  Domes  zu   l'isa  aufgehängt.  —   l'hot.  Tamme. 

79  Die  heil.  Margaretha.  Nach  links  auf  schwarzem  Grunde. 
(61)  Knieend  hält  sie  ein  Kreuz  in  der  Rechten  und  deutet  mit  der 
C  1    Linken  auf  den  Drachen  zu  ihren  Füssen. 

Leinwand;  h.  1,43;  lir.  0,63%,  —  185(i  aus  dem  Vorrat.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vfergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme. 

Francesco  Ubertini 

Franc,  di  Ubertino  Verdi,  gen.  ßachiacca.  —  Geb.  zu  Florenz 
den  1.  Miliz  1494,  gest.  daselbst  den  5.  Oktober  1557. 
Schüler  Perugino's,  Nachfolger  Andrea  del  Sarto's.  Tätig  zu  Florenz. 

80  Das  Leichenschiessen  Eine  alte  Sage  der  »Gesta  Roma- 
('54)  norum«   cap.  45  (Kunstblatt  1851   S.  204)  berichtet  von   drei 

3  b  Königssöhnen,  die  verabredet  hatten,  mit  Pfeilen  nach  der 
Leiche  ihres  Vaters  zu  schiessen;  wer  seinem  Herzen  zunächst 
träfe,  solle  sein  Reich  erben.  Nachdem  die  beiden  älteren  Söhne 
geschossen,  weigerte  der  jüngste  sich,  ein  Gleiches  zu  tun;  der 
Richter  aber  erklärte,  dass  dieser  zunächst  dem  Herzen  des 
Vaters  »('trotten  habe  und  Erbe  des  Reiches  sei.  In  der  Mitte 
des  Mittelgrundes  steht,  von  zahlreichem  Gefolge  umdrängt, 
der  Richter  in  der  Vorhalle  des  Palastes.  Links  ist  die  Leiche 
des  Königs  an  einen  Baum  gehängt.  Rechts  bewegen  sich  die 
drei  Schützen  unter  zahlreichem  Volke.  Der  älteste,  in  rotem  Rock 
und  grauem  Ueberrock,  hat  den  Pfeil  abgeschossen,  der  bereits 
in  der  Brust  der  Leiche  steckt.  Der  zweite,  in  roten  Beinlingen 
und  weissem  Hemde,  mit  blossen  Armen,  legt  gerade  an.  Der 
jüngste,  im  gelben  Rocke,  hat  Bogen  und  Pfeil  von  sich  ge- 
worfen  und   ist  in  die  Kniee  gesunken. 

Ital.  Pappelholz;  h.0,84%;  hr.  1,96. —  1750  vom  Marchese  Snares  in  Florenz. 
—  luv.  17">4,  I  151  als  Franciabigio  und  als  Marter  des  heil.  Sebastian,  in  dessen 
Legende  sich  jedoch  keine  Anhaltspunkte  zur  Erklärung  der  Handlung  finden.  Nach 
den  Herausgebern  der  Florentiner  Ausgabe  des  Vasari  von  1771  gehörte  dieses  Bild 
zu  den  Darstellungen,  die  Uhertini  mach  Vasaii  III,  p.  592)  füiGiov.  M.  Benintendi  in 
Florenz  gemalt  hatte.  —  l'hot.  Braun  XIV,  1  ;   l'hot.  Ges.  ;   llanfst. ; 'i'amme  ;   Bruckm. 

Angelo  Bronzino 

Angelo  <li  Cosimo,  gen.  Angelo  Bronzino.     Geb.  in  Monticelli 
bei  Florenz  um    1502,  gest.  zu   Florenz  den   23.  Nov.   1572. 


A.    Florentinische  Schule.     XVI.  Jahrhundert      59 

Schüler  Rafaellino  des  Garho's  und  Jac.  da  Puntormo's,  weiter- 
gebildet durchs  Studium  Michelangelo's.  Florentinischer  Aka- 
demiker.    Tätig  in  Florenz;  hauptsächlich  Bildnismaler. 

Bildnis  des  Grossherzogs  Cosmo  I.  von  Florenz.     Brustbild  8  I 

ohne  Hände  auf  dunklem  Grunde,  fast  von  vorn.    Sein  Haupt  (63) 

ist  unbedeckt,  sein  Bart  kurz  geschnitten.    Bez. :  COSMVS  MED.  3  a 
FLOR.  ET  SENARVM  DVX  IL 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,58%;  br.  0,44l/2-  —  luv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  105. 
—  Phot.  Ges. ;  Brnckm. 

Bildnis  der  Grossherzogin  Eleonora.    Gemahlin  des  vorigen    82 
und  Tochter  des  Don  Pedro  de  Toledo,  Vizekönigs  von  Neapel.   (64) 
Brustbild,  fast  von  vorn,  auf  schwarzem  Grunde.    Sie  trägt  ein    3  b 
gesticktes,  vorn  offenes  Kleid,  ein  Perlenhalsband   über  einem 
Spitzenhemd,  ein  Haarnetz  und  reiches  Ohrgehänge. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,39;  br.  0,29.  —  Inv.  1754,  I  128.  —  Das  Bild  kommt 
wiederholt  vor.  —  Phot.  Braun  "VHI,  5 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckni. 

Giorgio  Vasari 

Geb.  zu  Arezzo  den  30.  Juli  1511,  gest.  den  27.  Juni  1574. 
Schüler  Michelangelo's  und  Andrea  del  Sarto's  in  Florenz. 
Architekt  und  Maler.  Verfasser  der  berühmten  Künstler- 
biographien.   Tätig  hauptsächlich  in  Arezzo,  Florenz  und  Rom. 

Pietas.    Links  im  Mittelgrund  sitzt  Maria  unter  finsterem    83 
Gemäuer.    Der  Leichnam  des  Heilandes  ruht  an  ihren  Knieen.   (66') 
Magdalena  kniet  zu  seinen  Füssen.  —  Rechts  Landschaft.  —  In  R  12 
den  vier  zwickelartigen  Ecken  die  vier  Evangelisten;  oben  links 
Johannes,  rechts  Matthäus;  unten  links  Lukas,  rechts  Markus. 

Nussbaumholz ;    h.  0,41;    br.  0,28x/2-  —    1749    durch  Siegmund    Striebel    aus 
Rom.   —  Phot.  Bruckm. 

Carlo  Portelli 

Geb.  zu  Loro  im  Valdarno,  begraben  zu  Florenz  den  15.  Oktober 
1574.  Schüler  Ridolfo  Ghirlandajo's.  Mitglied  der  florenti irischen 
Akademie.     Hauptsächlich  tätig  in  Florenz. 

Moses  am  Sinai.    Der  Berg  Sinai  ragt  in  der  Mitte  des    84 
Mittelgrundes.    Hier  empfängt  Moses  die  Gesetzestafeln.    Vorn,  (62) 
am  Fusse  des  Berges  das  Volk  Israel  in  stark  bewegten  Gruppen.    3  b 
Links  das  goldene  Kalb.     Rechts  wirft  Moses  erzürnt  die  Ge- 
setzestafeln zur  Erde. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,39;  br.  0,99V2-  —  lnv.  1754,  1 197,  als  »autore  incexto«.. 
Später  dem  Angelo  Bronzino  zugeschrieben,  mit  dessen  Formengebung  sich  die  seinige 


60  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

jedoch  nicht  deckt.  Dass  in  Wirklichkeit  Carlo  Portelli,  Bronzino's  Zeitgenosse,  der 
Urheber  sei,  bemerkte  dem  Verfasser  zuerst  Herr  Dr.  Gust.  Frizzoni  und  bestätigte 
ihm  der  Vergleich  mit  dem  durch  die  Nameiisinschrift  und  durch  Vasari  (VI  p.  548) 
beglaubigten  >  Martyrium  des  heil.  Romulus  dieses  Meisters  in  S.  Maria  Maddalena 
dei  Pazzi  in  Florenz.  —  So  auch  Ff.  p.  172.  —  Phot.  Braun  IX,  6  und  Tamme. 

Francesco  Salviati 

Fr.  de1  Rossi,  gen.  Fr.  Salviati,  geb.  zu  Florenz  1510,  gest. 
daselbst  den  11.  Nov.  1563,  Freund  und  Nachahmer  Väsari's; 
erhielt  seinen  Beinamen  von  seinem  Gönner,  dem  Kardinal 
Salviati.     Tätig  in  Florenz,  Rom,  Paris  und  Venedig. 

85  Maria  mit  dem  Kinde  und  Heiligen.    Schwarzer  Grund.  Maria 

(67)  sitzt  auf  dem  Erdboden,  mit  den  Armen,  in  denen  sie  das  sie 

3  b    umhalsende  Kind  hält,  nach  links,  mit  dem  Kopfe  nach  rechts 

gewendet.    Rechts  zwei  jugendliche,  links  zwei  bärtige  Heilige. 

Leinwand ;  h.  1,33 ;  br.  0,94.  —  1743  durch  Algarotti  aus  Venedig  vom  Conte 
Giovanelli.  —  Früher  als  unbekannt.  —  Da  das  Bild  indessen  den  Stil  Fr  Salviati's 
trägt,  da  ferner  Algarotti  vom  19.  Juli  174:',  schreibt,  er  habe  eine  Madonna  mit 
Heiligen  und  Engeln  dieses  Meisters  erworben,  und  da  er  hinzufügt,  das  Bild  habe 
durch  die  Zeit  gelitten  (was  bei  dem  unseren  der  Fall  ist),  so  scheint  es,  dass 
Algarotti  die  beiden  jugendlichen  Gestalten  rechts  für  Engel  angesehen  habe  und 
dass  unser  Bild  das  durch  ihn  erworbene  sei.  —  So  auch  Ff.  p.  l'.M',.  —  Gustav 
Müller  erkennt  in  den  beiden  bärtigen  Heiligen  die  heil.  Josef  und  Modestus,  in 
dem  vorderen  jugendlichen  ileilgen  (indem  er  nicht  einen  Palmenzweig,  sondern  eine 
Hahnenfeder  in  dessen  rechter  Hand  erblickt)  den  heil.  Vitus.  —   l'hot.  Bruckm. 

Giuseppe  Salviati 

Grins.  Porta,  gen.  Gius.  Salviati,  geb.  zu  Castelnuovo  di  Garfag- 

nana  um  1520,  gest.  zu  Venedig  um  1575,  war  Schüler  des 

Fr.  Salviati,  dessen   Heiname   daher   auch    auf  ihn  übertragen 

wurde.    Tätig  zumeist  in  Rom  und  Venedig;  gleichwohl  seinem 

Kunstcharakter  nach  im  wesentlichen  Florentiner  geblieben. 

86  Christus  von  Engeln  beweint.  Auf  weissem  Linnen  am  Rande 

352)  des  Grabes  lehnt  der  Leichnam  des  Herrn.    Der  Engel  links  an 

E  3    seinem  Haupte  trägt  ein  blaues,    derjenige    rechts    zu    seinen 

Füssen,  der  ihm  die  Linke  küsst,  ein  rotes,  der  in  der  Mitte, 

der  weinend  die  Hände  ringt,  ein  grünes  Gewand. 

Leinwand;  h.  1,08%  ;  br.  0,87.  —  1742  aus  der  Sammlung  Carignan  in  Paris. 
—  Vom  alten  Dresdner  Galeriewerk  (II.  1757,  Text  p.  XV)  und  neuerdings  von 
Lermolien"  (S.  22s)  als  Werk  Giuseppe  Salviati's  anerkannt;  dagegen  im  Inv.  Gua- 
rienti  N.  272  und  im  Inv.  1764,  I  24H  als  Werk  Francesco  Salviati's  bezeichnet 
Die  Verwandtschaft  mit  dem  von  uns  diesem  Meister  zugeschriebenen  Bilde  N.  8f> 
tritt  deutlieh  genug  hervor,  um  mindestens  den  Schulzusauimenhang  ausser  Zweifel 
zu  stellen.  —  Gestochen  von  P.  Tanje  !fr  II,   12.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 


A.  Florentin.  Schule.   B.  Sienesische  Schule.   XVI.Jabrh.     61 

Battista  Naldini 

(leb.  zu  Fiesole  1537,  begraben  zu  Florenz  den  18.  Februar 
1590.     Schüler  Pontormo's.     Tätig  in  Florenz  und  Rom. 

Die  Anbetung  der  Hirten.     Rechts   der  Stall  in  römischer  87 

Ruine.    Links  am  nächtlichen  Himmel  die  Engelchöre.    Vorn  in  (68) 

der  Mitte  liegt  das  Kind.     Mit  erhobenen  Händen  kniet  Maria  44  b 
hinter  ihm.     Vorn  aber  knieen  die  Hirten. 

ltal.  Pappelholz;  h.  0,81%;  br  0,63%.  —  1738  durch  Rossi  aus  Italien  als 
Werk  RaphaePs.  Doch  schon  im  Inv.  1754,  I  386  als  »Scuola  Fiorentina«.  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Anbetung  der  Könige.    Maria  sitzt  mit  dem  Kinde  rechts    88 
unter  Säulenruinen.    Links  nahen  die  Könige  mit  ihrem  Gefolge.  (69) 
Der  älteste  König  ist  anbetend  niedergesunken.  44  b 

ltal.  Pappelholz ;  h.  0,81 ;  br.  0,63%.  . —  Gegenstück  zum  vorigen ;  doch  erst 
drei  Jahre  später,  1741,  durch  Rossi  aus  Italien.  —  Phot.  Tamme. 

Unbestimmte  Florentiner 

Ende  des  XVI.  Jahrhunderts 
Magdalena.     Brustbild    ohne  Hände   auf  grauem  Grunde.      89 
Kenntlich  ist  die  Heilige  an  ihrem  Salbgefässe.  (41) 

Von  ital.  Pappelholz  auf  Leinwand  übertragen;  h.  0,63;  br.  0,47%.  —  1857  Kgl.  Kunst- 
aus   Steinla's   Sammlung.     1904    an    die    Kgl.    Kunstakademie.     Bei    IL    als    Schule 
Leonardo's,  der  das  Bild  doch  nur  mittelbar  angehört.  —  Phot.  Ges. 

Maria  bei  Elisabeth.    Maria  kommt  von  links.    Ihr  folgen  ein    90 
bärtiger  Mann  und  zwei  Frauen.     Elisabeth  kommt  von  rechts  (59) 
aus  ihrem  Hause,  auf  dessen  Treppenstufe  eine  Dienerin  steht.  F.  M. 

Von  Pappelholz  auf  Leinwand  übertragen:  h.  0,60%;  br.  0,50%.  —  Nach 
IL,  der  das  Bild  unter  den  angeblichen  Werken  Andrea  del  Sarto's  verzeichnete, 
wäre  es  1472  als  das  Werk  Francesco  Vanni's  durch  Le  Leu  in  Paris  für  1500  Livres 
erworben.  Da  diese  Angabe  bei  der  Unbedeutendheit  des  Bildes  anglaublich  ist, 
so  scheint  es  der  von  Venturi  S.  355  erwähnte  »Besuch  der  Frauen  von  unbekann- 
ter Hand  der  Galerie  von  Modena  und  mit  dieser  Sammlung  1746  nach  Dresden  ge- 
kommen zu  sein.     Die  Maasse  stimmen  hierzu.     1896  ans  Finanz-Ministerium. 

B.    Die   sienesische   Schule 
Francesco  Vanni 

Geb.  zu  Siena  1563,  gest.  daselbst  den  16.  Oktober  1610  (nach 
Baglione),  oder  geb.  1565,  gest.  den  26.  Oktober  1609  (nach 
Baldinucci).  Stiefsohn  und  Schüler  des  Arcangelo  Salimbeni  in 
Siena.     Tätig  zumeist  in  seiner  Vaterstadt. 


62  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

9 1  Heilige    Familie.     Maria    sitzt    in    der  Mitte    der    reichen 
(70)  Landschaft,     Elisabeth    kniet    rechts    und    führt   ihren  kleinen 
S  1    Johannes  dein  Jesusknaben  zu,  der  ihm  beide  Arme  entgegen- 
streckt.    Links  sitzt  Josef,  auf  seinen  Stab  gestützt. 

Leinwand;  h.  1,25  j  L»r.  l,04J^  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753i  N.  07.  — 
Gestochen  Ton  I'.  E.  Moitte  Sf>  I,  25.  —  Phot.  Bruckm. 

Unbestimmter  Meister 

Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts 

92  Heilige  Familie.  Kniestück.  Maria  mit  dem  Kinde,  das 
( 87 >  sich  mit  segnend  erhobener  Rechten,  in  der  Linken  einen  Blu- 
2  a    menstrauss,  nach  links  dem  kleinen  Johannes  zuwendet.    Rechts 

Josef  vor  einem  Mauerhiutergrunde.     Links  Landschaft. 

Ital.  Pappelholz;  h.0,71  V2;  br.0,56}^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Nach 
II.  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Moilena  und  »Schule  des  RaphaeU.  Doch  lasst  sich 
die  Herkunft  ausModena  nicht  nachweisen  und  gehört  das  Bild  sicher  der  toskanischen. 
nach  unserer,  zuerst  von  W.  von  Seidlitz  vertretenen  Ansicht  eher  der  sienesischen 
als  der  florentinischen  Schule  an.  Nach  llerb.  F.  Cook  und  W.  von  Seidlitz  von 
Andrea  I'iecinelli,  gen.  Brescianino,  der  1507  in  Sieua,  L526  in  Florenz  nachweis- 
bar ist,  Wir  haben  uns  bis  jetzt  hiervon  noch  nicht  überzeugen  können.  —  Vergl. 
Lerm.  S.  249.  —  Phot.  Ges. ;  Bruckm. 

C.    Die   römische   Schule 

Rafaeilo  Santi 

Iu  der  Kegel  nur  Raphael  genannt.  Geb.  zu  Urbiuo  den  7.  April 
(nur  diesen  Schluss  können  wir  ans  Ad.  Miehaeli's  Aufsatz  in 
der  Kunst-Chronik  vom  16.  Jan.  1896  ziehen)  1483,  gest.  zu 
Rom  den  6.  April  1  520.  Schüler  seines  Vaters  Giovanni  Santi 
zu  Urbino,  wohl  auch  Timoteo  Yiti's  zu  Urbiuo,  Gehilfe  Pietro 
Perugino's  zu  Perugia.  In  Florenz  seit  1  504  unter  dem  Ein- 
flüsse Leonardos  und  Pra  Bartolommeo's.  Bis  1508  in  T'r- 
bino,  Perugia  und  Florenz,  seit  150s  in  Rom.  wo  er  das 
Haupt  der  römischen  Malerschule  wurde. 

93  Die  Sixtinische  Madonna.  Maria  schwebt  in  ganzer  Gestalt 
(80)  auf  weissen  Wolken  in  golddnffciger  Glorie  von  Engelsköpfen. 
A   1    Der  nackte  Jesusknabe  thront  auf  ihrem  rechten  Arme.     Beide 

blicken  den  Beschauer  gerade  von  vorn  mit  ernsten,  grossen 
Augen  an.  Zu  ihren  Füssen  knieen  zwei  verehrende  Heiligen- 
gestalten auf  den  Wolken  :  links  der  heil.  Papst  Sixtus  IL,  der 
die   dreifache  Krone   vorn    auf  die   Brüstung   niedergelegt   hat 


No.   93.     Raffaello    Santi. 


Tafel  Tu. 


C.    Römische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  63 

und  entzückt  zur  Muttergottes  emporblickt;  rechts  die  demütig 
zur  Seite  schauende  heil.  Barbara,  die  an  dem  Turm  zu  ihrer 
Rechten  kenntlich  ist.  Vorn  in  der  Mitte  blicken  zwei  Engel- 
knaben hinter  der  Brüstung  hervor.  Ein  grüner  Vorhang 
schliesst  oben  die  Erscheinung  von  der  Erdenwelt  ab. 

Leinwand;  h.2.65;  br.  1,96.  —  1753 — 1751  durch  den  Miller  Carlo  Cesare  Gio- 
vannini  für  20000  Dukaten  aus  der  Kirche  San  Sisto  zu  Piacenza.  —  Nach  Vasari 
lEd.  Mil.  IV.  p.  365)  hatte  Raphael  das  Bild  für  den  Hochaltar  dieser  Kirche  gemalt. 
Von  eben  diesem  Hochaltar  nahm  Giovannini  das  Bild.  Vgl.  des  Verfassers  Aufsätze 
in  der  Kunst  für  Alle«  1891,  IX,  S.  97  ff.  und  im  Repert.  XXIII.  1900  S  12—23. 
Das  Bild  gehört  der  reifsten  Lebenszeit  des  Meisters  an.  Es  ist  zwischen  1515  uud 
1519  in  Rom  gemalt  und  das  vollendetste  Staffeleigemälde  Raphael's.  —  Eine  alte, 
etwas  veränderte  Kopie  besitzt  das  Museum  zn  Rouen  (Lith.  von  Anbry  Lecomte), 
eine  andere  tauchte  vor  Kurzem  in  der  Schweiz  auf.  Gestochen  ist  das  Bild  von 
J.  Thouvenain,  C.  G.  Schulze  t&  in,  1;  später  von  M.  Gottschick,  Karl  Heinrich 
MüUer,  Fr.  Müller,  Mor.  Steinla,  Boucher-Desnoyers.  F.  Nordheim.  .1.  C.  Nordheim. 
Jos.  Keller,  Ed.  Mandel  und  Jos.  Kohlschein;  Teile  daraus  von  P.  Lutz  und  Rieh. 
Herzner;  radiert  von  W.  Unger  und  Max  Horte,  die  Engel  von  Ch.  Bellay;  litho- 
graphiert z.  B.  von  L.  Quaglio,  Louis  Zoellner  und  llanfst..  Teile  daraus  von  G. 
Wolff.  —  Phot.  Braun  I,  1;  Phot.  Ges.;  Tainme;  Häufst. ;   Bruckui. 

Nach  Raphael  von  Dionysius  Calvaert 

Die  heil.  Cäcilia.    Die  edle  Römerin  hält  die  Orgel,  die  sie  94 

erfunden,  gesenkt  in  beiden  Händen  und  schaut  verklärt  zu  den  (82 ) 

musizierenden  Engeln  empor,  die  ihr  in  den  Wolken  erscheinen.  D  2 
Zu   ihren  Füssen   liegen,    besiegt,   die  alten  Saiteninstrumente. 
Lauschend  neben  ihr  stehen  links  Paulus  und  Johannes,  rechts 
Magdalena  und  Augustinus  oder  Petronius. 

Leinwand;  h.  2,34;  br.  1,48.  —  Um  1750  durch  Guarienti  vom  Senator  Benti- 
vogüo  zu  Bologna.  Die  Angabe  der  Herkunft  bei  H.  beruhte  auf  einem  Irrtum. 
Vergl.  des  Verfassers  Aufsatz  in  Thode's  ^  Kunstfreund  <  I,  1885,  S.  232—234. 
Raphael  hatte  das  Original,  das  sich  in  der  Pinakothek  zu  Bologna  befindet,  im 
Auftrage  der  Elena  DuglioU  für  eine  Kapelle  der  Kirche  San  Giovanni  in  Monte  zu 
Bologna  gemalt.  Die  BesteUung  erfolgte  1513.  Vollendet  wurde  es  gegen  1516. 
—  Phot.  Braun  VI,  4;  Tarnnie;  Bruckm. 

Nach  Raphael  von  G.  B.  Casanova 

Der  Prophet  Jesaias.     Eiue  Schriftrolle  haltend,  thront  er    95 
mit  dem  Mantel  ums  Haupt.     Ueber  ihm  halten  zwei  nackte  (86) 
Knaben  eine  Steintafel  mit  griechischer  Schrift.  C  3 

Leinwand;  h.  2,45;  br.  1,45.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Das 
Original  ist  das  Freskobild  in  der  Kirche  Sant'  Agostino  zu  Rom,  das  Raphael  hm 
1612,  vorübergehend  durch  Michelangelo  beeinflusst,  ausgeführt  hat.  Als  Kopist 
galt   bisher    Ant.  Raph.  Mengs  (1728—1779).     Dass   es  in  Wirklichkeit   das  Rezep- 


64  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

tionsbild  des  Dresdner  Akadeniieprofessors  G.  B.  Casanova  war,  das  dieser  1764 
aus  Rom  nach  Dresden  schickte,  geht  aus  einem  nicht  veröffentlichten  Briefe  des 
Hauptstaaisarchivs  hervor,  den  Fräulein  Hanni  Simons  aus  Elberfeld  uns  gütigst 
mitteilte.     Casanova  war  1722  zu  Venedig  geboren  und  starb  1795  zu  Dresden. 

Nach  Raphael  von  unbekannten  Meistern 

96  „Die  schöne  Gärtnerin."  Maria  sitzt  vor  reicher  Landschaft. 
(85)  Mit  beiden  Händen  hält  sie  den  nackten  Jesusknaben,  der 
C  3    ünks  neben  ihr  steht.     Rechts  kniet  der  kleine  Johannes. 

Nussliaumholz  ;  h.  1,21  %  ;  l>r.  0,80%.  —  1749  aus  der  Kaiserl.  Galerie  zu 
Prag.  —  Das  Original  aus  Raphael's  florentinischer  Zeit  ist  die  Belle  Jardinierec 
im  Louvre  zu  Paris.  —  Phot.  Hanfst. ;  Brnckm. 

97  Die  „Madonna  della  Sedia".  Kniestück  nach  rechts  auf 
(83)  schwarzem  Grunde.  Maria  sitzt  bequem  in  einem  Sessel  (Sedia) 
G  'S    und  drückt  das  Kind  auf  ihrem  Schoosse  innig  an  sich.    Rechts 

blickt  anbetend  der  kleine  Johannes  hervor. 

Ital.  Pappelholz;  rund;  h.  u.  br.  0,72%.  —  Inventar  1754,  1  476.  —  Das 
berühmte  Original  aus  der  ersten  römischen  Periode  des  Meisters  befindet  sich  im 
Palazzo  Pitti  zu  Florenz.  —  Phot.   Uanfst. ;  Tamme;  Brnckm. 

98  Die  Madonna  mit  dem  Spruchband.    Maria  hält  ihren  nackten 

(89)    Knaben,  der  auf  weissem  Kissen  steht  und  nach  dem  Spruch- 
oeismtz  ]mn(|  greift,  das  der  kleine  Johannes  ihm  reicht. 

Ital.  Pappelholz;  rund;  h.  0,83%;  br.  0,83.  —  1746  aus  der  herzogt.  Galerie 
zu  Modena.  —  Diese  Herkunft  bei  H.  bezweifelt.  Es  ist  jedoch  das  bei  Venturi 
p.  353  im  Mod.  luv.  von  1743  erwähnte  rotondo«,  das  als  Werk  Raphael's  galt, 
übrigens  eine  im  Hintergründe  veränderte  Kopie  des  Bildes  der  Madrider  Galerie, 
das  als  »Vierge  ä  la  Rose«  oder  >  Vierge  ä,  la  legende»  bezeichnet  wird,  jedoch  auch 
von  Raphael  keineswegs  ausgeführt,  sondern  nur  entworfen  ist.  1902  an  die  Real- 
schule zu  Oelsnitz.  —  Phot.  Uanfst.  ;   Brnckm. 

Nach  Baidassare  Peruzzi 

Geb.  zu  Siena  den  7.  März  1 481 ;  gest.  zu  Rom  den  6.  Jan.  1 536. 
War  schon  seit  dem  Beginne  des  Poutifikats  Julius  IL  (1503)  in 
Rom  tätig;  wurde  RaphaeFs  Nachfolger  als  Baumeister  der  Peters- 
kirche; 1522  in  Bologna;  1529  in  Siena;  danu  wieder  in  Rom. 

99  Die    Anbetung    der   Könige.      Unter   offener  Holzhalle   sitzt 

(81)  Maria  mit  dem  Kinde  auf  einem  Felsen,  hinter  dem  Josef  her- 

R  13  vorblickt.     Vorn  beten  die  drei  Könige  an;  der  ältere,  in  der 

Mitte,  küsst  schon  des  kleinen  Heilands  Puss.  Links  Elefanten  und 

Kameele.    Ganz  vorn  drei  Hunde.    Undeutlich  bez.  R —  1564. 

Fichtenholzplatte,  mit  Nussbaum-  und  Ahorn-Einlagen;  h.  0,71 ;  br.  0,59.  — 
1741  durch  Rossj  vom  A''bate  Ricci  in  Venedig.   II.  —  Kopie  nach  der  vatikanischen 


C.    Römische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  65 

Tapete,  der  zweiten  Folge,  für  welche  Raphael  nicht  einmal  alle  Entwürfe  mehr 
gezeichnet  hat.  Der  Entwarf  zur  vorliegenden  Komposition  rührt  nach  G.  Frizzoni 
(Arte  Italiana  del  Einaacimento,  Milano  1891,  p.  217)  von  B.  Peruzzi  her.  — 
Berenson,  Central  Italians  S.  166,  führt  unser  Bild  als  eigenhändiges  Werk 
Peruzzi's  an.  —  Die  Originalzeiehnnng  im  Schlosse  zu  Sigmaringen.  Man  vergl. 
Peruzzi's  Anbetung  der  Könige,  N.  167  der  Londoner  National  Gallery.  —  Gest. 
von  Hier.  Kock,  von  Seb.  Vouillemont,  von  Pietro  Santi  Bartoli;  rad.  von  Louis 
Sommerau.  —  unsere  Kopie,  auf  dem  die  Hunde  hinzugefügt  sind,  scheint  uns  von 
nordischer  Hand  herzurühren.  —   Phot.  Braun  TOI,  6;  Brnekni. 

Unbekannter  Künstler 

Ein  Gastmahl.     In  einer  Halle  sitzen  fünf  Frauen  an  einer  1 0 1 

Tafel.       Eine    sechste    steht,     von    hinten    gesehen,    vor    ihr.  (88) 

Alle  weisen  auf  einen  Ball    (oder  Apfel),    der    auf  den  Tisch  Grimma 
gerollt  ist.     Links  zielt  Amor  mit  verbundenen  Augen. 

Gebogene  Lindenholzplatte ;  h.  0,24;  br.  0,57.  —  1846  aus  Rumohr's  Nach- 
lass.  1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma.  Früher  mit  Unrecht  als  -Schule 
Raphael's«.     Nicht  einmal  »römische  Schule«. 

Nach  Sebastiano  del  Piombo 

Seb.  Luciani,  gen.  Seb.  Veneziano  oder  del  Piombo.  Geb.  zu 
Venedig  um  1485,  gest.  zu  Rom  den  21.  Juni  1517.  An- 
fangs Schüler  Giovanni  Bellini's  und  Giorgione's  in  Venedig. 
Seit  1511  in  Rom  im  Anschluss  an  Michelangelo  weiterent- 
wickelt; doch  1527,  1528  und  1530  wieder  in  Venedig. 
Vergl.  G.  Ludwig  im  Jahrb.  Pr.  K.  Beiheft  XXIV  1903,  S.  110. 

Christus,  sein  Kreuz  tragend.  Kniestück.  Nach  links  gewandt,    1 02 
bricht  der  dornengekrönte  Christus  unter  der  Last  des  grossen  (24  7) 
Kreuzes  zusammen,  das  er,  indem  er  es  vorn  mit  beiden  Händen     C  3 
fasst,  auf  der  linken  Schulter  trägt.    Links  ein  Krieger  im  Helm 
und  ein  barhäuptiger  Mann  (Simon  von  Kyrene),  der  dem  Heiland 
aufhilft.     Rechts  im  Hintergrunde  der  Kalvarienberg. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,23;  br.  0,96J^.  —  1874  im  Kunsthandel  aus  London. 
Vorher  im  Besitze  des  Prinzen  Napoleon,  noch  früher  in  demjenigen  des  französi- 
schen Kenners  Mr.  Reiset.  —  Ein  annähernd  gleiches  Bild  im  Madrider  Museum, 
ein  ähnliches  in  der  Ermitage  zu  St.  Petersburg.  Das  unsere  wäre  nach  Cr.  und 
Cav.  VT,  S.  407,  Anm.  55  eine  jigenhändige  Wiederholung.  —  Gegen  die  Eigen- 
händigkeit u.  a. :  0.  Eisenmann  ( Kunstchronik  XVI,  S.  653) ;  Ff.  p.  169 — 170); 
Lenn.  2.  Aufl..  S.  331 — 332  und  S.  359.  Nach  letzterem  (mit  Unrecht)  sogar  ent- 
schieden nur  niederländische  Kopie.  Der  Vortrag  ist  in  der  Tat  zu  hart  für  den 
Meister  selbst.  —  So  auch  Pietro  d'Ächiardi.  Sebastiano  del  Piombo  (Rom  1908) 
S.  240  »ottima  copia  antiea«.  —  Phot.  Braun  VM,  7 ;  Phot.  Ges. ;  Hanfst. ; 
Tamme ;  Bruckm. 

5 


66  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Giulio  Romano 

Giulio  Pippi,  gen.  Giulio  Romano.  Geb.  in  Rom  1492,  gest. 
in  Mantua  am  1.  Nov.  1546.  Hauptschüler  RaphaeFs.  Tätig 
bis  1524  in  Rom.  hauptsächlich  im  Dienste  Raphael's;  seit 
1524  selbständig  in  Mantua. 

103  La  Madonna  della  Catina.     Kniestück.    Maria  steht,  nach 

(95)  rechts  gewandt,  an  einem  Steintische  und  hält  mit  beiden 
B  2  Armen  ihren  nackten  Knaben,  der  vor  ihr  in  einem  Wasch- 
becken (Catina)  steht.  Von  rechts  begiesst  der  kleine  Johannes 
ihn  aus  einer  Kanne  mit  Wasser.  Josef  steht  hinter  Johannes. 
Links  aber,  an  grünem  Vorhange,  steht  die  heil.  Elisabeth, 
die  ein  Trockentuch  mit  beiden  Händen  empor  hält. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1.61;  br.  l,19*/i-  —  174(5  ans  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Nach  Vasari  (Ed..  Mil.  V,  p.  545 — 546)  in  der  niantuanischen  Spätzeit 
des  Meisters  für  den  Herzog  Federigo  gemalt,  der  es  der  Isabella  l'.uschetta 
schenkte.  Vasari  spricht  zwar  von  vornehmen  Damen  im  Hintergründe  und  lässt 
Josef  und  Elisabeth  aus.  Da  er  indessen  das  Hauptmotiv  genau  schildert  und  ein 
alter  Stich  ivon  I'ietro  Facchetti.  Bartsch  XVII.  S.  15.  N.  1)  das  lüld  schon  mit 
Josef  und  Elisabeth  wiedergibt,  so  ist  zu  vermuten,  dass  Vasari  nur  in  den  Neben- 
figuren irrte.  —  Neuere  Stiche  von  J.  J.  Flipart  »£  I.  '.>  und  von  Aug.  HoH'mann. 
—  Thot.   Braun  VII,  2;  Phot.  Ges.;   llanfst. ;  Tamme;   ISruckm. 

104  Pan  und  Olympos.  Der  ziegenbeinige.  krummnasige,  spitz- 
(94)  ohrige,  bockshörnige  Pan  sitzt  links  auf  einem  Felsblock,  neben 
C  1    ihm    der   junge  Hirt  Olympos.      Pan  umschlingt    mit   seinem 

linken  Arm  den  Nacken  des  Jünglings.    Rechts  vorn  ein  Lamm. 

Ital.  Pappelholz;  h.  2,48;  br.  1.87.  -  1732  aus  London  als  Michelangelo. 
So  noch  im  Inv.  8°  iN.  2308i;  im  Inv.  Guaiienti  ivor  1753)  N.  187  dagegen  schon 
richtig  als  Giulio  Romano.  —  Die  llauptgruppe  mit  leichten  Veränderungen  nach 
einer  antiken  Marmorgruppe.  die  sich  zu  Giulio  Roinano's  Zeit  noch  in  Rom  be- 
fand, gegenwärtig  aber  dem  Museum  zu  Neapel  gehört.  —  Phot.  Tamme. 

Angeblich  Polidoro  da  Caravaggio 

Pol.  Caldara,  geb.  zu  Caravaggio,  entwickelt  unter  Raphael  in 
Rom,  tätig  meist  in  Rom  und  Neapel,  gest.  zu  Messina  1543. 

105  Ei"  Schild.  Gefechtsszene  grau  in  grau  auf  dunklem  Grunde. 
(91)  Vorn  sind  einige  Männer  zu  Boden  gesunken,  deren  einem  ein 
R  11  Krieger  den  Kopf  abschlägt.     Reiter'  sprengen    von  links  und 

rechts  heran.     Nach  H.  (nicht  auffindbar)  bez.  C.  F. 

Kupferblech,  rund;  h.  u.  br.  51}^.  —  1749  aus  Rom.  —  Gegen  die  Urheber- 
schaft Polidoro's  z.  B.  Lerm.  S.  250.  —  Sie  ist  in  der  Tat  unwahrscheinlich. 

106  Heilige  Familie.    Kniestück.    Maria  sitzt  in  einem  Gemache, 

(96)  aus  dem  man  links  durch  das  Fenster  ins  Freie  schaut.  Sie 
R  7 


C.    Römische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  67 

hält  mit  der  Rechten  ein  Buch,  mit  der  Linken  das  nackte 
Christkind.     Josef  steht  rechts 

Ital.  rappelholz ;  h.  0,44^;  br.  0,35%.  —  Aus  der  KunstkaniDier.  Im  luv. 
1722,  A  40  als  Polidoro  da  Caravaggio.  —  Bei  11.  als  Pierino  del  Vaga  (eigentlich 
Piero  Buonacorsi,  1500 — 1547).  —  Beide  Bezeichnungen  erscheinen  -willkürlich. 
Ff.  p.  247,  gibt  es  frageweise  dem  P.  del  Vaga  zurück.  —  Phot.  Bruckm. 

Federigo  Baroccio 

Geb.  zu  TJrbino  1528,  gest.  daselbst  den  30.  September  1612. 
Wandte  sich  in  solchem  Maasse  der  Nachahmung  Correggio's 
zu,  dass  er  als  der  Correggio  von  Urbino  gefeiert  wurde. 
Tätig  zumeist  in  Urbino  und  in  Rom 

Hagar  und  Ismael.     Hagar  hockt,    nach    rechts    gewandt,   107 
auf  dem  Boden.    Hinter  ihr  liegt  ein  Strohhut.    Vor  ihr  kniet  (98) 
der  kleine  Ismael,  dem  sie  aus  einer  Schale  zu  trinken  reicht.    3  c 
Oben  links  in  schwarzen  Wolken  eine  Engelglorie. 

Leinwand ;  h.  0.38%  ;  br.  0,28.  —  Im  Inv.  1754,  JI  54,  und  in  den  Radierungen 
als  .»Maria  mit  dem  Knaben  auf  der  Flucht«.  Hagar's  Kopf  ist  Correggio's  »Zinga- 
rella«  im  Museum  zu  Neapel  entlehnt.  —  Gest.  v.  G.  Garavaglia.  geschabt  von 
F.  Michelis,  rad.  v.  J.  G.  Riedel.  J.  A.  Riedel  und  A.  H.  Riedel.  —  Phot.  Ges. ; 
Tamnie ;  Bruckm. 

Mariae  Himmelfahrt.     Unten  umringen  die  Apostel  knieend  108 
das  leere  Grab.     Die  einen  blicken  lebhaft  bewegt  hinab,    die  (99) 
anderen,   nicht  minder  bewegt,  empor  gen  Himmel,  wo  Maria,    S  3 
nach  links  gewandt,    von  Engeln  geleitet,    mit   ausgebreiteten 
Armen  in    die   helle,    mit  Engelköpfen    gefüllte  Glorie  hinein- 
fährt.    Rechts  vorn  auf   einem  Steine  die  Bezeichnung  F.  B. 

Leinwand;  h.  1.45;  br.  1,11.  —  1755  aus  Rom.  II.  —  Phot.  Braun  IX.  10; 
Bruckm. 

Nach  Fed.  Baroccio 

Der  heil.  Franziskus  empfängt  die  Wundmale.  Mit  ausgebreiteten     1 09 
Armen  kniet  der  Heilige  rechts  am  Felsen.    Links  vorn  sitzt  (101) 
sein  Begleiter,  der  die  Rechte  geblendet  vors  Gesicht  hält.        Grimma 

Leinwand;  h.  0.643^  ;  br.  0,46.  —  Inv.  1754,  I  201,  als  Original.  Es  ist  jedoch 
nur  eine  Kopie  nach  dem  von  Fr.  Villaniena  gestochenen  Bilde,  das  aus  der  Kapuziner- 
kirche  in  die  Pinakothek  von  Urbino  kam.    1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

Die  Grablegung  Christi.     Vorn  tragen  die  drei  Männer  den  1 1 0 

Leichnam  dem  Grabe    zu,    das    rechts    bereitet  ist.     Links  im  (103) 

Mittelgrunde  bricht  Maria    schmerzbewegt  zusammen.     Rechts  Grimma 
vorn  kniet  Magdalena. 

Leinwand;  h.  0.55^;  br.  0,35.  —  1741  aus  der  Galerie  Waldstein  in  Dux. 
Das  von  R.  Guidi.  Aeg.  Sadeler  u.  a.  gestochene  Originalbild  Baroccio's  befindet 
sich  in  Santa  Croce  zu  Sinigaglia.     1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

5* 


68  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Angeblich  Fed    Baroccio 

|  1 1  Magdelena  am  Grabe    des    Heilandes.       Weinend    sitzt   sie 

(102)  vorn  am  leereu  Sarkophage.     Rechte  im  Mittelgrunde  erscheint 
R  13    Christus  als  Gärtner:  im  Hintergrunde  geht  er  mit  den  beiden 
Jüngern  nach  Emmaus. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,42%.  —  Inv.  1722A  411  mit  Unrecht  als  Werk 
Peruzzi's  (1481 — 1536).  Bei  H.  nicht  minder  irrtümlich  als  Baroccio.  Die  Malweise 
zeigt  nichts  von  der  leichten  flüssigen  Behandlung  dieses  Meisters.  —  Phot.  Bruckni. 

Jl  Cavaliere  d'Arpino 

Giuseppe  Cesari.  gen.  II  Cavaliere  d'Arpino.  Aus  Arpino  in 
den  Abruzzen  stammte  sein  Vater.  Er  selbst  ist  bald  nach 
1560  wohl  schon  in  Rom  geboren,  sicher  dort  den  3.  Juli 
1640  gestorben.     Hauptvertreter  des  Manierismus  in  Rom. 

1 1 2  Eine  Römerschlacht.     Kampfgewühl   zu  Fuss  und  zu  Ross. 

(106)    Das  von  rechts  andringende  Heer  füllt  die  grössere,    das  von 

Dreikönigs-  ij^-g  kommende  die  kleinere  Hälfte  des  Bildes.     Vorzeichen 

schule  ° 

Dresden    oben  in  der  Luft.     Vorn  unten  gefallene  Pferde  und  Krieger. 

Leinwand ;  h.  2,62 ;  br.  4,24.  —  1738  durch  Rossi  aus  Ttalien.  Damals  »Car- 
racci  zugeschrieben.  Im  Inventar  1754  als  »autore  incerto«.  Später  und  hei  II.  als 
Cavaliere  d'Arpino.  —  1902  an  die  Dreikönigsschule  zu  Dresden.  —  Ein  kleineres 
besseres  .Exemplar  im  Privatbesitze  zu  Mailand  (Frizzoni). 

D.     Die  bolognesische  Schule 
Bagnacavallo 

Bartoloninieo  Rameughi,  gen.  Bagnacavallo.  Geb.  zu  Bagnacavallo 
im  Ferraresischen  1484,  gest.  zu  Bologna  im  August  1542. 
Schüler  Fr.  Francia's  in  Bologna.  Folgte  später  der  ferraresischen 
und  römischen  Schule.     Tätig  meist  in  Bologna. 

I  1 3  Maria,  vier  Heiligen  erscheinend.     Unten  auf  der  Knie  links 

(97)  der  heil.  Petronius;  dann  die  heil.  Petrus,  Paulus  und  Philippus 
D  3  Benitius.  Lebeiisgross,  wie  sie,  erscheint  dicht  über  ihnen  in 
den  Wolken  Maria,  von  leuchtendem  Goldlicht  umstrahlt,  um 
Engelknaben  getragen  und  umspielt;  mit  beiden  Armen  umfasst 
sie  den  kleinen  Heiland,  der  triumphierend,  mit  segnend  er- 
hobener Rechten,  links  neben  ihr  auf  der  Wolke   steht. 

Ital.  Pappelholz;  h.  2,51;  br.  2,06.  —  1755  durch  den  Maler  C.  C.  Giovannini 

aus  dem  Ospedale  de'Pellogrini  zu  Bologna.  —  Die  beiden  äusseren  Heiligen  wurden 

früher  S.  Geniinianus  und  S.  Antonius  von  Padua  genannt.     Die  offenbar  zutreffende 

Berichtigung  gab  Ff.  p.  14 — 15.   Lin  Hauptbild  des  Meisters.  —  Gest.  von  l'eter  Lutz. 

-  I'hot.  Braun  IV.  4;   l'hot.  Ges.;  Tamme ;  liruckni. 


D.    Bolognesische  Schule.     XVI.  Jahrhundert      69 

Prospero  Fontana 

Geb.  zu  Bologna  1512,  gest.  daselbst  1597.  Schüler  des  Innocenzo 
da  Imola.  Schulhaupt  iu  Bologna  zu  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Heiligen.     Links  sitzt  die  Mutter  I  15 

Gottes  am  Boden    und   reicht    dem    Jesusknäbchen   die  Brust.  (507) 

Hinter  ihr  blickt  Josef  hervor.      Rechts    vorn    kniet   die   heil,  R  8 
Cäcilia.     Neben  ihr  eine  zweite  bekränzte  Heilige. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,75;  br.  0,65.  —  Inv.  1754,  I  177,  als  s autore  incerto«. 
Jedoch  schon  im     Catalogue«  von  1763  mit  Recht    als   Fontana.    —    Phot.  Bruckm. 

Bartolommeo  Passarotti 

Geb.  zu  Bologna  um  1530;  gest.  daselbst  den  3.  Juni  1592. 
Schüler  des  T.  Zuccaro,  Lehrer  des  Ag.  Carracci.  Tätig  zu- 
meist in  Bologna.     Er  gehört  zu  den  Bologneser  Manieristen. 

Ein  Familienbiidnis.     Kniestück.     An  einem  rot  gedeckten    1 1 6 
Tisch  sitzen  zwei  Männer,  zwei  Frauen  und  ein  Kind.     Links  (572) 
und  rechts  die  beiden  Männer,  in  der  Mitte  die  beiden  Frauen.     S  1 
Der  Mann  zur   Linken   hält   ein  Stück  Goldschmiedearbeit  er- 
hoben.    Angeblich  die  Familie  des  Künstlers. 

Leinwand;  h.  1,03}^;  br.  1,39  J£.  —  Inventar  Gnarienti  (vor  1753)  N.  431.  — 
Ans  der  Sammlung  des  Marchese  Monti  zu  Bologna.  —  Phot.  Bruckm. 

Orazio  Sammacchini 

Geb.  zu  Bologna  1532,  gest.  daselbst  den  12.  Juni  1577.  Ent- 
wickelte sich  in  Rom  durch  das  Studium  Raphael's  und  Michel- 
angelo's  zu  einem  der  besseren  bolognesischen  Manieristen. 

Heilige  Familie.     Maria  sitzt  in  der  Mitte.     Rechts  kniet    1 1 7 
die  heil.  Katharina.     Links  reicht  Johannes  dem  Christkind  auf  (509) 
Maria's  Schooss  einen  Apfel,  weiter  zurück  steht  Josef.  R  8 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,94%  ;  br.  0,74% .  —  Inventar  Gnarienti  (vor  1753)  N.  426. 
Ans  der  Sammlung  des  Marchese  Monti  zu  Bologna.  —  Phot.  Braun  V,  8 ;  Bruckm. 

Pellegrino  Tibaldi 

Auch  Pell.  Pellegrini.  Geb.  zu  Bologna  1532,  gest.  in  Mailand 
als  Dombaumeister  zu  Anfang  1592.  Schüler  Bart.  Ramenghi's 
in  Bologna;  durch  das  Studium  Michelangelo's  weiterentwickelt. 
Tätig  in  Bologna,  Rom,  Madrid  und  Mailand. 

Der  heil.  Hieronymus.     Rechts  sitzt  der    halbnackte  Alte.      1 1 8 
Links  erscheint   ihm   der  Engel.     Links    zu    den    Füssen    des    (508) 
schreibenden  Heiligen  sein  Löwe,  rechts  sein  roter  Kardinalshut.  plaiien  *•  v- 

Leinwand;  h.  1,71;  br.  1,35.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  1902  an  den 
Kunstverein  zu  Plauen  i.  V.  —  Phot.  Bruckm. 


70  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Lorenzo  Sabbatini 

Gen.  Lorenzino  da  Bologna.  Geb.  zu  Bologna  um  1533,  gest. 
um  1577.  Schüler  Tizians  in  Venedig,  doch  später  ganz  im 
Banne  der  Schulen  von  Rom   und  Parma. 

119  Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.  In  der  Mitte  sitzt  Maria 
(535)  und  reicht  dem  Jesusknaben  auf  ihrem  Schoosse  den  Ring,  den 
R  15    er  der  rechts  knieenden  heil.  Katharina  an  den  Finger  stecken 

soll.     Links  vorn  Josef  als  Brustbild. 

Leinwand;  h.  0.0*1 ;  lir.  0.74%.  —    Inventar    Guarienti    ivor    1753i  N.    425. 
Aus  der  Casa  Beilud  zu  Bologna.  —  l'hot.  Braun  VII.   12;   Bruckm. 

Denijs  Calvaert 

Gen.  Dionisio  Fiammingo;  geb.  zu  Antwerpen,  wo  er  1556  Lehr- 
junge der  Lukasgilde  wurde,  gest.  als  Schulhaupt  zu  Bologna 
den   17.  März  1619.    Schüler  des  Prospero  Fontana  zu  Bologna. 

120  Maria  erscheint  den  heil.  Franziskus  und  Dominikus.     Links 
(100)  vorn  in  grosser  Berglandschaft  der  heil.  Franz  in  halb  knieender 

B  2  Stellung.  Er  hält  das  rote  Kreuz  ausgestreckt  in  der  Linken 
und  schaut  verklärt  gegen  den  Himmel.  Rechts  blickt  der 
heil.  Dominikus  mit  gefalteten  Händen  empor.  Maria  erscheint 
mit  dem  Christkind  im  Arm  oben  aus  grauer  Wolke  in  gold- 
gelber Engelkopf-Glorie.     Datiert    unten    in    der    Mitte   1598. 

Leinwand;  h.  1.59%;    It.  1,25.    —    176<>    aus   Casa  Ranuzzi  in  Bologna. 
Dieses,  nicht  Calvaert's  Kopie  der  heil.  Oacilia  Rarhael's.  wie  H.  annahm,  kam  aus 
Casa  Ranuzzi.     Vergl.  des  Verfassers    Aufsatz    in    Thode's      Kunstfreund      I,  1885. 
S.  233  Ms  234.  —  Phot.  Braun  IX,  8;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Lavinia  Fontana 

Geb.  zu  Bologna  den  26.  August  1552,  gest.  in  Rom  1602. 
Schülerin  ihres  Vaters  Prospero  Fontana.     Tätig   in   Bologna. 

|2|  Heilige  Familie.     Der  Jesusknabe  auf  Maria's  Schoosse  er- 

(514)  widert  die  Umarmung  des  rechts    nahenden  kleinen  Johannes. 
4  c     Links  steht  Josef,  rechts  sitzt  Elisabeth.     Bez.  u.:  LAVINIA 
PROSPERI  FONT  ANA  .  .  .  FACTEBAT  A°  MD  .  .  . 

Buchenholz;  h.  0,40;  br.  0,32.  —  Inventar  Guarienti  ivor  1753i  N.  420.   — 
Aus  der  Sammlung  des  Abbate   Branchetta  zu  Bologna.  —  l'hot.   Bruckm. 

Barbara  Longhi 

Geb.  zu  Ravenna  den  21.  Sept.  1552;  daselbst  noch  am  Leben 
1619.     Schülerin  ihres  Vaters  Luca  Longhi  zu  Ravenna  (1507 


I).    Bolognes.  Schule.     E.   Ferrares.  Schule.     XVL  Jahrh.     71 

bis  1580),  der  der  bolognesischen  Schule  nahe  steht.  Tätig 
zu  Ravenna. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.    Kniestück.    Der  Jesus-  121  A 
kuabe,  den  Maria  mit  der  Linken  auf  ihrem  Schonsse  hält,  fasst  (506) 
dem  links  knieenden  Johannesknaben,  den  sie  mit  der  Rechten     R  6 
heranzieht,  zärtlich  unters  Kinn.     Im  Hintergrunde  rechts  eine 
Säule  mit  einem  Vorhang,  links  eine  heitere  Landschaft. 

Leinwand;  h.  0.88%;  br.  0.71.  —  Kat.  18S7  u.  1892:  N.  114.  —  Zuerst  im 
Katalog  von  1835  als  Innocenzo  da  Imola ;  1846  als  unbekannt;  1848  zuerst  als 
»Luca  Longhi  .  So  noch  in  unseren  Katalogen  von  1887  u.  1892.  Doch  erscheint 
das  Bild,  worauf  zuerst  Dr.  Conado  Ricci  aufmerksam  gemacht,  für  Luca  selbst  zn 
hölzern.    Es  erweist  sich  vielmehr  als  Werk  seiner  Tochter  Barbara.  —  Phot.  Bruekni. 

Unbestimmter  Bolognese 

Heil.  Familie.     Links  Gemäuer,  rechts  Landschaft.    Maria     122 
hält  das  nackte  Kind  auf  ihrem  Schoosse  und  ergreift  das  Hand-  (1 04) 
tuch,    das    die   links    vor    ihr    knieende    Elisabeth    ihr   reicht.    R  14 
Josef  sitzt  hinter  den  Frauen.     Ganz  links  kommt  der  kleine 
Johannes  mit  dem  Lamme  auf  den  Schultern. 

Leinwand;  h.  0.84;  br.  1,13. — Inventar  1722,  A  21.  —  Damals  als  Garofalo. 
Bei  H.  als  römische  Schule ;  eher  bolognesischer  Schule.  Von  Dr.  Gust.  Ludwig  zu 
Innocenzo  da  Imola  1 1493/94— löOOl  in  Beziehung  gesetzt.  —  Phot.  Bruckm. 

E.      Die  ferraresische  Schule 
Lodovico  Mazzolini 

Geb.  um  1478 — 1481  zu  Ferrara;  gest.  daselbst  1528.  Yergl. 
Venturi  im  Archivio  stör,  dell1  Arte  1890  III  p.  447  ff.  1894 
VIT  p.  303.  —  Schüler  des  Lorenzo  Costa.  Ausgezeichneter 
ferraresischer  Kolorist.     Tätig  hauptsächlich  in  Ferrara. 

Die  Ausstellung  Christi.     Auf  marmornem  Vorbau,  zu  dem     1 23 
links  von  der  Strasse  eine  Treppe  hinaufführt,  wird  der  Dornen-  (145) 
gekrönte    von    zwei    Schergen  gehalten.     Zahlreiche   Zuschauer     1  a 
drängen  sich  oben    um    ihn,    auf  der  Treppe    und    unten  auf 
der  Strasse.     Links    oben    ein  Herold    mit    seinem  Trompeter, 
rechts    ein    Knabe,    der    ein    Banner    trägt.     Unten    auf   der 
Strasse  begrüssen  sich  vorn  in  der  Mitte  zwei  Pharisäer. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0.66;  br.  0,43%.  —  1876  von  Kox  in  London.  Bis  zur 
Versteigerung  1865  beim  Grafen  James  Pourtales-Gorgier  zu  Paris.  —  Charakte- 
ristisches aUgemein  anerkanntes  Bild  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  LTI,  ll;Tamme; 
Bruckm. 


72  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Dosso  Dossi 

Giovanni  di  Niccolo  Lutero;  gen.  Dosso  Dossi.  Geb.  um  1479 
im  Ferraresischen,  gest.  (vor  dem  26.  Juli)  1542  in  Ferrara, 
Schüler  des  Lor.  Costa  in  Bologna.  Durch  römische  und 
venezianische  Einflüsse  weitergebildet.  Tätig  in  Mantua  (1512), 
meist  aber  in  Ferrara. 

Wenngleich  sich  aus  den  nachstehenden  Dosso'schen  Bildern  im  Lichte  der 
neueren  Forschung  die  Nummern  127,  129,  131  wahrscheinlich  als  Werke  Battista 
Dosso's  des  jüngeren,  154s  gestorbenen  Bruders  Dosso  Dossi's,  ausscheiden  lassen, 
so  halten  wir  diese  Frage,  die  in  den  Anmerkungen  erörtert  worden  ist,  doch  noch 
nicht  für  spruchreif  genug,  um  die  Bilder  jetzt  schon  umzuordnen. 

124  Der  heil.  Georg.  Veränderte  und  vergrüsserte  Kopie  nach 
(93)  dem  Gemälde  Raphael's  in  der  St.  Petersburger  Ermitage.  Der 
D  1   jugendliche  geharnischte  Ritter  in  vergoldeter  Rüstung  sprengt 

gegen  den  Drachen  an,  der  sich  links  unten,  bereits  von  der 
Lanze  durchbohrt,  zu  seinen  Füssen  windet.  Rechts  im  Mittel- 
grunde kniet  die  befreite  Prinzessin  in  der  Landschaft. 

Leinwand;  h.  2.0(5;  br.  1,21.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Damals  dort  Garofalo  benannt  iVentnri  p.  356);  in  den  Dresdner  Inventaren  dem 
Raphael  selbst,  bei  H.  frageweise  dem  Giov.  F.  Penni,  »il  Fattore  gen.  (1488  —  1528), 
zugewiesen.  Als  Jugendwerk  Dosso's,  etwa  um  1506  ausgeführt  .  mit  grosser  Ent- 
schiedenheit in  Anspruch  genommea  von  Lerm.  S.  140  (2.  Aufl.  190).  Das  Original 
Raphael's  ist  ein  kleines  Bildchen.  Dosso  hat  ausser  dem  Maasse  nicht  nur  die 
Landschaft  verändert,  sondern  z.  B.  dem  Ritter  einen  Helmbuscb.  der  Prinzessin 
eine  Krone  gegeben.  Nach  Berenson  (North  Italians  S.  208)  wäre  nicht  Dosso, 
sondern  Girolamo  da  Carpi  der  Meister  unserer  Kopie.  —  Fhot.  Tamme. 

125  Der  Erzengel  Michael.  Mit  der  Lanze  in  der  Rechten,  dem 
(92)  Schilde  in  der  Linken  ist  er  vom  Himmel  herabgestürmt.  Im 
D  1    nächsten  Augenblicke    wird    sein  Fuss  schwer    auf  dem  Satan 

lasten,  der  sich  über  Flammen  und  Rauch,  vergebens  den  Drei- 
zack in  der  Rechten  zur  Abwehr  erhebend,  unter  ihm  windet. 

Leinwand;  h.  2, (»5;  br.  1,19.  — 1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Schon  damals  dort  als  Werk  Dosso  Dossi's  (Venturi  356).  —  In  Dresden  von  An- 
fang an  als  Werk  Penni's;  bei  IL  doch  nur  (wie  das  vorige)  frageweise.  —  Dem 
Dossi  mit  Recht  zurückgegeben  von  l.erm.  S.  139—140  (2.  Aufl  189i.  So  auch 
Venturi  in  Galleria  Crespi«,  Mailand  1900  p.  31  ff.,  und  Berenson.  North  Italians 
S.  208.  Die  Komposition  ist  von  Raphael's  beiden  Louvrebildern  verschieden, 
scheint  aber  durch  den  damals  in  Ferrari  befindlichen  Karton  zu  einem  von  ihnen 
angeregt  worden  sein.   —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

126  Die  Gerechtigkeit.      Ganze    Gestalt,    fast    von    vorn,    die 
(146)  Wage    in    der  erhobenen  linken  Hand,    die  Fasces  unter  dem 

D  1     rechten  Arme.     Zu  ihren  Füssen  drei    umgestürzte   Geldtöpfe. 


E.    Ferraresische  Schule.     XVI.  Jahrhundert    '  73 

Leinwand ;  h.  2,00 ;  br.  1,05%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Vergl.  Lerm.  S.  136—138.  Offenbar  Dekorations-Gegenstück  zu  dem  folgenden, 
vielleicht  auch  zu  den  beiden  vorigen ;  1618  von  Ferrara  nach  Modena  geschickt. 
Vergl.  Venturi  p.  39  und  >.  Galleria  Crespi«  p.  31  ff.  Auch  nach  ihm  von  Dosso 
Dossi,  desgl.  nach  Berenson,  North  Italians  S.  208;  doch  nur  teilweise  eigenhändig. 
—  Phot.  Braun  XIEI,  1 ;  Phot.  Ges.,  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Der  Friede.     Weihliche  Gestalt,    etwas    nach    links.     Sie  !27 

trägt  eine  Blumenkrone  im  Haar,  hält  ein  Füllhorn  im  linken  (149) 

Arm,  eine  gesenkte  Fackel  in  der  rechten  Hand  und  tritt  mit  D  1 
dem  linken  Fuss  auf  Harnisch  und  Helme.     Links  ihr  Lamm. 

Leinwand;  h.  2,11  ;  br.  1,09.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  Nach  Berenson,  North  Italians  S.  208  nur 
zum  Teil  von  Dosso  Dossi  selbst.  —  Nach  Venturi  »Galleria  Crespi«  p.  31  ff.  von 
Battista  Dossi,  Giovanni's  jüngerem  Bruder  (f  1548),  was  auch  uns  wahrscheinlich 
erseheint.  Jedenfalls  nicht  von  Dosso  Dossi  ausgeführt.  —  Phot.  Braun  VI,  2 ; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Vision  der  vier  Kirchenväter.     Der  hl.  Hieronymus    kniet    128 
links;    der    hl.  Bernhardin    von    Siena    steht  hinter  ihm;    die  (140) 
hl.  Ambrosius,  Augustinus  und  Gregorius  sind  rechts  angeordnet;     D  2 
der  eine  schreibt  sitzend,  der  zweite  stehend,    der  dritte  steht 
mit    erhobener    Rechten    hinter    ihnen.      In   der  Mitte   reiche 
Landschaftsferne.    Oben  segnet  der  Allmächtige  die  neben  ihm 
auf    den    Wolken    knieende    Maria.       Englein   halten   ein  ge- 
bauschtes Goldlichttuch. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  3,58 ;  br.  2,08.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  Befand  sieh  ursprünglich  als  Altarbild  in  der  Kathedrale  dieser  Stadt. 
Venturi  p.  171  und  »Galleria  Crespi«  p.  31  ff.  Auch  nach  ihm  von  Dosso  Dossi.  — 
Desgl.  Dach  Berenson,  North  Italians,  S.  208.  —  Gestochen  von  P.  A.  Julian 
j$  LT,  7.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

Vision  der  vier  Kirchenväter.    Aehnliches  Bild  in  kleinerem     1 29 
Maasstabe,  wie  das  vorige.  Doch  sitzt  hier  links  einer  der  heil.   (153) 
Bischöfe,  rechts  der  heil.  Hieronymus  vor  den  beiden  anderen.     1  h 
Alle  vier  sind  in  lebhafter  Unterhaltung  begriffen.     Im  Hinter- 
grunde links  reicher  Fernblick.     Oben  in  den  Wolken  Gottvater 
auf  der  Weltkugel,  von  Engeln  umgeben,  mit  einem  Stabe  das 
Haupt  der  rechts  neben  ihm  knieenden  Maria  berührend. 

Früher  von  Holz  auf  Leinwand  übertragen;  h.  1,55;  br.  1,16%.  —  Inventar 
1754,  I  93,  als  Garofalo.  Bei  H.  als  »Schule  des  Dosso«.  Bei  Lerm.  S.  140—141 
(2.  Aufl.  190 — 192)  als  eigenhändig.  Ebenso  nach  Berenson,  North  Italians  (1907) 
S.  208.  Nach  Ad.  Venturi  (.Galleria  Crespi,  p.  31  ff.)  jedoch  von  Battista  Dossi.  — 
Desgl.  nach  B.  Patzak :  Die  Renaissance-  und  Barockvillen  in  Italien,  m,  Leipzig 
1908,  S.  254  und  257.  —  Auch  wir  halten  diese  Bestimmung  für  wahrscheinlich.  — 
Phot.  Tamme ;  Bruckm. 


74  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Schule  Dosso  Dossi's 

130  Eine  Höre  mit  Apollo's  Gespann.  Die  Höre  steht  auf  Wolken 
(148)  mitten  im  Bilde  und  wendet  sich  nach  links  zu  den  vier 
D  2     Rossen  Apollo's   zurück,    um    sie  an  den  Wagen  zu  spannen, 

der  rechts  unten  in  der  grünen  Landschaft  steht. 

Leinwand ;  h.  0,89;  br.  1,56.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Damals  dort  dem  Garofalo  iVenturi  p.  356),  jedoch  schon  im  Inventar  Guarienti 
(vor  1753)  N.  238  dem  Dosso  Dossi  zugeschneiten.  So  auch  bei  H.  Nach  Lerm. 
S.  138  (vergl.  2.  Aufl.  188)  in  der  Tat  dossoisch,  doch  nicht  von  ihm  selber  aus- 
geführt. Dies  scheint  richtig.  Das  Bild  gehört  zu  demselben  Dekorations-  Zyklus 
wie  N.  139,  zeigt  jedoch  eine  andere  Hnnd.  In  der  Tat  sind  verschiedene  Meister 
an  der  Ausschmückung  des  Schlosses  zu  Ferrara,  aus  dem  auch  dieses  Bild  161S 
nach  Modena  kam  iVenturi  p.  39)  tätig  gewesen.  Nach  Berenson,  North  Italians 
S.  208  doeh  teilweise  von  Dosso  Dossi  selbst.  —  Phot.   Bruckm. 

1 3 1  Der  Traum.    Eine  junge  Frau  schlummert  vorn  an  einem 
(151)  Steine.     Im  nächtlichen  Dämmerlichte    umgeben  sie  von  allen 

R  8  Seiten  phantastische  Menschen-  und  Tiergestalten.  Rechts  neben 
ihrem  Haupte  ein  Hahn,  hinter  ihr  eine  Eule,  über  ihr  ein 
fahler  Lichtball.  Links  zu  ihren  Füssen  seltsame  Spukgestalten. 
Im  Hintergrunde  jenseits  eines  Sees  eine  brennende  Stadt. 

Leinwand;  h.  0,82;  br.  1,47.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. — 
Damals  dort  dem  Garofalo  zugeschrieben  (Vent.  p.  357 1.  In  Dresden  jedoch  schon 
im  Inv.  Guar.  (vor.  1753)  N.  143  als  Dossi.  -  Nach  Leim.  S.  138  (2.  Aufl.  188), 
dem  wir  zustimmen,  in  der  Tat  dossoisch;  doch  eher  von  Dosso's  Bruder  Battista 
Dossi  ausgeführt;  nach  Venturi,  Galleria  Crespi,  p.  31  ff.,  sicher  von  Battista,  was 
auch  uns  wahrscheinlich  ist.  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  votigen  Bilde.  Nach 
Berenson  North  Italians  S.  208  doch  teilweise  von  Dosso  Dossi.    —    Phot.   Bruckm. 

Garofalo 

Benvenuto  Tisi,  genannt  il  Garofalo.  Geb.  1481  in  ferrare- 
sischem  Gebiete,  gest.  zu  Ferrara  den  6.  Sept.  1559.  Schüler 
des  Dom.  Panetti  in  Ferrara,  des  Boccaccino  in  Cremona. 
Im  Anschluss  an  Lor.  Costa  in  Bologna,  an  Raphael  in  Pom 
(1510  — 1512)  und  an  Dosso  Dossi  in  Ferrara  weiterentwickelt. 
Tätig  meist  in  Ferrara. 

132  Poseidon  und  Athene.    Pallas  Athene  setzt  den  linken  Fuss 
(156)  auf  ihren  Helm,  stützt  sich  mit  der  rechten  Hand   auf  ihren 

D  1  Speer  und  weist  mit  der  Linken  auf  die  Stadt  zurück.  Poseidon 
sitzt  rechts  neben  ihr  auf  dem  Felsen,  stützt  seine  rechte  Hand 
auf  seinen  Dreizack  und  setzt  seinen  rechten  Fuss  auf  einen 
Delphin.  Im  Hintergrunde  die  Meerbucht.  Rechts  die  Stadt 
am  Gebirge.     Bez.  unten  halb  r.   1512.   NOV, 


E.    Ferraresische  Schule.    XVI.  Jahrhundert       75 

Leinwand;  h.  2,11;  br.  1,40.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena; 
1618  aus  Ferrara,  für  dessen  Sehloss  es  gemalt  gewesen,  nach  Modena.  Venturi 
p.  39.  —  Gest.  von  Jae.  Folkema  $  II,  17.  —  Phot.  Braun  11,  7;  Phot.  Ges.; 
llanfst.;  Tamme ;  Bruckm. 

Maria  ihr  Kind  anbetend.    Rechts  kniet  Maria  vor  Ruinen     133 
in  üppiger  Berglandschaft  und  betet  das  auf  ihrer  Mantelschleppe  (160) 
ruhende  Kind  an.  Links  kniet  ein  Engel,  der  bereits  das  Schweiss-    D  2 
tuch  und  die  Dornenkrone  bringt.  Oben  in  den  Wolken  ein  Engel- 
chor in  drei  Abteilungen.    Die  oberste  hält  eine  Tafel  mit  der 
Inschrift:  TVAM IPSIVS  ANIMAM  GLADIVS  PERTRANSIVIT. 
Die  beiden  unteren  halten  die  Marterwerkzeuge    des    Heilands. 
Unten  die  Jahreszahl  MDXVII. 

Leinwand;  h.  2,44;  br.  1,30.  —  Inv.  Guar,  (vor  1753)  N.  151;  aus  der 
Kirche  der  Padri  Scalzi  zu  Ferrara.  Nach  Vasari  (VI,  p.  465)  für  San  Girolamo  in 
Ferrara  gemalt  und  »tenuto  bellissimo«.  —  Phot.  Braun  XII,  1;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme ;  Bruckm. 

Maria,  Heiligen  erscheinend.  Mit  ausgestreckter  Linken  blickt     1 34 
Maria  segnend  von  ihrem  Wolkenthrone  herab.    Mit  der  Rechten  (161) 
hält  sie  das  Christkind  neben  sich  auf  einer  kleineren  Wolke.    D  3 
Unten  musizieren  ältere,  oben  reiten  jüngere  Engel  auf  Wolken. 
In  der  reichen  Landschaft  steht  Petrus  links,  sitzt  der  heilige 
Bernhard  von  Clairvaux  schreibend  in  der  Mitte,    steht  rechts 
in  blanker  Rüstung  der  heil.  Georg.    Unten  in  der  Mitte  bez. 
BENVENV  (sie)  GAROFALO  MDXXX  DEC.    Das  letzte  Wort 
(Dezember)  ist   wohl   mit   Lerm.  S.   142  (2.  Aufl.   192)    nur 
so  zu  lesen,  wenngleich  anscheinend  DEI  dort  steht. 

Leinwand;  h.  2,82;  br.  1,47.  —  1749  durch  S.  Striebel  aus  Rom.  —  Nach 
N.  Cittadella  (Notizie  relative  a  Ferrara  p.  351 1  aus  der  Certosa  von  Ferrara.  — 
Das  von  Vasari  (VI,  p.  463)  ähnlich  beschriebene  Bild  für  S.  Spirito  war  ein  anderes. 
Catalogo  istorico  de'  pittori  ferraresi  II,  1782,  p.  29.  —  Phot.  Braun  XV,  1;  Bruckm. 

Mars  und  Venus  vor  Troja.  Uias  V,  Vers  330 — 364.  Links     135 
sitzt  Mars  in  der  Rüstung  eines  mittelalterlichen  Ritters.    Statt  (155) 
seines  Helmes,  den  Amor  fortschleppt,    trägt    er    ein    farbiges    D  4 
Barett.     Er  wendet  sich  der  Liebesgöttin  zu,  die,  von  orange- 
nem  Mantel  lose  umhüllt,    mit  Amor    neben    ihm   steht,   ihm 
ihre  verwundete  Hand  zeigt  und  hinunter  deutet  auf  den  Wagen, 
den  sie  zur  Flucht  erbittet.     Rechts    im    Tale    Kampfgewühl. 

Leinwand;  h.  1.33;  br.  2,38.  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  1618  aus  Ferrara  nach  Modena;  Venturi  p.  30.  —  Phot.  Braun  VI,  3;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Heilige  Familie.     Rechts  sitzen  Anna  und  Maria  in  einem    136 
Ruinenhofe  auf  einer  Steinbank.  Maria  hält  das  stehende  Christ-  (159) 

1  a 


76  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

kind  neben  sich,  und  dieses  wendet  sich  bewegt  dem  kleinen 
Johannes  zu,  der  links  von  Elisabeth  herangeführt  wird.  Hinter 
Anna  und  Maria  deren  Gatten  Joachim  und  Josef. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,41;  br.  0,57.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Nach  Lerm.  2.  Aufl.  S.  191  Anm.  eher  »Schulbild«;  doch  auch  bei 
lierenson,  North  Italians  S.    224  als  eigenbändig.  —  Phot.  Tamme. 

137  Maria  mit  dem  Kinde  und   Heiligen.    Maria  sitzt  auf  einer 
(158)  Steinbank  und  reicht  das  nackte  Christkind  der  links  knieenden, 

3  c  mit  einem  Rosenkranze  geschmückten  heil.  Cäcilia  dar,  hinter 
der  Antonius  von  Padua  und  Bernhardin  von  Siena  knieen. 
während  rechts  der  heil.  Geminianus  sitzt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,65;  br.  0,85%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Nach  Lerm.  2.  Aufl.  S.  191  Anm.  2  eher  »Schulbild« ;  doch  auch  bei 
Berenson,  North  Italians  S.  224  als  eigenhändig.  —  Phot.  Braun  V,  4;  Phot.  Ges. 
Hanfst.;  Bruckm. 

1 38  Bacchanal.   Bacchus  sitzt  in  der  Mitte.  Ariadne  fährt  links 
(157)  auf  goldenem  Wagen,  von  Satyrn  und  Bacchantinnen  umschwärmt, 

B  1  heran.  Ein  schwebender  Genius  hält  zwei  goldene  Reifen  über 
ihnen.  Neben  ihnen,  hinter  ihnen  und  vor  ihnen  schreiten 
mächtige  Elefanten,  von  Angehörigen  des  Thiasos  geritten. 
Vorn  in  der  Mitte  helfen  nackte  Satyrn  dem  alten  bekränzten 
Silen  einen  Löwen  besteigen.  Rechts  wird  geopfert  und  musiziert. 
Aus  den  Wolken  blicken  Zeus  und  Hera  herab. 

Leinwand;  h.  2,18;  br.  3,13.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena,  in 
die  das  Bild  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  aus  Ferrara  gelangte.  —  Nach 
Vas.  (VI  p.  467)  als  Kaminstück  für  den  Herzog  von  Ferrara  nach  einer  Zeichnung 
Raphael's  (»con  i  disegni  di  Raffaello  da  Urbino  i  von  Garofalo  in  dessen  65.  Lebens- 
jahre gemalt.     —     Phot.  Braun  XTTI,  2 ;    Phot.  Ges. ;    Hanfst. ;   Tamme ;    Bruckm. 

139  Diana  und  Endymion.    Endymion  schlummert  vorn  in  blunii- 
(147)  gern  Rasen  unter  Felsen  und  Bäumen,  mit  dem  rechten  Ellen- 

D  2  bogen  auf  einen  Stein  gestützt.  Diana  (Silene  die  Mondgöttin) 
beugt  sich  über  ihn,  umfasst  sein  Haupt  und  greift  ihm  mit 
der  linken  Hand  ans  Kinn.    Rechts  im  Mittelgründe  ihr  Wagen. 

Leinwand;  b.  0,94%;  br.  1,54%'  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Damals  »Venus  und  Adonis  benannt  und  schon  dem  Garofalo  zugeschrieben.  Vergl. 
Venturi  p.  356.  —  In  Dresden  jedoch  seit  dem  Inventar  1754,  I  343,  als  Dosso 
Dossi.  So  auch  bei  H.  —  Dagegen  von  Lerm.  S.  138  (2.  Aufl.  187 — 188)  wenigstens 
als  Erfindung  dem  Garofalo  zurückgegeben,  wenn  er  auch  die  Ausführung  eher  dem 
Girolamo  da  Carpi  zuschreiben  wollte.    —  Phot.  Bruckm. 

140  Jesus  im  Tempel.     Der  jugendliche  Heiland  steht  allein  in 
(154)  der  Mitte  des  Mittelgrundes  auf  einer  Treppenstufe  und   erhebt 

3  c     lehrend  die  Rechte.    Links  und  rechts  in  weitem  Halbkreis  sitzen 


E.    Ferraresische  Schule.     XVI.  Jahrhundert       77 

und  stehen  die  Zuhörer,  mannigfaltig  gruppiert  und  äusserlich 
und  innerlich  bewegt.     In  der  Mitte  liegt  ein  Lamm  am  Boden. 

Leinwand;  h.  0,66^;  br.  0,84%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Damals  dort  dem  Garofalo  zugeschrieben.  Venturi  pag.  301.  —  Bei  H.  als  »Schule 
des  Dosso  Dossi«.  Von  Leim.  S.  142  (2.  Aufl.  192)  dem  Garofalo  zurückgegeben; 
so  auch  Seidlitz:  Repert.  XVI,  S.  374.  —  Phot.  Bruckm. 

Schule  Garofalo's 

Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.     In    einer   Säulenhalle     14! 
sitzt  links  Maria  mit  dem  Kinde,  naht  rechts,  sich  leicht  ver-  (162) 
neigend,    die    heil.  Katharina,  der  der  Jesusknabe  einen  Ring     3  c 
an  die  Rechte  steckt.     Links  steht  Josef  hinter    Maria.     Be- 
zeichnet am  Postamente  links :  M.  D.  XXX.  VII. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,68;  br.  0,52%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena,  in  die  das  Bild  (Ventnri  p.  159)  1625  aus  der  Sammlung  des  Kardinals 
Alessandro  in  Rom  gelangte;  damals  in  Modena  ausdrücklich  als  echt  bezeichnet 
(Venturi  p.  355),  jedoch  schon  bei  H.  mit  einem  Fragezeichen  versehen  und  schwer- 
lich gut  genug  für  die  eigene  Hand  des  Meisters.   —  Phot.   Bruckm. 

Girolamo  da  Carpi 

Eigentlich  Girolamo  de'  Sellari  oder  de'  Livizzani.  Sein  Vater 
war  aus  Carpi.  Geb.  zu  Ferrara  1501,  gest.  daselbst  1556. 
Schüler  Garofalo's.     Später  unter  dem  Einflüsse  Dosso's. 

Gelegenheit  und  Geduld.     Rechts  weicht  eine  bekleidete  und    142 
verhüllte  weibliche  Gestalt,  die  die  Geduld  vorstellt,  vorsichtig  vom  (185) 
schroffen  Felsenabhange  zurück,  an  dem  ein  mit  kurzem  Chiton     D  1 
bekleideter  Jüngling,  der  auf  einer  Kugel  steht  und  ein  Messer 
in  der  erhobenen  Rechten  hält,  senkrecht  so  schnell  hinabrollt, 
dass  sein  blondes  Haupthaar  in  die  Höhe  weht.    Dieser  Jüng- 
ling stellt  die  Gelegenheit  vor.     Er    ergreift    die   Gelegenheit, 
die  von  der  Geduld  verschmäht  wird. 

Leinwand;  h.  2,11;  br.  1,10.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Seit  dem  Inv.  Guarienti  (vor  1753),  N.  85,  als  Werk  Girolamo  Mazzuoli's.  —  In- 
dessen hat  Venturi  (p.  23 — 25 1  urkundlich  nachgewiesen,  dass  Girolami  da  Carpi 
dieses  Bild  unter  dem  Namen  der  »Gelegenheit  und  Geduld«  1541  am  herzoglichen 
Hofe  von  Ferrara  gemalt  hat;  und  wir  sehen  keinen  Grund,  mit  Venturi  zu  be- 
zweifeln, dass  Vasari  eben  dieses  Bild  im  Sinne  gehabt,  als  er  schrieb  (VII,  p.  476), 
Girolamo  da  Carpi  halte  im  herzoglichen  Palaste  ein  grosses  Gemälde  gemalt,  »con 
una  figura  quanto  il  vivo,  flnta  per  una  Occasione,  con  bella  vivezza,  movenza, 
grazia  e  buon  rilievo«.  —  So  auch  Berenson,  North  Italians  S.  239.  —  Vergl.  auch 
des  Verfassers  Text  zu  Braun's  Galeriewerk,  S.  137 — 138.  —  Eine  Kopie  des 
Bildes  in  der  Galerie  von  Modena.  —  Phot.  Braun  IV,  5  und  Tanime. 

Venus  von  Schwänen  gezogen.     In  weiter,  rechts  vorn  von     143 
hohen  Bäumen  begrenzter  Landschaft  fährt  Venus  in  einer  von  (178) 

E  2 


78  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Schwänen  gezogenen  Muschel  nach  rechts  über  den  See.  Sie 
wendet  sich,  einen  Pfeil  in  der  Rechten  erhebend,  nach  Amor 
um,  der  mit  einer  Fackel  auf  dem  Rande  der  Muschel  steht. 
Links  im  Wasser  und    am  Ufer  ergehen    sich   drei  Nymphen. 

Leinwand;  h.  1,43;  br.  2.67  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Schon  damals  dort  Girolanio  da  Carpi  zugeschrieben  iVenturi  p.  358),  obgleich  es 
1618  als  Werk  Dosso's  von  Ferrara  nach  Modena  geschickt  worden  war  iVenturi 
p.  39).  Nach  Lerm.  S.  137  i2.  AuH.  186)  gehört  es  zu  den  Hildern.  die  von  Dosso 
erfunden,  aber  von  Girolamo  da  Carpi  u.  a.  ausgeführt  wurden.  —  So  auch 
l'.erenson.  North  ltalians  S.  239.  —  l'hot.  Tamrue 

144  Judith.    Kniestück.     In  hellem  Gewände,    von  dunkelblau- 
(152)  grünem  Mantel  umflattert,  sitzt  Judith  lebensgross  im  Vorder- 

3  b  gründe.  In  der  gesenkten  Linken  hält  sie  das  Haupt  des  Holo- 
fernes.  Mit  der  rechten  Hand  weist  sie,  an  ihrer  Brust  vor- 
über zurückdeutend.  auf  das  grosse  Zeltlager  im  Hintergrunde. 

Leinwand;  h.  1.34%;  br.  1,07%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 

—  Damals  irriger  Weise  als  Parnieggianino.  I!ei  11.  als  Dosso  Dossi.  Nach  Lerm. 
S.  138  —  139  l2.  Aufl.  188l  wohl  in  der  Tat  von  Dosso  entworfen,  jedoch  von  Giro- 
lamo da  Carpo  ausgeführt.  Diesem  Meister,  für  den  auch  wir  uns  entscheiden, 
schreibt  in  der  Tat  bereits  ein  altes  Modeneser  Lnventar  vom  Anfang  des  XVIII. 
Jahrhunderts  iVenturi.  p.  313)  das  Bild  zu.  —  So  auch  l'.erenson.  North  ltalians. 
S.  239.  —  Phot.   üraun  XII.  2  und  Tamme. 

145  Zeus'  Adler  mit   Ganymed.      Mit    ausgebreiteten    Fittichen 
(182)  schwebt  der  Vogel  des  höchsten  Gottes  zwischen  Wolken  in  der 

B  1  Luft  und  packt  mit  einer  Klaue  den  linken  Fuss  des  jungen 
Ganymeds,  der  sich  willig  am  Flügel  festhält  und  ein  Gefäss 
trägt,  das  auf  sein   Amt  als  Mundschenk  des  Zeus  deutet. 

Leinwand;  h.  0,80%;  br.  1,45.  —  1876  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 

—  Schon  damals  und  noch  bei  H.  als  Parnieggianino.  Gleichwohl  zeigt  das  Bild 
durchaus  nicht  die  Hand  dieses  Meisters;  vielmehr  gehört  es.  wie  Lerm.  S.  139 
(2.  AuH.  188)  richtig  bemerkt  hat.  in  die  Reihe  der  von  Dosso  und  seinen  Nach- 
folgern in  Ferrara  ausgeführten  Gemälde,  ist  aber  kein  eigenhändiges  Mild  Dosso's. 
Es  unter  die  Werke  Girolamo  da  Carpi's  zu  setzen,  veranlasst  uns  einerseits  seine 
Malweise,  anderseits  das  alte  Modeneser  Inventar  vom  Anfang  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts iVenturi.  p.  313),  in  d''m  es  in  der  Tat  noch  diesem  Meister  zugeschrieben 
wird.  —  So  auch   llerenson.  Norih  ltalians.  S.  239.  —  Phot.   Pruckni. 

Ippolito  Scarsella 

[ppolito  Scarsella,  gen.  Scarsellino.  Gel),  zu  Ferrara  1551; 
gest.  daselbst  den  27.  Okt.  1620.  Unter  dem  Einflüsse  der 
Carracci  und  Paolo  Veronese's  entwickelt.  Hauptvertreter  der 
ferraresischen  Kunst  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts. 


F.    Schulen  v.  Parma  und  Modena.    XVI.  Jahrb.     79 

Die  Flucht  nach  Aegypten.     In  reicher  Landschaft  schreitet  146 

die  heilige  Familie,  nach  rechts  gewandt,  rüstig  einher;  voran  (187) 

Josef,  der  den  Esel  vor  sich  hertreibt,    hinter  ihm  Maria,    an  3  a 
deren  Rock  der  Jesusknabe  sich  festhält. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,78%.  —  Inv.  Guarienti  ivor  1753)  N.  407.  Vom 
Abbate  Branchetta  zu  Bologna.    —    Gegenstück  zum  folgenden.    —    Phot.  Bruckm. 

Die  heil.  Familie  daheim.     In    der  Zimmermannswerkstatt,     147 

aus  der  man  rechts  in  die , Landschaft  blickt,  sitzt  links  Maria  (188) 
und  näht.     Rechts  sägt  Josef  an  einem  grossen  Balken;    und     3  a 
der  Jesusknabe  kommt  herzu,  um  ihm  zu  helfen. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,79.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  408.  Vom 
Abliate  Branchetta  zu  Bologna.  —  Gegenstuck  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

Die   heil.  Familie   mit   Heiligen.      In    ihrer    Säulenruinen-     148 
wohnung  sitzt  Maria    nach    rechts  gewandt.     Der  Jesusknabe  (189) 
steht  auf  ihrem  Schoosse  und  reicht  der  heil.  Barbara  (es  ist     D  4 
nicht  die  heil.  Katharina)  ihre  Palme.     Rechts  vorn  kniet  der 
heil.  Carlo  Borromeo.     Links    hinter   Maria    steht    Josef.      In 
der  Mitte   blickt   der  Johannesknabe    hinter  der  Säule  hervor. 

Leinwand ;  h.  1,96 ;  br.  2,19.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Das  Bild  war  1615  vom  Herzog  bei  dem  Meister,  der  damals  in  Ferrara  arbeitete, 
für  eine  Kapelle  in  Modena  bestellt  und  im  Oktober  1615  vollendet  worden.  Venturi, 
p.  140—141  und  p.  172.  —  Gest.  von  Et.  Fessart  if,  II,  27.  —  Phot.  Bruckm. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  vier  Heiligen.    Maria  sitzt  in  einem  149 

schattigen  Garten.    Das  Kind  auf  ihrem  rechten  Arm  wendet  sich  (190) 

dem  links  knieenden  heil.  Franziskus  zu.    Rechts  kniet  der  heil.  R  10 
Antonius.     Hinten  die  heil.  Clara  und  die  heil.  Katharina. 

Kupfer;  h.  0,31;  br.  0.28%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  17531  N.  427.  Aus  Casa 
Ghislieri  in  Bologna.  —  Phot.  Bruckm. 

Unbestimmter  Ferrarese  des  XVI.  Jahrhunderts 

Beweinung  Christi.     Der  Leichnam    des  Herrn   liegt  vorn  I49A 
auf  dem  Schoosse  Maria's   zwischen  Johannes  und  Magdalena.  (225) 
Links  oben  der  Calvarienberg,    unten  das    leere  Grab;    rechts     R  4 
im  Mittelgrunde    der   heil.  Hieronymus,    im    Hintergründe   die 
Ermordung  des  Märtyrers  Petrus. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,69;  br.  0,53;  bisher  N.  297.  —  In  der  ersten  Hälfte 
unseres  Jahrhunderts  durch  Direktor  Matthäi.  —  Dass  Cr.  und  Cav.  (V,  S.  592)  dieses 
Bild  dem  Micchele  Coltellini  von  Ferrara  (erste  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts)  zu- 
schreiben konnten,  erscheint  ebenso  unbegreiflich,  wie  dass  es  bei  H.  als  Fr.  Squarcione 
(1394— 1474)  gelten  konnte.  Ferraresischen  Ursprung  ist  es  zweifellos.  —  Phot.  Bruckm. 


80  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

F.    Die  Schulen  von  Parma  und  Modena 

Correggio 

Antonio  Allegri,  gen.  Correggio.  Geb.  zu  Correggio  um  1494,  gest. 
daselbst  den  5.  März  1534.  Schüler  des  Ant.  Bartolotti  zu  Cor- 
reggio, dann  wohl  des  Franc.  Bianchi  Ferrari  zu  Modena.  Tätig 
in  Correggio,  seit  1518  aber  hauptsächlich  in  Parma.  Aus  der 
ferraresisch  -  bolognesischen  Schule  Lorenzo  Costa1  s  hervorge- 
wachsen, wurde  er,  auch  von  Mantegna  beeinflusst,  als  Bahn- 
brecher einer  neuen  Richtung  das  Haupt  der  Schule  von  Parma. 

150  Die    Madonna    des    heil.    Franziskus.       Unter    einem    von 

(168)  ionischen  Säulen  getragenen  Rundbogen  thront  Maria.  Der 
D  1  Sockel  des  Thrones  wird  von  zwei  nackten  Knäblein  gestützt, 
die  ein  Medaillon  mit  dem  Bilde  des  Moses  halten.  Das 
nackte  Christkind  auf  Maria's  Schoosse  erhebt  segnend  die  kleine 
Rechte;  sie  selbst  streckt,  milde  herabblickend,  ihre  Rechte 
über  das  Haupt  des  heil.  Franziskus  aus,  der  links  neben  dem 
Throne  entzückt  emporblickt.  Hinter  ihm  steht  der  heil. 
Antonius.  Rechts  neben  dem  Throne  aber  stehen  Johannes 
der  Täufer,  der,  den  Beschauer  anblickend,  auf  den  Heiland 
deutet,  und  die  heil.  Katharina,  die  durch  Rad  und  Richt- 
schwert gekennzeichnet  ist.  Oben  umschweben  zwei  nackte 
Engelkuäblein  mit  gefalteten  Händen  anbetend  das  Haupt  der 
Jungfrau.     Bezeichnet  u.  r.  am  Rade: 

ANTOIVS 

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ALEGR15 
,p, 

[tat.  I'appelholz;  h.  2,99;  br.  2,45Va-  —  1746  aus  der  herzogi.  Galerie  zu 
Moden».  —  Das  Bild  ist,  wie  urkundlich  festgestellt  worden  (Vungileoni  Mem.  II,  p. 
65 — 69),  1014  von  den  Mönchen  des  Minoritenklosters  zu  Correggio  bei  dem  Meister 
hestellt  und  im  Frühjahr  1515  von  diesem  allgeliefert  worden.  Vergl.  Ricci  (deutsch) 
S.  97—104.  —  Gest.  von  Et.  Fessard  *$>  I,  1,  von  1'.  Lutz  und  von  Gust.  I,evy,  — 
f'hot.   Braun  IV-  3 ;  l'hot.  Ges. ;  Tamme ;  ilanfst.  ;   l'.ruckni. 


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Tafel  IV 


F.  Schulen  von  Parma  und  Modena.  XVI.  Jahrh.  81 

Die  Madonna  des  heil.  Sebastian.     Freundlich  herabblickend.    1 5  I 
erscheint  Maria  mit  dem  Kinde  in  Wolken  den  drei  Heiligen.  (169) 
Links  schaut    der  heil.  Sebastian,    nackt  bis  aufs  Lendentuch,     D  1 
mit    beiden  Händen    an    einen  Baum    gebunden,    in  lebhafter 
Wendung  verklärt  gen  Himmel.     In  der  Mitte  kniet  der  heil. 
Bischof  Geininianus    und    deutet   mit  der  Rechten  zu  der  Er- 
scheinung empor.     Zu  seinen  Füssen  hält  ein  kleines  Mädchen 
das  Modell  des  Domes  von  Modena,     Rechts   schläft  der  heil. 
Rochus.     Grössere  und  kleinere  Engel,,  von  denen  ein  kleinerer 
keck  auf   einer  Wolke    reitet,    haben    sich    mit  herabgelassen. 
Oben  die  Engelkopf-Glorie  in  goldgelbem  Lichte. 

Ital.  Pappelholz;  h.  2,65;  br.  1,61.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  Das  Bild  ist  1525  von  der  Schützengilde  des  heil.  Sebastian  zu  Modena  für  eine 
Chorkapelle  des  Domes  dieser  Stadt  bestellt  worden.  Vgl.  Pungileoni  II,  p.  193—195. 
Um  1659  trat  die  Kirche  es  dem  Herzoge  Alfonso  IV.  für  seine  Galerie  ab.  Vergl. 
Venturi  p.  268.  Ricci  (deutsch)  S.  289 — 290.  —  Schon  damals  wurde  es  durch 
Flaminio  Torre  restauriert.  Es  ist  nicht  in  allen  Stücken  wohlerhalten.  —  Gestochen 
von  Christ.  Bertelli,  von  P.  A.  Kilian  §S  I.  3  und  von  A.  Lefevre.  radiert  von  einem 
alten  Anonymus.  —  Phot.  Braun  IV.  1;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Die  heil.  Nacht.    Den  Stall  bildet  eine  Ruine  mit  Säulen.     152 
Rechts  kniet  Maria  und  blickt  entzückt  den  Neugeborenen  an,  (171) 
den  sie  mit  beiden  Armen  über  der  Krippe  hält.     Ein  helles     D  1 
Licht  geht  vom  Kinde  aus  und  bestrahlt,  wie  das  Antlitz  seiner 
Mutter,  so  auch  die  anbetenden  Hirten.    Ganz  vorn  steht  links 
ein  bärtiger  älterer  Hirte,  der  sich,  lebhaft  bewegt,  auf  einen 
mächtigen  Stab  stützt;    in    der  Mitte    kniet  ein  jüngerer,    der 
glückselig  gen  Himmel  schaut ;  an  der  Säule  steht  eine  Magd, 
die   sich,    geblendet,    die    linke  Hand  vors  Gesicht  hält.     Ein 
Hund  steht  zu  Füssen  der  Hirten.     Josef   macht   sich    rechts 
im  Mittelgrunde  mit  dem  Esel  zu  schaffen.     Links  oben  aber 
erscheint,  in  Wolken  herabgefahren,  ein  Reigen  halbwüchsiger 
Engel  mit  wunderlich  durcheinander  geschlungenen  Gliedmaassen. 
Im  Hindergrunde  eine  dämmerblaue  Landschaft. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  2.56  J^ ;  br.  1,88.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Dieses  Bild  wurde  schon  1522  von  Alberto  Pratonero  besteUt.  aber  erst 
1530  in  der  KapeUe  der  Pratoneri  der  Kirche  San  Prospero  zu  Reggio  aufgestellt. 
Pungileoni  III,  S.  211 — 212.  Im  Mai  1640  unter  Herzog  Francesco  I.  ging  es  von 
dort  in  die  Galerie  zu  Modena  über.  Venturi,  p.  226.  Vgl.  Ricci  (deutsch)  S.  308—312. 
Eine  gezeichnete  Studie  zu  dem  Bilde  im  British  Museum  zu  London.  Gestochen 
von  A.  M.  Esebiai,  H.  Vincent,  A.  Zeechino,  P.  L.  Surugue  ifr  n,  1,  Fr.  Boetius, 
E.  G.  Krüger,  A.  Lefevre,  C.  H.  Rahl,  M.  Lavigne,  Th.  Langer,  Jos.  Kohlscbein 
und  G.  EUers  ;  radiert  von  G.  M.  Mitelli,  Stef.  Piali ;  geschabt  von  Fr.  Nassi,  J.  J. 

6 


82  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Freidhoff  u.a.;  punktiert  von  M.  Sloane;  in  Schwarzkunst  von  J.  Pichler.  —  l'hot. 
Braun  I,  7  ;  l'hot.  Ges. ;  Tamuie  ;  Hanfst.  ;  Bruckrn. 

153  Die   Madonna  des  heil.  Georg.     In  stattlicher  Halle,  deren 
(172)  mit  Fruchtkränzen  geschmückter  Kuppelansatz  von  zwei  stein- 
ig 1     farbigen  Engeln  getragen  wird,    thront  Maria,   etwas  verkürzt 

von  unten  gesehen,  auf  hohem  Unterbau  vor  dem  Rundbogen, 
durch  den  man  ins  Freie  hinausblickt.  Das  nackte  Christkind 
auf  ihrem  Schoosse  streckt  seine  beiden  Aennchen  nach  der 
linken  Seite  aus,  wo  der  heil.  Geminianus  sein  Kirchenmodell 
dem  Engel  abnimmt,  während  weiter  vorn  Johannes  der  Täufer 
in  schmucker  Jünglingsgestalt  mit  der  Rechten  zum  Heiland 
empor  deutet.  Rechts  steht  der  Märtyrer  Petrus,  weiter  vorn 
aber,  den  linken  Fuss  auf  das  Haupt  des  Drachens  setzend, 
der  jugendliche  Ritter  (leorg,  zu  dessen  Füssen  vier  nackte 
Kinder  mit  seinem  Helm  und  seinen  Waffen  spielen. 

ltal.  Pappelholz;  h.  2.86;  br.  1,90.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Mo- 
dena.  —  Correggio  hatte  das  Bild  zwischen  1530  und  1532  für  die  Kirche  San 
Pietro  Maitire  zu  Modena  gemalt.  Pungileoni  II,  p.  233 — 238.  —  1649  Hess  der 
Herzog  es  in  seine  Galerie  bringen.  Venturi  S.  225.  Ricci  (deutseh)  S.  314.  — 
Ein  Entwurf  zu  dem  Bilde  im  Kgl.  Kupferstich-Kabinett  zu  Dresden.  Entwürfe  zu 
den  I'utti  in  Dresden  und  Florenz.  —  Gestochen  von  Chr.  Beitelli,  N.  D.  Beauvais 
Sfc  I,  2,  Tb..  Langer,  E.  G.  Krüger;  radiert  von  G.  M.  Giovannini  und  G.  M.  Mitelli. 
—  l'hot.  Braun  V,  5;  Phot.  Ges.;  Tanime;  llanfst  ;  Bruckm. 

Angeblich  Correggio 

154  Magdalena.  Unter  dichtbelaubtem  Felsen  liegt  Magdalena, 
(170)  halb  aufgerichtet,  mit  dem  Rücken  nach  oben.  Sie  stützt  den 
.  3  c     Kopf  mit  dem  rechten  Arm  auf  das  Buch,    das    sie    vor  sich 

aufgeschlagen  hält  und  blickt  eifrig  lesend  hinab.  Links  steht 
ihr  Salbgefäss.  Ein  blauer  Mantel  umfliesst  ihren  Kopf  und 
Rücken.     Ihr  blondes  Haar  fällt  auf  ihre  Schultern  herab. 

Kupfer;  h.  0,29;  br.  39%.  —  174<i  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  Das 
Bild  hatte  einen  silbernen,  mit  Edelsteinen  geschmückten  Rahmen,  der  erst,  als  es 
im  Jahre  1788  einmal  gestohlen,  alier  bald  nach  der  Entdeckung  des  Diebes  zurück- 
gebracht war,  durch  den  gewöhnlichen  Galerie-Rahmen  ersetzt  wurde,  um  seil  ist  ins 
grüne  Gewölbe  zu  wandern.  —  Das  Bild  hat  den  modernen  Correggio-Forschern  bis  vor 
fünfundzwanzig  Jahren  als  ein  Hauptwerk  des  Meisters  gegolten,  wenngleich  Quandt. 
wie  Schnorr  a.  a.  0.  N.  2,  S.  266.  erzählt,  schon  1S54  bezweifelte,  dass  Correggio 
es  gemalt  habe.  Erst  1880  hat  Giovanni  Morelli  (Lerm.  S.  153  —  161 ;  2.  Aufl.  207 
bis  217  und  360)  mit  grosser  Entschiedenheit  die  Unechtheit  des  Bildes  behauptet: 
teils  weil  es  auf  Kupfer  gemalt  sei,  was  zu  Correggio's  Zeiten  in  Italien  ganz  ver- 
einzelt dastehen  würde,  teils,  weil  die  Formensprache  und  die  Malweise  durchaus 
nicht  auf  Correggio  hinweisen.  Fast  alle  Forseber  haben  diesen  Ausführungen  Morelli 's 


Tafel  V. 


F.    Schulen  von  Parma  und  Modena.    XVI.  Jahr h.    83 

zugestimmt.  Vgl.  Ricci  (deutsch)  S.  249 — 250.  Morelli  ging  jedoch  soweit ,  unser 
Bild  für  eine  niederländische  Kopie,  das  unbekannte  Original  für  das  Werk  eines 
Schülers  der  Carracci  zu  erklären:  und  hier  können  wir  ihm  nicht  mehr  folgen. 
Seiner  Ansicht  gegenüber,  dass  sogar  ein  Niederländer  der  Richtung  A.  v.  d.  Werft's 
(1659 — 1722)  es  gemalt  habe,  ist  darauf  hinzuweisen,  dass  das  Bild  nach  Venturi 
p.  291  schon  1682  in  der  Sammlung  zu  Modena  als  Meisterwerk  Correggio's  kopiert 
wurde.  —  Wann  es  nach  Modena  gekommen,  lässt  sich  nicht  nachweisen.  Baldi- 
nucci  berichtet  (Notizie  V,  1702,  p,  304)  von  einem  anscheinend  gleichen  Bilde 
Correggio's,  das  sich  um  1600  in  Florenz  im  Privatbesitze  befunden  habe  und  von 
Christ.  Allori  und  seinem  Schüler  Rossi  unzählige  Male  kopiert  worden  sei.  Nach 
allem  scheint  es  uns  am  wahrscheinlichsten ,  dass  unser  Bild  eine  im  XVII.  Jahrh. 
entstandene,  daher  in  der  Formensprache  etwas  veränderte  italienische  Kopie  nach 
einem  verlorenen  Originale  Correggio's  ist;  und  hieran  müssen  wir  zu  unserem  leb- 
haften Bedauern  auch  festhalten,  nachdem  Ad.  Venturi,  der  italienische  Kenner  (La 
Galleria  Crespi  in  Milano,  Mailand  1900,  p.  12  — 13  und  besonders  in  l'Arte  VII, 
1904,  p.  393),  zu  der  Ansicht  zurückgekehrt,  das  Bild  sei  ein  eigenhändiges  Werk 
Correggio's.  Auch  Berenson  hat  es  1907  in  seinen  North  Italian  Painters  S.  199 
nicht  als  Werk  Correggio's  anerkannt.  —  Gest.  von  J.  Daulle  «^  1,  4,  von  C.  G. 
Contius,  J.  G.  Boettger,  F.  Bartolozzi,  Fr.  v.  Stadler,  G.  Longhi,  C.  H.  Rahl,  W. 
Jluruphrey,  P.  Lightfoot,  F.  L.  Knolle,  Gust.  Planer,  W.  H.  Watt,  W.  Overbeck. 
G.  Asioli;  punktiert  von  J.  J.  Freidhoff;  radiert  von  Niquet;  geschabt  von  W.  Ward 
und  S.  W.  Reynold's.  —  Phot.  Braun  VII,  3;  Phot.  Ges.  ;  Taninie;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Bildnis  eines  Gelehrten.    Der  sogen.  »Arzt  des  Correggio«.     155 
Männliches  Brustbild  nach  links  auf  grauem  Wandgrunde.    Der  (173) 
Dargestellte  steht  an  einem  Tische,  auf  dem  er  mit  der  Rechten     3  c 
einen  mächtigen,    rot  eingebundenen,    mit  Metall  beschlagenen 
Folianten  in  aufrechter  Lage  festhält,    während  er  in  der  mit 
drei  kostbaren  Eingen  geschmückten  Linken  seine  Handschuhe 
hält.     Er    trägt    einen    schwarzen  Talar    mit    kleiner    weisser 
Halskrause  und  eine  schwarze  Kappe  über  grauem  Haar. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,8272  ;  br,  0.69.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  Ueberliefert  ist  der  Name  Correggio's  für  unser  Bild  schon  seit  dem 
Jahre  1638,  in  welchem  es  sich  im  Besitze  des  Bischofs  Coccapani  von  Reggio  be- 
fand: Venturi,  p.  226.  Gleichwohl  stellte  schon  Jul.  Meyer  (Correggio,  Leipzig  1871, 
S.  90—92  und  S.  374)  es  zu  den  mindestens  zweifelhaften  Bildern  des  Meisters,  und 
Morelli  (Lerm  S.  153;  2.  Aufl.  207—208)  sah  es  bereits  als  selbstverständlich  an, 
da^s  es  nicht  mehr  für  ein  Werk  Correggio's  gehalten  werde.  Tn  der  Tat  können 
auch  wir  die  Art  dieses  Meisters  nicht  in  unserem  Bilde  erkennen,  glauben  vielmehr 
mit  Lerm,  dass  es  ferraresischen  Ursprungs  sei ;  unmöglich  erscheint  uns  auch 
Morelli's  Vorsehlag,  es  Dosso  Dossi«  zu  nennen,  nicht.  —  In  der  Tat  als  Dosso 
Dossi  bei  Berenson,  North  Italians.  S.  208.  —  Gestochen  von  P.  Tanje  »£  II,  2.  — 
Phot.  Braun  VIT.  2 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Nach  Antonio  Allegri  da  Correggio 

La  Madonna  della  Cesta.     Unter  Bäumen  und  altem  Ge-    156 
mäuer  sitzt   Maria,    nach    rechts  gewandt,    auf  dem  Erdboden  (176) 


84  Italiener  des  sechzehnten  .Jahrhunderts 

und  hält  den  lebhaft  bewegten  Jesusknaben  vor  sich  auf  dem 
Schoosse  fest.  Links  vorn  ein  Korb  (Cesta)  mit  einer  Scheere. 
Rechts  im  Mittelgrunde  Josef  an  seiner  Hobelbank. 

Mahagoniholz;  h.  0,35 l/s  ;  br.  9,25 }^.  —  Inv.  1722,  A.  59.  Damals  für  Ori- 
ginal gehalten;  aber  bald  als  Kopie  erkannt;  als  Kopie  mit  Recht  auch  bei  H.  — 
Das  anerkannte  Original  befindet  sich  in  der  National  Gallery  zu  London. 

157  Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.     Kniestück.    Links  sitzt 
(177)  Maria,  nach  rechts  gewandt,  in  reicher  Landschaft  unter  einem 

C  3  Baume.  Der  nackte  Jesusknabe  auf  ihrem  Schoosse  steckt  der 
rechts  vor  ihm  stehenden  heil.  Katharina,  welche  die  linke 
Hand  auf  ihr  Rad  stützt,  den  Verlobungsring  an  den  Kinger. 
Rechts  hinter   der  Heiligen  blickt  der  heil.  Sebastian  herüber. 

Leinwand;  h.  1,01 ;  br.  1,01.  —  Als  N.  2638  im  Jahre  1741  durch  v.  Kaiser- 
ling,  daher  nicht  im  Inventar  1722,  wie  II.  annahm.  —  Das  anerkannte  Original 
befindet  sich  im  Louvre  zu  Paris. 

Schule  des  Antonio  Ailegri  da  Correggio 

158  Die  heil.  Margaretha.    Halbfigur,  nach  rechts  gewandt,  in 
(174)  gelbem  Kleide  mit  aschgrauem  Mantel.    Ueber  ihrem  Kopfe  ein 

3  c  ringförmiger  Heiligenschein.  Das  Buch,  in  dem  sie  liest,  hält 
sie  in  der  erhobenen  Rechten,  ihren  Kreuzesstab  in  der  Linken. 
Der  Drachenkopf  liegt  rechts  vor  ihr. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,68;  br.  0,52^.  —  1756  aus  der  Galerie  des  Duc  de 
Tallard  in  Paris.  H.  —  Damals  unter  dem  Namen  La  Liseuse  als  Original  Cor- 
reggio'8.  Doch  schon  bei  H.  mit  Recht  nur  als  Schul-  und  Atelier-Bild.  Sehr  ähnlich 
Correggio's  Bild  in  Hampton  Court.  Vgl.  Corr.  Ricci,  Correggio,  his  Life  etc.,  London 
1896,  p.  239.  —  Phot.  Braun  VIII,  10;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Tamme;  Bruckm. 

II  Parmeggianino 

Francesco  Mazzuoli  (Mazzola).  gen.  il  Parmeggianiao.  Gel),  zu 
Parma  1504,  gest.  daselbst  den  24.  Aug.  1540.  Entwickelt 
unter  dem  Einflüsse  Correggio's  in  Parma,  Michelangelo^  und 
RäphaePs  in  Rom.     Tätig  in  Parma,  Rom  und  Bologna. 

160  Maria  zwei  Heiligen  erscheinend.    Vor  einem  Geländer  sitzt 

(180)   rechts  Johannes    der  Täufer,    der    die   Linke    auf   seinen  Stab 

D  3  stützt  und  in  der  rechten  die  Taufschale  hält,  links  der  heil. 
Stephanus  mit  der  Ueberwinderpalme  in  der  Rechten,  dem  Steine 
in  der  Linken.  Zu  seinen  Füssen  das  Brustbild  des  Stifters. 
Oben  in  den  Wolken,  von  hellen  Strahlenkreisen  umgeben,  er- 
scheint Maria;    der  Jesusknabe    steht  auf  ihrem  linken  Arme. 

Ital.  Pappelholz  ;  h.  2,53 ;  br.  1,61.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  Nach  Vasari  (V,  p.  232)  in  der  Spätzeit  des  Meisters  für  die  Kirche  S.  Stefano  zu 


6 


F.    Schulen  von  Parina  und  Modena.    XVI.  Jahrh.    85 

Casal  Maggiore  gemalt.  1646  dem  dortigen  Arciprete  für  die  Galerie  zu  Modena 
vom  Herzog  Francesco  T.  abgekauft.  Venturi  p.  244 — 245.  —  Gestochen  in  Holl- 
dunkel in  drei  Platten  von  A.  M.  GTaf  von  Zanetti  d.  ä.  —  Phot.  Bruckm. 

La  Madonna  della  Rosa.    Kniestück.    Maria  sitzt  in  hellem,     1 6 1 
golddurchwirktem  Kleide  vor  einem  roten  Vorhänge  und  greift  (181) 
mit  dem  linken  Arme  über  den  Jesusknaben  hin,  der  halb  auf    B  1 
ihrem  Schoosse,    halb   auf   dem  rechts  stehenden  Tische  liegt, 
den  Beschauer  mit  grossen  Augen  anblickt,    die  mit  Korallen 
geschmückte  Linke  auf  die  neben  ihm  liegende  Weltkugel  lehnt, 
mit  der  Rechten  aber  seiner  Mutter  eine  Rose  reicht. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,09;  br.  Ü,88V2-  —  1752  durch  Luigi  Crespi  in  Bologna 
aus  der  Casa  Zani  daselbst.  —  Nach  Vasari  (V,  p.  227 — 228)  vom  Meister  in  Bologna 
für  Pietro  Aretino  gemalt,  aber  dem  Papste  Clemens  VII.,  als  dieser  in  Bologna 
erschien,  geschenkt.  Von  diesem  dorn  Dionigi  Zani  in  Bologna  überlassen.  —  Gest. 
gegenseitig  von  einem  anonymen  Italiener  um  1600  und  von  J.  Ch.  Deucher  S$  II,  3. 
—  Phot.  Braun  II,  8 ;  Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Ein  junger  Heiliger.  Kniestück.  Unter  einem  offenen  Fenster    162 
steht  der  bartlose  junge  Mann  in  braunem  Rocke,  nach  links  ge-  (397) 
wandt,  an  einem  Tische.    Die  rechte  Hand,  in  der  er  eine  Palme     B  1 
hält,  stützt  er  auf  ein  Buch;  mit  der  linken  fasst  er  an  seinen 
Degen.    Als  Heiligenschein  umgibt  ein  brauner  Kreis  sein  Haupt. 

Leinwand ;  h.  1,02  ;  br.  0,6872-  —  1869  aus  Unger's  Nachlass  in  Berlin.  Bei  II. 
»unbekannt«.  —  Nach  Lerm.  S.  143  ein  echter,  wenn  auch  verputzter  Parmeggianino. 
Der  Vergleich  mit  den  Bildnissen  dieses  Meisters,  sehon  denjenigen  in  der  kaiserl. 
Galerie  zu  Wien,  lässt  uns  dieser  Ansicht  zustimmen.  So  auch  Berenson,  North 
Italians.  S.  278.  —  Phot.  Bruckm. 

Nach  Parmeggianino 

Amor  als  Bogenschnitzer.  Amor,  als  halbwüchsiger  Jüngling    1 63 
von  hinten  gesehen,  vor  schwarzem  Grunde,  wendet  sein  Gesicht  (175) 
nach  links  zum  Beschauer  zurück.     Den  linken  Fuss  setzt  er     B  2 
auf  die  Bücher,  die  er  verachtet;  mit  beiden  Händen  schnitzt 
er  seinen  Bogen.     Links  unten  vor  ihm  zwei  kleinere  Liebes- 
götter.    Der  vordere,  schalkhaft  lächelnde,  drückt  den  anderen 
so  heftig,  dass  dessen  Gesicht  sich  schmerzhaft  verzieht. 

Leinwand;  h.  1,35%;  br.  0,64%;  Inventar  1722,  A  30.  Vom  Grossherzog 
von  Florenz  als  Kopie  nach  Correggio.  Bei  H.  als  »Schule  des  Correggio«.  Allein 
schon  Vasari  (V,  p.  230)  beschreibt  das  Original  als  Werk  Parmeggianino's,  welches 
dieser  seinem  Freunde,  dem  Cavaliere  Baiardo,  gemalt,  habe ;  und  dieses  anerkannte 
Original  Parmeggianino's  befindet  sich  in  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien.  —  Phot. 
Braun  V,  6;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfstängl;  Bruckm. 


86  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Schule  des  Parmeggianino 

164  Heilige  Familie.  Maria  sitzt  halb  knieend  in  romantischer 
(183)  Landschaft  auf  dem  Erdboden.  Der  Jesusknabe,  der  ein  Buch 
lauen  i.v.  hai^  sitzt  auf  ihren  Knieen.    Beide  blicken  in  das  Spruchband, 

das  der  kleine  Johannes  mit  Maria  anfasst. 

[.einwand;   h.  0.46%;   l.r.  0,36%.  —  1741  durch  Rossi   aus  Italien.  —  1902 
an  den  Kunstverein  in  Plauen  i.  V. 

Niccolo  Abati 

Niccolö  Abati,  gen.  delT  Abate.  Geb.  zu  Modena  um  1012, 
gest.  1571  zu  Fontainebleau.  Entwickelt  unter  dem  Einflüsse 
Oorreggio's  und  Giulio  Romano's.  Arbeitete  anfangs  zu  Modena, 
im  Schlosse  Scandiano  und  zu  Bologna,  wurde  aber  1552  nach 
Fontainebleau  berufen,  wo  er  ansässig  blieb. 

165  Die   Hinrichtung    der  Apostel   Petrus    und   Paulus.      Vor  der 

(186)  reichen  Landschaft,  in  deren  Mittelgrunde  Rom  liegt,  kniet  Paulus. 
D  1  Schon  hat  er  einen  Schwertstreich  von  dem  Henker  empfangen, 
der  von  hinten  gesehen,  links  neben  ihm  steht  und  gerade 
zu  dem  zweiten  tödlichen  Streiche  ausholt.  Weiter  links  kniet 
Petrus  bereits  auf  dem  Kreuze,  an  das  die  beiden  Henker,  die 
ihn  gepackt  haben,  ihn  anheften  werden.  Mit  gefalteten  Hunden 
blickt  er  zu  der  Erscheinung  der  heil.  Jungfrau  empor.  Diese 
thront  oben  vor  der  Engelkopfglorie  auf  Wolken,  die  von  zahl- 
reichen Engelknäblein  getragen  und  geschoben  werden.  Das 
Christkind  auf  ihrem  Schosse  reicht  den  Engeln  die  für  Petrus 
und  Paulus  bestimmten  Ueberwinderpalmen. 

Ital.  Pappelholz;  h.  3,63%;  !>r.  1,98.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  —  1547  für  die  Kirche  San  Pietio  in  Modena  gemalt.  Vgl.  Vasari  VI,  p.  481. 
—  Bedeutendstes  erhaltenes  Tafelbild  der  italienischen  Zeit  des  Meisters.  Gleichwohl 
sind  der  Henker  und  Paulus  aus  Correggio's  Gemälde  in  P:>.rma  entlehnt,  welches 
das  Martyrium  der  heiligen  Placidus  und  Flavia  darstellt ;  desgleichen,  worauf  Coir. 
Ricci  aufmerksam  macht,  die  Glorie  aus  Pordenone's  Glorie  in  der  Franziskanerkirche 
zu  Piacenza.  —  Gest.  von  I..  Zucchi  und  J.  Folkema  $  6.  —  Phot.  Braun  XII.  t : 
Phot.  Ges. ;  Brnckm. 

Girolamo  Bedolo  (Bedulla) 

Gen.  Gir.  Mazzuoli  (Mazzola).  (ieb.  in  Parma.  Geburtsjahr  un- 
bekannt. Gest.  zwischen  1568  und  1573  (Vasari  V,  p.  238). 
Vetter  Parmeggianino's ;  unter  ähnlichen  Einflüssen  entwickelt, 
wie  dieser.     Tätig  zumeist  in  Parma. 


F.    Schulen  von  Parma  und  Modena.    XVI.  Jahr h.    87 

Die  Madonna  mit  dem  knieenden  heil.  Georg.     In  der  Mitte   I65A 
der   reichen  Landschaft   sitzt  Maria   und   reicht  dem  links  im    (184) 
Vordergrunde    knieenden    heil.  Georg   das  Christkind  dar,    das      B  2 
beide    Aermchen    nach    dem    Ritter   in    blanker  Rüstung   aus- 
streckt.    Dieser  aber  blickt  mit  auf  der  Brust  gekreuzten  Armen 
demütig  vor  sich  hin.     Neben  ihm  sein  Helm,  über  ihm  sein 
weisses  Ross.  Rechts  führt  ein  Engel  den  kleinen  Johannes  heran. 

Leinwand;  h.  1,56%;  br.  1.33.  —  Eat.  1887  und  1892  N.  159.  —  1746  ans 
der  herzogl.  Galerie  zu  Moden».  Dieses  Bild  hat  eine  gewisse  Verwirrung  in  der 
Correggio-Literatur  angerichtet,  indem  es  hie  und  da  mit  unserer  Madonna  des  heil. 
Georg  von  Correggio  verwechselt  worden  ist.  Vgl.  Tiralioschi.  Notizie  de'  pittori  etc. 
natu  degli  stati  del  Duca  dl  Modena.  Modena  1786,  p.  64;  Pungileoni.  Memorie  1  p.  225 
Bis  227.  II  p.  239;  Jul.  Meyer.  Correggio.  Leipzig  1871.  S.  368.  —  Das  P.ild  stammt 
aas  der  Pfarrkirche  zu  Rio  bei  Correggio,  von  wo  es  1646  als  Werk  Correggio's  nach 
Modena  gebracht  wurde,  obgleich  schon  1638  ein  Unterhändler  des  Herzogs  es  nur 
für  eine  Kopie  erklärt  hatte.  Venturi  p.  229.  —  Als  »Kopie  des  Altarbildes  von 
A.  Allegri  in  Rio  bei  Correggio«  stand  es  bei  IL  verzeichnet.  Correggio  hat  aber 
offenbar  niemals  ein  Bild  für  Rio  gemalt.  In  Wirklichkeit  hängt,  wie  der  Verfasser 
dieses  Katalogs  sich  durch  den  Augenschein  überzeugt  hat,  in  der  Kirche  zn  Rio  nur 
eine  schwache  Kopie  nach  unserem  Bilde ;  dieses  hielten  wir  stets  für  ein  Original  aus 
der  Schule  oder  Nachfolge  Correggio's.  Dem  Girolamo  Bedolo  wurde  es  später  schon 
in  Modena  zugeschrieben  i  Venturi  p.  356),  und  in  Dresden  hat  es  früher  stets  für  ein 
Werk  dieses  Meisters  gegolten;  so  auch  noch  bei  IL  —  Erst  durch  MoreUi's  Wider- 
spruch (Lerni.  S.  143 — 144,  2.  Aufl.  194)  Hessen  wir  uns  verleiten,  es  dem  P.edolo 
ab-  und  einem  unbekannten  Schüler  Correggio's  zuzusprechen.  Doch  hat  Dr.  Corrado 
Ricci  uns  mit  den  stilkritischen  Beweisen  dafür  versehen,  dass  es  in  der  Tat  ein 
Jugendwerk  Bedolo's  ist.  wie  das  folgende  der  späteren  Zeit  dieses  Künstlers  an- 
gehört. —  Gest.  von  M.  Auher  9}  II,  4.  —  Phot.  Braun  X,  2;  Brnckm. 

Maria   mit   dem   Kinde  und   Heiligen.     Maria    thront,    nach     166 
links  gewandt,  in  stattlicher  Steinhalle.  Mit  der  Linken  hält  sie  (179) 
ein  Buch  auf  ihrem  Schoosse,  mit  der  Rechten  berührt  sie  den     B  1 
Kopf   des    vor   ihr   stehenden   Jesusknaben,    welcher    dem    vor 
Maria   knieenden  Johannesknaben    unters  Kinn  greift.     Rechts 
vorn  an  einer  Säule  steht  der  heil.  Sebastian  mit  einem  Pfeil 
in  der  Brust,  links  der  heil.  Franziskus  mit  gefalteten  Händen. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,68;  br,  0.95%.  —  Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  442. 
als  Parmeggianino.  So  auch  noch  bei  TL  —  Indessen  zeigt  das  Bild  die  feste  Technik 
dieses  Meislers  keineswegs.  Lerm.  S.  143  (2.  Aufl.  193)  dachte  an  Girolamo  Bedolo ; 
und  dass  dieser  es  wirklich  gemalt,  hat  dem  Verfasser  ein  erneutes  Studium  seiner 
Werke  in  Parma  bestätigt.     Gest.  von  N.  Le  Mire  9&  I,  5.  —  Phot.  Brnckm. 

Bartoiommeo  Schedoni  (Schidone) 

Geb.  zu  Modena.    Geburtsjahr  unbekannt.   Jung  gestorben  1615 
zu  Parma.     Angeblich  (Malvasia  I,  p.  581)  Schüler  der  Car- 


88  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

racci  in  Bologna.  Doch  erscheint  sein  Stil  eher  als  eine 
selbständige  Erneuerung  der  Art  Correggio's,  verquickt  mit 
realistischen  Tendenzen.     Tätig  in  Modena  und  Parma. 

167  Heilige  Familie.     In  schöner,  mit  hohen  Laubbäumen  und 
(191)  einem  Landsee  ausgestatteten  Landschaft  sitzt  Maria  auf  einem 

R  14  Stein.  Das  Kind  auf  ihrem  Schoosse  wendet  sich  mit  beiden 
Armen  seinem  Nährvater,  der  sich  links  auf  seinen  Stab  stützt, 
mit  dem  Kopfe  aber  dem  kleinen  Johannes  zu,  der  rechts  an 
Maria's  Schoosse  kniet. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,41%  ;  br,  0,52.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  -  Nach 
dem  Inv.  Guarienti  (N.  15,  fol.  25b)  besass  die  Dresdner  Galerie  ein  aus  denselben 
Figuren  bestehendes  lebensgrosses  Bild  Schedoni's,  das  aus  Modena  gekommen  war; 
und  nach  Venturi  (p.  356  vergl.  p.  293)  befand  sich  dieses  grosse  Bild  in  der  herzogl. 
Galerie  zu  Modena.  Es  muss  also  174fi  mit  den  übrigen  nach  Dresden  gekommen 
sein.  Hier  befand  es  sich  auch  noch  nach  dem  Katalog  von  1853.  Erst  bei  H.,  1856, 
fehlt  es;  es  hat  nach  Hofrat  Inspektor  Gustav  Müller  zn  den  im  Mai  1861  versteigerten 
Galeriebildern  (Katalog-Nummer  31)  gebort.  —  l'hot.   liruckm. 

G.     Die  Schulen  Venedigs   und   seines  Gebietes 

Tizian 

Tiziano  Vecelli  (Vecellio);  geb.  zu  Pieve  di  Gadore  in  den 
Friauler  Alpen,  angeblich  1477,  gest.  zu  Venedig  den 
27.  August  1576.  Schüler  Giovanni  Bellini's,  zeitweise  Genosse 
Giorgione's  in  Venedig.  Tätig  hauptsächlich  in  Venedig;  doch 
1511  in  Padua,  1545—46  in  Rom.  1548  und  1550—51 
in  Augsburg.     Hauptmeister  Venedigs,  grösster  Kolorist  Italiens. 

Tizian's  Geburtsjahr  ist  neuerdings  bestritten,  Herbert  Cook  rüekte  es  (XIX.  Cen- 
tury, Jan.  1901)  auf  1489  herab.  Dagegen  Gronau  im  Repert.  XXIV  1901,  8.  457 ; 
doch  auch  Cook's  Replik  im  Repertorium  XXV,   1902,  S.  98. 

168  Maria  mit  dem  Kinde  und  vier  Heiligen.      Kniestück.     Links 
(249)  steht  Marin   vor  grünem  Vorhang  und  hält  ihr  Kind  den  drei 

D  1  Heiligen  entgegen."  Vorn  steht  Magdalena,  ihre  Salbbüchse  in 
der  Rechten,  neben  ihr  Paulus,  auf  sein  Schwert  gestützt, 
hinter  ihr,  am  Fusse  mächtiger  Säulen,  Hieronyrnus  mit  dem 
Kruzifix.  Ganz  links  aber  steht  als  vierter  Johannes  der 
Täufer  und  stützt  den  rechten  Arm  des  Christusknaben. 

Ital.  l'appelholz ;  h.  1,38;  br.  l,91}-£.  —  1717  durch  Zanetti  und  Guarienti 
aus  Casa  Grimani  dei  Servi  in  Venedig.  —  Das  Bild  hat  stets  als  schönes  Werk  Tizian's 
gegolten,  bis  Cr.  und  Cav.  (Tizian  S.  715)  es  ihm  absprachen  und  für  ein  sehr  schönes 
Erstlingswerk  Andrea  Schiavone's«  erklärten.     Diese  Ansicht  hat  sich  durch  den  Ver- 


No.    171.     Tizian. 


No.    170.     Tizian. 


No.    201.      Paolo  Morando. 


No.    169       Tizian. 


Tafel  VII. 


G.  Die  SchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     89 

gleich  mit  anderen  Werken  Schiavone's  und  mit  den  andeien  Jugendwerken  Tizian's 
(z.  B.  der  Kirschen-Madonna  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien)  jedoch  nicht  bestätigt. 
Schon  Morelli  (Lerm.  S.  201 ;  2.  Aufl.  297—298)  hat  es  mit  Recht  wieder  für  ein 
herrliches  echtes  Jugendwerk  Tizian's  erklärt.  —  So  auch  Berenson,  Verietians, 
3.  Aufl.  S.  135.  —  Gest.  von  J.  Folkema  SS>  IT,  8  und  E.  Büchel.  -  Phot.  Braun 
V,  13;  Phot.  Ges.;  Tamme ;  Bruckm. 

Der  Zinsgroschen  (II  Cristo  della  Moneta).     Halbfiguren  auf    169 
schwarzem  Grunde.     Der  Heiland  in  roter  Tunika  und  blauem  (248) 
Mantel  wendet  sich  leicht  nach  rechts,  wo  der  Jude  im  weissem     2  c 
Hemde  ihm  fragend  die  Münze  hinhält.    Christus  berührt  das 
Geldstück  leicht  mit  seiner  Rechten:   »Gebet  Gott,  was  Gottes 
und  dem  Kaiser,  was  des  Kaisers  ist.«     Hinter  des  Heilands 
Haupt   leichte    Strahlen    eines   kreuzförmigen  Heiligenscheines. 
Bez.  rechts,  am  Kragen  des  Pharisäers:  TICIANVS.     F. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,75;  br.  0,56.  —  1746  aus  der  herzogl.  Sammlung  zu 
Modena.  —  Nach  Vasari  (VII,  p.  434)  hatte  Tizian  das  Bild  1514  für  eine  Schrank- 
tür im  Palaste  Herzog  Alfonso  I.  zu  Ferrara  gemalt.  Doch  ist  es  wahrscheinlicher, 
wie  auch  Cr.  u.  Cav.  Tizian  S.  99  ff.  und  Lerm.  S.  200  (2.  Anfl.  297)  annehmen,  dass 
es  früher,  um  1508  etwa,  entstanden  ist.  Von  Ferrara  kam  es  zu  Anfang  des 
XVil.  Jahrhunderts  nach  Modena:  Venturi  p.38.  —  Der  »Zinsgroschen«  hat  von  jeher 
für  ein  Hauptbild  Tizian's  gegolten.  Ueber  eine  angeblich  eigenhändige  Wiederholung 
vergl.  Cavalcaselle  im  Archiv,  stör.  1891  IV.  S.  5.  —  Gest.  von  A.  Glaser,  F.  Gregori, 
F.Knolle,  K. U. Massard,  Dom. Picehianti,  J. G.  Serz,  W. Witthöft,  L.  Zucchi,  G.  Eilers, 
M.  Steinla  <$f  TJI,  29 ;  radiert  von  G.  Mitelli  und  H.  Bürkner ;  in  Sehwarzknnst  von 
F.  Lenthe.  —  Phot.  Braun  I,  4 ;  Phot.  Ges. ;  Häufst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis  einer  Neuvermählten.  Kniestück  nach  links  auf  grau-    1 70 
braunem  Grund.     Die  Dame  trägt  ein  weisses  Atlaskleid  und  (255) 
reichen  Perlenschmuck.    Mit  der  linken  Hand  rafft  sie  ihr  Kleid     E  2 
auf,  in  der  Rechten  hält  sie  den  fahnenförmigen  Fächer  der  Neu- 
vermählten.   Wahrscheinlich  Tizian's  Tochter  Lavinia  im  Jahre 
1555   als  junge  Frau  des  Cornelio  Sarcinelli   von    Serravalle. 

Leinwand;  h.  1,02;  br.  0,86.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Bis  zum  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  in  Ferrara.  Vergl.  Venturi  p.  38.  —  Früher 
irrig  als  Geliebte  Tizian's.  Köstliches  Bild  auf  der  reifsten  Zeit  des  Meisters.  Eine 
schöne  Kopie  von  Rubens'  Hand  in  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien.  —  Gest.  von 
P.  F.  Basan  §  1,  12.    —    Phot.  Braun  I,  5;  Phot.  Ges. ;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Bildnis  von  Tizian's  Tochter  Lavinia  als  Frau.  Kniestück  nach     1 7  I 
links  auf  graubraunem  Wandgrund.     Lavinia  trägt  über  rotem  (256) 
Unterkleid    ein    grünes  Oberkleid    mit    goldenem   Besatz,  eine     E  2 
Perlen-Halskette  und  einen  goldenen  Gürtel.     Mit  der  Linken 
rafft  sie  ihr  Kleid  auf,  in  der  Rechten  erhebt  sie  einen  grossen 
Federfächer.     Bez.  o.  r.:    LAVINIA  TIT.  V,  F.  AB.  EO.  P. 


90  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,03  j  br.  0,86V2-  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  IJ.is  znm  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  im  Schlosse  zu  Ferraia.  Das  Bild  stellt 
l.avinia  um  mindestens  ein  Jahrzehnt  älter  dar,  als  das  vorige,  wird  also  nach  1565 
entstanden  sein.  —  Gest.  von  F.  Basan  •£•  I,  13.  —  Phot.  Braun  III,  11;  l'hot. 
Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;   Bröckln. 

172  Bildnis  des  Malers  Antonio   Palma.     Kniestiiek  halb    nach 
(254)  links  vor  graugelbem  Wandgrund.     Links  hinter  dem  Fenster 

E  4  eine  köstliche,  tief  gestimmte  Landschaft.  Der  barhaupte, 
schwarzhaarige,  schwarzbärtige  Herr  trägt  einen  schwarzen 
Mantel  über  blauärmeligem  Rock.  In  der  Linken  hält  er  eine 
Palme,  mit  der  Rechten  fasst  er  seinen  Mantel.  Links  auf  der 
Fensterbriistung  steht  ein  Farbenkasten.    Darunter  die  Inschrift: 

MDLXT 

ANNO NATVS. 

AETATIS  SVAE  XLYI. 

TITIANVS  PICTOR  ET 

AEQVES  CAESARIS. 

Leinwand;  h.  1,38;  Bf.  1,1(5.  —  Inventar  Gnarentari  i vor  1763 1  N.  132.  Aus 
der  Casa  Marcello  in  Venedig.  —  Schönes  Bild  der  späteren  Zeit  des  Meisters.  — 
Den  Ausführungen  K.  Tscheuschner's  im  Repert.  XXIV,  1901,  S.  292—293  konnten 
wir  uns  nicht  anschliessen.  Entgegengetreten  ist  ihnen  mit  Recht  Herbert  Cool;  im 
Burlington  Magazine  VI,  p.  451  —  453  (London  1905 1.  Cook  hält  es  mit  uns  für 
zweifellos,,  dass  der  Dargestellte  durch  den  Farbenkasten  auf  der  Brüstung,  der  nicht 
als  Medizinkasten  angesehen  werden  kann,  als  Maler  bezeichnet  wird,  hat  es  aber 
auch  wahrscheinlich  gemacht,  dass  dieser  Maler  durch  die  Palme  in  seiner  l.inkon 
als  Mitglied  der  Familie  Palma  gekennzeichnet  werden  soll.  Dann  alier  muss,  seinem 
Alter  nach,  Antonio  Palma,  der  Neffe  Palma  Vecchio's,  der  Vater  Palma  Giovine's 
gemeint  sein.  —  Phot.   Braun  II,   11;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;   Bruckm. 

173  Bildnis  eines  jungen  Mädchens  mit  der  Vase.   Kniestück  mich 

(252)  bnks  auf  grauem  Gründe.    Die  Dame  trägt  ein  rötlich  graues 

E  2     Kleid,  eine  Kose  an  der  Brust,  eine  Halskette  und  Ohrgehänge 

von   Perlen.     Mit  beiden  Händen   hält  sie  eine  Vase  vor  sich. 

Leinwaml;  h.  0,99J$;  br.  0,87.  1T31  durch  l.eplat.  —  Vsrgl.  Cr.  u.  Cav. 
Tizian  S.  716  und  Lerm.  S.  252  (2.  Au!l.  299).  —  Beronsmi  p.  123  ist  mit  Morelli 
und  uns  für  die  Eigenhändigkeit,  Seidlitz  (Repert  XVI,  S  !i73i  ist  geneigt,  es  mit 
Cr.  n.  Cav.  nur  für  ein  Schulbild  zu  halten.  —  Berenson,  Yemtians,  :).  Aufl. 
S.  135:  eigenhändig,  spät.  —  Gest.  von  S.  Poinarode  tfc  III,  38.  von  E.  Polanzi, 
von  A.  Seniler.  —  Phot.   Braun  V,   11;   Phot   Ges.;  Tamme;   llanfst.;   Bruckm. 

175  Die  heil.  Familie  mit  der  Stifterfamilie    Kniestück.  Ganz  links 

(250)  sitzt  Josef,  neben  ilini  Maria;  das  Christkind  auf  ihren  Knieen 

E  3     drückt  ein  Vögel chen  an    sich  und  wendet   sein  Köpfchen  den 

rechts  anbetenden  .Stiftern  zu.  Vorn  kniet  die  Hausfrau  in  weissem 


G.  DieSchulenVenedigsund  seines  Gebietes.  XVI.  Jahr  h.     91 

Kleide,  hinter  ihr  der  Hausherr  in  schwarzem  Rocke  und  ihr 
Söhnchen  mit  gefalteten  Händchen.    Hinten  Berge  und  Bäume. 

Leinwand;  h.  1,18:  br.  1,61.  —  1746  ans  der  herzogt.  Galerie  zu  Modena. 
Zu  Anfang  des  XVIT.  Jahrhunderts  ans  dem  Kastelle  zu  Ferrara  nach  Modena.  Ven- 
turi  p.  38.  —  In  Modena  und  Dresden  stets  als  Original  Tiziau's.  Von  Cr.  u.  Cav. 
Tizian  S.  159  und  S.  716  nur  iür  eine  Schülerarbeit,  »etwa  des  Orazio  oder  Marco 
Vecelli«  erklärt.  Dagegen  gibt  Leim.  S.  202  (2.  Aufl.  299)  es  der  reifen  Zeit  des 
Meisters  selbst  zurück,  erklärt  es  aber  für  »sehr  restauriert«.  Berenson,  Venetians, 
3.  Aufl.  S  135,  hält  es  (wohl  mit  Recht)  nur  teilweise  für  eigenhändig.  —  Gest. 
von  Et.  Fessard  •£•  I,  10  und  J.  Folkema.  —  Phot.  Braun  IV,  12;  Phot.  Ges.; 
llanfst.;  Bruckni. 

Bildnis  einer  Dame  in  rotem  Kleide.    Kniestück  etwas  nach  1 76 

rechts    auf   grauem   Grunde.     Das  rote  Kleid    zeigt   goldenen  (257) 

Besatz.    Die  Dame  stützt  die  linke  Hand  auf  einen  Tisch  und  E  2 
hält   in  der  Rechten   einen    Insektenwedel  oder  ein  Marderfell. 

Leinwand;  h.  1,35;  br.  0,89J4-  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 

—  Schon  von  H.  bezweifelt.  —  Nach  Cr.  u.  Cav.  Tizian  S.  716  nicht  von  Tizian, 
sondern  von  Bern.  Licinio.  Nach  Lerm.  S.  206 — 207  (2.  Aufl.  303)  ursprünglich  doch 
ein  echtes  Werk  Tizian's  gewesen.  Berenson,  Venetians,  8.  Aufl.  S.  135  mit  Lerm. 
und  uns  für  die  Eigenhändigkeit.  —  W.  Suida,  1906  (mündlich)  denkt  an  G.  B.  Moroni. 

—  Phot.  llanfst. ;  Tamme ;   IJrnckm. 

Nach  Tizian 

Heilige  Familie.    Kniestück.    Maria  sitzt  in  der  Mitte.  Das  I76A 

Christkind  auf  ihrem  Schoosse  wendet  sich  nach  links,   wo  der  (494) 

kleine  Johannes  steht  und  ihm  Blumen    hinaufreicht.     Rechts  R  14 
ein  graubärtiger,  kahlköpfiger  Heiliger  in  schwarzer  Kutte. 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  1,00^.  —  In  den  Katalogen  1887—1902  als  N.  220. 
Zuerst  als  »Venezianische  Schule«  im  Kataloge  von  1835.  Kopie  nach  einem  be- 
kannten Bilde  in  den  Ufflzien  zu  Florenz.  Merkwürdigerweise  wurde  dies  übersehen, 
bis  1900  Dr.  Bock  darauf  aufmerksam  machte. 

Venus  mit  dem  Lautenspieler.     Halbaufrecht    ruht   Venus,     177 
nach  links  gewandt,    auf   schneeigem    Lager.     Hinter  ihr  vor  (251) 
rotem  Vorhange  steht  Amor  und  setzt  ihr  einen  Blumenkranz     C  3 
auf  das  Haupt.  Links  zu  ihren  Füssen  sitzt  ein  junger  Mann,  der 
die  Laute  spielt.     Links  köstliche  Berg-  und  Baumlandschaft. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  2,08.  —  1731  durch  Leplat.  Im  Inventar  8«A  2249 
wird  der  Lautenspieler  (ohne  Grund)  als  Philipp  II.  von  Spanien  bezeichnet.  Das 
Bild  ist  eins  von  einer  Reihe  ähnlicher,  die,  zum  Teil  verändert,  in  der  Werkstatt 
des  Meisters  von  Schülerhänden  wiederholt  wurden.  Sicher  eigenhändig  ist  das 
Madrider  Exemplar  N.  459,  doch  fehlt  hier  der  Amor;  dafür  scherzt  Venus  mit  einem 
Hunde,  und  der  Mann  am  Fussende  ihres  Lagers  spielt  die  Orgel  statt  der  Laute. 
Unserem  Dresdner  Exemplar  ist  dasjenige  im  Fitzwilliam -Museum  zu  Cambridge  am 
ähnlichsten;    andere  in  Madrid  (N.  460i  und  im  Haag.     Dass  auch  unser  Bild  nicht 


92  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

zu  den  eigenhändigen  Werken  Tizian 's  gehört,  hatte  schon  P.  Guarienti,  der  vene- 
zianische Kenner,  der  Galerie- Inspektor  in  Dresden  war,  erkannt.  Er  liess  es  daher 
1748  mit  anderen  Bildern  nach  Warschau  Klingen,  von  wo  es  jedoch  schon  1751 
zurück  kam.  Von  den  neueren  Kennern  stimmen  auch  Cr.  u.  Cav.  Tizian  S.  498 
Ms  499  und  Lerm.  S.  202  (2.  Aufl.  292)  darin  ühorein,  kein  Original,  sondern  eine 
spätere  Wiederholung  in  unserem  Bilde  zu  sehen ;  in  der  Tat  ist  die  Behandlung  zu 
glatt  und  leer  für  Tizian  seihst.  —  Gest.  von  .1.  Bouillard  und  von  A.  11.  Payue; 
rad.  von  II.  Bürkner;  in  Scbwarzkunst  von  .1.  l'ichler.  —  Phot.  Braun  IX,  12; 
Pliot.  Ges.;  Tamme;  llanfst.;  Bruckm. 

178  Venus,  sich  spiegelnd.  Kniestück.  Die  Göttin  sitzt  auf 
(285)  gelb  und  schwarz  gestreiftem    Lager    vor   grauer  Wand.     Ein 

C  2  roter  Pelzmantel  fällt  auf  ihre  Hüften  herab,  ihre  Linke  legt 
sie  an  ihre  Brust.  Rechts  auf  dem  Kissen  steht  Amor  und 
hält  ihr  den  Spiegel  vor.     Links  ein  grüner  Vorhang. 

Leinwand;  h.  1,15;  br.  1,00.  —  1749  aus  der  kaiserl.  Galerie  zu  Prag. 
Wahrscheinlich  früher  in  der  Brüsseler  Galerie  des  Erzherzogs  Wilhelm  (Inv.  N.  11). 
Vgl.  Th.  v.  Frimmel  K.  Chr.  1896—97,  N.  F.  VIII,  Sp.  198.  Damals  als  Original  ; 
doch  schon  hei  11.  als  Kopie.  Es  ist  eine  etwas  veränderte  Schulkopie.  Auf  dem 
eigenhändigen  Altersliilde  Tizian's  in  der  St.  Petersburger  Eremitage  sind  zwei  Amoren 
statt  des  einen  dargestellt;  während  der  eine  den  Spiegel  hält,  versucht  der  andere 
die  Göttin    zu    bekränzen.  Ein  zweites  Kxemplar  nach  Frimmel    (a.  a.   00  bei 

Herrn  Ministerialrat  von  Killenyi  in  Budapest.  —  Phot.  Ges.;  Tamme. 

179  Venus,  sich  spiegelnd.  Im  wesentlichen  eine  Wiederholung 
(259)    der  vorigen  Darstellung.     Doch  trägt,  Amor  Stiefeln  und  sein 

Plauen  i.v.  Köcher  liegt  nicht  neben  ihm,  sondern  hängt  über  seiner  Schulter. 

Leinwand;  h.  1,31;  br.  0,93%.  —  1741  durch  Rossi  aus  Venedig  als  Original. 
II.  —  1846  aus  dem  Vorrat.  —  Das  Bild  zeigt  auch  im  Verhältnis  zum  vorigen, 
dass  die  Kopisten  sich  stets  Variationen  erlaubten  —  Er  ist  schwächer  und  jünger 
als  jenes.   —  1902  an  den  Kunstverein  zu  Blauen  i.  V. 

180  Tobias  mit  dem  Engel.  Hechts  neben  dem  Engel,  der  das 
(260)  Gefäss  mit  der  heilkräftigen  Galle  in  der  Rechten  hält,  schreitet 
oeisnitz   c\eT  junge  Tobias  mit  dem  Fisch.     Links  vorn  läuft  ein  Hund. 

Leinwand;  h.  1,6972  ;  It.  1,16.  —  Inventar  1754,  S  296,  als  Original;  doch 
ist  es  nur  eine  alte  Kopie  nach  Tizian's  Gemälde  in  San  Marciliano  zu  Venedig.  — 
1902  an  die  Realschule  zu  Oeisnitz. 

181  Emmaus.  Der  Heiland  sitzt  in  der  Mitte  an  gedeckter 
(263)    Tafel  und  bricht  das  Brot.     Der  Jünger  zur  Rechten  hat  sich 

nreikönigs-  mjf.  gefaiteten  Händen  erhobeu,  während  derjenige  zur  Linken 
Dresden    erstaunt  zurückfährt.    Dahinter  ein  Aufwärter  mit  roter  Kappe. 

Leinwand;  h.  1,69%;  br.  2,37%.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  — 
Damals  als  Original.  Dieses  befindet  sich  jedoch  im  Louvre  zu  Paris.  Unser  Bild 
ist  eine  alte  Kopie.     1902  an  die  Preikönigsschule  in  Dresden. 


G.  DieSckulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh.     93 

"Venus  und  Adonis.     Die  Göttin  sitzt  unter  einem  Baume    182 
und  sucht  den    enteilenden    Adonis    festzuhalten.     Zu  Adonis'  f264) 
Füssen  zwei  Hunde.     Links  Amor  am  Knie  der  Göttin.  Chemnitz 

Leinwand;  h.  1,38;  br.  1,60.  —  Wohl  1742  durch  de  Brais  aus  Paris;  liis 
1856  im  Vorrat.  —  Auch  diese  Komposition  Tizian's  ist  unzählige  Male  kopiert  und 
zugleich  variiert  worden.  Als  Originalskizze  git  das  Bild  zu  Alnwick  Castle.  Die 
veränderte  Ausführung  im  Grossen  besitzt  das  Madrider  Museum,  liier  hält  Adonis 
den  Speer  in  der  erhobenen  Rechten  und  hält  mit  der  Linken  drei  Hunde  an  der 
Leine.  Amor  schläft  links  unter  dem  Baume.  Unsere  Kopie  zeigt  eine  spätere 
Hand.    —  1903  an  die  Kunsthütte  zu  Chemnitz 

Venus  und  Adonis.     Hier    sitzt    die   Göttin    rechts    unter    183 
einem  Baume,  ihren  Liebling  umarmend  und  küssend.     Dieser  (261) 
stützt  sich  mit  der  Rechten   auf   einen  Speer  und    beugt  sich  Freil,er^ 
flüchtig  zu   der   liebenden   Göttin    herab.     Zu    seinen    Füssen 
zwei  Hunde;  rechts  neben  Venus  ein  kleiner  Amor. 

Leinwand;  h.  1,91;  br.  1,66%.  —  Inv.  1722,  A  1500,  als  »Beverenzo«.  — 
Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde.  —  Die  Umbildung  der  Tizian'schen 
Komposition  ist  hier  so  frei,  dass  das  Bild  nicht  mehr  als  Kopie  nach  dem  Originale 
gelten  kann,  doch  ist  es  durch  dasselbe  eingegeben.  Es  zeigt  eine  viel  spätere, 
schwächere  Hand;  und  da  Zanetti  berichtet,  um  1610  habe  ein  Meister  Antonio 
Beverense  (wofür  Lanzi,  Ed.  Pisa  III,  p.  308  Bavarense  vermutet)  zu  Venedig  ge- 
arbeitet, so  mag  die  Angabe  unseres  Inventars  auf  dieses  gedeutet  werden.  —  1903 
ans  König  Albert-Museum  in  Freiberg. 

Die  Ausstellung  Christi.    Kniestück.    Rechts  steht  Pilatus    184 
in    spitzer    roter    Pelzmütze.     Christus  steht   mit    gebundenen  (265) 
Händen,  nach  rechts  gewandt,  und  trägt  das  Rohr  im  Arme.     C  1 
die  Dornenkrone  auf  dem  Haupte.    Links  neben  ihm  ein  Knabe, 
der  ihn  am  Stricke  festhält.     Ein  Palast  im  Hintergrunde. 

Leinwand;  h.  0,84;  br.  0,76%.  —  1741  durch  Riedel  aus  Wien;  im  Inventar 
Guarienti  (vor  1753)  N.  365  als  »Francesco  VeceUL  (Tizian's  Bruder,  gest.  nach  1559). 
So  aueh  bei  H.  —  Indessen  haben  Cr.  und  Cav.  S.  741  die  Ansicht  ausgesprochen, 
die  Hand  sei  jünger  und  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Komposition  (a.  a.  0. 
S.  701),  ähnlich  derjenigen  eines  Gemäldes  zu  Hampton  Court,  nur  eine  variierte  Kopie 
des  Originalbildes  Tizian's  im  Madrider  Museum  sei.  Die  Kopie  in  Hampton  Court 
aber  ist  bedeutend  schwächer  als  die  unsere.  Wir  müssen  es  bis  auf  weiteres  dahin- 
gestellt sein  lassen,  ob  die  Ueberlieferung,  die  diese  auf  Francesco  zurückgeführt, 
sieh  bestätigt.  —  Phot.  Tamme. 

Giorgione 

Giorgio  von  Castelfranco,  gen.  Giorgione.  Geb.  1477  oder  (nach 
der  zweiten  Aufl.  des  Vasari)  im  Oktober  oder  November  1478 
zu  Castelfranco,  gest.  zu  Venedig  1510.  Neben  Tizian  der 
Hauptschüler  Giov.  Bellini's.     Tätig  zumeist  in  Venedig. 


94  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Dass  Giorgiones  Familienname  Barbarelli  gewesen,  ist  neuerdings  widerlegt 
worden.  Vgl.  Dr.  G.  Gronau,  Zorzon  da  Castelfranco,  Venezia  1894  und  Herb.  Cook, 
Giorgione,  London  1004  p.  1 — 2. 

185  Schlummernde  Venus.     Mit  geschlossenen  Augen  liegt  die 

(262)  unbekleidete  Schöne  in  blühender  Landschaft.    Ihr  Haupt  ruht 

E  2  links  unter  dem  Felsen  auf  Kissen.  Ihr  rechter  Arm  ruht 
unter  ihrem  Haupt,  mit  der  Linken  bedeckt  sie  ihre  Blosse. 
Unter  ihr  im  blumigen  Rasen  ist  ein  weisses  Linnen  ausge- 
breitet. Rechts  im  Mittelgrunde  liegt  ein  Kastell  auf  der  An- 
höhe. In  der  Mitte  schweift  der  Blick  über  grünes,  gewelltes 
Land  zu  fernen  blauen  Bergen,  die  einen  See  umkränzen. 

Leinwand;  h.  1,08%;  br.  1,75. — Zuerst  erwähnt  in  dem  bisher  übersehenen 
Verzeichnis  von  1707  ;  und  zwar  schon  hier  als  »Eine  Venus  mit  einem  Amorett  von 
Giorgione,  Original«.  Dies  das  wichtigste  Ergebnis  von  Hantzsch's  Aufsatz  über  die 
Kurfiirstl.  Kunstkammer  im  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  XXITC  1902,  S.  286.  —  Inv. 
1722  lA  49)  als  »die  berühmte  nackende  Venus,  auf  dem  Rücken  liegend«.  Original 
von  Tizian.  —  Im  inv.  8°  (1728 — 1741.  Fol.  256)  als  »eine  Venus,  beym  Füssen 
Onpido  ;.  Dass  wirklich  »in  Cupido  zu  Füssen  der  Venus  gestanden,  aber  später  ;i  1s 
zu  schadhaft  fortrestauriert  worden,  berichtet  II.  Auch  Hess  eine  Untersuchung  der 
Stelle  des  Bildes  es  noch  erkennen.  Voll  bestätigt  wird  es  durch  die  Protokolle 
des  »Gallerie-Comites  von  1843.  Cp.  VII,  39a.  Sitzungen  vom  1.  April  und  vom 
Mai  1843.  Die  Uebermalung  des  Amor  war  damals  beseitigt  worden ;  da  er  zu 
schlecht  erhalten  war,  wurde  sie  alier  wiederhergestellt.  —  Dadurch  wird  es  um  so 
wahrscheinlicher,  dass  Giov.  Morelli  iLerin.  S.  193 — 196,  2.  Aufl.  286 — 291)  recht 
hatte,  in  diesem  Hilde  das  Originalgemälde  Giorgione's  zu  erkennen,  welches  der 
anonyme  Reisende  des  XVI.  Jahrhunderts  iNotizie  etc.,  ed.  Jacopo  Morelli,  Dassano 
1800,  p.  66)  im  Hause  des  Jeronimo  Marcello  in  Venedig  sah,  und  als  eine  »in 
einer  Landschaft  schlafende  nackte  Venus  und  zu  ihren  Füssen  den  kleinen  Liebes- 
gott« beschreibt.  Er  fügt  auch  hinzu,  dass  Tizian  (wahrscheinlich  nach  Giorgione's 
frühem  Tode)  die  Landschaft  und  den  Liebesgott  vollendet  habe.  Dasselbe  bezeugt 
Carlo  Ridolfl  (Le  Maraviglie  dell'  arte,  Venetia  1643  p.  83)  aus  dem  XVII.  Jahr- 
hundert, mit  dem  Zusatz,  dass  der  Amor  ein  Vögelchen  in  der  Hand  gehalten  habe, 
und  auch  er  schliesst :  che  fu  terminato  da  Tiziano.  Es  ist  daher  erklärlich,  dass 
es  früher  unter  Tizian's  Namen  ging ;  und  es  muss,  genau  genommen,  als  gemein- 
sames Werk  Giorgione's  und  Tizian's  bezeichnet  werden.  Die  gleiche  Landschaft 
in  Tizian's  »Noli  me  tangere«  der  Londoner  National  Gallery  und  (gegenseitigi  in 
der  »himmlischen  und  irdischen  Liebe  in  der  Galerie  Borghese  zu  Rom  i Gronau). 
Die  Ansicht  H.'s,  dass  das  l!ild  nur  eine  Kopie  nach  Tizian  »wahrscheinlich  von 
Sassoferrato«  sei.  erschien  der  Malweise  des  freilich  keineswegs  in  allen  Stücken 
wohl  erhaltenen  Bildes  gegenüber  von  vornherein  ausgeschlossen.  —  Uebrigens 
befand  es  sich  nach  Boschini's  Carta  del  navegar  S.  665  noch  1660  in  der  Casa 
Marcelli  zu  Venedig.  —  Gestochen  (zum  Teil  verändert)  bei  .1.  van  Campen,  von 
V.  Lefebre  und  C.  E.  Siedentopf.  —  Phot.  Braun  III,  15;  Phot.  Ges.;  Tamme; 
llanfst.  :  Bruckm. 


Tafel  VI. 


G.  DieSchulenVenedigsuudseinesGebietes.  XVI.  Jahrh.     95 

Nach  Giorgione 

Das  Horoskop.  Rechts  vor  altem  Gemäuer  steht  ein  weiss-    186 
bärtiger  Mann  im  Turban  mit  einer  Scheibe  und  einem  Zirkel.  (244) 
Hinter  ihm  kniet  eine  junge  Frau  vor  einem  am  Boden  liegenden     R  2 
nackten  Knaben.     Neben  ihr  steht  ein  junger  Ritter.    Der  Alte 
scheint  dem  Knaben  das  Horoskop    zu  stellen.     Das   Wappen 
der  Este    rechts    am    Sockel  lässt    an  einen  Sprössling   dieser 
Familie  denken.       Die    einen    haben    an  Lucrezia  Borgia  und 
ihren  Sohn,    die  anderen    an  Ariost's   »Orlando  Furioso«    (IV, 
30)  gedacht.     Links  ruhen  zwei  Krieger  unter   einem  Baum; 
in  der  Mitte  bläst  ein  anderer  die  Flöte. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  1.92.  —  1874  aus  der  Sammlung  Barker  in  London. 
Das  J'.ild  ist  der  Kunstgeschichte,  da  es  sich  früher  in  der  Galerie  Manfrin  zu  Venedig 
tiefand,  schon  seit  längeier  Zeit  bekannt.  Es  galt  früher  als  ein  Originalwerk  Gior- 
gione's.  Doch  ist  es,  so  giorgionesk  sein  Charakter  im  allgemeinen  ist,  hierfür  zu 
schwer  in  der  Farbe,  zu  schwach  in  der  Zeichnung  und  zu  leer  in  der  Modellierung. 
Cr.  u.  Cav.  VT,  S.  196,  denken  am  ehesten  an  Girolamo  Pennaccbi.  Doch  sind 
wir  mit  Morelli  iLerm.  S.  183;  2.  Aufl.  273l  der  Ansicht,  dass  es  eine  alte  Kopie 
nach  einem  verschollenen  echten  Hilde  Giorgione's  sei.  —  Phot  Braun  VII.  6;  Bruckm. 

Das  Urteil  des  Paris.    Links  unter  dem  Baume  sitzt  Paris    187 
in  roter  Jacke  im  Rasen;  neben  ihm  liegt  sein  Hund.    In  seiner  (246) 
linken  Hand  hält  er  den  Aptel.     Rechts  stehen  die  drei  Göt-    R  13 
tinnen,  die  mittlere  ganz  nackt,  die  anderen  beiden  mit  leichten 
Tüchern  bekleidet.     Im  Hintergrunde  eine  Berglandschaft. 

Leinwand;  h.  0.52%;  br.  0,67%.  —  1S69  aus  dein  Nachlass  Unger's  in  Berlin. 
—  Der  giorgioneske  Charakter  des  Bildes  beweist,  dass  es  auf  Giorgione  zurück- 
geht. Vergl.  Ridolfi,  Maraviglie  1648  I,  p.  84.  Doch  ist  es  in  der  Ausführung  viel 
zu  roh  für  des  Meisters  eigene  Hand.  —  Es  existiert  mit  einigen  Veränderungen 
noch  in  anderen  Exemplaren,  z.  B.  bei  Herrn  Enrico  Albnzio  in  Venedig  und  bei 
Herrn  S.  Larpent  in  Christiania.  Vergl.  S.  Larpent:  Le  jugement  de  Paris,  attribue 
au  Giorgione.  Christiania  1885.  Das  etwas  grössere  Exemplar  bei  Herrn  Albuzio, 
das  genau  mit  einem  anderen  bei  Lord  Malmesbury  übereinstimmt,  hält  der  Ver- 
fasser, nachdem  er  es  vor  kurzem  <  1896)  gesehen,  so  wenig  für  ein  Original  Gior- 
gione's, wie  Ff.  p.  125  und  Dr.  Gronau  dies  tun.  —  Phot.  Bruckm. 

Palma  Vecchio 

Giacomo  d'Antonio  de  Negreti  (Nigretti),  gen.  Palma  vecchio. 
Geb.  um  1480  zu  Serinaita  bei  Bergamo,  gest.  den  30.  Juli 
1528  zu  Venedig.  Vgl.  G.  Ludwig  im  Jahrb.  K.  Pr.  K.  S. 
XXIV  1903.  Beiheft  S.  62— 70.  Schüler  Giovanni  Bellini's. 
Selbständig  neben  Giorgione  und  Tizian  weiterentwickelt.  Tätig 
zumeist  in  Venedig,  doch  z.  B.   1524  in  Bergamo. 


96  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

188  Maria  mit  dem  Kinde  und  zwei  Heiligen.    Halbfiguren.    Maria 
(270)  sitzt  links  vor  grünem  Vorhange;  sie  hält  den  nackten  Jesus- 

2  a  knaben,  der  seinen  Kopf  an  den  ihren  legt,  mit  der  rechten  Hand 
und  ergreift  mit  der  Linken  das  Spruchband,  das  der  rechts 
stehende  Johannes  der  Täufer  ihr  reicht.  Zwischen  ihnen  die 
heil.  Katharina  mit  ihrem   Rade.     Rechts  Berglandschaft. 

Ital.  I'appelholz;  h.  o,67 ;  br.  6,97Jf  —  1749  (nicht  1741)  durch  Guarienti 
aus  der  Casa  Pisano  di  S.  Stefano  zu  Venedig.  —  Vorzügliches  Bild  der  mittleren 
Zeit  des  Meisters.  —  Gestochen  von  M.  Steinla,  vollendet  v.  G.  l.evy.  —  Phot. 
liraun  IV,  9;   Phot.  Ges.;  Tamrne ;   Häufst;   Bruckm. 

189  Drei  Schwestern.      Kniestück.     Die  drei  reich  gekleideten 
(208)  blonden   Frauen   bilden  eine  engverbundene  Gruppe.    Die  mitt- 

2  c  lere  in  blauem  Kleide,  die  den  Handschuh  an  der  Linken  nur 
halb  angezogen  hat,  umschlingt  mit  dem  rechten  Arm  den 
Nacken  ihrer  links  sitzenden  Schwester,  die  ein  gelbes  Kleid  mit 
blauen  Unterärmeln  trägt.  Die  rechts  sitzende,  rot  gekleidete, 
aber  greift  mit  der  rechten  Hand  der  mittleren  ins  Haar.  Im 
Hintergrunde  eine  schöne  Landschaft.  Rosen  links  und  rechts 
neben  den  Frauen. 

Ital.  I'appelholz;  li.  0,88;  br,  1,23.  —  1743  durch  Algarotti  als  »die  drei 
Grazien«  von  der  Familie  Corner  della  Casa  grande  zu  Venedig  erworben.  —  Be- 
rühmtes Bild  der  mittleren  Zeit  des  Meisters.  —  Der  anonyme  Reisende  des  ersten 
Drittol  des  XVI  Jahrhunderts  iNotizie  ed.  Jac.  Morelli,  Bassano  1800,  p.  65)  sah 
es  L526  im  Hause  des  Taddeo  Contarini  in  Venedig  und  beschrieb  es  einfach  als 
die  drei  Frauen,  bis  zum  Gürtel,  nach  der  Natur  gemalte.  —  Gest  von  A.  Semmler 
S&  III,  44.  —  Phot.   Braun  I,  3;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Uanfst. ;  Bruckm. 

190  Ruhende  Venus.  Köstliche  Berglandschaft.  Unter  den  Felsen 
(269)  und  Bäumen  liegt  halb  aufgerichtet,  nach  rechts  gewandt,  die 

E  2  nackte  blonde  Frau,  die  die  Göttin  der  Liebe  vorstellt.  Ihren 
rechten  Arm  legt  sie  auf  einen  Felsblock,  über  dem  ein  rotes 
Gewandstück  hängt.  Ikre  linke  Hand  ruht  auf  ihrem  Ober- 
schenkel.    Unter  ihr  ein  weisses  Linnen   auf  blumigem  Rasen. 

Leinwand;  h.  1.12^;  br.  1,86.  -  L728  für  2000  Taler  durch  L.  Rossi  aus 
Italien.  Invont.  1722—28  A  1916.  —  Gutes  Bild  des  Meisters  vom  Ende  seiner 
mittleren  Zeit.  —  l'hot.  Braun  II,   15;   Phot.  Ges.;  Tamme;   Uanfst.;  Bruckm. 

191  Die   heilige   Familie  mit  der    heil.  Katharina.      Ganz    rechts 
(267)   unter  hohen  Bäumen  ruht  Josef.     Dann    folgt    der   Johannes- 

2  a  knabe,  der  Kreuz  und  Spruchband  neben  sein  Lämmchen  gelegt 
hat,  um  den  Jesusknaben  zu  umarmen,  den  Maria,  die  in  der 
Mitte  am  Boden  sitzt,    ihm  mit   beiden  Händen  hinüberreicht. 


G.  Die  SehulenVenedigsund  seines  Gebietes.  XVI.  Jahr h.     97 

Links  sitzt  die  heil.  Katharina  allein  vor  herrlicher  Bergland- 
schaft,  zu  ihren  Füssen  das  Rad. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,75  J£;  br.  1,06.  —  1725  durch  Leplat.  Inventar  1722, 
A  1611.  —  Schönes  Bild  der  dritten  i  letztem  Manier  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  V, 
12 ;  Phot.  Ges. ;  Tamnie ;  Hanfst, ;  Bruckni. 

Jakob  und  Rahe!.     Vorn  in  der  Mitte  begrüssen  sich  Jakob     192 
und  Rahel  mit  Händedruck  und  Kuss.     Sie  kommt  von  links,  (240) 
er  von  rechts.     Hinter  ihm  ein  Hund.    Links  sitzt  ein  Hirte     D  4 
mit  roten  Beinkleidern;  ein  anderer  ist  am  Brunnen  beschäftigt, 
an    den  sich    Schafe   und    Ziegen    drängen;    im    Mittel  gründe 
üppiger  Waldrand.     Rechts  bewegte  Rinder-  und  Schafherden; 
auf  der  Anhöhe  eine  Kirche ;  auf  dem  Wege  dahin  ein  Mann 
mit  einem  Esel;  im  Hintergrunde  hohe,  blaue  Berge. 

Leinwand;  h.  l,46J^s  br.  2,50%.  —  Inv.  Gnarienti  ivor  1753)  N.  438  als 
Giorgione  :ms  der  Casa  Malipiero  in  Venedig.  Als  Giorgione  noch  bei  H.  Die  Be- 
zeichnung G.  B.  F.  vorn  am  Sack,  welche  auf  Giorgio  Barbarelli  fecit  gedeutet,  von 
Cr.  n.  Cav.  VI,  S.  608  11.  aber  als  Giovanni  Busi  da  Cariani  erklärt  wurde,  dessen 
Hand  sie  in  dem  Bilde  zu  erkennen  glaubten,  können  wir,  wenn  sie  auch  schon 
über  100  Jahre  auf  dem  Bilde  angebracht  sein  mag,  ihrer  Form  und  der  Art  ihrer 
Anbringung  nach,  nicht  für  echt  halten.  Lassen  wir  sie  daher  unberücksichtigt, 
so  kommen  wir  mit  Lerm.  S.  ISO  (2.  Aufl.  270— 272  und  313 1  aus  stilistischen  Gründen 
dazu,  ein  spätes  Werk  Palma  Vecchio's,  entstanden  unter  der  Beihilfe  eines  Schülers, 
wie  Bonifazio's,  in  diesem  Gemälde  zu  erkennen.  —  Gest.  von  Th.  Langer  9fr  III, 
45:  —  Phot.  Braun  III.   16;  Phot.  Ges.:  Tamme;  Hanfst.;  Bruckni. 

Schule  des  Palma  Vecchio 

Maria  mit  dem   Kinde  und  vier  Heiligen.     Vor  grünem  Vor-    193 
hange  in  üppiger  Landschaft    sitzt    Maria    in    ganzer  Gestalt,  (233) 
etwas  nach  rechts  gewandt,   und  hält  das  Kind,  das  nach  dem     2  b 
Spruchbande  des  Täufers  greift,  auf  ihrem  Schoosse.    Als  Halb- 
figuren neben  ihr:    links  Johannes    der  Täufer    und   der  heil. 
Franziskus,  rechts  die  heil.  Katharina  mit  dem  Rade  und  ein 
graubärtiger  Heiliger  mit  einem  Buche.,  angeblich  Josef. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,02;  br,   !.4'5.  —  1741  durch  Rossi  als  Werk  des  Girol. 
Romanino    von    Brescia.      Später   dem    Giov.    Bnonconsiglio    (gen.    Xlarescalcoi    von 
Vieenza  zugeschrieben.     So  auch  bei  II.     Beidos    gleich    unglücklich.     Es   lässt  sich 
keine  bekannte  Hand,  wohl  aber  die  Schulrichtung  Palma's  in  dem  Bilde  erkennen 
So  auch  Cr.  n.  Cav.  V.  S.  460.   Anni.  65  und  Lerm.  S.   Ki6.  —  Phot.  Ges. 

Ein   Paar.     Halbfiguren  nach  links  auf  dunklem  Grunde.    194 
Die  hellblonde  Frau  hält  mit  der  Rechten  eiuen  Spiegel.     Der  (266) 
Herr,  der  hinter  ihr  steht,  legt  seine  linke  Hand  au  ihren  Arm.  Freiljer? 
Am  Spiegel  steht:  S.  P.  R. 


98  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  8fi>£;  br.  0,73V2-  —  Inv-  1754,  I  721  als  Palma  Veccbio«. 
So  noch  bei  PI.  —  Viel  zu  schwach  für  den  Meister  selbst.  Vergl  aucli  Lernt,  S.  213 
(2.  Aufl.  313).  —  1903  ans  König  Albert-Museuni  in  Freiberg. 

Lorenzo  Lotto 

Geb.  um  1480  in  Venedig  (»Arte  e  Storia«  VI.  INS 7.  p.  58), 
gest.  1556  oder  1557.  wahrscheinlich  zu  Loreto.  Ursprünglich 
nach  der  herrschenden  Ansicht  Schüler  Giovanni  Bellini's. 
nach  Bercnson  (Lotto  2.  Aufl.,  London  1901  p.  1  und  p.  20) 
aber  Alvise  Vivarini's.  Später  selbständig  weiterentwickelt. 
Tätig  in  Treviso,  Koni,  Bergamo.  Ancona  und  Loreto,  am 
längsten  jedoch  in  Venedig. 

I94A  Maria  mit  dem   Kinde  und  Johannes.     Maria  sitzt  in  gelbem 

(90)  Unterkleide;  grau- violettem  Oberkleide  und  blauem  Mantel  vor 
1  c  einem  roten  Vorhange.  Der  Christusknabe  liegt  nackt  auf  ihrem 
Schoosse  und  wendet  sich  lebhaft  nach  links,  um  den  kleinen 
Johannes  zu  herzen  und  zu  küssen,  der  hier  als  Halbfigur 
auftaucht.  Links  helles  Flusstal  unter  heiterem  Himmel.  — 
Bezeichnet  links  am  Mauerrande: 

teueren tlu*    Loiai"   )^-S 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,52;  br.  0.39.  —  Kat.  1887.  N.  205.  —  Zuerst  im  In- 
ventar von  1809  als  unbekannt«.  Seit  dem  Katalog  von  1812  als  »Vicenzo  Tamagni 
da  San  Gimignano  (geb.  1492.  gest.  nach  1529).  Doch  war  diese  üenennung  oflen- 
bar  irrig.  Vielmehr  war  der  oberitalionische  Ursprung  des  Hildes  so  deutlich,  dass 
er  schon  von  der  ersten  Auflage  unseres  Kataloges  betont  wurde.  —  Inzwischen 
erklärte  G.  Frizzoni,  dem  der  engere  Kreis  der  Morellianer  folgte,  das  Bild  mit 
grosser  Entschiedenheit  für  ein  eigenhändiges  Werk  Lorenzo  Lotto's,  aus  dessen 
bergamaskischer  Zeit:  Ff.  p.  141.  —  G.  Frizzoni  in  der  Zeitschrift  für  bild.  Kunst, 
N.  F.  I  1889  S.  15-19.  So  aueb  bei  Lermolieff  selbst  2.  Aufl.  S.  333.  —  Die-o 
anfangs  von  der  deutschen  Forschung  bezweifelte  oder  bestrittene  Ansicht  ist  am 
11.  Dez.  1891  durch  die  Entdeckung  der  bisher  wegen  ihrer  Feinheit  übersehenen 
Inschrift  Laweutius  Lotus  15  ■  8  glänzend  bestätigt  worden.  Wir  verdanken  die 
Entdeckung  dem  scharfen  Blick  Charles  Loeser's.  Vergl.  auch  Berenson,  Lotto, 
London  1895,  p.  174— 17U.  —  Die  Jahreszahl  konnte  1508,  1518  oder  1528  gelesen 
werden.  Aus  stilistischen  Gründen  ist  1608  unmöglich,  1518  am  wahrscheinlichsten. 
—  Gestochen  von  E.  G.  Krüger  «g>  III,  2s  und  von  G.  Garavaglia.  —  Phot.  Ges.; 
l'hot.  Braun  IX,  3;  Tamme ;  llanfst. ;  Bindern. 

Art  der  Spätzeit  des  Lorenzo  Lotto 

I  94  B  Der  heilige  Sebastian.     Der  nackte  Heilige  steht  mit  den 

(118)   Händen  auf  dem  Rücken  an  eine  Säule  gebunden.     Seine  linke 
D  4 


G.  DieSchulenVenedigsundseinesGebietes.  XVI.  JaLvh.     99 

Schulter  blutet;  ein  Pfeil  steckt  in  seinem  Unterleibe;  ein  zweiter 
liegt  zu  seinen  Füssen.  Links  vorn  am  Boden  ein  roter  Mantel 
und  eine  Armbrust.     Hinten  rechts  das  Meer,  links  eine  Stadt. 

Leinwand;  h.  1,89;  br.  1.07.  —  Kat.  1887  :  N.  196.  -  1746  aus  der  herzogl. 
Sammlung  zu  Modena  als  »Carlo  Feti«.  Venturi  a,  a.  0.  p.  357.  —  Seit  dem  Invent. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  164  als  »Dom.  Feti«.  Bei  H.  jedoch  schon  mit  der  richtigen 
Kemerlaing:  »scheint  vielmehr  der  venezianischen  Schule  angehörig -.—  Ein  Kenner 
machte  uns  daranf  aufmerksam,  dass  er  es  für  ein  unzweifelhaftes  Werk  der  Spätzeit 
L.  Lotto 's  halte.  Die  Prüfung  dieser  Werke  in  der  Umgebung  Aneona's,  die  wir 
daraufhin  vorgenommen,  hat 'allerdings  eine  Verwandtschaft  derselben  mit  unserem 
Bilde  ergeben,  die  uns  jedoch  nicht  nah  genug  erschien,  um  es  Lotto  selbst  zuzu- 
schreiben. Lobhaft  angefochten  ist  diese  Benennung  von  J.  P.  Richter  in  der  Kunst- 
Chronik  1888  XXIII,  p.  191,  von  Ff.  p.  245  und  von  G.  Morelli.  Lerm.  2.  Aufl. 
p.  332.  Morelli  erklärt  es  für  bolognesisches  Machwerk  des  XVII.  Jahrhundeits. 
Wir  bleiben  dem  gegenüber  um  so  mehr  bei  unserer  Ansicht,  als  sie  mit  der  An- 
rieht des  tüchtigen  neueren  Biographen  Lotto's  (B.  Berenson,  Lotto.  London  Isllö 
p.  303,  2.  Aufl.  1901  S.  245).  der  das  Bild  einem  Nachahmer  Lotto's  zuschreibt, 
übereinstimmt  und  Charles  Loeser  (Repert.  XX  1897,  p.  331)  es  sogar  für  ein  echtes 
I'.ild  der  Spätzeit  Lotto's  hält.  Man  vergl.  übrigens  auch  Lotto's  schon  ziemlich 
späten  heil.  Sebastian  im  Berliner  Museum.  —  Phot.  Braun;  Tamme. 

Nach  Lorenzo  Lotto 

Maria  mit  dem   Kinde  und  vier  Heiligen.      In  der  Mitte  vor     I  95 
einem  Vorhänge  sitzt  Maria.     Mit  ihrer  linken  Hand  berührt  sie  (231  7) 
die  Wunde  des  heil.  Franziskus,  der  mit  der  heil.  Clara  rechts      ^  ^ 
neben  ihr  steht.     Mit  der  rechten  Hand    hält   sie  den  Jesus- 
knaben, dem  der  heil.  Hieronymus  ein  Spruchband  reicht.     Der 
zweite  Heilige  zur    Linken    (wohl    Josef)    trägt    einen   gelben 
Mantel.     Hinten    in  der  Waldlandschaft    fällen    zwei    Männer 
einen  Baumstamm.  —  Bez.  links  am  Spruchband: 

LLOTVJ.F 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,85;  br.  1,03.  —  1883  von  Herrn  Fairfax  Murray  in 
Florenz.  Das  Bild,  das  ausnahmsweise  ohne  Autopsie,  nur  auf  den  Rat  und  das 
Zeugnis  zwei  bewährter  Kenner  hin  gekauft  wurde,  hat  sieh  leider  nachträglich  doch 
als  alte  Kopie  herausgestellt.  Das  Original  befindot  sich  in  der  Bridgewater  Gallery, 
eine  andere  Kopie  in  der  Grosvenor  Gallery  zu  London.  Das  Original  gehört  der 
Liollinesken  Frühzeit  des  Meisters  an.  Vgl.  J.  P.  Richter,  Kunst-Chronik  XXIII  (1888) 
S.  191;  Ff.  p.  141;  Lerm.  2.  Aufl.  S.  332—333  und  360.  So  auch  Berenson, 
Lotto  2.   Aufl.  1901  S.  5.  —  Phot.  Tamme;  Bruekm. 

Christus  und  die  Ehebrecherin.     Kuiestück.     In  der  Mitte    I  97 
steht  Christus,  links  die  Ehebrecherin.     Ein  Kriegsknecht  hält  (502) 

Oelsnitz 


100         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

sie  an  den  Zöpfen  ihres  blonden  Haares  fest.  Rechts  vorn  ein 
Schriftgelehrter,  dahinter  elf  Zuschauerköpfe. 

Leinwand;  h.  1 , IOV2  ;  ,ir-  'i34.  — Aus  der  Kunstkamnier.  Im  Inventar  1722 
A  139  als  Art  des  Pordenone«.  —  liei  H.  schon  richtig  als  Kopie  nach  dem  späten 
Hilde  Lotto's  im  Louvre.  Vergl.  auch  Cr.  und  Cav.  VI,  S.  593  j  l.ermolieff  2.  Aufl. 
S.  332  und  359.  —  1902  an  die  Realschule  zu  Oelsnitz. 

Giovanni  Antonio  da  Pordenone 

Giov.  Aut.  de1  Sacchi,  gen.  Pordenone.  Vgl.  G.  Ludwig  im 
Jahrb.  K.  Pr.  K.  S.  XXIV  1903.  Beihefts.  44— 45.  Geb.  zu 
Pordenone  im  Friaul  1483.  gest.  zu  Ferrara  im  Januar  1539. 
Entwickelte  sich  selbständig  in  venezianischem  Sinne.  Tätig  in 
Pordenone.   Colalto,  Treviso,  Cremona,  Venedig. 

Die    Berufung    des    Matthäus.      Halbfiguren.     Links  steht 
199    Christus   und  macht  mit  der  Hand  eine  sprechende  Bewegung. 
(277)  Rechts  sitzt  Matthäus    noch    als  Zöllner,    im    Golde    wühlend. 
R  10    Graue  Architektur  und  blauer  Himmel. 

Leinwand;  h.  1,9978  >  br.  1,19.  —  1746  aus  der  herzogl.  Gulerie  zu  Modena. 
Der  Herzog  schätzte  das  P.ild  so  hoch,  dass  er  es  liehalten  wollte.  Venturi  p.  321;  — 
Auch  Guarienti,  der  wirklich  Kenner  war,  nennt  es  ilnv.  N.  149>  «opera  stimatissiina«. 
Von  G.  Morelli,  l.eim.  2.  Aufl.  S.  332  (vergl.  360  und  399),  trotzdem  entschieden 
nur  für  eine  niederländische  Kopie  erklärt.  Das  Bild  hatte  ausserordentlich  gelitten. 
Durch  eine  neuerliche  Restauration  ist  es  von  einem  Teil  seiner  Uebermalungen 
liefreit  worden,  dooh  lührt  die  rechte  Hand  des  Heilandes  von  einer  älteren  Restau- 
ration her.  Wir  glauben,  dass  auch  Morelli  das  Bild  in  seinem  jetzigen  Zustande 
günstiger  beurteilt  hätte.  Inzwischen  hat  lierenson  (The  Venetian  I'ainters,  3  ed. 
London  1897  p.  79)  es  entschieden  für  das  Werk  eines  Schülers  l'ordenone's.  Fran- 
cesco Beccaruzzi's,  erklärt.  Wir  müssen  uns  die  Entscheidung  vorbehalten,  bis  wir 
Gelegenheit  gehabt,  beglaubigte  Werke  dieses  Meisters  näher  zu  studieren.  — 
l'hot.  Tamme;   linickm. 

Angeblich  Pordenone 

I  99  A  Eine  Dame   in  Trauer.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links 

(27G)    vor  grauem  Wandgrund   mit  rotem  Vorhang.     Die  Dame  trägt 
2  a      eine  hohe  Flechtenfrisur  und  einen  schwarzen  Schleier. 

Oinwand;  h.  0,61;  br.  0,54.  —  Kat.  18S7 :  N.  198.  —  Zuerst  nachweisbar 
im  Catalogue  von  1705.  —  Gestochen,  irrigerweise  als  Bildnis  der  Cat.  Cornaro, 
von  C.  G.  Schulze  *£  III,  3.  —  Die  Urheberschaft  l'ordenone's.  dem  das  ßi'd  früher 
unbestritten  zugeschrieben  wurde,  ist  unglaubhaft.  Vergl.  Lern).  2.  Auti.  S.  399  u.  Ff. 
p.  171.  Doch  ist  bisher  kein  Vorschlag  zu  einer  anderen  Benennung  des  Hildes 
gemacht  worden.  —  l'hot.  Braun  IX,  14;  l'hot.  Ges.;   Tamme;    Hautet.;   Bruckm. 

Bernardino  Licinio 

Bernardino  di  Antonio  Licinio.  Geb.  um  1490  wahrscheinlich 
in  Venedig;  gest.  daselbst,   wahrscheinlich  zwischen  1556  und 


G.  Die  SchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  X"VI.  Jahrh.     101 

1561.  Seine  Familie  stammt  nicht  aus  Pordenone,  sondern 
aus  Bergamo.  Doch  war  er  Schüler  des  Giovanni  Antonio  da 
Pordenone.  Urkundlich  erwähnt  in  Venedig  1511 — 1541, 
datierte  Bilder  von  1524 — 1542.  Vgl.  G.  Ludwig  im  Jahrb. 
K.  Pr.  K.  S.  XXIV  1903,  Beiheft  S.  44—45. 

Weibliches    Bildnis.     Halbfigur    vor    einer    Nische,    etwas    200 
nach  links  gewandt.      Die    Dame    trägt    ein    ausgeschnittenes  (278) 
rotes  Kleid,  eine  turbanartige  Haube,    einen    goldenen   Gürtel,     D  2 
eine  Perlenhalskette  mit  einem  Kreuz  aus    Edelsteinen,    einen 
Handschuh  an  der  linken,  einen  anderen  in  der  rechten  Hand. 
Bez.  oben  rechts  im  Nischenrund:  B.  LIC1NI.  F.  MDXXXIII. 

Leinwand;  h.  0,99;  br.  0,83.  —  Inventar  1722  B  1283  als  »Ritratto  di  Donna 
Olympia  iu  der  Art  Tizians«.  Schon  von  H  lichtig  als  Werk  Bernardino  Licinio's 
erkannt.  —  Phot.  Braun  VI,  8 ;  Phot.  Ges. ;  Häufst. ;  Bruckm. 

Paolo  Morando 

Paolo  Morando.  gen.  il  Cavazzola.  Geb.  zu  Verona  1486, 
gest.  daselbst  1522.  Schüler  des  Domencio  Morone  zu  Verona. 
Tätig  in  seiner  Vaterstadt. 

Männliches  Bildnis.     Halbfigur  nach  rechts  auf  gelbgrauem    20  I 
Grunde.     Der  dargestellte  »Herr  Emilio  degli  Emili  da  Verona«   (232) 
ist  bartlos,  hat  graues  Haar,  trägt  einen  schwarzen  Hut,  einen     3  a 
dunklen,  am  Hals  und  an  den  Aermeln  mit  Goldschuppenstoff 
besetzten  Rock,  einen  schwarzen  Pelzmantel,  graue  Handschuhe 
und  hält  einen  Rosenkranz  in  der  Linken. 

Leinwand;  h.  0,93;  br.  0,7572-  —  1875  von  Herrn  R.  Brooks  in  London.  — 
Früher  befand  es  sich  im  Besitze  der  Familie  »degli  Emili«  in  Verona.  Vergl. 
Lorenzo  Muttoni:  Dipinti  di  Paolo  Morando  Tav.  XXIV.  —  Phot.  Braun  VIII,  11; 
Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

Bartolommeo  Veneto 

Geburts-  und  Todesort  unbekannt.  Wahrscheinlich  Schüler 
Gentile  Bellinrs  in  Venedig,  später  in  Cremona  ansässig; 
1505 — 1507  in  Ferrara  nachweisbar.  Bezeichnete  Bilder  von 
1505  —  1530.  Lermolieff  2.  Aufl.  S.  221  —  225.  Arch.  Stör. 
VII,   1894,  p.  297—298. 

Die  Tochter  der  Herodias.    Halbfigur.    Sie  steht  in  grünem  20  I  A 
Kleide  mit  roten  Aermeln  und  feinem  Perlenschmuck  vor  rotem     (40) 
Vorhange  und  hält  mit  beiden  Händen  auf  zinnerner  Schüssel      3  a 
das    Haupt    des    Täufers.     Ihre    goldnen    Locken    fallen  wohl 
verteilt  und  feingeringelt  auf  ihre  Schultern  herab. 


102  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Ital.  Pappelhplzj  h.  1,03*/»;  te  0,62.  -  Kafc.  1887:  N.  202.  I.  19  aus  der 
K.  Galerie  zu  Prag.  —  Vormals  dem  grossen  Leonardo  da  Vinci  (I  1  .'.•_'—  l.'.r.i)  selbst, 
in  don  Dresdner  Katalogen  jedoch  stets  nur  seiner  Schule  zugeschrieben.  —  Von 
Scbruarsow  (in  Vom  Fels  zum  Meer:  1887  S.  885—895)  für  das  i'.ild  Lücrezia 
Borgia's  von  der  Hand  Dosso  Dossi's  erklärt.  —  Dagegen  mit  Kocht  schon  J.  P 
Richter  (Kunst-Chronik  1888,  XXI1T,  Sp.  91),  der  es  der  Mailänder  Schule  zurück- 
gab. Ebenso  P.ode,  der  vorschlug:,  nach  unserem  Bilde  einen  »rnaestro  della  Salome 
di  Drosda  aufzustellen  (Archivio  ttorico  delP  arte  1890  111  p,  194).  —  Nach 
G.  Frizzioni,  Giovanni  Morelli  (Lerni.  2.  Aufl.  S.  224  ff.),  Cli.  Loeser  und  Berenson 
(Venetians,  3.  Aufl.  S.  7li)  hingegen  ist  der  Meister  jetzt  in  Bartolonimeo  Veneto 
entdeckt.  Man  vorgleiche  die  von  Lerm.  a.  a.  0.  zu  S.  222  gegebene  Nachbildung 
seines  bezeichneten  Gemäldes  beim  Duca  Melzi  in  Mailand,  dessen  Besichtigung  dem 
Verfasser  (1896)  zu  seinem  Bcdanern  nicht  gestattet  wurde.  Immerhin  mag  das 
Bild  mit  Recht  den  Namen  führen,  den  bedeutende  Kenner  ihm  gegeben  haben.  — 
Gest.  von  C.  R.  Petsch  jj£  lü,  46.  —  Phot.  Braun  X,  li;  Pliot.  Ges.;  Tanime; 
Jlanfst. ;  Bruckm. 

Girolamo  da  Treviso  d.  j. 

Geb.  zu  Treviso  1497;  gefallen  vor  Boulogne  1544.  Schüler 
seines  Vaters,  auf  dessen  Bildern  sich  Jahreszahlen  von  1457 
bis  1494  finden.  Einige  Forscher  (vergl.  Vasari,  ed.  Mil.  V, 
p.  135  mit  Federici  Mein.  Trev.  I,  p.  238)  halten  die  Familie  für 
diejenige  des  Pier  Maria  Pennacchi.  Girolamo  da  Treviso  d.j.schloss 
sich  erst  an  die  Venezianer,  später  an  Raphael  an.  Zuletzt  stand 
er  als  Ingenieur  im  Dienste  König  Heinrich's  VIII.  von  England. 

20  I  B  D'e  Anbetung  der  Hirten.    Mitten  im  Stalle  sitzt  Maria  und 

(84)    hält  das  lebhaft  bewegte  nackte  Christkind,  dein  sie  die  Brust 

R  8     reicht,    über    einem    Korbe.     Rechts    drängen    die    anbetenden 

Hirten  heran;    links    schweben   die  Engel  herab.     Ganz    links 

vorn  sitzt  Josef,   ganz  rechts   naht  ein  jugendlicher  Hirt,  der 

ein  gebundenes  Lamm   über  dem  linken  Arm  trägt. 

Nassbaumholz;  h.O.sii;  br.  1,18.  —  Früher  N.  100.  1744  durch  den  Lega- 
tions-Sokretiir  Talon  aus  Madrid  als  Original  Raphaol's.  In  der  Tat  gibt  es  zwei 
Stiche  nach  dieser  Darstellung  mit  der  Inschrift  RAP1IAEL  VRBINAS  FINXIT : 
von  Com.  Bloemaert  (Nagler  I,  S.  536)  und  von  Pietro  del  Po  (Baitseh  XX.  p.  217 
\.  I)  Indessen  hat  schon  Muriette  (Abcedatio  Ed.  Paris  1851  ff.  I,  p.  136)  bemerkt, 
dass  die  Komposition  nichts  mit  Ranhael  zu  tun  habe.  —  Ein  Vergleich  mit  don 
beglaubigten  Werken  des  jüngeren  Girolamo  da  Treviso,  z.  B.  mit  seiner  thronendon 
Madonna«  in  der  National  üalleiy  zu  London,  liisst  keinen  Zweifel  daran,  dass  unser 
Bild  auf  diesen  Meister  zurückgeht.  Ein  grösseres  Bild  der  gleichen  Darstellung  be- 
sitzt Christ  Church  College  in  Oxford.  Es  fragt  sich  nur,  ob  unser  Bild,  ob  das- 
jenige in  Oxford  oder  ob  beide  als  eigenhändig  anzusehen  sind.  Dr.  G.  Ludwig, 
der  uns  zuerst  auf  den  Tatbestand  aufmerksam  gemacht,  hält  es  für  wahrscheinlicher, 
dass  das  Oxforder  Bild    als    dass    das    unsere    eine  Kopie    sei.     Berenson  (Venetian 


G.  Die  SchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI. Jahrb.     103 

Painters,  3  ed.  p.  140)  nennt  das  unsere  als  Original.  Auch  Loeser  (Repert.  XX 
1897  p.  331)  sagt:  »Ich  halte  das  Dresdner  Bild  für  das  weitaus  bessere.«  Der 
Verfasser  wird  sich  erst  nach  einer  Besichtigung  des  Oxforder  Bildes  entscheiden 
können,  fügt  sich  bis  dahin  aber  gern  dem  Urteil  der  genannten  Forseher.  —  Phot. 
Hanf  st.  ;   Bruckm. 

Nach  Moretto 

Alessandro  Bohvieiflö,  gen.  il  Moretto  da  Brescia.  Geb.  zu 
Brescia  1498,  gest.  daselbst  vor  dem  22.  Dez.  1554;  war 
unter  Ferraraola  und  Romanino  gebildet,  unter  venezianischem 
Einflüsse   weiterentwickelt    und    arbeitete    zumeist    in    Brescia. 

Die  Madonna  von  Paitone.     In    ganzer  Gestalt   steht  die     202 
heil.  Jungfrau  auf  rot  gestrichenem  Boden  vor  grauem  Wand-    (279) 
gründe.     Sie  trägt  ein  weisses  Gewand  mit  braunem  Schleier.  Frankenber& 
Die  Hände  kreuzt  sie  vor  der  Brust,  den  Blick  senkt  sie  zur  Erde. 

Leinwand;  h.  2,12;  br.  1,45.  —  1868  aus  v.  Quandt's  Sammlung.  —  Oben 
links  steht  die  Inschrift:  IMAGO  BEATME  MARI.E  VIRG  .  QVffi  MENS  .  AVGVST 
.  M  .  10  .  XXXHI  .  C(sie!)AITONI  AGRI  BRIXANI  PAGO  APPARVIT  MIRACVLOR. 
OPERATIONE  CONCVRSV  POP  .  CELEBERRIM.  —  Das  berühmte  Originalbild 
Moretto's  befindet  sich  noch  in  der  Kirche  auf  dem  Berge  über  Paitone.  Es  zeigt 
nicht  nur  die  Madonna,  wie  auf  unserem  Bilde,  sondern  links  neben  ihr  auch  den 
Hirtenknaben,  dem  sie  erscheint.  Wenngleich  Cr.  u.  Cav.  (VI,  S.  469)  in  unserem 
Bilde  mit  H.  eine  eigenhändige  Wiederholung  der  Hauptfigur  des  Gemäldes  zu 
Paitone  erkannten,  so  muss  der  Verfasser  dieses  Kataloges,  nachdem  er  Paitone 
besucht  hat,  doch  mit  Entschiedenheit  der  Ansicht  Morelli's  (Leim.  S.  198—200 
2.  Aufl.  293-296  nnd  360)  und  Eisenmann's  (Kunst-Chronik  XVI,  S.  632)  beitreten, 
dass  unser  Bild  nur  eine  Kopie  von  fremder,  späterer  Hand  sei.  —  1902  ans  Lehrer- 
seminar in  Frankenberg. 

Paris  Bordone 

Getauft  zu  Treviso  den  5.  Juli  1500,  gest.  den  19.  Jan.  1570 
(neuen  Stils  1571)  in  Venedig.  Hauptschüler  Tizians  in  Venedig. 
Arbeitete  in  verschiedenen  oberitalienischen  Städten,  in  Paris 
(1538 — 1540),  in  Augsburg  (1540),  zumeist  jedoch  in  Venedig. 

Apollo   und   Marsyas.      Kniestück.      Apollo    trägt    in    der    203 
Rechten   die  Beyer  und  hält  sich   mit   der  von  seinem  blauen  (280) 
Mantel  umwundenen  Linken  das  Ohr  zu;  denn  rechts  bläst  der     E  3 
Satyr  Marsyas  die  Flöte,  während  links  der  König  Midas  mit 
dem  Diadem  auf  dem  Haupte,  doch  noch  nicht  mit  den  Esels- 
ohren versehen,  Beifall  spendet.     Hinten  Bäume  und  Himmel. 

Leinwand;  h.  0,98;  br.  0,81%.  —  Inv.  1754,  I  283.  Ein  bezeichnetes  Bild 
des  Meisters  von  ähnlicher  Malweise  besitzt  z.  B.  das  Haager  Museum  (N.  208).  — 
Phot.  Braun  III,  6;  Tamnie;  Hanfst.;  Bruckm. 


104         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

204  Diana  als  Jägerin.     Kniestück.     Die  jungfräuliche  Göttin 
(281)  der  Jagd  mit  rotgoldenem  Haar  sitzt  in  blauem  Kleide  unter 

D  i  einem  Baume.  Sie  trägt  ihren  Speer  im  linken  Arme  und 
hält  mit  der  rechten  ihren  Hund  an  der  Leine.  Vorn  links 
überreicht  eine  Nymphe  ihr  auf  ausgestreckten  Händen  einen 
Hirsehkopf.  Rechts  deutet  eine  zweite  Nymphe  in  dje  Landschaft 
hinaus,  in  deren  Hintergrund  andere  ihrer  Genossinnen  jagen. 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  1,87.  —  Inventar  1754,  r  315.  —   Schönes  Bild  des 

Meisters.  —  Phot.  Braun  III,  18;  Tarn  in  e  ;  Hanfst. ;   Bru>'km.        . 

205  Die  Heilige  Familie  mit  dem  heil.  Hieronymus.     Links  sitzt 
(283)  Maria.     Sie  hält  in  der  Linken  ein  Buch,  mit  der  Rechten  den 

S  1  Jesusknaben,  der  sich  lebhaft  zu  Josef  emporvvendet.  Dieser 
steht  hinter  ihm  und  pflückt  ihm  einen  Apfel  vom  Baume. 
Rechts  sitzt  die  heil.  Elisabeth.  Vor  ihr  führt  der  kleine 
Johannes  dem  Jesusknaben  sein  Lamm  zu.  Ganz  vorn  rechts 
sitzt  der  heil.  Hieronymus  auf  seinem  roten  Mantel  am  Boden. 

Leinwand;  h.  1,13;  br.  1,50.  —  1749  (nicht  1741,  wie  bei  H.)  aus  der  Casa 
Pisano  di  S.  Stefano  zu  Venedig.  —  Bei  H.  wurde  die  Echtheit  dieses  Bildes  be- 
zweifelt. Bordone  war  jedoch  verschiedenen  Stilwandlungen  unterworfen ;  mit  aner- 
kannten Bildern  seiner  spateren  Zeit  stimmt  auch  dieses  überein.  Was  Lerm.  2.  Auü. 
327  in  Bezug  auf  N.  205  bemerkt,  bezieht  6ich,  wie  schon  die  Beschreibung  des 
Bildes  beweist,  auf  N.  216.     Es  ist  Druckfehler.  —  Phot.  Braun  VIII,  22;  Bruckm. 

Bonifazio  de'  Pitati 

Genannt  Bonifazio  Veronese.  Geb.  1487  in  Verona;  gest.  den 
19.  Okt.  1553  in  Venedig.  Er  kam  schon  1505  mit  seinen 
Eltern  nach  Venedig,  wo  er  Schüler  Palma  Vecchio's  wurde. 
Tätig  hauptsächlich  in  Venedig. 

Nach  Gust.  Ludwig's  Untersuchungen  (im  Jahrb.  K.  Pr.  K.  S.  XXII  1901 
S.  61  ff.,  180  ff.,  XXIII  1902  S.  30  ff.)  mnss  Moielli-LernioliefTs  Zerlegung  des 
Meisters  in  drei  verschiedene  Künstler,  der  auch  wir  uns  bis  zur  Auflage  von 
1902  angeschlossen  hatten,  aufgegeben  werden.  Wohl  gab  es  einen  zweiten  Bonifazio 
von  Verona,  Bonifazio  di  Bjrtholomeo  de' Pasini  (Ü89  — 17.  April  1540);  aber  dass 
diesem  auch  nur  eines  der  auf  Palma  Vecchio's  Schultern  stehenden  Bildern,  die 
Bonifazio's  Namen  führen,  zugeschrieben  werdon  müsste,  ist  nicht  ersichtlich.  Ein 
besonderer  Bonifazio  Veneziano  Läset  sich  vollends  nicht  nachweisen.  Wohl  aber  hat 
Ludwig  eine  Reihe  von  Schülern  und  Gesellen  unseres  Bonifazio  de'  Titaü  namhaft 
gemacht,  deren  Unterscheidung  noch  nicht  durchgeführt  ist.  Wir  können  diese 
daher  im  folgenden  nur  unter  dem  Sammelbegriff  »Werkstatt  Bonifazio  Veronese's 
zusammenstellen. 

208  Die  Findung  Mosis.    Links  der  Nil.     Hinten  schreitet  die 

(286)  Begleiterin   der    ägyptischen  Königstochter  in   den  Strom,    um 
2  b 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     105 

den  Knaben  aus  dem  Wasser  zu  fischen.  Vorn  kniet  sie  in 
grösserer  Gestalt  und  überreicht  den  Findling  der  Prinzessin, 
die  sich  mit  der  Linken  auf  die  Schulter  eines  Pagen  stützt. 
Rechts  im  Mittelgrunde  vor  der  üppigen  Landschaft  sitzen 
zwei  Männer  und  zwei  Frauen  musizierend  im  Rasen. 

Leinwand;  h.  1,01;  br.  -1,40.  —  1725  durch  Leplat ;  Inv.  1722  ff.,  A.  1566, 
als  »Tizian«.  —  Schon  hei  H.  richtig  einem  der  Bonifazi  gegeben.  Vergl.  Lerm, 
S.  219,  2.  Aufl.  321.  Auch  nach  Ludwig  a.  a.  0.  S.  60  eigenhändiges  Bild  Bonifazio's- 
—  Phot.  Braun  VIII,  14;  Bruckm. 

Der  Heiland  mit  der  Weltkugel.    Halbfigur  nach  links  auf    209 
grauem  Grunde.    Die  rechte  Hand  legt  er  auf  die  Weltkugel,  (288) 
die  vor  ihm  liegt;  hinter  seinem  Haupte  brechen  Strahlen  hervor.     2  c 

Leinwand;  h.  0,79%;  br.  0,6772-  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Phot. 
Bruckm. ;  Tamme. 

Werkstatt  des  Bonifazio  Veronese 

Die  Anbetung  der  Hirten.    Vorn  sitzt  Maria  nach  links  ge-    210 
wandt  vor  alten  Bogenruinen.    Sie  hält  das  Christkind  über  der  (241) 
Krippe  den  drei  Hirten  entgegen,  die  links  niederknieen.    Vorn     2  b 
rechts  steht  Josef.     Im  Mittelgründe   rechts   nahen   noch  zwei 
andere  Hirten,  von  denen    der   eine    ein  Lamm  trägt.     Links 
in  der  Landschaft  tränkt  ein  Reiter  sein  Ross. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,02%;  br.  1,49.  —  Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  440 
als  »Palma  vecehio«,  1749  aus  der  CasaPisani  di  S.  Stefano  zu  Venedig.  —  Bei  H. 
als  Giorgione.  —  Die  neuere  Stilkritik  ist  sich  einig,  dass  es  zu  den  Bonifazi-Bildern 
gehört  (vergl.  Cr.  u.  Cav.  V,  S.  207  mit  Lerm.  S.  182  und  213;  2.  Ann.  272  und 
323.)  —  Phot.  Braun  VI,  9;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Heilige  Familie    mit   der  heil.  Elisabeth    und    der    heil.    2 1 1 

Katharina.    Maria  sitzt  in  der  Mitte,  etwas  nach  links  gewandt,  (271) 
unter  einem  Baume.    Sie  lässt  das  Christkind  mit  ihrer  rechten     2  b 
Hand  auf  ihrer  linken  stehen.    Rechts  sitzt  die  heil.  Elisabeth, 
vor  welcher  der  Johanuesknabe    zum    kleinen  Heiland   empor- 
deutet.    Links  vorn    sitzt    die    heil.   Katharina,    etwas    weiter 
zurück,  sie  anblickend,  ein  graubärtiger  Alter,  wohl  Josef. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,07;  br.  1,34.  —  1738  durch  Rossi  aus  Italien.  Damals 
als  »Tizian/.  Spater,  auch  bei  H.,  wurde  es  zn  den  Werken  Palma  Vecclrio's  gesetzt, 
au  die  es  jedoeh  nur  von  fern  (in  den  Typen  gar  nicht)  erinnert  Lerm.  S.  222 
(2.  Aufl.  323)  ist  der  Ansicht,  dass  es  ein  gutes  Werk  seines  jüngeren  Bonifazio 
Veronese  sei.  —  Phot.  Braun  VII,  8;  Bruckm. 

Die   Auferweckung    des    Lazarus.     In    einer    reichen    vom    2 1 2 
Hochgebirge  begrenzten  Landschaft  steht  rechts  der  Sarkophag,  (289) 

R  7 


106         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

dorn  Lazarus,  von  drei  Männern  unterstützt,  entsteigt  In  der 
Mitte  spricht  Christus  mit  den  beiden  Schwestern  des  Lazarus. 
Links  eine  Kruppe  freudig  bewegter  Zuschauer.  Hechts  im 
Mittelgründe  eine  zweite  Gruppe  von  Zuschauern,  die  sich 
wegen  des   Verwesungsgeruches  die  Nase  zuhalten. 

Leinwand;  h.  1,B2>^;  br.  2,00.  —  1749  (nicht  17t  1)  aus  der  I läse  Phalli  di 
S.  Stefano  zu  Venedig.  —  Schon  in  den  alten  Inventaren  als  »Bonifacio  Venezianr.  . 
Vergl.  Lerm.  S.  220.  —  Phot.  Tamuie;  Bruckm. 

213  Maria   mit  dem  Kinde  und   drei   Heiligen.    Vor  reicher  Land- 

(287)  sehaft  sitzt  Maria  unter  einem  Baume,  auf  ihrem  Schooss  das 

B  1     Christkind,  welches,  seine  Linke  zu  seiner  Stirn  erhebend,  der 

rechts  vor  ihm  knieenden  heil.  Katharina  iü  die  Augen  blickt. 

Links  sitzen  zwei  bärtige  Heilige,  vorn,  mit  den  Schlüsseln  zu 

seinen  Füssen,    Petrus  (nicht  Josef),    etwas    zurück    der   heil. 

Antonius  mit  der  Glocke. 

Leinwand;  h.  1,09;  br.  1,52.  —  1741  durch  Rossi  als  Giorgione.  —  Schon 
bei  H.  richtig  der  Gruppe  »Bonifazio«  gegeben.  Vergl.  Lerm.  S.  207  (2.  Aufl.  305) 
—  Phot    Braun  IX,   15;  Tamme. 

Polidoro  Veneziano 

Polidoro  di  Paolo  di  Lanzano,  gen.  Polidoro  Veneziano.  Geb. 
zu  Lanzano  bei  Lodi  1515;  gest.  zu  Venedig  den  21.  Juli 
1565.  Wahrscheinlich  Schüler  Bonifazio's.  Später  unter  Tiziau's 
Einfluss.  Tätig  zumeist  in  Venedig.  Vergl.  G.  Ludwig  im  Jahrb. 
K.  Pr.  K.  S.  XXII,  1901,  S.  196,  XXIII.  1902,  S.  65—66. 

2  14  Die  Madonna  mit  der  heil.  Magdalena  und  dem  venezianischen 

(290)  Patrizier.     Maria  sitzt  an  reicher  Säulenhalle  vor  grünem  Vor- 
2  c     hange    auf   einem    Throne,    dessen    runder  Sockel   mit   Reliefs 

geschmückt  ist;  sie  blickt  zu  dem  schwarzgekleideten  Patrizier 
hinab,  der  links  vor  der  Landschaft  kniet  und  ihr,  von  Josef 
unterstützt,  sein  nacktes  Kind  darbringt.  Das  Christkind  auf 
Maria's  Schoosse  aber  wendet  sich  mit  einem  Kränzchen  in  der 
Hechten  der  rechts  sich  anschmiegenden  Magdalena  zu. 

Leinwand;  h.  1,121  J^;  br.  1,7434.  —  1749  (nicht  1741  |  aus  .lor  Casa  Pisani 
di  S.  Stefano  zu  Venedig.  —  Phot.  Braun  XII,   13;  Tamme;  Bruckm. 

215  Die  Verlobung   der  heil.  Katharina.     Links   reiche   Flusstal- 

(291)  landschaft,  rechts  Bogenruine.    Maria  sitzt,  nach  links  gewandt, 
B  2    in  der  Mitte.      Das  Christkind  auf  ihrem   Schmisse   steckt  der 

links  knieenden  heil.  Katharina  den  Ring  an  den  Finger.  Rechts 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh      107 

steht  ein  graubärtiger  Heiliger,  sein  Kreuz  im  Arm,  wohl  der 
hl.  Andreas:  weiter  zurück  der  Engel  mit  dem  jungen  Tobias. 

Leinwand;  h.  1,08%;  br.  1,32%.  —  Inventar  1754,  I  315.  —  Phot.  Bruekm. 

Maria,  ihr  Kind  anbetend.    Kuiestück,  auf  braunem  Grund.    2  1 6 
Maria  in  rotem  Kleide  und  weissem  Schleier  betet,  nach  links  (282) 
gewandt,  mit  gefaltet  erhobenen    Händen    das    Christkind    an,     2  c 
das  links  vor  ihr  auf  dem  Stroh  der  Krippe  liegt    und    beide 
Aermchen  emporstreckt. 

Eichenholz;  h.  0,51;  br.  0,38.  —  Inventar  1722,  A  418,  als  »Tizian«.  —  Bei 
H.  frageweise  dem  Paris  Bordone  zugeschrieben.  Nach  Lerm.  S.  225 — 226  (2.  Aufl. 
327,  hier  durch  Druckfehler  als  N.  205  bezeichnet)  »eher«  von  Polidoro  Veneziano. 
Der  Vergleich  mit  unserer  unbezweifelten  Darstellung  der  »Verlobung  der  heil. 
Katharina«  N.  215  von  der  Hand  Polidoro's  bestätigt  Morelli's  Vermutung.  Auf- 
fallend bleibt  dabei,  dass  das  Bild  auf   Eichenholz    gemalt  ist.     —     Phot.  Bruekm. 

Unbestimmte  Meister  Venedigs  und  seines  Gebietes 

Mitto  und  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts 
Allegorie  der  Freigebigkeit.     Grau  in  grau.     In  der  Mitte    2 1 7 
thront  eine  Frau,  die  vor  Zuschauern  mit  der  Linken  in  einen  (285) 
Korb    mit    Münzen    greift,    den    eine   Dienerin    hält,    mit   der    F.  M. 
Kechten  aber  das  Geld  an  eine  arme  Frau  gibt. 

Leinwand;  h.  l,27y2;  br.  1,06.  —  Nach  dem  Inventar  Guarienti  (vor  1753) 
N.  434  aus  der  SammluDg  des  Marchose  Mantova  In  Padua  als  »Dom.  Carpioni«; 
woraus  II.  Dom.  Campagnola,  den  Schüler  der  Frühzeit  Tizian's,  gemacht.  Nach 
Lerm.  S.  226  (2.  Aufl.  329)  :  wohl  eher  ein  Atelierbild  der  Bonifazi«.  1896  ans 
Finanzministerium. 

Männliches  Bildnis.  Halbfigur  eines  schwarzbärtigen  Mannes,  219 

etwas  nach  links  gewandt,  auf  dunkelgrünem  Grunde.    Er  trägt  (243) 

einen  schwarzen  Rock,  einen  Handschuh  an  der  linken,  Ringe  2  b 
an  der  rechten  Hand. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,72%.  —  Nach  H.  schon  1620  in  Italien  erworben. 
Im  Inventar  1754,  I  462,  schon  als  Giorgione.  In  den  früheren  Dresdner  Katalogen 
mit  Recht  nicht  zu  den  Werken  dieses  Meisters  gestellt.  Erst  1861,  nach  einer 
Restauration,  wieder  auf  dessen  Namen  getauft.  Nach  Cr.  u.  Cav.  VI,  S.  215,  der 
Technik  nach  palmesk,  vielleicht  von  der  Hand  Iäordone's.  Nach  Frizzoni  (1900)  in 
der  Tat  ein  verdorbenes  Bild  Bordone's.  Von  Berenson  (Venetian  Painters  3  ed. 
1897  p.  116)  zu  den  unzweifelhaften  Werken  des  Polidoro  Lanzani  gestellt.  Von 
Loeser  Bern.  Licinio  benannt.  —  Uns  erseheint  es  nach  den  Restaurationen,  die 
das  Bild  erlitten,  unmöglich,  die  Hand  eines  bekannten  Meisters  in  ihm  zu  erkennen. 
Vergl.  auch  Lerm  2.  Aufl.  S.  272—273.  —  Von  späterer  Hand  auf  der  Rückseite 
unrichtig  als  Bildnis  des  Pietro  Aretino  bez.  —  Phot.  Ges.;  Bruekm. 

Ein  Liebespaar.     Brustbilder.     Links  Mauergrund,  rechts    22 1 
Blick  in  die  Landschaft.     Links  der  Mann,  der  seinen  linken  (242) 

1  c 


108         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Arm  um  den  Nacken  der  Geliebten  legt.    Diese  trägt  ein  aus- 
geschnittenes Kleid  und  lehnt  sich  leicht  an  ihn  an. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,52;  br.  0,72.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  Es  wurde  1618  als  »angeblicher«  Giorgione  (di  memo  dicono  di  Zorxone) 
von  Ferrara  nach  Modona  gebracht  Ventura  p.  39  und  123.  Später  galt  es  als 
Giorgione.  So  auch  1  >ei  H.  Auf  die  Unmoglichheit  dieser  Benennung  machten  Cr. 
und  Cav.  IV,  S.  211  aufmerksam  und  gaben  es  der  Schule  von  Brescia.  Mündler 
glaubte  sogar  Romanino's  eigene  Hand  iu  dem  Bilde  zu  erkennen.  Etwas  später 
(VI,  S.  293)  bemerkten  Cr.  u.  Cav.,  dass  ein  gleiches  Bild,  von  der  Hand  des  Ve- 
nezianers Dom.  Mandni,  sich  in  der  Galerie  Scarpa  zu  Motta  im  Tievisanischen 
befinde.  Darnach  gab  Morelli  (Lerrn.  S.  182,  2.  Aufl.  272)  es  einoni  Künstler  der 
Marca  Trevisana,  das  Bild  in  Motta  für  eine  Kopie  nach  dem  unseren  erklärend. 
Ed:  Habich  machte  darauf  aufmerksam,  dass  das  Bild  iu  Motta  nicht  Domenico, 
sondern  Francesco  Mancini  bezeichnet  sei.  Die  Galerie  Scarpa  von  Motta  wurde  am 
14.  Nov.  1895  in  Mailand  versteigert.  Der  Verfasser  sah  das  Bild  (1896)  bei  Herrn 
Sambon  in  Mailand.  Die  Bezeichnung  steht  im  Rand  des  Barett-Medaillons,  kann 
aber  für  unser  Bild  kaum  massgebend  6ein,  da  dieses  entschieden  das  bessere  und 
ursprünglichere  Exemplar  ist.  So  auch  Richter  und  Frizzoni.  Dr.  Gust.  Lud\vig 
schreibt  unser  Bild  Calli-to  da  Lodi,  einem  Nachfolger  Romanino's  zu,  der  zwischen 
1521  und  1562  arbeitete.  So  auch  Beronson,  North  Italians  1907,  S.  183.  Die 
Frage  bedarf  der  Nachprüfung.  —  Eine  andere  Wiederholung  bei  R.  H.  Bonson  Esq. 
in  London.  —  Phot.  Ges.;  Brau'i  IX,  16;  Tamme;  Bruckm. 

222  Christus,  sein  Kreuz  tragend.    Halbfigur.    Rechts  schreitet 

(275)  Christus  mit  dem  Kreuze  auf  der  linken  Schulter  nach  rechts 

3  a     hinaus,  blickt  sich  aber  nach  den  beiden  Männern  hinter  ihm 

um,  von  denen  der  vordere    mit    der   Rechten    an  das  Messer 

auf  seinen  Rücken  greift,  mit  der  Linken  aber  den  Heiland  am 

Kragen  packt.  Voraus  schreitet  ein  behelmter  Kriegsknecht. 

Leinwand;  h.  0,87V2>  br.  1,08.  —  Wahrscheinlich  1733  von  der  Auction  de 
la  Chätaignerage  in  Paris.  —  Zuerst  als  »Roceo  Marconi«  im  Katalog  von  1835. 
So  frageweise  noch  bei  H.  Gegenüber  den  beglaubigten  Bildern  des  Meisters  erscheint 
das  unsero  sicher  von  anderer  Hand.  Nach  Lerm.  S.  226  i2.  Aufl.  328—329)  von 
Francesco  Prato  da  Caravaggio,  einem  Schüler  Komanino's,  nach  anderen  von  diesem 
selbst,  nach  noch  anderen  iu  der  Art  des  Bergamasken  Giovanni  Cariani.  In  der 
Tat  stimmt  die  Figur  des  Häschers,  der  den  Dolch  auf  dem  Rücken  halt,  von  der 
Gegenseite  einigermassen  mit  dem  sog.  liravo  auf  dem  Bilde  der  kaiserl.  Galeiie 
zu  Wien  überein,  das  dort  früher  als  Giorgione  galt,  jetzt  mit  Morelli  dem  Cariani 
zugeschrieben  wird.  Ein  Schulzusammenhang  zwischen  diesen  beiden  Bildern  ist  un- 
verkennbar; doch  wagen  wir  den  bezeichneten  Bildern  C'ariani's  gegenüber  nicht,  eins 
von  ihnen  diesem  Meister  zuzuschreiben.  Unser  ganzes  Bild  stammt  übrigens,  worauf 
zuerst  Dr.  Gronau  hingewiesen,  genau  mit  dem  Gemälde  des  vormaligen  Kabinetts 
Chätaignerage  in  Paris  überoin,  das  im  Receuil  d'b'stanipes  etc.  (Paris  1729)  als 
Giorgione  von  Fr.  Hortomels  gestochen  wurde.  Im  Auktions'i atalog  der  Sammlung 
de  la  Chätaignerage  von  1733  steht  es,  wie  Dr.  G.  Ludwig  aus  London  uns  mitteilt, 
als  »Goftt  du  Giorgion«.  Es  ist  unzweifelhaft  dasselbe  Bild.  —  Phot.  Braun  X,  8; 
Tamme;  Bruckm 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh.     109 

Paolo  Farlnati 

Geb.  zu  Verona  1522,  gest.  daselbst  1606.  Schüler  Niccolö 
Giolfino's.  Später  teils  unter  dem  Einflüsse  Parmeggianino's, 
teils  unter  dem  Paolo  Veronese's.    Arbeitete  in  Verona. 

Die  Darstellung  Jesu  im  Tempel.     Kechts    der    Altar,    an    223 
dessen    Stufen    Maria    kniet.     Das  Christkind    ruht    in    ihren  (341) 
Armen.    Der  Priester  breitet  schützend  seinen  Mantel  über  den     C  2 
Kleinen    aus.     Links    hinter    ihr    stehen  Josef  und  verwandte 
Frauen,  weiter  zurück  eine  Gruppe  von  Männern,  deren  vorderster 
einen  Krüppel  beschenkt.    Vor  dem  Altar  spielen  zwei  nackte 
Knaben  mit  einem  Hunde.     Rechts  stehen  die  Schriftgelehrten, 
von  denen  einer  aus  einem  Buche  vorliest. 

Leinwand;  h.  1,86;  br.  4  17.  —  1747  durch  Rossi  aus  Casa  Bonfadini  in 
Venedig,  Damals  Paolo  Caliari's  Sohne  Carletto  Caliari  zugeschrieben.  Bei  H.  mit 
Unrecht  den  echten  Bildern  Paolo  Caliari's  angereiht.  Dass  Paolo  Parinati  sein 
Urheber  sei,  hat,  nach  11.,  zuerst  Rumohr  geäussert.  Nach  FF.  p.  149  von  Fr. 
Montemezzano,  nach  Berenson,  North  Italians  S.  300  von  Battista  Zelotti  (um  1532 
bis  1592),  der  Schüler  seines  Oheims  Paolo  Farinati  war.  Da  das  Bild  den  bezeich- 
neten Bildern  Fafinati's  in  Verona  jedoch  nahe  steht,  so  mag  es  dessen  Namen 
bis  zu  besserer  Klärung  der  Frage  weiterführen.  —  Es  gibt  zwei  alte  anonyme 
Radierungen  nach  dem  Bilde,  von  denen  die  eine,  Giov.  Giac.  de  Rossi  formis,  aller- 
dings Paolo  Veronese  als  Urheber  nennt.  —  Phot.  Braun  VIT,  10;  Tamme;  Bruckni. 

Paolo  Veronese 

Paolo  Caliari,  gen.  P.  Veronese.  Geb.  zu  Verona  1528,  gest. 
zu  Venedig  den  19.  April  1588.  —  Schüler  des  Ant.  Badile 
in  Verona.  Weiterentwickelt  unter  dem  Einflüsse  des  Paolo 
Morando  (Cavazzola),  Brusasorci  und  (nachdem  er  1555  nach 
Venedig  übergesiedelt)  auch  der  grossen  Venezianer.  Tätig  in 
Verona,  im  Venezianischen  und  in  Venedig  selbst. 

Wie  bei  Rubens,  bei  Cranach  und  anderen  Meistern,  die  eine  grosse  Schüler- 
zahl in  ihrer  Werkstatt  beschäftigt,  macht  sich  gegenwärtig  auch  bei  Paolo  Veronese 
das  Streben  der  Kritik  geltend,  Echärfer  als  bisher  die  eigenhändigen  Werke  von  den 
Werkstattbildern  zu  unterscheiden.  Berenson  (Venetian  Painters  3.  Auflage  1901  p.  141 ) 
erkennt  von  den  nachfolgenden  Bildern  nur  die  ersten  drei,  die  auch  wir  als  die 
besten  stets  vorangestellt  haben,  teilweise  N.  229  und  N.  236  als  eigenhändig  an. 
Wir  glauben  bis  zur  weiteren  Klärung  der  Frage  allen  diesen  Bildern  ihren  alten 
Platz  lassen  und  zu  jedem  einzelnen  unsere  Ansicht,  die  sich  nach  erneuten  Studien- 
reisen doch  nur  teilweise  mit  derjenigen   Berenson's  deckt,   aussprechen   zu   sollen. 

Die  Modonna  mit  der  Familie  Cuccina.    Links  thront  Maria    224 
mit  dem  Kinde.     Vor  ihr  knieen  Johannes  der  Täufer  und  der  (327) 
hl.  Hieronymus,   hinter   dem  ein  Engel  steht.     Die  gegenüber     E  3 


110         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhundert  s 

angeordneten,  verehrend  sörijefendeu  Mitglieder  der  Familie 
Cuccina  werden  ihr  von  den  Gestalten  des  Glaubens  im  weiss), 
der  Liebe  (in  rot)  und  der  Hoffnung  (in  grün)  augefährt.  Vorn 
kniet  die  Hausfrau  in  feuerrotem  Kleide,  bildeinwärts  neben 
ihr  ihr  Gemahl;  ein  anderer  bärtiger  Mann  steht  an  der  Säule, 
ein  dritter  kniet  hinter  der  Hansfrau.  Vorn  klammert  sieh 
einer  der  Knaben  an  die  Säule;  ausserdem  noch  sechs  Kinder 
verschiedenen  Alters.  Ganz  rechts  eine  Magd  mit  dem  kleinsten 
Kinde  auf  dem  Arme.  In  Hintergründe  Paläste,  rechts  der 
Palazzn  Cuccina  am  Tamile  grande. 

Leinwand  :  h.  1.47;  br.  1,16.  —  174<i  aus  der  horzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Dieses  eigenhändige  Meisterwerk  Paolo's  befand  sich  mit  den  folgenden  dreien  im 
XYII1.  Jahrhundert  noih  iu  dein  Paläste  der  Familie  Cuccina  zu  Venedig,  für  die 
sie  alle  vier  gemalt  worden  waren  (später  I'at.  Tiepolo.  jetzt  Pal.  Papadopoli).  Es 
gelang  dem  Herzog  Francesc.  1.  zu  Modena  erst  nach  längeren  Unterhandlungen, 
sie  lii4")  für  seine  Galerie  zu  erwerben:  Venturi  p.  334—236.  Hier  auch  dm' 
Nachweis,  ilass  die  Bildnisgruppe  wirklich  die  Familie  Ciucina  darstellt.  —  Gest, 
von  P.  A.  Kilian  •&  t,  16;  desgl.  von  G.  Levy.  —  l'hot.  Braun  VII.  9;  l'liot. 
Ges.;   Häufst.  ;  Tainnie  ;   Bruckm. 

225  Die    Anbetung    der    Könige.      Links    sitzt    Maria    mit    dem 
(325)  Kinde    vor    mächtigen    Ruinen,    aus    deren    Ställräumen    Ochs 

E  I  und  Esel  hervorblicken.  Hinter  ihr  stehen  zwei  Hirten.  Ihr  zu- 
gewandt, naht  der  Zug  der  hl.  drei  Könige.  Der  älteste  im 
Goldstoffmantel  küsst  knieend  den  Fuss  des  kleinen  Heilandes. 
Ein  Page  trägt  seine  Schleppe,  ein  anderer  seine  Krone.  Neben 
ihm  steht  der  zweite,  ganz  in  rot  gekleidete  Konig.  sehen  etwas 
vorgebeugt,  hinter  diesem  ein  Diener  im  Turban.  Rechts  harrt 
in  stolzer  Haltung  der  reich  gekleidete  Mohrenkönig.  Neben 
ihm  zwei  Pferde  mit  einem  zinnoberrot  gekleideten  Wärter. 
Ganz    rechts    blicken   ein  Pferde-    und   ein  Kameelkopf  hervor. 

Leinwand;  li.  2,06;  br.  4,55.  —  1746  ;uis  der  herzogl.  Galeiie  zu  Modena.  — 
LC4Ö  in  diese  aus  dem  Hanse  Cuccina  zu  Venedig.  Vergl.  die  Uemerkungen  zu 
\.  _'2I.  Eigenhändiges  Meisterwerk.  —  Ein  gleiches  Bild,  kleiner  und  verkürzt,  im 
Devonshire  Ilouse  zu  London.  —  Gestochen  von  P.  A.  Kilian  jjß  I.  11;  von  II. 
Steiffiisand.  -      l'liot.   Braun  V,   15;   l'hot.  Urs.;   llanfst  ;  Tamme:  Brackm. 

226  Die  Hochzeit  zu  Cana.     Links  die  reich   besetzte  Festtafel. 
(326j  in  deren  Mitte  unter  lebhaft  bewegten  Gästen  der  Heiland  sitzt. 

E  1  Weiter  rechts  die  Männer,  die  den  Wunderwein  prüfen;  einer 
von  ihnen  setzt  das  (ilas  gerade  an  die  Lippen;  einem  anderen 
wird  eingeschenkt;  vorn  in  der  Mitte  steht  ein  dritter  im  orange- 
gelben Rock  und   hält  das  Schalenglas  in  der  Linken.     Links 


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No.   225. 

Paolo   Veronese. 

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No.   224. 

Paolo  Veronese. 

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No.   226. 

Paolo  Veronese. 

Tafel  VIII. 


G.DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh.     111 

vorn  wird  einem  am  Boden  hockenden  Mädchen  eingeschenkt. 
Vorn  in  der  Mitte  spielt  ein  am  Boden  sitzender  Knabe  mit 
einer  Katze.  Rechts  vorn  Diener  mit  Speisen,  im  Mittelgründe 
der  von  Füllfiguren  belebte  Renaissancepalast. 

Leinwand;  h.  2,07  ;  br.  4,57.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
1645  aus  dem  Hause  Cuccina  in  Venedig.  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  224.  Eigen- 
händiges Meisterwerk.  —  Gestochen  von  L.  Jacob  $j»  II.  9;  von  Jos.  Kohlsehein. 
—  Phot.   Braun  VI.  10;  Phot.  Ges.;  Häufst. ;  Tanime;  I'.nickm. 

Die  Kreuztragung.     Der   gestaltenreiche   Zug   wendet   sich    227 
links  neben  hohen  Felsen  bildeinwärts.     Christus  bricht  in  der  (328) 
Mitte    unter   der  Last   des  Kreuzes  zusammen,    dessen  Stamm     F  3 
Simon  von  Kyrene  ergreift.     Ein  Henker  schwingt  die  Geissei, 
ein    anderer    zerrt   den  Heiland    am  Strick    empor.     Die   heil. 
Veronika  hält  ihm  ihr  Schweisstuch  hin.     Ganz  links  einer  der 
Schacher;    ganz    rechts  Maria,    von    einem  Manne   unterstützt. 
Vor  ihr,  ganz  vorn,  eine  Mutter  mit  ihrem  Kinde  auf  dem  Arm. 

Leinwand;  h.  1,66;  br.  4,14.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
1645  mit  den  drei  vorigen  aus  dem  Hause  Cuccina  in  Venedig.  Vergl.  die  Bern. 
zu  N.  224.  Die  Ausführung  rührt  offenbar  im  wesentlichen  von  Schülerhänden 
her.  —  Radiert  von  Giov.  Maria  Mitelli ;  gest.  von  J.  M.  Preissler  «j£>  I,  16,  von 
A.  G.  Glaser.  —  Phot.  Braun  IX,  17;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;   Tamme;  Bruckni. 

Der  Hauptmann  von  Capernaum.     Linkst  steht  Christus  mit    228 
erhobener  Rechten    inmitten    acht    seiner  Jünger,    die  teilweise  (329) 
hinter   den  Säulen   versteckt   sind.     Rechts  kniet  der  gläubige     D  3 
>  Hauptmann  <,  die  Genesung  seines  Knechtes  erflehend,  vor  dem 
Heiland.    Zwei  behelmte  Soldaten  unterstützen  ihn.    Ein  weiss- 
gekleideter  Negerpage  kniet  hinter  ihm  und  hält  seinen  Helm. 
Weiter  zurück  halt  ein  dritter  Krieger  sein  Ross. 

Leinwand;  h.  1,78;  br.  2.75.  —  1747  aus  der  Casa  Grimani  de'  Servi  zu 
Venedig.  Gegenstück  zum  folgenden.  Die  Ausführung  wird  im  wesentlichen  Schüler- 
händen angehören.  Gestochen  von  Pietio  Monaco.  —  Phot.  Braun  XU,  13;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Findung  Mosis.     Links   steht   die  Königstochter  unter    229 
Waldbäumen  zwischen  fünf  Begleiterinnen,  von  denen  die  eine  (330) 
ihr  knieend  den  Findling  zeigt,  dessen  Tuch  eine  zweite  empor-     D  3 
hebt.     Hinter  ihr  ihr  Wagen  und  kleine  Neger  mit  Hunden. 
Rechts   der  Fluss    mit   stattlicher  Bogenbrücke   vor  der  Stadt. 
Davor    ein   Hellebardier.     Ein    zweiter   Hellebardier    und    eine 
Frau  ragen  vorn  nur  teilweise  hervor. 

Leinwand;  h.  1,78;  br.  2,77.  —  1747  mit  dem  vorigen,  seinem  Gegenstücke, 
aus  der  Casa  Grimani  de'  Servi  in  Venedig.     —     In  manchen,  aber  nicht  in  allen 


112         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Teilen  eigenhändiges  Bild.     Gestoohen  von  l'ietro  Monaco  und  von  A    Terwesten. 

l'liot.   Braun  III.    IS;   Phot.   lies.;   Häufst.;  Tamme;   Bruckm. 

230  Der  barmherzige  Samariter.    Links  vorn  in  kräftiger  Wald- 

(332)  landschaft  liegt   der  Verwundete,   fast  lebensgross,   am   Boden. 
F  1     Sein  Hund  stellt  neben  ihm.     Der  barmherzige  Samariter,  dessen 

Esel  ganz  links  wartet,  träufelt  ihm  Od  in  die  Wunden.  Im 
Waldhiatergrunde  entfernen  sieh  andere  Gestalten. 

Leinwand;  h.  l.GT'-i;  br.  2,53. —  1746  aus  der  berzngl  Galerie  zu  Modem. 
—  Die  Eigenhändigkeit  nicht  anbestritten.  —  l'hot.  Bruckm. 

23 1  Die   Kreuzigung  Christi.      Christus    hängt  in  der  Mitte  am 

(333)  Kreuze.      Schräg  zu  dem  seinen  sind  links  und  rechts  diejenigen 
3  h     der  beiden  Missetäter  aufgestellt.    Maria  Magdalena  umklammert 

das  Kreuz  des  Heilandes.  Links  bricht  Christi  Mutter,  von 
Johannes  und  der  dritten  Maria  unterstützt,  zusammen.  Rechts 
Fernblick   auf  die   Stadt   hinab. 

Loinwand;  h.  0,46%;  br.  0,34%.  —  171!  durch  Wut.  Kossi  aus  Venedig.  — 
Die  Eigenhändigkeit  wird  mit  Recht  bestritten,  auch  von  Seidlitz,  Repert  XVI, 
S.  372.   —  Phot.  Tarame;   Bruckm. 

232  Die  Kreuzigung  Christi.      Rechts  das  Kreuz  Christi   und   di< 

(334)  beiden   Kreuze  der  Schacher,    links,    weiter  zurück,  ein   Galgen 
R  9     mit,    dranhängeiidem    Strick.     Maria    Magdalena    umklammert 

das    Kreuz   des   Heilands.      Links   ist    Maria    zwischen   Johannes 
tund    einer   der   Frauen   zu   Boden   gesunken,    kniet  der  Haupt- 
mann, der  vom  Pferde  gestiegen  ist     Rechts  hinten  die  Stadt. 

Leinwand;  h.  0,98 '._; ;  br.  0,76.        L742  durch  Biedel  ans  Prag.       Im    Gpnr 
(vor  1  T-_>- 1 1  N'.'i'JO;  »Fu  della  0;i  lleria  di  Praga«.  —  Die  Eigenhändigkeit  wird  mit  Recht 
bestritten,    auch    von   Seidlitz.    Repert.  XVI,    s.  272.     —     Phot    Braun   \  lll.    15 
Tatume;  Bnickm. 

233  Christus  in  Emmaus.      In  der  Halle  eihes  stattlichen  Hauses 
(33:"»')  sitzt   Christus    mit    den    beiden   Jüngern    zu   lisch   und   segnet 

E  3  mit  erhobener  Hechten  das  Brot.  Hinter  ihm  eine  Magd. 
weiter  links,  hinter  dem  Apostel,  ein  älterer,  bartloser  Mann 
und  ein  junger  Neger.  Links  vorn  spielt  ein  kleines  Mädchen 
mit   einem   Hunde;   dahinter   führt  ein   Laubengang  ins   Freie 

i.i'inwaiid  ;  h.  1,20%;  br.  1,81%.  —  1746  aus  der  herzogt.  Galerie  zu  Hodenu. 
Das  Bild,  das  wolil  nicht  ganz  eigenhändig  ist.  aber  gewonnen  hat.  soit  es  1898 
von  Uebermalungen  befreit  worden,  gehörte  dem  Kardinal  4.1essandro  d'Este  in 
Rom.  Dieser  Btarb  1624;  1625  kam  es  nach  Modena  Venturi  i>.  157—169.  — 
Ein  ähnliches  Bild  IT'J'.i  beim  Herzog  von  Orleans  zu  Paris;  gestochen  von  Claude 
du  Flos.  —  Phot.  Braun  I.  6;  Phot.  Öes  ;  Häufst.;  Tarn  nie;  Bruckm. 

234  Leda.      Vor    rotem   Vorhange  liegt   die   nackte   Königin   in 
(339)    weissen,    schwellenden    Kissen.      Perlen    schmücken    ihren    Hals, 

C  3 


G.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahr  h.     113 

ihre  Arme,  ihre  Ohren.  Ihr  zurückgelehnter  Körper  ist  nach 
links  gewandt.  Mit  der  rechten  Hand  umarmt  sie  den  Schwan,. 
der  mit  dem  Schnabel  die  Lippen  berührt. 

Leinwand  ;  h.  1,06  ;  br.  n.90l/2-  —  1744  durch  V.  Rossi  aus  Casa  Grimani  Calergi 
iu  Venedig.  —  Das  Bild  ist  so  sicher  gemalt,  dass  uns  die  Zweifel  an  seiner  Eigen- 
händigkeit nicht  überzeugen.  —  Gestochen  von  L.  Surugue,  von  L.  Desplaces.  Gan- 
tier u.  a.  —  Phot.  Braun  IV.    14;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Tamme;  Bruckrn. 

Die  Auferstehung   Christi.    Links  neben  stattlichen  Euinen    235 
das    Grab,    dem    der  Heiland   entschwebt.     Die  Wächter    sind  (336) 
zurückgefahren   oder   zu  Boden   gesunken.     Vorn  ist  ein  blau     S  1 
gekleideter,    behelmter  Krieger    aufgesprungen   und  erhebt  deu 
Schild  gegen  die  Wundererscheiuung.    Rechts  im  Hintergründe 
zeigt  ein  Engel  den  Frauen  das  leere  Grab. 

Leinwand;  h.  1,36%;  br.  1,04.  —  1741  durch  Riedel  aus  Wien.  —  Die 
Eigenhändigkeit  wohl  mit  Recht  bestritten.  Anderer  Meinung  Seidlitz  im  Repeit  XVI, 
S.  372.  —  Phot.   Rruckm. 

Bildnis  des  Daniele   Barbaro.     Kniestück    von   vorn.     Der    236 
Patriarch   von  Aquileja  hat  kurzes  schwarzes  Haar  und  einen  (340) 
schon  ins  Graue  spielenden  Vollbart.    Er  ist  schwarz  gekleidet.     E  2 
Sein  Mantel   ist  mit  weiss  und  schwarzem  Pelz  besetzt.     Die 
linke  Hand  stützt  er  auf  einen  Tisch.    Links  im  Hintergrunde 
mächtige  Säulen,  rechts  die  graue  Wand. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  1,02.  —  1744  aus  der  Casa  Grimani  Calergi  in 
Venedig.  Inv.  Guar.  N.  213.  —  Berenson  leugnete  die  Eigenhändigkeit  in  der 
ersten  Auflage  seiner  •■•Venetian  Painters:,  gab  sie  aber  in  der  dritten  Auflage 
(p.  141)  zu.  Die  Eigenhändigkeit  tritt  -weniger  in  dem  etwas  trockenen  wohl  nicht 
unberührten  Kopfe  als  in  der  meisterhaft  behandelten  Hand  hervor.  Schon  in  den 
alten  Inventaren  als  D.  Barbaro.  —  Gestochen  von  J.  Houbraken  ??  II,  10.  — 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Susanna  im   Bade.     Susanna   sitzt,    nach   rechts  gewandt,  237 

im  Vordergrund  und  wäscht  mit  der  rechten  Hand  ihren  rechten  331) 

Fuss.     Links  hinter  einer  Balustrade  blicken  die  beiden  Alten  B  2 
herüber.     Im  Hintergrunde  ein  Garten  und  Gebäude. 

Leinwand;  h.  1.25%;  br.  1.04%.  —  1742  ans  der  Sammlung  Carignan  zu 
Paris.  —  Im  Inv.  1744.  I  436  nur  als  »Schulbild«,  was  vielleicht  richtiger  ist; 
höchstens  teilweise  eigenhändig.  —  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Brnckm. 

Nach  Paolo  Veronese 

Venus  und  Adonis.  Venus  sitzt  unter  einem  Baum  und  238 
legt  die  Linke  aufs  Haupt  des  schlummernden  Adonis.  Zu  (348) 
ihren  Füssen  ein  Hund.     Vorn  ein  zweiter  mit  einem  Knaben.  Planen  iV- 

8 


114  Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,46;  br.  1,84%.  —  Wohl  das  Bild  des  Kunstkanimorinventars 
1741,  Cap.  XXIX  a,  7,  damals  als  Tintoretto;  doch  nur  Kopie  nach  einem  Gemälde 
Paolo's  im  Museum  zu  Madrid.  Ans  dem  llochbild  ist  ein  Breitbild  geworden;  und 
auf  dem  Original  halt  Venu*,  statt  des  Strausses,  den  Fächer  der  Neuvermählten. 
1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

239  Flüchtige   Kopie   der  Apotheose   der  Venezia.      Umringt  von 

(499)    allegorischen  Gestalten  thront  Venezia  oben  auf  Wolken.     Ein 
Frankenheig  Genius  krönt  sie.     Von    der    Galerie    blickt    zahlreiches    Volk 
empor.     Unten  Krieger  zu  Ross  und  zu  Fuss. 

Papier  auf  Leinwand  gezogen;  h.  1,27%;  br.  0,80%.  —  1861  aus  dem  Vorrat. 
Zuerst  im  Katalog  von  1862.  —  Das  Original  ist  das  Deckenbild  Paolo  Yeronese's 
in  der  Sali  del  Maggior  Consiglio  des  Dogenpalastes  zu  Venedig.  —  Der  Kopist  ist 
unbekannt,   —   1902  an  das  Lehrerseminar  zu  Frankenberg. 

Paolo  Veronese's  Erben 

Nach  dem  Tode  Paolo's  setzten  sein  Bruder  Benedetto  Caliari 
(geb.  zu  Verona  1538,  gest.  zu  Venedig  1598)  und  seine  Söhne 
Gabriele  Caliari  (geb.  zu  Venedig  1568,  gest.  daselbst  1631) 
und  Carlo  (Carletto)  Caliari  (geb.  zu  Venedig  1570,  gest.  da- 
selbst 1596),  seine  Werkstatt  in  Venedig  fort.  Einige  Bilder 
zeichneten  sie  geradezu  »Heredes  Pauli«.  Ihre  Hände  zu 
sondern,  ist  in  den  seltensten  Fällen  möglich. 

240  Eine  Allegorie.     Von  links  eine  reich  gekleidete  weibliche 

(343)  Gestalt,    der  drei  Frauen    und  Herkules    die  Schlep]»'    tragen. 
M.-G.    während  sie  selbst  dem  rechts  beschäftigten  Paare  eine  Krone 

reicht.     Zu  ihren  Füssen  ein  Genius  mit  dem  Füllhorn. 

Leinwand;  h.  1,66%;  br.  2,32%.  —  174J  durch  Riedel  aus  Prag  als  »Paolo 
Veronese«.  Im  Inventar  Guarienti  N.  1505  richtig  nur  als  Scuola  di  Paolo  Veronese«. 
Bei  IL  wohl  ohne  genügenden  Anlass  näher  als  »Carletto  Caliari«  bestimmt.  1891 
ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse. 

241  Heilige  Familie.     Rechts    vor    rot  verhängten   Säulen  sitzt 

(344)  Maria  mit  dem  Kinde;   neben  ihr  steht  Josef.     Links  ist  die  heil. 
F.-M.    Anna  mit  den  Windeln  beschäftigt  und  reicht  der  kleine  Johannes 

dem  freundlich  herabverlangenden  Jesusknaben  einen  Apfel. 

Leinwand;  h.  1,65%;  br.  1,83%.  —  [nv.  Guar.  1753  X  181  als  .«ialu-iele 
Caliari«  aus  der  Sammlung  des  Abbate  Caliari  zu  Venedig.  —  Spater  ohne  Grund 
als  Carletto  Caliari.  —  So  auch  bei  H.  —  Nach  l.onu.  S.  327  in  der  Tat  von 
Gabriele.  —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium.  —   Phot.   Hanfst. 

242  Die  Taufe  Christi.     Vorn  im  Flusse  steht  Christus,  rechts 

(345)  am  Ufer,  ihn  taufend,  Johannes  der  Täufer.     Vorn  knieen  zwei 
Freiberg  Engei  mit  den  Tüchern ;    ein  dritter  steht  hinter  dem  Erlöser, 

über  dessen  Haupt  die  Taube  schwebt. 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     115 

Leinwand;  h.  1,04%;  br.  1,01%.  —  1743  durch  Riedel  ans  Prag  als  »Paolo 
Veronese«.  Doch  schon  im  Inv.  1754,  I  337,  nur  als  »Carletto  Caliari«.  —  So  auch 
bei  H.  Der  Vergleich  der  bezeichneten  Bilder  Carletto's  in  der  Akademie  zu  Venedig 
hat  jedoch  keine  völlige  Sicherheit  in  dieser  Beziehung  ergeben.  1903  ans  König 
Albert-Museum  in  Freiberg. 

Der  Raub  der  Europa.     Vorn  ist  der  weisse  Stier,  in  den    243 
Zeus    sich    verwandelt  hat.    mit    einem  Blumenkranz    um  den  (342) 
Hals,  in  die  Kniee  gesunken.    Vor  ihm  sitzt  ein  kleiner  Amor,     D  3 
welcher  das  goldene  Seil,    an  dem  er  das  verliebte  Tier  leitet, 
in  den  Händen  hält.     Ein  zweiter   flattert  in   der  Luft.     Die 
festlich  gekleidete  schöne  Europa  sitzt  schon  auf  dem  Kücken 
des  Stieres.    Zwei  ihrer  Begleiterinnen  schmücken  sie.    Andere 
sitzen  vorn  mit  Blumen    im  Rasen.     Im  Mittelgründe    rechts 
schreitet  der  Stier  mit  seiner  schönen  Last  bildeinwärts  davon ; 
im  Hintergrunde  durchschwimmt  er  das  Meer. 

Leinwand ;  h.  3,21 ;  br.  2,89.  —  1743  durch  Algarotti  von  Signora  Teresa 
Negrenzi  in  Venedig.  —  Nach  Guarienti  (Inv.  N.  287)  Jugendwerk  Paolo's,  früher 
im  Besitze  des  Marchese  Piati  in  Venedig.  —  Schon  von  H.  als  eigenhändiges  Werk 
Paolo's  bezweifelt.  —  Die  Komposition  ist  von  Paolo  und  seinen  Schülern  mit  einigen 
Veränderungen  mehrmals  wiederholt  worden.  Das  schönste  eigenhändige  Exemplar 
befindet  sich  im  Dogenpalast  zu  Venedig;  ein  anderes  in  der  kapitolinischen  Galerie 
zu  Rom.     Radiert  von  V.  Lefebre:    gestochen  von  Gottfr.  Seuter.  —  Phot.  Bruckm. 

Schule  Paolo  Veronese's 

Venus  und  Adonis.     Rechts    sitzt    Venus    unter  Bäumen.    244 
Zu  ihren  Füssen  spielt  Amor.     Links    beugt  Adonis    sich   zu  (338) 
ihr  hinab.     Sie  drücken  sich  zum  Abschied  die  Hand.  R  12 

Leinwand;  h.  0,75%;  br.  0,86.  —  Inv.  1754,  1435,  als  »autore  incerto«. — 
Bei  H.  ohne  Herkunftsangabe  unter  den  Werken  Paolo  Veronese's  aufgeführt. 
Doch  zeigt  es  offenbar  nicht  dessen  eigene  Hand. 

Bildnis  eines  Knaben.    Halbfigur  auf  dunkelbraunem  Grunde.    245 
Der  Knabe  ist  sehr  reich  gekleidet,    hat  rotes  Haar  und  hält  (347) 
in  der  rechten  Hand  eine  Rasselbüchse.  3  a 

Leinwand ;  h.  0,54 ;  br.  0,40.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlang.  Bei  H.  der 
Schule  Paolo  Veronese's  zugeschrieben,  was  richtig  sein  mag.  —  Phot.  Ges. ;  Bruckm. 

Christi  Einzug  in  Jerusalem.      Nach    links    gewandt,    sitzt     246 
Christus  auf   dem    Esel,    dem    ein  Eselfüllen    folgt.      Männer    (350) 
breiten  Teppiche    auf   der   Strasse    aus.      Neun  seiner  Jünger planenLV' 
folgen  ihm.     Links  das  Volk,  das  ihm  entgegenströmt. 

Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,97%.  —  1741  durch  Rossi  aus  Venedig  als  Paolo 
Veronese.  Bei  H.  frageweise  dem  G.  A.  Fasolo  zugeschrieben.  Doch  stimmt  die 
Technik  des  Bildes  mit  derjenigen  der  Bilder  dieses  Meisters  in  Vicenza  und  in  der 

8* 


116         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Akademie  von  Venedig  nicht  überein.     1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.V.  — 
Phot.  Brockm. 

247  Die  Hinrichtung  der  heil.   Katharina.     Die  Heilige  kniet  auf 
(337)  dem  Richtplatz,  befeit,  den  Streich  zu  empfangen.    Der  Henker 

Chemnitz  steht,  auf  sein  Schwert  gestützt,  links  vi  tu.  Sein  Gehilfe  reisst 
der  Heiligen  die  Kleider  vom  Oberkörper.  Neben  ihr  kniet  ein 
Neger  mit  der  irdischen  Krone.    Ueber  ihr  schwellen  zwei  Engel. 

Leinwand;  h.  0,65%;  br.  0,81.  —  1742  durch  de  I'rais  aus  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris.  —  Bei  H.  als  Paolo  Veronese,  jedoch  schon  im  Inventar  1751 
als  Fasolo,  was  der  Wahrheit  jedenfalls  näher  kommt :  doch  kennen  wir  es  nur  im 
allgemeinen  zu  den  durch  Paolo  beeintlussten  Bildern  zählen.  —   Phot.   P.ruikni. 

248  Anbetung  der  Könige.  Rechts  sitzt  Maria  mit  dem  Kinde 
(346)  vor  dem  Ruinenstalle.  Josef  sitzt  hinter  ihr.  Von  den  drei 
Chemnitz  Königen  kniet  der  eine,    im    Goldmantel,    vorn    in    der  Mitte, 

steht  der  schwarze,  im  Turban,  rechts  vorn,   naht  der  jüngere 
weisse,   von  zwei  Hunden  begleitet,  links  mit  dem  Gefolge. 

Leinwand;  h.  1,05%;  br.  0,81.  —  Inv.  1754,  1  494,  als  »Sooola  di  Paolo 
Veronese  .  So  auch  bei  II.  —  Nach  II.  übrigens  174(5  aus  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena,  was  anrichtig  ist,  da  es  in  keiner  der  Modeneser  Listen  erwähnt  »ird.  — 
L902  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz.  —  Phot.   ßruckra. 

Giovanni  Antonio  Fasolo 

<reb.  zu  Viceuza  1528;  gest.  daselbst  1572.    Nachahmer  Paolo 

Veronese's.     Arbeitete  in  Vicenza.      J 

249  Bildnis  einer  Venezianerin.  KniesfTick  nach  rechts.  Im  Hinter- 
(349)  gründe  links  ein  roter  Vorhang,   rechts  Säulen.      Die  Linke  der 

E  4  Dame  ruht  auf  einem  Tische  mit  grüner  Decke.  In  ihrer 
Wichten  hält  sie  ein  Spitzentuch.  Kleid  von  weissem,  gold- 
geblümtem Seidendamast  mit  aufrechtstehendem  Kragen. 

Leinwand;     h.   1,32;  br.    1,13      —     1744  durch  liossi    aus   der    Casa    örimani 
Talergi  in  Venedig.    Inv.  1751,  1  407.     —  Leim.  S.  228,  2.  \nll.  &S0.  —  Phot.  Hai 
Tamme;  Urw-km. 

Palma  Giovine 

Jacopo  Palma  d.j..  gen.  Palma  Giovine,  Geb.  zu  Venedig  154  1 
gest.  ebenda  L628.  Grossneffe  Palma  Vecchio's,  Sehn  und  Schüler 
Antonio  Palmas.  (Vgl.  G.  Ludwig  im  Jahrb.  Pr.  K.  S.  XXI 1 
1!H>1  s.  186  und  XXIV  L903,  Beiheft  S.  80 ff.)  Weitergebildet 
durch  das  Studium  der  Werke  Tizian's,  Tintoretto's, Raphael's  und 
Michelangelo's.  Arbeitete  in  TTrbino,  Rom,  zumeist  jedoch  in  Venedig. 

250  Maria's  erster  Tempelgang.  Links  in  der  Tempeltür  steht 
(272)  der  Hohepriester  zwischen  zwei  Frauen.    Die  zwölfjährige  Maria 

E  3 


G.DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     117 

steigt  mit  der  Kerze  in  der  Rechten  die  Stufe  hinan.  Hinter 
ihr  stehen  ihre  Eltern.  Zahlreiche  Zuschauer  füllen  die  Strasse; 
ein  junger  Mann  mit  blossen  Füssen  umklammert  eine  Säule. 

Leinwand;  h.  1,80;  br.  3,52.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. — 
Nach  Venturi  p.  238  hatte  der  Herzog  Franz  I.  das  Bild  1653  vom  Händler  Franeesohi 
in  Venedig  erworben.  Dieser  aber  hatte  es  aus  der  Kirche  dell'  Unviltä  in  Venedig, 
für  die  Palma  Giovine  das  Bild  nach  Ridolfi   (LT,  p.  196)  gemalt  hatte.  —  Phot.  Bruekm. 

Der  hei!.  Sebastian.     Angefesselt    an    einen  Mauerpfeiler,  25 1 

bricht  der  junge  Heilige  in  sich  zusammen.    Rechts  neben  ihm  (273) 

liegt  ein  Bündel  Pfeile  auf  dem  Boden.    Links  vor  der  Landschaft  D  4 
rollt  ein  Manu  in  rotem  Rocke  den  grünen  Mantel  zusammen. 

Leinwand;  h.  1,67  J^;  br.  1,17.  —  1743  durch  Algarotti  vorn  Grafen  Giovanelli 
in  Venedig.  —  Phot.  Bruekm. 

Die  Kreuzigung  des  heil.  Andreas.     Vorn    rechts  wird  das  252 

Kreuz,  an  dem  der  graubärtige  Apostel  hängt,  von  drei  kräftigen  (274) 

Männern  emporgerichtet  und  eingegraben.    Vorn  links  ruht  ein  D  2 
Kriegsknecht.    Rechts  im  Mittelgrunde  sprengt  ein  Reiter  heran. 

Leinwand;  h.  1,65;  br.  2,63%.  —  1742  ans  de  Brais'  Nachlass  in  Paris.  — 
Phot.  Bruekm. 

JaGopo  Bassano 

Jacopo  da  Ponte,  gen.  Bassano.  Geb.  in  Bassano  1510,  gest. 
daselbst  den  13.  Febr.  1592.  Schüler  seines  Vaters  Francesco. 
In  Venedig  unter  dem  Einflüsse  Tizian's  und  der  Bonifazi 
weiterentwickelt.  Arbeitete  in  Venedig,  hauptsächlich  aber  als 
Schulhaupt  in  Bassano. 

Simson  besiegt  die  Philister.     Mitten  im  Kampfgewühl  haut  252  A 
Simson  mit  dem  Eselskinnbacken  auf  die  Feinde  ein.    Links  liegt    (284) 
ein  Toter.    Zu  Boden  sinkende  Verwundete  und  flüchtende  Krieger     S  1 
rechts.     Unter  den  Flüchtenden  links  ein  Trommler,  fast  von 
hinten  gesehen,  und  ein  Jüngling  mit  grossem  weissem  Banner. 

Leinwand;  h.  1,55;  br.  2,19.  —  Von  1887—1902  als  N.  206.  —  Inv.  Guar, 
(vor  1753)  N.  304  als  Giulio  Romano  ;  1749  aus  der  Galerie  zu  Prag.  —  Für  ein 
Werk  Rordone's  erklärt  von  A.  Hirt,  Kunstbemerkungen,  Berlin  1830,  S.  69.  — 
Kei  H.  als  »unbekannt«,  doch  richtig  unter  den  Venezianern.  Nach  Venturi:  Art 
des  Polidoro.  Nach  uns  bisher  als  »Art  des  Bordone«.  —  Inzwischen  von  G.  Frizzoni 
mit  Recht  als  Jugendwerk  Jacopo  Bassano's  erklart.  Vgl.  dessen  Aufsatz  in  L'Arte 
IV,  Rom  1901,  p.  221—238.  —  Phot.  Bruekm. 

Die  Israeliten  in  der  Wüste.     Der  Zug  der  Kinder  Israel    253 
bewegt  sich  von  links  nach  rechts  und  wendet  sich  rechts  bild-  (29(3) 
einwärts  dem  Zeltlager  zu.     Moses  und  Aron  marschieren  an     E  2 


118         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

der  Spitze.     Links  ein  Mann  zu  Pferde  und  eine  Frau  mit  dem 
Kinde  im  Arme.     Vorn  in  der  Mitte  Rast  an  der  Quelle. 

Leinwand;  h.  1,83;  br.  2,78.  —  1717  durch  Zanetti  aus  der  Casa  Grimani 
dei  Servi  in  Venedig.  —  Auch  nach  Berenson  (Yenetians,  3.  Aufl.  S.  7(ii  eigenhändig. 
—  Gegenstück  zum  folgenden.   —   I'hot.  Bruckm. 

254  Des  jungen  Tobias  Heimreise.     Der  Zug  bewegt  sich  vou 

(295)  links  nach  rechts  und    wendet  sich    rechts   bildeinwärts.     Der 

E  2     Engel  und  Tobias  schreiten  an  der  Spitze,  vor  ihnen  ein  Hund. 

Links  vorn  im  Zuge   ein   Schimmel,  rechts  vor  der  Wenduug 

Rinder  hinter  Schafen.     Links  im  Mittelgründe  Ruinen. 

Leinwand;  h.  1,79;  It.  2,77.  —  1747  mit  dem  vorigen,  seinem  Gegenstücke, 
ans  Casa  Grimani  dei  Servi  in  Venedig.  —  Berenson  (p.  8'"!,  3.  Aufl.  1897  p.  76) 
hat  zwar  das  vorige,  nicht  aber  dieses  Bild  in  das  Verzeichnis  der  eigenhändigen 
Werke  Jacopo  Bassano's  aufgenommen.  Doch  siod  die  Bilder  nicht  nur  Gegenstücke, 
sondern  zeigen  auch  durchaus  die  gleiche  Hand.  —  Phot.  Bruckm. 

256  Moses  am   Felsenquell.     Moses    und    Aaron    stehen    links 

(298)  im  Mittelgrunde  am  Felsen,  dem  «las  Wasser  entsprudelt.     Von 

C  1-   allen  Seiten  drängt  sieh  das  Volk  heran.    Vorn  umringen  Menschen 

und  Tiere,  trinkend  und  sich  badend,  Kübel  und  Eimer.      Links 

vorn    reicht    eine   knieende    Frau    ihrem    Knaben    zu    trinken. 

Rechts  vorn  wäscht  sich  eine  Frau  mit  entblösstem  Oberkörper. 

Leinwand;  b.  1,14;  br.  1,76.  —  luv.  (iu;ir.  (vor  1753)  N.  40 als    opera  per 
fotta ■-..     So    auch    Berenson,   Venetians    p.   83,   2.   Aufl.   p,   76.     Nach   II.    1717  durch 
Zanetti    und  Guarienti    ans  Casa  Grimani  dei  Servi   zu  Venedig;    doch    muss   dieses 
Bild  den  Maassen  nach  unsere  N.  253  gewesen  sein.  —  Gest.  von  Fr.  Ant.  Loren 
zini.   —  Phot.  Bruckm. 

258  Saulus'  Bekehrung.      Inten   bricht  Saulus  als  geharnischter 

(300)  Ritter  mit  seinem   Rosse    zusammen    und    blickt    zum    Herrn 
<>  -1    empor,  der  rechts  in  hellem    Lichte    aus    grauep  Wolken    er- 
seheint.    Links  im  Zuge  eine  zinnoberrote  Fahne. 

Leinwand;  h.  1,80%;  br.  1,12%.  —  1741  durch  V.  Rossi  aus  Venedig.  — 
Auch    von    Berenson,  Venetians,  3    Aufl.  p.  76  anerkannt.     Ein  ahnliches  Bild  im 

stailt.    Museum   zu    Bassano  ist.    wie   den    Major   \  on  Zottmann    uns    gütigst   mitteilt, 
als  Werk  Leandro  Bassano's  beglaubigt.  —  Phot.   Bruckm, 

Werkstatt  Jacopo  Bassano's 

258 A  Die  Arche  Noah's.      Links    weite    Landschaft;    rechts    die 

(294)    Arche,  zu  der  die    Tiere    parweise    hinanschreiten.      Oben  am 

t:  i      Eingang  nimmt  eine    Frau   ein  Schwein  in  Empfang!    in  dei 

Mitte  auf  Heu   Brettern    schreiten    zwei    Löwen,    andere    Tiere 

harren  vorn.      Links  vorn  eine  Frau  mit  einem  Eierkorb;  weiter 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh.     119 

zurück  ein  weisses  Pferd  und  ein  Kameel.     Vorn  in  der  Mitte 
muntert  ein  Kahlkopf  in  rotem  Rock  die  Tiere  an. 

Leinwand;  h.  1,22V2 5  br.  1,79^-  —  Kat.  1887  n.  1892:  N.  255.  —  1744 
durch  V.  Rossi  ans  der  Sammlung  des  Abbate  Ricci  in  Venedig.  —  Berenson  (p.  85) 
erkennt  das  gleiche  Bild  in  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien,  das  dort  dem  Sobne 
Jaeopo's,  Francesco  Bassano,  zugeschrieben  wird,  nicht  aber  das  unsere,  als  eigen- 
händiges Werk  Jaeopo's  an.  Unseres  ist  kaum  schwächer  als  das  Wiener  Bild. 
Beide  werden  nur  Werkstattbilder  sein. 

Die   Verkündigung    der    Hirten.     Nachtstück.     Der    Engel    259 
des  Herrn  bricht,  von  gelben  Strahlen  umleuchtet,  aus  finsteren   (299) 
Wolken  hervor.     Unten  vor  weiter  Landschaft  harren  die  Hirten  Chemnitz 
mit  ihren  Herden;  rechts  vorn  ist  einer   von  dreien  rücklings 
zu  Boden  gesunken;  links  drei  andere;    ein  siebenter  sitzt  in 
der  Mitte  und  hält  die  Rechte  vors  Gesicht. 

Leinwand;  h.  1,32^;  br.  1,83.  —  Inv.  1754,  I,  442.  Nach  H.  1744  durch 
Rossi  aus  der  Casa  Grimani  Calergi  in  Venedig.  Doch  fanden  wir  es  nicht  in  der 
Liste  dieses  Ankaufs.  —  1902  an  die  Kunsthütte  zu  Chemnitz. 

Die  Israeliten  in  der  Wüste.    Dieses  Bild  stimmt  fast  ganz    260 
genau  mit  dem  Bilde  Jaeopo's  N.   253   (296)  überein.  (293) 

Leinwand;  h.  1,25;  br.  1, 75  %.  —  1742  durch  de  Brais  in  Paris  von  Mr.  Aubry.  Oelsnitz 
Im  Inv.  Guarienti  (N.  120)  als  »Zug  Jacobs«  und  als  »Francesco  Bassano«.  Bei  IL 
als  Original  von  Jacopo  Bassano.  Die  Söhne  Jaeopo's  wiederholten  dessen  Kompo- 
sitionen, manchmal  verändert,  unzählige  Male.  Doch  werden  Giov.  Battista  (1553 
bis  1613)  uud  Girolamo  da  Ponte  (1560 — 1622)  als  die  eigentlichen  Kopisten  nach 
ihrem  Vater  Jacopo  genannt.  Jedenfalls  ist  unser  Bild  eine  gute  Werkstattwieder- 
hotung.  —  1092  an  die  Realschule  zu  Oelsnitz.  —  Phot.  Braun. 

Die  Arche  Noah's.      Das    Bild    stimmt    im    ganzen    mit  261 

unserem  Bilde  N.   255  überein;    doch    ist   aus    dem  Breitbild  (306) 

ein  Hochbild  geworden;    und    es    sind    manche  Veränderungen  M.-G. 
zu  bemerken.     Links  vorn  z.  B.  fehlt  die  Eierfrau. 

Leinwand;  h.  1,2$%  \  br.  1,17.  —  Zuerst  im  Invent.  1754,1440.  als  »Franc. 
Bassano«.  Von  H.  dem  Leandro  Bassano  zugeschrieben.  Jedenfalls  aus  der  Werk- 
statt Jaeopo's.  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde.  —  1891  ans  Ministerial- 
gebäude in  der  Seestrasse. 

Angeblich  Loth's  Flucht  aus  Sodom.     Links  im  Mittelgrunde  26  IA 
das  Stadttor,    zu    dem,  von  einem  Engel  geleitet,    die  Frauen    (297) 
herausschreiten,  die  ein  Alter  im  grünen  Mantel,  ebenfalls  von    M.-G. 
einem  Engel  geleitet,  begrüsst.     Vorn  harrt  die  Karawane.    In 
ihr  eine  Tiergruppe,    die    derjenigen    des    Bildes  N.   254  ent- 
lehnt ist;  rechts  vorn  ein  Apfelbaum. 

Leinwand;  h.  1.10:  br.  1,27%.  —  Kat.  1887:  N.  257.  —  1749  aus  der 
Kaiserl.  Galerie  zu  Prag.  —  Früher  als  Original  Jacopo  Bassano's.  Doch  von  der 
Hand,  die  das  vorige  Bild  gemalt.  — 1891  ans  Ministerialgebände  in  der  Seestrasse. 


120         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

262  Hirtenszene.     Links  ein  Hirt,  eine  Hirtin  und  ihr  Junge 

(311)  neben  Ziegen    und   hölzernen    und  kupfernen   Kübeln.     Schafe 
Freiberg  ninter  ihnen  und  vor  ihnen.     Rechts    vorn    ein    Baumstumpf. 

Leinwand;  h.  0.30% ;  br.  0.44.  —  Nach  dem  luv.  von  1722,  X  324,  aus  der 
Kunstkammer;  teilweise  von  Dietrich  übermalt.     Als  »Manier  Bassano  V    im  lnvent. 
1754,  I  517;  und  diese  allgemeine  Bezeichnung   erscheint   richtiger,    als  es  mit  II 
Leandro  Bassano  zuzuschreiben,  zu  dessen  bezeichneten  Bildern  es  nicht  stimmt.  — 
1903  ans  König- Älbert-Museum  iu  Freiberg. 

263  Christus  als  Gärtner.     Rechts  vorn  unter  den  Felsen  iai 

(304)    leere  Grab,  in  das  zwei  Engel  hineinschauen.      Links  vor  der 
Plauen iv.pgjdjgn.  Landschaft  Christus  als  Gärtner  vor  Magdalena. 

Leinwand;  h.  0,78%;  br.  1,17%.    —  174L'  durcli  l.e  Leu   aus  Paris.     Bei  H 
als    Franc.  P.assano  ,  doch  noch  im  Inv.  1754,  I  449.  als    Bassano    im  allgemeinen, 
Jedenfalls  ein  gutes  Werkstattbild.  —  V.I02  an  den  Knnstverein  zu  Plauen  i   V. 

II  Tintoretto 

Jacopo  Robusti,  gen.  il  Tintoretto.  Geb.  zu  Venedig  im  Seid. 
1518,  gest.  daselbst  den  31.  Mai  1504.  Schüler  Tizian"s. 
doch  selbständig  weiterentwickelt  in  der  ausgesprochenen  Absicht, 
die  Zeichnung  Michelangelo's  mit  dem  Kolorit  Tizian's  zu  ver- 
binden.    Arbeitete  in  Venedig. 

265  Musizierende  Frauen.    Sechs  fast  nackte  Frauen  musizieren. 

(318)  Zwei  von  ihnen  behandeln  im  Mittelgründe  die  Orgel,  eine  dritte 

E  4  bläst  die  Flöte  dazu.  Die  drei  anderen  sind  im  Vordergründe 
angeordnet,  eine  zur  Linken  mit  der  Bassgeige,  zwei  zur  Rechten 
mit  Notenheften  und  einem  Becken.  Eine  Geige  liegt  vorn 
in  der  Mitte  am  Boden. 

Leinwand;  h.  1.42;  br.  2,14.  —  Inv.  Guarienti  ivor  17.r>3i  X.  301;  aus  der 
Galerie  zu  l'rag;  als  »opera  finita  des  Tintoretto  bezeichnet.  —  Von  Beronson 
p.  118  nicht  als  eigenhändig  anerkannt.  Man  vergl.  jedoch  z.  B.  die  Figuren  auf 
den  Wolken  in  Tintoretto's  Deckenldld  des  Saals  der  vier  Türen  im  Dogenpalast 
und  die  lagernden  Frauen  in  des  Meisters  Anbetung  des  goldenen  Kalbes  in  San 
Maria  dell'  Orto  in  Venedig.  "Wir  halten  unser  Bild  nach  wie  vor  für  ein  Jugend- 
werk Tintoretto's.     So  aiuli   I, »r  (Repert.  XX  1897,  S.  33 1  und  Thode,  Tintoretto, 

S.  47.  —  Phot.  Braun  XIV,  s;  Tamme;  Bruokm. 

265  A  Bildnis  einer  Dame  in  Trauer.     Kniestück  etwas  nach  links 

(253)    auf  grauem  Grunde.     Die  Dame,  die  ein  schwarzes  Kleid  und 
E  2      einen  schwarzen  Schleier  trügt,  leimt  sich  mit  dem  linken  Arm 
auf  eine  Brüstung. 

Leinwand;  h.  1 ,04  ;  br.  0,87.  —Früher  N.  174.  — 1746  aus  der  herzcgl.  Galerie 
zu  Modona.  —  Im  Inventar  1 7 "> 4  als  Porträt  der  Witwe  Corinna  .  —  Bis  1899  als 
Tizian.     Von  Cr.   und  Cav.  Tizian  S.  71(1    nur    für  e;n  späteres  Scliull'ild   gehalten. 


G.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     121 

Von  Lerni.  S.  203  (2.  Aufl.  299 1  und  Ff.  p.  229  für  Tizian  erklärt.  Dagegen  von 
Berenson  (p.  118,-3.  Aufl.  p.  130)  und  von  Ch.  Loeser  (Repert.  1897,  XX-,  S.  331) 
mit  grosser  Entschiedenheit  und,  wie  wir  uns  überzeugt  haben,  mit  Recht,  als 
Jugendwerk  Tintoretto's  in  Anspruch  genommen.  Ebenso  Thode,  Tintoretto,  S.  SO. 
—  Gest.  vonP.  F.  Basan  ffc  I.  11.  —  Phot.  Braun X,  13;  Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Der  Kampf  des  Erzengels  Michael  mit  dem  Satan.  (Offenb.    266 
Johannes,  Cap.  12.)     Links  oben  erscheint  Maria  mit  dem  Kinde  (3 IG) 
(oder  das  „apokalyptische  Weib")  siegreich  in  goldenem  Licht-     D  3 
glänze  über  dem  Halbmonde.    Rechts  neben  ihr  blickt  der  ewige 
Vater,  die  Hände  zur  Abwehr  erhebend,  hinab.     Unter  ihm  rechts 
Erzengel  Michael  in  der  Mitte  anderer  Engeljüuglinge,  die  mit 
ihren  Lanzen  den  siebenköpfigen  Drachen  durchbohren. 

Leinwand;  h.  3,18;  br.  2,20.  —  luv.  1754,  I  299.  Die  Berichtigung  des 
dargestellten  Gegenstandes  zuerst  bei  Ff.  p.  222.  —  Von  Berenson  p.  118  und 
Loeser  (Repert.  XX  1897,  S.  332)  nicht  als  eigenhändig  anerkannt.  Nach  Loeser 
und  Fabriczy  von  Domenico  Tintoretto.  Man  vergl.  jedoch  z.  B.  Tintoretto's  Himmel- 
fahrt Christi  in  der  Scuola  di  San  Rocco  zu  Venedig.  Auch  Thode  (Tintoretto, 
S.  26l  bezeichnet  es  als  »wundervolles  spätes  Bild«.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Maria    mit    dem     Kinde,    zwei    Heiligen    und    dem    Stifter.    267 

Kniestück.     Rechts  sitzt  Maria,  nach  links  gewandt,  vor  einem  (313) 
Vorhange;  Josef  hinter  ihr;    vor   ihr    die  heil.  Katharina,  die     D  2 
ihr  hilft,  den  Jesusknaben  dem  links  knieenden  Stifter  hinzu- 
reichen.    Dieser  ist  schwarz  gekleidet,  hat  kurzes  graues  Haupt- 
und  Barthaar    und    legt    seine    linke  Hand    auf    seine  Brust. 
Hinter  ihm  die  Lagune  mit  einer  kleinen  Flotte. 

Leinwand;  h.  1,02;  br.  l,55Va.  —  1741  durch  Riedel  aus  Wien.  Mit  Berenson 
und  Loeser  die  Eigenhändigkeit  zu  bezweifeln  ist  möglich ;  doch  sehen  wir  der  linken 
Seite  gegenüber  keinen  völlig  genügenden  Grund  dazu.  —  Phot.  Braun  II,  16; 
Hanist.  ;  Tamme ;  Bruckm. 

Die  Rettung.     Aus  dem  Verliess  des  Turmes,  der  links  aus    269 
den  Wellen  steigt,  hat  der  geharnischte  Ritter,  der  mit  seinem  (315) 
Bote  unter  der  Strickleiter  hält,    zwei  in  Ketten    geschlossene     E  4 
nackte  Frauen  befreit.     Die  eine  steigt,  auf  ihn  gestützt,  herab; 
die  andere  sitzt  hinter  ihm  im  Bot  und  streift  ihre  Ketten  ab. 
Hinter  ihr  der  Ruderer.     Rechts  das  bewegte  grüne  Meer. 

Leinwand;  h.  153;  br.  2,51.  —  Inv.  1754,  I  398.  —  Erst  1861  aus  dem 
Torrat.  Vielleicht  das  Bild,  das  Algarotti  1743  in  »lantua  gekauft  hatte,  »Tinto- 
retto adniirable,  d'un  caractere  singulier,  qu'on  chercherait  vainemant  ailleurs«. 
Der  Gegenstand  scheint  einem  italienischen  Dichter  entlehnt  zu  sein.  —  Aach  von 
Thode  (Tintoretto,  S.  88)  und  von  Berenson  als  eigenhändig  anerkannt,  nicht  aber 
von  Loeser  (Gepert.  XX  1897,  S.  332—333).  Nach  Loeser  und  Fabriczy  von  Domenico 
Tintoretto.  —  Phot.  Braun  IV,  13 ;  Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 


122         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

270  Männliches  Doppelbildnis.    Kniestück.    Links  sitzt  ein  Mann 

(314)  mit  kurzem    dunklem  Bart    und  Haupthaar   auf  einem  Lehn- 
I>  -    stuhl,  den  Handschuh  in  der  Rechten,  die  Linke  an  der  Stuhl- 
lehne.     Er  ist  nach  links  gewandt,   sieht  sich  aber   halb   nach 
rechts  um.    wo  ein  junger,  bartloser  blonder  Mann   steht,  der 
sich  zu  ihm  hinabneigt.     Beide  sind  schwarz  gekleidet. 

Leinwand;  h.  0,997j  ;  br.  1,21.  —  Auch  von  Thode  (Tintoretto,  S.  80)  und 
von  Beren8ou  als  eigenbändig  anerkannt,  nicht  aber  von  Loeser  (Repert.  XX  L897, 
S.  333}.  Nach  Loeser  und  Fabriczy  von  Domenico  Tintoretto.  —  1749  ans  der  K. 
Galerie  zu  Prag.  —  Phot.  Bruckm. 

Werkstatt  des  Jacopo  Tintoretto 

270A  Die  Ehebrecherin  vor  Christus.     Christus  sitzt,   nach   links 

(319)    gewandt,  in  einer  Säulenhalle;  zu  seinen  Füssen  sind  die  Worte 
E  3     sichtbar,    die  er  auf  den  Boden  geschrieben.     Links  steht  die 
Ehebrecherin  im  Kreise  der  Schriftgelehrten  und  Pharisäer. 

Leinwand;  h.  1,89;  br.  :),'^.  —  Kat.  1887  und  1892:  N.  264:  —  1749  ans 
der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Nach  Kidolli  (I!,  p.  l(i)  hatte  Tintoretto  diesen  (iegen- 
staud  öfter  behandelt.  Bekannt  ist  seine  »Ehebrecherin  vor  Christus«  in  der  Madrider 
Galerie.  Unser  Bild  stimmt  mit  Ridolfi's  Beschreibung  eines  Bildes  überein,  das  sich 
bei  Herrn  Vincenzo  Zeno  in  Venedig  befand.  Nach  Thode  (Tintoretto  S.  20)  irrtüm- 
lich der  Schule  dos  Meisters  zugeschrieben,  vielmehr  eigenhändig.  Wir  halten 
es  nicht  für  ein  Schul-,    sondern   für   ein   Werkstattbild.     So  auch  Berenson  p.   118. 

—  Gestochen  von  I'.   A.  Kilian  ffr  II,    II. 

271  Der  Parnass.  Die  neun  Musen  ruhen  vorn  auf  dem  schattigen 
(317)  Gipfel    des  Berges.     In    der  Mitte    erscheint    auf   Wolken    in 

E  3  hellem  Lichtglanz  Apollo,  den  Bogen  in  der  Rechten,  die 
Leyer  in  der  Linken.  Links  neben  ihm  Merkur,  rechts  der 
Pegasus;  zu  seinen    Füssen  drei  reigentanzende   Hören. 

Leinwand:   h.  2,14:    br.  8,25.  —  L725  durch  Leplat    aus   der  Knnstkammer. 

—  Nach  IL  schon  durch  Johann  Henry   L  aus  Prag   mitgebracht.     In  dor  Tat  hatte 
Tintoretto    ein    gleiches    Bild    nach  Ridolli  (II,  p.  II)  für  Kaisoi   Rudolf  IL  gemalt. 

Den  Typen  und  der  Malweise    nach    halten  wir    es  jedoch  mt  Berersor   nur  füi 
.■in  WerkstattMld.  —   Phot.  Tamnie. 

Nach  Tintoretto 

272  Die  Errichtung  der  ehernen  Schlange.  Inten  liegen  die 
(122)  von  den  Schlangen  gebissenen  Kranken  und  Sterbenden  in  der 
Freiberg  Wüste.  Links  auf  einer  Anhöhe  ist  die  eherne  Schlange  errichtet. 

Aus  den  Wolken  blickt  Gottvater,  von  Engeln  umgeben,  herab. 

Leinwand;  h.  1,64;  L>r.  0,90.  Lt?66  aus  dem  Vorrat.  —  Das  Original  ist 
des  Meisters  Deckenbild  in  der  Scuola  di  San  Rocci  zo  Venedig.  —  1,903  ans  Koni^- 
Albert  Museum  in  Freibe 


G.  DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.Jahrh.     123 

Susanna  und  die  Alten.     Vorn  rechts  sitzt  Susanna,  fast  273 

nackt,    zwischen    ihren    Badegeräten;    zu    ihren    Füssen    ein  (320) 

Hündchen.    Drei  Mägde  sind  um  sie  beschäftigt.     Die  beiden  M.-G. 
Alten  blicken  links  über  dem  Brunnen  hervor. 

Leinwand;  h.  2,16;  br.  1,59.  —  luv.  1722,  A  1590.  Also  1725  durch  Leplat 
als  Original  Tintoretto's,  Bei  H.  als  Kopie  nach  Dom.  Robusti  (1562—1637),  dem 
Sohne  Jac.  Tintoretto's.  Doch  haben  wir  hierfür  keine  Anhaltspunkte.  Ridolfi  (II, 
p.  45)  beschreibt  ein  ähnliches  Bild  Jacopo's  bei  Ottaviano  Malipiero  in  Venedig. 
—  1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

Andrea  Schiavone 

Andrea  Meldolla  (Medula.  Medola).  gen.  Schiavone.  Geb.  zu 
Sebenico  (nach  anderen  zuZara)  in  Dalmatien.  nach  Ridolfi  1522. 
vielleicht  jedoch  früher  (vergl.  Cr.  u.  Cav.  Tizian,  deutsch,  S.  259. 
Anm.  78),  gest.  zu  Venedig  den  1.  Dez.  1563.  Nachfolger 
Tizian's  und  Parmeggianino's.     Arbeitete  in  Venedig. 

Pietas.    Kniestück.    Der  Leichnam  Christi  wird  in  sitzender  274 

Stellung  von  dem  links  hinter  ihm  stehenden  Engel  gehalten,  (321) 

unterstützt     von     zwei     Männern     mit     phantastischen     Kopf-  E  3 
bedeckungen.     Links  auf  dem  Linnen  die  Dornenkrone. 

Leinwand;  h.  1,07;  br.  0,87l/a-  —  1749  aus  der  IL  Galerie  zu  Prag.  — Dein 
Andrea  Schiavone  werden  in  verschiedenen  Sammlungen  die  verschiedenartigsten 
Bilder  zugeschrieben.  Der  Vergleich  der  Photographie  dieses  Bildes  mit  den  be- 
glaubigten Werken  des  Meisters  in  Venedig,  z.  B.  in  der  Libreria  di  San  Marco, 
mit  denen  diejenigen  der  Akademie  übereinstimmen,  hat  den  Verfasser  jedoch  über- 
zeugt, dass  gerade  dieses  Bild  von  jeher  mit  Recht  den  Namen  des  Meisters  getragen 
hat.  —  Radiert  von  Joh.  Popels.  —  Phot.  Braun  VIII,  13;  Tamme ;  Brnckni. 

Maria  mit  Josefund  Johannes.    Rechts  in  einer  Mauernische    275 
sitzt  Maria.    Zu  ihren  Füssen  erscheint  Josef  in  halber  Figur.  (322) 
Das  Christkind  auf  ihrem  Schoosse  wendet  sich  stürmisch  nach     4  a 
links,  um  den  kleinen  Johannes  zu  umarmen.     Hinter  Jobannes 
drei  Gestalten  mit  einem  Kelch  und  der  Kanne. 

Leinwand:  h.  0,85J£;  br.  0.6S1;.  —  1743  durch  Algarotti  aus  dem  Uause 
der  Procunttessa  Cornara  della  Ca  grande  zu  Venedig.  —  Phot.  Tamme.- 

II  Greco 

Domenico  Theotocopuli.  gen.  il  Greco.  Geb.  zwischen  1545  und 
1550  in  Kandia  auf  Kreta;  gestorben  den  7.  April  1614  in 
Toledo.  Diese  neuen  Angaben  nach  Manuel  B.  Cossio,  El 
Greco,  Madrid  1908,  p.  1  — 122.  Schüler  der  Alterszeit  Tizians, 
etwa  1565.     Er  ging  1570  nach  Rom,  um  1575  nach  Toledo. 


124         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

\vm  er  sieh  in  eigenartiger  Richtung  weiterentwickelte.  Er  ge- 
hört als  Hauptmeister  Toledo's  der  spanischen,  doch  mit  seinen 
Jugendbildern  der  venezianischen  Schule  an. 

276  Die  Heilung    des  Blinden.      Vorn    kniet    der    Blinde    vor 
(305)  Christus,  der  ihn  heilt,   indem  er  seine  rechte  Hand  an  dessen 

B2  Angelegt.  Links  eine  Gruppe  von  fünf  Zuschauern.  Rechts  die 
Apostel;  davor  in  einem  Wasserbecken  ein  Hund.  Links  Palast- 
bauten,  rechts  Berglandschaft.     Ev.  Maro.  VIII,  22 — 23. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,f;.">J^;  br.  0,8.A.  -  1711  durch  Rossi  aus  Venedig.  — 
Im  Inventar  1757  I  184,  noch  als  autore  incerto  Bei  II.  ohne  Grand  als  Leandro 
Bassano.  I>.i>s  es  ein  venezianisches  Jugend  werk  de:-  Greco  ist.  hat  Karl  Justi  ent- 
deck! Vgl.  dessen  Velazquez  I  S.  7G,  dazu  dessen  Aufsatz  in  der  Ztschr.  1  b. 
K.  N.  F.  MI  1897,  S.  177  f,  257  ff.:  IX  1898,  S.  213  ff.  Es  wird  durch  ein 
ähnliches,  dieselbe  Hand  zeigendes,  mit  ilos  Künstlers  Xanmusi  »schritt  versehenes 
I'.ild  der  Galerie  zu  Parma  bewiesen.  —  l'hot.  Tauime;  Brnckm. 

Francesco  Bassano 

Francesco  da  Ponte,  gen.  Bassano.  Geb.  zu  Bassano  den 
2G.  Januar  1549,  gest.  zu  Venedig  den  4.  Juli  1592.  Sühn 
und  Schüler  Jacopq  Bassano's.  Siedelte  nach  Venedig  über, 
wo  er  später  vornehmlich  arbeitete.  Vgl.  die  Erörterungen  im 
Berliner  Kalalog  von    1883,   S.  349. 

277  Die  Vertreibung  der  Händler  aus  dem  Tempel.    Rechts  treibt 

(301)  Christus  mit  der  (reissei  in  der  erhobenen  Rechten  die  Händler 
B  2     aus   dem   Tempel.      Links  ziehen    sie    ab;    unter  ihnen   in   der 

Mitte  eine  Frau  mit  Wild-  und  Geflügelkörben.  Links  vorn 
steht  ein  Tisch  mit  orientalischer  Decke;  unter  demselben  ein 
Hund,  ein  Hahn,  eine  Taube.  Rechts  vorn  schliesst  ein  Mann 
seine  Kiste;  vor  ihm  ein   Kaninchen.     Bez.   vorn  in  der  Mitte: 

Leinwand,  h.  0,61  ! ... ,  br.  ().48>g.  —  1716  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Mo- 
dena.  —  Damals,  trotz  der  Bezeichnung,  »Jacopo  Bassano«  genannt.  Als  Francesco 
schon  hei  II.  —  Gest.  von  P.  Chenn  und  Ph,  A.  Kilian  i£  II,  13.  —  l'hot.  Brnckm. 

278  Die  Anbetung  der  Hirten     Links  im  Stall  knieen  die  Hirten 

(302)  nach    rechts    gewandt.      In    der  Krippe    liegl    das  Christkind. 
2  a     Neben  derselben  kniet  Maria    nach    links    gewandt    und    heb! 

das  Tuch,  unter  dem  das  Kind  ruht,  empor.  Rechts  vorn  sitzt 
Josef  am  Boden;  im  Hintergrunde  eine  klare  Landschaft. 


G.  "DieSchulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     125 

Leinwand;  li.  0,U8;  br.  1,09%.  —  1744  aus  der  Casa  Grimani  Calergi  durch 
Rossi  als  »Giacorao  Bassano«.  Als  »Francesco«  seit  dem  Inventar  Guarienti  (vor 
1753)  N.  137.  —  Gestochen  von  P.  Chenn  $  II,  14.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  Himmelfahrt  Maria's.   Unten  umringen  die  zwölf  Apostel    279 
das   leere  Grab;    gaDz  vorn  Petrus,    neben  dem  die  Schlüssel  (303) 
auf  den  Stufen  lieget).     Oben    schwebt  Maria   in    Gloriengold-     B  1 
lieht    mit    ausgebreiteten  Armen    gen  Himmel,    umgeben    und 
gehoben  von  zahlreichen  grösseren  und  kleineren  Engeln,    deren 
einer  rechts  auf  dem  Wolkenrande  steht. 

Leinwand;  h.  1,73;  br.  1,18.  —  Im  Inventar  1754,  I  421,  als  »Leandro 
Bassano«.     Als  »Francesco«,  was  möglich  erscheint,  schon  bei  H.  —  Phot.  Bruckm. 

Leandro  Bassano 

Leandro  da  Ponte,  gen.  Bassano.  Geb.  zu  Bassano  1558;  gest. 
zu  Venedig  1623.  Schüler  seines  Vaters  Jacopo  Bassano, 
jüngerer  Bruder  Franeesco's.  Seit  1591  in  Venedig,  vorzugs- 
weise Bildnismaler. 

Christus,  sein  Kreuz  tragend.     Brustbild  nach  links.     Der    280 
Heiland  trägt  die  Dornenkrone  über  dem  schmerzlich  bewegten  (307) 
Antlitz  und  Mit  mit  beiden  Händen  den  Stamm  des  auf  seiner     B  2 
rechten  Schulter   ruhenden  Kreuzes.     Bechts  oben   am  Kreuze 
die  Bezeichnung:  LE ANDER  A  PONTE  BASSS  EQUES  .  F  . 

Leinwand;  h.  0,81%;  br.  0,67.  —  1741  durch  Rossi  au»  Venedig.  —  Phot. 
Timme;  Bruckm. 

Dogen-Bildnis.    Kniestück  nach  rechts.    Der  Doge  Pasquale    28 1 
Cicogna  sitzt   in  weissem,    goldgeblümtem  Bocke   mit  rotgold-  (308) 
gewirktem  Mantel  und  ebensolcher  Dogenmütze  in  rotbezogenem     E  4 
Sessel.     Links    eine   rote  Wand;  rechts   Blick   durchs  Fenster 
auf   die  Piazzetta    und    den    Markusturm.      Bezeichnet    rechts 
unter  dem  Fenster:  LEANDER  .  BASS  .  FACIEBAT. 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  1,11%.  —  1744  durch  Rossi  aus  der  Casa  Grimani 
Calergi  zu  Venedig.     Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis    der  Gemahlin  des  Dogen.     Kniestück    nach  links.    282 
Laura  Morosini,  Cicogna's  Gattin,  trägt  ein  reiches,  gelbbraun  (309) 
und  rotes  Kleid.    Die  Stuhllehne  hinter  ihr  ist  rot  bezogen.    Rot     E  4 
ist  auch  die  Wand  rechts.     Links  Blick    durchs  Fenster   auf 
Paläste.    Bez.  links  unter  dem  Fenster:  LEANDER  .  BASS  .  F  . 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  1,11%.  —  1744  durch  Rossi  aus  der  Casa  Grimani 
Calergi  zu  Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Männliches  Bildnis.    Kniestück  nach  rechts.    In  schwarzem    283 
Pelzrock   sitzt   der   Herr  vor    grauer  Wand    in    rotem    Sessel.  (310) 

D  2 


126         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Seine  rechte  Hand,  in  der  er  die  Gänsefeder  hält,  ruht  auf  dem 
Tische.  Den  linken  Arm  legt  er  auf  die  Stuhllehne.  Rechts 
Blick  durchs  Fenster  ins  Freie.  Bez.  unter  dem  Fenster : 
LEANDER  A  PONTE  BASSS.  EQVES.  F. 

Leinwand;  h.  0,92;  br.  1,07 J^.  —  Inv.  1754,  I  420,  als  »Giac.  Bassano«. 
Nach  H.  1744  durch  Rossi  aus  Venedig,  was  die  Listen  dieses  Ankaufs  jedoch  nicht 
bestätigen.  —  Phot.  Braun  XII,   15;  Tamuie ;   Bruckm. 

Domenico  Robusti,  genannt  Tintoretto 

Geb.  zu  Venedig  um   1562;    gest.  daselbst  1637.     Sohn  und 
Schüler  seines  Vaters  Jacopo. 
283  A  Maria  mit  dem   Kinde  über  vier  Heiligen.      Unten  auf  der 

(312)  Erde  die  heil.  Barbara  und  der  heil.  Chrysostomus ;  vor  diesem 
44  a  kniet  noch  ein  Chorknabe  mit  dem  Kruzifixe.  Rechts  die  heil. 
Katharina  und  der  heil.  Augustin.  Oben  am  Himmel  sitzt 
Maria  mit  dem  Kinde  auf  einem  von  Engeln  getragenen  Stufen- 
throne über  einem  grossen  Halbmond.  Zwei  langbekleidete 
Engel  halten  die  Krone  über  ihrem  Haupte,  lieber  der  Krone 
die  Taube  des  heiligen  Geistes.  Zahlreiche  Engel  und  Flügel- 
köpfe umflattern  die  Himmelskönigin. 

Leinwand ;  h.  4,57  ;  br.  2,35.  —  Kat.  1887  u.  1892  als  N.  268.  —  Iny.  Guar, 
ivor  1753)  N.  1,  »aus  der  Kathedrale  von  Candia«.  —  Früher  stets,  auch  von  uns, 
dem  Jacopo  Tintoretto  zugeschrieben,  dessen  Typen,  dessen  Malweise  und  dessen 
Färbung  wir  jedoch  mit  ßerenson,  nach  erneuten  Studien,  nicht  in  dem  Bilde  er- 
kennen können.     Wahrscheinlich  ist  es  eins  der  besten  Werke  Doraenico's. 

Pietro  Marescalco,  gen.  Lo  Spada 

Geb.  zu  Feltre.    Arbeitete  um   1576  im  venezianischen  Gebiete. 

284  Die  Tochter  der  Herodias  mit  dem  Haupte  des  Täufers  vor 

(324)  ihren  Eltern.  In  einer  Säulenhalle  sitzt  Herodes  mit  seiner 
R  14  Gemahlin  bei  Tische.  Vier  Pagen,  unter  denen  ein  schwarzer, 
warten  auf.  Links  reicht  die  Königstochter  ihren  Eltern  das 
Haupt  auf  einer  Schüssel.  Rechts  im  Freien  der  Henker,  zu 
dessen  Füssen  der  Rumpf  des  Täufers  liegt.  Bez.  an  den  Säulen- 
untersätzen links  und  rechts:  PETRVS  .  DE  MARESCAL18. 
1\  M  .  D  .  LXXVI. 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  0,881/«.  —  1748  durch  Benzoni  aus  Venedig.  — 
Phot.   Bruckm. 

Claudio  Riclolfi 

Geb.  zu  Verona  1560;  gest.  zu  Corinaldo  1644.  Ursprünglich 
Schüler  Paolo  Veronese's,  dann  Fed.  Baroccio's.  Tätig  zu- 
meist in   Verona. 


G.  Die  ScliulenVenedigs  und  seines  Gebietes.  XVI.  Jahrb..     127 

Die  Verkündigung.     Links  kniet  Maria    am    Betpult    und  286 

wendet  sich,  freudig  erschreckt,  nach  dem  Engel  um,  der  rechts  (355) 

hinter  ihr  auf  einer  Wolke  herabschwebt,    in  der  Linken  eine  R  13 
Lilie  hält  und  die  Rechte  erhebt. 

Leinwand  ;  h.  0,7072 ;  br.  0,56.  —  Inventar  1722,  A  427;  damals  in  der 
Königl.  Kapelle.   —  Phot.  Bruckm. 

Unbestimmter  Venezianer 

Ende  des  XVI.  Jahrhunderts 
Die  Anbetung  der  Könige.     Links    in   Ruinen  sitzt  Maria    287 
mit  dem  Kinde.    Vor  ihr  der  Zug  der  Könige.    In  der  Mitte  (351) 
harren  die  Hirten,  rechts  das  Gefolge  mit  Pferden  und  Kameelen.  Ch6mnitz 

Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,98 J^.  —  1741  durch  Rossi  aus  Venedig  als  »Salvator 
Rosa«.  Diese  Bezeichnung  war  sicher  unrichtig;  H.  schrieb  das  Bild  frageweise 
dem  G.  A.  Fasolo  zu,  von  dem  es  jedoch  ebensowenig  herrührt.  —  1902  an  die 
Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Ruhende  Venus.     Unter  rotem  Vorhange  ruht  die  Göttin.    288 
Rechts  zu  ihren  Füssen  steht  ein  gestiefelter  Amor.  (493) 

Leinwand;  h.  1,31V2  ;  br.  2,0272-  —  1738  durch  Rossi  in  Venedig  als  »Fasolo«;      I.-Z. 
doch  zeigt  das  Bild  nicht  die  Hand  dieses  Meisters.      Sihon   H.  versetzte    es   daher 
mit  Recht  unter  die  unbekannten  Venezianer.       Das    Hauptmotiv    gleicht    dem    von 
Tizian 's  Danae  im  Neapler  Museum. 

Ruhende  Venus.    Die  Göttin  ruht  in  weissen  Kissen  unter    289 
rotem  Vorhänge.     Rechts    zu    ihren   Füssen    steht  ein  kleiner  (495) 
Amor,  der  mit  beiden  Händen  einen  Kranz  hält.  Freiberg 

Leinwand;  h.  0,60%;  br.  0,73%.  —  Als  »unbekannt«  zuerst  im  Katalog  von 
1835.  —  1903  ans  König  Albert-Museum  in  Freiberg. 

Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.  Kniestück.  Der  Christus-    290 
knabe  auf  Maria's  Schoosse  wendet    sich    nach  links  zur  heil.  (498) 
Katharina,  um  ihr  seinen  Ring    an    den    Finger    zu    stecken.    R  15 

Leinwand ;  h.  0,87;  br.  0,79.  —  Erst  1855  aus  dem  »Vorrat«.  Vielleicht  veronesisch. 

Der  heil.  Thomas,  Maria's  Gürtel  empfangend.  Aus  den  Wolken  29 1 

reicht  Maria  den  Gürtel  herab.    Der  heil.  Thomas  streckt  beide  (497) 

Hände  nach  ihm  empor.     Links  steht  ein   Bischof,  rechts  ein  S  2 
Kardinal,  hinten  in  der  Mitte  knieen  zwei  Heilige. 

Leinwand;  h.  2,7572  5  kr.  1,21.  —  Inv.  1754,  I  292,  als  »autore  incerto«. 
Doch  ist  dieser  Unbekannte  offenbar  ein  tüchtiger  Nachfolger  Tizian  \s,  etwa  der 
Richtur.g  Giovanni  Contarini's  (1549 — 1605).  —  Phot.  Bruckm. 

H.     Unbestimmte   Oberitaliener    des 

XVI.  Jahrhunderts 

Angeblich  Gaudenzio  Ferrari 

Geb.  um   1481  zu  Valduggia,  gest.  zu  Mailand  den  31.  Januar 


128         Italiener  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

1546.  In  der  Schule  von  Vercelli  gebildet,  unter  dem  Einflüsse 

Leonardo's  und  Raphael's  weiterentwickelt.    Tätig  besonders  zu 

Varallo,  Vercelli,  Novara.  Valduggia,  Saronno,  zuletzt  in  Mailand. 

293  Heilige  Familie.    Kniestück.    Maria  reicht  dem  Jesusknaberj 

(.167)  ihre  rechte  Brust,  die  sie  leise  mit  zwei  Fingern  drückt.    Rechts 
3  a     Josef,  auf  seinen  Stab  gelehnt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,(>2;  lir.  0,47.  —  L875  ans  dem  römischen  Kunsthandel. 
—  Die  Echtheit  des  Bildes  bezweifelt  z.  B.  von  0.  Eisenmann  (Kunst-Chronik  XVI, 
S.  (i53),  der  nur  eine  verkümmerte  Richtung  Gaudenzio's  in  ihm  erkennt.  Auch  wir 
sind  der  Ansicht,  dass  Ferrari's  Name  dem  Bilde  nur  annähern. 1  seinen  Platz  an- 
weist; nach  W.  von  Seidlitz  warf  es  mit  dem  Bemardiho  Fasolo  5er  Berliner  Galerie 
N.  209  zu  vergleichen.  Vgl.  auch  Seidlitz  im  Repert,  XVI,  S.  374.  W.  Suida 
l mündlich,  l'.tOG)  denkt  an  die  ligurische  Schale  und  nennt  Antonio  Semini.  — 
Phot.  Ges.;  Tamme ;  Bruckm. 

296  Pietas.    Maria  sitzt  links  vor  reicher  Landschaft  am  Fusse 

(57)    des  Kreuzes.    Der  Leichnam  des  Heilandes  liegt  an  ihren  Knieen. 

n    9  Leinwand;  ursprünglich  Holz ;  h.  0,26;  br.  0,20%.  —  Zuerst  nachweisbar  im 

Katalog  von  1835,  als  aus  der  Schale  Michelangelo's  .  Bei  1F.  unter  den  echten 
Bildern  Andrea  del  Sarto's,  mit  denen  es  nichts  gemein  hat     Vgl.  auch  Lerm.  S.  338 

298  Pietas.    Der  Leichnam  des  Heilandes  wird  auf  dem  Rande 
(353)  des  Sarges  von  drei  Engeln  gehalten.     Landschaft   mit  Bäumen 

R  10    im  Hintergrunde. 

Kupfer;  h.  0,25;  br.  0,20.  —  Zuerst  im  Verzeichnis  von  1835  als  »unbekannt«. 

Später  von  H.  frageweise  dem  Giuseppe  Porta,  gen.  Salviati  ivergl.  oben  N.  86) 
zugeschrieben.  Doch  deuten  die  Forinensprarhe  und  das  Spiel  des  Helldunkels  ehei 
auf  einen  Nachahmer  Lotto's,  der  auch  mit  Correggio's  Art  bekannt  gewesen. 

299  Die  heil.  Margaretha.  Sie  kniet  neben  dem  Drachen,  dessen 
(105)  Rachen  sich  neben  ihr  öffnet.      In  der  Linken    hält   sie  einen 

D  4     Palmenzweig,  die  Rechte  erhebt  sie. 

Leinwand;  h.  1,73;  br.  1,28.  —  Inventar  1754,  I  104,  als  »Scuola  del  Vanni 
da  Siena«.  —  Bei  H.  der  römischen  Schule  zugeteilt.  -- .  Uns  scheint  das  Bild  eher 
der  feri'aresi8ch-bolognesischen  Schule  anzugehören;  und  dementsprechend  wird  es 
von  Berenson,  North  [talians,  S.  2.".ii,  frageweise  aufGiroIamo  da  Carpi  zurückgeführt 

Angeblicher  Oberitaliener  des  XVI.  Jahrhunderts 

300  Bildnis  eines  Ehepaares.  Kniestiick  auf  schwarzem  Grunde. 
(166)  Die  beiden  Gatten  stehen,  scharf  im  Profil  gesehen,  nach 
M.-<:.    rechts    gewandt    hintereinander.     Bezeichnet:    VRSO  .  F.    und 

Mccxxxxvn. 

Leinwand;  h  1,07;  br.  0,87V2-  —  !874  aus  dem  römischen  Kunsthandel.  — 
Moderne  Fälschung.  Näheres  in  den  Katalogen  von  L887  und  1892.  —  1891  ans 
Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 


III.  Die  Italiener  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts 

A.     Die  bolognesische  Schule 
Schule  des  Lodovico  Carracci 

Geb.  zu  Bologna  am  21.  April  1555;  gest.  daselbst  am  13.  No- 
vember 1619.  Schüler  Prospero  Fontana's.  Durch  Studien 
in  Florenz,  Parma  und  Venedig,  besonders  durch  das  Vorbild 
Correggio's  in  Parma,  zu  einem  neuen  Stil  hindurchgedrungen. 
Stifter  der  Accademia  degli  Incamminati  zu  Bologna.  Begründer 
der  »eklektischen  Schule«  des  XVII.  Jahrhunderts.  Tätig  z.B. 
in  Koni  und  Piacenza,  hauptsächlich  jedoch  in  Bologna. 

Die  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Aegypten.   Links  sitzt  Maria    30  I 
in  üppiger  Waldlandschaft    und    blickt    zu    dem    Engelreigen  (516) 
empor,  der   sich    rechts    oben    im    Goldlicht    herablässt.     Das    E  10 
Christkind  schlummert  ruhig   auf  ihrem  Schoosse.     Die  Engel 
kommen    zutunlich   heran,    links   bringen  drei  von  ihnen  dem 
Christkind  Blumen. 

Leinwand ;  h.  0,7272 ;  br.  0,50.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris  als  »Annibale  Carracci«.  Im  Invent.  1754,  I  215,  als  Lodovico 
Carracci ;  so  auch  hei  H.  Jedoch  nur  Schulbild.  So  auch  Seidlitz,  Repert.  XVI 
S.  374.  —  Phot.  Tamme. 

Annibale  Carracci 

Getauft  zu  Bologna  den  3.  Nov.  1560,  gest.  zu  Rom  den  15.  oder 
16.  Juli  1609.  Wie  sein  Bruder  Agostino  ein  Grossvetter  und 
Schüler  Lodovico  Carracci's;  durch  das  Studium  Correggio's  und 
Paolo  Veronese's  weiterentwickelt.  Mit  Lodovico  und  Agostino 
Begründer  der  »Accademia  degli  Incamminati <  und  der  »eklek- 
tischen Schule«  in  Bologna.  Tätig  anfangs  vornehmlich  in 
Bologna,  von  1590  — 1609  in  Rom. 

Christus  von  Engeln  gestützt.    Die  Halbfigur  des  Heilands,    302 
nach  links  vornübergebeugt,    überströmt    von  dem   Blute,    das  (515) 
unter  der  Dornenkrone  hervorquillt,  umwallt  von  einem  wein-     F  2 
roten  Mantel,    an  jeder  Seite  von  einem  Engel  gestützt.     Im 
Hintergrunde  links  eine  Mauer,  rechts  ein  Ausblick  ins  Freie. 


130  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,85^;  br.  1,00.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
In  diese  kam  es  (Venturi  p.  292)  1680  aus  der  Kirche  San  Prospero  zu  Reggio,  für 
die  Annibale  es  nach  Malvasia  (I,  p.  386)  in  seiner  Jugend  noch  untpr  dem  Kin- 
flusse  Lodovico's  gemalt  hatte.  Als  »opera  pregiatissima«  Anuibale's  auch  im  Im 
Guarienti  (vor  1753)  N.  150.'  Später  in  Dresden  (auch  hei  H.)  irrtümlich  dem  l.odovico 
zugeschrieben.  —  Gest.  v.  M.  Keyl  »£  I,  18.  —  Phot.  Braun  III,  6;  Tamme;  Rruckm 

303  Mariae  Himmelfahrt     Links    vor    höhen   Säulen    steht    der 

(518)  leere  Sarkophag,  dem  Maria,    von  einem   Engelknaben  gehoben 
F  1     und  geschoben,  von  Flügelköpfen    zu    ihren  Füssen   umflattert, 

himmelan  nach  rechts  entschwebt  ist.  Die  Arme  hat  sie  aus- 
gebreitet, verklärt  blickt  sie  zum  himmlischen  Lichte  empor. 
Rechts  oben  vor  ihr  reiten  drei  Engelknäblein  auf  Wolken. 
Unten  umringen  Apostel  das  leere  Grab.  Bez.  am  Ramie  des 
Sarkophag-Sockels:   M  .  D  .  LXXXVII. 

Leinwand;  h.  3,81:;  br.  2,45.  —  1716  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  Diese  erhielt  es  1661  aus  der  Confraternitä  di  Sin  Rocco  in  Reggio  i Venturi 
a.  a.  O.  p.  270  und  359),  für  welche  der  Meister  es  1587,  also  in  seiner  bologneser 
Frnhzeit,  gemalt  hatte.  So  auch  Malvasia  I,  p.  502.  ■ —  Gestochen  von  .T.Camerata 
jß  T,  19.  —  Phot.  Bruckm. 

304  Die  Madonna  mit  Matthäus.      Links    unter    hohen  Säulen, 

(519)  zwischen  denen  zwei  Engel  einen  roten  Vorhang  zurückschlagen, 
F  3     sitzt  Maria  auf    hohem  Throne    und   hält  auf  ihrem  Schoosse 

das  lebhaft  bewegte  Christkind,  dem  der  heil.  Franziskus,  sich 
andächtig  neigend,  den  linken  Fuss  küsst.  Neben  ihr  steht 
der  Evangelist  Matthäus,  dessen  Engel  mit  seiner  Schriftrolle 
vorn  in  der  Mitte  sitzt.  Rechts  steht  Johannes  der  Täufer. 
Im  Hintergründe  eine  Landschaft.  Bez.  links  i.  d.  M. : 
HANNIBAL  CARRACTTVS  BON.  F.  MDIAXXVII1. 

Leinwand;  h.  3,84 ;  br.  2,55.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Die  Vorgeschichte  des  Bildes  ist  nicht  bekannt;  doch  nennt  Malvasia  (I,  p.  502)  es 
schon  1678  berühmt.  —  Gest.  von  N.  Dupuis  jjß  1.20.  Vorher  radiert  von  Giov.  Mitelli. 

305  Der  heil.   Rochus,   Almosen   spendend.     Rechts    im     Mittel- 

(520)  gründe  teilt  der  Heilige  zur  Pestzeit  auf  hoher  Rampe  Almosen 
F  3     aus.    Viel  Volk  umringt  ihn;    viele  Hände  strecken   Sich  zu  ihm 

empor.  Rechts  vorn  fährt  ein  muskulöser,  von  hinten  gesehener 
Mann  .einen  schwer  Kranken  auf  einem  Schiebkarren  herein. 
Links  vorn  lagert  eine  Gruppe  von  Frauen  und  Kindern,  die 
das  erhaltene  Geld  zählen.  In  der  Mitte  des  Mittelgrundes 
eine  Bogenhalle. 

Leinwand;  h.  3,31;  br.  4,77.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Diese  hatte  es  1661  aus    der  Confraternitä  di  San  Rocco  zu  Reggio    erhalten    (Yen- 


A.    Bolognesische  Schule.     XVII.  Jahrhundert     131 

turi  a.  a.  0.  p.  270  und  3581,  für  die  der  Meister  es  in  den  neunziger  Jahren  des 
XVI.  Jahrhunderts  als  Gegenstück  zu  dem  Bilde  Cam.  Procaccini's,  N.  645  unserer 
Galerie,  gemalt  hatte.  Malvasia  I,  p.  398—399  und  466.  Das  Bild  galt  seiner 
Zeit  als  eine  der  gewaltigsten  Leistungen  des  Meisters.  Vergl.  auch  Arch.  stör.  V, 
1892  p.  135.  —  Gestochen  von  Bern.  Curti  und  J.  Camerata  S£  I,  21.  Vorher 
radiert  von  Guido  Reni,  Bald.  Aloisi  u.  a.  —  Phot.  Brnckm. 

Der  Genius  des  Ruhmes.    Ein  geflügelter  Jüngling  schwebt    306 
nach  rechts  empor.  Um  seine  Hüften  flattert  ein  leichtes  Purpur-  (517) 
gewänd.    Um  sein  lorbeerbekränztes  Haupt  leuchtet  ein  Strahlen-     F  3 
nimbus.     In  der  Rechten  hält  er  einen  Stab,  in  der  erhobenen 
Linken  eine  Krone.     Um  seinen  linken  Arm  hängen  die  vier 
Siegeskränze  der  griechischen  Spiele.    Sieben  Genien  in  Knaben- 
gestalt umspielen  ihn  in  leichten  Wolken. 

Leinwand;  h.  1,74;  br.  1.14.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Auch  als  »l'onore«  oder  il  valore«  bezeichnet.  Asdrubale  Bombaci,  ein  Gelehrter 
von  Reggio,  schenkte  das  Bild  im  ersten  Viertel  des  XVIT,  Jahrhunderts  dem  Kar- 
dinal Alessandro  von  Este  in  Rom  (Venturi,  p.  158).  Mit  dessen  Nachlass  kam  es 
1625  nach  Modena.  Erwähnt  auch  von  Malvasia  I,  p  502.  —  Ge3t.  von  C.  D.Jar- 
dinier  t£>  II,  19.  —  Phot.  Braun  II,  9;  Phot.  Ges.;  Tamrae;  Häufst.;  Bruckm. 

Die  Madonna  mit  der  Schwalbe.    Kniestück.  Rechts  neben    307 
Maria  steht  ein  Tisch,  auf  dem  sie  den  in  weissen  Kissen  knieen-  (52 1) 
den  Jesusknaben  festhält,  während  sie  nach  links  zu  dem  kleinen     F  2 
Johannes  hinabblickt.     Dieser    reicht    auf   dem    linken   Zeige- 
finger dem  Christkinde,  das  mit  der  Rechten  einen  Apfel  zum 
Munde  führt,  eine  Schwalbe  empor. 

Leinwand;  h.  1,00>£  ;  br.  0,85.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Erwähnt  schon  von  Malvasia  a.  a.  0.  I,  p.  502.  —  Radiert  von  Rob.  v.  Oudenarde; 
gestochen  von  J.  S.  Klauber.  —  Phot.  Braun  XIII,  4;  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis  eines  Lautenspielers.     Halbfigur   halb   nach  rechts    308 
auf  dunklem  Grunde.    Der  Dargestellte  ist  Anuibale's  Freund,  (523) 
der  Lautenschläger  Giov.   Gabrielle.    gen.    »il  Siello«    oder   »il     4  a 
Mascherone«.     Er  trägt  kurzes  dunkles  Haar,    dunklen  Kinn- 
und  Schnurrbart,    einen  schwarzen  Anzug  mit  kleiner  weisser 
Halskrause.     Die  Laute  hält  er  in  beiden  Händen.     Auf  dem 
Pulte  rechts  neben  ihm  liegt  ein  Notenheft. 

Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,64.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Im  Luv.  Guarienti  N.  8  als  »Opera  sqoisita«.  —  Erwähnt  schon  von  Malvasia  I, 
p.  502.  —  Phot.  Braun  XII,  8;  Häufst.;  Tamme;  Bruekm. 

Christuskopf.     Halb    nach  links  gewandt,    hebt    sich   der  309 

von  blonden  Locken  und  kurzem,,  blondem  Barte  umrahmte  Kopf  (522) 

des  Heilands    von   dem  lichtdurchflossenen  grauen  Grunde  ab.  4  c 
Am  Hals  kommt  ein  Stück  roter  Tunika  zum  Vorschein. 

9* 


132         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Kupfer;  h.  0,51;  br.  0,38.  —  luv.  1754,  I  198,  als  Autore  incerto.  Als 
Ann.  Carraeci  seit  dem  Catalogue  von  1705.  So  auch  gest.  von  C.  0.  Schnitze  ifr 
III,  5;  geschabt  von  .T.  .!.  Freidhoff.  —  l'hot.  Brasil  IX,  9;  Phot.  Ges.;  Hanf-t.  : 
Tamme;  Hruckra. 

Schule  der  Carraeci 

310  Die  Abnahme  Christi  vom  Kreuz.     Oben  nehmen  zwei  Männer 

(528)  den  heiligen  Leichnam    vom    Kreuz,    ein   dritter  breitet  unten 
4  c     das    Tuch    aus.     Johannes    nimmt    den    Körper  in    Empfang, 

während  Christi  Mutter  den  herabsinkenden  rechten  Arm  und 
Maria  Magdalena  die  Füsse  umfasst.     Links  die  dritte  Maria. 

Leinwand;    h.  0,68;    br.  0,44.    —    Zuerst    im  Katalog    von    1835.     Schon   hier 
als  »bolognesische  Schule- . 

311  Die  Frauen  am  Grabe.     Links    im  Mittelgrunde  sitzt  der 

(529)  Engel  auf  dem  leeren  Grabe  des  Erlösers.     Rechts  im  Vorder- 
Gnmma  grilQfie  nahen  die  drei  Marien. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,37J4;  br.  0,32.  —  Inv.  1722,  A  649,  als  »Ann.  Carraeci  . 
—  Dann  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753),  N.  379,  als  »Copia  di  Searsellino  di  Ferrarac. 
Spater  als  »Schule  der  Carraeci- .  was,  so  allgemein  hingestellt,  richtig  sein  wird. 
1902  an  ilen  Altertums- Verein  in  Grimma. 

3 1 2  Petrus.     Brustbild    auf    graubraunem    Grunde,    mit   dem 

(530)  Oberkörper  nach  rechts,    mit  dem  Kopfe  nach   links   gewandt. 
44  b    In  der  Rechten  hält  der  graubärtige  Apostel  seinen  Schlüssel. 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  0,48}$.  —  Inv.  1751,  I  316,  als  >-Schule  des  Cara- 
vaggio«.  Später  als  »Schule  der  Carraeci ",  was,  so  allgemein  hingestellt,  zugegeben 
werden  kann.     Gegenstück  zum  folgenden. 

3 1 3  Paulus.     Brustbild  nach  rechts  auf  graubraunem  Grunde. 

(531)  Der  schwarzbärtige  Apostel  stützt  die  Rechte  aufs  Schwert. 

44   b  Leinwand;  h.  0,05;  br.  0,48%.  —  Tnv.   1754,  I  321.  —  Gegenstück  zudem 

vorigen;  man  sehe  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

314  Vision  des  heil.  Franziskus.     Der  Heilige  sitzt  rechts  mit 

(526)  geschlossenen  Augen  auf  einem  Strohsack.     Den  rechten  Fuss 
H  B    setzt  er  auf  einen  Totenschädel.     Links   vor  ihm  schwebt  ein 

Engel  im  Goldlicht  auf  Wolken  und  geigt. 

Leinwand ;  h.  1,71 ;  br.  1,20.  —  Inv.  1751,  I  317.  —  Dort  als  »Autore  incerto«; 
doch  seit  dem  »Catalogue«  von  1705  in  der  Schule  der  Carraeci.    —  Phot.  Bruckm. 

315  Der  Tod  des  heil.  Franziskus.     Links  der  Altar,  vor  dem 

(527)  der  Heilige  rücklings  zusammenbricht,  ein  Engel  ihn   auffängt. 

Grimma  Ital    p;,ppeihoIz;  h.  0,44%;  br.  0,35%.  -  1716  aus  der  herzcgl.  Galerie  zu 

Modena.  Damals  dort  (Venturi,  p.  358)  als  Original  Ann.  Carracci's ;  in  Dresden 
jedoch  schon  im  Inv.  1754,  I  263,  richtig  nur  als  Schulbild.  So  auch  bei  H.  — 
1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 


A.    Bolognesische  Schule.     XVII.  Jahrhundert     133 

Bildnis  eines  Knaben.     Halbfigiir  eines    grau  gekleideten,    3 1 6 

9 — 10jährigen  Knaben,    neben    dem  rechts    ein  Tisch  steht.  (525) 

Auf  dem  Tische  liegt  ein  Instrument.  In  den  Händen  hält  der     4  b 
Knabe  zwei  Kirschen. 

Leinwand;  n.  0,65%;  br.  0,48%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
ramals  wurde  dort  wohl  nicht  der  Dargestellte,  sondern  der  Urheber  des  Werkes 
vermutungsweise  als  »Antonio  Carracci«  bezeichnet,  der  ein  natürlicher  Sohn  Agostino's, 
also  ein  Neli'e  Anuibale  Carracci's  war,  von  1583—1618  lebte  und  ein  tüchtiger  Maler 
zu  werden  versprach.  Vergl.  Venturi,  p.  354.  In  Dresden  wurde  das  Lud  dagegen 
von  Anfang  an  (so  schon  im  Inv.  Guarienti,  N.  253)  als  Werk  Annibale's,  alsEildnis 
Antonio's  ausgegeben.  So  auch  frageweise  bei  H.  Da  die  Behandlung  für  Annibale's 
Hand  nicht  energisch  genug  ist,  so  erscheint  die  Vermutung  des  Modeneser  Inventars 
wahrscheinlicher,  als  diejenige  der  Dresdner  Inventare.  —  Phot.  Bruekm. 

Bildnis    eines    Malers.     Brustbild    von    vorn    auf   grauem  3 1 7 

Grunde.     Der  kahlköpfige,  graubärtige  Künstler,  der  den  Pinsel  (524) 

in  der  Rechten,  die  Muschelpalette  in  der  Linken  hält,    trägt  50  b 
einen  schwarzen  Rock  mit    einer    kleinen   weissen  Halskrause. 

Leinwand;  h.  0,60;  hr.  0,50.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  Damals  dort  (Venturi,  p.  354)  vermutungsweise  als  Pietro  Faccini,  der  ein  Schüler 
Ann.  Carracci's  war.  In  Dresden  dagegen  im  Inv.  1754,  I  321,  als  Ann.  Carracci 
selbst,  bei  H.  doch  nur  mehr  frageweise.  Auch  hier  dürfte  das  alte  Modeneser 
Inventar  der  Wahrheit  näher  stehen,  als  das  Dresdner.  —  Phot.  Bruekm. 

Heilige  Familie.    Nach  links  gewandt,  sitzt  Maria  an  ihrem  318 

Betpulte  und  liest.     Zwischen    ihren  Knieen   steht  der  nackte  (134) 

Christusknabe  und  reicht  ihr  eine  Rose.     Der  Rosenkorb  steht  F.-M. 
links  unten.     Josef  sitzt  rechts,  in  ein  Buch  vertieft. 

Leinwand;  h.  1,53;  br.  1,26.  —  1725  durch  Leplat,  insofern  es,  wie  auch 
H.  annahm,  das  Bild  des  Inventars  1722,  A  1565,  ist.  Dieses  Bild  wird  hier  aber 
dem  Annibale  Carracci  zugeschrieben,  während  Hübner  es  zu  den  zweifelhaften  Bildern 
Maratti's  stellte.  Für  diesen  hat  es  zu  schwarze  Schatten  und  ist  es  nicht  flüssig 
genug  gemalt.  Es  mag  von  einem  Enkelschüler  der  Carracci  herrühren.  —  1896 
ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Der  heil.  Sebastian.    Nur  mit  blauem  Schamtuch  angetan,    3  i  9 
ist  er  vor  den  Mauern    einer  Festung    an  einen  Baumstumpf  (552) 
gebunden  und  bewegt,  schon  von  Pfeilen  getroffen,  krampfhaft  Freiber? 
Arme  und  Beine.     Seine  Kleider  liegen  links  am  Boden. 

Leinwand;  h.  1,38%;  br.  0,94%.  —  Scheint  unter  »Giorgione's«  Namen  nm 
die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  durch  Le  Leu  aus  Paris  gekommen  zu  sein. 
Später  der  »Schule  des  Domenichino«  eingereiht;  so  auch  noch  bei  H.  —  Ein  fast 
gleiches  Bild,  wohl  mit  Recht  Domenichino  zugeschrieben,  hängt  im  Palazzo  Durazzo 
Pallavieini  zu  Genua,  ein  anderes,  unter  Ann.  Carracci's  Namen,  im  Louvre  zu 
Paris.  —  1903  ans  König  Albert-Museum,  Freiberg.  —  Phot.  Brnckm. 


134         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Angeblich  Pietro  Faccini 

Geb.  zu  Bologna  1562,  gest.  daselbst  1602.  Anfangs  Schüler 
der  Carracci,  später  in  eigener  Akademie  ihr  Nebenbuhler. 

320  Die  Verlobung  der  heil.  Katharina.     Rechts  vorn  sitzt  Maria 
(537)  in  schöner  Landschaft.     Der  Jesusknabe    auf   ihrem    Schoosse 

R  10  steckt  der  knieenden  heil.  Katharina  den  Ring  an  den  Finger. 
Rechts  der  heil.  Hieronymns,  dessen  Hut  am  Baume  hängt, 
und  drei  weibliche  Heilige.    Links  vorn  drei  kleine  Putten. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,26%;  br.  0,19%.  —  Inventar  \122,  A  466,  als  Kopie 
nach  Parnieggianino,  an  dessen  Stil  es  in  der  Tat  erinnert.  —  Im  Inventar  Guarienti 
(vor  1753)  N.  284  dem  Pietro  Faccini  zugeschrieben,  als  »Opera  pregiatissima  dell' 
autore«.  So  auch  bei  H.  Wir  erkennen  mit  Frizzoni  eher  die  Schule  der  Mazzola 
von  Parma  in  dem  Bilde.  —  Phot.  Bruckm. 

32 1  Maria  mit  dem  Kinde  und  Heiligen.      Das    bewegte    Kind 
(536)  liegt  auf  dem  linken  Knie  der  hochthronenden  Maria.    Rechts 

3  b     eine  weibliche  Heilige  und  Sankt  Franziskus;    links  Josef  und 

der  kleine  Johannes,  dem  sein  Lamm  folgt. 

Kupfer;  h.  0,42Va ;  br.  0,31.  —  Im  Inventar  1722,  A  659,  als  >Art  des  Par- 
meggianino-.  Im  Catalogue«  von  1765  als  Schule  des  P.  Faccini«.  Beide  Bilder 
zeigen  jedoch  durchaus  nicht  dieselbe  Hand. 

Guido  Reni 

Geb.  den  4.  November  1575  zu  Bologna,  gest.  daselbst  den 
18.  August  1642.  Anfangs  Schüler  des  Dionigio  Calvaert, 
dann  des  Lod.  Carracci;  weitergebildet  in  Rom  durch  Annibale 
Carracci,  sowie  durch  das  Studium  Raphael's  und  der  Antike. 
Tätig  in  Rom  1605—1610,  in  Neapel  1620,  vornehmlich 
aber  in  Bologna. 

322  Der  Auferstandene  vor  seiner  Mutter.     Der  aus  der  Vor- 
(544)  hölle  zurückgekehrte,    von  den  Erlösten  begleitete  Heiland  er- 

F  1  scheint  seiner  rechts  vor  ibm  knieenden  Mutter.  Hinter  dem 
Heiland  Adam  und  Eva,  über  denen  im  Goldlicht  zwischen 
geöffneten  grauen  Wolken  einige  Engel  erscheinen.  Rechts  im 
Mittelgrunde  der  heil.  Carlo  Borromeo  mit  gefalteten  Händen. 

Leinwand ;  h.  3,22 ;  br.  L,99.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
—  Vorher  in  der  Kathedrale  zu  Modena  iVenturi  p.  351)  Zu  Malvasia's  Zeiten 
(1678)  aber  schon  in  der  Galerie.  Er  nennt  es  -La  famosissima  tavola«.  Bild  der 
frühesten  Zeit  des  Meisters.     Gestochon  von  J.  Tardieu  •$  I,  22.    —    Phot.  Bruckm. 

323  Christuskopf  mit  der  Dornenkrone.    Auf  hellgrauem  Grunde 
(547)  nach  links  emporgewandt.    Unten  ein  kleines  Stück  des  Purpur- 

4  c     mantels.     Schmerz  und  Hoheit  im  Blick. 


No.   510.      Carlo   Dolci. 


No.    509.      Carlo   Dolci. 


No.   323.      Guido  Reni. 


No.   432.      Sassoferrato. 


No.  499.    Francesco   Solimena. 


No.  308.     Annibale  Carracci. 


Tafel  IX. 


A.    Bolognesische  Schule.     XVII.  Jahrhundert     135 

Ital,  .Pappelholz ;  hochoval;  h.  0,49;  br,.  0,37.  —  .  Inventar  1722,  -A  63  als 
Geschenk  Papst"  Innocenz'  XII.  an  König  August  II.  —  Von  diesem  Kopfe  existieren 
verschiedene  Wiederholungen.  Unser  Exemplar  ist  jedoch  das  bekannteste  und  be- 
rühmteste. Gestochen  von  Anton  Krüger  f£  III,  26;  von  Robert  Pretzsch;  von 
J.  C.  B.  Gott^ehick;  von  J.  A.  E.  Mandel;  von  Fr.  Zimmermann;  von  Börner.  — 
Phot.  Braun  II,  10;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Venus  und  Amor.    Venus  ruht,  nach  rechts , gewandt,  halb    324 
aufrecht-  in  schwellenden  Polstern  unter  blassroten  Vorhängen.  (538) 
Ihr  rechter  Arm  liegt  nachlässig  auf  ihrem  Kopfkissen.     Mit     F  2 
der  Linken  ergreift   sie    den  Pfeil,    den   der  rechts  neben  ihr 
stehende  kleine  Flügelgott  ihr  reicht.     Rechts  ein  weisses  Ge-      ~  . 
länder  und  grüne  Baumwipfel  unter  leicht  bewölktem  Himmel. 

Leinwand;  h.  1,36;'  br.  1,74%.  '■ —  Bei  H.  ohne  Provenienzangabe ;~ doch 
sicher  die  »Venus  und  Cupido«  Guido's,  welche  nach  Inv.  8°  (A  2259J  Pol.  239)  1731 
Leplat  erwarb.  —  Phot.  Braun  I,  9  ;  Phot.  Ges. ;;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckm.  .        i ' 

Ninus  tritt  der  Semiramis  seine  Krone  ab.    Unter  violettem    325 
Zelte,    in.  dem  links  ein    Tisch    mit ;  roter    Decke  '  steht, ,  sitzt  (540) 
rechts  der  König  in  feuerrotem  Rocke  .und  blauem  Mantel,  das     F  4 
Szepter  in  der  Linken.    Links  neben  ihm  sitzt  die  Königin -in 
gelbem  Kleide    mit    grünen    Aermeln.     Die  erhobenen  rechten 
Häude    beider    fügen    sich    ineinander.     Mit  der  Linken   setzt 
Semiramis- sich  die  Krone  ihres  Gemahls  aufs  Haupt. 

Leinwand;  h.  2,94:  br.  2,18.  —  1782  durch  den  Canonicus  Luigi  Grespi  für 
3000  Dukaten  vom  Marchese  Giov.  Nie.  Tanari  in  Bologna.  —  Vergl.  MaTvasia  II 
(1678),  p.  88:  »Nel  Palagio  de'  Signori  Marchesi  Tanari,  della  sua  piü  delioata  e 
compita  seconda  maniera,.il  quadro  di  quel  Re  e  Regina«.  Crespi  gab  den  Gegen- 
stand für  »Salomon  und  die  Königin  von  Saba«  aus ;  doch  erhielt  das  Bild  in  Dresden 
schon  im  Inventar  1754  die  Bezeichnung:  »Ninus  und  Semiramis«,  die  allen  Ver- 
suchen, das  Bild  anders  zu  erklären,  gegenüber  als  richtig  aufrecht  erhalten  werden 
muss.  Treffende  Bemerkungen  darüber  (nach  Plutarch)  im  »Abrege«  von  1782, 
p  158—159.  —  Gestochen  von  J.  MV  -Preissler  #  II,  20.  —  Pft>t.  Braun  XIII,  5; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm.  \ 

Maria  vor  dem  schlafenden  Kinde.    Unter  blauem  Vorhange    326 
auf  rosenrotem    Kissen    liegt    der   schlummernde   Jesusknabe.  (541) 
Rechts    steht    Maria,    die    den    blauen  Mantel   über  den  Kopf     4  c 
gezogen  hat,  nur  als  Halbfigur  sichtbar,    hält    ihre  Arme  auf 
der  Brust  gekreuzt  und  blickt  das  Kind  liebevoll  an. 

Leinwand;  breitoval;  h.  0,69%  ;  br.  0,89.  —  Am  15.  Dez.  1764  dnreh  Prinz 
Xaver  und  Graf  Böse.  —  Es  existieren  mehrere  eigenhändige  Wiederholungen  dieses 
Bildes;  das  bekannteste  Exemplar,  ausser  dem  unseren,  ist  dasjenige  der  kaiserl. 
Galerie  zu  Wien.  —  Gestochen  von  Paul  Gteditseh  und  von  E.  G.  Krüger.  —  Phot. 
Braun  IV,  6;  Bruckm.  .'.  I  j; 


136         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

327  Der  kleine  Bacchus.    Mit  Weinlaub  bekränzt,  lehnt  er  sich 
(539)  an  das  hinter  ihm  stehende  Rotweinfass,  und  während  er  mit 

4  c  der  Linken  die  erhobene  Glasflasche,  die  noch  halb  voll  Wein 
ist,  an  den  Mund  setzt,  entledigt  er  sich  zugleich,  nach  Kinder- 
art ungeniert,  des  Getrunkenen. 

Leinwand;    h.  0,72;  br.  0,56.    —    1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 

—  Schon  von  Malvasia  < II,  p.  91)  erwähnt  als  »II  Baccarino  ignudo  che  rende  ciö 
che  beve«.  —  Gest.  von  Jos.  (Jamerata  t£  I,  24  —  Phot.  Braun  III,  7;  Phot.  Ges.; 
Tamme ;  Hanfst.;  Bruckm. 

328  Maria  auf  dem  Throne  mit  Heiligen.     Rechts  sitzt  Maria. 
(546)  nach  links  gewandt,  auf  hohem  Throne.    Der  Jesusknabe,  der 

F  1  segnend  die  Linke  erhebt,  steht,  von  ihr  gehalten,  zu  ihren 
Füssen.  Rechts  unten  liest  der  heil.  Hieronymus.  Links  beten 
die  Heiligen  Crispus  und  Crispinianus  an.  Am  Himmel  schweben 
zwei  Englein  mit  Ueberwinderkränzen  in  den  Händen. 

Leinwand;  h.  3,14;  br.  2,10.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena 
Guido  hatte  das  Bild,  welches  einer  schwächeren  späteren  Zeit  angehört,  nach  Mal- 
vasia II,  p.  43,  für  die  Kapelle  der  Schuhmacher-Innung  in  S.  Prospero  zu  Reggio 
gemalt;  1680  wurde  es,  nach  Ven'uri,  p.  292,  von  dort  nach  Modena  gebracht.  — 
Gestochen  von  P.  L.  Sumgue  d.  j.  «$  I,  23.  —  Phot.  Bruckm. 

329  Eccehomo.    Brustbild  des  Heilandes,  nach  links  gewandt. 
(542)  auf  grauem  Grunde,  aus  dem  der  Heiligenschein  ums  dornen- 

4  b  gekrönte  Haupt  orangenfarbig  herausgearbeitet  ist.  Seine  Hände 
sind  vor  seiner  Brust  gebunden.  Das  Rohr  ruht  in  seinem 
Arm.     Er  trägt  einen  aschgrauen  Mantel. 

Kupfer;  h.  0,76;  br.  0,591/».  —  1749  ans  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Es  gibt 
verschiedene  Wiederholungen  des  Bildes,  von  denen  diejenige  der  kaiserl  Galerie 
zu  Wien  die  bekannteste  ist.  —  Gestochen  von  C.  G.  Schnitze  tfr  III,  4.  —  Phot. 
Braun  VI,  6;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

330  Eccehomo.     Brustbild  des  Heilandes,    von    vorn   gesehen, 
(534)   auf  grauem  Grunde.    Das  nach  rechts  emporgewandte  dornen- 

4  b  gekrönte  Haupt  umgibt  ein  orangefarbiger  Heiligenschein.  Die 
Hände  sind  vorn  an  der  Brust  gebunden;  das  Rohr  ruht  ihm 
im  Arm.     Er  trägt  einen  rosenroten  Mantel. 

Leinwand;  h.  0,79;  br.  0,65.  —  Inventar  1754  (I,  277j  als  »Sehnte  Guido's«. 

—  Gest.  von  C.  G.  Schultze.  —  Phot.  Braun  V,  9;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.; 
Bruckm. 

331  Der  heil.  Hieronymus.     Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem 
(445)   Grunde.    Der  Heilige  in  rotem  Mantel  schlagt  sich  mit  einem 

B  2  stein  an  die  Brust  und  hält  mit  der  Linken  sein  Kruzifh 
über  den  Steintisch. 


A.    Bolognesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     137 

Leinwand;  h.  0,79;  br.  0,64  J-^.  —  Als  N.  2539  im  Jahre  1740  aus  den 
»Königlichen  Zimmern«.  —  Phot.  Tamnie. 

Nach  Guido  Reni 

David  mit  dem  Haupte  Goliath's.     Der   junge  Held    steht  332 

nach  rechts  gewandt ;  er  trägt  einen  blaugefütterten  Pelzmantel  (548) 

und  einen  roten  Hut  mit  gelber  Feder.    Mit  der  linken  Hand  M.-G. 
hält  er  das  Haupt  Goliath's  vor  sich   auf  eine  Steinbrüstung. 

Leinwand;  h.  2,32;  br.  l,48l/2.  —  Nach  H.  1741  durch  Riedel  aus  Wien.  — 
Wir  konnten  es  jedoch  zuerst  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  142  nachweisen.  Das 
Original  Reni's,  ein  Hauptwerk  seiner  späteren  Zeit,  im  Louvre  zu  Paris.  Schul- 
wiederholungen an  verschiedenen  Orten,  z.  B.  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien. 
Die  unsere  hätte  nach  Guarienti  Fr.  Gessi  gemalt,  Guido  selbst  übergangen.  — 
1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

Leonello  Spada 

Geb.  zu  Bologna  1576;  gest.  zu  Parma  den  17.  Mai  1622. 
Ursprünglich  Schüler  der  Carracci  in  Bologna;  später  Schüler 
Michelangelo  Merisi  da  Caravaggio's  in  Rom.  Arbeitete  in 
Bologna,  Rom,  Neapel,  Malta,  Reggio  (bei  Modena)  etc. 

Christus  an  der  Säule.     Halbfigur  ohne  Hände  im  Profil    333 
nach  rechts  auf  dunklem  Grunde.    Links  die  Säule,  an  die  der  (554) 
Heiland    mit    den  Armen  auf   dem    Rücken   festgebunden  ist.     B  3 
Vorgebeugt,  empfängt  er  die  Geisseihiebe.    Sein  Mund  ist  ge- 
öffnet.    Bittrer    Schmerz    spricht   sich   in  seinem  Antlitz  aus. 

Leinwand;  h.  0,68'/2  ;  br.  0,54.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena, 

—  Phot.  Bruckm. 

David  mit  dem  Haupte  Goliath's.     Halbfiguren  nach  links  334 

vor  rotem  Vorhänge.     Rechts  steht  David  im  Hemd,  hält  das  (555) 

Schwert  in  der  Linken  und  fasst  mit  der  Rechten  den  Schopf  RH 
des  Riesenhauptes,  das  der  Krieger  zur  Linken  empfängt. 

Leinwand;  h.  0,733^  ;  br.  0,99%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena, 
die  es  1625  aus  dem  Nachlasse  des  in  Rom  verstorbenen  Kardinal  Alessandro  d'Este 
erhielt.    Venturi,  p.  159  und  358.  —  Phot.  Bruckm. 

Amor,  einen  Leoparden  bändigend.    Vorn  liegt,  nach  links    335 
gewandt,    die  grosse  gefleckte  Katze    mit    funkelnden    Augen.  (556) 
Der  kleine  Flügelgott,  um  dessen  Schulter  sein  Köcher  hängt,  ständehaus 
sitzt  auf  ihr  und  hält  sie  stramm  am  Zügel. 

Leinwand;  h.  0,86;  br.  1,03.    —    1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 

—  Phot.  Bruckm. 

Alessandro  Tiarini 

Geb.  zu  Bologna  den  20.  März  1577,  gest.  den  8.  Februar  1668. 
Zuerst  Schüler  Prospero  Fontana's,  zuletzt  Ludovico  Carracci's 
in  Bologna.     Tätig  in  Florenz,  in  Reggio,  in  Bologna. 


138         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

336  Medoro  und  Angelica.    Kniestück.    In  romantischer  Felsen- 
(557)   wildnis  beugt  Medoro  sich,  nach  links  gewandt,  über  den  Brunnen- 

F  2  rand,  dem  er  Angelica's  Namen  eingräbt.  Diese  steht  hinter 
ihm.  legt  ihren  linken  Arm  um  seinen  Nacken  und  deutet  mit 
der  Rechten  zum  Bilde  hinaus.  Vergl.  Ariost's  »Rasenden 
Roland«   XIX.   36  und  XXIII,    102  —  103. 

Leinwand;  h.  1,05;  br.  1,39.  —  1747  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Venturi  p.  355.     Gest    von  Ant.  Radigues  •$  11,  25.  —  Phot.  Bruckm. 

Francesco  Albani 

Geb.  zu  Bologna  den  17.  März  1578;  gest.  daselbst  den 
4.  Oktober  1660.  Anfänglich  Schüler  Dion.  Calvaert's,  dann 
der  Akademie  der  Carracci  in  Bologna.  Tätig  in  Rom,  mit 
Unterbrechungen,  von  1600 — 1625,  in  Florenz  1633,  zu- 
meist in  Bologna. 

337  Amorettentanz  beim   Raube  Proserpina's.     Links  im  Mittel- 

(562)  gründe  jagt  Pluton  mit  der  geraubten  Proserpina    auf  seinem 
4  b     Wagen  davon.    Rechts  vor  dem  Tempel  blicken  die  Gespielinnen 

der  Proserpina  dem  Räuber  mit  entsetzten  Geberden  nach.  Die 
Gottheiten  der  Liebe  aber  feiern  den  Raub.  Vorn  in  der  Mitte 
führt  eine  Schar  reizender  Amoretten  einen  Ringeltanz  um  die 
Steingruppe  von  zwei  Amoretten,  die  Amor  hochheben,  aus. 
Sie  haben  die  Attribute  des  Unterweltgottes  geraubt  und  zeigen 
triumphierend  seine  Schlüssel  und  seinen  Zweizack.  Am  Himmel 
links  drei  musizierende  Putti.  rechts  Venus,  Amor  umarmend. 

Kupfer;  h.  0.74%;  br.  0,99.  —  1746  aus  der  berzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Herzog  Alfouso  IV,  hatte  das  Bild  1659  von  einem  gewissen  Zaneletti  gekauft. 
Ventun  p.  190—  191.  Vergl.  Malvasia  II,  p.  274.  Ein  ähnliches  Bild  in  der  Brera 
zu  Mailand  ;  doch  wird  der  Tanz  hier  nicht  um  die  Statue,  sondern  um  einen  Baum 
ausgeführt.  ~  «est  von  1'.  Tauje  Sfr  II,  21.  —  Phot.  Braun  II,  11;  Phot.  Ges. ; 
Tamme  ;   Hanfst.  ;   Bruckm. 

338  Diana  und  Aktäon.      Vorn    wölbt  sich    ein  Felsentor  über 

(563)  dem  Weiher,    der  links  durch  einen  Wasserfall    gespeist  wird. 
i  a     Diana  steht  in  der  Mute  und  blickt  erzürnt  dem  Aktäon  nach. 

der,  bereits  mit  dem  Hirschgeweih  versehen,  rechts  entflieht. 
Drei  Nymphen  suchen  die  Göttin  durch  ein  blaues  Gewand 
zu  bedecken.  Vier  andere  flachten  oder  verstecken  sich;  eine 
achte  liegt  vorn  rechts  im  Wasser. 

Leinwand  ;  h.  0,75%  ;  br.  0,94.  —  Wohl  1738  durch  Rossi.  Inv.  8«  2372.  Nach  H. 
aus  Modena  und  das  folgende  1741  durch  Rossi.  Doch  muss  hier  eine  Verwechselung 
vorliegen.     Vgl.  die  Bern,  zum  folgenden.  —  Phot.  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckm. 


A.    Bolognesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     139 

Diana  und  Aktäon.     Vorn  wölbt  sich  die  Grotte  über  dem    339 
Weiher,  in  dem  sich  einige  Nymphen  baden,    während  Diana,  (566) 
von  anderen  umgeben,    am    Ufer    unter    einem    Baume    sitzt.     4  a 
Einige  breiten  ein  weisses  Tuch  aus,  um  sich  und  die  Göttin 
zu  verbergen.     Aktäon    flieht,    schon    mit    dem    Hirschgeweih 
bedacht,  links  bildeinwärts. 

Leinwand;  h.  0,74%;  br.  1,00.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Das  Bild  wurde  1639  im  Atelier  Albano's  selbst  für  Herzog  Franz  I.  erworben.  In 
dem  Berichte  stellte  der  Vermittler,  Gher.  Martinenghi,  fest,  dass  Albani  die  Anlage 
habe  von  Schülerhand  machen  lassen,  das  ganze  aber  eigenhändig  ausgeführt  habe, 
sowie  dass  es  elf  Figuren  enthalte  (Arenturi  p.  190).  Hieraus  geht  hervor,  dass  bei 
H.  eine  Verwechslung  stattgefunden;  denn  H.  nimmt  an,  dass  dieses  zweite,  von 
Dietrich  teilweise  übermalte  Bild  das  durch  Rossi  erworbene,  das  vorige,  besser  er- 
haltene, das  aus  Moäena  stammende  sei.  Das  vorige  Bild  enthält  jedoch  nur  zehn, 
gerade  das  unsere  elf  Figuren.  —  Phot.  Ges.  ;  Bruckm. 

Galatea  im   Muschelwagen.     Die  schöne  Meernymphe  fährt    340 
lebensgross  in  ganzer  Gestalt,  nach  rechts  gewandt,  auf  ihrem  (564) 
von  zwei  Delphinen  gezogenen,  von  fünf  kleinen  Liebesgöttern     F  3 
umspielten  und  vorwärts  getriebenen  Wagen  übers  blaue  Meer. 
Sie  hält    in    beiden    Händen  ein    rotes  Tuch,    das  sich,    vom 
Winde  geschwellt,  über  ihrem  Haupte  wölbt. 

Leinwand;  h.  1,88;  br.  1,23%.  —  Inv.  1722  A  33.  In  den Inventaren  Guarienti 
(vor  1753)  N.  203  und  207  und  von  1754  N.  286  und  261  hatte  das  Bild  ein  ähn- 
liches Gegenstück,  das  zu  den  verkauften  Bildern  gehörte,  um  1885  aber  im  Kunst- 
handel  auftauchte.  —  Phot.  Braun  IV,  5;  Tamme;  Bruckm. 

Venus  und  Vulkan.    Links  ruht  Venus  auf  rot  gepolstertem     34 1 
Lager  unter   einem    roten   Vorhange,    den    kleine    Liebesgötter  (565) 
zwischen  grünen  Bäumen  ausspannen.    Vulkan,  ihr  Gatte,  sitzt     4b 
hinter  ihr.     Beide  schauen  dem  Treiben  der  kleinen  Götter  zu. 
In  der  Mitte  schiessen  diese  nach  einem  rechts  am  Baume  be- 
festigten Schilde.      Links  schmieden  ihrer  vier  vor  einer  Felsen- 
grotte Pfeile,  rechts  schnitzen  einige  ihre  Bogen,  in  der  Luft 
schweben  zwei  mit  Fackeln.  Reiche  Landschaft  im  Hintergrunde. 

Leinwand;  h.  1,38;  br.  1,83.  —  1743  durch  Le  Leu  ans  Paris.  —Inv.  1754, 
I  443.  —  Eine  ähnliehe  grössere  Darstellung  des  Meisters,  bekannt  durch  den  Stich 
von  Bandet,  befindet  sich  im  Louvre  zu  Paris.  —  Phot.  Braun  XII,  9. 

Die  Vertreibung  aus  dem   Paradiese.      Links    aus   Wolken    342 
fährt  im  Goldlicht  der  Engel    herab  und    treibt  mit  flammen-  (567) 
dem  Schwerte  das  erste  Menschenpaar  in  die  Landschaft  hinaus.     4  a 

Leinwand;  h.  0.39;  br.  1,26.  —  1741  durch  .1.  A.  Riedel  aus  Wien.  —  Ge- 
stochen, von  Jos.  Canale  fgim,  33.  —  Phot.  Bruckm. 


140  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

343  Die    Erschaffung   Eva's.       Adam    schlummert     vorn    links 

(568)  unter  einem  Baume.     Rechts    schwebt    Gottvater    heran,    von 
4  c     blauen  Gewändern   umwallt,    von  drei  Engelknäbchen  begleitet. 

Befehlend  erhebt  er  die  Rechte,  und  schon  entsteigt  Eva  der 
linken  Seite  Adam's,  schon  sinkt  sie  anbetend  vor  dem  Schöpfer 
in  die  Kniee.  Ueber  ihr  Engel  und  Flügelköpfchen.  Rechts 
in  der  Landschaft  grasen  Lämmer  neben  einem  Löwen. 

Leinwand;    rund;  h.  0,68;  br.  Q,68}£.     —     1742    durch    de    Brais   aus   der 
Sammlung  Carignan  zu  Paris.   —  Phot.  Braun  VII,   13;  Bruckm. 

344  Die  Anbetung  der  Hirten.     In  der  Mitte  des  Stalles   über 

(569)  der  Krippe  drei  Flügelköpfchen.     Links    entblösst    Maria  dem 

4  b     Kinde  ihre  Brust.     Hinter   ihr  kuieen  drei  erwachsene  Engel. 

Rechts  steht  Josef,  deutet  aufs  Kind  und  wendet  sich  zu  den 
Hirten  zurück,  die  schüchtern  in  der  offenen  Tür  stehen. 
Oben  im  Goldlicht  musizieren  sieben  nackte  Eugelknablein. 

Kupfer;  h.  0,34}^;  br.  0,43.    —    1742  aus  der  Sammlung  Dubreuil  in  Paris. 

—  Phot.  Bruckm. 

345  Die  Ruhe  auf  der  Flucht.     Links   unter  üppigen  Bäumen 

(570)  reicht  Maria  ihrem  Kinde  die  Brust.     Josef  sitzt  lesend  neben 

5  a     ihr;  zwei  Engel  in  weissen  Gewändern  stehen  hinter  ihr;  drei 

Flügelköpfchen  schweben  über  ihr.  Zwei  kleine  Engel  machen 
sich  links  im  Wipfel  einer  Palme  zu  schaffen;  drei  andere 
musizieren  rechts  auf  einer  Wolke.  Rechts  unten  führt  ein 
Engel  den  Esel  auf  die  Weide. 

Leinwand;  h.  0,67;  br.  0,81.  —  1742  aus  der  Sammlung  Carignan  zu  Paris. 

—  Aehnlich  ein  Bild  des  Meisters  im  Louvre  zu  Paris.  —  Phot.  Braun  XIV,  4. 

346  Heilige  Familie.     Links    unter    einer   abgebrochenen  Säule 

(571)  sitzen  Maria  und  Elisabeth;  jene  umfasst  den  vor  ihr  in  seiner 
R  12    Wiege    stehenden    Christusknaben,     diese    hält     den     kleineu 

Johannes,  der  sich  vom  Jesusknaben  umarmen  und  herzen 
lässt.  Ganz  links  zwei  Engel.  Rechts  sitzt  Josef  mit  einem 
Buche  auf  seiner  Hobelbank.     Zwei  Engel  streuen  Blumen. 

Kupfer;  b,  0,67J£j  br.  0,51.    —    172.'  durch  Leplat.    —    Ein  ähnliches  Bild 
im  Louvre  zu  Paris.  —  Phot.  Bruckm. 

Schule  Franc.  Albano's 

347  Die  Ruhe  auf  der  Flucht.  Rechts  sitzt  Maria  mit  dem 
(532)  Kinde  an  einem  Säulenstunipfe.  Links  steht  Josef  neben  dem 
R  10    Esel  und  blickt  gen  Himmel,  von  dem  sich  fünf  Engel  mit  einem 

Kreuze  herablassen.     Im  Hintergrunde  üppige  Landschaft. 


A.    Bolognesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     141 

Kupfer;  h.  0,70%;  br.  0,51%.  —  1741  durch  Rossi  aus  Italien  als  »Andrea 
Saechi«,  was  jedenfalls,  da  die  Schule  Albano's,  der  dieser  Meister  angehörte,  unver- 
kennbar ist,  genauer  war,  als  es  mit  H.  der  »Schule  der  Carracci  <  zuzuschreiben. 
—  Vielleicht  wirklich  ein  Jngendwerk  Sacchi's.  —  Phot.  Bruekm. 

Heilige  Familie  bei  der  Wäsche.  Maria  kniet  bei  ihrer  348 
Wäsche  rechts  unter  dem  Felsenquell.  Der  Jesusknabe  hilft  (533) 
ihr.     Links  hängt  Josef  die  Tücher  an  den  Baum.  Plauen  i.  v. 

Kupfer;  h.  0,42%;  br.  0,30%.  —  Inv.  1722  A  482  als  »Albano«,  bei  H.  nur 
allgemein  als  »Schule  der  Carracci-.  Es  zeigt  jedoch,  wenn  auch  etwas  anders 
zusammengefügt,  dieselben  Motive,  wie  Albano's  durch  Gnil.  Vallet's  Stich  be- 
kanntes Bild  »La  Laveuse  • .  1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V.  —  Phot.  Bruekm. 

Giovanni  Lanfranco 

Geb.  zu  Parma  im  Spätherbst  des  Jahres  1580,  gest.  zu  Rom 
am  29.  Novbr.  1647.  Schüler  Agostino  Carracci's  in  Bologna, 
Annibale  Carracci's  in  Rom.  Zn  einem  dekorativen  Schnell- 
und  Breitmaler  selbständig  weiterentwickelt.  Tätig  haupt- 
sächlich in  Rom  und  Neapel. 

Der  reuige  Petrus.     Vorn    im    Hofe    am    Kohlenfeuer  ist    349 
Petrus  im  gelben  Mantel  mit  gefalteten  Händen  reuig  in  die  (199) 
Kniee  gesunken  und  blickt,  von  den  links  einfallenden  Morgen-     F  2 
strahlen  beleuchtet,  schmerzlich  zu  dem  krähenden  Hahn  em- 
por.    Rechts  im  Mittelgrunde  zwei  Wächter. 

Leinwand;  h.  1,55%;  br.  1,14.  —  luv.  1754,  I  80.  Charakteristisches  Werk 
des  Meisters.  —  Gest.  von  J.  Danlle  $&  II,  24.  —  Phot.  Tamme ;  Bruekm. 

Vier  Zauberer.     Kniestück.     Von    den    vier    graubärtigen    350 
Männern  hält  der   von   vorn    gesehene   in  der  Mitte  ein  Buch  (200) 
in  der  Rechten  und  erhebt  redend  die  Linke.  R  2 

Leinwand ;  h.  0,97  ;  br.  1,17%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Phot.  Tamme. 

Domenichino 

Domenico  Zampieri,  gen.  il  Domenichino.  Geb.  den  21.  Oktober 
1581  zu  Bologna,  gest.  den  15.  April  1641  zu  Neapel.  Zuerst 
Schüler  des  Dionigio  Calvaert,  dann  der  Akademie  der  Carracci 
zu  Bologna,  Tätig  zu  Bologna,  aber  1600 — 1617  und  1621 
bis  1630  in  Rom.   1630—1641  zu  Neapel. 

Caritas.     Die  Liebe   als  Mutter  mit  drei  Kindern.    Links  351 

unter  Gebüsch  liegt  die  junge  Frau    im    grauen    Rock,    halb-  (550) 

aufgerichtet,  auf  rotem  Tuche.     Mit  ihrer  Rechten  umfasst  sie  F  2 
das  jüngste  Kind  an  ihrer  Brust,  mit  ihrer  Linken  reicht  sie 


142  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

dem  herbeieilenden  ältesten  einen  Apfel,  das  mittlere  schlummert 
an  ihren  Knieen.     Hinten  offene  Landschaft. 

Leinwand;  h.  1,19%;  br.  1,97.  —  1845  von  den  Erben  des  Galerie-Direktors 
Matthäi.  —  Phot.   Braun  VII,  14;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Tamme;  Bruckm. 

Schule  Domenichino's 

352  Der  heil.  Franz  in  der  Einsamkeit.  Der  Heilige  kniet  vorn 
(354)  vor  dem  Kruzifixe.  Sein  Buch  liegt  vor  ihm.  Rechts  üben 
R  13    aus  den  Wolken    blicken    vier    Engel    herab,    von    denen   der 

grösste,  sich  selig  umblickend,  hinabdeutet. 

Kupfer;  h.  0,53}^ ;  br.  0,39'/2.  —  1742  als  »Doinenichino«  ans  Paris.  In 
unseren  alten  Inventaren  dagegen  (Inv.  Guarienti,  vor  1753,  N.  193;  Inv.  1754  1, 
514)  dem  Girolama  Muziano  zugeschrieben,  von  dem  es  jedoch,  wie  schon  H.  andeutet, 
nicht  herrührt.  Vielmehr  gehört  das  Bild  der  bolognesischen  Schule  an  (vergl.  auch 
Lerm.  S.  288,  2.  Aufl.  330),  ja  es  steht  (besonders  in  der  Landschaft  und  den 
Engeln)  dem  Domenichino  so  nahe,  dass  seine  ursprüngliche  Bezeichnung  der  Wahr- 
heit jedenfalls  näher  kam,  als  die  spätere. 

353  Vier  spielende  Genien.  In  einem  Zimmer  schleppen  sich 
(551)  vier  Knaben  mit  den  Attributen  der  Künste  und  des  Handels. 

M.-G.  Leinwand;  h.  1,30%;  br.   1,62.  —  Inv.  8°  2384.    —    1738    durch    Rossi  aus 

Venedig  als  Original  des  »Domenichino  da  Roma  .  Schon  bei  H.  nur  als  Schulbild. 
Es  fragt  sich,  ob  es  überhaupt  Domenichino's  Schule  angehört.  —  1891  ans 
Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

354  Ein  betender  Greis.  Brustbild  fast  von  vorn  auf  dunklem 
(553)   Grunde.     In  den  gefalteten  Händen  hält  der  Alte  einen  Rosen- 

R  14   kränz,  den  Blick  wendet  er  flehend  nach  rechts  empor. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,51;  br.  0,46%.  —  1S57  aus  Steinla's  Sammlung  als 
»angeblich  Denienichino«.     Schon  bei  H.  als  St-.hulbild. 

Francesco  Gessi 

Geb.  zu  Bologna  1588;  gest.  daselbst  1G47  (nach  Bolognini- 
Amorini,  Vite,  V.  p.  241  :  nach  Lanzi  1649).  Einer  der 
Hauptschüler  Guido  Reni's.  Tätig  in  Mantua,  in  Ravenna. 
in  Neapel,  hauptsächlich  in  Bologna. 

355  Magdalena.  Halbfigur  nach  rechts  in  einer  Felsenhöhle. 
(573)  Ihr  blondes  Haar  tiiesst  über  ihre  Schultern  und  auf  ihre  Brust 

4  c  herab.  Lose  umhüllt  sie  ein  blassroter  Mantel.  Die  rechte 
Hand  presst  sie  an  ihre  Brust,  in  der  linken  hält  sie  vor 
sich  auf  dem  Steintisch  das  verehrte  Kruzifix.  Links  in  einer 
Lichtöffnung  ihr  goldenes  Salbgefäss. 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,63.  —  1748  durch  Bern.  Benzoni  aus  Venedig.  — 
Phot.  Braun  IV,  8;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 


A.    Bolognesisehe  Schule..   XVII.  Jahrhundert     143 

Guercino 

Giov.  Francesco  Barbieri,  gen.  il  Guercino.  Getauft  zu  Cento 
(zwischen  Bologna  und  Ferrara)  den  8.  Februar  1591;  gest. 
zu  Bologna  den  22.  Dezember  1666. — Bildete  sich  im  An- 
schluss  an  die  Carracci.     Täfig  in  Cento,  in  Rom,  in  Bologna. 

Ekstase  des  heil.  Franziskus.     Der  Heilige    ist    rechts  an    356 
einem  alten  Mauerpfeiler  in  sich  zusammengesunken,  hält  aber  (588) 
sein  Buch  noch  mit  der  Linken  und  bewegt  die  erhobene  Rechte     F  4 
im  Traume.     Links  sitzt  ein  geigender  Engel  auf  der  Wolke. 
In  der  Mitte  die  Landschaft  mit  einem  Bergschloss. 

Leinwand;  h.  1,6272 ;  hr.  1,27.  —  1756  aus  der  Casa  Ranuzzi  in  Bologna. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  120.  Bei  den  Erwerbungsakten  liegt  ein  Zeugnis 
der  Accademia  Clementina  zu  Bologna  vom  30.  Juni  1756,  dass  das  Bild  ein  Original 
Guercino's  sei;  und  der  Canonico  Luigi  Crespi  pries  es  als  schönes  Werk  der  ersten 
Manier  des  Meisters.  In  dem  Verzeichnis  der  Werke  Guercino's  (Malvasia  II,  p.  364) 
findet  sich  unter  dem  Jahre  1620:  »Fece  un  S.  Francesco  in  S.  Pietro  in  Cento,  con 
un'  angelo  che  suona  il  violino«.  Die  Echtheit  des  Bildes  wurde  bei  H.  gleichwohl 
bezweifelt;  und  in  der  Tat  ist  es,  in  der  Nähe  besehen,  etwas  derb  in  der  Durch- 
führung. Aber  den  auch  von  Caravaggio  beeinflussten  Stil  der  Jugendzeit  Guer- 
cino's zeigt  es  unzweifelhaft.  Vor  allen  Dingen  kommt  in  Betracht,  dass  es,  leicht 
verändert,  schon  gleichzeitig  von  Giov.  Batt.  Pasqualini  als  Werk  Guercino's  ge- 
stochen ist.  —  Phot.  Bruekm. 

Der  Evangelist  Matthäus.    Halbfigur  nach  links  mit  kahlem    357 
Kopf,  langem,  grauem  Bart.      Der    Heilige    schreibt    in    dem   (582) 
mächtigen  Buche,  das  der  links  stehende  Engel  hält.  5  a 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  0,71.  —  1746  mit  den  folgenden  dreien,  seinen  Gegen- 
stücken, aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  Diese  hatte  sie  1625  aus  dem  Nachlasse 
des  Kardinals  Alessandro  von  Este  in  Rom  erhalten.  Venturi,  p.  159.  Gemalt  hatte 
Guercino  sie  (nach  Malvasia  II,  366)  im  Jahre  1623  in  Cento;  und  sie  zeigen  in  der 
Tat  die  Kraft  des  entwickelten  Jugendstils  des  Meisters.  —  Phot.  Tamme ;  Bruekm. 

Der  Evangelist  Markus.  Halbfigur  nach  rechts.  Der  schwarz-  358 

haarige  und  schwarzbärtige  Heilige  sitzt  an  einem  Tische  und  (583) 

schneidet  seine  Feder.     Vor  ihm  Bücher    und   ein    Tintenfass  5  c 
mit  einem  künstlichen  Löwen. 

Leinwand;  h.  0,87;  br.  0,70%. —  1746  ans  Modena.  Gegenstück  zum  vorigen. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Gest.  von  F.  Tkadlik.  —  Phot.  Tamme. 

Der  Evangelist  Lukas.     Halbfigur  nach  links.     Der  Evan-    359 
gelist  sitzt  an  einem  Tische,  auf  dem  vor  ihm  das  Bild  steht,   (584) 
an  dem  er  malt.     Das  kahle,  kurzbärtige  Haupt  stützt  er  mit     5  a 
der  Rechten;  in  der  Linken  hält  er  Pinsel  und  Palette. 

Leinwand ;  h.  0,87  ;  br.  0,70%.  —  1746  aus  Modena.  Gegenstück  zu  den  beiden 
vorigen  und  dem  folgenden  .    Vergl.  die  Bemerk,  zu  N.  357.  —  Phot  Tamme;  Bruekm. 


144         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

360  Der  Evangelist  Johannes.    Halbfigur  nach  links.    Der  bart- 
(585)  lose  Apostel  sitzt  über  ein  Buch  gebeugt.     Mit   der    Rechten 

ö  c     umfasst  er  seinen   Adler,  der  eine  Feder  in  den   Klauen  hält. 

Leinwand;  h.  0,87;  br.  0,69%.  —  17415  aus  Modena.  Gegenstück  zu  den 
drei  vorigen.     Yergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  357.  —  J'hot.  Tamme;  Bruckm. 

36 1  Kephalos  an  der  Leiche  der  Prokris.    Nach  der  griechischen 

(577)  Fabel  (Ovid's  Metamorphosen,  VII,  835  — 865)  hatte  Kephalos 
F  2     seine  im  Gebüsch    versteckte    Geliebte    Prokris,    die    ihm    aus 

Eifersucht  heimlich  auf  die  Jagd  gefolgt  war,  sie  für  ein  Wild 
haltend,  getötet.  Rechts  liegt  ihre  Leiche,  deren  Brust  vom 
Pfeil  durchbohrt  ist,  halb  aufrecht  an  einem  Felsen.  Links 
sitzt  Kephalos  verzweifelnd  auf  einem  Steine,  hält  seine  Hände 
übers  Knie  gefaltet  und  lässt  seine  Blicke  klagend  gen  Himmel 
schweifen,  wo  ein  kleiner  weinender  Amor  flattert. 

Leinwand;  h.  2,07;  br.  2,52.  —  1744  durch  Le  Leu  und  Rigaud  aus  Paris. 
Vormals  in  der  Sammlung  Carignan,  in  die  es  gleichzeitig  mit  N.  3G4  aus  dem 
Nachlasse  des  Kardinals  Mazarin  gelangt  war.  Gemalt  hatte  Guercino  es  (nach  Mitl- 
vasia  II,  p.  374)  1G44  im  Auftrage  des  Marchese  Cornelio  Bentivoglio  für  die  Königin 
von  Frankreich  (Anna  von  Oesterreichi.  Diese  schenkte  es  dem  Kardinal  Mazarin. 
Vergl.  die  Hemerkungen  zn  N.  364.  welches  nachträglich  als  Gegenstück  gemalt 
wurde.  —  Gestochen  von  L.   L'Empereur  Sfr  II.  22.  —  Phot.  Tamme. 

362  Semiramis.    Kniestück.    Semiramis  sitzt  in  blutrotem  Kleide, 
(579)  mit  der  Krone  im  aufgelösten  goldnen  Haare,  das  eine  neben 

F  2  ihr  stehende  Magd  kämmt,  links  an  ihrem  Tische  und  wendet  sich 
mit  erhobenen  Händen  nach  rechts,  wo  der  Bote,  der  den  Aus- 
bruch des  Aufruhrs  zu  Babylon  meldet,  in  der  offenen  Tür 
steht.     Mit  der  Linken  hält  sie  ihr  Haar. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  1,77.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Nach  Malvasia  (IT,  p.  374)  1645  für  den  Kardinal  Cornaro  gemalt:  »una  Semiramide 
quando  ebbe  la  nova  della  presa  di  P.abilonia«.  —  Phot.  Braun  XII,  10 ;  Phot.  Ges. ; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

363  Diana.     Kniestück    nach    rechts.      Rechts    unten    in    der 

(578)  Landschaft  ein  Bergschloss.     Die  Göttin  trägt  einen  orangenen 
F  2     Chiton,  eine  violette  Chlamys  und  auf  dem  Haupte  den  Halb- 
mond.    Die  Linke  stützt  sie  auf  ihren  Speer,   mit  der  Rechten 
führt  sie  ihr  weisses  Windspiel  an  der  Leine. 

Leinwand;  h.  1,28;  br.  1,04.  —  1738  durch  Rossi  aus  Venedig.  — Gemalt  nach 
Malvasia  (II,  p.  374)  1645  für  Lorenzo  Delfino  in  Venedig:  »AI  clarissimo  Lorenzo 
Delfin  Veneto una  Diana  colcaneälassa«.  —Phot.  Braun  1, 10;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

364  Venus  an  der  Leiche  des  Adonis.     Vorn  liegt  der  vom  Eber 
(576)  getötete  Jüngling  auf  dem  Rücken.    Sein  Kopf  ruht  links.    Von 

F  2 


A.    ßolognesische  Schule.     XVII.  Jahrhundert    145 

rechts  eilt  Venus  in  lebhafter  Bewegung  herbei,  um  sich  über 
ihn  zu  werfen.  Links  im  Mittelgründe  zerrt  Amor,  ihr  Sohn, 
den  Eber  am  Ohre  heran. 

Leinwand;  h.  2,06;  br.  2,52^.-1744  durch  Le  Leu  und  Rigaud  aus  Paris. 
Vormals  in  der  Sammlung'  Carignan  ;  noch  früher  beim  Kardinal  Mazarin ;  für  diesen 
hatte  Guercino  (nach  Malvasia  n,  p.  375)  das  Bild  1647  gemalt,  offenbar  als  Gegen- 
stück zu  unserem  schon  1644  gemalten  Bilde  Kephalos  und  Prokris  N.  361,  das  die 
Königin  von  Frankreich  dem  Kardinal  geschenkt  hatte.  —  Gestochen  in  Rom  von 
L.  Rouhier  (vergl.  Nagler,  Monogram  misten  IV,  S.  428) ;  in  Dresden  von  L.  L'Empereur 
&  II,  23.  —  Phot.  Braun  III,  8;  Tamme ;  Bruckm. 

Die  Geburt  des  Adonis.      Nach    der    altgriechischen    Sage    365 
(Ovid's  Metamorphosen  X,  502 — 514)  wurde  Adonis,  der  Sohn  (575) 
der     in     einen     Myrrhenbaum     verwandelten    Myrrha,     durch     F  1 
Lucina  (Diana  als  Geburtshelferin)  aus  der  Spalte  des  Baumes 
gehoben  und  von  den  Nymphen  des  Berges  gepflegt.  Rechts,  nach 
links  gewandt,  kniet  Diana  vor  dem  Baume,  dem  sie  das  Knäblein 
enthebt.     Links  halten  drei  Nymphen  Krüge  und  Schalen  bereit. 

Leinwand;  h.  2,10;  br.  2,50.  —  Inventar  1754,  I  88.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Der  Tod  des  Adonis.     Vorn  liegt  die  Leiche  des  Adonis,    366 
mit  dem  Kopfe  rechts,  ausgestreckt  auf  dem  Rücken.    Zu  ihren  (574) 
Füssen  zwei  Hunde.    Neben  ihr  ein  kleiner  Liebesgott,  der  mit     F  1 
klagender  Miene  auf  sie  hinabdeutet.     Venus  eilt  in  lebhafter 
Bewegung  von  links  herbei,  im  Begriffe   sich    über    ihren  auf 
der  Jagd  vom  Eber  getöteten  Liebling  zu  stürzen. 

Leinwand;  h.  2,11%;  br.  2,72.  —  Inventar  1754,  I  89.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Dorinda,  Silvio  und  Linco.     Szene    aus   Guarini's    »Pastor    367 
fldo«.      Rechts    sitzt    die    von  Silvio    verwundete    Dorinda  auf  (580) 
einem  Steine.     Der  alte  Linco  umfasst  sie  und  hebt    mit  der     F  4 
Rechten  ihr  Hemd  auf,  um   dem    Silvio   die   blutende  Wunde 
ihres  weissen  Leibes  zu  zeigen.     Silvio  kniet  mit  dem  Bogen 
in  der  Linken    links    vor    ihr    und  bittet  sie  um  Verzeihung. 

Leinwand;  h.  2,24;  br.  2,91.  —  1744  durch  den  Sekretär  Talon  als  »Ferume 
Messe  ä  la  Chasse«  und  als  »bon  original  de  Corregge«  (1)  in  Madrid  erworben.  Die 
Dresdner  Inventare  (Guarienti  N.  200)  bezeichneten  es  jedoch  mit  Recht  sofort  als 
Werk  Guercino's.  Beglaubigt  als  solches  ist  es  auch  durch  Malvasia  (II,  p.  375) ; 
gemalt  1647  für  den  Grafen  Alfonso  di  Novellara :  »Silvio  quando  feri  Dorinda  nel 
fianco,  con  Linco  pastore.«  —  Gest.  von  C.  F.  T.  Uhlemann  {$  III,  18.  —  Phot.  Tamme. 

Loth  mit  seinen  Töchtern.     Loth  sitzt,  nach  links  gewandt,    368 
auf  einem  Steine.     Eine  seiner  Töchter  steht  hinter  ihm  und  (581) 

10  S1 


14G  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

schenkt  ihm  ans  einem  Kruge  Wein  in  die  Schale,  die  er  ihr 
mit  der  Rechten  hinhält.  Die  andere  sitzt  links  neben  ihm 
und  hält  einen  frischen  Weinkrug  bereit.  Hinten  in  der  Mitte 
die  brennende  Stadt,  davor  Loth's  Gattin  als  Salzsäule. 

Leinwand;  h.  1,76;  br.  2,25.  —  1744  durch  Le  Leu  und  Rigaud  aus  der 
Sammlung  Polignac  cu  Paris.  Vorher  befand  es  sich  in  Kom.  Es  muss  von  den 
drei  Darstellungen  dieses  Gegenstandes,  die  im  Verzeichnis  der  Werke  Guercino's 
vorkommen,  die  dritte,  1051  gemalte,  sein,  die  nach  Malvasia  (II,  p.  369)  nach 
Rom  verkauft  wurde.  Charakteristisches  Bild  der  letzten  Malweise  des  Meisters.  — 
Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Tamnie ;  Bruckni. 

369  Die  Malerei  und  die  Zeichnung.    Da  es  auf  italienisch   »la 
(579)  pittura«,  aber  »il  disegno«  heisst,  so  ist  die  erstere  als  bunt- 

F  1  gekleitete  junge  Frau,  die  letztere  als  Mann  dargestellt.  Die 
Malerei  sitzt  rechts  an  ihrer  Staffelei,  den  Pinsel  in  der  Rechten, 
die  Palette  in  der  Linken,  und  malt  einen  schlummernden 
Amor.  Die  Zeichnung,  nach  der  sie  sich  umwendet,  hält  der 
bärtige  Mann,  der  links  am  grünen  Tisch  sitzt. 

Leinwand;  h.  2,31;  br.  1,81.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  Damals  trug 
das  Bild  den  Namen  Guercino's.  Erst  in  Dresden  taufte  man  es  auf  den  Namen 
seines  Schülers  Benedetto  Gennari's  d.  j.  (1688 — 1715).  Diesen  Namen  fährt  das 
Bild  schon  im  Inv.  1754,  I  20U,  und  noch  bei  H.;  im  Katalog  von  1812  jedoch 
vorübergehend  wieder  den  des  (iuercino.  —  Die  Gründe,  die  uns  veranlassen,  es 
diesem  Meister  zurückzugeben,  sind  —  ausser  jener  ältesten  Ueberlieferung  —  die 
folgenden :  1.  Die  Malweise  des  Bildes  entspricht  derjenigen  der  übrigen  späten 
Bilder  Guercino's,  keineswegs  aber  derjenigen  B.  Gennari's  d.  j.,  dessen  Stil,  wie 
auch  seine  Biographen  berichten,  sich  mehr  der  nordischen  Malweise  (er  hatte  lange 
in  Paris  und  London  gelebt)  näherte.  2.  Von  B.  Gennari  wird  zwar  erzählt,  dass 
er  später  in  Bologna  eine  Pittura«  gemalt  habe,  aber  die  Beschreibung  dieses  Bil- 
des (Zanotti  I,  p.  176)  stimmt  keineswegs  mit  dem  unseren  überein.  Dagegen  wird 
in  dem  Verzeichnis  der  Gemälde  Guercino's  (Malvasia  II,  p.  390)  unter  dem  Jahre 
1650  ausdrücklich  des  Bildes  »La  Pittura  e  il  Disegno  gedacht.  Ein  Bild  Guercino's 
im  Madrider  Museum,  das  zwei  ähnliche  Gestalten  in  Halbfiguren  als  Breitbild  dar- 
stellt, passt  weniger  auf  diese  Benennung,  als  das  unsere,  da  der  Mann  dort  nicht 
deutlich  als     Disegno     charakterisiert  ist.  —  Phot.  Tamme. 

Angeblich  Guercino 

370  Heilige  Familie.     Kniestück.     Maria  sitzt  links  vor  einem 
(586)  Vorhang.    Das  Christkind  auf  ihrem  Schoosse  wendet  sich  dem 

F.-M.  rechts  stehenden  Josef  zu. 

Leinwand;  h.  1,14%;  br.  1,51  %.  —  Zuerst  im  Kalalog  von  1812.  Die 
Eigenhändigkeit  nicht  unanfechtbar.  Vergl.  auch  Seidlitz  im  Repert.  XVI,  S.  374. 
—  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 


A.    Bolognesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     147 

Die  heil.  Veronika.    Halbfigur  vor  dunkler  Landschaft  nach     37  I 
links  gewandt  und  vorgebeugt,    die  Dornenkrone  des  Heilands  (587) 
in  der  Linken,  das  Schweisstuch  in  der  Rechten.  ß  15 

Leinwand;  h.  0.79;  br.  0,66%.  —  Im  Inventar  1754,  I  145,  als  Werk  des 
»Crenionese  da  Ferrara«.  Welcher  Künstler  sich  unter  diesem  Namen  verbirgt,  ist 
nicht  ersichtlich.  Seit  dem  Katalog  von  1812  irrtümlich  zu  den  Werken  Guercino's 
gestellt.    Vergl.  auch  Seidlitz  im  Repert.  XVI,  S.  374. 

Nach  Guercino 

Dido's  Tod.     Dido  hat  sich  vorn  auf  dem  Scheiterhaufen  372 

in  ihr  Schwert  gestürzt  und  nimmt  von  ihren  Freundinnen  Ab-  (589) 

schied.     Ein  Amor  fliegt  davon.     Im  Hintergrunde  das  Meer,  M.-G. 
auf  dem  das  Schiff  des  Aeneas  enteilt. 

Leinwand;  h.  0,94;  br.  1.30.  —  Inventar  1722,  A  89;  schon  hier  nicht  als- 
Original,  wie  H.  angibt,  sondern  als  Kopie.  —  Das  anerkannte  lebensgrosse  Origi- 
nal, das  Guercino  (nach  Malvasia  II.  368)  1631  gemalt  hatte,  befindet  sich  im 
Palazzo  Spada  zu  Rom.  —  1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

Angeblich  Schule  Guercino's 

Die  Steinigung  des  heil.  Stephanus.    In  der  Mitte  kniet  der    373 
junge  Märtyrer  im  roten  Rocke.    Sein  Blick  hängt  am  Himmel,  (590) 
wo  ihm  in  goldduftiger  Glorie  links  oben  die  heil.  Dreieinigkeit    46  c 
erscheint.     Vorn  ist  das  Volk    im  Begriffe,    ihn  zu  steinigen. 
Rechts  wird  noch  eine  Frau  zum  Richtplatz  geführt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  1,10%;  br.  0,87%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als 
»unbekannt.  Schule  des  Guercino«'.  Das  letztere  erschien  schon  H.  fraglich.  Jeden- 
faüs  bolognesischen  Unsprungs.     Mitte  des  XVTL  Jahrhunderts. 

Angeblich  Cagnacci 

Guido  Canlassi,  gen.  Cagnacci.  Geb.  zu  Castel-Sant-Arcangelo 
bei  Rimini  1601,  gest.  zu  Wien  1681.  Schüler  Guido  Reni's 
in  Bologna,    später    Hofmaler   Kaiser  Leopold's  I.  in  Venedig. 

Magdalena.    Halbfigur  auf  dunklem  Grunde,  fast  von  vorn  374 

gesehen.    Ihr  Oberkörper  ist  von  ihrem  aufgelösten  Haar  um-  (591) 

flössen,  die  Rechte  presst  sie  an  ihre  Brust,    mit  der  Linken  H  2 
stützt  sie  ihr  gen  Himmel  gewandtes  Haupt. 

Leinwand;  0,75;  br.  0,63l/2-  —  Zuerst  sicher  im  »Catalogne«  von  1765  als 
Canlassi.  Nach  H.  1725  durch  Leplat,  als:  Inv.  1722  ff.  A  1612.  Allein  einerseits 
stimmen  die  dortigen  Maassangaben  (h.  2  Ellen  20  ZoU,  br.  2  Ellen  5  Zoll)  nicht 
zu  unserem  Bilde,  andererseits  ist  aueh  seine  Malweise  keineswegs  überzeugend  diejenige 
des  Cagnacei.  Man  vergl.  z.  B.  dessen  bezeichnete  Bilder  »Kleopatra'<  und  »Hiero- 
nymns«   in   der  kaiserl.  Galerie    zu  Wien.     Bei  Ff.  45  als  echt.  —  Phot.  Bruckm. 

10* 


148         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Nach  Cagnacci 

375  Tarquinius  und  Lukrezia.     Rücklings    niedergeworfen,    fast 
1 72)     unbekleidet,   liegt  die  edle  Römerin  auf  ihrem  mit  roten  Vor- 

stäDdehaua  hängen  geschmückten  Lager.  Sie  sucht  sich  des  Tarquinius 
zu  erwehren,  der  sie,  über  sie  gebeugt,  mit  seiner  Linken  an 
der  Schulter  gefasst  hält  und  in  der  Rechten  den  Dolch  zückt. 
Links  in  der  Tür  eine  Dienerin. 

Leinwand;  h.  1,28%;  br.  1,91.  —  Inv.  1722,  A  103,  als  Kopie  nach  Guercino 
aus  Polen.  —  1908  aus  Ständehaus.  Von  H.  für  das  zwischen  1730  und  1735  durch 
Gotter  gesandte,  dem  Luca  Giordano  >  auf  Art  des  Pietro  Cortona-  zugeschriebene 
Bild  gehalten.  Allein  die  angegebenen  Maasse  stimmen  garnicht  mit  diesem,  nur 
mit  jenem  überein.  —  Bei  H.  galt  das  Bild  ausserdem  als  Original  des  Floren- 
tiners Feiice  Ficherelli,  gen.  Kiposo  (1G05 — 1660).  Allein  es  ist  sicher  eine  genaue 
Kopie  der  bekannten  >  Lukrezia«  von  Cagnacci  in  der  Accadeniia  di  San  Luca  zu  Rom. 
Der  Kanonikus  Luigi  Ciespi  in  Bologna,  der  auch  für  die  Dresdner  Galerie  Bilder 
besorgte,  berichtete  in  seiner  Fortsetzung  der  Felsina  Pittrice  (Roma  1769),  p.  163. 
dass  Franc.  Albani's  Schüler  Emilio  Taruffi  (1033 — 1702)  eine  Kopie  nach  Cagnacci's 
Lukrezia  gemalt  habe,  die  manche  in  manchen  Stücken  für  schöner  hielten,  als  das 
Original.     Es  ist  möglich,  dass  unser  Bild  dies'»  Kopie  von  Tarirfri  ist. 

Flaminio  Torre 

Geb.  zu  Bologna,  gest.  zu  Modena  1661.  Schüler  Oavedone's 
und  Guido  Reni's.  Während  der  letzten  Zeit  seines  Lebens 
Hofmaler  des  Herzogs  Alfonso  IV.  zu  Modena. 

376  Heilige  Familie.   Kniestück.   Maria  hält  das  schlummernde 
(559)    Ohristkind  auf  ihrem  Schoosse  und  hebt  einen  Zipfel  des  Linneu- 

pianon  i.  v.  tuches,  das  es  bedeckte,  empor,  um  es  dem  links  unten  stehenden 
kleinen  Jobannes  zu  zeigen.     Links  weiter  zurück  steht  Josef. 

Leinwand;  h.  1,0572!  br.  0,87'/»-  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Der  Meister  hatte  das  Bild  nach  Venturi  (p.  268)  für  den  Grafen  Toschi  in  Modena 
gemalt,  aus  dessen  Besitz  es  1681  in  denjenigen  der  herzogl.  Galerie  überging.  — 
1902  an  den  Kunstvereiu  zu  Tlauen  i.  V.  —  Phot.  Brockm. 

377  Das    Martyrium    der    heil.  Appollonia.       Die    Heilige    ist, 

(560)  nach  links  gewandt,  mit  den  Händen  auf  dem  Rücken  an  eine 
3  b     Säule  gebuuden.    Vor  ihr  steht  der  Henker  mit  der  Zange,  im 

Begriffe,  ihr  die  Zunge  auszureissen.  Vom  Himmel,  zu  dem  sie 
emporblickt,  bringt   ein  Engel  ihr  den  Kranz  und  die  Palme. 

Kupfer;  h.  0,44%;  br.  0,34.  —  Inventar  1751,  I  258.  —  Nach  H.  zum 
Modeneser  Ankauf  gehörig;  doch  wird  es  weder  in  dem  Modeneser  Inventar  von 
1743,  noch  in  unserer  Ankaufsliste  erwähnt.  —  Phot.  Bruckm. 

378  Kopie  nach  Tizian's  Zinsgroschen.     Genaue  Kopie  unseres 

(561)  Bildes  N.  169.     Doch  ist  die  Farbe   heller    und    matter,    ist 
C  3     der  Grund  grau,  nicht  schwarz. 


Ä.    Bologrjesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     149 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,75;  br.  0,5672-  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu 
Modena.  Die  Kopie  wurde  miterworben ,  damit  nicht  behauptet  werden  könne,  das 
Original  sei  in  Modena  geblieben.  Malvasia  (TT,  p.  449)  erwähnt  die  Kopie  und 
fügt  hinzu,  dass  sie  für     piü  bello  e  grazioso ••<  gelte,  als  das  Original  (!). 

Lucchese 

Pietro  Ricchi,  gen,  Lucchese.  Geb.  zu  Lucca  1606,  gest.  zu 
Udine  1675.  Ging  aus  der  florentinischen  Schule  in  die 
Guido  Reni's  über,  Hess  sich  jedoch  durch  die  Venezianer  be- 
einflussen, in  deren  Gebiet  er  vielfach  tätig  war. 

Die  Verlobung    der    heil.  Katharina.     Rechts    sitzt  Maria,    379 
nach  links  gewandt.    Der  Jesusknabe  auf  ihrem  Schoosse  steckt  (592 ) 
der  vor  ihm  knieenden  heil.  Katharina  den  Ring  an  den  Finger.     R  1 
Links  hinter  dieser,  vor  der  mit  Palmen  geschmückten  Hoch- 
gebirgslandschaft,   steht    ein    langbekleideter  Engel    und  geigt. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  1,96%.  —  1738  durch  Rossi ;  unter  der  unmöglichen 
Bezeichnung  »Ann.  Carrache  de  Paolo  Veronese«  (womit  allerdings  die  beiden 
Schuleinflüsse,  die  im  Bilde  bemerkbar  sind,  bezeichnet  sind).  Seit  dem  Inventar 
Guarienti  N.  3  einem  »Lucchese«  zugeschrieben,  aber  nicht  dem  unseren,  sondern 
dem  Fillippo  Gherardi  Luechese  (1644—1704),  der  aus  der  Schule  Pietro  da  Cortona's 
zu  den  Venezianern  überging.  Schon  im  »Catalogue«  von  1765  aber  tritt  unser 
älterer  »Lucchese«  an  die  Stelle  des  jüngeren.  —  Phot.  Bruckrn. 

Pier  Francesco  Mola 

Lebensdaten  nach  Passeri:  Geb.  1612  zu  Mailand,  gest.  1668 
als  Vorsteher  der  Accademia  di  San  Luca  in  Rom;  —  nach 
Pascoli:  Geb.  1621  zu  Coldre  bei  Como,  gest.  1666  zu  Rom. 
Vergl.  Woltm.  u.  Woerm.  III,  S.  167,  Anm.  1.  Schüler  Franc, 
Albani's.     Tätig  in  Bologna  und  in  Rom. 

Hero  und  Leander.     Links    der   Turm    am    europäischen,    380 
rechts  die  Felsenküste  am  asiatischen  Ufer,    in  der  Mitte  das  (595) 
brandende  Meer  der  Dardanellen.    Vorn  an  einem  Klippenvor-    R  16 
sprung    legen  Fischer    den  dem  Wasser  entzogenen  Leichnam 
des  kühnen  Schwimmers  nieder.     Links  eilt  Hero  herbei,    um 
sich   über    den  Geliebten    zu  werfen.     In    der  Luft    schweben 
drei  Amoretten  mit  einem  langen  Trauerflor. 

Leinwand;  h.  1,11;  br.  1,60.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Eine 
gleichwertige  Wiederholung  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien.  —  Phot.  Bruckm. 

Angeblich  Pier  Francesco-Moia 

Dido's  Tod.    Links  stürzt  Dido,  die  Schwertwunde  in  der    38 1 
Brust,  rücklings    zu  Boden.     Eine    alte  Amme    fängt   sie    in  (594) 

3  a 


150         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

ihren  Armen  auf.  Hinter  ihr  steht  der  treue  Krieger,  der  ihr 
das  Schwert  gehalten.  Zu  ihren  Füssen  ein  wehklagendes 
Mädchen.  Freunde  und  Freundinnen  im  Mittelgrunde.  Rechts 
das  Meer,  auf  dem  das  Schiff  des  Aeneas  davonsegelt. 

Eichenholz;  h.  0,47^;  ur-  0,66.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  — Damals 
als  »Lucrezia's  Tod«  von  Mola  erklärt.  —  Mit  Mola  hat  das  Bild  jedoch  nichts  zu 
tun.  Wir  denken  mit  Frizzoni  eher  an  den  Mailänder  C.  F.  Nuvoloni  gen.  Panfilo 
mm  1608—1651).  —  Phot.  Bruckm. 

Simone  Cantarini 

Simone  Cantarini,  gen.  il  Pesarese.  Geb.  zu  Oropezza  bei 
Pesaro  1612,  gest.  zu  Verona  den  15.  Okt.  1648.  Ursprünglich 
unter  veronesisch-venezianischen  Einflüssen  entwickelt,  dann 
ganz  von  Guido  Reni  beeinflusst,  dessen  Schule  er  noch  in 
reiferem  Alter  besuchte.  Tätig  in  Bologna,  Rom,  Mantua, 
zuletzt  in  Verona. 

382  Josef  und  das  Weib  Potiphar's.     Kniestück.      Die  in  blau 
(593)  gekleidete  ägyptische  Verführerin   sitzt,    nach    rechts  gewandt, 

F  3     unter  grauem  Vorhang  auf  rotem  Tuch  und  fasst   mit  beiden 
Händen  den  gelben  Mantel  Josefs,    der  nach   rechts  entflieht. 

Leinwand;  h.  1,38;  br.  1,79.  —  Inv.  1754,  I  81.  Aus  der  Sammlung  des 
Alkite  Branchetta  in  Bologna.  —  Gemalt  für  den  dortigen  Senator  Melara.  —  Gest. 
von  Josef  Canierata  9£  II,  26.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

II  Milanese 

Pietro  Franc.  Cittadini,  gen.  il  Milanese.  Geb.  zu  Mailand  1616, 
gest.  zu  Bologna  den  19.  November  1681.  Schüler  Guido  Reni's. 
Besonders  Landschafts-,  Frucht-  und  Stillebenmaler. 

383  Landschaft  mit  Hagar  und  dem  Engel.      Vorn  hohe  Bäume, 

(202)  hinten  graue  Berge,  ein  gelbes  Abendlicht  links  am  Himmel. 
R  15    Vorn   sitzt  Hagar  auf  einem  Steine   und  blickt  sich  nach  dem 

Engel  um,  der  links  neben  ihr  steht  und  ihr  die  Quelle  zeigt. 
Der  kleine  Ismael  schläft  rechts  im  Rasen. 

Leinwand;  h.  0,9:J, ;  br.   1,24}^.    —    1725  durch  Beplat  als  »Mola«;    doch  im 
Catalogue     von  1765  bereits  als  P.  Fr.  Cittadini,  — Gegenstück  zum  folgenden.  — 
Phot.    Urne  l<iu. 

384  Landschaft  mit  Loth   und   seinen   Töchtern.     Links  vorn  ein 

(203)  hoher  Baum,    unter    dem    die  beiden  Töchter    ruhen,  während 
R  17   der  Fngel  mit  Loth  neben  ihnen  steht.    Hinten  brennt  Sodom 

und  steht  Loth's  Gattin  als  Salzsäule  am  See. 


A.   BolognesischeSchnle.    XVII'.  u.  XVIII.  Jahr h.    151 

Leinwand;  h.  0,92;  br.  1,26.  —  1725  durch  Leplat  als  »Lucchese  « ;  doch  im 
»Catalogue«  von  1765  bereits  als  P.  Fr.  Cittadini.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Stilleben.     Rechts    eine    Felsengrotte.     Links    Blick    auf   385 
graugrüne  Berge  unter  blauem  Himmel.    Vorn  in  der  Mitte  ein  (204) 
ausgeweideter  Hase;  links  und  rechts  totes  wildes  Geflügel.        51  b 

Leinwand;  h.  0,80%;  br.  1,30.  —  1741  durch  Rossi.  —  Inv.  1754,  I  429, 
als  »autoro  incerto«.  Wenn  es  von  einem  Cittadini  herrührt,  so  könnte  es  eher  einer 
der  jüngeren  Meister  dieses  Namens  sein,  als  Pier  Francesco.  Vgl.  Crespi,  Vite,  p.  128. 

Antonio  Triva 

Geb.  zu  Reggio  1626;  gest.  zu  München  als  bayr.  Hofmaler 
1699.  Schüler  Guercino's  zu  Bologna,  dann  unter  venezianischem 
Einfluss.     Tätig  in  Bologna,  Venedig  und  München. 

Venus  im  Bade.     Links  unter  hohem  Baume  sitzt  Venus    386 
am  Weiher,  dessen  Flut  ihre  Füsse    umspielt.      Rechts  neben  (208) 
ihr  steht  Amor  im  Wasser  und  fasst  ihr  linkes  Bein.    Rechts     C  1 
im  Mittelgrunde  hält  ein  Satyr  ein  rotes  Tuch  empor. 

Leinwand;  h.  1,91;  br.  1,65V2-  —  Lnv-  1722,  A  300,  als »Copie  in  der  Manier 
van  Dyek's  aus  Polen«.  —  Doch  bereits  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  243  als  Triva. 
—  Phot.  Bruckm. 

Graf  Carlo  Cignani 

Geb.  zu  Bologna  den  15.  Mai  1628,  gest.  zu  Forli  den  6.  Sept. 
1719.  Schüler  Fr.  Albani's.  Erster  »Principe«  der  1709  ge- 
gründeten »Accademia  Clementina«  zu  Bologna.  Er  arbeitete 
in  Rom,  Bologna,  Parma,   1686 — 1700  aber  in  Forli. 

Josef  und  Potiphar's  Weib.     Kniestück  auf  grauem  Wand-    387 
gründe.     Links  sitzt  die  ägyptische  Königin  auf  ihrem  Lager.  (596) 
Ihr  Oberkörper  ist  entblösst,  über  ihren  Knieen  liegt  ein  gold-     4  a 
geblümtes  Gewand.     Mit  beiden  Armen  umfasst  sie  den  Jüng- 
ling, der  sich  ihr  zu  entwinden  sucht. 

Leinwand;  achteckig;  h.  0,99;  br.  0,99.  —  1749  durch  Guarienti  aus  der 
Casa  Contarini  in  Venedig.  —  Dass  der  Meister  es  für  den  Procuratore  Contarini  von 
San  Marco  gemalt  hatte,  berichtet  sein  Biograph  in  der  »Vita  dei  gran  pittore  Cav. 
Co.  Carlo  Cignani«  p.  20.  —  Gestochen  in  Venedig  von  P.  Monaco,  in  Dresden  von 
L.  Zucchi  und  von  P.  Tanje  {gl,  46.  —  Phot.  Braun  LTI,  9;  Phot.  Ges.;  Tamme; 
Hanfst.;  Bruckm. 

Elisabetta  Sirani 

Geb.  den  8.  Januar  1638  zu  Bologna,  gest.  daselbst  1665. 
Schülerin  ihres  Vaters  Giov.  Andrea  Sirani,  eines  Schülers 
Guido  Reni's.     Tätig  in  Bologna, 


152  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

388  Allegorische  weibliche  Halbfigur.      Sie  trägt  ein  Löwenfell 
(549)  ums  Haupt,  eine  Keule  in  der  rechten,  einen  Eselskinnbacken 

44  b    in  der  linken  Hand  und  blickt,  fast    von   vorn  gesehen,  nach 
links  zu  Boden.     Es  ist     die  Starke-    oder     >die  Tapferkeit«. 

Leinwand;  h  0,80;  br.  0,65.  —  Inv.  1722  ff.,  B  1102,  als  unhekannt  . 
Bei  H  mit  Recht  als  Schule  Reni's,  frageweise  schon  als  Werk  der  Elisal>etta  Sirani. 
Bin  erneutes  Studium  der  Bilder  dieser  Künstlerin  in  Italien  lässt  uns  dieser  Ansicht 
zustimmen;  ja,  es  scheint,  dass  sich  Elisabetta's  Urheberschaft  urkundlich  beglaubigen 
lässt.  Sie  selbst  hat  eine  Liste  aller  ihrer  Werke  hinterlassen  i  abgedruckt  bei  Mal- 
vasia  II,  p.  467—476) ;  in  dieser  finden  sich  znm  Jahre  1657  dio  weiblichen  Halb- 
fignren  der  Fama«,  der  »Virtü  nsw  Unser  Bild  ist  wobl  die  Virtu  —  Phot. 
Tamme. 

Marcantonio  Franceschini 

Geb.  zu  Bologna  den  5.  April  1648;  gest.  den  14. Dezember  1729. 
Schüler  des  Grafen  Carlo  Cignani.   Tätig  hauptsächlich  in  Bologna. 

389  Die  büssende  Magdalena.     Die  Heilige  sitzt  nach  rechts  ge- 

(598)  wandt  zwischen  ihren  drei  Frauen.  Ihr  Oberkörper  ist  entblösst; 
F  1  ihr  Unterkörper  ist  von  weissem,  goldgeblümtem  Gewände  be- 
deckt. In  ihrer  Linken  hält  sie  die  Geissei,  unter  deren  Schlägen 
sie  zusammengebrochen  ist.  Rechts,  ausserhalb  des  Bildes,  ist 
ein  Altar  zu  denken.  An  ihm  haften  ihre  Blicke,  auf  ihn 
weisen  zwei  ihrer  Dienerinnen  sie  hin,  während  die  dritte  den 
schweren  Vorhang  zurückschlägt.  Rechts  vorn  hebt  ein  Neger- 
knabe das  Perlenhalsband  Magdalena's  auf. 

Leinwand;  h.  2,42%;  br.  1,73.  — 1755  durch  C.  C.  Giovannini  vom  Marchese 
Bovi  zu  Bologna.  —  Gest.  von  E.  BücbelflUII,  48.  —  Phot.  Braun  V,  10;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

390  Die  Geburt  des  Adonis.     Ovid's  Metam.  X,  v.  502 — 514. 

(599)  Links  steht  Myrrha,  bereits  in  einen  Baum  verwandelt.    Diana 
R  14   Lucina  sitzt  vor  dem  Baume  und  überreicht  das  aus  diesem  geborene 

Kind  einer  knieenden  Nymphe.  Anderere  Nymphen  schauen  ver- 
wandert drein.  Links  im  Mittelgrunde  lauschen  einige  Satyrn. 
Vorn  breitet  ein  Amor  ein  Tuch  aus,  streut  ein  zweiter  Blumen. 
Heitere  Landschaft  mit  einem  See. 

Kupfer;  h.  0,48^2  i  br.  0,69.  —  1712  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris.  —  Damals  dem  Carlo  Cignani  zugeschrieben;  richtig  später  als 
Werk  Francesohini's  erkannt.     So  auch  bei  H.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Giovanni  Giuseppe  dal  Sole 

Geb.  zu  Bologna  den  10.  Dezember  1654;  gest.  daselbst  den 
22.  Juli   1719.     Sohn  und  Schüler  des  Ant.  Maria  dal  Sole, 


A.   Bolognesische  Schule.    XVII.  u.  XVIII.  Jahrh.    153 

der  ein  Schüler  Albani's  war.  Mitglied  der  Accademia  Cle- 
mentina zu  Bologna. 

Herkules  und  Omphale.     Links  steht  Omphale  an  der  Säule,    39 1 
nur  mit  dem  Löwenfell  des  Herkules   bekleidet,    dessen  Keule  (600) 
sie  in  der  Rechten  hält.     Rechts  sitzt  Herkules,  ihren  Spinn-     -4  a 
rocken  in  der  Hand.     Ein  kleiner  Liebesgott  schwebt  über  ihm 
und  schlägt  einen  roten  Vorhang  zurück. 

Leinwand;  h.  0,87;  br.  0,667a-  —  Nach  ti.  1741  durch  Rossi  als  »Ann.  Car- 
racei«  aus  Venedig.  Doch  fanden  wir  ein  solches  Bild  zuerst  im  luv.  1754,  I  9, 
als  »Giov.  Gius.  dal  Sole«.  —  Eine  Darstellung  »Herkules  und  Jole*  de9  Meisters 
beglaubigt:  Zanotti,  Storia,  I,  p.  302.  —  Pbot.  Bruckm. 

Giuseppe  Maria  Crespi 

Gius.  Maria  Crespi,  gen.  Lo  Spagnuolo.  Geb.  zu  Bologna  den 
16.  März  1665,  gest.  daselbst  den  16.  Juli  1747.  Schüler 
des  Canuti.  Später  selbständig  im  naturalistischen  und  breit- 
dekorativen Sinne  weiterentwickelt.     Tätig  zumeist  in  Bologna. 

Das  Sakrament  der  Ehe.     Die  Gatten  knieen  rechts,  nach    392 
links  gewandt,  am  Betpult.     Der  Mann  steckt  der  Frau  gerade  (601) 
seinen  Ring  an  den  Finger.     Der  Priester  steht  vor  ihnen  und   64  c 
erhebt  segnend  und  mahnend  die  Rechte.      Hinter   ihm    zwei 
Chorknaben,  hinter  den  Gatten  zwei  Zeugen. 

Leinwand;  h.  1,27;  br.  0,93x/2-  —  Dieses  Bild  und  die  folgenden  sechs,  die 
eine  Folge  »Die  sieben  Sakramente«  bilden,  wurden  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts durch  König  August  III.  aus  dem  Nachlasse  des  Kardinals  Ottoboni  in  Rom 
erworben,  für  den  der  Meister  sie  (nach  Zanotti  II,  p.  53 — 54)  um  1712  gemalt 
hatte.  Ein  zweites  Exemplar,  das  er  für  den  Kardinal  Albani  gemalt  (Felsina  pittrice 
Roma  1769  p.  344),  befindet  sich  nach  gütiger  Mitteilung  C.  Jäbnig's  aus  Prag  in 
der  päpstlichen  Villa  zu  Castelgandolfo.  —  Radiert  von  Joh.  Ant.  Riedel  1754;  ge- 
stochen von  L.  Zucchi.  —  Fhot.  Bruckm. 

Die  Priesterweihe.     Der  Bischof  sitzt  rechts,    nach    links  393 

gewandt.     Mit  der  Linken  hält  er  den  Kelch,  mit  der  Rechten  (602) 

die  Hostie.     Der  junge  Priester,    der  die   Zeigefinger    auf  die  64  c 
Hostie  legt,  kniet  vor  ihm.     Fünf  Geistliche  sind  Zeugen. 

Leinwand ;  h.  1,27;  br.  0,95.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde, 
N.  392.  Radiert  von  Job.  Ant.  Riedel  1754,  gestochen  von  L.  Zucchi.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  letzte  Oelung.     Der  sterbende  Bruder  liegt  ausgestreckt    394 
auf  dem  Rücken.     Neben    ihm    beten    zwei    Mönche.     Rechts  (603) 
vorn  kniet  ein  dritter  mit  dem  Weihrauchfass  und  der  Kerze.    ^4  b 
Am  Fussende  des  Bettes  steht  der  Priester,  der  die  letzte  Oelung 
vollzieht.     Hinter  ihm  wendet  ein  vierter  sein  Antlitz  ab. 


154  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,27;  br.  0,043-0.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  *»  N.  S'J2.  — 
Radiert  von  Job.  Ant.  Riedel  1754;  gestochen  von  L.  Zucchi.  —  Phot.  Bruckm. 

395  Die  Firmelung.     Links  kniet  der  junge  Christ  mit  gefalteten 

1 604 1  Händen    vor   dem  Bischof,   der   ihm   die  rechte  Hand  segnend 
64  b    aufs    Haupt    legi.     Hinter    dem    Knaben    seine    Angehörigen. 
Hinter  und  neben  dem  Bischof  seine  Gehilfen. 

Leinwand;  h.  1,25%;  br.  0,93.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  BT.  392.  — 
Radiert  von  Torelli  und  1754  ron  Job.  Ant.  Riedel;  gestochen  von  L.  Zucchi.  — 
Phot.  Bruckm. 

396  Die  Beichte.     Der  Priester    sitzt,    fast  von  vorn  gesehen, 

(605)  im  Beichtstuhl,  zu  dessen  beiden  Seiten  die  Sünder  knieen.     Er 
64  c    wendet   sich    mit   erhobener  Rechten    zu    dem  links  knieenden 

Beichtkinde,  dessen  Gesicht  vom  Gestühl  verdeckt  ist,  während 
rechts  ein  Mönch  seines  Zuspruchs  wartet. 

Leinwand;  h.  1,27,  br.  0,9472-  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  392.  — 
Dieses  Bild  hatte  der  Meister  (nach  Zanotti,  a.  a.  0.  p.  53)  zuerst  gemalt  und  dem 
Kardinal  geschenkt,  welcher  darauf  die  übrigen  sechs  Bilder  nachbestellte.  —  Radiert 
ron  Job.  Ant.  Riedel  1754;  gestochen  von  L.  Zuchi.  —  Phot.  Bruckm. 

397  Das  Abendmahl.     Rechts  knieen  ein  Mann   und  eine  Frau, 

(606)  hinter  denen  andere  harren.     Links  steht  der  Priester,   erhebt 
64  a    den  Kelch    in    der  Linken    und    steckt    dem  Manne    mit    der 

Rechten  die  Hostie  in  den  Mund.     Hinter  ihm  zwei  Gehilfen. 

Leinwand;  h.  1,27%;  br.  0,91%.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  392.  — 
Radiert  von  Joh.  Ant.  Riedel  1754;  gestochen  von  L.  Zucchi.  —  Phot.   Bruckm. 

398  Die  Taufe.    Links  hinter  dem  Taufsteiu  steht  der  Priester 

(607)  und   giesst  aus  einem  Löffel  das  Wasser  über  das  Haupt  des 
64  a    Täuflings,  den  seine  Angehörigen  übers  Becken  halten.     Chor- 
knaben   leuchten    mit    Kerzen.     Datiert    links    am    Taufstein: 
MDCCXII. 

Leinwand;  h.  1,27;  br.  0,95.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  392.  —  Radiert 
von  Joh.  Ant.  Riedel;  gestochen  von  L.  Zucchi.  —  Phot.   Bruckm. 

399  Der  heil.  Josef.    Halbfigur  nach  rechts.    Der  graubärtige, 

(608)  kahlköpfige    Heilige    hält    einen   Lilienstengel    in    der  Rechten 
64  b    und    blickt   andächtig   ins  Buch,    das    er   in  der  Linkeu  hält. 

Leinwand;  hochoval;  h.  0,87;  br.  0,70%.  —  1749  von  des  Meisters  Sohn, 
dem  Canonico  Luigi  Crespi,  in  Bologna  erworben.  —  Phot.  Bruckm. 

400  Die  Anbetung  der  Hirten.    Rechts  mächtiges  Ruinengemäuer, 

(609)  links   freier  Himmel,    unter   dem   drei  Englein  mit  der  frohen 
59  a    Botschaft  schweben.     In  der  Mitte  kniet  Maria  am  Korbe,  in 

dem  das  leuchtende  Christkind  liegt.     Rechts  hinter  ihr  steht 
Josef.     Links  und  rechts  anbetendes  Hirtenvolk. 


A.  Bolo'gnesisohe  Schule.    XVII.  u.  XVIII.  Jahrh.    155 

Kupfer;  h.  0,54;  br.  0,647a.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  406;  aus  der 
Casa  Bellucei  in  Bologna.  —  Phot.  Bruckm. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.     Kniestück.     Maria  hat  40  I 

das  Kind  links  vor  sich  mit  einem  Kissen  auf  den  Tisch  ge-  (610) 

setzt    und    entfaltet   mit   beiden  Händen  das  Spruchband,    das  66  a 
der  rechts  unten  stehende  kleine  Johannes  hält. 

Leinwand;  h.  0,23%;  br.  0,20.  —  Inventar  1754,  I  250.  —  Phot.  Bruckm. 

Ecce  Homo.     Halbfigur  von  vorn.     Des  Heilands  Hände    402 
sind  gebunden.    In  der  Rechten  hält  er  das  zerbrochene  Rohr,   (611) 
auf  dem  schmerzlich  gen  Himmel  gewandten  Haupte  trägt  er    59  a 
die    Dornenkrone,    um    die    Schulter    den    Purpurmantel.     Zu 
seinen  beiden  Seiten  je  ein  behelmter  Spötter. 

Leinwand;  h.  0,85 %;  br.  0,67.  —  Wohl,  wie  N.  399,  1749  von  des  Meisters 
Sohn,  dem  Canonico  Luigi  Crespi  in  Bologna.  —  Radiert  von  Ant.  Riedel  1767.  — 
Phot.  Braun  XIV,  5. 

Bildnis  des  kais.  Generals  Pallfy.     Rechts  ein  rot  verhängter    403 
Tisch,    links   ein  roter  Vorhang.     Der  Feldherr  schreitet  nach  (612) 
lechts  aus,  stützt  sich  mit  seiner  Rechten  auf  den  Feldherrn-     x  ° 
stab,    mit    der  Linken    auf  den  Tisch.     Links  hinter  ihm  ein 
asiatischer,  rechts  ein  afrikanischer  Diener. 

Leinwand;  h.  2,32%;  br.  1,3372.  —  Zuerst  im  »Abrege«  von  1782.  — 
Phot.  Bruckm. 

Oomenico  Maria  Viani 

Geb.  zu  Bologna  den  11.  November  1668,  gest.  zu  Pistoja 
den  1.  Oktober  1711.     Schüler  seines  Vaters  Giovanni  Viani. 

Venus  mit  zwei  Amoretten.    Die  Göttin,  die  Blumen  im  Haar    404 
und  Perlen  im  Ohr  trägt,  liegt  mit  dem  Rücken  nach  oben  auf  (613) 
schwellendem  weiss-blauen  Lager.    Ihr  blaues  Gewand  bedeckt     4  b 
nur  ihre  Beine.     Vorn  neben  ihr  sitzt  ein  kleiner  Liebesgott, 
der  nach  seinem  Köcher  greift.    Ein  zweiter  flattert  oben  und 
hebt  den  schweren  roten  Vorhang  in  die  Höhe. 

Kupfer;  h.  0,28%;  br.  0,36%.  —  Zuerst  im  »Catalogue .:  von  1765.  —  Ge- 
stochen von  C.  G.  Schulze  iß  III,  6.  —  Phot.  Braun  XV,  3;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Jl  Mirandolese 

Pietro  Paltronieri,  gen.  il  Mirandolese.  Geb.  zu  Mirandolal673, 
gest.  zu  Bologna  den  3.  Juli  1741.  Schüler  des  M.  Chiarini. 
Tätig  zumeist  in  Rom  und  Venedig. 

Architekturstück.     Links  ein  gotisches  Rathaus;  darunter    405 
Verkaufsläden;  rechts  eine  gewaltige  Bogenruine  mit  korinthi-  (213) 

Ständehaas 


156  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

sehen  Säulen;  darunter  eine  Schmiede.  Vorn  auf  der  Treppen- 
stufe ein  alter  Bettler  und  eine  Bettlerin.  Etwas  zurück  ein 
Priester,  der  einen  Maueranschlag  liest. 

Leinwand;  h.  0,93V,  ;  br    0,77J£.  —  1741  durch  Rossi  aus  Venedig. 

406  Architekturstück.    In  den  Ruinen  eines  mächtigen  Palastes 

(214)  rechts   vorn   toskanisch- dorische,   links  im  Mittelgrunde  korin- 

standehaus  tische  Säulen.    Vor  den  letzteren  eine  weibliche  Statue  auf  hoher 

Basis.    Vorn  links  zwei  ruhende  Krieger  mit  einer  blauen  Fahne. 

Leinwand;  h.  0,92%;  br.  0,78%.  —  Gegenstück  zum  vorigen   —  1741  durch 
Rossi  aus  Venedig. 

Unbestimmter  Bolognese 

Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts 

407  Christus  am  Kreuze.    Skizze.   Der  Heiland  hängt  am  Kreuze. 
(614)    dessen    Stamm    Magdalena    umklammert;    seine    Mutter    sinkt 

Ratende   recn^s  m  die  Arme  des  Johannes  und  der  dritten  Maria. 

Leinwand;  h.  0,61;  br.  0,31%.  —  1875  als  »van  Dyek«  aus  der  Sammlung 
Minutoli  zu  Liegnitz.  —  1904  an  die  Knnigl.  Kunstakademie 

B.     Die   römische   Schule 

(Naturalisten  und  Eklektiker) 

Michelangelo  da  Caravaggio 

Michelangelo  Merisi  (Amerigi,  Amerighi),  gen.  Caravaggio.  Geb. 
1569  zu  Caravaggio,  gest.  1609  zu  Porto  d'Ercole.  Hatte  in 
Venedig  nach  Giorgione,  in  Eom  bei  Arpino  studiert.  Tätig 
vor  1592  in  Mailand,  dann  als  Haupt  der  naturalistischen 
Richtung  des  XVII.  Jahrhunderts  in  Rom.  Neapel  und  Sizilien. 

408  Der    Falschspieler.     Kniestück.     Zu    beiden    Seiten    eines 
(193)  Spieltisches,    auf  dem  Karten    und  Münzen  liegen,    sitzen  die 

F  1  beiden  jungen  Spieler.  Der  zur  Rechten  ist  in  die  Karten  ver- 
tieft, die  er  in  der  Hand  hält.  Hinter  ihm  steht,  in  einen 
Mantel  gehüllt,  ein  Helfershelfer  seines  Gegners,  der  diesem, 
indem    er   zwei  Finger  seiner  Rechten  erhebt,    Zeichen  macht. 

Leinwand;  h.  0,94%;  br.  1,37%.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  — 
Berühmtes  Bild  des  Meisters.  Eigenhändige  Wiederholung  aus  seiner  späteren 
dunkelschattigen  Zeit  nach  dem  früheren  Bilde  im  Palazzo  Sciarra  zu  Rom.  — 
Gestochen  von  P.  Tanje  i&  II,  28 ;  radiert  von  J.  C.  Loedel.  —  Phot.  Brann  XII,  7; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 


B.    Römische  Schule.     XVIL  Jahrhundert         157 

Der  heil.  Sebastian.    Kniestück  auf  nachgedunkeltem  Land-    409 
schaftsgrunde.    Der  Heilige,  dessen  Hände  hinter  seinem  Rücken   (192) 
gebunden    sind,    sitzt   auf  einem  Steine.     Ein  Pfeil   steckt  in     Fl 
seiner  rechten  Brust,  ein  zweiter  in  seiner  linken  Seite.     Sein 
schmerzerfülltes  Antlitz  ist  nach  rechts  empor  gerichtet. 

Leinwand;  h.  1,26%;  br.  0,93%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Nach  H.  damals  »als  Spagnoletto,  was  vielleicht  richtiger«.  Doch  scholl  im  Mode- 
neser  Inventar  von  1743  (Venturi  p.  355)  als  Caravaggio,  ebenso  in  allen  alten 
Dresdner  Inventaren  und  Katalogen,  und  in  der  Tat  ist  die  Modellierung  keineswegs 
diejenige  Spagnoletto's.  Unzweifelhaft  auch  in  F.  W.  Unger's  und  Jul.  Meyer's  Ver- 
zeichnis der  Werke  Caravaggio's,  im  Allgeni.  Künstler-Lexikon,  Bd.  I  S.  622  N.  80 
Desgl.  bei  Ff.  55.  —  Phot.  Brann  VIII,  8;  Bruekm. 

Schüler  und  Nachahmer  Caravaggio's 

Lesendes  Mädchen.  Brustbild.  Das  Mädchen  sitzt  an  einem  4  1 0 
Tische,  stützt  den  mit  einem  turbanartigen  Tuche  bedeckten  (196) 
Kopf  in  die  Rechte  und  hält  in  der  Linken  ein  Buch.  B  3 

Leinwand;  h.  0,75;  br.  0,61%.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag. — Erst  1856 
wieder  aus  dem  »Vorrat«.    Ist  nicht  gut  genug  für  Caravaggio  selbst.  —  Phot.  Brackni. 

Eine  Wachtstube.  Neun  grosse  Gestalten,  bis  auf  die  Füsse  4  I  I 
sichtbar.     Links  wird  Karten  gespielt,  rechts  gewürfelt.  (194) 

Leinwand ;  h.  1,69 ;  br.  2,38%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  337  als  Original.       F   1 
Doch  erscheint  die  Technik  und  ModeUierung  nicht  klar  und  fest  genug  für  Caravaggio 
selbst.     Mit  Recht  als  Original  bezweifelt  von  Unger  und  Meyer  im  AUg.  Künstler- 
Lexikon  I,  S.  622,  N.  83,  und  von  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  197.  —  VieUeicht  von 
Bart.  Manfredi  (1580—1617),  dem  Schüler  Caravaggio's.  —  Phot.  Ges.;  Bruekm. 

Die  Wahrsagerin.    Kniestück.    Links  steht  der  junge  Mann,    412 
dem    die  Zigeunerin    weissagt.     Ein    anderer   und  eine  andere  (195) 
schauen  zu.     Rechts  sitzen  zwei  junge  Leute  beim  Brettspiele.   Wenlen 

Leinwand;  h.  1,37%;  br.  2,01.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag  als 
Original.  Später  bis  1861  im  Vorrat.  Vergl.  jedoch  die  Bemerkungen  zum  vorigen 
Bilde.  —  1902  ans  Rathaus  zu  Wehlen.  —  Phot.  Bruekm. 

Petrus,  den  Heiland  verleugnend.     Kniestück.     Der  Apostel    413 
steht   in    der   Mitte    am    Kohlenfeuer    und    erhebt,    seine  Ver-  (197) 
leugnung  bekräftigend,   die  Linke.     Links  eine  Magd  und  ein ständehaus 
Wächter.     Rechts  vorn  ein  schlafender  junger  Mann.     Hinter 
ihm  ein  älterer,  der  dem  Apostel  mit  dem  Finger  droht. 

Leinwand ;  h.  1,267»  >  br-  li?*1/»«  —  1746  als  Original  aus  der  herzogl.  Galerie 
zu  Modena.  Jedoch  schon  in  Modena  selbst  ohne  Autornamen  (Venturi,  p.  358)  und 
auch  bei  H.  nur  frageweise  als  Caravaggio.  Nach  Unger  und  Meyer  (AUg.  Künstler- 
Lexikon  I,  N.  622,  N.  79)  »sieher  nicht  von  Caravaggio  selbst«.  VieUeicht  wie  die 
vorigen,  von  Manfredi'.  —  Pfiot.  Bruekm. 


158  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

414  Am  Spieltische.  Kniestück.  Links  ein  Mann  im  Feder- 
(194)  hut,  rechts  ein  bunt  gekleidetes  Mädchen.  Beide  halten  ihre 
Freiberg  Karten  in  der  Hand.     Zwischen  ihnen  zwei  Zuschauer. 

Leinwand;  h.  1^23;  br.  1,72%.  —  H.  übersah,  dass  auch  dieses  Bild  1746 
mit  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena  gekommen.  Venturi,  p.  359.  Inv.  Guarienti 
N.  68.  Damals  als  Original  Caravaggio's.  Doch  schon  beiH.  mit  Recht  als  solches 
bezweifelt.  —  1903  ans  Albert-Museum  in  Freiberg. 

Domenico  Feti 

Geb.  zu  Rom  1589,  gest.  um  1624  zu  Venedig.  Schüler  des 
Florentiners  Ludovico  Cardi.  Später  im  Anschluss  an  die 
Naturalisten  vom  Schlage  Michelangelo's  da  Caravaggio  weiter- 
entwickelt.    Tätig  in  Rom,  Mantna  und  Venedig. 

415  David  mit  dem  Haupte  Goliath's.  Der  junge  Sieger  sitzt 
(107)  in  Hemd,   Fell  und  rotem  Barett  auf  einem  Steine.    Die  Rechte 

F  4     stützt  er  auf  das  ungeheure  Schwert.     In  der  gesenkten  Linken 
hält  er  das  abgeschlagene  Haupt. 

Leinwand;  h.  1,60;  br.  1,11%.  —  1742  durch  Riedel  aus  der  K.  Galerie  zu 
Prag.  —  Gest.  von  Jos.  Camerata  jjß  I,  26.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

4 1 6  Tobias  und  der  Engel.  Links  das  Wasser,  rechts  das  Ufer. 
(117)  Vorn  in  der  Mitte  zieht  der  junge  Tobias  das  Netz  mit  dem 

5  a     Fische  aus  Land.     Hinter  ihm  steht  der  Engel. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,66%;  br.  0,84.  —  Wie  die  folgenden  174'J  durch  Riedel 
aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.    —    Gest.  von  Jos.  Camerata  1765.    —    Phot.   Bruckm. 

417  Der  verlorene  Sohn.     Ev.  Luc.  XV,  11 — 21.     In  reicher 

(109)  Palasthalle  empfängt  der  mit  dem  Turban  geschmückte  Vater 
5  b     den  zurückgekehrten,    zu    seinen  Füssen    knieenden   Sohn  und 

ist  im  Begriffe,  ihn  liebevoll  aufzuheben. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,60;  br.  0,45.  —  1742  mit  den  vorigen  und  den  fol- 
genden aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Gest.  von  A.  J.  Premier.  —  Phot.  Bruckm. 

418  Der  verlorene  Groschen.    Ev.  Luc.  XV,  8.    Mit  der  Lampe 

(110)  sucht  eine  gebückte  Frau  nach  dem  Groschen,   der  sich  vorn  in 
5  c    eine  Fliesenritze  versteckt  hat.     Links  eine  umgestürzte  Bank 

mit  den  übrigen  neun  Groschen.     Rechts  eine  Truhe. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,55;  br.  0.41.  —  1712  wie  die  vorigen  und  folgenden 
aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Gest.  von  Jos.  Camerata  •£•  II.  29.  —  l'hot.  Bruckm. 

419  Der  böse  Knecht.  Ev.  Matth.  XVIIL  23—30.  Am  Fusse 
(116)  einer  steilen  Treppe  hat  der  böse  Knecht,  dem  sein  Herr  die 

5  b     Schuld  erlassen  hatte,  der  aber  ein  gleiches  nicht  tat  au  seinem 
Mitknechte,  diesen  würgend  am  Hals  gepackt. 


B.     Römische  Schule.     XVH.  Jahrhundert         159 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,61;  br.  0,44%.  —  1742  mit  den  vorigen  und  folgenden 
ans  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Phot.   Bruckm. 

Die  Enthauptung  einer  Heiligen.      Die  Heilige    kniet  über    420 
grünem  Kissen    auf   dem  Brettergerüste.     Der  Scherge  rechts  (108) 
hinter  ihr  reisst  ihr  das  Gewand  ab.  Der  Henker  links  neben  ihr    ß  1* 
hat  die  Hand  schon  am  Griffe  seines  Schwertes.    Links  Zuschauer, 
rechts  eine  Wache,    ein  Engelreigen  über  der  Märtyrerin,    die 
als  heil.  Justina  oder  heil.  Agnes  erklärt  wird. 

Ital.    Pappelholz;     h.    0,65%;    br.    0,48.     —      1742    mit    den    vorigen    und 
folgenden  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Phot.  Bruckm. 

Das  wiedergefundene  Schaf.     Ev.  Luc.  XV,  5  —  6.     Links    421 
kommt    der    gute  Hirte    mit    dem  verlorenen  Schafe   auf  dem  (111) 
Rücken.     Rechts    sitzt  ein  anderer,    auf  seinen  Stab  gestützt,     5  l> 
am  Boden.     Hinter  diesem  steht  ein    dritter,    der  freudig  die 
Hände  emporhält.     Die  Herde  weidet  im  Mittelgrunde. 

Ital.  Pappelholz;    h.    0,60%;    br.    0,44%.     —     1742    wie    die    vorigen   und 
folgenden  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

Blinde  führen  Blinde.     Ev.  Matth.  XV,  14.     Links  Wald.  422 

Rechts  Fernblick.     Vorn  links  die  Gruppe  der  Blinden.     Der  (112) 

vorderste  ist  bereits    in    die    Grube  gestürzt    und   ist  im  Be-  ß  12 
griffe,  seinen  Hintermann  mit  herabzuzerren. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,55;  br.  0,72.    —  1742  wie  die  vorigen  und  folgenden 
aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Radiert  von  Q.  Boel.  —  Phot.   Bruckm. 

Der  Arbeiter  im  Weinberge.    Vergl.  Ev.  Matth.  XX,  1—16,    423 
mit  Ev.  Luc.  XX,  9 — 12.     Rechts  sitzt  der  Herr.    Hinter  ihm   (113) 
stehen  zwei  beturbante  Diener.    Vor  ihm  steht  der  Arbeiter  mit     5  b 
der  Schaufel.    Zu  dessen  Füssen  ein  Hund.    Links  auf  der  Strasse 
deutet  ein  Mann  in  das  Buch  eines  Schriftgelehrten. 

Ital.  Pappelholz ;  h.  0,61 ;  br.  0,45.    —  1742  wie  die  vorigen  und  folgenden 
aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Gest.  von  J.  Camerata  II,  30.  —  Phot.  Bruckm. 

Das  Gastmahl  der  Armen.    Ev.  Luc.  XIV,   12 — 14.    Rechts    424 
der  Palast  des  Reichen   mit   der  gedeckten  Tafel   ohne  Gäste.   (114) 
Der  Hausherr    steht    in    phantastischer  Tracht    auf  der  Stufe     5  c 
und  bedeutet  dem  vor  ihm  stehenden  Diener,  die  Armen  und 
Elenden  zu  laden,  die  sich  von  links  herandrängen. 

Ital.  Pappelholz;    h.  0,61;    br.  0,44%.    —    1742  wie   die   vorigen    und  das 
folgende  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Phot.  Brnckm. 

Der  barmherzige  Samariter.     Ev.  Luc.  X,  30 — 34.    Vorn  425 

rechts  in  wilder  Landschaft  ein  kahler  Baum.     Der  Samariter  (115) 

im  Turban  ist  im  Begriffe,  den  halbnackten  Verwundeten  auf  5  a 
sein  Lasttier  zu  heben.     Links  reitet  der  Levit  davon. 


160  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

IUI.  Pappelholz;  h.  0,68^;  br.  0,82}^.  —  1742  wie  die  vorigen  aus  der  K 
Galerie  zu   Prag.  —  Gestochen  von  Jos.  Camerata.   —  Phot.   Braekm 

Pietro  da  Cortona 

P.  Berrettini,  gen.  Cortona.  (leb.  zu  Cortona  den  1 .  November 
1506,  gest.  zu  Rom  den  16.  Mai  1669.  Gebildet  in  Florenz 
unter  Andrea  Comodi;  weiterentwickelt  unter  dem  Einflasse 
Poccetti's.     Tätig  in  Florenz  und  in  Rom. 

426  Der  römische  Feldherr  vor  den  Konsuln.    Rechts  sitzen  die 
(121)  beiden  Konsuln,  nach  links  gewandt,  auf  steinerner  Erhöhung. 

F.  M.    in  der  Mitte  sitzt  der  Feldherr,  der  Bericht  erstattet. 

Leinwand;  h.  0,98>g;  br.   1,50.    —    17:'.l   durch  l.eplat.    —   IÖ96  ans  Kcinigl 
Finanz- Ministerium. 

427  Des  Aeneas  Heimkehr.   Virgil's  Aeneide  IV.  v.  253 — 255. 

(120)  Merkur  schwingt  sich  herab,  um  dem  Aeneas  die  Abreise  von 

r   M.    Karthago  zu  befehlen.     In  der  Mitte  steht  Aeneas.     Links  am 

Ufer  liegt  das  Schiff,  rechts  Karthago  an  der  Meeresbucht. 

Leinwand;  h.  2,57%;  br.  4,17.  —  1738  durch  Rossi  aus  Italien.  —  Im  In- 
ventar von  1704,  I  389,  richtiger  nur  als  Schulbild.  —  1896  ans  Kgl.  Finanz- 
Ministerium. 

Michelangelo  Cerquozzi 

Auch  M.  A.  delle  Battaglie  genannnt.  Geb.  zu  Rom  den  2.  Fe- 
bruar 1602,  gest.  daselbst  den  4.  April  1660.  ursprünglich 
Schüler  des  Cavaliere  d'Arpino.  Später,  besonders  nuter  dem 
Einflüsse  des  Niederländers  P.  van  Laer  in  Rom,  zum  Schlachten- 
ii nd  Genremaler  entwickelt.     Tätig  in  Rom. 

428  Kriegsszene.     Links  beraubt  ein  Soldat  einen  Toten  seiner 

(124)  Kleider.     Ein  anderer  legt  einem  Knieenden  einen  Sack  auf  den 

48  a    Rücken.     Vorn  rechts  ist  eine  Frau,  die  ein  Kind  an  der  Brust 

hat,   vor  einem  Offizier  in  die  Knie  gesunken. 

I^einwaml ;  li  0,60;  1>r  0,78,  —  Im  luv  1764,  I  278,  .tls  Maniera  di 
Michelangelo  delle  liattaglie«.  Schon  im  Catalogne  von  1766  mit  Recht  als  Original. 
—  Phot,   Bruckm 

429  Begräbnis  während  der  Schlacht.    Ganz  links  vorn  auf  der 

(125)  Auhöhe  werden  die  Toten  begraben.    In  der  Mitte  halten   vier 

49  c    hohe  Offiziere,  von  denen   der  vordere  auf  weissem  Rosse  mit 

dem  Feldherrnstab  in  der  Rechten  Befehle  erteilt.  Rechts  und 
im  Mittelgrunde  das  Tal,  in  dem  die  Schlacht  tobt. 

Leinwand;  h.  0,74:  br.  1,20><.  —  Inventar  1754,  I  463.  —  Phot.  Bruckm. 


B.    Römische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  161 

Sassoferrato 

Giov.  Battista  Salvi,  gen.  Sassoferrato.  Geb.  am  11.  Juli  1605 
zu  Sassoferrato  in  der  Mark  Ancona,  gest.  zu  Rom  den  8.  April 
1685.  Ausgebildet  unter  dem  Einfluss  der  Carracci-Schüler, 
insbesondere  Guido  Reni's  und  Domenichino's.  Tätig  zumeist 
in  Rom. 

Maria  mit  dem  Kinde  in  der  Engelglorie.    Maria  als  Halb-    430 
figur  in  Wolken;    das  Christkind,    nur   mit  Windeln   angetan,  (126) 
auf  ihrem  linken  Arm.     Schlummernd    legt  es  sein  Köpfchen    R  9 
an  den  Hals  der  Mutter,    die    sich    liebevoll    zu    ihm    herab- 
beugt.    Links  und  rechts  je  drei  Flügelköpfchen. 

Leinwand;  h.  0,75%;  br.  0,99.  —  1744  (nicht  1741)  durch  Rossi  aus  Casa 
Grimani  Calergi  in  Venedig.  —  Die  Komposition  ist  einer  eigenhändigen  Radierung 
Guido  Reni's  (Bartsch  XVIII,  p.  279,  N.  2)  entlehnt,  doch  sind  die  Cherubim- 
köpfchen  selbständig  hinzugefügt.  Eine  wenig  verschiedene,  mindestens  gleich- 
wertige Wiederholung  in  der  Brera  zu  Mailand.  —  Phot.  Braun  VI,  5;  Phot.  Ges.; 
Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Maria  mit  dem  Kinde.     Halbfigur  auf  graubraunem  Grunde,    43 1 
nach  links  gewandt.     Das  Christkind  schlummert,  nur  teilweise  (128) 
mit  einem  Tuche  bedeckt,  nach  rechts  gewandt,  auf  ihren  Armen.     4  b 

Leinwand;  h.  0,46%;  br.  0,39.  —  1744  durch  Rossi  aus  Casa  Grimani  Calergi 
in  Venedig.  —  Die  Komposition  ist  der  eigenhändigen  Radierung  Guido  Reni's 
(Bartsch  3)  entlehnt.  —  Ein  gleiches  Bild  im  Madrider  Museum.  —  Phot.  Braun  X, 
3;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Maria  betend.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  braun-   432 
grauem  Grunde.     Maria1  s  Blick  ist  gesenkt,    ihre  Hände  sind  (127) 
gefaltet  erhoben.  4  b 

Leinwand;  h.  0,49%;  br.  0,38%.  —  Inv.  1754,  I  166.  —  Durch  ein  ähn- 
liches Gemälde  Guido  Reni's  eingegeben.  —  Phot.  Braun  VIII,  9;  Phot.  Ges.; 
Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Viviano  Codagora 

Geburtsort,  Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt.  Blühte  um  1650 
als  Architekturmaler  in  Rom  und  Neapel.  Wird  oft  mit  Ottavio 
Vi viani  verwechselt  und   »il  Viviani«   genannt. 

Architekturstück.     Links    vorn    ein    gewaltiger  Palastbau    433 
mit  vorspringenden  gewundenen  Säulen.     Etwas  weiter  zurück  (209) 
ein  Tempel  mit  korinthischen  Säulenhallen    und   mit  plastisch    49  b 
verziertem    Giebelfelde.      Rechts    hinter    einem    Obelisken    die 
Berglandschaft.     Ruhende  Gestalten  im  Vordergrunde. 

Leinwand;  h.  1.79;  br.  2,28%.  —  1744  (nicht  1741)  durch  V.  Rossi  aus 
Venedig.     Schon  im  Inv.  Guarienti    (vor  1753)    N.  117  dem  Ottavio  Viviani   zuge- 

11 


162  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

schrieben.  Allein  sehou  Lanzi  hebt  hervor,  dass  dieser  Meister  oft  mit  Codagora 
verwechselt  wurde,  der  als  Staffeleimaler  der  bedeutendere  war.  Die  Voitrefl'lichieit 
dieses  breit  und  kräftig  gemalten  Bildes  und  der  Charakter  seiner  Staffage-Figuren, 
die  auf  Mico  Spadaro  (1612 — 1679)  hinweisen,  der  gerade  nur  für  Codagora's  Bilder 
während  dessen  Aufenthalt  in  Neapel  die  Staffage  malte,  veranlassen  uns,  anzu- 
nehmen, dass  auch  in  diesem  Falle  die  Verwechslung  stattgefunden,  und  es  dem 
Codagora  zurückzugeben.     Vergl.  auch  die  Bemerkungen  zu  N.  460. 

Giacinto  Brandi 

Geb.  zu  Poli  1623,  gest.  zu  Rom  1691.  (So  auch  Pascoli ; 
nach  anderen  geb.  zu  Gaeta  1633,  gest.  zu  Rom  1701.) 
Schüler  Lanfrauco's.     Tätig  zumeist  in  Rom. 

434  Moses.    Halbfigur  mit  den  Gesetzestafeln.    Den  Oberkörper 

(130)  umfliesst  ein  rotes  Gewand.    Der  Kopf  ist  kahl,  der  Bart  grau. 
R  20   die  Flammen  auf  dem  Haupte  sind  nur  leicht  angedeutet. 

Leinwand;  h.  0,99%;  br.  0,75.  —  Inv.  1754,  I  190. 

435  Dädalus  und  Icarus.  Links  Dädalus,  rechts  Icarus  in  halb- 
(129)  liegender  Stellung  auf  rotem  Gewände.  Dädalus  erhebt  einen 
F.  M.    Flügel  in  der  linken  Hand,  um  ihn  an  Icarus'  Schulter  zu  setzen. 

Leinwand;    h.  1,73;   br.  1,397a-    —    luv.  1754,  I  427.  —  1896  ans  Königl. 
Finanzministerium . 

Carlo  Maratti  (Maratta) 

Geb.  den  13.  Mai  1625  zu  Camerano  in  der  Mark  Ancona,  gest. 
den  15.  Dezember  1713  zu  Rom.  Schüler  Andrea  Sacchi's  in 
Rom.  Durch  Studium  der  alten  Meister  weitergebildet.  Haupt- 
meister der  »römischen  Schule <    des  XVII.  Jahrhunderts. 

436  Die  heilige  Nacht.     Maria,  als  Halbfigur,  beugt  sich  zur 

(131)  Krippe  hinab,  über  der  sie  das  Christkindleiu  hält,    und   hebt 
B  1     einen  Wiudelzipfel  empor.     Zwei    Flügel  Köpfchen    zur  Linken, 

einer  zur  Rechten.     Alles  Licht  geht  vom  Kinde  aus. 

Leinwand;    h.  0,99;  br.  0,75.     —     1744    durch    Le  Leu  und  Kigaud  aus  der 
•  Succession  Polignac«  in  Paris.   —  Ein  Hauptbild  des  Meisters.  —  In  Schwarzkunst 
von  B.  Picart  d.  j.    —    Gestochen  von  C.   1).  Jardinier  9fr  T  44  und  F    Knolle.    - 
Phot.  Braun  II,  12;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

437  Maria  mit  dem  Kinde.     Halbligur  vor    grünem  Vorhange. 

(132)  Maria  hält  das  an  ihrer  Brust  schlummernde  Kindchen  im  linken 
4  c     Arm,  während  sie  einen  Zipfel  der  Windel  emporhebt. 

Leinwand;  h.  0,44%;  br.  0,34%.  —  1734  durch  Algarotti  von  Maratti's  Ver- 
wandten in  Venedig.  —  Gest.  von  Jean  Daullo  9fr  I,  \:>.  -  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckni. 

438  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.  Halbligur.  Links  brauner 

(133)  Vorhang,    rechts    Landschaft.     Das  Christkind  liegt  nackt  auf 
4  c 


ß.  Römische  Schule.    XVII.  u.  XVIII.  Jahrhundert    163 

dem  Rücken  und  streckt  beide  Hände  zu  seiner  Mutter  empor, 
die  mit  der  Linken  einen  Zipfel  des  Linnens  erhebt,  auf  dem 
es  ruht.     Links  unten,  als  Brustbild,  der  kleine  Johannes. 

Leinwand;  h.  0,45;  br.  0,35 J^.  —  1743  durch  Algarotti,  mit  dem  vorigen, 
aus  Venedig. 

Angeblich  Carlo  Maratti  und  Carlo  dar  Fiori 

Karel  van  Vogelaer,  gen.  Distelblum  oder  Carlo  dai  Fiori,  geb. 
1653  zu  Maestricht,  fand  in  Rom,  wo  er  1695  starb,  an  Carlo 
Maratta,  dem  er  Früchte    und    Blumen    malte,    einen  Gönner. 

Die  schöne  Obstleserin.  Kniestück.  Eine  Dame  in  439 
hauschiger,  gelb,  weiss  und  roter  Modegewandung  mit  ent-  (135) 
blösster    linker  Brust    steht    unter   einem  Apfelbaum,  zu  dem  Kgi.Knnst- 

rm    ■  .  '  akademie 

sie  mit  der  Rechten  emporgreift,  während  sie  in  der  Linken 
einen  Apfel  hält.  Vor  ihr  im  Korbe  und  auf  der  Brüstung 
liegen  Trauben,  Feigen,  Aepfel  und  Granatäpfel. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  0,98.  —  1749  durch  Striebel  aus  Rom.  —  Im  Inv. 
1754,  I  227,  ebenfalls  Maratti  als  der  Maler  der  Figur,  hingegen  ein  sonst  un- 
bekannter Paolo  Chiaramonti  als  Maler  der  Früchte.  Schon  im  vCatalogue«  1765 
trat  Carlo  dai  Fiori  an  des  letzteren  Stelle.  Herr  Barthel  Snermondt  (f)  in  Aachen 
dagegen  teilte  uns  mit,  dass  er  einen  gewissen  Michel  Angelo  dal  Canipidoglio  für 
den  Meister  der  Blumen  und  Früchte  halte.  Diesem  wird  im  Aachener  Museum 
allerdings  ein  Bild  derselben  Hand  zugeschrieben.  —  1904  an  die  Königl.  Kunst- 
akademie. —  Phot.  Braun  X,  4 ;    Tamme. 

Niccolo  Berettoni 

Geb.  1637  zu  Montefeltro,  gest.  zu  Rom  1682.  Schüler  des 
Simone  Cantarini  und  des  Carlo  Maratti  in  Rom. 

Vorderseite:     Die    Anbetung    der    Hirten.     Links    hält    440 
Maria  das  vor  ihr  sitzende  Christkind.    Josef  steht  hinter  ihr,   (137) 
wendet  sich  den  rechts  anbetenden  Hirten  zu  und  deutet   auf     4  b 
das  Kind.    Engel  mit  dem  Spruchbande  in  der  Himmelsglorie. 
Im  Hintergründe  links  eine  Säulenruine,  rechts  die  Landschaft. 

Rückseite:  Die  Taufe  Christi.  Links  steht  Christus  im 
Wasser  des  Jordans.  Rechts  steht  Johannes  der  Täufer  unter 
einem  Baume  und  giesst  mit  erhobener  Rechten  aus  einer 
Muschel  das  Wasser  auf  des  Heilands  Haupt.  Oben  zwischen 
Flügelköpfen  die  Taube  des  heiligen  Geistes. 

Auf  Kupfer;   h.  0,73;  br.  0,36.    —    Inventar  1754,  I  520.     Wohl  erst  1861 
aus  dem  Vorrat.  —  Phot.  Bruckm, 

11* 


164  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Andrea  Pozzo 

Geb.  zu  Trient  1642,  gest.  zu  Wien  den  31.  August  1709.  — 
Jesuitenpater.  Malte  in  verschiedenen  Städten,  besonders  in  Rom. 

441  Schlafendes  Christkind.       Der    kleine    Heiland    liegt    auf 
(385)  seiner  linken  Seite  in  schwellenden  Kissen.     Rechts  ein  blauer 

R  9     Vorhang.    Links  zwei  Engel,  von  denen  einer  ein  Kreuz  trägt. 

Leinwand;  h.  0,73%;  br.  0,96.  —  Inventar  1754,  I  480. 

Pasquale  Rossi 

Gen.  Pasqualino  di  Roma.     Geb.  zu  Vicenza  1641,    gest.  zu 
Rom   1718.    Autodidakt.    Seit  1670  Akademiker  in  Rom. 

442  Die  Anbetung  der  Hirten.      Rechts    im    Stalle    liegt    das 

(138)  Kind  auf  weissem  Linnen.      Maria    kniet    vor    ihm  und  hebt 

4  b     mit  der  Rechten  das  Tuch  empor.     In  der  Mitte  winkt  Josef 

die  von  links  nahenden  Hirten  heran. 

Leinwand;  h.  0,26;  br.  0,32.  —  Inventar  1764,  1261. 

443  Die  Predigt  Johannes  des  Täufers.     Der  Täufer  sitzt  links 

(139)  unter  den  Felsen  und  greift  erzählend  mit  der  Rechten  an  die 
R  12   Linke.     Hinter    ihm    zwei    Männer.     Rechts  reitet,    steht  und 

kniet  das  lauschende  Volk.     Vorn  ein  stattlicher  Neger. 

Leinwand;  h.  0,48ya;  br.  0,63%.  —  Inventar  1764,  I  660. 

Giuseppe  Chiari 

Geb.  zu  Rom  1654,  gest.  daselbst  den  8.  Sept.  1727.  (Woltm. 
u.  Woerm.  III,  S.   232,    Anm.   2.)     Schüler    Carlo    Maratti's. 

444  Die  Anbetung  der  Könige.     Maria    steht    mit    dem  Kinde 
(141)  links  auf  der  Treppenstufe;   hinter  ihr  Josef;    neben  ihr  zwei 

5  1     Engel :  rechts  vor  ihr  die  verehrenden  Könige.    Der  vordere  hat 

die  Krone  niedergelegt  und  beugt  sich  tief  zur  Erde.  Der 
mittlere  überreicht  dem  Kinde  knieend  seinen  Kasten.  Der  dritte, 
der  schwarze,  nimmt  ein  Prachtgefäss  aus  den  Händen  seines 
Pagen.  Gefolge  mit  Kameelen  rechts  im  Mittelgrunde.  Bez. 
links  u.:  IOSEPH  CLARVS  PINGEBAT.     ANNO  MDCCXIV. 

Leinwand;  b.  2,45;  br.  2,81.    —   Inventar  1754,  I  360.    —    Phot    Bruckm. 

Francesco  Trevisani 

Geb.  1656  zu  Castelfranco  oder  Treviso,  gest.  zu  Rom  1746. 
Schüler  des  A.  Zanchi  in  Venedig;  später  in  Rom,  wo  er 
hauptsächlich  tätig  blieb,  zum  Eklektiker  gewordeu. 


B.  Komische  Schule.    XVII.  u.  XVIII.  Jahrhundert    165 

Der  bethlehemitische  Kindesmord.    Links  und  rechts  mächtige    445 
Palasthallen.    In  wildem  Durcheinander  füllt  das  Gemetzel  den  (388) 
ganzen  Vordergrund.   In  der  Mitte  steht  ein  fast  nackter  Mann,     E  1 
hält  das  Schwert   in   der  Eechten  und  erhebt  mit  der  Linken 
ein  Kind,  das  dessen  Mutter  ihm  zu  entreissen    sucht.     Ganz 
rechts    eilt    ein    Henker    mit    einem  Kinde  unter  jedem  Arm 
davon.     Links    vorn    zu    Boden    gesunkene  Mütter   mit   ihren 
Kindern,  über  die  sich  ein  Henker  in  rotem  Eock  beugt. 

Leinwand ;  h.  2,50 ;  br.  4,64.    —   Inventar  1754,  I  205.    —    Phot.  Brnckm. 

Heilige  Familie.  Kniestück.  Das  Christkind  schlummert  446 
im  linken  Arm  Maria's,  die  mit  der  Rechten  den  Zipfel  des  (389) 
dünnen  Schleiertuches  emporhebt.     Rechts  blickt  Josef  herüber.     R  7 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,39;  br.  0,31.  —  Nach  H.  1743  durch  Algarotti  ans 
Venedig,  wofür  der  Beweis  jedoch  nicht  aufgefunden  wurde.  —  Wahrscheinlich  als 
»Seuola  di  Carlo  MarattU  im  Inventar  1754,  I  509.  —  Als  >Trevisani«  seit  dem 
Katalog  von  1835.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Aegypten.    Unter  dem  Baume    447 
in  der  Mitte  sitzt  Maria.     Das  Christkind  auf  ihrem  Schoosse  (390) 
wendet  sich  dem  links  neben  ihr  knieenden  Engelknäblein  zu.     F  4 
Rechts  steht  Josef,  dem  andere  Engel  Früchte  zuwerfen.  Noch 
andere  ergehen  sich  im  Wipfel  des  Palmbaumes. 

Leinwand;  h.  2,47%;  br.  2,76.  —  Inventar  1754,  I  213.  —  Phot.  Tamme. 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.    Kniestück  auf  grauem   448 
Grunde.     Vorn  liegt  das  Christkind,  verkürzt  mit  den  Füssen  (391) 
dem    Beschauer    zugewandt.     Maria   hebt   mit  beiden  Händen     E  3 
das  weisse  Tuch,   unter  dem  es  geschlummert,  empor,    um  es 
dem  rechts  anbetenden  Johannesknaben  zu  zeigen. 

Leinwand;  h.  0,99%;  br.  0,74.  —  1734  durch  Le  Leu  und  Eigaud  aus  Paris. 
—  Gestochen  von  J.  G.  Schmidt  t$  III,  19.  —  Phot.  Braun  12,  11;  Bruckm. 

Heilige  Familie.    Das  Christkind  auf  Maria's  Schoosse  blickt   449 
zu   dem    oben    in  Wolken  erscheinenden  Engel  empor,  streckt  (392) 
aber  seine  Händchen    nach   seiner  Grossmutter  Anna  aus,  die     4  c 
rechts  mit  einem   Buche    sitzt.     Hinter    ihr    Joachim.     Links 
zwei  Engel  an  der  Wiege  und  Josef  mit  seinem  Buche. 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  0,50.    —   Inventar  1754,  I  279.    —   Phot.  Bruckm. 

Christus  am  Oelberg.    Der  Heiland  ist,  nach  links  gewandt,    450 
in  sich  zusammengesunken.    Ein  erwachsener  Engel  steht  hinter  (393) 
ihm  und  unterstützt  ihn.     Ein  zweiter  schwebt  aus  goldenem     3  b 
Licht  herab  und  reicht  ihm  den    Kelch.     Zwei    Engelknäblein 
spielen  in  der  Wolke. 


166        Italiener  des  XVII.  u.  XVHI.  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,45%;  br.  0,61.  —  Im  Inv.   1722,  A  473,  als  »Carlo  Marattic 

—  Als  »Trevisani«  seit  dem  Inv.   1754,  1  264.  —  Phot.  Tamnie;  liruckm. 

45  I  0er  heil.  Antonius,  einen  Kranken  heilend.    Der  Kranke  wird 

(394)  links  von  seinen  Angehörigen  gehalten.  Der  Heilige  steht  links, 

4  q     ergreift  den  Fuss  des  Kranken  und  blickt  flehend  gen  Himmel, 

wo  ihm  Englein  im  Lichtglanz  erscheinen.     Hinter  ihnen  ein 

Mönch  und  ein  Zauberer. 

Leinwand;  h.  0,76»/2  ;  br.  0,38l/a-  —  Inventar  1754,  I  437.  —Phot.  Tamme. 

452  Der  heil.  Franz  mit  dem  geigenden  Engel.     Der  Heilige  sitzt 
'(395)  mit  geschlossenen  Augen  links  vor  einer  Grotte.     Hinter  ihm 

3  c  steht  ein  Kruzifix.  Rechts  vor  ihm  sitzt  ein  geigender  Engel 
auf  einer  herabgeschwebten  Wolke.  Rechts  hinten  am  Meer 
sitzt  ein  zweiter  Mönch  und  liest.  Bez.  auf  der  umgeschlagenen 
Ecke  des  Buchblattes:  F.  T. 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,61.  —  1761  durch  Siegm.  Striegel  ans  Rom.  H.  — 
Inv.   1754,  I  303.  —  Phot.  Tamme. 

Pompeo  Batoni 

Geb.  zu  Lucca  den  25.  Januar  1708  (der  bisher  angegebene 
5.  Februar  war  der  Tauftag;  vergl.  M.  Capelletti  in  »Arte 
e  storia«  XVIII  1899  p.  164);  gest.  zu  Rom  den  4.  Februar 
1787.  Bildete  sich  in  Rom  durch  das  Studium  der  alten 
Meister.     Wirkte,  hochangesehen,  in  Rom. 

453  Johannes  der  Täufer.     Der  Täufer  liegt  halb  aufgerichtet 

(142)  nach  links  gewandt  am  Waldraude.     Ein  rotes  Gewand  umhüllt 
57  c    ihn  teilweise.     Ein  Lamm  schmiegt  sich  rechts  an  seine  Seite. 

Sein  Kreuzesstab  liegt  neben  ihm.  Auf  die  Linke  stützt  er 
sich.  Mit  der  Rechten  weist  er  in  die  Landschaft  hinaus,  in 
der  jenseits  des  Flusses  der  Heiland  erscheint. 

Leinwand;  h.   1,191/»  ;  br.   l,8f>l/2-   —  In».   1754,  1  373.    —    Gegenstück  zum 
folgenden. — Gestochen  von  K.  L.  K.  liuchhom      In  Schwarzkunst  von  J,  P.  Pichler. 

—  Phot.   Braun  XV,  6:  Pbot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckni. 

454  Magdalena.     Die  schöne  blonde  Büsseriu    liegt  halb  auf- 

(143)  gerichtet,  ihre  Hände  vor  sich  auf  einem  Steine  faltend,  neben 
57  a    einer  Höhle.     Ein  blaues  Gewand  umfliesst  ihren  Unterkörper ; 

ein  Hemd  bedeckt  ihre  linke  Schulter;  ihre  rechte  Schulter 
und  Brust  sind  entblösst.  Sie  blickt  ins  Buch,  das  aufge- 
schlagen vor  ihr  über  einem  Totenkopfe  liegt.  Rechts  zu 
ihren  Füssen  Blick  durch  ein  Felsentor  in  freiere  Landschaft. 

Leinwand;  h.  1,21;  br.  1,87%.    —    Inv.  1754,  I   262.    —   Gegenstück   zum 
vorigen.    —   Gest.    von   Jos.    Camerata    1752,    von   J    F.    Bause    1780,    von  J.  0. 


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Tafel  X. 


B.    Römische  Schule.     XVIII.  Jahrhundert        167 

Krüger,  Carl  von  Pechwell,  C.  G.  Schnitze,  F.  Zimmermann.  In  Schabkunst  Ton 
J.  P.  Pichler.  —  Phot.  Braun  I,  12;  Phot.  Ges.;  Tarnnie ;  Hanfst.;  Bruckm. 

Die  bildenden   Künste.     Links  steht  die  Baukunst  mit  der    455 
Papierrolle  und  dem  Zirkel  in  der  gesenkten  Rechten  und  legt  (144) 
die  Linke  auf  die  Schulter  der  in  der  Mitte  sitzenden  Malerei.    56  b 
Diese  hält  die  Palette  in  der  Linken  und  blickt  zur  Bildhauerei 
hinab,  die  mit  dem  Meissel  in  der  rechten,   dem  Hammer   in 
der  linken  Hand  rechts  zu  ihren  Füssen  sitzt. 

Leinwand;  h.  0,99;  br.  0,74.  —  Inv.  1754,  I  397.  —Ein  gleiches  Bild  nebst 
einem  Gegenstücke,  »Die  redenden  Künste«,  durch  Apollon  und  zwei  Musen  darge- 
stellt, befanden  sich  1884  im  Privatbesitz  zu  Stuttgart.  — ■    Phot.   Tamme;  Bruckm. 

Domenico  Roberti 

Soll  um  1690  in  Rom  geboren,  seinerzeit  dort  der  berühm- 
teste Architekturmaler  und  Lehrer  des  P.  G-.  Pannini  gewesen 
sein.     Weiteres  unbekannt. 

Römische  Säulenruine.  Rechts  ionische  Säulen ;  davor  ganz  456 
vorn  zwischen  Pilastern  eine  sitzende  Zeusstatue.  Links  ein  (217) 
Stück  einer  Pyramide;  im  Mittelgrunde  ein  Hochrenaissance-  50  c 
Palast.     Verschiedene  Staffage-Figuren. 

Leinwand;  h.  0,66;  br.  0,49Va.  —  Luv.  1722,  A  495.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Römische  Säulenruine.     Links    vorn    korinthische    Säulen;    457 
davor,  von  hinten  gesehen,  eine  männliche  Statue.     Rechts  im  (218) 
Mittelgrunde  ein  Rundtempel.      Verschiedene   Staffage-Figuren.    51  c 

Leinwand;  h.  0,66;  br.  0,49V2-  —  luv.  1725,  A  491.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Römische  Säulenruine.     Rechts  ein  römischer  Tempel  mit  458 

toskanisch-dorischer  Vorhalle.     Davor  eine  weibliche  Statue,  die  (219) 

einen  Kranz  in  der  erhobenen  Linken  hält.     Im  Mittelgründe  51  c 
führt  links  die  belebte  Landstrasse  in  die  Ferne. 

Leinwand ;  h.  0,65  ;  br.  0,47.  —  Inv.  1722,  A  460.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Römische  Säulenruine.     Die  Reste  einer  ionischen  Säulen-  459 

halle  vorn  in  der  Mitte.     Links  die  Statue  des  Herkules.     Rechts  (220) 

im  Mittelgrunde  ein  Rundtempel  mit  korinthischen  Säulen.    Ver-  50  c 
schiedene  Staffage-Figuren. 

Leinwand ;  h.  0,64% ;  br.  0,46%.  — Inv.  1722,  A464.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Art  des  Dom.  Roberti 

Forum  Romanum.  Links  im  Vordergrund  die  ionische  460 
Säulenruine.  Rechts  im  Mittelgrund  der  Bogen  des  Septimius  (210) 
Severus.     Im  Hintergrunde  das  Kapitol.  standehaus 


168         Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,21  %;  br.  1,68  J^.  —  Im  »Catalogue«  von  1765  als  Ottavio 
Viviani.  So  auch  bei  H.  Nach  letzterem  1741  durch  Rossi  aus  Venedig.  Allein 
diese  Herkunft  fanden  wir  nicht  bestätigt,  und  Ottavio  Viviani,  der  nach  Fenaroli 
iDizionario  degli  artisti  Bresciani,  1877,  p.  227,  235,  236)  schon  1579  (nicht  1650) 
geboren  war,  scheint  überhaupt  nicht  in  Rom  gemalt  zu  haben.  Dass  unser  Bild 
nicht  aus  der  Hand  eines  so  frühen  Meisters  herrührt,  beweisen  schon  die  Trachten. 
Uns  scheint  es  der  Kunstweise  Hoberti's  ziemlich  nahe  zu  stehen. 

Buti 

Der  Name  dieses  Meisters  ist  nur  durch  die  Inschrift  unseres 
Bildes  beglaubigt.  Die  Jahreszahl  1701  weist  ihm  seine  Lebens- 
zeit an.     Der  Stil  der  Bilder  erscheint  römisch. 

46 1  Architekturbild.      Ein    Prachtpalast    mit    gewölbten,    von 

(221)  korinthischen  Scäulen  getragenen  Hallen.    Links  Höfe  und  Gärten 
T  1     mit  Springbrunnen.     Vorn  ein  Wasserbecken;    links    Mädchen 

am  Brunnen;  in  der  Mitte  auf  den  Stufen  ein  alter  Mann  mit 
einem  Hunde.     Bez.  nicht  P.  F.,  wie  bei  H.,  sondern: 

frl/Jl'      Mpco 
?J  T: 

Leinwand ;  h.  1 ,35 ;  br.  0,38.  —  Inventar  1754,  I  404,  als  »autore  modernot ; 
seit  dem  »Catalogue«  von  1765  als  G.  P.  Pannini  (1695—1768),  für  den  das  Bild 
jedoch  zu  leer  in  der  Technik  und  zu  trocken  im  Vortrag  ist.  Auch  macht  schon 
die  Jahreszahl  dessen  Urheberschaft  unmöglich.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

462  Architekturbild.     Rechts  vorn  überspannt  ein  Ruineubogen 

(222)  die  Strasse.     Im  Hintergrunde  ein  Palast.     Links  im  Vorder- 
T  1     gründe  ein  umgestülptes    Bot,    in    dem  Zimmerleute   arbeiten. 

Leinwand;  h.  1,36'/»;  br.  0,99%.  —  Inventar  1754,  I  405,  als  >autore  mo- 
dern»«. —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

C.     Die  neapolitanische  Schule 
Massimo  Stanzioni 

Geb.  zu  Neapel  1585,  gest.  daselbst  1656.  Zuerst  Schüler  des 
Fabrizio  Santafede,  dann  des  Carracciolo  in  Neapel;  bildete  sich 
in  Rom  nach  Guido  Reui,    kehrte    aber    nach  Neapel   zurück. 


0.    Neapolitanische  Schule»    XVII.  Jahrhundert   169 

Die  Naturkunde.     Eine  Gestalt  in  gelbem  Kleide  mit  blauem  463 

Mantel  sitzt  auf  Wolken.     Im  rechten  Arme,  dessen  Hand  sie  (621) 
auf  ein  astronomisches  Instrument  legt,    hält    sie    eine  weisse     B  2 
Statuette,  in  der  erhobenen  Linken  hält  sie  einen  Kranz. 

Leinwand;  h.  1,27  %;  br.  0,28%.  —  Zuerst  verzeichnet  im  Katalog  von  1812 
als  »M.  Stanzione«  und  »Muse  Urania« ;  gest.  von  Jos.  Canale  (gest.  1802)  jj£t  III,  31 
als  »Domeniehino«  und  »La  gloire«.  Seit  1817  stets  als  »Massimo  Stanzionec  und 
als  »Astronomie«  oder  als  »Naturkunde«.  —  Phot.  Bruckm. 

Andrea  Vaccaro 

Geb.  zu  Neapel  1598,  gest.  daselbst  den  18.  Januar  1670. 
Ursprünglich  Schüler  Girolamo  Imparato's.  Später  durch  Mas- 
simo Stanzioni  für  die  Bolognesen  gewonnen.  Sein  Stil  zeigt 
deutlich  den  Einfluss  Guido  Reni's  in  Verbindung  mit  dem 
neapolitanischen  Naturalismus.     Tätig  zumeist  in  Neapel. 

Christus  mit  den  Erlösten  der  Vorhölle  vor  seiner  Mutter.    464 

Der  Heiland  steht,  leicht  von  weissem  Tuche  umwallt,  mit  er-  (622) 
hobener  Rechten  in  der  Mitte  des  Bildes  vor  seiner  Mutter,  die  H  1 
rechts  am  Betpulte  kniet,  erschreckt  zurückfährt  und  traurig 
und  liebevoll  zu  ihm  aufblickt.  Links  hinter  dem  Heiland  sitzen 
Adam  und  Eva,  kniet  Johannes  der  Täufer,  stehen  Moses  und 
Aaron  und  blicken  noch  vier  andere  Patriarchenköpfe  herüber. 
Rechts  erscheinen  Abraham  und  Isaak,  ferner  Noah  mit  seiner 
Arche,  David  mit  seiner  Krone  und  der  reuige  Schacher  mit 
seinem  Kreuze.    Bez.  u.  1.  (nur  notdürftig  erhalten) :    A.  V. . .  F. 

Leinwand;  h.  2,37*/2 ;  br.  2,54.  —  1723  durch  L.  Rossi  als  »Guido  Reni« ; 
im  »Catalogue»  von  1745  zuerst  mit  Recht  als  »indrea  Vaccaro«.  —  Gutes  Werk 
des  Meisters.  —  Gestochen  von  Jos.  Camerata  t$>  II,  36.  —  Phot.  Braun  VI,  8 ; 
Tamme ;  Bruckm. 

Mattia  Preti 

Geb.  den  24.  Februar  1613  zu  Taverna  in  Galabrien,  gest.  zu 
Malta  den  13.  Januar  1699.  Schüler  seines  Bruders  Gregorio 
in  Rom,  Guercino's  in  Cento;  später  im  Sinne  einer  Vermischung 
bolognesischer  und  neapolitanischer  Kunstempfindung  weiter- 
entwickelt.    Tätig  in  Rom,  in  Modena,  in  Neapel  und  Malta. 

Die  Marter  des  heil.  Bartholomäus.    Kniestück.   Der  grau-    455 
bärtige  Heilige  ist  fast  nackt  an  den    rechts  stehenden  Pfahl   (628) 
gebunden.     Links  vor  ihm  steht  der  Henker,    der  das  Messer    H  4 
im  Munde  hält  und  am  rechten  Arm  beginnt,  ihm    die  Haut 


170  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

abzuziehen.  Rechts  unten  Kopf  und  Hände  eines  jugendlichen 
Gehilfen,  in  der  Mitte  Helm  und  Speer  eines  Kriegers. 

Leinwand;  h.  2,00;  br.  l,46l/3.  —  1749  ans  der  Kaiserl.  Galerie  zu  Prag.  — 
Gestochen  von  C.  L.  Wüst  {£  I,  33.  —  Phot.  Bruckm. 

466  Der  Unglaube  des  Thomas.    Kniestück.    Christus  stützt  sich 

(629)  fast  von  vorn  gesehen,    mit  erhobener  Linken  auf  sein  Kreuz 
H  1    und  beugt   sich    leicht    zum  Apostel  Thomas  hinab,  der  links 

neben  ihm  steht  und  ihm  den  rechten  Zeigefinger  in  die  Wunde 
legt.     Zu  beiden  Seiten  andere  Apostel  und  Zuschauer. 

Leinwand;  h.  1,47  ;  br.  1,99^.  —  1743  durch  Riedel  aus  Wien.  —  Gestochen 
von  Jos.  Canale  und  J.  Beauvarle    jjß  I,  34.  —  Phot.  Bruckm. 

467  Die  Befreiung  Petri  aus  dem  Gefängnisse.     Es  ist  Nacht. 

(630)  Rechts  sieht  man  die  geöffneten  Gefängnispforten,  links  blickt 
H  3    man  ins  Freie.    Vorn  schlummern  die  Wächter.    Oben  schwebt 

der  Engel,  nach  links  gewandt,  und  zeigt  dem  Apostel  Petrus, 
der  den  Schlüssel  in  der'  Rechten  erhebt,  den  rettenden  Ausweg. 

Leinwand;  h.  2,0472;  br.  2,25l/2-  —  1748  durch  B.  Benzoni  aus  der  Casa 
Ghelthof  in  Venedig.  —  Gestochen  von  P.  Campana  f£  I,  32.  —  Phot.  Bruckm. 

Angeblich  Salvator  Rosa 

Geb.  zu  Arenella  bei  Neapel  den  20.  Juni  1615,  gest.  zu  Rom 
den  15.  März  1673.  Schüler  Fr.  Francanzone's,  eines  Schülers 
Ribera's,  dann  Ribera's  selbst  und  des  Schlachtenmalers  Aniello 
Falcone.  Tätig  zuerst  in  Neapel,  dann  in  Rom,  dann  neun 
Jahre  (1650 — 1660)  in  Florenz,  zuletzt  wieder  in  Rom. 

468  Ei"  Seesturm.     Vorn  ein  Ufer  vor  dem  empörten  Meere, 

(623)  links  eine  steile  Felsenküste.     In  den  Wellen  kämpfen  Segel- 
50  c    schiffe.     Rechts  vorn   steht   ein  Fahnenträger    neben  zwei  ge- 
lagerten Soldaten.     Schwarze  Wolken  am  Himmel. 

Leinwand ;  h.  0.73 ;  br.  1,12.  —  1742  durch  de  Br;iis  aus  Paris.  —  Die  Malweise 
des  Bildes  ist  zu  schwer  für  des  Meisters  Hand,  docli  steht  es  ihm  nahe.  Der  »Catalogue 
von  1765  und  das    Abregö    von  1782  haben  es  nicht  aufgenommen.     -  Phot.  Bruckm. 

469  Bildnis  eines  Mannes  mit  einem  Affen.     Halbfigur.  fast  von 

(624)  vorn.     Der  ältliche,   hraunhaarige  Mann  mit  kleinem  Schnurr- 
H  2     bart   trägt    eine    braune  Jacke    mit    blauen  Aermeln   und  ein 

weisses  Halstuch.  In  der  Linken  hält  er  ein  Nest  mit  jungen 
Vögeln.     Auf  seinem  Rücken  sitzt  ein  Affe. 

Leinwand;  h.  0,78l/2 ;  br.  0,64V2-  —  1741  als  Selbstbildnis  Luca  Giordano's 
aus  den  königl.  Zimmern ;  Inv.  1754,  I  372,  als  Selbstbildnis  Salvator  Rosa's.  Dem 
Verfasser  scheinen  jedoch  weder   die  Züge    des  Mannes   mit  denjenigen  des  Selbst- 


C.    Neapolitanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert    171 

bildnisses  Salvator's  in  den  Uffizien  zu  Florenz,  noch  scheint  ihm  die  Malweise  des 
Bildes  mit  derjenigen  der  Figurenbilder  Salvator  Rosa's  übereinzustimmen.  —  Phot. 
Timme;  Bruckm. 

Schule  Salvator  Rosa's 

Waldlandschaft.  Links  eine  Baumgruppe.  Rechts  ein  Fluss-    470 
tal.     In    der  Mitte    ein  Felsen.     Ein    sitzender  Alter   spricht  (627) 
mit  zwei  Männern,    von  denen  einer  einen  Becher  hält;    viel-  Chemnitz 
leicht  Diogenes,  im  Begriffe,  ihn  wegzuwerfen. 

Leinwand;  h.  0,73;  br.  0,97 %'.  —  Inv.  1754,  I  419,  als  Original  Salvator 
Rosa's.  So  auch  noch  im  »Catalogue^  von  1765  und  im  »Abrege*  von  1782.  Schon 
bei  H.  mit  Recht  als  Schulbild.  Das  aus  S.  und  R.  verschlungene  Monogramm 
u.  i.  d.  M.  trägt  es  unzweifelhaft  mit  Unrecht. 

Giovanni  Ghisolfi 

Greh.  um  1623  zu  Mailand,  gest.  daselbst  1680.  War  in  Rom 
Schüler  Salvator  Rosa's  und  malte  hauptsächlich  in  dieser 
Stadt,  erblindete  jedoch  früh  und  zog  sich  dann  in  seine 
Heimat  zurück.  Wir  können  ihn  nicht  von  der  Schule  Salvator 
Rosa's  trennen. 

Die  Ruinen  von  Karthago.    Rechts  die  Trümmer  eines  ge-    471 
waltigen  Rundbogen-  und  Gewölbebaues   mit  den  Resten  einer  (205) 
ionischen  Säulenhalle.     Links  vom  Mittel  gründe  an  das  Meer,    51  b 
vorn  eine  kleinere  Bogenruine.     An  dem  mächtigen  Brunnen- 
becken  des  Vordergrundes    bunte  Kriegergruppen.     An    einem 
Steine  steht:  HIC  .  CARTHAGO  .  FVIT. 

Leinwand;  h.  1,16%;  br.  1,67.  —  1744  (nicht  1741)  durch  Rossi  aus  der 
Casa  Grimani  Calergi  in  Venedig.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Seehafen.     Links   vorn   am   Ufer  römische  Triumph-  472 

bogenruinen  und  zahlreiches  Volk.    Rechts  vorn  im  Meer  einige  (207) 

mächtige  Schiffe,  von   denen  eins  einen  Schuss  abfeuert.     Am  51  b 
Ufer  landet  ein  Bot  und  streichelt  ein  Orientale  einen  Hund. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  1,66.  — ■  1744  (nicht  1741)  durch  Rossi  aus  der  Casa 
Grimani  Calergi  in  Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Ruinen  am  Meer.    Links  die  Ruine  eines  römisch-ionischen    473 
Säulentempels.      Rechts    vorn    nur    Säulenstümpfe.       Ueberall  (206) 
mächtige  Trümmerblöcke.     Im  Mittelgrunde    das  Meer.     Vorn  ständehaus 
in  der  Mitte  eine  Gruppe  von  Würfelspielern. 

Leinwand;  h.  1,01;  br.  1,36%.  —  1744  (nicht  1741)  durch  Rossi  ans  der 
Casa  Grimani  Calergi  in  Venedig.  —  1908  ans  neue  Ständehaus. 


172 


Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Luca  Giordano 

Gen.  Fa  Presto.  Geboren  1632  zu  Neapel,  gest.  daselbst  den 
12.  Januar  1705.  Schüler  Giuseppe  Ribera's  in  Neapel;  dann 
in  Rom  im  Anschluss  an  Pietro  da  Cortona  zum  bedeutendsten 
Schnellmaler  (daher  sein  Beiname)  seiner  Zeit  entwickelt.  Tätig 
in  Neapel,  in  Florenz,  in  Rom,  in  Madrid  (von  1692  bis  nach 
1700),  schliesslich  wieder  in  Neapel. 

474  Herkules  und  Omphale.     Links    sitzt   der  Halbgott  neben 

(639)  der    schönen   Königstochter,    in    deren  Banden    er   schmachtet. 

H  2  Sie  erhebt  eine  Rose  in  ihrer  Rechten,  er  hält  ihren  Spinnrocken 
in  der  Linken.  Seine  Keule  liegt  am  Boden.  Drei  Dienerinnen 
sind  um  das  Paar  beschäftigt.  Ganz  rechts  in  den  Blumen 
prüft  ein  kleiner  Liebesgott  seinen  Bogen.  Zwei  andere  spielen 
im  Baume.     Bez.  unten  links  an  der  Stufe: 


{^r<& 


Leinwand;  h.  2,26^;  br.  2,82.  —  Inv.  1722,  A  32.  —  Nach  Dominici  Hl, 
415  für  Don  Andrea  d'Avalos,  Fürsten  von  Montesarchio  gemalt.  Die  Verwechslung 
Jole's  mit  Omphale  war  damals  allgemein.  —  Gest.  von  Cl.  Darlos  tfr  I,  40.  —  Die 
Jahreszahl  las  H.  1690.  —  Wir  lesen  1670.   —  Phot.  Braun  IV,  16;  Tamme. 

475  Ariadne  von   Bacchus  überrascht.     Links    schlummert  die 

(641)   verlassene  Ariadne  am  Meeresstrande.    Ein  kleiner  Amor,  über 

E  4  dem  ihr  Sternbild  glänzt,  schwebt  über  ihrem  Haupte.  Von 
der  rechten  Seite  naht  das  Gefolge  des  Bacchus;  in  der  Ferne 
Silen  auf  seinem  Esel,  in  der  Mitte  der  Panther  mit  Satyrn  und 
Bacchanten,  unter  denen  wir  Bacchus  selbst  zu  suchen  haben, 


C.    Neapolitanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert    173 

ganz  vorn  ein  Liebesgott  auf  einem  Ziegenbock,  den  ein  kleiner 
bocksbeiniger  Panisk  führt.     Bez.  1.  u.  (verkleinert): 


Qa^ 


Leinwand:    h.  1,81  }-£;    br.  2,59.  —   1725    durch   Leplat. 
Fr.  Basan  1$  I,  39.  —  Phot,  Bruckm. 


Gestochen   von 


Perseus  und  Phineus.    Ovid,  Metam.  IV,  v.  662  ff.  —  Als    476 

Perseus  seine  Hochzeit  mit  Andromeda  feierte,  wollte  König  (640) 
Phineus  sie  ihm  mit  Waffengewalt  streitig'  machen.  Aber  H  3 
Perseus  hielt  ihm  und  seinen  Gefährten  das  Medusenhaupt  ent- 
gegen, das  sie  versteinerte.  —  Rechts  die  Festtafel.  Vorn 
links  steht  Perseus,  das  Haupt  der  Medusa  in  der  erhobenen 
Linken.  Vorn  rechts  suchen  Phineus  und  die  Seinen  vergeb- 
lich über  die  Leichen  ihrer  Gefährten  zu  entfliehen.  Bez.  1. 
unten  (wie  N.  475):  Jordanus  F. 

Leinwand;  h.  2.54;  br.  3,60.  —  1742  aus  der  Sammlung  Carignan  in  Paris. 
—  Nach  Dominiei  IIT,  p.  435,  befand  sich  ein  Bild  des  Meisters  mit  demselben 
Gegenstand  beim  Marchese  Gir.  Durazzo  in  Genua.  —  Gestochen  von  J.  Beau- 
varlet  f&  II,  39. 

Susanne    mit    den    beiden    Alten.      Rechts    sitzt    Susanna    477 
auf  einer  Steinbank  vor   dem    mit   einer  Statue   geschmückten   (652) 
Brunnen.    Sie  ist  nackt;  doch  bedeckt  sie  ihren  Leib  mit  dem     H  1 


174         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Linnentuch,   indem   sie   sich   erschrocken  nach  den  beiden  zu- 
dringlichen Alten  umwendet,  ^Bez.  unten  in  der  Mitte: 


QYÖanns 


Leinwand;  h.  1,69;  br.  2,1014.—  1725  durch  Leplat  —  Inventar  1722,  A  1580. 
-  Gestochen  von  J.  F.  Beauvarlet  tf>  II,  38.  —  Phot.  Bruckm. 

478  Magdalena.     Die    blonde  Büsserin    sitzt    links  vor  einem 

(654)    Felsentore.     Buch   und  Totenkopf  liegen   unter  ihrem  rechten 
Plauen  i.  v.  ^rm.     Mit   der  Linken  hält  sie  das  Kruzifix.     Bez.   unten  in 
d.  M.  am  Stein  (wie  N.  477):  Jordanus  F. 

Leinwand;  h.  1,04;  br.  1,29.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als  Fr.  Solimena 
Als  Giordano  richtig  im  Katalog  von  1843.  —  1902  a.  d.  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

479  Die    Pflege    des    heil.   Sebastian.     Halbtot    ist    der    von 
(655)  Pfeilen  durchbohrte  Heilige,  der  mit  den  Händen  nach  oben  am 

H  4  Baume  befestigt  ist,  unter  der  Pflege  der  Frauen  in  die  Kniee 
herabgesunken.  Die  heil.  Irene  kniet  links  neben  ihm  und 
hält  ein  Tuch  auf  seine  Wunde.  Hinter  ihr  eine  alte  Dienerin. 
Rechts  zwei  Mönche.     Am  Himmel  ein  Engelreigen. 

Leinwand;  h.  2,02;  br.  1,50.  —  Inv.  1722,  A  46.  —  Das  Bild  zeigt  den 
frühesten,  sich  noch  eng  an  Ribera  anlehnenden  Stil  des  Meisters.  —  Phot.  Itruckm. 

480  Der  Einsiedler  Paulus.     Brustbild    auf   dunklem    (künde. 
(685)  Der   graubärtige  Heilige    hält    mit    der  Rechten    sein   braunes 

H  2  Gewand,  in  der  Linken  sein  Kreuz  und  wendet  sein  Antlitz  gen 
Himmel.     Links  vor  ihm  auf  dem  Steintische  liegt  sein  Brot. 

Leinwand;  h.  0,7til/2  i  br.  0,(j2Y».  —  Inv.  1722,  A  6.  als  »St.  Johannes  von 
Ribera.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — Nach  II.  bez.:  Jusepe  de  Ribera,  espanol ; 
doch  konnte  diese  Bezeichnung  nicht  aufgefunden  werden ;  und  dem  rötliehen  Tone 
und  der  derben  Behandlung  nach  zu  schliessen,  gehören  dieses  Bild  und  das  folgende, 


C.   Neapolitanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     175 

wie  schon  verschiedene  Kenner  bemerkt  haben,  zu  jenen  Jugendbildexn  Luca  Gior- 
dano's,  des  Schülers  Ribera's,  welche  bis  in  die  neueste  Zeit  herein  mit  den  Bildern 
Ribera 's  verwechselt  worden  sind.  —  Phot.  Braun  XIV,  6. 

Der  heil.  Hieronymus.    Brustbild  nach  links  auf  dunklem  48 1 

Grunde.     Der   graubärtige  Heilige   hält    mit    der  Linken  sein  (686j 
rotes   Gewand    und    legt    die  Rechte    auf  den  Totenkopf,    der     H  2 
links  vor  ihm  auf  dem  Tische  ruht. 

Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,63.  —  Inv.  1722,  A  8,  als  »Ribera«.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  Nach  H.  bez.:  Jusepe  de  Ribera ;  doch  konnte  diese  Bezeichnung  nicht 
aufgefunden  werden.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  —  Gest.  1768  als 
Ribera  von  C.  G.  Schultze.  —  Phot.  Braun  VTJI,  19. 

David  mit  dem  Haupte  Goliath's.     Kniestück.    Der  blonde    482 
Recke  steht  links,  blickt  zurück  und  legt  mit  der  linken  Hand  (647) 
das  fahle  blutige  Haupt  des  Riesen  auf  den  Steintisch.    Lächelnd    F.  M . 
blicken   rechts   zwei  Frauen   herüber,    von  denen  die  eine  eine 
Handpauke  hält.     Links  in  der  Ferne  tobt  die  Schlacht. 

Leinwand;  h.  1,02;  br.  1,27%.  —  1723  durch  den  Kardinal  Salerno  als 
»Enthauptung  des  Täufers«.  —  Gestochen  von  L.  Zucehi. 

Abraham,  Hagar  verstossend.   Kniestück.  Abraham  macht,    483 
nach   links   gewandt,    mit    der   rechten  Hand   die  fortweisende  (646) 
Bewegung.     Sarah   steht  hinter  ihm.     Der   kleine  Isaak  hält    H  1 
sich  vorn  an  seinem  Gewände  fest.    Links  zieht  Hagar  davon. 
Der   kleine  Ismael    an    ihrer  Seite    wendet    sich    noch    einmal 
nach  seinem  Spielgefährten  um. 

Leinwand;  h.  1,49%;  br.  2,03.  —  Inv.  1722,  A.  75.  —  Phot.  Bruckm. 

Bacchus    und    Ariadne.     Links    am    Meeresstrande    blickt    484 
Ariadne,    von  Amoretten  umgeben,    gen  Himmel,    an  dem  die  (645) 
Herrlichkeit    des    Olympes    mit   ihrem    zukünftigen    Sternbilde    46  a 
erscheint.    Hinter  ihr  naht  Bacchus.    Sein  Gefolge  umschwärmt 
ihn.     Ganz    vorn    rechts    reitet   ein   kleiner  Amor   auf  einem 
Ziegenbock. 

Leinwand;  h.  2,62Väi;  br.  1,80.  —  Nach  H.  1725  durch  Leplat.  Doch  be- 
ruht dies  auf  einer  Verwechslung  mit  N.  475;  vielmehr  zuerst  im  Inv.  1754,  1441, 
als  »Schulbild«.  —  Phot.   Bruckm. 

Der  Raub  der  Sabinerinnen.    Rechts  vorn  ist  eine  Sabinerin    485 
in   die  Kniee  gesunken.     Ein  behelmter  Römer   naht  ihr  von  (644) 
hinten,  um  sie  davonzutragen.    Links  vorn  sträubt  eine  andere     H  1 
sich  in  den  Armen  ihres  Räubers.     Andere  Römer  tragen  im 
Mittelgrunde,  teils  zu  Fuss,  teils  zu  Pferde,  ihre  schöne  Beute 
davon.     Links  im  Hintergrunde  eine  Säulenhalle. 


176  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  2,03;  br.  2,32%.  —  Inv.  1722.  A.  61.  —  Nach  Dominici  III. 
p.  415  hatte  der  Meister  ein  Llild  dieses  Gegenstandes  für  die  Königin  von  Spanien 
zn  malen.  Da  diese  aber  starb,  als  das  Bild  vollendet  war,  ging  es  in  den  Besitz 
des  Don  Giulio  Navarretta,  Marchese  della  Terza,  über.  —  Gest.  von  D.  Sornigue 
und  Gaillard  j$  II,  40.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

486  Lukrezia  und  Tarquinius.  Links  die  blonde  Lukrezia,  nackt, 
(643)  halb  von  hinten  gesehen,  unter  gelbem  Vorhange  auf  ihrem 
46  b    schneeigen  Lager.     Halbaufgerichtet   stützt   sie  sich  auf  ihren 

linken  Arm,  während  sie  die  Rechte  abwehrend  gegen  Tar- 
quinius erhebt,  der  mit  der  einen  Hand  sie  anpackt,  mit  der 
anderen   nach   rechts  hinausdeutet,    wo  sein  Negersklave  steht. 

Leinwand;  h.  1,35;  br.  1,84%.  —  1728  durch  Lor.  Rossi.  —  Nach  Dominici 
III,  p.  415  ursprünglich  im  Besitze  des  Don  Andrea  d'Avalos,  Fürsten  von  Monte- 
sarchio.  —  Gestochen  von  P.  Tanje  Sjt  I,  37. 

487  Seneca's  Tod.  Rechts  wird  der  sterbende  Philosoph  von 
(642)  seinen  schmerzlich  bewegten  Schillern  aus  der  Wanne  gehoben, 

Hl  in  der  er  sich  die  Adern  aufgeschnitten  hat.  Links  sitzen  andere 
Schüler,  von  denen  einer  vorliest.  Rechts  vorn  sitzt  ein  zweiter 
mit  einem  grossen  Buche.     Im  Hintergrunde  ein  Fenster. 

Leinwand;  h.  1,50;  br.  2,27.  —  1751  ans  der  Sammlnng  Crozat  zu  Paris.  II. 
—  Inv.  1754,  I  206.  —  Wahrscheinlich,  auch  nach  dem  »Abrege  <,  das  Bild  dieses 
Gegenstandes,  welches  der  Meister  in  24  Stunden  gemalt  hatte,  nm  einem  Neben- 
buhler sein  Können  zu  zeigen:  Dominici  III,  p.  432.  —  Gest.  von  P.  Aveline  jjß  I, 
38.  —  Phot.  Bruckm. 

488  Rebbecca  mit  Abraham's  Knecht.  Kniestück.  Rechts  steht 
(648)  Rebecca  am  Brunnen.  Hinter  ihr  blicken  die  Köpfe  eines 
Freiberg  Kameeis  und  seines  Treibers  hervor.     Links  neigt  sich  vor  ihr 

der  junge  Knecht  Abraham's,  der  ihr  die  Geschenke  überreicht. 

Leinwand;  h.  1,267,?  br-  1,46%.  —  Inv.  1722,  A  1117.  —  Gestoohen  von 
Job.  Wagner  &  1,  36.  —  1903  ans  König- Albeit-Museura  in  Freibeig.  — Phot.  Bruckm. 

489  Maria  mit  dem  Kinde.  Kniestück.  Die  Mattergottes  sitzt 
(653)  etwas    vornübergebeugt    nach    rechts   gewandt   und  drückt  mit 

H  2     beiden  Armen  den  göttlichen  Knaben  an  ihre  Brust. 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,62.  —  Zuerst  im  vCatalogue«  von  1765.  —  Phot. 
Tamme. 

490  Loth  mit  seinen  Töchtern.  Loth  sitzt  mit  dem  Kücken  an 
(651)  den  Knieen  einer  seiner  Töchter.     Er  erhebt  mit  der  Rechten 

C  3     seine  Weinschale.     Seine  zweite  Tochter  kniet  mit  dem  Kruge 
links  neben  ihm.     Hinten   links  die  brennende  Stadt. 

Leinwand;  h.  1,52;  br.  2.01.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gestochen 
von  J.   Beauvailet  J&  II,  .y; .  —  Phot.  Bruckm. 


C.  Neapolitanische  Schule.    XYII.  Jahrhundert     177 

Jakob    und  Rahel   am  Brunnen.     Links  Jakob   mit   seiner    49 1 
Karawane;  Karneele  im  Hintergründe.     Rechts  Rahel  mit  ihrer  (649) 
Herde;  die  Stadt  im  Hintergrunde.    Jakob  ist  im  Begriffe,  den     H  1 
schweren  Steindeckel   vom  Brunnen    zu  heben.     Rahel  schaut, 
auf  ihren  Hirtenstab  gestützt,  dankbar-wohlgefällig  zu. 

Leinwand ;  h.  2,04 ;  br.  2,32.  —  Inv.  1722,  A  47.  —  Nach  Dominus  m, 
p.  404,  hatte  der  Meister  diesen  Gegenstand  für  die  Nunziatakirche  zu  Neapel  ge- 
malt. —  Gestochen  von  Jos.  Wagner  *$  I,  35.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Schlacht  der  Israeliten  mit  den  Amalekitern.     Vorn  das  492 

Schlachtgewühl  zu  Fuss  und  zu  Pferde.     Links  oben  auf  dem  (650) 

Berge  Moses  und  Aaron.     Rechts  unten  liegen  Leichen.    Die  M.-G. 
Bezeichnung  Iordanus  F.  u.  i.  d.  M.  ist  verdächtig. 

Leinwand;  h.  1,7672!  br.  2,29.  —  1748  durch  Benzoni  aus  Venedig.  —  inv. 
1754,  I  379,  als  Original.  Gegenstück  zum  folgenden.  Die  Echtheit  dieses  Bildes 
wurde  schon  bei  H.  bezweifelt,  schwerlieh  jedoch  mit  Recht.  —  1891  ans  Ministerial- 
gebäude an  der  Seestrasse. 

Gideon's  Sieg  über  die  Madianiter.     Buch  der  Richter  VII,  493 

Vers  8  — 13.     Nachtstück.     Wildes  Handgemenge  von  Reitern  (656) 

und   Fusssoldaten,    die  Fackeln    in    den  Händen   halten.     Die  M.-G. 
Bezeichnung  Iordanus  F.  unten  rechts  sieht  verdächtig  aus. 

Leinwand;  h.  1,78Vj  ;  br.  2,28.  —  1748  durch  Benzoni  aus  Venedig.  —  Inv. 
1754,  I  378.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vergleiche  die  Bemerkung  zu  diesem.  — 
1891  ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild   nach   rechts   auf  braunem    494 
Grunde.     Brauner  Hut,  brauner  Rock.     Rechts  ein  Totenkopf.  (657) 

Leinwand;   h.  0,73;  br.  0,60l/a.    —    1741  durch  Rossi  aus  Italien  nnd  dann.      H   2 
als  Selbstbildnis   des  Meisters   aus   den  königl.  Gemächern   zur  Galerie.    Das  Inv. 
von  1754,  I,  369,   der  »Catalogue«  von  1765  und  das  »Abrege«  von  1782  gaben  die 
Bezeichnung  als  Selbstbildnis  auf  und  nannten  es  nur  noch  Schulbild,  was  jedenfalls 
vorsichtiger  war.     Bei  H.  wieder  unter  den  echten  Bildern  Giordano's. 

Männliches    Bildnis.      Halbfigür    nach    rechts,    auf   grau-  495 

braunem  Grunde.     Der  barhäuptige,  schwarzhaarige  Herr  trägt  (658) 

einen  schwarzen  Rock  mit  aufgeschlitzten  Aermeln.    Nur  seine  ß  15 
rechte  Hand  ist  sichtbar. 

Leinwand;  h.  0,83;  br.  0,64%.  —  1856  aus  dem  Vorrat;  von  H.  den  Bildern 
Luca  Giordano's  eingereiht.  Doch  ist  diese  Bestimmung  mindestens  zweifelhaft, 
um  so  mehr,  da  die  Angabe,  dass  es  »Jordanus«  bezeichnet  sei,  sich  nicht  bestätigt. 

Francesco  Solimena 

Gen.  l'Abbate  Ciccio.     Geb.  zu  Nocera  den  4.  Oktober  1657, 
gest.  zu  Neapel  den  5.  April  1747.    Durch  mannigfaltige  Ein- 

12 


17S  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

flüsse  und    Reisen    zu    einem     elektischen   Manieristen    heran- 
gebildet.    Tätig  zumeist  in  Neapel. 

496  Der  Kampf  der  Kentauren  und  Lapithen.     Chiefs  Metanior- 
(660)  phosen  XII,  v.  210  ff.     Die  Kentauren  überfielen  die  Lapithen. 

E  4  als  deren  Fürst  Pirithous  Hochzeit  mit  der  schönen  ELippo- 
damia  hielt.  In  der  Mitte  kämpft  ein  Kentaure  mit  der  Keule 
gegen  den  gehelmten  und  geharnischten  Lapithen.  der  ihn  am 
Schultermantel  zerrt.  Links  vorn  liegen  Verwundete  am  Boden. 
Hinter  ihnen  flüchten  Frauen.  Rechts  hinten  jagen  die  Kentauren 
mit  geraubten  Frauen  von  dannen. 

Leinwiind;  h.  1,78%;  br.  2,74.  —  1725  durch  Leplat.  Nach  dem  Inventar 
Guarienti  (.vor  1753)  N.  202,  Fol.  46,  ein  Jugendwerk  des  Meisters:  »opera  fatta  in 
gioventü«.  —  Phot.  Braun  XIV,  7. 

497  Maria  in  Wolken  über  Heiligen.    Vorn  auf  dem  Felsengrunde 
(664)  steht  links,    von  einem  Schutzengel  geleitet,   ein  Knabe,  kniet 

R  17  rechts  der  heil.  Franziskus  de  Paula.  Beiden  erscheint  Maria 
mit  dem  Kinde,  die  -vor  goldgelbem  Lichtglanz,  von  Engeln 
und  Engelköpfen  umspielt,  auf  Wolken  thront. 

Leinwand;  0,07%;  br.  0,98%.  —  1745  durch  Rossi  mit  dem  folgenden, 
seinem  Gegenstücke,  aus  der  Casa  Widman  in  Venedig.  Gestochen  von  P.  A.  Kilian 
l£  II,  41;  desgl.  von  Jos.  Wagner.  —  Phot.  Ges.;  Bruekm. 

498  Die  Vision  des  heil.  Franziskus.  Der  Heilige  ist,  nach  links 
(655)  gewandt,  am  Fusse  seines  dürftigen  Lagers  zusammengebrochen. 
R  17    Auf  seinem  Lager  aber  sitzt  der  Engel,   der  die  Geige  spielt. 

Andere,  mit  herabgeschwebte  Engel  umringen  ihn. 

Leinwand;    h.  1,00;    br.  1,00%.    —    1741  durch  V.  Rossi    aus  der  Casa  Wid- 
man in  Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

499  Mater  dolorosa.     Halbfigur,    fast  von  vorn,  auf  braunem 
(666)   Grunde.     Sie  faltet  die  Hände    und    blickt  mit   rot  geweinten 

4  c     Augen  gen  Himmel.     Rechts  neben  ihr  ein  Felsentisch. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,53;  br.  0,42.  —  Im  September  1753  erworben.  Wahr- 
scheinlich Inv.  1754,  I  199,  »unbekannt«.  Im  »Catalogue«  von  1765  schon  als  »So- 
limena«.  —  Gest.  von  E.  G.  Krüger  und  F.  Müller.  —  Phot.  Braun  V,  17;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

500  Sophonisbe.     Rechts  thront   die  Königin  zwischen  Säulen 
(662)    und    gelbem  Vorhange.       Zu    ihrer    Rechten    steht    eine    alte 

Dreiunigs-  Djenerm,    zu    ihrer    Linken    ein    beturbanter    Diener.      Links 

sehn 16 

überreicht  der  Bote  ihres  Gatten  ihr  das  Gefüss  mit  dem  Gift, 


C.    Neapolitauische  Schule.    XVII.  Jahrhundert    179 

Leinwand;  h.  1,79;  br.  2,30.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  16.  Mit  dem 
folgenden,  seinem  Gegenstücke,  aus  der  Sammlung  des  Prokurator  Canale  zu  Venedig. 

—  1902  an  die  Dreikönigsschule  Dresden-N.  —  Phot.  Bruckm. 

Juno,  lo  und  Argus.     Links  thront  Juno  auf  einer  Wolke;     501 
Iris,  die  geflügelte  Botin  der  Götter,  steht  neben  ihr;  ein  kleiner  (663) 
Amor  unter  ihr.    Links  zu  ihren  Füssen  liegt  eine  Kuh,  in  die     H  1 
sie  lo  aus  Eifersucht  verwandelt  hat.     Sie  überweist   dieselbe, 
mit  der  Rechten  auf  sie  hinabdeutend,  dem  rechts  inmitten  seiner 
Herde  sitzenden  Hüter  Argus. 

Leinwand;  h.  1,81;  br.  2,34.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  59.  Mit  dem 
vorigen,  seinem  Gegenstücke,  aus  der  Sammlung  des  Prokurator  Canale  in  Venedig. 

—  Phot.  Braun  XV,  4;  Tamme ;  Bruckm. 

Der  Frauenraub  der  Kentauren.   Andere  Szene  der  Handlung    502 
unseres  Bildes  N".  496.     In    der  Mitte    sprengt   ein  Kentaur,   (661) 
der  eine  geraubte  Frau  im  Arm  hat,  nach  links  davon.     Ein  Chemnitz 
zweiter  folgt  ihm.     Zwei  Amoretten    schweben    über   ihnen  in 
der  Luft.    Vorn  zwei  abwehrende  Frauen.    Links  liegt  ein  toter 
Kentaur  am  Boden.     Rechts  im  Mittelgrunde  tobt  der  Kampf. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  2,51.  —  1723  durch  Lor.  Rossi.  —  Inv.  1722  A  1508. 
Damals  (zu  Lebzeiten  Solimena's)  ohne  den  Namen  des  Künstlers.  Im  Inventar 
Guarienti  N.  282  und  in  allen  gedruckten  Katalogen  irrtümlich  als  eigenhändiges 
Werk  des  Meisters.  —  1902  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Nach  Solimena 

Maria  in  Wolken  über  Heiligen.     Links  vorn  ein  Knabe,  von    503 
einem  Engel  geleitet.    Rechts  vorn  der  heil.  Franziskus  de  Paula.   (667) 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,66.  —   Zuerst  im  Katalog  von  1835.    —   Es  ist  eine     F.  M. 
etwas  verkleinerte  Kopie,    angeblieh    von    Pietro  Paccia,  einem  Schüler   Solimena's. 

—  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Schule  Solimenas 

Die  Muttergottes.  Halbfigur,  von  vorn  gesehen,  auf  grauem  504 
Grunde.  Sie  hält  ein  Buch  in  der  rechten  Hand  und  blickt  (668) 
andächtig  gen  Himmel.  Freiberg 

Leinwand;  h.  0,47%;  br.  0,35%.  —  Im  Inventar  1754,  I  307,  als  Original 
Solimena's.  Doch  schon  bei  H.  mit  Recht  nur  als  Sehulbild.  —  1903  ans  König- 
Albert-Museum  iu  Freiberg. 

Sebastiano  Conca 

Geb.  zu  Gaeta  1676,  gest.  zu  Rom  1764.  Zuerst  Schüler 
des  Solimena  in  Neapel,  schloss  er  sich  später  in  Rom,  wo  er 
hauptsächlich  tätig  war,  der  Richtung  Pietro  da  Cortona's  an. 

12* 


180  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

505  Die  heiligen  drei  Könige  vor  Herodes.    Links  thront  Herodes 

(669)  mit  seiner  Gattin  unter  grünlich-blauem  Vorhänge  vor  mächtigen 

H  3  Palastbauten.  Er  erhebt  sich,  um  die  drei  Könige  zu  be- 
grüssen,  die  von  rechts  genaht  sind.  Vorn  steht  der  Mohren- 
könig. Rechts  im  Mittelgründe  rüstet  ihr  Gefolge  sich  zur 
Abreise.     Im  Hintergrunde  zahlreiche  Zuschauer. 

Leinwand;  h.  2,48%;  br.  4,64.  —  1743  durch  V.  Rossi  —  Phot.   liruckiu. 

D.   Die  florenthiische  Schule 
Francesco  Furini 

Geb.  zu  Florenz  um  1600,  gest.  daselbst  1649.  Schüler  des 
Matten  Rosselli  zu  Florenz.     Tätig  zumeist  in  Koni  und  Florenz. 

506  Eine  Märtyrerin.  Brustbild  ohne  Hände  auf  dunklen) 
(71)  Grunde.  Sie  blickt  schwärmerisch  nach  links  empor.  An 
3  b    der  rechten  Seite  des  Halses  eine  Schnittwunde. 

Leinwand;  h.  0,47;  br.  0,3(S%.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung.  —  Bisher 
als  heil.  Cäcilie  erklärt,  wofür  kaum  Anhaltspunkte  vorhanden  sind.  —  Phot.  Bruckm. 

Simone  Pignoni 

Geb.  zu  Florenz  1614.  gest.  daselbst  1698  (nicht  1706;  vergl. 
Nagler,  XL  S.  300).     Schüler  des  Fr.  Furini.     Tätig  in  Florenz. 

507  Die  Gerechtigkeit.     Halbfigur,   nach  links  gewandt,   nach 

(73)  rechts  emporschauend.  Die  Wage  in  der  Linken,  das  Schwert  in 
R  20  der  Rechten.  Ein  Lorbeerkranz  auf  dem  Haupte.  Bez.  u.  r.:  S.  P. 

Leinwand;  h.  0,91  % ;  br.  0,75.  —  Aas  der  Kunstkammer,  Inv.  1722,  A  183. 
—  Schon  1707  in  die  Kgl.  Gemächer;    Hh.  S.  286.  —  Phot.  Bruckm. 

Carlo  Dolci 

Geb.  zu  Florenz  den  25.  Mai  1616;  gest.  daselbst  den  17.  Jan. 
1686.  —  Schüler  des  Jacopo  Vignali,  eines  Schülers  des  Matteo 
Rosselli.     Tätig  in  Florenz. 

508  Die  Tochter  der  Herodias.    Kniestück.     Sie  wendet  ihren 

(74)  blonden  Kopf  nach  rechts,  hält  aber  die  Schüssel  mit  dem  Haupte 
5  a    Johannes  des  Täufers  nach  links  empor.    Sie  trägt  ein  blaues 

Kleid  über  grünem  Rocke,  einen  reich  mit  Edelsteinen  besetzten 
Gürtel  und  ein  Perlenhalsband.     Blutflecken  an  der  Schüssel. 

Leinwand;  h.  0,95%;  br.  0,80%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
des  Prinzen  Carignan  zu  Paris.  —  Nach  Baldinucci  (Vol.  VI,  1728,  p.  603)  für  den 
Marchese  Rinnuccini  in  Florenz  gemalt.  —  Gestochen  von  P.  A.  Kilian  •£•  I,  42.  — 
Phot.  Braun  XIV,  2;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 


D.    Florentinische  Schule.    XVII.  Jahrhundert     181 

Die  heil.  Cäcilia.     Cäcilie  sitzt  als  Halbfigur,    nach  links  509 
gewandt,    im  Profil  gesehen,    an    der  mit   rotem  Vorhang  ge-  (75) 
schmückten  Orgel.     Sie  trägt    ein  gelbes  Kleid    mit  violettem    5  c 
Mantel  und  eine  Perlenbroche  mit  einem  Rubin  in  der  Mitte. 
Ihre  Hände  gleiten  über  die  Tasten.     Links  unten  eine  Lilie. 

Leinwand;  h.  0,96%;  br.  0,81.  —  1743  mit  dem  vorigen  ans  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris.  Gemalt  nach  Baldinucci  (Vol.  VI,  1728,  p.  503)  für  den  Gross- 
herzog Cosmus  III.,  der  es  dem  Schatzmeister  des  Königs  von  Polen  schenkte.  — 
Gestochen  von  P.  A.  Kilian  «$  I,  43  und  von  F.  Knolle.  —  Phot.  Braun  I,  11; 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Halbfigur  des  Heilandes.     Christus  sitzt,  von  vorn  gesehen,  5 1 0 
an  einem  weissgedeckten  Tische,    auf   dem    der   Kelch    steht.  (76) 
Die  Eechte  hält  er  segnend  erhoben,   in  der  Linken  hält  er  das   5  b 
Brot,  den  Blick  wendet  er  nach  rechts  empor.    Der  Heiligen- 
schein ist  hell  aus  dem  grauen  Grunde  herausgearbeitet. 

Leinwand ;  h.  0,87 ;  br.  0,75.  —  1746  aus  der  Casa  Rumieri  in  Venedig.  — 
Erwähnt  von  Baldinncci  (Vol.  VI,  1728,  p.  505).  Eine  Kopie  im  Louvre  zu  Paris, 
dort  auch  nur  als  solche  bezeichnet.  —  Gestochen  von  Fr.  Basan  «^  I,  41  und  von 
Planer.  —  Phot.  Braun  III,  3;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Schule  Carlo  Dolci's 

Halbfigur  der  Maria.     Grauer  Grund.     Ihr  Blick   ist  zur   5 1  I 
Erde  gesenkt.     Ihre  Hände  sind  auf  der  Brust  gekreuzt.  (77) 

Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,61%.  —  1741  durch  Heinecken  aus  Hamburg,  ohne    5   b 
Angabe  des  Meisters.      Als   >Maniera  di  Carlo  üolci«    seit  dem  Inv.  1754,    I  455 ; 
wahrscheinlich  von  Carlo's  Tochter  Agnese  Dolci.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

Antonio  Domenico  Gabbiani 

Geb.  zu  Florenz  1652,  gest.  daselbst  1722.  Schüler  des  Dan- 
dini  in  Florenz  und  des  Ciro  Ferri  in  Rom.  Durch  beide  Enkel- 
schüler des  Pietro  da  Cortona.     Tätig   in  Rom    und    Florenz. 

Das  Gastmahl  beim  Pharisäer  Simon.      Der  Heiland  sitzt    512 
links  am  Tische  und  deutet  auf  Maria  Magdalena,  die  vor  ihm  (140) 
kniet  und  seinen  linken  Fuss  umklammert.    In  der  Mitte  trägt    R  15 
ein  Neger  eine  Fruchtschüssel  in  der  erhobenen  Linken.    Der 
Säulensaal  ist  links  rot  verhängt.    Rechts  Blick  ins  Freie.    Be- 
zeichnet unten  rechts:  A.  D.  G. 

Leinwand;  h.  0,93;  br.  1,39.    —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.   —  Phot. 
Bruckm. 

Benedetto  Luti 

Geb.  zu  Florenz  den  17.  November  1666;  gest.  zu  Rom  den 
17.  Juni  1724.  Schüler  des  Ant.  Dom.  Gabbiani  in  Florenz. 
Tätig  zumeist  in  Florenz  und  Rom. 


182  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

513  Der  Heiland.    Brustbild  auf  bräunlichem  Grunde»    Erhält 

(78)  die  Rechte  segnend  erhoben. 

R    Iß  Leinwand;  hochoval;  h.  0,73%;  br.  0,60.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  — 

Bezeichnet   auf   der    Rückseite :     „Eques  Benedictiis  Lutis  pingebat.    Anno  1 722.'' 

—  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Tanime;  Rruckni. 

514  Maria.   Brustbild  auf  bräunlichem  Grunde.  Ihre  Blicke  sind 

(79)  zu  Boden  gesenkt.     Ihre  Hände  sind  auf  der  Brust  gekreuzt. 

ß   16  Leinwand;  hochoval;  h.  0,72%;  br.  0,60%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag. 

—  Bezeichnet  wie  das  vorige,    sein  Gegenstück.  —  Phot.  Bruckm. 

E.  Die  Schulen  Venedigs  und  seines  Gebietes 
Alessandro  Turchi 

Gen.  rOrbetto.  Geb.  1582  zu  Verona,  gest.  1648  zu  Rom. 
Ursprünglich  Schüler  F.  Brusasorci's  in  Verona,  bildete  er  sich 
in  langen  Wanderjahren  zum  Eklektiker  aus.  Tätig  anfangs 
zumeist  in  Verona,  später  hauptsächlich  in  Rom. 

515  Die  Anbetung  der  Hirten.    Schwarzer  Grund.     Rechts  kniet 

(356)  Maria  mit  dem  Kinde  im  Arme  neben  Josef.  Links  nahen  die  drei 
3  b     Hirten.     Rechts  oben  am  Himmel  erscheinen  Engel.     Bezeichnet 

links  über  dem  Treppengewölbe:  ALEXANDER  TVRCIS  P. 

Schiefer;  h.  0,45;  br.  0,37%.  —  Der  »Schiefer«,  auf  dem  dieses  Bild,  wie 
N.  517,  519.  520,  521,  gemalt  ist,  ist  nach  der  Untersuchung  Prof.  Dr.  liergt's 
bituminöser  Kalkstein  oder  .Stinkkalk  ,  der  allerdings  als  »Kalkscbiefer«  bezeichnet 
werden  kann.  —  Am  20.  Mai  1659  zur  Kunstkammer.  Vergl.  Hh.  S.  266.  In  der 
(ialerie  erst  seit  dem  Katalog  von  1835  nachweisbar.  —  Phot.  Bruckm. 

516  Die   Darstellung  Christi  im  Tempel.      Links    steht    Simeon 

(357)  mit  dem   Christkind  im  Arme :    vor    ihm    kniet   Maria ;  neben 
R  9     ihm    steht    ein    zweiter  Priester,    dem  Josef  die  Tauben   über- 
reicht;   über  ihm  schwebt  ein  Engelreigen.     Bezeichnet  1.   u. : 
ALEXANDER  VERONESIS  F. 

Kupfer;  h.  1,06}^;  br.  0,81%.  —  1742  aus  der  Sammlung Carignau  zu  Paris. 

—  Vergl.  Heinecken,  Nachrichten  (1768)  I,  S.  210. —  Anonymer  Stich  in  unfertigem 
Probedruck.  —  Phot.   Kruckui. 

517  Der  Schmerzensmann.    Halbfigur  von   vorn  auf  schwarzem 

(358)  Grunde.    Die   [binde  des  Heilandes  sind  gebunden.    Das  R<>hr 
R  9    hält  er  im  Arme.    Der  Purpurmantel  umhüllt  ihn  lose.     Das 

dornengekrönte  Haupt  richtet  er  schmerzlich  gen  Himmel. 

Schiefer;  hochoval ;  h.  0,15;  br.  0,11.  —  luv.  1764,  I  618.  —  Phot.  Bruckm. 

518  Die  Steinigung  des  heil.  Stephanus.     Schon   ist  der  Heilige 

(359)  nach  links  rückwärts  zu  Boden  gesunken.     Links    und    rechts 
R  4 


E.  DieSchulenVenedigsundseinesGebietes.  XVII.Jahrh.     183 

die  Männer,  die  ihn  steinigen.    Links  oben  schwebt  ein  Engel 
mit  der  Krone  und  der  Palme  herab. 

Amethyst- Mosaik;  breitoval;  von  bunt  verziertem  achteckigen  Rahmen  um- 
schlossen; h.  0,24%;  br.  0,32%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  —  Phot.  Brackm. 

Die  heil.  Dreifaltigkeit.    Schwarzer  Grund.    Gottvater  hält,    519 
thronend,  den  Leichnam  Christi  auf  dem  Schoosse.    Ueber  ihm   (360) 
schwebt  die  Taube  des  heil.  Geistes  zwischen  Engeln.  3  c 

Schiefer ;  h.  0,33  ;  br.  0,28.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Phot.  Bruckm. 

Maria  mit  dem  Kinde.     Schwarzer  Grund.    Die  thronende    520 
Maria  hält  das  Kind  auf  ihrem  linken  Knie  und  entblösst  ihre   (361) 
linke  Brust,  um  sie  dem  Kinde  zu  reichen.  3  c 

Schiefer;  h.  0,25%;  br.  0,18%.  —  Inventar  1722,  A  387.  —  Gestochen  von 
E.  G.  Krüger,  Dresden  1825.  —  Phot.  Tamme. 

Venus  und  Adonis.     Tödlich  verwundet,  liegt  Adonis  an  den  521 

Knieen  der  Venus,  die  seinen  schlaffen   rechten  Arm    ausreckt  (362) 

und  sich  über  ihn  beugt,    um    ihn    zu    küssen.     Rechts   zwei  3  c 
Hunde.    Links  stützt  Amor  sich  bewegt  auf  seinen  Bogen. 

Schiefer;  h.  0,2772  !  hr.  0,34.  —  1742  aus  der  Sammlung  Duhreuil  in  Paris. 
—  Im  Inventar  Guarienti  (N.  1346)  als  »Opera  perfetta  dell'  autore«  gerühmt.  — 
Gestochen  von  J.  Beauvarlet  »£  IT,  15.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

Das  Paris-Urteil.    Der  schöne  Hirt  sitzt  rechts  auf  einer  522 

Anhöhe.    Merkur  steht  hinter  ihm.     Paris  reicht  der  vor  ihm  (363) 
stehenden  Venus    den    Apfel,    während   Juno  sich  erzürnt  ab-     5  c 
wendet  und  Minerva  sich  nach  ihren  Gewändern  bückt. 

Ital.  Pappelholz;  h.  0,60;  br.  0,84%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  499. 
Früher  beim  Senator  Isolani  in  Bologna.  —  Phot.  Brnckm. 

David  mit  dem  Haupte  Goliath's.   Kniestück  nach  rechts  auf    523 
dunklem  Grund.    David  trägt  eine  Pardelfellmütze.    Die  Rechte  (365) 
stützt  er  aufs  Schwert,  in  der  Linken  hält  er  das  Haupt.  B  2  . 

Leinwand;  h.  1,27;  br.  1,14%.  —  Ob  es  das  im  Inv.  1722  (A  102)  erwähnte 
unbekannte  Original  aas  Polen  sei,  wie  H.  annahm,    ist   nioht    mehr    auszumachen 
Als  Orbetto  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  28 ;    mit  H.  an  dieser  Benennung 
zu  zweifeln,    sehen  wir  keinen  Grund.  —  Phot.Braun  VI,  11;  Phot.  Ges.;  Hanfet.; 
Tamme;  Bruckm. 

Schule  des  Orbetto 

Venus    mit  der   Leiche  des  Adonis.     Vorn    tragen    sieben  524 

Amoretten  den  Leichnam  des  Adonis    herein.     Zwei  begiessen  (364) 

ihn    von    oben    mit   Wasser.     Rechts    entsteigt   Venus    ihrem  Fieiber& 
Tauben-Wagen.     Links  der  Eber,  der  ihn  getötet. 


184         Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,66;  br.  0,90.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  zu  Dux. 
Bei  H.  unter  den  echten  Werken  Orbetto's;  ist  jedoch  zu  roh  für  diesen  Meister.  — 
1903  ans  König-Albert-Museum  in  Freiberg. 

Alessandro  Varotari 

Gen.  il  Padovanino.  Geb.  zu  Padua  1590;  gest.  zu  Venedig 
1650.  Gebildet  hauptsächlich  nach  dem  Vorbilde  Tizian's 
und  Paolo  Veronese's ;  tätig  in  Padua  und  in  Venedig. 

525  Judith.     Kniestück.     Die  Linke   stützt   die    schöne  Jüdin 

(366)  auf  das    Schwert,    mit  der  Rechten    hält    sie   das  Haupt  des 
F  3     Holofernes.    Sie  trägt  einen  gelben  Mantel  über  rot  und  weiss 

gestreiftem  Kleide.  Ihre  linke  Brust  ist  entblösst.  Links 
hinter  ihr  ein  roter  Vorhang,  rechts  die  blaue  Luft. 

Leinwand ;  h.  0,32%  ;  br.  0,96.  —  1725  durch  Leplat.  —  Ein  gleiches  Bild  in  der 
Kaiserl.  Galerie  zu  Wien  —  Schwarzkunstblatt  nach  dem  Wiener  Exemplar  von  Prenner ; 
Stich  von  J.  Troyen.  —  Phot.  Braun  VI,  12;  Phot.  Ges.;  Tamme  ;  Bruckm. 

526  Weiblicher  Studienkopf.    Der  schöne,  von  rotbrauner  Flechte 

(369)  umwundene    Kopf   hebt    sich,    fast    von    hinten   gesehen,  vom 
5  c     dunklen  Grunde  ab.    Die  Brust  bedeckt  ein  weisses  Hemd. 

Leinwand;  h.  0,40%;  br.  0,29%.  —  Inventar  1722,  A  292,  als  >Salviati«. 
Bei  H.  bereits  als  »Varotari«.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;   Bruckm. 

Schule  des  Varotari 

527  Lukretia.     Kniestück  auf  dunklem  Grunde.     Die  Römerin 
(368)  stösst  sich,  an  einem  Tische  sitzend,  den  Dolch  in  die  Brust. 

F.  M.  Leinwand;  h.  1,08;  br.  0,92%.  —  1725  durch  Leplat  als  »Schüler  Tizian's«. 

Im  >  Catalogue«  von  1765  nicht,  wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  als  Varotari  . 
Zu  schwach  für  Varotari.  —    1896  ans  Eönigl.  Finanzministerium. 

528  Kleopatra.     Kniestück    auf    dunklem    Grunde.      Zurück- 

(367)  gebeugt,  hält  die  ägyptische  Königin  die  Natter  an  ihre  Brust. 

F.  M.  Leinwand;  h.  1,09;  br.  0,92.     —    1725  durch  Leplat  als  »Schüler  Tizian's«. 

Doch  schon  im  Katalog  von  1765  als  »Varotari«.  Vergl.  die  Bern,  zum  vorigen 
Bilde.  —  1896  ans  Königl.  Finanzministerium. 

Pietro  Liberi 

Geb.  zu  Padua  1605,  gest.  zu  Venedig  den  18.  Oktober  1687. 
Nachfolger  des  Varotari,  jedoch  selbständig  zu  oberflächlichem 
Manierismus  weiterentwickelt.    Tätig  zumeist  in  Venedig. 

529  Das  Paris-Urteil.    Paris  sitzt  rechts  unter  dem  Baume  und 

(370)  reicht  Venus  den  Apfel.     Hinter  ihm  steht  Juno,  deren  Pfau 
E  4 


E.  Die  Seh  ulenVenedigsuud  seines  Gebietes.  XVII.  Jan  rh.     185 

auf  dem  Baume  sitzt,  und  legt  ihren  linken  Arm  schmeichelnd 
auf  seine  Schulter.     Vor  ihm   am  Boden  sitzt  Pallas  Athene. 

Leinwand;  h.  1,90;  br.  1,67.  —  Inv.  1722,  A  27.  —  Phot.  BrannV,  16;  Tamme. 

Alter  und  Jugend.  Kniestück  auf  grauem  Grunde.  Ein  Greis     530 
mit  verhülltem  Haupte  erhebt  eine  dreiköpfige   Tierbronze    als    (371) 
Symbol    ägyptischer  Weisheit.     An  seine  Brust   schmiegt  sich  K&-  fu*?~ 
ein  Jüngling,  den  er  mit  seinem  Mantel  umhüllt. 

Leinwand ;  h.  1,18 ;  br.  1,99.  —  Nach  H.  im  Inventar  1722,  was  jedoch  auf 
einem  Irrtum  zu  beruhen  scheint.  —  Sicher  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Gestochen 
(unvollendet)  von  C.  G.  Rasp.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Pietro  della  Vecchia 

Geb.  zu  Venedig  1605,  gest.  daselbst  1678.   Schüler  Varotari's. 
Tätig  in  Venedig. 

Ein  schwarzbärtiger  Krieger.    Kniestück  vor  grauer  Nische.    53 1 
Weisse  Weste,  dunkler  Mantel.     Er  zieht  sein  Schwert.  (372) 

Leinwand;  h.  1,17%;  br.  1,00%.  —  1748  durch  B.  Benzoni  aus  Casa  Gbelthof     62  b 
in  Venedig.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  geharnischter  Krieger.    Kniestück,  fast  von  vorn.  Stahl-    532 
heim    und   Stahlpanzer.     In  beiden  Händen  ein  rotes  Banner.   (374) 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  0,93.  —  Inventar  1754,  I  237.  62  b 

Saul  und  David  mit  dem  Haupte  Goliath's.    Kniestück.    Saul    533 
steht  an  der  Brüstung,  auf  der  .er  das  Haupt  des  Riesen  hält.   (375) 
Rechts  hinter  ihm  David  in  rotem  Federhut.  62  b 

Leinwand;  h.  1,1872 ;  br.  l,05»/s.  —  Zuerst  1707  erwähnt.  Hh.  S.  286.  — 
Inventar  1722,  A  185.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  Spindeldiebe.    Kniestück.  Eine  Alte  schlägt,  nach  links  534 

gewandt,  mit  dem    Pantoffel    auf   drei   Kinder  ein,  von  denen  (373) 

das    vordere    sich    mit    ihrem    Spinnrocken   und  ihrer  Spindel  60  a 
davonmacht,  während  ein  zweites  ihr  den  Arm  zu  halten  sucht. 

Leinwand;  h.  1,01 ;  br.  1,18.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Phot.  Bruckm. 

Wahrsagerszene.     Kniestück  auf  grauem  Grunde.    In  der     535 
Mitte  sitzt  ein  Zauberer  in  roter  Kleidung  an  dem  Tische,  an    (376) 
dem  rechts  die  beturbante  Wahrsagerin,  links  aber  ein  junger  Kgl.  Kunst- 
Krieger  steht,  der  jener  seine  Hand  hinüberreicht. 

Buchenholz;  h.  0,16%;  br.  0,26%.  —  1659  durch  Kiengel  aus  Italien.  Hh. 
S.  267.  Inv.  1722,  B  542,  als  »Prete  Genovese«,  ein  Philosophus.  —  Im  Inv.  1754 
dagegen  als  »Maniera  di  Pietro  della  Vecchia«.  Als  Original  dieses  Meisters  seit  dem 
j  Abrege«  von  1782.  —  1904  zur  Kgl.  Kunstakademie. 


186  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Giulio  Carpione 

Geb.  zu  Venedig  1611,  gest.  zu  Verona  1674.  Schüler  AI. 
Varotari's.     Tätig  zu   Venedig,   Vicenza  und  Verona. 

536  Latona,  die  Bauern  in  Frösche  verwandelnd.  Ovid's  Metamor- 

(377)  phosen  VI,  v.  338  —  380.     Rechts  Latona  mit  ihren  Kindern 
R  1-1    im  Rasen,    links    im  Wasser    die  Bauern,    welche   die  umher- 
irrende Göttin  hinderten,   ihren   Durst   zu  löschen.     Zwei  von 
ihnen  zeigen  bereits  die  Köpfe    der  Frösche,    in    die    sie    zur 
Strafe  verwandelt  wurden. 

Leinwand;  h.  1,08;  br  l.'M1/^.  —  17:58  durch  Rossi  aus  Venedig.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

537  Koronis  in  eine  Krähe  verwandelt.  Ovid's  Metamorphosen  II, 

(378)  v.  572 — 588.     Vorn  links  läuft  der  alte  Neptun  der  Nymphe 
RH    Koronis  nach,  die,  fast  schon  ins  Meer  gedrängt,   von  der  am 

Himmel  erscheinenden  Athene  in  eine  Krähe  verwandelt  wird. 
Schon  ist  ihr  linker  Arm  zum  Flügel  geworden;  schon  hat  sie 
sich  über  das  Meer  in  die  Luft  erhoben. 

Leinwand;  h.  1,08;  br.  1,31  J^.  —  1738,  wie  das  vorige,  sein  Gegenstück, 
durch  Rossi  aus  Venedig,  aber  nicht,  wie  II.  annimmt,  1741  aus  der  Casa  Grimani 
Caleigi.  —  Phot.  Bruckm. 

538  Ariadne    von    Bacchus    entdeckt.       Links    liegt    Ariadue. 

(379)  Rechts  steht  Bacchus,  der  ihr  die  Krone  bietet.     Vorn  zügelt 
F.  M.    ein  Paniske  den   Panther  mit  einem  Rebenkranze. 

Leinwand;  h.  1.11;  br.  1,54.  1 72."".  durch  Leplat.—  1896  ans  Kgl.  Finanz- 
ministerium. 

539  Bacchanal.     Links  eine  Bacchusherme  auf  hohem  Sockel. 

(380)  Darunter    ein    Knabentrinkgelage.     Davor    ein  Bacchautinnen- 
F.  M     konzert.     Rechts  vorn  schlummert  eine  andere  Bacchantin. 

Leinwand;    h.  l.lti^;    br.  1,51.  1725   durch  Leplat.  1896   ans  Kgl. 

Finanzministerium . 

Girolamo  Forabosco  (Ferabosco,  Ferrabosco) 

Geb.  zu  Padua  im  ersten  Drittel  des  XVII.  Jahrhunderts,  gest, 
zu  Venedig  um  L680.  Seiner  Zeit  neben  Pietro  Liberi  der 
angesehenste  Meister  Venedigs. 

540  Die  junge  Frau  und  der  Tod.     Halbfigur  ohne   Hände,   nach 

(381)  links  auf  dunklem  Grunde.     Sie  trägt  einen  Blumenkranz  im 
44  h    Haar.     Ihr  Oberkörper  ist  ganz  entblösst.     Rechts  hinter  ihr 

steht  der  Tod.  dessen  Knochenarm  ihre  Seite  umfasst, 


E.  DieSchulenVenedigs  undseines  Gebietes.  XVII. Jahrb..     187 

Leinwand  ;  h.  OJ-JJ-fa  ;  l>r  0.59V2-  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Damals  dem  Guido  Canlassi  (Cagnacci)  zugesehrieben.  So  auch  in  dem  Modeneser  Inv. 
bei  Venturi  p.  354.     Doch  seit  dem  Inv.  1754  I  335,  dem  Foraboseo  gegeben. 

Giovanni  Battista  Molinari 

Geb.  1636  zu  Venedig,  lebte  daselbst  noch  1682.  Schüler 
P.  della  Vecchia's.     Tätig  zu  Venedig. 

Die  Trunkenheit    Noah's.      Der    trunkene    Patriarch    sitzt  541 

rechts  unter  einem  Baume   auf  rotem  Gewände.     Einer  seiner  (414) 

Söhne    hebt    mit    dem    Henkel    eines   Korbes   das  rechte  Bein  E  1 
Noah's  in  die  Höhe.     Hinten  als  Halbfiguren  Zuschauer. 

Leinwand;  h.  2,03;  br.  2,36 %.  —  1731  durch  Leplat  (nicht  1741  durch  Rossi, 
■wie  bei  H.),  ohne  Angabe  des  Künstlernamens,  den  das  Bild  jedoch  schon  im  In- 
ventar 1754  (I  355)  erhielt.  —  Phot.  Bruckm. 

Andrea  Celesti 

Geb.  zu  Venedig  1639,  gest.  daselbst  1706.  Suchte  das 
Studium 'der  älteren  venezianischen  Meister  mit  der  Geschmacks- 
richtung seiner  Zeit  zu  vereinigen.     Tätig  zu  Venedig. 

Der  bethlehemitische  Kindermord.     Links  vor  einem  Palaste    542 
ein  wildes  Durcheinander  von    dreinhauenden    und    stechenden   (382) 
Männern,  toten,  flüchtenden,  ringenden  Frauen  und  sterbenden     E  1 
Kindern.     Weiter  rechts  hält  ein  kräftiger,  stark  ausschreiten- 
der Mann    ein  Kind    in    die  Höhe.     Noch  weiter  rechts  kniet 
ein  anderer,  im  Begriff,  ein  Kind  mitten  durchzuhauen.,    . 

Leinwand;  h.  2,73;  br.  4,36.  —  Inventar  1722,  A  69. 

Die  Israeliten,  ihren  Schmuck  zusammentragend.     2.  Buch    543 
Mosis,  Kap.  32.    Aus  dem  Goldschmucke  soll  das  goldene  Kalb  (383) 
gegossen  werden.     Links  sitzt  eine  Frau,  deren  nacktes  Kind  Ch6mnitz 
sich  an  sie  schmiegt.     Bechts  bücken  sich  zwei  Männer,    um 
ihre  Gaben  niederzulegen.    Hinten  das  Volk  in  der  Wüste. 

Leinwand;    h.  1,49;  br.  2,01.  —  1275  durch    Leplat.  —  Phot.  Bruckm.  — 
1902  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Bacchus  und  Ceres.     Links   sitzen    die  beiden  Gottheiten    544 
liebend  nebeneinander:  Ceres  vorn,  Bacchus,  der  eine  Schale  in   (384) 
der  erhobenen  Linken  hält,    weiter  zurück.     Zu  ihren  Füssen  Cbemnitz 
erhebt  ein  kleiner  Liebesgott   einen  Pfeil    in    der  Linken;  ein 
zweiter  verrichtet  ein  Bedürfnis.     Hinten   bacchisches  Treiben. 

Leinwand;  h.  1,73J^  ;  br.  1,93.  —  1725  durch  Leplat.  —  Phot.  Braun  X,  9. 


188  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Antonio  Bellucci 

Geb.  1654  iü  Pieve  di  Soligo  bei  Treviso,  gest.  ebenda  1715. 
Gebildet  in  Venedig;  tätig  nacheinander  an  den  Höfen  Kaiser 
Josefs  II.  in  Wien,  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  in  Düssel- 
dorf und  zu  London.     Vorzugsweise  aber  in  Venedig. 

545  Venus  und  Amor.     Die  Göttin  sitzt  rechts  auf  rotem  Tuche 

(386)  im  grünem  Käsen,  au  schwellende  Kissen  gelehnt.    Mit  beiden 
R  18   Händen  hält  sie  ihre  Taube,  die  sie  füttert.  Links  zu  ihren  Füssen 

sitzt  Amor,  eine  Taube  an  der  Leine.    Schöne  Berglandschaft. 

Leinwand;  h.  l,35l/2  >  br.  li75l/2.  —  173t  durch  Leplat.  Damals,  luv.  1728, 
A  2260  ff.,  fol.  239%  als  »Guido  Congianzo-*  (Cagnacci?).  Dagegen  im  Inv.  Guarienti, 
N.  244,  bereits  als  »Bellucci«.  —  Phot.  Bruckm. 

546  Maria  mit  dem  Kinde.     Kniestück.     Das  Christkind    liegt 

(387)  auf  weissen  Linnen  vor  seiner  Mutter,   die,  von  vorn  gesehen, 
4  b     zu  ihm  hinabblickt  und  mit  beiden  Händen  die  Windel  fasst. 

Leinwand;  h.  0,71;  br.  0,56}£.  —   Inventar  1754,  I  330.  —  Phot.  Bruckm. 

Fra  Vittore  Ghislandi 

Geb.  zu  Bergamo  1655,  gest.  daselbst  1743.  Schüler  des  Seb. 
Bombelli.     Arbeitete  vornehmlich  in  Bergamo. 

547  Bildnis  Rembrandt's.  Brustbild  ohne  Hände,  halb  nach 
(211)  rechts  auf  grauem  Grunde.  Brauner  Rock,  Pelzmantel,  schwarzer 
48  a    Hut.     Kopie  nach  dem  Selbstbildnisse  in  den  Uffizien.    Daher 

die  Bemerkung  bei  Ff.  p.   116  unverständlich. 

•  Leinwand;  h.  0,72%;  br.  0,58.  —  1742  erworben.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Sebastiane  Ricci 

Geb.  zu  Cividale  di  Belluno  1659  oder  1660,  gest.  zu  Venedig 
den  13.  Mai  1734.  Schüler  des  Cervelli  und  des  AI.  Magnasco 
in  Mailand.     Arbeitete  hauptsächlich  in  Venedig. 

548  Christi  Himmelfahrt.  Mit  erhobener  Rechten  und  aus- 
(401)  gestreckter  Linken    schwebt  der  Heiland  vom  Erdboden  empor 

V  und  blickt  nach  links  hinab,  wo  in  der  Apostelgruppe  Johannes 
die  Arme  nach  ihm  ausstreckt.  Die  elf  Apostel  bilden  lebhaft 
bewegte  Gruppen.    Rechts  vorn  im  Buche  die  Jahreszahl  1702. 

Leinwand ;  h.  2,75 ;  br.  3,09.  —  Inventar  1722,  A  1283.  —  Damals  in  der 
katholischen  Kirche.   —    Gestochen  175G  von  J.  Punt  tfr  II,  IG.    —    Phot.  Bruckm. 

549  Eine  Priesterin  am  .Altar.  Links  auf  dem  Altare  eine 
(399)  Schale  mit  flackerndem  Feuer,    von  Knaben    bedient.     In  der 

58  b 


E.  Die  SchulenVenedigs.  XVII.  u.  XVIII.  Jahrh.      189 

Mitte  die  Priesterin.  Links  und  rechts  im  Vordergründe  das 
verehrende,  Früchte  und  Blumen  spendende  Volk. 

Leinwand;    h.  0,66%;    br.  0,73.    —    1743   durch   AlgarottJ   Ton   Zanetti   in 
Venedig.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Ein  Priester  am  Altar.     Rechts   eine   Satyrbüste  auf  dem    550 
mit  Gelassen   beladenen  Altar.     Der  Priester  legt   seine  linke  (400) 
Hand  auf  den  Kopf  der  Büste.     Rechts  vorn  kniet  ein  Knabe    58  b 
neben    einer    weiblichen  Gestalt.     Links    vorn  führt   das   ver- 
ehrende Volk  Schafe  und  Rinder  zum  Opfer  herbei. 

Leinwand;    li.  0,5672»   br.  0,73V2-    —    1743   durch  Algarotti  von  Zanetti  in 
Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Giuseppe  Diamantini 

Geb.  zu  Fossombrone  um  1621;  gest.  daselbst  den  11.  Novbr. 
1705  (84jährig).  Neuere  Urkundenforschung,  brieflich  mit- 
geteilt von  Aug.  Vernarecci  in  Fossombrone.  (1624  und  1708 
in  den  letzten  Auflagen  waren  Druckfehler).  Damit  sind  die 
früheren  Angaben  (1650 — 1722)  widerlegt. 

David    mit    dem    Haupte  Goliath's.     Kniestück.     Der    fast    55  ( 
nackte  Jüngling   steht,    nach  links  emporblickend,    neben  der  (440) 
Brüstung,  auf  der  er  mit  der  Rechten  das  Haupt  des  Riesen    62  b 
hält,  während  er  sich  mit  der  Linken  auf  sein  Schwert  stützt. 

Leinwand;  h.  1,18;   br.  0,85.    —    1741  aus  der  Galerie  WaUenstein  in  Dux. 
—  Phot.  Bruckm. 

Antonio  Molinari 

Geb.  zu  Venedig  1665.  Sohn  des  Giov.  Batt.  Molinari.  War 
noch  um  1727  in  seiner  Vaterstadt  tätig.    Schüler  A.  Zanchi's. 

Amor  und  Psyche.    Amor  ein  schöner  geflügelter  Jüngling,    552 
schlummert,  nach  links  gewandt,  auf  einem  Sessel.  Psyche  steht,   (415) 
nackt  wie  er,  mit  der  Lampe  in  der  erhobenen  Linken,  vor  ihm.     C  1 

Leinwand;  h.  1,91;  br.  1,66%.  —  1723  durch  Lor.  Rossi.  —  Inventar  1772, 
A  1499;  damals  »im  hohen  Saal  beym  Printzen«.  —  Phot.  Bruckm. 

Luca  Carlevaris 

Gen.  Casanobrio  (Da  Ca  Zenobio).  Geb.  zu  Udine  1665,  gest. 
zu  Venedig,  wahrscheinlich  1731.  Vorgänger  A.  Canale's  als 
Vedutenmaler  Venedig's. 

Venezianisches  Stadtbild.     Vorn  die  Riva  degli  Schiavoni,    553 
rechts  der  Dogenpalast,  weiter  zurück  die  Piazzetta,  hinten  in  (413) 

58  o 


190  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

der  Mitte  S.  Maria  della  Salute.  Links  das  Meer,  reich  mit 
Prachtgondeln  belebt.  Die  Würdenträger  der  Republik  empfangen 
den  kaiserlichen  Gesandten  Grafen  Colloredo. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  2,59.  —  Inventar  1754,  I  523.  —  Phot.  Bruckm. 

Marco  Ricci 

Geb.  zu  Cividale  di  Belluno  1679,  gest.  zu  Venedig  1729. 
Schüler  und  Neffe  Sebastiane  Ricci's.  Tätig  in  England  und 
Venedig.     Geschätzter  Landschaftsmaler  seiner  Zeit. 

554  Landschaft    mit  dem  heil.   Hieronymus.      Mächtige  Bäume 

(404)  beherrschen    den    Vordergrund.     Links    im  Mittelgrunde    eine 
N.  M.-G.  Anhöhe.     Hieronymus  sitzt,    nach  rechts  gewandt,    vorn  uuter 

dem  Baum.     Sein  Löwe  schreitet  bildeinwärts. 

Leinwand;  h.   1.47 J-g  ;  br.  1,11%.  —  Zuerst  im  Katalog- von  1812.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  1904  ans  Nene  Ministerialgebäude.  —  Phot.  Bruckm. 

555  Landschaft   mit    der    heil.   Magdalena.      Rechts    eine    hohe 

(405)  Baumgruppe.    Links  Fernblick  auf  eine  beleuchtete  Ortschaft  am 
N.  M.-G.  Fusse  des  Gebirges.     Vorn  am  Felsen  sitzt  Magdalena  mit  dem 

Totenkopfe,  dem  Kreuze  und  der  Salbbüchse  zu  ihren  Füssen. 

Leinwand;  h.   1,46;  br.   1,11.     —    Zuerst  im  Katalog  von  1812.    —    Gegen- 
stück zum  vorigen.  —  1904  ans  Neue  Ministerialgebäude.  —  Phot.  Bruckm. 

556  Am  Flusse  vor  der  Stadt.  Links  vorn  der  Fluss  mit  kleinem 
(403)   Wasserfall;  an  ihm  ein  heiteres  Treiben  von  Hirten  und  Herden. 

57  b    Rechts  im  Mittelgrunde  die  Stadt,    zu  der  eine  lange  Brücke 
führt.     Links  im  Hintergrunde  Berge;  helles  Licht  von  links. 

Leinwand  ;  h.  0,99  :  br.  1 ,53.  —  1738  durch  Rossi  aus  Venedig.  —  Phot.  Bruckm. 

557  Winterlandschaft.     Die  beschneite  Strasse  wendet  sich  links 
(411)    bildeinwärts.     Rechts  vorn  ein  Dorf  mit  einem  runden  Turm; 

ständehaus  r]avor  auf  (]er  Strasse  zwei  Reiter;  links  ein   kahler  Baum. 

Leinwand ;  h.  1,01 ;  br.  1,46%.  —  1 738  durch  Rossi  aus  Venedig.  —  l'hot.  Bruckm. 

558  Die  Mühle  im  Tal.     Die  Mühle  liegt  mitten  im  Flusstal. 

(406)  Neben  ihr  erhebt  sieb  ''in  viereckiger  Turm.    Eine  Bogenbrücke 
57  a    führt  links  zu  ihr  hinüber.     Vorn  rechts  stehen  hohe  Bäume. 

Links  vorn  baden  Frauen  im'  Flusse.     Licht  von  links. 

Leinwand;    h.   1,00;  br.   1,34.  —   1738  durch  Rossi  aus  Venedig.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden. 

559  Die  Landstrasse  vor  dem  Tal.     Jni  Mittelgründe  ein  hell 

(407)  beleuchtetes  Flusstal.     Vorn   rechts  führt    eine  belebte  Stra'wso 
64  c 


E.  Die  Schulen  Venedigs.  XV11.  u.  XVIII.  Jahr h.     191 

zur  Anhöhe  hinauf.     Links  vorn  stehen  hohe  Bäume,  in  deren    '  : 
Schatten  zwei  Männer  rasten.     Licht  von  rechts. 

Leinwand;  h.  0.97;  br.  1,31.    —  1738  durch  Rossi  aus  Venedig.    —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Landschaft  mit  dem  Rundtempel.     Im  Mittelgründe  glänzt     560 
ein  See.  an  dem  eine  hell  beleuchtete  Ortschaft  mit  einem  Turm    (409) 
und  einem  Rundtempel  liegt.    Links  vorn  unter  hohen  Bäumen  N.  M.-G. 
ruhen  zwei  Rinder,  ein  Schaf  und  der  Hirte  am  Bache. 

Leinwand;  h.  1,26;  br.  1,2814.  —  1738  durch  Rossi  aus  Venedig.  — Gegen- 
stück zum  folgenden.  —   190-1  ans  Neue  Ministerialgebäude. 

Der  Brunnen    am    Wege.      Rechts    unter    einer    einsamen     56 1 
korinthischen  Säule  ein  stattlicher  Rundbrunnen,  aus  dem  ein    (410) 
Reiter  seinen  Schimmel  saufen  lässt.     Links   im  Mittelgrunde  N.  M.-G. 
am  Fuss  des  Gebirges  eine    hell    von    rechts  beleuchtete  Ort- 
schaft mit  brennendem  Turme  (Kalkofen?). 

Leinwand;  h.  1,25;  br.  1,24.  —  1738  durch  Rossi  aus  Venedig.    —    Gegen- 
stück zum  vorigen.  —  1904  ans  Neue  Ministerialgebäude. 

Am  Bergsee.     Rechts  im  Mittelgrunde  der  See;  vor  ihm  562 

eine  stattliche  Baumgruppe.    Links  im  Mittelgrunde  eine  Brücke  (408) 

und  eine  hell  beleuchtete  Kirche;  davor  ein  Fluss,  in  dem  Kinder  57  c 
baden,  während  am  Ufer   zwei 'Jäger    nach  Vögeln    schiessen. 

Leinwand;  h.  0,96;  br.  1,29%.  —  1738" durch  Rossi  aus  Venedig.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden. 

Die  Wäsche  im  Tale.    Einsame  Berglandschaft.     Ein  hoher  563 

Baum  steht  links  an  dem  Wege,  auf  dem  sich  zwei  Reiter  ent-  (412) 

fernen,  während  in  der  Mitte  am  Bache    einige  Wäscherinnen  64  a 
beschäftigt  sind,  eine  andere  rechts  am  Wege  wartet.. 

Leinwand;  h.  0,96;  br.  1,29.  —  1738  durch  Rossi  ans  Venedig.    —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Carlo  Brisighella 

Gen.  Eismann  (auch  Eisenmann,  Leismann,  Lismann).  Geb.  zu 
Venedig  1679  (nicht  1629),  gest.  wahrscheinlich  zu  Verona, 
wo  er  hauptsächlich  tätig  war.  Schüler  seines  Adoptivvaters 
Joh.  Ant.  Eismann.     Er  war  1706  in  Ferrara. 

Reitergefecht.     Die  Schlacht  tobt  im  Vordergrunde.     Der     564 
Hintergrund   ist    von  Rauch  und  Wolken  verhüllt.  (427) 

Leinwand;  h.  0,69;  br.  1,39%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.   —  1905  an  Piairen  i.  V. 
den  Kunstverein  zu  Plauen  i,  V.  ...... 


192  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

565  Reitertreffen.    Ganz  vorn  liegen  zwei  tote  Pferde  und  ein 

(428 )  gefallener  Soldat.  Rechts  eine  Felswand,  links  Berge  am  Horizont. 

Q   2  Leinwand;  h.  0,87 %;  br.  0,73.    —    1741  als  »Borgognone     durch   Rpssi  aus 

Venedig.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

566  Reiterangriff.     Unter  Stadtmauern  eiue  Reiterschar.     Ein 

(429)  Pferd,  das  seinen  Reiter  verloren,  jagt  rechts  davon. 

Q    2  Leinwand;  b.  0,37%;  br.  0,73.    —    1711  als  i Borgognone     durch    Kos>i  aus 

Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

567  Nach  der  Schlacht.      Das    Schlachtfeld    ist    mit    Leichen 

(430)  besäet.     Vorn  hält  ein  Offizier  auf  einem  Schimmel. 

Q   1  Leinwand;  h.  0,95%;  br.  1,55.    —   Im  Inr.  1754,  II 375,  als     Eisenmaun«. 

Gasparo  Diziani 

Geb.  zu  Belluno,  gest.  zu  Venedig  1767.  Schüler  Seb.  Ricci's. 
Arbeitete  als  Theaterdekorationsmaler  in  Rom  und  in  Dresden, 
zumeist  aber  in  Venedig. 

568  Im  Atelier.  Karikatur.    Ein  bäurisch  gekleideter  Maler  malt 

(402)    einen  dickbäuchigen  Herrn,  der  links  im  Lehnsessel  ruht. 

Plauen  i.  V.  Leinwand;  h.  0,85;  br.  0,73.  —  Inv.  1754,  1483,  als  »autore  incerto«.   Als 

»Diziani«  zuerst  bei  IL  in  der  1.  Aufl.  1872.  —  1902  an  den  Kunstverein  zu 
Plauen  i.  V.  —  Phot.  Bruckm. 

Giovanni.  Battista  Piazetta 

Geb.  den  13.  Februar  1682  zu  Pietrarossa  im  Trevisanischen, 
gest.  den  24.  April  1754  zu  Venedig.  Schüler  des  A.  Molinari. 
Selbständig  weiterentwickelt.     Tätig  zumeist  in  Venedig. 

569  Das  Opfer  Abraham's.    Kniestück.    Isaak  sitzt  vorn,  nach 

(417)  links  gewandt,  auf  dem  Opferstein  und  lehnt  den  verbundenen 
R  20    Kopf  an  seinen  Vater,    der   das  Messer   in  der  Rechten  hält. 

Leinwand;    h.  1,52% j   br.  1,14%.  —    1741  aus    der  Sammlung  Wallenstein 
zu  Dux.  —  Phot.  Bruckm. 

570  David  mit  dem   Haupte  Goliaths.     Der    fast    nackte  junge 

(418)  Sieger  beugt   sich  nach  rechts  zu  der  Brüstung  herab,  auf  die 
59  b    er  den  Kopf  des  Riesen    niederlegt.     Links    erhebt  ein  tiefer- 

stehender  Krieger  erstaunt  die  Hände. 

Leinwand;    h.  1,84^;    br.  0,99.    —    1743  durch  Algarotti  aus  Venedig.    — 
Phot.  Brnckm. 

57 1  Ein  junger  Fahnenträger.    Kniestück,  nach  links.  Der  junge 

(419)  rothaarige  Bursche  in  blauer  Jacke  stützt  seine  Linke  auf  eine 
59  a    Steinbrüstung  und  hält  das  weisse  Banner  in  der  Rechten. 


E.  Die  Schulen  Venedigs  und  sein  es  Gebietes.  XVIII.  Jahrb..    193 

Leinwand;    h    0,87;    br.  0,71%.    —    1743   dnrch   Algarotti    ans  Venedig.    — 
Phot.  Brann  XIII,  7 ;  Bruckni. 

Francesco  Migliori 

Geb.  zu  Venedig-  1684,  gest.  daselbst  1734.    Tätig  zu  Venedig. 

Bacchus  und  Ariadne.      Ariadne   sitzt  rechts    auf    einem     572 
Fasse  und  legt  ihren  rechten  Arm  um  die  Schultern  des  Bacchus,    (420) 
der  neben  ihr  steht  und  ein  Glas  in  der  Rechten  erhebt.     Ganz  N.  M.-G. 
vorn  hält  ein  auf  den  Rücken    gefallener  kleiner  Amor  einen 
Panther  an  einer  roten  Leine. 

Leinwand;  h.  3,00;  br.  4,02.  —  Inv.  1722,  A  1297.  —  Damals  im  Prinzen- 
Palais.   —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  1905  (1902)  ans  Nene  Ministerialgebände. 

Die  Entführung  der  Europa.     Links  sitzt  Europa  auf  dem     573 
im  Rasen  liegenden  weissen  Stier,    den    ihre  Gefährtinnen  be-    (421) 
kränzen.     Im  Mittelgrunde    lehnt   Merkur    sich    an  ein  Rind.  N.  M.-G. 

Leinwand;  h.  3,00;  br.  4,04.  —  Inv.  1722,  A  1298.  —  Damals  im  Prinzen- 
Palais.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  1905  (1902)  ans  Nene  Ministerialgebäude. 

Josef  als  Traumdeuter.     Josef  sitzt  links  und  spricht  mit    574 
lebhaft  bewegten  Fingern.     Pharao  thront  rechts.  (422) 

Leinwand;  h.  2,73;  br.  2.05.    —  Inv.  1722,  A  729.    —    Gegenstück  zu  den      TJ   9 
folgenden  vieren ;  alle  vier  hingen  damals  an  der  »grossen  Treppe«. 

Das  Opfer  Abraham's.     Vorn  sitzt  Isaak  bereits  auf  dem    575 
Opfersteine.     Hinter    ihm  zückt  Abraham   das  Messer.     Oben   (423) 
der  Einhalt  gebietende  Engel.     Links  unten  der  Widder.  U  4 

Leinwand;  h.  2,66;  br.  2,00.  —  Inv.  1722,  A  726.  —  Vergl.  die  Bemerkungen 
zum  vorigen,  seinem  Gegenstücke. 

Kain  und  Abel.      Der    Erschlagene    liegt    vorn    auf   dem    576 
Rücken.     Der  Mörder  eilt  nach  rechts  davon.     Links  erscheint  (425) 
der  Engel,  der  ihn  verjagt.  U  4 

Leinwand;  h.  2,73;  br.  2,05.  —  Inv.  1722,  A  728.    Vergl.  die  Bern.  zuN.  574. 

Die  „Caritä   Romana".      Kimon    im    Kerker    durch   seine    577 
Tochter  Pero  ernährt.     Durch  die  Eisenstäbe  des  Kerkerfensters   (426) 
zur  Linken  blickt  ein  behelmter  Wächter  herein.  TT  2 

Leinwand;  h.  2,71;  br.  2,03.  —  Inv.  1722,  A  727.    Vergl.  die  Bern,  zu  N.  574. 

Giovanni  Battista  Pittoni 

Geb.  zu  Venedig  1687,  gest.  daselbst  1767.     Schüler  seines 
Oheims  Fr.  Pittoni.     Tätig  in  Venedig. 

Der  Tod  der  Agrippina.     Rechts    liegt   der  Leichnam  der    578 

Mutter  Nero's.     Links  steht,    lorbeerbekränzt,    der  Kaiser   mit   (441) 
zwei  Begleitern.     Bez.  1.  u. :  G.  BA.  PITONI.  'TT  4 

13 


194  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  2,37;  br.  3,0G»/j.  —  luv.  1722,  A  787.  Damals  hing  es  auf 
der  »grossen  Treppe«.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

579  Der  Tod  des  Seneca.     Rechts  thront   Nero.     Links  wird 
(442)  die  Wanne  mit  der  Leiche  seines  Lehrers  hereingetragen.    Bez. 

U  2     ,1.  r. :  G.  BA.  PITONI. 

Leinwand;  h.  2,36;  br.  3,06.  —  Inr.  1722,  A  786.  Damals  hing  es,  als 
Gegenstück  zum  vorigen,  auf  der  »grossen  Treppe«. 

Pietro  Negri 

Schüler  des  Antonio  Zanchi  (1639 — 1722).  Arbeitete  zu 
Venedig  um   1700.     Näheres  unbekannt. 

580  Nero  an  der  Leiche  Agrippina's.    Kniestück.    Rechts  steht 
(416)  der  Kaiser  mit  verschränkten  Armen  und   betrachtet    düsteren 

Chemnitz  Blickes  die  Leiche  seiner  Mutter,  die  hereingetragen  wird. 

Leinwand;  h.  1,37;  Lr.  1,66.  —  1731  als  Jordan«  durch  Rossi.  —  Als 
»Negri«  schon  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  237.  —  1902  an  die  Kunsthütte 
in  Chemnitz. 

Antonio  Canaletto 

Giov.  Ant.  da  Canale,  gen.  Canaletto  oder  il  Tonino.  Geb.  zu 
Venedig  den  18.  Oktober  1697,  gest.  daselbst  den  20.  April 
1768.  Schüler  seines  Vaters,  des  Dekorationsmalers  Bern,  da 
Canale.  Hauptmaler  städtischer  Ansichten.  Tätig  hauptsächlich 
in  Venedig,  doch  1746  und   1747  in  London. 

581  Der  grosse  Kanal  in  Venedig.  Rechts  hinten  die  Rialto- 
(449)  brücke,  vorn  ein  grosser  gotischer  Palast,  davor  einige  gelb- 
58  a    gedeckte  Seefährzeuge.     Links  zweigt  sich  ein  Seitenkanal  ab. 

Gondeln  beleben  die  ganze  Wasserfläche.    Licht  von  links. 

Leinwand;  h.  1,45}*;  br.  2,34.  —  In.  1754,  I  524.  —  Phot.  Braun  II,  17; 
Hanfstängl;  Bruckm. 

582  Bei  S-  Giovanni  e  Paolo  in  Venedig.    Links  der  überbrückte 
(458)  Kanal.  Rechts  der  durch  die  Scuola  di  S.  Marco  und  die  Kirche 

57  1)  S.  Giovanni  e  Paolo  begrenzte  Platz.  Rechts  im  Vordergrunde 
Andrea  del  Verrocchio's  Reiterdenkmal  Colleoni's.  Diese  Seite 
im  Schatten. 

Leinwand;  h.  1,25;  l>r.  1,65.  —  Inv.  1754,  I  555,  als  Werk  Ant.  Canale's; 
und  seine  breitere  weichere  Malweise,  seine  wärmere  Stimmung,  sowie  das  Fehlen 
der  konventionellen  Wellenlinien  im  Wasser,  weisen  in  der  Tat  darauf  bin,  dass 
dieser  ältere  Meister,  nicht  dessen  Neffe  und  Schüler  Bernardo  Belotti,  dem  H.  das 
Bild  zuschrieb,  sein  Urheber  ist.     Da   Bern.  Beiotto,   als  das  Inv.  von  1764   ange- 


E.DieSchulenVenedigsundseinesGebietes.  XVIII. Jahr h.     195 

fertigt  wurde,  selbst  in  Dresden  ansässig  war,  wäre  es  damals,  wenn  es  von  ihm 
herrührte,  auch  sicher  nicht  seinem  Oheim  zugeschrieben.  Zur  Galerie  erst  1854 
durch  Schnorr.  Vergl.  Schnorr  a.  a.  0.  1896  N.  2,  S.  267.  —  Phot.  Braun  XV,  9 ; 
Hanfst.;  Bruckni. 

Das  Campo  S.  Giacomo  di  Rialto  zu  Venedig.     Links  der  583 

im  Mittelgründe  durch  die  hell  vom    Sonnenschein  beleuchtete  (451) 

Kirche    begrenzte    Platz.     Rechts    die  an  einem  Riesenpalaste  55  b 
entlang  führende,  in  tiefem  Schatten  liegende  Strasse. 

Leinwand;  h.  0,95%;  br.  1,17.  —  Inv.  1754,  1558.  —  Also  zu  Lebzeiten 
des  Meisters  als  »Ant.  Canale«  erworben.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot. 
Braun  XV,  7. 

Der  Marcusplatz  zu  Venedig.    Im  Hintergrunde  die  Marcus-  584 

kirche.     Rechts  vor  ihr  der  Marcusturm.     Weiter   vorn    links  (452) 

die  Procurazie  vecchie,  rechts  die  Procurazie  nuove,    jene  hell  55  b 
beleuchtet,  diese  in  tiefem  Schatten. 

Leinwand;  h.  0,96;  br.  1,17.  — Inv.  1754,  I  559.  — Gegenstück  zum  vorigen. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Braun  XI,  3. 

Vor  dem  grossen  Kanal  zu  Venedig.    Rechts  vorn  die  Kirche  585 

S.  Maria  della  Salute.     Links    im    Mittelgrunde  die  Piazzetta  (450) 

mit  dem  Dogenpalaste,  weiter  zurück  die  Riva  degli  Schiavoni.  56  b 
Links  graue  Wolken,  rechts  helles  Sonnenlicht. 

Leinwand ;  h.  0,65 ;  br.  0,98.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
—  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  X,  11. 

Auf   dem    grossen    Kanal    zu   Venedig.     Vorn    rechts    vor  586 

schlichtem  grossen  Palaste  ein  Stück  des  Steindammes,  an  dem  (454) 

ein  Schiff  liegt.    Weiter  zurück  eine  Kirchenkuppel.    Links  ein  56  b 
stattlicher  Rundbogenpalast. 

Leinwand;  h.  0,65V2  >  br.  0,9772-  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruekm. 

Bartolo  Nazari 

Geb.  zu  Bergamo  den  10.  Mai  1699,  gest.  zu  Mailand  den 
24.  August  1758.  Schüler  Ghislandi's  in  Bergamo  und  Fr. 
Trevisanfs  in  Venedig.  An  verschiedenen,  auch  an  deutschen 
Höfen  als  Bildnismaler  tätig,  ansässig  jedoch  in  Venedig. 

Bildnis  eines  alten  Mannes.     Brustbild  ohne  Hände,    fast    587 
von  vorn  auf  grauem  Grunde.     Leber    langem    grauen    Haar  (438) 
trägt   der  bartlose  reich  gekleidete  Alte  eine  schwarze  Kappe.    57  b 

Leinwand;  h.  0,49% ;  br.  0,38V2.  —  1743  durch  Algarotti  aus  Venedig.  — 
Inv.  1754,  I  10.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruekm. 

13* 


196  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

588  Bildnis  einer  alten  Frau..  Brustbild  ohne  Hände,  fast  von 
(439)  vorn  auf  dunklem  Grunde.     Die  weisshaarige  Alte   hüllt   sich 

57  b    in  ein  gelbgraues,  schwarzgestreiftes  Tuch. 

Leinwand;  h.  0,49;  br.  0,37l/2-  —  \7tö  durch  Algarotti  aus  Venedig.  — 
Inv.  1754,  I  11.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Giuseppe  Nogari 

Geb.  zu  Venedig  1699,  gest.  daselbst  1763.  Schüler  des  Giov. 
Batt.  Pittoni  und  des  Ant.  Balestra.  Bildete  sich  einen  eigenen, 
an  Rembrandt  und  Denner  erinnernden  Stil.   Tätig  in  Venedig. 

589  Der  Geizige.    Halbfigur  nach  links  auf  graublauem  Grunde. 

(432)  Der  Alte  mit  grauem  Hut  und  Vollbart,  in  braunem  Rock  uud 
60  b    blauem  Pelzmantel  schüttet   mit  der  Rechten  einen  Beutel  Gold 

in  eine  Schale  und  hält  in  der  Linken  einen  Schlüssel. 

Leinwand;  h.  0,74}^;  br.  0,59.  —  1743  durch  Algarotti  in  Venedig  vom 
Maler  selbst.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1763)  N.  22(5.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — 
Gestochen  1744  von  Fei.   Polanzani.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckni. 

590  Der  Gelehrte.      Halbfigur    nach    rechts    auf    graugelbem 

(433)  Grunde.    Der  Alte  mit  grauem  Haar  und  dünnem  grauen  Barte 
60  b    trägt    einen    violettbraunen    Mantel.     Rechts  auf   dem    Tische 

liegen  zwei  Bücher  und  eine  Brille.  Seine  Linke  ruht  auf  den 
Büchern,    in    der   Rechten    hält    er    ein    beschriebenes   Papier. 

Leinwand;  h.  0,75}^;  br.  0,59}^.  1743  durch  Algarotti  in  Venedig  vom 

Malersellist.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  liraun  VI,  13;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Tanimo;  Bruckni. 

591  Der  Sparsame.     Halbfigur  auf  grauen]   Grunde,  fast  von 

(434)  vorn  gesehen.  Der  Alte  mit  grauem  Haar  und  Bart  trägt  einen 
57  b    schwarzen  Mantel  und  eine  schwarze  Kappe.     Rechts  auf  der 

Brüstung,  auf  der  Goldstücke  schimmern,  hat  er  seine  Hände 
übereinander  gelegt..     In  der  Linken  hält  er  eine  Brille. 

Nussbaumholz ;  h.  0,61  ;  br.  0, 14'/2.  —  1743  durch  Algarotti  in  Venedig  vom 
Maler  selbst.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Gestochen  von  J.  C.  Gudeborn  3f  III,  50. 
—  Phot.  Braun  III,  8;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme. 

592  Die  Alte   mit  dem    Kohlenbecken.      HalMigur    auf   grauem 

(435)  Grunde,   halb  nach  links.     Die  weisshaarige  Alte  in  braunem 
57  b    Mantel  über  blauem  Kleide  wärmt    sich    die    Hände    an    dem 

links  neben  ihr  stehenden  Kohlenbecken. 

Nussbaumholz;  h.  0,59;  br.  0.43.  —  1743  durch  Algarotti  in  Venedig  vom 
Maler  selbst.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Gestochen  von  J.  C.  Gudeborn  jjß  III, 
50,  von  Fr.  Aug.  Speck  und  von  Fei.  Polanzani.  —  Phot.  Braun  VIII,  16; 
Hanfst.;  Tamme. 


E.DieSchiilenVenedigsundseinesGebietes.  XVULJahrli.     197 

Petrus.    Halbfigur  auf  grauem  Grunde,  halb  nach  rechts.    593 
Den  Schlüssel  hält  der  Apostel  in  seiner  Linken;  das  Buch  liegt  (437) 
neben  ihm.     Sein  kurzes  Haupt-  und  Barthaar  ist  grau,  sein    60  b 
Oberkörper  ist  entblösst. 

Leinwand;  h.  0,84V2 ;  br.  0,6072-  —  1743  durch  Algarotti  in  Venedig  Tom 
Künstler  selbst.  —  Phot.  Bruckm. 

Angeblich  Giuseppe  Nogari 

Männliches  Bildnis.     Halbfigur    nach    rechts  auf  dunklem    594 
Grunde.     Der  Alte  mit    grauem    Bart    in   schwarzem  Anzüge  (436) 
sitzt  im  Sessel,  an  dessen  Armlehnen  seine  Hände  ruhn.  61  b 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  0,73.  —  Dass  Nogari  der  Urheber  dieses  Bildes  sei, 
bezweifelte  schon  H.  Nach  H.  mit  dem  vorigen  1743  durch  Algarotti  aus  Venedig. 
Wir  fanden  es  jedoch  zuerst  (frageweise  als  Nogari)  im  Katalog  von  1835. 

Pietro  Longhi 

Geb.    zu  Venedig    1702,    gest.  daselbst    1762.     Schüler    des 
( A.  Balestra  in  Venedig  und  des  Gius.  Crespi  zu  Bologna. 

Bildnis  einer  älteren    Dame.     Brustbild  ohne  Hände  nach    595 
links  auf  grauem  Grunde.     Sie  trägt  ein    weisses,    golddurch-  (496) 
wirktes  Kleid,    eine  Haube   und   einen  durchsichtigen  Schleier.    69  b 

Leinwand;  h.  0,67%;  br.  0,57%.  —  Inv.  1722,  B  1282,  als  »van  Dyek«  und 
»ans  dem  grünen  Gewölbe«.  —  Bei  H.  als  unbekannt.  Als  Arbeit  Pietro  Longhi's 
erkannt  von  Lerm.  S.  229;  2.  Aufl.  330—331.  —  Phot.  Bruckm. 

Graf  Pietro  Rotari 

Geb.  zu  Verona  1707,  gest.  zu  St.  Petersburg  1762.  Schüler  des 
A.  Balestra  in  Venedig.  Malte  an  verschiedenen  Höfen ;  zuletzt 
als  Hofmaler  der  Kaiserin  Katharina  in  St.  Petersburg. 

Die  Ruhe  auf  der  Flucht.    Nachtstück.    Die  Sichel  des  zu-    596 
nehmenden .  Mondes  steht  rechts  oben  am  Himmel.    Maria  sitzt  (443) 
in  der  Mitte  neben  einem  Brunnen,  auf  dessen  Rand  sie  das  Christ-    59  a 
kind,  von  dem  alles  Licht  ausgeht,  festhält.    Links  vorn  beten 
zwei  Engel  an,  von  denen  einer  ein  Wickeltuch  bringt.    Rechts 
hinter   dem  Baume  steht  Josef,  vor  ihm  der  Esel,  der  seinen 
Durst  stillt.     Engel  und  Engelköpfe  am  Himmel. 

Leinwand;  h.  2,74;  br.  2,08.  —  Inv.  1754,  I  366.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  alter  Mann.     Brustbild  nach   links    auf    graugrünem    597 
Grunde.    Der  gen  Himmel  blickende,  auf  seinen  Stab  gestützte  (444) 
Alte  im  braunroten  Mantel  wird  als  Apostel  Jakobus  bezeichnet.    60  b 


198  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,52%;  br.  0,43%    —     Zuerst,  nui  als  >buste  d'un  nomine  , 
im  »Abrege  ■;  von  1782. 

598  Ein     Bischof.     Brustbild    Dach    rechts    auf    graugrünem 

(445)  Grunde.     Der    mit    dem    Bischofsgewand    bekleidete,    mit    ge- 

60  b    falteten  Händen  gen  Himmel  blickende  Alte  ist  irriger  Weise 

als  heil.  Franziskus  erklärt  worden. 

Leinwand;   h.  0,4472!   br.  0,35.  —  Zuerst  im  »Catalogue^  von  1765  nur  als 
»Büste  d'un  eveque  priant«. 

599  Die    heil.    Magdalena.     Brustbild    von    vorn    auf   grauem, 

(446)  epheuumranktem    Steingrunde.     Nur    die    rechte    Hand     der 
56  c    Heiligen,  die  sie  an  ihre  nackte  Brust  legi,  ist  sichtbar.     Ihr 

langes,  blondes  Haar  fällt  aufgelöst  auf  ihre  Schultern  herab, 
die  ein  blauer  Mantel  umfiiesst. 

Auf  Leinwand;  h.  0,45;  br.  0,35.    —     Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.    — 
Phot.  Braun  IV,  15 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruokm. 

600  Prinzessin  Elisabeth.    Kniestück,  nach  rechts.    Die  Tochter 

(447)  König  August's  III.  trägt  ein  blaues  Kleid  und  hält  einen  Fächer 

61  b    in    der   gesenkten  Rechten.     Ihre  Linke   ruht  auf  den  Tasten . 

des  rechts  stehenden  Klaviers.     Hinter  ihr  ein  roter  Stuhl. 

Leinwand;   h.  1,07;   br.  0,86.     —     Zuerst  im  Nachtrag  des  »Catalogue«  von 
1765,  p.  244.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  • —  Phot.  Bruckm. 

60 1  Prinzessin  Kunigunde.  Kniestück,  fast  von  vorn.  Die  Tochter 

(448)  König  August's  III.  trägt   ein   rotes  Kleid.     An   ihrer   linken 
61  b    Seite    hängt   ein  Nähbeutel.     In    ihrer  Eechten    hält  sie  eine 

Seidenfadenrolle,  mit  der  Linken  fasst  sie  den  Faden. 

Leinwand;  h.  1,07%;  br.  0,87. —  Zuerst  im  Nachtrag  zum  >  Catalogue«  von 
1765,  p.  244.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Francesco  Guardi 

Geb.  zu  Venedig    den    5.  Oktober    1712;    gest.  daselbst    den 

1.  Januar   1793.     —     Schüler   und  Nachfolger   des  Antonio 

<  anale,  gen.  Canaletto  in  Venedig. 

60 IA  Papst  Pius  VI.  segnet  die  Venezianer  (1782).      Der    Platz 

AmPfeiler bei  San   Giovanni  e  Paolo.    Hechts  die  Kirche  mit  Verroccbio's 

zwischen  ßeiterdenkmal.  Links  die  Häuserreihe  am  Kanal,  der  mit  Brettern 
59  u  60 

zugedeckt  zu  sein  scheint.     In  der  Mitte  an  der  Scuola  di  San 

Marco    ist    ein  Gerüst,    zu    dem   grosse  Treppen  emporführen, 

vor  der  Loggia  errichtet.    Hier  steht  der  segnende  Papst.    Die 

Würdenträger  der  Kirche  stehen  auf  den  Treppen.     Vorn  auf 

dem   Platze  und  auf  dem  Kanal  drängt  sich  das  Volk. 


E.  DieSchulenVenedigsundseinesGebietes.  XVIII.  Jahrh.     199 

Leinwand;  h.  0,51%;  br.  0,68.  —  1898  im  Kunsthandel  aus  London.  — 
Das  Bild  war  1894—95  in  New  Gallery  in  London  ausgestellt.  —  1902  tauchte  im 
Magazin  der  Stuttgarter  Galerie  ein  zweites  Exemplar  auf,  das,  ihr  inzwischen  ein- 
verleibt, die  geistreiche  Manier  des  Meisters  wohl  noch  schärfer  ausgeprägt  zeigt  als  das 
unsere.  Später  wurden  noch  zwei  andere  Exemplare  bekannt,  eins  in  der  Universi- 
tätsgalerie zu  Oxford,  eins  bei  Mrs.  Burns,  North  Myinms  Park,  Hatfield.  Vergl. 
Konrad  Lange's  Stuttgarter  Katalog  (1903)  S.  120  und  G.  A.  SimoDson,  Franc.  Guardi, 
London  1904,  p.  87,  N.  52  und  p.  44.  Wir  halten  die  Originalität  unseres  Bildes 
seiner  Pinselführung  nach  für  zweifellos  und  sind  geneigt,  gerade  weil  es  die 
priokelnden  Lichteffekte  Guardi's  noch  gemässigt  zeigt,  in  ihm  die  erste,  bei  ruhigem 
Naturlicht  gemachte  Aufnahme  des  Gegenstandes  zu  sehen.  —  Phot.  Bruckm. 

Bernardo  Canaletto 

Bernardo  Bellotto,  gen.  Canaletto.  Geb.  zu  Venedig  den  30.  Jan. 
1720,  gest.  zu  Warschau  den  17.  Oktober  1780.  Neffe  und 
Schüler  Antonio  Canale's  dessen  Beiname  auch  der  seine  wurde. 
Arbeitete  anfangs  in  Italien  (Venedig,  Koni,  Verona),  dann  nörd- 
lich der  Alpen,  1747  bis  1758  in  Dresden,  1758  bis  1760 
in  Wien,  dann  in  Warschau  und  wieder  in  Dresden,  wo  er 
1764  Mitglied  der  Akademie,  1768  aber  entlassen  wurde,  um 
Hofmaler  König  Stanislaus  Poniatowski's  von  Polen  zu  werden. 

Ansicht  von   Dresden.     Vom  rechten  Eibufer  oberhalb  der    602 
Augustusbrüeke,     Die  Elbe  zieht  sich  vom  Vordergründe  links  (464) 
zum  Hintergrunde    rechts    hinab.     Links    am  jenseitigen  Ufer    62  c 
die  Brühl'sche  Terrasse;  dahinter  die  Kuppel  der  Frauenkirche. 
In  der  Mitte  die  Brücke  und  die  katholische  Hofkirche.    Vorn 
am   Ufer    sitzt    der  Maler    selbst    zwischen    seinen    stehenden 
Kollegen  Thiele  und  Dietrich.     Ausserdem  (nach  H.)  uuter  den 
Figuren    des  Vordergrundes:    der   durch   seine    Korpulenz    be- 
kannte   Sopransänger  Niccolo  Pozzi,    gen.  Niccolini,    der  Hof- 
maler August's  des  Starken  und  August's  HI.  Joseph  Fröhlich, 
und    der    Leibarzt    der    Königin   Maria  Josepha,    Philippe    de 
Violante.     Rechts    die    Inschrift:    BERNARDO  .  BELLOTO  . 
DETTO  .  CANALETO  .  F  .  ANNO  .  1747  .  IN  .  DRESDA. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  2,36.  —  Inventar  1754,  I  532.  —  Rad.  vom  Meister 
selbst  =  Rud.  Meyer  S.  39,  N.  10.  Auf  der  Radierung  hat  die  kath.  Hofkirche 
bereits  ihren  Turm.  —  Phot.  Hanfst. ;  Tamme. 

Zwischen    Padua    und    Venedig.     Links    vorn    neben    der    603 
Schleuse    ein  Wirtshaus.     Rechts  vorn  eine  grosse  Freitreppe,  (455) 
die   zu   einer  Barockkirche   emporführt.     Im  Mittelgrunde  ein    60  a 


200  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

langgestrecktes  Haus ;  im  Hintergründe  der  Fluss  und  die  Säulen- 
fassade einer  Kirche.  Licht  von  links.  Bez.  1.  u. :  BERNARDO  . 
BELOTO  .  DETO  .  CANALETTO  .  FE  .  ANNO  1748. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  2,32.  —  Inventar  1754,  I  540.  —  Phot.  Bruckm. 

604  Die    Etsch    in  Verona.     Man    blickt    stromaufwärts.     Der 

(456)  Fluss  wendet  sich  im  Hintergrunde  vor  dem  Kastell  S.  Pietro 
60  a    nach  links.     Beide  Ufer  fassen  Häuserreihen  ein.    Vorn  links 

eine  Landungsbrücke,  an  der  ein  Segelbot  anlegt. 

Leinwand;  h.  1,31%;  br.  2.31%.    —    Inventar  1754,  I  544.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.   Bruckm. 

605  Der  alte  Ponte  delle  Nävi  in  Verona.      Die    Etsch    fliesst 

(457)  vom  Hintergrunde  links  zum  Vordergrunde  rechts  herab.    Vorn 
60  a    die  zweiteilige  Brücke  mit  dem  alten  Zinnenturm,  welche  1757 

durch  eine  Ueberschwemmuug  zerstört  wurde. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  2,33%.  —    Inventar  1754,  I  542.  —    Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

606  Ansicht  von  Dresden.  Vom  rechten  Eibufer  unterhalb 
(465)  der  Augustusbrücke.  Die  Elbe  fliesst  vom  Hintergrunde  links 
59  b    zum  Vordergrunde  rechts  herab.     Rechts,  am  jenseitigen  Ufer, 

die  katholische  Hofkirche,  die  Brücke,  die  Kuppel  der  Frauen- 
kirche. Vorn  links  ein  Haus  neben  einem  Baume.  Davor  am  Ufer 
verschiedene  Staffage-Figuren.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte: 

Bwnarao    Beäoffo     defto 


Canccli 


Leinwand;  h.  1,32%;  br.  2,36.  —  Inventar  1754,  1543.  —  Rad.  vom  Meister 
selbst  =  R.  Meyer  S.  41  N.  12.  —  Auf  der  Radierung  die  kath.  Uofkirche  bereits 
ohne  Gerüst.  —  I'hot.   Ilanfst.  ;  Tarn  ine;   Bruckm. 

607  Ansicht  von   Dresden.     Vom  linken  Eibufer,   unterhalb  der 

(466)  Festungswerke.  Rechts  hinter  den  C4räben,  Mauern  und  Wällen 
62  b  die  noch  von  Gerüsten  umgebene  katholische  Hofkirche.  Links 
am  jenseitigen  Ufer  das  japanische  Palais,  im  Hintergründe 
die  Brücke.  Am  Ufer  vorn  rechts  hält  ein  vierspänniger  Wagen, 
links  steht  ein  Mann,  ruht  eine  Frau.  Bezeichnet  (wie  um- 
stehend Seite  201)  links  unten: 


5 


E.DieSchulenYeiiedigsundseinesGebietes.  XVIILJahrh.    201 

Leinwand;  h.  1,34%;  br.  2,27.  —  Inventar  1754,  I  539.  —  Rad.  vom  Meister 
selbst  =  R.  Meyer  S.  37  N.  9.  —  Auf  der  Radierung  die  katholische  Hofkiiche 
bereits  ohne  Gerüst.  —  Phot.  Hanfst. 

Ansicht  von  Dresden.     Blick    608 
stromabwärts  vom  linken  Eibufer.  (479) 
Links  das  Residenzschloss,  rechts    62  a 
die  ersten  Joche  der  Brücke,   in 
der    Mitte    die    katholische    Hof- 
NT^  O^  kirche,    noch    von    Gerüsten    um- 
geben;   rechts   hinten   die  Berge 
der  Lössnitz.     Bezeichnet   u.  1.: 
BERNARDO0.  BELOTO  DETTO 
CANALETO  .  F  .  AN0 .  1748. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  2,35.  — 
Inventar  1754, 1  531.  —  Radiert  vom  Meister 
selbst  =  R.  Meyer  S.  40  N.  11.  —  Die 
katholische  Hofkirche  auf  der  Radierung 
bereits  ohne  Gerüst.  —  Phot.  Hanfst. 

Ansicht  von  Dresden.    Blick    609 
auf  den  ehemaligen  Zwingergraben.  (480) 
vi^^^       "**'**-—  In    der  Mitte  führt  ein  Holzsteg    60  a 

V^sJ  f^.  vom     südlichen     Zwingerpavillon 

über  den  von  Schwänen  belebten 
Graben  nach  der  Friedrichstädter 
Allee.  Im  Hintergrunde  rechts 
das  ehemalige  Wilsdruffer  Tor, 
in  der  Mitte  der  Turm  der  da- 
maligen Kreuzkircbe. 

Leinwand;  h.  1,32%;  br.  2,34%.  — 
Inv.  1754,  I  534.  —  Rad.  vom  Meister  selbst 
=  R.  Meyer  S.  53  N.  21.  —  Phot.  Hanfst.; 
Taninie;  Bruckm. 

Ansicht    des    Neumarktes   zu    610 
^      ..  Dresden.    Vom  Jüdenhofe  gesehen.  (467) 

>^>  Links  vorn  das  ehemalige  Galerie-    62  c 

\^Sj  gebäude;  in  der  Mitte  des  Mittel- 

grundes die  Frauenkirche;  vor 
dieser  die  1760  zerstörte  Hauptwache.  Vorn  der  von  sechs 
Schimmeln  gezogene  Wagen  August's  III.  Hinter  ihm  das 
Gefolge  des  Königs. 


S 


202         Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,35%;  br.  2,26%.  —  1749  gemalt.  Im  Juli  1761  durch 
Canaletto  selbst  zur  Galerie.  H.  —  Inventar  1754,  I  537.  —  Radiert  vom  Meister 
selbst  =  R.  Meyer  S.  43  N.  13.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

6 1 1  Ansicht  der  ehemal.  Festungswerke  zu  Dresden.  Vom  alten 

(468)  Wilsdruffer  Tor  gesehen.     In    der    Mitte   die    damalige  Wils- 
62  a    druffer  Tor-Brücke;  dahinter  die   Festungswerke,  überragt  von 

dem   1744  erbauten  Anton'schen  Hause.     Links  weiter  zurück 
ein  Stück  des  Zwingers. 

Leinwand;  h.  1,31%;  br.  2,36.  —  1750  gemalt.  Im  Februar  1751  durch 
Canaletto  selbst  zur  Galerie  H.  —  Inventar  1754,  I  530.  —  Rad.  vom  Meister  selbst 
=  R.  Meyer  S.  47  N.  16.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

6 1 2  Ansicht  der  Dresdner  Neustadt.     Blick  vom  Platze  vor  der 

(469)  Brücke  durch  die  jetzige  »Hauptstrasse«  in  die  dahinterliegende 
62  c    Heide.     In  der  Mitte,  von  hinten  gesehen,  das  vergoldete  Reiter- 
standbild August's  des  Starken.  Vorn  ein  zweispänniger  Wagen. 

Leinwand;  h.  l,33'/2 ;  br.  2,3572-  —  1750  gemalt;  im  Februar  1751  durch 
Canaletto  selbst  zur  Galerie  H.  —  Inventar  1754,  I  538.  —  Radiert  vom  Meister 
selbst.  —  R.   Meyer  S.  44  N.  15.  —  Phot.   Hanfst  ;  Tamme. 

613  Ansicht    des    Neumarktes    zu    Dresden.     Von    der  Moritz- 

(470)  Strasse  gesehen.     Hechts  die   1760  zerstörte  Hauptwache;  da- 
62  a    hinter  die  Frauenkirche.     Vorn  Jahrmarktsbuden.      Links  auf 

einem  vom  Volke  umstandenen  Gelüste  ein  Charlatan  mit  einem 
Ausrufer  und  einem  Geiger. 

Leinwand:  h.  1,35;  br.  2,36%.  —  1750  gemalt.  H.  —  Inv.  1754,  1  641.  — 
Rad.  vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  46  N.  15.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;   Brurkni. 

614  Ansicht    des    Altmarktes    zu   Dresden.     Von    der    Schloss- 

(471)  Strasse  gesehen.  Rechts  das  Rathaus.  In  der  Mitte  das  erst  1878 
62  c    abgebrochene  Chaisen-Träger-Haus.    Links  die  ehemalige  Kreuz- 
kirche.    Ein  Sechsspänner  in  der  Mitte  des  Platzes,  ein  Zwei- 
spänner vorn   rechts.     Die  rechte  Seite  liegt  im  Schatten. 

Leinwand;  b.  1,36%;  br.  2,38.  —  1751  gemalt  und  von  Canaletto  selbst  ge- 
liefert. II.  —  Inventar  1751,  I  536.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =  I\.  Meyer  S.  48 
N.  17.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

6 1 5  Ansicht    des    Altmarktes  zu   Dresden.      Von    der  Seestrasse 

(472)  gesehen.     Rechts  vorn  das  Chaisen-Träger-Haus,  hinten  links  der 
62  a    Turm  der  katholischen  Hofkirche,  rechts  die  Kuppel  der  Frauen- 
kirche.    Die  von  Menschen  erfüllte  Mitte  des  Platzes  ist  von 
Jahrmarktsbuden  umgeben.     Die  linke  Seite  liegt  im  Schatten. 

Leinwand;  h.  1,36%;  br.  2,39.  —  1751  gemalt  und  von  Canaletto  selbst 
geliefert.  H.  —  Inventar  1754,  I  533.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  R  Meyer  S.  50 
N.  18.  —  Phot.  Hanfst  ;  Tamme;  Bruckm. 


E.  Di  eScbulen  Venedigs  und  sein  es  Gebiete  s.XVHI.Jahrh.     203 

Ansicht    der    ehemaligen    Kreuzkirche   zu   Dresden.     Rechts  616 

die  westliche  Turmfassade  der  1760  zerstörten  Kirche.   Damen  (473) 

mit  Reifröcken  und  andere  Andächtige  kommen  aus  der  Kirche.  60  b 
Rechts  ein  zweispänniger  Wagen.     Links  die  Kreuzstrasse. 

Leinwand;  h.  1,95 J-g ;  br.  1,85%.  —  1751  gemalt  (1757  bei  H.  nrass  Druck- 
fehler sein).  Inventar  1754,  1  528.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Radiert  vom 
Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  52  N.  20.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

Ansicht  der  Frauenkirche  zu  Dresden.     Links  das  mächtige    6 1 7 
Gotteshaus.     Rechts  die  Rampe'sche  Strasse,    in   die  eine  Ab-  (481) 
teilung  Soldaten  hineinreitet.     Vorn  rechts  singende  Chorschüler.    60  b 

Leinwand;  h.  1.93;  br.  1,85%.  —  1751  gemalt.  —  Inventar  1754,  1529.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  51  N.  19.  — 
Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

Ansicht  von  Pirna.     Vom    rechten    Eibufer    oberhalb   der    618 
Stadt.     Die  Elbe  fliesst  vom  Vordergrunde  links  zum  Hinter-  (482) 
gründe  rechts  hinab.     Rechts  vorn  das  hohe  Ufer  beim  Dorfe    61  c 
Posta  mit  Weinbergen  und  Felsen.     Links  im  Mittelgrunde,  hell 
von  der  Sonne  beschienen,  der  Sonnenstein  über  der  Stadt. 

Leinwand;  h.  1,38;  br.  2,3972-  —  Dieses  Bild  und  die  folgenden  zehn  sind 
zwisohen  1752  und  1755  gemalt.  Vier  von  ihnen  verzeichnet  das  Inventar  1754,  I 
zwischen  529  und  549 ;  doch  nur  eines,  N.  623,  genau  genug,  um  es  erkennen  zu 
lassen.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  63  N.  29.  —  Phot.  Bruckm. 

Ansicht  von   Pirna.     Vom    rechten    Eibufer    oberhalb    der    619 
Stadt.     Die  Elbe  fliesst  vom  Vordergrunde  links  zum  Hinter-  (483) 
gründe  rechts  hinab.     Rechts  vom  die  Landstrasse  beim  Dorfe    öl  b 
Posta.  Links  der  Sonnenstein ;  unter  ihm.  in  der  Mitte  des  Mittel- 
grundes, die  von  ihrer  rotdachigen  Kirche  überragte  Stadt. 

Leinwand ;  h.  1,36 ;  br.  2,41.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  618.  — 
Phot.  Tamme. 

Ansicht  des  Sonnensteins  über  Pirna.     Die  Vestc  Sonnenstein    620 
thront  rechts  im  Mittelgrunde.    Links  unten  liegt  die  Stadt,  in  (484) 
der  Mitte  von  ihrer  Kirche  überragt.     Fernblick  stromabwärts,    öl  a 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  2.35.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zn  N.  618.  — Ge- 
stochen von  J.  C.  Gudebom.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  61  N.  27. 
—  Phot.  Bruckm. 

Ansicht  von   Pirna.     Von  der  AVestseite,  Ecke  der  Breite-    62 1 

gasse.     Rechts  an  der  Strasse  ein    ummauerter    Garten,  links  (485) 
Häuser  und  Bäume.     In  der  Mitte  des  Hintergrundes  ragt  der    61  a 
Kirchturm,  rechts  der  Sonnenstein. 

Leinwand;  b.  1,3472  :  br.  2,34V2-  —  Vergl.  die  Bern,  zu  N.  618.  —  Rad. 
vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  59  N.  2c    cDas  Dohnaische  Tor  .    —   Phot,  Bruckm. 


204  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

622  Ansicht  der  Breitegasse  zu   Pirna.     Vom  links  der  Meilen- 

(486)  stein  in  Obeliskenform,  in  der  Mitte  ein  Pfahl,  an  dessen  Schild 
61  a    die  Jahreszahl  1752  steht.     Weiter  zurück  links  die  Strasse, 

in  der  Mitte  die  weisse  Giebelseite  eines   kleinen,   rotdachigen 
Hauses,  rechts  der  Sonnenstein. 

Leinwand;  h.  1,347a ;  br.  2,34%.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  618. — 
Phot.  Bruckm. 

623  Ansicht  des  Marktplatzes  zu  Pirna.      Links    das    hell   be- 

(487)  leuchtete  getürmte  Rathaus.  Rechts  hinter  ihm  die  Kirche,  weiter 
61  c    im  Hintergrunde  der  Sounenstein.     Rechts  vorn  der  Brunnen. 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  2,37%.  —  Inventar  1754,  I  540.  —  Vergl.  die  Be- 
merkungen Ton  N.  618.  —  Ein  gleiches,  doch  kleineres  Bild  im  Berliner  Museum. 
—  Phot.  Braun  VIII,  17;  Thot.  Ges.;  Taninie;  Bruckm. 

624  Ansicht  von  Pirna.     Vorn  die  Landstrasse  vor  dem  Ober- 

(488)  tor.     Rechts  oben  der  Sonnenstein,  dessen  Mauern    zur    Stadt 
61  c    hinabführen. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  2,34.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  618.  —   Ge- 
stochen von  J.  C.  Gudeborn.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =  R.   Meyer  S.  58  N.  29, 
Das  Obertor«.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

625  Ansicht  von  Pirna.     Vom    Sonnenstein    gesehen.      Rechts 

(490)  thront  der  Sonnenstein  über  dem  Rasenabhang,   an  dem  ganz 
61  a    vorn  die  hölzerne  Treppe  hinabführt.     Links  unten  die  Stadt, 

beherrscht  von  ihrer  Kirche,  dahinter  der  Fluss  und  das  jen- 
seitige Ufer  mit  dem  Dorfe  Kopitz. 

Leinwand;  h.  1,3272!  br.  2,34.  —  Vergl.  die  Bern,  zu  N.  618. —  Rad.  Tom 
Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  60  N.  26.  —  Phot.  Braun  III,  0;  Bruckm. 

626  Ansicht  von  Pirna.     Von  der  Schiffervorstadt  gesehen.    Vorn 

(491)  ein  grosser  Teich,  der  rechts  durch  einen  überbrückten  kurzen 
61  c    Kanal  in  die  Elbe  mündet.     In  der  Mitte  vor  ihm  ein  Fischer- 
zelt.   Links  obeu  der  Sonnensteiu.    Hinter  dem  Teiche  die  Häuser. 

Leinwand;  h.  1,36;  br.  2,37.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  618. — Rad. 
vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  62  N.  28,  »Das  Schiffertor  .    —    Phot.  Bruckm. 

627  Ansicht  von  Pirna.     Vom  rechten    Eibufer    unterhalb  der 

(492)  Stadt.    Der  Strom  fiiesst  von  links  hinten  nach  rechts  vorn  herab. 
61  b    Vorn  links  ein  Stück  des   Ufers  bei  Kopitz.      Drüben,  in  der 

Mitte  des  Mittelgrundes,  der  Sonneustein,  unter  dem    sich  die 
Stadt  bis  zum  Vordergrunde  rechts  herabzieht. 

[.einwand;  h.  1,35;  br.  2.36.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  618.  — 
l'hot.   Bruckm. 


E.  Di  eSchulen  Venedigs  und  sein  es  Cr  ebi  et  es.  XVlII.Jahrh.     205 

Ansicht  des  Sonnensteins.    Links  die  Festung.     Vorn  der  von  628 

fester  Mauer  umgebene  Platz,  auf  dem  Kanonen  und  Soldaten,  (489) 

aber  auch  ein  Zechtisch  stehen.     Rechts  unten  die  Stadt  Pirna,  60  b 
der  Fluss  und  der  Fernblick  übers  jenseitige  Eibufer. 

Leinwand;  h.  2,03%;  br.  3,31.  —  Vergl.  die  Bern,  zu  N.  618.  Doeh  ist  dieses 
Bild  zu  gross,  als  dass  es  eins  der  vier  im  Inv.  1754  verzeichneten  sein  könnte.  — 
Phot.  Bruckm. 

Ansicht   des    Zwingerhofes    zu    Dresden.     Vom  westlichen    629 
Mittelpavillon   aus.     Links    hinter    dem    Zwinger    das    königl.   (474) 
Residenzschloss,  in  der  Mitte  der  Turm  der  Kreuzkirche.  62  b 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  2,37.  —  Nach  H.  1758  gemalt;  doch  schon  im  In- 
ventar 1754,  I  535.  —  Gestochen  von  Louis  Schultz  1886— 87.  —  $  E.  14.  —Rad. 
vom  Meister  selbst  =  R.  Meyer  S.  55  N.  22.   —   Phot.    Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Ansicht  von  Dresden.    Vom  rechten  Eibufer  unterhalb  der  630 

Augnstusbrücke.     Kleinere  Wiederholung    des    Bildes  N.   606  (477) 

mit  einigen  Veränderungen,  besonders  in  den  Staffage-Figuren,  56  a 
aber  auch  mit  anderem  Licht  und  in  kühlerem  Tone. 

Leinwand;  h.  0,95;  br.  1,65.  —  1778  aus  dem  Spahn'schen  Nachlass.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

Ansicht  von  Dresden.     Vom  rechten  Eibufer  oberhalb  der    63 1 
Augustusbrücke.     Kleinere  Wiederholung   des    Bildes  N.  602  (478) 
mit  einigen  Veränderungen,  besonders  in  den  Staffage-Figuren    56  c 
(in  der  Gruppe  der  drei  Maler  fehlt  der  Sitzende),  aber  auch 
mit  anderem  Licht  und  in  kühlerem  Tone. 

Leinwand;  h.  0,95;  br.  1,65.  —  1778  aus  dem  Spahn'schen  Nachlass.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

Sinnbildliches    ZierstUck.     Kniestück.      Die    Figuren    an-    632 
geblich  von  C.  W.  E.  Dietrich.     Rechts  sitzt  die  Polonia  und  (462) 
stützt    ihre    linke    Hand    auf   ihren  Schild.      Links    steht  ein    60  b 
Mann  in  bräunlich-roter  polnischer  Tracht.     Rechts  unter  dem 
roten  Vorhange    bringt    eine    Taube    ein    Blatt,    auf   dem  die 
AVorte  stehen:  INCLINATA  RESURGIT.  Daneben  am  Postament 
die  Jahreszahl  MDCCLXII. 

Leinwand;  h.  1,09;  br.  1,54%.  —  Erst  1860  zur  Galerie.  — 1762  als  Zierbild 
über  einer  Tür  des  Warschauer  Schlosses  gemalt.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Sinnbildliches    Zierstück.      Kniestück.      Die    Figuren   an-    633 
geblich  von  C.  W.  E.  Dietrich.     Links  sitzt  ein  geharnischter  (463) 
Jüngling,  den  Hermelin  um  die  Schulter.      Neben    ihm    steht    60  b 
ein  alter  Herr  in  polnischer  Tracht  und  hält  in  der  Rechten  eine 


206  Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Perle  über  seinem  Haupte.  Rechts  vor  freiem  Felde  ein  statt- 
licher Bogen.  Vor  ihm  eine  Krone  auf  einer  Weltkugel :  unter  ihm 
ein  Hund.     Am  Bogen  steht:  EX  ARDUIS  IMMORTALITAS. 

Leinwand;  h.  1,09;  br.  1,55.  —  Erst  1860  zur  Galerie.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

634  'm  Palast  zu  Warschau.    Breit  und  vielstufig  führt  rechts 

(459)  die   grosse  Treppe    empor.      Auf    ihren    Stufen    verschiedene 
62  c    Gestalten.     In  der  Mitte  zwei  Herren  in  Allongeperücken. 

Leinwand;  h.  1,04%;  br.  1,46.  —  Erst  1855  zur  Galerie.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.     Ursprünglich  als  Zierbild  über  einer  Tür. 

635  'm  Palast  zu  Warschau.      Prächtige  Säulenhalle.     Rechts 

(460)  der  Palast,  links  Bogengänge.     Rechts    vorn    zwei    Heiducken 
62  a    in  ungarischer  Kleidung,  in  der  Mitte   ein  Wachtposten. 

Leinwand;  h.  1,04%;  br.  1,46.  —  Erst  1855  zur  Galerie.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme. 

636  ,m  Palasthof  zu  Warschau.     Links    führt  die  Treppe  zur 

(461)  Terrasse  empor.     Vor    ihr    im  Schatten    ein  Scheerenschleifer. 
59  b    Am  Fusse  der  Treppe  ein  Wachtposten  in  rotem  Rocke. 

Leinwand;  h.  1,03;  br.  1,45%.  —  Erst  1855  zur  Galerie.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N".  634.  —  Phot.  Tamme. 

637  Ansicht  von  Dresden.     Von    der    Neustadt   unterhalb    der 
(476)   Brücke.     Links  die  Brücke,  rechts  die  Schiffe  im  Flusse.     Am 

55  i-  jenseitigen  Ufer  links  die  Frauenkirche,  in  der  Mitte  die  katho- 
lische Hofkirche,  rechts  die  umliegenden  Hügel.  Bezeichnet 
unten  links:  BERNARDO  .  BELOTTO  .  DE  CANALETTO. 

Leinwand;  h.  0,99%;  br.  1,34.  —  Erst  1855  zur  Galerie.  —  Auf  der  Rück- 
seite die  Inschrift:  »Bernardus  Beiotto  de  Canaletto  Academiae  Electoralis  Artium 
Sodalis,  ad  naturam  pinxit  Anno  1765.  In  Memoriam  receptionis  suae  Academiae. 
D .  D  .  D  .  Dresdae  d.  5.  Hart.  1766  ipsa  Kxpositionis  Die«.  Das  Bild  war  also  1766 
ausgestellt,  1765  als  Rezeptionsbild  nach  des  Meisters  Aufnahme  in  die  \kademie 
gemalt  worden.  Diese  Aufnahme  hatte  aber  schon  1764  stattgefunden.  —  Phot. 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

638  Die  Trümmer  der  ehemaligen  Kreuzkirche  zu  Dresden.     Nach 
(475)  der  Beschiessung    des    Jahres    1760,    vor    dem    am   22.  Juni 

55  a  1765  erfolgten  Einsturz  der  Turmiuiue.  Auf  dem  Turme  sind 
Mauerleute  mit  Abtragungsarbeiten  beschäftigt,  während  vorn 
bereits  die  Grundmauern  der  neuen  Kirche,  zu  der  am  1  6.  Juli 
1764  der  Grundstein  gelegt  worden  war,  sich  erheben.  Rechts 
das  Rutokowski'sche  Palais,  das  am  21.  Februar  1786  nieder- 
brannte. Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:  BERN  AR:  BELOTO 
DE  CANALETTO  .  FEC  .  A.  MDCCLXV. 


E.  DieSchul  en  Venedigs  und  sein  es  Gebietes.  XVIII.  Jahr  h.     207 

Leinwand;  h.  0,80;  br.  l,09J/2-  —  Erst  1855  zur  Galerie.  —  1765  vom 
Künstler  übernommen,  dem  dafür  eine  Remuneration  von  200  Talern  zur  Bezahlung 
seiner  Schulden  bewilligt  wurde.  Vergl.  M.  Wiessner:  Die  Akademie  der  bilden- 
den Künste  zu  Dresden,  1864,  S.  59.  Das  Rezeptionsbild  war  jedoch  das  vorige, 
wie  dessen  Inschrift  beweist.  —  Rad.  vom  Meister  selbst  =:  R.  Meyer  S.  66  N.  32. 
—  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

Giovanni  Domenico  Tiepolo 

Geb.  zu  Venedig  1726;  Jahr  und  Ort  seines  Todes  unbekannt. 
Schüler  seines  Vaters,  des  berühmten  Giov.  Bart.  Tiepolo 
(1696—1770),  den  er  als  Gehilfe  auch  1750 — 1753  nach 
Würzburg  und  1762  nach  Madrid  begleitete. 

Die  Darstellung  im  Tempel.    Kniestück  unter  einem  Rund-    639 
bogen.     Links  vom  Altar,  auf  dem  Kerzen  brennen,   steht  ein  (431) 
rotgekleideter    Priester    und    liest    in    einem    aufgeschlagenen    59  a 
Buche.     Hinter    ihm    einige    Zuschauer.     Der    weissgekleidete 
Oberpriester,  dem  Maria  von  rechts  das  nackte  Kind  darreicht, 
steht  in  der  Mitte.     Rechts  Josef  mit  einer  brennenden  Kerze. 

Leinwand  ;  h.  0,40 ;  br.  0,48%.  —  1875  aus  der  Sammlung  Minutoli  in  Liegnitz 
als  »Giov.  Butt.  Tiepolo«:.  Der  kältere  Ton  und  die  glattere  Ausführung  lassen  es  je- 
doch als  Werk  des  Sohnes,  nicht  des  Vaters  erscheinen.  —  Phot.  Braun  XV,  8. 

Unbestimmte  Venezianer 

Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts 

Venedig  vom  Meere  aus.     Vorn  die  reich  belebte  Lagune;     640 
im  Mittelgrunde  die  Stadt;   in  der  Mitte  die  Piazzetta  und  der    (453) 
Markusturm,  links  die  Libreria  vecchia,  rechts  der  Dogenpalast.  ställdehaus 

Leinwand;  h.  0,65%;  br.  0,98.  —  Inventar  1722,  A  225,  als  :>  Prospekt  von 
S.  Marcoplatz  in  Venedig€  von  »Casp.  de  Tors«.  Dieser  Künstler  ist  unbekannt. 
Bei  H.  galt  das  Bild  als  Werk  Antonio  Canale's,  für  den  es  jedoch  viel  zu  schwer 
in  der  Farbe,  viel  zu  derb  in  der  Behandlung  ist.  Eher  von  Mich.  Marieschi  (f  1745). 

Loth  und  seine  Töchter.      Loth    sitzt    vorn    unter   einem     641 
Baume  und  erhebt  in  der  Linken  die  Schale,  in  die  eine  der    (424) 
Töchter  ihm  Wein  eingiesst,    während    die    andere  ihre  rechte  N.  M.-G. 
Hand  an  sein  Knie  legt.    Links  im  Mittelgrunde  Loth's  Gattin 
als  Salzsäule,  im  Hintergrunde  die  brennende  Stadt. 

Leinwand;  h.  2,75;  br.  2,06.  —  Inv.  1722,  A1301  (damals  im  Prinzlichen 
Palais)  als  Fr.  Trevisani ;  Inv.  1754,  I  267,  als  G.  B.  Molinari ;  bei  H.  dem  Fr. 
Migliori  zugeschrieben.  Die  echten  Bilder  dieser  drei  Meister  zeigen  jedoch,  dass 
es  von  keinem  von  ihnen  herrührt.  —  1904  ans  Neue  Ministerialgebäude. 


208  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

F.    Die  mailändische  Schule 
Giulio  Cesare  Procaccini 

Geb.  zu  Bologna  um  1548,  gest.  zu  Mailand  um  1626. 
Bruder  Camillo's,  Schüler  seines  Vaters  Ercole  Procaccini.  der 
von  Bologna  nach  Mailand  zog  und  hier  eine  Schule  gründete. 
Später  durch  das  Studium  Correggio's  weiterentwickelt.  Tätig 
zu  Bologna,  zu  Genua,  hauptsächlich  aber  zu  Mailand. 

642  Ein  Frauenraub.     Links    zieht    ein   Mann    das    Bot    ans 

(511)  Ufer,  in  dem  rechts  ein  Alter  eine  Frau  festhält,  die  abwehrend 
S  1     die  Rechte  emporstreckt.     Ein  jugendlicher,  fast  nackter  Held 

schreitet  mit  dem  Schwert  in  der  Rechten  über  einen  zu  Boden 
gestürzten  Gegner  hinweg,  um  ein  geraubtes  nacktes  Weib 
ins  Bot  zu  tragen. 

Leinwand;  h.  2,65;  br.  2,50.  —  174»;  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Venturi  p.  358.  —  Der  Gegenstand  lägst  sich  schwer  näher  bestimmen. 

643  Heilige  Familie.     Maria  umfasst,  nach  rechts  gewandt,  den 

(512)  vor  ihr  stehenden  Christusknaben,  der  mit  der  Linken  nach  ihr 
F  3     emporgreift,    mit  der  Rechten  aber,    abgewendeten  Blickes,    iu 

einen  Fruchtkorb  langt,  den  den  vordere  der  beiden  rechts 
stehenden  grossen  Engel  ihm  reicht.     Links  blickt  Josef  herüber. 

Eichenholz;  h.  1,62;  br.  1,07%.  —  Inv.  1722  ff.,  A  1151  ;  1728  durch  Perodi 
als  -  Caravaggio' .  Jedoch  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  153  bereits  als  »Giulio  Cesare 
Procaccini«,  dessen  Typen  und  Farben  es  zeigt,  »aus  der  Sammlung  l'.elgiojoso  in 
Mailand«.  —  Gest.  von  Jos.  Camerata  f}  I,  17.  Phot.  Braun  XIV,  3;  Tamme. 

Schule  Giulio  Cesare  Procaccini's 

644  Heilige  Familie.     Der    Jesusknabe    steht    zwischen    seinen 

(513)  Eltern.     Rechts  stehen  zwei  Engel  mit  Blumen. 

F.  M.  Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,96%.  —  Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1835. 

—  Die  Verwandtschaft  mit  dem  vorigen  Hilde  ist  augenfällig.  Für  den  Meister 
selbst  ist  es  jedoch  nicht  gnt  genug.  —  1896  ans  Konigl.   Finanzministerium. 

Camillo  Procaccini 

Geb.  zu  Bologna  um  1550,  gest.  zu  Mailand  1627.  Bruder 
Giulio  Cesare's,  Schüler  seines  Vaters  Ercole  Procaccini  d.  ä., 
der  Bolognese  war,  aber  eine  Schule  in  Mailand  gründete. 

645  Oer  heil.  Rochus,  Pestkranke   heilend.     Der  Heilige,    über 
(510)  dem  ein  Engel  schwebt,  steht,  vom  Volke  umringt,   in  der  Mitte 

F  3     vor  einem  Palaste.     Vor  ihm  kniet  flehend  eiu  junger  Manu. 


F.    Mailändische  Schule.     XVI.  u.  XVII.  Jahrh.      209 

Links  vorn  unter  anderen  Leichen  liegt  eine  Mutter  mit  ihrem 
Kinde.  Rechts  trägt  ein  kräftiger,  von  hinten  gesehener  Mann, 
nehen  dem  ein  jüngerer  schreitet,  eine  Leiche  auf  seiner  Schulter. 

Leinwand ;  h.  3,55 ;  br.  4,76.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Als  Werk  Camillo's  in  der  Confraternita  di  San  Roceo  zu  Reggio,  für  die  der  Meister 
es  (nach  Malvasia  I  p.  277)  »ad  inchiesta  del  Canonico  Branii ;  gemalt  hatte.  Von 
dort  1661  in  die  Galerie  zu  Modena.  Venturi  p.  269 — 270.  —  Im  Dresdner  Inv. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  45  als  Werk  Giulio  Cesare's.  Erst  im  »Catalogue«  von  1765  richtig 
dem  Camillo  zurückgegeben.  —  Gest.  von  J.  Camerata  tfr  II,  18.  —  Phot.  Bruckm. 

Francesco  Cairo 

Geb.  zu  Varese  1598,  gest.  zu  Mailand  1674.  Schüler  des 
Pierfrancesco  Mazzucchelli,  gen.  »il  Morazzone«,  zu  Mailand. 
Selbständig  weitergebildet.     Tätig  zumeist  in  Mailand. 

Venus,  Amor  und  Apollon.     Die    Liebesgöttin    hockt   halb    646 
knieend  auf  ihrem  schneeigen  Lager  und  erhebt  einen  Pfeil  in   (201) 
der  rechten  Hand.     Rechts,    am    Fassende  des  Bettes,    spielt     R  7 
Amor  auf  Apollon's    Leyer.      Der    lorbeerbekränzte    Gott   hat 
links  hinter  der  Göttin  den  Vorhang  zurückgeschlagen. 

Kupfer;  h.  0,40;  br.  0,27.  —  1741  durch  Rossi  aus  Italien.  —  Im  Inventar 
1754,  I  55,  als  »Giulio  Cesare  Procaecini«.  Seit  dem  »Catalogue«  von  1765  als 
»Francesco  Cairo«,  was,  nach  Maassgabe  der  Bilder  dieses  Meisters  in  Mailand,  richtig 
ist.     Vergl.  auch  Ff.  p.  46.  —  Phot.  Braun  VII,  15  und  Tamme. 

Giuseppe  Danedi 

In  der  Regel  mit  seinem  Bruder  Stefano  Danedi  zusammen 
genannt.  Gemeinsam  führten  sie  den  Beinamen  I  Montalti. 
Treviglio  war  ihre  Heimat;  Mailand  war  ihr  Wirkungsort. 
Stefano  war  nach  Orlandi  1608  geboren  und  starb  1689; 
Giuseppe's  Lebensdaten  sind  unbekannt. 

Der  heil.  Antonius,  das  Christkind  herzend.     Halbfigur  im  647 

Profil  nach  links.     Der  Heilige  trägt  eine  Lilie  in  der  Rechten,  (558) 
fasst  mit  dem  Linken  den  Kopf  des  vor  ihm  auf  dem  Buche     C  1 
stehenden  Knäbchens  und  drückt  ihn  zärtlich  an  seine  Wange. 

Leinwand;  h.  0,87%;  br.  0,76%.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Im  Modeneser  Inventar  von  1743  (Venturi  p.  354)  nur  als  »d'uno  de  i  due  Fratelli 
Danedi«.  Auch  im  Dresdner  Inventar  von  1754,  I  384,  wohlweislich  nur  in  allge- 
meinen als  »Montalto«.  Erst  seit  dem  »Catalogue«  von  1765  wird  Giuseppe  Danedi 
genannt ;  ob  mit  Recht,  ist  uns  nicht  nachweisbar.  —  Phot.  Tamme. 

14 


210         Italiener  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Paolo  Pagani 

Geb.  zu  Valsolda  1661..  gest.  zu  Mailand  1716.  Bildete  sich 
nach  den  Venezianern.     Tätig  in  Venedig  und  in  Mailand. 

648  Magdalena.  Nur  mit  einem  Schurz  bekleidet,  sitzt  die 
(212)  schöne  Büsserin.  nach  rechts  gewandt,  auf  einem  Steine.  Sie 
R  19    drückt  die  Wange   an    das  Kreuz,    das    sie    auf  ihren  Knieen 

hält.     Links  hinter  ihr   sitzt    ein  kleiner  Engel  mit  Geissein. 

Leinwand;  h.  1,1472!  br,  1,49.  —  1725  durch  Leplat.  —  Gestochen  von  N. 
Tardieu  #  II,  42.  —  Phot.  Bruckm. 

Alessandro  Magnasco 

Gen.  Lissandrino.  Geb.  zu  Genua  1681,  gest.  daselbst  1747. 
Schüler  des  Philippo  Abbiati  zu  Mailand,  dessen  pastose  Breite 
er  geistvoll  auf  die  Spitze  trieb.  Tätig  während  der  grössten 
Zeit    seines  Lebens    in  Mailand,  erst  1735  wieder   in  Genua. 

649  Nonnen  im  Chor.    Der  Altar,  über  dem  das  Bild  des  Ge- 

(215)  kreuzigten  hängt,  steht  in  der  Mitte  der  Schlusswand.    An  jeder 
59  a    seiner  Seiten    steht    eine   Nonne.     Die    Oberin    sitzt  vor    ihm 

und  liest    aus  einem  Buche  vor.     Vorn  knieen  zehn    Nonnen. 

Leinwand;  h.  0,91'^;  br.  0,7t1/»-  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein 
in  Dux.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.   Bruckm. 

650  Kapuziner  im  Refektorium.     An  der  Rückwand  hängt  ein 

(216)  leeres  Kreuz  mit  den  Marterwerkzeugen.    Vorn  an  der  runden 
59  a    Tafel  lassen  es  sich  sechs  kahlköpfige,  meist  graubärtige  Mönche 

wohl  sein.     Bedient  werden   sie  von    sechs  jüngeren  Mönchen. 

Leinwand;  h.  0,91;  br.  0,72.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
—  Gegenstück  zum  vorigen. 

65  I  Der  heilige  Einsiedler  Antonius.    Grosse  Landschaft.    Links 

(625)  vor  wildem  Gebüsch  an  einem  Baumstamm  ein  Kreuz,  darunter 

65  b  ein  Feuer.  In  der  Mitte  der  heil.  Antonius  auf  seinen  Stab 
gestützt.  Links  neben  ihm  sein  Schwein.  Rechts  neben  ihm 
der  Satyr,  der  herantritt,  ihn  nach  dem  Weg  zu  fragen.  Im 
Hintergrunde,  sonnig  beleuchtet,  die  Stadt. 

Leinwand;  h.  1,41%;  br.  1.11.  —  1875  mit  dem  folgenden,  seinem  Gegen- 
stück, von  Herrn  L.  Liiwenstein  ans  Warschau  als  »Salvator  Rosa  ;  so  auch  H. 
Allein  für  Salvator  sind  die  Bilder  viel  zu  wild  und  fahrig  gemalt;  der  Vergleich 
mit  den  Bildern  Magnasco's  in  Florenz  und  Mailand  beweist ,  dass  sie  von  diesem 
Meister  herrühren.  So  auch  Lerm.  S.  221  (2.  Aufl.  335—336)  und  Eisenmann  in 
der  Kunstchronik  XVI,  S.  653. 


G.    Genuesische  Schule.    XVII.  Jahrhundert      211 

Der  heil.  Hieronymus  in  der  Einsamkeit.    Grosse  Landschaft.    652 
Rechts  vorn  kahle  Felsen;  links  im  Mittelgründe  unter  sonnigem  (625) 
Abendhimmel  das  erregte  Meer   mit  einem  Segelschiffe.     Vorn    ö5  b 
kniet  der  heil.  Hieronymus.    Hinter  ihm  liegt  sein  Löwe.    Das 
Kruzifix  umschweben  rechts  zwei  geflügelte  Engelköpfe. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  1,11.  —  1875  mit  dem  vorigen,  seinem  Gegenstücke, 
aus  Warschau.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Braun,  VII,  17. 

Angeio  Maria  Crivelli 

Gest.    zu    Mailand    um    1750.      Wahrscheinlich    Schüler    des 
Alessandro   Magnasco.     Tätig   in  Mailand. 

Römische  Ruinen.     Links    im  Gewölbebau    ein    Rundsaal.    653 

Rechts  hinter  einem  Bogen  die  Landschaft.  (223) 

Leinwand;  h.  1,05 %  ;  br.  1,29,  —  1741  durch  Kaiserling.  —  Im  Inv.  1754,      F.  M. 
1  380,  wie  das  folgende,   sein  Gegenstück,   als  »Crivelli«,  die  Kiguren  von  »Lissan- 
drino«.  —  1896  ans  Königl.  Finanzministerium. 

Römische  Ruinen.     Rechts  prächtige  Mauern  und  Gewölbe.    654 
Unter  ihnen  haben  Zimmerleute  ihre  Werkstatt  aufgeschlagen.  (224) 

Leinwand;    h.  1,05;  br.  1,27.  —  174L  durch  Kaiserling.   —  Gegenstück  zum     r.  M. 
vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

G.    Die  genuesische  Schule 
Bernardo  Strozzi 

Gen.  »il  Prete  Genovese«  oder  »il  Cappuccino«.  Geb.  zu  Genua 
1581,  gest.  zu  Venedig  den  3.  August  1644.  Ursprünglich 
Schüler  des  in  Genua  tätigen  Sienesen  Pietro  Sorri.  Später, 
als  Säkularpriester  in  Venedig,  selbständiger  Naturalist. 

Bathseba  vor  David.    Erstes  Buch  der  Könige,  I,  15 — 16.    655 

Kniestück.     David  thront  links  unter  rotem  Vorhange.    Rechts  (617) 
steht  Bathseba  vor  ihm  und  erinnert  ihn,  die  Rechte  an  ihre     H  2 
Brust  legend,    daran,    dass  er  die  Krone  Israels  ihrem  Sohne 
Salomon  versprochen  habe.    Zwischen  beiden  die  schöne  Abisag. 

Leinwand;  h.  1,82;  br.  1,41%,  —  Inv.  1754,  I  90.  —  Als  Gegenstand  gibt 
das  »Abrege«  von  1782:  »Esther  erfleht  vom  König  Ahasverus  Gnade  für  ihr  Volk«. 
Bei  H.  schon  richtig  als  David  und  Bathseba.  —  Phot.  Ges.;  Tamme ;  Bruckm. 

Rebecca  mit  Abraham's  Knecht  am  Brunnen.    Links  steht  656 

Rebecca.    Den  Krug  hält  sie  mit  beiden  Händen  dem  jungen  (620) 

Mann  hin,  der  ihr  gegenüber  am  Brunnen  steht  und  ihn  ergreift.  F  3 
Links  hinten  grüne  Bäume,  rechts  das  Kameel  und  sein  Führer. 

14* 


212  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;    h.  1,84;    i.r.   1.15.  —    1726  durch  \.>-  l'lat.    -   AK  Hauptbild  dos 
Meisters    wiederiiolt    reproduziert.      Bei    H.    wird    s«iiiü    Echtheit    Mine    liruml    bo 
zweifelt.    Es  betend  sieh  in  schlechtem  Zustande,  ist  aber  neuerdings  hergestellt. 
Phot.  Bruckm. 

657  David    mit    dem    Haupte   Goliath's.     Kniestiiek.      Der  rot- 
(618)  haarige,  stämmige   Recke  wendet  den  Kopf  leicht  nach   rechts. 

F  3  Sein  Hemd  bedeckt  nur  seine  rechte  Schulter,  über  der  er  das 
Schwert  trägt;  sein  linker  Arm  und  seine  linke  Brust  sind 
entblösst.     Der  Kopf  des  Kiesen  liegt  vor  ihm. 

Leinwand;  h.  1,34;  lir.  1,00.  17IM  durch  Algarotti  aus  der  Casa  Sagredo 
in  Venedig.  Wahrscheinlich  das  Bild  der  Casa  Bonfadini,  von  welchem  ßoschiui 
tCarta  del  Navegar  pitoresco.  Venezia  1660,  p.  566)  sini^t  : 

Del  Prote  Genoese  pur  si  vede 
l>avid,  tuto  vigor.  tuto  energia. 
Co'l  Spadon,  e  la  testa  de  Golia. 
E  ch'l  sia  vivo,  che  l'osserva  hä  feile. 
Phot.   Braun  VI.   11. 

658  Eine    Bassgeigenkünstlerin.     Kniestück    nach    rechts.     Die 
(Gl 9)  blühende  junge  Frau  stützt   sich  auf  den  Tisch,    auf  dem  ihr 

B  1     Notenheft   liegt;  in    der    linken  Hand  hält    sie  die  Bassgeige 

und    den  Bogen.  Sie    trägt    eine    Blume    im    braunen  Haar, 

einen  feuerruten  Rock,  ein  weisses  Hemd  und  eine  blaue 
Schärpe. 

Leinwand  ;  li.  1 ,26%  ;  br.  0,98%.  —  1748  durch  Algarotti  aus  der  Casa  Sagredo 
in  Venedig.  —  Phot.   Braun  VII,   16;  Pbot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Giovanni  Benedetto  Castiglione 

Geb.  zu  Genua  1616;  gest.  zu  Mantua  1670.  Ursprünglich 
Schüler  Giov.  Batt.  Paggi's,  dann  Giov.  Andr.  Deferrari's, 
vorübergehend  auch  A.  v.  Dyck's  in  Genua.  Später  selbst- 
ständig  entwickelt.  Tätig  besonders  in  Genua,  Rom,  Neapel, 
Venedig,  Parma  und  Mantua. 

659  Vor  der  Arche  Noah's.    Noah  steht  rechts  vor  der  Arche 
(631)  und  weist   dem  Getier,    das  paarweise    im  Vordergrunde    auf- 

45  c  gestellt  ist,  den  Weg.  Der  Hauptzug  der  Tierpaare  bewegt 
sich  zur  Arche,  voraus  ein  Mann,  der  ein  Gefäss  trägt. 

Leinwand;  h.  1,45;  br.  1,94%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris  (nicht 
aus  der  Casa  Sagredo  in  Venedig).  —  Gegenstück  zum  folgenden.  Nach  W.  Suida 
imündlichi  vielleicht  nur  französische  Nachahmungen.  —  Gest.  von  P.  Aveline  Jjj.  II, 
31.  —  Phot  Tamme;  Bruckm. 


&.    Genuesische  Schule.     XVII.  Jahrhundert       213 

Jakob's   Heimzug.      Rechts    unter    hohen    Bäumen    sitzen  660 

Jakob  und  Rahel  mit  vielem  Gefolge  zu  Pferde.     Links  vorn  (632) 

bückt  ein  Knabe  sich,  um  ein  grosses  Messinggetass  aufzuheben.  45  a 
Der  Zug  bewegt  sich    auf  Pferden   und  Kameelen   nach  links. 

Leinwand;  h.  1,44;  br.  1,97%.  —  1742  dnreh  de  Brais  ans  Paris  (nicht  ans 
der  Casa  Sagredo  in  Venedig).  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vgl.  die  Bemerkungen  zu 
diesem.  —  Gest.  von  P.  Aveline  jgt  H,  32.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Schule  Ben.  Castiglione's 

Hirten    und  Herden.     Links    die    Hirtenfamilie    mit  ihrer    661 
Herde.     Rechts  vorn  ein  Fluss  mit  Schafen  auf  der  Fähre.       (634) 

Leinwand;  h.  0,94^;  br.  1,33%.  —  Erst  1861  aus  dem  Torrat.    Auch  bei     M.-G. 
H.  nur  frageweise  dem  Ben.  Castiglione  zugeschrieben,   dessen  Richtung  es  nur  im 
aUgemeinen  zeigt.  —  1891  ans  Ministerial-Gebäude  an  der  Seestrasse. 

Francesco  Castiglione 

Geb.  wahrscheinlich  zu  Genua,  gest.  daselbst  in  hohem  Alter 
1716.  Sohn  und  Schüler  Benedetto  Castiglione's.  Arbeitete 
lange  am  herzoglichen  Hofe  zu  Hantua. 

Jagdhunde  mit   ihren   Wärtern.     Der   Herzog  von   Mantua    662 
mit  seinem  Gefolge  reitet   rechts  hinten  vor  der  Stadt.     Vorn  (635) 
zwei  Neger  und  ein  Zwerg  mit  den  herzoglichen  Hunden.    Links    46  c 
unter    einer  Prachtvase    sitzt    der  Zwerg  zwischen    zwei  weiss 
und  schwarz  gefleckten  Doggen.  Unter  dem  Zwerge  die  Inschrift: 
Thonino   di  Mantua,  am  Teller  links:  A  suoy  colioni. 

Leinwand;  h.  2,08;  br.  3,29.  —  Inv.  1754,  I  377.  —  Phot.  Bruckm. 

Giovanni  Battista  Langetti 

(Später  auch  Langhetti  geschrieben.)  Geb.  zu  Genua  1625 
nach  Ratti  (Vite  p.  22),  1635  nach  Zanetti  (p.  520);  gest. 
zu  Venedig  1676.  Schüler  Pietro  da  Cortona's  in  Rom, 
später  in  Venedig  von  den  Venezianern  beeinflusst. 

Apollon  und  Marsyas.    Der  von  Apollon  überwundene  Satyr    663 
ist  rechts  vorn,    mit  dem  Kopfe  nach  unten,  mit  den  Bocks-  (659) 
beinen  an  den  Baumstamm  gebunden.  Vorn  links  beginnt  Apollon    F  2 
ihm  die  Haut   abzuziehen.     Links   entsetzt   dreinblickende  Zu- 
schauer.   Rechts  sitzt  ein  alter  SatjT  mit  verschränkten  Armen. 

Leinwand ;  h.  2.10 ;  br.  2,37.  —  1731  durch  Leplat.  —  Nach  Boschini's  Carta 
del  Navegar  pitoresco  (Yenezia  1660,  p.  539 — 540),  die  es  eingehend  und  begeistert 
besingt,  zu  Lebzeiten  des  Künsüers  beim  Conte  Gasparo  Tiene  zu  Venedig.  —  Gest. 
von  L.  Zucehi  1$  I.  47.  —  Phot.  Braun  VI,  16  und  Tamme. 


214  Italiener  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Bartolommeo  Biscaino 

Geb.  zu  Genua  um   1632,    gest.  daselbst  1657  an  der  Pest. 
Schüler  Valerie  Castello's.     Tätig  zu  Genua. 

664  Die  Ehebrecherin  vor  Christus.     Kniestück.    In  der  Mitte 

(636)  deutet  Christus  auf  die  Schrift    zu  seinen  Füssen  und  wendet 
F  3     Sein  Antlitz  dem  links  hinter    ihm    stehenden  Schriftgelehrten 

zu.     Rechts  wird  die  Ehebrecherin,  die  ihre  rechte  Hand  auf 
die  Brust   legt,    von    zwei    behelmten    Kriegern    hereingeführt, 

Leinwand;  b.  1,47%;  l>r.  1,99%.  —  Inventar  Guarienti  (^or  1753)  N.  15. 
—  Gestochen  von  J  Camerata  »•£  II,  33.  —  Phot.  Braue  IV,  15;  Phot.  Ges.; 
Hanfst. ;  Tiimuie;  Bruckm. 

665  Die  Anbetung  der  Könige.     Maria  sitzt  links;  Josef  steht 

(637)  neben  ihr;  rechts  die  drei  Könige;  das  Christkind  wendet  sich 
3  c     lebhaft  dem  vor  ihm  Knicendeu  zu,    dessen    Krone    ein    Page 

hält.     Rechts  ein  Trompeter  auf  einem  Schimmel. 

Leinwand;  h.  0,54%;  br.  0,60.  —  Inventar  1722,  A  404.  —  Damals,  wie 
das  folgende,  sein  Gegenstuck,  mit  Unrecht  dem  Luca  Giordano  zugesehriehen.  Die 
Schule  Valerio  Castello's  ist  vielmehr  unverkennbar  und  die  Uebereinstimmung  mit 
unserem  lülde  N.  464  gross  genug,  um  diese  Bilder  bis  auf  weiteres  mit  dem 
Cataloguc  von  1765  Biscaino  zu  lassen.  —  Wilh  Suida  (mündlich  1906)  aberhält 
sie  für  zu  tlutt  und  gut  für  Biscaino  und  ist  geneigt,  sie  Valerio  Castello  selbst  zu- 
zuschreiben. —  Phot.  Bruckm. 

666  Die  Darstellung  im  Tempel.     In  der  Mitte  steht  der  Hohe- 

(638)  priester  mit  dem  Christkind.    Neben  ihm  der  zweite  mit  dem 
3  c     Buche,  hinter  ihm  Gehilfen,  einer  mit  einer  Kerze.     Vor  ihm 

knieen  Maria  und  Josef  auf  den  Stufen. 

Leinwand;  h.  0,55;  l>r.  0,59.  —  Inventar  1722,  A  403.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

H.     Unbestimmte  Oberitaliener 
Unbestimmte  Oberitaliener 

XVII.  Jahrhundert 

667  Heilige  Familie.    Kniestück.    Links  die  heil.  Auna.    Rechts 
(H98)  das  Christkind.    In  der  Mitte  Maria,  die  mit  dem  linken  Arm 

R  H    ihr  Kind,  mit  dem  rechten  ihre  Mutter  umfasst. 

Leinwand  ;  h.  0,49 ;  br.  0,37  %.  —  Zuerst  im  Verzeichnis  von  1835  als  »unbekannt«. 

668  Ein  alter  Mann.     Brustbild   ohne  Hände  nach  rechts  auf 
(123)  schwarzem  Grunde.    Kahlkopf  mit  langem  Barte. 

Mylan 


H.    Unbestimmte  Oberitaliener.     XVII.  Jahrb..     215 

Leinwand;  h.  0,71%;  br.  0,57.  —  Inv.  1722,  A  95,  als  »Manier  des  Tinto- 
retto-.  —  Von  H.  zu  den  fraglichen  Bildern  Pietro  da  Cortona's  gestellt.  —  1903 
ans  Rathaus  zu  Mylau. 

Stilleben.     Auf  dem  Tische  links  liegt  ein  Hase  zwischen    669 
allerlei  Geflügel.     Davor  rupft  ein  Knabe  einen  Vogel.     Rechts  (136) 
hetzt  ein  anderer  Knabe  seinen  Hund  auf  eine  Katze.  M.-G. 

Leinwand  ;  h.  1,34%  ;  br.  0,95.  —  1741  durch  Rossi  aus  Italien ;  als  »Monsieur 
Davidde«,  »die  Figuren  von  Maratta«.  —  Im  Inventar  1754,  I  402,  unter  dorn 
Namen  des  fast  unbekannten  »Busello  di  Parma«.  —  1891  ans  Ministerialgebäude  in 
der  Seestrasse. 

Der  Erzengel  Michael.    Gehelmt  und  geharnischt  tritt  der    670 
Himmelsjüngling   auf   den    Satan,  der  sich  am  Boden  windet.  (500) 

Leinwand;  h.  1,04;  br.  0,7572-  —  Zuerst  im  Verzeichnis  von  1834  als  »un-     M.-G. 
bekannt«.  —  1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

Ein    bärtiger   Mann.     Brustbild    ohne    Hände    halb    nach    671 
links  auf  grauem  Grunde.    Kurzes  dunkles  Haar,  langer  brauner  (369) 
Bart,  schwarzer  Rock,  glatt  anliegender  weisser  Kragen.  Mylau 

Leinwand;  h.  0,68;  br.  0,51.  —  1869  aus  TJnger's  Nachlass  in  Berlin  als 
Seb.  del  Piombo.  Früher  in  der  Sammlung  Rezzonico  zu  Venedig.  Bei  H.  als  »un- 
bekannt« in  der  venezianischen  Schule.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Mylan. 


DRITTER  ABSCHNITT 


Die    spanische    Schule 

I.   Meister  des  XVI.  Jahrhunderts  und  der 
Uebergangszeit 

Luis  de  Morales 

Gen.  el  Divino.  Geb.  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  in 
Badajoz,  gest.  daselbst  1586.  In  Valladolid  oder  Toledo  ge- 
bildet. Eine  Zeitlang  am  Hofe  Philipp's  IV.  in  Madrid, 
meistens  aber  in  seiner  Vaterstadt  tätig.  Aeltester  spanischer 
Künstler  von  entwickelter  nationaler  PJigenart. 

673  Ecce  homo.    Brustbild  ohne  Hände,   leicht  nach  links  auf 

(671)  schwarzem  Grunde.    Der  Heiland,  der  in  tiefem  Schmerze  die 
5  c     Augen    senkt,    trägt    den   Strick  um  den  Hals.     Die  blutigen 

Spuren  der  Dornenkrone  sind  an  seiner  Stirn  sichtbar. 

Eichenholz;  h.  0,?.'.);  br.  0,32. —   1744  durch  den  Gesandtschaftssekretär  Talon 
aus  der  Sammlung  Encenada  zu  Madrid.    —   Phot.  Braun  VI,  10;  Tamme;  Rruokni. 

Werkstatt  des  Juan  Juanes 

Vicente  Juan  Macip,  gen.  Vicente  Joanes  oder  Juan  de  Juanes, 
geb.  um  1507  zu  Fuente  la  Higuera,  gest.  1579  zu  Bocai- 
rente,  war  vielleicht  in  der  Schule  Raphael's  in  Rom  gebildet. 
Haupt  der  Schule  von  Valencia  im  XVI.  Jahrhundert. 

674  Der  Tod  Marias.     In   der  Mitte   das    rotbehängte  Lager, 

(672)  auf  dem  die  Muttergottes  stirbt.     Neun  Jünger    umstehen    es 
standehaus  m^  c\en  verschiedensten  Geberden  des  Schmerzes.    Zwei  andere 

sitzen,  aus  grossen  Büchern  die  Sterbegebete  vorlesend,  vorn 
links  und  rechts.    Rechts  Blick  durchs  Fenster  ins  Freie. 


Spanische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  217 

Eichenholz;  h.  1,20;  br.  1,26%:  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  Das  Bild  ist  nicht  kriiftig  genug  in  der  Pinselführung  und  in  der  Farbe, 
um  für  mehr  als  ein  Werkstattbild  gelten  zu  können.  —  Phot.  Braun. 

Vasco  Pereira 

Geb.  in  Portugal.  Ansässig  in  Sevilla.  Bilderbezeichnungen 
von  1562  bis  1583.  Vergl.  K.  Justi,  die  portugiesische 
Malerei  des  XVI.  Jahrhunderts  im  Jahrb.  Pr.  K.  S.  IX, 
S.  237,  Berlin  1888. 

Der  heil.  Onofrius.      Der    nur    mit    einem    Blätterschurz    675 
bekleidete  langhaarige  Heilige  ist,  nach  links  gewandt,  in  die  (696) 
Kniee  gesunken,  um  aus  den  Händen  des  Engels   das  heilige    R  13 
Abendmahl  zu  empfangen.    Krone  und  Szepter  liegen  vor  ihm 
am    Boden.     Im  Mittelgrunde  rechts  besucht  ein  Mönch  den- 
selben Heiligen ;  im  Hintergrunde  knieen  beide  in  der  Grotte. 
Links    unten   die  Inschrift:    BEATE    HONOFRI    IN    HORA 
MORTIS  MEE  (sie)  MIHI  TURRIS  (die  beiden  R  ineinander 
geschlungen)    A   FACIE    INIMICI  :  ET   INTERCEDE    PRO 
NOBIS  AD  EVM  QVI  (das  I  im  V)  TE  ELEGIT  ,  VT  .  NON 
CONFVNDAT    IN    .ETERNVM.     SOLI    DEO    HONOR    ET 
GLORIA..     In  der  Mitte    auf   einem    Zettel    die   Bezeichnung 
und  Datierung:  VASCO  PREIRA  (sie)  PICTTOR  (sie)  1583. 

Eichenholz;  h.  1,08;  br.  0,81.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Phot.  Bruckm. 

Juan  de  las  Roelas 

Gen.  el  Licenciado  oder  Clerigo  Roelas.  Geb.  zu  Sevilla  1558 
oder  1560,  gest.  zu  Olivares  den  23.  April  1625.  Gebildet 
in  Sevilla.  Tätig  vorübergehend  in  Madrid,  zumeist  in  Sevilla, 
zuletzt  in  Olivares  bei  Sevilla.  Hauptmeister  der  Uebergangszeit 
vom  XVI.  ins  XVII.  Jahrhundert   in    der  Schule  von  Sevilla. 

La  Concepcion.    Maria  steht  fast  von  vorn  gesehen  auf  dem    676 
Halbmonde.  Sie  trägt  ein  rotes  Kleid  und  einen  blauen  Mantel,  (675) 
den  zwei  erwachsene  Engel,  die  zu  ihren  Seiten  auf  den  Wolken    H  4 
stehen,  auseinander  breiten,    während    zwei    Engelknäblein    die 
Krone  über    ihrem  Haupte  halten.       Noch   höher    flattert    ein 
Spruchband,  mit  den  Inschriften,  links :  TOTA  PVLCHRA  ES 
AMICA,  MEA,  rechts :  ET  MACVLA  NON   EST  IN  TE. 

Leinwand;  h  2,22%;  br.  1,72.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe,   —   Justi,  Velazquez  I  S.  53.  —    Phot.  Braun  XIV,  12 ;  Tamnie ;  Bruckm. 


21H  Spanier  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Pedro  Orrente 

Geb.  zu  Monte  Alegre  in  Murcia  iu  der  zweiten  Hälfte  des 
XVI.  Jahrhunderts,  gest.  1644  zu  Toledo.  Nachahmer  der 
Bassani.     Gründete  eine  Schule  in  Valencia, 

677  Jakob  und  Rahel.     Rechts  in  schöner  Landschaft  hebt  Jakob 
(674)  den  Stein  vom  Brunnen.     Der  Knecht,   der   neben  ihm  steht, 

H  4     deutet  mit  ausgestreckter    Rechten    auf   Rahel,    die    links    im 
Hintergrunde  an  der  Spitze  ihrer  Herde  naht. 

Leinwand ;  h.  1,7572  i  !"•'•  2.22.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Phot.  Tamme. 

Unbestimmter  Spanier 

Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts 

678  Der  reuige  Petrus  vor  Christus.    Der  Heiland  ist.  mit  dem 
(670)  Strick  um  Hals  und  Hände,    an    die  Säule   gefesselt.      Links 

R  21    kniet  Petrus.    Ueber  seinem  Haupte  steht  der  Hahn.     Unten  die 
gotische  Inschrift:    lesta     '•     pieca    '•     dexo    '■     pero         ruiz 


en    \     gloria 
seiior     :     y 


guarnicioner'o    \     q    \     dios    \     perdone 

y     :     alavanca    :     de     :     dios     :     nr'o 

de    '•     su    '•     gloriasa  (sie)    \     raadre.      Die  Inschrift  besagt, 

dass  der  Sattlermeister    Pedro    Ruiz    das  Bild    gestiftet  habe. 

Eichenholz;  h.  1,77;  br.  0,74^.  —  1 858  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Den  Namen  des  Stifters,  Pedro  Ruiz,  nahm  man  früher  irrtümlich  für 
den  Künstlernamen.  —  Richtig  schon  bei   H. 

679  Die   Kreuzigung  Christi.     Auf  kahler  Höhe    unter    blauem 

(673)  Himmel  steht  das*  Kreuz,  an  dem  der  Heiland,  nach  links  ge- 
R  12    wandt,  hängt.     Links  steht  Maria,  rechts  Johannes.    Hinter  dem 
Kreuze  liegt  ein  Totenkopf. 

Tannenholz;  h.  0,H(3  ;  br.  0j737j.  —  1S63  i"  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
l'hilippe  — Damals  und  bei  II.  als  »Diego  Oorrea«;  gest.  nach  1550  in  Valdiglesias. 
Doch  erscheint  diese  Benennung  willkürlich. 


il.  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts 

Angeblich  Fr.  de  Herrera  d.  ä. 

Geb.  zu  Sevilla  1576,  gest.  zu  Madrid  1656.  Schüler  des 
Luis  Fernaudez  iu  Sevilla;  sehlug  eine  neue,  bahnbrechende, 
freie  und  breite  Richtung  ein.     Tätig  zu  Sevilla  und  Madrid. 

Der  Apostel   Matthias.     Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem    680 
Grunde.     In  der  Rechten  hält  der  ergraute  Apostel,  der  einen  (677) 
rötlichen  Mantel  über  weissem,  vorn    offenen  Rocke    trägt,  die  ständenaus 
Hellebarde  (Lanze),  in  der  Linken  sein  Buch. 

Leinwand;  h.  1,03%;  br.  0,83.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe  als  ;-Herrera«.  "was  jedoch  nicht  überzeugend  ist.  —  Phot.  Braun;  Bruckm. 

Vicente  Carducho  (Carducci) 

Geb.  zu  Florenz  1585,  gest.  zu  Madrid  1638.  Er  kam  mit 
seinem  Bruder  Bartolommeo  Carducci  so  früh  nach  Madrid, 
dass  er  sich  ganz  als  Spanier  fühlen  lernte  und  ein  Haupt- 
meister der  Madrider  Schule  in  der  ersten  Hälfte  des 
XVII.  Jahrhunderts  wurde. 

Der  heil.    Gonzalo.     Der    Heilige    in    weisser    Kutte    und    68 1 
schwarzem  Mantel  steht  in  der  Mitte,    hält  das  Modell  seiner  (676) 
Tamega  -  Brücke  in  beiden  Händen    und  blickt   andächtig  gen     H  4 
Himmel.     In  seinem  Heiligenscheine  steht:    SAN  GONCALO. 
Links  neben  ihm  steht  der  heil.  Franziskus,    rechts    der  heil. 
Bernhard  von    Siena    mit    dem    Sonnenstab.     Ueber  ihnen    in 
Wolken  erscheint  der  segnende  kleine  Heiland  zwischen  Engeln, 
von    denen    einer    die    Laute,    ein    anderer    die    Geige    spielt. 
Bez.  1.  u.:  VINCENT0  CARDVCH0  P.  R.  F.  (so,  nicht  wie  bei 
H.)  1630  ANOS.     (P.  R.  F.  =  PICTOR  REGIS  FECIT.) 

Leinwand;  h.  2,20;  br.  1,64.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe. —  Ein  Hauptbild  des  Meisters. — Phot.  Braun  I,  13;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme ;  Bruckm. 

Jusepe  de  Ribera 

Gen.  Lo  Spagnoletto.  Geb.  zu  Jativa,  jetzt  San  Felipe,  in 
der  2.  Hälfte  der  achtziger  Jahre  des  16.  Jahrhunderts,  nach 


220  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Palomino  1589,  gest.  zu  Neapel  den  2.  Sept.  1652.  (Vgl. 
Repertorium  XIX,  1896  S.  395.)  Seit  L.  Salazar's  Aufsatz 
»La  patria  e  la  farniglia  dello  Spagnoletto«  in  Napoli  Nobi- 
lissima  III  1894  p.  97 — 100  weiss  man,  dass  die  früher 
veröffentlichte  Taufurkunde  vom  12.  Jan.  1588  sich  nicht 
auf  den  Maler  Ribera  beziehen  kann.  Mau  kann  daher  zu 
Palomino's  Angabe  zurückkehren.  In  der  Schule  Ribalta's  zu 
Valencia  gebildet,  dann  in  Italien  weiterentwickelt.  Beeinflusst 
durch  die  Lichtmalerei  Correggio's  und  den  schwarzschattigen 
Realismus  Caravaggio's.  Tätig  hauptsächlich  als  Schulhaupt 
in  Neapel.  Vgl.  August  Mayer,  Jusepe  de  Ribera.    Leipzig  1908. 

682  Diogenes  mit  der  Laterne.     Halbfigur  nach  rechts  auf  hell- 

(688)  beschienenem  duukelgrauen  Grunde,      Der  schwarzhaarige  und 

J  2  graubärtige  Philosoph  trägt  einen  braunen  Mantel  und  erhebt 
in  der  Linken  die  Laterne,  mit  der  er  auf  offenem  Markte 
nach  Menschen  suchte.     Bezeichnet  rechts  in '  der  Mitte : 


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Leinwand  ;  h.  0,76  ;  In  .  0,61.  —  Inv.  1722,  A.  250.  —  Dass  der  Meister  sich  sell>st 
in  diesem  Bilde  dargestellt  halje.  bestätigt  sich  nicht.  —  Gest.  von  J.  Daulle  fl>  ', 
31.  —  l'hot,  Braun  I,  11;   I'hot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Brnckni. 

683  Die  heil.  Agnes.     Nach  rechts  gewandt,  kniet  die  jugend- 

(678)  liehe  Heilige  mit  gefalteten  Händen,   von  ihrem   langen  Haare 

H  3  bis  auf  die  Knie  umwallt,  auf  dem  Fliesenboden  in  ihrer  Zelle, 
die  ganz  von  goldenem  Wolkennebel  erfüllt  ist.  Links  oben 
erscheint  auf  dunklem  Grunde  der  Engel,    der    sie   mit  einem 


No,   683.     Jusepe   de  Ribera 


ifel  XL 


Spanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  221 

weissen  Tuche  bekleidet.     Vorn    rechts    eine    kellerartige  Ver- 
tiefung.    Bezeichnet£unten  rechts  (verkleinert): 


v 


Leinwand;  h.  2,02;  br.  1.52.  —  1745  durch  den  spanischen  Gesandten  am 
Dresdner  Hofe,  den  Grafen  de  Eene  de  Masserun.  Von  anderen,  auch  von  H..  wurde 
die  Darstellung  als  '-Maria  von  Aegypten,  an  ihrem  Gralie  knieend  und  von  einem 
Engel  mit  ihrem  Leichentuch  bekleidet  erklärt.  Indessen  lässt  sich  in  der  ganzen 
Legende  der  Maria  uegyptiacu,  welche  nicht  mit  Engeln  in  Verkehr  stand,  keinen 
Fliesenboden  in  der  Wüste  hatte  und  so  weit  davon  entfernt  war,  an  ihrem  Grabe  zu 
knieen,  dass  ihre  Begräbnislosigkeit.  bis  ein  Löwe  ihr  nachträglich  das  Grab  grub, 
ausdrücklich  betont  wird,  schlechterdings  kein  Zug  finden,  der  durch  das  Motiv 
unseres  Bildes  illustriert  werden  könnte.  —  Wir  hielten  in  der  Auflage  von  1887 
ivergl.  1892  den  Nachtrag  auf  S.  852 1  mit  J.  G.  von  Quandt  (Begleiter  durch  die 
Gemüldosäle  des  Kgl.  Museums  ,  Dresden  1856  S.  183 1  dafür,  duss  Maria  Magdalena 
dargestellt  sei,  von  der  ausdrücklich  berichtet  wird,  dass  sie  an  einem  von  Engeln 
bereiteten  Orte,  der  einmal  geradezu  als  »cella<^  bezeichnet  wird,  gehaust  habe  und 
von  Engeln  bedient,  täglich  gen  Himmel  getragen  worden  sei.  Da  indessen  die  Dar- 
gestellte, die  angeblich  die  Züge  von  Ribera 's  jüngster  Tochter  trägt,  selbst  für  Magda- 
lena zu  jugendlich  und  keusch  erschien,  liess  die  dargestellte  Handlung  sich  doeh 
nur  gezwungen  auf  Magdalena's  Verkehr  mit  den  Engeln  deuten.  —  Dass  die  heilige 
Agnes  dargestellt  ist,  hat  Karl  Justi  (in  der  Zeitschrift  für  christl.  Kunst  V  1892, 
Sp.  1 — 10)  dargetan.  Die  heil.  Agnes  war  ein  13  jähriges  römisches  Mädchen  edler 
Abkunft,  die,  weil  sie  sich  nicht  mit  einem  heidnischen  Jüngling  vermählen  wollte, 
entkleidet  und  in  ein  gemeines  Haus  gebracht  wurde.  Auf  dem  Wege  dahin  schloss 
sieh  ihr  langes  Haupthaar  in  wunderbarer  Weise  als  Gewand  um  ihren  Körper.  In 
ihrer  Zelle  angekommen,  ward  sie  von  überirdischem  Lichtglanz  umhüllt,  der  alle 
körperlich zurückstiess,  die  sich  ihr  zu  nahen  wagten.  Als  sie  zum  Dankgebet  niederkniete, 
zeigte  sich  ihrem  Blick  ein  ihr  von  einem  Engel  überbrachtes  weisses  Gewand,  das 
sie  anlegte.  Acta  Sanctorum  21  Januarii  unter  dem  Namen  des  heil.  Ambrosius.  — 
Damit  zu  vergl.  Acta  Sanctorum  Aprilis  T.  I  1675  p.  67 — 90 ;  —  Migne's  Patro- 
logia  Series  n.  T.  CXXXV  S.  541—550  und  T.  CLXXI  Sp.  1321—1340.  —  Gestochen 
von  M.  Pitteri  *£  I,  30;  von  G.  Planer;  radiert  von  K.  Kopping.  —  Phot.  Braun 
VI,  17;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme ;  Bruckni, 

Die  Befreiung  Petri  aus  dem  Gefängnisse.    Der  graubärtige    684 
Apostel   liegt    halbaufgerichtet    in    seiner    Zelle.     Seine  Füsse  (679) 
sind  noch  gefesselt.     Von  seinen  Händen  sind  die  Ketten  be-    H  1 
reits  abgesprungen.     Staunend  erhebt  er  die  Rechte,  indem  er 
nach  links  emporblickt,    wo    der    befreiende  Engel   in  Wolken 


222  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

erscheint,  ihm  mit  der  Linken  die  Schulter  berührt  und  mit  der 
Rechten  hinausdeutet.  Bezeichnet  rechts  unten  (wie  N.  682): 
Jusepe  de  Ribera  espanol.     F.  1642. 

Leinwand;  h.  1,76;  br.  2,26.  —  1738  durch  Rossi  ans  der  Sammlung  Duodo 
in  Venedig.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Beide  bei  Mayer  a.  a.  0.  S.  133—134. 
—  Gest.  von  M.  Pitteri  {$  II,  31.  —  I'hot    Hanfst.;  Tamme. 

685  Der    heil.   Franziskus    auf   den    Dornen.      Halbnackt    und 
(G80)  halbaufgerichtet    liegt    der  Heilige    auf   dem   rechts  bereiteten 

H  1  Dornenlager  und  wendet  sich,  die  Rechte  ausstreckend,  zu  dem 
Engel  empor,  der  ihm  trostreich  links  oben  in  der  Wolke 
erscheint.  Bezeichnet  halb  links  unten  wie  das  vorige:  Jusepe 
de  Ribera  espanol.  F. 

Leinwand;  h.  1,71;  br.  2,25}^.  —  1738  mit  dem  vorigen,  seinem  Gegenstücke, 
ans  der  Sammlung  Duodo  in  Venedig.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  — 
Gest.  von  M.  Pitteri  jp  IL,  35.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

686  Die    Marter  des   heil.  Lorenz.     Nur   mit   dem    Schamtuch 

(682)  bekleidet,   sinkt  der  jugendliche  Heilige  vor  dem  Roste  in  die 
H  2     Kniee.     Die    Rechte    erhebt    er,    die    Blicke    wendet    er    gen 

Himmel.  Der  Henker  zur  Rechten  packt  ihn  am  Handgelenk. 
Vorn  links  macht  sich  ein  zweiter  mit  seinem  Gewände  zu 
tun.  Ein  dritter  schleppt  Holz  herbei.  Ein  vierter  schürt  das 
Feuer.     Zwei  Zuschauer  stehen  rechts  im  Mittelgrunde. 

Leinwand ;  h.  2,06 ;  br.  1,54.  —  1742  durch  Heinecken  aus  Hamburg.  Nach 
dem  ,, Abrege"  von  1782,  S.  195—196,  für  den  Herzog  von  O-ssuna,  Vizekönig  von 
Neapel,  gemalt,  der  es  bei  seinem  Sturze  au  einen  Hamburger  Privatmann  verkauft 
Diese  Notiz  wäre  nach  Mayer  a.  a.  0.  S.  70  nicht  ernst  zu  nehmen  .  —  Kin 
gleiches  Bild  besitzt  die  vatikanische  Galerie  zu  Rom.  —  Mayer  a.  a.  0.  S.  70  mag 
Recht  haben,  dass  weder  das  vatikanische  noch  das  Dresdner  Exemplar  das  Original 
ist,  das  verschollen  zu  sein  scheint.  Doch  halten  wir  unser  Exemplar,  das  freilich 
sehr  gelitten  hat,  nicht  für  »beträchtlich  geringer«  als  das  vatikanische.  —  Gestochen 
von  M.  Keyljg  I,  29.  —  Phot.   Braun  VII,   18;  Hanfst.;  Bruckm. 

687  Der   Einsiedler  Paulus.     Der    greise    Heilige    kniet,    nach 

(683)  links    gewandt,    vor    dem  Felseualtar,    auf   dem  ein  Totenknpl' 
II  3     Hegt.     Rechts  oben  der  Rabe,  der  ihm  Brot  bringt.    Bez.  1.  u. 

wie  N.  683:  Jusepe  de  Ribera  espanol.  F. 

Leinwand;  h.  2,04;  br.  1,50.  —  1746  durch  Ileineclcen  aus  Spanien.  11.  — 
Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  593:  »venuto  di  Spagna«.  Das  Bild  war  arg  über- 
malt.    Auch  nai-h  Mayer  S.    188  eigenbändig.  —  Phot.   Braun  III,  19. 

688  Der    heil.   Andreas.     Kniestück,    nach    links.     Der    grau- 

(684)  bärtige  Heilige   steht   vor   dem  Steintisch,    auf  dem  ein  Fisch 
F  1 


Spanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  223 

liegt,  während  das  Andreaskreuz  ganz  links  erscheint.  Die 
Rechte  legt  er  an  seine  Brust.  Die  Blicke  wendet  er  gen 
Himmel. 

Leinwand;  h.  1,28%;  br.  1,00%.  —  Zuerst  erwähnt  von  Heinecken,  Nach- 
richten (17G8)  I,  S.  208,  richtig  als  heil.  Andreas;  im  Katalog  von  1835  als  heil. 
Franziskus;  später  als  heil.  Antonius  von  Padua ;  doch  zuletzt  bei  H.  schon  wieder 
richtig  als  heil.  Andreas.  Der  Fisch  deutet  auf  den  früheren  Beruf  des  Apostels. 
—  Das  Bild  kommt  in  verschiedenen  Wiederholungen  vor.  Berühmt  ist  das  Exemplar 
im  Prado-Museum  zu  Madrid.  Das  unsere  aber  auch  nach  Mayer  (S.  77)  »eine  gleich 
vortreffliche  Originalreplik«.  Schalwiederholungen  z.  B.  in  Neapel  (Sakristei  von 
S.  Filippo  Neri)  und  Hamburg  (Galerie  Weber).  —  Gestochen  von  P.  Campana  9g> 
m,  49.  —  Phot.  Bruckm. 

Schüler  und  Nachahmer  des  Jusepe  de  Ribera 

Jakob    mit    Laban's   Schafen.     Links    schliesst   eine  Fels-  689 

wand    den    Mittelgrund,    rechts    blickt   man    ins    Freie.     Der  (687) 
schwarzhaarige    und    schwarzbärtige  Jakob    kniet,    nach   rechts     J  2 
emporblickend,  inmitten  seiner  Schafe  und  Ziegen. 

Leinwand;  h.  1,74;  br.  2,19.  —  Inv.  1754,  I  92.  —  Das  Original  dieses 
Bildes,  bezeichnet  und  von  1634  datiert,  befindet  sich  im  Eseorial.  Vergl.  Aug. 
Mayer  a.  a.  0.,  S.  82.  —  Gegen  Gust.  Müller's  Deutung  des  Bildes  auf  Moses,  der, 
Jethro's  Schafe  hütend,  die  Stimme  des  Herrn  vernahm,  weist  Mayer  auf  den  rechts 
im  Hintergrunde  schlafend  dargestellten  Jakob  hin.  —  Eine  Wiederholung  scheint 
1857  ans  dem  Besitze  des  Earl  of  Derby  in  Manchester  ausgestellt  gewesen  zu  sein. 
Catalogue  of  the  Art  Treasures  etc.,  Manchester  1857  N.  803.  Unser  Bild  sicher,  auch 
nach  Seidlitz  (Repert.  XVI  S.  372)  nur  Kopie.  —  Gestochen  von  S.  Fokke  jß  I,  27. 

Die    Marter    des    heil.    Bartholomäus.      Kniestück.      Der    690 
Heilige   wendet   sein  Antlitz  nach  rechts  gen  Himmel.     Seine  (681) 
erhobene  Linke  ist  an  das  Holz  gefesselt,  das  der  rechts  stehende  Chemnitz 
Henker  emporzieht,  während  der  Henker  zur  Linken  am  rechten 
Arm  des  Märtyrers  beginnt,  ihm  die  Haut  abzuziehen. 

Leinwand ;  h.  1,45 ;  br.  1,94.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Die  Hauptdarstellung  dieses  Gegenstandes  von  Ribera  (Original  im  Museum  zn  Madrid, 
alte  Kopie  in  Berlin)  ist  anders  angeordnet.  Unser  Bild  ist  zu  kalt-braun  im  Ton  und  nicht 
markig  genug  in  der  Pinselfnhrung  für  ein  eigenhändiges  Werk  des  Meisters.  — 
Gestochen  von  M.  Pittori  9g  I,  28.  —  1902  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Männliches    Bildnis.     Brustbild    ohne    Hände    nach   rechts    691 
auf  grauem  Grunde.     Der  alte  Herr  mit  Schnurr-  und  Kinnbart  (690) 
trägt  einen  schwarzen  Anzug  mit  anliegendem  weissen  Kragen.    H  2 

Leinwand ;  h.  0,70% ;  br.  0,59.  — 1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dax.  — 
Früher  nicht  als  Ribera,  einmal  sogar  als  Velazquez.  Als  Ribera  bei  II.  Ist  jedoch 
zu  trocken  behandelt,  um  als  mehr  denn   ein  Schulbild  gelten  zu  können. 


224  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

692  Ein     Gelehrter.     Halbfigur.     Der    graubärtige    bekränzte 

(689)   Forseber  sitzt  hinter  einem  Tische,  stützt  seinen  Kopf  mit  dem 

50  c    linken  Arm  und  legt  seine  rechte  Hand  auf  einen  Himmelsglobus. 

Ein  Tintenfass,  eine  Sanduhr  und  Büeber  auf  dem  Tische. 

Leinwand;  h.  0,98;  l>r.  0,73%.  —  1743  durch  Rossi  aus  Ttalien.  —  Schon 
im  Inventar  Giiarieuti  (vor  1753)  N.  17:;  als  Original  von  Ribera;  und  so  ;mcli  noch 
bei  U.  N;ich  H.  soll  es  sogar  undeutlich  die  Nameninschrift  Ribera  tragen.  Dooh 
konnte  dies  nicht  aufgefunden  werden.  Auch  ist  die  Technik  des  Bildes  zu  zer- 
Bossen für  den  Meister.  Einige  Kenner  schreiben  es  sogar  einer  niederländischen 
Hand  zu.   —  Liest,  als  Ribera   von  Jos.  Oauale  ffr   III.  32  und  B.   Follino. 

693  Schüler  und  Lehrer.     Nach  dorn  alten  Inventar   'Aristoteles 

(1428)  und  Alexander«.    Halbliguren  nach  rechts  vor  dorischen  Säulen. 
k gl  Kunst-  j)er  ]^nai)e  deutet  mit  der  Rechten  ins  Buch,    das  der  hinter 

a  Kadern  le     . 

ihm  siebende  graubärtige  Lehrer  ihm   vorhält. 

Leinwand;  h.  1,00;  br.  0,75.  —  1725  durch  Leplat.  —  tnv.  1722 ff..  A  1606. 
Damals  als  Drost  (Dorste ;  vergl.  unsere  N.  lf>(>7).  So  frageweise  auch  noch  bei  II. 
Unseres  Eraehtens  stimmt  das  Bild  weder  mit  unserer  N.  1607,  noch  mit  unserer 
N.  1608  überein  und  zeigt  überhaupt  keine  nordische  Hand,  sondern  die  Hand  eines 
direkten  Nachahmers  des  Ribera.  —  1901  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

694  Männliches  Bildnis.    Kniestück  auf  dunklem  Grunde.     Der 

(691)  schwarzgekleidete  Herr  mit  kurzem  Bart  trägt  einen  Handschuh 

51  e    und  einen  Brief  in  der  linken  Hand.   Auf  dein  Briefe  die  Adresse 

des  Jesuitenpaters  Antonio  Guido.  Links  oben  ein  Wappen  mit 
dem  schwarzen,  zwölfquastigen  Hut  eines  Jesuiten-Generals. 

Leinwand;  h.  1,31%;  br.  0,97%.  —  Zuerst  nachgewiesen  im  Kat.  von  1835 
(N.  50)  als  »unbekannter  Italiener «;  im  Kat.  von  1856  frageweise  als  l.uca  Gior- 
dano« ;  seit  dem  Kat.  von  1862  frageweise  als  Ribera:.  Für  diesen  ist  es  zu  schwer 
in  der  Technik,  zu  rotbraun  im  Fleischton.  Der  italienische  Urheber  des  Bildes 
zeigt  nur  einige  Elemente  der  Nachfolge  Riberas.  —  Phot.  Braun  IX,  18. 

Angeblich  Juan  de  Ribalta 

Geb.  zu  Valencia  1597;  gest.  daselbst  den  10.  Okt.  1628.  Sehn 
und  Schüler  Fr.  de  Ribalta's,  des  Uebergangsmeistefs  aus  dem 
Stil  des  XVI.  in  denjenigen  des  XVIT.  Jahrhunderts  in  Valencia. 

695  Die  Messe  Gregor's  des  Grossen.     Der  Papst  steht  links, 

(695)    nach  links  gewandt,  am  Altar  und  erhebt  die  Hostie.    Hinter 

Plauen  i.  v.  jjun   jcnje^   Gjn  prä]at?   der  die  Schleppe  seines  Purpurmantels 

hält.     Im  Mittelgrund  rechts  knieen  andere  Geistliche;    hinter 

dem  Chorstuhl  blicken  Volksgestalten  herüber. 

Leinwand;    h.  1,60;    br.  1,18.  —  185H  in  London  aus  der  Sammlung  Louis 
Philippe.    —   Es   bedarf  kaum   eines  erneuten  Vergleichs   mit  den  Bildern  Juan  de 
Ribalta's  in  Valencia,  am  festzustellen,  dass  das  unsere  diesem  mit  Uniecht  zugeschrieben 
worden.  —  Phot.  Braun  VIII.   18.  —  1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 


Spanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  225 

Francisco  de  Zurbaran 

Getauft  zu  Fuente  de  Cantos  an  der  Grenze  von  Estremadura 
den  7.  November  1598,  gest.  zu  Madrid  1662.  Schüler  des 
Juan  de  Roelas  zu  Sevilla,  Tätig  zu  Sevilla  und  Madrid,  in 
Madrid  als  Hofmaler  König  Philipp1«  IV. 

Die  Papstwahl  durch  den  heil.  Bonaventura.  Als  die  Kardinäle    696 
sich   1271   über  die  Wahl  des  Papstes  nicht  einigen  konnten,  (697) 
überliessen  sie  es  dem  frommen  Franziskaner  Bonaventura,   den    H  1 
würdigsten  Mann   zu  nennen.    Wir  sehen  Bonaventura  in  in- 
brünstigem Gebete  um  göttliche  Eingebung  nach  links  gewandt  mit 
gefalteten  Händen  an  dem   mit   der  Scharlach-Decke  behängten 
Tische    knieen,    auf   dem    in    bronzener  Schüssel   die  dreifache 
Krone    ruht.     Links    über    ihm  erscheint  der  Engel,    der  ihm 
den  Namen  zuträgt.    Es  war  der  Name  Visconti's  von  Piacenza, 
der  als  Gregor  X.  den  päpstlichen  Stuhl  bestieg.     Eechts  unten 
im  Schatten    an    der  Treppe   drei  Männer;    weiter    zurück   im 
hellen  Hofe  die  rot  gekleideten  Kardinäle. 

Leinwand;  h.  2,39;  br.  2,22.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Es  ist  eine  der  vier  Szenen  aus  dem  Leben  des  heil.  Bonaventura,  die 
der  31jährige  Meister  1629  neben  Herrera  el  viejo  in  der  Kirche  S.  Bonaventura  zu 
Sevilla  gemalt  bat.  Von  den  drei  anderen,  die  früher  irrig  mit  Bildern  ans  dem 
Zyklus  des  L°bens  des  heil.  Pedro  Nolasco,  den  der  Meister  ebenfalls  gemalt,  ver- 
wechselt wurden,  befinden  sich  zwei  im  Louvre  zu  Paris,  das  dritte  im  Berliner 
Museum.  Vergl.  Karl  Justi  im  Jahrbuche  Pr.  K.  VI  1883  S.  152—162.  —  Phot. 
Braun  IV,  16 ;  Tamme ;  Brnckm. 

Diego  Velazquez 

Diego  Rodriguez  de  Silva  y  Velazquez,  oder  Diego  de  Silva 
Velazquez.  Getauft  zu  Sevilla  den  6.  Juni  1599,  gest.  zu  Madrid 
den  6.  August  1660.  Schüler  des  Fr.  Herrera  d.  ä.  und  des 
Fr.  Pacheco  zu  Sevilla.  Selbständig  zu  einem  der  grössten 
Meister  aller  Zeiten  entwickelt.  Seit  1622  Hofmaler  Philipp's  II. 
zu  Madrid,   1629  —  1631   und   1649  —  1651   in  Italien. 

Männliches  Bildnis.    Kuiestück  nach  rechts  auf  graubraunem    697 
Grunde.   Der  vornehme  Herr  mit  kurzem  grauen  Haar,  Schnurr-  (694) 
und  Backenbart  trägt  einen  schwarzen  Anzug  mit  abstehendem     J  2 
kleinen    weisseu  Kragen    und  Handschuhe   an   beiden  Händen. 
Die  linke  Hand  ruht  am  Griffe  seines  Degens.    Der  Dargestellte 
ist  nach  Justi  (Velazquez  I  S.  395  -  396,  2.  Aufl.  1903,  S.  342 
—  344)  wahrscheinlich  der  königl.  Oberjägeraieister  Juan  Mateos, 

15 


226  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,08;  br.  0,89%.  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zn  Morfeua 
als  Original  des  Rubens  »mit  den  skizzierten  Händen*  (Venturi  p.  357).  Doch  bereits 
1685  in  der  Sammlung  des  Prinzen  Cesare  Ignazio  von  Este  richtig  als  Velazquez ; 
Campori  R.,  p.  311.  —  In  Dresden  später  als  »Tizian«,  bei  H.  jedoch  bereits  wieder 
richtig  als  Velazquez.  —  Gestochen  von  E.  Mohn  jjß  III,  41.  •—  Phot.  Braun  I,  15; 
Phot.  Ges. ;  Hanfst. ;  Tanime ;  Bruckm. 

698  Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 
(693)  grauem  Grunde.    Alter  Herr  mit  weissem  Haar,  Schnurr-  und 

J  2  Kinnbart.  Er  trägt  eine  goldene  Kette  über  dem  schwarzen,  rechts 
mit  dem  roten  Kreuz  des  S.  Jago-Ordens  geschmückten  Anzug. 

Leinwand;  h.  0,6572  i  ^r.  0,56.  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
1685  im  Besitze  des  Prinzen  Cesare  Ignazio  von  Este  daselbst  (Campori  R.  p.  310; 
vergl.  Venturi  p.  207 — 208).  Damals  schon  als  Velazquez.  Beim  Dresdner  Ankauf 
(Venturi  p.  358)  war  es  in  Modena  auf  Rubens  umgetauft  worden,  dessen  Hand  es 
keinesfalls  zeigt.  Als  Rubens  auch  in  Dresden  gest.  von  F.  Zucchi  ffr  II,  45  oben. 
Bei  H.  jedoch  schon  wieder  als  Velazquez.  Mit  Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  198)  an 
der  Eigenhändigkeit  zu  zweifeln,  ist  nicht  nötig.  Dagegen  auch  Justi  (Velazquez 
H,  S.  77—78,  2.  Aufl.  1903  S.  97—98),  der  das  Bild  für  echt,  aber  unvollendet 
hält.  —  Phot.  Braun  VI,  20;    Hanfst.;  Tamnie;  Bruckm. 

699  Bildnis  des  Grafen  von  Olivares.     Halbfigur  nach  links  auf 
(692)  grauem  Grunde.     Gaspar  de  Guzman,  Graf  von  Olivares,  Herzog 

J  2  von  Sanlücar,  der  allmächtige  Minister  Philipps  IV.,  mit 
braunem  Haar,  Schnurr-  und  Kiunbart,  trägt  einen  schwarzen 
Anzug,  der  an  Rock  und  Mantel  mit  der  grünen  Stickerei  des 
Alcäntara-Ordens  besetzt  ist  und  hält  in  der  allein  sichtbaren 
rechten  Hand  einen  Brief. 

Leinwand;  h.  0,92%;  br.  0,74.  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
1685  als  Original  des  Velazquez  (Campori  Racc,  p.  311)  in  der  Sammlung  des  Prin- 
zen Cesare  Ignazio  von  Este  zu  Modena,  der  es  1681  mit  der  Sammlung  des  Grafen 
Toschi  gekauft  hatte  (Venturi,  p.  207 — 208).  —  Aehnliche  Bilder  in  verschiedenen 
Sammlungen,  z.  B.  als  Brustbild  und  in  ganzer  Gestalt  in  der  Ermitage  zu  St. 
Petersburg.  —  »Es  sind  Atelierbilder  mit  mehr  oder  weniger  Anteil  des  Meisters.« 
Auch  das  unsere  ist  etwas  zu  leer  und  trocken  in  der  Behandlung,  um  als  ganz 
eigenhändiges  Werk  anerkannt  werden  zu  können.  So  auch  W.  Bode  bei  v.  Zahn 
VI,  S.  189,  H.  Lücke  und  K.  Justi  (Velazquez  n,  118—119,  2.  Aufl.  II  57),  der  es 
jedoch  im  Wesentlichen  für  eigenhändig  zu  halten  scheint:  »eine  gnt  gemalte 
Replik«.  —  Phot.  Braun  IV,  18;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamnie;   Bruckm. 

Angeblich  Jacinto  Jerönimio  de  Espinosa 

Geb.  den  20.  Juli  1600  zu  Concentaina  im  Königreich  Valencia, 
gest.  1680  zu  Valencia,  Bildete  sich  nach  den  Ribalta  in 
Valencia,  wahrscheinlich  auch  in  Italien  nach  den  Bolognesen 
und  nach  Werken  Van  Dyck's.     Tätig  besonders  zu  Valencia. 


Spanische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  227 

Der  heil.  Franziskus.  Halbfigur  nach  rechts.  Auf  dem  Tische    700 
vor  ihm    steht    rieben    dem    Buche    und   dem    Totenkopfe  das  (699) 
Kruzifix,  zu  dem  er  betet.  Chemnitz 

Leinwand;  h.  0,9172 ;  br.  0,91.    —    1853  in  London  ans  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.    —  Phot.  Tamme.  —  1902  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Alonso  Cano 

Geb.  zu  Granada  den  19.  März  1601,  gest.  daselbst  den  5.  Ok- 
tober 1667.  Maler  und  Bildschnitzer.  Schüler  Fr.  Pacheco's  und 
Juan  del  Castillo's  in  Sevilla.  Tätig  zu  Sevilla  bis  1637,  zu 
Madrid  bis  1651,  dann  zu  Granada,  wo  er  eine  Schule  gründete. 

Der  Apostel  Paulus.     Ganze  Gestalt  von  vorn  gesehen,  bar-    702 
fuss,   weisshaarig  und  weissbärtig,  in  grünem  Rock  und  rotem  (701) 
Mantel.     Der  Heilige  hält  ein  Buch  in  der  gesenkten  Linken    H  4 
und  stützt  seine  Rechte  aufs  mächtige  Schwert. 

Leinwand;  h.  2, 11%;  br.  1,11.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Gutes  Bild  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  XV,  12 ;  Bruckni. 

Schule  Alonso  Cano's 

Maria  mit  dem  Kinde.      Kniestück.     Die    heil.    Jungfrau  703 

legt  ihre  rechte  Hand  an  ihre  Brust  und  hebt  mit  der  Linken  (702) 
das  weisse  Tuch  des  vor  ihr  auf  einem  Kissen  ruhenden  Christ-     C  3 
kindchens  empor,    das  einen  Apfel    im   linken  Händchen  hält. 

Leinwand;  h.  1,23;  br.  0,97%.  — Wahrscheinlich,  auch  nach  H.,  die  angebliche 
Madonna  von  Ribera,  die  der  Gesandtschaftssekretär  Talon  1744  in  Madrid  erwarb. 
—  Bei  H.  als  »angeblich  Alonso  Cano«.  Für  den  Meister  selbst  ist  das  übrigens 
schlecht  erhaltene  Bild  zu  schwach.  — ■  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Angeblich  Pedro  de  Moya 

Geb.  zu  Granada  1610,  gest.  daselbst  1666.  Schüler  des  Juan 
Castillo  in  Sevilla.  Später  in  den  Niederlanden  und  England 
durch  van  Djck  beeinflusst.     Schliesslich  in  Granada  ansässig. 

Männliches  Biidnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  703  A 
braunem    Grunde.      Schwarzes    Haar,    schwarzer    Schnurrbart.     H  2 
Gelber  Waffenrock  mit  anliegendem  weissen  Kragen  und  roter 
Schärpe.     Falsch  bezeichnet  rechts  oben:  B.  E.  M.  fe. 

Leinwand;  h.  0,61  J^ ;  br.  0,49.  —  1887  als  Geschenk  des  Herrn  Geheimen 
Kommerzienrats  Zschille.  —  Die  falsche  Bezeichnung  sollte  natürlich  >Bartolomeo 
Esteban  Murillo  fecit«  gelesen  werden.  —  Die  Urheberschaft  Moya's,  unter  dessen 
Namen  das  Bild  geschenkt  wurde,  ist  unwahrscheinlich.  —  Phot.  Brnckm. 

Bartolome  Esteban  Murillo 

Getauft  zu  Sevilla  den  1.  Januar  1618,  gest.  daselbst  den 
3.  April  1682.    Schüler  Juan  de  Castillo's  in  Sevilla.     Durch 

15* 


228  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

das  Studium  der  Werke  Tiziau's,  Ribera'*.  Rubens',  van  Uvck's 
und  seines  Landsmannes  Velazquez  in  Madrid  1 1(342  — 164&) 
weitergebildet.     Tätig-  hauptsächlich  in  Sevilla. 

703  B  Der  Tod  der  heiligen  Clara.     Von  Franziskanerbrüdern  und 

H  3  Clai'issinnen-Schwestcrn  umringt,  liegt  die  Heilige  mit  gefalteten 
Händen  auf  ihrem  Sterbelager.  Von  den  beiden  Mönchen,  die 
links  neben  ihrem  Haupte  kuieen,  hält  der  eine  die  brennende 
Kerze,  liest  der  andere  die  Sterbegebete  vor.  Von  den  Nonnen. 
die  schmerzbewegt  das  Lager  der  Stifterin  ihres  Ordens  um- 
geben, schaut  nur  eine  mit  staunend  erhobenen  Händen  nach 
der  rechten  Seite  hinüber.  Laut  der  unteren  Inschrift  wurde. 
ausser  der  Sterbenden,  nur  diese  eine  gewürdigt,  die  himm- 
lische Erscheinung  zu  schauen,  welche  die  rechte  Seite  des 
Bildes  füllt.  Yen  Wolken  umwallt,  von  goldenem  Himmels- 
lichte umflossen,  nahen  hier  Christus  in  grauem  Unter-,  rotem 
Obergewand  und  Maria,  die  gekrönte  Himmelskönigin,  in  weissem 
Kleide,  blauem  Mantel;  sie  nähern  sich  der  Sterbenden  mit 
einem  Gefolge  von  fünfzehn  gekrönten,  weiss  gekleideten,  palmen- 
tragenden Jungfrauen,  von  denen  drei  vorausgeeilt  sind,  um 
den  Leib  der  Entschlummernden  mit  dem  prachtvollen  Oold- 
mantel  zu  bedecken,  den  sie  ihr  vom  Himmel  mitgebracht. 
Links  unter  dem  Weih  Wasserkessel  eine  SchriftrölTe,  die  den 
Anfang  eines  Gebetes  enthält:  Ruegen  ä  dios  etc.  Tuten 
in  der  Mitte  eine  Schriftrolle  mit  der  die  Darstellung  erläutern- 
den Inschrift:  Entre  los  singülares  favore's  q  la  Oloriosa 
Std-  Clara  Recivio  en  su  vida,  deXpto  N.Sorfue  kallarse 
a  su  Dhossa  (wohl  mit  Justi  dichosisima  zu  lesen)  rnuerte 
con  su  Madre  SS"  acompanada  de  Virgines  con  süs 
Coronas  de  ovo,  Bestiduras  blancas  y  palmas  en  las 
manos.  T  cubrieron  su  sagrado  cüerpo  con  un  manto 
traido  del  cielo(Prodigio  q  solo  sus  qjosylos  de  unaRe- 
ligiosa  companera  suya  fueron  mercedores  de  Gozarle). 

Leinwand;  h.  1,89%;  br.  4.46.  —  Erworben  im  Juni  1894  vom  Earl  of  Dndloy 
iDudley-House)  in  London.  Eins  der  elf  Bilder,  mit  denen  Muri  Ho  1Ö45  einen 
Kreuzgang  des  Franziskanerklosters  zu  Sevilla  schmückte.  Das  unsere  befand  sich 
an  der  Nordseite  des  Kreuzganges.  Das  Kloster  wurde  lölO  unter  den  Franzosen 
zerstört.  Von  den  Gemälden  nahm  der  Marschall  Soult  drei,  der  General  Mathieu 
de  Faviers  vier  in  Besitz.  Zu  jenen  geborte  z.B.  die  sog  »Engelkfiche«  im  Lou'vre 
zu  Paris,  zu  diesen  unser  viel  besprochener     Tod  der  heil.  Clara- .    Der  General  Mathieu 


Spanische  Schule.     XVIT.  Jahrhundert  229 

de  Faviers  hatte  das  Bild  unter  der  Hand  der  Sammlung  Aguado  verkauft,  aus  dieser 
ging  es  1865  für  75,000  Franks  in  die  Sammlung  des  Marquis  de  Salamanca,  aus 
dieser  1867  für  95,000  Franks  in  den  Besitz  des  Earl  of  Dudley  über.  Vergl.  Charles 
B.  Curtis,  Velazquez  and  Murillo,  London  und  New- York  1893  p.  223 — 235.  — 
T.  Lefort,  Murillo,  Paris  1892.    p.  11—12.  —  Phot.  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Der  heil.   Rodriguez.      Im   Bischofsgewande,    vor   grauem    704 
Himmel,  fast  von  vorn.     Die  Rechte  streckt    er    aus,    in   der  (703) 
Linken  hält    er    seine  Kopfbedeckung    und   seinen  Palmzweig.    H  4 
An  seinem  Halse    klafft  die    tödliche  Wunde.     Sein  Blick  ist 
nach  links  emporgewandt,  von  wo  ihm  ein  Engel  in  goldenem 
Lichte  einen  Blumenkranz  bringt. 

Leinwand;  h.  2,05  j£ ;  br.  l,23j£.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung 
Louis-Philippe.  —  Das  Modell  zum  Gewände  befindet  sich  in  der  Schatzkammer 
der  Kathedrale  von  Sevilla.  —  Aus  dem  Kloster  S.  Clara  zu  Sevüla.  —  Gestochen 
von  Th.  Langer  igt  III,  42  und  von  Eduard  Büchel.  —  Phot.  Braun  II,  18;  Phot. 
Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Maria  mit  dem   Kinde.     Die  heil.  Jungfrau  sitzt  auf  einer    705 
Steinbank  vor  grauem  Grunde,  wendet  ihre  Augen  gen  Himmel,  (704) 
umfasst  das  nackte  Christkindchen  auf  ihrem  Schoosse  mit  dem     H  4 
linken  Arme    und    greift    mit    ihrer    rechten  Hand    nach  den 
Aermchen,  die  sich  nach  ihrer  Brust  ausstrecken. 

Leinwand  ;  h.  1,66  ;  br.  1,14%.  —  1755  inParis  aus  deniNachlass  desM.  Pasipiier, 

Depute  de  Commerce  de  Ronen  .     H.     —     Das  Bild  wurde  1849  von  drei  Kugeln 

durchbohrt.     Durch  Schirmor  hergestellt.     Vergl.  Schnorr  a.  a.  0.  1895  N.  18,  S.  169. 

—  Aebnliche  Bilder  Murillo's  im  Palazzo  Pitti  zu  Florenz,  im  Palazzo  Corsini  zu 
Rom,  in  den  Museen  von  Madrid  und  Sevilla.  —  Gest.  von  Aug.  Semmler,  radiert 
von  L.  Friedrich ;  lithographiert  von  G.  Weinhold.  —  Phot.  Braun  I,  IG ;  Phot. 
Ges.:  Tamme;  Häufst.;  Bruckm. 

Nach  Murillo 

Geld  zählende  Mädchen.    Zwei  lebensgrosse  Mädchen  hocken    706 
auf  dem  Boden  der  Strasse.    Dasjenige  zur  Linken  zählt,  nach  (705) 
rechts  gewandt,  sein  Geld.     Seine  Gefährtin    hält   den  vor  ihr  '  M.-G. 
stehenden  Korb  Trauben  mit  der  linken  Hand  fest. 

Leinwand;  h.  1,29 Y^;  br.  0,96.  —  1830  aus  dem  Nachlasse  des  Fürsten 
Kanikoff.    H.  —  Das  anerkannte  Original  befindet  sich  in  der  Pinakothek  zu  München. 

—  1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 

Juan  de  Valdes  Leal 

Geb.  zu  Cordova  1630,  gest.  zu  Sevilla  1691.  Schüler  Antonio 
del  Castillo's  in  Sevilla.  Unter  dem  Einflüsse  Murillo's  weiter- 
gebildet.    Tätig  zu  Sevilla. 

Der  heil.  Basco    von  Portugal.      Der    Dominikaner    steht    707 
vor  dem  Kloster,    breitet  die  Arme    verzückt  auseinander  und  (706) 

H  4 


230  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

erhebt  das  Antlitz  nach  rechts,  von  wo  ein  Lichtstrahl  es  er- 
leuchtet. Links  im  Mittelgrunde  ein  zweiter  in  gleicher  Stellung. 
Oben  läutet  ein  Teufelchen  die  Glocke.  Unten  die  Inschrift: 
EL  .  V  .  P  .  F  .  (Venerabile  Padre  Fray)  Basco  de  Portugal. 

Leinwand;  h.  2,48 % ;  br.  1,27.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung 
Louis-Philippe.  —  Phot.  Ges.  und  Tamme. 

Unbestimmte  Spanier 

XVII.  Jahrhundert 
708  Die  Beweinung  Christi.    Der  Leichnam  des  Heilandes  in  den 

(707)  Armen  der  Seinen.    Maria  Magdalena  umfasst  und  küsst  ihn. 

Wehlen  Leinwand;    h.  1,54%;  br.  2,19yg.  —  Erst  1856  aus  dem  »Vorrat«.  —  Nach 

von  Quandt  wäre  Juan  Antonio  Escalante,  geb.  zu  Cördova  1'viO,  gest.  zu  Madrid 
1670,  nach  anderen  Juan  de  Romero  y  Escalante  (1627 — 1695)  der  Urheber.  Wir  sehen 
eine  Nachahmung  Ribera's,  vielleicht  sogar  eine  Kopienach  diesem  Meisterin  dem  Bilde. 
Andere  denken  an  Juan  de  Ribaita  (1597—1628).   —   1902  ans  Rathaus  zu  Wehlen. 

709  Die  heilige  Cassilda.     Ganze  Gestalt  nach  rechts.     Reich 

(709)    gekleidet  und  mit  Perlen  geschmückt,  sitzt  sie  in  einer  Land- 
N.  M.-G.  schaff.     Im  Bausche  ihres  roten  Mantels  liegen  Rosen. 

Leinwand;  h.  1,92%;  br.  1,45%.  —  Erst  1856  aus  dem  »Vorrat«.  Der 
spanischen  Schule,  der  H.  es  einreihte,  scheint  es  allerdings  anzugehören.  —  1904 
(1902)  ans  Neue  Ministerialgebäude  zu  Dresden. 

Angebliche  Spanier 

XVII.  Jahrhundert 
710  Magdalena.     Die  Heilige  sitzt  am  Boden,    umspannt   ihr 

(698)  linkes  Knie    mit    gefalteten    Händen    und  blickt  gen  Himmel. 

F.-M.  Leinwand;    h.   0,96%;    br.    1,17%.     —     Zuerst   im   Katalog    von    1835.    — 

H.  identifizierte  es  mit  der  1725  als  Werk  Tizian's  durch  Leplat  erworbenen  stehen- 
den -Magdalena  ,  luv.  1722,  A  1576.  Der  spanische  Ursprung  des  Bildes  ist 
zweifelhaft.  —  1896  ans  Königl.   Finanzministerium. 

7||.  Der  Glaube.    Weibliche  Gestalt  in  weissem  Gewände.    Sie 

(708)  sitzt  am  Boden  und  umfasst  das  grosse  Kreuz,  das,  von  einem 
oeisnitz   Engel  gestützt,  rechts  neben   ihr   steht.     In  ihrer  Linken  der 

Kelch.     Links  in  der  Luft  ein  zweiter  Engel. 

Leinwand;  h.  1,32;  Dr.  1,66.  —  Inv.  1754,  I  413,  als  »Autore  incertoe.  — 
Bei  H.  als  »vielleicht  Kopie  nach  Murillo«.    —    1902  an  die  Realschule  zu  Oeisnitz. 

712  Maria  auf  dem  Halbmond.     Ueber    den    Wolken,    hinter 

(710)  denen    Engel    hervorblicken,    steht    Maria  mit  dem  Kinde  auf 
R  12    dem  Halbmond.     Hinter  ihr  Engelsköpfe  im  Goldlicht. 

Kupfer;  h.  0,20%;  br.  0,13.  —  1860  vom  Kunsthändler  C.  Gottfr.  Ang. 
Schmidt  vermacht ;  damals  als  A.  R.  Mengs ;  bei  H.  als  mnbekannt«.  —  Phot.  Tamme. 


VIERTER  ABSCHNITT 


Die    französische    Schule 


I.    Meister  des  XVI.  Jahrhunderts 

Schule  des  Franpois  Clouet 

Hofmaler  der  französischen  Könige  'von  1541 — 1572;  gest. 
im  September  1572.  Schüler  seines  Vaters  Jean  Clonet. 
Wie  dieser  Jehannet  oder  Jeannet  zubenannt.    Tätig  in  Paris. 

Bildnis  der  Jeanne  de  Pisseleu,  Herzogin  von  Etampes.    Halb-  7 1 3 

fignr  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Schwarzes  Kleid,  reich-  (711) 

verzierte  Haube,  Hals-  und  Armketten.     Ihre  Hände  legt    sie  21  b 
aufeinander ;  in  der  rechten  Hand  hält  sie  ein  Stiefmütterchen. 

Eichenholz;  h.  0,31%;  br.  0,25.  —  1876  vom  Hofrat  Rost  in  Dessau.  —  Bei 
H.  als  Original  Clouet's.  Seiner  Schule  gehört  es  in  der  Tat  an.  Für  ihn  selbst  ist 
es  jedoch  nicht  zart  genug  in  der  Modellierung  und  im  Ton.  —  Phot.  Ges.;  Tamme. 


II.    Meister  des  XVII.  Jahrhunderts 

Simon  Vouet 

Geb.  zu  Paris  den  9.  Januar  1590,  gest.  daselbst  den  30.  Juni 
1649.  Schüler  seines  Vaters.  In  Italien  durch  das  Studium 
der  dortigen  Naturalisten  und  Eklektiker  ausgebildet.  Tätig  in 
der  ersten  Hälfte  seines  Lebens  hauptsächlich  in  Rom,  in  der 
zweiten  Hälfte,  seit  1627,    als  Schulhaupt  in  Paris. 


232         Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

714  Die  Apotheose  des  heil.  Ludwig.     Im  Harnisch  und  rotem 
(712)  Mantel,    doch    barhaupt,    hat  der  Heilige  sich  in  den  Wolken 

44  c  aufs  rechte  Knie  niedergelassen,  breitet  beide  Arme  aus  und 
blickt  zum  Himmel  empor,  aus  dem  zwei  Englein  mit  einer 
Palme  und  einem  Kranze  herabfliegen.  Neben  seinem  Haupte 
zwei  andere  Engel;  links  weiter  unten  ein  dritter,  der  ein 
Tuch  flattern  lässt,  auf  dem  Paris  dargestellt  ist.  Erwachsene 
Engel  schieben  von   unten  die  Wolke  empor. 

L°inwarul ;  h.  2,69;  It.  L,48.  —  1731  durch  Leplat  .ils  WTerk  des  Guido 
Canlassi,  gen.  Cagnacei,  eines  Schülers  Guido  Reni's.  Doch  schon  seit  dem  Im-.  1754, 
II,  547,  als  Werk  Simon  Vouet's  bezeichnet.  Der  Vergleich  mit  den  Pariser  Hildern 
des  Meisters  lässt  keinen  Zweifel  an  der  Richtigkeit  dieser  Benennung  zu.  —  I'hot. 
Tamme;  Bruckm. 

Valentin  de  Boulogne  (Le  Valentin) 

Früher  irrtümlich  Moi'se  Valentin  genannt.  Von  dem  Dictionnaire 
general  des  artistes  francais  von  Beliier  de  la  Chavignerie  und 
Auvray  (Paris  1882)  wohl  irrtümlich  mit  Jean  de  Boulogne, 
von  Anatole  Dauvergne  (Gaz.  d.  B.  A.  1879  I,  S.  203J  urkund- 
lich mit  dessen  älterem  Bruder  Valentin  identifiziert.  Geboren 
den  3.  Januar  1591  zu  Coulommiers  (Seine- et -Marne),  ge- 
storben den  7.  August  1634  zu  Rom.  Ging  früh  nach  Rom, 
wo  er  sich  Michelangelo  da  Caravaggio  zum  Vorbild  nahm. 
Auch  durch  Ribera    beeinfiusst.     Tätig  hauptsächlich  in  Rom. 

715  Der  alte  Geiger.     Kniestück.     Rechts    streicht   ein  grau- 
(736)  bärtiger,  bekränzter  Alter  die    > Viola  di  Gamba«.    Seine  Augen 

R  2  sind  geschlossen,  seine  Lippen  scheinen  sich  zu  bewegen.  Viel- 
leicht ist  Homer  gemeint.  Links  neben  ihm  sitzt  ein  Jüngling 
über  einer  Schriftrolle,  bereit,  niederzuschreiben,   was    %r   hurt. 

Leinwand;  h.  0,95;  br.  1,31.  —  Inv.  1754,  II  430,  als  Valentin.  Ver- 
änderte Nachahmung  eines  Bildes  von  Ribera  (Mayer,  Ribera  S.  39).  —  Das  ähn- 
liche, Strozzi  zugeschriebene  Bild  in  der  Turiner  Pinakothek  zeigt  doch  eine  andere 
Hand  und  eine  andere  Komposition.  —  Phot.  Tamme. 

Nach  Jacques  Callot 

Geb.  zu  Nancy  1592,  gest.  daselbst  1635.  Hauptsächlich 
Kupferstecher  und  Radierer.  Als  solcher  Schüler  des  Ph.  Tho- 
massin  in  Rom  und  des  Giulio  Parigi  in  Florenz.  Später 
durch  den  Einfluss  der  deutschen  Kleinmeister  weiterentwickelt. 
Tätig  hauptsächlich  zu  Florenz  und  Nancy. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert         233 

Die  Erschiessung.     Yur    den    Mauern    einer  Stadt   (links)    7  i  6 
und    einem    Zeltlager    unter    einem  Kastell  (rechts)  findet  die  (724) 
Hinrichtung    statt.      In    der    Mitte  ist  der  Missetäter  an  den    Q  3 
Pfahl  gebunden.    Links  stehen  die  zur  Vollstreckung  befohlenen 
Soldaten.     Rechts  wird    ein    anderer  Verbrecher   herbeigeführt. 

Kupfor;  h.  0,08;  br.  0,18Va'  —  J^m  15.  März  1700  zur  Kunstkamnier ;  als 
■-Art  des  Jacques  Callot><.  Hh.  S.  285.  —  1741  noch  in  der  Kunstkammer.  —  Später, 
noch  bei  H.  als  Original.  Sicher  jedoch  nur  Kopie  nach  Callot's  Stich  »L'Arquebusade« 
N.  12  der  (grossen)  »Miseres  de  la  Guerre« ;  Ed.  Meaume,  Recherches  sur  la  'vie  et 
les  ouvrages  de  Jacques  Callot,  Paris  1860,  II  p.  269,  N.  575. 

Nicolas  Poussin 

Geb.  zu  Villers  bei  Les  Andelys  in  der  Norman  die  den  15.  Juni 
1593  (vergl.  E.  H.  Denio  Nie.  Poussin,  Leipzig  1898, 
S.  3 — 4),  gest.  zu  Rom  den  19.  November  1665.  Schüler 
des  Quentin  Variu  in  den  Andelys,  des  Ferd.  Elle  und  des 
Georges  Lallemand  in  Paris.  Selbständig  in  Rom  durch  das 
Studium  Raphael's,  Giulio  Romano's,  Domenichino's  und  der 
Antike  ausgebildet.  Tätig  abwechselnd  in  Paris  (hier  1618 
bis  1623,  dann  1640 — 1642  als  »premier  peintre  du  Roy«) 
und  in  Rom,  zumeist  jedoch  in  Rom. 

Die  Anbetung  der  Könige.    Links  sitzt  Maria  mit  dem  Kinde    7  i  7 
unter  hoher  römischer  Säulenruine.      Hinter    ihr    steht    Josef,  (715) 
vor  ihr  knieen  die  beiden    weissen    Könige,    die    ihre    Kronen     6  c 
neben    sich   gelegt    haben,    und  ist  der  schwarze  im  Begriffe, 
in  die  Kniee  zu  sinken.     Weiter  rechts,    hinter  den  Königen, 
schliesst  das  Gefolge  sich  an.  Noch  weiter  rechts  in  der  Landschaft 
harrt  der  Tross  mit  Rossen   und   Kameelen.     Bez.  u.  rechts: 

NicOLAVT-  PVS1H 

Leinwand;  h.  1,G0^;  br.  1,^13^  —  1712  durch  de  ßrais  aus  Paris.  Früher 
in  der  Sammlung-  des  Lord  Walgr.ave.  —  Im  Luv.  1751,  LT  593,  als  »Kopie«;  aber 
schon  im  :/Catalogue«  von  1765  ■wieder  als  Original.  —  Ein  20  Jahre  späteres  Exem- 
plar dieses  Bildes  befindet  sich  im  Louvro  zu  Paris,  eine  Wiederholung  im  Dulwich 


234  Spanier  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

702  Der  Apostel  Paulus.     Ganze  Gestalt  von  vorn  gesehen,  bar- 

(701)  f'uss,  weisshaarig  und  weissbärtig.  in  grünem  Rock  und  loißm 
H  3   Mantel.     Der  Heilige  hält  ein  Buch  in  der  gesenkten  Linken 

und  stützt  seine  Rechte  auf's  mächtige  Schwert. 

Leinwand:  h.  2.11'/,:  br.   1.11.   —   L853  in  London  aus  der  Sammlang  & 
Philippe.    -  Gutes   lülrl  des  Heisters.  —  Pliot.  Braun  XV.    12. 

Schule  Alonso  Cano's 

703  Maria  mit  dem  Kinde.  Kniestück.  Die  heil.  Jungfrau  legt  ihre 

(702)  rechte  Hand  an  ihre  Brust  und  hebt  mit  der  Linken  das  weisse 
H  4    Tuch  des  vor  ihr  auf  einem  Kissen   ruhenden  Christkindchens 

empor,  das  einen  Apfel  im  linken  Händchen  hält. 

Leinwand:  h.  1,23:  br.  0,97"/,.  —  Wahrscheinlich,  auch  nach  H..  die  angeb- 
liche Madonna  von  Ribera,  welche  der  Gesandtsehaftssecretair  Talon  1744  in  Madrid 
erwarb.  —  Bei  H.  als  »angeblich  Alonso  Cano.«  Für  den  Meister  selbst  ist  das 
übrigens  schlecht  erhaltene  Bild  zu  schwach.   —  Phot.   Ges. 

Angeblich  Pedro  de  Moya 

Geb.  zu  Granada  1610,  gest.  daselbst  16GG.  Schüler  des  Juan 
Castillo  in  Sevilla.  Später  in  den  Niederlanden  und  England 
durch  van  Dyck  beoinflusst.    Schliesslich  in  Granada  ansäf 

703  A  Männliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf 
H  1    braunem  Grunde.  Schwarzes  Haar,  schwarzer  Schnurrbart.  Gelber 

Waffenrock  mit  anliegendem  weissen  Kragen  und  roter  Schärpe. 
Falsch  bezeichnet  rechts  oben:  B.  E.  M.  fe. 

Leinwand:  h.  0,61*/,;  br.  0,49.  —  1687  Geschenk  eines  Dresdner  Sammlers.  — 
Die  falsch''  Bezeichnung  sollte  natürlich  Bartolomeo  Estehan  Murillo  fecit  gelesen 
werden.  —  Die  Urheberschaft  Hoya's,  unter  dessen  Namen  das  Bild  geschenkt  wurde, 
ist  unwahrscheinlich. 

Bartolome  Esteban  Murillo 

Getauft  zu  Sevilla  den  1.  Januar  1618,  gest.  daselbst  den 
3.  April  1682.  Schüler  Juan  del  Castillo's  in  Sevilla.  Durch 
das  Studium  der  Werke  Tizian's.  Ribera's,  Rubens',  van  Dyck's 
und  seines  Landsmannes  Velazquez  in  Madrid  weitergebildet. 
Thätig  hauptsächlich  zu  Sevilla. 

704  Der  heil.  Rodriguez.  Im  Bischofsgewande,  vor  grauem  Himmel, 

(703)  fast  von  vorn.    Die  Rechte  streckt  er  aus,  in  der  Linken  hält  er 
H  4   seine  Kopfbedeckung  und  seinen  Palm  zweig.    An  seinem  Halse 

klafft  die  tötliche  Wunde.     Sein  Blick   ist    nach  links  empor- 


Spanische  Schule.   XVII.  Jahrh.  235 

gewandt,  von  wo  ihm  ein  Engel  in  goldenem  Lichte  einen  Blu- 
menkranz bringt. 

Leinwand ;  h.  2,0öl/a ;  br.  l,23'/2.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung 
Louis-l'liilippe.  —  Das  Modoll  zum  Gewände  befindet  sich  in  der  Schatzkammer  der 
Kathedrale  von  Sevilla.  —  Aus  dem  Kloster  S.  Clara  zu  Sevilla.  —  Gestochen  von 
Th.  Langer  g£  IU,  42  und  von  Eduard  Büehel.  —  Phot.  Braun  II,  18;  Phot.  Ges. 
und  Tamme. 

Maria  mit  dem  Kinde.     Die  heil.  Jungfrau   sitzt   auf  einer  705 
Steinbank  vor  grauem  Grunde,  wendet  ihre  Augen  gen  Himmel,  (704) 
uinfasst  das  nackte  Christkindchen  auf  ihrem  Schoosse  mit  dem    H  4 
linken   Arme    und   greift   mit   ihrer   rechten    Hand    nach    den 
Aermchen,  die  sich  nach  ihrer  Brust  ausstrecken. 

Leinwand;  h.  1,66;  br.  1,14V,.  —  1755  in  Paris  aus  dem  Nachlass  des  M. 
Pascraier,  »Depute  do  Commerce  de  Rouen.«  H.  —  Aehnliche  Bilder  Murillo's  im 
Palazzo  Pitti  zu  Florenz,  im  Palazzo  Corsini  zu  Rom,  in  den  Museen  von  Madrid 
und  Sevilla.  —  Gestochen  von  Aug.  Semmler,  radirt  von  L.  Friedrich.  —  Phot. 
Braun  I,  16 ;  Phot.  Ges.  und  Tamme. 

Nach  Murillo 

Geld  zählende  Mädchen.    Zwei  lebensgrosse  Mädchen  hocken  706 
auf  dem  Boden  der  Strasse.    Dasjenige  zur  Linken  zählt,  nach  (705) 
rechts  gewandt,  sein  Geld.     Seine  Gefährtin  hält  den  vor  ihr  M.-G. 
stehenden  Korb  Trauben  mit  der  linken  Hand  fest. 

Leinwand;  h.  1,29*/,;  br.  0,96.  —  1830  aus  dem  Nachlasse  des  Fürsten 
Kanikon'.  H.  —  Das  anerkannte  Original  befindet  sich  in  der  Pinakothek  zu  München. 

Juan  de  Valdes  Leal 

Geb.  zu  Cördoba  1630,  gest.  zu  Sevilla  1691.  Schüler  Antonio 
del  Castillo's  in  Sevilla.  Unter  dem  Einflüsse  Murillo's  weiter- 
gebildet.    Thätig  zu  Sevilla. 

Der  heil.  Basco  von  Portugal.     Der  Dominikaner   steht  vor  707 
dem  Kloster,  breitet  die  Arme  verzückt  auseinander  und  erhebt  (706) 
das  Antlitz  nach  rechts,  von  wo  ein  Lichtstrahl  es  erleuchtet.    H  4 
Links  im  Mittelgründe   ein  zweiter   in   gleicher  Stellung.     Im 
Bogengang   des   Hintergrundes    eine   Gruppe    anderer   Mönche. 
Oben   läutet   ein  Teufelchen  die  Glocke.     Unten  die  Inschrift: 
EL  .  V  .  P  .  F  .  (Venerabile  Padre  Fray)   Basco  de  Portugal. 

Leinwand;  h.  2,48 }4 ;  br.  1,27.  —  1853  in  London  aus  der  Sammlung  Louis- 
Philippe.  —  Phot.  Ges. 


236         Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhundei 

Leinwand;    b.  0,717s  I    br.  1,3  Zuerst    im     Catalogue«  i    als 

•inal;  jedoch  schon  von  John  Smith  nicht  in  <einen  Catalogue«  aufgenommen.  — 
Bei  11.  wieder  als  Original;  jedoch  zu  trockon  im  Tou.  um  eigenhändig  zu  sein.  — 
1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

725  Das  Luperkalienfest.      In    der  Mitte    die    beiden    tackten 

(723)  wettlaufenden  Jünglinge  mit  Geissein  in  der  Hand.    Rechts  vorn 

Chemnitz  die  Gruppe  der  Frauen,  die  durch  die  Berührung  der  Jünglinge 

die  Unfruchtbarkeit    zu  verlieren   hoffen.     Links  der  Festzug. 

Leinwand;  h.  0,73  J  br.  0,98'/».  —  luv-  1722,  A  501,  als  »Manier  Poossin'i  . 
—    1902  au  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

726  Faune  und  Nymphen.  Am  Fasse  eines  Denksteins  sitzt 
(1G61)  ein  Faun  neben  einer  Nymphe.  In  der  Mitte  ein  Dreifuss. 
Plauen  i.  v.  Rocüts    führt    ein   Knäblein    ein    Mägdlein    in    langem    Laken 

herein.     Links  bringt  eine  Nymphe  einen  Blumenkorb. 

Leinwand;  h.  o,s.i;  br>0,99J£.  —  Erst  1861  aus  dem  »Vorrat«;  i>ci  II  irr- 
tümlich als  Lairesse.  —   1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

727  Ein  Opfer.     Rechts    unter    hohen  Bäumen    bekränzt   eine 
(783)  Frau  eine  bärtige  Herme,  drei  andere  knieen.  von  musizierenden 

Waidheim  Kin<leni  umspielt,  an  dem  Bammenden  Dreifuss.  vor  dun  das 
Opferlamm  liegt.      Links  naht  ein  Herrscher  mit  Gefolge. 

Leinwand;  h.    l,00j   br.    1,32.  1728  durch  Leplat  (luv.   1723,   A    I  »58)    kl 

»Bartoletti:  Kin  Stück,  wo   einem  Abgott    geräuchert  wird«.  —   Mit     Bartoletti«  ist 
Lartholet    Flemalle    von    Lüttich    gemeint.     Doch    rührt    das    Bild   mich    Uaa 
unseres   bezeichneten    Bildes   dieses    Heistars   schwerlich    vuii    ihm  her.     Bei  II.  als 
»unbekannt«.  —   1904  an  das  Kathaus  zu  Waldheim. 

728  Noah's    Dankopfer.      Inmitten    seiner    Angehörigen    steht 
(722)  Npah  rechts  vor  dem  runden,    flammenden   Altare    und    hinkt 

Waidheim  gßn  Himmel,  wo  Gottvater  erscheint.  Ganz  rechts  vorn  kniet 
eine  junge  Frau.  Voro  in  der  Mitte  liegt  ein  Lamm  am  Buden. 
Im  Hintergrunde  rechts    erhebt    sich    ein  hohes  Felsengebirge. 

Leinwand;  h.  1,08 J  l>r.  I.,U.  —  1731  durch  Leplat.  —  Früher  als  Original 
Poussiu's.  Poch  schon  bei  II.  nut  als  »Schulbild«,  —  John  Smith  {]<■  >  zu  N,  5) 
identifiziert  die  Komposition  irriger  Woiso  mit  der  1716  von  .loh.  Frey  in  Rom  ge- 
stochenen, au  die  unser  Bild  nur  fiei  anknüpft.  Seine  Malweise  deutet  sogar  eher 
auf  die  fland  eme.s  [talii  l  ans  Rathaus  zu  Waldheim. 

V.  E. 

Um  1640.  Von  einigen.  /..  B.  von  Andresen  (Handbuch  für 
Kupferstich-Sammler,  Leipzig  1870)1* p.  4'87,  schwerlich  richtig, 

mit  dem  Malm-  Ferdinand  Elle  von  Mecheln  identifiziert,  der 
als  Porträtmaler  in  Paris  ansässig  war,  zu  Poussin's  ersten 
Lehrern  gehörte  und  nach  dal.,   p.  531,   sp&testens  1640  starb. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert         237 

Bildnis  Nie.  Poussin's.     Brustbild,  im  Profil  nach  rechts,    729 
auf  braunem  Grunde.    Langes  schwarzes  Haar,  kurzer  dunkler  (721) 
Schnurrbart.  Die  linke  Hand  stützt  der  Meister  auf  eine  Tafel  mit     6  b 
der  Inschrift:  Si  Nomen  a  me  quaerisN.  Poussin.l640.F. 

Leinwand;  h.  0,75%;  l>r.  0.59.  —  Inventar  1722,  A  105,  als  Selbstbildnis 
Poussin's.  —  Bei  H.  nur  frageweise  als  Poussin;  auch  nicht  in  Smith's  »Catalogne 
raisonne«.  —  Gestochen  von  Louis  Ferdinand  (gest.  1693  zu  Paris  als  Akademie- 
Professor),  dem  Sohne  des  Bildnismalers  Ferdinand  Elle,  dessen  Taufnamen  er  als 
Geschlechtsnanien  annahm.  Dieser  Stich  ist  1.  u.  bez.  »V.  E.  pinxit«.  Dadurch 
seheint  bewiesen,  das  Poussin  das  Bild  nicht  gemalt  hat.  Aber  wer  war  V.  E.? 
Sieher  nicht  Valentin.  Vorgl.  Nagler,  Mon.  V.  S.  220.  Eher,  wie  Andresen  (a.  a. 
0.)  meint,  ein  Mitglied  der  Künstlerfamilie  Elle.  Dieser  gehörte  der  Stecher  ja 
sicher  an  ;  und  Ferdinand  Elle  hatte  in  nahen  Beziehungen  zu  Poussin  gestanden. 
Der  Malweise  und  der  Inschrift  nach  scheint  es  trotz  alledem  nicht  ausgeschlossen, 
dass  Poussin  das  Bild  selbst  gemalt  habe.  Poussin  traf  erst  Anfang  1641  aus  Rom 
wieder  in  Paris  ein.  Das  Bild  muss  also  in  Rom  gemalt  sein.  —  1810  gestochen 
als  Selbstbildnis  Poussin's  von  A.  H.  Riedel.  —  Bhot.  Braun  XV,   13;  Bruekin. 

Claude  Lorrain 

Claude  Gellee,  gen.  Lorrain  oder  le  Lorrain.  Geb.  zu  Chamagne 
in  Lothringen  1600,  gest.  zu  Rom  den  21.  "November  1682. 
Schüler  des  Agostino  Tassi  zu  Rom.  Unter  dem  Einflüsse  der 
Carracci  und  der  Bril,  aber  auch  des  Ad.  Elsheimer,  zu  einem 
der  grössten  Meister  der  idealen  Landschaftsmalerei  ausgebildet. 
Tätig  um  1626  in  Nancy,  vornehmlich  in  Rom. 

Landschaft  mit  der  Flucht  nach  Aegypten.    Der  Fluss,  der    730 
rechts  die  grossartige  Landschaft  durchströmt,    ist   im  Hinter-   (725) 
gründe  von  einer  Bogenbrücke  überspannt  und  bildet  im  Mittel-     6  c 
gründe  einen  kleinen  Wasserfall.     Links  vorn  mächtige  Baum- 
gruppen, rechts  im  Hintergrunde  eine  Ortschaft  am  Fuss  edel 
gestalteter  Berge.     Vorn    in    der  Mitte    eine  Quelle,    aus    der 
ein  Mädchen  Wasser  schöpft,  während  eine  Wäscherin,  der  ein 
Hirt  ein  Stückchen  vorbläst,  neben  ihrem  Korbe  wartet,    Links 
im  Mittelgrunde  auf  dem  Waldwege  die  heil.  Familie  auf  der 
Flucht  nach  Aegypten.     Warmes  Licht  von  vom.    Bez.  u.  1.: 

CM/ir  ivfJRCM\      l647_ 

Leinwand;  h.  1.02;  br.  1.34.  —  Inv.  1754,  II,  110.  Nach  H.  aus  der  Samm- 
lung des  Kardinals  Mazarin.  Beglaubigt  auch  durchs  Liber  Veritas  N.  110.  Nach 
diesem  für  Mr.  Purasson  "in  Lyon  gemalt.  Die  Jahreszahl  1647  (nicht  1661  oder 
1667,  wie  bei  H.)  deutet  auf  eino  gleiche  Entstehungszeit  mit  der  berühmten  »Mühle« 


238         Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

im  Pal.  Doria  in  Korn,  womit  die  Behaudlungsweise  übereinstimmt.  Dieses  Bild  und 
das  folgende  befanden  sich,  wie  Hofrat  Gust.  Müller  nachgewiesen,  schon  in  der 
Sammlung  der  Madame  de  Verrue  in  Paris  vereint,  seit  dem  12.  April  1725  in  der 
Sammlung  des  M.  de  Nocet,  schliesslich  bei  dem  Sachs.  Gesandten  in  Paris,  dem 
Grafen  von  Hoym,  von  dem  sie  für  unsere  Galerie  erworben  worden  zu  sein  scheinen. 
Vergl.  :  Pichon,  Yie  de  Charles  Henri  Comte  de  Hoym,  etc.  Paris  1880  II,  p.  60 
zu  N.  297-298.  —  Eine  Wiederholung  sah  Smith  (1837)  bei  Th.  Hope  Esq.  —  Ge- 
stochen von  W.  Fr.  Gmelin  und  von  C.  Krüger.  Radiert  von  Louis  Schulz  1892.  — 
Phot.  Braun  V,  20 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Bruckm. 

73 1  Küstenlandschaft  mit  Akis  und  Galathea.  Links  das  leicht- 
(72G)  gewellte  Meer,    rechts    ein    bewaldetes  Vorgebirge,    von  dessen 

6  a  Felsenhang  ein  Wasserfall  herabstürzt.  In  der  Mitte  des  Mittel- 
grundes eine  Hafenstadt,  am  Horizonte  eine  Insel.  Vorn  links 
Nereiden  mit  Galatea's  Muschelwagen.  Diese  kniet  in  der  Mitte 
unter  dem  Zelte  vor  ihrem  Geliebten, 

dem  Flussgott  Akis   (Ovid's  Meta-  n  A  7]V    ff  Ifp 
raorph.  XIII,  v.   738—897).    Der  ^L'   VMC    Ü     LL^ 
eifersüchtige  Kyklop  Polyphem  liegt  *x/rc      Dnis/7\. 
rechts  oben  auf  der  Matte.    Kühl-  IVf  *      jvvl   '  > 
gelbes  Sonnenlicht  gerade  von  hin-  S  £>  «^ 

teu.     Bez.  u.  r. :  kisvZP 

Leinwand;  h.  1,00;  L>r.  1,85.  —  Inventar  1754,  11  109.  —  Nach  H.  aus  der 
Sammlung  des  Marechal  Grammont  in  Paris;  wahrscheinlich  jedoch  wie  das  vorige 
aus  der  Sammlung  des  Grafen  Hoym.  —  Vgl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  —  Be- 
glaubigt durchs  Liber  Veritatis  N.  141.  Nach  diesem  1057  für  M.  Delagard  gemalt. 
In  der  Tat  ist  die  Jahreszahl  1657  nicht  nur  auf  der  Rückseite  der  Skizze  des  Ori- 
ginals des  Liber  Veritatis  beim  Duke  of  Devonshire  (vergl.  Mark  Pattison,  Claude 
Lorrain,  Paris  1884,  p.  219),  sondern  auch  auf  unserem  Bilde  ganz  deutlich  zu  sehen 
(nicht  1650  wie  hei  H.).  Die  Figuren  sollen  von  Mignard  herrühren.  —  Gest.  von 
W.  Fr.  Gmelin  u.  von  C.Krüger.  —  Phot.  Braun  I,   18;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Nach  Claude  Lorrain 

732  Landschaft  mit  dem  Hirtenfeste.  Vorn  auf  der  Wiese  tanzen 
(727)  ein  Hirt  und  eine  Hirtin.  Links  strömt  ein  überbrücktet  Fluss. 
oeisnitz  Rechts  liegt  die  Stadt  am  Fasse  des  Gebirges. 

Leinwand;  h.  0,74%;  br.  1,00.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris.  —  Schon  im  Inventar  1754,  II  598,  nur  als  »Manier  Claude's*. 
Das  anerkannte  Original,  das  Claude  1639  für  Papst  Urban  VIII.  gemalt  hatte 
(Liber  Veritatis  N.  13),  ist  >La  fete  villageoise '  des  Louvre  zu  Paris.  —  1902  an 
die  Realschule  zu  Oeisnitz. 

Gaspard  Dughet 

Gasp.  Dughet,  gen.  Gasp.  Poussin  oder  Le  Guaspre.  Geb.  zu 
Rom  1613  von  französischen  Eltern,  gest.  daselbst  den  25.  Mai 


No.    731.      Claude  Lorrain. 


No.   782.      Antoine  Watteau. 


Tafel  XH. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert         239 

1675.     Schüler  und  Schwager  N.  Poussin's  und  dessen  Nach- 
folger auf  dem  Gebiete  der  Landschaftsmalerei.     Tätig  in  Rom. 

Am  Bergsee.     Hohe,    oben  kahle,  unten  bewaldete  Berge    733 
umschliessen  den  See.     Am  Abhänge  Gebäude.     Vorn  links  eine  (729) 
Baumgruppe.     Vorn  rechts  buschiges  Weideland,  über  das  ein     6  b 
Hirte  nach  rechts  gewandt,  seine  Herde  treibt.     Auf  dem  See 
ein  Kahn,  Leute  am  jenseitigen  Ufer. 

Leinwand;  h.  0,73;  br.  0,97.  —  Nach  H.  im  Inventar  Gotter  (vor  1736)  mit 
unserer  N.  735,  als  N.  300  und  301  dem  »Gasp.  Poussin  nnd  Milet«  zugeschrieben, 
doch  stimmen  die  Maasse  dazu  nicht.  Diese  durch  Gotter  erworbenen  Bilder  sind 
vielmehr  unsere  N.  739  und  740.  —  Unser  Bild  lässt  sich  erst  im  Katalog  von  1833 
nachweisen.  —  Phot.  Braun  XII,  18. 

Campagnalandschaft.     Im    Hintergrunde   rechts    eine  Ort-  734 

schaft  am    Fusse    des    von    links    beleuchteten    Gebirges.     Im  (730) 
Mittelgrund    eine    waldige    Schlucht    mit   Wasserfällen.     Vorn     6  a 
links  unter  hohen    Bäumen    zwei    nur    halb    bekleidete  Leute. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,96%.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  XV,  14. 

Berg-  und  Waldlandschaft.      Links    unter    einer    mit    Ge-    735 
bäuden  gekrönten  Anhöhe    der    waldige    Hohlweg,    durch    den  (731) 
ein  Hirt  seine  Schafherde  treibt.     Rechts  vorn  eine  hohe  Baum-     6  c 
gruppe,  ein  Felshang,  ein  Wasserfall.    Hinten  blaue  Bergzüge. 
Vorn  in  der  Mitte  zwei  halbnackte  Gestalten. 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,98.  —  Zuerst,  als  Gegenstück  zum  vorigen,  im 
•Catalogue«  von  1765.  Nicht  durch  Gotter,  wie  H.  annahm. — Vergl.  die  Bemerk- 
ungen zu  N.  733.  —  Phot.  Braun  XIV,  13. 

Waldige  Berglandschaft.     Links    das    Gebirge,    auf  dessen    736 
halber  Höhe  eine  Ortschaft  liegt.    Rechts  klarer  Fernblick  hinter  (733) 
hohen  Bäumen.     Vorn  links  am  Wege  zwei   ruhende  Männer.     6  b 

Leinwand;  h.  0,64%;  br.  0,88.  —  Inv.  1754,  II  405,  als  Original  von  Gasp. 
Poussin.  Die  Eigenhändigkeit  bei  H.  doch  wohl  ohne  genügenden  Grund  bezweifelt. 
—  Phot.  Bruckm. 

Schüler  und  Nachahmer  Gasp.  Poussin's 

Motiv  von  Tivoli.     In    der   Mitte    die  Schlucht    mit    dem    737 
Wasserfall;  rechts  oben  die  Stadt  mit  dem  Rundtempel;  links  (734) 
vorn  unter  Bäumen  am  Bergweg  zwei  Männer.  Freiberg 

Leinwand;  h.  0,54;  br.  0,83%.  —  Inv.  1722  A  372.  Damals  als  Original. 
Jedoch  später,  auch  bei  H.,  mit  Recht  nur  als  Nachahmung.  —  1903  ans  König- 
Albert-Museum  in  Freiberg. 


240  Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

738  Landschaft  mit  erntenden  Kindern.     Beig-  und  Waldgegend. 

(735)    In  der  Mitte  ein  Fluss.     Vorn  rechts  ein  Kornfeld  mit  nackten 
P1»»eni-V.  Kindern  als  Schnittern. 

Leinwand;  h.  0,55}  br.  0,72,^.  —  Vielleicht  Inventar  8»  A.  2.V5G  als  Gas- 
pard  Poussin.  1741  aus  den  krtnigl.  Zimmern.  Das  Bild  zeigt  jedoch  bot  entfernte 
Verwandtschaft  mit  diesem  Kleister.    —    1902   an  den  Kunstvorein    zu  Planen  i.  V. 

739  Gebäude  am  Wasser.      Im  Hintergründe  hlaue  Bergzüge. 

(1703)  Links  vorn  unter  hohen   Bäumen  ein  offenes  Feuer. 

<irimma  Leinwand;  h.  0,48^2;   It.  0,64.    —    Im  Inventar  Gotter  (vor  17.Ü',)  mit  dem 

folgenden,  seinem  Gegenstücke,  unter  N.  300  und  301  als  Werke  G.  I'oussin's,  durch 
Millet  staffiert.  Yergl.  zu  Nr.  733.  —  Hei  II  frageweise  dem  Millet  zugeschrieben, 
auf  den  ihr  Stil  jedoch  nicht  hinweist.  Sie  zeigen  eine  spätere  französische  Hand. 
—  1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

740  Der  Waidsee.     Links  am  Waldrande  ein  See.    Hechts  unter 

(1704)  hohen   Bäumen  eine  Schafherde.     Hinten  blaue  Bergzüge. 

Grimma  Leinwand;  h.  0,4s;  hr.  0,64%.  — Inventar  flotter  (vor  1736).  —  Gegenstück 

zum  vorigen.  Man  vergleiche  die  Bemerkungen  zu  diesem.  — ■  1902  an  den  Alter- 
tumsverein zu  Grimma. 

741  Italienische  Landschaft.     Tivoli -»Motiv.      Hechts    die    vom 
(141G)  Rundtempel  gekrönten  Felsen,    von    denen  sich  ein   Wasserfall 

I'  10     stürzt,  links  vor  einem   Bergschloas  eine  Brücke. 

Leinwand;  h.  Q,6SV$;  br.  0,54V*'  —  Zuerst  im  Katalog  von  L835  als  Pij- 
nacker.  Frageweise  so  auch  bei  11.  Allein  das  Bild  hat  mit  den  leicht  erkennbaren 
Werken  dieses  Meisters  gar  keine  Aehnlichkeit.     Nachahmung  Dngli> 

Sebastian  Bourdon 

Geb.  zu  Montpellier  den  2.  Februar  1(316,  gest.  zu  Paris 
den  8.  Mai  1071.  Bildete  sich  eklektisch  durch  das  Studium 
Poussin's  und  Castiglione's.  Tätig  in  Paus,  in  Rom,  in  Stock- 
holm (1652  — 1653),  schliesslich  als  Akademie-Professor  wieder 
in   Paris. 

742             Jakob's  Heimzug.     Der  Zug  bewegt    sich  von    links  nach 

(633)  rechts.     Links  die  Hauptpersonen   zu   Pferde;  unter  ihnen  eine 

44  b    Frau   mit    ihrem    Säugling  (vielleicht    Rahel).  Ein    bekränzter 
Jüngling  zu   Fusse  fütterj  ''inen    Hund. 

Leinwand;  h.  0,9G  ;  lir.  l,HOli.  —  1749  als  Benedetto  Oastiglione«  i  opera 
delle  piü  linite  deJT  autore  i  durch  Guarienti  aus  Venedig.  Aach  bei  H.  als 
glione.  Indessen  zeigt  da9  Bild  nur  die  Anordnung  Uen.  Castiglione's;  die  Typen, 
die  Landschaft,  die  Malwoise  verraten  die  Schulo  Poussin's.  Diese  Verbindung  von 
Anklangen  an  N  Foussin  mit  Anklängen  an  Castiglione  findet  sich  gerade  nur  bei 
Sei...  Bourdon,  dessen  Hand  der  Verfasser  dieses  Katalogs  in  der  Tat  in  dem  Bilde 
zu  erkennen  glaubt.  Mau  vergl.  z.  B.  des  Meistens  Sacriiice  de  N'oe«  (-S.  34)  im 
I.ouvre  zu  Paris.    _  Phot.   Brann  VIII,  20;  Tamme. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert         241 

Charles  le  Brun 

Geb.  zu  Paris  den  24.  Febr.  1619,  gest.  daselbst  den  12.  Febr. 
1690.  Schüler  Simon  Vouet's.  In  Rom  weitergebildet.  Be- 
gründer der  Academie  Royale  de  Peinture  et  de  Sculpture  in  Paris. 

Der  Schlaf  des  Christkindes.     In    der   Mitte    sitzt  Maria,    743 
hält  das  schlafende  Kind  auf  ihrem  "Schoosse  und  gebietet  mit  (737) 
erhobener  Rechten  Schweigen.     Links    hinter    ihr    steht  Josef,     6  a 
links  vorn  die  heilige    Elisabeth    mit    dem    kleinen   Johannes. 
Rechts  beugt  sich  die  heilige  Anna  über  das  Christkind;  hinter 
ihr  der  heil.  Joachim. 

Leinwand;  h.  1,59;  br.  1,59  —  Inventar  1754,  II  503,  als  Eust.  le  Sueur. 
Jedoch  seit  dem  »Catalogue*  Ton  1765  stets  richtig  als  Ch.  le  Brun.  Dasselbe  Bild, 
kleiner,  mehr  in  die  Breite  gezogen  nnd  mit  reicherem  Beiwerk  ausgestattet,  be- 
findet sich  als  »Le  Sommeil  de  Fenfant  Jesus«  im  Louvre  zu  Paris.  Beide  Bilder 
sind  eigenhändig.  —  Phot.  Bruckm. 

Jacques  Courtois 

Gen.  le  Bourguignon  (ital.  Jacopo  Cortese,  il  Borgognone).  Geb. 
1621  zu  Saiut-Hippolyte  in  der  Franche-Comte,  gest.  als  Laien- 
priester  im  Jesuiten-Kolleg  zu  Rom  den  14.  November  1676. 
Schüler  seines  Vaters  Jean  Courtois,  in  Rom  und  Florenz  unter 
dem  Einflüsse  P.  de  Laer's,  M.  A.  Cerquozzi's  und  Salv. 
Rosa's  zu  einem  der  berühmtesten  Schlachtenmaler  seiner  Zeit 
entwickelt.     Tätig  hauptsächlich  in  Florenz  und  Rom. 

Die  Schlacht  im  Tale.     Der  heisse  Kampf  zwischen  Fuss-    744 
volk  und  Reiterei  tobt  in  einem  von  Rauch-  und  Staubwolken  (738) 
erfüllten  Tale,  in  dessen  Hintergrunde  eine  Stadt  liegt.    Vorn    45  b 
links  stürmt  geharnischtes  Fussvolk    mit   einem    Fahnenträger 
heran.     Vorn    in    der    Mitte  stürzt  ein  Schimmel,    der  seinen 
Reiter  verloren.     Rechts  jagen  die  Reiter  davon. 

Leinwand;  h.  1,53%;  br.  2,67.  —  1743  mit  dem  folgenden,  seinem  Gegen- 
stücke, durch  Algarotti  aus  der  Casa  Sagredo  in  Venedig.  Die  getuschten  Kartons 
zu  diesem  und  dem  folgenden,  mit  interessanten  Abweichungen  in  der  Landschaft 
(bes.  bei  744)  und  den  Figuren,  befinden  sich  bei  Herrn  Bmanuele  Barboglio  in 
Breseia.  —  Phot.  Bruckm. 

Das  Reitergefecht  vor  den  Festungsmauern.     Die  Schlacht    745 
tobt,  von  Rauch  und  Staub  umwallt,    unter    den    Mauern   der  (739) 
stark  befestigten,  von   hohem  Turme  überragten   Stadt.     Vorn    46  b 
links  und  rechts  sprengen  Reitertruppen    dem  Kampfplatz  zu. 
In  der  Mitte  halten  blasende  Trompeter. 

16 


242         Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,55;  br.  2.74.  —  1743  mit  dem  Torigen  durch  Algarotti  aus 
der  Casa  Sagredo  in  Venedig.  — Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

746  Nach  der  Schlacht.     Ein  Soldat  durchsucht  Kleidertaschen 

(740)  neben  einer  entkleideten  Leiche.    Links  reiten  die  Sieger  übers 
51  a    Schlachtfeld;    ein  geharnischter  Offizier  hält  sein  weisses  Ross 

vor  dem  Leichenräuber  an-  und  zieht  den  Degen. 

Leinwand;  h.  0,36%;  br.  0,61.  —  Inv.  1754,  II  291.  —  Nach  H.  im  Inv. 
Gotter  (vor  1736)  als  N.  40  oder  41 ;  doch  sprechen  die  Maasse  dagegen. 

747  Vor  der  Schlacht.     Unten  im  Tale  steht  das  Heer.    Vorn 

(741)  hält  der  Feldherr  auf  grauem  Pferde,  das  Schwert  in  der  Rechten, 

49  a    zwischen  Offizieren.     Rechts    spielen    geharnischte  Krieger   an 

einem  Steine;  weiter  vorn  lehnt  eine  Fahne  an  einem  Felsen. 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  1,17.  —  Inventar  1754,  II  291.  —  Nach  H.  durch 
Gotter.     Vergl.  jedoch  die  Bemerkungen  zum  vorigen. 

Schüler  und  Nachahmer  Jacques  Courtois' 

748  Reitergefecht  auf  kahler  Höhe.     In  der  Mitte  versetzt  ein 

(742)  geharnischter  Reiter  auf  braunem  Pferde  dem  ihm  auf  weissem 
Q  2     Rosse  entgegenspringenden  Gegner  den  Todesstreich. 

Leinwand;  h.  0,52%;  br.  0,74%.  —  Inventar  1722,  A  407,  als  Original  von 
»Bourbignon«;   im  Inv.  1754,  II  659,  schon  nur  als  »Schulbild«.    Bei  II.  als  »unbekannt«. 

749  A"f  dem  Schlachtfelde.     In   der  Mitte  beraubt  ein  Mann 

(1679)  in  rotem  Rocke   einen  Toten    seines    Geldbeutels,    den    er  den 
F.-M.    neben  ihm  haltenden  geharnischten  Reitern  darreicht. 

Leinwand;  h.  0,65%;  br.  1,39.  —  Nach  H.  mit  seinem  Gegenstücke,  dem 
folgenden,  1738  durch  Rossi  als  »Bourguignon«.  Nach  dem  Inv.  8°  müssten  sie, 
wenn  1738  durch  Rossi  erworben,  N.  2386  und  2367  gewesen  sein,  die  damals  einem 
gewissen  »Ston«  zugeschrieben  wurden,  der  im  Kat.  1765  mit  Matth.  Stoom  identi- 
fiziert wurdo.  Als  »Stoom«  noch  bei  H.  Die  erwähnten  Nummern  fandeD  sich  jedoch 
nicht  auf  den  Bildern,  auch  vermögen  wir  in  ihnen  nicht  dieselbe  Hand,  wie  in 
N.  1850  u.  1851,  ja  überhaupt  keine  niederländische,  sondern  nur  dieselbe  Hand  zu 
erkennen,  wenn  auch  in  etwas  dekorativer  Haltung,  wie  in  N.  748  und  752.  — 
1904  ans  Königl.   Finanzministerium. 

750  Eine  Türkenschlacht.     Rechts    die    Mauern    der    Festung, 

(1680)  unter  denen  das  Kampfgewühl  zwischen  beturbanten  türkischen 
F.-M.    und  geharnischten  europäischen  Reitern  tobt.     Links  fliehende 

Reiter.     Vorn  in  der  Mitte  ein  gestürzter  Türke. 

[.einwand;  h.  0,66%;  br.  1,39%.  —  lieber  seine  Herkunft  und  frühere  Be- 
nennung vgl.  die  Bemerkungen  zu  dem  vorigen,  seinem  Gegenstücke,  und  zu  1860. 
—  1904  ans  Königl.  Finanzministerium. 

75 1  Ein  Reitergefecht.     Das  Hauptgewühl  ist  links.     Fast  in 
(1683)  der  Mitte  sind  geharnischte  Reiter   im  Handgemenge.     Rechts 

50  b     hinten  tobt  der  Kampf.     Vorn  liegen  ein  Pferd  und  ein  Hut. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  243 

Leinwand;  h.  1,18;  br.  1,81%.  —  Inv.  1722,  A  363,  als  Borgognone  (sBour- 
bignon«).  —  Gleichwohl  versetzte  es  der  »Catalogue«  von  1765  unter  die  Bilder  des 
zweifelhaften  Matth.  Stoom.  Als  »Stoom«  auch  noch  bei  H.  Unseres  Erachtens  zeigt 
es  dieselbe  Hand,  wie  unsere  N.  748  und  auch  wohl  wie  die  beiden  vorigen,  wenn- 
gleich es  besser  ist  als  diese.  Vgl.  die  Bern,  zu  N.  749  und  N.  1850.  Es  erscheint 
uns  nicht  ausgeschlossen,  dass  das  Bild  von  Borgognone  selbst  gemalt  sei. 

Die  Wache.     Von  hinten  gesehen,   spricht  ein  Eeiter  auf    752 
weissem  Rosse  mit  einem  Geharnischten,    der  sich,    von    vorn  (743) 
gesehen,  auf  seine  Lanze  stützt.  51  a 

Leinwand;  h.  0,27%;  br.  42.  —  Zuerst  im  luv.  1754,  II  136,  als  »Bor- 
gognone«.    Höchstens  Schulbild.    Auch  bei  H.  »unbekannt«. 

Guillaume  Courtois 

Geb.  zu  Saint-Hippolyte  in  der  Franche-Comte  1628,  gest.  zu 
Rom  1679.  Bruder  des  Jacques  Courtois;  schloss  sich  in  Rom, 
wo  er  hauptsächlich  tätig  war,  aber  an  Pietro  da  Cortona  an. 

Das  Opfer  Abraham's.    Abraham  steht  in  der  Mitte,  fasst    753 
seinen  Sohn  Isaak,  der  gefesselt  vor  ihm  auf  dem  Opfersteine  (744) 
sitzt,  und  erhebt  schon  in  der  Rechten  das  Messer.    Aber  der     6  b 
Engel  des  Herrn  schwebt  links  herab  und  gebietet  ihm  Einhalt. 
Rechts  ist  der  Esel  an  den  Baum  gebunden. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,59.  —  1725  durch  Leplat;  im  Inv.  1722,  A  1592, 
irrig  als  Werk  Salvator  Rosa's.  —  Als  Guillaanie  Courtois  (Guglielmo  Cortese)  seit 
dem  »Catalogue«  von  1765. 

Francois  Millet 

Auch  Milet,  Mile,  Mille,  in  der  Regel  Francisque  genannt.  Ge- 
tauft zu  Antwerpen  den  27.  April  1642,  begraben  zu  Paris 
den  3.  Juni  1679.  Vergl.  Jal:  Dict.,  p.  865.  Zog  mit  seinem 
Lehrer  L.  Francken  in  seinem  18.  Jahre  nach  Paris,  wo  er 
sich  im  Anschluss  an  Nie.  Poussin  und  Casp.  Dughet  zum 
Landschafter  ausbildete.     Tätig  hauptsächlich  zu  Paris. 

Römische  Berglandschaft.      Durch   den   Mittelgrund    zieht    754 
sich  eine  Bogenleitung    über    die  Wiese  und   über  den  Fluss,  (728) 
der  neben  einem  Rundturm  einen  Wasserfall  bildet.    Die  Wiese,     6  b 
auf  der  Schafe  weiden,  ist  warm  und  sonnig  beleuchtet.    Rechts 
schöne  Baumgruppen.    Blaue  Berge  im  Hintergrunde.    Links  im 
Hohlweg  begegnen  sich  Landleute. 

Leinwand  auf  Eichenholz  geklebt;  h.  0,54%;  br.  0,66.  —  1862  von  Mr.  Alex. 
Allen  in  London.  Damals  und  bei  H.  dem  Gasp.  Poussin  zugeschrieben  Schon  von 
Bode  (v.  Zahn's  Jahrbücher  1873,  VI,  S.  198)  als  Werk  Millet's  erkannt,  eine  Be- 
nennung,   die   seitdem   von   allen  Seiten  Zustimmung   gefunden   hat.     In   der  Tat 

16* 


244         Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

lassen  weder  die  Behandlung  des  »Baumschlags«,  noch  die  buntere  Farbenstimmung 
des  Bildes,  noch  auch  die  Forniengebung  der  Staffage  einen  Zweifel  daran,  dass  es 
eines  der  schönsten  Werke  Millet's  ist.  —  Vergl.  auch  des  Verfassers  Text  zu  Braun 's 
Galeriewerk  S.  64—65.  —  Phot.  Braun  U.,  19;  Phot.  Ges.;  Hanfst;  Bruckni. 

755  Landschaft  mit   einem  Rundturm.      Vorn    links    ein    Weg, 
(1702)  auf  dem  ein  Mann,  eine  Frau  und  ein  Kind  wandeln,  rechts  ein 

48  a  Fluss.  Im  Mittelgrunde  rechts  stattliche  Bäume,  in  der  Mitte 
ein  Rundturm  neben  einer  sonnig  beleuchteten  Ortschaft. 

Leinwand;    h.  0,60;  br.  0,64.    —    1740  erworben;    Inventar  8»  A  2607.    — 
Schon  dort  als  Millet,  was  richtig  zu  sein  scheint. 

Daniel  de  Savoye 

Geb.  1644  zu  Grenoble,  gest.  1716  zu  Erlangen.  Schüler  des 
Seb.  Bourdon  in  Paris.     Lebte  später  18  Jahre  laug  in  Dresden. 

756  Die  Gattin  des  Künstlers.     Brustbild  ohne  Hände  halb  nach 

(746)  rechts  auf   grauem    Grunde.      Sie    trägt    ein    ausgeschnittenes 
67  c    helles  Kleid  und  einen  blauen  Mantel. 

Leinwand;  h.0,74;  br.  0,59.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.   —  Phot.  Bruckm. 

Franpois  de  Troy 

Geb.  zu  Toulouse  im  Februar  1645,  gest.  zu  Paris  den  L.Mai 
1  730.    Schüler  Claude  le  FGvre's.    Tätig  hauptsächlich  in  Paris. 

757  Bildnis  des  Duc  de  Maine.    Kniestück  nach  links.    Der  Sohn 
(745)  Ludwig's  XIV.  und  der  Frau  von  Montespan  trägt  eine  Allonge- 

54  b  perücke  und  einen  blauen  Hermelinmantel,  den  er  mit  der 
Rechten  hält.  Im  Hintergrunde  ein  Pauk.  Bezeichnet  rechts 
unter  der  Vase:  PEINT  PAR  F.    DE  TROY  .  EN   1716. 

Leinwand  ;  h.  0,92;  br.  0,74.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  l'hot.  Bruckm. 

Nicolas  de  Largilliere 

Geb.  den  9.  oder  10.  Oktober  1656  zu  Paris,  gest.  daselbst 
den  20.  März  1746.  Schüler  des  Ant.  Goubou  in  Antwerpen 
und  des  Sir  Peter  Lely  in  London.  Tätig  in  Antwerpen  und 
London,  seit   1678  aber  in  Paris. 

758  Der  Kammerherr  von    Montargu.      Brustbild    ohne    Hände 

(747)  fast  von  vorn.     Der    Dargestellte    trägt    eine    helle    Allonge- 
.54  a    perücke.     Im  Hintergrunde  umwölkter  Himmel. 

Leinwand  ;  h.  0,80;  br.  0,63%.  —  1778  aus  der  Spahn'schen  Sammlung.  N.  21. 
Als  Bildnis  des  Kammerherrn  de  Montargn  von  N.  de  Largilliere.  —  Phot.  Bruckm. 

759  Der  Herzog  de  la  Rochefoucauld.     Brustbild  ohne  Hände 
<748)  nach  rechts  auf  graubraunem  Grunde.     Der  Herzog  trägt  eine 

67  c 


Französische  Schule.    XVII.  Jahrhundert        245 

Allongeperücke,  einen  Harnisch,  eine  blaue  Ordensschärpe 
um  die  Brust  und  eine  feuerrote  Ordensschleife  am  Halse. 
Bez.:  MR  LE  DITC  DE  LA  ROCHEFOVCAVLT. 

Leinwand ;  h.  0,41 ;  br.  0.33%.  —  1873  ans  der  Sammlung  Unger  in  Berlin, 
nur  als  »französische  Schule«.     Bei  H.  als  Largilliere,  was  möglieh  erscheint. 

Hyacinthe  Rigaud 

Geb.  zu  Perpignan  den  18.  Juli  1659,  gest.  zu  Paris  den 
29.  Dezember  1743.  Schüler  der  Akademie  zu  Paris,  später 
von  van  Dyck  beeinflusst.     Tätig  zu  Paris. 

König  August  III.  als  Kurprinz.     Ganze  Gestalt,    fast   von    760 
vorn,  doch  mit    dem  Kopfe  leicht    nach  links  gewandt.     Der  (749) 
Fürst  trägt  einen  Harnisch,    einen    roten  Hermelinmantel  und    53  a 
eine   Allongeperücke.     Den    Feldherrnstab   stützt    er  mit   der 
Rechten  auf  den  Felsblock,  der  links  unter  einem  Baume  liegt. 
Mit  der  Linken  fasst  er  den  Griff  des  Degens.     Rechts  hinter 
ihm  trägt  ein  beturbanter  Negerpage  seinen  Helm. 

Leinwand;  h.  2,50;  br.  1,73.  — Inventar  1722,  A  1125.  — Durch  Rigaud,  der 
es  1715  in  Paris  gemalt  hatte,  selbst  geliefert.  Vergl.  Memoires  inedits  II,  p.  122. 
Gestochen  von  J.  J.  Balechou  SS>  I,  0.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Pierre  Gobert 

Auch  Gaubert.  Geb.  zu  Fontainebleau  1659,  gest.  zu  Paris 
den  13.  Februar  1741.     Seit  1791   Mitglied  der  Akademie. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände   fast  von  vorn    76 1 
auf   grauem    Grunde.      Weisses    Mullkleid,    hellroter    Mantel,  (774) 
blauer,  turbanartiger  Kopfputz.  54  b 

Leinwand ;  h.  0,78 ;  br.  0,62.  —  1707  aus  Paris.  Nach  dem  Inv.  1722, 
A  945,  damals  in  Pillnitz.    Erst  1853  zur  Galerie. 

Nicolas  Bertin 

Geb.  zu  Paris  1667,  gest.  daselbst  den  11.  April  1736. 
Schüler  der  dortigen  Akademie,  sowie  der  Academie  de  France 
zu  Rom.     Tätig  hauptsächlich  zu  Paris. 

Die  Eichel  und  der  Kürbis.    Nach  J.  de  Lafontaine,  Fables,    762 
Livrc  IX,  fable  IV  (Le  gland    et   la    citrouille).      Der    halb-  (750) 
nackte  Mann  schlummert  an  einer  Felsbank  unter  dem  Eich-    54  c 
bäum,  von  dem  eine   Eichel   auf  seine  Nase   fällt.     Links  zu 
seinen  Füssen  wachsen  Kürbisse,  einer  liegt  rechts  neben  ihm. 

Leinwand;  h.  0,59%;  br.  0,49%.  —  Inventar  1722,  A  335.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Zu  Lebzeiten  des  Künstlers  erworben,  —  Phot.  Bruckm. 


246        Franzosen  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

763  Der  Bär  und  der  Gärtner.  Nach  J,  de  Lafontaine.  Fables. 
(751)  Livre  Till,  fable  X  (L'ours  et  l'amateur  des  jardins).  Der  halb- 
54  c    nackte  Gärtner  sitzt  schlummernd  auf  einem  Felsen  im  Garten. 

Der  Bär,  der  hinter  ihm  steht,  erhebt  einen  Stein  in  den  Vorder- 
tatzen. Vor  ihm  kriecht  eine  kleine  Fliege,  auf  die  der  Bar. 
der  den  Gärtner  zerschmetterte,   es  eigentlich  abgesehen  hatte. 

Leinwand;  h.  0,69^;  br.  0,49%.  —  Inventar  1722,  A  336.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.   —  Phot.    Bruckni. 

Französische  Schule 

Knde  des  XVII.  Jahrhunderts 

763 A  Ein   Mönchsbesuch.     Links    unter    dem    Felsen    prüft    der 

(2121)  Karthäuser-Prior    das  Beglaubigungsschreiben,    das    der    rechts 
6<   b     neben  ihm  stehende  Franziskaner  ihm  überreicht  hat. 

Leinwand;  h.  0,62;  br.  0,77.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  2140.  —  1711  ans 
dei  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  Inv.-N.  2853.  —  Als  »Dietrich«  in  den  Kata 
logen  erst  seit  1 8i !"> ,  und  nicht  unbezweifelt.  Gegenstück  zum  folgenden.  Beide 
rühren  sicher  nicht  von  Dietrich  her.  Wahrscheinlich  sind  es  französische  Werke  mm 
Ende  des  17.  Jahrhunderts,  etwa  aus  der  Schule  Seb.  Bourdon's.  Vgl.  Seidlitz  im 
Repert.  XVI,  S.  379. 

763  B  Ein  Mönchsscherz.     Links    unter   dem  Felsen   schlummert 

(2122)  ein  Mönch    in    weisser  Kutte.     Ein    älterer   neckt  ihn,    indem 
6?  b     er  ihn  mit  einem  Strohhalm  an  der  Nase  kitzelt. 

Leinwand;  h.  0,62;  br.  0:78J^.  —  Kat.  1S87  n.  1892:  N.  2141.  —  1741  aus 
der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  —  Inv.-N.  3019.  —  Als  »Dietrich«  in  den 
Katalogen  erst  seit  1835,  und  nicht  unbozweifelt  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vgl, 
die  Bemerkungen  zu  diesem. 

764  Die  Kreuzigung  Christi.      In  der  .Mitte  das  Kreuz,   an  drm 

(784)  der  Heiland  hängt.     Zu  beiden  Seiten  in  schräger  Stellung  die 
67  a    Kreuze  der  Schacher.    Die  Leidtrageudeu  rechts  im  Mittelgrunde. 

Leinwand;  h.  0,86;  br.  0,55}<£.  —  1741  (nicht  1744)  durch  Rossi  aus  Venedig 
als  »Poussin«.  —  185S  wurde  der  Kopf  Christi  von  Frevlerhänden  herausgeschnitten, 
aber  nachdem  ein  Stück  Leinwand  eingesetzt  worden,  durch  Schirmer  nach  Maass- 
gabe des  Christuskopfes  von  Guido  Reni  wieder  hergestellt. 

765  Das  Urteil  Salomonis.     SaJomon  thront  in  stattlicher  Halle. 

(785)  Vom  rechts  ist  der  Henker  im  Begriif.  das  Kind,  das  ihm  die 
67  a    vor  ihm  knieende  rechte  Mutter  zu  entreissen  sucht,  zu  durch- 
hauen.    Links   steht   die   angebliche  Mutter;   zu  ihren  Füssen 
liegt  das  gestorbene  Kind.     Zuschauer  auf  beiden  Seiten. 

Leinwand;  h.  0,i}3;  br.  0,58%.  —  Nach  IL,  als  Gegenstück  zum  vorigen, 
durch  Rossi  aus  Venedig;  doch  scheint  dies  ein  Irrtum  zu  sein.  Wir  fanden  das 
Rild  zuerst  im  Katalog  von  1835. 


III.  Meister  des  XVIII.  Jahrhunderts 

Louis  de  Silvestre  (le  jeune) 

Geb.  zu  Paris  den  23.  Juni  1675,  gest.  daselbst  den  1.  April 
1760.  Schüler  Charles  le  Brun's  und  Bon  Boulogne's.  Seit 
1716,  durch  August  IL  berufen,  in  Dresden,  wo  er  1727 
Oberhofmaler  und  Direktor  der  »Academie  de  peinture«,  1741 
in  den  Reichsadelstand  erhoben  wurde.  In  Paris,  wohin  er 
1748  zurückkehrte,  wurde  er  1752  noch  zum  Akademiedirektor 
ernannt.  Vgl.  Gust.  Müller:  Vergessene  und  halbvergessene 
Dresdner  Künstler,  Dresden   1895,  S.   139-151. 

Bildnis  des  Generals  Jan  de  Bodt.  Kniestück  nach  rechts.  765  A 
Der  bekannte  Intendant  der  sächs.  Militär-  und  Zivilbauten  53  b 
(1670  — 1745)  steht  neben  einem  Felsen,  auf  dem  sein  Helm 
liegt,  den  er  mit  der  Linken  berührt.  Er  trägt  eine  graue 
Perücke  und  einen  Brustharnisch  über  scharlachrotem  Rocke. 
Bez.  auf  der  Rückseite:  O.  L.  (Generallieuteuant)  Podt 
1729  .  .  .  peint  par  Louis  Silvestre  ä  Dresde  1729. 

Leinwand;  h.  1,30;  br.  1,01.  —  1893  mit  Genehmigung  S.  M.  des  Königs 
vom  Kriegsministerium  gegen  eine  Kopie  des  Malers  Reuter  eingetauscht.  Das  Bild 
befand  sich  früher  auf  der  Festung  Königstein,  zuletzt  in  einem  Saale  des  Königl. 
Kadettenkorps  zu  Dresden.  Wiedergegeben  auf  dem  ersten  Blatte  des  Werkes  von 
Dr.  R.  Steche:  Pläne  für  das  K.  Zeughaus  in  Berlin,  Berlin  1891.  —  Phot.  Bruckm. 

Nessus  und  De'i'anira.    Der  Kentaur  Nessus,  der  als  Fähr-    766 
mann    dient,    trägt    des   Herakles   Gattin  Deianira    durch    den  (758) 
Fluss.     Herakles    sieht,    dass    der   Kentaur   sich    ungebührlich    54  c 
benimmt  und  rennt  ins  Wasser,  ihr  beizustehen.    Rechts  vorn 
liegen  sein  Bogen  und  seine  Pfeile.     Bezeichnet  auf  der  Rück- 
seite: peint  par  Louis  Silvestre  a  Dresde  1732. 

Leinwand;  h.  1,08;  br.  1,4(5.  —  1733  durch  Silvestre  selbst  geliefert.  — 
Thot.  Braun  XTJ,  19;  Tamme. 

Die    Familienzusammenkunft   zu   Neuhaus.     Diese    fand    am    767 
24.    Mai    1737    zwischen    der    Kaiserin    Amalie    (der  Witwe  (752) 
Kaiser    Josefs    L),    ihrem    Schwiegersohn    König    August  III.    E.-S. 


248        Franzosen  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

und  dessen  Gemahlin,  ihrer  Tochter  Maria  Josepha,  sowie 
deren  ganzer  Familie  statt.  In  der  Mitte  des  Bildes  die  hohe 
Gestalt  des  Königs.  Vor  ihm  begrüssen  sich  die  Kaiserin  und 
die  Königin,  die  von  rechts  auf  ihre  Mutter  zugeeilt 
ist  und  sich  vor  ihr  verneigt.  Rechts  die  königlichen 
Kinder;  links  und  rechts  Hofdamen  und  Hofherren.  Rechts 
das  Schloss. 

Leinwand;  h.  4,97;  br.  6,74.  —  Gemalt  im  Auftrage  August's  in.  Die  Prin- 
zessin Maria  Josepha  (1731 — 1767)  nahm  das  Bild  bei  ihrer  Vermählung  mit  dem 
Dauphin  mit  nach  Frankreich.  Bei  ihrem  frühen  Tode  aber  vermachte  sie  es  ihrem 
Bruder  Xavier.  So  kam  es  1767  über  Hamburg  zu  Wasser  nach  Dresden  zurück, 
wo  es  1768  gründlich  restauriert  wurde.  Vergl.  Archiv  f.  d.  Sachs.  Geschichte  N*.  F.  T. 
S.  94-95.  —  Gest.  Ton  L.  Zucohi. 

768  Reiterbildnis  König  August's  II.      Nach  rechts  gewandt,   doch 

(753)  leicht   zurückblickend,    sprengt   der  König   auf  weissem  Rosse 
E.-S.    einher.     Er   trägt   eine    Allongeperücke    und   einen    Harnisch; 

ein  Purpurmantel  flattert  um  seine  Schultern. 

Leinwand;  h.  2,67;  br.  2,08.  —  Inventar  1722ff.,  A  1797.  —  1727  aus  dem 
Schlosse  Pretsch  ins  Flemming'sche  Palais;  erst  später  zur  Galerie.  —  Phot.  Hanfst. 

769  Reiterbildnis  König  August's  III.  als  Kurprinzen.     Nach  links 

(754)  gewandt,   sprengt   der  Prinz    auf  falbem  Rosse  vor  der  Park- 
E.-S.    landschaft   einher.     Er  trägt  eine  Allongeperücke,    einen  reich 

mit  Gold  gestickten  blauen  Rock  und  hohe  Reiterstiefeln. 

Leinwand;  h.  2,67;  br.  2,08.  —  Inventar  1722  ff.,  A  1798.  —  Wie  das 
vorigo.  —  Phot.  Bruckm. 

770  König  August  II.  von   Polen   und   König   Friedrich   Wilhelm  I. 

(755)  von  Preussen.     Links  steht  der  sächsische,  rechts  der  preussische 
69  c    Herrscher.    Beide  tragen  ihren  Hut  unter  dem  Arm  und  legen 

ihre   Hände   ineinander.     Links   ein   Tisch   mit   ihren  Kronen. 

Leinwand;  h.  2,81;  br.  2,02.  —  L730  durch  Silvestre  selbst  geliefert.  — 
Eine  Wiederholung  im  Stadtschloss  zu  Potsdam.  Vorgl.  Paul  Seidel  im  .lahrb 
d.  K.  Pr.  K.-S.  1895  XVI,  S.    IS.  —  Phot.  Tamme. 

771  Maria  Josepha  von   Oesterreich   als   Kurprinzessin.     Die  Ge- 

(756)  mablin  des  nachmaligen   Königs  August  III.  sitzt,  leicht  nach 
69  a    links   gewandt,   auf  einem  Stuhl  mit  hoher  Lehne.     Sie  trägt 

ein  grau -rot  gemustertes  Seidendamastkleid  und  einen  mit 
Hermelin  besetzten  Purpurmantel. 

Leinwand;  h.  2,47;  br.  1,66.  —  Inventar  1722,  A  1126  —  Damals  in  den 
Königlichen  Zimmern.  —  Gestochen  von  .1.  Daulle  ffr  II,  0.  —  Phot.  Tamme. 


Französische  Schule.     XVIII.  Jahrhundert        249 

Alexis  Grimou  (Grimoux,  Grimoud) 

Geb.  zu  Remont  in  der  französchen  Schweiz  um  1680,  gest. 
zu  Paris  um  1740.  Bildete  sich  durch  Kopieren  nach  van 
Dyck  und  Rembrandt.     Tätig  in  Paris. 

Der  kleine  Flötenbläser.     Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem    772 
Grunde,    Der  junge  Mann  im  Federbarett  führt  die  Flöte  mit  (775) 
beiden  Händen  an  seine  Lippen.  54  c 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  0,54%.  —  1725  durch  Leplat;  also  zu  Lebzeiten  des 
Künstlers  unter  seinem  Namen  erworben. 

Antoine  Pesne 

Geb.  zu  Paris  den  23.  Mai  1683,  gest.  zu  Berlin  den  5.  Aug. 
1757.  Schüler  seines  Vaters  Thomas  Pesne  und  seines  Oheims 
Charles  de  la  Fosse.  Tätig  anfangs  in  Rom  und  Paris.  Seit 
1711  Hofmaler  in  Berlin . 

Ein  Mädchen  mit  Tauben.    Halbfigur  nach  links  auf  grauem    773 
Grunde.    Das  Mädchen  im  Strohhut  hält  mit  beiden  Händen  ein  (761) 
paar  Tauben;  eine  dritte  sitzt  daneben.  Bez.  1.  u.  (verkleinert):    69  b 

/  fjno  Zerit  /7a8- 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,61.  —  Inv.  1722 ff.,  A  1975.  —  1728  durch  Pesne 
selbst  aus  Berlin.  —  Gestochen  von  C.  S.  Raspe  t&  III,  17.  —  Phot.  Bruekm. 

Die  Köchin  mit  der  Truthenne.    Kniestück  von  vorn.    Unter     774 
einem  Steinbogen,  hinter  einem  Küchentisch,  rupft  das  kräftige    (763) 
Mädchen    mit  blossen  Armen  die  vor  ihr  liegende  Truthenne. Plauen  »■ v 
Bez.  1.  u.:  Antonius  Pesne  inventi  (sie)  1712. 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  1,05.  —  Inv.  1722,  A  78.  —  Von  Pesne  selbst  ge- 
liefert. —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V.  —  Phot.  Bruekm. 

Selbstbildnis.     Brustbild     nach    rechts    auf    bräunlichem    775 
Grunde.     Der   Künstler  trägt   eine   weissliche   Allongeperücke,  (764) 
einen  gelblichen  Rock  und  einen  bräunlichen  Mantel.  Den  Pinsel    54  b 
hält  er  in  der  erhobenen  Rechten.    Bezeichnet  auf  der  Zeichen- 
mappe, rechts:  Ant.  Pesne  peint  par  luy  mesme.  1728. 

Leinwand;  h.  0,8172;   br.  0,66.    —    Inv.  1722  ff.,  A  1974.    —    1728  durch 
Pesne  selbst  aus  Berlin.  —  Phot.  Ges. ;  Bruekm. 


250        Franzosen  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

776  Männliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf 

(765)  schwarzem  Grunde.  Der  Dargestellte  mit  kleinem  Schnurrbart  trägt 
65  b    eine  phantastische  Tracht  mit  grossem  turbanartigem  Kopfputz. 

Leinwand;  hochoval;  h.  0,72;  br.  0,54J^.  —  Inventar  1722,  A  112;  durch 
Pesne  selbst  nur  als  »ein  Manneskopf  mit  türkischem  Turband^,  keineswegs  als  Pesne's 
Schwiegervater  du  Buisson,  wie  H.  angab.  Auch  der  iCatalogue«  von  1765  und  das 
Abrege  von  1782  wissen  nichts  von  dieser  Benennung. 

777  Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(766)  grauem    Grunde.     Die  Dame    trägt   ein    ausgeschnittenes,  mit 
65  b    Edelsteinen  behängtes  Kleid  und  einen  turbanartigen  Kopfputz. 

•  Leinwand;  hochoval;  h.  0,72;  br.  0,51%.  —  Inv.  1722,  A  96;  durch  Pesne 

selbst  nur  als  »ein  Weibskopf  mit  türkischem  Tarband«:,  keineswegs  als  Pesne's 
Schwiegermutter,  die  Gattin  des  Malers  du  Buisson,  wie  H.  angab.  Auch  der  »Cata- 
logue«  von  1765  und  das  Abrege  von   1782    wissen    nichts   von    dieser    Benennung. 

778  Die  Wahrsagerin.  Kniestiick.  Vor  einem  Laubengange  sitzt 
(762)  eine  fein  gekleidete  Dame,  neben  der  auf  dem  Tische  eine 
67  b    Rose  und  eine  Laute  liegen.     Ihren  Kopf  stützt   sie   mit  der 

Linken;  ihre  Rechte  hält  die  wahrsagende  Zigeunerin. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  0,92%.  —  Inventar  1722,  A  90;  durch  Pesne  selbst 
geliefert.  —  Gestochen  von  C.  F.  Stölzel  j£  HI,   11.  —  Phot.  Tamme. 

779  Ein  Knabe  mit  einer  Maske.     Brustbild    nach   rechts    auf 

(767)  hellgrauem  Grunde.    Der  junge  Mann  hebt  mit  beiden   Händen 
54  c    die  Maske  vor  sein  Gesicht. 

Eichenholz;  h.  0,57;  br.  0,44.  —  Inv.  1722  ff.,  A  1977.  Hier  steht  jedoch 
nur,  dass  Pesne  das  Bild  geschickt,  nirht  dass  er  es  gemalt  habe.  Auch  im  Inventar 
1754,  I  1621,  als  »unbekannt«.  Als  Pesne  erst  bei  H.,  nai'hdem  es  1K61  auB  dem 
Vorrat  bervoigeholt  worden;  vielleicht  mit  Recht. 

Jean  Baptiste  Van  Loo 

Geb.  zu  Aix  den  11.  Januar  1684,  gest.  ebenda  den  19. "Sep- 
tember 1745.  Schüler  seines  Vaters  Louis  Van  Loo.  der  mit 
seinem  Vater  Jakob  Van  Loo  aus  Holland  nach  Frankreich 
eingewandert  war.  Tätig  in  Toulon,  Aix,  Genua,  Turin,  Rom, 
von    1719—1735  in  Paris. 

780  Bildnis  König  Ludwigs  XV.     Der   junge    Herrscher    steht. 
(757)   nach    links    gewandt,    mit    ausgestreckter  Rechte«    und   in  die 

T  3     Seite  gestemmter    Linken    neben    dem    Tische,    auf   dem    sein 
Mantel,  seine  Krone,  sein  Helm  und  sein  Szepter   liegen. 

Leinwand;  h.  1,93;  br.  1,36*/».  —  Wohl  Inv.  8«,  A  2071.  Uann,  wie  auch 
II.  annahm,  1730  'Us  »Kopie«  aus  Polen;  schon  deshalb,  d;i  Silvestro  I7HO  in  Diesden 
lebte,  sicher  nicht  von  diesem  Künstler,  wie  II.  angab.     Auch   zeigt  es  dessen  Mal- 


Französische  Schule.     XY1II.  Jahrhundert        251 

weise  nicht.  —  Das  Bild  stimmt  mit  Ausnahme  der  rechten  Hand,  die  sich  dort  anf 
einen  Kommandostab  stützt,  genau  mit  dem  Bilde  des  Van  Loo  überein,  das  durch 
N.  de  Larmessin's  Stich  bekannt  ist.  Unzweifelhaft  war  dieses  Bild  das  Vorbild  des 
unseren.  Von  welchem  Van  Loo  aber  rührte  es  her  ?  Der  Stich  nennt  den  Vor- 
namen des  Meisters  nicht  und  es  gab  eine  ganze  Reihe  Van  Loo.  Das  gleiche  Bild 
wird  in  der  Turiner  Galerie  dem  Charles  Van  Loo,  einem  Bruder  des  Jean  Baptiste, 
im  Stockholmer  Museum  dem  Louis  Michel  Van  Loo,  einem  Sohn  des  Jean 
Baptiste,  zugeschrieben.  Auch  nach  Nagler,  Bd.  XIX,  S.  374,  wäre  Louis  Michel 
der  Urheber  des  von  Larmessin  gestochenen  Bildes.  Dies  ist  jedoch  schon  aus  dem 
Grunde  unwahrscheinlich,  weil  das  Bild  dem  Alter  des  Königs  nach  um  1728  gemalt 
sein  muss.  Louis  Michel  Van  Loo  aber  selbst  erst  1707  geboren  war.  Nach  Nagler 
Bd.  I,  S.  164,  und  nach  Eost's  Handbuch  (VII,  p.  332)  stach  Larmessin  sein  Bild 
vielmehr  nach  einem  Gemälde  des  Jean  Baptiste  Van  Loo,  von  dem  auch  ander- 
weitig berichtet  wird,  dass  er  den  jungen  König  in  ganzsr  Gestalt  um  eben  jene 
Zeit  gemalt  habe.  D'Argensville  LH  (Paris  1752),  p.  273:  »Le  Roi  lui  en  commanda 
im  en  pied  dont  ce  peintre  fit  beaucoup  de  copies  pour  Sa  Majeste; .  Unzweifelhaft 
ist  dieses  Bild  eine  dieser  Kopien,  vielleicht,  zumal  die  Haltung  der  rechten  Hand 
etwas  verändert  ist,  eine  teilweise  eigenhändige.  Doch  ist  das  Türmer  Exemplar,  das 
genau  mit  dem  unseren  übereinstimmt,  frischer  im  Vortrag.  —  Phot.  Tamme. 

Antoine  Watteau 

Getauft  zu  Valenciennes  den  10.  Oktober  1684,  gest.  zu  Nogent 
bei  Tiucennes  den  18.  Juli  1721.  Schüler  des  Claude  Gillot 
und  des  Claude  Audran  in  Paris.  Studierte  Eubens  und  Paolo 
Veronese.     Tätig  hauptsächlich  zu  Paris. 

Gesellige  Unterhaltung  im  Freien.    Eine  heitere  Gesellschaft    781 
von  Damen  und  Herren  ruht  rechts  auf  und  neben  einer  Stein-  (759) 
bank  im  Parke;  ein  junger  Mann  spielt  Guitarre,  eine  Dame    54  a 
hält  ein  Notenheft  auf  ihren  Knieen ;  ganz  rechts  werden  Posen 
gepflückt.     Links    steht    ein   Herr  abseits  und  betrachtet  eine 
von  der  Rückseite  gesehene  liegende  steinerne  Nymphe.     Eine 
zweite  Gesellschaft    lagert    im    Mittelgrunde    auf    dem    Rasen. 
Hinten  links  im  Tal  eine  Wassermühle. 

Leinwand;  h.  0,60;  br.  0,75.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753i  N.  1748.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Radiert  1880 — 1888  von  Rene  Cheronnet-Champollion.  — 
Phot.  Braun  II,  20;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Brnekm. 

Das  Liebesfest.     Rechts    im    Park    steht  eine  Statue  der    782 
Göttin  der  Liebe.     Zu  ihren  Füssen  sitzen  drei  Pärchen.     Ein  (760) 
viertes  wandelt,  noch  einmal  zurückblickend,  rechts  durch  das    54  a 
Gebüsch  davon,  in  dem  noch  zwei  andere  Pärchen  auftauchen. 
Links  im  Mittelgrunde  lagern  unter  den  Bäumen   am  Weiher 
auf  dem  sonnigen  Rasen  noch  fünf  Liebespärchen. 


252        Franzosen  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand ;  h.  0,61 ;  br.  0,76.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1747.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Radiert  1880 — 1888  von  Rene  Cheronnet-Champollion. 
Phot.  Braun  I,  19;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Jean  Marc  Nattier 

Geb.  zu  Paris  den  17.  März  1685,  gest.  daselbst  den  7.  No- 
vember 1766.  Schüler  seines  Vaters  Marc  Nattier;  daher  auch 
als  »le  jeune«  bezeichnet.    Tätig  hauptsächlich  zu  Paris. 

783  Bildnis  des  Grafen  Moritz  von  Sachsen,  Marschalls  von  Frank- 
(777)  reich.    Der  Sohn   König  August's  II.  und  der  Gräfin  Königs- 

53  c    mark  steht  in  einer  Bogenhalle.     Mit  der  Linken  fasst  er  an 

den  Griff  seines  Degens;  den  rechten  Arm  stützt  er  auf  die 
Bücher,  die  neben  ihm  auf  dem  Tische  liegen,  hinter  dem  Tische 
blickt  ein  geflügelter  Greis  (wohl  »le  temps<',  die  Zeit)  herüber 
und  erhebt  in  der  Rechten  ein  Lorbeerreis.  Bez.  u.  ].:  peint 
a  paris  par  Nattier  le  jeune  en  1720.  Darüber  am  Sockel: 
MAVRICE  DE  SAXE,  MARECHAL  DE  CHAMP  AV  SERVICE 
DE  FRANCE.     AGE  DE  XXXII  ANS. 

Leinwand;  h.  2,57;  br.  1,72.  —  Inv.  1722,  A  1665.  Hiernach  hatte  der 
Fürst,  der  1720  in  französische  Dienste  getreten  war,  das  Bild  selbst  geschickt  und 
befand  es  sich  1726  zu  Pilluitz.  —  Phot.  Tamme. 

Nicolas  Lancret 

Getauft  zu  Paris  den  24.  Januar  1690,  gest.  daselbst  den 
14.  September  1743.  Schüler  Gillot's,  des  Lehrers  Watteau's; 
Nachahmer  Watteau's.     Tätig  in  Paris. 

784  Tanzbelustigung    im   Schlossparke.     Links    ein    Stück    des 
(768)  Schlosses,  rechts  ein  Springbrunnen,  in  der  Mitte  vorn  Treppen- 

54  b    stufen,  hinten  Parkbäume.    Links  und  rechts  lagert  eine  heitere, 

zum  Teil  musizierende  Gesellschaft.  In  der  Mitte  tanzt  ein 
Paar.    Vorn  an  der  Treppe  ein  Hund  und  zwei  Kinder. 

Leinwand;  h.  2,07^;  br.  2,07^.  —  Inv.  1754,  TI  723.  —  Phot.  Braun  X, 
13;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

785  Tanzbelustigung  im  Freien.  Unter  den  hohen  Bäumen  einer 
(771)  Parklandschaft    lagert   eine    Gesellschaft   galanter  Herren    und 

54  c    Damen.     In  der  Mitte  dreht  ein  Mann  seinen  Leierkasten  zu 
dem  Contre-Tanz,  den  links  ein  stattliches  Paar  ausführt. 

Leinwand;  h.  0,42;  br.  0,56l/j-  —  Inv.  1754,  II,  558.  Zuerst  im  Inv.  Guarienti 
(vor  1753)  N.  1749  richtig  als  »Lancret«.  Seit  dem  Inv.  1754,  II,  558,  und  noch 
bei  H.  irrtümlich  als  »Pater«;  es  scheinen  die  Namensschilder  dieses  Bildes  und  des 
folgenden,  seines  Gegenstückes,  mit  denjenigen  der  beiden  darauf  folgenden  N.  787 


Französische  Schule.    XVIII.  Jahrhundert       253 

und  N.  788  verwechselt  worden  zu  sein.  Dass  in  der  Tat  unsere  N.  785  und  786 
von  Laueret,  N.  787  und  788  von  Pater  herrühren,  bestätigen  die  Kenner  dieser 
Meister,  bestätigte  auch  R.  Dohme.  —  Phot.  Braun  IV,  19  und  Hanfst. 

Der  Tanz  um  den  Baum.     Um    einen    grossen  Baum  an    786 
der  Dorfstrasse  tanzt  eine  muntere  Gesellschaft  den  Eingelreigen.  (772) 
Rechts  im  Mittelgrunde  stehen  andere  zur  Ablösung  bereit.  54  c 

Nussbaumholz ;  h.  0,43;  br.  0,53.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1750  richtig 
als  »Lancret«.  —  Seit  dem  Inv.  1754,  II  563  und  noch  bei  H.  irrtümlich  als  »Pater«^ 
Vergl.  die  Bern,  zum  vorigen,  seinem  Gegenstücke.  —  Phot.  Braun  VI,  21;  Bruckm. 

Jean  Baptiste  Joseph  Pater 

Geb.  zu  Valenciennes  1696,  gest.  zu  Paris  den  25.  Juli  1736. 
Schüler  Watteau's,  Nebenbuhler  Lancret's. 

Ein  Auszug  ins  Freie.   Links  ein  altes  Portal,  von  dem  der    787 

Zug  sich  unter  Bäumen  nach  rechts  hinaus  bewegt.    Ein  Musi-  (769) 
kantenpaar  schreitet  voran;  dann  folgen  zwei  Alte;  dann  die  beiden    54  e 
Jungen,  von  denen  der  Mann  ein  Glas  Wein,  das  ihm  gereicht 
worden  war,  zurückgibt;  hinter  ihnen  noch  andere  Paare. 

Nussbaumholz  ;~~h.  0,25 ;  br.  0,38.  —  Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1745 
irrtümlich  als  Laueret  .  So  auch  in  den  neueren  Katalogen  nnd  bei  H.  —  Richtig 
als  »Pater«  dagegen  im  Inv.  1754,  II  46S.  So  auch  R.  Dohme.  —  Vergl.  die  Be- 
merkungen zu  N.  785.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Tanz  unter  Bäumen.    Eine  Anzahl  zärtlicher  Paare  lagert    788 
unter  den  Bäumen  einer  parkartigen  Landschaft.    In  der  Mitte  (770) 
führt  eins  einen  Contre-Tanz  aus.  54  c 

Nussbaumholz;  h.  0,25%;  br.  0,3S%.  —  Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1786 
irrtümlich  als  »Lancret«.  So  auch  in  den  neueren  Katalogen  und  bei  H.  —  Richtig 
als  »Pater«  im  Inv.  1754,  II  469.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  787,  seinem 
Gegenstück,  und  zu  N.  785.  —  Phot.  Bruckm. 

Pierre  Subleyras 

Geb.  zu  Uzes  in  der  Langued'oc  1699,  gest.  zu  Rom  den  28.  Mai 
1749.  Schüler  des  Ant.  Rivaltz  in  Toulouse.  In  Rom  weiter- 
gebildet.    Tätig  hauptsächlich  in  Rom. 

Christus  beim  Pharisäer  Simon.     Der  Heiland  sitzt  links  789 

an  der  reich  gedeckten,  von  zahlreichen  Gästen  umringten  Tafel.  (773) 

Magdalena  kniet  vor  ihm  und  salbt  seine  Füsse.    Rechts  und  54  c 
links  tragen  Diener  neue  Speisen  auf.    Vorn  ein  Hund. 

Leinwand;  h.  0,50%;  br.  1,22.  —  1742  aus  den  Königlichen  Zimmern.  — 
Subleyras'  grosses  Hauptbild,  das  die  gleiche  Komposition  zeigt  und  auch  von  ihm 
selbst  radiert  ist,  sowie  die  eigenhändige  Skizze  dazu,  befinden  sich  im  Louvre  zu 
Paris.     Doch  hat  unser  Bild  als  eigenhändige  Wiederholung  zu  gelten. 


254        Franzosen  des  achtzehnten  Jahrhunderts 

Claude  Joseph  Vernet 

Geb.  zu  Avignon  den  14.  August  1712,  gest.  zu  Paris  deö 
23.  Dezember  1789  (Jal,  Dict.,  p.  1256).  Schüler  seines 
Vaters  Ant.  Vernet  und  des  Bern.  Fergioni  in  Rom,  nach 
einigen  auch  des  Adr.  Manglard.  Tätig  in  Rom  von  1732 
bis  1753,  nachher  abwechselnd  in  Paris  und  in  Südfrankreich. 

790  Eine  brennende  Stadt.    Ein  Flusstal.    Rechts  steht  die  von 

(778)  einem  Turm  auf  felsiger  Anhöhe  überragte  Stadt  in  Flammen. 

Ständehans  Leinwand  ;   h.  2,35;  br.  1,70.  —  1764  von  demselben  Oberrechnungsrat  Spahn, 

aus  dessen  Nachlass  1778  eine  Anzahl  von  Bildern  an  Zahlungsstatt  angenommen 
wurden  (Einleitung  S.  17 — 18),  der  Galerie  geschenkt.  1783  von  dessen  Tochter  unter 
dem  Vorwande,  das  Bild  sei  ihr  Privateigentum  gewesen,  ohne  Erfolg  durch  ge- 
richtliche Klage  zurückzugewinnen  versucht.  —  Als  Werk  Vernet's  auch  im  »Cata- 
logue«  von  176">  und  im  >  Abrege«  von  1782.  also  zu  Lebzeiten  des  Meisters. 

Angeblich  Vernet 

790 A  Gewitter  auf  dem  Meere.     Eine  Segelbarke    legt    sich    in 

Chemnitz  hochaufspritzenden  blauen  Wogen  auf  die  Seite. 

Nussbaumholz ;  h.  0,21;  br.  0,26.  —  1893   als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten E.  F.  Nossky. 

Charles  Hutin 

Geb.  zu  Paris  1715,  gest.  zu  Dresden  den  29.  Juli  1776. 
Schüler  des  Fr.  le  Moine.  Seit  1748  in  Dresden,  wo  er  Hof- 
maler, Akademie-Professor  und  zuletzt  Akademie-Direktor  war. 

791  Lesendes  Mädchen.  Kniestück  auf  graugelbem  Grunde. 
(776)  halb  nach  links.  Das  Mädchen  trägt  eine  weisse  Schürze,  ein 
69  b    rotes  Brusttuch  und    eine  Pelzjacke,    erhebt    die    rechte  Hand 

und  hält  mit  der  linken  einen  Brief  auf  dem  Schoosse.  Be- 
zeichnet rechts  unten:  C  .  HVTIN  PINXIT   1769. 

Leinwand;  h.  0,85%;  br.  0,56.  —  Zuerst  im  Kat.  von  1835.  —  Phot.  Rruckni. 

Nach  Jean  Baptiste  Greuze 

Geb.  zu  Tournus  bei  Mäcon  den  21.  August  1725,  gest.  /.u 
Paris  den  21.  März  1805.  Schüler  der  Akademie  zu  Paris. 
Tätig  von  1755  —1756  in  Italien,  hauptsächlich  jedoch  in  Paris. 

792  Der  Hausvater,    der  aus  der  Bibel  vorliest.       Rechts    am 

(779)  Holztisch    sitzt    der    Hausvater,    der   aus    der    Bibel    vorliest, 
54  a    während  seine  Angehörigen,  teils  knieend,  teils  stehend,  lauschen. 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,9272.  —  1874  aus  der  Sammlung  Reede  van  Oudts- 
hoorn   in  Utrecht.     Vorher  bei  M.  J.  Weyer    zu   Köln   und  beim    Marquis   de  Causa. 


Französische  Schule.     XVII.  Jahrhundert         255 

Der  »Pere  de  famille  expliquant   la    Bible    ä    ses  enfants«,    war    ein    berühmtes 

Jugendbild  des  Meisters,  das  erste,  durch  das  er  Aufsehen  erregte.  Gest.  von 
P.  P.  Martenasie  1759.  —  Gegenwärtig  befindet  sich  das  Original  (Phot.  Braun  der 
Exposition  du  Salon  Bourbon  1874  N.  140)  in  der  Sammlung  Bartholdy-Delessert, 
(Rue  Raynouard  21)  Paris.  Da  der  Stich  das  Original  Ton  der  Gegenseite  wieder- 
gibt, mit  unserem  Bilde  aber  gleichseitig  ist,  so  kann  das  unsere  nur  nach  dem 
Stiche  kopiert  sein.  —  Phot.  Ges.;  Tamme. 

Unbestimmte  französische  Meister 

Kleopatra.   Kniestück.  Fast  nackt,  in  durchsichtigem  Hemd,     793 
von  blauem  Mantel  umwallt,  sitzt  die  Aegypterin  auf  rot  ge-    (786) 
polstertem  Sessel.     In  ihre  Schale  wirft  sie  eine  Perle.  Kgi.  Kunst- 

Leinwand;  h.  1,18%;  br.  0,94%.  —  1741  ans  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Bildnis  der  Königin  Maria  Lescinska  von  Frankreich.    Halb-  794 

figur   ohne  Hände,  auf   grauem  Grunde.     Die  Gemahlin  Lud-  (787) 

wig*s  XV.  trägt  ein  weisses  Kleid  und  den  blauen  Königsmantel.  54  b 
Auf  der  Rückseite  steht:  Marie,  Reine  de  France,  1726. 

Leinwand ;  h .  0.33 ;  br.  0.60%.  —  Inv.  8  °  A  2073 ;  also  als  Bildnis  der  TJlrica 
Eleonora  1730  aus  Polen.  Die  Inschrift  ist  jedoch  glaubwürdig.  Nach  H.  wäre  es 
eine  Kopie  nach  einem  Gemälde  der  Königin  von  Louis  Tocque  (1696 — 1772).  —  Ein 
französischer  Kenner  schrieb  es  Rob.  Tournieres  (1676 — 1752)  zu.  —  Phot.  Tamme. 

Der  Kardinal  von  Salerno.    Brustbild  ohne  Hände  halb  nach     795 
rechts  auf  grauem  Grunde  in  gemaltem  Hochoval.  Kardinalstracht.    (788) 

Leinwand;  h.  0,83%;  br.  0,65   —  1731  aus  dem  Grünen  Gewölbe.  Die  Namens-  Kgl.  Kunst- 
bestimmung beruht   auf  Inventar  8°,  fol.  91  b,  A  2152.     Diese  Nummer   steht   noch    akademie 
auf  dem  Bilde.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Der  Kardinal  Alberoni.    Brustbild  ohne  Hände  leicht  nach     796 
links  auf  rotbraunem  Grunde.    Roter  Rock,  graue  Perücke.  (789) 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,63.  —  1731  aus   dem  Grünen  Gewölbe.     Der  Name  Kgl.  Kunst- 
des   Dargestellten   steht    auf   der   Rückseite    und    im  Inv.  8°  A  2153,  fol.  91b.  —     akademie 
1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Catarina  de'  Medici,    Gemahlin    König  Heinrich's  II.  von     797 
Frankreich.     Brustbild    auf   gelbgrauem   Grunde    in  gemaltem   (2083) 
Oval.     Schwarzes  Kleid;  Spitzenkrause  und  Perlenschmuck.  M.-G. 

Leinwand ;  h.  0,73V2 ;  hr.  0,59.  —  luv.  1722,  A  846.  —  1891  ans  Ministerial- 
gebäude in  der  Seestrasse. 

Der  Admiral  de  Coligny.    Brustbild  nach  links  auf  grauem     798 
Grunde.    Haar  und  Bart  kurz  und  grau.    Oben  die  Inschrift:   (2084) 
GASPARO  .  COLIGNI  .  ARMIRAGLIO.  M.-G. 

Leinwand;  h.  0,67;  br.  0,56Y2-  —  Vielleicht  schon  1591  zur  Kunstkammer. 
Hh.  S.  239.  —  Kat.  1835.  —  1891  ans  Ministerialgebäude  in  der  Seestrasse. 


FÜNFTER  ABSCHNITT 


Die    englische    Schule 


Meisler  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts 

Gottfried  Kneller  (Kniller) 

Geb.  zu  Lübeck  den  8.  Aug.  1646,  gest.  zu  Twickeuhara  bei 
London  den  7.  Nov.  1723.  Lebte  nach  Studien  bei  Bol  in  Amster- 
dam und  nach  Reisen  in  Italien,  in  Hamburg,  zog  aber  1674 
nach  London,  wo  er  später  als  Sir  Godfrey  Kneller  berühmt  war. 

798 A  Bildnis  des  jungen   Lord   Euston.      Der    etwa    zwölfjährige 

57  b     Knabe    im  Federbarett    steht    in    romantischer  Parklandschaft. 

Die  Rechte  streckt  er  nach  dem  Papagei  aus,  der  sich  links 
im  Baume  schaukelt. 

Leinwand;  h.  1,52;  br,  1,01.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellationsgeriehti- 
präsidenten  Ed.  F.  Nossky.  —  Es  gibt  nach  diesem  Bilde  ein  gegenseitiges,  be- 
rühmtes SchabknnstUatt  von  John  Smith  mit  den  Unterschriften  0  Kneller  piux. 
1685.  —  J.  Smith  fe.  &  exe.  1689.  —  Phot.  Bruckm. 

Enoch  Seeman 

Geb.  1694  zu  Danzig;  kam  jung  mit  seinem  Vater  Isaak 
Seeman  nach  London,  wo  er  verschiedene  Mitglieder  der  Königl. 
Familie  malte  und  plötzlich   1744  starb. 

798  B  Selbstbildnis    des    Künstlers.      Brustbild    nach    links    auf 

(1834)  braunem   Grunde.     Langes    Lockenhaar.     Der    Künstler    zieht 

58  b     mit    der  Linken  einen   roten  Mantel  über   die  Schulter      Bez. 

1.  i.  (1.  M.: 


Englische  Schule.    XVII.  u.  XVIII.  Jahrhundert    257 


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Kupfer;  h.  0,57^i  l*.  0,45.  —  Kat.  1887;:  N.  1856;  1892:  N.  798  A.  — 
Inv.  1722,  A  65.  —  Gestochen  von  J.  G.  Schmidt  {$  m,  20.  —  Phot.  Bruckm. 

Sir  Joshua  Reynolds 

Geb.  zu  Plymton  in  Devonshire  den  16.  Juli  1723;  gest.  zu 
London  den  23.  Februar  1792.  Seit  1740  Schüler  des  Thomas 
Hudson  in  London.  1749— 1752  in  Italien.  1768  erster  Prä- 
sident der  Royal  Academy;   1784  erster  Hofmaler. 

Männliches  Bildnis.     Lebensgrosse  Halbfigur    nach  rechts.  798  C 
Der  junge  Herr    mit   grauer  Perücke  trägt  eine  blaue  Weste    58  b 
und  einen  steingrauen  Rock.     Die    rechte  Hand    steckt  er  in 
die  Tasche,  die  Linke  ruht  auf  einer  Steinbrüstung. 

Leinwand;  h.  1,11 ;  br.  0,89.  —  Kat.  1892:  N.  798 B.  —  1891  im  Kunsthandel 
über  Berlin.  —  Gutes  Bild  der  früheren  Richtung  des  Meisters.  Nach  G.  Scharf 
zeigt  es  den  Stil  des  Meisters  um  1760  und  die  Tracht  des  »Dunstable  Hunt«.  —  Wie 
Direktor  Lionel  Cust  gütigst  berichtet,  ergibt  sich,  dass  die  schon  in  unseren  früheren 
Ausgaben  mitgeteilte  Vermutung,  der  Dargestellte  sei  ein  Mr.  William  James,  sich 
bestätigt,  sowie  dasB  es  1758  gemalt  ist.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Sir  Henry  Raeburn 

Geb.  den  4.  März  1756  zu  Stockbridge  in  Edinburg;  gest. 
den  8.  Juli  1823  zu  Edinburg.  Autodidakt.  Seit  1787 
dauernd  in  Edinburg  ansässig;   1822  geadelt. 

Bildnis  des  Bischofs  Lucius  O'Beirne  von  Meath.    Kniestück  798  D 
nach  rechts.    Der  würdige  Herr  in  schwarzem  Anzug  mit  grauer    59  b 
Perücke  sitzt  in  rotem  Sessel.     Die  Rechte    erhebt  er,  in  der 
Linken  hält  er  seine  Handschuhe. 

Leinwand;  h.  0,97l/2  5  br.  0,71.  —  1897  im  Kunsthandel  in  Paris.  Das 
Gegenstück  stellt  die  Gattin  des  Bischofs  dar.  Beide  Bilder  kamen  aus  der  Familie 
O'Beirne  in  die  Sammlung  Henry  Willett,  London ;  1888  auf  der  Ausstellung  der 
Royal  Academy  J.  Hoppner  (1758 — 1810)  zugeschrieben.  1897  im  Glaspalast  zu 
München  als  Werk  Raeburn's.  So  auch  Sedelmeyer  Gallery  »The  third  hundred«, 
Paris  1896,  N.  91  und  so  auch  in  Sir  Walter  Armstrongs  Werk  über  >Sir  Henry, 
Raeburn«  (London  1901)  p.  109.  —  Phot.  Bruckm. 


17 


SECHSTER  ABSCHNITT 

Die  niederländischen  Schulen 

I.    Meister  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts 

A.     Die  vlämische  Schule 

Jan  van  Eyck 

Geb.  zu  Maaseijck  im  letzten  Viertel   des  XIV.  Jahrhunderts, 

gest.  zu  Brügge  Ende  Juni  1441.  (Vgl.  J.  Weale:  The  Death 
of  John  van  Eyck.  Burlington  Magazine  IV,  London  1904. 
]).  255).  Schüler  seines  Bruders  Hubert  van  Eyck.  Xeben 
diesem  das  Haupt  der  altvlämischen  Schule,  zugleich  der  Ver- 
vollkommner  der  modernen  Oelmalerei.  Tätig  im  Haag  1422 
bis  1424,  in  Lille  1425 — 1428,  in  Spanien  und  Portugal 
1428  —  1429,  in  Brügge   1430—1441. 

799  Ein   Flügelaltärchen.      I.    Das  Mittelbild.    Maria  mit  dem 

(1836)  Kinde.  Im  Chor  einer  Kundbogenkirche  sitzt  die  Muttergottes. 
N  1  leicht  nach  links  gewandt,  unter  dunkelgrün -gemustertem 
Thronhimmel  auf  farbigem  Teppich.  Sie  trägt  einen  langen 
roten  Mantel  über  blauem  Kleide;'  ihr  Haupt  schmückt  ein 
niedriges  Diadem.  Mit  beiden  Händen  hält  sie  das  nackte 
Christkind  auf  ihrem  Schoosse.  Auf  der  Schriftrolle  in  den 
Händen  des  Kindes  stehen  die  Worte  (Ev.  Matth.  XL  29): 
„Discite  a  nie,  quia  mitis  sum  et  humilis  corde.i;  In  der 
Umrahmung,  oben  links  beginnend,  steht  vielfach  zusammen- 
gezogen und  abgekürzt  mit  halb  gotischen  Buchstaben:  (l.Lib. 
Sap.  VII,  29.)  Haec  est  speciosior  sole  et  super  omnem  dis- 
positionem  stellarum,  luci  comparata  invenitur  prior. 


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6 


Tafel  Xm. 


A.    Vlämische  Schule.     XV.  Jahrhundert         259 

(2.  Lib.  Sap.  VII,  26.)  Candor  est  enim  lucis  aetemae  et  spe- 
culum  sine  macula  Dei  majestatis  etc.  3.  (Ecclesiasticus 
[Sirach]  XXIV,  23.)  Ego  quasi  vitis  fructificavi suavitatem 
odoris  et  fiores  mei  fructus  honoris  et  honestatis. 
4.  (Ibid.  24.)  Ego  mater  pulchrae  düeetionis  et  timoris 
et  magnitudinis  (im  Text  der  Vulgata  steht  statt  dessen 
agnitionis)  et  sanctae  spei. 

n.  Die  Flügelbilder.  1.  Die  Innenseiten,  a)  Der  linke 
Flügel.  Der  Erzengel  Michael  mit  dem  Stifter.  Der  Stifter 
kniet,  nach  rechts  gewandt,  in  einem  Seitenschiffe  der  Kirche. 
Er  trägt  einen  olivengrünen  Rock,  eine  schwarze  Kappe  und 
erhebt  anbetend  die  gefalteten  Hände.  Hinter  ihm  steht  der 
buntgeflügelte  Erzengel,  der  seinen  Helm  in  der  Linken  hält. 
In  der  Umrahmung  oben  links  ein  Wappen.  Dann  die  Inschrift: 
Hie  est  archangelus  prineeps  militiae  angelorum,  cujus 
honor  praestat  beneficia  populorum  et  oratio  perducit 
ad  regna  coelorum.  Hie  archangelus  Michael  Dei 
nuntius  de  animabus  justis .  Oratia  Dei  ille  victor  in 
coelis  resedit.  (Folgt  noch,  unverständlich:  Apacius  [?].  — 
b)  Der  rechte  Flügel.  Die  heil.  Katharina.  Sie  steht,  nach 
links  gewandt,  in  einem  Seitenschiffe  der  Kirche.  Sie  trägt  ein 
blaues  mit  Hermelin  besetztes  Kleid  und  eine  Kröne  auf  dem 
Haupte.  Dar  Gebetbuch  hält  sie  mit  der  Linken,  mit  der 
Rechten  stützt  sie  sich  aufs  Schwert;  zu  ihren  Füssen  liegt 
das  Rad.  —  In  der  Umrahmung  oben  rechts  ein  Wappen,  das 
nach  gütiger  Mitteilung  des  Herrn  Geheimrat  Dielitz  der  alt- 
genuesischen Familie  Giustiniani  angehört.  Ausserdem  als 
Umschrift  die  folgenden  Hymnen verse: 

Virgo  prudens  anelavit  ad  sedem  sideream, 
Ubi  locum  praeparavit  linquens  orbis  aream, 
Granum  sibi  reservavit,  ventilando  paleam. 
Disciplinis  est  imbuta  puella  coelestibus, 
Nuda  nudum  est  secuta  certis  Christum  passibus, 
Dum  mundanis  est  exuta  etc. 

2.  Die  Aussenseiten.  Die  Verkündigung,  a)  Der  linke  Flügel. 
Der  Engel.  Als  graugelbe  Steinstatue,  nach  rechts  gewandt, 
mit  erhobener  Rechten,  mit  dem  Stabe  in  der  Linken,  b)  Der 
rechte  Flügel.     Maria.     Als  graugelbe  Steinstatue,  nach  links 

17* 


260     Niederländer  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

gewandt.  Mit  der  Linken  hält  sie  den  Mantel.  Ueber  ihr 
schwebt  die  Taube  des  heiligen  Geistes. 

Eichenholz  in  Ebenholzrähmchen ;  h.  0,27'/2 ;  br.  das  Mittelbild  0,21%,  die 
Seitenbilder  je  0,08.  —  Der  Meantel  der  Madonna  ist  von  Ed.  Bendemann  herge- 
stellt. —  Wie  Camille  TSenoit  (Chronique  des  Arts  1899,  S.  152)  gezeigt,  ist  es  viel- 
leicht das  Bild  des  gleichen  Gegenstandes,  das  sich  gegen  Ende  dos  17.  Jahrhunderts 
im  Besitz  des  Kölner  Banqniers  Jahach  in  Paris  befand.  —  Als  Hubert  van  Eyck 
im  Inventar  der  Sammlung  Everard  Jabach  vom  17.  Juli  1696,  N.  266  (vgl.  auch 
J.  Weale,  Hubert  and  John  van  Eyck,  London  1907,  p.  125).  —  In  Dresden  zuerst  im 
-Catalogue«  1765  als  »Albr.  Dürer«.  Ebenso  im  »Abrege*  1782  nnd  noch  im  Ka- 
talog 1812.  Später  als  unbekannt,  seit  1840  als  »Hubert  van  Eyck«.  Als  Jan  van 
Eyck«  zuerst  im  Katalog  von  1846.  Seitdem  als  vorzügliches  Werk  dieses  Meisters 
an  50  Jahre  von  den  meisten  Forschern  anerkannt;  z.  B.  von  Crowe  und  Caval- 
caselle,  Gesch.  d.  altniederl.  Malerei,  deutsch  von  Springer,  Leipzig  1875  S.  105  ff.  ; 
L.  Kaemnierer,  Hubert  und  Jan  van  Eyck,  Bielefeld  und  Leipzig  1898  S.  78; 
Otto  Seeck,  »Unterschiede  der  Brüder  van  Eyck«,  Berlin  1899  S.  32,  stellt  es  zu 
Jan's  bedeutendsten  Leistungen,  obgleich  er  hinzufügt,  Jan  habe  die  Figuren  seinem 
Bruder  Hubert  entlehnt.  —  Karl  Voll,    die  Werke   des   Jan   van   Eyck,    Strassburg 

1900  S.  84 — 87,  hält  das  Mittelbild  für  eines  der  schönsten  Werke  Jan's,  die 
Flügel  aber  nur  für  schwächere  Werkstattsarbeit,  wovon  uns  auch  Voll's  nähere 
Ausführungen  in  seinem  wichtigen  Werke  über  die  altniederl.  Malerei  (1906)  S.  39—  41 
nicht  überzeugt  haben.  Vgl.  Bode  im  Jahrb.  Pr.  K.  S.  XXI1T  1901,  S.  131.  — 
James  Weale  stellte  es  zu  den  Werken  Hubert  van  Eyck's,  zwar  noch  nicht  in  seinen 
Aufsätzen  über  diesen  in  der  Zeitschrift  f.  b.  K.  XI  1900  S.  251  und  Gaz.  d.  B.  A. 

1901  S.  474,  wohl  aber  im  Burlington  Magazine  IV  1904  S.  35.  —  Dieser  Ansicht 
schloss  sich  lebhaft  an  E.  Durand-Greville,  Hubert  van  Eyck,  in  Les  arts  anciens 
de  Flandre  Bd.  I,  Brügge  1905  —  1907.  —  James  Weale  aber  wirft  zuletzt  in  seinem 
genannten  Werke  von  1907  S.  200  die  Frage  auf,  ob  es  nicht  zu  den  von  Hubert 
begonnenen,  von  Jan  vollendeten  Werken  gehöre.  Er  nennt  es  »Perhaps  the  niost 
interesting  of  all  the  unauthenticated  paintings«.  Weitere  Literaturangaben  bei 
Weale  a.  a.  0.  S.  129—130.  —  Wir  sehen  bis  jetzt  noch  keinen  Grund,  unsere 
alte  Ansicht  über  das  Bild  aufzugeben. — Radiert  von  Hugo  Bürkner  i&  Nachtrag  15. 
—   Phot.  Braun  IV,  24;  Phot.  Ges.;  Tamme ;  Hanfst.;  Bruckm. 

Werkstatt  des  Roger  van  der  Weyden 

Französisch:  Roger  de  la  Pasture,  sonst  auch  Roger  von 
Brügge  und  Roger  von  Brüssel  genannt.  Geb.  zu  Tournai  um 
1400  (vielleicht  schon  1399),  gest.  zu  Brüssel  den  16.  Juni 
1464.  Schüler  des  Robert  Campin  in  Tournai;  Nachfolger 
der  Gebrüder  van  Eyck.  Gründer  der  Brüsseler  (Brabantcr) 
Schule.     Tätig  vornehmlich  als  Stadtmaler  zu  Brüssel. 

800  Christus  am  Kreuze  mit  den  Seinen.      Schon    verschieden, 

{1841)  hängt  der  Heiland  am  Kreuze,  das  seine  links  knieende,  von  dem 

21  c  hinter  ihr  stehenden  Johannes  gehaltene  Mutter  umklammert, 
während  Maria  Magdalena  rechts  die  Hände  ringt.     Im  Hinter- 


A.    Viämische  Schule.     XV.  Jahrhundert  261 

gründe  eine  kahle,  von  einem  Regenbogen  überspannte  Berg- 
landschaft.    In  der  Ferne  die  Türme  der  Stadt. 

Eichenholz;  h.  0.32V2  :  br.  0,20J^.  —  1855  von  Herrn  Georg  Schulz  in  Celle 
erworben.  1806  soll  es  ans  dem  herzogl.  Schlosse  zu  Braunschweig  nach  Paris  ver- 
kauft und  so  in  den  Privatbesitz  übergegangen  sein.  Schon  H.  versah  den  Namen 
R.  v.  d.  Weyden's  vor  diesem  Bilde  mit  einem  Fragezeichen.  Seine  Motive  finden 
sich  in  anderen  Bildern  dieses  Meisters  wieder.  Christus,  Maria,  Johannes  in  dem  Bilde 
Roger's  in  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien,  das  K.  Voll,  Altniederländische  Malerei  (1906) 
S.  81  und  291 — 292  allerdings  dem  Meister  abspricht ;  die  Magdalena  in  der  kleinen 
Kreuzigung  des  Madrider  Museums,  die  jedoch  nur  als  Schulbild  anzusehen  ist.  Nach  Cr. 
und  Cav.  E.  11.  P.2  p.  225  (»surely  bat  a  school  piecesi  und  Bode  bei  Zahn  VI,  S.  199 
ist  auch  unser  Bild  nur  Schulwerk.  Auch  Scheibler  (Dr.  Not.1  hielt  die  Eigenhändig- 
keit für  mindestens  zweifelhaft.  Die  eigenhändigen  Bilder  Roger's  pflegen  in  der 
Tat  fester  modelliert  und  kräftiger  in  der  Farbe  zu  sein.  Doch  gibt  unser  feines 
Bildchen  im  ganzen  eine  so  gute  Vorstellung  vom  Kunstcbarakter  des  Meisters,  dass 
es  ein  ihm  nahestehendes  Werkstattsbild  sein  muss.  —  Phot.  Braun  IX,  22  ;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckni. 

Nach  Hans  Memling 

Geb.  wahrscheinlich  zu  Xömlingen  bei  Aschaffenburg  um  1435; 
gest.  zu  Brügge  11.  Aug.  1494.  Schüler  des  Roger  van  der 
We}"deu  in  Brüssel.  Seit  1466  oder  1467  in  Brügge  nach- 
weisbar (vgl.  Fr.  Bock,  Memlingsstudien,  Düsseldorf  1900,  S.  133 
mit  James  Weale,  Hans  Memling,  London   1901). 

Anton  von  Burgund.    Brustbild  nach  links  auf  graublauem     80  I 
Grunde.     Das  glattrasierte  Gesicht  des  Bastards  Philipp's  des  (1842) 
Guten  und  Halbbruders    KaiTs    des    Kühnen    ist    von  langem      P  3 
braunem  Haar  umwallt.     Brauner  Rock,  hoher  schwarzer  Hut. 
Die  rechte  Hand  vorn  an  der  Brüstung.  —  Auf  der  Rückseite 
die  Devise:  Nul  ne  si  frote  (Nul  ne  s'y  f rotte). 

Eichenholz;  h.  0,45;  br.  0,35V2-  —  luv.  1724  II,  A  196  als  »Manier  von 
Holbein  .  Als  niederländisches  Werk  in  der  Art  des  Memling  richtig  von  H.  er- 
kannt. Ein  kaum  besseres,  schwerlich  eigenhändiges  Exemplar,  früher  im  Stafford 
House  zu  London,  jetzt  in  Chantilly,  dort  von  F.  A.  Gruyer  (La  peinture  au  chäteau 
de  Chantilly  Paris  1896,  p.  190)  ohne  Grund  noch  immer  Roger  van  der  Weyden 
zugeschrieben;  ein  drittes,  kleineres,  in  Oval,  das  von  Scheibler  für  eigenhändig  ge- 
halten wurde,  in  Hampton  Court  bei  London.  Scheibler  Dr.  Not.  Der  Verfasser 
konnte  daselbst  1891  über  dieses  jedoch  nichts  erfahren.  L.  Kaemmerer,  Memling  1899 
S.  15 — 17,  hält  das  Bild  in  Chantilly  für  ein  Original  Memlings :  James  Weale, 
Hans  Memling  (London  1901)  S.  70,  sieht  keinen  ausreichenden  Grund,  es  Memling 
zuzuschreiben.  Darüber,  dass  unser  Exemplar  nur  eine  alte  Kopie  ist,  herrseht 
keine  Meinungsverschiedenheit.  Yergl.  Cr.  und  Cav.  E.  Fl  P. 2  p.  128  und  297; 
Bodo  bei  v.  Zahn  VI,  S.  199;  Ludwig  Kaemmerer,  Memling,  Bielefeld  und  Leipzig 
1899  S.  15—17.  —  Phot.  Braun  X  18;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 


262      Niederländer  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

Werkstatt  oder  Schule  Hans  Memling's 

802  Der  heil.  Christophorus.    Nach  links  gewandt,  durchschreitet 
(1843)  der  auf  seinen  Stab  gestützte  Riese  den  Fluss.     Das  Christkind 

21  c  auf  seinem  Rücken  erhebt  segnend  die  Rechte  und  hält  die 
Kreuzesfahne  in  der  Linken.  Heber  ihm  die  Taube  des  heiligen 
Geistes  und  Gottvater  in  Wolken.  Im  Hintergrunde  eine  reiche 
Landschaft.     Links  ein  Mönch  mit  einer  Laterne. 

Eichenholz;  h.  0,41;  br.  0,24.  —  Oben  rund.  1876  ans  der  Sammlung  Ruh  1 
in  Köln.  Kühl  kaufte  es  1850  auf  der  Versteigerung  der  Sammlung  König  Wil- 
helms II.  von  Holland.  —  Der  Name  Memling's  vor  diesem  tüchtigen  Bilde  wurde 
schon  von  H.  mit  einem  Fragezeichen  versehen.  Der  unmittelbare  Einfluss  dieses 
Meisters  ist  unverkennbar;  doch  ist  es  für  seine  eigene  Hand  in  der  Tat  nicht  zart 
und  fein  genug.  —  Phot.  Braun  XII,  24;    Phot.    Ges.;  Hanfst.;    Tamiue;    Bruckm. 

803  Der  Sündenfall.     In  der  Mitte  der  Baum  mit  der  Schlange. 
(1872)   Rechts  steht  Eva,  die   sich    mit    der  Linkeu   den  Schamzweig 

P  1  vorhält,  mit  der  Rechten  Adam  den  Apfel  reicht.  Adam  greift 
mit  der  Linken  nach  der  Frucht  und  hält  sich  mit  der  Rechten 
den  Schanizweig  vor.     Grund  schwarz. 

Eichenholz;  h.  1,25;  br.  0,98^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  iN.  140). 
Hier  und  in  den  folgenden  Katalogen  zu  »Kulmbach«  in  Beziehung  gesetzt ;  noch 
bei  H.  als  Werk  der  Schule  Dürer's  verzeichnet.  Doch  weisen  die  Zeichnung  und 
Modellierung  des  Nackten,  die  Farbenstimmung  mit  den  feinen  grauen  Schatten  und 
das  Eichenholz,  auf  das  das  Bild  gemalt  ist.  ihm  einen  Platz  in  der  altvlämischen 
Schule,  und  zwar  in  der  Nähe  Memling's  an.  Scheibler  iDr.  Not.»  hielt  es  sogar 
nicht  für  ausgeschlossen,  dass  es  ein  Originalwerk  dieses  Meisters  sei.  Ebenso  Seid- 
litz  im  Repert.  XVI,  S.  H76.  —  Unserer  Ansicht,  dass  es  kein  Originalwerk  des 
Meisters,  auch  Max  Friedländer.  —  Phot.  Brann  VI,  23;  Tamme;  Bruckm. 

Werkstatt  des  Quinten  Massys 

Auch  Messys.  Matsys,  Metsys  genannt.  Geb.  zu  Löwen  1466. 
gest.  zu  Antwerpen  zwischen  dem  13.  Juli  und  16.  September 
1530.  1491  als  Meister  in  die  St.  Lucas -Gilde  zu  Ant- 
werpen aufgenommen.  Der  niederländische  Hauptmeister  der 
ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts. 

804  Der  Handel   ums  Huhn.     Der  Mann    im    roten  Rock,    der 
(1845)  links  Hin  Tische  sitzt    und   dem    neben  ihm  sitzenden  Bauern 

21  c  zuredet,  scheint  Kaufmann  oder  Geldwechsler  zu  sein,  jetzt 
aber  mit  seiner  ihm  gegenüberstehenden  Hausfrau  Lebensmittel 
von  dem  Bauern  und  von  der  Bauersfrau  einzukaufen,  die 
vorn  rechts  steht  und  ein  in  ihrem  Eierkorbe  liegendes  Huhn 
ergreift.    Inzwischen  stiehlt  der  Knabe  ein  Ei  aus  dem  Korbe. 


A.    Vlämisehe  Schule.     XV.  Jahrhundert  263 

Hinten  links  ein  Fenster,  rechts  eine  offene  Tür.  —  Von 
Michiels  als  »Anwalt  mit  seinem  Klienten-,  von  H.  als 
»Wechselstube«   bezeichnet. 

Eichenholz;  h.  0,85;  br.  1,15.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Das 
Bild  galt  früher  als  eigenhändiges  Werk  des  Massys,  dem  es  allerdings  nahe  steht; 
doch  ist  es  für  ihn  selbst  nicht  klar  und  fest  genug  im  Vortrag.  So  auch  Scheibler, 
Dr.  Not.  Die  zahlreichen  Sittenbilder  dieser  Art,  die  unter  Massys'  Namen  gehen, 
Hess  der  Meister  in  seiner  Werkstatt  ausführen.  Hier  war  besonders  sein  Sohn  Jan 
Massys  für  ihn  tätig,  der  erst  seit  1558  selbständig  im  italisierenden  Stile  arbeitete. 
Für  eins  der  Jugendbilder  Jan's  aus  der  Werkstatt  Quinteu's  sind  wir  geneigt  auch 
das  unsere  zn  halten.  So  auch  Jean  de  Bosschere,  Quinten  Metsys,  Brüssel  1907, 
S.  124.  —  Das  »K.«  im  Zipfel  des  Kopftuches  der  Bauernfrau  kann  nicht  als  Künstler- 
bezeichnung gelten.  —  Phot.  Braun  III,  23;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Bruckm. 

Nach  Mabuse 

Jan  Gossaert,  gen.  Mabnse  (Malbodius),  geb.  zu  Maubeuge  um 
1470,  gest.  zu  Antwerpen  1541.  Ursprünglich  unter  Ger. 
David's  Einfluss,  war  er  später  einer  der  ersten  Niederländer, 
die  italienisches  und  nordisches  Formengefühl  verquickten. 
Mitglied  der  Antwerpener  Gilde  1503.  Tätig  in  Italien 
(1508  — 1514)  und  den  Niederlanden. 

Eine  Mutter  mit  ihrem  Kinde.     Halbfigur    nach  links  auf     805 
braunem  Grunde.     Blaues,  ausgeschnittenes    Kleid.    Das    Kind  (1847) 
im  leichten  Hemdchen  auf  ihrem  Schoosse  blickt  uach  rechts.      P  3 

Eichenholz;  h.0,43%;  br.  0,33.  —  1874  von  Herrn  Hauptmann  von Schleinitz 
erworben.  Damals  und  bei  H.  als  Mabuse;  doch  ist  es  für  des  Meisters  eigene  Hand 
nicht  frisch  und  lebendig  genug.  Vgl.  A.  J.  Wauters,  Jean  Gossart  et  Adolphe  de 
Bourgogne,  in  Revue  de  Belgique,  Brüssel  1903,  p.  22 — 23.  —  Es  ist  eine  Kopie 
nach  dem  1896  vom  Brüsseler  Museum  erworbenen  Original,  N.  192  des  »Cataloguot 
von  1900,  »dont  ii  y  a  une  bonne  copie  ancienne  au  Musee  de  Dresde«.  —  Andere 
alte  Wiederholungen  befinden  sieh  in  Aschaffenburg  und  Ponimersfelde.  —  Phot.  Ges. 

Ecce  Homo.     Nackt,  ein  weisses  Tuch  auf  dem  Schoosse,    805  A 

sitzt    der    Dornengekrönte,    nach    links    gewandt,    unter    der  (1864) 
Geisselsäule.     Das    unechte  Monogramm  Dürer's  rechts  unten.  Kfka^fe" 

Liudenholz;  h.  0,56;  br.  0,41%.  —  1748  durch  Benzoni  aus  Venedig.  Nach 
dem  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1552  vorher  beim  Herzog  von  Mantua.  Galt  damals 
noch  als  echtes  Werk  Dürer's;  sogar  noch  im  »Catalogue«  von  1765,  jedoch  bereits 
nicht  mehr  im  »Abrege«  von  1782.  Später  als  »nach  Dürer«.  Von  Hübner  als  Wieder- 
holung eines  Motivs  des  Jan  Gossaert  (Mabuse)  erkannt.  —  Unter  der  Ueber- 
malung  des  schwarzen  Grundes  befinden  sich,  wie  eine  Untersuchung  des  Bildes 
ergab,  einige  tiefer  stehende  Nebenfiguren,  die  den  Heiland  betrachten.  —  Nach 
Gust.  Müller  befindet  sich  oin  kleineres  Original  mit  den  Nebenfiguren  und 
der  Inschrift  JOANNES  MALBODIVS  PINGEO  im  Besitze  der  Gräfin  v.  Schall- 
Riaucour  i.  Gaussig  b.  Bautzen.    —    Das    gleich    grosse    bekannte  Original  mit  den 


264      Niederländer  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

gleichen  Nebenfiguren  aber  befindet  sich  im  Antwerpener  Museum,  früher  N.  &7, 
jetzt  N.  181.  —  1902  ans  Lehrerseminar  zu  Frankenberg,  19<>4  an  die  Kgl.  Kunst- 
akademie zu  Dresden. 

Hendrik  Bles 

Auch  »met  de  Bles«.  Nach  seinem  Zeichen,  dem  Käuzchen, 
von  den  Italienern  »Civetta«  genannt.  Geb.  zu  Bouvignes  um 
1480,  gest.  gegen  1550.  —  1521  in  Mecheln  nachgewiesen. 
Schüler  Joach.  Patinir's,  später  besonders  als  Landschafts- 
maler selbständig  weiterentwickelt.  Tätig  in  Italien  und  den 
Niederlanden. 

806  Der  Krämer  und  die  Affen.    Wilde  Felsenlandschaft.    Der 

(790)  Händler  ist  liuks  unter  einem  hohen  Baume  eingeschlafen.     Von 

P  7  allen  Seiten  kommen  Affen  herbei  und  plündern 
seinen  Kram,  den  sie  nach  allen  Richtungen  aus- 
einandertragen. Der  entsetzte  Gefährte  steht  links 
am  Wege.  Das  Merkzeichen  des  Künstlers,  die 
Eule  (Käuzlein),  links  in  einer  Höhlung  des  Baum- 
stammes. Vorn  in  der  Mitte  spielt  einer  der  Affen 
mit  einer  zweiten  Eule. 

Eichenholz;  h.  0,59 J^ ;  br.  0,85^.  —  Tnv.  1722,  B  1007,  als  unbekannte 
Kopie.  —  Als  Bles  richtig  im  Katalog  von  184(5.  —  Das  Bild  ist,  abgesehen  von 
seiner  Bezeichnung  mit  dem  Käuzlein,  durch  K.  v.  Mander  (Ed.  Hymans  I,  Paris 
1884,  p.  198)  beglaubigt.  Auch  zeigt  es  deutlich  den  aufgelockerten  Stil  der  späteren 
Zeit  des  Meisters.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Altvlämi scher    >  Meister  des  Dresdener  Triptychons 

806  A  Dreiteiliges  Altarbild.    I.    Das  Mittelbild.  Die  Anbetung  der 

(1849)  Könige.     Maria  sitzt  in  einer  Ruinenhalle.     IL    Linker  Flügel. 

P  2      Die  Anbetung  des  Kindes.    Maria  kniet  zwischen  zwei  Engeln 

vor   dem  Kinde.     III.    Rechter  Flügel.     Die    Darstellung    im 

Tempel.     Maria  hält  das  Christkind   aber  dem  heiligen  Tische. 

Eichenholz;  h.  1,0'iJ^;  br.  Mittelbild  0,71;  Soitenbilder  je  0,31'ty|.  —  Rat. 
1887  und  1892:  N.  809.  —  1867  von  dem  König  Johann  aus  dem  Nachlasse  der 
Prinzessin  Louise  von  Sachsen  der  Galerie  überwiesen.  —  Risher  als  -Richtung  des 
Bles«.  —  Das  Bild  zeigt  die  Richtung  der  angeblichen  .Tugendwerke  des  H.  Bles 
in  etwas  verkümmerter  Art.  Das  annähernd  gleiche  Mittelbild  zeigen  ein  Massys 
zugeschriebenes  Triptychon  im  l'alazzo  Bianco  zu  Genua  und  der  Schleissheimer 
Altar  N.  28.  Man  vorgl.  auch  die  Triptychon  im  Ferdinandeum  zu  Innsbruck  N.  12f> 
und  in  der  Galerie  zu  Gotha  N.  2.  Gefällige  Mitteilungen  von  Ed.  Flechsig  und 
Max  Friedländer.  —  Doch  sind  Bles'  Jugendwerke  der  gedachten  Art  neuerdings 
überhaupt  in  Frage  gestellt  worden.  Vergl.  Gust.  Glück  im  Jahrb.  A.  H.  K.  H., 
XII  Wien  1901,    S.  8.     —     Ebenda   S.  32    erklärt  Glück    unser    Bild    am   nächsten 


A.    Vlämische  Schule.     XV.  Jahrhundert  265 

verwandt  einem  Triptychon  des  Dirick  Vellert,  das  sich  im  Besitze  des  Geheimrat 
Lippmann  in  Berlin  befand.  —  Als  »Heister  der  Dresdner  Triptychons«,  im  dem 
sich  Elemente  des  Stiles  Orley's  und  Bles'  kreuzen,  bei  W.  R.  Valentiner  im 
Repertorium  XXVIII  (1905)  S.  260.  Valentiner  stellt  als  andere  Werke  des 
gleichen  Meisters  nunmehr  zusammen :  1)  Brüssel  N.  119 ;  2)  Genua  Pal.  Bianco ; 
3)  Gotha  N.  2;  4)  Mailand,  Brera  (die  gleiche  Komposition);  5)  München,  National- 
Musenm;  6)  Schleissheim  (die  gleiche  Komposition);  7)  Worms,  Sammlung  Heyl.  — 
Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Unbestimmter  vlämischer  Meister 

Um  1491 

Bildnis    Albrecht's    des    Beherzten,     Herzogs    zu    Sachsen.    806  B 

Brustbild  ohne  Hände,    nach  links,   auf  blauem  Grunde.     Der  (1844) 
glattrasierte  grauhaarige  Erbstatthalter  von  Friesland  trägt  ein      0  2 
rotes  Barett    und    eine  rotgoldene  Brokatbekleidung.     Auf  der 
Rückseite  die  Inschrift:    Albertus  Animosus. 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,19^.  —  Kat.  1887  und  1892:  N.  1967.  —  War 
noch  1741  in  der  Kunstkammer.  —  Uebrigens  erst  im  Katalog  von  1835.  —  Ausführ- 
lich besprochen  von  J.  und  A.  Erbstein :  Das  wahre  Bildnis  Albrecht  des  Beherzten. 
Dresden  1873;  desgl.  von  W.  Rossmann  im  Repertorium  I  S.  60.  Nach  ihm  wahr- 
scheinlich 1491  in  Mecheln  gemalt,  wo  Albrecbt  in  diesem  Jahre  die  Insignien  des 
Goldenen  Vliesses  empfing.  Vergl.  übrigens  Th.  Distel's  Bemerkung  im  Repert. 
XXIII  (1900)  S.  456.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Unbestimmter  vlämischer  Meister 

um  1500 

Ein  Altarflügel   mit  dem   Stifter  und   dem  heil.  Andreas.    Der     807 

vor  reicher  Landschaft  nach  rechts  knieende  Stifter  trägt  einen  (1838) 
braunen  Pelzmantel    und    eine   schwarze   Kappe.     Hinter  ihm      0  3 
steht  der  heil.  Andreas  mit  seinem  Kreuz. 

Leinwand  (früher  Holz) ;  h.  0,75 ;  br.  0,24  }-£.  —  Am  28.  April  1698  zur 
Kunstkammer,  nach  1741  zur  Galerie.  —  Der  linke  Flügel  eines  verlorenen  Mittel- 
bildes, dessen  rechter  Flügel  N.  808  ist.  Von  geschätzter  Seite  werden  dieses  Bild 
und  das  folgende  für  Arbeiten  des  sog.  Meisters  von  Frankfurt  gehalten.  Doch 
haben  wir  uns  vor  Kurzem  in  Frankfurt  von  der  Richtigkeit  dieser  Ansicht  nicht 
überzeugt.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Ein  Altarflügel    mit    der   heil.  Elisabeth.      Nach    links    ge-     808 
wandt  steht  die  Heilige  da.     In    der    linken  Hand    hält    sie  (1839) 
ein  Madonnenbild,  in  der  rechten  ein  Kirchenmodell.  0  3 

Leinwand  (früher  Holz) ;  h.  0,76;  br.  0,24^.  —  Am  28.  April  1698  zur 
Kunstkammer,  nach  1741  zur  Galerie.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  — 
Phot.  Tamme;  Bruckm. 


266      Niederländer  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 

Meister  des  Todes  Mariae, 
wahrscheinlich  Joos  van  Cleve  d.  ä. 

Joos  van  der  Beke,  gen.  Joos  van  Cleef  d.  ä.  Geb.  zu  Cleve  oder 
zu  Antwerpen  um  1485;  gest.  zu  Antwerpen  1540.  Er  war 
wahrscheinlich  Schüler  des  Jan  Joest  van  Kaikar,  entwickelte  sich 
aber  unter  dem  Einflüsse  von  Meistern  wie  Quinten  Massys,  Joachim 
Patinir  und  Jan  Gossaert.  Er  wurde  1511  Mitglied  der  Lukas- 
gilde in  Antwerpen,  deren  Dekan  er  1519  und  1525  war. 

Der  Meister  unserer  Bilder  wurde  bisher  nach  seinen  beiden  Darstellungen 
des  Todes  Mariae  im  Kölner  Museum  und  in  der  Münchener  Pinakothek  als  »Meister 
des  Todes  Mariae«  bezeichnet  und  in  die  Kölnische  Schule  versetzt.  Dass  er  jedoch 
Niederländer  war,  wurde  schon  in  unsrer  letzten  Auflage  zugegeben.  Die  früheren 
Versuche,  ihn  mit  einem  bestimmton  Meister,  wie  mit  Jan  Tan  Scorel  oder  mit 
Jan  Joest  van  Kalkar  zn  identifizieren,  waren  fehlgeschlagen.  Vergl.  des  Verfassers 
Ausführungen  in  der  Geschichte  der  Malerei  II,  S.  492 — 496.  Später  haben 
österreichische  Forscher  versucht,  ihn  nach  Maassgabe  des  Altarbildes  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Obervellach  in  Kärnthen  abermals  mit  Jan  van  Scorel  (siehe  oben  zu 
N.  844)  zu  identifizieren.  Dieser  Versuch  ist  jedoch,  wovon  der  Verfasser  sich  in 
Obervellach  durch  den  Augenschein  überzeugt  hat,  nicht  gelungen.  L.  Kaemmerer 
hat  (im  Jahrb.  der  Pr.  K.  S.  XI  1890  S.  150 — 160)  wahrscheinlich  gemacht,  dass 
die  unter  sich  übereinstimmenden  Zeichen  auf  seinem  Kölner  Bilde  und  auf  einem 
Gemälde  der  Werkstatt  des  Meisters  in  der  Reinholds-Kapelle  der-  Oberpfarrkirche 
zu  Danzig  »J.  van  B.«  zu  lesen  seien,  so  dass  hiermit  wenigstens  die  Anfangs- 
buchstaben seines  Namens  gefunden  wären.  Hieran  anknüpfend,  hat  Firmtnich- 
Riehartz  (Ztschr.  f.  b.  K.  1894,  N.  F.  V,  S.  187 — 194t  nachzuweisen  versucht, 
da6s  der  Meister  des  Todes  Mariae  kein  anderer  sei  als  Joos  van  Cleve  d.  ä., 
dessen  Familienname  van  der  Beke  war.  Für  diese  Annahme  auch  Ad.  Gold- 
schmidt (ebenda  S.  224)  mit  neuen  Gründen.  Gegen  diese  Gründe  Com.  Hofstede 
de  Groot  im  Nederlandschen  Spectator  1895  N.  10  und  A.  v.  Wurzbach,  K.-Chr. 
a.  a.  O.  S.  247.  —  Nach  Carl  Justi's  Aufsatz  ^der  Fall  Cleve«  im  Jahrbuch 
der  Kgl.  Pr.  K.-S.  XVI  (1895)  S.  13—33,  nach  (inst.  Glück's  Bemerkungen 
im  Jahrbuch  der  K.  H.  S.  des  A.  H.  K.  XXII,  Wien  1901,  S.  7  und  nach 
Georges  H.  de  Loo's  (G.  Hulin's)  Ausführungen  in  seinem  Catalogue  Critique  der 
Brügger  Ausstellung  von  1902  (Gent  1902)  p.  XXIV— XXVII,  hat  sich  die  Ansicht, 
dass  der  Meister  des  Todes  Mariae  kein  anderer  als  Joos  van  Cleve  d.  ä.  sei, 
dessen  Bilder  sonst  alle  noch  zu  suchen  wären,  so  befestigt,  dass  z.  B.  der 
Brüsseler  Katalog  nnd  der  Katalog  der  Düsseldorfer  kunsthistorischon  Ausstellung 
von  1904  diese  Identifizierung  bereits  angenommen  haben.  Der  neun  Katalog  des 
Kaiser-Fiiodrich-Mnseums  in  Berlin  (1904)  gibt  wenigstens  die  Möglichkeit  der  Identi- 
fizierung zu.  Vgl.  dagegen  übrigens  Karl  Voll,  Vgl.  Gemäldestudien  1907  S.  68 — 80. 
Gerade  bei  unserer  Anordnung  nach  Schulen  alter  war  es  nötig,  die  Bilder  des 
Meisters  aus  der  deutschen  Schule  zu  entfernen  und  an  dieser  Stelle  einzureihen; 
und  unter  diesen  Umstanden  glauben  wir  auch,  wenngleich  wir  zugeben,  dass  es 
sich  hier  bisher  noch  höchstens  um  Wahrscheinlichkeit  handelt,  den  Bildern  die 
Benennung  als  Werke  Joos  van  Cleve's  nicht  länger  vorenthalten  zu  dürfen. 


A.    Vlämische  Schule.     XV.  Jahrhundert  267 

Die   (kleine)  Anbetung    der  Könige.     Eechts    in    prächtiger     809 
plastisch    verzierter   Säulenruine    vor   reicher   Landschaft    sitzt  (1848) 
Maria  nach  links  gewandt  und  reicht  dem  auf  ihrem  Schoosse     21  c 
spielenden  Christkinde  mit  der  Rechten  eine  Mohnblume.    Vor 
ihr   kniet    anbetend   der   älteste    der  drei  Könige,    hinter  dem 
harrend  der  zweite,    blondbärtige  weisse  und,    ganz  links,    der 
schwarze    stehen.     In    dem   jungen  Mann,    der  im  Pelzmantel 
halbrechts  neben  zwei  anderen  hinter  der  Brüstung  steht,  mag 
man  den  Meister  selbst  erkennen. 

Eichenholz;  h.  1,10;  l>r.  0,70^.  —  In  den  Katalogen  von  1887—1902  als 
N.  1962.  —  Als  Werk  des  Lukas  van  Leyden  in  den  Katalogen  seit  1812.  Bei  H. 
als  »angeblich«  von  Jan  Gossaert,  gen.  Mabuse,  in  der  Auflage  von  1856  mit  dem 
lichtigen  Zu?atz  »ähnelt  den  Arbeiten  des  Jan  van  Calcar«.  Dass  das  Bild  ein 
charakterisches  Werk  der  mittleren  Zeit  des  »Meisters  des  Todes  Mariae«  ist,  ist 
von  der  deutschen  Forschung  längst  anerkannt:  G.  F.  Waagen,  Bern.  (1858)  S.  41 
bis  42.  —  Ernst  Foerster,  Gesch.  der  deutsehen  Kunst,  Leipzig  1860,  II,  S.  176  bis 
177.  —  Die  Nachforschungen  von  Scheibler  (auch  Dr.  Not.)  und  dem  Verfasser 
dieses  Katalogs  (auch  Gesch.  d.  M.  n,  S.  496)  haben  die  Ansicht  Waagen's  und 
Foerster's  bestätigt.  —  Phot.  Braun  U,  25;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  (grosse)  Anbetung  der  Könige.    Vor  reicher  Landschaft   809  A 
in  einer  prächtigen  Säulenruinenhalle  thront  Maria,  nach  links  (1846) 
gewandt.     Der  älteste   der   heiligen  drei  Könige  kniet  an  der      L  1 
Stufe    und    küsst   die   rechte  Hand    des  Christkindes.     Weiter 
links    harrt    der    zweite    weisse,    rechts   harrt   der    dritte,    der 
schwarze  König.     Vorn  links  kniet*  der  heil.  Dominicus,  eifrig 
aus  einem  Buche  betend,  zu  seinen  Füssen  der  Hund  mit  der 
Fackel;   vorn   rechts   sitzt  der  heilige  Lukas  und  schreibt;   zu 
seinen  Füssen  der  Ochse.    Von  den  Figuren  im  Hintergrunde 
mag  der  Mann  im  Pelzmantel,  der  links  hinter  der  Brüstung 
hervorblickt,  der  Meister  selbst  sein. 

Eichenholz ;  h.  2,51 ;  br.  1,85.  —  In  den  Katalogen  von  1887—1902  als  N.  1963. 
—  Zuerst  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  52  u.  im  Inv.  1754  als  »Dürer«.  Der  Ueber- 
lieferung  nach  durch  den  Feldmarschall  Grafen  Schulenburg,  der  es  bei  der  Belagerung 
von  Genua  vor  dem  Verbrennen  geschützt  haben  soll,  an  August  III.  geschenkt. 
Nach  dem  Inventar  Guarienti  in  der  Tat  aus  der  Chiesa  di  S.  Luca  d'Erba  bei 
Genua.  Später  als  »unbekannt«  bezeichnet.  Seit  dem  Katalog  von  1812  dem  Jan 
Gossaert,  gen.  Mabuse  (um  1470—1541),  zugeschrieben,  hei  H.  in  der  Aufl.  von  1856 
nur  frageweise,  später  wieder  mit  Sicherheit.  Indessen  zeigt  das  Bild  mit  den  be- 
glaubigten Werken  des  Mabuse  keine  grössere  Aehnlichkeit,  als  sie  durch  die  allge- 
meine Zeit-  und  Schulverwandschaft  bedingt  wird.  Vielmehr  rührt  es  offenbar  von 
derselben  Hand  her,  wie  N.  1962.  —  Phot.  Braun  XI,  8 ;  Hanfst  ;  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis    eines    bartlosen    Mannes.     Halbfigur    nach    rechts   809  B 
auf   hellblauem    Grunde.     Schwarze    Kappe,    schwarzer    Rock,   (1175) 

21  b 


268      Niederländer  des  fünfzehnten  Jahrhunderts. 

schwarzer  Mantel.  Die  Rechte  ruht  auf  einem  gebundenen 
Buche,  am  Zeigefinger  der  Linken  glitzert  ein  Rubinring. 

Eichenholz;  h.  0,42}^;  br.  0,30%.  —  In  den  Katalogen  Ton  18S7— 1902  als 
N.  1964.  —  Inv.  1722,  A.  297.  Danach  aus  Leipzig  als  Contrefait  wie  ein  Jesuit«  von 
Hans  llolhein.  —  Bei  II.  dem  Moor  zugeschrieben.  In  Wirklichkeit  jedoch,  wie  schon 
die  Uebereinstitnmung  seiner  Malweise  mit  derjenigen  der  Portraitfiguren  auf  den 
beiden  vorigen  Bildern  beweist,  ein  Werk  des  Meisters  des  Todes  Mariae.  So  zu- 
erst Scheibler  (Dr.  Not.).  Dass  es  des  Moisters  Selbstbildnis  ist,  wie  einige  meinen, 
ist  nicht  einleuchtend    —  Phot.  Braun  XI,  9;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Barend  (Bernaert)  van  Orley 

Geb.  zu  Brüssel  im  letzten  Jahrzehnt  des  XV.  Jahrhunderts 
oder  früher;  gest.  daselbst  den  6.  Januar  1542.  Schüler  seines 
Vaters  Valentyn,  weiterentwickelt  in  Italien,  wo  er  zwischen 
1509  und  1515  war  und  unter  den  Einfluss  Raphael's  geriet. 
Seit  1515  in  Brüssel,  wo  er  gegen  1518  Hofmaler  der  Statt- 
halterin Margaretha  wurde. 

810  Heilige  Familie.     Das    Christkind    liegt    in    niedriger,    mit 

(1850)  Stroh    und  Linnen  bedeckter  Krippe;     Maria  kniet  rechts  und 

21  a     hebt    das  Schleiertuch    empor,    das    es    bedeckte.     Josef  kniet 

links   und   betet   es  mit  vor  der  Brust  gekreuzten  Armen  an. 

Vorn   rechts   eilt   ein  Engelknäblein    herbei.     Im  Mittelgrunde 

blicken  zwei  Männer  über  clie  Brüstung. 

Eichenholz;  h.  0,87;  br.  0,8a1/»-  —  1875  von  Baroness  Dinsdale  in  London. 
—  Bild  der  späteron  Zeit  des  Meisters,  auch  nach  L.  Scheibler  (Dr.  N.),  doch  wird 
die  Urheberschaft  Orley's  neuerdings  von  Brüsseler  Forschern  (Wauters,  Comte 
Cavense)  und  anderen  bestritten.  Nach  Frimmel  läge  ein  Original  von  Garofalo  zu 
Grunde.  Eine  Wiederholung  in  der  Kopenhagens  Galerie.  —  Phot.  Braun  XII!, 
19;  Ilanfst. ;  Tamme;  Bruckm. 

81  I  Männliches  Bildnis.    Brustbild  nach  rechts  auf  durtkelgrauem 

(1888)  Grunde.     Dunkelbraunes  Haar,  halber  Backenbart.     Rock  und 
21  c     Mütze  schwarz.     Die  rechte  Hand  au  buntbedeckter  Tischdecke, 
in  der  Linken  ein  Zettel  mit  der  Jahreszahl   1527. 

Eichenholz;  h.  0,377g J  br-  °>-9-  —  I|1V-  172->  A  1194<  duich  Kechenberg 
als  Original  von  II.  Ilolboin  und  so  noch  bei  II.  —  Die  neuere  llolbeinforschung 
hat  den  Namen  dieses  Meisters  für  unser  Bild  längst  abgelehnt.  It.  Vischer,  Studien 
zur  K.-G.,  Leipzig  1886,  S.  610,  nahm  es  irrtümlich  für  Gumpolt  Giltlinger  in  An- 
spruch. Scheibler  ^Dr.  Not.)  sagt:  von  einem  bedeutenden  Niederländer,  vielleicht 
aus  der  zweiten  Periode  Orley's.«  Ein  erneutes  Studium  der  Bildnisse  dieses  Meisters 
auf  seinen  beglaubigten  Bildern  (z.  B.  im  Brüsseler  Museum)  lässt  uns  dieser  Ansicht 
zustimmen.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 


A.    Vlämisohe  Schule.     XVI.  Jahrhundert         269 

Marinus  Claesz  van  Romerswaal  (Reymerswaelen) 

Auch  Marinus  van  Zeeuw  (der  Seeländer)  genannt.  Geb.  um 
1497  auf  Seeland  in  Holland.  Lehrling  der  Antwerpener 
Lukasgilde  1509;  zuletzt  erwähnt  1567.  Bezeichnete  Bilder 
zwischen  1521  (Madrid)  und  1560  (Kopenhagen).  Vgl. 
H.  Hymans,  Karel  van  Mander,  II,  S.  63,  Paris  1885. 
Nachahmer  der  Sittenbilder  des  Quinten  Massys. 

Der   Geldwechsler    mit   seiner   Frau.     Halbfiguren.     Links     812 
hinter  dem  Tische  sitzt  der  Mann  mit  rotem  Hute,  im  Begriffe,  (1851) 
eines  der  vor  ihm  schimmernden  Goldstücke  auf  die  Wage  zu     21  a 
legen.    Rechts  sitzt  seine  Gattin  neben  ihm,  blättert  in  einem 
Buche  und  schaut  ihm  aufmerksam  zu.     Bez.  o.  1.: 


<*"**/     ™«       i^Clf     CKM4AC 

/J41 

Eichenholz;  h.  0,93%;  br.  1,11%.  —  Inv.  1754,  II  486,  als  Q.  Massys.  In 
der  Tat  geht  es  auf  das  Original  von  Massys  im  Louvre  zurück.  Von  Marinas  ist 
es  oft  wiederholt  worden;  Wiederholungen  von  1538  in  der  Münchener  Pinakothek, 
von  1558  im  Madrider  Museum,  von  1560  (nebst  einem  Jungen  mit  einem  Briefe) 
in  der  Kopenhagener  Galerie.  —  Phot.  Braun  XV,  18;  Tamme. 

Art  des  Pieter  Pourbus 

Geb.    zu    Gouda    um    1510 — 1513,    gest.  zu  Brügge  1584; 
seit  1543  Meister  der  Gilde  zu  Brügge. 

Männliches    Bildnis.     Halbfigur    nach    rechts    auf   braun-     8 1 3 

grauem    Grunde.     Dunkelbrauner   Vollbart,    schwarze    Kappe,  (1882) 
schwarzer  Rock    mit   rotbraunen  Unterärmeln.     In   der  linken     21  a 
Hand  die  Handschuhe.  Bez.:  ^ETATIS  .  SVE  .  40  .  ANNO  .  1548. 

Eichenholz;  h.  0,79%;  br.  0,57.  —  Zuerst  nachgewiesen  im  Katalog  von  1843 
als  »unbekannt«,  bei  H.  frageweise  dem  G.  Penz  zugeschrieben.  Doch  ist  dieses 
tüchtige  Bild  unzweifelhaft  niederländischen  Ursprungs.  Bode  schrieb  es  1873  (bei 
v.  Zahn  VI,  S.  199)  dem  »älteren  Pourbus«  zu,  Seidlitz  (Rep.  XVI,  S.  578)  denkt 
an  W.  Key,  dessen  Urheberschaft  seinen  beglaubigten  Bildern  in  der  kaiserl.  Galerie 
in  Wien  gegenüber  nicht  ausgeschlossen  erscheint.  —  Phot.  Bruekni. 

Männliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf     814 
graubraunem  Grunde.    Dunkelblonder  Vollbart.    Schwarze  Kappe.  (1883) 

21  a 


270      Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Schwarzer  Rock  mit  rotbraunen  Unterärmeln.  Hinter  ihm  eiue 
Stuhllehne.     Bezeichnet  liuks :  A° .  ,ETA  .  40  .  1552. 

Eichenbolz;  h.  0,58;  br.  0,50  >£.  —  Nach  II.  als  »Dosso«  aus  Modena,  wofür 
jedoch  die  alten  Verzeichnisse  keine  Anhaltspunkte  geben.  Im  »Catalogue«  von  1765 
:ils  .»Tizian«.  Bei  II.  frageweise  als  >G.  Penz«,  doch  sicher  niederländischen  Ur- 
sprungs. Nach  Bod*  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  100),  wie  das  vorige,  vom  »älteren  Ponrbus«. 
Nach  dem  Comte  Ch.  Cavense  von  Adriaen  Thomas  Key  (zwischen  1558  und  1589). 
—  Phot.  Bruckm. 

Frans  Floris 

Frans  de  Vriendt,  geu.  Floris.  Geb.  zu  Antwerpen  um  1 5 1 7 
oder  1518,  gest.  daselhst  den  1.  Oktober  1570.  Schüler  des 
Lambert  Lombard  in  Zürich.  In  Italien  besonders  durch 
Michelangelo  beeinfiusst.     Tätig  zu  Antwerpen. 

815  D'e  Anbetung  der  Hirten.    Maria  kniet,  von  vorn  gesehen, 

(792)  anbetend    hinter  der  Krippe;    vor  derselben  kniet,    von  hinten 

Q  1  gesehen,  eine  zweite  Frau.  Links  sitzt  Josef.  Neben  ihm 
steht  ein  Lamm,  vorn  liegt  ein  zweites.  Hinter  Maria  beugen 
sich  vier  Hirten  und  eine  Hirtin  verehrend  über  das  Kind.  Ein 
sechster  in  roter  Jacke,  die  Drehleier  an  der  Seit£  steht  rechts 
und  hält  sich  mit  der  Hand  am  Gebälk.     Bez.  r.  u. : 


BF  ET 


IV 


Eichenholz;  h.  1,26;  br.  1,25.  —  Zuerst  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753 ) 
N.  292  als  »eins  der  besten  Werke  des  Künstlers«.  Der  Meister  hat  die  Komposition 
ähnlich  öfter  wiederholt:  ein  gleiches  Bild  z.  B.  im  Rudolphinum  zn  Prag.  — 
Phot.  Bruckm. 

8 1 6  Der  Kaiser  Vitellius.     Brustbild    ohne    Hände    halb    uach 

(793)  rechts  auf  dunklem  Grunde.     Blaue  Tunika;   im 
M  3     Haar  ein  Lorbeerkranz.     Bezeichnet  rechts  oben: 


Eichenholz;  h.  0,45;  br.  0,35.  —   1741  aus  der  Sammlung 
Wallenstein  in  Dnx.  —  Phot.  Tamme. 


w 


817  Ein  lachendes  Mädchen.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links 

(794)  auf  bräunlichem    Grunde.      Rotes,    ausgeschnittenes 
M  3     Kleid.     Bezeichnet  rechts  oben : 


Eichenholz;  h.  0,45;  br.  0,34»/».    —    1741  ans  der  Sammlung 
Wallenstein  in  Dux. 


f 


A.    Vlämische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  271 

Loth  und  seine  Töchter.    Vom  unter  einer  Felswand  sitzt     818 
Loth,    nach   rechts    gewandt.     Links  neben  ihm  sitzt  die  eine    (795) 
seiner  Töchter  und  umschlingt  ihn  mit  beiden  Armen.    Rechts,  ständehaus 
etwas  weiter  zurück,  schlummert  die  zweite;  im  Hintergrunde 
Loth's  Weib  als  Salzsäule  und  die  brennende  Stadt. 

Eichenholz;  h.  0,7672  ;  br.  l,04'/g-  —  1S54  ans  dem  Nachlasse  des  Stadtrats 
E.  W,  Schmidt.  —  Vergl.  Schnorr  a.  a.  0.  1896  N.  2,  S.  261.  —  Eine  nur  wenig 
verschiedene  Komposition  des  Frans  Floris  hat  C.  Cort  gestochen. 

Peter  Bruegel  d.  ä. 

Auch  der  »Bauern -Bruegel«,  »Bruegel  le  dröle«  genannt. 
Geb.  zu  Breughel  bei  Breda  um  1525,  gest.  1569  zu  Brüssel. 
Schüler  und  Schwiegersohn  des  Peter  Cock  von  Aalst  in  Ant- 
werpen ;  1551  Mitglied  der  Antwerpener  Gilde,  reiste  dann  in 
Italien;  seit  1563  in  Brüssel.  Er  schrieb  sich  stets  »Bruegel«, 
erst  später  ging  die  Familie  zu  der  Schreibweise  »Brueghel« 
und  »Breughel«  über.  Rene  van  Bastelaer  und  Georges  H. 
de  Loo  glauben  (Peter  Bruegel  l'ancien,  Brüssel  1905,  Text 
S.  49)  sein  Geburtsjahr  auf  1528 — 1530  herabrücken  zu  sollen. 

Bauernschlägerei.     Vier  Bauern  und   zwei  Bäuerinnen  in    819 
heftigem  Kampfe.    Rechts  sinkt  eine  Frau,  der  ein  Bauer  mit  (797) 
der  Heugabel  zu  Leibe  geht,   rücklings    zu    Boden ;   aber  von     P  6 
links    haut    ein    zweiter    mit   dem  Dreschflegel  drein,  den  ein 
dritter  zu  fassen  sucht.    Ein  vierter  hält  der  zweiten  Bauern- 
frau, die  mit  erhobenem  Kruge  dreinschlagen  will,  den  Arm  fest. 
Die  vorn  auf  dem  Boden  zerstreuten  Karten  beweisen,  dass  der  Streit 
beim   Spiel  entstanden  ist.     Im   Hintergründe  die  Dorfstrasse. 

Eichenholz ;  h.  0,71 ;  br.  1,00.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1590.  —  Eine 
Kopie,  angeblich  von  der  Hand  des  Luk.  van  Valckenborch  in  der  kaiserl.  Galerie  zu 
Wien.  —  Rubens  selbst  fertigte  eine  Kopie,  die  er  von  L.  Vorstermann  stechen  Hess: 
vergl.  K.  van  Mander,  ed.  Hynians  I,  p.  305.  —  Andere  alte  Stiche  von  anonymen 
Meistern.  —  Das  Bild  war  also  von  jeher  berühmt;  und  zwar  wurde  unser  Exemplar 
von  der  belgischen  Forschung  noch  bis  vor  kurzem  für  das  Original  gehalten  (F.  J. 
v.  d.  Branden,  Geschiedenis  p.  263),  M.  Rooses,  Geschiedenis  p.  119,  Hynians,  a.  a.  0. 
p.  305).  —  Dagegen  ist  die  deutsche  Forschung  seit  Bode's  Bemerkung  bei  v.  Zahn  VI, 
S.  199,  eher  geneigt,  nur  eine  Wiederholung  von  der  Hand  des  jüngeren  P.  Bruegel 
in  unserem  Bilde  zu  erkennen,  dessen  Durchführung  in  der  Tat  nicht  auf  der  Höhe 
der  Kraft  und  Feinheit  der  beglaubigten  Bilder  des  Meisters,  z.  B.  in  der  Wiener 
Galerie,  steht.  Es  ist  jedoch  kein  besseres  Exemplar  bekannt  als  das  unsere.  Axel 
L.  Romdahl  (Pieter  Brueghel  d.  ä.  im  Jahrb.  A.  H.  K.  XXV,  Wien  1905,  S.  92, 
Anm.)  sehreibt  unsere  Kopie  Jan  Brueghel  d.  ä.  zu.  —  Phot.  Tamme;  Bruekm. 


272      Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

8  1 9  A  Die  Predigt  Johannes  des  Täufers.     Vorn  im  Walde  lauscht 

(798)    buntes  Volk    der    Predigt   des   Täufers,    der  im   Mittelgründe 

Q  3     steht.     Die  vorderen   Zuhörer   zeigen  sich    meist    von    hinten. 

In  der  Mitte  blickt  einer,  der  in  eine  Decke  gehüllt  ist,  sich 

nach  seinem  Hunde  um.     Weiter    rechts    steht  ein  schlanker, 

gelb  gekleideter  Soldat  mit  den  Händen  auf  dem  Rücken. 

Leinwand;  h.  1,10^;  br.  1,64*6-  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  870.  —  1738 durch 
Rossi  ans  Venedig.  —  Das  Bild,  das  früher  stets  auf  P.  Bruegel  d.  ä.  zurückgeführt 
ward,  existiert  in  verschiedenen  Wiederholungen,  z.  B.  in  der  Pinakothek  zu  München, 
in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien  (nicht  mehr  ausgestellt),  in  Schieissheim  und 
in  Gotha.  Die  beiden  datierten  Exemplare,  das  Münchener  von  1598  und  das  Wiener 
von  1620,  beweisen  schon  durch  diese  Jahreszahlen,  dass  sie  nicht  von  dem  älteren 
P.  Bruegel  herrühren ;  das  Münchener  gilt  dort  jetzt  als  eine  Kopie  von  Jan  Br. 
Unser  undatiertes  Exemplar  zeigt  im.  Ganzen  den  Stilcharakter  des  älteren  Peter 
Bruegel;  wir  glauben  daher,  obwohl  wir  unsere  frühere  Ansicht,  dass  es  nur  eine 
Wiederholung  von  der  Hand  des  jüngeren  Peter  Bruegel  (1564 — 1638)  sei,  aufrecht 
erhalten,  mit  Seidlitz  (Rep.  XVI,  S.  576),  dass  es  richtiger  ist,  es  unter  den  Werken 
des  älteren,  auf  den  die  Komposition  unter  allen  Umständen  zurück  geht,  zu  ver- 
zeichnen. —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Nachahmer  Peter  Bruegel  s  d.  ä. 

820  Winterlandschaft.    Vorn  links  ein  Haus  mit  einem  Lauben- 

(852)  vorbau,  an  den  eine  Leiter  gelehnt  ist.   Männer  sind  beschäftigt, 
20  a    den  kahlen  Baum,  der  das  Dach  bildet,  zu   beschneiden.     Im 
Hintergrunde  die  Türme  einer  grossen  Stadt. 

Eichenholz;  rund;  h.  0,18%;  br.  0,18.  —  Wahrscheinlich  Inv.  1754,  II  85, 
als  »Breugelc.  —  Bei  H.  irrtumlich  als  P.  Gysels.  Das  Bild  zeigt  sogar  eher  die 
Richtung  der  beiden  Peter,  als  der  beiden  Jan  Bruegel. 

Angeblich  Märten  de  Vos 

Geb.  zu  Antwerpen  1532,  gest.  daselbst  den  5.  Sept.   1603. 
Schüler  des  Frans  Floris.     Tätig  in  Antwerpen. 

82  I  Moritz  von  Oranien.  Auf  braunem  Rosse  sprengt  der  Feldherr 

(1953)  barhaupt  nach  rechts.     Im  Hintergründe    ein    Heerlager    und 
M.-G.    Soldatenzüge  in  weiter  Ebene. 

Eichenholz;  h.  0,94;  br.  0,78.  -  Inv.  1754,  II  638,  als  »Märten  de  Vos«. 
Erst  1681  aus  dem  »Vorrat«-  und  bei  H.  unter  den  Nachfolgern  Cranach's.  Ist  das 
Hild  nun  auch  schwerlich  von  M.  de  Vos  gemalt,  so  steht  es  diesem  doch  näher,  als 
Cranaco ;  der  niederländischen  Schule  gehört  es  unter  allen  Umständen  an.  —  1891 
an  das  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse. 

Hans  Bol 

Geb.  den  16.  Dez.  1534  zu  Mecheln,  gest.  den  20.  Nov.  1593 
zu  Amsterdam.     Schüler    seiner    Oheime   Jan  und  Jakob  Bol. 


A.    Vlämische  Schule.     XVI.  Jahrhundert  273 

1560  Mitglied  der  Mechelner,  1574  der  Antwerpener  Gilde; 
später  in  Amsterdam.  Seine  Besonderheit  sind  kleine  Land- 
schaften in  Wasserfarben. 

Neun  Landschaftsbildchen  in  Wasserfarben  in  einem  gemein-822 — 30 
samen  Rahmen.  Der  Kunstkammer-Katalog  von  1587  nennt  21  c 
»16  Schöne  gemalete  täflein«,  »haben  S.  Churf.  G.  (August) 
von  Hans  Bolen  erkauffen  lassen « ;  im  Kunstkammer-Inventar 
von  1640  werden  ihrer  25,  in  demjenigen  von  1741  sogar 
26  genannt;  1832  wurden  20  von  ihnen  (die  andern  sechs 
waren  verdorben)  an  das  K.  Kupferstich -Kabinett  abgegeben 
(vergl.  Jul.  Hübner's  Aufsatz  in  Weber' s  »Archiv  für  die  Sachs. 
Geschichte«  II,  1864,  S.  180—183).  Beim  Amtsantritt  des 
gegenwärtigen  Direktors  fanden  sich  nur  noch  10  der  »Täflein« 
vor;  1886  wurden  diese,  mit  Ausnahme  einer  ebenfalls  ver- 
dorbenen, zur  Galerie  zurückgenommen. 

I.  Das  Fischerstechen.    Links  und  in  der  Mitte  das  rote  822 
Backsteinschloss    mit    blauen    Dächern  (es  ist  das  Schloss  im  21  c 
Haag);  rechts  der  Weiher,    auf  dem  das  Fischerstechen  statt- 
findet.    Ganz    vorn    die  Strasse  mit  Zuschauern  zu  Fuss  und 

zu  Pferde.     Bez.  unten  in  der  Mitte:   WW-.\t8( 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,12%;  br.  0,58.  —  Zuerst  im  Kunstkammer- 
Inventar  von  1587.  —  Vergl.  die  Vorbemerkungen.  —  Die  Jahreszahl  las  H.  irrtüm- 
lich 1556.  —  Phot.  Braun ;  Oppenheim ;  Bruckm. 

II.  Die  Bauernkirmess.     Von    Bäumen  beschatteter  Dorf-  823 
platz;    im    Mittelgrunde    links    die    Kirche,    in    der  Mitte  das  21  c 
Schloss ;    links    und    rechts     belebte    Strassen.       Links    vorn 
Raufereien ;   in  der  Mitte  auf  dem  Rasen  drei  Bettler ;  rechts 
stürzt  ein  Pferd  eines   zweispännigen  Bauernwagens. 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  br.  0,21.  —  Zuerst  im  Kunstkammer- 
Inventar  von  1587.  —  Vergl.  die  Vorbemerkungen.  —  Phot.  Bruckm. 

III.  Die  Stadt  an  der  Seebucht.     Hoher  Horizont,  weiter  824 
Blick.  Im  Vordergrunde  links  vor  dem  alten  Tor  ein  beturbanter  21c 
Mann,  eine  Frau,  ein  Kind  und  ein  Hund ;   in  der  Mitte  ein 
Schloss    am  Weiher ;    rechts  ein  Dorf.     Im  Hintergrunde   vor 

der  Meerbucht  eine  grosse,  reich  getürmte  Stadt. 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  br.  O^ö'/g.  —  Als  »Ein  Landschäftlein 
insgemein«   zuerst  sicher  im  Kunstkammer -Inventar  von  1640.    —    Phot.  Bruckm. 

IV.  Der  Frühling.    Rechts  vor  dem  Schlosse  tanzt,  schmaust  825 
und  spielt  eine  heitere  Gesellschaft.     Links   im    Schlossgarten  21  c 

18 


274     Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

sind  Gärtner  mit  Frühlingsarbeiten  beschäftigt.  Im  Hinter- 
gründe links  die  Meerbucht  mit  einer  Windmühle  am  Ufer ; 
in  der  Mitte  die  Stadt,  rechts  der  Burgberg. 

Pergament  auf  Eichenholz;  b.  0,13;  br.  0,20.  —  Wahrscheinlich  eins  der  vier 
Bilder,  die  als  »die  vier  Jahreszeiten  zuerst  im  Kunstkammer- Inventar  von  104O 
erscheinen.  —  Vergl.  die  Vorbemerkungen. 

826  V.    Abraham  und  die  drei  Engel.     Niederländische  Kaual- 
21  c   landschaft.      Der  Kanal  läuft  in  der  Mitte  schnurgerade  bild- 

einwärts  zur  Stadt.  Vorn  ist  er  überbrückt ;  und  auf  der 
Brücke  begrüsst  Abraham,  der  ein  Goldgewand  trägt,  die  drei 
Engel.  Links  unter  Bäumen  des  Patriarchen  Haus,  Sarah  in 
der  Tür.     Vor  dem  Hause    bewirtet  Abraham  die  ilrei   Engel. 

Pergament  auf  Eichenholz;    h.  0,11;  br.  0,21.    —    Zuerst  im  Kunstkauimer 
Inventar  von  1640.  —  Vergleiche   die  Vorbemerkungen.  —  Phot.  Brnckm. 

827  VI.  David  und  Abigail.  1.  Buch  Sani.  25,  v,  23—24.  — 
21  c  Reiche  Hügellandschaft.  Vorn  links  und  rechts  hohe,  schwarz- 
stämmige,  grüne  Bäume.  Rechts  zieht  das  Gefolge  Abigail's 
herauf.  Links  hält  David  an  der  Spitze  seines  Kriegsvolks 
und  bietet  Abigail  ihm  knieend  ihre  mitgebrachten  Hans  pol 
Schätze  an.     Bezeichnet  links  unten:  .».5  87 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  br.  0,21%.  —  Zuerst  im  Kunstkammer 
Inventar  von  1G10.  —  Vergleiche  die  Vorbemerkungen. 

828  VII.   Jakob's  Traum.    Breites,  reich  bewässertes,  von  Bergen 
21  c   begrenztes  Tal.     In    der    Mitte   ein  Baum,    unter  dem  Jakob 

schlummert.  Links  die  Himmelsleiter,  auf  der  die  zum  Teil 
in  Goldgewänder  gehüllten  Engel  herabsteigen. 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  br.  0,21%.  —  Schon  im  Kunstkammer- 
Inventar  von  1587.  —  Vergleiche  die  Vorbemerkungen. 

829  VIII.    Meleager  und  Atalante.  Romantische  Berg-  und  Felsen- 

21  c   landschaft.     Rechts  im  Mittelgrunde  die  Eberjagd.     Links  vom 
sitzt  Atalante  unter  einem  Baume.    Meleager  setzt  einen  Fuss 
auf  den  Rumpf  des  erlegten  Ebers  und  übergibt  ihr      \sol 
dessen  Haupt.     Bez.  u.   i.  d.   M. :  T8° 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  br.  0.21%.  —  Schon  im  Kunstkammer- 
Inventar  von  1687.   —    Vergleiche  die  Vorbemerkungen. 

830  IX.   Moses  mit  den  Töchtern  Raguel's  (Jethro's)  am  Brunnen. 
21  c    2.  Buch  Mosis  Kap.  2.  v.  Kl  — 17.   —    Reiche  Hügel  landschaft. 

Vorn  links  siud  die  sieben  Töchter  Raguel's  (nach  anderen 
Enkelinnen  Raguel's,  Töchter  Jethro's)  mit  ihren  Schafen  um 
den    Brunnen    gruppiert.      Links    steht    der  junge  Moses,  aus 


A.    Vlämische  Schule.     XVI.  Jahrhundert 


275 


dessen  Stirn  schon  die  Flaramenhörner  spriessen.  Rechts 
ziehen  die  von  ihm  vertriebenen  Störenfriede  davon. 

Pergament  auf  Eichenholz;  h.  0,14;  hr.  0,21%.  —  Schon  im  Kunstkammer- 
Inventar  von  1587.  —  Vgl.  die  Vorbemerkungen. 

Joachim  Beukelaar 

Wurde  1559  Meister  der  Gilde  seiner  Vaterstadt  Antwerpen, 
starb  hier  nach  1575.  Schüler  des  Pieter  Aertsen  in  Antwerpen. 

Die  vier  Evangelisten.    In  stattlicher  Renaissancehalle  sitzt    831 
links  Matthäus    mit    dem  Engel,    sitzt  rechts  Lukas  mit  dem  (119) 
Ochsen,  beugt  Johannes,  mit  dem  Adler  über  sich,      ^> 
sich  zwischen    beiden  herüber,    steht  Markus  mit 
dem  Löwen  neben  sich,  die  Linke  erhebend,  hinter 
Lukas.    Oben  in  der  Mitte  schwebt  die  Taube  des 
heiligen  Geistes.  Bezeichnet  auf  rotem  Buchdeckel: 

Oben  links  die  Jahreszahl  1567. 

Eichenholz;  h.  1,3772  ;  hr.  1,29.  —  Ans  der  alten  Kunstkammer.  Inv.  1722, 
A  1,  als  'Balthasar«  I verderbt  ans  Beukelaar).  Dass  es  in  der  Tat  von  letzterem 
herrührt,  beweist  nicht  nur  seine  stilistische  Ueberemstinimung  mit  den  übrigen 
Bildern  des  Heisters,  sondern  wird  einerseits  durch  K.  v.  Mander,  der  von  einer 
lebensgrossen  Darstellung  der  vier  Evangelisten  durch  Beukelaar  berichtet  (Ed.  1764, 
I  p.  211).  andererseits  durch  das  von  Mas  Lehrs  auf  unserem  Bilde  entdeckte 
Monogramm  dieses  Meisters  bestätigt.  Yergl.  auch  Woltui.  und  Woerm.  in,  S.  62 
nnd  65.  —  Phot.  Braun  XII.  26  ;  Tamme ;  Bruckm. 

Martin  Van  Valckenborch 

Geb.  zu  Mecheln  1542.  Todesjahr  unbekannt.  Jüngerer 
Bruder  des  Lucas  Van  Valckenborch.  Martin  trat  1559  der 
Mechelner,  1564  der  Antwerpener  Gilde  bei.  Später  zog  er 
nach  Deutschland. 

Der  Turmbau  zu  Babel.    Aus  der  weiten,  von   überbrückten    832 
Wasserarmen  durchströmten  Stadt  erhebt  sich  in   15  Terrassen  (899) 


pyramidenförmig  der  mächtige 
Turm.  Vorn  links  Schmieden 
und  andere  Werkstätten.  Vorn 
rechts  Steinhauer  bei  ihrer  Ar- 
beit. Dem  Könige  im  Turban 
trägt  ein  Sklave  die  Schleppe, 
hält  ein  anderer  den  Sonnen- 
schirm. Bezeichnet  unten  in 
der  Mitte: 


-MARTIN    VAN 

VALCKENBORCH 

F£CT  TjT 
INVENTOU 

vv 

10* 


P  4 


18* 


876     Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhundeits 

Eichenholz;    b.  0,76%;    br.  1,05%.  —    1(5911   durch    Samuel  Bottschild,   1700 
zur  h'uiistkammer,  nach  1741  zur  Galerie.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Frans  Pourbus  d.  ä. 

Geb.  zu  Brügge  1545,  gest.  zu  Antwerpen  den  19.  September 
1581.  Sohn  und  Schüler  des  Peter  Pourbus.  seit  15G2 
Schüler  des  Frans  Floris  in  Antwerpen.  1559  Meister  in 
Antwerpen  und  Brügge. 

833  Bildnis  einer  ältlichen  Dame.     Kniestück    nach    links  auf 

(840)  dunkelgrauem  Grunde.  Die  Dame  im  Lehnstuhl  hält  ihr  Hünd- 
21  a    chen  im  Arm.     Sie    trägt   ein  schwarzes 

Kleid,  eine  weisse  Haube  und  eine  goldene 

Gürtelkette.     Bezeichnet  unten  rechts: 


568 


Eichenholz;  h.  0,79;  br.  0,547s-  —  1742  durch 
Riedel  aus  Prag  (als  N.  3171).  Die  Urheberschaft 
des  F.  Pourbus  von  H.  mit  Unrecht  bezweifelt.  Das 
Bild  ist  als  frühes  datiertes  Werk  des  Meisters  von 
Bedeutung.  —  Phot.  Braun  II,  26;  Phot.  Geg.; 
Tamme ;  Bruckm. 


FP 


Art  Frans  Pourbus  des  älteren 

834  Weibliches  Bildnis.  Halbfigur  nach  links  auf  grauem  Grunde. 

(1894)  Die  Dame  in  weisser  Haube  und  schwarzem  Kleide  mit  roten 

21  b     Aermeln  und  goldener  Gürtelkette  legt  ihre  Hände  ineinander. 

Eichenholz;  h.  0,69;  br.  0,54%.  —  luv.  1722,  A  104;  schon  1707  aus  der 
Kunstkammer  (Hh  S.  287);  im  Inv.  1722  als  Original  Holbein's,  mit  dem  Zusätze 
>-D.  Lutheri  Catharina  von  Suhm  Contref.'.  woraus  im  Inv.  1754  •  Catharina  von 
Bobren«  und  im  -Abrege«  von  1782  (immer  noch  als  Original  Holbein's)  »Catherine 
de  Bohra,  epouse  de  Martin  Luther«  wurde.  —  Das  Bild  stellt,  wie  schon  H.  ge- 
sehen, weder  Luther's  Gattin  dar,  noch  ist  es  von  Holbein  gemalt.  Seine  Ver- 
wandtschaft mit  dem  vorigen  Bilde  ist  augenfällig.  So  auch  Scheibler,  Dr.  Not. 
Nach  Frimme!  »fast  sicher  Lndger  tom  Ring« ;  hiervon  können  wir  uns  nicht  über- 
zeugen. —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Art  der  Pourbus 

835  Bild   eines  Geharnischten.      Halbfigur    ohne    Hände    nach 

(841)  rechts  vor  rotem,   links  emporgezogenem  Vorhang.     Spärliches 
P  11    blondes  Haupthaar,  kurz  geschnittener  Kinn-  und  Schnurrbart; 
blaue  Augen.     Reich  mit  Gold  gemusterter  Harnisch. 

Leinwand;  h.  0.95;  br.  0,73%.  —  1855  durch  den  sächsischen  Gesandten  in 
Spanien,  von  Könneritz,  aus  Madrid.  —  Nach  Waagen.  Bemerkungen,  S.  34,  wohl 
von  dem  jüngeren  Frans  Pourbus  (1569 — 1622).     So    auch    H.  Hymans,  der  in  dem 


A    Vlämische  Schule.    XVI.  Jahrhundert         277 

Dargestellten  Vincenzo  Gonzaga  von  Jlantua  erkennen  möchte.  Genau  dasselbe  Bild 
befand  sieh  als  M.  J.  Miereveit  in  der  Sammlung  des  Conte  Cernazai,  die  im  Oktober 
1900  in  Mailand  verkauft  wurde.  —  Phot.  Bruekm. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne   Hände    nach    rechts    836 
auf  dunkelgrauem  Grunde.    Eotblondes  Haupthaar,  kurzer  Bart.   (842) 
Schwarzer  Bock  und  weisse  Halskrause.  P  5 

Eichenholz ;  h.  0,44V2  i  br.  0,34.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung. 

Weibliches    Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    nach    links    837 
auf    grauem    Grunde.      Schwarzes    Kleid,    weisse   Halskrause,  (843) 
weisse  Haube.  P  5 

Eichenholz;  h.  0,46^;  br-  0,34%.  —  1857  aus  Steinla's  Sammlung. 

Unbestimmte  niederländische  Meister 

XVI.  Jahrhundert 

Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne    Hände    nach   rechts  838 

auf   dunkelblaugrauem  Grunde.     Dunkelblonder    Vollbart    und  (1890) 
graublaue    Augen.      Pelzmantel    und    schwarze    Kappe.      Am     P  4 
Halse  ein  Stück  der  roten  Unterkleidung. 

Eichenholz;  h.  0,41;  br.  0,34%.  —  Inv.  1722,  A  1153,  als  Original  von  Hans 
Holbein ;  und  so  noch  bei  H.  —  Die  neuere  Holbeinforsehung  hat  den  Namen  dieses 
Meisters  für  unser  vortreffliches  Bild,  das  eine  ausgezeichnete  niederländische  Hand 
verrät,  jedoch  mit  Recht  längst  abgelehnt.  Dass  nach  Maassgabe  des  bekannten 
Bildnisses  des  Falkenjägers  von  Franz  Floris  im  Braunschweiger  Museum  dieser 
Meister  es  gemalt  habe,  wie  wiederholt  von  Kennern  behauptet  worden,  erscheint 
dem  Verfasser  auch  nach  wiederholtem  Vergleiche  der  beiden  Bilder  nicht  wahr- 
scheinlich. —  Phot.  Braun  XII,  25;  Tamme;  Bruekm. 

Männliches  Bildnis.     Halbfigur    nach    links    auf  braunem   838  A 
Grunde.     Der    gelehrte  Herr   trägt   eine  schwarze  Kappe  und  (1901) 
einen  schwarzen  Pelzrock.    Er  sitzt  an  einem  Tische,  auf  dem      O  3 
seine  Hände  ruhen.     In    der  Rechten    hält    er    eine    der    vor 
ihm  liegenden  Münzen;  weiter  zurück  liegen  Bücher.  > 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0.58.  —  Kat.  1887  u.  1882  als  N.  1906.  —  Herkunft 
unbekannt.  Das  Bild  scheint  uns  ungefähr  der  Richtung  des  Nie.  Neufchatel,  eines 
Niederländers,  der  seit  1561  in  Nürnberg  tätig  war,  anzugehören.  Nach  Friedländer 
vielleicht  Kopie  nach  einem  Meister  wie  Joos  van  Cleve.  —  Phot.  Bruekm. 

Christus  und  die  Kinder.     Mit    der   Rechten    umfasst   der   838  B 
Heiland  einen  Knaben  im  gelben  Röckchen,    der  sich  an  sein  Plaueni,v- 
Knie  lehnt.     Männer  und  Frauen  mit  Kindern  umringen  ihn. 
Vorn  ein  weisses  Hündchen. 

Eichenholz;  h.  1,00;  br.  1,62.  —  Im  Kat.  1892  als  N.  2189  B.  —  1892  als 
Vermächtnis  des  Ehepaares  Kestner  in  Dresden.  Vergl.  die  Angaben  zu  N.  51  A.  — 
1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 


278     Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 


838  C 

(615) 

Chemnitz 


838  D 

(616) 

Chemnitz 


Bildnis  Philipp's  des  Schönen.  Brustbild  ohne  Hände  nach 
rechts  auf  schwarzem  Grunde.  Er  trägt  langes  Haar,  keinen 
Bart,  eine  reiche  Goldstoffkleidung  und  eine  goldene  Krone. 

Eichenholz;  h.  6,31%;  br.  0,20.  —  Früher  als  N.  69.  —  1866  mit  dem  fol- 
genden, seinem  Gegenstück,  aus  dem  Nachlasse  von  Ungern-Sternberg.  Die  Bilder 
wurden  1  >oi  H.  fragoweiso  dem  Neapolitaner  Antonio  de  Solario  zugeschrieben.  Den 
Charakter  einer  bestimmten  Schule  tragen  die  schwachen  Bilder  jedoch  kaum.  Nach 
Maassgabe  von  zwei  altniederläudischen  Gemälden  im  Brasseler  Museum,  die  Philipp 
den  Schonen  und  seine  Gemahlin  Johanna  dio  Wahnsinnige  darstellen,  sowie  nach 
Stichen,  stellt  das  Gegenstück  sicher  Johanna  dio  Wahnsinnige,  dieses  männliche 
Bildnis  aber  nicht  ebenso  sicher  ihren  Gatten  dar.  Gütige  Mitteilungen  von  Dr.  Gust* 
Ludwig  und  Dr.  Theod.  Gottlieb.  Indessen  erscheint  os  ausgeschlossen,  dass  nicht 
ein  Ehepaar  dargestellt  sei.  —  P.I02  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz.  —  I'hot.  Tamme- 

Bildnis  Johanna  der  Wahnsinnigen.  Brustbild  nach  links 
auf  schwarzem  Grunde.  Die  Hände  sind  vorn  ineinander- 
gelegt.  Braunes  Kleid  mit  goldener  Stickerei;  grosse  schwarze 
Haube  mit  Goldbesatz. 

Eichenholz;  h.  0,32;  br.  0,20.  Bisher  als  N.  70.  —  1856  mit  dem  vorigen, 
seinem  Gegenstück,  aus  dem  Nacblass  von  Ungern-Sternberg.  Vergl.  alle  Bemerkungen 
znm  vorigen.  —   1902  an  die  Kunsthiitte  in  Chemnitz.  —  Phot.  Tamme. 


B.    Die  holländische  Schule 


„Waagen's  Jan  Mostert" 

Jan  Mostert  wurde  geboren  um  1470  zu  Haarlem;  nachweisbar 
tätig  daselbst  1500  bis  1549.  1500  nach  Hoprn  über- 
gesiedelt. Gest.  1555  oder  1556.  Nach  G.  van  Loo  (Hulin), 
Catalogue  critique  de  l'Expositiou  de  Bruges  1002  (Gent  1902, 
]).  LXII1—  LXV1I),  wäre  Waagen's  Jan  Mostert«  kein  anderer  als 
Adriaen  Ysenbrant,  ein  Nachfolger  Ger.  Davids,  der  1510  Meister 
der  Gilde  zu  Brügge  wurde  und  im  Juli  1551  daselbst  starb. 

839  Die  heil.  Magdalena.     Halbtigur  nach  rechts    auf  grünem 

(1853)   Grunde.     Hie  trägt   ein    schwarzes  Kleid    und    eine    schwarze 
21  b     Mütze;  mit  beiden  Händen  halt  sie  das  goldne  Salbgefass. 

Eichenholz;  h.  0,34%  ;  br.  0,24%.  —  Zuerst  als     unbekannt«  im  Katalog  von 
1843.  So  auch    noch  bei  H.  —   Schon    von  Waagen    (Bemerkungen    S.  4H)    dem 

Mostert  zugeschrieben.  Dass  die  Bilder,  die  Waagen  auf  Jan  Mostert  zurückführte 
(vgl.  Woltm.  und  Woi-rm  ,  II.  S.  530).  nicht  von  diesem  Meister  herrührton,  war 
neuerdings  schon  anerkannt.  Das  unser  Bild  von  "Waagen's  Mostort  herrührt, 
ist  sicher.  So  auch  Scheibler,  Dr.  Not.  Vgl.  Gust.  Glück  in  der  Zeitschr.  i.  b.  K. 
18%  VII.  S.  265-272.  —  Fhot.  Tamme;  Bruckm. 


ß.   Holländische  Schule.    XVI.  Jahrhundert       279 

Unbestimmte  holländische  Meister  gegen  1500 

Heilige  Familie  im  Gemache.     Maria    thront,    leicht    nach     840 
links  gewandt,  in  einem  kapellenartigen  Räume.     Sie  trägt  eine  (1837) 
Krone    auf   dem  Haupte    und    hält    das    auf   ihrem    Schoosse     21  a 
stehende    Christkind    fest.      Links    sitzt    die    heil.    Anna  und 
reicht  dem  Kinde  eine  Birne.      Rechts    im   Hintergrunde    der 
heil.  Joachim  und  der  heil.  Josef.     Links   an    der    Bank    ein 
Zeichen,  das  von  einigen  für  ein   Monogramm   gehalten    wird. 

Eichenholz;  h.  0,65V2  5  br.  0,48. —Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1603  und 
im  Inv.  1754,  II  137,  als  »Van  Eyek«.  Seit  dem  Katalog  von  1846  als  »Schule  des 
Van  Eyck«.  Waagen,  Bemerkungen,  S.  36 — 37,  wollte  sogar  die  Hand  eines  be- 
stimmten Schülers  Van  Eyck's,  des  Petrus  Christus,  in  dem  Bilde  erkennen.  Crowe 
und  Cav.,  E.  Fl.  P2,  p.  125,  gingen  mit  Recht  nicht  so  weit;  sie  sagten  nur: 
„perhaps  by  a  discipile  of  the  Van  Eyck's."  Uns  scheint  der  Meister  eher  holländisch 
als  vlämisch  zu  sein.  So  auch  Seheibler,  Dr.  N.  Doch  mag  es  noch  dem  vollen 
15.  Jahrhundert  angehören.  Vgl.  Seidlitz  im  Rep.  XVI S.  378.  —  Phot.  Braun  VTI,  22 ; 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Ein  Flügelaltar.     I.    Das  Mittelbild.    Die  Gefangennahme     84 1 
Christi.     Es    ist    Nacht.     Die  Mondsichel    steht   am  Himmel.   (1840) 
Links  im  Hintergrunde  kniet  Christus  betend  am  Oelberg.    Vorn      P  2 
in  der  Mitte  gibt  Judas  ihm   den  Verräterkuss.      Vorn  rechts 
nahen  die    Kriegsknechte    mit   Fackeln    und    Spiessen.     Links 
vorn  haut  Petrus  dem  Malchus  das  Ohr  ab. 

LT.  Die  Flügel bilder.  1.  Die  Innenseiten,  a)  Der  linke 
Flügel,  Engel  mit  den  Leidensgeräten  Christi,  nach  rechts  ge- 
wandt. Von  den  beiden  vorderen  Engeln  trägt  der  eine  die 
Dornenkrone  und  die  Fackel,  der  andere  die  Geisselsäule.  — 
b)  Der  rechte  Flügel.  Engel  mit  den  Leidensgeräten  Christi, 
nach  links  gewandt.  Von  den  beiden  vorderen  Engeln  trägt 
der  eine  eine  Kerze,  der  andere  das  Kreuz.  —  2.  Die 
Aussenseiten.  a)  der  linke  Flügel.  Die  heil.  Katharina,  von 
vorn  gesehen,  auf  braunem  Grunde.  Krone,  Buch,  Schwert, 
Rad.  —  b)  Der  rechte  Flügel.  Die  heil.  Barbara,  von  vorn 
gesehen,  auf  braunem  Grunde.     Krone  und  Kelch. 

Eichenholz;  h.  1,73;  br.  Mittelbild  1,11;  die  Flügel  je  0,48.  —  Am  7.  Nov. 
1687  durch  Bottschild  aus  der  Schlosskirche  zu  Wittenberg  zur  Kunstkammer.  Hh. 
S.  281.  Damals  Lukas  van  Leyden  zugeschrieben.  Vergl.  auch  Distel,  Zeitschrift 
für  Museologie  1884,  S.  157.  Das  Mittelbild  im  Inv.  1722,  B.  244.  Das  Werk 
wird,  wie  Ed.  Flechsig  uns  gütigst  nachgewiesen ,  in  älteren  Schriften  seit  1604 
als  in  der  Schlosskirche  zu  Wittenberg  befindlich  eingehend  besehrieben.  —  Die 
Flügelbilder   waren  1687   mit  in   die  Kunstkammer   gekommen,    denn  sie  gelangten 


280     Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 


laut  ihren  Inventarnummern  (2338  und  2339)  1733  aus  der  Kunstkammer  zur 
Galerie  (Inv.  8°,  fol.  405).  Später  geriet  es  in  Vergessenheit,  dass  sie  zu  dem 
Mittelbilde  gehörten ;  sie  wurden  veräussert.  Herr  Hofrat  Gustav  Müller  entdeckte 
sie  1874  im  »gothischen  Hause  <  zu  Wörlitz,  worauf  sie  1876  durch  Austausch  in  die 
Dresdner  Galerie  zurückgebracht  wurden.  —  Der  Meister  des  Mittelbildcs  und  der 
Innenseiten  der  Flügel  (die  Aussenseiten,  die  augenscheinlich,  während  das  Werk  in 
Wittenberg  war,  bemalt  wurden,  sind  übermalte  deutsche  Bilder  des  XVI.  Jahr- 
hunderts) galt  im  Inv.  1722  als  >unbekannt«.  Hei  H.  richtig  als  -altniederländischt, 
m'.t  Unrecht  als  Schule  der  Van  Eyck«.  Scheibler,  Dr.  N.,  hielt  es  für  ein  Werk 
des  alten  Haarlemer  Malers  Geeitgen  van  St.  Jans,  dessen  einziges  beglaubigtes  Werk 
sich  in  der  Kaiser!.  Galerie  zu  Wien  befindet.  Ein  erneuter  Vergleich  mit  diesem 
Bilde  hat  uns  von  dieser  Ansicht  jedoch  nicht  überzeugt.  Rob.  Brück  hielt  es  für 
ein  Jagendwerk  des  Jan  Gossaert,  gen.  Mabuse;  vgl.  Bruck's  »Friedrich  der  Weise 
als  Förderer  der  Kunst«,  Strasburg  1903,  S.  13G  ff.  Dass  es  von  dem  damals  in 
Wittenberg  tätigen  niederländischen  Meister  Jan  herrührt,  bat  Brück  in  der  Tat 
wahrscheinlich  gemacht;  dass  dieser  aber  nicht  Jan  Gossaert  gen.  Mabuse  sein  kann, 
beweist  gerade  der  Vergleich  unseres  Bildes  mit  den  viel  eindringlicher  behandelten 
Jugendwerken  Mabuse's  in  der  Berliner  Galerie  und  in  Castle  Howard.  —  Auf  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  1904  wurde  unser  Bild  mit  dem  grossen  Altar  des 
Jan  Joest  van  Kaikar  konfrontiert.  Zu  diesem  Meister  Hessen  sich  einige  Be- 
ziehungen feststellen,  die  jedoch  auch  nicht  genügten,  die  gleiche  Hand  in  beiden 
Werken  zu  erkennon.  —  Phot.  Braun  XIV,   19  und  XV,   19;  Tamme;  Bruckm. 

842  Ein  Mann   mit  drei  Pfeilen.      Brust- 

(185G)  bild  nach  liuks  auf  olivgrünem  Grunde. 

Q  1      Schwarze  Kappe,  blonde  Locken,  kurzer 

blonder  Bart;  die  Pfeile  in  der  Linken. 

Bez.  1.  o.  (verkleinert): 

Eichenholz;  h.  0,36;  br.  0,30^.  Am  21.  Nov. 
1676  zur  Kunstkammer  (vgl.  Hh.  S.  276),  «ach  1741 
zur  Galerie.  —  Der  Namenszug  ist  wahrscheinlich 
nicht  derjenige  des  Künstlers,  sondern  des  Bestellers. 
Aehnlich  verschlungen  sind  die  Buchstaben  J.  K.  auf 
dem  Bildnisse  Jörg  Ketzler's  von  der  Hand  des  um 
1546  gest.  Nürnberger  Meisters  Jakob  Eisner  in  der 
Augsburger  Galerie  N.  670.  —  Seidlitz  hat  die  Frage  angeregt,  ob  unser  Bild  nicht 
von  demselben  Meister  Elsner  herrühre  Rob.  Brück  hat  diese  Frage  im  Jahrb.  K. 
IV.  K  S.  1903  (XXIV,  S.  302-317)  bejaht.  Uns  hat  gerade  Bruck's  Zusammen- 
stellung der  Photographien  an  dieser  Stelle  so  wenig  davon  überzeugt,  wie  ein  er- 
neuter Vergleich  mit  Elsner's  Augsburger  Bild.  Unser  Bild  ist  viol  roher  und 
schematischer  durchgeführt.  Es  könnte  höchstens  eine  niederdeutsche  Kopie  nach 
einem  Bilde  Elsner's  sein.  -  Ein  gleiches  Bild  nach  Frimniel  K.  Chr.  1897  S.  199 
in  der  Galerie  Czartoryski  in  Prag.  —    Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Cornelis  Engelbrechtsen  (Engebrechtszoon) 

Geb.  angeblich  1468  zu  Leiden;  gest.  daselbst  1533.    Lehrer 


B.    Holländische  Schule.    XVI.  Jahrhundert       281 

Lukas  van  Leyden's  (1494 — 1533).  Begründer  der  Leidener 
Schule  des  XVI.  Jahrhunderts.     Tätig  zu  Leiden. 

Die  Versuchung  des  heil.  Antonius.     Der   heil.   Einsiedler,     843 
neben  dem  Buch  und  Glocke    auf   der  Felsbank    liegen,   sitzt  (1852) 
unter  einem  Baume  und  betet  seinen  Rosenkranz,  ohne  zu  der     21  a 
Verführerin  aufzuschauen,  die,  mit  einem  Kelch  in  der  Rechten, 
einem  Szepter  in  der  Linken,  rechts  vor  ihm  steht. 

Eichenholz;  rund;  h.  n.  br.  0,24%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817,  als  Ori- 
ginal des  Lucas  Van  Leyden.  So  auch  noch  hei  H.  In  den  Katalogen  von  1887 
und  1892  nur  als  Kopie  nach  Lucas  Van  Leyden.  So  auch  Scheibler,  Dr.  Not.  — 
Von  Seidlitz  im  Rep.  XVI  378  dem  Meister  selbst  zurückgegeben.  Dagegen  von 
Friedländer  (mündlich)  und  von  Franz  Dülberg  (Die  Leydener  Malerschule,  Dissertation, 
Berlin  1899  S.  75)  entschieden  für  Cornelis  Engelbrechtsen  in  Anspruch  genommen. 
—  Ein  erneuter  Vergleich  mit  den  Bildern  dieses  Meisters  in  Leiden  (1907)  hat 
uns,  wenn  auch  nicht  von  der  zweifellosen  Richtigkeit,  so  doch  von  der  Möglichkeit 
dieser  Zuschreibung  überzeugt,  die  wir  daher  versuchsweise  annehmen.  Verwandt 
ist  die  Komposition  des  Stiches  Bartsch  117  von  Lucas  van  Leyden.  —  Phot. 
Braun ;  Bruckm. 

Jan  Van  Scorel  (Schoorle) 

Geb.  zu  Schoorl  (damals  Scorel)  bei  Alkmaar  den  1.  August 
1495,  gest.  zu  Utrecht  den  6.  Dezember  1562.  Schüler  des 
Willem  Cornelisz  zu  Haarlem,  des  Jac.  Cornelisz  zu  Amster- 
dam, des  Jan  Mabuse  zu  Utrecht.  Er  reiste  in  Deutschland 
und  Oesterreich.  In  Rom  (1522  —  23)  stark  von  der  römischen 
Schule  beeinflusst.     Seit  1524  hauptsächlich  m  Utrecht. 

David,  Goliath  tötend.     Der  Riese    ist  vorn   in  der  Mitte  844 
zu  Boden  gestürzt.     Links  beugt  sich  David  über  ihn,  um  ihm  (65) 
das    Haupt    abzuschneiden.     Im    Hintergrunde    Handgemenge.    Q  3 
Rechts  Schlachtmusik.   Im  Mittelgrunde  rechts  zwei  grosse  Laub- 
bäume.    Im  Hintergrunde  phantastische    hohe    blaue   Gebirge. 

Eichenholz;  b.  1,08%;  br.  1,55%.  —  Inv.  1722,  B  1177,  als  »Maniere  de 
Raphael«.  In  den  früheren  Katalogen  als  Werk  Angelo  Bronzino's.  Als  Werk 
Scorel's  erkannt  von  Scheibler,  Justi,  Bode  (vergl.  den  Artikel  über  Scorel  im  Jahrb. 
des  Pr.  K.-S.  II,  1881,  S.  212) ;  in  der  Tat  durch  die  Bilder  des  Meisters  in 
Amsterdam,  Harlem  und  Bonn  als  solches  beglaubigt.  Das  Bild  gehört  der  späteren 
Entwicklung  des  Meisters  an.  —  Phot.  Braun  X,  23;  Tainme;  Bruckm. 

Art  des  Pieter  Aertsen 

Geu.  de  lange  Pier.  Geb.  zu  Amsterdam  (?)  1507  oder  1508, 
begraben  daselbst  den  3.  Juni  1575;  Schüler  des  Allaert 
Claesz  zu  Amsterdam;  1535  Meister,  1542  Bürger  zu  Ant- 
werpen, aber  1556   wieder  in  Amsterdam. 


2S2      Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

845  Die  Kreuztragung  Christi.     Der  Zug  bewegt  sich  von  links 

(796)  nach  rechts.  Rechts  im  Mittelgrunde  erhebt  sich  der  schwarz- 
P  1  umwölkte  Kalvarienberg.  Links  steht  die  Sonne  blutrot  am 
Himmel.  Vorn  in  der  Mitte  bricht  Christus  unter  der  Last 
des  Kreuzes  zusammen.  Die  heil.  Veronika  reicht  ihm  ihr 
Tuch.  Einer  der  Schacher  wird  vorn  rechts  auf  einem  Karren 
gefahren,  der  andere  folgt  zu  Fuss.  Ganz  links  halten  drei  Ge- 
harnischte einen  Landmann  an,  wohl  den   Simon  von  Kyrene. 

Eichenholz;  h.  0,86;  br.  1,59V2.  —  Inv.  1754,  II  639,  als  »Floris«;  so  auch 
noch  bei  H.  —  Dass  wir  recht  haben,  es  zu  Aertsen  in  Beziehung  zu  setzen,  beweisen 
z.  B.  dessen  »Kreuztragung«  im  Berliner  und  Kreuzigung«  im  Antwerpener  Mu- 
seum. So  zuerst  Scheibler,  Dr.  Not.  Nachdem  der  Verfasser  jüngst  die  Bilder  des 
Braunsehweiger  Monogrammisten  und  Bilder  Hemmessens,  denen  geschätzte  Kenner 
unser  Bild  glauben  zuschreiben  zu  können,  mit  echten  Bildern  Aertsen's  in  ver- 
schiedenen Sammlungen  verglichen,  hält  er  seine  bisherige  Ansicht  aufrecht.  — 
Phot.  Braun ;  Tamme. 

Holländischer  Meister 

1548 

846  Weibliches  Bildnis.     Halbfigur  nach  links  auf  bräunlichem 
(1893)   Grunde.     Die  Dame  in  schwarzem  Kleide  mit  roten  Unterärmeln 

N  1  und  weisser  Haube  fasst  mit  beiden  Händen,  deren  Finger  Ringe 
schmücken,  den  Rosenkranz,  der  von  ihrer  Gürtelkette  herab- 
hängt.    Bez.  oben  links:  .ET ATIS  .  41  .;  rechts:  A°.   1548. 

Eichenholz;  h.  0,80;  br.  0,60.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
Damals  (Inv.  Guarienti  S.  1689)  als  vManiera  di  Holbein«.  Bei  11.  als  »unbekannt  t 
in  der  deutschen  Schule.  Dass  das  Bild  niederländisch  ist,  hat  schon  Bode  (bei 
v.  Zahn  VI,  S.  199)  bemerkt.  Wir  sehen  mit  Scheibler  (Dr.  Not.)  die  Hand  eines 
dem  Heemskerk  verwandten  Holländers  in  ihm.  Seidlitz  denkt,  nach  Maassgabe  des 
l'asseler  Familienporträts  an  Scorel,  dessen  Schüler.  Rep.  XVI  S.  378.  Die  Frage 
ist  immer  noch  nicht  spruchreif.  —  Phot.  Braun  XIII,  20;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme;   Bruckm. 

Antoon  Mor  (Moor,  Moro) 

Geb.  zu  Utrecht  im  ersten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts,  gest. 
zu  Antwerpen  zwischen  1576  und  1578.  Schüler  des  Jan  Van 
Scorel  in  Utrecht.  Auf  vielen  Reisen  (auch  nach  Italien  und 
Spanien)  weitergebildet.  Tätig  zeitweilig  in  Rom  1550,  Madrid, 
Lissabon  1553,  London  1554,  wiederholt  in  Brüssel,  Utrecht 
und  Antwerpen,  wo  er  1547  in  die  Gilde  aufgenommen  wurde. 

847  Bildnis  eines  Utrechter  Canonicus.    Brustbild  fast  von  vorn 
(1174)  auf  blaugrünem  Grunde.      Der   weissbärtige   Herr   trägt   eine 

21  b 


B.    Holländische  Schule.    XVI.  Jahrhundert       283 


schwarze  Mütze,  einen  braunen  Mantel  über  schwarzem  Rocke 
und  das  rote  Kreuz  der  Canonici  von  Utrecht  an  goldner  Kette. 
Seine  beiden  Hände  kommen  rechts   nur   halb  zum  Vorschein. 

Eichenholz;  h.  0,34^;  br.  0,29.  —  Nach  H.  im  luv.  1722;  doch  konnte  das 
Bild  von  uns  zuerst  im  Inv.  1754,  II  393,  als  »Holbein«  nachgewiesen  werden. 
—  An  allen  vier  Seiten  ist  zur  Vergrösserung  des  Bildes  ein  etwa  20  cm  breiter 
Streifen  angesetzt.  —  Die  Inschrift  auf  der  Bückseite,  die  es  als  ein  Werk  des 
»A.  Moore«  bezeichnet,  ist  zwar  nicht  echt  alt,  könnte  aber  doch  auf  eine  gute 
Ueberlieferung  zurückgehen.  Jedenfalls  schliesst  das  Bild  sich  dem  Bildnisstil 
Scorel's  noch  so  sehr  an,  dass  es,  wenn  es  von  Mor  herrührt,  ein  frühes  Jugendbild 
des  Meisters  sein  muss.  —  Scheibler  (Dr.  Not.)  hält  es  sogar  für  wahrscheinlicher, 
dass  es  noch  ein  Bild  des  Scorel  selbst  sei.  —  Phot.  Braun  XI,  17 ;  Phot.  Ges. ; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Männliches  Bildnis.    Kniestück  halb  nach  rechts  auf  grauem  847  A 
Grunde.     Bart  und  Haar    sind    dunkel   und  kurz  geschnitten.    (292) 
Der  Herr  trägt  über  weissseidenem  Unterwamms,  dem  die  sieht-     J  1 
baren  Aermel    angehören,    einen    schwarzen    Rock.     Die  linke 
Hand  legt  er  rechts  auf  den  Tisch,  die  Rechte  stemmt  er  in 
die  Seite.     Oben  links  die  Jahreszahl  1557. 

Leinwand,  später  auf  Eichenholz  geklebt ;  h.  1,10;  br.  0,78.  Kat.  1887  :  N.  207.  — 
Inv.  1754,  I  252,  als  Moroni.  Die  Urheberschaft  dieses  Meisters,  Giovanni  Battista 
Moroni's  von  Bergamo  (1525 — 1578),  wurde  noch  von  Lerin.  1.  Aufl.  S.  207 — 208  aus- 
drücklich anerkannt.  Daher  wagten  auch  wir  in  der  ersten  Auflage  dieses  Katalogs 
noch  nicht,  unseren  Bedenken  gegen  sie  Ausdruck  zu  geben,  obgleich  z.  B.  Bode 
schon  längst  behauptet  hatte,  A.  Moro,  nicht  aber  G.  ß.  Moroni,  habe  das  Bild  ge- 
malt. Seit  Morelli  (Lerm.  2.  Aufl.  S.  306)  seine  vormalige  Ansicht  mit  grossem  Nach- 
druck zurückgenommen  und  das  Bild  für  entschieden  niederländischen  Ursprungs 
erklärt  hat,  haben  erneute  Vergleiche  mit  anerkannten  Bildern  des  Ant.  Moro,  z.  B. 
in  der  kaiserl.  Galerie  zu  Wien,  uns  überzeugt,  dass  Bode  recht  hatte,  das  Bild 
diesem  Meister  zuzusehreiben.  Es  ist  ein  reifes  Bild  der  mittleren  Zeit  Moro's.  — 
Phot.  Braun  TU,  11;  Tamme;  Bruckm. 

Männliches  Bildnis.     Halbfigur    nach    rechts   auf  dunklem     848 
Grunde.     Aeltlicher    Herr    mit    ergrauendem    Haupthaar    und  (1903) 
kurz  geschnittenem  blonden  Vollbart.     Schwarze  Kappe,  weisse     21  b 
Halskrause,    mit    braunem    Pelz    besetzter  Mantel   und  grosse 
Fingerringe.     In    beiden    Händen    seine   braunen  Handschuhe. 

Eichenholz;  h.  0,73;  br.  0,54}^.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  232  als 
»liolbein  il  vecchio«.  Das  ausgezeichnete  Bild  ist  jedoch  niederländischen  Ursprungs 
und  steht  dem  Ant.  Mor  so  nahe,  dass  uns  die  Urheberschaft  dieses  Meisters  wahr- 
scheinlich erscheint.  So  zuerst  Scheibler  (Dr.  Not.).  Spätere  Bilder  seiner  Hand, 
wie  vor  allen  Dingen  das  bezeichnete  Bild  N.  354  des  Brüsseler  Museums  stehen 
unserem  Bilde  so  nahe,  dass  uns  kaum  ein  Zweifel  an  der  Urheberschaft  Mor's  mög- 
lich scheint.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 


284     Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

Unbestimmter  holländischer  Meister 

1563 

849  Zwei  Kinder.     Ganze  Figuren,  fast  von  vorn,  auf  dunklem 
(1900)  Grunde.     Das  Mädchen,    zur  Linken,    trägt  ein  Hündchen  im 

P  1  Arm  und  hält  den  kleineren  Knaben  an  der  linken  Hand.  Der 
Knabe  trägt  einen  Korb  PYüchte  in  der  Linken.  Datiert  links 
in  der  Mitte:  An0.  1563. 

Eichenholz;  h.  1,20;  br.  0,88.  —  1727  durch  Leplat.  Damals  als  Manier 
HolbeiuV'.  Bei  K.  frageweise  dem  Augsburger  Maler  Ch.  Amberger  (1530  Mitglied 
der  Zunft,  gest.  L561  oder  151)2  in  Augsburg  i  zugeschrieben,  dessen  Hand  wir  in  dem 
Bilde  nicht  zu  erkennen  vermögen.  Vielmehr  lassen  die  Holzart,  auf  die  es  gemalt, 
die  Tracht  der  dargestellten  Kinder  nnd  die  Malweise  übereinstimmend  einen  nieder- 
ländischen Meister  in  dem  Bilde  erkennen ;  und  zwar  sehen  wir  mit  Scheibler  (Dr. 
Not.)  die  Schulrichtung  des  A.  Mor  (mittlere  Zeitl  in  der  Behandlungsweise.  Der 
Graf  Charles  Cavense  denkt  an  Mor  selbst.  Seidlitz  (Rep.  XVI,  S.  37<li  denkt  eher 
an  die  Art  Frans  Pourbus  des  älteren.  —  I'hot.   Brnckm. 

Cornelis  Cornelisz  van  Haarlem 

Geb.  zu  Haarlem  1562,  gest.  daselbst  den  11.  November  1638. 
Schüler  des  Pieter  Pietersz  zu  Amsterdam  und  des  Gillis  Coignet 
zu  Antwerpen;   1579  in  Frankreich;    seit  1583  in  Haarlem. 

850  Geld  oder  Liebe.  Halbfiguren  auf  dunkelgraugrüneni  Grunde. 
(1177)  Vorn  ein  Tisch.     Links  ein  älterer,  rot  gekleideter  Mann,  der 

Q  2  einen  Geldbeutel  hält;  rechts  ein  junger,  hellrot  gekleideter 
Mann,  dem  sich  das  in  der  Mitte  sitzende  Frauenzimmer  in 
gelbem  Kleide  zuwendet.     Bez.  links  oben: 


Jr' 


*  9   4 


(& 


B.   Holländische  Schule.     XVI.  Jahrhun  >ert       285 

Leinwand;  h.  0,70%;  br.  0,86%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 

Dux.  Bei  H.  wurde  die  Urheberschaft  des  Com.  v.  Haarlem  unbegründeter  Weise 

in  Frage  gestellt.  —  Phot.  Bruckm. 

Venus,  Bacchus  und  Ceres.     Venus    sitzt    links    vorn  am     851 
Felsen  und  streichelt  den  kleinen  Amor,  der  zärtlich  an  ihrer  (1176) 
Schulter  hängt.     Rechts  sitzt,  fast  von  hinten  gesehen,  Ceres  mit      L  2 
dem  Aehrenkranze  und  dem  Füllhorn.     Zwischen   beiden  sitzt 
Bacchus,  bekränzt  und  die  Laute  spielend;  nach  H.  Apollo,  auf 
den  die  Erscheinung  nicht  recht  passt.    Bezeichnet  links  unten: 


)  614  ♦ 


Leinwand;  h.  1,51;  br.  1,84.  —  Im  Juni  1723  von  der  Gräfin  Wrzowecz  in 
Trag.  —  Im  Inv.  1722,  A  1453,  schon  als  Venus,  Bacchus  und  Ceres.  — Phot.  Bruckm. 

Art  des  Cornelis  van  Haarlem 

Der  Sündenfall.    Links  sitzt  Adam,  nach   rechts  gewandt,  852 

unter  dem  Fruchtbaum.     Eva    steht    zwischen    seinen  Knieen,  (1874) 

legt  ihren  rechten  Ann  um  seine  Schulter  und  hält  den  Apfel  17  a 
in  der  gesenkten  linken  Hand.     Landschaftlicher  Hintergrund. 

Kupfer;  h.  0,14;  br.  0,10.  —  War  noch  1741  auf  der  Kunstkammer,  wohin 
es  am  15.  März  1700  gekommen  war.  —  Bei  H.  als  »unbekannte  in  der  deutschen 
Schule.  Indessen  weisen  die  Formensprache  und  die  Farbenbehandlung  unverkennbar 
auf  die  niederländische  Schule  vom  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  hin.  Dass  kein 
anderer,  als  Cornelis  van  Haarlem  der  Urheber  sei,  hat  zuerst  Bode  ausgesprochen, 
dann  Scheibler  (Dr.  Not.)  zugegeben.  Auch  uns  erschien  es  möglich,  wenngleich 
nicht  wahrscheinlich.  So  auch  Seidlitz  im  Rep.  XVI,  S.  378.  —  Links  unten  ein 
undeutliches  Monogramm,  das  sicher  nicht  auf  Cornelis  van  Haarlem  hinweist.  — 
Phot.  Tamme. 

Nach  Cornelis  Cornelisz 

Bildnis  des  Dichters  und  Kupferstechers  Dirck  Volckertszoon     853 
Coornhert  (geb.   1522,    gest.   1590).     Brustbild    ohne    Hände  (1187) 
fast    von    vorn    auf   dunkelgrauem    Grunde.       Schwarzer   Hut.  K^L  Knnst- 
Weisser  Vollbart,  lebhafte  graue  Augen. 

Eichenholz;  h.  0,46^;  br.  0,37J^.  —  Zuerst  im  Inv.  1754,  II  234,  als  »Ano- 
nymus. Seit  dem  »Catalogue«  von  1765  dem  Pieter  Miereveit  gegeben,  der  den 
Dargestellten  jedoch    nicht   mehr    nach  dem  Leben  gemalt  haben  könnte.    Bekannt 


286      Niederländer  des  sechzehnten  Jahrhunderts 

ist  das  mit  dem  unseren  übereinstimmende  Bildnis  des  Coomhert  von  der  Hand  des 
Cornelis  Cornelisz  van  Haarlem  im  Amsterdamer  Museum.  Die  Wiederholung  könnte 
ja  immerhin  von  einem  der  Mierevelt's  herrühren.  Jedenfalls  ist  zu  beachten,  dass 
sieh  im  Xachlass  des  alten  Miereveit,  der  seinen  Sohn  überlebte,  ein  Bildnis  des 
Coomhert  befand.  Vergleiche  H.  Havard,  l'Art  I  1870,  p.  50.  Das  gleiche  Bild 
auch  in  der  Angsbnrger  Galerie.  —  1904  zur  Kftnigl.   Kunstakademie. 

Joachim  Antonisz  Utenwael  (Wttewael,  Uitenwael) 

Geh.  zu  Utrecht  1566;  gest.  daselbst  den  13.  August  103s. 
Durch  Reisen  in  Süd-Europa  ausgebildet;  seit  1592  in  seiner 
Vaterstadt  tätig,  wo  er  Mitglied  der  Gilde  war. 

854  De  Parnass.     In    der   Mitte    einer    Waldlandschaft    sitzt 

(1178)   Apollon  an  einem  Felsen  und  spielt  die  Lever.  Vor  ihm  ruhen 
21  c     die  neun  Musen.     Rechts    vorn    steht  Pallas 

Athene,    am    Himmel    sprengt   Pegasus    ein-  \omh\/a  wen 

her,  und  vorn  in  der  Mitte  liegt,   von  hinten  >/a.l 

gesehen,     die    Nymphe    des    Quells     Hippo-  i_^0  4- 
krene.     Bezeichnet  unten  links: 

Kupfer ;  h.  0,15^;  br.  U,2U}^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835,  —  Phot.  Bruckm. 


IL  Die  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts 

Erste  Hälfte 

Die  vlämisehe  Schule 

A.     Die   Meister   der   Uebergangszeit 
Hieronymus  Francken  (Franck)  I. 

Geb.  zu  Herenthals  1540,  gest.  den  1.  Mai  1610  zu  Paris  als 
»Peintre  du  roi«.  Schüler  erst  seines  Vaters,  dann  des  Frans 
Floris  zu  Antwerpen.  Tätig  schon  1566  in  Fontainebleau. 
später  hauptsächlich  in  Paris.     (Branden,  p.  339—340.) 

Die    Enthauptung  Johannes   des  Täufers.     Links    setzt    de]-    855 
Henker   seinen   Fuss    auf  den    Eücken    des    nackt   am  Boden  (889) 
liegenden  Rumpfes   des  Täufers.     Rechts   überreicht  eine  Alte     P  3 
das  Haupt  auf  einer  Schüssel,  die  ein  Knabe  mit  beiden  Händen 
trägt,  der  Tochter  des  Herodias.     Bezeichnet  unten  links: 


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P 


Kupfer;  h.  0,3872  \  br.  0,3372.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  Wir  lasen 
die  Jahreszahl  bisher  mit  dem  alten  Faesimile  1800.  Nach  nochmaliger  genauester 
Nachprüfung  alier  lesen  wir  mit  unserem  neuen  Faesimile  1609.    —    Phot.  Bruckm. 

Frans  Francken  (Franck)  I. 

C4eb.  zu  Heerenthals  im  Herbste  1542,  gest.  zu  Antwerpen  den 
3.  Oktober  1616.  Bruder  des  vorigen.  Schüler  des  Frans 
Floris  in  Antwerpen.     Tätig  daselbst. 

Christus  auf  dem  Wege  nach  Golgatha.    Grossartige  Land-    856 
schaft.     Schwarz  um  wölkter  Himmel.    Der  Zug  bewegt  sich  von  (880) 
rechts  nach  links.     In  der  Mitte  stürzt  der  Heiland  unter  der    P  3 
Last    seines  Kreuzes    zusammen    und    hält    die    heil.  Veronika 
ihm  ihr  Tuch  entgegen.    Links  vom  Maria.  Johannes  und  die 


288  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

anderen  Frauen.    Rechts  vorn  zwei  Hauptlente  zu  Russe.    Be- 
zeichnet unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,60%;  br.  0,89.  —  Nach  Tl.  aus  der  Kunstkamnier  und  im 
Inv.  1722.  Doch  vermochten  wir  den  Nachweis  nicht  zu  führen.  Auch  findet  es  sich 
noch  nicht  einmal  im  Abrege  von  1782,  vielmehr  zuerst  im  Katalog  von  1843.  —  Ha 
wir  die  Inschrift  Dö  mit  der  überwiegenden  Mehrzahl  aller  Kenner  in  »de  ouile«  d.  h. 
»der  alte«  auflösen  und  die  Jahreszahl  1597  es  unmöglich  macht,  das  Bild  der  Alters- 
zeit seines  Sohnes  Frans  Franckenll.  zuzuschreiben,  der  sich  später  gelegentlich  ebenso 
bezeichnete,  so  halten  wir  es  auch  mit  Kode  (bei  v.  Zahn  VI.  S.  300)  für  erwiesen,  dass 
unser  Bild  ein  Werk  der  ältesten  der  drei  Frans  Francken  sei.    —    Phot.  Bruckm. 

Gillis  van  Coninxloo 

Geb.  den  24.  Januar  1544  zu  Antwerpen,  begraben  zu  Amster- 
dam den  4.  Januar  1607.  Schüler  des  Gillis  Mostaert  und  an- 
derer Meister.  Tätig  anfangs  zu  Antwerpen;  von  1585—1595 
in  Frankenthal,  1595 — 1607  in  Amsterdam.  Begründer  des 
Landschaftsstils,  der  sich  mit  Jan  Brueghel  weit  ins  XVII. 
Jahrhundert  hineinzog.  Vergleiche  Van  Mander,  ed.  Hymaus, 
p.  120,  Woltm.  u.  Woerm.  III,  S.  90  u.  L.  Sponsel  im  Jahrb. 
Pr.  K.,  X  1889  S.  57  ff. 
857  Landschaft  mit  dem  Midas-Urteil.     Reich  gegliederte  Berg- 

(791)  und  Waldlandschaft.  Rechts  im  Mittelgrunde  ein  Wasserfall, 
P  9  links  im  Hintergrunde  ein  Flusstal.  Links  und  rechts  im 
Vordergrunde  hohe  Bäume.  In  der  Mitte 
der  musikalische  Wettstreit  zwischen  Apollon 
und  Marsyas  in  einem  reichen  Kreise  von 
Zuhörern.  Apollon  schlägt  die  Leyer;  der 
bockbeinige  Marsyas  bläst  die  Flöte.  Etwas 
rechts  von  ihnen  ruht  König  Midas,  dem 
bereits  die  Eselsohren  gewachsen  sind.  Be- 
zeichnet rechts  unten: 

Eichenholz;  h.  1,20;  br.  2,04.  —  Inventar  1722,  A  475,  als  »Golzius  und 
Brueghel«  aus  der  Konstkammer,  wo  es  schon  1707  nachweisbar  ist.  (Uli. 
S.  286).    Später,    bei    H  ,    wurde    die    Landschaft    dem    Lukas    Gassei,    die  Staf- 


)5U 


flämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  289 

fage  dem  Hub.  Goltzius  zugesehrieben.  Doch  wies  der  Stil  auf  keinen  dieser 
Meister  hin.  Unsere  Entdeckung  des  Monogramms  hat  das  Rätsel  plötzlich  gelöst. 
Das  Monogramm  findet  sich  genau  so  auf  der  Landschaft  Gillis  van  Coninxloo's  von 
lt>04  in  der  Galerie  zu  Liechtenstein  zu  Wien.  Uebrigens  ist  das  Bild  schon  um 
1600  von  Nik.  de  Bruyn  als  Werk  des  Gillis  van  Coninxloo  mit  nur  leichten  Ab- 
weichungen gestochen.  Die  figürliche  Szene  des  Vordergrundes  rührt  von  anderer 
Hand  her,  die,  wie  Sponsel  richtig  bemerkt,  nicht  diejenige  des  Martin  van  Cleef 
sein  kann,  da  dieser  Meister  schon  1581  starb.  Wir  können  aber  auch  nicht  mit 
anderen  die  Hand  des  Com.  van  Haarlem  in  den  Figuren  erkennen.  Dieser  lebte 
1588  auch  bereits  in  Haarlem.  —  Phot.  Tamme. 

Paul  Bril 

Geb.  zu  Antwerpen  1554,  gest.  zu  Rom  den  7.  Oktober  1626. 
Schüler  des  Daraiaen  Oortelmann  in  Antwerpen,  seit  1574 
seines  Bruders  Matthäus  Bril  (geb.  zu  Antwerpen  1550,  gest. 
zu  Rom  1584)  in  Rom.    Einfluss  der  Carracci  und  Elsheimer's. 

Römische    Ruinenlandschaft.     Links   vorn   dem    römischen    858 
Forum  entlehnte  Säulenruinen;  eine  Osteria  mit  Laubenvorbau  (864) 
im  alten  Gemäuer;  im  Hintergrunde  eine  Kirchenkuppel.  Rechts,    21  b 
hinter    bewohnten    und    verfallenen    Gebäuden,     ferne    blaue 
Berge.      Im  Vordergrunde   buntes   Leben   von    Menschen    und 
Vieh.     Bezeichnet    unten    in   der   Mitte: 
Dazu    die   Brille,    das   Merkzeichen   des  .      * 

Meisters,  am  Wirtshausschilde.  P PTfC-      1  &00 

Kupfer;  h.  0,21%;  br.  0,29%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Hanfst. ;  Bruckm. 

Italienisches    Flusstal.      Links    vorn    unter    Säulen    eine  859 

Schmiede,  im  Mittelgrunde  eine  Burgruine  auf  steiler  Felshöhe,  (863) 

zu  der  eine  Brücke  über  den  nach  rechts  herabströmenden  Fluss  21  b 
führt.    Rechts  vorn  am  Wege  hohe  Bäume.    Hinten  blaue  Berge. 

Kupfer;  h.  0.22%;  br.  0,30%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Gebirgslandschaft.    Ein  schmaler  Fluss  bildet  vorn  in  der    860 
Mitte  einen  kleinen  Wasserfall.    Weiter  zurück  ist  er  von  einem  (860) 
Holzsteg  überbrückt.    Links  neben  diesem  erhebt  sich  ein  bürg-     P  8 
gekrönter  Felsen,   hinter  dem  die  belebte  Strasse  berganführt. 
Rechts,  gegenüber,  andere  Gebäude,  hinten  eine  hellbeleuchtete 
Stadt,  vorn  am  Wege  ein  hoher  Baum.    Bezeichnet  links  unten: 

Dazu  die  Brille  am  Wirtshausschilde. 

19 


290  Vlämische  Schule.    Uebergangszeit 

Lindenholz;  h.  0,63%;  br.  1,06^.  —  Wohl  das  Bild  Brils,  das  sich  1741  in 
der  Kunstkammer  befand.     Später  im  »Vorräte;  1856  zur  Galerie.  —  Phot.  Bruckm. 

86 1  Waldlandschaft  mit  Tobias  und  dem  Engel.  Waldige  Hügel- 

(862)  gegend.     Links    voru    am  Weiher  ein  Baum,    unter  dem  eine 

Q  3     Hindin  weidet.    Rechts  vorn  eine  mächtige  Baumgruppe,  unter 

der  Tobias   vom  Engel  geleitet  wird.     Der  Hund  folgt  ihnen. 

In  der  Mitte  Durchblick  auf  ferne  blaue  Berge.    Vorn  zwischen 

Blumen  und  Kräutern  drei  Hasen.     Bezeichnet  unten  in  d.  M.: 

Leinwand;  h.  0,76%;  br.  1,01%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Dubreuil  in  Paris.  —  Phot.  Braun  XIII,  21;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Art  und  Schule  der  Brüder  Matthäus  und  Paul  Bril 

862  Waldlandschaft  mit  Diana  und  Aktäon.    Grosse  Waldbäume 
(866)  links    vorn    und    rechts    im    Mittelgrunde.     Rechts    vorn    der 

Q  2  Weiher,  iu  dem  Diana  mit  ihren  Nymphen  badet.  In  der 
Mitte  stürmt  Aktäon  heran.  Links  vorn  wird  dieser,  dem 
bereits   ein  Hirschkopf  gewachsen,    von  den  Hunden  zerrissen. 

Kupfer;  h.  0.27  ;  br.  0,34.  —  1861  aus  dem  Vorrat.  Vorher  nicht  nachgewiesen. 
Bei  H.  als  Paul  Bril.  Doch  für  diesen  zu  kalt  im  Ton  und  in  der  Technik.  Bode 
war  1873  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  199)  geneigt,  es  dem  Matthäus  Bril  zuzuschreiben. 
Doch  sind  beglaubigte  kleine  Bilder  dieses  Meisters  nicht  bekannt.  Dass  es 
ein  .Tugendbild  des  Kerrincx  sei,  an  den  andere  gedacht,  erschoint  nicht  zutreffend. 

863  Waldlandschaft    mit  der  kalydonischen   Eberjagd.      Mächtige 

(856)    Waldbäume.    Links  Rückblick  auf  einen  schilfbewachsenen  See. 

Frankenberg  yom    auf  jeni  \yege    stellen  sich  Atalante  (mit  dem  Bogen) 

und  Meleager    (mit   dem  Speer)    dem  Eber   entgegen.     Hinter 

ihnen  die  anderen  Jagdgenossen. 

Leinwand:  lt.  l,l.ri%;  br.  1,65.  —  Nach  II.  1731  durch  Leplat  und  von 
Matthäus  Bril.  —  Diese  Bestimmung  erscheint  jedoch  nicht  genügend  begründet. 
So  auch  Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  8.  199)  und  Scheibler  (Dr.  Not.).  —  1902  ans  Kgl. 
Lehrerseminar  in  Frankenberg. 

Schüler  und  Nachahmer  des  Paul  Bril 

864  Waldlandschaft  mit  der  Ruhe  auf  der  Flucht.      Maria   sitzt 

(858)  mit  dem  Kinde  vorn  links  unter  grossen  Bäumen.    Vor  ihr  spielen 

Q  3     zwei  Englein.     Rechts   vorn  bildet  ein  gestürzter  Baumstamm 

zwischen  Wasserblumen  einen  natürlichen  Steg  über  einen  Fluss. 

Kupfer;  h.  0,23 V^\  br.  0,31.  —  1622  aus  dem  Nachlasse  des  liofarchitekten 
Johann  Maria  Nosseno  zur  Kiinstkamuier ;    Hh    S.  252.     —     1856  au.-  dorn  Vorrat. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  291 

Hei  II.  als  echtes  Werk  P.  Bril's.     Der  späteren  Bezeichnung  „Paul  Prill.   Pictor:' 
auf  der  Rückseite  ist  jedoch  keine  Bedeutung  beizulegen. 

Schloss    im    Waldgebirge.     Das    Schloss    liegt    links    im    865 
Mittelgrunde  auf  der  Höhe  unter  Bäumen.    Auf  dem  belebten  (859) 
hinanführeuden  Wege  sitzt  ein  Hirt   neben  seiner  Ziegenherde.    Q  3 
Rechts  vorn  bildet  ein  Fluss  einen  kleinen  Wasserfall;    hinter 
ihm  ländliche  Gebäude  am  Wald-  und  Felsenrande. 

Kupfer;  h.  0,20;  hr.  0,28.  —  1856  aus  dem  Vorrat.  Vorher  nicht  nach- 
gewiesen. Bei  H.  als  echtes  Werk  P.  Bril's.  —  Der  späteren  Bezeichnung  „Pmd 
Prill.  Pictor.  R."  auf  der  Rückseite  ist  jedoch  keine  Bedeutung  beizulegen.  —  Das 
Bild  ist  auch  nicht,  wie  bei  H.,  als  Gegenstück  zu  N.  864  anzusehen.  Es  zeigt  eine 
andere  Hand,  als  dieses.  Sein  Urheber  scheint  uns  J.  Brueghel  mindestens  so  nahe 
zu  stehen,  wie  P.  Bril. 

Römische  Ruinenlandschaft.   Links  und  rechts  vorn  mächtige    866 
Gebäudetrümmer.     Im  Mittelgründe  links  ein  Rundbau,  rechts  (861) 
ein  vierseitiger  Turm.  Vorn  links  unter  den  Mauern  Landleute    Q  3 
mit  Eseln,  Wäscherinnen  am  Bach.     Im   Hintergrunde   graue 
Berge.     Angeblich  bez.:    P.  Bril  1626.     Doch    konnte    der 
Name  nicht  aufgefunden  werden.    Datiert  rechts  unten:  1626. 

Leinwand ;  h.  0,74 ;  br.  0,98.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1848.  Hier  und 
noch  bei  H.  als  echter  P.  Bril.  Die  Bezeichnung  hat  jedoch  schwerlieh  dort  ge- 
standen. Wir  können  das  Bild  nur  für  die  Arbeit  eines  italienischen  Nachahmers 
des  Bril  und  des  An.  Carracci  ansehen. 

Waldige  Flusslandschaft.    Ein  Fluss  schlängelt  sich  durch    867 
üppige  Waldbäume    und    breitet    sich    fast    über    den    ganzen  (865) 
Vordergrund  aus.     In  der  Mitte  liegt  eine  Barke.     Ein  Jäger  Chemnitz 
mit  seinem  Hunde  steigt  ein.     Zwei  Frauen  und  ein  Lauten- 
schläger  befinden  sich  schon  drin.     Der  Fährmann  stösst  ab. 

Leinwand;  h.  0,60%;  br.  0,76%.  —  Schwerlich,  wie  H.  angibt,  1742  durch 
de  Brais  aus  Paris.  Sicher  Inv.  1754,  II  785.  Schon  bei  H.  als  echtes  Werk 
P.  Bril's  bezweifelt.  Wahrscheinlich  von  einem  italienischen  Nachahmer.  —  1902 
an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Joos  de  Momper 

Der  Taufname  wird  auch  Josse,  Joost,  Jodocus  geschrieben. 
Geb.  zu  Antwerpen  1564,  gest.  daselbst  zu  Anfang  1635 
(Branden,  p.  299 — 316).  Schüler  seines  Vaters  Bartholomeus. 
Tätig  hauptsächlich  zu  Antwerpen.  Die  Figuren  zu  seinen 
Landschaften  malte  nicht  selten  Jan  Brueghel  d.  ä, 

Berglandschaft  mit  Wasserfall.     Links  stürzt  sich  von  der    868 
mit  einem  Schloss   und    luftiger  Verbindungsbrücke    gekrönten  (980) 

2  g  *  JO  a 


292  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

waldigen  Felsenhöhe  ein  mächtiger  Wasserfall  herab.  Rechts 
die  Landstrasse  mit  einer  Brücke  über  den  Fluss.  Im  Hinter- 
grunde graue  Berge.  Vorn  am  Wege  zwei  Fussgäuger,  zwei 
Reiter  und  ein  Hund.    Bez.  u.  1.:  I  .  T)  .  M.  (zweifelhaft). 

Eichenholz;  h.  0,4972  ;  br.  0,93.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Die  Inschrift 
scheint  uns  nicht  von  Momper  herzurühren ;  das  Bild  scheint  ein  Jugendbild  seiner 
Hand  zn  sein.  —  l'hot.  ßruckm. 

869  Berglandschaft  mit  einer  Mühle.  Wildes  Hochgebirge.   Links 

(981)  vom  die  Wassermühle,  weiter  zurück  eine  Kirche.    Rechts  führt 
20  c    eine  einbogige  Steinbrücke,    auf   der    zwei   abgestiegene  Reiter 

ihre  Pferde  führen,   über  eine  tiefe  Schlucht. 

Eichenholz;  h.  0.5:;;  br.  0,7172-  —  luv.  1754,  II  520,  als  Kiueghel  .  Doch 
schon  im  Abiegü  von  1782  richtig  als  »Momper«.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — 
Phot.  Hnickm. 

870  Berglandschaft  mit  geknickten  Tannenstämmen.    Ganz  rechts 

(982)  auf  der  Höhe  eine  alte  Burg.     Weiter  unten  ein  von  einbogiger 
20  c    Steinbrücke    überwölbter  Wasserfall.     Weiter    nach    der    Mitte 

eine  schroffe ,  braune  Felsenspitze.  Ganz  in  der  Mitte  der 
Bergstrom  mit  den  gestürzten  Stämmen.    Links  unten  das  Tal. 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  0,717»  —  IiT-  1754,  II  511),  als  »Brueghel«.  Doch 
schon  im  Abrege  von  1782  richtig  als  >  Momper/.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

87 1  Am  Berghang.    Rechts  das  schroffe,  braune  Gebirge.    Vorn 

(984)  auf  dem  hohen  Wege   zwei  Führer  mit  drei  beladenen  Saum- 
Q  2     tieren  und  ein  Reiter.     Links  saftig  grüner  Berghang.     Unten 

im  Mittelgrunde  ein  See. 

Eichenholz;  h.  0,44V»;  br.  0,04.  —  Inventar  1754,  II  701. 

872  Blick  ins  Tal.     Rechts  das  schroffe,  brauue  Gebirge,  links 

(983)  das  tiefe  Tal.    Vorn  auf  dem  hohen  Wege  werden  vier  Reiter 
P  1     von  zwei  Bettlern  angesprochen. 

Eichenholz;  h.  0,38%;  br.  0,55%. —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Inventar 
1722,  A  1217.  —  1722  von  der  Leipziger  Ostermessee. 

873  Der  Weg  im  Tal.      Links  und  rechts  schroffe  Berge.    Im 

(985)  Hintergrunde  über  dem  Tal,  in  dem  es  regnet,    ein    farbloser 
Q  3     Regenbogen.  Vorn  auf  dem  Wege  ein  Mann  mit  zwei  bepackten 

Eseln  und  ein  Paar  mit  einem  Hunde. 

Eichenholz;  h.  0,38l/2 ;  br.  0,5572-  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Inv.  1722, 
A  1218.  —  1722  von  der  Leipziger  Ostermesse. 

874  Die  Stadt  im  Tale.     Rechts  das  schroffe  Gebirge,  von  dem 

(986)  sich,  an  Häusern  unter  Bäumen    vorbei,    die    Landstrasse    ins 
P  8     Tal  hinabwindet.  Vorn  sitzen  zwei  Landleute;  vor  ihnen  halten 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  293 

zwei  Reiter  und  liegt  ein  Hund.  Links  Blick  in  das  tiefe,  breite, 
vom  Flusse  durchströmte  Tal,  in  dem  eine  grosse  Stadt  liegt. 

Eichenholz;  h.  0,83;  br.  1,25.  —  1875  von  Herrn  La  Viere.  —  Phot. 
Braun  XIV,  20. 

Winterlandschaft.      Durch    kahle    Bäume    führt   eine   be-  875 

schneite  Landstrasse,  auf  der  rechts  Schweine  getrieben  werden.  (819) 

links  ein  Pferd  vor   seinem    Karren  gestürzt  ist.     Im  Mittel-  19  c 
gründe  links  Dorfhäuser,  rechts  die  Kirche. 

Eichenholz;  h.  0,4S%;  br.  0,66.  —  Nach  H.  1708  von  Lemmers  ans  Ant- 
werpen. —  Sicher  Inventar  1754,  II,  168.  Bisher  als  Jan  Brneghel  d.  ä.  Doch 
weist  die  viel  breitere  Malweise  auf  die  Hand  Momper's  bin.  Man  vergl.  z.  B.  dessen 
Winterhild  im  Braunschweiger  Museum.  —  Phot.  Bruckm. 

Jan  Brueghel  d.  ä. 

Gen.  »Sammet-Brueghel«,  Br.  »de  Velours«.  Geb.  zu  Brüssel  1568, 
gest.  zu  Antwerpen  den  13.  Januar  1625.  Sohn  Peter  Br.'s  d.  ä., 
Bruder  P.  Br.'s  d.  j.,  Schüler  des  P.  Goetkint  in  Antwerpen. 
Tätig  seit  seiner  Heimkehr  aus  Italien  (1596)  in  Antwerpen. 

Juno  in  der  Unterwelt.     Weite,  von  Flammen  erleuchtete    877 
Felsenlandschaft.     Ein  Wasser    rechts    im    Mittelgrunde;    das  (799) 
Hochgericht  links  auf  der  Höhe;  Kastelle  auf  den  Bergspitzen.    20  c 
Spukgestallten  füllen  den  Vordergrund.    Links  ein  Höllenspuk, 
nach  dem  Juno,  die  weiter  rechts  auf  ihrem  Pfauenwagen  hält, 
sich  umblickt.    Links  vorn  ein  Knäuel  nackter  Menschenleiber. 
Bez.  1.  u.  (die  letzte  Zahl  unleserlich): 

BRVEGHEL    >S$1 

Kupfer;  h.  0,25^;  br.  0,35%.  —  Im  Inventar  1722,  A  710,  als  >Der  Teufel 
und  sein  Reich«,  or.  von  Brenghel  und  Rotenhamer«.  Später  P.  Brueghel  d.  j.  zu- 
geschrieben. So  bei  H.  Dass  das  Werk  unzweifelhaft  den  Jugendstil  Jan  Brueghei's 
zeigt,  hat  schon  Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  199)  mit  Recht  bemerkt.  Die  Jahreszahl 
las  H.  1596;  unser  Faksimile  liest  1592;  wir  glauben  eher  1598  zu  lesen.  Jeden- 
falls ist  es  ein  Jugendbild  des  Künstlers.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  Versuchung  des  heil.  Antonius.  Wilde  Felsenlandschaft.    878 
Motive  von  Tivoli.    Nacht.    Links  oben  die  Sichel  des  Mondes.  (800) 
Auf  einer  Anhöhe  in  der  Mitte  ein  Rundtempel.  Verschiedene    20  c 
Feuersbrünste  in  der  Ferne.    Spukgestalten  in  der  Luft.    Vorn 
links  sitzt  der  heil.  Antonius  und  blickt  mit  gefalteten  Händen 
in    sein    Buch,    während    Gespenster    ihn    umringen   und  eine 
schöne  Frau  die  Hand  nach  ihm  ausstreckt.     Bez.  u.  i.  d.  M.: 

IBT^FGHEL  1504- 


294  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

Kupfer;  h.  0,25%;  br.  0.35.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1 705  als  »Breugel 
dell'  Inferno«.  luv.  1754,  II  516,  als  Manier  des  Höllen-  Breughel«.  Bei  H.  als 
echtes  Werk  des  letzteren,  dessen  Malweise  es  jedoch  nicht  zeigt.  Schon  Bode  bei 
v.  Zahn  VI,  S.  109,  hat  mit  Recht  hervorgehoben,  dass  es  ein  echtes  Werk  des 
Jan  Brueghel  ist.  —  Phot.  Bruckm. 

879  Flussdurchströmte  Hügellandschaft.     Rechts  der  Fluss,  links 

(804)  das  Dorf.    Hügelketten  im  Hintergründe.    Vorn  links  vor  rot- 
21  b    dachigem  Giebelhanse  buntes  Volk  unter  einem  Bauine.    Fischer 

breiten  ihre  Ware  am  Ufer  aus.    Weiter  rechts  segelt  ein  über- 
fülltes  Bot  bildeinwärts.     Bezeichnet  links  unten: 

BRVE.GHEL-  i'tfo4- 

Eichenholz;  h.  0,35%;  br.  0,64%.  —  1710  durch  Raschke  von  Jak.  de  Wit 
in  Antwerpen.  H.  —  Von  11.  doch  wohl  nicht  zutreffend  als  »holländische  Land- 
schaft« bezeichnet.  —  Phot.  Braun  IV,  25;  Tamme;  Bruckm. 

880  Der  Rundturm  am  Seeufer.     Rechts  die  Meerbucht;  links 

(805)  vorn  am  bergigen   Ufer   der  aus  Ruinen  hervorragende  Rund- 
21  a    türm;  am  Wege  unter  Bäumen  und  Felsen  ein  sitzender,  ein 

stehender  Mann  und  ein  Hund.    Bezeichnet  links  unten: 

BPVECHB.      Kfctf" 

Kupfer ;  h.  0,08l/2  i  br.  0,42.  —  Wohl  Inv.  1722,  A  687.  —  Das  Bildchen  wurde 
am  12.  Februar  1905  gestohlen  und  ist  noch  nicht  zurückerlangt.  —  Phot.  Bruckm. 

88 1  Landschaft   mit  dem  Rohrdommeljäger.     Rechts    führt   ein 

(806)  Weg  über  eine  kahle  Anhöhe.     Fuhrwerk  und  Fussgänger  be- 
20  b    leben  ihn.    Vorn  in  der  Mitte  ein  Reiter.    Weiter  zurück  ein 

Jäger,    der  eine  im  Schilfe   stehende    Rohrdommel    aufs    Korn 
nimmt.     Bez.  r.  u.:  BRVEGHEL   .   1605. 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,71%.  —  1708  von  Lemmers  in  Antwerpen.  — 
Inventar  1722,  A  806.   —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

882  Die    Landstrasse.     Vorn    unter    hohen    Bäumen    die    von 

(807)  Reisenden    zu    Fuss    und   zu  Pferde  belebte  Landstrasse.     Im 
19  a    Mittelgrunde  links  ein  Flusstal.  Bez.  r.  u.:  BRVEGHEL  1605. 

Kupfer;  h.  0,20;  br.  0,20.  —  1708  von  Lemmers  in  Antwerpen.  Inv.  1722,  A  590. 

883  Landschaft  mit  der  Berufung  der  Apostel  Petrus  und  Andreas. 

(808)  Rechts    die    Seebucht.      Links    die  Bergküste    mit    Rundturm. 
P  6     Vorn  die  belebte  Landstrasse.     Im  Mittelgrunde  die  Berufung 

der  Apostel  durch  den  Heiland.    Bez.  r.  u.:  BRVEGHEL  1608. 

Kupfer;  h.  0,60;  br.  0,66.  —  Aus  der  Kunstkammer.   Inventar  1722,  A  328. 
—  Phot.  Bruckm. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  295 

Flusslandschaft  mit  Holzhackern.    Links  am  waldigen  Ufer  884 

eine  Ortschaft,   rechts   ein  Fluss.     Vorn   links  Holzhacker  am  (809) 

Wege,  vorn  rechts  Schiffe  am  Strande.    Bezeichnet  unten  links:  P  5 
BRVEGHEL  .  1608. 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,45V2-  —  1708  von  Lemmers  in  Antwerpen.  H.   (?) 

Flusslandschaft  mit  einem  Pferdegerippe.  Links  am  waldigen    885 
Abhänge  die  belebte  Landstrasse,  auf  der  ein  Bauernwagen  hält.  (810) 
Vom  Vordergrunde  rechts   zum  Hintergründe   links  dehnt  sich    19  a 
das  Flusstal.    Rechts  vorn  liegt  ein  Pferdegerippe.    Bezeichnet 
links  unten:  BRVEGHEL  .  1608. 

Kupfer;  h.  0,17%;  br.  0,23.  —  Inv.  1722,  A  333;   also  durch  Wackerbarth, 
nicht  durch  Wanderer,  wie  bei  H. 

Ebene  mit  Windmühlen.     Durch  flaches  Land   fuhrt   links  886 

eine  Landstrasse.     Rechts    auf   kleinen    Anhöhen    zwei  Wind-  (811) 

mühlen.    Vorn  links  ein  zweispänniger  Bauernwagen,  rechts  ein  21  b 
Schimmel  nebst  seinem  Karren.   Bez.  u.  r.:  BRVEGHEL  .  1611. 

Eichenholz;    h.  0.26%;    br.  0.37%.    —    1708  von  Lemmers  in  Antwerpen. 
Inventar  1722.  A  701.  —  Phot.  Bruckm. 

Eine  Dorfstrasse.    Rechts  das  Wirtshaus,  vor  dem  Wagen  887 

und  Reiter  halten.  Links  vorn  zieht  eine  Rinderherde  zum  Teich,  (812) 

weiter   zurück    ein  Bauernreigen,    im  Mittelgrunde  der  Kirch-  21  b 
türm  hinter  Bäumen.     Bez.  u.  1.:  BRVEGHEL.  1611. 

Kupfer;  h.  0,24;   br.  0,35l/2.  —   1710  von  Jak.  de  Wit  in  Antwerpen.    In- 
ventar 1722,  A  530. 

Niederländischer  Kanal.    Links  der  Kanal  mit  baumreichen  888 

Ufern.     Rechts  vorn   und   im  Mittelgrunde   ein  Kirchdorf,    in  (813) 

dem   ein  Fährbot    landet.     Andere    Fahrzeuge   am  Ufer.     Be-  P  H 
zeichnet  liuks  unten:  BRVEGHEL  .  1612. 

Eichenholz ;  h.  0.37  ;  br.  0,61%.  —  1710  von  Jak.  de  Wit  in  Antwerpen.  Inv.  1722, 
A  707.  (Die  Inventarnummer  steht  dranf;  die  Angabe  bei  II.  war  daher  nicht  richtig.) 

Die  Windmühle  am  Fluss.    Links  ein  breiter,  belebter  Fluss.  889 

Rechts  im  Mittelgrunde  eine  Ortschaft;  auf  einer  kleinen  An-  (814) 

höhe  eine  Windmühle;  Schiffer  im  Begriffe  zu  landen;  buntes  21  b 
Volk,  Frauen  mit  Kindern  vorn  am  Wege. 

Kupfer;  h.  0.25*;  br.  0,35.  —  Inventar  1722,  A  697. 

Der  Fahrweg    auf  waldiger  Höhe.     Links    kommt  der  von    890 
Fracht-  und  Reisewagen  belebte  Weg    aus  dem  Walde  hervor  (821) 
und   zieht    sich   nach    vorn    rechts    herunter,    wo    zwei    Reiter    20  b 
halten.     Links  vorn    ein    Fussweg    mit    einem  Bauern,    einer 
Bäuerin  und  einem  Kinde.     Rechts  Blick  ins  Tal. 


296  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

Eichenholz;    h.  0,42%;   br.  0,66.  —   Zuerst   im   Inv.  Guarienti   (vor   1763) 
N.  518.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

89 1  Der  Waldweg    mit  dem   Holzhacker.      Links   der  Waldweg 

(822)  mit  einem  Holzhacker  und  einem  mit  einem  Schimmel  bespannten 
21  a    Karren.     Rechts  Blick   ins  Flusstal  mit  Bergen   und  Burgen. 

Kupfer;  h.  0,20;  br.  0,25.  —  Inventar  1722,  A  607 ;  daher  durch  Wanderer, 
nicht  durch  Wackerbarth,  wie  bei  H. 

892  Die  Windmühle.     Sie    steht    rechts  auf  dem  Hügel.     Ein 

(823)  rotjackiger  Mann    trägt   einen  Sack  Korn    hinan.     Links  vorn 

20  c    auf   dem  Wege    ein  Mann    mit    zwei    Pferden,    in    der  Ferne 

grüner  Wald  und  graue  Dünen. 

Eichenholz ;  h.  0,30>/2  i  br,  0,22.  —  Inv.  1722,  A  435.  —  Phot.  Braun  VIII, 
26 ;  Bruckm. 

893  Wasserumspülte  Häuser.    Links  vorn  hohe  Bäume,  in  der 

(825)  Mitte  Häuser  am  Wasser,  hinten   die    Kirche.     Vorn  ein    Bot 
17  a    mit  fünf  Männern  und  einer  Kuh. 

Kupfer;  h.  0,131/*;    br.  0,19.  —    »Durch    den  Kurprinzen    aus  Italien.«     In- 
ventar 1722,  A  000.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

894  Eine  Kapelle  unter  Bäumen.     In    der   Mitte    die    Kapelle, 

(826)  vor  der  ein  Mann  betet.    Vorn  auf  der  Landstrasse  ein  zwei- 
17  a    rädriger  einspänniger  Karren.     Links    die    weite    blaue  Ebene 

mit  Ortschaften  und  Kirchtürmen. 

Kupfer;    h.  0,13%;    br.  0,19.    —    »Durch  den  Kurprinzen  aus  Italien..     In- 
ventar 1722,  A  598.    —  Gegenstück  zum  vorigen. 

895  Die  Furt  am  Bache.  In  der  Mitte  schlängelt  sich  ein  Bach 

(829)  von  waldigen  Hügeln  herab.     Hechts   führt   die  belebte  Land- 

21  b    Strasse  zu  ihm  hinunter.     An  der  Furt  hält  ein  dreispänniger 

Wagen,  dessen  vorderstes  Pferd  sich  zum  Saufen  bückt.    Links 
vorn   auf  dem  Waldwege    zwei  Bauernfrauen    und    ein  Mann. 

Eichenholz;    h.  0,36    br.;  0,56%.  —  1723    ans    der   Sammlung  Wrzowecz  in 
Prag.  —  Inventar  1722,  A   1151.  —  Phot.  Braun  XII.  23;  Häufst.;  Bruckm. 

896  Ein  Landungsplatz.    Links  das  Wasser,  das  vorn   von  drei 

(830)  Fährboten    mit    Menschen,    Pferden    und  Rindern    belebt  wird. 
19  b    Rechts  das  Ufer  mit  der  malerischen  Dorfstrasse,   dem  Kirch- 
turme und  der  bunt  belebten  Landungs-Szcn,e. 

Eichenholz;  h.  0,17;  br.  0,86.  — Zuerst  im  Inv.  Guarienti  (vor  1763)  N.  519. 

897  Die  Schlacht  der  Israeliten  gegen  die  Amalekiter.    2.  Buch 
(833)  Mosis,  Kap.  17,   v.  9  — 13.    Wildes,  nach  links  biniiberdrängen- 

P  5     des  Reiterschlachtgewühl.     Gestürzte    Pferde    und    Krieger    im 

Vordergründe.    Rechts  eine  Anhöhe,  auf  der  Moses,  dorn  Aaron 
und  Hur  die  Arme  stützen,  zum  Höchsten   betet. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  297 

Eichenholz ;  h.  0,40 % ;  br. 0,61  V%.  —  Wohl  »Moses  und  Aaron«  der  »Specification« 
von  1707,  S.  28.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817. 

Nach  Jan  Brueghel  d.  ä. 

Die  Anbetung  der  Könige.     Vorn   vor   der   Strohdachhütte    900 
sitzt  Maria,    nach    links    gewandt,    mit    dem  Kinde    auf  dem  (803) 
Schoosse.    Vor  ihr  knieen  die  beiden  weissen  Könige,  hinter  ihr  Grimma, 
steht  der  schwarze  König.    Im  Hintergrund  die  Stadt  am  Fluss. 

Fichtenholz;  h.  0,45  ;  br.  0,64 Vz-  —  1874  in  Innsbruck  erworben.  —  Späte 
Kopie  nach  dem  bezeichneten  und  von  1598  datierten  Original  Jan  Brueghel's  in 
der  kaiserlichen  Galerie  zu  Wien.  —  1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

Der  See    Genezareth.      Links    reichgegliedertes    Bergufer.    901 
Im  Mittelgrunde  neben  der  Stadt    führt  eine  Brücke  zu  einer  (820) 
befestigten    Felseninsel    hinüber.      Rechts    steht    Christus    auf  Dol)eln 
einem  Schiffe    am  Rande    des   See's    und    predigt    dem  Volke. 
Ganz  vorn  sind  Fischer  mit  ihrem  Fange  beschäftigt. 

Eichenholz;  h.  0,81% ;  br.  1,21.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Bisher  als  Originalbild  Jan  Brueghel's  d.  ä. ;  doch  halten  wir  es  seiner 
härteren,  bunteren  Malweise  wegen  nur  für  eine  Kopie.  —  Ein  ähnliches  Bild 
(Original)  in  der  Münchener  Pinakothek.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Döbeln.  —  Phot.  Braun. 

Das  Element  des  Wassers.     In  der  Mitte  sitzt  die  Göttin     902 
des  Wassers,    die   in  der  Rechten  ein  Füllhorn  hält,  während  (2070) 
sie  mit  der  Linken    die  Muschel    ergreift,    die   ein  Knabe  ihr  Freiberg 
reicht.     Links    Felsen   und  Wasserfall.     Vorn   reich  mit  See- 
tieren aller  Art  bedecktes  Ufer.    Rechts  vorn  zwei  mit  Fischen 
spielende  Knaben,  im  Hintergrunde  das  Meer. 

Eichenholz;  h.  0,63;  br.  0,97.  —  1741  mit  den  drei  folgenden,  seinen  Gegen- 
stücken, aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  — Im  Inventar  1754,  II,  N.  600  —  603, 
wurde  die  Landschaft  dieser  Bilder  dem  Brueghel,  wurden  ihre  Figuren  dem  Platzer 
zugeschriebeil,  eine  zeitlich  unmögliche  Zusammenstellung.  Bei  H.  wurden  die 
ganzen  Bilder  frageweise  dem  Tiroler  Maler  Johann  Victor  Platzer  (1665 — 1708  nach 
Constantin  von  Wurzbach 's  Biograph.  Lexikon,  Wien  1870,  Bd.  XXII;  vergl.  Eduard 
von  Engerth's  grossen  Wiener  Katalog  in,  1886,  S.  181)  zugeschrieben.  Indessen 
zeigen  sie  bekannte,  oft  wiederholte  Konipositionen  Jan  Brueghel's  d.  ä.  (z.  B.  teil- 
weise in  Berlin,  teilweise  in  Potsdam ;  alle  vier  in  der  Galerie  Doria  zu  Rom ;  eben- 
falls alle  vier  im  Wiener  Privatbesitze,  früher  in  der  Kaiserl.  Galerie,  nach  Brenner, 
Prodomus,  Wien  1735,  Tafel  26).  Unzweifelhaft  sind  unsere  Bilder  gute  alte  Kopien 
dieser  Bruegherschen  Folge,  möglicherweise  wirklich  von  einem  der  Platzer.  Doch 
nennt  unser  »Cataloguev<  von  1760  nicht  Johann  Victor,  sondern  dessen  Sohn  Johann 
Georg  Platzer  (Plazer),  der  von  1702 — 1760  lebte.  Die  beiden  Meister  werden  oft 
miteinander  verwechselt.  Vergl.  unten  die  Bemerkungen  zu  N.  2097 — 2100.  — 
1903  ans  König  Albert-Museum  in  Freibürg. 

Das  Element  der  Erde.    Die  Göttin  der  Erde,  die  vor  der     903 

mittleren  Baumgruppe  sitzt,  hallt  ein  Füllhorn.    Links  hinter  (2071) 

Freiberg 


298  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

ihr  ein  Satyr  mit  einem  Fruchtkorbe  auf  dem  Kopfe.  Links 
vor  ihr  zwei  Flügelputten  mit  Obst  und  Blumen.  Rechts 
vorn  bricht  ein  Flügelknabe  eine  Tulpe.  Im  Vordergrunde 
Blumen.  Früchte  und  Tiere. 

Eichenholz ;  h.  0,63 ;  t>r.  0,97.  —  1741  mit  dem  vorigen  und  den  beiden 
folgenden  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  Vergl.  alle  Bemerkungen  zu 
N.  902.  —  1903  ans  König  Albert-Museurn  in  Freiberg. 

904  Das  Element  des  Feuers.     Venus  in  der  Schmiede  Vulkan'-. 

(2072)  Links    sitzt  Vulkau    an  seinem    Ambos.      Hinter    ihm    stehen 
Freiberg   Venus  und  Amor.    Arbeiter  sind  rechts  vorn  und  links  hinten 

beschäftigt.  Im  Vordergrunde  liegen  fertige  Harnische.  Helme 
und  Waffen.    Rechts  im  Hintergründe  ein  feuerspeiender  Berg. 

Eichenholz;  h.  0,6b ;  br.  0.97.  —  1741  wie  die  vorigen  und  das  folgende 
aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  Vergl.  alle  Bemerkungen  zu  X.  902.  — 
19H3  ans  König  Albert-Museurn  in  Freiberg. 

905  Das  Element  der  Luft.    In  der  Mitte  auf  herabgeschwebter 

(2073)  Wolke  thront  die  Göttin  der  Luft  mit  dem  Blitz  in  der  Rechten. 
Freiberg   dem  Astrolobiuiii  in  der  Linken,  Sternen  ums  Haupt.    Rechts 

am  Himmel  der  Sonnengott  und  die  Mondgöttin  auf  ihren 
Wagen.     Im  Vordergrunde  zahlreiche  Vögel. 

Eichenholz ;  h.  0,63;  br.  0.97l/2  —  1711  mit  dem  vorigen  aus  der  Samm- 
lung Wallenstein  in  Dux.  Vorgl.  alle  Bemerkungen  zu  N.  902.  —  L903  ans  König 
Albert-Museum  in  Freiberg. 

Jan  Brueghel  d.  j. 

Geb.  zu  Antwerpen  den  13.  September  1601,  zuletzt  daselbst 
als  lebend  erwähnt  am  23.  März  1678.  Sohn,  Schüler  und 
Nachahmer  Jan  Brueghel's  d.  ii.  Tätig,  abgesehen  von  einem 
längeren  Aufenthalte  in  Italien,  in  Antwerpen.  Wegen  des 
engen  Zusammenhanges  seiner  Bilder  mit  denen  seines  Vaters 
reihen   wir  ihn.   vorgreifend,  schon  hier  ein. 

906  Die  Dorfschenke.    Das  Gebäude  liegt  links  im  Mittelgründe. 

(815)  Rechts  blickt   man   in   die  blaue  Ferne.     Im  Vordergründe  fuhrt 
20  a    ein  Fuhrmann  drei  Pferde.     Bez.  u.  r.:  BRVEGHEL   1641. 

Eichenholz;  rund;  h.  und  br.  0,18V£.  —  luv.  1722.  A  465.  —  Hereits  bei 
II.  dem  jüngeren  Jan   Brueghel  zurückgegeben,  auf  den  die  Jahreszahl   hinweist. 

907  Waldige    Hügelgegend.      Links    d;\s    Flusstal,    rechts    die 

(816)  Waldung.     Bunte   Staffage   auf   dem   Waldwege.     Vorn   rechts 
Cl        heimkehrende   Jäger;    in    der  Mitte    ein  bildeinwärts  fahrender 

Wagen.     Bezeichnet  unten  links:  BRVEGHEL   1642. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  299 

Kupfer;  h.  0,24  %;  br.  0,34.  —  Auf  die  Rückseite  der  Platte  ist  eine  Stadt 
graviert.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde  (N.  906). 

Ein  Turm  am   Meere.     Rechts  auf  felsiger  Höhe  ein  Turm    908 
in  alten  Befestigungsmauern.    Links  das  von  zahlreichen  Schiffen  (817) 
belebte  Meer.    Vorn  in  der  Mitte  am  Ufer  ein  Pfahl  als  Schiffer-     P  6 
zeichen,  rechts  Fischer,  mit  ihrem  Fange  beschäftigt.    Bezeichnet 
unten  rechts:  BREV(VE?)GHEL  .   1642. 

Eichenholz;  h.  0,44;  br.  0,76%.  —  Inv.  1722,  A  243;  da  die  Inventar- 
nummer  noch  auf  dem  Bilde  steht,  so  beruht  die  Pi-ovenienzangabe  bei  H.  auf 
einem  Irrtum.  —  Vergl.  übrigens  die  Bemerkungen  zu  N.  906. 

Ein  Seehafen.    Links  ein  Rundturm  in  Festungswerken  mit    909 
einer  Kanone.    Rechts  eine  Windmühle.    Vorn  der  mit  Karren,  (818) 
Pferden,  Eseln,  Fussgängern,  Fischern  belebte  Strandweg.  P  1 

Eichenholz  ;  h.  0.37 ;  br.  0,53.  —  Inv.  1722,  A  189.  —  Bisher  Jan  Brueghel 
d.  ä.  zugeschrieben.  Doch  veranlasst  uns  die  Uebereinstimmung  mit  der  Malart  des 
vorigen  Bildes,  es  Jan  Brueghel  d.  j.  zurückzugeben. 

Andere  Schüler  und  Nachahmer  Jan  Brueghel's  d.  ä. 

Häuser  am  Wasser.    Es  sind  die  äussersten,  vom  Wasser  909  A 

umspülten  Häuser  einer  alten  niederländischen  Stadt.    Links  ragen  (824) 

hohe  Bäume.     Vorn    spriessen    gelbe    Schwertlilien    im  Schilf.  19  a 
Rechts  ein  Bot  mit  vier  Insassen. 

Kupfer;  h.  0,17%;  br.  0,25.  —  Inventar  1722,  A  575  als  »Paul  Breugel«.  — 
Kat.  1887  u.  1892  :  N.  898.  —  Bei  H.  als  Jan  Brueghel.  —  Dass  das  kräftige,  gute 
Bildchen  von  dem  Meister  selbst  herrühre,  bezweifelten  wir  schon  in  unseren  ersten 
Auflagen.  Auch  Seidlitz  im  Rep.  XVI,  S.  379  :  »nur  Schule«.  —  Stich  von  Beaumont 
nach  einem  ganz  ähnlichen  Bilde  Brueghel's  aus  dem  Kabinet  des  Comte  de  la 
Verrue. 

Baumgruppe  vor  dem  Dorfe.  Unter  den  prächtigen  Bäumen  909  B 
des  Vordergrundes  hält  ein  zweispänniger  Bauernwagen.  (828) 
Im  Mittelgrunde  liegen  Häuser  und  Bäume  am  Kanal.  P  1 

Eichenholz;  rund;  h.  0,23;  br.  0,23.  —  Inventar  1722,  B  676,  als  »Breugel, 
or«.  —  Kat.  1887  u.  1892 :  N.  899.  —  Bei  H.  als  Jan  Brueghel.  Dass  das  frische 
Bildchen  von  dem  Meister  selbst  herrühre,  bezweifelten  wir  schon  in  unseren  ersten 
Auflagen.     Auch  Seidlitz  [Rep.  XVI,  S.  378):  »wohl  nur  Nachahmer«. 

Dorf  am  Kanal.     Links  im  Mittelgrunde  eine  Zugbrücke;    910 
links  vorn  Schiffe  auf  dem  Wasser;    rechts    vorn    ein  Wagen   (834) 
auf  der  Landstrasse.     Die  Kirche  im  Mittelgründe.  Q  3 

Kupfer;  h.  0,32;  br.  0,40.  —  1861  aus  dem  Vorrat.  —  Schwacher,  später 
Nachahmer  der  Manier  Jan  Brueghel's. 

Kanal  im  Dorfe.     Der    Kanal    schlängelt    sich    zwischen     9 1  f 
hohen  Bäumen    und    Häusern    hindurch.       Rechts    neben  der  (835) 

Ständehaus 


300  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

Brücke  ein  Schloss,    links    der    Dorfweg.     Vorn    besteigt  eine 
reich  gekleidete  Gesellschaft  eiu  festlich  geschmücktes  Bot. 

Eichenholz;  rund;  h.  und  hr.  0,19.  —  Wahrscheinlich  Inventar  A  469,  als 
»Prospekt  von  Venedig«  und  als  Original  von  Brueghel.  —  Es  zeigt  jedoch  nur  die 
Hand  eines  verwandten  Meisters. 

912  Eine  Seestadt.     Links  die  Bucht  mit  Seeschiffen.    Rechts 

(831)  unter  hohen  blauen  Bergen  die  Stadt  mit  ihrer  Vorstadt.    Ein 

Mylau    Schloss  im  'Mittelgrund.     Rechts  vorn  ein  Wirtshaus  mit  roter 

Fahne.     Buntes  Marktgewühl   im  Vordergrund   rechts.     Links 

Bauernweiber  und  Jager  mit  sieben  Hunden. 

Eichenholz;  h.  0,78;  br.  1,19.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Noch 
bei  H.  als  Jan  Brueghel ;  doch  zeigt  das  Bild,  wie  Com.  Hofstede  de  Groot  ent- 
deckt hat,  zwei  verschiedene  Hände.  Es  war  ursprünglich  kleiner.  An  allen  Seiten 
ist  eine  starke  Handbreite  angesetzt  worden.  Das  ältere  Mittelstück  scheint  eine 
Kopie  nach  einer  bekannten  Komposition  David  Yinckboon's  zu  sein,  die  angesetzten 
Teile  zeigen  eine  glattere,  modernere  Hand.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Mylau.  — 
Phot.  Braun ;  Bruckm. 

913  Juno  in  der  Unterwelt.      Mächtige    Ruinenstadt,    aus   der 

(802)    gelbe  und  rote  Flammen  emporschlagen.    Vorn  und  im  Mittel- 
piauem.v.  grun(ie  die  Folterqualen  der  armen  Seelen.    Links  vorn  wendet 
Juno  von  ihren  Pfauenwagen  sich  nach  den  hinter  ihr  stehen- 
den Furien  um. 

Eichenholz;  h.  0,37;  br.  0,48%.  —  luv.  1722,  A  1806.  —  Bei  H.,  doch  nur 
frageweise,  Peter  Brueghel  d.  j.  zugeschrieben,  dessen  Hand  es  nicht  zeigt.  —  1902 
an  den  Kunstveroin  zu  Plauen  im  Vogtland. 

914  Tempelruine    am    Seegestade.     Links    am    waldigen  Fels- 
(827)  ufer    über    anderen    Ruinen    die    Trümmer    eines    römischen 

P  1     Rundtempels.      Rechts    im    Mittelgrunde    die    Seebucht,     im 
Hintergrunde  blaue  Berge. 

Kupfer;  h.  0.16%;  br.  0,21%.  —  Inv.  1722,  B.  528.  Die  Nummern  stehen 
noch  drauf.  Die  Provonienzangabe  bei  H.  ist  daher  irrig.  —  Im  alten  Inventar  wohl- 
weislich ohne  Angabe  des  Künstlernamens.  Bei  H.  als  Jan  Brueghel,  mit  dem  das 
feine  Bildchen  nur  eine  entfernte  Verwandtschaft  zeigt.  Dass  es  in  der  Tat  späteren 
Ursprungs  ist,  beweist  schon  die  Kupferplatte,  auf  der  hinten  PEETER  STAS  einge- 
graben steht.  Peter  Stas  iStaes)  war  ein  Antwerpener  Kupferdrucker,  dor  erst 
1665—56  Meister  der  Gildo  wurde  (Liggeren  II,  p.  268  und  273).  Stich  von  Beau- 
niont  nach  einem  ähnlichen  Bild«  Brueghel's  aus  dem  Cabinet  de  la  Venue. 

915  Die  heil.  Familie  im   Blumenkranz.     Maria    sitzt    mit   dem 
(838)  Kinde  unter  Bäumen  im  Walde.    Neben  ihr  sitzt  Josef.    Der 
P  11    kleine  Jokauues  steht  vor  ihr.    Rechts  Waldblick.    Der  Blumen- 
kranz, der  dieses  hochovale  Mittelbild  umrahmt,  hebt  sich  vom 
schwarzen  Grunde  ab.    Links  eine  Fliege  auf  einer  weissen  Rose. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  301 

Kupfer;  h.  0.51%;  br.  0,38.  —  Inv.  1722,  B  359,  als  »Seghers«.  Im  Inv. 
1754  dem  »Franck  sen.«  und  »Brueghel«  zugeschrieben.  Bei  H.  als  Jan  Brueghel 
und  Ambr.  Francken.  Am  meisten  von  Jan  Brueghel  hat  die  Landschaft.  Die 
Figuren  rühren  nach  Seheibler  vielleicht,  nach  Flechsig  wirklich  von  Fr.  Francken  II. 
her,  wovon  wir  nicht  völlig  überzeugt  sind ;  die  Blumen,  auch  nach  Flechsig  und 
Fiimmel,  wohl  von  Jan  van  Kessel. 

Peter  Schoubroeck 

Sohu  des  seit  1586  in  Frankental  ansässigen  Pfarrers  Niklas 
Schoubruck;  1598  verheiratete  Peter  sich  daselbst,  1608  war 
er  verstorben.  Schüler  des  Gillis  van  Coninxloo  in  Franken- 
tal, daher  zu  dem  Kreise  der  vlämischen  protestantischen 
Emigrierten  in  Frankental  zu  zählen,  auf  das  auch  die  In- 
schrift unseres  Bildes  weist.  Vergl.  L.  Sponsel  im  Jahrbuch 
der  Pr.  K.-S.  X,  1889,  S.  67—69.  —  Daten  auf  bezeich- 
neten Bildern  von   1597  (Kopenhagen)  bis   1605  (Wien). 

Die  Amazonenschlacht    Vorn  wildes  figuren reiches  Schlacht-    9 1 6 
getümmel    zwischen   Amazonen  und  Griechen,    teils    zu    Fuss,  (888) 
teils    zu    Ross.       Rechts    vorn    wird    ein  Q  1 

Elefant    ins    Gefecht    geführt.       Zeltlager ' '^  ' 
im  Mittel  gründe.     Links    und   rechts  vorn 
"Waldrand.    Im  Mittelgrunde  halblinks  auf       ^ANKrNTAL 
schroffer    Felsenhöhe   eine    von    schlankem     . .  j     (q   o   1~ 
Turm  überragte  brennende  Veste.     Rechts  ^ 

weites  Tal.    Bez.  und  datiert  rechts  unten:  *^ 

Kupfer;  h.  0,77;  br.  1,48V2-  —  Nach  H.  1743  als  »Brueghel«  aus  der  Galerie 
Carignan  in  Paris.  Sicher  Inv.  1754,  U  461.  Bei  H.  als  »unbekannt«:.  Die  Be- 
zeichnung .  PE  .  SC  .  .  .  .,  welche  offenbar  auf  Peter  Schoubroeck  geht,  wurde 
bei  H.  irrtümlich  .  FE  .  SE  ...  gelesen.  Zuerst  richtig  gedeudet  von  W.  Bode 
Das  Bild  stimmt  seiner  Formensprache  und  Malweise  nach  genau  mit  den  be- 
zeichneten Bildern  Schoubroeck's  überein.  —  Phot.  Bruekm. 

Art  Peter  Schoubroeck's 

Belagerung  einer  Festung.     Vielleicht    ist   die  Belagerung    917 
Troja's  gemeint.     Links  im  Mittelgrunde  auf  schroffer  Felsen-  (832) 
höhe    die    von    schlankem    Turm    überragte    brennende    Veste. ständehaus 
Unten  im   Vordergrunde    das  Zeltlager    der  Belagerungsarmee. 
Links  empfängt,  ein  Feldherr  zwei  knieende  Abgesandte. 

Eichenholz;  h.  0,79^;  br.  1,18.  —  Zuerst  im  Inventar  1754,  H  495,  als 
Belagerung  Jerusalems  von  »Höllen  -  Brueghel«.  Später  dem  Jan  Brueghel  zuge- 
schrieben, dessen  Hand  es  jedoch  nicht  zeigt.  Dagegen  zeigt  es  mit  beglaubigten 
Werken  des  Peter  Schoubroeck  eine  grosse  Aehnliehkeit. 


302  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

918  Sodom  und  Gomorrha.  Im  Hintergründe  und  Mittelgrunde 
(801)  die  in  Flammen  stehenden  Städte.  Links  vorn  sitzt  Loth,  mit 
19  a    der  einen  seiner  Töchter  kosend,  während  die  zweite  halb  nackt 

neben  ihrem  Hündchen  steht.  Datiert  unten  in  der  Mitte:   1602. 

Kupfer  ;  h.  0,19 J^;  br.  0,23%.  —  Inventar  1722,  A502.  —  Erst  1861  aus  dem 
Vorrat.  Bei  H.  als  Werk  P.  Brueghel's  d.  j.,  dessen  lland  es  jedoch  keineswegs  zeigt. 
Die  Behandlung  des  Bildes  scheint  uns  am  ersten  auf  Peter  Schoubroeck  zu  deuten. 

Hendrik  van  Baien  d.  ä. 

Geb.  zu  Antwerpen  .1575,  gest.  daselbst  am  17.  Juli  1632. 
Schüler  des  Ad.  van  Noort.  Er  malte  vielfach  nur  die  Figuren 
zu  Landschaften  und  Blumen,  die  Meister,  wie  Jan  Brueghel 
d.  ä.,  und  andere  ausführten.     Tätig  zu  Antwerpen. 

919  Das  Hochzeitsfest  des  Bacchus  und  der  Ariadne.   An  reicher 

(868)  Göttertafel  unter  grünen  Bäumen  sitzen,    nach  links  gewandt, 
P  1     Bacchus  und  Ariadne.     Vor    ihnen    steht   ein    Liebesgott  und 

kredenzt  ihnen  eine  Schale  Wein.    Andere  Liebesgötter  schweben, 
Blumen  streuend,    über    der    Tafel.     Links   hinten  bacchisches 
Treiben.     Ganz  vorn  links  eine  Frau  und  ein  Kind  mit  Wein- 
krügen,    rechts  zwei  Kinder  mit  Blu-     I_JJ\/.Da!  T?\T 
menkörben.     Bezeichnet    unten  links:      '    '    v  13^\Ut*i\ 

Kupfer;    h.  0,36^;    br.  0,51^.    —  Inventar  1722,  A  396.     Schon  1707  aus 
der  Knnstkammer ;  Hh .  S.  280.  —  Phot.  Tamme. 

920  Das  Hochzeitsfest  des  Peleus  und  der  Thetis.    Links  an  der 

(869)  reichen  Tafel  Peleus  und  Thetis,    Peleus    als  gekrönter  Greis. 
P  1     Hinter  ihnen  Apoll,    Merkur    und  andere  Götter.     Rechts  das 

Gefolge  des  Bacchus  mit  dem  Gotte  selbst  auf  einem  Esel  an 
der  Spitze.  Amoretten  schweben  über  der  Tafel;  links  neben 
ihnen  aber  auch  Eris,  die  Göttin  der  Zwietracht.  Ganz  vorn 
links  der  mächtige  Wassergott  im  Schilfe;  Ä      _„. 

ganz  vorn  rechts  die  Göttin  der  Erde,  von       VV'VB)^- 
drei    Putten    umspielt.      Bezeichnet    unten  \  &C)R 

rechts: 

Kupfer;  h.  0,44J£;  br.  0,61^.    —    Inventar  1722,  A  327.    —  Wohl  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

921  Olympisches  Göttermahl.      In    üppiger    Landschaft    tafeln 
(872)  die  Götter.     Juno,  welche  die  Mitte  einnimmt,  wendet  sich  nach 

P  1     vorn  um;    Merkur    sitzt    ihr    gegenüber;    Herkules  steht,  auf 
seine  Keule  gestützt,  links  vorn;    Minerva  in  Helm  und  Har- 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  303 

nisch  sitzt  zu  ihren  Füssen.  Rechts  vorn  Kinder  mit  Blumen  und 
Früchten.     Blumen  streuende  Liebesgötter  über  der  Tafel. 

Kupfer;  h.  0,42;  br.  0,61.  —  Inv.  1722,  A  543.  Schon  1707  aus  der  Kunst- 
kamnier;  Hh.  S.  287.  —  Wohl  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

Nymphen    und  Kinder    unter    Fruchtbäumen.     Fruchtbäume    922 
im  Walde.     Acht  Nymphen,  von  denen  eine  rechts  am  Boden  (870) 
sitzt,  und  ebensoviel  Kinder,  von  denen  zwei  oben  in  der  Luft     P  1 
flattern,  sammeln  Früchte.     Weiter  zurück  drei  Satyrn. 

Kupfer;  h.  0,48^;  br.  0,65%.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1734, 
als  »Rottenhamer  und  Brueghel«;  doch  zeigen  die  Figuren  deutlich  die  Eand  Balen's, 
nicht  diejenige  Rotenhamer's.  So  auch  richtig  stets  seit  dem  :  Catalogue«  von  1765. 
—  Phot.  Tamme. 

Die  vier  Elemente.     Gruppe  von  vier  Kindern.    Vorn  links,    924 
mit  einem  Fisch  in  der  Hand,  sitzt   »das  Wasser«;  hinter  ihm  (874) 
steht   »die  Luft«   mit  einem  Papagei  auf  der  Rechten.     Vorn    20  a 
rechts    wärmt    »das  Feuer«    seine  Hände    an    einem    Kohlen- 
becken; hinter  ihm   »die  Erde«   mit  einem  Apfel  in  der  Linken. 

Kuper;  h.  0,2172!  br.  0,17.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  zu  Dux. 

Diana    und    ihre  Nymphen,    von  Satyrn    belauscht.      Diana    925 
und  fünf  ihrer  Nymphen  schlummern  in  der  Mitte  am  Wald-  (871) 
rande.     Zwei  Satyrn  schieben  den  ausgespannten  Vorhang  zur     P  1 
Seite,  um    die    Göttin    zu    betrachten.     Im  Vordergrunde  liegt 
reichliche  Jagdbeute.     Rechts  hinten  Hirsche  im  Walde. 

Kupfer;  h.  0,46;  br.  0,61.  —  Inv.  1722,  A  514,  als  »Baien  und  Brueghel«. 
Die  Landschaft  und  das  Stilleben  sind  in  der  Tat  von  Jan  Brueghel  d.  ä.,  die  Figuren 
unzweifelhaft  von  Baien.  —  Phot.  Tamme. 

Das  Element  der  Erde.     Vor    der   mittleren    Baumgruppe    927 
sitzt  die  Göttin  mit  dem  Füllhorn;  links  neben  ihr  ein  Knabe  (836) 
mit  Früchten,  vor  ihr  ein  ruhender  Manu;    rechts    neben    ihr     P  7 
ein  Knabe,    der    ihr    Früchte    bringt,    hinter    ihr  ein  brauner 
Satyr.     Zwischen    den    Blumen,    Früchten    und    Gemüsen   des 
Vordergrundes  links  zwei  Meerkatzen,  in  der  Mitte  zwei  Meer- 
schweinchen. 

Eichenholz  ;  h.  0,£6 ;  br.  0,93^.  —  Zuerst  nachgewiesen  im  Katalog  von  1817 
als  »Baien  und  Brueghel«.  So  noch  bei  H.  Die  Komposition  geht  offenbar  auf  die- 
jenige Jan  Biueghel's  zurück,  von  der  wir  unter  N,  903  eine  Kopie  besitzen;  doch 
ist  sie  verändert;  und  die  Durchführung  der  Landschaft  ist  zu  hart  und  trocken  für 
Brueghel  selbst.     Die  Figuren  wnhl  in  der  Tat  von  Baien. 

Angeblich  H.  v.  Baien  d.  ä. 

Heilige  Familie  im  Kranze.     Unter  hohen  Waldbäumen  sitzt    928 
Maria,  mit  dem  Kinde.     Josef  sitzt  hinter  ihr,    der  Johannes-  (875) 

Döbeln 


304  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

knabe  steht  vor  ihr.  Ganz  vorn  halten  Engel  ein  mächtiges 
Gewinde  von  Blumen,  Früchten  und  Gemüsen. 

Leinwand;  h.  1,08;  br.  0,73 V2. — luv.  1754,  II  641.  Schon  bei  H.  nur  mit 
einem  Fragezeichen  dem  Baien  zugeschrieben.  Der  Kranz  und  die  Landschaft  sind 
weder  von  Baien  noch  von  Brueghel,  die  Früchte  eher  von  Jan  van  Kessel  d.  ä. 
Nach  Frimmel,  Kunstohronik  N.  F.  VIII  p.  199,  wäre  R.  v.  Bys  der  Urheber  des  Bildes. 
—  1904  uns  Rathans  zu  Döbeln. 

928  A  Der  Jesusknabe,  sein  Kreuz  betrachtend.     Das  Kreuz  liegt 

(867)    links  in  einer  Felsenhöhle,  aus  der  man  in  eine  sonnige  Land- 

20  a     schaft    hinausblickt.      Rechts    steht    der    Jesusknabe    zwischen 

den  beiden  Engeln,  die  ihn  hereingeführt  haben,     lieber  seinem 

Haupte  schwebt  ein  goldner  Stern.     Angeblich  B.  bezeichnet. 

Kupfer;  h.  0,20;  br.  0,26V«.  —  luv.  1722,  B  605.  —  Kat.  1687  und  1892: 
N.  923.  —  Bisher  als  Bild  Balen's,  dessen  Hand  die  Figuren  jedoch  keineswegs 
zeigen.     Vielleicht  von  einem  seiner  Söhne.  —  Phot.  Tamme. 

928  B  Flora.     Die  Göttin  sitzt  in  der  Mitte    vor   einer   pracht- 

(837)    vollen  Baumgruppe    und    wendet   sich    dem  Knäblein    zu,  das 
Chemnitz  jjjj.  von    jjni.g   ejnen    Blunienstrauss  überreicht.     Rechts  Aus- 
sicht auf  Fluss,  Wald  und  Gebäude    am    Fuss    des   Gebirges. 
Im  Vordergrund  reichlich  spriessende  Blumen. 

Eichenholz;  h.  0,51%;  br.  0,66%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1532.  — 
Kat.  18S7  u.  1892:  N.  926.  —  Bei  H.  als  »Baien  und  Jan  Brueghel«,  bei  uns  bisher 
als  Baien.  —  Die  Figuren  zeigen  eher  die  Hand  H.  de  Clerck's.  Die  Landschaft 
dürfte  eher  von  einem  der  besten  Nachahmer  Jan  Bruegbel's  d.  ä.,  wie  A.  Govaerts 
(1589 — 162G),  herrühren,  als  von  dem  Meister  selbst ;  so  auch  schon  Mode  bei  v.  Zahn  VI, 
S.  199.   —  1902  an  die  Kunsthütte  zu  Chemnitz.  —  Phot.  Tamme. 

Roelant  Savery 

Geb.  zu  Kortryck  (Courtrai)  1576,  gest.  zu  Utrecht  den  25.  Febr. 
1'639.  Schüler  seines  in  Amsterdam  ansässigen  Bruders  Jakob 
Savery.  Bereiste  in  Begleitung  Kaiser  Rudolfs  II.  die  deutschen 
Gebirge.     Seit  1619  in  Utrecht  tätig. 

929  Eine  Eberjagd.     Grosse  Baumstämme  im  Vordergrunde  des 

(891)  Waldesdickichts.     Der  nach  links  hervorstür-  . 

P  3     mende  Eber  wird  von  einem  hinter  dem  Baume  , .  v' 

versteckten  jungen  Jäger   mit  vorgehaltenem  c*J^* 

Spiesse  empfangen,  von  einem  zweiten,  bärtigen  o,  •     (>\P 
Jäger  verfolgt.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,25;  br.  0,34%.  —  Inventar  Gotter  (vor  1736)  N.  244.  — 
Ein  gleiches  Bild  von  1609  in  der  Pinakothek  zu  München  N.  717.  —  Phot.  Bruckm. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  305 

Die  Burg  im  Walde.     Links  führt  eine  Brücke   über  einen    930 
Wasserfall  zu  einem    hoch    gelegenen   Schlosse.     Rechts   oben  (802) 
mächtige  alte  Rundturmruinen    unter    Bäumen.     In  der  Mitte     P  7 
eine  prächtige  Tanne.     Binder-,  Ziegen-  und  Schafherden  vorn 
auf  dem  Wege.     Bez.  1.  u.:  R  .  SAVERY  .  FE  .  1614. 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  1,07.  —  Inventar  1722,  A  632.   —  Phot.  Bruckm. 

Die  Turmruine  am  Vogelweiher.     In  der  Mitte  des  Mittel-    931 
grundes  ragt  die  hellbeleuchtete  Ruine  eines  alten  Rundturmes.  (893) 
Rechts  führte  eine  durchgebrochene  Bogenbrücke  in  den  Wald.    PH 
Links  vorn  hohes  Ruinengemäuer  in  tiefem  Waldschatten.    Im 
Vordergrunde   ein   Weiher   mit  cAs/EJZEY ' 

zahllosen  Wasser-  und  Sumpf-  f{Q&j£NZ' 
vögeln.     Bez.  u.  i.  d.  M.:  p£  •   1&&" 

Eichenholz;  h.  0,19%;  br.  0,42.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1673. 
—  Phot.  Bruckm. 

Vor  der  Sündflut.    Die  Arche  Noah's  steht  auf  einer  kleinen    932 
Anhöhe  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes.     Noah  kniet  betend  vor  (894) 
ihr.     Einige  Tierpaare  schreiten  hinein.     Die  meisten  ergehen    18  c 
sich  noch  vorn  im  Walde.     Links  ein  von  bunten  Vögeln  um- 
schwirrter  Felsen;    an  dessen  Fusse  ein  Weiher  mit  Störchen, 
Reihern,  Kranichen,  Schwänen.     Vorn  in  der  Mitte  steht,  nach 
rechts  gewandt,  ein  weisses  Ross        ,r\r>\    akttit' 
mit  langer  Mähne:  vor  demselben    K>Ufc  L^aAiNU  ± 
zwei    Panther,    nach   denen   zwei    OAA/FRV'»       FP* 
Füchse  sich  umschauen.    Bezeich-  4  (^  *>n 

net  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,82;  br.  1,37.  -  Inventar  1754,  II  524.  —  Auf  der  Rück- 
seite ein  Zettel  mit  der  Inschrift:  üeschoncken  von  Vmst  Christian  von  Braun- 
sicyck.  —  Phot.  Braun  XV,  20. 

Bergstrom  zwischen  Felsen  und  Tannen.     Der  Fluss  strömt    933 
vorn  nach  rechts  herab.     Helle  Sonnenstrahlen  (895) 

beleuchten  rechts  die  Felsen  und  Tannen  des   A.OFLAJVDT    19  b 
Mittelgrundes.  Links  vorn  in  den  Felsen  Kühe    ■SAVER/ 
und  Schafe,   Hirsche   und  Rehe.     Bez.  r.  u. :  -Ff  /o  ao 

Eichenholz ;  h.  0,45V2 ;  br.  0,821/2-  —  Inventar  1764,  H  400. 

Nach  der  Sündflut.     Die  Arche  Noah's  steht  ganz  hinten    934 
in  der  Mitte.     Vorn  Waldlandschaft  mit  allen  Tieren  der  Welt.  (896) 
Links  ein  hoher  Baum  mit  Vögeln  und  Affen.     Darunter  ein    20  a 

20 


30G  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

Eameel,  auf  dessen  Höcker  ein    Affe    sitzt,  der  den  Zettel  mit 
der    Namenszeichnung    des    Künstlers    hält, 
In    der    Mitte     ein     Weiher     mit     Wasser-      ROBL-A^T 
vögeln.     Rechts    vorn    ein    schwarzes   Pferd.    •jAV^Äj  't 
Bezeichnet  unten  links:  '  °  'Zf 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  0,98.   —    Inventar  Götter  (vor  1736)  183  oder  184. 

935  Paradieses-Waldlandschaft.     Tiere  jeglicher  Art  füllen  den 
(898)  rechts  im  Mittelgrunde  von  hellen  Sonnenstrahlen  beleuchteten 

ständeh.ius  ^äld.  Links  vorn  eine  Löwenfamilie.  Weiter  rechts  ein 
Adler  auf  einem  in  halber  Höhe  abgebrochenen  Baumstamme. 
Rechts  vorn  Hirsche,  Elche  usw. 

Leinwand;  h.  0,95 %  ;  br.   1,84%.  —  Inventar  1722,  B  25.     Hier  als  »Jacques 
Savery«;  doch  schon  im  Inventar  1764,  II  595,  als  Roelant  Savery. 

Adam  Willarts  (Willaerts.  Willers) 
Geb.  zu  Antwerpen   1577,  gest.  zu  Utrecht  vor  1G62.     Der 
Meister,  der  1611  als  Mitglied  der  Gilde  zu  Utrecht  erwähnt 
wird,    wo    er    hauptsächlich    tätig    war,  gehört    zu    den   Ver- 
mittlern zwischen  der  vläniischen  und  der  holländischen  Schule. 

936  Holländische  Schilfe  in  einer  Felsenbucht.    Links  das  grüne, 
(961)  bewegte  Meer,  auf  dem  vier  Dreimaster  kreuzen  und  ein  Bot 

20  a  dem  Lande  zusteuert.  Rechts  am  tannenreichen  Felsenufer 
ein  zweites  Bot,  dessen  Insassen  ausgestiegen  sind.  Vorn  in 
der  Mitte  handeln  einige  mit  den  Eingeborenen  um  Seemuscheln. 
Rechts,  weiter  zurück,  gehen  andere  auf  die  Ziegen  jagd.  Bez.  r.  u.: 


Eichenholz;  h.  0,62;  br.  1,04.  —  Zuerst  sicher  im  Inventar  1754,  II  397.— 
Das  Datum  unseres  Bildes  lässt  den  Zweifel,  den  einige  ähnlich  bezeichnete  Bilder 
zulassen,  ob  es  nicht  ebensowohl  von  Abraham  Willaerts,  dem  Sohne  und  Schüler 
Adam's,  als  von  diesem  herrühren  könne,  nicht  aufkommen.  Abraham  Willaerts 
wurde  erst  1624  Meister  der  Gilde  und  starb  16fi9.  Vergl.  auch  Riegel,  Beitrage  I, 
S.    170—181.  —  Phot.  Hrnckm. 

David  Vinck-Boons 

Geb.  zu  Mecheln  1578,  gest.  zu  Amsterdam  1629.  Schüler 
seines  Vaters  Philips,  der  spätestens  1591  nach  Amsterdam 
zog.  Tätig  hauptsächlich  zu  Amsterdam,  seinem  Stil  nach 
jedoch  Vlaame  geblieben. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  307 

Bauernkirmess.     Platz   im  Dorfe  unter  Bäumen.     Rechts    937 
im  Vordergründe  das  Wirtshaas    mit    der    roten  Fahne.     Vor  (962) 
demselben  ein  Holztisch  mit  zechenden  Bauern.    In  der  Mitte     P  7 
tanzen  Bauern  und  Bäuerinnen  einen  Ringelreigen  um  den  auf 
einem  Fasse  sitzenden  Dudelsackpfeifer.     Links  vorn  auf  dem 
Kanal  ein  Bot,  in  das  ein  Betrunkener  geführt  wird. 

Eichenholz;  h.  0,52;  br.  0,91V2-  —  Zuerst  im  Katalog  1817.  —  Phot. Bruckm. 

Das  Klosteralmosen.     Rechts  das  Kloster,  zu  dessen  Gitter-    938 
fenster  die  Almosen    hinausgereicht    werden.     Die   Hände   der  (963) 
vorn  zahlreich  versammelten  Bettler  und  Kranken  strecken  sich     P  5 
sehnsüchtig  empor.     Vorn    links    kriecht    ein    Krüppel    heran. 
Links  im  Hintergrunde  die  Stadt  mit  dem  überbrückten  Kanal. 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,45%.  —  Inv.  1722,  A  642,  als  »Finckenbaum«. — 
Im   'Catalogue  <  1765  und  im  »Abregec  1782  als  unser  einziges  Werk  des  Meisters. 

Waldige  Berglandschaft  mit  dem  Heimzuge  des  Tobias.  In  der    939 

Mitte  auf  waldigem  Hügel   ein   Schloss;    rechts  ein  höher  ge-  (855) 
legenes  Kastell.     Rechts  vorn  der  Zug  des  jungen  Tobias.    Der    Q  3 
Engel  geleitet  ihn,  die  Frauen  auf  Kameelen  folgen  ihm.  ein 
Hund    läuft    voraus.     Links    im  Walde    ein   Hirsch   und  eine 
Ziege  mit  saugendem  Zicklein. 

Leinwand;  h.  1,07%;  br.  1,76.  —  1731  durch  Leplat,  Inventar  8°  2258  als 
»alt  Breugel«.  Bei  H.  als  »Matthäus  BriU,  was  sieher  unrichtig  ist,  wie  schon  Bode 
(bei  y.  Zahn  VI,  S.  199)  bemerkt  hat.  Nach  Scheibler,  Dr.  Not.,  bestimmt  ein  echter 
Vinck-Boons.  Nach  Maassgabe  des  vorigen  Bildes  scheint  uns  diese  Bestimmung 
richtig  zu  sein. 

Adriaan  van  Stalbemt 

Geb.  den  12.  Juni  1580  zu  Antwerpen,  gest.  daselbst  den 
21.  September  1662.  Tätig  eine  Zeitlang  zu  Middelburg, 
zumeist  in  Antwerpen. 

Ein  Göttermahl.    Rechts  vorn  unter  oben  bewaldeten  Felsen    940 
tafeln  die  Götter  des  Olymp.    Satyrn  lauschen;  kleine  Liebes-  (987) 
götter  flattern  über  der  Tafel.    Links  vorn  sitzt  Bacchus  beim     Q  2 
Fasse  und  erhebt  ein  spitzes  Glas    voll    roten   Weines.     Eine 
Paniskin,  die  ihr  Kleines  säugt,  sitzt  am  Boden.    Vorn  in  der 
Mitte  naschen  zwei  Meerkatzen.    Bezeichnet  unten  rechts: 

XK-STA'lBE^T'  f 
A  °  1 6ax 

Eichenholz ;  h.  0,61 ;  br.  0,80^.  —  Inventar  1754,  II  708.  —  Phot.  Bruokm. 

20* 


308  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

94 1  Das  Midas  -  Urteil.     In    einsamer   Berg-   und  Waldgegend 

(988)  steht  der  bockbeinige  Marsyas,    halbsitzend  an  einen  Fels  ge- 

P  1  lehnt,  nach  rechts  gewandt,  dem  geigenden  Apollon  gegenüber. 
Links  König  Midas,  dem  seines  Urteils  wegen  bereits  die  Esels- 
ohren gewachsen  sind.  Rings  im  Kreise  lauschen  Fraueu  und  Satyrn. 
In  der  Mitte  liegen  zahlreiche  Musikinstrumente  im  Rasen. 

Nussbaumholz ;  h.  0,37;  br.  0,57.  —  Im  Inventar  1722,  A  537,  als  »Le  Clerc« 
(vonH.  »Le  Cleve«  gelesen).  Doch  schon  im  »Catalogiie«  von  1765  richtig  als  Stalbemt. 

Hans  Jordaens  (loerdans) 

Es  hat  mehrere  Meister  dieses  Namens  gegeben.  Der  unsere  ist 
entweder  Hans  Jordaens  I.,  der  1572  Lehrling,  1581  Meister 
der  Antwerpener  Gilde  wurde  und  um  1613  in  Delft  starb, 
oder  Hans  Jordaens  IL,  der  1581  zu  Antwerpen  getauft  wurde 
und   1653  daselbst  in  Armut  starb. 

942  Eine  Mahlzeit.    Vier  Männer  mit  Hüten  und  Halskrausen 
(844)  uud  zwei    Frauen    sitzen    an    einem    gedeckten    Tische.     Ein 

P  7  Knabe  schenkt  Wein  aus  einem  Kruge  ein.  Neben  der  Frau 
zur  Rechten  erscheint  ein  Affe  am  Tische.         •  i 

Aufwartende  stehen  zu  beiden  Seiten.  Bez.       H  PCfG&f/IVJ 
vorn  in  der  Mitte:  • 

Eichenholz;    h.   0,16^>;    br.   0,27 &     —    1857   aus  Steinla's  Nachlas».    — 
l'hot.   Bruckm. 

Frans  Francken  (Franck)  II. 

Getauft  den  2.  Mai  1581  zu  Antwerpen,  gest.  daselbst  den 
6.  Mai  1642.  Zweiter  Sohn  des  Frans  Francken  I.  Schüler 
seines  Vaters.    Später  nahm  er  Einflüsse  des  Rubens  auf. 

943  Die  Flucht  nach  Aegypten.     Nach    rechts    gewandt,    trabt 
(879)  Maria  auf  dem  Esel  durch  den  Wald,  schreitet  Josef,  der  das 

P  8  Kind  im  Arme  hält,  rüstig  neben  ihr  her.  Links  vorn  liegen 
drei  erschlagene  Kindlein.  Im  Hintergrunde  schöne  Wald- 
landschaft.    Bezeichnet  unten  in  der  Mitte: 


-f-    TRANckeN 


Kupfer;  h.  0,48)^;  br.  0,44^.  —  Im  Inventar  1754,  II  218,  als  »Franck« 
schlechthin.  So  auch  noch  im  Katalog  von  1840.  Hei  II.  als  »alter  Francken«. 
Doch  zeigen  die  Figuren,  wie  die  Bezeichnung,  nicht  dieselbe  Hand,  wie  unser  Bild 
N.  856,  sondern  diejenige  des  mittleren  Meisters  dieses  Namens.  So  auch  Sebeibler, 
Dr.  Nut.     Es  muss  ein  Jagendwerk  des  jüngeren  sein.  —  Phot.  Bruckm. 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  309 

Der  ungerechte  Richter.    In  der  Mitte  steht  der  ungerechte    944 
Richter  über  den  zu   Boden   geworfenen    Tugenden.     Er   hält  (881) 
das  Schwert  in  der  Rechten.     »Gewalt«  und  »Neid«  halten  ihm     P  1 
den  Helm  übers  Haupt.    Vorn  steht  links  die   »Verleumdung« 
an  der  Spitze  der  übrigen  Laster,  sitzt  rechts  die  Angeklagte, 
von  der  »Reue«   bedroht.    Rechts  oben  das  Hochgericht.    Unter 
demselben  rufen  die  »Hoffnung«  und  die  »Unschuld«  die  hinkende 
»Gerechtigkeit«  herbei.     Vorn  rechts  ein  Zuschauer,  links   im 
Hintergrund  ein    Mann    als   Ver-  . 

körperung  des  Verbrechens  mit  einer      -fp  tj  a  v  rt 1/      r*  J* . 
Eule  auf  der  Hand.     Bez.  u.  1.:      ^  KAkTGlOF;  IN  • 

Eichenholz;  h.  0,55;  br.  0,76%.  —  Im  Inventar  1722,  A371,  als  »alt  Franck<. 
So  noch  bei  H.  Es  kann  jedoch  der  »alte«  nur  im  Gegensatze  znm  III.  gemeint 
sein.  Es  ist  ein  unzweifelhaftes  Bild  des  Frans  Francken  II.  So  auch  Scheibler, 
Dr.  Not.  —  Phot.  Bruokm. 

Die  Himmelskönigin  im  Blumenkranze.    In  der  Mitte  thront  944  A 
Maria  mit  der  Krone  auf  dem  Haupte,    mit    dem    Kinde    auf    (884) 
"Jdeni  Schoosse.    Ueber  ihr  schwebt  die  Taube  des  heil.  Geistes.     P  H 
Links  und  rechts  neben  ihr  knieen   musizierende  Engel.     Um 
diese  Darstellung    schliesst    sich   ein   hochovaler  Blumenkranz. 
Rechts  vorn  in  demselben  Erdbeeren  und   ein    Brombeerzweig. 

Eichenholz,  h.  0,65%;  br.  0,52.  —  Kat.  1887  und  1892:  N.  947.  —  luv. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  1600.  Inv.  1754,  II  364,  als  »Alt  Franck  das  inwendige, 
Brengel  die  Blumen«.  Die  Blumen,  wie  schon  H.  bemerkt,  eher  von  J.  van  Kessel. 
Weshalb  aber  bei  H.  das  Mittelstück  Ambrosius  Francken  d.  ä.  zugeschrieben  wurde, 
ist  nicht  ersichtlich.  Wir  halten  mit  Scheibler  für.  Not)  auch  dieses  für  ein  Werk 
des  zweiten  Frans  Francken. 

Die  Ehebrecherin  vor  Christus.    Rechts  steht  die  Sünderin,  944  B 
von  Schergen  und  Volk  umgeben;  vorn  ein  Knabe  mit  einem    (885) 
grossen  Korbe   voll    Steinen.     Links    unter    dem    Zelte  stehen     P  10 
die    Pharisäer.       In    der   Mitte   aber    beugt   der  Heiland   sich 
zur  Erde,  um  seine   inhaltschweren   Worte    in    den    Sand    zu 
schreiben.    Angeblich  u.  1.  bez.:  FF.  d.j.  fe.  .  1606,  1628 
oder  1616. 

Kupfer;  b.  0,35%;  br.  0,28%.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  948.  —  Inv.  1722, 
B  1265,  als  »Franckc  schlechthin.  —  Wenn  die  von  einigen  Seiten  gesehene  Inschrift 
(mit  1606)  wirklich  auf  dem  Bilde  stände,  müsste  es  ein  Jugendwerk  des  Fr.  Fr.  II. 
sein.  Immerhin  wäre  1616  oder  1628  wahrscheinlicher  als  1606;  doch  sehen  wir 
nach  -wiederholter  genauester  Untersuchung  weder  die  Inschrift,  von  der  höchstens 
ein  F  zugegeben  werden  könnte,  noch  eine  dieser  Jahreszahlen.  Das  Bild  könnte 
sogar  von  Fr.  Fianeken  III.  (1607—1666),  einem  Sohne  des  IL,  herrühren.  Ein 
gleiches  Bild  von  Frans  Francken  IL,  nur  in  etwas  grösseren  Maassen,  besitzt  die 
Sehlossgalerie  zu  Aschafifenburg. 


310  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

945  Die  Erschaffung  der  Eva.    In  der  Paradies -Parklandschaft, 

(882)  in  der  zahme  und  wilde  Tiere  friedlich  nebeneinander  wohnen, 
P  3     liegt  Adam  links  am  Boden ;  und  auf  das  Geheiss  des  vor  ihm 

stehenden  Gottvaters  entsteigt  Eva  seinen  Rippen.  In  der  Mitte 
unter  dem  Baume :  der  Sündeufall ;  weiter  rechts  im  Hinter- 
grunde: die  Vertreibung  aus  dem  Paradiese. 

Eichenholz;  h.  0,53%;  br.  0,81.  —  1741  aus  der  Sammlung;  Wallenstein  in 
Dux.  —  Angeblich  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Noch  bei  H.  als  F.  Francken  d.  ä. 
Die  Figuren  jedoch  sicher  vom  jüngeren.  Die  Landschaft  nicht  von  Brueghel,  nur 
von  einem  Schüler.  Die  Tiere  und  Blumen  schwerlich  von  Jan  Brueghel  d.  a., 
sondern  nur  von  einem  Schüler.  Aehnlich  ein  Bild  Brueghel's  in  der  Galerie 
Doria  zu  Rom. 

Angeblich  Frans  Francken  d.  j. 

946  Die  Erschaffung  der  Tiere.    In  der  reichen  Parklandschaft 

(883)  steht  Gottvater  links,  nach  rechts  gewandt.     Auf  sein  Geheiss 
P  3     entspringen  ringsum  die  Tiere  der  jungfräulichen  Erde.    Rechts 

ein  Pferd,  ein  Stier,  ein  Löwe  und  eine  Löwin.  Links  unter  einem 
spärlich  belaubten  Baume,  in  dessen  Aesten  sich  bunte  Vögel 
wiegen,  ein  Elch.  Vorn  in  der  Mitte  zwei  Stachelschweine. 

Eichenholz;  h.  0,53l/2  ;  br.  0,80V2-  —  1741  ans  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Angeblioh  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Das  wirkliche  Verhältnis  hat  Ed. 
Flechsig  nachgewiesen.  Das  Bild  ist  als  Ganzes  eine  Fälschung.  Echt  alt  und  wohl  von 
Jan  Brueghel  d.  ä.  selbst  ist  nur  ein  Drittel  des  Ganzen:  das  Stück  unten  rechts, 
eine  Landschaft  mit  Tieren  usw.  —  Dieses  Stück  ist  in  eine  grosse  Holztafel  ein- 
gesetzt worden,  die  von  schwacher  Hand  hauptsächlich  links,  aber  auch  an  allen  vi^r 
Seiten  mit  einem  fiemälde  umgeben  worden,  das  es  zum  Gegenstücke  des  vorigen 
stempeln  sollte.     Mit  Frans  Francken  d.  j.  hat  es  daher  nichts  zu  tun. 

Angeblich  Adriaan  Vranx 

Wurde  1582  Lehrling  des  älteren  Hans  Snellinx  (Jan  Soellink) 

in  Antwerpen.    (Liggeren  I,  p.  284.)    Weitere  Lebensumstände 

unbekannt. 
949  Südliche  Berglandschaft    mit    Hirten    und    Herden.     Rechts 

(857)  vorn  eine  mächtige  Eiche.    Links  vorn  ein  Fluss.    Im  Mittel- 
F.  M.   gründe  auf  der  Höhe  ein  Gebäude  neben  einer  Pinie  und  einer 

Palme.     Am    Flusse    eine  Wäscherin.     Hinter   ihr  ein  Hirte. 

Bezeichnet  rechts  am  Stamme  der  Eiche: 


AR /wx 


Ylämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  311 

Eichenholz;  h.  0,75%;  br.  1,06.  —  1711  als  Inventarnummer  255'J  durch 
Kossi,  also  nicht  durch  Heinecken  aus  Hamburg,  wie  bei  H.  Dass  unser  Meister 
der  in  den  Antwerpener  Liggeren  namhaft  gemachte  A.  Vranx  sei,  ist  nicht  glaub- 
lich.    Unser  Bild  ist  jünger.  —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Unbestimmte  vlämische  Meister 

XVII.  Jahrhundert 
Christus  und  Petrus  auf  dem  Wasser.    Links  die  gebirgige    959 
Küste,    rechts    die   weite  Seebucht,    auf   der    das  Bot  mit  den  (886) 
Männern   schaukelt.     Links  vorn,    nach  rechts  gewandt,    steht     Q  1 
der  Heiland    auf   den  Wellen  .  und    reicht    dem   ihm  über  die 
Flut  entgegengehenden,  jedoch  einsinkenden  Petrus  die  Hand. 

Kupfer;  h.  0,28;  br.  0,24%.  —  Inventar  1722,  A  1731.  Damals  irrtumlieh 
als  »Jordan  e  Breugel«.  Später,  auch  bei  H.,  frageweise  dem  Ambrosius  Francken  oder 
Hans  Francken  d.  j.  zugeschrieben.  Doch  rührt  es  von  letzterem  keineswegs  her; 
und  es  dem  ersteren  zuzuschreiben,  kennen  wir  denselben  nicht  genug. 

Die    Kreuztragung    Christi.      Der    Zug    bewegt    sich    nach  95 1 

rechts   über   die  Strasse.     In  der  Mitte  ist  der  Heiland  unter  (887) 
der  Last  seines  Kreuzes  zusammengebrochen  und  hält  die  heil.     P  l 
Veronika  ihm  ihr  Tuch  hin. 

Kupfer;  h.  0,16%;  br.  0,13%.  —  Inv.  1722,  B  604.  Damals  als  »Franck, 
Kopie«.  —  Später,  auch  bei  H.,  frageweise  dem  Ambrosius  oder  dem  jüngeren  Frans 
Francken  zugeschrieben.     Vergl.  jedoch  die  Bemerkungen  zum  vorigen  Bilde. 

Die   Versuchung    des    heil.   Antonius.     Berglandschaft   mit    952 
alter    Schlossruine.      Der    heil.    Antonius    kniet    betend,    nach  (890) 
links    gewandt,    unter    einem   hohen   Baume.     Ihm    gegenüber     p  3 
steht   die  Verführerin    an    der    Spitze    verschiedener  Dämonen. 
Spukgestalten  rechts  vorn  und  links  oben  in  der  Luft. 

Eichenholz;  h.  0,27%;  br.  0.37.  —Inv.  1722,  A488.  Hier  mit  seinen  (wohl 
.gefälschten)  Initialen  angeführt,  die  damals  5.  E.F.,  später  aber  S.  F.  F.  gelesen 
wurden;  infolgedessen  schrieben  alle  Kataloge  seit  1812,  auch  noch  der  H.'sche, 
das  Bild  einem  Meister  Sebastian  Francken  zu.  Ein  solcher  ist  jedoch  nicht  bekannt. 
Gemeint  sein  kann  nur  Seb.  Vranex  (geb.  den  22.  Januar  1573  zu  Antwerpen,  gest. 
daselbst  den  19.  Mai  1647).  Dieser  aber  hat  nicht  nur  ein  ganz  anderes  Mono- 
gramm, sondern  zeigt  auch  eine  ganz  andere  Hand.  Das  Bild  ist,  wie  Mas  Fried- 
länder zuerst  bemerkt  hat,  eine  genaue  gleichzeitige  Kopie  nach  einem  Holzschnitt 
von  1522,  den  van  Mander  dem  Hieronymus  Bosch  selbst  zuschreibt.  Allerdings  war 
Bosch  1522  nicht  mehr  am  Leben ;  doch  wird  dem  Holzschnitt  eine  Zeichnung  dieses 
Meisters  zugrunde  liegen.  Vgl.  Muther,  Meisterholzschnitte,  München,  1893,  N.  128 
und  129,  Text  Sp.  XXX. 

Felsenlandschaft.  Links  schroffe,  mit  Tannen  bewachsene  953 
Felsenmassen,  durch  die  ein  Wasserfall  tost.  Rechts  Blick  (897) 
durchs  Tal  auf  ferne  Berge.     Vorn  Hirten  und  Herden.  P  1' 


312  Vlämische  Schule.     Uebergangszeit 

Eichenholz;  h.  0,33%;  br.  0,46%.  —  Dieses  unbedeutende  Bildchen  wurde 
erst  1855  dem  »Vorrat«  entnommen  und  durch  H.  den  Bildern  des  R.  Savery  ein- 
gereiht, dessen  Hand  wir  jedoch  nicht  in  ihm  erkennen  können. 

954  Räuber    im    Walde.     In    der    Mitte    eines    dichten    Laub- 
(964)  waldes  schimmert  ein  See.    Rechts  vorn  liegt,  fast  völlig  ent- 

P  6     kleidet,   der  Erschlagene.     Links   vorn  teilen   die  Räuber  sich 
in  die  Beute. 

Eichenholz;  h.  0,41%;  br.  0,62.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Bei  H. 
1867,  Nachtrag,  S.  388,  nur  erst  frageweise,  später  unbedingt  dem  D.  Vinck-Boons 
zugesohrieben,  dessen  Hand  es  jedoch  nicht  zeigt.  Scheibler  (Dr.  Not.)  und  Bode 
schrieben  es  dem  Seb.  Vrancs  (von  Antwerpen ;  1573  bis  1647>  zn.  Wir  können  uns 
bis  jetzt  nicht  von  der  Richtigkeit  dieser  Ansicht  überzeugen. 

B.    Die  Grossmaler  der  Antwerpener  Schule 
Peter  Paul  Rubens 

Geb.  zu  Siegen  den  28.  Juni  1577;  gest.  zu  Antwerpen  den 
30.  Mai  1640.  In  Antwerpen,  der  Stadt  seiner  Väter,  Schüler 
erst  des  Landschafters  Tobias  Verhaegt,  dann  (1591 — 94)  des 
Ad.  van  Noort,  endlich  (1594 — 98)  des  Otto  van  Veen.  Tätig 
von  1600  bis  1608  in  Italien,  vornehmlich  im  Dienste  des 
Herzogs  von  Mantua.  Seit  Ende  1608,  abgesehen  von  Reisen 
nach  Paris,  nach  Madrid,  nach  London,  nach  Holland,  haupt- 
sächlich in  Antwerpen.  —  Rubens  ist  der  grosse  Hauptmeister, 
mit  dem  eine  neue  Aera  der  nordischen  Malerei  beginnt. 

Da  Rubens  sich  seit  seiner  Rückkehr  aus  Italien,  mit  Aufträgen  überhäuft,  bei 
der  Ausführung  seiner  Arbeiten  der  Boihilfe  von  Schülern  zu  bedienen  pflegte,  die 
die  bestellten  Bilder  nach  seinen  Skizzen  zu  untermalen  hatten,  wobei  es  von  seiner 
Zeit,  aber  auch  von  dem  Interesse,  das  er  dem  Besteller  oder  dem  Stoffe  entgegen- 
brachte, abhing,  ob  er  sie  ganz,  teilweise  oder  gar  nicht  eigenhändig  vollendete,  ' 
so  lässt  sich  die  Grenze  zwischen  eigenhändigen  und  Werkstattbildern  bei  keinem 
Meister  schwerer  ziehen,  als  bei  ihm.  Doch  versuchen  wir  im  folgenden  diese  Unter- 
scheidung nach  Maassgabe  des  gegenwärtigen  Standes  der  Rubensforschung  durchzu- 
führen, indem  wir  eine  erste  Gruppe  aus  den  Werken  bilden,  die  wir  für  ganz  oder 
doch  wesentlich  eigenhändig  halten,  in  eine  zweite  Gruppe  die  Werke  verweisen,  die 
wir  der  Werkstatt  des  MeisteTS  zuschreiben  müssen,  wobei  hie  und  da  eine  geringe 
eigenhändige  Beteiligung  nicht  ausgeschlossen  ist,  als  dritte  Gruppe  die  Werke  zu  • 
sammenstellen,  die  nur  als  Kopien  von  fremder  Hand  nach  Rubens'schen  Kompositionen 
oder  ausgeführten  Gemälden  gelten  können,  an  vierter  Stelle  abor  die  Bilder  an- 
einanderreihen, die  wir  als  Werke  unbekannter  Meister  der  Schule  des  Rubens  ansehen. 

955  Der  heil.  Hieronymus.    Nach  links  gewandt,  kniet  der  weiss- 
(909)  bärtige,    halbnackte,    vom    Scharlachmantel    umwallte    Heilige 

J  3     unter  einer  bewaldeten  Felsenhöhle.     Er  betet  vor  dem  Stein- 


No.   965.     Peter  Paul  Rubens. 


No.^960.      Peter  Paul  Rubens. 


Tafel  XIV 


Vlännsche  Schule.    XVII.  Jahrhundert  313 

altar,  auf  dem  ein  Kruzifix  steht  und  ein  Totenkopf  liegt.  Rechts 
zu  seinen  Füssen  schlummert  sein  Löwe.     Bez.  I.  u.:  P.  P.  R. 

Leinwand;  h.  2,36;  br.  1,63%.  —  1746  ans  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena.  — 
Frühes,  eigenhändiges  Prachtwerk  des  Meisters,  entweder  noeh  in  Italien  oder  bald 
nach  seiner  Heimkehr  gemalt.  —  Der  Ansicht  Ad.  Rosenberg's,  dass  die  Bezeichnung 
gefälscht  und  das  Bild  erst  um  1618  gemalt  sei  (v.  Lfitzow's  Zeitschrift  XVII,  1882, 
S.  167)  vermögen  wir  uns  nicht  anzuschliessen.  Vergl.  auch  Rooses,  Rubens  LT,  p. 
311—312,  N.  463.    —    Phot.  Braun  I,  23;   Phot.  Ges.;   Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Die  Krönung  des  Tugendhelden.     Nach  links  gewandt,  auf    956 
seine  Lanze  gestützt,  steht  der  Held  in  blankem  Harnisch  und  (908) 
flatterndem  Purpurmantel  da.     Er  setzt  den  rechten  Fuss  auf     J  2 
den  am  Boden  liegenden,  bekränzten,  grauhaarigen  Satyr  (das 
Sinnbild  der  überwundenen  Trunkenheit),  während  rechts,  halb 
von  hinten  gesehen,  ein  üppiges  Weib,  an  deren  Schulter,  ein 
weinender  Liebesgott   lehnt,    am  Boden   sitzt  (als  Sinnbild  der 
verschmähten  Wollust).     Eine  geflügelte  Siegesgöttin  schmiegt 
sich  an  den  Helden  an  und  setzt  ihm  mit  beiden  Händen  einen 
Kranz   aufs  Haupt.     Rechts   im  Hintergrunde  aber  lauert  der 
Neid   als   altes  Weib    mit  fahlem  Gesicht  und  Schlangenhaar. 

Leinwand;  h.  2,03;  br.  2,22.  —  Nach  dem  Abrege  von  1782  p.  325  und 
schon  nach  Heinecken's  Text  zum  alten  Galeriewerk  (Recueil  d'Estampes  etc.  II, 
1757,  p.  XXX)  ist  das  Bild  direkt  von  Mantua  nach  Dresden  gekommen  (als  Inv. 
N.  3423  1743  mit  dem  folgenden  durch  Rossi)  und  in  Mantua  seiner  Zeit  von 
Rubens  für  den  Herzog  Vincenzo  Gonzaga  gemalt  worden.  Heinecken  war  Augen- 
zeuge der  Erwerbung.  Sein  Bericht  hat  also  als  zuverlässig  zu  gelten.  Das  Bild 
ist  daher  auch  stets  für  ein  eigenhändiges  Werk  der  italienischen  Zeit  des  Meisters 
erklärt  worden.  So  auch  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  201  und  Rooses,  Rubens  IV,  p. 
51 — 53  N.  828.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Eine  spätere  Wiederholung  besitzt 
die  Pinakothek  zu  München.  —  Gestochen  von  P.  Tanje  •£  II,  44.  Voorhelni- 
Schneevogt  p.  142  N.  53.  —  Phot.  Braun  XIV,  21;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Der  trunkene  Herkules.     Der  bärtige  Halbgott,  in  dessen    757 
Blick  sich  seine  Trunkenheit  widerspiegelt,  während  er  in  der  (906) 
linken  Hand  noch  den  Krug  hält,  dessen  roten  Wein  er  ver-     J  2 
schüttet,    lässt    sich,    nach   rechts  gewandt,    von  einer  ziegen- 
beinigen  Nymphe    und    einem    bocksbeinigen  Satyrn  entführen. 
Hinter   ihnen  folgt  eine  springende  Bacchantin  mit  fliegenden 
Haaren.  Rechts  am  Waldrande  trägt  ein  zweiter  Satyr  das  Löwen- 
fell,   schleppt   ein    kleiner  Liebesgott   die  Keule  des  Herkules. 

Leinwand;  h.  2,04;  br.  2,04.  —  Als  N.  3422  nach  dem  Inventar  8TO  im  Juni 
1743  mit  dem  vorigen  durch  Rossi  aus  Italien,  und  zwar  schon  nach  dem  luv. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  76  aus  Mantua.  Vergl.  die  Anmerkung  zum  vorigen  Bude, 
seinem  Gegenstücke.  Als  Gegenstück  zu  diesem  ist  es  auch  innerlich  charakterisiert: 
dort  der  Held,  der  über  Wollust  und  Trunkenheit  gesiegt  hat,  hier  der  Held,  welcher 


314      Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

der  Trunkenheit  und  Wollust  erliegt.  —  Eine  kleine  eigenhändige  Wiederholung 
auf  Holz  in  der  Casseler  Galerie.  —  Rooses,  Rubens  in,  p.  105—106  N.  623.  — 
Phot.  Braun  XIV,  22;  Phot.  Ges.;  Tainme;  Häufst.;  Bruckm. 

957  A  Satyr  und  Mädchen  mit  dem  Fruchtkorbe.    Kniestück.  Der 
(1046)  Satyr,    von   dessen  Schulter  ein  Fell  herabgleitet,    hält,    leicht 

J  4  üach  links  gewandt,  mit  beiden  Händen  vor  sich  einen  Korb  voll 
Trauben,  Quitten  und  Aepfeln.  Links  neben  ihm  greift  ein  dralles 
Mädchen  in  rotem  Kleide  mit  der  Rechten  nach  den  Früchten. 

Eichenholz;  h.  1,05%;  br.  0,74.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  985.  —  1738  durch 
Rossi.  —  Schon  im  Inventar  8°  (2384)  als  »Giordano« ;  und  als  »Jakob  Jordaens«  noch 
bei  H.  —  Im  Haag  in  der  Tat  ein  ähnliches  Bild  als  »Jordaen6«.  In  der  Galerie 
Schönborn  zu  Wien  dagegen  das  gleiche  Bild  als  »Rubens«  und  ein  fast  gleiches  Bild 
schon  von  Alex  Voet  jun.,  einem  Zeitgenossen  des  »Rubens«,  gestochen  (Voorhelni- 
Sohneevogt  p.  131,  N.  114).  Arorgl.  des  Verfassers  Text  zum  Braun'schen  Galerie- 
werk IX,  S.  320.  Obgleich  das  Exemplar  der  Galerie  Schönborn  noch  mehr  von 
Rubens*  eigener  Hand  zeigt  als  das  unsere,  kann  doch  nur  dieses,  wegen  des  Ma- 
terials, auf  dem  es  gemalt  ist,  als  das  Bild  gelten,  das  sich  unter  N.  174  in  Rubens 
Nachlass  befand.  Vergl.  des  Verfassers  Bemerkung  in  der  Kunst-Chronik  XXIV,  1889, 
Sp.  347 — 348  zu  Th.  Frimmel's  Bemerkungen  ebendort  Sp.  305—307.  Dazu  Rooses, 
Rubens  III,  p.  94  N.  611.   —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

958  Die  Alte  mit  dem  Kohlenbecken.    Kniestück.    In  einer  Felsen- 

(011)  höhle  steht,   nach  links  gewandt,  eine  Alte,  die  in  der  Rechten 

-1  3     ein  Kohlenbecken  trägt,    an  dem  sie  die  Linke  wärmt.     Vorn 

links  trägt  ein  Jüngling  Holz  im  Korbe  herbei  und  bläst  ein 

Knabe  mit  vollen   Backen  in  die  Glut. 

Eichenholz;  h.  1,16;  br.  0,92.  —  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  23  als 
»opera  aniniirabile«  des  Rubens.  —  Eigenhändiges  Werk  des  Meisters  ron  1622. 
Max  Rooses  und  der  Verfasser  dieses  Kataloges  haben  den  Beweis  erbracht,  dass 
unser  Bild  ursprünglich  einen  Bestandteil  des  berühmten  Gemäldes  des  Rubens  im 
Brüsseler  Museum  (N  413i  gebildet.  Aus  demselben  herausgesagt,  ist  das  Stück 
dort  durch  einen  Einsatz  von  fremder  späterer  lland  ersetzt  worden,  der  das  ganze 
Gemälde  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  entgegen,  zu  einer  Schmiode  Vulkans 
gemacht  hat.  Das  Original  stellte  Venus  dar,  wie  sie,  von  Nymphen  begleitet, 
Schutz  in  oinor  Grotte  sucht.  Eine  alte  Werkstattwiederholung  des  Bildes  in  seiner 
ursprünglichen  Gestalt  befindet  sich  bei  Herrn  Herrn.  Otto  Caesar  in  Köln  a.  Rh., 
eine  alte  Kopie  (Jak.  Jordaens  zugeschrieben)  im  Haager  Museum.  Vergl.  Wooruiann 
in  der  K.-Chr  1889,  XXIV,  S.  363—355.  Max  Rooses,  Rubens  III,  p.  183-186  zu 
N.  700.  —  Gestochen  von  C.  F.  Boetius  ifr  1,  49;  fernor  von  P.  F.  Hasan  und  lin 
Schwarzkunst)  von  J.  Smith.  Voorhelm-Schneevogt  p.  MS  N\  139 — 141.  —  l'hot. 
Braun  VII,  24;  Tamme;  llanfst. ;  Bruckm. 

958  A  Das  jüngste  Gericht.     Links  vorn  entsteigen  die  Toten  den 
(021)    Gräbern  und  schweben  die  Seligen,  einander  liebevoll  mithinan- 

M  3     ziehend,  zum  Himmelsglanz  empor.    Oben  in  der  Mitte  thront 
Christus  als  Weltrichter  mit  erhobener  Rechten  zwischen  grossen 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  315 

Scharen  von  Patriarehen  und  Heiligen.  Maria  steht  zu  seiner 
Kechten.  Zu  seiner  Linken  aber  stürmt  der  Erzengel  Michael 
mit  vorgehaltenem  Schilde  hinab,  um  die  Verdammten  in  wilden 
Knäueln  hinunterzustürzen  in  den  Schlund  der  Hölle,  der,  von 
roten  -  Flammen  durchlodert,  rechts  im  Vordergrunde  gähnt. 

Eichenholz;  h.  1,21  %;  hr.  0,96.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  981.  Inv.  1754, 
II  40.  Das  grosse  Bild  dieses  Gegenstandes,  das  Rubens  vor  1618  für  den  Pfalz- 
grafen Wolfg.  Wilh.  von  Neuenbürg  gemalt  hatte,  befindet  sich  in  der  Münchener 
Pinakothek.  Unser  kleines  Exemplar  wurde  von  der  älteren  Forschung  allgemein 
für  Rubens'  eigenhändige  Skizze  dazu  angesehen.  Noch  Waagen  (Kl.  Schriften  S.  281) 
nennt  es  die  »sicher  ganz  von  der  Hand  des  Meisters  herrührende  Skizze«.  Neuer- 
dings wollte  die  deutsche  Kritik  jedoch  nur  eine  Kopie  nach  dem  Münchener  Bilde 
in  dem  unseren  erkennen.  So  zuerst  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  200.  Max  Rooses 
(Rubens  I,  p.  100 — 101  N.  89  bis)  dagegen  hält  an  der  Eigenhändigkeit  unserer 
Skizze  fest  und  auch  wir  kehren  zu  dieser  Auffassung  zurück,  nachdem  wir  die  ver- 
schiedenen annähernd  gleichen  Kompositionen  nochmals  miteinander  verglichen  haben. 
Unsere  Skizze  zeigt  erhebliche  Abweichungen  von  dem  grossen  Bilde.  Der  Stich  von 
Com.  Vischer  (Voorh.-Schn.  p,  61  N.  453),  dessen  Vorlage  die  Skizze  im  Museum 
zu  Sigmaringen  gewesen  zu  sein  seheint,  stimmt  in  einigen  Beziehungen  mehr  mit 
unserer  Skizze,  in  anderen  mehr  mit  dem  Münehener  Bilde  überein.  —  Phot. 
Braun  IX,  25;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Brockm. 

Bildnis  eines  Herrn  neben  einem  Tische.      Kniestück  nach    960 
rechts  auf  grauem  Grunde.     Der  schwarz  gekleidete,  schwarz-  (928) 
haarige  junge  Mann  stützt  sich  mit  der  Rechten  auf  den  links     J  1 
stehenden,    mit  buntem  Teppich  bedeckten  Tisch,    während  er 
seine  Linke  in  die  Seite  stemmt. 

Eichenholz;  h.  1,03;  br.  0,72%.  —  Inventar  1754,  II  172  als  Rubens.  So 
stets  bisher;  auch  bei  Rooses,  Rubens  IV,  p.  294  N.  1094,  wenngleich  Rooses  zu- 
gibt, dass  die  Kleider  von  der  Hand  eines  »Mitarbeiters«  des  Meisters  gemalt  seien. 
Bode  hat  dagegen  dieses  Bild  neuerdings  (Die  Gemäldegalerie  der  Königl.  Museen 
zu  Berlin,  Lief.  IV,  S.  24  und  besonders  »Graphische  Künste«  XII,  1889,  S.  45)  mit 
Entschiedenheit  der  Frühzeit  van  Dyck's,  um  1619,  zugeschrieben.  Die  Anzahl  von 
Bildnissen,  die  Bode,  nachdem  sie  meist  erst  in  unserem  Jahrhundert  dem  Rubens 
zugeschrieben  worden,  ihrer  älteren  Bestimmung  entsprechend  der  Frühzeit  van  Dyck's 
zurückgegeben,  hat  sich  seit  der  ersten  Auflage  dieses  Kataloges  veigrössert.  Aus  der 
Dresdner  Galerie  gehören  ausser  diesem  Bilde  besonders  noch  die  Bilder  N.  959,  961, 
968  und  969  der  ersten  Auflage  =  N.  1023  a,,  1023  b,  1023  c  und  1023  d  der  gegen- 
wärtigen Auflage  in  diese  Reihe.  Da  auch  Max  Rooses,  der  belgische  Rubens-Spe- 
zialist, die  Bilder  N.  1023  a,  1023  b  und  1023  c  schon  in  seinem  grossen  Rubens- 
Werke  (VI,  p.  294,  N.  1093  und  p.  283-284)  dem  van  Dyck  zuweist,  ja,  den  letzten 
beiden  nicht  einmal  mehr  Nummern  in  seinem  Rubens- Werke  gönnt,  so  wurden  diese 
der  Ueberzeugung  des  Verfassers  entsprechend,  schon  in  der  zweiten  Auflage  unter 
die  Werke  van  Dyck's  zurück  verwiesen.  N.  1023d  (früher  961)  ist  ihm  erst  in  der 
dritten  Auflage  gefolgt,  nachdem  sich  gezeigt,  dass  die  alten  Inventare  und  der 
Katalog  von  1765  wahrscheinlich  recht  hatten,  demselben  nicht  unsere  N.  960,  sondern 
N.  1023c  als  Gegenstück   zu  geben.     Unser    Bild  N.  960   aber    glauben    wir    schon 


316        .    Vläinische  Schule.    XVII.  Jahrhundert 

958  Die  Alte  mit  dem  Kohlenbecken.   Kniestück.    In  einer  Felsen- 

(911)  höhle  steht,  nach  links  gewandt,  eine  Alte,  die  in  der  Rechten 

J  4   ein  Kohlenbecken  trägt,  an  dem  sie  die  Linke  wärmt.    Von  links 

trägt  ein  Jüngling  Hplz  im  Korbe  herbei  und  bläst  ein  Knabe 

mit  vollen  Backen  in  die  Glut. 

Eichenholz;  h.  1.16:  br.  0,92.  —  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  X.  23  als 
opera  ammirabile«  des  Ruhens.  —  Eigenhändiges  Werk  des  Meisters  von  162:.'. 
Max  Rooses  und  der  Verfasser  dieses  Katalogs  haben  vor  Kurzem  den  Reweis  erbracht, 
dass  unser  Bild  ursprünglich  einen  Bestandteil  des  berühmten  Gemäldes  des  Rubens 
im  Brüsseler  Museum  (X.  413)  gebildot.  Aus  demselben  herausgesagt,  ist  das  Stück 
dort  durch  einen  Einsatz  \on  fremder,  spaterer  Hand  ersetzt  worden,  der  das  ganze 
Gemälde,  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  entgegen,  zu  einer  Schmiede  Vulkans 
gemacht  hat.  Das  Original  stellt  Venus  dar,  wie  sie,  von  Nymphen  begleitet,  Schutz 
in  einer  Grotte  sucht.  Eine  alte  Werkstattswiederholung  des  Bildes  in  seiner  ur- 
sprünglichen Gestalt  befindet  sich  bei  Herrn  Ruppertshoven  von  Boll  in  Hamburg, 
eine  alte  Copie  (Jak.  Jordaens  zugeschrieben)  im  Haager  Museum.  Vergl.  Woermann 
in  der  K.  Chr.  1889,  XXI V  Sp.  353—355.  Max  Rooses,  Rubens,  III,  p.  183—186 
zu  X.  700.  —  Gestochen  von  C.  F.  Boetins  »£  I,  49 ;  ferner  von  r.  F.  Basan  und 
(in  Schwarzkunst)  von  J.  Smith.  Voorhelm-Schn.  p.  154  N.  139—141.  —  Phot. 
Biann  VII,  24  und  Tamme. 

960  Bildnis  eines  Herrn   neben  einem  Tische.     Kniestück  nach 

(928)  rechts  auf  grauem  Grunde.     Der  schwarz  gekleidete,  schwarz- 

J  1    haarige  junge  Mann  stützt  sich  mit  der  Rechten  auf  den  links 

stehenden,   mit  buntem  Teppich  bedeckten  Tisch,   während  er 

seine  Linke  in  die  Seite  stemmt. 

Eichenholz;  h.  1.03;  br.  0,72'/,.  —  Inventar  1754,  II  172  als  Rnbens.  3o 
stets  bisher;  auch  bei  Rooses,  Rubens  IV,  p.  294  X.  1094,  wenngleich  Rooses  zugiebt, 
dass  die  Kleider  von  der  Hand  eines  »Mitarbeiters«  des  Kleisters  gemalt  seien.  Bode 
hat  dagegen  dieses  Bild  wie  das  folgende  neuerdings  (Die  Gemäldegalerie  der  Königl. 
Museen  zu  Berlin,  Lief.  IV,  S.  24  und  besonders  Graphische  Künste«  XII,  1S89,  S.  45) 
mit  Entschiedenheit  der  Frühzeit  van  Dyck's,  um  1619,  zugeschrieben.  Die  Anzahl 
von  Bildnissen,  die  Bodo,  nachdem  sie  meist  erst  in  unserem 'Jahrhundert  dem  liubens 
zugeschrieben  worden,  ihrer  älteren  Bestimmung  entsprechend  der  Frühzeit  van  Dyck's, 
und  zwar  der  Zeit  seiner  Thätigkeit  in  Rubens'  Werkstatt,  zurückgegeben,  hat  sich 
seit  der  ersten  Auflage  dieses  Katalogs  erheblich  vergrössert.  Aus  der  Dresdener  Galerie 
geboren  ausser  diesem  Bilde  und  dem  folgenden,  seinem  Gegenstück,  besonders  noch 
die  I'.ilder  N.  959,  968  und  969  der  ersten  Auflage  X.  1023  a,  1023b  und  1023c 
der  gegenwärtigen  Auflage  in  dieso  Reihe.  Da  auch  Max  Rooses,  der  belgische 
Rubens-Spezialist,  die  zuletzt  genannton  drei  Bilder  sehen  in  seinem  grossen  Rubens- 
Werke  (IV,  p.  294,  X.  1093  und  p.  283-284)  dem  van  Djck  anweist,  ja,  den  letzten 
beiden  nicht  einmal  mehr  Nummern  in  seinem  Rubens- Werke  gönnt,  so  ninssten  diese 
nunmehr,  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Forschung  und  der  Ueberzeugung  dos  Ver- 
fassers entsprechend,  in  der  That  unter  die  Werke  van  Dyck's  verwiesen  worden.  — 
lei  der  vorliegenden  N.  900  und  bei  dem  folgenden  N.  961  liegt  die  Sache  noch 
insofern  etwas  anders,  als  .|er  genannte  Rubens-Codex  sie  noch  im  Wesentlichen  für 
Werke  des  Kuben-   erklärt.   —   Wir  lassen  sie  daher  vor  der  Hand  noch    unter  Rubens 


Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert     317 

Werken  stehen,  verhehlen  aber  unsere  eigene  Ueberzeugung  nicht,  dass  Bode  Recht 
hat,  auch  sie  dem  van  Dyck  zuzuschreiben.  Hat  doch  gerade  N.  961,  von  dem  960 
als  Gegenstück  nicht  zu  trennen  ist,  noch  während  des  ganzen  vorigen  Jahrhunderts  als 
Werk  van  Dyck's  gegolten  und  zeigen  beide  Bilder  doch  auch  entschieden  dieselbe 
Hand ,  wie  N.  1023  b  (968),  das  auch  Rooses  bereits  dem  van  Dyck  zurückgegeben 
hat!  —  Phot.  Braun  XV,  21  und  Phot.  Ges. 

Bildnis  einer  Frau  mit  goldenen  Brustschnüren.      Kniestück  96  I 
nach   links   auf  grauem   Grunde.      Sie   trägt   über   schwarzem  (925) 
Kleide   eine   grosse   weisse  Halskrause   und   eine   kleine"  weisse   J  1 
Haube.    Mit  der  rechten  Hand  greift  sie  in  ihre  goldene  Gürtel- 
kette, die  linke  hängt  herab. 

Eichenholz ;  h.  1 ,03 ;  br.  0,73'/j.  —  Nach  1742  durch  Le  Leu  aus  Paris.  — 
Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  17  und  im  Inventar  1754,  II  175,  als  van  Dyck. 
So  noch  im  Abrege  17S2.  Später  als  Rubens.  Vergl.  jedoch  alle  Bemerkungen  zu 
dem  vorigen  Bilde.  Rooses,  Rubens  IV,  p.  295  N.  1095.  —  Phot.  Braun  XIII,  22 
und  Phot.  Ges. 

Eine  Wildschweinsjagd.    Wilder  Wald.    Links  zwischen  knor-  962 
rigen  Stämmen  und  rauhem  Astwerk  gestürzter  Bäume  stellen  (916) 
sich   vier  Männer  mit  Spiessen,    ein   fünfter  mit  einer  Gabel,    K  3 
hinter  denen  ein  sechster  ins  Hörn  stösst,  dem  von  rechts  an- 
stürmenden, von  einer  starken  Meute  grosser  Hunde  verfolgten 
Eber  entgegen.    Von  den  Hunden  haben  einige  das  Tier  gepackt, 
andere  wälzen  sich,  zurückgeschleudert,  in  ihrem  Blute.    In  der 
Mitte  und  rechts  vorn  sprengen  je  zwei  Jäger  zu  Eosse  heran. 
Links  vorn  hält  ein  Mann  zwei  Hunde  an  der  Leine. 

Eichenholz;  h.  1,37;  br.  1,687,.  —  1749  für  800  Gulden  aus  der  Kais.  Galerie 
zu  Prag.  —  Hundert  Jahre  früher  (1648)  kaufte  Erzherzog  Leopold  Wilhelm  es  für 
die  Präger  Galerie  auf  der  Auction  der  Buckingham'schen  Bilder  in  Antwerpen.  Der 
Herzog  von  Buckingham  aber  hatte  es  1627  mit  der  Kunstsammlung  des  Rubens  von 
diesem  selbst  erworben.  Es  ist  ein  prächtiges  eigenhändiges  Originalbild  des  Meisters. 
Grösser  ausgeführt  \ind  teilweise  verändert  kommt  es  in  verschiedenen  Exemplaren 
vor:  z.  B.  das  grosse  Hauptbild  bei  Mr.  Adr.  Hope  in  London.  Vergl.  übrigens  John 
Smith,  Catalogue,  II,  N.  174,  235,  254,  606,  719  und  besonders  931.  Eine  Copie  in 
der  Kais.  Galerie  zu  Wien.  —  Rooses,  Rubens,  IV,  p.  344  X.  1160.  —  Gest.  von 
P.  Soutman,  Voorhelm-Schn.  p.  228,  N".  31,  9.  —  Phot.  Braun  II,  27  und  Phot.  Ges. 

Ein  alter  Bischof.     Brustbild  ohne  Hände,  nach  rechts,  auf  963 
grauem  Grunde.     Der   alte  Herr  mit  weissem  wallenden  Bart  (930) 
und  nur  spärlichen  Haarresten  auf  dem  Haupte  ist  in  reiches  M  3 


bischöfliches  Ornat  gekleidet.     Bezeichnet  rechts  unten:  '  , 


(fU 


jhpn^. 


318     Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

Eichenholz;  h.  0,59%;  br.  0,52 J^.  —  Inventar  1722,  A  65.  Vgl.  Hh.,  S.  287. 
—  Eigenhändiges  Bild  der  Spätzeit  des  Meisters.  So  auch  Bode  bei  v.  Zahn  VI, 
S.  202;  Rooses,  Rubens  IV,  p.  215  N.  1906  und  Seidlitz  im  Report.  XVI  8.  375.  — 
Anders  Frimmel,  dem  nur  in  der  Bezweiflung  der  Eigenhändigkeit  der  Inschrift  Recht 
zu  geben  sein  wird.  —  Phot.  Braun,  III,  24;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 

964  A  Bildnis  einer  Frau  mit  geflochtenem  Haar.    Brustbild  ohne 

(932)    Hände  nach  links  auf  braunem  Grunde.  Das  blonde,  obeu  durch 
M  3     eine  Flechte  mit  grüner  Schleife  zusammengehaltene  Haar  fällt 
in  losen  Locken  auf  Stirn  und  Schultern  herab. 

Eichenholz;  h.  0,64;  br.  0,49%.  —  Kat.  1887  und  1892  als  N.  970. —Bei  H. 
irrtümlich  als  Helene  Fourment  und  als  1723  aus  der  Sammlung  Wrzowecz  in  Prag. 
Vielmehr  als  Inveutar-N.  3842  erst  um  1747  erworben  und  auch  zuerst  im  Inventar 
1754,  II  3,  verzeichnet.  —  Eigenhändiges  Bild  der  Spätzeit  des  Meisters.  —  Rooses, 
Rubens  IV  p.  296  N.  1097 :  eigenhändig  um  1635.  —  Gest.  von  C.  F.  Stolzel  j$ 
III,  13.  —  Phot.  Braun  IV,  27;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

964  B  Guos  ego!    Neptun  auf  seinem  Muschel  wagen,  die  Winde 

(903)  beschwichtigend,  damit  das  Meer  dem  Kardinal  -  Infanten 
J  1  Ferdinand  günstig  sei.  Nach  rechts  gewandt,  von  schnaubenden 
Seerossen  gezogen,  zieht  der  Wagen  über  das  blaue  Meer.  Den 
Dreizack  hält  der  Gott  in  der  Eechteu,  die  Linke  erhebt  er 
drohend.  Drei  üppige  Nereiden  folgen  ihm  links  vorn  in  den 
Wellen.  Schwere  Wolken,  in  denen  Sturm,  Regen  und  Gewitter 
als  phantastische  Gestalten  sichtbar  sind,  stehen  noch  am 
Himmel.  Im  Hintergrunde  ist  die  Ueberfahrt  der  Flotte  des 
Fürsten  von  Barcelona  nach  Genua  dargestellt. 

Leinwand;  h.  3.26;  br.  3,84%.  —  Kat.  1887  nnd  1892  als  N.  966.  —  1742 
durch  den  Grafen  Brühl  erworben  (Inventar-N.  3266).  Vorher  (1731)  in  der  Samm- 
lung de  la  Fage  in  Paris,  noch  früher  in  der  Galerie  des  Herzogs  von  Richelieu.  — 
Das  Gemälde  bildete  einen  Bestandteil  der  Triumphbogen,  die  1635  unter  Rubens' 
Leitung  zur  Feier  des  Kardinal-Infanten  Ferdinand  in  Antwerpen  errichtet  wurden, 
und  zwar  schmückte  es  den  Siegesbogen  bei  der  Georgskirche.  Die  Hauptgestalten 
sind  von  Rubens'  eigener  Hand  übergangen ;  den  Namen  »Quos  ego !«  hat  es  zur  Er- 
innerung an  den  Ausruf  des  den  Stürmen  gebietenden  Neptun  bei  Virgil  (Aen  I, 
v.  131—135)  erhalten.  -  Vergl.  Rooses,  Rubens  III,  p.  296—297,  N.  774.  —  Ge- 
stochen von  Th.  v.  Thulden  in  der  Folge :  Pompa  introitus  Ferdinandi  a  Antwerpe. 
Voorhelm-Schneevogt  p.  225  N.  7;  von  Daulle  #  I,  48.  —  V.-Sch.  p.  123  N.  34; 
neuerdings  von  A.  F.  Sohultheiss.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

965  Bathseba  am  Springbrunnen.     Die  schöne  junge  Frau  sitzt 

(912)  halb  nackt  unter  dem  plätschernden  Brunnen,  auf  dessen  Rand 

J  1      sie  ihren  linken  Arm  stützt.     Die   hinter    ihr   stehende  Magd 

kämmt  ihr  langes  Haar.    Sie  wendet  den  Kopf  nach  links,  wo 

ein  Negerpage   als    Bote  David's,    der   im   Hintergrunde    vom 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  319 

Altaü  herabblickt,  mit  einem  Briefe  erscheint.    Ein  Hündchen 
bellt  den  Eindringling  an. 

Eichenholz  ;  h.  1,75 ;  br.  1,26.  —  1749  für  6600  LivTes  durch  de  Leu  aus 
Paris.  —  Vortreffliches ,  eigenhändiges  Werk  der  späten  Zeit  des  Meisters.  Wahr- 
scheinlich das  Bild  dieses  Gegenstandes,  das  sich  in  seinem  Nachlasse  befand :  N.  87 
der  Liste  hei  J.  Smith,  Catalogue  II,  p.  31.  —  Rooses,  Rubens  I,  p.  149—150,  N.  121 ; 
eigenhändig  um  1635.  —  Phot.  Braun  XI,  13 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Der  heil.  Franz  de  Paula.     Der   in    der  Luft  schwebende    967 
Heilige  wird   von   den  Pestkranken    um  Hilfe    angerufen,    die  (922) 
unten  auf  der  Strasse  herbeigetragen  werden,    während  rechts    M  2 
und    links    an    hochgetreppten  Gebäuden   zahlreiche  Zuschauer 
versammelt  sind. 

Eichenholz ;  h.  0,64}^  ;  br.  0,73.  —  1741  aus  der  Sammlung  WaUenstein  in  Dux 
(Inventar-N.  2953).  Die  Provenienzangabe  bei  H.  beruhte  auf  einem  Irrtum ;  ebenso 
seine  Erklärung  als  »der  heilige  Ignatius«.  Die  richtige  Benennung  auf  dem  Stiche 
von  Lommelin  bei  V.-Schn.  p.  100  N.  44.  —  Unsere  Skizze  ist  rechts  und  links 
später  durch  Ansatz  Tergrössert.  Wiederholungen  ohne  diesen  Ansatz  und  mit  einigen 
Aenderungen  (nach  Rooses  Kopien)  befinden  sich  in  der  Münchener  Pinakothek  und 
in  der  Wiener  Akademie-Galerie.  —  Rooses,  Rubens  II,  p.  262 — 263  N.  431  eigen- 
händig. —  Phot.  Braun  X,  19 ;  Bruckm. 

Bilder  aus  der  Werkstatt  des  P.  P.  Rubens 

Eine  Löwenjagd.     In  der  Mitte   ist  ein  Löwe,  nach  links    972 
gewandt,    auf    den    beturbanten    Reiter    gesprungen,    dessen  (902) 
Schimmel  sich  unter  ihm    bäumt,    packt    ihn  an  der  Schulter     J  4 
und  reisst  ihn  herab.     Ein  zweiter  Löwe    liegt  links  mit  den 
Tatzen  auf  einem  noch  lebenden,  zu  Boden  gestreckten  Manne 
und  blickt  grimmig  zu  dem  braunen  Reiter  empor,  der,  zurück- 
gewandt, mit  seiner  Lanze  nach  ihm  sticht,  während  sein  Ross, 
hinten  ausschlagend,  bildeinwärts  davonstürmt.    Ganz  links  im 
Mittelgrunde  ein  dritter  Reiter.    Rechts  aber  sprengen  zwei  ge- 
harnischte weisse  Ritter    mit    gezückten  Schwertern    zur  Hilfe 
herbei.     Vor  ihnen  sucht  eine  Löwin  ihr  Junges,    das  sie  im 
Maule  trägt,    in  Sicherheit  zu  bringen;    und  ganz  vorn  wälzt 
sich  hier  ein  von  einer  Lanze  durchbohrter  Panther  am  Boden. 

Leinwand  :  h.  2,40;  br.  3,17.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Galerie  Carignan 
in  Paris.  —  Nächst  der  ganz  anders  komponierten  Münchener  Löwenjagd  ist  die  unsere 
anerkanntermaassen  das  bedeutendste  Bild  dieses  Gegenstandes,  das  aus  der  Werk- 
statt des  Meisters  hervorgegangen  ist.  Vergl.  J.  Smith,  Catalogue,  N.  250  und 
Waagen,  Kl.  Schriften  S.  291.  —  Doch  gehört  die  Ausführung  im  wesentlichen, 
wenn  nicht  ausschliesslich,  Schülerhänden  an.  —  Rooses,  Rubens  IV,  p.  338—339, 
N.  1154 :    Schülerarbeit    nach    einer   Zeichnung    des    Meisters,    ->;    Gestochen    von 


320     Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

J.  Suyderhoef  und  C.  F.  Letellier.    Voorhelm-Schneevogt  p.  227.  N.  31,  2.  —  Phot. 
Braun  IX,  24;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

973  Meleager  und  Atalante.     Atalante  sitzt  links  unter  einem 
(907)  Baum    und    nimmt  den  Eberkopf   in  Empfang,    den  Meleager 

J  1  ihr  mit  der  Linken  überreicht,  während  er  seine  Rechte  auf 
ihre  Schulter  legt  und  sie  liebend  anblickt.  Links  strebt  ein 
Hund  an  Atalante  empor.  Rechts  in  den  Wolken  erscheint 
Eris,  die  Göttin  der  Zwietracht. 

Leinwand  ;  h.  l,6Ötyj.:  br.  1,21.  —  1750  (?)  aus  dem  Nachlasse  des  Duc  de 
Tallard  in  Paris.  H.  —  Inventar  1754,  II,  266.  —  Die  gleiche  Darstellung  befindet 
sich  als  Breitbild  in  grösserem  landschaftlichen  Rahmen,  auch  mit  fünf  Hunden, 
statt  des  einen,  in  der  Müuchener  Pinakothek.  —  Gestochen  ist  unser  Exemplar  von 
.1.  Meyssens,  von  C.  Bartsch  und  anonym:  Voorhelm-Schneevogt  p.  128 — 129  N.  85 
Ids  87.  l)as  Bild  gehört  der  Werkstatt  der  Spätzeit  des  Meisters  an  und  ist  viel- 
leicht unter  seiner  eigenhändigen  Beteiligung  —  um  1635  —  entstanden.  — 
Rooses,  Rubens  III  p.  119 — 120  N.  641:  »Die  Figuren  eigenhändig  übergangen.« 
Phot.   Braun  VIII,  26;  Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Tamme;  Bruckm. 

974  Satyr  und  Tigerin.    Unter  dem  rebenumwundenen  Baume 
(914)  sitzt  ein  bekränzter,  bocksbeiniger,  gehörnter  Satyr  und  presst, 

J  3  nach  rechts  gewandt,  mit  beiden  Händen  den  Saft  von  Trauben 
teils  in  das  Gefäss,  das  ein  vor  ilim  sitzender  Knabe  hält,  teils 
in  dessen  Mund.  Rechts  nascht  ein  zweiter  Knabe  Trauben. 
Vorn  ruht  eine  Tigerin,  die  zwei  Junge  säugt  und  Trauben 
zwischen  ihren  Tatzen  hält.     Links  liegen  Früchte. 

Leinwand;  h.  2,23;  br.  1,48.  —  Inventar  1754,  II  89;  nach  II.  aus  Brüssel 
für  200D  Francs  de  Hollande.  —  Das  Bild  wurde  1849,  von  13  Kugeln  getroffen, 
durch  Schirmer  hergestellt.  Vergl.  Schnorr  a.  a.  0.  1895  N.  1  S.  169.  Das  eigen- 
händige Original  nach  Max  Rooses  (Onze  Konst  II  1 903,  S.  133)  beim  Grafen  Constantin 
de  Bousies  in  Brüssel.  —  Unter  eigenhändiger  Beteiligung  des  Meisters  —  um  1620 
—  in  seiner  Werkstatt  ausgeführt.  So  auch  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  201  und 
Rooses,  Rnbens  III,  p.  93  N.  610.  —  Die  Tigerin  daraus  gest.  von  Nie.  Rhein. 
V.-Schn.  p.  229  N.  38.  —  Phot.  Braun  XV,  22;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

980  Diana's  Heimkehr  von  der  Jagd.     In  ganzen  Figuren.    Den 

(904)  Kern  der  Komposition    bildet  diejenige   des  Bildes  N.   9G2  A. 

J  3  Doch  folgen  der  Göttin  rechts  fünf  Nymphen  statt  drei,  links 
vorn  stehen  zwei  Knaben,  die  von  den  Früchten  des  Satyrs 
naschen;  weiter  zurück  aber  tritt  an  die  Stelle  des  dritten 
Satyrs  ein  Bauer  im  Hute,  der  eine  Bäuerin  küsst. 

Einwand;  h.  2,20  ;  br.  2,36^.  —  Nach  H.  1766  durch  Le  I*u  für  10000  Livres 
aus  der  Galerie  Orleans  in  Paris,  dooh  war  diese  Nachricht  irrtümlich,  wie  unser 
Bild  denn  nach  Rooses  auch  keineswegs  das  von  N.  de  Laanay  (Voorh.-Schn.  N.  20, 
vide  pag.  249  Index)  gestochene  Bild  der  Galerie  Orleans  ist,  das  sich  noch  im  Be- 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  321 

sitze  der  Familie  Orleans  (in  England)  befindet.  Nach  seiner  Inventarnummer  (3485) 
und  dem  Inventar  8°  fol.  318  b  ist  unser  Bild  vielmehr  schon  im  Oktober  1743 
aus  Paris  gekommen.  Die  Tiere  und  Früchte  sind  von  Snyders  gemalt ;  die  Figuren 
sind  teils  zu  zäh,  teils  zu  flau,  um  von  Rubens  eigener  Hand  herrühren  zu  können; 
doch  nimmt  Rooses  (Rubens  III,  p.  77 — 78  N.  595)  an,  dass  er  manche  Stellen  eigen- 
händig übergangen  habe ;  um  1616.  —  Das  Darmstädter  Exemplar  gilt  gegenwärtig 
ebenfalls  nur  als  Werkstattwiederholung  mit  geringer  eigener  Beteiligung  des 
Meisters.  —  Phot.  Braun  VTI,  25;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme ;  Bruckm. 

Eine  Landschaft  mit  wilden  Tieren.     Rechts  unter  der  be-    982 
waldeten  Anhöhe  säugt  eine  Tigerin  ihre  Jungen,  während  der  (913) 
Tiger  weiter    oben    aus    dem  Walde    einen  Hasen   in    seinem     J  1 
Rachen  herbeiträgt.     In  der  Mitte  schleicht    ein  Löwe.     Vorn 
liegt    ein  Tigerschädel.     Links    im  Hintergrunde  verfolgt   eine 
Jagdgesellschaft  einen  Löwen. 

Leinwand;  h.  2,00% ;  br.  3,69%.  —  Zuerst  im  Inventar  1754,  n  272.  —  Nur 
Werkstattbild ,  Rubens  eigene  Hand  ist  nirgends  erkennbar.  Die  Hauptgruppe  rechts 
vorn  ist  unserem  Rubenschen  Bilde  N.  974  entlehnt.  So  auch  Rooses,  Rubens  IV, 
p.  354,  der  dem  Bilde  keine  Nummer  seines  Rubenswerkes  gegeben.  —  Gest.  von 
J.  E.  Ridinger  #  II,  46.     Voorhelm-Schneevogt  p.  229  N.  37. 

Ansicht  des  Escorials.     Links  und  rechts  die  steilen,  um-    983 
wölkteu  Höhen  der  Sierra  Guaderrama.     Vorn  auf  dem  Berg-  (915) 
\\Qge  unter  dem  spärlich  belaubten  Baume    ein  Reiter,    hinter     Q  1 
dem  ein  zweiter  auftaucht,  während  vor  ihm  ein  Jäger  vier  Hunde 
an  der  Leine  führt.    Unten  im  Tale  der  stattliche  Escorial-Palast. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  1,94.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Dass  Rubens 
die  Escorial-Bilder,  von  denen  es  verschiedene  Wiederholungen  gibt,  nicht  selbst 
malte,  sondern  von  seinen  Schülern  unter  seiner  Leitung  (»avecq  mon  avis«)  aus- 
führen Hess,  bezeugt  er  selbst:  Rosenberg,  Rubensbriefe,  Leipzig  1881,  S.  219. 
Uebrigens  steht  das  unsere  weder  zu  Lucas  van  Uden,  noch  zu  Momper  in  Beziehung. 
Rooses,  Rubens  IV,  p.  385 — 387  hat  unser  Bild  nicht  ins  Rubenswerk  aufgenommen. 

Bacchus  auf  dem  Fasse.     Der  wohlgenährte,  nackte,    be-     984 
kränzte  Gott   sitzt,  nach  links  gewandt,    auf  einem  Fasse  im  (1040) 
Grünen.     Eine  Bacchantin    steht    neben    ihm,  legt   ihre  linke      J  1 
Hand    auf    seine    Schulter    und    schenkt    ihm    mit    erhobener 
Rechten  Wein    in    den    Becher,    den    er    selbst   in    der  seinen 
erhebt.     Rechts  hinter  ihm  ein  Satyr.    Rechts  vorn  ein  Knäb- 
lein,  das  sein  Hemd  aufhebt. 

Eichenholz;  h.  1,9572;  br.  l,6iyg.  —  Im  Inventar  1722,  A  54,  als  Original 
von  Rubens :  »ein  sitzend  sehr  fetter  Bacchus«.  (Die  N.  54  steht  noch  auf  dem  Bilde.) 
Bei  H  als  »Silen«  und  als  Werk  des  Jakob  Jordaens.  Beides  nicht  zutreffend.  Es  ist 
eine  bekannte  Komposition  von  Rubens.  Das  Petersburger  Exemplar,  von  Podolinski 
gestochen,  gut  nach  Rooses,  Rubens  III,  p.  59—61  N.  574  für  das  eigenhändige  Ori- 
ginal aus  der  Spätzeit  des  Meisters.     Das   unsere   ist,  wie  das   von  P.   Peiroleri    ge- 

21 


322      Autwerpener  Grossmaler.   XVII.  Jahrhundert 

stochene  Exemplar  iu  den  Uftizien  zu  Florenz,  eine  Werkstattwiederholung.    Auch  Jak. 
Schinuzer  hat  ein  gleiches  Bild  gestochen.  Vergl.  Voorh.-Schn.  p,  134  N.  130 — L31. 

Nach  P.  P.  Rubens 

986  Die  Tochter  der  Herodias.      Kniestück,    nach    links,    auf 

(910)  braunem  Grunde.     In  der  Mitte  trägt  die  Tochter  der  Herodias 

Bautzen.   jn  geikem  Kleide  und    rotem  Mantel    mit    beiden  Händen  die 

mächtige  Schüssel,    auf  welche    der  Henker    zur   Rechten    das 

Haupt    des  Täufers    niederlegt.     Die   Magd    zur   Linken    hilft 

die  Schüssel  stützen. 

Leinwand;  h.  129;  br.  1,21.  —  Inventar  1722,  A  60;  als  >Scuola  di  Rubens« 
aus  der  Kunstkammer,  wo  es  schon  1707  nachweisbar  ist;  Uli.  S.  280.  —  1908  an  die 
Kreishauptmannschaft  in  Bautzen.  —  Erst  1861  aus  dem  »Vorrat  und  bei  H.  al- 
Originalwerk  des  Mei3tors.  Das  Original,  dessen  Hintergrund  ausgeführter  ist,  be- 
findet sieh  jedoch  in  Castle  Howard.  Waagen,  Treasures  of  Art  III.  p.  319.  — 
Unser  Bild  ist  eine  Werkstattwiederholung,  in  der  Rooses,  Rubens  II,  p.  10. 
N.  241 ,  allerdings  Spuren  einer  eigenhändigen  Uebergehung  durch  den  Meister 
zu  sehen  meint.  —  Gestochen  von  Seh.  a  Bolswert.  P.  de  Loisy.  F.  Ragot,  .1. 
l'ecini  und  anonym.  Voorhelm-Schneevogt  p.  30,  N.  1G2 — 107.  —  Phot.  Brann  X. 
20;  Phot.  Ges. 

986  A  Bildnis    einer   blonden  jungen   Frau   im  schwarzen  Schleier. 

(935)    Halbligur  nach  links  auf  braunem  Grunde;    ganz  in  Schwarz 

^  *     mit  einem  Perlenhalsband.     Mit  der  Rechten  hält  sie  den  über 

den  Hinterkopf  gezogenen  Schleiermantel,  die  Linke  erhebt  sie. 

Leinwand,  auf  Eichenholz  geklebt;  h.  0,76%;  br.  0,60.  —  Kat.  1887  u.  L892: 
N.  971.  —  1743  durch  Riedel  ans  Wien.  —  Im  Inventar  Guarienti  (vor  L753) 
N.  1629  als  »Rubens«.  Nach  Rooses  (Rubens  IV,  p.  163,  N.  939)  nur  in  den  Fleiseh- 
partien  eigenhändig ;  um  1635 ;  Wiederholung  des  ganz  eigenhändigen  Bildes  der 
Helene  Fourment  »ä  la  mantille«  beim  Baron  Gaston  Rothschild  in  Paris.  —  Nach 
Bode  (Die  Gemäldegalerie  der  Königl.  Museen  in  Berlin,  Lief.  IV,  S.  24)  dagegen 
wie  960,  1022,  1023,  1023  a,  1023  b,  1023  c,  1023  d,  die  alle  dem  Rubens  zugeschrieben 
wurden  oder  werden,  in  Wirklichkeit  ein  Jugendweik  van  Dyck's.  —  Wir  halten  es 
mit  Seidlitz  für  eine  alte  Kopie  (nicht  von  van  Dyck).  Vgl.  Repert.  XVI  H.  375. 
—  Schwerlich  ist  Helone  Fourment  dargestellt.  —  Phot.  Braun  VIII,  21,  Häufst. ; 
Tamme ;  Brücken. 

986  B  Die  beiden  Söhne  des  Rubens.    Ganze  Gestalten,  nach  links 

(924)  gewandt.  Der  ältere,  Albert,  in  schwarzem  Anzug  und  Hut, 
J  4  hält  ein  Buch  in  der  rechten,  einen  Handschuh  in  der  linken 
Hand  und  legi  den  linken  Arm  um  die  Schulter  seines  Bruders 
Nikolas.  Dieser  trägt  eine  blaue  Jacke  und  ein  graues  Bein- 
kleid, alles  reich  mit  orangefarbenen  Schleifen  besetzt.  In  der 
Rechten  hält  er  die  Leine,  an  der  er  sein  Spiel  vögelchen 
flattern  lässt.     Rechts  im  Hintergrunde  'graue  Säulen. 


Vlärnische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  323 

Eichenholz;  h.  1,56;  br.  0,91.  —  Kat.  1877  n.  1892:  N.  975.  —  1742  durch 
de  Brais  ans  der  Sammlung  Dubreuil  in  Paris.  —  Das  ursprüngliche  Exemplar  be- 
sitzt anerkanntermaassen  die  Galerie  Liechtenstein  in  Wien.  Das  unsere  wurde  Ton 
der  älteren  Forschung  (Smith,  Catalogue  LT,  p.  83;  Waagen,  KI.  Schriften,  S.  274) 
für  eine  eigenhändige  Wiederholung  gehalten.  Die  neuere  deutsche  Forschung  (seit 
W.  Bode,  bei  v.  Zahn  VI,  S.  200),  der  jetzt  auch  Rooses  (Rubens  IV,  p.  343—244 
N.  1036)  beistimmt,  sieht  jedoch  nur  eine  Schulwiederholung  in  ihm.  Der  leereren 
Modellierung  und  flaueren  Behandlung  wegen  müssen  wir  uns  dieser  Ansicht  an- 
schliessen ;  so  auch  Seidlitz  Repert.  XVI  S.  375.  —  Stiche  nach  dem  Liechtensteiner 
Bilde  von  G.  M.  Müller,  nach  dem  Dresdner  von  J.  Daulle  §•  I  50,  von  J.  Danzel 
und  von  G.  Planer.  Voorhelm  -  Schneevogt  p.  167—168,  N.  123—125.  —  Phot. 
Braun  V,  24;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Liebesgarten.    Rechts  mächtige  Grotten  mit  prächtigem  986  C 
Portal;  davor  ein  Orangenbaum,  ein  Rosenbaum,  um  den  Liebes-    (918) 
götter   flattern,    und    zur   Rechten    ein  Springbrunnen.     Links     M  2 
Blick    in    die  Landschaft.     Vorn    ergötzen    sich    vornehm    ge- 
kleidete Herren  und  Damen.     Links  kosen  zwei  Pärchen,  von 
denen    das    eine   im  Rasen    sitzt,    das    andere   steht.     Rechts 
kommen    ein    Herr    und    zwei  Damen    mit    zwei  Hunden    die 
Stufen  herab.     Die  Mittelgruppe  aber  besteht  aus  fünf  Damen, 
einem  von  hinten  gesehenen  Herrn,  der  ganz  vorn  am  Boden 
sitzt,    und    einem  Lautenschläger,    der   aus  dem  Hintergrunde 
hervorblickt.     Den  Mittelpunkt   dieser  Gruppe   bildet  eine  am 
Boden   sitzende   schöne  Frau  im  Hut.     An  ihren  Schooss  hat 
sich    ein    kleiner  Liebesgott    geflüchtet,    den    eine    hinter  ihm 
stehende  Dame   mit  einer  Rute  zu  züchtigen  versucht.     Doch 
hält  seine  Schützerin  ihr  die  Hand  fest. 

Eichenholz;  h.  0,93;  br.  1,22.  —  Kat.  1887  n.  1892:  N.  976.  —  1742  für 
12,000  Livres  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung  Carignan  zu  Paris.  Die  berühmte 
Darstellung,  die  in  niederländischer  Sprache  als  »Venus*  Lusthof:,  in  französischer 
Sprache  als  »Conversation  ä  la  mode«  oder  »La  societe  elegante«  bekannt  ist,  existiert 
in  einer  Reihe  verschiedener  Exemplare,  die  auch  in  der  Komposition  starke  Ab- 
weichungen voneinander  zeigen.  Das  Original  einer  im  ganzen  einfacheren,  anders 
gruppierten.  Komposition  dieser  Darstellung  besitzt  die  Madrider  Galerie,  und  mit 
diesem  stimmt,  von  einigen  Auslassungen  abgesehen,  am  besten  der  Stich  von  Peter 
Clouwet  (V-Schn.  p.  149  N.  110)  überein.  Das  eigentliche  Original  unserer  Dresdner 
Komposition,  die  genau  von  L'Empereur  (V.-Schn.  p.  150  N.  111)  gestochen  ist, 
befand  sich  beim  Duque  de  Pastrana  zu  Madrid  und  ist  1885  in  den  Besitz  des  Barons 
Edmond  Rothschild  in  Paris  übergegangen.  Jenes  Madrider  und  dieses  Pariser  Exem- 
plar sind  grösser,  als  das  unsere.  Seit  auch  Max  Rooses  (Rubens  IV  S.  66—67  N.  836) 
sich  für  die  englisch-deutsche  Forschung,  die  Rubens  eigne  Hand  in  unserem  Exem- 
plar nicht  anerkennt,  ausgesprochen,  ist  es  entschieden,  dass  es  nur  als  eine  aus- 
gezeichnete Wiederholung  von  fremder  Hand  nach  dem  Rothschild'schen  Bilde  ver- 
zeichnet werden  darf.  —  Phot.  Braun  IV,  26 ;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

21* 


324     Antwerpener  Grossmaler.   XVII.  Jahrhundert 

987  Der  trunkene  Herkules.  Dieses  Bild  ist  eine  ziemlich 
(1048)  genaue  Wiederholung  unseres  Gemäldes  N.  957.  Doch  liegt 
N.  M.-G.  links  am  Boden  ein  umgestürzter  Korb  Trauben. 

Eichenholz;  h.  2,20;  l>r.  2.00.  —  Inventur  1722.  A  50  (»Rubens,  Original, 
Herkules  umfasst  die  Iole«);  1707  aus  der  Kunstkamnier ;  Hh.  S.  286.  Schulwieder- 
holung nach  unserem  Bilde  N.  957.  Die  Hand  des  Jordaens,  dem  H.  das  Bild  zu- 
sehrieb, zeigt  es  jedoch  keineswegs.  —  1904  ans  Neue  Ministerialgebäude. 

988  Der  Erzherzog  Albrecht.  Brustbild  ohne  Hände  nach 
(94G)  rechts  auf  dunklem  Grunde.  Der  grauhaarige,  graubärtige 
50  b    Fürst  trägt  einen  schwarzen  Rock  mit  goldenen  Knöpfen,  eine 

Spitzen-Halskrause  und  eine  Kette. 

Eichenholz;  h.  0,67;  br.  0.52'/2-  —  172:}  aus  der  Sammlung  Wrzowecz  in 
frag.  Gegenstück  zum  folgenden.  Es  sind  alte  Kopien  aus  den  Bildern  des  Madrider 
Museums  iN.  1604  und  1605),  welche  die  Fürsten  als  Kniestücke  vor  einem  Vorhange 
auf  einer  Schloss-Terrasse  zeigen.     Aehnlich  auch  die  Brüsseler  Bilder  N.  415  nnd  416. 

989  Die  Infantin  Isabella.     Brustbild  ohne  Hände,  leicht  nach 
(947)  links  auf  dunklem  Grunde.    Die  hochblonde  Gemahlin  des  Erz- 
50  b    herzogs  Albrecht  trägt  ein  schwarzes  Kleid,  eine  reiche  Spitzen- 
Halskrause,  ein  Perlendiadem,  reiche  Ketten  und  einen  Orden. 

Eichenholz;  h.  0,65}^;  br.  0,5272-  —  1723  aus  der  Sammlung  Wrzowecz  in 
Prag.     Gegenstück  znm  vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

990  Der  Triumph  der  Wahrheit.  Die  Zeit  bringt  die  Wahrheit 
(938)  au    den    Tag    und    lässt    sie    über  Unwissenheit,    Laster    und 

P  10  Aberglauben  triumphieren.  Die  Zeit,  ein  Flügelgreis  mit  der 
Sense,  hat  die  Jungfrau  Wahrheit  mit  dem  rechten  Arm  um- 
fasst und  zieht  sie  mit  sich  empor.  Auf  dem  Boden  winden 
sich  die  gestürzten  Laster.  Links  eilen  zwei  halbnackte  Ver- 
brecher davon.  Ueber  ihnen  in  der  Luft  faucht  ein  Drache. 
Vorn  legt  ein  Löwe  seine  Tatze  auf  einen  Fuchs. 

Leinwand;  h.  0,58;  br.  0,80.  —  Nach  EL  aus  der  Kunstkammer.  Erst  1856 
aus  dem  Vorrat.  —  Das  Bild  ist  eine  Kopie  nach  einem  der  neun  grossen  Kirchen- 
bilder, die  Rubens  seit  1628  im  Auftrage  König  Philipp's  IV.  für  das  Karmeliter- 
kloster zu  Loeches  in  Spanien  gemalt  hatte.  Vgl.  Riegel,  Beiträge  I,  S.  307—308. 
Von  den  grossen  Bildern  haben  sich  einige  erhalten,  gerade  das  unsere  aber  nicht. 
Die  Entwürfe  befinden  sich  im  Madrider  Museum.  Doch  gilt  auch  deren  Eigenhändig- 
keit nicht  für  sicher,  unserem  Bilde  entspricht  N.  1618  des  Madrider  Museums.  — 
Gestochen  von  A.  Lommelin.     Voorhelin-Schneevogt  p.  67,  N.  27. 

991  Venus  und  Adonis.  Links  entsteigt  Venus  ihrem  von 
(942)  Schwänen  gezogenen  Wagen.  Neben  ihr  steht  Adonis,  auf 
P  10    seinen  Speer  gestützt,  im  Begriffe,    nach    rechts   in  den  Wald 

zu   fliehen.     Die  Göttin    sucht   ihn    zu  halten,    indem  sie  ihn 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  325 

zärtlich    umhalst,    und    ein    Meiner    Amor    umklammert    sein 
linkes  Bein.     Rechts  die  Hunde. 

Eichenholz;  h.  0,60% ;  br.  0,83.  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  421 
als  »Rubens«  aus  der  Sammlung  des  Senators  Isolani  zu  Bologna.  —  Doch  ist  es  nur 
eine  Kopie.  So  auch  bei  H.  Das  Bild  ist  oft  in  des  Meisters  Werkstatt  wiederholt 
worden;  ein  eigenhändiges  Exemplar  (um  16L5)  besitzt  die  Ermitage  zu  St.  Peters- 
burg; klein,  mit  einem  Hintergrunde  von  Wildeiis  (um  1620)  im  Haager  Museum; 
in  der  Hauptgruppe  gleich  ist  auch  das  Bild  des  Kaiser-Friedrich-Museums  zu  Berlin 
N.  730 ;  eine  Wiederholung  befindet  sich  in  der  Akademie  zu  Düsseldorf,  eine  andere 
bei  Herrn  Baumeister  E.  Becher  in  Berlin ;  ein  teilweise  ähnliches  Bild  befand  sich 
in  Blenheim.  Unserer  Kopie  liegt  das  Haager  Exemplar  zu  Grunde.  —  Rooses, 
Rubens  III,  p.  176.  —  Stiche  der  Komposition  von  P.  J.  Tassaert  und  J.  Finney. 
Voorh.-Schn.  p.  125  N.  56 — 57.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruekm. 

Der   Raub    der   Proserpina.     Der   Unterweltsgott    besteigt    992 
mit  Proserpina  in  den  Armen  den  nach  rechts  gewandten  Wagen,  (943) 
dessen   Rosse   ein    über   ihnen    schwebender   kleiner  Liebesgott    P  10 
lenkt.  Pallas  Athene  eilt  den  Fliehenden  nach  und  sucht  den  Gott 
am  Oberarm    festzuhalten;    zwei    andere  Göttinnen   folgen  ihr. 

Eichenholz;  h.  0,50;  br.  0,64V2.  —  Inv.  1722,  A  378.  —  Das  Original  befand 
sich  in  Blenheim,  wo  es  verbrannte.  Ein  lebensgrosses,  etwas  verändertes  Exemplar 
befindet  sich  im  Museum  zu  Madrid.  —  Gest.  von  P.  Sontman,  V.-Schn.  p.  126  N.  66: 

Der    kleine    Erichthonius    bei    den   Töchtern    des    Kekrops.    993 

Erichthonius,   ein  Sohn  des  Hephaistos,  war  einer  der  ältesten  (957) 
Schutzgenien  Athens.  Preller  (Griech.  Mythologie,  1874,  IS.  103)     Q  3 
sagt:     »Athene    vertraute    das    schlangenartig    gebildete    Kind 
anfangs  den  drei  Töchtern  des  Kekrops,   Aglauros,  Herse  und 
Pandrosos,   in  einer  Lade  versteckt,  mit  dem  Verbote  darnach 
zu  sehen.     Doch  brachen  die  Mädchen  aus  Neugierde  das  Ge- 
bot.«    In    der    Mitte    des   Bildes    liegt    das    schlangenbeinige 
Knäblein    im  Korbe,    dessen  Deckel   das   rechts  vorn  knieende 
Mädchen    im    gelben    Kleide    aufhebt.     Die    anderen    beiden' 
Mädchen  und  ihre  alte  Amme  blicken  neugierig  hinein. 

Eichenholz;  h.  0,41 ;  br.  0,53%.  —  1860  durch  Vermächtnis  des  Kunsthändlers 
Schmidt.  —  Kopie  nach  der  Skizze  des  Meisters  im  Stockholmer  Museum  zu  dem  ausge- 
führten Bilde  im  Belvoir  Castle  in  England.  Das  Bild  in  der  Galerie  Liechtenstein 
zu  Wien  zeigt  eine  andere  Komposition.  Vgl.  Rooses,  Rubens  III  p.  89-91,  N.  606  u.  607. 

Die  Anbetung    der  Hirten.     Links    hebt   Maria   das    Tuch    994 
vom  Kinde.      Josef  kniet  neben  ihr.     Rechts  knieen  anbetend  (944) 
ein  Hirt  und  eine  Hirtin,  und  eine  der  Mägde  schüttet  Wasser  in    Q  3 
ein  Gefäss.  Ganz  rechts  in  der  Tür  schreiten  ein  alter  Mann  und 
eine  alte  Frau  über  die  Stufen.  Das  Licht  geht  vom  Kinde  aus 
und  lässt  die  Gestalten  riesige  Schatten  an  die  Wand  werfen. 


326     Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

Eichenholz;  h.  0,41;  hr.  0,56%.  —  Als  Inv.  N.  2746  durch  Kaiserling  1741.  — 
Das  Originalbild  ist  unbekannt.  Rooses,  Rubens  I  p.  197 — 198,  N.  152.  Gestochen 
von  J.  Witdoeck,  F.  Ragot,  R.  Lanrie  und  anonym.     V.-Schn.  p.  17,  N.  35 — 40. 

995  Die  Madonna  mit  den  früchtebringenden  Engeln.  Maria 
(941)  sitzt  nach  links  gewandt  unter  einem  Fruchtbaume.  Das 
P  10    Christkind   auf  ihrem  Schoosse  greift  mit  der  Rechten  in  den 

Fruchtkorb,  den  ein  kleiner  links  stehender  Engel  ihm  hin- 
hält, und  reicht  mit  der  Linken  seiner  Mutter  einen  Apfel. 
Ein  zweiter  kleiner  Engel  im  Baum.  Ein  dritter,  grösserer, 
beugt  sich  von  links  über  den  Korb. 

Kupfer;  h.  0,65 l/2 ;  br.  0,49%.  —  Inv.  1722,  A  1146.  —  Ein  eigenhändiges 
Original  ist  nicht  bekannt;  doch  ist  die  Komposition  wiederholt  gestochen :  anonym, 
von  Alex.  Voet  ,jun.  und  von  Sinzenich  (sicher  nach  unserem  Exemplar)  zweimal. 
V.-Schn.  p.  33,  N.  75—78.     Vergl.  Rooses,  Rubens  I  p.  175,  N.  206. 

996  Die  Anbetung  der  Könige.    Maria  sitzt  rechts  an  der  Krippe 
(940)  und  hält  ihr  Kind  dem  knieenden  Könige  hin.     Links  steht  der 
P  10    zweite,  einen  Kelch  in  jeder  Hand.    In  der  Mitte,  von  vorn  ge- 
sehen, harrt  der  dritte,  der  schwarze,  im  Turban  und  grünem 
.Rocke.     Josef    steht    rechts    hinter    Maria.     Im    Mittelgrunde 
drängt  sich  das  Gefolge.    Rechts  zwei  laughalsige  Kameele. 

Eichenholz ;  h.  0,85 ;  hr.  0,63.  —  1727  durch  Leplat.  —  Das  Original  befindet 
sieh  im  Antwerpener  Museum  N.  98.  —  Gestochen  von  Rumoldus  Eynhouedts  (V.-Schn. 
p.  9,  N.  60),  etwas  verändert  von  Adr.  Lominelin  (V.-Schn.  p.  20,  N.  77).  — 
Rooses,  Rul.ons  I  p.  227—230,  N.  174. 

997  Die  heil.  Cäcilie.  Kniestück  nach  links.  Die  Hände  der 
(937)  Heiligen  gleiten  über  die  Tasten  der  Orgel.  Links  neben  ihr 
51  a    singen    zwei    Engelknaben.     Oben    ein    roter  Vorhang    über 

einem  Fenster. 

Eichenholz;  h  1,23;  br.  0,94%.  —  Inv.  1722,  A  88,  als  »Manier  des  Rubens«. 
Kann  in  der  Tat  nicht  als  Original  gelten.  —  Ohne  den  Vorhang  und  den 
Hintergrund  als  Rubens'sche  Komposition  gestochen  von  W.  Panneeis  und  von 
A.  Lommelin.  Voorhelm  -  Schneevogt  p.  115—116,  N.  47  und  48.  Vergl.  Rooses, 
Rubens  II,  p.  240—241,  N.  404.  —  Phot.  Tanime. 

998  Der  heil.  Rochus.  Oben  auf  der  von  einem  Gewölbe  ge- 
(960)  tragenen    getreppten  Terrasse  kniet  der  heil.  Rochus,    zu  dem 

P  7     sich  rechts  der  Heiland  in  rotem  Gewände  herabgelassen  hat, 

während   links  ein  grosser  Engel  die  Tafel  mit  der  Inschrift: 

Eris  in  peste  patronus<:  hält.    Der  Heilige  trägt  den  Pilgerhut. 

Unten  auf  der  Strasse  Pestkranke.,  die  sich  zu  ihm  emporwenden. 

Nus8baum;  h.  0,56;  br.  0,35%.  —  1857  vom  König  Johann  aus  dem  Nachlasse 
der  Prinzessin  Louise  von  Sachsen    der  Galeric   überwiesen.     —    Das  Original   des 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  327 

Rubens,  um  1623  oder  1624  entstanden,  eines  seiner  berühmten  Meisterwerke,  be- 
findet sich  in  der  Sanct  Rochuskirche  zu  Aalst.  Gestochen  1626  von  Paulus  Pontius ; 
femer  von  J.  Hunin  nnd  anderen.  Voorhelm  -  Scbneevogt  p.  108 — 109,  N.  132  bis 
137.    Vergl.  Rooses  II,  p.  344—348,  N.  488. 

Die  Vermählung  der  Jungfrau.      Links    der    Priester    mit   998 A 
seinen  Gehilfen.     Er  steckt   der   vor  ihm    knieenden  Jungfrau  (1092) 
den  Ring  an  den  Finger  ihrer  rechten  Hand,  die  der  neben  ihr      P  6 
stehende  Josef  hält.     Hinter    ihr    drei   Frauen.     Oben  in  der 
Tempelhalle  über  drei  blumenstreuenden  Engeln  die  Taube  des 
heiligen  Geistes. 

Kupfer;  h.  0,53;  br.  0,40%.  —  Kat.  1887  N.  1048.  -  1741  durch  Rossi.  — 
In  Dresden  galt  es  von  Anfang  an,  wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  als  Werk 
des  Erasmus  Quellinus.  —  Indessen  rührt  die  Komposition  unzweifelhaft  von  Rubens 
her.  Sie  ist  als  solche  von  S.  a  Bolswert  und  Coenr.  Lauwers  gestochen.  Voorhelni- 
Schneevogt  p.  14—15,  N.  14 — 18.  Ein  kleines  eigenhändiges  Exemplar  soll  sich 
im  Museum  von  Dünkirchen  befinden.  —  Dass  unsere  Kopien  von  der  Hand  des 
Quellinus  herrühren,  ist  nicht  unmöglich,  wird  sich  aber  schwer  nachweisen  lassen. 
—  Rooses,  Rubens  1,  p.  183-185,  N.  142. 

Die  Krönung  der  heil.  Katharina.     Maria   thront   mit   dem  998  B 
Christkinde  in  der  Mitte  des  Bildes.   Das  Ckristkind  setzt,  nach  (1093) 
rechts  gewandt,    der    vor    ihm  knieenden  heil.  Katharina    den      P  6 
Kranz  auf.     Links  steht  die  heil.  Apollonia   (mit  der  Zange); 
rechts  die  heil.  Margaretha    (mit  dem  Drachen).     Ueber  ihnen 
in  der  Glorie  drei  Englein  mit  Blumen,  Kranz  und  Palme. 

Kupfer ;  h.  0,53 ;  br.  0,40.  —  Kat.  1887 :  N.  1049.  —  1741  durch  Rossi.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  Wie  dieses,  in  Dresden  stets  als  »Erasmus  Quellinust ;  die 
Komposition  rührt  jedoch  sicher  von  Rubens  her.  Das  Hauptbild,  das  sie  dar- 
stellt, befindet  sich  im  Belvoir  Castle  beim  Duke  of  Rutland.  Vergl.  Voorhelm- 
Schneevogt  p.  114—115,  N.  36 — 40.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  — 
Rooses,  Rnbens  n,  p.  238  zu  N.  400.    —    Gestochen  in  Dresden  von  Laur.  Zucchi. 

Schüler  und  Nachahmer  des  P.  P.  Rubens 

Diana  und  Aktäon.     Vorn  rechts  unter  dem  waldigen  Ab-    999 
hange  ergeht  sich  Diana  mit  neun  ihrer  Nymphen  in  und  am  (873) 
Flusse;  die  Göttin  selbst  hockt  am  Wasser,  im  Begriff,  den  Ein-     20  b 
dringling  zu  bespritzen.    Links  vorn  unter  hohem  Baume  steht 
Aktäon,  der  zwei   Hunde  an  der  Leine  führt,    während  hinter 
ihm  die  Hunde  der  Diana  bereits  auf  ihn  lauern. 

Eichenholz;  h.  0,53%;  br.  0,75%.  —  Bei  H.  als  Baien,  wohl  auf  Grundlage 
des  Inv.  1722,  A  1825.  —  Indessen  zeigt  das  schöne,  frische  Bild  durchaus  nicht 
die  Hand  dieses  Meisters,  vielmehr  diejenige  eines  der  besseren  Schüler  und  Mit- 
arbeiter des  Rubens.  —  Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  199)  dachte  an  Diepenbeeck.  — 
Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 


328      Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

1000  Diana  mit  ihren  Nymphen  auf  der  Jagd.     Die  Jungfrauen 

(2320)  zeigen  teilweise  Porträtzüge  und  tragen  die  Tracht  des  XVII. 
J  1  Jahrhunderts.  In  der  Mitte  die  Göttin,  im  Begriffe  einen  Wald- 
bach zu  überschreiten.  Rechts  vorn  ein  Hund  und  zwei  Kinder, 
von  denen  das  grössere  den  Köcher  und  den  Bogen  der  Göttin 
trägt.  Hinter  ihnen  eine  Nymphe,  die  rückwärts  gewendet  ins 
Waldhorn  stösst.     Links   vorn    drei  Nymphen   mit  Jagdbeute. 

Leinwand;  h.  1,84;  br.  9,03.  —  1881  vom  Grafen  von  Fersen  in  Dresden 
gekauft.  —  Damals  galt  das  Rild  als  Velazquez.  Wir  erkennen  jedoch  nicht  dessen 
Hand,  sondern  den  Charakter  der  Schule  des  Rubens  in  ihm.  Dieser  Umstand,  ver- 
bunden mit  der  Ueberlieferung,  dass  es  aus  dem  Pardo-Scblosse  stamme,  lassen  es 
möglich  erscheinen,  dass  das  Bild,  welches  offenbar  eine  vornehme  Jagdgesellschaft 
unter  der  mythologischen  Maske  darstellt,  zu  dem  Zyklus  mythologischer,  realistischer 
und  höfisch-allegorischer  Wald-  und  Jagdbilder  gehört,  habe,  die  Philipp  IX.  von 
Spanien  /.um  Schmuck  des  Jagdschlosses  Torre  de  ia  l'arada  zu  Pardo  163t;  bei 
Rubens  in  Antwerpen  bestellen  Hess,  und  die,  zum  grössten  Teile  von  Schälerhänden 
ausgeführt,  ltlr>8  in  Spanien  eintrafen.  Vergl.  C.  Justi  in  der  Zeitschrift  für  bildende 
Kunst  XV,  S.  231.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1001  Christus  auf  dem  Meere.    Ev.  Matth.  VIII,  23— 25.    Die 

(923)  Segelbarke  schwankt,  nach  rechts  gewandt,  auf  den  wild  empörten 
P  11    Wogen  des  Sees.     Vorn  nackte  Ruderer;  hinten  am  Steuer  ein 
nackter  Mann.  Vor  diesem  der  schlummernde  Heiland,  den  einige 
der  Jünger  zu  wecken  suchen.     Rechts  ist  einer  seekrank. 

Eichenholz;  h.  1,00  ;  br.  1,11.  —  1719  durch  de  Leu  aus  Paris.  —  Bei  II.  nnt^r 
den  Originalwerken  des  Meisters;    kann    doch  nur  als  Schulbild    augesehen  werden. 

1002  Hero  und  Leander.     Links  tragen  die  Nereiden  im  Riugel- 
(939)  reihen  den  Leichnam  Leander's  durch  die  wild  empörten  Wellen. 

M  2     Rechts  am  Ufer  stürzt  Hero  sich  vom  Turm  in  die  Brandung  hinab. 

Leinwand;  h.  1,28;  br.  '2,17.  —  Am  15.  Okt.  16">ö  zur  Kuns,tkammer;  1728 
zur  Galerie;  1860  aus  dein  »Vorrat«.  —  Phot.  Hanfst. 

1003  Die  Hochzeit  des  Neptun    und   der  Amphitrite.     Rechts  in 

(1038)  der  Felsengrotte  harren  die  Götter  des  Hochzeitsniahles.  Nur 
Q  1  Juno  eilt  noch  durch  die  Luft  herbei.  Neptun  und  Amphitrite 
aber,  die  auf  hohem  Muschelwagen  unter  rotem  Thronhimmel 
nebeneinander  sitzen,  werden  von  vier  weissen  Meerrossen  dem 
Ufer  zugeführt.  Zahlreiche  Nereiden  und  Tritonen  umspielen 
den  Wagen.  Bacchus  reitet  links  neben  ihnen  auf  einem 
Delphin  und  trinkt  ihnen  zu.  Links  vorn  drei  Frauen  mit 
einem  Füllhorn;  rechts  vorn  im  Schiffe  ein  Flussgott. 

Eichenbolz  ;  h.  0,88J$  ;  br.  1,35.  —  Zuerst  im  Inv.  Guarienti  (vor  1735)  N   1 
nur  als  »Schule  des  Rubens«.  —  Dass  es  zu  der  Sammlung  Wallensteins  in  Dus  ge- 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  329 

hört  hat,  wie  H.  berichtet,  konnten  wir  nicht  nachweisen.  —  Das  Bild  galt  seit  dem 
Katalog  von  1817,  wie  das  Venusopfer  N.  1015,  für  ein  Werk  des  Korn.  Sehut. 
Jenes  Venusopfer  zeigt  sicher  nicht  die  Hand  des  Sehnt ;  aber  auch  dass  unser  Bild 
von  ihm  herrühre,  lässt  sich  nicht  nachweisen.  Bode  hielt  es  früher  (bei  v.  Zahn 
S.  200)  für  ein  Werk  des  jüngeren  Frans  Francken.  Scheibler  (Dr.  Not.)  war  wegen 
seiner  nahen  Verwandtschaft  mit  unserem  Bilde  N.  1016  geneigt,  es,  wie  dieses, 
dem  A.  Diepenbeeck  zuzuschreiben.  Frimmel  denkt  eher  an  einen  der  Tan  Baien. 
—  Phot.  Braun  XIV.  23  und  Taninie. 

Bildnis  einer  Dame  in  hohem  Spitzenkragen.  Brustbild  1004 
ohne  Häude  nach  links  in  gemaltem  liochovalen  Steinrahmen.  (929) 
Vorn  geöffnetes  Kleid;  kleiner  Hut.  M  3 

Leinwand  auf  ital.  Pappelholz  geklebt;  h.  0,73%;  br.  0,52%.  —  1723  von 
der  Gräfin  Wrzowecz  in  Prag.  Das  Bild,  bei  H.  noch  als  Rubens  bezeichnet,  steht  doch 
nur  in  entfernter  Beziehung  zur  Schule  dieses  Meisters.  Wahrscheinlich  ist  es#eine 
Kopie.  In  der  Sammlung  Wrzowecz  war  es  das  Gegenstück  zu  unserem  van  Dyek1- 
schen  Bilde  N.  1037.  Vergl.  übrigens  des  Verfassers  Aufsatz  im  Repert.  X  (1887), 
S.  156-  —  Gest.  von  F.  Zucchi  j$  II,  45.  Voorh.-Schn.  p.  188  u.  288.  —  Phot.  Ges. 

Bildnis  einer  blonden  jungen  Frau.     Halbfigur  nach  rechts   1 005 
auf  grauem  Grunde.     Blaues  Unterkleid,  schwarzes  Oberkleid.   (931) 
weisse,  vorn  geöffnete  Halskrause,  eine  Korallenhalskette.    Den    M  2 
grauen  Mantel  fasst    sie    mit    der  Rechten    vorn    zusammen, 
während  sie  mit  der  Linken  Rosen    und   andere  Blumen  hält. 

Leinwand:  h  0.77;  br.  0,57.  —  Irrtümlich  die  Angaben  bei  IL,  dass  das 
Bild  auf  Holz  gemalt  sei.  dass  es  wahrscheinlich  Helene  Fournient  darstellte,  dass 
es  das  Gegenstück  zu  unserer  N.  1037  sei  und  dass  es  1723  aus  der  Sammlung 
Wrzowecz  erworben  sei.  Als  Inv.  N.  3087  wurde  es  vielmehr  1741  mit  der  Wallen- 
stein'sehen  Sammlung  erworben;  auch  können  wir  es  wegen  seiner  dünneren  Malweise 
nicht  mit  den  bisherigen  Katalogen  dem  Rubens  selbst  zuschreiben,  sondern  halten 
es  mit  Bode  (bei  v.  Zahn  VI.  S.  20)  nur  für  ein  Sehulbild.  —Phot.  Braun  XV,  23; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Ein  altes  Weib.  Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  1006 
grauem  Grunde.     Die  Alte  trägt  ein  weisses  Kopftuch.  (945) 

Eichenholz;  h.  0.17:  br.  0,41.  —  Inventar  1754,  II  445.  M  3 

Eine  dicke  Alte.  Kopf  mit  Schulteransatz  nach  rechts  auf  1 007 
dunklem  Grunde.  Zurückgestrichenes  graues  Haar;  schlichte  (948) 
weisse  Haube;  Flanelljacke.  51  c 

Eichenholz:  h.  0.33%;  br.  0,26%.    —   1741  durch  Kaiserling   (als  X.  2724 1 . 

Jakob  Jordaens 

Geb.  zu  Antwerpen  den  19.  Mai  1593.  gest.  daselbst  den 
18.  Oktober  1678.  Schüler  und  Schwiegersohn  des  Ad.  van 
ISToort,  des  Lehrers  des  P.  P.  Rubens.  Tätig  zu  Antwerpen; 
Mitglied  der  dortigen  Gilde  1615. 


330      Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

1009  Ariadne  mit  dem  Gefolge  des  Bacchus.     Die  wohlgenährte, 
(1039)  fast  nackte  Schöne  sitzt,    nach  rechts  gewandt,     in  der  Mitte 

J  4  einer  Gruppe  lebensgrosser  Bacchantinnen.  Satyrn  tragen  ihr 
von  allen  Seiten  Früchte  zu.  Besonders  auffällig  bringen  von 
links  zwei  bocksbeinige,  graubärtige,  kahlköpfige  Silenen  ein  Kiesen- 
füllhorn herbei.     Bacchus  selbst  scheint  hinter  ihr  zu  stehen. 

Leinwand;  h.  2,40;  br.  3,15 %.  —  Inv.  1722,  A  80.  1710  durch  Raschke 
aus  Antwerpen.  —  Phot.  Bruckm. 

1010  Diogenes  auf  dem  Markte.     Grauhaarig,    graubärtig,    fast 

(1041)  nackt,  mit  der  Linken  auf  den  Stock  gestützt,  in  der  erhobenen 
J  3      Rechten  die  brennende  Laterne  haltend,    schreitet    der  lebens- 

grosse  wunderliche  Philosoph,  von  vorn  gesehen,  mitten  durch 
den  belebten  Markt.  Zahlreiches  Volk  und  Vieh  umringt  ihn. 
Links  und  rechts  vorn  Gemüsefrauen.  Rechts  im  Mittelgrunde 
ein  gehelmter,    geharnischter  Reiter  auf  stattlichem  Schimmel. 

Leinwand;  h.  2,33;  br.  3,49%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Phot. 
Tamme ;  Bruckm. 

1011  Der  verlorene  Sohn.    Vorn  rechts  steht  der  lebensgrosse, 

(1042)  fast  nackte  Jüngling,  nach  links  gewandt,  neben  seinen  Schweinen, 
J  3      die  aus  einem  Troge    fressen.     Neben    ihn   eine   Kuh,    hinter 

der  eine  Bäuerin  mit  der  Milchkanne  auf  dem  Kopfe  steht. 
Weiter  links  ein  Bauer  vor  einem  Schimmel.  Links  im  Mittel- 
grunde eine  Alte  in  der  Tür  der  Hütte.  Links  vorn  ein 
Knabe  mit  einem  Hunde. 

Leinwand;  h.  2,36;  br.  3,69.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  146.  Wohl 
1742  aus  dem  Haag.  Hoet  -  Terwesten's  Katalog  -  Sammlung  HI,  S.  35.  Vergl. 
Frimmel,  K.-Chr.  N.  F.  VIII  1897  Sp.  198.  -  Phot.  Braun  XIII,  23;  Phot. 
Tamme;  Bruckm. 

1012  Die  Darstellung  im  Tempel.     Unter  rotem  Zeltdach,    über 
(1044)  dem    durch    die    kreisrunde  Oeffnung  des   hohen  Tempeldaches 

J  3  das  Tageslicht  hereinblickt,  stehen  Maria,  nach  rechts  gewandt, 
und  der  Hohepriester,  der  das  Kindchen  im  Arme  hält,  ein- 
ander gegenüber.  Josef  kniet  mit  dem  Taubenkorb  links  neben 
Maria.  Knaben  mit  Kerzen  begleiten  den  Hohenpriester.  Priester 
und  Zuschauer  im  Hintergrunde. 

Leinwand;  h.  3,95%;  br.  3,05.  —  Das  Bild  ist,  worauf  J.  L.  Sponsel  auf- 
merksam gemacht,  stark  durch  Rubens'  Darstellung  im  Tempel  (vergl.  den  Stich 
von  P.  Pontius,  V.-Schn.  p.  18  N.  48  und  Rooses,  Rubens  I  p.  236  Tafel  60,  II  p.  111 
[N.  309]  Taf.  109)   beeinflußt   worden.  —  Inventar  1754,   11199.    —    Phot.  Bruokm. 

1013  Am  Grabe  des  Heilands.     Josef  von  Arimathia,  Johannes, 

(1043)  Christi  Mutter,  Maria  Magdalena  und  die  beiden  anderen  Frauen, 
J  4 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  331 

von  denen  die  eine  im  Vordergrunde  sitzt,  während  die  übrigen 
gebückt  stehen,  blicken,  alle  nach  links  gewandt,  in  das  Grab  des 
Heilands.     Eine  der  Frauen  leuchtet  mit  einer  Kerze. 

Leinwand;  h.  2,15;  br.  1,467g.  —  luv-,  Guarienti  (vor  1753)  209  als  »opera 
delle  piü  beUe  che  abbia  fatte  l'autore«.  —  Phot.  Bruckm. 

Alt  und  Jung.  Das  Sprichwort:  „Soo  d'oudensongen,  soo    1014 
pepen  de  Jonge"  steht  als  Inschrift  über  dem  Bilde.    Am  ge-  (1045) 
deckten  Tische  sitzen  links  die  beiden  Alten  und  singen.    Von      J  1 
den  Jungen,    welche    die   Flöte    blasen,    sitzt    der  eine  neben 
ihnen,  der  andere  auf  dem  Schoosse  seiner  mit   einem  Feder- 
hut geschmückten  Mutter;    der    dritte    bläst    im    Mittelgrunde 
die  Dudelsackpfeife.     Vorn  rechts  ein  Stuhl  mit  einem  Hunde 
und  einem  Affen.     Rechts   hinten    in    der  Nische   ein  Toten- 
kopf und   ein   Buch.     Dazu   die  Inschrift:  „Cogita  mori". 

Leinwand;  h.  1,68}^;  br.  2,05.  —  Inv.  1722,  B  259.  —  Der  Meister  hat 
diese  DarsteUung  in  ähnliehen  Bildern  (z.  B.  im  Louvre,  in  der  Pinakothek  zu 
Mönchen,  im  Berliner  Museum  usw.)  oft  wiederholt.  —  Phot.  Braun  in,  25 ; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Art  des  Jakob  Jordaens 

Ein  Venusopfer.     Waldlandschaft.     Links  als  Steingruppe     1015 
»Venus  und  Amor«.     Zu  ihren  Füssen  kniet  im  roten  Mantel  (1037) 
ein  kahlköpfiger  Herr,  dem  ein  Panisk  eine  Hörnerkappe  auf-      Q  1 
setzt.     Von   rechts   naht  ein  Zug  üppiger  Frauen,  denen  eine 
Fackelträgerin  voranschreitet.      In   der   Mitte  über  dem  Zuge 
ein  Eingelreihen  von  fünfzehn  Liebesgöttern. 

Eichenholz;  h.  0,75;  br.  1,427g-  — Im  Inv.  1854,  II  51,  als  Kornelius  Schut 
(Schüler  des  Rubens,  Antwerpen  1597 — 1656) ;  und  so  auch  bei  H.  —  Wir  erkennen 
mit  Scheibler  (Repertorinm  für  Kunstwissenschaft  VI,  1883,  S.  194  und  Dr.  Not.) 
überhaupt  nicht  die  Schule  des  Rubens,  sondern  die  Art  des  Jordaens'  in  dem  Bilde. 
Eine  Wiederholung  im  Braunschweiger  Museum  galt  auch  schon  im  dortigen  hand- 
schriftlichen Verzeichnis  von  1744  (Riegel,  Beiträge  II,  S.  106)  als  Werk  des  Jak. 
Jordaens,  wurde  dort  neuerdings  nach  unserem  Bilde  irrtümlich  auf  Korn.  Schut 
umgetauft,  im  Katalog  von  1897   aber  Jordaens  zurückgegeben.    —   Phot.  Bruckm. 

Abraham  van  Diepenbeeck 

Getauft  den  9.  Mai  1596  zu  Herzogenbusch;  gest.  zu  Antwerpen 
1675.  Schüler  des  P.  P.  Rubens.  Tätig  in  England  und 
Frankreich,  hauptsächlich  jedoch  zu  Antwerpen. 

Neptun  und  Amphitrite.     Meerbucht  mit  Bergküsten.     In    1016 
der  Mitte  thront  Neptun  mit  dem  Dreizack,  nach  links  gewandt,  (1029) 

20  b 


332      Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

auf  hohem  Muschelwagen.  Amphitrite  sitzt  auf  seinen  Knieen. 
Unten  in  den  Wellen  umspielen  Tritonen  und  Nereiden  die  weissen 
Seerosse,  die  den  Wagen  ziehen.  Links  vorn  stösst  ein  Triton 
ins  Muschelhorn.     Rechts  vorn  liegt  ein  Flussgott  im  Schilfe. 

Eichenholz;  h.  0,51;  br.  0,74.  —  Inventar  1722,  A.  383  und  1754.  II  426, 
als  »Rotenhanimer  << ;  erst  seit  dem  Katalog'  von  1817  als  Diepenbeeck,  was  richtig 
sein  kann.     So  auch  Scheibler,   Dr.  Not.  —  Phot.   Bruckm. 

I0I6A  Die  Flucht  der  Cloelia.     Links    der   im  Mittelgrunde  von 

(920)  zerbrochener  Brücke  überspannte  Tiber,  an  dem  vorn  der  Fluss- 
J  1  gott  liegt;  rechts  die  waldigen  Anhöhen,  über  die,  nach  links 
gewandt,  von  den  Etruskern  verfolgt,  Cloelia  und  ihre  Beglei- 
terinnen, teils  zu  Rosse,  teils  zu  Fusse  aus  dem  Lager  Porsenn a's 
entflohen,  zum  rettenden  Flusse  hinabjagen.  Vorn  rechts  schwimmt 
bereits  eine  der  Jungfrauen  im  Wasser;  einige  sind  im  Begriffe, 
sich  hineinzustürzen;  andere  entkleiden  sich  noch. 

Leinwand;  h.  1,80;  br.  2,67.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  978.  —  Im  Inventar 
1722,  A  63b  als  »durch  Ihre  Majestät  die  Königin«.  —  Das  Bild  von  Diepenbeeck 
im  Berliner  Museum  ist  verschieden  von  dem  unseren,  das  kleinere  und  verkürzte 
des  Louvre  zu  Paris  dagegen  in  den  Hauptgruppen  identisch  mit  dem  unsrigen.  — 
Dass  Diepenbeeck  auch  an  unserem  Bilde  den  Hauptanteil  gehabt,  ist  wahrscheinlich. 
Kooses  (Rubens  IV  p.  23 — 24)  sagt  mit  Recht,  es  sei  nicht  einmal  erwiesen,  d.iss 
die  Komposition  von  Rubens  herrühre.  1819  wurde  das  Bild  von  15  Kugeln  durch- 
löchert;  durch  Schirmer  hergestellt;  vergl.  Schnorr  a.  a.  0.  1895  I,  S.  168.  — 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Art  des  Justus  Suttermans 

Auch  Soetermans,  in  der  Regel  Sustermans  genannt.  Geb. 
im  Sept.  1  f> 9 7  zu  Antwerpen;  gest.  den  23.  April  1681  zu 
Florenz.  Iu  Paris  unter  Frans  Pourbus  d.  j.  zum  Bildnismaler 
ausgebildet.  Arbeitete  vorübergehend  an  den  Höfen  von  Wien, 
Parma,  Mantua,  Rom,  hauptsächlich  aber  in  Florenz,  wo  schon 
Cosmo  IL  ihn  zum  Hofmaler  ernannte. 

I0I6B  Bildnis    eines    jungen    Menschen.     Brustbild    ohne    Hände 

(534)    halb  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     Kurzes  braunes  Haar. 
50  c     schwarzer  Rock,  weisse  Halskrause. 

Eichenholz;  h.  0,46V2  ;  br.  0,34V2.  —  Kat.  1887  und  1892:  N.  672. —  1741 
aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  —  Früher  der  Schule  der  Carracci  zu- 
geschrieben. Noch  unter  den  Italienern,  wenn  auch  zweifelhaft,  in  den  Katalogen 
von  1887  und  1892.  —  Sicher  niederländisch.  Auf  Suttermans  wies  Seidlitz  im 
Repert    XVI  S.  279  hin 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  333 

Anton  van  Dyck 

Geb.  zu  Antwerpen  den  22.  März  1599,  gest.  zu  London  den 
9.  Dezember  1641.  Schüler  des  Hendrik  van  Baien.  Nach- 
dem er  1618  Meister  der  Lukasgilde  geworden,  trat  er  noch 
als  Gehilfe  des  Rubens  in  dessen  Werkstatt  ein  und  geriet 
eine  Zeitlang  ganz  unter  dessen  Einfluss.  Tätig  war  er,  ab- 
gesehen von  Antwerpen,  1620 — 21  in  London,  1621 — 27 
in  Italien,  vornehmlich  in  Genua,  1627  —  28  in  Holland,  seit 
1632  als  Hofmaler  Karl's  I.  in  London;  doch  vorübergehend 
1634—35  in  Brüssel,   1640—41  in  Paris.  1017 

Der  trunkene  Silen.     Kniestück.      Ein    bekränzter,    grau-  (1065) 
haariger,  vornüber  taumelnder  Silen  wird  an  seiner  linken  Seite      J  4 
von  einem  jungen  Manne  in  rotem  Mantel,  an  seiner  rechten 
Seite  von  einer  blassen,    langhaarigen   jungen    Bacchantin  im 
blauen  Mantel  gehalten  und  nach  links  entführt.  Die  Bacchantin 
blickt  sich  nach   dem   Neger-Satyr  um, 
der  dem  Alten  folgt,  seine  Zunge  aus- 
streckt   und    seine    Rechte     auf     ihre 
Schulter    legt.     Zwischen    beiden    führt 
ein  dritter,  bärtiger  Zechgenosse  den  er- 
hobenen Trinkkrug  zum  Munde.    Hinter- 
grund freie  Natur.     Bezeichnet  oben  in 
der  Mitte  am  Krug: 

Leinwand;  h.  1,07;  br.  0,91^.  —  Inv.' 1722,  k  79  (nicht  durch  Pesne,  wie 
II.  angab i. — Dass  van  Dyck  in  seiner  Frühzeit  (vor  1621)  den  Gegenstand  gemalt 
hat,  wird  ausdrücklich  bezeugt.  Vergl.  F.  J.  v.  d.  Branden  p.  699.  Die  belgischen 
Forscher  nehmen  an,  dass  dieses  Bild  im  Brüsseler  Museum  erhalten  sei.  Dieses 
zeigt  eine  von  der  unseren  wesentlich  verschiedene  Komposition  auf  schwarzem 
Grunde.  Da  das  unsere  aber  entschiedener  den  erst  halb  entwickelten  Stil  van 
Dyck's  zeigt,  da  nur  das  unsere  das  Monogramm  des  Meisters  und  zwar  in  einer 
Form  trägt,  die,  da  er  sie  später  nicht  mehr  anwandte,  auf  seine  Jugendzeit  hin- 
weist, vor  allem  aber,  da  nur  unser  Exemplar,  abgesehen  von  dem  verkleinerten 
Hintergrunde,  genau  mit  dem  Stiche  von  Bolswert  übereinstimmt,  halten  wir  es 
für  wahrscheinlicher,  dass  unser  Dresdner  Bild  jenes  besprochene  Jugendwerk  des 
Meisters  ist.  —  Gestochen  von  S.  a  Bolswert  (Le  Blanc  141)  und  Fr.  van  den  Steen 
(Le  Blanc  39)'.  —  Phdt.  Braun  XI,  14;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Apostel  Bartholomäus.  Halbfigur  nach  rechts  auf  1018 
dunkelgrauem  Grunde.  Graues  Haar,  kurzer  Bart.  Ein  gelber  (950) 
Mantel  um  die  linke  Schulter,  ein  Messer  in  der  rechten  Hand.      20  a 

Eichenholz;  h.  0,62V2 ;  br.  0,46%.  —  Inv.  1722,  A  312,  als  »Franok«.  In 
den  Katalogen  von  1812 — 1833  richtig  als  »van  Dyck«.    Später  als  »Job.  B.  Francken« . 


334      Antwerpener  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

doch  von  If.  einfach  in  die  Schule  des  Rubens  gesetzt.  Sicher  jedoch,  wie  die  fol- 
genden drei,  seine  Gegenstücke,  echte  Jugendbilder  von  van  Dyck.  So  auch  Bode 
und  Scheibler.  liestätigt  wird  diese  Ansicht  durch  die  Folge  von  Apostelköpfen, 
die  im  Verlage  des  Corn.  Galle  zu  Antwerpen  von  Com.  van  Caukercken  (geb. 
1625)  als  Werk  van  Dyck's  gestochen  ist.  Gerade  unser  Kopf  kommt  in  dieser  Folge 
vor;  ebenso  der  folgende,  als  Matthias;  die  anderen  beiden  allerdings  nur  ähnlich. 
Dass  van  Dyck  in  seiner  frühesten  Jugend  die  Apostel  gemalt  hat,  wird  ausserdem 
ausdrücklich  bezeugt  (vergl.  v.  d.  Branden  p.  698—  099);  ja,  vielleicht  hat  er  sie 
sogar  zweimal  in  etwas  verschiedener  Auffassung  gemalt  (vergl.  M.  Rooses,  Ge- 
schiedenis,  p.  428).  Man  hielt  beide  Reihen  für  verloren.  Die  angeführten  Gründe 
machen  es  indessen  zur  Gewissheit,  dass  unsere  vier  Apostel  zu  ihnen  gehören. 
Eine  umfangreiche,  aber  schwächere  Folge  dieser  Apostelköpfe  in  der  Galerie  zu 
Burghausen  (Kgl.  Bayr.  Staatsgalerie).  Vgl.  des  Verfassers  Aufsatz  im  Jahrbuch 
der  Dresdner  Kunst  I  1905.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

1019  Der  Apostel  Matthias.     Halbfigur  nach  links  auf  dunkel- 

(951)  grauem  Grunde.     Roter  Rock,  grauer  Mantel;   kurzes  braunes 
M  2     Haar,  kurzer  schon  ergrauender  Kinn-  und    Stutzbart.     Beide 

Hände  rechts  vorn  über  ein  Buch  zusammengelegt. 

Eichenholz;  h.  0,63;  br.  0,46%.  —  Inv.  1722,  A  150,  als  »Rubens«.  Jedoch 
in  der  zum  vorigen  Bilde  genannten  Folge  als  Werk  van  Dyck's  gestochen;  hier 
als  Matthias;  bei  H.  »Paulus«  genannt,  also  mit  Inv.  1722,  A  288,  verwechselt;  doch 
steht  die  N.  150  noch  drauf.  —  Gegenstück  zum  vorigen  und  den  beiden  folgenden. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

1020  Der  Apostel  Simon.     Halbfigur    nach    links  auf   dunklem 
(949)  Grunde.     Das  glatte  Gesicht  ist  von  braunem  Haar  umrahmt, 

M  2     Beide  Hände  sind  links  vorn  auf  die  Säge  gestützt. 

Eichenholz;  h.  0,63;  br.  0,47%.  —  Inv.  1722,  A  220,  als  »Franek«.  Vergl. 
jedoch  die  Bemerkungen  zu  N.  1018,  seinem  Gegenstücke,  wie  das  vorige  und  das 
folgende.  Als  »van  Dyck«  übrigens  auch  schon  in  den  Dresdner  Katalogen  von 
1812—1833.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

1021  Der  Apostel  Petrus.     Halbfigur    nach    rechts  auf  grauem 

(952)  Grunde.     Dunkles  Haupthaar,  grauer  Bart.     Der  Schlüssel  in 
M  2     seiner  Linken. 

Eichenholz;  h.  0,63;  br.  0,46%.  —  Im  Inventar  1722,  A  194,  als  »Franckc. 
Vergl.  jedoch  die  Bemerkungen  zu  N.  1018,  seinem  Gegenstücke,  wie  die  beiden 
vorigen.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

1 02 1  A  Der  Apostel  Paulus.     Halbfigur  nach  rechts  auf  braunem 

(953)    Grunde.     Graublondes  Haupthaar  und  Vollbart.     Beide  Hände 
M  2      rechts  vorn  aufs  Schwert  gestützt. 

Eichenholz;  h.  0,63;  br.  0,46V8.  —  Kat.  18S7  u.  1892:  N.  1008.  —Inv.  1732, 
A  288,  als  »Franek«.  —  Vergl.  dagegen  die  Bemerkungen  zn  N.  1018.  Unsere 
früheren  Bedenken,  dieses  Bild  seiner  etwas  flüchtigeren  Behandlung  wegen,  wie  die 
vorigen  vier,  dem  van  Dyck  zuzuschreiben,  Hessen  wir  erst  im  Katalog  von  1896 
fallen.     Vergl.  Seidlitz  im  Rep.  XVI  S.  375.  —  Phot.  Bruckm. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  33f> 

Bildnis   eines    alten  Herrn,     Brustbild    ohne  Hände    nach  1022 

rechts  auf  grauem  Grunde.    Der  grauhaarige,,  graubärtige  Herr  (933) 

trägt  einen  schwarzen  Rock  und  eine  weisse  Halskrause.    Be-  J  2 
zeichnet  oben  1.:  .ETATIS  SYM  60;  oben  rechts:  ANNO  1618. 

Eichenholz;  h.  0,66;  br.  0,52.  —  Im  Inventar  1722,  A  87,  als  »van  Dyek«. 
Später,  auch  bei  H.,  wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  ohne  Grund  dem  Rubens  zu- 
geschrieben. Die  Bilder  zeigen  vielmehr  die  frische,  feine,  geistreiche,  wenn  auch 
von  Rubens  beeinflusste,  so  doch  eigenartige  Pinselfühmng  der  Jugendzeit  van  Dyck's. 
So  auch  schon  Bode  bei  v.  Zahn  XI,  S.  201  und  M;ix  Rooses,  Rubens  IV  p.  322.  - 
Gest. -1757  von  J.  Daulle  für  die  Dresdner  Galerie  als  »Rubens«.  Voorbelm-Schnee- 
vogt  p.  1S9,  N.  295.  —  Phot.  Braun  VI.  26;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamine;  Bruckm. 

Bildnis  einer  alten  Dame.      Brustbild    ohne    Hände    nach  1023 
links    auf   grauem    Grunde.      Schwarzes    Kleid    mit    goldener  (934) 
Gürtelkette,  weisse  Halskrause  und  weisse  Haube.     Bezeichnet     J  3 
oben  links:    JET  ATIS  8VM  60;    oben  rechts:    ANNO  1618. 

Eichenholz;  h. 0,65%;  br. 0,50 y%.  —  Im Inv.  1722,  A82,  als»vanDyck«.  Gegen- 
stück zum  vorigen.  Tgl.  alle  Bern,  zu  diesem.  —  Ges.  von  P.  Tanje  als  »Rubens  . 
V.-Schn.  p.  1S9,  N.  296.  —  Phot.  Braun  VII,  26 ;  Phot.  Ges. ;  Hanist. ;  Tamine ;  Bruckm. 

Bildnis  eines  jungen  Mannes.    Brustbild,  etwas  nach  rechts,  I023A 
auf  dunklem  Grunde.   Der  dunkelblonde,  sonnenverbrannte  junge    (936) 
Mann  mit  hellem  Bart  trägt  einen  schwarzen  Bock  mit  weissem      J  4 
Klappkragen.     Rechts  blickt  seine  linke  Hand  hervor. 

Eichenholz;  h.  0.64»/2 ;  br.  0,49l/g.  —  1887  :  N.  959.  —  1851  als  Roelas  von 
Dr.  Hille  in  Dresden  gekauft.  Nach  H.  früher  im  Besitze  König  Anton's  von  Sachsen. 
—  Bei  H.  als  Rubens,  dem  auch  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  201  zugestimmt  hat. 
Dementsprechend  Hessen  auch  wir  das  Bild  in  der  ersten  Auflage  dem  Rubens.  In- 
zwischen hat  Bode  (Die  Gemälde  der  Königl.  Museen  zu  Berlin,  Lief.  IV  S.  24)  es 
»mit  einiger  Wahrscheinlichkeit!!:  für  die  Jugendzeit  van  Dyck's  in  Anspruch  ge- 
nommen, und  Rooses  hat  es  in  seinem  Rubenswerk  IV,  p.  294  N.  1093  geradezu  für 
ein  um  1620  gemaltes  Werk  van  Dyck's  erklärt.  Wir  tragen  diesem  Stande  der 
Wissenschaft  Rechnung,  indem  wir  das  Bild  an  dieser  Stelle  einreihen.  —  Phot. 
Braun  VI;  Phot.  Ges.;   Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Bildnis  einer  Dame  mit  ihrem  Kinde.    Kniestück  nach  links.  1 023  B 
Die  Dame  trägt  ein  schwarzes  Kleid    mit  weisser  Halskrause.    (927) 
Sie  hält    ihr  weissgekleidetes  Kindchen,    das  rote  Schleifen  im      J  1 
Haar  und  auf  der  Brust    trägt,    mit    dem    rechten  Arme  auf 
ihrem  Schoosse.    Links  ein  roter  Vorhang;  rechts  an  der  Wand 
das  Wappen  der  van  de  Wouwere  (Woverius). 

Eichenholz ;  h.  1,05 ;  br.  0,76.  —  1887 :  N.  968.  —  Im  Inventar  Guarienti 
(vor  1753)  N.  19  als  »van  Dyck«.  Doch  schon  im  Inventar  1754  DI  173  als  Rubens. 
So  auch  noch  bei  H.,  bei  Bode  in  v.  Zahn's  Jahrbüchern  VI,  S.  201,  beim  Verfasser 
im  Text  zu  Braun's  Galeriewerk  I,  S.  27  und  (schon  zweifelhaft)  in  der  1.  Aufl. 
dieses  Kataloges  als  Nr.  968.  —  Indessen  hat  sieh  neuerdings  in  Kenrierkreisen  infolge 


336      Antwerpener  Grossnialer.    XVII.  Jahrhundert 

genauerer  Bekanntschaft  mit  den  Werkon  des  Habens  und  den  Jugendwcrkon  van 
Dyck's  die  Ansicht  befestigt,  dass  unser  Bild  mit  Recht  ursprünglich  dem  letzteren 
zugeschrieben  worden,  dass  es  ein  ausgezeichnetes  Werk  der  unter  Rubens'  Einlluss 
stehenden  Frühzeit  van  Dyck's  sei.  Besonders  \V.  Bode  hat  dieser  Ansicht  an  zwei 
Stellen  (Die  Gemälde  der  Konigl  Museen  zu  Berlin.  IV.  Lief.  S.  24  und  Graphische 
Künste  1889,  XII,  S.  45)  überzeugenden  Ausdruck  verliehen;  und  nachdem  auch 
Rooses  das  Bild  aus  seinem  Rubenswerk  ausgeschieden  (Bd.  IV,  1890,  p.  283—284), 
um  es,  wie  das  folgende,  duui  van  Dyck  zuzuschreiben,  ist  e3  in  der  Tat  notwendig 
geworden,  es  offen  diesem  Meister  zurückzugeben.  Bode  besteht  übrigens  darauf, 
dass  das  folgende  Bild  als  Gegenstück  den  Gatten  der  Dame  darstelle,  in  der  Rooses 
die  Marie  Ciarisse,  Gattin  des  Jean  Woverius  nachgewiesen  hat.  Rooses  dagegen 
leugnet  entschieden,  dass  das  folgende  Bild  den  Jean  Wcverius  darstelle  und  nach 
Maassgabe  dos  Stiches  von  P.  Pontius  in  der  »Ikonographie  scbliessen  wir  uns  in 
dieser  Frage  der  Ansicht  des  Autwerpener  Forschers  an.  Wären  die  Bilder  Gegen- 
stücke, so  wäre  der  Hintergrund  auf  ihnen  auch  schwerlich  so  verschieden  ausge- 
führt. Als  wirkliches  Gegenstück  zu  dem  folgenden  Bilde  NT.  1023C  erkennen  wir 
vielmehr  1023  D.  Vergl.  den  Text  zu  diesem.  —  Man  vergleiche  auch  alle  Bern, 
zu  N.  960.  —  Phot.  Braun  I,  24;   Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme ;  Bruckm. 

1 023  C  Bildnis  eines  Herrn,  der  seine  Handschuhe  anzieht.    Knie* 

(926)    stück,  etwas  nach  rechts    auf  grauem  Grunde.     Blosser  Kopf, 
•J  3      schwarzer    Anzug    mit    weisser   Halskrause.     Der    Herr    trägt 
einen    kleinen    blonden   Schnurr-  und  Kinnbart  und  zieht  sich 
mit  der  rechten   Hand  den  linken   Handschuh   an. 

Eichenholz;  h.  1,07V»;  br.  0.71.  —  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  X.  18 
und  im  Inventar  1754,  II  171,  ja  noch  im  Katalog  von  1705  und  im  Abrege  1  <82 
als  »van  Dyck«.  Später,  wie  das  vorige  Bild,  N.  1023  B,  und  das  folgende,  N.  1023 D. 
die  ebenfalls  unter  van  Dyck's  Namen  erworbeu  wurdeu,  dem  Rubens  zugeschrieben. 
So  noch  in  der  ersten  Auflage  dieses  Katalogs  als  N.  969.  Indessen  hat  sich  in 
Kennerkreisen  infolge  eingehenderen  Studiums  der  Jugendwerke  van  Dyck's  die 
Ueberzeugung  verbreitet,  dass  auch  dieses  ausgezeichnete  Werk  beim  Ankauf  mit 
Recht  als  »van  Dyck«  bezeichnet  worden  sei.  Man  vergl.  alle  Bern,  zum  vorigen, 
zu  N.  960  und  zum  folgenden,  das  wir  nunmehr  als  sein  Gegenstück  in  Anspruch 
nehmen.  Bode  und  Rooses  haben  an  den  dort  angeführten  Stellen  anch  dieses  Bild 
mit  Recht  dem  van  Dyck  zurückgegeben.  Die  Angabe  H.'s,  dass  es  erst  1756  in 
Paris  erworben  (womit  ihm  eine  andere  Herkunft  als  dem  folgenden  zuerteilt  würde), 
ist  mit  seiner  Verzeichnung  in  den  erwähnten,  älteren  Inventaren  nicht  vereinbar. 
—  Phot.   Braun  V,  25;   Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;   Bruckm. 

1 023  D  Bildnis  einer  Frau   mit  goldenen   Brustschnüren.     Kniestück 

(925)    nach    links    auf   grauem  Grunde.     Sie    trägt   über   schwarzem 

3  3      Kleide  eine   grosse  weisse  Halskrause   und    eine    kleine  weisse 

Haube.     Mit    der    rechten    Hand    greift    sie    in    ihre    goldene 

Gürtelkette,  die  linke  hängt  herab. 

Eichenholz;  h.  1,03;  br.  0,73^.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  961.  —  Nach 
1742  durch  Le  Leu  aus  Paris.  —  Im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  17  und  im  Inv. 
1754.   II   175.  als  van   Dyck.     So    noch    im  Katalog  von  1765   und  im  Abrege  1782. 


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No.    1023  C.     Anton  van  Dyck. 


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No.    1027.      Anton  van  Dyck. 


Tafel  XV. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  337 

Später  als  Rubens.  So  auch  noch  in  der  zweiten  Auflage  dieses  Katalogs.  Es  wurde 
eben  später  (wohl  nur  wegen  der  gleichen,  doch  kleineren,  jedenfalls  nicht  niaass- 
gebenden  Manschetten)  irrtümlich  als  Gegenstück  zu  N.  960  angesehen,  wogegen 
die  Haltung  der  Figur,  die  Anordnung  der  Hände  und  die  Malweise  zeigen,  dass 
die  älteren  Inventare,  der  Katalog  von  1765  und  das  Abrege  recht  hatten,  es  als 
Gegenstück  zu  dem  vorigen  zu  betrachten.  Erst  später  scheint  es  hei  gleichzeitiger 
Parkettierung  äusserlich  zum  Gegenstück  von  960  gemacht  worden  zu  sein.  Nach 
den  alten  Messungen  hatte  es  die  gleiche  Höhe  wie  N.  1023  C,  das  jetzt  allerdings 
etwas  höher  erscheint.  Uebrigens  sah  auch  H.  es  nicht  als  Gegenstück  zu  N.  960 
an ;  und  selbst  wenn  es  Gegenstücke  wären,  könnte  Rubens  das  eine,  van  Dyck,  der 
damals  bei  Rubens  arbeitete ,  das  andere  gemalt  haben.  Die  Malweise  der  beiden 
Bilder  ist  jedenfalls  verschieden,  was  besonders  in  der  Modellierung  der  Köpfe 
hervortritt.  Aus  dieser  Sachlage  ergab  sich  von  selbst  die  Notwendigkeit,  auch 
dieses  Bild  mit  Bode  dem  van  Dyck  zurückzugeben.  Vergl.  alle  Bemerkungen  zu 
N.  960  und  den  vorigen.    Bei  Rooses,  Rubens  IV,  p.  295,  N.  1095  noch  als  Rubens. 

—  Phot.  Braun  XIII,  22;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  heil.  Hieronymus.    Zwischen  knorrigen  Baumstämmen    [024 
kniet  der  graubärtige  Heilige,    nach    links  gewandt,    vor  dem  (1067) 
Kruzifix,  seinem  Buche  und  dem  Schädel.    Sein  Oberkörper  ist      J  3 
nackt.    Seinen  Unterkörper  umwallt  ein  scharlachrotes  Gewand. 
Einen  Stein  hält  er  in  der  Rechten.    Sein  Löwe  liegt  neben  ihm.   ' 

Leinwand;  h.  1,95;  br.  2,15V2-  —  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  112 
als  »Rubens«.  Richtig  als  »van  Dyck«  seit  dem  Inventar  1754,  II  19  Das  Bild  be- 
fand sich  ursprünglich  allerdings  im  Besitze  des  Rubens.  Vergl.  Smith,  Catalogue  II, 
p.  4  und  Rooses,  Geschiedenis  p.  433.  —  Es  ist  ein  Hauptwerk  van  Dyck's  aus  der 
Zeit  seiner  Beeinflussung  durch  Rubens.  —  Gestochen  von  N.  de  Beauvais  j$  n,  49. 

—  Phot.  Braun  XIV,  25;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Jesusknabe,  auf  die  Schlange  tretend.  Der  junge  Heiland,    1 025 
um  dessen  Schultern  ein  roter  Mantel  flattert,  erhebt  segnend  (1069) 
die  rechte  Hand,  setzt  den  rechten  JTuss  auf  die  Schlange,  die     20  u 
sich  am  Boden  windet,    und  stützt    sich    mit    der  Linken  auf 
das  goldene  Kreuz  der  Weltkugel,    die  links  neben  ihm  ruht. 

Leinwand  auf  Eichenholz;  h.  0,72%;  br.  0,49%.  —  Zuerst  im  Katalog  von 
1835  als  Original;  bei  H.  1856  als  »Schule  van  Dyck's« ;  später  als  Original.  —  Ge- 
stochen als  »van  Dyck«  von  P.  Pontius  und  von  P.  de  Jode,  neuerdings  von  Johann 
Plato.  —  Ein  fast  gleiches  Bild  in  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Bedford  zu  Woburn 
Abbey ;  vergl.  Smith,  Catalogue  III,  416  und  Jules  Guiffrey,  van  Dyck,  Paris  1882, 
p.  244.  Nachdem  wir  dieses  Bild  1891  gesehen,  müssen  wir  das  unsere  entschieden 
für  frischer  und  ursprünglicher  erklären.  —  Phot.  Braun  VII,  27 ;  Phot.  Ges. ; 
Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis    eines    Feldherrn    mit    roter  Armbinde.      Kniestück  1026 

nach   links    auf   braunem    Grunde.     Der    Feldherr    stützt    die  (1077) 

Rechte,  nach  rechts  herüberblickend,    auf  den  Kommandostab.  J  4 
Er  trägt  eine  blanke  Eisenrüstung    und    um  den  linken  Arm 

22 


338      Autweipener  GroBSmaler.    XVII.  Jahrhundert 

eine  rote  Binde.     Sein    imbedecktes    braunes   Haar    fallt    laug 
auf  seine  Schultern  herab. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,70  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
Nach  H.  1746  aus  Modena.  Doch  findet  es  sich  nicht  in  dem  von  n.  selbst  ab- 
geschriebenen Verzeichnis.  Entscheidend  für  seine  Herkunft  ist  die  auf  ihm  er- 
haltene Inventavnnmmer  2912.  —  Gestochen  von  C.  J.  Raspe  jjß  III,  16.  —  Phnt. 
Braun  IV,  28;  Phnt.  Ges.;   Uanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1027  Bildnis    eines    schwarzgekleideten  Herrn.     Kniestück    nach 

(1073)  rechts  auf  graubraunem  Grunde.    Links  eine  Säule.    Der  Dar- 
J  1      gestellte  hat  schwarzes  Haar.    Ueber  seiuem  schwarzen  Anzug 

trägt  er  einen  anliegenden  doppelten  weissen  Faltenkragen.  Seine 
Rechte  hängt  herab,  in  der  Linken  hält  er  den  rechten  Handschuh. 

Leinwand  ;  h.  1,27  V2  '>  Dr-  0,92.  —  1741  durch  Heinecken  aus  Hamburg.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Gutes  Bild  aus  der  tweiten  Antwerpener  Zeit  des 
Meisters,  um  1630.  —  Phot.  Braun  IT,  29;  Phot.,  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

1028  Bildnis  einer  schwarzgekleideten  Dame.  Kniestück  nach  links. 

(1074)  Links  Ausblick  ins  Freie,  in  der  Mitte  eine  Mauer,  rechts  ein  roter 
J  1      Vorhang.    Die  Dargestellte  hat  schwarzes  Haar.     Ueber  ihrem 

schwarzen  Kleide  trägt  sie  einen  anliegenden  weissen  Spitzen- 
kragen.    Ihre  Rechte  hängt  herab,  ihre  Linke  hält  sie  vor  sich. 

Leiuwand;  h.  1,26 j  br.  0,92.  —  1747  durch  Heinecken  aus  Hamburg.  — 
Gegenstück  zum  vorigen;  vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Braun  111, 
26;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1029  Männliches  Bildnis.     Kniestück    nach    links    auf  braunem 

(1080)  Grunde.    Nur  die  nach  rechts  deutende  Hand  ist  sichtbar.    Der 
J  4      dunkelhaarige  Herr  mit  kleinem  festen  Schnurr-  und  Kinnbart 

trägt  einen  schwarzen  Rock  mit  anliegendem  weissen  Kragen. 

Leinwand  auf  Eichenholz;  h.  0,85;  br.  0,65.  —  1723  aus  der  Sammlung 
Wrzowecz  in  Prag.  —  Phot.  Tamme. 

1030  Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn 

(1081)  auf    bräunlichem   Grunde.     Stattlicher,    halbergrauter    blonder 
M  3     Knebelbart.     Ein  schwarzer  Mantel  über  der  linken,  ein  hell- 
beleuchteter weisser  Klappkragen  an  der  rechten  Schulter. 

Leinwand;  h.  0,60;  br.  0,53.  —  1763  aus  dem  Nachlass  des  Mr.  Guill.  Lor- 
mier  im  Haag.  —  Nach  Hymans  Bildnis  des  Woverius.  —  Phot.  Braun  XV,  24 ; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1031  Männliches    Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    halb    nach 
(1183)  rechts    auf    dunkelbraunem    Grunde.      Der    blonde    Herr    mit 

M  3  kleinem  Kinn-  und  Schnurrbart  ist  ganz  in  schwarz  gekleidet; 
doch  blickt  rechts,  an  seiner  linken  Seite,  ein  Stück  weissen 
Kragens  hervor. 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  339 

Leinwand ;  h.  0,60 ;  br.  0,48.  —  Nach  H.  1728  aus  Holland,  Inventar  1722 ; 
also  A  1908  oder  1909 ;  doch  ist  dies  ein  Irrtum,  da  die  Maasse  nicht  stimmen  und 
die  Nummern  1908  und  1909  auf  anderen  Bildern  (N.  1320  und  1544)  noch  erhalten 
sind.    Vielmehr  zuerst  im  Katalog  von  1817  nachweisbar.  —  Phot.  Tamme ;  Brnckm. 

Bildnis    des    alten   Thomas   Parr.     Brustbild   ohne   Hände  1032 

etwas  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.    Der  schwarzgekleidete  (1078) 
uralte  Mann  hat    ein    runzliges  Gesicht,  eine  Glatze  zwischen     20  b 
wirrem  grauen  Haar  und  einen  grauen  Bart. 

Leinwand  auf  Eichenholz;  h.  0,64%;  br.  0,52;  hoohoval.  —  Vor  1754  von 
Rigaud  in  Paris.  Beglaubigt  durch  die  folgende  Inschrift  der  Rückseite :  „Le  Por- 
trait de  Jean  Thomas  Park  qui  a  vecu  152  ans,  lorsquHl  fut  presente  ä  Charles 
premier,  Roy  oV Angleterre  le  9.  8bre  1635;  ü  avait  veu  Eduard  4-,  Eduard  5', 
Richard  3-,  Henry  7',  Henry  8-,  Marie,  Eduard  6-,  Elisabeth,  Jacques  1  et  Charles 
premisr,  Pere  du  Roy  Jaques  2',  il  avait  vu  10  Roys  et  3  changemens  de  Religion; 
il  es  mort  Catholique  Romain.  II  fit  penitence  a  la  porte  de  l'eglise  h  cierge  ä  la 
main,  couvert  d'un  drap  blanc  ä  la  coutume  du  Royaume  pour  avoir  este  convaincu 
en  Justice  d'avoir  fait  un  enfans  ä  wie  jeune  fille  ä  l'age  de  100  ans.  il  est  mort 
sans  douleur.  Ce  portrait  ä  este  peint  daiis  son  vivant  d'apre%  luy  par  Vandeick :  le 
celebre  Peintre  le  donna  ä  feu  son  ami  M.  Jabacque  qui  luy  vit  peindre  chez  luy  ä 
Londres.  Apres  la  mort  duquel  M.  Rigaud  l'a  eu  de  ses  heritiers.  Dans  ce  mesme 
tems  Yan  Deick  en  fit  un  second  avec  des  mains  qu'on  envoya  au  Roy  en  1692 ;  il 
est  a  present  au  Palais  Maxojrin."  —  Old  Parr  (nicht  Park)  lebte  nach  seiner 
Grabschrift  in  Westminster  Abbey  von  1483—1635.  —  Phot.  Braun  XIII,  26; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

Die  Kinder  Karl's  I.     Vor    einem    schwarz    und    rot    ge-    1033 

musterten  Vorhang    stehen    die   drei    Kinder    des   Königs    auf  (1072) 
farbigem  Teppich:    links  Karl  im  gelben  Bocke,  rechts  Maria      J  1 
in  blauem  Kleide  mit  weisser  Schürze,  in  der  Mitte  im  roten 
Kleide  mit  weisser  Schürze  der  kleine  Jakob,  der  sich  am  Arm 
seines  älteren  Bruders  festhält.    Zwei  Hunde  zu  ihren  Füssen, 
der  eine  links,  der  andere  rechts. 

Leinwand ;  h.  1,31 ;  br.  1,51.  —  1744  durch  Le  Leu  aus  Paris.  —  Im  Inv. 
1754  (II  455)  nur  als  Schulbild  bezeichnet.  —  Ein  mit  unserem  Bilde  genau  über- 
einstimmendes Exemplar  befindet  sich  in  Windsor  Castle.  Vergl.  Waagen,  Trea- 
sures  II,  p.  429.  Dass  dieses  jedoch  die  Jahreszahl  3638  trage,  wie  Waagen  angibt, 
muss  ein  Irrtum  sein.  Vergl.  Woltmann,  Aus  vier  Jahrhunderten,  S.  97.  Eine  zweite 
Wiederholung,  zu  Grove-Park  beim  Earl  of  Clarendon  (vergl.  Waagen  a.  a.  O.  II, 
p.  457)  trägt  die  Jahreszahl  1635 ;  und  in  diesem  Jahre  muss  das  Bild  gemalt  sein. 
—  Das  Verhältnis  der  drei  Wiederholungen  zu  einander  ist  nicht  völlig  klar  gesteUt. 
Vergl.  die  Schlussbemerkungen  zum  folgenden  Bilde.  Eine  eigenhändige  Beteiligung 
des  Meisters  an  der  Ausführung  unserer  Wiederholung  scheint  unzweifelhaft.  Etwa 
zwei  Jahre  früher  entstand  das  schöne  eigenhändige  Bild  des  Meisters  in  der  Turiner 
Galerie,  das  die  drei  Kinder  in  anderer  Anordnung,  noch  alle  drei  in  langen 
Kleidern,  zeigt.  Zwei  Jahre  später  aber  entstand  das  Bild  der  fünf  Kinder  Karl's  I., 
dessen   Original  sich   im  Windsor  Castle  befindet,   während  das  bekannte  Exemplar 

22* 


340     Antwerpener  Grossmaler.   XVII.  Jahrhundert 

des  Berliner  Museums  eine  Werkstattwiederholnng  ist.  —  Pliot.   Braun  I,  2.0;   Phot. 
GeB.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckni. 

1034  Henrietta  von   Frankreich,  Königin  von  England.    Kniestück 
(1071)  nach  links  vor  rotem,  mit  breiten  Goldstreifen  besetztem  Vor- 

J  1  hang.  Links  ein  Tisch  mit  einer  Decke  von  gleicher  Farbe, 
darauf  die  Krone.  Die  Gemahlin  Karl's  I.  trägt  ein  weisses 
Atlaskleid  und  einen  reichen  Perlenschmuck.  Mit  der  Linken 
fasst  sie  den  Rock  ihres  Kleides;  mit  der  Rechten  hält  sie 
einige  rote  Blumen  vor  sich. 

Leinwand;  h.  1,23^£;  br.  0,97.  —  1749  mit  N.  1038  aus  der  K.  Galerie 
zu  Prag  und  im  Inv.  1751,  II  429,  wie  jenes,  nur  der  Schule  des  ran  Dyek  zu- 
gesehrieben. —  Aehnliche  Bilder  des  Meisters  existieren  in  mehreren  Wiederholungen, 
z.  B.  in  Windsor  Castle;  ein  ganz  gleiches  Bild  gibt  es  unseres  Wissens  jedoeh  nicht. 
Van  Dyck  beschäftigte  damals  in  seiner  Londoner  Werkstatt  ausgezeichnete  Schuler 
und  Mitarbeiter,  welche  die  Wiederholungen  der  Bildnisse  der  Königlichen  Familie, 
oft  mit  leichten  Veränderungen,  oft  auch  unter  seiner  eigenhändigen  Beteiligung, 
auszuführen  pflegten.  Die  Werkstattbilder  dieser  Art,  zu  denen  auch  unser  Bild 
gehört,  galten  und  gelten  noch  heute  als  Werke  van  Dyek's.  —  Gest.  von  J.  L.  Raab. 
—  Phot.  Braun  I,  26;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckni. 

1035  Bildnis  eines  sitzenden  Mannes   im  Pelz.     Kniestück    nach 
(1075)  links  auf  braunem  Grunde.    Die  linke  Hand  ruht  auf  derSeiten- 

J  1  lehne  des  Sessels;  mit  der  Rechten  macht  er  eine  sprechende 
Bewegung.  Er  trägt  einen  Pelzmantel  um  die  Schultern,  eine 
Pelzmütze  auf  dem  Kopfe,  eine  Denkmünze  um  den  Hals. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  0,97.  —  Nach  H.  aus  Modena  Da  es  jedoch  viel- 
mehr zuerst  im  Inv.  Gnarienti  (vor  1753)  N.  1085  und  zwar  ohne  den  Zusatz  »fu  di 
Modena«  vorkommt,  auch  in  den  von  Venturi  veröffentlichten  inodenesi sehen  In- 
venturen nicht  aufzufinden  ist,  so  erscheint  diese  Angabe  nicht  richtig.  Auch  die 
Bezeichnung  des  Dargestellten  als  Martin  Ryckaert,  die  sich  zuerst  im  Kataloge  von 
1846  findet,  beruht  auf  einem  Irrtum.  Dieser  Mann  hatte  notorisch  nur  einen  Arm 
(vergl.  F.  J.  van  den  Branden,  p.  604;  merkwürdigerweise  hat  dieser  Gelehrte  auch 
auf  unserem  Bilde  nur  eine  Hand  gesehen);  der  auf  unserem  Bilde  Dargestellte  aber 
zeigt  seine  beiden  Hände.  Das  von  van  Dyck  gemalte  Bildnis  des  M.  Ryckaert  mit 
einer  Hand,  das  in  des  Meisters  Ikonographie  iWibiral,  113  I)  von  Jak.  Neeffs  ge- 
stochen ist,  befindet  sich  im  Madrider  Museum.  Dieses  Bildnis  stimmt  aber  nur  im 
Sessel  und  in  der  Kleidung  mit  dem  unseren  überein  und  ebensowenig  gleicht  dieses 
einem  ähnlichen  Bilde  der  Galerie  Liechtenstein.  —  Der  Fürst  Rhodocanakis  auf 
Syra  schickte  uns  die  Photographie  eines  italienischen  Stiches  nach  der  Kopie  eines 
gleichen  Bildes  mit  dem  allerdings  nicht  belegten  Bemerken,  dass  dieses  seinen 
Vorfahren,  einen  Prinzen  Rhodocanakis-Giustiniani  darstelle,  den  van  Dyck,  wie  ur- 
kundlich beglaubigt,  im  Januar  1622  zu  Genua  in  dessen  National  -  Kostüm  für 
800  Dukaten  von  Chios  gemalt  habe.  Das  Bild  sei  noch  1650,  aber  nicht  mehr 
1812  im  Palazzo  Giustiniani  zu  Genua  gewesen.  Nach  den  uns  gütigst  mitgeteilten 
Abschriften  der  Urkunden,  die  zugleich  gegen  van  den  Branden  und  Rooses  die 
Naohricht  dee  Louvre-Manuskriptes  bestätigen,  dass  van  Dyek  schon  im  Herbst  1621 


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No.    1033.     Anton  van  Dyck. 


No.    1024.     Anton  van  Dyck. 


Tafel  XVI. 


Vlämische.  Schule.     XVII.  Jahrhundert  341 

in  Genua  gelandet  sei,  erscheinen  diese  Angaben  nicht  unglaubwürdig.  Dass  unser 
Bild  das  Original  ans  dem  Palaste  Giustiniani  sei,  ist  darnach  zwar  nicht  erwiesen, 
aber  möglich.  Die  Schwere  des  Tones  würde  sich  dann  daraus  erklären,  dass  es  einer 
der  ersten  Versuche  van  Djck's,  die  neuen  Eindrücke  zu  verarbeiten,  gewesen. 
Vergl.  Woltm.-Woerni.  III,  S.  443,  Anm.  5.  —  Gest.  von  C.  G.  Raspe  %•  III,  15.  — 
Phot.  Braun  XII,  28;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamnie;  Bruckm. 

Männliches  Bildnis,  angeblich  des  Phil.  Rubens.     Brustbild  1036 

ohne  Hände,  nach  rechts  auf  braunem  Grunde.    Der  blondhaarige  (1079) 

Herr  mit  kleinem  Kinn-  und  Schnurrbart  trägt  einen  schwarzen  M  3 
Rock,  einen  schwarzen  Mantel  und  eine  weisse  Halskrause. 

Leinwand ;  h.  0,66%  ;  br.  53%.  —  Nach  H.  1746  aus  Modena.  Doch  findet  das 
Hild  sich  weder  in  der  von  H.  herrührenden  Abschrift  des  Modeneser  Verzeichnisses, 
noch  in  dem  von  Venturi  veröffentlichten  Modeneser  Inventar  von  1743.  —  Sicher 
im  Katalog  von  1835;  als  Bruder  des  Rubens  schon  im  Katalog  von  1843.  Ein  an- 
deres Exemplar  war  1833  im  Privatbesitze  za  Stuttgart.  Bode  erklärte  das  unsere 
1873  (bei  v.  Zahn  S.  203)  nur  für  eine  Kopie  nach  van  Dyek.  Es  hat  sehr  gelitten. 
Dass  van  Dyek  es  selbst  gemalt  habe,  scheint  uns  nicht  völlig  ausgeschlossen  zu 
sein.  Ebenso  Seidlitz,  Rep.  XVI,  S.  375.  —  Phot.  Braun  VIII,  27;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Tarume ;  Bruckm. 

Bildnis  des  Engelbert  Taie,  Baron  von  Wemmel.    Brustbild    1037 
ohne  Hände  nach  rechts   in   gemaltem   grauen  Steinmedaillon.  (1076) 
Der  schon  ergrauende  Herr    mit    ganz  kurzem  Bart  über  der     ^  3 
Ober-  und  unter  der  Unterlippe  trägt    einen    schwarzen    Rock 
und  Mantel,  eine  goldene  Kette,  eine  weisse  Halskrause. 

Leinwand;  h.  0,72%;  br.  0,56%.  —  1723  aus  der  Sammlung  Wrzowecz  in 
Prag.  —  Die  Bestimmung  der  Persönlichkeit  beruht  auf  dem  Stich  von  C.  Galle  in 
van  Dyck's  Ikonographie,  Wibiral  N.  128.  Doch  ist  der  Stich  etwas  umfassender. 
Es  könnte  nach  einem  anderen  Exemplare  angefertigt  sein.  Nach  Bode  (bei  v.  Zahn 
VI,  S.  203)  wäre  unser  Bild  in  der  Tat  nur  eine  Kopie ;  und  wenn  es  auch  so 
tüchtig  gemalt  ist,  dass  die  Möglichkeit  der  Eigenhändigkeit  nicht  ausgeschlossen 
erscheint,  so  wird  es  doch  schon  durch  die  Schwäche  seines  Gegenstückes  in  der 
Wrzowecz 'si  heu  Sammlung  (unserer  N.  1004)  mit  verdächtigt,  welches  offenbar  nur 
eine  Nachahmung  des  Rubens  ist.  —  Phot.  Braun  XIV,  26;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tanune ;  Bruckm. 

Nach  van  Dyek  von  Sir  Peter  Lely 

Sir  Peter  Lely,  eigentlich  Peter  van  der  Faes-Lely.  Geb.  1618 
von  holländischen  Eltern,  angeblich  zu  Soest  in  Westfalen,  gest. 
1680    in    London.     Hauptnachfolger  van  Dyck's  in  England. 

Karl  I.  von   England.     Kniestück  nach  links  auf  braunem  1038 

Grunde.  Links  ein  rot  -  goldner  Vorhang  und  ein  Tisch  mit  einer  (1070) 

Decke  von   demselben    Stoffe.     Der  König  stützt  sich  mit  der  J  1 
Kechteu  auf  den  Tisch,  auf  dein  sein  Hut  liegt,  und  hält  in  der 


342     Antwerpener  Grossinaler.   XVII  Jahrhundert 

Linken  seinen  Handschuh.  Er  trägt  einen  schwarzen  Mantel  mit 
einem  grossen  Ordenskreuz,  einen  weissen  Spitzenkragen  und 
ein  hellblaues  Ordensband.  Oben  rechts  die  Buchstaben  C.  R. 
(Carolus  Rex)  unter  der  Krone;  darunter  die  Jahreszahl  1632. 

Leinwand;  h.  1,23;  br.  0,96V2-  —  1749  mit  N.  1034  aus  der  K.  Galerie  zu 
Prag  und,  wie  jenes,  im  Inventar  1754,  II  428  nur  der  Schule  des  van  Dyck  zu- 
geschrieben. Später  und  noch  bei  H.  als  Original  des  van  Dyck.  Das  Schwarz- 
kunstblatt von  John  Faber  (1684—1756),  welches  genau  unser  Bild  wiedergibt,  trägt 
jedoch  die  folgende  Unterschrift:  Vrom  Sr.  Peter  Lely's  copy  of  ihe  celebrated 
original  Piciure  painted  by  Sr.  Anthony  Vandyke  which  was  destroy'd  in  the  fire  at 
Whitehal  Anno  1697. «  Demnach  ist  das  Original  im  Jahre  1697  im  Schlosse  White- 
ball  zu  London  verbrannt  und  unser  Bild  die  Kopie  Sir  Peter  Lely's,  des  berühmten 
Nachfolgers  des  van  Dyck ;  hiermit  stimmt  die  Malweise  überein.  Die  alte  Dresdner 
Inventarisierung  behält  also  auch  in  diesem  Falle  recht.  Auch  als  Kopie  von  der 
Hand  des  Sir  Peter  Lely  wird  das  Bild  seinen  Wert  behaupten.  Vergl.  übrigens 
schon  A.Woltmann,  »Aus  vier  Jahrhunderten«  S.  95.  —  1908  ging  die  unkontrollier- 
bare Behauptung  durch  die  Zeitungen,  das  Original  sei  nicht  in  Whitehall  verbrannt, 
sondern  in  Wien  aufgetaucht.  —  Gest.  von  Ed.  Mandel.  —  Phot.  Braun  I,  25  und 
XIV,  28;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamnie;  Bruckm. 

Angeblich  A.  van  Dyck 

1039  Danae.     Danae  ruht,  fast    nackt,    auf    goldner  Bettstelle 
(1066)  unter   goldbraunem  Vorhang.      Sie    streckt    beide    Arme    dem 

M  3  goldnen  Regen  entgegen,  unter  dessen  Gestalt  der  höchste 
Himmelsgott  sich  links  über  ihrem  Haupte  herabsenkt.  Die 
Dienerin  hinter  ihrem  Lager  breitet  ihr  Gewand  aus,  um  auch 
etwas  von  dem  Golde  zu  erhaschen.  Amor  kniet  am  Fussende 
des  Lagers  und  prüft  eins  der  Goldstücke. 

Leinwand;  h.  1,30;  br.  1,82}^.  —  Schon  im  Inv.  1722  (A  53)  als  van  Dyck; 
und  so  wieder  bei  H.;  ja  so  noch  in  dem  Werke  über  den  Meister  von  Jules  Guitfrey : 
A.  v.  Dyck,  sa  vie  et  son  oeuvre,  Paris  1882.  Hier  sogar  (bei  p.  144)  ein  Licht- 
druck nach  dem  Bilde.  —  Indessen  gehört  keine  sonderliche  Kennerschaft  dazu,  um 
zu  bemerken,  dass  von  van  Dyck  unmöglich  diese  glatt  -  Hausierende  Formensprache 
und  Malweise,  diese  kalt -buntschillernde  Farbengebung  der  Gewänder  und  diese 
Ornamentik  der  Bettstelle  herrühren  können,  dass  alles  dieses  vielmehr  auf  eine 
spätere  Zeit  hindeutet.  Dies  erkannte  schon  das  Inventar  von  1754,  welches  das 
Bild  (II,  297)  nur  der  Schule  des  van  Dyck  zuschrieb.  Ebenso  der  »Catalogue« 
von  1765  und  das  Abrege  von  »1782«.  —  Von  wem  das  in  seiner  Art  tüchtige  Bild 
herrührt,  ist  noch  eine  offene  Frage.  —  Phot.  Braun  X,  22;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme;  Bruckm. 

1040  Maria  mit  dem  Kinde    als  Himmelskönigin.     Maria    thront, 
(1068)  gekrönt,    von  vorn  gesehen,    in    goldenem    Himmelslicht.     Mit 

P  4     ihrer    Rechten    hält    sie    den    kleinen    Heiland,  der  nackt  auf 
ihren  Knieen  steht.     In  ihrer  Linken  ruht  das  Szepter. 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  343 

Leinwand;  h.  1,22;  br.  0,97.  —  1741  durch  Riedel  aus  Wien.  H.  —  Inv.  1754, 
II  85.  Die  Originalität  dieses  Bildes  ist  zuerst  von  Bode  (bei  v.  Zahn  a.  a.  0.  S.  203) 
bestritten  worden.  —  Auch  wir  vermögen  nicht,  die  gediegene  und  zarte  Hand  des 
ran  Dyek,  sondern  nur  die  Hand  eines  schwächeren  Rubens-Schülers  in  ihm  zu  er- 
kennen. —  Gestochen  als  van  Dyck  1815  von  H.  A.  Riedel.  —  Phot.  Ges.;  Tamme. 

Der  Versucher  vor  Christus.    Kniestück.    Der  Heiland  steht  1 04 1 

mit  abwehrend  erhobener  Linken,    nach  links  gewandt,    unter  (1087) 

dem  Felsenhauge.    Vor  ihm  neigt  sich,  nach  rechts  gewandt,  der  Grimma. 
Versucher,  der  ihm  die  Schätze  anbietet,  die  er  im  Schurze  trägt. 

Eichenholz;  h.  0,21;  br.  0,16.  —  Inv.  1722,  B.  575.  —  Schon  bei  H.  nicht 
als  Original  van  Dyck's.  —  1902  ans  Altertums-Museum  zu  Grimma. 

Bildnis  eines  Geharnischten  mit  dem  Kommandostabe.    Knie-    1042 
stück  nach  rechts  in  grossem,  grauem  Steinmedaillon,  über  das  (1085) 
der  Kommandostab   hervorragt.      Der  schwarzhaarige   Feldherr      J  4 
trägt    über    seiner  Eisenrüstung    eine    rote   Brustschärpe  und 
einen  anschliessenden  weissen  Kragen. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  0,83.  —  Inv.  1722,  A  273.  —  Schon  damals  nur 
als  »Manier«  van  Dyck's.    Bei  H.  als  »nach  van  Dyck«. 

Bildnis  eines  Geharnischten.     Brustbild   ohne  Hände  nach    1043 
links  auf  graubraunem  Grunde.     lieber   seiner   starken  Stahl-  (1082) 
rüstung    trägt    der    gelblich  -  blasse,     schwarzhaarige    Krieger      J  4 
einen  herabfallenden  weissen  Faltenkragen,    den    am  Hals  ein 
rotes  Band  zusammenhält. 

Leinwand;  h.  0,63 %, ;  br.  0,50.  —  Inv.  1754,  II  778.  —  Hier  und  noch  hei 
H.  als  Original  des  van  Dyek.  Nach  Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  203)  nicht  von  van 
Dyek.  In  der  Tat  lassen  auch  uns  die  etwas  schwammige  Behandlung  und  der 
schwere  Ton  des  übrigens  in  seiner  Art  tüchtigen,  wahrscheinlich  spanischen  Bildes 
es  nicht  glaublich  erscheinen,  dass  van  Dyck  es  gemalt  habe.  —  Phot.  Braun ;  Brnekm. 

Bildnis    des    Roger  de   St.   Lary,   Herzogs    von    Bellegarde.    1044 

Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.    Dunkel-  (1084) 
blondes  Haupthaar,  kleiner  Schnurr-  und  Kinnbart.     Brauner,      M  2 
aufgeschlitzter  Rock,  weisse  Halskrause,  kleine  Ohrringe. 

Leinwand;  h.  0,61%;  br.  0,49%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Früher  als  echter  van  Dyck,  bei  H.  als  Kopie  nach  demselben.  —  Uns  sieht 
das  tüchtige  Bild  wie  ein  Original  aus,  am  ersten  wie  ein  solches  von  der  Hand 
eines  der  Vorgänger  van  Dyck's  in  England,  vielleicht  des  Paulus  von  Someren, 
geb.  zu  Antwerpen  1570,  gest.  zu  London  1621.  Andere  denken  wegen  der  franzö- 
sischen Tracht  an  Fr.  Pourbus  d.  j.  (Comte  Ch.  Cavense).  —  Phot.  Tamme. 

Unvollendeter  männlicher  Kopf.    Brustbild  ohne  Hände  nach    1 045 
links.     Rötliches  Haar.     Er  trägt  eine  Haikrause.  (1086) 

Eichenholz;   h.  0,31%;    br.  0,27.    —  Inventar  1722,  II  320.     Schon  bei  H.       51   C 
nicht  als  Original  vau  Dyck's. 


344     Antwerpeiier  Grossmaler.    XVII.  Jahrhundert 

1046  Maria  de'  Medici  als  Witwe.    Brustbild  ohne  Hände  nach 
(1088)  rechts  auf  schwarzem  Grunde  im  Hochoval  mit  braunen  Ecken. 

M.-G.    Schwarze  Trauerkleidung. 

Leinwand;  h.  0,73%;  br.  0,58.  —  Inventar  1722,  A  844,  als  »Kopie«.  — 
1891  ans  Ministerialgebände  an  der  Seestrasse. 

Peter  Francoys  (Franchoys) 

Geb.  zu  Mecheln  den  20.  Oktober  1606,  gest.  daselbst  den 
11.  August  1654.  Schüler  seines  Vaters,  des  Lucas  Franchoys 
d.  ca.,  in  Mecheln  und  des  Ger.  Zegers  in  Antwerpen.  Arbeitete 
zeitweise  in  Antwerpen,  hauptsächlich  aber  in  Mecheln. 

1047  Bildnis  eines  Geharnischten.      Halbfigur    nach    rechts   auf 
(1701)  farbigem,    teilweise    umwölktem    Himmelsgrunde.       Um    seine 

19  c     Hüften    der    herabgefallene     rote    Mantel;    in     H)    r-, 

seiner  Rechten  eine  Pistole.     Bez.  1.  u.:  *„.r*  ^ 

P/nxir. 

Eichenholz;  h.  0,14;  br.  0,10%.  —  Inventar  1722,  B  550,  als  Original  van 
Dyck's,  an  dessen  feurigste  Zeit  unser  feines  Bildchen  in  der  Tat  erinnert. 

Nach  Jan  van  den  Hoecke 

Getauft  zu  Antwerpen  den  4.  Aug.  1611;  gest.  daselbst  1651. 
Schüler  seines  Vaters  Kasper,  dann  des  Rubens.  In  Italien 
weiterentwickelt.  Seit  1647  wieder  in  Antwerpen,  wo  er  Hof- 
maler des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm  wurde. 

I047A  Die  Kreuztragung.     Ein  Stück  des  nach  rechts  gewandten 

(700)  Zuges  nach  Golgatha.  Vorn  der  von  hinten  gesehene  halb 
F.-M.     nackte  Scherge,  der  den  Heiland  weiterzerrt.     Links  Johannes, 

Maria  und  Magdalena.    Im  Mittelgrund  rechts  ein  entfernterer 

Teil  des  Zuges  mit  einem  der  Schacher. 

Leinwand;  h.  L,88;  br.  L,43J^.  —  Kat.  1SS7  u.  L892:  N.  Till.  —  1853  in 
London  aus  der  Sammlung  Louis-l'hilippe.  Damals  dem  J.  J.  do  Espinosa  zuge- 
schrieben. —  Das  Bild  entspricht,  wie  Kustos  Hofrat  Müller  nachgewiesen,  einer  durch 
den  Stich  von  Alex.  Voet  bekannten  Komposition  des  Jan  van  den  lloecke  (1611  bis 
1651).  Nur  ist  der  Stich  mehr  in  die  Hreite  gezogen.  Das  Originalbild  Jan  van  den 
Iloecke's  befindet  sich,  wie  Max  Roosos  auf  unsere  Bitte  gütigst  festgestellt  hat,  in  der 
Liebfrauenkirche  zu  Mecheln ;  doch  ist  dieses  dem  Stich  und  unserem  Bilde  gegen- 
über gegenseitig.  Unser  Bild  kann  daher  nur  als  eine  nach  dem  Stiche  ausgeführte 
Kopio  angesehen  werden.  Dass  diese  Kopie  von  einem  Spanier  herrührt,  erseheint 
möglich,  dass  sin  aber  von  Espinosa  gemalt  sei,  ist  unwahrscheinlich.  —  l'hot.  Ges.; 
Tamnie.   —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert 


345 


Victor  Wolfvoet 

Getauft  zu  Antwerpen  den  4.  Mai  1612,  gest.  daselbst  am  23.  Ok- 
tober 1652.  Schüler  erst  seines  Vaters.  Victor  Wolfvoet's  des 
älteren,  dann  des  P.  P.  Rubens.     Tätig  in  Antwerpen. 

Das  Medusenhaupt.     Das   starre  Antlitz    nach    oben    ge-    1050 
richtet,  liegt  das  abgeschlagene  Haupt  am  Fusse  einer  Felsen-  (967) 
wand.     Lebendige  Schlangen    ringeln    sich  als  Haare  um  den    P  10 
Kopf,  aber  auch,  losgelöst,  rings  umher  am  Boden.    Bezeichnet 
unten  links  (verkleinert):    VICTOR.     WO  LT  vo  El 

T.einwand;  h.  0,45%;  br.  0,59.  —  Inv.  1722,  A  366;  damals  »im  Magazin« ; 
erst  1861  zur  Galerie.  —  Das  Vorbild  von  Rubens  Hand  befindet  sich  in  der  Kaiserl. 
Galerie  zu  Wien.     Rooses,  Rubens  III,  p.  116  N.  636.  —  Phot.  Bruckm. 

Unbekannter  Monogrammist  um  1638 

Bildnis    einer    schwarzgekleideten    Dame.     Kniestück  nach    1 05 1 
links    auf   braunem    Grunde.     Schwarzes    Kleid    mit  goldenen  (958) 
Knöpfen;  weisse  Halskrause;  kleine  Haube.    Beide  Hände  vorn    M  2 
übereinander  gelegt;    in    der  Rechten    ein    Taschentuch.     Be- 
zeichnet links  oben:  ^FTA:  47.;  rechts  oben: 


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Eichenholz;  h.  0,92%;  br.  0,69%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein 
in  Dux.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Bei  H.  als  »unbekannt«  im  Anschluss  an 
die  Schule  des  Rubens.  Seinen  Elementen  nach  könnte  das  Monogramm  auf  den 
Holländer  Mhhiel  Jansze  Miereveit  gedeutet  werden,  zu  dessen  Malweise  die  beiden 
ausgezeichneten  Bilder  jedoch  gar  keine  Beziehung  zeigen.  Es  scheint  uns  aller- 
dings ungewiss,  ob  der  Meister  Holländer  oder  Vlaame  war ;  doch  halten  wir  das 
letztere  für  wahrscheinlicher.  —  Phot.  Tamme. 

Bildnis    eines    schwarzgekleideten   Herrn.      Kniestück  nach  1052 

rechts  auf  braunem   Grunde.      Der    dunkelblonde,    kurzbärtige  (959) 

Herr  trägt  einen  anliegenden  Faltenkragen  über  dem  schwarzen  M  2 
Rocke,  die  Rechte  stemmt  er  in  die  Seite;  in  der  Linken  hält 


346      Antwerpener  Grossmaler.    XVII  Jahrhundert 

er  seiuen  Handschuh.  Bezeichnet  und  datiert  wie  das  vorige, 
doch  verwaschener. 

Eichenholz;  h.  0,92;  br.  0,69%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  iu 
Dux.  —  Gegenstück  zum  vorigen.     Vergl.  die  Bern,  zu  diesem.    —    Phot.  Tamme. 

1053  Unbestimmte  Niederländer  des  XVII.  Jahrhunderts 

(1047)  Studienkopf  eines   alten  Mannes.     Brustbild    ohne    Hände 

akadeUmiV  nach    links   auf   gelblichem    Grunde.      Der    abwärts  blickende 

Graukopf  trägt  kurzen  grauen  Schnurr-  und  Kinnbart. 

Eichenholz;  h.  0,51;  br.  0,41.  —  Inv.  1722,  A  134,  als  »Rubens«.  Bei  H., 
der  die  Herkunft  übersehen,  als  »Jordaens«.  Offenbar  rührt  das  Bild  weder  von 
Rubens,  noch  von  Jordaens  her ;  und  auch  die  Ansicht,  dass  der  Dargestellte  Abr. 
Graphaeus  sei,  der  Bote  der  Lukasgilde  in  Antwerpen,  wird  keineswegs  durch  das 
bekannte  Bildnis  dieses  Mannes  von  C.  de  Vos  im  Museum  zu  Antwerpen  gestützt. 
—  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

1054  Aufwärts  blickender  Greis.  Brustbild  nach  rechts  auf  braunem 
(1537)  Grunde.     Grauer  Bart,  dunkles  langes  Haar;  offener  Mund. 

KM1.'?Un-St"  Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,49.    —   1743  aus  Paris.  —  Inventar  1754,  II  308, 

akauemie 

als  »van  Boek«.     Dass  dieser  »van  Bock«,  wenn  das  Bild  von  ihm  ist,  identisch  sei 

mit  einem  gewissen,  1673  in  Paris  verstorbenen  van  Bouck  oder  Boucle,  der  Schüler 
des  Snyders  in  Antwerpen  gewesen  sein  soll  (Louvre-Katalog  1878,  II  N.  45),  er- 
scheint unbegründet.  —  1904  an  die  Kgl.   Kunstakademie. 

C.    Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler 
David  Teniers  der  ältere 

Geb.  1582  zu  Antwerpen,  gest.  daselbst  den  29.  Juli  1649. 
Schüler  seiner  Bruders  Juliaen  Teniers,  dann,  wie  überliefert 
wird,  des  Rubens;  später  in  Rom  unter  dem  Einflüsse  A.  Els- 
heimer's.  Tätig  in  Antwerpen;  1606  Mitglied  der  Lukasgilde 
dieser  Stadt. 

Seine  Bilder  werden  noch  heute  oft  mit  denjenigen  seines  bedeutenderen 
Sohnes  D.  Teniers  des  jüngeren  verwechselt.  Im  ganzen  gleicher  Art,  unterscheiden 
sie  sich  von  diesen  durch  ihre  weniger  geistreiche  Zeichnung,  ihre  teils  härtere, 
hellere,  teils  schwerere  und  trübere  Farbe.  Nicht  in  allen  Fällen  jedoch  lässt  sich 
mit  völliger  Sicherheit  feststellen,  ob  ein  Bild  vom  Vater  oder  vom  Sohne  herrührt. 

1055  Dorf  am  Flusse.     Links  Bauernhäuser;    in    der   Tür  des 

(992)    einen  eine  Frau;  vorn  auf  dem  Wege  drei  Männer  und  ein  Hund. 
20  a     Rechts  ein  Fluss  zwischen  Sandhügeln.   Im  Hinter- 

gründe  ein  Kirchturm.  Wolken  am  Himmel.  Bez.  u.r.:       '* ' 

Eichenholz;  h.  0,143^;  br.  0,21.  —  Inventar  1754,  II  478.  —  Wie  sein 
Gegenstück,  das  folgende,  schon  bei  II.  mit  Recht  dem  älteren  Teniers  gegeben. 
Phot.  Bruckm. 


Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  347 

Im  Dorfe.     Rechts  vorn  ein  Strohdachhaus  zwischen  Ge-  1056 

büsch;  auf  dem  Wege  davor  drei  Männer  und  ein  Hund.    Links  ein  (993) 

rotdachiges  Haus.    Im  Hintergrunde  die  grüne  Ebene,    _,   r^  20  a 
über  der  es  aus  grauen  Wolken  regnet.    Bez.  u.  i.  d.  M. :     '  ■   *• 

Eichenholz;  h.  0,14l/2;  br.  0,21.  —  luv.  1754,  II  479.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.  —  Phot.  Brackin. 

Adriaen  Brouwer 

Geb.  um  1605  oder  1606  in  Flandern  (wahrscheinlich  in  Ou- 
denaerde),  begraben  zu  Antwerpen  den  1.  Februar  1638.  Schüler 
des  Frans  Hals  in  Haarlem.  Nachweisbar  1626  in  Amsterdam, 
1626  — 1628  in  Haarlem,  seit  1631  in  Antwerpen. 

Unangenehme  Vaterpflichten.     Kniestück  nach  links.     Ein    1057 
Bauer  in  blauer   Mütze   hat    seinen    Jungen,  der   sich  verun-  (1304) 
reinigt  hat,  mit  aufgehobenem  Eöckchen  über  seine  Kniee  ge-      17  a 
legt  und  reinigt  ihn  mit  einem  Tuche.     Rechts  blickt  die  Alte 
keifend  von  ihrem  Spinnrocken  herüber. 

Eichenholz;  h.  0,20;  br.  0,13.  —  Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  1817.  — 
Tüchtiges  Bild  der  Flühzeit  des  Meisters.  Vergl.  Bode  »Adriaen  Brouwer«  in  der 
Wiener  Zeitschrift  »Die  Graphischen  Künste«,  1884,  S.  48.  —  Gest.  von  J.  Ph.  Le 
Bas    (gest.  1782).  —  Phot.  Braun  VII,  28;  Phot.  Ges.;  Tamme;   Hanfst.;  Brnckm. 

Bauernrauferei    beim    Würfelspiel.     Links    am    Tisch  sind    1058 
drei  Bauern   beim  Würfeln   aneinandergeraten.     Der  mittlere,  (1300) 
rotröckige,  ist  aufgestanden  und  haut  mit  dem  Kruge  auf  den     19  c 
bereits  aus  einer  Kopfwunde  blutenden  rechts  sitzenden,  blau- 
röckigen  ein,  der  seinem  Gegner  mit  der  linken  Faust  in  die 
Zähne  fährt.     Der  dritte,  grau  gekleidete  Bauer,    ganz    links, 
ist  ebenfalls  aufgestanden  und  sucht  die  Streitenden  zu  trennen. 

Eichenholz;  h.  0,22V2 ;  br.  0,17.  —  1741  durch  v.  Kaiserling.  Gutes  Bild 
der  mittleren  Zeit  des  Meisters.  Vergl.  Bode  a.  a.  0.  S.  48.  —  Kopie  im  Berliner 
Museum  853  F,  jetzt  im  Saermondt- Museum  zu  Aachen.  —  Phot.  Braun  IX,  27; 
Tamme;  Hanfst.;  Brnckm. 

Bauernschlägerei  beim  Kartenspiel  (fälschlich  in  der  Regel    1059 
»beim  Würfelspiel«  genannt).     Links  am  Fass,  auf  dem  Karten  (1305) 
liegen,  sitzen  drei  junge  Burschen.     Der  mittlere,  in  rot  und     19  b 
brauner  Jacke,  haut  mit  dem  Kruge  auf  den  rechts  sitzenden, 
grün  gekleideten  ein,  indem  er  ihm  mit  der  Linken   zugleich 
die  Haare  rauft.     Der  links  sitzende,  in  Blau,   macht  Miene, 
sich  an    dieser   Bestrafung   des    Falschspielers    zu    beteiligen. 
Rechts  im  Mittelgrunde  einige  Alte  am  Kamin. 


348     Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XVII.  Jahrh. 

Eichenholz;  h.  0,26}^;  br.  0,34 J^.  —  Zuerst  im  Katalog  1817.  —  Vergl. 
Bode  a.  a.  0.  S.  48.    -    Phot.  Braun  VIII,  28;  Tainme;  Hanfst.;  Bruckm. 

1061  Ein  Zerrbild.     Brustbild  nach  links  auf  braunem  Grunde. 
(1303)  Der  Alte  in  rotem  Mantel  und  braunem  Hut  stützt  den  Kopf 

17  a  in  die  linke  Hand,  deren  kleinen  Finger  er  in  den  offenen 
Mund  steckt. 

Eichenholz;  hochoval;  h.  0,11%;  br.  0,08%.  —  Inventar  1722,  A  510.  — 
Das  Gegenstück,  das  die  Nummer  1060  trug,  wurde  1889  gestohlen.  —  I'.ode  a.  a.  0. 
S.  48.  —  Rad.  von  A.  Riedel.  —  Phot.  Tanime. 

Nach  Adriaen  Brouwer 

1062  In  der  Schenke.     Links  vorn  vier  Männer  am  Kueiptiscb. 
(1301)  Der  vordere,  der  das  linke  Bein,  nach  rechts  gewandt,  auf  die 

P  7  Bank  gelegt  hat,  während  ein  bräunlicher  Mantel  sein  rechtes 
Bein  bedeckt,  zeigt  dem  Beschauer  lachend  die  Zähne.  Rechts 
im  Hintergrund  sitzen  ein  Bauer  und  eine  Bäuerin  auf 
einer  Bank. 

Eichenholz;  h.  0,25;  br.  0,34.  —  Inv.  1722.  A  527,  als  Original  von  »Brauen, 
so  auch  noch  bei  H.  —  Indessen  bemerkt  Bode,  a.  a.  0.  S.  -18.  mit  Recht,  dass  die 
Färbung  zu  einförmig,  die  Zeichnung  zu  gering  für  Brouwer  selbst  sei. 

1063  Wüstes  Treiben   in  einer  Bauernstube.     Vorn   rechts  sitzen 
(1730)  ein  Trinker  auf  einer  Holzbauk    und    ein  Raucher    auf  einem 

D.  Z.  Fussscherael  einander  gegenüber.  Vorn  links  ein  Bauer  und 
eine  Bäuerin,  denen  aus  einiger  Entfernung  drei  Männer,  von 
oben  links  durch  eine  Wandluke  zwei  Männer  zuschauen. 

Leinwand;    h.  0,50;    br.  0,75.    —    Erst  1861    aus    dem  Vorrat.     Damals  als 
unbekannt«  in  der  holländischen  Schule.     Nach  Maassgabe  einer  Zeichnung  A.  Bron- 
wer's  in  der  »Albertina  <  zu  Wien  ist  es  jedoch  eine  Kopie    nach    einem  verlorenen 
Bilde  dieses  Meisters.     Vergl.  die  Zeichnung  bei  Bode  a.  a.  0.  S.  58. 

David  Teniers  der  jüngere 

Getauft  zu  Antwerpen  den  15.  Dezbr.  1610,  gest.  zu  Brüssel 
den  25.  April  1690.  Schüler  seines  Vaters.  (Vergl.  oben  S.  346.) 
Weiterentwickelt  unter  dem  Einflüsse  A.  Brouwer's.  Seit  1632 
Mitglied  der  Gilde  in  Antwerpen,  seit  1651  in  Brüssel. 

1064  Mondscheinlandschaft.  Links  unten  ein  See,  in  dem  der 
(989)  Vollmond,  die  Wolken  zerteilend,  sich  spiegelt.  Rechts  Felsen- 
19  b    gebirge,  an  dessen  halber  Höhe  einige  Gebäude  im  Mondschein 

glänzen.  Vorn  links  und  in  der  Mitte  hohe  Bäume,  vorn 
rechts  am   Wege  Hirten  um  ein  Feuer.     Bez.  1.  u.: 

Z)  -  Teniers  .  f. 


Vlämische  Schule.     XV11.  Jahrhundert  349 

Eichenholz;  h  0,3R;  br.  0,55.  —  Inv.  1722,  A  307.  —  Ge^enstiiek  zum  fol- 
genden. —  Bei  H.  wurden  beide  dem  älteren  Teniers  zugeschrieben,  wofür  die  alten 
Inventare  jedoch  keinen  Anhaltspunkt  geben.  Dem  Stil  nach  scheinen  sie  eher 
Jugendwerke  des  Sohnes  zu  sein.  So  auch  Scheibler,  Dr.  Not.,  und  Bode.  — 
Phot.  Bruckm. 

Flusslandschaft.     Der  Fluss  durchströmt  die  kühle,  tages-  1065 
helle  Landschaft    vom    Mittelgrunde    links    zum  Vordergrunde  (991) 
rechts.     Links  vorn    unter   hohen    Bäumen  rasten  Hirten  mit    19  b 
Kindern,    Schafen    und    Ziegen.     Rechts    im   Mittelgrunde  ein 
Bauernhof  am  Fuss  des  Gebirges.     Bez.  u.  1.  i.  d.  M. : 


^Ö.  Ten/ zrs  >^Jr 


Eichenholz ;  h.  0,38 ;  br.  0,55.  —  Inventar  1722,  A  302.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Bruckm. 

In  der  Schenke.     Vorn  links  sitzen  zwei  rauchende  Bauern    1066 
einander  gegenüber;  neben  ihnen  steht  ein  dritter,  der  sich  seine  (1000) 
Pfeife  stopft;  noch  weiter  links  drückt  ein  vierter  einen  fünften     20  c 
im  Scherze  aufs  Fass;  ganz  im  Winkel  steht,  von  hinten  ge- 
sehen, ein  sechster.  Neben  ihm  tritt  die  Wirtin  mit  einer  Schüssel 
zur  geöffneten  Türe  herein.     Rechts,  im  zurückliegenden  Teile 
des  Hauses,  eine  grosse  Bauerngesellschaft  am  Kamin.  Bez.  u.  r.: 


Jj.  Jemehs  ■  /Fe- 


Leinwand;  h.  0,36Va ;  br.  0,50V2.  —  Inventar  1722  A  703.  —  Frühes  Bild 
des  Meisters.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Bleiche.     Links  vorn  das  Waschhaus  und   der  Zieh-  1 067 
brunnen.     In  der  Mitte    die    sonnige,  von  Häusern    umgebene  (994) 
Bleiche,  auf  der  Frauen  mit  Strohhüten  das  Linnen  ausbreiten.    18  a 
Rechts   im    Mittelgrunde    ein  Schloss.     Vorn    ein    Hundehaus. 
Bez.   u.  r. : 

D'Ienievs-  F 

Eichenholz;  h.  0,48%;  br.  0,99%.  —  Nach  H.  durch  Gotter,  also  um  1730 
bis  1735.  (?)  —  Zuerst  im  Katalog  1817.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Beide 
bei  H.  als  ältere  Teniers,  doch  zeigen  sie  den  Charakter  des  jüngeren  etwa  um  1640 ; 
So  schon  Bode  bei  v.  Zahn  S.  203.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Das  Wirtshaus  am  Flusse.    Links  das  Wirtshaus,  von  dessen  1 068 

Giebel  eine  rote  Fahne  weht.    Rechts  der  Fluss,  im  Mittelgrunde  (995) 

ein  Schloss,  im  Hintergrunde    die    getürmte    Stadt.      Vorn  im  18  a 
Wirtshofe  unter  stattlichen  Bäumen  spielt  ein  Leiermann  zum 


350     Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XVII.  Jahrh. 

Tanze;    und    Tanz,    Schmaus,    Spiel,    Liebes  werben    vereinigen 
eine  bunte  Bauerugesellschaft.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte: 


-D  •  l£NIERS  •  7" 


Eiehenholz;  h.  0,49;  br.  0,71.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.     Vergl.  die  Bern,  zu  diesem.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

1069  Fischer  am  Dünenstrande.     Links  die  hellen  Dünenhügel 
(1099)  mit  der  Kirche  und  dem  Feuerturm.     Rechts  das  graue,  bewegte 

20  c  brandende  Meer,  über  das  verschiedene  Fischerschaluppen  dem 
Lande  zustreben.  Vorn  am  Ufer  die  Fischer  mit  ihrer  Ware, 
mit  Frauen,  Kindern,  Hunden.     Bez.  u.  1.:  D  .T  .  F. 

Leinwand;  h.  0,83;  br.  1,19.  —  Inv.  1722,  A  1143.  —  Dort  richtig  nur  als 
Original  von  Teniers.  —  Später,  auch  bei  H.,  wurde  die  Landschaft  ohne  Grund  dem 
B.  Peeters  zugeschrieben.  Bode  hat  schon  1873  (b.  v.  Zahn  a.  a.  0.  S.  174),  unseres 
Erachtens  mit  Recht,  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das  ganze  Bild  von  einer 
und  derselben  Hand  und  zwar  von  der  Hand  eines  der  Teniers  gemalt  sei ;  damals 
nahm  er  an,  es  sei  der  ältere;  doch  rührt  es  nach  Maassgabe  der  vorigen  Bilder 
vom  jüngeren  her.     So  auch  Scheibler.  —  Phot.  Tamme. 

1070  Die  Kirmess  im  „Halbmond".     Links  im  Mittelgründe  die 
(997)    Kathedrale  von  Antwerpen.     Vorn  rechts  und  in  der  Mitte  der 

18  c     Hof  des  Wirtshauses.     Unter  hohem  Baume  stehen  ein  Geiger  und 

ein  Dudelsackpfeifer  auf  einem  Erdhügel.  Davor  Reigentanz; 
rings  buntes,  tanzendes,  spielendes,  schmausendes  Volk.  Vorn 
in  der  Mitte  eine  vornehmere  Gesellschaft.  Ein  Bauer  ist  be- 
müht, eine  schwarz  gekleidete  Dame,  die  sich,  sich  sträubend, 
auf  den  Boden  setzt,  zum  Tanze  hin-  7~}A\/y  _~ 
überzuziehen.     Am  Wirtshausschild  die  ^///£U^5 

Jahreszahl  1641.     Bez.: 

Leinwand;  h.  0,92%;  br.  1,32%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Oarignan  in  Paris.  Hauptbild  im  kräftigen  Ton  der  früheren  Zeit  des  Meisters.  — 
Phot.  Braun  in,  27;  Phot.  Ges.;  Hanfst;  Tamme;  Bruckm. 

1071  Das  Rauch-Kollegium.     Vorn  links    vier  Bauern    und   ein 
(1005)  junger  Herr  mit  ihren  Pfeifen  um    einen  Tisch,    auf  dem  ein 

19  a     Kohlenbecken  steht.     Ueber  ihnen  blickt  ein   altes  Weib  zum 

Fenster  herein.  Rechts,  im  zurückliegenden  Teile  des  Hauses, 
wärmen  sich  fünf  Bauern  am  Kamine  und  kommt  eine  Frau  zur 
geöffneten  Türe  herein.    Vorn  rechts  ein  gelber  Hund.  Bez.  r.  u. : 

J) '  Teniers  •  Jrc 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  351 

Leinwand;  h.  0,58%;  br.  0,7272 ■  —  1742  durch  de  Biais  ans  der  Sammlung 
Carignan  zu  Paris.  —  Auch  nach  nochmaliger  genauester  Untersuchung  können 
wir  uns  nicht  davon  überzeugen,  dass  auf  dem  Zettel  über  dem  Kamin,  wie  einige 
wollen,  eine  lesbare  Jahreszahl  (nach  einigen  1641)  steht.  —  Phot.  Braun  X,  21; 
Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Alchymist.   Er  sitzt  in  grauem  Pelzrock  und  roter  Pelz-    1 072 
mutze   links    vorn    unter   rotbraunem  Vorhang   am  Herd,    auf  (1010) 
dem    seine  Retorten    stehen,    und    schürt   das  Feuer    mit  dem      19  a 
Handblasebalg.     Rechts  vorn  ein  Hündchen.     Im  Mittelgrunde 
ein    zweiter    Herd,    dessen    Feuer    ein   Arbeiter    mittels    eines 
Riesenblasebalgs  schürt.    Rechts  daneben  ein  Mann,  der  etwas 
in  einem  Mörser  stösst,  und  vier  Männer  am  Tische.    Bez.  u.  r.: 


D-Tfwers.Jjc 


Leinwand;  h.  0,60;    br.  0,73%.  —   Inv.  1722,  A  365.  —  Phot.  Braun  VII, 
29;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Beim  Ankreiden.     Links    am    Tische   schreibt   ein   junger    1073 
Mann,  der  mit  der  Linken  seinen  Bierkrug  fasst,  mit  der  Kreide  (1001) 
etwas  auf  den  Tisch.    Vier  andere  schauen  ihm  zu.    Ein  sechster     19  c 
schreibt,  von  hinten  gesehen,  etwas  an  den  Pfosten.    Rechts  im 
zurückliegenden  Zimmer  sitzt  eine  Frau,  von  Zuschauern  um- 
ringt, backend  am  Feuer.     Bez.  r.  u.:  D  .  Tbniers  .  F. 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,68%.  —  Inv.  1722,  A  453,  »aus  der  Kunstkammer«. 
—  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Wurf ler.    Vorn  links  ein  Tisch  mit  grüner  Decke,  um    1 074 
den  drei  würfelnde  Bauern  sitzen;  ein  vierter  schüttelt  stehend  (1014) 
die  Würfel;  ein  fünfter,  in  roter  Mütze,  sieht  zu.     Ganz  links     20  b 
am  Kamin   steht   ein  rauchender  Mann,   der  ein  Mädchen  be- 
lästigt. In  der  Mitte  ein  zweiter  Tisch  mit  zechenden  Gästen. 
Rechts  führt  ein  Brettergang  zur  offenen  Eingangstür,  in  der 
ein  Mann  steht.    Vorn  rechts  ein  Hund  und  Tontöpfe.    Datiert 
auf  der  Zeichnung  links  an  der  Wand:  1646. 

Eichenholz;  h.  0,56%;  br.  0,76%.  —  Inv.  1722,  A  484.  —  Phot.  Braun  V, 
27;  Tamme ;  Bruckm. 

Selbstbildnis  des  Meisters  im  Wirtshaus.     Der  fein  gekleidete    1075 
junge  Mann,  in  dem  wir  nach  alten  Stichen  den  Meister  selbst  (1002) 
erkennen,  sitzt,  mit  dem  Glase  in  der  Rechten,  mit  dem  Kruge     20  c 
in  der  Linken,  an  einem  umgestürzten  Fasse.     Neben  ihm  steht 
ein  Alter,   der   sich   die  Pfeife  stopft;   ein  dritter,    von  hinten 
gesehen,   ganz   links   im  Winkel.     Rechts   im  zurückliegenden 


352     Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XYII.  Jahrh. 

Zimmer  einige  Bauern  am  Tische  vor  dem  Kamin.    Bez.  u,  r.: 
D  .  Texters  .  F.;  an   der  Zeichnung:   1646. 

Eichenholz;    h.  0,42%;    br.  0.05.  —  Inv.   1722,  A  705.  —  Phot.  Braun  VI, 
27;  Hanfat.;  Tamme;   Bruckni. 

1076  Bauernmahlzeit.     Vorn   links   stehen    ein  Mann    und    eine 

(1012)  Frau  am  Kamin:  vier  Männer  und  eine  Frau  sind  schmausend, 
19  b  rauchend,  plaudernd  um  den  Tisch  gruppiert,  auf  dem  ein 
Schinken  steht.  Rechts  im  Hinterzimmer  steht  ein  Geiger 
auf  eiuem  Fasse,  und  ein  lustig  tanzendes  Paar  ergötzt  die 
Zuschauer.  Auf  der  Zeichnung  links  an  der  Wand  die  Jahres- 
zahl 1648  (nicht   1646).     Bez.  r.  u.: 


J>  ■  Jeniers  -Fe 


Eichenholz;  h.  0,60^;  br.  0,88}^.  —  Inv.   1722,  A  479.  —  Phot.  Braun  II, 
30;  Tamrae;  Brnckm. 

1077  Die    Befreiung   Petri    aus    dem  Gefängnisse.     Vorn    in    der 
(1004)  Wachtstube    liegen   links  Helme,    Brustharnische  usw.,    rechts 

20  b  ein  roter  Rock  usw.  Rechts  am  Tische  würfeln  vier  Wacht- 
soldaten;  ein  fünfter  Mann  schaut  zu,  ein  sechster  steht  am 
Kamin,  ein  siebenter  schläft.  Im  Hintergrunde  links  blickt 
man  in  das  Gefängnis  Petri  und  sieht  den  Engel,  der  den 
Apostel  weckt.     Bez.  rechts  unten:  D  .  Texiers  .  F. 

Kupfer;  h.  0,57;  br.  0,77.    —    Inv.  1722,  A  1149.   —    Phot.   Braun  IV,  30; 
Hanfst.;  T.imme  ;  Brnckm. 

1078  In  der  Wachtstube.    Vorn  links  legt  ein  Page  eiuen  roten 
(1009)  Rock    zu  Rüstungsgegeuständen    auf   den  Boden.     Rechts    im 

18  c  zurückliegenden  Gemache  sitzen,  unter  anderen,  vier  Soldaten 
beim  Kartenspiel  um  einen  Tisch.  Bezeichnet  unten  in  der 
Mitte:  David  .  Teniers  .  Fec. 

Kupfer;   h.  0,39% j  br.  0,-47.  —  Inv.   1754.  11  180.  —  Phot.  Braun  VI,  28; 
Tamme;  Urnekw. 

1079  Die  Versuchung  des  heil.  Antonius.     Grosse  Felsengrotteu- 
(1011)  landschaft.    Rechts  im  Mittelgründe  besucht  der  heil.  Antonius 

20  a  den  heil.  Einsiedler  Paulus.  Links  im  Vordergrunde  sitzt  der 
graubärtige  Heilige  mit  gefalteten  Händen  an  seinem  Steiu- 
tisch  vor  seinem  Kruzifix  und  blickt  sich  nach  den  Spuk- 
gestal teu  um,  die  ihn  von  allen  Seiten  umdrängen,  auch  nach 
dem  üppigen,  hellblau  gekleideten  "Weibe,  das  ihm  mit  einem 
Weinglase  naht.     Bez.  r.  u.:  D  .  Tenters  .  F. 


No.    1071.      David  Teniers   d.  J. 


No.    1077.     David  Teniers   d.  J. 


Tafel  XVII. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  353 

Kupfer;  h.  0,69;  br.  0,86.  —  Inventar  1722,  A  1150.  —  Phot.  Braun  I,  27; 
Phot.  Ges.;  Hanf  st.;  Tanvme ;  Bruckm. 

Der  Zahnarzt.     Links    sitzt   der  graubärtige  Zahnarzt  im  1080 

Pelzhut  and  hält  in  der  Linken  die  Zange  mit  dem  Zahn,  den  (1016) 

er  dem  hinter  dem  Tische  stehenden  jungen  Manne  ausgezogen  18  c 
hat.     Vorn  rechts  liegt  ein  Hund.     Bez.  u.  1.:  D  .  Teniers  .  F. 

Eichenholz;   h.  0,35;   br.  0,30%.  —  1741  von  Kaiserling.  —  Phot.  Tamme. 

Grosse  Dorfkirmess.     Links  der  Wirtschaftshof,    den  aus-     1081 
gelassenes  Volkslehen  füllt,  rechts  der  Weg,  der  durch  Dünen-  (1013) 
hügel  zum  Kirchdorf  führt.  Hier  geleiten  zwei  Männer  einen  Be-     20  b 
trunkenen  heim.    Ganz  links  vorn  ein  Dudelsackpfeifer  an  einem 
Baume  und  ein  Geiger  auf  einem  Fasse.    Zwei  Pärchen  beim 
Tanze.     Weiter  zurück  die  Tafel,  an  der  geschmaust  und  ge- 
zecht wird.     Bezeichnet  unten  links:    DAVLD  TENIERS  .  F. 

Leinwand;  h.  1,65;  br.  2,14.  —  1742  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
Araignon  in  Paris.  — Phot.  Braun  VIII,  29;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die    Versuchung    des    heil.  Antonius.     In    alten   gewölbten    1082 
Ruinen    sitzt    der    graubärtige    Heilige    an    seinem   Steintisch.  (1015) 
Gräuliche  Spukgestalten    umringen   ihn    von  allen  Seiten.     Er     19  c 
aber   hält   mit   beiden   Händen    sein   frommes  Buch   fest   und 
blickt    unverwandt   zu    dem    rechts    stehenden  Kreuze  hinüber. 
Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:  D.  TENIERS.  F. 

Eichenholz;  h.  0,27%;  br.  0,37%.  —Inventar  1722,  A455.  —Phot. Tamme. 

Grosse  Dorfkirmess.     Links    unter  Bäumen  das  ländliche    1083 
Wirtshaus.     Davor  lustiges  Treiben.     Ein  Geiger  steht  in  der    (990) 
Mitte  des  Hofes  auf  einem  Fasse.     Vor  ihm  tanzt  ein  junger     19  b 
Mann  in  gelber  Jacke,  eine  rote  Mütze  in  der  Rechten  schwen- 
kend,  mit  einem  Mädchen.     Rechts  vorn  geht  ein  rotröckiger 
Knecht  mit  zwei  Krügen  zu  den  Bierfässern.     Rechts  im  Mittel- 
grunde   ein   Schloss    am  Weiher.     Davor    vornehm    gekleidete 
Herren  und  Damen.     Das  Schloss  ist  des  Meisters  Schloss  zu 
Percq  bei  Brüssel.     Bez.  u.  in  der  Mitte:  D.  TENIERS. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  1,7872-  —  1746  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
Araignon  in  Paris.  —  Bei  H.  ohne  Grund  dem  älteren  Teniers  zugeschrieben,  für 
den  es  viel  zu  frei  in  der  Durchführung  ist.  Es  ist  vielmehr  ein  Bild  der  späteren 
Zeit  des  jüngeren  Teniers.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Ein  alter  Gelehrter.  Er  sitzt  in  gewölbtem,  spärlich  er-  1084 
helltem  Gemache  an  seinem  Pult  und  schreibt.  Ein  Knabe,  dem  (1003) 
ein  Hund  voraneilt,  während  eine  Alte  am  Stabe  ihm  rechts  in     19  a . 

23 


354    Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XVTI.  Jahrh. 

der  geöffneten  Türe  folgt,   überbringt  ihm  einen  Brief.    Rechts 
vorn  ein  Affe.     Bezeichnet  rechts  unten:  D.  TENIERS. 

Eichenholz;  h.  0,37;  br.  0,19.  —  Inventar  1722,  A  586,  als  Original.  Die 
Originalität  ist  später  vorübergehend  bezweifelt  worden.  Es  scheint  in  der  Tat  ein 
echtes  Bild  der  spätesten  Zeit  des  Meisters  zu  sein.  —  Fhot.  Bruckm. 

1085  Beim  Bretspiel.  In  einer  ländlichen  Wirtsstube  sitzen  zwei 
(996)  Männer  beim  Bretspiel.  Ein  dritter  sitzt  neben  ihnen  und  schaut 
19  b    zu;    ein    vierter   steht,    von  hinten  gesehen,    links  im  Winkel. 

Rechts    kommt    eine  Alte  mit  einem  Kruge  in  der  Hand  zur 
Tür  herein.    Bez.  1.  u.:  Teniers  .  F.    (Das  D  davor  zweifelhaft.) 

Eichenholz;  h.  0,30  ;  br.  0,37 %.  —  lnv.  1722,  A  526.  —  Früher  einmal  dem 
älteren  Teniers  zugeschrieben.  Doch  schon  bei  H.  mit  Recht  dem  jüngeren  zurück- 
gegeben.    In  der  Tat  ein  Bild  seiner  Spätzeit.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

I085A  Beim  Kartenspiel.     Links    in    einer    Schenke    sitzen    zwei 

(998)    Bauern  beim  Kartenspiel;  ein  drittersitzt,  ein  vierter  steht  als 

19  b     Zuschauer    daneben;   jener    raucht,    dieser   stopft   seine  Pfeife. 

Rechts   im  Mittelgründe   eine  Gruppe  Bauern  am  Kaminfeuer. 

Vorn  rechts  ein  Hund.     Bez.  r.  u. :  D.  Teniers  .  Pec. 

Eichenholz;  h.  0,30;  br.  0,38J^.  —  Kat.  1887:  N.  1088.  —  lnv.  1722,  A  532. 
—  Bei  11.  noch  als  echtes  Werk  des  D.  Teniers  d.  j.  —  Dagegen  Bode  bei  v.  Zahn, 
S.  202.  Wir  gaben  es  in  der  ersten  Auflage  mit  Bode  nur  einem  Narhahmer,  sind 
aber  durch  erneutes  Studium  der  späteren  Werke  des  Meisters  von  dieser  Ansicht 
zurückgekommen  und  halten  es  nunmehr  für  ein  eigenhändiges  Werk  der  Spätzeit 
des  Meisters.  Auch  Bode  ist  zu  dieser  Auffassung  zurückgekehrt.  —  Phot.  Tamme; 
liruckm. 

1 085  B  Lautenspieler    und    Flötenbläser.     Kniestück.     Ein    dicker 

(1018)  blondlockiger    Mann    in    grauem   Rocke    und    schwarzer  Pelz- 

P  7      mutze   sitzt    vor   einem  Notenhefte    am  Tische    und  spielt  die 

Laute.     Links    hinter    seiner   Schulter    blickt    ein  Flötenbläser 

mit  roter  Kappe  hervor. 

Eichenholz;  h.  0,19k;;  br.  0,16.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  1090.  —  lnv. 
1722,  A  606.  —  Damals  als  »unbekannt«.  Später  im  »Vorrat«.  1861  zur  Galerie 
als  eigenhändiges  Werk  D.  Teniers  des  jüngeren.  So  unmöglich,  wie  sie  Bode  (bei 
v.  Zahn  a.  a.  0.  S.  202)  1874  erschien,  erschien  uns  die  Eigenhändigkeit  (um  1686 
bis  16881  nie.  Doch  glaubten  wir  es  zu  den  Werkstattbildern  stellen  zu  müssen. 
Jetzt  halten  wir  es  jedoch  mit  Seidlitz  (Repert.  XVI  S.  376)  für  richtiger,  es  als 
spätes  eigenhändiges  Werk  gelten  zu  lassen.  —  Phot.   Bruckm. 

Nach  David  Teniers  dem  Jüngeren 

1 086  Die  Hexenküche.  Rechts  vorn  sitzt  eine  alte  Zauberin  am 
(999)  Tische  und  rührt  beim  Kerzenscheiu  ihren  Brei.  Eine  Teufels- 
P  11    gestalt  mit  Pledermausflügeln  schaut  ihr  zu.    Links  im  Mittel- 


b 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  355 

gründe  schiebt  eine  zweite,  die  ein  Buch  hält,  mit  der  Rechten 
eine  nackte,  auf  einem  Besen  reitende  junge  Hexe  in  den  Kamin. 

Eichenholz ;  h.  0,33l/a ;  br.  0,24.  —  luv.  1722,"  A  457,  als  »Kopie«  und  »aus 
der  Kunstkammer«.  —  Im  Inv.  Guarienti,  736,  dagegen  als  »Teniers  il  vecchio«.  — 
Dass  es  kein  Original  sei,  als  welches  es  hei  H.  verzeichnet  stand,  hatte  schon 
Bode  bemerkt,  bei  v.  Zahn  a.  a.  0.  S.  202.  —  Gest.  von  J.  Aliamet  (1728—1788) 
als  »Depart  pour  le  Sabat«  nach  dem  Original,  das  sich  damals,  wie  sein  Gegen- 
stück »Arrivee  au  Sabat«,  im  Kabinet  des  Comte  de  Vence  in  Paris  befand.  Beide 
Kompositionen  befinden  sich,  in  Oel  ausgeführt,  in  der  Karlsruher  Kunsthalle. 
Darüber,  ob  diese  Karlsruher  Bilder  die  Originale  sind,  sind  die  Ansichten  geteilt. 
—  Pliot.  Bruckm. 

Schüler  und  Nachahmer  des  0.  Teniers  des  j. 

Im  Stalle.  Rechts  die  Kühe  bei  ihrem  Futter;  vorn  die  Magd,     1087 
die  knieend  ihren  Topf  scheuert;  ein  Alter  beugt     __  (1006) 

sich  zu  ihr  herab  und  umfasst  sie  zärtlich.    Hinten  •   f-H  «4-        ^  5 
eine  Zuschauerin  in  der  Tür.    Links  vorn  Töpfe,        v  Sa  q 
Kessel,  G-emüse,  Kürbisse  usw.     Bez.  links  u. :  "^ 

Eichenholz  ;  h.  0.4772 ;  br.  0,64.  —  1727  dureh  Leptat  als  Original.  —  Im 
Inv.  Gnarienti.  247,  mit  Recht  nur  als  »Scuola  di  D.  Teniers«;  später  im  »Vorrat«; 
1855  wieder  als  Original  zur  Galerie.  Das  Bild  ist  aus  Motiven  echter  Werke  D. 
Teniers  d.  j.  in  der  kaiserl.  Galerie  zn  Wien  zusammengesetzt  und  zeigt  trotz  seines 
Monogrammes  nur  die  Hand  eines  Nachahmers,  vieUeicht  diejenige  seines  Bruders 
Abraham  Teniers.     Vergl.  N.  1100. 

Der  schlafende  junge  Bauer.     Vorn    links    am  Bier-  und    1089 
Rauchtische   lehnt   der  junge   Bauer    sich,    eingenickt,    gegen  (1008) 
die  Wand.     Ueber   ihm  blickt   jemand   zur  Wandluke  herein,     r  11 
Rechts    im   Hinterstübchen    vier  Männer    und    eine  Frau    am 
Kamin.     Bez.  r.  u.  (unecht):  D  .  Teniers  .  Fec. 

Eichenholz  ;  h.  0,35 ;  br.  0,25.  —  Inv.  1722,  A  446,  als  Original.  Später  als 
unecht  im  Vorrat.  1846  wieder  als  echt  zur  Galerie.  Dass  es  wirklich  unecht  ist, 
hat  Bode  (bei  v.  Zahn  S.  202)  schon  1873  betont.  Es  ist  zn  leer  im  Vortrag,  zu 
schwer  in  der  Farbe  für  den  Meister  selbst ;  auch  sieht  man  der  Bezeichnung  an 
ihrer  scharfen  Schwärze  die  Unechtheit  an. 

David  Teniers  d.  j.,  Nik.  van  Veerendael  (geb.  zu  Ant- 
werpen 1640,  gest.  daselbst  1691,  Nachfolger  des  D.  Seghers, 
vergl.  N.  1229)  und  Carstian  Luckx  oder  Luyx  (Meister 

zu  Antwerpen  um   1644). 

Vor  der  Küche.     Links  vorn  ein  Tisch  mit  toten  Vögeln     1091 
auf  weissem  Tuche,    einem  Fisch    in   einer  Schale  und  einem  (1019) 
stattlichen  Glase  Blumen  vor  graubrauner  Wand.    Rechts  eine      M  3 

23* 


356     Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XVII.  Jahrli. 

Küche,  in  welcher  hinten  der  Koch  am  Feuer  steht,  vorn  sein 
Gehilfe  an  einem  Tische  beschäftigt  ist:  daneben  ein  Hund. 
Tn  der  Mitte  eine  Säule  mit  rotem  Vorhang.  Bez.  1.  neben 
den  Blumen:  N.  v.  Verendael:  —  in  der  Mitte  über  dem 
Katzenrücken:  Carstian  Luckx;  —  r.  n.:  D.  T. 


cars/f'i 


ta 


/?   JmAx. 


V.T. 


Leinwand;  h.  0,83;  br.  1,20  J-i.  —  1725  aus  der  Sammlung  Wrzoweoz  in 
l'rag.  —  Teniors  hat  die  Küche,  Veerendael  die  Blnmen,  Luckx  das  Stilleben  gemalt. 
Den  Namen  des  Luckx  las  H.  »Ricks  .  Die  Inschrift  könnte  zur  Not  so  gelegen 
werden.  Aehnlich  bezeichnete  Bilder  in  Madrid  und  Braunschweig  beweisen  aber, 
dass  sie  Carstian  Luckx  gelesen  werden  muss;  und  dieser  Meister  ist  ohne  Zweifei 
identisch  mit  dem  Kerstian  Luyckx,  der  nach  den  »Liggeren«  im  Gildenjahr  1 ' '. 4 1 
bis  1(145  Meister  in  Antwerpen  wurde.  Vergl.  Riegel,  Beiträge  IL  S.  12<J— 127.  — 
l'hot.  Braun  V,  28;  Bruckm. 

David  Ryckaert  d.  j. 

Getauft  zu  Antwerpen  den   2.  Dezbr.  1612,  gest.  daselbst  den 

11.  Novbr.  1661.     Schüler  seines  Vaters  Dav.  Ryckaert  d.  ä. 

Später  durch  A.  Brouwer   und   die    beiden  Teniers  beeinrlusst. 

Da  auch  sein  Grossvater  David  Ryckaert  hiess,  nennt  man  ihn 

auch  wohl   D.  Ryckaert  III.     Tätig  war  er  in  Antwerpen. 
1092  In  der  Bauernstube.     Rechts  ist  Küchengerät  zusammen- 

(1105)  gestellt.    Ein  Käuzchen  sitzt  auf  einem  Korbe.    Eine  rote  Mütze 
19  c     hängt  an  einem  Balken.   Links  im  Mittelgrunde  am  Tische  steht 

die  Alte  neben  zwei  zechenden  Bauern.     Der  Alte  aber  wärmt 

sich  die  Hände  auf  dem  Rücken 

am    Kamin.       Bezeichnet    link 

unten  am  Fasse: 

Eichenholz;  h.  0,5072 ;  br.  0.80%.  —  1741  durch  Kaiserling.  —  Phot.  Bruckm. 


ks  D'KY&r-i&xü 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  357 

Alt  und  Jung.     Das  Sprichwort,  das  rechts  oben  auf  dem    1093 
Zettel  steht  (Soo  de  onclen  songen,  soo  peepen  de  Jongen),  (1102) 
ist  durch  das  Treiben  einer  Bauernfamilie  in  ihrer  Stube  veran-      19  c 
schaulicht.     Rechts  die  sechs  Alten;    unter  ihneu  die  Mutter, 
die  das  kleinste  aus  dem  Glase  trinken  lässt,  während  von  den 
Männern  der  vorderste  Krug  und  Glas  hält,  ein  zweiter  liest, 
ein  dritter  sich  die  Pfeife  anzündet,    lPY'P  \  / 
Links   die    sechs   Jungen,    die    die    iL-/ fX^  ^ 

Alten  nachahmen;    eins    hat  einen  C#)A/\i_#\  I 

Trichter  auf  dem  Kopf,  eins  bläst  -- 

die    Flöte,    eins    hält    eine    Pfeife,  )\)/Z\Q   ~ 

eins  trinkt.    Bez.  u.  r.  am  Stuhl:  ^y  *J 

Eichenholz ;  h.  0,59 ;  br.  0,96.  —  1746  aus  der  herzogl.  Galerie  zu  Modena. 
Vergleiche  Venturi  a.  a.  0.  p.  358.  —  Im  H. 'sehen  Katalog  waren  Herkunft  und 
Jahreszahl  (oder  Nummern  und  Maasse)  mit  dem  folgenden  verwechselt,  denn  nach 
Venturi  war  das  Modeneser  Bild  von  1639  datiert,  und  das  so  datierte  ist  das 
kleinere  von  beiden.  —  Phot.  Braun  V,  29;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Alt  und  Jung.     Das  Sprichwort,   das  links  oben  auf  dem    1094 
Papier  steht,  wird  durch    das  Treiben    einer  Bauernfamilie  in  (1101) 
ihrer    Stube   veranschaulicht.     Links    die    sechs    Alten;    unter     *9  a 
ihnen  ganz  links  die  Mutter  mit  dem  Säugling;  dann  folgt  der 
Vater,  der  liest ;  ganz  in  der  Mitte  ein  Mann,  der  eine  Pfeife 
raucht;  rechts  die  sechs  Jungen,  von  denen  einer  rauchend  zu 
Boden  gestürzt    ist,    einer  trinkt,    einer    die  Flöte    bläst,    der 
ganz  zur  Rechten  sich  unschicklich  aufführt.    Bez.  links  unten: 


Eichenholz;  h  0.64V2  ;  br.  1,01.  —  1744  durch  Rossi  aus  Italien.  —  Bei  H. 
waren  Herkunft  und  Jahreszahl  (oder  Nummern  und  Maasse)  mit  dem  vorigen  Bilde 
(N.  1093)  verwechselt.  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Braun  VI,  29; 
Hanfst.;  Tauimo;  Bruckm. 

Stilleben  mit  der  Katze.  Küchengerät  jeder  Art,  Kessel,  1095 
Töpfe.  Körbe.  Fässer  usw.  Links  auf  dem  Korbe  ein  Käuzchen.  (1103) 
Rechts  auf  dem  Tisch  liegt  Fleisch    und  ein  gerupftes  Huhn. 


L  1 


358     Antwerpener  und  Brüsseler  Sitteumaler.     XVIT.  Jahrb. 

Vorn  darunter  sitzt  die  Katze  neben  dem  Leuchter.  An  der 
Wand  ein  Zettel  mit  dem  Verse:  Om  minne  van  den  smaer 
lacht  de  kat  den  kandelaer.    Darunter  die  Bezeichnung : 


Leinwand;  h.  0,795^;  br.  0,87%.  —  Zuerst  im  Katalog  1862.  Aus  dem 
Vorrat.  —  Von  H.  wurde  die  Jahreszahl  irrtümlich  1699  gelesen.  Daher  schrieb 
F.  J.  t.  d.  Branden  (Geschiedenis  p.  607)  das  Bild  ebenso  irrtümlich  einem  Sohne 
unseres  Meisters.  David  Ryckaert  IV.,  zu. 

1096  Stilleben  mit  dem  Knaben  und  dem  Kreisel.  Links  ist  Küchen- 
(1104)  gerät    zusammengestellt.      Rechts    peitscht    ein    Knabe    seinen 

50  a     Kreisel.  Unten  links  der  Rest  der  Bezeichnung:  D.  Ryck 

Leinwand;  h.  0,68;  br.  0,8572-  —  Zuerst  im  Katalog  1862.    Aus  dem  Vorrat. 

Gonzales  Coques 

Geb.  zu  Antwerpen  1618,  gest.  daselbst  den  18.  April  1684. 
Schüler  P.  Brueghel's  III.  und  David  Ryckaert's  IL  Einfluss 
van  Dyck's.   »Der  kleine  van  Dyck«  genannt.  Tätig  zu  Antwerpen. 

1097  Familienbild.    Rechts  der  Garten.    Links  die  Familie  unter 
(1108)  gelbem  Zeltvorhang  auf  der  Terrasse  ihres  Hauses.    Ganz  links 

19  b  sitzen  ein  Herr  und  eine  Dame.  Musikinstrumente  liegen  zu 
ihren  Füssen  am  Boden.  Vorn  rechts  schreiten  zwei  junge  Männer 
die  Stufen  der  Terrasse  hinan.  In  der  Mitte  stehen  ein  Fräulein 
und  zwei  Knaben,  von  denen  der  jüngste  einen  Hund  an  der  Leine 
hält,    der  im  Begriff  ist,    Streit   mit  einer  Katze  anzufangen. 

Eichenholz ;  h.  0,67 ;  br.  0,90.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1843.  —  Phot. 
Braun  XV,  26;  Phot.  Ges.;  Hanfet.;  Bruckm. 

Vlämische  Schule 

Um  1650 
I097A  Tanzfest  im  Freien.     Links   der  Park,  rechts  das  Schloss 

Plauen  i.v.  mj^   ro^   drapierter  Säulen vorhalle ,    unter    der    die  Musikanten 
sitzen.    Vor  ihr  sitzen  und  stehen  reich   gekleidete  Zuschauer, 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  359 

zwischen  denen  links  zwei  Paare  einen  Kontre-Tanz  aufführen. 
Rechts  tragen  Diener  Erfrischungen  heraus. 

Leinwand;  h.  0,99;  br.  1,41 '/a-  —  1893  als  Vermächtnis  des  Apellations- 
geriehtspräsidenten  Ed.  Ferd.  Nossky.  —  Wegen  des  wahrscheinlich  falschen  Mono- 
gramms (T  in  G)  links  an  der  Ballustrade  wurde  das  Bild  damals  irrtümlich 
G.  Terborch  zugeschrieben.  Der  Verfasser  glaubte  eher  an  G.  Tilborch  denken  zu 
müssen,  von  dessen  Hand  die  Haager  Sammlung  ein  verwandtes  Bild  besitzt.  Inner- 
lich scheint  das  Bild  jedoch  den  Werken  des  Jeroom  Janssens  (Antwerpen  1624  bis 
1695),  des  »Tänzersc,  am  nächsten  zu  stehen.  So  auch  Hofstede  de  Groot.  —  1902 
an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Gillis  (Aegidius)  Tilborch 

Geb.  zu  Brüssel  um  1625,  gest.  daselbst  um  1678.  Schüler  der 
Brüsseler  Zeit  David  Tenier's  IT.;  1654  Meister  der  Gilde. 

Vlämische  Bauernhochzeit.  Rechts  das  Dorfwirtshaus.  Links    1098 
Blick  in  die  Ferne.     Das    Brautpaar    sitzt    rechts  im  Mittel-  (1116) 
gründe  mit  dem  Pfarrer    an   dem    Tisch    neben    dem    Hause.      1^  ^ 
Zahlreiche  Gäste  schmausen,    zechen  und  plaudern  an  Tischen 
und  Fässern.     Links  wird  einem  schon  unwohl;  rechts  ist  einer 
schon  unter  seinem  Tische  eingeschlafen.      Vorn  in  der  Mitte 
sitzt  eine  Mutter    mit    ihrem  Kinde    am  Boden    und    hält    in 
der  Linken  ein  Glas,  in  der  Rechten  eine  Blume.    Bezeichnet 
vorn  in  der  Mitte:  G .  TILBORCH. 

Leinwand;  h.  1,28;  br.  1,96.  —  Wenn  es,  wie  H.  angenommen  zu  haben 
scheint,  das  Bild  des  Inventars  1722,  A  379,  ist,  so  ist  der  Gegenstand  daselbst 
verwechselt  worden ;  denn  ein  »Corps  de  guarde«  stellt  es  doch  nicht  dar.  Sicher 
im  Inventar  1754,  II  275.  —  Phot.  Braun  VIII,  30 ;  Tamme ;  Bruckm. 

Ein  junger  Bursche  mit  einer  Flasche.     In  graublauer  Jacke,     1099 
mit  einer  kirschroten  Mütze   im  fuchsroten  Haar,  sitzt  er,  nach  (1723) 
rechts  gewandt,    auf  niedriger  Bank  an  einem  kleinen  Tische.     19  b 
In  der  Linken  erhebt  er  eine  Flasche,  in  der  Rechten  hält  er 
ein  Schälchen.     Rechts  im  zurückliegenden  Zimmer    drei  Per- 
sonen an  einem  Tische.     Bez.  rechts  unten:    'S* 

Eichenholz  ;  h.  0,25 ;  br.  0,35.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
—  Bei  H.  irrigerweise  dem  Holländer  R.  Brakenburg  zugeschrieben.  Auf  Tilborch 
deutet  nicht  nur  das  aus  T  und  B  zusammengesetzte  Monogramm,  sondern  auch  die 
Malweise  des  Bildchens.  So  übrigens  Bode  schon  1873  bei  v.  Zahn  VI,  8.  195.  — 
Phot.  Bruckm. 

Abraham  Teniers 

Geb.  zu  Antwerpen  den   1.  März    1629,    gest.  daselbst  Ende 
September  1670.    Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  D.  Teniers 


300    Antwerpener  und  Brüsseler  Sittenmaler.     XVII.  Jahrh. 

d.  ä.,     weiterentwickelt    unter    dem    Einflüsse    seines    Bruders 
D.  Teniers  d.  j.     Tätig  in  Antwerpen. 

1100  In  der  Küche.     Links  am  Feuer  die  Köchin,    neben  der, 

(1007)  von  hinten  gesehen,  ein  junger  Mann  am  Kamin  sitzt.    Vorn 

18  c     rechts  allerlei  Küchengerät.     Bezeichnet    rechts   in  der  Mitte: 


Terue^sj^ 


Vor  dieser  Inschrift  ist  unter  dem  Papierstöpsel  der  Flasche 
noch  ein  A.  erkennbar. 

Eichenholz;  h.  0,37%;  br..0,59%.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  —  Erst  1855 
aus  dem  »Vorrat«,  in  den  es  wahrscheinlich  verbracht  war,  weil  man  es  nach  seiner 
Inschrift  und  nach  seiner  Malweise  nicht  für  ein  echtes  Werk  David  Teniers  d.  j. 
hielt.  Als  solches  gleichwohl  bei  II.  Indessen  hat  Bode  (bei  v.  Zahn  a.  a.  O.  S.  193) 
schon  1873  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das  Bild  sowohl  durch  seine  Inschrift, 
als  auch  durch  seinen  Stil  als  Werk  des  Abraham  Teniers  beglaubigt  wird. 

Ferd.  van  Apshoven  II. 

Geb.  den  1.  März  1630  zu  Antwerpen,  gest.  Anfang  April  1694 
daselbst.  Schüler  seines  Vaters,  F.  van  Apshoven's  I.,  aber 
wahrscheinlich  auch  1).  Teniers  d.  j..  den  er  nachahmte.  Bruder 
des  Thomas  van  Apshoven.     Tätig  zu  Amsterdam. 

I  1 0 1  Im  Atelier.     Vorn  links  sitzt  der  Maler  mit  einem  Feder- 

(1017)  hut  auf  dem  Kopfe,  mit  der  Palette  in  der  Linken  vor  seiner 

P  5     Staffelei.  Vorn  rechts  kniet  ein  junger  Mann  vor  einigen  an  einen 

Stuhl  gelehnten  Gemälden.     Links   im  Mittelgründe  betrachtet 

ein  Kenner,  von  hinten  gesehen,  die  Gemälde  an  den  Wänden. 

Leinwand;  h.  0,50%;  br.  0,81%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Erst  1861  aus  dem  »Vorrat«;  bei  H.  als  echtes  Work  David  Teniers  d.  j., 
für  den  es  jedoch  nicht  gut  genug  ist.  Die  Bestimmung  als  van  Apshoven  stützt 
sich  auf  ein  gleiches,  aber  grösseres,  mit  des  Meisters  Namen  versehenes  Mild,  das 
1883  im  Kunstliamlel  zu  Florenz  war.  i^Boile  und  Scheibler,  Dr.  Not.)  Nach  Frimmel 
eine  wenig  veränderte  Kopie  nach  einem  Werke  D.  Teniers  d.  j.  im  Stifte  St.  Florian 
in  Oberösterreich.    (Gemalte  Galerien,  2.  And.  Berlin  1896,  S.  8.)  —  Phot.  Uruckm. 

Frans  Breydel 

Geb.   zu  Antwerpen    den   8.  September    167!).    gest.    daselbst 

den  24.  November  1750.    Bruder  des  Chevalier  Karl    Breydel. 

Tätig  zu   Cassel,  zu  London   und   zu  Antwerpen. 

1102  Maskenscherz     unter     römischen     Ruinen.       Links     Bogen- 

(1168)  ti'üminer.  alte  Säulen    und  eine  Vase;  davor  verkleidete  Männer 

66  a 


Vlätnische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  361 

und  Frauen  im  Karnevalstreiben.     Rechts   in    der   Landschaft 
eine  Palme;  vorn  Zuschauer.     Bez.  1.  am  Vasensockel: 


Eichenholz;  h.  0,24;  br.  0,29.    —   1727  durch  Le  Plat.    —    Gegenstück  zum 
folgenden. 

Maskentanz  unter  römischen  Ruinen.     Rechts  grosse  Säulen-  I  103 

ruine.    Davor  der  Tanz  maskierter  Männer  und  Frauen.     Links  (1169) 

Blick  in  die  Campagna;    vorn  einige  Zuschauer.     Bez.   rechts  66  a 
am  Vasensockel  (wie  das  vorige):  F.  Breydel. 

Eichenholz;  h.  0,24;   br.  0,29.  —  1727  durch  Le  Plat.    —    Gegenstück  zum 
vorigen. 

Jan  Joseph  Horemans  d.  ä. 

Getauft    zu  Antwerpen    den    16.  November    1682,    gest.  da- 
selbst den  7.  August  1759.     Tätig  zu  Antwerpen. 

Ein  Schuster  in  seiner  Werkstatt,     Der  Meister  sitzt  mit    1 1 04 
seinem  Hut  auf  dem  Kopfe,  nach  links  gewandt,   an  dem  Tische,  (1172) 
hinter  dem  sein  Geselle  arbeitet.     Bezeichnet  unten  links:  18  a 


(J/Horeman5 


Eichenholz;  h.  0,26%;  br.  0,20%.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Die 
Provenienzangabe  dieser  Bilder  bei  H.  -war,  wie  schon  die  Maasse  beweisen,  nicht 
richtig.  Die  Bilder  wurden  erst  177S  mit  der  Spahn'schen  Sammlung  erworben ; 
N.  27  und  28  der  Liste.  —  Phot.  Bruckm. 

Eine  Mutter  neben   ihrem   Kinde.     Die    Alte   sitzt,    fleissig  I  105 

nähend,  links  am  Fenster.     Das  Kindchen  ist  rechts  in  seinem  (1173) 

Tisch  und  Stuhl  umfassenden  Gestell  eingeschlafen.    Bezeichnet  18  a 
unten  rechts  (wie  das  vorige):  J.  Horemans. 

Eichenholz  ;  h.  0,26%;  br.  0,20%.  —  1778  mit  der  Spahn'schen  Sammlung.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergleiche  die  Bemerkungen  zu  diesem.   —  Phot.  Bruckm. 

D.     Die  Antwerpener  und  Brüsseler  Maler  von 

Reiterstücken,  Gefechts-  und  Lagerszenen 

Peter  Snayers 

Getauft  zu  Antwerpen  den  24.  November  1502,  gest.  zu 
Brüssel  1667.  Schüler  des  Seb.  Vranx.  Tätig  anfangs  in  Ant- 
werpen, seit  1628  in  Brüssel.  Hofmaler  des  Erzherzogs  Albrecht. 


362     Vlämische  Schlachten-  und  Reitermaler.     XVII.  Jahrh. 

I  106  Das  Gefecht  bei   der  Windmühle.      Links    stürmen    Reiter 

(1636)  die  Anhöhe  des  Mittelgrundes,    auf   der   neben  Bauernhäusern 
18  a     eine  Windmühle  steht.    Vorn  in  der  Mitte  halten  einige  Reiter, 

deren  einer  mit  einem  Fusssoldaten  spricht.    Rechts  im  Hinter- 
grunde Hügel  mit  grünen  Bäumen. 

Eichenholz  ;  h.  0,40 ;  br.  0,73.  —  Als  N.  2932  itu  Jahre  1741  ans  der  Sammlung 
Wallenstein  in  Dux.  —  Bei  EL,  der  die  Herkunft  übersah,  wie  das  folgende,  sein 
Gegenstück,  dem  Holländer  Rsaias  van  de  Velde  zugeschrieben,  mit  dessen  Werken 
beide  jedoch  keine  Verwandtschaft  zeigen.  —  Bode  machte  schon  1873  (bei  v.  Zahn 
S.  206)  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass  sie  die  Hand  eines  Nachahmers  des  Seb. 
Vranx  zeigen.  Scheibler  (Dr.  Not.)  bestimmte  dies  noch  näher  dahin,  dass  sie 
Jugendwerke  des  Peter  Snayers,  der  eben  ein  Schüler  des  Seb.  Vranx  war,  seien ; 
und  diese  Ansicht  wird  bestätigt,  da  sich  herausgestellt,  dass  sie  im  Inv.  1754,  II  657 
und  658,  in  der  Tat  als  Werke  des  P.  Snayers  verzeichnet  stehn.  Im  Verhältnis  zu 
unseren  beglaubigten  späteren  Werken  des  Meisters  (N.  1111  und  1112)  zeigen  sie, 
wieviel  frischer  und  kräftiger  dieser  in  seiner  Jugend  malte.  —  Phot.  Bruckin. 

I  107  Ein  Reitergefecht.      In  der  Mitte  fechten  zwei  Reiter  auf 

(1637)  Schimmeln   miteinander.      Links    vorn    sind    Fusssoldaten    im 

18  a     Kampfe;    rechts    vorn    liegt  ein   mit  seinem  Reiter  gestürztes 

Pferd.    Rad  und  Galgen  ragen  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes. 

Eichenholz;  h.  0,40;  br.  0,72%.  —  1751  mit  dem  vorigen,  seinem  Gegen- 
stücke,  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen. 

I  108  Plünderung  eines  Dorfes.     Brennende    Häuser  im  Hiuter- 

(1052)  gründe.  Vorn  in  der  Strasse  Plünderszenen.  Soldaten  fallen  über 

P  6      Bauern  her.    In  der  Mitte  spiesst  einer  einen  Bauern.    Rechts 

erschlägt  ein    anderer    einen    zu    Boden    Gestürzten    mit    dem 

Gewehrkolben.    Im  Mittelgrunde  schiessen  Soldaten  aufeinander. 

Leinwand;  h.  0,82;  br.  1,14%.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag  (als  N.  3123). 
—  Phot.  Bruckm. 

I  1 09  Räuber  im  Walde.     In  einer  Schlucht  hält  der  leere  Reise- 

(1049)  wagen.     Links    vorn    werden    die    halbnackten  Reisenden    er- 

19  a     schlagen  und  geplündert.     Rechts    sammeln    sich   die  Räuber. 

Links,  wo  Rad  und  Galgen  drohen,  nahen  Soldaten. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,67.  —  Inventar  1722,  A  123.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

I  I  10  Räuber  vor  dem  Dorfe.  Vor  einem  Dorfe,  hinter  dem  rechts 

(1050)  in  der  Ferne  Windmühlen  ragen,  werden  Wagen  von  Reitern  an- 
19  a     gehalten;  ein  grosser  dreispänniger  Wagen  vorn   in  der  Furt. 

Links  vorn  erwischt  ein  Reiter  einen  Fussgänger  am  Mantel. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,67.  —  Inventar  1722,  A  137.  —  Gegenstück 
zum  vorigen. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  363 

Reiter  im  Hohlweg.     Vorn    links    führt  ein  Holzsteg,  auf    I  I  I  I 
dem  ein  Mann  im  roten  Rock  geht,  über  den  Bach.  Rechts  reiten  (1051) 
zwei    Männer    bildeinwärts    in    den   Hohlweg      <-)  ^  b 

hinein.     Rechts   hohe   Felsen;   ein  Wasserfall    ^r* 
stürzt  von    der  Höhe;    ein   Kastell    krönt  den  J£)     )ö6Z- 
Gipfel.     Bez.  unten  in  der  Mitte:  ' 

Leinwand;  h.  0,59  V2  ;  br.  0,49V2-  —Als  N.  3140  im  Jahre  1742  durch  Riedel 
ans  Prag.  — Die  Lesart  der  Datierung  »1669«  hei  H.  war  nicht  richtig;  der  Meister 
starb  schon  1667.  Immerhin  ist  es,  wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  ein  charak- 
teristisches Beispiel  der  verflachten  späteren  Malweise  des  Meisters. 

In  einsamer  Felsenschlucht.     Rechts  die  hohe,  mit  Kiefern  1112 

bestandene  Felswand.     Links  hinter  der  Schlucht  ein  Kastell.  (1053) 

Rechts  vorn  ein  Reiter,    nach   links  gewandt.     Andere    Leute  *8  b 
auf  dem  Wege  im  Mittelgrunde. 

Leinwand;  h.  0,58^;  br.  0,49.  —  Als  N.  3141  im  Jahre  1742  durch  Riedel 
aus  Prag.  —  Gegenstück  zum  vorigen.     Vergleiche  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Angeblich  Mattheus  Vroom 

Ein  Maler  dieses  Namens  war  1620  Meister  der  Antwerpener 
Gilde.     Liggeren  I,  p.  561  und  563. 

Maria  de'  Medici's  Landung  in  Antwerpen.    Im  Mittelgrunde     1113 
die  Scheide   mit    vielen   Schiffen,    im    Hintergrunde    das   jen-  (1129) 
seitige  Ufer,  im  Vordergrunde  der  Strand.     Rechts  vorn  wartet      Q  2 
der  mit  sechs  Schimmeln  bespannte  Wagen. 
Die  Königin    schreitet    auf  rotem   Teppich        /\/\    (]} 
mit    zahlreichem  Gefolge    ans   Land.     Vor 
ihr    kniet    ein    Mädchen    in    allegorischer    #/-      IT     .  > 
Tracht;  in  der  Mitte  harren   die  Würden-  ■*  *C(l 

träger  Antwerpens.    Links  Volksszene.    Be-     *   S~  q 
zeichnet  vorn  rechts:  /  ^ 

Eichenholz;  h.  0,64%;  br.  0,92.  —  Inventar  1722,  B  381.  Damals  keinem 
bestimmten  Meister,  bei  H.  frageweise  dem  Mattheus  Vroom  zugeschrieben.  Diese 
Hypothese  beruht  nur  auf  der  Uebereinstimmung  unseres  Monogramms,  sowie  des 
Ortes  und  der  Zeit  der  Entstehung  des  Bildes  mit  der  oben  angeführten  Liggeren- 
Notiz;  dass  sie  unwahrscheinlich  sei,  lässt  sich  nicht  behaupten.    —   Phot.  Bruckm. 

Adam  Frans  van  der  Meulen 

Geb.  zu  Brüssel  den  11.  Januar  1632;  gest.  zu  Paris  den 
15.  Oktober  1690.  Schüler  des  Peter  Snayers  zu  Brüssel. 
Tätig  als  Hofmaler  und  Akademie-Professor  zu  Paris.  I  114 

Ausfahrt  Ludwig's  XIV.  nach  Vincennes.    Der  sechsspännige  (1131) 
Wagen  der  königlichen  Familie,  dem  zahlreiche  Vorreiter  voraus-     18  b 


364  Viamische   Schule.    XVII.  Jahrhundert 

|||5  Ludwig's  XIV.  Einzug  in  Arras.     Die  umwallte  Stadt  dehnt 

(1132)  sich    klar    im  Hintergrunde.     Der  Zug  wendet    sich  von  vorn 
18  h    rechts  zum  Hintergrande  links  durch  die  Ebene.     In  dem  sechs- 
spännigen Wagen,  neben  dem  entblössten  Hauptes  die  Hofleute 
schreiten,  sitzt  die  Königin.    Der  König  ist  weiter  vorn  im  Zuge. 
Vorn  harren  die  Zuschauer  in  ehrfurchtsvollen  Stollungen. 

Leinwand;   h.  0,63;   br.  0,97.    —    1742  dnrch  de  Brais  aus  r.-iris.  —  Damals 
schon  als  »Prise  de  possession  d'Arras«  bezeichnet. 

Nach  A.  F.  van  der  Meulen 
1116  Ludwig  XIV.  im  Gefecht  am  Canal  von  Brügge.     Im  Mittel- 

(1 133)  gründe  tobt  das  Gefecht.  Vorn  im  Walde  sprengen  der  König  und 
P  5    ein  Officier,  der  entblössten  Hauptes  neben  ihm  reitet,  fast  von 

hinten  gesehen,  dahin. 

Leinwand;  h.  0,64;  br.  0,86.  —   1741  durch  v.  Kaiserling.  —  Damals  als  echt 
bezeichnet.     Schon  bei  II.  nur  als  Copie. 

Peter  van  Bloemen  (Blommen) 

Getauft  zu  Antwerpen  den  17.  Januar  1657,  begraben  daselbst 

den  G.  März  1720.    Schüler  des  Simon  von  Douw.    In  Rom.  wo 

er  20  Jahre  thätig  war,  erhielt  er  den  Beinamen  Standaard.  Seine 

datirten  Bilder  stammen  aus  der  Zeit  nach  seiner  Rückkehr  in 

seine  Vaterstadt,  wo  er  1699  Dekan  der  »Schilders-Kamer«  wurde. 

|||7  Viehmarkt  in  Ruinen  Roms.  Rechts  vorn  hohe  Säulen  neben 

(1139)  einer  Bogenruine;  unter  ihnen  Rinder  mit  ihren  Treibern.  Links 

48  b    im  Mittelgrunde  ein  Rundtempel  mit 

rotem  Ziegeldach.    Vor  demselben  ein 

Eseltreiber,  der  mit  einem  am  Wege 

sitzenden  Manne  spricht.  In  der  Mitte 

ein  Reiter,    dem   zwei  Pferde  folgen. 

Bezeichnet  rechts  unten: 


i  nneit   iieiueiii.    ijhiks 

P.Vß. 

17)0 


Leinwand;    h.  0,86;   br.  1,01.  —  1742  durch  Riedel  an--  Prag.  —  Gegenstück 
zum  folgenden. 

|||8  Reitübungen  in  Ruinen  Roms.   Links  eine  grosse  Säulenruinc 

(11 40)  Rechts  ein  ummauertes  Kloster.  Vorn  links  und  vorn  rechts  wer- 

48  1)    den  je  zwei  Pferde  gehalten.    In  der  Mitte  sprengt  ein  Mann  in 

gelbem  Rocke  auf  sich  bäumendem  Schimmel  davon.    Bezeichnet 

links  unten:   P  .  V  .  15  .  1710. 


Vlämische  Schlachten-  und  Reitermaler.     XVII.  Jahrh.        365 

Leinwand;  h.  0,S5££j  br.  l.Ol'.j.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Vor  der  Campagna-Osteria.    Links  das  Hans.   Vor  demselben,  1119 
sonnenbeschienen,  einige  Lastpferde  mit  ihren  Führern.    Eechts  (H41) 

Ift    h 

vorn  ruhende  Schafe  und  Ziegen;  weiter  zurück  einige  Männer   i0  u 
und  Frauen.     Bezeichnet  oben  links:  P  .  V  .  B  .  1718. 

Leinwand;  h.  0,59;  br.  0,50.  — 1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
—  Gegenstück  zum  folgenden. 

Fischer  in  einer  Felsenschlucht.    Zwei  Fischer  stellen  links  |  120 
im  Bergwasser  ein  Fangnetz.    Rechts  steht  ihr  Schimmel  und  ihr  (1143) 
Esel;  bei  diesen  ein  Knabe.  18  b 

Leinwand:  h.  0,5S;  br.  0,49;!-<.  —  1741  aus  der  Sammlung  Waüenstein  in 
Dux.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Nomadenzug.    Die  Hirtenfamilie  zieht  von  links  nach  rechts  1121 
über  die  Höhe.    Inmitten  der  Schaf-,  Ziegen-  und  Rinderheerde  (1142) 
führt  ein  junger  Mann  ein  braunes,  beladenes  Pferd  am  Zaume.   48  a 
Ganz  links  folgt  ein  Kameel. 

Leimrand;  h.  0,72;  br.  0,997a.  —  1872  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Das  Bild 
scheint  der  römischen  Frühzeit  des  Meisters  anzugehören. 

Im  Feldlager.     Links  vor  dem  Zelte  ein  grosser,  bedeckter  I  122 
Bagagewagen,  fünf  Pferde  und  ihr  Führer.    Rechts  vor  dem  Zelte  (1144) 
am  Feuer  eine  Frau,  die  ihr  Kind  auf  dem  Schoosse  hält,  und  ein    *8  c 
Soldat,  der  neben  seinem  Pferde  steht. 

Leinwand;  h.  0.45:  br.  0,55.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag.  —  Bei  H.  nur 
frageweise  als  »P.  v.  Bloemen«.  Möglicherweise  von  Peter's  Schüler  und  jüngerem 
Bruder  Norbert  van  Bloemen  (geb.  zu  Antwerpen  den  10.  Februar  1670,  gest.  zu 
Amsterdam  um  1746). 

L.  de  Hondt. 

Vlämischer  Meister  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts. 
Leben  unbekannt. 

Reitergefecht.   Links  vorn  schiessen  zwei  Reiter  auf  einander.  I  1 23 
Rechts  vorn  ist  einer  mit  seinem  Pferde  gestürzt.     Vorn  in  der  (1 146) 
Mitte  liegt  ein  Toter  auf  dem  Rücken.   Im  Mittelgrunde  links  ein    *9  c 
Bauernhaus   unter  Bäumen.     Rechts   in  der  Ferne  eine  Stadt. 

Eichenholz;  h.  0,25;  br.  0,3434-  —  ^av-  1754,  II  532,  als  »Hond«  schlechthin. 
Daraus  hatte  schon  der  »Catalogue«  von  1765  »Abr.  Hond«  gemacht.  So  noch  bei  H. 
Abraham  Hondius  jedoch,  von  dem  unser  Bild  N.  1810  herrührt,  war  ein  ganz  an- 
derer Künstler,  ein  charakteristisch  hoUändischer  Jagd-  und  Tiermaler,  wogegen  der 
unsere  offenbar  vlämischen  Ursprungs  ist.  Kramrn  nennt  (III,  p.  722)  einen  belgi- 
schen Meister  L.  de  Hondt  als  Maler  kleiner  Schlachtenstücke.  Nur  dieser,  von  dem 
wir  einige  bezeichnete  Bilder  kennen ,  kann  der  unsere  sein.  Die  Bezeichnung  »A. 
Hondt.«,  die  H.  las,  ist  auch  thatsächlich  nicht  zu  finden. 


366     Vlämische  Schlachten-  und  Reiteimaler.     XVII    Jahrh. 

ein  ganz  anderer  Künstler,  ein  charakteristisch  holländischer  Jagd-  und  Tiermaler, 
wogegen  der  unsere  offenbar  vlämiscben  Ursprungs  ist.  Kramiu  nennt  (III,  p.  722) 
einen  belgischen  Meister  L.  de  Hondt  als  Maler  kleiner  Schlachtenstücke.  Nur 
dieser,  von  dem  wir  einige  bezeichnete  Bilder  kennen,  kann  der  unsere  sein.  Die 
Bezeichnung  »A.  Hondt«,  die  H.  las,  ist  auch  tatsächlich  nicht  zu  finden 

Jan  Baptist  van  der  Meiren 

Geb.  zu  Antwerpen  den  15.  Dezember  1664,  gest.  daselbst 
um   1708.     Tätig  zu  Antwerpen. 

I  124  Lustlager  im  Flusstal.     Die  Zelte  sind  in  der  Mitte  auf- 

(1734)  geschlagen.     Vorn  auf  dem  Wege,    nach    rechts   gewandt,  ein 
P  6      sechsspänniger  Gala- Wagen.     Reiter  und  Fussgänger  daneben. 

Im  Mittelgrunde  die  Stadt  an  dem  von  Segelboten  belebten 
Flusse.     Bez.  1.  u.: 

Qy   0.  \Wh  der  //TUiren   -f—    i  6a8 

Leinwand;  h.  0,427«;  br.  0,57V2.    —  Inv.  1722,  A  629.    —   Gegenstück  zu 
den  beiden  folgenden. 

1 125  Ein  orientalischer  Jahrmarkt.    Links  ein  mächtiger  Tempel 

(1735)  mit  abgestumpften  Rundtürmen,  die  Minarete  vorstellen  sollen. 
P  6      Rechts  ein  Marktschreier  nach  europäischer  Art.     In  der  Mitte 

Volk  in  orientalischer  Tracht,  ein  Kameel,  ein  Elefant  usw. 
Bezeichnet  1.  u.  (wie  das  vorige) :  J.  B.  van  der  Meiren  1698. 

Leinwand;  h.  0,43%;  br.  0,58.  —  Inv.  1722,  A  555. —  Gegenstück  zu  dem 
vorigen  und  dem  folgenden. 

1 126  Ein  orientalischer  Seehafen.     Links  grosse  Seeschiffe  unter 

(1736)  steilem  Felsufer.     Rechts  eine  Moschee  mit  Rundtürmen  statt 
Plauen  i.  v.  ^ev  Minarete.    In  der  Mitte  das  belebte  Meer.     Hinter  schwerem 

Gewölk  kommt  die  Sonne  hervor.  Vorn  buntes  Strandtreiben. 
Viel  Volk  in  orientalischer  Tracht,  auch  auf  Kameelen. 

Leinwand;  h.  0,42%;  br.  0,57%.  —  Inventar  1722,  A  637.    —   Gegenstück 
zu  den  beiden  vorigen.  —  1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Kasper  (Jasper)  Broers 

Geb.  zu  Antwerpen  den  21.  April  1682,  begraben  daselbst 
den  19.  Januar  1716.  Schüler  des  J.  B.  van  der  Meiren. 
Tätig  zu  Antwerpen. 

I  1 27  Reitergefecht  im  Gebirge.     In  der  Mitte  auf  kahler  Felsen- 

(1721)  höhe  zwei  Bäume  und  zwei  Kanonen.    Rechts  unter  den  Bergen 
18  a 


^>j^oers    rtcit 


Vlämische  Schule.     XVLT.  Jahrhundert  367 

mächtige  Dampfwolken.  Links  vorn 
im  seichten  Flusse  Reiter,  die  auf 
einander  schiessen.  Das  Haupt- 
treffen rechts.     Bez.  unten  links: 

Leinwand;  h,  0,39%;  br.  0,59%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden. 

Reitergefecht  im  Tale.     Links  vor  den  Bergen  zwei  hohe    I  128 
Bäume,  rechts  ein  Fort.   Weiter  zurück  eine  belebte  Brücke  über  (1722) 
dem  Flusse.    In  der  Mitte  das  Gefecht.    Ganz  links  ist  ein  rot-      18  a 
röckiger  Mann  mit  seinem  Schimmel  gestürzt.  Ganz  rechts  liegen 
gefallene  Bosse  und  Reiter.   In  der  Mitte  setzt  ein  Mann  seinem 
Gegner  den  Fuss  auf  die  Brust.    Bezeichnet  links  unten: 


roers  le 


f. 

1  tcr 


( 


Leinwand;  h.  0,39l/a ;  br.  0,59l/2-  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Karel  van  Falens 

Getauft  zu  Antwerpen  den  24.  November  1683,  gest.  zu  Paris 
den  29.  Mai  1733.  Schüler  des  Constantin  Francken  in 
Antwerpen.     Tätig  zu  Paris.    Mitglied  der  dortigen  Akademie. 

Aufbruch    zur    Reiherbeize.     Links    der   Schlosspark,    vor    1 1 29 
dessen  Tor  die  Jäger  sich  zum  Aufbruch  rüsten.    Eine  Dame  (1171) 
und  ein  rotröckiger  Herr,  der  den  Falken  auf  der  Rechten  hält,      7  b 
sitzen  schon  zu  Pferde.  Ein  drittes  Pferd  wird  von  einem  Neger- 
knaben   gehalten.     Am  Tor  trinken  ein  Herr  und  eine  Dame 
ein    Glas  Wein    miteinander.     Rechts    in    der  Landschaft   ein 
Rundturm  und  ein  Kreuz.     Bezeichnet  rechts  unten: 


c*  i/amfaX^is 


Leinwand;  h,  0,54%;  br.  0,65%.  —  Zuerst  im  >CataIogue«  1765. 

Jan  Frans  van  Bredael 

Geboren  zu  Antwerpen  den  1.  April  1686,  gestorben  daselbst 
den  19.  Februar  1750.  Schüler  seines  Vaters  Alex,  van 
Bredael  (1663  —  1730),  der  seinerseits  Schüler   seines  Vaters 


368     Vlämische  Schlachten-  und  Reitermaler.     XVII.  Jahrh. 

Peter    van    Bredael    (1629  — 1719)  war.     Tätig-  teilweise  zu 
London,  hauptsächlich  zu  Antwerpen. 
I  130  Vor  der  Hufschmiede.    Links  die  Schmiede  unter  Bäumen. 

(1829)  Rechts    in    der    Ferne    eine  "Windmühle.     Vor    der    Schmiede 
S  c      halten  Reiter,    deren    einer    seinen  Schimmel  beschlagen  lässt. 

Rechts  vorn  stelzenlaufende  Kinder,  von  denen  eins  zu  Boden 
gestürzt  ist. 

Leinwand;    h.  0,40;    br.  0,47.    —    Nach  H.  durch  Gotter,  doch  stimmen  die 
Maasse  nicht  zn  den  im  Inventar  Gotter  10  nnd  11  genannten    Bildern.     Sicher  im 
Catalogue«    von    1765 ;    nnd    hier    schon    ausdrücklich    unserem    Jan  Frans  van 
Bredael  gegeben    —  Gegenstück  zum  folgenden. 

I  131  Aufbruch  zur  Jagd.    Links  eine  Anhöhe  mit  Bäumen,  von 

(1830)  der  eine  Kuh  herabblickt.    Rechts  am  Bretterzaun  eines  Gartens 
8  c      halten  Jäger  und  Damen  zu  Pferde  mit  Hunden  und  Falken. 

Links  vorn  wird  ein  Pferd  in  den  Bach  geführt. 

Leinwand;  h.  0,40;  br.  0,47.  —  Herkunft  wie  heim  vorigen,  seinem  Gegen- 
stück; vergl    die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Vlämischer  Meister 

Ende  des  XVII.  Jahrhunderts 
I  132  Der  nächtliche  Ueberfall.      Links    und    in    der  Mitte  das 

(1729)  Zeltlager,    in  dem  hinten  eine  Feuersbrunst  ausgebrochen    ist. 
M.-G.    Von    rechts    her    sprengen    mit    wehenden  Bannern  die  feind- 
lichen   Reiter    heran,    die    von    einer   Gewehrsalve   empfangen 
werden.    Schwarze  Wolken  am  Himmel,  links  vom  Mondschein 
durchbrochen. 

Leinwand;  h.  0,98}^;  br.  1,37.  —  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Bei  H.  frage- 
weise dem  Nik.  v.  d.  Hecke  zugeschrieben;  doch  Bode  hatte  schon  1873  (bei  v.  Zahn 
S.  196)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das  Bild  eher  von  dem  Antwerpener 
Meister  Robrecht  van  den  Hoecke  (geb.  1622,  gest.  nach  1665)  herrühren  könne.  — 
1891  ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse. 

E.    Die  Landschafts-  und  Seemaler  der  Ant- 
werpener und  J  Brüsseler  Schule 
Jan  Wildens 

Geb.  zu  Antwerpen  1586,  gest.  daselbst  den  IG.  Oktober  1653. 
Schüler  des  Peter  Verhütet;  schon  1604  Freimeister  der 
Lukasgilde  zu  Antwerpen,  später  einer  der  hauptsächlichsten 
Mitarbeiter  des  P.  P.  Rubens  daselbst  auf  dem  Gebiete  der 
Landschaftsmalerei. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  369 

Winterlandschaft  mit  einem  Jäger.    Links  winterlich  kahles    |  133 
Gebüsch   am  Waldrand,    rechts    Schneefeld.     Rechts  vorn  auf    (979) 
dem  Wege  schreitet,  lebensgross,  der  stattliche  Jäger  im  Hut      K  4 
und    braunem    Rocke    zum   Bilde    heraus.       Ueber    die   linke 
Schulter  trägt  er  seinen  Speer;    einen    Hasen    hält   er  in  der 
linken  Hand.     Drei  Hunde  begleiten  ihn.     Bez.  links  unten : 


9 

Ian.Wildews 
Feg it  ifo4 


Leinwand;  h.  1,94;  br.  2,92.  —  Inv.  1722,  B  1233;  merkwürdigerweise  als 
»Kopie«  nach  Wildens.  Damals  in  Moritzburg.  Im  Inv.  1753,  II  248,  schon  mit 
Recht  als  Original  von  Wildens.  In  der  Tat  eins  der  seltenen  bezeichneten  Bilder 
des  Meisters  von  besonderem  kunstgeschichtlichen  Interesse.  —  Phot.  Braun  IV,  29 ; 
Tamme;  Bruckm. 

Lukas  van  Uden 

Geb.  zu  Antwerpen  den  18.  Oktober  1595;  gest.  daselbst  den 
4.  November  1672.  Schüler  seines  Vaters  Artus  van  Uden.  Trat 
1627  der  Lukasgilde  in  Antwerpen  bei  und  dann  als  Mitarbeiter 
für  Landschaften  in  die  Werkstatt  des  P.  P.  Rubens;  in  seine 
eigenen  Landschaften  setzte  nicht  selten  D.  Teniers  die  Figuren. 

Die  Landschaft  mit  der  Regenwolke.      Links    das    in    der    1 134 
Ferne  von  blauen  Höhenzügen    begrenzte,    vorn    durch    schuf-  (1059) 
umkränztes  Wasser  belebte  Tal.    Rechts  der  waldige  Abhang.  In     18  a 
der  Mitte  die  Wolke,  aus  der  es  in  grauen  • 
Streifen  regnet.    Rechts  auf  dem  Wege    "  uW  t (X6"  y 
Frauen  mit  Körben  und  ein  Kind  im    ^#H*^(ifV1*i)ll4fF 
Hemde.     Bezeichnet  unten  rechts : 

Eichenholz;  h.  0,40%;  br.  0,69%.  —  Inventar  1722,  A  198.  —  Phot.  Bruckm. 

Am  Abhang  der  Hügel.   Links  dachen  die  Höhenzüge  sich  ab.     j  1 35 
Rechts  dehnt  sich  die  weite  grüne  Ebene.   Links  vorn  auf  der  (1057) 
Höhe  ein  Bauernhaus ;    davor  eine  Gruppe    von    sechs    hohen,     48  h 
spärlich  belaubten  Bäumen.    Die  zahlreichen  ländlichen  Figuren 
an  der  linken  Seite  des  Bildes,  in  denen  man  einen  Brautzug 
zu  erkennen    meint,    zeigen    die   Hand   David   Teniers  des  j. 
Bezeichnet  1.  u.  (zum  Teil  verletzt): 

24 


370      Vlämische  Landschafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrk. 


L 


V  •  VOfU 


/, 


Leinwand;  h.  1,58;  br.  2,85J^.  —  Inv.  1754,  II  171.  —  Phot.  Braun  XIII,  24. 

|  136  Am  Waldbach     Rechts  Waldrand,  links  der  Bach,  der  ganz 

(1056)  vorn    kleine  Wasserfälle    bildet.     Links  und  rechts  vorn  hohe 
19  b     Bäume.     Hirten    und    Herden    rechts    am  Wege.        .£vv> 
Bezeichnet  unten  rechts:  MCfß  • 

Eichenholz;  h.  Qfi.2%;  br.  0,35.  —  Inventar  1722,  A  653.  —  Phot.  Bruckin. 

I  137  Die  Landschaft  mit  dem  Regenbogen.     Links    das    baum- 

(1060)  reiche  Flusstal,  rechts   der  waldige  Bergabhang.     Im    Hinter- 

18  a     gründe    links    die    Ebene,    rechts    über  dem  Höhenrücken  ein 

Regenbogen.     Vorn    auf    dem  Wege  Wagen,    Karren,    Reiter, 
rastende    Wanderer    und    Vieh.       Eine    Herde 
durchschreitet,  nach  links  gewandt,  den  Flnss.       tL^/.y/' 
Bezeichnet  rechts  unten : 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,63V2.  —  Inventar  1722,  A  211.  —  Phot.  Bruckm. 

I  138  Landschaft  mit  den   Eremiten   Paulus  und  Antonius.    Rechts 

(1058)  Bergabhänge,  links  das  Flusstal,    im  Hintergrunde  eine  blaue 

19  c     Bergkette,  an  der  grosse  weisse,  von  links  zitronengelb  beleuch- 

tete Wolken  hängen.   Vorn  rechts  die  Klause  der  Eremiten,  die 
vor  der  Tür  sitzen.     Die  Figuren  von  D.  Teniers  d.  j. 

Eichenholz;  h.  0,51  J^;  br.  0,73.  —  Inventar  1722,  A  429. 

I  139  Fischer    am    Flusse.     Rechts   der   breite,    von  Höhen  be- 

(1061)  grenzte,  von  Segelboten  belebte  Fluss;  links  das  waldige  Ufer. 
19  b     Vorn   in    der  Mitte   eine  Gruppe    von    Lastpferden    mit    ihren 

Treibern  und  die  Fischer,  die  ihr  Netz  an  den  Strand  ziehen. 

Eichenholz;  h.  0,25J-£;  br.  0,34 !/»•  —  Nach  H.,  wie  das  folgende,  durch  Gotter 
(zwischen  1730  und  1735);  doch  stehen  sie  nicht  ini  Gotter'schen  Inventar ;  und  nach 
Maassgabe  der  N.  3145  auf  dem  folgenden,  seinem  Gegenstücke,  gehören  sie  vielmehr 
zu  den  Bildern,  die  J.  G.  Riedel  1742  in  Prag  erwarb. 

I  140  Unfern  des  Seeufers.     Links    im    Hintergrunde    der   See, 

(1062)  aus  dem    der  Fluss    nach    rechts    herabströmt,    wo    er    einen 

19  c     kleinen  Wasserfall    bildet.      Links    vom   zwei  Reiter  auf  dem 

von  hohen  Bäumen  beschatteten  Wege.    Rechts  Felsenufer. 

Eichenholz ;  h.  0,25 ;  br.  0,35.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.    Vergl.  die  Bemerkungen  zn  diesem. 

1141  Die  Herde  im  Tal.     Rechts  das  Flusstal,  links  bewaldete 

(1063)  Höhen.  Im  Hintergrunde  hohe  Bäume.  Rechts  ein  Geinüsekarren. 

20  b 


Vlämisehe  Schule.     XVII.  Jahrhundert  371 

Links  wird  eine  von  der  Sonne  beleuchtete  Rinder-  und  Schaf- 
herde bildeinwärts  getrieben.     Angeblich  Vde?i  bezeichnet. 

Leinwand;  h.  0,52%;  br.  0,69.  —  Inventar  1722,  A  283,  als  »da  Udine«. 
Also  nicht  erst  1741  erworben,  wie  H.  annahm.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — 
Beide  erst  1860  zur  Galerie. 

Gekappte  Weiden  am  Waldrand.     Links   und  in  der  Mitte    1 1 42 
des  Mittelgrundes   ein  grünes,    baumreiches  von  einem  kleinen  (1064) 
Flusse  durchzogenes  Tal.     Rechts  und  vorn  überall  die  Berg-     20  b 
hänge.     Vorn    links    gekappte    Weiden    und    gefällte    Bäume. 
Vorn   rechts  Schäfer   und  Schäferin  unter  hohen  Waldbäumen. 

Leinwand;  h.  0,50%;  br.  0,68%.  —  Inventar  1722,  A  279,  als  »da  Udine«. 
—  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Alexander  Kerrincx  (Keirincx) 

Geb.  zu  Antwerpen  den  23.  Januar  1600;  gest.  in  Amsterdam 
im  Oktober  1652  oder  später.  In  Antwerpen,  wo  er  1619 
Meister  der  Gilde  wurde,  ist  er  nur  bis  1626  nachweisbar. 
Dann  zog  er  nach  Amsterdam,  wo  er  von  den  holländischen 
Meistern  beeinflusst  wurde;   1641   wohnte  er  in  London. 

Waldweg  am  Wasser.  Der  links  von  Schilf,  blühenden  Schwert-    |  1 43 
lilien  und  alten  Baumstümpfen  begrenzte  stille  Fluss  nimmt  den  (1607) 
ganzen  Vordergrund  ein.    An  seinem  jenseitigen  Ufer  kommt  die      P  8 
Landstrasse  links  aus  dem  Wald,  zieht  sich  in  der  Mitte  um  eine 
mächtige  Baumgruppe  her  um  und  führt  rechts  z  u  den  Bauernhäusern, 
die  im  Mittelgrunde  liegen.    Rechts  ein  Bauern  wagen;  links  ein 
Bauer,  eine  Bäuerin  und  ein  Knabe,  die        a.  y  tv^v 

bildeinwärts  schreiten.    Bezeichnet  r.  u.:      .x  \J\-   _  »  J\LX 

Eichenholz;  h.  0,57;  br.  0,99%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Unsere  Auffindung  der  unzweifelhaften,  wenn 
auch  nicht  unversehrten  Bezeichnung  macht  dem  (z.  B.  von  Riegel,  Beiträge  II, 
S.  179  und  von  Bodo  bei  v.  Zahn  VI,  S.  206  ausgesprochenen)  Zweifel  an  der  Echt- 
heit dieses  Bildes  und  des  folgenden  ein  Ende.  Sie  sind  von  grösster  Wichtigkeit 
für  die  Entwicklungsgeschichte  des  Meisters,  weil  sie  beweisen,  dass  er  noch  ganz 
von  der  Richtung  G.  v.  Coninxloo's,  Jan  Brueghel's  usw.  ausging ;  sie  müssen  als 
seine  frühesten  bekannten  Bilder  gelten.  —  Phot.  Brnckm. 

Waldweg  über  eine  kleine  Anhöhe.     Links  im  Mittelgrunde    |  144 
liegt  das  Bauernhaus;    in  der  Mitte  steht  eine  reiche,  pracht-  (1606) 
volle  Baumgruppe;  rechts  fiiesst  der  Fluss.     Auf  dem  Wege,      P  8 
der  zum  Fluss  hinabführt,  hält  rechts  ein  einspänniger  Bauern- 
wagen und  sitzen  zwei  Frauen  mit  Körben  neben  einer  stehenden 

24* 


372      Vlämische  Landschafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrh. 

Bauernfamilie,  fährt  links  ein  zweispauniger  Leiterwagen  davon. 
Ganz  vorn  zu  beiden  Seiten  alte  Baumstümpfe  und  Blattpflanzen. 

Eichenholz;  h.  0,577a;  br.  0,90%.  — 1741  ans  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 

—  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  llruckm, 

I  145  Weiher  im  Walde.     Links   auf  dem  Waldwege    treibt  ein 

(1605)  Mann  zwei  beladene  Pferde  bildeinwärts.     Rechts  ein  Haus  am 
Q  2     Waldrand e   und   ein  grosser  Weiber.     Vorn  in  der  Mitte  alte 
Baumstümpfe.      Bezeichnet  ./ 

unten  in  der  Mitte:  "A?  KEKKNCX-A  l.ft,0 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,35%.  —  Inventar  1722,  A  672.  —  Phot.  Bruckm. 

I  146  Flussdurchströmtes   Waldbild.     Links    vorn    eine    mächtige 

(1608)  braune  Baumgruppe.    Rechts  vorn  ein  grauer  Fluss  am  Wald- 

Q  2      rand.     In  der  Mitte  Fernblick  über  den  Fluss  auf  die  Hügel, 

welche    die    Ebene    begrenzen.     Auf   dem  Waldwege    in    der 

Mitte   ein  Jäger  und  ein  Hund.     Angeblich  bezeichnet  A.  K. 

(zusammengezogen). 

Eichenholz;  h.  0,44%;  br.  0,70l/a.  —  1751  als  Geschenk  der  Königin  an  den 
König  von  der  Leipziger  Ostermesse.  11.  —  Das  Bild  gehört,  wie  sein  Vergleich  mit 
dem  bezeichneten,  von  1640  datierten  Bilde  des  Braunsehweiger  Museums  lehrt,  der 
spätesten,    schon    ganz  von  den  Holländern  beeinflossten  Richtung  des  Meisters  an. 

—  Phot.  Bruckm. 

Gillis  Peeters 

Getauft   den    13.  Januar  1612  zu  Antwerpen;    begraben  da- 
selbst den  12.  März  1653.  Der  älteste  der  drei  Brüder  Gillis, 
Bonaventura  und  Jan  Peeters.    Er  unterhielt  in  Antwerpen  eine 
gemeinsame  Werkstatt  mit  Bonaventura, 
|  147  Bauernhütten.     Links  unten  in  der  Mitte  zwei  Strohdach- 

(1100)  hütten   unter  Bäumen.     Rechts,  jenseits  des  Teiches,   zu  dem 
18  c     ein  alter  Bauer  seinen  beiden  Kühen  folgt, 

grünes  Hügelland  und   in   der  Ferne  eine    «  f(d±("ii*k 
Kirche.     Bezeichnet  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,36%;  br.  0,56.  —  Inventar  1722,  A  302,  als  »Teniers«.  — 
Der  Namenszeichnung  und  dem  Stil  nach  sicher  von  einem  der  Brüder  Peeters.  Von 
H.  dem  Jan  Peeters  zugeschrieben,  dessen  Hand  wir  jedoch  nicht  in  dem  Bilde  er- 
kennen. Das  Bild  der  Düsseldorfer  Akademie,  auf  dem  GiUis  Peeter  sich  neben 
seinem  Brnder  bezeichnet  hat,  lässt  vielmehr  keinen  Zweifel  daran,  dass  es  von  dem 
ältesten  der  drei  Brüder  herrührt. 

Jacques  d'Arthois 

Geb.  1613  zu  Brüssel,  gest.  daselbst  Anfang  Mai  1686  (vergl. 
Th.  Levin  in  der  Zeitschrift  f.  b.  K.  1888  XXHL  S.  137).  Sein 


Vlämisohe  Schule.     XVII.  Jahrhundert  373 

erster  Lehrer    war  Jan  Mertens.     Später    wurde    er   besonders 
durch  Lodewijck  de  Vadder  beeiuflusst.     Tätig  in  Brüssel. 

Hirten  im  Walde.     Grosse  Waldlandschaft.    Links  vorn  und    |  148 
rechts  etwas  weiter  zurück  mächtige  Bäume  auf  einer  Anhöhe.  (1095) 
In    der  Mitte    und   rechts  der  gelbe  Sand  weg,    an  dem  Kühe,     48  b 
Ziegen    und  Schafe    weiden,    der  Hirt    und  die  Hirtin  rasten. 
Hinter  der  Lichtung  des  Weges  ein  saftiges,  von  fernen  blauen 
Höhen  begrenztes  Flusstal.     Bezeichnet  links  unten: 


Leinwand;  h.   0,85%;  br.   1,17.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag. 

Halt  im  Walde.    Ueppige  Waldlandschaft.    Rechts  vorn  und    |  149 
links  weiter  zurück  stattliche  Baumgruppen.    Halblinks,  unten  (1096) 
hinter  dem  gelben  Sandweg,  ein  reiches,  von  fernen  blauen  Höhen     47  a 
begrenztes  Flusstal.    Vorn  auf  dem  Wege  drei  Reiter,  ein  Hund, 
eine  Frau  mit  einem  Kinde  und  ein  am  Boden  hockender  Bettler. 

Leinwand;  h.  0,7572 ;  br.  0,82%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Fahrt    durch    den    Wald.     Schöne  Waldlandschaft.     Links    I  150 
üppiger  Waldrand.     Davor  gelber  Lehmabsturz.     Rechts  unten  (1097) 
hinter  drei  hohen  Bäumen  ein  Weiher  in  grünem  Land  und  ferne     47  a 
blaue  Höhenzüge.    Vorn  auf  dem  Wege,  nach  links  gewandt,  ein 
Wagen  mit  drei  Insassen  und  drei  Pferden.     Davor  ein  Hund. 

Leinwand;    h.  0,57;    br.  0,82%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Der  Hohlweg.    Links  Waldrand  mit  hohen  Bäumen,  rechts  1 150  A 
gelbsandiger  Abhang  über  dem  von  Reitern,  Fussgängern  und     48  c 
Hunden  belebten  Hohlweg,  der  hier  ins  Tal  hinabführt.    Dar- 
über in  der  Ferne  blaue  Hügel. 

Leinwand;   h.  0,64;    br.  0,82%.  —    1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten Ed.  Ferd.  Nossky. 

Bonaventura  Peeters 

Getauft  zu  Antwerpen  den  23.  Juli  1614;  gest.  zu  Hoboken  bei 
Antwerpen  den  25.  Juli  1652.    Bruder  des  Gillis  Peeters,  mit 


374      Vläniische  Landsuhafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrh. 

dem  er  gemeinsam  zu  arbeiten  pflegte,    und  des  Jan  Peeters. 
Tätig  zu  Antwerpen  und  (später)  zu  Hoboken  bei  Antwerpen. 

I  1 50  B  Einschiffung.     In    der  Mitte    des    grauen,    leichtbewegten 

18  a  Meeres  liegen  zur  Abfahrt  bereit,  zwei  Küstenfahrzeuge  neben 
einander.  Das  hintere  setzt  bereits  seine  Segel  auf;  dem  vorderen 
naht  eine  Ruderbarke  mit  Soldaten,  von  deuen  einer  die  Trommel 
rührt,  ein  anderer  eine  blaue  Fahne  mit  goldenem  Greifen  ent- 
faltet. Links  im  Mittelgrund  ein  grosses  Segelschiff,  im  Hinter- 
grund ein  Küstenstreif.     Bez.  1.  u.  am  Pfahl:  B.  P.  1643. 

Eichenholz;  h.  <),40;  hr.  0,56.  —  1894  im  Kuusthandel  aus  Paris.  — Vormals 
n  der  Sammlung  zu  Hadzor  bei  Droitwich.  Vergl.  Woltm.  u.  Woerm.  III,  S.  534. 
—  Phot.  Bruckm. 

1151  Eine  orientalische  Seebucht  mit  Kriegsschiffen.  Grosse,  breite, 

(1098)  von    hohen,    kahlen  Bergen    umschlossene  Seebucht.     An    den 
51  b     Bergen  die  orientalische  Stadt.    Rechts  auf  dem  Meere  Kriegs- 
schiffe,   die    einander    mit  Kanonenschüssen   begrüssen.     Vorn 
am  Ufer  buntes  Volk  in  türkischer  Tracht,     Bez.  u.  r.: 

B>on<ti/eri+aT(K    Leiters  .TWlt 
in  ßohkcn  ■  1  6jz. 

Leinwand;  h.  0,75)^;  br.  l,ny2.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag.  —  Eins 
der  allerletzten  Bilder  des  Meisters.  —  Angeblich  die  Rheede  von  Corfü 

Gillis  (Aegidius)  Neyts  (Nijts) 

Geb.  zu  Antwerpen  um  1617;  gest.  daselbst  1687.    Angeblich 

Schüler  des  Lucas  van  Uden.     Tätig  zu  Antwerpen. 

I  152  Waldige    Berglandschaft.     Rechts   eine   alte    Burg;    davor 

(1111)  ein    kleiner  Wasserfall.     Links  Blick    ins  Tal;    davor  Herren 

48  a     und  Damen  zu  Pferde,  Diener,  Bettler  und  Hunde.    Bezeichne! 

unten  in  der  Mitte: 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  375 

Leinwand;  h.  1,30;  br.  1,99.  —  1712  durch  Riedel  aas  Prag.  —  Gegenstück 
zum  folgenden. 

Berg-    und    Ruinenlandschaft.      Links    eine    Hütte    unter    |  153 
Bäumen.     Dahinter  Blick  ins  Tal  und  auf  ferne  blaue  Berg-  (1112) 
kegel.     Rechts  eine  Ruine  mit  altem  Turm  am  Bergabhange.    Frei,,ers 
Vorn  auf   der    Strasse    vornehme   Gesellschaft,    teils  zu  Fuss, 
teils  zu  Ross.     Bezeichnet  rechts  unten: 


(Jlg*'^- 


Leinwand;  h.  1,18%;  br.  1,91.  —  17-12  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen.  —  1903  ans  König  Albert-Museum  in  Freiberg. 

Peeter  Gijsels 

Auch  Geysels  and  Gijzels  geschrieben.  Getauft  zu  Antwerpen 
den  3.  Dezember  1621;  gest.  daselbst  1690  oder  1691. 
Schüler  des  Jan  Boots,  Nachahmer  der  Landschaften  Jan 
Brueghels  des  älteren.     Tätig  zu  Antwerpen. 

Dass  der  weiche,  feine  Stillebenmaler  P.  Gijsels  und  der  Landschafter  im  Stile 
Jan  Brueghel's  eine  und  dieselbe  Person  seien,  wurde  bisher  allgemein  angenommen 
ivergl.  Branden,  S.  1019 — 1022).  Doch  hatte  der  Verfasser  in  der  Gesch.  d.  M.  m 
S.  396  und  in  der  ersten  Auflage  dieses  Katalogs  schon  einen  Zweifel  hieran  durch- 
blicken lassen.  Jetzt  hat  Theodor  Frimmel  (Galeriestudien  I,  S.  105— 106)  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  Peter  Gijsels  in  der  Tat  einen  gleichnamigen  Sohn  gehabt. 
Doch  ist  bisher  nicht  nachgewiesen,  dass  dieser  Maler  gewesen.  Die  Scheidung  ist  bis 
jetzt  noch  untunlich.  Vergl.  hierüber  besonders  Frimmel  selbst  a.  a.  0.  Nachtr.  N.  317. 

Ein  Kirchdorf  am  Fluss.     Links  die  Dorfstrasse,  rechts  der    |  1 54 
Fluss;  in  der  Mitte  die  Kirche  mit  grünem  Dach  und  spitzem    (847) 
Turme.  Ein  "Wagen  links  auf  der  Strasse.  Zwei  Schiffe  vorn  rechts     20  c 
im  "Wasser.  Vorn  in  der  Mitte  zwei  Frauen  vor       __  ^  ~ 

einem  Korbe  und  viele  Zuschauer.    Bez.  unt.  1.: 

Kupfer;  h.  0,16%;  br.  0,22%.    —  Inventar  1722,  A  597.  —  Phot.  Bruekm. 

Felsiges  Flusstal,    von  oben  gesehen.     Eechts  steile  Berg-    |  |55 
hänge;   vorn  am  Wege  unter  einem  hohen  Baume  allerlei  Volk.    (854) 
Links  im  Mittelgrunde  der  in  der  Mitte  neben  einer  Windmühle     20  a 
überbrückte  Fluss ;  im  Tal  eine  kleine  Ortschaft  mit  einer  grossen 
Kirche.     Bez.  r.  u.  (schwer  erkennbar):  Peeter  Gysels. 

Kupfer;  Ir.  0,20%;  br.  0,26.  —  Inventar  Guarienti  f vor  1753)  N.  1074.  — 
Nach  11.  17-1'.!  aus  Paris.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.   Bruekm. 

Felsiges  Flusstal,  von  oben  gesehen.     Links  steile  Felsen;      |  156 
vorn  auf  dem  Wege  Saumtiere  mit  ihren  Treibern.    Unten  der     (85*8) 

20  a 


376       Vlämische  Landschafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrh. 

Fluss,  der  sich  aus  blauer  Ferne  zum  Vordergründe  rechts  herab- 
schlängelt. Am  jenseitigen  Ufer  rechts  eine  Ortschaft  mit  einer 
Kirche.    Scheint  rechts  unten  wie  das  vorige  bezeichnet  gewesen. 

Kupfer;  h.  0,20%;  br.  0,25%.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1075.  — 
Nach  H.  1749  aus  Paris.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

1157  Bauernhaus  am  Kanal.     Links    ein    ländliches  Giebelhaus 

(849)  unter  Bäumen.     Rechts  ein  rechtwinkliger  Kanal,  an  dem  eine 
20  c    schnurgerade  Strasse  den  fernen  blauen  Hügeln  zustrebt.    Be- 
zeichnet unten  links:  P.  G.  F. 

Kupfer;  h.  0,16%;  br.  0,23-  —  Inventar  1722,  A  689. 

I  158  Dorfstrasse  am  Fluss.    Rechts  die  Häuser,  in  der  Mitte  eine 

(850)  Baumgruppe,   links  der  Fluss  und  Fernblick.    Vor  den  Häusern 
20  c    buntes  Volk,  im  Flusse  verschiedene  Bote.    Bez.  1.  u. :  P.  G. 

Kupfer;  h.  0,20;  br.  0,26.  —  Inventar  1722,  A  616. 

1 159  Die  Kuhweide  am  Flusse.     Rechts  die  Dorfstrasse,  auf  der 

(851)  eine  Herde  herangetriebeu  wird.     Links  der  sich  schlängelnde 
20  c    Fluss,  an  dessen  Ufer  auf  grüner  Wiese  rote  und  weisse  Rinder 

grasen.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:  P.  G. 

Kupfer;  h.  0,16)4;  br.  0,23.  —  Inventar  1722,  A  339.    —    Gegenstück  zum 
folgenden. 

1 1 60  Bauerntänze  im   Dorfe.     Rechts  vorn  ein  Wirtshaus  unter 
(848)  Bäumen;    davor    ein    Dudelsackpfeifer    auf   einem   Fasse,    ein 

20  c  tanzendes  Paar  und  Zuschauer.  Links  im  Mittelgrunde  eben- 
falls ein  Wirtshaus  unter  Bäumen;  davor  ein  Bauern-Ringel- 
reihen.  Ganz  vorn  links  eine  Kuhherde,  hinten  in  der  grünen 
Ebene  eine  weisse  Landstrasse. 

Kupfer;  h.  0,16%;  br.  0,23.  —  Inventar  1722,  A  602.    —   Gegenstück  zum 
vorigen. 

1161  Jagdbeute  am  Waldrand.     Vor  dem  Walde,  der  links  unter 
(846)  rötlichem  Abendhimmel    etwas    zurückweicht,    lehnt    vorn    am 

20  c    Baumstamm  eine  Büchse,  hängen  an  ihm  Hasen  und  wildes  Ge- 
flügel.    Anderes  Jagdgerät  und  andere  Jagdbeute  liegen  links 
vorn    am    Boden.      Daneben   ein        prrr-pr-p    (^  /cn  C 
Hund.     Bezeichnet  links   unten:        rtt/LK  KjJ/^LLb 

Kupfer;  h.  0,36%;  br.  0,29.    —    Inventar  1722,  A  437.    —   Vergleiche  die 
Vorbemerkung  zu  diesem  Meister. 

I  1 62  Jagdbeute  am  Waldrand.     Vor  dem  Walde  ist  vorn  in  dem 

(845)  Stamme  eines  Baumes,   in  dem  Eichkätzchen  spielen  und  Vögel 

20  c    flattern,  Jagdgerät  und  Jagdbeute  aufgehängt-.    Unter  letzterer 

ein  grosser  Hase,  dessen  Hals  und  Kopf  am  Boden  ruhen.     Ganz 


Vlämisohe  Schule.     XVII.  Jahrhundert  377 

vom  links  liegen  ein  Gewehr,  ein  Pulverhorn  and  viele  erlegte 
bunte  Vögel  am  Boden.     Rechts  vorn  eine  hohe  Distel. 

Knpfer;  h.  0,46%;  br.  0,33%.  —  Inventar  1722,  A  166.  —  Vergleiche  die 
Vorbemerkung  zu  diesem  Meister. 

Lukas  Achtschellincx 

Getauft  zu  Brüssel  den  11.  Januar  1626,  begrabeu  daselbst  den 
12.  Mai  1699.  Schüler  des  P.  van  der  Borcht.  Später  durch 
Jacques  d'Arthois  beeinflusst.     Tätig  zu  Brüssel. 

Landstrasse  am  Walde.  Links  vor  den  Häusern  am  Wald-  |  1 63 
rand  ein  Teich  mit  Schwänen.  Rechts  die  belebte  Landstrasse  (900) 
am  Flusse;  im  Mittelgrunde  Wald.  19  c 

Leinwand;  0,35%;  br.  0,46%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag  als  Inventar- 
Nummer  3126;  daher  nicht,  wie  H.  annahm,  durch  Gotter.  Als  »Achtschelling«,  wie 
sein  Gegenstück,   das  folgende,  schon  im  Inv.  1754,  II  15  u.  16.  —  Phot.  Brnckm. 

Haus  am  Walde.     Das  Haus  liegt  vorn  halb  links  unter   |  1 64 
hohen  Bäumen.      Rechts  ein  Kanal  mit   einem   Bote  und  mit  (901) 
Schwänen;    hinter    Wiesen    ein    Fluss    und    im    Hintergrunde    19  c 
ferne  blaue  Höhenzüge.     Buntes  Volk  im  Vordergrunde. 

Leinwand;  h.  0,35%;  br.  0,46.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Vergl. 
die  Bemerkungen  zum  vorigen,  seinem  Gegenstücke. 

Hendrik  van  Minderhout 

Geb.  zu  Rotterdam  1632,  gest.  zu  Antwerpen  den  22.  Juli 
1696.  Tätig  anfangs  in  Holland,  von  1652—1672  in  Brügge, 
dann  in  Antwerpen.  Wenngleich  der  Meister  Holländer  von 
Geburt  war,  wirkte  er  doch  schulbildend  in  Antwerpen. 

Ein  orientalischer  Seehafen.    Links  ander  bergigen  Küste    1165 
die  Stadt  mit  einem  steilen,  befestigten  Felsen.    Rechts  das  offene  (1150) 
graugelbe  Meer.    Ein  Schiff  mit  vollen  Segeln  steuert,  indem  es     18  a 
den  Salutschuss  abfeuert,  in  den  Hafen.  Vorn  der  Strand  mit  vielem 
Volk  in  orientalischer  Tracht.  Linkseine  Landungsszene;  rechts 
Kameele  und  Pferde  mit  ihren  Führern.     Bez.  u.  i.  d.  M. : 


^vi/Hmckr  haut 


Leinwand;  h.  0,85%;  br.  1,71.         Inventar  1754,  II  86. 


> 


378  Vlämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert 

Cornelis  Huijsmans 

Auch  Huysmans  van  Mechelen  genannt.  Getauft  zu  Antwerpen 
den  2.  April  1648,  gest.  zuMecheln  den  1.  Juni  1727.  Schüler 
des  G.  de  Witte  in  Antwerpen,  des  Jacques  dArthois  zu  Brüssel. 
Thatig  in  Antwerpen,  in  Brüssel,  hauptsächlich  in  Mecheln. 

I  1 66  Schaf hütte  am  Walde.    Die  Hütte,  vor  der  die  Schafe  ruhen, 

(1148)  hebt  sich  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes  vom  tiefgoldgelben  Abend- 
18  b    himmelab.  Vor  ihr  stehen  zwei  Bauern,  die  von  links  scharf  gold- 
braun beleuchtet  sind.    Vorn  links  und  rechts  Wald,  in  der  Mitte 
ein  Weg  mit  Wanderern  zwischen  Blumen  und  Felsen. 

Leinwand;  h.  0,5S.' .1;  br.  0,80'.,.  —    1742  durch  Riedel  aus  Prag. 

I  1 67  Wald-  und  Seelandschaft.    Links  unten  im  Mittelgrunde  der 

(1149)  See,  an  dessen  Ufer  ein  Kahn  liegt.    Kechts  vorn  der  Wald  über 
18  a    gelbem  Sandabsturz.   Ferne  Berge  im  Hintergrund.   In  der  Mitte 

auf  dem  von  links  scharf  beleuchteten  Sandwege  sprechen  ein  Mann 
und  eine  Frau  in  antiker  Tracht  mit  einander. 

Leinwand;  h.  0,3572!  br.  0,44.  —  1876  im  Kunsthandel  aus  Grünberg. 

Adr.  Frans.  Boudewijns  und  Pieter  Bout 

Ersterer  getauft  zu  Brüssel  den  3.  October  1644,  gest.  daselbst 
nach  1700;  letzterer  getauft  zu  Brüssel  den  5.  December  1658, 
gest.  daselbst  nach  1700.    Beide  arbeiteten  in  der  Kegel  zusam- 
men.   Boudewijns  malte  die  Landschaften,  Bout  die  Figuren. 
I  1 68  Italienische  Landschaft  mit  Hirten.    Links  unter  hohen  Bäu- 

(1151)  men  mächtige  alte  Mauern.    Rechts  Blick  in's  Gebirge.    Unten 
P  4    in  der  Mitte  ein  Stückchen  Wassers.    Vorn  am  Wege  sitzt  ein 
Mann  und  spricht  mit  einer  Frau.    Rechts  Rinder-,  Schaf-  und 
Ziegenheerde. 

Eichenholz;    h.  0,25;  br.  0,36.    —    1742  durch  Riede]  aus  Prag.     Bei  H.  ur- 
tümlich als  durch  von  Kaiserling.    Es  ist  Inventar-Nummer  3162. 

I  1 69  Ruinen  in  der  Campagna.    Links  vorn  am  Wege  ein  Baum. 

1154)  Rechts  am  Fuss  niedriger  Felsen  mächtige  römische  Ruinen,  un- 

P  ?    ter  denen  Zigeuner  lagern.  Ein  Kessel  über  dem  Feuer.  Vorn  auf 

dem  Wege  eine  wahrsagende  Zigeunerin  im  roten  Mantel.    Links 

auf  dem  Wege  ein  Reiter. 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,44.  —  Nicht  im  Inventar  1722,  wie  H.  annahm,  son- 
dern,  als  Inventar- Nummer  2714,   1741   durch  von  Kaiserling. 


Vlämische  Landschafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrh.        379 

Brunnen  am  See.     Hechts  der  See  mit  altem  Kundturm  im  |  170 
Mittelgrunde.    Links  ein  Brunnen.    Ein  Eeiter  tränkt  sein  Pferd  (1155) 
aus  dem  Becken.    Zahlreiches  Volk  davor.    Rechts  führen  Stufen,     P  7 
auf  denen  ein  Mann  im  roten  Bocke  kniet,  zum  Strande  hinab. 

Eichenholz;  h.  0,22;  br.  0,34*/,.  —  Inventar  1722,  A  648.  —  Gegenstück  zum 
folgenden. 

Burgen  am  Strom.     An  dem  von  Kähnen  belebten  Flusse  |  171 
liegen  sich  zwei  stattliche  Burgen  gegenüber.    Links  vorn  be-(1157) 
schatten  hohe  Bäume  den  Weg,  auf  dem  Hirten  mit  ihren  Kindern    P  7 
und  Schafen  gehen  und  eine  Frau  auf  einem  Schimmel  reitet. 

Eichenholz;  h.  0,22>/2;  br.  0,34«/,.  —  Inventar  1722,  A  67S.  —  Gegenstück 
zum  vorigen. 

Im  Flussthal.     Rechts  windet  sich  der  Fluss  in  dem  vorn  |  172 
Kinder  stehen  und  Kinder  baden,  durch  die  baumreichen  Ufer.  ( 1 1 5  6) 
Links  unter  hohen  Bäumen  führt  der  reich  belebte  Weg,  auf  dem    lö  c 
ganz  vorn  ein  Esel  getrieben  wird,  zu  der  hell  von  der  Sonne  be- 
schienenen Ortschaft,  die  im  Mittelgrunde  am  Fusse  der  Anhöhe  liegt. 

Leinwand;  h.  0,36:  br.  0,52»/,.  —  Inventar  1722,  A  433.  —  Gegenstück  zum 
folgenden. 

Seehafen.  Rechts  das  gebirgige  Ufer;  vorn  das  bunt  belebte  I  1 73 
Hafenquai  mit  alten  Ruinen  und  einem  römischen  Triumphbogen.  (1158) 
Links  das  offene  Meer  mit  Barken  im  Vordergrunde,  grossen  See-     Q  ^ 
schiffen  im  Hintergrunde.    Vorn  wird  eine  Barke  beladen.    Ein 
Mann  im  roten  Hemde  trägt  noch  einen  Sack  herbei. 

Leinwand ;  h.  0,37  ;  br.  0,537j.  —  Inventar  1722,  A  434.  —  Gegenstück  zum 
vorigen. 

Der  Markt  am  Fusse  des  Schlossberges.     Links  der  Schloss-  |  174 
berg  mit  steilen  Felsen  und  Mauern,  oben  von  Gebäuden  gekrönt.  (1160) 
Rechts  vorn  ein  hoher  Baum,  im  Hintergrunde  blaue  Berge.    Im    18  c 
Vordergrunde  das  Viehmarktstreiben;  rechts  Obstverkauf  neben 
einem  Lastesel. 

Leinwand;  h.  0,41;  br.  0,56.  —  Nicht  1742  durch  Riedel  aus  Prag,  wie  H. 
angab,  sondern  Inventar  1722,  A  556,  wie  die  noch  auf  dem  Bilde  erhaltene  Num- 
mer beweist. 

Am  Denkmal  vor  der  Landkirche.    Bas  Denkmal  liegt  rechts  |  175 
vorn  unter  hohen  Bäumen.  Die  Kirche,  ein  Rundbau  mit  Säulen- (1159) 
getragener  Giebelvorhalle,  liegt  links  im  Mittelgründe.    Vorn  auf   P  4 
dem  buntbelebten  Wege  stehen  zwei  Jäger  mit  ihren  Hunden. 

Eichenholz;  h.  0.25;  br.  0,36.   —  1742  durch  Riedel  aus  Prag. 


380       Vlämische  Landschafts-  und  Seemaler.     XVII.  Jahrh. 

Peter  Rijsbrack 

Getauft  zu  Antwerpen  den  25.  April  1655,  gest.  nach  einigen 
1729  in  Brüssel.  Anfangs  Schüler  des  P.  A.  Imnienraet  in  Ant- 
werpen, dann  des  Francois  Millet  in  Paris;  er  kehrte  jedoch  nach 
Antwerpen  zurück,  wo  er  hauptsächlich  tätig  war,  sicher  noch 
1719.     Während  der  letzten  Jahre  seines  Lebens  in  Brüssel. 

1176  Berglandschaft  mit  einem  Kastelle.     Vorn  rechts   am  Ab- 
(732)    hange  ein  mächtiger  Baum,    vorn    links    in    der  Schlucht  ein 

P  4      Wasserfall;  das  Kastell    in    der  Mitte  auf  dem  Berge.     Vorn 
wäscht    sich    ein  Mann    die    Füsse.     Halbumwölkter  Himmel; 

Abendlicht  von  links. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,97.—  Nach  dem  Inv.  8°  (A  2514)  1740  erworben. 
—  Damals  als  »Poussin«.  —  Bei  H.  doch  schon  nur  frageweise  dem  Gasp.  Poussin 
gelassen.  —  Dem  reter  Rijsbrack  schon  bei  G.  F.  Waagen  (Handbuch  p.  345)  zu- 
geschrieben. Seit  wir  die  ähnlich  behandelten  Landschaften  in  der  Augustiner- 
kirche zu  Antwerpen  nicht  mehr  Rijsbrack  zuschreiben,  sondern  dem  Peter  Spierinx 
iMitglied  der  Antwerpener  Gilde  1655—1656,  gest.  1716)  zurückgegeben  haben  iRe- 
pertorium  1890,  XIII  S.  360),  sind  wir  auch  an  der  Richtigkeit  der  Benennung  un- 
seres Bildes  zweifelhaft  geworden.  Zu  vergleichen  sind  die  bezeichneten  Bilder 
Rijsbrack's  in  Hamburg,  Bamberg  und  Fomniersfelden.  Th.  Frimmel,  Galerie- 
studien I,  S.  61  und  S.  88. 

Jan  Frans  von  Bloemen  (Blommen) 

Getauft  zu  Antwerpen  den  12.  Mai  1662,  gest.  zu  Rom  um 
1748.  Bruder  des  P.  v.  Bloemen.  Schüler  des  Anton  Goubou 
in  Antwerpen;  dann  in  Rom,  wo  er  den  Beinamen  Orizzonte 
empfing  und  sich  au  Gasp.  Diighet   (gen.  Poussin)   anschloss. 

1177  Wittelitalienische    Landschaft.      Der    Fluss,    der    das    von 
(1145)  hohen  blauen  Bergen  überragte  Tal  durchzieht,    bildet   in  der 

6  b  Mitte  einen  Wasserfall  und  trägt  links  vorn  einen  Kahn. 
Rechts  vorn  mächtige  Baumgruppen.  Links  im  Mittelgrunde 
ein  Haus.     Vorn  in  der  Mitte  einige  halbnackte  Fischer. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,967a-  —  1740  als  »Poussin«  erworben.  Inventar 
8°,  A  2514.  —  Schon  bei  H.  richtig  als  Orizzonte. 

Lucas  Smout  d.  j. 

Getauft  zu  Antwerpen  den  27.  Februar  1671,  gest.  daselbst 
Anfang  April  1713.  Schüler  des  H.  v.  Minderhout,  In  der 
Richtung  von  Bout  und  Boudewijns  weiterentwickelt. 

1 1 78  Ein  Seehafen.     Links  die  Küste  mit  der  Stadt,  ganz  vorn 
(1152)  ein  monumentaler    Brunnen    mit   antikem    Relief.     Rechts  die 

P  5 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  381 

Seebucht  mit  einem  grossen  Segelschiffe,  vorn  anlegende  Bar- 
ken. Bnntes  Treiben  im  Vordergrunde.  Zwei  Männer  in  orien- 
talischer Tracht  stehen  zwischen  dem  nordischen  Volke. 

Eichenholz;  h.  0,34%;  br.  0,49.  —  Inv.  1722,  A  437.  —  Dort  als  »Baut- 
staffier«,  wie  in  diesem  Inventar  die  von  Berat  staffierten  Bilder  des  Boudewijns  be- 
zeichnet zu  werden  pflegen.  Indessen  zeigen  dieses  Bild  und  das  folgende,  sein 
Gegenstück,  eine  andere,  flüchtigere,  kältere  Hand,  als  unser  Bild  der  genannten 
beiden  Künstler.  F.  Schlie  machte  uns  zuerst  darauf  aufmerksam,  dass  sie  von  Smout 
herrühren  und  in  der  Tat  lässt  ihr  Vergleich  mit  den  bezeichneten  Bildern  dieses 
Meisters  im  Schweriner  Museum  dies  wahrscheinlich  erseheinen. 

Bettler  an  der  Kirchentür.      Die    Kirche,    vor    der    zahl-     1 1 79 
reiche  Bettler  und  Krüppel  lagern,  liegt  rechts  unter  Bäumen.  (1253) 
Links  ein  Brunnen,  zu  dem    sich    Kinder    herandrängen.      In      P  5 
der  Mitte    ein    Kruzifix    auf   hoher    Säule.     Im   Hintergründe 
eine  Berglandschaft,  ganz  links  die  Seebucht. 

Eichenholz;  h.  0,34;  br.  0,49.  —  Inventar  1722,  A  438.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  alle  Bemerkungen  zu  diesem. 

Theobald  Michau 

Geboren  zu  Doornik  1676;  begraben  zu  Antwerpen  den  27. 
Oktober  1765.  Schüler  des  Lukas  Achtschellincx  in  Brüssel; 
1699    Meister    der    Brüsseler,    1711   der  Antwerpener   Gilde. 

Am   Bergsee.     Links  schweift  der  Blick  über  den  grünen  IJ79A 
See  auf  kahle  Berge;  rechts  Waldrand;    vorn    einige    Fischer.      Q  3 

Buchenholz;  h.  0,1272  ;  br.  0,18V2'  —  1893  als  Vermächtnis  des  AppeUations- 
gerichtspräsidenten  E.  F.  Nossky.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Am  Waldweg.     Der    belebte  Weg    führt    nach    rechts    in  ||79B 
die  Ferne   hinaus.     Links    ist    der  Mittelgrund  durch    braune      Q  3 
und  grüne  Bäume  geschlossen. 

Buchenholz;  h.  0,12%;  br.  0,18%.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
geriehtspräsidenten  E.  F.  Nossky.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Unbestimmter  Meister 

Erste  Hälfte  des  XVH.  Jahrhunderts 
Waldgegend.     Links  auf  dem  Waldwege  ein  Esel  und  zwei    1 1 80 
Männer,  von  denen  einer  sich  hinter  einen  Baumstamm  versteckt.    (965) 
In  der  Mitte  vorn  ein  Ziegenhirte.     Rechts    in    der   Furt  des  ständehaus 
Baches  ein  dreispänniger  Bauernwagen.     Im  Mittelgründe  ein 
Fluss.     Im  Hintergrunde,  jenseits  der  Ebene,  blaue  Höhenzüge. 

Eichenholz;  h.  0,68;  br.  1,06.  —  Im  Inv.  1722,  A  119,  als  »Wonnersmanns, 
was  schwerlich  mit  H.  als  Wouwerman,  den  dasselbe  Inventar  Wauermann  schreibt, 
zu  deuten  ist.  —  Bei  H.  frageweise  dem  Dav.  Vinck-Boons  gegeben,  mit  dessen  Stil 


382     Antwerpener  Architekturmaler.    XVII.  Jahrh. 

es  jedoch  keine  Gemeinschaft  zeigt  Im  Inv.  1754,  II  GTT,  als  »van  Uden« ;  doch 
ist  auch  diese  Benennung  nicht  zuzugeben.     Wir  kennen  den  Meister  nicht 

Unbestimmter  Meister 

Um  1700 

1181  Seebucht.     Vorn  hohe  braune  Bäume;  links  ein  Wasser- 

(1786)  fall;  in  der  Mitte  auf  dem  Wege  ein  Reiter  und  drei  Männer 
ständehaus  zu  pusg>     Rechts  im  Mittelgründe  an  der  Bucht  ein  Leucht- 
turm, im  Hintergrunde  eine  Stadt.     In  der  Mitte  des  Hinter- 
grundes das  Meer. 

Kupfer;  h.  0,38;  br.  0,53.  —  Mit  Sicherheit  erst  im  Katalog  von  1835  (N.  118(3) 
nachweisbar.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Bei  H.  unter  den  Holländern.  Wir 
glauben  eher  einen  Hausierten  oder  französierten  viämischen  Meister  in  der  Art 
Boudewijn's  oder  Michau's  in  den  Bildern  zu  erkennen. 

1 1 82  Seebucht.     Links  und  rechts  vorn  baumbewachsene  Felsen. 

(1787)  Rechts  darunter  ein  kleiner  See    und    ein    kleiner  Wasserfall, 
ständehaus  Links  am  Wege  ein  Mann  auf  einem  Esel  und  eine  Frau  mit 

einem  Korbe  auf  dem  Kopfe.  Eine  ummauerte  Stadt  zieht  sich 
quer  durch  den  Mittelgrund.     Links  dahinter  das  Meer. 

Kupfer;  h.  0,38;  br.  0,53.  -  Katalog  von  1835  (N.  1187).  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

F.  Die  Antwerpener  Architekturmaler 

Peter  Neefs  d.  ä. 

Geb.  zu  Antwerpen  um  1578,  gest.  daselbst  zwischen  1656 
und  1661  (v.  d.  Branden  a.  a,  0.  p.  609—614).  Angeblich 
Schüler  H.  v.  Steenwyck's  d.  ä.     Tätig  zu  Antwerpen. 

1183  Gotisches  Kirchen-Innere.     Es    ist    eine    fiachbogige,  drei- 
(1136)  schiffige  Kirche,  die  man  in  der  Richtung  vom  Haupteingang 

20  a     zuni  Chor  überblickt.     Links  vorn  hinkt  ein  Krüppel  bettelnd 
einem  Herrn  nach.     Rechts  vorn  wendet   eine    schwarze,  ver- 
schleierte Frau  sich  nach    einem   bettelnden  Knaben 
um.    Rechts  am  Wappen  die  Jahreszahl  1605.    Da-      p.nft* 
runter  auf  dem  Anschlagzettel:  ]S°f 

Eichenholz;  h.  0.136;  br.  0,57.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1525.  — 
Phot.  Hanfst.;  Tanime ;  Bruekm. 

Hendrik  van  Steenwijck  d.  j. 

Geb.  um  1580,  wahrscheinlich  zu  Frankfurt;  doch  war  sein 
Vater  und  Lehrer  H.  v.  Steenwijck  d.  ä.  noch  1577  in  Antwerpen 


Vläniische  Schule.    XVII.  Jahrhundert 


383 


ansässig  und  zog  später  nach  Frankfurt,  wo  er  zu  Anfang  des 
Jahrhunderts  starb.  H.  v.  Steenwijck  d.  j.  war  seit  den 
zwanziger  Jahren  in  London  tätig,  wo  er  um  1649  starb. 
Innenansicht  einer  gotischen  Kirche.  Der  Chor  bildet  die 
Mitte  des  Hintergrundes.  Rechts  vorn  eine  Orgel.  Unter  den 
zahlreichen  Staffagefiguren  fällt  vorn  in  der  Mitte  ein  Priester 
auf,  der  mit  einem  Herrn   im  roten  Rock  redet.     Bez.  r,  u. : 

/-<:vJTEErvwut 

Kupfer;  h.  0,34V2;  br.  0,53V2.  —  Inventar  1722,  A  426.  —  Phot.  Hanfst; 
Tanime ;  Bruckm. 

Innenansicht  einer  gotischen  Kirche.  Fünfschiffige  Kirche. 
Auf  der  Grabplatte  vorn  links  eine  deutsche  Inschrift.  Rechts 
unter  der  Orgel  drei  Herren  mit  Halskrausen  und  ein  Bettler. 
Die  Figuren  sollen  später  von  0  W.  E.  Dietrich  hineingemalt 
sein.  Die  Bezeichnung  links  am  Pfeiler  ist  nicht  ganz  deutlich: 
doch  wird  sie  „Steeniuijck  fecit  An.  1611"  gelesen. 

Kupfer;  h.  0,38;  br.  0,53.  —  1743  aus  Paris.  Nach  Scheibler  (Dr.  Not.)  von 
Setenwijck  d.  ä. ;  doch  ist  dieser  jedenfalls  nicht  lange  nach  1604  gestorben,  und  gerade 
die  Jahreszahl  1611  auf  unserem  Bilde  ist  ziemlich  gesichert.  —  Phot  Tamme. 

Innenansicht    einer  gotischen    Kirche    in    Abendbeleuchtung. 

Vorn  rechts  zwei  Knaben  mit  Fackeln  vor  dem  Zuge,  der  aus 
der  Sakristei  kommt.    Vorn  links  eine  Beterin 
vor  dem  Altar,  auf  dem  zwei  Kerzen  brennen. 
Kerzen  und  Ampeln  erhellen  dürftig  den  Hin- 
tergrund.    Bezeichnet  links  am  Pfeiler: 

Eichenholz ;  h.  0,33 ;  br. 0,47.  — Zuerstim  »Catalogue«  von  1765.  — Phot.Bruckm. 

König  Karl  I.  von  England  in  einer  Halle.  Rechts  blickt 
man  durch  eine  von  Säulen  getragene  Bogenhalle  in  den  Garten. 
Links  steht  der  König,  auf  seinen  Stab  gestützt,  in  fein  ge- 
musterter graugrüner  Kleidung  mit  grüner 
Schärpe.     Bezeichnet  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,50;  br.  0,46%.  —  Als  »Henri  Steen- 
wijck et  Gonzales  Coques?.  zuerst,  wie  das  folgende,  sein 
Gegenstück,  im  »Catalogue«  von  1765.  So  auch  noch  1856 
bei  H.  (wenigstens  als  »angeblich«  Coques  und  Steenwijck).  Erst  1876  tritt  bei  H. 
der  Name  des  Daniel  Mijtens  (geb.  im  Haag  gegen  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts, 
1610  Meister  in  Haag,  seit  1618  als  Hofmaler  in  London  tätig,  um  1630  wieder  in 
Holland,  wo  er  1642  noch  lebte)  an  die  Stelle  des  Gonz.  Coques;  doch  auch  nur 
frageweise.  —  Steenwijck  und  Mijtens  haben  allerdings  in  London  gemeinschaftlich 


H 


1184 

(1212) 

20  a 


1185 

(1214) 
19  a 


1186 

(1213) 
19  a 


1187 

(1109) 
20  c 


384     Antwerpener  Architekturmaler.    XVII.  Jahrh. 

gemalt,  wie  das  lebensgrosse  Bildnis  Karls  T.  in  der  Tuiiner  Galerie  beweist,  das 
die  Namenszeichnung  des  Steenwijok  von  1626,  diejenige  des  Mijtens  von  1627  trägt ; 
um  1637  aber  scheint  Mijtens  gar  nicht  mehr  in  England  gewesen  zu  sein ;  und  dass 
unser  Karl  I.  von  derselben  Hand  gemalt  sei,  wie  der  Turiner,  ist  auch  der  Vortrags- 
weise nach  nicht  überzeugend.  Vielleicht  sind  die  Figuren  von  einem  der  Londoner 
Schüler  van  Dyck's  gemalt.  —  Phot.  Tamme;  Ilanfst.;  Bruokni. 

1188  Königin  Henrietta  Maria  in  einem  Saale.    Rechts  blickt  man 
(1110)  durch  eine  Bogentür  auf  Terrassen  hinaus.    Die  Königin  steht, 

20  c  nach  links  gewandt,  an  einem  mit  gelber  und  blauer  Decke 
behängten  Tische,  auf  dem  ihre  Krone  neben  einem  Blumen- 
glase liegt.  Mit  der  Rechten  stützt  sie  sich  auf  den  Tisch, 
mit  der  Linken  hebt  sie  leicht  ihr  weisses  Atlaskleid.  Liuks 
über  dem  Tische  die  Jahreszahl  1637. 

Eichenholz  ;  h.  0,51 ;  br.  0,4472-  —  Zuerst  im  »Catalogue«  1765.  —  Gegenstück 
zutu  vorigen.  —  Vgl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme;  Häufst.;  Bruckm. 

Lodewijk  Neefs 

Geb.  zu  Antwerpen  den  22.  Januar  1617.  Todesjahr  unbe- 
kannt.    Sohn  des  Peter  Neefs  I.     Tätig  zu  Antwerpen. 

1189  Innere  Ansieht  der  Antwerpener   Kathedrale.       Der    Blick 
(1137)  folgt    der  Richtung    zum  Chor.     Die   reiche,    farbige  Staffage 

19  c  rührt  von  der  Hand  des  Frans  Francken  III.  her:  Links  hinkt 
ein  Bettler  einem  Herrn  und  einer  Dame  in  gelbem  Kleide 
nach,  der  ein  Page  die  Schleppe  trägt.  Rechts  im  Seitenschiff 
predigt  ein  Priester.  p-r 

Bez.  am  Pfeiler  rechts:  Jj  J  ffr^^cJ{^  M  tlf 

am  Pfeiler  links:  FllATER,  LODFVICV5 

NlEjrfS     AH    !<^4  8 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  1,16^.  —  Inventar  1754,  II  236.—  Phot.  Brnckm. 

Peter  Neefs  d.  j. 

Getauft  zu  Antwerpen  den  23.  Mai  1620;  lebte  daselbst  noch 
1675.  —  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Peter  Neefs  d.  ä., 
jüngerer  Bruder  des  Lodewijk  Neefs. 

1 1 89  A  Inneres  einer  gotischen  Kirche.  Dreischiffige  gotische  Kirche 

Q  2     mit  Rundsäulen    über  eckigen  Sockeln.     Blick   durchs  belebte 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  385 

Mittelschiff  auf  eleu  Hochaltar  und  die  Altäre  des  liukeu  Seiteu- 
schiffes, au  deren  einem  eine  Messe  gelesen  wird.  Bez.  rechts 
(nicht  ganz  unverdächtig):  Peeter  Neefs  1658. 

Leinwand;  h.  0,58;  br.  0,85%.  —   1893   als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten E.  F.  Nossky.  —  Phot.  Bruckm. 

Anton  Ghering 

Deutscher  von  Geburt,  aber  wahrscheinlich  Schüler  des  P. 
Neefs  I.  zu  Antwerpen,  wo  er  1662  Meister  der  Gilde  wurde 
und  1668  starb. 

In  einer  Renaissancekirche.    Mit  Bögen  verbundene  Säulen     1 1 90 
tragen  die  Oberwände.    Ein  Tonnengewölbe  mit  Lichtöffnungen  (1138) 
deckt    das    Hauptschiff.     Eechts  vorn    ein    Sarkophag.     Links     19  a 
vorn    eine    Kapelle.      In    der    Mitte    die    Orgel.      Zahlreiches 
Volk  in  ländlicher  Tracht  mit  Halskrausen.    Bezeichnet  unter 
der  Säule  links : 

Leinwand;  h.  0,83;   hj.  1,17.  —  Inventar  1754,  II  235.  —   Phot.  Bruckm. 


G.     Die    Antwerpener  Tier-,   Stilleben-,  Frucht- 
und  Blumenmaler 

Frans  Snyders 

Getauft  zu  Antwerpen  den  11.  November  1579,  gest. f  da- 
selbst den  19.  August  1657.  Schüler  P.  Bruegel's  d.  j. 
und  H.  van  Balen's.  1602  Mitglied  der  Gilde  in  Antwerpen, 
1608 — 1609  in  Italien.  Seit  seiner  Rückkehr  in  Antwerpen 
unter  dem  Einfluss  des  P.  P.  Rubens,  mit  dem  er  manchmal 
zusammen  arbeitete.  Bedeutendster  Antwerpener  Tier-  und 
Stillebenmaler. 

Eine  Dame  bei  totem  Wild,  Obst  und  Gemüse.      Die   Ess-    ||9I 

waren  sind  teils  auf  dem  breiten  Tische,  teils  auf  dem  Euss-  (968) 
boden  in  Schüsseln  von  chinesischem  Porzellan  und  in  Körben      K  3 

25 


380     ÄntwerpenerTier-,  Frucht-,  ßlumenmaler.  XVII.Jahrh. 

ausgebreitet.  Links  ein  totes  Reh.  von  einem  Hündchen  be- 
schnüffelt; rechts  hinter  dem  Tische  eine  Dame  in  blauem  Kleide 
mit  einem  grauen,  rot  geschwänzten  Papagei  auf  der  Hand.  Unten 
rechts  im  Obst-  und  Gemüsekorb  ein  Affe.     Bez.  unten  links: 

Leinwand;  h.  1,54;  br.  2.37.  —  Im  Oktober  1743  aus  Paris.  —  Die  Mit- 
teilung, dass  die  dargestellten  Schüsseln  kein  Delfter  Fabrikat  sind,  sondern  chine- 
sisches Porzellan,  verdanken  wir  Ernst  Zimmermann.  —  Phot.  Braun  XIV,  24; 
Tamme ;  Bruckm. 

1192  Stilleben  (ohne  Figuren)  mit  der  Hündin  und   ihren  Jungen. 

(969)  Auf  breiter  grün  bedeckter  Tafel  liegen  in  der  Mitte  ein 
K  1  Schwan  und  ein  Pfau;  links  neben  Geflügel  und  einem  Eber- 
kopf ein  riesiger  roter  Hummer;  rechts  ein  Fruchtkorb,  von 
dem  ein  Aeffchen  nascht.  Auf  dem  Fussboden  davor,  rechts, 
zwischen  ihren  Jungen,  eine  Hündin,  die  sich  zähnefletschend 
nach  dem  hinter  ihr  stehenden  Hunde  umblickt. 

Leinwand;  h.  1,71;  br.  2,46%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Phot. 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1 1 93  Stilleben  mit  dem  Affen  auf  dem  Stuhle.     Vor  einer  grauen 

(970)  Wand,  die  links  dem  Garten  Platz  macht,  rechts  ein  Tisch  mit 
J  2     roter  Decke,  neben  dem  links  ein  Stuhl  steht.    Auf  dem  Stuhle 

ein  Affe  im  Streite  mit  dem  bunten  Papagei  am  Obstkorbe  auf 
dem  Tische.  Auf  dem  Tische  unter  anderem  ein  Schwan,  ein  Reh, 
ein  Wildschweinskopf.  Rechts  vorn  am  Boden  ein  Fass  Austern 
und  ganze  und  zerschnittene  Fische.  Links  zwei  Hunde  im  Streite 
mit  zwei  Katzen,  deren  eine  einen  Aal  erwischt  hat. 

Leinwand;  h.  1,70;  br.  2,38.    —    Inventar  1754,  II  454.    —    Phot.  Bruckm. 

1194  Stilleben  mit  dem   Bauernpaar.     Auf   dem    rot    bedeckten 

(971)  Tische  liegt  ein  toter  Schwan  zwischen  Früchten  und  kleinem 
K  3    Geflügel.    Darüber  ein  roter  Hummer  auf  einer  Schüssel.    Links 

vorn  zwei  lebendige  Tauben,  die  sich  schnäbeln;  links  hinter 
dem  Tische  ein  Bauer,  der  einen  Pfau  bringt,  neben  einer  Bäuerin, 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  387 

die  Obst  trägt.  Rechts  oben  im  Fenster  neben  dem  ausge- 
weideten Rehe  eine  Katze  im  Streite  mit  dem  Hunde,  dessen  Kopf 
rechts  unten  hervorblickt.    Die  Figuren  wohl  von  anderer  Hand. 

Leinwand ;  h.  1,82V2 ;  br.  2,84.  —  Inventar  1754,  HI  211.  —  Phot.  Bruckm. 

Stilleben  mit  dem  Koch  und  der  Köchin.    Links  ein  mäch-    1195 
tiger  Steintisch,  auf  dem  und  unter  dem  eine  Fülle  von  Wild  (973) 
und  Geflügel  ausgebreitet  ist.    Die  Mitte  beherrscht  auch  hier     K  1 
ein  grosser,  liegender  Schwan.     Rechts    stehen    der  Koch  und 
die  Köchin,  die  in  der  Art  der  Werkstatt  des  Rubens  gemalt 
sind.    Vor  ihnen  rechts  vorn  dieselbe  Hündin  mit  ihren  Jungen, 
wie  auf  N.  1192. 

Leinwand;  h.  1,97 V2  5  Dr-  3,25.  —  Nicht  1723  durch  Rechenberg,  wie  H. 
meinte  (die  Maasse  stimmen  auch  nicht),  sondern  (als  Inventar-Nummer  3425)  1743 
durch  »P.  Querin  et  Rossy«.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

Eine  Eberjagd.     Der  mächtige,  lebensgrosse  Eber  stürmt,    1 1 96 
nach  links  gewandt,  dnrchs  Feld.     Hinter    ihm    drei    Treiber,  (972) 
von  denen  einer  ins  Hörn  stösst,  und  drei  Hunde,  von  denen     K  4 
einer  von  hinten  auf  ihn  anspringt,  während  drei  andere,  zu- 
rückgeworfen, sich  vorn  in  ihrem  Blute  wälzen.    Links  vor  ihm 
zwei  Jäger,  die  ihn  mit   Spiessen  empfangen,    ein  halbnackter 
in  rotem  Gewände  und  ein  zweiter  im  Hut  und  blauem  Rocke. 

Leinwand ;  h.  1,91V2 !  ^T-  3)01.  —  Inventar  1754,  II  155.  —  Die  Figuren 
sind  offenbar  von  anderer  Hand,  angeblich  von  P.  P.  Rubens,  für  den  sie  jedoch  zu 
derb  durchgeführt  sind,  nach  Bode  (bei  v.  Zahn  a.  a.  0.  S.  202)  von  Jan  Boeckhorst 
(1605—1668),  der  Schüler  des  Jak.  Jordaens  in  Antwerpen  war.  Doch  möchten  wir 
eher  an  Rubens'  eigene  Werkstatt  denken.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Nach  Frans  Snyders 

Ein  Bär  im  Kampf  mit  Hunden.    Die  Hunde  umringen  den   1 1 97 
Bären  von  allen  Seiten.     Einer  von  ihnen  ist  vorn  zu  Boden  (975) 
gestürzt.     Rechts  Waldrand.     Das  Bild   trägt  auf  dem  Hals-     K  2 
band  des  rechts  vorn  anspringenden  Hundes  die  schon  von  H. 
als  unecht  erkannte  Bezeichnung:  F.  Snyders  fec. 

Leinwand;  h.  1,31;  br.  2,10.  —  Inventar  Gotter  N.  12.  Also  vor  1736  durch 
Gotter.  Schon  dort  als  »Kopie  nach  Snyders«.  —  H.  gab  irrtümlich  die  Sammlung 
Wrzowecz  1723  als  Provenienz  an.  —  Das  Bild  kann  eine  Kopie  nach  Snyders  oder 
das  Werk  eines  Nachahmers  sein.  Vergl.  des  Verfassers  Bemerkungen  im  Rep.  X, 
S.  157—158. 

Nachahmer  des  Snyders 

Die  Gemüsehändlerin.     Diese  sitzt  lebensgross  rechts  vorn   1 1 98 
unter   ihrem    Zelte  vor  ihrem  mit  grünen  Gemüsen   beladenen  (977) 

25*  K  3 


388     Antwerpener  Tier-,  Frucht-,  Blumenmaler.  XVII.  Jahrb. 

Tische,  hinter  dem  links  ein  Käufer  in  schwarzer  Kleidung  steht, 
dem  ein  Mädchen  im  roten  Kleide,  einen  Korb  am  Arme,  folgt. 

Leinwand;  h.  1,49;  br.  2,00l/2-  —  1741  mit  der  Sammlung  Walleustein  aus 
Dux.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Bei  H.  frageweise  als  F.  Snydars«.  — 
Nach  Bode  (hei  v.  Zaun  a.  a.  0.  S.  202)  eher  von  C.  Lelienbergh  (vergl.  N.  1339); 
nach  anderen  von  Frans  Yckens;  doch  köDnen  wir  uns  bis  jetzt  keiner  dieser  Be- 
nennungen anscbliessen. 

1 1 99  Der  Gemüsehändler.    Dieser  steht  lebensgross  rechts  unter 
(978)  seinem  Zelte  hinter  seinem  reich  mit  grünen  Gemüsen  besetzten 

K  3  Tische  und  legt  seinen  rechten  Arm  zärtlich  auf  die  Schulter 
des  Mädchens  im  grossen  Strohhut,  das  neben  ihm  steht. 

Leinwand;  h.  1,45;  br.  2,02.  —  1741  mil  der  Sammlung  Wallen9tein  ans 
Dax.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergleiche  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Pauwel  de  Vos 

Geb.  zu  Hülst  um  1590;  gest.  zu  Antwerpen  den  30.  Juni  1678. 
Bruder  des  Cornelis  de  Vos,  Schwager  und  wahrscheinlich 
auch  Schüler,  sicher  Nachahmer  des  Frans  Sinders.  Sein  erster 
Lehrer  war  David  Remeeus  in  Antwerpen. 

1200  Das  Erden -Paradies.    Im  Vordergrunde  einer  offenen  Land- 
(974)  schaff,  in  der  links  und  rechts  Bäume  mit  bunten  Vogelscharen 

K  1  stehen,  sieht  man  wilde  und  zahme  Tiere  einträchtig  neben 
einander :  links  ein  Stier  neben  einem  Truthahn,  in  der  Mitte 
einen  Fuchs  unter  Tauben,  rechts  einen  Löwen  neben  Hunden. 

Leinwand;  h.  1,08;  br.  2,70%.  —  Nach  H.  durch  Leplat;  sicher  im  Inventar 
1754,  II  439.  Hier  und  noch  bei  H.  als  Snyders,  mit  dessen  Bildern  diejenigen  des 
Paul  de  Vos  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  verwechselt  zu  werden  pflegten.  Den 
bezeichneten  Bildern  des  Paul  de  Vos  gegenüber  (z.  B.  im  Madrider  Museum)  kann 
es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  auch  das  unsere  in  seiner  glatteren  Vortragsweise 
und  seinem  weniger  kräftigen  Tone  von  diesem  Meister  herrührt. 

Daniel  Seghers 

Getauft  zu  Antwerpen  am  G.  Dezember  1590,  gest.  daselbst 
den  2.  November  1661.  Schüler  des  Jan  Brueghel  als  Blumen- 
maler. Seit  1611  Mitglied  der  Antwerpener  Gilde;  seit  1614 
Bruder,  später  Pater  des  Jesuitenorden.  Den  figürlichen  Teil 
seiner  Bilder  malten  ihm  Rubensschüler.  wie  Sehnt,  Diepen- 
beeck,  Thulden,  Quellinus.  Tätig  zumeist  in  seiner  Vaterstadt. 
1201  Ein  Blumenglas.     Grauer  Grand.     Ein    schöner,    lockerer 

(1034)  farbiger  Strauss,  von  Lilien  überragt.     Schmetterlinge  links  und 
1(»  b     rechts.     Links  unten  ein  Nachtfalter.     Bezeichnet  rechte  unten : 


"Hämische  Schule.    XVII.  Jahrhundert  389 

/J$  .  So  c  Jesu  .  i  ^-3 . 

Kupfer;  h.  0,85%;  br.  0,64%.    —   1751  von  I.  M.  der  Königin  S.  M.  dem 
Könige  zum  Namenstage  geschenkt.    H.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Blumenglas.     Grauer  Grund.     Den    unteren    Teil  des  1202 

Strausses  beherrschen  Rosen,    den  oberen  eine  Hyacinthe,  eine  (1035) 

Tulpe,  eine  gelbe  und  eine  blaue  Schwertlilie.     Schmetterlinge  16  b 
links  und  rechts ;  rechts  auf  dem  Boden  eine  Wespe.  Bez.  1.  u. : 

Kupfer;  h.  0,4572  >  br.  0,35.    —    Am  7.  November  1727   durch    Leplat.    — 
Phot.  Bruckm. 

Blumenumwundenes    Steinrelief   der    Anbetung    der    Hirten.     1203 

Eine    Barockumrahmung    umgibt    das    gemalte    Relief.     Den  (1030) 
Blumenschmuck    bilden    fünf    leicht    ineinander   übergreifende     47  a 
Hauptsträusse,  von  denen  zwei  unten,  zwei  oben,  einer  in  der 
Mitte  unter  dem  Relief  angebracht  sind.    B.  1.  u.  (verkleinert) : 

Wer  T)amcjl  aljjtn. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  0,95.  —  1728  durch  Rechenberg. 

Blumenumwundenes    Steinrelief  der    Maria   mit   dem  Kinde.     1204 

Das  gemalte  graue  Relief   in   reicher  Barockumrahmung  zeigt  (1031) 
das  Christkind,  das  neben  seiner  Mutter  steht.     Der  Blumen-     47  a 
schmuck    besteht    aus    fünf   leicht    ineinander    übergreifenden 
Hauptsträussen,  von  denen  einer  unten,  zwei  links  und  rechts 
in  der  Mitte,  zwei  oben  angebracht  sind.      Bez.  1.  u.  (in  der 
Form  der  vorigen  Inschrift) :  Pater  Daniel  Segers. 

Leinwand;  h.  1,41%;  br.  1,12%.  —  1728  durch  Rechenberg. 

Blumenumranktes    Steinrelief    der    Maria    mit    dem    Kinde.    1205 

Das  gemalte  Relief  ist  steingrau.    Der  grosse  gemalte  Barock-  (1032) 
rahmen  ist^mit  zwei  schönen,  durch  Epheuranken  verbundenen     20  h 


390    Antwerpener  Tier-,  Frucht-,  Blumenmaler.  XVII.  Jahrh. 

Blumensträussen    geschmückt.     Maria  hält  das  Kind  auf  dem 
Schoosse.     Bezeichnet  links  unten  (verkleinert): 


Q)aml  öccjms  ood 


Kupfer;  h.  0.85;  br.  0,61.  —  1741  aus  der  Saniniluug  WaUenstein  in  Duz. 

1206  Blumenumranktes    Steinrelief    der    Maria    mit    dem    Kinde. 

(1033)  Der  gemalte  Stein    ist    grau.     Maria   hat   das   Kind  vor  sich 

20  b     auf  die  Balustrade   gestellt.     Der  prächtige  Barockrahmen  ist 

in  drei  Gruppen  von  schönen  Blumenkränzen  umgeben.    Rechts 

ein  Schmetterling  an   blauer  Blüte.     Bezeichnet   rechts    nuten 

(wie  das  vorige):  Daniel  Seghers  Soctis  JE  SV. 

Leinwand;  h.  0,8572  ;  Vir.  0,64l/s.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Phot.   Bruckm. 

Nachahmer  des  D.  Seghers 

1207  Steinrelief  der  heil.  Familie,  von   Blumen   umrankt.     Maria 
(1036)  hält  das  Kind  auf  ihrem  Schoosse;  von  rechts  naht  der  kleine 

üobein  joüanries  mit  seinem  Lamm ;  von  links  bringt  ein  anderes 
Knäblein  Früchte.  Ein  Blumenkranz  umrankt  den  Barock- 
rahnien.  Links  unten  ein  gelber,  rechts  ein  brauner  Schmetterling. 

Leinwand;  h.  1,18%;  br.  0,90%.  —  Zwischen  1730  und  1735  durch  v. Gotter. 
1904  ans  Rathaus  zu  Döbeln. 

Adriaen  van  Utrecht 

Geb.  zu  Antwerpen  den  11.  Januar  1599;  gest.  daselbst  den 
5.  Oktober  1652.  Schüler  des  Härmen  de  Nijt.  Nach  Reisen 
in    Frankreich.    Italien    und   Deutschland  tätig  zu  Antwerpen. 

1208  Ein  Tisch   mit  Speisen.    Der  reichbesetzte  Tisch  steht  vor 
(1091)  einer   grauen   Wand    und    einer    weinumrankten    Säule,    neben 

K  3  welcher  links  der  Garten  hervorblickt.  In  der  Mitte  eine  Fastete, 
ein  Hummer  und  ein  hoher  Goldpokal;  links  ein  weinbekränzter 
Römer  und  Zitronen :  rechts  ein  üppiger  Fmohtkörb.  Am 
Fussboden  rechts  Musikinstrumente  und  ein  Notenhel't;  in  der 
Mitte  ein  kupferner  Weinkühler  mit  Flaschen  und  Artischoken. 
Links  vorn  eine  Katze  und  ein  Hund  im  Streit  um  Knochen. 
Oben  an  der  Säule  ein  Eichhörnchen.  Bezeichnet  unten  rechts 
(verkleinert  und  in  zwei   Reihen  gebracht); 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  391 

Leinwand  ;  h.  1,84 ;  br.  2,27.  —  Inventar  1754,  II  43.  —  Phot.  Braun  XV,  25. 

Juriaen  Jacobsen 

Angeblich  in  Hamburg-  1610  geboren,  Schüler  des  F.  Snijders 
zu  Antwerpen  gewesen,  1659  und  1660  urkundlich  in  Amster- 
dam. Bredius  N.  N.  Ein  Bild  seiner  Hand  von  1678  in 
der  Hamburger  Kunsthalle  beweist,  dass  er  nicht  1663  ge- 
boren sein  kann.  Vielleicht  sind  die  Angaben,  die  ihn  erst 
1630  geboren  werden  und  1685  in  Leeuwarden  sterben  lassen, 
vorzuziehen.    Hamburgisches  Künstlerlexikon  I,   1854,  S.  121. 

Ein    Wildschwein    im    Kampfe    mit    Hunden.      Fünf  Hunde     1209 
haben  den  Eber  angegriffen,  der  sich,  indem  er  nach  links  vor-  (1107) 
wärts  stürmt,  nach  rechts  umwendet.    Einen  von  den  Hunden      J  2 
hat  er  zu  Boden  getreten,  einen  zweiten  zurückgeworfen.    Die 
andern  drei  packen    ihn    von    hinten    und    an    beiden   Seiten. 
Bezeichnet  unten  links  (verkleinert): 


Leinwand;   h.  1,82;  br.  2,34  J^.    —   Inrentar  1754,   II  273.  —  Phot.  öes.  ; 
Bruckm. 


392     Antwerpener  Tier-,  Frucht-,  Blumenmaler.  XVII.  Jahrh. 


Jan  Fyt 

Getauft  zu  Antwerpen  den  15.  März  1611;  gest.  daselbst  den 
11.  September  1661.  Schüler  des  Frans  Snyders.  Reiste  in 
Frankreich  und  Italien,    arbeitete  hauptsächlich  in  Antwerpen. 

1210  Stilleben  mit  einem  toten  Hasen.     Vor  brauner  Wand  auf 

(1117)  dem  Tische  liegen  ein  Hase,    Geflügel    verschiedener  Art  und 

47  a     Zitronen,    stehen  links  blau-weisse   Schüsseln,    ein  Krug,    ein 

Weinglas  neben  roter  Decke    unter  grauem  Vorhang.     Rechts 

der  Garten.     Bezeichnet  rechts  unten: 


Joannes 


Leinwand;  h.  0,81;  br.  1,00.  —  Inventar  1754,  II  65.  —  Phot.  Bruckm. 

1211  Hund,  Zwerg  und  Knabe.  Der  grosse  weisse  Hund  mit  gelbem 

(1122)  Flecken  am  Kopfe  steht,  nach  rechts  gewandt,  vor  dem  links  an- 
gebrachten roten  Vorhang.  Rechts  vor  ihm  steht,  ihn  am  Hals- 
band haltend,  ein  Knabe  in  grauem  Rock  mit  rotem  Mantel; 
rechts  hockt  ein  in  dieselben  Farben  gekleideter  Zwerg  Jam  Boden. 
Im  Mittelgrunde  spriessen  Rosen.     Bez.   unten    in    der  Mitte: 


J  4 


Leinwand;  b.  1,381;  br.  2,03%.  —  1871  im  Kunsthandel  zu  London  erworben. 
—  Die  Figuren  werden,  schwerlich  mit  Recht,  dem  Thomas  Willeboirts  (gob.  zu 
Bergen- op-Zoom  1614,  gest.  zu  Antwerpen  den  23.  Januar  1654)  zugeschrieben.  — 
Phot.  Braun  XIII,  27;  Phot.  Ges. ;  Hautet. ;  Bruckm. 

1 2 1 2  Zwei    tote    Rebhühner    und    ein    Jagdhund.       Die    Hühner 

(1119)  hängen    links    am    Felsen.     Von  dem   Jagdhund,    der  sie  be- 
L  3      schnüffelt,  ist  nur  der  Kopf  rechts  sichtbar.     Bezeichnet  links 
unten  (wie  N.   1210):   Joannes  Fyt. 

r^einwami ;  h.  0,40 ;  br.  0,56.  —^Inventar  1754,  II  508. 


Vlänrische  Schule.     XVII.  Jahrhundert 


393 


Totes  Geflügel.  Es  ist  im  Freien  an  Felsen  gelehnt:  ein  Teil 
auf  einem  höheren,,   ein  anderer  auf  einem   niedrigeren  Steine. 

Leinwand;  h.  0,753^;  br.  0,57%.  —  Vielleicht  1666  zur  Kunstkammer.  Vgl. 
Hh.  S.  272.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1693. 

Ein  geschlachtetes  Zicklein.  Die  junge  Ziege  ist  an  einem 
Hinterbeine  aufgehäugt.  Ihrem  Hals  entrinnt  noch  Blut.  Im 
Hintergrunde  Bäume. 

Leinwand ;  h.  0,73 ;  br.  0,60.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1694.  — 
Dort  als  Fyt ;  und  so  auch  noch  bei  H.  Uns  scheint  die  Urheberschaft  dieses  Meisters 
nicht  zweifellos  zu  sein.     Doch   tritt  Seidlitz  (Rep.  XVI,  p.  370)   wieder  für  sie  ein. 


1214 

(H21) 
51  a 

1215 

(1120) 
51  a 


Angeblich  Jan  Fyt 

Stilleben  mit  einem   Hasen    und  Vögeln    am    Ringe.     Ueber  I2I5A 
dem  Hasen,  der  auf  dem  Tische  liegt,    hängen  zwei  Eisvögel,  (1118) 
eine  Meise  und  eine  Ente  au  einem  Eisenringe.    Anderes  Ge- 
flügel liegt  links  neben  dem  Hasen;    rechts   eine  Melone  und 
Artischocken.     Brauner  Waldgrund.     Bez.  unten  in  der  Mitte: 


M  3 


Leinwand;  h.  0,86;  br.  1,17.  —  1887:  N.  1213.  —  Inventar  1754,  D  66. — 
Die  Ansicht  Scheibler's  (Dr.  Not.),  dass  die  Inschrift  gefälscht  und  das  übrigens  gute 
Bild  kein  Werk  Fyt's,  sondern  A.  von  Utrecht's  oder  eines  anderen  sei,  ist  sicher 
richtig.  Doch  hat  der  Urheber  dieses  Bildes  noch  nicht  festgestellt  werden  können. 
An  Adr.  von  Utrecht  denken  auch  Frimmel  und  der  Comte  Charles  Cavense;  ein 
jüngerer  Kenner  an  Alexander  Adriaenssen  (Antwerpen  1587 — 1661).  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Hund,    totes  Wild    und    Früchte.      Der    Hund   kommt    1216 
schnüffelnd  von  links.     In  der  Mitte  liegen  ein  Eberkopf,  ein  (1124) 
Hase,  Hühner  und  kleinere  Vögel.     Kechts    sind    die   Früchte  ständehaus 
angeordnet;    unten  eine  Melone    und    Aepfel:     oben    Trauben, 
Feigen,  Pfirsiche  usw.     Die  Landschaft  links. 

Leinwand;  h.  0,84J^;  br.  1,17.  —  Inventar  1754,  H  606  als  Fyt.  Schon 
bei  H.'  richtiger  als  »unbekannt«. 

Thomas  van  Apshoven 

Geb.  zu  Antwerpen  den  30.  November  1622,   gest.  daselbst  im 
Sommer  1665.     Schüler  seines  Vaters  Ferd.  von  Apshoven  I, 


394     Antwerpener  Tier-,  Frucht-,  Blumenmaler.  XVII.  Jahrh. 

älterer   Bruder  des   Ferd.  van    Apshoven    II.    Nachfolger    des 
David  Teniers  II.     Vergl.  N.  HOL     Tätig  in  Antwerpen. 

1217  Ein  Frühstück.     Vor  graubrauner  Wand  auf  gelbem  Holz- 
(1125)  tisch  über  grüner  Decke  steht  ein  Zinnteller  mit  Austern  und 

14  c  mit  einer  angeschnittenen  Zitrone;  daneben  ein  Römer  mit 
Rheinwein,  rote  Kirschen,  grüne  Trauben  und  eine  Orange. 
Bezeichnet  links  unten:  T.  V.  APSHOVEN. 

Eichenholz;  h.  0,27%;  br.  0,40.  —  174t  durch  Kaiserlin;;. 

Joris  van  Son 

Getauft  zu  Antwerpen  den  24.  September  1 623 ;  begraben 
daselbst  den   25.  Juni   1667.     Tätig  in  Antwerpen. 

1218  Früchte  und  Gemüse.     Vor    einer  Landschaft    steht   links 

(1113)  eine    Delfter    Schüssel    mit    Trauben,     Erdbeeren,     Aprikosen. 
X  2     Daneben  liegen  Spargeln,  Pfirsiche  und  eine  grüne  Traube. 

Leinwand;  li.  0,17%;  hr.  0,64.  —  1710  erworben.  —  Inventar  so,  A  2609, 
als  loh.   v.  Son. 

1219  Ein  Frühstück.    Vor  graugelber  Wand  ein  blauweisser  Stein- 

(1114)  gutteller,  ein  Glas  Bier,  Zitronen,  Trauben,   Pfirsiche  usw. 

K  2  Leinwand;  h.  0,49;  br.  0,64%.  —  1741  durch  Kaiserüng. 

1220  Distel  und  Kornblumen.    Eine  mächtige  Distel  spriesst  vor 

(1115)  grauem  Wandgrunde.    Neben  ihr  blühen  Kornblumen,  Kamillen- 
piauen  i.  v.  un(|  amiere  Blumen.     Links  die  Landschaft. 

Leinwand;  h.  1,05;  br.  0,SH.  —  Invent.  1722,  B  1308,  ohne  Angabe  des 
Künstlers.  Damals  in  Moritzburg.  Die  Urheberschaft  des  Son  schon  bei  H.  wohl 
mit  Recht  bezweifelt.  —  1902  an  den  Kunstverein  Flauen  i.  V. 

Jan  van  Kessel  d.  ä. 

Geb.  zu  Antwerpen  den  5.  April  1626;  gest.  daselbst  Ende 
April  167!).  SohnJeroom  van  Kesselt,  Enkel  Jan  Braeghel's  1., 
Schüler  des  Simon  de  Vos  und  Jan  Brueghers  II.  Tätig  haupt- 
sächlich zu  Antwerpen. 

1221  Ein  Tisch  mit  Speisen.     Vor   grauer  Wand    auf  braunem 
(1123)  Tische  über  blauer  Decke  liegt  in  der  Mitte  ein  grosser  roter 

18  a  Hummer.  Daneben  zwei  Zinnteller  mit  Taschenkrebsen  und 
Krabben,  ein  angeschnittener  Schinken  und  Früchte  der  ver- 
schiedensten Art.  Weiter  oben  zwei  Gläser.  Bezeichnet  an 
dem  Zettel  links  oben: 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert 


395 


co»w    y  f^f 


Leinwand;  h.  0,85Va ;  °r.  1,17.  —  Wahrscheinlich  Inv.  1754,  II  597,  als 
de  Heem.  —  Die  Jahreszahl  wurde  früher  stets  1654  gelesen  und  das  Bild  dement- 
sprechend Jan  van  Kessel  zugeschrieben.  —  F.  J.  v.  d.  Branden  (a.  a.  0.  p.  1098) 
liest  die  Jahreszahl  1634  und  schreibt  das  Bild  daher  dem  Jerooni  ran  Kessel  (1578 
bis  1636)  zu,  der  der  Vater  Jan's  war.  Die  etwas  verletzte  Jahreszahl  ist  jedoch 
nicht  deutlich  genug,  um  sich  auf  sie  zu  stützen ;  und  dem  Stil  nach  stimmt  das 
Bild  wohl  zu  einigen  anderen  Bildern  Jan  van  Kessel's,  in  denen  er  ebenfalls  aus- 
nahmsweise durch  de  Heem  beeiivflusst  erscheint.  Für  Jeroom  ist  der  Stil  des 
Bildes  zu  modern.     So  auch  Scheibler.  —  Phot.  Bruekm. 

Cornelis  de  Heem 

Getauft  zu  Leiden  deu  8.  April  1631,  begraben  zu  Antwerpen 
den  17.  Mai  1695.  Schüler  seines  Vaters  Jan  Davidsz  de  Heem. 
Tätig  im  Haag,  hauptsächlich  aber  zu  Antwerpen. 

Ein  Hummer,  Früchte  und  Blumen.    Der  rote  Marmortisch  1222 

ist  rechts  mit  grüner  Sammetdecke  belegt.     Auf  dieser  liegt  der  (1262) 

Hummer.      Links    eine    blau -weisse    Schüssel    mit   Früchten.  18  c 
Daneben  eine  schöne  grüne  Traube.     Bez.  oben  rechts: 


(X>E(HEEiT!^ 


Leinwand;    h.  0,40;    br.  0,52 '4-  —   Inventar  1722,  A  53.  —  Phot.  Hanfst. 

Ein  Bund  Früchte   an  blauem  Bande.      Trauben,    Mispeln,    1223 
Orangen,  Kirschen /"Kornähren,  angebrochene  Feigen,  eine  an-  (1267) 

20  a 


396     AntwerpenerTier-,  Frucht-,  Blumeumaler.  XVII.  Jahrh. 

geschnittene  Melone,    ein  Maiskolben,    alles   an   einem  blauen 
Bande  aufgehängt.     Bezeichnet  oben  rechts: 

Die  Buchstaben  J.«D.  vor  der  Bezeichn.  sind  später  hinzugefügt. 

Leinwand;  h.  0,64%;  br.  0,53.  —  1727  durch  Leplat:  Inv.  1722  ff.,  A  1863. 

—  Bei  H.,  entsprechend  der  gefälschten  Bezeichnung,  als  Jan  Davidsz  de  Heem.  — 
Doch  sicher  Gegenstück  zu  den  folgenden  dreien.  —  Phot.  Bruekin. 

1224  Stilleben  mit  einer  Schachtel  und  einem  Weinglase.     Links 

(1260)  steht  ein  blau- weisser  Teller  mit  Erdbeeren  und  Stachelbeeren, 
18  b     rechts  ein  bekränzter  Römer  mit  funkelndem  Goldwein.    Ganz 

rechts  rote  Kirschen.     Bez.  links  unten: 

C  (pEQIEElTl  jf 

Leinwand;  h.  U,62V2  ;    br.  0,53%.  —    1727  durch  Le  Plat.  —  Inv.  1722  ff.. 
A  1828.  —  Gegenstück  zu  dem  vorigen  und  den  beiden  folgenden. 

1225  Stilleben   mit  Austern   und  einem   Römer.    Auf  Architektur- 
(1263)  stufen    liegen    unten    links  Trauben,    in    der  Mitte   eine    auf- 

18  b  gebrochene  Pfirsich,  rechts  Austern  und  Orangen,  oben  links 
rote  Trauben  und  Austern,  während  rechts  ein  Römer  steht. 
Bez.  rechts  in  der  Mitte  wie  N.   1224:  C.  DE  HEEM. 

Leinwand;  h.  0,63%;  br.  0,56.  —  1727  durch  Le  Plat.  —  Inv.  1722,  A  1827. 

—  Gegenstück    zu    den    vorigen    beiden    und    dem    folgenden.    —   Phot.  Hanfst. ; 
Timme ;  Bruckni. 

1226  Stilleben  mit  Austern    und  einer  Weinflasche.     Auf  Archi- 

(1261)  tekturstufeu  liegen  unten  links  Austern,  eine  Orange,  eine  Streu- 
20  a     büchse,  in  der  Mitte  eine  angeschnittene  Zitrone  und  Kirschen, 

rechts  eine  Feige  und  Trauben,   stehn   oben   eine  Weinflasche 
und  ein  Stengelglas.  Bez.  r.  i.  d.  M.  wie  N.  1224:  C.  DE  HEEM. 

Leinwand;  h.  ö,63Vai  br.  0,54.  —  172?  durch  Le  Plat.—  Inventar  1722  11'., 
A  18<>2.  —  Gegenstück  zu  den  vorigen  dreien. 

Ottmar  Elliger  d.  ä. 

Geb.  zu  Grothenburg  oder  Kopenhagen  1633,  begraben  zu  Berlin 
den   21.  Dez.   1679.     Schüler   des  D.  Seghers  in  Antwerpen. 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  397 

Tätig   erst   in    Antwerpen,    dann    in   Amsterdam,    wo   er    sich 
1660  verheiratete,  seit  1670  als  Hofmaler  in  Berlin. 

Blumen  und  Früchte.     Vor  grauem  Waldgrunde  auf  stei-    1227 
nerner  Brüstung  sind  eine  Tulpe,  Rosen  und  Vergissmeinnicht  (1126) 
mit  Johannisbeeren  und  einer  Kornähre  zusammengefügt.    Links     19  b 
auf  dem  Blatt  ein  Maikäfer.     Bez.  unten  in  der  Mitte: 


UfPmüA.  Slüi 


eciir. 


iCVVR.. 


Eichenbolz;  h.  0,3854;  br.  0,30.  —  Nicht  1727  erworben,  wie  H.  annahm, 
sondern  wie  seine  Inventar-  Nummer  2723  beweist,  1741  durch  Kaiserling.  — 
Phot.   Bruekm. 

Blumen    und    Früchte   mit   blauer  Schleife.     Hosen,  andere    (228 
Blumen  und  die  Früchte   aller  Jahreszeiten  liegen  teils  unten  (1127) 
auf  grauem  Stemtisch,  hängen  teils  von  oben  an  blauer  Schnur     13  c 
mit  blauer  Schleife  herab.  Undeutlich  die  Bezeichnung:  Ottmar 
Elliger  F.  A.  16  .  .  .  unten  am  Gesimse. 

Eichenholz;  h.  0,63J^;  br.  0,44.  —  1727  auf  der  Leipziger  Messe  erworben. 
—  Inventar  1722—58,  A  1776. 

Nicolaas  van  Veerendael 

Getauft  den  19.  Februar  1640  in  Antwerpen;  begraben  daselbst 
den  11.  August  1691.  Schüler  seines  Vaters.  Tätig  zu  Ant- 
werpen,   nicht    selten  mit  anderen  Malern.     Vergl.  N.   1091. 

Ein  Affenschmaus.     Bekleidete  Affen  und  Aeffinnen,  letz-  1229 

tere  mit  ihren  Jungen,    sitzen   schmausend    um  eine  gedeckte  (1161) 

Tafel.  Links  im  Mittelgrund  küsst  sich  ein  Affenpärchen.  Eechts  9  a 
hinten  die  Küche,  vorn  ein  Affe,  der  Kessel  putzt.    Bez.  u.  r.: 

Eichenbolz ;  h.  0.29  ;  br.  0.37V2.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Tamme. 

Ein   Blumenstrauss.    Auf  grauem  Steintisch  vor  schwarzem     1230 
Grunde  ein  in  erhabener  Arbeit  verziertes  Steingefäss  mit  dem  (1162) 

14  a 


398  Wallonische  Schule.     XVII.  Jahrhundert 

Bluraenstrauss ,    aus    dem    links    ein   Brombeerenzweig    herab- 
hängt.    In  der  Mitte  eine  Schnecke.     Bez.: 


a  [l^v ( /Ise&fadau^  • 


Eichenholz;  h.  0,55%;  br.  0,42%.  —  Inventar  1754,  II  319. 

H.    Die  wallonischen  Meister 
Bartholet  Flemal  (Flemalle) 

Geb.  zu  Lüttich  1614,  gest.  daselbst  1675.  Schüler  des  Ger. 
Douffet.  In  Italien  und  Frankreich  vom  Stile  der  Italiener  und 
Franzosen,  besonders  von  demjenigen  N.  Poussin's  beeinflusst. 
Tätig  eine  Zeit  lang  in  Paris.    Schliesslich  wieder  in  Lüttich. 

1231  Aeneas'  Abschied  von  Troja.     Rechts  die  brennende  Stadt. 
(1094)  Vorn  in  der  Halle  steht  Aeneas,  nach  links  gewandt,  den  mit 

P  9  seinen  Rüstungsstücken  beschäftigten  Dienern  gebietend.  Neben 
ihm  stehen  seine  Gattin,  sein  Sohn  Ascanius  und  der  Pädagog. 
Ganz  rechts  sitzt  sein  alter  Vater  Anchises.  Bez.  rechts  in 
der  Mitte:  BARTHOLET  FLEMAL. 

Eichenholz;  h.  0,49;  br.  0,63V«.  —  Inventar  1722,  A  377.  —  Nach  anderen 
(Waagen)  stellte  das  Bild  die  Bewaffnung  des  Pelopidas  dar.  —  Phot.  Hruckni. 

Wallerant  Vaillant 

Geb.  zu  Lille  1623,  begraben  zu  Amsterdam  den  2.  September 
1677.  Schüler  (1639)  des  Erasmus  Quellinus.  Tätig  zu 
Middelburg,  Frankfurt  a,  M.,  Heidelberg,  Paris  und  Amsterdam. 
Seine  Hauptbedeutung  liegt  in  seinen  Schabkunstblättern. 

1232  Ein  Briefhalter.   Ein  Brett  von  weichem  Holz  ist  mit  rotem, 
(1991)  durch  Nägel    gehaltenem    Band    überspannt,    hinter   dem  eine 

P  8  Anzahl  von  Briefen,  eine  Gänsefeder  und  ein  Schabeisen  stecken. 
Der  mittlere  Brief  trägt  die  Aufschrift:  Anx  fr  er  es  Waller  and 
et  Bernard  Vaillant  au  chateau  de  Heydelberg.  Von 
nachstehender  Bezeichnung  steht  die  Namenszeichnung  unten 
links  auf  einem  Briefe,  steht  die  Jahreszahl  oben  in  der  Mitte: 


Vlämische  Schule.     XVII.  Jahrhundert  399 


8#     ~J^im4 
1    '       ' 

Leinwand;  h.  0,51%;  br.  0,40%.  —  Zuerst,  ohne  Provenienzangabe,  in  H.'s 
Verzeichnis  von  1862.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Gerard  Lairesse 

Geb.  zu  Lüttich  1641,  begraben  zu  Amsterdam  den  21.  Juli  1711. 
Schüler  seines  Vaters  und  des  Berth.  Flemal  zu  Lüttich.  Tätig 
hauptsächlich  in  Amsterdam,  doch  auch  in  Herzogenbusch,  in 
Utrecht  (1665)  und  im  Haag  (1684).  Auch  als  Theoretiker 
und  Kunstschriftsteller  (Groot  Schilderboek)  von  Einfluss. 

Der  Parnass.     (Ovid  Metam.  V,  253— 258.)    In  einer  mit    1233 
hohen  Prachtbäumen   ausgestatteten  Landschaft  thront  Apollon  (1659) 
mit    seiner    Leyer    links    auf  Wolken    und    blickt    zur  Pallas      6  b 
Athene  empor,  die  über  ihm  ruht.     Unten  ergehen  sich  spielend 
und  tanzend,   in  mannigfaltigen  Stellungen,  von  Liebesgöttern 
und  Genien  umspielt,  die  Musen.     Rechts  enteilt  Herkules  im 
Lowenfell  mit  geschwungener  Keule.     Bez.  unten  rechts: 


£.  -G'V^^y 


Eichenholz;  h.  0,77 %;  br.  1,52%.  —  Inventar  1722,  A  394.  —  Radiert  von 
P.  v.  d.  Berge.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

Bacchanal.    Rechts  im  Gebüsch  steht  die  Herme  des  Gottes    1234 
der  Fruchtbarkeit,  dem  eine  Frau  aus  einer  Muschel  zutrinkt.  (1660) 
Vorn  sitzt,  nach  links  gewandt,  ein  Jüngling,  der  die  Flöte  bläst.      6  b 
Links  tanzt  ein  nacktes  Paar.    Ein  zweites  Paar  ruht  links  vorn, 
ein  drittes  rechts  unter  der  Herme.    Hinten  umtanzen  nackte 
Frauen  eine  Bildsäule.     Daneben  ein  flammender  Altar. 

Leinwand;  h.  0,70%;  br.  0,75%.  —  Inv.  1722,  454.  —  Zeigt  das  vorige, 
bezeichnete  Bild  den  Ansehlnss  des  Meisters  an  Flemal  nnd  an  Poussin,  so  zeigt 
dieses,  das  später  in  Holland  gemalt  sein  wird,  in  der  Formengabe  wie  in  der 
Modellierung  daneben  den  Einfluss  der  realistischen  Schule  dieses  Landes. 


400  Vläniische  Schule.     XVII.  Jahrhundert 

1 234  Bacchanal.    Rechts  im  Gebüsch  steht  die  Hernie  des  Gottes 

(1660)  der  Fruchtbarkeit,  dem  eine  Frau  aus  einer  Muschel  zutrinkt. 
6  b  Vorn  sitzt,  nach  links  gewandt,  ein  Jüngling,  der  die  Flöte  b  st. 
Links  tanzt  ein  nacktes  Paar,  der  Mann  von  hinten,  die  Frau  von 
vorn  gesehen.  Ein  zweites  Paar  ruht  links  vorn,  ein  drittes  rechts 
unter  der  Herme.  Im  Hintergrunde  umtanzen  nackte  Frauen  eine 
Bildsäule.    Daneben  ein  Altar  mit  lodernder  Flamme. 

Leinwand;    h.  0,70%;    br.   0,75J^.   —   luv.  1722,  454.    —   Zeigt   das   vorige 
bezeichnete   Bild   den  Ansckluss   des   Meisters   an  Fifemal   und   an  Poussin.    so   seigt 
dieses,   das  später  in    Holland   gemalt  sein   wird,   in   der  Forrnengabe,    wie    in    der 
Modellirung,  daneben  des   Kinllnss  der  realistischen  Scb.de  dieses  Landes. 


A.  Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         401 


Zweite  Hälfte. 

]>ie  holländische  Schule 

A.  Die  Utrechter  Schule. 

Abraham  Bloemaert 

Geb.  zu  Gorkum  um  Weihnachten  1564,  gestorben  zu  Utrecht  den 
27.  Januar  1651.  Schüler  des  Joost  de  Beer  in  Utrecht. 
In  Paris  unter  Hier.  Francken  d.  ä.  weitergebildet.  Thätig  zu 
Amsterdam  und  hauptsächlich  zu  Utrecht,  wo  er  eine  grosse,  noch 
unter  italienischem  Einflüsse  stehende  Schule  gründete. 

Männliche  Studie.  Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  1235 
graubraunem  Grunde.  Der  weisshaarige,  weissbärtige  Alte  im  (877) 
grauen  Rock  beugt  den  Kopf  etwas  zurück.  Bezeichnet  oben  links: 


P  1 


oefttactt  fec 

16?? 


Eichenholz;  h.  0,37 }4;  br.  0,27  34.  —  Inschrift  auf  der  Rückseite:  „In  die 
Kunstkammer  kommen  am  15.  Martij  1700."  —  luv.  1722,  A  241. 

Die  Kreuzigung  Petri.  Der  nackte  Apostel  ist  bereits  mit  dem  1236 
Kopfe  rechts  unten  an's  Kreuz  genagelt.  Drei  Henker  richten  (876) 
es  auf.     Schlichter,  graubrauner  Grund.  P  8 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  0,4134.  —  Nach  H.  1700  zur  Kunstkammer.  — 
Uebrigens  Inv.  1722,  A  100;  hier  als  »Copie«;  und  schon  hier,  wie  noch  bei  H.  als 
»Kreuzigung  des  heil.  Andreas.«  Wir  vermögen  jedoch  nur  die  Kreuzigung  Petri  in 
dem  Bild  zu  erkennen.  Nach  H.  wäre  es  eine  Copie  Bloemaerts  nach  einem  Gemälde 
Michel  Angelo's  da  Caravaggio.  Ein  solches,  welches  mit  unserem  übereinstimmte, 
ist  uns  nicht  gegenwärtig. 

Cornelis  van  Poelenburgh 

Geb.  1586  zu  Utrecht,  gest.  daselbst  den  12.  August  1667. 
Schüler-  des  Abr.  Bloemaert.  In  Italien  unter  dem  Einflüsse  Els- 
heimer's  zu  seiner  besonderen  Richtung  ausgebildet.  Thätig 
hauptsächlich  zu  Utrecht. 

26 


402         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1902.     Die  Auffindung   der   echten  Bezeichnung  beweist,    dass   das  Bild   in  der  Tat 
von  Poelenburgh    herrührt.     Bilder   von  Haensbergen   vgl.   unten   N.  1306 — 1310 A. 

1243  Landschaft  mit  Tobias  und  dem  Engel.    Links  vorn  in  heller, 

(1 206)  heiterer  Berglandschaft   kniet  der  junge  Tobias,    den  Fisch  in 
9  c      der  Hand,    nach   rechts   gewandt,    vor  dem  geflügelten  Engel- 
jüngling.   Hinter  ihm  sein  Hund.    Bez.  1.  unten  (unecht):  C. P. 

Eichenholz;  h.  0,26%  ;  br.  0,33J£.  —  Inv.  1754,  II,  82.  —  Die  Unechtheit  der 
Inschrift  tut  der  Echtheit  des  Bildes  keinen  Abbruch.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

1244  Landschaft    mit    badenden    Frauen.     Links    vorn    in    dem 
(1200)  Flusse,  der  in  der  Mitte  der  Schlucht  einen  kleinen  Wasserfall 

9  c      bildet,  baden  vier  Frauen.    Zwei  andere,  halbbekleidete,  stehen 
vorn  am  Ufer.    Angeblich  bezeichnet  r.  unten  (fraglich):  C.  P. 

Eichenholz;  h.0,26%;  br. 0,34.  —  Inv.  1754,  II  81. —  Gegenstück  zum  vorigen. 

1245  Landschaft    mit    badenden  Nymphen.     Links   vor  der  oben 

(1207)  bewaldeten  Schlucht,    in  welcher  der  Fluss  strömt,  sitzen  fünf 
9  c      Nymphen  und  steht  eine  sechste.     Andere  baden  in  der  Mitte 

und  rechts  im  Fluss.     Rechts  hellbeleuchtete  Gebäudetrümmer 
vor  fernen  blauen  Bergen.    Bez.  unten  r.  (wohl  unecht):  C.  P. 

Leinwand;  h.  0,40%;  br.  0,52%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1633.  — 
Die  Unechtheit  der  Inschrift  tut  unseres  Erachtens  der  Echtheit  des  Bildes  keinen 
Abbruch.  Andere  meinen  in  diesem  Bilde  und  den  beiden  folgenden  die  Hand 
Haensbergen's  zu  erkennen;  wir  können  uns  davon  nicht  überzeugen. 

1246  Landschaft    mit    halbnackten    Männern.     Vorn    am    Rande 

(1208)  des  Flusses,  der  links  im  Mittelgrunde  einen  kleinen  Wasserfall 
7  a      bildet,    begrüssen    zwei    halbnackte  Männer   einen  dritten,    der 

auf  einem  Steine  sitzt.    Ein  vierter  badet.    Links  auf  der  Höhe 
eine  ummauerte  Stadt.     Angeblich  C.  P.  bezeichnet. 

Eichenholz;  h.  0,33%!  br.  0,28.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1717.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.    Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1245. 

1247  Landschaft    mit    halbnackten  Frauen.     Rechts    vorn    unter 

(1209)  überhängenden   Felsen    sitzen    zwei    halbnackte  Frauen    neben 
7  a      einer  dritten,   stehenden,  während  eine  vierte  dem  Flusse  ent- 
steigt.    Links  Gebäudetrümmer;  in  der  Mitte  Fernblick. 

Eichenholz;  h.  0,33%;  br.  0,28.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1716.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1245. 

1 248  Die  Anbetung  der  Könige.     Links  thront  Maria  im  Ruinen- 

(1210)  gemäuer;    ein  Engelreigen    schwebt    über  ihrem  Haupte.     Der 
9  b      älteste  König  kniet  vor  ihr  und  küsst  den  Fuss  des  Kindes;  links 

harrt  der  zweite;  rechts  steht  der  dritte,  der  schwarze.    Zahl- 
reiches Gefolge  im  Mittelgründe.     Angeblich  bezeichnet:  P. 

Eichenholz;  h.  0,40%;  br.  0,30.  —  Inv.  1722,  A  601. 


A.    Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         403 

Schüler  C.  Poelenburgh's  und  Pieter  Bout 

Ueber  Bout  vergleiche  oben  zu  1168 — 1175. 
Herden  im  Flusse.     Links  jenseits  des  Flusses  ragen  alte    1250 
Ruinen.     Rechts    führt    eine  Brücke  hinüber,    zwischen    deren  (1211) 
Pfeilern  ferne  hellblaue  Berge  schimmern.     Den  Fluss  durch-      9  c 
schreiten  eine  Frau  auf  einem  Esel,  ein  Mann,  dem  ein  Hund 
folgt,  und  Rinder,  Schafe  und  Ziegen. 

Eichenholz;  h.  0,24;  br.  0,33%.  —  luv.  1722,  A  680,  als  »Hilius«.  —  Später 
die  Figuren  richtig  als  »Pieter  Bout«,  die  Landschaft  als  »Poelenburgh«.  —  Doch  ist 
ein  Zusammenarbeiten  dieser  beiden  Meister  wegen  ihrer  Altersunterschiede  unmöglich. 
Die  Landschaft  wird  von  einem  Schüler  Poelenburgh's,  etwa  Jan  van  Haensbergen  (1642 
bis  1705),  vergl.  unten  N.  1306  ff.,  herrühren.  —  Gest.  von  J.  G.  A.  Frenzel  »£  III,  25. 

Gerard  van  Honthorst 

Geb.  den  4.  November  1590  zu  Utrecht,  gest.  daselbst  den 
27.  April  1656.  Schüler  des  Abr.  Blomaert.  In  Italien  unter 
dem  Einflüsse  Caravaggio's  ausgebildet.  Tätig  hauptsächlich  in 
Utrecht,  vorübergehend  1620 — 21  jedoch  in  England  und  von 
1637 — 52  im  Haag.  Wegen  seiner  Darstellungen  bei  Kerzen- 
licht nannten  die  Italiener  ihn  Gherardo  dalle  Notti. 

Der  Zahnarzt.    Lebensgrosses  Kniestück.    In  der  Mitte  des     1 25 1 
Bildes,  nach  links  gewaudt,  sitzt  eiu  blondbärtiger  Mann  mit  (1215) 
nackter  Brust,  gelbem  Rocke  und  roten  Hosen  in  einem  Holz-      K  3 
sessel.    Hinter  ihm  steht  der  Zahnarzt  in  violettem  Rocke  und 
beugt  sich  über  ihn,  um  ihm  einen   Zahn    auszuziehen.     Sein 
ganz    in    hellblau  gekleideter  Geselle  leuchtet  rechts  vorn  mit 
einer  Kerze.     Links  stehen  vier    Zuschauer,    von    denen    einer 
die    rechte    Hand   des    Dulders    festhält.     Bez.  rechts   in    der 
Mitte :  G  .  v. :  Hont  Horst  :  fe  .  1622. 

Leinwand;  h.  1,47;  br.  2,19.  —  1749  aus  der  K.  Galerie  zu  Prag.  —  Ein 
gleiches  Bild  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien. —  Phot.  Braun  VII,  32;  Hanfst.; 
Tamnie;  Bruckm. 

Die  Alte  am  Tische.     Halbfigur   nach   links!     An  einem    1252 
Tische,  auf  dem  eine  brennende  Kerze   steht    und   eine  Brille  (1216) 
liegt,  sitzt  eine  alte  Frau  mit  roter  Jacke  und  weissem  Kopf-      L  2 
tuch.     Sie  hält  in  der  offenen  Rechten    zwei    Goldstücke,    auf 
die  sie  mit  dem  Zeigefinger  ihrer  Linken  deutet. 

Eichenholz;  h.  0,92%;  br.  0,70%.  —  Als  Inventar- Nummer  3884  im  Jahre 
1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  Alte  mit  der  Kerze  in  der  Hand.    Brustbild  nach  links    1253 
auf  braunem  Grunde.     Die  Alte  im   Kopftuch  und  feuerrotem  (1217) 

26*  L  2 


404         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Mantel  über  graugrünem  Kleide    hält   die  brennende  Kerze  in 
der  Rechten,  die  Linke  vor  die  Flamme. 

Leinwand;  h.  0,71  ;  br.  0,57J£.  —  Inventar  1722,  A   L6. 

Art  des  G.  Honthorst 

1254  Die  Alte  mit  der  Brille  in  der  Hand.     Brustbild  nach  links 
(1218)  auf  dunklem  Grunde.     Die  Alte  in  grauer  Jacke  und  weissem 

P  4  Schafpelz,  mit  einem  Kopftuch  über  Ohrenklappen,  hält  in  der 
allein  sichtbaren  Linken  ihre  Brille.  Scharfe  Beleuchtung 
von  links. 

Leinwand;  h.  0,61;  br.  0,47.  —  1740  aus  Leipzig  als  [nv.  8°,  A  2479;  damals 
ohne  Künstlernamen.  —  Bei  H.  (doch  wohlweislich  nur  frageweise)  als  Honthorst, 
von  dem  es  sicher  nicht  herrührt,  da  dieser  eine  andere  Färbung  und  eine  andere 
Modellierungsart  zeigt.  —  Wir  denken  mit  Scheibler  (Dr.  Not.)  am  ersten  an  H.  Ter- 
brugghen  (geb.  zu  Deventer  1588,  gest.  zu  Utrecht  1029),  Honthorst's  etwas  älteren 
Mitschüler,  der  freilich  in  der  Regel  kühler  im  Ton,  weicher  und  flüssiger  im  Vor- 
trag erscheint,  als  der  Meister  unseres  Bildes.  Ein  verwandter  Meister  ist  der  un- 
sere jedenfalls. 

Joost  Cornelisz  Droochsloot 

Geb.  1586;  gest.  zu  Utrecht  den  14.  Mai  1666.  Seit  1616 
Meister  der  Gilde  zu  Utrecht. 

1255  Eine  belebte  Dorfstrassse.  Links  die  Kirche,  rechts  das  Wirts- 
(1266)  haus,  vor  dem  im  Freien  getafelt  wird.     Links  vorn  sitzt  ein 

15  b  zerlumpter  alter  Bettler,  der  eine 
vor  ihm  stehende,  auf  ihren  Stock 
gestützte  Alte  mit  lebhafter  Geberde 
anredet.  Rechts  vorn  ein  kahler 
Baum.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,47 V,;  br.  0,03.  —  1874  aus  der  Sammlung  Keede  van 
Oudtshoorn  zu  Utrecht.  Vorher  in  der  Sammlung  Cremer  zu  Brüssel.  —  Phot.  Ges.; 
Bruckm. 

Daniel  Verfangen 

Geb.  im  Haag  um  1598.  Todesort  und  -Jahr  unbekannt. 
Nachweisbar  1658  in  Dänemark,  1673  und  1681  iu  Amster- 
dam;  1604  war  er  nicht  mehr  am  Leben.  Er  zeigt  die 
Poelenburgh'sche  Richtung  so  unverarbeitet,  dass  wir  ihn  zur 
Utrechter  Schule  stellen  müssen. 

1256  Die  Vertreibung  aus  dem  Paradiese.    Links  der  Engel  mit 
(1270)  dem  Flammenschwert  in  Wolken.     Rechts  das  erste  Menschen- 

9  a      paar  auf  der  Flucht.    Adam  stösst  sich  vor  Schrecken  an  einen 


A.    ütrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         405 

Stein,  auf  den  er  sich  mit  der  linken  Hand  und  dem  linken  Knie 
stützt.    Eva  folgt  ihm  mit  erhobenen  Händen.    Bezeichnet  u.  r. : 


5).  Vertan  den 


Kupfer;  h.  0,20;  Dr.  0,24% •  —  1741,  nach  dem  luv.  der  Kunatkamnier  von 
diesem  Jahre,  noch  daselbst.  In  der  Galerie  erst  nach  dem  Katalog  von  1835.  — 
Phot.  Bruckni. 

Balthasar  van  der  Ast 

Auch  Baltus,  nicht  Bartholomäus.  Geburts-  und  Todesjahr 
unbekannt.  Geb.  zu  Middelburg.  Er  trat  1619  der  Lukas- 
gilde  zu  Utrecht  bei,  wo  er  noch  1629  wohnte,  liess  sich  aber 
1632  in  Delft  nieder,  wo  er  1633  Bürger  wurde  und  noch 
1656  lebte.     Bredius  N.  N. 

Muscheln  und  Früchte.     Vor  grauer  Wand  auf  gelbgrauer    1257 
Steinplatte  liegen  Muscheln;  links  ein  Zweig  kleiner  Pfirsiche,  (1288) 
rechts  rote  Johannisbeeren,  Schneeglöckchen  und  Vergissmeinnicht.      14  c 
Vorn  links  klettert  eine  Eidechse  auf  den  Tisch.    Rechts  hängt 
eine  Spinne  an  ihrem  Faden.     Bez.  u.  r.: 


K 


{Vom 


Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,37.   —   Inventar  1722,  A  674.  —   Phot.  Tanime. 

Nikolaus  Knupfer 

Geb.  zu  Leipzig  1603,  gest.  1660  (nachKramm  III,  p.  88)  mög- 
licherweise zu  Utrecht,  wo  er  (nach  Muller,  Schilders -Vereeni- 
gingen  p.  123)  1637,  doch  nur  als  »Passant«,  in  die  Gilde  auf- 
genommen wurde.  Er  war  nach  Com.  de  Bie  (Het  gülden  Cabinet, 
p.  116)  um  1630  Schüler  des  Abraham  Bloemaert  zu  Utrecht. 

Familienbildnis.     Der  Künstler  selbst    und    seine  Familie,    1258 
wie  sein  Bildnis  im   »Gulden  Cabinet«   beweist.     Zugleich  das  (1975) 
Sprüchwort:   »Wie  die  Alten  sungen,  so  pfeifen  die  Jungen.«      13  a 
In  einem  Gartenzimmer  musiziert  die  reich  gekleidete  Familie 
an  einem  mit  farbiger  Decke  behängten  Tische.     Rechts  sitzt 
der  Hausherr,  das  Nbtenheft  in  der  Rechten  und  taktiert  mit 
der  Linken.  In  der  Mitte  steht  die  Hausfrau  hinter  dem  Tische. 
Sie  hält  mit  der  Rechten  ihr  Jüngstes,    das    die    Flöte   bläst. 


406         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Links  am  Tische  stehen  zwei  ältere  Kinder  mit  ihrem  Noten- 
hefte.    Bez.  unten  halb  rechts : 


V^^r 


Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,55.  —  Invent&rX'uarienti  (vor  1753)  N    1602.  — 
Phot.  Braun  XII,  32;  Häufst.;  Taniine;  Bruekm. 

Jan  Davidsz  de  Heem 

Geb.  zu  Utrecht  1606,  gest.  zu  Antwerpen  Ende  1683  oder 
Anfang  1684.  Schüler  seines  Vaters  David  de  Heem.  Tätig 
um  1628  zu  Leiden,  von  1632 — 1635  zu  Utrecht,  von 
1635—1667  zu  Antwerpen,  von  1667—1672  zu  Utrecht, 
seit  1672  wieder  in  Antwerpen. 
1259  Fruchtstück    vor   altem    Mauerwerk.     Eine    gelbe    Melone, 

(1249)  Pfirsiche,    grüne    und    rote    Trauben    bilden    die   Hauptstücke. 
18  e     Eine  rote,  gefüllte  Mohnblume,  auf  deren  Stengel  ein  Maikäfer 
kriecht,    liegt   in  der  Mitte.     Links  vorn  wachsen   Pilze ;    da- 
neben eine  Eidechse.     Rechts  spriessen  eine  blaue  Winde  und 
eine  Distel ;    an    dieser  ein  Schmetterling.     Bez.  rechts  oben  : 


v  Vc  J-feo/ 


Eichenholz;   h.  0,41  J^;  br.  0,54%.    —   Inv.  1722,  A  143.  —  Phot.  Häufst. 

Stilleben   mit  einem  Hummer.     Auf  grauem  Steintisch  mit 

1260     violetter   Decke  steht  eine  blau- weisse  Schüssel   mit   Früchten; 

(1250)  rechts  ein  roter  Hummer;  darüber  ein  Weinglas;  links  eine  an- 

18  b     geschnittene  Zitrone.  Von  eben  hängt  an  blauem  Bande  ein  Strauss 

mit  Brombeeren,  Mispeln.  Kornähren  herab.    Bez.  I.  o.: 

sc- 


d©©^"*"" 


Leinwand;  h.  0,67;  br.  0,56.  —  luv.  1722,  A  164.  —  Das  R  hinter  der  Be- 
zeichnung mancher  Bilder  de  Hooni's  (vorgl.  z.  B.  unsere  N.  1206  und  1267,  auf 
andere  haben  0.  Eisenmann  und  Bd.  Habioh  uns  aufmerksam  gemacht)  bedeutet  nach 
unserer  Ansicht,  »Ridder«,  Roubraken  I  (1718)  i1  ''1°:  »bot  locken  van  de  Ridders- 
scha|i  dat  In  droeg  is  neu  bewys  \an  de  agtinge  •  i i  zyu  Konst  gehad  IteefU, 


A.    Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         407 

—  In  Bezug  auf  den  Streit,  der  sich  hierüber  zwischen  Dr.  Toinan,  der  in  dem  R. 
ein  f  sah  und  es  »feoit«  las,  und  dem  Verfasser  dieses  Katalogs  entsponnen,  vergl. 
man  den  Nachtrag  zu  Woltmann  und  Woermann's  »Geschichte  der  Malerei»  m  (1888) 
S.  1122 — 1123.  Wie  de  Heem  das  f  =  fecit  gestaltete,  zeigen  die  übrigen  Inschriften 
dieses  Katalogs  zur  Genüge.  Auch  fehlt  es  keineswegs  an  Beispielen  dafür,  dass 
holländische  Künstler  nur  einigen,  nicht  allen  ihren  Namenszeichnungen  das  »fecit« 
hinzufügten.     Das  deutliche  R.  als  f.  zu  lesen,  ist  unmöglich.  —  l'hot.  Bruckm. 

Das  grosse  Stilleben   mit  dem  Vogelnest.     Vor    altem  Ge-     1261 
luäuer  sind  die  köstlichsten  Früchte  angehäuft;  iu   ihrer  Mitte  (1251) 
eine  gelbe  Melone,  an  deren  Anschnitt  eine  Wespe  nagt.     Links     17  a 
vorn  eine  Maus  und  eine  Eidechse.     Rechts  vorn  ein  Vogelnest, 
an  dem  Ameisen  kriechen;  daneben  ein  toter  Stieglitz  auf  dem 
Rücken.    Ein  lebender  Stieglitz  oben  auf  dem  Zweige.  Bez.  r.  u. : 


.Wi/Htem  4tai^> 


Leinwand;    li.  0,89;    br.  0,72.    —    1709    durch    Kaschke    aus   Antwerpen.  — 
luv.   1722,  A  482.  —  Phot.  Uanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Ein  Blumenstraus  in  einer  Silbervase.     Das   Gefäss    steht    1262 
auf  rötlichem    Marmortische,    auf    dem    links  Trauben,    rechts  (1252) 
eine  Kirsche  und  eine  Ranke  Brombeeren  liegen.     Am    Rand      13  c 
kriecht  eine  Schnecke.     Der  Strauss  besteht  aus  Rosen,  Tulpen, 
Nelken,  Schwertlilien  usw.     Bez.  u.  i.  d.  M.: 


3£>e 


Eichenholz;  h.  0,64;  br.  0,44.  —  Inventar  1722,  A  121. 

Früchte  und   Blumen  an  blauem  Bande.     Schwarzer  Grund  I  263 

in  einer  Steinnische.     Oben  am  Bande   die  Blumen,  unten  die  (1253) 
Früchte;  unter  letzteren  eine  "schöne  grüne  Traube,  ein  Zweig     15  c 
blauer  Brombeeren  und  eine  Kornähre.     Bez.  u.  i.  d.  M. : 


Q  Qfe  rf-/cem  / 


Leinwand;  h.  0,34V,  br.  0,29.    —   Nach  1728  durch  Wackerbarth.    —   Wir 
fanden  es  zuerst  im  Katalog  von  1835. 


408 


Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


I  264  Blumen    in    einer    Glasflasche.      In    der  Mitte   eine  blaue 

(1254)  Schwertlilie  zwischen  gefüllten  Mohnblumen,  Nelken  und  Kosen. 
14  c     Auf  dem  Steintische  daneben  Aprikosen,  Brombeeren  und  andere 

Früchte.     Am  Rande  eine  Schnecke.     Bezeichnet   links  unten 
(ähnlich  wie  die  vorigen):  J  .  D  .  De  Heem  f. 

Eichenholz ;  h.  0,48 ;  br.  0,37.  —  Inventar  1722,  A  174. 

1265  Memento  mori.     In  einem  Glasgefässe  ein  üppiger  Blumen- 

(1255)  strauss  mit  Kornähren   untermischt.     Rechts  davon  auf  einem 
47  b     Zettel    mit    der    Inschrift:    „Memento    mori"    eine    grosse 

Muschel;  daneben  der  Totenkopf.     Links  eine  Orange  und  eine 
Jnhannesbeere.     Bezeichnet  rechts  auf  dem  Zettel: 


Leinwand;  h.  0,8772?  kr.  0,65.  —  Inventar  1722,  A  187. 

1266  Ei"  Blumenglas.     Grosse  dunkelrote  Päonien  geben  den  Ton. 

(1256)  Links  hängt  eine  Winde,  rechts  eine  Kornähre,    in    der  Mitte 
47  b     eine  Brombeerranke    mit    reifen  Früchten.     Bezeichnet    unten 
in  der  Mitte  (ähnlich  wie  N.   1260): 


'jQQiHemijSb. 


Leinwand;  h.  0,85l/2    br.  0,67%.   —  luv.  1722,  A  17:'..   —  Vergl."en  K  I 

1267  Blumen  im  Glase  und  Früchte.    Auf  einer  Steinbrüstung  eine 

(1258)  grusse  Glasflasche  mit  bunten  Blumen  und  Schmetterlingen  auf 
schwarzem  Grunde.  In  der  Mitte  zwei  Schoten.  Links  auf  der 
Brüstung  Pflaumen,  Kirschen,  Eicheln;  rechts  ein  Zweig  Apri- 
kosen.     Vorn  eine  Libelle.      Bez.   unten   in  der  Mitte: 


M  1 


A.    Utrecliter  Schule.     XVII.  Jahrhundert 


409 


Leinwand;  h.  1,00%;  br.  0,75%.  —  1709  durch  Raschke  ans  Antwerpen. 
Inv.  1722,  A  370.  —  Waagen  (Handbook,  p.  519)  behauptet  merkwürdigerweise, 
das  Bild  trage  die  Namenszeichnung  des  Amsterdamer  Malers  Jacob  Ton  Walscapele 
(blühte  um  1670 — 1680),  von  dem  es  herrühre. — Vgl.  zu  N.  1260.  —  Phot.  Bruekm. 

Ein  Weinglas  in   umgrenzter  Steinnische.     In  der  Mitte  des     1268 
barocken  Architekturstückes  steht  ein  Römer    mit   funkelndem  (1259) 
Weine.     Die  Früchte  und  Blumen  haften  in  drei  Hauptsträussen     I7  c 
an  den  grauen  Steinverzierungen :  zwei  oben  links  und  rechts ; 
der  dritte,  der  aus  Zitronen,  Quitten,  Feigen,  Pflaumen,  Trauben, 
Kirschen  besteht,  unten  in  der  Mitte.  Unten  sitzt  ein  Nachtfalter, 
rechts  ein  Vogel  auf  der  Brüstung.  Bez.  r.  0.  (in  einer  Reihe): 

A 16  so* 

Leinwand;  h.  1,22;  br.  0,87.  —  Zuerst  sicher  im  »Catalogne«  von  1765.  Bei 
H.  wegen  seiner  abweichenden  Inschrift  als  Werk  des  Jan  de  Heem,  eines  Sohnes 
unseres  Jan  Davidz  de  Heem  angesehen.  Da  dieser  aber  (nach  F.  J.  v.  d.  Branden, 
p.  869)  erst  1650  geboren  wurde,  so  kann  davon  keine  Rede  mehr  sein.  Eine 
gleiche  Bezeichnungsform  findet  sich  übrigens  auch  auf  einem  von  1651  datierten 
Bilde  Jan  Davidsz  de  Heem's  im  Berliner  Museum.  Vergl.  auch  Bode  bei  v.  Zahn 
1873,  S.  204 ;  und  Scheibler  im  Repert.  VI,  S.  197. 

Art  des  J.  D.  de  Heem 

Früchte    und    Austern    mit    einer  Orangenblüte.      Auf  dem     1269 

Steintisch    rechts    eine    blaue  Decke   und  ein  Steinkrug,  links  (1287) 
ein  Messer  und  ein  Römer,  in  der  Mitte  Austern,  eine  Zitrone, 
eine  Orange  und  ein  Orangeblüteuzweig. 

Eichenholz;  h.  0,35%;  br.  0,56.  —  1856  aus  dem  Vorrat.  —  Vorher  nicht 
sicher  nachweisbar.  Bei  H.  frageweise  den  Werken  des  Aelst  angereiht ;  doch  er- 
kennen wir  eher  die  Richtung  des  de  Heem  in  dem  Bilde. 


L  3 


410         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Johannes  Both 

rieb,   um  1610  zu  Utrecht,  gest.  daselbst  deu  9.  August  1652. 

Schüler  des  Abr.  Bloemaert.    Iu  Rom  unter  dem  Einflüsse  Claude 

Lorrain's  weiterentwickelt.     Seit  1640  in  Utrecht  ansässig. 
1270  Italienische  Landschaft  mit  einer  Bogenbrücke  im  Hintergrunde. 

(1371)  Links    schöne,    sonnenbeleuchtete    Baumgruppen.     Rechts    das 
14  a     Flusstal.     Neben    der    steinernen  Bogenbrücke   ein   Rundturm. 

Blaue   Berge  im   Hintergründe.     Vorn    auf   dem   Wege  halten 


mit    seinem     Hunde.     Der    Himmel     ist        ^T) 


zwei    Reiter,   neben  ihnen  steht  ein  Jäger  >-"• 

unten  goldgelb,  oben  hellblau.   Bezeichnet     ^—/k^// 
links   unten:  ^ 

Eichenholz;  h.  0,10;   l»r.  0,55.    —    Zuerst   im  Jnvontar  Guarienti    (vor  I 
N.    L634.  —  L'hot.   Braun  XT,  25;   Raufst.;  Bruokm. 

1271  Ruinen  an  der  Seebucht.    Links  ein  schmaler,  hoher  Mauer- 

(1373)  rest,  in    dessen    Schatten    buntes  Volk    lagert.     Zwei    Männer 
7  b      spielen    Karten.      Rechts  im  Hintergrunde  die 
Seebucht.     Vorn  ein  Weg,  auf  dem  ein  Mann 
auf  einem  Esel  hervortrabt.    Bez.  links  unten: 


M- 


Eichenholz;  h.  0,51;  br.  0,41.   —  Inv.   1722,  A  226.  —  Phot.  Krnr.km.    . 

1272  Weg  über  baumreichem  Grunde.     Links  auf  dem  über  eine 

(1374)  kleine  Anhöhe  führenden   Wege  ein    Lastesel,    neben    dem  ein 
15  c      Mann   am   Stock  steht,   und  Mann    und    Frau  auf  zwei  anderen 

Eseln.     Vorn  in  der  Mitte  schöne,  hohe  Baumgruppen.    Rechts 
der  steile  Felsenabhang.   Links  Fernblick  auf  blaue    Bergzüge. 

Eichenholz;  h.  0,69;  br.  0,92%.  —  1751  von  der  Leipziger  Ustermesse.     H. 
Zuerst  im  Katalog  von   1817.  —  Kodiert  von  Ad    Zingg. 

1273  Weg   unter  Bäumen   im  Tal.     Der  Weg    führt  rechts  zum 
(1372)  Vordergrunde  hinab,   wo  drei  schlanke,   hohe   Bäume    aus   dem 

17  b  ünterholze  hervorragen.  Ein  Treiber  führt  sein  mit  bunter  Decke 
behängtes  Maultier  am  Zügel.  Weiter  links  ein  Reiter  auf  einem 
Schimmel.  Rechts  ein  Berg  mit  einem  Turm  am  Abhang,  einer 
ummauerten  Stadt  auf  dein  Gipfel.    In  der  Mitte  ferne  blaue  Berge. 

Leinwand;  h.  0,S6%;  l>r.  1,17.    —    Zuerst  im  Katalog    von  1817.    —    l'hot. 
Braun  XII,  35. 

Nach  Johannes  Both 

1274  Die   Brücke  unter  dem   Burgfelsen.     Der  Fluss  strömt  nach 

(1375)  links  vorn  herab.   Auf  der  Brücke  in  der  Mitte  treibt  ein  Hirt  seine 
15  a     Herde.     Rechts  vorn  oin  Baum  an  dem  Wege,  auf  dem  ein  Mann 


A.    Utreekter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         411 

zu  Esel  neben  einem  Fussgänger  reitet.  Links  im  Mittelgrunde 
ein  steiler  Berg,  oben  von  Ruinen  gekrönt.     Rechts  Fernblick. 

Leinwand ;  h.  0,8472  j  Dr-  lilSVa-  —  Zuerst  im  >-Catalogue«  von  1765  als 
Original.  —  Kann  jedoch  seiner  flaueren  Zeichnung  und  Malweise  wegen  nur  als 
Kopie  gelten.    So  auch  Scheibler,  Dr.  Not.,  und  Seidlitz  im  Ren.  XV],  S.  379. 

Dirk  Stoop  (van  der  Stoop) 

Geb.  zu  Utrecht  um  1610;  gest.  daselbst  1686.  Schüler  seines 
Vaters,  des  Glasmalers  Willem  Janszoon  van  der  Stoop.  Tätig 
anfangs  zu  Utrecht,  wo  er  1638  Mitglied  der  Gilde  wurde,  später 
in  Lissabon  und  in  England,  seit  1678  aber  wieder  in  Utrecht. 

Rast  während   der  Jagd.     In  einer  Felsenlandschaft  steht    1275 
ein   Bursche    mit    breitem    Hute,    von    Jagdhunden    umgeben,  (1360) 
schlafend    an    sein  braunes  Pferd    gelehnt.     Rechts  vorn  sitzt     P  10 
ein  Mann  zwischen  Hunden.     Rechts   im  Mittelgründe  kommt 
ein  Herr  heraufgeritten  und  sucht  den  Schläfer  wach  zu  schreien. 
Bez.  1.  am  Stein  (nicht  vollständig,  aber  unverkennbar):  D.  Stoop. 

Eichenholz;  h.  0,57;  br.  0,52.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835. 

Lagerszene.     Links  die  Zelte,    vor   denen  eine  Frau  und  1276 

eiri  Reiter    einander    die  Hand    reichen.      Links    vorn    hocken  (1534) 
Kartenspieler  am  Boden.     Rechts  vorn  liegt  ein  Mann  in  roter      9  a 
Jacke  am  Feuer.     Rechts  Blick  in  die  kahle  Landschaft. 

Eichenholz;  h.  0,31^;  br.  0,45.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag  (als  N.  3153). 
—  Später  im  Vorrat,  dem  es  1861  als  »unbekannt«  entnommen  wurde.  Als  .unbe- 
kannt« auch  noch  bei  H.  Es  ist  jedoch,  wie  neuere  Kenner,  z.  B.  Bode,  Schlie, 
Scheibler  mit  uns  anerkennen,  ein  gutes  unverkennbares  Bild  Dirk  Stoop's. 

Angeblich  Cornelius  Stoop 

Dieser  Meister  soll  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  in 
Hamburg  geboren  sein  und  später  in  England  gelebt  haben. 
Felsenhöhlen  usw.  sollen  seine  Spezialität  gewesen  sein.  Sein 
Name  weist  auf  Utrecht,  wie  der  Stil  unseres  Bildes. 

Eine  Felsengrotte  mit  einer  Statue.     Rechts   die  mächtige    1277 
Felsengrotte;    links   hinter   dem  Teiche   die  Landschaft.     Zwei  (1361) 
Frauen    steigen    in    der  Mitte   herauf.     Rechts   in   der  Grotte      P  5 
steht    eine  weibliche    Statue    auf  bekränztem  Postamente,   von 
Frauen  umringt.     Im  Hintergrunde  Priester. 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,50}^.  —  1741  durch  v.  Kaiserling  (N.  2750).  — 
Kam  1855  als  »Dirk  Stoop«  aus  dem  Vorrat.  Wurde  später  bei  H.,  wohl  des  Gegen- 
standes wegen  frageweise  auf  Cornelius  Stoop  getauft.  Unmöglich  erscheint  diese  Taufe 
nicht,  doch  fehlt  es  an  beglaubigten  Bildern  des  Meisters  zum  Vergleich.  —  Jeden- 
falls erinuert  es  auch  an  Abraham  von  Cuylenborch  (gest.  zu  Utrecht  1658). 


412         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Herman  Saftleven  d.  j. 

Geb.  zu  Rotterdam  1609  oder  1610.  gest.  zu  Utrecht  den 
5.  Januar  1685.  Jüngerer  Bruder  des  Cornelis  Saftleven; 
Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Herman  Saftleven  d.  ä.  zu 
Rotterdam.  Ungefähr  seit  1633  in  Utrecht  ansässig  und 
auch  seinem  Charakter  nach  der  Utrechter  Schule  angehörig. 
Er  bereiste  den  Rhein  und  die  Mosel. 

1278  Die  Weinlese.  Berglandschaft.   Im  Vordergrund  links  einige 

(1343)  Hütten;  in  der  Mitte  der  Weg,  auf  dem  ein  Arbeiter  mit  roter 
9  c      Mütze  bildeinwärts  schreitet.    Rechts  vom  der  Weinberg.    Der 
leichtbewölkte  Himmel  ist  links  unten  gelb,  rechts  oben  blau. 
Bezeichnet  rechts  unten:    /f£y 

l  6+p 

Eichenholz;  u.  0,22%;  It.  0,17.  —  Inventar  Giwrienti  (vor  17f>:i)  N.  582. 
—   l'hot.  ßrnckm. 

1279  Blick  ins  Tal.     Rechts    schroffe  Felsen,    an    deren    Fuss 
(1345)  ein  buntbelebter  Bauernhof  liegt.     Links   im  Mittelgründe  ein 

8  a  befestigter  Ort;  im  Hintergrunde  das  von  hohen  Bergen  eiu- 
gefasste  Tal  mit  einem  breiten  Wasserspiegel.  Rechts  ist  der 
Himmel  blau,  links  -sucht  die  Sonne  durch  Wolken  zu  brechen. 
Bezeichnet  unten  in  der  Mitte  mit  dem  undeutlichen  Mono- 
gramm und  der  Jahreszahl,  von  der  nur  165  .  deutlich  zu 
lesen  ist.     H.  las  sie   1654. 

Eichenholz;  h.  0,31^;  br.  0,41%.      -   Inv.  1722,  A  504.  —  Phot.  Bruckni. 

1280  Im   Flusstal.     Links  ragen  steile  Felsen,  oben  mit  einem 
(1354)  Schlosse  gekrönt.    Nach  rechts  vorn  zieht  der  Fluss  sich  herab. 

7  b  Rechts  im  Mittelgrunde  eine  ummauerte  Stadt,  im  Hintergründe 
hohe  Berge.  Der  Himmel  ist  links  gelb,  rechts  blau.  Be- 
zeichnet links  unten  (früher  übersehen):  (Q  1^6 

Eichenholz;  h.  o,L>0;  br.  0,30.  —  Inventar  1721'.  A  664  als  Uriffier  .  N.  664 
steht  noch  auf  dem  Bilde.  Auf  der  Rückseite  die  (schwerlich  (,rMcli/.''itige)  Inschrift: 
„'Hermann  Saftleven  von  Utrecht  fedt." 

1281  Ehrenbreitstein.     Links  unten  der  Rhein,  rechts  oben  die 
(1347)  Feste.    Links  vorn  Lastschiffe  am  Ufer.    Rechts  vorn  eine  Kirche 

7  b  aber  Bäumen.  Der  Bimmel  links  unten  gelb,  rechts  oben  blau. 
Bezeichnet  links   unten   mit  dem  Monogramm,  wie  die  übrigen. 

Kupfer;  h.  0,26Vi i  br.  0,29V».  -  Inv  17--<  A  l''7-  —  datier  Rückseite 
steht  (echt  alt) :  „Ehrenbrüsteyn  .  Ufte  .  Hermesteyn  .  Anno  1656." 


A.   Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         413 

Berglandschaft  mit  kleiner  Kapelle.    Links  führt  ein  steiler    1282 
Weg  zu  dem  oben  bewaldeten  schroffen  Felsen  empor,  an  dessen  (1344) 
Abhang  eine  kleine  Kapelle  thront.    Rechts  unten  das  Flusstal,      P  7 
im  Hintergrunde   hohe  Berge.     Vorn   links  fällt  ein  Mann  in 
roter  Jacke  Bäume.    Der  Himmel  ist  links  unten  gelb,  rechts 
oben  blau.     Bezeichnet  halblinks  unten :     ^  aQ 

Kupfer;  0,21V2  ;  ttT.0,261/».  —  In.  1722,  A589.  —Die  Jahreszahl  las  H.  1650. 

—  Vollkommen  sicher  ist  die  letzte  Stelle  nicht;  doch  scheint  165S  richtig  zu  sein. 

Flusstal  zwischen  schroffen  Bergen.     Links   vorn   das  be-  1283 

lebte  Flusstal.    Rechts  im  Mittelgrunde  gewaltige  Felsenriesen;  (1348) 

davor  ein  Kirchdorf  mit  einem  Wirtshause,  ganz  vom  Arbeiter  P  1 
auf  dem  Felde.     Bezeichnet   unten  rechts:    j6  6o         (?§) 

Eichenholz;  h.  0,44%;  br.  0,57%.  —  Inv.  1722,  A  215. 

Im  Flusstal.     Der  Fluss    schlängelt    sich    zur   Mitte    des    1284 
Vordergrundes     herab,     hier     durch    ein    Fährhot    mit    zwei  (1350) 
Schiffern  und  zwei  Fahrgästen  belebt.    Links  vorn  ein  Bauern-     P  6 
haus  auf  hohen  Pfählen.    Rechts  vorn  ein  Eremit.    Im  Hinter- 
gründe zu  beiden  Seiten   hohe  Berge.     Die  Sonne  steht  links. 
Bezeichnet   rechts  unten:    ,  rr~  $~P) 

Eichenholz ;  h.  0,36 ;  br.  0,47.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817. 

Rheinlandschaft.    Der  belebte  Fluss .  zieht  sich  zum  Vorder-    1285 
gründe  rechts  herab.     Links  vorn  eine  bewaldete  Anhöhe.    Da-  (1355) 
vor  am  Ufer  buntes  Volk.    Rechts  hohe  Berge.    Der  Himmel  ist      7  a 
links    unten    goldgelb.     Bezeichnet   links  unten:    Qp 

Kupfer;   h.  0,15;    br.  0,23.  —  Inv.  1722,  A  588.  —  Auf  der  Rückseite  die 
(eeht  alte)  Inschrift:  Costerspei  .  Herman  .  Saftleven  .  f  .  A  .  Utrecht  .  Anno  1662. 

—  Bei  H.  mit  N.  1293  und  1296  verwechselt. 

Stark  befestigte  Berggegend.     Vom  die  befestigten  Berge.    I  286 
in  der  Mitte  von  hohem  Kastell  überragt.  Vom  Kastell  führt  eine  (1346) 
Brücke  zu  dem  dahinterliegenden  Berge.    Links  [unten  der  in  der      ?  b 
Mitte  überbrückte,  von  Ortschaften   begrenzte  Fluss.      j-Q 
Links  die  Sonne  hinter  Wolken.    Bez.  unten  rechts:      "7^3 

Eichenholz ;  h.  0,24 ;  br.  0,33.  —  Vielleicht  Inventar  Gotter  (vor  1736)  N.  258. 
Sicher  Inventar  1754,  II  241.  —  Die  Jahreszahl  las  H.  irrtümlich  1656. 

Engers  am  Rhein.    Der  Fluss  zieht  sich  nach  vorn  rechts    I  287 
herab.    Links  am  Ufer  ein  alter  Rundturm  und  andere  Gebäude.  (135-6) 

7  a 


414         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Davor    buntes  Volkstreiben.     Schiller    am  Ufer.     Rechts  sanft 
abgedachte  Hügel.     Bezeichnet  links  unten:    00       1663 

Kupfer;  h.  0,15;  br,  0,24.  —  Inventar  1722,  A  591.  —  Auf  der  Rückseite 
die  Inschrift:  ,,Engers  .  Herman  .  Saftleven  .  f .  A  .  Utrecht  .  Anno  .  1653."  —  Bei 
IL   waren  die  Nummern  dieses  Bildes  mit  den  Nummern  1293  und  1294  verwechselt 

I  288  Bei  Köln.     Rechts  im  Mittelgründe   der  Fluss,    vorn  ein 

(1351)  Bauernhaus  unter  Bäumen.    Links  vorn  Felder  und  Wiesen,  im 
7  a      Hintergrunde  sanfte  Höhenzüge.    Bezeichnet  1.  u. :    ^     3  f% 

Kupfer;  h.  0,15;  br.  0,23%.  —  Nach  1747  erworben.  Auf  der  Rückseite 
die  Inschrift:  „By  .  Quellen  .  Herman  .  Saftleven  .  f .  A  .  Utrecht  .  Anno  1663."  — 
Bei  H.  war  die  Nummer  dieses  Bildes  mit  derjenigen  unserer  Bilder  N.  1294  und 
N    1296  verwechselt  worden. 

I  289  Ansicht  von  Utrecht.    Im  Hintergrunde  die  getürmte  Stadt. 

(1353)  Im  Mittelgrunde  Weiden.    Im  Vordergründe  rechts  der  Kanal 
16  a     mit  Nachen,  links  ein  belebter  Weg.     Rechts  blauer  Himmel ; 
links  die  Sonne  hinter  Wolken.     Bezeichnet   unten      /?£) 
in  der  Mitte  am  Bot:  l6&-\ 

Kupfer;  h.  0,19%;  br.  0,35%.  —  Inventar  1722,  A  599. 

1 290  Bei   Brieg.      Im    Vordergrunde    links    eine    Anhöhe    mit 

(1349)  Bäumen,  in  der  Mitte  ein  einzelner  Baum.   Ein  Fluss  schlängelt 
7  a      sich  rechts  vorn  herab;  ganz  rechts,  am  jenseitigen  Ufer,  ein 
Schloss.     Der  Himmel  links  hinter  den  Bäumen  gold- 
gelb.    Bez.  halb  rechts  unten: 

Eichenholz;  h.  0,17;  br.  0,26%,  —  Inv  1722,  A  <>52.  —  Auf  der  Rückseite 
die  Bezeichnung:  „By  Brieigh  (so,  nicht  Briey)  Herman  .  Saftleven  .  f .  A  .  Utrecht  . 
Anno  1664"  (so,  nicht  1660,  wie  bei  H.). 

1 29  I  Der  Signalturm  an  der  Seebucht.    Die  Seebucht  zieht  sich 

(1342)  vom  Hintergrunde  links  zum  Vordergrunde  rechts  herab.     Links 
P  7      vorn  am  belebten  Ufer  der  Turm,  weiter  rechts  /7_pi 


der  Hafen  mit  Schiffen.  Rechts  im  Hintergründe 


.-v 


das  jenseitige  Bergufer.    Der  bewölkte  Himmel 
ist  links  tief  abendgolden  gefärbt.    Bez.  1.  u. : 


/6>o 


Eichenholz;  h.  0,20%;  br.  0,28.  —  Inventar  1722,  A  646,  als  »Bwutetaffierc, 
worunter  dieses  Inventar  Bout  und  Boudewijns  versteht. 

I  292  Ehrenbreitstein.     Der  Fluss  zieht  sich  vom  Hintergrunde 

(1352)  rechts  zum  Vordergrunde    links    herab.     Rechts  vorn    ein  be- 
8  a      lebter  Weg.    Zahlreiche  Schiffe  auf  dem  Fluss.    Links  hohe,  von 
der  Festung  gekrönte  Felsen,  an  deren  Fluss  die  befestigte  Ort- 
schaft liegt.    Links  oben  die  Sonne.    Bez.  u.  i.  d.  M. :    '^j  /6-  . 


A.    Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert         415 

Eichenholz;  h.  0,28%;  br.  0,38.  —  Inv.  1722,  A  351.  —  Auf  der  Rückseite 
die  Inschrift:  „Het  Castell  von  Harmestein  .  Herman  .  Saftleven  .  f  .  Utrecht  . 
Anno  1674."  —  Die  Jahreszahl  1674  ist  auf  der  Rückseite  wie  auf  der  Vorderseite 
ganz  deutlich.     H.'s  Angabe  »1665<t  beruht  auf  einem  Irrtum. 

Berg-  und  Flusslandschaft  mit  Badenden.    Links  der  Fluss.    |  293 
Rechts  das  Bauernhaus  mit  lustiger  Gesellschaft,  dahinter  hohe  (1358) 
Gebirge.     In  der  Mitte  des  Mittelgrundes  Badende.  7  h 

Kupfer;  h.  0,25;  br.  0,34.  —  Nach  H.  schon  im  Luv.  1722.  Doch  zuerst  nach- 
weisbar im  Kat.  von  1817.   —   Gegenstück  zum  folgenden.  Vielleicht  nur  Schularbeit. 

Berglandschaft  mit  dem  Wasserfall.  Links  unter  den  steilen    |  294 
Felsen,  von  denen  ein  Wasserfall  stürzt,  schäumt  der  Gebirgs-  (1359) 
bach.  Rechts  auf  dem  Wege  Reiter,  Lastesel  und  Fussgänger.       9  c 
Im  Mittelgründe    die    Stadt    am  Fusse    des  Gebirges.     Rechts 
im  Hintergrunde  ein  Fluss  mit  Schiffen. 

Kupfer;  h.  0,25 ;  br.  0,33%.  —  Nach  H.  schon  im  luv.  1721.  Doch  zuerst  nach- 
weisbar im  Kat.  von  1817.  —  Gegenstück  zum  vorigen.    VieUeieht  nur  Schularbeit. 

Hendrik  Bloemaert 

Geb.  zu  Utrecht  um  1601,  gest.  daselbst  den  30.  Dezember 
1671.  Sohn  und  Schüler  des  Abr.  Bloemaert  zu  Utrecht, 
wo  er  zwischen   1630  und  1632  Meister  der  Gilde  wurde. 

Der  Mann  mit  dem  Spiegel.      Halbfigur    nach    rechts  auf    1 295 
bräunlichem    Grunde.      Kurzes,    halb    ergrautes   Haar,    kurzer    (878) 
Kinn-  und  Schnurrbart.      Von    beiden   Händen    gehalten,    ein      P  4 
kleiner,    schwarzumrahmter    Spiegel.       Von    der    Bezeichnung 
H.  Bloemaert  fec.   1648,    die  H.  mit    einem  Fragezeichen 
versah,  ist  rechts  oben  deutlich  zu  lesen: 


(rBloein^ fc  jfr" 


Leinwand;  h.  0,66%;  br.  0,52%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1872. 

Betender  Greis.   Kniestück  von  vorn  auf  braunem  Grunde.  1 295  A 

Der  grauköpfige  Mann  mit  langem,    grauem  Barte   trägt  eine  (1337) 

rote  Weste,    einen  grauen  Rock,   einen  braunen  Mantel.     Den  P  4 
Blick  senkt  er  auf  seine  vorn  gefalteten  Hände. 

Leinwand;  h.  0,95;  br.  0,76.  —  Inv.  1722,  A  25,  als  »Manier  Rembrandt«. 
Seit  dem  Katalog  von  1812  und  noch  bei  H.  als  Jak.  Backer,  was  dessen  beglaubigten 
Bildern  gegenüber  nicht  zuzugeben  war.    In  der  ersten  Auflage  (N.  1588)  daher  nur  als 


416         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Angeblich  Jakob  A.  Backer«,  schon  mit  der  Bemerkung,  dass andere  an  llendr.  Bloe- 
maert  denkon  Dass  es  in  der  Tat  von  diesem  Meister  herrührt,  wie  auch  Bredias 
annimmt,  hat  sich  inzwischen  durch  weitere  Vergleiche  bestätigt. 

Hendrik  Verschuring 

Geb.  zu  Gorkum   1627,    ertrank  bei  Dordrecht   am    26.  April 

1690.     Schüler  des  Jan  Both  in  Utrecht.      1646—1653   in 

Italien:  nach   1662  Bürgermeister  von  Gorkum. 

I  296  Der  Aufbruch  der  Reiter.    Rechts  rüsten  sich  Reiter  zum 

(1531)  Aufbruch.     Neben  einem  gesattelten  Schimmel  steht  eine  Frau 

Q  3      mit  einem  Spinnrocken.    Eine  andere  säubert  ihrem  Jungen  den 

Kopf.     Links  im  Mittelgrunde  führt  eine  steinerne  Bogenbrückn 

von  der  Festung  über  den   Fluss.     Bezeichnet  links  unten: 


S: 


79 

Kicheuholz;  h.  0,63 %  ;  br.  0,47%.       ■    Iny.  1722,   A  385.    —    Bis  1861  im 
Vorrat.  —  H.  las  die  Inschrift  1670.  —  Phot.  Brnckm. 

1 297  Christi    Gang    nach    Golgatha.      Mächtige    Berglandschaft. 

(1532)  Rechts  am  Abhang  die  reich  gekuppelte  Stadt  Jerusalem.  Der 
Q  1  Zug  bewegt  sich  von  rechts  nach  links,  links  wendet  er  sich  in 
zwei  Abteilungen  bergan.  In  der  Mitte  Christus  in  violett- 
grauem Gewände.  Simon  von  Kyrene  trägt  ihm  das  Kreuz.  Von 
dem  nachdringenden  Zuge  werden  einige  Zuschauer  zu  Boden 
geworfen.     Bezeichnet  rechts  unten:  H  .  VERSCHURING. 

Leinwand;  h.  0,80%;   br.   L,22.  -     luv.  1754,  IL  578  als  »Wilh.  Verschuring«. 

Hermann  van  Lin,  gen.  Stilheid 

Geburts-  und  Todesjahr    unbekannt.      Er  lebte  und  wirkte  in 

Utrecht,     wo    er     1659—1667     »Overman  ,     1668—1670 

»Decan«   der  Kunstgenossenschaft  war. 
I  298  Reitergefecht  unter  einer  Festung.     Rechts  die  Festung  mit 

(1165)  mächtigem  Bundturm   und   wallendem  roten  Bauner.    Links  die 
18  c     Landschaft.     Vorn   lebhaftes   Reitergetümmel  j  ganz  vorn,    nach 

rechts  gewandt,  ein   dreinhauender  Reiter  auf  sich  bäumendem 

Schimmel.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,45;  br.  0,63  J^.  —  Inv.  1722,  A  635. 


A.    Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert        417 

Ein  Jagdzug.     Rechts    vor    dem  Denkmal    unter   Bäumen  1 299 

sprengt  ein  rotröckiger  Reiter  auf  seinem  Schimmel  dem  Jagd-  (1166) 

zuge  nach,  der  sich,  bildein wärts  gewandt,  durch  das  von  kahlen  9  a 
Bergen  begrenzte  Tal  windet.     Bezeichnet  rechts  unten: 


)~l'2janJki. 


St 

Eichenholz;  h.  0,22;  br.  0,27.  —  Inv.  1722,  A  621.  — Gegenstück  zum  folgenden. 

Rast  im  Hofe.     Links  das  Haus,  rechts  die  Hofmauer  mit  |  300 

geöffnetem  Tor.     Links    sitzt  eine  Frau   auf  einem  Schimmel.  (1167) 

Rechts  weiter    zurück    spricht    ein  Jäger    zu  Fuss   mit  einem  9  a 
Reiter.     In  der  Mitte   ein  Lasttier.     Bezeichnet   links    unten: 

Eichenholz  ;  h.  0,22% ;  br.  0,27.  —  Inv.  1722,  A  621.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Melchior  d'Hondecoeter 

Geboren  1636  zu  Utrecht;  gestorben  den  3.  April  1695  zu 
Amsterdam.  Schüler  seines  Vaters  Gijsbert  d'Hondecoeter  und 
seines  Oheims  Jan  Bapt.  Weenix  in  Utrecht.  Tätig  von  1659 
bis  1663  im  Haag,  später  in  Amsterdam. 

Der  Raubvogel  im   Hühnerhof.     Der  Raubvogel   sitzt  links     1301 
vorn  am  Boden  und  hält    ein  Küchlein   in  den  Klauen.     Die  (1597) 
anderen    stieben    erschreckt    auseinander.     In    der  Mitte    aber     16  b 
greifen  der  Hahn  und  die  Henne  den  Räuber  wütend  an.    In 
der  Luft  eine  Schwalbe  und  eine  Taube.    Links  die  Landschaft. 
Bezeichnet  oben  in  der  Mitte  (verkleinert): 

Leinwand;    h.  1,07;   br.  1,39.  —  1724  erworben.    —  Inv.  1722  ff.,  A  1495. 
—  Phot.  Braun  VII,  39;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Die  ruhende  Henne.     Vorn    rechts    liegt,    nach   links  ge-  1 302 

wandt,  eine  ruhende  Henne    am  Boden.     Ihre   Küchlein    über  (1598) 

ihr,  unter  ihr,  an  ihr,  neben  ihr.     Links  steht  ein  roter  Hahn  K  1 
mit    grünem    Schwänze.       Rechts    im    Hintergrunde    vor   dem 

27 


418         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Schlosspark  stolzieren  ein  Pfau  und  ein  Truthahn.     Bez.  oben 
halb  links  (verkleinert): 

Leinwand;  h.0,771..;  br  .0,94) ...  —  1741  durch  ronKaiserliiig. —  Phot.  Bruckm. 

1 303  Stilleben    mit    Jagdgerät.       Unter    überhängendem    Felsen 
(1600)  liegen  links  vorn    an  Kisten   und    Körben    neben  einer  Flinte 

L  1  und  anderem  Jagdgerät  eine  tote  Ente  und  eine  tote  Taube. 
Darunter  am  Boden  auf  dem  Rücken  ein  Stieglitz  und  ein 
Dompfaff;  weiter  links  eine  lose  Feder.  Bezeichnet  unten  in 
der  Mitte.    Doch  ist  nur  noch  M  .  d  H .  . .  deutlich  zu  lesen. 

Leinwand;  li.  0,72% ;  br.  U.S1.  —  Als  \.  2505  sicher  1740  durch  Motel. 
Vergl.  Inventar  8°,  Fol.  2tl7.         Als»  nicht  durch  Gotter,  wie  II.  annahm. 

1 304  Stilleben  mit  dem   Eisvogel.      Auf    einem    Steintisch    liegt 
(1284)  rechts  eine  graubraune  Decke.     An  ihr  ein  Eisvogel  zwischen 

7  o  kleineren  Vögeln.  Falkenhauben  und  ein  Rebhuhn  billigen  in 
der  Mitte  von  der  Decke  herunter.  Unten  in  der  Mitte  die 
Inschrift:  M  .  d  .  hondec  .  .  . 

Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,47.  —  Inv.  1727,  A  259  als  »Ast«;  dagegen  im  Tnv. 
1754,  II  4H4,  als  Hondecoeter.  Später,  auch  bei  H.,  frageweise  dem  Evert  van  Aelst 
zugeschrieben.     Es  ist  allerdings,  wie  einige  andre  Bilder  des  Meisters,    Aelst-artig. 

1305  Vogelkonzert.     Rechts  Waldrand,  links  Fernblick.     In  der 
(1599)  Mitte  auf  kahlem  Aste  sitzt,  von  kleinen  Vögeln  umringt,  ein 

47  b  aufgeschlagenes  Notenheft  vor  sich,  die  Eule  als  Kapellmeister. 
Unten  sind  zahlreiche  grössere  Vögel  als  Zuhörer  versammelt: 
nach  links  gewandt  in  der  Mitte  ein  Hahn,  ein  Truthahn  und 
ein  Pfauenpaar,  links  vorn  im  Wasser  Enten  mit  ihren  Jungen. 

Leinwand;  h.  1,64;  br.  2,14.  —  Nach  H.  durch  Gotter;  allein  doch  wohl  schon 
Inventar  1722,  B  990.  Damals  in  Mocitzburg.  War  später,  bis  1854,  im  »Vorrat«. 
Auf  dem  Notenblatt  die  Inschrift:  »Elch  Yoogel  singt  gelijk  sliij  gebect  ifl«,  d.  h.  jeder 
Vogel  singt,  wie  ihm  der  Schnabel  gewachsen  ist.  —  Phot.  Bruckm.    • 

Johannes  van  Haensbergen 

(leb.  zu  Utrecht   den   2.  Januar  1642;    gest.  im    Haag    den 

10.  Januar  1705.      Schüler    des    Com.  van    Poelenburgh    in 

Utrecht.     Tätig  bis   1668    in    Utrecht,    seit  1669   im  Haag. 

I  306  Die  Verkündigung  an  die  Hirten.     Links  oben  in  goldenem 

(1670)  Liebte  ein  Engelreigen,  aus  dem  als  Jüngling  in  rotem  Gewände 

9  b      der  Engel  der  Verkündigung  hervorschwebt.  Rechts  unten  stieben 

die  Hirten  erschreckt   und   geblendet   auseinander.     Vorn   läuft 


A.    Utrechter  Schule.     XVII.  Jahrhundert        410 

einer  von  ihnen,  halbnackt,  das  Gesicht  mit    den  Armen  ver- 
deckend, nach  rechts  davon.     Bez.  halbrechts  unten:  I.  V.  H. 

Eichenholz;  h.  0,35^;  br.  0,29.  —  Inventar  1722,  A  603.  —  Phot.  Brnckm. 

Die  Anbetung  der  Hirten.     In  einer  Felsenhöhle,  die  sich    1307 
links  ins  Freie  öffnet,  liegt  das  Knäblein  auf  weissem  Linnen  in  (1671) 
der  Krippe.    Rechts,  ihm  zuhaupt,  kniet  anbetend  Maria,  hinter      9  b 
der  Josef  sitzt.     In    der    Mitte    die    anbetenden    Hirten    und 
Frauen.     Oben  auf  Wolken  ein  Engelreigen.     Bez.  u.  1. :  I . Y.  H. 

Eichenholz;  h.  0,36^;  br.  0,29.  —  Inventar  1722,  A  551.  —Phot.  B-ruokni. 

Die  Anbetung  der  Könige.     Rechts  thront  Maria,  nach  links    1308 
gewandt,  mit  dem  Knaben  unter  Ruinen.     Hinter  ihr  drängen  (1672) 
sich  ihre  Angehörigen.     Von  links  sind  die  hl.  drei  Könige  ge-      9  b 
naht.     Die  beiden  weissen  knieen  bereits  vor  dem  Kinde.    Der 
schwarze  steht  noch  hinter  ihnen.     Links  eine  reiche  Bergland- 
schaft; am  Himmel  darüber  eine  Engelglorie.  Bez.  1.  u. :  I.V.H. 

Eichenholz ;  h.  0,37  ;  br.  0,29.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  538  als  Poelen- 
bargh,  was  jedoch  schon  von  alter  Hand  in  Haensbergen  verbessert  wurde.  —  Die 
Provenienzangabe  bei  H.  konnten  wir  nicht  bestätigen. 

Felsenlandschaft  mit  badenden  Frauen.     Links    im  Mittel-    1310 
gründe  stürzt  ein  Fiuss  als  Wasserfall  herab  und  windet  sich  (1674) 
blau  zum  Vordergrund  hervor.    Im  Mittelgrunde  rechts  eine  Ruine      9  a 
zwischen  Felsen.    Im  Flusse  links  zwei  badende  Frauen,  rechts 
ihrer  drei.    Zwei  andere  am  Ufer.     Bez.  links  am  Felsen:  H.  B. 

Eichenholz;  h.  0,21V2  ;  br.  0,26V2.  —  Inventar  1754,  II  134.  —  Schwerlich, 
wie  EL  annahm,  schon  im  Inventar  1722. 

Die  Jägerin.     Bildnis    einer    vornehmen    Dame    in  Jagd-  1310  A 
kleidung.     Kniestück  nach  links  vor  dunklem  landschaftlichen      9  a 
Grunde.     Die  Dame  trägt  ein  Perlenhalsband  über  weinrotem 
Kleide.     In    der    rechten    Hand    hält  sie   einen  Bogen.     Bez. 
u.  1.  (etwas  verwaschen):  J.  v.  Haensbergen  1676. 

Leinwand ;  h.  0,41 ;  br.  0,35.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten Nossky. 

Angeblich  Jan  Vorstermans 

Geb.  um  1643  zu  Bommel;  gest.  um  1699.     Schüler  des  Herrn. 
Saftleven  in  Utrecht.     Maler  von  Rheinlandschaften. 

Kleine  Hügellandschaft.     Man  blickt  von  der  Schanze,  die     1311 
den  Vordergrund  einnimmt,  aufs  grüne  Hügelland  hinab.     In  (1135) 
der  Mitte  des  Mittelgrundes  die  Dächer  einer  Ortschaft.    Rechts      16  a 

27* 


420         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

vorn  spricht  ein  fein  gekleideter  Herr,  dessen  Tracht  auf  die 
Zeit  um   1700  deutet,  mit  zwei  Damen. 

Eichenholz ;  h.  0,15;  br  0,21%.  —  Zuerst  im  Katalog  1817  als  Luc.  Forstermanu. 
Nach  H.  undeutlich  »Vorsternians  bezeichnet.  Doch  konnte  diese  Inschrift,  auf  der 
allein  die  Bestimmung  des  Meisters  beruhen  würde,  nicht  aufgefunden  werden. 

Gerard  Hoet 

Geb.  den  22.  August  1648  zu  Bommel;  gest.  den  2.  Dezember 
1733  im  Haag.  Schüler  des  Warnar  van  Rijssen,  der  ein 
Schüler  Poelenburgh's  war.  Tätig  in  Paris,  in  Brüssel,  in  Ut- 
recht, wo  er  1  685  »overman«  der  Malerschaft  wurde  und  1696 
als  ihr  Dekan  eine  Akademie  gründete.     Seit  1714  im  Haag. 

1312  Flora  mit  drei  Knäblein.      in  altem  Gemäuer,  dessen  Bogen 
(1720)  sich  rechts  in  eine  Berglandschaft  öffnet,   sitzt  links  eine  halb- 

0  c  nackte  Frau.  Sie  hält  in  der  Rechten  einen  Blumenstrauss, 
mit  der  Linken  einen  vor  ihr  knieenden  nackten  Knaben. 
Zwei  andere  Knaben  halten  Blumensträusse  in  den  Händen. 
Angeblich  bezeichnet:  Hoet  fe  .  1667. 

Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,32.  —  Inventar  1722,  A  733,  als  ^unbekannt«.  — 
Doch  als  Hoet  schon  im  Inventar  1754,  II  2-lli.  Die  Bezeichnung  ist  indessen  nicht 
mehr  aufzufinden.  —  Phot.  Bruckm. 

Matheus  Wytmans 

Angeblich  1650  zu  Gorkum  geboren.  Doch  schon  1667  Mit- 
glied der  Utrechter  Gilde.  Augeblich  gest.  1689.  Schüler 
des  H.  Verschuring.     Tätig  zu  Utrecht. 

1313  Die    Lautenspielerin.      Kniestück.      Hinter    einem    Stein- 
(1726)  tisch,  auf   dem    ein    rotes  Tuch  und  eine   Laute  liegen,  steht 

9  a  eine  Dame  in  blauem  Kleide  mit  gelber  und  roter  Feder  im 
Haar.     Sie  blickt  in  das  Notenheft,  das  ..  , 

sie  vor  sich  hält.     Bez.  unten  links:        ^"     W^rmAniy 

Eichenholz ;  h.  0,28%  ;  br.  0,23.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Phot.  Ges. 

A.  Marienhof 

Lebensumstände  unbekannt,  Er  soll  aus  Gorkum  stammen 
und  in  Utrecht  1677  noch  gelebt  haben. 

1314  Der  Baumeister  vor  dem   Herrscherpaare.     In    eiuem    Ge- 
(1128)   mach,  das  sich  links  unten  durch  ein  Bogentor  ins  Freie  öffnet, 

P  5      thront  rechts  auf  erhöhten  Stufen    am    gedeckten    Tische    das 


B.    Delfter  Schule.    XVII.  Jahrhundert 


421 


Herrscherpaar.     Neben    der  Herrscherin    steht    eine    Frau    im 
Federkopfputz.     Der  Herrscher  wendet  sich  dem  Manne  im  roten 
Mantel  zu,  der  mit  einem  Zirkel  in  der 
Linken  an  den  Stufen  kniet.     Rechts   o$l  AMouue/i/C 
vorn  sind  Pagen  am  Weinkühler   be-  /iCa«    *-^ 

schäftigt.     Bez.  rechts    in    der  Mitte: 


/6>5 


Eichenholz;  h.  0,48%;  br.  0,64.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag. 


B.     Die  Delfter  Schule 
Michiel  Janszoon  Miereveit 

Später  »van  Miereveld«.  Geb.  zu  Delft  den  1.  Mai  1567;  gest. 
daselbst  den  27.  Juni  1641.  (Obreen's  Archief  IV,  S.  24.) 
Um  1582  Schüler  des  A.  van  Montfoort  in  Utrecht.  Arbeitete 
zu  Delft  und  im  Haag;  im  Haag  trat  er  1625  der  Gilde  bei, 
kehrte  aber  nach  Delft  zurück,  wo  er  eine  grosse  Schule  bildete. 

Bildnis  eines  älteren  Herrn.  Brustbild  ohne  Hände  nach 
rechts  auf  dunklem  Grunde.  Schwarzer  Rock  und  weisse  Hals- 
krause.    Graues  kurzes  Haar;  brauner    Spitz-    und   Stutzbart. 

Eichenholz ;  h.  0,71 ;  br.  0,56.  —  Wahrscheinlich  1742  durch  Heinecken,  wenn 
nämlich  die  mit  Kreide  geschriebene  Zahl  3258  auf  der  Rückseite,  die  auf  der  Vorder- 
seite nicht  erhaltene  Inventarnummer  bedeutet.  Sicher  im  »Catalogue«  von  1765. 
Damals  als  einziges  Bildnis  des  Meisters  in  der  Galerie.  —  Phot.  Braun  IX,  28. 

Bildnis  eines  Herrn  mit  einem  Briefe  in  der  Hand.  Halb- 
figur nach  rechts  auf  dunkelgrauem  Grunde.  Schwarzer  Rock 
und  kleine  weisse  Halskrause.  Braune  Augen,  dunkles  Haar, 
kurzer,  lockerer  Bart.     In  seiner  Linken  ein  Brief. 

Eichenholz;  h.  0,74;  br.  0,63%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Phot. 
Braun  XII,  29;  Bruckm. 

Bildnis  einer  Frau  mit  anliegender  Haube.  Halbfigur  nach 
links  auf  grauem  Grunde.  Schwarzes,  geblümtes  Seidendamast- 
kleid, grosse  Radkrause,  kleine  anliegende  Haube.  Nur  die 
rechte  Hand  sichtbar. 

Eichenholz;  h.  0,74;  br.  0,62.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Phot. 
Braun  X,  24;  Bruckm. 

Bildnis  eines  Herrn   mit  einem    Handschuh    in    der    Linken. 

Kniestück  nach  rechts  auf  dunkelgrauem  Grunde.  Der  ganz 
ergraute  Herr  trägt  einen  schwarzen,  geblümten  Seideudamast- 
Anzug,  eine  weisse  Halskrause,  einen  Handschuh  an  der  auf 
einen  Stock  gestützten  Rechten,    den    zweiten    in    der  Linken. 


1315 

(1182) 
M  2 


1316 

(1184) 
K  4 


1317 

(1185) 
K  4 


1318 

(1188) 
L  1 


42-  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  1.18;  br.  0,88%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Als  Werk 
Pieter  Mierevelt'a  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753.)  N.  199  und  im  Inventar  von 
1754.  II  214,  ebenso  noch  bei  II.  —  Wenn  nun  auch  Pieter  Miereveit,  der  Sohn 
Michiel  Janszoon's,  weniger  gekannt  ist,  als  dieser,  so  glauben  wir  das  Bild  wegen 
seiner  Uebereinstimmung  mit  bezeichneten  Bildern  unseres  Meisters  (z.  B.  in 
Schwerin  und  im  Reichsmnseum  zn  Amsterdam i.  doch  diesem,  dem  Vater,  zurück- 
geben zu  müssen.  Jedenfalls  stimmt  seine  Behandlung  nicht  mit  derjenigen  im- 
früher  dem  Pieter  Miereveit  zugeschriebenen  weiblichen  Bildnisses  N.  1821  übeiein, 
zu  dessen  Gegenstück  es  erst  nachträglich  durch  Vergrössenmg  gemacht  ist.  —  Phot. 
Braun  VIII.  31;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tanime. 

Schüler  und  Nachfolger  M.  J.  Miereveits 

Es  ist  bekannt,  dass  M.  J.  Miereveit  in  Delft  eine  von  zahlreichen  Gesellen 
unterstätzte  Werkstatt  unterhielt,  ans  der  Tausende  von  Bildnissen  hervorgegangen 
sind.  Die  Hände  der  einzelnen  Schüler  und  Gesellen,  wie  Pieter  und  .Tan  Mierevelt's, 
der  Sohne  des  Meisters,  wie  Jac.  DelfTs,  seines  Enkels.  P.  D  Cluyt's,  P.  Montfort's 
etc.  auseinander  zu  halten,  ist  nicht  stets  mit  Sicherheit  möglich. 

1319  Eine  Dame    mit  Goldplatten    unter    der  Haube.     Halbfigur 
(1181)  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Schwarzes  Kleid 

L  2      mit  hohen  Aermelansätzen ;  weisse  Halskrause;    weisse    Haube 
über  anliegenden  Goldblättern;  am  Schooss  eine  goldene  Kette. 

Eichenholz;  h.  0,71;  br.  0,55%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  H.  (?)  — 
Sicher  im  Katalog  von  1843.   —  Phot.  Bruckm. 

1320  Männliches  Bildnis  in  gemaltem  Steinoval.     Brustbild  ohne 
(1186)  Hände  nach  rechts  in  grauem  Steinrahmen.     Schwarzer  Seiden- 

L  2      rock,    reiche    weisse    Spitzen-Halskrause.      Graublondes    Haar, 
kleiner  blonder  Stutz-  und  Spitzbart,  braune  Augen. 

Eichenholz;  h.  0,76;  br.  0,60.  —  1728  aus  Holland  als  »Van  Dyck«,  der  Dar- 
gestellte als  »ein  Kaufmann  von  Amsterdam«  (luv.  1722—28,  A  1908).  Ira  Inventar 
1754,  TJ  361,  als  »Schule  des  van  Dyck«,  der  Dargestellte  als  »der  Kaufmann  Grossa 
di  Ryme  Alma  (de  Renialme?  Bredius  N.  N.)  aus  Amsterdam«.  Seit  dem  Katalog 
von  1812  als  »Miereveit«.  Mit  den  eigenhändigen  Bildern  des  Alten  stimmt  es  seiner 
Malweise  nach  nicht  übeiein.  Bredius  ist  geneigt,  es  Paulus  Moreelse  (Utrecht  1571 
bis  163Si  zuzuschreiben.  Da  Moreelse  ein  Schüler  M.  J.  Mierevelt's  war,  so  wider- 
spricht diese  Benennung,  von  deren  Genauigkeit  wir  freilich  noch  nicht  ganz  über- 
zeugt sind,  der  unseren  nicht.  Ein  ausgezeichnetes  holländisches  Bildnis  ist  es  unter 
allen  Umständen.  —  Phot.  Braun  XII,  30;  Bruckm. 

1321  Bildnis  einer    Dame    mit  einem    Fächer.     Kniestück    nach 
(1189)  links  auf  graubraunem  Grunde.      Braunes    Haar,    dunkelblaue 

L  1      Augen.     Schwarzer  Anzug  mit  goldgelb  eiugefassten  Schleifen 
an  der  Brust.     In  der  Eechten  ein  schwarzer  Federfächer. 

Eichenholz;  h.  1,17;  br.  0,88%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  Von  jeher 
als  »Pieter  Miereveit«.  Als  ein  Gegenstück  galt  irrtümlich  N.  1318,  das  wir  für  ein 
eigenhändiges  Werk  des  M.  J.  Miereveit  halten.     Die  in  der  ersten  Auflage  aufrecht 


B.    Delfter  Schule.     XVII.  Jahrhundert  423 

erhaltene  TJeberliefening,  dass  das  Bild  von  Pieter  Miereveit  herrühre,  musste  jedoch 
aufgegeben  werden.  Bredius  und  Hofstede  de  Groot  sind  eher  geneigt,  einen  ver- 
putzten Honthorst  (oben  S.  408)  in  dem  Bilde  anzuerkennen.  Doch  lassen  wir  es 
bis  auf  weiteres  unter  den  Nachfolgern  Mierevelt's  stehen.  •—  Phot.  Braun  XI,  18 ; 
Phot.  Ges.;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Pieter  Miereveit 

Geb.  zu  Delft  den  5.  Oktober  1596;  gest.  daselbst  den 
11.  Januar  1623.  Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Michiel 
Janszoon  Miereveit.     Tätig  hauptsächlich  in  Delft. 

Bildnis  eines  jungen   Mannes  mit  einem   Degen.     Kniestück,     1322 
nur  wenig  nach  rechts,  auf  grauem  Grunde.    Der  blonde  junge  (1183) 
Mann  trägt  einen  dunkelroten  Rock  mit  schwarzem  Mantel  und      L  2 
weisser  Spitzen -Halskrause.     Mit   der  Linken   fasst   er  seinen 
Degengriff,  mit  der  Rechten  stützt  er  sich  auf  eine  Stuhllehne. 

Eichenholz;  h.  1,06;  br.  0,77%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als  »Pieter 
Miereveit«,  dessen  Name  auch  auf  der  Rückseite  steht.  Bei  H.  als  »Michiel  Jansz. 
Miereveit*.  Wir  vermögen  dessen  Hand  jedoch  weniger  in  dem  Bilde  zu  erkennen, 
als  wir  geneigt  sind,  seine  ursprüngliche  Benennung  gelten  zu  lassen.  —  Phot.  Ges. 

Leonhard  Bramer 

Geb.  1595  zu  Delft;  begraben  daselbst  den  10.  Februar  1674. 
Besuchte  jung  Italien.  Seit  1629  wohnte  er  in  Delft.  Er 
gehört  zu  den  in  Italien  durch  A.  Elsheimer  beeinflussten 
Meistern,  deren  Richtung  Rembrandt  weiterbildete. 

Christi    Verspottung.      In    sich    zusammengesunken,    nach    1323 
links  gewandt,   sitzt  der  Schmerzensmann  in  rotem  Rocke  am   (1220) 
Fusse   der  Treppe,    die  rechts  emporführt.     Rechts  neben  ihm      23  a 
auf   der  Steinbank    sitzt    ein  Krieger,    der   ihn    schlägt.     Vor 
ihm    steht  ein  anderer,    der  ihm  die  Dornenkrone  aufs  Haupt 
drückt.     Diese  Gruppe    ist   hell    beleuchtet.     Andere  Peiniger 
und  Zuschauer   im  Halbdunkel    des  Hofraumes    links  und  auf 
der  Treppe  rechts.     Bezeichnet  links  unten: 


lamez 


Eichenholz;  h.  0,79%;  br.  0,58%.  —  Inventar  1722,  A  516.  —  Aus  Leipzig 
als  Silvator  Rosa!  —  Phot.  Bruckm. 


424         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1324  Das  Gebet  des  Königs  Salomo.    In  hohem,  kahlem  Tempel- 

(1221)  räume  führen  rechts  mächtige,  mit  Prachtgefässen  geschmückte 
17  b  Stufen  zu  den  Gesetzestafeln  empor,  die  hier  unter  rotem 
Baldachin  aufgestellt  sind.  Ihnen  zugewandt,  kniet  König 
Salomo  in  blauem  Hermelinmantel  unten  auf  hochstufigem, 
rot  behängtem  Betpult.  Hinter  ihm  ein  knieender  und  zwei 
stehende  Priester  mit  einem  mächtigen  Buche.  Bezeichnet 
(am  Betpult): 


L.Br 


cvatx 


Eichenholz;  h.  0,73%;  br.  1,09%.  —  1738  als  »Rembrandt«.  Inv.  8°  A  2402. 
Gegenstück  zum  folgenden. 

1325  Die  Königin  von  Saba  vor  Salomo.     Salomon   sitzt   rechts 
(1222)  auf    hochgetrepptem    Throne    unter    dunkelgrünem    Baldachin. 

17  b  Unten  vor  der  Treppe  sitzt  ein  junger  Krieger,  hinter  ihm  stehen 
Würdenträger.  Links,  dem  Könige  zugewandt,  kniet  die  Königin 
von  Saba  an  der  Spitze  ihres  Gefolges  vor  den  Prachtgefässen. 
die  sie  mitgebracht  hat.  Ein  Sklave  ist  im  Begriffe,  eines 
von  ihnen  dem  Könige  zu  bringen.  Links  oben  zwei  Zuschauer. 
Bez.  rechts  unten  (verletzt,  sonst  wie  das  vorige):  L.  Bramer. 

Eichenholz;  h.  0,74:  br.  1,09%.  —  1738  als  »Rembrandt«.  luv.  8°  A  210:'.. 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Art  des  Anthonie  Palamedesz  Stevaerts 

Gen.  A.  Palamedes.  Geb.  zu  Delft  um  1601;  gest.  den  27.  Nov. 
1673  auf  einer  Reise  zu  Amsterdam.  Bildete  sich  unter  dem 
Einfluss  der  Miereveits  in  Delft  und  der  Schule  der  Hals  in 
Haarlem.  Seit  dem  6.  Dez.  1621  Mitglied  der  Delfter  Gilde. 
Tätig  zu  Delft. 

1326  Ein  auf  seinen  Stock  gestützter  Herr.     Ganze  Figur  nach 
(1527)  rechts  auf  gelbgrauem  Grunde.  Matt  dunkelroter  Anzug  ohne  Hut. 

15  c     Graue  hohe   Stiefeln;   Spitzenkragen   und  Spitzenmannscbetten. 

Leinwand;  h.  0,28;  br.  0,18.  —  Nach  II.  im  Inv.  1722.  Wir  kounton  es  nur 
bis  zum  Katalog  von  1862  zurüekverfolgen.  DatoaN  wurde  es  dem  »Vorrat«  entzogen. 
Bei  11.  frageweise  als  »PalanWes  Palamedesz«.  Wir  finden  jedoch  keine  Überein- 
stimmung mit  den  Bildern  d'e'-es  Meisteis,  wohl  aber  Ueboreinstimmung  genug  in 
ihm  mit  den  schwächeren  Bildern  ähnlicher  Art  des  Anthonie  Palamedesz  (i.  B.  im 
Berliner  Museum,  bei  Herrn  Gumprecht  in  Berlin  und  in  der  öffentlichen  Sammlung 
zu  Hannover),  um  es  dessen  Richtung,  vielleicht  sogar  ihm  selb-t  zuzuschreiben. 
—  Phot.  Tamme. 


B.   Delfter  Schule.     XVII.  Jahrhundert  425 

Palamedes  Palamedesz  Stevaerts 

Geb.  zu  London  1607;  gest.  zu  Delft  den  26.  Mai  1.638. 
Schon  als  Knabe  in  Delft.  Mitglied  der  dortigen  Gilde  seit 
dem  25.  Oktober  1627.  Jüngerer  Bruder  des  Anton  Pala- 
medesz.    Tätig  zu  Delft. 

Ein  Reitertreffen.  Zwei  Hauptgefechte:  Das  eine  vorn  links,     1327 
wo   ein  Reiter,    nach  rückwärts  feuernd,   auf  seinem  Schimmel  (1526) 
da  vonreitet;  das  andere  im  Mittel  gründe  rechts,  wo  ein  Reiter     15  b 
auf  seinem  Grauschimmel   bildeinwärts  sprengt.     Vorn  in  der 
Mitte   liegt   ein  Gefallener   in    gelbem  Rock   auf  dem  Antlitz. 
Das  Bild   ist    unten   rechts    bezeichnet    gewesen.     Wir    lesen 
deutlich  das  P  und  weiter  rechts  VAERT.     H.  las  ausserdem 
die  Jahreszahl  1634. 

Eichenholz;    h.   0,46;    br.   0,71%.    —    Zuerst    im    Katalog   von    1835.    — 
Pbot.  Bruckm. 

Egbert  van  der  Poel 

Getauft  den  9.  März  1621  zu  Delft;  begraben  den  19.  Juli  1664    1328 
zu  Rotterdam.     Tätig  anfangs  in  Delft,  später  in  Rotterdam.  (1567) 

Liebeswerben  in  einer  Bauernstube.  In  der  Mitte  sitzt  eine  13  b 
Bäuerin  mit  dem  Messer  in  der  Rechten  vor  einem  Teller,  auf 
dem  ein  Hering  liegt,  und  sucht  sich  der  Umarmung  eines  hinter 
ihr  stehenden  Mannes  zu  erwehren.  Rechts  vorn  heben  Körben, 
Töpfen,  Fässern  eine  Katze  und  tote  Enten.  Links  im  Mittel- 
grunde ein  Mann  mit  roter  Kappe.    Bez.  rechts  am  Holztisch: 


e  IPoeL.  ftf4-9 


Eichenholz;  h.  0,59%;  br.  0,75%.  —  1876  im  Kunsthandel  aus  Amsterdam.  — 
Phot.  Bruokm. 

Im  Stalle  am  Backofen.  Rechts  am  Backofen  sind  Fässer,  Töpfe,    1 329 
Eimer,  mit  Kohl  und  Zwiebeln  untermischt,  aufgehäuft.    In  der  (1291) 
Mitte  eine  Bäuerin,  die  sich  nach  rechts  bückt,  und  ein  Bauer,     13  b 
der  sich  ans  Fass  lehnt.    Links  vorn  Hühner,  im  Hintergrunde 
Vieh.    Links  die  Reste  der  Bezeichnung:  E.  van  der  Poel. 

Eichenholz;  h.  0,49%;  br.  0,75.  —  1741  durch  Kaiserling.  —  Erst  1855  aus 
dem  Vorrat  nnd  von  H.  dem  Com.  Saftloven  zngeschiieben.  Indessen  weisen  nicht 
nur  die  Reste  der  Inschrift,  wie  schon  H.  anerkannte,  sondern  deutet  auch  die 
Technik  des  Bildes  auf  Egbert  van  der  Poel  hin.     So  auch  Scheibler,  Dr.  Not. 

Nächtliche  Feuersbrunst.    In  einem  Kirchdorf,  dessen  nied-  I329A 
riger  Spitzturm    in    der  Mitte   des  Bildes  neben  Bäumen  auf-     P  7 


426  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

ragt,  brennt  rechts  ein  Haus,  aus  dessen  Strohdach  die  Flammen 
emporschlagen.  Vom  auf  der  Strasse,  die  links  hinausführt,  ein 
Gewühl  von  Menschen  und  Pferden.  Bezeichnet  unten  links 
mit  einem  P. 

Kichenholz ;    h.  0,18%;  br.  0,231/»-  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Eduard 
Cichorium. 

Willem  van  Aelst  (Aalst) 

Geb.  um  1626  zu  Delft;  gest.  zu  Amsterdam  1683  oder 
später.  Schüler  seines  Oheims  Evert  van  Aelst  in  Delft.  Tätig 
anfangs  in  Delft,  dann  längere  Zeit  (1645 — 1656)  in  Frankreich 
und  Italien;  um  1656  wieder  in  Delft;  seit  1657  in  Amsterdam. 

1330  Jagdbeute    mit    Rebhuhn    und  Gimpel.     Auf   dem  Marnior- 

(1285)  tische,  der  links  mit  grüner  Decke  behängt  ist,  liegt  ein  Jagduetz. 

7  c      Von    oben   hängen  ein  Kebhuhn  und  allerlei  Jagdgerät  herab. 

Links  liegt  unter  anderem  ein  rotbrüstiger  Gimpel  auf  dem 
Kücken.  Bezeichnet  oben  rechts  i ähnlich  dem  folgenden): 
Ouilmo  van  Aelst  1644. 

Leinwand;  h.  0,66;  br.  0,47.  —  Inventar  1722,  A  255,  als  »Ast«. 

1331  Ein  Frühstück.     Auf  dem    mit   grüner  Decke   behängten 

(1286)  Marmortische   stehen  zwei  Zinnteller  mit  Austern,   einem  auf- 

8  b      geschnittenen  Hering,  Zwiebeln  und  Brot,  sowie  mehrere  feine, 

leider  durch  Nachdunkelung  versunkene  Gläser.  Bez.  1.  u. 
(verkleinert): 


f mj(%> 


Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,15.  —  1741  durch  Kaiserling  (als  N.  2679).  — 
Phot.  Hruckm. 

Art  des  W.  van  Aelst 

1 332  Stilleben  mit  dem  Steinkrug.    Auf  einem  Marmortische  mit 

(1265)  roter  Decke  steht  links  ein  Zinnteller  mit  Pfirsichen,  liegt  in 
8  a      der  Mitte  eine  rote  Traube,  steht  rechts  ein  Steinkrug. 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  0,64.  —  Nicht  durch  Wackerbarth,  wie  H.  annahm, 
sondern  als  Inventar-Nummer  2672  im  Jahre  1741  durch  Kaiserling.  Bisher  schlecht- 
hin als  -unbekannt" . 


B.    Delfter  Schule.     XVII.  Jahrhundert  42V 

Maria  van  Oosterwyck 

Geboren  zu  Nootdorp  bei  Delft  den  27.  August  1630;  gest. 
zu  Uitdam  den  12.  Nov.  1693.  Schülerin  des  Jan  Davidsz 
de  Heein.     Tätig  hauptsächlich  zu  Delft, 

Früchte  und  Pokale.    Auf  buntem  Marmortisch  stehen  ein  1333 

Goldpokal    und    ein  Römer    voll  Rheinwein   zwischen  Trauben,  (1536) 
Orangen    und    einer  Melone,     Links  ein  Fenster.     Rechts  ein      7  a 
grauer  Vorhang.     Bezeichnet  unten  rechts  (verkleinert): 


aria 


Leinwand;  h.  0,70%;  br.  0,56.  —  1740  von  Morel  erworben.  —  Gegenstück 
zum  folgenden. 

Blumen    und    Muscheln.      Auf    einem    Marmortische    ein    1 334 
dunkles    Glasgefäss    mit    prächtigem,    oben  von  einer  Sonnen-  (1535) 
blunie  überragtem  Blumenstrauss  auf  grauem  Grunde.     Links     14  a 
daneben    drei    Muscheln.     Bez.  unten   rechts :    MARIA  VAN 
OOSTERWYCK. 

Leinwand;    h.  0,72;  br.  0,56.  —  1740  durch  Morel  erworben.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Jan  Vermeer  van  Delft 

Getauft  zu  Delft  den  31.  Oktober  1632;  begraben  daselbst 
den  15.  Dezember  1675.  Schüler  des  Karel  Fabritius  in 
seiner  Vaterstadt.  Tätig  zu  Delft,  wo  er  1653  Mitglied  der 
Gilde  wurde.  Er  gehört  wegen  seiner  geistreichen,  frische  Lokal- 
farben mit  zartem  Helldunkel  vereinigenden  Malweise  zu  den 
Lieblingsmalern  der  Gegenwart. 

Bei  der  Kupplerin.     Kniestück.     Rechts  auf  dem  Balkon,     1 335 
über  dessen  Brüstung  ein  bunter  Teppich  hängt,  sitzt,  von  vorn  (1540) 
gesehen,  ein  Frauenzimmer  in  zitronengelber  Jacke  und  weisser     K  2 
Haube.     Mit  der  Linken  umfasst  sie  ein  Römerglas,    mit  der 
Rechten  empfängt  sie  das  Goldstück,  das  ihr  hinter  ihr  stehender 
Liebhaber  in  rotem  Rocke  und  grauem  Hute  ihr  reicht.    Links 
sitzt  ein  junger  Mann  in  schwarzer  Kleidung,  mit  seinem  Bier- 
glas in  der  Linken,    seiner   Laute  in  der  Rechten.     Zwischen 
diesem    und  jenem    blickt  die  in  einen  schwarzen  Mantel  ge- 
hüllte Kupplerin  hervor.     Bezeichnet  unten  rechts: 


428         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Leinwand;  h.  1,43;  br.  1,30.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dax. 
—  Als  J.  Vermeer  erst  seit  dem  Katalog  von  1835.  Hauptbild  des  Meisters.  — 
Phot.  Braun  TT,  39;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Häufst.:  Bruckru. 

I  336  Ein  Mädchen,  das  einen  Brief  liest.     Ein  junges  Mädchen 

(1541)  in  gelbem  Mieder  steht,  nach  links  gewandt,  vor  dem  offenen 

10  b     Fenster  und  blickt  in  den  Brief,  den  es  in  Händen  hält.    Vor 

ihm    ein    Tisch    mit    farbiger  Decke    und   einem  Teller  Obst. 

Links    am    Fenster    ein    roter,  rechts  ein  hellgrüner  Vorhang. 

Rechts  Reste  der  ehemaligen  Namenszeichnung. 

Leinwand;  h.  0,83;  br.  0,64%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  Im  Inv. 
Guar.  N.  1530  als  »Maniera  di  Rembrandt«.  Im  Inv.  1754,  II  176,  als  »Rembrandt«; 
so  auch  noch  im  Abrege  von  1782.  Bei  H.  1856  als  P.  de  Hooch.  Erst  seit  dem 
Katalog  von  1862  richtig  als  Jan  van  der  Meer  v.  Delft.  —  Radiert  v.  Joh.  Ant.  Riedel 
1783  als  »Flinck«.    —    Phot.  Brann  V,  39;    Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Britofm. 

C.     Die  Haager  Schule 
Angeblich  Jan  Anthonisz  van  Ravesteyn 

Geb.  um  1572  im  Haag;  begraben  daselbst  den  21.  Juni  1657. 

Tätig    im    Haag,    wo  er  1598  Mitglied  der  Gilde  wurde  und 

sich  1604  vermählte. 

I  337  Bildnis  eines  geharnischten  Feldherrn.  Kniestück  nach  rechts 

(1198)  auf  dunkelbraunem  Grunde  vor  rotem  Vorhange.     lieber   dem 

J  1      Harnisch    trägt    der    weisshaarige,    weissbärtige    Krieger    eine 

weisse  Halskrause  und  eine  rote  Leibbinde.     Die  rechte  Hand 

legt  er  auf  seinen  Helm,  der  links  auf  rotem  Tischchen  liegt  ? 

die  linke  an  seinen  Degengriff.     Bez.  rechts  u.:    Ao  :  1605 . 

Leinwand;  h.  1,19;  br.  0,92^.  —  Nach  H.  1744  durch  Kossi  aus  Italien.— 
Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1835 ;  schon  hier  als  »Ravesteyn«  bezeichnet. 
H.  setzte  in  seinen  letzten  Auflagen  mit  Recht  ein  Fragezeichen  hinter  den  Namen. 
In  unserer  ersten  Auflage  noch  als  »Art  des  Ravesteyn«.  Neuere  Kenner  (Hofstede 
de  Groot)  bezweifeln  jedoch  sogar  den  holländischen  Ursprung  des  Bildes.  —  Phot. 
Braun  XII,  31;  Phot.  Ges.;  Hanfs?.;  Tamme 


!  .     >  ' 


No.    1335.     Jan  Vermeer  van  Delft. 


No.    1225.      Cornelis   de  Heem. 


0  A  ^ 
'■"  4^  'Jß^fi 

SS:.'    -  l*^:T 

No.    1261.     Jan  Davidsz  de  Heem. 


No.    1336.     Jan  Vermeer  van  Delft. 


Tafel  XVm. 


C.   Haager  Schule.     XVII.  Jahrhun  ler't  "         429 

David  Mytens  (?) 

(Siehe  die  Anmerkung  hierunter.) 

Bildnisgruppe  des  David  Mytens,  seiner  Gattin  und  ihrer  fünf   |  338 
Kinder.    Kniestück.     Links  sitzt  der  Vater  in  schwarzem  Hut  (2318) 
und  hält  ein  Buch  vor  sich  aufgeschlagen;    ganz    vorn    links      L  3 
zu  seiner  Kechten  sein  Sohn  Johannes  in  grauem,  rot  gemuster- 
tem Eock;  zu  seiner  Linken  sein  Sohn  Frederick  in  braunem 
Rock;    vor    seinen    Knieen   der  kleine  David  in  grauem,  grün 
gemustertem  Rock.  Rechts  sitzt  die  Mutter,  geb.  Judith  Hennings, 
mit  anliegender  weisser  Haube.  Ganz  vorn  rechts  ihr  Töchterchen 
Annecke  in  rot  und  braun  gemustertem  Kleide,  eine  Nelke  in 
der  Linken.     Zur  Rechten  der  Mutter  blickt  eiu  fünftes  Kind 
im  Halbdunkel  hinter  dem  Tisch  hervor.    Bezeichnet  im  Buch: 
David  Mytens  out  sijnde  (alt  seiend)  42;  Judich  M. 
out  sijnde  43;  Fredrick  12.  Johannes  10.  Annecke  8. 
Davidt  5.     Anno  1624.     Als  Probe  der  Handschrift: 


CA  \A 


Leinwand;  h.  1,02;  br.  1,63.  —  1883  im  Kunsthandel  über  Grtinberg.  Befand 
sich  bis  dahin  im  Privatbesitze  zn  Kopenhagen.  —  Bei  seiner  Erwerbung  trug  es 
den  Namen  des  bekannten  Daniel  Mytens  (geb.  zn  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  im 
Haag,  1610  Mitglied  der  Gilde  dieser  Stadt,  1642  noch  am  Leben),  der  1624  jedoch 
in  London  weilte  und  auch  in  kälterem  und  glatterem  Stile  malte.  —  Die  Angaben 
inbezug  auf  die  Dargestellten  beruhen  teils  auf  der  Inschrift  des  Buches,  teils  auf 
gütigst  zu  diesem  Zwecke  unternommenen  archivalischen  Forschungen  des  Herrn 
Dr.  Abr.  Bredius  im  Haag.  Der  Hausherr  war,  was  diese  ausserdem  ergeben  haben, 
aus  Brüssel  gebürtig,  die  Hausfrau  aus  Middelburg.  Die  Hochzeit  fand  aber  am 
1.  Februar  1609  im  Haag  statt,  wo  die  Familie  ansässig  war.  Das  abseit  stehende 
fünfte  Kind  war  vielleicht  ein  bereits  verstorbenes. 

Die  Familie  Mytens  war  eine  bekannte  Haager  Künstlerfamilie.  Dass  sie  Mit- 
glieder des  Namens  David  besass,  war  längst  bekannt  (vergl.  den  franz.  Katalog 
des  Haager  Museums  von  1874,  zu  N.  92,  p.  89),  man  zweifelte  nur,  ob  ein  David 
Mytens  ebenfalls  Künstler  gewesen  sei.  Unter  diesen  Umständen  liegt  der  Inschrift 
unseres  Bildes  gegenüber  die  Annahme  nahe,  dass  ein  solcher  in  der  Tat  Künstler 
gewesen,  und  dass  unser  Bild  ihn  selbst  mit  seiner  Familie  von  seiner  eigenen  Hand 
darstelle.  In  diesem  Sinne  sprachen  wir  uns  daher  schon  1884  im  Nachtrag  zu  H.'s 
Katalog  von  1880  aus.  —  Phot.  Braun  IX,  29 ;  Tamme  ;  Bru'km 


430         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Jan  van  Goyen 

Geb.  den  13.  Januar  1590  zu  Leiden;  gest.  im  April  1656 
im  Haag.  Schüler  des  Coenrat  van  Schilperoort  in  Leiden  uud 
des  Es.  van  de  Velde  (um  1590 — 1630)  in  Haarlem  und  im 
Haag.  Bis  1631  in  Leiden,  seit  1634  im  Haag  nachweisbar, 
wo  er  das  Bürgerrecht  erwarb  und  Schule  machte.  Vgl.  Bredius' 
Aufsatz  in  Oud  Holland,  XIV,    IS 96.  p.    113  —  125. 

I  338  A  E'n  Ziehbrunnen  neben  Bauernhütten.    Rechts  unter  Bäumen 

(1  223)  elende  Strohdachhütten.    Vor  der  Tür  eine  Bauerngruppe.    Ganz 

8  b      rechts  am  Ziehbrunnen    eine    Magd    und    ein  Knecht  in  roter 

Jacke.     Links  am  Wege    zwei   ruhende  Männer.     Ganz    links 

ein  Teich,  hinter  dem  ein  Sandweg  zu  f'er-        y        >£"! 

nen  Bäumen  und  Hütten  führt.    Bez.  r.  u.:     r  Ö      /      j  j 

Eichenholz;  h.  0,55;  br.  0,80.  —  Kat.  1S87 :  N.  1701.  —  luv.  1754,  U  76\ 
—  Phot.  Braun  I,  29;  Hanfst.;  Taninie;  Bruckm. 

1 338  B  Winter  am   Flusse.     Vorn    der    belebte,    breite,    gefrorene 

(1224)  Fluss  mit  einer  hölzernen  Landungsbrücke  zur    Rechten.     Im 
15  b     Mittelgründe  die  getürmte,    von  Windmühlen  umgebene  kleine 

Stadt.  Einer  der  Schlittschuhläufer  ist  auf  den  Rücken  gefallen. 
Links  halten  Schlitten  mit  Pferden.    Bez.  u.  r.  am  Bot : 

\GTi>VEN  )  C43 

Eichenholz:  breitoval;  h.  0,68;  br.  0,90^.  —  Kat.  1887 :  N.  1702.  —  Zuerst 
im  Katalog  von  1812.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  IV,  eil  ;  Phot. 
Ges.;  Hanfat;  Tamme ;  Bruckm. 

I  338  C  Sommer  am  Flusse.    Der  Strom  füllt  den  ganzen  Vorder- 

(1225)  grund  und  berührt  in  der  Mitte  den  Horizont.    Au  den  flachen 
15  b     Ufern  liegen  Gebäude  zwischen  Bäumen.     Links  eine  Kirche; 

rechts  Wagen  vor  Bauernhäusern.  Auf  dem  Wasser  links  vorn 
ein  Nachen  mit  Fischern,  weiter  zurück  Segelbote.  Bezeichnet 
links  unten  am  Bot : 


<sQJ<Tfy 


Eichenholz;  breitoval;  h.  0,68;  br.  0,90}^.  —  Kat.  1P87 :  N.  1703.  —  Zuerst 
im  Katalog  von  1817.  —Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  III,  29;  Phot.  Ges., 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 


C.    Haager  Schule.    XVII.  Jahrhundert  431 


■ö 


Anthony  van  Croos 

Geb.   1606  oder  1607;   von  1634—1662  im  Haag  (1649 
in  Alkmaar)  nachweisbar.    Nachfolger  Jan  van  Goyen's. 

Flusslandschaft.  Links  der  Fluss,  der  im  Vordergrunde  die  |  338  D 
ganze  Breite  des  Bildes  einnimmt.  Rechts  das  flache,  bäum-  8  c 
reiche  Ufer,  das  sich  im  Hintergrunde  auch  zur  linken  Seite 
hinüberzieht,  Links  vorn  zwei  Nachen  mit  Fischern  am  Fluss, 
ganz  links  am  kleinen  Uferstück  ein  von  hinten  gesehener 
Mann.  Rechts  am  Ufer  unter  den  stattlichen  Bäumen  ein 
Dorf,  aus  dem  in  der  Mitte  ein  spitzer  blauer  Kirchturm  her- 
vorragt.    Bezeichnet  links  unten  am  Kahn : 


°^  Czoos. 


'S" 

Eichenholz;  h.  0,27  J^;  br.  0,35%.  —  1890  aus  dem  Nachlasse  des  Inspektors 
des  Kupferstich-Kabinetts,  M.  B.  Lindau.  —  Vergl.  Woltm.  und  Woerm.  VIII,  S.  SIT. 

Cornelis  Lelienbergh  (Lelienburch) 

War  1646  Mitglied    der   Gilde   im  Haag;    gehörte   1656  zu    1339 
den  Begründern  einer  besonderen  Maler-Innung  daselbst.     Im   (1783) 
Haag  nachweisbar  bis   1665,  Bilderdaten  bis  1672.  P  5 

Totes  Geflügel.  Auf  einem  mit  braunem  Tuche  bedeckten 
Holztische  liegen  ein  Sperling,  ein  Kreuzschnabel  und  eine 
Lachtaube.  Links  hängt  von  oben  ein  Rebhuhn  herab.  Rechts 
schwebt  eine  Feder  in  der  Luft.     Bez.  unten  links: 


Eichenholz;  h.  0,56;  br.  0,45%.    —   Inventar  Gnarienti  (vor  1795)  N.  1702. 
Phot.  Bruekm. 

Abraham  van  Beijeren 

Abr.  Hendricksz  van  Beijeren.  Geb.  im  Haag  1620  oder  1621 ; 
gest.  zu  Alkmaar  nach  1675.  Tätig  1638  in  Leiden,  1639 
bis  1657  im  Haag,  dann  in  Delft,  wieder  im  Haag,  1672 
in  Amsterdam,  seit  1674  in  Alkmaar. 

Eine  Fischbank.     Auf  dem  Tische   liegen  ganze  und  zer-    I  340 
schnittene   Fische,    Taschenkrebse,    Muscheln    und    ein    unge-  (1835) 
kochter  Hummer.    Rechts  unten  in  der  Ferne  der  belebte  Strand     49  b 
des  Flusses,  den  eine  Bogenbrücke  überspannt.     Bez.  halbl.  u. : 


432         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Leinwand;  h.  1,2!»;  br.  1,63.  —  Von  Georg  Breitbarth,  Kunsthändler  in 
Erfurt.     H.  —  Erst  lHöli  aus  dem  Vorrat  der  (ialerie. 

Dirk  van  der  Lisse 

Geburtsort  und -Jahr  unbekannt;  begraben  im  Haag  den  31.  Jan. 
1669.  Er  trat  1644  in  die  alte  Lukas-Gilde  des  Haag  ein. 
wo  er  1656  zu  den  Mitbegründern  der  neuen  Gilde  geholte 
und  1660  Bürgermeister  wurde.  Obgleich  er  als  offenbarer 
Schüler  oder  Nachahmer  Poelenburgh's  zur  Utrechter  Schule  ge- 
rechnet werden  könnte,  muss  er  wegen  seiner  engen  Beziehungen 
zum  Haager  Kunstleben    zur  Haager  Schule    gestellt    werden. 

1340  A  Diana  und  ihre  Nymphen  beim  Baden.     In  der  Mitte  sonnen- 

(1199)  durchleuchtete  Gebäudetrümmer.  Links  davor  ein  Wasserfall, 
fl  a  Rechts  auf  Felsenstufen  die  Nymphen.  Neben  ihnen  ein 
Hund.  Andere  entsteigeu  links  dem  Bade.  Diana  thront, 
mit  rotem  Chiton  bekleidet,  in  der  Mitte.  Vorn  am  Boden 
Jagdgerät  und  Jagdbeute.  Hinten  in  den  Ruinen  Aktäon, 
dem  ein  Hund  nachspringt. 

Eichenbolz;  h.  0,60%;  br.  0,91.  —  Kat.  1887  u.  1892  als  N.  1249.  —  1742 
durch  Rigaud  aus  Paris.  H.  —  Inv.  1754,  Tl  412.  —  Bisher  unter  den  Bildern 
Poelenburgh's;  doch  schon  in  unseren  beiden  ersten  Auflagen  mit  nachfolgender  An- 
merkung: »Dieses  Bild  ist  wegen  seiner  lockeren  Malweise  und  seines  rötlicheren 
Tones  dem  Dirk  van  der  Lisse,  einem  Schüler  Poelenburgh's  zuzuschreiben.  So 
auch  Bredius  N.  N.«  Nachdem  uns  erneute  Studien  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht 
bestätigt,  musste  das  Bild  nunmehr  unter  Dirk  van  der  I.isse's  Namen  eingereiht 
werden.  —  Phot.  Bruckm. 

Pieter  Vereist 

Geburts-  und  Todesjahr  unbekannt.  Mitglied  der  Dordrechter 
Gilde  1638.  Seit  1643  im  Haag,  wo  er  1656  die  neue 
Gilde  begründen  half  und  1665  noch  nachweisbar  ist;  spätestens 
1668  floh  er  vor  seinen  Gläubigern  aus  dieser  Stadt.  Vergl. 
G.  H.  Veth  in  Oud  Holland,  XIV,   1896,  S.  101. 

1341  Ein  Alter  am  Kohlenfeuer.     Nach  links  gewandt,  in  brau- 

(1282)  nem  Rocke  und  anliegender  Kappe  sitzt  er  in  dunklem  Gemache 
8  c 


C.    Haager  Schule.     XVII.  Jahrhundert  433 

auf  rohem  Holzstuhle  und  starrt  in  das  Feuer,  das  am  Boden 
brennt.  Die  geballte  Linke  legt  er  auf  sein  Knie;  *~V/"r- 
sein  Haupt  stützt  er  in  die  Rechte.    Bezeichnet  r.  u. :       ^  ' 

Eichenholz ;  h.  0,22 ;  br.  0,20.  -r-  luv.  1722,  A  626.  Zum  Ueberfluss  steht 
auf  der  Rückseite :   geschildert  van  Pieter  vereist.    —   Phot.  Braun  IX,  33 ;   Bruckm. 

Ein  lesender  Alter.     Nachtstück.     Ein  Mann  mit  langem     |342 
grauen  Haupthaar,  langem  grauen  Barte  und  einer  Brille  auf  (1283) 
der  Nase  sitzt,  nach  links  gewandt,  an  einem  von  dem  Scheine      8  c 
einer  Oellampe    schwach    erhellten    Tische    und  liest  eifrig  in 
dem   mächtigen,    vor    ihm    aufgeschlagenen    Buche,      ~p ,  «r 
Bezeichnet  unten  links :  I  »  V- 

Eichenholz;  h.  0,26}^;  br.  0,23.  —  Inventar  1722,  A  625. 

Die  alte  Garnwinderin.    Lebensgrosse  Halbfigur  nach  links    1343 
auf  grauem  Grunde   hinter   steinerner   Fensterbank.     Sie  trägt  (1333) 
ein  grau  -  violettes  Kleid  und  eine  schwarze,  hutartige  Haube.      K  2 
Die  Winde  hält    sie    in    der  rechten  Hand;    mit    dem    Zeige- 
finger und    dem  Daumen    beider  Hände   prüft  sie  den  Faden. 

Leinwand;  h.  0,73;  br.  0,63.  —  1741  durch  Kaiserling  (2797).  —  Im  Inv.  1754, 
II  646,  schon  als  »v.  d.  Aelst«.  —  Bei  H.  als  »unbekannt«.  —  Dass  Pieter  Vereist  der 
Urheber  ist,  sprach  neuerdings  zuerst  Bode  aus  und  wird  durch  den  Vergleich  mit  den 
beglaubigten  Bildern  des  Meisters,  z.  B.  dem  lebensgrossen  Brustbild  einer  alten  Frau 
von  1648  im  Berliner  Museum,  bestätigt.  —  Phot.  Braun  XV,  33 ;  Bruckm. 

Jan  de  Baen 

Geb.  zuHaarlem  den  20.  Februar  1633;  gest.  im  Haag  den 
S.März  1702.  Schüler  des  Jac.  A.  Backer  in  Amsterdam.  Seit 
1660  im  Haag;  1676  kurfürstlich  brandenburgischer  Hofmaler; 
lebte  im  Haag,  vorübergehend  in  London. 

Selbstbildnis   des   Künstlers.      Kniestück    nach    links    auf    1 344 
dunklem  Grunde.     Der  Künstler,    dessen    braunes  Haar    lang  (1574) 
auf  seine   Schultern    herabfällt,    trägt    einen    braunen    Mantel      L  3 
und  erhebt  in  der  Rechten  ein  Miniaturbild. 

Leinwand;  h.  1,07;  br.  0,94.  —  Inventar  1722,  A  205. 

Kaspar  Netscher 

Geb.  zu  Heidelberg  1639;  gest.  im  Haag  den  15.  Januar  1684. 
Anfangs  Schüler  des  Koster  in  Arnheim,  später  des  Ger.  Ter 
Borch  in  Deventer.  Er  reiste  in  Frankreich  (1659  in  Bordeaux), 
war  aber  seit  1660  im  Haag,  wo  er  1662  der  neuen  Maler- 
genossenschaft beitrat. 

28 


434         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1345  Die  kranke  Dame  mit    ihrem  Arzte.      In    weissem    Atlas- 
(1547)  kleide  und  brauner,    mit  weissem  Pelz    besetzter  Sammetjacke 

13  c  sitzt  die  Kranke,  nach  rechts  gewandt,  im  Lehnstuhl  und 
greift  mit  der  Rechten  an  ihr  Herz.  Neben  ihr  steht  der 
junge  Arzt  im  Pelz,  fühlt  ihr  mit  der  Rechten  den  Puls  uud 
betrachtet  zugleich  ihr  "Wasser  in  dem  Glase,  das  er  in  der 
Linken  erhebt.  Links  im  Mittelgrunde  macht  ihre  Magd  sich 
an  den  grünen  Vorhängen  ihres  Bettes  zu  tun.  Bezeichnet 
links  am  Schreibzeug  auf  dem  Tische. 

Kupfer;  h.  0,27 J  br.  0,22.  —  Inventar  1722,  A  574.  —  Phot.  Ges.;  Hanfst; 
Tamme ;  Bruekm. 

1 346  Der  Briefschreiber.    Kniestück.    An  einem  Tische  mit  bunter 
(1646)  Decke  sitzt,  nach  links  gewandt,  ein  junger,  langhaariger,  schwarz 

8  c  gekleideter  Herr,  stützt  den  Kopf  in  die  Linke  und  lässt  die 
Rechte,  in  der  er  die  Feder  hält,  auf  dem  Papier  ruhen.  Bez. 
links  auf  der  Landkarte  an  der  Wand: 


JtS/zffc&ef.  Jealt.   ;G6f 


Eichenholz;    h.  0,27;    br.  0,18}$.    —    Inv.    1722,    A  508.    —    Phot.  Ges.; 
Ilanfst.;  Tamme;  Bruckni. 

1347  Eine  singende  Dame  mit  einem  Lautenspieler.     Hinter  einer 

(1648)  steinernen.  Fensterbank  mit  orientalischem  Teppich  steht  rechts 

17  c     ein  junger  Mann  in  rotem,    aufgeschlitztem  Rocke    und   spielt 

die  Laute,  steht  links,  fast  von  vorn  gesehen,  eine  junge  Frau 

mit  ihrem  Notenheft  in  beiden  Händen  und  singt    Bez.  r.  u.: 


et/c/wi  *Aö  166s. 


Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,34.  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung  de 
la  Bouexiere  in  Paris.  —  Gestochen  von  E.  G.  Krüger  jj$  III,  10.  —  Phot.  Braun 
XV,  37;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;   Iiruckm. 

1348  Eine  Dame  beim  Ankleiden.     In  gelbem  Kleide  und  roter 

(1651)  Jacke  sitzt  die  junge  Frau  mit  ihrem  Hündchen  auf  dem  Schoosse, 
1 7  c     von  vorn  gesehen,  da  und  lässt  sich  von  der  hinter  ihr  stehenden 
Magd  den  Kopfputz  ordnen.    Links,  vor  ihrem  gelben  Himmel- 
bette, bringt  eine  Junge  eine  Schale  mit   einem  Löffel  herein. 
Bez.  r.  unten  (ähnlich  dem  vorigen):  C .Netscher  Ao.  1665. 


C.    Haäger  Schule.     XVII.  Jahrhundert  435 

Eichenholz;  h.  0,43%;  br.  0,34.  —  Nach  H.  1710  durch  F.  Lemmers  aus 
Antwerpen  als  »Mieris«.  —  Wir  fanden  es  zuerst  im  »Catalogue«  Ton  1765.  —  Phot. 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Gesang  mit  Klavierbegleitung.    Vornehmer  Säuleusaal.   Links    1349 
am  Klavier  greift    eine  Dame   in    weissem   Atlaskleide   in  die  (1645) 
Tasten,    während    ein  Herr    in  schwarz   und   goldenem  Anzug     11  a 
mit  roten  Schleifen  ganz  links  vorn  auf  einem  Stuhle  sitzt  und 
singt.    Das  Notenheft  Mit  er  in  der  Hand.     In  der  Mitte  sitzt 
lauschend    eine    Dame    in    blauem    Kleide.      Rechts  trägt  ein 
Diener  eine  Erfrischung  herein.      Bezeichnet   links    über    dem 
Klavier:  C .  Netscher  f.  1666. 

Eichenholz;  h.  0,59%;  br.  0,46.  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  in  Paris.  —  Die  Jahreszahl  las  H.  1660,  andere  lasen  sie  1688. 
Nach  genauester  Untersuchung  müBsen  wir  uns,  wenn  auch  die  letzte  Zahl  nicht 
ganz  deutlich  ist,  für  1666  entscheiden.  — Phot.  Braun  XI,  38;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis  der  Frau  von  Montespan.    Rechts  sitzt  die  Geliebte    1350 
Ludwig"s  XIV.  in  weissem  Atlaskleide  mit  goldgelbem  Heber-  (1649) 
wurf  an  dem  Tische,    auf   dem  neben  einem  Globus  ein  auf-     17  c 
geschlagenes  Buch  liegt.     Iu    der    linken  Hand   hält  sie  eine 
Lilie,  in  der  rechten  zwei  Rosen.    Links  der  Garten.    Bez.  r.  u.: 


CHek^uv.  ^  G>o 


Kupfer;  h.  0,50V2;  br.  0,3872-  —  Wohl  17J=2  QUrcn  de  Brais  aus  Paris. 
Sicher  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1699.  —  Phot.  Tamme. 

Frau    von  Montespan,    die    Harfe  spielend.     Die    Geliebte     1351 
Ludwig's  XIV.  sitzt,  die  Harfe  spielend,  in  gold  und  blau  ge-  (1650) 
blümtem  Kleide  neben  dem  Tische,  auf  dem  ein  Xotenheft  auf-      17  c 
geschlagen  liegt.    Links  zu  ihren  Füssen  sitzt  ihr  kleiner  Sohn, 
der  Duc  de  Maine,  in  blauem  Röckchen  und  spielt  die  Guitarre. 
Links  die  Landschaft,    rechts    ein    roter  Vorhang.     Bez.  links 
vorn  (ähnlich  dem  vorigen):  C  .  Netscher  .  Fee  .  1671. 

Kupfer;  h.  0,48;  br.  0,37.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung  Du- 
breuil  aus  Paris.  —  Inventar  Guarienti  N.  1700.  — Phot.  Braun  X,  36;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Spinnerin.     In  schwarzem  Kleide  mit  blauer  Schürze,     1352 
weissem  Brusttuch  und  weisser  Haube  sitzt  die  Alte  vor  hell-  (1652) 
grauem  Wandgrunde,    nach  rechts  gewandt,    an  ihrein  Spinn-      ^  c 
rade.    Hinter  ihr  steht  ein  Tisch.    Bezeichnet  links  unten  am 
Tische  (nicht  mehr  deutlich):  C.  Netscher. 

28* 


436         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,27%;  br.  0,23%.  —  Inventar  1722,  A  381.   —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.  Hanfst ;  Tamine ;  Bruckm. 

1 353  Die  Näherin.    In  rotem  Kleide  mit  brauner  Jacke,  weisser 

(1653)  Haube,  ein  schwarzes  Pflästerchen  an  ihrer  linken  Schläfe,  das 
13  c     Nähkissen  auf  ihrer  dunklen  Schürze,  sitzt  sie,  nach  links  ge- 
wandt, bei  ihrer  Arbeit.     Zu  ihren  Füssen  ein  Feuerstübchen, 
rechts  neben  ihr   ein  Korb  mit  Wäsche.     Scheint  links  unten 
bezeichnet  gewesen  zu  sein  wie  das  vorige. 

Eichenholz ;  h.  0,27»/» ;   br.  0,23»/*.  —  Inventar  1722,  A  376.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Hanfst;  Bruckm. 

Nach  Kaspar  Netscher 

1354  Das  Mädchen  mit  dem  Papagei.      Im    Bogenfenster    steht 

(1654)  eine  junge  Dame  in  blauem  Kleide  und  hält   auf  der  rechten 
Grimma    uamj  cjen  grauen  Papagei,  dem  sie  mit  der  Linken  ein  Stück 

Zucker  hinhält.  Links  steht  das  Bauer.  Rechts  hängt  ein 
bunter  Teppich  von  der  Fensterbrüstung  herab. 

Eichenholz;  h.  0,46l/j ;   br.  0.36V2-    —    1711    durch  von   Kaiserling.  —   Im 

Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.   395    als  echter  Netscher.     Aber   schon    bei   H.  nur  als 

Kopie.  In  der  Tat  nicht  fein  genug  für  des  Meisters  eigene  Hand.  —  1902  an  den 
Altertums- Verein  in  Grimma.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Johannes  Tilius 

Geb.  in  Hilvarenbeek.  Nach  van  Gool  Schüler  des  P.  van 
Slingelandt  in  Leiden.  Trat  1683  der  Malergilde  im  Haag  bei. 
Malte  aber,  wie  unser  Bild  und  dasjenige  des  Wiener  Hof- 
museums von  1680  zeigen,  schon  einige  Jahre  früher.  1694  in 
London  erwähnt.    Tätig  im  Haag  und  in  London.   Bredius  N.  N. 

1 355  Die  Näherin.    Kniestück.    Eine  Frau  in  roter,  mit  weissem 
(1822)  Pelz    besetzter  Jacke,    weisser  Haube,    weisser  Schürze,    sitzt, 

11  b     nach  links  gewandt,  über  ihre  Näharbeit  gebückt.     Bez.  o.  r.: 


et  <Te.     6Q 


.Iw.itiH). 


Eichenholz;  h.  0,25%;  br.  0,20%.  —  Inv.  1722,  A  513,  damals  >Eglon  van 
der  Neer«  genannt.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme. 

Coenraet  Roepel 

Geb.  den  6.  November  1678  im  Haag;  gest.  daselbst  den 
4.  Jan.  1748.  Schüler  des  Konstantin  Netscher  (1668—1722), 
eines  Sohnes  Kaspar  Netscher's.     Tätig  im  Haag. 


D.    Haarlemer  Schule.    XVII.  Jahrhundert        437 

Ein  Blumenstrauss.     Vor    einer  Nische    steht   ein   kupfer-    1356 
farbenes    Gefäss    mit    einem   reichen,    farbigen  Blumenstrauss.  (1823) 
Vorn  in  der  Mitte  fällt  eine  Kose  auf  den  Tisch   herab,    auf      8  c 
dessen  Platte  rechts  eine  Schnecke  kriecht.     Bezeichnet  rechts 
am  Tisch  (verkleinert): 


QOl  Vatt  CTVoeloeff 


Leinwand;  h.  0,89%;    br.  0,67.   —   1751  durch  Heinecken.    H.  —  Inrentar 
1754,  II  163. 

Hendrik  van  Limborch 

Geb.  im  Haag  den  6.  März  1682;  gest.  daselbst  den  3.  Fe- 
bruar 1759  (Amsterdamer  »Catalogue«  1903).  Schüler  des 
Adr.  van  der  Werff.     Tätig  hauptsächlich  im  Haag. 

Venus  und  Amor.     In   einer   dunklen  baumreichen  Land-    1357 
schaft  sitzt  Venus,    nach    links    gewandt,    auf  einem  Purpur-  (1825) 
gewande  am  Boden.    Ein  dunkles  Tuch  bedeckt  ihren  Schooss.      7  c 
Vorn    neben    ihr    liegt  Amor   und  scherzt  mit  dem  Täubchen 
zu  seinen  Füssen. 

Von  Eichenholz  auf  Leinwand  übertragen;   h.  0,58;  br.  0,44.  —  Wohl  1727 
von  der  Leipziger  Ostermesse,  Inrentar  1722  ff.,  A  1775.  —  Phot.  Bruckni. 

D.    Die  Haarlemer  Schule 
Frans  Hals  d.  ä. 

Geboren  von  Harlemer  Eltern  1580  oder  1581  zu  Antwerpen; 
begraben  zu  Haarlem  den  1.  September  1666.  Seit  1600  in 
Haarlem,  1637  vorübergehend  in  Amsterdam,  1644  Vor- 
sitzender der  Haarlemer  St.  Lukasgilde.  Schüler  des  Karel 
van  Mander  in  Haarlem.  Bahnbrecher  des  holländischen  Kea- 
lismus  des  XVII.  Jahrhunderts. 

Männliches  Bildnis.     Halbfigur    nach    rechts    auf  grauem    1358 
Grunde.    Der  kräftige  junge  Mann,  der  die  linke  Hand  in  die  (1020) 
Seite  stemmt,  trägt  einen  gelblich-grauen  Rock,  einen  anliegen-     11  b 
den  Spitzenkragen    und    einen    grossen    schwarzen  Hut.     Sein 
kleiner  Schnurr-  und  Kinnbart  ist  hell-,  sein  Haar  dunkelblond. 

Eichenholz;    h.  0,24%;    br.  0,19%.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein 
in  Dux.  —    Die  Provenienzangabe  bei  H.  beruht  auf  einem  Irrtum.    —   Gegenstück 


438         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

zum  folgenden.  —  Es  sind  vorzügliche  Bildchen  der  reifen,  blonden,  mittleren  Zeit 
des  Meisters.  —  Gestochen  von  W.  Baillie  als  Seilistbildnis  des  Hals.  —  Phot. 
Braun  I,  28;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1359  Männliches   Bildnis.      Halbfigur    nach    links    auf   grauem 

(1021)  Grunde.    Der  kräftige  Mann  mit  kleinem  blonden  Bärtchen  und 
11  b     dunkelblondem  Lockenhaar  trägt  einen  schwarzen  Rock,  dessen 

durchbrochene  Aermel  das  weisse  Hemd  zeigen,  einen  anliegen- 
den weissen  Spitzenkragen  und    einen  grossen  schwarzen  Hut. 

Eichenholz;  h.  i),2il^;  br.  0,20.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  ■ —  Vergl.  die 
Anmerkungen  zu  diesem.  1741  mit  ihm  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  — 
Phot.  Braun  X,  25;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruukm. 

Nach  Frans  Hals  d.  ä. 

1360  Männliches  Bildnis.    Brustbild  nach  rechts  auf  gelbgrauem 

(1022)  Grunde;  der  Kopf  fast  von  vorn.    Langes  blondes  Haar.   Kleiner 
Q  1      Hut;  schwarzer  Rock,  kleiner  weisser  Klappkragen. 

Eichenholz;  h.  0,34;  br.  0,25.  —  Inv.  1722,  A  191.  Damals  als  Selbstbildnis 
des  Frans  Hals.  Nach  Bode  (Studien.  S.  87)  nur  eine  gute  Kopie  eines  vom  Meister 
um  1650  gemalten  Bildnisses  bei  Herrn  Warneck  in  Paris  (ebenda  S.  86),  Vielleicht 
von  einem  der  Söhne  des  Meisters.  In  der  Tat  ist  es  für  ein  eigenhändiges  Bild 
des  alten  Frans  Hals  zu  schwur  im  Vortrag  und  im  Tone.  —  Eüae  andere  Wieder- 
holung im  Museum  zu  Haarlem,  dort  auch  nur  als  »n;ich  Frans  Hals  bezeichnet. 
—  Phot.  Braun;  Bruckm. 

1361  Bildnis    einer   jungen    Dame.     Halbfigur    nach    links    auf 
(1025)  gelbgrauem  Grunde.     Die  Dame  tragt  eine  Haube  mit  Perlen- 

M  2  besatz,  unter  der  ihr  blondes  Lockenhaar  auf  ihre  Schultern 
herabfallt,  ein  schwarzes  Seidenkleid,  einen  grossen  durch- 
sichtigen Kragen,  ebensolche  Manschetten,  ein  Schmuckstück 
auf  der  Brust,  sehr  weite  Handschuhe  und  in  der  linken 
Hand  einen  Fächer. 

Leinwand;    h.  0,76;    br.  0.03.  —    1875  im  Kuusthaudel   aus  Amsterdam.  — 
Am  Kleid  und  an  den  Händen  glaubt  mau  allerdings  die  Pinselführung  des  Meisteis 
zu  erkennen.    Die  Modellierung  des  Kopfes  aber  ist  zu  hart  und  leer  für  ihn  selbst 
Vielleicht  eine  Kopie  nach  ihm;  vielleicht  auch  ein  Schulbild.  —  Phot.  Bruckm. 

Unbestimmte  Schüler  Frans  Hals  des  älteren 

1362  Bildnis   des   Malers  Vincent  Laurens  van   der  Vinne.     lialb- 

(1023)  figur  nach   rechts  auf  graubraunem  Grunde.     Der  junge  Mann 
14  a     trägt  einen  graubraunen  Rock  und  einen  kleinen  weissen  Klapp- 
kragen mit  Troddelschnüren.    Sein  Haar  ist  glatt  und  dunkel. 

Eichenholz;  b.  0,(i:5;  br.  0,47'/a-  —  '874  von  Dr.  A.  v.  d.  Willigen,  der  es 
1S50  von  der  Familie  van  der  Vinne  kaufte,  „qni  savaieni  qua  Frans  Huls  l'avait 
feint  en  une  heure  de  tempa".  A.  v.  d.  Willigen,  Les  artistes  de  Haarlem,  Ed.  1870. 


No.    1358       Frans  Hals   der  Aeltere. 


No.    1359.     Frans  Hals   der  Aeltere. 


Tafel  XIX. 


D.    Haarlemer  Schule.    XVII.  Jahrhundert        439 

p.  143.  —  Trotz  dieser  Ueberlieferung  erscheint  die  Malweise  des  Bildes,  so  un- 
mittelbar sie  durch  Frans  Hals  beeinflusst  ist,  zu  derb  und  hart  für  den  grossen 
Meister  selbst.  Wäre  die  Echtheit  anerkannt  gewesen,  so  hätte  es  1874  auch  un- 
zweifelhaft einen  höheren  Preis  als  256  Gulden  erzielt.  Auch  Bode,  Studien,  S.  84, 
bezeichnet  es  nur  als  Schulwerk.  Möglicherweise  rührt  es  von  dem  Maler  V.  L.  v. 
d.  Vinne  (geb.  1629  zu  Haarlem,  gest.  daselbst  1702),  einem  Schüler  des  Fr.  Hals, 
selbst  her.  —  Schwarzkunstblatt  von  C.  van  Noorde. 

Bildnis  einer  alten  Frau.    Halbfigur  ein  wenig  nach  links    1363 
auf  grauem  Grunde.    Die  Alte  trägt  ein  schwarzes  Kleid,  eine  (1026) 
enganliegende  weisse  Haube  und  eine  enggefältelte  Halskrause.      M  2 
Ihre  Hände  legt  sie  im  Schoosse  übereinander;  in  der  Rechten 
hält  sie  ein  weisses  Tuch. 

Eichenholz;  h.  0,74%;  br.  0,55.  —  1740  aus  Antwerpen.  Galt  früher  als 
Frans  Hals.  Doch  schon  bei  H.  mit  Recht  bezweifelt.  In  der  Tat  höchstens  ein 
Schulbild.  So  auch  Bode  bei  v.  Zahn,  S.  203,  und  Studien,  S.  87.  —  Richtiger  wäre 
es  vielleicht  sogar,  mit  Bredius  nicht  einmal  die  Schule  des  Hals,  eher  diejenige 
Rembrandt's,  in  dem  Bilde  zu  erkennen.  —  Fhot.  Ges.;  Bruckin. 

Pieter  van  Laer,  genannt  Bamboccio 

Geb.  den  13.  Juli  1582  in  Haarlem;  gest.  daselbst  den  30.  Jan. 
1642  (Oud  Holland  1894,  N.  96);  1623  bis  1639  in  Rom; 
dann  wieder  in  Haarlem.  (Amsterdamer  »Catalogue«  1904.) 
Er  war  der  Vater  der  Darstellungen  aus  dem  niedern  italieni- 
schen Volksleben. 

Am  Weinfass    unter    der  Stadtmauer.     Rechts    unter    der    1364 
hohen,  alten,  mit  einem  Rundturm  ausgestatteten  Mauer  ist  ein  (1402) 
Weinfass  aufgestellt,  an  dem  ein  Mann  im  Hute  einer  jungen      8  a 
Frau  ein  Glas  einschenkt.     Links    vorn   hocken  Kartenspieler. 

Leinwand  auf  Eichenholz  geklebt;  h.  0,37;  br.  0,48.  —  Kat.  1887—1908 
N.  1369.  —  Tnv.  1754,  II  876.  —  Phot.  Bruckm. 

Das  Kugelspiel  (Boccia).     Links  die  Berglandschaft,  rechts  1365 

schlichte  Gebäude.     In  der  Mitte  des  Hofes  stehen  zwei  Last-  (1403) 

tiere.    Vorn  spielen  Landleute  das  Eocciaspiel.    Die  zur  Linken  9  c 
werfen  die  Kugeln. 

Leinwand;  h.  0,49%;  br  0,64%.  —  Kat;  1887—1908  N.  1370.  —  Inventar 
Guarienti  (vor  1753)  N.  194.  —  Fhot.  Bruckm. 

Römisches  Gesindel  im  Klosterhofe.     Rechts  an  der  Kirchen-    1 366 
pforte    werden    Speisen    an   Arme    verteilt.     Vorn    im    Hofe  (1404) 
buntes  Treiben.     Rechts  verzehren  Bettler   ihre  Speisen,  links     12  a 
hocken  Kartenspieler.     In    der    Mitte    stiehlt    ein    Betteljunge 
einer  Frau,  die  einen  Korb    auf   dem  Kopfe  trägt,   eine  ihrer 


440         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Trauben.  Durch  den  Rundbogen  in  der  Mitte  des  Bildes  blickt 
man  ins  Freie. 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,98.  —  Kat.  1887—1908  N.  1371.  —  Inv.  Guar. 
(1753)  N.  1639.  —  Phot.  Tamme. 

1367  Die  Lohnauszahlung.     Rechts  unter  der  dunklen  Mauer  steht 
(1406)  der  Hausvater  im  Turban  hinter  dem  Zahltisch  und  zahlt  seinen 

8  a  von  links  herantretenden  Arbeitern  ihren  Lohn  aus.  Links  vorn 
sitzt  einer  am  Boden  und  zählt  sein  Geld.  Links  im  Hinter- 
grunde die  Landschaft,  über  der  die  Sonne  gell)  durch  graue 
Wolken  zu  brechen  versucht. 

Leinwand ;  h.  0,40 ;  br.  0,48.  —  Kat.  1887—1908  N.  1372.  —  Nach  H.  1746 
ans  der  herzogl.  Galerie  zn  Modena,  was  jedoch  nicht  nachweisbar  ist.  Jedenfalls 
Inventar  1754,  II  877. 

Hendrick  Gerritsz  Pot 

Geb.  zu  Haarlem  um  1585;  gest.  zu  Amsterdam  Anfang  Okto- 
ber 1657.  Mitschüler  des  Frans  Hals  bei  Karel  van  Mander; 
aber  unter  Hals'  Einfluss  weitergebildet.  Schon  1620  als 
namhafter  Meister  erwähnt.  Tätig  1632  vorübergehend  in 
London;  sonst  in  Haarlem  und  seit  1648  Amsterdam. 

1368  Bildnis    eines    Herrn    in    seinem    Zimmer.      Ganze    Figur. 
(1602)  nach    links    gewandt.     Der    Herr    mit    spärlichem    Haarwuchs 

17  a  trägt  einen  schwarzeu  Anzug  mit  anliegendem  Spitzenkragen. 
Die  linke  Hand  stemmt  er  in  die  Seite,  in  der  gesenkten 
Rechten  hält  er  seine  Handschuhe.  Hinter  ihm  steht  ein  Tiscl 
mit  grauer  Decke,  auf  dem  sein  Hut  liegt.  Bezeichnet  (un- 
echt) rechts  oben  am  Kamin:  .  .   N  LEDUC. 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,33V2-  —  Kat.  1887—1908  N.  1388.  —  1751  von 
der  Leipziger  Osterinesse.  H.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  S*'it  diesem  irr- 
tümlich dem  Tiermaler  Jan  Le  Ducq,  von  dem  man  z.  B.  ein  bezeichnetes  Bild  in 
der  Sammlung  Ifabich  in  Cassel  sah,  bei  Bode  (in  v  Zahn's  Jahrbüchern  L873, 
S.  195)  dem  J.  A.  Duck  zugeschrieben,  mit  dessen  bezeichneten  Bildern  (■/..  I!. 
unserer  N.  1391  A),  es  doch  nur  einigermaassen  übereinstimmt.  Es  erscheint  noch 
frischer  und  feiner.  Sieht  man  von  seiner  Inschrift  ab,  die  neuerdings  (allerdings 
mehr  aus  inneren,  als  ans  technischen  Gründen)  allgemein  für  unecht  erklart  wird 
(z.  B.  von  Bredius  und  Haverkorn  van  Rijsewijk  in  Ond  Holland  V  1887  p.  173 
und  von  Schlie  im  Ropertorium  XIII  1890  S.  58),  so  kommt  man  dazu,  es  seiner 
Hehandlungsweise  nach  dorn  H.  G.  l'ot  zuzuschreiben,  dessen  Werken  es  von  Bredius 
und  Haverkorn  van  Rijsewijk  (a.  a.  0.  pag.  173)  auch  bereits  eingereiht  worden  ist. 
Wir  stimmen  dieser  Ansicht  zu,  nachdem  wir  1891  oine  Photographie  unseres  Bildes 
mit  H.  Pot's  bezeichnetem  Bildnis  Karl's  I.  von  1632  im  Louvre  zu  Paris  verglichen 
haben.  Unser  neu  erworbenes  bezeichnetes  Bild  Pot's,  N.  1396  A,  bestätigt  diese 
Bestimmung  vollends.  Der  Dargestellte  ist  wahrscheinlich  Zacharias  Hooftman.    Vergl. 


D.   Haarlemer  Schule.    XVII.  Jahrhundert        441 

F.  A.  Gruyer,  La  Peinture  de  Chantilly,  p.  248  zu  Pot's  Bildnis  des  Andries 
Hooftman.  —  Phot.  Braun  XI,  37 ;  Tamme ;  Hanfst.;  Brnckm. 

Derselbe    Herr    als    Halbfigur.     Nach   links   gewandt,  auf    1369 
gelbgrauem  Grunde  in  gemaltem  Oval.     Anstatt  die  Eechte  zu  (1601) 
senken,  erhebt  er  sie  an  seine  Brust;  im  übrigen  ist  das  Bild  eine      9  a 
ziemlich  genaue  verkürzte  Wiederholung  des  vorigen  (N.  1368). 

Eichenholz;  h.  0,17V2 ;  br.  0,14.  —  Kat.  1887—1908  N.  1389.  —  Inventar 
1754,  II  202.  —  Das  Bild  ist  von  der  Frisch©  des  vorigen  so  weit  entfernt,  dass 
man  an  der  Eigenhändigkeit  der  Wiederholung  zweifeln  kann.  Der  Hintergrand 
ist  obendrein  später  zugemalt. 

Beim  Kartenspiel.  Rechts  sitzen  ein  Herr  und  eine  Dame  1 369  A 
in  modischer  Tracht  an  einem  mit  schwerer  violetter  Samt-  13  c 
decke  behängten  Tisch,  auf  dem  Bücher,  eine  Laute  und 
Notenhefte  liegen,  einander  Karten  spielend  gegenüber.  Die 
Dame  in  gelbem  Seidenkleide  mit  schwarzem  Ueberwurfe  sitzt, 
halb  von  hinten  gesehen,  an  der  vorderen  Seite.  An  der 
anderen  Seite  des  Tisches  sitzt  zur  Rechten  des  Herrn  eine 
Alte  in  weissem  Kopftuch,  die  sich  eine  lange  Tonpfeife  stopft. 
Ganz  rechts  das  durch  grüne  Vorhänge  bedeckte  Bett,  vorn 
ein  mopsartiger  Hund.  Ganz  links  vorn  ein  Stuhl, 
neben  dem  ein  Zinntopf  steht.     Bez.  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,49Vs ;  br.  0,5172.  —  1908  im  Kunsthandel  aus  Baden- 
Baden.  —  Das  bezeichnete  Bild  beweist  durch  die  Gleichheit  der  Malweise,  der 
Formen-  und  Farbensprache  schlagend,  dass  unser  Bild  N.  1368  seit  1892  mit  Recht 
auf  H.  G.  Pot  zurückgeführt  wird. 

Pieter  Claesz 

Geb.  zu  Burgsteiufurt  in  Westfalen  um  1590,  heiratete  1617 
in  Haarlem.  wo  er  ansässig  blieb  und  am  1.  Januar  1661 
begraben  wurde.     Vater  des  Claes  Pietersz.  Berchem. 

Stilleben.     Auf  einem  Tische  vor  dunklem  Vorhang  stehen    J37Q 
und  liegen  ein  hoher  goldener  Pokal,  zwei   grüne  Weingläser,  (1228) 
ein  in  Pergament  gebundenes    Buch    mit   rotem  Schnitt,    eine      14  a 
Taschenuhr,  eine  Anzahl    von    Muscheln,    eine    rote    und  eine 
weisse  Nelke.     Links  Blick  ins  Freie.     Bezeichnet  unten  links: 


W 


3 
C 


)£z4 


442         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,65;  br.  0,65*/».  —  Kat.  1887—1908  N.  1368.  —  1875  im 
Kunsthandel  ans  Amsterdam.  Bis  Bredius  ilen  richtigen  Namen  unseres  Mouo- 
granimisten  entdeckte,  nannte  man  ihn  bald  tvrie  bei  H.i  Com.  Pottenburg,  bald 
Com.  Pierson,  bald  Clara  Peeters,  bald  gar  Pietro  Candido.  Unser  Bild,  daseiner 
frühen  Zeit  des  Meisters  angehört,  ist  farbiger  und  fester  gemalt,  als  seine  meisten 
ülirigen  l>ekannten  Bilder.  —  Phot.  Bruokm. 

Willem  Claesz.  Heda 

Geb.  zu  Haarlem  1594;  gest.  daselbst  nach  1678.  Ueber 
die  Unsicherheit  dieser  Daten  vergl.  A.  v.  d.  Willigen,  Les 
aridstes,  p.  157.  —  Nachweisbar  in  Haarlem  zwischen  1631 
und  1678.  —  Obreeu's  Arehief  I,  p.  235,  291.  -  -  Frühestes 
uns  bekanntes  Bild  (Haager  Museum)  von  1629. 
1371  Ein  Frühstückstisch.     Uraugelber  (iriuid.     Rechts  auf  der 

(1193)  grünen  Decke  stehen  ein  Römer  mit  funkelndem  Rheinwein 
15  b  Und  ein  Silberteller,  auf  dem  eine  Taschenuhr  und  ein  um- 
gestürzter Kelch  liegen.  Links  auf  dem  weissen  Tafeltuch 
eine  angeschnittene  Brombeerpastete,  ein  Glas  mit  brauner 
Flüssigkeit,  ein  umgefallenes  Weinglas,  ein  Messer  in  seiner 
Scheide  und  einige  Haselnüsse.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte. 


Eichenholz;  h.  0,54;  br.  0,82.  —  Kat.  1887—1908  N.  1365.  —  1875  im 
Kunsthandel  aus  Amsterdam.  Ein  llanptbild  des  Meisters.  —  Ph"t.  llraun  X,  26; 
Phot.  fies;    Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Pieter  de  Grebber 

Geb.  zu  Haarlem  zwischen    L59Ö  und  1600,  gest.  nach  1655. 
Sohn   des  Malers   Frans  Pietersz  de  Grrebber  daselbst.     Mitglied 
der  Haarlemer  Gilde  erst   1632.     Soll    Schüler    seines  Vaters 
und  des  H.   Goltzius  gewesen  sein. 
1372  Die  Findung  Mosis.      In  der  Mitte  des  Bildes  unter  Bäumen 

(1271)  thront,  nach  rechts  gewandt,  die  blonde  Tochter  Pbarao's  in 
K  l  weissem  Unterkleide.  Die  rotgekleidete  Magd  hinter  ihr  kämmt 
ihr  das  Haar,  eine  andere  hält  ihr  blaues  Obergewand.  Ein 
vor  ihr  knieondes  Mädchen  hat  ihr  gerade  den  kleinen  Find- 
ling überreicht,  den  sie  in  dem  Armen  hält.  Knieend,  sitzend, 
stehend  umringet]  sie  ein  Dutzend  Dienerinnen.  Bezeichnet 
unten   halbrechts: 


D.    Haarlemer  Schule.    XVII.  Jahrhundert 


443 


Leinwand;  h.  1,69J^;  br.  2,28^.  —  Kat.  1887-1908  N.  1379.  -  Vor  1722 
durch  Grünberg  aus  Brüssel  als  Original  Rembrandt's.  Inventar  1722.  A  44.  — 
Im  »Abrege«  von  1782  als  Bol;  später  als  Honthorst;  so  1856  auch  noch  bei  H.; 
richtig  als  de  Grebber  erst  seit  dessen  Katalog  von  1862.  —  Phot.  Braun  XIII,  28 ; 
Phot.  Bruckm. 

Bildnis  einer  Dame  mit  Federbarett.     Brustbild  ohne  Hände    1373 
nach  rechte  auf  gelbgrauem  Grunde.  Die  Dame  trägt  ein  braunes  (1272) 
Kleid,  ein  durchsichtiges  Brusttuch  und  ein   schwarzes  Barett      K  3 
mit  einer  hinten  herabhängenden  Feder.     Bez.  rechte: 


Eichenholz;  h.  0,133;  br.  0,56.  —  Kat.  1887—1908  N.  1380.  —  Inventar 
1754,  II  4.  H.'s  Angabe,  dass  es  als  »Paudiss«  schon  im  Inventar  von  1722  vor- 
komme, scheint  auf  einer  Verwechselung  zu  beruhen.  —  Phot.  Bruckm. 

Bildnis   eines  jungen   Menschen  mit  einem  Bogen.     Brustbild    1374 
nach  links  auf  gräugelbem  Grunde.     Der  bartlose  junge  Mann  (1273) 
trägt,  einen  blauen  Rock  mit  graugelbem,  ärmellosem  Ueberzug      &  3 
und  eine  Pelzmütze    mit    einer    Feder.     In    der   linken  Hand 
hält  er  einen  Bogen.     Bezeichnet  zur  Linken: 


/ 


444         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,71;  br.  0,55}^  —  Kat.  1887—1908:  N.  1381.  —  Inventar 
Guarienti  (vor  1753)  N.  223  als  »vlämische  Schule«.  —  Richtig  als  de  Grebber  im 
Katalog  von  1817.  —  Phot.  Bruckm. 

1375  Bildnis  eines  jungen  Mannes   in   braunem  Pelzrocke.     Brust- 

(1274)  bikl  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Ausser  dem 

L  3     Pelzrocke  trägt  der  Dargestellte  auch  eine  Pelzmütze.    Bez.  1. : 


Tm 


(Von    der    Jahreszahl    nur  16  .  2  sichtbar;     sie    muss   wahr- 
scheinlich  1632  gelesen  werden.) 

Eichenholz;  h.  0,62;  br.  0,41*$.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1382.  —  Inventar 
1754,  II  251.  —  Radiert  1771  von  C.  G.  Schnitze,  in  demselben  Jahre  von  G.  B. 
Rössel  und  von  einem  Unbekannten  (Riedel?;.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

Salomon  de  Bray 

Geb.  in  Amsterdam  (v.  d.  Willigen,  Les  artistes,  p.  92)  um  1597; 

als  Mitglied  der  Haarlemer  Gilde  genannt  1613  (ebendortS.  27), 

gest.  zu  Haarlem  den  11.  Mai  1664.  Seit  1615  in  Haarlem. 
1376  Junges  Mädchen   im  Strohhut.      Halbfigur  nach  rechts  auf 

(1194)  graugelbem  Grunde.  Das  frische,  blonde  Mädchen  trägt  feinen 
M  2     grossen    gelben    Strohhut,     ein    weisses       r^y^ — *> 

Hemd,    ein  farbiges  Mieder,    ein  buntes       \\  m  l<  j  ~.  • 


Tuch  über  dem  linken  Arme  und  einen 
Fruchtzweig  in  der  linken  Hand.  Be- 
zeichnet links  in  der  Mitte: 


ciy 


Eichenholz;  h.  0,75  !<£;  br.  0,60^.  —  Kat.  1887 
bis  1908 :  N.  1366.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  404. 
Vorher  beim  Grafen  Wackerbarth.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.   Braun  IV,  36;  Phot.  Ges.;  Tainme ;  Hanf  et.;  Bruckm. 

1377              Bekränzter  junger  Mann.     Halbfigur  nach  links  auf  grau- 
(1195)  braunem  Grunde.    Der  junge  Mann   mit 

M  2     dunkelblondem,    glattem    Haar,    in   dem  O^fs 

ein    Kranz    ruht,    trägt    einen    braunen  7j  J_J  Z>C\ ,  / 


Rock  und  stützt  sich  mit  beiden  Händen 
auf  einen  Stecken.    Bez.  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,755^;  br.  0,59.  —  Kat. 
1887—1908:  N.  1367.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753) 
N.  405;  vorher  beim  Grafen  Wackerbarth.  —  Gegen- 
stuck zum  vorigen,    Phot.  Tamme. 


; 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        445 

Pieter  Mulier  d.  ä. 

Als  Haarlemer  Meister  erwähnt  1640.  Schon  1637  wurde 
daselbst  sein  Sohn  Pieter  Mulier  d.  j.,  gen.  Tenipesta  (unten 
zu  N.  1516),  geboren.  Begraben  zu  Haarlem  den  22.  April  1670. 
Nachfolger  Simon  de  Vlieger's. 

Am  Seestrand.  Graues,  bewegtes,  brandendes  Meer.  Vorn  der    1 378 
Strand,  dessen  Dünen  sich  rechts  im  Bogen  bildeinwärts  ziehen.  (1227) 
Fischer  und  Fahrzeuge  am  Strande;   ein  Segelbot  im  Begriffe  zu      P  4 
landen;  links  vorn  eine  Signalstange;  im  Hintergrunde      ^  ,. 
grosse  Seeschiffe.    Grau  bewölkter  Himmel.    Bez.  1.  u. :    S>ru 

Eichenholz ;  h.  0,34^ ;  br.  0,34}^.  —  Kat.  1887—1908 :  1373.  —  Zuerst  im 
Katalog  von  1835  als  van  Goyen,  So  auch  noch  in  H.'s  erster  Auflage.  Später  von 
H.  unmöglicher  Weise  dem  Antwerpener  Architektur-  und  Dekorationsmaler  Pieter 
van  Loon  (Liggeren  II,  p.  308)  zugeschrieben.  Das  Monogramm,  das  sich  z.  B.  auch 
auf  zwei  ähnlichen  Bildern  im  Stockholmer  Privatbesitz  (»Pieter  de  Molyns  von  Olaf 
Granberg,  Stockholm  1883,  p.  42—45,  und  einem  im  Kölner  Museum  wiederfindet, 
wurde  von  Bode  schon  1873  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  194)  auf  den  Landschaftsmaler 
Pieter  Molijn  d.  ä.  (geb.  zu  London;  1616  Mitglied  der  Gilde  zu  Haarlem;  begraben 
daselbst  am  23.  März  1661)  gedeutet.  Granberg  a.  a.  0.  liess  einen  Zweifel  an  der 
Richtigkeit  dieser  Deutung  durchblicken.  Die  erste  Auflage  unseres  Katalogs  be- 
zeichnete den  Meister  nur  mehr  als  Meister  P.  v.  L.  oder  P.  Ml.  —  Dass  das  von 
dem  Monogramm  P.  Molijn's  wesentlich  abweichende  Monogramm  dasjenige  P.  Muliers 
d.  ä.  ist,  beweisen  zunächst  einige  Zeichnungen  dieses  Meisters  im  Berliner  Kupferstieh- 
Kabinet.  Eine  von  ihnen  zeigt  unser  Monogramm  mit  der  Endung  »ier«,  ihr  Gegen- 
stück aber  zeigt  die  volle  Bezeichnung  »Pieter  Mulierr*,  eine  dritte  das  Monogramm 
mit  der  Endung  »ullier«.  Inzwischen  haben  sich  im  Privatbesitz  auch  einige  Ge- 
mälde mit  dem  Monogramm  und  der  Endung  »ier*  oder  IER  gefunden.  Vergl.  auch 
Bredius  in  seinen  »Meisterwerken  des  Amsterdamer  Reichsmuseums«,  S.  123  und  in 
»Oüd  Holland«  VIII,  1890  p.  305.  —  Phot.  Bruckm. 

Angeblich  Jan  Boilongier 

Trat  1623  der  Haarlemer  Gilde  bei.  Lebte  noch  1642  zu 
Haarlem.  Datierte  1664  noch  ein  Bild.  Blumenmaler  und 
Maler  von  Spukgeschichten. 

Ein  Blumenglas  in  einer  Nische.     Rosen,  Vergissmeinuicht,     1379 
Tulpen,   Pfirsichblüten  und  eine  blaue  Schwertlilie  in  grünem  (1226) 
Weinglase  vor  brauner  Steinnische.     Daneben  links  eine  gelbe      8  c 
Krokosblüte,    rechts  eine  grüne    Eidechse.      Schmetterlinge   an 
den  Blüten.     Bezeichnet  unten  rechts:  I.  B.  1625. 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,20.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1377.  —  1875  in 
London  gekauft.  —  Dass  mit  »Boulengier«  bezeichnete  Blumenstück  des  Amster- 
damer Museums  stimmt   ebensowenig    zu    unserem  Bilde,    wie   die  Sittenbilder  mit 


446         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

dieser  Naniensbezeichnung  in  den  Museen  von  Rotterdam  und  Aachen  zu  ihm 
stimmen.  Eines  ähnlich  gehaltenen,  J.  Bourj  ....  bezeichneten  Blumenstückes 
gedenkt  ßredius  in  der  Kunst  -  Chronik  1889  (XXIV)  Sp.  105 ;  er  sagt  hierzu,  in 
Amsterdam  habe  um  16ü0  ein  Blumenmaler  Bourgeois  gelebt.  —  Vergleiche  auch 
die  Bemerkungen  zum  folgenden.  —  N.   1380, 

Unbekannter  Meister  H.  B. 
1380  Die  Hexenküche.     In  gewölbtem  Gemach    sitzt,    halb  von 

(1376)  hinten  gesehen,  ein  Geisterbanner  mit  einem  mächtigen  Buche; 
9  c      ihm  gegenüber  ein  grosser  Affe.    Rechts  am  Kamin  der  Hexen- 
kessel,   dessen  Deckel    eine  Alte  abzunehmen  sucht,    während 
eine  Hexe  zum  Schornstein  hinausfliegt.     Vorn  am  Boden  Katzen 
und  Pilze,  ein  Schwert  und  ein  Schädel     Bez.  unten  in  der  Mitte: 


(fd£>  / Ot 


Eichenholz;  h.  0.22';  br.  0,28.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1378.  —  Inventar 
1722,  A  619,  als  »Brouwer".  Bei  H.  als  unbekannt.  —  Die  von  Kennern  aus- 
gesprochene Ansicht,  dass  dieses  Bild  von  demselben  Hollongier  herrühre,  von 
welchem  das  Aachener  Maseum  Suermondt  und  das  Rotterdamer  Museum  Boymans 
Sittenbilder  besitzen,  erscheint  uns,  trotz  der  in  unserem  Monogramme  ähnlichen 
Verscblingnng  der  Anfangsbuchstaben  der  Bezeichnungen  dieser  Bilder,  ihrer  ab- 
weichenden, festeren,  farbigen  Malweise  gegenüber  nicht  wahrscheinlich.  Vgl.  auch 
die  Bemerkungen  zum  vorigen,  N.  1379.  — Bredius,  N.  Nachr.,  denkt  an  II .  Bogaert. 

Cornelis  Vroom 

Geboren  um  1600  in  Haarlem:  begraben  daselbst  den  1.6.  Sep- 
tember 1661.  Schüler  seines  Vaters,  des  Seemalers  Hendrick 
Vroom.  Nachweisbar  tätig  seit  1621,  Mitglied  der  Gilde  1635, 
aus  ihr  ausgetreten  1642.  Er  wohnte  in  Haarlem.  Der 
grosse  Jak.  v.  Ruisdael  entwickelte  sich  unter  seinem  Einfluss. 
Vgl.  E.  W.  Moes  in  Oud  Holland  VIII,  1901,  S.  217  ff. 
1381  Waldweg  mit  hineinreitendem  Jäger.    Links  führt  der  Wald- 

(1542)  weg  bildeinwärts ;    auf  ihm,    von    hinten    gesehen,    eiu  Reiter 
16  c     auf  seinem  Schimmel,    dem    ein    Hund    folgt.      In    der    Mitte 
ein  schöner  Eichbaum.     Rechts  Blick  über  Wald-  und  Busch- 
land in  die  Ferne. 

Eichenholz;  h.  0,50;  br.  0,40.  —  Kat.  1887:  N.  1508;  Kat.  1892—1908: 
N.  1382  A.  —  1876  im  Kunsthandel  aus  Leipzig  über  Grünberg.  —  Dass  Jan  van 
der  Meer  van  Haarlem  diesos  wirkungsvolle  Bild  gemalt  habe,  wurde  schon  bei  H. 
nur  frageweise  angenommen,  von  anderen  Seiten  iz.  B.  von  0.  Eisenmann  in  der 
Kunstchronik  XVI,  S.  654.1  ganz  bestritten.      In  der  ersten  Auflage  dieses  Katalogs 


D.    Haailemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        447 

gaben  wir  es  nur  als  »Angeblieh  Jan  v.  d.  Meer  v.  Haarlem«.  Die  TJeberzeugung, 
dass  es,  wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  ein  echtes,  spätes  Bild  des  Cornelius 
Vroom  sei,  ist  nach  Anregungen  des  Vorbesitzers,  Herrn  A.  Thieme  in  Leipzig,  zu- 
erst von  Bode  und  Bredius  bestimmt  ausgesprochen  worden.  Diese  TJeberzeugung 
beruht  1.  auf  den  1.  u.  sichtbaren  Resten  der  alten  Inschrift  Vroom ;  —  2.  auf  der 
Tatsache,  dass  das  Bild  im  Katalog  der  Hofrat  Ritterich'schen  Gemäldesammlung  zu 
Leipzig  (Leipzig  1860  S.  2  N.  4),  der  es  angehörte,  ehe  Herr  A.  Thieme  es  erwarb, 
dem  Com.  Vroom  zugeschrieben  wurde,  also  zu  einer  Zeit,  da  man  sich  mit  diesem 
Meister  noeh  gar  nicht  beschäftigt  hatte  und  sicher  nicht  ohne  zwingenden  Grund 
(die  nachmals  verputzte  Inschrift  wird  damals  noch  deutlicher  gewesen  sein)  das 
noch  früher  (in  der  Sammlung  dos  Präfekten  Franz  zu  Halle)  dem  Ruisdael  zuge- 
schriebene Bild  auf  Com.  Vroom  umgetauft  hatte;  —  3.  auf  dem  Vergleich  mit 
den  bezeichneten  Bildern  Vroom's,  besonders  den  beiden  späteren  in  Berlin  und 
beim  französischen  Gesandten  in  Hamburg,  aber  auch  mit  den  in  verschiedenen 
Sammlungen  nicht  seltenen  Handzeiehnungen  des  Meisters.  —  Unsere  Bilder  scheinen 
allerdings  noch  spätere  Werke  des  Meisters  zu  sein,  als  die  genannten.  Hat  er  von 
Haus  aus  Jak.  van  Ruisdael  beoinflusst,  so  mag  dieser,  als  Vroom  diese  Bilder  schuf, 
wieder  auf  ihn  zurückgewirkt  haben.  —  Phot.  Braun  XI,  32 ;  Bruckm. 

Waldweg    mit    herausreitendem    Jäger.      Links     führt    der    1382 
Waldweg  bildein wärts;   auf  ihm,  von  vorn  gesehen,  ein  Reiter  (1543) 
auf  einem  Schimmel,    dem  zwei  Hunde    vorauslaufen.     In  der     16  c 
Mitte  ein  schöner  Eichbaum.     Rechts    Blick    über    Buschland 
in  unklare  Ferne. 

Eichenholz;  h.  0,48;  br.  0,40%.  —  Kat.  1887:  N.  1509;  Kat.  1892  bis 
1908 :  N.  1382  B.  —  1876  im  Kunsthandel  aus  Leipzig  über  Grünberg.  —  Man  ver- 
gleiche alles  zum  vorigen  Bilde  Gesagte.  Der  Verdacht  der  Fälschung,  den  Eisen- 
mann (a.  a.  0.)  ausgesprochen,  wird  hinfällig,  wenn  man  bedenkt,  dass  beide  Bilder 
sich  früher  in  verschiedenen  Sammlungen  befanden  und  erst  von  ihrem  Vorbesitzer, 
Herrn  A.  Thieme  in  Leipzig,  der  sie  als  Gegenstücke  erkannte,  vereinigt  wurden. 
Dieses  erwarb  Herr  Thieme  1869  von  Herrn  Prof.  Schaefer  in  Darmstadt,  der  es 
seit  langen  Jahren  besessen  hatte.  —  Phot.  Bruckm. 

Salomon  van  Ruijsdael 

Geb.  zu  Haarlem  (Geburtsjahr  unbekannt;  1623  Mitglied  der 
dortigen  Gilde);  begraben  daselbst  den  1.  Nov.  1670.  Er  bildete 
sich  im  Anschlüsse  an  Es.  van  de  Velde  und  J.  van  Goyen 
aus,  dessen  späteren  Stil  er  in  Haarlem  selbständig  weiterbildete. 

Dorf  unter  Bäumen.    Links  ein  Ziehbrunnen  neben  Bauern-    1383 
häusern  unter  Bäumen.     Daneben    auf  hellbeleuchtetem  Wege  (1392) 
ein  Bauernwagen,    zwei  Reiter,    ein   Paar   zu  ^-^  17  c 

Fusse  und  ein  Krüppel.     In    der  Mitte    ragt     O  *  \/  ^-^ 
ein  Kirchturm    hinter   Bäumen  und    Dächern    >0    x  —  «^ 
hervor.     Rechts   Fernblick   ins  flache,    bäum-         )  6>^y^J 
reiche  Land.     Bezeichnet  links  unten: 


448         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  breitoral;  h.  0,60%;  br.  0,80%.  —  Zuerst  im  Katalog  von 
1817.    —    Gegenstück   zum    folgenden.    —    Phot.    Braun  XIV,  2S;  Bruckm. 

1 384  Baumreiches  Flussufer.    Der  Flnss  füllt  den  ganzen  Vorder- 

(1393)  grund.    Links  Fernblick  mit  Segelfahrzeugen.    In  der  Mitte  und 
17  c     rechts  ein  Baumdickicht  am  Ufer.    Hinter  den  Bäumen  einige 

Dächer.  Vor  ihnen  Landleute  in  verschiedenen  Beschäftigungen. 
Nach  dem  Ufer  rechts  ein  Bot  mit  Fischern,  die  ein  Netz 
hereinziehen,  in  der  Mitte  eine  Fähre  mit  Menschen  und  Vidi. 

Eichenholz;  breitoval ;  h.  0,60%;  br.  0,80%.  —  Zuerst  im  Katalog  von 
1817.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Nach  H.  wäre  es,  wie  dieses,  wenn  auch  un- 
deutlich, bezeichnet.  Doch  ergab  eine  genaue  Untersuchung,  dass  keine  Bezeichnung 
vorhanden  ist.    —  Phot.  Braun  IV,  38;  Bruckm. 

1385  Rindvieh  im  Flusse.    Der  Fluss  ist  links  durch  Segel-  und 

(1394)  Ruderfrachtschiffe,    rechts  vorn  durch   ein    Ruderbot    mit    drei 
16  a     Männern    belebt.     Links  vorn  eine  Weideinsel,  von  der  einige 

Rinder  ins  Wasser  hinabsteigen.  Rechts  hinter  dem  Flusse  eine 
elende  Hütte  unter  mächtiger  Baumgruppe.    Bez.  rechts  unten : 

V^vi^AU,    )Uu 

Eichenholz;  h.  0,50%;  br.  0,60.  —  1874  in  Hannover  erwoiben.  —  Die 
Jahreszahl  las  H.  1643.  —  Allerdings  sind  die  letzten  beiden  Ziffern  nicht  ganz 
deutlich ;  doch  lesen  wir  mit  Hofrat  Gust.  Müller  am  ersten  1661.  Jedenfalls 
zeigt  das  Bild  die  spätere  Entwickelung  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  V,  36  ;  Bruckm. 

Pieter  Codde 

Geb.  zu  Amsterdam  1599  oder  1600;  begraben  daselbst  den 
12.  Oktober  1678.  Schüler  des  Frans  Hals  zu  Haarlem.  fin- 
den er  1637  in  Amsterdam  tätig  war.  Gesell schaftsmalef  der 
Dirk  Hals'schen  Richtung. 

1386  Ein  Bauer,  von  Soldaten  gepeinigt.     Der   Bauer    in    roter 
(1603)  Jacke  ist  in    seiner  Hütte,    nach  links  gewandt,  in  die  Kniee 

15  c  gesunken.  Die  Soldaten  sind  durch  die  Tür  zur 
Rechten  hereingedrungen.  Einer  von  ihnen  hat  den 
Bauern  am  Kopfe  gepackt  und  holt  mit  dem  Spiesse 
in  der  Rechten  gegen  ihn  aus.  Die  Bäuerin  steht 
jammernd  zur  Linken.  Bezeichnet  (übermalt)  rechts: 

Eichenholz;  h.  0,30»/2  ?  br.  0,22V2.  —  Kat.  1887— 1908:  N.  1390.  —  Inventar 
1754,  II  146.  —  Bei  H.  einem  angeblichen  A.  le  Duc  zugeschrieben,  während  die 
beiden   Bilder   N.  1368  und   1369  dem  Jan  le  Duc  gegeben   wurden.      Nach    Bode 


€ 


D.    Haarlemer  Schule.     XV 11.  Jahrhundert         449 

(schon  1873  bei  y.  Zahn  VI,  S.  195  und  Studien  S.  144)  wäre  das  Monogramm  ur- 
sprünglich P.  C.  zn  lesen  gewesen  nnd  wäre  das  Bild  ein  Spätwerk  des  Pieter 
Codde,  von  dem  wir  anter  N.  1387  ein  gutes  Jugendbild  besitzen.  —  In  der  ersten 
Auflage  haben  wir  uns  gesträubt,  dieser  Ansicht  zuzustimmen,  weil  sieh  dieSehwärze 
dieses  Monogrammes  in  den  Umrissen  anderer  Teile  des  Bildes  zn  wiederholen  schien. 
Indessen  hat  uns  eine  erneute  eingehende  Untersuchung  überzeugt,  dass  auch  diese 
schwarzen  Umrisse  nicht  alle  dem  ursprünglichen  Zustande  des  Bildes  angehören  und 
dass  das  alte  echte  Monogramm  Pieter  Codde's  in  der  Tat  unter  dem  jetzigen  ge- 
sessen zn  haben  scheint.  Anch  hat  uns  ein  nochmaliger  Vergleich  anderer  späterer 
BildeT  Codde's  überzeugt,  dass  es  diesem  sehr  nahe  steht.  Nachdem  nun  auch  Bredius 
und  Schlie  sich  öffentlich  für  die  Ansicht  Bode's  ausgesprochen  (Bepertoriuni  XII, 
1890,  S.  58),  können  aueh  wir  nicht  mehr  umhin,  sie  gelten  zn  lassen.  —  Phot. 
Tamme ;  Brnckm. 

Soldaten  in  der  Wachtstube.     Links  vorn  steht  ein  Soldat,     1387 
auf  einen  Stock  gestützt.    Rechts  sind  ihrer      ^  —    (2319) 

vier  mit  einem  Mädchen,  das  auf  dem  Knie      v£_,o  0^  *•  H 
des  einen  sitzt,  um  einen  Tisch  gruppiert. 
Bezeichnet  in  der  Mitte  an  der  Bank: 

Eichenholz ;  h.  0,38 ;  br.  0,49.  —  Kat.  1882—1908 :  N.  1391.  —  1881  im 
Ennsthandel  aus  Berlin.  Das  Bild  gehört  zn  den  früheren  des  Meisters.  Vergl.  Bode, 
Studien  S.  141—142.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Brnckm. 

Jacob  A.  Duck 

Geb.  um  1600  zu  Utrecht;  gest.  nach  1660,  wahrscheinlich 
im  Haag.  G-ebildet  unter  dem  Einflüsse  des  Dirk  Hals  in 
Haarlem.  Tätig  in  Utrecht  (wo  er  1621  der  Gilde  beitrat) 
und  im  Haag-  (wo  er  1656  ansässig  war). 

1388 

Musikalische  Unterhaltung.      In    einem    Gemache,    in    das      12  a 

links  durch  ein  grosses  Fenster  kühles  Sonnenlicht  fällt,  sitzen 
drei  Paare  an  einem  teilweise  mit  dunkelgrüner  Decke  be- 
hängten Tische,  Das  vorn  einander  gegenübersitzende  Paar 
spielt  Streichinstrumente.  Rechts  weiter  zurück  bläst  ein  Herr 
die  Flöte,  während  eine  Dame  ihm  die  Blätter  des  Notenhefts 
umschlägt.  Im  Mittelgrunde  lehnt  sich  ein  schlummerndes 
Mädchen  an  einen  Herrn  im  Hute,  der  ein  Weinglas  in  der 
Rechten  hält.  Rechts  im  Hintergründe  blickt  eine  Alte  hinter 
grauen  Bettvorhängen  hervor.     Bezeichnet  unten  links: 


29 


450         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Kupfer;  h.  0,491  '"■•  0,38}f  —  Kat.  1892:  N.  81690.  Kut.  1896— 1908: 
N.  L391  A.  —  1892  vou  der  Versteigerung  der  Sammlung  Hahich  iu  Cassel.  Es  ist 
das  bereits  auf  S.  456  (zu  N.  1368)  dieses  Katalogs,  sowie  bei  Bode,  Studien  S.  189, 
und  liei  Woltniann  und  Woermanu  I1T,  S.  606—607  erwähnte  Bild.  —  Phot. 
Häufst.;  Tamme. 

Jan  Vermeer  (van  der  Meer)  I. 

(leb.  bald  nach  1600  zu  Haarleni,  begraben  daselbst  den 
8.  Februar  1670.  Verheiratet  in  Haarleni  den  2G.  Oktober 
1627.  Sein  ältester  Sohn  war  der  am  22.  Okt.  1028  ge- 
taufte, am  2f>.  Aug.  1091  gestorbene  Jan  Vermeer  II.,  der 
bisher  in  der  Kegel  als  d.  ä.  bezeichnet  wurde.  Dass  auch 
unser  noch  älterer  Jan  Vermeer  Maler  war,  ist  mehrfach 
bezeugt.  Vergl.  Van  der  Willigen  S.  218. 
I388A  Bück  von   den   Dünen.      Vorn  die  Dünen,   von  denen  man 

(2322)  auf   die    holländische    Ebene    hinabblickt.      Keehts    im    Mittel- 
16  c     gründe    ein    Kirchhof    an    einem    Teiche,         /^"""^s 
links  ein   Wäldchen.    Teilweise   bewölkter         S 


A\e 


hellblauer  Himmel.     Hechts  eine  schwere  j  V  /^V<?CT\ 

schwarze  Wolke.    Bezeichnet  rechts  unten  :  ^J 

Eichenholz;  h.  O,:;:!;  br.  0,63.  —  Kat.  ISST  — 190S:  N.  1007.  —  1883  vuii 
Herrn  Otto  Pein  in  Berlin.  —  Das  Bild  befand  sich  unter  N.  04  dos  Bode'schen 
Katalogs  auf  der  Ausstellung  von  Gemälden  älterer  Meister  im  Berliner  Privatbesitz 
vom  25.  Januar  l>is  22.  März  1S8:!.  —  Wenn  wir  dieses  Bild  bisher  mit  allen 
Forschern  dein  1628  geborenen  Jan  Vermeer  II.,  den  man  schlechthin  als  den  älteren 
bezeichnete,  zuschrieben,  so  haben  wir  uns  durch  gütige  briefliche  Erörterungen 
Kr.  Abr.  liredius'  (1906)  überzeugt,  dass  es  richtiger  ist,  die  Bilder  dieser  Art  dem 
Vater  des  Genannten  zuzuschreiben.  Nur  dadurch  lassen  sich  die  erhaltenen  Bilder  der 
Vermeer  von  Haarleni  auch  ihrem  Stil  entsprechend  auf  drei  (jenerationen  verteilen. 
Vergl.  auch  des  Verfassers  Katalog  der  Galerie  Weber,  J.  Aufl.    1907,  S.  239. 

Willem  de  Poorter 

Geb.  zu  Haarlem,  wo  er    10.".")    und     1043    Schiller  empfing 
und   1645   noch  lebte.      1646    zog    er    nach   Wyck.     Schüler 
der  Leidener  Frühzeit  Rembrandt's.     Weiteres  unbekannt. 
1389  Esther  vor  Ahasver.    Buch  Esther,  Cp.   II,  v.  16:   »Also 

(1633)  ward  sie  in  die  Kammer  des  Königs  Ahasver  geführt,  Hechts 
l-J  a  auf  prächtig  verziertem  Lager  unter  grünen  Vorhängen  ruht 
Ahasver  im  Purpurmantel.  Vor  ihm,  im  Profil  nach  links  ge- 
wandt, steht  Esther,  der  ein  kleines  Mädchen 
die  himmelblaue  Mantelschleppe  trägt.  Weiter 
zurück  zwei   andere  Frauen.     Bez.   u.  1. :  ^/(P^-^s 


D.    Haarlemer  Schule.    XVII.  Jahrhundert         451 

Eichenholz;  h.  0,40;  br.  0,32.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1392.  —  Inv  1754, 
II  49:?.  —  Phot.  Tamrue;  Bruekm. 

Die  Ehebrecherin  vor  Christus.    In  hoher  gotischer  Tempel-    1390 
halle  beugt  Christus  sich,  nach  rechts  gewandt,  zur  Erde  uud  (1634) 
schreibt    mit  dem   Finger    die  inhaltsschweren  Worte   in    den     14  c 
Staub.    Rechts  vor  ihm  steht  die  von  einem  behelmten  Soldaten 
und    von    Schriftgelehrten   herbeigeführte  Ehe- 
brecherin.    Links    und    rechts    drängen    sich    *  \)7"f~\  T) 
Pharisäer    und    Zuschauer.     Bezeichnet  links :     »^7  ~&S * 

Eichenholz;  h.  0,63J^;  br.  0,49^.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1393.  —  1743 
von  der  Leipziger  Ostermesse.  —  Phot.  Braun  IX,  38 ;  Bruekm. 

W,  de  Poorter.    Nach  Rembrandt 

Die    Darstellung    Christi    im   Tempel.     In    der    Mitte    des     1 39 1 
Tempels  kniet  Simeon,  nach  links  gewandt,  mit  dem  Kinde  in  (1635) 
seinen  Armen.     Links    neben    ihm    knieen    Maria   und    Josef.      14  c 
Ihm  gegenüber  steht  ein  Priester  im  Purpurmantel,  der  segnend 
die  Hände  erhebt.     Zuschauer  rechts  auf  der  Treppe. 

Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,48^.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1394.  —  Inventar 
1722,  A  424,  als  »Original  in  der  Manier  Rembrandt's«.  Das  anerkannte,  mit 
Rembrandt's  Monogramm  bezeichnete,  von  1631  datierte  Original  des  Meisters  be- 
findet sich  jedoch  im  Museum  des  Haag.  Unser  Bild  ist  unzweifelhaft  eine  Kopie 
nach  diesem.  üass  diese  Kopie  von  W.  de  Poorter  herrührt,  wie  H.  annahm, 
scheint  sicher.  Wirkt  das  Bild  doch  wie  ein  Gegenstück  zu  dem  vorigen  (N  1390). 
—  Phot.  Braun  XI,  35. 

Jan  Miensze  Molenaer 

Geb.  zu  Haarlem  um  1610;  begraben  daselbst  den  19.  Sep- 
tember 1668.  Wahrscheinlich  Schüler  des  Frans  Hals.  Später 
unter  Rembrandt's  Einflüsse  weitergebildet.  Er  vermählte  sich 
1633  mit  der  Malerin  Judith  Leyster.  Wahrscheinlich  seit 
1636  in  Amsterdam;  1639  — 1648  daselbst  urkundlich  nach- 
weisbar.    Dann  kehrte  er  nach  Haarlem  zurück. 

Der  Geiger  und  singende  Bauern.     In  einer  Bauernschenke    1 392 
sitzt  rechts  vorn  am  Fass  ein  junger  Geiger  in  rotem  Rocke.   Die  (1732) 
übrige  Gesellschaft  begleitet  sein  Spiel  mit  Gesang.     Eine  alte     13  a 
Frau  mit  einem  Zettel  in  der  Hand  ist  Vorsängerin.    Links  vorn 
schneidet  ein  junger  Mann  Tabak  auf         f 
der    Bank.     Durch    die    offene    Tür       Cfr^oftVirrpYL 
blickt  ein  Paar  herein.     Bez.  u.  r  :  *  V  Kl  C\£  y* 

29* 


452         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,49^;  br.  0,37V  —  Kat.  18-87—1908:  N.  1386.  — 
1S74  aus  der  Sammlung  Keede  van  Oudthoorn  in  Utrecht.  —  Phot.  ties. ; 
Hanfst.;  Bruckm. 

1393  Ein  Geiger  bei  einer  Bauernfamilie.    Im  Hintergründe  einer 
(1733)  Bauernstube    steht    ein    Geiger  und  geigt.     Vor    ihm    ist    die 

P  8      Familie,  die  ihn  singend  begleitet,  um  ein  Tischchen  gruppiert. 
Links  in  der  offenen  Tür  steht  ein  Mann,  auf  seinen  Stab  gelehnt. 

Eichenholz;  h.  0,38;  br.  0,32V  —  Kat.  1887— 190S:  N.  1387.  —  1778  als 
Lundens  aus  der  Spabn'schen  Sammlung.  —  Als  Lundens  auch  noch  im  Katalog 
von  1862,  nachdem  H.  es  1856  dem  C.  Bega  zugeschrieben  hatte.  Richtig  als 
Molenaer  in  den  letzten  Auflagen  des  H.'schen  Katalogs.  Spateres  Bild  des  Meisters. 
—  Phot.  Bruckm. 

1394  Zechende    Bauern.     Der   Zechtisch    steht    in    der    Mitte. 
9  a      Links    naht    eine    Bettlerin    einem    lachenden    Paare,    rechts 

schmiegt  ein  Kind  sich  ans  Knie  eines  rauchenden  Mannes. 
Hinter  dem  Tische  umarmt  sich  ein  Pärchen ;  rechts  am 
Kamin  wärmen  sich  andere. 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,53.  —  Kat.  1896—1908:  N.  1387A.  —  1893  als 
Vermächtnis  des  Appellationsgerichtspräsidenten  Nossky. 

Adriaen  van  Ostade 

Getauft  zu  Haaiiem  den  10.  Dezember  1610;  begraben  da- 
selbst den  2.  Mai  1685.  Schüler  des  Frans  Hals  in  Haarlem. 
Dann  unter  Brouwers,  seit  1 640  unter  Rembrandt's  Einfluss. 
Tätig  zu  Haarlem. 

1395  Ausgelassene  Bauern  in  der  Schenke.    Vorn  links  sitzt  ein 
(1391)  Geiger;  vorn  in  der  Mitte  liegt,   von  hinten  gesehen,  ein  Mann 

K)  b  mit  einer  Pfeife  in  der  Rechten  am  Boden;  rechts  tanzt  ein 
Paar.  In  der  Mitte  am  Tisch  Bauern,  die  mit  lebhafter  Ge- 
berde zuschauen.  Durch  die  um  einige  Stufen  erhöhte  Tür 
eines  Nebenraumes  blickt  die  Wirtin  herab.  Bezeichnet  halb- 
links am  Sitz:  A.  v.  Ostade.  (Die  ersten  Buchstaben  zusammen- 
gezogen,  nicht  deutlich  genug,   um  faksimiliert  zu   werden.) 

Eichenholz;  h.  0,39;  In.  0,56.  —  Inventar  1722,  A  413,  als  Isack  ran  Ostade. 
Später,  auch  bei  II.,  als  Bronwer;  seit  1S76  aber  dem  Isack  van  Ostade  zurückge- 
geben und  auch  die  Bezeichnung  dementsprechend  gelesen.  Indessen  ergibt  eine 
genaue  Untersuchung,  dass  sie  eher  A.  v.  0,  als  I.  v.  0.  zu  lesen  ist;  und  aus  inneren 
Gründen  steht  es,  bosonders  seit  Bode's  Untersuchungen  (bei  v.  Zahn  S.  194;  Studien 
S.  206)  fest,  dass  dieses  Bild  der  frühen  Entwicklungszeit  Adriaen  van  Ostade's  aus 
den  Jahren  1631—1639  angehört.  Damals  hatte,  ausser  Hals,  Brouwar  ihn  beein- 
flusst,  Rembrandt  aber  noch  nioht.  —  Phot    Braun  XIII,  30;  Tamme :   Bruckm 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        453 

Stammtisch  in  der  Dorfschenke.     Links  vorn  in  dem  von    1396 

links    sonnig    erleuchteten    Eaume    sitzen    sechs    rauchende,   (1383) 

zechende    Bauern    um    einen    Holztisch;    unter    letzterem    ein      16  c 

Hund.     Am   Stuhle   rechts   lehnt   ein  Malkasten.     Rechts    im 

Hintergrunde,  in  dem  zweiten,  matt  erleuchteten  Räume  schenkt 

eine  Alte    ein  Glas    ein;    am  Stammtisch   sitzt, 

von  hinten  gesehen,  ein  junger  Mann,  der  einem     ytf 

eintretenden    zutrinkt.     Bezeichnet    halb    rechts  '  Q 

am  Malkasten  (die  Jahreszahl  nicht  ganz  deut-  ._  'Wq) 

lieh,  doch  wahrscheinlich  1660  zu  lesen):  ^o 

Eichenholz;  h.  0,45 % ;  br.  0,39.  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  (G.  Müller  im  Dr.  Journal  vom  30.  -Mai  und  1.  Juni  1S80).  —  Dass 
die  Jahreszahl  nicht  1639  gelesen  werden  kann,  wie  von  H.,  beweist  auch  die  auf 
eine  bedeutend  spätere  Zeit  deutende  malerische  Haltung  des  Bildes.  —  Phot.  Braun 
II,  35;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

Der  Künstler  in  seiner  Werkstatt.   In  dem  schlichten  Atelier,    1397 
das  durchs  Fenster  zur  linken  sonniges  Licht  empfängt,   sitzt  (1384) 
der  Maler  in  grauem  Rock  und  roter  Kappe,  halb  von  hinten      lb  c 
gesehen,  an  seiner  Staffelei  und  malt.    Rechts  an  der  Treppe, 
die    zu    einem    matter  beleuchteten  oberen  Räume  emporführt, 
ein  Gliederpuppe.    Oben  im  Hintergrunde  am  Tische  eine  un- 
deutliche Gestalt.     Bezeichnet  rechts  unten: 


^/v.CbtQt.  iö'6y 


Eichenholz;  h.  0,38;  br.  0,3572-  —  1754  mit  dem  vorigen  aus  Paris;  Samm- 
lung de  la  Bouexiere.  Vorher  in  der  Sammlung  Crozat.  —  Lith.  nach  Th.  Gaedertz 
von  L.  Ekemann-Alesson.  —  Phot.  Braun  III,  32;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme. 

Zwei     schmausende     Bauern.      Kniestück.     Zwei     Bauern    1398 
sitzen    einander   gegenüber   an    niedrigem  Tischchen  vor  einer  (1385) 
irdenen  Schüssel,    auf  der  ein  Braten  liegt.     Der  eine,    links      16  a 
sitzende,    im    grauen  Hute    schneidet    sich   ein  Stück   ab;    der 
andere,  zur  Rechten,  mit  schwarzer  Kappe  * 

führt   einen  Knochen    mit   der  Hand    zum         /[.,    OstabZ- 
Munde.  Hinter  beiden  die  Wirtin.  Bez.  u.  r.:  /(f<53. 

Eichenholz ;  h.  0,30Va !  br.  0,26.  —  Inventar  1722,  A.  716.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  XII,  34;  Hanfst;  Tamme;  Bruekm. 

Zwei  rauchende  Bauern.     Kniestück.     Im  Wirtschaftshofe    1399 
sitzen   zwei   Bauern    einander    gegenüber   an    niedrigem  Holz-  (1386) 
tische.  Derjenige  zur  Linken  im  Hut  bläst  eine  blaue  Rauch-     16  a 


454         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

wölke  in  die  Luft.  Der  Kahlkopf  zur  Rechten  zündet  sich 
seine  Pfeife  am  Kohlenbecken  an.  Hinter  beiden  die  Wirtin, 
welche  die  Rechte  zur  Abwehr  des  Rauches  erhebt.  Links 
vorn  ein  Hund.  Bezeichnet  in  der  Mitte  am  Tische  (ähnlich 
dem  vorigen):  A.  v.  Ostade  1664. 

Eichenholz;  h.  0,30%;  br.  0,25%.  —  Inventar  1722,  A  721.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  VIII,  32;  Tamme;  Bruckm. 

1400  Männer    und    Frauen    im    Bauernwirtshause.      Schmausende, 

(1387)  zechende,  kosende  Männer  und  Frauen  an  Tischen  und  Wänden 
16  c     auf  Bänken  und  Stühlen.     Vorn  in  der  Mitte  nimmt  eine  derbe 

Bäuerin,  die  ihr  Kind  auf  dem  Schoosse  festhält,  ein  Glas  Bier 
in  Empfang.  Rechts  am  Kamin  setzt  eine  Frau  einen  Kessel 
ans  Feuer.  In  der  Tür  des  Hintergrundes  ein  Geiger.  Be- 
zeichnet rechts  unten  (ähnlich  den  vorigen) :  A.  v.  Ostade  1679. 
Ob  die  Jahreszahl  mit  Bode  1674  oder  mit  H.  1679  zu  lesen 
ist,  ist  nicht  völlig  entscheidbar. 

Eichenholz;  h.  0,49%;  br.  0,62'/a.  —  1751  durch  Le  Leu  aus  Paris.  II.  — 
Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Braun  V,  32;  Phot.  Ges.;  Hanfst.; 
Tamme;  Bruckm, 

Nach  A.  v.  Ostade 

1401  Der   Tanz   vor    der    Dorfschenke.      Rechts    das  Wirtshaus 
(1389)   mit  einer  Weinlaube  unter  hohen  Bäumen.    Vor  der  Tür  steht 

P  10  ein  Geiger,  zu  dessen  Musik  zwei  Paare  tanzen.  Am  Hause  zu- 
schauende Kinder;  an  den  Tischen  verschiedene  Gruppen  Er- 
wachsener.   Links  Blick  ins  Dorf.    Bez.  1.  u.:  A  v.  Ostade  ft. 

Leinwand;  h.  0,40%;  br.  0,35%.  —  1741  durch  Kaiserling.  Befand  sich  bis 
1861  im  Vorrat,    wurde  dann  von  II.  richtig  nur  als  Kopie  nach  Ostade  eingereiht. 

Nachahmer  des  A.  v.  Ostade 

1402  Kartenspieler,    Raucher     und    Trinker.     Links    am    Tische 

(1388)  drei  Kartenspieler    und    ein  Zuschauer.     Rechts    am  Fass   ein 
standehaus  Raucher<   der  seine  Pfeife  stopft  und  zwei  Zecher,    von  denen 

der  vordere  lachend  das  Glas  in  der  Rechten  erhebt.  Be- 
zeichnet unten  links:  Ad.  Ostade. 

Eichenholz;  h.  0,38;  br.  0,49%.  —  1747  erworben.  174S  mit  anderen  für 
minderwertig  gehaltenen  Bildern  nach  Warschau  geschickt;  später  zurück  in  den 
Vorrat.  1861  zur  Galerie;  von  H.  unter  die  echten  Werke  Ostade's  versetzt;  doch 
weisen  die  Form  der  Inschrift  und  die  Art  der  Malerei  entschieden  auf  eine  absicht- 
liche alte  Nachahmung  hin.  So  schon  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S,  205.  Kustos 
Gust.   Müller  denkt  an  Adriaen  de  Papo,  Frimmel  an  F.  Quast. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        455 

Thomas  Wijck 

Geboren  zu  Beverwijck  bei  Haarlem  um  1616 ;  begraben  zu  Haar- 
lem  den  19.  August  1677.  Er  besuchte  Italien,  wo  er  sich  in 
italienischen  Strassenbildern  an  P.  van  Laer  anschloss,  während 
er  in  seinen  Sittenbildern  in  Binnenräumen  den  übrigen  holländi- 
schen Sittenmalern  folgte.     Tätig  zu  Haarlem  seit  vor  1642. 

Der  Alchymist    mit    der  Flasche    in    der  Hand.     Links    in    1403 
seinem    mit    Geräten    vollgepfropften    Laboratorium    sitzt    der  (1296) 
Alchymist    in    violettrotem    Rocke    mit    einer    Pelzhaube    und      8  c 
schwarzem  Hute  an  einem  Tische,  erhebt  in  der  Rechten  eine 
Flasche  und  wendet  sich  zu  seinem  jungen  Gehilfen  um,    der 
in  roter  Jacke  mit  einem  Teller  in  der  Rechten  in  der  Mitte  steht. 
Von  links  durchs  Fenster  helles  Licht.    Bez.  1.  u.  (am  Koffer): 


C^wvcJL  . 


Leinwand;    h.  0,39;    br.  0,56.    —   Inventar  1722,  A  638.  —  Phot.  Bruckm. 

Der   Alchymist    mit    dem   Beutel    in    der  Hand.     In    einem    1404 
mit  Büchern    und  Geräten   gefüllten  gewölbten  Gemache  steht  (1294) 
der  Gelehrte,  der  den  Stein  der  Weisen  gesucht  hat,  nach  links     15  b 
gewandt,  am  grün  verhängten  Tische  und  schüttet  nachdenklich 
und  vergebens  den  Beutel  aus.    Im  Hintergrunde  macht  sich  ein 
junger  Mann   am  Ofen   zu   schaffen.     Bezeichnet  links  unten: 


(?u>ve£. 


Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,47.  —  Bei  H.  ohne  Provenienzangabe,  doch  sicher 
Inventar  1722,  A  1819.  —  Phot.  Bruckm. 

Italienisches  Strassenbild.    Links  hohe  Häuser.    Vorn  über-    1405 
wölbt  ein  Bogen   die  Strasse.     Ein   zweiter  Bogen  im  Mittel-   (1295) 
gründe.     Links    sitzt    ein    Mann,    von    hinten    gesehen,    am      14  a 
Boden.    Neben  ihm  stehen  ein  Esel,  ein  Knabe  und  ein  Hund. 
In    der   Mitte   ein  Mädchen   am  Brunnen.     Bezeichnet   rechts 
unten  (wie  das  vorige):  T.Wych. 

Eichenholz;  h.  0,50;  br.  0,37J/2'  —  Zuerst  im   >Catalogue«  von  1765.  —  Ge- 
stochen im  Gegensinne  von  C.  F.  Boetius  1768.  —  Phot.  Brnckm. 

Frans  Hals  d.  j. 

Einer  der  jüngeren  Söhne  und  Schüler  des  älteren  Frans  Hals. 
Geboren    zu  Haarlem    zwischen    1617    und    1623.     Datierte 


H 


456         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Bilder  seit  1637.  Er  wurde  1643  in  Haarlem  getraut  und 
war  1669  daselbst  noch  am  Leben. 

1 406  Hille  Bobbe  und  der  Raucher.     Kniestück.     Die  Alte  sitzt 
(1025)  rechts   hinter   ihrem  Tische,    auf  dem  Fischwaren  liegen,    und 

K  2     wendet  sich  grinsend  nach  links,  wo  der  schwarz-  T""™T|^| 
haarige   junge  Mann    mit    einem  Bierkrug    und 
einer  Pfeife  in   den  Händen   steht  und  ihr  aus 
offenem  Munde   den  Rauch  entgegenbläst.     Be- 
zeichnet oben  i.  d.  M.: 

Leinwand;  h.  0,79  ^;  br.  1,24.  —  Kat.  1887-1908:  N.  1364.—  1874ansder 
Sammlung  Reede  van  Oudtshoorn  zu  Utrecht.  1809  in  der  Sammlung  Cremer  zu 
Brüssel.  Die  Alte  ist  die  Hille  Bobbe,  die  durch  Frans  Hans  d.  ä.  Bild  in  der 
Berliner  Galerie  berühmt  ist;  der  Raucher  ist  identisch  mit  dem  Bilde  A.  Brouwer's 
in  der  Sammlung  Lacaze  des  Louvre.  Dass  das  Bild  nicht  vom  älteren  Frans  Hals 
herrührt,  beweist  seine  schwerere  Farbe  und  derbere  Pinselfübrung.  So  aueh  Bode, 
Studien  S.  103.  —  l'hot.  Braun  III  35,  VI  36,  VII  30;  Phot.  Ges.;  Tamme; 
llanfst;  Bruckui. 

Josef  de  Bray 

Geb.  zu  Haarlem;  gestorben  daselbst  an  der  Pest  den  16.  Mai 
1664.  —  Mittlerer  Sohn  und  Schüler  des  Salomon  de  Bray 
(vgl.  oben  zu  N.  1376),  Bruder  des  Jakob  und  des  Jan  de 
Bray.     Vau   der   Willigen  S.   92. 

1407  Lob  des  Herings.     Auf   der  Mitte   eines    weiss  gedeckten 
(1569)  Tisches  liegt  ein  aufgeschnittener  Hering  auf  brauner  Schüssel; 

8  b  links  ein  Krug,  zwei  Gläser  Bier,  ein  Messer,  eine  Schüssel 
Zwiebeln;  rechts  Brod  und  Käse  auf  weissblauem  Teller.  Hinter 
dem  Tische  eine  mit  Heringen  geschmückte  Steintafel  mit  dem 
Gedichte  »Lof  van  den  Pekelharingh«,  unterschrieben  »Anno 
1. 656<--.     Bezeichnet  unten  im  dunklen  Grunde: 


Eichenholz;   h.  0,57;  br.  0,4S%.  —  1741  duroh  Kaiserling.  —  Im  Inventar 
(iuarienti   richtig   als   Giuseppe  Bray.     Seit   dem    Inventar   von    1751,    IT  453,    als 
Johannes  (Jan)  Bray.     So  in  allen  bisherigen  Katalogen.     Erst  1906  fand  Dr.  Abr. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        457 

Bredias,  wie  er  uns  sofort  mit  gewohnter  Güte  mitteilte,  im  Haarlemer  Notariats- 
archiv das  Testament  Jan  de  Bray's  von  1664,  in  dem  dieser  ausdrücklich  unseres 
Bildes  als  »letzthinc  von  seinem  Bruder  Josepho  de  Bray  gemalt  gedenkt.  Dazu 
kommt,  dass  die  Inschrift,  die  bisher  ungenau  faksimiliert  war,  wie  unser  neues 
Facsimile  es  zeigt,  nur  als  Jos.  Bray  gedeutet  werden  kann.  Ein  ähnliches  Bild 
mit  demselben  Gedichte  im  Suermondt- Museum  zu  Aachen.  Eine  Kopie  von  1672 
in  der  Gothaer  Galerie    —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

Philips  Wouwerman 

Getauft  zu  Haarlem  den  24.  Mai  1619;  gest.  daselbst  den 
19.  Mai  1668.  Schüler  seines  Vaters  Paulus  Joosten  Wouwer- 
man und  des  Jan  Wijnants.  Beeinflusst  durch  Pieter  van  Laer. 
Tätig  zu  Haarlem,  wo  er  1641  der  Gilde  beitrat. 

Die  Landschaft  mit  dem  rot  bedeckten  Wagen.     Links  der    1408 
von    einem    Holzstege   überbrückte   Fluss.     Rechts    führt   ein  (1430) 
Sandweg,  auf  dem  man  einen  Reiter  und  einen  Hund  von  hinten      9  a 
sieht,  zur  fernen  Dünenanhöhe  empor,   auf  der  ein  mit  einem 
Schimmel    und    anderen   Pferden    bespannter,    rot    verdeckter 
Bauernwagen  fährt.    In  der  Mitte  des  Mittel-    O  ; 
grundes   ein  Bauernhof.     Bez.  u.  i.  d.  Mitte:    ji~-  ^^ 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,51  J^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  Gutes, 
frühes  Bild  des  Meisters.  —  Gestochen  von  C.  M.  Günther  »£  III,  23.  —  Phot.  Bruckm. 

Aufschirrung  eines  Schimmels.     Links  vorn   auf  der  An-  |  408  A 

höhe  elende  Strohhütten.    Vor  ihnen,  in  der  Mitte  des  Bildes,  (1405) 
nach  rechts  gewandt,  ein  Schimmel,  dem  ein  Reitbursche  das      7  b 
Geschirr  anlegt.     Rechts  sitzt,  von  hinten  gesehen,  eine  Frau 
mit  einem  Kinde  auf  dem  Arm.     Neben  ihr  ein  Hund. 

Eichenholz ;  h.  0,52% ;  br.  0,39.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1589,  als 
»Pietro  van  Laar«.  So  auch  noch  bei  H.  Doch  vermochten  wir  schon  in  der  ersten 
Auflage  nicht  den  Stil  des  Meisters,  sondern  eher  den  Jugendstil  des  Ph.  Wou- 
werman in  dem  Bilde  zu  erkennen,  der  sich  allerdings  an  van  Laer  anlehnte.  Wir 
gaben  es  daher  als  >Art  des  Ph.  Wouwerman«.  Scheibler  (Dr.  Not.)  hielt  es  schon 
seit  längerer  Zeit  für  ein  echtes  Jugendwerk  Wouwennan's.  Dass  er  Recht  gehabt, 
konnte  inzwischen  durch  eine  Zeichnung  im  Besitze  des  Herrn  Ileseltine  in  London 
nachgewiesen  werden,  die  dieser  uns  gefälligst  zur  Ansicht  geschickt.  Diese  Zeich- 
nung stimmt  in  der  Hauptsache  genau  mit  unserem  Bilde  überein  und  trägt  das  be- 
kannte Monogramm  der  früheren  Zeit  des  Meisters.  Entschieden  für  Wouwennan's 
Urheberschaft  an  unserem  Bilde  auch  W.  Bode  »Galerie  Wesselhoeft«,  Wien  1886, 
p.  55.  —  Gestochen  in  Aquatinta  von  C.  A.  Witzani.  —  Phot.  Bruckm. 

Der  Reiter  vor  der  Bauernhütte.     In  der  Mitte    auf  dem    1409 
Wege  hält,    von  hinten  gesehen,    ein  Reiter  in  rotem  Mantel  (1431) 
auf  einem  Schimmel  und  spricht  mit  der  Frau  und  dem  Kinde,     15  b 


4f>8         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


die  links  vor  ärmlichem  Strohdache  im  Sande  liegen.     Rechts 
vorn  ein  saufender  Hund,    hinten  ein  Kornfeld.      sj\ 
Bezeichnet  unten  links:  Aj  g  \W* 

Eichenholz;  h.  0,23l/8 ;  br.  0,30V2.  —  Inv.  1754,  II  239;     ^ 
damals  nur  als  »Manier«  Wouwerman's;   jedoch,    wie  schon  bei 
H.,  unzweifelhaft  ein  echtes  Bild  der  Frühzeit  des  Meisters.  —  Phot.  Braun  III,  36; 
Bruckm. 

1410  Kärrner    im  Wirtshause.     Links  vor  dem  Wirtshause   ein 

(1434)  bedeckter  Frachtwagen    und    ein   trinkender    Kärrner.     In  der 

9  a      Mitte   ein  Schimmel  vor    zweirädrigem  Karren       ^>. 

und  ein  Mann  in  roter  Jacke.     Rechts  unten      f-J, 


tf*»- 


das  Flusstal.     Bezeichnet  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,37;  br.  0,49.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  Anfangs  als 
Pieter  Wouwerman,  später  als  Andries  Both.  Es  ist,  wie  schon  H.  anerkannte,  ein 
echtes  frühes  Bild  Philips  Wouwerman's.  —  Phot.  Bruckm. 

1411  Die  Verkündigung  an  die  Hirten.     Links    über    dem  Zelt- 

(1435)  dache,  unter  dem  eine  Hirtenfamilie  ruht,  erscheint  der  Engel 

9  b      der  Verkündigung.    Rechts  die  Hirten  auf  dem  Felde.    Zwischen 

seinen  Schafen  ein  alter  Hirt,  der  der  Erscheinung  seine  Arme 

entgegenbreitet.     Vorn  ein  Schimmel.     Nicht  bezeichnet. 

Eichenholz;  h.  0,34%  ;  br.  0,38.  —  Nach  H.  dnroh  Gotter,  also  Inv.  Gotter  164. 
Indessen  ist  es  nach  seiner  alten  Inventarnummer  3118  eins  der  Bilder,  die  1742 
durch  Riedel  aus  Prag  erworben  wurden.  Echtes,  frühes  Bild,  So  auch  Seidlitz  im 
Repert.  XVI  S.  379.   —  Gestochen  in  Aqnatinta  von  C.  Aug.  Witzani. 

1412  Eine  Reiherbeize.     Rechts    auf  dem  Wege  am  Waldrand 

(1432)  tummeln  Jäger  ihre  Rosse,  reitet  eine  Dame  auf  einem  Schimmel. 
15  a     Vorn  im  Rasen   machen  Burschen    sich  -mit  den  Falken  und 

Hunden    zu  schaffen.     Links    eine    grüne  Weide.     Bezeichnet 
links  unten,  aber  mit  unechtem  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,63.  —  1708  von  Lemmers  aus  Antwerpen;  doch 
in  der  Galerie  erst  seit  dem  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1737.  —  Unter  dem 
unechten  mag  das  echte  alte  Monogramm  sitzen ;  denn  das  Bild  ist  ein  unzweifel- 
haft echtes  frühes  Werk  des  Meisters. 

1413  Die  Rückkehr  von  der  Jagd.     Von    links    vorn   führt  der 

(1433)  Weg    nach    rechts    zur  Höhe    hinauf,    auf  der  ein  Wirtshaus 
15  a     steht.     Links  im  Hintergrunde  die  Berglandschaft.    Die  Jagd- 
gesellschaft,   in    der    sich    eine    Dame    befindet,    sprengt    den 
Weg  hinan.    Rechts  vorn  tränkt  ein  Reiter         (^\        x/^> 
seinen  Schimmel.     Bez.  unten  rechts:  s~~f'  ^^ 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,61.    —   Inventar  1722,  A  628.  —  Phot    Bruckm. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVIL  Jahrhundert        459 

Die    Rehjagd.      Links    im    Mittelgrunde    ein    Bauernhaus    1414 
unter  Bäumen,    vorn    ein    gestürzter  Baumstamm    am  Sumpf.  (1437) 
Rechts  oben  das  gehetzte  Reh,  umringt  und  verfolgt  von  den      8  b 
reitenden  Jägern,    unter    denen    sich    eine   Dame    in    gelbem 
Kleide  befindet.    Auf  dem  Schimmel  ein  Hörn-       _ 
bläser.     Bezeichnet  halblinks  unten:  J^y,^/,i 

Eichenholz;  h.  0,48 %:  br.  0,78%.  —  1742  durch  Rigand  ans  dem  Kab.  du 
Pile  in  Paris.  H.  —  Gestochen  1739  daselbst  als  »Chasse  ä  l'itaüenne«  von  Le  Bas. 
—  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1534.  —  Phot.  Braun  VI,  37 ;  Bruckm. 

Der  Schimmel  in  der  Felsengrotte.    In  einer  romantischen    1415 
Felsenschlucht    steht,    nach    rechts  gewandt,    ein  ungesattelter  (1440) 
Schimmel,  vor  dem  ein  Mann  und  eine  Frau  spielend  am  Boden     14  a 
liegen.     Ein  Hirt    mit    seinem  Hunde   steht        (7\ 
daneben;    ein    anderer   Mann    kommt    rechts        T — ^.\^^^" 
den  Weg  herab.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,45%;  br.  0,37.  —  Inventar  1722,  A  688.  —Noch  ziemlich 
im  Charakter  der  früheren  Zeit  des  Meisters,  das  Monogramm  aber  schon  entwickelter. 
Also  ein  Bild  der  Uebergangszeit. 

Die    Predigt   Johannes    des   Täufers.      Rechts    im   Mittel-    1416 
gründe  vor  dem  malerischen  Waldrande  steht,  nach  links  ge-  (1436) 
wandt,    der  Täufer    und    predigt.     Das  Volk    umgibt    ihn    in     14  b 
weiten  Kreisen.     Rechts    vorn    zwei   Krieger    zu    Pferde:    der 
gehelmte  und  geharnischte  auf  dem  Schimmel  von      C) 
hinten  gesehen.     Bezeichnet  rechts  unten: 

Leinwand;  h.  0,67% ;  br.  0,86% •  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1701.  Aus 
dem  Kab.  Blondy  in  Paris.  Gestochen  daselbst  von  Moyreau  (N.  29).  —  Das  Bild 
gehört  seiner  immer  noch  etwas  schweren  Behandlung  nach  dem  Uebergange  zur 
mittleren  Zeit  des  Meisters  an,  deren  Monogrammform  es  bereits  zeigt.  — Phot.  Bruckm. 

Armenspeisung  an  der  Klostertreppe.    Links  auf  der  Treppe    1417 
die  mildtätigen  Mönche,  deren  einer  mit  einem  grossen  Schöpf-  (1466) 
löffel  den  Armen  die  Suppe    in    ihre  Töpfe  füllt.     Neben  der      8  c 
Treppe    sattelt    ein    anderer    Mönch    seinen   Schimmel.     Noch 
andere  kommen,    einem  Lasttiere  folgend,    rechts 
zum  Hoftor  herein.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,32%;  br.  0,36.  —  1749  durch  Le  Leu  von  Mr.  Le  Noir  in 
Paris.  —  Gestochen  von  Moyreau  (N.  66)  als  »la  eharite  des  capucins«. 

Der  Pferdemarkt.    Links  auf  einer  Anhöhe  unter  Bäumen    1418 
stehen  die  Pferde  zum  Verkaufe.    Vorn  bewegtes  Volkstreiben.  (1469) 
Ein  Reiter  sprengt    auf   seinem   Schimmel    nach    rechts;    ein      7  b 


&NV 


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460         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Bursche  mit  roter  Mütze  hat  einen  Jungen  hinter  sich  aufs 
Pferd  genommen.  Rechts  im  Mittelgrunde  ein  Fluss  mit  Schiffen 
und  Badenden.    Jenseits  des  Flusses  das  Dorf  • 

mit  Jahrmarktzelten.     Bezeichnet  1.  unten:  H jbyW^ 

Leinwand;  h.  0,61^;  br.  0,76^.  —  Nach  H.  1710  ans  Antwerpen.  Doch 
konnten  wir  es  erst  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1676  nachweisen.  Nach 
Smith  (I.  N.  338)  nnd  nach  der  Unterschrift  unter  Jloyreaus  gegenseitigem  Stich 
(N.  37)  befand  es  sich  1739  noch  in  der  Galerie  des  Monseigneur  le  Chevalier 
d'Orleans  zu  Paris. 

1419  Im  Feldlager.    (Auch    /der  Jahrmarkt*    genannt.)    In  der 
(1449)  Mitte  vor  dem  Dorfe  die  Zelte.  Links  der  sandige  Weg,  der  bis 

15  c     in  die  Ferne  von  Reitern,  Pferden.  Menschen  belebt  ist;  rechts 
der  Fluss  mit  Barken  voll  Menschen,  einem  saufenden  Schimmel 
und  zwei  watenden  Knaben.  Vorn  in  der  Mitte  neben  dem  Reiter 
auf  dem  Schimmel  ein  Mann  in  rotem  Mantel,  der        Cy 
bei  seinem  Braunen  steht.    Bezeichnet  links  unten:       y^LV^' 

Eichenholz;  h.  0,32;  br.  0,41.  —  Inventar  1722,  A  401. 

1420  Die  Rast  vor  der  Hufschmiede.    Links  vor  dem  Zelte  des 
(1456)  Schmiedes  wird  einem  nach   rechts   gewandten   Schimmel,    vor 

11  b  dem  sein  Reiter  steht,  ein  Vorderhuf  beschlagen.  Weiter  zu- 
rück ein  Herr  und  eine  Dame  zu  Pferde.  Rechts  vor  der 
Landschaft  ein  Bach  und  alte  Baumstämme.  Bezeichnet  links 
unten  mit  dem  echten  neben  dem  unechten  Monogramm: 


%$*/  ?V>. 


Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,60.  —  1751  aus  der  Sammluug  Crozat  in  Paris. 
Vorher  in  der  Sammlung  Tugny.  —  Von  Bode  bei  v.  Zahn  VI.  S.  206  «ohl  wegpn 
des  gefälschten  Monogrammes  für  eine  Kopie  erklart.  Das  echte  hat  Herr  llofrat 
Kustos  Müller  entdeckt.  —  Phot.  Brück  m. 

1421  Ein  Flussübergang.    Rechts  vorn  der  Fluss.  der  sich  links 

(1438)  im  Mittelgrunde  seeartig  ausbreitet;  rechts  im  Mittelgrunde  der 
7  b      Weg,  der  zwischen  Bäumen   zu   den   Gebäuden   auf  der  Beig- 
höhe hinanführt.  Die  Jagdgesellschaft  reitet  von  f7) 


JW 


links  nach  rechts  durch  den  Fluss.    Bez.  1.  u.: 

Leinwand;  h.  0.61;    br.  0,73.  —  Wohl  1708  durch  Lemmers  aus  Antwerpen. 
Sicher  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1677.  —  Thot.  Bruckm. 

1422  Das  Haus  des  Scharfrichters.    Ein  rauschender,  von  einem 

(1439)  Holzsteg,   auf  dem  eine  Frau  mit  ihren  Kindern  steht,  über- 

16  a     briickter  Fluss  strömt  vorn  zur  Mitte  herab.   Links  von  ihm  liegt 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        461 

unter  Bäumen  das  Haus  des  Scharfrichters,  kenntlich  an  dem 
Rade  hinter  ihm    im  Garten.     Eechts  vorn  auf   dem  Dünen- 
weg eine  Jagdgesellschaft.    Vorn  lässt  einer  p~\  . 
sein  Ross    saufen.     Bezeichnet  halb    links  L    Cr-  VVy/ 
unten:  J     **-' 

Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,68%.  —  Inv.  1722,  A  448.  —  Phot.  Braun  X, 
30;  Bruckm. 

Der    saufende    Schimmel.      Links    vorn    ein    rauschendes    1423 
Wasser,    zu  dem  ein  Landmann   seinen   Schimmel    herabführt.  (1441) 
In  der  Mitte  ein  Sandweg,  von  verschiedenen  Gestalten  belebt.     15  b 
Rechts  Dünen,  hinter  denen  Dächer  und  Bäume      7)a  K\,y 
hervorragen.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte :        -/"»-  ^^ 

Leinwand;  h.  0,28%;  br.  0,36.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag  (Inv.-N.  3119). 

Der  Gasthofsstall.    Der  Stallraum  ist  zugleich  eine  grosse    1424 
Durchfahrt.     Links  reitet  ein  Reiter  im  roten  Rocke  zum  Tore  (1471) 
hinaus.     Ein  Reiter  im  blauen  Rocke  ist  im  Begriff,    ihm  zu     15  b 
folgen.  In  der  Mitte  schickt  ein  Reiter  im  gelben  Rocke  sich  an, 
seinen  Schimmel  zu  besteigen.    Rechts  vorn  spielen  zwei  Kinder 
mit    ihrem    Ziegenbock    und    sitzt   eine  Frau  mit 
ihrem  Säugling  am  Boden.    Bezeichnet  unten  ÜDks: 

Leinwand ;  h.  0,5172 ;  br.  0,65.  —  1749  durch  Le  Leu  aus  dem  Kabinet  der 
Comtesse  de  la  Verrue  zu  Paris.  —  Gestochen  von  Moyreau,  N.  15.  —  Phot.  Braun 
II,  36;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 

Reiter  und  Landmädchen.     Links  schäumt  ein  von  einem    1425 
Holzstege  überbrückter  Fluss.     Rechts  ragt  eine  kleine  Anhöhe  (1443) 
mit  Bäumen.     In    der  Mitte  schlängelt   der  belebte  Weg  sich     H  c 
bildein wärts.     Vorn    rechts  ist  ein  Reiter  von 
seinem    Schimmel    gestiegen,    um    ein    Land-       '(J4 
mädchen  zu  umarmen.     Bez.  rechts  unten: 

Leinwand;  h.  0,41;  br.  0,51.  —  Nach  H.  1708  von  Fr.  Lemmers  aus  Ant- 
werpen.   Jedenfalls  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1738.    —    Phot.  Braun  VILT,  35. 

Reiter  vor  der  Bergschmiede.    Links  im  Hintergrunde  ein    1426 
altes  Schloss.     Rechts  im  Mittelgrunde  eine  Schmiede  am  Felsen.  (1444) 
In  der  Mitte  ein  Pferd,  das  hinten  beschlagen  wird,  während     13  b 
sein  rotröckiger  Reiter  an  den  Ambos  getreten  ist.    Etwas  weiter 
zurück    ein    Reiter   auf   einem   Grauschimmel,    der    vorn    be- 
schlagen wird.     Noch   weiter    zurück    sprengt  eine  Dame  mit 
einem  Sonnenschirm  auf  einem  Schimmel  herauf.       /^Lv.v  >. 
Bezeichnet  links  unten :  S~~%L;  W 


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462         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,52  J<£;  br.  0,655^.    —    1740  aus  der  Sammlung  der  Comlesse 
dp  la   Verrue  in  Paris.     —    Gest.  von  Moyreau  (N.  21 1.  —  Phot    Tamme;    Bruckm. 

1427  Ein  Reiter  im  Hofe.    In  der  Mitte  des  rings   umschlossenen 

(1445)  (Tasthaus-Hofes  sprengt  ein  Reiter  auf   seinem  Schimmel  nach 
14  c     rechts.    Rechts  vorn,  von  hinten  gesehen,  ein  Mann  in  Hemds- 
ärmeln, der  ein  Kind    auf   seiner   Schulter  reiten  lässt,  neben 
einem  Hausierer.    Am  Fass  zwei  Kinder  und       (7) 

ein  Hund.     Bezeichnet  unten  rechts :  _ S^xJ^^Gf 

Dazu  die  Jahreszahl  1649. 

Eichenholz;  h.  0,32%;  br.  0,36%.    —    Iut.  1722, 
A  350.  —  Phot.  Hanfst  ;  Bruckm. 

1428  Reitergefecht  vor  einer  Bergfeste.     Links  im  Mittelgrunde 

(1446)  die  brennende  Festung     Rechts  ein  Fluss.    Wildes  Reiterhand- 
7  a      genienge  im  Vordergrunde.     In  der  Mitte  ein  Reiter  auf  braunem 

Rosse,  der  mit  der  Linken  eine  blauweisse  Fahne  hält,  während 
er  mit  der  Rechten  feuert.    Ganz  vorn  ist  ein  Geharnischter  mit 
roter  Binde  rücklings  von  einem  stürzenden        >C\  • 
Pferde  gefallen.     Bezeichnet  links  unten:  /-r»J  N/v 

Leinwand ;  h.  0,69 ;  br.  0,82.  —  Inv.  1722,  A  388.  —  Hh.  S.  286.  —  Phot. 
Tamme;  Bruckm. 

1429  Aufbruch  zur  Falkenjagd.      Rechts  vor   dem    Schloss    und 

(1447)  dem    Park  die  Pferdetränke.     Links  die  bräunliche  Landschaft. 
16  b     Vorn  in  der  Mitte  Reiter  und  Reiterinnen.     Eine   Dame    hält 

sich  die  Hand,  eine  zweite  einen  Sonnenschirm  vors  Gesicht. 
Links  der  Bursche  mit  dem  Falkenbrett,  rechts  ein  Bursche  mit 
Hunden.     Bezeichnet  links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  1,04%.  —  Inv.  1722,  A  357.  —  Schon  1707  aus  der 
KuiiNtkammer;  Hh.  S.  286.  —  Gegenstuck  zum  folgenden.  —  Phot.  Ges.;    Bruckm. 

1430  Aufbruch    zur    Falkenjagd.     Links    vor   dem   Schloss  und 

(1448)  dem   Park  ein  mächtiger  Neptunsbrunnen.     Rechts   im    Mittei- 
lt) b     gründe  ein  Fluss  und  ein    Kloster;    Berge    im    Hintergrunde. 

Auf  dem  Wege  Reiter  und  Reiterinnen  in  bunter  Bewegung. 
Ein  Reiter  stösst  ins  Horu.  Eine  Reiterin  hält  ihren  Falken 
auf  der  erhobenen  Linken.  Ganz  vorn  in  der  Mitte  hocken 
Burschen  mit  den  Falken  am  Boden.  Links  begiesst  einer 
einen  Knaben  aus  seinem  Hute  mit  Wasser.  Das  Monogramm 
rechts  unten  ist  zweifelhaft. 

Leinwand;  h.  0,80}^;  br.  1,02.   —    Inv.  1722,  A  353.    —    Gegenstück  zum 
vorigen.    —  Die  Echtheit  des  Bildes  ist  unzweifelhaft. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        463 

See-  und  Hügellandschaft.     Rechts  am  Ufer  des  Landsees    1431 
malerische  alte  Hütten.     Links  vorn    ein    Baum,    im    Hinter-  (1451) 
gründe  eine  Ortschaft  am  F-usse  des  kahlen  Gebirges.     In  der     15  a 
Mitte  auf  dem  Wege  ein  von  hinten  gesehener  Reiter  in  rotem 
Mantel  auf  einem  Schimmel;  etwas  weiter  zurück  ein  Bettler. 
Bezeichnet  links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h    0,53;  br.  0,67.    —    Wohl  1741  aus  den  königlichen  Zimmern. 
—  luv.  8»  2635  fol.  143. 

Rast  auf  der  Jagd.     Links  rasten  die  Damen  im  Schatten    1432 
eines    Baumes.      Ein    mit    zwei     Grauschimmeln    bespannter  (1453) 
Herrschafts wageu  kommt  herangefahren.     Rechts  vorn  schauen      7  b 
eiu  Herr  und  eine  Dame  zu,  wie  einem  Falken  gestattet  wird, 
sich  auf  den  erlegten  Reiher  zu  setzen.     In  der  Mitte  Reiter, 
sowie  Falken-  und  Hunde -Burschen.      Bezeichnet  links  unten 
mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,64%.  —  Inv.  1722,  A  449. 

Der  blasende  Trompeter  vor  dem  Marketenderzelte.     Links    1433 
unter    eiuem    Baume    das    Zelt.     Davor    der    Trompeter    auf  (1454) 
seinem    Schimmel,    ein    Reiter    mit   einem  Krug  in  der  Hand     13  b 
und    ein    Krieger,    der  seinen  Schecken  besteigt.     Ganz    links 
liebkost  ein  Mann  ein    Mädchen.     Bezeichnet  links  unten  mit 
dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,47%;  br.  0,42.  —  luv.  1722,  A  711.     Da  die  N.  711  noch 
auf  dem  Bilde  erhalten,  so  ist  die  Provenienzangabe  bei  H.  nicht  richtig. 

Fischer  am  Strande.     Links    unten   das  Meer.     Vorn    in    1434 
der  Mitte  die  Dünenhöfe,    auf  der  die  Fischer  in   Körben,    in  (1455) 
Säcken    oder    im    Sande    ihre  Ware    feil    halten.     Als  Käufer     Hb 
sind    auch    städtisch    gekleidete    Herrschaften    zugegen.     Ein 
Schimmel  frisst   Heu    aus    einem    Korbe.     Rechts    eine    hohe 
Signalstange    neben    einer    Strohhütte    und    ein    alter   Turm. 
Bezeichnet  unten  links  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,55;  br.  0,60.  —  Inv.  1754,  II  402.  —  Phot.  Braun  IV,  39 ; 
Tamme  ;  Bruckm. 

Jägerrast  vor  der  Felsenschenke.     Die  tiefe  Schlucht  wird    1435 
links  vorn  von  einem  senkrechten  Felsen,    rechts    von   der   in  (1457) 
einer  Höhle  angelegten  Schenke  begrenzt;    in   der  Mitte  führt      lö  e 
eine  Treppe  empor.    Vorn  auf  dem  Wege  ein  Schimmel,  dessen 
Reiter  abgestiegen  ist,  um  nach  den  Hunden  zu  sehen.     Be- 
zeichnet unten  rechts  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,6472  ;  br.  0,53.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817. 


464         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1436  Pferdeschwemme  bei  der  Ruine.     Links  der  Fluss,  in  dem 

(1458)  Menschen  baden  und  Pferde  geschwemmt  werden.    Rechts  der 
9  a      von  Reitern  belebte  Weg.    In  der  Mitte  eine  alte  Ruine.    Vor 

ihr  klammert  sich  ein  Knabe  in  rotem  Rocke  auf  dem 
Schimmel,  der,  nach  rechts  gewandt,  dem  Wasser  entstiegen 
ist,  an  den  Rücken  des  Reiters  an.  Bezeichnet  rechts  unten 
mit  dem  letzten  Mongramm. 

Eichenholz;  h.  0,46%;  br.  0,61%.  —  Nach  H.  Inv.  1722;  wohl  als  A  410; 
doch  dieses  ist,  wie  die  noch  auf  ihm  vorhandene  Numnier  beweist,  N.  1447.  —  Das 
vorliegende  Bild  zuerst  im  In?.  Guarienti  (vor  1708)  N.  1713.  Doch  sieht  es  fast 
wie  ein  Gegenstück  zu  dem  anderen  aus. 

1437  Das  Gefecht  auf  der  Brücke.     Rechts  eine  weite  Wasser- 

(1459)  fläche.     In   der  Mitte  die  steinerne  Bogenbrücke.     Vorn  links 
12  a     das  eigentliche  Schlachtfeld.     Ein    Reiter   mit    grosser    gelber 

Fahne  sprengt  nach  links.  Vorn  in  der  Mitte,  von  hinten  ge- 
sehen, ein  roter  Trommler  neben  einem  Gefallenen.  Rechts 
im  Wasser  Nachen  und  Reiter.  Bezeichnet  links  unten  mit 
dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  l,06»/2  ;  br.  1,3572.  —  Inv.  1722,  A  544. 

1438  Rast  vor  der  Schenke.      Links    die    Schenke,   rechts    die 
(1450)  Tränke.    Vorn  links  spricht  ein  Reiter,  der  von  seinem  Schimmel 

7  c  gestiegen,  mit  der  Magd  am  Brunnen.  In  der  Mitte  steht  der 
Wirt  mit  dem  Kruge  vor  dem  Reiter,  der  das  Bierglas  erhebt. 
Rechts  lassen  zwei  Kinder  ein  kleines  Segelschiff  in  einer  Pfütze 
segeln.     Bezeichnet  links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,40;  br.  0,47%.  —  1749  durch  I,e  Leu  aus  der  Sammlung 
Crozat  in  Paris.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.   1G42. 

1439  Die  Rückkehr  von  der  Jagd.     Rechts  unter  der  Halle  des 
(1461)  Schlosses,  vor  der  sich  ein  barocker   >Bacchusbruuuen«  erhebt. 

12  c  stehen  die  Hausfrau  und  ihre  Magd,  um  die  Heimkehrenden 
zu  empfangen.  Die  Reiter  sind  zum  Teil  schon  abgestiegen  und 
mit  ihrer  Jagdbeute  beschäftigt.  Links  ein  Esel,  der  mit  der 
Hauptbeute  beladen  ist.    Bez.  u.  1.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,45%  ;  br.  0,64.  —  1755  aus  dem  Nachlasse  des  Mr.  Pasquier 
in  Paris.  (?)  H.  —  Vorher  im  Kabinet  des  Vicomte  de  Fontpertuis.  —  Sicher  Inv. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  165U.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Gest.  als  La  fon- 
taine  de  Bacchus«  von  Moyrean,   N.  22.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1440  Der  Aufbruch  zur  Jagd.    Links  die  Mauer  des  Schlossparks, 

(1460)  vor  dem  die  Reiter  ihre  Rosse   besteigen,  während  die  Burschen 
12  c     die  Hunde  bereit  machen;  zur  Seite  ein  Bettler  mit  dem  Hut  in 


No.    1440.      Philips  Wouwerman. 


No.    1492.     Jacob   van  Ruisdael. 


Tafel  XX. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        465 

der  Hand.  Rechts  vorn  ein  Bach,  aus  dem  zwei  Hunde  saufen;  im 
Mittelgrunde  vor  der  Flusstallandschaft  ein  barocker  Brunnen. 

Eichenholz ;  h.  0,45 ;  br.  0,64.  —  1755  aus  dem  Nachlasse  des  Mr.  Pasquier 
in  Paris.  H.  —  Vorher  im  Kabinet  des  Vic.  de  Fontpertuis.  —  Gegenstück  zum 
vorigen,  das  auch  mit  des  Meisters  Monogramm  bezeichnet  ist.  —  Gestochen  von 
Moyreau,  N.  23.  —  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Das  Marketenderzelt  mit  dem  Fahnenträger.    Rechts  das  Zelt,     1441 
vor  dem,  auf  seinem  Schimmel  nach  rechts  gewandt,  der  Reiter  (1463) 
hält,  der  die  blaue  Fahne  trägt.     Links  würfeln  Soldaten    an     17  b 
einer  Trommel,  weiter  zurück  wird  ein  Verwundeter  auf  einer 
Bahre  getragen.     Im   Hintergrunde    tobt    die    Schlacht.      Be- 
zeichnet rechts  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,36;  br.  0,43J^.  —  1740  durch  v.  Heinecken  aus  Hamburg 
(Inv.-N.  2548).     Gegenstück  zum  folgenden. 

Rast  am  Brunnen.    Links  vorn  unter  Bäumen  ein  Brunnen,    1442 
aus  dem  ein  rotröckiger  Reiter,  von  hinten  gesehen,  sein  Pferd  (1464) 
saufen  lässt,  während  von  der  anderen  Seite  ein  Herr  eine  Dame     17  b 
heranführt.     Rechts  steht  ein  Schimmel  und  wird  ein  gesattelter 
Brauner  von  einem  Burschen  gehalten.    Bezeichnet  rechts  unten 
mit  dem  letzten,  jedoch  nicht  ganz  deutlichen  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,35 %\  br.  0,41.  —  1740  durch  v.  Heinecken  aus  Hamburg 
(Inv.-N.  2549).     Gegenstück  zum  vorigen. 

Der  Zusammenstoss.      Rechts  unter  einer  mit  Bäumen  be-    1443 
wachsenen  Anhöhe,    auf  der  Herden    rasten,    bringt    ein    von  (1467) 
links    auf    wildem  Schecken  heransprengender    Reiter   das  Ge-      8  c 
spann  eines  Bauernwagens  in  Verwirrung.     In  der  Mitte  hält 
eine  Reiterin    in    gelbem  Kleide    auf   braunem    Rosse.     Links 
im  Mittelgrunde  ein  mit  vier  Grauschimmeln  bespannter  Herr- 
schaftswagen.    Vorn  links  der  Fluss.     Bezeichnet  rechts  unten 
mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,56  ;  br.  0,78.  —  Nach  H.  1742  durch  Eigaud  aus  dem  Kabinet 
des  Mr.  du  Pile  in  Paris.  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1695.  —  Gestochen 
von  Le  Bas. 

Der  Wasserfall.     Links  im  Mittelgrunde  Häuser  auf  dem    1444 
Felsen;  davor  ein  Holzsteg  über  den  schäumenden  Bach,    der  (1472) 
sich  als  Wasserfall  nach-  vorn   herabstürzt.     Rechts  Fernblick      15  c 
in  die  Hügellandschaft.     Vorn    in  der  Mitte    hält  ein  grosser 
fünfspänniger  Frachtwagen,  dessen  Vorderpferd  aus  einer  Lache 
säuft.     Rechts  beladene  Maultiere,    rastende   Männer,    Frauen, 
Kinder,  Hunde  am  Wege.  Bez.  u.  r.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

30 


466         Holläuder  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Kupfer;  h.  0,:!<»;  lir.  0,38%.  —  174!!  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung  der 
Comtesse  de  la  Verrne.  —  Gestochen  von  Moyreau  N.  11. 

1445  Wildschwein-    und    Bärenhetze.      Romantische    Landschaft. 

(1474)  Links  eine  Anhöhe  mit  einer  Schlussruine.    Rechts  ein  breiter 
8  h      Flnss  mit  Felsenufern.     Vorn    links    zwischen   den  gestürzten 

Baumstämmen  wird  ein  Wildschwein  vom  Jäger  abgefangen. 
Rechts  wird  ein  anderes  gerade  von  der  Meute  erreicht  und 
von  den  Jägern  zu  Rosse  umringt.  Im  Mittelgrunde  wird  ein 
Bär,  der  auf  dem  Rücken  liegt,  getötet.  Bezeichnet  links 
unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,79;  br.  1,00.  —  174!)  aus  der  Sammlung  de  Vaux  in  Paris. 
H.  —  luv.  1754,  n  195.  —  Gestochen  von  l.e  Bas.  —  Phot.  Braun  XV,  32;  Bruckni. 

1446  Ein  Herr  vor  einer  Schmiede.     Rechts  über  einer  Felsen- 

(1475)  mauer,    an    der   eine    Leiter    lehnt,     ein    Haus;    darunter    im 
16  c     höhlenartigen  Erdgeschoss  die  ärmliche  Schmiede.     Der  Reiter 

ist  von  seinem  nach  links  gewandten  Schimmel  gestiegen  und 
hält  ihn,  während  er  beschlagen  wird.  Ein  zweiter  Reiter 
hält  neben  ihm.  Links  am  Wege  liegt  ein  Mann  am  Boden. 
Bezeichnet  links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,63%;  hr.  0,51.  —  1749  durch  Le  Leu  aus  Paris.  Inventar 
Guarienti  (vor  1753)  N.  1561.  —  Gestochen  von  Moyreau.  N.  59,  als  »Lagrotte  du 
marochal«. 

1447  Pferdeschwemme  unter  dem  Kastelle.     Links  der  Fluss,  in 

(1476)  dem  Menschen  und  Pferde  baden.    In  der  Mitte  das  Ufer,  an  dem 
15  a     die  Pferde  hinaus-  und  hineingeritten  werden,  ganz  vorn  Wäsche- 
rinnen am  Fluss  und  ein  Knabe,  der  sein  Spielbot  schwimmen 
lässt.     Rechts  auf  der  Anhöhe  ein  Kastell;    davor  eine  Schild- 
wache und  eine  Kanone.    Bez.  r.  u.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,46;  hr.  0,60.  —  luv.  1722,  A  410.  —  Auf  dem  rechten 
Schenkel  des  links  im  Mittelgrunde  saufenden  falben  Pferdes  befindet  sich  ein  etwa 
aus  D  und  S  zusammengesetztes  Zeichen.  Nachdem  sich  auf  einem  Bilde  des 
Berliner  Museums  das  Monogramm  Wouwerman's  auf  einem  Pferdeschenkel  gefunden, 
hat  J.  L.  Sponsel  unsere  Bilder  Wouwerman's  auf  Zeichen  an  ähnlicher  Stelle  unter- 
sucht. Vergl.  unsere  N.  1457  und  14W.  In  der  Regel  scheinen  die  Zeichen  auf 
den  Pferdeschenkeln  bei  Wouwerman  jedoch  nur  Gestütsmaiken  vorzustellen.  — 
Meister  wie  Seb.  Vranx  hingegen  halten  öfter  ihr  Monogramm  an  diese  Stelle  ge- 
sotzt.  —  Phot.  Tamine ;  Bruckm. 

1448  Rast  auf  dem  Marsche.     Vorn  in  der  Mitte  der  Weg,  links 

(1477)  Dünen,  rechts  eine  Baumgruppe.    Links  spielen  einige  Soldaten 
7  b      Karten,    schlummern    andere    ausgestreckt  am  Boden.     Rechts 


D.    Haarlemer  Schule.     XVIT.  Jahrhundert        467 

werden.  Pferde  angebunden.    Eins  liegt  entsattelt  gerade  vorn  in 
der  Mitte.    Bezeichnet  links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,51;  br.  0,63.  —   1749  durch  Le  Leu  aus  Paris. 

Die  Hirschjagd  am  Flusse.    Links  am  Flusse  hohe  Bäume.    1449 
Vorn  auf  dem   Wege    holen    Hunde    und  berittene  Jäger  und  (1478) 
Jägerinnen   einen  Damhirsch    und  ein  Beh   ein.     Jenseits  des      9  b 
Flusses  rechts  das  Schloss;  davor  im  Flusse  Reiter,  Fischer  mit 
ihrem  Netze,  badende  Kinder  und  eine  Hirtin  mit  ihrer  Ziegen- 
und  Schafherde.     Vorn  in  der  Mitte  auf  dem  Hauptschimmel, 
von  hinten  gesehen,    ein  Jäger   im   roten   Rocke.     Bezeichnet 
unten  in  der  Mitte  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,71%;  br.  1,29.  —  Nach  H.  1749  durch  Le  Leu  aus  der 
Sammlung  der  Comtesse  de  la  Verrue  in  Paris.  —  In  dieser  befand  es  sich  aller- 
dings, wie  das  folgende,  sein  Gegenstück,  ursprünglich ;  doch  kam  es  mit  dem 
folgenden,  von  dem  auch  II.  es  annimmt,  wohl  schon  1742  durch  de  Brais  aus  der 
Sammlung  Carignan  nach  Dresden.  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1569.  —  Ge- 
stochen von  Moyreau  N.  20.  —  Phot.  Braun  I,  35;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm, 

Das  Feldlager  am  Flusse.    Links  der  Fluss  am  Fusse  eines    1 450 
steilen  Burgberges.    Rechts  eine  Anhöhe  mit  einer  Baumgruppe  (1479) 
vor  einer  alten  Kirche.    Der  Fluss  ist  reich  mit  Schiffen  belebt.      9  b 
Das  Zeltlager  zieht  sich   links  am  jenseitigen  Ufer   den  Berg 
hinan  und  füllt  rechts  den  Vordergrund.    Buntes,  reich  bewegtes 
Treiben.    In  der  Mitte  reiten   einige  Krieger  ihre  Rosse  in  den 
Fluss,  hat  ein  ausschlagendes  Pferd  einen  Knaben  zu  Boden  ge- 
worfen.   Bezeichnet  unten  rechts  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,71%;  br.  1,28.  —  Wohl  1742  durch  de  Brais  aus  der  Samm- 
lung Carignan  zu  Paris.  Jedenfalls  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1568.  —  Nach 
dem  Stiche  von  Moyreau  N.  19  hat  es  sich  wie  das  vorige,  sein  Gegenstück,  im  Be- 
sitze der  Comtesse  de  la  Verrue  befunden.  Die  Unterschrift  des  Stiches  bezeichnet 
das  Bild  als  »Quartier  general  de  l'Armee  hollandoise«.  —  Phot.  Braun  V,  35 ; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Türkenschlacht.     Rechts  eine  Feste  auf  halber  Höhe.     1451 
Links  Blick  ins  Tal.     Die    christlichen    Reiter    sprengen    von  (1480) 
links,    die    türkischen  Reiter  sprengen   von  rechts  heran.     Im     Ha 
nächsten    Augenblick    werden    sie    handgemein    werden.       Be- 
zeichnet links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,82%;  br.  1,04%.  —  1710  durch  Lemmers  aus  Antwerpen. 
—  Inv.  1722,  A  405. 

Reitergefecht   vor    dem    Rundturm.      Links    das    Flusstal.    1452 
Rechts  im  Mittelgrunde  ein  alter  Rundturm  hinter  dem  Pulver-  (1481) 
dampf.  Links  werden  Reiter  in  den  Fluss  gedrängt.   In  der  Mitte      7  a 

30* 


468         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

schiessen  Reiter  aufeinander.  Nach  rechts  gewandt,  sprengt 
einer,  der  eine  blaue  Fahne  hält,  mit  seinem  Schimmel  auf  einen 
feindlichen  Reiter  ein,  der,  von  einer  Kugel  getroffen,  hinten- 
über stürzt.     Bez.  rechts  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,69J^;  br.  0,82.  —  1782  durch  Raschke  aus  Antwerpen.  — 
Inv.  1722,  A  364. 

1453  Das  Zigeunerlager.    Links  die  Zigeuner,  rechts  die  Soldaten. 

(1482)  In  der  Mitte  ist  ein  Reiter,    nach  links  gewandt,  von  seinem 
7  c      Schimmel  gestiegen  und  lässt  sich  von  einer  alten  Zigeunerin 

aus  der  Hand  wahrsagen.  Bez.  1.  u.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,39}^;  br. 0,47%.  —  Wahrscheinlich  durch  den  Grafen  Gotter. 
—  Inv.  Gotter  N.  157  oder  158.    —   Sicher  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1641. 

1454  Fischer  am  Seestrand.  Links  das  Meer;  in  der  Mitte  der 

(1483)  Dünenhang,  rechts  auf  der  Höhe  ein  Signalturm.  Ein  Reiter  in 
9  c      gelbem  Rocke  auf  einem  Schimmel  spricht  mit  einigen  Fischern 

und  einer  alten  Frau.     Bez.  1.  u.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz ;  h.  0,31 ;  br.  0,34.  —  1741  durch  v.  Kaiserling,  als  Inv.-N.  2685. 

1455  Der  Schimmel  an  der  Tränke.     Rechts    auf  einer  kleiuen 

(1484)  Anhöhe    unter    spärlich    belaubten  Bäumen    rasten    ein    alter 
7  a      Mann  und  eine  Frau  mit  einem  Kinde    an  der  Brust.     Vorn 

führt  ein  Bauer  von  links  seinen  Schimmel  zur  Tränke.  Be- 
zeichnet links  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,33%;  br.  0,27.  —  Wahrscheinlich  Inv.  Gotter  N.  51.  Erst 
1851  aus  dem  Vorrat  zur  Galerie.  —  Gestochen  in  Aquatinta  von  C.  Aug.  Witzani. 

1456  Ein  Reiterduell.     Auf   einer  Wiese    schiessen  zwei  Reiter 
(1486)  aus^nächster  Nähe  aufeinander;    der    auf  dem  Braunen    halb 

17  b  von  hinten,  der  auf  dem  Schimmel  halb  von  vorn  gesehen. 
Die  Sekundanten  halten  rechts  vorn  und  links  im  Mittelgrunde. 
Bezeichnet  links  unten  mit  dem  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,34;  br.  0,41.  —  1751  aus  dem  Kabinet  Crozat  in  Paris. 
H.  —  Inv.  1754,  II  415. 

1457  Reiterkampf  an  einer  Schlossruine.    Rechts  die  Schlossruine, 

(1465)  links  Blick  ins  Tal.     In  der  Mitte    tobt  der  Kampf  zwischen 

14  b     Reitern,    die    aufeinander    schiessen.     Ganz    vorn    liegen  tote 

Pferde  und  Menschen.     Links  zwei  Ausreisser  zu  Fuss,  unter 

ihnen  ein  Fahnenträger.    Bez.  1.  u.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,70;  br.  0,98.  —  Nicht  1749  durch  Le  Leu  aus  der  Samm- 
lung Araignon  in  Paris,  wie  H.  angab,  sondern  schon  im  Inv.  1722,  A  399,  wie 
die  erhaltene  Nummer  des  Bildes  beweist.  —  Auf  dem  rechten  Schenkel  des  nach 
rechts  sprengenden  Schimmels  in  der  Mitte  ein  grosses,  aus  C  und  S  verschlungenes 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        469 

Zeichen,  wahrscheinlich   als    Gestütsroarke   gemeint.      Vergl.  die   Bern,  zu   N.  1447 
und  N.  14Ö6. 

Die  Landpartie.    Unter  dem  stattlichen  Baume  rastet  eine    1458 
zu  Pferde  heraufgekommene  heitere  Gesellschaft  von  Herren  und  (1487) 
Damen.     Ein  junger  Herr  umarmt  eine  Dame  im  blauem  Kleide,      H  a 
die  ihren  Schimmel  am  Zügel  führt.     Rechts  blickt  eine  vor- 
nehme Gesellschaft  von  der  Schlossterrasse  herab.     Links  Blick 
ins  Tal.  Bez.  r.  u.  mit  einem  dem  letzten  ähnlichen  Monogramm. 

Leinwand ;  h.  0,77 ;  br.  0,98.  —  1710  durch  Jac.  de  Wit  aus  Antwerpen  als 
•  het  Hengstche«.    H.     Doch  nicht  im  Inv.  1722.  —  Erst  1855  zur  Galerie. 

Ein  kleiner  Pferdestall.     Links  führt  ein  Treiber  sein  Last-  1 459 

tier  herein.     Drinnen  stehn  drei  Pferde,  links  ein  beladenes,  in  (1488) 

der  Mitte  ein  Schimmel.     Rechts  ein  Mann  mit  einem  Schieb-  8  a 
karren.     Bezeichnet  rechts  unten  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz ;  h.  0,27 ;  br.  0,35.  —  1710  durch  Raschke  aus  Antwerpen.  — 
Inv.  1722,  B  464.  —  Die  Originalität  wurde  1873  (bei  v.  Zahn  "VT,  S.  206)  von 
Bode  bestritten.  Aber  die  Schwere  der  Töne  wird  durch  die  Dunkelheit  des  Stalles  be- 
dingt.    Wir  halten  das  Bild  für  eigenhändig.     So  auch  Seidlitz  im  Rep.  XVI,  S.  379. 

Der  Pferdestall  mit  Reisenden.     In  der  Mitte   reiten  Rei-    1460 
sende,  unter  ihnen  eine  Dame,    herein.     Inwendig   links    drei  (1489) 
Pferde  und  ein  Fohlen,  in  der  Mitte  ein  Reiter,  dem  ein  Knabe     14  c 
den  roten  Mantel  trägt,  während  er  am  Boden  die  Stiefel  an- 
zieht; weiter  rechts  ein  Reiter  in  blauem  Rocke,  ganz  rechts  ein 
Schimmel  an  der  Krippe.  Bez.  r.  u.  mit  dem  letzten  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,29%;  br.  0,38.  —  1710  mit  dem  vorigen  aus  Antwerpen. 
—  Inv.  1722,  A  506. 

Ein  Reiterscharmützel    auf   einer  Anhöhe.     Vorn    auf   der    1461 
Anhöhe    schi essen    zwei  Reiter    aus    nächster   Nähe    auf  ein-  (1492) 
ander,  liegt  weiter  zurück  ein  Toter,  bläst  rechts  noch  weiter      7  a 
zurück    ein  Trompeter.     Unten    im    Mittelgrunde    der    Reiter- 
kampf, nur  zum  Teil  sichtbar.     Bezeichnet    links    unten    mit 
einem  dem  letzten  ähnlichen  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,37% ;  br.  0,30l/2-  —  Inv.  1754,  LT  198. 

Der  Ueberfall  beim  Flussübergang.     Von  links  vorn  bewegt    1462 
sich  ein  Zug  von  Wagen  und  Reisenden    durch   die  Furt  des  (1493) 
Flusses  nach  rechts  bildeinwärts.     Ein  Schimmel  bäumt  sich  vor      8  a 
dem  Frachtwagen,  der  von  Räubern    angefallen  wird.     Rechts 
vorn  im  Flusse  schiessen  ein  Mann  zu  Fuss  und  ein  Reiter  auf- 
einander.    Bezeichnet  halb  links  mit  dem  letzten  Monogramm. 


470 


Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Eichenholz;  h.  0,34%;  br.  0,47%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  393,  als 
»Art  des  Wouwerman«.  Auch  hei  H.  als  »kein  Original«.  Indessen  stimmen  wir 
Bode  (bei  v.  Zahn  VI,  S  206)  zu,  der  schon  1873  keinen  Grund  sah,  dem  Bilde 
die  Originalität  abzusprechen.  —  Gestochen  von  J.  Moyreau  1762  als  »Devalisement 
d'equipage«,  N.  88  seiner  Folge. 

1463  Die    brennende    Windmühle.      Auf    einer    kleinen    Anhöhe 
(1470)  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes    brennen    die  Mühle    und    das 

15  b  Müllerhaus.  Eeehts  eine  Brücke  über  dem  Flusse,  der  uach 
links  herabfliesst.  Vorn  das  Reitergefecht.  In  der  Mitte  haut 
ein  Reiter  auf  einem  sich  bäumenden  Schecken  auf  den  links 
neben  ihm  stürzenden  Gegner  ein.  Vorn  links  läuft  ein  Pferd, 
das  seinen  Reiter  verloren  hat;  vorn  rechts  stürmen  Fuss- 
soldaten  gegen  die  Reiter.  Bezeichnet  links  unten  mit  einem 
dem  letzten  gleichenden  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,54%;  br.  0,66%.  —  1749  durch  Le  Leu  aus  dem  Kabinett 
Crozat  in  Paris.  —  Gestochen  von  Moyreau  N.  48  als  »L'embrasement  du  Moulin ■-. 
Damals  im  Kabinett  Tugny.  —  Phot.  Braun  XIV,  31  ;  Tamme ;  Bruckm. 

1464  Reiterei    im    Kampfe  mit  Bauern.     Rechts    das   brennende 
(1468)  Dorf.     In  der  Mitte  der  Kampf.     Links  der  Fluss.    den  eine 

17  c  flüchtende  Frau  mit  ihren  Kindern  durchwatet;  rechts  vorn 
eine  Frau  und  ein  Kind,  die  wehklagend  bei  einem  Toten  knieen. 
Bez.  r.  u.  mit  dem  nicht  mehr  ganz  deutlichen    Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,56;  hr.  0,78.  —  1749  durch  Le  Leu  vom  Kupferstecher 
Moyreau  in  Paris.  Gestochen  von  diesem  iN.  39)  als  Tilage  des  reiters«.  — 
Pbot.  Tamme. 

1465  Fischer  am  Flussrand.      Hechts  der  Fluss:    links  das  flache 
(1485)  Ufer  mit  einem  spärlich  belaubten  Baume.     Vorn  rechts  ziehen 

15  c  zwei  Fischer  ihr  Netz  aus  dem  Wasser.  Links  reitet  ein  Mann 
bildeinwärts  und  steht  ein  geschirrtes  Pferd  ohne  Wagen.  Be- 
zeichnet links  unten  mit  freierem  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,31;  br.  0,36.  —  1741  durch  v.  Kaiserling  als  Inv.-N.  2725. 

1466  Die  Abfahrt  zur  Jagd.     Links    die    hohe   Parkmauer.     In 
(1473)  der  Mitte  und  rechts  die  weite,  von  Bergen  begrenzte    Land- 

8  b  schaff;  im  Mittelgrunde  eine  bildeinwärts  fahrende  Equipage. 
Vorn  rüsten  sich  Herren  und  Damen  zu  R>ss  und  zu  Fuss 
zum  Aufbruch.  Links  hält  eine  auf  einem  Schimmel  sitzende 
Dame  ein  Kind  auf  dem  Schoosse  und  lässt  eine  Frau  ein 
älteres  Kind  auf  einem  Ziegenbock  reiten.  In  der  Mitte,  von 
vorn  gesehen,  stösst  ein  Reiter  ins  Hörn.  Rechts  vorn  säuft 
ein  Hund.     Nicht  bezeichnet. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        471 

Leinwand;  h.  0,82^;  br.  1,27  J4.  —  17-19  aus  der  Sammlung  de  Vaux  in 
Paris.  H.  —  Inv.  1754,  II  154.  —  Echtes  späteres  Werk  des  Meisters.  —  Phot. 
Braun  XI,  27.  —  Auf  dem  rechten  Schenkel  des  halbrechts  im  Mittelgrunde  nach 
rechts  sprengenden  graubraunen  Pferdes  ein  Zeichen,  welches  deutlich  ein  L  in  einem 
D  zeigt;  wahrscheinlich  als  Gestütsmarke  gemeint.  Vergl.  die  Bemerkungen  zu 
N.  1447  und  N.  1457.  —  Phot.  Tainine;  Bruckm. 

Vor  der  Schmiede.     Links  unter  Bäumen    die    Schmiede,     1468 
neben    der    einem    Schimmel    der  Vorderhuf   beschlagen    wird.  (1452) 
Sein  Reiter    steht    vor    ihm.     Rechts  vor  der  Landschaft    der      9  b 
Weg,  auf  dem  ein    zweirädriger  Karren  herankommt;  vor  die- 
sem ein  Reiter;  weiter  vorn    eine   Obstverkäuferin,    ganz   vorn 
ein    mit    einem    Ziegenbock    bespannter    Kinderwagen.       Das 
Monogramm  links  unten  nicht  ganz  unverdächtig. 

Kupfer;  h.  0,38;  br.  0,41  %.  —  Vielleicht  Specificatio<  1707  S.  26. —Sicher 
Inv.  1754,  II  28.  —  Gestochen  von  P.  Duret.  Das  Original  befand  sich  damals  im 
Kabinet  des  Vicomte  de  Foutpertuis  in  Paris.  Dass  unser  Bild  aber  das  Original 
sei,  wird  von  den  meisten  Kennern  der  Gegenwart  nicht  zugegeben.  Vergl.  auch 
Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  206.  Als  Original  gilt  vielmehr  mit  Recht  das  fast  gleiche 
Bild  der  Casseler  Galerie.  In  der  Tat  ist  dieses  feiner  als  das  unsere ;  doch  ist  auch 
das  unsere  so  gut,  dass  wir  die  Möglichkeit,  es  sei  eine  eigenhändige  Wiederholung, 
nicht  ganz  ausschliessen  möchten.  Für  die  Eigenhändigkeit  auch  Seidlitz  im  Repert. 
XVI,  S.  379.  Vielleicht  jedoch,  woran  Bredius  (N.  N.)  erinnert,  von  der  Hand  Pieter 
Wouwermau's  des  jüngeren,  des  Bruders  Philip's. 

Nach  Ph.  Wouwerman 

Die  Marketenderzelte  mit  dem  trinkenden  Reiter.     Vor  dem   1468  A 

Hauptzelte  in  der  Mitte  des  Bildes  hält  ein  Reiter  mit  einem  (1462) 
Glase  in  der  Hand.     Neben  ihm  wartet  die  Marketenderin  mit  ständehaus 
dem     Kruge.      Etwas     weiter     rechts    lagern    kartenspielende 
Soldaten.     Links  kommen  ein  Herr  und  eine  Dame  angeritten. 
Das  Monogramm  rechts  auf  der  Krippe  ist  nicht  unverdächtig. 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  1,03.—  Kat.  18*7  und  1892:  N.  1467.  —  Nicht  im 
Inventur  1722,  wie  H.  angab.  —  Wohl  aber  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1631. 
Wie  das  Monogramm,  ist  auch  das  ganze  Bild  nicht  fein  genug  für  den  Meister 
selbst.  Nur  eine  Kopie  nach  ihm.  So  schon  Bode  bei  v.  Zahn,  VI,  S.  206  und 
Seidlitz  im  Repert.  XVT,  S.  379.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  Furt.     Vorn  ein  Fluss,  durch  den,  zumeist  von  hinten    1 469 
gesehen,  Männer  und  Frauen  reiten,  während  rechts  zwei  Fischer  (1495) 
ihre  Netze  einziehen.     Rechts  im  Mittelgrunde  ein  Kirchturm.  ständeh!,U3 
Bez.  1.  u.  mit  dem  verdächtig  geschwungenen  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,38;  br.  0,53%-  —  Nach  IT-  1741  durch  v.  Kaiseiiing.  — 
Wir  konnten  es  zuerst  im  »Catalogue«  von  1765  nachweisen.  —  Die  Eigenhändigkeit 
dieses  Bildes,  dessen  Original  sich  in  der  Speok-Sternburg'schen  Sammlung  zu 
Lützschena  bei  Leipzig  befindet,  wurde  schon  von  H.  mit  Recht  in  Abrede  gestellt. 


472         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1470  Eine  Schlacht  zwischen  Fussvolk  und  Reiterei.  Links  im 
(1494)  Mittelgrund  eine  brennende  Feste,  im  Vordergrund  ein  Pferd, 
ständehaus  c]as  jjjjgj.  seiüeu  auf  (jeil  Rücken  gefallenen  Reiter  stürzt.    In 

der  Mitte  stürmen  von  drei  Seiten  Reiter  auf  Fussoldaten  ein, 
von  denen  der  eine  einen  Hut  und  rote  Hosen,  der  andere  Helm 
und  Harnisch  trägt.     Bez.  links  unten  mit  dem  Monogramm. 

Eichenholz;  h.  0,3572  ;  br.  0,41.  — 1741  durch  v.  Kaiserling.  —  Das  Original 
befindet  sich  im  glossherzoglichen  Museum  zu  Schwerin. 

1471  Am  Wege.     Links  Gebäude,  rechts  Landschaft,  in  der  Mitte 

(1490)  der  Weg,  auf  dem  ein  ungesattelter  Schimmel  steht  und  eine 
Grimma    Bauernfatnilie  am  Boden  rastet.    In  der  Mitte  reitet,  von  hinten 

gesehen,  ein  Mann  auf  einem  Braunen.     Nicht  bezeichnet. 

Eichenholz;  h.  0,25*$;  br.  0,31^.—  Nach  II.  schon  im  luv.  1722.  —  Doch 
wohl  zuerst  im  Inventar  1751,  II  246.  Gegenstück  zum  folgenden.  Schon  bei  H. 
nicht  als  Original.     1902  ans  Altertumsmuseum  zu  Grimma. 

1472  In  der  Felsengrotte.     In  dunkler  Hohle  stehen  ein  Schimmel 

(1491)  und  ein  Brauner.     Ein  Mann  schirrt  den  Braunen  an.     Links 
ständehaus  vor  ([eni  Schimmel    schläft   ein    Knecht   neben    seinem  Hunde 

am  Boden.     Ein  dritter  schleppt  Heu  herbei. 

Eichenholz;  h.  0,25^;  br.  0,31^.  —  Nach  H.  schon  im  üiv.  1722.  Doch 
wohl  zuerst  im  Inv.  1754,  II  245.   —  Gegenstück  zum  vorigen. 

1473  Der  Wagen  im  Zigeunerlager.     Links  im  Lager  ein  Geiger 

(1054)  am  Feuer.     Vorn  rechts  ist  ein  Wagen,    dessen  Pferde  scheu 
M.-G.    geworden  sind,  in  die  Bande  hineingeraten.     Der  ausschlagende 

Schimmel  hat  einen  jungen  Mann  getroffen,  der  rücklings  hinstürzt. 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,57y2.  -  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  Rohe  Bildohen,  bei  H.  als  »unbekannt  in  der  viamischen  Schule, 
nach  Kode  (bei  v.  Zahn  A  a.  a.  0.  206)  aber  Kopien  nach  Wouwerman,  was  mög- 
lich ist.  —  1891  ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestiasse. 

1474  Der  Ueberfall.      Berittene    überfallen    einen    Reisewagen, 

(1055)  dessen  Vorderpferd    bereits    gestürzt    ist.     Vorn    in    der  Mitte 
M.-G.     schiesst  ein  von  hinten  gesehener  rotröckiger  Reiter  von  seinem 

Schimmel  auf  ihn.     Rechts  schiessen  zwei  Reiter  aufeinander. 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,58.  —  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  die  Bern,  zu  diesem.  —  1891"  ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestr. 

Cornelis  Pietersz.  Bega 

Getauft  zu  Haarlem  d.  15.  Nov.  1620;  gest.  daselbst  den  27.  Aug. 

1664.     Schüler  des  Adr.  van  Ostade.     Tätig  nieist  in  Haarlem. 

1476  Tanz  in  der  Dorfschenke.     Rechts  auf  der  Stiege,  über  der 

(1497)  die  Tür  hineinführt,  steht  ein  Geiger.     Unten  sitzen  ein  zärt- 

17  b 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        473 

liches  altes  Paar  und  ein  Mann  mit  einem  Kruge  in  der  Hand; 
ein  jüngeres  Paar  steht  zum  Tanzen  bereit,  ein  drittes  tanzt 
halb  links;  ganz  vorn    sitzt,    von  hinten  ge-  y<0 

sehen,  ein  Mann  im  Hute;  in  der  Mitte  steht  j^T 

ein  kleines  Mädchen.     Bez.  halblinks  unten:    C  ^^£x<#^ 

Eichenholz;    h.  0,46%;    br.  0,44%.    —    Im  Kat.  von   1833   als  unbekannt. 
Als  Bega  erst  seit  1835.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckni. 

Claes  Pietersz.  Berchem 

Auch  » Nicolas  Berghem«.  Getauft  den  1.  Okt.  1620  zu  Haarlem; 
gest.  den  18.  Febr.  1683  zu  Amsterdam.  Schüler  seines  Vaters 
PieterClaesz.  und  des  J.B.Weenix.  Tätig,  wahrscheinlich  nach  einer 
italienischen  Reise,  seit  1642  in  Haarlem,  später  in  Amsterdam. 

Sonnenuntergangs- Landschaft.    Rechts  auf  der  Anhöhe  die    1477 
Hirtenhütte,   vor   der  eine  über  ihrem  Spinnrocken  eingenickte  (1519) 
Frau  sitzt.    Zu  ihren  Füssen  ein  schlafender  Hirte.    Schafe  und      9  c 
Rinder  auf  der  Weide.    Links  ein  Flusstal,  zu  dem  ein  Schaf 
hinabklettert.     Goldne  Abendglut  am  Himmel.     Bez.  u.  i\: 


1"?71 


Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,63%.  —  Um  1743  durch  Rigaud  und  Le  Leu  aus 
Paris;  damals  als  Berchem;  später  eine  Zeit  lang  irriger  Weise  dem  A.  Cuyp  zu- 
geschrieben; doch  bei  II.  richtig  als  Berchem.  Vgl.  Schnorr's  Tagebucher  in  den 
Dresdner  Qeschichtsblättern  1901  S.  67  ff.  Frühes  Bild  des  Meisters.  —  Phot.  Bruckm. 

Hirten    und  Herden    auf  einem  Bergwege.     Kahle  Gegend.     1478 
Links  im  Mittelgrunde  ein  steiler  Berg.    Vorn  auf  dem  Wege  (1523) 
Rinder,  denen  links  ein  Hund  voranläuft.  Hinter  ihnen  ein  Treiber      9  c 
zu  Fuss  und  zwei  Frauen,   eine  auf  einem  Esel.     Bez.  1.  u.: 


)iDwüh<> 


in 

Eichenholz;  h.  0,24%;  br.  0,31%.  —  Inv.  1722,  A  674,  dureh  Wackerbarth. 

Der  Empfang  des  Mohren.     Rechts  über  dem  Säulenpalast,     1479 
auf  dessen  Terrasse  ein  Pfau  sich  wiegt,  sitzt  der  Handelsherr  (1511) 
nach  links  gewandt,  in  nachlässiger  Haltung  mit  dem  Hut  auf      9  a 
dem  Kopfe.    Neben  ihm  steht  seine  Gattin  im  weissen  Unter- 
und  gelben  Obergewande;  ihm  gegenüber,  ihn  begrüssend,  der 


471  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


beturbante,  dunkelfarbige  Ankömmling  im  Scharlachmantel, 
dessen  schwarzer  Diener  ihm  den  Sonnenschirm  nachträgt.  Im 
Mittelgrunde  links  der  Hafen.      Bezeichnet   links  unten: 


n'c/iein 


1480 

(1512) 
17  b 


Leinwand    (vom  Holz    abgenommen);    h.  0,94;    br.  0,98%.     —     1727  durch 
Leplat;  —  Inventar  1722 ff.,  A  812.  —  Phot  Braun   Vir,  38;  Hanfst.;  Brnokm. 

Die  Verkündigung  an  die  Hirten.  In  der  Mitte  kniet  der 
Kugel  der  Verkündigung  im  weissen  Gewände  auf  einer  grauen 
Wolke:  vorn  stieben  Hirten  und  Hirtinnen  auseinander.  Links 
vorn,  von  hinten  gesehen,  schwenkt  ein  junger,  in  die  Kniee 
gesunkener  Hirte    seine  Mütze.     Bezeichnet  halb  links   unten: 


*yj 


ij 


Eichenholz;  h.  0,45;  br.  0,37%.  —  1741  durch  v.  Kaiserlinc-  —  Phot.Bruckm. 

1481  Ein  Waldschloss.    Das  stattliche  Schloss,  das  dem  zu   Bent- 

(1513)  heim  .ähnlich  sieht,  liegt  links  im  Mittelgrunde  auf  der  Ä.nhöhe. 
10  a  Rechts  vorn  unter  dem  dicht  mit  Bäumen  bewachsenen  Felsen- 
hang stehen  Rinder  und  Ziegen  im  flachen  Wasser.  Links  vorn 
auf  dem  Wege  reitet  der  Haupthirt  zwischen  Rindern  und 
Ziegen.  Vorn  in  der  Mitte  eine  Frau  mit  einem  Korbe  Arti- 
schocken.    Neben  ihr  ein  Hund.    Bez.  links  unten  (verkleinert): 


to?wm 


J()s-b 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        475 


Leinwand;  h.  1,38;  br.  1,03»  —  1742  durch  de  Brais  in  Paris  erworben.  — 
Phot.   Braun  XV,  34;  Bruckm. 

Fischer  am  See.  Links  vorn  auf  dem  Wege  eiu  Reiter 
und  eine  Reiterin.  Rechts  vorn  am  See  eiuige  Fischer,  die 
ihr  Netz  emporziehen;  im  Mittel- 
grunde, am  jenseitigen  Ufer,  Schiffe, 
Fischer,  Reiter.  In  der  Mitte  des 
Hintergrundes  ein  steiler  brauner 
Tafelberg.  Bez.  halb  rechts  unten: 
Dazu  die  Jahreszahl  1656. 

Eichenholz:  h.  0,41;  br.  0,60.  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung  de 
la  Bouexiere  zu  Paris.  —  Die  Jahreszahl  1656,  die  H.  las,  hatten  wir  bisher  über- 
sehen. Erich  Römer  hat  sie  1907  wiedergefunden.  Sie  steht  rechts  unter  dem  Netz. 
—  Gestochen  von  C.   G.  Geyser  !g>  III,  21.  —  Phot.  Bruckm. 

Hirten  und  Herden  im  Flusstal.  Links  ein  steiler  Felsen- 
abhang, rechts  ein  waldiges  Flusstal,  in  dem  Hirten  mit 
Frauen,  Kindern,  Hunden,  Rindern.  Ziegen,  Schafen  bildein- 
wärts  ziehen.  Vorn  im  Wasser  eine  Frau,  die  sich  bückt,  um 
ihre  Röcke  zusammenzunehmen.    Bezeichnet  halb  rechts  unten: 


der 

reitender  Hirt 

Links  schlägt  ein  Esel  gegen  seinen  Treiber  aus. 

rechts  unten  (wie  N.   1482):  Bereitem. 


1482 

(1514) 

7  b 


Ein    auf   einem    Esel 
treibt    von    vorn    gesehen,    Rinder    und  Schafe. 

Bezeichnet 


1483 

(1515) 
16  b 


Leinwand;  h.  1,17;  br.  1,33%.  —  Inventar  1722,  A  725,  durch  du  Roy; 
vgl.  Hh.  S.  286.  Die  Nummer  steht  noch  darauf.  In  H.'s  Katalog  war  die 
Nummer  dieses  Bildes  mit  der  des  Bildes  N.  1489  verwechselt.  —  Phot.  Braun  IV,  34. 

Ruinenlandschaft.  Links  die  Ruine;  rechts  im  Mittel- 
grunde ein  Wasser,  im  Hintergrunde  Berge.  In  der  Mitte  ein 
Bogen  über  dem  Wege,  auf  dem  Hirten  ihre  Rinder  bildein- 
wärts  treiben.  Eine  Frau  auf  einem  braunen  Ochsen.  Be- 
zeichnet links  unten  (ungefähr  wie  N".  1477):  Bereitem. 

Eichenholz;   h.  0,47;  br.  0,63%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag. 

Hirten  am  See.     Vorn  der  Weg,   im  Mittelgrunde  rechts 
See,    im    Hintergrunde    Bergzüge. 


1484 

(1516) 

7  c 


1485 

(1517) 
9  c 


476 


Holländer  dos  siebzehnten  Jahrhunderts 


Eichenholz;  h.  0,29}<> ;  br.  0,25%.  —  Inv.   1722,  A  620,  durch  Wackerbarth ; 
vgl.  Hh.  S.  286. 

i486  Der  Wasserfall.  In  eiuer  Felseulandschaft  geht  ein  Wasserfall 

(1518)  in  einen  brausenden  Bergstrom  über.    Hirten  und  Herden  rechts 

10  a     am  Wege  und  höher  am  Abhang.     Schafe  und  Ziegen  im  Wasser 

und  am  Ufer.  Rechts  vom  ein  saufender  Huud.  Bez.  1.  am  Felsen: 


1487 

(1520) 
P  4 


1488 

(1521) 
P  4 


1489 

(1522) 
10  c 


Leinwand;    h.   1,10';    br.   1,53'.     —     1749    durch  Le  Leu   aus   der  Sammlung 
Crozat  in  Paris.  —  Phot.  Braun  VI,  38. 

Hirtenrast  im  Tal.  Braune  Untertuschung.  In  einem  mit 
Bäumen  bewachsenen  Tal  ruhen  Hirten  und  Feldarbeiter,  Rinder 
und  Schafe.  Rechts  am  Abhang  erfrischen  Männer  sich  durch 
einen  Trunk,  nährt  eine  Frau  ihr  Kind.  Links  vorn  steht 
ein  Pflug,  links  im  Mittel  gründe  wird  am  Abhang  gepflügt. 
Bezeichnet   links  unten  (ungefähr  wie  N.   1477):    Berchem. 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,36}^.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.   —  1855  aus  dem  Vorrat. 

Hirten   und  Herden  am  Felsenhaus.    Braune  Untertuschung. 

Links  die  Landschaft.  Rechts  überragt  ein  Strohdach  einen 
mit  Bäumen  bewachsenen  Felshaug.  Ein  Tor  führt  in  eine 
Höhlenwohnuug.  Draussen  stehen  und  liegen  Rinder,  Esel 
und  Schafe.  Links  wird  ein  Esel  gesattelt.  Bezeichnet  rechts 
unten  (ungefähr  wie  N.  1477):  Berchem. 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,o7.  —   1711   durch  von  Kaiserling. —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  1855  aus  dem  Vorrat. 

Hirten  unter  hoher  Felswand.  Rechts  spiegelt  eine  steile 
Felswand  sich  in  einem  flachen  Flusse,  in  dem  Hirten  und 
Herden  waten.  Links  vorn  ziehen  zwei  Frauen,  eine  auf  einem 
Esel,  eine  zu  Fuss  mit  einem  Kinde  an  der  Hand,  bildeinwärts, 
sitzen  weiter  zurück  ein  Hirt  und  eine  Frau  mit  einem  Spinn- 


D.    Haarlemer  Schule.     XVTI.  Jahrhundert        477 

rucken  am  "Wege.  Vorn  in  der  Mitte  spielt  ein  Knabe  mit  einem 
Hunde.    Bezeichnet  (ungefähr  wie  N,  1477):  Berchem  1659. 

Leinwand;  h.  1,55%;  br.  1,40.  —  1749  durch  Le  Leu  von  der  Witwe  Ger- 
saint  in  Paris.  —  Gestochen  von  Aliamet  «Jft  II,  50.  Die  Angaben  zu  diesem  Bilde 
waren  bei  H.  irrtümlich  unter  N.  1483  gestellt.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Hendrick  Heerschop 

Geb.  zu  Haarlem  1620  oder  1621  (Bredius,  Catalogus  1886., 
S.  30);  gest.  daselbst  nach  1672.  1642  Schüler  des  Willem 
Claesz.  Heda  zu  Haarlem,  später  des  Rembrandt  zu  Amster- 
dam.     1648  Mitglied  der  Haarlemer  Gilde. 

Ein  Alchymist,  an  der  Flasche  riechend.    In  einem  Gemache,    1490 
das  durch  ein  Fenster    zur  Linken    erhellt  wird,    sitzt,    nach  (1299) 
links  gewandt,  ein  Alchymist  in  braunem  Rocke  und  roter  Pelz-     12  a 
mutze  an  dem  mit  kostbarer  Decke  behängten  Tische  vor  einem 
aufgeschlagenen  Buche  und  führt  mit  der  Rechten  eine  weisse 
Masche  mit  roter  Flüssigkeit  zur  Nase.  Bezeichnet  rechts  unten 
mit  dem  Rest  der  Inschrift:  HEERSCHOP  (das  erste  H.  am  E). 

Eichenholz ;  h.  0,55 ;  br.  0,45.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  —  Galt  bisher 
als  unbekannt.  Dass  Hendrick  Heerschop  der  Urheber  ist,  ergibt  sich  jedoch  nicht 
nur  aus  dem  Vergleich  mit  den  übrigen  bekannten  Bildern  des  Meisters,  sondern 
auch  aus  der  von  H.  nicht  richtig  gelesenen  Schrift,  deren  Anfangsbuchstaben,  aus 
H  und  E  zusammengezogen,  noch  deutlich  erkennbar  sind  und  genau  mit  denjenigen 
der  Inschrift  der  übrigen  Bilder  des  Meisters  (z.  B.  im  Schweriner  Museum)  über- 
einstimmen.    So  zuerst  Scheibler,  Dr.  Not.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Isack  van  Ostade 

Getauft  zu  Haarlem  den  2.  Juni  1621;  begraben  daselbst 
den  16.  Oktober  1649.  Schüler  seines  älteren  Bruders  Adriaen. 
Tätig  zu  Haarlem. 

Belustigung    auf  dem  Eise.     Vorn    die    Eisfläche.      Links    |49| 
eine  Bauernhütte  neben  einem  kahlen  Baume,  rechts  ein  Deich,  (1390) 
auf  dem  ein  Wagen  fährt.     Hinten   eine   Windmühle.     Links      13  c 
vorn  eine  Frau,  ein  Knabe  und  ein  Hund  neben  einem  Bauern 
mit  einem  Handschlitten.    Rechts  ein  junger  Mann,    der  sich, 
von  hinten  gesehen,  die  Schlittschuhe  anschnallt.     Hinten  ein 
von  einem  Schimmel    gezogener   Schlitten.     Bez.   links   unten: 


jTaoA^^^  OftAve 


Eichenholz;  h.  0,33%;  br.  0,59%.  —  1754  aus  der  Sammlung  de  la  Bouexiere 
zu  Paris  (Müller).    —   Phot.  Braun  X,  31;    Phot.  Ges.;   Hanfst;   Tamme;  Bruckm. 


478         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Jan  Wynants 

Geb.  zu  Haarlem  um   1625;  gest.  wahrscheinlich  zu  Amster- 
dam nach  dem  18.  August    1682.      Er   heiratete    1660    zu 
Amsterdam,  wo  er  ansässig  war.     Datierte  Bilder  seiner  Hand 
von  1641  —  1679. 
1 49 1 A  Weg  am  Waldrand.     Links   der  Waldrand,    aus    dem    ein 

(1267)  kahler  Baum  hervortritt.     Rechts    im  Mittelgrunde  ein  Fluss, 
13  b     ein  Schloss  unter  Bäumen  jenseits  des  Flusses  und  im  Hinter- 
grunde ein  Höhenzug.     In  der  Mitte  ein  Weg,  der  nach  rechts 
vorn  herabführt.     Auf   ihm    eine  Bäuerin    neben    ihrem  Esel. 
Scharfes  Licht  von  links.     Bezeichnet  rechts  unten: 


Leinwand;  h.  0,62V2;  br.  0,72.  —  Kat.  1887—1908:  N.  137-1.  —  Inv.  1754, 
II  (344.  —  Phot.  Brnckm. 

1491  B  Weg  am  Abhang.     Rechts  der  spärlich  bewachsene  Berg- 

(1268)  abhang,  an  dem,  von  einer  Baumgruppe  beschattet,  der  Weg 
15  c  entlang  führt.  Auf  dem  Wege  eine  Frau  in  blauem  Rocke 
auf  weissem  Pferde,  den  Hirteu  befehlend,  die  ihr  mit  ihren 
Schafen  und  Ziegen  folgen.  Links  unten  ein  Wasser,  dessen 
Furt  Wagen,  Pferde,  Rinder  und  Menschen  durchschreiten. 
Im  Hintergrunde  graue  Berge.  Leicht  bewölkter,  links  unten 
heller  Himmel.     Bezeichnet  rechts  unten: 


^lphCU2^ 


Eichenholz;  h.  0,151;  br.  0,41^.  —  Kat.  1887—1908:  N.  137y.  —  Zuerst  im 
Katalog  von  1817.  —  Phot.  Hruckm. 

Angeblich  Jan  Wynants 

149  IC  Hirschjagd  im  Waldbach.     Links  und  rechts  hohe  Bäume; 

(1269)  in  der  Mitte  ein  Fluss,  in  dessen  Bett  ein  Hirsch  von  Reitern 
ständehaus  und  Hunden  verfolgt  wird,  während  ihn  links  vorn  und  rechts 
Hunde  und  Treiber  mit  vorgehaltenem  Speer  empfangen. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,74.  —  Kat.  1887—1908:  N.  1376.  —  Inventar 
1754,  II  254.  Die  Bezeichnung  j  Wynants  .  fe  u.  r.  zeigt  ebensowenig  die  Hand 
dieses  Meisters,  wie  das  ganze  Bild.  Frimmel  denkt  an  Jan  van  Kessel,  den 
Schüler  Ruisdael's. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        479 

Jacob  van  Ruisdael 

Geb.  zu  Haarlem  1628  oder  1G29;  begraben  daselbst  den 
14.  März  1682.  Sohn  des  Isack  Ruisdael.  Schüler  seines 
Oheims  Salomon,  vielleicht  auch  des  Cornelis  Vroom.  Er 
wurde  1648  Mitglied  der  Haarlemer  Gilde,  arbeitete  aber  von 
1657 — 1681  in  Amsterdam.  Während  seines  letzten  Lebens- 
jahres krank  in  einem  Stifte  seiner  Vaterstadt. 

Die  Jagd.     Vorn  im  Walde  ein  durch  TJeberschwemmung    1492 
entstandener  Sumpf,    aus    dem  mächtige    Bäume    hervorragen.  (1546) 
Im  Hintergrunde    eine    sonnige,    vom    Waldesrande    begrenzte      12  c 
Lichtung.     Vorn  links  verfolgen  Reiter,   Treiber  zu  Fuss  und 
Hunde  einen  über  den  Sumpf  nach  rechts  flüchtenden  Hirsch,   der 
auch  hier  von  Jägern  und  Hunden  empfangen  wird.  Bez.  1.  u.: 


Leinwand;  h.  1,07%;  br.  1,47.  —  Inv.  1754,  II  205.  —  Die  Tiere  wohl  von 
Adr.  v.  d.  Velde.  —  Gestochen  von  Chr.  A.  Günther  •£  III,  27,  von  Adr.  Zingg 
und  von  C.  Krüger;  radiert  von  Bruder  nach  J.  P.  Veith's  Zeichnung.  —  Phot. 
Braun  V,  37;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme:  Bmekm. 

Die  Furt  im  Walde.    Vorn  rechts  ein  Wasser,  in  das  von    1493 

links  ein  zweispänniger  Karren  hineinfährt,    von  rechts  einige  (1558) 
Rinder  hineingetrieben    werden.     Links    im    Vordergrund    und      16  a 
rechts  im  Mittelgrund  malerischer  Waldrand,  aus  dem  einzelne 
vom  Sturm  zerzauste,    knorrige    Eichbäume    hervortreten.      In 
der  Mitte  Fernblick.     Bezeichnet  rechts  unten: 


J^M*^ 


Eichenholz ;  h.  0,55 ;  br.  0,74.  —  1743  von  der  Leipziger  Ostermesse.  — 
Gestochen  1781  von  J.  Schumann ;  radiert  von  Bruder  nach  J.  P.  Veith's  Zeich- 
nung. —  Phot.  Braun  VIII,  36;  Bruckm. 

Das  Kloster.     Links  im  Tale  des  Waldgebirges  liegt  das  1494 

hell  beleuchtete    alte   Kloster    mit   verfallenem  Turm.     Rechts  (1553) 

vorn    ragen    prächtige  Waldbäume,    aus    denen    ein    einzelner  Ha 
graustämmig  hervortritt.    Vorn  fliesst  ein  Bach,  an  dessen  dies- 


480         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

seifigem  Ufer,  von  hinten  gesehen,  der  Maler  sitzt,"  während  vom 
Kloster  her  eine  Herde  herabgetrieben  wird.  Ganz  vorn  rechts 
lauert  ein  Jäger  hinter  Felsblöcken.  Der  Himmel  ist  an  der 
linken  Seite  grau  umwölkt.     Licht  von  rechts.     Bez.  rechts  u.: 


Leinwand;  h.  0,75;  br.  0,96.  —  Inv.  1764,  II  18!).  —  Berühmt  durch  Goethe'.» 
Beschreibung  in  seinem  Aufsatz  »Ruisdael  als  Dichter«.  —  Gestochen  von  C.  Krüger 
j@  III,  40.  —  Phot.  Braun  H,  37:  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme  ;  Bruckm. 

1495  Der  Wasserfall    vor    dem    Schlossberg.      In    wilder  Berg- 

(1555)  gegend  stürzt  der  Wasserfall  sich  schäumend  zwischen  Felsen 
11  a  herab.  Links  vorn  eine  Eiche  und  eine  Tanne.  Rechts  im 
Mittelgrunde  auf  schroffer  Höhe  ein  stattliches  Schloss  mit 
rundem  Turme.  Einzelne  Leute  vor  dem  Hause  rechts  am 
Fusse  des  Berges.  Halbumwölkter  Himmel.  Licht  von  links. 
Bezeichnet  unten  links  (bei  H.  übersehen): 


Leinwand;  h.  0,99;  br.  0,85.  —  1740  durch  Morell.  Inv.  8°  A  2512.  — 
Das  Bild  ist  durch  Goethe's  Beschreibung  in  seinem  Aufsatz  >Rnisdael  als  Dichter' 
bekannt.  —  Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

1496  Schloss  Bentheim.     Rechts  oben  auf  der  Anhöhe,  vor  der 

(1577)  Waldbäume  ragen,    das    gelbe    Schloss    mit    blauen  Dächern. 
11  b     Links  ein  Sandweg,  auf  dem  ein  Mann  in  roter  Jacke  neben 
den  Seinen  und  einem  Hunde  in  die  blaue  Bergferne  hinaus- 
deutet.   Links  vorn  ein  Baumstumpf  am   Waldrand.    Bedeckter 
Himmel  mit  gelblich  von  links  beleuchteten  Wolken.    Bez.  r.  u.: 


D.    Haarlemer  Schule.    XVIT.  Jahrhundert         481 

Eichenholz;  h.  0,55;  hr.  0,83%.  —  Inv.  1754,  II  4G0.  —  Wohl  nicht,  wie 
II.  angab,  schon  im  Inv.  1722.  —  Das  Schloss  Bentheim  liegt  unweit  der  hollän- 
dischen Grenze  in  der  Provinz  Hannover.  Offenbar  hat  Ruisdael  viele  seiner  Studien 
in  der  waldreichen  Umgebung  dieses  heute  von  Düsseldorfer  Landschaftsmalern  be- 
suchten Ortes  gemacht.  —  Phot.  Braun  XI,  31;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Wasserfall  mit  dem  Holzsteg.     Vorn  rechts  stürzt  der    1497 
Wasserfall  sich,    den    ganzen    Vordergrund    füllend,    zwischen  (1551) 
Felsen  herab.     In  der  Mitte  des  Mittelgrundes  führt  ein  Holz-     10  b 
steg,    auf  dem  Hirten    ihre    Schafe    treiben,    über   den  Fluss. 
Links  am  Waldrand    eine    prächtige  Eiche.     Rechts  vorn  ein 
kahler  Baumstumpf.     Leicht    bewölkter    Himmel.     Licht   von 
links.     Bezeichnet  links  unten: 


Leinwand;  h.  0,67;  br.  0,53%.    —   Inventar  1722,  B  1012.    —    Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Der  Wasserfall    vor    dem    bewaldeten   Abhang.     Von  links    1498 
stürzt  der  Wasserfall,  den  ganzen  Vordergrund  füllend,  zwischen  (1552) 
Felsen  herab.     Links    reisst    er    einen  Baumstamm    mit    sich     10  b 
fort.     Rechts  ein  mit  Bäumen  bewachsener  Abhang,    an    dem 
im  Mittelgründe  zwischen  hellen  Baumstämmen  die  Sonne  scheint, 
während  weiter  vorn  über  dem  Strome  Schafe  geweidet  werden. 
Leichtbewölkter  Himmel.     Licht  von  links.     Bez.  r.  u.: 


Leinwand;  h.  0,07%;  br.  0,54%.  —  Inventar  1722,  B  1013.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Gestochen  (radiert)  von  Krostewitz.  —  Phot.  Braun  X,  32 ;  Phot. 
Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Eichenhügel.    Links  ein  mit  Eichen  bewachsener  Hügel,    1499 
vor  dem  ganz  vorn  zwischen  Felsen    ein   schmaler  Wasserfall  (1548) 
zur  Mitte  herabstürzt.    Hier  klettern  Schafe  und  Ziegen  herab,      H  c 
deren    Hirt    in    blauem    Rock    und    schwarzem    Hut 
über   ihnen    auf   dem  Felsen    sitzt.      Rechts    grünes 
Waldland  und  blaue  Ferne.    Leichtbewölkter  Himmel.      t  y 
Licht  von  links.     Bezeichnet  links  unten: 

31 


482         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;    h.  0,38;   br.  0,52.    —   Radiert   von   Bruder  nach  J.  P.  Veith'a 
Zeichnung.  —  Inv.  1754,  II  54.  —  Phot.  Tamme ;  Bmckm. 

1500  Der  Waldweg.    Zwischen  den  hohen  Waldbäumen,  die  aus 

(1549)  üppigem  Unterholz  aufragen,    führt  in  der  Mitte  ein  Sandweg 

11  a     gerade  bildein wärts  und  gewährt  einen  Ausblick  auf  sonniges, 

von  grünem  Walde  begrenztes  Flachland.     Links,  von  hinten 

gesehen,    ein  Mann   in  schwarzem  neben  einer  Frau  in  rotem 

Rocke.    Leichtumwölkter  Himmel.    Licht  von  links.    Bez.  r.  u.: 


Jiöinwand;  h.  0,62 ll2  ;  br.  0,51'/2-  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1560.  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Radiert  von  Bruder  nach  J.  P.  Veith's  Zeichnung. 
—  Phot.  Braun  IX,  36  ;  Tamme ;  Bruckm. 

1501  Der  Wasserfall  mit  dem  Tannenbaum.    Durch  ein  bewaldetes 

(1550)  Tal,  in  dessen  Mittelgrund  ein  Hirt  und  eine  Hirtin  neben 
11  a  ihrer  Schafherde  rasten,  fliesst  ein  rauschender  Bach,  der  vorn 
zwischen  Felsblöcken  einen  kleinen  Wasserfall  bildet.  Links 
vorn  ragt  eine  einzelne  hohe  Tanne. 
Rechts  liegt  eine  Hütte  am  Waldrand, 
liegen  gefällte  Stämme  vorn  im  Wasser. 
Licht  von  links.     Bez.  r.  u. : 

Leinwand;  h.  0,63;  br.  0,52.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1667.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  VII,  37;  Tamme;  Bruckm. 


!:  jHßi^oji 


1502  Der  Judenkirchhof.    Mitten  in  einsamer  Berg-  und  Wald- 

(1547)  gegend  die  Trümmer  eines  alten  Baues.  Im  Vordergrunde  ein 
11  c  verlassener  Friedhof  mit  mächtigen  Sarkophagen  und  Grab- 
steinen. Durch  die  Gräber  bricht  sich  ein  Bergstrom  Bahn,  der 
von  links  zur  Mitte  herabschäumt.  Rechts  tritt  ein  abgestor- 
bener Baum  aus  prächtigem  Waldgrün  hervor.  Ein  Stamm  ist 
in  die  Flut  gestürzt.  Links  ballen  sich  schwarze  Sturm  wölken, 
vor  denen  ein  matter  Regen- 
bogen steht.  Ueber  dem  hell  von  ^  (TX 
rechts  beleuchteten  Grabmal  in  f/s-J' 
der  Mitte  blüht  ein  Hollunder-  (J/  \V 
Strauch.  Links  im  Mittelgrund 
zwei  schwarzgekleidete  Figuren. 
Bezeichnet  unten  links: 


No.    1502.     Jacob   van   Ruisdael. 


No.    1630.     Paulus  Potter. 


Tafel  XXI 


D.    Haarlemer  Schule.     XVH.  Jahrhundert        483 

Leinwand;  h.  0,84;  br.  0,95.  —  Inv.  1754,  II  490  als  »Judenbegräbnis«.  — 
Dass  das  Motiv  der  Grabmäler  in  der  Tat  einem  Judenkirchhof  entlehnt  ist,  beweist 
der  1670  gefertigte  Stich  A.  Blotelingh's  nach  einer  Zeichnung  Rnisdael's,  der,  laut 
der  gleichzeitigen  Unterschrift,  den  Judenkirchhof  von  Amsterdam  darstellt.  Die 
Grabmäler  sind  hier  zum  Teil  genau  dieselben  wie  dort.  Doch  hat  Ruisdael  auf 
seinem  Bilde,  ausser  dem  Borgstrom,  auch  die  Ruine  hinzugetan,  die  Goethe  in 
seinem  berühmten  Aufsatze  über  »Ruisdael  als  Dichter«  (und  früher  auch  uns)  ver- 
anlasste, eher  einen  Klosterkirchhof  als  Judenkirchhof  in  dem  Bilde  zu  sehen.  —  Gest. 
von  J.  G.  Primavesi,  von  L.  Friedrich  •£  III,  39 ;  radiert  von  Bruder  nach  J.  P. 
Veith's  Zeichnung.    —  Phot.  Braun  I,  37;    Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Ein   Walddorf   hinter    Dünen.      Vorn    sandige    Dünenwege    1 503 
zwischen  spärlich  bebauten   Feldern.     Garben    links  vorn  und  (1554) 
rechts    im  Mittel  gründe.     Im    Hintergrunde    ein    grau -grüner     11  c 
Waldstreifen,    aus  dem  in  der  Mitte  eine  Windmühle,    weiter 
rechts  eine  Kirche  hervorragt.    Vorn  auf  dem  Wege  schreiten 
ein  Mann  und  ein  Knabe,  denen  ein  Hund  folgt,  bildeinwärts. 
Leichtbewölkter  Himmel.    Licht  von  links.    Be-       ,_        . 
zeichnet  (schwer  erkennbar,  aber  sicher)  unten    JxliJuft'<!{ 
rechts : 

Leinwand;  h.  0,39 J^;  br.  0,51.  —  1751  durch  Riedel  auf  der  Miehaelismesse 
zu  Leipzig  erkauft.  Geschenk  des  Grafen  Wackerbarth  an  König  August  III.  H. 
—  Wir  konnten  es  zuerst  im  Katalog  1817  nachweisen.  —  Schon  H.  kannte  die 
Bezeichnung.  Wir  hatten  sie  in  den  ersten  sechs  Auflagen  unseres  Katalogs  in  Abrede 
gestellt,  bis  Erich  Römer  sie  uns  1907  nachwies.  —  Phot.  Bruckm. 

Kanal  vor  dem  Dorfe.    Im  Mittelgrunde  zwischen  Bäumen    1504 
das  Dorf.    Hinter  den  Bäumen  links  das  Schloss,  in  der  Mitte  (1556) 
neben    roten   Dächern    ein   viereckiger  Holzturm,    rechts    eine     16  a 
Windmühle.      Der    Kanal,    an    dessen    Ufer    vorn    links    und 
rechts  stattliche  Bäume  wachsen,   ist  in  der  Mitte  des  Bildes 
von  einem  Holzsteg  überbrückt,  auf  dem  einige  Leute  stehen. 
Vorn    zwei    Schwäne.      Leichtbewölkter    Himmel.      Licht    von 
rechts.     Scheint  unten  bezeichnet  gewesen. 

Leinwand;  h.  0,57;  br.  0,65.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Radiert 
von  Bruder  nach  J.  P.  Veith's  Zeichnung.  —  Phot.  Braun  III,  37;  Bruckm. 

Angeblich  Jac.  van  Ruisdael 

Sandweg  am  Waldbach.     Rechts   der  Sandweg   vor   statt-    1505 
lichem  Walde.     Links  ein  Bach,  der  einen  kleinen  Wasserfall  (1559) 
bildet.  Im  Mittelgrunde  eine  Hütte  unter  Bäumen.  Im  Hintergrunde  ständenaus 
kahle  Hügel.    Links  weiden  einige  Schafe.    Rechts  steigen,  als 
Halbfiguren  sichtbar,  ein  Mann  in  grauem  Hut  und  eine  Frau  in 
rotem  Kleide  zum  Wege  herauf.   Bez.  u.  1.  (verdächtig)  Ruisdael. 

31* 


484         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenbolz;  h.  0.50:  br.  0,68.  —  1874  von  Professor  Droysen  in  Berlin.  — 
Wir  vermögen  die  Hand  Ruisdael's  in  diesem  wirkungsvollen  Bilde  nicht  za  er- 
kennen, überhaupt  nicht  die  Hand  eines  holländischen  Landschaftsmalers  des 
XVII.  Jahrhunderts.  —  Wir  halten  es  für  eine  Nachahmung  des  XIX.  Jahrhunderts. 
—  Phot.  Braun;  Brnckni. 

Nach  Jacob  van  Ruisdaef 

1506  Waldweg  am  Sumpfe.  Rechts  führt  der  Weg  aus  dem  herbst- 

(1562)  lieh  hrauuen  Eichwald  zur  Mitte  des  Vordergrundes  herab;  auf 

ständehans  jnm  ejn  Mann  in  Schwarz  neben  einem  kleinen  Mädchen  in  roter 

Jacke.   Links  vorn  am  Sumpfe  drei  spärlich  belaubte  Eichbäume, 

dahinter   Fernblick  über   flaches  Waldland.     Lieht  von  rechts. 

Eichenholz;  h.  0,89%;  hr.  1,30.  —  1874  durch  den  Kunsthandel  aus  einer 
Privatsammlung  in  Amsterdam.  Damals  und  noch  in  Hübner's  Katalogen  als  Werk 
M.  Hobberoa's.  Diese  Benennung  konnte  jedoch  nicht  den  lieifall  der  Kenner  finden. 
Vergl.  z.  B.  Eisenmann,  Kunstchronik  XVI.  S.  654.  Auch  wir  vormögen  die 
charakteristischen  Eigentümlichkeiten  der  Pinselführung  Hobbema's  in  dem  Bilde 
nicht  zu  erkennen.  Die  Komposition  weist  entschieden  auf  Ruisdael  hin.  Für  diesen 
Meister  selbst  ist  das  Bild  aber  auch  nicht  fein  genug  behandelt,  Wir  halten  es 
für  eine  alte  Kopie  nach  einem  Originale  Ruisdael's.  Herr  Barth,  Suermondt  in 
Aachen  (■}■)  teilte  uns  s.  Z.  mit,  dass  er  das  Original  Ruisdael's  im  Privatbesitz  zu 
Brüssel  gesehen  habe. 

Gillis  (Jillis)  Rombouts 

1652  Meister  der  Lukasgilde  zu  Haarlem.  Dort  1651  bis 
1668  erwähnt.  Nähere  Daten  unbekannt.  Bildete  sich  nach 
Jacob  van  Ruisdael.     Tätig  zu  Haarlem. 

1510              Dorfmarkt    vor    der  Windmühle.      Links    vorn  die  Wind- 
(1395)  mühle;  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes  der  Kirchturm,    rechts 

B  a      das  Schloss.     Die    breite,    mit  Bäumen    bepflanzte  Dorfstrasse 

ist  von  buntem  Markttreiben  belebt.    In  der  Mitte  ^->. 

eine  von  hinten  gesehene  Dame  in  weissem  Kleide  3^      * 

mit    gelbem    Ueberwurfe    neben    einem  Herrn    in  ** 

rotem  Mantel.     Bezeichnet  unten  rechts:  6  >? 

Eichenholz;  h.  0.47%;  br.  0,64.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817  als  Sal.  van 
Ruisdael.  Richtig  als  Rombouts  seit  H.  1876,  im  Anschluss  an  Bode's  Bemerkungen 
bei  v.  Zahn  VI,  S.  165.  —  Die  Jahreszahl  las  H.  1658.  Bode  1659.  Wir  lesen  sie 
1657,  _  w.  Schmidt  a.  a.  0.  hatte  Recht,  die  Gestaltung  des  Monogramms  in  der 
ersten  Auflage  zu  beanstanden.  Wir  glauben  das  berichtigte  Monogramm,  das  mit 
dem  von  Schmidt  veröffentlichten  übereinstimmt,  jeloch  ebenfalls  J.  R.  (nicht  nur 
R.)  lesen  zu  müssen.  —  Phot.  Braun  VI,  34;  Bruckm. 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        485 

Salomon  Rombouts 

Wahrscheinlich  Bruder  des  vorigen.  Lebte  um  1650  zu  Haarlem, 
wo  er  1702  als  verstorben  erwähnt  wird.  Nachfolger  Jac.  van 
Ruisdaels.  Wir  können  ihn  nicht,  wie  W.  Schmidt  (Repert.  XI, 
1888,  S.  365 — 367)  mit  dem  Vorigen  identifizieren.  Vergl. 
Th.  Frimmel  in  »Kleine  Galeriestudien«  (Bamberg  1891)  p.  53. 

Hütten  unter  Bäumen  am  Wasser.    Links  Strohdachhütten  1510  A 
mit   Backsteinschornsteinen    unter    schönen  Waldbäumen.      In  (1396) 
der  Tür  eine  Frau.     Rechts    der  Fluss    oder  See,    im  Mittel-      17  c 
gründe  vom  Waldrande  begrenzt.     Auf  dem  Wasser  vorn   in 
der  Mitte  eine  leere  Barke,  rechts  ein  Ruderbot. 

Eichenholz;  h.  0,61 ;  br.  0,84J4.  —  Kat.  1887:  N.  1407.  —  1876  vom 
Kunsthändler  Ernst  in  Dresden.  Damals  und  noch  in  unserer  ersten  Auflage  dem 
Com.  Decker  zugeschrieben.  Erneute,  zuerst  von  Hofstede  de  Groot  angeregte  Ver- 
gleiche mit  den  bezeichneten  Bildern  Salomon  Rombouts  in  der  Münchener  Pina- 
kothek und  im  Besitze  des  Herrn  Otto  Gottschald  in  Leipzig  lassen  jedoch  nicht 
den  mindesten  Zweifel  an  der  Urheberschaft  dieses  Künstlers  zu. 

Job  Adriaensz  Berck-Heyde 

Getauft  den  27.  Jan.  1630  zu  Haarlem;  ertrunken  daselbst  den 
23.  Nov.  1693.  Schüler  des  Frans  Hals  und  des  Jacob  de  Wet. 
Tätig  zu  Haarlem,  nach  Houbraken  auch  in  Heidelberg. 

Das  Innere  der  grossen  Kirche  zu  Haarlem.    An  den  weiss-     1511 
getünchten  Pfeilern  der   mit  hölzernem  Netzgewölbe  gedeckten  (1676) 
Kirche  spielt,  von  links  einfallend,  helles  Sonnenlicht.    An  einem     13  c 
der  Rundpfeiler  zur  Linken  ein  Prediger  auf  der  Kanzel.  Die  Zu- 
hörer im  Gestühle  wenden  dem  Beschauer  den  Rücken  zu.  Bez.  r.  u. : 


TBerctytifo  ]66$ 


Eichenholz;  h.  0,61;  br.  0,85.  —  1874  aus  der  Sammlung  A.  v.  d.  Willigen 
in  Haarlem.  —  Pbot.  Braun  XV,  35;  Brnckm. 

Dirk  van  Bergen  oder  van  den  Bergen 

Geb.  zu  Haarlem  um  1640;  lebte  vorübergehend  in  London. 
Nachfolger  des  Adr.  van  de  Velde.  Tätig  zu  Haarlem  zwischen 
1661  und  1690  (nach  den  Angaben  auf  seinen  Bildern). 

Junger  Hirt  in  seiner  Herde.     Baumreiche  Berglandschaft.    1 5  j  2 
In  der  Mitte  sitzt  ein  junger  nacktbeiniger  Hirt  in  roter  Jacke  (1690) 
und  neckt  den  hinter  ihm  stehenden  jungen  Stier.  Links  vorn  ein   Chemnitz 
Esel.     Rinder  und  Schafe  zur  Linken  und  Rechten.     Bez.  1.  u.: 


486         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


^a 


Leinwand;    h.  0,31%;    br.  0,37.    —   Inventar  1754,  II  127.    —   Gegenstück 
zum  folgenden. 

1513  Junge  Hirtin  mit  ihrem  Knaben.     Baumreiche  Ruinenland- 

(1691)  schaft,     Vorn  sitzt  eine  junge  Hirtin,  an  deren  Knie  ein  Knabe 
Chemnitz  j^q^  während  sie  mit  ausgestreckter  Rechten  dem  links  auf- 
recht   sitzenden    Hündchen    gebietet.     Links    hinter    ihr    ruht 
eine  schwarze  Kuh;  rechts  eine  rote  Kuh,  Ziegen  »^5 
und  Schafe.     Bezeichnet  links  unteu:                     T)^    y^ 

Leinwand;  h.  0,31;  br.  0,37.  —  Inventar  1754,    II  120.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

1514  Eine  Hirtenfamilie.     Rechts    ein    Zelttuch,    von   Baum   zu 

(1692)  Baum  gespannt.     Darunter  eine  junge  Frau  mit  ihrem  Kinde, 
P  7      davor  auf   einem    Steine    der  junge    blossbeinige   Hirt.     Vorn 

die  Herde;  in  der  Mitte  vor  einer  liegenden    roten   Kuh   eine 
weisse  Ziege  mit  ihren  Zicklein.     Bezeichnet  unten  links: 


Dvß^ryeu/7 


Leinwand  auf  Eichenholz;  h.  0,24%;  br.  0,29%.  —  Inventar   1754,  II  132. 
—  Gegenstück  zum  folgenden. 

1515  Herde  am  Waldrande.     Links  im  Mittelgrunde  eine  Hütte, 

(1693)  vor  der,  an  eine  Kuh    gelehnt,    ein  Hirt  steht.     Rechts   vorn 

P  7      ein  spärlich  belaubter  Baum  am  Waldrande.     Vorn  die  Herde, 

in  der  Mitte  zu  Füssen  eines  nach   rechts   gewandten  jungen 

bunten  Stieres  ein  kleines  Lamm. 

Leinwand  ;  h.  0,25 ;  br.  0,30.  —  Inv.  1754,  II  133.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Thomas  Heeremans 

Er  wurde  (nach  v.  d.  Willigen,  p.  175)  1664  Mitglied  der 
Haarlemer  Gilde.  Datierte  Bilder  seiner  Hand  von  1660  bis 
1692.  Haarlemer  Landschaftsschule  der  Richtung  des  Roel. 
Vries  und  Klaas  Molenaer.  Bis  vor  Kurzem  F.  H.  Mans  ge- 
nannt und  nach  Utrecht  versetzt.  Dagegen  Corn.  Hofstede 
de  Groot  im  Repertorium  XIV  (1891)  S.  221—225. 

1 5  1 5  A  Das  Zelt  an  der  Eisbahn.     Links  verliert  sich  der  vorn  und 

(1818)  in  der  Mitte  reich  mit  Schlittschuhläufern  und  Schlittenfahrern 
50  a 


D.    Haarlenier  Schule.    XVII.  Jahrhundert        487 

belebte  gefrorene  Fluss  im  Hintergrunde.  Rechts  liegen  Häuser 
und  eine  Kirche  unter  Bäumen;  ganz  rechts  vorn  ein  grosses 
gelbes  Lustzelt,  mit  einer  holländischen  Fahne.     Bez.  r.  u. : 


jfiviAKl$J<fy7 


Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,85.  —  Kat.  1887:  N.  1852.—  Inv.  1732,  A  248, 
als  »unbekannt«. 

Eisbelustigung  unter  der  Stadtmauer.     Vorn  der  gefrorene,  I5I5B 
von  Schlittschuhläufern  und  Schlittenfahrern  belebte  Fluss,  der  (1814) 
sich  rechts  bildein  wärts  zieht,  links  aber  durch  eine  mächtige,      8  c 
von  Giebelhäusern,    Türmen    und    einer  Windmühle    überragte 
Stadtmauer  begrenzt  wird.    Bezeichnet  unten  rechts  (zusammen- 
gezogen wie  das  vorige):  T  .  HMans  .  1677. 

Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,84.  —  Kat.  1887  :  N.  1853.  —  1741  durch  t.  Kaiser- 
ling.  —  Erst  1861  aus  dem  Vorrat.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Eisbelustigung  unter  der  Stadtmauer.     Vorn  der  gefrorene,  15150 
von  Schlittschuhläufern  und  Schlittenfahrern  belebte  Fluss,  der  (1815) 
sich  links  bildeinwärts  zieht,  rechts  aber  von  der   alten  Stadt      8  c 
mit  mächtigen  Mauern  und  von  Giebelhäusern  mit  Erkern  und 
Türmchen  unter  Bäumen  überragt  wird.    Bezeichnet  links  unten 
(in  der  Form  der  vorigen):  T  .  HMans  .  1677. 

Eichenholz;  h.  0,60%;  br.  0,84.  —  Kat.  1887:  N.  1854.  —  1741  durch  von 
Kaiserling.  —  Erst  1861  aus  dem  Vorrat.  —  Gegenstück  zum  Torigen.  —  Die 
Figuren  von  Dietrich  übermalt.  —  Phot.  Brnckm. 

Pieter  Mulier-Tempesta 

Geb.  1637  zu  Haarlem;  gest.  am  29.  Juli  1701  zu  Mailand. 
Sohn  und  wahrscheinlich  auch  Schuler  Pieter  Muliers  d.  ä. 
(oben  N.  1373).  In  Italien  weiterentwickelt.  Lebte  in  Rom, 
in  Genua,  wo  er  wegen  des  Verdachtes,  seine  Gattin  ermordet 
zu  haben,  lange  Jahre  im  Gefängnis  sass,  und  schliesslich 
in  Mailand.  Hier  auch  »de  Mulieribus«  und  »Cavaliere 
Tempesta«   genannt. 

Die  Landschaft  mit  dem  Regensturm.     Links  eine  mächtige    1516 
Baumgruppe,  rechts  ein  Rundturm  an  einem  Landsee.    Schwere  (1624) 
von  links  golden  beleuchtete  Wolken,  aus  denen  es  in  grauen     49  a 
Streifen  regnet,  am  Himmel.     Vom  im  Hohlweg  ein  Hirt  mit 


488         Holländer,  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Schafen  und  Ziegen,  und  eine  Frau  auf  einem  Schimmel,  die 
ein  rotes  Tuch  über  ihren  Kopf  hält. 

Leinwand;  h.  0,73;  br.  0,99.  —  1741  durch  Vent.  Rossi  ans  Venedig. 

1517  Landschaft  mit  einem  Schafhirten.     Vorn  in  der  Mitte  eine 

(1625)  stattliche  Baumgrappe.   Rechts  ein  Wasserfall.    Links  im  Mittel- 
chemnitz   grun(je  ejn  Rundturni  und  eine  Bogenbrücke  über  einem  Flusse. 

Im  Vordergrunde  ein  Hirt  mit  Schafen. 

Leinwand;  h.    0,36;    br.  0,60.    —    1741  durch  Vent.  Rossi    aus  Venedig.  — 
1861  aus  dem  Vorrat.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

1518  Gewitterlandschaft.  Links  vorn  ein  Wasserfall  neben  Bäumen. 

(1626)  In  der  Mitte  ein  Rundturm  vor  einem  grell  beleuchteten,  schroffen 
Chemnitz   kahlen  Berge.     Rechts  fährt  der  Blitz  aus  Wetterwolken  herab. 

Vorn  in  der  Mitte  liegt  ein  vom  Blitze  getöteter  bepackter  Esel. 
Der  Treiber  lebt  noch,  ist  aber  zu  Boden  gestürzt. 

Leinwand;  h.  0,35J^:  br.  0,59%.    —    1741    durch  Vent.  Rossi   aus  Venedig. 
—  1861  aus  dem  VorTat.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

1519  Landschaft  mit  Johannes  dem  Täufer.    Links  im  Mittelgrunde 

(1627)  ein  Wasserfall,  vorn  eine  Palme;    rechts  vorn  ein  Laubbaum, 
7  c      unter  dem  Johannes  der  Täufer  schlummert.     Sein  Stab  lehnt 

neben  ihm  am  Felsen.    Sein  Lamm  sucht  den  Weg  zur  Tränke. 

Leinwand;  h.  0,35;  br.  0,48.    —    Durch    Gotter  aus  Wien    oder  Regensburg. 
Inv.  Gotter  (vor  1736)  N.  214.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

1520  Landschaft    mit   dem  Rinderhirten.     Im    Hintergründe  das 

(1628)  Meer    und    eine    Stadt    am    Gebirge.      Vorn    links    stattliche 

7  c      Bäume;  auf  dem  Wege  ein  Hirt  mit  zwei  Ochsen,  denen  ein 

Hund  voranläuft. 

Leinwand ;  h.  0,35 ;    br.  0,48.  —   Inv.  Gotter  (vor  1736)  N.  215.  —   Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Gerrit  Adriaensz  Berck-Heyde 

Getauft  zu  Haarlem  den  6.  Juni  1638;  gest.  daselbst,  den 
10.  Juni  1698.  Schüler  des  Frans  Hals  und  wohl  auch  seines 
älteren  Bruders  Job.  (Vergl.  oben  N.  1511.)  Tätig  zu  Haar- 
lem, nach  Houbraken  auch  einige  Zeit  zu  Heidelberg. 

1521  Ansicht  des  „Dam"  zu  Amsterdam.     In  der  Mitte  beherrscht 
(1675)  das  nach   1648  von  Jans,  van   Kämpen    erbaute    Rithaus   den 

8  c      Platz.     Zur  Rechten  davor  die  ehemalige   »Stadtwaage«.     Im 

Mittelgrunde  die  »Neue  Kirche«.  Links  und  rechts  Giebel- 
häuser.    Reiches  Leben  vorn  auf  dem  Platze.     Links  eine  Ver- 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        489 

Sammlung  SGhwarz  gekleideter  Männer,  rechts  •'  '  / 

Marktweiber  bei  ihren  Körben,  in  der  Mitte     ^fitrck  K^e 
ein  vierspänniger  Wagen.    Bez.  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,41;  br.  0,55.^.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1619  richtig 
als  »Gerardo«  (Gerrit)  Berck-Heyde.  Ebenso  ßode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  195.  —  H. 
blieb  gleiohwohl  dabei,  die  Inschrift  auf  Job  Berck-Heyde  zu  deuten.  Es  ist  je- 
doch, nach  Maassgabe  ähnlicher,  voll  bezeichneter  Bilder  Gerrit's,  sicher,  dass  der 
erste  Buchstabe  der  Inschrift  als  G.  zu  lesen  is-t,  und  dass  die  P'orra  der  Inschrift 
und  die  Malweise  des  Bildes  auf  Gerrit,  nicht  auf  Job  Berek-Heyde  deuten.  Die 
Bilder  von  der  Art  des  folgenden  gehören  allerdings  einer  anderen  Entwicklungs- 
zeit des  Meisters  an.  —  Phot.  Bruekm. 

Der  Ritt  zur  Jagd.     Sonnige  Landschaft;  in  der  Mitte  ein    1522 
Rundturm;  rechts  Wohnhäuser  unter  Bäumen.     Auf  der  Land-  (1678) 
Strasse,  die  links  bergan  führt,  ein  lustiger  Jägerzug.     Bechts     16  b 
reitet  ein  Herr  neben  einer  Dame.    Ihnen  folgen  zu  Fuss  der 
Falkenträger  und  der  Hundebursche.      Links    vorn    trabt    ein 
Lasttier  ohne  Führer.     Bezeichnet  links  unten: 


^ßcrrit  fötrAfatydt 


Leinwand;  h.  0,53;  br.  0,6272.  —  1746  vom  Kunsthändler  G.  Breitbarth  in 
Erfurt.  H.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Wohl  spätere  Bilder,  wahrscheinlich 
aus  der  Heidelberger  Zeit  des  Meisters. 

Der  Pferdemarkt.     Auf  einer  breit  bildeinwärts  führenden    |523 
Strasse,  die  links  von  einem  langen  Gebäude,  im  Mittelgrunde  (1677) 
rechts  von  einer  Kirche  begrenzt  wird,  entfaltet  sich  ein  buntes     16  b 
Treiben  von  Menschen  und  Pferden.     Links  vorn  stehen  zwei 
Pferde  an  der  Krippe.  Halb  rechts  wird  zwei  Herren  eins  vorgeritten. 
In  der  Mitte  davor  eine  junge  Kuchenverkäuferin.     Bez.  1.  u. : 

c  jCrrit   dwKL-/u$t 

Leinwand;  h.  0,53;  br.  0,62%.  —  1746  vom  Kunsthändler  G.  Breitbarth  in 
Erfurt.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Willem  Romeyn 

Geboren  zu  Haarlem;  gestorben  daselbst  nach  1693;  um  1642 
Schüler  des  Berchem.  Wahrscheinlich  besuchte  er  Italien. 
Tätig  in  Haarlem,  wo  er  1646  der  Gilde  beitrat. 


490         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1524  Ruhende  Herde.     Vorn    im    Rasen    ruhen  Rinder.    Schafe 

(1625)  und    Ziegen.     Rechts    treibt  ein  Mann    seinen    Lastesel.     Im 
13  a     Hintergrund  ein  Bergzug.    Links  unten  regnet  es,  rechts  oben 
ist  der  Himmel  blau.     Bezeichnet  links  unten  : 


vc^aMEyN 


Eichenhol?;  h.  0,43;  hr.  0,:',7.    —    Inventar  17J2,  A   176.  —  Phot.  Bruckm. 

Egbert  van  Hemskerk  d.  j. 

Geboren  um  1634  zu  Haarlem;  gest.  in  London  1704. 
Schüler  des  P.  de  Grebber  in  Haarlem.  Nachahmer  des 
Temers  und  Brouwers.  —  Nach  Bredius  (N.  N.)  wohnte  1665 
ein  31  jähriger  Maler  Egbert  Heomskerk  in  Amsterdam;  der- 
selbe   L-663,   28  Jahre  alt,  im  Haag. 

1525  Zwei  Krieger  in  der  Bauernkneipe.     Vorn  in  der  Mitte  am 

(1727)  Fass  sitzen  zwei  Krieger  im  Brustharnisch  einander  gegenüber: 
50  i>     links  ein  alter  Kahlkopf  mit  der  Pfeife  im  Munde;  rechts  ein 

jüngerer  in  blauer  Kappe  mit  roter  Feder.  Ihren  Erzählungen 
lauschen  nmherstehcnde  und 
sitzende  Bauern.  Links  im  Hin- 
tergründe wird  gespielt.  Rechts 
im  Hintergrunde  liest  eine  Alte 
vor.  Bez.  in  der  Mitte  am  Fasse: 

Leinwand;  li.  0,57;  l>r.  0,82.  —  luv.  1 7'JJ,  A  'MO,  ;i Is  Hemskerk«.  —  Noch 
im  Ahröge  von  17*2  merkwürdigerweise  dem  alten  Martin  van  Veen,  geannt  Hems- 
kerk, später,  auch  bei  H.,  dessen  viel  jüngerem  Neffen  Nie.  van  der  Hecke  zuge- 
geschrieben.  Auf  den  wirklichen  Urheber  dieses  Hildes  und  des  folgenden,  seines 
Gegenstückes,  hatte  W.  Bode  schon  bei  v.  Zahn  VI  (1873)  S.  196  aufmerksam  gemacht. 

1526  Rauchende  und  trinkende  Bauern.     Halbrechts  vorn  sitzt. 

(1728)  nach  links  gewandt,    ein    junger   Mann    mit  roter  Mütze,  der. 
50  b     indem  er  den  Beschauer  anblickt,  in  der  Rechten  sein  Glas  dem 

aus  einer  Kanne  schenkenden  Aufwärter  hinhält.  Rechts  weiter 
zurück-  wird  einem  unwohl.  Andere  sitzen  an  Fässern  und 
Tischen.    Bezeichnet  links  unten  mit  dem  vorigen  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,58;  br.  0,82V2.  —  Inventar  1722,  A  636,  als  »Hemskerk  . 
—  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Vorgl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Jan  van  Huchtenburgh  (Hughtenburg) 

Geb.  1046  zu  Haarlem;  gest.  1733  zu  Amsterdam.  Schüler  des 
Th.  Wyck  zu  Haarlem.    Unter  dem  Einflüsse  A.  I'1.  v.  d.  Meulens 


D.    Haarlerner  Schule.     XVII.  Jahrhundert        491 

in  Paris  (um  1667)  und  Wouwerman's  weiter  entwickelt.  Tätig 
seit  1670  in  Haarlem,  1681  in  Amsterdam  (Bredius  N.N.),  1708 
bis  1709  in  Italien,   1719  im  Haag,  zuletzt  in  Amsterdam. 

Reiterschlacht  zwischen  Christen  und  Türken.     Eechts   im    1527 

Mittelgrunde    eine    grosse    Baumgruppe,  vor  der  viele  Fahnen  (1714) 
aus  dem  Pulverdampfe  hervorblicken.     Links  im  Hintergrunde     PH 
sonnige  Anhöhe,  an  der  ein  Haus  brennt.     Vorn  wildes  Hand- 
gemenge zwischen  europäischen  Reitern  mit  Dreieckhüten   und 
orientalischen    Reitern    mit    Turbanen    und    krümmen    Säbeln. 
Datiert  1717.     Bezeichnet  unten  halb  rechts: 


dhutg/^twz&urab 


Leinwand;  h.  0,70;  br.  0,96,  — '  1722^ von  der  Leipziger  Ostermesse.  Inv. 
1722,  A  355.  —  Die  Bezeichnung  ist  erst  neuerdings  durch  Herrn  Hofrat  Kustos 
Müller  aufgefunden.  —  Phot.  Tanime. 

Reitergefecht  mit  Gehängten  im  Mittelgrunde.    Der  Kampf    1528 
tobt    rechts    unter    Bäumen,    an    denen    einige    Hingerichtete  (1715) 
hängen,    links    vor    einer  Villa  und  einem  brennenden  Hause.      P  6 
Vorn    links    springt  ein   Schimmel  ohne  Reiter  über  ein  totes 
braunes  Pferd.    Rechts  stürzt  ein  Pferd  mit     t^T^ 
blauer  Satteldecke.     Bez.  links  unten:  y  £5 •  ^T/S 

Leinwand;  h.  0,57%;  br.  0,69%.  —  Inventar  1722,  A  450.  —  Also  nicht 
durch  Gotter,  wie  H.  annahm.  —  Die  Jahreszahl  auf  diesem  wurde  1718,  auf  dem 
folgenden  1720  gelesen.  Möglicherweise  ist  sie  auf  beiden  1710  zu  lesen.  Es  scheinen 
Gegenstücke  zu  sein. 

Reitergefecht  mit  der  Schanze  im  Mittelgrunde.  Baimireiche    1529 
Hügellandschaft.     Im  Mittelgrunde  links   eine  Kirche,    in    der  (1716) 
Mitte    eine    Schanze,    aus    der    österreichisches    Fussvolk    die      P  6 
französische  Besatzung  vertreibt.  Vorn  links  ist  /  ~> 

ein  geharnischter  Reiter  mit  roten  Hosen  rücklings  rfy 

von  seinem  gestürzten  Braunen  gefallen;  rechts 
liegt  ein  Toter  in  blauem  Rocke.     Bez.  u.  r.:      ^/*LO 

Leinwand;  h.  0,57%;  br.  0,69%.  — <  1722  von  der  Leipziger  Ostermesse; 
Inv.  1722,  A  476.  —  Möglicherweise  ist  die  Jahreszahl  nicht  1720,  sondern  wie  die 
des  vorigen  Bildes  1710  zu  lesen.     Es  scheinen  Gegenstücke  zu  sein. 

Reitergefecht  mit  der  Windmühle.     Rechts  der  Weg  unter    1530 
Felsen  am  Waldrand.    Links  Fernblick  auf  ein  Dorf  mit  einer  (1717) 

P  9 


499         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Windmühle.  Vorn  rechts  liegt  ein  Toter  mit  roten  Hosen.  Links 
vorn  ist  ein  Eeiter  mit  dem  Schwert  in  der  Hand  von  seinem 
Braunen    gestürzt.     Bez.  u.  r.  mit  dem  vorigen    Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,5372!  kr.  0,62!/2.  —  Inv.  1722,  A  4~>b;  also  nicht,  durch 
Gotter,  wie  H.  annahm.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

1531  Die  Überfallene  Postkutsche.     Links  unter  hohen  Bäumen 

(1718)  wird  eine  Postkutsche  überfallen.    In  der  Mitte  des  Mittelgrundes, 
P  9      nach  links  gewandt,  ein  Reiterzug  auf  einem  Hügel,  hinter  dem 

eine  Kirche  mit  brennendem  Turm  hervorragt;  ein  brennendes 
Haus  weiter  rechts.  Vorn  tobt  der  Reiterkampf.  Links  vorn 
schreit  ein  Sterbender  mit  weit  ausgebreiteten  Armen. 

Leinwand ;  h.  53%;  br.  0,62  J^.  —  Inv.  1722,  A  481 Gegenstück  zum  vorigen. 

1 532  Grosses  Reitergefecht.    Ganz  links  spitzer  Kirchturm  hinter 

(1719)  Bäumen.    Rechts  im  Hintergrunde  ein  Schlachtfeld  an  Hügeln. 
49  c     In    der    Mitte    vor    einer    hohen    Rauchwolke    dichtes    Reiter- 
handgemenge.     Vorn    links    sprengt    ein    Trompeter    heran. 
Rechts  Mordszene. 

Leinwand;  h.  1,55%;  br.  2,10.  —  Inventar  1722,  A  1618. 

Jan  van  der  Meer  (oder  Vermeer)  III. 

Getauft  zu  Haarlem  den  29.  November  1656;  gestorben  da- 
selbst den  28.  Mai  1705.  Schüler  seines  Vaters  Jan  van  der 
Meer  IL  von  Haarlem  (vergl.  N.  1388A)  und  N.  Berchem's. 
Bereiste  Italien.     Wohnte  in  Haarlem. 

1533  Am  Bergsee.     Links  vorn  am  diesseitigen  Ufer   ein  Zug 

(1544)  von    Reitern,    Fussgängern,    Treibern  und  Lasttieren,  Rindern 
P  6      und  Schafen  auf  dem  Wege  zum  Strande,  an  dem  sie  der  Fähre 

harren.  Rechts  im  Mittelgrunde,  auf  sonniger  Felsenterrasse 
des  jenseitigen  Ufers,  ein  Schloss  mit 

altem    Rundturm.       Hohe   Berge    da-  (^/^i/.Qf*/yf^p^ 
rüber.    Links  auf  dem  See  weisse  Segel.  j(o&Q 

Rötlicher  Abendhimmel.       Bez.   u.  1.:  S 

Eichenholz;  h.  0,34>/2  ;  br  0,41.  —  Inventar  1754,  II  398.  —  Die  Jahreszahl 
las  H.  1654  (der  Künstler  lebte  damals  noch  gar  nicht) ;  sicher  sind  die  ersten  drei 
Zahlen   168  .  zu  lesen,  so  gut  wie  sicher  auch  die  letzte  9. 

1534  Vor  der  Hirtenhütte.     Rechts  vor  einer  Hütte    liest    eine 

(1545)  Frau  dem  Hirten  aus  einer    Zeitung    vor.     Links    fiiesst    ein 
12  a     Wässerchen,  an  dem  einige  Schafe  saufen,  während  die  Haupt- 


D.    Haarlemer  Schule.     XVII.  Jahrhundert        493 

herde  in  der  Mitte  unter  dem  Baume  rastet.    Bezeichnet  links 
unten  (nebst  undeutlicher  Jahreszahl):  J.  van  Meer  fc. 

Leinwand;   h.  0,84;  br.  1,08.  —  1741  durch  v.  Kaiserling. 

Cornelis  Dusart 

Geb.  zu  Haarlem  den  24.  April  1660;  gest.  daselbst  den  1.  Okt. 
1704.    Schüler  des   Adriaen  van  Ostade.    Tätig  zu  Haarlem. 

Mutter  und  Kind  in  einer  Bauernstube.    Bechts  eine  Holz-    1535 
treppe    hinter  einer  offen  stehenden  Tür.      Links    im    Mittel-  (1791) 
gründe  ein  Bett.     Yorn  in  der  Mitte  sitzt  eine  Bäuerin,  über      16  e 
ihre  Arbeit  gebückt,    zwischen    ibrem    links    stehenden  kleinen 
Mädchen  und  ihrem  Zeugkorbe.     Links  vorn  frisst  eine  Katze 
aus  einer  irdenen  Schüssel.    Bez.  rechts  über  der  Treppe : 


C2tisarirj6?ß. 


Eichenholz;  h.  0,3872;  ,jr-  0,34.  —  Zuerst  inj  Katalog  von  1S35  als  iangeb- 
lich  Ostade«.  So  noch  bei  H.  1856.  Seit  H.'s  Katalog  von  1?62  richtig  als  Dusart. 
—  Phot.  Bruckra. 

Das  Kegelspiel.     Im    Garten    eines    mit    Stroh    gedeckten    |536 
Wirtshauses  rauchen,  zechen,  tanzen,  spielen  zahlreiche  Bauern.   (1793) 
In  der  Mitte  am  Hause  steht  ein  Geiger.    Vorn  schieben  einige      16  c 
Bauern  Kegel.     Einer  von  ihnen,  mit  roter  Kappe,  bückt  sich, 
nach  links  gewandt,  zum  Wurfe.     Bez.  u.  r.: 


Leinwand;  h.  0,89;  br.  0,73%.  —  1874  aas  der  Sammlung  Reede  van  Üudts- 
hoorn  in  Utrecht.  —  Phot.  Bruckm. 

Bauernschlägerei.    An  einem  zusammenbrechenden  Karten-    1537 
tisch  sind  Männer  und  Frauen  mit  Messern,  Stühlen  und  Fäusten  (1792) 
aneinander    geraten.       Die     beiden    Hauptraufer  _____  13  b 

werden  von  Frauen  und  Männern  zurückgehalten.     '■^-^S'cJUf' 
Bechts  eilt  einer    mit    einem   Besen  herbei.     Be-      # /T    v, 
zeichnet  in  der  Mitte :  ^  ' 

Kupfer;  h.  0,20 ^ ;  br.  0,25%.    —  >Aus  Holland  als  Adr.  Brouwer.«    H.   - 
Wir  konnten  es  zuerst  im  Katalog  von  1817  nachweisen.  —  Phot    Bruckm. 


494         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Jan  van  Nikkelen 

Geb.  zu  Haarlem  1656  (da  er  nach  Ond  Holland  III,  p.  284. 
am  18.  Februar  1684  bei  seiner  Verheiratung  in  Amsterdam 
angab,  28  Jahre  alt  zu  sein);  gest.  nach  Immerzeel  1716 
zu  Cassel.  Schüler  seines  Vaters,  des  Architekturmalers  Isack 
van  Nikkelen,  der  1660  Mitglied  der  Haarlemer  Gilde  wurde 
(v.  d.  Willigen,  p.  231). 

1538  Ideale  Landschaft  mit  einer  Palme.    Links  vorn  hohe  Bäume; 

(1832)  rechts  hinten  hohe  Berge.    In  der  Mitte  neben  einem  Landsee 
8  b      eine  Tempelhalle,  von  einer  Palme  und  anderen  Bäumen  über- 
ragt.    Vorn  verschiedene  antik  gekleidete  Gestalten. 

Leinwand;    h.  0,57%;  br.  0,73.    —  1751  von  der  Leipziger  Ostermesse.     11. 

—  Inventar  1754,  II  450.     Gegenstück  zum  folgenden. 

1539  Ideale  Landschaft  mit  einem  Wasserfall.      Links  vorn  hohe 

(1833)  Bäume  neben  einem  Wasserfall.     Rechts   im  Mittelgrunde  ein 
8  b      Rundtempel  und  eine  Säulenruine  am  Fuss  des  Gebirges.    Vorn 

in  der  Mitte  ein  Mädchen  mit  Waschkörben. 

Leinwand;  h.  0,57%;  br.  0,73.  —  1751  von  der  Leipziger  Ostei  messe.  II.  — 
Inv.   1754,  II  450.     Gegenstück  zum  vorigen. 

E.    Die   Amsterdamer   Schule 
Cornelis  van  der  Voort 

Geboren  zu  Antwerpen  1576;  begraben  zu  Amsterdam  den 
2.  Novbr.  1624.  Er  wird  als  Schüler  des  Com.  Ketel  in 
Amsterdam  angesehen.  Jedenfalls  gehörte  er  in  Amsterdam, 
wo  er  tätig  war,  zu  den  Begründern  der  Bildnismalerei  des 
17.  Jahrhunderts. 

I539A  Bildnis  eines  rotbärtigen  Herrn.    Kniestück  nach  rechtsauf 

(1190)  grauem  Grunde.    Der  in  schwarze  Seide  gekleidete,  braunäugige, 

47  a     dunkelblonde,    rotbärtige  Herr    stützt   sich  mit  seiner  Rechten 

auf  den  Tisch,  auf  dem  sein  hoher  schwarzer  Hut  liegt,   und 

hält   mit   der  Linken   seine    Handschuhe    und    seinen    Mantel. 

—  Im  Grunde    ist  an  allen    vier  Seiten  ein  Stück  angesetzt. 

Links  oben  die  Inschrift:   Aetatis  suae  38.    An0  1618. 

Leinwand;  h.  1,13%;  br.  0,77^.  —  Kat.  1*87:  N.  1237.  —  187C  im  Kunst- 
handel aus  (irünberg  in  Schlesien.  Damals  uud  noch  in  der  ersten  Auflage  dieses 
Katalogs  dem  Paulus  Moreelse  (Utrecht  L571— 1638)  zugeschrieben.     Doch  war  diese 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     495 

Benennung  längst  als  unhaltbar  erkannt.  Dem  Com.  van  der  Voort  wurde  das  Bild 
zuerst  von  dem  besten  Kenner  dieseB  Meisters,  Abr.  Bredius,  mit  grosser  Entschieden- 
heit gegeben.    —    Phot.  Braun  VII,    3;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm. 

Gillis  d'Hondecoeter 

Geb.  zu  Antwerpen;  gest.  im  September  1638  zu  Amsterdam. 
Urkundlich,  nach  Bredius,  in  Amsterdam  seit  1610,  vorüber- 
gehend als  Trauzeuge  1637  in  Delft  nachweisbar.  Der 
Meister  gehört  zu  den  Vermittlern  zwischen  vlämischer  und 
holländischer  Kunst.  Er  war  der  Vater  des  Gijsbert,  Gross- 
vater des  Melchior  d'Hondecoeter. 

Der  Dorfweg.  Links  vorn  an  hohem  Baume  der  Dorfweg  1 540 
mit  einer  Kuhherde.  Rechts  vorn  ein  Sumpf  mit  einem  ge-  (966) 
brochenen  Baumstamme.     Rechts   im  Mittel-         r«    (TlI  14  a 

gründe    ein  Kirchturm   hinter  sonnenbeschie-  ' 

nenen    Häusern    und    Bäumen.      Bez.  u.  r.:    \^/\    )v2.® 

Eichenholz;  h.  0,33%  ;  br.  0,46%.  —  1741  erworben  (Inventar-Nummer  2717). 
Bei  H.  (nur  frageweise)  dem  Guilliam  de  Heusch  gegeben,  der  jedoch  als  Schüler 
Jan  Both's  einer  verschiedenen  Richtung  folgte,  auch  ein  anderes  Monogramm  hatte. 
Die  Folgerungen,  die  von  Riegel  (Beiträge  II,  S.  372)  aus  unserem  Bilde  für 
de  Heusch  gezogen  wurden,  gingen  daher  von  einer  falschen  Voraussetzung  aus.  Bode 
hatte  Bchon  1873  (bei  v.  Zahn  VI,  S.  193)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  kein 
anderer  als  Gillis  d'Hondecoeter  der  Urheber  des  Bildes  sei.  Man  vergleiche  z.  B. 
dessen  genau  so  bezeichnetes,  von  1618  datiertes  Bild  in  Cassel ;  auch  eine  Zeichnung 
des  Meisters  im  Dresdner  Kabinet  trägt  das  gleiche  Monogramm.  —  Phot.  Bruekm. 

Cornelis  Janssens  van  Ceulen  (auch  Janson,  Jonson) 

Getauft  den  14.  Okt.  1593  in  London  (gütige  Mitteilung  des 
Mr.  Lionel  Cust  in  London);  gest.  um  1664  zu  Amsterdam 
oder  zu  Utrecht.  Er  arbeitete  längere  Zeit  in  England  (1618 
bis  1643),  wo  er  sich  durch  van  Dyck  beeinflussen  liess;  1642 
in  Middelburg,  1646  in  Amsterdam,  1647  im  Haag,  1652  in 
Utrecht,  später  wieder  in  Amsterdam,  wo  er  noch  1662  lebte, 
während  seine  Witwe  1664  in  Utrecht  erwähnt  wird. 

Ein  Herr  mit  Handschuhen  in  der  Hand.     Kniestück  nach    1541 
rechts  auf  grünlichgrauem  Grunde.     Der  Herr,   dessen  braune  (1308) 
Locken  auf  seine  Schultern  herabfallen,  trägt  einen  schwarzen     M  3 
Anzug    mit    reichem    weissen    Unterzeug.      Die    linke   Hand 
stemmt  er  in  die  Seite,  in  der  rechten  hält  er  seine  braunen 
Handschuhe.     Bezeichnet  links  in  der  Mitte: 


49G         Holländer  des  Siehzehnten  Jahrhunderts 

C  er  Jensen  ixm  uulm> 


Jtcik 


i&S 


2 


Leinwand;  h.  1,12;  br.  0,90.  —  17">l  von  der  Leipziger  Michaelismesse.     II. 

—  Inventar  I7.">4.  II  21.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  l'hot.  Braun  X.  -in; 
Ph«t.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  ISruckm. 

1542  Eine  Dame  mit  einem  Fächer.     Kniestück    nach  links  auf 
(1309)  grünlichgrauem  Grunde.     Die  Dame,  deren   braune  Locken  auf 

M  3  ihre  Schultern  fallen,  trägt  ein  schwarzes  Kleid  mit  weiten 
Aermeln,  eine  kleine  schwarze  Haube  und  Perlen  im  Haar,  in 
den  Ohren,  am  Halse  und  au  den  Armen.  Den  Fächer  hält  sie 
mit  den  beiden,  gesenkten  Händen.  Bezeichnet  rechts  unten 
(wie  das   vorige):    Cors  Jonson  van  Genien   fecit  1651. 

Leinwand;  h.  1,12;  br.  0»9O.   —   1751   von  der  Leipziger  Michaelismesse.    H. 

—  Inventar  17f>4,  II  22.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  l'hot.  Brenn  VI.  36; 
Phot.  fies  ;  Hanfst.;  Tamme;  Brnekm. 

Thomas  Hendricksz.  de  Keyser 

Geb.  zu  Amsterdam  1590  oder  lä97;  begraben  daselbst  den 
7.  Juni  1667  (Bredius,  Catalogus  1886,  S.  42).  Schüler 
seines  Vaters  Hendrick  de  Keyser.  Er  begann  und  endete 
seine  Laufbahn  als  Steinbildhauer.  Als  Maler  (unter  dem 
Einiluss  des  Com.  van  der  Voort)  nachweisbar  zwischen  1619 
und  1640.  Vgl.  A.  W.  Weissmann  in  Oud  Holland  XXII 
1904  S.  79  ff.  Tätig  zu  Amsterdam.  Als  Bildnismaler  Vor- 
gänger Rembrandt's  daselbst. 

1543  Zwei  Reiter.     Auf   sandigem    Wege,    hinter   dem  Dünen 
(1219)  und  Häuser  zwischen  Bäumen    liegen,    reiten,    fast    von    yora 

1 1  c  gesehen,  zwei  Herren  in  hellgelben  Waffenröcken  und  schwarzen 
Hüten;  der  zur  Linken  auf  braunem,  der  zur  Rechten  auf 
weissem  Rosse.     Bez.  rechts  am  Sattel: 


Tt    F.  1  <56l 


Leinwand;  h.  0,98;  br.  0,92 J^.  —  1880  im  Kunsthandel  über  Wien  ans  Eng 
land.   —  Die  Echtheit  des  Monogramms  unserer  Ansicht  nach  ohne  Grnnd  angefochten 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     497 

von  0.  Eisenmann  in  der  Kunst-Chronik  XVI,  S.  651.  Dass  das  Bild  von  der  Hand 
Th.  de  Keyser's  herrührt,  beweist  z.  B.  schlagend  sein  ebenso  bezeichnetes  ßeiter- 
bild  im  Amsterdamer  Museum  (N.  765).  —   Phot.  Braun  III,  28 ;  Tamme ;  Bruckm. 

Abraham  de  Vries 

Geb.  zu  Rotterdam ;  gest.  um  1650,  wahrscheinlich  im  Haag.  Ent- 
wickelt unter  dem  Einfluss  T.  de  Keyser's  und  Rembrandt's.  Tätig 
zu  Amsterdam  um  1630—1640;  doch  1635  in  Paris.  Mitglied 
der  Haager  Gilde  1644;  1648  machte  er  sein  Testament.  Seiner 
Ent  wicklun  g  n  ach  muss  er  z  rix  Amsterdam  er  Schule  gerechnet  werd  en . 

Männliches    Bildnis.      Brustbild    nach   links    auf  braunem    1544 
Grunde.     Der  frische,  braunäugige  Herr  mit  schwarzem,  doch  (1307) 
ergrauendem  Haupt-  und  Barthaar,  trägt  einen  schwarzen  Rock      14  c 
mit    weissem    Klappkragen.      Bezeichnet   rechts   in  der  Mitte: 


/"cm  -A 


A°]f) 


9 


Eichenholz;  h.  0,70l/2  i  br.  0,52.  —  1728  aus  Holland  als  »Bürgermeister  von 
Brüssel«  von  der  Hand  van  Dyck's.  —  Inventar  1722 — 28,  A  1909.  —  Richtig  als 
Vries  erst  in  H.'s  Verzeichnis  von  1862.  —   Phot.  Braun  XI,  19. 

Raphael  Govertsz.  Camphuysen 

Geboren  1597  oder  1598  zu  Gorkum;  verheiratet  1626  zu 
Amsterdam;  begraben  daselbst  den  23.  Oktober  1657.  (Oud 
Holland  III,  1885,  p.  73  und  XXI,  1903,  p.  196.)  Sohn 
des  Govert  Raphelsz.  Camphuysen;  vielleicht  zugleich  Schüler 
des  Dirk  Govertsz.  Camphuysen  zu  Gorkum. 

Mondschein  im  Dorf  am  Flusse.    Der  Fluss  zieht  sich  von    1 545 
der  Mitte  des  Horizontes  breit  zum  Vordergrunde.    Rechts  am  (1381) 
Ufer  Häuser  unter  Bäumen ;  links  eine  Kirche  und  eine  Wind-      P  7 
mühle;  davor  unter  den  Bäumen  einige  Leute   um  ein  Feuer. 
Darüber  in  Wolken  der  Mond.    Bezeichnet  vorn  an  der  Planke: 


/v ,  Cam.yhu\jfai. . 


32 


498         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,63.  —  Inventar  1754,  II  786,  als  »A.  v.  d.  Gabel«. 
—  1861  aus  dem  Vorrat.  —  Bei  H.  (seit  1862)  *ls  Dirk  Raphaelsz.  Camphuysen, 
der  ein  älterer  Meister  (1586 — 1627)  derselben  Künstlerfamilie  war.  Schon  die  Be- 
zeichnung lässt  keinen  Zweifel  daran,  wie  Bode  übrigens  bereits  1873  (bei  v.  Zahn 
VI,  S.  195)  hervorhob,  dass  nicht  dieser,  sondern  Raphael  Camphuysen  der  Künstler 
nnseres  Bildes  und  des  folgenden,  seines  Gegenstückes,  ist. 

1546  Dorf  am  Flusse  im  Mondschein.     Der  Fluss  zieht  sich  aus 
(1382)  der  Mitte  des  Hintergrundes  nach  links  vorn  herab.    Links  und 

P  7  rechts  am  Ufer  Häuser  unter  Bäumen;  die  Kirche  und  die 
Windmühle  rechts;  ein  Segelfahrzeug  in  der  Mitte;  links  vorn 
unter  den  hohen  Bäumen  einige  Leute  um  ein  Feuer.  Darüber 
in  schwarzen  Wolken  der  Mond,  Bezeichnet  unten  in  der  Mitte 
wie  das  vorige;  doch  ist  nur  ....  phuysen  noch  erkennbar. 

Eichenholz;  h.  0,47^;  br.  0,62%.  —  Inventar  1754,  II  787.  —  1861  aus 
dem  Vorrat.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen,  seinem  Gegenstücke. 

Bartholomäus  Breenbergh 

Geb.  1599  zu  Deventer;  gest.  vor  1659.  Schüler  Paul  Brils 
in  Rom,  Nachfolger  Ad.  Elsheimer's.  Schon  1619  in  Amsterdam. 
1620 — 27  in  Rom,  seit  1633  dauernd  in  Amsterdam. 

1547  Oie  Hungersnot  in  Aegypten.    Links  der  Palast,  auf  dessen 
(1500)  Terrasse    Josef  im  Hermelinmantel    unter   dem    Sonnenschirm 

13  1)  steht,  den  ihm  ein  Neger  hält.  Unten  auf  der  Strasse  steht 
der  mächtige  Steintisch,  hinter  dem  die  Verkäufer  des  Brotes 
sitzen,  drängt  sich  von  rechts  das  hungernde  Volk  mit  Kameelen 
und  Herden  heran.     Bezeichnet  halb  links  unten: 


Ken/e, 


"ino 


Eichenholz;  h.  0,48V»  5  br.  0,68Va-  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  in  Paris.  Vorher  nach  Weigel  und  Dutuit  in  der  Sammlung 
Ilraamkamp  zu  Amsterdam.  —  Inventar  1764,  II  557.  —  Originalradierung  des 
Meisters  (selten).  Darnach  radiert  von  Jan  de  liischop,  Weigel,  Suppl.  z.  Bartsch  I, 
p.  171;  Dutuit,  Manuel,  p.  89—90. 

Claes  Moeijaert 

Nicolaes  Cornelisz.  Moeijart  oder  Moeyart.  Geboren  kurz  vor 
1600,  wahrscheinlich  zu  Amsterdam;  gestorben  in  Amsterdam 
nach  1659,  vielleicht  1669.    Er  arbeitete  vor  1630  in  Italien 


E.   Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     499 

unter  Elsheinier's  Einfluss,  seit  1630  in  Amsterdam.  (Amster- 
damer »Catalogue«   1904.) 

Josef  im  Brunnen.     Felsental.     Vorn   rechts  unter  hohen  I547A 
Bäumen  am  Fusse  senkrechter  Felsen  der  Brunnen.    Die  Brüder  (1968) 
Josefs  sind  hier  im  Begriffe,  ihn  an  einem  Seil  hinabzulassen.      21  a 
Links  Viehweide  und  eine  Statue  neben  üppigen  Laubbäumen. 
Bez.  u.  i.  d.  M. :   C.  M.  (zusammengezogen)  f.  A°  1631. 

Kupfer;  h.  0,22%;  br)  0,28.  —  In  den  Kat.  1887  bis  1902  als  N.  1976.  — 
Nicht  durch  Gotter,  wie  H.  annahm,  sondern,  wie  auch  die  noch  auf  dem  Bilde 
stehende  InTentarnummer  beweist,  schon  im  Inv.  1722,  A  702.  Damals  wurde  es 
Elsheimer  zugeschrieben,  dem  es  so  nahe  steht,  dass  auch  Bode,  Studien  S.  277,  es 
als  vorzügliches  Werk  dieses  Meisters  anerkannte.  So  auch  in  unseren  Katalogen 
bis  1902.  Zweifel  sprach  Weizsäcker  aus,  mit  dem  wir  das  Bild  am  24.  Juni  1903 
untersuchten.  Die  entdeckte  Inschrift  ergab,  wenn  sie  auch  nicht  völlig  deutlich 
ist,  dass  das  Bild  nicht  von  Elsheimer  herrühren  kann.  Sie  wird  schwerlich  anders 
gelesen  werden  können  als  oben  angegeben  und  weist  dann,  wie  der  Stil  und  der 
Vortrag,  unzweifelhaft  auf  Claes  Moeijart  hin,  zu  dessen  allerbesten  Werken  es  gehört. 

Willem  Cornelisz.  Duyster 

Geb.  um  1600,  wahrscheinlich  zu  Amsterdam;  begr.  daselbst 
d.  31.  Januar  1635.  Schüler  des  Pieter  Codde  zu  Amsterdam. 
Seit  1625  in  Amsterdam  nachweisbar,   wo   er  Schule  machte. 

Soldatenrauferei.     Zwölf  in  einer  Wachtscheuer  vereinigte    1 548 
Soldaten  sind  bei  der  Teilung  der  Beute,  die  auf  dem  Tische  (1604) 
in  der  Mitte  ausgebreitet  ist,  aneinandergeraten  und     a  8  c 

schiessen    und    stechen  wild   aufeinander   los.     Be-        ^e^. 
zeichnet  links  unten  (wohl  Duister  zu  lesen): 

Eichenholz;  h.  0,39^;  br.  0,58%.  —  Wiederholungen  befinden  sich  in  London 
und  Stockholm.  —  1877  von  Frau  Bertha  Hoffmann  in  Dresden. 

Simon  de  Vlieger 

Geb.  um  1601  zu  Rotterdam;  gest.  zu  Weesp  im  März  1653. 
Angeblich  Schüler  W.  van  de  Velde  des  älteren,  eher  unter 
J.  Porcelli's  Einflüsse  entwickelt.  Tätig  zu  Delft  1634  bis 
1640,  zu  Amsterdam  bis  1650,  schliesslich  zu  Weesp.  (Haber- 
korn van  Rijsewijck  in  Oud  Holland  LX,  1891,  p.  221— 227;. 
vergl.  Amsterdamer  »Catalogue«    1903.) 

Seesturm  an  felsiger  Küste.    Links  ragen  schroffe,  von  der    (549 
Brandung  umschäumte  Felsen.     Rechts  wogt  das  graue  Meer,  (1665) 
in  dem  ein  Schiff  mit  gekappten  Masten  unter  einem  Notsegel      8  a 

32* 


600         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

steuert.    Vorn  sinkt  ein  Schiff;  die  gerettete  Mannschaft  fährt 

nach  rechts  in  einem  Bote  davon.     Bezeichnet      ^P« 

links  in  der  Mitte  am  Felsen:  Vl-lEC'^ 

Eichenholz;  h.  0,30l/2;  br.  0,39.  —  Inventar  1754,  II  17.  —  Galt  als  Gegen- 
stück zu  dem  folgenden.  —  l'hot.  Bruckm. 

Angeblich  Simon  de  Vlieger 

1550  Eislauf.     Auf  der  grauen,    hinten  von    flachem  Ufer  be- 

(1666)  grenzten  Eisfläche  belustigen  sich  zahlreiche  Schlittschuhläufer. 
8  a      Rechts  vorn  zieht  ein  Knabo  einen  anderen  im  Schlitten;  links 
vorn  Schlitten  mit  Pferden.    Unten  in  der  Mitte  zwei  unleser- 
liche Buchstaben. 

Eichenholz;  h.  0,30%;  br.  0,39.  —  luv.  1754,  II  18.  —  Da  das  Bild  von 
Anfang  an  als  Gegenstück  zu  dem  vorigen  und  als  Werk  Simon  de  Vlieger's  gegolten, 
so  wagten  wir  anfangs  nicht,  es  von  ihm  zu  trennen.  Seiner  Malweise  nach  erinnert 
es  eher  an  v.  Goyen,  dessen  eigene  Hand  es  jedoch  nicht  zeigt.  Der  bekannte  Sammler 
Senator  Semeonow  aus  St.  Petersburg  teilte  uns  gütigst  mit,  dass  er  ein  P.  Bools 
bezeichnetes  Bild  derselben  Hand  besitze  und  auch  die  Bezeichnung  unseres  Bildes 
P.  B.  lese.  Letzteres  ist  auch  uns  eher  möglich,  als  mit  anderen  S.V.  oder  V.G.  zu 
lesen.  Eine  zweite  Frage  ist  es,  ob  jener  P.  Bools  der  urkundlich  den  28.  Mai  1664 
in  Haarlem  begrabene  Maler  Phil.  Bol  ist.    (V.  d.  Willigen,  Les  artistes,  p.  35.) 

Aert  (Aernout)  van  der  Neer 

Geb.   1603  zu  Amsterdam;    gestorben    daselbst  in  Armut  am 
9.  November  1677.     Nachweisbar   seit   1638    in  Amsterdam. 

1552  Mondschein  am  Flusse  vor  der  Stadt.    Links  die  Stadt  mit 

(1377)  Giebelhäusern  und  einer  Kirche  hinter  Bäumen,  vorn  auf  dem 
11  a     Wege  zwei  Männer,  ein  Knabe  und  ein  Hund.    Rechts  die  breite, 

von    baumbewachsenen    Ufern    begrenzte    Wasserfläche.       Der 
Vollmond  steht  in  der  Mitte,  wirft  seinen  Spiegel-        A 
schein  ins  Wasser  und  beleuchtet  hell  die  Häuser      \yC  T^J 
links  hinter  den  Bäumen.    Bezeichnet  links  unten:     ■* 

Eichenholz;  h.  0,40;  br.  0,70.  —Nach  H.  1708  aus  Antwerpen;  wir  konnten 
es  jedoch  erst  im  Inventar  1754,  II  42)5,  nachweisen.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 
—  Gest.  in  Aqnatinta  von  C.  Aug.  Wizani.  —  l'hot.  Braun  XI,  28;  Hanfst.;  Bruckm. 

1553  Abend   am  Flusse   in   der  Stadt.      Der    Fluss    zieht    sich 

(1378)  fast  in  der  Mitte  bildeinwärts.     Seine  beiden  Ufer  schmücken 
11  a     Giebelhäuser  unter  Bäumen.     Im  Hintergrund  die  Kirche.    Im 

Vordergrund  ein  Mann   in  einem  Bote.    Der  Mond  steht  rechts 
über    den    Dächern;    am   Himmel    glänzt    aber 
rötlich    auch    noch    der   Rest    des    scheidenden 
Sonnenlichtes.     Bezeichnet  rechts  unten: 


&bi 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      501 

Eichenholz ;  h.  0,46  Vj  ;  br.  0,70.  —  Nach  H.  1708  aus  Antwerpen  ;  wir  konnten 
■  es  jedoch  erst  im  Iuventar  1754,  II  424,    nachweisen.  —   Gegenstück  zum  vorigen. 

—  (iest.  in  Aquatinta  von  C.  Aug.   Wizani.  —     Phot.  Braun  XV,  28;  Bruckm. 

Kanal    im    Dorfe.      Tagesbeleuchtung.      Links    vorn    das    1554 
Wasser,  rechts  der  Eingang  zu  einem  Gehöfte  mit  rotdachigem  (1379) 
Herrenhause.     Davor  auf  dem  Wege  steht  ein  Mann  in  roter      13  c 
Jacke  und  roter  Kappe    auf  einer   gegen   die  Mauer 
gelehnten  Leiter.     Links  im  Mittelgrunde  die  Kirche.  VV^J 
Leichtbewölkter,  hellblauer  Himmel.     Bez.  r.  u.: 

Eichenholz;  h.  0,31V2;  br.  0,36.   —  Inventar  Guarienti   (vor  1753)  N.  1558. 

—  Phot.  Braun  Xu,  33;  Bruckm. 

Dorfbrand  am  Flusse.    Der  Fluss  zieht  sich  in  der  Mitte    1555 
bikleinwärts.    Links  am  Ufer  das  brennende  Dorf  in  mächtigen  (1380) 
Rauchwolken.    Rechts  am  Ufer  unter  Bäumen  einige  grell  be-     13  b 
leuchtete  Bauernhäuser.    Am  Rande  des  Wassers 
Segel-  und  Ruder-Fahrzeuge.    Vorn  wächst  Schilf. 
Bezeichnet  unten  links: 

Eichenholz;  h.  0,57^;  br.  0,74.   —  Zuerst  im  Verzeichnis  von  1876.    Vorher 
im  Kgl.  Schlosse.     Eigentum  S.  Maj.  des  Königs.  —  Phot.  Bruckm. 

Rembrandt  Harmensz.  van  Rijn 

Geb.  den  15.  Juli  1606  zu  Leiden;  begraben  den  8.  Okt. 
1669  zu  Amsterdam.  Schüler  des  Jacob  van  Swanenburgh  zu 
Leiden,  des  Pieter  Lastmann  zu  Amsterdam.  Tätig,  von  seinem 
frühesten  Aufenthalt  in  Amsterdam  (um  1632)  abgesehen,  bis 
1631  in  Leiden,  seit  dieser  Zeit  in  Amsterdam.  Rembrandt 
ist  der  eigenartigste  und  gewaltigste  holländische  Künstler. 

Rembrandt's    Gattin,    Saskia    van    Uijlenburgh,    als    junges    1556 
Mädchen.    Brustbild  nach  links  auf  graubraunem  Grunde,    Die  (1310) 
rechte  Hand  an  der  Brust.    Das  frische,  lächelnde  junge  Mädchen      14  c 
trägt  ein   blaues  Kleid,    einen    breiten    roten    Hut   mit    hoher, 
heller  Feder,  Perlenohrringe  und  ein  Perlenhalsband.    Bez.  1.: 


Abi 


502 


Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Eichenholz;  h.  0,52»^;  br.  0,44%.  —  Nach  H.  Inv.  1722,  A  146,  doch 
stimmen  die  Maasse  hierzu  nicht;  das  Bild  findet  eich  noch  nicht  einmal  im  »Abregec 
von  1782,  sondern  zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Rembrandt  heiratete  Saskia  im 
Jnni  1634.  —  Gest.  von  S.  L.  Raab  und  F.  Böttcher.  Rad.  von  H.  H.  Riedel  und 
N.  Massaloff.  —  Phot.  Braun  II,  31;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Ilanfst.;  Bruckm.  — 
Bodo  R:    N.   151 ;  HI  S.  49. 

1557  Bildnis  des  Willem   Burggraetf.    Brustbild  nach  rechts  auf 

(1311)  gelbgrauem    Grunde.       Der    dunkelhaarige   Herr    mit    kleinem 
14  c     blonden    Schnurr-    und    Unterlippen -Bart  trägt  einen  dunklen 
Bock  und  einen  weissen  Spitzenkragen.    Bezeichnet  rechts: 


Eichenholz ;  h.  0,67V2  !  br.  0,52.  —  Inv.  1722,  A  72  (also  durch  Wackerbarth, 
nicht  durch  Flemming,  wie  bei  H.).  —  Das  Gegenstack,  die  Gemahlin  des  Willem 
Burggraetr',  befindet  sich  im  Städel'schen  Institut  zu  Krankfurt  am  Main.  Vgl.  Bode, 
Studien,  S.  401  und  569.  —  Radiert  1754  von  A.  Riedel  sen.  —  Phot.  Rraun  VIT, 
39;  l'hot.  Ges.;  Tamme;  Hanist.;  Bruckm.  —  liode  R:  N.  96;  II  S.  73. 

1558  Ganymed  in  den  Fängen  des  Adlers.     Der  Adler  des  Zeus 

(1312)  schwebt  über  dunklen  Baumwipfeln  und  grauem  Gemäuer  gen 

K  1      Himmel.    Mit  dem  Schnabel  hat  er  den  rechten,  mit  den  Klauen 

den  linken  Arm  des  kleinen  Ganymed  gepackt,  den  er  entführt. 

Der  Knabe  hält  Kirschen  in  der  Linken,  sträubt  sich,  schreit 

und   lässt  Wasser  vor  Schrecken.      Bez.  am  Hemdzipfel : 


eft'  f/y 


Eichenholz;  h.  1,71%;  br.  1,30.  —  Wurde  1716  in  Amsterdam  versteigert. 
—  1751  durch  Heinecken  aus  Hamburg  für  Dresden  erworben.  —  Inventar  1754, 
II  389.  —  Originelles  Bild  der  »Sturm-  und  Prang- Periode«,  des  Meisters.  Vergl. 
Bode,  Studien,  S.  439  und  568.  —  Gestochen  von  C.  <'•.  Schnitze  j$  III,  2  und 
von  A.  Cardon.  —  Phot.  Braun  I,  30;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm.  — 
Bode  R:   N.   197;  III  S.  141. 


No.    1561.     Rembrandt   van  Rijn. 


No.    1558.      Rembrandt  van  Rijn. 


No.    1559.      Rembrandt  van  Rijn. 


No.    1562.     Rembrandt  van  Rijn. 


Tafel  XXH. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     503 

Selbstbildnis  des  Künstlers  mit  seiner  Gattin  Saskia.    Knie-    1559 
stück.     Am    Festtiseb,    auf    dem   eine    Pfauenpastete   prangt,  (1321) 
sitzt    der   junge  Mann    in   rotem  Rocke  und  schwarzem  Hute      K  2 
mit  weisser  Feder,    den    Degen    an  der  Seite,    nach  links  ge- 
wandt, auf  einem  Stuhl,  blickt  sich  lachend  nach  dem  Beschauer 
um,  erhebt  in  der  Rechten  ein  gefülltes  Stengelglas  und  uni- 
fasst  mit  der  Linken  seine  junge   Gattin,    die    in    hellblauem 
Kleide    auf    seineu    Knieen    sitzt    und  sich  lächelnd  umblickt. 
Rechts  eiu  Vorhang.     Bez.  1.  i.  d.  M.  (verkleinert): 


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mm 


Leinwand;  h.  1,61;  br.  1,31.  —  Nach  1749  durch  Le  Len  aas  Paris.  —  Das 
Bild  mnss  um  1635  gemalt  sein.  —  Gestochen  von  H.  Withoeft,  A.  L.  Hertel, 
H.  Bürckner,  H.  Payer  und  G.  Planer;  radiert  von  Ant.  Riedel  (1768),  A.  Schnlt- 
heiss  und  N.  Massaloff.  —  Phot.  Braun  I,  31;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 
—  Bode  R :  N.  157;  III  S.  19. 

Samson's  Hochzeit.     Buch  der  Richter  XIV,  insbesondere    1560 
Vers   10 — -12:   »und  Samson  sprach  zu  ihnen:   Ich  will  euch  (1313) 
Rätsel  aufgeben.«     An  der  Mitte  der  reich  gedeckten  Tafel  sitzt      K  3 
unbeachtet,  von  vorn  gesehen,  die  prächtig  gekleidete  und  ge- 
krönte Philisterbraut  Samson's.     Dieser  sitzt  neben  ihr,  wendet 
sich  aber  nach  rechts,  den  Jünglingen  zu,  denen  er,  mit  den 
Fingern  lebhaft  erzählend,  ein  Rätsel  aufgibt.    Links  sitzt  die 
übrige  Hochzeitsgesellschaft  an  der  Tafel.     Vorn  auf  dem  Lager 
küsst  sich   ein    Paar.     Bez.  unten   in  der  Mitte  (verkleinert): 


JfM*' 


Leinwand;  h.  1,26K;  br.  1,76%.  —  Inr.1722,  A  1144.  —  Vortrefflieb.es  Bild 
der  reifen  mittleren  Zeit  des  Meisters.  —  Radiert  1814  von  Anton  II.  Riedel,  von 
N.  Massaloff  und  L.  Friedrich.  —  Phot.  Braun  II,  32;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme? 
Bruckm.  —  Bode  R:  N.  222;  ITT  S.  191. 

Der  Rohrdommeljäger.  Kniestück  von  vom,fvor  einer  Planke     1561 
auf  grauem  Grunde.     Der  junge  Mann,  in  dessen  Zügeu  wir  (1314) 

K  1 


504         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

den  Meister  selbst  erkennen,  trägt  einen  roten  Rock  und  ein 
rotes  Barett  mit  hoher  Feder.  Mit  der  Linken  stützt  er  sich 
auf  seine  Büchse;  mit  der  Rechten  hängt  er  die  erlegte  Rohr- 
dommel an  einen  Haken.    Bezeichnet  oben  links  (verkleinert): 


rata 


Eichenholz;  h.^1,21;  br.  0,89.  —  Inv.  Gnarionti  (vor  1753)  N.  159  als  .opera 
mirabilissima«.  —  Bode,  Studien,  S.  153  und  568,  —  Radiert  1764  von  A.  Riedel. 
—  Phot.  Braun  IV,  32;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckro.  —  Bode  R:    N.  238;  IV  S.  67. 

1562  Saskia   mit   der   roten   Blume.     Kuiestück    von    vorn    auf 

(1315)  braunem  Grunde  vor  niedriger,  grauer  Steinmauer,  auf  der  links 
K  2  eine  rote  Blume  liegt.  Die  junge  Frau  trägt  ein  rotes,  aus- 
geschnittenes Kleid,  ein  braunes  Brusttuch  über  Aveissem  Hemde, 
eine  Perlen-  und  eine  Korallen -Halskette,  ein  kleines  Diadem 
und  Perlen-Ohrringe.  Sie  legt  die  Linke  an  ihre  Brust  und  hält 
in  der  Rechten  eine  rote  gefüllte  Blume.  Bez.  1.  u.  (verkleinert): 


U\tm uranit  £ 


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Eiohenholz;  h.  0,98%;  br.  0,82%.  —  1742  aus  der  Sammlung  Araignon  in 
Paris.  —  Radiert  1781  (und  noch  einmal)  von  A.  H.  Riedel;  1896  von  W.  Unper. 
—  Gest.  von  l).  J.  Pound  und  1885  von  A.  Schultheiss.  —  Phot.  Braun  I1T,  31  ; 
Phot  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Briickm.  —  Bode  R:  N.  264;  IV  S.  121. 

1563  Das  Opfer  Manoah's.     Buch  der  Richter  XIII,   Vers  20: 

(1316)  »und  als  die  Flamme  vom  Altare  zum  Himmel  auffuhr,  stieg 
K  3  auch  der  Engel  des  Herrn  in  der  Flamme  empor«.  Manoah 
und  sein  Weib,  die  Eltern  Samsous,  hatten  ein  Traukopfer 
gespendet,  um  einen  Sohn  zu  erflehen.  Links  vor  ihnen  brennt 
das  Opferfeuer  am  Boden.  In  der  Mitte  kniet  der  graubärtige 
Manoah  in  dunkelrotem  Rocke  mit  gefaltet  erhobenen  Händen. 
Rechts  neben  ihm  kuiet  seiue  Gattin    in    gelbem    Kleide    und 


•  '-^^Pralral 

.  WIM      WS^n/hsM      M 

JEBLm*     *  i^SrM 

sRiäf^f  ■''-*•'.  '"■.'                                         ^jmB"^^«^SSwB' 

No.    1560       Rembrandt  van  Rijn. 

■'-.':  '.■:..                                                                               '    j 

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No.    1563.      Rembrandt  van  Rijn. 

Tafel  XXm. 


E.   Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     505 


rotem,  auch  über  den  Hinterkopf  gezogenem  Mantel.  Links  über 
der  Flamme  entschwebt,  von  hinten  gesehen,  der  erwachsene 
Engel    in   weissem  Gewände.     Bez.  rechts   oben    (verkleinert): 


Leinwand;  h.  2,42 ;  br.  2,83.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  177  als  »opera 
delle  sue  piü  insigni«.  —  Gestochen  von  Jak.  Houbraken  ■$  JJ,  47.  —  Phot.  Braun 
III,  30;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm.  —  Bode  R:  N.  234;  IV  S.  77. 

Die  Goldwägerin.     Kniestück   nach    rechts.     Die  Alte  in    1564 
braunem,  reich  besetztem  Kleide  und  hellem  Schleier  sitzt  an  (1317) 
ihrem  mit  Schmucksachen  bedeckten  Tische,  erhebt    die  Wage      K  4 
in  der  Eechten  und  ist  im  Begriffe,  mit  der  Linken  ein  Goldstück 
drauf  zu  legen.     Eechts  zwischen  dem  Schranke  und  dem  Tische 
ein  Vorhang.     Bezeichnet  oben  links:  Mevibrandt  f.  1643. 

Leinwand;  h.  1,13;  br.  0,99%.  —  Inv.  1754,  II  346.  —  Wenn  wir  die  In- 
schrift ihrer  glatten,  festumrissenen  Ränder  wegen  auch  mit  H.  für  unecht  ansehen, 
so  glauben  wir  doch  mit  Bode  an  der  Echtheit  des  Bildes  festhalten  zu  müssen. 
Auch  Com.  Hofstede  de  Groot  teilt  uns  gütigst  mit  (1896),  dass  er  seinen  Wider- 
spruch gegen  die  Echtheit  aufgebe.  —  Radiert  1754  von  A.  Riedel,  1814  von  Ä.  H. 
Riedel,  von  J.  v.  d.  Bruggen,  W.  Baillie  nnd  G.  F.  Schmidt.  —  Phot.  Braun  XI, 
23;  Tamme;  Hanfst.;  Bruekm.  —  Bode  R:  N.  304;  IV  S.  201. 

Bildnis  eines  jungen  Kriegers.     Brustbild   nach  rechts  auf    1565 
braunem  Grunde.     Der  junge  Krieger  trägt  einen  eisernen  Hals-  (1318) 
kragen,    einen    dunkelbraunen,    vorn    mit    goldener    Kette    zu-      K  2 
sammengehalteneu  Mantel,  ein  dunkies  Barett  mit  flotter  Feder. 
Die    behandschuhte   rechte  Hand    legt   er    rechts   vor  sich  auf 
einen  Tisch.     Bezeichnet  oben  rechts  (verkleinert): 


GUm  v 


ran 


Leinwand;  h.  0,76%;  br.  0,67.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  9.  —  Nach 
H,  schon  im  Inventar  1722,  was  nicht  richtig  zu  sein  scheint.  —  Radiert  1767  und 


506         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1769  von  C.  O.  Schultze,    175ö  von  A.  Rieflet,   von  J.  G.  ilertel  und  P.  Tanje.  — 

—  Phot.  Braun  IX,  31  ;  Hanist.;  Tamme;  Brackin.  —  Bode  1?:  N.  270;  IV,  S.  133. 

1566  Die  Grablegung  Christi.     In    der   dunklen  Höhle,    zu    der 
(1320)  man    rechts    auf  den    hell    beleuchteten  Calvarienberg   hinaus- 

K  4  bückt,  drängen  sich  die  Angehörigen  des  Heilands  beim  Scheine 
der  Kerze,  die  links  ein  Alter  hält,  und  der  Laterne,  die  rechts 
im  Vordergrunde  steht,  um  den  zur  Linken  aufgestellten  Sar- 
kophag. Drei  Männer  sind  im  Begriffe,  den  Leichnam  des  Hei- 
lands auf  weissem  Linnentuche  hinabzulassen;  einer  fasst  ihn 
unter  den  Achseln,  ein  zweiter  hält  seine  Füsse,  der  dritte,  in 
der  Mitte,  fasst  beide  Enden  des  Tuches.  Rechts  vorn  sitzt 
Maria  neben  zwei  anderen  Frauen  am  Boden.  Bezeichnet 
halblinks  am  Sarkophag  (verkleinert): 

Leinwand;  h.  '1,9,  \.,;  I,r.  0,(;8'/2-  —  1763  aus  dem  Naehlass  d«s  Herrn  Gaul. 
Lormier  im  Haag.  —  Vorher  bei  der  Douairiere  v.  d.  Sauden  -  Munter.  —  Das 
original  befindet  sich  in  der  Passionsfolge  der  Münchener  Pinakothek.  Eine  Scbul- 
wiederholung,  wie  die  unsere,  besitzt  das  Braunschweiger  Museum.  Doch  scheint 
eine  Wiederholung  des  viel  früheren  Bildes  von  Remhrandt  1653  hervorgeholt  und 
teilweise  eigenhändig  übergangen  zu  sein.     So  auch  Bode,  Stadien,  S.  l:j.r>  und  !:;<>. 

—  Phot.  Braun  Vf,  33;   Phot.  Cios.;   Häufst.;  Tamme;   Brurkru.  —  Bode  R:   IT.  129 ; 
II,  S.   139. 

1567  Bildnis    eines    bärtigen    Alten.      Halbfigur    nach    links    auf 
(1319)  braunem  Grunde.    Der  langbärtige,  langhaarige  Alte  trägt  über 

K  2  rotem,  vorn  reichbesetztem  Rock  einen  grossen  dunklen  Mantel 
und  ein  schwarzes  Barett.  In  der  allein  sichtbaren  Rechten 
scheint  er  seine' Handschuhe  zu  halten.     Bez.  o.  1.  (verkleinert): 

Jtempramit-  V- '  v  t* 

EiohenhoU;  h.  1,02;  ür  0,7s.  luv.  1722,  A  207.  —  NacbJH.  1742  aus  Paris. 
Doch  f-tebt  dio  N.  207  noih  auf  deio  Bilde';  darnach  kam  es  früher  aus  Polen.  — 
Ein   llanpthild    der    spateren,    mächtig    breiten,    »knotenden     Technik    dos  Meir-ters. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     507 

Vgl.  Bode,  Studien,  S.  503  und  569.  —  Radiert  1764  von  A.  Riedel,  1889  von 
K.  Koepping.  —  Phot.  Braun  VI,  32,  XI,  22;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruekm.  — 
Bode  R:  N.  386;  V,  S.  185. 

Ein    Herr    mit    roter    Pelzmütze    im   Lehnstuhle.     Halbfigur    1568 
von   vorn  mit  nach  links  gewandtem  Kopfe  auf  dunkelgrauem  (1327) 
Grunde.     Bunter,   gemusterter  Rock,   grauer  Mantel,  mit  Pelz      K  2 
verbrämte  rote  Sammetmütze.    Die  rechte  Hand  hängt  an  der 
Seitenlehne  des  Sessels  herab. 

Leinwand;  h.  0,98 V,  *>r.  0,68%.  —  Von  H.  für  luv.  1722,  A  207,  gehalten. 
Das  ist  jedoch,  wie  die  darauf  erhaltene  Nummer  beweist,  unser  Bild  N.  1567.  — 
Sicher  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Von  Bode  (Studien,  S.  515  und  519)  als  echtes 
Werk  Rembrandt's  (um  1656)  anerkannt.  Von  einigen  neueren  Kennern  dem  Rem- 
bTandt  abgesprochen  und  dem  B.  Fabritius  zugeschrieben.  So  auch  Seidlitz  (Rep. 
XVI  H.  375).  Wir  müssen  die  Frage  noch  offen  halten.  —  Phot.  Braun  XIV,  29; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruekm.  —  Bode  R:  N.  467;  VI,  S.  167. 

Selbstbildnis   des    Meisters   mit   dem  Zeichenbuche.     Halb-    1569 
figur  nach  rechts  auf  braunem  Grunde.    Der  gealterte  Meister  (1322) 
trägt  eine  schwarze  Kappe  und  einen  vorn  geöffneten  dunklen      K  1 
Mantel,  unter  dem  an  der  Brust  und  am  Unterärmel  ein  feuer- 
roter Rock  zum  Vorschein  kommt.     In  der  Linken  hält  er  Buch 
und  Tintenfass,  in  der  Rechten  die  Feder,  mit  der  er  ins  Buch 
zeichnet.     Bezeichnet  rechts  unten  am  Buch: 


,MO/Mlit/ft<&7. 


Leinwand;  h.  0,S.r>J^;  br.  0,05.  —  Inventar  1722,  A  94.  —  Charakteristisch 
für  die  trübe  Stimmung  des  Meisters  im  Jahre  1657,  in  dem  seine  ganze  Habe  ver- 
steigert wurde,  ist  nicht  mir  der  melancholische  Gesichtsausdruck,  sondern  auch  die 
trübe  Färbung.  Vergl.  Bode,  Studien,  S.  516  und  568.  —  Schwarzkunstblatt  von 
Jakob  Gole,  Stich  von  Mogel,  Radierung  von  A.  Riedel.  —  Phot.  Braun  XI,  21 ; 
Pbot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruekm.  —  Bode  R:  N.  427;  VI,  S.  87. 

Bildnis   eines  Mannes   mit  Perlen  am  Hut.     Kniestück    im    1570 
Profil  nach  links  auf  dunkelgrauem  Grunde.    Der  Dargestellte  (1323) 
soll  der  jüdische  Gelehrte  Manasse  Ben  Israel  sein.     Er  trägt      K  1 
einen  reichen  Goldbrokatrock,  ein  weisses  Hemd,  einen  schweren, 
schwarzen  Mantel  mit  goldigem  Futter  und  einen  breiten,  mit 
Perlenschnüren   geschmückten  Hut.     Die  Hände   hat   er   links 
vor  sich  übereinander  gelegt. 

Leinwand;  h.  0,82;  br.  0,71.  —  Inventar  1722,  A  262;  aus  Polen.  —  Nach 
Bode,  Studien,  S.  539,  um  1667  gemalt.     —    Radiert  von  A.  Giedel,  als  Brustbild 


508         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1769  von  C.  G.  Schnitze.  —  Phot.  Braun  XIII,  29;  Hanfst;  Tamme;  Bruckm.  — 
Bode  R:  N.  517;  VH,  S.  HO. 

1571  Bildnis  des  Alten  mit  dem  Stocke.    Kniestück  etwas  nach 

(1324)  links  auf  braunem  Grunde.    Den  rechten  Arm  legt  der  grau- 
K  1      bärtige  Alte    links   auf  eine  Brüstung,    in   der   rechten  Hand 

hält  er  einen  Stock,  in  der  behandschuhten  linken  den  rechten 
Handschuh.  Er  trägt  einen  braunen  Rock  mit  goldener  Brust- 
kette, einen  dunklen  Sammetmantel  und  Sammethut. 

Leinwand;  h.  0,95%;  br.  0,80  %.  —  Nach  H.  1742  aus  der  Sammlung  Carignan 
zu  Paris  (?)  —  Sicher  Inventar  Gnarienti  (vor  1753)  N.  1046.  —  Der  Mantel  und 
der  Hut  sind  von  einem  Künstler  des  XVIII.  Jahrhunderts  übermalt  worden,  nach 
einigen  von  Dietrich,  nach  anderen  von  Pesne.  Vgl.  auch  Bode,  Studien,  S.  497  und 
569.  Ursprünglich  gehört  das  Bild  der  mittleren  Zeit  Rembrandt's,  um  1645  an.  — 
Gest.  von  Danzel  und  P.  Tanje  j$  II.  48.  —  Phot.  Braun  X,  27;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Tamme;  Bruckm.  —  Bode  R:  N.  295;  IV,  S.   185. 

Nach  Rembrandt 

1572  Die  Grablegung  Christi.  Man  sehe  die  Beschreibung  unseres 
(1329)  Bildes  N.  1566.  Nach  letzterem  oder  nachdem  dort  erwähnten 
standehaus  älteren    Münchner  Exemplar    ist   das    unsere    nur   eine  Kopie. 

Leinwand;  h.  1,01%;  br.  0,73.  —  Inventar  1722,  A  1145;  damals  als  Ori- 
ginal ;  doch  schon  bei  H.  richtig  nur  als  Kopie. 

I  572  A  Der  Rabbiner.     Halbfigur  fast  von  vorn.     Im  Hintergrunde 

(1424)  das  Innere  eines  jüdischen  Tempels.     Rechts  die  Nische  mit  der 
K  2     Schlangensäule,  davor  ein  Tisch  und  ein  Stuhl.     Der  noch  blond- 
bärtige Alte  trägt  einen  hellen  Turban  und  einen  dunkeln,  vorn 
mit  goldener  Spange  zusammengehaltenen  Mantel.     Die  Hände 
legt  er  vor  sich  ineinander. 

Leinwand;  h.  0,90^;  br.  0,73!^.  —  Kat.  1S87  :  N.  1590.  —  Wohl  1725  durch 
Leplat  als  Rembrandt.  Inv.  1722—28,  A  1619.  —  Das  Bild  ist  unter  allen  Um- 
ständen eine  Kopie  nach  einem  berühmten,  1635  gemalten  Originale  Rembrandt's. 
das  sich  zu  Chatsworth  beim  Duke  of  Devonshire  befindet.  Vergl.  Bode,  Stadien. 
S.  427.  Das»  von  den  in  verschiedenen  Sammlungen  vorkommenden  Kopien  (z.  B. 
noch  in  der  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien,  in  der  Pinakothek  zu  Turin,  ini  Arualien- 
stift  zu  Dessau)  mindestens  das  Berliner  und  das  Dresdner  Exemplar  von  Salomon 
Koninck  (nuten  zu  N.  1589)  herrühren,  wie  bisher  angenommen  wnrde,  erscheint 
bei  näherer  Betrachtung  ganz  unerwiesen.  Das  onsere  wurde  auch  erst  seit  dem 
Katalog  von  1872  zu  Koninck  in  Beziehung  gesetzt.  Es  ist  in  der  Tat  als  gute 
Werkstattkopie  anzusehen,  die  mit  Koninck  nichts  zu  schaffen  hat.  So  zuerst  Hof- 
stede  de  Groot.  —  Phot.   Hanfst.;   Bruckm. 

Unbestimmte  Schüler  Rembrandt's 

1573  Das    Bildnis    Rembrandt's  (?).     Brustbild    nach   links    auf 

(1325)  dunklem    Grunde.     Kleiner    dunkelblonder    Ober-    und    ünter- 
14  a 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     509 

lippenbart.     Blaugrüner    Rock,    roter    Mantel,    schwarzer  Hut, 
auf  der  Brust  eine  Medaille  an  goldener  Kette. 

Eichenholz;  h.  0,53%;  br.  0,46.  —  Wohl  Inv.  1722,  A  64.  Sicher  Inventar 
Guaiienti  (vor  1753)  N.  15S6.  —  Dass  das  Bildnis  Rembrandt  darstelle,  wie  hei  H. 
doch  nnr  frageweise  bemerkt  wurde,  erscheint  mindestens  zweifelhaft.  Ein  eigen- 
händiges Bild  des  Meisters  vermögen  wir  ebensowenig  in  ihm  zu  erkennen;  es  ge- 
hört einem  seiner  guten  Schüler  an.  So  auch  Bode,  Studien,  S.  498  und  570.  Die 
einen  denken  an  Flinck,  die  anderen  an  Tan  Geldern,  noch  andere  an  Jan  Victors. 
—  Radiert  als  »Rembrandt's  Selbstbildnis»:  von  Anton  Riedel,  C.  Gr.  Schultze  und 
einem  Anonymus.  —  Phot.  Braun  Sil,  36 ;  Tamme ;  Bruckni. 

Die  Berglandschaft  mit  der  Wassermühle.    Die  Mühle  liegt,    1575 
hell   von  einem  Sonnenblick  und  schweren  Wolken  beleuchtet  (1328) 
rechts  vorn  im  Tale.  Auf  dem  Berge  darüber  alte,  ummauerte      12  a 
Orte.     Links  Fernblick  ins  Tal,  vorn  ein  Sandweg  mit  einem 
einspännigen  Karren.     Ein  Holzkreuz  vorn  in  der  Mitte. 

Leinwand;  h.  0,78%;  br.  1,05.  —  Zuerst  im  Katalog  1812.  Damals  und 
noch  bei  H.  als  Rembrandt,  für  dessen  eigene  Hand  das  Bild  jedoch,  so  frisch  und 
geistvoll  es  ist,  kaum  gross  genug  empfunden  erscheint.  Bode,  Studien  (S.  490 
und  570)  ist  geneigt,  es  dem  A.  de  Gelder  zuzuschreiben  :  Com.  Hofstede  de  Groot 
stimmt  dem  zu.  Jedenfalls  gehört  es  zu  den  köstlichsten  Landschaftsbildern  der 
Werkstatt  Rembrandt's.  —  Radiert  von  K.  Koepping.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Mann  aus  dem  Volke.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von    1576 
vorn  auf  gelbgrauem  Grunde.     Sein  Antlitz   ist  von  krausem,  (2133) 
dunkelbraunem    Haupthaar    und    Vollbart     umrahmt.       Seine      8  c 
Kleidung  ist  an  der  Brust    geöffnet.     Bezeichnet    rechts   oben 
mit  einer  nicht  ganz    deutlichen  Inschrift,    die  wahrscheinlich 
Rembrandt  1636  gelesen  werden  muss. 

Eichenholz;  h.  0,21  %;  br.  0,16%.  —  Inv.  1722,  A  168,  als  »Rembrandt«. — 
H.  las  die  Jahreszahl  1638.  Das  Bild  war  seit  dem  Kat.  von  1843  unter  die  angeblich 
von  C.  W.  E.  Dietrich  (Dietricy)  herrührenden  Nachahmungen  Rembrandt's  versetzt 
worden,  wie  unsere  N.  15S0A. — 1580C.  Da  die  N.  168  des  Inv.  von  1722  jedoch 
auf  dem  Bilde  erhalten  ist  nnd  da  die  Erwerbungen  des  Jahres  1723  in  diesem  In- 
ventar erst  mit  N.  1370  beginnen,  so  muss  es  spätestens  1722  erworben  sein; 
und  damals  war  Dietrich  erst  10  Jahre  alt.  Es  scheint  uns  auch  aus  inneren  Gründen 
ein  niederländisches,  unter  dem  Einflüsse  Rembrandt's  entstandenes  Bild  zu  sein. 
Es  erinnert  uns  nach  wie  vor  an  Karel  Fabritius.  Bode,  Bredius  und  Seidlitz  sind 
übrigens  geneigt,  die  Inschrift  und  das  Bild  Rembrandt  selbst  zurückzugeben.  — 
Radiert  als  Rembrandt  von  A.  H.  Riedel  jun.  1780.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Unbestimmte  Meister  unter  dem  Einflüsse  der  Schule 

Rembrandt's 

Zwei  Alte  im  Zimmer.     Links  am  Fenster,  durch  das  die    1577 
Sonne  hereinscheint,    sitzt    eine    Alte,    rechts    am    Herde    ein  (1330) 

P  8 


510         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

langbärtiger  Alter    in    langem  Rocke    und  kleiner  anliegender 
Kappe.     Hinter  ihm  führen  Treppen  empor. 

Papier  auf  Leinwand ;  h.  0,29 ;  br.  0,36.  —  1871  gegen  den  damals  für  echt 
gehaltenen  Hasen  Dürers  von  1502,  der  nur  eine  Kopie  nach  dem  Original  in  der 
Albertina  zu  Wien  ist,  vom  Kupferstich-Kabinet  eingetauscht.  —  Phot.  Tamme. 

1578  Profilbild    eines    schwarzbärtigen   Mannes.      Brustbild  nach 
(1332)  rechts    auf   grauem  Grunde.     Ueber   dem  grünen  Rocke  trägt. 

Kagka(femie  ^er  Dargestellte  einen    weissen  Faltenkragen,    auf  dem  Kopfe 
eine  dunkle,  anliegende  Kappe. 

Eichenholz;  h.  0,44%;  br.  0,35%.  —  Inventar  1722,  A  61.  Schon  dort  als 
»unbekannt«,  bei  II.  unter  den  Rembrandt-Schülern.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunst- 
akademie. 

1579  Dädalus  und  Ikarus.     Kniestück.     Der  junge  Ikarus  steht 
(501)    links,    wendet    sich    nach    rechts    um    und    greift    mit    seiner 

L  3  Rechten  nach  seiner  schon  mit  dem  Flügel  versehenen  linken 
Schulter.  Sein  Vater  Dädalus  steht  rechts  hinter  ihm  und 
setzt  ihm  die  Flügel  an. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  0,98.  —  1731  durch  Leplat.  —  Früher  als  »unbekannt« 
im  Allgemeinen.  Bei  H.  als  »unbekannt«  in  der  venezianischen  Schule.  Das  Bild 
trägt  jedoch  den  Stempel  der  akademischer  werdenden  Nachahmer  Rembrandt's, 
wenn  nicht  gar,  woran  Frimmel  erinnert,  der  Richtung  des  Utrechter  Jan  Gerritz 
van  Bronchorst  (1604—1661  oder  1662). 

1 580  Die  Marien  am  Grabe  des  Heilands.     Rechts  in  der  Felsen- 
(1366)  grotte  steht  der  Sarkophag  Christi.     Auf  demselben  zwei  Engel 

P  7  in  weissen  Gewändern,  welche  die  mächtige  Steinplatte,  die  ihn 
bedeckte,  fortgeschoben  haben.  Vorn  links  blickt  eine  der  Marien 
ins  leere  Grab;  Magdalena  kniet  neben  ihr;  die  dritte,  die  ihr 
Antlitz  mit  einem  feuerroten  Mantel  verhüllt,  steht  hinter  ihnen. 

Eichenholz;  h.  0,64%;  br.  0,49%.  -  1727  durch  Le  Plat  (Inv.  1722  ff. 
A  1846)  als  »Art  des  Carracci«.  —  Von  H.  der  Schule  des  Bol  zugewiesen.  Jeden- 
falls von  einem  holländischen  Meister  des  XVII.  Jahrhunderts. 

I580A  Bartloser  Alter  im  Turban.     Brustbild   ohne  Hände  nach 

(2106)  links  auf  braunem  Grunde.    Schwarzer  Rock;  über  roter  Mütze 
66  c     mit    goldenen    Troddeln    an    den    Ohrenklappen    ein    weisser 

Turban.     Bezeichnet  links  (falsch):  Rembrandt  1636. 

Eichenholz;  h.  0,19;  br.  0,15%.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  2143.  —  Inventar 
Guarienti  (vor  1753)  N.  1005  als  Rembrandt.  —  Alte  Fälschung  auf  Rembrandt,  wie 
die  folgenden  beiden.  Neuerdings  irrtümlich  dem  Dietrich  zugeschrieben.  Zu  be- 
merken, dass  sie  nach  holländischer  Art  auf  Eichenholz  gemalt  sind.  Dietrich 
malte  in  der  Regel  auf  Buchenholz. 

I580B  Ein   Mann    in  brauner  Kleidung.       Brustbild    ohne    Hände 

(2107)  nach    links    auf    grauem    Grunde.       Der    Mann    trägt    einen 
66  c 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     511 

braunen  Rock  mit  aufrechtstehendem  Kragen  und  eine  braune 
Mütze.  Er  hat  ein  runzeliges,  von  spärlichem  Bartwuchs  um- 
rahmtes Gesicht.     Bezeichnet  links  unten:  Remb. 

Eichenholz;  h.  0,19%;  br.  0,16.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  2144.  —  Inv. 
1754,  II  240  als  Rembrandt.  —  Vgl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen,  N.  1580  A. 

Eine  alte  Frau.  Halbfigur  fast  von  vorn  auf  grauem  Grunde.  1 580  C 
Aus  dem  schwarzen  Mantel,  den  sie  auch  über  den  Kopf  ge-  (2108) 
zogen  hat,    blicken    ihr  Antlitz    und   ihre   linke  Hand  hervor.     65  b 

Eichenholz;  h.  0,47%;  br.  0,37.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  2145.  —  1741 
durch  v.  Kaiserling.  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  248  als  Rembrandt's 
Mutter,  von  Rembrandt  gemalt.  —  Alte  Fälschung  auf  Rembrandt.  Später  irr- 
tümlich Dietrich  zugesehrieben.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1580  A. 

Jan  Livens  (Livensz,  Lievens) 

Geb.  zu  Leiden  den  24.  Oktober  1607;  begraben  zu  Amsterdam 
den  8.  Juni  1674.  Schüler  des  J.  van  Schooten  in  Leiden 
und  des  P.  Lastman  in  Amsterdam  (1617 — 1619).  Unter 
Rembrandt's  Einfluss  weiter  entwickelt.  Tätig  um  1631  in 
England,  von  1635 — 1643  zu  Antwerpen,  1661  im  Haag, 
1639  und  1672  in  Leiden,  später  zumeist  in  Amsterdam. 

Ein  junger  Krieger.    Profil brustbild  nach  rechts  auf  grauem     1 53 1 

Grunde.     Der  dunkelblonde  junge  Mann  mit  kleinem  Schnurr-  (1297) 
bart  trägt    eine    eiserne   Halsberge    über    graubraunem  Rocke.      M  3 
Sein  Kopf  ist  scharf  von  hinten  beleuchtet.     Bez.  r.:  L. 

Eichenholz;  h.  0,54;  br.  0,46.  —  Inv.  1722,  A  176,  als  >Art  des  van  Dyck«. 
Richtig  als  Livens  seit  dem  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Ges. ;  Bruckm. 

Ein  alter  Mann.     Profilbrustbild  nach  rechts  auf  dunklem    1582 
Grunde.     Graues  Haar,  langer  grauer  Bart:  braungrauer,  vorn  (1298) 
geöffneter  Rock.  L  3 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  0,42.  —  1742  von  der  Leipziger  Ostermesse  (als 
N.  3383).  —  Phot.  Bruckm. 

Jacob  Adriaensz.  Bäcker 

Geb.  zu  Harlingen  1608  oder  1609;  gest.  den  27.  August 
1651  zu  Amsterdam.  Schüler  des  Lambrecht  Jacobsz  zu 
Leeuwarden,  des  Rembrandt  in  Amsterdam  1632.  Tätig  da- 
selbst.    Bredius:  Beknopte  Catalogus  (des  Haag)  1898  S.  10. 

Ein  alter  Mann  im  Pelz.     Brustbild,  halb  nach  rechts,  auf    1 583 
bräunlichem    Grunde.     Grauer    Rock;    Pelzmantel.     Schwarzes  (1336) 

K  2 


512  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Barett  mit  goldner  Schnur.    Kleiner  grauer  Schnurrbart.    Strenge 
senkrechte  Stirnfalte  über  der  Nase.     Bezeichnet  rechts: 


Leinwand;  h.  0,66345  br.  0,54.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Darüber, 
ilass  das  Monogramm,  in  dem  neben  dem  A  das  J  zu  erkennen  ist,  nicht  dasjenige 
des  Adriaen  Hacker  (Amsterdam  1630  oder  1636—1684),  sondern  des  Jacob  A.  Backer 
ist,  vergleiche  man  das  Berliner  Verzeichnis  von  1883  S.  I.s  —  l'.i  und  L.  Scheibler 
im  Kepert.  VI,  S.  194.  In  Dresden  ist  das  Bild  übrigens  stets  dem  Jacob  Backer 
zugeschrieben  worden.  —  Phot.  Bruckm. 

1584  Eine  dunkelblonde  junge  Frau.     Profilbrustbild    nach  links 
(1335)  auf  grauem  Grunde.     Braunes  Kleid  über  weissem  Hemde  mit 

48  c  roten  Querstreifen.  Goldene  Kette.  Bez.  links  oben  mit  einem 
dem  vorigen  ähnlichen,  in  Bezug  auf  seiue  Echtheit  jedoch 
nicht  zweifellosen,  aus  J.  A.  B.  zusammengesetzten  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,67%;  br.  0,60%.  —  Inventar  1722,  A  138,  als  -unbekanntes 
Original  ans  Polen«.  —  Radiert  von  Ant.  Riedel  als  A.  Brouwei.  —  Seit  dem 
Katalog  von  1812  als  Jac.  Backer.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

1585  Ein  alter  Kahlkopf.    Profilbrustbild  nach  links.    Der  Alte 
(1420)  mit    kleinem  grauen    Schnurrbart    trägt-    über    blossem  Halse 

K  2      einen  dunklen,  violett-braunen  Mantel. 

Leinwand;  h.  0,63%;  br.  0,53.  —  Inv.  1722,  A  124  als  »unbekannte  Kopie 
aus  Polen«.  Als  »G.  Flinck«  seit  dem  Katalog  von  1817.  So  noch  bei  11.  Der 
Vergleich  mit  unserem  bezeichneten  Bilde  Jacob  Backer's  N.  1583  einerseits,  mit 
unseren  bezeichneten  Bildern  G.  Flinck's  andererseits  läset  jedoch  keinen  Zweifel, 
das«  es,  wie  Bode,  bei  v.  Zahn  VI,  S.  205,  übrigens  schon  1875  ausgesprochen, 
nicht  von  Flinck,  sondern  von  Backer  herrührt.  —  Dass  der  Kopf  die  Stndie  zu 
dem  Geheimschreiber  auf  unserem  Bilde  Flinck's  N.  1602  sei,  wie  behauptet  worden, 
ist  auch  nicht  zuzugeben. 

1586  Ein  junger,    ganz    rot    gekleideter  Mann.      Brustbild  nach 
(1196)  links  auf  braunem  Grunde.     Roter  Mantel  auf  rotem  Schniir- 

K  3      rock;  rotes  Barett  mit  hinten  herabhängender  Feder. 

Eichenholz;  h.  0,71;  br.  0,60.  —  Inv.  1722,  A  253,  als  »unbekanntes  Ori- 
ginal«. Im  Inv.  Guarienti  N.  229  als  »Schule  Rembrandt's«.  —  Später,  bei  H..  wie 
das  folgende,  das  offenbar  dieselbe  Hand  zeigt,  frageweise  den  Bildern  Sal.  de  Bray's 
N.  1376  nnd  1377  angereiht;  doch  zeigen  sie  offenbar  eine  andere,  spätere,  durch 
Rembrandt  heeinflusste  Hand.  Nach  Scheibler  (Dr.  Not.)  und  Abr.  Bredins  (N.  N.) 
sicher  von  Jac.  Backer  aus  einer  früheren  Zeit  als  die  anderen.  Dieser  Ansicht 
schliessen  auch  wir  uns  an. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     513 

Ein  junger  Mann   in  rotem   Mantel    und    dunklem    Federhut.    1 587 

Brustbild  nach  rechts  auf  braunem  Grunde.     Mit  der  behand-  (1197) 
schuhten  Linken  stützt  der  Dargestellte  sich  auf  sein  Schwert.      K  3 

Eichenholz ;  h.  0,72 ;  br.  0,55.  —  Nach  H.  durch  von  Hagedorn  ans  Hamburg. 

—  Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1835.  Damals  als  »de  Koning»,  dessen  Name 
auf  der  Rückseite  steht.  —  Vergl.  die  übrigen  Bemerkungen  zu  dem  vorigen  Bilde. 
Oass  es  von  derselben  Hand  herrührt,  wie  dieses,  erscheint  unzweifelhaft. 

Salomon  Koninck 

G-eb.  zu  Amsterdam  1609;  begraben  daselbst  den  8.  Aug.  1656. 

—  Oud  Holland  I,  p.  299.  —  Schüler  verschiedener  Meister 
in  Amsterdam,  wo  er  1630  der  Gilde  beitrat,  bald  aber  ganz 
unter  den  Einfluss  Rembrandt's  geriet.     Tätig  in  Amsterdam. 

Der  Eremit.     Kniestück  fast  von  vorn.     Der  grauhaarige,    1589 
graubärtige,    grauröckige    Einsiedler   sitzt    vor  dunklem  Wald-  (1423) 
rande,    über  dem  links  der  gelbe  Himmel  leuchtet,    an   einem     K  3 
grossen    Steine    und    liest   in    dem    mächtigen,    vor  ihm   auf- 
geschlagenen   Buche.     Mit  der  Linken  stützt  er    sein    Haupt. 
Bezeichnet  unten  rechts  (in  einer  Reihe) : 


S  *  A  onfiuk. 


Leinwand;  h.  1,21;  br.  0,99%.  —  luv.  1722,  A  1380,  als  unbekannt,  später 
eine  Zeitlang  dem  F.  Bol  zugeschrieben.  So  noch  bei  H.  1856.  Erst  seit  H.  1862, 
nachdem  die  Inschrift  entdeckt  worden,  richtig  als  Koninck.  —  Gest.  von  G.  Planer 
j$  IIT,  43.  —  Phot.  Braun  VII,  35;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Brnckm. 

Der  Astronom.    Halbligur  fast  von  vorn  auf  braungrauem  1 589  A 
Grunde.     Der    ältliche,    bärtige  Herr  trägt  einen   gelbbraunen  (1425) 
Rock,  einen  schwarzen  Mantel  und  eine  schwarze  Sammetmütze      K  1 
mit  Rückenschleier.     Den  linken  Arm  stützt  er  auf  einen  roten 
Tisch,  auf  dem  rechts  eine  Erd-  oder  Himmelskugel  steht.  Die 
Arme  kreuzt  er  auf  der  Brust;  in  der  Rechten  hält  er  seine 
Brille,  in  der  Linken  sein  Fernrohr.     Bezeichnet  oben  rechts: 
Daniel  Co  .  .  .  A°- 16  .  .  .    (Nur  das  »Daniel«  ganz  deutlich.) 

Leinwand ;  h.  1,08% ;  br.  0,87.  —  Kat.  1887:  N.  1695.  —  Wohl  Inv.  1722,  A.31, 
als  »Manier  Rembrandt's«.  In  den  H. 'sehen  Katalogen  als  Sal.  Koninck.  Nachdem 
jedoch  die  Existenz  eines   1668   geborenen   Daniel    Koninck    (Oud  Holland  I,  1883, 

33 


514  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

p.  304  bis  307)  nachgewiesen  wurde,  glaubten  wir  es  in  unserer  ersten  Auflage  auf 
Grund  der  allerdings  nicht  überzeugenden  Inschrift  diesem  zusprechen  zu  müssen. 
Da  das  Bild  jedoch  offenbar  nicht  von  einem  1668  geborenen  Meister  herrühren  kann, 
sondern  älter  sein  muss,  so  kehren  wir  mit  Bode,  Bredius,  Hofstede  de  Groot  n.  a. 
zu  der  Ansicht  zurück,  dass  die  Inschrift  nicht  als  Künstlerbezeichnung,  das  Bild 
alier  als  ein  Werk  des  Salonmn  Koninck  anzusehen  sei.  —  Phot.  Braun  XIV,  40; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tanime;  Bruckru. 

I588B  Ein  Alter  mit  goldener  Schnur  am   Barett.    Brustbild  ohne 

(1326)  Hände  fast  von  vorn    auf  grauem    Grunde.     Der  weissbärtige 
L  3      Alte  trägt  einen  braunen  Rock  mit  goldener  Brustkette,  einen 
schwarzen  Mantel  und  ein  dunkles,    mit  goldener  Schnur  ein- 
gefasstes  Barett. 

Leinwand;  h.  0,57;  br.  0,45.  —  Kat.  1887:  N.  1754.  —  Inv.  1722,  A  155, 
als  Original  von  Rembrandt;  so  noch  bei  H.,  der  jedoch  schon  hinzufügte,  vielleicht 
von  Koninck.  Bode  (Studien,  S.  570  Anm  1)  ging  einen  Schritt  weiter,  indem  er 
sagte,  »wahrscheinlich«  von  »Salomon  Koninck«.  In  der  Tat  steht  das  Bild  den 
Werken  diesers  Meisters  so  nahe,  dass  es  wohl  sicher  von  ihm  herrührt.  —  Als 
Rembrandt    radiert    anonym    und    von    C.  G.  Schnitze  1870 ;  gest.  von  Jos    Canale. 

Bernaert  Fabritius 

Geburtsjahr  unbekannt;   lebte  noch   1672.     Schüler  des  Rem- 

brandt  in  Amsterdam;    1657 — 1659   in  Leiden  nachweisbar. 

Bilderdaten  von   1656  —  1672. 

1591  Eine  junge  sich  schmückende  Frau.     Brustbild  nach  links 

(1331)  auf  dunkelgrauem  Grunde.   Die  Dame  trägt  ein  rotes  Kleid  und 

K  2     im  Haar  ein  rotes  Band.     Eine  Perlenhalskette  schmückt  ihre 

Brust.    Sie  windet  sich  eine  Perlenschnur  um  den  linken  Arm. 

Leinwand  auf  Holz ;  h.  0,7S  ;  br.  0,62%.  —  Inv.  1722,  A  107,  als  »unbekannt«. 
Später  und  bei  H.  mit  Recht  unter  den  Schülern  Rembrandt's  verzeichnet.  Auf 
Grund  der  neuerdings  bekannt  gewordenen  Bilder  des  Bernaert  Fabritius  iz.  B.  in 
Cassel,  in  Aachen,  in  Amsterdam!,  in  dessen  Malweise  sich  manchmal  auch  die 
dunklen  Schatten  wiederfinden,  ist  das  Bild  neuerdings  von  verschiedenen  Seiten 
diesem  Meister  zugeschrieben  worden.  Wir  schliessen  uus  dieser  Ansicht  an.  So 
auch  Scheibler,  Dr.  Not.  —  Radiert  als  »Rembrandt«  1722  von  J.  A.  Riedel.  — 
Phot.  Braun  XIII,  33;  Bruckm. 

Jan  Asselijn,  gen.  Crabbetje 

Geb.  1610  zu  Dieppe  in  Frankreich  (wenn  nicht,  wie  man 
früher  annahm  und  was  wahrscheinlicher  erscheint,  zu  Diepen 
bei  Amsterdam);  begraben  in  Amsterdam  den  3.  Oktober  1652. 
Schüler  des  Es.  v.  d.  Velde,  aber  in  Rom  unter  dem  Einflüsse 
Jan  Miel's  und  P.  van  Laer's  in  hausierender  Richtung  aus- 
gebildet.    Tätig  in  Rom,  später  in  Amsterdam. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      515 

An  der  Klosterpforte.  Rechts  ein  Kloster,  links  eine  Heiligen-    |  592 
säule.     Auf  der  Klostertreppe  steht  ein  Franziskanermönch,  der  (1397) 
Krüppeln  und  Bettlern  Speise  reicht.     Vorn    links   unter  dem       9  c 
hohen  Hause  neckt  ein  Bettelbube  einen  Hund.     In  der  Mitte 
unter    vielem  Volk    ein    vornehmes   Paar:    der  Herr  in  rotem 
Mantel,  die  Dame  in  schwarzenr|Kleide.    Bez.  links  unten: 


yfc4  •  j'^f?- 


Leinwand ;  h.  0,59;  br.  0,74  J^.  —  Inv.  Guar,  (vor  1773)  N.  1697.  —  Phot.  Bruckm. 

Hirt  und  Herde  unter  Säulenruinen.    Im  Mittelgrunde  links    1593 
hinter  hoher  Mauer   drei    römische    Säuleu,    rechts    über    dem  (1398) 
Flusse   eine   Steinbrücke.     Vorn    auf   dem   Wege  7  b 

steht  ein  grauer  Stier,  liegt  ein  braunes  Rind 
und  spricht  ein  Hirt  in  schwarzem  Hut  und 
Mantel  mit  der  Frau  in  blauem  Kleide,  die  links 
aus  den  Ruinen  herabblickt.  Neben  ihm  ein 
gelber  Hund.     Bezeichnet  rechts  unten : 

Leinwand;  h.  0,96Y2 ;  br.  0,75.  —  Inv.  1722,  Ä  517.  Eine  etwas  veränderte 
Wiederholung  dieses  Bildes,  angeblich  von  der  Hand  des  Giov.  Batt.  Weenix,  besitzt 
das  Braunschweiger  Museum :  Kat.  1900  N.  366.     Vgl.  Nachtrag  S.  19. 

Hirtenjunge  und  Herde  am  Wasser.    Links  im  Mittelgrunde    1594 
eine  Hütte  unter  Bäumen,  rechts  im  Hintergrunde  ein  Schloss  (1399) 
am    Gebirge.     Vorn    im    Wasser,    nach    rechts   gewandt,    ein      13  a 
mächtiger  grauer  Ochse;  hinter  ihm,  am  Ufer, 
ein    Esel    und   ein   braunes  Rind.     Rechts  auf 
einem    Stein,    nach  links  gewandt,   ein   Hirten- 
junge mit  blossen  Füssen  im  grossen  schwarzen 
Hute.     Bezeichnet  unten  links  : 

Leinwand;  h.  0,43 J^;  br.  0,35^.  —  Inv.  1722,  A  459. 

Die  Furt.     Rechts    ein    Ruinenbogentor  an  einem  Felsen,  I594A 
auf  dem  ein  alter  Viereckturm  steht.    Links  über  dem  seichten      8  a 
Wasser,  das  Reiter  und  Fussgänger,    Esel  und  Hunde  durch- 
waten, ein  Blick  auf  die  Hügelküste. 

Leinwand;  h.  1,337a  >  Dr-  0,407a-  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten B.  F.  Nossky. 

Bartholomäus  van  der  Helst 

Geb.  zu  Haarlem   1613    (nach    den    Schriftquellen);    begraben 
zu  Amsterdam  den   16.  Dez.  1670.     Schüler  des  Nicolas  Elias 

33* 


516  Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

in  Amsterdam.  Gehörte  1653  zu  den  Begründern  der  Amster- 
damer Lukasgilde. 

1595  Die  Gattin  des  Bürgermeisters  Andries  Bicker  von  Amsterdam. 

(1279)  Halbfigor  nach  links  auf   grauem  Grunde.     Die  wohlgenährte 

K  1     Frau  trägt   ein    schweres,    gemustertes    schwarzes    Kleid,    eine 

weisse,    abstehende  Haube,  eine  grosse  weisse  Halskrause  und 

Spitzenmanschetten.     Sie  legt    vorn    ihre   Hände    übereinander 

und  hält  ihre  Handschuhe  in  der  Rechten.     Bez.  1.  o.: 


B  *  (vci/wcr  >  hast' 


Eichenholz;  h.  0,92}^;  br.  0,70.  —  187G  aus  der  Sammlung  Rühl  in  Köln.  — 
Das  Gegenstück,  das  Bildnis  des  Bürgermeisters  Bicker,  von  demselben  Jahre  datimt, 
befindet  sich  im  Reichsmuseuui  zu  Amsterdam.  Hass  unser  Bild  in  der  Tat  Bürger- 
meister Bieker's  Gattin  darstellt,  bestätigt  die  Inschrift  der  Rückseite :  Juffrouw 
Boelense  Huysvrouwe  van  de  Heer  Andries  Bicker.  —  Phot.  liraunVUI,  :',:'>;  Hautet.; 
Tamme;  Bruekm. 

1596  Die  Frau   hinter  dem  Vorhange.     Brustbild   von   vorn    auf 

(1276)  grünem  Grunde.    Das  üppige  Weib,  das  mit  der  rechten  Hand 
K  2     einen  grünseidenen  Vorhang,    hinter    dem    es  hervorblickt,  zu- 
rückschlägt   und    die   linke   an    seine  Brust  legt,   trägt  einen 
roten  Ueberwurf  über  weissem  Hemde  und  einige  Vergissmein- 
nicht  am  Busen.     Bezeichnet  rechts  unten : 


Leinwand;  h.  0,73;  br.  0,65%.  —  Inv.  1722,  A  15.  —  Die  Inventarnummer 
sitzt  auf  der  Bildinsehrift,  die  also  alter  ist.  —  Phot.  Braun  IV,  34;  Bruekm. 

1597  Bildnis  eines  jungen  Mannes.     Brustbild    nach    links    auf 

(1277)  duukelgrauem    Grunde.     Das    lange    schwarze    Haupthaar   des 
M  1 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      517 

jungen  Mannes  von  dunkler  Gesichtsfarbe  mit  dem  Schatten 
eines  Schnurrbarts  über  der  Oberlippe  fällt  auf  den  anliegenden 
weissen  Kragen  herab,  den  er  über  schwarzem  Rocke  trägt. 
Mit  der  linken  Hand  zieht  er  den  schwarzen  Mantel  über 
seine  Schultern  empor. 

Leinwand;  h.  0,70%;  br.  0,55%.  —  1751  von  dor  Leipziger  Ostermesse.  H. 
—  Inventar  1755,  II  47.  —  Phot.  Braun  XI,  26;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckni. 

Angeblich  Barth,  van  der  Fielst 

Bildnis  einer  alten  Frau.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links.    1598 
Die  Alte  trägt  eine  abstehende  weisse  Haube  und  eine  Halskrause.  (1278) 

Eichenholz;    h.  0,35;  br.  0,28%.    —    Zuerst  im  Katalog  von  1855.     Früher  Rädernde" 
irrtümlich  als  van  der  Helst.    Dagegen  auch  Seidlitz,   Repert.  XVI,  26,  S.  376.  — 
1904  an  die  Königl.  Kunstakademie. 

Jacob  van  Loo 

Geb.  zu  Sluis  1614;  gest.  zu  Paris  am  26.  Nov.  1670.  Schüler 
seines  Vaters  Jan  van  Loo.  Von  1642 — 1662  tätig  zu 
Amsterdam,  wo  er  1652  Bürger  wurde,  dann  zu  Paris,  wo 
er  1663  in  die  Akademie  aufgenommen  wurde.  Hauptförderer 
der  akademischen  Richtung  der  Amsterdamer  Schule. 

Paris  und  Oenone.     Die  schöne  Nymphe    sitzt  nackt  auf    1599 
rotem  Gewände  am  Fusse  des  Baumes;  der  rechts  stehende,  nur  (1407) 
mit  leichtem  weissen  Gewände  geschürzte  Hirt  schneidet,  über      K  2 
sie  gebeugt,  fast  von  hinten  gesehen,  ihren  Namen  in  den  Baum- 
stamm. Links  ein  Lamm  und  der  Hund.  Bez.  r.  u.:  I :  V  :  Loo. 

Leinwand;  h.  2,12;  br.  1,72.  —  Inventar  1734,  II  311.  Damals  -wurde  der 
Gegenstand  als  Medor  und  Angelica  (vergl.  oben  zu  N.  336)  bezeichnet.  Die  Nackt- 
heit der  Figuren  lasst  jedoch  eher  auf  Paris  und  Oenone  sehliessen.  So  seit  dem 
Katalog  von  1846.     Gestochen  von  Jos.  Canale  9g»  III,  34. 

Govert  Flinck 

Geboren  den  25.  Januar  1615  zu  Cleve;  gestorben  den 
2.  Februar  1660  zu  Amsterdam.  Lernte  zuerst  in  Leeuwarden 
bei  Lambert  Jabocsz.,  dann  in  Amsterdam  bei  Rembrandt. 
In  Amsterdam  blieb  er  ansässig. 

Ein  Mann  mit  roter  Kappe.     Profilbrustbild  nach  links  auf    1600 
gelblichem  Grunde.     Der   graubärtige    Alte    trägt   eine   blaue  (1418) 
Jacke,  ein  braunes  Schurzfell  und  eine  rote  Kappe.     Bez.  1.  u.:      14  a 


518         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,71;  br.  0,54.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  — Phot. 
Braun  VIH,  31;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

1 60  I  Ein  Herr  mit   schwarzem 

(1419)  Käppchen.  Brustbild  nach 
14  a  rechts  auf  grauem  Grunde. 
Der  ältliche  Herr  mit  grau- 
blondem Barte  trägt  einen 
.  schwarzen  Bock,  einen  weissen 
Klappkragen,  ein  schwarzes 
Käppchen.  Bezeichnet  rechts 
unten : 


Leinwand;  h.  0,66}^;  br.  0,53%.  —  1723  aas  der  Sammlung  Wrzowecz  in 
Prag.  —  Inv.   1722,  A  1448.  —  Phot.  Ges. 

1602  Der    Uriasbrief.     Kniestück.     Nach    links    gewandt,    vor 

(1417)  dunklem  Vorhange  thront  David  im  Purpurmantel,  die  Krone  auf 
K  3  dem  Haupte.  Mit  dem  Szepter,  das  er  in  der  Rechten  hält,  be- 
rührt er  den  verhängnisvollen  Brief  in  der  Hand  des  Urias,  der 
gehelmt  und  geharnischt,  sich  zum  Gehen  wendend,  links  vor 
dorn  König  steht.  Rechts  vorn  sitzt  der  alte  Geheimschreiber 
in  gelbem  Mantel  und  grünem  Turban  am  grünen  Tische. 

Leinwand;  h.  1,50%;  br.  2,18%.  —  Inventar  1754,  II  97,  als  »F.  Bol«.  — 
So  noch  bei  H.  1856 ;  von  H.  zuerst  1862  frageweise,  später  ohne  Fragezeichen  dem 
Bol  genommen  und  dem  Flinck  gegeben.  Die  Benennung  i  Flinck«  ist  seitdem  öffent- 
lich nicht  wieder  bestritten  worden.  —  Phot.  Braun  XV,  31;  Phot.  Ges.;  Tamme; 
Hanfst.;  Bruckm. 

Ferd.  Bol 

Getauft    den    24.   Juni    1616    zu    Dordrecht    (Amsterdamer 
Catalogus  1903);  begraben  den  24.  Juli  1680  zu  Amsterdam. 


Tafel  XXIV. 


±i.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      519 


Schüler  Rembrandt's  zu  Amsterdam.     Ansässig  daselbst  bereits 
vor  1640;   1652  Bürger. 

Die  Ruhe    auf   der    Flucht    nach  Aegypten.     In    einsamer    1603 
Felsenlandschaft  sitzt  Maria  nach  rechts  gewandt.     Sie  stützt  (1362) 


ihren  Kopf  in  die  Linke,  hält  mit  der  Rechten  den  auf  ihrem 
Schoosse  in  Windeln  liegenden  Säugling  und  bietet  ihm  ihre 
linke  Brust.  Hinter  und  über  ihr  sitzt  Josef,  sorgenvoll  auf  sie 
herabblickend.  Seinen  Korb  hat  er  rechts  auf  die  Felsenbank 
gestellt.     Ganz  rechts  vorn  der  Esel.     Bez.  u.  1.  (verkleinert) : 


K  4 


Leinwand;  h.  2,03;  br.  2,61.  —  1743  Ton  der  Leipziger  OBteraesse  (Inventar- 
Nummer  3362).  Entwürfe  dazu  unter  Eeckhont's  Namen  in  der  Albertina  zu  Wien. 
—  Gesehabt  von  W.  Ward.  —  Phot.  Braun  III,  33;  Hanfst.;  Tamme;  Brnckm. 

Jakob's  Traum.    Rechts  schläft  der  junge  Jakob  mit  gefal-    1 604 
teten  Händen  auf  rotem  Mantel  am  Felsen.  Ein  kleiner  Engel  hebt  (1363) 
den  Rand  seines  Strohhutes  auf,  damit  der  Glanz  des  himmlischen      ^  3 
Lichtes  ihm  ins  Antlitz  scheine.    Links  vor  ihm  steht  ein  grosser 
Engel  in  weissem  Gewände,  streckt  die  Rechte  segnend  über  ihn 
aus  und  ist  im  Begriffe,  die  Himmelsleiter  zu  besteigen,  deren 
höhere  Sprossen  sich  in  duftigem  Halblicht  verlieren.   Bez.  r.  u. : 


Leinwand ;  h.  l,28Va ;  br.  0,97.  —  Inv.  1722,  A  140.  —  Ein  Entwurf  in 
Rötel  dazu  unter  Eeckhont's  Namen  in  der  Alhertina  zu  Wien.  —  Phot.  Braun  I,  32  ; 
Phot.  Ges.;  Hanfst.:  Tamme;  Bruckm. 

Jakob  vor  Pharao.    Der  Beherrscher  Aegyptens  sitzt  rechts,    1 605 
nach  links  gewandt,    im  Hermelinmantel    und   hohem  Turban,  (1364) 

K  1 


520         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

auf  seinem  Thronsessel.  Neben  ihm  steht  Josef  in  weissem 
Rocke  und  hohem  Turban  und  stellt  seinen  alten  Vater  Jakob 
vor,  der  in  tiefrotem  Rocke  links  im  Vordergrunde  kniet. 

Leinwand;  h.  1,70;  br.  2,14.  — Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  400,  bereits  als 
>Bol«.  Beglaubigt  auch  durch  Ger.  Hoet's  »Catalogue  of  Naamslist  van  Schilderten« 
II  (S'Gravenhage  1742)  Bl.  244  Nr.  83.  —  Gestochen  von  E.  G.  Krüger  jß  III,  9. 
—  Phot.  Braun  IV,  35 ;  Phot.  Ges  ;  Tanime ;  Bruckni. 

1606  Männliches  Bildnis.     Wie  es  heisst.  des  Künstlers  Selbst- 
(1365)  bildnis.    Brustbild  nach  rechts  auf  graubraunem  Grunde.    Roter 

14  b     Rock,  schwarzer  Mantel.  Langes  auf  die  Schultern  herabfallendes 
Haar  unter  breitem,  schwarzem,  die  Stirn  beschattendem  Hute. 

Leinwand;  h.  0,63;  br.  0,48.  —  Inv.  1722,  A  64,  als  Rembrandt.  —  Phot. 
Braun  XV,  29;  Hanfst. 

Jacob  van  Dorste 

Am  22.  Dezember  1667  machte  der  »Kunstschilder«  Jacobus 
van  Dorsten  zu  Amsterdam  sein  Testament,  am  6.  Jan.  1678 
wurde  er  daselbst  begraben.  In  Leiden  geboren,  wohnte  er  in 
Amsterdam  (Bredius  N.  N.).  Wahrscheinlich  Schüler  Rembrandt's. 

1607  Ein  Mann  Im   Hute.     Halbfigur  im  Profil  nach  links,  auf 
(1427)  bräunlichem  Grunde.     Der    Dargestellte,    dessen    Gesichtsfarbe 

14  c     ganz  goldig  angehaucht  ist,  trägt  einen  graugelben  Bart,  einen 
braunen  Rock,  einen  dunklen  Hut.     Bez.  rechts  in  der  Mitte: 


orsfa.&c\  t 


Eichenholz;  h.  0,74;  br.  0,59V2-  —  Inv.  1722,  A  11,  als  »ein  Bauernkopf  von 
Reml>randt-.  Die  Bezeichnung  ergab  (seit  dem  Katalog  von  1S62)  den  wahren  Ur- 
heber.    Dieser  ,T.  van  Dorste  war~offenbar  ein  Rembrandtschüler.  —  Phot.  Bruckm. 

Drost 

Ein  Maler  Drost  ging  nach  Houbraken,  nachdem  er  Schüler 
Rembrandt's  in  Amsterdam  geweseu,  mit  Karl  Loth  und  Jan 
van  der  Meer  d.  j.  nach  Italien.  Bredius  (Amsterdamer  Katalog 
3.  Aufl.  1887)  vermutete  einen  Cornelis  Drost  in  ihm.  Ein 
Bild  des  Innsbrucker  Museums  dagegen  ist  P.  Drost  bezeichnet. 

1608  Merkur,  den  Argus    einschläfernd.     Kniestück.      Der   alte 

(1429)  Wächter  der  In  sitzt,    auf   seinen  Stab    gelehnt,    nach   rechts 
L  3 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     521 

gewandt,  auf  einem  Steine,    im  Begriffe   einzunicken.     Kechts 
neben  ihm  bläst  Merkur  die  einschläfernde  Flöte. 

Leinwand;  h.  1,16%;  br.  0,98%.  — 1748  durch  B.  Benzoni  aus  Venedig.  — 
Schon  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  422  als  »Drost«.  Seine  früheren  Bilder, 
wie  das  bezeichnete  Casseler  und  das  Amsterdamer,  das  jetzt  Karel  Fabritius  zuge- 
schrieben wird,  sind  durchaus  rembrandtisch.  Das  unsere,  dem  das  Innsbrucker  Bild 
N.  602  »Knabe  mit  Geyer«  sich  einigermassen  anschliesst,  zeigt  in  der  Tat  etwas 
Italisierendes,  das  man  Loth's  Einfluss  in  Italien  zuschreiben  könnte.  Vergl.  auch 
Em.  Jacobson  in  Oud  HoUand  XV,  1897  p.  212. 

Aelbert  Jansz  Klomp 

Geb.  um  1618  zu  Amsterdam ;  verunglückte  den  20.  Dez.  1688. 
Nachahmer  des  Paul  Potter.     Tätig  in  Amsterdam. 

Viehweide  am  Flussrand.     Eechts    unter  Bäumen   ein  mit    1609 
Stroh  gedecktes  Bauernhaus.     Links    der  stille  Fluss,    in  der  (1824) 
Ferne   ein  Kirchturm.     Vorn    die    sonnige  "Weide   mit  Kühen     13  a 
und  Schafen.     In    der  Mitte  wird    eine  Kuh    gemolken.     Be- 
zeichnet unten  in  der  Mitte: 


w^U 


omp 


7- 


<*. 


Leinwand ;  h.  0,74 ;  br.  0,65.  — 1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Phot.  Braun  X,  38. 

Jan  Looten  (van  Looten) 

Geb.  1618,  mutmasslich  zu  Amsterdam  (wo  er  sich  1643, 
25  Jahre  alt,  verlobte);  gest.  1681  in  England.  Nachweis- 
bare Daten  auf  seinen  Gemälden  von  1656  — 1677.  Tätig 
bis  1669  zu  Amsterdam,  zuletzt  in  England.  Landschaftsmaler 
der  vor-Ruisda  ersehen  Richtung. 

Landschaft  mit  der  Hirtin.   Vorn  rechts  Waldrand  auf  einer    1610 
Anhöhe,    tnter  dem  vorderen  Baume  sitzt  eine  Schäferin,  die  (1564) 
ihren  Hund   streichelt.     Der  Schäfer   steht    weiter   links,    auf     Q  3 
seinen  Stab  gelehnt,  am  Abhang.    Schafe  und  Ziegen  auf  der 
"Weide.  Links  Blick  über  kahle  Abhänge  ins  Tal.      •  >( 

Im   Mittelgrunde    ein  Rundturm.     Bez.  u.  1. :     I  Looffft 

Kupfer;  h.  0,40 J^;  br.  0,49.  —  1860  aus  dem  »Vorrat«.  —   Phot.  Bruckm. 

Landschaft    mit    dem    Galgen.      Im  Vordergrunde    rechts     1611 
Eichen  am  Berghang.    Im  Mittelgrunde  eine  Windmühle.    Vorn  (1565) 
auf  dem  unebenen  Wege,  von  hinten  gesehen,  ein  Reiter,  dem     H  c 


522         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

ein  Hund  folgt.     In    der  Mitte    ein 
Galgen.    Links  ein  Kirchturm  hinter  . 

Bäumen.     Vorn   links    ein   einzelner     X     £-»OOTO?^ 
Eichbaum.    Bezeichnet  rechts  unten: 

Kupfer;  h.  0,40;  br.  0,49.    —    1860   aus  dem  »Vorrat«.  —  Gegenstück  zum 
folgenden. 

1612  Landschaft    mit    dem    Liebespärchen.      Links    unter    einer 
(1566)  mächtigen  Eichengruppe    weiden  Schafe    und  Ziegen    und  kost 

Q  3  ein  Hirt  mit  einer  Hirtin.  Rechts  vorn  ein  einzelner  Bauer. 
In  der  Mitte  auf  dem  sonnigen  Wege  ein  Jäger  mit  seinen 
Hunden.     Bezeichnet  links  unten  wie  das  vorige:  J.  Looten. 

Kupfer ;  h.  0,40 ;  br.  0,49.  — 1860  aus  dem  »Vorrat«.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Philips  Koninck 

Geb.  zu  Amsterdam  den  5.  Nov.  1619;  begr.  daselbst  den  4.  Okt. 
1688.  Schüler  seines  Bruders  Jakob  Koninck  und  Rembrandt's 
van  Rijn.  Arbeitete  1 640 — 41  in  Rotterdam,  sonst  in  Amsterdam. 

1 6 1 2  A  Holländische    Landschaft.      Blick    von    sandigen    Hügeln, 

10  a  durch  die  sich  ein  Fluss  windet,  über  die  weite  Ebene,  über 
die  die  Schatten  der  teils  dunklen,  teils  sonnenbeleuchteten 
Wolken  dahinziehn.  Rechts  vorn  im  Sonnenlichte  Bauernhäuser 
unter  Bäumen.  Das  vordere  mit  weinumrankten  Dache.  Links 
vorn  im  Schatten  eine  Baumgruppe.  In  der  Mitte  auf  dem  hellen 
Wasser  ein  Segelkahn ;  dahinter  im  Schatten  am  Ufer  ein  Kirchdorf. 

Leinwand;  h.  1,22;  br.  1,65. —  1905  im  Kunsthandel  aus  London.    Charak- 
teristisches Bild  des  durch  seine  Landschaften  berühmten  Meisters. 

Otho  Marseus  van  Schrieck 

Geb.  1619  oder  1620  zu  Nijmegen;  begraben  zu  Amsterdam 
den  12.  Juni  1678.  Er  besuchte  Italien,  Frankreich  und  Eng- 
land, arbeitete  aber  hauptsächlich  in  der  Nähe  von  Amsterdam. 

1613  Pflanzen  mit  Insekten,  Amphibien  und  Reptilien.    Ein  leben- 
(1400)  diger  Blumenstrauss   (hellroter  Mohn,   blaue  Winde,   feuerrote 

15  c  Bohnenblüte,  weisser  Fingerhut)  spriesst,  von  Schmetterlingen 
umgaukelt,  vor  altem  dunklen  Gestein.  An  seinem  Fuss  in  der 
Mitte  spritzt  eine  Kröte  ihr  Gift  ^~       ^^_ ^ 

nach    einem    bereits    getöteten     C^t  ^\Q  Jv{<k?ff\M^\j S 
bunten  Schmetterlinge.     Links  — '       ~"^>\ 

fängt  eine  Eidechse  einen  Kohl-         iC/3        O 
weissling.      Bez.  links   unten:         &  4 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     523 

Leinwand;  h.  0,69;    br.  0,53.  —    Inventar  1722,  A  142.    —    Phot.  Brnekm. 

Eine  Schlange  am  Vogelnest.     Eine  Mohnblume  und  eine    1614 
Blattpflanze   spriessen,  von  Schmetterlingen    und  Insekten  be-  (1401) 
lebt,  im  Moose  vor  dem  Walde.    Links  eine  Schlange  und  ein      15  c 
Vogelnest  mit  Jungen,  die  der  Alten  gegenüber  ihre  Schnäbel 
aufsperren.     Rechts   ein  Iltis.     Bezeichnet  halb  rechts  unten: 

Leinwand;  h.  0,69;  br.  0,53.    —   Inventar  1772,  A  152.    —   Phot.  Brnekm. 

Jan  Victors  (auch  Victor,  Fictoor) 

Geboren  um  1620  zu  Amsterdam,  gestorben  auswärts  bald 
nach  1676;  verheiratet  in  Amsterdam  1642,  Hauseigentümer 
1662.  Schüler  Rembrandt's  in  Amsterdam.  (Oud  Holland  IV, 
p.  219  —  220.)  Die  Angabe  des  »Catalogus«  des  Amster- 
damer Rijks-Museunis  von  1903,  dass  der  Meister  am  19.  De- 
zember 1695  in  Amsterdam  begraben  sei,  hat  der  »Catalogue« 
derselben  Sammlung  von   1904  nicht  aufrecht  erhalten. 

Die  Findung  Mosis.      Die    ägyptische    Königstochter    sitzt    1615 
rechts,  nach  links  gewandt,  am  getreppten  Ufer  des  Nils.    Vor  (1662) 
ihr,  von  vorn  gesehen,  sitzt  eine  Frau  des  Gefolges  und  gibt      X  3 
dem  kleinen  Findling  die  Brust.    Acht  andere  Frauen  oder  Mäd- 
chen drängen  sich  neugierig  heran.     Rechts  schliessen  Bäume 
den  Mittelgrund.    Links  blickt  man  in  die  Ferne.    Bezeichnet 
unten  links  (ähnlich  dem  folgenden):  Johs  Victors  fe.  1653. 

Leinwand;  h.  1,76;  br.  1,99.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Gegenstück 
znm  folgenden.  —  Phot.  Braun  V,  31 ;  Tamme. 

Die  Findung  des  Bechers  in   Benjamins  Sack.     Vorn  sind    1616 
die  Söhne  Jakob's  um  den  geöffneten  Kornsack  gruppiert.    Ben-  (1663) 
jamin  beteuert  seine  Unschuld,  indem  er  seine  Hand  ans  Herz      K  3 
legt.    Der  Haushalter  Joseph's  aber  steht,  von  vorn  gesehen,  in 
der  Mitte,  hält  deu  Becher,  den  er  im  Sacke  gefunden,  in  der 


524         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Rechten,    und    deutet  mit   der  Linken  drohend    auf  Benjamin. 
Links  ein  Knecht  mit  einem  Esel.    Bez.  1.  unten  (verkleinert): 


'öhaiKS 


^Didtäft 


Q\  doz 


Leinwand;  h.  1,79;  br.  1,96^.  —  Zuerat  im  Katalog  von  1835  —  Gegen- 
stück zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  X,  31 ;  Tamme. 

Jacomo  Victor  (auch  Fictor) 

Geburts-   und  Todesjahr   unbekannt.     Wahrscheinlich  ein  Ver- 
wandter des  Jan  Victors.     Lebte   um   1633  in  Venedig,    um 
1670  aber  wieder  in  Amsterdam,  wo  er  noch  1678  erwähnt  wird. 
1617        Federvieh.  In  der  Mitte  ^r 

(1664)  vor    alten  Werkstücken    f        / 
L  3     eine  weisse  Henne    mit  I    /jf    (  (*)    t  ^  \   (/ 

ihren  Küchlein.     Links    -      J    ^V  •    ^  V  ^ 

weiter  oben  ein  braunes   \^/ 
Huhn,  unten  eine  Taube. 
Waldhintergrund  rechts. 
Bez.  rechts    am   Pfahl: 

Leinwand;  h.  1,12;  br.  0,96.  —  Nach'H.  1741  durch  von  Kaiserling;  doch 
hat  sich  die  Inventarnummer  nicht  erhalten.  —  Wir  konnten  es  zuerst  im  vCata- 
logue<  von  1766  nachweisen. 

Hendrik  Dubbels 

Geb.   1620  oder  1621   zu  Amsterdam,  wo  er  1650  Aeltester 
der  Gilde  war,  sich  1656  verheiratete  und  am   0.  Juni  1676 
begraben   wurde.     Oud  Holland  III,  p.   141. 
I6I7A  Seestück.    Graues,  frisch  bewegtes  Meer,   von  grossen  und 

(2321)  kloinen  Schiffen  belebt.     Grauer  Himmel,    doch  helle  Sonnen- 
8  b      blicke  vorn  links  und  im  Mittelgrunde  rechts     --.  /nnci    O 
auf  dem  Wasser.    Bez.  unten  in  der  Mitte:     -uVböubS 

Leinwand;  h.  0,51;  l>r.  0,51.  —  Kat.  1S87  u.  1892:  N.  1551.  —  18,83  im 
Kunsthandel  üHer  Grünl>erg.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Gerbrand  van  den  Eeckhout 

Geb.  zu  Amsterdam  d.  19.  Aug.  1621;  begr.  das.  d.  29.  Sept.  1 674. 
(OudHoll.III,  p.  141.)  Schüler  Rembrandt's.  Tätig  zu  Amsterdam. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      525 


Die  Darstellung  Christi  im  Tempe'.     Die  Handlung  spielt  im    1 6 1 8 
Chor  des  Tempels.    Vorn  links  führt  eine  Treppe  herauf,  rechts  (1504) 
steht   das  Priestergestühl,    in    der  Mitte  schimmert  das  Aller-     14  b 
heiligste    hinter    einem  Vorhange.     Simeon    kniet,    nach    links 
gewandt,  mit  dem  Christkinde  in  den  Armen.  Ihm  gegenüber  kniet 
Maria  und  steht  Josef  mit  den  Tauben.     Rechts  Priester  in  far- 
bigen Gewändern.    Vorn  links  auf  einer  Stufe  sitzt  ein  Knabe  mit 
einem  Apfel  in  der  Hand  neben  einem  blaugekleideten  Mädchen. 

Leinwand;  h.  0,67'/2;  kr.  0,84.  —  luv.  1722,  A  428,  als  »Rembrandt«.  Als 
>Eckhout«  seit  dem  Katalog-  von  1812.  —  Dasselbe  Bild  in  etwas  grösseren  Maassen 
beim  Comte  Charles  Cavense  in  Brüssel  wird  nach  dessen  Angabe  von  Bredius  dem 
Bernh.  Fabritius  (siehe  zu  N.  1591)  zugeschrieben.  Auch  unser  Bild  erinnert  an 
diesen  Meister.  —  Phot.  Bruckm. 

Jakob's  Traum.  Links  schläft  Jakob  mit  dem  Rücken  gegen  1 6 1 8  A 
einen  Stein  gelehnt.  lieber  seinem  Schoosse  liegt  ein  rotes  Tuch.  10  a 
Rechts  vor  ihm  steht  ein  grosser  geflügelter  Engel  in  weissem 
Doppelgewande,  die  Rechte  segnend  über  den  Schlafenden  aus- 
streckend, auf  der  untersten  Sprosse  der  Himmelsleiter.  Braunes 
Gewölk,  in  dem  kleine  Engelknäblein  als  Begleiter  der  grossen 
Engel  spielen,  füllt  fast  den  ganzen  Raum.  Rechts  hinten 
Hirtenfeuer   im  Mondschein.     Bez.  r.  vorn    auf  einem  Steine: 


526         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,28;  br.  1.04.  —  Kat.  1892:  N.  2189  D.  —  1892  von  der  Ver 
Steigerung  der  Sammlung  Habich  in  Cassel.  —  Es  ist  das  bei  Woltra.  und  Woerm. 
III,  S.  718  erwähnte  Bild.  —  Phot.  Hanfst. ;  Tamme;   Brock m. 

Giovanni  Battista  Weenix 

Geb.  1621  zu  Amsterdam;  gest.  1660  bei  Utrecht  (nach 
Houbraken).  —  Schüler  des  Abr.  Bloemaert  zu  Utrecht,  des 
Claes  Moeijaert  zu  Amsterdam.  Tätig  in  Italien,  wo  er  seinen 
Vornamen  italisierte,  1642 — 1646,  in  Amsterdam  1 647 — 1 649 ; 
dann  auf  Schloss  Ter  Mey  bei  Utrecht. 

1619  Die  Begegnung  Jakob's  und  Esau's.     Links   vor  der  Stadt 

(1694)  eine  mächtige  Bogen-  und  Säulenruine.  Rechts  führt  ein  Weg, 
12  a  auf  dem  eine  Herde  bergein wärts  getrieben  wird,  in  die  Berg- 
landschaft. Links  vorn  umarmen  Jakob  und  Esau  sich,  tief  zur 
Erde  gebeugt.  Links  hinter  dem  einen  sein  Gefolge  zu  Rosse: 
rechts  hinter  dem  andern  seine  Frauen  und  Kinder.  Bezeichnet 
oben  in  der  Mitte: 


ILO  -Jaflttii-W 


ctmx 


Leinwand;  h.  1,01  ;  br.  1,35.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
—  Bis  1723  wahrscheinlich  in  der  Sammlung  Wrzowecz  in  Prag.  Vergl.  Dr.  Toman 
im  Repertorinm  X  (1887)  S.  22.  —  Phot.  Bruckm. 

1620  Hühnerhof    unter    Ruinen.     Links    steht    ein    prachtvolles. 
(1695)  behaubtes,    schwarz  und  weiss  gezeichnetes  Huhn,    hinter  dem 

K  1      zwei  andere  im  Sande  liegen.     Rechts  bellt  ein  Hündchen  hinter 
einem  Steine.     Bezeichnet  links  oben: 

Leinwand;  h.  0,78;  br.  0,94%.  —  1741  dureh  von  Kaiserlins   —  Phot.  Tamme. 

Vielleicht  Giov.  Batt.  Weenix 

1621  Campagna-Landschaft.     Rinder  und  Menschen  auf  kahlem. 
(1533)  zerschnittenem    Erdreich.     Rechts    vorn    sitzen    ein    Mann    in 

15  b     schwarzem  Hute  und  eine  Frau  mit  ihrem  Spinnrocken  neben 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      527 

einander  am  Boden.  Auf  der  Anhöhe  darüber  fünf  Menschen 
und  ein  Ochse.  Links  ein  Jäger  mit  drei  Hunden,  in  der  Ferne 
ein  Fluss.  Links  unten  der  Rest  einer  Bezeichnung  Giov.Ba 

Leinwand;  h.  0,47 J^;  br.  0,67.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag;  1856  ans 
dem  Vorrat.  Von  H.  seltsamer  Weise  dem  noch  im  XVI.  Jahrhundert  geborenen 
Antwerpener  Maler  W.  Backereel  zugesehrieben,  von  dessen  Hand  sonst  keine  Bilder 
bekannt  sind.  Vergl.  F.  J.  v.  d.  Branden,  Geschiedenis,  p.  661  und  1422.  Allerdings 
las  H.  die  Bezeichnung  auch  W.  Backereel.  Allein  alle  neueren  Forscher,  die  das 
Bild  untersucht  haben,  lesen  wie  oben  angegeben.  Diese  Bezeichnung  scheint  auf 
Giov.  Batt.  Weenix  zu  deuten,  dem  z.  B.  Scheibler  (Dr.  Not.)  und  Bode  das  Bild 
auch  zuschreiben. 

Jan  Abrahamsz.  Beerstraaten 

Getauft  den  21.  Mai  1622  zu  Amsterdam;  gest.  daselbst  1666. 
Bredius  N.  N.  Tätig  zu  Amsterdam,  wo  er  sich  1642  zum 
ersten,   1665  zum  zweiten  Male  verheiratete. 

Flussmündung  und  Seebucht.     Links  die  offene  See,  rechts    1622 
die  Bucht,  der  ein  Dreimaster  zusegelt.    Auf  einem  Felsen  vor-  (1784) 
sprung   eine   alte    getürmte  Burg,    von  der  ein  Holzsteg  über     13  c 
einen  Wasserfall  zum  Festlande  hinüberführt.  Weiter  rechts  eine 
Wassermühle,  ganz  rechts  ein  zweiter  Wasserfall.     Bezeichnet 
unten  in  der  Mitte: 


iraitn. 


Eichenholz;  h.  0,55J^;  br.  0,45^.  —  Wahrscheinlich  Inventar  1722,  B  1111. 
Uehrigens  erst  im  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Bruckni. 

Seesturm   an  steiler  Felsenküste.     Rechts   die  Felsenküste    1623 
mit  einem  Rundturm  auf  dem  Vorsprung  und  einer  Holzbrücke  (1785) 
über  die  trennende  Schlucht.    Links,  vorn  auch  rechts,  schäumt     50  a 
das    empörte  Meer.     Unter   den  Felsen    sinkt   ein  Dreimaster. 
Einige  Leute  haben  sich  auf  die  vorn  aus  den  Fluten  ragende 
Klippe  gerettet.     Wohl  vorn  in  der  Mitte  bezeichnet  gewesen. 

Eichenholz ;    h.  0,89 ;    br.  1,23.  —   Inv.   1722,  B  1113,  als  Bakhuysen.     Als 
Beerstraaten,  was  richtig  zu  sein  scheint,  schon  seit  dem  Inventar  1754,  II  698. 


528         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Art  J„  A.  Beerstraaten's 

1624  Seesturm  an  steiler  Felsenküste.  Rechts  die  schroffe 
(1974)  Felseiiküste  mit  einem  Rundturm.  Vorn  das  aufgeregte  Meer, 
ständehaus  LinKS    vorn    sinkt    ein    Dreimaster,    rechts    unter    den  Felsen 

scheitert  ein  zweiter.  Einige  Leute  haben  sich  auf  die  Klippe 
vorn  rechts  gerettet.     Bez.  unten  am  Balken:  Niklaes  .  . 

Leinwand;  h.  1,04;  br.  1,52.  —  Inventar  1722,  B  994,  als  Niklaes  König. 
So  wurde  die  Inschrift  nämlich  entziffert;  und  so  wurde  sie  noch  von  H.  gelesen. 
II.  machte  einen  Maler  Niklas  König  daraus,  der  um  1600  in  Nürnberg  gelebt  habe. 
Ein  Nürnberger  Maler  dieses  Namens  ist  jedoch  nicht  bekannt  (nur  ein  Jakob  König, 
der  kein  Seemaler  war).  Auch  genügt  ein  Blick  auf  unser  Bild,  um  zu  sehen,  dass 
es  nicht  um  1600  in  Nürnberg,  sondern  um  1650  in  den  Niederlanden  gemalt  ist. 
Wir  reihen  es  an  dieser  Stelle  ein,  weil  es  uns  dem  zuletzt  genannten  Bilde  (N.  1628) 
verwandt  zu  sein  scheint.  In  der  Bezeichnung  scheint  uns  »Niklaes-  einigermaassen 
sicher  zu  sein.  —  Com.  Hofstede  de  Groot  wirft  die  Frage  auf,  ob  Claes  Wou  (ver- 
treten i.  B.  in  Emden  und  Stockholm)  nicht  der  Meister  sein  könne. 

Gerrit  Lundens 

Auch  Luuden  oder  Lunders.  Getauft  zu  Amsterdam  den  27.  Sep- 
tember 1622,  verheiratet  daselbst  1643;  lebte  noch  1677 
daselbst.     Oud  Holland  IV  (1887),  p.  304. 

1625  Geiger  und  tanzendes  Mädchen.  In  einer  Bauernstube  tanzt 
(1731)  ein  Mädchen  mit  roten  Strümpfen,  indem  sie  mit  einem  Löffel 

P  8  gegen  eine  Zinnkanne  schlägt.  Links  vorn  ein  Geiger.  Weiter 
zurück  rauchende  Zuschauer.  Rechts  am  Kamin  schläft  einer 
auf  einem  Stuhle.     Bezeichnet  links  nuten: 

Eichenholz;  h.  0,42;  br.  0,35V2-  —  1761  durch  Riedel  von  der  Leipziger  Oster- 
messe.    11.  —  Wir  konnten  es  zuerst  im  Katalog  von  1818  nachweisen.  —  I'hot.  Ilruckm. 

1626  Ein  Mädchen  auf  den  Knieen  eines  Mannes.  Das  saubere 
(1713)   Pärchen  sitzt  vorn,   nach  links  gewandt,  auf  einem  Stuhle.     Das 

P  8  Frauenzimmer  in  schwarzer  Jacke  mit  Mauer  Schürze  streckt 
die  Rechte,  in  der  es  ein  Bierglas  hält,  ausgelassen  von  sich. 
Rechts  weiter  zurück  küsst  ein  Alter  eine  Alte.  Bezeichnet 
unten  halb  rechts: 


du-  fUj-W 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     529 

Eichenholz;  h.  0,31%;  br.  0,29.  —  Zuerst  in  der  »Specificatio«  von  1707. 
—  Inventar  1722,  A  565,  als  »Gindels«.  Die  Inschrift  ist  jedoch,  wenn  sie  auch 
nicht  ganz  deutlich  ist,  genau  so  zu  lesen,  wie  diejenige  des  vorigen  Bildes,  die 
Jahreszahl  wahrscheinlich  ebenfalls  1656,  sicher  nicht  1616.  So  schon  Bode  bei 
v.  Zahn  VI,  S.  195.  Uebrigens  hat  das  Bild  in  früheren  Katalogen  richtig  als 
Werk  des  G.  Lundens  oder  Ltmders  gegolten  und  war  erst  bei  H.  ungerechtfertigter 
Weise  als  »unbekannt«  bezeichnet  worden.  —  Phot.  Bruckm. 

Johannes  Lingelbach 

Getauft  zu  Frankfurt  a.  M.  den  10.  Okt.  1622;  gest.  zu  Amster- 
dam im  Nov.  1674.  Gebildet  unter  dem  Einflüsse  des  Ph. 
Woiiwennan,  sowie  auf  einer  Reise  durch  Frankreich  (1642 
bis  1644)  und  Italien  (1644—1650).  Seit  1650  in  Amster- 
dam, wo  er  sich  1653  verheiratete. 

Ein  Seehafen.     Links  ein  Leuchtturm  auf  einem  Bogen-    1627 
Unterbau.     Rechts  eine  Palastmauer  mit  einem  Balkon.    In  der  (1992) 
Mitte  das  Meer  mit  grossen  Schiffen.     Vorn  der  reich  belebte      9  b 
Strand:  links  "Wäscherinnen,   rechts  ein  Herr  auf  einem  Pferd 
neben  einer  Dame  auf  einem  Maultier;  in  der  Mitte  an  "Waren- 
ballen Männer  in  bunten  Trachten.     Bez.  rechts  in  der  Mitte: 


I  Lin  Gel  Bach 


Leinwand;  h.  l,08»/2;  br.  0,89V2.  —  1751 
durch  Riedel  von  der  Leipziger  Ostermesse.  H. 
—  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1601.  —  Phot.  Braun  XI,  30. 

Landvolk  am  Wege.     Rechts  eine  kleine  Anhöhe,  auf  der    1628 
ein  Bauer  mit  einem  Ochsen  pflügt.     Unten   auf   dem  Wege  (1442) 
wird  ein  Schimmel  neben  einem  schwarzen  Pferde  von  seinem     13  b 
am    Boden    sitzenden  Lenker    am    Zügel    gehalten.     Daneben 
rastendes  Volk  an  einem  Holzzaun.     Links    ein    Bursche   auf 
einem  Lasttier,  eine  Frau  und  ein  Knabe. 

•  Eichenholz;  h.  0,50%;  br.  0,43%.  —  Inv.  1722,  A  490,  nur  als  »Manier« 
des  Wouwerman.  Im  Inventar  Guarienti  (vor  1765)  N.  522  als  »Pieter  Wouwerman«, 
der  ein  jüngerer  Bruder  des  Philips  war.  Später  unter  die  echten  Werke  des  Philips 
gestellt.  So  auch  noch  bei  H.,  nach  dem  das  Bild  auch  mit  dem  Monogramm  Wou- 
werman's  bezeichnet  wäre.  Dieses  konnte  jedoch  nicht  aufgefunden  werden.  Dem 
Lingelbach  zuerst  von  Scheibler,  Dr.  N.,  zugeschrieben.  Nachdem  wir  die  bezeichneten 
Bilder  der  frühen,  von  Wouwerman  beeinflussten  Art  Lingelbach's  (z.  B.  im  Amster- 
damer Museum)  aufs  neue  verglichen,  sind  wir  zu  der  Ueberzeugung  gekommen, 
dass  es  aus  der  Frühzeit  dieses  Meisters  herrührt. 

34 


530         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Paulus  Potter 

Getauft  den  20.  November  1625  zu  Enkhuizen;  begraben  den 
17.  Januar  1654  zu  Amsterdam.  Schüler  seines  Vaters  Pieter 
Potter  zu  Amsterdam  und  des  Jacob  de  Wet  zu  Haarlem. 
Tätig  erst  zu  Delft  (Mitglied  der  Gilde  1645),  dann  im  Haag 
(Mitglied  der  Gilde   1649),  zuletzt  in  Amsterdam  (seit  1651). 

1629  Ein  Rinderhirt  mit  seiner  Herde.     Der  Hirt  schreitet,  nach 

(1529)  links  gewandt,  rechts  vorn  vor  einem  alten  Weidenbaume  hinter 

13  a     seinen  sechs  Kindern  her.     In    der    Mitte    auf   einer    kleinen 

Anhöhe  ein  Wagen.     Im  Hintergrunde  ein  Kirchturm.     Rechts 

im  Mittelgründe  ein  Bauernhpf  unter  Bäumen.    Bez.  links  unten : 


Us.qT;    1   65- 2, 


Eichenholz;  h.  0,36;  br.  0,49%.    —   Inventar  1722,  A  278.    —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  l'hot.  Ges.;  Hanfst.;  Tanime;  Bruckm. 

1630  Ruhende  Herde.     Links    vorn    auf   einer   kleinen   grünen 
(1530)  Anhöhe  ein  Pferd,  vier  Schafe,  eine  liegende    graue  Kuh  und 

13  a  ein  bunter  Stier,  der  sich  an  einem  Pfahl  reibt.  Rechts  vorn 
liegt  unter  spärlich  belaubtem  Baume  eine  braune  Kuh.  Rechts 
im  Mittelgrunde  Waldrand  vor  Dünen.      Bez.  links  unten: 

j>aulus  [pcrlkr.     4~: 

Eichenholz;  h.  0,35^;  br.  0,46%.  —  Inventar  1722,  A  282.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  I,  36;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Nach  Paul  Potter 

1631  Jäger    und    Hunde    im    Waldpark.     Im  Vordergrunde    des 
(1528)  »Bosch*  beim  Haag.     Im  Hintergrunde  rechts  eine  Windmühle, 

13  b  ganz  hinten  die  Stadt.  Rechts  vorn  treibt  ein  Hirt  einige 
Rinder  nach  links.  Links  vorn  führt  ein  Reiter  in  blauer 
Jacke  ein  gesatteltes  Pferd  in  einer  grossen  Meute  von  Jagd- 
hunden. Links,  weiter  zurück,  ein  Herr  auf  einem  Schimmel; 
im  Mittelgrunde,  nach  rechts  gewandt,  der  fürstliche  sechs- 
spännige Wagen  mit  einem  Vorreiter.  Bezeichnet  links  unten 
(ähnlich  wie  die  vorigen):  Paulus  Potter  Fee  .  1652. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     531 

Leinwand;  h.  0,62V2 ;  br.  0,77V2-  —  Inventar  1754,11645,  als  »Paul  Potter 
und  Adriaen  van  de  Velde«.  —  Das  etwas  frischere  und  kräftigere  Original  Potter's 
befindet  sieh  in  der  Berliner  Galerie.  Dass  die  Tiere  unseres  Bildes  eher  die  Hand 
Adriaen  van  de  Velde's,  als  diejenige  Potter's  zeigen,  haben  Kenner  längst  bemerkt. 
Da  Adriaen  van  de  Velde  sich  nach  Potter  bildete,  so  wäre  nichts  Auffallendes 
darin,  wenn  er  einmal  ein  ganzes  Bild  dieses  Meisters  kopiert  hätte.  Die  Notiz  in 
unserem  alten  Inventar  scheint  auf  eine  richtige,  aber  missverstandene  Ueberliefe- 
rung  zurückzugehen.  —  In  den  früheren  Dresdner  Katalogen  galt  unser  Bild  als  das 
Original  Potter's.  —  Phot.  Bruckm. 

Karel  Du  Jardin 

Geb.  zu  Amsterdam  1622  (Bredius  N.  N.);  gest.  zu  Venedig 
den  20.  November  1678.  Schüler  des  Nie.  Berchem.  In  Italien 
weitergebildet.  Später  im  Haag  unter  dem  Einflüsse  Potter's. 
Er  arbeitete  im  Haag  (1656 — 1659),  in  Amsterdam,  seit 
1675  wieder  in  Italien. 

Die  Ziegenmelkerin.     Römische  Campagna.    Links  vorn  ein    |ß32 
Strohdach,  vor  dem  ein  knieendes  Mädchen  eine  Ziege  melkt.  (1576) 
Schafe  liegen  daneben.     Rechts  im  Hintergrunde  eine  römische      7  a 
Ruine.     Bezeichnet  links  am  Zaun: 

Eichenholz ;  h.  0,23 ;  br.  0,29.  —  Inv.  1722,  A  100.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Der  Ochse.     Auf  einer  baumlosen  Anhöhe,  hinter  der  links    1 333 
ein  Knabe  mit  seinem  Hunde  hervorblickt,  steht  ein  rotbrauner  (15  7  7) 
Ochse,  ruhen  ein  Schaf  und  eine  Ziege,  frisst  ganz  rechts  eine      7  a 
andere  Ziege  eine  Blume.     Schwere  "Wolken  links  unten,  blauer 
Himmel  rechts  oben.     Bezeichnet  unten  links: 

Ji-Vv  ]Nu>m£. 

Eichenholz;  h.  0,26;  br.  0,35.  —  Inv.  1722,  A  451.  —  Phot.  Ges. 

Diogenes.     Kniestück.     Links  schöpft  ein  Knabe,  von  vorn    1634 
gesehen,  Wasser   mit    der    hohlen  Hand  aus  einem    Brunnen.  (1575) 
Rechts  steht,  nach  links  gewandt,  Diogenes  mit  grauem  Haar      7  b 
in  gelbem  Mantel.     Den  Becher  hält  er  noch   in  der  rechten 
Hand.     Bez.  unten  links  (undeutlich):  K  .  DV  .  IARDIN  . 

Eichenholz ;  h.  0,42V2  ;  br.  0,31.  —  Inv.  1754*  II  475. 

Adriaen  H.  Verboom 

Geboren  zu  Rotterdam  1628;  gest.  wahrscheinlich  zu  Amster- 
dam 1670.     Nachfolger  Jac.  v.  Ruisdael's.     Tätig  1650  bis 

34* 


532         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1660    in    Haarlem;    später    in    Amsterdam.     (Amsterdamer 
»Catalogue«    1904.) 

1 635  Ein  Dorfweg  unter  Bäumen.  Rechts 

(1560)  eine  Häusergruppe,  vor  der  ein  Hollunder- 
14  c     bäum  blüht.    Links  ein  Wasser,  an  dem 

Weiden  und  Pappeln  wachsen.  Ein 
sonniger  Weg  führt  mitten  durchs  Dorf 
und  wendet  sich  rechts  nach  vorn 
herab.  Hier  treibt  ein  Schäfer  seine 
Schafe  hervor.    Bezeichnet  rechts  unten : 

Leinwand;  h.  0,65'/2;  br.  0,78.  —  Zuerst  im  >Catalogue<-  Ton  1765.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden. 

1636  Schweine  am  Eichwalde.     Links  führt  ein  Weg  in  leiser 

(1561)  Biegung  aus  dem  Walde  hervor,  au  dessen  Rand  ein  mächtiger 
14  c     Eichbaum  steht.    Unter  dem  Baume  eine  kleine  Herde  Schweine. 

Rechts  flaches  Waldland.  Bezeichnet  unten  links  wie  das 
vorige:  A.  v.  Boom.  f. 

Leinwand;  h.  0,65%;  br.  0,68.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765. — Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Jan  Vonck 

Um  1670  zu  Amsterdam  tätig,  wo  er,  wie  unser  Bild  zeigt, 
mit  Jac.  van  Ruisdael  gemeinsam  arbeitete.  Sohn  und  Schüler 
des  Elias  Vonck  (Bredius  N.  N.).  Vgl.  übrigens  Kramm  III, 
S.   1788  und  Bredius  im   Utrechter  Katalog  S.   92. 

1637  Ein  von  Hunden  verfolgtes  Reh.     Rechts  im  Hintergrunde 
(1803)  Waldrand,  vorn  ein  Wasser.     Die    Landschaft    von   Jac.    van 

K  2  Ruisdael  gemalt.  Das  Reh  wird  nach  links  gehetzt.  Zwei 
Hunde  stellen  es  von  vorn,  einen  dritten  hat  es  rücklings 
über  den  Haufen  gerannt;  ein  vierter  packt  es  von  hinten. 
Bezeichnet  rechts  unten  (verkleinert): 


$L 


z7" ^ 


0?ic/&f(- 


Leinwand;  h.  1,37;  br.  2,09.  —  Inv.  1754,  II  466.  —  Phot.  Tamine;  Bruckm. 


E.   Amsterdamer  Schule.    XVII.  Jahrhundert     533 

Tote  Vögel.     Auf  einem  Steintisch  vor  graubraunem  Wald-  I637A 
grund  liegen  ein  Eisvogel,  ein  Dompfaff,    ein  Rebhuhn  und  ein      8  a 
Vogel  mit  gelber  Brust.    Bezeichnet  unten  links  (wie  N".  1637): 
J.  Vonck  f. 

Eichenholz;  h.  0,34;  br.  0,47.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten Nossky. 

Angeblich  Vonck 

Totes  Geflügel.     Links    hängt    ein  weisser  Fasan  auf  die    1638 
rotbraune  Tischdecke  herab.     Rechts  liegen    ein  Rebhuhn  und  (1804) 
eine  Schnepfe.     Zwei  kleine  Vögel  hängen  am  Tischrand.  P  10 

Eichenholz;  h.  0,74;  br.  0,59%.  —  Inv.  1754,  II  614  als  »Vunk«.  —  Der 
Ausführung  naoh  erscheint  es  unserem  Bilde  Lelienberg's  N.  1339  verwandt.  — 
Vermutlich  wird  eine  nähere  Untersuchung  zeigen,  dass  das  Bild,  wie  N.  404  des 
Haager  Katalogs  (vgl.  Bredius  im  beknopte  Catalogus  1898  S.  8S)  von  Jan  Vonck's 
Vater  und  Lehrer  Elias  Vonck  (geb.  zu  Amsterdam  1605 ;  gest.  daselbst  den 
10.  Juni  1652)  herrührt. 

Jan  Hackaert 

Geboren  1629  zu  Amsterdam;  gestorben  daselbst,  nach  Hou- 
braken,  1699.  Bereiste  1653 — 1658  die  Schweiz  und  Italien. 
A.  van  der  Velde  oder  Lingelbach  pflegten  ihm  die  Figuren 
zu  malen.     Tätig  hauptsächlich  in  Amsterdam. 

Belebte  Landstrasse  am  Bergabhange.    Am  Abhang  schöner,    1639 
nach  rechts  sich  zur  Ebene  senkender  Berge   führt    links    die  (1578) 
sonnige  Strasse  entlang,  auf  der  ein  Hirt  neben  einer  reitenden      8  b 
Frau  seine  Schafe  treibt,  während  weiter  vorn  eine  zweite  Frau 
zu  Fuss    neben    ihrem  Lasttier   schreitet.      Rechts    vorn    eine 
stattliche  Baumgruppe. 

Leinwand;  h.  0,97%;  br.  1,10.  —  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Seit  dem 
Katalog  von  1S62  versah  H.  den  Namen  Hackaert's  bei  dem  Bilde  ohne  Grund  mit 
einem  Fragezeichen. 

Willem  Kalf 

Geboren  zu  Amsterdam  1621  oder  1622  (Bredius  in  Oud 
Holland  1888,  VI,  p.  21);  begraben  daselbst  den  3.  August  1693. 
(Amsterdamer  »Catalogus«  1903.)  Schüler  des  Hendrik  Pot. 
Tätig  zu  Amsterdam. 

Küchenbild.     Links  in  dunklem  Mittelgrunde  wäscht  eine  I639A 
Frau  am  Steintische,  über  dem  ein  Fass  mit  Wasserhahn  an-      13  c 
gebracht  ist.     Vorn  rechts  an  der  hellbeleuchteten  Wand,    an 
der  ein  Besen  lehnt,  ein  Bündel  Kerzen  neben  rohem  Flachse. 


534         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Auf  dem   Boden    liegen  Löffel    neben    Metall-    und    Holz-Ge- 
fässen.     Bezeichnet  unten  links: 


^V^ 


Eichenholz;  h.  0.26%;  br.  0,21.  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Eduard 
Cichorius.  —  Das  Bild  ist  eines  jener  feinen  frühen  Interieurs  des  Meisters,  von 
denen  z.  B.  das  Louvre  zwei  besitzt.     Vgl.  Bode,  Studien  S.  230. 

1640  Stilleben.     Vor  dunklem  Grund  auf  einem  Steintisch  links 

(1568)  angeschnittene  Zitronen,  in  der  Mitte  ein  grüner  Römer  mit 
P  8  Goldwein  und  ein  hohes  Stengelglas  mit  Rotwein,  rechts  auf 
persischem  Teppich  eine  blau  weisse  Steinschale.  Andere  Gläser 
sind  leider  unrettbar  in  den  dunklen  Hintergrund  versunken. 
Bezeichnet  halblinks  unten  W  .  KALF  .  1661  (die  letzte 
Ziffer  nicht  sicher). 

Leinwand;  h.  0,48%;  br.  0,41%.  —  1741  durch  von  Kai&erling. 

Ludolf  Backhuysen  (auch  Bakhuysen) 

Geb.  zu  Emden  den  18.  Dez.  1631;  begraben  zu  Amsterdam 
den  17.  Nov.  1708.  Schüler  von  Allart  van  Everdingen  und 
Hendrik  Dubbels  in  Amsterdam,  wo  er  seit   1650  weilte. 

|ß4|  Eine  Seeschlacht.    Auf  bewegtem  graugrünen  Meere  sind  die 

(1572)  holländische  Flotte  (zur  Linken)  und  die  englische  Flotte  an- 
16  a     einander  geraten.     Geblähte  Segel;    wehende  Fahnen;    Pulver- 
dampf.    Vorn  links  sinkt  ein  Schiff,  dessen  Mannschaft  sich  in 
Boten  rettet.     Rechts  brennt  ein  Schiff,  dessen  Mannschaft  auf 
einem  Kutter  davonsegelt.     Bez.  unten   in  der  Mitte:    L  .  B. 

Leinwand;  h.  0,94;  br.  1,13%.  —  luv.  1754,  II  267.  —  Phot.  lamme, 

Angeblich  Ludolf  Backhuysen 

I64IA  Das  rote  Segel.     Graues,  von  steifer  Brise  bewegtes  Meer. 

Plauen i.v.  yorn  jn  (|er  ^te  ein  Fahrzeug  mit  rotem  Segel,  das  sich  im 
Wasser  spiegelt.  Rechts  hinten  an  den  Küsten  eine  Stadt  mit 
roten  Dächern. 

Eichenholz;  h.  0,37%;  br.  0,49%.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichls]iräsidenten  E.   F.  Nossky.  —  1902  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Nicolaes  Maes 
Geb.  in  Dordrecht    im   Nov.   1632;    begraben    zu    Amsterdam 
den   24.  Dez.   1693.    Schüler   Kembrandt's  in   Amsterdam   um 
1648  bis  1652.     Er  heiratete  in  Dordrecht  1  654.     Nach  einem 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     535 

Besuche  Antwerpens  (zwischen  1660  und  1665)  änderte  er 
seinen  Stil.  Die  durch  Rembrandt  beeintlussten  Sittenbilder 
gehören  seiner  früheren,  die  bauschigen  Bildnisse  seiner  späteren 
Zeit  an.  Seit  1673  wohnte  er  in  Amsterdam  (Vergl.  G.  H. 
Veth  in  Oud  Holland   1890  XIII.  p.   128—134.) 

Bildnis  des  Herrn  Godard  van  Reede  und  Agrun.    Brustbild    1642 
von  vorn  vor  landschaftlichem  Hintergrunde  in  einem  gemalten,  (1571) 
schwarz  umrahmten  Oval.    Der  vornehme  Herr,  dem  die  Haare      16  a, 
lang  auf  die  Schultern  herabfallen,  trägt  einen  hochroten  Rock 
mit  violetten  Aermeln    und    einen  gebauschten  gelben  Mantel. 
Bezeichnet  rechts  unten: 


ABS* 

167  f. 


Leinwand;  h.  0,44%;  br.  0,32%.  —  1874  ans  der  Sammlung  Reede  van 
Omltshoorn  in  Utrecht.     Werk  der  Spätzeit   des   Meisters.    —    Fhot.  Ges.;    Brackm. 

Pieter  van  den  Bosch 

Geboren  um  1613  in  Amsterdam;  hier  noch  um  1660  nach- 
weisbar. Vergl.  Bode  und  Bredius  im  Jahrb.  K.  Pr.  K.  S. 
XIV  1893,  S.  41  ff.  Ju  seinen  früheren  Bildern  bis  gegen 
1645  dem  Ger.  Dou,  in  seinen  späteren  dem  Nicolaes  Maes 
verwandt.  <• 

Der  Tellerputz.     In  einer  Küche  stehen    an  zwei  Fässern    1643 
zwei  Frauen,  deren  eine  ein  braunes  Kleid  mit  feuerroten  Aermeln,   (1570) 
deren    andere    über    feuerrotem  Rocke  eine  dunkelgrüne  Jacke     13  b 
trägt,  und  putzen  Zinnteller.    Bez.  u.  1.  (unecht):  N .  MAES. 

Eichenholz;  h.  0,58;  br.  0,72%.  —  1874  aus  der  Sammlung  Reede  van 
Oudtshoorrr  zu  Utrecht  als  Nie.  Maes.  Doch  ist  das  Bild  nicht  frisch  und  fein  genug, 
um  von  diesem  Meister  herzurühren;  und  die  Inschrift  ist  zweifellos  unecht;  auch 
die  Verwandtschaft  mit  dem  Küchenbilde  eines  »A.  v.  Maas«  im  Suermondt-Museum 
zu  Aachen  ist  nicht  überzeugend.  —  Dagegen  hat  ein  erneuter  Vergleich  (1905)  mit 
dem  von  Pieter  van  den  Bosch  bezeichneten  Bilde  >-Die  Köchin  beim  Putzen«, 
N.  1011  der  Berliner  Galerie,  uns  davon  überzeugt,  dass  unser  Bild  seinem  Gegen- 
stand, seiner  Auffassung,  seiner  Malweise  und  seiner  Farbengabe  nach  nur  von  dem 
gleichen  Meister  herrühren  kann. 


536         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Willem  van  de  Velde  d.  j. 

Getauft  den  18.  Dez.  1633  zu  Leiden  (nach  Haberkorn  van 
Rijsewijk  in  »Oud  Holland«  XVI  1898,  S.  69);  gest.  zu  Green- 
wich  bei  London  den  6.  April  1707.  Schüler  seines  gleichnamigen 
Vaters.  Seit  1677  Hofmaler  des  Königs  von  England.  Tätig 
in  Amsterdam,  wo  er  sich  1657  verheiratete,  und  in  London. 

1644  Schiffe  auf  offenem  Meer.     Graugrünes  bewegtes  Wasser. 

(1638)  Am  blauen  Himmel  mächtige,    von    links  beleuchtete  Wolken. 
13  a     Links    segeln    einige    Dreimaster.      Rechts    kommt    ihnen    ein 
anderer  entgegen.     Bezeichnet  halb  rechts  unten: 


Qy<yo& 


Eichenholz;  h.  0,81 3^;  br.  1,0514-  —  1874  ini  Kunstbandel  aus  London.  — 
Die  Echtheit  des  Bildes  ist  nicht  unbestritten  (vergl.  Eisenmann,  Kunstchronik  XIV, 
S.  664),  scheint  uns  jedoch  unzweifelhaft.  —  Phot.  Ges.;  Tamme  ;  Biuokm. 

Frederik  de  Moucheron 

Geb.  zu  Emden  1633;  begraben  in  Amsterdam  den  5.  Januar 

1686.     Schüler  des  Jan.  Asselijn.    In  Frankreich  weitergebildet. 

Später  in  Amsterdam  ansässig. 
1 645  Waldige  Berglandschaft.  Im  Mittelgründe  links  ein  Gebäude. 

(1805)  Rechts  oben  am  Gebirge  eine  Ortschaft.    Links  vorn  auf  dem 
14  a     Wege  zwischen    hohen  Bäumen    ein    Jäger    mit  drei  Hunden. 

Bezeichnet  unten  halb  links: 


ydourPc 


cton^ 


Leinwand;  h.  0,09;  l>r.  0,83.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Dieses 
Bild  und  die  folgenden  wurden  in  Dresden  früher  Isack  de  Moucheron,  dem  Sohne 
Frederik's  zugeschrieben.  —  Allein  ihr  Stil  ist  durchaus  der  bekannte  Frederik's. 
Isack's  Landschaften,  die  man  am  besten  im  Schweriner  Museum  kennen  lernen 
kann,  sind  absichtlicher  stilvoll  gehalten  und  erinnern  mehr  an  diejenigen  Glauber's 
und  Meyering's.    Vergl.  unsere  N.  Iß53.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

1646  Waldige  Berglandschaft.     Links    vorn    ein  stiller  Weiher; 

(1806)  weiter  zurück  zwei  kreuzförmig  gegen  einander  geneigte  Bäume. 
14  a     Vorn  in  der  Mitte   ein    weisser   Blütenbusch.     Sonniger  Fern- 
blick in  der  Mitte.      Auf  dem  belebten  Wege    rechts    an  der 


E.   Amsterdamer  Schule.    XVII.  Jahrhundert      537 

Höhe  eine  Frau,    die  einen  Korb    auf   dem   Kopfe    trägt,    mit 
einem  Hunde.     Bezeichnet  unten  in  der  Mitte: 

JHOUChERON 

Leinwand ;  h.  0,69 ;  br.  0,81.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Wald-  und  Berglandschaft    mit   Jägern.     Links    der  Wald;     1647 
vorn  in  der  Mitte  der  Weg,    auf  dem   zwei    Jäger   mit  ihren  (1807) 
Hunden,  ein  Herr  mit  einem  Falken  und  eine  Dame  zu  Pferde  ^J^f' 
nach  links  eilen.     Rechts  der  Fluss,  im  Hintergrunde  sonnige 
Bergferne.     Bezeichnet  halb  rechts  unten: 


/ioiicHuion 


Leimvand;  h.  l,18x/a  5  br.  1,39.  —  Inventar  1754,  II  316.  —  Vergleiche  die 
Bemerkungen  zu  N.  1645.  —  1904  an  die  Königl.  Kunstakademie 

Weg  am  Bergabhang.    Links  vorn  und  im  ganzen  Hinter-    1648 
gründe    das    Gebirge.     Rechts  vorn    und   im  Mittelgrunde  die  (1808) 
leicht  gewellte  Ebene.     Der  Weg,  auf  dem  eine  Herde  Schafe     13  b 
getrieben  wird,  führt  links  unter  Felsen  an  einer  Ruine  vorbei. 
Rechts  vorn  ein  zärtliches  Hirtenpaar.     Bezeichnet  halb  links 
unten  (wie  die  vorigen):  MOUCHERON. 

Leinwand ;  h.  0,49 ;  br.  0,66.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  Als  Inventar- 
Nummer  2681  nicht  1742  durch  Riedel  ans  Prag,  wie  H.  angab.  —  Vergleiche  die 
Bemerkungen  zu  N.  1645. 

Waldlandschaft  mit  Wasserfällen.  Im  Walde  links  ein  kleiner  1 649 

Rundturm;    rechts    schmaler    Fernblick.     Vorn   ein  Wasserfall  (1810) 
zwischen  Felsen;  in  der  Mitte  zwei  Ziegen.     Bezeichnet  unten     51  b 
links  (wie  N.   1645):  Moucheron. 

Leinwand;  h.  0,85;  br.  0,66^.  —  Inventar  1754,  II  161.  —  Vergleiche  die 
Bemerkungen  zu  N.   1645. 

Park-  und  Flusslandschaft.    Links  zwischen  hohen  Bäumen  1650 

eine  Dreisäulenruine;    rechts    vorn   Pfauen    auf  dem  Geländer.  (1811) 

Am  Flusse  Fischer,  auf  ihm  eine  vornehme  Barke.    Im  Mittel-  13  b 
gründe  ein  weisses  Schloss,  im  Hintergrunde  hohe  Berge. 


538         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,50}^;  l>r.  0,6lj.  —  1741  durch  von  Kaisorliug.  —  Vergleiche 
die  Bemerkungen  zu  N.  1645. 

Schule  des  Fred,  de  Moucheron 

1651  Landschaft  mit  der  Bogenbrücke.  Rechts  Bergabhang,  links 
(180D)  Fernblick,  vorn  in  der  Mitte  zwei  Bäume.  Unter  dem  Berg- 
chemniu  abhaflg  ein  Fluss,  den  in  der  Mitte    neben    einem    Kundtunn 

eine  Bogenbrücke  überspannt.  Ueber  die  Brücke  treibt  ein 
Hixt  zwei  Ochsen.     Rechts  vorn  ein  Fischer. 

Leinwand;  h.  0,7i>/2;  br.  0,S8l/2.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1718.  Damals 
und  noch  bei  II.  als  lsack  Moucheron,  wie  die  übrigon,  die  wir  dem  Frederik  zurück- 
gegeben haben.  Dieses  verdorbene  Bild  zeigt  jedoch  eben  soviel,  wenngleich  nur 
entfernte  Verwandtschaft  mit  Jan  I!oth,  als  mit  diesen  Meistern.  —  1002  an  die 
Kunsthütte  in  Chemnitz. 

1652  Das  Schloss  am  Flusse.  Links  im  Mittelgründe  liegt  das 
(1812)  stattliche  Schloss  am  Flusse.  Der  Weg  führt  vor  dem  Schlosse 
Chemnitz    jj^gr  eine  Brücke  und   windet  sich   unter  hohen    Bäumen    und 

Felsen  nach  rechts  vorn  herab.  Auf  ihm  eine  reitende  Hirtin 
mit  ihrem  Kinde  an  der  Brust  und  ein  Hirt  zu  Fuss  mit 
Schafen   und  Ziegen. 

Leinwand;  h.  }),70>,4;  br.  0,88^.  —  Krst  1836  aus  dem  Vorrat.  II.  versetzte 
es  unter  die  Werke  des  lsack  de  Moucheron,  die  wir  Krederik  Moucheron  dem  ä. 
zurückgegeben  haben.  Vcrgl.  N.  1645.  Es  zeigt  jedoch  "in*>  andere  Hand  als  diese, 
wirklich  eher  diejenige  der  FrShzeit  lsack  de  Moucheron 's;  doch  erscheint  uns  auch 
dessen  Urheberschaft  nicht  gesichert  zu  sein. 

lsack  de  Moucheron 

Geboren  zu  Amsterdam  um  1671;  gestorben  daselbst  den 
20.  Juni  1744.  Schüler  seines  Vaters  Frederik  de  Moucheron. 
Tätig  in   Amsterdam. 

1653  Im  Schlosspark.  In  der  Mitte  des  steifen  Schlössgartens 
(1573)  mit  den   beschnittenen  Anpflanzungen   führt  ein  schnurgerader, 

8  a      breiter  Weg  bildeinwärts  zum   Schlosse.      Vornehme    bunt    ge- 
kleidete Leute  auf  dem  Wege.     Vorn 

liegen  ihrer  zwei,  mit  zwei  Hunden  j  .MoucJicrrn.,  Fccttz. 
spielend,  im  Rasen.  Bez.  links  unten:  '7/j 

Leinwand;  h.  0,27;  br.  0,34Vl.  —  1711  durch  v.  Kaiserling  llnv.  8  •  2692). 
Also  nicht  schon  im  Inv.  1722,  wie  H.  annahm.  —  Bei  H.  dem  alteren  Frederik 
Mouchemn  zugeschrieben;  doch  dieser  war  schon  1633  geboren  und  wurde  am  :">., lau. 
1686  in  Amsterdam  begraben,  wogegen  unser  Bild  1713  gemalt  ist.  In  unseren 
früheren  Auflagen,  der  damaligen  Gestalt  seiner  Lusshrift  entsprechend,  einem 
jüngeren  Fred,  de  Uoncheron  zugeschrieben,  den  es  jedoch  nicht  gibt.  In  der  In 
schrift  war  das  I  fälschlich  in  ein  F  verwandelt  »oidon.     Das    Bild., zeigt   den   Stil 


E.   Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert     539 

Isaeks,  dessen  Bezeichnung  es  nach  der  Reinigung  der  Inschrift  auch  trägt.  So  zu- 
erst Hofstede  de  Groot  in  Oud  Holland  XVII,  1899,,  S.  232. 

Jan  van  Neck 

Geboren  zu  Naarden  um  1635  oder  1636;  gest.  zu  Amster- 
dam 1714.  Schüler  des  Jac.  Backer.  Arbeitete  1687— 1692 
in  Enkhuysen,  zumeist  aber  in  Amsterdam. 

Ein  Pans- Opfer.    Links  am  üppigen  Waldrand,  unter  einem    1654 
Vorhang,  den  flatternde  Amoretten  emporheben,  stehen  zwei  be-  (1134) 
kränzte  Hermen,  deren  eine  Pan  darstellt.    Bacchantinnen,  die      7  a 
sich  mit  Kindern  und  Böcklein  tummeln,  opfern,  verehren  und 
musizieren  vor  ihnen.  Rechts  reitet  ein  Kuäblein,  das  eine  Traube 
in  der  Rechten  hält,  auf  einem  aufsteigendem  Böcke.    Bez.  r.  u. : 

Leinwand;  h.  0,82;  br.  0,<i8.  —  1751  aus  Leipzig.    Geschenk  des  Kurprinzen 
an  den  König.  —  Phot.  Tamine. 

Adriaen  van  de  Velde 

Getauft  zu  Amsterdam  den  30.  Nov.  1636;  gestorben  daselbst  den 
21.  Jan.  1672.  Schüler  seines  Vaters  Willem  van  de  Velde  d.  ä,, 
des  Jan  Wijnants  und  des  Ph.Wouwerman.  Tätig  zu  Amsterdam. 

Die  Viehweide  mit  der  Melkerin.    Links  ein  Bauernhaus  unter    1655 
Bäumen.    Rechts  im  Hintergrunde  ein  Kirchturm.    Vorn  links  (1643) 
ein  Pferd,  Schweine,  Hühner,  Ziegen  und  eine  ruhende  weisse     13  b 
Kuh.  in  der  Mitte,  hinter    anderen    Kühen    und    Schafen,  eine 
dunkle  Kuh.  an  die  ein  Mann  sich        *r  jp\  w 

anlehnt,    während  ein   Mädchen  sie        '  '  ^ •  vCl  (JC  -i- 
melkt.     Bez.  halbrechts  unten  :  J  Q  J^y 

Leinwand;  h.  0,59;  br.  0,11%.    —    Inv.  1722,  A  406.    —    Gest.  von  H.  F. 
Laarin  J£  III,  24.  —  Phot.  Braun  II,  40;  Bruekm. 

Die  trinkende  Frau.   Kniestück  fast  von  vorn.  Eine  sitzende    1656 
junge  Frau  in  grauer,  mit  weissem  Pelz  besetzter  Jacke,  weisser  (1639) 
Schürze    und    blauen    Bändern    im   Haar  hält  mit  der  Linken     11  b 
einen  Krug  auf  ihrem  Schoosse  und  führt  mit  der  Rechton  ein 
Spitzglas  zum  Munde.     Bezeichnet  rechts  oben: 


540         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


16 '£z 


;eht  eine  f^~s\ 

die  mit      /T^rVcCoC 
ock    zu-    S'       r     Z^s 


Eichenholz;  h.  0,21%;  br.  0,19.  —  Inv.  1722,  A  640.  —  Die  Jahreszahl 
wurde  früher  irrtümlich  1661  gelesen.  —  Phot.  Braun  X,  33;  Hanfst;  Bruckm. 

1657  Rinder  und  Schafe  unter  Ruinen.     Rechts  ein  Wasser  iu 

(1641)  Ruinengewölben;    links  einige  Rundbogen,  durch  die  das  Vieh 
11  b     hereingetrieben  wird.     Rechts  vorn  sitzt  der  Maler    in    rotem 

Rocke.      Zu   seinen  Füssen  liegt  sein 

Hund.     Vor  ihm  im  Wasser  steht  eine 

Bäuerin  mit  blossen  Beineu 

der   Rechten    ihren    blauen   Rock    zu-    y  *■  -* 

sammen   nimmt.      Bez.  rechts  unten :  /  ü  P> 

Leinwand;  h.  0,79%;  br.  0,66%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Phot. 
Braun  XIII,  35;  Bruckm. 

1658  Die  Rinderherde  im  Tor.    Rechts  hohe  alte,  von  Schling- 
(1640)  pflanzen  umwucherte  Mauern,  aus  deren  Tor   eine    auf  einem 

8  b  Pferde  reitende  Hirtin  und  ein  Hirt  zu  Fuss  eine  Rinderherde 
heraustreiben.  Links  die  Landschaft.  Vorn  der  Weg  und  die 
Weide  mit  Schafen.  Ganz  vorn  rechts  ein  abgehauener  Baum- 
stamm.  Bez.  rechts  unten  wie  die  vorigen:  A.  v.  Velde  1667, 

Leinwand;  h.  0,75%;  br.  1,11%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1680.  — 
Die  Landschaft  erinnert  noch  sehr  an  Wijnants,  den  Lehrer  A.  van  de  Velde's.  — 
Phot.  Braun  X,  84. 

1659  Eisbelustigung  auf  dem  Stadtgraben.    Rechts  auf  der  hohen 

(1642)  Stadtmauer    ein    Giebelhaus.      In  der  Mitte  der  in  der  Ferne 
14  c     überbrückte,  reich  belebte  gefrorene  Stadtgraben,  auf  dem  sich 

ein  junger  Mann  seine  Schlittschuhe  anschnallt.  Links  am 
baumreichen  Ufer  unter  den  Zuschauern  zwei  Männer  mit  einem 
Hunde.  Bezeichnet  links  unten  wie  die  vorigen :  A.  v.  Velde 
f.  1665  oder  1669. 

Leinwand  auf  Nussbaumholz ;  h.  0,33;  br.  0,40%.  —  1754  durch  Le  Leu  aus 
der  Sammlung  de  la  Bouexiäre  in  Paris  (nach  Gustav  Müller).  —  Phot.  Braun  VIII, 
38;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

1660  Viehweide  neben  einem  kahlen  Baume.      Links  ein  kahler 
(1644)  Baum,    unter    dem    drei    Rinder  stehen,    von  denen  zwei  ihre 

14  c  Köpfe  aneinander  reiben.  Rechts  einige  Schafe.  Im  Hintergründe 
graublaue  Berge.    Bez.  u.  1.  wie  die  vorigen:  A.  v.  Velde  f. 

Eichenholz;  1).  0,32%;  br.  0,39%.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  8.  1645. 
—  Phot.  Bruckm. 


E.   Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      541 

Jan  van  der  Heyde 

Geb.  zu  Gorkum  1637;  verheiratet  zu  Amsterdam  1661;  gest. 
daselbst  den  28.  Sept.  1712.  Eeiste  in  Deutschland,  Belgien 
und  England.     Arbeitete  hauptsächlich  in  Amsterdam. 

Stadtbild  aus  dem  alten  Brüssel.    Rechts  führt  eine  Treppe     1 66 1 
an  einer  alten  Mauer  empor.    Dahinter  eine  stattliche  gotische  (1629) 
Kirche  mit  grau-blauen  Dächern.     Links  im  Mittelgrunde  hell     16  a 
von  der  Sonne  beleuchtetes  palastartiges  Gebäude  im  Stile  der 
Zeit   des   Meisters    mit   anstossendem    Garten    und  ntff 

Brunnen.      Verschiedenartige    Gestalten    vorn    auf  ^ 

der   Strasse.     Bezeichnet   rechts    am    Strebepfeiler:  *"^ 

Eichenholz;  h.0,20;  br. 0,27%. — Zuerst  im  Katalog  von  1817. —  Phot. Bruckm. 

Das  Bergkloster.    Das  Kloster  liegt  links.    Vor  demselben    1662 
führt  ein  belebter  Weg  unter  Bäumen  zu  einem  Kapellchen  mit  (1630) 
einem  Heiligenbilde  herab.     Rechts  ein  Bach.  _.  ,  7%         Hb 

In  der  Mitte  des  Mittelgrundes  zwei  Mönche,  vj/zs/r)* 
Bezeichnet  rechts  unten:  ___y 

Eichenholz;  h.  0,24;  br.  0,29%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.     Vieüeicht 
Inv..Gnarienti  (vor  1753)  N.  1718.     Gegenstück  zum  folgenden.    —    Phot.  Hanfst. 

Das  Kloster  hinter  dem  Wildpark.     Im  Mittelgrunde  links    1663 
ein    weisses,    vielfenstriges  Gebäude,    in  der  Regel  als  Kloster  (1631) 
bezeichnet,  rechts  eine  turmlose,  gotische  Backsteinkirche.   Vorn     Hb 
der  Wildpark,  in  dem  Damwild  weidet,  in  der   /.Kf^y/y^^« 
Mitte  ein  Baum.     Bez.  unten  in  der  Mitte:  ^ 

Eichenholz;  h.  0,24;  br.  0,29.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Hanfst. 

Eine  Strasse  mit  Kirchen  und  Klöstern.    Die  gotische  Haupt-    1664 
kirche  liegt  rechts  im  Mittelgrunde.    Links  vorn  ein  Heiligenbild  (1632) 
im  Schatten  eines  Baumes,  im  Mittelgrunde  ein  Kloster  und  ein      8  a 
Kirchturm.    Rechts  vorn  ein  Priester  mit  der  Monstranz  unter 
purpurnem,    von   Chorknaben   getragenem  Bai-     T/~/*j/^0 
dachin.     Bez.  halb  links  unten  am  Stein:  -^ 

Eichenholz;  h.  0,32%;  br.  0,43%.  —  Inv.  1724,  A  412. 

Meindert  Hobbema 

Geb.  1638  zu  Amsterdam  (Oud  Holland  I,  1883,  p.  181—185); 
gest.  daselbst  am  7.  Dez.  1709.  Schüler  des  Jac.  v.  Ruis- 
dael,  aber  selbständig  weiterentwickelt.     Tätig  zu  Amsterdam. 


542         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

I664A  Die  Wassermühle.     Links   unter  Eichen   die  Wassermühle 

12;  auf  mit  Strohdach -Gebäuden.     R«chts   zieht  der  Bach  sich  in  die 
btattelei  0ffene    Yeme,    in    der    eine    Kirche    mit    kleinem    Dachreiter- 
Turme  auftaucht.    Im  Vordergrunde     «^ 
Schilf  am  Wasser.  Links  ein  Angler    f  ^ 


in  rotem  Rocke.  Am  Himmel  leichtes,  <*  ^  v~(fH_ 

von  links  beleuchtetes  Gewölk.     Be-  *^t^ 

zeichnet  unten  in  der  Mitte: 


"Ol. 


Eichenholz;  h.  0,5972;  br.  0,84%.  —  1899  auf  der  Versteigerang  der  Samm- 
lung Schubart  in  München  erworben.  —  Das  Bild  gehörte  früher  der  Galerie  des 
Herzogs  von  Kurland  und  Sagan,  dann  der  Galerie  des  Fürsten  von  Uohenzollern- 
Hechingen ;  seit  etwa  1883  der  Galerie  Schubart  in  Dresden,  mit  der  ihr  Eigen- 
tümer zu  Anfang  der  neunziger  Jahre  nach  München  übersiedelte.  —  Vgl.  Woltm. 
und  Woerm.  III,  S.  754;  Bredius  in  der  Zeitschr.  f.  b.  K.  1890,  S.  131;  Hofstede 
de  Groot  »Sammlung  Schubart«  S.  45  nennt  es  unter  den  in  Deutschland  befind- 
lichen Gemälden  Hobbema's  »unstreitig  das  Hauptwerk«.  —  Phot.  Kaufst.; 
Tamme ;  Bruckm. 

1665  Weg  zwischen  Hütten  und   Bäumen.     Zu  beiden  Seiten  des 

(1563)  Bildes  liegen  Hütten  am  Waldrande  unter  Bäumen.    Zwischen 

13  a     ihnen  führt  der  gelbe  Sandweg  gerade  in  der  Mitte  bildeinwärts. 

Auf  ihm  unter  anderen  ein  Mann  in  roter  Jacke.   Halb  bedeckter 

Himmel  mit  hell   von  rechts  beleuchteten  Wolken.     Bez.  1.  u.: 


Tn^oBB, 


Eichenholz;  h.  0,33%;  br.  0,41%.  —  1874  im  Kunsthandel  aus  einer  Privat- 
sammlang  in  Amsterdam.  —  Ist  das  Bild  nicht  eine  echte,  flüchtige  Arbeit  des 
Meisters,  so  könnte  es  nur  samt  seiner  gleichzeitigen  Inschrift  eine  raffinierte  mo- 
derne (englische)  Fälschung  sein.  Dies  mit  einigen  Kennern  anzunehmen,  sahen 
wir  schon  bisher  keinen  Grund.  Hierin  bestätigt  uns  Com.  Hofstede  de  Groot,  der 
uns  Anfang  Januar  1896  schreibt:  »Ich  halte,  nachdem  ich  jetzt  in  England  den 
Hobbema  gründlicher  kennen  gelernt,  jeden  Zweifel  an  der  Echtheit  dieses  Bild- 
chens für  unberechtigt.«  —  Phot.  Braun  X,  35;  Tamme;  Bruckm. 

Jan  Weenix 

Geb.  um  1640  zu  Amsterdam;  gest.  daselbst  den  20.  September 
1719.  Schüler  seines  Vaters  Giovanni  Battista  Weenix.  Tätig 
1664  —  1668  in  Utrecht,  1702—1712  in  Schloss  Bensberg 
bei  Düsseldorf  für  den  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  von  der 
Pfalz,  hauptsächlich  aber  in  Amsterdam. 


E..  Amsterdamer  Sehule.     XVII.  Jahrhundert      543 

Da  durch  das  von  Bredius  aufgefundene  Testament  seines  Vaters  feststeht, 
dass  er  um  1640  geboren  ist,  so  muss  seine  eigene  Angabe  vom  7.  Okt.  1679  (Ond 
Holland  IV,  p.  300),  an  dem  er  aus  Anlass  seiner  Verheiratung  erklärte,  30  Jahre 
alt  zu  sein,  entweder  irrig  niedergeschrieben  sein  (für  39)  oder  auf  der  Absicht  des 
Künstlers  beruhen,  sich  jünger  zu  machen  als  er  war. 

Das  grosse  Stilleben  mit  dem  toten  Reh.    Links  vor  bäum-    1666 
reichem  Hintergründe  ein  totes  Reh,  eine  tote  Ente  und  Jagd-  (1696) 
gerät,  überragt  von  Sonnenblumen.    Tote  Tauben  vorn  in  der  Mitte.      K  3 
Rechts  Früchte  und  eine  grosse  Steinvase.    Dazu  links  vorn  ein 
grosser  schwarzer  Hund,  rechts  auf  der  Vase  ein  Aeffchen,  in  der 
Mitte  des  Mittelgrundes  eine  Statue.     Rechts  in  der  Landschaft 
verfolgen  Jäger  und  Hunde  ein  Reh.     Bez.  1.  u.  (verkl.): 


Q/ffiwu&yj 


Leinwand;  h.  1,27V°, ;  br.  1,69.  —  1743  durch  Algarotti  aus  der  Casa  Rumieri 
in  «Venedig.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Brucfcm. 

Das  grosse  Stilleben  mit  dem  toten  Hasen.    Der  tote  Hase    1 667 
hängt  in  der  Mitte  von  einem  Baumast  herab,  auf  dem  lebende  (1698) 
Vögel  sitzen.  Hinter  dem  Hasen  spriessen  Rosen  um  eine  Säulen-      K  3 
trommel.    Links  neben  ihm  liegt  ein  Fasan  zwischen  Jagdgeräten, 
rechts  liegen  ein  Rebhuhn  und  kleine  Vögel  unter  einer  pracht- 
vollen Steinvase.    Links  Fernblick  in  den  reich  mit  Statuen  ge- 
schmückten Park  unter  rötlichem  Himmel.     Bez.  o.  r.  (verkl.): 


<fl^?Z  yfjQGO 


Leinwand;  h.  1,30;  hr.  1,70.  —  1743  durch  Algarotti  aus  der  Casa  Rumieri 
in  Venedig.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Das  Stilleben  mit  dem  blauen  Kissen.    Rechts  neben  einem    1 668 
Pfeiler,  an  dem  tote  Vögel  hängen,  liegt  ein  blaues  Kissen,  auf  (1697) 
diesem  ein  toter  Hahn  und  ein  totes  Rebhuhn.    Links  die  Park-      L  3 
landschaft  und  rotgrauer  Himmel.     Bez.  o.  r.  (verkleinert): 


544         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


Leinwand;  h.  0,97;  br.  0,71.  —  1741  durch  von  Kaiserling. 

1669  Das  Stilleben  mit  dem  weissen  Hahne.    Auf  einem  Marmor- 

(1699)  tische,  über  dem  rechts  ein  Feldhuhn  und  ein  Jagdhorn  hängen, 
K  *     liegt   ein    toter    weisser  Halm.     Links    neben   ihm  ein  Fasan, 

rechts  auf  der  Decke  kleine  Vögel.  Links  hinter  dem  Fenster- 
bogen die  Landschaft. 

Leinwand;  b.  1,00V»;  br.  0,80l/2-  —  Inventar  1722,  A  236. 

Angeblich  Schüler  des  Jan  Weenix 

1670  Totes  Wild  und  Jagdgerät.   An  einem  Baume  ist  ein  Hase 

(1700)  an    einem    seiner  Hinterläufe    aufgehängt.     Neben   seinem  auf 
ständehaus  den,    Felsen    ruhenden   Kopfe    links    kleine    tote  Vögel,    rechts 

Schnepfen.     Links  oben  ein  grosser  bunter  Vogel. 

Leinwand;  h.  0,98;  br.  0,73%.  —  1741  durch  von  Kuiaerliug,  als  Inventar- 
Nummer  2571.  —  Später  im  Vorrat;  1856  zur  Galerie.  —  Vielleicht  von  Weenix' 
Schüler  Dirk  Valckenbnrg. 

Eglon  Hendrik  van  der  Neer 

Geb.  IG 35  oder  1636  zu  Amsterdam;  gest.  den  3.  Mai  1703 
zu  Düsseldorf.  Vgl.  Com.  Hofstede  de  Groot,  Quellenstudien 
zur  hol].  Kunstgeschichte,  Haag  1693,  S.  151.  Schüler  seines 
Vaters,  des  Landschaftsmalers  Aert  van  der  Neer  und  des  Jac. 
van  Loo  zu  Amsterdam.  Arbeitete  1663 — 1677  in  Rotter- 
dam und  im  Haag,  1679-1691  in  Brüssel,  schliesslich  als 
Hofmaler  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz  in 
Düsseldorf. 

1671  Die  Lautenspielerin.    Kniestück.    Eine  Dame  in  hellblauem 
(1689)  Seidenkleide  und  rötlich-grauer,  mit  weissem  Pelz  besetzter  Jacke 

14  a     sitzt  an  einem  Tische,  auf  den  sie  den  linken  Ellbogen  lohnt  und 
spielt  oder  stimmt  ihre  Laute.     Rechts  zwei  Säulen.     Bez.  u.  1.: 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      545 


^oimb 


enrsveetf 


Eichenholz;  h.  0,86%;  br.  0,29%.  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  in  Paris  (Gust.  Müller).  —  Phot.  Braun  XI,  39 ;  Pbot.  Ges. ; 
Hanfst. ;  Braekru. 

Johannes  Verkolje 

Geboren  zu  Amsterdam  1650;  verheiratet  daselbst  1672;  be- 
graben zu  Delft  den  8.  Mai  1693.  Schüler  des  Jan  Lievensz. 
in  Amsterdam.     Seit  1673  in  Delft  ansässig. 

Die  Versuchung.     In  der  Mitte  des  Bildes  sitzt,  fast  von    1672 
hinten  gesehen,  ein  schmucker  Trompeter  auf  einem  Stuhle  und  (1816) 
sucht  eine  junge  Dame  festzuhalten,  die  sich,  von  ihrem  bellenden      17  a 
Hündchen  begleitet,  zum  Gehen  wendet.    Rechts  am  bedeckten 
Tische  sitzt  eine  ältere  Frau,  welche  jene,  ein  hohes  Weinglas 
in  der  Rechten,    eine  Kanne  in  der  Linken  haltend,  ebenfalls 
zum  Bleiben  überredet.     Links   in    der  offenen   Tür   erscheint 
ein  Diener  mit  dem  Frühstück.     Bez.  unten  links: 


Leinwand;  h.  0,70;  br.  0,66.  —  Inventar  1722,  A  414.  —  Phot.  Braun  IX, 
40;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Abraham  Storck 

Geb.  zu  Amsterdam  um  1630  (Bredius  N.  N.);  gest.  daselbst 
um  1710.  Der  Amsterdamer  Catalogus  von  1907  hat  die 
Daten   »um  1635«   bis   »nach  1704«. 

Der  Hafen  von  Amsterdam.    Vorn  das  mit  Schiffen  belebte,    1 673 
leicht  gewellte  graue  Wasser  des  Y.    Im  Mittelgründe  die  Stadt,  (1724) 
vom  neuen  Rathaus  überragt.     Vorn    in   der  Mitte  ein  mäch-      13  c 
tiges  Kriegsschiff,  von  hinten  gesehen ;  links  zwei  Fischerbarken, 
rechts  ein  Bot,  in  dem  die  'Herren  ihre  Damen  rudern.  Bez.  u.  1.: 


A:S-toTcK'F)6S<}. 


Leinwand;    h.  0,71;    br.  0,85%.  —   Inventar  Guarienti  (vor  1753)   N.  1709. 
Phot.  Bruckm. 

35 


546         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Jan  Griffier 

Geb.  1656  in  Amsterdam;  gest.  zu  London  1718.  Schüler 
des  Roeland  Roghman  zu  Amsterdam,  aber  Nachahmer  des 
Herman  Saftleven.  Nach  vielen  Reisen  ansässig  iu  London. 
Ueber  sein  Geburtsjahr,  als  welches  andere  1645  angeben, 
vergleiche  Riegel,  Beiträge  IL  S.  414 — 415. 

1675  Bcg-  und  Flusslandschaft.    Der  reich  mit  Schiffen  belebte 

(1738)  Fluss  zieht  sich    zum  Vordergrunde    rechts    herab.     Links  im 
P  11     Mittelgrunde  auf   dem  Berggipfel    eine    reich    getürmte  Stadt. 

Links  vorn  ein  Wirtshaus,  zu  dem  eine  Holztreppe  hinauf- 
führt. Rechts  vorn  am  Felsenabhang  eine  reich  gekuppelte 
Kirche.     Bezeichnet  unten  rechts: 

LONAON 

Eichenholz;    h.  0,f>5%;  br.  0,87%.  —  Inventar  1722,  A   167.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.  Rruckm. 

1676  Flusstal  mit  grossem  Lastschiffhafen.    Der  Fluss  bildet  im 

(1739)  Vordergrunde  links  einen  Hafen,  in  dem  zahlreiche  Frachtkähne 
P  1 1     liegen.     Rechts  und  links  mit  Burgen,  Schlössern,  Kirchen  be- 
baute Berge.    Vorn  rechts  am  Abhang  ein  Wirtshaus,  vor  dem 
Landvolk  tanzt,    Bez.  halbr.  u.:  J.  GRIFFIER.  Fe,  LONDON. 

Eichenholz;  h.  0,64%;  br.  0,8ti%.  —  Inventar  1722,  A  468.  —  Gegenstück 
zum  vorigen. 

1677  Romantisches  Flusstal.     Der   Fluss    schlängelt    sich    zum 

(1741)  Vordergründe  rechts    herab.     Links    vorn    unter    Bäumen    ein 
Q  3      Wirtshaus,  zu  dem  eine  Steintreppe  hinaufführt.    Rechts  vorn 

im  Dürfe  eine  Kirche,    Badende  im  Flusse,    darüber   auf  dem 
Berge    eine  Windmühle.     Bezeichnet  halbrechts     er.  Gft/'rr/r- 
unten  am  Kahn: 

Kupfer;  h.  0,27%;  br.  0,49%.  —  Inventar  1722,  A  53G. 

1678  Belebtes  Flusstal.    Der  Fluss  schlängelt  sich  zum  Vorder- 

(1742)  gründe  links  herab,    wo  er  von  zahlreichen  Lastkähnen  belebt 
P  9      wird.     Rechts   im  Mittelgrunde  eine  reiche  kirchliche  Anlage, 

vorn   ein  steiler  Felsen.     Links  Jahrmarktsbuden.     Tanz    und 
Lustbarkeit,    Bez.  r.  u.  (nicht  mehr  ganz  deutlich):  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,52%;  br.  0,66%.  —  Inventar  1722,  A  554.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Tamme. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      547 

Belebtes  Flusstal.     Der  Fluss  schlängelt  sich  zum  Vorder-    1 679 
gründe  rechts  herab,  wo  mehrere  Frachtkähne  am  Ufer  liegen.  (1743) 
Links  am  Wege,  der  zum  Schloss  emporführt,  ein  Wirtshaus     Q  3 
unter  hohen  Bäumen.     Auf  einer  offenen  Bühne  wird  hier  eine 
Vorstellung  gegeben.     Bez.  1.  u.:  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,52 %;  br.  0,66.  —  Inv.  1722,  A  547.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 
—  Phot.  Tamme. 

Jahrmarkt  im  Flusstal.     Der  Fluss    schlängelt    sich    zum    1680 
Vordergrunde  links  herab,  wo  Lastkähne  ihn  beleben.     Rechts  (1745) 
vorn  auf  halber  Höhe   ein  Wirtshaus.     Links  schroffe  Felsen-      P  1. 
Pyramiden.  Unten  im  Dorfe,  zu  beiden  Seiten  des  Flusses,  buntea 
Jahrmarktstreiben.    Bez.  r.  am  Felsen  (verwischt) :  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,47;  br.  0,53.  —  Inv.  1722,  A  144.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Jahrmarkt  im  Flusstal.    Der  Fluss  schlängelt  sich  vorn  zur     1681 
Mitte  herab  und  nach  rechts  herüber.   Links  vorn  am  Felsenhang  (1746) 
ein  Hohlweg  unter  dem  von  Bäumen  überragten  belebten  Wirts-     PH 
hause.     Rechts    vorn   am    Flusse    bewegtes  Jahrmarktstreiben; 
darüber    ein  von    einem  Holzsteg  überbrückter  Wasserfall;  im 
Hintergrande  Hochgebirge.     Bez.  1.  u.:  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,47;  br.  0,53.  —  Inv.  1722,  A  277.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Flusstal  am  Alpenabhang.     Links   ein  schmaler  Fluss  am    1682 
Fuss  einer  mächtigen  Bergkette.    Vorn  rechts  ein  Felsen.    Vorn  (1748) 
in  der  Mitte  viel  Volk  zwischen  Jahrmarktsbuden  und  Zelten.     PH 
Bezeichnet  halbrechts  unten:  J.  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,38;    br.  0,49!^.  —  Inventar  1722,    A   542.  —  Also  nicht  1741 
erworben,  wie  H.  annahm. 

Flusstal  mit   der  Bogenbrücke  vor   der  Stadt.     Rechts  im    1683 
Hintergrunde  das  Felsengebirge.     Links  vorn,  wo  ein  Weg  zu  (1749) 
einer  Burg  emporführt,  Tanz  vor  einem  Wirtshause.    Im  Mittel-  Chemnitz 
gründe    zwei  Schlösser   auf  gesonderten  Gipfeln.     Im  Flusstal 
eine  alte  Stadt.     Bez.  r.  unten  (verwischt):  GRIFFIER. 

Eichenholz;  h.  0,46%;  br.  0,58%.  —  Inventar  1722,  A  342.—  1902  an  die 
Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Das  Schloss  über  dem  Flusstal.    Links  vorn  am  Fluss  ein  1684 

Kirchdorf  unter  hohem  Alpenstock.     Rechts  vorn    ein   belebter  (1751) 
Pfad,  der  sich  zu  dem  auf  schroffem  Felsenabhang  thronenden      P  5 
Schlosse  emporwindet.     Bez.  u.  i.  d.  Mitte:  GRIFFIER, 

Kupfer;  h.  0,47%;  br.  0,53.  —  Inventar  1722,  A  341. 

35* 


54S         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1685  Berg-  und   Flusslandschaft.     Der  Fluss  bildei   im   Vorder- 
(1744)  gründe  links  einen  breiten  Hafen  mit  lebhaftem  Frachtverkehr. 

P  6  Rechts  auf  dem  Felsen  eine  phantastisch  gekuppelte  Kirche.  Im 
Mittelgrunde  ein  Schloss.  Links  hohe  Berggipfel;  rechts  im 
Hintergründe  die  Ebene.    Bez.  i.  d.M.  am  Kahu:  GRIFFIER  .  F. 

Eichenholz;  h.  0,37 %;  br.  0,48.  —  Inventar  1722,  A  5G9.  —  Gegens'.ück 
zum  folgenden. 

1686  Berg-  und  Flusslandschaft.  Der  schmale,  von  Kähnen  be- 
(1750)  lebte  Fluss  zieht  sich  zwischen  Bergen  mit  Burgen,  Schlössern 

P  11  und  Kirchen  zum  Vordergrunde  rechts  herab.  An  seinem  jen- 
seitigen Ufer  ein  Schloss.  Links  vorn  unter  Bäumen  ein  Wirts- 
haus, zu  dem  vom  Hofe  eine  Holztreppe  hinaufführt.  Vorn  in 
der  Mitte  einige  Frachtkähne.    Angeblich  bez.:  GRIFFIER. 

Eichenholz;  h.  0,37%;  br.  0,48.  —  Inventar  1722,  A  559.  —  Gegenstück 
zum  vorigen. 

1687  Weg  am  Waldstrom.  Baum- und  felsenreiche  Gegend.  Rechts 
(1740)  der  Waldbach,  der  weiter  oben  einen  kleinen  Wasserfall  bildet. 

9  b  Links  der  belebte  Weg,  auf  dem  ein  Mann,  ein  Knabe  und 
ein  Hund  zwei  Lasttieren  folgen.    Im  Hintergrunde  Berge. 

Eichenholz;  h.  0,41%;  br.  0,45.  —  Inventar  1722,  A  214. 

1688  Seebucht  und  Flusstal.  Vorn  rechts  ein  schmaler  Fluss 
(1747)  mit  Kornkähnen.  In  der  Mitte  ein  breiter  Wasserspiegel  mit  See- 
chemnitz   schiffen;   ein  Leuchtturm  aui  Ufer.     Rechts  vor  dem  Gebirgs- 

stock  ein  Dorf  mit  Bauerntanz.     Angebl.  bez.:  J.  GRIFFIER. 

Kupfer;  h.  0,46%;  br.  0,52%.  —  Inventur  1722,  A  158.  —  1902  an  die 
Kunstluitte  in  Chemnitz. 

1689  Die  Wassermühle.  Gerade  in  der  Mitte,  in  einer  kleinen 
(1752)  Seitenschlucht    des    Flusses,    liegt    eine    Wassermühle.     Links 

P  1  vorn  Hütten  unter  Bäumen  an  dem  bunt  belebten  Wege,  der 
zum  schroffen  Felsenhang  hinanführt,  Ortschaften,  Schlösser, 
Kirchen  rings  an  den  Bergen  zerstreut, 

Leinwand;  h  0,44%;  br.  0,00.  —  1741  aus  den  kcinigl.  Zimmern.  (Inventar 
80  N.  2529.) 

1690  Flusslandschaft  mit  Bergen  und  Burgen.  Der  schmale  Fluss 
(1357)  zieht  sich  nach  vorn  rechts  herab.  Links  und  rechts  schroffe 
Freiberg    ]oeiseil-    Auf  einem  Gipfel  zur  Linken  eine  Burgruine.   Davor  auf 

dem  Wege  Hirten  und  Rinder.    Der  höchste  Berg  rechts  hinteu. 

Eichenholz;  h.0,42^:  br.  0,44%.  —  Inv.  1722,  A  210.  als  ^Griffier«.  Bei 
II  als  »Saftleven«.  Unseres  Erachtens  vielmehr  ein  frühes  Bild  Giiffier's.  —  1903 
ans  König  Albeit-Museum  in  Freiberg. 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      549 

Jahrmarkt  im   Flusstal.     Der   Fluss    ist   im    Vordergründe    1691 
rechts  von  grossen  und  kleinen  Fahrzeugen  belebt.    Rechts  im  (1753) 
Hintergrunde    ragt    ein.  hoher,    steiler  Berggipfel.     Vorn  links      P  1 
ein  Wirtshaus  unter  hohen  Bäumen  am  Wege.     Buntes  Jahr- 
marktstreiben mit  Zelten  und  Buden  auf  der  Dorfstrasse. 

Eichenholz;  h.  0,49J^;  br.  0,64}^.  —  1727  durch  Le  Plat.  Inventar  1722  ff. 
A  1811.  Bei  H.  nur  als  »alte  Kopie«.  —  Es  ist  jedoch  kaum  schwächer  als  manche 
der  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

Rachel  Ruysch 

Geb.  1664  oder  1665  zu  Amsterdam;  gest.  daselbst  den 
12.  Oktober  1750.  Schülerin  des  Willem  van  Aelst  in  Amster- 
dam. Heiratete  daselbst  den  12.  Aug.  1695  den  Maler  Juriaen 
Pool.  Tätig  in  Amsterdam,  doch  1701  in  der  Haager  Gilde, 
um  1708 — 1716  in  Düsseldorf  als  Hofmalerin  des  Kurfürsten 
Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz. 

Fruchtstück  mit  dem  Hirschkäfer.    Am  Fusse  einer  Mauer    1692 
und   eines  Baumstammes    sind    die   köstlichsten   Herbstfrüchte  (1788) 
aufgehäuft.     Rechts    vorn   ein  Hirschkäfer,    ein  Vogelnest  mit      7  a 
vier    Eiern    und    zwei    geöffnete    Granaten.      Bezeichnet  links 
vorn:  Rachel  Ruysch  1718. 

Kupfer;  h.  0,74;  br.  0,613^.  —  Inventar  1722,  A  1929.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Bruckni. 

Ein    Blumenglas.       Auf  einem    Marmortische    vor    grauer    1 693 
Wand   steht    ein  Glas    mit    einem    üppigen,    oben    von    einer  (1789) 
weissroten  Tulpe  überragten  Blumenstrausse.     Bezeichnet  rechts     16  a 
unten  (nicht,  mehr  deutlich):  Rachael  Ruysch. 

Kupfer;  h.  0,733^;  br.  0,61  J^.  —  Inventar  1722,  A  1928.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

Blumen  und  Tiere.  Links  Landschaft.  Rechts  ein  kahler  |  694 
Baum.  Vor  diesem  ein  Blumenstrauss;  ganz  vorn  eine  Kröte,  (1790) 
eine  Heuschrecke,  eine  Eidechse.     Bez.  1.  u.  (verkleinert):  16  a 


Leinwand;    h.  0,71)^;    br.  0,56  J^.    —    1751  durch  Riedel  von  der  Leipziger 
Ostermesse.     H.  —  Inventar  1764,  II  209. 


550         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Nicolas  Verkolje 

Geb.  den  11.  April  1673  zu  Delft;  gest.  den  21.  Jan.  1746 
zu  Amsterdam.  Schüler  seines  Vaters  Jan  Verkolje.  Tätig 
zu  Amsterdam  seit  1700.    Amsterdamer  »Catalogus«  1907. 

I  696  Marktszene.     In  der  Mitte  hinter  dem  Gemüsekarren  eine 

(817)    Frau  mit  grossem  runden  Hute,  die  einen  Korb  Pfirsiche  vor 

16  b     sich  hält.     Hinter    ihr    schwenkt    ein  Herr   seinen  Hut    und 

legt  den  linken  Zeigefinger  an  den  Mund. 

Leinwand ;  b.  0,47 ;  br.  0,37.  —  1874  aus  der  Sammlung  Reede  van  Oudts- 
hoorn  in  Utrecht.  —  Bei  H.  als  Johannes  Verkolje ;  doch  hatte  H.  frageweise  zu- 
gegeben, dass  es  eher  von  Nicolas,  dem  Sohne,  als  von  Johannes,  dem  Vater,  herrühre. 

Jan  van  Huysum 

Geboren  zu  Amsterdam  den  15.  April  1682;  gest.  daselbst  den 
7.  Febr.  1749.  Schüler  seines  Vaters  Justus  van  Huysum,  der 
z.  B.  im  Schweriner  Museum  vertreten  ist.    Tätig  zu  Amsterdam. 

I  697  Ein  Blumenglas  und  eine  Orange.     Auf  einem  Steintische  vor 

(1826)  einer  Nische  ein  Glasgefäss  mit  prächtigem,  hauptsächlich  aus 

17  b     gelben,  weissen  und  roten  Blumen  zusammengesetztem  Strausse. 

Links  daneben  eine  Orange  und  ein  Käfer.  Bezeichnet  links 
unten  (ähnlich  dem  folgenden):    Jan  van  Huysum  Fecit. 

Leinwand;  h.  0,92%;  br.  0,70.  —  1751  durch  von  Heinecken.  H.  —  luv. 
1754,  TI  184.  —  Phot.  Ges. 

I  698  Ein  Blumengefäss  und  ein  Vogelnest.     Auf  einem  Steintische 

(1827)  vor  gelblichem  Wandgrunde  steht  ein  in  erhabener  Arbeit  ver- 
8  a      ziertes  Tongefäss    mit    einem  Blumenstrauss,    in  dessen  Mitte 

vorn  eine  gelbe  Rose  prangt.  Rechts  daneben  liegt  ein  Vogel- 
nest mit  Eiern.     Bezeichnet  rechts  oben  (verkleinert): 


Eichenholz;  h.  0,39;  br.  0,32.    —   Inventar  1754,  II  350.  —  Phot.  Bruckm. 

I  699  Weg  am  Flusse.     Links  zwischen  Bergen  der  Hauptfluss, 

(1828)  rechts  vorn   ein    Nebenfluss,    unter   dem  Felsufer  rechts  ober- 
9  b 


E.    Amsterdamer  Schule.     XVII.  Jahrhundert      551 

brückt.     Rechts  oben  alte  Ruinenrnauern.     Vorn  auf  dem  Wege 
ein  Jäger  mit  seinen  Hunden.     Bezeichnet  vorn  in  der  Mitte: 


*uy  wn 


Leinwand;  h.  0,40;  br.  0,48.  —  Inventar  1754,  II  747. 

Jacob  de  Wit 

Geb.  1695  zu  Amsterdam;  gest.  daselbst  den  12.  Nov.  1754.  — 
Schüler  des  Alb.  v.  Spiers  in  Amsterdam  und  des  Jac.  v.  Hai  zu 
Antwerpen,  wo  er  sich  durch  das  Studium  des  Rubens  weiter- 
entwickelte. Berühmt  durch  seine  den  Schein  von  erhabener 
Arbeit  erstrebenden,  grau  in  grau  gemalten  dekorativen  Gemälde 
im  Rathause  zu  Amsterdam.    Tätig  vornehmlich  in  Amsterdam. 

Nackte  Kinder   mit  Jagdgeräten.      Grau    in    grau.      Links    1700 
vorn  wendet    ein  Knäblein    mit    einem    Jagdspeer    sich  nach  (1831) 
rechts.     Vor    ihm    bückt    ein    zweites   sich  auf  einen  Köcher.     P  H 
Weiter  rechts  ihrer  zwei  mit  Jagdhörnern.     Ganz  rechts  zwei 
Hindinnenköpfe.     Bezeichnet  links  unten  (verkleinert): 


Cfam 


Leinwand ;    h.  0,82 ;  br.  1,33.    —    Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1835. 


F.     Die  Leidener  Schule 
Gerrit  Dou 

Geb.  den  7.  April  1613  zu  Leiden;  begraben  daselbst  den 
9.  Febr.  1675.  Schüler  der  Leidener  Frühzeit  des  Rembrandt 
van  Riju.  Haupt  der  Leiden'schen  Sittenmalerschule.  Tätig 
zu  Leiden.  Vergl.  Dr.  W.  Martin :  Het  Leven  en  de  Werken 
van  Gerrit  Dou,  Leiden  1901. 


552         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

I  704  Der  Meister  in  seiner  Werkstatt.      Der   junge  Meister    in 

(1229)  dunklem  Rocke'  und  Barette    sitzt,    nach   rechts  gewandt,    in 
15  c     seiner  Werkstatt    unter    dunkelgrünen  Vorhängen    neben  einer 

antiken  Statuengruppe  und  zeichnet  ein  Bild  in  ein  grosses 
Buch.  Vorn  auf  der  Steinbrüstung  eine  Kerze,  eine  Gypsmaske, 
eine  Geige  mit  aufgeschlagenem  Notenhefte,  ein  Globus,  gegen 
den  eine  Laute  lehnt.     Bezeichnet  halb  links  am  Tisch: 

Gov    164-7 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,31%.  —  Inventar  1722,  A  529.  —  Martin  N.  HB. 
—  Gest.  von  A.  H.  Payne.  —  Phot.  Braun  V,  32;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme; 
Brack  ni. 

1 705  Eine  Katze  im  Fenster.      Auf    der    Brüstung    eines    mit 

(1230)  rotem  Vorhange  geschmückten  Bogenfensters  liegt,  nach  rechts 
15  a     gewandt,  eine  graue  Katze.     Bezeichnet  vorn  in  der  Mitte: 


G>ov      l6j?7 


Eichenholz;  h.  0,34;  br.  0,26%.    —    lnv.  1722,  A  587.    —    Martin  362.  — 
Phot.  Hanfst. 

1706  Die  Traubenpflückerin.    Nachtstück.    In  einem  mit  grünem 

(1231)  Vorhang  geschmückten  Fenster  steht  ein  Mädchen,    das  in  der 

15  a     Linken  eine  brennende  Kerze  hält,  mit  der  Rechten  aber  eine 

Traube    von  dem  Weinstocke  pflückt,    der   am  Hause    wächst. 

Bezeichnet  auf  einem  Zettel  vorn  an  der  Brüstung: 


G  o  v  1  €0) 


Eichenholz;  h.  0,35%;  br.  0,29%.  —  lnv.  1722,  A  498.  —  Die  Jahreszahl 
las  II.  1658,  lesen  Gustav  Müller  und  W.  Martin  16.r)6.  Die  letzte  Ziffer  ist  nicht  mehr 
deutlich  erkennbar.  —  Martin  337.  —  Phot.   Braun  XV,  30;  Häufst.;  Bruckm. 

1707  Ein  Geiger  am  Fenster.     In  einem  steinernen,  vorn  an  der 

(1232)  Brüstung  mit  einem  Relief  geschmückten,  oben  mit  orientalischem 

15  c     Teppich  behängten  Fensterbogen  geigt,    von  vorn  gesehen,  ein 

blondhaariger  junger  Mann    in  braunem  Rock  und  schwarzem 

Hut.     Das  Notenheft    liegt  vor   ihm  auf  der  Brüstung.     Sein 

Degen  lehnt  rechts  am  Fenster.     Bez.  halbl.  a.   d.  Brüstung: 


viov   1  66  f 


Cbov 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  553 

Eichenholz ;  h.  0,  tO ;  br.  0,29.  —  1749  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
Araignon  zu  Paris.  In  der  Regel,  auch  in  der  Petersburger  Eremitage,  die  eine 
ebenso  bezeichnete  und  datierte  Wiederholung  besitzt,  gilt  der  Dargestellte  für  den 
Meister  selbst.     Dass  dies  ein  Irrtum  ist,    zeigt   unser   Selbstbildnis  Dou's  N.  1704. 

—  Martin  172.  —  Phot.  Braun  I,  83 ;  Phot.  Ges. ;  Hanfst.;  Tamme ;  Bruckni. 

Stilleben.     In  grauer  Fensternische  mit  grünem  Vorhang    1708 
hängt  links  eine  silberne  Taschenuhr  an  blauem  Bande,  steht  (1237) 
rechts  auf  der  Brüstung  ein   Leuchter,       ^^  15  a 

gegen  den  eine  weisse  Tonpfeife  ge- 
lehnt ist.  Bezeichnet  halblinks  an 
der  Brüstung: 

Eichenholz;  h.  0,43;  br.  0,35J^.  —  Inv.  1754,  II  572.  —  Martin  S.  172— 174  ; 
N.  364.  Sehen  1665  im  Kabinet  de  Bye  in  Leiden ;  damals  befand  sieh  auf  der 
anderen  Seite  des  Bildes  die  Darstellung  eines  Weinkellers  (der  nach  Grösse  und 
Format  jedoch  schwerlich  unsere  N.  1713  gewesen I.  Das  Bild  ist  an  allen  vier  Seiten 
Ton  Dou  selbst  durch  Anstückung  vergrössert  worden.  —  Phot.  Ges.;  Bruckm. 

Der  alte  Schulmeister.     Hinter  einem    steinernen    Bogen-    1 709 
fenster,  in  dem  links  ein  Vogelbauer  hängt,  sitzt  der  alte  Schul-  (1233) 
meister  mit  der  Brille  auf  der  Nase  und  schneidet  seine  Feder.      15  c 
Vor  ihm  auf  der  Brüstung  steht  eine  Sanduhr  und  liegt  eine 
Urkunde.     Im  Hintergrunde  sitzen  junge  Leute  um  einen  Tisch 
und  schreiben.     Ein  Eintretender  hält  den 
Hut  in  der  Haud  und  ein  Buch  unter  dem     G>ov     ]&y\ 
Arme.     Bezeichnet  halblinks  am  Pult: 

Eichenholz;  h.  0,32;  br.  0,24V2-  —  Unten  und  rechts  ist  eine  Beschädigung 
durch  Ansetzen  eines  neuen  Holzstückes  ausgebessert.  —  Nach  H.  schon  im  Inventar 
1722.  —  Wir  konnten  es  jedoch  erst  im  Katalog  von  1817  nachweisen.  — Martin  76. 

—  Phot.  Braun  II,  33;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Zahnarzt.    In  einem  mit  rotem  Vorhange  geschmückten    1710 
Fensterbogen  steht  ein  alter  Zahnarzt  in  roter  Pelzmütze,  legt  (1234) 
die  linke  Hand  auf  den  Kopf   des   jungen    Mannes,    der  sich      15  c 
mit  schmerzverzerrter  Miene  in  den  Mund  greift    und    in  der 
Rechten    den    ausgezogenen    Zahn    hält.     Vor    ihm    auf   der 
Brüstung  sein  Patent  und  eine  Spülschale.      r  ^  ov        .  /~^n 
Bezeichnet  vorn  in  der  Mitte:  \J)V  10/^ 

Eichenholz;  h.  0,31;  br.  0,24. —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Martin 87. 

—  Phot.  Braun  I,  34;  Phot.  Ges.;  Hanfst;  Tamme;  Bruckm. 

Ein    betender    Einsiedler.      Der    graubärtige    Kahlkopf   in     1711 
brauner  Kutte  kniet    nach    rechts  gewandt  in  altem  Gemäuer.   (1235) 

15  e 


554         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Vor  ihm  auf  dem  Altar  ein  mächtiges  Buch,  ein  Rosenkranz, 
ein  Kruzifix,    eine    Sanduhr    und    ein   Totenkopf.     Ueber  ihm 
eine  Laterne.     Rechts  im  Vordergrunde  Blumen.       /~* 
Bezeichnet  am  Lesezeichen  im  Buche:  Vj)OV 

Eichenholz;  h.  0,57;  br.  0,43.-1708  aus  Antwerpen.  —  luv.  1722,  A  704. 
—  Martin  18.  —  Phot.  Braun  III,  34;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1712  Die  Gärtnerin.     Nachtstück.     Ueber  die  Brüstung  gebeugt, 
(1236)  begiesst  ein  Mädchen,  das  eine  brennende  Kerze  in  der  linken 

15  c     Hand  hält,  die  jungen  Pflanzen  draussen  im  roten     f* 
Tontopfe.     Bez.  in  der  Mitte  der  Brüstung:  ^-*^ 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0,20»/2.  —  Inventar  1722,  A  512.  —  Martin  336.  — 
Phot.  Hanfst.;  Bruckm. 

1713  Im  Weinkeller.     Nachtstück.     Links  am  Weinfasse    kniet 
(1241)  ein  junges  Mädchen,  das  ein  Glas  in  der  Rechten  erhebt.    Neben 

15  a     ihm  steht  ein  junger  Mann,  der  mit  der  Linken  droht  und  eine 
Lampe  in  der  Rechten  hält.  Vorn  am  Boden  eine  bren-  ^ 

nende  Laterne.  Bez.  1.  u.  am  Fasse  (bisher  übersehen):      {$> 

Eichenholz;  h.  0,33;  br.  0,25.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1723.  — 
Martin  349.  —  Vgl.  die  Bemerkungen  zu  unserer  N.  1708.  —  Phot.  Braun  IV,  33 ; 
Hanfst.;  Bruckm. 

1714  Der  verlorene  Faden.  Nachtstück.  Kniestück  nach  rechts  auf 
(1240)  dunklem  Grunde.     Die  Alte  in  roter  Jacke  und  weissem  Kopf- 

15  a     tuche    bemüht   sich    beim  Scheine    der  neben   ihr   brennenden 
Lampe,  mit  der  rechten  Hand  den  Faden  an  der 
Rolle  wiederzufinden,  die  sie  in  der  Linken    hält.        (j)0\ 
Bezeichnet  unter  der  Lampe: 

Eichenholz;  h.  0,33^;  br.  0,26 %.  —  Inventar  1722,  A  605,  »aus  der  Kunst- 
kammer*  als  A.  v.  Boonen.  —  Jedoch  seit  dem  Katalog  von  1817  mit  Recht  dem 
Dou  zurückgegeben.  —  Martin  341.  —  Phot.  Braun  II,  34;  Hanfst.;  Bruckm. 

1715  Beim  Doktor.     Nachtstück.     Im  Zimmer  eines  Arztes  sitzt 
(1244)  ein  junges  Mädchen,  zurückgelehnt,  im  Sessel.     Der  junge  Arzt 

15  c     legt  seine  Linke,    in    der    er  ein  Instrument    hält,    auf  ihren 
Kopf,  während  er  ihr  mit  einer  Kerze,   die  er  in  der  Rechten 
hält,  in  den  geöffneten  Mund  leuchtet.    Vor  ihr  steht 
ein    Kerzenhalter,    rechts    am    Boden    ihre    Laterne.    r  ^4 
Bezeichnet  halb  rechts  unten  am  Sessel:  ^ 

Eichenholz ;  h.  0,44 ;  br.  0,34.  —  Inventar  1722,  A  534.  —  In  dßn  früheren 
Auflagen  dieses  Katalogs  irrtümlich  betitelt  und  beschrieben.  Vgl.  Martin  322,  wo 
freilich  auch  der  Kerzenhalter  noch  für  ein  Spinnrad  angesehen  wird.  —  Phot.  Hanfst. 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  555 

Der  lesende  Einsiedler.    Halbfigur  nach  rechts.    Der  grau-    1716 
bärtige  Kahlkopf  in  brauner  Kutte  blickt  ins  mächtige  Buch,  (1246) 
das  er    vor    sich    aufgeschlagen    hat.     Unter  dem    Buche  ein     15  o 
Totenkopf.     Am  Baume  ein  Kruzifix.     Bezeichnet  X^ 
vorn  in  der  Mitte:  LDüV 

Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,19.  —  Inventar  1722,  A  732  als  Original.  Später 
im  »Vorrat«.  —  1861  aus  dem  Vorrat.  —  Von  H.  unter  die  unechten,  dem  Don 
nur  zugeschriebenen  Werke  versetzt.  Wir  sehen  hierzu  jedoch  kaum  einen  ge- 
nügenden Grund.  Wenn  es  auch  keins  der  feinsten  Bilder  Dou's  ist,  so  stimmt  seine 
Technik  doch  mit  der  des  Meisters  überein.  Auch  Seidlitz  (Rep.  XVI,  S.  379)  und 
Martin  (N.  19)  für  die  Echtheit.    Frühes  Bild.  —  Phot.  Tamme;  Bruekm. 

Ein  junges  Mädchen.    Halbfigur  fast  von  vorn  auf  schwarzem    1717 
Grunde.   Das  frische  junge  Mädchen  mit  blossem  Unterarme  trägt  (1238) 
ein  braunes  Kleid,  eine  kleine  Haube  und  Ohrringe.  Sie  legt  beide      17  a 
Hände  rechts  auf  eine  Tischdecke. 

Eichenholz;  hochoval;  b.  0,14%;  br.  0,12.  —  Inv.  1722,  A  615.  —  Martin 
221.  —  Phot.  Bruekm. 

Eine  Alte  im  Hute  mit  einem  Buche.     Halbfigur  nach  rechts  1718 

auf  grauem  Grunde.     Die  Alte  trägt  einen  dunklen  Pelzmantel  (1243) 

und  einen  schwarzen  Hut.     Mit  beiden  Händen    hält   sie   ein  15  c 
aufgeschlagenes  Buch,  über  das  sie  jedoch  hinwegschaut. 

Eichenholz;  h.  0,16%;  br.  0,14.  —  Nach  H.  laut  alter  Rechnung  von  Grün- 
berg in  Brüssel.  —  Martin  185 ;  als  »Rembrandt's  Mutter«.  1744  mit  einem  Gegen- 
stück, das  Rembrandt's  Vater  dargestellt  zu  haben  scheint,  im  Verkauf  van  Tey- 
lingen  zu  Leiden.  —  Sicher  im  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Zeitung  lesende  Alte  mit  der  Brille.     Halbfigur  nach  links    1719 
auf  grauem  Grunde.     Die  Alte  trägt  ein  dunkelrotes  Kleid,  eine  (1239) 
dunkelrot  und  blau  schimmernde  Pelzjacke,  eine  braune  Haube     17  a 
mit  weissem  Kopftuche.     Sie  trägt  die  Brille  auf  der  Nase  und 
hält  mit  beiden  Händen  das    Zeitungsblatt,    in   dem   sie  liest. 

Eichenholz;  hochoval;  h.  0,12%;  br.  0,09.  —  Inventar  1722,  A  330.  —  In 
der  Regel,  wie  die  folgende,  für  Dou's  Mutter  gehalten.  Vielmehr  jedoch  die  Mutter 
Rembrandt's,  des  Lehrers  des  Meisters.  So  schon  Bode  bei  v.  Zahn  VI,  S.  204. 
Laut  brieflicher  Mitteilung  Corn.  Hofstede  de  Groot's  hält  dieser  seine  in  der  K.-Chr. 
N.  F.  II  1891  Sp.  562—565  ausgesprochene  Ansicht,  dass  unser  Bild  ein  Jugend- 
werk Rembrandt's  sei,  nicht  aufrecht,  sondern  kehrt  zu  der  Ueberlieferung  zurück, 
die  es  Dou  zuschreibt.  —  Martin  182.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Alte  ohne  Brille  mit  dem  Buche.     Kniestück  nach  rechts    1 720 
auf  graublauem  Grunde.    Die  Alte  sitzt  vor  einem  grünen  Tische,  (1242) 
auf  dem  ihre  Börse  und  ein  umgestürzter  Becher  liegen.    Sie  trägt      15  c 


Gov 


556        Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

einen  langen,  dunkelblau  und  rot  schillernden  Pelzmantel  und 
eine  Haube  von  derselben  Farbe.  Mit  beiden  Händen  hält  sie 
vor  sich  ein   mächtiges  Buch,  in  dem  sie  liest. 

Eichenholz;  hochoval;  h.  0,24;  br.  0,19%.  —  luv.  1722,  A  670. —Vgl.  die 
Bemerkungen  zum  vorigen  lülde,  X.  1719.  —  Martin  183.  —  Phot.  Braun  VIII,  34; 
Tamme;  Bruckni. 

1721  Die  Mausefalle.  Nachtstiick.  In  einer  rot  behängten  Fenster- 
(1245)  nische  steht  ein  junges  Mädchen  mit  einer  brennenden  Kerze  in 

P  5      der  Linken,  einer  Falle  mit  einer  Maas  in  der  Rechten.  Lachend 
blickt  sie  den  Knaben  an,  der  sich  rechts  neben   ihr 
auf  den  Tisch  stützt  und  auf  die  Maus  deutet.    Bez. 
in  der  Mitte: 

Eichenholz;  h.  0,26  J^;  br.  0,21.  — Inv.  1722,  A  50S.  —  Damals  als  Original, 
doch  schon  bei  II.  nicht  mehr  unter  den  Oiiginalarbeiteu  dos  Meisters.  —  Bei  uns 
bisher  als  Kopie.  Bei  nochmaliger  Untersuchung  ergab  sich  jedoch,  dass  der  un- 
günstige Eindruck  des  1901  hergestellten  Bildes  nur  auf  seinem  Erhaltungszustände 
beruhte.  Wir  stimmen  nunmehr  Martin  (X.  353)  zu,  der  es  für  eigenhändig  halt. 
—  Gest.  von  N.  Verkolje. 

Nach  Gerrit  Dou 

1722  Das  Mädchen  mit  der  Laterne.  Hinter  einem  Fenster  an 
(1248)  einem  Tische  die  Halbfigur  eines  Mädchens,  das  im  Begriffe 
Grimma    jg^  e}ne  brennende  Kerze  in  eine  Laterne  zu  setzen. 

Eichenholz;  h.  0,22%;  br.  0,17.  —  1741  durch  Kaiserling  (als  N.  27(57).  — 
Schon  bei  II.  mit  Recht  nicht  unter  den  Originalarbeiten  Dou's.  Wahrscheinlich 
eine  Kopie  nach  einer  solchen.  —  1902  ans  Altertums-Museum  in  Grimma. 

Unbekannter  Nachahmer  G.  Dou's 

I  723  Maria  Magdalena.     In  altem  Ruiuengemäuer  kniet  Magda- 

(1247)  lena  vor  dem  grossen  Buche,  das  aufgeschlagen    rechts  neben 
Plauen  i.  v.  ejncni  Toteukopfc    auf   dem    rohen    Altäre  liegt.     Vorn    links 
eine  mächtige  Distel.     Bez.  i.  d.  Mitte:   0.  Dou. 

Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,48%-  —  I*'0  Provenienzangabe  bei  II.  (1763  aus 
dem  Haag)  muss  irrig  sein,  da  das  Bild  laut  seiner  Inventnrnuminer  2795  schon 
1711  durch  Kaiserling  erworben  wurde,  auch  schon  im  Inventar  1754  ill  129i  ver- 
zeichnet steht.  Dass  es  trotz  seiner  Inschrift  nicht  von  G.  Dou,  sondern  von  einom 
derben  Nachahmer  dieses  Meisters  herrührt,  bemerkte  schon  H.  —  1902  an  den 
Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Cornelis  Stooter 

Leidener  See-  und  Bildnismaler.  Geburtsjahr  unbekannt.  In 
Leiden    schon     1622    tätig    und     1655    gestorben.     Er    war 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert.  557 

zeitweilig'  Dekan  und  Vorsteher  der  Leidener  Maler -Gilde. 
In  Leidener  Inventaren  werden  öfter  Seestücke  von  Stooter 
erwähnt.     Vergl.  Obreen's  Archief  V,  p.   172  ff. 

Die    Fischerschaluppe   auf   bewegtem    Meere.      Gelbgraues,  I723A 
uferloses  Meer,    von    grossen   und  kleinen  Segelschiffen  belebt.  (1725) 
Links  vorn,  nach  rechts  segelnd,  eine  Fischerschaluppe.     Sturm-      8  a 
wölken,  aus  denen  einige  Sonnenstrahlen  schiessen,  am  Himmel. 
Bezeichnet  am  Pfahle  rechts:  S  T  0. 

Eichenholz ;  h.  0,39 ;  br.  0,50.  —  Kat.  1887 :  N.  1674.  —  1740  durch  Morel 
aus  Antwerpen.  —  In  der  ersten  Auflage  als  »Angeblich  Abraham  Storck«.  Ein 
ebenso  bezeichnetes  Bild  befindet  sich  iu  der  öffentlichen  Sammlung  zu  Hannover. 
Beide  zeigen  die  gleiche  Hand,  die  jedoch  keineswegs  diejenige  Abraham  Storck's 
ist.  Neuerdings  sind  die  Forscher  sich  einig,  die  Hand  des  Coinelis  Stooter  von 
Leiden  in  diesem  Bilde  und  den  ähnlichen  zu  erkennen :  Haverkorn  van  Rijsewijk, 
Bredius,  Hofstede  de  Groot.  —  Vergl.  auch  Eisenmann's  Katalog  der  Sammlung  zu 
Hannover  1891,  S.  199  zu  N.  508. 

Pieter  de  Ring 

Geb.  zu  Leiden  um  1615 — 1620;  gest.  daselbst  den  22.  Sept. 
1660.  Schüler  des  Jan  Davidsz.  de  Heem  (vor  dessen  Ueber- 
siedelung  nach  Antwerpen).  Seit  1648  Mitglied  der  Leidener 
Gilde.  (E.W.  Moes  in  Oud  Holland  1888,  VI,  p.  175—181). 

Stilleben  mit  einem  Fasanen.      Auf  einem  Steintische  mit    1724 
grüner  Decke  links  ein  roter  Krebs  und  kleine  Krabben,  rechts  (1264) 
eine  angeschnittene  Zitrone  und  ein  Messer,    in  der  Mitte  ein      K  4 
Zinnteller  mit  Austern  und  Kirschen,  eine  Gewürztüte,  ein  Brot 
und  Trauben.     Weiter    zurück    eine  Glaskanne  und  ein  hohes 
Stengelglas;  in  der  Mitte  ein  aufgerichteter  Fasan.    Ganz  rechts 
der  Ring,  der  als  Monogramm  des  Meisters  gilt. 

Leinwand;  h.  0,96%;  br.  0,79.  —  1723  erworben.  —  Inv.  1722  ff.  A  1495 
als  de  Heem.  So  bis  zu  II. 's  Verzeichnis  von  1872.  In  diesem  zuerst  als  P.  de  Ring. 
Die  mit  dem  Namen  des  Meisters  bezeichneten  Bilder  (z.  B.  in  Hannover  und  in 
Antwerpen)  bestätigen  die  Richtigkeit  dieser  Benennung.  —  Phnt.  Bruckm. 

Jan  Steen 

Geb.  zu  Leiden  1626  oder  1627;  begraben  daselbst  den  3.  Febr. 
1679.  Schüler  des  N.  Knüpfer  und  seines  Schwiegervaters  Jan 
van  Goijen.  Weiter  entwickelt  unter  dem  Einflüsse  des  Frans 
Hals  und  des  Adriaen  van  Ostade  in  Haarlem  Tätig  zu  Leiden 
(1648),  im  Haag  (1649—54)  und  in  Haarlem  (1661—69). 


558         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1725  Die  Hochzeit  zu  Cana.      In    reich    bekränzter   Bogenhalle 

(1579)  tafeln  im  Hintergrande  die  Hochzeitsgäste,  spielen  über  ihnen 
15  b     in  einer  Loggia  die  Musikanten.     Links  im  Hintergründe  steht 

der  Heiland,   von   vorn   gesehen,    und    gebietet   mit  erhobener 
Rechten  das  Wunder.     Vorn    im  Keller    liegt  links  ein  Weib 
an  einem  Fasse  und  lässt  einen  Knaben 
trinken,    während    rechts   der   Keller-  f7     , 

meister  einem    C4eiger  ein    Glas    dos  tS~l^/m 

Wunderweines   zu   kosten  gibt.     Be-     ~      V-'  *-  *"  C  /  /  . 
zeichnet  unten  rechts:  v- — s 

Eichenholz;    li.  0,58}<{j    br.  0,48.    —    Erst  L861   aus    dem   »Vorrat«.     Vorher 
nicht  nachgewiesen.    —   Phot.  Brann  X,  :J8 ;  Phot.  Ges.;  lianfst.:  Tarame;  Bruckm. 

1726  Mutter  und  Kind.     Kniestück.     In  schlichtem  Gemach,   vor 

(1580)  dem  Bogenfenster,    durch  welches  links    das  Dorf  hereinblickt, 
17  b     sitzt  eine  Trau  am  niedrigen  Tischchen,  auf  dem  ein  Topf  und 

ein  Teller  stehen.     Sie  hält  ihr  Kindchen  im 
rechten  Arm    und   in   der  linken  Hand   dei 
Löffel,  mit  dem  sie  es  speist.  Bez.  unten  rechts: 

Leinwand  auf  Eichenholz  gekleht;  h.  0,21):  br.  0,24'^.  —  Inv.  1722,  A  669. 
—  Phot.  Hanfst.;  P.nickm. 

I  727  Die  Verstossung  der  Hagar.     Abraham   steht  im  Pelzmantel 

(1581)  rechts  auf  seiner  Haustreppe,  deutet  mit  der  Linken  ins  Haus 
17  b     zurück,    wo  Sara  den  Kopf  des  kleineu  Isaak  vom   Ungeziefer 

reinigt,  und  legt  die  Rechte  tröstend  auf  die  Schulter  der  unten 
vor  ihm  stehenden  weinenden  Hagar,  die  im  Begriffe  ist,  barfuss 
mit  einem  Brot  auf  dem  Rücken,  einer  Feldflasche  am  Arm. 
dem  Ausweisungsbefehle  zu  gehorchen.  Zu  ihren  Füssen  spielt 
der  kleine  Ismael  arglos  mit  seinem  Bogen.  Links  im  Hofe 
hinter  Hagar  ein  Knecht  mit  der  Herde,    Bezeichnet  u.  rechts: 


£  ßtctn 


F.   Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  559 

Leinwand;  h.  1,36;  br.  1,09.    —  1876  vom  Kunsthändler  Ernst  in  Dresden. 
—  Phot.  Braun  II,  38;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Arie  de  Vois 

Geb.  zwischen  1631  und  1634,  wahrscheinlich  zu  Utrecht; 
gest.  zu  Leiden  im  Juli  1680.  Schüler  des  Nie.  Knupfer  zu 
Utrecht,  des  Abr.  van  den  Tempel  zu  Leiden.  unter  dem 
Einflüsse  der  Schule  Gr.  Dou's  weiterentwickelt.  Tätig  zu  Leiden. 

Frauen  am  Wasser.     Waldige,    links    von   blauem  Flusse    1728 
durchströmte  Landschaft.      Hinten    in   der    Mitte    eine  Kund-  (1667) 
tempelrinne.     Rechts  unter  einem  Baume    zwischen  weidenden      7  a 
Schafen  schlummert  eine  Frau    mit    blossen  Füssen    und  ent- 
blössten  Brüsten.     Vor    ihr   steht,    von    hinten    gesehen,    eine 
zweite,  unbekleidete  Frau,  die  sich  mit  einem  Linnen  abtrocknet. 
Links  entsteigt  eine  dritte  dem  Wasser.     Bez.  links  unten: 


o^Syj  /  ;&6. 


Eichenholz;  h.  0,30;  br.  0,37.    —   Inventar  1722,  A  425.   —  Phot.  Bruckm . 

Der  Trinker.     Kniestück.     Ein  Krieger  in  blanker  Stahl-    1729 
rüstung,  braunem  Rock,    breitem  Federhute,  sitzt,  nach  rechts  (1668) 
gewandt,    vor    graubrauner    Steinmauer.      '  rt      13  b 

erhebt    einen    Römer    mit   hellem  Gold-        C  /Ujui  v  ~f~- 
wein  und  blinzelt,  ein  Auge  schliessend,  ^   J 

hinein.     Bezeichnet  rechts  oben:  \_-^ 

Leinwand;  h.  0,19%;  br.  0,16.  —  Inv.  1722,  A  647.  —  Phot.  Tamme. 

Die  schöne  Schäferin.     Die    barfusse,    aber   vornehm   ge-    1730 
kleidete  Schäferin,  die,   von  vorn  gesehen,  vor  dunklen  Bäumen  (1669) 
steht,    hält  in    der  Rechten    einen  Hirtenstab,    in  der  Linken      9  c 
eine  Rose.     Zu     ihren    Füssen    links    eine    Ziege,       ;*->. 
rechts    einige    Schafe.     Im  Hintergrunde    links    ein    /\/\ 
Waldsee.     Bezeichnet  links  unten:  *■  -*-^ ' 

Leinwand;  h.  0,27%;  br.  0,21.  —  Inventar  1722,  A  714.  —  Phot.  Bruckm. 

Quirin  Gerritsz.  van  Brekelenkam 

Geb.  zu  Zwammerdam  um   1620;    gest.   1668  zu  Leiden,    wo 
er  1648    der    Gilde  beitrat.      Datierte    Bilder    1652—1668. 


560         Holländer  dos  siebzehnten  Jahrhunderts 

1731  Der  Säugling.      Rechts    gibt    die  Mutter    dem   in    wollene 

(1709)  Decken  gewickelten  Säugling  die  Brust.     Hinter  ihr  steht  der 

15  b  Vater  mit  einem  Weinglas  in  der  Rechten.  Links  vor  ihr 
steht  eine  Dame.,  die  ihren  Wocheubesuch  abstattet;  und  in 
der  Mitte  blickt  noch  ein  junger  Mann  hinter  dem  Korb- 
bettchen  hervor.     Bezeichnet  unten  rechts: 

CK 


b?*£/en£gw7i. 


C4. 

Eichenholz;  h.  0,36;  br.  0,31.  —  Inv.  1754,  II  790.  —  Phot    Bruckm. 

Gabriel  Metsu 

Geb.  1029  oder  1030  zu  Leiden;  begraben  den  24.  Okt.  1007 
zu  Amsterdam.  Wahrscheinlich  Schüler  Dou's  zu  Leiden,  dann 
unter  Rembrandt's  Einfluss.  Tiltig  1048  zu  Leiden,  seit  1G5U 
zu  Amsterdam. 

1 732  Das  Liebespaar  beim  Frühstück.     Ein  Herr  und  eine  junge 

(1408)  Dame  in  rotem  Kleide  mit  schwarzem  TJeberwurfe  sitzen,  nach 
1Ö  c     links  gewandt,  an  einem  Holztische,  auf  dem  eine  Kanne  steht, 

ein  Fisch  und  ein  Brot   liegen.     Die  Frau    hält  einen  Teller 
Erdbeeren  auf  ihrem  Schoosse  und  einen  Erdbeerbüschel  in  der 
Rechten.    Der  Herr  legt  seinen  linken  Arm   um  ihren  Nacken 
und    erhebt    in    der    Rechten    ein    hohes        /^> 
Stengelglas.       Im      Hintergrunde     links       (p    JSÄfAO'Xi 
kreidet    die     Wirtin    die    Zeche    an    die     OS    J  ^ 
Tafel.     Bezeichnet  links  oben:  1  6  ol 

Eichenholz;  h.0,35%;  br.  0,30%.    —   Inventar  1722,  A  551.    —  Gestochen 
von  E.  Mohn  jgi  N.  F.  16.  —Phot.  Braun  138;   Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tararae ;  Biaekm. 

1733  Der  Geflügel-Verkäufer.   Links  vor  einer  Kirche  sitzt  der  alte 

(1409)  Händler,    nach  rechts  gewandt,    unter   einem  Baume  zwischen 
11  c     seinen  Waren.     Er  reicht    mit  beiden  Händen  einen  lebenden 

weissen  Hahn  der  jungen  Frau   hin,    die         -~ 
ihm  in  hellgelbem  Atlaskleid,    roter,    mit 


ihm  in  hellgelbem  Atlaskleid,    roter,    mit  l   i    f\/\Q/[C')k 

weissem  Pelz  besetzter  Jacke  und  weisser  /*/    W'OM 

Morgenschürze    prüfend    gegenüber    steht.  ^       s  * 

Zwischen    beiden    ein  Hund.      Rechts  die  4   O  n  2. 


Morgenschürze  prüfend  gegenüber  steht 
Zwischen  beiden  eiu  Hund.  Rechts  dit 
Amsterdamer  Gracht.     Bez.  1.  i.  d.  Mitte 

Eichenholz;  h.  0,61%;  br.  0,45%.  —  Inventar  1722,  A  558.    —  Gegenstück 
zum  folgenden.   —  Phot.   Braun  IX,  37;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;   Bruckm. 


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No.    1707.     Gerard  Dou. 


No.    1  75 1.     Frans  van  Mieris   d.  Ä. 


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No.   1732.     Gabriel  Metsu. 


No.    1830.      Gerard  Ter  Borch. 


Tafel  XXV. 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  561 

Die  junge  Geflügel -Verkäuferin.     Rechts  unter  einem  Baume    1734 
steht  die  junge  Händlerin  in  rotem  Kleide,  gelber  Jacke,  blauer  (1410) 
Schürze  hinter  ihrem  Tische  und  reicht  ein  gerupftes  Huhn  der     11  c 
schwarz  gekleideten  Alten,  die  ihr  mit  einem  hölzernen  Gefässe 
am  Arm   prüfend   gegenübersteht.     Der  Alte    sitzt   hier   vorn 
rechts  auf  einem  Fasse  und  raucht  seine  Pfeife.    Vorn  in  der 
Mitte  ein  Hund.    Bezeichnet  rechts  oben  am  weissen  Anschlag- 
zettel, dessen  ITeberschrift  ,,1662.    Wilge  Verhoping.    Hof- 
stede  Maersen"  lautet:  G.  Metsu.  1662  (wie  das  vorige).  . 

Eichenholz;   h.  0,60%;    br.  0,45.   —   Inventar  1722,  A  696.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  XI,  33;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  alte  Wildhändlerin.     Links  vor   einer  Kirche  sitzt  die    1735 
alte  Verkäuferin    in    braunem   Unter-,    schwarzem    Oberkleide,  (1411) 
blauer  Schürze  und  schwarzem  Hute,  nach  rechts  gewandt,  unter     U  a 
einem  Baume.    Auf  ihrem  Schoosse  in  einer  irdenen  Schüssel  die 
Taube,  die  sie  rupft.    Vorn  neben  ihr  ein  Hahn.     Bar  gegen- 
über steht  eine  junge  Käuferin  in  grauem  Kleide  mit  roter  Jacke 
und  hebt  mit  der  Rechten  den  Hasen  vom  Tisch.   Im  Blecheimer 
an  ihrem  Arme  eine  Schnepfe.     Rechts  hinter  ihr  ein  Knabe  in 
schwarzem  Hut.    Bez.  links  oben  wie  die  vorigen:  O.  Metsu. 

Eichenholz ;    h.  0,57 ;  br.  0,43.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  —  Nach  H. 
1710  aus  Antwerpen.  —  Phot.  Braun XIV,  33;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Dame  mit  dem  Klöppelkissen.    In  einem  Gemache,  dessen    1736 
graue  Wand   ein    Oelgemälde    schmückt,    sitzt   eine   Dame   in  (1413) 
grauem    Atlaskleide    und    blauer,    mit    weissem   Pelz    besetzter     16  c 
Jacke  bei  ihrer  Arbeit  mit  dem  Klöppelkissen  auf  dem  Schoosse. 
Links  zu  ihren  Füssen  eine  Katze.     Bezeichnet  oben  in  der  Mitte: 


Eichenholz;  h.  0,35;  br.  1,26%.  —  Inventar  1722,  A  531.  —  Gestochen  von 
J.  L.  Raab.  —  Phot.  Braun  XII,  39;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Der  Raucher  am  Kamin.    Nachtstück.    Ein  Mann  in  breitem  |  737 

Hute  sitzt  am  Kamin,  in  dem  rechts  vorn  die  Kohlen  glimmen,  (1412) 

und  hält  mit  der  Rechten  in  einer  Feuerzange  das  Stückchen  16  c 
glühender  Kohle,  mit  dem  er  sich  die  Pfeife  anzünden  will.  Links 

36 


562         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

hinter  ihm  brennt  eine  kleine  Oellampe,  und  eine  Magd  setzt  einen 
Krug  auf  den  Tisch.     Bezeichnet  rechts  am  Kamin:  0.  Metsu. 

Eichenholz;  h.0,27%  ;  br. 0,23.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Phot.  Hanfst. 

Angeblich  G.  Metsu 

1738  Eine  Frau  mit  einem  Briefe.     Kniestück.    An  einem  Tische 
(1414)  mit  roter  Decke,  auf  dem  ein  Tintenfass  steht,  sitzt,  nach  links 

13  b     gewandt,  eine  Frau  in  grauem  Kleide,  bräunlicher  Jacke,  weisser 
Mütze  und  liest  deu  Brief,  den  sie  in  beiden  Händen  hält. 

Eichenholz;  h.  0,24;  br.  0,19%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1826.  —  Die  Ur- 
heberschaft Metsu 's  ist  (nach  unserer  Ansicht  mit  Recht)  bestritten;  z.  B.  von  Bodo 
bei  v.  Zahn  VI,  S.  205,  Ton  Seidlitz  im  Rep.  XVI,  S.  379.  —  Phot.  Brann;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Bruokm. 

Abraham  Begeyn  (auch  Bega) 

Geb.  zu  Leiden  1637  oder  1638;  gest.  den  11.  Juni  1697 
als  Hofmaler  in  Berlin.  Mitglied  der  Leidener  Gilde  1655, 
der  Haager  Gilde  1643,  seit  1688  in  Berlin. 

1739  Drei  Ziegen  unter  einem  Baume.     In  schlichter  Bergland- 
(1496)  schaff  rechts  ein  Baum,  unter  dem  grosse  Blattpflanzen  wachsen. 

P  4      Auf    dem    Wege    eine    Ziegenfamilie.  ^* 

Das    Zicklein    liegt   links    neben    dem  Cy  f t"*  0  ff  &  71T1 

Bock  und  der  Gais.    Himmel  oben  grau  ^"^        /f    J 
umwölkt,  unten  goldgelb.    Bez.  u.  1.:  ^_  S_j 

Eichenholz;  h.  0,21%;  br.  0,24%.  —  Inv.  1722,  A  684. 

Frans  van  Mieris  d.  ä. 

Geboren  zu  Leiden  den  16.  April  1635;  gestorben  daselbst  den 
12.  März  1681.  Schüler  des  Abr.  Toorenvliet  und  des  Ger.  Don. 
Tätig  zu  Leiden,  wo  er  1648  der  Gilde  beitrat. 

1740  Ein  Krieger.    Halbfigur  von  vorn.     Im  Hintergrunde  links 
(1589)   Architektur,  rechts  grau-rötliche  Luft.     Der  Krieger  trägt  einen 

13  b     Brustharnisch,     ein    rotes    Barett    mit  ^  jü.    . 

dunkelgelber    Feder     und     ein     buntes  J*  (V04\  JnKVS' 
Halstuch.     Er    stützt    die    Rechte    auf  v0  s> 

seinen  Degen.    Bezeichnet  unten  links:  ./>  fOÖ^. 

Eichenholz;   h.  0,17%;   br.  0,13%.  —  Inv.  172"J,  A  369.  —  Phot.  Bruckm. 


F.   Leidener  Schule.    XVII.  Jahrhundert         563 

Eine  junge  Frau  beim  Ankleiden.    Links  das  Bett  mit  blauen     1741 
Vorhängen.    Davor  der  Tisch  mit  rotbunter  Decke,  einer  Laute  (1587) 
und  einem  Spiegel,    vor  dem  eine  junge  Frau  in  hellviolettem     13  c 
Seidenkleide  und  roter,  mit  weissem  Pelz  besetzter  Jacke  sitzt. 
Ihr  Hündchen  liegt  auf  ihrem  Schoosse.    Mit  der  Rechten  nimmt 
sie  eine  Nadel  aus  dem  Munde.    Rechts  im  Hintergrunde  eine 
Dienerin.     Bez.    auf   der   Rückseite:    Anno  1667  .  Juny  . 
Lugd  .  Bat  ..  F  .  van  Mieris  fecit. 

Eichenholz ;  h.  0,27 ;  br.  0,22.  —  Inr.  1722,  A  334.  —  Pnot.  Braun  XIII, 
37;  Bruckm. 

Die  Liebesbotschaft.    Eine  junge  Schöne  in^  rötlich-grauem    1742 
Seidenkleide  und  gelb-roter  Jacke  sitzt,  nach  rechts  gewandt,  an  (1582) 
grünem  Tische,  hinter  dem  die  Kupplerin  in  schwarzem  Mantel     17  b 
steht  und  ihr  die  Gründe  an  den  Fingern  herzählt.    Die  Schöne 
stützt  ihren  Kopf  lauschend  in  die  Linke    C~T^  a/ 

und  hält  den  Brief,   den  die  Alte  ge-  ^J-'^ßXiJKitri/' 
bracht,  in  der  Rechten.    Hinter  ihr  sitzt       * 
ein  Hündchen.     Auf  dem  Tische  liegt    Mrirtn  //y, 
eine  Laute.     Bez.  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,29%;  br.  0,24.  —  1710  aus  Antwerpen.  —  Inv.  1722,  A 
700.  —  Phot.  Braun  XIV,  36;  Hanfst;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Musikstunde.  Kniestück.  Eine  Dame  in  weissem  Unter-,    1743 
gelbem  Oberkleide  mit  blauem  Besatz  sitzt,  nach  links  gewandt,  (1584) 
an  einem  Tische  mit  persischer  Decke       ^^         .*  ^-       ^  a 

und  spielt  die  Laute.   Ihr  schwarz  ge-    ^J? jJaU  'JlUZTij'TC 
kleideter  Lehrer  in  blonder  Allonge-  O^ 

perücke  steht  vor  ihr  und  spricht  mit     Q  's- 

erhobener  Rechten  auf  sie  ein.  Bez.  1.  o. :  s  VWl®  *  0  7%< 

Eiohenholz;  h.  0,41;  br.  0,31.  —  Inv.  1722,  A  523.  —  Wir  konnten  die 
Jahreszahl  nicht  mit  H.  1675  lesen.  Unter  der  Inschrift  stehen  noch  einige  nicht 
entzifferte  Worte.    —   Phot.  Braun  XV,  37;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Magdalena.    Kniestück.    In  einer  Felsenhöhle  sitzt  Magda-    1 744 
lena  mit  entblösstem  Oberkörper  nach  rechts  gewandt.     Sie  legi;  (1583) 
die  linke  Hand  auf  einen  Schädel,   die    ^^  P  7 

rechte  an  ihre  Brust  und  blickt  in  das  vor    ^7VaruJ)l fer/A  j/T\a 
ihr  aufgeschlagene  Buch  hinab.  Bez.o.r.:  \^U      ''' 

Eichenholz;  h.  0,20%;  br.  0,16.  —  1763  durch  den  Legationsrat  v.  Kauder- 
bach aus  dem  Kabinett  Lonnier  im  Haag.  —  Phot.  Bruckm. 


36 


* 


564         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1 745  Die  Alte  mit  dem   Blumentopf.    Kniestück,  oben  rund.    Vor 

(1585)  ihrem  schlichten  Hause  sitzt  eiue  Alte  mit  weissem  Kopftuche, 
15  a     dunkelrotem    Rocke,    feuerroten    Aermeln.    von    vorn    gesehen. 

hinter  Kisten  und  Brettern  und  pflanzt  eine  Nelke  in  den  vor 
ihr  stehenden  töneren  Blumentopf.     Bez.   u.   r. : 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,22.  —  Inventar  1722,  A  720.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Phot.  Braun  IX,  39. 

1 746  Der  Alte  mit  der  Holzkanne.    Kniestück,  oben  rund.    Nach 

(1586)  rechts   gewandt,   sitzt  ein  Alter  mit  breitem  Hut  und  grauem 

15  a     Schurze   vor  seinem  schlichten  Hause,   hält  seine  Tonpfeife  in 

der  Rechten  und  legt  die  Linke  an  eine  Holzkanne,  die  auf  seinen 
Knieeu  steht.  Bez.  1.  u.,  ähnlich  dem  vorigen:  F.  van  Mieris. 

Eichenholz ;  h.  0,29 ;  br.  0,22.  —  Inventar  1722,  A  715.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.  —  Phot.  Braun  XIII,  36;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

1747  Ein  rauchender  Krieger.     Auf  eiuem  Tische,  auf  dem  ein 
(1588)  Bierkrug  und  ein  Bierglas  stehen,    Karten  und  eine  Tonpfeife 

16  c     liegen,  sitzt  ein  junger  Krieger  in  dunkelviolettem  Rocke  und 

Barette.  Die  Linke  stemmt  er  in  die  Seite;  mit  der  auf  den 
Tisch  gestützten  Rechten  hält  er  seine  Pfeife  Vorn  links 
hängt  sein  Mantel  über  einem  Stuhl,  an  dem  auch  sein  Degen 
lehnt.  Vorn  rechts  liegen  ein  Harnisch  und  eine  Trompete  am 
Boden.     Bezeichnet   links  am   Stuhl: 


cfVjli 


l'Cf'J 


Eichenholz;    h.  0,32;  br.  0,25V<j.  —    Inventar  Guarienti  (vor   1753)  N.  1553. 
—  Phot.  Brann  VIII,  37;   Häufst;  Tamme;  Bruckm. 

1748  Ein  alter  Gelehrter.    Hinter  einem  Bogenfenster,   von  dem 

(1590)  ein  blauer  Vorhang  herabfällt,  sitzt  der  alte  Gelehrte,  nach  links 

11  a     gewandt,  an  seinem  buntbedeckten  Tische,  auf  dem  ein  Globus 

iielten    einem    aufgeschlagenen    Buche    steht.     Beide   Ellbogen 

aufstützend,  schneidet  er  seine  Feder.    Bez.  links  am  Fenster: 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  565 


r^yjv{iair 


Eichenholz;  h.  0,34%;  br.  0,2iJ^.  —  1708  aus  Antwerpen.  Inventar  1722, 
A  723.  —  Phot.  Braun  XV,  3G. 

Der  Kesselflicker.    Der  zerlumpte  Kesselflicker  steht,  nach    I  749 
links  gewandt,  auf  der  Dorfstrasse  und  erhebt  mit  beiden  Händen  (1591) 
den  Kessel  zu  seinen  Augen,  den  die  vor  ihm  stehende  junge     13  b 
Frau  ihm  zum  Ausbessern  gebracht-  bat.     Rechts    hinter  ihm 
sitzt  ein  junger  Bursche.     Links  hinter  der  Frau  stehen  zwei 
Knaben    mit    einer    Mausefalle.     Rechts  vorn    liegt   ein    Rad. 
Bezeichnet  unten  rechts,  cähnlich  den  vorigen:  F.  van  Mieris. 

Eichenholz;  h.  0,48;  br.  0,54%.  —  Inventar  1722,  A  563.  —  Das  F  der 
Inschrift  wurde  von  H.  für  verdächtig  gehalten.  —  Phot.  Braun  XIV,  34 ;  Phot. 
Ges.;  Hanfst.;  Tamnie;  Bruckm. 

Der  Künstler,  eine  Dame  malend.     Links   in  seinem  reich    1750 
mit  Vorhäugen  geschmückten  Atelier  sitzt  der  junge  Künstler  im  (1592) 
schwarzen  Sammetrock,    mit  dem  Pinsel  in  der  Rechten,    vor     Hb 
seiner  Staffelei,    auf   der  das  angefangene  Bildnis  einer  Dame 
steht.     Diese  steht  in  weissem  Atlaskleide  mit  Goldbesatz,  von 
hinten  gesehen,   vorn  in  der  Mitte  und  wendet  ihr  Gesicht  dem 
Künstler  zu,  der  sie  lächelnd    anblickt.     Rechts    in    der  Türe 
eine  Magd,  die  Wein  bringt.    Links  vorn  eine  Bassgeige.    Be- 
zeichnet links  am  Fenster,  wie  die  vorigen:  F.  van  Mieris. 

Eichenholz;  h.  0,59% ;  br.  0,46.  —   1708  aus  Antwerpen.    Inv.  1722,  A  698. 

—  Phot.  Braun  I,  39;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamnie;  Bruckm. 

Der  Kenner  beim  Künstler.     Im    gewölbten    Atelier    steht     1751 
die  Staffelei  mit  einem  angefangenen  Bilde,    das  ein  auf  dem  (1593) 
Stuhle   dos  Künstlers    sitzender  Herr  in  schwarzem  Rock  und     Hb 
graugelbem  Mantel  mit  Kennermiene  betrachtet,    während    der 
Künstler  selbst,  von  vorn  gesehen,  zur  Linken  steht  und  sich 
mit  der  Hand,  in  der  er  die  Palette  hält,  auf  sein  Bild  stüzt. 
Am  Tische    rechts   vom    lehnt    seine  Bassgeige.     Links    vorn 
steht    ein  Globus.     H.  sah   noch    die  Reste    der  Bezeichnung. 

Eichenholz;  h.  0,63V2  ;    br.  0,47.  —    Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1593. 

—  Phot.  Braun  XI,  34 ;  Hanfst. ;  Tamnie ;  Bruckm. 

Der  Tuchhändler.     Kniestück.     Der  Manu  sitzt  in  rotem  1752 

Rocke,    mit    einer  Pelzmütze  auf  dem  Kopfe,    nach  links  ge-  (1595) 

wandt,    hinter  seinem  Tische,    auf  dem  eine  Karte  mit  Tuch-  13  b 
proben  liegt.     In  der  Linken  hält  er  einen  Brief. 


566         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,21;  br.  0,15.  —  Nach  H.  Inventar  1722;  dann  A  65U.  Doch 
stimmt  das  nicht  recht.     Sicher  Inventar  1754,  II  122. 

I  753  Die  Poesie.    Kniestück.    Die  Muse  sitzt  bekränzten  Hauptes 

(1596)  mit  entblösster  Brust,    in  blauem  Unter-,  rotem  Obergewande, 

11  a     nach  links  gewandt,    vor  reicher  Landschaft.     In    der  Linken 

hält    sie    eine  Tafel,    in  der  Rechten   die  Feder,    mit  der  sie 

schreibt.    Rechts  vorn  auf  dem  Tische  liegen  Musikinstrumente. 

Eichenholz;  h.  0,32;  br.  0,25'/2-  —  1741  durch  von  Kaiserling.  Die  Urheber- 
schaft des  Mieris  ist  vorübergehend  bezweifelt  worden.  —  Phot.  Bruckm. 

Nach  Frans  van  Mieris 

1754  Eine  Dame  und  ein  Papagei.     Kniestück.     Eine  Dame  in 
(1594)  gelbem    Seidenkleide    und    roter,    mit    weissem    Pelz    besetzter 

ständehaus  jacjje  sitzt,  nach  links  gewandt,  mit  ihrem  Nähzeug  auf  dem 
Schoosse  vor  einem  Sprossengestell,  auf  dem  sich  ein  grauer, 
rotgeschwänzter  Papagei  wiegt,  den  sie  füttert. 

Eichenholz;  h.  0,22l/2 ;  br.  0,17Va-  —  Inventar  1722,  A  340.  Früher  als 
Original.  Das  mit  des  Meisters  Namen  bezeichnete  Original  von  1663  befindet  sich 
jedoch  in  der  Münchener  Piuakothek,  und  unsere  gute  alte  Wiederholung  ist  doeh 
zu  schwer  im  Ton   und  in  der  Behandlung,    um   für  eigenhändig  gelten  zu  können. 

—  Phot.  Braun;   Hanfst. ;  Bruckm. 

Dominicus  van  Toi 

Geboren  zu  Bodegraven  zwischen  1631  und  1642;  begraben 
zu  Leiden  den  26.  Dezember  1676.  Schüler  G.  Dou's.  Tätig 
zu  Leiden,  vorübergehend  auch  zu  Amsterdam. 

1755  Der  Heringesser.     Vorn    im  Bogenfenster  der  alte   grau- 
(1498)  bärtige  Hausherr    in  grüner  Jacke  über  rotem  Unterzeug  und 

lö  c  in  roter  Kappe.  In  der  Rechten  hält  er  das  Messer,  in  der 
Linken  den  Hering,  den  er  verzehrt.     Bez.  1.   u.:  D.  V.  TOL. 

Eichenholz;  h.  0,26;  br.  0,19.  —    Zuerst  nachweisliar   im  Katalog  von  1*17. 

—  Phot.   1  läufst.;   Bruckm. 

1756  Die  Garnwinderin.    Im  Bogenfenster,  Dach  rechts  gewandt. 
(14!M))  sitzt  die  Alte   im    schwarzem  Kleide    mit    roten  Aermeln  und 

<J  'A  weisser  Haube.  Sie  hält  die  Weife  in  .der  Linken,  die  Kolk' 
in  der  Rechten.  Vorn  links  ein  irdener  Blumentopf,  rechte 
ein   Weinstock.     Bezeichnet  rechts  unten:  D.  V.  TOL. 

Eichenholz;  h.  0,337a;   br-  0,26.   —  Zuerst  nachweisbar  im  Katalog  von  1^17. 

—  i'uut.  Braun  XIII,  :;i;  Hanfst.;  Tauime,  Bruckm. 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  567 

Jacob  Toorenvliet 

Geb.  zu  Leiden  1635  oder  1636  (Bredius  Neust.  Nachr.);  gest. 
daselbst  1719.  Schüler  seines  Vaters,  des  Glasmalers  Abraham 
Toorenvliet.  In  Italien,  vorzugsweise  in  Venedig,  weitergebildet. 
Später  in  Leiden  ansässig,  wo  er  1686  der  Gilde  beitrat. 

Vier  Musikanten.     Kniestück.     Rechts   sitzt  ein  Mann  in    1757 
rotem  Mantel,  der  ein  Auge  schliesst  und  die  Drehleier  spielt;  (1705) 
hinter  seiner  Schulter  ein  junger  Mann  mit  geschlossenen  Augen.      Ha 
Links  sitzt  eine  Frau  in  feuerrotem  Mieder  mit  einem  Zettel, 
auf  dem  ein  Gedicht  steht;    der   hinter  ihr  stehende   singende 
Alte  legt  seinen  rechten  Arm  auf  ihre  Schulter  und  blickt  in 
ihr  Blatt;  neben  ihr  ein  Hund.     Bez.  links  oben: 

^TbtrrenViLvf-  J:  <A®i  078 

Kupfer;  h.  0.28V2 ;  br.  0,31%.  —  Inventar  1722,  A  613.  —  Phot.  Bruekm. 

Die  Fischfrau.     Kniestück,    fast    von    vorn,    vor    grauer    1758 
Steinwand.     Die  Alte  in  grauem  Kleide   und   schwarzer  Pelz-  (1706) 
mutze    sitzt    hinter    ihrem    Steintische,     auf    dem    rechts    ein     Ha 
Holzgefäss    steht    und   Fische    liegen.     Bez.   unten   links    wie 
das  vorige:  /.  Toorenvliet  F.  Ao  1679. 

Kupfer;  h.  0,22;  br.  0,17.  —  Inv.  1722,  A  673;  schon  1707  aus  der  Kunst- 
kaminer,  Hh.  287.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Der  Rabbiner.     Kniestück,    fast  von  vorn  vor  gelbgrauer    1759 
Wand.     Der  bärtige  Jude    in    schwarzem  Talar   und   grossem  (1707) 
schwarzen  Hute  sitzt  hinter   einem  Steintische,    auf   dem    ein     Ha 
mächtiges    altes    Buch    mit    hebräischer    Inschrift    liegt.     Be- 
zeichnet   oben   rechts  wie  das  letzte:  J.  Toorenvliet  1679. 

Eichenholz;  h.  0,22;  br.  0,17.  —  Inv.  1722,  A  679;  schon  1707  aus  der 
Kunstkammer,  Hh.  S.  782.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Bei  der  Wildhändlerin.    Unter  dem  Bogentor  eines  Säulen-    1760 
palastes    sitzt    eine   junge   Frau    in    roter   Jacke    und    blauer  (1708) 
Schürze  zwischen  einem  toten  Hasen  und  Geflügel.    Von  links     P  10 
beugt    sich    ein    schwarz    gekleideter    Herr    über    eine    Stein- 
brüstung ihr  entgegen  und  reicht  ihr  ein  Blümchen. 

Leinwand;  h.  0,40;  br.  0,32.  —  Inventar  1722,  A  356  als  »Tornblüt«.  — 
Als  Toorenvliet  also  schon  zur  Lebenszeit  des  Meisters;  wir  wagen  daher  nicht  mit 
H.  die  Richtigkeit  der  Bestimmung  zu  bezweifeln;  das  Bild  dürfte  der  italienischen 
Zeit  des  Meisters  angehören. 


568         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Pieter  Cornelisz.  van  Siingelandt 

Geb.  zu  Leiden  den  20.  Oktober  1640;  gest.  daselbst  den  7.  No- 
vember 1691.     Schüler  des  Ger.  Dou.     Tätig  zu  Leiden. 

1761  Das  unmusikalische  Hündchen.     In  orangcnem  Kleide  mit 

(1655)  weisser  Schürze  und  blauer,  mit  weissem  Pelz  verbrämter  Jacke 
15  a  sitzt  ein  junges  Mädchen,  nach  rechts  gewandt,  auf  einem  Stuhle, 
hält  ihr  Hündchen  im  rechten  Arm  und  sucht  mit  der  Linken 
den  jungen  Mann  abzuwehren,  der  sich  neckend  über  sie  beugl 
und  dem  Hündchen  die  ihm  so  fatale  Flöte  hinhält.  Rechts  liegen 
Geige  und  Bogen  auf  einem  buntbezogenen  Stuhle.    Bez.  r.  o.: 


P  V-  S  itlgeUid   j6>* 


Eichenholz;  h.  0,3972  ;  hr.  0,30y2.  —  1708  von  Fr.  Lemmers  aus  Antwerpen. 
Inventar  1722,  A.  503.  —  Früher:  »Der  unterbrochene  Musikunterricht,  genannt. 
—  l'hot.  Braun  XV,  38;  Phot.  Ges.;  Ilanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1762  Der  Geflügelhandel    durchs  Fenster.     Nach  links  gewandt, 

(1656)  sitzt  »'ine  junge  Frau  in  kirschroter  Jacke  und  gelblichem  Kleide 

15  c     in  ihrem  Gemache,  hält  ihr  Klöppelkissen  auf  dem  Schoosse  und 

spricht  mit  erhobener  Rechten  zu    der  Alten,    die    ihr  durchs 

olt'ene  Fenster    einen    Hahn    hereinreicht.     Rechts    hinten    am 

Fenster  ein  weisses  Hündchen.     Bezeichnet  links  am   Fenster: 


pv.slin§e'all+-  ,6?a 


Eichenholz;  h.  0,35*/*  j  l>r.  0,28.  —  Inv.  1722,  A  539,  als  Ger.  Dou.  —  H. 
las  die  Jahreszahl  1673;  ebenso  Erich  Römer;  vielleicht  mit  Recht.  —  Phot.  Ges.; 
Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

I  763  Die  Sängerin.     Eine  Dame    in    grünein  Kleide  mit  rotem 

(1657)  Ueberwurf  und  weissem  Federkopfputz  hält,  von   vorn  gesehen, 

16  c     ihr  Notenheft  in  der  Linken  und  singt.  Rechts  über  dem  Klavier 

hängt  eine  Laute.     Links   im  Hintergründe  bringt  ein   Knabe 

einen  Stuhl.     Bezeichnet  rechts  am  Klavierdeckel: 


P-v-Slins^e'a^L 


Eichenholz;   0,32%;    br.   0,26.    —   Erst   1860   aus  dem  Vorrat;    Kat.  1862. 
Vorher  nicht  nachgewiesen.     Vergl.  jedoch  Repert.  X,  S.  21  und  S.   1.08. 


F.    Leidener  Schule.     XVII.  Jahrhundert  569 

Art  Slingelandt's 

Der  Musikunterricht.     Reiches   Gemach.     Links  ein  roter,    I  764 
rechts  ein  bunter  Vorhang.    In  feuerrotem  Unter-,  blauem  Ober-  (1658) 
kleide  sitzt  eine  junge  Frau,  nach  rechts  gewandt,  am  Klavier,      P  8 
über  dessen  Tasten  ihre  Finger  gleiten.     Neben  ihr  steht  ein 
alter  Lehrer,  ein  Notenheft  in  der  Rechten,  die  Linke  taktierend 
erhoben.    Links  vorn  ein  Weinkühler,  rechts  vorn  eine  Bassgeige. 

Eichenholz;  h.  0,59%;  br.  0,46%.  —  luv.  1754,  II  718,  als  Slingelandt.  — 
Für  ihn  selbst,  wie  schon  H.  sah,  nicht  ganz  fein  und  frisch  genug.  Doch  wird  das 
Bild,  wie  Gustav  Müller  mit  Recht  bemerkt,  eher  das  Originalbild  eines  Nach- 
ahmers, als  eine  Kopie  nach  Slingelandt  sein.  —  Phot.  Braun ;  Bruckni. 

Angeblich  Karel  de  Moor  d.  j. 

Geb.  zu  Leiden  den  25.  Februar  1656;  gest.  zu  Warmond  den 
16.  Februar  1738.  —  Schüler  des  Ger.  Dou,  des  Frans  Mieris 
und  des  Gottfried  Schalken.  Wurde  zum  Ritter  des  Römischen 
Reiches  ernannt. 

Ein  betender  Einsiedler.     Unter  einem  Baume  sitzt,  nach    1765 
links  gewandt,  mit  gefalteten  Händen  ein  barfüssiger  Greis  in  (1737) 
graubrauner  Kutte.     Links  neben  ihm  auf  der  Felsenbank   ein     15  b 
Korb,  eine  Feldflasche,  eine  Sanduhr,  ein  Rosenkranz.    Rechts, 
neben  ihm  eine    Distel.      Bezeichnet  rechts  in  der  Mitte: 


ft 


tt,  Gift  ä 


Eichenholz;  h.  0,92%;  br.[,0,69%.!f—  Inv.J1754,  II  282.  —  Die  Inschrift  ist 
schon  wegen  der  oberdeutschen  Form  des  »Ritt«  (Ritter  statt  Ridder)  verdächtig, 
stimmt  ihrem  Charakter  nach  aber  mit  den  Inschriften  der  Bilder  Moor's  in  Amsterdam 
überein.  Da  das  Bild  eher  die  Hand  eines  Dou  parallel  entwickelten  Leidener  Rem- 
brandt-Schülers  zeigt,  als  die  Hand  eines  späten  Dou-Schülers,  ist  die  Urheberschaft 
Moor's  neuerdings  beanstandet  worden.  —  So  von  Bode,  Bredius,  Com.  Hofstede 
de  Groot.  —  Eine  Nachprüfung  der  Frage  erscheint  jedoch  geboten.  —  Phot.  Tamme. 

Willem  van  Mieris 

Geb.  zu  Leiden  den  3.  Juni  1662;  gest.  daselbst  den  27.  Jan. 
1747.    Schüler  seines  Vaters  Frans  Mieris  d.  ä.  Tätig  zu  Leiden. 

Der  Leiermann.     Mit    der    Pfeife    am    Hute,    dem   Leier-    1766 
kästen  auf  dem  Schoosse  sitzt  der  kräftige  junge  Mann  neben  (1770) 
einem  Tische.     Von  hinten  naht    ihm   ein  Frauenzimmer,    er-      13  a 
hebt  in  der  Rechten    ein    Weinglas    und    legt    ihm  die  Linke 


570         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

auf  die  Schulter.  Ein  Alter  stopft  rechts  hinten  seine  Pfeife. 
Bezeichnet  unten  links: 

Leinwand;  h.  0,48%;  br.  0,40%.    —    1708  durch  Lemmersaus  Antwerpen. 
—  Inv.  1722,  A  545.  —  Phot.  Braun  X,  39;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

I  767  Der  Wildprethändler.     Hinter  einem  weinumrankten  Bogen- 

(1771)  fenster,  an  dessen  mit  einem  Steinrelief  geschmückter  Brüstung 
8  c      eine  Schnecke  kriecht,    steht  der  Wildpret- 

händler  mit  gepantherter Pelzmütze  und  hält  (  vy  CWO/Tl 
in  der  Linken  einen  Hasen  empor.     Rechts 

hinter  ihm  eine  Köchin   am  Herde.     Vorn  (^/YvXJPsYHA 

auf  der  Fensterbank    steht  links  ein  Korb  ^             s- 

mit  Eiern  neben  Hasen  und  einer  Ente,  liegt  /    9Q ' 
rechts  ein  Truthahn.     Bez.  links  unten: 

Eichenholz;    h.  0,29%;  br.  0,24.    —    Inv.  172'.',  A  596.    —    l'hot.   Hanfst.; 
Tamme;  Bruckm. 

1768  Der  lustige  Zecher.     Kniestück.      Hinter    einem    weinuni- 

(1772)  rankten    Fensterbogen,     dessen    Brüstung    mit    einem    bacchi- 
8  c      sehen  Relief  geschmückt  ist,    während  rechts  am  Pfosten  eine 

Schnecke  kriecht,  sitzt  links,  nach  rechts  gewandt,  ein  wohl- 
beleibter Zecher  im  Federbarett,  sein  Glas  in  der  Linken,  seine 
Pfeife  in  der  Rechten.  Das  rechts  neben  ihm  stehende  Mädchen 
schenkt  ihm  aus  einer  Kanne  ein.  Rechts  vorn  auf  der  Fenster- 
bank eine  Geige.     Bezeichnet  oben  in  der  Mitte: 

Eichenholz;  h.  0,25;  br.  0,22.    —    Inv.  1722,  A  063.  —  Phot.  Braun  XIIT, 
10;    Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

1769  Der  Trompeter.      In  einem  Bogenfenster,  dessen  Brüstung 

(1773)  mit  dem  Relief  des  Silen's    auf   seinem  Esel    geschmückt  ist, 
7  a      steht,  nach  links  gewandt,  ein  Trompeter  und  bläst    Im  Hinter- 
grunde ein  begeisterter  Zuhörer.     Im  Bogen  ein  schwerer  Vor- 
bang.    Auf  der  Fensterbank  links  ein  bunter  Teppich,    rechts 
eine  Flasche,  ein  Glas  und  eine  Pfeife.     Bez.  oben  links: 


Q?d/n  {Ma&TJS.  C*t  Aif~ )  7Q  o. 


F.   Leidener  Schule.    XVII.  Jahrhundert  571 

Eichenholz;  h.  0,30;  hr.  0,24%.  —  Inventar  1722,  A  594.    —  Phot.  Braun 
XIV,  38 ;  Phot.  Ges. ;  Tamme ;  Bruckm. 

Kephalos  und  Prokris.     Rechts  Waldrand,    links  Flusstal.    1770 
In  der  Mitte  lehnt  Prokris   heftig  blutend   an  einem  Baume.  (1774) 
Ihr  Geliebter,  dessen  Speer  sie,  da  er  die  ihm  Nachgeschlichene     P  4 
für  ein  Wild  hielt,  zu  Tode  getroffen,  beugt  sich  mit  schmerz- 
verzerrten Mienen  von  rechts  zu  ihr  herab    und   hält  mit  der 
Linken  ein  Tuch  an  ihre  blutende  Wunde.     Bez.  links  unten, 
wie  die  vorigen:   W.  van  Mieris.  Fe.  An0'  1702. 

Eichenholz;  h.  0,37 %;   br.  0,44.  —  Inv.  1722,  A  499.  —  Phot.  Tanune. 

Venus  und  Amor.    In  üppiger  Landschaft  schlummert  Venus,     177  I 
nach  links  gewandt,  auf  blauem  Gewände  an  einer  Rasenbank.  (1775) 
Rosen  liegen  in  ihrem  Schoosse.     Neben  ihr  steht  Amor  mit     17  a 
Pfeil    und    Bogen.      Bezeichnet    halb    links    unten,     wie    die 
letzten:  W.  van  Mieris.    Fe  Anno  1703. 

Leinwand  auf  Eichenholz  geklebt;  h.  0,13%;  br.  0,17.  —  Inventar  Guarienti 
(vor  1753)  N.  1685.  —  Phot.  Tamme. 

Bacchus  und  Ariadne.      Rechts  hinter   dem  Felsentor  das    1772 
Meer,  links  die  üppige  Landschaft.     Vorn  in  der  Mitte  sitzt  die   (1776) 
von  Theseus  verlassene  Ariadne  auf  dem  mit  Purpurkissen  be-      7  b 
legten  Felsen.     Links   naht  der  junge  bekränzte  Bacchus  mit 
seinem  Gefolge  und  umarmt  sie.      Ganz  links   vorn  Silen  auf 
einem  Esel;    vorn    rechts    zwei   bockbeinige    Satyrn   mit  einer 
Bacchantin  und    zwei  Kuäbchen   mit   einem  Ziegenbock.     Bez. 
unten  i.  d.  Mitte,  wie  die  letzten:    W.  van  Mieris.  Fe.  1704. 

Eichenholz;  b.  0,59%;  br.  0,75%.    —   Inv.  1722,  A  389.   —  Phot.  Hanfst.; 
Bruckm. 

Die  Wahrsagerin.     Kniestück.     Rechts  unter  der  weinum-    1773 
rankten  Mauer    ihres  Hauses    sitzt    eine  vornehme  Dame  und  (1777) 
hält  ihre  Rechte,  in  der  einige  Münzen  liegen,  dem  alten  Weibe      8  c 
hin,  das  mit  seinem  Buben  von  links  genaht  ist  und  ihr  weis- 
sagt.    Im  Hintergrund  reiche  Landschaft.     Bez.  unten  in  der 
Mitte,  wie  die  letzten:  W.  van  Mieris.   Fe.  An0  1706. 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,24.  —  Inv.  1722,  A  668.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Leierkastenmann  und  Schenkmädchen.  An  dem  rechts  stehen-  1774 

den  Tische,    auf  dem  ein  Leierkasten    liegt,    sitzt,    halb    nach  (1778) 
links  zurüekge wandt,  ein  Mann  in  einer  Pelzmütze  mit  seiner      7  a 
Pfeife  in  der  Hand   vor  einem  Kohlennäpfchen.     Links  hinter 


572         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

ihm  steht  das  Schenkmädchen  mit  dem  Kruge  in  der  Linken, 
dem  Glase  in  der  Rechten.  Bezeichnet  rechts  oben,  wie  die 
letzten:  W.  van  Mieris.    Fe.    An0  1706. 

Eichenholz;  h.  0,20;  br.  0,24.  —  luv.  1722,  A  671.  —  Phot.  Bruckin. 

I  775  Preziosa.   In  der  Halle  des  vornehmen  Hauses  sitzt  Preziosa 

(1779)  auf  einer  Polsterbank.   Gleichzeitig  wird  sie  von  der  vor  ihr  knie- 
9  c      enden  Magd  an  den  zusammengewachsenen  Zehen  ihres  eutblössten 

linken  Fusses,  von  ihrer  hinter  ihr  stehenden  Mutter  an  einem 
Male  ihrer  Brust  erkannt.  Rechts  die  Zigeunerin  mit  zwei 
Frauen.  Links  tritt  ein  Herr  zum  Torbogen  herein.  Auf  dem 
Tische  liegt  ein  Pergament,  von  dessen  Inhalt  sich  z.  B.  die 
Worte:  „Don  Ferdinando  a" Assavedo"  und  ,, Madrid 
1595"  entziffern  lassen.  Bez.  links  i.  d.  M.  wie  die  letzten: 
W.  van  Mieris.  Fe.  Anno  1709. 

Eichenholz;  h.  0,41 '4;  br.  0,52.  —  II.  nimmt  an,  dass  es  das  durch  den 
Grafen  Gotter  gesandte  Bild  des  »alten  Minis«  sei.  Also  Inventar  Gotter  N.  133 
»Eine  Dame,  die  ins  Bein  geschnitten  wird«.  —  Sicher  Inventar  Guarienti  (vor 
1753)  N.   1622.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

1 776  Venus  und  Paris.    Rechts  sitzt  Paris,  bekränzt,  im  Panthcr- 

(1780)  feil,  den  Apfel  in  der  Rechten.  Links  vor  ihm  stehen  Venus  und 
17  a     Amor.  Im  Hintergrunde  eine  reiche  Landschaft.   Bez.  links  unten 

wie  die  vorigen:  W.  van  Mieris  Fe.  An0  1717. 

Leinwand;  h.  0,14;  br.  0,17.  —Inv.  Guar.  (vor  1753)  N.  1686.—  Phot.  Bruckm. 

1777  Ein  Affen-Cafe.     Vorn  in  der  Mitte  belustigen  sich  Affen 

(1781)  und  Aeffiunen    um    den    runden  Kaffeetisch.      Links  wird  ein 
9  a      altes  Affenpaar    willkommen    geheissen.     Rechts    vorn    spielen 

zwei  Affenkinder.  Rechts  hinten  pflegen  zwei  Wärterinnen  den 
Affensäugling.  Bezeichnet  unten  in  der  Mitte  wie  die  letzten: 
W.  van  Mieris.  F.  Anno  1719. 

Eichenholz;  h.  0,287a  i  bl-  0,48.  —  Im  Katalog  von  1817  richtig  als  W.  \au 
Mieris,  im  Katalog  1826  als  N.  Vorondael  und  als  Gegenstück  zu  unserer  N.  1229. 
So  auch  noch  bei  H.  1856.  Seit  dem  Katalog  von  1862  aber  richtig,  wie  die  In- 
schrift unzweifelhaft  feststellt,  dem  W.  v.  Mieris  zurückgegeben.  —  Phot.  Braun  XV,  40. 

1778  Die  alte  Köchin.     Kniestück.     Die  Alte    stützt    sich   mit 

(1782)  ihrem  blanken  Henkeleimer,  in  dem  ein  Hecht  liegt,    auf  deu 
13  b     Küchentisch  und  deutet    auf   einige  vor    ihr  liegende  Münzen. 

Rechts  drei  Brote.     Datiert:  A°  1729. 

Eichenholz;  h.  0,19;  br.  0,15%.  —  luv.  1754,  11  3(J.  —  Phot.  Bruckm. 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.   XVII.  Jahrh.     573 

Pieter  Leermans 

Lebensumstände  unbekannt.  Er  war  1682  noch  am  Leben.  Er 
ist  Schüler  Dou's  und  Frans  Mieris  d.  ä.  gewesen  und  hat  in  Lei- 
den gearbeitet.  Vergl.  Eisenmann's  Casseler  Katalog,  1888,  p. 
185-187  und  Hofstede  de  Groot  in  Oud  Holland  IX,  1891,  p.  72. 

Der  Einsiedler.     Links  vor    altem  Gemäuer   ein   Weiden-    1779 
stamm,  gegen  den  ein  Kruzifix,  ein  Korb  und  Bücher  gelehnt   (1801) 
sind.     Der  alte  Graubart  blättert  mit  der  Linken  in  dem  vor     15  b 
ihm    aufgeschlagenen  Buche    und    hält    in    der    Rechten    das 
Augenglas,    durch    das    er  liest.     Vorn  reiches    Stilleben    von 
Pflanzen  und  Tieren.     Bezeichnet  oben  halb  links: 


i^nna?7J> 


Eichenholz;  h.  0,41%;  hr.  0,33.  —  1708  dnrch  Lenimers  aus  Antwerpen. 
Inventar  1722,  A  694.  —  Phot.  Tamme. 


G.  Meister  von  Middelburg,  Dordrecht  und 

Rotterdam 

Mattheus  Molanus 

Dekan  der  St.  Lukasgilde  zu  Middelburg  1626;  begraben  da- 
selbst den  3.  April  1645.  Nachahmer  Jan  BruegheFs.  A.  Bre- 
dius  in  Obreen's   »Archief«  VI,  p.   261. 

Dorflandschaft.     Links  vorn  ein  hoher  Baum,  im  Mittel-    I  780 
gründe  ein  Bauernhof,  zu  dem  ein  Weg    hinangeht.     In    der  (1130) 
Mitte  grosse  Baumgruppen,  unter  denen  der  Weg  rechts  zum      Q  3 
etwas    entfernteren    Kirchdorf    führt.     Verschiedene    schwache 
Staffage-Eiguren.     Bezeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,40;  hr.  0,61%.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765. 

Benjamin  Gerritsz.  Cuyp 

Geb.  zu  Dordrecht  im  Dezember  1612.  Gest.  daselbst  im  August 
1652.     Schüler  des  Jacob  Gerritsz.  Cuyp,  der  sein  Halbbruder 


574         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

war;  also  Oheim  des  folgenden.  Tätig  hauptsächlich  zu  Dord- 
recht, doch  1643  z.  B.  im  Haag. 

1781  Geiger  und  Sänger.     Links  sitzt  ein  junger  Mann  mit  roter 
(1306)  Hose  und  blauer  Jacke,  nach  rechts  gewandt,  auf  einem  niedrigen 

17  b  Holzsitze  und  hält  mit  beiden  Händen  ein  Blatt  vor  sich.  Rechts 
sitzt  ihm  ein  junger  Mann  mit  roter  Mütze  gegenüber,  der  geigt 
und  singt.     Zwischen  beiden  ein  dritter. 

Eichenholz;  breitoval;  h.  0,27;  br.  0,34l/2.  —  Inventar  1722,  A  1213,  ala 
»Brouwer«.  Im  Katalog  von  1862  als  unbekannt.  Bode  bemerkte  1873  (bei  v.  Zahn 
a.  a.  O.  S.  204)  zuerst,  dass  B.  G.  Cuyp  der  Urheber  des  Bildes  sei ;  und  H.  nahm 
diese  Taufe  mit  Recht  im  Katalog  von  1876  an.  —  Phot.  Brackm. 

Aelbert  Cuyp 

Geb.  im  Oktober  1620  zu  Dordrecht;  gest.  daselbst  den  15.  No- 
vember 1691.  Schüler  seines  Vaters  Jakob  Gerritsz.  Cuyp, 
weiterentwickelt  unter  dem  Einfluss  des  Jan  van  Goyen  und 
des  Dirk  van  Hoogstraten.    Nach  Reisen  ansässig  zu  Dordrecht. 

1782  Der   Knabe    mit   dem  Windhunde.     Eniestück    nach   links. 
(1368)  Im  Hintergrunde  rechts  bewölkter  Himmel,  links  ein  roter  Vor- 

L  3     bang  an  einer  Säule.     Der  blonde  Knabe  trägt  einen  schwarzen 
Anzug  ohne  Hut  über  roten   Strümpfen.     Er 
hat  braune  Handschuhe  an.     In  der  Rechten 
hält  er  einen  Stock,    mit   der  Linken  hält  ei- 
sernen Windhund  an  roter  Leine.     Bez.  1.  u.: 

Eichenholz;  h.  1,14;  br.  0,82.  —  1875  von  Herrn  R.  Brooks  in  London  ge- 
kauft. —  Gegenüber  den  Zweifeln  einiger  Kenner  halten  wir  wegen  der  Bezeich- 
nung und  der  Malweise  dieses  Bildes  daran  fest,  dass  es  ein  Jugendwerk  A.  Cuyp's 
sei.  —  Phot.  Brann  VI,  30;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

I  782  A  E'n  Schimmel,  von  einem  Reitknecht  gehalten.    Der  Schimmel 

(1370)  s*ent  gesattelt,  nach  links  gewandt,  in  der  Landschaft.  Der 
L  2  Reitknecht,  der  ihn  am  Zaume  hält,  trägt  einen  braunen  An- 
zug, einen  schwarzen  Hut  und  hält  eine  Reitgerte  in  der 
Rechten.  Hinter  ihm  zwei  Dachshunde,  vor  ihm  zwei  Wind- 
hunde. Hinter  dem  Schimmel  einige  Schafe.  Im  Mittel- 
grunde links  unter  stattlichem  Baume  ein  Hirt  mit  Rindern, 
rechts  eine  von  Bäumen  begrenzte  Viehweide. 

Leinwand;  h.  1,02%;  br.  1,58%.  —  Kat.  1887:  N.  1764.  —  1880  im  Kunst- 
handel ans  Wien.  Vorher  im  Besitze  des  Herrn  Konsul  Ed.  F.  Weber  in  Hamburg, 
der  es  aus  England  erhielt.  —  Die  Urheberschaft  Cuyp's  wurde,  wie  von  dem  meisten 


3inen  scnwarzen 

AC 


GL  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahr h.    575 

Kennern,  so  auch  von  der  ersten  Anflage  dieses  Katalogs,  bezweifelt.  Vergl.  z.  B. 
Eisenmann  in  der  Kunst-Chronik  XVI,  S.  649.  —  Indessen  ist  das  Bild  unter  allen 
Umständen  ein  vortreffliches  Originalbild  eines  tüchtigen  holländischen  Meisters  und 
nach  erneuten  Vergleichen  und  Studien  kehrt  der  Verfasser  dieses  Katalogs  mit 
Bredius  und  Hofstede  de  Groot  zu  der  Ansicht  zurück,  dass  es  in  der  Tat  der 
früheren  Zeit  Cuyp's  selbst  zuzuschreiben  ist.    Reste  der  Bezeichnung  unten  rechts. 

—  Phot.  Braun  VII,  36;  Bruckm. 

Nach  A.  Cuyp 

Ein  Herr  und  «ine  Dame  zu  Pferde.     Der  Herr  im  braunen    |  783 
Rock  reitet  ein  dunkelbraunes,  die  Dame  im  blauen  Kleide  und  (1367) 
blauem  Federhute  ein  weisses  Ross.     Links  hinter  ihnen  drei      L  2 
Jagdhunde  und  ein  Mann,  der  zwei  Windhunde  an  der  Leine 
führt.     Links  im  Mittelgrunde  ein  Schloss.     Im  Hintergrunde 
ein  Flusstal.     Bez.  1.  u.  (in  verdächtiger  Glätte):  A.  Cuyp. 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  1,70.  — 1872  in  Brügge  erworben. —  Neuere  Kenner 
halten  das  Bild  nur  für  eine  Kopie  nach  dem  Original  Cuyp's  vormals  im  Besitze 
des  Herrn  Adr.  Hope  in  London.    So  z.  B.  Eisenmann  in  der  K.-Chr.  XVI,  S.  652. 

—  Seitdem  der  Verfasser  das  Hope'sche,  inzwischen  nach  Amerika  verkaufte  Bild 
1891  gesehen,  stimmt  er  dieser  Ansieht  zn,  wie  der  Vortrag  des  Bildes  auch  zu 
dürftig  für  ein  Originalbild  Cuyp's  ist.     Vgl.  Repert.  XVII  1894  S.  331. 

Angeblich  A.  Cuyp 

Männliches  Bildnis.     Augeblich  des  Künstlers  Selbstbildnis.    1 785 
Kniestück  nach  rechts  auf  leichtbewölktem  Himmelsgrunde.     Der  (1369) 
blonde,  schwarzgekleidete  Herr  stützt  die  linke  Hand,    in   der      L  3 
er  seinen  Hut  hält,  auf  die  Brüstung;  in  der  erhobenen  Rechten 
hält  er  einige  blasse  Rosen.     Links  hinter  einer  Brüstung  bräun- 
liche Baumwipfel.     Bez.  rechts  unten  (in  für  Cuyp  fremdartiger 
Form;  das  A  ins  C  gesetzt):  A.   Cuyp. 

Leinwand;  li.  1,08;  br.  0,88.-1880  von  Herrn  Steinmeyer  in  Köln.  —  Dass 
dieses  Bild  von  A.  Cuyp  herrühre,  ist  trotz  der  (nur  im  C.  A.  echten)  Inschrift  von 
der  Kritik  nicht  anerkannt  worden.  Vergl.  Eisenmann  in  der  K.-Chr.  XVI,  S.  654, 
dem  alle  Kenner  zustimmen.  Jedenfalls  ist  es  aber  ein  Originalbild  eines  tüchtigen 
holländischen  Meisters.  Bredius  (vergl.  dessen  Catalogus  zu  N.  222)  dachte  früher 
an  A.  Camerarius.  Hofstede  de  Groot  meint  der  Bezeichnung  wegen  eher  an  einen 
Meister  C.  A.  denken  zu  müssen.  —  Phot.  Braun  XI,  20;  Bruckm. 

Godfried  Schalcken 

Geb.  1643  zu  Made;  gest.  im  Haag  den  16.  November  1706. 
Schüler  des  Samuel  van  Hoogstraten  von  Dordrecht,  vielleicht 
auch  des  Gerard  Dou,  dessen  Nachtstücke  er  nachahmte.  Seit 
1654  zu  Dordrecht,  seit  1691  hauptsächlich   im  Haag,  doch 


576         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

vorübergehend  schon  vorher  und  wieder  1692  in  London, 
1703  in  Düsseldorf. 

I  786  Brief  lesendes  Mädchen.    Halbfigur.    Nachtstück.    An  einem 

(1684)  Tische,  auf  dem  ein  rotes  Tuch  liegt  und  eine  brennende  Kerze 
17  b     steht,  sitzt  eine  Dame  im  Federhut  und  liest,  dem  Beschauer 

zugewandt,  einen   Briet.      Bezeichnet  .     . 

unten  halbrechts:  C    Sclialckcn 

Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,20l/2-  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  in  Paris  (Müllen.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun 
V,  40;  Hanfst.;  Tanime;  Bruckm. 

1 787  Die  Kokette.     Xachtstück.     Halbfigur.     An  einem  Tische. 

(1685)  neben  dem  rechts  ein  blauer  Vorhang   herabfallt,    stützt    eine 
8  c      Dame  sich  auf  ein  rotes  Kissen  und  leuchtet  mit  der  erhobenen 

Kerze,  die  sie  dem  links  stellenden  Leuchter  entnommen  hat, 
dem  Beschauer  ins  Gesicht,  an  dessen  Stelle  vielleicht  ein  Spiegel 
zu  denken  ist.     Bez.  u.  1.,  wie  das  vorige:    O  .  Sckalcken. 

Eichenholz;  h.  0,26;  br.  0,2072-  —  1754  durch  Le  Leu  aus  der  Sammlung 
de  la  Bouexiere  in  Paris.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  III,  38;  Bruckm. 

1788  Eine  Alte  mit  einem    Buche    im  Schoosse.     Lebensgrosst ■> 
(1688)  Kniestück  von  vom  vor  leichtbewölktem  Himmel.     Die  Alte  hat 

M  1  ihren  Pelz  auch  über  ihren  Kopf  gezogen.  Mit  der  Rechten 
hält  sie  auf  ihrem  Schoosse  ein  Buch;  in  der  Linken  halt  sie 
eine  Brille.     Bez.  u.  rechts  (halb  verloren) :  O  .  Schalch(en). 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  0,6972-  —  1727  von  der  Leipziger  Ostermesse  »durch 
Ihre  Maj.  die  Königin«.  —  Inventar  1722  II.,  A   1771. 

1789  Junger  Mann  und  weibliche  Büste.     Kuiestück.     Nachtstück. 

(1686)  Auf  einem  Tische,  neben  dem  rechts  ein  blauer  Vorhang  herab- 
13  a  wallt,  steht  eine  jugendliche  weibliche  Büste  neben  anderen  Bild- 
hauerarbeiten. Von  links  stützt  sich  ein  junger  Mann  mit  Ohr- 
ringen (schwerlich  der  Künstler,  eher  sein  Diener)  auf  den  Tisch, 
beleuchtet  die  Büste  mit  der  Kerze,  die  er  dem  leeren  Leuchter 
entnommen  und  lächelt  vergnügt  bewundernd  dazu. 

Eichenholz;  h.  0,44%;  br.  0,81.  —  Inventar  1722,  A  510.  —  Phot.  Braun 
VIII,  39;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1 790  Das  Eiermädchen.     Kniestück.    Nachtstück.    Ein  Mädchen, 

(1687)  das  »'inen  Eierkorb  am  linken   Arme  trägt,    steht,    nach  links 
17  b     gewandt,  vor  einem  Tische,  auf  dem  Zwiebeln  liegen  und  eine 

Lampe  brennt,  und  hält  mit  der  Rechten  ein  Ei  gegen  die 
Flamme,  um  dessen  Frische  zu  untersuchen. 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahr h.     577 

Eichenholz;  h.  0,28;  br.  0.21  Jg.  —  Inv.  1722,  A  368,  als  »Bon  vel  Schonen«, 
womit  Arn.  van  Boonen,  der  Schüler  Schaloken's  gemeint  war.  Doch  wurde  das 
Bild  schon  1817  mit  Recht  dem  Schalcken  selbst  zurückgegeben.  —  Phot.  Braun 
XIII,  38;  Hanf  st.;  Tanune;  Bruckm. 

Aert  (Arent)  de  Gelder 

Geboren  zu  Dordrecht  den  26.  Oktober  1645;  begraben  da- 
selbst den  27.  Aug.  1727  (Oud  Holland  1888,  VI,  p.  185). 
Schüler  des  Dordrechter  Rembrandt-Schülers  Sam.  van  Hoog- 
straten  und  1660 — 1667  des  Rembrandt  selbst  zu  Amster- 
dam.    Tätig  zu  Dordrecht. 

Die  Ausstellung  Christi.    Vor  dem  Rechtspalast  zu  Jerusa-    1 79 1 
lern,   zu  dem  rechts,    von  Kriegsknechten  bewacht,  die  Treppe  (1709) 
hinaufführt.     Auf    der    vorspringenden  Terrasse    thront    links      L  2 
Pilatus,  steht  in  der  Mitte  der  Heiland  mit  gebundenen  Hän- 
den in  violettgrauem  Rock,  von  einem  Kriegsknecht  am  linken 
Arm  gefasst,  halten  rechts  andere  Kriegsknechte  Wache.    Unten 
auf  der  Strasse  drängt  sich  das  Volk.     Ganz  links  stehen  drei 
Schriftgelehrte,  einer  in  feuerroter  Kleidung.    Ganz  rechts  stehen 
ein  Krüppel,  eine  Frau,  die  einen  Korb  auf  dem  Rücken  trägt, 
Kinder  und  ein  Hund.     Bezeichnet  in  der  Mitte  (verkleinert): 

Leinwand;  h.  1,52 ;  br.  1,91.  —  Inr.  1764,  II  360.  —  Da«  Bild  ist  offenbar  durch 
Rembrandt's  bekannte  Radierung  eingegeben ;  aber  es  ist  in  allen  Einzelheiten  ver- 
ändert. —  1743  aus  der  Sammlung  Segen-Tierens  im  Haag  (Kat.  S.  103,  N.  101). 
Vgl.  Hoet,  Catalogus  H,  Haag  1752,  p.  103.  —  Phot.  Brann  IV,  36;  Hanta.;  Bruckm. 

Ein    Hellebardier.     Halbfigur    von    vorn    auf   gelbgrauem    1792 
Grunde.  Der  junge  Krieger  trägt  einen  rotgrauen  Mantel  über  (1710) 
blankem    Stahlpanzer.     Er    stützt   sich,    vornübergebeugt,    mit      K  1 
beiden   Armen    auf  eine   Steinbrüstung   und   hält   mit   beiden 
Händen  die  Hellebarde,    deren  Spitze  nach  links  gerichtet  ist. 

Leinwand;  h.  0,82%;  br.  0,70%.  —  1727  von  der  Leipziger  Ostermesse 
»durch  Ihre  Maj.  die  Königin«.  Inventar  1722 ff.,  A  1772,  als  »Rembrandt«.  Bei 
H.  richtig  als  A.  de  Gelder.  —  Phot.  Ges.;  Hanta.;  Bruckm. 

Die  Urkunde.  Kniestück.  Links  vorn  an  einem  rot  bedeckten  1 792  A 
Tische  erhebt  sich,  im  Profil  nach  rechts  gewandt,  eine  reich-  (1820) 

K  1 


578         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

gekleidete  und  geschmückte  Dame  vom  roten  Sessel  und  spricht 
mit  lebhafter  Handbewegung,  als  diktiere  sie  ihren  Willen,  zu  dem 
Schreiber,  der,  von  vorn  gesehen,  im  IJßlzrock  und  Barett  hinter 
dem  Tische  sitzt,  die  Feder  in  der  Rechten  hält  und  mit  der 
Linken  ein  Blatt  des  vor  ihm  liegenden  Schriftstückes  um- 
wendet.    Auf  dem  Tische  ein  blankes  Tintenläss. 

Leinwand;  h.  1,02;  l.r.  1,62.  —  Kat.  1887:  X.  1994.  —  Inv.  1722,  A  141, 
als  »unbekanntes  Original  aus  Polen«  Doch  schon  im  luv.  1754,  II,  1,  als  Paudiss. 
So  auch  noch  in  der  ersten  Auflage  dieses  Kataloge*.  —  Zweifelhaft  schon  unser 
Führer  durch  die  Kiinigl.  Sammlungen«  1889  S.  29  u.  :;7.  sowie  Primmel,  Studien  I. 
S.  134,  Anm.  —  Der  Vergleich  mit  den  anerkannten  Bildern  de  Gelder's  in  anderen 
Sammlungen  (besonders  der  Sammlung  Stoengracht  im  Haag)  hat  es  inzwischen  über 
allen  Zweifel  erhoben,  dass  unser  Bild  ein  echtes  Meisteiwerk  des  A.  de  Gelder  ist. 
So  auch  Bode,  Bredius,  Habich,  Hofstede  de  Groot  u.  a,  —  Phot  Braun  XI,  11 
(als  Paudissi  ;  Tamme;   Brück  in. 

Arnold  Boonen 

Geb.  den  IG.  Dez.  16G9  zu  Dordrecht;  gest.  den  2.  Okt.  1720 
zu  Amsterdam.  Bredius  X.  N.  Schüler  des  Grodfried  Schalckefl 
zu  Dordrecht.     Seit   1G9G  in  Amsterdam  ansässig. 

1793  Mädchen    mit   einer  Laterne.     Halbligur    nach    rechts    auf 
(1794)  braunem   Grunde.     Nachtstück.    Ein  Mädchen   hat  dem  Kupfer- 

9  b  leuchter,  der  rechts  hinter  grünem  Vorhange  steht,  eine  Kerze 
entnommen  und  steckt  dieselbe  in  die  Laterne  vor  ihr  auf  dem 
Tisch.     Bezeichnet  rechts  oben:  A  .  Boonen  1695   . 

Leinwand;  h.  0,33;  br.  0,27.    —    Inventar  1722,  A  600.    —    Phot.   Bruckm. 

1794  Ein  Einsiedler.  Kniestück.  Nachtstück.    Ein  Einsiedler  sitzt 
(1797)  iu  einer  Höhle  und  liest  beim  Scheine  der  an  einem  Aste  herab- 

P  10     hängenden  Oellampe  durch  die  Brille,  die  er  in  der  Rechten  hält, 
in  einem  alten  Buche.    Rechts  vor  ihm  ein  Totenkopf.  Bez.  1.  o.: 


Leinwand;  h.  0,42 l/a  \  br.  0,34.  —  Inventar  1722,  A  487.  —  Phot.  Bruckm. 

1795  Ein  Mädchen  mit  einer  Laterne  und  ein  Knabe.     Kniestück. 

(1795)  Nachtstück.    Links  vor  dem  Tische,  an  dem   rechts  ein  Knabe 

9  b      seine  Hände  an  einem  Kohlenbecken  wärmt,  steckt  ein  Mädchen 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahr h.     579 

mit  der  Linken  eine  brennende  Kerze,  die  es  dem  kupfernen 
Leuchter  entnommen,  in  die  Laterne,  die  es  mit  der  Rechten 
auf  den  Tisch  stützt.     Bez.  r.  unten:  A  .  Boonen. 

Leinwand:  h.  0,47 %;  br.  0,38.  —  Inventar  1722,  A  398.  —  Gegenstück  zum 
folgenden. 

Junge  Raucher  und  Trinker.   Kniestück.    Nachtstück.  Rechts    1796 
am  Tische  sitzt  ein  junger  Mann,  der  seine  Pfeife  in  der  Rechten,  (1796) 
eine  Kohlenpfanne  in  der  Linken  hält.    Links  steht  ein  junger      9  b 
Mann  mit  einer  Kerze  in  der  Linken,  der  mit  der  Rechten  Wein 
aus  einer  Kanne  in  ein  Glas  schenkt.    Bezeichnet  links  unten 
wie  das  vorige:  A  .  Boonen  1698. 

Leinwand;    h.  0,47%;    br.  0,38%.  —  Inventar  1722,  A  397.  —  Gegenstück 
zum  vorigen. 

Eine  junge  Frau  mit  einem  Papagei.  Kniestück.  Hinter  einem    1797 
Bogenfenster,  auf  dessen  Brustwehr  links  eine  Kanne  steht,  rechts  (1798) 
ein  orientalischer  Teppich  bangt,  steht  eine  junge  Frau  mit  aus-      13  c 
geschnittenem  Kleide  und  hält  dem  Papagei,  der  auf  ihrer  rechten 
Hand  sitzt,  mit  der  linken  ein  Stück  Zuckerbrot  hin. 

Leinwand ;  h.  0,43 ;  br.  0,34.  —  Inv.  1722,  A.  458.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Ein  alter  Kaufmann.   Kniestück.   Der  alte  Herr  mit  schlecht  1 798 

rasiertem  Gesicht  und  einer  Brille  auf  der  Nase  sitzt,  nach  rechts  (1799) 

gewandt,  im  Lehnstuhle.    Vor  ihm  auf  dem  Tische  liegen  Gold-  J  3  c 
stücke.     In  beiden  Händen  hält  er  einen  Brief,    den  er  liest. 

Leinwand;  h.0,43;  br.  0,34.— Inventar  1722,  A489.— Gegenstück  zum  vorigen. 

Der  junge  Kunstliebhaber.  Kniestück.  Nachtstück.  Der  junge    1799 
Mann  sitzt  mit  dem  Hute  auf  dem  Kopfe  rechts  am  Tische,  auf  (1800) 
dem  eine  Kerze  brennt.  Mit  der  rechten  Hand  hält  er  eine  Zeich-      9  b 
nung,  die  er  besieht,  hinter  die  Flamme.     Mit  der  Linken  greift 
er  an  die  Pfeife,  die  er  im  Munde  hält. 

Leinwand;  h.  0,33V.  br-  0,27V  —  Inventar  1722,  A  658. 

Cornelis  Saftleven 

Geb.  zu  Gorkum  zwischen  dem  5.  Mai  und  3.  Sept.  1607 
(vgl.  Haberkorn  van  Rijsewijk  in  Oud  Holland  XVII,  1899, 
S.  239);  begraben  zu  Rotterdam  den  4.  Juli  1681.  Schüler  seines 
Vaters  Herman  Saftleven  d.  ä.,  Bruder  des  Landschaftsmalers 
Herman  Saftleven  d.  j.  Unter  dem  Einflüsse  Brouwer's  und 
Ryckaert's   entwickelt.     Tätig   in   Utrecht    und   in   Rotterdam. 

37* 


580         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1800  Im  Stalle.    Rechts,  im  Halbdunkel  des  Mittelgrundes,  eine 

(1293)  Kuh  und  Ziegen.     Hinter  ihnen  eiu  Mann,  der  Wasser  in  einen 
1(3  b     Trog  giesst.    Links  Fässer,  Töpfe  und  Messingkessel.    Links  am 
Fasse  Reste  der  einstigen  Bezeichnung:    C.  Saft  Leven. 

Eichenholz;  h.  0,32;  br.  0,53.  —  Nach  H.  schon  im  Inv.  1722.  —  Doch  wohl 
als  N.  2742  erst  1741  durch  v.  Kaiserling.  —  Bei  II.  noch  185H  als  i  Ostide«;  seit 
18G2  als  /angeblich«  Com.  Saftleven.  Das  Bild  ist  jedoch  unzweifelhaft  ein  Original 
eines  der  Saftleven.  So  auch  Scueibler,  Dr.  Not.  Einerseits  stimmt  es  mit  den  im 
Gegensatze  zu  seinen  auf  anderem  Boden  stehenden  Landschaften  seltenen  Bildern 
dieser  Art  von  H.  Saftleven  (z.  B.  in  Hannover  und  Brüssel,  auf  die  Jul.  Meyer 
die  Güte  hatte,  uns  hinzuweisen)  übevein;  andererseits  aber  liegt  auch  kein  Grund 
vor,  es  von  den  ähnlichen  Bildern  des  Com.  Saftleven  zn  trennen.  —  Phot.  Bruckin. 


1801  Musikalische  Bauern.     Ein  geigender  Bauer  sitzt  am  Tisch, 
(1106)  auf  dem  ein  Notenheft  liegt.     Rechts  neben  ihm  lauscht  eine 

18  c  alte  Frau;  links  neben  ihm  singt  ein  zweiter  Bauer  und  schlägt 
mit  dem  Krugdeckel  den  Takt  dazu.  Weiter  zurück  am  Kamin 
noch  zwei  Bauern;  vorn  rechts  ein  Hund.  Die  Bezeichnung 
(links  oben)  ist  fast  erloschen;  doch  sind  die  Buchstaben 
C  .   .  oft  .  .  .  noch  zu  lesen. 

Eichenholz;  h.  0,38;  br.  0,28.    —     Zuerst  im  Inventar  1754  als     Brouwer 
Bei  II.  fragewoise  als  D.  Ryckaert.     Die  Malweise  des  Bildes  weist  jedoch  nooh  deut- 
licher, als  der  Rest  der  einstigen  Bezeichnung,  auf  Cornelis  Saftleven  hin.     So  schon 
Bodo  bei  v.  Zahn  S.  194;  ebenso  Scheibler,  Dr.  Not.  —  Phot.  Hanfst. 

1802  Hühnerfütterung   in  einer  Bauernhütte.    Links  durchs  offene 
(1289)  Fenster  strömt  helles  Sonnenlicht  in  die  Hütte.     In  der  Mitte, 

15  b  neben  dem  Tische,  an  dem  aller  erdenklicher  Hausrat  aufge- 
speichert ist,  streut  eine  alte  Frau  den  Hühnern  Futter.  Rechts 
im  halbdunklen  Mittelgründe  schleppt  eiu  Manu  einen  Eimer. 
Bezeichnet  links  unten: 


C.  O«1 


1(f7$ 


Eichenholz;  h.  0,49^;  br.  0,66.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  Wenngleich  die  Inschriften,  doren  Handschrift  und  Recht- 
schreibung nicht  stimmt,  nach  der  Untersuchung  alt  zu  sein  scheinen,  so  sprechen 
doch   manche  Gründe  dafür,   dieses  Bild  und  das  folgende  mit  Kennern  wie  Schlie, 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahrh.     581 

Hofstede  de  Groot  u.  a.  dem  Egb.  v.  d.  Poel   (vgl.  unsere  N.  1328   und   1329)   zu- 
zuschreiben,   der  manchmal  als  Nachahmer  Saftlevens  erscheint.    —   Phot.  Bruckm. 

Vor  den  Bauernhütten.    In  der  Mitte  liegen  Fässer,  Eimer,  1803 

Töpfe,  Wirtschaftsgeräte  jeder  Art.     Rechts    kommt  eine  Alte  (1290) 

aus  der  Hütte,  um  den  Enten  Futter   zu  streuen.     Links  die  15  b 
Strasse  mit  einem  Mann  hinter  einem  Ochsen.     Bez.  1.  u.: 


CS.1&T8 


Eichenholz;  h.  0,49%;  hr.  0,65.  —  Zuerst  im  Katalog  1817.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Inneres  einer  Bauernhütte.     Links  Fässer,   Töpfe,  Kupfer-    1804 
kessel.    Rechts  vorn  eine  Katze;  im  Hintergrunde  zwei  Frauen,  (1292) 
die  am  Boden  hocken.  P  5 

Eichenholz;  b.  0,51;  br.  0,40%.  —  Inv.  1722,  B  437,  als  »Brauer«  (A. 
Brouwer),  1707  aber  richtig  benannt,  wenn  auch  falsch  geschrieben,  als  »Schacht- 
leven«  aus  der  Kunstkammer,  Hh.  S.  287.  Erst  1860  aus  dem  Vorrat  und  von  H. 
richtig   als  Cornelia  Saftleven  bestimmt. 

Ludolf  (Leuff)  Leendertsz.  de  Jongh 

Geb.  1616  zu  Overschie;  gest.  im  Sommer  1679  zu  Hillegers- 
berg.  Schüler  des  Com.  Saftleven  zu  Rotterdam,  des  Ant.  Pala- 
medes  zu  Delft,  des  Jan  van  Bylert  zu  Utrecht.  Er  lebte  von 
1635—1642  in  Frankreich,  ist  1635  und  1646—1666  in 
Rotterdam  nachweisbar,  zog  dann  nach  Hillegersberg  (P.  Haver- 
korn  van  Rijsewijk:  in  Oud  Holland  XIV,  1896,  S.  36  ff.), 
wohnte  aber  später  stets  in  der  Umgegend  von  Rotterdam. 

Bildnis  einer  jungen  Frau  mit  ihrem  Töchterchen.    Kniestück    1805 
nach  links  auf  grauem  Grund.    Rechts  eine  Säule  mit  olivgrünem  (1280) 
Vorhange,  links  ein  Tisch  mit  grüner  Decke.    Die  junge  Frau,      K  1 
die  im  Lehnstuhl  sitzt,  trägt  ein  schwarzes  Kleid,  eine  kleine 
weisse  Halskrause  und  eine  anliegende  Mütze.      Sie  legt  ihre 
rechte  Hand  in  das  Buch,  das  auf  dem  Tische  liegt;   in  ihrer 
linken  Hand  aber  hält  sie  die  Rechte  ihres  neben  ihr  stehen- 
den kleinen  Mädchens,    das    in    der  Schürze    eine    Rose    hält. 
Bezeichnet  links  in  der  Mitte  (in  einer  Reihe): 


582 


Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


1806 

(1501) 
16  c 


1807 

(1502) 
13  b 


SS  Leinwand ;  h.  1,10;  br.  0,97.  —  1T">1  durch  Heinecken  als  »v.  d.  Ilelstc. 
Inv.  1751,  IE  344.  —  Als  van  der  Helst,  trotz  dor  Inschrift,  fortwährend  bis  zum 
Katalog  von  1862.  Als  Lieve  de  Jongec  erst  im  Katalog  von  1872.  —  Phot.  Braun 
V,  34;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  Tamme;  Bruckm. 

Hendrik  Martensz.  Sorgh,  gen.  Rokes 

Geb.  zu  Rotterdam  1611,  nach  Houbraken  II  (1719)  p.  90, 
begraben  daselbst  den  28.  Juli  1670.  Schüler  des  Willem 
Buyteweck.  In  Antwerpen  1630—1632;  1636  verkaufte  er 
schon  ein  Haus  in  Rotterdam,  wo  er  hauptsächlich  tätig  war. 

Die  Rotterdamer  Fischfrau.  Rechts  vor  dem  Fischerhause 
sitzt  die  Verkäuferin  im  runden  Hut  vor  ihren  Fischbehältern. 
Neben  ihr  steht  der  Fischer  in  gelber  Jacke  und  dunkler  Pelz- 
mütze. Links  vor  ihnen  steht  die  Köchin  mit  ihrem  Ein- 
kaufsgeiass  am  Arme;  hinter  ihr  das  Segel  des  Fahrzeugs, 
das  im  Mittelgründe  auf  dem  überbrückten,  von  „  s  /C/^ 
Giebelhäusern  eingefassten  Kanal  liegt.  Be- 
zeichnet rechts  über  der  Tür: 

Eichenholz;    h.  0,40;    br.  0,37.    —  Inventar  1722,   A   354;       •    Phot.fcBraun 
XIV,  32;  Phot.  Ges.;  Häufst.;  P.ruokm. 

Die  Auszahlung  des  Lohnes.     Links  auf  erhöhtem  Estrich 
sitzt  der  Herr  des  Weinbergs  mit  seinen  Zahlmeistern  an  einem 


M-Scrq 


)rqn 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahr h.     583 

Tisch  mit  roter  Decke.  Die  Arbeiter,  denen  hier  der  Lohn  aus- 
gezahlt wird,  kommen  rechts  durchs  Tor  herein  und  die  Treppe 
herauf.  Vier  stehen  noch  oben,  einer  schreitet  wieder  hinab. 
Links  vorn  zu  ebener  Erde  eine  Volksgruppe:  Frauen  und 
Kinder  mit  Fruchtkörben ;  ein  Arbeiter  zeigt  sein  Geld.  Rechts 
vorn  ein  Knecht  bei  Fässern  und  Körben.     Bez.  unten  links: 


M-Sorp      )€Sj 


Eichenholz;  h.  0,48;  hr.  0,64.  —  Inventar  1754,  n  403.    —   Phot.  Bruckm. 

In  der  Bauernschänke.      Vorn    in    der  Mitte    spielen   ein    1808 
Bauer  und  eine  Bäuerin  Karten.     Die  Zuschauer  neben  ihnen  (1503) 
trinken,  rauchen  oder  blicken  jenen  in  die  Karten.    Links  im     17  a 
Mittelgrunde  am  Kamine  ein  Liebespärchen.     Bezeichnet  links 
am  Fasse  (undeutlich)  mit  dem  Reste  der  Bezeichnung  Sorgh 
und  einer  Jahreszahl,  die  H.  schwerlich  mit  Recht  1643  las. 

Eichenholz;  h.  0,58%;  hr.  0,S3.  — Früher  als  »unbekannt«.  Als  Werk  Sorgh's 
zuerst  von  Bode  (hei  v.  Zahn  VI,  S.  196)  bezeichnet.  Ebenso  H.  seit  dem  Kataloge 
von  1880.  —  Phot.  Brnckm. 

Jan  (oder  Joost?)  Ossenbeeck 

Geb.  um  1627  zu  Rotterdam;  gest.  1678  zu  Regensburg.    Tätig 
nach  einer  italienischen  Reise  in  Wien,  später  in  Regensburg. 

Der  herrschaftliche  Besuch  beim  Hirten.     Links  die  Hütte    1809 
des  Hirten,  der,   nach  rechts  gewandt,  den  Hut  in  der  Hand,  (1538) 
vor  dem  Herrn  und  der  Dame  steht,  deren  Wagen  im  Mittel-     17  c 
gründe    am    sonnenbeschienenen    Kornfeld    hält.      Rechts  vorn 
ruht  ein  Esel  neben  Schafen    und    Ziegen.      Im  Hintergrunde 
rechts  das  Schloss  vor  einem  Bergzuge.     Bez.  links  unten: 


Leinwand;  h.  0,52;  br.  0,81.  —  Wahrscheinlich  eines  der  Bilder,  die  vor 
1756  vom  Baron  Gotter  ans  Wien  und  Regensburg  gesandt  wurden.  —  Inventar 
Gotter  N.  231  oder  232.     Siehe  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1587. 

Abraham  de  Hondt  (Hondius) 

Geb.  zu  Rotterdam  um  1625;  gest.  angeblich  zu  London  1695, 
wahrscheinlich  zu  Rotterdam  168-4.  Tätig  anfangs  in  Holland, 
später,  seit  1666,  in  London.  Vergl.  Amsterdamer  »Catalogus« 
1907,  p.  132. 


584 


Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 


1810  Eine    Eberjagd.       Vorn    rechts    stattliche    Baumgruppen. 
(1147)  Links  die    weite  Ebene.      In    der  Mitte    das    hell    beleuchtete 

12  a  kahle  Gebirge.  Vorn  in  der  Mitte  ist  der  wilde  Eber  von 
einer  Meute  Hunde  ereilt.  Einige  Hunde  sind  blutend  zu 
Boden  gesunken;  andere  haben  ihn  gepackt.  Die  berittenen 
Jäger  folgen  ihnen.  Der  vordere  im  Federhut  auf  einem 
Rappen  holt  bereits  zum  tödlichen  Stosse  aus.  Bezeichnet 
am  Halsband  desHundes  links:  A  .  DE  HON  .  .  .  1651. 

Eichenholz;  b.  0,73;  br.  0,93.  —  1874  aus  der  Sammlung  Reede  van  Oudts- 
hoorn  in  Utrecht.  —  Charakteristisches  Werk  des  Meisters,  wenngleich  die  Inschrift 
und  verschiedene  Stellen  des  Bildes  arg  übermalt  zu  sein  scheinen.  —  Dass  die 
Jahreszahl  1651  zu  lesen,  bemerkte  Erich  Römer  mit  Recht. 

Jacob  Ochtervelt 

1665—1672  in  Rotterdam  als  Mitglied  der  Gilde.  1674  in 
Amsterdam  nachweisbar;  1710  starb  seine  Witwe  in  Rotter- 
dam. Obreen's  Archief  V,  p.  316—322.  Unter  dem  Ein- 
flüsse Terborch's  und  Metsu's  gebildet. 

1811  Der  galante  Herr.     In    der  Mitte    des    Bildes    sitzt    eine 
(1802)  Dame  in  weissem  Atlaskleide  und  feuerroter  Jacke.    Auf  ihrem 

17  a  Schoosse  ruht  ein  Hündchen.  Links  vor  ihr  steht  ein  Mädchen 
in  gelbem  Kleide  uud  reicht  spielend  dem  Hündchen  sein  Brot. 
Sie  selbst  aber  reicht  dem  links  hinter  ihr  stehenden  Herrn 
ein  Glas,  in  das  dieser  Zitronenscheiben  schneidet.  Rechts  in 
der  Tür  zwei  Dienstboten.     Bez.   rechts    oben    über   der  Tür: 


Leinwand;  h.  0,81  V%\  br.  0,60^.  —  Inventar  1722,  A  321,  als  »Gerhard  auf 
der  Feld«.  —  Phot.  Braun  X,  37;  Hanfst.;  Pruckm. 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahrh.     585 

Adriaen  van  der  Werff 

Geb.  den  21.  Januar  1659  zu  Kralinger-Ambacht  bei  Rotterdam; 
gest.  zu  Rotterdam  den  12.  Nov.  1722.  Schüler  des  Eglon  van 
der  Neer.  Ansässig  in  Rotterdam,  aber  auch  wiederholt  seit 
1696  in  Düsseldorf  tätig,  wo  er  Hofmaler  des  Kurfürsten 
Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz  war.  Dieser  ernannte  ihn 
auch  zum   »Ritter«. 

Schäferszene.    Im  Garten  vor  einem  plätschernden  Brunnen    1812 
sitzt  ein  fast  nackter  bräunlicher  junger  Schäfer  auf  feuerrotem  (1754) 
Gewände  und  legt  seinen  rechten  Arm    um    die  Schulter    der      7  c 
jungen  Schäferin,  die  sich  mit  dem  Rücken  gegen  seine  Brust 
lehnt.     Ihr  Oberkörper  ist  entblösst,  doch  trägt  sie  einen  Rock 
von  weisser  Seide  und  eine  Rose  im  Haar.     Links  vorn  zwischen 
Blättern  und  Blumen  ein  Böcklein  und  ein  Lamm.     Bez.  u.  r.: 

aar    vandleT   werrr     itc.  an.lbSc) 

Eichenholz;  h.  0,58%;  br.  0,47%.  —  1710  vom  Kurfürsten  von  der  Pfalz 
geschenkt.  Inventar  1721,  A  568.  —  H.  las  die  Jahreszahl  irrtümlich  1669  und 
folgerte  daraus,  dass  der  Meister  nicht  1659  geboren  sein  könne.  Sein  Geburtsjahr 
steht  jedoch  fest  und  die  Jahreszahl  ist  sicher  1689  zu  lesen.  —  Radiert  von  Dietrich 
(Lincke  65).  —  Phot.  Brann  IV,  40;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Familienbildnis.     Die  Eltern  und  drei  Kinder  hinter  mäch-    1813 
tigern  Steinbogen    vor    üppigem  Garten.     Der    schon   ergraute  (1755) 
Vater  in  grauem  Rocke  und  gelb  und  rot  schillerndem  Seiden-      7  a 
mantel  steht,  von  vorn  gesehen,  in  der  Mitte.     Links  neben  ihm 
sitzt  seine  Gattin  in  weissem  Seidenkleide  und  blauem  Mantel 
mit  Pfirsichen  im  Schooss.     Rechts  vorn  die  drei  Kinder,  vor 
denen  ein  orientalischer  Teppich  über  der  Brüstung  hängt.     Das 
mittlere  bläst  Seifenblasen.     Bezeichnet  unten  rechts: 

C(drU.'  Vau  der    We/rff.  f  1  68 

Leinwand;  h.  0,61;  br.  0,54V2.  —  1742  durch  de  Brais  aus  der  Sammlung 
Carignan  in  Paris.  —  Schon  im  Inventar  1754  (II  56)  und  noch  bei  H.  als  Selbst- 
bildnis des  Meisters.  Indessen  ist  die  Aehnlichkeit  mit  dessen  anderweitig  be- 
kanntem Bildnis  keineswegs  zwingend.  Auch  ist  zwar  die  letzte  Ziffer  der  Jahres- 
zahl nicht  mehr  erkennbar,  die  8  indessen  ganz  deutlich.  Das  Bild  könnte  also 
spätestens  1689  gemalt  sein.  Der  Dargestellte  sieht  aber  älter  als  30  Jahre  ans.  — 
Phot.  Braun  VII,  40;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Loth  mit  seinen  Töchtern.     In  einer  Felsenhöhle  sitzt  der    1814 
alte  Loth  (nur  als  Halbfigur  sichtbar)  und   senkt   die  Blicke.  (1756) 

7  b 


586         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Rechts  vor  ihm  am  Boden  sitzen  seine  nackten  Töchter,  von 
denen  die  eine  ihm  eine  Schale  hinhält,  in  welche  die  andere 
eine  Traube  auspresst.     Bezeichnet  links  oben: 

adr1!  v  .wetff.    Tee     /6~94-. 

Eichenholz;  h.  0,397a  ;  lir.  0,31V2. —  Geschenk  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz. 
—  Inventar  1722,  A  538.  —  Phot.  Braun  Vm,  39;  Tamme;  Bruckm. 

1815  Venus  und  Amor.     In  einer  Felsenlandschaft  sitzt  Venus 

(1757)  auf  rosa  schillerndem  Seidentuche  und  fasst  mit  ihrer  Rechten  in 
7  c      ihr  Haar.     Links  vorn  zu  ihren  Füssen 

kniet  Amor,  der  sich  die  Binde  etwas  von  I    71  I 

den  Augen  geschoben,    um    seinen   Pfeil  GuT    VO'liX 
am  Stein  zu  schleifen.     In  der  Mitte  zwei  \X/p  T IX 

andere   »Amoretten«.     In  der  Luft  zwei 

Tauben.     Bezeichnet  rechts  oben:  äff-    1  ®      99 

Eichenholz;  h.  0,37;  br.  0,30.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1621.  — 
Thot.  Braun  XI,  40;  Häufst.;  Tamme;  Bruckui. 

1816  Ein  Einsiedler.     Kniestück.    In  einer  Felsengrotte  sitzt  ein 

(1758)  alter  Einsiedler  in  blauem  Rocke  mit  rotgelbem,  über  den  Kopf 
7  b      gezogenen  Mantel  über   das    Buch   gebeugt,    in    dem  er  liest. 

Rechts  vor  ihm  auf  dem  Felsentische 

ein  Blütenzweig  und  ein  Tintenfass,  .                       ff  11 

weiter  unten  ein  Totenkopf  und  eine  ^  v     **• 

Schriftrolle.    Bezeichnet  rechts  unten :  ANNO  •  J  7  05" 

Eichenholz;  h.  0,37)^;  br.  0,30.  —  1751  durch  Riedel  von  der  Leipziger 
Ostermesse.     II.  —  Wir  fanden  es  zuerst  im  Katalog  von  1817.    —    Phot.  Tamme. 

1817  Magdalena.     Vor  Felsen  und  Bäumen,  die  in  der  Mitte  von 

(1759)  einer  hohen  Bergpyramide  überragt    werden,    sitzt   die   nackte 
7  c      Magdalena  mit  einem   blauen   Tuche   auf  dem  .     r    r 

Schoosse.  In  der  rechten  Hand  hält  sie  die  Schrift-  ^"V   V 

rolle,  in  die  sie  lesend  hinabblickt.  Links  zu  ihren         Wtrn  kC 
Füssen  ein  Toten  köpf.    Bezeichnet  1.  am  Felsen:  aa   l7" 

Mahagoniholz;  h.  0,34 }4;  br.  0,25^.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1763)  N.  1574. 
Aus  der  Sammlung  Czernin  in  Prag.  —  Gestochen  1790  von  C.  P.  Stölzel  SS>  HI, 
12.  —  Pliot.  Braun  VII,  40;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1818  Das  Urteil  des  Paris.     Links  unter  einem  Baume  sitzt  der 

(1760)  junge  Paris  nackt  auf  rotem  Gewände.    Zu  seinen  Füssen  liegt 
7  c      Sein  Hund.   Die  Siegerin  Venus  steht  vor  ihm,  hält  den  Apfel  in 

der  Rechten  und  lässt  ihr  blaues  Gewand  dem  kleinen  Amor  auf 


G.  Middelburg,  Dordrecht  und  Rotterdam.    XVII.  Jahrh.     587 

die  Schultern  fallen.  Zwei  Tauben  sitzen  zu  ihren  Füssen.  Rechts 
eilen  Juno  und  Pallas,  die  Verschmähten,  von  Merkur,  dem 
Götterboten,  geleitet,  den  Abhang  hinab.  Ueber  Venus  streuen 
zwei  Amoretten  Blumen.     Bezeichnet  links  unten: 

Cficv  v  v  rWzr/rfzc. 

da  °/>/2 . 

Nussbauniholz;  h.  0,56;  br.  0,49%.  -  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1583. 
Ans  der  Sammlung  Czernin  in  Prag.  War  1788  gestohlen,  aber  nach  einigen  Tagen 
zurückgebracht.  —  Phot.  Braun  I,  40;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Maria  mit  dem  Jesusknaben  und  Johannes.  Maria  sitzt  vorn    1 8 1 9 
links  unter  einer  Mauer,  stützt  den  Kopf  in  ihre  Rechte  und  (1761) 
legt  ihre  Linke  auf  ein  Buch.     Rechts  vor  ihr  sitzt  der  nackte      7  c 
Jesusknabe  auf  feuerrotem  Gewände  neben  dem    r^Lp,.7'    > 
Johannesknaben,    den    er    liebkost.      Rechts    in      ,      rpp 
der  Landschaft  ein  Rundturm.     Vorn  links  ein     W^lJt  lec 
Vogelnest.     Bezeichnet  links  am  Steine:  an    1')F 

Mahagoniholz;  h.  0,46;  br.  0,34.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1580. 
Aus  der  Sammlung  Czernin  in  Prag.  Gestochen  von  Jos.  Canale  $  III,  35.  — 
Phot.  Braun  VI,  39;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Die  Verkündigung.     Rechts    in  des  Hauses  Vorhalle   sitzt    1820 

Maria    fast    von    vorn  gesehen    unter  dunkel-  wi                    (1762) 

grünem  Vorhang.     Sie  trägt  ein  gelb  und  röt-  ^tpr                7  ^ 

lieh  schillerndes  Seidenkleid  mit  blauem  Mantel.  \i .       tyhJt* 

Links  kniet,  ihr  zugewandt,  der  Engel  in  rosa  ef,f?V 

Unter-  und  feuerrotem  Obergewande.     Bezeich-  Q^o      eC, 

net  unten  rechts:  ''lft 

1895  von  Eichenholz  auf  Leinwand  übertragen;  h.  0,71;  br.  0,52.  —  Inv. 
Guarienti  (vor  1753)  N.  71.  Aus  der  Sammlung  Czernin.  —  Phot.  Braun  XV,  39; 
Bruckm. 

Diogenes.    Gebückt,  nach  rechts  gewandt,  mit  der  Laterne  in     1 82 1 
der  Rechten,  schreitet  Diogenes  barfuss  und  barhaupt,  Menschen  (1763) 
suchend,  durch  das  Volksgewühl.  Unter  den  höhnenden  Menschen,      7  b 
die  sich  ihm  entgegenstellen,  vorn  rechts  ein  Knabe,   der  mit 
der  Rechten  sein  Hemdchen  aufhebt,  um  sich  unanständig  auf- 
zuführen.    Bez.  rechts  unten:  A.  V.  WERFF. 

Eichenholz;  h.  0,29;  br.  0,24.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1663. 
—  Radiert  1815  von  Ant.  H.  Riedel.  —  Phot.  Bruckm. 


588         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1 822  Die  Schachpartie.    Rechts  steht  der  Tisch  mit  dein  Schach- 

(1765)  brett  und  der  Figurenschachtel  auf  roter  Decke.   Hinter  ihm  sitzt 
7  c      die  Dame,  die  mit  der  Rechten  aufs  Spiel  deutet.    Links  sitzt  ihr 

Gegner,  ein  Herr  in  blauem  Rocke,  der  den  Beschauer  trium- 
phierend anblickt,  indem  er  mit  der  Rechten  die  Figur  zum  letzten 
Zuge  erhebt.  Im  Hintergrunde  links  ein  orangefarbener  Vor- 
hang, in  der  Mitte  die  Landschaft,  rechts  ein  Standbild.  Be- 
zeichnet rechts  am  Schachteldeckel:  A.  v.  WERFF. 

Eichenholz;  h.  0,34%;  br.  0,26.  —  1751  durch  Riedel  von  der  Ostermesse  in 
Leipzig.    Geschenk  der  Königin  an  den  König.    H.  —  Katalog  1817.  —  Phot.  Bruckni. 

1823  Die  Verstossung  der  Hagar.     Links  vor  dem  Tore  seines 
(1764)  Hauses  steht  Abraham,  nach  rechts  gewandt,  mit  fortweisender 

7  c  Geberde.  Vor  ihm  schreitet  Hagar  davon,  mit  der  Linken 
einen  Gewandzipfel  zum  Trocknen  der  Tränen  erhebend,  an 
der  Rechten  den  kleinen  Ismael  mit  fortziehend,  der  sich  un- 
geduldig nach  seinem  Spielgefährten,  dem  kleinen  Isaak,  um- 
blickt. Dieser  versteckt  sich  hinter  Abraham's  roten  Mantel; 
Sarah  steht  siegesfroh  links  in  der  Haustür.  Bezeichnet  rechts 
unten  (undeutlich):  A  .  v  .  d  .  Werff. 

Leinwand;  h.  0,87%;  br.  0,69%.  —  Da  es  nicht  im  Inventar  1722  steht,  ist 
es  nicht  das  1708  von  Lemmers  aus  Antwerpen  besorgte  Bild,  vielmehr  kam  es  als 
Inventar-Nummer  3222  im  Jahre  1742  aus  Paris.  —  Phot.  Braun  III,  39;  Phot. 
Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Pieter  van  der  Werff 

Geboren  zu  Kralinger-Ambacht  1665;  begraben  zu  Rotterdam  den 
26.  Sept.  1722.   Schüler  und  Nachahmer  seines  Bruders  Adriaen. 

1824  Der  heilige  Hieronymus.     Der  Heilige  sitzt,  nur  teilweise 
(1768)  von  graurotem  Gewände  umwallt,  nach  rechts  gewandt  auf  dem 

7  b  Boden  und  liest  in  dem  Buche,  das  er  auf  den  Knieen  hält. 
TJeber  ihm  auf  dem  Felsentische  eine  Schriftrolle  und  ein  Toteu- 
kopf.    Im  Hintergründe  dunkle  Felsen.    Bezeichnet  links  unten: 

P- V-  Werff-  re 

Leinwand;  h.  0,29;  br.  0,24%.  —  luv.  1722,  A  716.  —  Kam  als  Eigen- 
tum Sr.   Maj.  des  Königs  erst  1874  zur  Galerie.   —  Phot.   l'.raun  XU,  40. 

1825  Die  gefangene  Maus.    Hinter  einem  Bogenfenster  steht  ein 

(1766)  Mädchen,  das  eine  leere  Mausefalle  in  der  Linken  erhebt,  mit 
9  a 


H.  Kampen,  Deventer  und  Alkmaar.   XVII.  Jahrh.     589 

der  Rechten    aber    mittels    einer  Feuerzange    die    Maus    zum 
Fenster  hinauswirft.     Bezeichnet  rechts  unten:    P.  v.  "WERFF. 

Eichenholz  ;  h.  0,20 ;  br.  0,14.  —  Inventar  1722,  A  332.    —    Phot.  Bruekm. 

In  der  Strandwirtschaft.      Kniestück.     Rechts    hinter   der    1826 
offenen  Tür  der  Dünenstrand.     Vorn  an  einem  Steintisch  führt  (1767) 
links  ein  junger  Schiffer    mit    roten    Hosen    eine    Korbflasche      13  a 
zum  Munde,  während  er  mit  einem  anderen  schwatzt.     Rechts 
raucht  ein  älterer  eine  Tonpfeife. 

Eichenholz;  h.  0,38}£;  br.  0,31%.  —  Inv.  1722,  A  550.  Hier  als  »de  Werff« 
schlechthin.  In  den  Katalogen  erscheint  das  Bild  erst  seit  1817  und  nun  als  »Pieter 
van  der  Werff«;  ob  mit  Recht,  ist  sehr  zweifelhaft.  —  Phot.  Braun  XIV,  39;  Bruekm. 


H.   Meister  von  Kampen,  Deventer  und  Alkmaar 
Hendrik  Avercamp,  gen.  De  Stomme  van  Kampen 

Getauft  zu  Amsterdam  den  27.  Januar  1585;  gest.  zu  Kämpen 
nicht  vor  1663.  Tätig  bis  1625  in  Amsterdam,  zeitweise  im 
Haag,  hauptsächlich  jedoch  in  Kampen.     Er  war  stumm. 

Schlittenfahrt    und   Schlittschuhlauf.      Vom    der    gefrorene  1827 

Flnss,  der  sich  rechts  bildeinwärts  zieht,  links  im  Mittelgrunde  (1027) 

Häuser  unter  Bäumen  am  Ufer.    Das  Eis  ist  aufs  reichste  belebt.  P  5 
Links  vorn  ein  Herr  und  eine  Dame  in  einspännigem  Schlitten. 

Eichenholz;  h.  0,24^;  br.  0.45.  —  Inventar  1722,  A  441.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.    —   Früher  P.  Brueghel  genannt;  doch  schon  bei  H.  richtig  als  Avercamp. 

Eisspiele.     Vorn  der  gefrorene  Fluss,  der  sich  links  bild-  1828 

einwärts  zieht;  links  im  Hintergrunde  eine  Windmühle,  rechts  (1028) 

im  Mittelgründe  Bauernhäuser  am  Ufer.    In  der  Mitte  auf  dem  P  5 
reichbelebten    Eise    spielen    zahlreiche    Männer   ein  Kugelspiel. 

Eiehenholz;   h.  0,24 %;  br.  0,43.    —   Inventar  1722,   A  440.    —  Vergl.  die 
Bemerkung  zum  vorigen,  seinem  Gegenstück. 

Gerard  Ter  Borch  (Terborch) 

Geb.  zu  Zwolle  gegen  1617;  gest.  zu  Deventer  den  8.  Dezember 
1681.  Schüler  seines  Vaters  Ger.  Ter  Borch  d.  ä,  zu  Zwolle, 
des  P.  Molijn  zu  Haarlem.  Hier  unter  dem  Einflüsse  des 
Frans  Hals  weiterentwickelt.  Seit  1635  Meister  der  Gilde  zu 
Haarlem,  dann  auf  Reisen,  1650 — 1654  in  Zwolle,  seit  1655 
in  Deventer. 


590         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1829  Der  briefschreibende  Offizier.     Links  am  Tische  sitzt  un- 

(1338)  bedeckten  Hauptes  ein  blonder  junger  Offizier  im  Brustharnisch 
16  b     und  schreibt  einen  Brief.    Rechts  vor  ihm  steht  wartend 

der  stattliche  Trompeter.     Bezeichnet   unten  am  Tisch: 

Leinwand;  h.  0,517a ;  br.  0,38V2-  —  Nach  H.  im  Inv.  1722;  doch  fanden 
wir  es  zuerst  im  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1535;  damals  als  Kopie  So  auch 
noch  J.  P.  Richter  in  der  K.-Cbr.  XVI,  Sp.  308.  Indesson  sind  wir  mit  Bredius 
usw.  der  Ansicht,  dass  gerade  unser  Bild  ein  echtes  frühes  Original  Ter  Borch's 
sei.  Als  Fortsetzung  der  in  diesem  Bilde  angesponnenen  Erzählung  können  das 
Bild  der  Münchener  Pinakothek  N.  3ss  (1062)  und  unser  Bild  N.  1833  gelten.  — 
Phot.   Braun  XIV,  30;  Phot.  Ges.;  Tauime;  Häufst.;  Bruckm. 

1830  Die  Dame,  die  sich  die  Hände  wäscht.    Reich  ausgestattetes 

(1339)  Schlafgemach.     Links  ein  Tisch  mit  prächtiger  Decke,    rechts 
16  b     ein  Bett  mit    gelblichen    Vorhängen.     Eine  stehende  Dame  in 

weissem,  goldbesetztem  Atlaskleide  wäscht  sich,   nach  rechts  ge- 
wandt, die  Hände  in  der  zinnernen  Schüssel,   welche  die  vor  ihr 
stehende  Magd  in  der  Linken  hält,    während    sie  ihr   mit  der 
Rechten  das  Wasser  über    die   Hände    giesst.     Links    ^-      > 
hinter  ihr  ein  kleiner  Hund.    Bez.  links  in  der  Mitte:    ^ßoru 

Eichenholz;  h.  0,53;  br.  0,43.  —  Inventar  1722,  A  348;  damals  als  »Net- 
scher«. Als  Terborch  zuerst  richtig  im  Katalog  von  1812.  —  Phot.  Braun  XII,  37  ; 
Phot.  Ges.;  Tamme ;   Hanfst.;  Bruckm. 

1831  Die  Lautenspielerin.     Kniestück.     Links    an   einem   Tische 

(1340)  mit  grüner  Sammetdecke   sitzt  eine  Dame  in  rosa  Atlaskleide 
16  a     mit  blauer,  weissverbrämter  Pelzjacke.    Sie  spielt  die  Laute  und 

blickt  nur  halb  auf  ihre  Noten,  halb  nach  dem  jungen  Kavalier, 
der  mit  dem  Hute  auf  dem  Kopfe  ihr  gegenüber  rechts 
am  Tische  sitzt.     Bezeichnet  links  oben  am  Kamin: 

Eichenholz;  h.  0,36%;  br.  0,31.  —  Inventar  1722,  A  319,  als  »Metsu  . ; 
doch  bereits  im  Inventar  1754,  II  514,  richtig  als  »Terborch«.  —  Phot.  Brann  IX, 
32;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 

1832  Die  Dame  in  ihrem  Gemache.     Die  Dargestellte   trägt  ein 

(1341)  weisses  Atlaskleid    und    einen    schwarzen  Sammetkragen.     Ihr 
16  a     Bett  und  der  Tisch,  vor  denen  sie,  von  hinten  gesehen,  steht, 

sind  mit  scharlachrotem    Stoffe  verhängt.     Der  Stuhl  zu  ihrer 
Linken  hat  einen  Ueberzug  von   derselben  Farbe. 

Eichenholz;  h.  0,39;  br.  0,27%.  —  NaohH.  durch  Wackerbarth  als  Netscher. 
Wir  fanden  es  zuerst  im  »Catalogue«  von  1765,  und  dort  schon  als  Terborch.  —  Es 
ist  eine  Ausschnitt  -  Wiederholung  nach  oder  eine  Studie  zu  den  unter  dem  Namen 
»Die  väterliche  Ermahnung  bekannten  Bildern  des  Meisters  im  Berliner  und 
Amsterdamer  Museum.  —  Phot.  Braun  XI,  24;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 


<£ 


H.  Kämpen,  Deventer  und  Alkmaar.   XVII.  Jahrh.     591 

Der  brief lesende  Offizier.     Links  sitzt   ein  blonder  junger    1833 
grau  gekleideter  Offizier   mit    grossem   grauen  Hute  und  liest  (1415) 
den  Brief,    den    ihm    der    rechts    vor    ihm    stehende  stattliche     16  a 
Trompeter  überbracht  hat.    Zwischen  beiden  sitzt  im  Halbbunkel 
des  Mittelgrundes  ein  dritter  Krieger  mit  einer  Tonpfeife. 

Eichenholz;  h.  0,37%;  br.  0,29.  —  Inventar  1722,  A  525,  als  Metsu.  —  Im 
Inventar  1754,  II  852,  richtig  als  Terborch.  Seit  dem  »Catalogne«  von  1765  wieder 
als  Metsu,  bei  H.  jedooh  nur  frageweise  und  mit  der  zutreffenden  Bemerkung: 
»Aehnelt  dem  Terborch«.  Die  Behandlung  stimmt  in  der  Tat  besser  zu  den  Bildern 
Terborch's,  als  zu  denen  Metsu's.  Auch  schliesst  der  Gegenstand  sich  unmittelbar 
an  denjenigen  unseres  Bildes  N.  1829  an.  —  Phot.  Braun  XII,  39 ;  Tamme ; 
Häufst.;  Bruckni. 

Caesar  van  Everdingen 

Geb.  zu  Alkmaar  1606  (uach  Houbraken);  schwerlich  erst 
1617,  wie  andere  angeben;  begraben  daselbst  den  13.  Okt. 
1678.  Sicher  1632  Mitglied  der  Gilde  zu  Alkmaar;  gilt  als 
Schüler  des  Jan  van  Bronkhorst  zu  Utrecht.  1643  malte  er 
in  Amersfoort;  von  1648 — 1656  in  Haarlem,  dann  wieder 
in  Alkmaar;  1661  vorübergehend  in  Amsterdam.  Aelterer 
Bruder  des  Allart  van  Everdingen. 

Bacchus  mit  zwei    Nymphen.      In    einer    Grotte    sitzt    der    1834 
wohlbeleibte    bekränzte    Bacchus    Rotwein    trinkend    mit    zwei  (1505) 
Nymphen,  deren  eine  einen  Rosenkranz  im  Haar  trägt.    Links      L  3 
vorn    steht    ein    blonder  Knabe    mit   einem 
Glase  in    der  Linken,    einer  Tonflasche    in 
der    Rechten.      Links    über    Blütenbüschen 
blicken     ein     Satyr     und     eine     schwarze 
Bacchantin  herein.     Bez.  links  unten: 

Leinwand;  h.  1,47;  br.  1,61.  —  1865  von  Conservator  J.  D.  Droyer  in  Bremen 
erworben.  —  Dass  die  dargestellten  Gestalten  —  ausser  Bacchus  —  Flora,  Pomona 
und  Amor  sein  sollten,  wie  bisher  angegeben  wurde,  erscheint  zwar  nicht  unmög- 
lich, aber  nicht  sicher.  —  Phot.  Braun  VI,  36;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 

Allart  van  Everdingen 

Getauft  den  18.  Juni  1621  zu  Alkmaar;  begraben  zu  Amster- 
dam den  8.  Nbvbr.  1675.  Jüngerer  Bruder  des  Caesar  van 
Everdingen.  Schüler  des  Roelant  Savery  zu  Utrecht,  des  P.  Molyn 
zu  Haarlem.  Er  reiste  um  1640—1644  in  Norwegen,  wohnte 
1645—1652  in  Haarlem,  später  in  Amsterdam. 


592         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

1835  Hirschjagd  am  Bergsee.     Links  am  Fasse  des  Gebirges  ein 
(1  506)  Dickicht  von  Tannen  und  Laubbäumen.     Rechts,  umkränzt  von 

8  a  steilen  Bergen,  auf  deren  vorderstem  eine  Festung  und  ein 
Kirchturm  ragen,  ein  stiller,  flacher  Landsee,  in  dem  zwei 
Hirsche  von  Jägern  ereilt  werden.  Die  Figuren  von  N.  Berchem. 
Bez.  halb  rechts  i.  d.  Mitte:  A  .  VAN  .  EVERDINGEN  1649. 

Eichenholz;  h.  0,45%;  br.  0,64%.    —  Inventar  1754,  II  425.  —  Phot.  liraun 
IX,  35;  Bruekm. 

1836  Der  grosse  Wasserfall.     Zwischen  waldigem  und  felsigem 
(1508)   Ufer  stürzt  rechts  der  Wasserfall  herab  und  schäumt  in  Wirbeln 

10  b  nach  links  vorn  weiter.  Links  im  Mittelgrunde  führt  ein  Holz- 
steg über  einen  zweiten  Wassersturz  zu  dem  Holzhaus  auf  dem 
Vorsprung.    Schafe  weiden  links  zwischen  den  Felsen.  Bez.  1.  u.: 


Leinwand;  h.   1,43%;  br.  1,72.    —    1837  von    Frau  Ileigendorf  gekauft. 
Phot.  Braun  XIII,  32;   Häufst.;  Tamme;  Bruekm. 

1837  Gebirgslandschaft  mit  einem  Schlosse.     Vorn  in  der  Mitte 

(1507)  steile  braune  Felsen.    Rechts  am  Waldrande  einige  Männer  mit 

15  a     einem  gefällten  Baume.     Links    vorn    ein    Abgrund.     In    der 

Mitte    am  Abhänge    ein    Haus.      Oben    im    Hintergründe   ein 

weisses  Schloss  mit  vier  Türmen.     Bez.  unten  rechts: 


Jiv-  EvvrJmgcn- 


Eichenholz;  h.  0,35;  br.  0,42*/».    —   Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1626. 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruekm. 

1838  Die  Wassermühlen.      Die    eine    Mühlo    liegt    links    unter 

(1509)  Bäumen.     Vor  ihr  bildet  der  Fluss  einen  niedrigen  Wasserfall. 
15  a     Die  zweite  Mühle  liegt  rechts.     In  der  Mitte  eine  Kirche. 

Eichenholz;  h.  0,85 ;  br.  0,42%.    —    Inventar  Guarienti  (vor  1768)  N.  1625. 
—  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Bruekm. 

1839  Kleine  Wald-  und  Felsenlandschaft.   Laubbäume  und  Tannen 

(1510)  zwischen  braunen  Felsenblöcken.     Vorn  in  der  Mitte  ein  Hirt 
Hb     in  roter  Jacke  und  roter  Kappe  zwischen  einem  weissen  Bündel 

und  einer  weissen  Ziege. 

Eichenholz;  h.  0,26;  br.  0,24%.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag.  Inv.-N.  3162. 


J.  Verschiedene  und  unbestimmte  Schulen.    XVII.  Jahrh.     593 

J.  Meister  verschiedener  und  unbestimmter 
holländischen  Schulen 

Jan  Lys,  gen.  Pan 

Geboren  im  letzten  Drittel  des  XVI.  Jahrhunderts  nach  Sandrart 
(II,  S.  314)  zu  Oldenburg,  nach  der  Chronik  von  Hoorn  (siehe 
Kramrn  p.  995)  aber  in  dieser  Stadt;  gest.  1629  zu  Venedig. 
Schüler  des  Hendrik  Goltzius  in  Haarlem.     Später  in  Italien. 

Die  reuige  Magdalena.     Kniestück.     Magdalena  hält,  nach    1840 
links  gewandt,   in  ihren  gerungenen,   gesenkten  Händen  einen  (1179) 
Totenkopf,  wendet  ihr  Haupt  aber  nach  dem  geflügelten  Engel-      Q  * 
jüngling  zurück,  der  mit  einer  Palme  in  der  Linken  hinter  ihr 
steht  und  ihr  mit  der  Rechten  unter  den  Arm  greift,  um  sie 
zu  leiten.     Links  ein  beturbanter  Diener  mit  Goldgefässen. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  1,31%.  —   Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.    Wohi 

sicher,    worauf  Frimmel  (Kunstchronik  1897,  VIII  Sp.  200)  aufmerksam  macht,    die 

»Magdalena«  der  Casa  Bonfadina  zu  Venedig,  die  Boschini  (Carta  del  navegar,  1660, 

p.  567)  erwähnt : 

De  Giern  Lds  Madcdma,  dolorosa 

Che  CAnxolo  socore;  e  in  tun  eanton 

Ghe  quela  maledeta  teniacion 

Che  studia  in  darno  a  farla  ambioiosa. 

~  Phot.  Braun  XV,  27 ;  Tamme ;  Bruckm. 

Der    Lautenschläger.      Halbfigur    nach    rechts    auf   grau-     1841 
braunem  Grunde.     Schwarzer  Federhut,  schwarzes  Wamms  mit  (1180) 
roten  Eockärmeln.     Die  Laute  in  beiden  Händen.  L  2 

Leinwand;  h.  1,05;  br.  0,77%.  —  1744  als  Giov.  Lys  durch  Rossi  aus  der 
Casa  Grimani  Calergi  in  Venedig.  —  Im  Inventar  1754  (I,  393)  als  »Art  des  Cara- 
vaggio«;  später  bis  zum  Katalog  von  1856,  als  »Unbekannter  Venetianer«.  Erst  bei 
H.,  infolge  der  Entdeckung  der  Herkunftsnotiz,  als  »Lys«. 

Jan  Miel 

Geb.  1599  in  Flandern  (Geburtsort  unbestimmt);  gest.  1664  als 
Hofmaler  in  Turin.    Ging  früh  nach  Rom,  wo  er  sich  an  P.  van 
Laer  anschloss  und  sich  ganz  aufs  italienische  Sittenbild  verlegte.     1842 
Der    Sackpfeifenbläser.     Hirtenszene.     Rechts    auf    einer  (1089) 
Anhöhe    sitzt    der  Hirt,    der   die  Sackpfeife  bläst,    nach  links      9  c 
gewandt   unter  einem   kahlen  Baume:   neben  ihm  sein  Hund; 
links  vor  ihm  seine  drei  Ziegen. 

38 


594         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Kupfer;  h.  0,14%;  br.  0,24%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  I'.ruekm. 

1843  Der  Dornauszieher.    Hirtenszene.    Rechts  ruhen  drei  Kühe. 
(1090)  Links  sitzt  der  Hirt,  der  sich  mit  der  rechten  Hand  den  Dorn 

9  c      aus  dem  linken  Fuss  zieht.   Die  Hirtin  sieht  ihm  von  hinten  zu. 

Kupfer;  h.  0,14%;  br.  0,24%.  —  1742  durch  de  Brais  aus  Paris.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Herman  van  Swanevelt 

Geb.  zu  Woerden  in  Holland  um  1600  (Bode,  Studien  S.  355); 
gest.  1655  oder  1656  zu  Paris,  wo  er  Mitglied  der  Akademie 
war.  Schüler  oder  Nachahmer  des  Claude  Lorrain  in  Rom. 
Tätig  in  Rom  (1624—37)  und  Paris  (1623  und  seit  1652). 

1844  Am    Landsee.     Links    auf  dem  Wege   am  Waldrand    er- 
(1426)  gehen  sich  bunte  Gestalten.    Rechts  der  Landsee  mit  bebauten 

Q  3      Hügel  ufern,  von  grauen  Bergen  überragt;  vor  ihm  eine  sonnige 
Weide  mit  einer  Rinderherde. 

Leinwand;  h.  0,78%;  br.  0,90%.  —  1832  im  Kunsthandel  gegen  die  Doublette 
eines  Wouwerman'schen  Bildes  eingetauscht.  —  Die  Echtheit  bei  H.  und  früher 
auch  von  Bode  (bei  v.  Zahn  IV,  S.  205)  bezweifelt.  Uns  scheint  das  Bild  jedoch 
ein  echtes  Werk  Swanevelt's  zu  sein;  und  wir  dürfen  hinzufügen,  dass  auch  Bode 
jetzt  diese  Ansicht  teilt. 

H.  Naiwinx  (Naeuwincx,  Nouwjncx?) 

Um  1624  geboren  (da  er  am  16.  Mai  1650  angab,  26  Jahre 
alt  zu  sein,  Bredius  N.  N.).  Geburtsort  unbekannt;  angeblich 
1651  in  Hamburg  gestorben.  Die  Familie  war  vlämischen 
Ursprungs,  aber  in  Amsterdam  ansässig.  Er  schrieb  seinen 
Namen  in  der  Regel  Nahvjncx. 

1845  Berglandschaft  mit  einem  Wasserfall.  In  der  Mitte  des  Mittel- 

(1421)  grundes  ein  steiler  Tafelberg.  Rechts  ein  Wasserfall,  in  der  Mitte 
49  a     der  durch  ihn  gespeiste  Fluss.     Links  vorn  eine  grosse  Baum- 
gruppe; auf  dem  Wege  verschiedene  Gestalten.  Bez.  u,  i.  d.  M.: 

Leinwand;  h.  1,13;  br.  1,68%.  —  Inventar  1754,  IT  375.  —  H.'s  Annahme, 
dass  das  Bild  schon  1728  zur  Galerie  gekommen,  konnten  wir  nicht  bestätigen. 

1 846  Am  Bergsee.    Links  im  Mittelgründe  ist  der  Landsee  von 

(1422)  steilen,    zum    Teil    überhängenden    Bergen   begrenzt.     Rechts 
7  c 


J.  Verschiedene  und  unbestimmte  Schulen.    XVII.  Jahrh.     595 

stürzt  sicli  ein  Wasserfall  von  den  schroffen  Felsen.  Am 
Fusse  desselben  liegen  Nachen  in  der  Bucht.  Vorn  am  Ufer 
zwei  Männer  und  ein  Hund. 

Eichenholz;  h.  0,46;  br.  0,63^.  —  Inv.  1722,  A  293  als  »Waderlau«.  Als 
>Waterloo«  noch  bei  H.  Doch  ist  au  diesen  berühmten,  frischen,  kräftigen,  haupt- 
sächlich durch  seine  Radierungen  bekannten  Meister  nordischer  Waldbilder  nicht  zu 
denken.  Einige  Kenner  haben  an  Jan  Wils,  einen  mit  zwei  Bildern  beim  Baron 
Steengraeht  im  Haag  vertretenen  Meister,  gedacht,  der  sich  jedoch  im  Sinne  W.  de 
Heusch's  enger  an  Both  anschliesst.  Ein  Vergleich  der  Behandlung  der  Wolken- 
bildung, des  Wassers,  der  Luft,  der  Felsen,  des  Baumlaubes  auf  dem  vorigen  und 
auf  unserem  Bilde  lässt  keinen  Zweifel  daran,  dass  auch  dieses  ein  charakteristisches 
Werk  des  Naiwjncx  ist. 

Jacob  van  der  Ulft 

Geboren  zu  Gorkum  1627;  gestorben  daselbst  bald  nach  1688. 
Wahrscheinlich  Schüler  Jan  Both's  in  Utrecht,  setzte  er  seine- 
Studien  in  Italien  fort. 

Römisches    Architekturstück.     Links    vorn    eine    mächtige  1847 

Barockarchitektur;   in   der  Mitte   ein  römischer  Triumphbogen,  (1539) 

rechts   hinten   das  Kolosseum.     Vorn  in  der  Mitte  liegen  vier  9  c 
Frauen  vor  einem  römischen  Feldherrn  auf  den  Knieen. 

Eichenholz:  h.  0,47;  br.  0,747a-  —  1741  durch  von  Kaiserling. 

Olivier  van  Deuren 

Getauft  zu  Rotterdam  den  21.  Dez.  1666;  gest.  daselbst  1714, 
vor  dem  10.  Februar.  Scheint  Schüler  von  Frans  van  Mieris 
und  Kasp.  Netscher  gewesen  zu  sein.  Vgl.  Hofstede  de  Groot: 
Quellenstudien  zur  Holl.  Kunstgeschichte,  Haag  1893,  S.  410 
und  desselben  Aufsatz  in  Oud  Holland  XVIII,   1900,  S.  1—6. 

Ein  Eremit.     Nach  links  gewandt,  sitzt  der  Einsiedler  in  1849 

brauner  Kutte  und  rotem  Mantel  in  einer  Felsenhöhle  und  liest  (1711) 
in  einem  alten  Buche.    Vor  ihm  ein  Totenkopf.    Links  unten     P  10 
Zwiebeln  und  eine  Kupferkanne.     Bezeichnet  oben  rechts: 


./. 


rnt 


Eichenholz;  h.  0,41;  br.  0,32^.  —  Inventar  1722,  A  722.  —  Die  Jahreszahl 
las  H.  1624.  Der  Stil  des  Bildes  aber  lässt  nur  die  Lesart  1674,  1684  oder  1694  zu. 
Bei  genauester  nochmaliger  Untersuchung  lesen  wir  1684,  wie  obiges  neues  Faksimile. 
Dazu  stimmt,  dass  ein  anderes  erhaltenes  Bild  seiner  Hand  von  1685  datiert  ist. 

38* 


596         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

Matth.  Stoom 

Nach  Orlandi's  Abcedario,  ed.  Guarienti  1753,  p.  374,  war  er 
ein  holländischer  Landschaften-  und  Schlachtenmaler,  Schüler 
eines  angeblichen  Holländers  »Orlando«,  war  1649  geboren  und 
starb  1 702  zu  Verona.  —  Siehe  unten. 

1850  Ein  Raubanfall  im  Hohlweg.     Vorn  die  Schlucht.     In  der 

(1681)  Mitte  Ausblick  auf  einen  steilen,  überhängenden  blauen  Berg. 
F.-M.     Rechts  haben  zwei  Räuber  einen  Reiter  vom  Rosse  gezerrt. 

Leinwand;  h.  0,56;  l>r.  0,77.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Die  Künstler- 
lexica  nehmen  zwei  Meister  Matth.  Stoom  ;in,  von  denen  der  eine,  der  Vlaame  von 
Geburt  war,  aber  als  Heiligonnialer  in  Italien  lebte,  sich  auf  einem  Hilde  in  Messina 
bezeichnet  haben  soll,  während  der  andere,  dem  in  unserer  Galerie  seit  dem  i  Cata- 
logue«  von  1765  fünf  liilder  (N.  749,  750,  751  und  unsere  beiden)  zugeschrieben 
wurden,  eben  nur  durch  diese  Bilder  und  die  Notiz  im  genannten  Abcedario  be- 
kannt ist.  Vergl.  Eramm  a.  a.  0.  V,  S.  1576—1577.  Verfolgen  wir  unsere  alten 
Angaben  über  diese  fünf  Bilder  jedoch  noch  weiter  zurück,  so  finden  wir,  dass  nur 
zwei  von  ihnen,  unsere  N.  1850  und  1851  schon  früher  unter  dem  Namen 
Stoom's  vorkommen,  wogegen  die  übrigen,  mit  denen  noch  N.  748  übereinstimmt, 
die  Hand  eines  italienischen  oder  französischen  Nachahmers  des  Jacques  Courtoi» 
(Horgognone)  zeigen,  dem  sie  in  den  älteren  Inventaren  zum  Teil  auch  zugeschrieben 
werden.  Wir  können  den  Namen  des  in  Italien  arbeitenden  Holländers  M.  Stoom, 
dessen  Existenz  uns  überhaupt  nicht  zweifellos  erwiesen  erscheint,  daher  höchstens 
für  jene  beiden  hier  eingereihten  Bilder  gelten  lassen.  —  1896  ans  Kgl.  Finanz- 
ministerium. 

1851  Truppenausschiffung.     Links    die    gebirgige    Küste;    eine 

(1682)  Festung  auf  einem  der  Berge.   Rechts  das  Meer  mit  Schiffen.  Im 
F.-M.    Mittelgrunde  werden  Pferde  gelandet. 

Leinwand;  h.  0,59;  br.  0,77.  —  Zuerst  im  Katalog  1765.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.    Vergl.  alle  Bern,  zu  diesem.  —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Johannes  Glauber 

Gen.  Polydor.  Geb.  zu  Utrecht  1646;  gest.  zu  Schoonhoven 
1726.  Schüler  des  Nie.  Berchem,  dann,  1672,  des  Adriaen  van 
der  Cabel  zu  Lyon.  Hauptsächlich  aber  (1674 — 1679)  durch 
das  Studium  der  Werke  Gaspar  Dughet's  (Poussin's)  in  Italien 
ausgebildet.  Nach  seiner  Rückkehr  arbeitete  er  bis  1685  zu 
Hamburg,   1687  im  Haag,  später  in  Amsterdam. 

1855  Idyllische  Landschaft.     Im  Vordergrunde   ein  hoher  Hain, 

(1712)  in  dem  ein  alter  Steinsarkophag  als  Brunnenrand  dient.    Da- 

Q  3      neben  einige  Frauen  mit  Blumenkörben.    Rechts  vorn  eiu  Fluss- 


J.  Verschiedene  und  unbestimmte  Schulen.  XVII.  Jahrh.    597 

gott.  Im  Mittelgrunde  ein  Landsee  mit  parkartigen  Ufern. 
Gelbliches  Abendlicht  am  Himmel. 

Leinwand;  h.  0,62%;  br.  0,78.  —  1751  durch  von  Heinecken.  H.  —  Inv. 
1854,  II  284. 

Bartholt  Wiebke 

Lebensumstände  unbekannt.  Der  Name  ist  friesisch.  Seine 
Heimat  ist  vermutlich  Hoorn.  Ein  zweites  Bild  seiner  Hand, 
B.  W.  1682  bez.,  in  der  Casseler  Galerie.     (Hofstede  de  Groot.) 

Fruchtstück.      Auf   hellgrauem    Steintische    vor    dunkel-  I855A 
grauem  Waldgrunde  liegen  weisse   Trauben,    weisse   Johannis-  (1170) 
beeren,    Pfirsiche,    Haselnüsse.      Rechts    ein    Maikäfer,     links      8  a 
Schmetterlinge.     Bezeichnet  rechts  unten: 

Eichenholz;  h.  0,37;  br.  0,29%.  —  Inventar  1722,  A  730  als  »unbekannt«. 
Inventar  1754,  II  531,  schon  als  »Wiebke«.  —  Kat.  1887 :  N.  2032. 

Angeblich  Potasch 

Ein  ganz  unbekannter  und  zweifelhafter  Meister.  Doch  ist  das 
folgende  Bild  seit  dem  Inventar  von  1754  auf  seinen  Namen 
getauft.     Früher  unter  den  Deutschen,    doch  eher  holländisch. 

Ein  Geflügelteich.     Das  Wasser  strömt  vorn  durchs  ganze  I855B 
Bild  und  zieht  sich  links  in  den  Hintergrund.    Rechts  schliesst  (2078) 
ein  üppiger  Waldrand  den  Mittelgrund.    Junge  und  alte  Enten  ständehans 
der  verschiedensten  Art  tummeln  sich  im  Teiche.    Vorn  in  der 
Mitte    eine    weisse    Gans,     der    drei   junge    vorausschwimnien. 
Links  oben  fliegen  zwei  grauköpfige  Enten. 

Eichenholz;  h.  1,46^;  br.  2,13^.  —  Inventar  1754,  II  288.  —  Kat.  1887: 
N.  2033.  —  H.'s  Angabe,  dass  das  Bild  als  aus  Würzburg  stammend  im  Inventar 
1722  verzeichnet  sei,  beruht  wohl  auf  einem  Irrtum,  da  A  1460,  welches  gemeint 
sein  muss,  einem  »Potcats«  zugeschrieben,  einen  ganz  anderen  Gegenstand  dar- 
stellte. Der  Comte  Charles  Cavense  nannte  uns  Abr.  Bischop  als  Meister;  nach 
Nagler  I,  S.  513  malte  ein  solcher   am  Ende   des  17.  Jahrhunderts   in  der  Tat  Ge- 


598         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

flügelbilder.     Nach  Kratum  biess  er  Busschop.     Dass   hieraus  Potaseh    verderbt   sein 
könnte,  ist  allerdings  nicht  unmöglich.     Die  Frage  verdient  eine  Untersuchung. 

Unbestimmte  Holländer  des  XVII.  Jahrhunderts 

1 857  Frauenbildnis.  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  dunklem 
(839)    Grunde.     Schwarzes  Kleid  mit  goldenen  Litzen;   anschliessender 

14  b     weisser  Kragen,  weisse  Haube  und  goldene  Halskette. 

Eichenholz;  h.  0,60%;  br.  0,49-  —  Dieses  gute  Bild  galt  auffallender  Weise 
in  Dresden  stets,  auch  noch  bei  H.,  als  Werk  des  F.  Pourbus,  obgleich  es  deutlich 
den  Stil  der  holländischen  Malerei  des  XVII.  Jahrhunderts  zeigt.  Bode  dachte 
1873  (bei  von  Zahn  VI,  S.  199)  an  Jan  Wijckersloot  (tätig  zu  Utrecht  etwa  1640 
bis  1670). 

1858  Bildnis  eines  Geharnischten  mit  gelber  Feldbinde.     Brustbild 

(1163)  ohne  Hände  nach  rechts  auf  schwarzem  Grunde.     Blosser  Kopf. 
49  b     Kleiner    Schnurr-    und    Kinnbart.      Ueber    dem   Harnisch    ein 

kleiner  Spitzenkragen. 

Eichenholz;  h.  0,61;  br.  0,49.  —  Inventar  1754,  II 103,  als  »Anonymus«.  — 
Im  »Catalogue«  1765  als  ^N.  N.  Vereist,  ni&ce  de  Simon«.  Daraus  wurde  bei  H. 
(doch  nur  frageweise)  »Simon  Vereist«.  Dieser  war  im  Haag,  nicht  in  Antwerpen, 
1644  geboren  und  starb  in  London  um  1721.  Vergl.  Eramm  VI,  p.  1707 — 1708; 
Oud  Holland  XIV,  1896  p.  109.  Unser  Bild  gehört  einer  älteren  Zeit  an.  Merk- 
würdiger Weise  wurde  auch  das  folgende,  welches  eine  ganz  andere  Hand  zeigt, 
1765  derselben  Hand  zugeschrieben. 

1859  Bildnis  eines  Geharnischten  mit  gelben  Wammsärmeln.     Brust - 

(1164)  bild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  gelbgrauem  Grunde.    Langes, 

49  b     glattes  blondes  Haar:  kleiner  Schnurr-  und  Kinnbart.    Breiter 

weisser  Spitzenkragen,    gelbe,    mit  Silber    gestickte   Halsbinde. 
Links  oben  die  Jahreszahl  1634. 

Eichenholz;  h.  0,65%;  br.  0,53%.  —  Inventar  1754,  II  104,  als  »Ano- 
nymus«. —  Im  »Catalogue  1705  wie  das  vorige,  das  eine  ganz  andere  Hand  zeigt, 
als  »N.  N.  Van  Vereist,  niece  de  Simone.  Vergleiche  die  Bemerkungen  zum  vorigen. 
Bei  H.  mit  Recht  wieder  als  »unbekannt 

1860  Ein  alter  Mann.    Brustbild  nach  rechts  auf  grauem  Grunde. 
(954)    In  der  Mitte  gescheiteltes  graues  Haar  und  grauer  Bart.    Der 

L  2      Alte  stützt  sein  Haupt  in  die  Eechte. 

Leinwand;  h.  0,62%;  br.  0,51%.  —  Inventar  1722,  B  91,  als  »unbekannt«. 
Boi  H.  in  der  Schule  des  Rubens  verzeichnet,  jedoch  mit  der  zutreffenden  An- 
merkung, dass  es  vielmehr  der  holländischen  Schule  anzugehören  scheine. 

1861  Weiblicher  Studienkopf.     Brustbild  ohne  Hände,  im  Profil 
(1192)  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     Der  Kopf  ist  scharf  von  hinten 

50  a     beleuchtet. 


J.  Verschiedene  und  unbestimmte  Schulen.    XVII.  Jahrh.     599 

Eichenholz;  h.  0,41;  br.  0,34%.  —  1857  aus  Steinla's  Nachlass.  Seidlitz 
(Rep.  XVI  S.  379)  denkt  an  Jan  Victors. 

Aufwärts  blickender  Jüngling.  Brustbild  ohue  Hände  nach  1862 
rechts  auf  dunklem  Grunde.  Lange  Locken  fallen  auf  die  (955) 
Schultern  herab.     Rock  und  Hemd  sind  vorn  geöffnet.  48  c 

Eichenholz;  h.  0,63^;  br.  0,46.  —  Inventar  1722,  A  171,  als  »Franck«  und 
>ein  holländ.  Kopf«.  —  Bei  H.  in  der  Schule  des  Rubens  verzeichnet,  mit  der  das 
Bild  keine  Verwandtschaft  hat.     Auch  uns  sieht  es  holländisch  aus. 

Ein  Fischer  mit  einem  Aal.     Halbfigur    nach    links.     Der    1863 

blondbärtige  Fischer  in  dunkler  Pelzmütze  sitzt  auf  einem  Holz-  (1334) 

stuhle.     Ein  Aal  windet  sich  in  seinen  Händen.  Kgi.  Kunst- 

akademie 

Leinwand ;  h.  0,70%  ;  br.  0,56.  —  Inv.  1722,  A  304.  Schon  damals  als  un- 
bekannt«. Bei  H.  unter  den  Rembrandtschülern,  was  nicht  ganz  zutreffend  er- 
scheint. —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Bildnis  eines  schwarzhaarigen  Mannes.  Halbfigur  nach  rechts  1 864 
auf  braunem  Grunde.  Nur  die  rechte  Hand  ist  sichtbar.  Gelber  (1281) 
Rock  mit  weissem  Spitzenkragen  und  rot  und  weissen  Aermeln.  K&-  Kan.st~ 

r  °  .  akademie 

Kurzer  schwarzer  Schnurr-  und  Kinnbart. 

Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,63.  —  Wir  konnten  es  mit  Sicherheit  nur  bis  zum 
Katalog  von  1843  zurückverfolgen,  in  dem  es  der  Art  des  van  der  Helst  zuge- 
schrieben wurde.  Uns  sieht  es  eher  viamisch,  als  holländisch,  vielleicht  sogar  eher 
spanisch  als  vlämisch  aus.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Bildnis  einer  Dame  im  Schleier.    Kopf  auf  schwarzem  Grunde    1865 
nach  links.     Braunes  Kleid;    Schleier    mit  gelben  Pünktchen;  (1191) 
Granatenbroche  und  Perlenhalskette.  50  a 

Leinwand;  h.  0,36%;  br.  0,32%.  —  1857  aus  Prof.  Steinla's  Nachlass.  — 
Das  Bild  wurde  bei  H.  den  Holländern  des  XVII.  Jahrhunderts  eingereiht.  Doch 
erscheint  uns  die  Richtigkeit  dieser  Einreihung  nicht  ausgemacht.  Scheibler  (Dr. 
Not.)  denkt  frageweise  an  Justus  Soetermans  (Susternians). 

Bildnis  eines  blassen,  bartlosen  Mannes.  Brustbild  ohne  1866 
Hände  nach  links  auf  dunkelbraunem  Grunde.  Schwarzer  Rock,  (956) 
weisser  Klappkragen.  50  c 

Eichenholz;  h.  0,21%;  br.  0,40.  —  Bei  H.  ohne  Proveuienzangabe  in  der 
vlämischen  Schule ;  die  Inventar- Nummer  ist  vorn  getilgt ;  doch  steht  auf  der  Rück- 
seite mit  Kreide  881.  Demnach  wird  es  Inventar  1722,  B  881,  gewesen  sein,  ohne 
Angabe  des  Meisters  nur  als  »Juif«  bezeichnet. 

Eine  Bärenhetze.     In  flacher  Gegend  mit  üppigem  Baum-  1867 

wuchs  umringen  Jäger  und  Hunde  von  allen  Seiten  den  nach  (976) 

rechts  gewandten  Bären,  der  einen  der  Hunde  im  Rücken  packt,  K  1 
während  andere  von  ihnen  blutend  zu  Boden  sinken.    Die  Jäger 


600         Holländer  des  siebzehnten  Jahrhunderts 

zur  Rechten  fangen  den  Bären  mit  ihren  Spiessen  ab;  denen  zur 
Linken  folgt  in    einiger  Entfernung    der  Jagdherr   zu  Pferde. 

Leinwand;  h.  2,40;  br.  3,71.  —  1744  durch  den  Gesandtschaftssekretär  Louis 
Talon  aus  Madrid.  —  Damals  Paul  de  Vos  genannt.  Bei  H.  zu  den  zweifelhaften 
Werken  des  Snijdere  gestellt,  von  dem  es  in  der  Tat  nicht  herrührt.  Auch  für 
Paul  de  Vos  erscheint  es  uns  zu  derb  und  kTäftig  in  den  Formen  nnd  in  den 
Farben.     Ueberhaupt  eher  holländisch  als  vläniisch. 

I867A  Salomon  und  die  Königin  von  Saba.    Links  thront  Salomon 

(323)    in  einer  Säulenhalle,    von  fünf  Räten  umgeben.     Rechts  steht 
Grimma    (|je  Könjgm  Von  Saba  vor  ihm.     Im  Hintergrunde  ein  Schloss. 

Eichenholz;  h.  0,68%;  br.  0,56%.  —  Kat.  1887  u.  1892  als  N.  285.  —  Nach 
H.  1748  durch  Benzoni  aus  Venedig,  doch  findet  es  sich  nicht  in  der  Liste  desselbeu. 
Wir  konnten  es  überhaupt  znerst  bei  H.  1856  nachweisen.  Das  schwache  Bild  zeigt 
keineswegs  die  Hand  des  Pietro  Marescalco  (oben  N.  284),  dem  H.  es  zuschrieb, 
sondern  eine  niederländische  Hand  des  17.  Jahrhunderts.  So  auch  Seidlitz:  Rep. 
XVI,  S.  374.  —  1902  ans  Altertums-Museum  zu  Grimma. 

1867  B  Ein  bärtiger  Alter.     Brustbild  ohne  Hände  nach  linksauf 

(2056)  braunem    Grunde.      Der    graubärtige,    grauköpfige    Alte   trägt 
Kakademkf" emen  schwarzen  Rock  und  eine  weisse  Halskrause. 

Leinwand;  h.  0,58%;  br.  0,48%.  —  Kat.  1887  n.  1892:  N.  2085.  —  1741 
aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux.  Früher  in  Dresden  dem  Martin  van  Mytens 
(geb.  zu  Stockholm  1695,  gest.  als  Akademiedirektor  zu  Wien  1770)  zugeschrieben, 
der  ein  Nachkomme  des  Daniel  Mytens  (oben  S.  432)  "ar.  Es  könnte  eher  von 
einem  der  alten  Haagor  Mytens  als  von  Martin  von  Mytens  herrübreu.  Doch  ist 
auch  das  nicht  zu  beweisen.  —  1904  an  die  Kgl.  Kunstakademie. 

Unbekannter  Meister 

Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts 

1868  Ein  Rinderhirte.    Links  ein  Felsenhang,  rechts  eine  Baum- 

(1624)  gruppe.     Der  Hirt  in  roter  Jacke  und  roter  Kappe  steht,  nach 
Q  3     rechts  gewandt,    zwischen    einem    von  vorn   gesehenen  weissen 
und  einem  von  hinten  gesehenen  braunen  Stier. 

Kupfer;  h.  0,10;  br.  0,13%.  —  Inventar  1722,  A  345,  als  Berchem.  —  In 
den  Katalogen  mit  Recht  schon  als  »unbekannt«. 


SIEBENTER  ABSCHNITT 


Hie   deutschen   Schulen 


I.   Meister  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts 

A.     Die  mittelrheinische  Schule 
Meister  des  Hausbuchs 

Seinem  Namen  nach  unbekannter,  durch  seine  Kupferstiche 
aber  berühmter,  schon  1467  und  noch  1505  tätiger  mittel- 
rheinischer Meister.  Man  bezeichnete  ihn,  weil  seine  meisten 
Stiche  sich  im  Amsterdamer  Kupferstich-Kabinett  befinden,  früher 
in  der  Regel  als  »Meister  des  Amsterdamer  Kabinetts«,  ohne 
Grund  auch  als  »Meister  von  1480«.  —  »Meister  des  Haus- 
buchs« nennt  man  ihn,  seit  er  als  der  Zeichner  des  sogen, 
».mittelalterlichen  Hausbuchs«  in  der  Sammlung  des  Fürsten 
von  Waldburg -Wolfegg  erkannt  worden.  Als  Maler  hat  zuerst 
Ed.  Flechsig  (in  der  Zeitschrift  f.  B.  K.  N.  F.  Vm,  1897, 
S.  9  und  66)  ihn  der  Kunstgeschichte  zugeführt.  Max  Lehrs 
und  Henry  Thode  haben  darauf  (im  Jahrb.  der  K.  Pr.  Kunst- 
sammlungen XX,  1899,  S.  173,  XXI,  1900  S.  113  ff.)  des 
Meisters  eigene  Gemälde  strenger  von  Schul-  und  Werkstatt- 
arbeiten unterschieden. 

Beweinung  Christi.  Goldgrund  über  landschaftlichem  Hinter-  I868A 
gründe  und  runde  unperspektivische  glattgolde  Heiligenscheine.      0  3 
Am  Fusse  des  leeren  Kreuzes  liegt  vorn  in  der  Mitte  der  tote 
Heiland   auf  weissem  Linnen   ausgestreckt.     Ueber  ihn  beugt 
sich    mit   anbetend    zusammengelegten   Händen   in    der   Mitte 
seine  Mutter,  beugt  sich  rechts  über  sein  Haupt  sein  Lieblings- 


G02     Deutsche  Schulen.    XV.  und  XVI.  Jahrhundert 

jünger  Johaunes.  Links  zu  seinen  Füssen  kniet  Maria  Magda- 
lena, Hinter  dieser  stehen,  weiter  zurück,  drei  andere  heilige 
Frauen.  Rechts  hinter  Maria  und  Johannes  stehen  Josef  von 
Arimathia  und  Nikodemus.  In  kleineren  Gestalten  aber  knieen 
ganz  links  vorn  der  Stifter,  ganz  rechts  vorn  die  Stifterin.  Links 
und  in  der  Mitte  im  Hintergrund  Jerusalem  mit  Kuppeln  und 
flachen  Dächern.  Rechts  im  Mittelgrund  unter  Prachtbäumen 
das  noch  unbenutzte  geöffnete  Felsengrab. 

Fichtenholz;  h.  1,31;  br.  1,71.  —  1903  von  Herrn  Jos.  I.anil>erti  in  Aachen. 
—  Unser  Bild  wurde  auf  der  Düsseldorfer  kunsthistorischen  Ausstellung  1901  all- 
gemein als  gutes  Bild  des  Meisters  anerkannt.  Vergl.  den  Katalog  der  Ausstellung 
X.  22:");  Clemen's  und  Firmenich -Richartz'  Meisterwerke  westdeutscher  Malerei  auf 
der  kunsthistorischen  Ausstellung  zu  Düsseldorf  19U4,  München  1905,  Tafel  69.  — 
L.  Scheibler  im  Repert.  XXVIII  1905,  S.  569-570. 


B.     Die    fränkische    Schule 
Albrecht  Dürer 

(ich.  zu  Nürnberg  den  21.  Mai  1471;  gestorben  daselbst  den 
(i.  April  1528.  Seit  1486  Schüler  des  Michael  Wolgemut; 
1490—1494  auf  der  Wanderschaft,  1492  in  Basel;  1494 
in  Nürnberg,  wo  er  sieb  verheiratete.  Dann  aber  1494  bis 
1495  zum  ersten  Male  in  Venedig.  Dann  in  Nürnberg  an- 
sässig und  hier  hauptsächlich  tätig;  doch  1503 — 1504  vielleicht 
in  Wittenberg,  1505 — 1507  abermals  in  Venedig,  1518  in 
Augsburg  und  1520 — 1521  in  den  Niederlanden.  Als  Kupfer- 
steeher, Zeichner  und  Maler  der  Hauptmeister  Deutschlands 
in  der  Renaissancezeit. 

1869  Der  Dresdner  Altar.    I.  Das  Mittelbild.    Maria  ihr  Kind 

(1860)  anbetend.  Maria  steht,  etwas  nach  links  gewandt,  auf  dem  Fliesen- 
N  2  boden  eines  hellen  Gemaches  und  neigt  sich,  nur  als  Halbfigur 
sichtbar,  mit  anbetend  gefalteten  Händen  über  ihr  vorn  auf 
weissen  Kissen  schlummerndes  Kind,  dem  ein  kleiner  Engel  im 
grünen  Röckchen  mit  einem  Wedel  die  Fliegen  abwehrt.  Zwei 
Englein  reinigen  vorn  den  Fussboden,  andere  schwingen  Räucher- 
fässer, noch  andere  flattern  unter  der  Decke.  Zwei  von  diesen 
halten  eine  Krone  über  Marions  Haupt.  Hinten  links  in  einem 
zweiten  Zimmer  Josef  an   seiner  Hobelbank,   rechts  durch  ein 


B.   Fränkische  Schule.    XVI.  Jahrhundert        603 

Fenster  Blick  ins  Freie.  —  IL  Der  linke  Flügel.  Der  heilige 
Antonius.  Halbfigur  etwas  nach  rechts.  Der  Heilige  mit  grauem 
Haar  und  grauem  Bart  trägt  einen  blauen  Mantel  und  stützt 
seine  Hände  auf  das  Buch,  das  aufgeschlagen  vor  ihm  steht. 
Die  Glocke  liegt  rechts.  Ueber  seinem  Haupte  treiben  Teufels- 
fratzen ihr  Spiel,  die  von  Engeln  in  die  Flucht  geschlagen 
werden.  —  LTI.  Der  rechte  Flügel.  Der  heilige  Sebastian, 
Halbfigur  nach  links.  Der  Oberkörper  des  jungen  Heiligen  ist 
lose  von  rotem  Mantel  umwallt.  Vor  ihm  steht  ein  Glas  mit 
einer  Feldblume.  Von  den  Englein,  die  über  ihm  flattern, 
hält  einer  seine  Pfeile,  beide  halten  eine  Märtyrerkrone. 

Leinwand;  Mittelbild;  br.  l,05l/2 ;  h-  0,95;  Flügel:  h.  1,12;  br.  0,43^. 
Temperafarben.  Am  7.  Nov.  1687  durch  Bottsehild  mit  unserer  N.  841  aus  der 
Sohlosskirche  zu  Wittenberg.  Wir  kohren  zu  dieser  Herkunftsangabe  seit  Hantzsch's 
Aufsatz  über  die  Dresdner  Kunstkammer  (Hb..  S.  281)  zurück.  Das  Bild,  das  da- 
mals von  Bottsehild  nicht  als  Dürer  erkannt,  sondern  einem  unbestimmten  Meister 
zugeschrieben  wurde,  wird  in  Beutel's  Zugangsverzeiehnis  zum  Inventar  der  Kunst- 
kammer (1658 — 1690)  folgendermaassen  beschrieben :  »Das  andere  mit  zugemachten 
Futteralen  oder  Flügeln  über  2  '/*  Ellen  hoch  und  über  2  Ellen  breit,  auf  dessen 
Flügeln  auswendig  kurfürstlich  sächs.  Schwerter  und  Rautenkränze,  inwendig  Maria 
mit  dem  Kindlein  Jesu  und  Engelsbildern,  auf  dem  einen  Flügel  der  alte  Josef,  auf 
dem  andern  ein  nackend  Brustbild  eines  betenden  Christen,  alles  aber  nur  von 
Wrasserfarbe  auf  zarte  und  auf  Holz  gezogene  Leinwand  gemalt,  die  teils  beschädigt.« 
Hinzugefügt  wird,  dass  das  Bild,  wie  unsere  N.  841  in  der  Schlosskirche  zu  Witten- 
berg durch  Kopien  von  Bottsehild  ersetzt  werden  sollte.  Ein  anderes  Werk  als  das 
unsere  kann  hiermit,  so  willkürlieh  die  Besehreibung  ist,  nicht  gemeint  sein.  In  der 
Schlosskirche  zu  Wittenberg  war  das  Werk  stets  als  Dürer  anerkannt.  Man  vergl. 
Chr.  Scheurl,  Libellus  de  laudibus  Germaniae  2.  Aufl.  (Leipzig  1508)  mit  Balth. 
Montzius,  Syntagma  epitaphiorum  (Magdeburg  1604)  Lib.  I  p.  57.  Als  es  1835  aus 
dem  »Vorrat«  zur  Galerie  kam,  wurde  Dürer's  Urheberschaft  noch  immer  verkannt. 
H.  hielt  nur  die  Flügel,  nicht  das  Mittelbild,  für  eigenhändig.  Doch  war  die  neuere 
Forschung  sich  einig  darin,  die  völlige  Eigenhändigkeit  unseres  Bildes  anzuerkennen 
(vergl.  Thausing,  Dürer,  2.  Aufl.  1884,  I,  S.  169  und  Thode  im  Jahrb.  Pr.  K.  XII, 
1891  S.  9 ff'.),  bis  H.  Wölfflin,  der  ausgezeichnete  Gelehrte,  1904  (Jahrb.  der  K.  Pr.  K. 
S.  XXV,  S.  196)  erneute  Zweifel  daran  erhob,  dass  Dürer  das  Bild  gemalt  habe. 
Ihm  entgegnete  in  der  besonderen  trefflichen  Schrift :  »Dürer's  Dresdner  Altar, 
Leipzig  1904«  L.  Justi,  der  zu  der  in  den  früheren  Auflagen  dieses  Katalogs  ver- 
tretenen Ansicht  zurückkehrte,  dass  das  Mittelbild  einer  früheren  Zeit  Dürer's  als 
die  Flügel  angehörten.  In  seiner  Erwiderung  (Repert.  XXII  E  1905,  S.  87  ff.)  gab 
Wölfflin  zu,  dass  die  Flügel  von  Dürer  henühren  könnten,  leugnete  dies  aber  nach 
wie  vor  für  das  Mittelbild.  Im  »Dresdner  Jahrbuch«  (Dresden  1905,  S.  20 — 24) 
endlich  kehrte  auch  Wölfflin  zu  der  Ansicht  zurück,  dass  auch  das  Mittelbild  von 
Dürer  selbst  gemalt  sei.  Dürfen  wir  nach  allen  diesen  Erörterungen  unseren  eigenen 
Augen  tränen,  so  geben  wir  zunächst  zu,  dass  das  Bild  in  früherer  Zeit  an  verschiedenen 
Stellen  stark  übermalt  worden,  geben  aber  nicht  zu,  dass  die  perspektivische  Konstruktion 


M 


604     Doutsche  Schulen.     XV.  und  XVI.  Jahrhundert 

des  Mittelbililes,  wenn  sie  auch  hier  nnd  da  nachgezogen  worden,  ganz  oder  auch  nur 
im  wesentlichen  auf  Rechnung  der  Uebennalung  zu  setzen  sei,  sowie  erst  recht  nicht, 
dass  die  perspektivische  Konstruktion,  die  Dürer  auf  seiner  ersten  italienischen 
Reise  genügend  (schon  in  oberitalienischen  Intarsien)  kennen  lernen  konnte,  die 
Urheberschaft  Dürer's  ausschliesse.  Wir  kehren,  nachdem  das  Mittelbild  unten,  an- 
statt wie  bisher  oben,  auf  die  gleiche  Höhe  mit  den  Seitenbildern  gebracht  worden, 
sogar  zu  der  Ansicht  zurück,  dass  die  drei  Bilder  (wie  sich  schon  aus  der  Betrach- 
tung der  Engel  ergibt)  im  wesentlichen  gleichzeitig  und  sicher  von  keiner  anderen 
Hand  als  der  Dürer's  gemalt  worden.  Man  hat  das  Werk  bisher  wohl  zu  früh  an- 
gesetzt. Es  braucht  nicht  vor  1503 — 1504  entstanden  zu  sein.  —  Phot.  Braun  V,  21, 
VII,  20;  Häufst;  Tamme;  Bruckm. 

1870  Christus   am  Kreuze.     Der    Heiland,    um    dessen    Lenden 
(1857)  ein    weisses  Tuch    flattert,    wendet   das    dornengekrönte  Haupt 

N  1  gen  Himmel.  Hinter  ihm  hängen  schwarze  Wolken;  doch  über 
der  tiefblauen  Laudschaft  leuchtet  ein  morgengelber  Licht- 
streifen. Rechts  vorn  feine  grüne  Bauinwipfel.  Ueber  dem 
Haupte  des  Heilands  die  Buchstaben  INRI.  Zu 
seinen  Füssen  seine  Scheideworte :  PATER  .  I  .  f  5"0  6 
MA.NVS  .  TVAS  .  COMENDO  .  SPIRITV  .  MEV.  - 
Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:' 

Limlenholz;  h.  0,20;  br.  0,16.  —  1865  in  Wien  aus  dem  Nachlasse  des  k.  k. 
Münzgraveurs  Böhm.  Vormals,  wie  Frimmel  mitteilt,  in  der  Galerie  S.  v.  Festetits 
in  Wien.  Böhm  besass  eS  schon  1845;  er  hatte  es  durch  den  Wiener  Kenner  und 
Restaurator  Erasmus  Engerth  erworben.  Vgl.  Kunstblatt  1845  S.  141  und  R.  Eitel- 
berger,  Ges.  Schriften  I  Wien  1879  S.  411.  Die  Jahreszahl  könnte  auch  1500  gelesen 
werden,  wie  H.  sie  las.  Dass  sie  aber  1506  gelesen  werden  muss,  beweist  der  Stil 
des  ausserordentlich  feinen  Bildchens,  der  es  der  Zeit  des  venezianischen  Aufenthaltes 
Dürer's  (1506 — 1507)  und  seiner  Beeinflussung  durch  Giovanni  Bellini  zuweist.  So 
auch  Thausing,  Dürer,  2.  Aufl.  1884,  S.  363—365.  —  Gestochen  von  Th.  Langer 
#  ni,  47.  —  Phot.  Braun  IV,  20;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

1871  Bildnis  Bernhard  van  Orley's.     Brustbild    nach    links    auf 
(1859)  rotem    Grunde.     Der    blonde,    helläugige    Meister    trägt   einen 

21  b     schwarzen  Hut  und  einen  schwarzen  Pelzrock.    In     \  S'rX>) 
der  linken  Hand  hält  er  einen  Brief  mit  der  Auf- 
schrift: Dem  pemh  .  .  zw  .  .  .,  d.  h.  Dem  Bern- 
hard zu  ...  .  Bezeichnet  oben  in  der  Mitte: 

Eichenholz;  h.  0,457a;  br.  0,31%.  —  Wahrscheinlich  durch  Le  Leu  aus  Paris. 
—  Charakteristisches  Bild  der  Antwerpener  Spätzeit  des  Meisters.  —  Ueber  die  dar- 
gestellte Persönlichkeit,  in  der  man  1812  Zwingli,  1817  Lucas  v.  Leiden,  seit  H. 
einen  gewissen  Bernb.  Tan  Ressen  zn  erkennen  glaubte,  haben  erst  die  neueren 
Untersuchungen  völlige  Klarheit  gebracht.  Dass  B.  t.  Orley,  der  Maler  unseres  Bildes 
N.  810,  dargestellt  sei,  hat  zuerst  Charles  Ephrnssi  (A.  Düror  ot  ses  Dessins,  Paris 
1882,  p.  275—278)  erkannt.     Uober  die  späteren^Erörterungen  der  Frage  vergl.  man 


■'HjniiriarMrtfif  f[rrririr  ri-nr  ra 

No.    1870.      Albrecht  Dürer. 


No.    1871.     Albrecht  Dürer. 


No.    1869.      Albrecht  Dürer. 


Tafel  XXVI. 


B.    Fränkische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         605 

die  Artikel  des  Verfassers  dieses  Kataloges  im  Rep.  VIT  (1884)  S.  446—449  und  VHI 
(1885)  S.  436—438.  —  Phot.  Braun  I,  20;  Phot.  Ges.;  Häufst.;   Timme;  Bruckm. 

Nach  A.  Dürer 

Die  Kreuztragung  Christi.    Grau  in  grau  mit  leichten  Farben-    1872 
andeutungen.     Rechts  das  Stadttor,  zu  dem   der  Zug   heraus-  (1858) 
kommt.    Links  vorn  ein  Reiter  mit  dem  Adlerbanner.    Rechts      P  3 
wendet  der  Heiland  sich  nach  der  heiligen  Veronika  um.   Vorn 
in  der  Mitte  die  Inschrift:  TANQVAM  QVIS  AD  OCC1SIONEM 
DVCTVS  EST  ET  SICVT  AGNVS  CORAM  TONDENTE  SE 
MVTVS  SIC  NON  APERVIT  OS  SVVM.     IN  HUMILTTATE 
IPSIVS  IVDICIVM  EIVS  SVBLATVM  EST.  GENERATIONEM 
AVTEM  EIVS  QVIS  ENARRABIT.     IESAIAS  MIT.  -  -  Dazu 
das  Monogramm  AD  und  MDXXVDI. 

Leinwand  auf  Lindenbolz;  h.  0,30;  br.  0,45%. —  1727  durch  Le  Plat.  »alt 
damals  nicht  als  Dürer,  sondern  ward  (wohl  durch  Versehen  aus  »Portement  de  la 
croix«  entstanden)  als  Werk  eines  »Portemene«  bezeichnet,  den  es  nicht  gibt.  In 
den  gedruckten  Katalogen,  auch  noeh  bei  H.,  stets  als  Original  Dürer's.  Die  deutsche 
Wissenschaft  hat  dies  jedoch,  seit  Eye  (Leben  und  Wirken  Dürer's,  1869,  2.  Auflage, 
S.  458)  erhebliche  Zweifel  an  der  Echtheit  ausgesprochen,  nie  mehr  anerkannt.  Die 
neueren  Dürerhandbücher  übergehen  es  sogar  mit  Stillschweigen.  —  Ein  zweites, 
nicht  besseres  Exemplar  in  Bergamo,  ein  drittes,  viel  besseres,  dessen  Eigenhändig- 
keit zwar  nicht  allgemein,  aber  doch  von  manchen  Kennern  zugegeben  wird,  bei  Sir 
Francis  Cook  in  Richniond.  —  Phot.  Braun  XI,  7;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Brück m. 

Der  heil.  Eustachius  (oder  Hubertus).     Berg-   und  Wald-     1873 
landschaft.     Vorn    rechts    das    gesattelte    Ross    des    heiligen  (1861) 
Jägers.     Zu    seinen   Füssen   fünf   Hunde.     Der   abgestiegene  Fiankenberg 
Heilige  kniet  links,  anbetend  dem  Hirsche  mit  dem  Kruzifixe 
im  Geweihe  zugewandt,  der  rechts  im  Walde  erscheint. 

Eichenholz;  h.  1,05;  br.  0,78.  —  1861  von  Prof.  Th.  v.  Oer  gekauft. —Das 
Bild  ist  eine  Kopie,  vielleicht  von  niederländischer  Hand,  nach  Dürer's  bekanntem 
Stiche  Bartsch  57.  —  1902  ans  Kgl.  Lehrerseminar  zu  Frankenberg. 

Der  Tod  Mariae.     Die  sterbende  Maria  liegt  in  ihrem  vom    1874 
Fussende  gesehenen  Bette,  umringt  von  den  Jüngern   in   den  (1862) 
verschiedensten  Stellungen.     Johannes  reicht  ihr  die  Kerze.         Grimma 

Kupfer;  h.  0,32;  br.  0,22 %.—  1699  vom  Obristen  Wackerbarth  erkauft.  In- 
ventar 1722,  A  667.  Damals  als  Original  Dürer's.  Spätere  Kopie  nach  dem  Holz- 
schnitt im  »Marienleben«,  Bartsch  93.  —  1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma. 

Werkstatt  Dürer's 

Die  Beschneidung  Christi.     Der   Priester,    der    das   Kind    1875 
auf  dem  Schoosse  hält,  sitzt,  nach   rechts    gewandt,    auf  dem  (1865) 

0  1 


606  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

Throne.  Vor  ihm  kniet  der  Rabbiner,  der  die  Zeremonie  aus- 
führt. Rechts  schauen  Josef  und  Maria  zu.  Links  stehen 
Diener  mit  einer  brennenden  Kerze. 

Fichtenholz;  h.  0,63;  br.  0,45%.  —  Die  Folge,  zu  der   dieses  Bild  und  die 
nächsten   sechs    gehören,    kam    1588    aus    dem    Nachlasse    Lukas  Cranach  d.  j.  von 
Wittenberg  nach  Dresden;  Hh.  S.  237.  —  1640  und  1741  befanden    sie   sich  in  der 
Kunstkammer.     Nach  Com.  Gurlitt  (Repertorium  XVIII  1895,    S.  112)  gehörten  sie 
vielleicht  ursprünglich  zu  den  Brüstungsbildern  der  kleinen  Empore  der  Wittenberger 
Schlosskirche,  nach    F.  Bock,    die  Werke    des    Mathias  Grünwald,    Strassburg  1904, 
S.  47  und  156  vielmehr  zu  einem  grossen    Altar   dieser    Kirche.  —  Dass   das    Bild 
N.  1878  die  Jahreszahl  1514  trage,  wie  H.  bemerkte,    beruht  auf  einem  Irrtum.  — 
Einige  Figuren  und  Gruppen  stimmen  mit  solchen    in  dem    Altarwerk    von  1502  in 
der  erzbischöflichen  Sommerresidenz    zu    Ober-St.-Veit    bei    Wien    überein.     Dieser 
Altar  wird  neuerdings   im    Wesentlichen    Hans    Leonhard   Schäufelein    (Schüler  und 
Gehilfe  Dürer's  bis  1505)  zugeschrieben.     Dass  auch  unsere  Bilderfolge  ein  Jugend- 
werk Schäufelein's  sei,  ist  früher  von    namhaften  Forschern    vermutet,  durch  Ulrich 
Thieme  in  seinem  Werke  »Schäufelein's  malerische  Tätigkeit«  (Leipzig  1892),  S.  27 
als  sicher  anerkannt  worden.     In  unserer  dritten  Auflage   schlössen    wir    uns  dieser 
Ansicht  an.     Nachdem  der  Verfasser  jedoch  1898  die  wichtigsten  Gemälde  Schäufe- 
lein's daraufbin  nochmals  aufgesucht  und  verglichen,  kehrte  er  in  der  vierten  Auf- 
lage zu  seiner  ursprünglichen  Ansicht  zurück,  dass  die  Bilder    nur    als   gute  Werk- 
stattsbilder Dürer's  bezeichnet  werden  könnten.     Dies  übersah  IL  Thode   in  seinem 
ausgezeichneten  Aufsatze  im  Jahrbuch  d.  K.  Pr.  K.-S.  XXfJ  (1901)    S.    90—114,  in 
dem  er  die   Bilderfolge    zu    Dürer    selbst   in    Beziehung   setzt.      Soweit   Thode    die 
Eigenhändigkeit   der   Ausführung    nicht    für    sicher   erklärt  (S.  98),    stimmt    unsere 
Ansicht  mit  der  seinen  annähernd   überein.     Voll    trat    Rob.    Brück,    Friedrich    der 
Weise  als  Förderer  der  Kunst,  Strassburg  1903,  S.  IBS — 154  für  Thode's  Bestimmung 
als  Jugendwerke  Dürer's  ein.  —  Dagegen  hatte  Franz  Rieffel  (Zeitschrift  für  christ- 
liche Kunst  X  1897,  S.  34  ff.)    die    Bilder  als  Jugendwerke  Mathias  Grünewald's  in 
Anspruch  genommen.      Nachdem    Rieffel    selbst    diese    Ansicht    wieder   aufgegeben, 
nahm  Franz  Bock  sie  mit  grosser  Lebhaftigkeit  wieder  auf:  Die  Werke  des  Mathias 
Grünewald,  Strassburg  1904,  S.  47 — 50,  S.  156 —158  und  Mathias  Grünewald  (Sonder- 
abdruck ans  »Walhalla«)  München  1907,  S.  177 — 180).     So   freudig  wir  es  natürlich 
begrüssen  würden,  wenn  die  jüngere  Forschung  die  Dresdner  Galerie  mit  7  Werken 
Grünewald's    bereicherte,    so  wenig    können    wir    bis   jetzt   eine  Brücke  von  diesen 
Bildern  zu  den  beglaubigten  Werken  Grünewald's  finden.  —  Andere  jüngere  Forscher 
snchen  den    Urheber    der    Meister   dieser    wichtigen    Folge    daher    auch    in    anderer 
Richtung.     Nachdem    Fr.  Dornhöfer    in    Wickhoffs    Kunstgescbichtl.  Anzeigen,  Inns- 
bruck 1906,  S.  87—88,  unsere    Bilder    dem  sog.   »Benediktenmeister«    gegeben,  hat 
Heinr.  Röttinger  (Hans  Weehtlin   im  Jahrb.  A.  11.  K.  H.  XXVII  S.   1  ff,  Wien  und 
Leipzig  1907)  sie  nebst  den  Benediktzeichnungen  keinem  anderen  als  Hans  Weehtlin 
(tätig  zwischen  1506  und  1526)  zugeschrieben,  mit  dessen  Holzschnitt  der  Beschnei- 
dung Christi   im    Leben    Jesu   des   Benediktus    Cholidonius  (Strassburg  1508)    unser 
Bild  N.  1875  seiner  Komposition  nach  in  der  Tat  übereinstimmt.  —    Da  Bock    wie 
Röttinger   zugeben,    dass   unsere   Folge  in  der  Werkstatt  Dürer's  gemalt  sei,  glauben 
wir  es  bis  auf  weiteres  bei  ihrer  bisherigen  Benennung  bewenden  lassen  zu  müssen. 
—  Leicht  getuschte  Federzeichnungen  derselben  Folgo  befinden  sich  in  der  Erlanger 


B.    Fränkische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         607 

Universitäts-Bibliothek;  iliese  hie  und  da  etwas  verschiedenen  Kompositionen  sind 
später  fälschlich  mit  Dürer's  Monogramm  versehen  worden ;  es  fehlen  der  gezeich- 
neten Folge  die  Darstellungen  unserer  N.  1875  und  1877.  Dafür  enthält  sie  die 
Darstellung,  wie  der  Auferstandene  seiner  in  ihrem  Gemache  betenden  Mutter  er- 
seheint. —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  Flucht  nach  Aegypten.     Maria  sitzt  mit  dem  Kinde  auf    1876 

dem  Esel,  der  nach  rechts  davonschreitet.   Josef  hält  gleichen  (1866) 
Schritt  mit  ihm.     Links  im  Mittelgrunde  der  hübschen  Land-      0  1 
schaft  ein  Einhorn.     R.  u.  das  (falsche)  Monogramm  Dürer's. 

Fichtenholz;  h.  0,63;  hr.  0,46.  —  Gehört  zu  dem  vorigen  und  den  folgenden. 
Vergl.  die  Bemeikungen  zu  N.  1875.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Der  zwölfjährige  Christus  im  Tempel.     Der   Knabe  thront    1877 
im  Grande  des  durch  eine  herabhängende  Ampel   erleuchteten  (1867) 
Raumes  und  deutet  mit  der  Rechten  in   das  auf  seinen  Knieen      0  1 
aufgeschlagene  Buch.     Vorn  links  und  rechts  je  vier  Schrift- 
gelehrte.    Links  lauschen  die  Eltern  des  Heilands.     Rechts  ist 
eine  Meerkatze  angekettet. 

Fichtenholz;  h.  0,6272  ;  br.  0,45.  —  Gehört  zu  den  vorigen  und  den  folgenden. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1875.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  Kreuztragung.  Vorn  in  dem  nach  rechts  gewandten  Zuge    1 878 
bricht  Christus  zusammen.     Ein  Scherge  sucht  ihn  durch  Reissen  (1868) 
am  Stricke,  ein  anderer  durch  Geisseihiebe  wieder  auf  die  Beine      0  1 
zu  bringen.    Links  im  Mittelgrunde  sinkt  Maria  ohnmächtig  in 
Johannes'    Arme    und    naht    die    heilige   Veronika    mit    dem 
Schweisstuche. 

Fichtenholz;  h.  0,63;  br.  0,4472-  —  Gehört  zu  den  vorigen  und  folgenden. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1875.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Die  Anheftung  ans  Kreuz.     Das  Kreuz  liegt  vorn  im  Rasen,    1879 
das  obere  Ende  rechts.     Der   Heiland   liegt   bereits    auf  ihm.  (1869) 
Ein  Henker  schlägt  durch  seine  Füsse,  ein  anderer  durch  seine      0  1 
rechte  Hand  den  Nagel,  ein  dritter    bohrt    das  Loch    für  den 
Nagel  der  linken  Hand  ins  Kreuz.     In  der  Mitte  des  Mittel- 
grundes hocken  Johannes  und  die  vier  Marien  am  Boden. 

Fichtenholz;  h.  0,62;  hr.  0,4672 •  —  Gehört  zu  den  vorigen  und  folgenden. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1875.  —  Der  bohrende  Mann  ist  Dürer's  Holzschnitt 
der  Marter  der  10,000  (Bartsch  117)  entlehnt.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Christus  am  Kreuze.     Das  Kreuz  steht  rechts.    Zu  seinen    1880 
Füssen  sitzt  Maria  Magdalena;    hinter  ihr  eine  zweite  Maria.  (1870) 
Christi  Mutter,  Johannes  und  die  vierte  Maria  stehen  anbetend      0  1 
links.     Im  Hintergrunde  rechts  die  Stadt  an  einer  Meerbucht, 
links  bewaldete  Höhen. 


608  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

Fichtenholz;  h.  0,63%;  br.  0,45%.  —  Gehört  zu  den  vorigen  und  dorn  fol- 
genden.    Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1875.  —  Phot.  Tamme ;  Brucknx. 

1881  Die  Beweinung  Christi.     Der  Leichnam  des  Heilands  lehnt 
(1871)  halbaufrecht  an  Johannes'  Knie.     Vorn    rechts   wehklagen  die 

0  1  drei  Marien,  unter  ihnen  Christi  Mutter,  die  niederkniet  und 
seine  Linke  ergreift.    Ganz  links  die  beiden  befreundeten  Männer. 

Fichtenholz;  h.  0,03;  br.  0,46.  —  Gehört  zu  den  vorigen  sechs.     Vergl.  die 
Bemerkungen  zu  N.  1875.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Vielleicht  Hans  Dürer 

Geboren  zu  Nürnberg  den  21.  Februar  1490;  Schüler  seines 
älteren  Bruders  Albrecht  Dürer;  1529  bis  1538  als  polnischer 
Hofmaler  in  Krakau  erwähnt.  Weitere  Lebensschicksale  und 
Todesjahr  unbekannt.  Ein  bezeichnetes,  1516  datiertes  Bild 
seiner  Hand  in  Krakau  nach  Gaz.  d.  B.  A.  1892,  H,  S.  259. 

1882  Bildnis  des  Caspar  Neumann.     Kniestück  nach  rechts  auf 
(1955)  gelbgrauem  Grunde.     Der    blonde  Herr    mit    kurzem   Vollbart 

P  1  sitzt  unbedeckten  Hauptes  in  schwarzer  Kleidung  an  dem  links 
stehenden  Tische,  auf  dem  sein  rechter  Arm  ruht,  Sein  Schatten 
fallt  nach  rechts.  Auf  dem  Tische  ein  Stundenglas  und  ein 
Brief  mit  der  Inschrift:  dem  Erb  am  Caspar  Neumann 
und  Oebrüd  zu  Händen.    Nürnbergli.    Bez.  links  oben: 

1  S  .   S  4 


1  5  )S 


Lindenholz ;  h.  1,00^ ;  br.  0,86.  —  Zuerst  im  Inventar  1754.  Hier  nur  mit 
dem  Monogramm  bezeichnet,  auch  bei  H .  als  »unbekannt«.  Da  das  Bild  jedoch  die 
Richtung  der  Schule  Dürer's  (etwa  der  Bildnisse  des  G.  Penz)  zeigt,  da  das  Mono- 
gramm auf  keinen  anderen  bekannten  Meister  dieser  Schule  als  auf  Dürer's  Bruder 
Jl;ms  passt,  und  da  dieser,  dessen  spatere  Lebensschicksale  wir  nicht  kennen,  sehr 
wohl  1564  (64  Jahre  alt)  noch  gelebt  und  in  Nürnberg  gemalt  haben  könnte,  so  lag 
es  nahe,  das  Bild  auf  Hans  Dürer  zurückzuführen.  So  schon  W.  Schäfer  im  Dresdner 
Galeriebuch  III,  S.  856 ;  und  so  der  Verfasser  dieses  Kataloges  in  seinem  Texte  zu 
Brann's  Galeriewerk  XIU,  S.  438—439.  Inzwischen  hat  Herr  Dr.  Berling  in  Dresden, 
wie  er  uns  gütigst  mitteilt,  in  einem  alten  Wappenbuch  unter  dem  gleichen 
Monogramm  nnd  der  gleichen  Jahreszahl  die  erläuternde  gleichaltrige  Inschrift  ent- 


B.    Fränkische  Schule.     XVI.  Jahrhundert        609 

deckt:  Hans  Ritter  gnt.  Döring,  Schultheis  xu  Wetxlar,  Moler.  —  Dass  es  an  sich 
wahrscheinlicher  sei,  dieser  Wetzlarer  Schultheiss  und  Wappenmaler  Hans  Döring 
habe  den  Nürnberger  Kaufmann  gemalt,  als  der  Nürnberger  Hans  Dürer,  von  dem  wir 
wenigstens  wissen,  dass  er  Figurenmaler  in  der  genannten  Richtung  war,  wird  sich 
nicht  behaupten  lassen.  —  Die  Frage  ist  noch  nicht  spruchreif.  Vergl.  H.  Janitschek 
in  der  Gesch.  d.  d.  M.  S.  370.  —  Phot.  Braun  XEI,  15;  Tamnie;  Bruckm. 

Georg  Penz  (Pencz) 

Geb.  zu  Nürnberg  um  1500.  Als  Maler  in  Nürnberg  1523 
genannt.  Gest.  zu  Leipzig  den  11.  Okt.  1550.  Wahrschein- 
lich Schüler  Albrecht  Dürer's;  sicher  im  engsten  Anschluss 
an  diesen  Meister  entwickelt,  später  jedoch,  besonders  als  Kupfer- 
stecher, auch  von  dem  italienischen  Zeiteinflusse  abhängig.  Er 
war  in  Italien,  arbeitete  jedoch  hauptsächlich  zu  Nürnberg. 

Erstes  Bruchstück  einer  Anbetung  der  Könige.    Der  schwarze    1883 
König  entnimmt,    von  hinten  gesehen,    seine  Gabe,    ein  reich-  (1879) 
geschmücktes    Trinkhorn,    den  Händen    des    links    neben    ihm      P  2 
knieenden  Pagen.      Links    im   Mittelgrunde   deuten 
zwei   Weise   in    morgenländischer    Tracht    zu    dem 
Sterne   empor.     Reiche  Landschaft.     Rechts  Spuren 
des  Gewandes  des  knieenden  alten  Königs.   Bez.  u.  1. : 

Lindenholz;  h.  1,81%;  br.  0,44.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Die  Tafel 
ist  offenbar  das  Bruchstück  eines  grösseren  Werkes,  zu  dem  auch  die  beiden 
folgenden  Stücke  gehören.  Sie  zeigt  den  Meister  von  seiner  besten  Seite  nnter 
Düier's  Einfluss.  —  Phot.  Braun  X,  15 ;  Bruckm. 

Zweites  Bruchstück  der  Anbetung  der  Könige.     Josef  kniet    1884 
nach  links  gewandt,  seine  Mütze  in  der  Rechten,  seine  Linke  (1880) 
auf  einen  Krug  gestützt.    Sein  Zimmermannsgerät  liegt  neben      P  2 
ihm.     Links  sass  Maria. 

Lindenholz ;  h.  0,58 ;  br.  0,28.  —  Vergleiche  die  Bemerkungen  zu  voriger 
N.  1883.  —  Phot.  Bruckm. 

Drittes  Bruchstück    der  Anbetung    der    Könige.      Ein  Hirt  1885 

blickt,    auf   eine    Brüstungsmauer    gestützt,    zwischen    Säulen  (1881) 
hervor.     Die    Flöte   liegt    neben    ihm.      Links    unten   Maria's      O  2 
Haar  und  Mantel. 

Lindenholz;  h.  0,31%;  br.  0,20%.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1883. 
—  Phot.  Bruckm. 

Angeblich  A.  Dürer 

Der  heilige  Hieronymus.     Halbfigur  des  kahlköpfigen,   grau-    1886 
bärtigen  Heiligen,    nach  rechts  gewandt,    vor   einer  Zelle,    zu  (1863) 
der  man  links  in  eine  Kirche  hinausblickt.    In  seinen  Händen      P  3 

39 


610  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

ein  Totenkopf.  Rechts  vor  ihm  auf  dem  Tische  eiu  Kruzifix, 
ein  aufgeschlagenes  Buch  und  eine  Sanduhr.  Das  unechte 
Monogramm  Dürer's  rechts  im  Buche. 

Tannenholz;  h.  0,73^;  br.  0,59.  —  1650  als  Geschenk  des  Grafen  Lessle 
aas  Wien  in  die  herzogl.  Galerie  zu  Modena  (Venturi  p.  246),  1746  von  dort  nach 
Dresden.  Es  galt  bis  zum  Katalog  von  1826  als  Original  Dürer's.  Seit  diesem  als 
»nach  Dürert,  bei  H.  nur  als  »unbekannt«.  Mit  Dürer  hat  es  in  der  Tat  nichts  zn 
schaffen.  Dass  es  in  Deutschland  (um  1550)  ausgeführt  worden,  dafür  spricht  das 
Tannenholz,  auf  das  es  gemalt  ist.  Doch  halten  wir  es  mit  Goldschmidt  und  Fried- 
länder nicht  für  unmöglich,  dass  es  eine  Kopie  nach  van  der  Goes  oder  einem 
anderen  Niederländer  des  15.  Jahrhunderts  sei.    —  Phot.  Braun  XIV,  18;  Bruckm. 

C.     Die    schwäbische    Schule 
Jörg  Breu  (Brew,  Prew)  der  ältere 

Zunftmeister  in  Augsburg  1502;   gest.  daselbst  1536.     Ent- 
wickelt unter  dem  Einflüsse  Hans  Burgkmair's,    der  1498  in 
die  Zunft  aufgenommen  wurde.    Tätig  seit  1501;  in  Augsburg 
nachweisbar  1512 — 1530. 
1888  Der  Ursula-Altar.  I.   Die  Innenseiten.    1.  Das  Mittel- 

fi 878)  bild.  Das  Martyrium  der  heiligen  Ursula.  Die  heilige  Ursula 
0  1  wird,  mit  zahlreichen  Jungfrauen  ihres  Gefolges  von  Rom  heim- 
kehrend, bei  der  Landung  zu  Köln  von  den  Söldnern  des  Kaisers 
getötet.  Sie  selbst  sitzt  neben  ihrem  Bräutigam  zwischen  den 
Würdenträgern  der  Kirche  in  der  Mitte  des  mittleren  Schiffes 
am  Fusse  des  als  Mastbaum  dienenden  Kruzifixes.  Schon  fliegen 
Pfeile  gegen  das  Bot;  schon  steckt  der  Heiligen  der  Todespfeil 
im  Halse.  Vorn  am  Ufer  richten  Söldner  mit  Schwertern  ein 
furchtbares  Blutbad  unter  den  bereits  gelandeten  Jungfrauen  an. 
Im  Hintergrunde  der  Rhein;  rechts  am  Ufer  die  Stadt  Köln.  — 
2.  Der  linke  Flügel.  Die  Bogenschützen  ziehen  von  links 
nach  rechts  heran;  an  ihrer  Spitze  ein  Anführer  im  Hermelin- 
Mantel  und  reichen  Federkopfschmuck.  Im  Hintergrunde  links 
Wald  und  Berge,  rechts  der  Fluss.  —  3.  Der  rechte  Flügel. 
Fortsetzung  des  Mittelbildes.  Im  Mittelgrunde  ebenfalls  Bote 
mit  heimkehrenden  Jungfrauen,  im  Vordergrunde  das  Gemetzel. 
Rechts  vorn  steht  ein  gewaltiger  Schütze,  der  sich  mit  der 
Linken  auf  seinen  Bogen  stützt.  —  IL  Die  Aussenseiten. 
1.  Der  linke  Flügel.  Der  heilige  Georg.  Steinfarbig  grau- 
braun nach  rechts.     Mit    der  Rechten   stützt  der  geharnischte 


B.    Fränkische  Schule.     XVI.  Jahrhundert        611 

Heilige  sich  auf  die  vom  Banner  umflossene  Lanze.  Zu  seinen 
Füssen  liegt  der  erlegte  Drache.  —  2.  Der  rechte  Flügel. 
Die  heilige  Ursula.  Steinfarbig  graubraun  nach  links.  Mit  der 
Rechten  fasst  die  Heilige  ihr  Kleid,  in  der  Linken  hält  sie 
ihren  Pfeil. 

Lindenholz;  Mittelbild  h.2,15;  br.  1,62;  Flügel  je:  h.  1,73;  br.  0,77.  — 
1852  aus  dem  Nachlasse  des  Majors  Aster.  Dieses  Bild  wurde  früher  allgemein  für 
ein  echtes  Werk  Hans  Burgkmair's  (1473 — 1531)  gehalten.  So  auch  in  der  ersten 
Auflage  unseres  Katalogs.  Die  deutsche  Kunstforschung  spricht  es  jetzt  diesem 
Meister  aber  einstimmig  ab  und  hat  sich  dahin  geeinigt,  dass  es  Jörg  Breu  zuzu- 
schreiben sei.  L.  Scheibler  im  Repertorium  X  (1887)  S.  27.  H.  Janitschek,  Gesch. 
d.  d.  M.  Berlin  1890,  S.  431.  W.  v.  Seidlitz  in  der  Beilage  der  »Allgem.  Zeitung«  1890 
N.  195  S.  2.  Friedr.  Domhöfer  im  Jahrb.  A.  H.  K.  H.  Wien  1897  XVIH,  S.  34.  — 
Einige  Forscher,  -wie  Alfred  Schmid  (Zeitschr.  f.  b.  K.,  N.  F.,  V,  1894,  S.  21  ff.) 
schreiben  unser  Bild  nicht  dem  älteren,  sondern  dem  jüngeren  Jörg  Breu  zu,  der, 
ein  Sohn  des  älteren,  1534  in  die  Zunft  aufgenommen  worden.  Wir  halten  es  je- 
doch mit  R.  Stiassny  (Ztschrft.  f.  christl.  K.  VI  1893  Sp.  289—298  und  VII,  1894, 
Sp.  102 — 120)  für  wahrscheinlicher,  daes  der  jüngere  Breu  nieht  bedeutend  genug 
gewesen,  um  ein  Bild  wie  dieses  zu  malen.  —  Phot.  Bruckm. 

Hans  Holbein  der  jüngere 

Geb.  zu  Augsburg  1497;  gest.  zu  London  im  Spätherbst  1543. 
Schüler  seines  Vaters  Hans  Holbein  d..ä.  zu  Augsburg.  Tätig 
seit  1515  zu  Basel,  wo  er  1519  der  Zunft  beitrat,  von 
1526—1528  in  London,  von  1528—1531  in  Basel,  nach 
1531  hauptsächlich  in  London,  wo  er  1536  Hofmaler  wurde; 
vorübergehend  1538  nochmals  in  Basel.  —  Hauptmeister  der 
schwäbischen  Schule,  auch  als  Zeichner  für  den  Holzschnitt  tätig. 

Doppelbildnis  des  Sir  Thomas  Godsalve  und  seines  Sohnes  John.     1889 

Halbfiguren  nach  rechts  auf  blauem  Grunde  hinter  grünem  Tische.  (1889) 
Rechts  der  Vater  in  schwarzem  Pelzrock;  im  schlichten  grauen  21  c 
Haar  eine  schwarze  Kappe;  in  der  Rechten  eine  Gänsefeder, 
mit  der  er  auf  den  vor  ihm  liegenden  Zettel  schreibt:  „Thomas 
Godsalve  de  Norwico  (Norwich)  Etatis  sue  quadragesimo 
septo",  das.  letzte  Wort  wohl  für  „septimo",  wie  Woltmann 
(»Holbein«,  2.  Auflage  LT,  S.  124)  liest,  nicht  ,,sextou,  wie 
H.  las.  Links  sitzt  sein  Sohn  John,  barhaupt,  braunhaarig, 
ebenfalls  in  dunklem  Pelzrock  mit  einem  zusammengefalteten 
Papier  in  der  Linken.  Vor  ihm  ein  Tintenfass.  Links  oben 
ein  angesiegelter  Zettel  mit  der  Inschrift: 

Anno  .  Dni  .  M  .  D  .  XXVIII. 

39* 


612  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

Eichenholz;  h.  0,35;  br.  0,36.  —  1749  durch  Le  Leu  aus  Paris.  —  Ein  Ilaupt- 
bilJ  des  Meisters  und  eins  der  wenigen  Werke  aus  der  Zeit  seines  ersten  Aufent- 
haltes in  England.    —    Phot.  Braun  II,  24;  Phot.  Ges.;  Taninie:  Hanfst.;  Bruckni. 

1890  Bildnis  des  Morette.    Halbfigur  von  vorn  vor  grünseidenem 

(1886)  Vorhänge,  der  den  ganzen  Grund  füllt.  Der  stattliche  Herr,  dessen 
N  1      roter  Vollbart  bereits  stark  ins  Graue  spielt,  trägt  einen  schwarzen 

Rock  mit  durchbrochenen  Aermeln,  einen  schwarzen  Pelzmantel, 
eine  schwarze  Kappe,  eine  goldene  Kette  um  den  Hals,  einen  Hand- 
schuh in  der  rechten  Hand  und  fasst  mit  der  behandschuhten 
Linken  den  goldenen  Dolch,  der  ihm  am  Gürtel  hängt. 

Eichenholz;  h.  0,92%;  br.  0,75.  —  Das  Bild  kam  in  der  ersten  Hälfte  des 
17.  Jahrhunderts  als  Geschenk  des  Marchese  Massimiliano  Montecuccoli,  estensischeu 
Gesandten  in  Parma  nnd  Rom,  in  den  Besitz  des  Herzogs  Franz  I.  nach  Modena. 
Damals  trug  es  richtig  den  Namen  Holbein's  iVenturi  p.  224).  1746  hingegen,  als 
es  mit  den  übrigen  Bildern  von  Modena  nach  Dresden  kam,  führte  es  irrigerweise 
den  Namen  Leonardo  da  Vinci's  (Ventura  p.  360).  Den  Namen  dieses  Meisters  trug 
das  Bild  in  Dresden,  bis  Rumohr  1846  nachwies,  dass  Holbeiu  es  gemalt  habe.  — 
Die  dargestellte  Persönlichkeit  galt  für  Ludovico  Sforza  il  Moro,  so  lange  das  Bild 
für  ein  Werk  Leonardo's  galt.  Dann  wurde  auf  Grund  des  Stiches  von  Wenzel  Hollar 
der  Nachweis  geführt,  dass  ein  Mr.  Morett  gemeint  sei,  und  diesen  hielt  man  für 
den  englischen  Goldschmied  Hub.  Morett,  bis  S.  Larpent  (>Sur  le  Portrait  de  Morett 
dans  la  Galerie  de  Dresde«,  Christiania  1881;  vergleiche  Kunstchronik  XVII,  N.  7) 
nachwies,  dass  es  viel  wahrscheinlicher  der  französische  Sieur  de  Morette  sei,  der 
zugleich  mit  Holbeiu  am  Hofe  Heinrich's  VIII.  anwesend  war.  —  Es  ist  ein  Haupt- 
werk Holbein's  aus  der  Zeit  seines  letzten  englischen  Aufenthaltes.  Uebrigens  ver- 
gleiche Woltmann,  »Holbein«  2.  Auflage  1874—1876,  I,  S.  427  ff.;  II,  S.  124.  — 
Gestochen  von  J.  Folkema  Jjß  II,  5;  von  L.  Siehling  nnd  G.  Eilers.  —  Phot.  Braun 
I,  22;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamnie ;  Bruckm. 

1891  Originalzeichnung    zu    dem  Gemälde   des  Morette.     Brustbild 

(1887)  ohne  Hände     Kreidezeichnung  mit  leichten  Farbenandeutungen. 

N   2  Papier;  h.  0,32%;  br.  0,24%.  —  1860  ans  dem  Nachlasse  des  Kunsthändlers 

S.  Woodburne  in  London.  Vorher  (nach  Maassgabe  der  Besitzer-Stempel  n.  r.)  im 
Besitzo  William  Esdaile  (gest.  1837),  Jonathan  Richardson  jr.  (gest.  1774)  und  Rieh, 
lloulditch  (gest.  1736).  —  Gest.  1647  von  Wenzel  Hollar.  Vgl.  Osk.  Berggruen 's 
Aufsatz  in  den  »Graphischen  Künsten«  VI,  Wien  1H84,  S.  81—88  und  Woltmann, 
»Holbein«  2.  Aufl.  I,  428  ff.  und  II,  S.  124.  —  Phot.  Braun  XI,  10;  Tamnie; 
üruckm. 

Nach  Hans  Holbein  d.  j. 

1 892  Die  Madonna  des  Bürgermeisters  Meyer.    In  einer  oben  mit 
(1885)  einer  Muschel  im  Halbrund  geschlossenen  Steiunische  steht  Maria 

N  1  auf  orientalischem  Teppich.  Sie  trägt  ein  dunkelgrünes  Kleid 
mit  goldbrokatenen  Unterärmeln  und  einer  roten  Gürtelschärpe. 
Eine  goldene  Krone  über  herabfallendem  blonden  Haare  schmückt 


No.    1889.     Hans  Holbein   d.  J. 


No.    1S90.      Hans  Holbein   d.  J. 


No.    1906G. 
Lucas   Cranach  d.  Ä. 


No.   1916B.     Lucas   Cranach  d.  Ä. 


No.   1906H. 
Lucas  Cranach  d.  Ä. 


Tafel  XXVII. 


C.    Schwäbische  Schule.     XVI.  Jahrhundert        613 

ihr  Haupt.  Im  Arme  hält  sie  das  nackte  Christkindchen.  Zu 
ihren  Füssen  kniet  der  Stifter,  der  Bürgermeister  Jakob  Meyer, 
mit  seiner  Familie ;  links  er  selbst,  vor  ihm  seine  beiden  Söhne, 
von  denen  der  ältere,  farbig  gekleidete,  den  jüngeren,  der  nach 
damaliger  Kindersitte  nackt  dasteht,  mit  beiden  Händen  fest- 
hält; rechts,  der  Madonna  zunächst,  des  Stifters  1511  ver- 
storbene erste  Gattin  Magdalena  Baer,  weiter  vorn  seine  zweite 
Gattin  Dorothea  Kannegiesser  und  deren  Tochter  Anna  mit 
Rosenkränzen  in  den  Händen.  Das  Original  war  ein  Votivbild. 
Der  katholische  Bürgermeister  von  Basel  Hess  es  um  1526 
malen,  um  dadurch  sich  und  die  Seinen  in  der  protestantisch 
werdenden  Stadt  dem  Schutze  der  heil.  Jungfrau  zu  empfehlen. 

Eichenholz;  h.  1,59V2  !  Dr>  1,03.  —  1743  durch  Algarotti  aas  dem  Besitze  des 
Zaan  Delfino  in  Venedig  als  das  Original  von  der  Hand  Holbein's,  das  als  ein  Haupt- 
werk dieses  Meisters  schon  durch  Sandrart  und  andere  alte  Quellen  beglaubigt  worden. 
Seit  jedoch  ein  zweites  Exemplar  auftauchte,  das  sich  gegenwärtig  im  Besitze  des 
Grossherzogs  von  Hessen  in  Darmstadt  befindet,  wurde  ein  lebhafter  Streit  darüber 
geführt,  welches  das  Original  sei.  Selbst  die  Holbein  -  Ausstellung  zu  Dresden  im 
Jahre  1871  konnte  den  Streit  nicht  vollständig  schlichten.  Zwar  wurde  infolge  dieser 
AussteUung,  die  beide  Bilder  nebeneinander  zu  sehen  ermöglichte,  die  Ansicht, 
dass  das  Darmstädter  Exemplar  das  erste  Original  Holbein's  sei,  ganz  allgemein, 
aueh  von  H.,  angenommen;  manche,  unter  ihnen  H.,  glaubten  aber  daran  festhalten 
zu  dürfen,  dass  das  Dresdner  Bild  eine  Wiederholung  von  des  Meisters  eigener  Hand 
sei.  Gegen  diese  einem  derartigen  Votivbilde  gegenüber  von  vorneherein  unwahr- 
scheinliche Ansicht  sprechen  aber  so  viel  äussere  und  innere  Gründe,  spricht  be- 
sonders die  von  der  Holbein'schen  Malweise  ganz  abweichende,  auf  eine  spätere 
Zeit  deutende,  mit  grünlichen  Schatten  und  hellen  Liehtern  arbeitende  Technik 
unseres  Bildes  in  so  vernehmlicher  Weise,  dass  die  Kunstwissenschaft  sich 
dafür  entschieden  hat,  in  unserem  Bilde  nur  eine  Kopie  zu  sehen,  die  wahr- 
scheinlich der  Amsterdamer  Kunsthändler,  der  das  Bild  um  1637  von  den  Erben  des 
Bürgermeisters  Meyer  kaufte,  absichtlich  anfertigen  lassen,  um  zwei  Exemplare  statt 
eines  in  den  Handel  bringen  zu  können.  In  der  Tat  lassen  beide  Exemplare  sich 
nach  Amsterdam  zurückverfolgen,  während  wir  nar  von  einem  hören,  das  dorthin  ver- 
kauft worden.  —  Der  Verfasser  dieses  Kataloges  hat  seine  hiermit  übereinstimmende 
Ansicht  schon  1871  ausgesprochen,  dann  in  Woltmann's  und  seiner  »Geschichte  der 
Malerei«  (DT,  1882,  S.  470)  nochmals  betont  und  in  seinem  Texte  zu  Braun's  Galerie- 
werke 1884,  H,  S.  69—76  ausführlich  begründet.  Hier  sei  nur  noch  daran  erinnert, 
dass  diese  Ansicht  bereits  die  Ansicht  des  ehemaligen  vortragenden  Rates  in  der 
General-Direktion  des  K.  Sammlungen,  A.  v.  Zahn's  war,  der  sie  musterhaft  in  seinen 
»Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft«  V,  1873,  S.  147  ff.,  8.  193  ff.  verteidigt  hat. 
Immerhin  ist  es  eine  vorzügliche,  wenn  auch  im  Hintergrunde  leicht  veränderte  Kopie. 
Vgl.  Karl  Voll :  Vergleichende  Gemäldestudien,  München  und  Leipzig  1907,  S.  21  ff. 
—  Gestochen  (nach  dem  Dresdner  Exemplar)  von  Ch.  P.  Boetius  «äj.  JJ,  43  und  von 
M.  Steinla.  —  Phot.  Braun  DZ,  23;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 


614  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

1 893  Erasmus  von  Rotterdam.    Brustbild  nach  links  auf  blauem 
(1896)  Grunde.     Der  berühmte  Gelehrte  trägt  einen  schwarzen  Pelz- 

P  1  rock  und  eine  schwarze  Kappe.  Seine  Hände  sind  links 
übereinandergelegt. 

Eichenholz;  h.  0,18^;  br.  0,14J^.  —  Im  Inventar  1722  als  Original  von 
Holbein;  schon  im  »Catalogue«  von  1765  nicht  mehr  als  solches.  Bei  H.  als  -.nach 
Holbein«.  Ein  genau  mit  unserem  Bilde  übereinstimmendes  Originalgemälde  ist 
nicht  bekannt,  wohl  aber  stimmt  der  seltene  Stich  von  Lucas  Vorsterman,  der  dem 
Grafen  Arundel  gewidmet  ist,  genau  mit  unserem  Bilde  überein,  und  dieser  Stich, 
der  links  das  Monogramm  des  Stechers,  rechts  dasjenige  Hans  Holbein's  trägt,  ist 
auch  laut  seiner  Unterschrift  nach  einem  Gemälde  dieses  Meisters  gefertigt.  — 
Aehnlicb,  aber  mit  ganz  anderem  Hintergründe  und  Beiwerk,  das  lebensgrosse  Bild 
von  Longford  Castle.  Aehnlich  auch,  als  Nach  Hans  Holbein  d.  j.«,  ein  Bild  in 
der  Galerie  zu  Wien. 

1894  König  Heinrich  VIII.  von  England.     Brustbild  von  vorn  auf 
(1792)  grünem  Grunde.     Der  König  ist  sein-  reich  gekleidet;  er  trägt 

0  3  einen  Hermelinmantel  und  ein  Federbarett,  die  Handschuhe 
in  der  Rechten  und  eine  goldene  Kette  um  den  Hals. 

Eichenholz;  h.  0,6572 ;  br.  0,57.  —  Zuerst  im  Inventar  1754.  Damals  als 
Original ;  so  auch  noch  im  Abrege  von  1782  und  in  den  Katalogen  bis  1819.  Seit 
dieser  Zeit  als  Kopie  erkannt.  Es  ist  in  der  Tat  nur  eins  der  vielen  Bildnisse  des 
Monarchen,  die,  wie  Woltmaun  (»Holbein«  2.  Aufl.  II,  S.  20)  sagt:  »fast  sämtlich 
mit  dem  grossen  Namen  Holbein  beehrt  werden,  aber  weiter  nichts  sind  als  teils 
gleichzeitige,  teils  spätere,  bald  mehr,  bald  minder  treue,  teils  gut,  teils  hand- 
werksmässig  ausgeführte  Kopien  aus  dorn  (Holbein'schen)  Wandbilde  zu  Whitehall«. 

1895  Der  Tod  der  Virginia.     Grau  in  grau.     Rechts  auf  hohem 
(1891)  Throne    zwischen    dorisch  -  toskanischen    Säulen    sitzt    Appius 

N  2  Claudius  (sein  Name  »APPIVS  CLAVDIVS«  steht  über  ihm 
an  der  Wand).  Wächter  und  Zuschauer  umringen  ihn.  Vorn 
wird  Virginia  in  grossem  Volkshaufen  von  links  herbeigebracht. 
Ihr  Vater  stösst  ihr  das  Schwert  in  die  Brust.  (Ihr  Name 
»VIRGINIA«   steht  unter  ihr  auf  dem  Fussboden.) 

Eichenholz ;  h.  0,69 ;  br.  0,54.  — 1870  von  Professor  H.  Mücke  in  Düsseldorf. 
Damals  als  Original  Holbein's  —  So  auch  noch  bei  H.  —  Die  Originalität  ist  von  der 
deutschen  Wissenschaft  jedoch  niemals  anerkannt  worden.  Woltmann  (»Holbein«, 
2.  Aufl.,  II,  S.  124)  sagt  darüber:  »Spätere,  wahrscheinlich  Baseler  Arbeit,  offenbar 
aber  nach  einer  Zeichnung  von  Holbein«.  Früher  (K.-Chr.  VTI,  1872,  Sp.  205,  wozu 
Hp.  271  zu  vergleichen)  war  Woltmann  geneigt,  die  Ausführung  Hans  Bock  zuzu- 
schreiben, auf  den  auch  das  1872  als  gefälscht  beseitigte  Monogramm  HB  zurück- 
geführt wurde.  Doeh  hatte  Woltmann  selbst  diese  Ansicht  später  aufgegeben,  die 
neuerdings  von  Berth.  Haendke,  Gust.  Müller,  sowie  von  W.  v.  Seidlitz  (Rep.  XV 
S.  371)  wieder  aufgenommen  worden  ist.  Nachdem  der  Verfasser  die  Gemälde  und 
Zeichnungen  Bock's  in  Basel  nochmals  daraufhin  verglichen,    hält   er  die  Urheber- 


C.    Schwäbische  Schule.     XVI.  Jahrhundert       615 

schaft  Bock's  nach  wie  Tor  für  ausgeschlossen,  die  Bestimmung  Woltmann's  aber  für 
zutreffend.  —  Phot.  Braun  XII,  21;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Schwäbischer  Meister  A.  B. 

Zweites  Drittel  des  XVI.  Jahrhunderts 
Oie  Verkündigung.   Rechts  kniet  Maria  an  ihrem  Betpult  vor    1896 
grünem  Vorhang  neben  offenem  Fenster.     Links  kniet  der  Engel  (1961) 
der  Verkündigung,  das  Spruchband  in  den  Händen.     Eechts  oben      P  2 
fliegt  schon  der  kleine  Heiland  mit  dem  Kreuze  im  Arme  herein. 

Lindenholz;  h.  0,42;  br.  0,39l/2-  — Wie  die  folgenden  vier,  seine  Gegenstücke, 
schon  1640  in  der  Kunstkammer,  nach  1741  zur  Galerie.  Wegen  des  aus  A  und  B 
zusammengesetzten  Monogramms  auf  dreien  der  fünf  Bilder  dieses  Zyklus  schloss 
man  auf  einen  gewissen  »Augustin  Braun  aus  Köln  um  1630«.  So  bei  H.  Neuer- 
dings sind  einige  oberdeutsche  Forscher,  gestützt  auf  einige  archaistische  Bilder, 
die  doch  erst  nach  den  unseren  auf  Aug.  Braun  getauft  worden,  merkwürdigerweise 
geneigt,  diese  Ansicht  wieder  aufzunehmen.  Augustin  Braun  (geb.  um  1570,  gest. 
nach  1639)  aber  ist  durch  seine  bezeichneten  Gemälde  in  Köln  (S.  Maria  im  Kapi- 
tol)  und  in  Düsseldorf  (Kunstakademie,  toII  bez.,  falsch  datiert)  eine  durchaus  greif- 
bare Künstlerpersönlichkeit  im  italisierenden  Manieristensil  seiner  Zeit,  mit  dem  un- 
sere Bilder  nichts  gemein  haben.  Das  Lindenholz,  auf  dem  und  der  Stil,  in  dem 
diese  fünf  Bilder  gemalt  sind,  weisen  ihnen  ihren  Platz  in  der  oberdeutschen  Kunst 
an.  Scheibler  (Dr.  N.)  glaubte  an  Christ.  Amberger  (geb.  um  1500,  1530  Meister 
in  Augsburg,  1560  oder  1561  daselbst  gestorben)  denken  zu  dürfen,  zumal  das 
Monogramm  in  Am  Berger  aufgelöst  werden  könnte.  Doch  hat^lie  jüngere  Forschung 
diese  Vermutung  nicht  bestätigt.  Man  vergl.  z.  B.  Ernst  Haasler,  der  Maler 
Christoph  Amberger  von  Augsburg  (Diss.  Königsberg  1894)  S.  115.  Ed.  Flechsig 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  ebenso  bezeichnete  Bilder  gleicher  Hand  1893  auf 
der  Würzburger  AussteUung  (N.  1362  u.  N.  1363)  auftauchten  und,  wie  das  ebenso 
bez.  Bild  im  Museum  von  Sigmaringen  (N.  216,  »Schwäbische  Schule« :  Anbetung  der 
Könige)  wahrscheinlich  Jugendwerke  unseres  Meisters  seien.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Der  Besuch  der  Frauen.     Rechts  Häusermauern,  links  wilde    1897 
Alpenlandschaft.     Davor  vorn  über  der  Schlucht  eine  hölzerne  (1962) 
Brücke,  über  der  Maria  von  links  der  rechts  stehenden  Elisa-      P  2 
beth  zur  Begrüssung  entgegengegangen  ist.   Bezeichnet      7rr{ 
oben  in  der  Mitte:  JoV 

Lindenholz;  h.  0,41%;  br.  0,38%.  —  Gehört  zu  dem  vorigen  und  den  fol- 
genden.   Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen,  N.  1896.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  Anbetung  des  Kindes.     Der  neugeborene  Heiland  liegt    1898 
vorn  in  der  Krippe.    Hm  zu  verehren,  naht  von  rechts  eine  Schar  (1963) 
anmutiger  Engelknäblein ;  links  aber  kniet  Maria,  hell  von  dem      P  2 
vom  Kinde  ausgehenden  Lichte  beleuchtet.    Hinter  ihr 
steht  Josef.     Links  in  der  nächtlichen  Landschaft  die 
Verkündigung  an  die  Hirten.    Bezeichnet  oben  rechts: 


616  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

Lindenholz;  h.  0,41  Va  j  Dr>  0,39V»-    —   Gehört  zn  den  vorigen  und  den  fol- 
genden.    Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1896.  —  Phot.  Bruckm. 

1899  Die  Beschneidung  Christi.  Der  Priester  thront  mit  dem  Kinde 

(1964)  auf  dem  Schoosse,  nach  links  gewandt,  in  altem  Rundbogentempel. 
P  2      Der  Rabbiner,  der  die  Zeremonie  vollzieht,  kniet  vor  ihm.    Ein 

Gehilfe  steht  rechts;  links  Josef  und  Maria. 

Lindenholz;  h.  0,42;  hr.  0,39.  —  Gehört  zu  den  vorigen  und  dem  folgenden. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  1896.  —  Phot.  Bruckm. 

1900  Die  Anbetung  der  Könige.     Links  in  der  Ruine,  von  deren 

(1965)  Firsten  Eiszapfen  herabhängen,    sitzt    Maria,    nach   rechts  ge- 
P  2      wandt,  mit  dem  Kinde.     Der  älteste  König  kniet  vor  ihr  und 

reicht  dem  Kinde  einen  Kasten,  in  den  es  hineingreift.  Der 
mittlere  König  steht  hinter  ihm  und  weist  den  ganz  rechts 
stehenden  schwarzen  König  auf  den  Stern  hin,  der  über  dem 
Haupte  des  Christkindes    stehen   geblieben.      Bezeich- 


net auf  dem  goldenen  Kästchen:  Ulk 

Lindenholz ;  h.  0,42 ;  br.  0,39.  —  Gehört  zu  den  vier  vorigen.  Vergl.  die 
Bemerkungen  zu  N.  1896.  —  Phot.  Bruckm. 

D.  Andere  oberdeutsche  Meister 
Hans  Maler 

Maler  von  Ulm,  tätig  zu  Schwaz  in  Tirol.  Datierte  Bilder 
1519  — 1529.  Bisher  nach  den  beiden  Bildnissen  des  Ehe- 
paares Weltzer  von  1524  in  der  Wiener  Akademiesammlnng 
als  »Meister  der  Weltzerbildnisse«  bezeichnet.  Vergl.  unten 
die  Erörterung. 
1 90  I  Männliches  Bildnis.     Brustbild  nach  rechts  auf  blaugrauem 

(1899)  Grunde.     Der  bartlose,  braunhaarige   Herr    trägt    eine  braune 
21  c     Pelzmütze  und  einen  schwarzen  Rock  über  roter  Unterkleidung. 
Unten  in  der  Mitte  die  Inschrift  (mit  gotischen  Buchstaben): 
Do  man  1519  zalt,  do  ivas  ich  31  jar  alt. 

Fichtenholz;  h.  0,36;  br.  0,2972-  —  Im  Inventur  1722.  A  286,  als  Original 
in  der  Manier  Cranach's  durch  Leplat.  Bei  H.  als  »unbekannt«  in  der  deutschen 
Schule.  Nach  Robert  Visehor  (Jahrbuch  d.  Pr.  K.  VI,  1885,  S.  83)  au»  der  Schule 
Bern.  Strigel's  von  Memmingen  (geb.  1460  oder  1461 ;  gest.  daselbst  1528).  Nach 
Vischer  hatten  sich  zunächst  Scheibler  (Rep.  X,  1887,  S.  30,  vgl.  S.  475),  Frimmel 
(Rep.  XIV,  1991,  S.  81,  82,  84—87),  Friedländer  (Rep.  XV 1 II.  L895,  S.  411  IL 
und  XX  (1897)  S.  362),  um  die  Zusammenstellung  der  Bilder  des  Meisters  ver- 
dient gemacht.  Frimmel  vermutete  in  ihm  den  aus  Innsbrucker  Urkunden  be- 
kannten Maler  Ulrich  Tieffenbrunn.     Dass  abor  Friedländer  recht  hatte,  ihn  vielmehr 


D.    Andere  oberdeutsche  Meister  617 

für  den  Maler  Hans  zu  Sehwaz  zu  erklären,  hat  Gustav  Glück  in  seinem  Aufsatz 
»Hans  Maler  von  Ulm,  Maler  zu  Sehwaz«  im  Wiener  Jahrb.  4.  H.  K.  XXV  (1904 
bis  1905)  S.  245  dargetan.  Er  war  nicht  nur  Maler,  sondern  wurde  auch  Maler 
genannt,  stammte  aus  Ulm  und  war  dort  wahrscheinlich  Schüler  Zeitbloms  gewesen. 
—  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis  des    Joachim    Rehle.      Brustbild    nach    links    auf    1902 
blauem,  nach  unten  hell  abgetöntem  Grunde.     Der  braunäugige,  (1898) 
bis  auf  einen  kurzen  Backenbart  glatt  rasierte  Herr  trägt  eine     21  c 
schwarze    Kappe    und    einen    schwarzen    Rock    über    weissem 
Hemde.     Das  Bild  trägt  oben  die  Inschrift: 

DO  MAN  .  M-D-XXim  .  ZALT  .  WAS  ICH  . 

IOACHIM  REHLE  .  XXXIHI  IAR  ALT  . 

AVFF  ADI  .  Xim  LVIGO. 

Lindenholz;  h.  0,33%;  br.  0,28%.  —  Im  Jahre  1728  laut  dem  Inventar  von 
1722 — 28,  A  1990,  erworben.  Damals  als  Albrecht  Dürer.  Bei  H.  mit  Recht  als 
»unbekannte  in  der  deutschen  Schule.  Nach  Robert  Vischer  (vergl.  die  Bemerkungen 
zum  vorigen  Bilde)  aus  der  Schule  B.  Striegel's.  Sicher  von  derselben  Hand  wie 
das  vorige.     Vergl.  alle  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Unbestimmter  Meister 

Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts 
Weibliches    Bildnis.     Brustbild    nach    links    auf    grünem    1 903 
Grunde.     Die  blonde,  braunäugige  Dame  ist  schwarz  gekleidet,  (1895) 
trägt   eine   goldene  Kette   viermal   um    den  Hals  geschlungen      P  3 
und  eine  mit  blanken  Knöpfen  besetzte  Kopfbedeckung. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,43%.  —  Durch  Baron  von  Gotter  vor  1736  aus 
Wien  oder  Regensburg.  Noch  im  Catalogue  von  1765  als  Original  von  Holbein, 
woran  nicht  zu  denken  ist.  Bei  H.  als  »unbekannte  in  der  deutschen  Schule.  Viel 
meor  lässt  sich  in  der  Tat  nicht  über  das  Bild  sagen.  —  Phot.  Bruckm. 

Oberdeutscher  (?)  Meister  um  1500 

Männliches  Bildnis.     Brustbild  gerade  von  vorn  auf  hell-  1905 

blauem  Himmelsgrunde.    Der  alte  Herr  in  grauem  Haar  trägt  (1902) 

einen  schlichten,  dunkel  graugrünen  Rock  mit  schwarzen  Unter-  21  a 
ärmeln    uud   hält  seine  schwarze  Mütze  in  der  rechten  Hand. 

Lindenholz;  h.  0,61%;  br.  0,44%.  —  Das  Bild  kann,  da  die  Maasse  nicht 
stimmen,  nicht,  wie  bei  H.,  mit  Inv.  1722,  A  99,  identifiziert  werden.  Ebensowenig 
liegt  Grund  vor,  es  dem  Züricher  Maler  H.  Asper  (1499—1571)  zuzuschreiben.  — 
Scheibler  (Dr.  Not.)  war  der  Ansicht,  dieses  ausgezeichnete  Bildnis  müsse,  wenn  es 
nicht  von  Jan  van  Eyck  selbst  sei,  doch  auf  ihn  zurückgehen,  sei  also  mindestens 
eine  Kopie  nach  diesem  Meister.  Jedenfalls  scheint  es  uns  seiner  Malweise  nach 
auf  eine  spätere  Zeit,  als  diejenige  van  Eyck's,  für  den  ob  auch  nicht  gut  genug  ist, 
hinzudeuten ;  und  wenn  es  eine  Kopie  nach  van  Eyck  ist,  so  wird  diese,  da  das  Bild 


618  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

auf  Lindenholz  gemalt  ist,  doch  in  Oberdeutschland  angefertigt  sein.  Wir  lassen 
ihm,  ohne  seine  Beeinflussung  durch  die  Richtung  van  Eyck's  zu  verkennen,  daher 
bis  auf  weiteres  seinen  bisherigen  Platz.  Nach  Seidlitz  (Rep.  XVI,  S.  378)  schwer- 
lich von  einem  Deutschen  gemalt.  Als  Dr.  Martin  Luther  von  Hans  Holbein  lith. 
von  F.  von  Gersheim.  —  Phot.  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

E.     Die  sächsische  Schule 
Lukas  Cranach  d.  ä. 

Sein  Familienname  ist  nicht  bekannt.  Cranach  wurde  er  nach 
seinem  Geburtsorte  genannt.  Geb.  zu  Kronach  in  Oberfranken 
im  Oktober  1472;  gest.  zu  Weimar  den  16.  Oktober  1553. 
Entwickelt  unter  dem  Einflüsse  der  fränkischen  und  der  Donäu- 
Schule.  Er  scheint  1502  — 1504  in  Wien  gewesen  zu  sein. 
Seit  1505  wird  er  als  kurfürstlicher  Hofmaler  in  Wittenberg 
genannt.  Als  solcher  das  Haupt  der  sächsischen  Schule. 
1506  war  er  in  Coburg,  1508  in  den  Niederlanden;  1537 
wurde  er  zum  ersten,  1540  zum  zweiten  Male  Bürgermeister 
von  Wittenberg;  doch  folgte  er  seinem  Herrn,  Johann  Friedrich 
dem  Grossmütigen,  1550  in  die  Gefangenschaft  nach  Augsburg 
und  Innsbruck,   1552,  befreit,  nach  Weimar. 

Lnkas  Cranach  hatte  in  Wittenberg  eine  von  zahlreichen  Schülern  und  Ge- 
sellen besuchte  Werkstatt  gegründet,  die  Bestellungen  der  verschiedensten  Art  an- 
nahm. Mit  dem  Monogramm  des  Meisters,  dem  geflügelten  Schlänglein,  wurden  auch 
die  besseren  Werkstattarbeiten  bezeichnet,  selbst  noch  nach  seinem  Tode  unter  der 
Leitung  seines  Sohnes  Lukas.  Ein  mit  dem  Monogramme  bezeichnetes  Bild  kann 
daher  vom  alten  oder  vom  jungen  Lukas  Cranach  selbst,  es  kann  von  Hans  Cranach, 
dem  älteren  Sohne  des  älteren  Lukas,  es  kann  aber  auch  nur  aus  ihrer  Werkstatt 
herrühren.  An  dieser  Auffassung  halten  wir  auch  den  neuerdings  ausgesprochenen 
abweichenden  Ansichten  gegenüber  fest.  Die  Entscheidung  kann  manchmal  durch 
Urkunden  oder  durch  die  Datierung,  in  der  Regel  aber  nur  aus  stilkritischen  Gründen 
erfolgen.  Von  Hans  Cranach  gab  es  bisher  kein  beglaubigtes  Gemälde,  doch  teilt 
Hechsig  uns  mit,  dass  er  ein  solches  beim  Freiherrn  von  Schenck  auf  Scbloss 
Fleohtingen  (Kreis  Gardelegen)  in  einem  H.  C.  1534  bezeichneten  männlichen 
Bildnis  gefunden.  Soheibler  hat  zuerst  das  richtige  Merkmal  aufgestellt,  dass  um 
1537  die  stehenden  Flügel  des  Schlängleins  der  Bezeichnung  sich  in  liegende  ver- 
wandeln. Die  Sonderung  hat  in  umfassender  Weise  zuerst  Chr.  Schucbardt  in 
seinem  »Lucas  Cranach  d.  ä.«,  Leipzig  1851  — 1871  versucht.  Später  hatte  Scheibler, 
neuerdings  hat  Ed.  Flechsig,  dessen  Ansichten  in  einigen  Fragen  von  den  unseren 
abweichen,  sich  am  eingehendsten  mit  der  Frage  beschäftigt.  Vergl.  Flechsig's 
Cranaohstudien  (Leipzig  1900)  mit  des  Verfassers  Katalog  der  Cranachausstellnng 
(Dresden  1899)  und  des  Verfassers  Aufsatz  in  der  Zeitschrift  f.  b.  K.  XI  N.  F. 
(1900)  8.  25  ff.,  55  ff.,  78  ff.,  sowie  mit  Seidlitz'  Bemerkungen  im  Repert.  XVI 
(1893)  S.  369—379  und  in  der  Gaz.  des  Beaux  Art*  1899,  II,  p.  191  ff. 


E.   Sächsische  Schule.    XVI.  Jahrhundert         619 

I.    Eigenhändige  Bilder  Lukas  Cranach  d.  ä. 

Das    Martyrium    der    heiligen    Katharina.      Mittelbild   eines  I906A 
Flügelaltars,    dessen    einen    Flügel    unsere    Sammlung    unter  (1905) 
K  1906B  besitzt.     Rechts  zerschlägt  der  Blitz  das  Rad,  mit      P  1 
dem   die   Heilige   zu   Tode   gemartert    werden    sollte.     Mitge- 
troffene   Menschenteile,    besonders    Köpfe    liegen    hier   umher. 
Die  Heilige  kniet,    nach  rechts  gewandt,   in  der  Mitte,  bereit, 
den  Todesstreich  von  dem  hinter  ihr  stehenden  Henker  zu  er- 
dulden.    Links  Wachen  und  Zuschauer;  im  Hintergrunde  eine 
Veste,  die,  wie  in  den  Bau-  und  Kunstdenkmälern  Thüringens 
1907    nachgewiesen    worden,    die   alte  Veste  Coburg  darstellt. 
Bezeichnet  links  unten  1506.     L.  C. 

Lindenholz;  h.  1,26;  br.  1,39 Y2.  —  Kat.  1887:  N.  1960.  —  Dieses  Bild  war 
das  Mittelstück  eines  Altarschieins,  dessen  einer  Flügel  das  folgende  Bild  ist,  wo- 
gegen der  andere  Flügel  sich,  irriger  Weise  H.  B.  Grien  zugeschrieben,  in  der 
Sammlung  Speck  -  Sternburg  zu  Lützschena  bei  Leipzig  befindet.  Zuerst  im  Kat. 
1835  als  »unbekannt«.  Bei  H.  als  Jugendwerk  Cranaeh's  d.  ä.,  was  uns  jedoch, 
ehe  die  Cranach  -  Ausstellung  Dresden  1899  grösseres  Lieht  über  die  Jugendent- 
wickelung des  Meisters  brachte,  unrichtig  erschien.  Nach  der  Cranachausstellun g 
wurde  es,  wenn  auch  noch  nicht  alle  Zweifel  gehoben  sind,  von  den  meisten 
Kennern,  die  sich  darüber  ausgesprochen,  dem  Monogramm  entsprechend,  als  eigen- 
händiges vorzügliches  Werk  Cranaeh's  anerkannt.  Vergl.  K.  Woermann:  Wissen- 
schaftliches Verzeichnis  der  Gemälde  der  Cranach-AussteUung,  Dresden  1899,  S.  23 
und  in  der  Zeitschrift  f.  b.  K.  1900,  S.  28—29.  Desgl.  Ed.  Flechsig:  Cr.-St.  S.  82, 
83  und  S.  252.     Anders  W.  v.  Seidlitz  in  der  Gaz.  d.  Beaux  Ä.rts  1899,  LT  S.  199. 

—  Alte  Kopien  von  Daniel  Fritsch  aus  Torgau  mit  der  Jahreszahl  1586  im  >Gothischen 
Hause«  zu  Wörlitz,  mit  der  Jahreszahl  1596  in  der  Kirche  zu  Tempelhof  bei  Berlin. 

—  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Drei  weibliche  Heilige.  Links  die  heilige  Barbara  mit  Kelch  1 906  B 
und  Hostie,  in  der  Mitte  die  heilige  Ursula  mit  dem  Pfeil,  rechts  (1906) 
die  heilige  Margaretha  mit  dem  Drachen.    Hinten  eine  Bergfeste.      P  1 

Lindenholz ;  h.  1,24^ ;  br.  0,66^.  —  Kat.  1887  :  N.  1961.  —  Zuerst  im  Katalog 
von  1835.  —  Es  ist  einer  der  Flügel  zu  dem  besprochenen  Mittelbilde  N.  1906  A. 
Vergleiche  alle  Bemerkungen  zur  vorigen  Nummer.  —  Phot.  Bruckm.;  Tamme. 

Der  Bethlehemetische  Kindermord.     Vorn  das  Gemetzel,  das  1 906  C 
die  Henker  anrichten;  Haufen  erschlagener  Kinder;  jammernde  (1927) 
Mütter.    Rechts  vorn  und  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes  um-      0  3 
stellen   geharnischte   Reiter   den  Platz.     Im  Mittelgrunde    der 
Palast.    Aus  der  Loggia  unter  dem  Torbogen  blicken  Zuschauer 
herab.     Links    in    der  Landschaft   die  Flucht   nach  Aegypten. 

Lindenholz;  h.  1,22%;  br.  0,86Va-  —  Kat.  1887  n.  1892:  N.  1931.  —  Am 
7.  Not.  1687  durch  Bottschild  zur  Kunetkammer  Hh.  S.  282.  —  Inv.  1722,  A  1271. 


620  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

—  Nach  Schuchanlt  II,  S.  44,  von  einem  unbekannten  Schüler  Cranach's.  Vor 
allen  Dingen  muss  hervorgehoben  werden,  dass  das  Bild  entschieden  den  frühen 
Stil  Cranach's  zeigt.  Jedenfalls  ist  es  im  wesentlichen  als  eigenhändige  Arbeit 
anzusehen.  Cr.-Ausst.  N.  101.  So  auch  Seidlitz  im  Repert.  XVI  S.  377  und  Ed. 
Flechsig  (Cr. -St.  S.  92,  127—128  und  298),  der  es  für  ein  Hauptbild  Cranach's  aus 
der  Zeit  um  1515  und  1516  erklärt.  —  Phot.    Tamnie;  Bruckni. 

1 906 D  Sechs  Bilder  in  Einem  Rahmen.    1.  Mittelbild.    Christus 

(1907)  an  der  Säule.  Palasthof.  Links  steht  der  Heiland,  nach 
0  3  rechts  gewandt,  an  die  Säule  gebunden.  Die  Geissei  hält  er 
selbst  in  der  Rechten.  Rechts  an  den  Stufen  beten  Maria, 
Johannes,  der  heil.  Sebastian  und  der  heil.  Rochus,  der  durch 
die  Inschrift  S.  ROCHIVS  (sie)  gekennzeichnet  ist.  —  2.  Oberes 
Halbrund.  Die  heilige  Dreieinigkeit.  Gottvater  hält 
im  rechten  Arm  den  Heiland  am  Kreuze,  auf  dem  linken  die 
Weltkugel,  an  der  die  Taube  des  heiligen  Geistes  flattert.  — 

3.  Linkes  Seitenbild.  Die  Verkündigung.  Maria  kniet 
rechts    an    ihrem    Betpult,    der    Engel    links    hinter    ihr.  — 

4.  Rechtes  Seitenbild.  Die  Darstellung  Christi  im 
Tempel.  Maria  hält  das  Kind  links  auf  dem  Altar.  Der 
Priester  ist  rechts  vor  ihm  anbetend  in  die  Kniee  gesunken. 
Vorn  links  die  Frau  mit  den  Tauben.  —  5.  Linkes  Sockel- 
bild. Die  Grablegung  Christi.  —  6.  Rechtes  Sockel- 
bild.  Die  Himmelfahrt  Christi.   Nur  die 

Beine  des  Heilands  sind  in  den  Wolken  noch 
sichtbar.    Ursprünglich  scheint  eine  Himmel-  u. 

fahrt  Mariae   gemeint   gewesen    zu   sein.  —     \  ¥aM1   FT 
Bezeichnet  rechts  oben  auf  dem  Mittelbilde:  " 

Lindenholz;  Gesarnthöhe:  1,26;  Gesamtbreite:  0,79;  Mittelbild:  h.  0,60; 
br.  0,52^.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  1921.  —  Das  Mittelbild  von  1515,  das  allein 
eigenhändig  ist,  stammt  ans  dem  Schlosse  zu  Torgau  und  befand  sich  1814  im  Land- 
schaftshause zu  Dresden.  —  1861  kam  das  Ganze,  -willkürlich  zusammengesetzt,  ans 
dem  Vorrat  zur  Galerie.  Die  Teile  2,  5,  6,  scheinen,  obgleich  sie  schwerlich  zu 
dem  Mittelbilde  gehört  haben  und  kaum  eigenhändig  sind,  doch  derselben  Herkunft 
anzugehören.  Sicher  anderen  Ursprungs  sind  die  Teile  3  und  4,  die  auch  auf 
anderem  Holze  (Tannenholz)  gemalt  sind.  Vergl.  Schuehardt  II,  S.  53 ;  Anm.  — 
So  auch  Seidlitz  im  Rep.  XVI,  S.  377.  —  Vergl.  Flechsig,  Cr.-St.  I,  S.  90—91  und 
252.  —  Phot.  Bruokm.;  Tamme. 

1 906  E  Die  heilige  Katharina.     Ganze  Gestalt   nach    rechts   unter 

(1050)  blauem    Himmel.     Die   gesenkte   Linke   stützt   sie   aufs   Rad, 
0  1      die  Rechte  aufs  Schwert. 

Lindenholz;  h.  1,38;  br.  0,46.  —  Vielleicht  1588  ans  dem  Nnchlass  Lukas 
Cranach's  d.  j.  gekauft;   Hh.  S.  237,  doch  stimmen  die  dort  angegebenen  Kleider- 


E.    Sächsische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         621 

färben  nicht.  Im  Inventar  1722—28.  B  260,  nicht  als  »danach«,  wie  H.  angab, 
sondern  als  unbekanntes  Original.  —  Kat.  1887  und  1898  N.  1937.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Bei  H.  wurden  diese  Bilder  zur  Schule  Cranach's  gestellt;  von 
Waagen  (Bemerkungen  S.  40)  wurden  sie  für  Werke  M.  Grünewald's  erklärt,  was 
nach  dem  heutigen  Stande  der  Grünewald-Forschung  unmöglich  ist.  Scheibler  (Dr. 
Not.) :  »Sehr  frühe  eigenhändige  Bilder  des  älteren  Cranach,  in  der  Art  derer,  die 
man  eine  Zeitlang  fälschlich  dem  Grünewald  zuschrieb.«  Dankenswerte  Erörterungen 
Ed.  Flechsig's,  der  gerade  dieses  Bild  und  das  folgende  mit  Scheibler  entschieden 
für  Originale  Cranach's  erklärt,  dann  aber  vor  allen  Dingen  ein  genauer  Vergleich 
mit  der  Verlobung  der  heil.  Katharina  von  1516  im  Gothischen  Hause  zu  Wörlitz, 
haben  uns  überzeugt,  dass  diese  Bilder  in  der  Tat  Cranach  d.  ä.  selbst  zurückzu- 
geben, aber  keineswegs  besonders  früh  sind,  vielmehr-  der  Zeit  um  1516  angehören. 
So  auch  schon  Jos.  Heller,  Cranach,  2.  Aufl.  S.  61.  —  Vgl.  Flechsig,  Cr.-St.  S.  95 
und  283.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Die  heilige  Barbara.  Ganze  Gestalt  nach  links  unter  1 906  F 
blauem  Himmel.  Den  Kelch  hält  sie  in  den  von  ihrer  weissen  (1951) 
Schürze  bedeckten  Händen.     Hinter  ihr  steht  der  Turm.  0  1 

Lindenholz;  h.  1,38;  br.  0,46.  —  Inv.  1722—28,  B  261,  als  unbekanntes 
Original.  —  Kat.  1887  u.  1892 :  N.  1938.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vergleiche 
alle  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Bildnis  Herzog  Heinrich's  des  Frommen  von  1514.  Ganze,  1906  G 
etwas  nach  rechts  gewandte  Gestalt  vor  schwarzem  Grunde  in  N  3 
reichem  »Pluderanzuge«.  Der  bartlose  Fürst  trägt  rote  Bein- 
linge, rot-gold  geschlitzte  Kniehose,  ebensolches  Wams,  grün- 
gold  geschlitzten  Mantel,  eine  goldene  Halskette  und  einen 
rot- weissen  Federblurnenkranz.  Er  ist  im  Begriff  sein  Schwert  zu 
ziehen.  Hinter  ihm  steht  ein  grosser  weisser  Hund  mit  gelben 
Ohren,  der  seinen  Kopf  zähnefletschend  nach  rechts  zu  Boden  senkt. 

Von  Lindenholz  auf  Leinwand  übertragen;  h.  1,84;  br.  0,82%.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  1905  mit  Genehmigung  der  Generaldirektion  der  Eönigl. 
Sammlungen  nach  Vereinbarung  mit  der  Direktion  des  Kgl.  historischen  Museums 
von  diesem  übernommen.  —  Dass  dieses  Bild  und  das  folgende  nicht,  wie  man 
früher  behauptete,  Herzog  Albrecht  den  Beherzten  (f  1500)  und  seine  Gemahlin 
Sidonie,  sondern  den  1473  geborenen  Herzog  Heinrich  und  dessen  Gemahlin 
Katharina,  von  Mecklenburg  nach  ihrer  1512  erfolgten  Vermählung  darstellen,  ist  seit 
den  Ausführungen  J.  und  A.  Erbstein's  (Das  wahre  Bildnis  Albrecht's  des  Beherzten, 
Dresden  1873,  S.  10 — 13)  allgemein  anerkannt.  —  Als  vorzügliches  eigenhändiges 
Werk  Cranach's  von  1514  von  grosser  kunstgeschichtlicher  Bedeutung.  —  Phot.  Tamme. 

Bildnis    der  Herzogin  Katharina    von  Mecklenburg,    der  Ge-  |  gQß  \\ 
mahlin    Herzog    Heinrich's    des    Frommen.      Ganze    etwas    nach      N  3 
links  gewandte  Gestalt    in  reichem   rot  und  goldenem  Brokat- 
und  Sammetkleide,  prachtvollem  Halsschmuck  und  einem  Hütchen 
mit  mächtigem  Federputz.    Sie  legt  die  reich  beringten  Hände 


622  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

vorn  übereinander.  Rechts  vor  ihr  sitzt  ein  langhaariges, 
hinten  geschorenes  weisses  Hündchen.  Links  tritt  das  Schwert- 
ende vom  Gegenstück   hervor.     Bez.  auf   Zettel    links    unten: 


\r\& 


L  ^>R:   C 


Von  Lindenholz  auf  Leinwand  gezogen;  h.  1,84;  br.  0,82%.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  1905  aus  dem  Kgl.  historischen  Museum.  Vgl.  die  Bemerkungen 
zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

1907  Christi  Abschied  von  seiner  Mutter.    Kniestück.    Links  steht 

(1926)  der  Heiland  mit  erhobenen  Händen;    rechts  kniet 

Maria  mit  gefalteten  Händen  vor  ihm;  hinter  ihr  U . 

drei  andere  Frauen,    im  Hintergründe  eine  Berg- 
und  Waldlandschaft.     Bezeichnet  rechts  oben: 


21  b 


Lindenholz;  h.  0,86;  br.  0,60.  —  Die  Provenienzangabe 
bei  H.  irrig.  Als  Inventar-Nummer  2970  1741  aus  der  Sammlung 
Wallenstein  in  Dux.  Ein  gleiches  Bild  in  Wien,  das  Janitschek  für  das  bessere  und 
frühere  hielt,  können  wir  nur  als  Wiederholung  des  unseren  ansehen.  Das  ähnliche 
Bild  in  Schieissheim  (N.  206)  ist  in  der  Landschaft  verändert.  —  Schuchardt  n, 
N.  239,  wollte  Cranach's.Hand  nicht  in  dem  Bilde  erkennen  und  erklärte  das  Zeichen 
daher  ohne  Grund  für  falsch ;  später,  zu  426  bemerkte  er  hingegen,  Schulbilder  seien 
diese  Darstellungen  nicht,  dazu  seien  sie  zu  entschieden  selbständig.  Wir  stimmen 
mit  Scheibler,  Seidlitz  und  anderen  überein,  ein  eigenhändiges  Bild  Cranach's  in 
ihm  zu  erkennen  und  setzen  es  jetzt  in  die  Zeit  bald  nach  1516.  Vgl.  Cr.-A.  N.  75. 
Zweifel  äussert  Flechsig,  Cr.-St.  S.  106.  —    Phot.  Braun  XII,  20 ;  Tamme  ;  Bruckm. 

1908  Christus  am  Oelberg.     Der  Heiland  kniet  rechts,  nach  links 

(1917)  gewandt,  in  schauriger  Bergwildnis.      Oben    im  Halbrund  er- 
21  a     scheint  ein  Engel  mit  dem  Kreuze  zwischen  vielen  Engelsköpf- 
chen.     Links    unten    schlafen    die    drei    Jünger. 
Rechts    im    Mittelgrunde    naht    Judas    mit    den 
Häschern,  den  Heiland  zu  fassen.     Bez.  r.  u.: 


i 


ywu 


Lindenholz;  h.  0,68;  br.  0,40%.  —  Das  Bild  stammte  wahrscheinlich  aus 
dem  Nachlasse  der  Herzogin  Katharina.  Vgl.  Th.  Distel,  K.-Chr.  XXIII,  1888,  S. 
245  und  246.  Wohl  Inv.  1722,  B  148.  Erst  1852  wieder  zur  Galerie.  Daher  von 
Schuchardt  übergangen;  denn  es  mit  Schuehardt  II,  S.  53  Anm.  zu  identifizieren,  ist 


1911 


E.   Sächsische  Schule.    XVI.  Jahrhundert         623 

wegen  der  Flügel,  die  dieses  Bild  hatte,  nicht  gut  möglich.  Auch  nach  Scbeibler 
(Dr.  Not.)  eigenhändiges  Werk  der  Frühzeit  des  Meisters.  Flechsig  (Cr. -St.  S.  92) 
schreibt  es  jetzt  mit  uns  der  Zeit  um  1516  zu.  Vgl.  auch  Julius  Vogel  in  der 
Ztschrft.  f.  b.  K.    N.  F.  XVIII  (1907)  S.  224.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Adam.         Lebensgrosse       .         ~  . 

ganze  Gestalt  fast  von  vorn      Jl     3  ^      «L         P  2 

auf  schwarzem  Grunde.  Den 
Oberkörper  wendet  er  leicht 
nach  rechts,  den  Apfelzweig 
hält  er  in  der  gesenkten 
Rechten.  Rechts  der  Baum 
der  Erkenntnis.  Bezeichnet 
und  datiert  links  unten:  (j 

Lindenholz;  h.  1,70;  br.  0,69 %.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  War  schon 
in  der  Kunstkammer.  Inv.  1722,  B  248.  —  Schuchardt  II,  230.  —  Es  gehört  zu 
den  Bildern,  die  Flechsig  (Cr. -St.  S.  273),  unseres  Brachtens  ohne  genügenden 
Grund,  Hans  Cranach  zuschreibt.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Eva.     Lebensgrosse  ganze  Gestalt  nach  links  auf  schwär-  1912 

zem  Grunde.     Sie    hält   den  Apfel   in  der   erhobenen  rechten,  (1909) 

einen  Apfelzweig    in    der    gesenkten  linken  Hand.     Links  der  P  2 
Baum  der  Erkenntnis,  um  den  sich  die  Schlange  ringelt. 

Lindenholz  ;  h.  1,69 % ;  br.  0,69.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Mit  diesem  in  der 
Kunstkammer  und  im  Inv.  1722—28,  B  249.  —  Schuchardt  n,  231.  —  Phot.  Tamme. 

Christiana  Eulenau.    Halbfigur  nach  links  auf  1913 

hellblauem  Grunde,  auf  den  ihr  Schlagschatten  fällt.      l"f  5  4-      (1933) 
Sie  trägt  ein  hohes  schwarzes  Kleid,  reiche  Hals-  ^  21  a 

ketten   und  einen   flachen  Federhut.     Die  Hände 
hat   sie   vor  sich  zusammengelegt.     Bez.  r.  oben: 

Buchenholz;  h.  0,20%;  br.  0,14%.  —  Schon  im  Inventar  1722—28  (B554); 
hier  auch  der  Name  der  Dargestellten.  —  Nach  Flechsig  (Cr. -St.  S.  274 — 275)  von 
Hans  oder  gar  vom  jüngeren  Lukas  Cranach.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Ecce  Homo.  Halbfigur  fast  von  vorn  auf  schwarzem  Grunde.  1914 

Der  Dornengekrönte  hält  mit  verschränkten  Armen  eine  Rute  in  (1940) 

der  Rechten,  eine  Geissei  in  der  Linken.    Oben  links  und  rechts  21  b 
neben  seinem  Haupte  flattern  anbetende  Englein. 

Buchenholz ;  h.  0,58  % ;  br.  0,78  %.  —  Kat.  1887  u.  1892 :  N.  1917 ;  Kat. 
1896—1905 :  N.  1913  A..  —  1874  von  Herrn  Henry  Darby  Seymour  in  England. 
Ed.  Flechsig  machte  uns  darauf  aufmerksam,  dass  das  Bild  dem  1534  gemalten 
Flügelaltar  in  der  Georgenkapelle  des  Meissner  Doms,  dessen  Mittelbild  auch  die 
gleiche  Hauptfigur  zeigt,  stilistisch  am  nächsten  steht.  Auch  nach  ihm  (Cr. -St. 
S.  282)  eigenhändig.  —  Phot.  Braun  IX,  21 ;  Tamme ;  Bruckm. 


624  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

1915  Herzog  Heinrich  der  Fromme.     Lebensgrosse  ganze  Gestalt 

(1939)  nach  rechts  auf  rotem  Grunde.  Der  Herzog  ist  in  voller  Rüstung; 
0  3  von  den  Beinlingen  ist  das  rechte  schwarz  und  rot  gestreift,  das 
linke  schwarz.  Mit  beiden  Händen  stützt  er  sich  auf  sein  mäch- 
tiges Schwert.  Sein  Schatten  fällt  nach  links.  Rechts  oben  das 
Wappen.  Links  oben  die  Inschrift:  HEINRICH  HERCZOG  ZV 
SACHSSEN.  LANDGRAVE  IN  DORINGENN:  VND  MARd- 
GRAVE  ZV  MEISSENN.     Dazu: 


J 


Lindenholz;  h.  2,08^;  br.  0,89^.  —  Eigentum  der  Stadt  Dresden;  1871 
der  Galerie  zur  Aufbewahrung  übergeben.  —  Schnchardt  II,  S.  54  N.  240.  —  NaWi 
Flechsig  (Cr.-St.  S.  275)  wenigstens  »vielleicht«,  nach  uns  sicher  vom  älteren  Cra- 
nach  selbst.  —  Phot.  Braun  II,  21;  Tamme;  Brück m. 

1916  Lukretia  und  Judith.    Doppeltafel.    Linke  Seite:  Lukretia 

(1918)  lebensgross  in  ganzer  Gestalt  fast  von  vorn  auf  schwarzem 
0  2  Grunde.  Sie  ist  mit  reicher  Halskette  geschmückt  und  von 
durchsichtigem  Schleiertuche  umwallt.  Den  Kopf  wendet  sie 
leicht  nach  rechts  und  stösst  sich  mit  der  Rechten  den  Dolch 
in  die  Brust.  —  Rechte  Seite:  Judith  lebensgross  in  ganzer 
Gestalt  auf  schwarzem  Grunde,  ähnlich  angetan.  Sie  hält 
das  Haupt  des  Holofernes  in  der  gesenkten  Linken  und  stützt 
sich  mit  der  Rechten  aufs  Schwert.     Bez.  u.  rechts  und  links: 


Lindenholz;  jede  Tafel  h.  1,72;  br.  0,64.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  1909; 
Kat.  189G— 1905:  1910  A.  —  Schon  1707  aus  der  KunstkaninK-r,  Hh.  S.  287;  dann 
wieder  1725  aus  der  Kunstkammer  (Inv.  1722—28,  B  251  u.  252).  —  Schuchardt  II, 
232  u.  233.  Wegen  der  liegenden  Flügel  nicht  vor  1537,  wegen  ihrer  Malweise 
wahrscheinlich  nach  1540  entstanden.  —  Phot.  Braun  I,  24;  Tamme;  Bruckm. 


E.   Sächsische  Schule.    XVI.  Jahrhundert         625 

Adam  und  Eva.     Doppeltafel.     Linke    Seite:    Adam  in  1916   A 
ganzer  Gestalt,  nach  rechts  gewandt,  greift  mit  der  erhobenen  (1919) 
Linken  an  seinen  Kopf  und  hält  in  der  gesenkten  Rechten  den      0  2 
Apfel.    Eechts  der  Baum  der  Erkenntnis.  —  Rechte  Seite: 
Eva  in  ganzer  Gestalt,  nach  rechts  gewandt,  von  langem  blonden 
Haar  umwallt,  hält  den  Apfel  in  der  erhobenen 
Rechten,    einen  Apfelzweig    in    der  Linken. 
Hinter  ihr  liegt  ein  Hirsch.     Im  Hintergründe 
Waldbäume  unter  blauem  Himmel.    Links  der 
Baum  der  Erkenntnis,  um  den  sich  die  Schlange 
geringelt  hat.     Bezeichnet  rechts  unten: 

Lindenholz;  jede  Tafel  h.  1,71;  br.  0,63.  —  Kat.  1887  n.  1892:  N.  1910; 
Kat.  1896—1905  :  1916B.  —  1725  aus  der  Kunstkanimer.  Inventar  1722—28,  B 
250  und  253.  Schuehardt  II,  228  und  229.  Wegen  der  liegenden  Flügel  nicht  vor 
1537  entstanden.  —  Phot.  Braun  IV,  21;  Hanfst.  ;  Tamme;  Bruekm. 

Ein  nacktes  Knäblein.     Es  liegt    nach  links  gewandt  auf    1917 
schwarzem  Grunde  an  grünem  Kissen.  (1932) 

Eichenholz;  h.  0,39;  br.  0,25%.  —  1861  aus  dem  Vorrat ;  vorher  nicht  nach-        0   2 
gewiesen.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  1920;  Kat.  1896-1905:  1916 C.  —  Wohl  eigen- 
händige Studie  des  Meisters.     So  auch  Scheibler  (Dr.  Not.).  —  Phot.  Tamme  ;  Bruekm. 

II.    Bilder  aus  der  Werkstatt  des  älteren  Cranach 

Dr.  Martin  Luther.     Halbfigur    nach    rechts    auf  grünem    1918 
Grunde.     Luther   trägt   einen   schwarzen  Rock,    eine  schwarze  (1934) 
Kappe.     Er  hält  in  beiden  Händen   vor  sich  die  Bibel.     Bez.      21  a 
rechts  oben:  Obdormivit  in  ano  1546  :  10.  Feh.  Aetatis 
suae  63.    Darunter:  1532  .  etatis  sue  45.   Mit  Ausnahme 
der  Jahreszahl  1532  ist  die  Inschrift  später  hinzugefügt. 

Eichenholz;  h.  0,18%;  br.  0,15.  —  1622  aus  dem  Nachlasse  des  Baumeisters 
Nosseni;  1707  aus  der  Kunstkammer;  Hh.  S.  252  und  S.  287.  —  Inv.  1722—28, 
B  569.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  Beide  früher  als  eigenhändig.  Dagegen  mit 
Recht  Ed.   Flechsig  (Cr. -St.  S.  262).  —  Phot.  Braun  IX,  20;  Tamme;  Brnckm. 

Philipp  Melanchthon.     Halbfigur    nach    links    auf  grünem    1919 
Grunde.    Schwarzer  Rock;  keine  Kopfbedeckung;  braunes  Haar;  (1935) 
vorn  zusammengelegte  Hände.  Bez.  links :  Obdormivit  in  ano     21  a 
1560  .  19  .  Aprilis  .  etatis  sue  63  et  63  dierum.    Dazu 
rechts:  1532  .  etatis  sue  30. 

Eichenholz;  h.  0,18%;  br.  0,15.  —  1622  aus  Nosseni  's  Nachlass ;  Hh.  S.  252. 
—  Inventar  1722 — 28,  B  553.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Vergl.  die  Bemerkungen 
zu  diesem.  —  Phot.  Braun  XI,  15;  Tamme;  Bruekm. 

40 


626  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

1922  Kurfürst  Friedrich  der  Weise.     Brustbild    nach  rechts  auf 

(1938)  hellblauem  Grunde.     Der    grauhaarige  und  grau- 

21  a     bärtige  Fürst  trägt   einen    schwarzen  Mantel  mit  l  f    5? 
breitem    braunen    Pelzbesatz.      Rechts    oben    die  <»L 

Inschrift:    $m&ridj    ber  brttte,    Cfyurfürft    unb        'vv% 
l^er&og  3U  Sadrfen.     Bez.  und  datiert  links: 

Buchenholz;  h.  0,13;  br.  0,14.  1707  aus  der  Knnstkammer;  Hh.  S.  287; 
1722  in  der  Schlosskirche  nach  Inv.  1722,  A  1355.  Die  Nummer  stand  dranf. 
Später  wohl  verkauft.  1857  aus  Steinla's  Sammlung  zurückerworben.  —  Das  Bild 
ist  für  die  eigene  Hand  des  Meisters  nicht  fest  genug  behandelt.  Es  ist  eine  der 
Wiederholungen,    die  zu  Dutzenden    aus    der  Wittenberger  Werkstatt    hervorgingen. 

I922A  Margaretha  von  Ponickau.   Halbfigur  nach  links  auf  hell- 

(1936)  blauem  Grunde.     Sie  trägt  ein  schwarzes  Kleid  mit  goldbraunem 

P  3      Litzenbesatz,  reichen  Halsschmuck,  Haarnetz  und  Schleier.     Ihre 

Arme  hält  sie  gekreuzt  vor  sich.    Bezeichnet  oben :  MARGRETA 

V.  PONICKAU  GEWESENE  IN  CHVRFVRSTIN  SIBILLEN 

FRAVNTZIMMER.     Dazu: 


i  r  y  6 


Lindenholz;  h.  0,52;  br.  0,34.  —  Inv.  1722—28,  B.  107.  Vgl.  Hh.  S.  287. 
—  Kat.  1887  und  1892:  N.  1914  und  als  eigenhändig.  Wir  stimmen  jedoch  Flechsig 
zu,  dass  weder  die  Bezeichnung  noch  die  Malweise  auf  Cianach's  eigene  Hand 
schliessen  lassen  und  dass  das  Zeichen  vor  der  Jahreszahl  als  Mongramm  eines 
unbekannten  Künstlers  aus  der  Werkstatt  Cranach's  gedeutet  werden  muss.  —  Phot. 
Tamme;  Bruckm. 


1923  Die  Tochter  der  Herodias 

(1921)  vor    lnren    Eltern.      Kniestück. 

Myiau     Herodes    und    Herodias    sitzen 

an  gedeckter  Tafel.    Vor  ihnen 

steht   ihre  Tochter.     Sie    hält 


I  S 


t> 


die  Schüssel    mit  dem  Haupte 

des   Täufers    auf   der    Linken,  ^ 

ein    Messer    in    der    Rechten. 

Vorn    rechts    trägt  ein  Diener 

Früchte  auf.    Bez  rechts  oben: 


E.    Sächsische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         627 

Lindenholz;  h.  0,82}^;  br.  1,21.  —  Nicht  Inv.  1722,  B  378,  wie  H.  annahm, 
da  die  Maasse  hierzu  nicht  stimmen ;  vielmehr  erst  nach  1741  aus  der  Kunstkammer 
zur  Galerie.  —  Schon  bei  Schuchardt  II,  S.  43,  mit  Recht  nur  als  Werkstattbild. 
Vielleicht  jedoch  das  ebenda  I  S.  121  erwähnte,  1537  dem  Wittenberger  Maler  be- 
zahlte Bild  mit  der  Historie  von  Johannes  dem  Täufer.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Mylau. 

Christus  segnet   die   Kinder.      Halbfigurea    auf  schwarzem    1924 
Grunde.    Christus  steht,  nach  rechts  gewandt,   mit  segnend  er-  (1910) 
hobener  Rechten  inmitten  der  Mütter  und  Kinder.     Ganz  vorn      0  2 
in  der  Mitte  hält  eine  von  hinten  gesehene  Frau  ihr  Jüngstes 
im  linken  Arm  und  zieht   mit    der  Rechten  ein  etwas  älteres 
Mädchen    nach    sich.     Rechts    stehen    die  Apostel.     Oben  die 
Inschrift.     VND    SIE    BRACHTEN    KINLEIN    (sie)    ZV  IM 
DAS    ER    SIE    ANRVRETE.     MARCUS    AM  X.     Dazu  be- 
zeichnet und  datiert: 


Jf3"8 


Lindenholz;  h.  0,83  ;  br.  1,20%.  —  Wohl  das  Bild,  das  am  10.  November  1677 
zur  Knnstkammer,  nach  1741  zur  Galerie  kam.  Das  tüchtige  Bild  ist  in  der  Durch- 
führung nicht  fein  genug  für  Cranach  selbst.  Es  ist  eine  Werkstattwiederholung 
nach  einem  früheren  Bilde  des  Meisters.  Das  beste  eigenhändige  Exemplar,  das  von 
1529  datiert  ist,  besitzt  die  Stadtkirche  zu  Naumburg.  —  Phot.  Braun  III,  21 ;  Bruckm. 

Die  Predigt  des  Täufers.     Johannes  steht  links  auf  einem    1925 
Baumstumpf.     Den    übrigen  Vordergrund  füllt  das  lauschende  (1911) 
Volk:  links  gepanzerte  Krieger,  rechts  vorn  Herren  in  bürger-     Döbein 
licher  Tracht,  hinter  ihnen  Reiter.     Im  Hintergrunde  Tannen- 
wald.   Oben  halblinks  ein  grosser  Zettel  mit  der  Inschrift  (in 
gotischen  Buchstaben):  £uce:  am  III  Ca:  3t  fyoff  unb  friegs» 
leute  last  eud?   an   eur  befolbung 
benugen  tmb  befd)tr>ert  nod?  über*  j     >^*  ^ 

fefct   niemanbs     unb    ftoan&et   ben 
leuten  nit  bas  tfyre  ab.   3m  lefeten 
33ud)  2TCoffi  am  XVI  Ca:  T>an  a>er 
fcfyanfun  annimt  fan  nit  einem  tr>ie       /\i  1/T^ 
bem  anbern  bas  Hed)t  »nb  bte  roaEjr«  Q) 

tjait  ariberfafyren  laffen.    Dazu  bez. : 

40' 


628  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

Lindenholz;  h.  0,72%;  br.  1,20%.  —  Nach  H.  1710  ans  Leipzig.  Nach  dem 
Inventar  der  Kunstkaminer  von  1741  jedoch  am  20.  November  1657  zur  Knnstkammer, 
später  zur  Galerie.  —  Ein  ähnliches  Bild  in  der  Braunschweiger  Galerie  ist  von 
1549  datiert  und  zeigt  schon  die  Hand  des  jüngeren  Cranach.  —  Schuchardt  II,  236 
erklärt  nnser  Bild  für  eigenhändig;  III,  S.  148,  N.  38  aber  nimmt  er  dies  zurück. 
In  der  Tat  erscheint  es  zu  schwer  in  der  Durchführung  für  die  eigene  Hand  des 
Meisters.  —  Phot.  Bruckm.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Döbeln. 

1926  Christus  und  die  Ehebrecherin.   Halbfiguren  auf  schwarzem 
(1922)  Grunde.     Die  Ehebrecherin  steht  rechts;  der  Heiland  steht  in 

0  2      der  Mitte,    umfasst  ihr  rechtes  Handgelenk  mit  seiner  Linken 
und  deutet    mit    der  Rechten    lebhaft    auf  sie 
zurück,    während  er    sich  dem  hässlichen,    ge-         — ^^ 
harnischten  Manne   zuwendet,    der    links    vorn         p+Jv 
mit  Steinen  im  Hut  zum  Wurfe  bereit  dasteht.         "  **  V«' 
Bez.  links  oben:  ^ 

Lindenholz;  h.  0,83%;  br.  1,20%.  —  Kam  am  20.  November  1657  zur  Kunst- 
kammer; befand  sich  nach  luv.  1722,  A  1295,  später  in  der  katholischen  Kirohe, 
kam  erst  nach  1741  zur  Galerie.  Schon  von  Schuchardt  II,  S.  44,  nur  als  Werk- 
stattbild bezeichnet.  Doch  ist  es  so  klar  und  fest  in  der  Durchführung,  dass  eine 
eigenhändige  Beihilfe  des  Meisters  nicht  ausgeschlossen  erscheint.  —  Phot.  Bruckm. 

1927  Christus  segnet  die  Kinder.     In  der  Mitte  steht  der  Heiland 
(1912)  in  ganzer  Gestalt,  nach  rechts  gewandt.    Er  herzt  ein  Kiudlein, 

Mylan  das  er  auf  seinen  linken  Arm  genommen,  und  legt  die  Rechte  auf 
ein  anderes,  das  dessen  vor  ihm  stehende  Mutter  ihm  darreicht. 
Links  stehen  die  Apostel.  Oben  in  der  Mitte 
ein  weisser  Zettel  mit  der  Inschrift:  VND 
SIE  BRACHTEN  KINDLIN  ZV  IM  DAS  ER 
SIE  ANRVRETE.  MARCVS  AM  X.  .  Da- 
runter die  Bezeichnung: 

Lindenholz ;  h.  0,83 ;  br.  1,22.  —  Am  20.  November  1657  zur  Kuustkammer, 
nach  1741  zur  Galerie.  Vergl.  Inventar  1722,  B  159.  —  Erst  1860  oder  1861  aus 
dem  Vorrat.  —  Schon  von  Schuchardt  II,  S.  44,  mit  Recht  nur  als  Werkstattbild.  — 
1904  ans  Rathans  zu  Mylau. 

1928  Salomo's  Götzendienst.     In  schlichtem  Zimmer  steht  links 
(1920)  auf  mehrfach  gestuftem  Sockel    das   bemalte  weibliche  Götzen- 

Döbein  foüci.  Salonion  kniet  anbetend  vor  dem 
Bilde.  Hinter  ihm  stehen  fünf  seiner 
Frauen  in  der  Modetracht  der  Zeit  Cra- 
nach's.     Bez.  unter  Salomon's  Fuss:  "^ C^  w  v^--^ 

Lindenholz;  h.  0,74;  br.  1,20*/».  —  Kam  am  20.  Novomber  1657  zur  Kunst- 
kammer, erst  nach  1741  zur  Galerie.  —  Schon  von  Schuchardt  II,  S.  43,  mit  Recht 
nur  als  Werkstattbild  bezeichnet.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Döbeln. 


E.   Sächsische  Schule.    XVI.  Jahrhundert        629 

Samson  und  Delila.     Hechts   vorn  sitzt  Delila  unter  dem     1929 
Baum.     Das   Haupt   Samson's,    der   als    geharnischter  Ritter,  (1915) 
doch  barfuss,  dargestellt  ist,  ruht  in  ihrem  ^3i_  P  1 

Schoosse.  Sie  ist  im  Begriffe,  ihm  die  Haare 
abzuschneiden.  Im  Hintergrunde  auf  schroffer 
Felsenhöhe  eine  Festung.  Bezeichnet  vorn 
am    Eselskinnbacken : 

Lindenholz;  h.  0,74%;  br.  1,21.  —  Nach  H.  1740  aus  Leipzig;  nach  dem  Inv. 
der  Kunstkammer  von  1741  jedoch  schon  am  20.  November  1657  erworben,  später 
zur  Galerie.  Schon  bei  Schuchardt  II,  S.  43,  mit  Recht  nur  als  Werkstattbild.  — 
Phot.  Bruckm. 

David  und  Bathseba.     Batliseba  sitzt,  reich  gekleidet,  von    1930 
vier  Mägden  umgeben,  rechts  am  Wasser.  (1916) 

Die  im  Wasser  stehende  Magd  trocknet  ihr  ^^^d_        P  1 

das  linke  Bein.     Links  schaut  David  vom  ■^flfTn~~ 

Balkon  seines  Palastes  herab.     Bez.  links  A 

in  der  Mitte:  " 

Lindenholz;  h.  0,74;  hr.  1,21.  —  Am  20.  Novemher  1657  zur  Kunstkammer ; 
nach  1741  zur  Galerie.  —  Schon  bei  Schuchardt  LI,  S.  43,  mit  Recht  nur  als  Werk- 
stattbild.  Immerhin  gehört  es  zu  den  besten  derselben  und  lässt  eine  Mitwirkung 
deB  Meisters  nicht  ausgeschlossen  erscheinen.  —  Phot.  Bmckm. 

Fünfteiliger  Altar.     1.  Hauptbild.    Die  Ausstellung  Christi.    1932 
Oben  wird  Christus  dem  Volke  dargestellt,  das  rechts  unten  mit  (1928) 
erhobenen  Händen  sein  »Kreuzige!«  ruft.     Links  unten  werden      P  1 
die  beiden  Verbrecher  aus  dem  Gefängnis  entlassen.  —  Darunter 
eine  Tafel  mit  vier  kleinen  Darstellungen,  nämlich  2.  die  Geburt 
Christi.     3.  Die  Anbetung  der  Könige.     4.  Jesus  im  Tempel. 
5.  Die  Flucht  nach  Aegypten. 

Lindenholz;  h.  1,2072  ;  br.  0,47.  —  1861  aus  dem  Vorrat;  vorher  nicht  nach- 
gewiesen. Die  fünf  Stücke  sind  in  unserem  Jahrhundert  willkürlich  zusammen- 
gesetzt. Vielleicht  sind  sie  einzeln  unter  den  Bildern  zu  erkennen,  die  sich  nach 
Schuchardt  II,  S.  53  Anm.  1814  im  Landschaftsbause  zu  Dresden  befanden  und  aus 
dem  Schlosse  zu  Torgan  stammten.  Die  vier  unteren  Bilder  sind  von  anderer  Hand 
als  das  Mittelbild.  N.  3,  die  Anbetung  der  Könige,  ist  eine  Werkstattkopie  nach 
dem  grösseren  Bilde  der  Gothaer  Galerie.  Die  Untersuchung  dieser  Umstände  hat 
Kd.  Flechsig  angeregt. 

Christi  Gefangennehmung  und  Wiedererscheinung.     Links  die    1933 
Gefangennahme  Christi.   Petrus  ist  im  Begriffe,  dem  Mal chus  das  (1929) 
Ohr  abzuhauen.    Rechts  vorn  erscheint  der  auferstandene  Heiland      P  3 
mit  dem  Kreuzesbanner  vor  seiner  Mutter,  die  rechts  am  Gebet- 
pulte ^  kniet  und  sich  erstaunt  nach  ihm  umwendet. 


630  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

Lindenholz;  h.  0,39%;  br.  0,35.  —  Erst  1861  ans  dem  Vorrat.  1741  noch 
in  der  Kunstkammer.  Schwaches  frühes  Werkstatthild  aus  zwei  ursprünglich  nicht 
zusammengehörigen  Tafeln  willkürlich  zusammengesetzt.    So  auch  Scheibler  (D.  Not.). 

1934  Die  Auferweckung  des  Lazarus.  Links  vom  entsteigt  Lazarus 
(1924)  der  Gruft,  Ein  kahlkopfiger  Alter  ist  ihm  behilflich.  Rechts  steht 
Chemnitz  Christus.    Vor  ihm  knieen  die  beiden  Schwestern  des  vom  Tode 

Erweckten.     Im  Mittelgründe  viele  Zuschauer. 

Lindenholz;  h.  1,20;  br.  0,8272-  —  Erst  nach  1741  aus  der  Knnstkammer  zur 
Galerie.  —Schon  bei  Schuchardt  II,  S.45  mit  Recht  nur  alsWerkstattbild.  —  Phot.  Bruckm. 

1935  Die  Darstellung  im  Tempel.  Kniestück.  Rechts  steht  Maria 
(1923)  und  hält  ihr  Kind  über  den  Tisch.     Links  steht  anbetend  der 

0  2  Priester,  neben  dem  vorn  ein  Tempeldiener  ein  Räucherfass 
schwingt.  Zwischen  dem  Priester  und  Maria  stehen  Anna  und 
Josef;  rechts  und  links  verschiedene  Nebenfiguren. 

Lindenholz;  h.  0,83%;  br.  1,20. —  Kam  am  20.  November  1657  zur  Kunst- 
kammer, erst  nach  1741  zur  Galerie.  —  Schon  bei  Schuchardt  II,  S.  43,  mit  Recht 
nur  als  Werkstattbild.  —  Phot.  Bruckm. 

1 936  Drei  Paare.  Kniestück  auf  schwarzem  Grunde.  An  einem 
(1981)  Tische,  auf  dem  ein  Teller  mit  Früchten  steht:  links  der  Alte 

0  3  mit  der  Jungen,  die  ihm  den  Geldbeutel  nimmt,  während  sie 
ihn  liebkost;  in  der  Mitte  der  Junge  mit  der  Alten,  die  ihn 
bezahlt;  rechts    das   junge  Paar  in    lebhafter  Unterhaltung. 

Buchenholz;  h.  0,73%;  br.  1,21%.  —  Am  20.  Novbr.  1657  zur  Kunstkammer, 
später  im  Vorrat,  erst  1861  zur  Galerie.  —  Nicht  mit  den  beiden  kleinen  schmalen 
Bildern  zu  identifizieren,  die  am  26.  Novbr.  1658  zur  Knnstkammer  kamen ;  Hh. 
S.  287.  —  Recht  rohes  Werkstattbild. 

Nachfolger  Lukas  Cranach  d.  ä. 

1 939  Judith.     Kniestück  nach  links  auf  schwarzem  Grunde.    Vor 

(1958)  der  Jüdin  im  roten  Federhut  steht  ein  Tisch,  auf  dem  sie  mit 
0  3     der  Linken  das  Haupt  des  Holofernes  festhält,  während  sie  das 

Schwert  in  der  Rechten  erhebt. 

Lindenholz;  h.  0,20:  br.  0,16. — Nach  1741  aus  der  Knnstkammer.  Das  Mild 
zeigt  nur  einen  gewissen  Schulzusammenhang  mit  danach. 

1940  Kaiser  Heinrich  II.     Nach  rechts  gewandt.     Gekrönt  und  in 

(1959)  reichem  Ornate,  hält  er  in  der  Rechten  das  Szepter  und  legt 
P  2     die  Linke  ans  Dach  der  rechts    neben  ihm    stehenden  Kirche. 

I.indenholz;  h.  0,60;  br.  0,32.  —  Am  30.  Dez.  1665  durch  Moritz  Hahnen, 
Amtshauptmann  zu  Petersberg  bei  Halle,  an  Johann  Georg  IL  ;  damals  als  Kaiser 
»llenricus  Sanctus«  bezeichnet;  später  in  der  Kunstkammer.  —  Das  Bild  gebort 
vielleicht  der  Frühzeit  der  Cranach'schen  Werkstatt  an. 


E.   Sächsische  Schule.    XVI.  Jahrhundert         631 

Lukas  Cranach  der  jüngere 

Geb.  zu  Wittenberg  den  4.  Oktober  1515;  gest.  zu  Weimar,  wo- 
hin er  wegen  der  Pest  geflüchtet  war  (vgl.  F.  Warnecke,  Lucas 
Cranach  d.  ä.,  Görlitz  1879,  S.  29),  den  25.  Januar  1586.  Schüler 
seines  Vaters  Lukas  Cranach  d.  ä.  und  dessen  Nachfolger  in  den 
städtischen  Aemtern  wie  in  der  Malerwerkstatt. 

Natürlich  müssen  zunächst  die  nach  1553,  dem  Todesjahre  seines  Vaters, 
datierten  und  bezeichneten  Bilder,  soweit  sie  nicht  nur  der  Werkstatt  angehören, 
dem  jüngeren  Cranach  zugeschrieben  werden;  doch  war  dieser  längst  vor  diesem 
Zeitpunkte  in  der  Wittenberger  Werkstatt  tätig,  und  da  sich  seine  weichere, 
flüssigere,  in  manchen  Beziehungen  anch  flanere  Vortragsweise  sehr  wohl  von  der- 
jenigen seines  Vaters  und  derjenigen  anderer  Mitschüler  nnterscheiden  lässt,  so  ist 
es  doch  möglich,  dem  jüngeren  Cranach  eine  Keihe  von  bezeichneten  Gemälden  zu- 
zuschreiben, die  eine  frühere  Jahreszahl  als  1553  zeigen. 

Elias  und  die  Baalspriester.     Der  Prophet  steht  in  der  Mitte     1 94 1 
des  Bildes  nach  links  gewandt.    Links  der  Altar,  dessen  Rauch  (1930) 
von  heller  Flamme  in  mächtigen  Wolken   gen  Himmel  zieht.      0  3 
Rechts  der  Altar,  dessen  Opfer  nicht  brennt,  umtanzt  von  den 
Baalspriestern.     Viel  Volk  im  Mittelgrunde.     Im  Hintergrunde 
ein  breiter  Fluss,    an    dessen    Ufer    die  Baalspriester   getötet 
werden.     Bez.  rechts  am  Altar: 


4-.JT 


Lindenholz;  h.  1,27^;  br.  2,42.  —  Erst  1861  aus  dem  Vorrat.  Doch  wohl 
1651  aus  dem  Naehlass  der  Herzogin  Katharina  (Th.  Distel  K.-Chr.  XXTTT,  1888, 
S.  245).  Jedenfalls,  wie  Ed.  Flechsig  uns  nachgewiesen,  noch  1806  (Füssli,  Allgem. 
Künstlerlexikon  n,  S.  931)  in  der  katholischen  Hofkirche  zu  Dresden.  Ebenso  (doch 
schwerlich  mehr  aus  eigener  Anschauung)  noch  Jos.  Heller,  Lukas  Cranach's  Leben. 
2.  Aufl.,  Nürnberg  1854,  S.  62 — 63.  —  Dieses  Bild  ist,  wie  seine  deutliche  Jahres- 
zahl beweist,  noch  zu  Lebzeiten  des  älteren  Cranach  gemalt,  dem  es  früher  zuge- 
schrieben wurde.  Vom  alten  Cranach  selbst  aber  rührt  es  offenbar  nicht  her ;  man 
würde  es  im  allgemeinen  als  Werkstattbild  bezeichnen  müssen,  wenn  nicht  die 
breitere,  weichere,  aber  doch  sichere  Hand,  sowie  der  bräunliche  Farbenton  des 
jüngeren  Cranach,  der  das  Bild  eben  in  der  Werkstatt  seines  Vaters  gemalt  hat,  in 
ihm  zu  erkennen  wären.  So  zuerst  Scheibler  (Dr.  N.).  Flechsig  macht  darauf  auf- 
merksam, dass  von  den  beiden  links  unten  dargestellten  bärtigen  Männern  der 
ältere  Lukas  Cranach  den  älteren  darstellt.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 


632  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

1942  Die  Kreuzigung.  In  der  Mitte  das  hohe  Kreuz,  an  dem 
(1925)  der  Heiland  hängt.  Links  und  rechts  die  beiden  Kreuze  mit  den 
Chemnitz   Schachern.     Im  Vordergründe  und  Mittelgrundc^viel  Volk,  aus 

dem  die  Lanzen  der  Kriegsknechte  emporstarren.     Links  vorn 

Maria  ohnmächtig  in  Johannes'  Armen,    |      £/    /\  j     f^ 

von    vier    Frauen    unterstützt.      Rechts    I    J         jT     vJ 

vorn  die  geharnischten  Söldner,    die  sich 

um   den    Rock    des    Heilands    streiten. 

Bezeichnet    und    datiert    am    Kreuzes- 

stamm:  tfQ 

Lindenholz;  h.  1,20;  br.  0,71%.  —  Schon  zur  Zeit  des  Inv.  1722  (A  1289) 
in  der  Galerie.  —  Bei  H.  als  Cranaoh  d.  ä.,  was  hei  seiner  frageweisen  Lesart  der 
Jahreszahl  (1563)  unmöglich  gewesen  wäre.  Wenn  nun  auch  die  richtige  Jahreszahl 
1546  die  Urheberschaft  des  älteren  Cranach  noch  zuliesse,  so  zeigt  jedoch  dieses  Bild 
schon  die  Technik  und  Färbung  der  Frühzeit  des  jungen  Cranach.  Wir  halten  es 
daher  für  ein  eigenhändiges  Werk  dieses  Meisters  aus  der  Werkstatt  seines  Vaters. 
So  zuerst  Scheibler  (Dr.  Not.).  —  Phot.  Tamme;  Brnckm. 

1 943  Der  schlafende  Herkules  und  die  Pygmäen.  Der  halbnackte 
(1913)  Held,  dessen  Keule  zwischen  seinen  Knieen    ruht,  schlummert 

P  2  rechts  auf  einem  Steine  unter  einem  Baume.  Von  links  kommen 
die  kleinen  Pygmäen  herbei,  um  ihn  mit  Schwertern,  Lanzen, 
Hellebarden,  Büchsen  und  Bogen  zu  Leibe  zu  gehen.  Ein  Pfeil 
steckt  bereits  im  Bart  des  Herkules.  Zwei  Pygmäen  sind  im 
Begriffe,  ihm  den  rechten  Fuss  abzusägen;  ganz  rechts  hat 
einer  gar  eine  Leiter  angelegt,  um  zu  ihm  hinaufzugelangen. 
Hinten  im  Walde  laufen  Hirsche  und  zieht  links  ein  Trupp 
Satyrn.     Links  auf  der  Höhe  eine  Stadt.     Bez.  rechts  a.  Felsen: 

Leinwand;  h.  1,89;  br.  2,59.  —  Befand  sich  zur  Zeit  des  Inventars  1722— 28, 
A  1338,  auf  der  »grossen  Treppe«.  —  1861  aus  dem  »Vorrat».  —  Als  Gegenstand 
wurde  früher  >der  schlafende  Waldriege  und  die  Zwerge«  angegeben.  Die  ger- 
manischen Sagen8toft"e  lagen  jener  Zeit  jedoch  ferner  als  (iie  griechischen.  Wie  in 
den  zahlreichen  Cranachischen  i  Parisurteilen«  ist  vielmehr   mit  Scheibler  auch  hier 


E.    Sächsische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         633 

die  Darstellung  der  antiken  Sage  in  modernem  Gewaride  anzunehmen,  umsomehr,  da 
diese  Sage  mit  dem  angeblichen  deutschen  Märchen  ziemlich  genau  übereinstimmt. 
Vgl.  Preller,  Griechische  Mythologie  DJ.  Aufl.  1875  S.  219.  —  Bei  H.  unter  den 
Werken  des  älteren  Cranaoh ;  dass  es  in  Wirklichkeit  ein  Werk  des  jüngeren  ist,  be- 
merkten schon  Schuchardt  (IT,  S.  46)  und  Waagen  (Bemerkungen  S.  40)  zu  dem 
folgenden,  seinem  Gegenstücke,  das  ihnen  allein  bekannt  war,  da  das  unsere  erst 
1861  dem  Vorrate  entnommen  •wurde.  In  der  Tat  zeigen  beide  Bilder  in  charakte- 
ristischer Weise  die  frühere  Art  des  jüngeren  Cranach.  So  auch  Scheibler  (Dr.  Not.). 
—  Uebrigens  befand  sich  der  alte  Cranach  ja  auch  1551,  als  diese  Bilder  gemalt 
wurden,  gar  nicht  in  Wittenberg,  sondern  in  Augsburg.   —  Phot.  Tanim;  Bruckm. 

Der  erwachte  Herkules  und  die  Pygmäen.    Fortsetzung  des    1944 
vorigen  Bildes.     Nach    links    gewandt   steht  Herkules  da  und  (1914) 
haut  mit  erhobener  Keule  auf  die  auseinanderstiebenden  Zwerge      P  2 
ein,  von  denen  er  einen,  den  er  gepackt  hat,  in  der  gesenkten 
Rechten  hält.    Andere  liegen  tot  am  Boden,  nur  wenige  haben 
den  Mut,  ihm  noch  die  Beine  zu  zwicken.     Links  im  Mittel- 
grunde  trägt   der  Sieger  ein  Bündel  Zwerge  auf  dem  Rücken 
davon.     Im    Hintergrunde    Hirsche,    Bären    und   Jäger.     Bez. 
und  datiert  in  der  Mitte  am  Baumstamme: 


Lindenholz ;  h.  1,88 ;  br.  2,61.  —  Befand  sich  zur  Zeit  des  Inventars  1722 
bis  1728,  A  1339,  auf  der  »grossen  Treppe«.  —  1861  aus  dem  »Vorrat«.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.     Vgl.  alle  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Kurfürst    Moritz   von    Sachsen    und    seine    Gemahlin  Agnes.    1945 

Halbfiguren  auf  grauem  Grunde.  Der  Fürst  zur  Linken,  die  (1942) 
Fürstin  zur  Rechten.  Vorn  eine  weisse  Brüstung,  auf  der  beider  21  b 
Hände  ruhen.  Der  blonde  kurzbärtige  Fürst  hält  seine  Hand- 
schuhe in  der  Linken,  trägt  einen  schwarzen  Mantel  über 
weissem  Wamms  mit  rotem  Aermel  und  eine  niedrige  Mütze. 
Die  Fürstin  ist  schwarz  gekleidet  und  trägt  eine  ähnliche 
Kopfbedeckung.  Zwei  lange  Inschriften  bezeichnen  die  dar- 
gestellten Persönlichkeiten;  auf  lateinisch  den  Fürsten,  auf 
deutsch  die  Fürstin,  dazu  Bibelverse.  Die  Hände  beider  ragen 
in  die  Inschriften  herein.     Bezeichnet  links  oben: 


634  Deutsche  Schulen.    XVI.  Jahrhundert 

^5S 


r^h 


Lindenholz;  h.  0,44;  br.  0,66V2.  —  Inventar  1722,  A  1369.  —  Phot.  Bruckm. 

1946  Die  Kreuzigung.     In    der    Mitte,    von    vorn    gesehen,    das 
(1941)  Kreuz  Christi;  zu  beiden  Seiten,  schräg  zu  jenem  gestellt,  die 

0  2  Kreuze  der  Schacher.  Unter  den  Kreuzen  zahlreiches,  zum  Teil 
berittenes  Kriegsvolk,  dessen  Lanzen  im 
Mittelgrunde  gen  Himmel  starren.  Links 
vorn  fällt  Maria  in  Ohnmacht,  von  Johannes 
und  einer  der  vier  Frauen  unterstützt.  Rechts 
vorn  streiten  die  Kriegsknechte  sich  um  den 
Rock  des  Heilandes.  Bezeichnet  unten  in  "\  rf  *7*7 
der  Mitte  an  der  Pulverflasche:  J  3  /J 

Lindenholz;  h.  1,74;  br.  1,26.  —  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Zn  Inv.  1722ff., 
B  246,  stimmen  die  Maasse  nicht.  —  Phot.  Tamme ;  Brnckm. 

1947  Kurfürst  August  ohne  Kopfbedeckung.     Brustbild  fast  von 

(1943)  vorn  auf  braunem  Grunde.     Der  blonde,  rotbärtige  Fürst  trägt 
21  b     ein  weisses  Hemd  mit  goldenen  Knöpfen  und  einen  schwarzen, 

reich  mit  braunem  Pelz  besetzten  Rock. 

Pappe;  h.  0,40%;  br.  0,32%.  —  Wohl  1707  aus  der  Kunstkammer.  Hh. 
S.  287.  —  Zuerst  im  Katalog  1835.  —  Ausgezeichnetes  eigenhändiges  Werk  des 
Meisters,  doch  an  allen  Seiten  angestückt.  —  Phot.  Braun  X,  16;  Phot.  Ges.; 
Hanfst.;  Bruckm. 

1948  Kurfürst  Moritz  von  Sachsen.   Ohne  Kopfbedeckung.   Brust- 

(1944)  bild  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     Der  blonde,  kurz  bärtige 
21  b     Fürst   trägt    über   dem   schwarzen   Rock   eine   goldene   Kette, 

einen  weissen  Kragen  und  einen  braunen  Pelz. 

Papier;  h.  0,40%;  br.  0,32%.  —  1707  aus  der  Kunstkaramer  als  Cranach ; 
Hh.  S.  287.  —  Im  Inv.  1722,  A  309,  als  Dürer.  Eines  der  schönsten  Werke  des 
jüngeren  Cranaeh;  doch  an  allen  Seiten  angestückt.  —  So  auch  schon  H.  —  Phot. 
Braun  VIII,  22;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Bruckm. 

I948A  Kurfürst   Joachim   II.   von    Brandenburg.     Skizze   des    fast 

(1937)  von  vorn  gesehenen  Kopfes  auf  weissem  Grunde.    Bez.  rechts: 
21  b 


Info 


E.    Sächsische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         635 

Pappe;  h.  0,40%;  br.  0,35%.  —  Kat.  1887—1902  als  N.  1916.—  Als  Werk 
Dürers  im  Inventar  1722,  A  170.  —  Bisher  Lukas  Cranach  d.  ä.  zugeschrieben. 
So  schon  bei  H.;  so  Scheibler,  Dr.  N.;  so  früher  auch  Flechsig  und  dieser  Katalog. 
Einen  gewissen  Zweifel  äusserte  der  Verfasser  Cr.-A.  N.  96 ;  »wahrscheinlich  vom 
jüngeren  Cranach«  sagte  Flechsig  Cr.-St.  S.  280.  Der  Dargestellte  wurde  schon 
im  Inv.  1722  als  »Churfürst  von  Brandenburg«,  später  als  Markgraf  Georg  bezeichnet. 
Dass  es  in  Wirklichkeit  Joachim  It.  sei,  hielt  der  Verfasser  (Cr.-A.  N.  98)  schon 
1899  für  möglich,  hat  Flechsig  (Cr.-St.  S.  280)  genügend  belegt.  Gewissheit 
brachte  die  Erfurter  Ausstellung  1903.  Unser  Bild  erwies  sich  hier  als  die  Natur- 
studie zu  dem  um  1556  gemalton  grossen  Bildnis  des  Kurfürsten  Joachim  LT.  von 
der  Hand  Lukas  Cranach  d.  j.  im  Besitze  Sr.  Majestät  des  deutschen  Kaisers.  Vgl. 
den  Erfurter  Ausstellungskatalog  N.  15  und  Dr.  Otto  Doering  »Meisterwerke  der 
Kunst  aus  Sachsen  und  Thüringen«,  Magdeburg  1904  TA.  31,  Text  von  M.  Fried- 
länder S.  16.  —  Phot.  Ges.;  Tamme;  Hanfst. ;  Bruckm. 

Schüler  und  Nachfolger  Lukas  Cranach  d.  j. 

Kurfürst  August  mit  dem  Barett.    Brustbild  auf  schwarzem  1 94g 

Grunde  etwas  nach  rechts.     Der  Fürst  trägt  einen  blondroten  (1945) 

Vollbart,    ein   kleines   Barett   und   über   dem    schwarzen  Rock  P  2 
eine  Kette,  an  der  ein  Fingerring  mit  einem  Smaragden  hängt. 

Fichtenholz;  h.  0,43%;  br.  0,35%.  —  Wohl  Inv.  1722,  A  285,  als  »Dürer«; 
doch  erst  1861  aus  dem  Vorrat.  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Wohl  nur  Werk- 
stattarbeit. 

Kurfiirstin  Anna.     Brustbild  auf  schwarzem  Grunde,  etwas    1 950 
nach   links.     Sie   trägt   reichen  Schmuck  auf  dunklem  Kleide,  (1946) 
ein  Haarnetz  und  ein  kleines  Barett.  P  2 

Fichtenholz;  h.  0,43%;  br.  0,35%.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Allerdings 
nicht  im  Inventar  1722.  —  1861  aus  dem  Vorrat  entnommen.  —  Wohl  nur  Werk- 
stattarbeit. 

Eine    Prinzessin,    aus    kursächsischem    Hause.     Brustbild,    1 95 1 

etwas  nach  links  auf  dunklem  Grunde.     Sie  trägt  eine  reich-  (1947) 
besetzte,    eng  anliegende  Federhaube,    eine  hohe,    weisse  Hals-      0  2 
krause  und  ein  rotes,  reich  mit  goldenen  Ketten  behängtes  Kleid. 

Leinwand;  h.  0,3972)  br.  0,2S.  —  1861  mit  den  beiden  vorigen  aus  dem 
Vorrat.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Melanchthon  auf  dem  Sterbelager.    Brustbild  nach  links  auf    1 952 
hellem  Grunde.  In  weissem  Totenhemde  mit  geschlossenen  Augen  (1948) 
liegt  der  Reformator  da.  Sein  Bart  ist  weiss,  sein  Haupthaar  noch     21  b 
braun.  Unter  dem  Bilde  die  Inschrift:  Anno  verö  1560,  Men- 
sis Aprilis  die  19,  ex  hac  mortali  vita  in  aetemam  Dei 
et  Sanctorum  conservationemsancte  etplacide  emigrauit. 


636  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhundert 

mae  anno  63  cum  in  ardeniem  febrim  tncütisset 
et paroxismo  febrililaboraret  septimo.  Postrema  verba 
eins  fueruni  ho.ec :  Nemo  rapietoves  meas  ex  manu  mea. 

Johan  :  10  :  . 

Eichenholz;  h  ",37:  br.  0.27%.  —  1871  von  Herrn  Professor  H.  Bürckner 
erworben.  —  Schwerlich  gut  genug  für  den  jüngeren  Cranaeh  selbst.  —  Gest.  von 
H.  Bürckner.  —  Phot.  Braun  XI.  6:  Phot.  Ges.;  Tamme:  Bruckm. 

1 953  Die    heilige    Dreifaltigkeit.      Gott    Vater    hält,    in  Wolken 
(1949)  thronend,    den  Leichnam    fies  Heilandes    auf   seinem  Seh: 

P  3  DieTaui'e  des  heiligen  Geistes  schwebt  über  de-  Erlösers  Haupt». 
Musizierende  kleine  Engelchen  schweben  im  Wolken-Halbrund. 

LindenhMz:  k.  :  in  Herzfonn.  —    1879  aus  Schloss  Colditz. 

Die  Urheberschaft  Cranach's  4.  j.  Ton  H.  bezweifelt.  Indessen  hat  Th.  Distel  ur- 
kundlich nachgewiesen  (  Wissenschaftliche  Beilage  zur  Leipziger  Ztg.«  1878,  H.  101). 
dass  das  Bild  aus  Cranach*s  Werkstatt  hervorgegangen.  Eigenhändig  braucht  es 
nicht  zu  sein.  Seidlitz  denkt  an  Heinrich  Goeding  iRep.  XVI,  S.  378).  —  Phot. 
Tamme. 

1954  Kurfürst  August  von  Sachsen  und  Johann  Georg  von  Branden- 
(1954)   bürg.     Kniestück.    Die  beiden  in  reiche  Halskrausen-Zeittracht 

0  3  gekleideten  Fürsten  stehen  unbedeckten  Hauptes,  leicht  nach 
rechts  gewandt,  nebeneinander  und  halten  sich  an  der  Hand. 
Links  und  rechts  gelbe  Vorhänge  vor  schwarzem  Grunde. 

Leinwand;  h.  1,59;  br.  1,56%-  —  Im  Inventar  1772  (A  1276;  damals  in 
Pillnitz*  als  Original  Cranach's:  und  in  der  Tat  sieht  das  Bild  den  späteren  Werken 
des  jüngeren  Meisters  dieses  Namens  ähnlich.  So  auch  Seheibler  (Dr.  Not.).  Doch 
weist  eine  zugleich  breitere  und  oberflächlichere  Behandlung  mit  den  strohgelben 
Lichtern  in  der  Modellierung  der  Hände  es  doch  nur  der  Nachfolge  dieses  Künstlers 
zu.  —  Gustav  Müller  weist  mit  Recht  darauf  hin,  dass,  nach  Maassgabe  eines  be- 
zeichneten Bildes  im  bist.  Museum,  der  sächsische  Hofmaler  der  zweiten  Hälfte  des 
Jahrhunderts,  Cvriakus  Reder,  sein  Urheber  sein  könnte.  —  Phot.  Bruekm. 

1955  Luther  auf  dem  Sterbelager.    Brustbild  nach  links  auf  hellem 
(1952)  Grunde.    Im  weissen  Totenhemde  mit  geschlossenen  Augen,  die 

P  3      Hände  vorn  aufeinander  gelegt,  liegt  er  da.    Sein  Haar  ist  grau. 

Lindenholz;  h.  0,64;  br.  0,50%.  —  1622  aus  dem  Naehlass  des  Baumeisters 
Nosseni  zur  Kunstkammer;  Hh.  S.  251.  1857  aus  dem  Vorrat.  —  Nach  H.  •- viel- 
leicht» von  Lukas  Fortenagel,  der  als  Zeitgenosse  Lukas  Cranach's  d.  j.  in  Halle  a.  S. 
gewirkt  und  Luther  nahe  gestanden  haben  soll.  Aeltere  Quellen,  auf  die  Flechsig 
uns  aufmerksam  gemacht  (z.  B.  Histor.  crit.  Abhdlgn.  üb.  d.  Leben  .  .  .  des  Luc. 
Cranaeh  von  Reiners.  Hamburg  und  Leipzig  1761)  nennen  das  Bild  eine  Kopie  nach 
"inem  bekannten  Bilde  eines  gewissen  Fortenagel.  das  sich  auf  der  Leipziger 
Universitätsbibliothek  befinden  soll.  —  Phot.  Tamme. 


E.    Sächsische  Schule.     XVI.  Jahrhundert         637 

Hans  Krell 

Maler  von  Leipzig,  erwähnt  1531 — 1565.  Tgl.  Zeitschr.  f.  b. 
K.  X.  F.  IS 92  ELT  S.  55.  Von  seinen  Zeitgenossen  »Der 
Fürstennialer  zubenannt.  Unter  dem  Einflüsse  der  "Witten- 
berger Schule  entwickelt.     Tätig  hauptsächlich  zu  Leipzig. 

Herzog   (nachmals   Kurfürst)    August    von    Sachsen.      Ganze     1956 
lel  ensgrosse  Gestalt  nach  rechts  auf  hellgrünem  Grunde.     Im  (1956) 
blonden  Haar  trägt  der  Fürst  ein  kleines  schwarzes  Barett  mit      22  c 
weisser  Feder.     Seine  Kleidung  ist  schwarz  mit  goldenem  Be- 
satz.    Seine  Strümpfe  sind   weiss.     Die    linke    Hand    legt    er 
an  seinen  Degen,    die    rechte  stemmt   er  in  die  Seite.     Unter 
ihm    die    Inschrift:     VON    GOTTES    GEXADEX  AYGVSTVS 
HEBTZO6  ZV  SACHSEX   LAXDGEOF  IX  DVEIXGEX  VXD 
MABGGE0F  ZV  MEISSEX  .  DI  1551. 

Leinwand;  h.  2,02;  br.  0,93.  —  Gemalt  für  die  Herzogin  Katharina;  1561 
aas  deren  Hinterlassenschaft  (Th.  Distel  in  der  K.-Chr.  XXIII  1888  Sp.  245);  1587 
in  der  Kumsrkammer ;  1722  in  Pütatz.  luv.  1722,  B  615.  Im  Kat.  1856  N.  1680 
als  unbekannt.  Wir  sind  der  Ansicht,  dass  die  urkundlichen  Beleg«,  die  Th.  Distel 
'Zeitschr.  für  Museologie  1882,  N.  12,  S.  91)  veröffentlicht  hat,  keinen  Zweifel 
daran  lassen,  dass  Hans  KreU  der  Urheber  dieses  Bildes,  wie  des  folgenden,  seimes 
GijeL-St&okcs,  ist.  —  Phot.  lamme :  Bruekni. 

Herzogin  (nachmals  Kurfürstin)  Anna.     Lebensgrosse  ganze    ( 957 
Gestalt  nach  links  auf  heilgrünem  Gianda    Die  Gemahlin  des  (1957) 
Kurfürsten  August  ist  im  reichen  Fürstmnenkostüm  ihrer  Zeit.      22  a 
schwarz,    weiss  und  golden,    gekleidet    und    trägt  ein  kleines 
schwarzes  Barett  auf  der  linken  Seite  ihres  Kopfes.     Darüber 
die  Inschrift:  VON  GOTTES  GERADEN  ANNA  GEBOEEXE 
AVS  KVXIGLICHEA1 STAM  ZU  DEXXEMAECK .  HEETZOGLX 
ZV  SACHSEX  .  LAXTGEEFIX  EX  DVEIXGEX  VXD  MAKG- 
GEEFP*  ZV  MEISSEX  .  EM  .   1551. 

Leinwand:  h.  2,08;  br.  0,93.  —  Gemalt  für  die  Herzogin  Katharina;  1561 
aus  deren  Naehlass    (Th.  Distel,    K.  -  Chr.  XXIII  1SSS   Sp.  245) ;    15S7  zur  Kunst- 

kanimer :  1722  in  Pillnia  ;  luv.  1722  B  616 ;  später  im  Geschäftszimmer  des  Hist. 
Museums ;  1S61  zur  Galerie.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  VeigL  die  ferneren  Be- 
merkungen zu  diesem.  —  Phot.  Timme  :   Bruekm. 

Matthias  Krodel 

Schüler  des  älteren  Cranach.  Arbeitete  15S6 — 1591  für 
Christian  von  Sachsen. 


21  b 


638  Deutsche  Schulen.     XVI.  Jahrhunderfc 

1 958  Bildnis  eines  alten  Herrn.     Halbfigur  nach  rechts  auf  dem 
(1960)  Grunde  eines  braunen  Vorhanges.     Der  schwarzgekleidete  grau- 
bärtige und  grauhaarige   Herr    hält   ein  rot    \       A»     r\    1 
gebundenes    Buch    in    der    Linken.     Rechts    /     ^      ^7     ' 
oben  ein  Wappen.      Daneben  die  Inschrift: 

1591   .ET ATIS  SV.F  LXXVLTIL  Jy^ 

Darunter  das  Monogramm:  ' 

Lindenholz;  h.  0,77 %;  br.  0,66.  —  1857  ans  Steinla's  Sammlung.  —  Phot. 
Tamme ;  Bruckm. 

Zacharias  Wehme 

Gest.  zu  Dresden  in  der  Nacht  vom  5.  zum  6.  Jan.  1606.  Kur- 
fürstlich sächsischer  Hofmaler  im  letzten  Viertel  des  XVI.  Jahr- 
hunderts.    Beeinflusst   durch  die  Schule  Lukas  Cranach's  d.  j. 

1959  Bildnis  des  Kurfürsten  August.  Kniestück  halb  nach  rechts 
21  b  vor  grauer  Wand,  die  links  eine  Säule,  rechts  ein  grüner,  gelb- 
gefütterter Vorhang  mit  Perlenbesatz  schmückt.  Der  Kurfürst 
mit  kahlem  Scheitel,  kurzem  grauen  Haar  und  Bart  trägt  eine 
schwarze  mit  Gold  verzierte  Rüstung  und  eine  rote  Achsel- 
schärpe. Das  Kurschwert  hält  er  in  der  Rechten  geschultert;  die 
Linke  stemmt  er  in  die  Seite.  Rechts  liegt  der  Helm  mit  rotem 
Federbusch.    Bez.  links  i.  d.  Mitte:  Z.W. F.  1.5. 8.  6.— 

Leinwand;  h.  1,21%;  br.  0,92%.  —  Befand  sich  bis  1886  in  der  königlichen 
öffentlichen  Bibliothek  im  Japanischen  Palais.  Wurde  dann  zur  Galerie  abgegeben 
und  in  der  Bibliothek  durch  eine  Kopie  aus  dem  Atelier  des  Herrn  Professors 
Ferdinand  Pauwels  ersetzt.  —  Phot.  Tamme. 

F.  Niederdeutsche  Meister  des  XVI.  Jahrhunderts 

Kölnische  Schule  um  1520 
1965  Die  Abnahme  Christi   vom  Kreuze.     Auf  Goldgrund.     Von 

(1855)  den  Freunden   des  Heilandes,    die    ihn    vom  Kreuze    nehmen, 
21  c     steht  der    eine    unten    am    Kreuze,    der    andere  oben  auf  der 
Leiter.     Maria   steht    rechts    und  drückt   seine  herabhängende 
Rechte  an  ihre  Wange.     Johannes  unterstützt  sie;  im  Mittel- 
gründe die  andere  Maria;  vorn  links  Magdalena. 

Eichenholz;  h.  0,87%;  br.  0,69%.  —  1874  vom  Kaufmann  Fischer  in  Basel. 
—  Bei  H.  als  Original  B.  Bruyn's,  dessen  Frühzeit  es  in  der  Tat  so  nahe  steht, 
dass  wir  es  ihm,  zumal  auch  Scheibler  (Dr.  Not.)  die  Urheberschaft  dieses  Meisters 
nicht  gerade  für  ausgeschlossen  hielt,  in  den  früheren  Auflagen  nicht  abzusprechen 
wagten.     Inzwischen  haben  Thode,    Firmenich-Bichartz    (Barth.  Bruyn  seine  Schule, 


F.  Niederdeutsche  Meister.     XVI.  Jahrhundert    639 

Leipzig  1891,  S.  104)  undJSeidlitz  (Rep.  XVI,  S.  378)  sich  entschieden  gegen  die 
Urheberschaft  Bruyn's  ausgesprochen.  Thode  und  Seidlitz  denken  an  die  Frühzeit 
des  Meisters  des  Todes  Marise  (siehe  unter  Joos  van  Cleve  d.  ä.,  zu  N.  809). 
Fivinenich-Richartz  aber  sagt:  »Ich  möchte  das  Bild  für  die  Arbeit  eines  Malers 
ansehen,  der  sich  (doch  wohl  in  Köln)  an  den  Meister  des  Todes  Mariae  anschloss 
und  nun  den  Einfiuss  des  Meisters  des  Kreuzaltars  erfährt?«  Hierbei  glauben  auch 
wir  uns  vor  der  Hand  beruhigen  zu  müssen.  —  Eine  grössere  Wiederholung  von 
fremder  Hand  besitzt    das   Schweriner  Museum.    —    Phot.  Ges.;    Tamme;    Brnckm. 

Barthel  Bruyn  (auch  Brun,  nicht  de  Bruyn) 

Geb.  1493  in  Wesel;  gest.  zu  Köln  zwischen  1553  und 
1556.  Nachfolger  des  Jan  Joest  van  Kaikar  und  des  Meisters 
des  Todes  Mariee  ia  Köln;  doch  später  im  modernen  italisierenden 
Stile  der  Zeit  weiterentwickelt.     Tätig  in  Köln  seit  1515. 

Bruchstück    einer    Beweinung    Christi.      Halbfiguren    nach    1966 
links  auf  schwarzem  Grunde.    Vorn  Maria,  Christi  Mutter,  mit  (1854) 
gefalteten  Händen  und  perlenden  Tränen  in  den  Augen;  neben      P  3 
und  hinter  ihr  die  anderen  beiden  Marien  und  Johannes,  alle 
mit  schmerzlichem  Ausdrucke  demselben  Ziele  zugewandt. 

Eichenholz;  h.  0,76;  br.  0,49%.  —  1857  aus  Prof.  Steinla's  Sammlung.   Da- 
mals und  bei  H.  frageweise  dem  Holländer  Märten  van  Veen,  gen.  Heemskerk  (1498 . 
bis  1574)  zugeschrieben.     Als  Werk  der  mittleren  Zeit  Barthel  Bruyn's  zuerst  richtig 
erkannt  von  Scheibler  (Dr.  Not.)  —  Phot.  Braun  VIII,  21;  Tamme;  Bruckm. 

Niederdeutsche  Meister 

XVI.  Jahrhundert 

Männliches  Bildnis.  Brustbild  nach  links  auf  grünem  Grunde.    1967 
Kotbrauner  Vollbart.     Schwarzer    Rock    und    schwarze  Kappe.  (1897) 

Eichenholz  auf  Pappe;  h.  0,23%;  br.  0,18%.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  1904.        P   1 
—  Im  Inv.  1722 — 28,  B  453.    Kam  nach  einer  (erneuerten)  Inschrift  auf  der  Rück- 
seite 1700  zur  Kunstkammer.     1810   ging   es    auf  rätselhafte  Weise  verloren;    1862 
wurde  es  hinter  der  Täfelung  im  Brühl'schen  Palais  wieder  aufgefunden. 

Ein  Fürstenbildnis.     Brustbild    fast    von  vorn  auf  blauem  1968 

Grunde.    Gelber  Rock,  grosser  Mantel  mit  hohem,  steifem  Kragen  (1873) 

und  Federbarett.    In  der  rechten  Hand  ein  Handschuh.  Vorn  eine  0  3 
Brüstung,  rechts  ein  Vorhang. 

Eichenholz;  h.  0,18%;  br.  0,14%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1843.  Nach 
einer  alten  Inschrift  auf  der  Rückseite  wäre  der  Dargestellte  Markgraf  Georg  Fried- 
rich von  Anspach  (1539 — 1603).    Das  Bild  mag  um  1590  gemalt  sein. 


IL   Deutsche  Meister  vom  Ausgange  des  XVI.  bis 
zum  Ausgange  des  XVIII.  Jahrhunderts 

Christoph  Schwarz 

Geb.  bei  Ingolstadt  1550;  gest.  zu  München  1597.  Von  diesem 
Jahre  noch  eine  Zeichnung  seiner  Hand  im  Dresdner  Kupferstich- 
Kabinet.  Schüler  des  Hans  Bocksberger.  Weitergebildet  in  Venedig. 
Tätig  vornehmlich  zu  München. 

1969  Die  Kreuzigung  Christi.  Die  Kreuze  der  Schacher  bilden  einen 
(1884)  rechten  Winkel  mit  dem  Kreuze  des  Heilandes,  zu  dessen  Füssen 

P  7  Johannes  und  die  drei  Marien  stehen.  Im  Hintergrunde  Wächter 
zu  Fuss  und  zu  Ross  vor  der  Stadt. 

Kupfer;  h.  0,29;  br.  0,24.  —  Auf  die  Herkunft  des  Bildes  weist  die  auf  der 
Rückseite  befindliche  Inschrift  hin :  Churfürsüieher  Säclis.  Frau  MiUter  Verlassen- 
schaft .  Anno  1623.  —  Uebrigens  erst  im  Katalog  von  1835.  —  Phot.  Bruckm. 

Johann  Rottenhammer 

Geb.  zu  München  1564;  gest.  zu  Augsburg  1623.  Schüler  seines 
Vaters  und  des  Johannes  Donauer  zu  München;  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Venezianer  weiterentwickelt.  Tätig  lange  Jahre  in 
Venedig,    nach  1606  abwechselnd  in  Augsburg  und  München. 

1970  Die  Ruhe  auf  der  Flucht.    Maria  sitzt  mit  ihrem  Kinde  links 
(1966)   unter  einem  mächtigen  Baume,  aus  dessen  Wipfel  Engel  Blumen 

P  7  herabstreuen.  Unten  nahen  andere  Engel  anbetend  oder  Früchte 
bringend  dem  Jesusknabeu.  Rechts  im  Hintergrunde  holt  Josef 
den  Esel  aus  dem  Stalle. 

Eichenholz;  h.  0,26^;  br.  0,20Ji.  —  Inventar  1722,  A  374. 


Deutsche  Schulen.     XVI.  und  XVII.  Jahrh.  641 

Joseph  Heinz 

Geboren  zu  Basel  den  11.  Juni  1564  (Entdeckung  und  gütige 
Mitteilung  von  B.  Haendcke,  vgl.  dessen  Aufsatz  im  Jahrb. 
A.  H.  K.  H.  XV,  Wien  1894,  S.  45)  zu  Basel;  gestorben 
Mitte  Oktober  1609  zu  Prag.  (Nach  seiner  Grabschrift  bei 
G.  J.  Dlabacz,  böhmisches  Künstlerlexikon  Sp.  596.)  Schüler 
des  Hans  von  Aachen  in  Rom.  Er  lebte  später  in  Augsburg 
und  Prag,  wo  er  1591  Kammermaler  Kaiser  Rudolfs  IL  wurde. 

Der  Raub  der    Proserpina,       Oben    braust    der    mit    vier    1971 
schnaubenden    Rossen    bespannte  Wagen    des    Unterweltgottes  (1971) 
nach  links  durch  die  Luft.     Pluto  hält  die  widerstrebende  Ge-      P  8 
raubte,    die    noch  Blumen  hinabstreut,    fest   im  Arm.     Unten 
auf  blumigem  Rasen  ihre  Gespielinnen;  neun  zur  Linken,  acht 
zur  Rechten,  in  ängstlicher  Bewegung. 

Kupfer;  h.  0,63;  br.  0,94.  —  Schon  im  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1197 
als  »Ens«.  —  Das  Monogramm  des  Heinz  war  auch  in  der  gefälschten  Inschrift  ent- 
halten, die  von  H.  frageweise  »Jo.  Pinne.  Fe.  Ao.  1543«  gelesen  wurde.  —  Dass 
sie  gefälscht  war,  stellte  ihre  Untersuchung  fest.  Sie  wurde  daher  1885  vollends 
entfernt.  —  Dass  das  Bild  ein  echtes  Bild  des  Jos.  Heinz  sei,  wurde  von  H.  mit 
Unrecht  bezweifelt.  Es  wird  als  solches,  abgesehen  von  seiner  Malweise,  nicht  nur 
durch  den  Bericht  Sandrart's  (Teutsche  Akademie  II,  S.  286),  nach  dem  der  Meister 
das  Bild  sogar  zweimal  gemalt  hatte,  sondern  auch  durch  den  alten  Stich  von  der 
Hand  Luk.  Kilian's  beglaubigt.  —  Phot.  Braun  VIII,  23;  Hanfst.;  Tamme. 

Loth  mit  seinen  Töchtern.    Loth  sitzt  rechts  unter  der  Fels-    1972 
wand  mit  der  einen  seiner  Töchter.    Die  andere  steht  ihm  links  (1972) 
gegenüber  und  giesst  ihm  Wein  in  den  Becher,  den  er  ihr  hinhält.     P  10 

Kupfer;  h.  0,47;  br.  0,32.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Die  Urheber- 
schaft des  Heiuz  hei  H.  mit  Unrecht  bezweifelt.  —  Phot.  Bruckni. 

Ecce  homo.     Die  Hände  auf  dem  Rücken  gebunden,  fast    1973 
von  vorn  gesehen,  steht  Christus  ohne  Dornenkrone  in  lebhafter  (1973) 
Bewegung  an  der  Säule.     Unten  die  Inschrift:  ECCE  HOMO.  Freibarg 

Leinwand  auf  Fichtenholz  geklebt;  h.  1,14;  br.  0,74.  —  1707  aus  der  Kunst- 
kammer; Hb.  S.  287.  Inv.  1722,  B  355.  Dem  von  H.  übersehenen  frühen  Inventar- 
zeugnis gegenüber  zweifeln  wir  auch  bei  diesem  Bilde,  wenngleich  es  in  seiner  be- 
trächtlichen Grösse  breiter  und  flauer  gemalt  erscheint  als  die  vorigen,  nicht  an 
der  Urheberschaft  des  Heinz.  —  1903  ans  König  Albert-Museum  in  Freiberg. 

Oberdeutscher  Meister  um  1600 

Die  Hochzeit  zu  Kana.     Die  Tafel,    an    deren  linken  Seite    1974 
Christus  sitzt,  zieht  sich  rechts  bildein wärts.     Vorn  links  geht  (1904) 

Chemnitz 

41 


642        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

die  Verwandlung  des  Wassers  in  Wein  vor  sich.    Ein  Diener 
giesst  die  Krüge  um. 

Lindenholz;  h.  0,96;  br.  0,76%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  1902 
an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz.  —  Phot.  Brnckm. 

Adam  Elsheimer 

Getauft  zu  Frankfurt  a.  M.  den  18.  März  1578;  gest.  am 
11.  Dezember  1610  zu  Rom,  wo  er  wahrscheinlich  1595, 
achtzehn  Jalire  alt,  eintraf.  Vgl.  Dr.  Fr.  Noack  in  der  Köln. 
Ztg.  1906  K  1086  und  beschreibendes  Verzeichnis  der  Ge- 
mälde im  Kaiser  Friedrich-Museum  1906  S.  54.  Schüler  des 
Ph.  Uffenbach  zu  Frankfurt;  selbständig  weiterentwickelt  zu 
einem  Feinmaler  und  Landschaftsmaler  von  bahnbrechender 
Bedeutung.  Tätig  zu  Rom. 
1975  Judith.     Kniestück    auf  schwarzem  Grunde.     Judith  hält 

(1970)  das  Schwert  noch  in  der  Rechten  und  legt  das  abgeschlagene 
21  a     Haupt  des  Holofernes  mit  der  Linken  in  den  Sack,  den  die  rechts 
neben  ihr  stehende  alte  Magd  ihr  mit  beiden  Händen  hinhält. 

Kupfer;  h.  0,33%;  br.  0,27%.  —  Inv.  1722,  B  117.  8chon  hier  alsOriginal 
von  Elsheimer.  Bei  H.  dem  Meister  nur  mit  einem  Fragezeichen  gelassen.  Doch 
scheint  das  Bild  in  der  Tat  ein  echtes  Jugendwerk  Elsheimers  zu  sein.  So  auch 
Bode,  Studien,  S.  253.  —  Phot.  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

1977  Jupiter  und  Merkur  bei  Philemon  und  Baucis.   Das  hell  vom 
(1969)  Lampenlichte  beschienene  Götterpaar  hat  es  sich  links  am  Tische 

21  c  in  der  Hütte  der  Alten  bequem  gemacht.  Jupiter  trägt  das 
Stirnband  im  mächtigen  Haupthaar,  Merkur  seinen  Flügelhut. 
Baucis  steht  rechts,  ein  Tuch  über  dem  Arme,  Philemon  kommt 
mit  einem  Gemüsekorb  im  Mittelgrunde  zur  Türe  herein. 

Kupfer;  h.  0,16%;  br.  0,22%.  —  Zuerst  im  Inventar  1754.  —  Ein  Haupt- 
bild des  Meisters.  Vergl.  Bode,  Studien,  S.  270  und  277.  —  Gest.  1612  von  H.  Goudt. 
—  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

1978  Landschaft  mit  der  Flucht  nach  Aegypten.    Malerische,  baum- 
(1967)  durchwachsene  Ruinen.    Vorn  hält  Maria,  nach  links  gewandt, 

21  c  mit  dem  Kinde  auf  ihrem  Esel.  Josef,  der  Korb  und  Säge 
niedergelegt  hat,    steht    vor  ihr  und  nimmt  ihr  das  Kind  ab. 

Kupfer;  h.  0,17%;  br.  0,22.  —  Inv.  1722,  A.  617.  —  Scheint  spätes  Werk  des 
Meisters.  Vergl.  Bode,  Studien,  S.  278.   —  Phot.  Braun  X,  17;  Tamme;  Hanfst.;  Bruckm. 

Karl  Skreta  Ssotnowsky  von  Zaworzitz 

Geb.  zu  Prag  im  ersten  Jahrzehnt    des    XVII.   Jahrhunderts; 
begraben    daselbst    den   1.  Aug.   1674.     Erstes  Bild  erwähnt 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  643 

von  1627;  nach  in  Sachsen  verlebter  Jugend,  etwa  von  1630 
bis  1634  in  Venedig,  Bologna  und  Rom  ausgebildet;  seit 
1638  in  Prag,  wo  er  1644  der  Malergilde  beitrat  (Dr.  Gust. 
E.  Pazaurek:  Carl  Screta,  Prag  1889). 

Der    Evangelist    Matthäus.      Kniestück.      Der    Evangelist    1979 
hält  sein  Buch  auf  den  Knieen,  die  Eeder  in  der  Rechten  und  (1977) 
wendet  sich  zn  dem  hinter  ihm  stehenden  Engel  zurück.  Waidheim 

Lindenholz ;  h.  0,70%;  br.  0,90%.  —  Inventar  1754,  II  328.  —  Gegenstück 
zu  den  folgenden  dreien.  —  1904  ans  Rathaus  zn  Waldheim. 

Der  Evangelist  Johannes.     Kniestück.     Der  junge  Apostel    1980 
schreibt  ins  Buch  auf  seinen  Knieen.     Links  sein  Adler.  (1978) 

Lindenholz;  h.  0,68%;  br.  0,91.  —  Inventar  1754,  II  331.    —    Gegenstück    Waldheim 
zn  dem  vorigen  und  den  folgenden.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Waldheim. 

Der    Evangelist    Markus.       Kniestück.       Der    Evangelist    1981 
schreibt  hockend*  an  niedrigem  Pulte.     Rechts  sein  geflügelter  (1979) 

Löwe  Waldheim 

Lindenholz;  h.  0,68%;  br.  0,91%.  —  Inventar  1754,  II,  329.  —Gegenstück 
zu  den  vorigen  und  dem  folgenden.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Waldheim. 

Der  Evangelist  Lukas.     Kniestück.     Der  Heilige  sitzt  vor    1982 
seinem    Pulte,    hält  die    Feder    in   der    Rechten    und    blickt  (1980) 
sinnend  zur  Seite.     Links  sein  Ochse.  waldheim 

Lindenholz;  h.  0,68%;  br.  0,93.  —  Inventar  1754,  II,  330.  —  Gegenstück 
zu  den  vorigen  dreien.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Waldheim. 

Der  heilige  Gregorius.     Halbfigur    nach    rechts.     Vor  rot    1983 
beschlagenem    Pulte    liest   der    Kirchenvater    in  einem  Buche.  (1981) 
Eine  Taube  an  seiner  rechten  Schulter.  Q  3 

Lindenholz;  h.  0,96%;  br.  0,80.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  477;  aus 
der  Sakristei  des  ehemaligen  Wenzelklosters  zu  Prag.  —  Gegenstück  zu  den  folgenden 
beiden. 

Der  heilige  Hieronymus.     Halbfigur    nach    links   in  einer    1984 
Höhle.     Der   alte   halbnackte  Kirchenvater   hält  die  Feder  in  (1983) 
der  Rechten  und  stützt  sich  mit  der  Linken  auf  das  zwischen      Q  3 
Totenkopf  und  Kruzifix  vor  ihm  aufgeschlagene  Buch. 

Lindenholz;  h.  0,96;  br.  0,80.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  402;  aus 
der  Sakristei  des  ehemaligen  Wenzelklosters  zu  Prag.  —  Gegenstück  zum  vorigen 
und  folgenden. 

Der  heilige  Ambrosius.    Halbfigur  nach  links  vor  braunem    1 985 
Wandgrunde.      Der    sinnende    Kirchenvater    stützt    sich    mit  (1984) 
beiden  Händen  auf  die  links  vor  ihm  liegenden  Bücher.  Q  3 

41* 


644        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Lindenholz;  h.  0,99%;  br.  0,80.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  X.  403 ; 
aus  der  Sakristei  des  ehemaligen  Wenzelklosters  zu  Prag.  —  Gegenstück  zu  den 
vorigen  beiden. 

1986  Der  Apostel  Paulus.     Halbfigur    von    vorn.     Der  Apostel 
(1982)  in  blauer  Tunika  und  roter  Toga  erhebt  predigend  die  Rechte 

Q  3     und  stützt  die  Linke   auf  sein    Buch.      Rechts   sein  Schwert. 
Links  auf  einem  Steine  die  Inschrift:  DEO  .  IN  .  .  . 

Lindenholz;  h.  0,90;  br.  0,83.  —  Iuventar  Guarienti  (vor  1753)  N  470;  aus 
der  Sakristei    des  ehemaligen  Wenzelklosters  zu  Prag.    —   flest    von  A.  W.  Böhm. 

1987  Moses.     Brustbild  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     Der 

(1985)  bärtige  Gesetzgeber,  dessen  Haupthaar  wie  iu  Flammen  leuchtet, 
P  10     erhebt  die  Gesetzestafeln    in   der  Linken    und  deutet    mit  dem 

rechten  Zeigefinger  auf  eine  derselben. 

Lindenholz;  h.  0,49;  br.  0,57%.    —    Inventar  Guarienti  ivor  1753)  N.  401 
aus  der  Sakristei  des  nhemaligen  Wenzelklosters  zn  Prag. 

1988  Bildnis  des   Maltesers  Bernhard  de  Witte.«    Kniestück  fast 

(1986)  von  vorn  auf  braunem  Grunde.    Der  schwarz  gekleidete  Ritter 
P  11     trägt  ein  Malteserkreuz  am  Mantel  und  auf  der  Brust.    Inder 

gesenkten  Linken  hält  er  ein  Buch.  Links  oben  über  dem 
Wappen  die  Inschrift:  BERN ARDUS  WITTE;  darunter   1651. 

Leinwand  ;  b.  1,24%;  br.  0,89%.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  — Ph.Br.  XV.  16. 

Johann  Heinrich  Schönfeldt 

Geb.  zu  Bibrach  in  Württemberg  den  13.  März  1609;  gest. 
zu  Augsburg  nach  1675.  Schüler  eines  Johann  Sichelbein  zu 
Memmingen;  weitergebildet  in  Rom.  Arbeitete  in  verschiedenen 
Städten  Süddeutschlands    und    in  Lyon,    zuletzt    in  Augsburg. 

1 989  Ein  Hirtenfest.     In  der  Mitte  plätschert  ein  Brunnen,  vor 

(1987)  dem  euie  Hirtin  tanzt.       Rings    im    Kreis    die  zuschauenden 
Chemnitz   Hirten  und  Hirtinnen.     Bez.  r.  u.  (verkleinert): 


Icch 


Deutsche  Schulen.     XYII.  Jahrhundert  645 

Leinwand ;  h.  0,95 ;  br.  1,83.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux 
mit  dem  folgenden,  seinem  Gegenstück.  Erwähnt  schon  von  Joachim  von  Sandrart, 
»Teutsche  Akademie«,  Nürnberg  1675,  II,  328.  Es  waren  fünf  zusammengehörige 
Bilder,  die  sieh  ursprünglich  bei  Herrn  Bürgermeister  Marc  Anton  Jenisch  zu  Augs- 
burg befanden.  Das  unsre  nennt  Sandrart  ein  »Bacchanal«.  Bis  zum  Jahre  1723 
befanden  sich  drei  der  Gegenstücke  in  der  Sammlung  Wrschowecz  in  Prag.  Vergl. 
Dr.  Toman  im  Repertorium  X  (1887)  S.  23.  —  1902  an  die  Kunsthntte  zu  Chemnitz. 

Der  Gigantenkampf.     Unten    auf    der    Erde    wälzen    und    1990 
schleppen  Giganten  mächtige  Felsblöcke.     Zwei  Schilde  liegen  (1988) 
in  der  Mitte  am  Boden.     Oben  in  den  Wolken  erscheinen  die      Q  2 
Götter  des  Olymp.  Auf  den  Berggipfeln  des  Mittelgrundes  findet 
der  Zusammenstoss  zwischen  den  Göttern  und  Giganten  statt. 
Bezeichnet  unten  rechts:  J .  H  .  Schönfeld  .  Feeit. 

Leinwand ;  h.  0,95 ;  br.  1,82.  —  Mit  drei  Gegenstücken,  von  denen  nur  noch 
das  vorige  in  der  Galerie  erhalten,  1741  aus  der  Sammlung  WaUenstein  in  Dux. 
Vergl.  alle  Bemerkungen  zum  vorigen,  seinem  Gegenstück. 

Musikalische  Unterhaltung  am  Spinett.    In  einem  hohen,  an    1991 
allen  drei  Wänden  mit  Gemälden  geschmückten  Saale  sitzt  vorn  (1990) 
in  der  Mitte,  von  hinten  gesehen,  eine  Dame  im  gelben  Kleide      Q  3 
spielend  am  Spinett.   Fünf  Herren  begleiten  sie  auf  verschiedenen 
Instrumenten.     Bezeichnet  in  der  Mitte: 


5?FhL  •  1  ec/f 


Dazu  am  Fussboden: 


W, 


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Leinwand;  h.  1,24%;  br.  0,92%. —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.     Vorher  in  der  Sammlung  Wrschowecz  zu  Prag.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Angeblich  Joh.  H.  Schönfeldt 

Musikalische  Unterhaltung  am  Tische.     In  einem  hohen,  an  1 992 

allen  drei  Wänden  mit  Gemälden  geschmückten  Saale  sind  vorn  (1989) 
in  der  Mitte  sechs  erwachsene  Männer  und   ein  Knabe  musi-      Q  3 
zierend  um  einen  Tisch  gruppiert.     Links  ein  Hund. 

Leinwand;  h.  1,24%;  br.  0,91.  —  1741   aus  der   Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.    Vorher  in  der  Sammlung  Wrschowecz  in  Prag.    Gegenstück  zum  vorigen.   Doch 


646        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

ist  es,  nach  dem  Inventar  der  Wrschowecz'schen  Sammlung  (Dr.  Toman  im  Repert.  X, 
S.  23—24)  erst  in  Prag  von  der  Hand  des  seit  1691  in  Prag  ansässigen  Nieder- 
länders Jan  Onghers  (1651— 1730;  als  Gegenstück  zu  dem  Schönfeldt'schen  Bilde 
nachträglich  hinzugemalt  worden.  Seine  kühlere  und  glattere  Malweise  scheint  diese 
Angabe  zu  bestätigen. 

Christoph  Paudiss 

Geboren  in  Niedersachsen  um  1618;  gest.  zu  Freising  1666 
oder  1667.  Schüler  des  Rembrandt.  Nach  Deutschland  zu- 
rückgekehrt, arbeitete  er  für  den  Kurfürsten  von  Sachsen  in 
Dresden.  Später  war  er  Hofmaler  des  Herzogs  Albr.  Sig- 
mund von  Bayern  in  Freising. 

1993  Bildnis  eines  alten  Mannes.  Brustbild  ohne  Hände  von  vorn 

(1818)  auf  dunklem  Grunde.     Der  Alte  trägt  einen  weissen  Vollbart 
L  3      und  eine  Pelzmütze.     Bezeichnet  links  unten: 


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Gi(f[7op?p 
/6M- 


Lindenholz;  h.  0,51%;  br.  0,42.  —  Inv.  1722,  A  257;  vgl.  Hh.  S.  287.  — 
Phot.  Bruckm. 

1995  Ein  Heyducke.  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  röt- 
(1819)  lichem  Grunde.     Der  junge  Mann  trägt  einen  kleinen  schwarzen 

M  3  Schnurrbart,  langes  glattes  Haar  und  eine  hohe  Mütze.  Be- 
zeichnet links  unten  (ähnlich  wie  N.  1993):  Cfyriftoffer  pcmb§. 
Dazu  eine  Jahreszahl,  von  der  nur  die  ersten  beiden  Zahlen 
16  .  .  deutlich  sind. 

Leinwand;  h.  0,59;  br.  0,51%.  —Inv.  1722,  A  190,  als  »ein  Heyduckeukopft. 
—  Die  Jahreszahl  wurde  von  11.  1689  (vielleicht  nur  Druckfehler  für  1669)  gelesen  und 
dem  entsprechend  wurde  des  Meisters  Tod  auch  später  als  1669  angesetzt.  Die  Jahres- 
zahl ist  jedoch  keineswegs  deutlich  genug,  als  dass  sie  anderweitig  überlieferte  Daten 
umstossen  könnte;  und  überdies  würden  wir  sie  1655  oder  1665  lesen.  —  Thot.  Bruckm. 

1 996  Ein  Jüngling  mit  grauem  Hute.     Brustbild  ohne  Hände  nach 
(1821)  rechts    auf   dunklem    Grunde.     Das    bartlose  Jünglingsantlitz 

47  b 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  647 

wird  zwischen  Hut  und  weissem  Kragen  von  herabfallenden 
Locken  umrahmt. 

Leinwand;  h.  0,75 %;  br.  0,60.  —  Inventar  1722,  A  12,  als  des  Meisters 
Selbstbildnis.  —  Phot.  Bruckm. 

Broder  Matthisen 

Geboren  zu  Husum  in  Schleswig;  gest.  zu  Berlin  nach  1665. 
Am  10.  Nov.  1659  wurde  er  zum  kurfürstlichen  Hofmaler  in 
Berlin  ernannt,  1665  als  solcher  bestätigt.  P.  Seidel  im  Jahrb. 
d.  Pr.  K.  S.  XI.   1890,  S.   128. 

Vanitas.     Auf  einem  mit  persischem  Teppiche  behängten  I996A 
Tische,  vor  einer  Säule  mit  gelbem  Vorhange  liegt  ein  Toten-  (1275) 
köpf  zwischen  Büchern,  Musikinstrumenten  und  Gefässen.    Weiter      K  2 
links  ein  rotes  Federbarett  und  eine  kleine  Taschenuhr.     Be- 
zeichnet unten  links: 

-/  tawis'cn    jicii 

Eine  zweite  Bezeichnung  „Broder  Matthisen  fecit  Anno 
16  .  ."  (H.  las  1641)  in  der  Mitte  des  Buches  mit  dem  Titel 
»Astrologisches  Jahrbuch  etc.« 

Leinwand  ;  h.  1,38 ;  br.  1,19.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  —  Kat.  1887 
N.  1848.  —  Durch  den  oben  angeführten  Aufsatz  erledigt  sich  alles,  auch  das  in 
der  ersten  Auflage  dieses  Kataloges  über  den  Meister  vermutete.  —  Phot.  Bruckm. 

Michael  Willmann  (Willemans) 

Geboren  1629  zu  Königsberg;  gest.  zu  Leubus  in  Schlesien 
den  26.  August  1706.  Schüler  von  Rembrandt's  Schüler  Jac. 
A.  Backer  in  Amsterdam.  Hofmaler  des  Kurfürsten  Friedrich 
Wilhelm  von  Brandenburg.  Seit  1649  in  Breslau,  seit  1656 
als  Laie  im  Cisterzienser-Kloster,  seit  etwa  1660  verheiratet 
auf  einem  Landgute  bei  Breslau.  Vgl.  Dlabacz:  böhmisch- 
schlesisches    Künstlerlexikon,    Prag    1815,  LT    S.  374 — 376. 

Ein  Knabe.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  bräun-     1 997 
lichem  Grunde.     Der  blonde  Knabe  senkt  die  Augen.  (1996) 

Papier  auf  Eichenholz  ;  h.  0,47  ;  br.  0,35.  —  Inv.  1722,  A  62.     Als  Gegen-         P  8 
stand  wurde   damals   ein   » Bauern weibskopf«    angegeben.     Die   auf  dem   Bilde  er- 
haltene Nummer  lässt  aber  keinen  Zweifel  an  der  Identität  zu. 


648        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahr h. 

Willem  van  Bemmei 

Geb.  zu  Utrecht  1630;  gest.  zu  Nürnberg  1708.  Schüler  des 
Herrn.  Saftleven.  Nach  einer  italienischen  Reise  in  Nürnberg 
Stammvater  einer  jüngeren  Künstlergeneration. 

1998  Abendlandschaft.     In    der   Mitte  ein   Baum.     Links:  ein 

(1994)  Kastell  auf  halber  Höhe.     Rechts:    vor    rötlich  schimmernden 
Q  2     Bergen  ein  Wasserfall    zwischen   Felsen,    auf  denen   ein  Hirt 
neben  einem  Zeichner  steht.     Bez.  rechts  unten: 


Leinwand;  h.  1,27;  br.  1,98.  —  Nach  H.  durch  den  Grafen  Gotter,  was  sich 
jedoch  aus  dem  Inventar  Gotter  nicht  ergibt.  Vielmehr  wie  das  folgende,  sein 
Gegenstück,  zuerst  im  Katalog  von  1835. 

1999  Morgenlandschaft.     Rechts  auf  dem  Wege  ein  Reiter  und 
(1995)  ein  Jäger.     Links  vorn  ein  hoher  Baum,  im  Mittelgrunde  ein 

Q  2     Tal,  im  Hintergrunde    ein    von  Bergen  begrenzter  See.     Bez. 
halbl.  ii.:   1661   und  (wie  das  vorige)  W.B. 

Leinwand;  h.  1,27;  br.  1,97.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  Vergl.  die 
Bemerkungen  zum  vorigen,  seinem  Gegenstücke. 

2000  Landschaft  mit  einer  Brückenruine.  Links  Berge  und  Wald- 
(1993)  rand;  rechts  ein  Fluss  mit  einer  nur  mehr  zur  Hälfte  stehenden 
ständehaus  Bogenbrücke,  im  Hintergrunde  blaue  Berge.     Bezeichnet  nach 

H. :  F  .  W  .  B.     Wir  fanden  das  Monogramm  nicht. 

Leinwand;  h.  0,68%;  br.  0,95%.  —Entweder  das  1699  durch  den  Hofmaler  S. 
Bottschild  zur  Kunstkammer  gebrachte  oder  das  durch  den  Grafen  Gotter  (vor  1736) 
erworbene  Bild.  Inv.  Gotter  N.  211.  —  Jedenfalls  im  Kat.  von  1835  als  »unbekannt  . 

Johann  Heinrich  Roos 

Geb.  den  27.  Oktober  1631  zu  Otterberg  in  der  Pfalz;  gest. 
zu  Frankfurt  a.  M.  den  3.  Oktober  1685.  Lernte  die  Kunst 
in  Holland,  reiste  in  Italien.  Seit  1673  Hofmaler  des  Kurfürsten 
Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  tätig  in  Cassel,  in  Mainz,  haupt- 
sächlich aber  in  Frankfurt  a.  M.,  wo  er  1668  Bürger  wurde. 


Deutsche  Schulen.     XVIL  Jahrhundert  649 

Hirten  und  Herden  unter  Ruinen.    Eechts  schlummert  eine    200 1 
Hirtin  zwischen  Ziegen  und  Schafen  an  einer  Mauer.    In  der  (2001) 
Mitte  liegt  eine  Kuh,  neben  der  ein  Stier  steht.    Links  hinten      P  9 
graue  Berge,  vorn  ein  Hirt,  der  mit  Schafen  und  Rindern  einen 
Bach  durchschreitet.     Bezeichnet  halb  links  unten: 


■\6W 


Leinwand;  h.  0,58%;  br.  0,79.  — 1699  zur  Kunstkaninier.  —  Inventar  1722, 
A  396.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckm. 

Hirten  und  Herden  unter  Felsen.    Rechts  unter  dem  Felsen    2002 
haben  Hirten   ihr  Zeltdach   ausgespannt    und   ruhen  zwischen  (2002) 
Schafen,    Ziegen    und  Eseln.     In   der  Mitte   sitzt  eine  Wache      P  9 
haltende  alte  Frau  vor  einem  jungen  Ochsen.     Links  schönes 
Flusstal.     Bezeichnet  rechts  unten: 


JiYOOS. 


Leinwand;    h.  0,59;  br.  0,79.  —  1669  zur  Kunstkamraer.  —  Inventar  1722, 
A  367.  —  Gegenstück  aum  vorigen. 

Italienisches  Hirtenidyll.     Im  flussdurehströmten  Tal  links  2002  A 
ein  alter  Rundturm,  rechts  Säulenruinen.    Im  Hintergrunde  eine     Döbel11 
Ortschaft    am  Fusse  des  Gebirges.     Vorn  links  ruhen  Rinder, 
Schafe  und  eine  Ziege;  rechts  reinigt  die  Hirtin  dem  Hirten- 
jungen, der  vor  ihr  kniet,  den  Kopf. 

Leinwand;   h.  0,96;    br.  1,13.    —    1893   als  Vermächtnis    des   Apellations- 
gerichtspräsidenten  E.  F.  Nossky.  —  1904  ans  Rathaus  zu  Döbeln. 

Angeblich  Johann  Heinrich  Roos 

Ein  schlafender  Hirt  mit  seiner  Herde.    Vorn  rechts  liegt  der  2003 

Hirt  schlummernd  auf  dem  Antlitz.  Neben  ihm  wacht  sein  Hund.  (2003) 

In  der  Mitte  steht  ein  rotes,  liegt  ein  weisses  Rind.  Links  Schafe  Freiber? 
und  Ziegen.     Im  Mittelgrunde  eine  Backstein-Ruine. 

Leinwand;  h.  0,36;  br.  0,43.  —  1741  durch  von  Kaiserling  mit  dem  folgen- 
den.    Die  Eigenhändigkeit  fragUch.  —  1903  ans  König-Albert-Museum  in  Freiberg. 

Eine  Hirtin,  die  mit  ihrem  Hunde  spielt.    Links  vorn  unter    2004 
einem  steilen  Felsen  liegt  ein  wohlgenährtes  Mädchen  auf  einer  (2004) 

Freiberg 


650        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Mauer  und  spielt  mit  ihrem  Hunde.  Vorn  liegen  zwei  Schafe 
mit  einem  Lämmchen,  zwei  Kühe  und  eine  Ziege. 

Leinwand;  h.  0,423^;  br.  0,38.  —  1741  durch  r.  Kaiserling  mit  dem  vorigen. 
Die  Eigenhändigkeit  fraglich.  —  1903  ans  König-Albert-Museum  in  Freiberg. 

Johann  Karl  Loth 

Geboren  in  München  1632;  gestorben  in  Venedig  den  6.  Okt. 
1698.  Schüler  seines  Vaters  Johann  Ulrich  Loth.  In  Rom  unter 
Caravaggio's,  in  Venedig  unter  Liberi's  Einfluss  weiterentwickelt. 
Tätig  hauptsächlich  in  Venedig. 

2005  Hiob  mit  seinen  Freunden.  Kniestück.  Rechts  sitzt  der  grau- 

(1997)  bärtige  Dulder,    fast  von  vorn  gesehen,    in  seinem  Sessel  und 
C  2      blickt  schmerzlich  gen  Himmel.     Links  neben  ihm  stehen  seine 

Freunde,  unter  ihnen  ein  Alter  mit  eingehülltem  Kopf. 

Leinwand;  h.  1,22;  br.  0,98^.  —  Inventar  1722,  A  184. 

2006  Hiob  mit  seinem  Weibe  und  Kinde.  Kniestück.  Rechts  sitzt 

(1998)  Hiob    mit   gefalteten  Händen.     Links    neben   ihm   stehen  sein 
F.-M.     Weib  und  sein  Kind;  hinter  ihm  einige  Freunde. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  1,40^.    —    Inv.  1722—28,  B  1204.     —     189(3  ans 
Kgl.  Finanzministerium. 

2007  Loth  mit  seinen  Töchtern.  Kniestück.  Der  alte  Loth  sitzt 

(1999)  am  Boden.     Seine  Töchter  reichen  ihm  den  Wein. 

F.-M.  Leinwand;  h.  1,31;  br.  1,40%-    —    1726  durch  Leplat.    Inv.  1722—28,  A 

1587.  —  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

2008  Ecce  homo.    Kniestück.    Rechts  steht  der  dornengekrönte 

(2000)  Heiland   im  Purpurmantel    mit   gefesselten  Händen   und  blut- 
Chemnitz   überströmtem  Antlitz.    Links  vor  ihm  steht  Pilatus  im  Turban, 

mit  der  Rechten  auf  ihn  deutend.  Hinter  ihm  einer  der  Häscher. 

Leinwand;  h.  1,57;  br.  1,28.  —  1725  durch  Leplat.    Inv.  1722—28,  A  1584. 

Bernhard  Halder 

Schüler  des  Architekturmalers  Dirk  Dalens  in  Holland.  Lebte 
gegen  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  in  Hamburg. 

2009  Architekturstück    mit    römischer  Säulenruine.     Vorn  rechts 
(1976)  ein  monumentaler  Brunnenbau,  links  eine  grosse  Vase.    In  der 

Q  3     Mitte  des  Mittelgrundes  eine  Dreisäulenruine;  im  Hintergrunde 
Bergzüge.     Bez.  rechts  am  Brunnenhaus:  Halde?'  f. 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  651 

Kupfer;  h.  0,10;  br.  0,12%. —  Im  »Catalogue«  von  1765  als»ChristophHalter«. 
—  H.  las  ein  B.  vor  der  Bezeichnung.  In  Dresden  galt  das  Bild  von  Anfang  an 
für  ein  Werk  des  Christoph  Halter,  welcher  1592  geboren  war,  1648  zu  Nürnberg 
starb,  Schüler  des  Georg  Gärtner  daselbst  und  Historienmaler  war.  H.  bezweifelte 
nur  den  Vornamen  Christoph  desselben.  Unser  Bildchen  rührt  aber  sicher  nicht  von 
einem  Nürnberger  Historienmaler  der  ersten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts,  sondern 
von  einem  Landschafts-  und  Aichitekturenmaler  der  zweiten  Hälfte  desselben  her. 
Auch  ist  es  eben  nicht  Halter,  sondern  Halder  bezeichnet.  Es  kann  daher  kein 
Zweifel  sein,  dass  es  dem  oben  erwähnten  wenig  bekannten  Meister  dieses  Namens 
zurückgegeben  werden  muss.  Dass  sein  Vorname  Bernhard  war,  ergibt  sich  aus 
der  Bezeichnung  eines  ähnlichen  Bildes  im  englischen  Privatbesitze  (Briefl.  Mitteilung 
Mr.  Will.  Rowthorns  aus  Sheffield  vom  10.  Juli  1894). 

Karl  Ruthart 

"Wahrscheinlich  Süddeutscher  von  Geburt;  doch  1663 — 1664 
Meister  der  Antwerpener  Gilde.  Die  früheste  Datierung  auf 
einem  seiner  Bilder  (in  Pest)  ist  1663.  Nach  1672  scheint 
er  in  Italien  gelebt  zu  haben  und  hier  auch  gestorben  zu  sein. 

Kirke  und  Odysseus.  In  einer  mit  Tieren  jeder  Art  gefüllten    20  1 0 
Höhle  wendet  Odysseus  im  Helm  sich  mit  dem  Schwert  in  der  (2023) 
Rechten  der  Zauberin  Kirke  zu,  um  sie  zu  zwingen,  seine  Ge-     48  o 
fährten  wieder  zu  entwan- 
deln, mit  der  Linken  packt  er 
sie  fest  an  ihrer  Rechten,  in 
der  sie  den  Zauberstab  hält, 
während  sie  mit  der  Linken 
den  Trank  verschüttet.  Unter 
den  Tieren  rechts  vorn  ein 
Strauss,  links  oben  die  ausge- 
storbene Riesentaube  Didus 
ineptus  (nach  A.  B.  Meyer). 
Bez.  rechts   in   der  Mitte: 

Leinwand ;  h.  1,35 ;  br.  1,68.  —  Inv.  1754,  TL  379.  Schon  dort  als 
und  Kirke ;  und  wenngleich  Kirke  nach  Homer  die  Gefährten  des  Odysseus  nur  in 
Schweine  verwandelte,  so  wissen  auch  wir  das  Bild  doch  nicht  anders  zu  erklären. 
Bis  1723  scheint  es  in  der  Sammlung  Wrschowecz  in  Prag  gewesen  zu  sein.  Vergl. 
Dr.  Toman  im  Kepert.  X  (1887)  S.  24.  Dass  die  Figuren  nicht  von  Ruthart,  sondern 
von  »Daniel  Ens«  (Heinz)  herrühren,  wurde  im  Dresdner  Inv.  von  1754,  nicht  aber 
im  Inventar  Wrschowecz  behauptet.  Dagegen  geht  aus  dem  von  Th.  Frimmel  (Kl. 
Galeriestudien  S.  59  Anm.  1  und  S.  68  Anm.  1)  veröffentlichten  Material  hervor, 
dass  die  Figuren  von  J.  Spillenberger  aus  Kasehau  gemalt  sind.    —   Phot.  Bruckm. 


652        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

2011  Hirsche  und  Reiher.     Oben  in  der  Mitte  auf  der  Anhöhe 

(2024)  ein  stehender  und  zwei  liegende  Hirsche  mit  Schaufelgeweihen 
18  b     (zwei  von  ihnen  sind  wohl  Elentiere).    Vorn  unten  ein  "Wasser, 

in  dem  ein  Reiher  steht,  während  ein  zweiter  aus  ihm  empor- 
steigt.    Bezeichnet  rechts  in  der  Mitte:  C  .  RVTHART  . 

Leinwand;    h.  0,68;   br.  0,55%.  —   1742  durch  Riedel  ans  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Lith.  von  Zöllner;  desgl.  von  P.  Sevestro.  —  Phot.  Bruckm. 

20  1 2  Gehetzte  Hirsche.    Aus  dem  Waldrande  zur  Rechten  sind 

(2025)  zwei  von  Hunden  verfolgte  Hirsche  hervorgebrochen.    Der  eine 
18  b     von  ihnen  ist  rücklings  zu  Boden  gestürzt  und  wird  von  den 

Hunden  gepackt,  während  links  aus  dem  Mittelgrunde  ein  Jäger 
zu  Pferde   heransprengt.     Bez.  links   unten:    C.  RVTHART  . 

Leinwand;  h.  0,68;  br.  0,56.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Lith.  von  P.  Sevestre. 

2013  Kampf  zwischen  Bären  und  Hunden.    Bären  und  Hunde  bilden 

(2026)  ein  wildes,  schwer  entwirrbares  Kampfgewühl.     Rechts  klettert 
14  b     ein  Bär  auf  einen  Baum.    Rechts  im  Mittelgrunde  Wald;  links 

im  Mittelgrunde  Berge.     Bez.  rechts  in  der  Mitte: 

C'lwThKRT- 

Leinwand;  h.  0,68%;  br.  0,87.  —  Inv.  1722,  A  718.  —Phot.  Brann  XIV,  15. 

Johann  Anton  Eismann  (nicht  Lismann) 

Geb.  zu  Salzburg  1604;  gest.  zu  Venedig  1698.  Zog  über  Mün- 
chen nach  Venedig  und  arbeitete  zum  Teil  in  Verona,  hauptsächlich 
aber  in  Venedig.  Hier  hatte  er  den  Carlo  Brisighella,  gen. 
Eismann,  an  Sohnesstatt  angenommen.   Vergl.  oben  zu  N.  564. 

2014  Ruinen  am  Flusse.    Rechts  zwei  Bäume.    Links  mächtige 

(2068)  grosse  Mauern.  In  der  Mitte  steht  ein  Rundturm  auf  dem  Gewölbe, 
P  5     das  den  Fluss  überspannt.    Vorn  auf  dem  Wege  vier  Menschen. 

Eichenholz;  h.  0,26%;  br.  0,30%.  —  1727  durch  Leplat.  —  Inventar  1722, 
A  1816,  als  »Lismann«.  —  Gegenstüok  zum  folgenden. 

2015  Ein  Denkmal  unter  Ruinen.     Im  Mittelgrunde  mächtige,  ver- 

(2069)  fallene  graue  Mauermassen.    In  der  Mitte  davor  die  Inschrift: 
P5      V.Q.P.L.T.I.     Rechts  davor  einige  Männer  und  Frauen 

mit  einem  Hunde. 

Eichenholz;    h.  0,26%;    br.  0,31.  —    1727  durch  Leplat.  —  Inv.  1722—28, 
A   1817,  als  »Lismann«.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 


Deutsche  Schulen.    XVII.  Jahrhundert  653 

Johann  Heiss 

Geboren  1640  zu  Memmingen;  gestorben  1704  zu  Augsburg. 
Schüler  des  Joh.  Heinr.  Schönfeldt  in  Augsburg.  Tätig  haupt- 
sächlich in  dieser  Stadt. 

Der  Auszug  der  Israeliten  aus  Aegypten.    Links  oben  schwebt    20 1 6 
der  Würgengel;    vorn    auf  der  Strasse  winden  sich  Sterbende.   (2015) 
Ganz  links    steht    der  Pharao  im  Turban  auf  seiner  Terrasse      Q  1 
und  weist  die   Israeliten    mit    deutlicher    Handbewegung    fort. 
Zunächst  dem  Palaste    stehen  Moses    und    Aaron.     Bez.  1.  u. : 


Leinwand;  h.  1,09;  br.  2,13J^.    —  Inventar  1754,  II  131. 

Abraham  Mignon 

Getauft  den  21.  Juni  1640  zu  Frankfurt  a.  M.;  gest.  daselbst 
(nach  anderen  in  Wetzlar)  1679.  Soll  Schüler  J.  D.  De  Heem's 
in  den  Niederlanden  und  seit  1660  vornehmlich  in  Utrecht 
wohnhaft  gewesen  sein;  1665  aber  ist  er  wieder  in  Frankfurt 
nachweisbar,  wo  er  1676  zum  letzten  Male  erwähnt  wird. 

Ein  Glas  Blumen  mit  einem  Orangenzweige.  Auf  einem  Marmor-    2017 
tisch  prangt  ein  grünes  Glasgefäss   mit  einem  Blumenstrauss,  (1609) 
aus  dem  ein  Orangenzweig  hervorblickt.    Links  vom  am  Tisch-     19  b 
rand    eine    Schnecke,     rechts    auf    dem    Tische    eine    Birne. 
Dunkler  Grund.     Bezeichnet  links  unten: 


tonen 


ö 


Leinwand;  h.  0,88;  br.  0,67.  —  Inventar  172'2,  A  196.  —  Phot.  Ges. 


654        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  J ah rh. 

2018  Fruchtschnüre    an    blauen    Bändern.      Vor    dunkler  Stein- 

(1610)  nische,    von  blauen  Bändern    zusammengehalten,    ein   üppiges, 

M  1      auch    mit  Blumen    durchflochtenes    Fruchtgewinde.     Unten  in 

der  Mitte   an    besonderem    blauen  Bande  eine  Orange.     Ganz 

oben  in  der  Mitte  eine  Feige,  an  jeder  Seite  ein  Vöglein.  Bez.  1.  u. : 


iancru^-.  dLu 


Leinwand;    h.  1,01%;  br.  0,83%.  —  Inv.  1722,  A  633.    —    Phot.  Bruckm. 

20 1 9  Ein  Vogelnest  im  Fruchtkorbe.     Rechts  unter  einem  Maul- 

(1611)  beer  bäume   ein  Henkelkorb  voll  köstlicher  Früchte;    im  Korbe 
17  a     auch  ein  Vogelnest,    auf  dem  Henkel  ein  Stieglitz.     Vorn  am 

Boden  liegen  zwischen  Melonen,  Pfirsichen,  Trauben  eine  Quitte. 
Links  vorn  eine  Schnecke,  rechts  vorn  ein  Brom  beerzweig. 
Bezeichnet  links   unten  wie  N.  2018:    Ab  .  Mignon  .  fec  . 

Leinwand;  h.  0,85%;  br.  0,70%.  —  Inventar  1722,  A  393.  —  Phot.  Braun 
XI,  37 ;  Hanfst. ;  Tamme ;  Bruckm. 

2020  Ein  Blumen-  und  Fruchtkranz  um  Architekturschnörkel.  Oben 

(1613)  im  Blumenstraus    ein  Pfirsichzweig.     In  der  Mitte   hängt  ein 
17  b     reiches,     links    und    rechts    mit    blauen    Schleifen    befestigtes 

Fruchtgewinde.  Links  unten  Johannesbeeren,  rechts  gelbe 
Stachelbeeren.  Bez.  u.  links  wie  N.  2018:  Ab  .  Mignon  .  fec . 

Leinwand;  h.  0,91;  br.  0,74.  —  Inv.  1722,  A  209.  —  Phot.  Bruckm. 

2021  Herbstfrüchte    vor    brauner    Steinnische.       Neben    einigen 

(1614)  Trauben,  auf  deren  rötlichen  Blättern  ein  Schmetterling  sitzt, 
14  a     Hegt  links  eine  geöffnete  Wallnuss,  in  der  Mitte  ein  Pfirsich, 

rechts  eine  Feige.  Bez.  u.  rechts  wie  No.  201 8 :  Ab.  Mignon .  fec 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,36%.  —  Inventar  1722,  A  197. 

2022  Ein    Fruchtkorb    unter    einer    Eiche.       Rechts    ein   junger 

(1612)  Eichbaum,  auf  dem  ein  Vogel   sitzt.     In  der  Mitte  ein  Korb, 
44  b     in    dem    Trauben,    Pflaumen,    eine    offene   Kastanie    und    eine 

Mispel  liegen.  Andere  Früchte  am  Boden,  z.  B.  eine  Quitte 
mit  einem  Käfer.    Links  vorn  zwei  Mäuse.    Bez.  rechts  unten: 


Deutsche  Schulen.    XVII.  Jahrhundert  655 


e*> 


Leinwand;  h.  0,86%;  br.  0,68%.  —  Inventar  1722,  A  135,  als  »Kopie  nach 
De  Heem«. 

Früchte,  ein  Krebs  und  Gläser.     Links    im    Fenster    eine    2023 
Meise;  rechts  auf  dem  Fruchttische  eine  grüne  Decke,    weiter  (1615) 
oben  ein  roter  Krebs;    in    der  Mitte  ein  Römer  mit  Gold  wein     49  b 
und  ein  Spitzglas  mit  Rotwein,    links    eine    brennende    Lunte 
und  eine  Pfeife.     Bez.  links  unten: 


'uqnori  ji  . 


Leinwand;  h.  0,89%;  br.  0,74%.  —  Inventar  1722,  A  392,  als  »de  Heem«. 

Ein  Blumenglas  auf  dunklem  Grunde.  Auf  einem  Steinvor- 
sprunge ein  Blumenstrauss  in  grünem  Glase.  Oben  eine  Libelle 
an  einer  Tulpe;  unten  eine  herabhängende  Kornähre.  Eine 
Schnecke  links  auf  der  Platte,  eine  andere  rechts  am  Rande. 
Bez.  unten  rechts  wie  N.   2023:  A  .  Mignon  .  fe  . 

Eichenholz;  h.  0,47;  br.  0,36%.    —    Inventar  1722,  A  165,  als  »de  Heem«. 

Blumen  und  Tiere  in  einer  Felsenhöhle.  Links  Blick  ins 
Freie,  rechts  die  Felsen.  Rechts  vorn  über  buntem  Blumen- 
strauss ein  Stieglitz  in  seinem  Netz;  darunter  eine  Schlange 
und  Eidechsen.  Vorn  in  der  Mitte  Frösche  im  Sumpfe.  Unten 
links  ein  Vogel  mit  einem  Regenwurm  im  Schnabel.  Bez.  links 
in  der  Mitte  wie  N.  2023:   A  .  Mignon  .  fe  . 

Leinwand;  h.  0,8072  ;  br.  0,9672-  —  Inventar  1754,  II  567  als  »unbekannt«. 

Das  Eichhörnchen  in  der  Felsenhöhle.  In  der  Höhle  sitzt 
das  Eichhörnchen  und  frisst  eine  Eichel.  Links  oben  ein  Eis- 
vogel, rechts  unten  ein  Dompfaffennest  und  Frösche  im  Sumpfe. 


2024 

(1616) 
14  c 


2025 

(1617) 
9  b 


2026 

(1618) 
P  9 


656         Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Pilze  und  Eidechsen  unten  in  der  Mitte.  Bezeichnet  unten 
halb  links  wie  N.  2023:  A  .  Mignon  .  fe  . 

Leinwand;  h.  0,91%;  br.  0,76%.  —  Inventar  1722,  A  213. 

2027  Blumen  und  Früchte  an  blauen  Bändern.    Ein  reiches  Frucht- 

(1619)  und  Blumengewinde  ist    oben  mit  blauen  Schleifen  am  Bogen 
12  c     eines  Steingewölbes    befestigt.      Rechts    bangt    an  besonderem 

blauem  Bande  noch  ein  kleinerer  Strauss  herab.  Bezeichnet 
oben  in  der  Mitte  wie  N.  2023:  A  .  Mignon  .fe  . 

Eichenholz;  h.  0,40%;  br.  0,52%.  —  Inventar  1722,  A.  126. 

2028  Totes  Geflügel  in  einer  Steinnische.    Ein  Hahn  hängt  über 

(1621)  blauem  Tischtuch.    Links  unten  neben  ihm  liegen  eine  tote  Ente, 
M  3      ein  Messer  und  ein  Stieglitz.  Rechts  oben  hängen  zwei  Schnepfen. 

Bezeichnet  unten  links  wie  X.   2023:  A  .  Mignon  .  fe  . 

Eichenholz;  h.  0,87%;  br.  0,63.  —  Inventar  1722,  Ä  232.  Vgl.  Hh.  S.  287. 
—  Inv.  1754,  II  280  als  »Weenix«. 

2029  Geflügel  über  einem  Steintische.    In  der  Mitte  ein  stattlicher 

(1622)  an  einem  Bein  hängender  toter  Hahn,  dessen  Kopf  links  auf  dem 
M  3      Steintisch  ruht,    während  rechts  eine    grüne    Jagdtasche  liegt. 

Leinwand;  h.  0,95;  br.  0,74.  —  1741  durch  von  Kaiserliug.  — Im  Inv.  1754, 
II  281,  als  »Weenix'<,    wie  das  vorige,    das    doch  Mignon's  Namenszeichnung  trägt 

2030  Ein   Hase  und   Geflügel  unter  grünem  Vorhang.    Rechts  auf 

(1620)  dem  Marmortische  eine  grüne  Sammetdecki-  unter  dunkelgrünem 
ständehaus  Vorhang.  Von  der  Decke  hängen  links  kleine  Vögel  und  Jagd- 
geräte, in  der  Mitte  ein  Hase    und  ein  Hahn    herab.     Rechts 
ein  Zinnteller  mit  Pfirsichen  uud  Trauben. 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  0,87.    —    Inventar  1722,    Ä  230,    als   »unbekannte 
Als  Mignon  bei  H. 

2031  Ein  Hase  und  Geflügel  unter  rotem  Vorhang.     Rechts  der 

(1623)  Vorhang;    links  auf  dem  Steintisch  ein    Korb  mit  einer  toten 
ständehaus  gnte;  m  jer  Mitte  des  Tisches  ein  Hase;  rechts  ein  Truthahn. 

Leinwand;  h.   1,33;  br.  1,33.  —  1741  durch  von  Kaiserling.  —  Im  Inventur 
1754,  II  550,  als  Anonymus.  —  Bei  H.  als  »Mignon«. 

Daniel  Seiter 

Auch  Saiter,  Seuter,  Syder,  gen.  »der  Abendstern'  und  >il  Cava- 
liere Daniele«.  Geb.  zu  Wien  1649;  gest.  zu  Turin  1705.  Schüler 
des  Carl  Loth  in  Venedig,  des  Carlo  Maratta  in  Rom.  Tätig 
hauptsächlich  in  Rom  und  in  Turin. 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  657 

Der  heilige  Hieronymus.  Brustbild,  ein  wenig  nach  links.  2034 
Der  halbnackte  Graukopf  legt  die  linke  Hand  an  seine  Brust,  (2016) 
die  rechte  auf  einen  Totenkopf.  50  b 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  0,70.  —  Inventar  1722,  A  251. 

Philipp  Peter  Roos,  gen.  Rosa  di  Tivoli 

Geb.  1651  zu  Frankfurt  a.  M.;  gest.  1705  zu  Tivoli  bei  Rom. 
Schüler  seines  Vaters  Joh.  Heinr.  Eoos.  In  Italien  unter  dem 
Einflüsse  der  bolognesischen  Schule  weitergebildet.  Er  lebte  in 
Rom  und  schliesslich  in  Tivoli. 

Hirten  und  Herden  in  einer  Ruinenlandschaft.     Verschiedene    2035 
Ruinen  in  der  Hügellandschaft.     Rechts  lagern  die  Hirten:  ein  (2005) 
Alter  am  Baumstamm,  eine  Hirtin,  die  ihr   Kind   säugt,  ein      P  1 
schlummernder  junger  Hirt.     In  der  Mitte  Rinder  und  Ziegen. 
Links  eine  grosse  Schafherde. 

Leinwand;  h.  2,88;  br.  4,34.  —  Inventar  1722,  A  116. 

Hirten  und  Herden  unter  Tivoli.     Links  Tivoli  mit  seinem    2036 
Rundtempel  und  seinen  Wasserfällen.     Links  vorn  die  Hirten:  (2006) 
ein  Alter  im  Schafspelz,  ein  halbnackter  junger  Hirt  und  die      PI 
Hirtin,  die  ihr  Kind  an  der  Brust  hält.     Dazu   zwei   Hunde. 
Rechts  zahlreiche  Rinder,  Schafe  und  Ziegen. 

Leinwand ;  h.  2,81 ;  br.  4,26.  —  Inventar  1722,  A  92. 

Noah  nach  der  Sündflut  vor  Jehovah.     Noah  kuiet,  von  der    2037 
Tierwelt  umgeben,  nach  links  gewandt,    vor  Jehovah,  der,  ihn  (2007) 
segnend,  in  feuriger  Wolke  erscheint.     Unter  den  Tieren  ganz      K  1 
rechts  ein  weisses  Pferd,  neben  Noah  ein  Stachelschwein.     Auf 
der  Höhe  die  Arche  neben  Palmen. 

Leinwand;  h.  1,94% ;  br.  2,94%. —  1723  mit  einem  Gegenstück,  »Orpheus«, 
von  Melchior  Roos  für  Moritzburg  geliefert.  —  Inventar  1722,  B  17. 

Ein  Hirt  bei  seinem  Pferde  und  seiner  Herde.  Links  sattelt  2038 
und  bepackt  ein  Hirt  sein  braunes  Pferd.  Rechts  in  der  Herde  (2008) 
ein  graues  Rind.     In  der  Mitte  ein  Wasserfall.  ständehaua 

Leinwand ;  h.  2,91 ;  br.  4,34.  —  Inv.  1722,  A  26.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Ein  halbnackter  junger  Hirt  in  seiner  Herde.     Er  sitzt  rechts  2039 

neben  seinem  Hunde  zwischen  seinen  Ziegen.     Links  Rinder  und  (2011) 
Schafe.     Ganz  links  eine  grosse  graue  Kuh.   Im  Hintergrunde      P  1 
weiss  umwölkte  blaue  Gebirge. 

Leinwand;  h.  2,90;  br.  4,32.  —  Inv.  1722,  A  22.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

42 


658         Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

2040  Ein  Hirt  zu  Pferde  hinter  seiner  Herde.     Er  reitet  nach  links 

(2009)  auf  einem  Schimmel.     Neben  ihm  ein  Hund.     Vorn  ein  Gedränge 
-K  4     von  Rindern,  Schalen  und  Ziegen.     Rechts  hinten  auf  der  Höhe 

eine  Ruine. 

Leinwand;  h.  1,46^;  br.  2,22.  —   Inventar  8°  2463.      Also    1740    aus  dem 
Audienzzimmer  zur  Galerie.     Gegenstück  zum  folgenden. 

2041  Ein  ruhender  Hirt  über  seiner  Herde.   Rechts  oben  ruht  er 
(2012)  neben  seinem  Hunde.     Vorn  ein  Pferd.     Links  und  in  der  Mitte 

K  4     Hin  Gedränge  von  Rindern,  Schafen,  Ziegen. 

Leinwand;  h.  1,46;  br.  2,21.  —  Inventar  8°  2464.      Also  1740  zur  Galerie. 
Gegenstück  znm  vorigen. 

2042  Eine  Herde  vor  Bergen  mit  Ruinen.    Links  ein  Felsen,  vor 

(2010)  dem  ein  Hirt  sitzt.     Vorn  ein  Gedränge  von  Rindern  und  Schafen. 

My'au  Leinwand;  b.  0,98;  br.  1,38.    —    1741    durch  Ventura   Rossi  aus  Italien.  — 

1904  aus  Kathaus  zu  Mylau. 

Franz  Werner  Tamm 

Heuannt  Dapper.  Geb.  zu  Hamburg  1658;  gest.  zu  Wien  1724. 
Schüler  Th.  von  Soesten's  und  Job.  Pfeiffer's.  In  Rom  unter 
Mario  de'  Fiori  weitergebildet.     Tätig  hauptsächlich  in  Wien. 


2043  Zwei     Tauben.       Die  ^ 

(2019)  Tauben   sitzen   vor   Felsen 


Ar?}*- 


P5      neben  Blattpflanzen.    Links    v^/T»V»'T  (VtTl  */\* 
vorn    liegen    zwei    Federn.  j£,    *^^  ^^/     V» 

Bezeichnet  rechts  oben: 

Leinwand;  h.  0,36;  br.  0,46. 
—  Inventar  1722,  B  224.     Also  nicht  durch  Gotter,  wie  H.  annahm. — Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Phot.   Bruckm 

2044  Eine  Henne  mit  ihren  Küchlein.    Die  weisse  Henne  liegt  links 

(2020)  vor  Felsen  neben  Blattpflanzen.     Rechts    vorn    drei  Küchlein. 

P  5  Leinwand;  h.  0,36;    br.   0,45^-    —  Inventar    1722,    B   223.   —   Also  nicht 

durch  Gotter,  wie  H.  annahm.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

2045  Totes  Geflügel.     Rechts  ein  Baumstamm,  von  dessen  Ast 

(2021)  ein  toter  Auerhahn  herabhängt,  während  ein  Fasan  und  kleine 
K  2      Vögel  am  Boden  liegen. 

Leinwand ;  h.  1,57 ;  br.  1,05.  —  1723  durch  Wackorbarth  mit  dem  folgenden 
nnd  noch  zwei  anderen  Gegenstücken.  —  Inventar  1722,  A  1470. 

2046  Lebendes  Geflügel.     Links    ein    Baumstamm,    an    dessen 

(2022)  Fusse  zwei  Fasanen  sitzen.     Vorn  eine  Taube.     Oben  in  der 
K  2      Luft  ein  Raubvogel. 


Deutsche  Schulen.    XVII.  Jahrhundert  659 

Leinwand;   h.    1,56%;    br.    1,04%.    —    1723   durch  Wackerbarth    mit  dem 
vorigen  und  noch  zwei  anderen  Gegenstücken.  —  Inventar  1722,  A  1469. 

Johann  Melchior  Roos 

Geb.  1659  zu  Frankfurt  a.  M.;  gest.  daselbst  1731.  Schüler 
seines  Vaters  Joh.  Heinr.  Roos;  jüngerer  Bruder  des  Ph.  P. 
Roos.  In  Italien  1686 — 1690.  Arbeitete  nach  seiner  Rück- 
kehr hauptsächlich  in  Frankfurt  a.  M. 

Hirsche  im  Walde.     In  der  Mitte  ruht,  nach  links  gewandt,    2047 
ein  stattlicher  Hirsch  zwischen  drei  Hirschkühen       /7  M  (2013) 

unter    einem    mächtigen    Eichbaume,    in    dem  ^_yvJ\OOS'       P  9 
Eichkätzchen  klettern  und  Vögel  sitzen.   Links 
im  Mittelgrunde    blickt    ein    Fuchs    aus    dem 
Unterholze  hervor.     Bez.  links  unten:  f71^T 

Kupfer;  h.  0,76;  br.  0,63.  —  Inventar  1722,  A.  281.  —  Vom  Meister  selbst 
für  Moritzburg  geliefert. 


Jic'n 


Peter  Strudel  von  Strudendorff 

Geb.  zu  Cles  in  Tirol  1660;  gest.  zu  Wien  1714.  Schüler  des 
Karl  Loth  in  Venedig.  Nach  längerem  Aufenthalt  in  Italien  nach 
1680  in  Wien;  seit  1689  Hofmaler  daselbst.  Begründete  1692, 
noch  halbwegs    als    Privatunternehmen,  die  Wiener  Akademie. 

Jupiter  und  Antiope.     In  üppiger  Landschaft   schläft  [die    2048 
schöne  Nymphe  auf  schwellendem  Kissen  unter  rotem  Vorhang,  (2017) 
hinter  dem  Jupiter  in  Gestalt  eines  Satyrs  hervorblickt.  U  3 

Leinwand;  h.  1,54;  br.  1,81.  —  Inventar  1722,  A  785. 

Susanne  im  Bade.     Susanne    sucht    sich  vor  den    beiden    2049 
Alten,  die  sie  hinterrücks  von  links  überfallen,   in  das  Bade-  (2018) 
becken  des  rechts  vorn  plätschernden  Brunnens  zu  retten.  LT  3 

Leinwand;  h.  1,54;  br.  1,81.  —  1778  mit  der  Spahn'schen  Sammlung.      N. 
45  der  Liste. 

John  George  de  Hamilton 

Geb.  zu  Brüssel  1672;  gest.  zu  Wien  den  3.  Januar  1737. 
(Vergl.  Alex.  Nyäri:  Joh.  Kupetzky,  Wien  1889  S.  49  Anm.  6.) 
Sohn  und  Schüler  des  James  Hamilton,  eines  schottischen  Tier- 
malers, der  sich  in  Brüssel  niedergelassen  hatte.  Er  lebte  eine 
Zeitlang  in  Berlin,  seit  1713  aber  in  Wien,  wo  er  1721  bis 
1728  unter  den  Kammermalern  erwähnt  wird. 

42* 


660        Deutsche  Schulen.    XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

2050  Ein  gesattelter  Grauschimmel.     Das  Tier  steht,  nach  rechts 

(2027)  gewandt,  auf  den  Hinterbeinen.     Im  Hintergrunde    links  eine 

66  a     Parkmauer,    vor    der    eine  Brunnenfigur   ihr  Wasser   ergiesst. 

Eechts  unten  eine  Landschaft.    Bezeichnet  unten  in  der  Mitte: 


(j.^jl 


asTfÜUtOr^    7CC; 


l^'O^ 


Leinwand;  h.  0,49%;  br.  0,62%.    —    1860    aus  dem  Vorrat.    Vorher   nicht 
nachgewiesen.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2051  Ein  gefleckter  Rotschimmel.     Das   Tier    steht    ungesattelt 
(2030)  nach  rechts  gewandt.  In  der  geflochtenen  Mähne  trägt  es  rosa 

66  c     Schleifen.     Hinten  eine  kahle  Fluss-  und  Berglandschaft.     Bez. 
rechts  unten:  J.  O.  de  Hamilton  (wie  das  vorige)  Ao  1704. 

Leinwand;    h.    0,49%;    br.    0,62.    —    1860  ans  dem   Vorrat.     Vorher   nicht 
nachgewiesen.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

2052  Ein  Mohr  mit  einem  Grauschimmel.     Das  Tier   steht    un- 

(2028)  gesattelt  nach  links  gewandt.     Der  Mohr  im  Turban    hält  es 
66  c     am  Zaume.    Links  vorn  liegt  rotes  Sattelzeug.    Links  im  Hinter- 
gründe zieht  sich  eine  Pappel-Allee  hin.     Bez.   rechts  uuten: 
J.  O.  de  Hamilton  (wie  N.   1050)  Ao  1709. 

Leinwand ;  h.  0,49V2 ;  br.  0,627s,.  —    1860   aus  dem  Vorrat.     Vorher  nicht 
nachgewiesen.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2053  Ein  Stallbursche  mit  einem  Schimmel.    Das  Tier  steht  mit 

(2029)  blauem  Sattel  nach  links  gewandt.     An  der  geflochtenen  Mähne 
66  a     trägt  es  blaue  Schleifen.     Der  Bursche,  der  es  hält,  bringt  eine 

blaue  Satteldecke.  Links  ein  brauner  Felsen.  Bez.  u.  1.:  J. 
Q.  de  Hamilton  (wie  N.  2050)  Ao  1709. 

Leinwand;  h.  0,49%;    br.    0,62.    —    1860   aus   dem   Vorrat.     Vorher   nicht 
nachgewiesen.     Gegenstück  zum  vorigen. 

Georg  Philipp  Rugendas 

Geboren  zu  Augsburg  den  27.  November  1606;  gest.  daselbst 
den  10.  Mai  1 742.  Lernte  in  Augsburg.  Bildete  sich  unter  dem 
Einflüsse  des  Jacques  Courtois  (Bourguignon)  weiter.  Ging 
1692  nach  Venedig,  war  aber  seit  1695  wieder  in  Augsburg. 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  661 

Auf  dem  Schlachtfelde.    Vorn  liegen  Leichen.    Links  sind  2054 

Soldaten  im  Begriffe,  sie  zu  plündern.    In  der  Mitte  sprechen  (2031) 

zwei    Eeiter    miteinander.     Rechts    im  Mittelgrunde    zeigt    ein  66  a 
Priester  einem  Sterbenden  ein  Kruzifix. 

Leinwand;    h.  0,45;  br.  0,41.  —  1742  durch  Riedel  aus  Prag;    als  N.  3177; 
daher  nicht  1741  aus  Dos,  wie  H.  annahm. 

Johann  Kupetzky 

Geboren  1667  (nicht  1666)  zu  Pösing  (Bösing)  bei  Press- 
burg; gestorben  1740  zu  Nürnberg.  Schüler  des  Benedict 
Klaus  in  Wien.  In  Italien  weitergebildet.  Er  arbeitete  1706 
bis  1709  in  Italien,  dann  in  Wien,  liess  sich  aber  um  1726 
seinem  protestantischen  Glauben  zu  Liebe  in  Nürnberg  nieder. 
(Alex.  Nyäri:   »Joh.  Kupetzky«,  Wien   1889.) 

Selbstbildnis    des    Meisters.     Halbfigur    nach    rechts    auf  2055 

grauem  Grunde.    Der  Künstler  trägt  einen  kleinen  schwarzen  (2032) 

Schnurrbart   und   einen   braunen  Mantel.     Er   deutet  mit  dem  61  c 
Zeigefinger  der  halb  erhobenen  Rechten  nach  oben. 

Leinwand;  h.  0,93;  br.  0,73.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in  Dux. 
Als  Selbstbildnis  des  Künstlers  schon  im  Inventar  von  1754,  II  618. 

Christian  Ludwig  Agricola 

Geb.  zu  Regensburg  den  5.  Nov.  1667;  gest.  daselbst  1719. 
Er   reiste    viel    und  hielt  sich  mit  Vorliebe  in  Augsburg  auf. 

Landschaft    mit   muhammedanischen  Pilgern.     Wilde  Berg-    2056 
gegend.     Rechts    vorn    ein    Eluss;    links    vorn    haben    einige  (2033) 
Muselmänner   einen    Teppich   ausgebreitet,    auf   dem    sie    sich,  pianeni-v' 
nach  rechts  gewandt,  zum  Gebete  niederwerfen.     In  der  Mitte 
werden  einige  Pferde  aus  dem  Flusse  geführt. 

Leinwand;    h.  0,89;    br.  1,22^.  —  Inventar  1722,  A  634.     Durch  Agricola 
selbst  geliefert.  —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Landschaft  mit  dem  Mühlstein.     Rechts  eine  Wassermühle    2057 
am  Bergabhang.     Links  vorn  ein  hoher  Baum.     In  der  Mitte  (2034) 
heben    einige    Leute    einen    mächtigen    Mühlstein    von    einer     P  10 
Schleife.     Rosenrote   Wolken    am    Himmel.     Bezeichnet    halb 
rechts  (nicht  ganz  unverdächtig):  L.  A.  fec. 

Leinwand;  h.  0,83;  br.  0,66^.  —  Inventar  1754,  II  462. 


662        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Adam  Manyoki 

Geb.  1673  zu  Szokolya  in  Ungarn;  gest.  zu  Dresden  den 
6.  Aug.  1757.  —  Seit  1717  Hofmaler  in  Dresden;  1724 
bis  1731  iu  seiner  Heimat;  1734  in  Titel  und  Gehalt  in 
Dresden  wieder  eingesetzt.  Vgl.  Gustav  Müller:  Vergessene 
und   halbvergessene  Künstler,    Dresden  1895,    S.   137 — 139. 

2058  Männliches  Bildnis.     Halbfigur  fast  von  vorn  auf  grauem 

(2081)  Grunde.   Der  Herr  im  grauärmeligen  Rock  und  schwarzem  Man- 
61  b     tel  blickt  nach  links,  deutet  aber  mit  der  Rechten  nach  rechts. 

Leinwand ;  h.  0,95 ;  br.  0,74.  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  Früher  als  »unbekannt^  und  als  das  »Bildnis  eines  Malers«  bezeichnet.  — 
Nach  einer  alten  Ueberlieferung,  laut  Angabe  des  Kustos  Hofrat  G.  Müller,  das  Bildnis 
des  Hofmalers  Alex.  Thiele,  gemalt  von  Adam  Manyoki.  Da  es  mit  dem  Bildo 
Manyoki's  im  Braunschweiger  Museum  recht  gut  übereinstimmt,  glauben  wir  diese 
Ueberlieferung  annehmen  zu  dürfen. 

Unbekannter  Meister 

Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts 

2059  Männliches  Bildnis.    Brustbild  nach  rechts  auf  bräunlichem 

(2082)  Grunde.     Der   braunäugige  Herr  trägt  einen  schwarzen  Rock, 
50  b     einen  weissen  Kragen  und  lange  braune  Locken. 

Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,45}^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835. 

Anton  Faistenberger 

Geb.  1678  zu  Innsbruck  oder  zu  Kitzbühel  in  Tirol;  gest. 
1722  (nach  anderen  1721)  zu  Wien.  Bildete  sich  in  Italien  nach 
Poussin    und  Salvator  Rosa.     Tätig   in  Italien    und  in  Wien. 

2060  Fluss-  und  Berglandschaft  mit  Nymphen.     Der  Fluss  windet 
(2035)  sich,  durch  Wasserfälle  gespeist,  rechts  durch  das  Tal.    Links 

66  b  vorn  hohe  Bäume,  unter  denen  Frauen  in  antiker  Tracht  Wasser 
schöpfen.  Auf  dem  Wege  ruhen  Nymphen.  Fischer  ziehen  ihr 
Netz  aus  dem  Flusse.     Bez.  links  unten: 


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Leinwand;  h.  1,21;  br.  2,17^.  —  1742  durch  Riedel  ans  Prag;  als  N.  3174; 
daher  nicht,  wie  H.  annahm,  1741  aus  Dux. 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  663 

Waldlandschaft    mit    Räubern.     Vorn    in    der    Mitte    eine    2061 
mächtige   Baumgruppe.     Links   im  Walde    werden  Reiter    von  (2036) 
Räubern    überfallen.     Zwei    Männer,    denen    ein    Hund    folgt,  ständehans 
schleichen    ganz    vorn    herbei.     Rechts  Fernblick.     Im  Mittel- 
grunde ein  Schloss  auf  dem  Berge. 

Leinwand;  h.  1,47;  br.  2,20.  —  Nach  H.  1741  mit  dem  vorigen  aus  der 
Sammlung  Wallenstein  in  Das.  Die  Inventarnumnier  des  Bildes  hat  sich  nicht  er- 
halten.    Vergl.  jedoch  die  Bemerkungen  zum  vorigen. 

Andreas  Möller 

Geboren  zu  Kopenhagen  den  30.  November  1683;  gestorben 
zu  Berlin  um  1750.  Er  lebte  als  Bildnismaler  längere  Zeit 
in  London,  dann  in  Wien,  schliesslich  in  Berlin. 

Oliver  Cromwell.     Brustbild    ohne    Hände    von    vorn    auf  2062 

gelbgrauem  Grunde.     Der   englische  Staatsmann   mit  dünnem,  (2079) 

ergrauendem  Haar  und  kleinem  Bart  trägt  einen  Stahlharnisch  M.-G-. 
mit  kleinem  weissen  Klappkragen.     Er  blickt  nach  rechts. 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,61  %.  —  1732  von  Andreas  Möller  selbst  aus  London 
(nicht  aus  Wien)  geschickt.  Inventar  8°  A  2319,  Fol.  52.  —  Möller  kopierte  es 
nach  dem  Original  des  Robert  Walker,  eines  der  englischen  Nachahmer  van  Dyck's. 
—  1891  ans  Ministerialgebäude  an  der  Seestrasse. 

Graf   Moritz  von  Sachsen.     Halbfigur   ohne    Hände    nach  2063 

links  auf  Himmelsgrunde.     Der  Feldherr  trägt  einen  Harnisch,  (2080) 

einen  feuerroten  Mantel  und  eine  mit  blauer  Schleife  verzierte  67  a 
Allongeperücke.     Er  blickt  nach  vorn. 

Leinwand;  h.  0,75%;  br.  0,62V2-  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835  als  Louis 
Sylvestre.  Den  Stil  dieses  Meisters  zeigt  das  Bild  jedoch  entschieden  nieht.  Als 
Andreas  Möller  seit  dem  Katalog  von  1843.  —  Die  Benennung  des  Darstellers  wie 
des  Dargestellten  scheint  uns  nicht  völlig  gesichert. 

Balthasar  Denner 

Geboren  den  15.  November  1685  zu  Hamburg-Altona  als  Sohn 
eines  Mennonitenpredigers ;  gestorben  den  14.  April  1749  zu 
Rostock.  Er  studierte  seit  1707  an  der  Berliner  Akademie. 
Ansässig  hauptsächlich  in  London  (1721 — 1724)  und  in 
Hamburg,  aber,  um  Aufträge  auszuführen,  wiederholt  in  anderen 
Städten. 

Eine  Dame  mit  grünem  Kopftuch.  Brustbild  ohne  Hände  nach    2064 
links  auf  gelbgrauem  Grunde.     Die  braunäugige,  alternde  Dame  (2045) 
trägt   einen    mit  Pelz    besetzten   violetten  Mantel,    ein  weisses      65  c 
Brusttuch   und    ein   grünes  Kopftuch.     Bez.  1.  n.  dem  Kinn: 


664        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahr h. 


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vn/ne/r 
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Leinwand ;  h.  0,34 ;  br.  0,26.  —  Inventar  1722,  A  37.  —  Phot.  Tamme ; 
Bruckm. 

2065  Der    heil.    Hieronymus.     Ein    graubärtiger,    braunröckiger 
(2037)  Einsiedler    sitzt,    nach    rechts    gewandt,    unter    einem   Felsen. 

55  b     Hinter  ihm  ein  Tisch  mit  blauer  Decke,  einem 

Buche,    einem  Kreuze.     Rechts   in    der  Land-        73) /^of 
schaft  ein  Löwe.     Bezeichnet  rechts  unten :       — i-J/'  iJ/ 

Leinwand ;  h.  0,45 ;  br.  0,36.  —  Inventar  1754,  II  717.  —  Der  Löwe  deutet 
darauf  hin,  dass  Denner,  der  die  Tracht  des  heil.  Hieronymus  nicht  beachtete,  diesen 
Heiligen  habe  darstellen  wollen.  —  Phot.  Braun  XIII,  18;  Tamme. 

2066  Bildnis    eines    alten   Herrn  in  braunem   Mantel.     Halbfigur 
(2 OB 8)  ohne  Hände  nach  links  auf  graubraunem  Grunde.     Spärlicher 

55  a     Bartwuchs,    kurzgeschorener    struppiger    grauer    Bart,    blaue 
Augen,  lichtbrauner  Mantel.     Bez.  1.  unten:    Denner  1731. 

Leinwand;  h.  0,75%;  br.  0,63%.  —  Inventar  1754,  II  278.  —  Gegenstück 
zum  folgenden.  —  Der  alte  Herr  soll  einen  Forstmeister  von  J.ützow  darstellen.  — 
Phot.   Bruckm. 

2067  Bildnis  einer  bejahrten  Frau   in  weisser  Haube.     Halbtigur 
(2044)  ohne  Hände    nach    rechts   auf  grauem  Grunde.     Die   runzlige 

55  a     Alte    trägt   ein    graubraunes  Kleid,    ein  graugrünes  Brusttuch 

und  eine  weisse  Haube. 

Leinwand;  h.  0,74%;  br.  0,62.  —  Inv.  1754,  II  279.  —  Gegenstuck  zum 
vorigen.  —  Phot.  Bruckm. 

2068  Bildnis  einer  alten  Dame  mit  goldgelbem  Kopftuch.    Brust- 
(2039)  bild    ohne  Hände    nach    rechts    auf   gclbgrauem  Grunde.     Die 

56  c     blauäugige  runzlige  Alte  tragt  einen  violetten,  mit  Pardelpelz 

besetzten  Mantel  und  ein  goldgelb  schillerndes  Kopftuch.    Be- 
zeichnet rechts  unten:  Denner.  1737. 

Kupfer;  h.  0,42;  br.  0,33.  —  Zuerst  im  »Catalogne«  von  1815.  —  Die  Pro- 
venienzangabe  bsi  H.  bestätigt  sich  nicht.  —  Phot.  Tamme. 

2069  Ein  junges  Mädchen.     Brustbild    ohne  Hände    nach    links 
(2041)  auf  grauem  (Jrunde.     Die  junge  Dame  trägt  ein  blaues  aus- 

67  a     geschnittenes    Kleid    und    einen    violetten    Schleier.     Ihr  Haar 
schmückt  eine  Orangenblüte.     Bezeichnet  links  unten : 


Deutsche  Schulen.     XVII.  Jahrhundert  665 

<V)  ¥?* 

Kupfer;  h.  0,37;  br.  0,31x/2-  — 7  Inventar  1754,  II  570.  —  In  unserem  Jahr- 
hundert bis  1860  im  Vorrat.  —  Phot.  Brackm. 

Bildnis  einer  bejahrten  Frau  mit  weissem  Kopftuch.    Brust-  2070 

bild  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Die  blauäugige  (2040) 

runzlige  Alte  trägt  ein  gelbes  Kleid  und  ein  weisses  Kopftuch.  55  b 
Bez.  links  unten  (wie  das  vorige):  Denner  fec1. 

Leinwand;  h.  0,43;  br.  0,33V2-  —  Inventar  1754,  II  80.  Vergl.  die  Her- 
kunft des  folgenden,  seines  Gegenstückes.  —  Phot.  Bruckm. 

Bildnis  eines  Herrn  mit  langen  grauen  Haaren.     Brustbild    2071 
ohne  Hände  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     Der  Alte  mit  (2043) 
kleinem  grauen  Bart  an  der  Ober-  und  an  der  Unterlippe  und     55  b 
mit   langem,   etwas    struppig    abstehendem   grauen  Haar  trägt 
einen  gelben  Rock  mit  Pelzbesatz. 

Leinwand;  h.  0,43;  br.  0,3372-  —  1730  durch  Denner  selbst  geliefert  als 
Inv.  8°  N.  2055.  —  Uebrigens  Inv.  1754,  II  79.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  — 
Phot.  Hanfst. 

Ein  graubärtiger  alter  Herr.     Brustbild  ohne  Hände  nach    2072 
links  auf  dunklem  Grunde.     Blaue  Augen,  graues  Haupthaar,  (2042) 
grauer  Vollbart,  grauer  Eock.  56  c 

Leinwand;  h.  0,36;  br.  0,30%.  —  Inventar  1722,  A  36. 

loh.  Alexander  Thiele 

Geb.  zu  Erfurt  den  26.  März  1685;  gestorben  zu  Dresden  den 
22.  Mai  1752.  —  Ursprünglich  im  Kriegsdienst  und  Dilettant. 
Kopierte  nach  C.  L.  Agricola;  dann  in  Dresden  unter  A.  Manyoki 
ausgebildet.     Seit  1747  sächsischer  Hofmaler. 

Der  Kyffhäuser.  Im  Mittelgrunde  links  der  Berg  mit  der  2073 
alten  Schlossruine,  rechts  eine  Windmühle.  Im  Hintergrunde  65  b 
der  Brocken.  Vorn  links  hohe  Bäume,  in  der  Mitte  ein  Weg  mit 
einem  vierspännigen  Frachtwagen,  rechts  ein  Fluss.  Gelbes 
Abendlicht  von  links.  Bezeichnet  links  unten:  Prospect  in 
Thieringen  von  den  sogenannten  berümten  Kyphäuser 
alten  Schloss  und  Gebürge  samt  umliegender  Gegend, 
dass  Gesicht  gegen  den  Tartz  und  Blocksberg ;  gemahlt 
von  Alexander  Thielen  1748. 


666        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahr h. 

Leinwand;  h.  1,05;  br.  1,53.  —  Bis  1870  mit  47  anderen  Landschaften  des 
Meisters  in  der  Galerie;  von  1870  bis  1886  im  kgl.  Residenzschloss ;  1886  mit  dem 
folgenden  leihweise  vom  kgl.  Hansmarschallamt  zurückgegeben. 

2074  Die    Zeche    „Kurprinz  Friedrich"    bei  Freiberg.     Links  im 
58  a     Mittelgründe  das  Bergwerk;    rechts    schlängelt    der    vorn   von 

einem  Holzsteg  überbrückte  Fluss  sich  durch  die  Hügelgegend. 
Vorn  links  hohe  Bäume,  in  der  Mitte  und  rechts  verschiedene 
Menschen  und  eine  Herde.  Kühles  Morgenlicht  von  rechts. 
Bezeichnet  rechts  unten:  Le  Matin:  Ein  Prospect  in  den 
Erzgebürge  eine  Meyle  von  Freyberg  bey  der  Zeche 
der  Chur  Printz  Friedrich  genannt,  nach  dem  leben 
gemahlet  von  Alexander  Thielen.     1749. 

Leinwand ;  h.  1,03 ;  br.  1,55.  —  1886  mit  dem  vorigen  (vergl.  die  Bemerk- 
ungen zu  diesem)  leihweise  aus  dem  Egl.  Hausmarschallamt. 

Wenzel  Lorenz  Reiner 

Geboren  1686  zu  Prag;  gestorben  daselbst  den  9.  Oktober 
1743.  Schüler  verschiedener  Prager  Künstler,  dann  in  Italien 
unter  dem  Einflüsse  Peter  van  Bloemen's  entwickelt.  Tätig 
in  Italien  und  in  Prag. 

2075  Römischer  Viehmarkt.     Im  Mittelgrunde  Kirchen,  Mauern 

(2046)  und  Ruinen.     Links  ein  Obelisk  und  eine  Bettlergruppe  unter 

66  a     einem  hohen  Baume.     Den    Platz    füllt    buntes  Treiben.     Im 

Vordergrunde  Vieh  jeder  Art. 

Leinwand;  h.  0,73%;  br.  0,98.  —  1739  durch  Riedel  aus  Prag.  Inventar 
8°  2461.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2076  Römischer  Viehmarkt.  Rechts  eine  Bogen-  und  Säulenruine, 

(2047)  links  der  Tiberstrand.     In  der  Mitte   des  Platzes  ein  Spring- 

67  h     brunnen,  an  dem  Pferde  und  Kühe  saufen.    Ein  Reiter  führt 

links  einen  mit  Gemüse  beladenen  Schimmel  am  Halfter;  ein 
junger  Hirt  hält  rechts  einen  Hund  auf  dem  Schoosse. 

Leinwand;  h.  0,72%;  br.  0,98.  —  1739  durch  Riedel  aus  Prag.  —  Gegen- 
stück zum  vorigen. 

Franz  de  Paula  Ferg 

Geb.  den  2.  Mai  1689  zu  Wien;  gest.  1740  zu  London.  Schüler 
des  Joseph  Orient.  Seit  1718  unter  Alex.  Thiele  in  Dresden 
weiterentwickelt.     Seit   1724  in  London. 

2077  Jahrmarkt  neben  einer  Bogenbrücke.      Links    die    Brücke 

(2048)  über  dem  Flusse,  daneben  eine  Statue.     Rechts  vor  alten  Ge- 
66  c 


Hj&gfe- 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  667 

bäuden  hat    ein  Marktschreier    unter   einem  -£""VZ — 

Baume    sein     Zelt    aufgeschlagen.      Buntes        y.  V?/'C/ 
Marktgewühl.     Bez.  unten  in  der  Mitte:  </ 

Kupfer;  h.  0,42%;  br.  0,51^.  —  1741  durch  v.  Kaiserling.  —  Die  Provenienz- 
angabe  bei  H.  zu  diesem  uud  dem  folgenden,  seinem  Gegenstücke,  beruht  auf  einer 
Verwechselung  mit  derjenigen  zu  N.  2081  und  2082. 

Volksbelustigung  am   Flusse.     Im  Mittelgrunde    links   und    2078 
rechts  ländliche  Gebäude    unter    Ruinentürmen;    in    der  Mitte  (2049) 
eine  Einbogenbrücke  über  dem  Fluss.     Vorn  links  ein  Baum,      66  c 
vorn  rechts  ein  Brunnen.    Viel  Volk  auf  dem  Platze.    In  der 
Mitte  wird  ein  Ringelreigen  getanzt;  weiter  zurück  wird  gerauft. 

Kupfer;  h.  0,42%;  br.  0,51.  — 1741  durch  v.  Kaiserling.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 

Fährbot    am    Strom.      Links    der    belebte    Dorfplatz    mit    2079 
hohem  Giebelhanse;    rechts    der  Fluss.     Ein  Fährmann  stösst  (2050) 
mit  seinem  Nachen  ab.     Am  Ufer  ein  y  67  b 

Reiter  mit  roter  Jacke  auf  einem  Schimmel. 
Bezeichnet  unten  links: 

Kupfer;  U.  0,20%;  br.  0,28.  —  Inventar   Guarienti   (vor  1753)  N.  1525.  - 
Gegenstück  zum  folgenden. 

Fährbot  am    Strom.     Rechts    der    belebte    Dorfplatz    mit  2080 

einem  Rundturm;    links    der   Eluss.     Ein    Fährmann    ist    im  (2051) 

Begriffe,  mit  seinem    Nachen    zu    landen.      Bezeichnet    rechts  67  b 
unten  (wie  das  vorige):  F.  Ferg. 

Kupfer;  h.  0,20V2 ;  br.  0,28.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1526.  — 
Gegenstück  zum  vorigen. 

Volkstreiben  unter  alten  Ruinen.     Im   Mittelgrunde    links    2081 
mächtige    Ruinen,    in    der    Mitte    unter    Bäumen    ein    Stein-  (2052) 
Sarkophag,  rechts  eine  Bogenbrücke.     Vorn  wüstes  Volkstreiben.     67  b 
Links  wird  einem  unwohl.    Rechts  ein  Zelt.   Bezeichnet  rechts 
unten  (wie  das  letzte):  F.  Ferg. 

Kupfer;  h.  0,24%;  br.  0,31.  —  1727  durch  Leplat.  Inv.  1722  ff.,  A  1848. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  2077.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Jahrmarkt    vor   einem    Schlosse.     Im    Mittelgrunde  links  2082 

eine  Einbogenbrücke,  rechts  ein  stattliches  altes  Schloss.    Vorn  (2053) 

links  Markttreiben.     Links  das  Zelt  des  Marktschreiers.     Be-  67  b 
zeichnet  links  unten  (wie  das  letzte):  F  .  Ferg  f. 

Kupfer;  h.  0,24V2 ;  br.  0,31.  —  1727  dnrch  Leplat.  Inventar  1722,  A  1849. 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  2077.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 


668        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Ismael  Mengs 

Geboren  zu  Kopenhagen  um  1688;  gestorben  zu  Dresden  den 
26.  Dezember  1764.  Schüler  des  Franzosen  Benedict  Coiffre, 
der  sich  von  1709  bis  1717  in  Kopenhagen  aufhielt.  Seit 
1714  Hofmaler  in  Dresden,  von  wo  aus  er  mit  seinem  Sohne 
Anton  Raphael  Mengs  wiederholt  Rom  besuchte. 

2083  Selbstbildnis  des  Künstlers.      Halbfigur    nach    rechts    vor 

(2054)  braunem  Wandgrund.     Links    ein    roter  Vorhang;    rechts    die 
61  a     Landschaft.     Der  Künstler  trägt  einen  dunkelroten  Pelzmantel. 

Mit  der  Rechten  deutet  er  in  die  Landschaft  hinaus. 

Leinwand;  h.  0,85%;  br.  0,71.  —  1741  durch  v.  Kaiserling.     Im  Inv.  1754, 
II  385,  als  Selbstbildnis  des  Meisters.  —  Gest.  von  B.  Folin.  —  Phot.  Tamme. 

Johann  Christian  Sperling 

Geb.  zu  Halle  an  der  Saale  1691;  gestorben  zu  Anspach  1746. 
Sohn  und  Schüler  seines  Vaters  Johann  Heinrich  Sperling  in 
Hamburg;  1710  Hofmaler  in  Anspach.  Später  schloss  er  sich 
an  Adriaen  van  der  Werff  an.     Tätig  hauptsächlich  in  Anspach. 

2084  Vertumnus    und    Pomona.      Ovid,  Metamorphosen  XIV  v. 

(2055)  623  ff.    Vertumnus,  der  römische  Frucht-  und  Gartengott,  sucht 
7  b      die  junge  Fruchtgöttin  Pomona  in  Gestalt  eines  alten  Weibes, 

ihr  Märchen  erzählend,  zu  berücken.    Links  unter  einem  Apfel- 
baume sitzt  das  alte  Weib.     Rechts  sitzt  Pomona,  fast  nackt, 
auf  einer  Felsbank.      Links  vorn  eine  Giess-      ^q  fner/n 
kanne.     Im    Hintergrunde    Parkbäume.      Be-  •   \        -^' 

zeichnet  rechts  unten  am  Felsen :  '   ^ 

Kupfer;  h.  0,42;  br.  0,31%.—  1741  durch  von  Kaiserling  als  Inv.-N.  2726, 
—  Phot.  Tamme. 

August  Querfurt 

Geboren  zu  Wolfenbüttel  1696;  gestorben  zu  Wien  1761.  Sohn 
und  Schüler  des  Tobias  Querfurt;  in  Augsburg  unter  G.  Ph. 
Rugendas  weitergebildet.  Nach  verschiedenen  Reisen  in  Wien 
ansässig,  wo  er  am  2.  Juli  1752  »Honorarius«  der  Akademie  wurde. 

2086  Der  Bettler.     Eine  Dame  und  ein  Herr  sind  ausgeritten. 

(2057)  Der  letztere  ist  vorn  rechts  von  seinem  Braunen  gestiegen  und 

66  a     beschäftigt  sich  mit  seinem  Hunde.     Die  Dame  sitzt  auf  ihrem 

nach  rechts  gewandten  Schimmel,  wendet  sich  aber  selbst  nach 


Deutsche  Schulen.     XV11I.  Jahrhundert  669 

dem  Bettler  zurück,    der  ihr  links  seinen   Hut  hinhält.     Bez. 
halb  links  unten: 


A  Que rAirf.  pj.,v*. 


Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,35%.    —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux.  —  Phot.  Brnckm. 

Rast  vor  einer  Hütte  in  Ruinen.     Eine  Dame  sitzt,   nach    2087 
links  gewandt,  auf  ihrem  Schimmel,  dem  ein  Hund  vorausläuft.  (2058) 
Links  hält  ein  Knecht    den    Braunen    des   Herrn,    der  rechts     66  b 
unter  dem  Beistande  eines  Jägers  seine  Stiefel       A    /~\ 
ordnet.     Bezeichnet  links  unten:  ^  V,  \-X»~~ 

Kupfer;  h.  0,32;  br.  0,42.  —  1741  durch  von  Kaiserling,  als  N.  2748;    also 
nicht  durch  Götter,  wie  H.  angab. 

Ein  Reiter  mit  einem  Jagdfalken.    In  der  Mitte  auf  braunem  2088 

Rosse  ein  Herr  mit  einem  Falken    auf   der    Rechten.      Links  (2059) 

ein  Jäger.     Rechts  ein  Schimmel,  dessen  Herr  abgestiegen  ist.  66  a 
Bez.  links  am  Baumstamm,  wie  N.  2086:  A.  Querfurt. 

Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,35%.  —   1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein  in 
Dux  als  N.  2930.     Also  nicht  durch  Gotter,  wie  H.  angab.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Herr,    der   von    seinem  Grauschimmel  gestiegen.     Ein  2089 

Bursche    in    roter    Weste   hält    einen    blau    gesattelten  Grau-  (2060) 

schimmel,  dessen  Reiter  neben  seinem  Hunde  steht.    Bez.  links  P  4 
unten,  wie  N.  2086:  A.  Quer  fürt.  Das  A  unter  dem  Rahmen. 

Kupfer;  h.  0,21%;  br.  0,27.  —  1741  durch  von  Kaiserling  als  Inv.-N.  2769. 

Halt  vor  dem  Zelte.     Links    vor    dem    Zelte    macht    ein  2090 

Soldat  der  Marketenderin  den  Hof.  In  der  Mitte  hält  ein  Reiter  (2061) 

auf   einem  Schimmel.     Rechts    im    Mittelgrunde    sprengt   ein  P  7 
zweiter  heran.    Bezeichnet  links  am  Fass  wie  N.  2087:   A.  Q. 

Tannenholz;    h.  0,227« 5    br.  0,33.    —    1741  durch   von  Kaiserling  als  Inv.- 
N.  2698.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Ein     Reiter    auf    weissem    Pferde    mit    einem    Jagdfalken.  209 1 

Der  junge  Reiter,  welcher  den  Falken  auf  der  erhobenen  Linken  (2062) 

hält,  sprengt  nach  links.     Rechts  ein  Bursche  in  rotem  Rock  66  b 
mit  zwei  Hunden.     Bez.  unten  in  der  Mitte:  A.  Quer  .  .  . 

Tannenholz;    h.  0,22%;  br.  0,30.    —    1741  durch  von  Kaiserling    als  Inv.- 
N.  2699.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Christian  Seibold  (Seybold) 

Geboren    zu  Mainz    1697    (nach    anderen    1703);    gestorben 
1768  zu  Wien.     Autodidakt,    der    sich   jedoch   teilweise   auf 


670        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

die  Nachahmung  Balth.  Denner's  verlegte.  1749  wird  er  als 
»Titular-Cammermahler«  in  Wien  erwähnt,  wo  er  sich  nieder- 
gelassen hatte. 

2092  Ein  Knabe  mit  einer  Flöte.     Brustbild  fast  von  vorn  auf 

(2063)  gelbgrauem  Grunde.     Der  braunhaarige  und  braunäugige  Junge 
56  b     trägt  einen  grauen  Federhut  und  hält  eine  Flöte  in  der  allein 

sichtbaren  Rechten. 

Kupfer;  h.  0,47;  br.  0,37.  —  Inv.  Gnarienti  (vor  1753)  N.  1529.  —  Alle 
unsere  Bilder  von  Seibold  gehören  nach  H.  zu  den  durch  Gotter  erworbenen.  Aller- 
dings kommen  im  Inventar  Gotter  über  ein  Dutzend  Bilder  von  Seibold  vor;  aber 
mit  Sicherheit  lässt  sich  keins  unserer  Bilder  mit  einem  der  dort  verzeichneten 
identifizieren.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Tamme. 

2093  Ein  Mädchen  im  Schleier.     Brustbild    fast    von    vorn  auf 

(2064)  grünlichgrauem  Grunde.      Das    blonde,    braunäugige   Mädchen 
56  b     trägt  ein  hellblaues  Kleid    und    um    den    Kopf   einen  gelben 

Schleier,  dessen  Zipfel  sie  mit  der  Rechten  anfasst. 

Kupfer;  h.  0,46l/2 ;  br.  0,37.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1528.  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

2094  Ein    Alter    mit    gepantherter    Pelzmütze.      Brustbild    ohne 

(2065)  Hände  auf  grauem  Grunde,    fast    von    vorn,    doch    mit   dem 
56  b     Kopf  nach   links    gewandt.      Es    ist    ein    kräftiger  Alter   mit 

grauem  Haar  und  graublauen  Augen.  Hemd.  Brustharnisch 
und  Pelz  bedecken  seine  Brust. 

Kupfer  mit  Holzrfickwand ;  h.  0,41;  br.  0,32%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753) 
N.  1598.  —  Vergl.  die  Bemerkung  zu  N.  2092.  —  Wurde  am  22.  Okt.  1788  gestohlen, 
aber  bald  zurückgebracht.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — Phot.  Ges.; Tamme;  Bruckm. 

2095  Eine  Alte  mit  grünem  Kopftuche.      Brustbild  ohne  Hände 

(2066)  fast  von  vorn  auf  braunem  Grunde.     Die  runzlige  Alte  trägt 
56  b     ein  rotes,  mit  lockerem  Pelz  besetztes  Kleid.    Vor  ihrem  Kopfe 

fällt  ein  grünes  Tuch  auf  ihre  Schultern  herab. 

Kupfer;  h.  0,41%;  br.  0,32%.  —  Inv.  Guarienti  (vor  1753)  N.  1599.  — 
Vergl.  die  Bemerkungen  zu  N.  2092.  —  Gegenstück  zum  vorigen  —  Phot.  Ges.; 
Tamme;  Hanfet.;  Bruckm. 

2096  Selbstbildnis    des    Künstlers.     Halbfigur    nach    rechts  auf 

(2067)  graubraunem  Grunde.    Der  stattliche  Meister  mit  glatt  rasiertem 
60  b     Gesichte,    langem    Halse    und   bräunlichen  Augen  trägt  einen 

grünen  Rock,  eine  grüne  Mütze  und  einen  grauen  Mantel. 
In  der  Linken  hält  er  seine  Pinsel  und  seine  Palette. 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  671 

Leinwand;  h.  0,74;  br.  0,61.  —  Inventar  1754,  II  49.  —  Ist  nach  den 
Maassen  sieher  nicht  das  im  Inventar  Gotter  verzeichnete  Selbstbildnis  des  Meisters. 
—  Vergleiche  überhaupt  die  Bemerkung  zu  N.  2002. 

Johann  Georg  Plazer  (Platzer) 

Geb.  1702  zu  Eppan  in  Tirol;  gest.  1760  zu  St.  Michael  in  Tirol. 
Sohn  des  Joh.  Victor  Platzer  1665—1708);  bildete  sich  seit 
1721  in  Wien;  und  in  Wien  war  er  auch  hauptsächlich  tätig, 
bis  er  sich  nach  Tirol  zurückzog.  Vergl.  Const.  von  Wurzbach, 
Biogr.  Lexikon  des  Kaiserturas  Oesterreich  XXII,  Wien,  1870, 
Seite  410—411. 

Krösus  und  Solon.     Links    durch    den  Torbogen   drängen    2097 
sich  Menschen  in  die  Palasthalle.     Rechts  vorn  sind  die  Schätze  (2074) 
des  Krösus  aufgehäuft,    der  im  Turban    und  Hermelin  in  der     66  a 
Mitte  steht  und  auf  seinen  Reichtum  deutet.    Links  neben  ihm 
mit  abwehrender  Geberde  Solon  iu  schwarzem  s-p 

Unter-,  grauem  Obergewande.  Bez.  links  unten:    Jif  *  ^/L^ 

Kupfer;  h.  0,40%;  br.  0,59.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1727.  — 
Gegenstück  zu  den  drei  folgenden. 

Die  Samniten  vor  Curius  Dentatus.  Der  Konsul,  den  die  von    2098 

rechts  mit  reichen  Gaben  genahten  Samniten  zu  bestechen  suchen,   (2075) 
sitzt  links  am  Kaminfeuer  und  wendet  sich  verachtungsvoll  nach     66  a 
den  Verführern  um.  Neben  ihm  stehen  sein  Weib  und  sein  Kind. 
Ganz  links  blicken  zwei  Sklavinnen  durch  die  Tür.     Bez.  rechts 
unten  (wie  das  vorige) :  J .  G  .  Plazer. 

Kupfer;  h.  0,40%;  br.  0,59.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1726.  — 
Gegenstück  zum  vorigen  und  zu  den  beiden  folgenden.  —  Der  Gegenstand  wird  im 
Inventar  Guarienti  als  »Cajus  Fabritius«  aufgefasst,  den  Pyrrhos  von  Epiros  zu  be- 
stechen suchte.  Schon  seit  dem  Inventar  von  1809  aber  ist  »Curius  Dentatusc  an 
dessen  Stelle  getreten. 

Merkur  und  Herse.  Zwischen  ihren  Dienerinnen  steht  Herse    2099 
mit  einem  Pokale   im  Arme.    TJeber  ihr  schwebt  Merkur,  der  (2076) 
Götterbote,  der  sie  liebt.  Rechts  vorn  opfern  Frauen  vor  einem     76  a 
Tempel,  dessen  Säulen  mit  Kränzen  umwunden  sind.  Bezeichnet 
links  in  der  Mitte  (wie  die  vorigen):  J  .  G  .  Plazer. 

Knpfer;  h.  0,40;  br.  0,59.  —  Inventar  Guarienti  (vor  1753)  N.  1728.  — 
Gegenstück  zu  den  vorigen  und  dem  folgenden. 

Bacchus  und  Ariadne.  Links  die  belebte  Meerbucht;  Ariadne  2100 
sitzt  unter  einem  rebennmschlungenen  Baume.  Bacchus,  der  so-  (2077) 
eben  seinem  Pantherwagen  entstiegen,    steht    rechts  neben  ihr     67  a 


672        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahr h. 

und  legt  seinen  rechten  Arm  auf  ihre  Schulter.  Zahlreiche 
Satyrn  und  Bacchantinnen  umringen  das  Paar.  Bezeichnet 
rechts  unten  (wie  die  vorigen):  J .  O  .  Pia z er. 

Kupfer;    h.  0,40;    br.  0,59.    —    Inventar  Quarienti  (vor  1753)  N.  1725.    — 
Gegenstück  zu  den  drei  vorigen. 

Georg  Dathan 

Geb.  um  1703  in  Mannheim  (Nagler)  und  daselbst  auch  an- 
sässig (Füssli).     Nähere  Lebensumstände  unbekannt. 

2101  Allegorie  auf  die  Vermählung  der  Prinzessin    Maria  Josepha 

(2085)  von  Sachsen  mit  dem  Dauphin  von  Frankreich  im  Jahre  1747.    Die 

67  c  Prinzessin  thront  rechts  unter  einer  Pallasstatue.  Eine  alle- 
gorische Gestalt  überreicht  ihr  eine  lauge  Kette  mit  den 
Xameuszügen  ihres  Gatten  (L)  und  ihrer  selbst  (MJ);  eine 
andere  gibt  ihr  einen  Schlüssel.  Zu  ihren  Füssen  flechten  drei 
nackte  Knäblein  die  goldenen  Zahl-Buchstaben  MDCCXLVTI  mit 
Lorbeerzweigen    aneinander.      Bezeichnet    unten  in  der  Mitte: 

yiorqJDatnaii  f^4-ß 

Apfelholz;  h.  0,57;  br.  0,41%.    —    Zuerst  im  Katalog  von  1835.    —    Phot. 
Bruckm.;  Tamme. 

Anton  Kern  (Körne) 

Geboren  zu  Tetschen  in  Böhmen  1710;  gestorben  zu  Dresden 
den  8.  Juni  1747.  Schüler  des  Hofmalers  L.  Rossi  in  Dresden 
und  des  Giovanni  Battista  Pittoni  in  Venedig.  Seit  1  738  wieder 
in  Italien;   1741   Hofmaler  in  Dresden. 

2102  Der  Bethlehemitische Kindermord.  Bogenhallen.  Rechts  vurn 

(2086)  zwei  mächtige  Säulen.     Wüstes  Gemetzel.    Rechts  sprengt  ein 
67  c     römischer  Hauptmann,    Befehle  gebend,  heran  und  beugt  sich 

eine  Mutter  über  ihren  ermordeten  Liebling.  Oben  links  in  der 
Luft  erscheinen  Engel  mit  Palmzweigeu  und  Kränzen. 

Leinwand;    b.   0,73;    br.    0,96%.    —    1740    aus    dem    künigl.  Schlafgemach 
(N.  2492).  —  um  1739  in  Rom  gemalt. 

Christian  Wilhelm  Ernst  Dietrich  (Dietricy) 

Geb.  zu  Weimar  den  30.  Oktober  1712;  gest.  in  Dresden  den 
23.  oder  24.  April  1774.  Schüler  seines  Vaters  Joh.  Georg 
Dietrich    in    Weimar    und    des    Landschaftsmalers    Alexander 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert    ,      673 

Thiele  in  Dresden.  Seit  1741  Hofmaler,  seit  1746  Galerie-In- 
spektor zu  Dresden,  seit  1763  Direktor  der  Porzellan-Manu- 
faktur zu  Meissen,  seit  1765  Akademie-Professor  in  Dresden. 

Die  Anbetung  der  Könige.     In  einer  Felsenhöhle  sitzt  Maria    2103 
mit   dem   Kinde;    Josef  steht   rechts    hinter   ihr.     Von    links  (2123) 
drängen  sich  die  anbetenden  Könige  mit  ihren  Geschenken  her-     65  c 
vor.    Vorn  in  der  Mitte  kniet  der  Schwarze.    Im  Mittelgrunde 
blickt   ein  Kameel   herüber.     Links  oben  Engel  im  Himmels- 
glanz.    Bez.  rechts  unten: 


'  >  >/.  - 


Leinwand;  h.  0,87 J^ ;  br.  1,14%.  —  Inventar  1752,  II,  652.  —  1861  aus 
dem  Vorrat.  —  Bei  der  Maassangabe  damals  die  Höhe  und  Breite  verwechselt. 
Wichtig  als  ganz  frühes  Werk  des  Meisters,  noch  »Dietrich«  anstatt  >-Dietricy?  be- 
zeichnet. —  Phot.  Bruckm. 

Die  Hochzeit  zu  Cana.   Grosse  Hochzeitstafelrunde.    Christus    2  1 04 
sitzt  vorn  links  und  kehrt  der  Gesellschaft  den  Rücken,  um  den  (2115) 
mit  den  Krügen  beschäftigten  Dienern  zu  befehlen.    Draussen  in     67  a 
der  Mitte  eine  Pyramide  und  ein         ry.  ■    /  -    //  f^nß, 
Triumphbogen.    Bez.  rechts  unten:         -LJit'Uiu/   ^j^ 

Buebenholz;  h.  0,19;  br.  0,26}^.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Die 
Jahreszahl  ist  auf  dem  Bilde  eher  1735  als  1739  zn  lesen. 

Die  Darstellung  im  Tempel.     Links  oben  sitzen  die  Schrift-    2  1 05 
gelehrten,  unten  davor  kniet  Simeon  mit  dem  Heiland  im  Arme  (2128) 
vor  Josef,   Maria  und  Anna.     Ganz  links  steht  eine  Priester-     66  b 
gruppe.     Rechts    im   Hintergründe    eine   Priesterversammlung; 
vorn  ein  Tempeldiener,  der  ein  Räucherfässchen  anbläst.    Bez. 
links  unten:  Dietricy  Pinxit  Ao  1738. 

Eichenholz;  h.  0,38^;  br.  0,55J^.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2751). 
—  Phot.  Bruckm. 

Schäferstück.  Eine  Schäferin,  in  deren  Schooss  ein  junger  2106 
Schäfer  seinen  Kopf  birgt,  sitzt  rechts  am  Rasenhang.  Vorn  (2087) 
eine  Herde  Schafe  und  Ziegen.     Bez.  unten  in  der  Mitte:        ständehaus 

43 


674        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 


/ 


Leinwand;  h.  0,84;  br.  1,07.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2647). 

2 1 07  Arkadisches    Hirtenleben.     Reiche    Landschaft.     Anmutige 

(2088)  Frauengruppen.    Vorn  in  der  Mitte  melkt  ein  junges  halbnacktes 
67  c     Mädchen    eine  Ziege;    rechts   daneben  umarmt  ein  Knabe  eine 

andere  Ziege;  links  schlummert  ein  junger  fast  nackter  Hirt 
neben  zwei  jungen  Stieren.     Bez.  rechts  unten: 

Leinwand;   h.  0,5372 ;  br.  0,72.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2781).  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Bruckni. 

2 1 08  Frauen  am  Weiher.    Rechts  vorn  ein  überhängender  Felsen. 

(2089)  Links  ein  klarer  Weiher,  an  dem  sich  acht  halbnackte  Frauen 
67  b     ergötzen.     Rechts    vorn   zwei  Knaben,    Scbafe,    ein  Lämmchen 

und  ein  Böckchen.     Bez.  rechts  unten: 

Dhhicü •: -finr  ■  As-.  /  7^0 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,72.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2787).  — 
Gegenstück  zum  vorigen. 

2109  Die  Darstellung  im  Tempel.    Simeon  kniet  mit  dem  Christ- 

(2090)  kind  im  Arme,    nach  links  gewandt,  im  Tempel.     Neben  ihm 
67  a     kniet  Maria   mit  gefalteten  Händen   und  beugt  Josef,   der  die 

Taube  hält,  sich  herab.  Links  und  rechts  Priester  und  Würden- 
träger. Vorn  sitzen  zwei  kleine  Mädchen  auf  der  Stufe,  ist 
ein  junger  Tempeldiener  mit  einem  Räucherfass  beschäftigt. 
Bez.  rechts  unten:  Dietricy  Ao  1740. 

Buchenholz;  h.  0,50;  br.  0,84%.    —     1720  durch  von  Kaiserling  (N.  2793). 

2110  Eine  Alte  in  braunem  Mantel.  Halbfigur  nach  links  auf  bräun- 
(2093)  lichem  Grunde.    Die  Alte,  die  ihre  Hände  übereinander  legt,  hat 

66  c     ihren    braunen,    vorn    mit   einer   Spange    zusammengehaltenen 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  675 

Mantel    über   ihren    goldnen,    haubenartigen   Kopfschmuck   ge- 
zogen.    Bez.  rechts  oben:  Dietricy  Pinx.  1740. 

Bachenholz;  h.  0,323^;  hr.  0,24.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2774). 

Weissbärtiger  Alter  im  Turban.     Brustbild  nach  rechts  auf   2111 
graubraunem  Grunde.     Die  rechte  Hand  sichtbar.     Roter,  mit  (2109) 
Gold    besetzter    Rock.     Brauner,    bestickter    Mantel.     Weisser     65  b 
Turban    mit    grünlichem    Schleier.     Bezeichnet    rechts    unten 
(früher  übersehen):  Dietricy  .  f  .  Ao   1740. 

Buchenholz;  h.  0,33;  br.  0,24.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N\  2775). 

Seifenblasen.     In    weinumranktem  Bogenfenster  hält  eine    2112 
junge  Frau  ihr  nacktes  Knäblein  auf  der  Brüstung,    während  (2114) 
links  der  ältere  Knabe  in  roter  Jacke  Seifenblasen  hinausbläst.     66  a 
Links  im  Hintergrunde  wäscht  eine  Magd  das  Küchengeschirr. 
Bezeichnet  rechts  am  Fenster  (früher  übersehen):  D.  A.  1740. 

Eichenholz;  h.  0,28^;  br.  0,21.  —  1741  durch  von  Kaiserling;  (N.  2720). 

Ein  Krieger  mit  brauner  Kappe.    Brustbild  ohne  Hände  von  21  13 

vorn    auf  gelbbraunem  Grunde.     Kinn-  und  Schnurrbart;    ein  (2091) 
brauner  Pelzmantel  über  dem  Brustharnisch.    Bezeichnet  unten     66  c 
in  der  Mitte:  Dietricy  fec  .  Ao  1740. 

Buchenholz;  h.  0,33;  br.  0,24J^.  —  1741  durch  von  Kaiserling-  (N.  2719). 

Schäfer  und  Schäferin.    Romantische  Landschaft.    Rechts    2114 
ein  Wasserfall.     Ein  junger  Schäfer  fasst  mit  der  Linken  der  (2092) 
Schäferin  ans  Kinn,    die  an  seinen  Knieen  ruht.     Links  vorn     66  b 
weiden   Schafe.     Rechts    im    Mittelgrunde   Rinder   und  Schafe. 
Bezeichnet  links  unten:  Dietricy  Pinx.  A°  1740. 

Kupfer;   h.  0,44;   br.  0,67.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2780).  —  Ge- 
stochen von  C.  A.  Günther  tp  III,  22.  —  Phot.  Bruckm. 

Ein  Pärchen  mit  Amor.     Links   im  Parke    eine    mächtige    2115 
plastische  Gruppe.    Auf  der  Steinbank  davor  sitzen  ein  junger  (2116) 
Mann   und    eine  Dame   in    zärtlichen  Liebesbeteuerungen    bei-     66  b 
einander.     Rechts    vorn    sitzt  Amor  mit  einem  Kranze.     Bez. 
rechts  unten:  Dietricy  1740. 

Buchenholz;   h.  0,45;    br.  0,35.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2669).  — 
Gegenstück  zum  folgenden. 

Ein  Pärchen  mit  Schafen  und  Ziegen.    Unter  einem  Brunnen  21(6 

sitzt  eine  junge  Phantasieschäferin,  die  dem  vor  ihr  knieenden  (2117) 

jungen  Mann  Blumen  ins  Haar  steckt.    Vorn  liegt  ein  Hirten-  66  b 
stab;  rechts  ruhen  Schafe  und  Ziegen. 

43* 


676        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Buchenholz;  h.  0,45;  br.  0,34*/».  —  1741  durch  von  Kaiserling  (X.  2663)  — 
Gegenstück  zum  vorigen. 

2117  Die  Heimkehr   des   verlorenen  Sohnes.     Rechts    das    Haus 
(2127)  des  Vaters.     Die  Angehörigen    drängen    sich    in  der  Tür  und 

66  c  auf  der  Treppe.  Der  Vater  steht  unten  in  der  Mitte  und 
zieht  den  vor  ihm  knieenden  halbnackten  Sohn  zu  sich  empor. 
Bez.  links  unten:  Dietricy  Pinx.  Ao  1740. 

Leinwand;    h.  0,40;  br.  0,52.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  26671. 

2118  Die  Auferweckung  des  Lazarus.    Vorn  links  das  Steingrab. 

(2094)  in    dem  der  zum  Leben  Erwachende  sich  aus  seinen  Tüchern 

65  c     windet.     Links   oben   steht  Christus  neben  Martha  und  Maria 

und    erhebt    gebieterisch    die    Rechte.     Viele    Zuschauer    im 
Mittelgrunde.     Bez.  rechts  unten:  Dietricy  .  Pinx  .  1742. 

Leinwand;  h.  0,88J^;  br.  0,77 J^.  —  Inventar  1754,  II  648. 

2119  Die  heilige  Familie  unter  dem  Felsen.     Maria   hält  in  der 

(2095)  Linken   ein    kleines  Kreuz,    nach    dem    der  im  Hemdchen  auf 

66  c     ihrem  Schoosse   sitzende  Jesuskuabe   greift.     Links  im  Mittel- 

grunde   schreitet    Josef   davon.     Bezeichnet    links    unten    wie 
N.  2107:  C.  W.  E.  Dietricy  Pinx.  Ao.  1746. 

Buchenholz;  h.  0,44;  br.  0,32%.     —    1773  aus  der  Spahn'schen  Sammlung 
N.  18.  -  Phot.  Bruckm. 

2120  Die    heilige    Familie    unter   dem    Palmbaume.     Links    sitzt 
(2131)  Maria    mit   dem    schlummernden  Kinde   im  Arme.     Zu    ihren 

66  b     Füssen  sitzt  Josef.     Links  vorn  der  Esel.     In  der  Luft  zwei 

Engelein  und  zwei  Engelköpfchen.  Bez.  r.  u. ;  Dietricy  .  1746. 

Leinwand;  h.  0,31%;  br.  0,47.  —  Inventar  1754,  II  307.  —  Phot.  Tamme. 

2121  Dorf  am  Wasser.    Der  Fluss  zieht  sich  vom  Hintergründe 

(2096)  liuks,    im    Mittelgrunde    neben    einer  Kirche    überbrückt,    zum 

67  a     Vordergrunde  rechts  herab.    Rechts  über  dem  Flusse  rotdachige 

Häuser.   Bäume  in  der  Mitte.   Bez.  1.  u.:  Dietricy  fecit  1748. 

Leinwand;  h,  0,54;  br.  0,85%. —  1778  aus  der  Spahn'schen  Sammlung  N.  11. 

2122  Hirtinnen  und  Herden.     Links  vor  der  Landschaft  ein  reich 
(2113)  verziertes  Steinrund.     In  der  Mitte  eine  gelb  gekleidete  junge 

67  b  Hirtin,  welche  sich  auf  ein  graues  Rind  lehnt.  Links  vorn 
und  rechts  Frauen  mit  ihren  Kindern  und  mit  Schafen  und 
Lämmern.     Bez.  1.  u.:  Dietricy  Pinx.  1751. 

Leinwand;    h.  0,54%;   br.  0,7214-  —  Inventar  1754,  II  500.  —  Gegenstück 
zum  folgenden. 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  677 

Hirtinnen  und  Herden.     Links  ein  mächtiger  Felsen.     Sechs    2123 

junge  Schäferinnen  zwischen  ihren  Herden.      Links  vorn  sitzt  (2112) 
eine  von    ihnen,    von    hinten    gesehen,    erzählend    am    Boden.      67  a 
Noch  weiter  links  liebkost  ein  nackter  Knabe  eine  Ziege. 

Leinwand;  h.  0,5472  i    br-    0,73.    —   Inventar  1754,  II  499.  —   Gegenstück 
zum  vorigen. 

Die    Kreuzigung    Christi.     Rechts    vor    schwarzumwölktem    2124 
Himmel  die  drei  Kreuze.     Christus  ist  hell  von  einem  Sonnen-  (2097) 
blicke  erleuchtet.     Vorn    in    der  Mitte    steht   Maria    zwischen     65  b 
Johannes  und  den  Frauen.     Hinter  ihr  sprengt  zu  Pferde  der 
römische    Kriegshauptmann    heran,    der    begeistert    auf    den 
Heiland  deutet.     Bez.  halb  links  unten:  Dietricy  1754. 

Leinwand;  h.  0,86;  br.  1,09.  —   Zuerst  im  »Catalogue«   von  1765.  —  Phot. 
Braun  XII,  22;  Bruckm. 

Badende    Nymphen.     Rechts    oben    eine    alte    Burgruine;    2125 
im  ganzen  Vordergrunde  ein  Fluss.     Links  und  rechts  baden  (2098) 
einige  Frauen.     Bez.  rechts  unten:  Dietricy  1754.  Plauen i.v. 

Leinwand;  h.  0,71;  br.  1,03. —  177S  aus  der  Spahn'schen  Sammlung  N.  17. 

—  1905  an  den  Kunstverein  in  Plauen  i.  V. 

Merkur  tötet  Argus.     Der  alte  Hüter  der   Jo    schläft   in    2126 
wilder  Landschaft.     Merkur  tritt  von  rechts  heran  und  erhebt  (2099) 
das  Schwert  zum  tödlichen  Streiche.     Hinter  ihm  steht  Jo  als  Plauen  *■  v- 
weisse  Kuh.     Bez.  unten  in  der  Mitte:  Dietricy  1754. 

■  Leinwand ;  h.  0,71 ;  br.  1,03.    —   Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.   —    1905 
an  den  Kunstverein  in  Planen  i.  V. 

Thetis  und  Achilles.      Die    göttliche    Mutter    des    Helden    2127 
thront  auf  "Wolken  und   deutet    auf   die    für    ihren    Sohn  ge-  (2100) 
schmiedeten,  rechts  aufgehäuften  Waffen.     Achilles  steht  links,     66  b 
gehelmt  und  geharnischt,  von  einem  Scharlachmantel  umwallt, 
mit  der  Rechten  auf  seinen  Speer  gestützt,    und    blickt    selig 
empor.     Bez.  links  unten:  Dietricy  1766. 

Leinwand;  h.  0,75 % ;  br.  0,63.  —  Akademisohes  Rezeptionsbild  des  Meisters. 
Erst  1855  dem  Vorrat  entnommen  und  vor  H.'s  Katalog  von  1856  nicht  verzeichnet. 

—  Phot.  Bruckm. 

Christus,  Kranke  heilend.     Der  Heiland  steht   mit  ausge-    2128 
breiteten  Armen  links  unter    einer   mächtigen   Säule.     Rechts  (2101) 
die  Kranken  und  Krüppel.     Links    vorn,  von  hinten   gesehen,     66  b 
beugt  sich  eine  knieende  Frau    über  ihr  krankes  Kind.     Bez. 
halb  rechts  unten:  Dietricy. 

Leinwand ;  b.  0,54^ ;  br.  0,74.  —  Inventar  1754,  II  335. 


678        Deutsche  Schulen.     XVH  und  XVLII.  Jahrb.. 

2129  Nymphen  unter  Felsen.     Fünf  halbnackte  Frauen  und  ein 

(2102)  Knabe  ergehen  sich  vorn  in  der  Mitte  unter  dem  oben  mit  Bäu- 
67  c     men  bewachsenen  Felsen.    Links  ein  kleiner  Wasserfall.    Rechts 

im  Mittelgrunde  noch  drei  Frauen.     Bez.  r.  unten:  Dietricy. 

Buchenholz;  h.  0,30;  br.  0,39V2.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2760). 

2 1 30  Venus  als  Schäferin.     Die  nackte  Göttin  sitzt  nach  links 

(2103)  gewandt  am  Felsen  vor  üppigem  Walde  und  stützt  ihr  Haupt 

66  c     in  die  Rechte.     Rechts  zu  ihren  Füssen  sitzt  Amor  mit  einem 

Blumenkranze:  links  zu  ihren  Füssen  liegen  Schafe  und  Lämmer. 
Bez.  rechts  unten:  Dietricy, 

Buchenholz ;  h.  0,28%  ;  br.  0,29%.  —  1778  aus  derSpahn'schen  Sammlung  N.  3. 

2131  Hirtinnen  am  Bade.     Links  das  Wasser,  rechts  hohe,  über- 

(2104)  hängende  Felsen.     Vorn  eine  Gruppe  nackter  Frauen,  teils  den 

67  c     Wellen  entstiegen,  teils  im  Begriffe  hineinzusteigen.     Bez.  rechts 

unten:   Dietricy. 

Buchenholz;  h.  0,28%;  br.  0,41.  —  Verdorbenes  Bild.  1856  aus  dem  Vorrat. 
Vorher  nicht  nachgewiesen. 

2  132  Ein  Alter  mit  breitem  Hute.    Halbfigur  nach  links  auf  gelb- 

(2132)  grauem  Grunde.     Der  weissbärtige  Alte  in  braunem  Mantel  und 
65  b     breitem  braunen  niedergekrempten  Hute   legt  vorn   die  Hände 
ineinander.     Bezeichnet  rechts  unten:  Dietricy  Pinx. 

Buchenholz;  h.  0,32%;  br.  0,24.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2773). 

2  1 33  Diana  und  Kallisto.     Kallisto  sitzt  rechts  über  dem  Wässer, 

(2118)  das  ihre  Füsse  benetzt.    Eine  rücksichtslose  Mitnymphe  reisst, 

67  c     um  ihren  Fehltritt  offenbar  zu  machen,  ihr  mit  der  Linken  das 

Gewand  vom  Leibe.     Von    links    eilt    Diana    zürnend    herbei. 

Andere  Nymphen  vorn  links  und  im  Mittelgrunde  rechts. 

Leinwand;  h.  0,53%;  br.  0,72.  —  Im  Mai  1731  durch  Dietrich  selbst  ge- 
liefert (Inv.  8°  N.  2144);  daher  eine  frühe  Jugendarbeit.  Es  soll  das  im  Jahre  1730 
vor  den  Augen  König  August  II.  in  den  königlichen  Gemächern  binnen  zwei  Stunden 
gemalte  Bild  sein,  das  dem  18jährigen  Künstler  ein  Reisestipendium  eintrug.  Doch 
lehrt  der  Augenschein,  dass  dieses  Bild  in  zwei  Stunden  nicht  wohl  gemalt  sein  kann. 

2134  Belisar  als  Bettler.     Der  alte  blinde  Feldherr    sitzt  zer- 

(2120)  lumpt  unter  dem  Felsen.     Doch  bedeckt  noch  der  Panzer  seine 

65  c     Brust  und  ruht    noch    sein    Schwert   an  seinen   Hüften.     Die 

Rechte    streckt    er  bettelnd   den  Soldaten   entgegen,    die   links 

heraufkommen  und  ihn  erschreckend  erkennen. 

Leinwand;  h.  0,87V»;  br.  0,7272.  —  1731  durch  Dietrich  selbst  geliefert 
(Inv.  8°  N.  2143).  —  Also  ein  frühes  Jugendbild  des  Meisters. 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  679 

Hirt    und    Hirtin    bei    ihren    Herden.     Der  Hirt    steht  in    2 1 35 
alltäglicher  Kleidung    links    neben    dem  Felsen,   auf   dem  die  (2104) 
Hirtin  sitzt.     Vorn  weiden  Rinder,  Schafe  und  Ziegen.  66  b 

Leinwand;  h.  0,35;  br.  0,49}^.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2739). 

Frauen  am  Bade.      Links    ein    kleiner    Wasserfall    unter    2136 
steilen  Felsen.     In  der  Mitte  sechs  teils  nackte,  teils  bekleidete  (2110) 
Frauen.     Eine  von  ihnen,  die  gerade  dem  Bade  entstiegen  ist,      67  c 
wird  von  einer  anderen  abgetrocknet. 

Buchenholz;  h.  0,29»^;  br.  0,39%.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2718). 

Der  Neugeborene  im  Stalle.     In  der  Mitte  sitzt  die  Mutter,  2  1 37 

nach  rechts  gewandt,  mit   dem  Kinde  auf  dem  Schoosse.     Die  (2111) 
älteren  Geschwister,  die  Grossmutter  und  zwei  Männer   stehen     F.  M. 
daneben.     Links  vorn  eine  Katze  auf  einem  Stuhle. 

Eichenholz ;  h.  0,73V2 ;  br.  0,93Va-  —  1741  aus  der  Sammlung  Wallenstein 
in  Dux  (N.  28291.  —  Erst  seit  dem  Katalog  von  1835  als  »Geburt  des  Heilandes«, 
früher  als  »Bauernfamilie«  bezeichnet ;  doch  mag  dem  Künstler  die  Geburt  im  Stalle 
zu  Bethlehem  in  der  Tat  vorgeschwebt  haben.'—  1904  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Verwundete  in  der  Nähe  des  Schlachtfeldes.    Gewaltige  Berg-    2  1 38 
landschaft  unter  rotem  Abendhimmel.     Die  Schlacht  tobt  noch  (2124) 
links  im  Hintergrunde.    Links  vorn  wird  der  sterbende  Feld-      65  a 
herr,  von  einem    berittenen    Fahnenträger    begleitet,    davonge- 
tragen.    In  der  Mitte  blasen  Trompeter  zum  Rückzug. 

Leinwand ;  h.  1,42  ;  br.  2,09.  —  1741  durch  von  Kaiserläng  (N.  2630).  — 
Gegenstück  zum  folgenden. 

Reiter   in    der    Nähe    des  Schlachtfeldes.     Links  tobt  im    2139 
Hintergrunde    das    Schlachtgewühl,    wallen    im    Mittelgrunde  (2125) 
mächtige    Rauch-    und    Staubwolken    auf,    sprengt    vorn,    von      65  c 
hinten  gesehen,  eine  Abteilung   geharnischter   Reiter.     Rechts 
vorn  Rast  unter  einem  Baume. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  2,09.  —  1741  durch  von  Kaiserling  (N.  2631).  — 
Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Hanfst. 

Ruhe    auf   der  Flucht  nach  Aegypten.     Nachtstück.     Die  2 1 42 

Laterne  hängt  links  vom  Ast  des  Baumes  herab.     Vorn  sitzt  (2126) 

Maria  im  Reisehut  mit  dem  Kinde  auf  dem  Schoosse.      Josef  66  b 
steht  neben  ihr.     Rechts  hinter  ihr  steht  der  Esel. 

Buchenholz;  h.  0,21;  br.  0,14%.  —  1744  durch  von  Kaiserling  (N.  2727).  — 
Nach  einer  Radierung  Rembrandt's  (Bartsch  N.  57).  —   Gest.  von  J.  A.  Riedel. 

Die  Verkündigung  an  die  Hirten.     Oben  in  der  Mitte  der    2146 
weiss  gekleidete  Engeljüngling.     Rechts  vorn  die  erschreckten  (2134) 

65  a 


680        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

und  geblendeten  Hirten.  Links  vorn  ein  Teil  der  Herden, 
neben  denen  ein  junges  Mädchen,  von  hinten  gesehen,  mit 
einem  Milchnapf  kniet. 

Leinwand;  h.  0,82;  br.  1,29.  —  Inv.  1754,  II  585. — Gegenstück  zum  folgenden. 

2147  Die  Anbetung  der  Hirten.     Links    im    Stalle  kniet  Maria 

(2135)  an  der  Krippe.     Vorn  rechts    drängen    sich  die  Hirten,  deren 

65  a     einer  seinen  weissen  Ochsen  mitbringt,  herein.     Die  vordersten 

liegen  anbetend  auf  den  Knieen.  Vor  ihnen  liegt  ein  gebun- 
denes Lämmchen  am  Boden. 

Leinwand;  h.  0,87;  br.   1,28.  —    Zuerst    im    »Catalogue«    von    1765  nachge- 
wiesen. —  Doch  Gegenstück  /.um  vorigen. 

2148  Die  heilige  Familie  in  der  Morgendämmerung.     Maria  sitzt, 
(2119)  nach  rechts  gewandt,  vor  felsiger  Landschaft.     Das  Kind  auf 

67  c     ihrem  Schoosse  schmiegt  sich  an  sie  an.     Rechts  steht  Josef. 
Links  dämmert  der  Morgen  über  den  Bergen. 

Leinwand;  h.  0,86;  br.  0,52.  —  Inventar  1754,  II  650 

2149  Kopie   nach  der  Correggio  zugeschriebenen   Magdalena.    Die 

(2136)  blonde  Büsserin    liegt    nach    links    gewandt    vor    Felsen    und 

66  a     Bäumen.     Mit  dem  rechten  Ellbogen  stützt  sie    sich    auf  das 

vor  ihr  aufgeschlagene  Buch. 

Kupfer;  h.  0,28%;  br.  0,38%.  —  1761  aus  Schloss  Hubertusburg;  wurde  1764 
unter  N.  4465  inventarisiert.  —  Es  ist  eine  genaue  Kopie  nach  unserem  Bilde  N.  154. 

2150  Bergweg.     Rechts  eine  Sennhütte  am  baumreichen  Abhang. 

(2129)  Darunter  auf  dem  Wege  ein  Mann    in    rotem   Mantel,    weiter 

67  b     oben  eine  Frau    neben    einem    Reiter.     Links  Blick    ins  Tal. 

Leinwand;  h.  0,35;  br.  0,41.  —  1775  aus  der  Spahn'schen  Sammlung  N.  9. 
Gegenstück  zum  folgenden. 

2151  Felsenpass.     Der    Weg   schlängelt  sich    zwischen   Felsen 

(2130)  und  Bäumen  von  links  oben  nach  rechts  vorn  herab.     Rechts 
67  b     Blick  ins  Tal  und  auf  Tannenwipfel.      Vorn    ein    Wanderer. 

Leinwand;  h.  0,34%;  br.  0,40%.  —  1778  aus   der  Spahn'schen  Sammlung. 
N.  10.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

2152  Die    Pulver  -  Explosion    auf    der    Jungfern  -  Bastion    (1747). 

(2139)  Links  vorn  ein  Stück  des  rechten  Eibufers.     Ganz  rechts  die 
66  b     Augustusbrücke.      Dresden-Altstadt    im    Mittelgrund.       Links 
die  Explosion,    in    der    Mitte    die  Brühl'sche    Terrasse,  rechts 
die  katholische  Kirche,  noch  im  Bau  begriffen. 

Buchenholz  ;  h.  0,25%  ;  br.  0,34.  —  1786  aus  der  Spahn'schen  Sammlung  N.  24. 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  681 

Galante  Szene.     Eine  Dame  iü  violettgrauen)  Kleide  sitzt  2153 

an  einer  Gartenmauer.    An  ihrer  Brust  ruht  ein  Herr  in  gelbem  (2137) 

Rocke.     Rechts    pflückt    ein    Mädchen    Rosen;    weiter    zurück  67  b 
wandeln  ein  Herr  und  eine  Dame  davon. 

Buchenholz;  h.  0,38;  br.  0,26.  —  1855  aus  dem  Vorrat.  Vorher  nicht  nach- 
gewiesen.    Gegenstück  zum  folgenden. 

Musik  und  Liebe.    Eine  Dame  sitzt  links  am  Brunnen  und  2  1 54 

hält  ihr  Notenheft  in  den  Händen.      In    der  Mitte  neben  ihr  (2138) 

sitzt  eine  Dame,  vor  der  sich  ein  Lautenschläger  in  die  Kniee  6?  b 
geworfen  hat.     Rechts  zwei  Lauscher  in  Schalkstracht. 

Buchenholz;  h.  0,38;  br.  0,29.  —  1855  aus  dem  Vorrat.  Vorher  nicht  nach- 
gewiesen. —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Kopie  nach  einem  Gemälde  Lancret's  ini 
Koni  gl.  Schlosse  zu  Berlin.     Gef.  Mitteilung  Dr.  Paul  Seidel's. 

Landschaft  in  der  Art  Salvator  Rosa's.    Eine  schmale,  von  2  1 55 

Felsenufern    begrenzte    Seebucht.      Vorn    am  diesseitigen  Ufer  (2140) 

stehen  und  liegen  Männer    in    lebhafter  Geberdensprache.     In  F.  M. 
der  Mitte  am  jenseitigen  Ufer  eine  alte  Ortschaft. 

Leinwand;  h.  0,64%;  br.  0,97.  —  1863  als  Vermächtnis  des  Stadtrates  Axt. 
—  Die  Nachahmung  Salvator  Rosa's  ist  unverkennbar.  Wahrscheinlich  sogar  eine 
Kopie  nach  einem  Bilde  dieses  Meisters.  —  1904  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Norbert  Grund 

Geboren  zu  Prag  1714;  gestorben  1767    zu  Wien.     Schüler 
des  Fr.  de  Paula  Ferg.     Tätig  in  Prag  und  in  Wien. 

Ländliche  Volksbelustigung.      Rechts    das  Wirtshaus  unter    2156 
Bäumen.     Neben  dem  Zechtisch  ein  Mann  auf  einem  Esel.    In    2145) 
der  Mitte  neben  einem  sitzenden  Geiger  ein  Sänger  auf  einem     67  a 
Fasse.     Weiter  links    zwei  tanzende    Paare.     Links    vorn  ein 
Brunnen,  hinten  die  Dorfstrasse. 

Buchenholz  ;  h.  0,24% ;  br.  0,36.  —  Wohl  1778  aus  der  Spahn'schen  Sammlung 
N.  70  als  »Grundmann«.  Bei  H.  als  »unbekannt«;  doch  »wahrscheinlich  Grund».  — 
Gegenstück  zum  folgenden.  Ein  Vergleich  mit  den  in  Prag  keineswegs  seltenen 
Bildern  des  Meisters  lässt  keinen  Zweifel  daran,  dass  Grund  sie  gemalt  hat. 

Gesellschaftsfreuden  im  Freien.    Links  Parkrand  und  Spring-    2157 
brunnen,  rechts  Fernblick.    In  der  Mitte  schmausen  und  zechen  (2146) 
feingekleidete  Herren  und  Damen  an  einem  gedeckten  Tische.      67  c 
Andere    belustigen    sich    links    im   Mittelgrunde.      Rechts    im 
Hintergrunde  begrüsst  ein  Herr  zwei  Damen. 

Buchenholz;  h.  0,24;  br.  0,36%.  —  Wohl  1778  aus  der  Spahn'schen  Samm- 
lung N.  71  als  »Grundmann«.  —  Bei  H.  als  »unbekannt«,  doch  »wahrscheinlich 
Grund«.  —  Gegenstück  zum  vorigen.     Vergl.  die  Bemerkungen  zu  diesem. 


682        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Adam  Friedrich  Oeser 

Geboren  zu  Pressburg  den  17.  Februar  1717;  gestorben  zu 
Leipzig  den  18.  März  1799.  Erhielt  1735  als  Akademieschüler 
in  Wien  einen  Preis.  Seit  1749  in  Dresden.  Seit  1763  Aka- 
demiedirektor in  Leipzig.  Zugleich  Hofmaler  in  Dresden  und 
Professor  der  Akademie  daselbst.  Berühmt  durch  seine  Be- 
ziehungen zum  juugen  G-oethe. 

2 1 58  Die  Kinder  des  Meisters.    Links,  fast  von  vorn  gesehen,  sitzt 

(2147)  ein  junges  Mädchen  mit  einem  Heft  auf  ihren  Knieen,  zeichnend 
57  b     auf  einem  Stuhle,  über  dessen  Lehne  ein  Knabe  herüberblickt. 

Rechts  sitzt  ihre  ältere  Schwester  mit  einem  Buche,  vorn  sitzt 
ein  jüngerer  Knabe  emsig  zeichnend  auf  einer  Fussbank. 

Leinwand;  h.  1,40;  br.  1,00.  —  1766  als  Rezeptionsbild  für  die  Dresdner 
Akademie  gemalt.  Eigentum  der  Akademie.  Seit  1880  im  Galerie-Kataloge.  — 
Phot.  Tamme;  Rrurkm. 

Maria  Dorothea  Wagner,  geb.  Dietrich 

Geboren  1728  zu  Weimar  (nach  anderen  zu  Dresden);  gest. 
den  10.  Februar  1792  zu  Meissen  (nach  Loose,  Lebenslauf 
Meissner  Künstler,  in  Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte 
der  Stadt  Meissen  H  1891,  S.  289).  Tochter  des  Johann 
Georg  Dietrich,  Schwester  des  Chr.  Wilh.  Ernst  Dietrich. 
Tätig  in  Dresden  und  Meissen. 

2 1 59  Der  Mühlengrund.  Zwischen  Felsen  und  Bäumen  am  Flusse, 

(2148)  der  rechts  von    einem  Holzsteg    überbrückt       Al~T\  \\/J 
66  c     ist,  liegt  eine  einsame  Wassermühle.      Be-   *s     K^-J  ■  \X/' 

zeichnet  links  unten: 

Eichenholz;  h.  0,27;  br.  0,37.  —  Zuerst  nachgewiesen  im  Katalog  von  1835. 

Anton  Raphael  Menge 

Geb.  zu  Aussig  den  12.  März  1728;  gest.  zu  Rom  den  29.  Juni 
1779.  Sohn  und  Schüler  des  Ismael  Mengs  in  Dresden  und  in 
Rom,  wohin  dieser  ihu  in  jungen  Jahren  führte;  in  Rom  aber 
auch  Marco  Benefiale's  und  Seb.  Conca's.  Hofmaler  in  Dresden 
1745,  Oberhofmaler  1751.  Erster  Maler  des  Königs  von 
Spanien  1761.  Von  1752 — 1761  hauptsächlich  in  Rom; 
von  1761  —  1769  in  Madrid;  von  1769—1774  in  Italien; 
von   1774 — 1776  wieder  in  Madrid;  seit  1777  in  Rom. 

2160  Josefs  Traum.     Josef  schlummert    in   grauem  Rock  und 
(2141)  gelbem  Mantel,  fast  von  vorn  gesehen,  au  einer  Brüstung,  auf 

56  c 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  683 

der  sein  linker  Ellbogen  ruht.  Hinter  und  über  ihm  schwebt, 
von  rotem  Gewände  umwallt,  der  Engelsjüngling  der  Ver- 
kündigung.    Oben    im  Goldlicht    die  Taube   des  heil.  Geistes. 

Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,27%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  —  1750  ge- 
malte Skizze  zu  dem  Altarbilde  der  katholischen  Hofkirche  in  Dresden,  das  1823 
von  Rosmäsler  gestochen  wurde.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm. 

Josefs  Traum.     Josef  schlummert   links  am  Tisch.     Der    2161 
von    rosenrotem   Gewände   umflatterte    Engelsjüngling    schwebt  (2142) 
rechts  vor  und  über  ihm.  56  c 

Leinwand;  h.  0,52%;  br.  0,27%.  —  1879  ans  dem  Nachlasse  des  Malers 
M.  H.  E.  Pröll.    —  Wohl  auch  1750  gemalt.  —  Phot.  Bruckm. 

Die  büssende  Magdalena.     Links  unter  einem  Felsen  sitzt    2 1 62 
Magdalena,    fast   nackt,    von  langen  blonden  Haaren  umwallt,  (2143) 
nach  rechts  gewandt    auf   blassrotem    Gewände.     Den  rechten     55  b 
Ellbogen  stützt    sie    auf   die   Schriftrolle,    deren  losgewickeltes 
Ende  sie  mit  der  Linken  festhält.     Vorn  das  Salbgefäss,    ein 
Krug  und  ein  Schädel.     Rechts  sonnige  Landschaft. 

Leinwand;  h.  0,47%;  br.  0,63%.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  — 
1752  in  Rom  gemalt.  —  Gestochen  1806  von  L.  Buehhorn.  —  Phot.  Braun  XII,  23. 

Die  Kurfürstin  Maria  Antonia.    Kniestück,  leicht  nach  links    2 1 63 
gewandt,  vor  einer  Säule   und  rotem  Vorhang.    Maria  Antonia  (2144) 
von  Bayern,    die  Gemahlin  des  Kurfürsten  Friedrich  Christian     53  b 
von  Sachsen  (vermählt  1747;  Kurfürst  vom  5.  Okt.  bis  17.  De- 
zember 1763),  trägt  ein  weisses,  golddurchwobenes  Kleid,  einen 
blauen  Hermelinmautel,  verschiedene  Orden  auf  der  Brust  und 
einen  Schmuck    von  Smaragden    und   Brillanten.     Ihre  Krone 
ruht  rechts  auf  einem  Tische. 

Leinwand;  h.  1,55%;  br.  1,12%.  —  Zuerst  im  »Catalogue*  von  1765  p.  242. 
—  Das  Gegenstück,  das  den  Kurfürsten  Friedrich  Christian  darstellt,  befindet  sieh 
im  Palais  an  der  Zinzendorfstrasse.  —   1751  in  Dresden  gemalt.  —  Phot.  Tamme. 

Joseph  Roos 

Geb.  zu  Wien  1728;  gest.  daselbst  1805.  Sohn  und  Schüler 
des  nach  Wien  übergesiedelten  Cajetan  Roos,  der  ein  Sohn  und 
Schüler  des  Philipp  Roos  war.  Joseph  Roos  wurde  1764  kur- 
fürstlicher Hofmaler  und  Mitglied  der  Akademie  zu  Dresden, 
1772  aber  Inspektor  der  Bclvedere-Galerie  zu  Wien. 

Hirt  und  Herde  am  alten  Weidenbaum.  Links  vorn  ein  alter  2164 
Weidenstamm,  an  dessen  Fuss  ein  Hirt  mit  roter  Mütze  und  (2014) 
roten  Aermeln  sitzt.    Rings  um  ihn  weiden  Rinder,  Schafe  und     66  c 


684        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

Ziegen.  Links  im  Mittelgründe  ein  viereckiger  Turm.  Im 
Hintergrunde  eine  Bergkuppe.     Bezeichnet  rechts  unten: 

Jnf)SV     / 

Leinwand;  h.  0,71%;  br.  0,86%.  —  Zuerst  im  -Cataloguec  von  1765. 

Johann  Elias  Schenau 

Johann  Elias  Zeisig,  genannt  Schenau  oder  Schoenau.  Ge- 
boren den  7.  November  1737  zu  Gross  -  Schönau  bei  Zittau; 
gest.  den  23.  Aug.  1806  zu  Dresden.  Schüler  Louis  deSilvestre's 
in  Dresden  und  Paris.  Heimgekehrt,  wurde  er  1773  Direktor 
der  Zeichenschule  zu  Meissen,  1774  Professor  der  Dresdner 
Kunstakademie.  Geburtsjahr  und  -Tag  des  Meisters  sind  neuer- 
dings durch  Pastor  Richard  Krohn  in  dessen  Schrift  Schenau's 
Leben  und  Wirken«  (Gross-Schönau  1906)  festgestellt  worden. 
Vergl.  übrigens  schon  Gust.  0.  Müller's  »Vergessene  und 
halb  vergessene  Dresdner  Künstler«   Dresden   1895  S.   139. 

2164  A  Das  Schulmädchen.     Halbfigur    nach   rechts.     Das  kleine 
Q  3      blonde  Mädchen  trägt  seine  Bücher  unterm  Arm,  seinen  Muff 

in  der  Rechten,  sein  Spielvögelchen  auf  der  Linken. 

Eichenholz;  h.  0,16%;  br.  0,09.  —  1893  als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten  Ed.  F.  Nossky.  —  Gestochen  von  J.  (i.  Wille  als  »La  petite 
ecoliere«.  —  Vielleicht  nur  eine  Kopie. 

Anton  Graff 

Geboren  den  18.  November  1736  zu  Winterthur;  gestorben  den 
22.  Juni  1813  zu  Dresden.  Schüler  des  Joh.  Ulrich  Schellen- 
berg in  Winterthur.  Tatig  von  1756 — 1766  zu  Augsburg, 
Regensburg  usw.,  ansässig  seit  1766  als  Lehrer,  seit  1789 
als  Professor  der  Kunstakademie  in  Dresden.  Doch  malte  er 
auch  in  anderen  Städten  zahlreiche  Bildnisse. 

2165  König  Friedrich  August  der  Gerechte.     Ganze  Figur  nach 
(2149)  rechts  vor  einer  Säule  und  grünem  Vorhang.    Auf  dem  Tische 

T  3  zur  Rechten  liegen  der  mit  Hermelin  gefutterte  Purpurmantel, 
Szepter  und  Krone.  Der  König  trägt  die  Uniform  seines  Leib- 
kürassierregiments: gelbe  Hosen  und  Weste,  einen  weissen  Rock 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  685 

mit  roten  Aufschlägen  und  die  blaue  Ordensschärpe.    Seinen  Hut 
hält  er  unter  dem  linken  Arme.     Bez/'r.  u.  (verkleinert)': 


Leinwand;  h.  2,26;  br.  1,37.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1856.  —  Früher  im 
Landhause.  —  Muther  N.  118.  —  Gestochen  von  J.  Banse  «gUI,  0.  —  Phot.  Bruckni. 

Jugendliches  Selbstbildnis.    Kniestück  nach  rechts,  doch  mit    2166 
dem  Kopf  nach  vorn,    vor   grauem  Wandgrund.    Rechts  steht  (2152) 
die  Staffelei.     Der  Künstler  sitzt  in  weissen  Strümpfen,  roten     55  a 
Kniehosen,    grünem    Rocke    und    schwarzer  Kappe    auf  einem 
.  Stuhle.     Seine    Linke   ruht  auf  seinen  Knieen,    seine  Rechte, 
die  den  Stift  hält,  auf  der  Linken. 

Leinwand;  h.  1,00  %;  br.  0,78%.  —  Gemalt  in  Winterthnr  1765;  als  Rezep- 
tionsbild (als  welches  H.  irrtümlich  das  folgende  bezeichnet)  1766  auf  die  Aus- 
stellang  der  Dresdner  Akademie  geliefert.  Vergl.  Muther  N.  3.  —  1855  aus  dem 
Vorrat.  —  In  Schwarzkunst  von  Elias  Haid  1766.  —  Phot.  Bruckni. 

Selbstbildnis  in  ganzer  Gestalt.     Der  achtundfünfzigjährige    2167 
Meister  sitzt,  nach  rechts  gewandt,    auf  einem  Stuhle,  dessen  (2151) 
Lehne  dem  Beschauer  zugekehrt    ist.     Er   trägt  einen  grauen     55  b 
Rock,  hält  in  der  Linken  Palette  und  Pinsel,  legt  den  rechten 
Arm  auf  die  Stuhllehne  und  blickt  den  Beschauer  an.    Links 
oben  ein  grüner  Vorhang;  rechts  vor  ihm  die  Staffelei. 

Leinwand;  h.  1,68;  br.  1,05%.  —  Nach  H.  das  1766  als  Rezeptionsbild  ein- 
gelieferte Jugendwerk  des  Meisters,  was  schon  wegen  des  Alters  des  dargestellten 
Künstlers  unmöglich  ist.  Das  Bild  wurde  vielmehr  am  5.  März  1795  auf  die  Aus- 
stellung der  Kunstakademie  geliefert  und  wird,  da  es  zuerst  im  Katalog  von  1835 
vorkommt,  das  1832  von  den  Erben  gekaufte  Bild  des  Meisters  sein,  für  welches  H. 
das  folgende  ansah.  Vergleiche  die  Bemerkung  zu  diesem.  —  Muther,  N.  117.  — 
Gest.  von  J.  G.  Müller.  —  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Brnckm. 

Selbstbildnis    in    hohem    Alter.     Brustbild  nach  links  auf  2168 

grauem  Grunde.     Der    alte  Künstler    trägt  eine  grosse  Brille  (2150) 

auf  der  Nase  und  einen  braunen  Rock.    Er  hält  seine  Zeichen-  55  c 
mappe  mit  der  Linken  und  seinen  Stifthalter  in  der  Rechten._ 

Leinwand;  h.  0,71;  br.  0,56%.  —  Nach  H.  1832  von  seinen  Erben.  Allein 
es  findet  sich  schon  im  Inventar  von  1809  ff.  N.  1793,  und  als  »Selbstbildnis  aus 
dem  letzten  Lebensjahre  des  Meisters«  im  Katalog  von  1817.  —  Muther,  N.  89.  — 
Vergl.  die  Bemerkung  zum  vorigen  Bilde.  —  Phot.  Tamme. 

Der  Dichter  Chr.  Fürchtegott  Geliert.    Brustbild  ohne  Hände    2169 
nach  rechts  auf  grauem  Grunde.  Der  glattrasierte,  braunäugige  (2153) 

55  b 


686        Deutsche  Schulen.    XVII.  und  XVHI.  Jahrh. 

Dichter  trägt  einen  braunen  Rock,  aus  dem  an  der  Brust  die 
Spitzen  wasche  hervorblickt. 

Leinwand ;  h.  0,63 ;  br.  0,52.  —  1865  Geschenk  der  Freiin  Amalia  ton  Wagner. 

—  Das  erste,  1769  gemalte  Original  befindet  sich  in  der  Universitätsbibliothek  zn 
Leipzig.  —  Unser  Bild  und  dasjenige  des  Grossherzogl.  Museums  zu  Weimar  gelten 
als  eigenhändige  Wiederholungen.  Muther  N.  9.  —  Gestoohen  von  J.  F.  Bause,  von 
Elias  Haid,  von  C.  F.  Fritschius,  von  J.  M.  Preisler,  von  0.  Berger,  von  Ch.  Kohl, 
von  M.  Steinla.  —  Phot.  Ges. 

2170  Christian  Heinrich  Voigt.     Halbfigur  leicht  nach  rechts  auf 

(2154)  grauem  Grunde.     Der  Dargestellte  war  Gold-   und  Silberdraht- 

55  c     warenfabrikant  zu  Dresden.     Er  trägt  einen  roten  Sammetrock 

und  hält  einen  Brief  in  der  allein  sichtbaren  Rechten. 

Leinwand ;  h.  0,77 ;  br.  0,60.  —  Mit  den  vier  folgenden  ein  Vermächtnis  des 
1867  verstorbenen  Enkels  des  Dargestellten,  des  Bankiers  Carl  Eduard  Lötze  in  Dresden. 

—  Am  5.  März  1789  auf  der  akademischen  Ausstellung.  —  Muther,  N.  100. 

2171  Carl  Gottlieb  Hommeyer.    Halbfigur  nach  rechts  mit  dem 

(2155)  Kopf  nach  vorn  auf  grauem  Grunde.  Der  Dargestellte  warFabri- 

56  b     kant  und  Kaufmann  in  Dresden,  Schwiegersohn  des  vorigen.    Er 

trägt  einen  dunkelbraunen  Rock,  in  den  er  vorn  die  Rechte  steckt. 

Leinwand ;  h.  0,77 ;  br.  0,60  —  Mit  dem  vorigen  und  den  drei  folgenden 
ein  Vermächtnis  des  1867  in  Dresden  verstorbenen  Neffen  des  Dargestellten,  des 
Bankiers  Carl  Eduard  Lötze.  —  Muther,  N.  101.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2  1 72  Christiane  Henriette  Hommeyer,  geb.  Voigt.     Halbfigur  fast 

(2158)  von  vorn  auf  grauem  Grunde.    Die  Dargestellte  war  die  Gattin 

56  b     des  vorigen,  die  Tochter  des  vorvorigen.  Sie  trägt  ein  schwarzes 

Kleid  mit  weissem  Brust-    und   gelbem  Umschlagetuch.     Ihre 

Arme  sind  vorn  übereinander  gelegt. 

Leinwand;  h.  0,77;  br.  0,61.  —  Mit  den  beiden  vorigen  und  den  beiden 
folgenden  ein  Vermächtnis  des  1867  zu  Dresden  verstorbenen  Neffen  der  Darge- 
stellten, des  Bankiers  Carl  Eduard  Lötze.  —  Muther,  N.  104.  —  Bei  Muther  und  H. 
gilt  die  Dargestellte  für  Frl.  Christiane  Friederike  Voigt.  (Vergl.  N.  2174.)  Unsere 
Umstellung  der  Namen  beruht  auf  Mitteilungen,  die  Herr  Kustos  Gustav  Müller 
von  der  Familie  erhalten  hat. 

2173  Frau  Johanna  Christiana  Eltz,  geb.  Voigt.  Halbfigur  fast  von 

(2156)  vorn  auf  grauem  Grunde.    Die  Dargestellte  war  die  Schwester 
55  c     der  vorigen.     Sie  trägt  über  dunkelgrauem  Kleide  ein  weisses 

Brust-  und  ein  grünes  Umschlagetuch.  Ihre  Hände  legt  sie 
im  Schoosse  übereinander. 

Leinwand;  h.  0,78;  br.  0,61  %.  —  Mit  den  drei  vorigen  und  dem  folgenden 
ein  Vermächtnis  des  1867  zu  Dresden  verstorbenen  Neffen  der  Dargestellten,  des 
Bankiers  Carl  Eduard  Lötze.  Muther,  N.  103.  —  Auch  Muther  hält  unser  Bildnis 
für  dasjenige  der  Frau  Eltz;    bei    H.  galt   es   für    dasjenige    der   Frau  Hommeyer. 


'astell-No.  161.    Jean-Etienne  Liotard.' 


?astell-No.  167.    Anton  Rafael  Mengs. 


No.   2167.      Anton   Graff. 


Pastell-No.  177.   Anton  Rafael  Mengs. 


Tafel  XXVIII. 


Deutsche  Schulen.     XVIII.  Jahrhundert  687 

Unsere  Benennung   der  drei  Schwestern   beruht  auf  Mitteilungen,    die  Kustos  Gust. 
Müller  von  der  Familie  erhalten  hat. 

Fräulein  Christiane  Friederike  Voigt.    Halbfigur  nach  links    2  1 74 
auf  braunem  Grunde.    Die  Dargestellte  war  die  Schwester  der  (2157) 
vorigen  beiden.  Sie  trägt  ein  schwarzes  Kleid  mit  blauer  Taillen-     55  c 
schärpe  und   weissem  Spitzenbrusttuch,    ein    blaues   Band   im 
Haar  uud  legt  die  Hände  vorn  übereinander. 

Leinwand;  h.  0,11%;  br.  0,59%.  —  Mit  den  vier  vorigen  ein  Vermächtnis 
des  1867  in  Dresden  verstorbenen  Neffen  der  Dargestellten,  des  Bankiers  Carl  Eduard 
Lötze.  Muther,  N.  102.  Die  Dargestellte  gilt  bei  Muther  für  Frau  Hommeyer,  bei 
H.  für  Frau  Eltz.  Unsere  Benennung  der  drei  Schwestern  beruht  auf  Mitteilungen, 
die  Herr  Kustos  Gust.  Müller  von  der  Familie  erhalten  hat.  —  Phot.  Tamme. 

Jean  Jacques  Mesmer.  Brustbild  ohne  Hände,  leicht  nach  rechts  2 1 75 

auf  grauem  Grunde.  Der  Dargestellte  war  Prediger  der  reformierten  (2159) 

Gemeinde  zu  Dresden. .  Er  hat  blaue  Augen,  kurzes  graues  Haar  55  c 
und  trägt  einen  schwarzen  bis  oben  zugeknöpften  Eock. 

Leinwand;  h.  0,67;  br.  0,52.  —  1875  Geschenk  von  Frau  Eugenie  Höfer 
verwitweten  Garrigues,  geb.  Mesmer,  in  Meissen.  —  1810  auf  die  akademische 
Kunstausstellung  geliefert.  —  Muther,  »Graff«  N.  176. 

Generalleutnant  Carl  Wilhelm  Ferdinand  von  Funck.    Halb-  21 75  A 
figur  ohne  Hände  nach  rechts  gewandt,  aber  nach  links  zurück-     60  c 
blickend.     Der    Dargestellte    trägt    kleinen    Schnurrbart    und 
blaue  Husarenuniform    mit    Pelzkragen.      Grauer    lichtdurch- 
flossener  Grund. 

Leinwand;  h.  0,77%;  br.  0,61.  —  Vermächtnis  des  am  14.  Okt.  1901  ver- 
storbenen Frl.  Therese  von  Witzleben. 

Alters-Bildnis  des  Hof-Historiographen  Johann  Gottlob  Boehme.    2 1 76 

Halbfigur  nach  links  auf  grauem  Grunde.  Der  alte  kursächsische  (2324) 
Hof-Historiograph  (1717 — 1780)  sitzt  im  schwarzen,   grünge-     54  a 
füttertem  Schlafrock   über   offenem  Nachthemd  vor  dem  Buche, 
das  links  vor  ihm  auf  dem  Tische  liegt. 

Leinwand ;  h.  0,66 ;  br.  0,54.  —  1882  mit  den  folgenden  vier  von  Herrn 
Prof.  J.  Bertrand  in  Dresden  geschenkt. 

Der  Hof-Historiograph  Joh.  Gottlob  Böhme  in  jüngeren  Jahren.  2177 

Halbfigur  nach  rechts  auf  grünlich-grauem  Grunde.    Der  Dar-  (2323) 

gestellte  trägt  einen  gelbbraunen  Sammetrock   und  deutet  mit  56  c 
der  Rechten  nach  rechts. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,68.  —  1882  mit  dem  vorigen  und  den  folgenden 
drei  von  Herrn  Professor  J.  Bertrand  in  Dresden  geschenkt.  —  Gegenstück  zum 
folgenden.  —  Gestochen  1782  von  J.  F.  Baase. 


688        Deutsche  Schulen.     XVIT.  und  XVIII.  Jahrb. 

2178  Frau  Christiane  Regina  Boehme,  geb.  Hetzer.  Halbfigur  nach 

(2325)  links  auf  dunkelgrauem  Grunde.    Die  Dargestellte  ist  die  Gattin 
56  c     des  vorigen.     Sie  trägt  ein    goldgelbes,    vorn  ausgeschnittenes 

mit  Spitzen  und  grünen  Schleifen  besetztes  Kleid,  legt  ihre  Hände 
vorn  übereinander  und  hält  einen  Fächer  in  der  Rechten. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,68.  —  1882  mit  den  vorigen  und  den  folgenden 
beiden  von  Herrn  Professor  J.  Bertrand  in  Dresden  geschenkt.  —  Gegenstück  zum 
vorigen.  —  Als  verloren  bei  Mutlier  N.  206.  —  Gestochen  von  J.  F.   Banse. 

2179  Der  Justiramtmann  Hetzer.    Halbfigur  leicht  nach  links  auf 

(2326)  grauem  Grunde.    Der  Dargestellte  war  der  Bruder  der  vorigen. 
55  a     Er  trägt  einen  schwarzen  Sammetrock,    unter  dem  vorn  weisse 

Spitzenwäsche  hervorblickt.  Mit  der  allein  sichtbaren  Rechten 
macht  er  eine  redende  Bewegung. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,68.  —  1882  mit  den  vorigen  drei  und  dem  folgen- 
den von  Herrn  Prof.  J.  Bertrand  in  Dresden  geschenkt.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2180  Frau  Hetzer.    Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem  Grunde. 

(2327)  Die  Dargestellte    war   die  Gattin    des    vorigen.     Sie  trägt  ein 
55  a     weisses  Kleid  mit  weissem  Brusttuch  und  schwarzer  Mantille. 

Ihre  Hände  legt  sie  vorn  übereinander. 

Leinwand;  h.  0,90;  br.  0,68.  —  1882  mit  den  vier  vorigen  von  Herrn  Prof. 
J.   Bertrand  geschenkt.  —  Gegenstück  znm  vorigen. 

2I80A  Bildnis  der  alten  Frau  Riquet.    Gestorben  1826  zu  Dresden. 

54  a     Mutter   des    1824    gestorbenen    Leipziger   Kaufmanns  Riquet. 

Halbfigur  nach  links  auf  grauem  Grunde.  Schwarzes  Kleid, 
blaue  Gürtelschärpe,  weisses  Brusttuch;  graues  Haar.  Die 
Hände  ruhen  im  Schoosse. 

Leinwand;  h.  0,70%;  br.  0,56%.  —  1887  Geschenk  des  Herrn  Louis  Bar- 
fuss  in  Kotzschenbroda. 

2I80B  Bildnis  des  Leipziger  Professors  der  Physiologie  Dr.  Ernst 

55  o     Platner  (1744 — 1818).    Halbfigur  ohne  Hände  nach  links  auf 

gelbgrauem  Grunde.  Der  braunäugige,  glattrasierte  Gelehrte  trägt 
eine  kurze  weisse  Perücke,  einen  grauen  Rock,  eine  weisse  Hals- 
binde und  ein  Hemd  mit  gekrausten  Busenstreifen  (Jabot). 

Leinwand;  h.  0,62%;  br.  0,52.  —  1891  als  Geschenk  des  Herrn  Heinrich 
Seidel  in  Striesen.  —  Das  Bild,  das  der  Meister  am  5.  März  1790  auf  die  aka- 
demische Ausstellung  lieferte,  galt  bisher  als  verschollen.  Vgl.  R.  Muther,  »A.  G raffe, 
Leipzig  1881,  S.  99  N    219.  —  Gestochen  von  J.  F.  Bause  1790. 

2180  C  Bildnis   des   Hofrats   Emanuel   Friedrich   Burkhard  de  Leger. 

55  b     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  gelbgrauem  Grunde.  Unter 
weissem  Spitzenhemde  trägt    der   grauäugige  Hofbeamte  einen 


Deutsche  Schulen.    XVIII.  Jahrhundert  689 

roten  Samrnetanzug ;  dazu  die  kurze  weisse  Perücke  mit 
schwarzer  Nackenschleife. 

Leinwand;  h.  0,65;  br.  0,54.  —  Bisher  als  N.  2180  BB.  —  1898  als  Ver- 
mächtnis Ihrer  Exe.  der  Frau  Generaün  v.  Zeschau  geh.  v.  Schlieben.  Der  dar- 
gestellte Geheimkämmerer  Friedlich  Augusts  des  Gerechten  war,  nach  gütiger  Mit- 
teilung des  Herrn  Oberjustizrat  von  Gephardt,  1732  geboren  und  starb  zu  Dresden 
den  12.  Juni  1802. 

Bildnis    eines    alten    Herrn    vor    landschaftlichem    Grunde.  2180  D 

Halbfigur  nach  rechts  ohne  Kopfbedeckung   mit  verschränkten     60  c 
Armen.      Weisses    kurzes    Haupthaar,    weisser    kurzgestutzter 
Backenbart.     Blaue  Augen.     Blauer    mit   braunem   Pelze  be- 
setzter   Sammetrock,    weisse    Halsbinde.      Bezeichnet   auf   der 
Rückseite  von  fremder  Hand:  A.  Graff  pinx.      1808. 

Leinwand;  h.  0,71;  br.  0,56 J^.    —    1905   als  Vermächtnis   der  Baronin  von 

o 

Akerhielm  in  Dresden  laut  Testament  vom  6.  März  1895.  —  Ueber  den  Dargestellten 
konnte  Ton  den  Hinterbliebenen  nichts  weiter  in  Erfahrung  gebracht  werden,  als 
dass  er  der  Grossvater  der  Erblasserin  gewesen  und  Ried  oder  Bieth  gehiessen  habe. 

Bildnis    des    Kabinetsministers    Otto    Ferdinand    Graf   von  2180  E 
Loeben.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  vor  grauem  Grunde.     52  d 
Wellperücke,    hinten    mit  schwarzer  Schleife.      Dunkelvioletter 
Rock.     Weisse    Halsbinde    und    Heindkrause.      Bez.    auf   der 
Rückseite  (von  fremder  Hand):  A.  Graff  pinx.      1783. 

Leinwand ;  hochoval ;  h.  0,66 ;  br.  0,53.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  — 
1907  als  Vermächtnis  der  Oberforstmeisterswitwe  Frau  Johanna  Heliodora  von  Loeben, 
geb.  von  Schimpff  in  Dresden.  Auf  der  Rückseite  ein  Zettel  mit  der  Nachricht : 
»Otto  Ferdinand  Graf  von  Loeben  auf  Niederrudelsdorf  und  Gerlachsheim,  geb. 
18.  Juni  1741,  gest.  17.  Sept.  1804.  Kurfürstlich  Sachs.  Kabinetsminister.  Graf 
seit  17.  Juni  1790«. 

Bildnis  der  Gräfin  von  Loeben.     Brustbild  mit  verschränkten  2180  F 
Armen  und  halb  sichtbaren  Händen,  fast  von  vorn  vor  grauem     52  d 
Grunde.     Das  braune,  von  weissem  Band  durchflochtene  Locken- 
haar  fällt    auf   die    Schultern  herab.     Ausgeschnittenes  lang- 
ärmeliges  weisses  Kleid  mit  gelblichem  Brusttuch. 

Leinwand;  hochoval;  h.  0,66;  br.  0,53.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  — 
1907  als  Vermächtnis  der  Oberforstmeisterswitwe  Frau  Johanna  Heliodora  von  Loeben, 
geb.  von  Schimpff  in  Dresden.  Auf  der  Rückseite  ein  Zettel  mit  der  Nachricht: 
»Maria  Caroline  Gräfin  von  Loeben,  geborene  von  Greiffenhagen.  Geb.  22.  Juli 
1760,  gest.  — «. 

Christian  Stöckiin 

Geb.  zu  Genf  den  14.  Juli  1741;  gest.  in  Frankfurt  a.  M.  im 
Juni  1795.  Studierte  seit  1757  in  Italien.  Schüler  des  Antonio 
Galli  da  Bibiena  in  Bologna.  Lebte  seit  1764  in  Frankfurt  a.  M. 

44 


690        Deutsche  Schulen.     XVII.  undjVVIII.  Jahrh. 

2180  G  Inneres  einer  Renaissancekirche.     Das  Hauptschiff  ist  von 

66  b     einem  Tonnengewölbe  bedeckt.     Links  vorn  ein   grosses  Grab- 
mal.    Bezeichnet  unten  links:   Stöcklin  f.  1788. 

Kupfer;  h.  0,20%;  br.  0,14%.    —   Bisher  als  N.  2180C.    —    1893  als  Ver- 
mächtnis des  Appellationsgerichtspräsidenten  Nossky.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

2180  H  Inneres  einer  Rundkirche.     Ein  mittleres  Kreuzgewölbe,  das 

66  b     von  viereckigen  Pfeilern  getragen  wird,    schliesst  sich  an  eine 

Säuienrundhalle  im  Renaissancestil  an.     Rechts  vorn  ein  hohes 

Monument  mit  einer  Bildsäule.     Bez.  r.  u. :  Stöcklin  f.   1788. 

Kupfer;  h.  0,20%;  br.  0,14%.    —   Bisher  als  N.  2180D.    —   1893  als  Ver- 
mächtnis des  Appellationsgerichtspräsidenten   Noasky.    —    Gegenstück    znm  vorigen. 

Angelika  Kauffmann 

Geb.  zu  Chur  den  30.  Oktober  1741;  gest.  zu  Rom  den  5.  No- 
vember 1807.  Schülerin  ihres  Vaters  Joh.  Josef  Kauffmann. 
Sie  führte  ein  Reiseleben.  Hauptsächlich  in  Italien;  von  1766 
bis  1781  in  England,  wo  sie  sich  1767  mit  einem  Abenteurer, 
von  dem  sie  1768  geschieden  wurde,  1781  aber  mit  dem  Maler 
Antonio  Zucchi  verheiratete,  mit  dem  sie  zuerst  nach  Venedig, 
dann  nach  Rom  übersiedelte. 

2181  Weibliches   Bildnis  als  Sibylle.     Halbfigur   nach  links  auf 

(2160)  braunem  Grunde.     Sie  trägt  ein  weisses  Unter-,  ein  blaues  Ober- 

56  a     gewand  und  ein  grünliches  Kopftuch.     Ihren    Kopf  stützt  sie 

mit  der  Rechten  auf  die  links  stehende  Brüstung;  mit  der  Linken 

hält  sie  die  Schriftrolle,  auf  der  die  Inschrift 

»Sibylla  .  .  .  .« 
Bezeichnet  links  an  der  Brüstung: 


«V^  *•%& 


Leinwand;  h.  0,91;  br.  0,72%.  —  1782  erworben.  H.  —  Inventar  1809, 
N.  1795.  Katalog  von  1812.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Gestochen  von  Jos. 
Canale  jß  III,  36.  —  Phot.  Braun  IV,  40;  Tamme;  Bruckm. 

2182  Weibliches  Bildnis  als  Vestalin.     Halbfigur  nach  links,  mit 

(2161)  dem  Oberkörper  nach  rechts.     Mit  dem  linken  Ellbogen  stützt 

56  a     sie    sich    auf   eine  Brüstung.     Ihre  weisse    Kleidung   vervoll- 


Deutsche  Schulen.     XVLII.  Jahrhundert  691 

ständigt  ein  Schleier,  an  den  sie  mit  der  Linken  fasst,  während 
sie  in  der  Rechten  eine  römische  Lampe  hält.  Bez.  rechts 
an  der  Brüstung:  Angelica  Kauffm.  .  .  Pinx. 

Leinwand;  h.  0,91%;  br.  0,71%.  —  1782  erworben.  H.  —  Inventar  1809, 
N.  1794.  Katalog  von  1812.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Gestochen  von  C.  G. 
Schnitze  $m,  7.    —    Phot.  Braun  III,  40;  Phot.  Ges.;  Tamme;   Häufst.;  Bruckm. 

Die  verlassene  Ariadne.     Sie  sitzt  in  weissem  Chiton  und    2183 
grünrot  schillerndem  Himation  nach  rechts  gewandt  unter  dem  (2162) 
Felsen  und  streckt  die  Arme  wehmütig  nach  dem  auf  dem  Meere     56  b 
davonsegelnden  Schiffe  des  Theseus  aus.     Zu  ihren  Füssen  hockt 
ein  weinender  Amor. 

Leinwand;  h.  0,88;  br.  0,70%.  —  1782  erworben.  H.  —  Inventar  1709, 
N.  1796.  Katalog  v.  1812.  —  Gest.  v.  E.  G.  Krüger  i£  IU,  8.  —  Phot.  Tamme ;  Bruckm 

Caroline  Friederike  Friedrich 

Geb.  zu  Dresden  (Friedrichstadt)  den  4.  März  1749;  gest.  daselbst 
den  20.  Januar  1815.  Schülerin  ihres  Vaters  David  Friedrich 
Friedrich  und  ihres  Bruders  Johann  David  Alexander  Friedrich. 
Ehrenmitglied  der  Dresdner  Kunstakademie.     Tätig  in  Dresden. 

Wein  und  Backwerk.    Auf  grauem  Steintisch  steht  links  ein    2184 
Spiegel  mit  blauem  Bande;  rechts  eine  Flasche  Wein  und  ein  (2163) 
Glas ;  in  der  Mitte  süsses  Backwerk.    Bez.  1.  u.  (in  einer  Reihe) :    Grimma 


^c^rotintA.   \^rteöericc\.  Zs^i'ieorich- 

Leinwand;  h.  0,62%;  br.  0,43%.    —  Zuerst  im  Katalog  von  1817.  —  1902 
an  den  Altertiumsverein  zu  Grimma. 

Johann  Friedrich  August  Tischbein 

Geb.  1750  zu  Mastricht;  gest.  1812  zu  Heidelberg.  Sohn 
des  Johann  Valentin  Tischbein  (1715 — 1767);  Schüler  des 
Johann  Heinr.  Tischbein  I  (1722  —  1789)  zu  Cassel.  Tätig 
1780  in  Paris,  später  in  Neapel,  Wien,  Holland,  bis  er  1800 
an  Oeser's  Stelle  Direktor  der  Leipziger  Akademie  wurde. 

44* 


692        Deutsche  Schulen.     XVII.  und  XVIII.  Jahrh. 

2 1 84  A  Bildnis    der    Gräfin    Böse.     Beinahe    ganze   Gestalt.     Die 

56  b  vornehme  Dame  mit  leicht  gepudertem  Lockenhaar  in  weissem, 
geblümtem,  ausgeschnittenem  Seidenkleid  mit  weissem  Brusttuch 
sitzt,  fast  von  vorn  gesehen,  auf  gelbbezogenem  sofaartigen  Sessel. 
In  der  gesenkten  Rechten  hält  sie  ein  blau  gebundenes  Heft, 
in  der  Linken  auf  ihrem  Schoosse  ein  Taschentuch.  An  der 
braunen  Wand  hinter  ihr  rechts  ein  schmaler  grünlicher  Vor- 
hang; vorn  rechts  neben  ihr  ein  kleiner  Tisch,  auf  dem  ein  grün- 
weiss  bebänderter  Korb  steht.  Bez.  rechts  am  Tisch  (verkleinert): 

77$  chbe  in  ■  p-  t7Sp. 

Leinwand;  h.  1,58;  br.  1,20.  —  1907  als  Vermächtnis  der  verwitweten  Frau 
Ämalie  Freifrau  von  Eckardstein  geb.  Senger  in  Potsdam  (gest.  d.  9.  Januar  1906), 
laut  deren  Testament  vom  14.  Mai  1903.  —  Nahe  verwandt  ist  das  ebenso  bezeich- 
nete und  datierte  Bildnis  der  Erbstattbalterin  von  Holland  im  Egl.  Schlosse  zu 
Berlin,  N.  1780  der  Berliner  Deutschen  Jahrhundertausstellung  1906 ;  abgeb.  in 
deren  Veröffentlichung  (München  1906).  Bd.  I,  Tafel  6.  Die  beiden  Damen  sitzen 
sogar  auf  dem  gleichen  Sessel.  Dass  beide  Bilder  von  derselben  Hand  sind,  ist 
unverkennbar. 

2I84B  Bildnis  der  Frau  Christiane  Caroline  Friederike  Mesmer,  geb. 

69  b  Schmiedel  (um  1783 — 1843).  Sie  war  die  Gattin  des  Ban- 
kiers Job.  Jak.  Mesmer  in  Dresden.  Brustbild  ohne  Hände  auf 
gelblichgrauem  Grunde,  nach  rechts  gewandt.  Dunkelblonder 
Lockenkopf  mit  grauen  Augen.  Schlichtes  ausgeschnittenes 
weisses  Kleid  mit  kurzen  Aermeln.  Feuerrotes  ITmhängetuch. 
Bezeichnet  rechts  unten:  Tischbein  p.  1804. 

Leinwand  (inwendig  hochoval  umrahmt);  h.  0,69l/a  ;  br.  0,54.  —  Bisher  ah 
N.  2684  A.  —  1891  als  Vermächtnis  der  Toehter  der  Dargestellten,  der  Frau  Witwe 
Felieia  Land,  geb.  Mesmer  (gest.  den  7.  April  1891).  —  Phot.  Tanime. 

Johann  Christian  Kiengel 

Geb.  zu  Kesselsdorf  den  5.  April  1751;  gest.  zu  Dresden  den 
19.  Dezember  1824.  Schüler  des  Chr.  W.  E.  Dietrich.  1777 
Mitglied,  aber  erst  1800,  nach  der  Heimkehr  von  einer  italien- 
ischen Reise,  Professor  der  Dresdner  Akademie. 

2  1 85  Apoll  mit  den  Herden  des  Admet.     Rechts  der  baumreiche 

(2164)  Bergabhang;  links  unten  unter  rötlichem  Abendlichte  die  Meer- 

58  c     bucht.    In  der  Mitte  steht  Apollon,  der  seine  Leyer  neben  sich 

gesetzt  hat  uud  die  Hirtenflöte  bläst.     Rinder  und  Schafe  weiden 

umher.     Bez.  halblinks  unten  an  einem  Architekturstück: 


Deutsche  Schulen.    XVIII.  Jahrhundert  693 


Leinwand ;  h.  0,97 ;  br.  1,46.  —  1825  Ton  den  Erben  des  Malers.  Kat.  von  1826. 

Arkadische  Landschaft.    Links  ein  Bergabhang  mit  mäch-    2  1 86 
tigern  Baum  wuchs;  im  Gebüsch  ein  alter  Sarkophag;  weidende  (2165) 
Ziegen  daneben.    Rechts  am  Wasserfall  in  einer  Felsenschlucht     F.-M. 
drei   nackte   oder   halbnackte   Frauen.     Bez.  1.  u.:    Kiengel. 

Leinwand;  h.  1,15;  br.  1,67.  —  1855  von  der  Tochter  des  Künstlers  geschenkt. 
—  1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

Weidelandschaft.    Auf  der  links  von  braunen  Bäumen  be-2!86A 
grenzten  Weide   steht    ein   Hirt   neben  Rindern   und  Schafen.     68  h 

Leinwand;    h.  0,24;   br.  0,32.     —    1893   als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten Nossky. 

Joseph  Grassi 

Geboren  zu  Wien  den  22.  April  1757;  gest.  zu  Dresden  den 
7.  Jan.  1838.  Schüler  der  Wiener  Akademie.  1799  Professor 
der  Dresdner  Akademie;  1816 — 1821  als  Studien-Direktor 
der  sächsischen  Pensionäre  in  Rom.    Dann  wieder  in  Dresden. 

Johannes  der  Täufer.     Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem    2187 
Grunde.    Der  Täufer,  der  sein  Antlitz  dem  Beschauer  zuwendet,  (2166) 
trägt   seinen  Kreuzesstab  über  der  linken  Schulter  und  deutet     64  b 
mit  der  Rechten  gen  Himmel. 

Leinwand ;  h.  0,83 ;  br.  0,62  %.—  1838Vermächtnis  des  Künstlers.—  Phot.Tamme. 

Der  Apostel  Petrus.    Brustbild  nach  links  auf  graubraunem  2  1 88 

Grunde.    Der  Apostel  hat  graues  krauses  Haar  und  einen  grauen  (2167) 
krausen  Vollbart.     Er  trägt  einen  gelben  Mantel  und  schlägt     64  b 
sich  mit  seiner  Rechten  an  die  Brust. 

Leinwand;  h.  0,62;  br.  0,48%.    —    Zuerst  im  Katalog  von  1843.    —    Wohl 
gleicher  Herkunft  wie  das  vorige.  —  Phot.  Tamme. 

Christian  Leberecht  Vogel 

Geboren  zu  Dresden  den  6.  April  1759;  gestorben  daselbst 
den   11.  April  1816.     Schüler    des    Joh.  Elias  Zeissig,    gen. 


694       Deutsche  Schulen.     XVH  und  XVIII.  Jahrh. 

Schönau  (Schenau)  daselbst.     Professor  der  Dresdner  Akademie 
(ihr  Mitglied  schon  früher)  erst  seit  1814. 

2 1 89  Die  Söhne  des  Meisters.    Die  beiden  Knaben  sitzen  neben- 

(2168)  einander    auf   dem  Fussboden.     Der    links    sitzende   trägt  ein 
56  a     braunes,  blau  gefüttertes  Röckchen  und  hält  mit  beiden  Hän- 
den  ein  Bilderbuch   auf  seinen  Knieen.     Sein  Brüderchen  im 
roten  Röckchen  hält  eine  Peitsche  in  der  Hand  und  blickt  von 
rechts  herüber  mit  ins  Buch. 

Leinwand;  h.  0,7572!  br.  0,9972.  —  1817  von  den  Erben  des  Meisters  ge- 
kauft, dementsprechend  zuerst  im  Katalog  von  1819.  —  Berühmtes,  übrigens  mehr- 
fach wiederholtes  Bild  des  Meisters.  Vergl.  Nagler's  Künstler- Lexikon,  Bd.  XX, 
S.  492.  Unser  Bild  ist  die  letzte  von  zahlreichen  Wiederholungen.  —  Nach  gütigen 
Mitteilungen  Sr.  Durchlaucht  des  Prinzen  von  Schönburg -Waidenburg  zu  Gauemitz, 
die  durch  Th.  Distel's  Bemerkungen  in  der  Kunstchronik  N.  P.  VII  1896  Sp.  342 
unterstützt  wurden,  sollten  die  beiden  Knaben  nicht  die  Söhne  des  Meisters 
darstellen,  sondern  des  Prinzen  Vater,  den  Fürsten  Otto  Victor  von  Schön- 
burg-Waldenburg  (diesen  der  vornsitzende)  und  dessen  Bruder,  den  Fürsten  Alfred 
von  Sehönburg- Hartenstein.  Da  anscheinend  gute  Gründe  für  diese  Meinung  vor- 
gebracht wurden,  haben  wir  sie  uns  unter  einigem  Vorbehalt  in  der  dritten  bis 
sechsten  Auflage  unseres  Kataloges  angeeignet,  kehren  jetzt  aber  nach  einer  erneuten 
eingehenden  Erörterung  der  Frage  durch  einen  Enkel  des  Meisters,  Herin  Ober- 
studienrat Dr.  Vogel  (in  Abschrift  bei  den  Galerieakten),  die  sich  auf  die  Aussage 
der  erst  1854  verstorbenen  Witwe  des  Künstlers  stützt,  zu  der  offenbar  allein  rich- 
tigen Ansicht  zurück,  dass  des  Meisters  eigene  Söhne  Karl  und  Fritz  in  dem  übrigens 
sittenbildlich  gemeinten  Bilde  dargestellt  sind.  Karl  (1788—1868)  war  der  nachmals 
berühmte  Maler  Karl  Vogel  von  Vogelstein ;  Fritz  (1790 — 1869)  war  nachmals  Ober- 
rechnungsrat  in  Dresden.  Das  Bild  niuss  1792  oder  1793  gemalt  sein.  —  Lith.  von 
Hanfstängl.  —  Gestochen  von  Ed.  Buchet.  —  Phot.  Braun  VIII,  24 ;  Tanime ;  Bruckm. 


ZWEITER  HAÜPTTEIL 


DIE  NEUEREN  GEMÄLDE 


(SEIT  DEM  ANFANG  DES  XIX.  JAHRHUNDERTS) 


Anmerkung 


Die  Schwierigkeiten,  die  einer  Anordnung  der  deutschen  Maler  des  neun- 
zehnten Jahrhunderts  nach  Schulen  gerade  deshalb  entgegenstehen,  weil  die  deutschen 
Künstler  nicht  nur  als  Schüler,  sondern  auch  als  Meister  ihren  Wohnort  öfter  zu 
wechseln  pflegen,  wurden  keineswegs  verkannt.  Der  Geburtsort  des  Künstlers  konnte 
an  eich  natürlich  fast  niemals  massgebend  sein,  aber  auch  der  Ort,  an  dem  er  zum 
Künstler  herangebildet  worden,  nicht  immer.  Jedenfalls  schien  es  notwendig,  die 
Meister,  die  selbst  schulbildend  gewirkt  haben  oder  wirken,  der  Gruppe  des  Ortes 
dieser  Wirksamkeit  zuzuteilen.  In  anderen  Zweifelfällen  musste  der  Charakter  der 
Malerei  des  Meisters,  in  einigen  sogar  der  Ort,  an  dem  gerade  das  in  der  Galerie 
befindliche  Bild  entstanden,  für  unsere  Zwecke  massgebend  sein.  Jedenfalls  erschien 
der  Versuch  dieser  Einteilung  zu  lehrreich,  als  dass  seiner  Schwierigkeiten  wegen  auf 
ihn  hätte  verzichtet  werden  dürfen.  Die  Einreibung  von  Meistern  wie  Cornelius  in 
die  Düsseldorfer,  wie  Feuerbach  in  die  Wiener,  wie  Klinger  in  die  Berliner  Schule 
ist  in  der  Tat  nur  als  Notbehelf  anzusehen.  Im  ganzen  bilden  die  Zweifelfälle  aber 
doch  nur  Ausnahmen. 

Die  Bilder  der  neueren  Abteilung  von  2190  an  sind  im  Katalog  von 
1905  von  Grund  aus  neu  nummeriert  worden,  da  die  starke  Vermehrung  dieser 
Abteilung  die  Wiederholung  der  gleiohen  Nummern  mit  Buchstabeneinschaltungen 
bis  zum  Unerträglichen  gesteigert  hatte.  Die  Nummern  in  Klammern  sind  die  der 
Kataloge  von  1887  bis  1902. 


ERSTER  ABSCHNITT 


Die  deutschen  Schule» 


I.    Die   Dresdner  Schule 
Traugott  Leberecht  Pochmann 

Geb.  zu  Dresden  den  6.  Dez.  1762;  gest.  daselbst  den  23.  April 
1830.  Schüler  Anton  GrafFs  und  Giov.  Batt.  Casanova's.  1796 
Pensionär,  später  Professor  der  Akademie  zu  Dresden. 

Selbstbildnis  des  Künstlers.  Kniestück  nach  rechts  auf  2190 
gelbgrauem  Grunde.  Der  Künstler  sitzt  in  dunkelblauem  (2190) 
Rock  und  weisser  Halsbinde  an  seiner  Staffelei.  68  a 

Leinwand;   h.  1,00;    br.  0,80.    —    Im   Jannar    1847   von   der   Tochter  des 
Künstlers  gekauft. 

Gerhard  von  Kügelgen 

Geb.  zu  Bacharach  am  Rheine  den  6.  Februar  1772;  gest.  bei 
Dresden  den  27.  März  1820.  Schüler  des  Januarius  Zick  in 
Coblenz  und  des  Chr.  Fessel  in  Würzburg.  Auf  vielen  Reisen 
weitergebildet;  1791  in  Rom,  1798  in  St.  Petersburg,  seit  1805 
in  Dresden,  wo  er  1811  zum  Ehrenmitgliede,  1814  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  der  Akademie  ernannt  wurde.  Er  starb 
durch  Mörderhand  zwischen  Loschwitz  und  Dresden. 


698         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2191  Bildnis  des  Kunstschriftstellers  Karl  Ludwig  Fernow.  Brust- 
68  a     bild  ohne  Hände  nach  links,  doch  mit  dem  Kopfe  nach  rechts 

vor  bläulichem  Hintergrunde.  Der  ergrauende,  fast  völlig 
rasierte  Gelehrte  trägt  über  grossem  weissen  Halstuch,  blau- 
weissgestreifter  Weste  und  schwarzem  Rock  einen  um  die 
Schultern  geworfenen  Mantel. 

Leinwand,  auf  Papier  gezogen ;  h.  0,667a  ;  br.  0,52.  —  1905  von  Herrn  Konstantin 
von  Kügelgen  erworben.  Im  Winter  1806 — 07  in  Weimar  gemalt.  »Als  Kunst- 
werk hielten  die  meisten  Fernows  Kopf  für  das  Vorzüglichste«.  Vgl.  Konstantin 
von  Kügelgen :  Gerhard  von  Kügelgen,  Leipzig  1901,  S.  99 ;  Abb.  S.  65. 

2 1 92  Der  verlorene  Sohn.    Halbfigur  nach  links  vor  landschaft- 

(2191)  lichem    Hintergrunde.      Der    blonde    junge    Mann    trügt   eine 
68  c     Binde    um    den    Kopf  und    ein  weisses  Gewand.     Eine  Träne 

perlt  aus  seinem  Auge.  Der  Stab  ruht  in  seinen  Armen. 
Links  und  rechts  in  der  Landschaft  weiden  die  Schweine. 

Leinwand;  h.  0,96J^;  br.  0,75.  —  Erst  1820  gemalt  und  in  diesem  Jahre 
aus  dem  Nachlasse  des  Künstlers.  Zuerst  im  Katalog  vonl826.  —  Phot.TanimejBruckm. 

Ferdinand  Hartmann 

Geb.  zu  Stuttgart  den  14.  Juli  1774;  gest.  zu  Dresden  den 
6.  Januar  1842.  Gebildet  in  Stuttgart  und  Rom.  1801  erhielt 
er  den  Goethe-Preis  in  Weimar.  Seit  1803  lebte  er  in  Dresden, 
wo  er   1810  Professor,    1824  Direktor    der  Akademie  wurde. 

2 1 93  Selbstbildnis  des  Künstlers.      Brustbild    nach    rechts  ohne 

(2192)  Hände  auf  grauem  Grunde.    Der  blauäugige  Künstler  trägt  einen 
68  b     braunen  Rock  über  gelber  Weste    und   eine  weisse  Halsbinde. 

Leinwand;  h.  0,64;  br.  0,50.  —  1874  von  Frau  von  Witzleben  gekauft. 

Kaspar  David  Friedrich 

Geb.  den  5.  Sept.  1774  zu  Greifswalde;  gest.  den  7.  Mai  1840 
zu  Dresden.  Schüler  des  Universitäts- Zeichenlehrers  Dr.  J.  G. 
Quistorp  zu  Greifswalde;  1794  in  Kopenhagen  weitergebildet. 
Seit  1798  in  Dresden,  wo  er  1824  Professor  der  Akademie  wurde. 

2194  Zwei  Männer  in  Betrachtung  des  Mondes.   Links  am  Felsen- 

(2193)  hange  zwischen  mächtigen  Bäumen   stehen  zwei  Männer,    fast 
68  c     von  hinten  gesehen,    in    der  Betrachtung  der  Mondsichel  ver- 
sunken, die  vor  ihnen  in  bräunlichem  Nebeldufte  schwebt. 

Leinwand;  h.  0,35;  br.  0,44.  —  1840  aus  des  Künstlers  Nachlass  erworben. 
—  1819  gemalt.  N.ich  Gust.  Müller  ut  der  Mann  im  Mantel  Friedrich 's  Schwager, 
der  Musiklehrer  Bommer,  der  andere  der  Landschaftsmaler  Heinrich. 


I.   Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  699 

Hünengrab  im  Herbst.     In  der  Mitte  der  mächtige  bräun-  2195 

liehe  Felsblock  unter  aufsteigendem  grauen  Sturmgewölk.    Links  (2194) 
wildes  Gestrüpp   mit  herbstbraunem  Laube.     Eechts    ein    zer-     68  c 
splitterter  Baumstumpf. 

Leinwand;  h.  0,55;  br.  0,71.  —  1860  ans  der  Dresdner  Kunstakademie,  für 
die  es  1824  (nach  den  Akten  sieher  zwischen  1819  und  1826)  als  Rezeptionsbild 
gemalt  worden  war. 

Hünengrab  im  Schnee.     Der  Steinblock    liegt    unter    drei    2 1 96 
kahlen,  vom  Sturm    gekappten  Eichen    auf   einem  beschneiten      68  c 
Hügel,  von  dem  man  auf  winterlich  öden,  von  grauen  Nebeln 
umschleierten  Waldrand    hinabblickt.      Auch  den  Himmel  be- 
deckt Wolkennebel,   den  oben  in  der  Mitte  rosiges  Abendlicht 
durchbricht. 

Leinwand;  h.  0,61  J^:  br.  0,80.  —  1905  aus  dem  Nachlasse  des  Malers  Joh. 
Siegwald  Dahl  von  dessen  Witwe  erworben.  Um  1810  gemalt.  Vgl.  Deutsche  Jahr- 
hundertaussteUung  (München  1906)  H  S.  158. 

Rast  bei  der  Heuernte.    Morgenstimmung.    Vorn  die  Wiese    2197 
mit  Heuschobern,    Knechten    und    Mägden.      Im  Mittelgrunde  (2195) 
links  ein  Landsee,    in  der  Mitte  mächtige  alte  Ruinenmassen.      68  a 
Im  Hintergrunde  bewaldete  Hügel,  über  denen  sich  noch  violett- 
graues Nebelgewölk   an    dem    goldgelben  Morgenhimmel  ballt. 

Leinwand;  h.  0,7272 ;  br.  1,02.  —  1840  aus  dem  Nachlasse  des  Künstlers 
erworben.  —  Gemalt  ist  es  1834 — 1835. 

Johann  Karl  Roessler  (Rösler) 

Geb.  zu  Görlitz  den  18.  Mai  1775;  gestorben  zu  Dresden  den 
20.  Februar  1845.  Schüler  G.  B.  Casanova's  in  Dresden,  wo 
er  sich  1807,  von  Italien  heimgekehrt,  niederliess.  Seit  1810 
war  er  Mitglied,  seit  1815  Professor  der  Akademie. 

Der  Schauspieler  und  Entomologe  Ochsenheimer.    Kniestück    2  1 98 

halb  nach  links.    Der  helläugige,  blonde  junge  Mann  in  weissen  (2196) 
Strümpfen,    braunen  Kniehosen,  schwarzem  Rock,  weisser  Binde     68  c 
stützt  sich  mit  dem  linken  Ellbogen  auf  seine  Kniee. 

Leinwawd ;  h.  0,81 ;  br.  0,68.  —  1868  Geschenk  desHerrn  Hofschauspielers  Heine. 

Bildnis    des  Geheimen    Finanzrats    Johann    Carl  Ludwig  von  2198  A 
Nostitz  Drzewiecki  (1774 — 1825).     Halbfigur    nach  links  vor     68  a 
bräunlichem  Grunde.     Der  glatt  rasierte  Herr  mit  gekraustem 
Haupthaar    trägt    eine    Hornbrille,    einen    dunklen    Rock    mit 
hohem    umgelegten    Kragen,    eine    weisse  Weste    mit   hohem 


700         "Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Stehkragen  und  eine  weisse  Halsbinde.  Die  allein  sichtbare 
Rechte  greift  vorn  in  den  Rock. 

Leinwand ;  h.  0,75 ;  br.  0,59.  —  1908  als  Geschenk  der  Erben  dm  Fräulein 
Isidore  von  Reutter.  —  Auf  der  Rückseite  eine  ausführliche,  aber  spätere  Inschrift, 
nach  der  das  Bild  1824  gemalt  ist. 

Friedrich  Matthäi 

Geb.  zu  Meissen  den  4.  März  1777;  gest.  zu  Wien  den  23.  Okt. 
1845.  Schüler  G.  B.  Casanova's  an  der  Dresdner,  seit  1797 
Füger's  an  der  Wiener  Akademie;  1802  bis  1808  in  Italien; 
1810  Professor  der  Dresdner  Akademie;  1823  Inspektor,  später 
Direktor  der  Königl.  Gemäldegalerie.  Er  starb  in  Wien  auf 
der  Heimkehr  von  einer  italienischen  Reise. 

2199  Die  Ermordung  des  Aegisth.     Aegisth  ist  in  der  Mitte  des 

(2197)  Bildes  in  die  Kniee    gesunken.      An    seiner  linken  Seite  hält 
Restaurati-  Pylades    ihn    fest,    an    seiner   rechten    drückt  Orest   ihn    mit 

ons-Ateher     .  . 

einem  Knie  zu  Boden  und  erhebt  das  Schwert,  um  ihn  zu 
durchbohren.  Rechts  hinter  dieser  Gruppe  ruht  der  Leichnam 
Klytämnestra's.     Entsetzte  Zuschauer  eilen  herbei. 

Leinwand;  h.   1,58;  br.  2,39.  —  1858  von  den  Erben  des  Künstlers  gekauft. 

—  Das  Bild  entstand  während  des  ersten  Aufenthalts  des  Künstlers  in  Italien  und 
trug  ihm  in  Florenz  die  Ehrenprofessur  der  dortigen  Akademie  ein. 

2200  Der  Tod  des  Kodrus.     In  der  Mitte  bricht  Kodrus  zu  Tode 

(2198)  verwundet  zusammen.     Ein  junger  behelmter  Krieger  hält  ihn 
Frankenberg  von  hinten.     Eine  junge  Frau    beugt  sich  über  ihn.     Rechts 

vorn  breitet  ein  Alter  knieend  einen  gelben  Mantel  aus.  Links 
vorn  nimmt  ein  Krieger,  der  seinen  Streitwagen  besteigt,  Ab- 
schied von  einem  Knaben. 

Leinwand ;  h.  0,37 ;  br.  0,52.  —  1846  von  den  Erben  des  Künstlers  gekauft. 

—  Es  ist  die  Skizze  zu  dem  grossen  Bilde,  welches  die  Stände  der  Niederlausitz 
dem  Kreissyndikus  von  Houwald  verehrten.  H.  —  1904  ans  Kgl.  Lehrerseminar 
zu  Frankenberg. 

Therese  (Caroline  Therese)  Richter 

Geb.  zu  Dresden  am  10.  Dezember  1777;  gest.  daselbst  den 
18.  Oktober  1865.  Schülerin  der  Caroline  Friederike  Friedrich 
(oben  N.  2184).     Tätig  zu  Dresden. 

220 1  Ein  Karpfen,    Gemüse  und  Früchte.      Auf  einen  hölzernen 

(2199)  Küchentische  liegt    ein    Karpfen;    rechts  neben    Gemüsen  und 

Grimma 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  701 

Früchten  ein  Schmetterling.  Bez.u.i.d.M.:  Compose  ei  p eint 
d'apnte  nature  par  Therese  Richter  ä  Dresde,  Van  1807. 

Leinwand;   h.  0,43;    br.  0,56%.  —    Geschenk    der  Künstlerin.   —  Zuerst  im 
Katalog  von  1856.     Inv.  1855  S.  6.    —  1902  an  den  Altertums- Verein  in  Grimma. 

Eichhörnchen  am  Hirschgeweih.    Auf  einem  Felsblock  liegen    2202 
ein  Hirschgeweih,    einige  Haselnussbüschel   und  Blüten  zweige.   (2200) 
Auf  dem  Geweih  sitzen  zwei  Eichhörnchen,  Nüsse  verzehrend.    Gnmma 
Bezeichnet  unten  links:  Compose"  et  p.  d'aprfa  nature  par 
Therese  Richter  ä  Dresde  Van  1809. 

Leinwand;  h.  0,63;  br.  0,87.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1856.  Inv.  1855  S.  6. 
—  1902  an  den  Altertums-Verein  in  Grimma. 

Friedrich  Georg  Kersting 

Geboren  1783  zu  Güstrow  in  Mecklenburg;  gestorben  1847 
zu  Meissen.  Schüler  der  Kopenhagener  und  der  Dresdener 
Akademie.  Zuletzt  Malervorsteher  in  der  Porzellanmanufaktur 
zu  Meissen.  Er  zeichnete  sich  neben  Kaspar  David  Friedrich 
durch  selbständige  Naturbeobachtung  aus. 

Maria  Magdalena.  In  einer  Felsenhöhle  sitzt  Magdalena  2202  A 
in  halbliegender  Stellung  vor  der  Steinplatte,  auf  der  ein  68  e 
Rohrkreuz  steht,  neben  dem  ein  Totenkopf  liegt,  während  ein 
Tuch  und  eine  Geissei  an  der  Felswand  hängen.  Heber  ihrem 
entblössten  Oberkörper,  auf  den  ihr  langes  Haar  in  Ringel- 
locken herabfällt,  kreuzt  sie  die  Arme.  Die  Blicke  senkt  sie 
in  das  vor  ihr  aufgeschlagene  grosse  Andachtsbuch,  neben 
dem  ein  kleines  Gefäss  mit  Mohn-  und  Cichorienblumen  steht. 

Leinwand;  h.  0,66;  br.  0,53.  —  1907  aus  Meissen  erworben. 

Heinr.  Gotth.  Arnold 

Geb.  zu  Lomnitz  bei  Radeberg  den  4.  März  1785;  gest.  zu 
Dresden  den  3.  Mai  1854.  Schüler  Professor  J.  D.  Schubert's 
an  der  Dresdner  Akademie.     Später  selbst  Akademie-Professor. 

Selbstbildnis  des  Künstlers.  Brustbild  nach  rechts  auf  2203 
grauem  Grunde.  Der  braunäugige  Meister  in  grünem  Pelz  (2201) 
wendet  sein  Gesicht  dem  Beschauer  zu.  Plauen  i.  v. 

Leinwand;  h.  0,60 J^;  br.  0,41  J^.  —  1874  im  Kunsthandel  erworben.  —  1905 
an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 


702         Deutschje  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Gust.  Heinr.  Naecke  (Naeke) 

Geboren  zu  Frauenstein  den  4.  April  1785;  gestorben  zu 
Dresden  den  10.  Januar  1835.  Schüler  Joseph  Grassi's  an 
der  Dresdner  Akademie.  Einige  Jahre  in  Rom.  Seit  1825 
Professor  der  Dresdner  Akademie. 

2204  Selbstbildnis  des  Meisters.     Brustbild  nach  rechts,  doch  mit 

(2202)  dem  Gesicht  dem  Beschauer  zugewandt,  auf  grauem  Grunde.  Der 
63  b     dunkelblonde,  bartlose,  blauäugige  Künstler  trägt  einen  grünen 

Rock  über  gelber  Weste  und  eine  weisse  Halsbinde. 

Leinwand;  h.  0,44;  br.  0,40.  —  1866  durch  Bürgermeister  Hobler  der  Galerie 
vermacht.  —  Das  Bild  ist  1814  gemalt. 

G.  Traugott  Faber 

Geboren  zu  Dresden  den  10.  November  1776;  gest.  daselbst 
den  25.  Juni  1863.  (Nach  Angaben  seines  Schwiegersohnes, 
durch  Hofrat  G.  Müller  vermittelt.)  Schüler  Klengel's  in 
Dresden,  wo  er  später  Mitglied  der  Akademie  wurde. 

2205  Mondscheinlandschaft.     Ein    stiller    Fluss,    an    dem   eine 
(2202A)  Fischerhütte    liegt,    zieht    sich    durch    die    baumreiche    Land- 

41  c     schaff.     Rechts  im  Mittelgrunde  Eichwaldrand.     Der  Vollmond 
blickt  aus  grauem  Gewölk  hervor.     Bez.  u.  1.:    Faber  1816. 

Leinwand;  h.  0,79%;  br.  0,89.    —    1893   als  Vermächtnis  des  Appellations- 
gerichtspräsidenten Ed.  Ferd.  Nossky. 

Johann  Christian  Claussen  Dahl 

Geboren  zu  Bergen  in  Norwegen  den  24.  Februar  1788;  ge- 
storben zu  Dresden  den  14.  Okt.  1857.  Lernte  die  Anfangs- 
gründe seiner  Kunst  in  seiner  Vaterstadt,  bezog  1811  die 
Akademie  zu  Kopenhagen,  Hess  sich  1818  in  Dresden  nieder, 
von  wo  er  wiederholte  Studienreisen  nach  Tirol  und  in  seine 
Heimat  unternahm.     Er    war   in  Dresden  Akademie-Professor. 

2206  Waldbach    am    Gebirge.     Zwischen    Felsblöcken    schäumt, 

(2203)  Tannenstämme  mit  sich  fortreissend,  der  Waldbach  zum  Vorder- 
68  a     gründe  rechts  herab.    In  der  Mitte,  vom  Sturme  bewegt,  zwei 

Birken.  Rechts  im  Mittelgrunde  Tannenwald.  Links  im  Hin- 
tergrunde Berggipfel  über  Waldwipfeln.  Die  Sonne  steht  links 
rötlich    hinter  Wolken.      Bez.  halblinks  unten:    Dahl   1819. 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  0,61.  —  1860  aus  der  Sammlung  der  hiesigen  Kunst- 
akademie, für  die  es  als  Rezeptionsbild  gemalt  worden  war. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  703 

Norwegische  Berglandschaft.     Blick  von  hohem  Standorte.    2207 
Rechts    führt   ein  Weg  an  Sennhütten  vorbei.     Links    in  der  (2204) 
Schlucht    ein  Fluss,    der  im  Mittelgrunde  als  Wasserfall  vom     68  b 
Gebirge  stürzt.     Im  Hintergrunde    links  eine   schroffe  Felsen- 
pyramide, rechts    ein   mit  Schnee  bedeckter  Bergrücken.     Be- 
zeichnet rechts  unten  am  Stein:  J.  Dahl  1850.    (Das  J  im  D.) 

Leinwand;  h.  1,63;  br.  2,37.  —  1853  von  den  Ausstellungsgeldern  und  dem 
Katalogfonds  der  Königl.  Galerie  erworben. 

Karl  Vogel  von  Vogelstein 

Geboren  zu  Wildenfels  im  sächsischen  Erzgebirge  den  26.  Juni 
1788;  gestorben  zu  München  den  4.  März  1868.  Schüler 
seines  Vaters,  des  sächsischen  Hofmalers  Chr.  Leberecht  Vogel 
und  der  Dresdner  Akademie.  Tätig  von  1808 — 1812  in  St. 
Petersburg;  von  1813—1820  in  Italien;  seit  1820  als  Aka- 
demie-Professor in  Dresden,  seit  1853  in  München. 

Papst  Pius  VII.  Ganze  Figur  nach  links.  Der  Papst  sitzt  2208 
vor  grünem  Vorhang  in  seiner  Amtstracht  an  rot  bedecktem  (2205) 
Tische,  auf  dem  ein  Kruzifix    steht    und  ein  Gebetbuch  liegt.Kg1-^«46112- 

°  scnloss 

Leinwand;  h.  1,60%;  br.  1,15.  —  Das  Bild  wurde  1817  in  Rom  gemalt.  — 

Eigentum  Sr.  Majestät  des  Königs.    Seit  1855  zur  Aufbewahrung  in  der  Galerie.  — 

1902  ans  Kgl.  Hausmarschallamt  zurückgegeben. 

König  Friedrich  August  der  Gerechte  von  Sachsen.     Halb-    2209 
figur  nach  links  auf  grauem  Grunde.  Der  König  trägt  eine  weisse  (2206) 
Perücke,  einen  roten  Uniformrock  mit  gelben  Aufschlägen  und     52  d 
silbernen  Epauletten.     Seine  Orden  schmücken  seine  Brust,  die 
rechte  Hand  steckt  er  vorn  in  den  Rock.     Bez.  auf  der  Rück- 
seite:  FRIEDRICH  AVGVST  KÖNIG  VON  SACHSEN  nach 
der  Natur  gemalt  von  C.  Vogel.  Dresden  1823, 

Ahornholz;  h.  0,7272 ;  br.  0,57.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835. 

König  Johann  noch  als  Prinz,  zugleich  als  Vorsitzender  des    22 1 0 
Geh.  Finanz-Kollegiums.     Kniestück    halb    nach    rechts.     Der  (2207) 
Prinz  in  schwarzem  Frack  "und  violetter  Weste    sitzt  mit  der     22  d 
Gänsefeder  in  der  Rechten  an  seinem  Schreibtisch.    Bezeichnet 
auf  der  Rückseite:    Prinz  Johann,  Herzog  zu  Sachsen,  geb. 
12.  Dez.   1801.     Das  Präsidium  im  Königl.  Geheimen 
Finanz-Collegio  führend.  Gemahli  für  Sr.  Exl.  dem  (sie) 
Herrn  Finanz  -  Minister  von  Zeschau.     C.  Vogel  pinx. 
Pillnitz  1832. 


704         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,23;  br.  0,97.  —  1874  aus  dem  Kgl.  Finanz-Ministerium. — 
Eigentum  des  Fiskus. 

22  I  I  Bilderfolge  aus  Goethe's  Faust.    Das  Mittelbild  stellt  Faust, 

(2208)  dem  der  Geist  erscheint,  in  seiner  Zelle  dar.      Darüber  Gott- 
Frankenberg  vater.     Die  10  übrigen  Nebenbilder,  die  es  umrahmen,  stellen 

Szenen  aus  Goethe's  Drama  dar.  Bez.  rechts  unten:  Ange- 
fangen zu  Dresden  1847.  Beendet  zu  Venedig  1852 
von  C.  Vogel. 

Auf  Leinwand ;  Gesamthöhe  3,90 ;  br.  3,06.  —  1867  vom  Künstler  geschenkt. 
—  1902  ans  Kgl.  Lehrerseminar  zu  Frankenberg. 

2212  Bildnis  des  Dresdner  Professors  Karl  Förster.      Brustbild 
(2208A)  ohne  Hände  nach  links  auf  graugrünem  Grunde.     Dunkles  Haar 

68  b  und  dunkle  Augen.  Schwarzer  Rock.  Weisse  Halsbinde.  Oliv- 
brauner Ueberrock.  Auf  der  Rückseite  bez.:  Karl  Förster, 
C  .  Vogel  .  pinx  .  Dresdae  .  1823. 

Pappe;  h.  0,23;  br.  0,17V2-  —  1892  als  Vermächtnis  der  Gattin  des  Darge- 
stellten, Frau  Prof.  Louise  Förster  und  deren  Tochter. 

2213  Bildnis  der  Gattin  des  vorigen,  Frau  Louise  Förster.      Brust - 

(2208B)bild    ohne    Hände    uach    rechts    auf    grünlichgrauem  Grunde. 
68  b     Dunkles  Lockenhaar.     Blaue  Augen.     Ausgeschnittenes  blaues 
Kleid.     Durchsichtiger  Kragen.     Auf  der  Rückseite  bezeichnet: 
Louise  Förster.  C  .  Vogel  .  pinx  .  1832. 

Mahagoniholz ;  h.  0,24  ;  br.  0,19J^.  —  1892  als  Vermächtnis  der  Dargestellten, 
Frau  Prof.  Louise  Förster,  geb.  Förster,  und  deren  Tochter.  Jene  war  eine 
Schwester  des  bekannten  Malers  und  Kunstschriftstellers  Ernst  Förster. 

Carl  Gustav  Carus 

Dr.  med.  Geboren  zu  Leipzig  den  3.  Januar  1789;  gestorben 
zu  Dresden  den  28.  Juli  1869.  Carus  war  König  1.  Leibarzt  zu 
Dresden  und  Gelehrter  (Naturforscher,  Philosoph,  Kunstschrift- 
steller) von  Fach,  als  Künstler  nur  Dilettant,  doch  suchte  er  be- 
sonders seinen  Theorien  über  die  Stimmungslandschaft  auch 
praktisch  künstlerische  Geltung  zu  verschaffen. 

2214  Frühlingslandschaft.     Durch  einen  Wald,    der  das  Rosen- 

(2209)  tal  bei  Leipzig  darstellt,  schlängelt    sich    der    stille  Fluss,  in 
68  b     dem  die  Bäume  sich  spiegeln.     Der  Wald  ist  noch  kahl;  der 

Rasen  und  die  Büsche  aber  sind  schon  grün,  und  vorn  blühen 
gelbe  Blumen.     Bez.  rechts  unten:  Carus  pinx.  1814. 

Leinwand;  h.  0,34;  br.  0,43J^.  —  1869  als  Vermächtnis  des  Künstlers. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  705 

Mondscheinlandschaft.     Ein   stiller  Weiher,    in  dem  vorn  2215 

Schilf  spriesst,  ist  im    Mittelgrande   von   dunklem   Waldrande  (2210) 

begrenzt.     Der  Vollmond    wirft    seinen    Spiegelstreifen    in  die  68  b 
Flut.     Einzelne  Sterne  glänzen  neben  ihm. 

Pappe;  h.  0,30;  br.  0,41.  —  1869  als  Vermächtnis  des  Künstlers. 

Moritz  Müller,  gen.  Steinla 

Geboren  zu  Steinla  bei  Hildesheim  den  21.  August  1791;  ge- 
storben zu  Dresden  den  21.  September  1858.  Schüler  der 
Dresdner  Akademie.  Hauptsächlich  als  Kupferstecher  berühmt. 
Professor  der  Dresdner  Akademie. 

Selbstbildnis  des    Künstlers.     Halbfigur    nach    rechts    auf    2216 
grauem    Grunde.     Der    graublonde,    blauäugige    Künstler   mit  (2211) 
kleinem  Backenbart  trägt  einen  grauen,  mit  schwarzem  Pelze     40  c 
besetzten  Rock  und  hält  den  Stift  in  der  Rechten  auf  seinem 
Knie.     Bez.  links  unten:  Steinla  se  ips.  pinxit.  1826. 

Leinwand;  h.  0,83;  br.  0,67.    —  1857  vom  Künstler  geschenkt. 

Julius  Schnorr  von  Carolsfeld 

Geboren  zu  Leipzig  den  26.  März  1794;  gestorben  zu  Dresden 
den  24.  Mai  1872.  Schüler  seines  Vaters  Hans  Veit  Schnorr, 
seit  1811  der  Wiener  Akademie ;  seit  1817  in  Rom  im  Kreise 
von  Cornelius,  0 verbeck,  Veit,  Koch  weiterentwickelt.  1827  bis 
1846  Akademie-Professor  in  München.  Von  1846  bis  zu 
seinem  Tode  Professor  der  Königl.  Kunstakademie  und  Direktor 
der  Königl.  Gemälde-Galerie  zu  Dresden. 

Die  Familie  Johannes  des  Täufers  bei  der  Familie  Christi.    22 1 7 

Mit  gesenkten  Blicken  und  über  dem  Buche  auf  ihrem  Schoosse  (2212) 
ineinandergelegten  Händen  sitzt  Maria,  nach  rechts  gewandt,  23  b 
links  vorn  im  Blumengarten.  Zu  ihren  Füssen  schlummert 
das  Christkind.  Josef  steht  jenseits  des  Gartenzaunes  und 
empfängt  Zacharias,  Elisabeth  und  den  Johannesknaben.  Im 
Hintergrunde  eine  helle  Landschaft.  Bez.  r.  u.:  J.  S.  (als 
Monogramm)  zwischen  1817. 

Leimrand;  h.1,23;  br.  1,02.  (Oben halbrund.)  —  1868ansv.  Qnandt's Sammlung, 

Aussicht  auf  Salzburg.     Auf  dem  Gaisberg  bei  Salzburg.  22  1 7  A 
Links  auf  der  Holzbank  sitzt,  vom  Rücken  gesehen,  ein  Grau-     24  a 
köpf  ohne  Kopfbedeckung,  rechts  neben  ihm  ein  junger  Mann 

45 


706         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

in  schwarzem  Rock  und  schwarzer  Mütze,  der  sich,  hinter 
jenem  her,  den  beiden  ebenso  wie  er  bekleideten  jungen  Leuten 
zuwendet,  von  deDen  der  eine,  vom  Rücken  gesehen,  sich  auf 
die  Banklehne  stützt,  der  andere,  der  die  Aussicht,  nach  rechts 
gewandt,  durch  ein  Augenglas  betrachtet,  sich  rücklings  gegen 
ein  Geländer  lehnt.  Links  und  rechts  vorn  grosse  Baumkronen. 
Blick  über  das  sonnige  Tal  auf  das  Hochgebirge  des  Hinter- 
grundes. Salzburg  liegt  rechts.  Bez.  u.  1.  mit  dem  aus  J 
und  S  gebildeten  Monogramm  und  der  Jahreszahl   1817. 

Leinwand;  h.  0.4772 ;  br.  0,60.  —  1907  Tom  Maler  Ed.  Schulz  in  Wiesbaden. 

—  Das  Bild  befand  sich  früher  im  Besitze  des  Herrn  Hänel-CIauss  auf  dem  Ritter- 
gute Seuslitz  bei  Meissen.  —  Dass  Schnorr  sich  im  Sommer  1817  mit  jungen 
Freunden,  wie  Ferdinand  und  Friedrich  Olivier  und  Frommel,  kurze  Zeit  in  Salzburg 
aufgehalten,  hat  Herr  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Franz  Schnorr  von  Carolsfeld  uns 
gütigst  nachgewiesen.  Diesem  Umstände  und  der  Bezeichnung  des  Bildes  gegenüber 
scheinen  uns  die  hie  und  da  laut  gewordenen  Zweifel  daran,  dass  Schnorr  es  gemalt 
habe,  nicht  gerechtfertigt.  Die  schematisehen  Bäume  links  und  rechts  sind  jeden- 
falls später  im  Atelier,  vielleicht  von  Schülerhand,  hinzugefügt. 

2218  Des  Ananias  Besuch  bei  Paulus.     Vorlage  zum   unteren  Teil 

(2213)  eines  Kirchenfensters.     Im  Mittelfelde  sitzt  der  Apostel,   nach 
41  b     iinks  gewandt  mit  gefalteten  Händen.   Von  einem  Engel  geleitet, 

schreitet  der  graubärtige  Ananias  die  Stufen  zu  ihm  hinab. 
Auf  den  Seitenbildern  kniet  links  der  Stifter,  hinter  dem  sein 
Sohn  steht,  rechts  die  Stifterin,  hinter  der  ihre  Tochter  steht. 
Bez.  rechts    unten:    J.  S.  (als    Monogramm)    zwischen   18bT>. 

Papier  auf  I .ein«  and  ;  h.  3,29 ;  br.  3,73.  —  1867  aus  dem  Kunstfonds  erworben. 

—  Die  Aquarellskizze  auf  Papier  zu  dem  ganzen  Fenster,  in  dessen  oberem  Teil  die 
Bekehrung  des  Saulus  dargestellt  ist,  befand  sich  ebenfalls  in  der  Königlichen  Ge- 
mäldegalerie, ist  jedoch  1881  au  das  Königl.  Kupferstich-Kabinet  abgegeben  worden. 

—  Das  ausgeführte  Glasfenster  berindet  sich  in  der  Pauls-Kirche  zu  London.  —  Unter 
dem  Bilde  die  englische  Stifterinschrift:  TUE  GTFT  OF  THOMAS  BROWN  ESU, 
ANNO  DOMINI  MDCCCLXIV. 

Ernst  Ferdinand  Oehme 

Geb.  zu  Dresden  den  23.  April  1797;  gestorben  daselbst  den 
10.  Sept.br.  1855.  Schüler  der  Dresdner  Akademie.  In  Italien 
weitergebildet.     Tätig  in  Dresden. 

22  1 9  Herbstabend  im  Grossen  Gehege  bei  Dresden.     In  der  Mitte 

(2214)  führt  die  grosse  Allee  bildein wärts.     Links  die  Wiesen,  rechts 
68  a     die  Elbe.     Vorn  links  eine  Schafherde,   deren  Hirt  vor  einem 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  707 

Holzfeuer  sitzt.  Weiter  rechts  eine  Frau  mit  zwei  Kiudern. 
Bez.  r.  u.:  E.  0.  (das  E  im  0)  zwischen  1830. 

Leinwand ;    h.  0,81 ;    br.  0,71.  —  1873  von  Maler  Schwemmer  erworben.  — 
Gest.  von  Ludwig  Richter  1830. 

Gustav  Adolf  Hennig 

Geb.  zu  Dresden  den  12.  Juni  1789;  gest.  zu  Leipzig  den 
15.  Jan.  1869.  (Nach  den  Angaben  des  Sohnes  des  Künstlers.) 
Schüler  der  Leipziger  Akademie.  Später  in  Rom.  Direktor 
der  Leipziger,   1840  Professor  der  Dresdner  Akademie. 

Die  Findung   Mosis.    Rechts  der  Fluss,  an  dessen  Gestade    2220 
der    kleine  Moses    in    seinem  Korbe    angetrieben   ist.     In  der  (2215) 
Mitte  beugt  sich  die  ägyptische  Königstochter  im  roten  Mantel  Plauen  *• v- 
hinab;    zu    ihren  Füssen    nehmen    zwei  Dienerinnen    sich  des 
Findlings  an.     Bez.  links  unten:  G.  A.  Hennig  pinx.  1848. 

Leinwand;  h.  0,62;  br.  0,56.  —  1873  im  Kunsthandel  erworben.  —  1905  an 
den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Karl  Gottlieb  Peschel 

Geb.  zu  Dresden  den  31.  März  1798;  gest.  daselbst  den 
3.  Juli  1879.  Seit  1812  Schüler  der  Dresdner  Akademie, 
insbesondere  des  Prof.  Pochmann;  1825  —  26  in  Italien. 
Später  lebte  er  als  Professor  der  Akademie  in  Dresden. 

Jakobs  Heimzug  nach  dem  gelobten  Lande.     Der  Zug   be-    222 1 

wegt  sich  von  rechts  nach  links.  Jakob  sitzt  auf  einem  Esel  (2216) 
und  blickt  mit  ausgebreiteten  Armen  gen  Himmel,  wo  ein  23  c 
Reigen  erwachsener  Engel  in  langen  Gewändern  ihm  entgegen- 
schwebt. Ganz  links  vorn  die  Schafherden,  neben  denen  einer 
der  Führer  auf  sein  Antlitz  niedergesunken  ist,  während  ein 
Knabe  mit  gefalteten  Händen  gen  Himmel  blickt.  Bez.  rechts 
unten:  C.  P.  (als  Monogramm)  pinx.   1845. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  1,76.  —  Oben  halbrund.  —  1845  durch  die  Lindenau- 
Stiftung  erworben. 

Christus,  das  Abendmahl  austeilend.    Der  Heiland  steht  mit    2222 
der  Hostie    in   der  Rechten,    dem  Kelche   in  der  Linken    im  (2217) 
blumigen  Rasen.     Links  hinter  ihm  knieen  der  bekränzte  Engel.      23  a 
Vor  ihm  knieen  zwei  Pilger,  denen  er  das  Abendmahl  reicht; 
hinter   ihnen    führt   ein  Engel   eine  Frau    herbei.     Bez.  links 
unten:  C.  P.  (als  Monogramm)  pinx.   1851. 

45* 


708         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  0,32;  br.  0,54.     Oben  halbrund.  —  1851  mit  den  Ausstellungs- 
geldern erworben. 

August  Richter 

Geb.  zu  Dresden  den  3.  Juni  1801;  gest.  auf  dem  Sonnen- 
stein zu  Pirna  den  19.  November  1873.  Anfangs  Schüler  der 
Dresdner  Akademie,  dann  des  P.  Cornelius  iu  Düsseldorf. 
Später  Professor  der  Dresdner  Akademie. 

2223  Hagar  und  Ismael  in  der  Wüste.    Hagar  kniet,  nach  links 

(2218)  gewandt,  mit  ihrem  schlummernden  Knaben  auf  dem  Schoosse 
Plauen  i.v.jn  der  Wüste  und  blickt  dankbar  zu  dem  hinter  ihr  stehenden 

Engel  empor,  der  auf  die  links  blinkende  Quelle  deutet. 

Leinwand;   h.  0,93;   br.  0,77%.    —    1875  vom  Institutsdirektor  Krause  ge- 
schenkt. —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  Y. 

Carl  Johann  Bahr 

Geb.  zu  Riga  den  18.  August  1801;  gest.  zu  Dresden  den 
29.  September  1869.  Studierte  in  Dresden.  Liess  sich,  nach 
wiederholtem  Aufenthalt  in  Italien,  zuerst  in  Riga,  1832  aber 
in  Dresden  nieder,    wo  er  seit  1840  Akademie- Professor  war. 

2224  Finnische  Zauberer  vor  Iwan  dem  Schrecklichen.    Der  Zar 

(2219)  sitzt  bleichen  Antlitzes,  nach  rechts  gewandt,  auf  einem  Sessel. 
Restaurati-  ninter  ihm  stehen  seine  Angehörigen.    Links  vorn  sitzen  seine 

Räte,  deren  einer  sich  vor  ihm  niedergeworfen  hat.  Rechts 
die  finnischen  Zauberer,  deren  einer  rücklings  zu  Boden  ge- 
stürzt ist,  während  ein  anderer  dem  Zaren  seiu  Ende  voraus- 
sagt. In  der  Tür  eine  Schildwache.  Bezeichnet  links  unten: 
1S50  C.  Bahr  (C  und  B  zusammengezogen). 

Leinwand;  h.  1,93;  br.  2,58.  —  1852  durch  die  Lindenau-Stiftung  erworben. 

2225  Bildnis  des  Malers  Kaspar  David  Friedrich.    Brustbild  ohne 
(22 19A)  Hände  im  Profil  nach  links  vor  graubraunem  Grunde.     Glatt- 

68  b  rasiertes  Gesicht,  dunkelblondes  Haar,  blaue  Augen.  Brauner 
Pelz  über  schwarzem  Rock.  Bezeichnet  unten  links  mit  dem 
Monogramm    (aus    C.  J.  B.)    zwischen    der  Jahreszahl   1836. 

Leinwand;    h.  0,55%;    br.  0,47%.  —    1894  als  Vermächtnis  dos  Sohnes  des 
Künstlers,  des  Justizrats  Dr.  Carl  Bahr. 

Adrian  Ludwig  Richter 

Geb.  zu  Dresden  den  28.  September  1803;  gest.  daselbst  den 
19.  Juni  1884.    Schüler  seines  Vaters,  des  Kupferstechers  Prof. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  709 

Karl  Aug.  Richter  an  der  Dresdner  Akademie;  unter  dem  Ein- 
flüsse DahVs  weiterentwickelt;  1823 — 1826  in  Rom  im  An- 
schluss  an  Jos.  Ant.  Koch  und  Jul.  Schnorr  von  Carolsfeld 
zur  »neudeutschen«  Richtung  übergegangen ;  1828 — 183 5  Maler 
der  Porzellanfabrik  in  Meissen;  1836  Professor  der  Dresdner 
Akademie.     Berühmt  als  Zeichner  deutschen  Volkslebens. 

Heimkehrender  Harfner.     Auf  einem  Saumpfad  des  Sabiner-    2226 
gebirges,    der  rechts  in  den  Bergwald  führt,    reitet  ein  grau-      23  a 
bärtiger  Harfner  auf  weissem  Maultier  bergan.     Rechts  neben 
ihm    schreitet,    auf  seinen  Stecken  gestützt,  sein  Knabe.     Im 
Hintergrunde    schroffe    Berge;    rechts    auf    dem    Gipfel    das 
Städtchen  Civitella. 

Leinwand;  h.  0,38%;  br.  0,47.  —  1902  im  Dresdner  Kunsthandel  erworben. 
—  Erwähnt  in  Richters  Selbstbiographie  (2.  Aufl.,  Frankfurt  a.  M.  1901)  S.  232 
bis  233 ;  demnach  1825  in  Civitella  gemalt. 

Civitella.  Rechts  auf  der  Höhe  das  befestigte  Städtchen  2227 
im  goldigen  Abendlichte.  Auf  dem  steilen  Saumpfad,  der  sich  23  d 
hinan  windet,  heimkehrende  Landleute;  unter  ihnen  in  der  Mitte 
ein  Hirt,  der  seine  Schafherde  vor  sich  hertreibt,  Frauen,  die 
ihre  Bürde  auf  dem  Kopfe  tragen,  und  ein  Eseltreiber,  neben 
dem  eine  Frau  ihren  Knaben  an  der  Hand  führt.  Rechts 
vorn  blickt  ein  weissgekleidetes  Mädchen  mit  den  Zügen  der 
spätem  Gattin  des  Künstlers  sich  nach  dem  Beschauer  um. 
Links  Blick  in  die  blauen  Berge. 

Leinwand;  h.  0,59V2 ;  br.  0,77%.  —  1903  aus  Anlass  der  Ludwig- Richter- 
Ausstellung  in  Dresden  von  Herrn  Ed.  Cichorius  aus  Leipzig  geschenkt.  —  1827 
für  Herrn  von  Quandt  in  Dresden  gemalt.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Vgl. 
Otto  Jahn,  Mitteilungen  über  Ludwig  Richter  in  biographische  Aufsätze«  Leipzig 
1866  S.  239  und  248.  —  Selbstbiographie  2.  Aufl.  Frankfurt  a.  M.  1901,  Anhang 
S.  86  N.  6  :  >Abendglanz  liegt  auf  dem  Wohnort  der  von  ihrer  Mühsal  heimkehrenden 
Landleute,  vergoldet  das  alte  Tor  und  küsst  das  Heiligenbild  daran  mit  dem  Kuss 
des  Friedens«. 

Ariccia.  Links  unter  dem  Felsen,  auf  dem  Gebäude  2228 
unter  Bäumen  thronen,  der  Brunnen,  aus  dem  zwei  Mädchen  23  d 
Wasser  schöpfen.  Vor  ihnen  rastet  eine  Frau  mit  der  Spindel 
unterm  Arm,  hinter  ihnen  ein  Pilger,  dem  ein  Knabe  den 
Wasserkrug  reicht.  Rechts  auf  dem  Wege,  der  von  der  Cam- 
pagna  heraufführt,  naht  eine  Frau,  die  einen  Korb  auf  dem 
Kopfe    trägt.     Sonnenblick    rechts    über    den    zur  Ebene    ab- 


710         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

fallenden  Hügeln.  Bezeichnet  unten  links:  L.  Bichter 
pinxit  .  Meissen   1828. 

Leinwand;  h.  0,59%;  br.  0,77}-^. —  1828  in  Meissen  für  Herrn  von  Quandt 
in  Dresden  gemalt.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  Mit  diesem  1903  als  Geschenk  des 
Herrn  Bd.  Cichorius  zur  Galerie.  Vgl.  die  Literatur  zum  vorigen.  Richter  schreibt 
a.  a.  0. :  «Mädchen  am  Quell.  Weiche,  süsse  Ferne,  auf  dem  Meere  ruhender 
Morgenduft.  Schattiger,  freundlicher  Quell,  aus  dem  Mädchen  des  Ortes  das  Wasser 
in  der  Frühe  schöpfen.« 

2228  A  Salzburgische    Landschaft.     Links  Blick   ins  tfal    auf  die 

24  a  mit  Segeln  belebte  Wasserfläche.  Dahinter  im  Abendsonnen- 
licht das  Hochgebirge.  Vorn  im  blumigen  Rasen  ein  rauschender 
Bergbach,  aus  dem  eine  Kuh  säuft.  Die  weidende  Rinderherde 
wird  von  Hirtinnen  und  Kindern  bewacht.  Rechts  weiter  zurück 
am  Wald,  hinter  dem  eine  steile  Felswand  aufsteigt,  eine 
Betende  vor  einem  Heiligenbilde  an  einem  Baume.  In  der 
Mitte  des  Mittelgrundes  ein  spitzer  Dorfkirchturm.  Bezeichnet 
rechts  unten:  L.  Richter  1830. 

Leinwand  ;  h.  0,50%  ;  br.  0,5S7a.  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Ed.  Cichorius 
aus  Leipzig.  —  Wohl  das  Bild,  von  dem  Richter  in  seinen  Lebenserinnerungen  I 
10.  Aufl.  1901  S.  3U9  sagt:  «eine  Abendlandschaft  am  Tannengebirge  im  Salz- 
Imrgischeii  für  Börner«.     Vgl.  II  S.  87  N.  16.  —  In  Meissen  gemalt. 

2228  B  Rocca   di  Mezzo  im  Sabinergebirge.     Neben    dem    Stumpf 

23  a     eines  Kastanienbaumes  sitzt  auf  natürlicher  Erdbank,  auf  seinen 

Stecken  gestützt,  ein  alter  Hirt  im  Hut.  Vor  ihm  im  blu- 
migen Grunde  liegt  ein  weissgekleidetes  junges  Mädchen,  hinter 
ihm  sein  Hund.  Links  drei  Ziegen  und  ein  Zicklein.  Links 
im  Mittelgrunde  einige  hohe  Bäume.  Im  Hintergrunde  das 
plastisch  gestaltete  sonnige  Gebirge:  »Die  von  der  Abendsonne 
geröteten  Gipfel  der  Mamellen,  der  Rocca  di  Mezzo«.  Be- 
zeichnet rechts  unten:  A.  L.  Richter  1832. 

Loinwand;  h.  Q,58J£;  br-  0,501/».  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Ed. 
i  'ichorius  aus  Leipzig.  —  Sicher  das  Bild,  von  dem  L.  Richter  in  seinen  Lebens- 
erinnerungen, 10.  Aufl.,  1901  S.  311 — 312  berichtet:  »Es  ist  schwer  zu  sagen,  wie 
erschütternd  mich  die  Nachricht  traf,  dass  mein  Bild  die  Zustimmung  des  Comites 
nicht  erhalten  habe.  Ich  war  mir  bewusst,  mit  Aufbietung  aller  meiner  Kräfte 
mein  Bestes  gethan  zu  haben«. 

2228  C  Bl'ck   von  BaJae  auf  Capri.     Vorn    der   Strand,    an    dem 

24  c      Fiscliervnlk   neben  der  ans  Land  gezogenen  Barke  sein  Mittags- 

brod  verzehrt.  Rechts  im  Mittelgrund  kommt  eine  Frau  mit 
einem  Korbe  auf  dem  Kopfe  zu  Esel  herangeritten.  Hinter 
ihr   schreitet   ein  Mann.     Rechts   im  Mittelgrunde  ein  kahler 


I.   Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  711 

Berg,   links  das  blaue  Meer  mit  der  Insel  Capri.     Bezeichnet 
vorn  in  der  Mitte:  L.  Richter  1834. 

Leinwand;  h.  0,33;  br.  0,41.  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Ed.  Ciehorius 
ans  Leipzig.  —  Wie  es  soheint,  ziemlich  genaue  Wiederholung  des  Bildes  von  1830 
der  Dresdner  Richter-Ausstellung  1903  N.  11,  damals  im  Besitze  der  Frau  Pauline 
Brandes  in  Apolda.  —  Vielleicht  N.  20  des  Verzeichnisses  in  der  Selbstbiographie 
10.  Aufl.  1901,  II  S.  87  »Capri«. 

Ueberfahrt    am    Schreckenstein    bei    Aussig.      Links    auf    2229 
schroffem  Felsen  die  Ruine  der  Burg  Schreckenstein.     Mitten  (2220) 
auf  der  Elbe  das  Fährbot,  gerudert  und  gesteuert  von  dem  alten     23  c 
Fährmann,  der  seine  Pfeife  raucht.    Am  anderen  Ende  des  Botes 
schlägt  ein  Greis  die  Harfe,  lauscht  ein  Jüngling,  während  ein 
Knabe   einen  Zweig   durchs  Wasser  gleiten  lässt.     Mitten  im 
Nachen  steht  ein  Wanderer  mit  dem  Ranzen;  hinter  ihm  sitzt 
ein  Liebespärchen;  vor  dem  Fährmanne  steht  ein  Mädchen  neben 
ihrem  Heukorbe.    Bezeichnet  links  unten:    L.  Richter.   1837. 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  1,56.  —  1837  für  Herrn  von  Quandt  in  Dresden  ge- 
malt; 1869  von  Herrn  F.  Krohn  in  Dresden,  1875  durch  die  Geller'sche  Kunst- 
handlung von  der  Dresdner  Galerie  erworben.  —  Eine  kleinere  Wiederholung  von 
1840  gehörte  1903  Frau  Alma  Maurer  in  Godesberg.  Ludwig-Richter-Ausstellungs- 
Katalog'  N.  19.  —  Die  Entwürfe  zu  dem  genannten  Bilde  und  den  einzelnen  Ge- 
stalten befinden  sich  im  Königl.  Kupferstich-Kabinet  in  Dresden.  —  Gestochen  von 
H.  Bürkner  «J$  Neues  G.-W.  n,  4;  vorher  von  Ad.  Neumann.  lieber  andere  Re- 
produktionen vergl.  W.  Rossmann's  Text  zum  Neuen  Galerie-Werk  II,  S.  13.  — 
Phot.  Timme. 

Böhmische  Hirtenlandschaft  von  1841.  Zum  Vordergrunde  2229  A 
rechts  strömt  ein  Waldbach  über  Felsblöcke  herab.  In  der  23  d 
Mitte  auf  kleiner  Kuppe  am  Bergabhang  ein  Strauss  prächtiger 
Laubwaldbäume.  Rechts  Ausblick  zu  den  fernen  blauen 
Bergen  des  Hintergrundes,  vor  denen  ein  Stück  eines  Regen- 
bogens  (sog.  Wassergalle)  steht.  Halbbewölkter  Himmel.  Vorn 
links  eine  Hirtenfamilie  im  Aufbruch  nach  der  Mittagsrast. 
Ein  kleines  Mädchen,  das  ein  Lamm  im  Arme  trägt,  ist  schon 
im  Begriffe,  inmitten  der  Schafherde  den  Bach  zu  durch- 
schreiten. Weiter  oben  zwei  Männer  bei  rauchendem  Feuer. 
Rechts  im  sonnigen  Mittelgrunde  Rinder  und  Schafe.  Eine 
Kuh  wird  gemolken.     Bez.  u.  1.:    L.  Richter.    1841. 

Leinwand;  h.  0,70;  br.  1,04%.  —  1908  als  Vermächtnis  der  Gräfin  Ernstine 
von  Holtzendorff.  —  Das  grosse  Wasserfarbenblatt,  das  denselben  Gegenstand  mit 
geringen  Abweichungen  (der  Regenbogen  steht  links  hinter  den  Bäumen)  darstellt, 
vielleicht  etwas  früher  gemalt,  befand  sieh  im  Besitze  des  Herrn  Eduard  Ciehorius: 


712         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

N.  77  der  Boerner'sche  Versteigerung'  der  HandzeichnnngBansammlnng  Eduard 
Cichorins',  Mal  1908. 

2230  Der  Brautzug.     Frühlingslandschaft.    Aus  dem  Walde  zur 

(2221)  Rechten    tritt   der  Zug    hervor,    an    dessen  Spitze  Braut    und 
23  a     Bräutigam  in  altdeutscher  Tracht  schreiten.  Vorauseilende  Kinder 

mit  Kränzen  und  ein  Hündchen  haben  schon  die  Brücke  erreicht, 
•  die  links  über  den  Bach  führt.  Im  Mittelgrunde  auf  sonniger 
Höhe  sitzt  ein  junger  Schäfer,  der  die  Flöte  bläst;  neben  ihm  die 
Schäferin  und  ein  Hirtenknabe.  Links  Fernblick  bis  zu  blauen 
Bergen;  davor  eine  Burg.     Bez.  1.  u. :   L.  Richter.   1847. 

Leinwand ;  h.  0,93 ;  br.  1,49.  —  1847  durch  die  Lindenau-Stiftong.  —  Gest. 
von  G.  E.  L.  Friedrioh.  —  Phot.  Ges.;  Tamme. 

2230  A  Junilandschaft     Blick    aus    bewaldeten    Bergen    auf   eine 

23  a  blaue,  von  blauer  Bergküste  begrenzte,  in  der  Mitte  offene 
Meer-  oder  Landseebucht.  Im  Vordergrunde  Felsen  und 
Waldbäume,  Blumenrasen  und  Blütenbüsche.  Rechts  im 
Mittelgrunde  eine  Hirtenfamilie  in  italienischer  Kleidung.  Vorn 
in  der  Mitte  in  einer  Naturlaube  ein  Liebespärchen  in 
romantischer  Tracht:  »vielleicht  Florizel  und  Perdita  aus 
Shakespeares  Wintermärchen«.  Rechts  blauer  Himmel  mit 
weissem  Gewölk,  links  eine  schwarze  Wetterwolke,  vor  der  ein 
Regenbogen  steht.     Bez.  u.  links:  L.  Richter.   1859. 

Leinwand;  h.  0,96;  br.  1,51  l/a.  —  1906  als  Geschenk  des  Herrn  Ed. 
Cichorins  aus  Leipzig.  —  Der  Meister  hatte  das  Bild  1859  für  Herrn  Cichorins  ge- 
malt. Es  war  sein  letztes  eigentliches  Oelgemälde.  Vgl.  P.  Mohn,  Ludwig  Richter, 
Bielefeld  und  Leipzig  1906,  S.  85—86. 

Benno  Friedr.  Törmer 

Geboren  zu  Dresden  den  4.  Juli  1804;  gestorben  zu  Rom  den 
6.  Februar  1859.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  seit  1819, 
besonders  des  Karl  Vogel  von  Vogelstein.  Lebte  zuletzt  als 
Legat  beim  päpstlichen  Stuhl  und  als  Professor  in  Rom. 

2231  Der  Musikunterricht.     Am  Tische   sitzt  eine  junge  Dame 

(2222)  mit  ihrer  Laute  auf  dem  Schoosse  und  einem  Briefe  in  der  Hand. 
Grimma    j^r  gegenüber    sitzt    ihr  Lehrer    mit  einer  Bassgeige.     Links 

ein  Papagei.     Bez.  r.  o.:  B,  Törmer  .  Rom  .  1857. 

Mahagoniholz ;  h.  0,42 ;  br.  0,35.  —  1850  vom  Obersten  Törmer  und  Amts- 
hauptmann Graf  Holtzondorft",  den  Erben  des  Künstlers,  geschenkt.  —  1902  an  den 
Altertums- Verein  in  Grimma. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  713 

Max  Heinr.  Eduard  Pröil-Heuer 

Geboren  zu  Dresden  den  20.  September  1804;  gestorben  den 
10.  Januar  1879.  Der  Künstler  ist  der  Begründer  der  »Pröll- 
Heuer-Stiftung«,  aus  deren  Zinsen  seit  1879  Bilder  lebender 
deutscher  Künstler  für  die  Dresdner  Galerie  erworben  werden. 

Der  Farbenfabrikant  Anton  Heuer.     Halbfigur  nach  links.    2232 
Der  alte  Herr,  der  des  Künstlers  Pflegevater  war,  trägt  über  (2223) 
dunkelbraunem  Rocke  einen  grünlichen  Pelzmantel.    Mit  beiden     22  d 
Händen    hält    er    auf   seinem    Schoosse    eine   schwarze    Dose. 
Hinter  und  neben  ihm  stehen  Gläser  und  Krüge. 

Leinwand;  h.  0,94;  br.  0,77.  —  1879  als  Vermächtnis  des  Künstlers. 

Christian  Friedr.  Gille 

Geb.  zu  Ballenstedt  am  Harz  den  20.  März  1805;  gest.  zu  Dresden 
den  9.  Juni  1899.  Schüler  der  Dresdner  Akademie.  Tätig  in  Dresden. 

Heimkehrende    Viehherde.      Links  alte,    spärlich    belaubte    2233 
Bäume.      Rechts    Blick    ins    Tal.      Ueber    einen    steinernen  (2224) 
Brückenbogen  ziehen  stattliche  Kuh-  und  Schafherden.      Vorn     40  b 
rechts  ein  junger  Hirt.     Links  im  Mittelgrunde  wird  mit  zwei 
Pferden  gepflügt.     Bez.  rechts  unten:  C.  Gille  .  74. 

Leinwand;    h.  0,75;    br.  1,02.    —    1874  mittels   der  Ausstellungs-Einnahme 
erworben. 

Rud.  Julius  B.  Hübner 

Dr.  phil.  Geb.  zu  Oels  in  Schlesien  den  27.  Jan.  1806;  gest.  zu 
Losch witz  bei  Dresden  den  7.  Novb.  1882.  Schüler  W.  von 
Schadow's  seit  1821  an  der  Berliner,  seit  1826  an  der  Düssel- 
dorfer Akademie.  Seit  1829  in  Rom,  seit  1831  in  Berlin,  1834 
bis  1839  in  Düsseldorf.  Seit  1839  in  Dresden,  wo  er  1841 
Akademie-Professor  und  1871  Direktor  der  Königl.  Gemälde- 
Galerie  wurde.  Er  war  der  Verfasser  der  Dresdner  Galerie- 
Kataloge  von  1856  bis  1884. 

Schwarzbärtiger  Judenkopf.     Studien-Brustbild  ohne  Hände,    2234 
fast  von  vorn  auf  Himmelsgrund.     Der  Jude    trägt   schwarze  (2225) 
Locken,  einen  roten  Rock  und  einen  blauen  Mantel.    Bez.  r.  0.:  Plaueni,v- 
J.  H.   (das  J.  im  H.)  zwischen  1834. 

Leinwand;  h.  0,56;  br.  0,45.  —  1872  vom  Künstler  geschenkt.    Düsseldorfer 
Zeit.  —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V.  —  Phot.  Ges. 


714         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2235  Landsknecht.     Bildnis  -  Studie,    zu    der    der  Maler   Guido 

(2226)  Hammer  gestanden.    Halbfigur  halb  nach  rechts  auf  braunem 
41  c     Grunde.     Blondes,  kurzes  Haar;    roter  Bart.     Eiserner   Hals- 
panzer, gelbe  Aermel.    In  beiden  Händen  die  links  aufgestützte 
Hellebarde.  Bez.  o.  r.:  J.  H.  (das  J.  imH.)  zwischen  1848;  auf 
der  Rückseite:   Julius  Hübner  pinx.     Dresden   1848. 

Eichenholz;  h.  0,60;  br.  0,42.  —  1872  vom  Künstler  geschenkt. 

2236  Das    goldene    Zeitalter.      Fünf    halbnackte    Hirtenknaben 

(2227)  zwischen  Blumen  und  Früchten  unter  weinumrankten  Bäumen. 
23  a     Rechts  liegt    einer    der  Knaben,    die  Flöte  blasend,    an  einen 

Buchenstamm  gelehnt.  Neben  ihm  liebkost  ein  jüngerer  ein 
Lamm.  In  der  Mitte  lauscht  der  dritte.  Links  am  Quell  der 
vierte,  der  einen  grossen  Hund  streichelt,  und  der  fünfte  mit 
roter  phtygischer  Mütze.  Hinten  rechts  die  sonnige  Meerbucht. 
Bez.  links  unten:   J.  H.  (das  J.  im  H.)  zwischen   1848. 

Leinwand;  h.  1,17;  hr.  1,98.  —  1849  durch  die  Lindenau-Stiftung  erworben. 
—  Eine  Wiederholung  in  der  National-Galerie  zu  Berlin.  —  Phot.  Ges. 

2237  Der  Hofschauspieler  F.  W.  Porth.   Halbfigur  halb  nach  rechts 

(2228)  auf  rotem  Grunde.    In  der  Rolle  des  Präsidenten  in  Schiller's 
im  Konigi.  »Kabale  und  Liebe«    stemmt   er    die  Linke   in  die  Seite  und 

Hoftheater 

trägt  einen  schwarzen  Rock  mit  goldenen  Knöpfen  und  grossem 
Orden.     Bez.  u.  1.:  J.  H.  (das  J.  im  H.)  zwischen  1853. 

Leinwand;  h.  0,87%;  br.  0,66.  —  1869  vom  Künstler  geschenkt.  1887  unter 
Vorbehalt  des  Eigentumsrechts  der  Konigi.  Gemäldegalerie  an  das  Konferenzzimmer 
des  Konigi.  Hoftheaters  abgegeben.  —  Phot.  Ges. 

2238  Disputation  Dr.  Luther's  mit  Dr.  Eck.     Sie  fand  1519  zu 

(2229)  Leipzig  statt.    Links  steht  Dr.  Eck  auf  seinem  Katheder.    Zu 
Für8ten.schuiesejnen  Füssen  der  Notar  und  ein  Narr;  rechts  steht  Dr.  M.  Luther 

Grimma 

auf  seinem  Katheder.  Zu  seinen  Füssen  Dr.  Carlstadt  und 
Ph.  Melanchthon.  In  der  Mitte  sitzen  die  zuhörenden  Fürsten, 
der  achtzehnjährige  Herzog  Barnim  von  Pommern  und  der 
achtundvierzigjährige  Herzog  Georg  der  Bärtige  von  Sachsen. 
Hinter  ihnen  u.  a.  rechts  der  junge  Georg  von  Anhalt-Dessau; 
Soldaten  im  Hintergrunde.  Bez.  halbrechts  unten  im  Buch:  An- 
gefangen im  April  1863  und  vollendet  im  Dezember 
1866  von  Julius  Hübner  in  Dresden.  Soli  Deo  Gloria. 

Leinwand;  h.  3,28;  br.  6,17.  —  1867  aus  dem  öffentlichen  Kunstfonds.    1899 

unter  Vorbehalt  des  Eigentums-  und  Rückfnrderungsrechtes  leihweise  an  die  Fürsten- 
schule zu  Grimma  abgegeben.  —  Phot.  Ges. 


I.    Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  715 

Carl  Julius  von  Leypold 

Geb.  zu  Dresden  den  24.  Juli  1806;  gest.  in  der  Niederlössnitz 
den  31.  Dezember  1874.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  seit 
1822;  insbesondere  unter  der  Leitung  Claussen  Dahl's  ent- 
wickelt.    Später  Ehrenmitglied  der  Akademie. 

Eine  Flusshafenstadt.      Links  die  Stadt  mit  ihren  Giebel-  2239 

häusern  und  Türmen.     Rechts    vorn   die  schwimmende  Schiffs-  (2230) 

mühle;  davor  am  Ufer  ein  Gemüsemarkt.     In    der   Mitte  der  Chemnitz 
Fluss  mit  Kähnen.    Bez.  unten  rechts:  J.v.  Leypold  1856. 

Leinwand ;  h.  0,87  ;  br.  1,34.  —  1856  mittels  der  Ausstellungsgelder  erworben. 

Die  ehemalige  Merkurs-Bastei    in  Dresden.     Blick   von  der    2240 
Marienstrasse  nach  dem  Seetore.     Links  die  Bastion,    auf  der  (2231) 
Wäsche  getrocknet  wird ;  rechts  alte  Stadthäuser;  in  der  Mitte      24  c 
der  überbrückte  Stadtgraben.     Vorn  rechts  ein  Mann  mit  einem 
Strohhut  in  der  Hand.     Bez.  rechts  unten:    J.  v.  Leypold. 

Leinwand ;    h.  0,39 ;    br.  0,55.  —  1872  vom  Advokaten  Hünig   (f  1882)  ge- 
schenkt. —  Phot.  Tamme. 

Die  ehemalige  Merkurs-Bastei  in  Dresden.      Blick  von  der    224  I 
Seetorbrücke  zur  Marienstrasse.     In  der  Mitte  die  Bastei,  auf  (2232) 
der  Wäsche  getrocknet  wird.     Vorn  der  Stadtgraben.     Hechts     24  c 
vom  Geländer    blicken   ein  Herr,    eine    Dame    und    ein    Kind 
herab.     Bez.  rechts  unten:  J.  v.  Leypold  1873. 

Leinwand;    h.  0,42;  br.  0,64%.    —    1875  von  der  Witwe  des  Künstlers  ge- 
schenkt. —  Phot.  Tamme. 

Eine  Burgruine  im  Schnee.     In  der  Mitte,  auf  beschneitem    2242 
Felsen,  die  stattliche  bräunliche  Ruine.     Vor    ihr    zwei  Jäger  (2233) 
und  zwei  Hunde.     Im    Hintergründe    Berggipfel.      Bezeichnet  Frankeaherg 
rechts  unten:  J.v.  Leypold  1865. 

Leinwand;    h.  0,70;    br.  0,65.    —    1875   von   der  Witwe    des  Künstlers  er- 
worben. —  1904  ans  Kgl.  Lehrerseminar  in  Frankenberg.  —  Phot.  Tamme. 

Ferdinand  von  Rayski 

Geboren  zu  Pegau  in  Sachsen  am  23.  Oktober  1806;  gest. 
zu  Dresden  am  23.  Oktober  1890.  —  Anfangs  Schüler  des 
Carl  Gottfr.  Traugott  Faber  am  Dresdner  Freimaurer -Institut. 
Von  1821—1825  Schüler  des  Kadettenkorps,  zugleich  1823 
bis  1825  der  Kgl.  Kunstakademie  zu  Dresden.  1825  —  1829 
anhaltischer   Leutnant   in  Ballenstedt.     1829 — 1834  selbst- 


716         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

ständiger  Bildnismaler  in  Dresden  und  Hannover,  1834  bis 
1835  in  Paris,  wo  Horace  Vernet  und  Paul  Delaroche  ihn 
beeinflussten.  Seit  1835  in  Deutschland,  seit  1840  in 
Sachsen,  hauptsächlich  in  Dresden  tätig.  (Vgl.  Ernst  Sigisraund: 
Ferdinand  von  Rayski,  in  den  Mitteilungen  des  Vereins  für 
Geschichte  Dresdens  1907,  Heft  20). 
2242  A  Bildnis  der  Schwester  des  Künstlers,     Minna    Pompilia   von 

24  d  Rayski.  Kniestück  nach  links.  Leicht  gesenkten  Hauptes 
sitzt  die  freundlich  dreinblickende  Dame  mit  dunkelblondem 
Lockenkopf  in  weissem  Sommerkleide  auf  weiss- goldenem,  licht- 
blau bezogenem  Lehnsessel.  Ihre  Hände  kreuzt  sie  vor  sich 
auf  ihrem  Schoosse,  auf  dem  ein  grosser  Strohhut  mit  rot  und 
blau  gestreiften  weissen  Bändern  liegt  Vor  dem  braunen 
Grunde  heben  sich  links  einige  Pflanzenzweige,  hebt  sich  rechts 
ein  purpurroter  Vorhang  ab.  Bezeichnet  rechts  unten  unter 
dem  Rahmen  mit  dem  aus  F.  v.  R.  verschlungenen  Mono- 
gramm und  einem  Hundekopf. 

Leinwand;  h.  1,23%;  br.  0,91;  die  Bildfläche  hochoval.  —  1908  durch  Herrn 
L.  Gutbier  von  Frl.  Esther  von  Boxberg  in  Dresden.  —  Um  1840  gemalt.  Nach 
Sigisraund  (a.  a.  0.  S.  37).  Das  früheste  epochemachende  Zeugnis  der  seiner  Zeit  neuen 
Richtung  des  Moisters  und  »das  erste  der  drei  Meisterwerke«    seiner  gereiften  Zeit. 

2242  B  Bildnis  eines  vornehmen  Herrn.    Kniestück.    Von  vorn  ge- 

24  c  sehen  steht  der  blauäugige  dunkelhaarige  Herr  ohne  Kopf- 
bedeckung in  schwarzem  zugeknöpften  Frack  über  weisser  Weste 
vor  braunem  Grunde.  Das  schwarze  Ordensband  der  Johanniter- 
ritter  schmückt  seinen  Hals.  Dazu  das  Kreuz  an  seiner 
linken  Seite.  Seine  Rechte  hängt  herab,  mit  der  Linken 
stützt  er  sich  auf  einen  Untersatz. 

Leinwand;  h.  1,43;  br.  1,12%.  —  1908  durch  L.  Gutbier  aus  dem  Nachlasse 
des  Malers  und  Leutnants  a.  D.  Emil  von  Hartitzsch  (f  21.  Dez.  1907).  —  Das 
Bild,  das  im  Sinne  der  Zeit  des  Künstlers  wohl  noch  nicht  vollendet  war,  muss, 
dem  Kleiderschnitt  nach  zu  urteilen,  ebenfalls  noch  den  40er  Jahren,  also  der  besten 
Zeit  des  Meisters  angehören.  —  Wer  der  Dargestellte  war,  wird  sich  hoffentlich 
noch  ermitteln  lassen. 

Theobald  von  Oer 

Geb.  auf  dem  Rittergute  Nottbcck  bei  Sternberg  in  Westfalen  den 
9.  Okt.  1807;  gest.  den  30.  Jan.  1885  im  Lindenhof  bei  Coswig. 
Er  war  1826—1831  Schüler  Matthäi's  an  der  Dresdner,  1832 
bis  1836  Schüler  W.  Schadow's  an  der  Düsseldorfer  Akademie; 
1839  Hess  er    sich  nach  längeren  Reisen  in  Dresden  nieder. 


I.   Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  717 

Dürer's  Werkstatt  in  Venedig.     Dürer  hält  Palette,  Pinsel    2243 
und  Malstock  in  der  Linken,  deutet  mit  der  Rechten  auf  seine  (2234) 
Staffelei  und  wendet  sich  dem  alten  in  Scharlach  gekleideten,  auf     42  b 
einen  Knaben  gestützten  Meister  Giovanni  Bellini  zu,  der  ihn 
besucht.     Links  auf  einer  Leiter  das  Madonnenmodell.    Hinter 
dem  Fenster  die  Piazzetta.    Bezeichnet  halbrechts  unten:   CEj. 
v.  (Der.  Dresben  *833. 

Leinwand;    h.  0,96;   br.  1,34.    —    1853  mittels   der   Lindenau-Stiftung  er- 
worben. —  Gestochen  von  Fr.  Oldermann. 

Gustav  Jäger 

Geb.  zu  Leipzig  den  12.  Juli  1808;  gest.  daselbst  den  19.  April 
1871.  Schüler  der  Akademie  zu  Dresden,  seit  1830  Schnorr 
von  Carolsfeld's  in  München;  1836  in  Rom;  1837  wieder  in 
München;  seit  1847  Direktor  der  Leipziger  Akademie. 

Die  Vermählung  der  hl.  Katharina.  Auf  Wolken  hernieder-    2244 
geschwebt,  thront  Maria  nach  rechts  gewandt.    Der  Knabe  auf  (2235) 
ihrem  Schoosse  steckt  der  vor  ihm  knieenden  heil.  Katharina  den  Chemnlti! 
Ring  an  den  Finger.     Hinter  der  Heiligen  zwei  langbekleidete, 
mit  Rosen  bekränzte  Engel,  deren  einer  ihr  einen  M}rrtenkranz 
aufs  Haupt  setzt.  Bez.  r.  in  der  M. :  J.  G.  (Monogramm)   1855. 

Leinwand;  rund;  h.  0,41;  br.  0,41.    —   1855  mittels   der  Ausstellungsgelder 
erworben. 

Max  Hauschild 

Geb.  zu  Dresden  den  23.  August  1810  (nicht  1809);  gest.  den 
16.  Oktober  1895  iu  Rom.  Als  Architekt  Schüler  der  Dresdner 
Akademie.     In  Rom  und  Neapel  zum  Maler  entwickelt. 

Bewirtung    im    Kloster.     Vorn    der  Klosterkreuzgang    mit    2245 
einem  Brunnen,  im  Mittelgrund  eine  sonnige  Terrasse,  hinten  (2236) 
das  Meer.     Die    Karthäusermönche    bewirten    ihre    Gäste    mit  Chemnitz 
Wein.     Bez.  1.  u.:  Max  Hauschild.   1848. 

Leinwand;  h.  1,15;  br.  0,92.  —  1848  von  Prof.  Ed.  Bendemann  geschenkt. 
—  Das  Motiv  ist  der  Santa  Scholastica  zu  Subiaco  entlehnt. 

C.  Robert  Kummer 

Geb.  zu  Dresden  den  30.  Mai  1810;  gest.  daselbst  den  2  9.  De- 
zember 1889.  Durch  selbständige  Naturstudien  in  Tirol  (1831 
bis  1837)  und  Italien  gebildet,   1843  in   Dresden.     Studien- 


718         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

reisen  nach  Schottland  und  Portugal.  1847  Ehrenmitglied 
der  Akademie  zu  Dresden,   1859  Professor. 

2246  Sonnenuntergang  an  der  schottischen  Küste.  Vorn  das  felsige 

(2237)  buchtenreiche  Ufer  bei  Arisaig.     In  der  Mitte  zwei  Fischer  bei 
23  a     ihrem  an  den  Strand  gezogenen  Bote.      Im  Hintergrunde   die 

Felseninsel  Eigg.  In  der  Mitte  steht  die  sinkende  goldene  Sonne 
in  tiefrot  angehauchten  grauen  Wolken  über  dem  Horizonte. 
Dämmerdunkles  Purpurlicht.     Bez.  r.  u.:  R.  Kummer. 

Leinwand ;  h.  0,98 ;  br.  1,64.  —  1852  mit  den  Ausstellungsgeldern  erworben. 

Johann  Friedrich  Wilhelm  Wegener 

Geb.  d.  20.  April  1812  in  Dresden;  gest.  in  Gruna  bei  Dresden 
den  11.  Juli  1879.  Schüler  der  Akademien  zu  Kopenhagen 
und  Dresden  (unter  Dahl).     Seit   1860  sächsischer  Hofmaler. 

2247  Waldbrand  in  Nord-Amerika.     Links  vorn  der  schäumende 

(2238)  Waldstrom,  rechts    hinten    der  Waldbrand,  vor   dessen  Nahen 
F.-M.     die  ganze  Tierwelt  in  wilder  Flucht  dem  Wasser  zueilt.    Vorn 

eine  Antilope  und  einige  Hirsche.  In  der  Mitte  ein  Jaguar, 
sein  Junges  im  Maul.  Bez.  rechts  unten:  F.  W.  Wegener  1  846. 

Leinwand ;  h.  2,27 ;  br.  2,83.  —  1868  mit  den  Ausstellungsgeldern  gekauft. 
—  1896  ans  Kgl.  Finanz-Ministerium. 

2248  Hirsche  im  Wasser.  Vorn  steht  ein  Hirsch  im  Wasser.    Ein 

(2239)  zweiter  am  Ufer.     Die  Hirschkühe    weiden    am  Walde.     Bez. 
Grimma    rechts  oben .  j    w   p>    Wegener  1855. 

Leinwand;    h.    0,31;   br.  0,43!/2-    —    1855   mit  den  Ausstellungsgeldern  er- 
worben. —  1902  an  den  Altertumsverein  in  Grimma. 

Gust.  Friedr.  Papperitz 

Geb.  zu  Dresden  den  27.  Jan.  1813;  gest.  daselbst  den  16.  Jan. 
1861.  Schüler  J.  C.  Claussen-Dahl's  an  der  Dresdner  Akademie. 
1836  in  München;  bereiste  später  Italien  und  Spanien  und  Hess 
sich  schliesslich  in  Dresden  nieder. 

2249  Das  Tal  von  Elche.     Berge,    Palmen,    blauer    Fluss   mit 

(2240)  kleinen  Wasserfällen.    Im  Mittelgrunde  ein  Kastell.    Im  Hinter- 
piaueni.v.  gründe  eine  Bogenbrückn.     Links  vorn  ein  Schafhirt.     Bez.  1. 

unten:  G.  F.  P.  (als  Monogramm)   1857. 

Leinwand;    h.    0,81;    br.   1,22.    —    1857  mittels    der  Ausstellungsgelder    er- 
worben. —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Planen  i.  V. 


i.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  719 

Christian  Friedrich  Gönne 

Geboren  zu  Dresden  den  30.  Mai  1813;  gestorben  zu  Dresden 
den  30.  März  1906.  Er  besuchte  seit  1834  die  Akademien 
zu  Dresden  und  zu  Antwerpen,  wo  er  von  der  realistisch- 
koloristischen Eichtung  jener  Tage  beeinflusst  wurde.  Er 
lebte  in  Berlin,  München  und  Rom,  bis  er  1857  Professor 
an  der  Dresdner  Kunstakademie  wurde;  als  solcher  trat  er 
1890  in  den  Ruhestand. 

Bildnis  der  Mutter  des  Künstlers.  Kniestück  nach  rechts  2249  A 
vor  graubraunem  Grunde.  Auf  einem  Holzstuhl  mit  rot  über-  24  b 
zogenem  Polsterrücken  sitzt  die  ehrwürdige  Frau  Dr.  med. 
Gönne  in  grauem  Seidenkleide,  grossem  braunen  Pelzkragen 
und  einer  Spitzenhaube  mit  gelbweissen  Bändern.  In  den 
Händen,  die  sie  auf  dem  Schoosse  übereinanderlegt,  hält  sie 
ein  Spitzentuch  und  gelbe  Handschuhe.  Bez.  oben  rechts: 
Meine  Mutter  .  Friedrich  Gönne  pinx. 

Leinwand ;  h.  1,01 ;  br.  0,84.    —    1906   als  Vermächtnis    des    Künstlers,  laut 
dessen  Testament  Tom  3.  Mai  1898. 

Julius  Fiebiger 

Geboren  zu  Bautzen  den  5.  September  1813;  gestorben  zu 
Dresden  den  29.  Januar  1883.    Ehrenmitglied  der  Akademie. 

Böhmische  Landschaft.     Im  Hintergründe  rechts  ragt  der  2250 

Lobosch  bei  Lobositz.      Links    vorn    schöne    Laubbaumgruppe,  (2241) 

rechts  vorn  Tannen,  Kiefern  und   Felsblöcke.     Vorn    auf  dem  40  b 
Wege  Zigeuner  und  Wanderer.   Bez.  1.  u. :   J.  Fiebiger  1861. 

Leinwand;  h.  0,99;  br.  1,40.  —  18G1  mittels  der  Ausstellungsgelder  erworben. 

Friedrich  Moritz  Wendler 

Geb.  zu  Dresden  den  28.  Februar  1814;  gest.  daselbst  den 
16.  Oktober  1872.     Schüler  der  Dresdner  Akademie. 

Verunglückter  Gemsenjäger.     Wilde  Felsenmassen.     In  der  225  I 

Mitte  liegt  der  abgestürzte  junge  Jäger.     Rechts  neben  ihm  die  (2242) 

mitgestürzte  Gemse.     Ueber  ihm  schwebt  ein  Adler.     Bez.  r.  Grimma 
unten:  F.  M.    Wendler  (F.  M.  W.  zusammengezogen). 

Leinwand;  h.  0,41%;  br.  0,33%.    —    1873  im  Kunsthandel   in  Dresden  er- 
worben. —  1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma. 


720         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Karl  Wilhelm  Schurig 

Geb.  zu  Leipzig  den  17.  Dezbr.  1818;  gest.  zu  Dresden  den 
10.  März  1874.  Schüler  Prof.  Ed.  Bendemann's  au  der  Dresdner 
Akademie,    der    er    seit  1857    selbst  als  Professor  angehörte. 

2252  Die  Judenverfolgung  zu  Speier.     Der  Bischof  Johann  steht 

(2243)  auf   der    Treppe    seines    Palastes,    erhebt    das    Kreuz    in   der 
Planem,  v.  jJjnj{eil  U1K|    strebt    die    Rechte  abwehrend   gegen  die  Volks- 
haufen aus.     Die  Juden  flüchten    sich    unter   den  Schutz  des 
Kreuzes.     Bez.  1.  u. :  C.  W.  Schurig  1851. 

Leinwand;  h.  1,38;  br.  1,65.  —  1851  durch  die  Lindenau-Stiftung  erworben. 

—  1905  an  den  Kunstverein  zu  Planen  i.  V. 

Friedrich  Otto  Georgi 

Geboren  zu  Leipzig  den  2.  Februar  1819;  gestorben  zu  Dresden 
den  7.  Dezember  1874.     Reiste  im  Orient. 

2253  Jerusalem  und  Moriah.     In  der  Mitte  die  ummauerte,  ge- 

(2244)  kuppelte    Stadt.     Links    vorn    drei    Palmen    über   Oelbäumen. 
Planen  i.v.  yom  \n  (jer  Mitte  ein  Mönch,  der  mit  einem  Alten  redet,  und 

ein  Türke.     Bez.  links  unten:  Otto  Georgi  1869. 

Leinwand ;   h.    0,97 ;    br.  1,44.   —    1869   mittels   der  Ausstellungsgelder  er- 
worben. —  1905  an  den  Kunstyerein  zu  Plauen  i.  V. 

Gustav  Adolf  Hahn 

Geb.  zu  Altenburg  den  11.  Juli  1819;  gest.  zu  Dresden  den 
1.  November  1872.  Ursprünglich  Architekt,  in  Dresden  im 
Anschluss  an  Max  Hauschild  zum  Architekturmaler  ausge- 
bildet.    Er  war  Professor  am  Kadettenhause  zu  Dresden. 

2254  Der  Hof  des  Schlosses  Kriebstein    in  Sachsen.     Vorn  ein 

(2245)  mächtiger  Spitzbogen,  durch  den  man  in  den  beschneiten  Hot 
Chemnitz   blickt.     Links  im  Hofe  reicht  eine  Magd  dem  Bettler,  der  ihr 

seinen  Hut  hinhält,  ein  Almosen.  Daneben  ein  kleines  Mädchen. 
Bez.    links    unten:    G,   Hahn   (G  und  H  zusammengezogen). 

Leinwand;  h.  1,07;  br.  0,81.  —  1871  von  der  Witwe  des  Künstlers  erworben. 

—  1904  an  die  Kunstlifitte  in  Chemnitz. 

Adolf  Fr.  G.  Wichmann 

Geb.  den  18.  März  1820  zu  Celle;  gest.  den  17.  Febr.  1866 
zu  Dresden.     Seit  1838  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  bis 


I.   Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  721 

1847  in  Prof.  E.  Bendemann's  Atelier.  1847—1851  in 
Venedig  und  Rom.     Später  in  Dresden  ansässig. 

Aretino's  Vorlesung  bei  Tizian.     Tizian  sitzt  mit  den  Seinen    2255 
in  seinem  Garten.     Aretino  hält  sein  Buch  in  der  Linken  und  (2246) 
deklamiert  mit  der  Rechten.     Rings  im  Kreise  lauschen  Tizian's    Grimma 
Gäste.     Venedig  taucht  links  im  Hintergrunde  aus  den  blauen 
Lagunen  auf.     Bez.  rechts  unten:  B.    Wichmann  1865. 

Leinwand;    h.  1,02;   br.  1,41.     —    1865  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme 
erworben.  —  1902  an  den  Altertums -Verein  in  Grimma. 

Edmund  Guido  Hammer 

Geb.  zu  Dresden  den  4.  Februar  1821;  gest.  daselbst  den 
27.  Januar  1898.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  seit  1842, 
besonders  Julius  Hübner's.     Durch  Gebirgsreisen  weitergebildet. 

Geflecktes  Windspiel.  Das  gelb  und  weisse  Hündchen  2256 
sitzt,  die  linke  Vorderpfote  erhebend,  vor  einer  grauen  Mauer.  (2247) 
Bez.  rechts  unten:  Guido  Kammer  1852.  Grimma 

Leinwand;  h.  0,60;  br.  0,47.    —    1872  von  Prof.  Julius  Hübner  geschenkt. 
—  1902  an  den  Altertums -Verein  zu  Grimma. 

Eine  Wildsau  mit  Frischlingen.     Rechts    die    drei    Frisch-  2257 

linge  im  Schilf  und  im  Schnee;    links,    ihnen    zugewandt,  die  (2248) 

alte  Sau,  die  von  einem  kläffenden  Teckel  gestellt  wird.     Be-  22  d 
zeichnet  rechts  unten:  Guido  Hammer  1860. 

Leinwand;  h.  1,31;  br.  1,87.  —  1860  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme  er- 
worben. —  Phot.  Tamme. 

Heinrich  Franz-Dreber 

Eigentlich  K.  Heinrich  Dreber.  Geboren  zu  Dresden  den  9.  Januar 
1822;  gestorben  zu  Anticoli  di  Campagna  bei  Rom  den  3.  August 
1875.  Den  Beinamen  Franz  nahm  er  von  Verwandten  an,  in 
deren  Hause  er  aufwuchs.  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  ins- 
besondere Adr.  Ludw.  Richter's.  In  München  und  Italien  weiter- 
gebildet.    Lebte  in  Rom. 

Landschaft    mit    dem  barmherzigen  Samariter.     Römisches    2258 
Gebirge.    Vorn  rechts  ein  Wässerchen.    Der  nackte  Verwundete  (2249) 
liegt  in  der  Mitte  des  Bildes  mit  dem  Rücken  an  einen  Felsen     29  d 
gelehnt.    Vor  ihm  kniet  der  rot  gekleidete  Samariter,  der  ihn 
verbindet.     Bez.  r.  u.:  H.  Franz-Dreber .  Rom  .  1848. 

Leinwand;  h.  1,23;  br.  1,76.  —  1849  aus  dem  Stipendienfonds  erworben.  — 
Vergl.  Inventar  1855  S.  19. 

46 


722         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2259  Landschaft  mit  altem  Sänger   und   lauschendem   Hirtenvolk. 

(2249A)  In  grossartiger,  baumreicher  Berglandschaft,  die  sich  links  zu 
22  b  weiter,  blauer  Meerbucht  hinabsenkt,  führen  in  der  Mitte  Treppen- 
stufen zu  dem  von  Felsen  und  Grotten  umgebenen  Platze  herab. 
Hier  sitzt  ein  greiser  bärtiger  Sänger  in  violettem  Mantel  auf 
einem  Steine.  Mit  der  Linken  hält  er  seine  Leyer,  mit  der 
Rechten  deklamiert  er.  Lauschendes  Landvolk  umringt  ihn.  Vor 
ihm  sitzt  eine  Mutter  mit  einem  Kinde,  kauert  ein  bekränzter, 
nackter  Knabe  am  Boden.  Sechs  Jungfrauen,  deren  eine  Wasser 
im  Kruge  geholt  hat,  vollenden  die  Gruppe  der  Lauschenden. 
Bez.  rechts  unten:  F  .  DREBER  .1858  Roma. 

Leinwand;  h.  1,64;  br.  2,49.  —  1889  als  Vermächtnis  der  verwitweten  Frau 
Dr.  Seeburg  in  Leipzig. 

2260  Das  Bad  der  Diana.  Berglandschaft.  Stilles  Waldtal.    Links 
(2 249  B)  der  blaue  Weiher  unter  hohen  Laubbäumen.   Rechts  ansteigende 

40  b  Felsen.  In  der  Mitte  steht  Diana,  halbentkleidet.  Eine  Nymphe 
löst  ihr  die  Sandalen.  Eine  andere  liegt,  vom  Rücken  gesehen,  vorn 
in  der  Mitte  und  legt  ihre  Rechte  auf  einen  weissen  Jagdhund, 
der,  wie  die  Göttin,  zu  dem  Raubvogel  emporblickt,  der  rechts 
oben  kreist.  Weiter  zurück  ergehn  sich  andere  Nymphen,  im 
Begriff  sich  an-  oder  auszukleiden,  das  Bad  zu  betreten  oder 
zu  verlassen.     Bez.  rechts  unten:    Dreher  F. 

Leinwand;    h.  0,95%;  br.  1,21%.    —    1897  als  Geschenk   des  Herrn  Hofrat 
Rechtsanwalt  Lesky. 

Phil.  Alb.  Gliemann 

Geb.  zu  Wolfenbüttel  den  26.  Dez.  1822;  gest.  zu  Dresden  den 
25.  April  1872.  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  insbesondere 
Julius  Hübner's.     Lebte  in  Dresden. 

226 1  Ein  alter  Jude.  Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 
(2250)  braunem  Grunde.  Der  vollbärtige  Alte  trägt  einen  schwarzen 
Chemnitz  jjoc]j  un(|  ejne  scnWarze  Kappe.    Bez.  oben  rechts:  Gliemann 

fe.  im  Atelier  J.  H.  (Hübner's  Monogramm). 

Leinwand;    h.  0,49%;  br.  0,37.    —    1872  von  Prof.  Jul.  Hübner  geschenkt. 

Meno  Mühlig 

Geb.  den  8.  April  1823  zu  Eibenstock;  gest.  den  8.  Juni  1873 
zu  Dresden.  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  insbesondere  Jul. 
Hübner's.     Lebte  in  Dresden. 


I.    Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  723 

Betfahrt  im  Schnee.     Tiefer  Schnee    im  finsteren  Walde.    2262 
Vorn  in  der  Mitte  die  Mönche  mit  Bannern  und  Monstranzen;  (2251) 
Raubritter  ziehen  den  Hohlweg  herauf  und  hauen  auf  die  Mönche  Chemnitz 
ein,    deren    einer   zu  Boden    gestürzt    ist.     Vorn   sprengt  der 
Kloster vogt  heran.     Bez.  links  unten:    Meno   Mühlig. 

Leinwand;    h.  1,33;    br.  1,87.    —    1857  mittels   der  Ausstellungs-Einnahnie. 
1904  an  die  Kunsthütte  zu  Chemnitz. 

Heinrich  Ed.  Müller 

Geboren  zu  Pultawa  den  6.  September  1823;  gest.  zu  Dresden 
den   16.  Oktober  1853.     Näheres  unbekannt. 

Am  Michigan-See  in  Nord-Amerika.     Vorn    die  stille,    mit    2263 
Schilf  und  Wasserrosen  geschmückte  Wasserfläche,  von  Nadel-  (2252) 
wald  begrenzt.     In  einem  Canoe   ein  Ruderer  und  ein  Jäger.   Chemnitz 
Bezeichnet  links  unten:  H.  Müller  53. 

Leinwand;    h.  0,77;  br.  1,05.    —    1854  mittels   der  AussteUung3-Einnahme. 

Schloss  Stein  bei  Zwickau.     Von  Bäumen  umsprossen,  an  2264 

Felsen  gelehnt,  ragt  in  der  Mitte  die  Burg  mit  dem  stattlichen  (2253) 

Turme.  Das  Wasser  ist  links  von  einem  bedeckten  hölzernen  Gange  Grimma 
überbrückt.     Gelber  Abendhimmel.     Bez.  r.  u.:  H.  Müller. 

Leinwand;    h.  0,73%;    hr.  0,63.    —    1873   im  Kunsthandel   in  Dresden  er- 
worben. —  1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma. 

Joh.  Mich.  Heinrich  Hofmann 

Geb.  zu  Darmstadt  den  19.  März  1824;  lebt  in  Dresden.  Seit 
1842  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie  unter  W.  von  Schadow 
und  Th.  Hildebrandt,  Nach  weiteren  Reisen  1847  in  München, 
1848—1854  in  Frankfurt  a.  M.,  Darmstadt,  Dresden,  1854 
bis  1859  in  Rom,  1859 — 1862  in  Darmstadt,  seit  dieser 
Zeit  in  Dresden,  wo  er  1868  Ehrenmitglied,  1870  Professor 
der  Kunstakademie  wurde  und  um  1894  in  den  Ruhestand  trat. 

Bildnis  des  Dresdner  Bildhauers  Ernst  Hähnel,  (1811  bis  2264  A 
1891),  Kniestück,  mit  dem  Körper  etwas  nach  links,  mit  dem  24  c 
Kopfe  nach  rechts  gewandt.  Der  Künstler  mit  dunklem 
Haupthaar  und  Vollbart  stützt  sich  stehend  mit  der  Linken 
auf  einen  vorn  mit  dem  Relief  eines  Frauenkopfes  geschmückten 
Marmor  block,  mit  der  Rechten  rafft  er  den  weiten,  mit  Sammet 
ausgeschlagenen  dunkelblauen  Ueberrock  zusammen,  unter  dem 
ein  anliegender  schwarzer  Rock  sichtbar  wird.     Hohe  schwarze 

46* 


724         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Halsbinde.  Grauer  Grund.  Bezeichnet  uuten  links :  H.  Hof- 
mann  1852. 

Leinwand;    h.  1,30;    l>r,  0,87%.    —    1906   von  Frau   Helene  Zipplitt,    der 
Tochter  des  Künstlers,  erworben. 

2265  Die  Ehebrecherin  vor  Christus.     Der    Heiland   steht  nach 

(2254)  links  gewandt  in  der  Mitte,    legt    die  Linke    an  seine  Brust, 
29  b     deutet  mit  der  Rechten  auf  die  vor  ihm  knieende  Ehebrecherin 

und  blickt  den  Schriftgelehrten  an,  jler  mit  einem  mächtigen 
Buche  in  der  Hand  neben  ihm  steht.  Links  wehrt  ein  Krieger 
einer  Frau,  die  die  Ehebrecherin  schlägt.  Vorn  rechts  wendet 
eine  Frau  mit  ihrem  Knaben  sich  zum  Gehen.  Schriftgelehrte 
und  Zuschauer.     Bez.  1.  u.:  H.  Hofmann. 

Leinwand;  h.  1,75;  br.  2,15.  —  1869  aus  dem  Kunstfonds  erworben.  —  Ge- 
stochen von  E.  Mohn,  9&  Neues  G.-W.  IV,  11,  —  Phot.  Hanfstängl-Münehen. 

2266  Der  Jesusknabe  im  Tempel.    Kuiestück.     Der  zwölfjährige 

(2255)  Heiland  steht,  nach  rechts  gewandt,  in  der  Mitte  des  Tempels. 
29  b     lehnt  sich  mit  dem    rechten  Arme   an   das   Pult    hinter  dem 

ein  Schriftgelehrter  steht,  und  deutet  mit  der  Linken  in  das 
Buch,  das  auf  dem  Schoosse  des  vorn  rechts  sitzenden  Schrift- 
gelehrten liegt.  Zwei  andere  neigen  sich  lauschend  herab. 
Ein  fünfter  steht  links  an  einer  Säule.  Bez.  rechts  unten: 
H.  Hofmann  (die  beiden  H.  zusammengezogen). 

Leinwand;  h.  1,52;  br.  2,04.  —  1882  vom  Künstler  erworben.  —  Gestochen 
von  Ed.  Büchel.  9&  N.  F.  17.  —  Phot.  Hanfstängl-Münehen. 

Bernhard  Reinhold 

Geb.  den  23.  April  1824  zu  Schönburg  im  Fürstentum  Ratze- 
burg; gest.  den  22.  Nov.  1892  zu  Dresden  (Plauen).  Zuerst 
als  Bildhauer  Schüler  Thorvaldsen's  in  Kopenhagen,  dann  als 
Maler  in  München  und  in  Italien  ausgebildet.  In  Rom  und 
Florenz  lebte  er  elf  Jahre,  seit  1858  aber  in  Dresden. 

2267  Bildnis  des  Kardinals  Antonelli.     Halbfigur,  fast  von  vorn, 
(2255A)in  roter  Kardinalstracht.    In  der  rechten  Hand  eine  Gänsefeder. 

Plauen  i.V.  Leinwand;  h.  1,05;  br.  0,75.  —  1892  als  Geschenk  der  Witwe  des  Künstlers. 

—  1905  an  den  KunBtverein  zu  Plauen  i.  V. 

Ludw.  Albr.  Schuster 

Geb.  zu  Berthelsdorf  bei  Stolpen  den  9.  Mai  1824;  gest.  zu 
Dresden  den   14.  Mai  1905.     Er  war  1842  bis  1847  Schüler 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  725 

Julius  Hübner's  an  der  Dresdner  Akademie,  bildete  sich  dann 
in  Paris  und  Versailles  weiter,  kehrte  jedoch  schon  Ende  1848 
nach  Dresden  zurück,  wo  er  seit  1861  wohnte. 

In  der  Schlacht  von  Borodino.   Die  Erstürmung  der  grossen    2268 
russischen    Schanze    durch     die     sächsischen    Reiterregimenter  (2256) 
Garde  du  Corps  und  Zastrow  -  Kürassiere  am  7.  Sept.    1812.  ^Atelier 
Vorn    die    sich   vergeblich    wehrenden    Feinde,    Leichen,     zer- 
trümmerte Wagen.     Links    im  Tale  das  Schlachtgewühl.     Im 
Hintergrunde  Staub-  und  Pulverdampfwolken. 

Leinwand ;  h.  1,88 ;  br.  2,85.  —  1858  durch  die  Ausstellungs-Einnahme. 

Nach  der  Schlacht  bei  Jena.      Die    tapfere    Abwehr    der    2269 
französischen  Reiterei  durch    das    sächsische  Grenadierbataillon  (2257) 
»aus  dem  Winkell«  während  des  Rückzuges  nach  der  Schlacht     39  a 
bei  Jena  am  14.  Oktober  1806.     Im  Mittelgrunde  ziehen  die 
Truppen,    nach    links    gewandt,    ab.     Vorn  stürmt  von  rechts 
die  französische  Reiterei  heran.   Aber  die  sächsischen  Grenadiere 
haben  vorn  in  der  Mitte  ein  offenes  Carre  gebildet  und  weisen 
den  Angriff  zurück.     Im  Hintergrunde  brennende  Ortschaften. 
Bezeichnet  rechts  unten:  Schuster  1862. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  2,27.  —  1862  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme  er- 
worben. Der  Künstler  hat  den  Vorgang  A.  v.  Montbe's  Werk  »Die  Chursächsischen 
Truppen  im  Feldzuge  von  1806«  Bd.  LT,  p.  38  entlehnt :  »Vom  Feinde  unablässig  an- 
gegriffen und  erschüttert,  ging  es  in  voller  Ordnung,  in  gemässigtem  Schritt  und 
mit  klingendem  Spiel  zurück.  Es  hatte  ein  offenes  Carre  gebildet  und  bot  dem 
Feinde,  so  oft  er  nahe  kam,  immer  die  Spitze«.  —  Phot.  Tamme. 

Karl  Gottl.  Schönherr 

Geb.  zu  Lengefeld  den  15.  August  1824;  gest.  zu  Dresden  den 
9.  Juli  1906.  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  besonders  Julius 
Hübner's.  In  Rom  weitergebildet;  langjähriger  Professor  der 
Dresdner  Akademie;  seit  1900  im  Ruhestand. 

Petrus,   die  Tabea  erweckend.      Zwei    durch    eine   Wand    2270 
getrennte  Abteilungen.     Rechts  das  Gemach,  in  dem  das  tote  (2258) 
Mägdlein  ruht.     Petrus  kniet  an  ihrem  Lager  und  erhebt  ge-     41  c 
bietend  seine  Hände.   Links  die  Vorhalle,  in  der  die  Angehörigen 
der  Tabea    harrend    beten.     Hinter    ihnen  Blick  ins  Flusstal. 
Bez.  1.  u.:  G,  Schönherr  .  1853  (nicht  1855). 

Leinwand;  h.  0,96;  br.  1,50.  —  1854  (nicht  1855,  wie  H.  annahm)  durch 
die  Lindenau-Stiftung  erworben.  —  Inventar  1855,  S.  22.  —  Phot.  Tamme. 


726         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2271  Petrus  Forschegrund.     Vorn    in    den  Felsen  sitzt  mit  im 
(2258A)  Sehoosse  gefalteten  Händen  der  malte,    barfüssige,  langbärtige 

41  a  Mönch  in  grauer  Kutte.  Zurückgelehnt,  blickt  er  lauschend 
zu  dem  Vöglein  empor,  das  links  über  ihm  auf  dem  Baume 
sitzt  und  singt.  Im  Mittelgründe  ein  blauer  Weiher,  am  Wald- 
rande Hirsche.  Im  Hintergrunde  das  Kloster  am  Bergabhange. 
Bezeichnet  rechts  am  Felsen:  C.  Schönherr. 

Nach  Schuberts  Legende,  die  in  Tholuck's  »Stunden  christ- 
licher Andacht«  (Gotha,  8.  Aufl.,  1870,  S.  431— 434)  in  Versen 
erzählt  wird,  hatte  der  Mönch  Petrus  Forschegrund  an  einem 
Frühlingsmorgen  darüber  nachgedacht,  ob  ewige  Himmelsfreude 
der  Seele  nicht  zu  lang  werden  würde.  Er  setzte  sich  unter 
einen  Baum  und  lauschte  dem  Gesänge  eines  Vögleins.  Als 
er  heimging,  fand  er  alles  verändert.  Niemand  kannte  ihn. 
Tausend  Jahre  hatte  er  dem  Gesänge  des  Vögleins  gelauscht, 
und  diese  Zeit  war  ihm  vergangen  wie  Ein  Tag. 

Leinwand;  in  Temperafarben ;  h.  0,903^;  br.  0,55.  —  1889  aus  den  Zinsen  der 
Pr  oll- Heuer-Stiftung  von  der  akad.  Ausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tammo;  Hiuckm. 

Gustav  Adolf  Friedrich 

Geb.  zu  Dresden  den  23.  Dezember  1824;  gest.  daselbst  den 
4.  Januar  1889.  War  1840—1846  Schüler  der  Dresdner 
Akademie;  bildete  sich  durch  eigenes  Naturstudium  weiter. 

2272  Ackerpferde.     Vorn  am  Bande  eines  Stoppelfeldes  stehen 
(2259)  zwei  stattliche  Ackerpferde  vor  ihrem  Pfluge.   Rechts  am  Wege 

40  b  sitzt  der  Ackerknecht  und  teilt  sein  Frühstück  mit  seinem 
weissen  Pudel.  Links  im  Hintergrunde  Höhenzüge,  rechts 
auf  der  Anhöhe  Dorfhäuser  unter  Bäumen.  Bez.  rechts  unten: 
A.  Friedrich. 

Leinwand;    h.  0,61;    br.  0,83.     —     1877  durch  die  Ausstellungs- Einnahme. 

Julius  Scholtz 

Geb.  zu  Breslau  den  12.  Februar  1825;  gest.  zu  Dresden 
den  2.  Juni  1893.  Seit  1844  Schüler  Julius  Hübner's  in 
Dresden.  Nach  Studienreisen  durch  Belgien  und  Prankreich 
Hess  er  sich  in  Dresden  nieder,  wo  er  Professor  an  der  Königl. 
Kunstakademie  wurde. 

2273  Schlafender  Hirtenjunge.  Der  Hirtenjunge,  der  die  Schalmei 
(2259A)in  der  Rechten   hält,    ruht   auf   dem  Rücken  am  Rande  eines 

32  a 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  727 

Weidelandes.  Links  ragt  ein  grauer  Stein.  Vöglein  flattern 
über  ihm  in  der  Luft.     Bez.  u.  1.:  Jul.  Scholtz  1874. 

Leinwand;  h.  0,257a ;  br.  0,31.  —  1893  ans  dem  Nachlass  des  Meisters. 

Heimkehrende  Landleute.     Von   vorn   gesehen,    ziehen   sie    2274 
auf  schmalem  Pfade  durch  ein  hochwogendes  Aehrenfeld  heim:  (2 259 B) 
voran   ein   blühendes   junges  Weib    mit   einer    Sichel    in    der     24  b 
Linken,  hinter  ihr  ein  lächelnder  Junge,  der  seinen  Rock  über 
dem  Arm  trägt,  dann  ein  stattlicher,  bartloser  Mann  mit  der 
Sense  über  der  Schulter,  sich  die  Pfeife  anzündend.  Andere  Land- 
leute weiter  zurück.     Bez.  unten  rechts:  Jul.  Scholtz. 

Leinwand;  h.  0,53;  br.  0,75 J^.  —  1893  ans  dem  Nachlass  des  Meisters. 

C.  H.  Moritz  Müller 

Geb.  zu  Diethenburg  bei  Wechselburg  den  12.  Juni  1825;  gest. 
den  30.  Sept.  1894  zu  Blasewitz  bei  Dresden.  Schüler  der 
Dresdner  Akademie  von  1843 — 1846;  1847  in  München  im 
Atelier  des  Prof.  Bernhard.     Lebte  in  Dresden  und  Blasewitz. 

Lesendes  Kind.     Halbfigur    auf    braunem    Grunde.     Das  2275 

blonde  Kind  hat  ein  Buch  mit  Bildern  vor  sich  aufgeschlagen  (2260) 
und  stützt  sein  Köpfchen  mit  der  Rechten  auf  ein  grünes  Kissen.      24  a 
Bez.  unten  links :  H.  M.  Müller  (HIM  zusammengezogen). 

Leinwand;  h.  0,44;  br.  0,38.   —  1857  durch  die  Ausstellungs-Einnahme.  — 
Phot.  Tamme. 

Aug.  Eduard  Leonhardi 

Geb.  zu  Freiberg  in  Sachsen  den  19.  Januar  1828;  gest.  in 
Loschwitz  bei  Dresden  den  15.  Juli  1905.  Seit  1844  Schüler  der 
Dresdner  Akademie,  besonders  A.  L.  Kichter's;  1855 — 1859  in 
Düsseldorf  weitergebildet.  Seit  1859  in  Losch witz  ansässig;  seit 
1864  Ehrenmitglied  der  Dresdner  Akademie. 

Deutsche  Waldlandschaft.     Eine  waldige   Felsschlucht    im    2276 
Charakter   der    Sächsischen    Schweiz.     Vorn  in  der  Mitte  eine  (2261) 
Gruppe  prächtiger  Laub-  und  Nadelbäume,  an  deren  Stämmen     26  c 
das    Sonnenlicht    spielt.     Vorn    rechts    ein  kleiner  Wasserfall, 
dessen  Wasser  sich  im  Vordergrunde  verbreitet.    Bez.  links  unten: 
E  Leonhardi  (das  E  nach  links  gewandt  am  L).    1863. 

Leinwand;  h.  2,13;  br.  1,70.  —  1864  durch  die  Ausstellungs-Einnahnie. 


728         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Julius  W.  L  Rotermund 

Geb.  zu  Hannover  den  11.  März  1826;  gest.  zu  Salzbruun 
den  14.  Juni  1859.  Schüler  Prof.  Ed.  Bendemann's  an  der 
Dresdner  Akademie.     Lebte  in  Dresden. 

2277  Die  Beweinung  Christi.     Am  Fusse  des  Kreuzes  liegt,  im 
(2262)  Rücken  von  einem  der  befreundeten  Männer    empor    gehalten, 

29  c  der  Leichnam  des  Heilandes  auf  weissem  Linnen.  Zu  seinen 
Füssen  kniet  der  zweite  der  Männer.  Die  drei  Frauen,  hinter 
denen  Johannes  am  Kreuzesstamm  steht,  neigen  sich  zum 
Heiland  hinab.  Seine  Mutter  streichelt  ihm  das  Antlitz ; 
Maria  Magdalena  ergreift  seine  erkaltete  Rechte  und  drückt 
sie  an  ihre  Stirn.  Bez.  unten  rechts:  Julius  Rotermund 
inv.  et  pinx.   E.  Bendemann  dir.  et  fin.    Dresden  1859. 

Papier  auf  Leinwand ;  h.  2,58 ;  br.  2,83.  —  1861  durch  den  Sächsischen 
Kunstverein  von  Ed.  Bendemann  erworben  und  der  Galerie  geschenkt.  —  Das  Bild 
war  (nach  gütigen  Mitteilungen  Dr.  W.  Neumann's  in  Riga)  1856  von  H.  v.  Bach 
auf  Popperwahlen  in  Kurland  bestellt  worden.  Nach  dem  frühen  Tode  des  Künstlers 
vollendete  es,  wie  seine  Inschrift  besagt,  Rotermund's  Lehrer  Professor  Ed.  Bende- 
mann (geb.  zu  Berlin  den  3.  Dez.  1811 ;  seit  1827  Schüler  W.  v.  Schadow's  in  Düssel- 
dorf; seit  1838  Professor  der  Dresdner,  seit  1859  Direktor  der  Düsseldorfer  Kunst- 
akademie, seit  1867  im  Ruhestände  in  Düsseldorf,  wo  er  am  7.  Dezember  1889 
starb).  Jetzt  aber  wurde  es  nicht  nach  Russland  abgeschickt,  sondern  Dresden  er- 
halten. Herr  von  Bach  erhielt  statt  dessen  1861  eine  Kopie  des  Bildes  von  der 
Hand  C.  Schönherr's.  —  Gestochen  von  G.  Planer.  —  Phot.  Ges. 

Theodor  von  Götz 

Oberstleutnant  z.  D.  Geb.  zu  Lieschen  bei  Hoyerswerda  den 
14.  Dez.  1826;  gest.  zu  Dresden  den  21.  Juli  1892.  Trat 
1843  ins  Kgl.  sächs.  Kadettenkorps  ein,  machte  den  Feldzug 
1870/71  als  Kommandeur  des  2.  Jägerbataillons  Nr.  13  mit; 
nahm  1873  seinen  Abschied,  um  ganz  der  Kunst  zu  leben. 
Anfänglich  Schüler  des  Genremalers  Hantzsch  in  Dresden,  ent- 
wickelte er  sich  später  im  Anschluss  an  Schuster.  Er  lebte 
in  Dresden. 

2278  Kronprinz  Albert  nach  der  siegreichen  Schlacht  bei  Beaumont 
(2262A)vom  Prinzen  Georg  beglückwünscht.   Den  30.  August  1870.    In  der 

29  d  Mitte  auf  braunem  Rosse  der  Kronprinz  Albert,  dessen  Gefolge 
sich  links  von  der  Höhe  herabbewegt.  Vor  ihm  auf  hellerem 
Rosse,  ihm  die  Hand  reichend,  der  Prinz  Georg  mit  seinem 
Gefolge.     Vorn  verwundete  Franzosen;   einer    von    ihnen  wird 


I.   Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  729 

von  einem  deutschen  und  einem  französischen  Krieger  getragen. 
Im  Gefolge  des  Kronprinzen :  Generalmajor  von  Schlotheim, 
Stabschef  der  Maassarmee,  Generalmajor  Prinz  v.  Schönburg, 
Rittmeister  Prinz  Karl  Theodor  v.  Bayern,  Major  v.  Holleben, 
die  Hauptleute  Schweingel  und  v.  d.  Planitz.  Im  Gefolge  des 
Prinzen  Georg:  Oberst  v.  Carlo witz,  Stabschef  des  XII.  Armee- 
korps, Generalmajor  Köhler,  Kommandant  der  Artillerie,  Ad- 
jutant Hauptmann  v.  Minckwitz,  Adjutant  Rittmeister  v.  Ehren- 
stein, Hauptmann  v.  Reyher,  die  Adjutanten  v.  Kretzschmar, 
v.  Arnim  und  v.  Schimpff.    Bez.  rechts  unten:  v.  Götz  1887. 

Leinwand ;   h.  1,69 ;   br.  3,01.     —    1887  aus  den   Zinsen  der  PröU  -  Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Teich  -Hanfst. 

Theodor  Ghoulant 

Geb.  zu  Dresden  den  18.  Juli  1827;  gest.  daselbst  den 
12.  Juli  1900.  Schüler  des  Dresdner  Polytechnikums  und 
der  Dresdner  Akademie.  In  Italien  weitergebildet.  Seit  1868 
Königl.  Sachs.  Hofmaler. 

Die  Engelsbrücke  in  Rom.     Vorn  der  Tiber,    von  Barken    2279 
und  Kähnen  belebt.     Links  die  Häuserreihe  am  Apollotheater,  (2263) 
rechts    die    Engelsburg.      In  der  Mitte  des  Mittelgrundes   die     22  d 
Engelsbrücke,    hoch    von    der    Peterskirche  mit  Michelangelo's 
Kuppel  überragt.     Bez.  links  unten:   Choulant. 

Leinwand;   h.  1,32;  br.  1,93.     —    1870  mittels  der  Ausstellung«  -  Einnahme 
erworben. 

Joh.  Siegwald  Dahl 

Geb.  zu  Dresden  den  16.  August  1827;  gest.  daselbst  den 
15.  Juni  1902.  Schüler  seines  Vaters  Joh.  Chr.  Claussen 
Dahl,  dann  J.  F.  W.  Wegener's,  1851  auch  Edw.  "Landseer's 
in  London.     Ehrenmitglied  der  Dresdner  Akademie. 

Der  Fehlschuss.  Unter  Felsen  im  Schnee  liegt  ein  blutendes  2280 

Reh    und    hebt    mit    Mühe    den    Kopf,    um    sich  nach  seinem  (2264) 

Kälbchen  umzublicken,    das  ängstlich  von  rechts  herankommt.  41  a 
Bezeichnet  rechts  unten:  S.  Dahl  1861. 

Leinwand ;    h.  0,76 ;    br.  0,98.     —     1861    mittels   der  Ausstellungsgelder  er- 
worben. —  Phot.  Tamme. 

Fähre  in  Telemarken  in   Norwegen.    Links  auf  dem  Flusse    228 1 
die  Ruderfähre  mit  einer  Kuh  und  einem  Kalbe.    Rechts  vorn  (2265) 

41  c 


730         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

steht  ein  Mann  an  der  Landungsbrücke;  ein  anderer  lehnt  sich 
wartend  an  sein  Pferd.  Links  vorn  säuft  ein  Pferd  aus  einem 
Eimer;  daneben  sitzen  zwei  Männer  und  ein  Mädchen.  Hohe 
Bergwände  im  Hintergrunde.  Bez.  r.  u.:  Siegwald  Dahl  1863. 

Leinwand;  h.  0,87%;  l>r.  1,15.     —    1863   mittels  der  Ausstellungs^elder  er- 
worben. —  Phot.  Tamme. 

Gottl.  Moritz  Ritscher 

Geb.  zu  Dresden  den  24.  September  1827;  gest.  daselbst  den 
14.  Oktober  1875. 

2282  Der  Besuch  bei  der  Amme.  Links  sitzt  die  stattliche  Bäuerin, 

(2266)  zu  deren  Füssen  ihr  Knabe  mit  der  Peitsche  spielt.     Sie  streckt 
Plauen  i.  v.  ihre  Rechte  dem  feingekleideten  Mädchen  hin,  das,  von  seiner 

Wärterin  geleitet,  schüchtern  von  rechts  herankommt.  Bezeichnet 
rechts  unten:  Moritz  Ritscher  .  1874  .  Dresden. 

Leinwand;    h.  0,74;    br.  0,90.  —    1875  ans  dem  Nachlasse  des  Künstlers  er- 
worben. —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V.  —  Phot.  Tamme. 

K.  Wilhelm  Hahn 

Geboren  zu  Ebersbach  in  der  Oberlausitz  den  7.  Januar  1  829; 
gest.  zu  Dresden  den  8.  Juni  1887.  Schüler  Prof.  Jul.  Hübner's 
an  der  Dresdner  Akademie. 

2283  Szene    aus    Kleist's    „Michael    Kohlhaas".      Kohlhaas    auf 

(2267)  schwarzem  Rosse    nimmt    den  Klostervogt    gefangen,    der    im 
Grimma    Mittelgründe  abgeführt  wird.     Vor    ihm    kniet    an    der  Spitze 

ihrer  Nonnen  die  Aebtissin,  die  ein  Kruzifix  erhebt.  Dämmer- 
licht.    Fackeln.     Bezeichnet   rechts  unten:     W.  Hahn  1851. 

Leinwand;  h.  0,76%;  br.  1,03%.  —  1851  aus  dem  Stii>enclieufonds  erworben. 
—   1902  au  don  Altertums- Verein  zu  Grimma 

Fr.  Theodor  Grosse 

Dr.  phil.  Geb.  zu  Dresden  den  23.  April  1829;  gest.  daselbst 
den  12.  Okt.  1891.  Seit  1843  als  angehender  Bildhauer  auf 
der  Dresdner  Akademie;  seit  1847  durch  Prof.  E.  Bendeuiann 
daselbst  zur  Malerei  geführt.  Er  war  1858  in  Florenz,  1859 
in  Rom.     Seit   1867  Professur  der  Dresdner  Akademie. 

2284  Leda  mit  dem  Schwan.     In   baumreichem  Tal  steht  Leda 

(2268)  am  Bande  dos  Wassers,  hält  ihr  abgestreiftes  Purpurgewand  mit 
40  b 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  731 

der  Linken  hinter  sich  und  wehrt  mit  der  Rechten  dem  Schwan, 
der  sich  an  ihre  Kniee  schmiegt.  —  Bez.  r.  u.:  Th.  Grosse  1852. 

Leinwand;  h.  1,50;  br.  1,08.  ■ —  1852  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme  er- 
worben. —  Erstlingsbild  des  Künstlers. 

Entwurf  zu  einem  Theatervorhang.  Oben  unter  einem  Regen-    2285 
bogen  Apollon  mit  seinem  Zweigespann,  dem  rechts  Melpomene,  (2269) 
Thalia,  Terpsichore  und  Polyhymnia  vorauseilen,  während  links  Plaueni-V- 
die  Grazien  ihm  folgen.    Unten  in  der  Mitte  die  drei  Parzen. 
Links  greift  ein  Flügeljüngling  zum  Schwert  gegen  das  Laster. 

Leinwand ;  h.  0,82 ;  br.  0,72.  —  1 879  der  Galerie  überwiesen.  —  Prämiiert 
bei  der  Konkurrenz  für  den  Vorhang  des  neuen  Dresdner  Theaters.  —  1905  an  den 
Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

Seelenlandung  im  Büsserlande.     Dante,  Divina  Commedia,    2286 
Purgatorio,  IL     Rechts  im  Mittelgrunde   steht  Virgil.     Neben  (2270) 
ihm  hockt  Dante  am  Boden.    Links  das  Meer.    Am  Ufer  landet     29  a 
die    Barke,    an    deren  Hinterteil   der  Engel    steht,    der,   »jede 
Menschenkunst  verschmähend,  der  Flügel  statt  der  Ruder  und 
der  Segel  nur  bedarf«.     Die  Landenden  werfen  sich  am  Ufer 
aufs  Angesicht  nieder    und    schreiten    selig  erhobenen  Blickes 
dem  Lichte  entgegen.     Bez.  links  unten:  Th.  Grosse  1879. 

Leinwand  ;  h.  2,41 ;  br.  3,75.  —  1880  teilweise  aus  den  Zinsen  der  Pröll- 
Heuer-Stiftung  erworben.  —  Phot.  Ges. 

W.  Ferdinand  Pauwels 

Geb.  zu  Eckeren  bei  Antwerpen  den  13.  April  1830;  gest. 
in  Dresden  den  25.  März  1904.  Schüler  der  Antwerpener 
Akademie  unter  Duj ardin  und  Wappers  von  1842 — 1850; 
1852— 18 5 6  in  Italien;  1862—1872  Professor  der  Weimarer 
Kunstschule;  seit  1876  Professor  der  Akademie  zu  Dresden, 
später  Geh.  Hofrat. 

Graf  Philipp  vom  Elsass  im  Marienhospital  zu  Ypern.    Rechts    2287 
zwei  Krankenbetten.     In  einem  derselben  liegt  ein  Sterbender,  (2271) 
neben  dem  zwei  Pflegerinnen   beschäftigt    sind.     In  der  Mitte     27  a 
vor  dem  Bette  stehen    der  Graf   und    seine  Gemahlin;    neben 
ihnen,    den  Fall  erklärend,    der  Obere    des  Hospitals.     Links 
hinten    ein  Saal,    in    dem  Männer    und  Frauen  sitzen.     Bez. 
unten  in  der  Mitte:  Ferdinand  Pauivels. 

Mahagoniholz;  h.  1,17;  br.  1,40.  —  1877  auf  der  Dresdner  Kunstausstellung 
erworben. —  Das  Bild  ist,  in  Einzelheiten  verändert,  weit  grösser  (h.  4,00;  br.  4,20) 
in  Wachsfarben  als  eins  von  12  Wandbildern  ausgeführt  in  den  Tuchballen  zu  Ypern. 
—  Gestochen  von  Th.  Langer  i&  Neues  G.-W.  I,  2. 


732         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

David  Simonson 

Geboren  zu  Dresden  den  15.  März  1831;  gestorben  daselbst 
den  8.  Februar  1896.  Schüler  der  dortigen  Akademie,  be- 
sonders des  Prof.  Ed.  Benderaann. 

2288  Des  Künstlers  Gattin,  geb.  Castelli.     Brustbild  nach  links 

(2272)  auf  rotem  Grunde.    Schwarzes  Kleid  mit  grosser  goldener  Broche 
41  a     und  weiss-goldenem  Tuch.    Die  Rechte  an  der  Brust  sichtbar. 

Bezeichnet  rechts:  D.  Simonson.  1867. 

Leinwand;  h.  0,55:  br.  0,47%.    —   1867  mittels   der  Ausstellungsgelder  er- 
worben. 

August  Chr.  Herrn.  Tom  Dieck 

Geboren  zu  Oldenburg  den  23.  März  1831;  gestorben  zu  Dresden 
den  20.  August  1893.  1847—1851  Schüler  der  Dresdner 
Akademie.     1S57 — 1861  in  Italien.     Er   lebte    in    Dresden. 

2289  Die  heilige  Cäcilie.    Kniestück.     Die  blondlockige  Heilige 

(2273)  trägt    ein    schwarzes  Kleid    mit    roter    Gürtelschärpe    und  ein 
Chemnitz   goldgelbes  Obergewand.    Bare  Orgel  ruht  in  ihrem  linken  Arme. 

Bezeichnet  rechts  unten:  A.  TOM  DIECK. 

Leinwand;  h.  1,20;  br.  0,83.  —  1878  vom  Künstler  erworben.  — Verbesserte 
Wiederholung  eines  Jugendwerkes  des  Künstlers  von  1854.  —  Phot.  Tamme. 

Ernst  Erwin  Oehme 

Geb.  zu  Dresden  den  18.  September  1831;  gest.  in  Blase witz 
bei  Dresden  den  10.  Oktober  1907.  Schüler  seines  Vaters 
Ernst  F.  Oehme,  A.  L.  Richter's  und  der  Dresdner  Akademie. 
Bildete  sich  auf  Studienreisen  selbständig  weiter.  Seit  1887 
Professor  der  technischen  Hochschule  zu  Dresden. 

2290  Steinbruch  in  der  Sächsischen  Schweiz.    In  der  Mitte  die 

(2274)  gelbe  Sandsteinwand.     Oben  Baumwuchs.    Rechts  ein  schmaler 
24  a     Wasserfall.    Unter  dem  Steinbruch  eine  Hütte,  vor  der  einige 

Arbeiter  an  einem  mächtigen  Steinblocke  beschäftigt  sind.  Ein 
Mann  und  ein  Knabe,  von  einem  Hündchen  begrüsst,  vorn  auf 
dem  Wege.  Bez.  r.  unten :  Erwin  Oehme  j.  1860.  Dresden. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  1,06.  —  18&4  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme  er- 
worben. 

Anton  Weber 

Gel),  in  Liebstadt  bei  Weimar  den  4.  Aug.  1833;  lebt  in  Berlin. 
Schüler  des  Prof.  Jul.  Hübner  an  der  Dresdner  Akademie.    Er 

ist  Professor. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  733 

Bildnis  des  Kupferstechers  F.  Seifert  in  Leipzig.    Halbfigur    229  I 
auf  hellgrauem  Grunde.  Der  braunhaarige,  braunäugige  Künstler  (2274 A) 
trägt  einen  schwarzen  Rock  und  eine  graue  Weste.    Bez.  rechts    Grimma 
unten:  Anton  Weber,  fec.  Drsd.  1858. 

Leinwand ;  h.  0,70^  ;   br.  0,53.  —    Kat.  1887   u.    1892 :   N.  2290.  —   1874 
von  Prof.  Jnl.  Hübner  geschenkt.  —  1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma. 

Jean  Libert  Oury 

Geb.  den  6.  Oktober  1833  zu  Lüttich;  lebt  in  Dresden.  Studierte 
ursprünglich  die  Eechte  an  der  Universität  Lüttich,  ging  dann 
als  Akademieschüler  dieser  Stadt  zur  Malerei  über,  wurde  aber 
schon  1855  Schüler  der  Dresdner  Akademie.  Sein  Lehrer  war 
Bendemann.  In  Rom  1861  —  1863.  In  Venedig  1864—1870. 

Die  Nonne.    Halbfigur  von  vorn  vor  braunem  Wandgrund.    2292 
Schwarz  gekleidet  sitzt  die  Nonne  vor  dem  mit  farbigem  Teppich  (2275) 
bedeckten  Tisch.     Vor  ihr  liegt  ein  aufgeschlagenes  Buch.    Be-      34  c 
zeichnet  rechts  unten  mit   dem  Monogramm  (J  und  L  im  0) 
zwischen  der  Jahreszahl   1880. 

Leinwand ;  h.  0,81 ;    br.  0,59.    —    1881    aus    den    Zinsen   der   Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Tamme. 

K.  G.  Adolf  Thomas 

Geb.  zu  Zittau  den  28.  September  1834;  gest.  zu  Dresden  den 
16.  Jan.  1887.  Schüler  A.  L.  Richters  an  der  Dresdner  Aka- 
demie.  In  München  und  Rom  weitergebildet.    Tätig  in  Dresden. 

Oberbairische  Gebirgslandschaft.    Motive  von  Brannenburg.    2293 
Links  vorn  ein  sonniger  Abhang,  an  dem  Hirten  ihre  Ziegen  (2276) 
und  Schafe   weiden.     Vorn    in    der  Mitte    eine  Frau   und   ein   Chemnitz 
Knabe,  der  seinen  Hut  schwenkt.     Rechts  eine  tiefe  schattige 
Schlucht  mit  einem  Wasserfall.    Im  Hintergrunde  hohe  Alpen- 
stöcke.   Bez.  1.  unten:  Ad.  Thomas.    München  1866. 

Leinwand;  h.  0,94;   br.  1,38.    —    1866  mittels  der  Ausstellnngs-Binnahme. 

loh.  Paul  Ad.  Kiessling 

Geb.  zu  Breslau  den  8.  Januar  1836;  lebt  in  Dresden.  Seit 
1852  Schüler  der  Dresdner  Akademie  unter  Schnorr  von  Carols- 
feld.  In  Italien,  Antwerpen  und  Paris  weiterentwickelt.  Seit  1870 
in  Dresden;  Ehrenmitglied  der  Akademie,  Prof.,  Geheimer  Hofrat. 

Drei  Schwestern.   Familienbildnis.    Kniestück.    Die  drei  in    2294 
rote  Seidengewänder  gekleideten  Damen  sind  in  einem  Zimmer  (2277) 

24  a 


734         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

mit  roter  Wandbekleidung  an  und  auf  einer  rotgepolsterten  Hank 
gruppiert.    Die  in  der  Mitte  sitzende  hält  einen  Blumenstrauss. 

Leinwand;  h.  1,55;  br.  1,90.  —  1875  von  Frau  Baronin  v.  (Tckermann, 
geb.  v.  Wuthenau,  geschenkt.  —  l'hot.  Ges. 

2295  Bildnis  der  Frau  Agnes  Kayser-Langerhanns  (f  1902).  Knie- 
(2277A)  stück.  Die  Dichterin  sitzt  in  schwarzem  Seidenkleidc,  mit 
Plauen  i.v.  dem  linken  Ellenbogen  aufgestützt,  an  ihrem  rechts  stehenden 

Tische,  hinter  dem  ein  grüner  Vorhang  von  der  braunen  Wand 
herabwallt. 

Leinwand;  h.  1,44;  br.  0,99l/a-  —  1902  als  Vermächtnis  der  dargestellten 
Dichterin.  —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Plauen  i.  V. 

2296  Mignon.     Studienkopf.     Brustbild  ohne  Hände  von  vorn  auf 

(2278)  rotem  Grunde.     Ein  dunkelblonder  Lockenkopf  mit  dunkelblauen 
25  a     Augen.  Eine  rote  Korallenhalskette  hebt  sich  vom  blauen  Kleide 

ab.     Bezeichnet  rechts  unten:   Paul  Kiessling. 

Mahagoniholz;  h.  0,47 }<£;  br.  0,38%.  —  1880  von  der  Dresdner  Kunstaus- 
stellung erworben.  —  Gestochen  von  C.  F.  Seifert  igt  Neues  G.-W.  II,  5,  und  Ed. 
Büchel.  —  Phot.  Tamiae. 

2297  Bildnis  des  Malers  0.  A.  Stichart  (geb.  1838;  gest.  1896). 
(22 78 A)  Kniestück    von    vorn.     Der    vollbärtige    Künstler    trägt   einen 

36  c  schwarzen  Mantel  über  braunem  Rock;  dazu  einen  kleinen 
schwarzen  Hut.  Die  behandschuhte  Linke  in  die  Seite  stemmend, 
lehnt  er  sich  gegen  die  Wand.   Bez.  1.  u. :  Paul  Kiessling  90. 

Leinwand;  h.  1,15;  br.  0,77.  —  1894  aus  den  Zinsen  der  Pioll  -  Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Alfred  Diethe 

Geb.  den  13.  Februar  1836  zu  Dresden;  lebt  daselbst.  Schüler 
der  Dresdner  Akademie,  insbesondere  Julius  Hübner's.  Professor 
der  Dresdner  Kunstgewerbeschule. 

2298  Christus  in  Emmaus.     In    der  Mitte   des  Bildes  sitzt  der 

(2279)  Heiland,  von  vom  gesehen,  hinter  dem  gedeckten  Tische,  wendet 
41  a     den  Blick  gen  Himmel  und  bricht  mit  beiden  Händen   das  Brot. 

Lebhaft  bewegt,  erkennen  die  beiden  Jünger  ihren  Heiland.  Bez. 
links  unten :  Alf,  Diethe  .  Dresden  .  1860. 

Leinwand;  h.  1,08%;  br.  1,27.  —  1876  von  Herrn  Hofbuchhändler  Warnatz  & 
Lehmann  in  Dresden  erworben.  —  Gemalt  für  den  Bischof  Forwerk.  —  Phot.  Tamme. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  735 

Chr.  Ludw.  Leonhard  Gey 

Geb.  zu  Hannover  den  27.  Juni  1838;  gest.  zu  Dresden  deu  20. 
Sept.  1894.  Seit  1856  Schüler  Julius  Schnorr's  von  Carolsfeld, 
seit  1882  Lehrer,  seit  1884  Prof.  an  der  Dresdner  Akademie. 

Bildnis  des  Malers  Julius  Schnorr  von  Carolsfeld.    Brustbild    2299 
ohne  Hände,  fast  von  vorn.  Glattrasiertes  Gesicht,  schwarzes  Haar,  (2279A) 
braune  Augen.    Rock  und  Halsbinde  schwarz.    Bezeichnet  links     41  c 
unten:  Julius  Schnorr  v.  Carolsfeld  gern  .  von  .  L  .  Gey. 

Eichenholz;  h.  0,54%;  br.  0,42%.    —   1894   von   der  Witwe  des  Künstlers. 

Friedrich  Preller  der  Jüngere 

Geb.  zu  Weimar  den  1.  Sept.  1838;  gest.  in  Blasewitz  bei 
Dresden  den  21.  Okt.  1901.  Schüler  seines  gleichnamigen 
Vaters.  (Vergl.  zu  N.  2502.)  In  Italien  1859  —  1862  und 
1864 — 1866.    Professor  der  Dresdner  Akademie.    Geh.  Hofrat. 

Das  Kloster  Santa  Scholastica  bei  Subiaco.      Das   weisse    2300 
Kloster  liegt  links  am  Abhang   der  kahlen  Bergpyramide  des  (2280) 
Sabinergebirges.    1  n  der  Mitte  eine  mächtige  Baumgruppe.    Rechts     30  a 
in  der  Schlucht  ein  Wasserfall.    Links  auf  dem  Wege  ein  Mönch. 
Bez.  1.  u. :  Preller  jun.  Dresden. 

Leinwand;  h.  1,26;  br.  1,85.  —  1875  vom  Künstler  gekauft. 

Das  Grab  des  Moses.  In  grossartiger,  wolkenumzogener  230 1 
Bergeinöde  stürzt  rechts  ein  Wasserfall  zu  Tal,  liegt  links  22  b 
das  Grab  des  Moses.  Vor  seiner  Höhlang,  aus  der  es  ge- 
heimnisvoll hervorleuchtet,  stehen  Felsentafeln  mit  den  Zahlen 
der  zehn  Gebote;  auf  dem  Felsen  daneben  hält  ein  starker, 
mit  mächtigen  Flügeln  versehener  Engeljüngling  Wache.  Sein 
Haupt  umgibt  ein  Strahlenschein.  Ein  violettes  Manteltuch 
umhüllt  ihn  nur  teilweise.  Mit  der  Eechten  stützt  er  sich 
auf  sein  geflammtes  Riesenschwert.   Bez.  1.  u.:  PRELLER.  1901. 

Leinwand;  h.  1,70;  br.  2,71.  —  Durch  die  Generaldirektion  der  Königl. 
Sammlungen  im  Dezember  1901  von  der  Witwe  des  Künstlers  erworben.  —  Phot. 
der  Vereinigten  Kunstanstalten  in  München. 

Carl  Wilh.  Müller 

Geb.  zu  Dresden  den  28.  Nov.  1839;  gestorben  zu  Dresden- 
Strehlen  den  24.  April  1904.  Schüler  der  Dresdner  Aka- 
demie 1854 — 1858;  insbesondere  Adr.  Ludw.  Richter's  1858 


736         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

bis  1864.  Auf  Studienreisen  in  den  Alpen  und  nach  Italien 
weitergebildet. 

2302  Nachtbild  aus  der  römischen  Campagna.     Links  vor  einer 

(2281)  Felsengrotte  rasten  Hirten  am  Feuer.     Rechts  im  Hohl  wog  bellt 
28  c     ein  Hund  den  Mond  au,  in  dessen  Licht  der  unten  strömende 

Fluss  erglänzt.  Ganz  rechts  auf  einer  Anhöhe  eine  alte  Ruine. 
Bez.  rechts  unten:  C.  W.  M.  (als  Monogramm)   1868. 

Leinwand;    h.    1,17;    br.    1,64.   —    18ü8  mittels  der  Ausstellungs-Einnahnie 
erworben. 

2303  Deutsche  Landschaft.      Auf    der    Landstrasse,    die   rechts 
28  c     an  der  Berglehne  entlang  führt,  hält  eine  Equipage.     Vor  ihr 

steht  ein  Hund.  Der  Kutscher  fragt  den  Schüfer  im  weissen 
Rock,  der  vor  seinen  links  vorn  weidenden  Schafen  hinansteigt, 
um  den  Weg.  Rechts  oben  Dorfhäuser  hinter  Bäumen.  Liuks 
unten  hinter  rotdachigem  Dorf  Fernblick  in  die  Ebene.  Bez. 
r.  u.:  Ce.    We.  M.  1882. 

Leinwand;    h.    0,78;     br.    1,25.    —    1902  als  Vermächtnis  des    Malers  Hugo 
Toermer  in  Loschwitz. 

Jul.  Arthur  Thiele 

Geb.  den  11.  Juni  1841  zu  Dresden;  lebt  in  München.  Schüler 
der  Dresdner  Akademie,  insbesondere  Julius  Hübner's.  In 
München  und  Düsseldorf  weitergebildet. 

2304  Ein  toter  Hase.   Der  Hase  hängt  an  einem  Hinterlauf  von 

(2282)  einer  grauen  Wand  auf  einen  Tisch  herab.     Bez.  oben  in  der 
Grimma    Mitte:     A.   Thiele  .  fecit  .  im    Atelier    J.   H.    (Hübner's 

Monogramm)  1864  .  Dresden. 

Papier;  h.  0,85;  br.  0,567a.    —   1872  von  Prof.  Jul.  Hübner   geschenkt.  — 
1902  an  den  Altertums- Verein  zu  Grimma. 

2305  Winterjagdbild.     Beschneite  Waldlandschaft.     Rechts  vorn 

(2283)  der  Rand  eines  kahlen  Waldes.     Links  eine  Lichtung.     Vorn  in 
22  b     der  Mitte  drei  Jäger  mit  zwei  Hunden.     Schwer  grau  bewölkter 

nimmel.     Bezeichnet  rechts  unten:  A.   Thiele. 

Leinwand;  h.  1,15;  br.   1,83.  —  1877  vom  Künstler  gekauft. 

2306  Hirsche  im  Herbste.     Deutsche  Waldgebirge.     Der  Hirsch 

(2284)  steht  schreiend,  nach  rechts  gewandt,  in  der  Mitte.     Vorn  rechts 
22  b     eilen  einige  Hirschkühe  durchs  hohe  Gras  herab.     Links  Tannen- 
wald, vor  dem  Hirschkühe  stehen.     In  der  Mitte  des  Hinter- 
grundes ein  sonniger  Gipfel.     Bez.  r.  u. :  A.   Thiele  81. 


I.   Dresdner  Schule.    XIX.  Jahrhundert  737 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  1,81.  —  1881  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Hanfet. 

Fr.  Leon  Pohle 

Geb.  zu  Leipzig  den  1.  Dezember  1841;  gest.  in  Dresden 
den  28.  Februar  1908.  Seit  1856  Schüler  der  Dresdner, 
seit  1860  der  Antwerpener  Akademie,  dann  bis  1866  Schüler 
des  F.  Pauwels  in  Weimar.  Tätig  nach  weiteren  Studien- 
reisen seit  1868  in  Weimar,  seit  1877  in  Dresden  als 
Professor  der  Akademie;  seit  1903  im  Ruhestand.  Er  war 
geheimer  Hofrat. 

Bildnis  Carl  Peschel's.     Der  greise  Künstler  sitzt  mit  über-    2307 
einander  geschlagenen  Beinen  in  schwarzem  Anzug  auf  einem  (2285) 
Stuhle,  an  dessen  Lehne  er  sich  hält.     Unter    ihm    ein  roter     27  a 
Teppich.     Neben    ihm    eine    Staffelei.     Links    hinter    ihm  ein 
Bild.     Auf  dessen  Blendrahmen  bezeichnet:  Leon  Pohle. 

Leinwand ;  h.  0,53x/2 ;  br.  0,41.  —  1878  vom  Künstler  erworben. 

Bildnis  des  Ercole  Torniamenti.     Halbfigur  halb  nach  links    2308 
auf  dunkelgrauem  Grunde.     Schwarzer  Rock,  schwarze  Kappe,  (2286) 
graue  Hose,  graue  Weste.     Die  Arme  vor  der  Brust  gekreuzt.      36  a 
Das  Gesicht  um  den  Mund  rasiert,    von   kurzem  grauen  Bart 
umrahmt.     Bezeichnet  rechts  unten:  LEON  POHLE.   1878. 

Leinwand ;  h.  0,90*/2  ;  br.  0,70.  — 1879  der  Galerie  überwiesen.  —  Eigentum 
der  hiesigen  Kunstakademie. 

Bildnis  des  Herrn  Eduard  Cichorius.  Kniestück  nach  links  vor  2308  A 
braunem  Hintergrunde.  Der  eben  ergrauende  Leipziger  Kunst-  23  d 
freund  sitzt,  nach  links  gewandt,  in  schwarzem  Anzug  auf 
einem  geschnitzten,  mit  Leder  bezogenem,  mit  Messingknöpfen 
beschlagenen  Holzstuhl  neben  einem  bräunlich  bedeckten 
Tische,  auf  dem  Bücher  und  Zeichnungen  liegen  und  eine 
Bronze  steht.  Seine  Hände  ruhen  auf  seinen  Knieen.  In 
der  Linken  hält  er  zwei  Wasserfarbenblätter.  Hinten  an  dem 
Stuhl  steht  eine  Mappe.  Bezeichnet  rechts  unten  an  dieser 
Mappe:  Leon  Pohle  1879  Dresden. 

Leinwand;  h.  0,62;  br.  0,47.  —  1908  Geschenk  der  Erben  des  Herrn  Ed. 
Cichorius.  —  Eduard  Cichorius  (1819—1907),  der  bekannte  Freund  und  Gönner  Ludwig 
Richter's,  dessen  berühmte  Sammlung  deutscher  Zeichnungen  und  Aquarelle  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  zu  grossem  Teile  das  Dresdner  Kupferstich-Kabinet  er- 
worben, hat  unserer  Galerie  zu  seinen  Lebzeiten  ausser  dem  feinen  Bilde  von  W.  Kalf 
N.  1639  A  und  der  Feuersbiunst  von  Egb.  ran  der  Poel  U.  1329  A,  nicht  weniger  als 

47 


738         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

drei  Bilder  Jos.  Ant.  Koch's  (N.  2463,  2464,  2466)  und  sechs  Bilder  Ludwigs  Riohter's 
(N.  2227,  2228,  2228  A,  2228  B,  2228  C  und  2230  A)  geschenkt. 

2308  B  Bildnis  des  Malers  Professor  Friedrich  Gönne.     Halbfigur 

24  b  mit  Händen  nach  links.  Vor  braunem  Grunde  sitzt  der  voll- 
bärtige Maler  in  schwarzer  Kleidung  mit  weichem  schwarzen 
Hute  auf  dem  Kopfe  an  einem  Tisch,  auf  dem  Bücher  liegen. 
Die  Hände  greifen  über  den  Büchern  mit  den  Fingern  ineinander. 
Bezeichnet  an  der  Zeichenmappe  links  unten:  Dresden  1883 
Leon  Fohle  dem  Freunde  F.  Gönne. 

Leinwand ;    h.    0,81 ;    br.    0,66.    —    1906   als  Vermächtnis   des  Malers  Chr. 
Friedr.  Gönne  (1813—1906)  laut  dessen  Testament  vom  3.  Mai  1898. 

2309  Bildnis  des  Königs  Albert  von  Sachsen.      Kniestück  nach 
(2286A)  links.     Der  Herrscher  im  Waffenrock  mit  dem  eisernen  Kreuz 

30  b  stützt  sich  mit  der  linken  Hand  auf  den  mit  Urkunden  und 
Büchern  bedeckten  Marmortisch,  während  er  die  Rechte  an  der 
Brust  leicht  in  den  Rock  steckt.  Links  steht  ein  rot- 
gepolsterter Sessel  vor  einem  mit  rotem  Stoffe  bekleideten 
Wandfeld.     Bez.  unten  rechts:  Leon  Pohle  1899. 

Leinwand;  h.  1,41;  br.  1,07.  —  1898  infolge  Beschlusses  der  Galeriekonimission 
und  der  Generaldirektion  bei  Professor  Leon  Pohle  bestellt,  1899  vollendet  und  abgeliefert. 

2310  Bildnis  des  Königs  Georg,  noch  als  Prinz  Georg.      Brust- 
(2286B)  bild  ohne  Hände  fast  von    vorn,    ein  wenig  nach   rechts,    auf 

27  a     braunem  Grunde.     Generalsuniform  ohne  Kopfbedeckung. 

Leinwand ;  h.  0,57l/2 ;  br.  0,44.  —  1899  als  Geschenk  des  Künstlers. 

Aug.  Leopold  Venus 

Geb.  zu  Dresden  den  14.  Juni  1843;  gest.  den  23.  Dezbr. 
1886  auf  dem  Sonnonstein  zu  Pirna.  Schüler  der  Dresdner 
Akademie,  insbesondere  des  Prof.  Julius  Hübner. 

23 1  I  Die  heil.  Elisabeth,  Almosen  austeilend.    Thüringische  Land- 

(2287)  schaff.     Rechts  im  Hintergrunde  die  Wartburg.     In  der  Mitte 
Grimuiii    jje  geKrönte  Heilige,  am  linken   Arme    in    einem    Korbe    das 

Brod,  von  dem  sie  mit  der  Rechten  austeilt.  Arme  kranke 
Kinder  umringen  sie;  eine  Knabe  an  Krücken  empfängt  das 
Brod  aus  ihrer  Hand.     Bez.  r.  u.:    L.    Venus  .  pinx.  1866 

Leinwand;  h.  0,88;  br.  1,59Y2.  —  1879  von   Herrn  John   Meyer  in  Dresden 
geschenkt.  —  1902  an  den  Altertmus-Verein  zu  Grimma. 

2312  Ein  Alter  in  rotem   Barett.     Brustbild  last   von  vorn  auf 

(2288)  grauem  Grunde.     Der  graubärtige   Alte    trägt   einen    braunen 

Chemnitz 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  739 

Rock  und  ein  rotes  Barett.  Bez.  rechts  oben:  Leop.  Venus 
im  Atelier  J.  H.  (Julius  Hübner's  Monogramm)  1866. 

Leinwand ;  h.  0,58 ;  br.  0,44.  —  1874  von  Prof.  Jul.  Hübner  geschenkt. 

Paul  Jacoby 

Geboren  zu  Torten  bei  Dessau  den  11.  Juli  1844;  gest.  zu 
Dresden  den  2.  Juli  1899.  Schüler  Ludwig  Richter's  an  der 
Dresdner  Akademie  und  Andreas  Achenbach's  in  Düsseldorf. 
Schliesslich  in  München  selbständig  weiterentwickelt. 

Schloss  Hohnstein.    Im  Hintergrund  unter  leichtbewölktem  2313 

Himmel  das  Schloss  auf  dem  grauen  Felsen  über  der  Schlucht.  (2289) 
Im  Mittelgrunde  der  grüne  Rasenabhang,  an  dem  Rehe  weiden.      32  c 
Im  Vordergrunde  links  der  Wald.    Bez.  unten  links:  P.  Jacoby. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,58.-1899  als  Geschenk  der  Witwe  des  Künstlers. 

Ant.  Rob.  Leineweber 

Geb.  den  7.  Febr.  1845  zu  Böhmisch-Leipa;  lebt  in  München. 
Schüler  des  Prof.  Jul.  Hübner  an  der  Dresdner  Akademie. 

Selbstbildnis    des   Künstlers.     Brustbild    nach    rechts    vor    2314 
grünem  Vorhang.     Brauner  Rock,  grauer  Mantel.  (2291) 

Leinwand;  h.  0,60^;  br.  0,48%.  —  1874  von  Prof.  Jul.  Hübner  geschenkt,      Grimma 
—  1902  an  den  Altertums -Verein  zu  Grimma. 

Franz  Kops 

Geb.  zu  Berlin  den  14.  Juli  1846;  gest.  zu  Blasewitz  bei 
Dresden  den  24.  August  1896.  Schüler  der  Weimarer  Kunst- 
schule unter  F.  Pauwels.  Nach  längeren  Reisen  liess  er  sich 
als  Bildnismaler  in  Dresden  nieder. 

Bildnis  des  Bildhauers  Johannes  Schilling.     Halbfigur  ohne    2315 
Hände   nach  rechts  vor  gelblichem  Grunde.     Der  schwarz  ge-(2291A) 
kleidete  Meister   mit   rötlichem  Haupthaar  und  Vollbart  blickt     37  d 
aus  blauen  Augen  sinnend  den  Beschauer  an. 

Leinwand;    h.  0,90%;    br.  0,71.     —     1896    als   Geschenk    des   »Sächsischen 
Kunstvereins«. 

Woldemar  Graf  von  Reichenbach 

Geboren  den  7.  März  1846  zu  Walddorf  bei  Neisse  in 
Schlesien;  lebt  in  Wachwitz  bei  Dresden.  Seit  1870  Schüler 
Gussow's  und  Brendels  in  Weimar;    1885  bis   1890  war  er 

47* 


740         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

in  Dresden  tätig-,  1890 — 1894  vornehmlich  in  München;  seit 
1894  in  eigenem  Hause  zu  Wachwitz  bei  Dresden. 

2316  Des  Künstlers  Haus  in  Wachwitz.     Rechts    das    von  Geis- 
(2291B)blatt    und    Rosen    umrankte    Haus    mit    romanischem    Portal. 

22  b  Links  führt  eine  Treppe  durch  blühende  Fliederbüsche  in  den 
oberen  Teil  des  Gartens.  Vorn  auf  dem  Kiesplatz  vor  dem 
Hause  spielen  zwei  kleine  Mädchen  Crocket.  Bezeichnet  unten 
links:  Woldemar  Reichenbach  .  Mein  Haus  zu  Wach- 
witz .  1900. 

Leinwand;  h.  1,22;  br.  1,81.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Fröll-Heuer-Stiftung 
von  der  Internationalen  Kunstansstellung  zu  Dresden. 

Bernhard  Schroeter 

Geboren  zu  Meissen  den  1.  Oktober  1848;  lebt  in  Meissen. 
Schüler  Jul.  Hühners  an  der  Dresdner  Akademie,  seit  1869 
Verlat's  an  der  Weimarer  Kunstschule.  Tätig  in  Meissen 
1871—1872  und  seit  1877. 

2317  Wintersonne.     Frischer  Schnee,   durch  den  vorn  ein  Weg 
(22 9 IC)  gebahnt  ist,   in  links  ansteigendem,  mit  Bäumen  bestandenem 

38  c  Grunde.  Die  tiefstehende  Sonne  wirft  die  scharfen  bläulichen 
Schatten  der  Baumstämme  nach  links  auf  den  Schnee.  Be- 
zeichnet unten  rechts:  Bernhard  Schröter. 

Leinwand;  h.  1,26;  br.  1,06.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Piöll-Heuei-Stiftung 
von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 

Ernst  Ferd.  Eichler 

Geb.  zu  Werdau  den  17.  Januar  1850;  gest.  zu  Zwickau  den 
6.  Dezember  1895.  Schüler  Jul.  Hübner's  an  der  Dresdner 
Akademie.     Er  lebte  in  Rom  und  in  Zwickau. 

23 1 8  Selbstbildnis   des  Künstlers.     Brustbild    halb    nach   rechts 
(2292)  auf  grauem  Grunde.     Der  junge    blonde  Künstler  hält  einen 

Grimma    Stifthalter  in  der  Rechten.     Bez.  r.  oben:  E.  Eichler.   1872. 

Leinwand;  h.  0,61%;  br.  0,60%.  —  1874  von  Prof.  Jul.  Hübner  geschenkt. 
—  1902  an  den  Altertums -Verein  zu  Grimma. 

Wilhelm  G.  Ritter 

Geboren  in  Marburg  an  der  Lahn  den  18.  Februar  1850. 
Lebt  in  Dresden.  Seit  1868  Schüler  G.  Horst's  in  Bamberg 
und  München,  seit  1875  in  Berlin  und  Weimar;  seit  1885 
in  Dresden,  wo  er  selbständig  in  die  neuere  Richtung  überging. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  741 

Vorfrühling.     Motiv    aus    dem    Geberngrund  bei  Goppeln.    23 1 9 
Zwischen    sanften    Rasenhängen    fliesst    ein    blauer    Bach,    zu  (2292A) 
dessen   Seiten    schlanke  Bäume   mit   braunschwellenden  Laub-     32  c 
knospen  ragen.     Bez.  unten  links:    Wilh,  Ritter  93. 

Leinwand ;  h.  1,11 ;  br.  0,75.  —  1894  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  akademischen  KunstaussteUung  in  Dresden. 

Teich     bei    Grosssedlitz.  Lichter    Frühling.     Links    am    2320 

grünen  Rasenhang,    der   sich  zum  Teiche  herabsenkt,   blühen(2292AA) 

Obstbäume.     Dahinter   ragen  erst  spärlich  belaubte  Bäume  in     31  c 

den  leichtbewölkten  Himmel.  Bez.  u.  1.:    W.  G.  Bitter. 

Leinwand;  h.  1,60  ;  br.  1,13.  —  1887  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  internationalen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

G.  Ludwig  Rudow 

Geboren  zu  Merseburg  den  29.  Mai  1850;  lebt  in  Dresden. 
Schüler  der  dortigen  Akademie,    insbesondere  Julius  Hübner's. 

Selbstbildnis    des    Künstlers.     Brustbild    nach   rechts    auf    2321 
dunklem  Grunde.     Der  blonde  Künstler  hält  den  Stift  in  der  (2 2 92 B) 
Rechten,  den  Malstock  in  der  Linken.  Bez.  r.  o.:  L.  Rudoiv    Grimma 
1870,  gemalt  im  Atelier  des  Prof.  Dr.  J.  Hübner. 

Leinwand;  h.  0,61  %\  br.  0,48.  —  Kat.  1887  u.  1892:  N.  2289.  —  1874  von 
Prof.  Jul.  Hübner  geschenkt.  —  1902  an  den  Altertums -Verein  in  Grimma. 

Gotthard  Kuehl 

Geb.  den  28.  November  1850  zu  Lübeck,  lebt  in  Dresden. 
Zuerst  Schüler  der  Dresdner,  dann  der  Münchner  Akademie 
unter  W.  Dietz.  Auf  Studienreisen  in  Holland,  Deutschland, 
sowie  in  Paris  weitergebildet.  Seit  1895  Professor  an  der 
Dresdner  Kunstakademie. 

Traurige  Nachrichten.     Stube  eines  norddeutschen  Hauses.    2322 
Gelbgestrichene  "Wände.     Vor    dem    Kücheneinbau    sitzt    links  (2292 C) 
eine  Frau   mit   friesischem  Kopfputz    und  lauscht  betrübt  auf     34  a 
die  Erzählung  des  ihr  gegenübersitzenden  jungen  Schiffers,  der, 
vorgebeugt,    seine    Mütze    in    den    gesenkt   gefalteten   Händen 
hält.     Bezeichnet  unten  rechts:  G.  Kuehl. 

Ahornholz;  h.  0,58 J^:  br.  0,47.  —  1894  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  KunstaussteUung  zu  Dresden.  —  Photogravüre  der 
Phot.  Gesellschaft,  Berlin. 

Im  Lübecker  Waisenhause.    Mädchenabteilung.    Dreiteiliges    2323 
Bild.    I.  Linker  Flügel:  Die  Waisenhausschule.   Die  kleinen (2292 D) 

36  c 


742         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Mädchen  in  roten  Kleidern  und  blauen  Schürzen  sitzen  strickend, 
lesend,  lernend  in  verschiedenen  Stellungen  auf  ihren  mit 
Tischen  verbundenen  Holzbänken.  Der  Lehrer,  der  im  Hinter- 
grunde an  seinem  Pult  sitzt,  überhört  gerade  eines  der 
Mädchen.  Helles  Licht  von  links  durch  ein  grosses  Fenster. 
—  II.  Mittelbild:  Die  Waisenhausküche.  Rechts  im  Mittel- 
grunde der  Kochofen,  in  dessen  Feuerung,  die  sich  in  der  offenen 
Eisentür  spiegelt,  man  hineinblickt.  Vorn  füllt  ein  Mädchen 
den  sich  herandrängenden  Kindern  Suppe  in  ihre  Näpfe.  Links 
sitzt  eine  Alte  mit  ihrer  Tasse  in  der  Hand  in  der  Nische 
des  Fensters,  durch  das  man  auf  grüne  Bäume  und  rote  Dächer 
hinausblickt.  —  III.  Rechter  Flügel:  Vor  der  Waisenhaus- 
kirche. Die  kleinen  Mädchen  in  roten  Kleidern  und  blauen 
Schürzen  betreten  den  Vorraum  mit  ihren  Gesangbüchern  in 
der  Hand  durch  die  Glastür,  die  die  Mitte  des  Mittelgrundes 
bezeichnet.  Neben  der  Glastür  steht  der  Geistliche  im  schwarzen 
Talar  mit  weisser  Halskrause.  —  Bezeichnet  auf  dem  Mittel- 
bilde rechts  unten:  Gotthard  Kuehl .  Lübeck  .Waisenhaus. 

Leinwand;  h.  1,29J^ ;  br.  jedes  Seitenbild  0,50'/2 ;  das  Mittelbild  1,00V2.  — 
1897  aus  den  Zinsen  der  Troll -Heuer -Stiftung  von  der  Internationalen  Kunst- 
ausstellung, Dresden.   —  Dreifarbendruck  von  E.  A.  Seemann,  Leipzig. 

2324  Die  Augustusbrücke  zu   Dresden  im  Schnee.    Blick  von  der 
(2292E)Kgl.  Kunstakademie    elbabwärts.     Hinter   der    Augustusbrücke 

33  b  die  Marienbrücke,  links  das  Kgl.  Hoftheater.  Graue  Winter- 
Nachmittags-Dämmerung.  Die  Laternen  brennen  schon.  Be- 
zeichnet links  unten:  Gotthard  Kuehl. 

Leinwand;  h.  0,75J^;  br.  1,10.  —  1899  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Deutschen  Kunstausstellung  <  zu  Dresden.  —  Photogravüre  der  Phot. 
Gesellschaft,  Berlin. 

Jacques  Matth.  Schenker 

Geb.  den  24.  Febr.  1854  zu  Luzern;  lebt  in  Dresden.  Schüler 
A.  Flamm's  an  der  Düsseldorfer  Akademie,  Th.  Hagen's  an  der 
Weimarer  Kunstschule.     Seit    1874    selbständig   in    Dresden. 

2325  Ebbe  bei  Dieppe.     Links    das  weit  zurückgetretene  Meer. 
(2293)  Rechts    die  Abhänge   der  Küste.     Vorn  der  nasse  Strand,    an 

27  d  dem  Fischer  und  Fischerinnen  neben  ihren  Karren  und  Pferden 
nach  Lockspeise  graben.  Grauumwölkter  Himmel.  Bezeichnet 
rechts  unten:   Schenker.  Dr.  81. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  743 

Leinwand;    h.  0,47%;  br.  0,83.    —    1882  vom  Comite  der  Albert -Vereins- 
Lotterie  erworben.  —  Phot.  Tamme. 

Frühlingslandschaft.     Flache,    mitteldeutsche  Gegend.     Im    2326 
Hintergrunde  ein  rotdachiges  Dorf  mit  Kirche  und  Windmühle.  (2293A) 
Links  Weideland  mit  Kühen  und  Hirten.     Ein  Fluss  schlängelt     25  b 
sich  zum  Vordergrunde  rechts  herab.    Hier  führt  eine  Treppe  zu 
zwei  Landhäusern  unter  rot  und  weiss  blühenden  Obstbäumen 
empor.     Hellstämmige  Birken  spiegeln  ihr  erstes  zartes  Grün 
im  Wasser.  Bezeichnet  links  unten:  SchenJcer  .  Dresden  .  89. 

Leinwand;   h.  0,64%  ;    br.  1,00.    —    1889  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  akadem.  Ausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Hermann  Prell 

Geboren  zu  Leipzig   den  29.  April  1854;    lebt  in    Dresden. 

Schüler  Grosse's  an  der  Dresdner,    Gussow's    an  der  Berliner 

Akademie.  In  Rom  selbständig  weiterentwickelt.  Seit  1892 
Professor  an  der  Dresdner  Akademie. 

Judas  Ischarioth.  Vorn  nur  Kniestück.  Einsames,  in  Abend-    2327 
schatten  gehülltes  Tal,  über  dem  rechts  der  Vollmond  aufgeht.  (2293 B) 
Rechts  vorn  der  rothaarige  Judas  im  roten  Gewände,  neben  ihm     37  d 
die  beiden  reichgekleideten  graubärtigen  Pharisäer.    Die  Silber- 
linge  glänzen  in  der  ausgestreckten  Rechten  des  einen,  während 
der  andere  den  Apostel    mit  charakteristischer  Handbewegung 
anstösst.     Noch  kämpfend,  fasst  Judas  mit  der  Rechten  krampf- 
haft in  seinen  Gürtelstrick,  mit  der  Linken  in  seinen  Bart.  Links 
hinten  wandelt  Jesus  mit  den  übrigen  Jüngern  dem  Oelberg  zu. 
Bezeichnet  rechts  unten:  H.  PRELL  pinx.   1886. 

Leinwand  ;  h.  2,00 ;  br.  2,86.  —  1894  vom  Künstler  erworben.  —  Phot.  Hanfst. 

Georg  Müller-Breslau 

Geb.  zu  Breslau  den  5.  September  1856;  lebt  in  Dresden.  Seit 
1872  Schüler  Adolf  Dressler's  in  Breslau,  1874  Schüler  der 
Berliner  Akademie  unter  Gussow,  1880 — 1881  wieder  in  Breslau; 
1883  siedelte  er  nach  München,  1885  nach  Berlin  über;  1886 
bis  1887  weilte  er  in  Italien;  seit  1891  selbständig  in  Dresden. 

Spätherbst  im  Riesengebirge.     Im  Vordergrunde  senkt  der    2328 
Abhang  sich  nach  links  hinab,  rechts  oben  mit  grünem  Felde,(2293BB) 
links  unten  mit  herbstlich  braunem  Laubwalde  bedeckt.  Im  Hinter-     33  d 


744         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

gründe  ragen  beschneite  blaue  Kuppen  in  den  bowölkten  Himmel. 
Bezeichnet  unten  links:    GEORG  MÜLLER-BRESLAU  1896. 

Pappe ;  h.  0,79 ;  br.  1,10.  —  1897  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
Ton  der  Internationalen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Carl  L.  N.  Bantzer 

Geb.  zu  Ziegenhain  in  Kurhessen  den  6.  Aug.  1857;  lebt  in 
Dresden.  Schüler  der  Berliner  Akademie  und  L.  Pohle's  in 
Dresden.  In  Paris  weitergebildet.  Seit  1896  Professor  der 
Dresdner  Akademie. 

2329  Wallfahrer  am  Grabe  der  heil.  Elisabeth.  In  der  tiefgelegenen 
(2293  C)  Franziskanerkapelle  zu  Marburg  umringen  kranke  Wallfahrer  die 

37  a  mit  einem  üppigen  Blumenkranz  umgebene  Platte  des  Grabes 
der  heil.  Elisabeth.  Der  Raum  wird  durch  das  von  rechts  oben 
hereinsickernde  Tageslicht  und  durch  eine  Reihe  von  Wachs- 
kerzen massig  erhellt.  In  der  Mitte  ruht  auf  ihrem  Tragbahren- 
lager eine  junge  kranke  Frau  in  rosafarbener  Jacke.  Ihr  Haupt 
ist  zurückgebeugt.  Mit  den  rechten  Fingerspitzen  berührt  sie  die 
wundertätige  Grabplatte.  Hinter  ihr  beten  ihre  Angehörigen. 
Vorn  rechts  kniet,  inbrünstig  flehend,  ein  armer  barfüssiger  flachs- 
köpfiger  Junge,  neben  dem  ein  Alter  die  Platte  küsst.  —  Bez. 
rechts  unten:  C.  N.  Bantzer  .  Dresden  1888. 

Leinwand;  h.  1,557a  ;  br.  2,30.  —  1889  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  akad.  Ausstellung  zu  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

2329  A  Geberngrund -Landschaft.     Im   Schatten   der   Kirschbäume, 

32  d  deren  Stämme  die  Mitte  des  nach  rechts  abfallenden  blumigen 
Rasenabhanges  des  Grundes  einnehmen,  ruht  eine  blau  ge- 
kleidete Frau  mit  ihrem  schlummernden  Kinde  auf  dem 
Schoosse.  Rechts  ein  städtisches  Pärchen.  Dahinter  der  Wald- 
rand des  jenseitigen  Abhanges.  Duftiges,  flimmerndes  Mittags- 
sonnenlicht.    Bezeichnet  rechts  unten:   C.  Bantzer  .  1894. 

Leinwand ;  h.  0,97 ;  br.  1,12.  —  1907  von  der  Bantzer  -  Ausstellung  der 
Galerie  Ernst  Arnold.  —  Das  Bild  ist  charakteristisch  für  eine  bereits  abgeschlossene 
Phase  der  Geschichte  der  Dresdner  Kunst,  die  als  »Schule  von  Goppeln«  bezeichnet 
wurde. 

2330  Hessische    Bäuerin.      Kniestück,     fast    von    vorn.       Vor 
36  a     weissem    Wandgrund    sitzt   die    schwarzgekleidete  Bäuerin    in 

schwarzer  Haube  auf  einem  Stuhl  mit  brauner  Lehne.  In 
ihren  auf  dem  Schoosse  zusammengelegten  Händen  hält  sie  ein 


I.   Dresdner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  745 

weisses  Taschentueh.  Das  grüne  Untermieder  blickt  durch 
die  offene  Jacke.     Bez.  rechts  oben:  G.  Bantzer. 

Leinwand;    h.  1,12;    br.  0,82.    —    1904   aus    den  Zinsen    der  Pröll-Hener- 
Stiftung. 

Friedrich  Heyser 

Geboren  den  12.  Sept.  1857  in  Gnoien  in  Mecklenburg;  lebt 
in  Dresden.  Schüler  von  Pohle  in  Dresden,  von  Ferd.  Keller 
in  Karlsruhe,  der   »Academie  Julian«  in  Paris. 

Bildnis  des  Malers  Professor  Wislicenus  (1825—1899;  vgl.  2330  A 
zu  N.  2356).  Halbfigur  nach  rechts  vor  braungrauem  Grunde.  Der     24  d 
alternde  Meister  mit  grauem  Vollbart  und  spärlichem  Haupthaar 
trägt  einen  zurückgeschlagenen  Pelzmantel  über  schwarzer  Klei- 
dung.   In  der  Linken  hält  er  die  Palette,  in  der  Rechten  den 
Pinsel.    Bezeichnet  unten  in  der  Mitte:  Friedr.  Heyser. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  0,90.    —   1906  als  Geschenk   der  Hermann-Stiftung. 
Der  Dargestellte  war  Professor  der  Düsseldorfer  Kunstakademie. 

Paul  Baum 

Geboren  zu  Meissen  den  22.  September  1859;  lebt  in  Dresden. 
Schüler  der  Dresdner  Akademie  (unter  Fr.  Preller  d.  j.)  und  be- 
sonders der  Weimarer  Kunstschule  (unter  Th.  Hagen).  Auf 
Reisen  selbständig  im  modernen  Sinne  weitergebildet. 

Trauer.  Vorfrühlings-Landschaft  aus  dem  vlämischen  Flach-    233 1 
land.     Schon  grünt    die   weite  Wiesenfläche.     Schon  füllt  ein  (2 2  93  D) 
weicher,  feuchter  Dunst  die  Luft.    Aber  die  Weiden  und  Obst-     32  d 
bäume,  die  zerstreut  auf  dem  Rasen  stehen,  recken  ihre  Zweige 
noch  kahl    und    traurig    in    den  grauen  Himmel.     Bezeichnet 
links  unten:  Paul  Baum. 

Leinwand;   h.  0,93;    br.  1,21.    —    1895   aus  den   Zinsen    der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

Erster  Schnee.     Weite  Flachlandschaft.     Schon  entlaubte    2332 
junge  Bäume  stehen  zerstreut  auf  dem  Weideland,    von  dessen  (2293 E) 
Grün  der  frisch  gefallene,  noch  teilweise  liegen  gebliebene  Schnee      32  c 
sich  leuchtend  abhebt.  Bez.  links  unten:  Paul  Baum  1895. 

Leinwand;    h.  0,57;    br.  0,79%.    —    1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden. 

Max  Arthur  Ferd.  Stremel 

Geb.  zu  Zittau  den  31.  Oktober  1859;  lebt  in  Pasing  bei 
München.  Zuerst  Schüler  der  Münchener  Akademie;  in  Paris  unter 


746         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Munkacsy  weitergebildet;  schliesslich  in  Holland  zur  Freilicht- 
malerei übergegangen.  Im  Winter  wohnte  er  seit  1881  in 
Paris,  seit  1887  in  München;  1889  siedelte  er  nach  Knocke 
sur  Mer,  1896  nach  Dresden  über,  das  er  1899  wieder  verliess. 

2333  Vlämisches  Zimmer.     Einfache,  mit  roten  Fliesen  gedielte 
(2 293  F)  Stube.     Rechts  ein  blauer  Kamin,  links  ein  Bett  mit  lila  Vor- 

33  b     hängen  neben  blauem  Schrank.     Links  vorn  steht  die  schlichte 

Bewohnerin  des  Zimmers  mit  einem  Kruge  in  der  gesenkten 
Rechten.     Bez.  unten  rechts:    Max  Arthur  Stremel  1891. 

Leinwand;  h.  0,67 %;  br.  0,76%.    —   1897  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden. 

Adolph  Fischer-Gurig 

Geboren  den  2.  Juni  1860  zu  Obergurig  bei  Bautzen;  lebt 
in  Dresden.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  1880 — 1883. 
Meisterschüler  von  Professor  Karl  Ludwig  an  der  Berliner 
Akademie  1884 — 1887.  Liess  sich  nach  verschiedenen 
Studienreisen  dauernd  in  Dresden  nieder. 

2333  A  Blick  auf  Emden.      Vorn    rechts    der   bedeckte,    von    ge- 

32  b  schnitzten  Pfeilern  gestützte  Holzbalkon  eines  alten  Hauses. 
Rechts  dahinter  ein  beschattetes  Dach.  Links  und  in  der 
Mitte  Blick  auf  die  im  Sonnenscheine  leuchtenden  gelbroten 
Ziegeldächer  der  Giebelhäuser  der  Stadt.  Im  Hintergrunde 
zwei  Windmühlen.  Leicht  bedeckter  Himmel.  Bezeichnet 
unten  rechts:  Ad.  Fischer-Gurig. 

Leinwand;  h.  0,68%;  br.  0,95%.    —  1908  von  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung. 

E.  Max  Pietschmann 

Geb.  zu  Dresden  den  28.  April  1865;  lebt  in  Dresden.  Schüler 
der  Dresdner  Kunstakademie,  insbesondere  von  L.  Pohle  und 
F.  Pauwels. 

2334  Badende  im  Waldweiher.    Sommerabend.    Im  Mittelgrunde 
(2293  G)  Waldparkrand  mit  prächtigen  Laubbäumen.  Vorn  klares,  dunkles 

34  c     Wasser,   in  dem  Männer  und  Knaben  sich  badend  belustigen. 

Bezeichnet  unten  rechts:    Max  Pietschmann  98. 

Leinwand;    h.  0,95%;    br.  1,24.    —    1899  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  »Deutschen  Kunstausstellung«  zu  Dresden. 


I.    Dresdner  Schule.     XIX    Jahrhundert  747 

Robert  Herrn.  Sterl 

Geboren  den  23.  Juli  1867  zu  Grossdobritz  in  Sachsen,  lebt 
in  Dresden.  Schüler  der  Dresdner  Kunstakademie,  namentlich 
unter  Ferd.  Pauwels.  Weitergebildet  auf  Kunstreisen  nach 
Paris  und  Hessen.  Seit  1904  Lehrer,  seit  1906  Professor 
an  der  Dresdner  Kunstakademie. 

Das  Streich-Quartett  des  Konzertmeisters  Petri.  Die  vier  2334  A 
bekannten  und  beliebten  Dresdner  Streich  -  Quai tettmeister  33  d 
sitzen  bei  warmem,  von  oben  einfallendem  Lampenlicht  vor 
rotbraunem  Vorhange,  der  nur  rechts  ein  Drittel  der  grauen  Wand 
freilässt,  in  voller  Tätigkeit  an  ihren  Notenpulten.  Links, 
nach  rechts  gewandt,  vorn  der  erste  Geiger  Herr  Petri,  weiter 
zurück  der  zweite  Geiger  Herr  War  was ;  rechts,  nach  links  ge- 
wandt, vorn  der  Bratschenspieler  Herr  Spitzner,  weiter  zurück 
der  Bassgeiger  Herr  Wille.  Die  geistige  und  körperliche  Er- 
regung ihres  Spiels  kommt  in  ihrer  Körperhaltung,  ihrer 
Handbewegung  und  ihrem  Mienenspiel  zum  Ausdruck.  Be- 
zeichnet rechts  unten:  Robert  Sterl  1907. 

Leinwand;    h.  1,00;    br.  1,11.    —    1908  von  den  Zinsen  der  Pröll  -  Heuer- 
Stiftung. 

Emanuel  Hegenbarth 

Geboren  den  14.  Januar  1868  zu  Böhmisch-Kamnitz,  lebt  in 
Dresden.  Schüler  der  Münchener  Akademie  (1898 — 1901), 
namentlich  Professor  Heinrich  Zügels.  Seit  1903  Professor 
an  der  Dresdner  Kunstakademie. 

Pferde  am  Flusse.  Am  vorderen  Ufer  des  Flusses,  der  2334  B 
das  Bild  im  Mittelgrunde  durchzieht,  ist  ein  Fuhrknecht  in  32  b 
hellen  Hosen,  blauem  Kittel  und  gelbem  Strohhut,  halb  vom 
Rücken  gesehen,  nach  rechts  gewandt,  mit  den  beiden  Schimmeln 
beschäftigt,  vor  deren  Köpfen  er  steht.  Links  vorn  dünne 
Bäume,  Im  Hintergrunde  niedrige  Höhenzüge.  Hoher  Horizont. 
Bezeichnet  rechts  unten:  E.  Hegenbarth. 

Leinwand;    h.  0,78;    br.  0,95.    —    1908   aus   den  Zinsen   der   Pröll-Heuer- 
Stiftung. 

Oskar  Zwintscher 

Geboren  den  2.  Mai  1870  in  Leipzig;  lebt  in  Dresden.  Schüler 
der  Leipziger    Akademie    von    1887 — 1890,    der    Dresdner 


748         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Akademie  unter  Pauwels  von  1890 — 1892.  Selbständig  in 
Meissen  weitergebildet.  Seit  1903  Lehrer,  seit  1904  Professor 
an  der  Dresdner  Kunstakademie. 

2335  Damenbildnis.     Lebensgrosse    ganze    Gestalt.      Die   Dame 

35  o  (des  Künstlers  Gattin)  in  schwarzem  Rock,  geblümter  dunkler 
Bluse,  und  dunklem  Hut  mit  einem  Schleier  vor  dem  Gesicht 
steht,  nach  links  gewandt,  aber  nach  rechts  zurückblickend, 
vor  hellgrüner  Tür,  deren  Klinke  sie  mit  der  Rechten  fasst. 
Die  linke  Hand,  die  vorn  herabhängt,  ist  mit  schwarzem,  rot- 
nätigem  Handschuh  bekleidet.  Links  ein  blauer  Vorhang, 
unten  ein  roter  Teppich.  Bezeichnet  links  unten  mit  dem 
Monogramm,  Z  im  0,  und  der  Jahreszahl   1902. 

Leinwand;    h.  2,00;    br.  1,00.    —    1903  aus  den    Zinsen   der   Prflll-Heuer- 
Stiftungr. 

August  Wilckens 

Geboren  den  25.  Juni  1870  zu  Kabdrup  in  Schleswig;  lebt 
im  Winter  in  Dresden,  im  Sommer  auf  Fauö.  Zwischen  1888 
und  1891  war  er  Schüler  der  Kunstgewerbeschule  zu  München 
und  Nürnberg.  Von  1894—1898  Schüler  L.  Pohle's  und 
Gotth.  Kuehl's  an  der  Dresdner  Kunstakademie.  Schloss  sich 
nach  Beendigung  seiner  Studien  der  Künstlergruppe  der 
»Elbier«   in  Dresden  an. 

2335  A  Trauer.    Inneres  einer  jütischen  Bauernstube  (Insel  Fanö). 

33  c  Halbfiguren.  Hinter  dem  vorderen,  weiss  bedeckten  Tische, 
der  die  ganze  Breite  des  Bildes  einnimmt,  sitzen  drei  schwarz 
gekleidete,  stumm-schmerzlich  dreinblickende  Frauen  mit  hohen 
Hauben.  Die  zur  Linken  stützt  ihren  Kopf,  nach  rechts  ge- 
wandt, mit  der  linken  Hand.  Die  in  der  Mitte,  die  Witwe, 
die  die  Hände  vor  sich  über  einem  Taschentuch  aufeinander 
gelegt  hat,  blickt,  von  vorn  gesehen,  starr  gerade  aus. 
Die  zur  Rechten  umschliesst,  nach  links  gewandt,  mit  beiden 
Armen  den  vor  ihr  stehenden,  sich  an  sie  schmiegenden 
Knaben.  Um  den  hinteren  Tisch,  auf  dem  zwei  Kerzen 
brennen,  sind  einige  Männer  vereinigt.  Bräunlicher  Wandgrund. 
Bezeichnet  rechts  unten:  A.  Wilckens. 

Leinwand;    h.  1,05;    br.  1,51.    —    1908   Ton  den  Zinsen   der    Pröll-Heuer- 
Stiftung. 


I.   Dresdner  Schule.    XVI.  Jahrhundert  749 

C.  Fr,  Hans  Unger 

Geboren  den  26.  August  1872  zu  Bautzen;  lebt  in  Dresden. 
Schüler  der  Professoren  Preller  und  Prell  an  der  Dresdner 
Kunstakademie.     1897 — 1898  in  Paris  weitergebildet. 

Die  Muse.    Kniestück  nach  rechts.    Am  brausenden  Meere    2336 
unter  schwarz  um wölktem  Himmel  sitzt  die  dunkeläugige  Muse  (2293  H) 
im  tiefgrünen    Gewände.     Ihr  braunes  Haar  wallt  im  Sturme.      38  c 
Ihre  Leyer    hält   sie    mit  der   Linken.     Begeisterten    Blickes 
schaut  sie  drein.     Bez.  unten  links:  HANS  UNGER  97. 

Mahagoniholz;  h.  1,11%;  br.  0,84%. —  1897  aus  den  Zinsen  der Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstansstellung  zu  Dresden.  —  Phot.  Ges. 

Richard  Müller 

Geb.  zu  Tschirnitz  bei  Karlsbad  in  Böhmen  den  28.  Juli  1874 ;  lebt 
in  Dresden.  Erst  Schüler,  dann  Professor  der  Dresdner  Kunstaka- 
demie, insbesondere  Leon  Pohle's.  Auch  als  Radierer  ausgezeichnet. 

Barmherzige  Schwester.    Kniestück  nach  links.    In  blauem    2337 
Kleide  und  grosser  weisser  Flügelhaube  sitzt  die  Schwester  vor  (2293  J) 
purpurfarbenem  Vorhang  auf  schlichtem  Stuhl.      Sie  hält  mit     36  c 
beiden  Händen  ein  Gebetbuch  vor  sich  auf  dem  Schoosse.    Be- 
zeichnet oben  links:  RICH.  MÜLLER  .  1898—99. 

Mahagoniholz ;  h.  1,28 ;   br.  0,91.    —    1899  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  »Deutschen  Kunstausstellung«  zu  Dresden. 

Osmar  Schindler 

Geboren  zu  Burckhardtsdorf  bei  Chemnitz  den  22.  Dez.  1867; 
lebt  in  Dresden.  Von  1882  bis  1890  Schüler,  seit  Ostern 
1900  Lehrer,  dann  Professor  der  Dresdner  Kunstakademie, 
an  der  besonders  Pohle  und  Pauwels  seine  Lehrer  waren. 

Im  Kumtlampenschein.  Vorderer  Teil  eines  mit  einer  Plane    2338 
bedeckten  Frachtwagens,  dessen  ruhende  Pferde,  nahezu  lebens-(2293K) 
gross,    bis    zu   den    Knieen  sichtbar,  nach  links  gewandt,  den     22  h 
Vordergrund  einnehmen.     Rechts    neben   dem  Schimmel  steht, 
als  Halbfigur  sichtbar,  der  Fuhrmann,  im  Begriff  die  Laterne 
am  Kumt    anzuzünden.     Die   ersten   Sterne  durchstrahlen  des 
Himmels  bläuliches  Abenddämmerlicht. 

Leinwand;  h.  1,12%;  br.  1,95%.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  in  Dresden. 


750         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

H.  F.  Georg  Lührig 

Geboren  zu  Göttingen  den  26.  Januar  1868;  lebt  in  Dresden. 
Er  studierte  1885 — 1890  an  der  Münchener  Akademie  unter 
Joh.  Herterich,  Raupp  und  Loefftz,  bildete  sich  dann  aber  auf 
Reisen  nach  Italien,  Ungarn  und  Rumänien  selbständig  weiter. 
Seit  1893  gehört  er  der  Dresdner  Kunst  an. 

2339  Ein  Pelikan.     Der  lebensgrosse    weisse  Vogel    steht,    von 
(2293  L)  hinten  gesehen,  aber  mit  dem  Kopf   nach    links  gewandt,  am 

35  d  Rande  eines  Baches,  dessen  Kräuselwellen  den  blauen  Himmel 
wiederspiegeln.    Am  Ufer  kommt  jeder  Kiesel  zur  Geltung. 

Leinwand;  h.  1,19%;  br.  1,08.  —  1901  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 

2340  Alter  und  Jugend.  Kniestück.  Einem  graubärtigen,  blau- 
31  a  äugigen  Alten  in  weissem  Rock,  braunem  Mantel  und  Pelz- 
mütze, der  sich  mit  der  Rechten  auf  seinen  Stock  stützt, 
schreitet,  nach  links  gewandt,  ein  schwarzhaariges  junges 
Mädchen  in  heller  Bluse,  rotem  Gürtel,  schwarzem  Rock  und 
hinten  herabfallendem  Kopfschleier,  den  sie  mit  der  gesenkten 
Rechten  hält,  durch  Rosenhecken  voran.  Das  flache  Wiesenland, 
durch  das  das  ungleiche  Paar  schreitet,  wird  von  einem  Bach 
durchflössen,  hinten  von  graublauen  Höhen  begrenzt. 

Leinwand;  h.  1,13;  br.  1,24,  —  Das  Bild,  das  1902  auf  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  auftauchte  und  1903  in  Dresden  ausgestellt  war,  wnrde  1903  aus  den 
Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung  erworben.  —  Phot.  Ges. 

Karl  Mediz 

Geboren  zu  Wien  den  4.  Juni  1868;  lebt  in  Dresden.  Schüler 
der  Wiener  Akademie.  In  München  und  Paris,  später  aber  be- 
sonders auf  Reisen  mit  seiner  Gattin,  der  Malerin  Emilie 
Mediz-Pelikan  (gest.  1908),  weitergebildet.  Seit  1893  lebt  er  in 
Dresden,  dem  er  seiner  letzten  Entwicklung  nach  angehört. 

2341  Cypressen  am  Meeres -Ufer.    Motiv  aus  Dalmatien.    Vorn 
( 2  2  9 3 M)  vor  den  Cypressen  ein   Garten    mit    dunkelroten    Rosenbeeten. 

22  c  Im  Mittelgrunde  das  blaue  Meer.  Im  Hintergrunde  die  duftige 
Küste  unter  leichtbewölktem  Himmel.  Die  mächtigen  dunkel- 
grünen Cypressen,  die  das  Bild  beherrschen,  spriessen  am  Ab- 
hang zwischen  dem  Garten  und  dem  Meere. 

Leinwand;  h.  1,(34;  br.  1,50.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 


II.    Düsseldorfer  Schule.     XIX.  Jahrhundert      751 


II.    Die  Düsseldorfer   Schule 
Peter  von  Cornelius 

Geb.  den  23.  Sept.  1783  zu  Düsseldorf;  gest.  den  6.  März 
1867  zu  Berlin.  Schüler  der  alten  Düsseldorfer  Akademie 
unter  Direktor  Langer;  weiterentwickelt  1800 — 1811  in 
Frankfurt  a.  M.,  1811—1819  in  Rom.  Dann  war  er  1820 
bis  1824  Direktor  der  neuen  Düsseldorfer,  1824 — 1840  der 
Münchener  Akademie;  1841  folgte  er  einem  Rufe  nach  Berlin. 
Neubegründer  der  grossen  Wandmalerei  in  Deutschland. 

Cornelius  gehört  ebensowohl  der  Münchener  und  der  Berliner  Schnle  an  als 
der  Düsseldoi  fer ;  da  er  jedoch  nicht  nur  in  Düsseldorf  gehören  war,  sondern  hier 
auch  lernte  und  hier  seine  Lehrtätigkeit  begann,  so  ist  er  von  der  Schule  dieser 
Stadt  nicht  zu  trennen. 

Bildnis  des  Gottfried  Malss.    Brustbild  nach  rechts  vor  Park-  2342 

bäumen.    Der  blauäugige,  braunhaarige  Herr  legt  seinen  rechten  (2294) 

Arm  vorn  auf  eine  Stuhllehne.    Nur  die  rechte  Hand  ist  sichtbar.  23  d 
Sein  Rock  ist  dunkel;  Hemd,  Halsbinde  und  Weste  sind  weiss. 

Leinwand ;  h.  0,52 ;  br.  0,41.  —  1886  von  Herrn  Dr.  Malss  erworben.  — 
Zwischen  1809  und  18)1  in  Frankfurt  a  M.  gemalt.  —  Es  ist  das  Bild,  dessen  Herrn. 
Riegel  in  seinem  »Cornelius«  (2.  Ausg.  Hannover  1870,  S.  385)  mit  folgenden  Worten 
gedenkt:  »1809 — 1811  (Frankfurt).  Von  den  übrigen  Bildnissen  in  Oel  hat  sich, 
obgleich  solche  noch  vorhanden  sein  müssen,  zur  Zeit  nichts  Zuverlässiges  ermitteln 
lassen,  als  dass  die  Familie  des  Inspektors  Malss  eines  besitzt,  welches  unter  allen 
von  Cornelius  gemalten  Bildnissen  das  beste  sein  soll«.  —  Der  Dargestellte,  geb.  zu 
Frankfurt  a.  M.  den  27.  Februar  1781,  gest.  daselbst  den  22.  Sept.  1842,  gehörte 
zu  CorneUus'  nächstem  Umgang  während  seines  Aufenthaltes  in  Frankfurt  a.  M. 

Hermann  Plüddemann 

Geb.  zu  Kolberg  den  17.  Juli  1809;  gest.  zu  Dresden  den 
24.  Juni  1868.  Seit  1828  Schüler  des  K.  Begas  in  Berlin, 
seit  1831  des  W.  v.  Schadow  in  Düsseldorf,  wo  er  bis  1848 
blieb.     Nach  dieser  Zeit  in  Dresden. 

Friedrich  Barbarossa  zu  Besancon.    Der  Kaiser  schlichtete    2343 
hier  1157  den    Streit  der  Parteien.     In    lebhafter    Bewegung  (2295) 
sind  links  die  kirchlichen,  rechts  die  weltlichen  Würdenträger    43  A  a 
angeordnet.      Einer  der  letztgenannten    stürzt    sich    mit    dem 
Schwert  auf  den  Kardinal.     Der  Kaiser  aber  steht  vor  seinem 
Throne,    hält   in    der  Rechten    sein    Szepter    und    streckt    die 


752         Deutsche  des  neuDzehnten  Jahrhunderts 

Linke,  Einhalt  gebietend,  gegen  die  Rasenden  aus.  Bezeichnet 
links  unten:  H.  Plüddemann.  1859. 

Leinwand ;  h.  1,67;  br.  2,43.  —  1860  mittels  der  Ausstellungsgelder  erworben. 

Rudolf  Jordan 

Geb.  zu  Berlin  den  4.  Mai  1810;  gest.  zu  Düsseldorf  den  25.  März 
1887.  Anfangs  Schüler  der  Berliner,  seit  1833  W.  v.  Schadow's 
und  K.  Sohn's  an  der  Düsseldorfer  Akademie;  in  Düsseldorf 
blieb  er,  abgesehen  von    vielen    Studienreisen,    auch   ansässig. 

2344  Schiffbruch  an  der  normannischen  Küste.   Rechts  die  steile 

(2296)  Felsenküste,  auf  der  das  Schifferhaus   liegt.     Links  das  bran- 
40  c     dende  Meer,  in  dem  ein  Schiff  versinkt.    Unten  am  Ufer  wird 

das  Rettuugsbot  bereit  gemacht.  Die  Frau  eines  der  Schiff- 
brüchigen hat  sich  vor  dem  Lotsen  auf  die  Kniee  geworfen, 
der  die  Rettungsleine  mit  der  Rechten  fasst  und  die  Linke 
vor  die  Augen  hält,  um  aufs  Meer  hinauszuschauen.  Bez. 
links  unten:  R.  J.  (als  Monogramm)  zwischen  1848. 

Leinwand ;  h.  1,05 ;  br.  1,36.  —  1879  im  Kunsthandel  aus  Düsseldorf.  — 
Eine  Wiederholung  von  18<9  in  der  Stuttgarter  Galerie.  —  Gest.  1848  von 
Th.  Janssen,  1882  von  G.  E.  Ludw.  Friedrieh.  9fr  Neues  G.-W.  III,  7.  —  Phot.  Tamme. 

Andreas  Achenbach 

Geboren  zu  Kassel  den  29.  September  1815;  lebt  in  Düssel- 
dorf. Schüler  J.  W.  Schirmer' s  an  der  Düsseldorfer  Akademie. 
Durch  Naturstudien  auf  weiten  und  wiederholten  Reisen  selbst- 
ständig weitergebildet.  Altmeister  der  Düsseldorfer  Land- 
schaftsmalerei. 

2345  Holländisches  Strandbild.  Links  hinter  den  Dünen  ein  Kirch- 

(2297)  türm.    Rechts  die  brandende  Nordsee.    Einige  Fischerschaluppen 
25  b     unter  Segel.     Vorn  in  der  Mitte   liegt  eine  von  ihnen  in  der 

Brandung.  Männer  und  Frauen  waten  durchs  Wasser,  um 
ihre  Ladung  in  Körben  ans  Land  zu  tragen.  Links  am  Ufer 
buntes  Volksleben.     Bez.  links  unten:  A.  Achenbach  1854. 

Leinwand;  h.  0,70%;  br.  1,01.  —  1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Morit« 
Winckler. 

2346  Strand  bei  Vlissingen.     Links    das    vom    Sturme  empörte 

(2298)  Meer,    auf   dem  einige  Fischerschaluppen   schwanken.     Rechts 
25  b     hinter    dem    Steindamm  die  von  der  Sonne  beschienene  Stadt. 

Vorn  neben  dem  Rundturm  bespült  die  Brandung  den  Damm, 


II.   Düsseldorfer  Schule.    XIX.  Jahrhundert      753 

auf  dem  zahlreiche  Personen  gegen  Sturm  und  Wellengischt 
kämpfen.    Bezeichnet  rechts  unten:  A.  Achenbach  64. 

Mahagoniholz ;  h.  0,75 ;  hr.  1,10.  —  1876  im  Kunsthandel  ans  Berlin. 

An    einer   Amsterdamer  Gracht.     Nachtstück.     Links  rot-    2347 
dachige  Häuser;    in  der  Mitte  die  Gracht;    buntes  Treiben  in  (2299) 
den  am  Ufer  liegenden  Schaluppen  und  Böten.  Rechts  auf  dem     30  b 
Damme  eine  Windmühle,    deren   Flügel    mit   rotem  Segeltuch 
bekleidet  sind.     Hinter  einem  der  Flügel  steht  der  Vollmond. 
Bezeichnet  rechts  unten:  A.  Achenbach  1871. 

Leinwand;  h.  1,S4;  br.  2,31.  —  1882  im  Kunsthandel  ans  Berlin.  — Phot.Tamme. 

Fischerdorf  im   Mondschein.     Nachtstück.    Vorn  der  See-    2348 
Strand,  auf  dem  die  heraufgezogenen  Fischerböte  in  der  Mitte  (2300) 
vor    dem    Kirchturme    eine    dunkle  Hauptmasse    bilden.     Der     32  a 
Vollmond  geht  auf.     Rechts  in  der  Ferne  blinkt  ein  Leucht- 
turm.    Bezeichnet  links  unten:  A.  Achenbach  72. 

Leinwand;  h.  0,58%;  br.  1,10.  —  1876  im  Kunsthandel  ans  Berlin. 

Wassermühle  am  Waldbach.    Die  rotdachige  Mühle  liegt  in    2349 
der  Mitte  unter  grünen  Bäumen.    Rechts  der  waldige  Abhang  (2301) 
des   von   tiefhängenden    Sturm-    und    Regenwolken    bedeckten     30  b 
Berges.    Links  Blick  auf  eine  Saline  und'  in  die  Ebene.     Der 
Waldbach,    der    die  Räder   treibt,    stürzt    sich,   mächtig  ange- 
schwollen und  den  Brückensteg  überschwemmend,  zum  Vorder- 
grunde links  herab.    Bez.  rechts  unten:  A.  Achenbach  72. 

Leinwand  ;  h.  1,57  ;  br.  2,36.  —  1883  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  —  Ph.  Tamme. 

Adolph  Richter 

Geb.  zuThornden  12.  Juli  1812;  gest.  zu  Düsseldorf  den  23.  Nov. 
1852.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  1830  bis  1831,  der 
Düsseldorfer  Akademie  1835 — 1843.  Blieb  in  Düsseldorf  tätig. 

Die  Rückkehr  des  rheinischen  Landwehrmannes.  Links  blickt    2350 
der  Heimkehrende,    seinen  Säbel    mit    der  Rechten  schulternd  (2302) 
und  die  Linke  ausstreckend,  zum  offenen  Fenster  des  Stübchens  Plauen  L  v- 
herein,    in    dem    seine  Angehörigen   am  Tische  sitzen.     Seine 
Mutter    und    seine  Gattin  springen  auf,    um  ihm  entgegenzu- 
eilen.   Bez.  links  unten:  A.  Richter  .  Düsseldorf.    1851. 

Leinwand;  h.  0.67%;  br.  0.89.  —  1885  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winekler  in  Dresden.  —  1905  an  den  Kunstverein  zu  Flauen  i.  V.  —  Phot.  Tamme. 

48 


754         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Friedrich  A.  de  Leeuw 

Geb.  den  19.  April  1817  zu  Grafen werth  bei  Solingen;  gest. 
den  15.  Juni  1888  zu  Düsseldorf.  In  Düsseldorf  gebildet, 
lebte  er  hier  bis  an  sein  Ende. 

2351  See  im  Mondschein.     Weite,    leichtgewellte  Wasserfläche, 
(2302A)in  welcher    der  Vollmond    sich  spiegelt.     Vorn   Fischerbarken. 

Grimma    p,ez    im]iS  unten :  Fr.  de  Leeuiv.  1845. 

Leinwand;  h.  0,14;  br.  0,17%.  —  Kat.  1887  n.   1892:  N.  2390.  —  1884  als 
Vermächtnis  des  Herrn  Moritz  Winckler  in  Dresden.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

—  1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

2352  Winterlandschaft.     Vorn  ein  gefrorner  See,    auf   dem  ein 
(2 3 02  B)  Mädchen  geht.    Im  Mittelgrunde  Waldrand,  in  der  Ferne  eine 

Grimma    Stadt.     Bez.  rechts  unten:  Fr.  de  Leeuw.  1845. 

Leinwand;    h.  0,14;    br.  0,17%.  —   Kat.  1887  u.  1892:  N.  2391.   —    1884 
als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz  Winckler  in  Dresden.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

—  1902  au  den  Altortumsverein  zu  Grimma. 

Julius  Röting 

Geb.  den  7.  Sept.  1821  zu  Dresdeu;  gest.  in  Düsseldorf  den 
22.  Mai  1896.  Schüler  Ed.  Bendemann's  in  Dresdeu.  In 
Düsseldorf  weitergebildet,   war  er  hier  auch  Akademieprofessor. 

2353  Columbus  vor    dem   geistlichen   Rate    zu    Salamanca.     Alte 

(2303)  Klosterhalle.    Links  sitzen  und  stehen  die  geistlichen  Würden- 
43  A  b    träger.     Rechts  drängen  sich  die  Mönche.     Columbus  hält  die 

Weltkarte  in  der  Linken  und  streckt  die  Rechte  beteuernd  aus. 
Ihm  gegenüber  stehen  die  Prälaten,  die  ihm  lebhaft  erregt 
widersprechen.     Bez.  links  unten:  J.  Roeting.    1851. 

Leinwand;  h.  1,73;  br.  2,39   —  1851  durch  die  Lindenau-Stiftung  erworben. 

—  Phot.  Timme. 

Gust.  Ed.  Seydel 

Geb.  zu  Luxemburg  den  18.  März  1822;  gest.  zu  Dresden  den 
30.  Sept.  1881.  Er  war  Schüler  der  Düsseldorfer  und  der  Ant- 
werpener  Akademie,  Hess  sich  jedoch  später  in  Dresden  nieder. 

2354  Trauerbotschaft.    Der  verwundete  Krieger,  der  sich  mit  der 

(2304)  Linken  auf  den  Tisch  stützt,  hat  den  Eltern  die  Trauerbotschaft 
Grimma    gebracht.     Links  vorn   sitzt  die  Mutter  und  birgt  ihr  Gesicht 

in  den  Händen.  Rechts  vorn  sitzt  der  Vater  und  hält  den 
Brief   in   der  Rechten.     Bez.  rechts  u.:    Ed.  Seydel  1867. 


II.   Düsseldorfer  Schule.     XIX.  Jahrhundert      755 

Zuekerkistenholz;  h.  0,49;  br.  0,67.  —  1867  durch  die  Ausstellungs-Einnahme. 
—  1902  an  den  Altertumsverein  zu  Grimma. 

Joh.  Karl  Lasch 

Geb.  zu  Leipzig  den  1.  Juli  1822;  gest.  (auf  einer  Reise)  zu 
Moskau  den  28.  August  1888.  Schüler  der  Dresdner  Akademie 
und  Prof.  E.  Bendemann's.  Seit  1844  in  München  weiter- 
gebildet. Er  liess  sich  1857  in  Paris,  1860  in  Düsseldorf 
nieder,  wo  er  zum  Professor  ernannt  wurde.  Reiste  viel, 
Bildnisse  zu  malen. 

Kinderlust,     Unter  einem  Baume  spielen  acht  Kinder  an    2355 
einer  mit  Heu   beladenen  Karre.     Ein  Knabe  schiebt  sie;  ein  (2306) 
Mädchen  ist  als  Pferd  angespannt;  ein  kleiner  Knabe  sitzt  als   Chemnitz 
Kutscher  auf  dem  Bock.    Rechts  eine  ältere  Frau,  der  ein  Knabe 
Heu  lesen  hilft.    Bez.  r.  u.:  C.  Lasch.  1861.  Düsseldorf. 

Leinwand ;  h.  1,06 ;  br.  0,86.  —  1862  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme  er- 
worben. —  Gest.  von  J.  W.  F.  Witthöft.  —  Phot.  Ges. 

Hermann  Wislicenus 

Geb.  zu  Eisenach  den  20.  Sept.  1825;  gest.  zu  Goslar  den 
25.  April  1399.  Schüler  der  Dresdner  Akademie  unter  Jul. 
Schnorr  v.  Carolsfeld.  In  Italien  1854—1857;  1857—1868 
in  Weimar;  seit  1868  Professor  an  der  Akademie  zu  Düssel- 
dorf.    Später  in  Goslar. 

Abundantia  und  Miseria.    Ueberfluss  und  Elend.    Links:    2356 
Die  thronende  Abundantia,  ein  blühendes  Weib  mit  Rosen  im  (2306) 
Haar,    mit  einem  Füllhorn   zu  ihren  Füssen,    einem  Säugling     23  c 
an  der  Brust,  einem  zweiten  Knaben  auf  dem  Schoosse,    zwei 
grösseren  zur  Seite.    Darunter  die  Unterschrift  ABUNDANTIA. 
Im  Sockel,    grau    in    grau    auf   rotem  Grunde:    ein   auf  dem 
Rücken    liegender   Jüngling,    dem    eine    dem    Füllhorn    ent- 
krochene  Schlange  auf  der  Brust  liegt.    Rechts:  Die  Miseria, 
eine  leidende  Frau  im  Mantelschleier,  an  deren  Brust,  Schooss 
und  Knie  sich  vier  Kinder  verschmachtend  anschmiegeu.    Rechts 
neben    ihr    ein    kahler    Baum.      Uuter    ihr    die    Unterschrift 
MISERIA.     Im  Sockel,  grau  in  grau  auf  rotem  Grunde,    ein 
schlummernder  Jüngling,    zu    dessen    Füssen    zwei  Vögel    ein 
Tuch  von    einem  Füllhorn  ziehen.     Bezeichnet    unten    in    der 
Mitte:  WISLICENUS. 

48* 


756         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Leinwand;  h.  1,76;  br.  1,93.  —  1852  an3  dem  Akademiefonds  erworben.  — 
Es  war  das  erste  Bild  des  Meisters. 

2357  Entwurf  zu    einem    Theatervorhang.      In    der  Mitte    wird 
(2307)  Apollon   als  Vertreter    der  dramatischen  Muse    mit   der  Leyer 

Frankenberg  jü  <jer  Linken,  dem  Spiegel  in  der  Rechten,  auf  einem  von 
zwei  weissen  Rossen  gezogenen  Wagen  gen  Himmel  getragen. 
Links  schweben  die  Laster,  rechts  schweben  die  Tugenden. 
Vom  links  sitzt  Mephistopheles. 

Leinwand;  h.  1,45%;  br.  1,36.  —  1879  von  der  Generaldirektion  der  Galerie 
überwiesen.  —  Bei  der  Konkurrenz  für  den  Vorhang  des  neuen  Dresdner  Theaters 
prämiiert.  —  1904  ans  Kgl.  Lehrerseminar  in  Frankenberg. 

Oswald  Achenbach 

Geb.  zu  Düsseldorf  den  2.  Februar  1827;  gest.  daselbst  den 
1.  Februar  1905.  Schüler  der  dortigen  Akademie  und  seines 
Bruders  Andreas  Achenbach.  Durch  wiederholte  Reisen  nach 
Italien  zu  seiner  Eigenart  entwickelt.  Lebte  in  Düsseldorf, 
wo  er  zum  Professor  ernannt  wurde. 

2358  Rocca  di  Papa  am  Albanergebirge.    Links  vorn  das  Städt- 

(2309)  eben  am  Bergabhange   mit    seiner  engen,    von    buntem  Volke 

27  c     belebten   Hauptgasse.      Rechts    unten    dehnt    sich    die    weite, 

bräunliche,  sonnige  Campagna.  Helles  Abeudsonnenlicht  fällt 
von  rechts  auch  auf  die  Wolken,  die  sich  links  am  Berge 
sammeln.     Bez.  links  unten :   Osw.  Achenbach. 

I>einwand ;  h.  1,28 ;  br.  1,80.  —  1876  vom  Künstler  erworben. 

2359  St.  Annenumzug  in  Casamicciola  auf  Ischia.   Nachtstück.    Die 

(2310)  Prozession,   in  deren  Mitte  das  hell  beleuchtete  Bild  der  heil. 

28  d     Anna  getragen  wird,  bewegt  sich  beim  Scheine  der  geweihten 

Kerzen  zum  Vordergrunde  herab.  Rechts  vorn  stehen  Zuschauer 
auf  dem  Dache  des  Hauses.  Im  Hintergrunde  hinter  den  Kuppeln 
der  Stadt  schimmert  das  Meer.  Davor  steigt  eine  Rakete  in  die 
Höhe.     Bezeichnet  rechts  unten:  Osw.  Achenbach  1876. 

Lein« and;  h.  1,25;  br.  1,08.  —  1878  im  Kunsthandel  aus  Berlin. 

2360  Am  Golf  von  Neapel.    Links  und  vorn  die  Küste  bei  Massa; 
{2311)  rechts  das  Meer,  auf  dem  ein  Dampfbot  zur  Stadt  fährt.    In  der 

25  c  Mitte  des  Hintergrundes  die  Insel  Capri.  Im  Vordergrunde  buntes 
Volksleben  auf  dem  flachen  Dache  eines  Hauses.  Ein  junger 
Bursche  spielt  Ziehharmonika;  ein  junges  Mädchen  schwingt 
den  Tamburin.     Abendstimmung.     Der  Horizont  ist  noch  rot. 


II.    Düsseldorfer  Schule.    XIX.  Jahrhundert      757 

Links  blinkt  die  Mondsichel  am  Himmel.  Bezeichnet  links 
unten:  Oswald  Achenbach.  1880. 

Leinwand:  h.  1,41%:  br.  1,97%.  —  1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winckler. 

Axel  Nordgren 

Geboren  den  5.  Dezember  1828  zu  Stockholm;  gestorben  zu 
Düsseldorf  den  12.  Februar  1888.  Machte  seine  ersten 
Studien  in  seiner  Heimat.  Schloss  sich  seit  1851  an  H.  Gude 
in  Düsseldorf  an,  lebte  in  Düsseldorf. 

Ein  schwedisches  Fischerdorf  im  Winter.  Links  am  beschneiten    236 1 
Ufer  hölzerne  Häuser.  Rechts  der  Meeresarm.  Vorn  liegen  Fischer-  (2312) 
böte  am  Ufer.    Ein  Bursche  und  ein  Mädchen  tragen  einen  Korb      25  c 
Fische  ans  Land.    Schwerer,  nassgrauer  Himmel,  doch  am  Hori- 
zonte ein  rosenroter  Lichtstreif .  Bez.  1.  u.:  A.  Nordgren  1884. 

Leinwand;  h.  0,71%;  br.  1,28%.  —  1884  ans  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  erworben. 

Benjamin  Vautier 

Geboren  zu  Morges  am  Genfer  See  den  24.  April  1829;  gest.  zu 
Düsseldorf  den  25.  April  1898.  Seinen  ersten  Unterricht  er- 
hielt er  in  Genf.  Seit  1850  studierte  er  in  Düsseldorf,  vorzugs- 
weise unter  R.  Jordan.  1856 — 1857  war  er  in  Paris. 
Dann  liess  er  sich  ganz  in  Düsseldorf  nieder.     Professor. 

Tanzpause  auf  einer  elsässischen  Bauernhochzeit.  Die  Musi-    2362 
kanten   sitzen  in  der  Mitte   des    Saales    auf  erhöhter   Bühne.   (2313) 
Links  stehen  die  hübschen  jungen  Tänzerinnen  an  der  Wand.      25  c 
Ihnen  zugewandt  steht  ein  junger  Bursche  mit  bekränzter  Pelz- 
mütze, hält  eine  Zinnkanne  in  der  Linken  und  erhebt    in   der 
Rechten    das    Glas,    das  er  der  Erwählten  bringt.     Rechts  im 
Nebenzimmer  sitzt  das  Brautpaar  am  Tische.    Davor  fröhliches 
Treiben  von  Jung  und  Alt.     Vorn  sitzt  ein  Kind  am  Boden. 
Bezeichnet  rechts  unten :  B.  Vautier  Ddf.  1878. 

Leinwand ;  h.  0,90% ;  br.  1,34.    —  1878  im  Kunsthandel  aus  Düsseldorf.  — 
Gest.  von  Hugo  Bürkner  Sfr  N.  F.  13.  —  Phot.  Ges. 

Wilhelm  Sohn 

Geboren  zu  Berlin  1830;  gest.  den  16.  März  1899  in  einer 
Heilanstalt  bei  Bonn  a.  Rh.  Seit  1847  Schüler  seines  Oheims 
und  nachmaligen  Schwiegervaters  Professors  Karl  Sohn  in  Düssel- 
dorf ;  seit  1874  Professor  der  Düsseldorfer  Kunstakademie. 


758        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2363  Ei"   Krieger    aus    dem    XVII.   Jahrhundert.     Brustbild  ohne 
(2313A)Häode    nach    rechts    auf    braunem    Grunde.     Bartloser  Kopf; 

34  c  grosser  schwarzer  Sehlapphut;  brauner  Rock;  stählerne.  Hals- 
berge.    Bezeichnet  links  unten:   Wilh.  Sohn.     1869. 

Leinwand;  h.  0,70;  br.  0,54  J^.  —  1887  im  Kunsthandel  aus  Düsseldorf. 

Joh.  Christian  Kröner 

Geboren  zu  Rinteln  den  3_.  Februar  1838;  lebt  in  Düsseldorf. 
Durch  Selbststudien  in  München  (lS61)und  Düsseldorf  (seil 
L862),  hauptsächlich  aber  vor  der  Natur  gebildet.    Professor. 

2364  Herbstlandschaft  mit  Hochwild.  Herbstlich  gefärbte  Waldungen 
(231 3 B)  bedecken  die  Bergabhänge.  Vorn  rechts  ein  kleiner  Bach,  dem  ein 

26  c  mächtiger  Hirsch  entsteigt.  Er  dampft  und  sein  Atem  ist  sicht- 
bar. Links  vor  ihm  äsen  die  Hirschkühe.  Anderes  Wild  weiter 
links  und  hinten  in  dem  sonnig  ansteigenden  Tale.  Weich  um- 
wölkter  Himmel.  Bez.  links  unten:  Ch.  Kröner  .  Düss.87. 

Leinwand;  h.  0,80;  l>r.   1,05.   —  1888  aus  den  Zinsen  der  Pndl-Heuer-Stiftung 
von  der  akadeni.  Ausstellung,  Dresden. 

Eduard  von  Gebhardt 

Geboren  im  Pfarrhause  zu  St.  Johannis  in  Esthland  den  1. 
(13.)  Juni  1838;  lebt  in  Düsseldorf.  Seit  1854  Schüler  der 
St.  Petersburger  Akademie,  dann  der  Karlsruher  Kunstschule; 
1860  Schüler  Wilhelm  Sohn's  in  Düsseldorf.  Seit  1873 
Professor  an  der  Düsseldorfer  Akademie. 

2365  Die  Pflege  des  heiligen  Leichnams.      In    einem    nordisch- 
(2314)  bürgerlichen  Gemache  liegt  links  der  Leichnam  Christi  an  den 

26  b  Knieeu  seiner  Mutter.  Vor  ihm  knieen  zwei  Frauen.  Die 
eine  kämmt  ihn,  die  andere  wäscht  ihn.  Zwei  andere  halten 
die  Wasserbehälter.  Eine  fünfte  holt  frisches  Leinen  aus  dem 
Schranke.  Dem  Heiland  zugewandt,  stützt  Johannes  sich  im 
tiefsten  Schmerze  auf  den  Tisch.  Rechts  sitzen  die  vier  be- 
freundeten Männer,  die  den  Toten  hereingetragen  haben  und 
nur  der  Beendigung  seiner  Waschung  warten,  um  ihn  hinaus- 
zutragen ans  Grab.  Ganz  rechts  hinter  ihnen  steht  der  Künstler 
selbst  mit  seinen  Kindern.  —  Bez.  rechts  unten:  E.  Gebhardt 
(das  E  nach  links  gewandt  am  G)  MDCCCLXXXI1I. 

Eichenholz;    h.  0,70^;    br.  1,00.     —     1884  im  Kunsthandel  aus  Berlin.    — 
Phot.  llanfstängl-  München. 


IL    Düsseldorfer  Schule.    XIX.  Jahrhundert      759 

Jakob  mit  dem  Engel  ringend.    1.  Mos.  32  v.  24—31.  Der    2366 
bärtige  Jakob  kniet  im  langen  patriarchalischen  Prachtgewande  (2314A) 
in  flussdurchströmter  Landschaft   am    Boden   und  umfasst  in-      34  a 
brünstig  mit  beiden  Armen  den  Unterkörper  des  weissgekleideten 
Engels,  der  sich  auf   mächtigen    Flügeln    erhoben,    nun   aber, 
bezwungen,   zu  Jakob  zurückwendet  und  ihn  mit  beiden  Händen 
segnet.     Links    hinter    dem  Wald    geht    die  Sonne  auf.     Be- 
zeichnet links  unten:  E.  v.  Oebhardt.     1894. 

Mahagoniholz;  h.  0,7072 ;  br.  0,47V2-  —  1894  von  der  akademischen  Kunst- 
ausstellung in  Dresden  aus  den  Zinsen  der  Pröll  -  Heuer  -  Stiftung. 

Heinrich  Deiters 

Geboren  den  5.  September  1840  zu  Münster  in  Westfalen; 
lebt  in  Düsseldorf.  Seit  1857  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie, 
insbesondere  des  Alex.  Michelis  (gestorben  in  Weimar  1868). 
Später  auf  Studienreisen  weiterentwickelt. 

Am  Waldbach.     In  der  Mitte  Wasser  unter  grünen  Wald-    2367 
bäumen.     Links  vorn   eine  hohle  alte  Buche.     Weiter  zurück  (2315) 
zwei  Knaben  am  Ufer.     Der  ganze  Mittelgrund  ist  von  hellem   Chemnitz 
Sonnenlichte  durchleuchtet.      Bez.  rechts  unten:   H.  Deiters 
(H  und  D  zusammengezogen).     84. 

Leinwand  ;  h.  0,36  ;  br.  0,94.  —  1884  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 
—  Phot.  Tamme. 

Eugen  G.  Dücker 

Geboren  den  10.  Februar  1841  zu  Arensberg  auf  der  Insel 
Oesel  vor  Riga;  lebt  in  Düsseldorf.  Schüler  der  Akademie 
zu  St.  Petersburg;  seit  1864  in  Düsseldorf,  wo  er  seit  1873 
Professor  der  Akademie  ist. 

Am  Ostseestrande.  Vorn  der  Strand.  Im  Mittel  gründe  links    2368 
die  blaue  Ostsee,  rechts  die  hohe  Küste.     Links    am    Strande  (2316) 
wird   eine    Fischerbarke    mit    fünf    nebeneinander    gespannten   Chemnitz 
Pferden  heraufgezogen.     Rechts  werden  Netze  getrocknet;  eine 
Frau  sitzt  vor  ihrem  Kochtopfe  am  Boden.    Hellblauer  Himmel 
mit  leichten  Sommerwölkchen.    Bez.  rechts  unten :  E.  DücJcer. 

Leinwand;    h.  0,81;  br.  1,46.    —    1883  im  Kunsthandel  aus  Düsseldorf.    — 
1904  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz.  —  Phot.  Tamme. 

Sonnenaufgang  auf  Rügen.    Vorn  der  mit  grossen,  von  den    2369 
Wellen    rund    gewaschenen    Steinblöcken    besäete   Kieselstrand.  (2316A) 

33  a 


760        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Links  die  Küste,  rechts  die  Ostsee.  Nur  Dünungswellen 
branden  an  den  Klippen.  Hinter  einer  grauen  Nebelbank  steht 
die  rote  Scheibe  der  aufgegangenen  Sonne.  Das  Meer  strahlt 
die  Morgenhelligkeit  silberweiss  zurück.  Nur  Möwen  beleben 
die  Strandeinsamkeit.     Bez.  links  unten:  E.  DücJcer  1887. 

Leinwand;    h.  0,81;   br.  1,33.     —    1888   ans   den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  ron  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

G.  Anton  Rasmussen 

Geb.  den  7.  August  1842  zu  Stavanger  in  Norwegen;  lebt  in 
Düsseldorf.    Schüler  Hans  Gude's  an  der  Düsseldorfer  Akademie. 

2370  Gudvangen  in  Norwegen.  In  der  Mitte  der  Fjord,  von  himmel- 

(2317)  hohen  Bergen  begrenzt.    Von  rechts  naht  ein  Dampfschiff,  dem 
26  a     Böte  mit  Fahrgästen  entgegenrudern.   Vorn  links  das  Ufer  mit 

Hütten  und  Böten.  Wartende  Fahrgäste.  Abfahrende  Böte. 
Vorn  in  der  Mitte  auf  dem  Wasser  die  Ruderfähre  mit  zwei 
Kühen.     Bez.  1.  u. :  G.  Rasmussen.     Ddf.  1883. 

Leinwand ;  h.  1,86 ;  br.  1,36.  —  1884  aas  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 

Hugo  Oehmichen 

Geboren  den  10.  März  1843  zu  Borsdorf  bei  Leipzig;  lebt  in 
Düsseldorf.  1858 — 1864  Schüler  der  Dresdner  Akademie, 
insbesondere  Julius  Hübner's.  In  Düsseldorf  im  Anschluss  an 
Vautier  weitergebildet. 

2371  Der  Steuerzah  Itag.  Ein  Beamter  sitzt  vor  dem  aufgeschlagenen 

(2318)  Buche  am  grünen  Tische.    Links  ein  zweiter,  der  die  gezahlten 

25  c      Gelder  in  eine  Kiste  legt.     Von  rechts  treten  die  Steuerzahler 

heran.    Bez.  r.  u.:  H.  Oehmichen.  1877  (nicht  1871). 

Leinwand;  h.  0,87;  br.  1,26.  —  1879  im  Kunsthandel  aus  München.  —  Gest. 
Ton  Rob.  Petsch.  {$  Neues  G.-W.  III,  8. 

2372  Wartestube  im  Gericht.    Zimmer  mit  breiter  Holzbank  an 

26  b     der  Wand  dem  Beschauer  gegenüber.     Auf   der   Bank    sitzen 

rechts  ein  Alter,  ein  Junger  und  ein  lebhaft  auf  diese  ein- 
redender Jude,  sitzt  links  ein  Mann,  der  seinen  Hut  neben 
sich  gelegt  hat.  Ganz  rechts  an  der  geschlossenen  Tür  steht 
ein  Mann  im  Hut,  auf  seinen  Stock  gestützt,  ganz  links  blickt 
man  durch  die  offene  Tür  ins  Treppenhaus.  Ein  Richter  im 
Frack  steigt  die  Treppe  hinan.  Bez.  unten  rechts :  Hugo 
Oehmichen  82. 


II.    Düsseldorfer  Schule.    XIX.  Jahrhundert      761 

Leinwand;  b.  0,55;  br.  0,88.  —  1888  durch  Herrn  Hofrat  Lesky  geschenkt, 
mit  dem  Vorbehalt,  es,  so  lange  er  lebe,  zu  behalten ;  1903  nach  dem  Hinscheiden 
des  Schenkers  zur  Galerie. 

Chr.  Ludwig  Bokelmann 

Geb.  den  4.  Februar  1844  zu  St.  Jürgen  bei  Bremen;  gest. 
den  15.  April  1894  zu  Berlin.  Seit  1868  Schüler  der 
Düsseldorfer  Akademie,  insbesondere  Willi.  Sohn's.  Seit  1873 
selbständig  in  Düsseldorf.  Später  Professor  erst  an  der  Karls- 
ruher Kunstschule,  dann  an  der  Berliner  Akademie. 

Der  Abschied  der  Auswanderer.  Verschiedene  Auswanderer-    2373 
gruppen  nehmen  in  einem  weiten,  von  ländlichen  Gebäuden  um-  (2319) 
gebenen,  von    einem    mächtigen    Nussbaum    beschatteten  Hofe     26  b 
Abschied  von  ihren  zurückbleibenden  Angehörigen.    In  der  Mitte 
das  Tor,  vor  dem  draussen  der  Leiterwagen  steht,  der  bestimmt 
ist,  die  Auswanderer  zu  entführen.  Helle,  kühle  Morgenstimmung. 
Bez.  1.  u.:  C.  L.  Bokelmann.  Ddf.  1882. 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  1,23.  —  1882  vom  Kunstler  gekauft.  —  Ph.  Tamme. 

Adelsteen  Normann 

Geb.  den  1.  Mai  1848  zu  Bodo  in  Norwegen,  lebt  in  Berlin. 
Er  war  1869 — 1874  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie, 
besonders  Eug.  Dücker's. 

Raftsund  in  Norwegen.     Vorn    der    frisch  gewellte  Fjord,    2374 
der  sich  nach  hinten  verengt.     Rechts  an  der  sonnigen  Küste  (231 9A) 
liegt  der  kleine  Ort,    vor  dem    einige  Küstensegler  vor  Anker  Direktions- 
liegen,   während  ein  Nordseedampfer  nach  rechts  vorn  hervor- 
steuert. Rechts  am  Abhang  des  zackig  gegipfelten  Riesenberges 
leuchtet  ein  Gletscher.    Möwen  flattern  über  den  Wellen.    Der 
Himmel  ist  leicht  bewölkt.     Bez.  r.  u.:  A.  Normann. 

Leinwand;  h.  2,14%;  br.  3,20.  —  1888  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  Ton  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Gregor  von  Bochmann 

Geb.  den  1.  Juni  1850  auf  dem  Gute  Nehat  in  Esthland; 
lebt  in  Düsseldorf.  Schüler  der  Düsseldorfer  Kunstakademie. 
Auf  Studienreisen,  besonders  in  seinem  Heimatlande,  selbst- 
ständig weiterentwi  ekelt.     Professor. 


762        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2375  Rast  am  Kruge.  Motiv  aus  Esthland.  Kechts  das  stroh bedeckte 
(131 9B)  Wirtshaus  an  grauer,  reich  belebter  Landstrasse.    Ein  Schimmel 

26  a  wird  gerade  in  seinen  Stall  geführt.  Zwei  Holzwagen,  die 
vorn  halten,  werden  abgespannt.  Ein  dritter,  dessen  Fuhrmann 
abgestiegen,  naht  rechts  vorn.  Links  vorn  einige  Schafe  und 
ein  kleines  Mädchen  mit  einem  Schiebkarren.  Weiter  zurück 
Blick  über  die  Landstrasse  in  die  schlichte,  mit  Baumgestrüpp 
besetzte  Landschaft.    Bez.  u.  r.:   O.  v.  Bochmann.   1893. 

Leinwand;    h.  0,88J^;     br.  1,53.    —    1894  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 

Aloys  Fellmann 

Geb.  zu  Oberkirch  im  Kanton  Luzern  den  11.  Januar  1855; 
gest.  zu  Düsseldorf  den  9.  März  1892.  Schüler  der  Düsseldorfer 
Kunstakademie  (insbesondere  Wilh.  Sohn's)  von  1874 — 1884. 
Lebte  in  Düsseldorf. 

2376  Das  Gelübde  eines  Benediktinermönches.  Im  Chor  einer  Kloster- 
(2319C)kirche  liegt  der  in  den  Orden  aufzunehmende  Bruder  mit  dem 

28  a  Kopfe  nach  rechts,  mit  dem  Rücken  nach  oben  zwischen  zwei 
hohen  brennenden  Kandelabern  auf  dem  steinernen  Fussboden. 
Er  ist  mit  dem  schwarzen,  mit  weissem  Kreuze  versehenen 
Totentuche  bedeckt.  Der  Bischof  in  vollem  Ornat  steht,  ihn 
einsegnend,  von  vier  Priestern  umgeben,  zu  seinen  Füssen.  Links 
vorn  stehen  zwei  Chorknaben  mit  Weihrauchfässern.  Rechts 
bildet  der  Konvent  der  schwarzgekleideten  Mönche,  den  neuen 
Bruder  erwartend,  einen  andächtigen  Halbkreis.  Links  in  der 
Kirche  sitzen  bunt  gekleidete  Zuschauer.  Hart  am  Chorgitter 
kniet  eine  schwarz  verhüllte  Dame.  Bezeichnet  unten  links: 
Aloys  Fellmann. 

Leinwand;  h.  1,86;  br.  2,62.  —  Kat.  1892  N.  2319  B.  1899  aus  den  Zinsen  der 
Proll-Heuer-Stiftung  von  der  akademischen  Ausstellung.  Dresden.    —    Phot.  Union. 

Arthur  Kampf 

Geb.  zu  Aachen  den  28.  September  1864;  lebt  in  Berlin. 
Schüler  P.  Janssen's  und  E.  von  Gebhardt's  an  der  Düssel- 
dorfer Akademie,  der  er  seit  1891  als  Hilfslehrer,  seit  1893 
als  Professor,  seit  1897  als  Leiter  einer  Malklasse  angehörte; 
1899  an  die  Berliner  Akademie  berufen,  deren  Präsident  er 
1908   wurde. 


HI.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert         763 

Wallfahrer  in  Kevelaar.     Rechts  in  der  Kapellenhalle  steht    2377 
das  Gnadenbild.     Eine  knieende  Frau  küsst  es  unter  dem  Bei-(23 19  CC) 
stände  einer  Nonne.     Links  vorn  steht  ein  sinnender  Priester.     35  b 
Draussen  auf  der  sonnigen  Strasse  drängen  sich  die  Wallfahrer. 
Vor  der  Brüstung  des  Hallenbogens.  auf  der  Kerzen  brennen, 
knieen  ein  Mann  und  zwei  Frauen.    Bez.  1.  u.:    A.  Kampf  .  96. 

Leinwand;    h.  1,14;    br.  0,98.    —    1897    aus   den  Zinsen    der    Pröll-Heuer- 
Stiftting  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

III.     Die    Münchner    Schule 
Karl  Spitzweg 

Geboren  zu  München  den  5.  Februar  1808;  gestorben  daselbst 
den  23.  September  1885.  Ging  von  Universitätsstudien  als 
Autodidakt  zur  Kunst  über.     Lebte  in  München. 

Kirchgang  bei  Dachau.     Links  in  schattiger  Schlucht  ein    2378 
Wasserfall.     Hechts  am  Waldrand   der  sonnige  Weg,    der  zu(2319D) 
dem  fern  oben  ragenden  Kirchlein  emporführt.     Landleute  als      25  a 
Kirchgänger  auf  dem  Wege.     Bezeichnet  links  unten  mit  dem 
Monogramm  des  Meisters  (einem  S  in  spitzem  Viereck). 

Pappelholz;    h.  0,26%;    br.  0,48%.    —  Kat.  1892  N.  2319C.     1887  aus  des 
Künstler  Nachlass. 

Friedrich  Wilhelm  Schön 

Geb.  zu  Worms  1810;  gest.  zu  München  1868.  Seit  1832 
an  der  Münchner  Akademie    ausgebildet.      Lebte  in  München. 

Der  Sonntagsmorgen.      Eine  junge  Bäurin  steht  mit  ihrem  2379 

Gesangbuch   in   der  Linken    am  Fenster    ihres   Stübchens  und  (2320) 

blickt  auf  die  belebte  Strasse  hinaus.     Vorn  links    auf  einem  Grimma 
Stuhl  eine  Katze.     Bezeichnet  rechts  unten:    Schoen  .  pinx. 

Leinwand;  h.  0,61;  br.  0,48%.    —    1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winckler  in  Dresden.  —  1902  an  den  Altertums-Verein  in  Grimma. 

Eduard  Schleich 

Geb.  zu  Harbach  bei  Landshut  den  12.  Oktober  1812;  gest. 
in  München  den  8.  Januar  1874.  Nur  kurze  Zeit  Schüler 
der  Münchner  Akademie ;  anfangs  im  Anschluss  an  Morgenstern 
und  Rottmann,  dann  selbständig  durch  das  Studium  der  Natur- 
stimmungen entwickelt.     Lebte  in  München. 


764        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2380  Herde  im  Wasser.      Hügelige    Hochebene.       Im    Vorder- 

(2321)  grunde  ein  seichtes  Wasser,  durch  das  eine  Kuhherde  bildein- 

27  d     warte  watet.     Im  Mittelgrunde  der  Wald,    aus  dem  links  ein 

graues  Dach  mit  rauchendem  Schornstein  hervorragt.  Bewölkter 
Himmel.     Bez.  rechts  unten:  Ed.   Schleich. 

Leinwand;  h.  0,47;  br.  0,83.  —  1876  im  Kunsthandel  aus  Berlin. 

Joh.  Gottfr.  Steffan 

Geb.  den  13.  Dezember  1815  zu  Wädenswyl  am  Züricher  See; 
gest.  den  16.  Juni  1905  zu  München.  Akademieschüler  in  München. 
War  anfangs  Lithograph,   Landschafter  erst  seit  1841. 

2381  Herbsttag    in    den  St.  Gallener    Alpen.      Vorn    rechts   ein 

(2322)  schäumender  Wasserfall  in    der  mit  herbstlich  braunen  Laub- 

28  c     bäumen  gefüllten  Schlucht.    Links  auf  dem  Wege  ein  Wanderer 

zwischen  hohen  Felsblöckeu.  Darüber  ein  kahler,  sonniger  Ab- 
hang. Im  Hintergrunde  mächtige,  von  Wolken  umzogene  Alpen- 
gipfel.    Bez.  rechts  unten:   J.  G.  Steffan. ?L  München  1878. 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  1,09.  —  1879  auf  der  Münchner  Ausstellung  erworben. 

Wilh.  Lichtenheld 

Geb.  den  13.  Oktober  1817  zu  Hamburg;  gest.  zu  München 
den  25.  März  1891.  Bildete  sich  in  München  im  Anschluss 
an  Chr.  Ernst  Morgenstern  aus.     Lebte  in  München. 

2382  Ein  Landsee  im  Mondschein.     Von  weitem  Hügelland  um- 

(2323)  geben,  zieht  der  Landsee  sich  zum  Vordergrunde  links  herab. 
42  b     Rechts  am  Ufer  brennt    ein  Licht   in    einer  Hütte,    nach  der 

die  Sterbesakramente  getragen  werden.  Halb  links  steht  der 
Vollmond  am  Himmel  und  wirft  sein  goldgelbes  Liebt  breit 
in  die  Flut.     Bez.  r.  u.:    W.  L.  (als  Monogramm)  1860. 

Leinwand;  h.  0,91%;  br.  1,39%.  —  1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winckler  in  Dresden. 

Friedrich  Joh.  Voltz 

Geb.  zu  Nördlingen  den  31.  Oktober  1817;  gest.  zu  München 
den  25.  Juni  1886.  1834—1835  Schüler  der  Münchner 
Akademie.  Durch  Naturstudien  und  Studienreisen  weiterge- 
bildet.    War  Professor  an  der  Münchner  Akademie. 

2383  Herde  im  Tale.     Links  Waldrand,  rechts  Felswand.   Vorn 

(2324)  ein  seichtes  Wasser,    in    dem    und  an   dem  eine  Herde  Kühe 
25  c 


III.   Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert         765 

und  Kälber  wandelt.  Die  strickende  Führerin  steht  links  vor 
den  Bäumen.    Bez.  rechts  unten:  Fr.  Voltz  70. 

Buchenheiz;  h.  0,25;  hr.  0,66%.  —   1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winckler  in  Dresden. 

Aug.  Robert  Zimmermann 

Geboren  zu  Zittau  den  3.  April  1818;  gestorben  zu  München 
den  6.  Juni  1864.  Bruder  und  Schüler  des  Albert  Zimmer- 
mann.   (Vergl.  N.  2468.) 

Waldlandschaft.    Prächtiger  Eichwald  unter  grauumwölktem  2384 

Himmel.     Der  belebte  Weg,  der  sich  rechts  herabzieht,  führt  (2325) 

auf  einem  Holzsteg  über  einen  Bach.    Bezeichnet  rechts  unten:  Chemnitz 
Robert  Zimmermann.  München  1859. 

Leinwand;  h.  0,59;  hr.  0,73.  —  1877  im  Knnsthandel  in  Dresden  erworben. 
—  1904  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Aug.  Richard  Zimmermann 

Geboren  zu  Zittau  den  2.  März  1820,  gestorben  zu  München 
den  4.  Februar  1875.  Schüler  seines  Bruders  Alb.  Zimmer- 
mann.   (Vergl.  N.  2468.)    Lebte  seit  1838  in  München. 

Schiffbruch  an  der  Küste  bei  Carolin.     Links    das   wilde    2385 
Meer,    in    dem  ein  Schiff  versinkt,  während  die  Geretteten  zu  (2326) 
landen  versuchen.    Bechts  die  Dünenküste  mit  dem  von  einem     40  a 
Kirchturm  überragten  Orte.    Vorn  am  Ufer  die  Männer,  die  mit 
Stangen   und  Stricken    den  Schiffbrüchigen    zu  Hilfe  kommen. 
Bez.  rechts  unten:  Rieh.  Zimmermann.    München  1848. 

Leinwand;  h.  1,01;  br.  1,50.  —  1875  von  den  Erben  des  Künstlers  erworben. 

Adolf  Lier 

Geb.  zu  Herrnhut  den  21.  Mai  1826;  gest.  den  30.  Sept.  1882 
zu  Vahrn  bei  Brixen.  Besuchte  als  angehender  Architekt  die 
Dresdner  Akademie.  Der  Landschaftsmalerei  widmete  er  sich  als 
Schüler  Bichard  Zimmermann's  in  München  seit  1851;  aber  erst 
im  Anschluss  an  Dupre  in  Paris  entwickelte  er  sich  seit  1864 
zu  seiner  Eigenart.     Er  war  hauptsächlich  in  München  tätig. 

Die  Oise    im  Mondschein.     Der  Fluss   windet    sich   durch  2386 

ebene  Gegend  zum  Vordergrunde  rechts  herab.    Bechts  begrenzt  (2327) 
ihn  ein  Wald,  links  der  Dammweg,    auf  dem  kräftige  Pferde,      28  c 
nach  vorn  gewandt,  zwei  Schiffe  ziehen,  an  deren  Bug  Laternen 


766        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

leuchten.  Der  Mond  steht  in  der  Mitte  und  wirft  seine 
Strahlen  breit  in  die  leichtgewellte  Flut.  Bezeichnet  links 
unten :  A.  hier  (A  und  L  zusammengezogen). 

Leinwand  ;  h.  1,05 ;  br.  1,50.  —  1867  ans  der  Ausstellungs-Einnahme  erworben. 

Franz  von  Defregger 

Geb.  zu  Strouach  im  Pustertal  (Tirol)  den  30.  April  1835; 
lebt  in  München.  Lernte  seit  1858  unter  Stolz  in  Innsbruck 
die  Bildhauerei.  Besuchte  dann  die  Münchner  Akademie,  wo 
er  Schüler  Karl  v.  Piloty's  war.  1863—65  in  Paris.  Seit 
1866  hauptsächlich  in  München  ansässig.     Professor. 

2387  Der  Abschied  von  der  Sennerin.    Rechts  ziehen  die  Jäger 

(2328)  zur  Sennhütte  hinaus.    Ein  alter  und  ein  junger  sind  zurück- 
27  d     geblieben,  um  besonderen  Abschied  von  der  Sennerin  zu  nehmen. 

Diese  reicht  lachend  die  beiden  Hände  dem  alten  Jäger,  der 
sie  lebhaft  in  seiner  Linken  schüttelt,  während  er  mit  der 
Rechten  zwei  gelbbraune  Teckel  an  der  Leine  hält.  Der  jüngere 
aber  raucht  lächelnd  seine  Pfeife  und  wartet,  bis  er  der  letzte 
sein  wird.     Bezeichnet  links  unten:  Defregger  1877. 

Leinwand;  h.  0,92%;  br.  0,77%.  —  1877  im  Knnsthandel  ans  Berlin.  — 
Gestochen  Ton  R.  Petsch  und  von  Hugo  Bürkner.  «gl  Neues  G.-W.  III,  9.  —  Phot. 
Hanfstängl-Münchsn. 

2388  Die  Sensenschmiede.  Vor  dem  Tiroler  Aufstaude  von  1809. 

(2329)  Die  Schmiede  liegt  rechts  in  der  Felsenhöhle,  aus  der  ein  Alter 
30  c     hervorblickt.     Die   fertigen   Sensen  stehen  vor  ihr  am  Felsen; 

ganz  vorn  eine  hölzerne  Kanone.  Links  unter  der  Felswand 
sitzt  das  kräftige  Mädchen,  das  in  der  Tasche,  die  sie  auf  dem 
Rücken  trägt,  eine  Botschaft  gebracht  hat.  Ein  Teckel  leckt 
ihr  die  Hand.  Vor  ihr  steht  ein  Alter,  der  die  Botschaft  vor- 
liest. Die  Männer,  die  ihre  Arbeit  verlassen  haben,  lauschen 
mit  ernsten  Mienen.     Bez.  1.  u.:  Franz  Defregger.  1883. 

Leinwand  ;  h.  1,58  ;  br.  2,25.  —  1883  auf  der  Internationalen  Kunstausstellung 
zu  München  erworben  —  Es  ist  ein  Bild  aus  des  Heisters  historischem  Cyklus  der 
Tiroler  Freiheitskriege,  der  in  Kopien  im  Innsbruoker  Museum  zusammengestellt  ist, 
während  die  Originale  sich  in  verschiedeneu  Sammlungen  befinden.  —  Gestochen 
von  Th.  Langer.  —  Phot.  Hanfstängl-München. 

Franz  von  Lenbach 

Geboren  den  13.  Dezember  1836  in  Markt  Schrobenhausen  in 
Altbayern;  gestorben  zu  München  den   6.  Mai   1904.    Schüler 


III.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        767 

der  Münchner  Akademie  unter  Karl  Piloty.  Durch  Reisen 
und  Kopieren  selbständig  weitergebildet.  Nach  vorübergehendem 
Aufenthalte  in  Weimar,  Wien,  Berlin  und  Rom  Hess  er  sich 
dauernd  in  München  nieder,  wo  er  zum  Professor  ernannt  wurde. 

Bildnis   des   italienischen    Ministers   und    Kunstschriftstellers    2389 
Marco  Minghetti.     Kniestück  nach  links.     Vor  braunem  Wald-(2329A) 
gründe,  an  dem  man  rechts  einen  roten  Vorhang   ahnt,   sitzt     37  b 
der  ganz  schwarz  gekleidete  Staatsmann  mit  ausrasiertem  Kinn- 
bart,   dunkelleuchtenden    Auges    nachlässig    im    Sessel.      Sein 
linker  Arm  ruht  auf  der  Seitenlehne,    seine   rechte  Hand  auf 
dem  links  angebrachten  Tische.    Das  linke  Bein  ist  über  das 
rechte  geschlagen.     Bez.  rechts  unten:   F.  Lenbach  1885. 

Leinwand;  h.  1,18;  br.  0,93%.  —   1889    ans   den   Zinsen   der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Bruekm. 

Bildnis  des  Berliner  Bildhauers  Reinhold  Begas.    Brustbild    2390 
ohne  Hände  im  Profil   nach    rechts    auf   bräunlichem  Grunde.  (2329 B) 
Unbedeckter   Kopf,    ergrauender   Vollbart,    helle    Augen.     Be-     34  a 
zeichnet  unten  rechts:  F.  Lenbach  8/2.  1893. 

Pappe;  h.  0,58;  br.  0,51.  —  1894  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  akademischen  Kunstausstellung.  —  Phot.  Bruekm. 

Bildnis  Paul  Heyse's.     Brustbild  etwas  nach  links  in  ge-    2391 
maltem,  hochovalem  Steinmedaillon.    Ein  schwarzer  Mantel,  aus  (232 9  C) 
dem  die  rechte  Hand  hervorblickt,  ist  malerisch  über  den  schwär-     34  a 
zen  Rock  des  Dichters  geworfen.  Bez.  u.  r.:  F.  Lenbach.  1896. 

Leinwand;  h.  0,82;    br.  0,65%.    —    1897    aus    den  Zinsen    der  Pröll-Hener- 
Stiftung  von  der  Internationalen  KunstaussteUnng,  Dresden.  —  Phot.  Häufst. 

Karl  Raupp 

Geboren  zu  Darmstadt  den  2.  März  1837;  lebt  in  München. 
1856  bis  1858  Schüler  des  StädeFschen  Instituts  zu  Frank- 
furt a.  M.  Dann,  bis  1866,  Schüler  Karl  von  Piloty's  in 
München.  1868  Professor  an  der  Gewerbeschule  zu  Nürn- 
berg; kehrte  später  jedoch  nach  München  zurück. 

Vom  Sturm  gejagt.     Vorn  der  schäumende  Landsee,  über    2392 
den  eine  junge  kräftige  Frau  den  bedrohten  Kahn  lenkt.    Im  (2330) 
Kahn  sitzt  die  Grossmutter  mit  einem  Knaben  auf  dem  Schoosse,      25  a 
während  ein  Mädchen  sich  ängstlich  an   sie  schmiegt  und  ein 
älterer    Knabe    sich    stehend    am    Rande    festhält.       Schwere 


768        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

schwarze  Wolken  verhüllen  das  Ufer.  Möwen  flattern  über 
dem  Wasser.     Bez.  1.  u.:  K.  Raupp- München  85. 

Leinwand;    h.  0,81;    br.  1,57.    —    1885   ans   den  Zinsen   her   Pröll-Heuer- 
Stiftang.  —  Phot.  Union-München. 

Ad.  Ernst  Meissner 

Geboren  zu  Dresden  den  7.  April  1837;  gest.  den  25.  Sep- 
tember 1902  zu  München.  Schüler  der  Dresdner  Akademie, 
insbesondere  Rob.  Kummer's.  Auf  Reisen  und  in  München, 
wo  er  seit  1870  ansässig  war,  weiterentwickelt. 

2393  Schafherde  in  einer  Winderlandschaft.     Beschneite  Ebene. 

(2331)  Rechts    im  Hintergrunde    ein  Dorf   im  Schnee.     Vorn   in  der 

25  b     Mitte  der  kaum    noch  erkennbare  Weg,    auf   dem  ein  fest  in 

seinen  Mantel  gehüllter  Schäfer  seine  Herde  bildeinwärts  treibt. 
Graue  Wolken  am  gelben  Nachmittagshimmel.  Bezeichnet 
links  unten:  Ernst  Meissner.     München  1875. 

Leinwand;  h.  0,64;  br.  1,00%.  —  1875  vom  Künstler.  —  Phot.  Hanfatängl- 
München  und  Phot.  Ges. 

Heinrich  Lang 

Geb.  den  24.  April  1838  zu  Regensburg;  gest.  den  9.  Juli  1891 
zu  München.  Seit  1855  Schüler  der  Münchner  Akademie ;  seit 
1857  im  Atelier  des  Fr.  Voltz  daselbst.  1860—1868  in  Ungarn 
und  Paris.  Nahm  1870/71  am  Kriege  teil.  Er  lebte  in  München. 

2394  Einfang  von  Weidepferden.    Weite  ungarische  Puszta.  Links 

(2332)  vorn  ein  Schilfteich.     Rechts    regnet    es.     In    der  Mitte   sind 

26  a     die  halbwilden  Pferde  zusammengedrängt,  von  allen  Seiten  von 

den  Pferdeknechten  mit  ihren  Schlingen  bedroht.  Links  im 
Hintergrunde  werden  die  bereits  eingefangenen  Pferde  bewacht. 
Bezeichnet  rechts  unten :  H.  Lang.  München. 

Leinwand;    h.  0,81;    br.    1,74.    —    188K    ans   den    Zinsen    der    Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Hanfstängl. 

Guido  von  Maffei 

Geb.  den  1.  Juli  1838  zu  München;  lebt  daselbst.  Erst 
seit  1865  an  der  Münchner  Akademie  zum  Künstler  gebildet. 
Schüler  seines  Altersgenossen  Otto  Gebier. 

2395  Sichere  Beute.    Zwei  Hunde  verfolgen  einen  angeschossenen 

(2333)  Rehbock,    der    sich    zum  Vordergrunde   flüchtet.     Links  neben 
22  d 


m.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        769 

ihm  einer  der  Hunde,  der  ihn  bereits  erreicht  hat;  der  andere 
springt  erst  über  die  Hecke.  Links  Fernblick.  Rechts  Gebüsch. 
Bez.  links  unten:  G.  v.  Maffei.     München  1879. 

Leinwand;   h.  1,38;    br.  1,91.    —    1880   ans   den  Zinsen   der   Prbll-Heuer- 
Stiftung  erworben.  —  Phot.  Hanfstängl-Münehen. 

Fr.  Otto  Gebier 

Geboren  zu  Dresden  den  18.  Septbr.  1838;  lebt  in  München. 
Gebildet  an  den  Akademien  zu  Dresden  und  München.  An 
dieser  Schüler  Karl  von  Piloty's. 

Zwei  Wilderer.    Ein  Hund  zerfleischt  einen  jungen  Hasen,    2396 
den  er  erjagt   hat,    und  wirft  dabei  scheele  Blicke  auf  seinen  (2334) 
Gefährten,  einen  Teckel,  der  links  vorn  liegt,  aber  zu  erschöpft     26  c 
ist,  um  sich  an  der  Verspeisung  der  Beute  zu  beteiligen.    Bez. 
rechts  unten:  Otto  Gebier.    München  1879. 

Leinwand ;  h.  0,76 ;  br.  1,04.  —  1880  auf  der  Dresdner  Kunstausstellung  ge- 
kauft. —  Gest.  von  C.  R.  Petzsch.  J$  Neues  G.-W.  IV,  12. 

Der  Siebenschläfer.    Im  Schafstall,  durch  dessen  verschlos-    2397 
sene  Tür  die  Strahlen  der  Morgensonne  hereinbrechen,  liegt  der  (2335) 
junge  Hirtenknabe  rechts  in  tiefem  Schlummer  auf  seinem  Bette.      25  a 
Neben  ihm  sein  Hund,    der   ihn  bewacht    und  die  Schafe  an- 
knurrt, die  sich,  ungeduldig  hinauszukommen,  ans  Bett  drängen. 
Bez.  rechts  unten:  Otto   Gebier.    München  1884. 

Leinwand;    h.  0,96;   br.  1,35%.    —    1884   aus   den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Gest.  Ton  Joh.  Friedr.  Vogel.  —  Phot.  Tamme. 

Wilhelm  von  Diez 

Geb.  den  17.  Januar  1839  in  Bayreuth,  gest.  in  München  den 
25.  Febr.  1907.  Schüler  Karl  Piloty's  an  der  Münchner  Akademie. 
Durch  das  Studium  der  alten  holländischen  Meister  weitergebildet. 
Seit  1872  Professor  an  der  Münchner  Kunstakademie. 

An  der  Heerstrasse.     Zeit  der  Kriege  Napoleons  I.    Vorn    2398 
links  ruhen  vier  kranke  oder  verwundete  französische  Krieger.  (2335A) 
Vor  ihnen  kniet  die  Marketenderin  mit  ihrem  Kind  auf  dem  Arm     25  a 
und  rührt  in  einem  Topfe.     Hinter  ihr  der  mit  einem  Schecken 
bespannte  zweirädrige  Gepäckkarren.  Rechts  im  Mittelgrunde  zieht 
die  »grosse  Armee«  weiter.  Bez.  o.  1.:  Wilh.  Diez  1889. 

Lindenbolz;  h.  0,20%;  br.  0,46%.  —  1892  im  Kunsthandel  aus  München.  — 
Phot.  Union,  München. 

49 


770        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Eduard  Kurzbauer 

Geb.  zu  Lemberg  von  Wiener  Eltern  am  2.  März  1840; 
gest.  zu  München  am  13.  Januar  1879.  Schüler  der  Wiener 
Akademie,  insbesondere  Führich's,  seit  1866  der  Münchner 
Akademie,  insbesondere  Karl  v.  Piloty's.  Später  studierte  er 
mit  Vorliebe  im  Schwarzwald.     Ansässig  war  er  in  München. 

2399  Die  Verleumdung.     Kniestück.     Drei  Mädchen  am  Spinn- 

(2336)  rocken;  ein  Alter  und  eine  Alte  zur  Linken.    Rechts  am  Tische 

26  b     ZWei   junge  Burschen,   von    denen  der  eine  dem    anderen  eine 

Bemerkung  über  das  von  vorn  gesehene  Mädchen  gemacht  hat,  die 
dieses,  die  rechte  Hand  beteuernd  an  die  Brust  legend,  abwehrt. 
Bez.  rechts  unten:  Eduard  Kurzbauer  .  München. 

Mahagoniholz ;  h.  0,66 ;  br.  0,91.  —  1898  im  Kunsthandel  ans  Wien.  —  Ge- 
stochen von  Th.  Langer  «jß  Neues  G.-W.  II,  6.   —  Phot.  Hanfstängl- München. 

Gabriel  Max 

Geb.  zu  Prag  den  23.  August  1840;  lebt  in  München.  Sohn  des 
Bildhauers  Jos.  Max.  Schüler  der  Prager  Kunstschule  und  der 
Wiener  Akademie,  1863 — 1867  aber  Karl  Piloty's  in  München. 
Professor  und  Ehrenmitglied  der  Münchner  Akademie. 

2400  Ein  Vaterunser.    Auf  schneeigem  Pfühle,  desssen  purpurrote 
(233 6A)  Steppdecke  zurückgeworfen  ist,  kniet,  fast  im  Profil  nach  links 

27  b     gewandt,  ein  bleiches  junges  Mädchen  im  weissen  Nachtgewande. 

Dir  schwarzes  Haar  fliesst  aufgelöst  auf  ihre  Schultern  herab. 
Ihre  gesenkten  Hände  sind  krampfhaft  gefaltet.  Im  inbrünsti- 
gen Gebete  blickt  sie,  schmerzlich  bewegt,  gen  Himmel.  An 
der  Wand  hängt  hinter  ihr  eine  Photographie.  Neben  ihr 
liegt  ein  erbrochener  Brief.  Bez.  links  unten:  Gabriel 
Max  .  87  .  „Ein  Vaterunser." 

Leinwand;    h.  1,56;    br.  1,09.     —     1388   im  Kunsthandel  aus  München.    — 
Phot.  Union -Mönchen.    Gest.  von  Hugo  Bürkner.  »ß  N.  F.  18. 

Josef  Brandt 

Geb.  den  11.  Februar  1841  zu  Szczebrzeszyn  in  Polen;  lebt 
in  München.  Seit  1862  Schüler  Franz  Adam's  in  München. 
Seit  1878  kgl.  bayrischer  Professor. 

2401  Der  Beutezug  am  Fluss.     Polnische  Reiter    aus    der   Zeit 

(2337)  Sobieski's   passieren    mit   türkischer  Kriegsbeute   einen    Fluss. 
26  a 


IE.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert         771 

Die  Landstrasse,  auf  der  der  mächtige  Beutezug  sich  heran- 
wälzt,  führt  rechts  am  Gebirge  entlang.  Vorn  am  Flusse 
stützen  Krieger  einen  schwer  beladeneu,  mit  vier  Pferden  be- 
spannten Karren.  Links  vorn  hält  ein  geharnischter  Reiter  mit 
vier  gesattelten  Pferden,  die  er  durch  den  Fluss  geführt  hat. 
Bez.  unten  rechts:  Jozef  Brandt.    Warszaiuy.    1874. 

Leinwand;  h.  0,69;  br.  1,60.  —  1879  im  Kunstbandel  aus  München. 

Nikolaus  Gysis 

Geb.  den  1.  März  1842  auf  der  Iosel  Tinos  im  Archipelagus ; 
gest.  in  München  den  4.  Januar  1901.  Erhielt  seinen  ersten 
Unterricht  in  Athen;  1866-1869  Schüler  K.  v.  Piloty's  an 
der  Münchner  Akademie,  an  der  er  später  zum  Professor  er- 
nannt wurde.     Studienreisen  im  Orient. 

Der  Hühnerdieb  in  Smyrna.     Der  Dieb  wird  rückwärts  mit    2402 
gebundenen  Händen  auf  einem  Esel  durch  die  Strasse  geführt.  (2338) 
Ein  stattlicher  Wächter  schreitet  neben  ihm  her.  Ein  trommelnder     27  b 
Bursche  eilt  voraus.    Eechts  und  links  unter  den  Bäumen  das 
schadenfroh  lächelnde,    bunt  gekleidete  türkische  Volk;    rechts 
vorn    behäbige    Raucher,    links    vorn    ein    Knabe  mit   blossen 
Beinen.     Bezeichnet  links  unten :  N.  Gysis. 

Leinwand;    h.   1,36;    br.  1,05.     —     1885    aus    den   Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Hanfst. 

Aug.  Robert  Rud.  Schietzold 

Geb.  zu  Dresden  den  4.  Juli  1842;  lebt  in  München.  1864 
bis  1868  Schüler  A.  L.  Richter's  an  der  Dresdner  Akademie; 
seit  1870  in  München  unter  Lier's  und  Schleich's  Einfluss, 
später  in  Italien. 

Am  Starnberger  See.    Vorn  auf  dem  Wege  eine  Kuhherde    2403 
mit  ihren  Hirten.    Durch  den  Mittelgrund  zieht  sich  der  blaue  (2339) 
See.     Ein  Wald    rechts     am    diesseitigen    Ufer.     Im   Hinter-   Chemnitz 
gründe  die  Alpenkette.     Grau  bewölkter  Himmel.     Bezeichnet 
rechts  unten:  R.  Schietzold  .  Mch  .  77. 

Leinwand;  h.  0,77 %;  br.  1,43%.  —  1877  auf  der  Dresdner  Kunstausstellung 
erworben.  —  1904  an  die  Kunsthütte  zu  Chemnitz. 

Capri.    Links  der  Abhang  der  Insel  Capri  mit  dem   »Arco   2404 
naturale«.     Rechts  unten  das  blaue  Meer.     In  der  Mitte  des  (2340) 

49*  29  d 


772        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Hintergrundes  die  Küste  des  Festlandes  bei  Punta  Campanella 
in  glühendem  Abendlichte.  Rechts  oben  am  Himmel  der  gelbe 
Mond.  Bezeichnet  links  unten:  JR.  Schietzold  .  Mch  .  84; 
rechts  unten:  Dem  Gedächtnis  m.  I.  Agnes  gewd. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  1,46%.  —  1884  als  Geschenk  des  Künstlers. 

Adolph  Echtler 

Geb.  zu  Danzig  den  5.  Jan.  1843;  lebt  in  München.  Schüler 
seines  Vaters  in  St.  Petersburg,  dann  der  Akademien  zu 
Venedig,  Wien  und  München.  Von  1877—1886  lebte  er  in 
Paris,  dann  zog  er  nach  München.     Professor. 

2405  Das  Verderben  einer  Familie  (La  ruine  d'une  famille).    Grosses 

(2340A)  Gastzimmer  einer  Bauernvvirtschaft.  Volkstrachten  der  Bretagne. 
25  a  Links  vorn  sitzen  drei  Männer  in  leidenschaftlicher  Erregung 
beim  Kartenspiel.  Durch  die  Mitteltür  kommen  Frauen  und 
Kinder  herein,  sie  zu  beschwüren,  einzuhalten.  Eine  der  Frauen 
ist  vergebens  mit  flehender  Geberde  am  Spieltisch  in  die  Kniee 
gesunken.  Zwei  jüngere  Männer  stehen  rechts  und  schauen 
dem  Vorgang  abwartend  zu.     Bez.  u.  1.:  AD.  ECHTLER. 

Leinwand;    h.  1,50;  br.  1,70%.    —    1897  ans  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung.  —  Phot.  Union,  München. 

Werner  W.  G.  Schuch 

Geb.  in  Hildesheim  den  2.  Oktober  1843;  lebt  in  Berlin.  War 
anfangs  Architekt,  seit  1870  Professor  der  Baukunst  an  der 
technischen  Hochschule  zu  Hannover.  1876  — 1877  ver- 
vollkommnete er  sich  in  Düsseldorf  in  der  Technik  der  Oel- 
malerei.  Er  lebte  darauf  abwechselnd  in  Düsseldorf,  Berlin. 
München,  Dresden  und   wieder  in  Berlin. 

2406  Das  Hünengrab.     Weite  braune  Haide.     Im  Mittelgrunde 
(2341)  Tannenwälder.  Vorn  das  aus  mächtigen  Felsblöckeu  zusammen- 

27  a  gefügte  Hünengrab.  Links  ein  Hirt,  der  in  die  Ebene  hinab- 
blickt. Rechts  ein  kahler,  von  Krähen  umflatterter  Baum. 
Graue,  nasse  Wolken  am  Himmel ;  doch  am  Horizonte  rechts 
gelbes  Abendlicht.    Bez.  rechts  unten:  Werner  Schuch  1881. 

Leinwand;  h.  1,20;  br.  1,97.  —  1891  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftong. 


III.    Münchner  Schule.    XIX   Jahrhundert         773 

Wilhelm  Leib! 

Geb.  zu  Köln  a.  Rh.  den  23.  Okt.  1844;  gest.  zu  Würzburg 
den  5.  Dez.  1900.  Seit  1864  Schüler  Karl  v.  Piloty's  an 
der  Münchner  Akademie,  1869 — 1870  in  Paris.  Der  Aus- 
bruch des  Krieges  führte  ihn  zunächst  nach  München  zurück. 
Nach  dieser  Zeit  arbeitete  und  lebte  er,  vor  der  Natur  selbst- 
ständig entwickelt,  einsam  in  dem  oberbayrischen  Dorfe  Aibling. 

Weiblicher  Studienkopf.    Brustbild  nach  links  auf  braunem  2407 

Grunde.     Die  blauäugige  Bauernfrau  trägt   ein    weisses,    vorn  (2342) 

zugestecktes    Brustuch,    ein    schwarzes    Kopftuch    und    eine  25  a 
Korallenhalskette.     Bez.  rechts  unten:  W.  Leibl.   79. 

Mahagoniholz ;  h.  0,31 ;  l>r.  0,24.  —  1879  im  Kansthandel  aus  München. 

Strickende  Mädchen.     Vorgebeugt    strickend,    sitzt    rechts    2408 
in  schlichtem.  Zimmer  auf  der  Holzbank  am  alten  Kachelofen(2342bis) 
ein  blondes  Mädchen.    Ebenfalls  auf  ihre  Arbeit  niederblickend,      27  a 
steht  links  neben  ihr  ein  schwarzhaariges  Mädchen  mit  weissem 
Kopftuch. 

Leinwand ;  h.  0,59 ;  br.  0,42.  —  Erworben  1901  auf  der  Internationalen 
Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Das  Bild  ist,  obgleich  unfertig,  von  grosser  Voll- 
endung der  fertigen  Teile  wie  des  Gesamttones. 

Adam  Adolf  Oberländer 

Geb.  den  1.  Oktober  1845  zu  Regensburg;  lebt  in  München. 
Schüler  Karl  v.  Piloty's  an  der  Münchner  Akademie.  Am  be- 
rühmtesten als  Zeichner  für  die   »Fliegenden  Blätter«. 

„Siesta".  Mit  Buschwerk  bewachsene  Felsenschlucht.  Links    2409 
am  Quell  schlafen  zwei  bocksbeinige  Faunen.     Rechts  unter  den  (2342A) 
grauen  Felsen  schlafen  zwei  junge  Löwen.     Bezeichnet  rechts      32  c 
unten :  A.   Oberländer  (das  A  im  O). 

Pappe;  h.  0,50;  br.  0,80.  —  1897  als  Geschenk  eines  Dresdner  Kunst- 
freundes. —  Phot.  Bruckm.  —  Photogravuren  nach  Gemälden  von  A.  Oberländer, 
München  1903,  N.  4. 

Josef  Wenglein 

Geb.  den  5.  Okt.  1845  zu  München;  lebt  daselbst.  Studierte 
anfangs  die  Rechtswissenschaft,  besuchte  aber  gleichzeitig  die 
Kunst  -  Akademie  zu    München.     Schüler  Steffan's  und  Lier's. 


774        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2410  Bauernhäuser  unter  Bäumen.      Studie   aus  der  bayrischen 

(2342  B)  Hochebene.    Vorn  ein  Waldbach.     Rechts  ein   Gatter.    Leicht 
Planen  s.v.  bewölkter  Himmel.     Bez.  unten  links:  J.   Wenglein  86. 

Leinwand;   h.  0,32%;    br.  0,41.    —    1893  als  Vermächtnis  de.-,  Appelation^- 
gerichts-Präsidonten  Ed.  F.  Nossky.    —    1905  an  den  Kimstvereiu    zu   Planen  i.  V. 

Eduard  Grützner 

Geb.  zu  Grosskarlowitz  in  Schlesien  den  26.  Mai  1846;  lebt  in 
München.  Seit  1864  Schüler  Karl  v.  Piloty's  in  München, 
später  Professor  daselbst  und  Ehrenmitglied  der  Akademie. 

241  I  In  der  Klosterbibliothek.  In  der  gewölbten  Halle  steht  rechts 

(2342  C)  vorn  auf  persischem  Teppich  der  ältere  Klosterbruder  in  weisser 
27  d  Kutte.  Gegen  den  Tisch  gelehnt,  lauscht  er  lächelnd  den  beiden 
links  im  Mittelgrunde  unter  dem  Fenster  stehenden  jungen  Mön- 
chen, von  denen  der  eine,  fast  von  vom  gesehen,  das  Buch  in 
beiden  Händen  hält,  aus  dem  er  dem  anderen  eine  lustige 
Geschichte  vorliest.  Links  vorn  ein  Globus  zwischen  alten 
Büchern.     Bez.  links  unten:   Eduard  Grützner  88. 

Mahagoniholz;  h.  0,76;  hr.  0,63.    —  1889  vom  Künstler  selbst  erworben.  — 
Phot.  Hanfstängl-München. 

Carl  Wilh.  Ant.  Seiler 

Geb.  zu  Wiesbaden  den  3.  August  1846;  lebt  in  München.  Be- 
suchte nach  bestandenem  Abiturienten-Examen  zuerst  die  Bau- 
Akademie  iu  Berlin,  sodann  die  Kunst-Akademie  und  das  Atelier 
Karl  Raupp's  in  München.  Nach  dem  französischen  Feldzuge, 
den  er  mitgemacht,  liess  er  sich  1871  in  München  nieder,  wurde 
hier  1889  Professor,  zog  1893  nach  Berlin,  war  1894—1895 
Lehrer  einer  Malklasse  an  der  Berliner  Akademie,  kehrte  aber 
1895  nach  München  zurück. 

2412  Friedrich  der  Grosse  im  Wald  von  Parchwitz.    Das  Köuigl. 

(2342 D)  Feldlager  zwischen  dem  28.  November  und  4.  Oktober  1775  vor 
25  c  der  Schlacht  bei  Leuthen.  Die  Ansprache  Friedrich's  an  seine 
Generale.  Links  steht  der  König,  von  seinen  Generalen  umgeben, 
unter  mächtigem  Baume.  Vor  ihm  auf  dem  Erdboden  wird 
ein  Reisigfeuer  angezündet.  Rechts  wird  roten  Husaren  der 
Befehl  vorgelesen.     Bez.  u.  r. :  C.  Seiler. 

Mahagoniholz;  h.  0;3ö  ;  br.  0,50.    —    1897  aus  den  Zinsen  der  PröII-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot    Häufst. 


III.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        775 

Karl  Haider 

Geboren  zu  München  den  6.  Februar  1846;  lebt  mit  dem  Titel 
Professor  in  Schliersee.  Sein  Vater  war  Leibjäger  bei  König 
Max  II.  Er  besuchte  die  Akademie  zu  München,  entwickelte 
sich  aber  selbständig  durchs  Studium  der  alten  Meister  und 
im  Anschluss  an  die  Natur. 

Abendlandschaft   mit  heimkehrendem  Ritter.     In   den  Vor-    2413 
bergen  der  Alpen    liegt   rechts  am  Abhang  zwischen  Tannen- (2 34 2  E) 
wipfeln  das  Schloss,  zu  dem  der  Ritter  über  eine  Matte  empor-     34  c 
reitet.    Braunes  Herbstlaub  zwischen  den  Tannenwipfeln.    Links 
unter  gelblichem  Abendhimmel  die  fernen  Alpen.     Im  leichten 
Gewölk  erscheint    die    Sichel    des  abnehmenden  Mondes.     Be- 
zeichnet unten  rechts:  K.  Haider  1900. 

Lindenholz;  h.  0,90;  br.  1,17  J^.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  Charakteristisches 
Bild  der  »Schlierseer  Schule«,  deren  Hauptmeister  Haider  ist. 

Josef  Em.  Weiser 

Geb.  zu  Patschkau  in  Schlesien  den  10.  Mai  1847;  lebt  in 
München.     Schüler  des  Wilh.  Diez  daselbst. 

Die  letzte  Zuflucht.     Die  Verteidigung  eines  Klosters,    in    24 1 4 
das  Herrschaften  und  Landvolk  sich  vor  dem  Feinde  geflüchtet  (2343) 
haben.     In  der  Mitte  rüsten  die  Mönche  sich  zur  Verteidigung.      26  c 
Ein  Kardinal    und    ein  Ritter,    der    einem  Mönche  die  Hand- 
habung des  Ladestockes  zeigt,  erteilen  Befehle.    Weiter  rechts 
vorn  wetzt  ein  Mönch  eine  Klinge  an  einem  Schleifstein.    Ganz 
rechts  blicken  ein  Kardinal  und  Mönche  zum  Fenster  hinaus. 
Bezeichnet  rechts  unten:  Josef  Weiser. 

Ahornholz;  h.  0,73;  br.  1,40.  —  1879  im  Kunsthandel  aus  München.  — 
Phot.  Hanfstängl-München. 

Ludwig  Dill 

Geb.  den  2.  Februar  1848  zu  Gernsbach  bei  Baden-Baden; 
lebt  in  Karlsruhe.  Schüler  der  Münchner  Akademie  unter 
K.  v.  Piloty.  Auf  Studienreisen  weitergebildet.  Lebte  lange 
in  München  und  Dachau.  In  Dachau  wirkte  er  schulbildend. 
Seit  1899  Professor  an  der  Kunstakademie  zu  Karlsruhe. 

Aus  den  venezianischen  Lagunen.  Links  das  Ufer;  im  Hinter-    2415 
gründe  die  Stadt;    vorn  der  Strand,   an  dem  einige  Fischerböte  (2344) 

25  d 


776        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

mit  ausgespannten  Segeln  liegen.  Fischerböte  mit  weissen 
und  roten  Segeln  gleiten  davor  über  die  Flut.  Nach  rechts 
tährt  ein  Dampfschiff  davon.     Bez.  links  unten:  L.  Dill. 

Leinwand;  h.  0,81;  br.  1,21.  —  1886  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Tamme. 

24 1 6  Abendfrieden.     Weisstämmige  Bäume  in  leicht  bebuschter, 
(2344bis isteiniger  Hügelgegend    am    Rande   eines  raschen  Baches,    der 

34  b  in  scharfer  Windung  herabfliesst.  Die  Baumstämme,  an  denen 
helles  Abendlicht  spielt,  spiegeln  sich  im  Wasser.  Bezeichnet 
unten  rechts:  L.  DILL. 

Papier  auf  Leinwand  gezogen ;  h.  0,72 ;  br.  0,85.  —  Temperafarben.  — 
1900  von  der  Gutbier'schen  Ausstellung.  —  Im  Gegensatz  zu  dem  vorigen,  einem 
Jugendbilde  des  Meisters,  zeigt  dieses  ihn  als  Haupt  der  »Dachauer  Schule«  neuen 
Formen-  und  Farbenproblemen  in  der  Malerei  nachgehend. 

Fritz  von  Uhde 

Geb.  den  22.  Mai  1848  zu  Wolkenburg  in  Sachsen;  lebt  in 
München;  Professor,  Rittmeister  a.  D.  Nachdem  er  die  mili- 
tärische Laufbahn  aufgegeben,  studierte  er  1877 — 79  in 
München,  dann  1879 — 1880  bei  Munkacsy  in  Paris  die  Malerei, 
Hess  sich  aber  zu  Anfang  der  achtziger  Jahre  in  München  nieder, 
wo    er    zu    den    Bahnbrechern    der   neueren  Richtung  gehörte. 

24 1 6  A  Bayrische  Trommler.     Zwanzig  junge  bayrische  Trommler 

34  b  in  blauen  Militäruniformen  üben  sich  auf  einer  zum  Teil  noch 
mit  Frühlingsblumen  bedeckten,  zum  Teil  abgetretenen  Wiese 
im  Trommeln.  Lauschende  und  spielende  Kinder  links  unter 
Blütenbäumen,  Landarbeiter  rechts  hinter  den  Trommeln. 
Eine  graue  Bretterplanke,  die  sich  durch  die  ganze  Breite  des 
Bildes  zieht,  trennt  die  Wiese  hinten  von  dem  dorfartigen 
Vorort  mit  rotdachigen  Häusern  und  Blütenbäumen  unter 
halb  bewölktem  Himmel.   Bez.  unten  links:   F.  v.  Uhde  1883. 

Leinwand;  h.  0,72;  br.  0,95.  —  1907  von  der  Uhdn-Ausstellung  des  Sachs. 
Kunstvereins.  Vorbesitzer  Herr  Professor  A.  Schoenflies  in  Königsberg  i.  Pr.  — 
Eines  der  frühesten  in  Deutschland  gemalten  »Freilichtbilder«. 

2417  Die  heilige  Nacht.    Dreiteiliges  Bild.    I.  Das  Mittelbild. 
(2344A)  In  der  Mitte  des  schlichten  Holzstalls  sitzt  Maria  halb  aufge- 

36  a  richtet  auf  schneeigem  Lager.  Ihr  aufgelöstes  blondes  Haar 
fällt  über  die  hellrote  Jacke  herab.  Mit  erhobenen  Händen 
betet  sie  das  in  Windeln  auf  ihrem  Schoosse  ruhende  Kind  an. 


III.   Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        777 

Ein  lichter  Heiligenschein  umstrahlt  ihr  Haupt.  Josef  im 
blauen  Mantel  sitzt  links  im  Mittelgründe  abgewandt  auf  einer 
Treppenstufe.  Kühles  Morgenlicht  kämpft  mit  dem  rötlichen 
Licht  der  Wandlaterne.  —  II.  Linker  Flügel.  Der  Zug  der 
Hirten.  Die  verwitterten  Alten  schreiten,  nach  rechts  gewandt, 
auf  Stäbe  gestützt,  mit  Laternen  in  der  Hand,  durch  die 
Winterlandschaft  heran.  Hinter  den  beschneiten  Bäumen 
dämmert  das  Morgenrot.  —  III.  Rechter  Flügel.  Der 
Gesang  der  Engel.  Unter  steilem  Holzdach  stimmen  die  Engel 
den  Lobgesang  an.  Unten  sitzen  drei  geflügelte  kleine  Engel 
über  ihr  Notenheft  gebeugt,  auf  das  rötliches  Lampenlicht 
fällt.  Oben  auf  hohem  Balkon  sitzt  eine  Engelschar  in  der 
schlichten  Kleidung  irdischer  Kindlein.  Helles  Morgenlicht  strömt 
durch  das  geöffnete  Dach  herein.     Bez.  r.  u. :  F.  v.  Uhde. 

Leinwand;  h.  1,34;  br.  1,11)4  das  Mittelbild;  je  0,49  die  Flügel.  —  Erworben 
1892  im  Kunsthandel  ans  München.  —  Das  Bild  erschien  in  früherer  Gestalt  zuerst 
1888  auf  der  Münchner,  dann,  mit  neuen  Flügeln  ausgestattet,  1889  auf  der  Berliner 
Ausstellung.  Die  ersten  Flügel  waren  bis  1901  im  Besitze  des  Herrn  Rittergutsbesitzers 
C.  Louis  Uhle  in  Dresden,  der  sie  der  Galerie  schenkte  (N.  2418  und  N.  2419). 
—  Radiert  von  Peter  Halm.  —  Phot.  Union,  München.  —  Dreifarbendruck  B.  A. 
Seemann,  Leipzig. 

Ursprünglicher    linker    Flügel    zu    unserer    „Heiligen   Nacht"    2418 

(N.  2417).  Die  Hirten  schreiten  die  steile  Treppenstrasse  (2344B) 
herab,  die  zwischen  alten  Bretterhäusern  zum  Stalle  in  Beth-  36  d 
lehem  führt.  Die  unteren  beiden,  von  denen  der  vordere  eine 
Laterne  trägt,  stützen  sich  auf  ihre  Stecken.  Dann  folgen  eine 
Frau,  die  einen  Korb  unterm  rechten  Arme  trägt,  und  ein 
Kind  mit  einem  Blumenstrausse ;  weiter  oben  ein  Mann  mit 
einem  Stabe  über  der  rechten  Schulter,  einer  brennenden  Lampe 
in  der  linken  Hand  und  ein  Mann  im  Hute,  der  ein  Bündel 
in  der  Rechten  trägt.     Bez.  unten  links:  F.  v.  Uhde. 

Leinwand;  h.  1,33%;  br.  0,49.  —  1901  als  Geschenk  des  Herrn  Vorbesitzers 
(vgl.  zu  N.  2417).  —  Dieser  Flügel  und  der  folgende  waren  die  Flügel,  mit  denen 
unser  Triptychon  der  Heiligen  Nacht  N.  2417  im  Jahre  1888  zuerst  in  Mönchen 
ausgestellt  war.  Den  neuen  Flügeln  des  Jahres  1889  entsprechend,  gab  der  Meister 
dann  auch  dem  Mittelbilde  eine  andere  Stimmung.  —  Phot.  Union,  München. 

Ursprünglicher  rechter  Flügel  zu  unserer  „Heiligen   Nacht".    24 1 9 

Musizierende  Englein  unter  dem  Dache  des  Stalles.    Vierzehn  (2 344  C) 
kleine  teils  geflügelte,  teils  ungeflügelte  Engel  sitzen,  zum  Teil     36  d 
mit  Notenblättern  in  den  Händen,  auf  dem  Balken  des  Dach- 


778        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

stuhls.  Links  vorn  ein  kleiner  Engel  im  Unterkleidchen,  vom 
Rücken  gesehen.  Durch  die  viereckige  Oeffnung  rechts  oben  im 
Dach  flattern  mit  dem  kühlen  Morgenlicht  drei  andere  Englein 
an  der  Spitze  weiterer  Scharen  herein.  Bezeichnet  unten  links: 
F.  v.  (das  v.  am  F.)   Uhde. 

Leinwand;  h.  1,33 J^ ;  br.  0,49.  —  1901  mit  dem  vorigen  als  Geschenk  des 
Herrn  Vorbesitzers.  Vgl.  die  Bemerkungen  zu  N.  2417  und  2418.  —  Phot.  Union, 
München. 

24I9A  "es  Meisters  Töchter   in    der  Sommerfrische.      In    baum- 

32  c  reichem,  von  warmem  Sonnenlicht  durchspiel tem  Garten,  der 
im  Mittelgrunde  durch  Holzplanken  von  grünen  Nachbargärten 
abgetrennt  ist,  sitzen,  nach  links  gewandt,  zwei  der  blonden 
Töchter  des  Meisters  ohne  Hüte  auf  Holzbäuken  an  Holztischen. 
Vorn,  wo  ein  Weg  herabführt,  beugt  sich  die  dritte,  sich  mit 
der  Rechten  am  Geländer  haltend,  zu  dem  zottigen  Hunde 
herab,  der  sich  spielend  zu  Boden  geworfen  hat.  Sie  sucht  dem 
Widerwilligen  den  Stock,  den  er  mit  den  Zähnen  festhält,  zu 
entreissen.  Hinter  ihr  ein  Gefäss  mit  Blumen;  weiter  rechts 
oben  ein  Vogel  auf  einem  Baume;  links  im  Mittelgrunde  eine 
andere  junge  Dame.     Bez.  unten  rechts:  F.  v.  Uhde  1899. 

Leinwand;  h.  1,65;  br.  1,78.  —  1907  von  der  Uhde-Ausstellung  des  Säch- 
sischen Kunstvereins.  —  Vorbesitzer  der  Meister  selbst. 

2420  Selbstbildnis  des  Künstlers.      Brustbild    nach    links    ohne 
34  a      Kopfbedeckung,    im  braunen  Rock  vor  braunem  Grunde.     Der 

Künstler  mit  grossem  blonden  Schnurrbart  ist  nach  links  ge- 
wandt, blickt  aber  nach  rechts  zurück.  In  der  Rechten  hält 
er  Pinsel  und  Palette.     Bez.  unten  links:  F.  v.  U. 

Leinwand;  h.  0,60%;  br.  0,48%.  —  1903  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  Sächsischen  Kunstausstellung. 

Victor  Weishaupt 

Geb.  den  6.  März  1848  zu  München;  gest.  den  24.  Februar 
1905  in  Karlsruhe.  Trat  erst  nach  der  Heimkehr  aus  dem 
Feldzug  1870  in  die  Akademie  seiner  Vaterstadt;  bildete  dort 
unter  W.  Diez  seine  Technik  aus,  wurde  1895  Professor  an 
der  Karlsruher  Kunstakademie. 

2421  Viehtränke  bei  einer  Windmühle.    Vorn  im  flachen  Wasser 
(2345)  steht,  nach  rechts  gewandt,  eine  prächtige  Rinderherde.    Rechts 

37  c     spricht  ein  Knecht  zu  Pferde  mit  einer  Frau  und  einem  Knaben, 


III.    Münchner  Schule.    XIX.  Jahrhundert        779 

die  mit  blossen  Beinen  im  Wasser  stehen.  Links  hinten  sonniges 
Weideland;  rechts  hinten  das  helle  Dorf.  In  der  Mitte  die 
mächtige  Mühle.  Blauer  Himmel  mit  nassgrauen  Wolken.  Bez. 
links  unten:  V.  Weishaupt .  München. 

Leinwand;  h.  1,45%;    br.  2,06.  —   1884   aas   den   Zinsen   der  PröU-Heuer- 
Stiftung  erworben.  —  Phot.  Tamme. 

Alfred  von  Wierusz-Kowalski 

Geb.  zu  Suwalki  im  Gouvernement  Augustowo  (Russisch-Polen) 
im  September  1849;  lebt  in  München.  Nach  vollendeten  Gym- 
nasialstudien begann  er  seine  Kunststudien  an  den  Akademien 
zu  Warschau  und  Dresden.  Er  vollendete  sie  zu  München  in 
der  Werkstätte  Josef  Brandt's. 

Kurze  Rast  im  Schnee.     Im  Hintergrunde  heben  weissbe-    2422 
schneite  Dächer  sich  vom  rosigen  Abendhimmel  ab.    Im  Vorder-  (2345 A) 
gründe  steht  auf  nass  verschneiter  Landstrasse  ein  mit  braunem     25  a 
Pferde  bespannter  Leiterwagen,  auf  dem  ein  wachsamer  Hund 
im  Stroh  liegt.      Bez.  links  unten:   A.  Wierusz-Kowalski. 

Buchenholz;    h.  0,31;    br.  0,20.    —    1888    aus    den   Zinsen    der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Fritz  August  von  Kaulbach 

Geboren  den  2.  Juni  1850  in  Hannover;  lebt  in  München. 
Sohn  des  Porträtmalers  Friedrich  Kaulbach,  Grossneffe  W.  von 
Kaulbach's.  Schüler,  Professor  und  von  1886  — 1891  Direktor 
der  Münchner  Akademie. 

Ein  Maitag.    Familienfest  im  Freien.    Kleidung  des  sieb-    2423 
zehnten  Jahrhunderts.     In  parkartiger  blühender  Landschaft  ist  (2346) 
die  Familie  rechts   in    einer  Laube  um  einen  gedeckten  Tisch      26  c 
gruppiert.    Ganz  rechts  eine  Frau  mit  ihrem  Kleinen  auf  dem 
Schoosse.   Links  am  Tische  ein  grosser  Hund  neben  einem  leeren 
Sessel.     Eine  junge  Dame    steht    draussen    in    der  Mitte  und 
teilt  Kirschen  unter  eine  bunte  Kinderschar  aus.     Ganz  links 
tanzt  ein  Mädchen  mit  einem  kleinen  Knaben.  Bez.  links  unten: 
Fritz  Aug.  Kaulbach  1879. 

Lindenholz;  h.  0,96}^;  br.  1,50.  —   1879  im  Kunsthandel   aus  München.  — 
Radiert  von  W.  Unger  1890;  desgl.  von  Th.  Langer.  —  Phot.  Hanfst. 


780        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Toni  Stadler 

Geboren  den  9.  Juli  1850  in  Göllersdorf  (Niederösterreich). 
Ursprünglich  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Medizin  in 
Wien  und  Würzburg;  1874  ging  er  zur  Kunst  über.  Seit 
1878  arbeitet  er  in  München,  wo  er  zum  Professor  ernannt  wurde. 

2424  Fränkische  Landschaft.    Grüner,  rechts  ansteigender  Berg- 
32  a     abhang;  Hügellandschaft    mit    zerstreuten   herbstlich  gefärbten 

Bäumen.  Grau  umwölkter  Himmel.  Rechts  oben  ein  Sonnen- 
blick.    Bez.  unten  rechts:  T  .  Stadler  .  M. 

Leinwand;  h.  0,89^;  br.  1.25.  —  1904  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung. 

Heinrich  Joh.  Zügel 

Geb.  den  22.  Oktober  1850  zu  Mnrrhard  in  Württemberg;  lebt 
in  München.  Schüler  der  Stuttgarter  Kunstschule.  In  München 
weitergebildet.  Wurde  1894  Professor  an  der  Karlsruher, 
1895  an  der  Münchner  Kunstakademie. 

2425  Ausgewiesen.     Blumiger  Rasenabhang,  nach  unten  rechts 
(2346A)  durch  einen  Holzzaun  begrenzt.    Oben  in  der  Hürde  die  ruhende 

37  d  Schafherde.  Links  vorn  vertreibt  ein  Hund  sechs  fremde  Schafe, 
unter  denen  ein  brauner  Widder.  Erschreckt  springen  die  fast 
lebensgrossen  Tiere,  nach  rechts  gewandt,  über  den  Zaun.  Be- 
zeichnet unten  rechts:  H.  Zügel  94. 

Leinwand;  h.  1,40%;  br.  2,01%.  —  Im  Kat.  1896  als  N.  2IJ48C.  —  1894 
aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stifhing  von  der  akademischen  Kunstausstellung  zu 
Dresden. 

2426  Auf  dem  Heimwege.    Ein  Bauernbursche  in  Mütze,  Jacke 
32  b     und  Holzschuhen  führt  zwei  schwarz- weisse  junge  Rinder,  nach 

links  gewandt,  am  Rande  eines  schmalen,  von  winterlich  kahlen 
Bäumen  und  von  Buschwerk  eingefassten  Wassers  entlang. 
Bez.  oben  links:   H.  Zügel  .  1901  .MF. 

Leinwand  ;  h.  0,70;  br.1,00.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Troll -Heuer-Stiftung. 

Ernst  K.  G.  Zimmermann 

Geb.  zu  München  den  24.  April  1852;  gest.  in  München  den 
15.  November  1901.  Schüler  seines  Vaters  Reinhard  Sebastian 
Zimmermann,  dann,  unter  Willi.  Diez,  der  Münchner  Akademie. 

2427  Der  Musikunterricht.    Ländliche  Gegend.    Eine  junge  Frau 

(2347)  mit  gelbem  Kopftuch  lässt  ihren  vor  ihr  stehenden  halbnackten 
32  a 


III.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        781 

Knaben  auf  das  Spiel  des  alten,  mit  Fellen  bekleideten  Hirten 
horchen,  der  vor  ihnen  die  Flöte  bläst.  Hinter  ihm  steht  ein 
zottiger  Hund;  ihm  links  gegenüber  lauscht  ein  bocksbeiniger, 
mit  dem  Pardelfell  geschürzter  Satyr.  Bez.  rechts  unten: 
Ernst  Zimmermann  .  München  .  1834. 

Leinwand;   h.  1,59%;    br.  2,11.  —   1886   ans   den   Zinsen   der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  erworben. 

Paul  Wilhelm  Keller-Reutlingen 

Geboren  zu  Reutlingen  den  2.  Febr.  1854;  lebt  in  München. 
Schüler  der  Kunstschule  zu  Stuttgart,  der  Akademie  in  München. 
Auf  Studienreisen,  namentlich  in  Italien,  weitergebildet. 

Abenddämmerung.     Vorn    der    stille    Fluss.      Hinter    ihm    2428 
am  hohen  Ufer  blicken  Häuser  mit  erleuchteten  Fenstern,   im  (2347A) 
Flusse  sich    spiegelnd,    zwischen  hohen  Bäumen  hervor.     Bez.      32  a 
unten  links:  P.  W.  Keller -Reutlingen  1895. 

Leinwand;    h.  0,71%;    br.  0,99.   —   1897    ans   den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden. 

Hugo  König 

Geboren  zu  Dresden  den  12.  Mai  1856;  gestorben  daselbst 
den  27.  Juli  1899.  Schüler  Erwin  Oehme's  in  Dresden, 
seit  1879  aber  Seitz',  Löfftz'  und  Lindenschmit's  an  der 
Münchner  Akademie.  Seit  1884  selbständig,  war  er  haupt- 
sächlich in  München  tätig. 

Mondschein-Träumerei.     Sauberes,  von  Mondlicht  erfülltes    2429 
Eckzimmer.       Mit    weissen    Mullgardinen    verhängte    Fenster(2347AA) 
rechts    und   in    der  Mitte.     Ein   junges  Mädchen    in    grünem     28  a 
Rock  und  schwarzer  Bluse  sitzt  sinnend,  vom  Rücken  gesehen, 
am  Spiegeltisch,    auf   dem  Bücher    liegen.     Bez.  unten  links: 
Hugo  König. 

Leinwand;  h.  1,00;  br.  0,75.  —  1899  von  der  »Deutschen  Kunstausstellung«* 
zu  Dresden.  —  Phot.  Bruckmann. 

Fritz  Strobentz 

Geboren  den  25.  Juli  1856  zu  Buda-Pest;  lebt  in  München, 
Studierte,  nachdem  er  die  Vorbildung  in  Schnepfenthal  genossen, 
seit  1874  an  der  Technischen  Hochschule  zu  Dresden,  seit  1877 
an  der  Kunstakademie  zu  Düsseldorf  unter  Janssen  und  v.  Geb- 
hardt,  seit  1880  in  München  unter  Löfftz.  Seit  1882  selbständig. 


782        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2430  Junge  Liebe.    Lebensgrosses  Kniestück.    Im  Schatten  grüner 
(2347 B)  Laubbäume  sitzen  die  jungen  Liebenden  in  ländlicher  Sonntags- 

31  a     kleidung  nebeneinander.     Bez.  r.  u. :  Fritz  Strobentz  1897. 

Leinwand;  h.  0,97 %;  br.  0,97}^.  —  1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll-lleuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot    Bruckm. 

Ludwig  Herterich 

Geboren  zu  Ansbach  den  13.  Oktober  1856;  lobt  in  München. 
Er  begann  seine  Studien  unter  seinem  Vater  als  Bildhauer  in 
Ansbach.  Seit  1872  als  Maler  an  der  Münchner  Akademie 
unter  seinem  Bruder  Joh.  Kaspar  Herterich  und  unter  W.  Diez. 
Studienreisen  nach  Italien  und  nach  Paris.  1884  Lehrer  an 
der  Münchner,  1896  Professor  an  der  Stuttgarter,  1S98  an 
der  Münchner  Akademie. 

2431  Ulrich  von  Hütten.    Der  Streiter  des  Glaubens  unter  dem 
(2347C)  Kreuze    des    Heilands.      Links,    als    lebensgrosses   plastisches 

22  a  Bildwerk  im  bewegten  Stil  der  deutschen  Kunst  des  Zeitalters 
Dürer's,  der  Heiland  am  Kreuze.  In  blanker  Rüstung,  aber 
mit  entblösstem  Haupte,  steht  der  deutsche  Ritter  rechts  unter 
dem  Kreuze,  das  er  mit  der  Rechten  umfasst.  Ernst.  Schmerz. 
Demut  und  Tapferkeit  spiegeln  sich  in  seinen  Zügen.  Be- 
zeichnet unten  rechts:  L.  Herterich. 

Leinwand;  h.  1.83}^;  br.  1,08.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Am  Rahmen  die 
Inschrift:  MILES  EGO  FIDEL  —  Im  Ausstellungskatalog  nur  als  Pie  et  fortiter< 
bezeichnet.  Doch  trug  es  1900  auf  der  Weltausstellung  zu  Paris,  auf  der  es  die 
goldene  Medaille  erhielt,  die  Bezeichnung  >  Ulrich  von  Hütten  c;  und  der  Künstler 
hat  uns  schriftlich  bestätigt,  dass  dies  der  ursprüngliche  und  eigentliche  Titel  des 
Bildes  sei.  —  Dreifarbendruck  E.  A.  Seemann. 

Aug.  Ed.  Nikolaus  Meyer  (Claus  Meyer) 

Geb.  den  20.  November  1856  zu  Linden  vor  Hannover;  lebt 
in  Düsseldorf.  Er  begann  seine  Studien  1875  unter  Kreling 
in  Nürnberg  und  setzte  sie  seit  1876  in  München  unter 
Wagner  und  Loefftz  fort.  Professor  der  Karlsruher  Kunst- 
schule, seit  1895  der  Düsseldorfer  Akademie. 

2432  Alte  und  junge  Katzen.     In    einem    Gemache,    an    dessen 
(2348)  schlichten  weissen  Wänden  sich  eine  braune  Holzbank  entlang- 

25  d  zieht,  sitzen  drei  Erauen  in  altdeutscher  Tracht  in  lebhaftem 
Gespräche  beieinander.  Die  rechts  sitzende  erhebt,  eine  Klatsch- 


in.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert         783 

geschichte  vortragend,  die  rechte  Hand.  Zu  ihren  Füssen  drei 
junge  Katzen  an  einem  gelben  Milchnapf.  Bezeichnet  unten 
links:  Claus  Meyer.  1885. 

Leinwand ;  h.  0,83 ;  br.  1,05.  —  1886  im  Kunsthandel  aus  München.  —  Phot. 
Hanfstängl  -  München. 

Chr.  Robert  Haug 

Geboren  zu  Stuttgart  den  27.  Mai  1857;  lebt  in  Stuttgart; 
Schüler  der  Stuttgarter  Kunstschule  unter  Bernhard  Neher. 
An  der  Münchner  Akademie  und  durch  selbständiges  Natur- 
studium weiterentwickelt.  —  Professor  der  Stuttgarter  Akademie. 

„Im  Morgenrot".    Kahle  Anhöhe.    Kühles  Morgenlicht.  Vier    2433 
preussische  Dragoner    aus    der    Zeit    der  Befreiungskriege  auf  (2  34  8  A) 
Vorposten.     In    der   Mitte    stehen    drei  ihrer  Pferde,  fast  von     33  a 
hinten    gesehen.     Schlafend    sitzt    der   Reiter  auf  dem  Pferde 
zur  Rechten,  schlafend  steht  der  Reiter  neben  dem  Pferde  zur 
Linken,  während  der  Reiter  des  ledigen   mittleren  Pferdes  als 
Vedette  im  Mittelgrunde  auf  der  Höhe  steht.     Links  lässt  der 
vierte    Dragoner    seinen    Schimmel    aus    einem   Bache  saufen, 
während    er    sinnend    ins     Morgenrot     schaut:      »Morgenrot, 
Morgenrot,    leuchtest  mir  zum  frühen  Tod.«     —    Bez.  unten 
links:  Robert  Haug  91. 

Leinwand;  h.  0,95l/2 ;  br.  l^Va-  —  1892  vom  Künstler  erworben.     Das  Bild 
schmückte  1891  die  Münchner  Jahresausstellnng.  —  Phot.  Hanfscängl-Münehen. 

August  Dieftenbacher 

Geboren  zu  Mannheim  den  14.  August  1858;  lebt  in  München. 
Schüler  der  Professoren  Loefftz  und  Lindenschmit  an  der 
Münchner  Akademie. 

Ein  schwerer  Schicksalsschlag.    Winter-Abend.     Szene  vor    2434 
einem  Alpenbauernhaus,    in  dem  eine  Lampe  brennt.     Rechts  (2348  B) 
im  Mittelgrunde  auf  beschneitem  Wege  hält    ein  Wagen,    auf     28  c 
dem  der  verunglückte  Bauer  liegt.     Der  Fuhrmann  steht  vorn 
und  blickt  mitleidig  auf   die   junge  Frau  hinab,  die  an  einer 
Bank  hingesunken  ist.    Links  in  der  Haustür  die  Grossmutter 
mit  den  beiden  Kindern  und  einem  Hunde.    Bez.  unten  links: 
Aug.  DIEFFENBACHER.  München  1893. 

Leinwand;  h.  1,17;  br.  2,12.  —  1894  ans  den  Zinsen  der Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Hanfstängl. 


784        Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Karl  Bios 

Geb.  zu  Mannheim  den  24.  Novbr.  1860;  lebt  in  München. 
Von  1880 — 1883  war  er  Schüler  der  Karlsruher  Kunstschule, 
besonders  Carl  Hoffs;  von  1883 — 1887  war  er  an  der 
Münchner  Akademie  Schüler  Wilh.  von  Lindenschmit's.  Seit 
1887  selbständig-  in  München  tätig. 

2435  Eckzimmer    eines    Bauernhauses.     Inneres    ohne    Figuren. 

(2348BB)An  der  grauen  Wand    ein    Kruzifix  und  Heiligenbilder.     Auf 

25  c     der  grünen  Decke  des  Tisches  ein  Glas    mit   gelben    Blumen. 

Helles  Sonnenlicht  fällt  durch  die  Fenster.     Bezeichnet  unten 

links:  CARL  BLOS  .  M. 

Leinwand;    h.  0,50;    br.  0,64.     —     1901    aus    den   Zinsen  der  Pröll  -  Hener- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Franz  von  Stuck 

Geboren  den  23.  Februar  1863  zu  Tettenweis  in  Nieder- 
bayern ;  lebt  in  München,  wo  er  Akademieprofessor  ist.  Schüler 
der  Münchner  Akademie  1882 — 1884.  Selbständig,  wenn 
auch  mit  teilweiser  Anlehnung  an  Böcklin,  weiterentwickelt. 
Maler  und  Bildhauer. 

2435  A  Der  Zweikampf.     Es    ist   der    »Kampf    ums  Weib«.     In 

34  d  einer  rechteckig  nach  innen  vertieften  gewölbten  Steinhalle, 
die  vorn  in  der  Mitte  durch  eine  massige  toskanische  Rund- 
säule  gestützt  wird,  steht  »das  Weib«  als  feurige  Spanierin 
in  grünem  Reifrockkleide  und  gelblichem  Spitzen -Umschlage- 
tuch, eine  hochrote  Schleife  im  dunklen  Haar.  Mit  dem  Rücken 
an  jene  Säule  gelehnt,  harrt  sie  in  äusserlicher  Ruhe  des 
Ausgangs  des  Kampfes  der  beiden  Männer,  die  in  schwarzroter 
spanischer  Tracht,  mit  dem  gezückten  Dolchmesser  in  der 
Rechten  sie  und  einander  in  gespannter  Erregung  umkreisen, 
um  die  Gelegenheit,  handgemein  zu  werden,  abzuwarten.  Der 
ältere  der  Männer  strebt  vorn  rechts,  von  hinten  gesehen, 
gerade  bildein wärts ;  der  jüngere  strebt  links  im  Mittelgrunde, 
von  vorn  gesehen,  gerade  nach  vorn.  Bez.  rechts  in  der  Mitte: 
FRANZ  VON  STVCK   1907. 

Kiefernholz;  h.  0,78%;  br.  0,82.  —  1908  von   den  Zinsen  der  ProU-Heoer- 
.Stiltung. 


III.    Münchner  Schule.     XIX.  Jahrhundert        785 

Ludwig  Putz 

Geb.  zu  Wien  den  15.  August  1866;  lebt  in  München. 
Schüler  des  Frithiof  Smith  und  der  Kunstakademie  in  München. 

Eroberung    einer  französischen  Batterie  durch  thüringische    2436 
Infanterie  in  der  Schlacht  bei  Sedan.     Wald    und   Haide,    aus  (2348  C) 
der  einzelne  Kiefern  hervorragen.     Rechts    steht   die    von  Ge-   Cnemnitz 
fallenen  umgebene,    nur   noch  schwach  verteidigte  französische 
Batterie.     Links    stürmen    die    siegreichen    Thüringer    heran. 
Bezeichnet  rechts  unten :  Putz  88. 

Leinwand  ;  h.  0,73 ;  br.  0,99.  —  Kat.  1892 :  N.  2348  B.  — 1890  im  Kunsthandel 
ans  Dresden.  —  1904  an  die  Kunsthütte  in  Chemnitz. 

Richard  Riemerschmied 

Geb.  zu  München  den  20.  Juni  1868;  lebt  in  München. 
Schüler  der  Münchner  Akademie  unter  L.  von  Loefftz.  Auch 
durch  kunstgewerbliche  Arbeiten  bekannt. 

Der  Garten  Eden.    Von  hohen  Bäumen  beschattetes,    von    2437 
blauem  Bache    durchschlängeltes    Prachttal,    das    rechts    zum  (2348D) 
Gestade  des  dunkelblauen  Meeres  hinabführt.   Links  im  Mittel-      38  c 
gründe  fällt   glühendes   Sonnenlicht    auf    die    herbstlich   roten 
Laubbäume  und  den  grünen  Basenhang.      In  der  Mitte  steht 
der  Baum  der  Erkenntnis  mit  goldenen  Früchten.    Sinnbildlich 
bezeichnet  der  Bing,  der  ihn  umgibt,  ihn  als  den  Baum,  der 
mit    dem    Banne    belegt    ist.     Ein    Löwe   steht   rechts  vorn, 
Hirschkühe  mit  Kälbern  stehen  links  unter  dem  Baume.    Bez. 
1.  u.:  Monogramm  R.  R.  96.     Auf  dem  silbergrauen  Rahmen, 
der  als  unauslöslicher  Bestandteil    des    ganzen  Werkes    anzu- 
sehen ist,  erscheinen  in  flacher  Reliefausführung  links  Adam, 
rechts  Eva,  im  Profil  einander  zugewandt.     Oben  am  Rahmen 
die  Inschrift:    UND  GOTT  DER  HERR  PFLANZTE  EINEN 
GARTEN  IN  EDEN.     I.  MOS.  28. 

Leinwand;    h.  1,81;    br.  1,81.    — ■    1897   aus  den   Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Bruekm. 

Max  Slevogt 

Geboren  den  8.  Oktober  1868  in  Landshut;  lebt  in  Berlin. 
Schüler  der  Münchner  Akademie,  namentlich  Raupp's  und 
Diez'.  Nach  Beendigung  seiner  Lehrzeit  arbeite  er  1891  bis 
1899  in  München,  seit  dieser  Zeit  in  Berlin.    Professor. 

50 


786         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2437  A  Der  Ritter  und  die  Frauen.    Der  gehelmte  und  geharnischte 

38  a  lütter,  der  der  Verführung  entrinnt.  In  einem  an  einen  Harem 
des  Ostens  mahnenden  Zelte,  das  mit  faltenreichem  graugelben 
Zeltlinnen  geschlossen  ist,  bemühen  sich  drei  junge  Weiber, 
den  stattlichen  Ritter  in  blanker  Rüstung  festzuhalten,  der  mit 
vorgebeugtem  Oberkörper  nach  rechts  zu  enteilen  sucht.  Auf 
dem  mit  dunklem,  farbig  gestreiftem  Teppich  belegten  Boden 
liegt  eine  der  Frauen  völlig  unbekleidet  mit  dem  Rücken  nach 
oben  und  umklammert  sein  rechtes  Bein,  liegt  eine  zweite, 
kaum  mehr  bekleidet,  auf  dem  Rücken  und  umklammert  sein 
linkes  Bein.  Hinter  ihm  steht  eine  dritte  mit  aufgelöstem 
Haar  in  rotem  Gewände  und  sucht  ihn  mit  ihrer  Rechten 
festzuhalten.  Links  weiter  zurück  liegt  ein  viertes  junges  Weib 
in  dunkelgelbem  Gewände,  ihre  Füsse  gegen  eine  blau -rote 
Fussrolle  stemmend,  sich  räkelnd  auf  dem  Rücken,  während 
eine  fünfte  in  gelbem  Unter-,  grünlichem  Obergewande  links  im 
Mittelgrunde  an  der  Zeltöffnung  steht,  durch  die  sie  mit 
winkender  Geberde  andere  zur  Hilfe'  zu  rufen  scheint.  Be- 
zeichnet unten  rechts:    Slevogt  1903. 

Leinwand;    h.  1,60;    br.  2,05.    —    1908  aus  den   Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung. 

Leo  Putz 

Geboren  1869  in  Merau;  lebt  in  München.  Schüler  der 
Münchner  Akademie  und  der  Academie  Julian  in  Paris.  Liess 
sich  nach  Beendigung  seiner  Studien  in  München  nieder,  wo 
er  sich  der  Künstlergruppe  der  »Scholle«  anschloss. 

2437  B  Weibliches  Bildnis.     Die  Braut  des  Künstlers.    Als  Kuie- 

38  a  stück,  fast  von  vorn  gesehen,  ihren  hellfarbig  aufgeputzten 
Strohhut  in  der  gesenkten  Rechten  haltend,  steht  die  schwarz- 
haarige Dame  in  schlichtem  schwarzen  Kleide  im  Garten  des 
Villenhauses,  das  den  Hintergrund  füllt.  Unmittelbar  hinter 
ihr  das  Geländer  des  Kanals,  das  den  Garten  durchquert. 
Rechts  am  weisslich  gestrichenen,  mit  grünen  Jalousien  ver- 
sehenen Hause  ein  Blick  ins  Freie.  Hellblauer,  sonnendurch- 
strahlter Himmel.    Bezeichnet  rechts  nuten:  Leo  Putz  1904. 

I>einwand;    h.   1,43;    lir.  1,35.    —    1908  aus  den   Zinsen    der    Pröll-Heuer- 
Stiftong. 


IV.   Berliner  Schule.    XIX.  Jahrhundert         787 

Rudolf  Schramm -Zittau 

Geb.  zu  Zittau  den  1.  März  1874;  lebt  in  München.  Schüler 
der  Akademien  von  Dresden,  Karlsruhe  und  München.  Den 
nachhaltigsten   Einfluss    übte  Zügel  in  München  auf  ihn  aus. 

Hühner  im  Stall.    Rechts  steht  ein  stattlicher  rotkämmiger    2438 
schwarzer    Hahn    neben    einigen    Futter    pickenden    Hennen.  (2348E) 
Weiter  zurück  liegen  die  meisten  weissen  jungen  Hennen  am     33  b 
Boden.     Von  links    oben    fällt    ein    heller    Sonnenstreifen    in 
das    Dämmerlicht  des  Stalles.     Bez.  rechts  unten:    RUDOLF 
SCHRAMM -ZITTAU. 

Leinwand;   h.  0,79;    br.  1,10.    —    1901   aus   den   Zinsen  der  PröU- Heuer- 
Stiftung'  von  der  Internationalen  KunstaussteUung  zu  Dresden. 

IV.    Die  Berliner  Schule 

Joh.  Heinr.  Karl  Krüger 

Geb.    zu   Salzwedel    den    5.  Juni  1812;    gest.  den  30.  Jan. 

1880  in  Arendsee  bei  Seehausen  in  der  Mark  Brandenburg. 
Schüler  der  Berliner  Akademie.  In  Italien  weitergebildet. 
Von  1850  —  1872  in  Dresden. 

Dorflandschaft.      Motiv    aus    der    Altmark.     Vorn    links  2439 

zwischen  Bäumen  ein  Weg  mit  einer  Bäuerin  und  einem  Hunde.  (2349) 

Vorn  in  der  Mitte  ein  Wasser,  an  dem  Kühe  weiden.     Rechts  F.-M. 
im  Mittelgrunde  ein  Dorf  hinter  hohen  Bäumen. 

Leinwand;  h.  0,99%;  br.  1,33}^.  —  1861  mittels  der  Ausstellungsgelder.  — 
1896  ans  Kgl.  Finanzministerium. 

K.  Ludwig  Jul.  Rosenfelder 

Geboren  den  18.  Juli  1813  zu  Breslau;  gest.  den  18.  April 

1881  zu  Königsberg  i.  Pr.  Schüler  Hensel's  an  der  Berliner 
Akademie.  Bereiste  Italien.  War  seit  1845  Direktor  der 
Königsberger  Akademie. 

Bildnis  des  Malers  Ernst  Resch.     Brustbild    ohne    Hände  2440 

nach  rechts,  mit  dem  Kopf  nach  vorn.    Der  Dargestellte  (geb.  (2350) 
1808  in  Dresden,  gest.  1864  als  Professor  in  Breslau)  trägt     41  a 
einen  grauen,  mit  braunem  Pelz  besetzten  Mantel. 

Leinwand ;  h.  0,66Va ;  br.  0,52.   —    1864  als  "Vermächtnis  des  Dargestellten. 
—  Inventar  1855  ff.  S.  50. 

50* 


788         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Adolf  Friedr.  Erdmann  Menzel 

Geboren  zu  Breslau  den  8.  November  1815,  gest.  zu  Berlin 
den  9.  Februar  1905,  wohin  er  schon  1830  mit  seinen  Eltern 
übersiedelte.  Bildete  sich,  obgleich  er  1833  vorübergehend 
die  Gipsklasse  der  Berliner  Akademie  besuchte,  hauptsächlich 
aus  sich  selbst  heraus.  Berlin  hat  er  nur  zu  kürzeren  Reisen 
verlassen.  Er  ist  der  Hauptmeister  der  Berliner  Kunst  des 
XIX.  Jahrhunderts. 

244 1  Predigt  in  der  alten  Klosterkirche  zu  Berlin.    Blick  aus  dem 
(2350A)  Mittelschiff    in    das  gotisch    gewölbte,  mit  Emporen  versehene 

34  a  Seitenschiff.  Links  hängt  ein  alter  Messingkronleuchter.  In  der 
Mitte  am  Pfeiler  die  mit  geschnitztem  Baldachin  überdeckte 
Holzkanzel ;  auf  ihr,  von  vorn  gesehen,  der  Prediger,  in  dem 
der  berühmte  Schleiermacher  verewigt  sein  soll;  unten  im 
Hauptschiff  die  andächtige  Gemeinde.  Bez.  r.  u. :  Menzel  1847. 

Leinwand;  h.  0,63;  br.  0,53.  —  1892  im  Xunsthandel  aus  Berlin.  —  Das 
Werk,  das  in  Jordan  und  Dohme's  Menzelwerk  (Berlin  1890  N.  14)  allgebildet  und 
(Text  S.  38)  als  »  Meisterstück  der  Charakteristik«  gefeiert  worden,  befand  sich  im 
Besitze  der  Frau  E.  Milner  zu  Gross-Lichterfelde  bei  Berlin. 

2442  Der    Markt   von    Verona    (La    Piazza    d'Erbe).      Die    hohe 
33  a     Häuserreihe  des  weiträumigen  Gemüsemarktes  von  Verona,  die 

das  Bild  im  Mittelgrunde  abschliesst,  wird  nur  halb  links 
durch  die  hier  einmündende  sonnenbeschienene  Strasse  durch- 
brochen. Halb  rechts  auf  dem  Platze  erhebt  sich  der 
prächtige  Springbrunnen  mit  reichlich  sprudelndem  Wasser. 
Mächtige,  hell  von  oben  beleuchtete  Sonnenschirme  beschatten 
die  einzelnen  Verkaufsstände.  Unbeschreibliches  Volksgewühl 
füllt  den  Platz.  Die  englische  Familie  links  vorn  hat  Mühe 
sich  der  zudringlichen  Strassenjugend  zu  erwehren.  Die  beiden 
Raubvogelhandler  neben  ihnen  haben  ihre  Last  mit  den  Vögeln, 
die  sie  an  langen  Stangen,  an  denen  sie  mittels  Bindfaden 
und  ihrer  Klauen  befestigt  sind,  durch  die  Menge  tragen.  Dem 
einen  ist  sein  Vogel,  den  er  mit  der  Linken  zurückholt,  auf 
•das  Dach  eines  der  Sonnenschirme  gefallen.  Rechts  vorn  sitzt 
•ein  Mann  auf  seinem  Eselkarren.  Ganz  vorn  links  und  in 
•der  Mitte  sind  Strassenarbeiter,  am  Boden  hockend,  mit  der 
Ausbesserung  des  Pflasters  beschäftigt.  Bez.  rechts  unten: 
Adolph  Menzel  1884. 


IY.   Berliner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  789 

Leinwand ;  h.  0,73 ;  br.  1,27.  —  Das  1884  gemalte  Bild  ging  zunächst  in 
den  Besitz  des  Berliner  Kunsthändlers  Pächter  über.  Später  befand  es  sich  jahre- 
lang in  der  Galerie  Henneberg  in  Zürich,  mit  der  es  1903  in  München  versteigert 
wurde,  um  in  den  Besitz  des  Herrn  Em.  Meiner  in  Leipzig  za  gelangen.  1905  aus 
den  Zinsen  der  Pröll- Heuer-Stiftung  mit  namhaftem  Zuschuss  eines  ungenannten  Kunst- 
freundes durch  Vermittlung  des  Königl.  Hofkunsthändlers  Herrn  L.  Gutbier  erworben. 

Im  Biergarten  (Kissingen).  Vorn  ein  vornehmer,  schattiger  2443 
"Wirtschaftsgarten,  zu  dem  links  von  der  sonnigen  Strasse  eine  32  a 
Treppe  herabführt.  Vorn  am  runden  Tisch  sitzen  ein  älterer 
Herr,  der  im  Begriffe  ist,  ein  Zündhölzchen  für  seine  Zigarre 
anzustreichen,  und  eine  jüngere  Dame,  die  an  einer  Rose  riecht. 
Beide  unterhalten  sich  mit  zwei  rechts  am  Tische  stehenden 
Herren,  von  denen  der  eine  in  süddeutschem  Joppen  -  Anzug 
einen  Hund  an  der  Leine  hält,  der  sich  unter  den  Tisch  ge- 
legt hat,  der  andere,  ein  Husarenoffizier,  sich  auf  sein  Fahrrad 
stützt.  Links  naht  ein  Paar,  deren  vorauseilendes  Töchterchen 
einen  Mops  an  der  Leine  führt,  der  mit  dem  unter  dem  Tisch 
liegenden  Hunde  anzubinden  sucht.     Bez.  u.  1. :  Menzel  1891. 

Deckfarbenmalerei  auf  Papier;  h.  0,17%;  br.  0,24.  —  1905  aus  den  Zinsen 
der  Pröll-Heuer-Stiftung.  —  Im  Nachtrag  zu  Bruckmann's  Menzelwerk  (München 
1896)  als  N.  5  (»Im  Biergarten ;  nach  Erinnerungen  aus  Kissingen«).  —  Phot. 
Hanfstängl. 

Karl  L.  F.  Becker 

Geb.  den  18.  Dezember  1820  zu  Berlin;  gest.  daselbst  den 
20.  Dez.  1900.  Schüler  der  Berliner  Akademie;  insbesondere 
A.  v.  Klöbers.  In  München,  Paris,  Rom,  Venedig  weitergebildet. 
Professor  und  1882  Präsident  (seit  1895  Ehrenpräsident)  der 
Berliner  Akademie. 

Eine  Bilderversteigerung.    Tracht  der  Zopfzeit.  Der  Verkauf  2444 
findet  in  einem  herrschaftlichen  Zimmer  statt.     Der  alte  Ver-  (2351) 
steigerer  sitzt  in  der  Mitte  am  Tische.     Ueber  ihm  steht  der     27  a 
Ausrufer.     Links  drängen    die  Kenner   sich    um   das  auf  den 
Tisch  gestellte  Bild  einer  Susanna.     Rechts   erklärt    ein  Herr 
der  neben  ihm  sitzenden  Dame    ein  Bild.     Ein  Bild  wird  erst 
von  der  Wand  genommen,    ein  anderes   schon  hinausgetragen. 
Bez.  links  unten:  C.  Becker.  (C  und  B  zusammengezogen.) 

Leinwand;  h.  1,23;  br.  1,58.  —  1882  vom  Coniite  der  Albert  -  Vereins- 
Lotterie. 


790         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

K.  Wilhelm  Gentz 

Geb.  zu  Neu-Ruppin  den  9.  Dezember  1822;  gest.  in  Berlin 
den  23.  Aug.  1890.  Schüler  der  Berliner  und  Antwerpener 
Akademie.  Seit  1846  unter  Couture  und  Gleyre  in  Paris 
weitergebildet.  Er  unternahm  wiederholte  Studienreisen  in  den 
Orient.     Seit  1881  Professor  an  der  Berliner  Akademie. 

2445  Das  Totenfest    in    Kairo.      Vorn    der   türkische    Friedhof, 

(2352)  zwischen    dessen    Gräbern     buntes    Volk    den    Toten    huldigt. 
42  b     Rechts  werden  Almosen    ausgeteilt.      Links    im    Hintergrunde 

die  Stadt,  vor  der  ein  lauger  Zug  von  Palmenträgern  sich 
herabbewegt;  an  seiner  Spitze  ein  Mann  in  rotem  Talar  und 
rotem  Turban.     Bez.  rechts  unten:    W.  Gentz.    1871. 

Leinwand ;  h.  0,74 ;  br.  1,26.  —  1876  im  Kunsthandel  ans  Berlin. 

Hans  Fr.  Gude 

Geb.  zu  Christiania  den  13.  März  1825;  gest.  den  17.  Aug.  1903 
in  Berlin.  Seit  1841  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie,  1842  bis 
1847  J.W. Schirmer's  daselbst.  Auf  vielen  Studienreisen  weiter- 
gebildet. 1854  — 1862  Professor  an  der  Düsseldorfer  Akademie, 
1864  —  1S80  Professor  der  Kunstschule  zu  Karlsruhe.  Dann 
bis  1901   Leiter  eines  Meisterateliers  in  Berlin. 

2446  Landende  Fischer.     Links    das    brandende  blaugrüne  nor- 

(2353)  dische  Meer,  auf  dem  Böte  segeln.      Rechts  vorn  der  Strand, 
30  d     an  dem  eine  Frau  mit  ihrem  Netze,  ein  Mädchen  mit  Fischen 

beschäftigt  ist.  Links  vorn  landet  ein  Bot,  an  dessen  Rand 
ein  barfusses  Mädchen  sitzt,  während  der  alte  Fischer  einem 
jungen  Burschen  den  Korb  auf  den  Rücken  gibt.  Bezeichnet 
unten  rechts:   H.  F.  Gude  (H  F  G  als  Monogramm)   1885. 

Leinwand;  h.  1,35;  br.  2,40.  —  1885  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stit'timg. 

Heinrich  Joh.  Gärtner 

Geb.  zu  Neu-Strelitz  in  Mecklenburg  den  22.  Februar  1828;  lebt 
in  Dresden.  Seit  1845  Schüler  Fr.  Wilh.  Schirmer's  in  Berlin; 
seit  1847  Adr.  Ludw.  Richter's  in  Dresden;  in  Rom  weiter- 
gebildet. Er  malte  Wandgemälde  in  Dresden  (Hoftheater), 
Berlin  und  Leipzig.  Bis  1896  in  Berlin,  dann  in  Leipzig, 
seit  1900  in  Dresden. 


IV.    Berliner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  791 

Im  Schweisse  ihres  Angesichts.      Grosse    heroische   Land-    2447 
schaft  mit  Adam  und  Eva,  Kain  und  Abel  nach  der  Vertreibung  (2354) 
aus  dem  Paradiese.    Links  im  Hintergrunde  ein  Wasser.    Vorn     24  c 
links  sitzt  Eva  an  einer  Eelsengrotte.     Der  kleine  Abel  steht 
an  ihren  Knieen.  Vorn  in  der  Mitte,  nach  links  gewandt,   steht 
Adam  und  gräbt  den  Acker.    Kain  steht  neben  ihm  auf  seine 
Hacke  gestützt.  Bez.  links  unten:    H.  G.fec.  Roma  1865. 

Leinwand ;    h.  1,62 ;    br.  2,22.    —    1872  mittels  der  Ausstellungs-Einnahme 
erworben. 

Ludwig  Knaus 

Geb.  den  5.  Okt.  1829  zu  Wiesbaden;  lebt  in  Berlin.  Seit 
1845  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie  unter  W.  v.  Schadow 
und  K.  Sohn;  1852—1860  in  Paris;  1861—1866  in  Berlin; 
1867— 1874  in  Düsseldorf.  Seit  1874  Lehrer  eines  Meister- 
Ateliers  in  Berlin. 

Hinter  dem  Vorhang.  Eine  wandernde  Seiltänzer-  und  Gaukler-    2448 
Gesellschaft  gibt  Vorstellung  in  einem  Dorfe,  das  links  hinter  (2355) 
dem  Zirkuszelt  hervorblickt.    Ein  Seiltänzer  steht  auf  dem  Seil,     26  d 
ein  Neger  schlägt  den  Vorhang  zurück.    Vorn  in  der  Mitte  sitzt 
der    bemalte  Clown,    sein    Jüngstgeborenes    aus    der    Flasche 
tränkend.    Zwei  Kinder  wärmen  sich  am  Kochofen  die  Hände. 
Rechts    vorn    bemüht    ein    ältlicher    Herr    sich    um    die  Seil- 
tänzerin.    Bez.  links  unten:  L.  Knaus  1880. 

Mahagoniholz;  h.  0,81;  br.  1,10%.    —   1880  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  — 
Phot.  Hanfstängl-München. 

Otto  E.  F.  A.  Dörr 

Geb.  zu  Ludwigslust  den  3.  Dez.  1831;  gest.  zu  Dresden  den 
18.  Nov.  1868.  Schüler  der  Berliner  Akademie,  widmete  sich 
unter  Steffeck  in  Berlin  der  Pferdemalerei;  seit  1852  in  Paris 
weitergebildet.  Er  liess  sich  in  Dresden  nieder,  ging  aber  gegen 
Ende  seines  Lebens  nochmals  zu  Bonnat  nach  Paris. 

Pariser  Maler-Atelier.     Atelier  Bonnat's  um  1867.  Rechts  2449 

auf  einer  Bretterbühne  steht  ein  nackter  junger  Mann  Modell.  (2356) 

Links  sitzen  und-  stehen  die  jungen  Maler  zeichnend  an  ihren  24  b 
Staffeleien.     Bez.  links  unten:  0.  Dörr. 

Leinwand ;    h.  0,61 ;    br.  0,82.    —   1871  von  der  Witwe  des  Künstlers,  Frau 
Bertha  Dörr,  geschenkt. 


792         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Louis  Douzette 

Geb.  den  25.  Sept.  1834  zu  Triebsee  in  Neuvorpommern ;  lebt 
in  Berlin.  Anfangs  Stubenmaler.  Erst  1868  Schüler  H. 
Eschke's  in  Berlin.     Auf  Studienreisen  weitergebildet. 

2450  Ein  Landsee  im   Mondschein.     Links  vorn  am  Ufer  Bäume 

(2357)  und  Felsblöcke;  rechts  am  Schilfe  ein  Fischerbot.     Der  Mond 
25  d     wirft   links    aus    leichtem    Gewölke    einen   hellen  Lichtstreifen 

auf  die  Wasserfläche;  davor  ein  Segel;  rechts  im  Mittelgrunde 
ein  rötliches  Licht.     Bez.  links  unten :    L.  Douzette. 

Leinwand;  h.  0,58%;  br.  0,90%.    —   1883  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  erworben. 

Christian  Wilberg 

Geb.  den  20.  Nov.  1839  zu  Havelberg;  gest.  den  3.  Juni  1882 
zu  Paris.  Anfangs  Stubenmaler.  Erst  seit  1861  in  Berlin  unter 
Weber  und  Pape  zum  Künstler,  unter  Gropius  zum  Dekorations- 
maler gebildet.  1870  unter  Oswald  Achenbach  in  Düsseldorf 
weiterentwickelt;  1870 — 74  in  Italien.  Später  in  Berlin  ansässig. 

2451  „Memento  mori."    Motiv  aus  dem  Sabinergebirge.    Nacht- 

(2358)  stück.     Links  eine  Klosterkirche  unter  Riesenzypressen.    Einige 
28  d     Mönche,  welche  Kreuze  tragen,  auf  dem  Wege  davor.  Rechts  vorn 

ein  Friedhofskreuz,  im  Mittelgrunde  eine  tiefe,  stromdurchrauschte 
Schlucht.     Bez.  links  unten:  Ch.  Wilberg. 

Leinwand;    h.  1,30;    br.  1,10.    —    1883    von   einer   in  Dresden  ansässigen 
Familie  geschenkt. 

Karl  Ludwig 

Geb.  den  18.  Jan.  1839  zu  Römhild  in  Sachsen-Meiniugen; 
gest.  den  18.  Sept.  1901  in  Berlin.  Seit  1858  Schüler 
Karl  v.  Piloty's  in  München.  In  München  bis  1867.  1877 
bis  1880  Professor  der  Köuigl.  Kunstschule  in  Stuttgart;  seit 
dieser  Zeit  in  Berlin. 

2452  Alpenlandschaft.     Motiv  von    der  Lenzer  Haide    in  Grau- 

(2359)  büuden.     Gewitterstimmung.     Mächtige  Wolken    umziehen   die 
27  c     Berge.     Links  am  Abhang  ein  sonnenbeleuchtetes  Dorf.     Auf 

dem  Wege,  der  zu  ihm  hinaufführt,  eine  Gestalt  mit  rotem 
Regenschirm.  Rechts  ein  graues  Wasser  in  grüner  Wiese. 
Dahinter  vor  der  Felswand  eine  Kirche  mit  rotem  Dach.  Be- 
zeichnet rechts  unten:  Carl  Ludwig.    Berlin  1882. 


IV.    Berliner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  793 

Leinwand;   h.  1,37;    br.  2,01.    —    1883   ans    den    Zinsen   der   Pröll-Heuer- 
Stiftung.  —  Phot.  Tamnie. 

Der   Albulapass    in    Graubünden.      Durch    den    mächtigen    2453 
Hochgebirgsstock   zieht   sich   die  graue  Landstrasse  in  kühnen  (235  9  A) 
Windungen    empor.     Oben    löst   weiches    weisses  Gewölk    sich     39  b 
unter  blauem  Himmel  über  Schneefeldern  von  den  Gipfeln  ab. 
Vorn  auf  der  Landstrasse    ein  Hirt   in   blauem  Mantel  hinter 
seiner  Schafherde.     Bez.  u.  1.:  Carl  Ludwig,  Berlin. 

Leinwand;   h.  1,50;    br.   2,25.    —   1894   aus   den   Zinsen   der   Pröll-Heuer- 
Stiftuug  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Eugen  Bracht 

Geb.  zuMorges  bei  Lausanne  den  3.  Juni  1842;  lebt  in  Dresden. 
Schüler  Schirmer's  in  Karlsruhe,  Gude's  in  Düsseldorf  (1861) 
und  Karlsruhe  (1875).  Er  widmete  sich  von  1864 — 1875 
dem  Kaufmannsstande,  kehrte  dann  aber  zur  Malerei  zurück. 
Seit  1883  Professor  an  der  Berliner,  seit  1902  an  der 
Dresdner  Akademie. 

Herbsttag  an  der  englischen  Südküste.    Links  ragt  die  steile,    2454 
baumlose  Küste,  an  deren  Abhang  die  TJeberreste  eines  Stein- (23 5 9  B) 
hauses  liegen.    Rechts  brandet  das  graue  Meer  an  den  Klippen.     37  a 
Möwen  flattern  über  den  Wellen.     Der  Himmel  ist  grau  um- 
wölkt;  Regen  und  Nebel  umschleiern    den  Hintergrund;    vorn 
aber  scheint  die  Sonne.     Bez.  1.  u. :  Eugen  Bracht,  Berlin. 

Leinwand;  h.  1,20%;  br.  2,01.  —  Kat.  1892  N.  2359  A.    1889  aus  den  Zinsen 
der  Pröll-Heuer-Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Winterabend.  Kleines  Flusstal.  Der  vereiste  Fluss,  der  2454  A 
sich  nach  rechts  zum  Vordergrund  herabzieht,  wird  im  Mittel-  37  a 
gründe  neben  drei  hohen  kahlen  Bäumen  von  einer  einbogigen 
Steinbrücke  überspannt,  über  die,  nach  links  gewandt,  einige 
ländliche  Gestalten  enteilen.  Scharf  heben  die  steil  ansteigen- 
den beschneiten  Höhen  des  Ufers,  die  rechts  mit  Bäumen  über 
braunem  Felsenhange  bewachsen  sind,  sich  von  dem  schweren, 
graubraunen  Winternachmittagshimmel  ab.  Bezeichnet  rechts 
unten:  EVGEN  BRACHT  1907. 

Leinwand;  h.  1,34%;   br.  1,16.  —  1908  aus   den  Zinsen   der   Pröll- Heuer- 
Stiftung. 

Paul  Meyerheim 

Geb.  zu  Berlin  den  13.  Juli  1842;  lebt  in  Berlin.  Schüler  der 
Berliner  Akademie  und  seines  Vaters  Eduard  Meyerheim  (1857 


794         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

bis  1860).  Auf  Reisen,  besonders  in  Paris  weitergebildet. 
Professor  an  der  Berliner  Kunstakademie. 

2455  In  der  Tierbude.    Links  hinter  einem  mächtigen  Elefanten 
(2359  C)  hält  ein  Neger  ein  Krokodil,  dem  ein  weisser  Tierbändiger  den 

26  d  Rachen  öffnet,  auf  dem  Rücken.  Zahlreiche  ländliche  Zuschauer. 
Ein  Bauer  betastet  neugierig  den  Buckel  eines  Zebu -Rindes. 
Oben  schaukeln  sich  bunte  Papageien  und  Kakadus.  Links 
vorn  zwei  Affen.     Bez.  1.  u.:  1894.    Paul  Meyerheim. 

Leinwand;  h.  0,88;  br.  1,29.  —  1894  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Hener-Stiftung 
von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Hanfstängl. 

Karl  Gussow 

Geb.  den  25.  Februar  1843  in  Havelberg;  gest.  den  27.  März 
1907  in  Neupasing  bei  München.  Schüler  A.  von  Ramberg's 
und  Ferd.  Pauwels1  in  Weimar.  Auf  Reisen  weitergebildet. 
Professor  der  Weimarer  Kunstschule  seit  1870,  der  Karlsruher 
Kunstschule  seit  1874,  seit  1876  der  Kunstakademie  zu  Berlin. 
wo  er  eine  gefeierte  Schule  des  »Realismus«  leitete.  Seit 
1  892  lebte  er,  nachdem  er  sich  von  der  Lehrtätigkeit  zurück- 
gezogen, in  München. 

2455  A  Bildnis  der  Gattin  des  Künstlers.     Halbfigur    ohne  Hände 

37  d     nach  links  vor  warmgrünem  Gründe.     Die   frische  rotwangige 

Dame  mit  blauen  Augen  und  braunem  Haar  tragt  ein  schwarzes, 

spitz    ausgeschnittenes  Kleid   mit  weisser  Rüsche.     Bezeichnet 

oben  rechts  C.  GVSSOW.     Kre  1875. 

Mahagoniholz;    h.  0,76%;    br.  0,56.    —    1907    nach    der  Gussow-Ausstellnng 
des  Siichs.  Kunstvereins  von  der  Witwe  des  Künstlers.  — »Kre«  bedeutet  »Karlsruhe«. 

Franz  Skarbina 

Geb.  zu  Berlin  den  24.  Februar  1819;  lebt  in  Berlin.  Pro- 
fessor. Schüler  der  Berliner  Kunstakademie.  Weitergebildet 
auf  Studienreisen,  besonders  seit  1  880,  durch  Holland,  Belgien 
und  Frankreich;  1885 — 1886  in  Paris;  dann  Lehrer  der 
Anatomie  an  der  Berliner  Kunstakademie. 

2456  Belgisches  Kabarett.    Motiv  aus  dem  Stranddorf  La  Panne. 
(235 9 D)  Schlichtes,  von  rechts  durch  grosse  Fenster  erleuchtetes  Zimmer 

34  a  mit  rotgestrichenen  Wänden.  Vorn  steht  einer  der  »Islands- 
fischer« mit  der  Pfeife  im  Munde,  sein  Netz  ausbessernd.     Am 


IV.    Berliner  Schule.     XIX.  Jahrhundert  795 

grün  gestrichenen  Tisch  sitzt  ein  jüngerer  bei  einem  Glase 
Bier.  Links  steht  ein  kleines  Mädchen  in  blauer  Schürze,  sein 
Butterbrot  essend.     Bez.  unten  rechts:   F.  Skarbina  1891. 

Leinwand;  h.  0,68%;   br.  0,49.    —   1894   aus   den  Zinsen   der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Max  Liebermann 

Geb.  zu  Berlin  den  20.  Juli  1847 ;  lebt  in  Berlin.  Studierte  an- 
fangs in  Weimar;  seit  1872  in  Paris,  zunächst  unter  Munkacsy, 
dessen  Einfluss  jedoch  bald  demjenigen  Millet's  wich.  Selbst- 
ständige Naturstudien  vollendeten  seine  Entwicklung.  1879 
bis  1884  lebte  er  vornehmlich  in  München;  dann  siedelte  er 
nach  seiner  Vaterstadt  über.     Professor. 

Die  Näherin.     Nach  rechts    gewandt,    sitzt  die  Frau  mit    2457 
weisser   Haube    auf   einem    Stuhle    in    ihrem    Gärtchen.     Das(2359DD) 
Weisszeug,    an  dem  sie  näht,    liegt  auf  ihrer  hellen  Schürze.      34  a 
Bez.  rechts  oben:  M.  Liebermann. 

Leimrand;  h.  0,66;  br.  0,51.  —  1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Hener-Stiitung 
von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Brnckm. 

Richard  Friese 

Geb.  zu  Gumbinnen  den  15.  Dezember  1854;  lebt  in  Berlin. 
Schüler  der  Berliner  Akademie   1877  — 1881. 

Die  Wüstenräuber.    Links  unten  rauchen  die  Lagerfeuer  der    2458 
rastenden  Karawane.    Vorn,  über  die  steinige  Anhöhe,  schleicht  (2359 E) 
lauernd    ein    fast   lebensgrosses  Löwenpaar    heran.     Der  Löwe     22  d 
liegt  rechts  oben,  nach  links  gewandt,  zum  Sprung  bereit  auf 
dem  Bauche.     Die  Löwin  klettert  vorn  in  der  Mitte  mit  vor- 
gerecktem Halse  empor.   Bez.  rechts  unten:  Rieh.  Friese  84. 

Leinwand  ;  h.   1,91 ;  br.  2,95.  —  Kat.  1892  N".  2359 B.  1888  aus  den  Zinsen  der 
Pröll-Heuer-Stiftung  von  der  akadem.  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Oskar  Frenzel 

Geboren  zu  Berlin  den  12.  November  1855;  lebt  in  Berlin. 
Anfangs  Lithograph;  seit  1884,  durch  Paul  Meyerheim  veran- 
lasst, Schüler  der  Berliner  Akademie;  1885  — 1889  Schüler 
Eugen  Bracht's  daselbst.  Durch  Studienreisen  in  Deutschland 
weiterentwickelt. 


798         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 


V.    Die  Wiener  Schule 
Joseph  Anton  Koch 

Geb.  den  27.  Juli  1768  zu  Obergibeln  im  Lechtal  in  Tirol; 
gest.  den  12.  Jan.  1839  in  Rom.  Empfing  seinen  ersten 
Kunstunterricht  bei  einem  Zeichenlehrer  in  Augsburg,  weiteren 
Unterricht  aber  1785  — 1791  auf  der  Stuttgarter  Karlsakademie. 
Seit  1795  im  Anschluss  an  A.  J.  Carstens  in  Rom  weiter- 
gebildet, behielt  er,  von  Reisen  nach  Deutschland  und  einem 
dreijährigen  Aufenthalte  in  Wien  (1812 — 1815)  abgesehen, 
seinen  Wohnsitz  in  der  ewigen  Stadt.  Er  ist  der  Begründer 
der  heroischen  Landschaft  der  neueren  deutschen  Schule. 

2463  Landschaft  mit  dem  hl.  Martin.     Links  vorn  am  Wege  ein 
23  c     Madonnenbild,  an  dem  eine  Prozession  vorbeizieht.'  Ihr  voraus 

reitet  rechts  der  hl.  Martin  als  geharnischter  Krieger  auf 
weissem  Rosse,  im  Begriffe,  mit  dem  Schwerte  seinen  roten 
Mantel  zu  zerteilen,  um  die  Hälfte  dem  neben  ihm  an  Krücken 
hinkenden  Bettler  zu  schenken.  Im  Hintergrunde  links  die 
Meerbucht,  rechts  das  Gebirge.  Bez.  unten  rechts:  G.  Koch 
Tyrolese  fece  1815. 

Lindenholz;  h.  0,55;  br.  0,47%.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  1903  als 
Geschenk  des  Herrn  Ed.  Cichorius  aus  Leipzig.  —  Gegen  Ende  der  Wiener  Zeit  des 
Meisters  entstanden. 

2464  Landschaft  mit  dem  hl.  Benedikt.  In  die  steile  Felsen- 
23  c  schluchthöhle  bei  Subiaco  wird  dem  hl.  Benedikt  vom  hl.  Ro- 
manus das  Brot  an  einem  Seil  hinabgelassen.  Links  braust 
ein  Wasserfall  herab,  über  dem  ein  Regenbogen  steht.  Subiaco 
thront  in  der  Mitte  des  Mittelgrundes  auf  steilem  Felsen. 
Links  vorn  ein  Reiher,  der  einen  Fisch  im  Schnabel  hält. 
Bez.  unten  links:  O.  Koch  Tyrolese  fec  1815. 

Undenholz;  h.  0,55;  br.  0,47%.  —  Gegenstück  znm  vorigen  —  1903  als 
Geschenk  des  Herrn  Ed.  Cichorius  aus  Leipzig.  —  Yergl.  die  Bemerkungen  zum 
rorigen. 

2465  Berner  Oberland.     Grosses,  baumbewachsenes,    flussdurch- 
41  a     strömtes  Alpental,  in  das  verschiedene  Wasserfälle  herabstürzen. 

Schroffe  Schneeberge  blicken    aus    dem    Hintergrunde   herüber. 


V.   Wiener  Schule.     XIX.  Jahrhundert  799 

Vorn  entfaltet  sich  ein  buntes  ländliches  Leben.  Links  bläst 
ein  Hirt  vom  Dache  einer  Ruine  herab  auf  langem  Hörne ; 
davor  die  Viehtränke  am  Brunnen.  In  der  Mitte  kämpfen 
zwei  Ziegenböcke,  spricht  ein  auf  seine  Flinte  gestützter  Jäger 
mit  einem  ruhenden  Paare. 

Leinwand;  h.  0,73%;  br.  0,99.  —  1903  als  Geschenk  des  Herrn  Eduard 
Cichorius  aus  Leipzig,  der  es  1868  von  der  von  Quandt'schen  Sammlung  in  Dresden 
erwarb.  —  Etwas  kleinere  Wiederholung  des  Originalbildes  des  Ferdinandeums  in 
Innsbruck  mit  der  Inschrift :  J.  Koch  Tirolese  Roma  1817,  das  sich  1906  als  N.  871 
auf  der  deutschen  Jahrhundert-Ausstellung  in  Berlin  befand. 

Joh.  Heinr.  Ferdinand  von  Olivier 

Geb.  zu  Dessau  den  1.  April  1785;  gest.  zu  München  den 
11.  Febr.  1841.  Jüngerer  Bruder  Heinrich's,  älterer  Bruder 
Woldemar  Friedrich's  von  Olivier.  Er  empfing  seinen  ersten 
Kunstunterricht  durch  D.  C.  W.  Kolbe  in  Dessau.  Mit  seinem 
älteren  Bruder  seit  1804  in  Dresden,  seit  1807  in  Paris 
vornehmlich  durch  das  Studium  der  älteren  Meister  weiter- 
entwickelt. Seit  1811  mit  seinem  jüngeren  Bruder,  der  später 
nach  Eom  ging,  in  Wien.  Hier  seit  1812  unter  Jos.  Ant. 
Koch  weiterentwickelt.  Dann  hauptsächlich  in  Wien  als  Land- 
schaftsmaler der  neudeutschen  Richtung  tätig,  bis  er  1833 
als  Professor  der  Kunstgeschichte  und  Generalsekretär  der 
Akademie  in  München  angestellt  wurde. 

Salzburgische  Landschaft.  Blick  vom  Kapuzinerberg.  Ein  2466 
Turm  und  ländliche  Gebäude  in  ummauertem  Gehege.  Blick  23  c 
ins  grüne,  sich  rechts  nach  innen  ziehende  Tal.  Graublaue, 
von  Wolken  umzogene  Berge  schliessen  Mittel-  und  Hintergrund. 
Rechts  vorn  stehen  zwei  Frauen  mit  einem  Knaben  im  blumigen 
Rasen.  Ein  Wanderer,  der  eben  heraufgestiegen,  naht  sich 
ihnen.  Bez.  u.  r.  mit  dem  Monogramm:  (liegendes  F  in 
kreisrundem  0)  und  1824. 

Eichenholz;  h.  0,49%;  br.  0,63.  —  1902  von  Herren  von  Zahn  und  Jaensch 
in  Dresden. 

Ludwig  Ferd.  Schnorr  von  Carolsfeid 

Geb.  zu  Königsberg  i.  Pr.  (während  eines  vorübergehenden  Auf- 
enthalts seines  Vaters  Hans  Veit  Schnorr  v.  C.  daselbst)  den 
11.  Okt.  1788;  gest.  zu  Wien  den  13.April  1853.  Aelterer  Bruder 
des  Julius  Schnorr  von  Carolsfeid.     Schüler  seines  Vaters,  seit 


800         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

1804  der  Wiener  Akademie.  Tätig  hauptsächlich  zu  Wien, 
wo  er  erster   Kustos    an    der    Kaiserl.  Belvedere- Galerie    war. 

2467  Ein  Greis    in  altdeutscher  Tracht.     Brustbild    nach    links 

(2360)  auf    braunem    Grunde.     Der  Alte  in  weissem  Vollbarte    trägt 

52  d     einen  braunen  Pelzmantel,  eine  anliegende  grüne,  mit  goldenen 

Seh"'/11  Netzlinien    geschmückte    Kappe    und    ein    schwarzes    Barett. 

Bezeichnet  rechts  in  der  Mitte:  L.  S.  (Monogramm). 

Ahornbolz;  h.  0,16%;  br.  0,13%.  —  1874  von  Frau  Geh.  Justizr;it  Krug, 
geb.  Schnorr  von  Carolsfeld. 

Ferdinand  Georg  Waldmüller 

Geboren  in  Wien  den  15.  Januar  1793;  gestorben  daselbst 
den  22.  August  1865.  Schüler  der  Wiener  Akademie.  Durch 
Kopieren  der  alten  Meister  selbständig  weitergebildet.  1820 
und  1844  in  Italien.  1846  veröffentlichte  er  eine  Schrift 
gegen  den  akademischen  Unterricht.  1906  wurde  er  auf  der 
Berliner  Jahrhundertausstellung  als  einer  der  führenden  Wiener 
Meister  anerkannt.  Er  malte  Landschaften,  Sittenbilder  und 
Bildnisse. 
2467  A  Nach  der  Pfändung.     Die    ärmliche    Hofwohnung,    deren 

23  d  gepfändete  Insassen  ausgewiesen  werden,  liegt  links  im  hellen 
Sonnenschein.  Die  Mutter  hält  zwei  Kinder  auf  dem  Arm; 
ein  drittes,  das  sie  am  Rock  anfasst,  streckt  die  Hand  nach 
dem  rechts  vorn  sein.  Brot  verzehrenden  glücklicheren  Kinde 
aus.  Hinter  der  Mutter  die  blinde  Grossmutter,  von  einem 
etwas  älteren  weinenden  Mädchen  geführt.  Neugierige  umringen 
die  Aermsten  vorn  im  Hofe.  Links  naht  ein  rot  gekleidetes 
Mädchen  mit  mitleidigen  Geberden.  Rechts  eine  Gruppe  von 
vier  Kindern.  Hinter  ihnen  ein  Mann  in  der  Hoftür.  Rechts 
hinten  führt  ein  Tor  in  den  sonnigen  Garten.  Bez.  rechts 
unten:  Waldmüller  1859. 

Lindenholz;  h.  0,73;  br.  0,90.  —  1907  als  Geschenk  eines  voigtländischen 
Großindustriellen  durch  Vermittelung  des  Herrn  Hofkunsthändlere  L.  Gutbier  von 
der  H.  0.  Miethke'schen  Kunsthandlung  in  Wien. 

Aug.  Albert  Zimmermann 

Geb.  den  20.  Sept.  1808  zu  Zittau;  gest.  zu  München  den 
18.  Okt.  1888.  Schüler  der  Akademien  zu  Dresden  und  München. 
Eine  Zeitlang  österreichischer  Professor    an    der   Akademie    zu 


V.    Wiener  Schule.     XIX.  Jahrhundert  801 

Mailand;  seit  IS 60  Professor  an  der  Wiener  Akademie.  Später 
zog  er  sich  nach  Salzburg,   1884  nach  München  zurück. 

Die  Pflügung  des  Ackers.    Kahle  Hochebene.    Vorn  rechts  2468 

pflügt  ein  Bauer    mit   zwei  Ochsen  dunkle  Furchen  ins  Feld.  (2361) 
Im  Mittelgrunde    steht    ein    Schäfer   mit    seiner  Herde.     Bez.     42  b 
links  unten:  Albert  Zimmermann. 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  1,52.  — 1873  vom  Maler  Sturm  gekauft.  —  Inventar 
1S85  ff.  S.  65.  —  Der  Künstler,  dessen  eigentliches  Fach  Alpenlandschaften  waren, 
hatte  das  Bild  nach  seiner  eigenen  Aussage  als  Beispiel  für  seine  Schüler  gemalt, 
»wie  man  eine  Ebene  darstellen  sollte,  dass  sie  doch  Form  behält«. 

Rudolph  von  Alt 

Geb.  den  28.  Aug.  1812  in  Wien;  gest.  den  12.  März  1905 
daselbst.  Sohn  des  Landschaftsmalers  und  Lithographen  Jakob 
Alt.  Schüler  der  Wiener  Akademie.  Durch  Studienreisen  nach 
Rom,  Neapel,  Dalmatien  und  der  Krim  weitergebildet.  Besonders 
als  Aquarellmaler  bekannt.     Lebte  in  Wien. 

Der  „Vestatempel"  in  Rom.  Platz  am  »Forum  boarium«.  2469 
Rechts  der  Palazzo  hinter  dem  langgestreckten  Brunnenbecken.  32  a 
In  der  Mitte  der  bekannte  Rundtempel,  den  die  heutige  Archäologie 
als  Herkulestempel  bezeichnet.  Links  die  Strassenmauer.  Vom 
Hintergrunde  her  blickt  zu  beiden  Seiten  des  Tempels  dieCampagna 
herüber.  Rechts  vorn  steht  ein  Karren,  dessen  graue  Zugochsen 
sich  gelegt  haben.  Links  wird  ein  ungesattelter  Schimmel,  dem 
ein  Mönch  in  brauner  Kutte  eutgegenkommt,  abgeführt.  Bez. 
links  unten:  R.  Alt. 

Pappe ;  h.  0,24 M ;  br.  0,33}^.  —  1904  von  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 

Anselm  Feuerbach 

Geb.  den  12.  September  1829  zu  Speier;  gest.  den  4.  Januar 
1880  zu  Venedig.  1845—1848  Schüler  W.  v.  Schadow's  an 
der  Düsseldorfer  Akademie.  1850  Schüler  der  Akademie  zu 
Antwerpen.  1851 — 1854  in  Paris  Schüler  von  Couture,  1855 
in  Venedig;  1856  in  Florenz,  dann  in  Rom;  1873 — 1876 
Professor  der  Wiener  Akademie.     Seit  dieser  Zeit  in  Venedig. 

Zur  Wiener  Schule  gehört  Feuerbach  nur  uneigentlich ;  da  er  aber  der  Düssel- 
dorfer Schule  vollständig  entwachsen  erscheint  und  nur  in  Wien  ein  Lehramt  be- 
kleidet hat,  konnten  wir  ihn  kaum  einer  anderen  Schule  zuweisen. 

Maria  mit  dem  Kinde.     Mit  gesenktem  Blicke  sitzt  Maria    2470 
vor  tief  gestimmter  Landschaft,  stützt  sich  mit  der  Linken  auf  (2362) 

51  23b 


802         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

die  Steinbank  und  hält  mit  der  Rechten  ihr  nacktes  Knäblein, 
das  sich  an  sie  schmiegt.  Links  zwei  bekleidete  musizierende 
Engelknaben,  rechts  ein  dritter.  Bez.  links  unten:  Anselm 
Feuerbach  .  Borna  .  1860. 

Leinwand;  hochoval,  mit  gemalten  verzierten  Ecken;  h.  1,17;  br.  0,96.  — 
1881  vom  Obersten  E.  Rothpletz  in  Zürich  erworben.  —  Die  Handzeichnungpn  zu 
den  Köpfen  der  Engel  befinden  sich  im  Kgl.  Kupferstichkabinet.  —  Eine  Farben- 
skizze zum  Bilde  in  der  Schack'schen  Galerie  zu  München.  —  Gestochen  von 
E.  Büchel.   tt>  Neues  G.-W.  IV,  10.  —  Phot.  Bruckm.;  Hanfst. 

Heinrich  von  Angeli 

Geb.  den  8.  Juli  1840  zu  Oedenburg  in  Ungarn;  lebt  in 
Wien.  Er  studierte  an  den  Akademien  von  Wien  und  Düsseldorf, 
in  München  und  Paris.  1862  Hess  er  sich  in  Wien  nieder, 
wo  er  eine  Professur  an  der  Akademie  übernahm. 

247  I  Bildnis  des  Malers  6.  A.  Kuntz.  Studienkopf.  Brustbild  ohne 

(2363)  Hände  von  vorn  auf   braunem    Grunde.     Der   schwarzhaarige, 
25  a     dunkelbärtige  Künstler  trägt  eine  goldene  Brille. 

Leinwand;  h.  0,58%;  br.  0,47%.  —  189G  von  einem  Verwandten  des  Dar- 
gestellten erworben. 

Hans  Makart 

Geb.  zu  Salzburg  den  29.  Mai  1840;  gest.  zu  Wien  den  3.  Okt. 
1884.  Er  begann  seine  Studien  1858  an  der  Wiener  Akademie, 
nahm  sie  erst  später  unter  Karl  Piloty's  Leitung  in  München 
wieder  auf.  Bis  1869  in  München,  dann  in  Wien,  wo  ihm 
auf  Staatskosten  ein  Atelier  erbaut  wurde.  Seit  1S79  Pro- 
fessor der  Wiener  Akademie. 

2472  Der  Sommer.      Acht  lebensgrosse    schöne    junge   Frauen 

(23 63  A)  ergehen  sich  mit  zwei  Kindern  in  grösster  sommerlicher  Unge- 
38  b  bundenheit  in  der  üppig  ausgestatteten  Vorhalle  eines  im  Re- 
naissancegeschmack gebauten  Sommerschlosses.  Links  vorn  eiu 
als  Bad  im  Halbrund  gefasster  Weiher  vor  baumreichem  Parke. 
Ein  purpurseidener  Vorhang  umwallt  den  weissen  Pfühl  der 
Mittelnische,  auf  dem  eine  nackte  junge  Frau  ruht,  die  an  ihrer 
Linken  weisse  Schmetterlinge  tanzen  lässt.  Vor  ihr  hockt  ein 
schwarzhaariges  Mädchen  am  Rande  des  Bades,  dem  ein  junges 
Weib  entsteigt,  das  einen  nackten  Buben  mit  beiden  Händen 
vor  sich  hält.  Eine  dritte  weibliche  Gestalt  ist  im  Begriffe, 
sich  der  letzten  Hülle  zu  entledigen.    Ueber  der  Schönen  flattern 


V.    Wiener  Schule.    XIX.  Jahrhundert  803 

girrende  Tauben.  Rechts  vor  schwerem  tiefblauen  Vorhange  sind 
fünf  bekleidete  Frauen  um  einen  Schachtisch  gruppiert.  Die  eine, 
keck  lächelnde  Spielerin,  deren  rotgoldenes  Haar  üppig  auf  ihre 
Brust  herabfällt,  erhebt  die  Linke  zum  Zuge.  Ihre  Gegnerin 
naht  von  links  in  weissem  Bademantel,  um  rasch  noch  ihren 
Zug  zu  tun,  ehe  sie  ins  Bad  steigt. 

Leinwand  ;  h.  3,71 ;  br.  6,31.  —  1890  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  —  Der  Meister 
hat  das  Bild  1880 — 1881  in  Wien  gemalt.  Im  Frühjahr  1881  war  es  zuerst  im 
Wiener  Künstlerhause  ausgestellt.  1883  erschien  es  im  Pariser  »Salon«.  —  Den 
»Frühling«,  der  als  Gegenstück  zum  »Sommer«  bestimmt  war,  hinterliess  der  Meister 
unvollendet.  —  Radiert  von  W.  Unger  1888.  —  Phot.  Angerer-Wien. 

Gustav  Adolf  Kuntz 

Geb.  den  17.  Februar  1843  zu  Wildenfels  in  Sachsen;  gest. 
den  2.  Mai  1879  zu  Rom.  Zuerst  als  Bildhauer  Schüler 
Joh.  Schilling^  an  der  Dresdner  Akademie.  Wandte  sich  nach 
weiten  Studienreisen  der  Malerei  zu.  Als  Maler  vollendete  ei- 
serne Studien  1873 — 1877  unter  H.  v.  Angeli  in  Wien. 
Seit  1877   war  er  in  Rom  ansässig. 

Ein  Gruss  aus  der  Welt.    In  ihrer  Zelle  sitzt  die  schwarz    2473 
gekleidete  Nonne,  nach  links  gewandt,   am  Fenster,  stützt  ihren  (2364) 
Kopf  mit  beiden  Händen  und  blickt  an  hohen  Dächern  vorbei     25  d 
zum  blauen  Himmel  empor.   Bez.  1.  u. :  G.  A.  Kuntz  .  1876. 

Mahagoniholz ;  h.  0,62 ;  br.  0,36.  —  1876  auf  der  Dresdner  Kunstausstellung 
gekauft.  —  Gestochen  von  Ed.  Büehel.  ff,  Neues  G.-W.  I,  ?,.  —  Phot.  Tamme. 

Römische  Pilgerin,  ein  Kruzifix    küssend.     In  der  Mitte  an    2474 
der  Mauer  hängt  ein  grosses  altes  Kruzifix.    Zwischen  den  links  (2365) 
spriessenden  Diesteln  und  den  rechts  blühendenRosen  lehnt,  vom     34  a 
Rücken  gesehen,  ein  junges  Mädchen  in  farbiger  römischer  Klei- 
dung und  küsst  inbrünstig    des    Heilands   Füsse.      Bezeichnet 
links  unten:  Gustav  Kuntz  .   Rom  .  1878. 

Nussbaumholz ;  h.  0,79 ;  br.  0,48.  —  1879  von  der  Mutter  des  Künstlers  erworben. 

—  Wiederholung  des  ein  Jahr  früher  gemalten  Bildes  der  Berliner  National-Galerie. 

—  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Radiert  von  Georg  Bttel.  —  Phot.  Tamme. 

Betende  römische  Pilgerin.     Rechts    oben    an    der  Mauer    2475 
ein  bekränztes  altes  Madonnenbild.    Davor  eine  Bank,  auf  der  (2366) 
ein  junges  Mädchen    in    farbiger    römischer    Landtracht   sitzt     34  a 
und  inbrünstig  betend  zur  Gnadenmutter  emporschaut.     Nicht 
bezeichnet,  nicht  ganz  vollendet. 

51* 


804         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Eichenholz;  h.  0,76;  br.  0,46%.  —  1879  von  der  Mutter  des  Künstlers  er- 
worben. —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Gestochen  von  H.  Bürkner.  »t*  Altes G.-VY. 
E,  1.  —  Thot.  Tamnie. 

2476  Römische  Gemüseverkäuferin.    Kniestück.    Ein  junges  Mäd- 
(2367)  chen  in    farbiger  römischer    Landtracht    steht,    fast  von  vorn 

25  d  gesehen,  vor  einer  grauen  Mauer.  Sie  stemmt  die  Rechte  in 
die  Seite  und  hält  einen  Korb  Salat  unter  dem  linken  Arm. 
Bezeichnet  rechts  unten.  G.  Kuntz.  Rom  1878. 

Mahagoniholz ;  h.  0,53 ;  br.  0,35.  —  1884  als  Vermächtnis  des  Herrn  Moritz 
Winckler.  —  Phot.  Tamme. 

Michael  Munkacsy 

Geboren  zu  Munkäcs  in  Ungarn  den  20.  Februar  1844;  gest. 
den  1.  Mai  1900  in  der  Heilanstalt  Endenich  bei  Bonn. 
Sein  eigentlicher  Familienname  war  Lieb.  Seit  1872  wohnte 
er  in  Paris.  Schüler  der  Akademien  zu  Wien  und  (unter  Franz 
Adam)  zu  München.  In  Düsseldorf  im  Anschluss  an  Knaus 
und  Vautier,  schliesslich  aber  in  Paris  weiterentwickelt. 
Seit  1896  Professor  usw.  in  Budapest,  Docb  verhinderte 
ihn  seine  Krankheit,  seine  dortigen  Aemter  anzutreten. 
(Vgl.  Anton  Tani's  Aufsatz  in  der  Kunst  für  Alle  XV  1900 
S.  411.) 

2477  Christus  am  Kreuze  mit  den  Seinen.     Der    nur    mit    der 
(2367A)  Dornenkrone  und  weissem  Lendentuche  bekleidete  lebensgrosse 

28  b  Heiland  hängt,  nach  links  gewandt,  am  Kreuze  und  wendet 
sein  blutendes  Autlitz  in  tiefstem  Schmerze  gen  Himmel.  Fünf 
seiner  Angehörigen  umringen  den  K;euzesstamm.  Maria,  in 
schwarzem  Gewände  und  weissem  Kopftuch,  ist,  nach  rechts 
gewandt,  gegen  das  Kreuz  in  die  Kniee  gesunken.  Hinter  ihr 
kniet  Magdalena  in  blauem  Gewände  mit  langem,  aufgelöstem 
Goldhaar  und  birgt,  zurückgebeugt,  ihr  Antlitz  in  ihre  Hände. 
Lebhaft  bewegt  steht  Martha  in  braunem  Mantel  und  weissem 
Kopftuch  hinter  beiden.  Rechts  vorn  steht  Johannes  barfuss 
in  hochrotem  Rocke  und  blickt,  nach  links  gewandt,  mit  träuen- 
losem  Auge  vor  sich  hin.  An  der  Rückseite  des  Kreuzes  lehnt 
ein  anderer  Freund  des  Heilands.  Schwarzes,  nur  links  oben 
mit  rosigen  Rändern  sich  öffnendes  Gewölk  füllt  den  Hinter- 
grund.    Bezeichnet  rechts  unten:  Munkacsy  M. 

Leinwand;  h.  4,00;  br.  2,21%.  —  lKSfl  im  Kunsthandpi  von  Ch.  Sedel- 
meyer  in   Paris.      Nach    Angabe    Sedelmeyer's    und    des  Meisters    selbst    die    erste 


V.    Wiener  Schule.     XIX.  Jahrhundert  805 

Fassung  des  Gegenstandes,  die  später,  wenig  verändert,  in  die  grosse  Kreuzigung 
des  Meisters  in  der  Akademie  zu  Philadelphia  hinübergenomnien  wurde.  Eine 
Skizze  zu  unserem  Bilde  (h.  0,81;  br.  0,66)  als  N.  90  im  Katalog  der  Versteigerung 
Karl  Schulze  des  Wiener  Dorotheum  vom  Dez.  1906.  —  Phot.  Tamme. 

Karl  Schlich 

Geb.  den  30.  September  (nach  anderen  den  10.  Dez.)  1846 
in  Wien;  gest.  daselbst  den  13.  Sept.  1903.  Schüler  der 
Wiener  Akademie.  In  München  1871  unter  Leibl's  und 
Trübner's  Einfiuss,  1872  und  später  in  Italien,  1878  und 
später  längere  Zeit  in  Paris.  Seit  1894  in  Wien.  Berühmt 
als  Landschafts-  und  Stillebenmaler. 

Der  Rhododendronkorb.  Auf  einem  Holztisch  rechts  ein  2477  A 
Korb  mit  weissen  und  roten  Rhododendronblüten,  weiter  links  34  d 
ein  zerbrochener  (oder  unvollendeter)  Zinnkrug,  ein  Zinnbecher 
und  eine  graugrüne  glasierte  Tonvase.  Davor  links  ein  Teller 
mit  einem  Messer  und  angeschnittener  Zitrone.  Daneben  in 
der  Mitte  zwei  Apfelsinen.  Rechts  neben  dem  Korbe  ein 
Glas.     Brauner  Grund. 

Leinwand ;    h.  0,61 ;    br.  0,78.    —    1906  von  der  Ernst  Ärnold'schen  Kunst- 
handlung in  Dresden. 

Hugo  Darnaut 

Geb.  in  Anhalt-Dessau  den  28.  November  1851;  lebt  in  Wien. 
Schüler  der  Wiener  Akademie.     In    Düsseldorf   weitergebildet. 

Waldinneres.     Heiterer   Morgensonnenschein    durchleuchtet    2478 
den  Buchenhochwald,    der    im   Vordergrunde   mächtigen    Fels-(2367B) 
blocken  Platz  lässt.     Vorn    rechts  ein  von  Farren  umgebener      32  c 
kleiner  Wassertümpel,    über   dem  zwei  blaue  Libellen  flattern. 
Bez.  u.  r.:  H.  Darnaut   1888. 

Lindenholz;    h.  0,55;    br.  0,40.    —    1888  aus  den   Zinsen  der   Pröll-Heuer- 
Stiftung  vou  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden. 

Karl  Moll 

Geboren  zu  Wien  den  23.  April  1861;  lebt  in  Wien.  1879 
Schüler  der  Wiener  Akademie;  seit  1881,  da  seine  Studien 
wiederholt  durch  Krankheit  unterbrochen  wurden,  Privatschüler 
Emil  J.  Schindler^  zu  Wien.  Auf  Reisen  selbständig  weiter- 
gebildet. 1897  gehörte  er  zu  den  Gründern  der  Wiener 
»Sezession«. 


2479  Vor  dem  Festmahl.  Festlich  gedeckte,  mit  gelben  Blumen 
(2367 C)  geschmückte  Tafelauf  dem  roten  Teppich  des  Speisesaales  eines 

33  d  vornehmen  Hauses.  Rechts  vorn  legt  die  Hausfrau  im  aus- 
geschnittenen Kleide  die  Tischkarten.  Links  im  Mittelgrunde 
kommt  ein  Livreediener,  während  ein  anderer  geht.  Mit  dem 
bläulichen  Tageslicht  ringt  das  Goldlicht  der  bereits  ent- 
zündeten Lampen  und  Kerzen. 

Leinwand;  h.  0,84;  br.  1,0b.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Dreifarbendruck 
von  E.  A.  Seemann. 

VI.  Die  Schulen  von  Karlsruhe,  Stuttgart 
und  Frankfurt  a.  M. 

Carl  Friedrich  Lessing 

Geboren  zu  Breslau  den  15.  Februar  1808;  gestorben  zu  Karls- 
ruhe den  3.  Juni  1880.  Grossneffe  des  Schriftstellers  Gott- 
hold Ephraim  Lessing.  Schüler  der  Berliner,  seit  1826  unter 
W.  Schadow  der  Düsseldorfer  Akademie.  In  Düsseldorf  blieb 
er  tätig,  bis  er  1858  als  Professor  der  Kunstschule  und  als 
Direktor  der  Kunsthalle  nach  Karlsruhe  berufen  wurde. 

2480  Der  Klosterbrand.    Das  brennende  Kloster  liegt  halb  links 

(2368)  im  Mittelgrunde  auf  einem  Berge.     Vorn  links  auf  der  Höhe 

29  c     eine    prächtige    Baumgruppe.      Rechts    am    Abhang    üppiger 

Wald.  In  der  Mitte  ziehn  die  flüchtenden  Mönche,  die 
Prozessionsfahne  in  der  Mitte,  ihre  Oberen  an  der  Spitze,  in 
langem  Zuge  heran.  Schwere  bräunliche  Gewitterwolken  be- 
decken den  Himmel.     Bez.  links  unten:  C.  F.  L.   1846. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  1,73.  —  1878  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  —  Aus 
der  Düsseldorfer  Zeit  des  Meisters. 

2481  Harzlandschaft.      Motiv  von   der  Teufelsmauer  bei    Blanken 

(2369)  bürg.     Rechts    die    schroff   aufragenden    Felsenzacken.     Links 

30  c     unten  das  Flusstal;  jenseits  desselben  Felder  am  Abhang  des 

Gebirges.  Vorn  in  der  Mitte  ein  mächtiger  Felsblock,  hinter 
dem  sich  einige  Bergschützen  des  dreissigjährigen  Krieges  ver- 
stecken, um  den  links  den  Hohlweg  heraufziehenden  Soldaten 
zu  entgehen.     Bez.  rechts  unten:  C.  F.  L.   1877. 

Leinwand;  h.  1,27%;  br.  1,91.  —  1877  Tom  Künstler  erworben. 


Karl  Fr.  Schick 

Geb.  den  17.  April  1826  zu  Hilpertsau  bei  Gernsbach;  gest. 
den  26.  Juni  1875  zu  Tretenhof  bei  Lahr  im  Schwarzwald. 
Schüler  Bendemann's  erst  an  der  Dresdner,  dann  an  der 
Düsseldorfer  Akademie,  später  aber  unter  dem  Einfluss  Hans 
von  Canon's  in  Karlsruhe,  wo  er  tätig  blieb. 

Susanna    im    Bade.      Susanna    sitzt,    mit    abgeworfenem  2482 

Purpurgewande  ihre  Blosse  deckend,  unter  schattigen  Bäumen  (2308) 

auf  dem  Rande  des  Badebrunnens.     Rechts  die  beiden  lüsternen  Chenmitz 
Alten.     Bezeichnet  links  unten:  C.  SCHICK. 

Leinwand;  h.  1,04;  br.  1,28.  —  1877  von  der  Witwe  des  Künstlers  gekauft. 

Wilhelm  L  F.  Riefstahl 

Geb.  in  Neu-Strelitz  den  15.  Aug.  1827;  gest.  in  München 
den  11.  Okt.  1888.  1843  Schüler  der  Berliner  Akademie 
unter  F.  W.  Schirmer.  Auf  Studienreisen  selbständig  weiter- 
gebildet. 1871  Professor,  1875  Direktor  der  Karlsruher 
Kunstschule.     Später  zog  er  nach  München. 

Eine  Beerdigung  in  Rom.  In  der  Mitte  das  Pantheon.  Links    2483 
davor  der  Obeliskenbrunnen,  um    den    sich    buntes    Marktvolk  (2370) 
drängt.    Vom  Pantheon  bewegt  sich  der  Leichenzug  zum  Vorder-      42  a 
gründe  rechts.  Voran  schreitet  ein  Chorknabe  mit  dem  Kruzifix; 
dann  folgen  die  Mönche,  dann  mit  der  bedeckten    Leiche    die 
weissvermummten    Mitglieder    der    Beerdigungs  -  Brüderschaft, 
Fackeln  in  den  Händen.    Rechts  auf  der  Strasse  sich  drängendes 
Volk.     Bez.  links  unten:  W.  Riefstahl.    Rom  18  71. 

Leinwand ;  h.  1,17;  br.  1,80.  —  1881  im  Kunsthandel  erworben. 

Im  anatomischen  Theater  zu   Bologna.    Im  getäfelten  Saale    2484 
führen  Stufenreihen  mit  Bänken  und  Geländern  zum  Fussboden  (2371) 
hinunter.     Der   Leichnam    eines  jungen  Mädchens  liegt  unter     27  c 
weissem  Tuche  auf  dem  Seziertische.    Zwei  junge  Aerzte  machen 
sich  links  am  Kopfende    der   Leiche    zu   schaffen.     Rechts  zu 
ihren    Füssen    steht  der  Professor  in  der  Tracht  des  Anfangs 
des    vorigen    Jahrhunderts.     Rechts    ein    Diener.     Bez.  links 
unten:  W.  Rief  stahl.    München. 

Leinwand;   h.  1,65%;  br.  1,32.    —    1884   ans  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  erworben.  —  Phot.  Ges. 


806         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

2479  Vor  dem  Festmahl.  Festlich  gedeckte,  mit  gelben  Blumen 
(2367 C)  geschmückte  Tafelauf  dem  roten  Teppich  des  Speisesaales  eines 

33  d  vornehmen  Hauses.  Rechts  vorn  legt  die  Hausfrau  im  aus- 
geschnittenen Kleide  die  Tischkarten.  Links  im  Mittelgründe 
kommt  ein  Livreedieuer,  während  ein  anderer  geht.  Mit  dem 
bläulichen  Tageslicht  ringt  das  Goldlicht  der  bereits  ent- 
zündeten Lampen  und  Kerzen. 

Leinwand;  h.  0,84;  br.  1,06.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftnng  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Dreifarbendruck 
von  E.  A.  Seemann. 

VI.  Die  Schulen  von  Karlsruhe,  Stuttgart 
und  Frankfurt  a.  M. 

Carl  Friedrich  Lessing 

Geboren  zu  Breslau  den  15.  Februar  1808;  gestorben  zu  Karls- 
ruhe den  3.  Juni  1880.  Grossneffe  des  Schriftstellers  Gott- 
hold Ephraim  Lessing.  Schüler  der  Berliner,  seit  1826  unter 
W.  Schadow  der  Düsseldorfer  Akademie.  In  Düsseldorf  blieb 
er  tätig,  bis  er  1858  als  Professor  der  Kunstschule  und  als 
Direktor  der  Kunsthalle  nach  Karlsruhe  berufen  wurde. 

2480  Der  Klosterbrand.    Das  brennende  Kloster  liegt  halb  links 

(2368)  im  Mittelgrunde  auf  einem  Berge.     Vorn  links  auf  der  Höhe 

29  c     eine    prächtige    Baumgruppe.      Rechts    am    Abhang    üppiger 

Wald.  In  der  Mitte  ziehn  die  flüchtenden  Mönche,  die 
Prozessionsfahne  in  der  Mitte,  ihre  Oberen  an  der  Spitze,  in 
langem  Zuge  heran.  Schwere  bräunliche  Gewitterwolken  be- 
decken den  Himmel.     Bez.  links  unten:  C.  F.  L.   1846. 

Leinwand;  h.  1,32;  br.  1,73.  —  1878  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  —  Aus 
der  Düsseldorfer  Zeit  des  Meisters. 

2481  Harzlandschaft.      Motiv  von   der  Teufelsmauer  bei    Blanken 

(2369)  bürg.     Rechts    die    schroff   aufragenden    Felsenzacken.     Links 

30  c     unten  das  Flusstal;  jenseits  desselben  Felder  am  Abhang  des 

Gebirges.  Vorn  in  der  Mitte  ein  mächtiger  Felsblock,  hinter 
dem  sich  einige  Bergschützen  des  dreissigjährigen  Krieges  ver- 
stecken, um  den  links  den  Hohlweg  heraufziehenden  Soldaten 
zu  entgehen.     Bez.  rechts  unten:  C.  F.  L.   1877. 

Leinwand;  h.  1,27%;  br.  1,91.  —  1877  rom  Künstler  erworben. 


Schulen   von  Karlsruhe,   Stuttgart  und  Frankfurt  a.  M.     807 

Karl  Fr.  Schick 

Geb.  den  17.  April  1826  zu  Hilpertsau  bei  Genisbach;  gest. 
den  26.  Juni  1875  zu  Tretenhof  bei  Lahr  im  Schwarzwald. 
Schüler  Bendemann's  erst  an  der  Dresdner,  dann  an  der 
Düsseldorfer  Akademie,  später  aber  unter  dem  Einfluss  Hans 
von  Canon's  in  Karlsruhe,  wo  er  tätig  blieb. 

Susanna    im    Bade.      Susanna    sitzt,    mit    abgeworfenem  2482 

Purpurgewande  ihre  Blosse  deckend,  unter  schattigen  Bäumen  (2308) 

auf  dem  Rande  des  Badebrunnens.     Rechts  die  beiden  lüsternen  Chemmtz 
Alten.     Bezeichnet  links  unten:  C.  SCHICK. 

Leinwand;  h.  1,04;  br.  1,28.  —  1877  von  der  Witwe  des  Künstlers  gekauft. 

Wilhelm  L.  F.  Riefstahl 

Geb.  in  Neu-Strelitz  den  15.  Aug.  1827;  gest.  in  München 
den  11.  Okt.  1888.  1843  Schüler  der  Berliner  Akademie 
unter  F.  W.  Schirmer.  Auf  Studienreisen  selbständig  weiter- 
gebildet. 1871  Professor,  1875  Direktor  der  Karlsruher 
Kunstschule.     Später  zog  er  nach  München. 

Eine  Beerdigung  in  Rom.  In  der  Mitte  das  Pantheon.  Links    2483 
davor  der  Obeliskenbrunnen,  um    den    sich    buntes   Marktvolk  (2370) 
drängt.    Vom  Pantheon  bewegt  sich  der  Leichenzug  zum  Vorder-     42  a 
gründe  rechts.  Voran  schreitet  ein  Chorknabe  mit  dem  Kruzifix; 
dann  folgen  die  Mönche,  dann  mit  der  bedeckten   Leiche    die 
weissvermummten    Mitglieder    der    Beerdigungs  -  Brüderschaft, 
Fackeln  in  den  Händen.    Rechts  auf  der  Strasse  sich  drängendes 
Volk.     Bez.  links  unten:  W.  Riefstahl.    Rom  18  71. 

Leinwand ;  h.  1,17;  br.  1,80.  —  1881  im  Kunsthandel  erworben. 

Im  anatomischen  Theater  zu  Bologna.    Im  getäfelten  Saale    2484 
führen  Stufenreihen  mit  Bänken  und  Geländern  zum  Fussboden  (2371) 
hinunter.     Der   Leichnam    eines  jungen  Mädchens  liegt  unter     27  c 
weissem  Tuche  auf  dem  Seziertische.    Zwei  junge  Aerzte  machen 
sich  links  am  Kopfende    der   Leiche    zu   schaffen.     Rechts  zu 
ihren    Füssen    steht  der  Professor  in  der  Tracht  des  Anfangs 
des    vorigen    Jahrhunderts.     Rechts    ein    Diener.     Bez.  links 
unten:  W.  Riefstahl.    München. 

Leinwand;   h.  1,65 J^J;  br.  1,32.    —    1884   aus  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  erworben.  —  Phot.  Ges. 


808         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Karl  Hoff 

Geb.  zu  Mannheim  den  8.  Septbr.  1838;  gest.  zu  Karlsruhe  den 
13.  Mai  1890.  1855—1858  Schüler  der  Karlsruher  Kunst- 
schule, 1858 — 1861  der  Düsseldorfer  Akademie.  Auf  Studien- 
reisen weitergebildet.  Er  lebte  bis  1878  in  Düsseldorf,  dann 
übernahm   er   eine  Professur    an   der  Karlsruher  Kunstschule. 

2485  Des  Sohnes  letzter  Gruss.      Rechts   steht    der    schmucke 
(2372)  junge  Kriegskamerad  des  Gefallenen,    dessen   letzten  Gruss  er 

30  a     überbringt.     Links    ist  die   Mutter,    der   ein  Geistlicher  Trost 

zuspricht,  in  den  Lehnsessel  zurückgesunken;  neben  ihr  steht 
die  Schwester  des  Gefallenen.  Sie  und  sein  Freund  schauen 
sich  mit  tiefem,  verständnisvollem  Blicke  an.  Bez.  rechts 
unten :  Carl  Hoff  .  78  .  Ddf. 

Leinwand;  h.  1,49;  br.  2,13.  —  1882  vom  Comite  der  Albert- Vereins-Lotterie 
erworben.  —  Phot.  Tamme. 

Hans  Thoma 

Geb.  den  2.  Oktober  1839  zu  Bernau  im  badischen  Schwarz- 
wald ;  lebt  in  Karlsruhe.  Schüler  Schirmer's  an  der  Karlsruher 
Kunstschule.  In  Düsseldorf  (1867—1868),  Paris  (1869), 
München  (1870)  und  Italien  (seit  1874)  weitergebildet.  Er 
lebte  von  1877—1899  in  Frankfurt  a.  M.,  seit  1899  als 
Direktor  der  Kunsthalle  in  Karlsruhe. 

2486  Der  Hüter  des  Tales.    Nacht.    Schwarz waldtal.    Links  auf 
(2372  A)  der  Höhe    steht    ein    Ritter,    in    dessen  blanker  Rüstung  sich 

34  c  der  Mondschein  spiegelt.  Sein  entblösstes  Haupt  umgibt  ein 
ringförmiger  Heiligenschein,  in  der  gesenkten  Linken  hält  er 
den  Helm,  mit  der  Rechten  ein  mächtiges  rotes  Banner.  Aus 
dem  stillen  Tale  blinken  rötlich  schimmernde  Lichter  herauf. 
Sinnbildliche  Darstellung  der  Beschirmung  der  Menschen  durch 
eine  höhere  Macht.  Bezeichnet  links  unten  mit  dem  Mono- 
gramm des  Meisters  (aus  H.  und  Th.). 

Pappe;    h.  0,99;    br.  0,75.     —     1893    im    Kunsthandel    vom    Künstler.    - 
Phot.  Hanfst. 

2487  Selbstbildnis  des  Meisters.     Brustbild  fast  von  vorn.    Der 
(2372 B)  vollbärtige,  braunäugige  Künstler  hält  in  der  allein  sichtbaren 

31  b     erhobenen  Rechten    ein    aufgeschlagenes   Buch  vor   sich.     Ein 

Apfelzweig  neigt  sich  über  sein  unbedecktes  Haupt.  Im  Grunde 
eine  flussdurchströmte  flache  Ideallandschaft,  in  der  Obstbäume 


Schulen  von  Karlsruhe,   Stuttgart  und  Frankfurt  a.  H.     809 

aus  einer  Blumen  wiese  emporsteigen ,  im  Kahn  und  am  ■  Ufer 
sich  festlich  gekleidete  Menschen  unterhalten.  Der  Holzrahmen 
ist  mit  Kinderköpfen  und  Blumengewinden  bemalt.  Bezeichnet 
rechts  unten  mit  dem  Monogramm  des  Meisters  zwischen  der 
Jahreszahl  1880. 

Leinwand ;  h.  0,70J^;  br.  0,51.  —  1895  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Arnold'schen  Sezessionisten- Ausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Frühlings-Idyll.  Zwei  kleine  Mädchen  an  blumigem  Rasenhang.    2488 
Die  ältere  Schwester   sitzt   barfnss   im   Grünen  und  setzt  der  (23  72  C) 
jüngeren,    die,    an   ihr  Knie   gelehnt,    neben    ihr    liegt,    einen     34  c 
Kranz    von    Schlüsselblumen   aufs   Haupt.     Neugierig    blicken 
einige    Ziegen    von    rechts   herüber.     Bezeichnet   links   unten: 
H.  Thoma  (das  H  im  T)  1871. 

Leinwand;  h.  0,88 %',  br.  1,02.  —  1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll- Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Ferdinand  Keller 

Geb.  zu  Karlsruhe  den  5.  August  1842;  lebt  in  Karlsruhe. 
Von  1858 — 1862  lebte  er  mit  seinen  Eltern  in  Brasilien; 
1862  wurde  er  Schüler  J.  W.  Schirmer's,  1863  Job.  Canon's 
in  Karlsruhe.     Professor  der  Karlsruher  Kunstakademie. 

Entwurf  zu  dem  Vorhang  des  Kgl.  Hoftheaters  zu   Dresden.    2489 

In  der  Mitte  des  Mittelfeldes  thront  eine  allegorische  Flügel-  (2373) 
gestalt  mit  einer  Fackel  in  der  Rechten,  umgeben  von  den  Ge-  42  c 
stalten  der  Geschichte,  der  Poesie,  der  Musik,  der  Tanzkunst. 
Im  oberen  Fries  Medaillons  mit  den  Bildnissen  von  Sophokles, 
Shakespeare,  Moliere,  Lessing,  Schiller,  Goethe.  Im  unteren 
Fries  Medaillons  mit  den  Brustbildern  von  Gluck,  Mozart, 
Beethoven,  Weber,  Rossini,  Meyerbeer,  Wagner. 

Leinwand;  h.  1,31;  br.  1,56.  —  1879  der  Galerie  überwiesen.  —  Bei  der 
Konkurrenz  für  den  Vorhang  des  neuen  Dresdner  Theaters  prämiiert,  zur  Ausführung 
gewählt  und  tatsächlich  ausgeführt.  —  Phot.  Hanfstängl- München. 

Wilhelm  Aug.  Th.  Steinhausen 

Geb.  den  2.  Februar  1846  in  Sorau;  lebt  in  Frankfurt  a.  M. 
Schüler  der  Berliner  Akademie  von  1863 — 66,  der  Karlsruher 
Kunstschule  1867  —  69.     In    Rom    selbständig  weitergebildet. 

Waldtal.    Grüner  Wiesenabhang  unter  blauem  Himmel  in    2490 
waldiger  Hügelgegend.    Im  Mittelgrund  auf  dem  Hügel  dunkler     32  a 


810         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Waldrand,  durch  dessen  Stämme  in  der  Mitte  der  blaue 
Himmel  blickt. 

Leinwand;  h.  0,89;  br.  1,09.  —  1904  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 

Hermann  Baisch 

Geb.  zu  Dresden  den  12.  Juli  1846;  gest.  zu  Karlsruhe  den 
18.  Mai  1894.  Schüler  der  Stuttgarter  Kunstschule.  In  Paris 
weitergebildet.  Seit  1869  Schüler  Liers  in  München.  Er  wirkte 
als  Professor  an  der  Kunstschule  zu  Karlsruhe. 

249 1  Holländische  Kanallandschaft.     Links  zieht  sich  der  Kanal, 

(2374)  auf  dem  ein  Frachtschiff  von  einem  Karren  beladen  wird,  bild- 
26  a     einwärts.     Im    Hintergrunde    ein    Dorf  mit  einer  Windmühle. 

Rechts  auf  dem  Wege  eine  Rinderherde;  in  der  Mitte,  von 
hinten  gesehen,  eine  Frau  in  Holzschuhen.  Rechts  im  Hinter- 
grunde eine  zweite  Windmühle.  Die  Sonne  steht  hinter  leichten 
Wolken  mitten  am  Himmel.  Bez.  r.  u. :  Hermann  Baisch  1 882. 

Leinwand ;  h.  0,79 ;  br.  0,51.  —  1882  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 
■—  Phot.  Tanime. 

2492  Die  Kuhtränke  am  Bergabhang.     Links  führt  ein  Weg,  auf 

(2375)  dem,  von  hinten  gesehen,  eine  Bäuerin  hinausschreitet,  zu  rot- 
25  a     dachigen    Häusern    unter   herbstlich    braunen   Bäumen   empor. 

Rechts  vorn  die  von  einer  Quelle  gespeiste  Tränke,  zu  der 
die  Kühe  und  jungen  Stiere  den  Bergabhang  herabgeschritten 
kommen.  Helles  Tageslicht.  Leichte  Sommerwölkchen  am 
Himmel.    Bezeichnet  rechts  unten:  Hermann  Baisch  1883. 

Leinwand  ;  h.  1,09 ;  br.  1,56.  —  1883  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 
—  Phot.  Tamme. 

Wilhelm  Trübner 

Geb.  zu  Heidelberg  den  3.  Februar  1851;  lebt  in  Karlsruhe. 
Schüler  Joh.  Canon's  in  Stuttgart  um  1870;  dann  W.  Leibl's 
in  München.  Wohnte,  von  vielen  Reisen  abgesehen,  in  München, 
bis  er  1896  vorübergehend  Professor  am  Städel'schen  Institut 
in  Frankfurt  a.  M.  wurde.  Seit  1904  Professor  der  Karls- 
ruher Kunstakademie. 

2493  Selbstbildnis.     Der  zweiundzwauzigjährige  junge  Künstler 
(2346 B)  sitzt,  von  vorn  gesehen,    mit  übereinandergeschlagenen  Beinen 

34  a     in  schwarzem  Rock  und  Hut  neben  einem  Frühstückstisch,  auf 
dem  sein  rechter  Ellbogen  ruht.     Den  Hintergrund  deckt  ein 


Schulen   von  Karlsruhe,   Stuttgart  und  Frankfurt  a.  M.     811 

dunkler  Stoff  mit  eingewebten  Pflanzen  und  Vögeln.  Bezeichnet 
rechts  oben:  W.  Trübner  1873. 

Leinwand;  h.  0,60V2 ;  br.  0,4S.  —  1901  als  Geschenk  des  Herrn  C.  L.  ühle 
in  Dresden. 

Gustav  Schönleber 

Geb.  den  3.  Dezbr.  1851  zu  Bietigheim  in  Württemberg;  lebt 
in  Karlsruhe.  Schüler  Lier's  in  München.  Auf  Studienreisen 
weitergebildet.  Seit  1880  Professor  an  der  Karlsruher  Kunst- 
akademie. 

Ebbe  in  Vlissingen.    Links  und  rechts  malerische  rotdachige    2494 
Häusergruppen,  rechts  von  einer  Windmühle  überragt.    In  der  (2376) 
Mitte  der  im  Mittelgrunde  überbrückte  Kanal,    dessen  meistes     38  d 
Wasser  die  Ebbe  entführt  hat,  so  dass  die  Schiffe  in  ihm  teils 
halb,  teils  ganz  auf  dem  Trockenen  stehen  oder  im  Schlamme 
stecken.     Bezeichnet  rechts  unten:  O.  Schönleber  .  1881. 

Leinwand;  h.  1,55  ;  br.  2,51.  —  1881  aus  den  Zinsen  der  PröU-Heuer-Stiftung. 

Brandung  am  Nordseestrande.    Vorn  rechts  flache  Lachen    2495 
bildend    brechen   gelbgraue  Wellen   unter  graublauem  Himmel     32  b 
sich  schäumend    am  Strande.     In    der  Brandung    liegt,    vorn 
rechts  verankert,  ein  Fischerbot,  in  dem  der  Schiffer  in  gelber 
Oeljacke   und  gelbem  Hut  sich  am  Netze  zu  schaffen  macht. 
Bez.:  O.  Schoenleber  1903. 

Leinwand;  h.  0,76;  br.  1,07.  —  1904  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung. 

Graf  C.  W.  Leopold  von  Kalckreuth  (d.  j.) 

Geb.  zu  Düsseldorf  den  15.  Mai  1855;  lebt  in  Eddelsen  bei  Har- 
burg. Seit  1875  Schüler  der  Weimarer  Kunstschule,  seit  1879  der 
Münchner  Akademie.  In  München  ausserdem  durch  Lenbach, 
1883  in  Holland  durch  Israels,  Mauve,  Mesdag  und  beide 
Maris  beeinflusst;  1885 — 1890  Professor  der  Weimarer  Kunst- 
schule; 1890 — 1895  auf  dem  Lande  in  Schlesien  zur  selbst- 
ständigen Naturanschauung  hindurchgedrungen;  seit  1895 
Leiter  eines  Meisterateliers  an  der  Karlsruher,  seit  1899  einige 
Jahre  Direktor  der  Stuttgarter  Kunstakademie. 

Das  Alter.     Die  beiden  alten  Gänsehüterinnen,   die  vorn,    2496 
etwas  nach  links  gewandt,  auf  kleinen  Holzschemeln  im  Rasen(2376bis) 
sitzen,  verkörpern  das  Alter.    Müde  stützt  die  Alte  zur  Rechten     35  c 
ihr  greises  Haupt  mit  der  Hand ;  sinnend  schaut  die  Alte  zur 


812  Die   Pastelle 

1 8 1  Bildnis  des  Julius  Athanasius  Dietz.  Er  war  akademischer 
(184)  Zeichenlehrer   in   Leipzig.     Brustbild   ohne   Hände  nach   links 

52  c  auf  grau  umwölktem,  gelblich  angehauchtem  Himmelsgrunde. 
Der  bartlose,  grauhaarige,  blauäugige  Künstler  trägt  einen 
braunen  Eock,  eine  weisse  Halsbinde  und  eine  lebhaft  blau 
und  grün  schillernde  Mütze. 

Papier;  h.  0,48;  br.  0,38.  —  1885  von  Herrn  Fabrikanten  J.  Chr.  Richter  in 
Dresden  geschenkt. 

182  Bildnis  der  Frau  Caroline  Riquet,  geb.  Lötze.     Geboren   zu 
52  c  Charlottenburg  den  26.  März  1778;  gestorben  zu  Dresden  den 

26.  December  1846.  als  Witwe  des  1824  verstorbenen  Leipziger 
Kaufmanns  Riquet.  Kniestück  nach  links  auf  grauem  Grunde. 
Ausgeschnittenes  weisses  Seidenkleid,  Spitzenhaube  mit  rosa 
Bändern,  feuerrotes  Umschlagetuch. 

Papier;    h.  0,93;    br.  0,70.  —  1887  Vermächtnis  des  Fräulein  D.  M.  Beier  in 
der  Niederlössnitz. 

1 82  A  Männliches  Bildnis.    Halbfigur  in  halber  Lebensgrösse  nach 

52  c  rechts.  In  einem  Zimmer,  in  dem  links  hinter  violettem  Vor- 
hange helles  Sonnenlicht  scheint,  steht  der  glattrasirte  blau- 
äugige Herr  in  kurzer  weisser  Perrücke.  Er  trägt  über  hell- 
blauer, am  Rande  geblümter  Weste  ein  weisses  Spitzenhalstuch 
und  einen  schwarzen  Rock.  Seine  Rechte,  mit  der  er  eine 
Gänsefeder  hält,  ruht  links  auf  dem  Schreibtische.  Rechts 
hinter  ihm  steht  ein  blau  gepolsterter  Stuhl. 

Pergament;   h.  0,75;    br.  0,57.  —  1890  als  Vermächtnis   des  in  Dresden  ver- 
storbenen Rentners  Friedrich  August  Dümbte. 

David  Friedrich  Weller 

Geboren  zu  Kirchberg  den  6.  Juli  1759;  gestorben  zu  Dresden 
den  21.  April  1789.  Ausgebildet  an  der  Königl.  Porzellan- 
manufaktur zu  Meissen.  Wurde,  als  er  im  Sterben  lag,  zum 
Hofmaler  ernannt.     Arbeitete  in  Meissen  und  Dresden. 

1 83  Der  stürzende  Frucht-  und  Blumenkorb.  Auf  einer  grauen  Stein- 
(183)  rnauer  hat  ein  Korb  voll  der  prächtigsten  Blumen  und  Früchte, 
52  c  überragt  von  einer  Sonnenblume,  gestanden.    Von  links  springt 

ein  Kätzchen  herauf  und  reisst  den  Korb  herunter.  Schon  stürzt 
er;  und  ihm  voran  fallen  Trauben,  Quitten,  Rosen,  blaue  Winden 
und  grosse  Wassertropfen  hinab. 

Papier;  h.  0,94;  br.  0,74%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  —  Dieses  Bild  ist, 
wie  hervorgehoben  werden  muss,  nicht  mit  Pastollstiften,  sondern  in  Gouache  gemalt. 


III.  Deutsche  Schule  813 

Felicitas  Robert,  geb.  Tassaert 

Tochter  des  Bildhauers  Tassaert,  Gattin  des  Justiz-Commissars 
Robert  in  Berlin,  wo  sie  in  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts lebte.    Nähere  Lebensumstände  unbekannt. 

Der  Besuch  der  Frauen.  Elisabeth  steigt,  nach  links  ge-  184 
wandt,  die  Stufen  ihres  Hauses  hinab  und  begrüsst  mit  beiden  (181) 
Händen  die  im  Hute  nahende  heil.  Jungfrau.  Ueber  den  Trauen  52  c 
schwebt  ein  Engelreigen. 

Papier;  h.  0,58%;  br.  0,47 %.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Die  Motive 
sind  einem  Gemälde  des  P.  P.  Rubens  entlehnt. 

Die  alte  Köchin.    In  weisser  Schürze  und  Haube  mit  blau    185 
und  weissem  Brusttuche  steht  sie   links,    nach  links  gewandt,  (182) 
an  ihrem  Holztische  und   schält  einen  Apfel.     Links  vorn  zu  ^  c 
ihren  Füssen    ein   Blecheimer   mit  Mohrrüben,    ein  Korb    mit 
Kohl,  Gurken  und  Geflügel. 

Papier;  h.  0,72%;  br.  0,74%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Phot.  Tamme. 


812         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Linken  ins  sonnige  Abendlicht  empor.  Die  Gänse  weiden  im 
scharf  beleuchteten  flachen  Hintergrunde.  Rötliche  Wölkchen 
schwimmen  in  hellblauem  Himmel.  Bez.l.  u. :  Kaiekreuth  d.j.  94. 

Leinwand;  h.  1,16;  br.  1,72.  —  1897  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Ueuer-Stiftung 
von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Ges. 

2496  A  Die  Gattin  des  Künstlers  in  der  Tür.     Tu    der   geöffneten 

36  d  Glastür  zwischen  dem  vorderen  und  dem  hinteren  Zimmer 
steht  die  blonde,  blauäugige  Frau,  die  den  Zopf  aufgebunden 
um  den  Hinterkopf  trägt.  In  schwarzem  Rock  mit  violett 
und  grünlich  schillernder  Bluse,  halb  vom  Rücken  gesehen, 
wendet  sie  den  Kopf  vollends  zum  Beschauer  zurück.  Mit 
der  Linken  fasst  sie  einen  der  Türflügel.  Durch  den  dünnen 
grünlichen  Vorhang  der  Glastür  blickt  man  ins  Hinterzimmer, 
das  rechts  durch  ein  Fenster  mit  hellem  Lichte  erfüllt  wird. 
Bez.  links  unten:  KalcJcreuth  d.  j.  1902. 

Leinwand;  h.  1,01 ;  br.  0,80.  —  1908  aus  den  Zinsen  der  Pröll-lIeuer-Stiftung. 

Fr.  Kailmorgen 

Geboren  zu  Altona  den  15.  November  1856;  lebt  als  Professor 
in  Berlin.  Schüler  der  Düsseldorfer  "Kunstakademie  von  1875 
bis  1877,  der  Karlsruher  Kunstschule  unter  Gude,  Schbnleber 
und  Baisch  von  1877  — 1881.  Seit  1882  war  er  selbst- 
ständig in  Karlsruhe  tätig,  bis  er  1901  an  die  Kunstakademie 
nach  Berlin  berufen  wurde. 

2497  An  die  Arbeit.    Hamburger  Hafenbild.    Noch  dunkler  Spät- 

(2376ter)herbstmorgen.  Im  Vordergründe  die  Elbe.  Die  von  rauchenden 
24  a  Schornsteinen  überragten  Werften  und  Werkstätten  jenseits  des 
Flusses  strahlen  nocli  in  verschiedenfarbiger  elektrischer  und 
Gasbeleuchtung,  die  sich  im  Strom  widerspiegelt.  Die  Werft- 
arbeiter fahren  in  kleinen  Dampfschiffen,  von  denen  fünf  sicht- 
bar sind,  hinüber.   Bez.  unten  links:  Fr.  Kallmoryen  .  1900. 

Leinwand;    h.  1,14;    Kr.   0,96.    —    1901    aus   den   Zinsen    der   Proll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Noch  Karlsruher  Zeit. 

Fritz  Rabending 

Geboren  zu  Wien  den  22.  Februar  1862,  lebt  in  München. 
Schüler  der  Professoren  Baisch  und  Schönleber  an  der  Karls- 
ruher Kunstschule. 


Schulen  von  Karlsruhe,   Stuttgart  und  Frankfurt  a.  M.    813 

Spätsommer.    Landschaftsstudie.  Vom  ein  stiller  Fluss,  der    2498 
links  durch  Bäume  und  Büsche,  rechts  durch  Wiesen  begrenzt  (23 7 6  A) 
wird,  hinter  denen  rote  Dächer  aus  Bäumen  hervorragen.    Bez. Planen  *• v- 
unten  links:  Fritz  Rabending.   München. 

Leinwand ;  h.  0,95 ;  br.  1,20.  —  1894  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  akademischen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  1905  an  den  Kunstverein  zu 
Plauen  i.  V. 

Otto  Reiniger 

Geboren  zu  Stuttgart  den  27.  Februar  1863.  Schüler  der 
dortigen  Kunstakademie  von  1881  — 1882;  dann  Professor 
Jos.  Wenglein's  in  München;  vollendete  seine  Ausbildung  durch 
selbständige  Naturstudien.     Professor. 

Flusslandschaft.  Durch  hügeliges  Land,  in  dem  links  im  2499 
Vordergrund  stattliche  Baumgruppen,  rechts  im  Mittelgrund  33  a 
Dorfhäuser  mit  roten  Dächern  ragen,  windet  sich  ein  ansehn- 
licher gelbgrauer  Fluss  zum  Vordergrund  herab,  wo  er  einen 
breiten  niedrigen  Wasserfall  bildet.  Die  Sonne  selbst  bricht 
in  der  Mitte  des  Bildes  durch  goldene  Wolken  und  spiegelt 
sich  im  Strome.     Bez.  unten  links:   0.  R. 

Leinwand;  h.  1,14;  br.  1,90.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Proü- Heuer-Stiftung. 

Carlos  Grethe 

Geboren  von  Hamburger  Eltern  zu  Montevideo  (Uruguay)  den 
25.  Sept.  1864;  lebt  in  Stuttgart.  Schüler  der  Karlsruher 
Kunstschule  (1882  — 1884),  der  Academie  Julian  in  Paris 
(1884  bis  1886),  und  abermals  der  Karlsruher  Kunstschule 
(1886—1888).  Seereise  nach  Mexiko  1888—1889.  Seit 
1890  Professor  der  Kunstgewerbeschule,  seit  1893  der  Kunst- 
akademie in  Karlsruhe,  seit  1899  der  Kunstakademie  zu  Stuttgart. 

Der  fliegende  Fisch.     Rötliches  Abendlicht  auf  den  hohen    2500 
blauen  Wellen  des  atlantischen  Ozeans  zwischen    den  AVende-(2376B) 
kreisen.     Ein  rothaariger  junger  Triton  verfolgt,    nach   rechts     33  b 
gewandt,    einen  von  Welle    zu  Welle    entfliehenden  fliegenden 
Fisch.     Bez.  r.  u.:  Carlos  Grethe. 

Leinwand;  h.  0,60;  br.  0,9572-  —  1895  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Hener- 
Stiftung  von  der  akademischen  Kunstausstellung  in  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

Heimkehrende  Werftarbeiter  im  Hamburger  Hafen.   Blick  von    2501 
hohem  Standpunkt  am  rechten  Eibufer.    Links  ist  der  Hafen  zu  (237 6 C) 

33  c 


816         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

Naturstudien  weitergebildet.  Lebte  vorübergehend  in  Berlin  und  in 
München;  wurde  1902  Direktor  der  Kunstakademie  in  Weimar. 

2508  Holsteinischer  Stier.     Der  mächtige  braune  Stier  wird  in 
(23 84  B)  der  Eisenkette,  die  durch  seine  Nüstern  geht,  von  einem  schlichten, 

35  c  barhäuptigen  Landmann  in  blauer  Jacke  wuchtigen  Schrittes 
nach  links  vorübergeführt.  Grüne  blühende  Landschaft,  in  der 
links  ein  blaues  Wasser  schimmert,  unter  heissem  Sommer- 
himmel.   Bez.  unten  rechts:    HANS  OLDE  .  96  .  SEEKAMP. 

Leinwand;    h.  1,19;    br.  1,88%.    —    1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden.  —  Phot.  Tamrae. 

Max  Thedy 

Geb.  zu  München  den  16.  Oktober  1858-,  lebt  in  Weimar. 
Seit  1876  Schüler  der  Münchner  Akademie,  besonders  unter 
L.  v.  Lüfftz.  Schon  1883  wurde  er  Professor  an  der  Weimarer 
Kunstschule,  an  der  er  seitdem  ununterbrochen  tätig  gewesen. 

2509  „Adoratio  Crucis".     Die    Verehrung    eines    lebensgrossen, 
(2381 A)  bemalten  Holzkruzifixes,    das,    an    die  Chorstufen    einer  Dorf- 

22  b  kirche  gelehnt,  am  Boden  liegt.  "Rechts,  ihm  zuhaupt,  brennen 
Kerzen.  Daneben  sitzt  ein  Chorknabe  neben  dem  Opferteller. 
Von  links  nahen  die  Anbetenden,  die  am  Kreuze  niederknieen. 
Eine  Nonne  küsst,  vorgebeugt,  dem  Bilde  des  Heilandes  die 
Lippen.  Im  Hintergrunde  links  und  in  der  Mitte  kommende, 
gehende  und  im  Gestühl  sitzende  Andächtige.  Bezeichnet  u. 
rechts:  MAX  THEDY  .  WEIMAR. 

Leinwand;  h.  2,31;  br.  3,30.  —  1899  durch  den  Akademischen  Rat  aus  den 
Zinsen  der  Pröll-Heuev-Stiftung  von  der  Deutschen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 

VIII.    Nieder  sächsische   Meister 

Friedrich  Karl  Gröger 

Geb.  zu  Ploen  in  Holstein  den  14.  Okt.  1766;  gest.  zu  Hamburg 
den  9.  Nov.  1848.  Autodidakt;  doch  1789  Schüler  der  Berliner 
Akademie.  War  1798  vorübergehend  in  Dresden*  hauptsäch- 
lich aber  in  Hamburg  tätig. 

2510  Selhstbildnis  des  Künstlers.     Brustbild    leicht   nach  rechts 
(2382)  auf  grauem  Grunde.    Der  blauäugige  Meister  trägt  einen  hell- 

68  b     braunen  Rock  und  eine  graue  Mütze. 


VIII.  Niedersächsische  Meister.    XIX.  Jahrh.     817 

Leinwand;    h.  0,60;    br.  0,46.    —    Geschenk  des   Künstlers.      Doch  erst  im 
Katalog  von  1856. 

J.  G.  Valentin  Ruths 

Geb.  zu  Hamburg  den  6.  März  1825;  gestorben  daselbst  den 
18.  Januar  1905.  Seit  1846  an  der  Münchner  Akademie  als 
Steinzeichner  gebildet;  seit  1850  in  Düsseldorf  unter  Schirmer 
als  Landschaftsmaler  entwickelt.  1855 — 1858  in  Italien. 
Seit  1857  arbeitete  er  in  Hamburg. 

Herbstmorgen  in  der  südlichen  Schweiz.    Vorn  in  der  Mitte    25 1  I 
führt  eine  einbogige  Steinbrücke,  auf  der  eine  Schafherde  nach  (2383) 
rechts  getrieben  wird,  über  die  tiefe,  oben  bewaldete  Schlucht,     25  c 
in  der  ein  Bergwasser  schäumt.     Vorn  rechts  auf  dem  Wege 
ein  Karren.     Bez.  r.  u. :   Valentin  Ruths  1876. 

Leinwand;  h.  0,78 ;  br.  1,24.  —  1876  auf  der  Deutschen  Kunstausstellung  gekauft. 

Heinr.  Louis  Theod.  Gurlitt 

Geb.  zu  Altona  den  18.  März  1812;  gest.  den  19.  Sept.  1897 
zu  Schmiedeberg  i.  Erzg.  Studierte  anfangs  in  Hamburg;  seit 
1832  in  München,  seit  1835  an  der  Kopenhagener  Akademie. 
Bereiste  fast  alle  Länder  Europa's.  Lebte  in  Kopenhagen, 
Düsseldorf,  Berlin,  Wien,  Gotha,  Plauen  bei  Dresden. 

Das  Kloster  Busaco  in  Portugal.    In  der  Mitte  das  Kloster    25 1 2 
am  sonnigen  Abhang.    Rechts  vorn  ein  prächtiger  Pinienwald,  (2384) 
vor  dem    zwischen  Felsblöcken    ein   kleiner  Wasserfall  herab-     29  e 
stürzt.     Unten  feuerroter,    oben  grünlich-blauer  Abendhimmel. 
Bez.  halbrechts  unten:  Gurlitt  Drsd.  1875. 

Leinwand;  h.  1,21;  br.  1,88.  —  1878  vom  Künstler  erworben. 

Hans  Peter  Feddersen 

Geb.  zu  Wester-Schnatebüll  in  Schleswig-Holstein  den  29.  Mai 
1848;  lebt  in  Kleiseer  Koog  bei  Niebüll.  Schüler  Osw.  Achen- 
bach's  in  Düsseldorf  und  der  Weimarer  Kunstschule.  War 
eine  Zeitlang  in  Kreuznach  angestellt. 

Nordfriesische  Landschaft.    Links  der  stille  Kanal,  auf  dem    25 1 3 
zwei  mit  Korn  beladene   Kähne    segeln.      Vorn   in  der  Mitte  (2384 A) 
zwei  Strohdachhäuser,  von  grünen  Gartenhecken  umgeben.  Eine     33  d 
junge   blonde   Mutter   lässt   ihren    einjährigen    Knaben  Lauf- 
übungen machen.     Andere  Frauen  in  der  Nähe.     Ganz  rechts 

52 


818         Deutsche  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

steht  ein  braunes  Pferd  zwischen  den  Bäumen.  Bezeichnet 
rechts  unten:  P.  Feddersen,  Düsseldorf  84. 

Leinwand;  h.  0,67;  br.  1,02.  —  1888  ans  den  Zinsen  der  PröU-Heuer-Stiftung 
von  der  akademischen  Ausstellung,  Dresden.  —  Phot.  Tamme. 

Carl  Vinnen 

Geb.  in  Bremen  den  28.  August  1863,  lebt  auf  Gut  Ostern- 
dorf in  der  Provinz  Hannover.  Anfangs  zum  Kaufmann  be- 
stimmt, besuchte  er  erst  1886 — 88  die  Elementarklasse  der 
Düsseldorfer  Akademie,  1888  —  1889  Prof.  Schönleber's  Still- 
leben-Klasse an  der  Karlsruher  Kunstschule.  Dann  bildete  er 
sich  auf  Reisen  weiter  und  schloss  sich,  heimgekehrt,  der  Worps- 
weder  Künstlergruppe  an. 

2514  Vorfrühling.    Leicht  hügeliges  Land  unter  halb  bewölktem 
(2384 C)  Himmel.     Im  Mittelgrund  ein  brauner  Heiderücken,  von  fern- 

34  c  blauen  Höhen  überragt.  Links  vorn  blaues,  vom  Sturm  be- 
wegtes Wasser,  an  dem  rechts  unter  den  noch  kahlen  Bäumen 
gelbe  Dotterblumen  blühen.  Bez.  1.  u.:  C.  Vinnen  1899. 

Leinwand;  h.  0,79;  br.  1,05.  —  1899  ans  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
von  der  »Deutseben  Kunstausstellung«  zu  Dresden.  —  Phot.  Brnckui. 

Fr.  Wilh.  Heinr.  Otto  Modersohn 

Geb.  zu  Soest  in  Westfalen  den  22.  Februar  1865;  lebt  in 
Worpswede.  Seit  1884  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie. 
1888—1889  in  Karlsruhe  unter  H.  Baisch,  1892—1894 
zeitweise  in  Berlin  unter  Eug.  Bracht  weitergebildet.  Gehörte 
zu  den  Gründern  der  Worpsweder  Schule. 

2515  Das  alte  Haus.     Mit  Stroh  gedeckt,    liegt  die  alte  Hütte 
(2384D)  unter  knorrigen  Kiefern.    Ein  Bach  schlängelt  sich  zum  Vorder- 

34  b  gründe  herab.  Rechts  eine  alte  Frau  am  Stock.  Bez.  links 
unten:    Otto  Modersohn.  W.  97. 

Leinwand;   h.  0,88J^;   br.  1,02.    —   1897  ans  den  Zinsen   der  Pröll-Hener- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  zu  Dresden. 

Ludwig  Dettmann 

Geb.  den  25.  Juli  1865  zu  Adelbye  bei  Flensburg;  lebt  in 
Königsberg.  Schüler  der  Berliner  Akademie  unter  Eugen  Bracht 
und  Wold.  Friedrich.  Auf  Reisen  weitergebildet.  Seit  1900 
Direktor  der  K.  Kunstschule  zu  Königsberg  i.  Pr. 


VIII.   Niedersächsische  Meister.    XIX.  Jahrh.     819 

Schwere  Landung.  Ostseeküste  im  Mecklenburgischen.  Rotes    25 1 6 
Abendlicht.    Links  die  brandende  See,  rechts  der  hohe  Strand  (2  3  84  E) 
mit  rotdachigen  Häusern.     In  dem  Ruderbot,  das  im  Begriffe     35  a 
zu  landen,  sitzen  ein  Steuermann  und  ein  rotbärtiger  Ruderer. 
Der  dritte,    den  sie  ans  Land  gesetzt,   steht  noch  im  "Wasser 
und  wartet  auf  das  Rückströmen    der  letzten  Welle,    um  das 
Ufer  zu  erklimmen.     Bez.  unten   rechts:     Lud.  Dettmann. 

Leinwand;  h.  1,42;  br.  1,93.  —  1897  aus  den  Zinsen  der  PröU-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung,  Dresden.  —  Dreifarbendruck 
B.   A.  Seemann. 

Joh.  Heinrich  Vogeler 

Geb.  zu  Bremen  den  12.  Dezember  1872;  lebt  in  Worpswede. 
Schüler  Janssen's  und  Kampfs  an  der  Düsseldorfer  Akademie. 
Seit  1894  durch  Mackensen  in  Worpswede  der  Natur  zuge- 
führt, liess  er  sich  hier  1895  dauernd  nieder. 

Des  Künstlers  Haus  in  Worpswede.      In    der   Mitte    unter    2517 
Bäumen  das  mit  Stroh  gedeckte,  niedrige  weisse  Haus,  dessen  (2384  F) 
Schornstein  blauen  Rauch  gen  Himmel  sendet.    Fernblick  über     34  c 
das  gewellte,    bebaute  Land   bis    zu    deu    blauen  Hügeln  des 
Hintergrundes.     Bezeichnet  rechts  unten  mit  Monogramm. 

Leinwand;  h.  0,80;  br.  1,00%.  —  1897  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer- 
Stiftung  von  der  Internationalen  Kunstausstellung  au  Dresden. 


'M 


9  * 


ZWEITER  ABSCHNITT 


Ausländische  Schulen 


I.    Französische   Maler 
Francois  Baron  Gerard 

Geb.  zu  Rom  den  4.  Mai  1770;  gest.  zu  Paris  den  11.  Januar 
1837.  Er  kam  schon  in  seinem  zwölften  Jahre  nach  Paris, 
wo  er  zuerst  Schüler  des  Bildhauers  Pajou,  dann  der  Maler 
Brenet  und  David  wurde.  Tätig  hauptsächlich  in  Paris,  wo 
er  offizieller  Porträtmaler  Napoleon's  wurde. 

25 1 8  Napoleon  I.  im  Krönungsornate.  Im  weissen  Rock  und  Purpur- 

(2385)  mantel,  die  goldene  Lorbeerkrone  auf  dem   Haupte,  steht  der 

52  a     Kaiser,  leicht  nach  links  gewandt,  mit  der  Rechten  auf  seinen 

Herrscherstab  gestützt,  unter  dem  Thronhimmel  da.  Rechts  hinter 

ihm   ein   Sessel.     Links    die   Abzeichen  seiner  Weltherrschaft. 

Leinwand;  h.  2,21;  br.  1,46.  —  Das  Bild,  von  dem  es  mehrere  Wieder- 
holungen gibt,  kam  als  Geschenk  Napoleon's  nach  Dresden.  Als  in  der  Qalerie  be- 
findlich im  Katalog  von  1846.  —  Phot.  Ad.  Braun  &  Co.;  Tamme. 

Paul  Delaroche 

Geb.  zu  Paris  den  17.  Juli  1797;  gest.  daselbst  den  4.  Novbr. 
1856.  Schüler  des  Baron  Gros  an  der  Ecole  des  Beaux  Arte 
in  Paris  seit  1816,  Professor  an  derselben  Kunstschule  seit 
1833.  Durch  Reisen  in  Italien  weiterentwickelt.  Er  gehört 
zu  den  Hauptnieistern  der  romantischen  Schule  Frankreichs  im 
zweiten  Viertel  des  19.  Jahrhunderts. 


I.    Französische  Maler.     XIX.  Jahrhundert        821 

Bildnis    der    Sängerin    Henriette  Sontag,    später  vermählte    2519 
Grätin    Rossi.     Kniestück.     Die  Sängerin   ist  in  der  Rolle  der  (2385  A) 
Donna  Anna  in  Mozart's  Don  Juan  dargestellt.     Sie  hat  den     37  b 
schwarzen  Domino  über  ihrem  schwarzen  Kleide  zurückgeschlagen 
und  die  schwarze  Maske,  die  sie  in  der  weiss  behandschuhten 
Linken  hält,  vom  Gesicht  genommen.    Die  herabhängende  Rechte 
ist    unbekleidet.     Vorn    brauner   Wandgrund ,    links    brauner 
Vorhang.     Bez.  unten  rechts:  Paul  Delaroche  .  1830. 

Leinwand;  h.  1,46;  br.  1,14.  —  1S90  als  Vermächtnis  des  Bruders  der  Dar- 
gestellten, des  1899  gestorbenen  Königl.  preussischen  Hofscbauspielers  Carl  Sontag. 
von  dem  auch  die  Fassung  der  Inschrift  auf  dem  Widmungsschilde  herrührt.  — 
Phot.  Tamnie. 

Jean  Ant.  Theod.  Gudin 

Geb.  zu  Paris  den  2.  August  1802;  gest.  in  Boulogne-sur- 
Seine  den  12.  April  1880.  Schüler  des  Girodet-Trioson.  Tätig, 
von  verschiedenen  Reisen  abgesehen  (1844  malte  er  z.  B.  in 
Berlin),  hauptsächlich  in  Paris. 

Ein  Seegefecht.    Auf  dem  grauen,  massig  bewegten  Meere    2520 
haben    in    der    vorderen   Reihe   zwei   französische  Kriegsschiffe  (2386) 
mit  weissen  Flaggen  zwei  holländische  Kriegsschiffe,  von  denen     34  a 
das  zur  Rechten    seine    niederländische    Trikolore   streicht,  als 
Sieger    in    die   Mitte   genommen.     Andere  Schiffe   im    Hinter- 
grunde.    Bez.  links:  T.  Gudin  .   1852. 

Leinwand;  h.  0,70;  br.  0,73.  —  1876  aus  der  Sammlung  des  Grafen  von 
Fersen  zu  Dresden. 

Thomas  Couture 

Geb.  zu  Senlis  (Dep.  Oise)  den  21.  Dezbr.  1815;  gest.  auf 
Schloss  Villiers  le  Bei  bei  Paris  den' 3 O.März  1879.  Schüler 
A.  J.  Gros'  und  Paul  Delaroche's  in  Paris;  seit  1840  stellte 
er  im  Salon  aus;  seit  1847.  dem  Jahre  der  Ausstellung  seiner 
»Orgie  Romaine«  wurde  er  zu  den  grössten  Meistern  seiner 
Zeit  gezählt.  Paris  war  sein  Wohnort.  Zu  seinen  zahlreichen 
Schülern  gehörte  Anselm  Feuerbach. 

Der  Vogelsteller.     Rechts  das  Haus  des  Vogelstellers,  an    2521 
dem  verschiedene  Vogelkäfige  hängen.     Rechts    vorn    auf   der     34  b 
Terrasse  vor  dem  Hause  hockt  der  Vogelfänger  in  schwarzem 
Hut  und  roter  Jacke,  im  Begriff  das  Netz  zuzuziehen,  das  an 
der  Terrassenmauer  aufgestellt  ist,  auf  der  der  Lockvogel  steht. 


822        Ausländische  Schulen.     XIX.  Jahrhundert 

Links  Blick  in  den  sonnigen  Garten,  an  dessen  Bäumen  und 
Mauern  zahlreiche  Vogelkäfige  hängen.  Hinter  dem  Garten 
Gehölz    mit    halbkahlen    Bäumen.     Bez.  unten  links :   T.  C. 

Leinwand;  h.  0,47%;  br.  0,65.  —  1904  von  der  grossen  Dresdner  Kunst- 
ausstellung. Das  Bild  zog  1900  auf  der  Exposition  Centennale  in  Paris,  wo  es  als 
N.  163,  »L'oiseleur«,  aus  dem  Besitze  des  M.  Leblanc-Barbedienne  aasgestellt  war, 
die  Blicke  auf  sich. 

Gustave  Courbet 

Geb.  zu  Omans  bei  Besancon  den  10.  Juni  1819;  gest.  zu 
La  Tour  de  Peilz  am  Genfer  See  den  31.  Dezember  1877. 
Seit  1837  Schüler  Flogeoulot's,  »eines  mittelmässigen  in  die 
Provinz  versprengten  Malers  der  Davidschule«  in  seiner  Heimat. 
Seit  1839  in  Paris  durchs  Kopieren  der  alten  Meister  im 
Louvre  und  selbständiges  Naturstudium  aus  sich  heraus  zu  dem 
umstürzenden  Realisten  entwickelt,  der  dem  3.  Viertel  des  1 9.  Jahr- 
hunderts die  Wege  wies.     Tätig  hauptsächlich  in  Paris. 

2522  Die  Steinklopfer.    An  steiniger  Halde  des  links  ansteigen- 

37  b]  den  bewaldeten  Hügels,  neben  dem  rechts  unter  blauem  Himmel 
ein  sonnenbeleuchteter  kahler  Tafelfelsen  aufragt,  sind  vorn 
zwei  Steiuklopfer,  ein  alter  und  ein  junger,  mit  ihrer  Arbeit 
beschäftigt.  In  hälbknieeuder  Stellung,  nach  links  gewandt, 
erhebt  der  Aeltere  im  Hut,  Hemdsärmeln  und  rot-weissgestreifter 
Weste  mit  beiden  Händen  deu  Hammer,  die  vor  ihm  liegenden 
Steine  zu  zerklopfen.  Hinter  ihm  ist  der  zerlumpt  gekleidete 
jüngere,  halb  vom  Rücken  gesehen,  im  Begriff,  einen  Korb 
voll  bereits  zerklopfter  Steine  emporzuheben.  Rechts  auf  dem 
Boden  steht  das  Speisegeschirr  der  Arbeiter.  Bezeichnet  unten 
links:  O.  Courbet. 

Leinwand;  h.  1,59;  br.  2,59.  —  1904  durch  Vermittelung  des  (ieh.  Regierungs- 
rates von  Seidlitz  von  der  Versteigerung  Binant  in  Paris.  Als  »Les  casseurs  de 
pierre«  berühmtes  Bild,  das  im  Pariser  »Salon«  1851  und  1855  Aufsehen  erregte 
und  1889  in  der  retrospektiven  Abteilung  der  Pariser  Weltausstellung  (N.  201) 
wieder  auftauchte.  —  Phot.  Tamme. 

Pierre  Cecile  Puvis  de  Chavannes 

Geb.  zu  Lyon  den  14.  Dezember  1824;  gest.  zu  Paris  den 
24.  Oktober  1898.  Schüler  von  Scheffer  und  Couture  in  Paris. 
Durch  Reisen  in  Italien  selbständig  weiterentwickelt.  Haupt- 
meister der  idealen  und  monumentalen  Grossmalerei  Frankreichs 
in  der  zweiten  Hälfte  des   19.  Jahrhunderts. 


I.    Französische  Maler.     XIX.  Jahrhundert        823 

Die  Fischerfamilie.     Unter  dem  Bild  einfacher,  wenig,  aber    2523 
antik  bekleideter  Fischer    am    Meeresstrande    eine  Darstellung  (23 8 6  A) 
der  »drei  Lebensalter«.     In  der  Mitte  hängt  der  unbekleidete     31  d 
kräftige  junge  Fischer,    nach   links    gewandt,    seine  Netze  an 
einen  kahlen  Baum.     Unter    dem    Baume   sitzt,    nach    rechts 
gewandt,  sein  blühendes,    nur   mit   rotem  Hüfttuch  versehenes 
Weib,  das  das  zu  seinen  Füssen  mit  Muscheln  spielende  Kind 
am  Gängelbande  hält.    Rechts  ruht,  mit  blauem  Tuche  bedeckt, 
der  Alte,  ein  müder  Greis,  ausgestreckt  im  "Wrack   eines  Botes. 
Im  Hindergrunde  links  eine  Hütte,  rechts  das  stille  blaue  Meer. 
Bez.  links  unten:  P  .  Puvis  de  Chavannes  .  1875. 

Leinwand;  h.  2,60;  br.  2,20%.  —  1901  im  Kunsthandel  ans  Paris.  Das 
längst  berühmte  Bild  vertrat  den  Meister  mit  einigen  anderen  Bildern  1900  anf  der 
Pariser  Weltansstellung.  Eine  kleinere,  etwas  veränderte  Wiederholung  von  1887, 
die  sich  im  Privatbesitze  zu  Paris  befindet,  wurde  1900  an  verschiedenen  SteUen 
(wohl  nur,  weil  eine  Photographie  von  ihm  zur  Hand  war  und  man  die  Umänderungen 
übersah),  als  das  auf  der  Weltausstellung  befindliche  Bild  reproduziert,  dieses  richtig 
als  das  unsere  aber  z.  B.  bei  Roger  Marx :  L'exposition  centennale  de  l'art  fran<;ais, 
Paris  1901,  Tfl.  77.  —  Phot.  Tamme. 

Elise  Puyroche,  geborne  Wagner 

Geb.  zu  Dresden  den  31.  März  1828;  gest.  zu  Lyon  den 
4.  März  1895.  Nach  ihrer  Verheiratung  in  Lyon  Schülerin 
Saint -Jean's  daselbst. 

Der  zerrissene  Kranz.  Ein  üppiges,  halb  zur  Erde  gesunkenes    2524 
Blumengewinde  hängt  noch  halb  an  einem  Zweige  unter  einer  (2387) 
Vase  von  der  Mauer  herab.     Eine  grüne  Schlucht  als  Hinter-     40  b 
grund.     Links  vorn  eine  einzelne,    herausgefallene,    zum    Teil 
entblätterte  Rose.     Bez.  r.  u. :  Elise  Wagner  1850. 

Leinwand;  h.  1,05;  br.0,89.  —  1851  mittels  der  Ausstellungsgelder  erworben. 

Blumen  am  Bronn.    Unter  Baumstämmen,  neben  denen  sich    2525 
ein  Wasserstrahl    aus    einer   Holzröhre  ergiesst,  sind  Päonien,  (2387A) 
Pelargonien,  gefüllte  Mohnblumen,  Rosen  und  spanische  Kresse     38  a 
am  Boden  ausgebreitet.    Bez.  r.  u.:  E.  Puyroche -Wagner. 

Leinwand;  h.  l,27Va ;  br.  10472.  —    1894  von  der  akademischen  Kunstaus- 
stellung zu  Dresden  als  Geschenk  der  Künstlerin. 

Germain  David  -Nillet 

Geb.  zu  Paris  den  4.  Dezember  1861;  lebt  in  Paris.  Schüler 
L.  L'Hermitte's.  Societaire  de  la  Societe  Nationale  des  Beaux  Arts. 


824        Ausländische  Schulen.    XIX.  Jahrhundert 

2526  Das  Geständnis.     An   einem  Holztisch  sitzt   ein  Arbeiter 
(2387AA)in  roter  Bluse.     Mit  der  Rechten  fasst  er  leidenschaftlich  die 

33  c  Linke  seines  jungen  Weibes,  das  sich  links  vom  Stuhl  erhoben, 
um  in  abgewandter  Stellung  gesenkten  Blickes  das  verhängnis- 
volle Geständnis  zu  machen.  Schmerz  und  Ueberraschung 
spiegeln  sich  im  Antlitz  des  Mannes,  das  durch  die  von  der 
Gestalt  der  Frau  verdeckte  Leuchte  hell  beschienen  wird.  Be- 
zeichnet links:  G.  DAVID  -  NILLET. 

Leinwand;  h.  1,26'/»»  br.  1,61.  —    1897  von    der   Internationalen  Kunstaas- 
stellang  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

II.    Amerikanische  und  englische  Maier 
George  Hitchcock 

Geb.  den  29.  September  1850  zu  Providence  (Rhode  Island)  in 
Nordamerika;  lebt  seit  1882  in  Egmond  a.  d.  Hoef  in  Holland. 
Wurde  1872  »Bachelor«  der  Künste,  1874  »Bachelor«  der  Rechte, 
war  als  Rechtsanwalt  tätig,  ging  aber  1879  zur  Malerei  über: 
zunächst  als  Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie,  dann  als  Schüler 
von  Boulanger  und  Lefebvre  in  Paris,  von  Mesdag  im  Haag. 

2527  In  den  Haarlemer  Tulpen.    Ein  junges  Mädchen  in  sauberer 
(238 7 B)  holländischer  Tracht  schreitet,    nach    links  gewandt,  vorsichtig 

35  d  durch  das  vorn  mit  weissen,  weiter  zurück  mit  gelben  Tulpen 
bedeckte  Blütenfeld.  Im  Hintergründe  eine  Häuserreihe  hinter 
frühlingsgrünen  Bäumen.     Bez.  unten  links:  G.  HITCHCOCK. 

Leinwand;   h.  l^l'/a»    br.  0,N9'/2.  —    1897  von    der  Internationalen  Kunst 
aussteUung,  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

Alexander  Harrison 

Geb.  zu  Philadelphia  den  17.  Januar  1853;  lebt  in  Paris. 
Seit  1877  Schüler  der  School  of  Design  in  Philadelphia,  seit 
1878  Schüler  der  Ecole  des  Beaux  Arts  in  Paris,  insbesondere 
Gerome's.     Nach  Bastien  Lepage  weiterentwickelt. 

2528  Abend  am  Wasser.    Studie.    In  dem  stillen  Flusse  spiegelt 
(2387  C)  sich  das   rötliche  Gold    der   sinkenden  Sonne.     Nackte  Frauen 

34  d  beleben  die  warme  Landschaft.  Die  eine  lehnt  sich,  vom 
Rücken  gesehen,  vorn  am  grünen  Ufer  an  den  Ast  eines 
Baumes.  Sie  wartet  ihrer  Gefährtin,  die  rechts  in  einem  Kahn 
stehend  heranrudert.     Bez.  unten    rechts:    Alex.  Harrison. 


II.    Amerikanische  und    englische  Maler.      XIX.  Jahrh.     825 

Leinwand;  h.  1,00;  br.  1,00.  —  1893  von  der  grossen  Kunstausstellung  zu 
Berlin.  —  I'hot,  Bruckm. 

Thom.  Austen  Brown 

Geb.  zu  Edinburg  den  18.  September  1859;  lebt  in  London. 
Schüler  der  Kensington  School  of  Art  und  der  Royal  Scottish 
Academy  zu  Edinburg.  —  R.  J.  —  A.  R.  S.  A.  —  H.  R.  C.  A. 

Des  Pächters  Kuhstall.     Ein   junges   Mädchen    in    blauer    2529 
Jacke  melkt  die  braune,  weiss  gefleckte  Kuh,    neben  der  eine  (2387 D) 
zweite  im  Stroh  liegt.    Rechts  blickt  man  durch  die  offene  Stall-     34  a 
tür  ins  Freie.    Bez.  unten  links:  T.  Austen  Brown  1893. 

Leinwand;  h.  0,66V2  i  It.  0,72.  —  1897  von  der  Internationalen  Kunstaus- 
stellung, Dresden. 

Gari  Melchers 

Geboren  den  11.  August  1860  in  Detroit  in  Nordamerika;  lebt 
abwechselnd  in  Paris  und  in  Nordholland.  Von  1877  — 1881 
Schüler  der  Düsseldorfer  Akademie,  dann  der  Ecole  des  Beaux 
Arts  in  Paris  und  Privatschüler  von  Boulanger  und  Lefebvre. 

Holländischer  Schiffszimmermann.     Ganze  lebensgrosse  Ge-    2530 
stalt,  etwas  nach  links.    Der  alte  Baas  trägt  schwarze  Waden- (2387 E) 
Strümpfe,  rote  Kniehosen,  ein  braunes  Wams  über  rotem  Woll-     35  a 
hemde   und    eine   schwarze  Kopfbedeckung.     In   der  gesenkten 
Linken  hält  er  ein  Winkelmaass,  mit  dem  rechten  Arme  stützt 
er  sich  auf  den  Schrank,  auf  dem  ein  Schiffsmodell  steht.    Bez. 
links  unten:  Gari  Melchers. 

Leinwand;  h.  2,05;  br.  l.OO1^.  —  1897  von  der  Internationalen  Kunstaus- 
steüung,  Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 

III.  Schweizer  Maler 
Alexandre  Calame 

Geb.  zu  Vevey  am  Genfer  See  den  28.  Mai  1810;  gest.  zu 
Mentone  den  17.  März  1864.  Schüler  F.  Diday's  in  Genf. 
Tätig,  von  vielen  Reisen  abgesehen,  hauptsächlich  in  Genf. 

Prachtbäume  am  Bergstrom.    Der  schäumende  Fluss  bildet    253 1 
im  Mittelgrunde    einen    kleinen  Wasserfall.     Die    grossartigen  (2388) 
Laubbäume  links  an  dem  Felsen  sind  hell  von  rechts  beleuchtet,      30  a 
während  die  Baumgruppen,  die  rechts  unter  dem  steilen  Ufer 
stehen,  in  tiefen  Schatten  gehüllt  sind.    Bezeichnet  links  unten: 
A.  Calame  1854. 


826        Ausländische  Schulen.     XIX.  Jahrhundert 

Leinwand;  h.  1,40;  br.  2,00.  —  1877  im  Kunsthandel  ans  Berlin.  —  Gest. 
Ton  L.  Friedrich  i&  Neues  G.-W.  I,  1.  —  Phot.  Tamme. 

Arnold  Böcklin 

Geb.  zu  Basel  deu  16.  Okt.  1827;  gest.  zu  Fiesole  deu  16.  Jan. 
1901.  Seit  1846  Schüler  J.  W.  Schirmer's  in  Düsseldorf. 
In  Brüssel,  Paris  und  (seit  1850)  in  Rom  weitergebildet. 
Von  1858 — 1861  Professor  an  der  Kunstschule  zu  Weimar. 
Lebte  später  in  München,  Basel,  Zürich  und  in  Italien,  be- 
sonders in  Florenz,  das  ihm  zur  zweiten  Heimat  wurde. 

2532  Pan  und  Syrinx.    Rechts  hinten  Felsen  und  Berge;  links 
(2388 B)  vorn  Schilf   im    Sumpf.     In   der  Mitte    von   Schlinggewächsen 

34  c  umrankte  Riesenbäume.  Hier  verfolgt  der  bocksbeinige  Pan, 
nach  links  gewandt,  die  schöne  Nymphe  Syrinx,  die,  als  das 
rettende  Schilf  sie  aufnimmt,  selbst  in  ein  Schilfrohr  verwan- 
delt wird.  Schon  zeigt  die  Verwandlung  sich  au  den  Finger- 
spitzen ihrer  erhobenen  Hände.    Bez.  f.  u. :  A.  BöcMin  fecit. 

Leinwand;  h.  1,07%  *,  br.  0,67.  —  1897  als  Geschenk  des  Herrn  Hofrat 
Rechtsanwalt  Lesky  in  Dresden.  Böcklin- Werk  der  Photographischen  Union  III,  38. 
H.  A.  Schmid's  Verzeichnis  dazu  N.  47.  —  1851  gemalt. 

2533  Frühlingsreigen.    Au  der  rechten  Seite  eines  sonnigen,  mit 
(2388 A)  bunten  Frühlingsblumen    besäten  Rasenabhangs,    der  vorn    ein 

36  b  kleines  Wasserbecken  bildet,  ruht  die  in  ein  durchsichtiges,  mit 
Tautropfen  besprengtes  blaues  Gewand  gehüllte  Quellnymphe. 
Auf  dem  Zeigefinger  der  erhobenen  Linken  hält  sie  ein  zwit- 
scherndes Vögelein,  das  sie  anblickt.  Links  ist  ein  überhitzter 
bocksbeiniger  Satyr,  der  die  Hirtenflöte  in  der  Linken  hält,  im 
Begriffe,  zur  Quelle  hinunterzugleiten.  Unter  ihm  steht  ein 
jüngerer  Satyr  auf  einem  im  Wasser  liegenden  Steine,  reckt 
sich,  im  Profil  nach  rechts  gewandt,  lang  empor,  hält  sich  mit 
der  Linken  am  Felsen  und  schöpft  mit  der  Rechten  das  herab- 
plätschernde Wasser.  Unten  in  dunkler  Grotte  kauern  zwei 
Knäblein  mit  Quellurnen.  Oben  über  dem  Abhang  aber  tanzen 
elf  nackte  bekränzte  Knäblein,  die  als  Personifikationen  der 
zitternd  emporsteigenden  heissen  Düfte  in  der  Luft  schweben, 
einen  lustigen  Frühlingsreigen.     Bez.  r.  u. :  A.  Böcklin  pinx. 

Leinwand;  h.  2,26;  br.  1,37.  —  1890  im  Kunsthandel  aus  Berlin.  —  Der 
Meister  hat  dieses  Bild  nach  seinen  eigenen  Mitteilungen  1869  in  Basel  gemalt. 
Auf  der  Münchner  Kunstausstellung  war  es  1869  und  1889  ausgestellt.  Inzwischen 
befand    es    sich    im  Besitze    des  Bildhauers  Prof.  Jos.  Kopf   in  Rom.     Böcklin-Werk 


III.    Schweizer  Maler.     XIX.  Jahrhundert         827 

der  Photographischen  Union  II,  35.  —  H.  A.  Schmid's  Verzeichnis  N.  138.  Einige 
Motive  des  Bildes  wiederholt  aus  dem  1869  entstandenen  »Liebesfrühlingc  beim 
Freiherrn  M.  v.  Heyl  zu  Darmstadt.     Böcklin-Werk  III,  N.  31. 

Der  Sommertag.  Ein  stiller  Fluss,  in  dem  der  blaue  2534 
Himmel  sich  spiegelt,  windet  sich  durch  flache  Blumen  wiesen  34  a 
zum  Vordergrund  herab.  Eine  Reihe  hoher,  italienischer 
Pappeln,  deren  Silberlaub  sich  im  Winde  bewegt,  steht  auf  der 
Wiese.  Im  Hintergrund  eine  Ortschaft  vor  fernen  Hügelzügen. 
Im  Vordergrunde  sechs  nackte  badende  Knäblein,  von  denen 
vier  sich  noch  am  Ufer  zur  Linken  ergehen,  einer  bereits  im 
Wasser  steht,  einer  am  Ufer  zur  Rechten  sitzt.   Bez.  u.  1. :  A.  B. 

Mahagoniholz ;  h.  0,61 ;  br.  0,50.  —  1902  als  Geschenk  des  Herrn  Geheimen 
Kommerzienrat  Lingner  in  Dresden.  —  Durch  die  Ernst  Arnold'sche  Hofkunst- 
handlung in  Dresden  von  M.  Neumann  in  Berlin.  —  1881  gemalt.  —  Abb.  im 
Böcklin-Werk  der  Phot.  Union  I,  17.  Vgl.  H.  A.  Schmid's  Verzeichnis  am  Schlüsse 
des  IV.  Bandes  N.  255.  —  Radieit  von  Max  Klinger. 

Der  Krieg.  Ueber  einer  vorstädtischen  Landschaft,  in  2535 
der  rechts  die  Stadt  in  Flammen  steht,  links  eine  mächtige  34  c 
Schlossruine  unter  Cypressen  ragt,  ziehn  die  »Schrecken  des 
Krieges«,  durch  drei  Reiter  und  eine  schwebende  weibliche 
Gestalt  versinnbildlicht,  von  rechts  nach  links  durch  die  rauch- 
schwarze Luft.  Der  Tod  hält  durch  Brand,  Schwert  und  Pest 
seine  Ernte.  Vorn  reitet  der  Tod  als  Gerippe  auf  braunem 
Ross,  dann  folgt  die  Pest  als  bleicher  Jüngling  mit  Schlangen 
im  Haar  auf  rotem  Ross,  dann  der  geharnischte  Krieger  mit 
dem  Schwerte  auf  weissem  Ross.  Hart  über  ihm  schwebt  die 
weibliche  Gestalt  im  roten  Mantel,  die  die  Brandfackel  in  der 
Rechten  schwingt.  Leichen  liegen  unten  vorn  auf  der  Land- 
strasse, die  zwischen  dem  städtischen  Abhang  zur  Rechten  und 
der  Gartenmauer  zur  Linken  zur  Stadt  führt.  Bezeichnet  u.  1. : 
A.B.  1896. 

Lindenholz;  h.  1,00;  br.  0,69x/a-  —  1902  von  Herrn  Geh.  Reg.-Bat  Prof. 
Dr.  von  Kaufmann  in  Berlin.  —  Eine  veränderte,  grössere,  nicht  vollendete  Wieder- 
holung kam  aus  dem  Nachlass  des  Meisters  ins  Museum  zu  Zürich.  —  Eine  Skizze 
dazu  zeigt,  irie  Böcklin  bestrebt  war,  in  der  Wiederholung  die  schwebende  weib- 
liche Gestalt  durch  Loslösnng  von  der  Dreireitergruppe  noch  deutlicher  als  schwebend 
zu  kennzeichnen.  Abb.  im  Böcklinwerk  der  Phot.  Union  ITI,  2.  Vergl.  H.  A.  Schmid's 
Verzeichnis  am  Schlüsse  des  IV.  Bandes  N.  336. 

Jos.  Rudolf  Koller 

Geboren  zu  Zürich  den  21.  Juni  1828;  gestorben  daselbst  den 
5.  Januar  1905.     Schüler    der   Düsseldorfer    Akademie,    ins- 


828        Ausländische  Schulen.     XIX.  Jahrhundert 

besondere  Karl  Sohn's.  Weitergebildet  in  Paris,  München  und 
Rom.     Lebte  in  Zürich. 

2536  Vier  pflügende  Ochsen.  Weites  Feld.  Im  Hintergrunde  links 
(2389)  ein  Kirchturm  zwischen    kahlen    Bäumen.     Die  vier   kräftigen 

22  d  Stiere  stehen  vorn  vor  ihrem  Pfluge,  den  ein  Ackerer  lenkt, 
während  ein  anderer  im  blauen  Kittel  die  Peitsche  schwingt. 
Krähen  in  der  Luft  und  auf  dem  Felde.  Bez.  r.  u. :  R.  Koller 
(das  R.  nach  links  gewandt  am  K)   1868.    (20  Aust.) 

Leinwand;    h.    1,35;    br..  2,04.     —     1877    von     Herrn     Otto    Wesondonck 
geschenkt. 

Hans  Sandreuter 

(leb.  zu  Basel  den  11.  Mai  1850;  gest.  daselbst  den  1.  Juni 
1901.  Schüler  der  Akademie  zu  Neapel  und  (1874—1877) 
Arnold  Böcklin's  in  Florenz.  Er  liess  sich  in  seiner  Vater- 
stadt nieder,  wo  er  hauptsächlich  tätig  war. 

2537  Baseler  Landschaft.     Von   einer    Anhöhe   gesehene   leicht 
(2389  bis)hügelige,    fruchtbare  Juni -Landschaft.     Graugrüne  Kornfelder, 

33  a  schwarzschattige,  abgeblühte  Obstbäume,  Schilf  und  rote  Blumen 
im  Vordergrunde.  Im  Hintergrunde  rechts  ein  Dorf  mit 
weissen  Häussern  am  Fusse  eines  Hügels,  links  ferne  blaue 
Berge.     Bez.  unten  rechts:  H  .  SANDREÜTER  .  1899. 

Leinwand;  h.  0,97;  br.  1,47.  —  1901  aus  den  Zinsen  der  Pröll-Heuer-Stiftung 
Ton  der  Internationalen  Kunstausstellung  zn  Dresden. 

IV.     Skandinavische   Maler 

Christian  Krohg 

Geboren  den  13.  Aug.  1852  zu  Vestre  Aker  bei  Christiania, 
lebt  in  Christiania.  Anfangs  Jurist.  Seit  1873  Schüler 
Descoudres'  und  Gussow's  an  der  Karlsruher  Kunstschule. 
Gussow  folgte  er  1875  nach  Berlin;  1879  in  Paris;  seitdem 
lebte  er  abwechselnd  in  Kopenhagen,  in  Berlin  und  in  seiner 
Heimat.     Maler,  Radierer  und  Schriftsteller. 

2538  Norwegisches  Lotsenbot.  In  hohen  schaumgekrönten  Wellen 
(2389A)der  hintere  Teil  eines  halb  bedeckten  Lotsenbotes.     Hinten  am 

35  a  Steuer  steht  ein  Alter  in  gelber  Oeljacke  und  gelbem  Südwester- 
hut, weiter  vorn,  vom  Rücken  gesehen,  ein  blonder  Knabe  ohne 


III.    Skandinavische  Maler.     XIX.  Jahrhundert    829 

Kopfbedeckung  in  violettem  Hemde.  Das  Schiff,  auf  das  sie 
zusteuern,  ist  noch  nicht  sichtbar;  aber  der  Alte  weist  mit 
ausgestreckter  Rechten  auf  es  hin,  und  die  spähende  Stellung 
des  Jungen  deutet  es  an.     Bez.  u.  r.:  C.  Krohg. 

Leinwand;  h    1,35%;  br.  1,02%.  —  1893  ron  der  grossen  Kunstausstellung 
in  Berlin.  —  Phot.  Union,  München. 

Bruno  Liljefors 

Geb.  1S60  zu  Upsala.  Lebt  zu  Quambo  bei  Upsala.  Schüler 
der  Kunstakademie  zu.  Stockholm.  In  Paris,  vor  allem  aber 
in  der  Natur  weitergebildet. 

Fuchs  und  Schneehase.     Verschneiter  Boden  einer  Wald-    2539 
landschaft,    auf    den    links    und    rechts    einige   Tannenzweige  (2389B) 
herabragen.     In  der  Mitte  hält  ein  lebensgrosser    roter  Fuchs     37  a 
einen  gefangenen  weissen  Hasen  am  Genick  gepackt.    Bezeich- 
net links  unten:  Bruno  Liljefors  93. 

Leinwand;   h.  1,36%;  br.  2,02%.  —  1893  von  der  grossen  Kunstausstellung 
in  Berlin.  —  Phot.  Bruckm. 

V.     Belgische   Maler 
Constantin  Meunier 

Geb.  zu  Merbeck  bei  Brüssel  den  12.  April  1831;  gest.  zu 
Brüssel  den  4.  April  1905.  Schüler  der  Brüsseler  Akademie. 
Als  Bildhauer  bildete  er  sich  bei  Fraikin,  als  Maler  bei  de 
Groux.  1882  wurde  er  Professor  in  Löwen;  seit  1885  wandte 
er  sich  wieder  vorzugsweise  der  Bildhauerei  zu,  der  er  neuen 
Stil  und  neues  Leben  einhauchte. 

Der  Puddler.     Kniestück  nach  links.     Nur  mit  dem  Leder-    2540 
schürz  und  der  Kappe  bekleidet,  sitzt  der  Hüttenarbeiter  aus-  (2390) 
ruhend  auf  einer  Bank.     Links  neben  ihm  der  glühende  Ofen.     31b 
Rechts  hinter  ihm  ein  Knabe.     Bez.  u.  r. :  C.  Meunier. 

PasteU  auf  Papier ;  h.  1,00 ;  br.  0,80.  —  1897  von  der  Internationalen  Kunst- 
ausstellung, Dresden.  —  Phot.  Bruekm. 

Emile  Claus 

Geb.  zu  Vive  St.  Eloi  in  Ostflandern  den  27.  Sept.  1849; 
lebt  in  Astene  in  Flandern.  Seit  1870  Schüler  der  Ant- 
werpener Kunstakademie.     Widmete  sich  anfangs  der  Bildnis- 


830        Ausländische  Schulen.    XIX.  Jahrhundert 

maierei,  zog  sich  1882,  nachdem  er  Spanien  und  Marokko 
bereist,  an  die  flandrische  Küste  »La  Lys«  zurück,  um  sich 
ganz  der  Landschaftsmalerei  hinzugeben. 

254 1  Der  Brückenkahn  zu  Afsne.    Flaches,  frühlingsfrisches  Land 

(2391)  unter  leichtbewöktem  Himmel.    Eine  Fähre,  die  eine  Kuh  be- 
31  c     tritt,  liegt  links  am  diesseitigen  Ufer  des  Flusses.    Im  Hinter- 
grunde Dorfhäuser.     Bez.  rechts  unten:  Emile  Claus. 

Leinwand;   h.  1,60;   br.  1,13.    —    1897  von  der  Internationalen   Kunstatis- 
stellung,  Dresden. 

Frans  van  Leemputten 

Geb.  im  Dorfe  Werchter  in  Belgien  den  29.  Dezember  1850; 
lebt  in  Antwerpen.  Hat  sich  ohne  Lehrer  im  Anschlüsse  an 
die  Natur  entwickelt.  Ist  Professor  an  der  Antwerpener 
Kunstakademie. 

2542  Markttag  im  April.    Frühlingshelle  Dorfstrasse,  von  kleinen, 

(2392)  links  mit    roten    Ziegeln,  rechts  mit  Stroh  gedeckten  Häusern 

34  d     begrenzt.     Bildeinwärts  werden  Pferde  und  Rinder  zum  Markte 

geführt.  Fussgänger dazwischen.  Ein  Kirchturm  im  Hintergrunde. 
Bez.  rechts  unten:  FRANS  VAN  LEEMPUTTEN.   1896. 

Mahagoniholz;  h.  0,51  %;  br.  0,86%.  —  1897  von  der  Internationalen  Kunst- 
ausstellnng,  Dresden. 

Eugen  Laermans 

Geb.  zu  Brüssel  (Molenbeck-St.-Jean)  den  21.  Okt.  1864;  lebt  in 
Brüssel.    Schüler  des  Jean  Portaels  an  der  Brüsseler  Akademie. 

2543  Abendgebet    Dem  Kirchlein  mit  hell  erleuchteten  Fenstern 

(2393)  zugewandt,  das  links  jenseits  des  stillen  Wassers  liegt,  neigen 

35  b     die    ländlichen   Arbeiter    beim    Klange  der  Abendglocken  sich 

stehend  und  knieend  zum  andächtigen  Gebet.  Die  roten  Dächer 
des  Dorfes  spiegeln  sich  in  der  Mitte  im  Wasser.  Abend- 
beleuchtung von  rechts.     Bez.  r.  u.:  Eug.  Laermans. 

Leinwand;    h.  1,30%;   br.  1,01%.    —    1897  von  der  Internationalen  Kunst- 
ausstellung, Dresden.  —  Phot.  Bruckm. 


DRITTER  HAUPTTEIL 

Die  Pastelle,  Miniaturen  und 
gewebten  Tapeten 


ERSTER  ABSCHNITT 


Die  Pastelle 


I.     Die  italienische  Schule 
Guido  Reni 

Geb.  den  4.  Nov.  1575  zu  Calvenzano  bei  Bologna;  gest.  zu 
Bologna  den  18.  August  1642.  Schüler  Dionys  Calvaert's 
und  Ludovico  Carracci's  in  Bologna.  In  Rom  unter  dem  Ein- 
flüsse Caravaggio's  und  Annibale  Carracci's  weitergebildet. 
Tätig  hauptsächlich  in  Rom  und  in  Bologna. 

Der  heil.  Franziskus.    Brustbild  ohne  Hände,  fast  von  vorn,      I 
auf  gelbgrauem  Grunde.   Braune  Kutte,  kurzgeschorenes  Haupt-    (1) 
und  Barthaar.     Der  Blick  ist  gen  Himmel  gewandt.  63  e 

Papier;  hoehoval  mit  schwarzen  Ecken;  h.  0,58;  br.  0,47.  —  1746  aus  der 
herzoglichen  Galerie  zu  Modena.  —  Schon  im  Modeneser  Inventar  von  1743  (Venturi 
p.  360)  als  »Guido  Reni«.  —  Die  Zeichnung  ist  mit  farbigen  Stiften  ausgeführt, 
doch  sind  die  Striche  noch  nicht  nach  der  Art  der  späteren  eigentlichen  Pastell- 
malerei, der  die  folgenden  Bilder  angehören,  vertrieben.  —  Phot.  Braun  XV,  2.  — 
Braun  (alt)  N.  498;  Tamme;  Bruckm. 

Rosalba  Carriera 

Geb.  zu  Venedig  den  7.  Oktober  1675;  gest.  daselbst  den 
15.  April  1757.  Schülerin  des  Cav.  Diamantini  und  des  Ant. 
Balestra.  Arbeitete  in  Venedig,  in  Versailles,  in  Wien.  Mit- 
glied der  Akademien  von  Paris,  Bologna,  Rom. 

Die  folgenden  167  Pastellbilder  der  ihrer  Zeit  berühmten  Meisterin  stehen 
sämtlich  schon  im  »Catalogue«  von  1765,  in  diesem  aber  auch  zuerst  verzeichnet. 
Da  sie  alle  auf  Papier  gemalt  sind,  kann  darauf  verzichtet  werden,  bei  jedem  von 
ihnen  die  Angabe   des   Materials,    auf   dem    sie   gemalt,    zu   wederholen.    Konnte 

53 


834  Die  Pastelle 

Näheres  über  die  Herkunft  früher  nur  in  Bezug  auf  N.  61  (83)  angegeben  werden, 
so  hat  Vittorio  Malainani  in  den  »Gallerie  Nazionali  Italianec  IV,  S.  27 — 149  (Roma 
1899)  nähere  Angaben  in  Bezug  auf  einige  unserer  Dresdner  Pastelle  veiöffentlicht. 

2  Friedrich  Christian  von  Sachsen  als  Kurprinz.  Halbfigur  nach 

(24)  rechts  auf  braunem  Grunde.    Nur  die  linke  Hand  ist  sichtbar. 
63  e   Harnisch  mit   rotem   Brustband,    braun-    und    weissgeblümter 

Rock  mit  blauem  Ordens -Brustbande;  blauer  Hermelinmantel. 

H.  0,63%;  br.  0,51%.  —  Phot.  Braun  XIII,  11. 

3  Benedicts  Ernestine  Maria,  Prinzessin  von  Modena.   Brustbild 

(25)  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.     Ausgeschnittenes 
52  c    Kleid  von  hellgelbem,  weissgeblümtem  Seidenstoffe  und   blauer 

Hermelinmantel.  Ein  Blumenkranz  fällt  von  ihrer  rechten 
Schulter  über  ihre  Brust  herab. 

H.  0,55%;  br.  0,42%.  —  Die  Berichtigung  des  Namens  der  Prinzessin  ver- 
danken wir  Herrn  Hofrat  Müller.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

4  Ein  venezianischer  Prokurator.    Halbfigur  nach  rechts  auf 

(26)  graubraunem  Grunde.    Im  Hintergrunde  Bücher.  Graue  Allonge- 
63  d   perücke,  feuerroter  Rock;  die  rechte  Hand  deutet  bildeinwärts. 

H.  0,72;  br.  0,697«. 

5  Königin    Maria  Josepha.     Tochter   Kaiser    Josefs   L,  Ge- 

(27)  mahlin  König  August1  s  HI.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts 
63  i    auf  dunkelgrauem  Grunde.     Helle  Augen,  im  weissgepuderten 

Haar  ein  reicher  Schmuck  von  Perlen  und  hellroten  Steinen. 
Weisses  Atlaskleid.     Hermelinmantel. 

H.  0,53%;  br.  0,42%.  —  Phot.  Ges. 

6  Der  Abbe  Sartorius.    Brustbild  ohne  Hände,  fast  von  vorn 

(28)  auf  graublauem  Grunde.  Haar  und  Augen  braun;  Rock  schwarz; 
63  c   Halsbinde  weiss. 

H.  0,307« ;  br.  0,27. 

7  König  Friedrich  IV.  von  Dänemark.    Brustbild  ohne  Hände 

(29)  nach  links  auf  graublauem  Grunde.     Blaue  Augen,  graublonde 
52  b   Allongeperücke    und    Hermelinmantel ;    feuerrotes  Ordensband. 

H.  0,53%;  br.  0,37. 

8  Der  Abbe  Metastasio.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf 

(30)  blaugrauem    Grunde.     Schwarzer   Rock;    schwarze    Kappe  auf 
63  c   weissem  Haar,  helle  Augen. 

H.  0,32;  br.  0,25%    —  Phot.  Braun  (alt)  N.  509. 


I.   Italienische  Schule  835 

Ludwig  XV.  von  Frankreich    als  Dauphin.     Brustbild    ohne      9 
Hände    nach    links    auf  graublauem   Grunde.     Braune  Augen.    (31) 
Dunkelblonde  Allongeperücke.     Hellbrauuer  Rock  mit   zurück-   52  b 
geworfenem  Hermelinmantel.     Weisses  Spitzenhalstuch,  blaues 
Ordensband  und  ein  Ordensstern. 

H.  0,50%;  br.  0,38%.  —  Phot.  Tamme. 

Der  Herzog  Rinaldo  von  Modena.     Brustbild    ohne  Hände     10 
nach  links  auf  graublauem  Grunde.    Braune  Augen,  schwarze   (32) 
Allongeperücke.     Gelber  Rock  mit  weissem  Spitzenhalstuch.        63  g 

H.  0,24% ;  br.  0,18. 

Der  Kardinal  von  York.    Halbfigur  ohne  Hände  nach  links  |  | 

auf  hellblauem,  graubewölktem  Grunde.     Braune  Augen,  grau  (33) 

gepudertes   Haar.     Gelbgeblümter   Rock,    blaugeblümte  Weste.  63  a 
Ordensstern  und  blaues  Ordensband. 

H.  0,55;  br.  0,42. 

Graf  Pietro  Minelli.    Brustbild  nach  links  ohne  Hände  auf    1 2 
hellblauem,    graubewölktem    Grunde.      Blaue    Augen;    weisse   (34) 
Allongeperücke;  brauner  Rock,  Halstuch  mit  gestickten  Enden.    63  g 

H.  0,53 ;  br.  0,43.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Gräfin  Camilla  Minelli.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  13 

auf  grauem  Grunde.    Braune  Augen,  gepudertes  Haar.    Hell-  (35) 

geblümtes  Kleid,    blauer  Mantel.     Blumen   im   Haar    und    an  63  a 
der  Brust. 

H.  0,54%;  br.  0,42%.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Die  Gräfin  Recanati.    Brustbild  ohne  Hände  auf  hellblauem,  14 

gelb- und  grauschattiertem  Grunde.    Schwarze  Augen;  schwarzes  (36) 

mit  Perlen    und    blauem  Bande   geschmücktes  Haar.     Blauer,  63  c 
mit  braunem  Pelz  besetzter  Mantel. 

H.  0,42;  br.  0,32%.  —  Phot.  Tamme. 

Gräfin   Leopoldine  von  Sternberg.      Brustbild    ohne  Hände     15 
auf  grauem  Grunde.    Der  Körper  nach  rechts,  der  Kopf  nach   (37) 
links  gewandt.    Helle  Augen,  feuerrotes  Band  im  weissgepuderten    63  a 
Haar;  auf  feuerrotem  Grunde  weissgeblümtes  Kleid  und  feuer- 
rote und  weisse  Blumen  an  der  Brust. 

H.  0,46;  br.  0,34.  —  Phot.  Braun  (alt)  505. 

Venezianerin    aus    dem   Hause  Barbarigo.     Brustbild   ohne     16 
Hände    fast   von    vorn    auf   blaugrauem    Grunde.     Hellbraune   (38) 
Augen,    dunkelblondes    Haar.     Reicher  Perlenschmuck.     Vorn    63  e 

53* 


836  Die  Pastelle 

mit   roten  Bändern    zusammengehaltener    blauer  Mantel,    drei- 
eckiger schwarzer  Herfenhut. 

H.  0,42;    br.  0,33.    —   Phot.  Braun  XIV,  10,   Braun  (alt)  N.  491;  Tamme; 
Brück  ni. 

17  Henriette,  Prinzessin  von  Modena.     Brustbild  ohne  Hände 

(39)  nach    links    auf   grauem   Grunde.     Braune  Augen.     Hellgrün 
52  b    geblümtes  Kleid  mit  einem  Blumenstrauss  an  der  Brust. 

H.  0,43;  br.  0,41.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Tamnie. 

18  Anna  Amalia  Josefa,  Prinzessin  von  Modena.    Brustbild  ohne 

(40)  Hände  fast  von  vorn  auf  grauem  Grunde.    Blaue  Augen,  weiss 
63  c    gepudertes  Haar  mit  einem  Blumenstrauss.     Weisses  Damast- 
kleid mit  blauem  Bande,  mit  Spitzen  und  mit  einem  Blumen- 
strauss an  der  Brust. 

H.  0,53;  br.  0,41.  —  Gegenstück  zum  Toiigeu.  —  Phot.  Tamme. 

19  Kaiserin  Elisabeth.    Halbfigur  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(41)  grünlich-grauem    Grunde.      Die    blauäugige    Gemahlin    Kaiser 
63  c    KaiTs  VI.  trägt    ein    ausgeschnittenes,    auf   hellrotem  Gründe 

weiss  geblümtes  Seidenkleid,    einen  gelben  Mantel    und    einen 
kostbaren  Perlenschmuck  an  der  Brust  und  im  gepuderten  Haar. 

H.  0,57%;  br.  0,45. 

20  Kaiserin  Amalie.  Halbfigur  ohne  Hände  auf  grauem  Grunde. 

(42)  Die  Figur  nach  links,    der  Kopf  nach  rechts.     Die  Gemahlin 
63  e    Kaiser  Josefs  I.  trägt   ein  ausgeschnittenes  schwarzes  Trauer- 

kleid,    einen    schwarzen  Schleier   im  weissen  Haar    und  einen 
Hermelinmantel. 

H.  0,65%;  br.  0,51%.  —  Phot.  Tamme. 

21  Kurfürst  Klemens  August  von  Köln.    Halbfigur  ohne  Hände 

(43)  nach  links   auf  grauem  Grunde.     Der   bayerische  Prinz    trägt 
52  c    eine  weisse,  die  Ohren  bedeckende  Perücke,  einen  scharlachroten 

Hermelinmantel  und  auf  der  Brust  ein  Kreuz  von  Perlen  und 
Edelsteinen. 

n.  0,57;    br.  0,45.    —    1727    in  Venedig   gemalt.    Vgl.  Malamani  a.  a.  0. 
S.  64,  Anm.  3. 

22  Der  Graf  von  Villiers.    Brustbild  auf  blaugrauem  Grunde. 

(44)  Die  Figur  leicht  nach  rechts,  der  Kopf  nach  links.    Der  grau- 
63  i    baarige  Herr    trägt    einen  braunen  Rock,    eine   blaue  Schärpe 

um  die  rechte  Schulter  und  legt  die  Linke   an  seinen  Degen. 

H.  0,66%;  br.  0,45. 

23  Die  Fürstin  Moncenigo,  geb.  Carrara.    Brustbild  ohne  Hände 

(45)  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Ausgeschnittenes,  auf  gelbem 
63  g 


I.   Italienische  Schule  837 

Grande  zartgeblümtes  Kleid ;  der  Hermelin  um  die  rechte  Schulter ; 
reicher  Perlenschmuck  an  der  Brust  und  im  gepuderten  Haar. 

H.  0,52;  br.  0,41. 

Die  Tänzerin  Barbarina  Campani.  Später  verehelichte  Cocceji.  24 

Halbfigur  fast  von  vorn  auf  gelbgrauem  Grunde.  Schwarze  Augen,  (46) 

schwarzes  Haar.  Ausgeschnittenes  kornblumblaues  Kleid  mit  hell-  63  e 
blauen  Schleifen.    Blumen  hält  sie  vor  sich  in  hellblauem  Tuche. 

H.  0,56%;  br.  0,46%.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Gräfin  Orzelska.  Halbfigur  fast  von  vorn  auf  grauem      25 
Grunde.      Die    schwarzhaarige,    schwarzäugige    Königstochter,     (47) 
ehemalige    Herzogin    von    Holstein,    trägt    ein    buntgeblümtes     52  b 
Kleid  mit  blauem  Bande  und  einen  roten  Hermelinmantel,  den 
sie  mit  der  Linken  festhält.     Blumen    an    der  Brust   und  im 
Haar,  Perlen  in  den  Ohren  und  im  Haar. 

H.  0,64;  br.  0,51.  —  Phot.  Braun  XII,  16;  Tamme. 

Die  Fürstin  von  Teschen.    Halbfigur  ohne  Hände  nach  links  26 

auf  grauem  Grunde.    Die  blauäugige  frühere  Fürstin  Lubomirska  (48) 

trägt  ein  ausgeschnittenes,  auf  weissem  Grunde  rosa,  blau  und  63  i 
grün  geblümtes  Kleid  und  einen  blauen  Hermelinmantel. 

H.  0,57%;  br.  0,46.  —  Phot.  Braun  X,  10;  Tamme. 

Die  Sängerin  Faustina  Hasse,  geb.  Bordon i.    Brustbild  ohne  27 

Hände  von  vorn  auf  grauem  Grunde.     Helle  Augen,  braunes,  (49) 

mit  einem  Lorbeerkranz    und    mit  Perlen  geschmücktes  Haar.  63  h 
Spitzenkleid  und  blauer  Mantel. 

H.  0,30;  br.  0,26%.  —  Phot.  Ges. 

Eine  Tiroler  Wirtin.  Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  auf  28 
hellblauem,  grau  beschattetem  Grunde.  Blondes  Haar.  Spitzen-  (50) 
kleid  und   schwarzer  Mantel.     Spitzenhaube   mit  Perlenrosette.     63  g 

H.  0,33;  br.  0,27.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  489;  Tamme. 

Selbstbildnis    der    Künstlerin,    angeblich    unter  dem  Bilde  29 

des   Winters.     Brustbild    nach    links    ohne    Hände    auf  blau-  (51) 

grauem  Grunde.     Blaue  Augen.    Blaue,  mit  lockerem  weissen  63  c 
Federpelz  besetzte  Mütze   und  ebenso  besetzter  blauer  Mantel. 

H.  0,46%;  br.  0,34.  —  1731  in  Venedig  gemalt.  Vielleicht  das  für  den 
Wiener  Hof  gemalte  Exemplar.  Vgl.  Malamani  a.  a.  0.  S.  68  n.  S.  86;  ebendort 
Abbildung  S.  80.  —  Phot.  Tamme;  Bruckm. 

Eine  alte  Frau.     Brustbild    nach    links    ohne  Hände  auf      30 
graublauem  Grunde.     Blaue  Augen,  weisses  Haar;    schwarzes     (52) 
Mieder,  weisse  Aermel,  heller  Spitzenschleier.  63  c 

H.  0,32%;  br.  0,26%. 


838  Die  Pastelle 

31—34         Die  vier  Weitteile. 

3 1  Europa.     Brustbild  fast  voü  vorn  auf  graublauem  Grunde. 

(53)  Die  blauäugige,    mit    einem   Diadem    im    gepuderten    blonden 
63  a     Haar,  mit  Perlen  um  den  Hals  und  in  den  Ohren  geschmückte 

Herrscherin  trägt  den  Hermelinmantel    um  die  Schultern,    ein 
Szepter  in  der  allein  sichtbaren  Rechten. 

H.  0,34;  br.  0,28.  —  Phot.  Tamme. 

32  Asien.     Brustbild  fast  von  vorn  auf  graublauem  Grunde. 

(54)  Die    braunäugige  Schöne  von  dunklerer  Hautfarbe  trägt  einen 
63  e     Blumenkranz  im  braunen  Haar,  Edelsteine  in  den  Ohren  und 

ein  goldgelbes  Kleid  mit  blauem  Mantel.    In  der  allein  sicht- 
baren Rechten  erhebt  sie  ein  Räucherfässchen. 

H.  0,33%;  br.  0,27%.  -  Phot.  Tamnie. 

33  Afrika.     Brustbild  von  vorn    auf  rötlich  blauem  Grunde. 

(55)  Die  üppige  Schwarze,    die  den  Kopf  nach   rechts  neigt,    trägt 
63  e     Perlen  und  Korallen    um    den  Hals    und    einen    weissen,    mit 

Federn  geschmückten  Turban.    In  der  allein  sichtbaren  Linken 
hält  sie  Schlangen. 

II.  0,34;  br.  0,28.  —  Phot.  Tamme. 

34  Amerika.    Brustbild  fast  von  vorn  auf  blauem  Grunde.    Die 

(56)  bräunliche  helläugige  Schöne  trägt  ein  Federdiadem  im  dunklen 
63  c     Haar  und  hält  in  der  allein  sichtbaren  Rechten  einen  Pfeil  erhoben. 

H.  0,33%;  br.  0,27%.  —  Phot.  Tamme. 

35  Klio.    Halbfigur  fast  von  vorn  auf  graublauem  Grunde.  Die 

(57)  mit  einem  Lorbeerkranze  im  dunkelblonden  Haare  geschmückte 
63  e     Muse  der  Geschichte  trägt  eiu  weisses  Gewand.    Sie  hält  mit  der 

Linken  ein  aufgeschlagenes  Buch,  in  der  Rechten  eine  Feder. 

II.  0,62%;  br.  0,50.  —  Phot.  Tamme. 

36  Die  Wachsamkeit.      Halbfigur    nach    rechts    auf   grauem 

(58)  Grunde,    Blumen  im  dunkelblonden  Haar.     Das  Gewand  lässt 
63  i      die  linke  Schulter  unbedeckt.    Sie  drückt  einen  schwarzen  Hahn 

als  Symbol  der  Wachsamkeit  an  ihre  Brust. 

H.  0,55;  br.  0,41. 

37—40         Vier  Tugenden. 

37  Die  Weisheit.  Brustbild  der  Göttin  Minerva  fast  von  vorn  auf 

(59)  graublauem  Grunde.  Schwarzes  Lockenhaar.  Helm,  Schild,  Speer. 

63  d  H.  0,33%;  br.  0,27. 


I.   Italienische  Schule  839 

Die  Gerechtigkeit.  Brustbild  fast  vou  vorn  auf  blau-  38 
grauem  Grunde.  Ein  Diadem  im  dunkelblonden  Haar.  Blauer  (60) 
Mantel,  Beil  und  Fasces.  63  d 

H.  0,34;  br.  0,28. 

Die    Massigkeit.      Brustbild   nach  rechts  auf  graublauem  39 

Grunde.     Blumen  im  dunklen  Haar;    ein    blauer   Mantel  um  (61) 

die  linke  Schulter.     In  der  Rechten  hält  sie  einen  Becher,  in  63  d 
den  sie  mit  der  Linken  aus  einer  Kanne  Wasser  giesst. 

H.  0,34;  br.  0,27. 

Die  Wahrhaftigkeit.     Brustbild   fast  von    vorn    auf  grau-  40 

blauem    Grunde.      Ein    Diadem    und    Blumen    schmücken  ihr  (62) 

dunkles  Haar,  ein  blauer  Mantel  ihre  linke  Schulter.     In  der  63  d 
Rechten  hält  sie  einen  Spiegel. 

H.  0,34;  br.  0,27 %. 

Die  Vergänglichkeit  an  der  Hand  der  Ewigkeit.    Halbfiguren      4 1 
auf  blaugrauem  Grunde.     Die   Ewigkeit    steht    links   vorn  im     (63) 
blauen    Gewände.      Bar    gen    Himmel    gewandtes    Haupt   um-     63  g 
leuchtet  ein  Sternennimbus.     Fest   reicht   sie  ihre  Rechte  der 
hinter  ihr  auftauchenden,  schmächtigen,    blonden,  mit  Blumen 
geschmückten,  flüchtig  bewegten  Gestalt  in  hellrotem  Gewände, 
die  die  Vergänglichkeit  darstellt. 

H.  0,63 %;  br.  0,51.  —  Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  XIV,  11; 
Tamme. 

Die  Liebe  an  der  Brust  der  Gerechtigkeit.     Halbfiguren  auf      42 
blaugrauem  Grunde.    Rechts  steht   die    Gerechtigkeit   in    röt-     (64) 
liebem  Gewände,  mit  der  Linken  auf  das  Beil  und  die  Fasces     63  g 
gestützt,  mit  der  Rechten  die  Liebe  umarmend,  die  in  weissem 
Gewände  und  blauem  Mantel  links  vor  ihr  steht,  ihre  Lippen 
küsst  und  einen  Oelzweig  in  der  Linken  hält. 

EL  0,64%;  br.  0,51%.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Brann  IX,  19; 
Tamme. 

Die  vier  Jahreszeiten.  43—46 

Der    Frühling.      Brustbild    nach    rechts    auf   graublauem  43 

Grunde.     Die   braunäugige    Gestalt,    über    deren    Rücken  ein  (65) 

weisses  Gewand  herabfällt,    trägt   üppige  Frühlingsblumen  im  65  f 
schwarzen  Haar  und  hält  in  der  Linken  einen  Rittersporn. 

H.  0,29%;  br.  0,27. 


840  Die  Pastelle 

44  Der  Sommer.    Brustbild  nach  links  auf  graublauem  Grunde. 

(66)  Die  grauäugige  Gestalt,    über  deren  Rücken  ein  rötliches  Ge- 
63  f     wand  herabfällt,  trägt  Aehren,  Blumen  und  Perlen  im  blonden 

Haar  und  hält  Sommerblumen  in  der  Rechten. 

H.  0,30%;  br.  0,26%. 

45  Der  Herbst.     Brustbild    nach    links   auf  blauem  Grunde. 

(67)  Die  grauäugige    Gestalt,    deren    rechte  Schulter   ein  hellfarbig 
63  f     schillerndes  Gewand  bedeckt,  trägt  Weinlaub  im  blonden  Haar 

und  hält  reife  Trauben  mit  der  Linken. 

H.  0,30%;  br.  0,26%. 

46  Der  Winter.     Brustbild  nach  rechts  auf  dunklem  Grunde. 

(68)  Die  hellbraunäugige  Gestalt,  die  in  einen  roten  Mantel  gehüllt 
63  f     ist,    trägt    eine  weisse  Haube    mit  roten  und  blauen  Bändern 

auf  dem  Kopfe  und  wärmt  sich  die  Linke  an  dem  rechts  vor 
ihr  lodernden  Feuer. 

H.  0,30%;  br.  0,27. 

47—49         Die  drei  Parzen. 

47  Klotho.     Brustbild    fast    von    vorn    auf   grauem  Grunde. 

(69)  Die  Parze,    die    mit    der  Linken    den    rechts    vorn  sichtbaren 
63  h     Lebensfaden  spinnt,  trägt  ein  blaues  Gewand  um  die  Schultern 

und  Blumen  im  blonden  Haar. 

H.  0,31;  br.  0,27%. 

48  Lachesis.     Brustbild    fast  von   vorn  auf  grauem  Grunde. 

(70)  Die  Parze,    die    mit   der  Linken    den    rechts    vorn  hängenden 
63  h     Lebensfaden    aufwindet,    trägt     ein    gelbes    Gewand    um    die 

Schultern  und  weisse  Blumen  im   braunen  Haar. 

H.  0,33%;  br.  0,27%. 

49  Atropos.     Brustbild  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.    Die 

(71)  Parze,    die    mit    der  Scheere    in    der  Linken    den   rechts  vorn 
63  h     schwirrenden  Lebensfaden  durchschneidet,    trägt   ein  schwarzes 

Gewand  um  die  Schultern   und    eine  anliegende  weisse  Haube 
auf  dem  Kopfe. 

H.  0,33;  br.  0,26%. 

50—53         Die  vier  Elemente. 

50  Die  Luft.  Halbfigur  fast  von  vorn  auf  blaugraueni  Grunde. 

(72)  Blondes  Haar;  loses   rosa  Gewand.    Den   Blick  und  die  Linke 
63  g     erhebt  sie  zu  dem  über  ihrer  linken  Schulter  schwebenden  Vogel. 

H.  0,56 ;  br.  0,46.  —  1746  in  Venedig  gemalt ;  mit  dem  folgenden  Rosalba's 
letztes  Werk.     Vgl.  Malamani  a.  a.  0.  S.  79.  —  Phot.  Tamme. 


I.    Italienische  Schule  841 

Das  Wasser.     Halbfigur    fast    von    vorn    auf   hellblauem  5 1 

Luftgrund.  Braunes  Haar;  weisses  und  graues  Gewand.    Hinter  (73) 

ihr  spriesst  Schilf.   Eechts  neben  ihr  liegen  Fische,  von  denen  63  g 
sie  einige  mit  ihrer  Kechten  erhebt. 

H.  0,56 ;  br.  0,46.  —  1746  in  Venedig  gemalt.    Mit  dem  vorigen  ihr  letztes 
Werk.     Vgl.  Malamani  a.  a.  0.  S.  79. 

Die  Erde.     Halbfigur   vor   grauem  Grunde.     Der  Körper  52 

nach  links,  der  Kopf  halb  nach  rechts.     Blumen  im  dunklen  (74) 

Haar;    weisses  Kleid,    blauer  Mantel.     Mit    der  Linken  greift  63  g 
sie  nach  den  Früchten,  die  links  vor  ihr  liegen. 

H.  0,56 ;    br.    0,46.    —   1744  in  Venedig  gemalt.      Vgl.    Malamani  a.  a.  0. 
S.  79.  —  Phot.  Tamme. 

Das  Feuer.  Halbfigur  fast  von  vorn  auf  blaugrauem  53 
Grunde.  Blondes  Haar;  feuerrotes  Gewand,  blaugrauer  Mantel.  (75) 
In  der  Eechten  ein  Gefäss,  in  dem  Feuer  brennt.  63  g 

H.  0,56;    br.  0,46.    —    1744  in  Venedig   gemalt.    Vgl.  Malamani  a.  a.  0. 
S.  79.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Siegesgöttin.    Halbfigur  nach  links  auf  grauem  Grunde.  54 

Flügel  an  den  Schultern;    rotes    und  weisses  Gewand,    blauer  (76) 

Mantel.     Ein  Lorbeerkranz    im    blonden  Haar,    ein    Speer  in  63  c 
der  Eechten,  ein  Füllhorn  in  der  Linken. 

H.  0,60J^;  br.  0,53.  —  Phot.  Braun  XV,  10;  Tamme. 

Christus.  Brustbild  ohne  Hände  von  vorn  auf  grauem  55 
Grunde.  Blondes,  von  hellem  Lichtscheine  umflossenes  Locken-  (77) 
haupt;  feuerrotes  Unter-,  blaues  Obergewand.  63  g 

H.  0,30 J^;  br.  0,23.  —  Phot.  Tamme. 

Maria,  gen  Himmel  blickend.     Brustbild  ohne  Hände  nach      56 
rechts  auf  bräunlichem  Grunde.      Kotes  Kleid,  blauer  Mantel,     (78) 
braunes  Kopftuch.  63  c 

H.  0,44;  br.  0,33  %. 

Maria  mit  gesenktem  Blicke.  Brustbild  ohne  Hände  auf  dunkel-      57 
grauem  Grund.    Die  Gestalt  nach  links,  der  Kopf  nach  rechts.     (79) 
Eotes  Kleid,  blauer  Mantel,    weisses  Kopftuch;    blondes  Haar.     63  c 

H.  0,29;  br.  0,23. 

Maria  mit  der  rechten  Hand  an  ihrer  Brust.  Brustbild  nach  links       58 
auf  dunkelgrauem  Grunde.    Blauer  Mantel,  bräunlicher  Schleier.     (80) 

H.  0,34;  br.  0,28.  '      52   b 


842  Die  Pastelle 

59  Maria  mit  einem  Buche  in  den  Händen.    Brustbild  fast  von 

(81)  vorn  auf  grauem  Grunde.    Rotes  Kleid,  blauer  Mantel,  graues 
63  e     Kopftuch. 

H.  0,33;  br.  0,26  %.  —  Phot.  Tamme. 

60  Maria  als  Schmerzensmutter.    Halbfigur  fast  von  vorn  auf 

(82)  grauem  Grunde.    Der  Kopf  nach  links  geneigt;  die  Hände  auf 
63  e     der  Brust  gekreuzt.     Feuerrotes  Kleid,  blauer,  auch  über  den 

Kopf  gezogener  Mantel. 

H.  0,58%;  br.  0,48.  —  Phot.  Braun  XI,  11;  Tamme;  Bruckm. 

6 1  Magdalena  mit  dem   Buche.      Halbfigur    nach    rechts    auf 

(83)  grauem  Grunde.     Langes,    dunkelblondes   Haar.     Rechts  über 
63  e     dem  Buche,    in  dem    die  Heilige    liest,    ein    Stück    roten  Ge- 
wandes.    Links  oben  Kreuz  und  Totenkopf. 

H.  0,57;  br.  0,46%.  —  1743  durch  Algarotti  vom  Kunsthändler  Capretti  in 
Venedig.  —  "Vgl.  auch  Malamani  a.  a.  0.  S.  81.  —  Phot.  Braun  IV,  0;  Tamme; 
Knick  ni. 

62  Magdalena    mit  dem  Totenkopfe    in    der  Hand.      Brustbild 

(84)  fast  von  vorn  auf  gelbem  Grunde.      In    der  Rechten  hält  sie 
63  e     einen  Totenkopf,  den  sie  betrachtet.     Dunkelaschblondes  Haar 

fliesst  über  ihre  Schultern  herab. 

H.  0,41;  br.  0,32%  —  Phot.  Braun  XIII,  10.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  493; 
Tamme;  Bruckm. 

63  Magdalena  mit  dem  Kreuz  in  den  Händen.    Halbligur  nach 

(85)  links  auf  hellblauem,  gelb  und  grau  schattiertem  Grunde.  Ihr 
63  c     dunkelblondes   Haar  fällt  auf  ihre  Schultern  herab.    Die  Augen 

wendet  sie  schmerzerfüllt  gen  Himmel.  Mit  beiden  Händen  presst 
sie  ein  Kreuz  an  ihre  Brust.     Rechts  ein  Stück  roten  Gewandes. 

H.  0,46;  br.  0,33%.  —  Phot.  Tamme. 

64  Der  kleine  Johannes.     Halbfigur  auf  blauem  Grunde;  der 

(86)  Körper  nach  links,    der  Kopf  nach  rechts.     Ueber  der  linken 
63  g     Schulter  trägt  er  den  Kreuzesstab,  über  der  rechten  das  Fell. 

Mit  der  Linken  deutet  er  zurück. 

H.  0,31%;  br.  0,24%. 

65  Maria  mit  der  linken  Hand  an  ihrer  Brust.    Brustbild  fast 

(87)  von  vorn  auf  dunkelgrauem  Grunde.     Feuerrotes  Gewand,  blauer 
52  b     um  den  Kopf  gezogener  Mantel,  gelbbrauner  Schleier. 

H.  0,53;  br.-0,41Va. 

66  Der  Heiland,  die  Welt  segnend.    Brustbild  von  vorn  aufgelb- 

(88)  grauem  Grunde.     Der    blondgelockte   Heiland,    dessen   Antlitz 
52  b 


I.   Italienische  Schule  843 

von  leichtem  blonden  Barte  umrahmt  wird,  trägt  ein  feuer- 
rotes Unter-,  ein  blaues  Obergewand.  Links  vorn  neben  der 
Weltkugel  erhebt  er  segnend  die  Rechte. 

H.  0,32;  br.  0,27.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  492;  Tamme. 

Christus  mit  langem  Haare.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von  67 

vorn  auf  graublauem  Grunde.     Lange  blonde  Locken,  die  auf  (89) 

die  Schultern  herabfallen,  und  ein  leichter  Bart  umrahmen  das  52  b 
Antlitz  des  Heilands.     Rotes  Unter-,  blaues  Obergewand. 

H.  0,33;  br.  0,27.  —  Phot.  Tamme. 

Josef.     Brustbild  nach  rechts  auf  blauem  Grunde.     Der      68 
graubärtige  Kahlkopf  trägt  eine  violette  Tunika  mit  gelbem  Mantel     (90) 
und   hält  ein  blühendes  Reis  in  der  allein  sichtbaren  Linken.     63  g 

H.  0,21;  br.  0,16%. 

Maria  mit  gesenktem  Blicke.     Brustbild  ohne  Hände  nach      69 
rechts    auf    braunem    Grunde.     Rotes   Kleid,    blauer   Mantel,     (91) 
brauner  Schleier.  63  g 

H.  0,23%;  br.  0,18%.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  488. 

Maria,  betend.     Brustbild  nach  links  auf  grauem  Grunde.       70 
Blauer  Mantel,    brauner  Schleier.     Links  vorn  die  betend  zu-     (92) 
sammen gelegten  Hände.  52  b 

H.  0,32%;  br.  0,28%. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne  Hände,    leicht    nach      7 1 
rechts  gewandt,  auf  grauem  Grunde.    Gelber  Rock  mit  weisser     (93) 
Halsbinde,  blauer  Mantel,  weisse  Allongeperücke.  63  a 

H.  0,54%;  br.  0,42. 

Ein  junger  Krieger.      Brustbild  ohne  Hände    nach    rechts  72 

auf  blauem,  grau  beschattetem  Grunde.     Fahles,  lang  auf  die  (94) 

Schultern    herabfallendes    Haar.     Violetter   Mantel   und   gold-  52  b 
gelbes  Brustband  über  dem  Harnisch. 

H.  0,52%;  br.  0,38. 

Männliches  Bildnis.  Halbfigur  nach  links  auf  grauem  73 
Grunde.  Graue  Ohrenperücke,  schwarzer  Rock,  weisses  Hemd;  (95) 
ein  weisser  Handschuh  in  der  Rechten.  63  f 

H.  0,73;  br.  0,60%. 

Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  74 

graublauem  Grunde.  Helle  Augen;  Blumen  im  gepuderten  Haar;  (96) 

weiss    und    blau    geblümtes    Seidenkleid;    blauer  Mantel;    ein  63  a 
Blumenstrauss  an  der  Brust. 

H.  0,66% ;  br.  0,45. 


844  Die  Pastelle 

75  Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  von  vorn  auf 

(97)  grauem  Grunde.    Langes  graues  Haar.    Weisses  Hemd,  violette 
63  g     Weste,  gelber  Rock,  alle  drei  vorn  geöffnet. 

H.  0,24%;  br.  0,19. 

76  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn 

(98)  auf  dunkelgraueni  Grunde.     Braune  Augen;    Blumen  im    ge- 
63  a     puderten    Haar.     Weisses  Kleid;    blauer  Hemelinmantel ;    eine 

Kette  von  Edelsteinen  quer  über  der  Brust. 

II.  0,55%;  br.  0,42. 

77  Weibliches  Bildnis.     Brustbild    ohne    Hände    auf    dunkel- 

(99)  blauem    Grunde.     Ausgeschnittenes    grünliches   Kleid,    blauer, 
63  i     rosa  gefütterter  Mantel,  blaues  Band  im  gepuderten  Haar. 

H.  0,57;  br.  0,48. 

78  Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts 

(100)  auf  grünlichem    Grunde.     Braune  Augen,    graue  Perücke  mit 
63  g     schwarzem  Band,  feuerroter  Rock,  weisses  Spitzenhalstuch. 

H.  0,56%;  br.  0,45. 

79  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  von   vorn   auf 

(101)  grauem    Grunde.      Schwarzes    Haar.       Gelber    Mantel,    aus- 
63  g     geschnittenes  blaues  Kleid  mit  roter  Schleife. 

H.  0,51;  br.  0,39%. 

80  Ein  Mädchen  mit  einem  Kätzchen.     Brustbild  fast  von  vorn 

(102)  auf    grauem    Grunde.     Das    blonde,    blauäugige  Mädchen   mit 
52  b     Blumen  im  Haar  trägt  ein  rotes   Kleid    und  drückt  in  ihrem 

blauen  Mantel  mit  der  Linken  ein  Kätzchen  an  die  Brust. 

H.  0,23;  br.  0,19. 

8 1  Weibliches  Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts 

(103)  auf  grauem  Grunde.     Braune  Augen,  gepuderte  Löckchen  mit 
63  c     roter  und  blauer  Schleife;   eine  Brillantenkette  um  den   Hals; 

eine  rote  Schleife  an  der  Brust. 

H.  0,32%;  br.  0,26%. 

82  Diana.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  graublauem 

(104)  Grunde.     Die    blonde  Göttin    trägt    ein    rosa  Gewand    um    die 
63  e     rechte  Schulter,  ihren  Köcher  auf  dem  Rücken. 

II.  0,30;  br.  0,26%. 

83  Eine  Muse.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  hell- 

(105)  blauem  Grunde.     Helle  Augen;  im  blonden  Haar  ein  Lorbeer- 
63  e     kränz;  blaues  Gewand;  Halskette. 

H.  0,29%;  br.  0,25%. 


I.   Italienisohe  Schule  845 

Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Häude  fast  von  vorn      84 
auf  graublauem  Grunde.     Blaue  Augen;  graue  Allongeperiicke;    (106) 
gelb  und  roter  Rock,  weisses  Spitzenhalstuch,  brauner  Mantel.      52  c 

H.  0,54y2;  br.  0,43.  —  Poth.  Timme. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn       85 
auf  grauem  Grunde.     Blumen    im    gepuderten   blonden  Haar;    (107) 
blauer  Mantel,  Perlenhalskette.  52  c 

H.  0,41;  br.  0,32.  —  Phot.  Tamme. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne    Hände    etwas    nach      86 
rechts  auf  graublauem  Grunde.     Rotes  Gesicht,  braune  Augen;    (108) 
fahle  Allongeperücke.     Rock  und  Mantel   mit  Goldbesatz.  52  b 

H.  0,50;  br.  0,39}^.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.     Halbfigur  fast  von  vom  auf  dunkel-  87 

grauem  Grunde.     Schwarze  Augen;  Blumen  im  braunen  Haar;  (109) 

ausgeschnittenes  seegrünes  Kleid;  Blumen  im  Bausch  des  blauen  63  g 
Mantels. 

H.  0,67  J^;  br.  0,50}^. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  fast  von  vorn  auf  dunkel-      88 

grauem  Grunde.     Braune  Augen;  Blumen    im    grauen    Haar;  (110) 

ausgeschnittenes  braunes,    bunt    geblümtes   Kleid.     Die  rechte  63  i 
Hand  an  der  Brust. 

H.  0,55;  br.  0,41. 

Eine  Dame  mit  einem  Blumenkorbe.    Halbfigur  nach  links      89 
auf  blauem  Himmelsgrunde.     Rechts  grüne  Baumwipfel.     Die    (111) 
helläugige  Dame,    deren  blondes  Haar  bunte  Blumen  und  ein     63  c 
blaues   Band  schmücken,    trägt  ein  weisses  Kleid  mit  gelbem 
Mantel,    erhebt    die    Rechte    an   ihre  Brust  und  hält  mit  der 
Linken  einen  Korb  Blumen  vor  sich. 

H.  0,64;  br.  0,49. 

Weibliche  Studie.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf      90 
blauem  Grunde.     Nur  ein  blauer  Mantel  um  die  linke  Schulter,    (112) 
Perlen  im  blonden  Haar,  ein  Edelstein  im  Ohre.  63  b 

H.  0,30;  br.  0,26. 

Eine  Muse.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  blau-       9 1 

grauem  Grunde.     Hellgraubraune  Augeu,  gen  Himmel  erhoben.  (113) 

Blondes  Haar  mit  feuerrotem  Bande  und  einem  Lorbeerkranze.  63  b 
Ein  hellrotes  Gewand  um  die  linke  Schulter. 

H.  0,291/2 ;  br.  0,24V2- 


846  Die  Pastelle 

92  Mädchen  im  Strohhut.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts 

(114)  auf  blauem  Grunde.     Graubraune  Augen;  dunkelblondes  Haar; 
52  c     gelbes   Kleid    mit    roten    Bändern,    weisses  Spitzentuch.     Der 

Strohhut  kokett  aufs  linke  Ohr  gesetzt. 

H.  0,41V»;  br.  0,33.  —  Phot.  Tamme;  Bruckin. 

93  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  von  vorn    auf 

(1 1 5)  hellgrauem  Grunde.     Hellbraune  Augen ;  weissgepudertes  Haar 
63  c     mit    blauem    Bande;    ein    blauer   Schal    um    die    rechte,    der 

Hermelin  um  die  linke  Schulter. 

H.  0,41%;  br.  0,33. 

94  Eine  Muse.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  blauem 

(116)  Grunde.     Hellbraune  Augen;    ein   Lorbeerkranz    und   ein  rosa 
63  d     Band  im  Haar;  ein  hell  violetter  Mantel  um  die  linke  Schulter. 

Der  Kopf  leicht  geneigt. 

H.  0,29;  br.  0,24%. 

95  Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  auf 

(117)  braunem  Grunde.     Braune  Augen;  blaue  Bänder  im  schwarzen 
63  c     Lockenhaar,  Perleu  im  Ohr,  ein  Saphir  als    Knopf  am    Hals; 

ein  roter  Mantel   mit   braunem  Besatz  um  die  linke  Schulter. 

H.  0,28%;  br.  0,22%. 

96  Ein  junges  Mädchen.     Brustbild    ohne   Hände   halb    nach 

(118)  rechts  auf  blauem  Grunde.     Braune  Augen;  bunte  Blumen  im 
63  e     blonden  Lockenhaar;    grün    und    rot   schillernder  Mantel  über 

weissem  Hemde. 

H.  0,30;  br.  0,26. 

97  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  von   vorn   auf 

(119)  grauem  Grunde.     Braune  Augen,    rosa   Bänder  im  schwarzen 
63  e     Haar;    rosa  Mantel  über  hellblauem  Kleide,  feuerrote  Blumen 

an  der  Brust. 

H.  0,46;  br.  0,35. 

98  Eine   Diana.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  grün- 

(120)  blauem  Grunde.     Der  Köcher  auf  dem  Rücken;    im    dunklen 
63  e     Haar    ein    Blütenzweig.     Um  die  rechte  Schulter  ein  weisses, 

um  die  linke  ein  blaues  Gewand. 

H.  0,30;  br.  0,26. 

99  Ein   blonder  Jüngling.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts 

(121)  auf  hellgraublauem  Grunde.     Der  blauäugige,  blonde,  bartlose, 
63  g     aber  kräftige  junge  Mann  trägt  über  weissem  Hemde  einen  grauen 

Brustharnisch  und  um  die  Schultern  einen  blauen  Mantel. 

H.  0,33%;  br.  0,26%. 


I.   Italienische  Schule  847 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  im  Profil  nach  100 

links  auf  hellgraublauem  Grunde.    Hellbraune  Augen.    Blumen  (122) 

im  dunkelblonden  Haar.     Ein  dünnes  hellrotes  Gewand  um  die  63  c 
Schultern. 

H.  0,32;  br.  0,28^. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  fast    von  vorn  auf  dunkel-      1 0  I 

graublauem  Grunde.     Braune  Augen.     Grau  gepudertes  Haar.  (123) 

Brillanten  in  den  Ohren.     Blaues  ausgeschnittenes  Kleid.    In  52  b 
der  Rechten  ein  Spiegel. 

H.  0,47;  br.  0,34.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf      102 
blaugrauem  Grunde.    Hellbraune  Augen.    Perlen  und  ein  hell-    (124) 
rosa  Bändchen  im  dunkelblonden  Haare.    Ausgeschnittenes,  weiss     52  b 
und  blau  geblümtes  Kleid   mit  mächtigem  Blumenstrausse  an 
der  Brust;  um  die  Schultern  der  Hermelin. 

H.  0,45;  br.  0,35.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände   fast  von  vorn  103 

auf  grauem  Grunde.    Graue  Augen,  braunes  Haar,  rötliche  Steine  (125) 

in  den  Ohren.    Kornblumenblaues,  mit  reicher  Spitzenunterlage  63  a 
versehenes  Kleid. 

H.  0,44^;  br.  0,36^.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  490. 

Diana.  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  graublauem  1 04 
Grunde.  Bogen  und  Köcher  auf  dem  Rücken.  Braune  Augen;  (126) 
blauer  Mantel;  ein  Perlendiadem  im  schwarzen  Haar.  63  e 

H.  0,29^;  br.  0,26. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf      105 
graublauem  Grunde.    Dunkelgraue  Augen ;  schwarzes  Haar;  ein    (127) 
Perlenschmuck  im  Ohr;    eine    dünne  Goldkette   um  den  Hals.     52  b 

H.  0,29%;  br.  0,26. 

Weibliches  Bildnis.  Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  auf  106 

blaugrauem    Grunde.    Braune  Augen;    Perlen  und  Federn  im  (128) 

weissgepuderten  Haar.     Bräunliches  Kleid,  ein  blauer  Mantel,  63  a 
eine  breite  rosa  Schleife  an  der  Brust. 

H.  0,51%;  br.  0,40}$. 

Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf     1 07 
grauem  Grunde.  Hellbraune  Augen,  Perlen  im  weiss  gepuderten    (129) 
Haar;  rot  und  gelb  geblümtes  Kleid,  Hermelinmantel.  52  b 

H.  0,52 ;  br.  0,41.  —  Phot.  Tamme. 


848  Die  Pastelle 

108  Weibliches  Bildnis.     Brustbild    ohne  Hände   von  vorn  auf 

(130)  blaugrauem  Grunde.    Dunkle  Augen;  Blumen  im  dunklen  Haar. 
63  c     Ausgeschnittenes,  auf  blauem  Grunde  hell  geblümtes  Kleid  mit 

rosa  Einfassung.     Dünnes  Spitzentuch. 

H.  0,57;  br.  0,44%. 

109  Weibliches    Bildnis.      Brustbild    auf   blaugrauem    Grunde; 

(131)  der  Körper  nach  rechts,  der  Kopf  nach  links.     Dunkelbraune 
63  c     Augen.     Schwarzes  Haar  mit  blauem  Baude.    Blauer  Mantel, 

ausgeschnittenes,     grauviolettes    Spitzenkleid    mit    Blumen    an 
der  Brust. 

H.  0,56;  br.  0,44%.  —  Phot.  Tanime. 

|  10  Weibliches  Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände   auf  grauem 

(132)  Grunde.    Der  Kopf  nach  links,  der  Körper  nach  rechts.    Dunkle 
63  e     Augen.      Rosa    Band    im    dunklen    Haar.       Ausgeschnittenes 

schwarzes  Spitzenkleid  mit  rosa  Schleife  an  der  Brust. 

H.  0,48%;  br.  0,40. 

I  |  !  Männliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf 

(133)  blaugrauem  Grunde.     Braune  Augen;    Allongeperücke;    roter, 
63  e     reich  gemusterter  Rock. 

H.  0,58;  br.  0,46%. 

I  12  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn 

(134)  auf   dunkelgrauem    Grunde.      Braune   Augen,    weissgepudertes 
52  c     Haar.    Weisse  Kleidspitzen;  blauer  Mantel;  eine  Edelsteinkette. 

II.  0,41;  br.  0,34.  —  Phot.  Tanime. 

|  13  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(135)  hellgrauem  Grunde.  Hellblaue  Augen.  Braunes,  leicht  gepudertes 
63  c     Haar  mit  rotem  Bande.     Weiss  und  gelb  geblümtes  Kleid. 

H.  0,41  %;  br.  0,33. 

I  14  Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(136)  blaugrauem  Grunde.     Blaue  Augen,  langes  blondes  Haar  mit 
63  c     schwarzer  Schleife.     Grauer,    vorn    mit    Gold    bestickter   Rock 

und  bauschiger  langer  Mantel. 

H.  0,5634;  br.  0,46%. 

I  15  Weibliches  Bildnis.  Halbfigur  von  vorn  auf  grauem  Grunde. 

(137)  Braune  Augen;  blauer  Mantel;    ausgeschnittenes,  hellgeblümtes 
63  h     Seidenkleid  mit  einem  Blumenstrausse  an  der  Brust. 

H.  0,76%;  br.  0,64.  —  Phot.  Tamine. 


I.   Italienische  Schule  849 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf     |  1 6 
grauem  Grunde.  Helle  Augen;  Blumen  im  gepuderten  Haar,  ein    (138) 
Orangenblütenstrauss  vorn  am  ausgeschnittenen  rosa  Kleide.         52  c 

H.  0,57%;  br.  0,46.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts  |  17 

auf  grauem  Grunde.   Braune  Augen;  blaues  Band,  Perlen  und  (139) 

Federn  im  kurzen  weissen  Haare;  ausgeschnittenes  hellgelbes  52  b 
Kleid  mit  blauen  Bändern. 

H.  0,53%;  br.  0,42%. 

Eine   Sängerin.     Brustbild    nach    rechts    auf  graublauem  |  18 

Grunde.    Braune  Augen;  Blumen  und  blaues  Band  im  braunen  (140) 

Haar.  Blauer  Mantel;  rotes  Schulterband;  ein  Notenheft  in  63  c 
der  Bechten. 

H.  0,44% ;  br.  0,33%.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn      |  19 
auf  hellgrauem   Grunde.      Braune    Augen,    gepudertes    Haar;    (141) 
blauer  Mantel,  weisse  Kleidspitzen.  63  c 

H.  0,41%;  br.  0,33%. 

Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  auf  graublauem      120 
Grunde;  der  Körper  nach  rechts,  der  Kopf  nach  links.    Helle    (142) 
Augen;  helles  Haar;  buntgeblümtes  Kleid.  52  c 

H.  0,41;  br.  0,32%. 

Ein  Türke.     Brustbild    nach    links    auf   grauem  Grunde.      1 2 1 

Wasserblaue  Augen;    rötliches  Haar    und  kleiner  Schnurrbart.  (143) 

Perlen  und  Federn  am  weiss  und  roten  Turban.  Buntgeblümter  63  a 
Rock;  eine  Tasse  in  der  Bechten. 

H.  0,56%;  br.  0,44. 

Ein    Krieger.      Halbfigur    ohne    Hände    nach    rechts    auf      122 
graublauem  Grunde.     Blaue    Augen;    Allongeperücke;    blauer    (144) 
Mantel  über  grauem  Harnisch.  63  b 

H.  0,79;  br.  0,65. 

Diana.     Brustbild  ohne  Hände  auf  blauem  Grunde.    Der      123 

Körper  nach  rechts,  der  geneigte  Kopf  nach  links.  Auf  dem  (145) 
blonden  Krauskopf  der  Halbmond  und  ein  Perlendiadem.  Um  63  b 
die  Schultern  ein  blauer  Mantel  und  eine  Perlenschnur. 

H.  0,30;  br.  0,26. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf     1 24 
hellgrauem    Grunde.      Braune    Augen;    gepudertes,    zurückge-    (146) 

54 


63  c 


850  Die  Pastelle 

strichenes  Haaf  mit  schwarzem  Bande.     Weisses  Spitzenhemd, 
hellgeblümte  Weste,  roter,  reich  gestickter  Rock. 

H.  0,56;  br.  0,44%.  • 

125  Eine  Muse.    Brustbild  ohne  Hände  auf  blaugrauem  Grunde. 

(147)  Der  Körper  nach  rechts,   der  Kopf  nach  links,  der  Blick  gen 
63  f     Himmel  gewandt.     Graue  Augen;  rotes  Gewand;  ein  Lorbeer- 
kranz in  den  blonden  Locken. 

H.  0,29%;  br.  0,24%. 

126  Weibliches  Bildnis.      Brustbild  ohne  Hände  von  vorn  auf 

(148)  grauem  Grunde.    Blaue  Augen;  bunte  Blumen  im  gepuderten 
52  c     Haar ;    eine    blaue  Schleife   vorn    an    der    Brust ;    ein   gelber 

Hermelinmantel  um  die  Schultern. 

H.  0,42;  br.  0,31%.  —  Phot.  Tamme. 

127  Ein  Mädchen  mit  einem   Papagei.     Brustbild  fast  von  vorn 

(149)  auf  dunkelgrauem  Grunde.    Braune  Augen;  braunes  Haar  mit 
63  g     Perlen  und    rotem  Bande;    Perlenhalskette;    auf  der    rechten 

Hand  ein  kleiner  grüner  Papagei. 

H.  0,33%;  br.  0,26%. 

128  Weibliches  Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts 

(150)  auf  grauem  Grunde.    Braune  Augen;  braunes  Haar  mit  rotem 
63  e     Bande;  Perlenhalskette.     Rot-gelbes  Kleid  mit  Pelzbesatz. 

H.  0,31}$;  br.  0,25. 

129  Männliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf 

(151)  grauem  Grunde.    Braune  Augen;  Allongeperücke;  dnnkelgelber 
63  e     Rock;  weisses  Halstuch. 

H.  0,24;  br.  0,19. 

130  Weibliche  Studie.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(152)  blauem  Grunde.    Das  hellblonde  Haupt  mit  grauen  Augen  ist 
63  e     leicht  geneigt.     Blumen  im  Haar,  Perlen  am  Ohr;  ein  weisses 

und  ein  blaues  Gewand  an  den  Schultern. 

H.  0,30;  br.  0,26. 

1 3 1  Weibliche  Studie.     Brustbild    ohne  Hände    fast   von  vorn 
(153;)    auf  graublauem  Grunde.     Der  Kopf  leicht  nach  rechts  geneigt. 

63  c     Hellblaue  Augen.    Blumen  im  blonden  Haar,  Spitzen  und  ein 
Schmuck  am  Hals.     Violettes  Gewand. 

H.  0,32;  br.  0,26%. 

1 32  Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn 
(154)    auf   dunkelgrauem    Grunde.      Graue  Augen,    blaues    Band  im 

52  b     gepuderten  Haar;  blauer  Mantel;  Perlenhalskette. 

H.  0,30;  br.  0,25%. 


I.    Italienische  Schule  851 

Diana.     Brustbild  ohne  Hände    fast  von  vorn  auf   grau-  1 33 

blauem    Grunde.     Der  Köcher    auf   dem    Kücken.     Hellbraune  (155) 

Augen;  dunkelblondes  Haar;  purpurrotes  Gewand;  Blumen  im  63  b 
Haar.  Perlen  im  Ohr. 

H.  0,30;  br.  0,26%. 

Weibliche  Studie.    Fast  nackte  Halbfigur  nach  rechts  auf  134 

blaugrauem  Grunde.    Blondes  Haar,  helle  Augen;  wenig  weisses  (156) 

Gewand;  blaues  Schulterband.  63  g 

H.  0,23 %:  br.  0,18. 

Diana.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  grünlich-  135 

blauem  Grunde.     Skizzierte  Bäume  neben  ihr.    Der  Bogen  auf  (157) 

dem  Rücken;  graue  Augen,  hellblondes  Haar,  braunes  Gewand.  52  b 

H.  0,30%;  br.  0,26%. 

Weibliches  Bildnis.      Brustbild    ohne    Hände    nach   rechts  136 

auf  blauem  Grunde.    Hochoval  mit  schwarzen  Ecken.    Braune  (158) 

Augen;    rotes    Band    im    schwarzen    Haar;    weisses    Gewand, .  63  e 
Perlen  in  den  Ohren. 

H.  0,21%;  br.  0,17%. 

Eine  Muse.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  grau-  137 

blauem  Grunde,    Graue  Augen;  gelbrotes  Gewand;  ein  Lorbeer-  (159) 

kränz  mit  goldgelbem  Bande  im  braunen  Haar.  63  h 

IT.  0.29;  h.  0,24%. 

Ein  Bauernbursche.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  138 

auf  blauem    Grunde.     Blondes    Haar,    blaue   Augen,    nackte  (160) 

Brust,  weisses  Hemd,  rotbrauner  Rock,  kleine  goldene  Ohrringe.  63  e 

H.  0,23%;  0,17%. 

Ein  rothaariges  Mädchen.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  1 39 

auf  blaugrauem  Grunde.    Blaue  Augen,  rotes  Haar  mit  blauer  (161) 

Schleife;  weisses  Kleid  mit  blauen  Bändern  und  Rosen.  63  e 

H.  0,23;  br.  0,17%. 

Diana.    Brustbild  ohne  Hände  auf  grauem  Grunde.    Der  140 

Körper  ist  nach  rechts,  der  hellblonde,  grauäugige  Kopf  mit  dem  (162) 

Halbmond  über  der  Stirn  nach  links  gewandt.  Das  Gewand  ist  blau.  52  b 

H.  0,25%;  br.  0,19%. 

Weibliche  Studie.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  auf  141 

blauem  Grunde.  Blaue  Augen.  Hellblondes  Haar  mit  rotem  Band.  (163) 

Weisse  und  blaue  Gewandstücke.    Ein  rotes  Band  an  der  Schulter.  63  e 

H.  0,30;  br.  0,26. 

54* 


852  Die  Pastelle 

142  Weibliches  Bildnis.    Halbfigur  fast  von  vorn.  Die  helläugige, 

(164)  braunhaarige   Dame   trägt   über  weissem  Kleide   einen    blauen 
52  b     Mantel,    in  dessen  Falten  links    vor    ihr  Blumen  liegen;    mit 

der  Linken   erhebt   sie   einen    kleinen    Strauss   an  ihre  Brust. 

H.  0,64%;  br.  0,51. 

143  Eine  Dame  mit  einem  Papagei.  Brustbild  auf  grauem  Grunde. 

(165)  Der  Körper  nach  rechts,  der  Kopf  nach  links.    Graue  Augen; 
63  c     im  hellblonden  Haar   ein    Lorbeerkranz;     blauer   Mantel    über 

weissem  Kleide;  auf  der  Rechten  ein  grün-bunter  Papagei. 

H.  0,54%;  br.  0,41.  —  Phot.  Tamme. 

144  Weiblicher  Studienkopf.  Blaugraues  Hochoval  mit  schwarzen 

(166)  Ecken.    Kopf  mit  offenem  Munde  im  Profil  nach  links.    Blondes 
63  g     Haar;  hellblaue  Augen;  eine  Perle  im  Ohr. 

H.  0,21%;  br.  0,18. 

145  Weibliches  Bildnis.     Brustbild    ohne  Hände  von  vorn  auf 

(167)  graublauem  Grunde.     Braune  Augen.     Blumen   im  weiss    ge- 
52  c     puderten  Haar.     Ein  Pelz  am  Halse. 

H.  0,30;  br.  0,25%. 

146  Weiblicher  Studienkopf.    Blauer  Grund.    Der  Kopf  ist  nach 

(168)  links  emporgewandt.     Blondes,  hinten  geflochtenes  Haar.     Ad 
63  b     der  Schulter  ein  Stück  grau- violett  schillernden  Gewandes. 

H.  0,30;  br.  0,26. 

147  Männliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(169)  blauem,  grau  umflortem  Grunde.    Graue  Augen;  fahle  Allonge- 
52  b     perücke;  über  dem  Harnisch  ein  roter  Hermelinmantel. 

H.  0,53%;  br.  0,21. 

148  Weibliches  Bildnis.    Hochoval.    Brustbild  ohne  Hände  auf 

(170)  grauem  Grunde  nach  links.    Braune  Augen.    Grau  gepudertes 
52  c     Haar;  Perlenschnur;  blauer  Mantel. 

H.  0,40;  br.  0,33. 

149  Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf 

(171)  blauem,    grau  umflorten  Grunde.     Braune  Augen;   graues  ge- 
63  i      pudertes  Haar  mit  weissen  Blumen.    Blaues  Kleid  mit  braunein 

Pelz.     Perlenhalskette.     Ein  Orden  mit  feuerroter  Schleife. 

H.  0,41;  br.  0,31%. 

150  Ein    Knabe.      Brustbild    auf    blaugrauem    Grunde.      Der 

(172)  Körper   nach    rechts,    der    leicht   geneigte    Kopf   nach    links. 
63  g     Blondes    Haar,    graue   Augen.      Ueber    dem    vorn    geöffneten 

Hemd  ein  grau  und  roter  Rock. 

H.  0,85%;  br.  0,28  %. 


I.   Italienische  Schule  853 

Männliches  Bildnis.    Brustbild  nach  rechts  ohne  Hände  auf  1 5 1 

blauem,    grau    umwölktem  Grande.     Hellbraune  Augen;   helle  (173) 

Ohrenperücke    mit    schwarzer  Schleife;    gelbe  Weste,    violetter  63  i 
Rock,  weisses  Spitzenhalstuch. 

H.  0.57 ;  br.  0.44^. 

Männliches  Bildnis.     Brustbild    ohne   Hände,    leicht    nach  152 

rechts  auf  grauem  Grunde.     Helle  Augen;    kurze,  hinten  mit  (174) 

schwarzem  Bande  versehene  Perücke;  weisses  Hemd  mit  blauem  52  b 
Bande,  violetter  Mantel. 

H.  0,57 ;  br.  0,46. 

Weibliches  Bildnis.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  153 

auf  dunkelgrauem    Grunde.     Hellbraune    Augen.     Blumen   im  (175) 

hellblonden  Haar.     Ausgeschnittenes    weisses  Damastkleid  und  63  i 
roter  Hermelinmantel. 

U.  0,45;  br.  0,34^. 

Diana.     Brustbild    ohne  Hände    fast  von  vorn    auf  blau-      154 
grauem  Grunde.    Köcher  und  Bogen  auf  dem  Eücken.    Braune    (176) 
Augen;  Blumen  und  blaues  Band  im  schwarzen  Haar;  durch-     52  c 
sichtiges,  buntgeblümtes  Tuch  über  dem  ausgeschnittenen  hellen 
Seidenkleide. 

H.  0,45;  br.  0,34.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf      155 
grauem  Grunde.    Braune  Augen.    Blumen  im  schwarzen  Haar;    (177) 
blaues  Gewand;  ein  Blumenstrauss  an  der  Brust.  63  c 

H.  0,44;  br.  0,33^. 

Diana.    Brustbild  ohne  Hände  auf  hellgrauem  Grunde.    Der      156 
Körper  nach  rechts,  der  geneigte  Kopf  nach  links.  Graue  Augen,    (178) 
hellblondes  Haar,  rosa  Gewand.     Der  Köcher  auf  dem  Rücken,      63  c 
der  Halbmond  auf  dem  Kopfe.     Bezeichnet  inwendig  auf  der 
Rückseite:  Rosalba  Carriera  venetiana  fecit  anno  1725. 

H.  0,40^;  br.  0,32.  —  Phot.  Tamme. 

Weibliches  Bildnis.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  157 

grauem  Grunde.     Frische  Gesichtsfarbe,    blaue    Augen,    lange  (179) 

blonde  Locken.    Weisses  Damastkleid  mit  reichem  Schmuck  an  52  b 
der  Brust,  ein  Mantel  über  der  rechten  Schulter. 

H.  0,62;;  br.  0,40^. 


854  Die  Pastell 

158  Ein  älterer  Herr.    Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn  auf 

(180)    grauem  Grunde.     Blaue  Augen,  graue  Allongeperucke;  brauner 
52  b     Kork,  gelbe  Weste,  weisses  Spitzenhalstuch. 

II.  0,53%;  br.  0,42. 


II.    Die  französische  Schule 
Jean-Etienne  Liotard 

Geboren  den  22.  Bez.  1702  zu  Genf;  gestorben  daselbsi  den 
12.  Juni  1789.  Seit  1725  Schüler  Masse's  und  Le  Moine's 
in  Paris.  Arbeitete  in  Paris,  Genf,  Rom,  Venedig,  Neapel, 
Konstantinopel,  Wien,  London  usw. 

159  Selbstbildnis  des  Meisters.   Brustbild  nach  links  auf  grauem 

(17)  Grunde.     Die  Tracht,  die  er  in  Konstantinopel  trug.    Der  grau- 
63  e     bärtige  Meister  trägt   einen    scharlachroten  Pelzrock    und   eine 

Pelzmütze;  er  hält  den  Stift  in  der  erhobenen  Rechten. 

Papier;  h.  0,00%;  br.  0,46^.  —  1747  durch  den  Herzog  von  Richelieu.  H. 
—Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Phot.  Braun  XIV,  14 ;  Braun  (alt)  N.  487 ; 
Tamme ;  Phot.  Ges. ;  Bruckm. 

1 60  Graf  Moritz  von  Sachsen,  Marschall  von  Frankreich.    Knie- 

(18)  stück  nach  links  vor  landschaftlichem  Grunde.     Himmelblauer 
63  e     Waftenrock  mit  roten  Aufschlägen.    Auf  die  Rasenbank  links  vor 

ihm  stützt  er  sich  mit  seinem  französischen  Kommandostal). 
Mit  der  Rechten  hält  er  seine  Kopfbedeckung.  Links  ein  Zelt. 
Rechts  im  Hintergrunde  drei  Reiter. 

Pergament;  h.  0,64;  hr.  0,53.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Ein 
gleiches  Pastell  des  Meisters  im  Amsterdamer  Reichsmnseum.  —  Gost.  1706  nach 
anderem  Exemplar  von  de  Marunay.  —Phot.  Braun  XIII,  13;  Phot.  Ges.;  llanfst.; 
Tamme;  Bruckm. 

1 6 1  Das  Schokoladenmädchen.    Ganze  Gestalt  nach  rechts  vor 

(19)  hellgrauer  Wand    auf    braungrauem    Pussboden.      Mit   beiden 
63  e     Händen  hält  sie  vor  sich  ein  Präsentierbrett,  auf  dem  ein  Glas 

Wasser  und  eine  Tasse  Schokolade  stehen.  Sie  trägt  ein  graues 
Kleid,  eine  gelbe  Jacke,  eine  weisse  Schürze,  ein  weisses  Brust- 
tuch, eine  rosa  Haube  und  gelbliche  Schuhe  mit  hohen  Absätzen. 

Pergament;  h.  0,82%;  br.  0,52 V,.  —  1745  durch  Algarotti  aus  Venedig  als 
»Stoubenmonche«  (Stulienmensch,  Stubenmädchen).  Spätor  auch  als  das  »Wiener« 
Schokoladenwädchen  »Baldauf«  bezeichnet.    Dies  jedoch,  nach  gütiger  Mitteilung  von 


II.    Französische  Schule  855 

Alois  Trost  in  Wien,  zeitlich  unmöglich.  Die  Baldauf  sei  später  eine  Fürstin  Diet- 
richstein gewesen.  —  Gest.  oder  radiert  von  G.  Werner;  Ch.  Pechwell;  E.  Abot; 
A.  H.  Payne;  Holzschnitt  im  British  Workmann  1878;  Lith.  von  Hanfstängl  und 
von  Lemercier;  Farbensteindrucke  von  B.  Foerster  &  Co.,  von  Leop.  Hodermann 
in  Dresden  und  von  Artaria  in  Wien.    Dreifarbendruck  von  E.  A.  Seemann,  Leipzig. 

—  Phot.  Braun  X,  14 ;  Braun  (alt)  N. 486 ;  Phot.  Ges.;  Hanfstängl;  Tamme;  Bruckm. 

Die  schöne  Leserin.      Es  ist  Mademoiselle  Lavergne,    die      162 
Nichte  des  Künstlers.    Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.     (20) 
Sie  sitzt  im  Sessel  und    hält   in  der  allein  sichtbaren  Linken     63  e 
einen  Brief,  den  sie  liest.     Sie  trägt  über  blau  und  weiss  ge- 
blümtem Mieder  ein  graues  Kleid  mit  roten  Schnüren  nnd  ein 
rotes  Band  im  schwarzen  Haar. 

Pergament;  h.  0,37%;  br.  0,30%.  —  1747  durch  den  Herzog  von  Richelieu.  H. 

—  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  — Auf  der  Rückseite  des  Bildes  steht:  »Liseuse. 
En  habit  de  Paisanne  Lionnaise,  peinte  par  Liotard  de  Geneve,  Surnomme  le  peintre 
Türe,  ä  Lion  1746«.  —  Das  Bild  ist  auch  unter  dem  Namen  der  »Schönen  Lyonerin« 
bekannt.  —  Das  gleiche  Bild,  etwas  länger  und  breiter,  bezeichnet:  /.  E.  Liotard, 
Lion  1746,  besitzt  das  Amsterdamer  Reichsmuseum.  —  Gest.  von  J.  M.  Ardeil 
(1754)  und  von  Paullie  et  Ravenet.  —  Phot.  Braun  XI,  4;  Braun  (alt)  N.  510; 
Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruckm. 

Maurice  Quentin  De  la  Tour 

Geb.  zu  St.  Quentin  den  5.  Sept.  1704;  gest.  daselbst  den 
17.  Februar  1788.  Seit  1743  agree,  seit  1746  ordentliches 
Mitglied  der  Pariser  Akademie;  1784  zog  er  sich  von  Paris 
nach  seiner  Geburtsstadt  zurück. 

Maria  Josepha,  Dauphine  von  Frankreich.  Tochter  August  III.      1 63 
von  Sachsen  und  Polen,  Mutter  Ludwig  XVI.  von  Frankreich.     (22) 
Halbfigur  leicht  nach  rechts  vor  grauem  Grunde.    Links  hinter     63  e 
ihr    die    rot    gepolsterte    Stuhllehne.       Sie    trägt    ein    weisses 
Spitzenkleid    und    eine  Haube    mit    blauen  Schleifen.     In  der 
allein  sichtbaren  Rechten  hält  sie  vor  sich  ein  Heft. 

Papier;  h.  0,60%;  br.  0,40%.  —  Am  12.  Februar  1750  berichtet  der  Graf 
Loss  in  Paris  an  den  Grafen  Brühl  in  Dresden  über  die  Absendung  des  Bildes,  das 
eine  (eigenhändige)  Wiederholung  eines  ersten,  für  den  Dauphin  bestimmten  Exem- 
plares  sei  (Gütige  Mitteilung  des  Herrn  Casimir  Stryienski  in  Paris).  —  Zuerst  im 
»Catalogue<  von  1765.  —  Phot.  Braun  XIII,  14;  Braun  (alt)  N.  495. 

Graf  Moritz  von  Sachsen,   Marschall  von  Frankreich.    Halb-  1 64 

figur  ohne  Hände.    Der  blauäugige  Feldherr  trägt  einen  roten  (23) 

Rock  mit  braunem  Pelze.     Vorn  blickt  ein  Stück  blauer  Unter-  63  e 
kleidung  hervor. 


856  Die  Pastelle 

Papier;  h.  0,59%;  br.  0,49.  —  Zuerst  im  ^Catalogue«  Ton  1766.  Man  vergl. 
das  Bild  im  Mnseum  zn  St.  Quentin  N.  26.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  494 ;  Phot. 
Ges.;  Brnckm. 

Emile  Wauters 

Geb.  zu  Brüssel  den  2.  November  1846;  lebt  in  Paris.  Schüler 
von  J.  F.  Portaels  in  Brüssel,  von  J.  L.  Geröme  in  Paris.  Auf 
Reisen  durch  Deutschland,  Italien  und  Aegypten  weitergebildet. 
Tätig  bis  vor  einigen  Jahren  in  Brüssel,  seitdem  in  Paris. 

I64A  Selbstbildnis.    Halbfigur  nach  rechts  auf  grauem  Grunde. 

52  c  Der  dunkelblonde  blauäugige  Künstler  mit  blondem  Schnurrbart 
trägt  einen  dunkelblauen  Anzug  mit  blauem,  weiss  getupftem 
Halstuch.  Seinen  weicheu  grauen  Hut  hält  er  unter  dem 
rechten  Arm.  Den  rechten  Daumen  steckt  er  in  die  Westen- 
tasche.    Bez.  links  oben:  Emile  Wauters  1887. 

Papier,  mit  Leinen  unterspannt;  h.  0,50%;  br.  0,38.  —  1887  von  der  Inter- 
nationalen Aquarell-Ausstellung  in  Dresden. 


III.     Die    Deutsche    Schule 
Anton  Raphael  Mengs 

Geb.  den   12.  März   1728;  gest.  zu  Rom  den  29.  Juni  1779. 
Näheres  oben  S.  682. 

165  Bildnis  seines  Vaters  Ismael  Mengs.     Brustbild  nach  rechts 

(2)  ohne  Hände  auf  grauem  Grunde.    Die  grauen  Locken  des  braun- 
63  g     äugigen  Künstlers  hängen  auf  seine  Schultern  herab.    Er  trägt 

einen  braunen  Pelzrock,    unter   dem    an  der  Brust  das  Hemd 
zum  Vorschein  kommt. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,42%.  —  1744  gemalt.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von 
1765.  —  Phot.  Braun  XIV,  16;  Braun  (alt)   N.  497 ;    Phot.  Ges.;    Tamme;    Bruckm. 

166  Selbstbildnis  des  Künstlers.      Brustbild    ohne    Hände    auf 

(3)  grauem  Grunde,    mit  dem  Körper    nach    links  gewandt,    doch 
63  g     den  Beschauer  anblickend.  Der  jugendliche,  braunäugige  Künstler, 

dessen  dunkelblondes  Lockenhaar  ihm  auf  die  Schultern  herab- 
fällt, trägt  einen  gelben  Rock  und  einen  blauen  Mantel. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,40%.  —  1744  gemalt.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von 
1765.  —  Gestochen  von  I,.  Grüner  4»  III,  80.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  500;  Phot. 
Ges.;  Tamme;  Bruckm. 


III.   Deutsche  Schule  857 

Selbstbildnis  des  Künstlers.    Brustbild  ohne  Hände  auf  gelb-      1 67 
grauem  Grunde,  mit  dem  Körper  nach  rechts  gewandt,  doch  den      (4) 
Beschauer  anblickend.     Der  jugendliche  braunäugige  Künstler,     63  g 
dem  dunkelblonde  Locken  auf  die  Schultern  herabfallen,  trägt 
einen  vorn  geöffneten  gelben  Rock  und  einen  roten  Mantel. 

Papier ;  h.  0,55 ;  br.  0,42.  —  1744  gemalt.  —  Zuerst  im  »Cataloguec  von  1765. 
—  Phot.  Braun  XIII,  16,;  Braun  (alt)  N.499;  Phot.  Ges.;  Hanfst.;  Tamme;  Bruckm. 

Frau  Thiele.     Die  Gattin  des  Hofkommissars  und  Land-  168 

schaftsmalers  Alexander  Thiele.    (Vergl.  oben  S.  665.)  Brust-  (5) 

bild  ohne  Hände    nach   links    auf  braungrauem  Grunde.     Ge-  63  c 
blümtes  Kleid;  Tüllhaube  mit  roten  Bändchen;  Perlenhalskette. 

Pergament;  h.  0,49%;  br.  0,38%.  —  1745 gemalt.  — Zuerst  im »Catalogue«  von 
1765.  —  Phot.  Braun  XV,  16;   Braun  (alt)  N.  504;   Phot.  Ges.;   Hanfst.;  Tamme. 

Herr  von  Hofmann.     Der  Gatte    der   Pastellmalerin  Feli-  1 69 

citas  Sartori  aus  Venedig.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  (6) 

auf  grauem  Grunde.     Blaue  Augen;  weisse  Perücke;  brauner,  63  c 
vorn  mit  Gold  bestickter  Rock,  weisses  Spitzenhalstuch. 

Papier;  h.  0,54;  br.  0,43.  —  1745  gemalt.  —  Zuerst  im  >Catalogue«  von 
1765.  —  Phot.  Braun  XIII,  17. 

Die  Sängerin    Catarina  Regina    Mingotti.      Brustbild    nach      1 70 
links    auf   grauem    Grunde.      In  der  allein  sichtbaren  Linken      (7) 
hält  sie  ein  Notenheft.     Ihre   von    einer   Perlenschnur  durch-     63  c 
wundenen  graugepuderten  Locken  fallen  auf  die  Schultern  herab. 
Sie  trägt   ein    ausgeschnittenes    weisses   Seidenkleid    mit    rosa 
Futter  und  einen  Blumenstrauss  an  der  Brust. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,42%.  —  1745  gemalt.  — Zuerst  im  »Catalogue«  von 
1765.  —  Auf  der  Rückseite,  ebenfalls  unter  Glas,  die  Kohlenzeichnung  einer  heil. 
Familie.  —  Phot.  Braun  XIV,  17;  Braun  (alt)  N.  506;  Hanfst.;  Bruckm. 

Der    Sänger   Domenico    Annibali.     Brustbild    ohne  Hände,  171 

nach  links  auf  grauem  Grunde.    Braune  Augen,  weisse  Perücke  (8) 

mit    schwarzem    Bande.      Brauner  Sammetrock;  blaue,    gold-  63  g 
gestickte  Weste.     Weisse  Hemdspitzen. 

Papier;  h.  0,55;  br.  0,42.  —  1745  gemalt.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von 
1765.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  505. 

Louis  de  Silvestre.       Der    berühmte    sächsische    Oberhof-  172 

maier.     (Vergl.  oben  S.  247.)    Brustbild  nach  rechts  auf  gelb-  (9) 

grauem  Grunde.     Vor  sich  hält  er  in  der  Linken  ein  Zeichen-  63  g 
buch,    in    der    Rechten    den    Stifthalter.       Der    braunäugige 


858  Die  Pastelle 

Künstler  trägt  einen  braunen  Rock,  bauschige  weisse  Hemd- 
ärmel, einen  Purpurmantel  mit  Goldbesatz  und  eine  braune 
Mütze  mit  schwarzem  Rande. 

Papier;  h.  0,62%;  br.  0,50%.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Phot. 
I'.raun  (alt)  N.  496;  Tauime;  I'.ruckui. 

173  König  August  III.       Brustbild    ohne    Hände,    etwas    nach 

(10)  rechts,  auf  hellblauem,  grau  umwölktem  Himmelsgrunde.    Der 
63  c     Herrscher  trägt  über  seinem  Harnisch  einen  blauen  Hermelin- 
mantel und  eine    anliegende    weisse    Perücke,    von  der  hinten 
ein  schwarzes  Band  herabhängt. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,42.  —  1745  gemalt.    —    Zuerst  im  »Catalogue«  von 
1765.  —  Phot.  Tamme;  Brnckm. 

174  Kurfürst  Friedrich  Christian  von  Sachsen.     Brustbild  ohne 

(11)  Hände,  fast  von  vorn  auf  hellblauem,  graubewölktem  Himmels- 
68  c     gründe.     Der  Fürst  trägt  über  seinem  Harnisch  einen  blauen 

Hermelinmantel  mit  grossem  Ordensstern.  Von  seiner  Perücke 
hängt  hinten  ein  schwarzes  Band  herab. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,44%.    —    1751  gemalt.    —  Zuerst  im  Katalog  von 
1835.     Gegenstück  zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  508;    Tamme;  Bruckm. 

1 75  Kurfürstin  Maria  Antonia.    Prinzessin  von  Bayern,  Gemahlin 

(12)  Friedrich  Christian's  von  Sachsen.    Brustbild  ohne  Hände  etwas 
63  c     nach  links  auf  grauem  Grunde.     Sie  trägt  ein  ausgeschnittenes, 

auf  weissem  Seidengrunde  gelb  und  blau  geblümtes  Kleid,  einen 
blauen  Hermelinmantel,  einen  reichen  Smaragdenschmuck  im 
Haar  und  in  den  Ohren. 

Papier;  h.  0,55%;  br.  0,44%.    —    1751  gemalt.    —  Zuerst  im  Katalog  von 
1835.     Gegenstück  zum  vorigen.  —  Phot.  Tamme. 

176  Friedrich    August    der    Gerechte    als  Kind.      Unter    einem 

(13)  Purpurvorhang  auf  einem  Purpurkissen  sitzt  der  zehn  Monate 
52  b     alte  Prinz  nach  rechts  gewandt  im  Hemdchen  und  Häubchen. 

Links  neben  ihm  am  Boden  ein  Teller  mit  einem  Blumenglase 
und  einer  Orange.  Rechts  neben  ihm  der  blaue  Hermelin- 
mantel und  eine  kleine  Krone. 

Papier;  h.  0,63%;  It.  0,75%.    —    1751  gemalt.    —    Zuerst  im  Katalog  von 
L812.  —  Phot.  Ges. 

177  Amor,    einen  Pfeil  schleifend.      Halbfigur  auf  gelbgrauem 

(14)  Grunde.     Der  kleine  Gott  mit  buntschillernden  Flügeln  blickt 
63  g     nach  links  empor,  während  er,  nach  rechts  gewandt,  von  rotem 


III.   Deutsche  Schule  859 

Gewände  leicht  umwallt,  mit  der  Linken  einen  Schleifstein  festhält 
und  in  der  Rechten  den  goldenen  Pfeil  emporhält,  den  er  schleift. 

Papier;  h.  0,41}^;  br.  0,35%.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  — 
Gest.  (zweimal)  von  J.  F.  Bause  H>  III,  14  und  von  Fr.  l'.oll  (1800),  von  A.  \V. 
Böhm  und  von  Felix  Backenberg.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  507;  Phot.  Ges.;  Tanime ; 
Hanfst.;  Bruckni. 

Theresia  Concordia  Maron,  geh.  Mengs 
Getauft  zu  Aussig  den  1.  Okt.  1725;  gestorben  1806  zu  Rom. 
Tochter  und  Schülerin  des  Ismael  Mengs,  Schwester  des  Anton 
Raphael  Mengs,  Gattin  des  Malers  Anton  Maron  (geh.  1733 
zu  Wien;  gestorben  1808  zu  Rom).  Lebte  in  Rom.  (Vgl. 
Marian   in  der  Aussiger  »Elbezeitung«   vom  20.  Juli  1902.) 

Selbstbildnis.  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  gelb-  1 78 
grauem  Grunde.  Die  braunäugige  Künstlerin  trägt  ein  blaues  (15) 
Kleid  mit  weisser  Rüsche  und  eine  Spitzenhaube  mit  rotem  Bande.      63  g 

Papier;  h.  0,41%;  br.  0,33.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Gegen- 
stück zum  folgenden.  —  Phot.  Braun  XV,  17;  Braun  (alt)  N.  503;  Phot.  Ges.; 
Tamme ;  Bruckni. 

Julia  Mengs.     Jüngere    Schwester    der    Künstlerin;    ging  179 

ins  Kloster.     Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts  auf  gelbgrauem  (16) 

Grunde.     Hellbraune  Augen,    braunes    Haar.     Braunes  Kleid,  63  g 
weisses  Brusttuch,  grosse  weisse  Haube  mit  blauen  Kinnbändern. 

Papier;  h.  0,42;  br.  0,34.  —  Zuerst  im  »Catalogue«  von  1765.  —  Gegenstück 
zum  vorigen.  —  Phot.  Braun  (alt)  N.  502;  Phot.  Ges.;  Tamme;  Bruekm. 

Joh.  Heinrich  Schmidt 

Geboren  zu  Hildburghausenden  10.  Febr.  1749;  gestorben  zu 
Dresden  den  28.  Okt.  1829.  Schüler  seines  Vaters  Joh.  Thomas 
Schmidt;  in  Paris  weitergebildet;  seit  1775  sächsischer  Hof- 
maler   in    Dresden.      Auch    Mitglied  der  Dresdner  Akademie. 

Prinzessin  Augusta  von  Sachsen  als  Kind.    Das  zweijährige      180 
Töchterchen  Friedrich  August's  des  Gerechten  sitzt,    fast    von     (21) 
vorn    gesehen,    mit  einem  Hemdchen  bekleidet,  mit  Rosen  im     52  c 
Schooss,  auf  blauem,  mit  Gold  besetztem    Kissen.     Links    ein 
blauer  Vorhang.    Rechts  an  grauer  Wand  ein  Steinmonument. 
Links  ist  eine  Rose  der  erhobenen  Rechten  der  Prinzessin  ent- 
fallen ;  eine  andere  liegt  vorn  rechts  am  Boden.  Bezeichnet  links 
unten:  H.  Schmid  f.  1783. 

Papier;  h.  0,62Y2  5  br.  0,65.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812. 


860  Die  Pastelle 

1 80  A  Prinz  Maximilian  von  Sachsen.     Brustbild  mit  Händen  nach 

(52)     links.    Weisser  Waffenrock  mit  hellgelben  Aufschlägen,  blaues 
am  Pfeiler  Ordensband  um  die  Brust.     Perücke  mit  Zopfband. 

Braunes  Papier;  h.  0,26%;  br.  0,21.    —    1904  von  den  Erben  des  Galerie- 
Kustos  a.  D.  Theodor  Schmidt,  der  ein  Enkel  des  Malers  war. 

Daniel  Caffe 

Geboren  zu  Küstrin  1750;  gestorben  zu  Dresden  1815.  Erst 
seit  1782  in  Dresden  unter  Casanova  und  Graff  ausgebildet. 
Er  arbeitete  in  Leipzig  und  Dresden. 

181  Bildnis  des  Julius  Athanasius  Dietz.     Er  war  akademischer 
(184)    Zeichenlehrer    in    Leipzig.      Brustbild  ohne  Hände  nach  links 
52  c     auf  grauem  Himmelsgrunde.     Der  bartlose,  grauhaarige,  blau- 
äugige Künstler  trägt  einen  braunen  Rock,  eine  weisse  Hals- 
binde und  eine  blau  und  grün  schillernde  Mütze. 

Papier;  h.  0,48;  br.  0,38.    —    1855  von  llerrn  Fabrikanten   J.  Chr.  Richter 
in  Dresden  geschenkt. 

182  Biidnis  der  Frau  Caroline  Riquet,  geb.  Lötze.    Geboren  zu 
52  c     Charlottenburg    den    26.  März   1778;    gestorben   zu   Dresden 

den  26.  Dezember  1846,  als  Witwe  des  1824  verstorbenen 
Leipziger  Kaufmanns  Riquet.  Kniestück  nach  links  auf  grauem 
Grunde.  Ausgeschnittenes  weisses  Seidenkleid.  Spitzenhaubc 
mit  rosa  Bändern,  feuerrotes  Umschlagetuch. 

Papier;  h.  0,93;  br.  0,70.  —  1887  Vermächtnis  des  Fräulein  D.  M.  Beier  in 
der  Niederlössnitz. 

I82A  Männliches  Bildnis.     Halbfigur    nach    rechts.     In    einem 

52  c  Zimmer,  in  dem  links  hinter  violettem  Vorhang  helles  Sonnen- 
licht scheint,  steht  der  glattrasierte  blauäugige  Herr  in  kurzer 
weisser  Perücke.  Er  trägt  über  hellblauer  Weste  einen  schwarzen 
Rock.  Seine  Rechte  mit  der  Gänsefeder  ruht  links  auf  dem 
Schreibtische. 

Pergament;  h.  0,75;  br.  0,57.  —  1890  als  Vermächtnis  des  in  Dresden  ver- 
storbenen Rentners  Friedrich  August  Dfimbte. 

David  Friedrich  Weller 

Geboren  zu  Kirchberg  den  6.  Juli  1759;  gestorben  zu  Dresden 
den  21.  April  1789.  Ausgebildet  an  der  Königl.  Porzellan- 
manufaktur zu  Meissen.  Wurde,  als  er  im  Sterben  lag,  ziini 
Hofmaler  ernannt.     Arbeitete  in  Meissen   und  Dresden. 


III.   Deutsche  Sohule  861 

Der  stürzende  Frucht-  und  Blumenkorb.     Auf  einer  grauen      1 83 
Steinmauer   hat   ein   Korb  voll  der  prächtigsten   Blumen   und    (183) 
Früchte,  überragt  von  einer  Sonnenblume,  gestanden.    Von  links     52  c 
springt   ein   Kätzchen   herauf   und   reisst  den  Korb  herunter. 
Schon  stürzt  er;  und  ihm  voran  fallen  Trauben,  Quitten,  Rosen, 
blaue  Winden  und  grosse  Wassertropfen  herab. 

Papier;  h.  0,94;  br.  0,74%.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1812.  —  Dieses  Bild 
ist,  wie  hervorgehoben  werden  muss,  nicht  mit  Pastellstiften,  sondern  in  Gouache  gemalt. 

Felicitas  Robert,  geb.  Tassaert 

Tochter  des  Bildhauers  Tassaert,  Gattin  des  Justiz-Kommissars 
Robert  in  Berlin,  wo  sie  in  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts lebte.     Nähere  Lebensumstände  unbekannt. 

Der  Besuch  der  Frauen.      Elisabeth    steigt,    nach    links  J84 

gewandt,  die  Stufen   ihres    Hauses    hinab    und    begrüsst    mit  (181) 

beiden   Händen   die  im  Hute  nahende  heil.  Jungfrau.     Heber  52  c 
den  Frauen  schwebt  ein  Engelreigen. 

Papier;  h.  0,68»/»;  br.  0,47Va.  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Die  Motive 
sind  einem  Gemälde  von  P.  P.  Rubens  entlehnt. 

Die  alte  Köchin.     In  weisser  Schürze  und  Haube  steht  sie  185 

links  an  ihrem  Holztische  und  schält  einen  Apfel.    Links  vorn  (182) 

zu  ihren  Füssen  ein  Blecheimer  mit  Mohrrüben,  ein  Korb  mit  52  c 
Kohl,  Gurken  und  Geflügel. 

Papier ;  h.  0,72Va  ;  br.  0,74% .  —  Zuerst  im  Katalog  von  1835.  —  Phot.  Tamme. 


ZWEITER  ABSCHNITT 


Die  Miniaturen 

Die  Miniaturen  befinden  sich  an  der  Wand  d  des  Zimmers  52 
im  östlichen  Erdgeschoss,  nur  N.  200  D  am  Pfeiler  zwischen 
Wand  b  und  c.  Die  Buchstaben  unter  den  Katalognummern 
verweisen  auf  die  Fächer  A — F.  Die  Bildchen,  zu  denen  nichts 
anderes  bemerkt  worden,  sind  in  Deckfarben  (Gouache)  gemalt. 


Die  Miniaturensammlung  der  Königl.  Gemäldegalerie  ist 
aus  sieben  zu  verschiedenen  Zeiten  vermachten  oder  geschenkten 
Sammlungen  und  einigen  wenigen  einzeln  erworbenen  Bildchen 
zusammengesetzt.  Die  acht  Abteilungen,  aus  denen  sie  be- 
steht, sind: 

1.  Die  alte  Kurfürstliche  Sammlung.  Allem  Anschein 
nach  war  es  der  Kurfürst  Christian  (regierte  nur  vom 
5.  Okt.  bis  17.  Dez.  1763),  der,  wie  der  bei  den  Akten 
der  Generaldirektion  befindlichen,  unzweifelhaft  bald  nach 
1763  aufgestellten  »Consignatio«  zu  entnehmen  ist,  seine 
»Emaile-,  Porcellain-,  Mignatur  und  auf  Mignatur-Art 
schwarz  touchierten  Bilder  zur  Bilder- Gallerie  gegeben«. 
Das  Verzeichnis  der  »Consignatio«  umfasst  349  Nummern, 
von  denen  jedoch  laut  dem  vom  Hofrat  Gustav  Otto 
Müller  verfassten  »Inventar  der  von  der  Kgl.  Gemälde- 
Galerie  abgegebenen  Miniaturen«  im  Jahre  1872  der 
grössere  Teil,  weil  er  seinem  sittlichen  und  künstlerischem 
Werte  nach  der  Galerie  nicht  würdig  zu  sein  schien, 
veräussert  wurde.  Gegenwärtig  befinden  sich  noch  76 
Nummern  dieser  Sammlung  in  der  Miniaturensaramluug 
der  Königl.  Gemäldegalerie. 


Die  Miniaturen  863 

2.  Die  von  Rönier'sche  Sammlung.  Sie  wurde  am 
4.  April  1857  von  Herrn  Rittergutsbesitzer  Rudolf  von 
Römer  auf  Löthain  uud  Neumark  der  Galerie  geschenkt 
und  besteht  aus  sieben  Miniaturbildchen  von  der  Hand  der 
Sophie  Friederike  Dinglinger.    Inv.  1855  ff.  S.  12—13. 

3.  Die  Preuss'sche  Sammlung.  Sie  wurde  am  2.  Nov. 
1843  vom  Herrn  Geheimrat  Friedrich  Preuss  der  Galerie 
geschenkt.  Sie  besteht  aus  49  Bildnissen  berühmter 
Herrscher  nach  Originalgemälden  alter  und  neuer  Meister, 
kopiert  von  der  Hand  des  Obersteuerexaminator's  Ernst 
Christian  Weser.     Inv.   1855  ff.  S.  38—40. 

4.  Die  von  Reitzenstein'sche  Sammlung.  Sie  ge- 
langte im  März  1858  durch  Vermächtnis  des  Oberhof- 
marschall Carl  Leopold  Christoph  von  Reitzenstein  zur 
Galerie  und  besteht  aus  63  Miniaturbildnissen  hoch- 
stehender und  bedeutender  Persönlichkeiten  des  XVLT. 
und  XVIII.  Jahrhunderts,  denen  noch  drei  durch  Ver- 
mächtnis hinzugefügt  wurden.   Inv.  1855  ff.  S.  25 — 30. 

5.  Die  Grahl'sche  Sammlung.  Sie  wurde  im  April  1891 
von  der  Witwe  des  Künstlers,  Frau  Elisabeth  Grahl,  der 
Galerie  geschenkt  und  besteht  aus  7  auf  Elfenbein  ge- 
malten Miniaturbildnissen  von  der  Hand  August  Grahls. 

6.  Bei  verschiedenen  Gelegenheiten  einzeln  er- 
worbene Bildchen.  Es  sind  nur  11  im  ganzen, 
unsere  Nummern  199  bis  203. 

7.  Das  von  Zahn'sche  Vermächtnis.  Es  gelangte  1896 
durch  den  letzten  Willen  des  am  7.  Novbr.  1895  ver- 
storbenen Fräulein  Susanne  von  Zahn  zur  Galerie  und 
besteht  aus  6  Miniaturbildnissen,  zumeist  von  der  Hand 
des  Dresdner  Miniaturisten  Christian  Gottlieb  Dolst. 

8.  Das  Kriebel'sche  Vermächtnis.  Seine  14  Bildnis- 
miniaturen unbekannter  Künstler  kamen  1905  durch 
letztwillige  Verfügung  des  am  4.  Febr.  1905  in  Dresden 
gestorbenen  Fräulein  Ottilie  Kriebel  in  die  Galerie.  Sie 
sollen  sich  früher  in  der  Sammlung  Marcolini  befunden 
haben. 


864  Die  Miniaturen 

I.   Die  alte  Kurfürstliche  Sammlung 

Ihre  76  Bildchen  sind  in  allen  fünf  Fächern  zerstreut; 
ausschliesslich  füllen  sie  das  Fach  C,  zum  grössten  Teil  das 
Fach  E. 

Felice  Rametli  (Rameli) 

Geboren  zu  Asti  1666;  gest.  zu  Rom  1740.  Schüler  des 
Miniaturmalers  Dion.  Rho.  Der  Padre  Fei.  Ramelli  war 
Canonicus  von  S.  Giovanni  in  Laterano  zu  Rom. 

I  Eine  Dame  im  Federhut.    Brustbild  ohne  Hände  nach  links. 

(142)    Schwarzes    Kleid    mit    weiss    und    goldengestreiften    Aermeln; 
E        grosse  Spitzenhalskrause;  schwarzer  Hut  mit  weisser  Feder. 

Elfenbein;  hochoval ;  h.  0,103;  br.  0,077.  —  Consiguatio  134. 

Rosalba  Carriera 

Geboren  zu  Venedig  den  7.  Oktober  1675;  gest.  daselbst  den 
15.  April  1757.  Schülerin  des  Cav.  Diamantini  und  des 
Ant.  Balestra.  Arbeitete  in  Venedig,  Wien,  Versailles.  Mit- 
glied der  Akademien  von  Bologna,  Paris  und  Rom. 

2  Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes.    Kniestück.    Das  Christ- 
el)    kind  auf  Maria's  Schoosse  spielt,  nach  rechts  gewandt,  mit  dem 

E  Kreuze  und  dem  Spruchbande,  die  der  vor  ihr  stehende 
Johannesknabe  ihm  gebracht  hat.  Links  oben  Engelsköpfe  im 
goldenen  Lichtglanze. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,138;  br.  0,111.  —  Consiguatio  75a.  —  Phot.  Tamme. 

3  Apollon  und  Daphne.     Kniestück.     Der   Gott  verfolgt  die 

(136)  Nymphe  nach  rechts  gewandt.     Aus  den  Fingern  ihrer  rechten 
C       Hand  spriesst  bereits  der  Lorbeer,  in  den  sie  verwandelt  wird. 

Elfenbein;  hoehoval;  h.  0,109;  br.  0,089.  —  Consignatio  74.  —  Phot.  Tamme. 

4  Venus  und  Amor.    Kniestück.    Venus  sitzt  nach  links  ge- 
(139)    wandt  in  weissem  Hemd  vor  blassrotem  Vorhang   und    blickt, 

E        sich  zurückwendend,  in  den  Spiegel,  den  Amor  ihr  vorhält. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,090;  br.  0,071.  —  Consignatio  64.  —  Phot.  Tamme. 

5  Friedrich  Christian  von  Sachsen  als  Kurprinz.  Halbfigur  nach 

(137)  rechts.    Harnisch  mit  rotem  Ordensbrustband.    Hellgemusterter 
E       Rock  mit  blauem  Ordensbrustband;  roter  Hermelinmantel. 

Elfenbein ;  hoehoval ;  h.  0,109 ;  br.  0,08».  —  Consignatio  71.  —  Phot.  Tamme. 


I.    Alte  Kurfürstliche  Sammlung  865 

Ludwig  XIV.  von  Frankreich.    Brustbild  ohne  Hände  nach       6 
links.     Blauer  Hermelinmantel,    goldene  Ordenskette,  Allonge-    (145) 
perücke,  weisses  Spitzenhalstuch.     Nach  Rigaud.  C 

Elfenbein;  hockoval;  h.  0,096;  br.  0,074.  —  Consignatio  72.  —  Phot.  Tamme. 

Ein  Herr  im  Schlafrock.   Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts.       7 
Roter  geblümter  Schlafrock,  weisse  Spitzenwäsche,  graue  Allonge-    (118) 
perücke.  C 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,083;  br.  0,067.  —  Consignatio  66.  —  Phot.  Tamme. 

Eine  Dame  mit  einem  Kaninchen.    Halbfigur  nach  links;  der       8 
Kopf  leicht  nach  rechts.    Breiter  Strohhut  mit  bunten  Blumen;    (119) 
blaues  Kleid:  ein  Kaninchen  im  linken  Arme.  E 

Elfenbein;  hochoval;  h. 0,084;  br.  0,063.  —  Consignatio  67.  —  Phot.  Tamme. 

Eine  Dame  mit  Amor.    Kniestück,  fast  von  vorn.    Auf  dem  9 

Schoosse  der  blonden  Schönen  ein  aufgeschlagenes  Buch  mit  der  (121) 

Ueberschrift:     »ESCOLE    D'AMOUR«.     Links  steht  Amor  an  E 
ihren  Knieen  und  deutet  belehrend  mit  der  Rechten  ins  Buch. 

Elfenbein ;  hochoval ;  h.  0,084;  br.  0,065.  —  Consignatio  68.  —  Phot.  Tamme. 

Eine  Dame  mit  einem  Hündchen.      Halbfigur   leicht    nach  |0 

links.    Die  schwarzäugige  Schöne  hält  mit  beiden  Händen  ein  (122) 

in    einen   gelben    Mantel    eingewickeltes  Hündchen    auf   ihrem  E 
Schoosse.     Hinter  ihr  ein  eifersüchtiger  Papagei. 

Elfenbein ;  hochoval ;  h.  0,087  ;  br.  0,065.  —  Consignatio  60.  —  Phot.  Tamme. 

Eine  Dame  mit  einem  Spiegel  in  der  Hand.     Brustbild  nach  |  | 

links.  Die  Dame  im  rotgeblümten  Goldkleid  und  Purpurhermelin  (123) 

hält  in  der  Linken  einen  Spiegel  (nach  der  » Consignatio «  ;  nach  E 
H.  ein   »Medaillon«;  vielleicht  ein  Bildchen). 

Elfenbein  ;  hochoval;  h.  0,077 ;  br.  0,057.  —  Consignatio  59.  —  Phot.  Tamme. 

Ein  Herr  im  blauen  Rocke.     Brustbild  ohne  Hände  nach       12 
links.     Weisses  Spitzenhalstuch;  mächtige  Allongeperücke.  (124) 

Elfenbein;  hochoval ;  h.  0,079 ;  br.  0,061.  —  Consignatio  62.  —  Phot.  Tamme.  Q 

Venezianische  Fruchtverkäuferin.      Kniestück    nach   rechts.       13 
Das  Mädchen  im  Strohhut  hält   mit  der  Rechten  die   Früchte    (135) 
in  dem  auf  ihrem  Schoosse  stehenden  Fruchtkorb  fest.  C 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,106;  br.  0,079.  —  Consignatio  70.  —  Phot.  Tamme. 

Eine  Dame  am  Frühstückstisch.    Kniestück.    Das  Tischchen  14 

mit  dem  Porzellangeschirr  steht  rechts.    Die  Dame  hält  in  der  (140) 

Rechten  eine  Tasse,   in   der  Linken  einen  Löffel.     Hinter   ihr  E 
auf  der  Stuhllehne  sitzt  ein  Kanarienvogel. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,083;  br.  0,062.  —  Consignatio  69.  —  Phot.  Tamme. 

55 


866  Die  Miniaturen 

15  Eine  Dame  mit  einem  Vögelchen  auf  der  Hand.    Halbfigur 
(141)    last  von  vorn    in    blauem  Mantel.     Auf   dem  Zeigefinger    der 

E        rechten  Hand  ein  buntes  Vögelchen. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,070;  br.  0,052.  —  Consignatio  03.  —  Phot.  Tanime. 

16  Eine  Dame  am  Klavier.     Halbfigur  nach  rechts,  mit  dem 
(143)    Kopfe  zurückgewandt.    Links  hinter  ihr  auf  der  Stuhllehne  sitzt 

C        ein  Papagei.     Das  Klavier  steht  rechts. 

Elfenhein;  hochoval;  h.  0,093;  br.  0,072.  —  Consignatio  73.  —  Phot.  Tamme. 

1 7  Herrenbesuch  bei  der  Toilette.   Kniestück.    Links  die  blonde 

(116)  Dame  in   blauem  Kleide   beim  Ordnen   ihres   Haares.     Rechts 
C        vor  ihr  auf  rotem  Sessel  ein  Herr  in  gelbem  Rocke  und  grauer 

Allongeperücke. 

Elfenbein;  breitoval;  h.  0,059;  br.  0,078.  —  Consignatio  75  b.-— Phot.  Tanune. 

1 8  Eine  Dame  als  Diana.   Halbfigur  nach  rechts.  Hellgeblümtes 

(117)  Kleid,  blauer  Mantel;    der  Köcher  auf  dem  Rücken,   ein  Pfeil 
C       in  beiden  Händen. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,079;  br.  0,060.  —  Consignatio  65.  —  Phot.  Tamme. 

Felicitas  Hoffmann,  geb.  Sartori 

Das  Geburtsjahr  dieser  Künstlerin  ist  nicht  bekannt.  Sie  war 
in  Venedig  geboren  und  dort  eine  Schülerin  der  Rosalba  Car- 
riera,  kam  aber  durch  ihre  Verheiratung  mit  dem  sächsischen 
Hofrat  Hoffmann  nach  Dresden,  wo  sie  um  1760  starb. 

19  Selbstbildnis  der  Künstlerin.    Halbfigur  ohne  Hände  etwas 
(138)    nach  rechts.    Lila  Kleid,  blauer  Mantel,  eine  rote  Schleife  hinten 

C       im  braunen  Haar.  Auf  der  Rückseite  bez.:  Felicita  Hoffmann 
natta  Sartori  in  että  di  27  anni  e  dijnnta  dalla  stessa. 

Pergament;  b.  0,116;  br.  0,093.  —  Consignatio  82. 

20  Selbstbildnis   der    Künstlerin     in    türkischem    Maskenanzug. 

(130)    Halbfigur   fast    von    vorn.     Weisser    Turban.     Enganliegendes 

C        weisses  Kleid  mit  violett  gefüttertem,  bunt  auf  grünem  Grunde 

geblümten  Ueberwurfe.     In  der  Rechten  eine  schwarze  Maske. 

Auf  der  Rückseite  bezeichnet:   Felicita  Hoffmann.   Natta 

Sartori,  fecit. 

Pergament;  h.  0,131;  br.  0,101.  —  Consignatio  86. 

21  Die  Sängerin  Faustina  Hasse,  geb.  Bordoni.    Halbfigur  ohne 
(126)    Hände    nach   rechts.     Seegrünes  Kleid,    blauer  Mantel.     Rote 

C       Blumen  an  der  Brust. 


I.    Alte  Kurfürstliche  Sammlung  867 

Pergament;  h.  0,113;  br.  0,088.  —  Consignatio  84.  —  Nach  H.  von  Rosalba 
Carriera.  —  Das  zeitgenössische  Inventar  (die  »Consignatio«)  aber  schreibt  es,  auch 
aus  inneren  Gründen  wahrscheinlicher,  der  Felioitas  Hoffmann  zu,  der  wir  es  zurück- 
geben. —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Der  Kapellmeister  Joh.  Adolf  Hasse.    Halbfigur  ohne  Hände      22 
nach  links.      Gatte    der    vorigen.      Rot  -  blau  -  goldene    Weste,    (127) 
brauner  Samraetrock,  purpurroter  Mantel.  C 

Pergament  auf  Holz  gespannt;  h.  0,113;  br.  0,090.  —  Consignatio  85.  — 
Nach  H.  von  Rosalba  Carriera.  —  AUein  nicht  nur  das  zeitgenössische  Inventar 
(die  »Consignatio«),  sondern  auch  noch  das  Inventar  von  1855,  S.  32,  N.  13,  schreibt 
es  der  Felicitas  Hoffmann  zn.  —  Gegenstück  zum  vorigen.  —  Der  dargestellte 
Künstler,  berühmt  als  »il  divino  Sassone«,  war  den  25.  Mai  1696  zu  Bergedorf  ge- 
boren und  starb  den  16.  Dezember  1783  zu  Dresden. 

Der  segnende  Heiland.   Halbfigur  von  vorn.  Blonde  Locken,      23 
blaues  Ober-,  rotes  TTntergewand.   Die  Rechte  segnend  erhoben.     (36) 

Pergament;  h.  0,104;  br.  0,084.  —  Consignatio  89.    —  Kopie  nach  Rosalba  Q 

Carriera.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

Die  Jungfrau  Maria.  Halbfigur  nach  links.  Die  Blicke  24 
gesenkt,  die  Hände  vor  der  Brust  gekreuzt.  Rotes  Kleid,  (37) 
blauer,  über  den  Hinterkopf  gezogener  Mantel.  E 

Pergament;  h.  0,103;  br.  0,084.  —  Consignatio  90.  —  Kopie  nach  Rosalba 
Carriera.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

Der  Winter.     Weibliche  Halbfigur    mit  dem  Körper  nach  25 

links,  mit  dem  Kopfe  nach  rechts.    Dunkelblondes  Haar;  nackter  (12) 

Oberkörper;    glutroter    Pelzmantel.      Bez.   auf   der   Rückseite:  C 
Felicita  Hoffmann.     Natta  Sartori.    Fecit. 

Pergament;  h.  0,115;  br.  0,096.  —  Consignatio  95. 

Flora.     Kniestück    nach   links.     Weisses    Unter-,    gelbes      26 
Obergewand;  ein  Blumenkorb  im  Schoosse.     Bezeichnet  auf  der     (13) 
Rückseite:  Felicita  Sartori.    Fecit.  C 

Pergament;  h.  0,124;  br.  0,097.  —  Consignatio  88.  —  Kopie  nach  unserem 
Pastellbilde  N.  89  (111)  von  Rosalba  Carriera.  —  Als  »Flora«  in  der  »Consignatio«. 
—  Bei  H.  als  »Der  Frühling«. 

Der    Frühling.      Weibliches    Brustbild    nach    rechts    ohne  27 

Hände.     Weisses    Unter-,    blaues    Obergewand,    rosa    Schärpe.  (131) 

Frühlingsblumen    im    blonden  Haar.     Bez.  auf  der  Rückseite:  C 
Felicita  Hoffmann,    Natta  Sartori.    Fecit. 

Pergament;  h.  0,093;  br.  0,068.  —  Consignatio  92.  —  Gegenstück  zu  den 
drei  folgenden.  —  Alle  vier  sind  Kopien  nach  Rosalba  Carriera. 

Der  Sommer.  Weibliches  Brustbild  fast  von  vorn.  Aus-  28 
geschnittenes  rotes  Kleid,  blauer  Mantel.    Goldene  Aehren  und    (132) 

65*  C 


868  Die  Miniaturen 

Sommerblumen   im    braunen   Haar.     Bez.  auf   der    Rückseite: 
Felicita  Hoffmann.    Natta  Sartori.    Fecit. 

Pergament;   h.  0,093;    br.  0,067.    —    Consignatio  94.    —    Gegenstück  zum 
vorigen  und  zu  den  beiden  folgenden.    —    Es  sind  Kopien    nach   Rosalba  Carriera. 

29  Der  Herbst.     Weibliches  Brustbild  fast  von  vorn  mit  dem 

(133)  Kopfe  nach  links.     Weisses  Kleid  mit  gelbem  Mantel.   Herbst- 
C        blumeh  im  dunkelblonden  Haar.    Reife  Trauben  in  der  Linken. 

Bezeichnet  auf  der  Rückseite:    Felicita   Hoffmann.    Natta 
Sartori.    Fecit. 

Pergament;    h.  0,093;    br.  0,067.    —    Consignatio  93.    —    Gegenstück  zum 
folgenden  und  zu  den  beiden  vorigen.    —    Es  sind  Kopien   nach  Rosalba  Carriera. 

30  Der  Winter.     Weibliches    Brustbild    von    vorn.      Purpur- 

(134)  Pelzmantel;   braunes  Haar  mit  violettem  Bande.     Bez.  auf  der 
C       Rückseite:    Felicita  Hoffmann.    Natta  Sartori.    Fecit. 

Pergament;  h.  0,093;  br.  0,068.  —   Consignatio  95.    —    Gegenstück  zu  den 
vorigen  dreien.  —  Es  sind  Kopien  nach  Rosalba  Carriera. 

3 1  Diana    mit    dem    Windhunde.     Kniestück    von    vorn.      Die 
(129)    blonde  Jungfrau  mit  dem  Halbmond  über   der  Stirn  sitzt  vor 

C        einem    Garten    und   liebkost   den    Windhund,    der     au    ihrem 
Schoosse  emporstrebt. 

Papier;    h.  0,123;    br.  0,093.    —    Consignatio  87.    —    Kopie    nach  Rosalba 
Carriera. 

32  Die  Madonna  mit  dem  heil.  Georg.     Kopie  nach  dem  Bild 
(10)     des  Antonio  Allegri  da  Correggio  in  der  Dresdner  Galerie 

E       N.   153. 

Pergament  auf  Holz  gespannt ;  h.  0,321 ;  br.  0,225.  —  Consignatio  7G. 

33  Familienbild.     »Wie  die  Alten  sungen,   so  zwitschern  die 
(23)     Jungen.«     Kopie  nach  dem  Bilde  des  Nik.  Knupfer  in  der 

B       Dresdner  Galerie  N.   1258. 

Pergament  auf  Holz  gespannt;  h.  0,177;  br.  0,231.  —  Consignatio  79. 

34  Venus  mit  zwei  Amoretten.    Kopie  nach  P.  Liberi.    Knie- 
(29)     stück.     Die  Göttin  hält    einen    kleinen  geflügelten  Amor,    der 

C        lachend  ein  Spielvögelcheu  an  sich  drückt,    das  ein  von  links 
nahender  zweiter  ihm  entreissen  will. 

Papier;  h.  0,100;  br.  0,081.  —  Consignatio  83. 

35  Josef  und  Potiphar's  Weib.     Kopie  nach  Carlo  Cignani's 
(38)     Gemälde  in  der  Dresdner  Galerie  N.  387. 

A  Papier  auf  Holz  gezogen;  h.  0,180;  br.  0,180.  —  Consignatio  80. 


I.    Alte  Kurfürstliche  Sammlung  869 

Apollon  und  Marsyas.  Kopie  nach  Giov.  Batt.Langhetti's  36 
Gemälde  in  der  Dresdner  Galerie  N.   663.  (39) 

Pergament  auf  Holz  gespannt;  h.  0,253;  br.  0,304.  —  Consignatio  78.  B 

Merkur  und  Argus.  Kopie  nach  P.  P.  Rubens'  Gemälde  37 
in  der  Dresdner  Galerie  N.   964.  (40) 

Pergament  auf  Holz  gespannt;  h.  0,172;  br.  0,230.  —  Consignatio  81.  B 

Martin  von  Mytens  (Meytens) 

Geb.  zu  Stockholm  den  24.  Juli  1695;  gest.  zu  Wien  den 
23.  März  1770.  Schüler  seines  Vaters,  des  in  Stockholm  an- 
sässigen Haager  Malers  P.  M.  Mytens.  Seit  1732  Kammer- 
maler, seit  1759  Akademiedirektor  in  Wien. 

Maria,  das  Kind  anbetend.  Kniestück.  Freie  Kopie  nach  38 
Guido  Reni.  Vergl.  das  Bild  der  Kaiserl.  Galerie  zu  Wien;  (25) 
doch  auch  unser  Bild  N.  326.  D  . 

Pergament;  breitoval;  h.  0,124;  br.  0,149.  —  Consignatio  138. 

Ismael  Mengs 

Geb.  zu  Kopenhagen  um  1688;  gest.  zu  Dresden  den  26.  Dez. 
1764.  Schüler  des  Franzosen  Benedict  Coiffre  in  Kopenhagen. 
Hofmaler  in  Dresden.    Vater  und  Lehrer  des  Raphael  Mengs. 

Die  Schmerzensmutter.     Kniestück    von    vorn.      Maria  in  39 

violettem  Unter-,  blauem  Obergewande  und  gelbbraunem  Kopf-  (2) 

tuche  erhebt  weinend  die  Rechte;  ein  Engelknabe  legt  ihr  ein  D 
Tuch  mit  der  Dornenkrone  des  Heilands  auf  den  Schooss. 

Schmelzmalerei  auf  Porzellan;  hochoval;  h.  0,132;  br.  0,107.  —  Consignatio  1. 

Maria    Magdalena.      Kniestück.      Die    halbnackte    blonde  40 

Büsserin  steht  in  ihrer  Felsengrotte  nach  rechts  gewandt  mit  (7) 

gefalteten  Händen  vor  ihrem  Altar  und  blickt  in  das  vor  ihr  E 
aufgeschlagene  Buch  hinab,  auf  dem  ein  Totenkopf  liegt. 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;    hochoval;    h.  0,1(53;   br.  0,137.  —  Consignatio 
62.  —  Phot.  Tamme. 

Die  Verkündigung,    a)  Maria.  Halbfigur  nach  links.  Links      41 
steht  das  Betpult.     Maria  blickt  erschreckt  zurück.  (11) 

b)    Der  Engel.    Halbfigur  nach  links.    Mit  der  Lilie  in 
der  Linken  und  erhobener  Rechten  redet  der  Engel  Maria  an. 

Schmelzmalerei    auf  Porzellan.     Zwei   breitovale  Bildchen,    jedes  h.    0,105; 
br.  0,135.  —  Consignatio  3  und  4. 


870  Die  Miniaturen 

42  Christus  als  Weltheiland.    Kniestück  von  vorn.    Der  Heiland 
(30)     trägt  ein  purpurnes  Unter-,  ein  blaues  Obergewand.    Die  Linke 

E       legt    er    auf   die    rechts    neben    ihm  ruhende  Weltkugel,    die 
Rechte  erhebt  er. 

Elfenbein;  h.  0,113;  br.  0,088.  —  Consignatio  116. 

43  Der  Apostel  Bartholomäus.    Halbfigur  nach  links.    Dunkel- 

(14)  braunes  Haupthaar  und  Vollbart;    grauviolettes  Unter-,  blaues 
E        Obergewand.     Sein  Messer  in  der  Rechten. 

Elfenbein;  h.  0,113;  br.  0,089.  —  Consignatio  112. 

44  Der  Apostel  Matthäus.     Kniestück   von  vorn.     Der  grau- 

(15)  haarige,    graubärtige    Apostel    trägt   ein  violettes  Unter-,    ein 
E        goldgelbes  Obergewand  und  hält  in  der  Linken  sein  Beil. 

Elfenbein;  b.  0,113;  br.  0,090.  —  Consignatio  106. 

45  Der  Apostel  Jacobus  d.  ä.     Kniestück  nach  rechts.     Der 

(16)  Apostel    mit    ergrauendem    blonden    Haar    und  Vollbart  trägt 
E        ein  graues  Pilgergewand  mit  Muscheln  am  Kragen  und  einen 

braunen  Mantel.     In  der  Rechten  sein  Stab. 

Elfenbein  ;  h.  0,111;  br.  0,080.  —  Consignatio  104. 

46  Der  Apostel  Thomas.    Kniestück  fast  von  vorn.    Der  Apostel 

(17)  trägt  ein  rotes  Unter-,    ein    blaues   Obergewand.     Mit  beiden 
E        Händen  hält  er  ein  Buch,  und  im  linken  Arme  ruht  sein  Speer. 

Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  103. 

47  Der   Apostel   Philippus.     Kniestück  nach  links.     Der  alte 

(18)  Apostel  trägt  ein  violettes  Unter-,  ein  goldgelbes  Obergewand 
E        und  stützt  sich  mit  der  Linken  auf  seinen  Speer. 

Pergament  auf  Blech  gespannt;  h.  0,114;  br.  0,092.  —  Consignatio  113. 

48  Der  Apostel  Matthias.     Halbfigur  von   vorn  mit  dunklem 

(19)  Haar,  ergrauendem  Bart.     Er    trägt  ein  violettes  Unter-,    ein 
E        dunkelgraues  Obergewand  und  hält  seine  Lanze  im  Arm. 

Elfenbein;  h.  0,108;  br.  0,084.  —  Consignatio  105. 

49  Der  Apostel  Judas  Thaddaeus.     Halbfigur  vou  vorn.    Der 

(20)  graubärtige  Kahlkopf  trägt  einen  graubraunen  Rock  und  einen 
E        blauen  Mantel.     Beide  Hände  stützt  er  auf  einen  Kolben. 

Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  102. 

50  Der  Apostel  Simon.     Halbfigur  nach  links.    Dunkelgrauer 

(21)  Rock,  dunkelgelber  Mantel.  Mit  der  Linken  auf  die  Säge  gestützt. 

E  Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  101. 


I.    Alte  Kurfürstliche  Sammlung  871 

Der  Apostel  Petrus.     Kniestück  nach  rechts.     Der  grau-      5 1 

bärtige  Kahlkopf  trägt  ein  blaues  Unter-  und  ein  gelbes  Ober-  (32) 
gewand.     Er   drückt    beide  Hände  an  seine  Brust  und  blickt       E 
schmerzlich  gen  Himmel. 

Elfenbein;  h.  0,113;  br.  0,089.  —  Consignatio  107. 

Der  Apostel  Andreas.    Kniestück  nach  rechts.   Rotes  Unter-,      52 
grünes  Obergewand.    Die  Linke  umklammert  das  mächtige  Kreuz.     (33) 

Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  109.  E 

Der  Apostel  Johannes.   Kniestück  nach  rechts.  Der  schwarz-      53 
lockige  bartlose  Jüngling  in  rotem  Mantel  über  blauem  Rocke     (34) 
hält  den  Kelch  in  der  Linken.  E 

Elfenbein;  h.  0,113;  br.  0,089.  —  Consignatio  110. 

Der  Apostel  Jacobus  d.  j.     Kniestück    nach    links.     Der  54 

schwarzhaarige,  schwarzbärtige  Apostel  im  blauen  Mantel  stützt  (35) 

sich    mit    der    Rechten    auf   seinen   Stab    und  deutet  mit  der  E 
Linken  über  seine  rechte  Schulter. 

Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  111. 

Diogenes.     Kniestück  nach  rechts.    Weisses  Untergewand,      55 
grünes  Obergewand.     Die  Schriftrolle  in  der  erhobenen  Rechten,        C 
die  Laterne  in  der  gesenkten  Linken.     Links  das  Fass  und  ein 
Hund.     Rechts  Blick  in  die  Landschaft. 

Elfenbein;  h.  0,109;  br.  0,085.  —  Consignatio  117.  —  Fehlte  in  H. 's  Katalog, 
weil  es  sich  ins  Kupferstich- Kabinett  verirrt  hatte,  von  wo  es  1885  zurückgenommen 
wurde.  —  Phot.  Tamme. 

August  der  Starke.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn.       56 
Harnisch,  graue  Allongeperücke,  roter  Mantel.  (14=6) 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;  h.  0,034;  br.  0,029.  —  Consignatio  6.  C 

Eine  Dame  mit  ihrem  Sohn.      Kniestück    fast    von    vorn.      57 
Rotes  Kleid  und  blauer  Mantel.     Die  Dame  hält   ihren    Sohn    (125) 
auf  dem  Schoosse  und  reicht  ihm  eine  Aprikose.  C 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,123;  br.  0,091.  —  Consignatio  122.  —  Aus  der 
Consignatio  geht  nicht  hervor,  dass  die  Dargestellten,  wie  H.  frageweise  annahm, 
die  Gräfin  Cosel  und  ihr  Sohn  seien,  wohl  aber,  was  H.  übersah,  dass  Ismael  Mengs 
das  Bildchen  gemalt  hat. 

Anton  Raphael  Mengs 

Geb.  zu  Aussig  den  12.  März  1728;  gest.  zu  Rom  den  29.  Juni 
1779.     Näheres  oben,  S.  682. 


872  Die  Miniaturen 

58  August  III.  von  Sachsen  und  Polen.     Brustbild  ohne  Hände 
(144)    halb  nach  rechts.   "Weisse  Ohrenperücke ;  blauer  Hermelinmantel. 

I  '  Pergament  auf  Blech  gespannt;   hochoval;   h.  0,099;   br.  0,080.  —  Consig- 

uatio  100.  —  Phot.  Tamme. 

59  Maria  mit  dem  Kinde  und  dem  kleinen  Johannes.    Kniestück. 
(3)      Maria    in    feuerrotem    Kleide    und    blauem  Mantel   hält,  nach 

P       links  gewandt,  das  Christkind  auf  ihrem  Schoosse.     Links  der 
kleine  Johannes. 

Pergament  auf  Holz   gespannt;    hochoval;    h.  0,107;  br.  0,138.  —  Consig- 
natio  96,  —  Phot.  Tamme. 

60  Die  hl.  Magdalena.     Kniestück.  Felsenhintergrund.     Dip 

(8)  halbnackte  hellblonde  Büsserin  beugt  sich,  nach  links  gewandt, 
E       über  ihren  Altar.    Die  Arme  kreuzt  sie  auf  der  Brust,  in  dpi- 
Linken  hält  sie  ein  Kreuz. 

Pergament  auf  Holz  gespannt;    h.  0,185:  br.  0,142.    —   Consignatio  97.  — 
Phot.  Tamme. 

61  Heilige  Familie.     Kopie    nach    RaphaeFs    Bild    im   Museo 

(9)  nazionale  zu  Neapel.     Maria    mit   dem  Christkinde,    Elisabeth 
('        und  Johannes.     Josef  im  Hintergrunde. 

Pergament;  h.  0,228;  br.  0,185.  —  Consignatio  99. 

62  Die  Madonna  della  Sedia.     Kopie  nach  RaphaeFs  Bild  im 
(22)     Palazzo  Pitti  zu  Florenz.     Kniestück.     Maria   mit  dem  Kinde 

E       und  Johannes. 

Pergament   auf   Hol/    gospannt;    hochoval;    h.    0,1(3;    br.  0,138.    —    Con- 
signatio 98. 

Therese  Concordia  Maron,  geb.  Mengs 

Geb.  1725;  gest.  1806  zu  Born.  Tochter  und  Schülerin  des 
Ismael  Mengs,  Schwester  des  Anton  Raphael  Mengs.  Gattin  des 
Malers  Anton  Maron  (geb.  zu  Wien  1733;  gest.  zu  Rom  1808). 

63  Maria    mit    dem    Kinde,    dem    hl.  Hieronymus   und    der  hl. 
(5)      Magdalena.     Kopie    nach    Correggio's    auch  unter  dem  Namen 

A  Der  Tag«   berühmtem  Bilde  in  der  Galerie  zu  Parma.     Maria 

mit  dem  Christkind  zwischen  Engeln  in  der  Mitte  unter  rotem 
Vorhang.  Rechts  Magdalena,  sich  an  das  Christkind  schmiegend, 
links  der  hl.  Hieronymus. 

Papier  auf  dünner  Knpferplatte ;  h.  0,247;  br.  0,183.  —  Consignatio  77. 

64  Die  heilige  Nacht.     Kopie    nach    Correggio's    berühmtem 
(24)     Gemälde  der  Dresdner  Galerie  N.   152. 

A.  Papier  auf  dünner  Kupferplatte;  h.  0,247;  br.  0.184.  —  Consignatio  140. 


I.    Alte  Kurfürstliche  Sammlung  873 

Unbekannte  Meister  des  XVIII.  Jahrhunderts 

Maria  mit  dem    Kinde    und   Johannes.     Kniestück.     Maria  65 

sitzt  nach  links  gewandt  vor  üppiger  Landschaft.    Das  Christ-  (6) 

kind  steht    nach    rechts    gewandt  auf    ihrem  Schoosse.     Vorn  B 
rechts  der  kleine  Johannes  mit  dem  Spruchband. 

Elfenbein;  h.  0,198;  br.  0,144.  —  Consignatio  174. 

Der  hl.  Franziskus.  Der  Heilige  kniet  in  brauner  Kutte  66 
nach  links  gewandt  mit  gefalteten  Händen  unter  einem  Felsen.  (1) 
Rechts  die  von  kühlen  Strahlen  erleuchtete  Landschaft.  C 

Schmelzmalerei  auf  Porzellan;  kreisrund;  h.  0,141;  br.  0,141.  —  Consig- 
natio 56.  —  Geschmackvoller  Porzellanrahmen.  —  Nach  H.  yom  sächsischen  Hof- 
maler J.  M.  Heinriei,  von  dem  die  Sammlung  Porzellanbilder  von  1750  und  1756 
besass.  Dass  jedoch  auch  dieses  Bild  von  ihm  herrührt,  geht  aus  der  »Consignatio« 
nicht  deutlich  hervor. 

Portia.     Die  Gemahlin  des  Brutus,  die  sich  tötete,  indem      67 
sie    glühende    Kohlen    verschlang.      Eechts    vorn    steht    das      (4) 
Kohlenbecken,    dem    sie   glühende  Kohlen   entnommen,    welche        B 
sie,    einen    schmerzlichen    Blick    gen   Himmel   richtend,   zum 
Munde  führt. 

Pergament  auf  Holz  gezogen;  h.  0,206;  br.  0,171.  —  Consignatio  175.  — 
Es  soll  nach  H.  ein  Gemälde  von  Guido  Reni,  nach  anderen  eins  von  Tischbein 
zugrunde  liegen. 

Galileo  Galilei.     Kniestück  halb    nach    links.     Der  grau-      68 
haarige,  graubärtige  Gelehrte    sitzt    im    schwarzen   Rocke   auf     (26) 
einem  Stuhle  und  hält  sein  Fernrohr  in  der  Rechten.  C 

Elfenbein;  h.  0,133;  br.  0,109.  —  Consignatio  127. 

Ein  Flötenbläser.  Halbfigur  nach  links.  Goldbrauner  Rock ;  69 
graue  Perücke;  hohe  schwarz  und  rote  Mütze.  (27) 

Elfenbein;  h.  0,132;  br.  0,100.  —  Consignatio  125.  C 

Belisar.     Kniestück  nach  rechts.     Der  blinde  Feldherr  im      70 
Harnisch  und  in  Hemdsärmeln  stützt  die  Rechte  aufs  Schwert     (28) 
und    streckt  die  Linke  bettelnd  aus.     Angeblich  "nach  Livens.        C 

Elfenbein;  h.  0,126;  br.  0,096.  —  Consignatio  126. 

Ludwig,  Dauphin  von  Frankreich.      Halbfigur    nach    links       7 1 
ohne  Hände.     Blanker  Harnisch,  blaues  Ordensbrustband,  rotes    (120) 
Ordenshalsband.  E 

Pergament;  h.  0,059;  br.  0,078.  —  Consignatio  129. 

Die  Sängerin  Coralli.     Halbfigur  nach  rechts.    Im  Hinter-      72 
gründe  der  Zwinger.      Die    Sängerin  Maria  Antonia  Laurenti,    (128) 
genannt  Coralli,  hält  in  lebhafter  Bewegung  mit  beiden  Händen       Q 


874  Die  Miniaturen 

vor  sich  ein  Notenblatt,  auf  dem  die  Worte  stehen:  Viva, 
viva,  viva,  Sua  Ältezza  il  Serenissimo,  Sua  Altezza 
il  Serenissimo  Principe  Reale. 

Elfenbein;  h.  0,114;  br.  0,089.  —  Consignatio  203. 

73  Ein  rotgekleideter  Pole.    Halbfigur  ohne  Hände  nach  rechts. 
C        Der  glattrasierte  Herr  trägt  einen  rotbraunen  Pelzmantel  und 

eine  Pelzmütze  von  derselben  Farbe  mit  einer  Feder. 

Pergament;  h.  0,093;  br.  0,074.  —  Consignatio  207.  —  Nicht  bei  H.  Erst 
1885  ans  dem  Kupferstich-Kabinett,  wohin  es  sich  verirrt  hatte,  wieder  zur  Galerie. 

74  Eine  alte  Frau  im  breiten   Hut.    Halbfigur  fast  von  vorn. 
E       Die  Alte  trägt  einen   rot  -  violetten    Schnürleib,    einen    blauen 

Pelzmantel,  ein  buntes  Halstuch,  einen  mächtigen,  turban- 
artigen Federhut. 

Elfenbein;  h.  0,086;  br.  0,066.  —  Consignatio  137.  —  Angeblich  nach 
Rembrandt.  —  Erst  1885  wieder  zur  Galerie.     Vergl.  die  Bemerkung  zum  vorigen. 

75  Galante  Szene  im  Freien.     Ein  Herr  sitzt  mit  zwei  Damen 
E       in  einem  Park  auf  einer  Bank.     In  der  Rechten  hält  er  eine 

Flasche,  in  der  Linken  ein  Glas,  das  er  einer  der  Damen  an- 
bietet.   Grau  in  grau  mit  wenigen  leichten  Farbenandeutungen. 

Pergament;  h.  0,045;  br.  0,065.  —  Consignatio  288.  —  Nur  dieses  und  das 
folgende  von  16  Gegenstücken  sind  erhalten.  —  Erst  1885  wieder  zur  Galerie.  — 
Vergl.  die  Bemerkung  zu  N.  73. 

76  Tanz  im  Freien.     Vor    einem    ländlichen    Hause    führen 
E       Bauernburschen    und    -Mädchen   einen  Ringeltanz  auf.     Links 

küsst  einer  sein  Mädchen.     Fast  grau  in  grau. 

Pergament;  h.  0,042;  br.  0,064.  —  Consignatio  289.  —  Vergl.  alle  Be- 
merkungen zum  vorigen,  «einem  Gegenstück. 

II.    Die  Ton  ßömer'sche  Sammlang 

Sie  ist  unten  in  der  Mitte  des  Faches  A  aufgestellt.  Alle 
ihre  Bilder  im  Inv.  1855  ff.  S.  11—13. 

Sophie  Friederike  Dinglinger 

Geb.  1736  zu  Dresden;  gest.  daselbst  den  10.  März  1791. 
Schülerin  Oeser's  in  Leipzig. 

77  Bildnis  des  Joh.  Melchior  Dinglinger.    (1664 — 1731.)    Er 
(92)     war  Hofjuwelier  August  des  Starken  und  August  III.  und  der 

A       Grossvater  der  Künstlerin.     Halbfigur  fast   von    vorn.     Graue 


IL    von  Römer'sche  Sammlung  875 

Allongeperücke,  weisses,  au  der  Brust  offenes  Hemd,  goldgelber 
Bock,  bauschiger,  violetter  Mantel. 

Papier;  h.  0,117;  br.  0,096. 

Bildnis  des  Joh.  Friedrich  Dinglinger.    (1702—1767.)    Er      78 
war  als  Hofjuwelier  der  Nachfolger  seines  Vaters  Joh.  Melchior     (93) 
Dinglinger  und  der  Vater  der  Künstlerin.    Brustbild  ohne  Hände       A 
nach  links.     Brauner  Rock,  braune  Weste,  violettes  Halstuch, 
grüne  Mütze. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,054;  br.  0,041. 

Frau  Joh.   Fr.  Dinglinger.    Sie  war  die  Gattin  des  vorigen,      79 
die  Mutter  der  Künstlerin.    Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts.     (94) 
Schwarzes  Kleid,  weisser  Hut  mit  blauer  Bandrosette.  A 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,054;  br.  0,041. 

Charlotte  Dinglinger.     Sie  war   die  Tochter  Joh.  Melchior  80 

Dinglinger's,  die  Tante  der  Künstlerin.    Brustbild  ohne  Hände  (95) 

nach  links.     Blaues  Kleid  mit  durchsichtigem  Brusttuch;  vio-  A 
lettes  Band  im  dunkelblondem  Haar. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,042;  br.  0,033. 

Sophie  Friederike  Dinglinger.    Selbstbildnis.    Brustbild  ohne      81 
Hände.    Die  schwarzhaarige  Künstlerin  trägt  ein  graues  Kleid     (96) 
und  eine  weisse  Haube.  A 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,036;  br.  0,030. 

Anna  Poppe,  geb.  Dinglinger.      Sie  war    die  Tochter  Joh.       82 

Melchior  Dinglinger's,    die  Gattin    des  Kaufmanns  Fr.  Poppe,  (97) 
die  Tante  der  Künstlerin.     Brustbild  ohne  Hände  nach  links.       A 
Blaues  Kleid,  Perlenhalsband,  weisse  Spitzenhaube. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,038;  br.  0,032. 

Der  Kaufmann  Franz  Poppe.    Er  war  der  Gatte  der  vorigen  83 

und  dadurch  der  Oheim  der  Künstlerin.    Brustbild  ohne  Hände  (98) 

nach  rechts.    Violetter  Rock,  Spitzenwäsche  und  graue  Perücke  A 
mit  schwarzer  Schleife. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,047;  br.  0,039. 

III.   Die  Preuss'sche  Sammlang 

Bare  49  Bilder  sind  sämtlich  im  Fach  B  aufgestellt. 
Die  Kopien  rühren  nach  Aussage  des  Geh.  Rat  Preuss  selbst 
von  verschiedenen  Künstlern  her,  manche  von  ihnen  von 


876  Die  Miniaturen 

Ernst  Christian  Weser 

Geboren  zu  Dresden  den  12.  Nov.  1783;  gest.  daselbst  den 
23.  Dez.  1860.  Dieser  geschickte  Kopist  angeblich  aller 
Bildchen  dieser  Sammlung  war  Königl.  Sachs.  Obersteuer- 
examinator und  als  Maler  mehr  Dillettant  als  Künstler. 

Den  folgenden  49  Iterrscherbildiiissen  liegen  durchweg  andere,  grössere,  znm 
Teil  berühmte  Originale  zu  Grunde.  Mit  Ausnahme  des  Papstbildes  N.  85  sind  es 
hochovale  Brustbilder  ohne  Hände.  Im  Hübner'schen  Katalog  waren  sie  nicht 
einzeln  aufgeführt  und  daher  auch  nicht  numeriert. 

84  Papst  Julius  II.     Nach  rechts.     Roter  Mantelkragen,  rote 
B        Mütze.     Nach  Raphael's  Bild  im  Palazzo  Pitti  zu  Florenz. 

Elfenbein;  h.  0,068;  br.  0,060. 

85  Papst  Clemens  XIV.     Nach  rechts  mit  segnend  erhobener 
B       Rechten.    Roter  Mantelkragen,  rote  Mütze.    Nach  dem  Bildnisse 

auf  einer  römischen  Tabaksdose. 

Elfenhein;  h.  0,077;  br.  0,060. 

86  Papst  Leo  X.    Nach  links.  Roter  Mantelkragen,  rote  Kappe. 
B       Nach  Raphael's  Bild  im  Palazzo  Pitti  zu  Florenz. 

Elfenbein ;  h.  0,077 ;  br.  0,060. 

87  Papst  Pius  VII.    Halb  nach  links.     Rote  Amtstracht  mit 
B       weissem  Pelze  und  weisser  Kappe.    Nach  einem  Bilde  Wicar's 

in  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

88  Kaiser  Rudolph  von  Habsburg.  Fast  von  vorn.  Die  Krone  im 
B       langen  und  blonden  Haar.    Hellroter  Rock,  grüner  Mantel.    Bez. 

rechts  mit  einem  aus  0  und  G  zusammengesetzten  Monogramm. 
Nach  einem  Bilde  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg. 

Elfenbein;  h.  0.077;  br.  0,060. 

89  Kaiser  Sigismund.    Nach  links.    Die  Krone  auf  dem  Haupte. 
B       Grauer,  rot  eingefasster  Rock,  goldner  Mantel.  Bez.l.  mit  Dürer's, 

rechts  mit  einem  aus  G  und  K  zusammengesetzten  Monogramm. 
Nach  Dürers  Bild  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,063. 

90  Kaiser  Maximilian.    Nach  links.    Brauner  Rock,  feuerroter 
B       Mantel,    goldne  Kette,    schwarzer  Hut.     Bezeichnet    links  mit 

Dürers,  rechts  mit  einem  aus  H  und  K  (Hans  v.  Kulmbach'?) 
zusammengesetzten  Monogramm.  Nach  einem  Bilde  im  Ger- 
manischen Museum  zu  Nürnberg. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,059. 


III.    Preuss'sche  Sammlung  877 

Kaiser  Karl  V.  Nach  rechts.  Graues  Haar,  kurzer  grauer  9 1 
Vollbart.  Schwarzer  Rock,  schwarze  Kopfbedeckung.  Nach  B 
Tizian's  Bilde  iu  der  Kaiserl.  Galerie  zu  Wien. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

Kaiser    Heinrich    IV.    von    Frankreich.       Fast    von    vorn.      92 
Kurzes  graues  Haupthaar  und  kurzer  grauer  Vollbart.    Dunkler       B 
Rock,    kleine  Halskrause,    blaues  Ordenshalsband.     Nach  dem 
Bilde  des  Frans  Pourbus  im  Louvre  zu  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

König  Gustav  Adolf  I.  von  Schweden.    Nach  rechts.    Rot-      93 
blondes  kuzes  Haupthaar.     Schnurr-    und   Kinnbart    von    der-       B 
selben  Farbe.  Harnisch  mit  weissem  Klappkragen  und  gelber  Feld- 
binde. Nach  dem  Porträt  van  Dyck's  in  der  Münchner  Pinakothek. 

Elfenbein ;  h.  0,075  ;  br.  0,056. 

König  Johann  Sobiesky  von  Polen.    Nach  rechts.     Kurzes      94 
dunkelblondes  Haar;  Schnurrbart  von  gleicher  Farbe.  Harnisch;       B 
rot    und    blauer   Pelzmantel.     Nach    einem   Bilde    im  Königl. 
Schlosse  zu  München. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

König  Wilhelm  III.  von  England.     Nach  rechts.     Grünlicher      95 
Harnisch;  weisses  Spitzenhalstuch;  lange  braune  Allongeperücke.       B 
Angeblich  nach  einem  Bilde  Phil.  v.  Dyck's  in  Dresden. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

König  Heinrich  VIII.  von  England.     Von  vorn.    Feuerroter      96 
Hermelinrock  mit  goldener  Kette;  schwarzes  Barett  mit  weisser       B 
Feder.    Nach  der  Kopie  nach  Holbein  in  der  Dresdner  Galerie. 

Elfenbein ;  h.  0,077 ;  br.  0,055. 

König  Christian  II.  von   Dänemark.      Nach    rechts.      Haar      97 
und  Vollbart  braun.     Rock  braun;    Hut  und  Mantel  schwarz.       B 
Nach  einem  Bilde  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg. 

Elfenbein  ;  h.  0,077 ;  br.  0,062. 

König  Franz  I.  von  Frankreich.     Haar  und  Vollbart  kurz,      98 
kraus   und  blond.     Weisser  Rock   mit  goldener  Kette,    blauer       B 
Hermelinmantel,  schwarzes  Barett.  —  Frei  nach  Tizian's  Bild 
im  Louvre  zu  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,060. 

König    Gustav    Wasa    von  Schweden.      Brust    nach    links,      99 
Kopf  nach  rechts.     Langer  dunkelblonder  Vollbart.    Schwarzer       B 


878  Die  Miniaturen 

Rock,  schwarzes  Barett  mit  weisser  Feder.     Nach  einem  Original 
im  Museum  zu  Stockholm. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,060. 

1 00  Zar  Peter  der  Grosse  von  Russland.    Nach  links.    Kleines 
B       Schnurrbärtchen.    Roter  Pelzmantel  und  blaues  Ordensband  über 

dem  Harnisch.  Angeblich  nach  einem  Original  der  Dresdner  Galerie. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

1 0 1  König  Ludwig  XIV.  von  Frankreich.    Nach  rechts.    Harnisch 
B       mit    blauem    Ordensbrustband.     Allongeperücke.     Nach   einem 

Original  Petitot's. 

Elfenbein  ;  h.  0,076 ;  br.  0,056. 

102  König  Karl  XII.  von  Schweden.     Brust  nach    links,    Kopf 
B       nach  rechts.     Kurzgeschorenes  blondes  Haar.     Ueber  blankem 

Harnisch  ein  offener  blanker  Rock  und  eine  schwarze  Halsbinde. 
Angeblich  nach  einem  Original  der  Dresdner  Galerie. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

103  König  August  II.  (derStarke)  von  Polen,  Kurfürst  von  Sachsen. 

B  Brust  leicht  nach  links,  Kopf  leicht  nach  rechts.  Graue  Allonge- 
perücke. Roter,  vorn  offener  Rock  über  blankem  Harnisch. 
Nach  unbekanntem  Original. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,067. 

104  Kaiser  Joseph  II.     Brust    nach    rechts,    Kopf  nach  links. 
B       Grüner  Waffenrock    mit  rotem  Kragen.     Nach  einem  Original 

Jos.  Hickel's  in  Wien. 

Elfenbein  ;  h.  0,075 ;  br.  0,056. 

105  König  Friedrich  II.  (der  Grosse)  von  Preussen.    Nach  links. 
B       Weisse  Perücke,  hinten  mit  schwarzer  Schleife.  Schwarzer  Rock 

mit  Ordensstern.    Weisse  Halsbinde.     Nach  einem  Original  im 
Kaiserlichen  Schlosse  zu  Wien. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

106  König  Georg  III.  von  England.     Nach  rechts.    Weisse,  bis 
B       an    den    Hals    zugeknöpfte    Weste    mit    blauem    Ordensbande. 

Dunkelblauer   Rock    mit   rotem  Kragen.     Weisse  Perücke  mit 
schwarzer  Schleife.     Nach  einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,074;  br.  0,056. 

107  König  Ferdinand  IV.  von  Neapel.      Nach   links.      Duukel- 
B       blauer  Rock    mit    rotem  Kragen;    schwarze  Halsbinde.     Nach 

einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,076;  br.  0,064. 


III.    Preuss'sche  Sammlung  879 

König   Karl  XIII.  von  Schweden.    Nach  links.    Blauer,  fest      108 
zugeknöpfter  Rock    mit    hohem  Kragen    und  weissem   Ordens-        B 
brustband.     Nach  einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,075;    br.  0,056. 

Angeblich    Königin    Catarina    Cornaro    von    Cypern.     Nach      109 
links.     Schwarzes  Witwenkleid    und  schwarzer  Witwenschleier        B 
vor    rotem  Vorhang.       Nach    dem    fälschlich    Pordenone    zu- 
geschriebenen Bild  199A  in  der  Dresdner  Galerie. 

Elfenbein ;  h.  0,077 ;  br.  0,059. 

Königin  Maria  Stuart  von  Schottland.   Nach  rechts.    Sie  trägt      MO 
ein  schwarzes  Kleid  und  weissen  Kragen,  eine  weisse  Haube,  ein  gol-        B 
denes  Kreuz  an  blauem  Bande.  Nach  uns  nicht  bekanntem  Original. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

Königin  Christine  von  Schweden.    Nach  rechts.    Blonde  auf     1 1  I 
die    Schultern    herabfallende  Locken;    Perlenhalsband;    ausge-       B 
schnittenes  dunkles  Kleid  mit  weissem  Brusttuch.     Angeblich 
nach  einem  Original  J.  G.  Beck's. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

Kaiserin    Maria  Theresia    von    Oesterreich.      Nach    links.      1 1 2 
Schwarzes  Trauerkleid  und  schwarze  Trauerhaube.     Nach  einem        B 
Original  Jos.  Hickel's  in  Wien. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

Kaiserin  Katharina  II.  von  Russland.    Fast  von  vorn.    Grüner      113 
Lorbeerkranz  im  grauen  Haar,  dessen  Locken  auf  die  Schultern        B 
herabfallen.     Hermelinmantel    mit    Ordenskette.     Nach  einem 
Original  J.  B.  Lampi's  in  Wien. 

Elfenbein;  h.  0,074;  br.  0,055. 

König  Friedrich  VI.  von  Dänemark.    Fast  von  vorn.    Kurzes      1 14 
rotblondes  Haar.     Feuerroter  Waffenrock  mit   blauem  Kragen       B 
und  Bruststück,  blauem  Ordensbrustband,  silbernen  Epauletten. 
Nach  einer  Tabaksdose. 

Elfenbein  ;  h.  0,075 ;  br.  0,056. 

König    Friedrich   Wilhelm   III.  von  Preussen.      Nach    links.      115 
Dunkelblauer  Waffenrock  mit  rotem,  silberbesetztem  Kragen  und        B 
silbernen  Epauletten.     Nach  einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

König  Maximilian  Joseph  von  Bayern.    Nach  rechts.    Dunkel-      1 1 6 
blauer  Waffenrock  mit  scharlachrotem  Bruststück,  rotem  silber-       B 


880  Die  Miniaturen 

besetztem  Kragen,  rotem  Ordensbrustband,  blauweisser  Schärpe. 
Nach  einem  Original  Joh.  Fr.  Stieler's  in  München. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

I  1 7  König  Friedrich  August  der  Gerechte  von  Sachsen.  Nach  rechts. 

B  Weisser  Waffenrock  mit  feuerroten  Aufschlägen  und  grünem  Ordens- 
band.   Nach  dem  Original  A.  Graff's  in  der  Dresdner  Galerie. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

I  1 8  König  Friedrich  von  Württemberg.     Brust  nach  links,  Kopf 

B  nach  rechts.  Dunkler  Waffenrock  mit  silbernen  Epauletten, 
schwarzem  und  silbernem  Kragen  und  Bruststück,  rotem 
Ordensbrustband.     Nach  einem  Original  in  Stuttgart. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

119  König  Karl  I.  von  England.     Nach    rechts.     Langes    rotes 
B       Haar.    Kinn-  und  Schnurrbart  von  gleicher  Färbung.  Schwarzer, 

aufgeschlitzter   Rock    mit    weissem    Faltenkragen    und    blauem 
Ordenshalsbande.     Frei  nach  einem  Originale  van  Dyck's. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

120  König   Ludwig  XVI.  von   Frankreich.     Nach    links.      (traue 
B       Perücke.    Blauer  Hermelinmantel  mit  goldner  Kette  und  weissem 

Spitzenhalstuch.     Nach  dem  Original  Luca  Sciardi's  in  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

121  König  Gustav  Adolf  II.  von  Schweden.    Nach  links.    Bartloses 
B        Gesicht,  hellblondes  Haar.  Roter  Rock  mit  weissem  Klappkragen ; 

schwarzer  Mantel.  Nach  einem  Original  von  J.  B.  Larapi  in  Wien. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

122  König  Karl  IV.  von  Spanien.     Nach  rechts.    Dunkelblauer 
B        Waffenrock  mit  feuerroten  und  silbernen  Aufschlägen,  blau-weiss- 

blauem  Ordensbrustband.    Angeblich  nach  einem  Original  Goya's. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

123  König  Victor  Emanuel  von  Sardinien.    Nach  rechts.    Weisses 
B       Haar.      Dunkelblauer   Waffenrock    mit   hohem,    gleichfarbigem 

Kragen,  silbernen  Epauletten,  blauem  Ordensbrustband.    Nach 
einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,056. 

124  Kaiser  Karl  der  Grosse.  Von  vorn.  Blonder  Vollbart;  lange 
B       blonde  Locken.    Reich  in  Gold  gestickter  Mantel.   Goldene  Krone. 

Nach  dem  Original Dürer's  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg. 

Elfenbein  ;  "h.  0,075;  br.  0,055. 


HI.   Preuss'sche  Sammlung  881 

Oliver  Cromwell,  Protektor  von  England.     Brust  von  vorn,      125 
Kopf  nach  rechts.   Dünnes  braunes  Haar.    Harnisch  mit  weissem        B 
Klappkragen.     Nach  Andreas  Möllers    Kopie   in  der  Dresdner 
Galerie  (2062)  nach  einem  Original  Rob.  Walkers  in  London. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,059. 

Der  schwarze  König  Christoph  von  Haiti.    Weisse  Perücke.      1 26 
Europäischer  dunkelblauer  Waffenrock  mit  goldenem  und  rotem        B 
Brusteinsatz  und  Kragen,  goldenen  Epauletten  und  einem  Ordens- 
stern.    Nach  einem  englischen  Kupferstiche. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,060. 

Kaiser  Napoleon  I.  von  Frankreich.     Brust  von  vorn,  Kopf      127 
nach  rechts.  Scharlachroter  Hermelinmantel  mit  goldener  Ordens-        B 
kette.  Goldener  Lorbeerkranz  im  kurzen  braunen  Hanr.  Nachlsabey. 

Elfenbein ;  h.  0,074 ;  br.  0,056. 

Kaiser   Alexander  I.  von  Russland.     Nach   links.     Kurzes      |28 
hellblondes    Haar.      Grüner    Waffenrock     mit    rotem    Kragen,        B 
goldenen  Epauletten,    blauem  Ordensbrustbande.      Nach  einem 
Original  St.  Aubin's  in  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,055. 

Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich.     Nach  links.     Spärliches      129 
graues  Haar.     Grüner  Waffenrock    mit   rotem  Kragen.     Nach        B 
einem  Originale  in  München. 

Elfenbein;  h.  0,076;  br.  0,056. 

Sultan  Mohamet  II.     Nach    rechts.      Schwarzer   Vollbart;      130 
schwarz  und  weisser  Turban.      Hellblauer  Rock  mit  schwarzem        B 
Pelzkragen.     Nach  einem  Bilde,    das    Graf  Italinsky  in  Kon- 
stantinopel hatte  anfertigen  lassen. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,059. 

König  Ludwig  XVIII.  von  Frankreich.     Nach  links.    Graues      131 
spärliches  Haar.     Dunkelblauer  Rock  mit  hohem  Kragen,  gol-       B 
denen  Epauletten,  blauem  Ordensbrustband.     Nach  einem  Ori- 
ginal Gerard's  in  Paris. 

Elfenbein;  h.  0,077;  br.  0,060. 

König  Ferdinand  VII.  von  Spanien.      Nach    links.     Kurzes      132 
schwarzes  Haar.    Dunkelblauer  Waffenrock  mit  silberbesetztem,       B 
rotem    Kragen     und    Bruststück,     sowie    blau  -  weiss  -  blauem 
Ordensbande.     Nach  einer  Tabaksdose. 

Elfenbein;  h.  0,075;  br.  0,057. 

56 


882  Die  Miniaturen 

IV.    Die  Ton  ßeitzenstein'sche  Sammlung 

Ihre  66  Bildchen  sind,  mit  Ausnahme  von  N.  142,  im 
Fach  D  ausgestellt. 

A.     Bildchen  bekannter  Künstler 

Jean  Baptiste  Jacques  Augustin 

Geb.  den  15.  August  1759  zu  St.  Die  in  Lothringen;  gest. 
zu  Paris  den  13.  April  1832.  Autodidakt.  Berühmter  fran- 
zösischer Miniaturenmaler  der  Kaiserzeit. 

133  Kaiser  Napoleon  I.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von  vorn, 

(59)  der  Kopf  leicht  nach  rechts  gewandt.     Kurzes  dunkles  Haar. 
D       Grüner  Waffenrock  mit  goldenen  Epauletten  und  Knöpfen,  rotem 

Kragen  und  roter  Weste.    Bez.  links  in  der  Mitte:  Augustin. 

Elfenbein ;  h.  0,063 ;  br.  0,044.  —  Dieses  Bild  bildete  mit  dem  folgenden, 
seinem  Gegenstücke,  die  Deckel  eines  Notizbiichleins,  welches  Kaiser  Napoleon  I. 
der  Konigin  Amalie  von  Sachsen  verehrte. 

1 34  Jerome,  König  von  Westfalen.  Brustbild  ohne  Hände  fast  von 

(60)  vorn.     Dunkler  Krauskopf.     Weisser  Waffenrock  mit  goldener 
D       Stickerei    und   goldenen    Epauletten,    schwarzem  goldbestickten 

Kragen,  rotem  Ordens  brustband.  Bez.  links  i.  d.  M. ;  Augustin. 

Elfenbein;  h.  0,064;  br.  0,044.  —  Vergl.  die  Bemerkungen  zum  vorigen, 
seinem  Gegenstück. 

Jean  Baptiste  Isabey 

Geb.  zu  Nancy  den  11.  April  1767;  gest.  zu  Paris  1855.  Als 
Miniaturist  Scbüler  des  Jacques  Dumont,  peintre  du  roy,  in  Paris. 
Er  gehörte  zu  den  berühmtesten  Miniaturenmalern  seiner  Zeit. 

1 35  Jerome,  König  von  Westfalen.    Brustbild  ohne  Hände  etwas 
(47)     nach  links.    Dunkler  Krauskopf.    Weisser,  mit  Gold  bestickter 

D       Waffenrock,    goldene    Epauletten,    rote   Weste.      Bez.    rechts 
oben:  Isabey. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,058;  br.  0,037. 

Johann  Walch 

Geboren  zu  Kempten  1757;  gestorben  zu  Augsburg  1816. 
Schüler  der  Akademie  zu  Augsburg,  wo  er  sich  nach  längeren 
Reisen   1786  niederliess. 

136  Erzherzog  Karl  von  Oesterreich.     Brustbild    ohne    Hände 
(62)     nach  links.    Weisser  Waffenrock  mit  blauem  Kragen  und  rot- 

D 


IV.   von  Reitzenstein'sche  Sammlung  883 

weiss -rotem  Ordensbrustbande.  Bez.  rechts  in  der  Mitte: 
Walch  1799. 

Elfenbein;  kreisrund;  h.  0,073;  br.  0,073. 

Günther 

Es  ist  nicht  bekannt,  von  welchem  der  verschiedenen  Maler 
dieses  Namens,  die  um  die  Wende  des  XVIII.  und  XIX.  Jahrh. 
lebten,  die  nachfolgenden  Bildchen  herrühren.  Chr.  August 
Günther  (geb.  zu  Pirna  1760;  gest.  zu  Dresden  1824)  erscheint, 
da  er  Landschaftsmaler  war,  weniger  wahrscheinlich  als  Joh. 
Georg  Günther  (Gündter),  der  1766  zu  Altmannstein  in  Bayern 
geb.  wurde  und  1822  als  Inspektor  der  Augsburger  Galerie  starb, 

Erzherzog  Karl  von  Oesterreich.     Brustbild    ohne    Hände  137 

nach  links.     Spärliches  weisses  Haar.    Weisser  Waffenrock  mit  (42) 
blauem  Kragen  und  rot -weiss -rotem  Ordensbande.    Bezeichnet       E 
rechts  unten:  Günther  1793  (nicht  1799). 

Oelmalerei  anf  Glas ;  hochoval ;  h.  0,086 ;  br.  0,066. 

Graf    Laudon,    österreichischer    Feldmarschall.     Brustbild  f  38 

ohne  Hände  nach  links.     Dunkelgrüner  Waffenrock  mit  rotem  (105) 
Kragen,  blauem  und  rot-weiss-rotem  Ordensbande.     Bezeichnet       D 
links  in  der  Mitte:  Günther  17  .  .  (Jahreszahl  undeutlich). 

Oelmalerei  auf  Glas ;  oben  abgerundet ;  h.  0,101 ;  br.  0,088. 

Jeremias  Alexander  Fiorino 

Geboren  zu  Cassel  den  19.  April  1793;  gestorben  zu  Dresden 
den  24.  Juni  1847.    Näheres  unbekannt.    Vergl.  unten  S.  892. 

Prinz  Maximilian  von  Sachsen.     Brustbild  ohne  Hände  nach  1 39 

rechts.    Graues,  zurückgestrichenes? Haar.    Weisser  Waffenrock  (73), 
mit  goldgesticktem   grünen   Krageu/^goldenen  Epauletten  und       D 
einem  Ordensbrustband.   Bez.  rechts  in  der  Mitte:  Fiorino  .  p. 

Elfenbein;  hoehoval;  h.  0,035;  br.  0,022. 

C.  Oppermann 

Nagler's  Künstlerlexikon  neunt  einen  um  1765  in  Braun- 
schweig geborenen  Miniaturmaler  Oppermann,  dessen  Tauf- 
namensinitialen (J.  H.  N.)  aber  mit  denjenigen  unseres  Künstlers 
nicht  übereinstimmen.  140' 

Kaiser  Alexander  I.  von  Russland.     Brustbild  ohne  Hände     (71)> 
nach  links.     Ergrautes  Haar.     Grüner  Waffenrock  mit  rotem,       D 

56* 


884  Die  Miniaturen 

goldgesticktem  Kragen,  goldenen  Epauletten,  blauem  Ordens- 
band. Bezeichnet  rechts  in  der  Mitte:  C.  (im  C.  scheint  noch 
ein  J  zu  stehen)  Oppermann  .  1809. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,056;  br.  0,043. 

M.  Winberg 

Wir  konnten  bis  jetzt  keine  Lebensnachrichteu  dieses  Künstlers 
ermitteln. 

141  Kaiser  Alexander  II.  von  Russland.    Brustbild  ohne  Hände 
(69)     von    vorn.       Der    blauäugige    dunkelblonde    Zar    trägt    einen 

D  grünen  Waffenrock  mit  rotem,  goldgesticktem  Kragen,  goldenen 
Epauletten  und  blauem  Ordensbrustbaud.  Bez.  rechts  in  der 
Mitte :  M.  Winberg. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,044;  br.  0,030. 

B.    Bildchen  unbekannter  Meister 

Die  Bilder,  bei  denen  nichts  anderes  angegeben  ist,  sind 
Brustbilder  oder  Köpfe  ohne  Hände.  Die  Benennungen  beruhen, 
wo  nichts  anderes  angegeben  ist,  auf  dem  Inventar  von  1855  ff. 

142  Carl    Leopold    Christoph  von   Reitzenstein.      Rittmeister  im 

(45)  kursächsischen    Kürassier -Regiment    von    Brenkenhoff.      Halb- 
E       figur  fast  von  vorn.     Brustharnisch    unter    gelbem  Rock    mit 

blausilbernen  Aufschlägen.      In  der  Landschaft   ein    Zeltlager. 

OelMld  auf  Leinen;  h.  0,253;  br.  0,215. 

143  Prinzessin  Marianne  von  Sachsen.   Nach  links.  Blaues  Kleid 
(41)     mit  Ordenskreuz,  Purpurmantel,  weisser  Kopfputz. mit  Federn. 

E  Oelbild  auf  Kupfer;  h.  0.100;  br.  0,080. 

144  Prinz  Albrecht  von  Sachsen -Teschen.    Halbfigur  nach  links. 

(48)  Er  trägt  eine  Perücke,  eine  gelbe  Weste  und  einen  roten  Rock  mit 
D       grünen  Aufschlägen.    Die  rechte  Hand  stützt  er  auf  seinen  Stock. 

Elfenbein;    hochoval;    h.  0,073;    br.  0,058.  —  Gegenstück    zum   folgenden. 

145  Erzherzogin  Christine  von  Oesterreich,  Gemahlin  des  Prinzen 

(46)  Albrecht  von  Sachsen -Teschen.     Halbtigur  nach  rechts  in  blauem 
D       Kleide  mit  Spitzen. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,071;  br.  0,057.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

146  Gräfin  Corvin-Krasinska.  Ein  wenig  nach  rechts.  Schwarzes 

(49)  Tülltuch  über  gelbem  Kleide.    Spitzeuhaube  mit  blauen  Bändern. 

D  Elfenbein;  hochoval;  h.  0,050;  br.  0,041.  —  Erst  im  Hübner'schen  Katalog 

als  die  Grafin  Corvin.     im  Inventar  1S55  ff.  8.  246  als  unbekanntes  Bild. 


IV.   von  Reitzenstein'sche  Sammlung  885 

Maria  Leczinska.  Königin  von  Frankreich.    Fast  von  vorn.  147 

Blonde,  mit  Perlen  durckflochtene  Locken.  An  der  linken  Schulter  (50) 

ein  gelb  und  blaues,  an  der  rechten  ein  weisses  Gewandstück.  D 

Elfenbein;  hoohoval;  h.  0,036;  br.  0,030. 

Kurfürstin  Elisabeth    von    der    Pfalz.     Etwas    nach    links.  148 

Eine    durchsichtige    helle    Haube    auf     hoher    Perücke;     ein  (51) 

schwarzes    Band    um    den  Hals.     Ein  dünnes  Brusttuch  über  D 
blauweissem  Kleide. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,062;  br.  0,051. 

Oberlandfischmeister  von  Wolfersdorff.     Nach  links.     Auf  149 

grünem    Rock    ein    blaues    Ordensbrustband;    hinten    an    der  (52) 

grauen  Perücke  eine  schwarze  Schleife.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,052;  br.  0,042. 

Gräfin  von  Hrzan  und   Hamas,  geb.  Gräfin  Colonna.    Nach  150 

rechts.    Weisses  Kleid ;  durchsichtiges  weisses  Brusttuch;  weisse  (53) 

Haube  im  weissen  Haar.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,049;  br.  0,037. 

Antonie  Gräfin  von  Hrzan  und  Harras.     Halb  nach  links.  151 

Blaues  Kleid;  bläuliche  Haube;  blauschattiges  Gesicht.  (54) 

Elfenbein;  hoohoval;  h.  0,061;  br.  0,048.  D 

König  Maxi,  von  Bayern.     Nach  rechts.    Spärliches,  kurzes  152 

braunes  Haar.    Blauer  Waffenrock  mit  rotem  Bruststück.  (25) 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,045;  br.  0,032.  D 

König  Friedrich  August  der  Gerechte  von  Sachsen.     Nach  153 

links.  Weisse  Perücke.  Weisser  Waffenrock  mit  rotem  Bruststück  (56) 

und  Kragen,  goldenen  Epauletten,  grünem  Ordensbrustband.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,052;  br.  0,033. 

König   Ferdinand  VII.  von  Spanien.     Nach  rechts.    Kurzes  154 

braunes  Haar.     Dunkler,    mit  Gold  bestickter  Rock  mit  blau-  (57) 

weiss-blauem  Ordensbrustband  mit  roter  Gürtelschärpe.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,057;  br.  0,032. 

König  Ludwig  I.  von   Bayern.    Nach  links.    Dunkelblonder  155 

Krauskopf.  Blauer  Waffenrock  mit  rotem,  silberbesetztem  Kragen.  (58) 

Viele  Orden  an  der  Brust.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,057;  br.  0,033. 

Königin  Amalie  von  Sachsen.    Von  vorn,  in  blauem  Kleide  156 

mit  braunem  Pelze.  (61) 

Elfenbein;  hoehoval ;  h.  0,047;  br.  0,037.  D 


886  Die  Miniaturen 

157  Herzogin  Amalie  von  Zweibrücken.  Fast  von  vorn,  in  weissem 

(63)  Hemde  und  rotem,  vorn  geöffnetem  Morgenkleide  mit  Pelzbesatz. 

D  Elfenbein;  hochoval;  h.  0,052;  br.  0,041. 

158  Prinzessin  Marianne  von  Sachsen.     Nach  rechts.    Weisser 

(64)  Hut    mit  einer   roten    Rose,    violettes  Kleid  mit  rosa  Gürtel- 
D       schärpe  und  weissem  Brusttuch. 

Elfenbein;  bochoval;  h.  0,072;  br.  0,05s. 

159  Prinz    Clemens    von    Sachsen,    Kurfürst  von  Trier.     Nach 

(65)  links.    Schwarzer  Rock  mit  goldenem  Kreuz  auf  der  Brust  und 
D       rotem  Brusteinsatz. 

Elfenbein;  hocboval ;  h.  0,078;  br.  0,066. 

160  Kurfürstin  Marie  Antonie  von  Sachsen.      Halbfigur    nach 

(66)  links  auf  grünem  Stuhl.     Die   alte  Dame  stützt  sich  mit  der 
D       erhobenen  Rechten  auf  einen  Stock.    Sie  trägt  ein  helles,  bunt- 
geblümtes Kleid,  eine  schwarze  Tüll- Man  tille  und  eine  kleine 
Haube  mit  blau-weissen  Bändern. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,060;  br.  0,050. 

161  Kaiser  Nikolaus  von  Russland.  Nach  rechts.  Braunes  Haar, 

(67)  blaue  Augen.     Dunkler  Waffenrock  mit  rotem,  goldgesticktem 
D       Kragen,  goldenen  Epauletten,  blauem  Ordensbrustband. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,041;  br.  0,035. 

162  Kaiserin  Alexandra   Feodorowna    von    Russland.     Die    Ge- 

(68)  mahlin  des  Kaisers  Nikolaus.     Fast  von  vorn   vor  rotem  Vör- 
D       hang.     Auf  dem  Kopfe   eine  kleine  Krone,    eine  Perlenschnur 

um    den    Hals.     Ausgeschnittenes    weisses  Kleid    mit    blauem 
Ordensband  unter  dem  Hermelin. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,041;  br.  0,02«. 

163  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen.      Nach    rechts, 
(70)     halb  von  hinten.    Blauer  Waffenrock  mit  rotem,  goldgesticktem 

D       Kragen  und  mit  orangefarbenem  Ordensband  über  dem  Rücken. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,010;  br.  0,032. 

164  Prinzessin    Elisabeth    von    Sachsen.      Leicht    nach    rechte. 
(72)     Grau  gepudertes  Haar.    Hellblaues  ausgeschnittenes  Kleid  mit 

D       durchsichtigem  weissen  Brusttuch. 

Elfenbein;  bochoval;  h.  0,050;  br.  0,040. 

165  Prinzessin  Elisabeth  von  Sachsen.     Halbfigur  fast  von  vorn 
(74)     ohne  Hände.  Ausgeschnittenes  kornblumenblaues  Kleid  mit  Pelz- 

D       besatz.    Links  im  Hintergrunde  eine  Säule,  rechts  grüne  Büsche. 

Pergament;  h.  0,045;  br.  0,061. 


IV.   von  Reitzenstein'sche  Sammlung  887 

Weibliches  Bildnis.      Halbfigur    ohne    Hände   nach    links.  166 

Weisses    Kleid    mit    hellroter    Pelzjacke.      Kopfschmuck    mit  (75) 

dunklen  Federn  und  weissem  Schleier.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,063;  br.  0,051. 

Kurfürst    Maximilian    Josef    von    Bayern.       Nach    rechts.  167 

Langes,  auf  dem  Rücken  gebundenes  Haar.  Blau  und  roter  Rock.  (76) 

Pergament;  hochoval;  h.  0,018;  br.  0,015.  D 

Herzog  Karl  von  Pfalz- Zweibrücken.     Nach  rechts.    Hell-  168 

blauer,   mit  Gold  besetzter  Rock;    darunter  ein   rot-weiss-rotes  (77) 

Ordensbrustband.  D 

Elfenbein;  hochoval;  0,029;  br.  0,023. 

Baron  Fersen.    Schwedischer  Oberkammerherr.    Im  Profil  169 

nach  links.     Graue  Perücke;  blau  und  gelber  Rock.  (78) 

Elfenbein;  hoehoval ;  0,017;  br.  0,014.  D 

Kurfürstin  Elisabeth  von  der  Pfalz.    Fast  von  vorn.     Grau  170 

gepudertes  Haar.     Ausgeschnittenes  weisses  Kleid;    Hermelin-  (79) 

mantel;  feuerrotes  Ordensband.  D 

Pergament;  hochoval;  h.  0,029;  br.  0,023. 

Weibliches  Bildnis.     Nach  links.     Blaues  Band  im  Haar,  171 

dessen  helle  Locken  auf  die  Schultern  herabfallen.  (80) 

Pergament;  hochoval;  h.  0,018;  br.  0,016.  D 

König  August  III.  von  Polen,  Kurfürst  von  Sachsen.    Halb-  172 

figur    ohne    Hände    nach   rechts.     Ueber    die  Ohren    gezogene  (81) 

Perücke.    Grauer  Stahlharnisch  mit  feuerrotem  Ordenshalsband  D 
und  blauem  Hermelinmantel. 

Pergament;    oben    abgerundet;    h.  0,044;    br.    0,062.   —   Gegenstück   zum 
folgenden. 

Kurfürstin  Maria  Anna  von  Bayern.    Halbfigur  nach  links.  173 

Sie  trägt  ein    ausgeschnittenes    grünes  Kleid    und    stützt   sich  (83) 

mit  der  erhobenen  Rechten  auf  einen  Stock.    Links  ein  Hund.  D 
Im  Hintergrunde  Bäume. 

Pergament;    oben   abgerundet;    h.   0,047;    br.   0,062.    —   Gegenstück   zum 
vorigen. 

Kurfürstin    Marie   Antonie   von   Sachsen.     Halbfigur    nach  174 

links  auf  gelbbezogenem  Stuhle.     Sie  trägt  ein  blaues,  braun  (82) 

besetztes  Kleid,  einen  schwarzen  Schleier  im  grauen  Haar  und  D 
stützt    sich    mit    erhobener   Rechten   auf  einen  Stock.     Links 
liegt  ihre  Krone  auf  blauem  Mantel. 

Elfenbein;  breitoval;  h.  0,043;  br.  0,054. 


888  Die  Miniaturen 

175  Weibliches  Bildnis.     Fast  von  vorn.     Hut  und  Kleid  von 

(84)  hellroter  Farbe. 

D  Elfenbein;  hochoval;  h.  0,040;  br.  0,030. 

176  Prinzessin  Elisabeth  von  Sachsen.    Fast  von  vorn.    Blaues 

(85)  Kleid    mit    braunem  Pelz;    ein    Rosenkranz    im    hochfrisierten 
D       grau  gepuderten  Haar. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,026;  br.  0,020. 

177  Prinzessin  Christine  von  Sachsen.     Sie  war  Aebtissin  von 

(86)  Remiremont.    Nach  rechts.    Sie  trägt  ein  ausgeschnittenes  rotes 
D       Kleid.     Hinter  ihr  vor  braunem  Vorhang  liegt  eine  Hermelin- 
krone auf  violettem  Kissen. 

Pergament;  hochoval;  h.  0,037;  br.  0,031. 

1 78  Kurfürst  Carl  Theodor  von  Bayern.    Nach  links.    Das  feuer- 

(87)  rote  Gesicht  mit  weisser  Perücke  umrahmt.    Eine  goldene  Kette 
D       auf  weissem  Gewände. 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;  hoeboval;    h.  0,031;  br.  0,026.    —    Gegenstück 
zum  folgenden. 

179  Kurfürstin  Elisabeth  von  Bayern.    Nach  links.    Blaues  Kleid 

(88)  mit  rot-blauer  Ordensschleife.     Brauner  durchsichtiger  Schleier. 

D  Elfenbein;  hochoval;  h.  0,031;  br.  0,026.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 

180  König  Friedrich  August  der  Gerechte  von  Sachsen.     Nach 

(89)  rechts.     Weisser  Waffenrock  mit  rotem  Bruststücke,   goldenen 
D       Knöpfen,  blauem  Ordensbrustband. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,042;  br.  0,032. 

181  König  Friedrich  August  der  Gerechte  von  Sachsen.     Nach 

(90)  rechts.     Weisser  Waffenrock  mit    rotem  Bruststücke,  goldenen 
/    D       Knöpfen,  blauem  Ordensbrustband. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,030:  br.  0,023. 

182  Kurfürst  Maximilian  Josef  von  Bayern.    Nach  rechts.    Blauer 

(91)  Rock,  roter  Mantel  mit  feuerrotem  Ordenshalsbande. 

D  Pergament;  h.  0,026;  br.  0,032. 

183  Prinz    Albrecht    von    Sachsen  -  Teschen.       Nach     rechts. 

(99)  Hermelinmantel  mit  grün-rot-grünem  Ordensband.    Am  Hinter- 
D       köpf  eine  schwarze  Schleife. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,065;  br.  0,046.  —  Gegenstück  zum  folgenden. 

184  Erzherzogin    Christine     von    Oesterreich.       Gemahlin    des 

(100)  Prinzen  Albrecht  von  Sachsen-Teschen.     Nach  links.     Weisses 
D       Kleid,  weisse  Haube,  graue  Locken. 

Elfenhein;  hochoval;  h.  0,007;  br.  0,046.  —  Gegenstück  zum  vorigen. 


IV.    von  Reitzenstein'sche  Sammlung  889 

König   August   II.   (der   Starke)    von    Polen,    Kurfürst    von  185 

Sachsen.     Nach  links.     Harnisch,  Purpurhermelin  und  mäch-  (101) 

tige  Allongeperücke.  D 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;  hochoval;  h.  0,029;  br.  0,023. 

König  Friedrich  August  der  Gerechte   von  Sachsen.    Nach  186 

rechts.     Weisser  Waffenrock  mit    rotem  Kragen    und   grünem  (102) 

Ordensbrustband.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,041 ;  br.  0,032. 

Prinzessin  Marianne  von  Sachsen.    Fast  von  vorn.    Feuer-  187 

rotes  Kleid  mit  braunem  Pelzbesätze,  weisser  Tüllschleier  mit  (103) 

Rosen  auf  der  mächtigen  grauen  Frisur.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,038;  br.  0,033. 

Kurfürst    Maximilian    Josef   von   Bayern.     Halbügur    nach  188 

rechts.     Harnisch    und    Purpurhermelia    mit    blauem    Ordens-  (104) 

brüst-  und  dunkelgelbem  Ordenshalsband  vor  blauem  Vorhang.  D 

Pergament;  h.  0,040;  br.  0,055. 

Maria  von  Toskana  und  Friedrich  August  von  Sachsen  als  189 

Kinder.     Kniestück,    balb    nach   rechts.     Arm    in  Arm  stehen  (106) 

die  prinzlichen  Kinder  in  weissen  Kleidern  da.  D 

Elfenbein;  kreisrund;  h.  0,064;  br.  0,064. 

König  August  III.  von  Polen,  Kurfürst  von  Sachsen.    Nach  190 

rechts.     Weisse,    die  Ohren  bedeckende  Perücke.     Ein  kleines  (107) 

Stück  des  blauen  Mantels  siebtbar.  D 

Pergament;  hochoval;  h.  0,024;  br.  0,019. 

Kurfürstin  Maria  Anna  von  Bayern.    Nach  links.    Weisses  191 

Kleid  mit  blauem  Bande  und  durchsichtigem  Brusttuche.  (108) 

Elfenbein;  hoch  achteckig;  h.  0,031;  br.  0,019.  D 

Kurfürst    Friedrich    Christian    von  Sachsen.      Nach    links.  192 

Weisse    Perücke.     Nur    ein    kleines    Stück    der    Kleidung   am  (109) 

Halse  sichtbar.  D 

Pergament;  hoehoval;  h.  0,026;  br.  0,019. 

Prinz  Maximilian  von  Sachsen.  Nach  links.  Weisser  Waffen-  1 93 

rock  mit  gelbem  Kragen,  goldenen  Epauletten,  blauem  Ordens-  (110) 

brustband.  -*D 

Elfenbein;  hoch  achteckig;  h.  0,029;  br.  0,017. 

Kurfürstin  Maria  Antonie  von  Sachsen.    Nach  links.    Aus-  194 

geschnittenes  blaues  Kleid;    schwarzer  Schleier,    der  von  ihrer  (111) 

weissen  Haube  herabfällt.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,023;  br.  0,019. 


890  Die  Miniaturen 

195  Prinzessin    Karoline    von    Parma.     Gemahlin    des    Prinzen 

(112)  Maximilian    von    Sachsen.     Nach    rechts.      Blaues    Kleid    mit 
D       weissem  Brusttuche  und    einer   mit   einer  Perle  geschmückten 

blauweissen  Schleife. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,055;  br.  0,046. 

196  König  Maximilian  I.  von  Bayern.     Nach  rechts.    Spärliches 

(113)  braunes  Haar.     Blauer  Waffenrock  mit  rotem  Bruststück  und 
D       Kragen,  rotem  Ordensbrustbande. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,048;  br.  0,029. 

1 97  Herzogin  Christine  von  Sachsen-Teschen.    Nach  links.    Lila 

(114)  mit  Spitzen  besetztes  Kleid;  lila  Federhut  im  hochfrisierten  Haar. 

D  Elfenbein  ;  hochoval ;  h.  0,047  ;  br.  0,037. 

198  König  Maximilian  I.  von  Bayern.    Fast  von  vorn.    Weisser 

(115)  Waffenrock  mit  rotem  Kragen  und  Brusteinsatz.    Auf  der  Brust 
D       ein  roter  und  ein  blauer  Ordensstern. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,0(19;  br.  0,059. 

Y.    Die  Grrahl'sche  Sammlang 

Ihre   sieben   auf   Elfenbein    gemalten    Bildchen    sind  im 
Fache  A  ausgestellt. 

August  Grahl 

Geboren  als  Sohn  eines  Berliner  Fabrikbesitzers  auf  einer  Reise 
seiner  Eltern  in  Mecklenburg  den  26.  Mai  1791;  gestorben  zu 
Dresden  den  13.  Juni  1868.  Schüler  der  Berliner  Akademie; 
1813  Freiwilliger  bei  den  schwarzen  Husaren.  Tätig  anfangs 
in  Berlin,  1821  —  1823  in  Wien,  dann  bis  1830  in  Rom, 
1831  in  England,  1832—1835  in  Berlin,  seit  dieser  Zeit 
in  Dresden.  Er  malte  hauptsächlich  Miniaturbildnisse  und  war 
der  Erfinder  einer  besonderen  Farbenmischung,  deren  Geheimnis 
er  mit  ins  Grab  nahm. 

198  A  Bildnis  des  Tonsetzers  Sigismund  Neukomm.  (1778 — 1858). 

A       Brustbild  ohne  Hände  nach  rechts.  Der  dunkelblonde,  blauäugige 

Künstler  trägt  einen  schwarzen  Anzug  mit  Ordenskreuzen,  eine 

hohe    weisse    Halsbinde    und    Vatermörder.     Bezeichnet  rechts 

unten:  A.  Grahl,  Roma  1826. 

Elfenbein;  h.  0,145;  br.  0,115.  —  Unter  dem  Bilde  (auf  der  Unterlage) 
befand  sich  die  Unterschrift:  'Farben  und  Töne  sind  sinnige  Worte,  in  denen  sich 
unser  höheres  Wese7i  ausspricht.     Rom  am  12.  Aug.  1826.      S.  Neuko»n». 


V.    Grahl'sche  Sammlung  891 

Bildnis  des  Bildhauers  Bertel  Thorvaldsen  (1770 — 1844).    I98B 
Brustbild  ohne  Hände    auf   grüngrau  getöntem  Grunde.     Der       A 
Körper  fast  von  vorn,  der  Kopf  leicht  nach  links.     Der  bart- 
lose,  graulockige,   blauäugige   sechzigjährige  Meister  trägt  ein 
weisses  Hemd    ohne   Halsbinde,    eine    grüne  Weste  und  einen 
dunkelbraunen  Pelzmantel.  Bez.  r.:  A.  GRAHL  .  ROMA  1830. 

Elfenbein;   an  den  vier  Rändern  mit  Holz  angestückt;    h.  0,260;  br.  0,195. 

Bildnis  der  Kronprinzessin  Elisabeth  von  Preussen,  Gemahlin  i  98  C 
des  nachmaligen  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.  Halbfigur  ohne  A 
Hände,  fast  von  vorn.  Der  Kopf  ist  leicht  nach  rechts  gewandt. 
Die  braunlockige,  blauäugige  Fürstin  trägt  ein  gelbes  ausge- 
schnittenes Kleid,  einen  mit  braunem  Pelz  besetzten,  lose  um 
die  Schultern  gehängten  roten  Mantel,  eine  Perlenhalskette  und 
einen  breiten,  mit  Federn  geschmückten  roten  Hut. 

Elfenbein;  h.  0,190;  br.  0,145.  —  Das  Bild  ist  1831  gemalt. 

Bildnis  der  Kaiserin  von  Russland,     Gemahlin    des    Kaisers    1 98  D 

Nikolaus.    Brustbild  ohne  Hände.    Die  blondgelockte,  blauäugige       A 
Fürstin  trägt  ein  ausgeschnittenes  blaues  Kleid,  eine  vierfache 
Perlenschnur  um  den  Hals,  ein  Perlenband  im  Haar. 

Elfenbein;  h.  0,40;  br.  0,40. 

Bildnis  der  Mrs.  Waddington.  Sie  war  die  Schwieger-  I98E 
m utter  von  Bunsen's,  des  damaligen  preussischen  Gesandten  in  A 
Rom.  Brustbild  ohne  Hände,  etwas  nach  rechts.  Die  braun- 
äugige Dame  ist  ganz  schwarz  gekleidet.  Ueber  schwarzem 
Hute  trägt  sie  auch  einen  schwarzen,  geblümten  Tüllschleier. 
Rechts  die  Inschrift:  „you  have  creoted  what  you  wished 
to  find!    G.  M.  W.  October  1831.« 

Elfenbein;  h.  0,165;  br.  0,140. 

Bildnis    des  Königsberger  Arztes  Dr.  Motherby.     Brustbild    1 98  F 
ohne  Hände  nach  links.    Der  schon  ergrauende,  dunkelhaarige,       A 
braunäugige,  glattrasierte  Gelehrte  trägt  ein  weisses  Halstuch, 
eine  gelbe  Weste,    einen  blauen  Rock  und  einen  grauen,    mit 
braunem  Pelze  versehenen  Mantel. 

Elfenbein;   h.  0,150;    br.  0,110.    —   Unter  dem  Bilde   (auf  einer  Unterlage) 
stand : 

Uralt  ist  des  Künstlers  und  Arztes  Gemeinschaft ; 

Lächelt  doch  beiden  Apoll,  beiden  ein  freundlicher  Gott. 
Drum,  was  so  lange  bestand,  muss  ewig  als  solches  bestehen 
Und  nichts  trennet  den  Bund,  der  in  dem  Gotte  sich  eint. 
Königsberg,  den  12.  Febr.  1832.  W.  Motherby. 


892  Die  Miniaturen 

I98G  Bildnis  der  Gräfin  Potozka.     Halbfigur   ohne   Hände  nach 

A       links  auf  rotem  Sammetsessel.    Die  dunkelhaarige,  braunäugige 

Schönheit    trägt    ein    vorn    etwas    ausgeschnittenes  schwarzes 

Sammetkleid,    eine    weisse    Spitzenhaube    mit  Rosen    und  rosa 

Atlasbändern  und  eine  schwarze  Schnur  um  den  Hals. 

Elfenbein;  h.  0,190;  br.  0,145.  —  Das  Bild  ist  1836  in  Dresden  gemalt. 

VI.  Einzeln  erworbene  Miniatnrbüder 
Jer.  Alex.  Fiorino 

Lebensuachrichten  oben  zu  N.   139   (73)  Seite  883. 

199  Der  Sänger  Filippo  Sassaroli.    Brustbild  ohne  Hände  nach 

(147)    rechts.     Der    schwarzhaarige  Sänger    trägt  eine  weisse  Weste, 
C        einen    blauen    Rock    mit  goldenen  Knöpfen,    Vatermörder  und 
eine  weisse  Halsbinde. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,056;  br.  0,045.  —  1866  als  Vermächtnis  des 
Fräulein  Charlotte  Hasse.  Die  Benennung  des  Künstlers  beruht  auf  dem  Inventar 
1855  ff.  S.  51. 

1 99  A  König  Anton  von  Sachsen  in  roter  Uniform.     Brustbild  ohne 

D  Hände  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.  Feuerroter  Uniform- 
rock, silberne  Epauletten  und  Kragen.  Breites  grünes  Ordens- 
band um  die  Brust;  ein  Ordenskreuz  um  den  Hals,  ein  Stern 
auf  der  Brust.  Keine  Kopfbedeckung.  Leicht  ergrautes  Haar. 
Bez.  rechts :  Fiorino  .  p. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,044;  br.  0,032.  —  1890  von  Herrn  Geh.  Justizrat 
Dr.  Gille  in  Jena  erworben. 

I99B  König  Anton  von  Sachsen  in  roter  Uniform.     Brustbild  ohne 

D  Hände  nach  rechts  auf  hellblauem  Grunde.  Weisser  Uniform- 
rock, silberne  Epauletten  und  Kragen.  Breites  grünes  Ordens- 
band um  die  Brust;  ein  Ordenskreuz  um  den  Hals,  ein  Stern 
auf  der  Brust.  Keine  Kopfbedeckung.  Graues  Haar.  Bez.  r.  mit 
dem  aus  I.  A  und  F  zusammengesetzten  Monogramm  und  Pt. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,053;  br.  0,032.  —  1890  von  Herrn  Geh.  Justizrat 
Dr.  Gille  in  Jena  erworben. 

Friedrich  Moritz  August  Retzsch 

Geb.  zu  Dresden  den  9.  Dezember  1779;  gest.  in  der  Lössnitz 
den  11.  Juni  1857.  Schüler  der  Dresdner  Akademie,  besonders 
Grassi's,  seit  1798.  1816  Mitglied,  später  ausserordentlicher 
Professor  der  Dresdner  Akademie. 


VI.    Einzeln  erworbene  Miniaturbilder  893 

Frau  von  Somaruga.     Brustbild   ohne   Hände  nach  links.     200 
Die  dunkelblonde  Dame    trägt    ein  weisses    Kleid    und  einen    (40  a) 
grünen  Mantel.  E 

Oelfarbe  auf  Eisenblech ;  hochoval;  h.  0,077;  br.  0,064.  —  1879  von  Frau 
von  Somaruga,  geb.  von  Ploetz,  selbst  der  Galerie  geschenkt. 

Frau  Ad.  Güntz.  geb.  Zungen  (vermählt  1834).    Halbfigur   200  A 
ohne  Hände  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.    Die  dunkelblond-       A 
gelockte,    blauäugige   junge  Frau    trägt    ein    ausgeschnittenes 
schwarzes  Kleid,  einen  dunkelroten  Ueberwurf  über  der  linken 
Schulter  und  ein  Diadem  mit  blauen  Perlen  im  Haar. 

Oelfarbe  auf  Eisenblech ;  h.  0,165;  br.  0,155.  —  1891  als  Geschenk  des 
Herrn  Stabsarztes  Dr.  med.  J.  E.  Güntz  in  Dresden.  Die  Dargestellte  war  die  erste 
Gattin  seines  Vaters. 

Christian  Gottiieb  Dolst 

Geb.  zu  Dresden  1740;  gest.  daselbst  den  7.  Juni  1814. 
Ursprünglich  zum  Gelehrten  bestimmt,  studierte  er  seit  1755 
beim  Hofminiaturmaler  Johann  Emanuel  Goebel  in  Dresden  und 
Warschau  die  Miniaturmalerei.  Nachdem  er  diese  Kunst  mit 
Erfolg  in  vielen  Städten  und  an  vielen  Höfen  ausgeübt,  wurde 
er  1763  Lehrer  an  der  Dresdner  Kunstakademie,  später  In- 
spektor am  hiesigen  Kupferstich-Kabinett. 

Der    Kupferstecher    Joh.  Ad.  Darnstedt.      (Geb.   1769    zu   200  B 
Auma;  gest.  den  5.  Mai  1844  als  Akademieprofessor  in  Dresden.)        C 
Brustbild  ohne  Hände  auf  grauem   Grunde.     Der  glattrasierte 
Künstler  trägt  einen  bräunlichen  Rock    und  weisse  Halsbinde. 

Elfenbein;  h.  0,054;  br.  0,044.  —  1902  unter  der  Hand  gekauft. 

Jos.  Dom.  Oechs 

Geb.  zu  Erbach  bei  Ulm  1776;  gest.  zu  Mitau  1836.  Schüler 
seines  Bruders  Anton  Oechs  in  Regensburg.  Später  in  Dresden 
nahm  A.  Graff  sich  seiner  an.  Seit  1824  Zeichenlehrer  und 
Kaiserl.  Rat  am  Gymnasium  zu  Mitau. 

Ludwig  Tieck.    Brustbild  ohne  Hände  auf  grauem  Grunde.    200  C 
Der  rothaarige  Dichter  trägt  einen  grünen  Rock.  A 

Elfenhein;  h.  0,150;  br.  0,108.  —  1908  im  Dresdner  Kunsthandel  erworben. 

Josef  Kriehuber 

Geboren  den  14.  Dezember  1801  in  Wien;  gestorben  daselbst 
den    30.  Mai   1876.      Schüler    der    Wiener    Akademie    unter 


894  Die  Miniaturen 

Füger.     Später  namentlich   zum  Miniaturmaler.    Zeichner  und 
Lithographen  entwickelt. 
200  D  Bildnis    der    Schauspielerin    Julie    Rettich.     Kniestück    vor 

52  b  c  weissem,  grau  schraffiertem  Grunde.  Im  ausgeschnittenen 
'^pfe/ier  *  weissen  Kleide  sitzt  die  dunkellockige,  helläugige  Künstlerin, 
mit  dem  Körper  nach  links,  mit  dem  Kopfe  nach  rechts  ge- 
wandt, in  niedrigem  Sessel.  Die  allein  sichtbare  Linke  ruht, 
mit  einem  Handschuh  bekleidet  über  ihrem  Taschentuch  in 
ihrem  Schoosse.  Ihr  einziger  Schmuck  ist  die  goldene  Schnalle 
ihres  Gürtels.     Bez.  r.  u.:  Kriehuber,    Wien  832. 

Pergamentpapier.  Leicht  aquarellierte  Bleistiftzeichnung;  h.  0,201  mm; 
br.  0,160  mm.  —  1908  durch  Herrn  Kunstmaler  Vetter  als  Geschenk  aus  dem 
Nachlasse  der  Generalin  von  Heinemann. 

Unbekannte  Künstler 

20  |  6raf  Camillo  Marcolini.     Brustbild    nach    links    vor  einer 

E  Mauer,  neben  der  man  links  in  die  Landschaft  blickt.  Schwarzer 
Rock  mit  Ordensstern,  blaue  Weste,  rotes  Ordenshalsband. 
An  der  Brust  ist  die  Rechte  sichtbar. 

Papier;  h.  0,270;  br.  0,213.  —  1873  als  Geschenk  aus  dem  Nachlasse  des 
Königs  Johann. 

202  Schloss    Nymphenburg    bei    München.      Ansicht    aus   der 
(44)     Vogelperspektive.     Vorn    der  Weiher  mit  Schwänen  und  einer 

D  Gondel.  Im  Mittelgrande  hinter  den  Gartenaulagen  das  rot- 
dachige  Schloss  mit  seinen  Nebengebäuden.  Im  Hintergrunde 
die  weite  Landschaft. 

Pergament;  h.  0,232;  br.  0,190.  —  1780  durch  den  Kammerherrn  von 
Nitsche  zur  Galerie  geliefert. 

203  Bildnis  Friedrich  August  des  Gerechten  in  jüngeren  Jahren. 

D  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.  Blauer 
Rock.  Weisse  Halsbinde.  Weisse  Perücke.  Stern  des  polnischen 
weissen  Adlerordens. 

Elfenbein ;  h.  0,028 ;  br.  0,019.  —  1892  von  Frau  Vestri,  geb.  W&chter,  erworben. 

VII.    Das  von  Zahn'sche  Vermächtnis 

Seine    sechs    auf    Elfenbein   gemalten    Bildchen   sind  im 
Fach  B  ausgestellt. 

Christian  Gottlieb  Dolst 

Lebensnachrichten  auf  S.   893. 


VII.    Das  von  Zahn'sche  Vermächtnis  895 

Der  Bürgermeister  Heyme.     Brustbild   ohne    Hände    nach     204 
rechts  auf  gelbgrauem  Grunde.    Hohe  Stirn,  Haarbeutel,  offener       B 
grauer  Bock. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,018;  br.  0,016. 

Frau  Bürgermeister  Heyme.     Brustbild  ohne  Hände    nach     205 
rechts  auf  gelbgrauem  Grunde.    Weisses,  vorn  ausgeschnittenes       B 
Kleid.    Schwarzer  Schleier  vom  Kopf  auf  die  Schultern  herab- 
fallend. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,017;  br.  0,013. 

Frau  Bürgermeister  Heyme  in  späteren  Jahren.     Brustbild     206 
ohne    Hände    nach    rechts    auf    gelbgrauem    Grunde.     Kurzes       B 
Lockenhaar.     Weisses  Kleid.     Weisser  Schleier  vom  Kopf  auf 
die  rechte  Schulter  herabfallend. 

Elfenbein;  hoohoval;  h.  0,052;  br.  0,040. 

Die  Gattin  des  Künstlers.     Brustbild  ohne  Hände  fast  von     207 
vorn'  auf  grauem  Grunde.      Weisses    Spitzenkleid,    am    Halse       B 
etwas    ausgeschnitten.      In  leicht  gepudertem  Haar  eine  Rose 
über  goldenem  Diadem. 

Elfenbein ;  hochoval ;  h.  0,037;  br.  0,034. 

Die  Schwiegermutter  des  Künstlers.    Brustbild  ohne  Hände     208 
nach  links  auf  grünlichem  Grunde.     Blaues,    ausgeschnittenes       B 
Kleid  mit  schwarzer   Spitzenmantille.     Gepuderte   Frisur    und 
Ohrgehänge. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,047;  br.  0,038. 

Ernst  Christian  Weser 

Lebensnachrichten  auf  S.   876. 

Der  Augenarzt  Hofrat  Dr.  Pönitz.     Brustbild  ohne  Hände     209 
nach  links  auf  grauem  Grunde.    Blondes  in  die  Stirn  fallendes       B 
Haar.    Blaue  Augen.    Blauer  Rock;  weisse  Weste,  hohe  weisse 
Halsbinde.  Bez.  auf  der  Rückseite:  Ernst  Weser pinx.  1805. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,061;  br.  0,049. 

VIII.    Das  Kriebersche  Vermächtnis 

Seine  14  kleinen  Bildnisse  hochgestellter  und  hervorragender 
sächsischer  Persönlichkeiten  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts, 
deren  Bestimmung  wir  Herrn  Hofrat  Müller    verdanken,    sind 


896  Die  Miniaturen 

im  Fach  D  ausgestellt.  Unter  ihren  Künstlern,  die  noch  nicht 
ermittelt  worden,  scheint  Chr.  Gottl.  Dolst  vertreten  zu  sein. 
Sie  sollen  grösstenteils  aus  dem  Nachlasse  Marcolini's  stammen. 

Unbekannte  Miniaturisten 

Ende  des  XVIII.  Jahihunderts 

210  Prinzregent    Franz    Xaver    von    Sachsen.     Brustbild  ohne 

D  Hände,  etwas  nach  rechts  auf  grauem  Grunde.  Weiss -blaue 
Uniform  eines  kursächsischen  Infanterieregiments  mit  dem 
Bande  des  polnischen  weissen  Adlerordens. 

Elfenbein;  hochoval ;  h.  0,037;  br.  0,031. 

2 1  I  Kurfürstin  Marie  Antonie  von  Sachsen,  geb.  Prinzessin  von 

D  Bayern.  Brustbild  ohne  Hände  nach  links  auf  bräunlichem 
Grunde.  Ausgeschnittenes  blaues  Kleid  mit  schwarzem  Spitzen- 
umhang. 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;  hochoval;  h.  0,040;  br.  0,035. 

212  Friedrich  August  der  Gerechte  in  jüngeren  Jahren.    Brust- 
D       bild  ohne  Hände  nach  links  auf  grauem  Grunde.    Weiss -rote 

Uniform  des  Infanterieregiments  >  Churfürst  mit  dem  Ordens- 
bande des  polnischen  Weissen  Adlers. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,049;  br.  0,038. 

213  Friedrich  August  der  Gerechte  in  jüngeren  Jahren.    Brust - 
D       bild  ohne  Hände  nach  rechts  vor    leicht    bewölktem    Himmel. 

Uniform  des  Kürassierregiments    »Churfürst« . 

Schmelzmalerei  auf  Kupfer;  hoohoval;  h.  0,046;  br.  0,03ü. 

214  Friedrich   August  der  Gerechte.       Brustbild    nach    rechts 
D       vor    bewölktem    Himmel.        Uniform    des    Kürassierregiments 

»Churfürst«. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,033;  br.  0,026. 

215  Friedrich  August  der  Gerechte.       Brustbild    uach    rechts 
D       ohne  Hände  auf   grauem  Grunde.       Uniform    des    Kürassier- 
regiments »Churfürst«. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,048;  br.  0,039. 

2 1 6  Friedrich  August  der  Gerechte.       Brustbild    ohne    Hände 
D       nach  rechts    vor   grauem    Grunde.     Weiss -rote    Uniform    des 

Infanterieregiments   » Churfürst  . 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,042;  br.  0,033. 


VIII.   Das  Kriebel'sche  Vermächtnis  897 

Friedrich  August  der  Gerechte.       Brustbild    ohne    Hände     2 1 7 
nach  rechts  auf  dunkelgrauem  Grunde.      Weiss -rote   Uniform       D 
des  Infanterieregiments  »Churfürst«. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,059;  br.  0,047. 

Friedrich  August  der  Gerechte.       Brustbild    ohne    Hände     2 1 8 
nach    rechts    vor    grauem    Grunde.     Helles    Hofkleid,    blaues       D 
Ordensband  des  polnischen  weissen  Adler-Ordens. 

Schmelzmalerei  auf  Porzellan ;  h.  0,062 ;  br.  0,044. 

Ein  geistlicher  Würdenträger,  vielleicht  der  päpstliche  Legat     2 1 9 

Accoromboni  (nach  G.  Müller).     Brustbild    ohne    Hände    nach       D 
rechts  vor  braunem  Grunde.  Schwarze  Soutane  mit  dem  Michaelis- 
orden  am  roten  Bande. 

Elfenbein;  hoch  Tal;  h.  0,089;  br.  0,068. 

Vornehme  Dame  mit  dem  Sternkreuzorden.     Brustbild  ohne     220 
Hände  im  Profil  nach  links  vor  graubraunem  Grunde.    Reicher       D 
dunkelblonder  Haarwuchs.     Blaues  Kleid. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,061;  br.  0,055. 

Dame  mit  Maske.     Brustbild  mit  Händen  nach  links  vor     22  I 
grauem  Grunde.    Weisses  Kleid  mit  rosa  Bändern  und  Rosen.       D 
In  der  Rechten  hält  sie  eine  schwarze  Maske. 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,055;  br.  0,044. 

Unbekannte  Dame.     Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts     222 
vor  grauem  Grunde.     Lila  Kleid.     Blumen  im  Haar.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,048;  br.  0,040. 

Unbekannte  Dame.     Brustbild    ohne    Hände    nach    rechts     223 
auf  grauem  Grunde.     Brusttuch,  blaues  Band  im  Haar.  D 

Elfenbein;  hochoval;  h.  0,035;  br.  0,027. 


57 


DRITTER  ABSCHNITT 


Die  gewebten  Tapeten 


Die  gewebten  Tapeten  sind  im  Kuppelsaal  der  König- 
lichen Gemäldegalerie  aufgehängt.  Die  altniederländische  Folge 
nimmt  die  untere,  die  Raphaelische  Folge  die  obere  Reihe  ein. 

I.   Altniederländische  gewebte  Tapeten 

Es  sind  sechs  reich  mit  Goldfaden  durchwirkte  Wand- 
behänge aus  dem  16.  Jahrhundert.  Die  erste  Gruppe  der- 
selben bilden  die  zusammengehörigen  vier  grösseren  a,  b,  C,  d, 
die  zweite  Gruppe  die  ebenfalls  zusammengehörigen  zwei 
kleineren  e,  f.  —  Die  Künstler,  welche  die  Vorlagen  zu 
diesen  Geweben  geschaffen,  stehen  nicht  fest.  Bei  den  vier 
grösseren  hat  man  an  Quinten  Massys  (vor  1460 — 1530) 
gedacht;  jedenfalls  gehören  sie  der  Zeit-  und  Schulrichtung 
dieses  Meisters  an;  die  beiden  kleineren  zeigen  eine  schwächere 
Hand.  Wahrscheinlich  gehörten  sie  zu  den  beiden  gewebten 
Passionsfolgen,  die,  wie  0.  Richter  nachgewiesen  (Dresdner 
Geschichtsblätter  II,  1893,  S.  15),  schon  in  Inventaren  des 
kurfürstlichen  Tapezereigewölbes  von  1565  und  von  1589  als 
»alte  Passion«  und  »neue  Passion«  bezeichnet  werden;  die 
»neue  Passion«,  von  der  Richter  annimmt,  dass  sie  um  1550 
von  einem  niederländischen  Teppichmaler  nach  mitgebrachten 
Patronen  in  Dresden  angefertigt  sei,  wird  schon  1554  als 
Schmuck  der  Schloss kapeile  erwähnt.  Richter  nimmt  an,  dass 
unsere  vier  grossen  Teppiche  zu  den  elf  Stück  der  »neuen«, 
unsere  zwei  kleinen  zu  den  zehn  Stück  der  »alten«  Passion 
gehört  haben.  Aus  altem  Vorrat  wurden  sie  zuerst  1790 
vom  Hausmarschall  Freiherrn  von  Racknitz  ans  Licht  gezogen, 
gerieten  dann  aber  in  Vergessenheit.     Erst  1852  wurden  sie 


I.    Altniederländische  gewebte  Tapeten  899 

zufällig  in  den  Zimmern  der  Garde -Meubles  im  Brühlscken 
Palais  wieder  aufgefunden  und  dann,  bei  Eröffnung  des  neuen 
Museums,  diesem  zur  Aufbewahrung  und  zur  Ausstellung  im 
Kuppelsaale  überwiesen.  Vgl.  Schnorr  a.  a.  0. 1895,  N.  2,  S.  200. 

a)  Die  Kreuzigung.  In  der  Mitte  das  Kreuz,  an  dem  der 
sterbende  Heiland  hängt.  In  tiefem  Schmerze  umfasst  Maria 
Magdalena  den  Stamm  des  Kreuzes.  Die  Mutter  des  Heilandes 
bricht  links,  von  zwei  Frauen  gestützt,  in  sich  zusammen. 
Rechts  hält  die  heil.  Veronika  das  Schweisstuch.  Johannes 
steht,  weiter  zurück,  zur  Linken.  —  Der  Rand  besteht 
aus  einem   von   Flügelknäbchen   belebten    Blumengewinde. 

H.  3,36;  br.  3,29. 

b)  Die  Kreuztragung.  Rechts  das  Tor,  aus  dem  der  Zug 
herauszieht.  Vorn  in  der  Mitte  stürzt  Christus  im  Gold- 
gewande  unter  der  Last  des  Kreuzes  zu  Boden.  Das 
Antlitz  wendet  er  nach  rechts  zurück,  wo  die  heil.  Veronika 
mit  ihrem  Schweisstuche  steht.  Nach  links  sucht  ein 
Henker  ihn  am  Stricke  emporzuziehen.  Ganz  rechts  bricht 
Maria  in  Johannes'  Armen  zusammen.  —  Den  Rand  bildet 
ein  Blumen-  und  Traubengewinde. 

H.  3,44;  br.  3,38. 

c)  Die  Anbetung  der  Hirten.  Links  der  Stall,  über  dem 
der  Stern  steht.  Rechts  die  Landschaft,  aus  der  die  Hirten 
heranziehen.  Maria  kniet  an  der  Krippe,  in  der  das  Christ- 
kind liegt.  Hinter  ihr  kniet  einer  der  anbetenden  Hirten. 
Andere  musizieren  ganz  links  vor  den  Fenstern.  Die  meisten 
aber  drängen  sich  rechts  im  Vordergrunde.  —  Den  Rand 
bildet  ein  Blumen-  und  Traubengewinde. 

H.  3,47;  br.  3,36. 

d)  Die  Himmelfahrt  Christi.  In  der  Mitte  hat  der 
Heiland,  von  vorn  gesehen,  sich,  gen  Himmel  schwebend, 
gerade  von  dem  Felsen  erhoben,  den  die  Zurückbleibenden 
knieend  umringen.  Unter  den  Aposteln  kniet  rechts  vorn, 
fast  von  hinten  gesehen,  des  Heilands  Mutter.  —  Den 
Rand  bildet  ein  Blumen-  und  Traubengewinde. 

H.  3,42  ;  br.  3,33. 

e)  Die  Himmelfahrt  Christi.  Christus  schwebt,  als  Halb- 
figur sichtbar,    schon   oben   in  den  Wolken.     Die  Apostel 

57* 


900  Die  gewebten  Tapeten 

umknieen  unten  in  lebhafter  Bewegung  die  heilige,  mit 
bunten  Blumen  gefüllte  Stelle.  —  Den  Rand  bildet  ein 
reiches,  loses  Gewinde  von  Blumen,  Früchten  und  Vögeln, 
in  dem  unten  an  jeder  Seite  ein  Papagei  sitzt. 

II.  2,96;  l>r.  2,88.  ' 

f)  Das  Abendmahl.  In  einer  Halle,  durch  deren  Bögen 
man  ins  Freie  hinausblickt,  sitzt  Christus  an  der  Mitte 
der  Tafel  unter  einem  Thronhimmel.  Johannes  liegt  rechts 
an  seiner  Brust.  Die  übrigen  Apostel  füllen,  die  vordere 
Reihe  freilassend,  beide  Seiten  der  Tafel.  —  Den  Hand 
bildet  ein  reiches,  loses  Gewinde  von  Blumen,  Früchten 
und  Vögeln.  Unter  den  letzteren  in  der  Mitte  links  und 
rechts  je  eine  Knie,   unten  links  und  rechts  je  ein  Papagei. 

11.3,05;  br.  2,81.  —  Zu  den  vier  grösseren  Tapeten  (a — c)  befindet  sich  eine 
weitere,  von  Laurent  photographierto  Folge  im  Schlosse  zu  Madrid.  Die  Kreuzigung 
dieser  Folge  stimmt  fast  mit  der  unsrigen  (a)  überein.  Doch  fehlt  die  blau  ge- 
kleidete Frau,  die  rechts  unter  dem  Kreuze  steht.  Die  übrigen  stellen  Christus 
im  oellierg«,  die  »Kreuztragung  (in  anderer  Komposition  als  unsere  b)  und  die 
»Abnahme  Christi   vom  Kreuze«  dar. 

II.   Die  Raphaelischen  Tapeten 

Es  sind  Wiederholungen  von  sechs  der  zehn  Wandbehänge 
mit  Darstellungen  aus  der  Apostelgeschichte,  die  Leo  X.  nach 
den  1515  — 1516  von  Raphael  in  Korn  gemalten  Kartons  in 
Brüssel  für  die  Wände  der  Sixtinischen  Kapelle  des  Vatikans 
weben  liess.  —  Sieben  der  zehn  Original -Kartons  Raphael's, 
unter  ihnen  die  sechs  zu  unseren  Tapeten,  haben  sich  erhalten 
und  werden  im  South  -  Kensington  -  Museum  zu  London  auf- 
bewahrt. —  Die  ursprünglichen  zehn  Gewebe,  die  mit  Goldfäden 
durchwirkt  sind,  befinden  sich  gegenwärtig  im  vatikanischen 
Museum.  Gute  alte  Wiederholungen,  ebenfalls  noch  mit  Gold 
durchwirkt,  befinden  sich  im  Kaiser  Friedrich -Museum  zu  Berlin. 
andere  im  Königlichen  Palaste  zu  Madrid,  in  Wien  und  in  der 
Kathedrale  zu  Loreto.  —  Unsere  sechs  ohne  Goldfäden  ge- 
wirkten Tapeten,  deren  mit  Apostelgestalten,  mit  Kartouchen, 
Relief- Darstellungen,  Fruchtgewinden  und  Putten  links,  rechts 
und  oben  geschmückte  Ränder  nicht  auf  Zeichnungen  Raphael's 
zurückgeführt  werden  können,  sondern  aufs  siebzehnte  Jahr- 
hundert   hinweisen,    sind    offenbar  erst  in  dieser  späteren  Zeit 


IL   Die  Raphaelischen  Tapeten  901 

entstandene,  wahrscheinlich  in  England  gewehte  Wiederholungen. 
In  der  Tat  befindet  eine  gleiche  Folge,  die  nach  den  Urkunden 
in  Mortlake  in  Surrey  gewebt  ist,  sich  in  Forde  Abbey  in 
England.  Die  Fabrik  in  Mortlake  wurde  1619  von  Sir  Francis 
Crane  gegründet,  1670  von  Sir  Sackville  Crow  übernommen. 
Als  Weber,  die  sie  beschäftigte,  werden  urkundlich  nur  Nieder- 
länder genannt.  Vgl.  Rev.  Charles  Kerry:  Derbyshire  Tapestry 
im  Derbyshire  Archaeol.  und  Na-t.  History  Society's  Journal 
1904  (gütige  Mitteilung  von  Ethel  Halsey  an  H.  W.  Singer). 
Aus  England  kamen  unsere  Teppiche  ganz  zu  Anfang  des 
XVIII.  oder  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  in  den  Besitz  des 
Kardinals  Fürstenberg  in  Paris.  Aus  dessen  Nachlass  erstand 
der  Premierminister  und  Feldmarschall  August's  des  Starken, 
Jakob  Heinrich  Graf  von  Flemming,  sie  1723  für  weniger 
als  3000  Taler;  August  der  Starke  aber  kaufte  sie  ihm  1728 
für  12000  Taler  ab.  —  Später  gerieten  sie  in  Vergessenheit. 
Erst  im  Jahre  1790  wurden  sie  vom  Hausmarschall  Freiherrn 
von  Racknitz  wieder  aufgefunden;  sie  wurden  nun  in  einem 
Saale  des  Brührschen  Palais  aufgestellt  und  dem  Publikum 
zu  gewissen  Zeiten  zugänglich  gemacht;  einen  allgemein  zu- 
gänglichen, ihrer  würdigen  Platz  aber  fanden  sie  erst  im 
Kuppelsaale  des  Semper'schen  Galeriegebäudes. 

g)  Die  Heilung  des  Lahmen.  Apostelgeschichte  Kap.  3, 
v.  1.  Tempel vorhalle  mit  mächtigen  gewundenen  Säulen, 
zwischen  denen  das  Volk  in  verschiedenen  Gruppen  sicht- 
bar ist.  In  der  Mitte  zwischen  den  beiden  vorderen  Säulen 
stehen  Petrus  und  Johannes;  vor  ihnen  am  Boden  hockt 
der  Lahmgeborene,  dem  Petrus,  ihn  heilend,  die  Hand 
reicht.  Ein  zweiter  Krüppel  harrt  links  vorn.  —  Oben 
im  Rande  links  Petrus,  rechts  Johannes. 

H.  4,23;  br.  6,35. 

h)  Die  Bestrafung  des  Elymas.  Apostelgeschichte  Kap.  13, 
v.  6 — 12.  In  der  Mitte  thront  der  Landpfleger.  Links 
vorn  greift  der  infolge  seines  Streites  mit  Paulus  erblindete 
Zauberer  Elymas  tastend  in  die  Luft.  Hinter  ihm  die 
Zuschauer.  Unter  dem  Throne  des  Landpflegers  die  Inschrift: 
L.  SERGIVS  PAVLVS  ASIAE  PROCOS:  CHRISTIANAM 
FIDEM   AMPLECTITVR    PAVLI    PREDICATIONE.    — 


902  Die  gewebten  Tapeten 

Die  rechte  Hälfte  der  Komposition  fehlt  unserem  Exemplar.  — 
Oben  im  Rande  links  der  Apostel  Simon,  rechts  Matthäus  (?). 

H.  4,23;  br.  3,30. 

i)  Das  Opfer  zu  Lystra.  Apostelgeschichte  Kap.  14,  v.  8 
bis  18.  Rechts  auf  den  Stufen  des  Hauses  stehen  Paulus 
und  Barnabas.  Von  links  wird  ein  Rind,  von  rechts  wird 
ein  Schafbock  zum  Altar  geführt,  an  dem  der  Opferknecht 
mit  geschwungen  erhobenem  Beile  steht.  Links  in  der 
Volksmasse  der  Geheilte,  der  die  Hände  anbetend  erhebt.  — 
Oben  im  Rande  links  der  Apostel  Jakobus  minor  (?), 
rechts  Judas  Thaddäus. 

H.  4,13 ;  br.  6,35. 

h)  Der  wunderbare  Fischzug.  Evang.  Lucae  Kap.  5,  v.  1 
bis  11.  Die  blaue  Wasserfläche  des  Sees  Genezareth.  Vorn 
rechts  das  mit  Fischern  gefüllte  Bot,  in  dem  Petrus  sich 
vor  dem  Heiland  auf  die  Knie  wirft,  Andreas  mit  hin- 
gebender Geberde  hinter  seinem  Bruder  steht.  Links  das 
Bot,  in  dem  zwei  Fischer  im  Begriffe  sind,  das  schwere 
Netz  mit  kräftigen  Armen  aus  den  Fluten  zu  ziehen. 
Links  vorn  am  Ufer  einige  Kraniche.  —  Oben  im  Rande 
links  der  Apostel  Barnabas  (?),  rechts  Bartholomäus. 

H.  4,23 ;  br.  5,00. 

I)  »Weide  meine  Schafe!«  Evang.  Johannes  Kap.  21, 
v.  15 — 24.  Rechts  steht,  von  vorn  gesehen,  der  Auf- 
erstandene in  weissem  Gewände.  Mit  der  Linken  weist  er 
auf  die  Schafe  hinter  sich,  mit  der  Rechten  deutet  er  auf 
den  Schlüssel  des  vor  ihm  knieenden  Petrus.  Links  stehen 
die  übrigen  Apostel.  —  Oben  im  Rande  links  der  Apostel 
Thomas,  rechts  Philippus. 

H.  4,23;  br.  6,15. 

m)  Des  Paulus  Predigt  in  Athen.  Apostelgeschichte 
Kap.  18,  v.  22  ff.  Rechts  auf  der  Treppe  predigt  Paulus. 
Unten  stehen  und  sitzen  links  vorn,  rechts  weiter  zurück, 
vor  ihm  und  hinter  ihm,  die  andächtig  und  bewegt 
lauschenden  Zuhörer.  Links  im  Mittelgrunde  ein  Krieger- 
standbild vor  einem  Rundtempel.  —  Oben  im  Rande  links 
der  Apostel  Andreas,  rechts  Jakobus  major. 

H.  4,24 ;  br.  5,25. 


Verzeichnis  der  wichtigsten  Neubenennungen  seit  1882 


Früher 

Jetzt 

No. 

Früher 

Jetzt 

No. 

Aelst  (?),  E.  v. 

M.  d'Hondecoeter 

1304 

Brueghel,  P  d.  j. 

Nachahmer 

Aelst,  W.  v.  d. 

ArtdesJ.D.deHeeni 

1269 

J.  Brueghel  d.  ä. 

913 

Arnberger,  C. 

Unbest.  Holl.  Meist. 

849 

Brueghel,  P.  d.  j. 

Art  P.Sehoubroeek's 

918 

Backer,  J. 

H.  Bloeniaert 

1295  A 

Bruyn,  B. 

Art  der  Frühzeit  des 
Mstrs.  d.  Tod.  Mari* 

1965 

Bakereel,  W. 

Viell.  G.  B.  Weenix 

1621 

Buonconsiglio 

Sch.d.  Palma  vecchio 

193 

Baien,  H. 

Nach  P.  P.  Rubens 

999 

Burgkmair,  H. 

J.  Breu 

1888 

Bassano,  F. 

Werkst.  J.  Bassano 's 

263 

Caliari,  C. 

P.  Veroneses  Erben 

240/2 

Bassano,  L. 

Werkst.  J.  Bassano's 

261/2 

1 

Campagnola,  I). 

Unbest.  Venezianer 

217 

Bassano,  L. 

11  Greco 

276 

Canale,  A. 

Unbest.  Venezianer 

640 

Bellini  (?),  Gentile 

Unbest.  Venezianer 

67 

Canaletto,  B. 

A.  Canaletto 

582 

Bellini,  Giov. 

V.  Catena 

64  A 

Carracci,  L. 

Ann.  Carracci 

302 

Berek-Heyde,  Job. 

G.  A.  Berck-Heyde 

1521 

Carracci,  Schule 

Schule  F.  Albano's 

347/8 

Berrettini  (?),  P. 

Nach  Tintoretto 

272 

Carracci,  Schule 

Art  d.  J.  Sutternians 

1016  B 

Berrettini,  P. 

Unbest.  Oberitalien. 

668 

Castagno,  A.  del 

Unbest.  Sienese 

33 

Bles,  Richtung  des 

Altvlämisch.  Meister 

des  Dresdner  Trip- 

Castiglione,  G.  B. 

S.  Bourdon 

742 

tychons 

806  A 

Catena,  V. 

P.  F.  Bissolo 

64 

Bol,  F. 

Unbest.  Schüler 

Correa,  D. 

Unbest.  Spanier 

679 

Rembrandt's 

1580 

Correggio.  Schule 

G.  Bedolo 

165  A 

BoJ,  F. 

S.  Koninck 

1589 

Correggio,  Schule 

NachParmeggianino 

163 

Bol,  F. 

G.  Flink 

1602 

Cranach,  L.  d.  ä. 

Cranach,  L.  d.  j. 

1942/4 

Bordone  (?),  P. 

Polidoro  Veneziano 

216 

Cranach,  L.  d.  ä. 

Luk.  Cranach  d.  j. 

1948  A. 

Bordone,  Art  des 

Jacopo  Bassano 

252  A 

Decker,  C. 

S.  Rombouts 

1510 

Borgognone,  A. 

A.  Bevilacqua 

68 

Dietrich,  C.  W.  B. 

Französ.  Schule 

763  A/B 

Botticelli  (?),  S. 

Jacopo  dei  Barbari 

59  A 

Dietrich,  C.  W.  E. 

Unbest.  Schüler 

Boudewyns,  A.  F. 

L.  Smout  d.  j. 

1178/9 

Rembrandt's 

1573 

Brakenburg,  R. 

Gulls  Tilborch 

1099 

Dietrich,  C.  W.  B. 

Desgl. 

180  A/C 

Braun,  A. 

Schwab.  Meist.  A.  B. 

1896/1900 

Domenichino, 

Braj',  Jan  de 

Joseph  de  Bray 

1407 

Schule 

Schule  der  Carracci 

319 

Bray  (?),  S.  de 

J.  A.  Backer 

1586/7 

Dorste  (?),  J.  van 

Schüler  Ribera's 

693 

Bril,  M. 

Paul  Bril 

863 

Dossi,  Dosso 

Garofalo 

139 

Bril,  M. 

D.  Vinck-Boon's 

039 

Dossi,  Dosso 

G.  da  Carpi 

144 

Bronzino,  A. 

C.  Portelli 

84 

Dossi,  Schule 

Garofalo 

140 

Bronzino,  A. 

J.  van  Scorel 

814 

Duc,  A.  le 

P.  Codde 

1386 

Brouwer,  A. 

A.  van  Ostade 

1395 

Duc,  J.  le 

H.  G.  Pot 

1368 

Bmeghel,  J.  d.  ä. 

J.  de  Momper 

875 

Duccio,  Schule 

Unbest.  Sienese 

28/9 

Braeghel,  Jan 

Art  P.Sehoubroeek's 

917 

Dürer,  A. 

Jan  van  Byck 

799 

Brueghel,  Jan  etc. 

H.  van  Baien  d.  ä. 

927 

Dürer,  A. 

Nach  Mabuse 

805  A 

Brueghel,  Jan  etc. 

Angeb.  Baien  d.  ä. 

928  B 

Dürer,  Schule 

Schule  H.  Memliug's 

803 

Brueghel,  P.  d.  j. 

J.  Brueghel  d.  ä. 

877/8 

Dyck,  A.  van 

Nach  v.  Dyck  von 
P.  Lely 

1038 

904 


Verzeichnis  der  wichtigsten  Neubenennungen 


Früher 

Jetzt 

No. 

Früher 

Jetzt 

No. 

Elsheimer,  A. 

Claes  Moyaert 

1517  A 

Holbein,  H.  d.  j. 

Unbest.  Niederländ. 

838 

Espinoso,  J.  J. 

Nach  J.  v.  d.  Hoecke 

1047  A 

Holbein,  Manier 

Nach  H.  Memling 

801 

Eyck,  H.  van 

J.  van  Eyck 

799 

Hondt,  A. 

L.  de  Hondt 

1123 

Eyck,  Schule 

Unb.Vlämisch.Mstr. 

807/8 

Honthorst,  G. 

P.  de  Grebber 

1379 

Eyck,  Schule 

Unb.  Holland. Mstr. 

840/1 

Hooch,  P.  de 

J.Vermeer  van  Delft 

1336 

Fasolo,  G.  A. 

Schule  P.  Veroneses 

246/7 

Jordaens,  .1. 

P.  P.  Rubens 

957  A 

Fasolo  (V),  G.  A. 

Unbest.  Venezianer 

287 

Jordaens,  J. 

Werkst,  des  Rubens 

984 

Feti  (?),  D. 

Art  des  L.  Lotto 

194  B 

Jordaens,  J.. 

Nach  Rubens 

987 

Feti,  D. 

J.  Beukelaer 

831 

Jordaens,  J. 

Unbest.  Niederländ. 

1053 

Ficherelli,  F. 

Nach  Cagnacci 

375 

König,  N. 

Art  des  J.  A. 

Flinck,  G. 

J.  A.  Backer 

1585 

Beerstraaten 

1624 

Floiis,  F. 

Art  des  P.  Aertsen 

845 

Koninck,  D. 

S.  Koninck 

1589  A 

Francia,  F. 

G.  Francia 

50 

Koninck,  S. 

Nach  Renibrandt 

1572A 

I'rancken,  A. 

F.  Francken  11 

914  A 

Laer,   P.  van 

Ph.  Wonwerman 

1408  A 

Francken,  F.  d.  ä. 

F.  Francken  II 

943/5 

Lairesse,  G.  de 

Schüler  N.  Poussin's 

726 

Francken,  F.  d.  ä. 

Ang.  F.  Fiancken  II 

946 

Laueret,  N. 

Jean  B.  J.  Pater 

787/8 

Fraiicken(V),F.d.j. 

Pub.Vlämisch.Mstr. 

950/1 

Leonardo  da  Vinci 

Lorenzo  di  Credi 

13 

Francken,  S. 

Unb.Vlämisch.  Mstr. 

952    . 

Leonardo  da  Vinci 

Hans  Holbein  d.  j. 

1890 

Fritsch,  D. 

Lukas  Cranach  d.  ä. 

1906 A/B 

Leonardo,  Schule 

Unbest.  Florentiner 

89 

Garbo,  R.  del 

Werkstatt  d.  R.  dei 

Leonardo,  Schule 

BartolommeoVeneto 

201 A 

Capponi 

21 

Leonardo,    Fälsch. 

G.  F.  Caroto 

50 

Gennari,  B. 

Guercino 

369 

Leyden, Lucas  van, 

Cornelius  Engel- 

GontiledaFabriano 

Richtung  Posellino's 

7A 

Art  desselben 

brechtsen 

84:! 

Giorgione 

Nach  Catena 

65  A 

Longhi,  L. 

B.  Longhi 

121  A 

Giorgione 

Palma  Vecchio 

191' 

Loon,  P.  v. 

P.  Mulier  d.  ä. 

1378 

(üorgione 

Bonif.  Veronese  d.j. 

210 

Lorenzetti 

Unbest.  Sienese 

30 

Giorgione 

Unbest.  Venezianer 

219 

Lucas  van  Leyden 

Mstr.  d.  Todes Maria 

80H 

Giorgione 

Unbest.  Vonezianer 

221 

Mabnse 

Mstr.  d.  Todes  Mari* 

809  A 

Giottino 

Schule  Giotto'8 

5 

Maes  N., angeblich 

Pieter  van  d.  Bosch 

1643 

Giotto  di  B. 

Unbest.  Sienese 

27 

Mans,  F.  H. 

T.  Heereinans 

1515 A/C 

Goltzius,  H. 

Gillis  v.  Coninxloo 

857 

Mantegna,  Angbl. 

Rieht.  Giov  Bellini'a 

52  A 

Goyen,  J.  v. 

P.  Mulier  d.  ä. 

1373 

Maratti,  C. 

Schule  der  Carracci 

318 

(Jysels,  P. 

Nachahmer  des 

Maratti,  Schule 

Unbst.  Oberitaliener 

669 

P.  Bruoghel  d.  ä. 

820 

Marcone  (?),  li. 

Unbest.  Venezianer 

222 

II;iensbergen 

Poelenburgh 

1242  A 

Marescalco,  P. 

Unbek.  Holländer 

Hals,  F.  d.  ä. 

F.  Hals  d.  j. 

1364 

des  17.  Jahrh. 

1867  A 

Hecke,  N.  v.  d. 

Vlämisch.  Meister 

1132 

Mazzuoli,  F. 

G.  da  Carpi 

145 

Hecke,  N.  v.  d. 

E.  v.Heemskerkd.j. 

1525/6 

Mazzuoli,  G. 

G.  da  Carpi 

142 

Heem,  J.  de 

J.  D.  de  Heem 

1268 

Meerv.H.(?),J.v.d. 

C.  Vroom 

1381/82 

Heem,  J.  D.  de 

C.  de  Heem 

1223 

i  80;  i 

)  809  A 
I  809  B 

Heem,  J.  D.  de 
Heusch,  W.  (G.)  de 

P.  de  Ring 

Gillis  d'Hondecoeter 

1724 
1540 

Meister  des  Todes 
Mari» 

Joos  van  Cleve  d.  j. 

Hobbema,  M. 

Nach  J.  Ruisdael 

1506 

Meister  d.Weltzer- 

Hans  Maler  von 

Holbein,  H.  d.  j. 

B.  van  Orley 

811 

liildnisse 

Ulm 

1901/2 

Holbein,  H.  d.  j. 

Art  F.  Ponrbus  d.  ä. 

834 

Memmi,  Lippo 

Unbest.  Sienese 

31/2 

Verzeichnis  der  wichtigsten  Neu  benennungen 


905 


Früher 

Jetzt 

No. 

Früher 

Jetzt 

No. 

Metsu,  G. 

G.  Terborch 

1833 

Rembrandt  van  R. 

S.  Koninck 

1589  B 

Miereveit,  M.  J. 

P.  Miereveit 

1322 

Rembrandt,  Schule 

B.  Fabritius 

1591 

Miereveit,  P. 

Nach  C.  Cornelisz 

853 

Ribera,  J. 

L.  Giordano 

480 11 

Miereveit,  P. 

M.  J.  Miereveit 

1318 

Rosa,  S. 

A.  Magnasco 

625|  6 

Miereveit,  P. 

Nchf.  M.  J.  Miereveit 

1321 

Rubens,  P.  P. 

D.  Velazquez 

698 

Migliori,  F. 

Unbest.  Venezianer 

641 

Rubens,  P.  P. 

A.  van  Diepenbeeck 

1016  A 

Millet  (?),  F. 

Schüler  G.Poussin's 

739/40 

Rubens,  P.  P. 

A.  van  Dyck 

1022|3D 

Moliju,  P. 

P.  Mulier-Tempesta 

1516/20 

Rubens,  Schule 

A.  van  Dyck 

1018|2U 

Mor,  A. 

Mstr.  d.  Todes  Marias 

809  B 

(J.  B.  Franken) 

Moreelse,  P. 

C.  v.    d.  Voort 

1539  A 

Rubens,  P.  P. 

Unbek.  Holländer 

(J.  B    Franken) 

des  17.  Jahrh. 

1860 

Moroui,  G.  B. 

A.  Moor 

847  A 

Rubens,  P.  P. 

Unbek.  Holländer 

Moucheron,  F.  de 

a.  ä. 

F.  deMoucheron  d.  j. 

1653 

(J.  B.  Franken) 

des  17.  Jahrh. 

1862 

Ruiz  (?),  P. 

Unbest.  Spanier 

678 

Moucheron,  T.  de 

F .  de  Mo  ucheron  d .  j . 

1646/50 

Ryckaert,  D. 

C.  Saftleven 

1801 

Muziano,  G. 

Schul.Dominichino's 

352 

Saftleven,  C. 

E.  v.  d.  Poel 

1329 

Mytens,  M.  van 

Unbek.  Holländer 

des  17.  Jahrh. 

1867  B 

Saftleven,  C. 

J.  Griffier 

1690 

Orsi,  B. 

Oberital.  (Fälschg.) 

300 

Santi  Raffaello, 
Kopie 

G.  da  Treviso  d.  j. 

201  B 

Ostade 

C.  Saftleven 

1800 

Santi  Raffaello, 

Ostade,  A.  van 

C.  Dusart 

1535 

nach  ihm 

Nach  B.  Peruzzi 

99 

Ostade,  I.  van 

A.  van  Ostade 

1395 

Santi  Raffaello, 

Paccia,  P. 

Nach  Solimena 

503 

Schule 

Unbest.  Sienese 

92 

Palamedesz,  P. 

Art  d.A.P.  Stevaerts 

1326 

Santi  Raffaello, 

Palma  vecchio 

Bonif.Veronese  d.j. 

211 

Schule 

Unbek.  Italiener 

101 

Panini,  G.  P. 

Buti 

461/2 

8arto,  A.   del 

übst.  Oberitaliener 

296 

Parmeggianino 

G.  Bedolo 

166 

Sarto,  A.  del  ang. 

Unbest.  Florentiner 

90 

Pater,  J.  G.  J. 

N.  Lancret 

785 1 6 

Sarto  (?),  A.  del 

V.  Catena 

65 

Paudiss,  C. 

A.  d.  Gelder 

1792  A 

Savery,  R. 

Unbest.  Vläm.  Mstr. 

897 

Peeters,  B. 

D.  Teniers  d.  j. 

1069 

Schaeufelein,  H. 

Werkst.  Dürer's 

1875 

Peeters,  J. 

Gillis  Peeters 

1147 

Schut,  C. 

Nachahm.  d.  Rubens 

1003 

Penni,  G.  F. 

Dosso  Dossi 

124 1 5 

Sehut,  C. 

Art  des  J.  Jordaens 

1015 

Pencz  (?),  G. 

Art  des  P.  Pourbus 

813|4 

Signorelli 

Piero  di  Cosimo 

20 

Pisano,  Giunta 

Unbest.  Toscaner 

23 

Silvestre,  L.  de 

J.  B.  van  Loo 

780 

Plazer  (?),  J.  V. 

Nch.  J.  Brueghel  d.ä. 

902 1 5 

Silvestre,  L.  de 

A.  Moeller 

2063 

Poelenburgh 

Dirk  v.  d.  Bisse 

1340  A 

Snyders,  F. 

P.  de  Vos 

1200 

Pollajuols  (?),  A. 

F.  Cossa 

43 

Snyders,  F. 

Unbek.  Holländer 
des  17.  Jahrh. 

1867 

Porta  (?),  Gius. 

Unbest.  Oberitalien. 

298 

Solario  (?),  A. 

Übst.  Niederl.  Mstr. 

838C|D 

Pottenburg,  C. 

P.  Claesz 

1370 

Squarcione.  F. 

Unbest.  Ferrarese 

149  A 

Pourbus,  F. 

Unbek.  Holländer 

des  17.  Jahrh. 

1857 

Starnina 

Schule 
D.  Ghirlandajo's 

17|8 

Poussin,  G. 

F.  Millet 

754 

Stefano,  T.  di 

Schule  Giotto's 

5 

Poussin,  G. 

P.  Rijsbrack 

1176 

Stoom,  M. 

Schüler  J.  Courtois' 

749151 

Poussin,  N. 

Meister  V.  E. 

729 

7 

Storck  (?),  A. 
Tamagni,  V. 

C.  Stooter 

1723  A 

Pijnacker  (?),  A. 

Schüler  G.  Poussins 

741 

L.  Lotto 

194  A 

Quellin,  E. 

Nach  P.  P.  Rubens 

998AJB 

906 


Verzeichnis  der  wichtigsten  Neu  benennungen 


Früher 

Jetzt 

No. 

Früher 

Jetzt 

No. 

Teniers,  D.  d.  ä. 

D.  Teniers  d.  j. 

1064 | 5 

Unbekannt 

Teniers,  D.  d.  ä. 

•f>.  Teniers  d.  j. 

1067 j 8 

(Holland.  Schule) 

D.  Stoop 

1276 

Teniers,  D.   d.  ;\. 

h.  Teniers  d.  j. 

1083 

do. 

Art  des  \V.  van  Aelst 

1332 

Teniers,  D.  d.  j. 

A.  Teniers 

1100 

do. 

Unbek.  Meister  H  1! 

1380 

Teniers,  D.  d.  j. 

F.  van  Aphshoven  II 

1101 

do. 

H.  Heersehop 

1490 

Tintoretto,  nach  D. 

Nach  J.  Tintoretto 

273 

do. 

G.  Lundens 

1626 

Tintoretto,  J. 

D.  Tintoretto 

283  A 

Unbek.  (Neapoli- 

tanische Schule) 

lubfst.  Niederländ. 

838  C  D 

Tizian 

11  Tintoretto 

265  A 

Unbek.  (Nieder- 

Tizian 

D.   Velazquez 

097 

ländische  Schule) 

Richtung  des  Bieg 

806  A 

Tizian,  Kopie  von 

do. 

Art  des  Pourbus 

835 

Sassaferato 

Qiorgione 

185 

do. 

P.  Sohoubroeok 

916 

Unbekannt 

(unächt.  Leonardo) 

G.  F.  Caroto 

66 

do. 

Ubk.  Monogrammist 

1051,2 

Unbek.   (Meister 

do. 

Angeblich  .1.  Fyt 

1216 

P  v  L  odor  P  M  L) 

1*.  Mulier  d.  ä. 

1378 

do. 

Nach  P. Wouwerinan 

1473/4 

Unbek.    (Mytens? 

do. 

Unbek.  Holländer 

11.   Steenwijek) 

H.  v.  Steenwijek  d.  j. 

1187|8 

des  17.  Jahrh. 

1866 

Unbekannt 

Unbekannt 

(Deutsche  Schule) 

Angebl.  M.  de  Vos 

821 

(Römische  Schule) 

Unbest.  Bolognese 

122 

do. 

Artd.F.Pourbusd.ä. 

835 

do. 

Unbest.  Oberitalieu. 

299 

do. 

Unb.  Niederl.  Mstr. 

838  A 

Unbekannt 

do. 

Unb.  Holland.  Mstr. 

842 

(Sieneser  Schule) 

Sano  di  Pietro 

24|6 

do. 

Holland.  Meister 

S46 

Unbekannt 

(Umbrisch.  Schule) 

Unbest.  Sienese 

34 

do. 

A.  Mor 

848 

Unbekannt 

do. 

Art  des  Cornelis 
van  Haarleni 

852 

(Venez.  Schule) 
do. 

Parmeggianino 
Unbest.  Schüler  etc. 

162 

do. 

Meister  der  Weltzer- 
bildnisse 

1901|2 

Rernbrandt's 

1579 

do. 

P.  Longhi 

595 

do. 

Nachfolger 
L.  Cranach's  d.  a. 

1!I39  40 

Vaga,  P.  del 

Angeblich  P.  da 
(  aravaggio 

106 

do. 

Nachfolger 
L.  Cranach's  d.  j. 

1954| 5 

Vecolli,  F. 

Nach  Tizian 

181 

do. 

Hans  Ereil 

1956|  7 

Veen,  M.  van 

B.   Bruyn 

1966 

do. 

Niederdeutsch.  Mstr. 

1966  A|8 

Velde,   Es.  v.  d. 

P.  Snayers 

1106  7 

do. 

A.  Manyoki 

2058 

Vereist,  S. 

Unbek.  Holländer 
dos  17.  Jahrh. 

1858 

Unbek.  (Floren- 
tinische   Schule) 

Schule  des  F.  Cossa 

44 

Verendacl,  N. 

W.  van  Mieris 

1737 

do. 

Nach  E.  Roberti 

47 

Verkolje,  .1. 

N.  Verkolje 

1696 

do. 

F.  Salviati 

85 

Veronese,  P. 

P.  Farinati 

223 

Unbekannt 

Vinck-Boons,  I». 

Unbest.  Vlame 

954 

(Franz.   Schule) 

Schüler  N.  Poussin's 

727 

Vinck-Boons  (?),!>. 

Unbest.   Vlame   dos 

Unbekannt 

Waagen's  Jan 

17.  Jahrhunderts 

1180 

(Holland.  Sohule) 

Mostert 

839 

Viviani,  O. 

V.  Codagora 

433 

do. 

Unbest.  Niederländ. 

1054 

Viviani,   0. 

Art  des  D.  Roberti 

460 

do. 

Nach  A.  Brouwer 

1063 

Waterloo,  A. 

N.  Naiwinx 

1846 

do. 

Übst.  Vlame  u.  1700 

1181|2 

Wouwerinan,  Ph. 

J.  Lingelbach 

1628 

Vergleichendes  Nummernverzeichnis 

Dieses  Verzeichnis  bezieht  sich   auf  die  seit  1887 
veränderten  Nummern  der  älteren  Schulen 

In  bezug  auf  die  Abteilung  neuerer  Bilder  von  N.  2190  an,  die 
1905  von  Grund  aus  neu  nummeriert  wurde,  muss  es  genügen,  dass 
die  älteren  Nummern  eingeklammert  unter  den  neuen  steben  geblieben. 


1887 

1892 

1896 

1899 

1887 

1892 

1896 

1899 

51 A 

52  A 

923 

923 

928  A 

928  A 

54 

54 

54 

64  A 

926 

926 

928  B 

928  B 

69 

69 

69 

838  C  | 

947 

947 

944A 

944  A 

70 

70 

70 

838  D 

948 

948 

944  B 

944B 

100 

100 

100 

201  B  J 

959 

1023  A 

1023  A 

1023  A 

114 

114 

121 A 

121A 

961 

961 

1023  D 

1023  D 

159 

159 

165  A 

165  A 

964 

964 

962  0 

962  C 

174 

174 

174 

265  A 

966 

966 

963  B 

963  B 

196 

194  B 

194  B 

194  B 

968 

1023  B 

1023  B 

1023  B 

198 

199  Ä 

199A 

199  A 

969 

1023  C 

1023  C 

1023C 

207 

847  A 

847  A 

847  A 

970 

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963  A 

963  A 

218 

218 

65  A 

65  A 

971 

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986  A 

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255 

255 

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258  A 

975 

975 

986  B 

986  B 

257 

261 A 

261 A 

261 A 

976 

976 

986  C 

986  C 

264 

264 

270  A 

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977 

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962  B 

962  B 

268 

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283  A 

283  A 

978 

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1016  A 

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285 

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1867  A 

1867  A 

979 

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962  A 

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292 

201 A 

201 A 

'201 A 

981 

981 

958  A 

958  A 

294 

59  A 

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59  A 

985 

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957  A 

957  A 

295 

194  A 

194A 

194A 

1008 

1008 

1021 A 

1021 A 

297 

297 

297 

149  A 

1048 

998  A 

998  A 

998  A 

672 

672 

101613 

1016  B 

1049 

998  B 

998  B 

998  B 

701 

701 

1047  A 

1047  A 

1060  ?£» 

20.  August 

gestohlen 

798  A 

798  B 

798  B 

1088 

1085  A 

1085  A 

1085  A 

798  B 

798  C 

798  C 

1090 

1090 

1085  B 

1085  B 

809 

809 

806  A 

806  A 

1213 

1215  A 

1215A 

1215A 

876 

876 

819  A 

819  A 

1237 

1539  A 

1539  A 

1539  A 

898 

898 

909  A 

909  A 

1249 

1249 

1340  A 

1340  A 

899 

899 

909  B 

900  B 

1407 

1510  A 

1510A 

1510  A 

908 


Vergleicheades  Nummernverzeichnis 


1887 

1892 

1896 

1899 

1887 

1892 

1896 

1899 

1467 

1467 

1468  A 

1468  A 

9114 

1914A 

1922  A 

1922  A 

1475 

1408  A 

1408  A 

1408  A 

1917 

1917A 

1913A 

1913A 

1508 

1382  A 

1382  A 

1382  A 

1920 

1920 

19160 

1916C 

1509 

1382  B 

1382  B 

1382  B 

1921 

1921 

1906D 

1906D 

1551 

1551 

1617  A 

1617  A 

1931 

1931 

1906  C 

1906  C 

1574 

1589  B 

1589  B 

1589  B 

1937 

1937 

1906  E 

1906  E 

1588 

1295  A 

1295  A 

1295A 

1938 

1938 

1906  F 

1906  F 

1590 

1572  A 

1572  A 

1572  A 

1960 

1906A 

1906  A 

1906A 

1674 

1723  A 

1723  A 

1723  A 

1961 

1906  B 

1906  B 

1906  B 

1695 

1589  A 

1589  A 

1589  A 

1067 

1967 

806  B 

806  B 

1701 

1338  A 

1338A 

1338  A 

1994 

1792  A 

1792  A 

1792  A 

1702 

1338  B 

1338  B 

1338  B 

2032 

1855  A 

1855  A 

1855  A 

1703 

1338  C 

1338  C 

1338  C 

2033 

1855  B 

1855B 

1855B 

1784 

1782  A 

1782  A 

1782  A 

2085 

2085 

1867  B 

1867B 

1848 

1996  A 

1996  A 

1996  A 

2140 

2140 

763  A 

763  A 

1852 

1515A 

1515  A 

1515A 

2141 

2141 

763  B 

763  B 

1853 

1515  B 

1515B 

1515B 

2143 

2143 

1580  A 

1580  A 

1854 

1515C 

1515C 

1515C 

2144 

2144 

1580  B 

1580  B 

1856 

798  A 

798  B 

798  B 

2145 

2145 

1580C 

15800 

1887 

805  A 

805  A 

805  A 

2189  A 

51  A 

51 A 

1904 

1904  A 

1966  A 

1966  A 

2189  B 

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838  B 

1906 

1906A 

838  A 

838  A 

2189  C 

1391A 

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1909 

1909 

1916A 

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1916  B 

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Seit  1899  veränderte  Nummern  älterer  Bilder: 


Früher 

1908 



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Früher 

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1376 

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1391  A 

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1377 

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1966A 

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21800 

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21801) 

218011 

1372 

1367 

1386 

1392 

1913A 

1914 

2184A 

2184  B 

Verzeichnis 

der  von  der 

Generaldirektion  der  Königl.  Sammlungen 

herausgegebenen 

Kupferstiche  nach  Gemälden  der  Kgl.  Galerie 

(verkäuflich  durch  den  Galerie  -  Sekretär, 
auch  in  einzelnen  Blättern). 


I.   Das  alte  Galeriewerk 

unter  dem  Titel: 

Recueil  d'estampes  d'apres  les  Tableaujc  original^ 
de  la  Galerie  royale. 

Begonnen   1753.  Beendet   1870. 

Drei  Abteilungen  zu  je  51  Blatt  in  Gross  -  Folio  (74x56  cm)  mit 
Text  in  französischer  Sprache. 

Preis  des  ganzen  Werkes: 

weiss,  gebunden  580  Mark,  ungebunden  490  Mark 
chines.        „         830      „  „  740      „ 

Preis  der  einzelnen  Abbildungen: 

Abteilung  weiss,    gebunden   190  Mark,    ungebunden   160  Mark 

260 
140 
240 
210 
340 

Eine  Auslese  aus  dem  ganzen  Werke,  welche  24  der  beliebtesten 
in  diesem  Verzeichnisse  mit  einem  Stern  (*)  bezeichneten  Blätter 
enthält,  kostet,  ungebunden,  auf  weissem  Papier  126  Mark,  auf 
chinesischem  168  Mark.  Der  Austausch  einzelner  Blätter  gegen 
gleichwertige  nicht  zur  Auslese  gehörige  kann  gestattet  werden. 


hing     I 

weiss, 

gebunden 

190  M 

chines. 

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290 

II 

weiss 

1! 

170 

chines. 

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Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 
I.  Tit. 


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11 


27X37     (154) 

Maria  mit  dem 
.     .     34X20 


Erste  Abteilung 

Rigaud.    August  III.,  als  Kronprinz  im 

Jahre  1715    ....  65x44Y2 

Von  J.  J.  Balechou  gest.  (Cat.  No.  760) 

Correggio.  Madonna  des  heiligen  Fran- 
ziskus   

Von  E.  Fessard  gest.  44]/2x37  (150) 
Derselbe.     Madonna  des  heiligen  Georg     . 

Von  N.  D.  Beauvais  gest.  54x37  (153) 
Derselbe.     Madonna  des  heiligen  Sebastian  . 

Von  P.  A.  Kilian  gest.  48x29  (151) 
Derselbe.     Magdalena       

Von  J.  Daulle   gest. 

Girolamo  Mazzuoli. 

Kinde  und  Heiligen 
Von  N.  le  Mire  als  Franc.Mazzuoli  gest.  (166) 

Nie.  Abati.    Die  Hinrichtung  der  Apostel 

Petrus  und  Paulus        

Von  Jac.  Folkema  gest.  53x30  (165) 

Catena.     Heilige  Familie    .     .30x42 
Von  P.  E.  Moitte   als   Andr.   del    Sarto 
gest.  (65) 

Andrea  del  Sarto.     Abraham's   Opfer 
Von  L.  Surugue  d.  ä.  gest.  46  X  29  (77) 

Giul.  Romano.  Heilige  Familie,  genannt 
»Madonna  della  Catina«     . 
Von  J.  J.  Flipart  gest.  41x31  (103) 

Tizian.  Heilige  Familie  mit  der  Stifter- 
familie  

Von  E.  Fessard  gest.  25x34  (175) 
Derselbe    (oder   Tintoretto).      Bildnis    einer 

Dame  in  Trauer 

Von  P.  F.  Basan  gest.   25  X  21    (265  A) 


Preis  in  Mark 
weiss      ohin. 

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Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


911 


Nr. 

I. 

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25 

Tizian.     Bildnis  einer  Neuvermählten 
Von  P.  P.  Basan  gest.    25X21   (170) 

Derselbe.      Bildnis    von    Tizian's    Tochter 

Lavinia 

Von    demselben    gest.    25x21     (171) 

Paolo  Veronese.  Anbetung  der  Könige 

Von  P.  A.  Kilian  gest.   27x61   (225) 

Derselbe.     Die  Familie  Cuccina  (von  Glaube, 

Liebe  und  Hoffnung  umgeben,  zu  den 

Füssen  der  heil.  Jungfrau) 

Von  demselben  gest.    2572X56  (224) 

Derselbe.     Die  Kreuztragung      . 

Von  J.  M.  Preisler  gest.  23  X  57  (227) 

G.  C.  Procaccini.    Die  heilige  Familie 
Von  J.  Camerata  gest.    58X31    (643) 

Annibale  Carracci.  Christus  von  Engeln 

gestützt       .....  2272X26 

Von  M.'Keil  als  Lod.  Carracci  gest.  (302) 

Derselbe.     Marias  Himmelfahrt   .     .     .     . 

Von  J.  Camerata  gest.    56x36    (303) 

Derselbe.     Madonna  mit  Matthäus  . 

Von    N.  Dupuis   gest.    57x38     (304) 
Derselbe.      Der    heilige    Rochus,    Almosen 

spendend    

Von  J.  Camerata  gest.    51X75    (305) 

Guido  Reni.  Der  Auferstandene  vor  seiner 

Mutter 

Von  J.  Tardieu  gest.  5672x36  (322) 
Derselbe.      Maria    auf    dem    Throne    mit 

Heiligen 

P.  L.  Surugue  d.  j.  gest.  55x37  (328) 

Derselbe.     Der  kleine  Bacchus   .     .     .     . 

Von  J.  Camerata  gest.    27X20    (327) 

Vanni.     Heilige  Familie 

Von  P.  E.  Moitte  gest.  37x3l72  (91) 


Preis  in  Mark 


weiss 

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Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 

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Feü.     David  mit  dem  Haupte  Goliath's  . 

Vou  J.  Camerata  gest.  3  7  72X2  6  ljs  (4 1 5) 
Ribera.     Jakob  mit   Laban 's  Schafen 

Von  S.  Fokke  gest.  30x38  (689) 
Derselbe.     Die  Marter  des  hl.  Bartholomäus 

Von  M.  Pitteri  gest.  29x37  (690) 
Derselbe.     Die  Marter  des  hl.  Loreuz  . 

Von  M.  Keyl  gest.  3372x25  (686) 
Derselbe.     Die  hl.  Agnes 

Von  M.  Pitteri  gest.  40x32  (683) 
Derselbe.     Diogenes 

Von    J.    Daulle    gest.     25x21     (682) 

Mattia  Preti.    Die  Befreiung  Petri  aus 

dem  Gefängnis 

Von  P.  Campana  gest.  34x41  i/2  (467) 
Derselbe.     Die  Marter  des  hl.  Bartholomäus 

Von  C.  L.  Wüst  gest.  41x31  (465) 
Ders.    Der  Unglaube  des  Thomas.   2  9  !/ax40 

Von  J.  Cauale  u.  J.  Beauvarlet  gest.  (466) 

Luca  Giordäno.   Jakob  und  Rahel  am 

Brunnen    

Von  J.Wagner  gest.  327,x3678  (491) 
Derselbe.     Rebecca  mit  Abraham's   Knecht 

Von  demselben  gest.  32x39  (488) 
Derselbe.     Lukrezia  und  Tarquinius 

Vou  P.  Tanje  gest.  30X40  (486) 
Derselbe.     Seneca 

Von  P.  Aveline  gest.  33V2X5172  (487) 
Derselbe.    Ariadne  von  Bacchus  überrascht 

Von  Fr.  Basan  gest.  29x41  (475) 
Derselbe.     Herkules  und  Omphale   . 

Von  Ol.  Duflos  gest.  33x41  (474) 
Carlo  Dolci.  Der  Heiland  das  Brot  segnend 

Von  Fr.  Bassan  gest.  3272x26  (510) 
Derselbe.     Die  Tochter  der  Herodias    .     . 

Von  P.  A.  Kilian  gest.  34x27  7,  (508) 


Preis  in  Mark 
weiss 

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4 


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Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


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Tit. 

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5 

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Carlo  Dolci.    Die  heil.  Cäcilia  .     .     . 

Von  P.  A.  Kilia  gest.  32 7, X 27  (509) 
Carlo  Maratti.     Die  heilige  Nacht  .     . 

Von  Cl.  Jardinier  gest.  3672X28  (436) 
Derselbe.     Maria  mit  dem  Kinde    . 

Von  J.  Daulle  gest.  2872x2l72  (437) 
Cignani.    Jesef  und  Potiphar's  Weib  .     . 

Von  R  Tanje  gest.  27x27  (387) 
Langetti.     Apollon  und  Marsyas .     .     . 

Vom  L.  Zucchi  gest.  33X39  (663) 
Rubens.     »Quos  ego« 

Von  J.  Daulle  gest.  3978X46  (964B) 
Derselbe.    Die  Alte  mit  dem  Kohlenbecken 

Von  C.  Fr.  Boetius  gest.  4872x31  (958) 
Derselbe.     Die  beiden  Söhne  des  Rubens  . 

Von  J.  Daulle  gest.    3472X21   (986 B) 


Zweite  Abteilung 

L.  de   Silvestre.     Maria  Josepha   von 

Oesterreich    als  Kurprinzessin     . 

Von  J.  Daulle  gest.      65x48      (771) 

Correggio.     Die  heilige  Nacht  .     .     . 

Von  Surugue  d.  j.  gest.    54x40    (152) 

Derselbe?     Der  sogen.  Arzt  des  Correggio 

Von  P.  Tanje  gest.     29V2X23     (155) 

Parmeggianino.     »La  Madonna   della 

Rosa« 3672X27 

Von  J.  Chr.  Deucher  gest.  (161) 

Girolamo  Bedolo,  gen.  Gir.  Mazzuoli. 

Madonna  mit  dem  knieenden  Georg 

Von  M.  Auber  gest.    41x34    (165  A) 

H.  Holbein  d.  j.    Bildnis  des  Morette 

30X25   (1890) 
Von  J.  Folkema   als  L.  da  Vinci  gest. 


Preis  in  Mark 
weiss      chin. 

4        6 

6 

9 

3 

5 

3 

5 

2 

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9 

3 

6 

6 

9 

6 
6 

4 


58 


9 
9 
6 


914 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 

IT. 

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20 

Cima  da  Conegliano.    Der  Heiland  . 

Von  J.  Folkema  gest.  44x22  (61) 
Dosso  Dossi.  Vision  der  vier  Kirchenväter 

Von  P.  A. Kilian  gest.  5 2  '/2X30 1/2  (128) 
Tizian.  Maria  mit  dem  Kinde  und  vier 
Heiligen 

Von  J.  Folkema  gest.  26x367«  (168) 
Paolo  Veronese.  Die  Hochzeit  zu  Caua 

Von  L.  Jacob  gest.  3672X78  (226) 
Derselbe.     Bildnis  des  Daniele  Barbaro     . 

Von  J.  Houbraken  gest.  287>X22  (236) 

Tintoretto.  Die  Ehebrecherin  vor  Christo 

Von  P.  A. Kilian  gest.  3572x66  (270A) 

Gius.  Porta,  gen.  Salviati.     Christus 

von  Engeln  beweint 

Von  P.  Tanje  gest.      4072X33      (86) 

Franc.  Bassano.  Vertreibung  der  Händler 

aus  dem  Tempel  .     .     .     34x43 72 

Von  P.  Chenu  und  Kilian  gest.  (277) 
Derselbe.     Die  Anbetung  der  Hirten    .     . 

Von  P.  Chenu  gest.  29V2X48  (278) 
Turchi.     Venus  und  Adonis  .     .     .     . 

Von  J.  Beauvarlet  gest.  287,X34  (521) 
Seb.  Ricci.     Christi  Himmelfahrt    .     . 

Von  J.  Punt  gest.  39x43  (548) 
Garofalo.     Poseidon  und  Athene      .     . 

Von  J.  Folkema  gest.  4672x3072  (132) 

Cam.  Procaccini.     Der  heil.  Rochus, 

Pestkranke  heilend 

Von  J.  Camerata  gest.  51x74  (645) 
Ann.  Carracci.   Der  Genius  des  Ruhmes 

Von  C.  D.  Jardinier  gest.  4572X29  (306) 

Guido  Reni.    Ninus  tritt  der  Semiramis 

seine  Krone  ab 

Von  J.  M.  Preisler  gest.     52x37  (325) 


Preis  in  Mark 
weiss      chin. 

6 


4 

6 

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9 

4 

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2 

3 

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6 

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9 

Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


915 


Nr. 

IL  21 

22 

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24 
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26 

27 

28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 


Albani.      Amoretten    beim    Raube    Pro- 

serpina's 

Von  R  Tanje  gest.      377>X49    (337) 

Guercino.  Kephalus  an  der  Leiche  der 
Prokris 

Von  L.  Lempereur  gest.  34x43  (361) 
Derselbe.    Venus  an  der  Leiche  des  Adonis 

Von  demselben  gest.     34x42 lj2  (364) 

Lanfranco.     Der  reuige  Petrus  .     .     . 
Von  J.  Daulle  gest.  4,l1/2XS01/2  (349) 

Tiarini.     Medoro  und  Angelica    . 
Von  Ant.  Eadigues  gest.    30x39  (336) 

Sim.  Cantarini,  gen.  il  Pesaro.   Josef 

und  das  Weib  Potiphar's    .     .     .     . 

Von  J.  Camerata  gest.  271/2X351I2  (382) 

Scarsellino.     Die   heilige  Familie   mit 

Heiligen 

Von  Et.  Fessard  gest.  3  9x43  V«  (148) 
Caravaggio.    Der  Falschspieler  .     .     . 

Von  P.  Tanje  gest.  23x331/2  (408) 
Dom.  Feti.     Der  verlorene  Groschen 

Von  J.  Camerata  gest.  36x29  (418) 
Derselbe.     Der  Arbeiter  im  Weinberge 

Von  demselben  gest.  38x28  (423) 
G.  B.  Castiglione.  Vor  der  Arche Nbah's 

Von  P.  Aveline  gest.  37x47  (659) 
Derselbe.     Jakob's  Heimzug 

Von  demselben  gest.  37X49  (660) 
B.  Biscaino.  Die  Ehebrecherin  vor  Christo 

Von  J.  Camerata  gest.  28x3772  (664) 
Ribera.     Die  Befreiung  Petri      .     .     . 

Von  M.  Pitteri  gest.     30x3978  (684) 

Derselbe.      Der   heil.   Franziskus   auf  den 

Dornen 

Von  demselben  gest.     3072X39  (685) 


Preis  in  Mark 
weiss      chin. 


12 

6 
6 

3 


58 


4 

4 


2 

3 

6 

9 

2 

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2 

3 

3 

5 

3 

5 

3 

5 

2 

3 

2 

3 

916 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 
II.  36 


,  37 
,  38 
,  39 
,  40 

,  41 
,  42 
,  43 

,  44 
,  45 

,  46 

,  47 
,  48 

j  49 

,  50 


Andr.  Vaccaro.    Christus  mit  den  Er- 
lösten der  Vorhölle  vor  seiner  Mutter 
Von  J.  Camerata  gest.  4072X43  (464) 

LucaGiordano.  Loth  mit  seinen  Töchtern 

Von  J.  ßeauvarlet  gest.  30x40  V8  (490) 
Derselbe.     Susanne   mit   den   beiden  Alten 

Von  demselben  gest.  30x42  (477) 
Derselbe.     Perseus  und  Phineus 

Von  demselben  gest.  35x49  (476) 
Derselbe.  Der  Raub  der  Sabinerinnen  33x37 

Von  D.  Sornique  und  Gaillard  gest.  (485) 

Solimena.  Maria  in  Wolken  über  Heiligen 
Von  P.  A.  Kilian  gest.  36x3572  (497) 

Pagani.     Magdalena 

Von  N.  Tardieu  gest.    3172X41   (648) 

H.  Holbein  d.  j.      Die    Madonna   des 

Bürgermeisters  Meyer 

Von  Ch.  F.  Boetius  gest.  45x30  (1892) 
Rubens.     Die  Krönung  des  Helden  .  •  . 

Von  P.  Tanje  gest.         30x32      (956) 
Velazquez.     Männliches  Bildnis 
Rubens.     "Weibliches  Bildnis  .     .     .     . 

Beide    als   Rubens  von   F.  Zucchi   gest. 

23X17 72     (698  u.  1004) 

Rubens.     Landschaft  mit  wilden  Tieren 

Von  J.  E.  Ridinger  gest.  23x47  72  (982) 
Rembrandt.     Das  Opfer  Manoah's  .     . 

Von  J.Houbrakengest.  3372x40  (1563) 

Derselbe.     Bildnis   eines  Alten    mit  einem 

Stock    .     .     

Von  P.  Tanje  gest.  2 7x2 2" /2  (1571) 
Van  Dyck.     Der  heil.  Hieronymus  .     . 

VonN. deBeauvais gest.  3 1x33 */t (1 024) 
B  er  ehem.     Landschaft  mit  Tieren   .     . 

Von  J.  Aliamet  gest.     51x41    (1489) 


Preis  ii 
weiss 

1  Marl 
chin. 

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3 

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4 

6 

3 

5 

Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche  917 


Nr. 
m.  Tit. 


1 

2 


4 
5 
6 

7 

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12 
13 


Dritte  Abteilung 

Ant.  Graff.    König  Friedrich  August  der 

Gerechte  

Von  J.  Bause  gest.  28x24Va  (2165) 
Raphael.    Sixtinische  Madonna    . 

Von  C.  G.  Schulze  gest.  63X47V2  (93) 
Rembrandt.     Ganymed   in  den  Fängen 

des  Adlers 

Von  dems.  gest.        55V2X407a  (1558) 

G.  Ant.  da  Pordenone.    Eine  Dame  in 

Trauer     

Von  demselben  gest.       26x23  (199A) 

Guido  Reni.    »Ecce  homo«   .     .     . 
Von  demselben  gest.       24x20     (329) 

Ann.  Carracci.    Christuskopf     .     .     . 
Von  demselben  gest.       18x15     (309) 

Viani.     Venus  mit  zwei  Amoretten  .     . 
Von  dems.  gest.       2372X2 9V8     (404) 

Ang.  Kauffmann.  Weibliches  Bildnis, 
als  Vestalin 

Von  dems.  gest.  3572X28  (2182) 
Dieselbe.     Die  verlassene  Ariadne  . 

VonE.  G.Krüger  gest.  3572X28  (2183) 

Ferd.  Bol.    Jakob  vor  Pharao 

Von  dems.  gest.         4172X54     (1605) 

Kasp.  Netscher.  Singende  Dame  mit 
einem  Lautenspieler      .     .     .     .   • . 

Von  demselben  gest.  33x257a  (1347) 
A.  Pesne.     Die  Wahrsagerin      .     .     . 

Von  C.  F.  Stölzel  gest.  35x29  (778) 
Ad.  van  der  Werff.    Magdalena  .     . 

Von  demselben  gest.     33x24     (1817) 

Rubens.  Bildnis  einer  Frau  mit  ge- 
flochtenem Haar 

Von  demselben  gest.  2372X18  (964A) 


Preis  in  Mark 
weiss      chin. 


3 
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4 

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918 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 

III. 

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26 

A.  R.  Mengs.  Amor  einen  Pfeil  schleifend 
Von  J.  F.  Bause  gest.       22x18     (177) 

Van  Dyck.   Bildnis  eines  Mannes  im  Pelz 

(sogen.  Ryckaert)     .  , 

Von  C.  S.  Raspe  gest.     31x26  (1035) 
Derselbe.    Bildnis  eines  Feldherrn  mit  roter 

Armbinde 

Von  demselben  gest.       31x25  (1026) 

Pesne.     Mädchen  mit  Tauben      .     .     . 
Von  demselben  gest.     22x187a     (773) 

Guercino.  Die  verwundete  Dorinda.  Szene 

aus   Guarini's   Pastor   Fido     .  (367) 

Von  C.  F.  T.  Uhlemann  gest.     44x53 

Trevisani.     Maria  mit  dem  Kinde  und 

Johannes       

VonJ.  G.Schmidt  gest.   3372X26  (448) 

E.  Seemann.    Selbstbildnis  des  Künstlers 
Von  dems.  gest.       19x157a      (788B) 

Berchem.     Fischer  am  See  .     . 

Von  C.  G.  Geyser  gest.  32x457«  (1482) 

Dietrich.     Schäfer  und  Schäferin 

Von  C.A.Günther  gest.  3472X5272(2114) 

Ph.  Wouwerman.  Landschaft  mit  dem 

rotbedeckten  Wagen 

Von  demselben  gest.     3172X38  (1408) 

A.  v.  d.  Velde.  Viehweide  mit  der  Melkerin 
Von H. F. Lauringest.  35x4272  (1655) 

Schule  von  C.Poelenburgh,  Figuren 

von  P.  Bout.    Herden  im  Flusse    . 
VonJ.  G.A.Frenzel  gest.  23x32  (1250) 

Guido  Reni.    Christuskopf  mit  der  Dor- 
nenkrone        

Von  Ant.  Krüger  gest.  187aXl47s  (323) 


Preis  in  Mark 
weiss 


9 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


919 


Nr. 

ni. 

27 

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38 

Jac.  Ruisdael  und  Adr.  v.  d.  Velde. 

Die  Jagd 

Von  C.  A.  Günther  gest.    45x60  (1492) 

Italienische  Schule.  XVI.  Jahrhundert 

Maria  mit  dem  Kinde  und  Johannes 

Von  E.  G.  Krüger  als  Vincenzo   da  S. 

Gimignano  gest.       37x28     (194A) 

Tizian.     Der  Zinsgroschen      . 

Von  M.  Steinla  gest.    26X1972    (169) 

A.  R.  Mengs.    Selbstbildnis  des  Künstlers 
Von  L.  Grüner  gest.     22VaXl7    (166) 
Vor  der  Schrift      . 

Stanzioni.     Die  Naturkunde.      Allegorie 
Von   J.  Canale    als    Domenichino   gest. 

35X23     (463) 

Ribera.     Ein  Gelehrter 

Von  demselben  gest.       29X22     (692) 

Albani.    Vertreibung  aus  dem  Paradiese 
Von  demselben  gest.     30VaX40    (342) 

Jac.  van  Loo.     Paris  und  Oenone 
Von  demselben  gest.    37X29V2  (1599) 

A.  v.  d.  Werff.     Maria  mit  dem  Jesus- 
knaben und  Johannes  

Von  J.  Canale  gest.     40x30     (1819) 

Ang.  Kauffmann.  Weibliches  Bildnis,  als 

Sibylle 

Von  demselben  gest.     29x21     (2181) 

Rubens.     Das  Urteil  des  Paris  .     .     . 

Von  P.  E.  Moitte  gest.    36x48    (962B) 

Tizian.     Bildnis  eines  jungen  Mädchens 

mit  einer  Vase      .      .       24MsX211lt 

Von  Syl.  Pomarede  gest.  (1"3) 


Preis  in  Mark 
weiss      ehin. 


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3 


12 


9 

12 

4 

6 

9 

3 

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2 

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5 


920 


Verzeichnis   der  verkäuflichen  Kupferstiche 


Nr. 

in. 

39 

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40 

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41 

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50 

Ruisdael.     Der  Kirchhof .     . 
Von  L.  Friedrich  gest.     39x44 
Vor  der  Schrift 

Derselbe.     Das  Kloster   . 

Von  C.  Krüger  gest.     3572X44 

Velazquez.   Männliches  Bildnis 
Von  E.  Mohn  gest.       29x24 
Vor  der  Schrift 

Murillo.     Der  heil.  Rodriguez 
Von  Th.  Langer  gest.     31x19 
Vor  der  Schrift 


(1494) 


(697) 


(704) 


S.  Koninck.     Der  Eremit     . 

Von  G.  Planer  gest.     30V2X23     (1589) 

Palma  Vecchio.     Die  drei  Schwestern 

Von  A.  Seramler  gest.  26V2X36V2  (189) 

Vor  der  Schrift      .     .     .     . 

Derselbe.     Jakob  und  Rahel    .     .  31x52 
Von  Th.  Langer  als  Giorgione  gest.  (192) 
Vor  der  Schrift      . 

Veneto,  Bart.    Die  Tochter  der  Herodias 

Von  C.  R.  Petzsch  als  Schule  Leonardo 

da  Vinci's  gest.     36V2X22    (201A) 

Vor  der  Schrift      .... 

Dürer.     Christus  am  Kreuz    . 

Von  Th.  Langer  gest.  I9V2XI5V2  (1870) 

Franceschini.    Die  büssende  Magdalena 

Von  E.  Büchel  gest.      42x30      (389) 

Vor  der  Schrift      .... 

Ribera.     Der  heilige  Andreas      .     .     . 
Von  P.  Campana  gest.    32X25    (688) 

Nogari.    Der  Sparsame.  —  Die  Alte  mit 

dem  Kohlenbecken 

Von  J.  C.  Gudeborn  gest.    (591,  592) 


Preis  in  Mark 


weiss 

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chin. 

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9 

12 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 


921 


Nr. 
E.     1 


»     6 


la.    Einzelne  Blätter 

G.  A.  Kuntz.    Betende  Pilgerin  .     .     . 
Von  H.  Bürkner  gest.    25x15    (2475) 

Vor  der  Schrift 


Mantegna.     Heilige  Familie  . 

Von  Th.  Langer  gest.       25x20     (51) 

Vor  der  Schrift 

Künstlerdrucke  . 


Corradini. 

.  gruppen 

Garten. 

Von  Ch.  P. 


Bildhauer.     Die  Kentauren- 
aus   dem    Königl.    Grossen 
Zwei  Blätter  zusammen 
Lindemann  gest.      37x29 


Derselbe.     Die  Zeit  enthüllt  die  Wahrheit 
Von  demselben  gest.  4672X30 

Ballestra.  Die  Zeit  entführt  die  Schönheit 


Von  G.  M. 


Preisler  gest. 


48V2x31 


Preis  in  Mark 
■weiss         chin. 

3  3 


12 
24 


4 

2 


15 

30 
45 


922  Verzeichnis  der   verkäuflichen  Kupferstiche 

II.    Das  neue  Galeriewerk 

unter  dem  Titel: 

Kupferstiche  nach  Werken  neuerer  Meister  in  der 
Königl.  Gemäldegalerie  zu  Dresden. 

In  Gemeinschaft  mit  dem  Königl.  Ministerium  des  Innern  heraus- 
gegeben. 

Mit  biographischem  Text  von  W.  Rossmann  und  W.  V.  Seidlitz. 

(Im  Kommissionsverlag  von  A.  Gutbier.) 

Begonnen  1881.     Beendet  1886. 

Vier  Lieferungen  zu  je  3  Blatt  in  Gross-Folio  (76x56). 

Preis  in  Mark 

Preis  des  ganzen  Werkes                     weiss  chin. 

mit  Schrift 80  100 

vor  der  Schrift 150  200 

Künstlerdrucke 300 

Preise  der  einzelnen  Abteilungen: 

Lieferung  I  mit  Schrift 20  25 

vor  der  Schrift 40  50 

Künstlerdrucke 80 

II  mit  Schrift 15  20 

vor  der  Schrift 30  40 

Künstlerdrucke      ......  60 

„      III  mit  Schrift 20  25 

vor  der  Schrift 40  50 

Künstlerdrucke 80 

„       IV  mit  Schrift 25  30 

vor  der  Schrift 50  60 

Künstlerdrucke 100 

Erste  Lieferung 

1.    A.  Calame.     Der  Waldstrom  (2531)                .         8  10 
Von  L.  Friedrich  gest.                               :>3x47 

Vor  der  Schrift 15  20 

Künstlerdrucke 30 


2. 


Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche  923 

Preis  in  Mark 

welBi         cbin. 

F.  Pauwels.     Im  Hospital 8 


Von  Th.  Langer  gest.  Vor  der  Schrift 

32X38  (2287)  Künstlerdruck 

3.  G.  A.  Kuntz.   Ein  Grass  aus  der  Welt    . 
Von    E.   Büchel    gest.  Vor  der  Schrift 

41X24  (2473)  Künstlerdrucke 


11. 


12. 


4.  L.  Richter. 


Zweite  Lieferung 

Ueberfahrt  beim  Schreckenstein 


Vor  der  Schrift 
Künstlerdrucke 


Von  H.  Bürkner  gest. 
30x40  (2229) 

P.  Kiessling     Mignon 
Von   F.    Seifert   gest. 
34V2X26         (2296) 
E.  Kurzbauer.    Die  Verleumdung  . 
Von  Th.  Langer  gest.  Vor  der  Schrift 

25X35  (2399)  Künstlerdrucke 


Vor  der  Schrift 
Künstlerdrucke 


7.  R.  Jordan. 


Dritte  Lieferung 

Rettung  aus  dem  Schiffbruch 


Vor  der  Schrift 
Künstlerdrucke 


Von  L.  Friedrich  gest. 
32x4lV2  (2344) 

8.  H.  Oehmichen,     Der  Steuerzahltag 

Von  C.  E.  Petzsch  gest.  Vor  der  Schrift    . 

28X40              (2371)  Künstlerdrucke      . 

9.  F.  Defregger.     Der  Abschied    von  der   Sennerin 

Von  H.  Bürkner  gest.  Vor  der  Schrift     . 

36V2X29V2      (2387)  Künstlerdrucke       . 


10.  A.  Feuerbach. 


Vierte  Lieferung 

Madonna 


Von  E.  Büchel  gest. 
35X29  (2470) 

H.  Hofmann 

Von    E.   Mohn    gest. 
363/4X46       (2265) 


Vor  der  Schrift 
Künstlerdrucke 
Die  Ehebrecherin  vor  Christo 
Vor  der  Schrift 
Künstlerdrucke 


O.  Gebier.     Zwei  Wilderer 
Von  C.  R.  Petzsch  gest.  Vor  der  Schrift 

24x33  (2396)  Künstlerdrucke 


15 

8 
15 


10 
20 
30 
10 
20 
30 


6   8 

12   15 

24 

6   8 

12  15 

24 

8  10 

15  20 

30 


8  10 

15  20 

30 

6   8 

12   15 

24 

8   10 

15  20 

30 


10  12 

20  25 

40 

10  12 

20  25 

.  40 

6   8 

12   15 

24 


924  Verzeichnis  der  verkäuflichen  Kupferstiche 

Preis  in  Mark 

weit»         cbln. 

III.  Einzelne  Blätter 

13.  B.  Vautier.     Die  Tanzpause 8     10 

Von  H.  Bürkner  gest.       33x48  (2362) 

Vor  der  Schrift 25 

Künstlerdrucke 40 

14.  Canaletto.     Das  Innere  des  Zwingers    ...  6       8 

Von  L.  Schulz  gest.       24x48  (629) 

Vor  der  Schrift 15 

Künstlerdrucke 25 

15.  Van  Eyck.     Madonna 8     10 

Von  H.  Bürkner  gest.       26x39  (799) 

Vor  der  Schrift 25 

Künstlerdrucke 40 

16.  Metsu.     Fröhliches  Mahl 8     10 

Von  E.  Mohn  gest.        47VaX38V2  (1732) 

Vor  der  Schrift 25 

Künstlerdrucke 40 

17.  Hofmann.    Der  Jesus  im  Tempel    .       .       .       .  15     20 

Von  Ed.  Büchel  gest.       35x48  (2266) 

Vor  der  Schrift 60 

Künstlerdrucke 120 

18.  G.  Max.     »Vaterunser« 6       8 

Von  H.  Bürkner  gest.       48X/2X34  (2400) 

Vor  der  Schrift 15 

Künstlerdrucke 25 


Nachträge  und  Berichtig  ung°eii 


S.  26.  Z.  16  v.  oben:  Die  Zahl  der  leihweise  und  widerruflich 
abgegebenen  Bilder  ist  während  des  Druckes  von  305  auf 
308  gestiegen.     Vgl.  S.  XVII— XIX. 

S.  26.    Z.  9  v.  unten  lies  einer  statt  eine. 

S.  62.     Z.   17  v.  u.  lies  Raffaello  statt  Rafaello. 

S.  70.    N.   121:  jetziger  Standort  nicht  4  c,  sondern  3  b. 

S.  112.    N.   231:  jetziger  Standort  nicht  3b.  sondern  4c. 

S.  83.  N.  154:  Hierzu  noch  James  von  Schmidt1  s  Aufsatz  im 
Bepert.  XXXI  (1908)  S.  24,  nach  dem  Fr.  Albani  der 
Maler  unserer  Kopie  sein  könnte. 

S.   132.    N.  314:   1908  an  die  Kreishauptmannsehaft  in  Bautzen. 

S.  169.  N.  463:  Dass  dieses  Bild  von  Stanzioni  herrühre,  wird 
wohl  mit  Recht  bestritten  von  Hermann  Voss  in  seinem 
Aufsatz  über  diesen  Meister  in  den  »Monatsheften  für  Kunst- 
wissenschaft« I  S.  271—272  (Leipzig   1908). 

S.   250.    N.  780:   1908  an  die  Kreishauptmannschaft  in  Bautzen. 

S.   335  zu  N.  1023:  lies  J  2  statt  J  3. 

S.  541  zu  N.  1663:  Wie  H.  Hymans  uns  gütigst  mitteilt,  stellt 
das  Bild  kein  Kloster,  sondern  das  alte  Residenz schloss  in 
Brüssel  dar. 

S.  604  zu  N.  1870:  Der  jüngst  ausgesprochenen  Ansicht  einiger 
namhafter  Forscher,  dass  dieses  Bild  unecht  sei  (vgl.  »Kunst- 
geschichtliche Anzeigen«  1907  N.  2 — 4  S.  76,  Innsbruck 
1908),  können  wir  uns  nicht  anschliessen. 


Register 


A.  B.  (schwäbischer  Mono- 
grammist)     .     .     .     . 
Abate,  Niccolo  (dell'  Abati) 
Abati,  Niccolo  (delF  Abate) 
Achenbach,  Andreas    . 
Achenbach,  Oswald 
Achtschellincx,  Lukas  . 
Aelst,  Willem  van  .     . 

—  Art  desselben  . 
Aertsen,  Pieter,  Art  des 
Agricola,  Christ.  Ludwig 
Albani,  Francesco  . 

—  dessen  Schule  . 
Allegri,  Ant.  (Correggio) 

—  angeblich  Antonio 

—  nach  ihm    . 

—  Schule  des  Correggio 
Alt,  Rud.  von   .     .     . 
Altniederländische  gewebte 

Tapeten    .... 
Altvlämischer  Meister  des 

Dresdner  Triptychons 
Amerighi  (Amerigi,  Merisi), 

Michel  Angelo  da 

Caravaggio     .     .     .     . 

—  Schüler     und     Nach- 
ahmer desselben . 


Seite 

Seite 

Angeli,  Andrea  (del  Sarto' 

1       56 

—  nach  ihm    . 

57 

615 

Angeli,  Heinrich  von  . 

802 

86 

Angelico,  Fra    .     .     . 

31 

86 

Antonello  da  Messina  . 

.       46 

752 

Apshoven,  Ferd.  van,  II. 

360 

756 

Apshoven,  Thomas  van 

393 

377 

Arnold,   Heinrich  Gotthold 

1     701 

426 

Arpino,  il  Cavaliere  d' 

426 

(Giuseppe  Cesari)    . 

68 

281 

Arthois,  Jacques  d' 

372 

661 

Asselyn,  Jan  (Crabbetje) 

514 

138 

Ast,  Balthasar  van  der 

405 

140 

Augustin,     Jean  -  Baptist« 

l 

80 

Jacques    .... 

882 

82 

Avercamp,  Hendrik  (de 

83 

Stomme  van  Kampen) 

589 

84 

801 

898 

B 

B.,  A.  (Monogrammist) 

615 

204 

B.,  H.  (Monogrammist) 
Bacchiacca,  Francesco 

446 

(Ubertini)      .     .     .     . 

58 

156 

Backer,  Jacob  Adriaenz    . 

511 

Backhuysen,  Ludolph  .     . 

534 

157 

—  angeblich     .     .     .     . 

534 

Register 


927 


Seite 

Baehr,  Carl  Johann  .  .  .708 
Baen,  Jan  de  ....  433 
Bagnacavallo    (Bartolommeo 

Ramenghi) 68 

Baisch,  Hermann  .  .  .810 
Balducci,  Matteo  (?)  .  .  37 
Baien,    Hendrik   van,    d.  ä.   302 

—  angeblich  derselbe  .  .303 
Bämboccio  (Pieter  v.  Laer)  .  439 
Bantzer,  Carl  L.  N.  .  .  744 
Barbarelli,     Giorgio     (Gior- 

gione) 93 

—  nach  ihm  ....  95 
Barbari,  Jacopo  de1  (Walch)  49 
Barbieri,    Francesco    (Guer- 

cino) 143 

—  angeblich 146 

—  nach  ihm      ....  147 

—  angebl.  dessen  Schule  .  147 
Baroccio,  Federigo    ...  67 

—  nach  ihm       ....  67 

—  angeblich  von  ihm  .  .  68 
Bartolommeo  Veneto .  .  .101 
Bassano,  Francesco  da 

Ponte) 124 

Bassano,  Jac.  (da  Ponte)    .   117 

—  dessen  Werkstatt  .  .118 
Bassano,  Leandro  .  .  .125 
Battaglie,  delle  (Michelangelo 

Cerquozzi) 160 

Batoni,  Pompeo   .     .     .     .166 

Baum,  Paul 745 

Becker,  Karl  L.  F.  .  .  .789 
Bedolo,  Girolamo  .  .  .  86 
Beerstraten,  Jan  Abrahamsz.  527 

—  Art  desselben  .  .  .528 
Bega,  Cornelis  .  .  .  .472 
Begeyn,  Abraham     .     .     .562 


Seite 

Beiotto,  Beruardo  (Cana- 

letto)     .     .     .     .     .     .199 

Bellini,  Giov.,  Eichtung  des     47 
Bellucci,  Antonio      .     .     .188 
Bemmel,  Willem  van    .     .   648 
Bendemann,  Eduard .     .     .728 
Berckheyde,  Gerrit    .     .     .488 
Berckkeyde,  Job  .     .     .     .485 

Bergamo,   Andrea   da  (Pre- 

vitali) 50 

Bergen,  Dirk  van  .  .  .485 
Berchem,  Claes  Pietersz.  .  473 
Berrettini,    Pietro   (da   Cor- 

tona) 160 

Berettoni,  Niccolo  .  .  .163 
Bertin,  Nicolas  ....  245 
Beukelaar,  Joachim  .  .  .275 
Bevilacqua,  Ambrogio  .  .  54 
Beyeren,  Abraham  van  .  .431 
Biagio,    Bernardo    di   Betto 

(il  Pinturicchio)  .  .  .41 
Biagio,  Vincenzo  di  (Catena)  52 
—  nach  ihm  ....  53 
Bigordi,    Domen,   di    Tom- 

maso,    gen.    Ghirlandajo, 

Schule  desselben  ...  35 
Biscaino,  Bartolommeo  .  .214 
Bissolo,  Pier  Francesco.  .  51 
Bles  Hendrik  (Civetta)  .  .264 
Bloemaert,  Abraham  .  .400 
Bloemaert,  Hendrik  .  .  .415 
Bloemen,  Peter  van  (Stan-  , 

daard) 364 

Bloemen,    Jan    Frans    van 

(Orizzonte) 380 

Bios,  Karl 784 

Bochmann,  Gregor  von  .  .761 
Boecklin,  Arnold .     .     .     .826 


928 


Register 


(ü 


Bokelmann,  Chr.  Ludwig  . 
Bol,  Ferdinand    . 

Bol,  Hans 

Bolognese,  unbestimmter, 

XVI.  Jahrb. 

Bolognese,  unbestimmter, 

XVTJJ.  Jahrh 

Bolongier,   Jan,  angeblich  . 
Bonifazio  Veneziano  . 
Bönifazio  Veronese,  d.  ä. 
Bonifazio  Veronese,  d.  j 
Bonvicino,     Alessandro 

Moretto)  nach  ihm     . 
Boom,    Adriaen    H.     (Ver- 

boom) 

Boonen,  Arnold   . 
Bondone,   Giotto   di,   Schule 

desselben    .     .     .  '  . 
Borch,    Ter,    Gerard    (Ter- 

borch) 

Bordone,  Paris  .  .  .  . 
Bosch,  Pieter  van  den  .  . 
Both,  Johannes    .     .     .     . 

—  nach  demselben  .  .  . 
Botticelli,   Sandro  (Filipepi) 

—  Schule  desselben  .  . 
Boudewijns,  Adriaen  Frans 
Bourdon,  Sebastian  .  .  . 
Bourguignon ,     le,     Jacques 

Courtois 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 

Bout,  Pieter 

—  Derselbe  u.  Schüler  des 
Poelenburgh     . 

Bracht,  Eugen     .... 
Bramer,  Leonhard     . 
Brandi,  Giacinto  .... 


Seite 

761 
518 

272 

71 

156 
445 
104 
104 
105 

103 

531 

578 


Seite 

770 
456 
444 
367 
498 
559 


31 


589 
103 
535 
410 
410 

32  1 

33 
378 
240 

241 

242 
378 

403 
793 
423 
162 


Brandt,  Joseph    . 
Brav,  Joseph  de  . 
Bray,  Salomon  de     .     . 
Bredael,  Jan  Frans  van 
Breenbergh,  Bartholomäus 
Brekelenkam,  Quirin  van 

Breu,  Jörg 610 

Breydel,  Frans  .  .  .  .360 
Bril,  Paul 289 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 290 

Bril,  Paul  und  Matthäus, 
Art  der  Brüder    .     .     .290 

Brisighella,  Carlo  (Eismann, 
Lismann) 191 

Broers,  Jasper     .     .     .     .366 

Bronzino,  Angelo  (di  Co- 
simo) 58 

Brouwer,  Adriaen      .     .     .347 

—  nach  ihm  ....  348 
Brown,  Thomas  Austen  .  825 
Bruegel,  Peter,  d.  ä. 

(Bauernbrueghel)  .     .     .271 

—  Nachahmer  desselben  .  272 
Brueghel,   Jan   d.  ä.  (Sam- 

metbrueghel)    .     .     .     .293 

—  nach  ihm      ....  297 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 299 

Brueghel,  Jan,  d.  j.  .  .298 
Brun,  Charles,  le  .  .  .241 
Bruyn,  Bartholomäus  .  .639 
Buonarotti,    Michel    Angelo, 

nach  ihm 55 

Buonvicino,    Alessandro    (il 

Moretto),  nach      .     .     .103 

Buti 168 

Byzantinische   Schule     .     .     29 


Register 


929 


Seite 


C 


Caffe,  Daniel 860 

Cagnacci    (Guido   Canlassi), 

angeblich 146 

Cagnacci,  nach  ihm .  .  ,147 
Cairo,  Francesco  .  .  .  .208 
Calabrese,  il  (Mattia  Preti)  169 
Calame,  Alexandre  .  .  .825 
Caldara,  Polidoro  (da  Cara- 

vaggio),  angeblich  .  .  66 
%  Caliari  Paolo  (Veronese)      .  109 

—  nach  ihm      ....   113 

—  seine    Erben    (Heredes 
Paoli) 114 

—  seine  Schule  .'  .  .  .115 
Callot,  Jacques,  nach  ihm  .  232 
Calvaert,  Dionisio  (il  Fiam- 

mingo) 70 

—  derselbe  nach  Raphael .  63 
Camphuysen,  Raphael  .  .497 
Canale,  Antonio,  da  (Cana- 

letto)     .     ...     .     .     .194 

Canaletto  (Anton,  da  Canale)   194 

—  (Bernardo,  *  Beiotto)  .  .  199 
Canlassi,    Guido   (Cagnacci), 

angeblich 147 

—  nach  ihm  ....  148 
Cano,  Alonso 227 

—  dessen  Schule  .  .  .227 
Cantarini,  Simone  (il  Pesa- 

rese) 150 

Capuccino,  il  .     .     .     .     .211 
Capponi,  Raffaelino  dei  .     .     36 
•  Caravaggio,  Michelangelo  da 

(Amerighi,  Amerigi,  Merisi)  156 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 157 


Seit» 

Caravaggio,  Polidoro.  da,  an- 
geblich   66 

Carducho      (Carducci),     Vi- 
cente     .     .     .     .     .     .  219 

Carlevaris,    Luca,    da   Casa 
Zenobio 189 

Carli,  Raffaelino  .     .     .     .     36 

Carlotto  (Karl  Loth)      .     .650 
Carolsfeld,    Julius    Schnorr 
von  .     . 705 

—  Ludw.  Ferdinand  Schnorr 

von 799 

Caroto,  Giovanni  Francesco  53 
Carpi,     Girolamo     da    (de' 

Sellari  od.  de'  Livizzani)  77 
Carpione,  Giulio  .  .  .  .186 
Carracci,  Lodov..  Schule  des   129 

—  Annibale 129 

—  Schule  derselben  .  .132 
Carriera,  Rosalba  (Pastelle)  833 

—  (Miniaturen)  .  .  .  .864 
Carus,  Carl  Gustav,  Dr.     .704 

Casanova,  G.  B 63 

Casanobrio  (da  Ca  Zenobio), 

(Luca  Carlevaris).     .     .189 
Castiglione,  Giovanni  Bene- 
detto 212 

—  Schule  desselben  .  .213 
Castiglione,  Francesco-  .  .213 
Catena,  Vicenzo  (di  Biagio)     52 

—  nach  ihm  ....  53 
Cavazzola,  il  (Paolo  Morando)  101 
Celesti,  Andrea  .  .  .  .187 
Cerquozzi,     Michel    Angelo 

(Delle  Battaglie)  .     .     .160 
Cesari,    Giuseppe  (Cavaliere 
d'Arpino) 68 

59 


930 


Register 


Seite 

Ceulen ,      Cornelis      Jonson 

(Janssens,  Jansons)  van  .  495 
Chavannes,  P.  C.  Puvis  de  .  822 
Chiari,  Giuseppe  .  .  .  .164 
Choulant,  Theodor  .  .  .729 
Cicio,  l'Abbate  (Francesco 
Solimena) 177 

—  nach  ihm      .      .     .     .   179 

—  Schule  des  .  .  .  .179 
Cignani,  Conte  Carlo  .  .151 
Cima,  Giovanni  Battista  da 

Conegliano  .  .  .  .  50 
( 'ittadini,    Pietro    Francesco 

(il  Milanese)  .  .  .  .150 
Civetta  (Hendrik  Bles)  .  .264 
Claesz,  Pieter  .  .  .  .441 
('laus,  Emile  .  .  .  .829 
Clouet,  Francois,  Schule  des  231 
Codagora,  Viviano  .  .  .161 
Codde.  Pieter  .  .  .  .448 
Conca,  Sebastiano  .  .  .179 
Conegliano,  Cima  da  .  .  50 
Coninxloo   (Koningsloo), 

Gillis  van 288 

Cocques  od.  Cocx,  Gonzales  358 
Cornelisz,  Cornelis  van 

Haarlem 284 


—  Art  desselben     .     .     . 

285 

—  nach  ihm      .... 

285 

Cornelius,  Peter  von 

751 

Correggio,   Ant.   Allegri   da 

80 

—  angeblich  von  ihm  . 

82 

—  nach  ihm      .... 

83 

—  seine  Schule 

84 

Corticelli    (Sacchi,    Regillo, 

Licinio),     Giov.     Antonio 

(da  Pordenone)     .     . 

100 

—  angeblich  derselbe    . 

100 

Seite 

Cortona,  Luca  da  (Signorelli)  40 

Cortona,  Pietro  da  (Berettini)  160 

Cosimo,  Angelo  di  (Bronzino)  58 

Cosimo,  Piero  di       ...  36 

Cossa,  Francesco       .     .     .  43 

—  Schule  des     ....  43 

Courbet,  Gust 822 

Courtois,  Jacques  de  Bour- 

guignon) 241 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 242 

Courtois,  Guillaume  .     .  .243 

Couture,  Thomas       .     .  .821 

Crabbetje  (Jan  Asselijn)  .   514 

Cranach,  Lucas  d.  ä.     .  .618 

—  Werkstatt  desselben  .  625 

—  Nachfolger  desselben  .  630 
Cranach,  Lucas  d.  j.     .     .631 

—  Nachfolger  desselben  .  635 
Credi,  Lorenzo  di  .  .  .  34 
Crespi,    Giuseppe  Maria  (lo 

Spagnuolo  di  Bologna)  .  153 
Cristofano,      Francesco     di 

(Franciabigio)  .  .  .  56 
Crivelli,  Angelo  Maria  .  .211 
Croce,  Girolamo  da  Santa  .  4  s 
Croos,  Anthony  van  .  .431 
Cuyp,  Aelbert      .     .     .     .574 

—  nach  ihm       ....  575 

—  angeblich  derselbe  .  .575 
Cuyp,  Benjamin  Gerritsz.    .   573 

D 

Dahl,      Johann      Christian 

Claussen 702 

Dahl,  Johannes  Siegwald    .  729 

Danedi,  Giuseppe  (Montalti)  209 


Register 


931 


Seite 

Dapper,      Franz      Werner 

(Tamm) 658 

Darnaut,  Hugo  .  .  .  .805 
Dathan,  Georg  .  .  .  .672 
David -Nillet,  Germain  .  .823 
Defregger,  Franz  .  .  .766 
Deiters,  Heinrich  .  .  .759 
Delaroche,  Paul  ....  820 
De  La  Tour,  M.  Q.  .  .855 
Delft,  Jan  Vermeer  van  .  427 
Denner,  Balthasar  .  .  .663 
Dettmann,  Ludwig  .  .  .818 
Deuren,  0.  van  .  .  .  .595 
Deutscher,    unbekannter 

Meister,  XVIII.  Jahrh.  .662 
Diamantini,  Giuseppe  .  .189 
Dieck  Tom,  A.  Chr.  Herrn.  732 
Dieffenbacher,  August  .  .783 
Diepenbeeck,  Abrah.  van  .  331 
Diethe,  Alfred  .  .  .  .734^ 
Dietrich  (Dietricy),  Christian 

Wilh.  Ernst     .     .     .672 
Diez,  Wilhelm     .     .     .     .769 

Dill,  Ludwig 775 

Diuglinger,  Sophie  Fried.  .  874 
Distelblum  (Carlo  dai  Fiori), 

angebl.  und  Carlo  Maratta  163 
Divino,  el  (Luis  de  Morales)  216s' 
Diziani,  Gasparo  .  .  .  1 92 
Doerr,  Otto  E.  F.  A.  .  .791 
Dolci,  Carlo 180 

—  Schule    des,   vielleicht 
Agnese  Dolci  .     .     .     .181 

Dolst,  Chr.  Gottl.  893  u.  896 
Domenichino  (Domenico 

Zampieri) 141 

—  dessen  Schule  .  .  .142 
Dorste,  Jacob  van    .     .     .520 


- 


Seite 

Dossi,    Dosso    (Giovanni    di 
Niccolo  (Lutero)   .   '  .     .     72 

—  Schule  des  ....  74 
Dossi,  Battista  .  .  .  .  74 
Douzette,  Louis  .  .  .  .792 
Dou,  Gerrit    .     .     .     .     .  551 

—  nach  ihm       ....  556 

—  unbek.  Nachahm.  dess.  .  556 
Dreber,  Heinrich  Franz-  .  721 
Droochsloot,  Joost  Cornelisz  404 
Drost,  Cornelis  .  .  .  .520 
Dubbels,  Hendrik      .     .     .524 

Duck,  Jacob 449 

Dücker,  Eugen,  G.  .  .  .759 
Dürer,  Albrecht  .     .     .     .602 

—  nach  ihm       ....   605 

—  Werkstatt  desselben      .  605 

—  angeblich  derselbe  .  .609 
Dürer,  Hans,  vielleicht  .  608 
Dughet,    Gaspard    (Gaspard 

Poussin) 238 

—  Schüler    u.    Nachahmer 
desselben 239 

Du  Jardin,  Karel  .  .  .531 
Dusart,  Cornelis  .  .  .  .493 
Duyster     (Duster),    Willem 

Cornelisz 499 

Dyck,  Anton  van     .     .     .333 

—  nach  ihm  von  Sir  Peter 
Lely 341 

Dyck,  Anton  van,  angeblich  342 

E 

E.,  V.  (Monogrammist)  .  .236 
Echtler,  Adolph  .  .  .  .772 
Eeckhout,  Gerbrand  van  d.  524 
Eichler,  Ernst  Ferdinand  .  740 
Eismann,  Carlo  (Brisighella)   191 

59* 


932 


Register 


beite 

652 

280 
396 
642 

226 

591 
591 

258 
258 


Eismann,  Johann  Anton 
Engelbrechtsen,  Com.     . 
Elliger,  Ottomar,  d.  ä.  . 
Elsheimer,  Adam 
Espinosa,  Jac.  Jeronimo  de 

angeblich    .... 
Everdingen,  Allart  van 
Everdingeu.  Caesar  van 
Eyck,  Hubert  van    . 
Eyck,  Jan  van    .     .     . 

F 

Faber,  G.  Traugott  .  .  .702 
Fabriano,  Gentile  da,  angebl.  32 
Fabritius,  Bernaert  .  .  .514 
Faccini,  Pietro,  angeblich  .  134 
Faistenberger,  Anton  .  .662 
Falens,  Karel  van  .  .  .367 
Farmati,  Paolo  .  .  .  .109 
Fasolo,  Giovanni  Antonio  .  116 
Fa  Presto  (Luca  Giordano)  172 
Feddersen,  Hans  Peter  .  .817 
Fellmann.  Aloys  .  .  .762 
Ferabosco  (Forabosco), 

Girolamo 186 

Ferg,  Franz  de  Paula  .  .666 
Ferrarese,  unbestimmter, 

XVI.  Jahrh 79 

Ferrari,  Gaudenzio,  angeblich  127 
Feti,  Domenico  .  .  .  .158 
Feuerbach,  Anselm  .  .  *  801 
Fiammingo,  Dion.  (Calvaert)  63 
—  ders.  nach  Kaphael  .  63 
Fiebiger,  Julius  .  .  .  .719 
Fiesole,  Fra  Beato  Giovanni 

da,  Schule  des  ...  31 
Filipepi ,     Sandro,    genannt 

Boticelli 32 


Seite 

Filipepi,  Schule  desselben  .  33 
Fiori,    Carlo   dai,    genannnt 

Distelblum,  angeblich  .  163 
Fiorino,  Jerem.  AI.  883  u.  892 
Fischer -Gurig,  Ad.  .  .  .  746 
Flemal,  Bartholet  .  .  .  398 
Flinck,  Govert  .  ...  .517 
Florentiner,  unbestimmter, 

um  1500 37 

Florentiner,  Mnbestimmte, 

Ende  des  XVI.  Jahrh.  .  61 
Floris,  Frans  (de  Vriendt)  .270 
Fontana,  Prospero  .  .  .  69 
Fontana,  Lavinia  ...  70 
Forabosco  (Ferabosco). 

Girolamo 186 

Franceschini.  Marcantonio  .  152 
Francia,  Francesco  (Raibolini)  45 
Francia,  Giacomo  (Raibolini)  45 
Franciabigio    (Francesco    di 

Christofano)  .  .  .  .  56 
Francisque  (Franc.  Millet)  .  240 
Francken  (Franck)  I.,  Frans  287 
Francken  (Franck)  n.,  Frans  308 

—  angeblich  derselbe  .  .310 
Francken.  Hieronym.  I.  .287 
Francoye  fFranchoys),  Pet.  344 
Franz -Dreber,  Karl  Heinr.  .  721 
Französ.  Meister,  uubest.  .  255 
Franz.  Schule,  XVII.  Jahrh.  246 
Frenzel,  Oskar  .  .  .  .795 
Friedrich,  Kaspar  David  .  698 
Friedrich,  Carol.  Friedr.  .  691 
Friedrich,  Gustav  Adolf  .     .726 

Friese,  Richard 795 

Furini,  Francesco  .  .  .180 
Fyt,  Jan 382 

—  angeblich  derselbe   .     .393 


G 


Register 


933 


Gabbiani,  Antonio  Dom. 
Gärtner,  Heinrich  Johann  . 
Garofalo  (Benvenuto  da  (Tisi) 

—  dessen  Schule 
Gaubert  (Gobert),  Pierre  . 
Gebhardi  Eduard  von  .  . 
Gebier.  Friedrich  Otto  .  . 
Gelder,  Aert  ( Arent)  de  . 
Gellee,  Claude(Claude  Lorrain) 

—  nach  ihm  .... 
Genga,  Girolamo  (?)  .  .  . 
Genovese.  il  Prete  (Bernardo 

Strozzi  

Gentile  da  Fabriano,  angeblich 

Gentz.  Wilhelm  Karl     . 

Georgi,  Friedrich  Otto  .     . 

Gerard,  Franeois,  Baron 

Gessi,  Francesco 

Geysels,  Peeter    .... 

Gej,    Chr.   Ludw.  Leonhard 

Ghering.  Anton  .... 

Ghirlandajo.  Domenico  di 
Tommaso  Bigordi.  Schule 
desselben 

Ghislandi,  Fra  Vittore   . 

Ghisolfi,  Giovanni 

Gille.  Christian  Friedrich    . 

Giordano,  Luca  (Fa  Presto) 

Giorgione  (Giorgio  Barbarelli  i 

—  nach  ihm       

Giotto  di  Bondone.  Schule  dess. 
Giovine,  Palma.  Jacopo 
Glauber.  Johannes  (Polydor) 
Gliemann.  Philipp  Albert  . 
Gobert  (Gaubert),  Pierre  . 
Gönne.  Chr.  Friedrich  .  . 
Goesaert,  Jan  (Mabuse),  nach 

ihm 


Seite 

181 

790 

74 

77 

245 

758 

769 

577 

237 

238 

40 

211 

32 

790 

720 

820 
142 
375 
735 
385 


35 

188 

171 

713 

172 

93 

95 

31 

116 

596 

722 

245 

719 

263 


Seite 

Götz,  Theodor  von  .  .  .728 
Goyen,  Jan  van  .     .     .     .430 

Graff,  Anton 684 

Grahl,  August  .  .  .  .890 
Grandi,  Ecole  de'  Roberti  .     43 

—  nach  ihm  ....  44 
Grassi,  Joseph  .  .  .  .693 
Grebber,  Pieter  de  .  .  .  442 
Greco,    il   (Domenico   Theo- 

tocopuli)  .  .  .  .  .  123 
Grethe,  Carlos  .  .  .  .813 
Greuze,  Jean  Baptiste,  nach  . 

ihm       ......   254 

Griffler,  Jan 546 

Grimou,  Alexis  .  .  .  .249 
Grosse,  Franz  Theod.,  Dr.  .  730 
Gröger,  Friedrich  Karl  .  .816 
Grützner,  Eduard  .  .  .774 
Grund,  Norbert  .  .  .  .681 
Guardi,  Francesco     .     .     .198 

Gude,  Hans  Fr 790 

Gudin,  Jeane Antoine Theodore  821 
Guercino,  il  (Francesco 

Barbieri) 143 

—  angeblich       ....   146 

—  nach  ihm      ....   147 

—  angeb.  dessen  Schule    .   147 

Günther 883 

Gurlitt  Louis  .  .  .  .817 
Gussow,  Karl  .  .  .  .794 
Gysels  (Geysels),  Peter  .  .375 
Gysis,  Nikolaus    .     .     .     .771 

H 

H.  B.  (Monogrammist)  .     .446 
Haarlem,  Cornelis  Cornelisz, 
van  . 284 

—  Art  desselben     .     .     .285 


934 


Register 


Seite 

Haarlem.   nach  ihm  . 

285 

Hackaert,  Jan      .     .     .     . 

533 

Haensbergen,  Johannes  van 

418 

Hagen,  Theodor  Joseph. 

815 

Hahn.  Karl  Wilhelm     .     . 

730 

Hahn,  Gustav  Adolf 

720 

Haider,  Karl  .     .     .     . 

775 

Halder,  B 

650 

Hals.  Frans  d.  ä.     . 

437 

—   nach  ihm       . 

438 

—  Schüler  und  Nachfolger 

desselben 

438 

Hals,  Frans  d.  j. 

455 

Hamilton,    John   George   de 

659 

Hammer,   Edmund  Guido    . 

721 

Harrison.  Alexander. 

824 

Hartmann,  Ferdinand    . 

698 

Hang,  Chr.  Robert   . 

783 

Hauschild,  Max    . 

717 

Heda,  Willem  Claasz     . 

442 

Heem,  Jan  Davidsz  de . 

406 

—  Art  desselben 

409 

Heem,  Cornelis  de    . 

395 

Heemskerk,  Egbert  van,  d.  j. 

490 

Heeremans.  Thomas  . 

486 

Heerschop,  Hendrik  . 

477 

Hegenbarth,  Emanuel    . 

747 

Heinrici,  J.  M.,  angeblich  (?) 

873 

Heinz,  Joseph      .     .     .     , 

641 

Heiss,  Johann      .... 

653 

Helst,  Bartholomäus  van  der 

515 

Hennig,  Gustav  Adolf  .     . 

707 

Herrera,    Franzisco    de,    el 

Viejo,  angeblich    .     .     . 

219 

Herrmann,  Hans .... 

797 

Herterich,  Ludw 

782 

Heuer,  M.  H.  E.  Pröll-      . 

713 

Seite 

Heyde,  Jan  van  der  .  .541 
Heyser,  Friedrich  .  .  .745 
Hitchcock,  George  .  .  .824 
Hobbema,  Meindert  .  .  .541 
Hoeke,  Jan  van  den,  nach  ihm  344 

Hoet,  Gerard 420 

Hoff.  Karl 808 

Hoffmann,  Felic,  geb.  Sartori  866 
Hofmann,    Johann    Michael 

Heinrich 723 

Holbein,  Hans,  d.  j.      .     .611 

—  nach  ihm  .  .  .  .612 
Holländer,   unbestimmte, 

gegen  1500  ....  279 
Holländer,  unbestimmter, 

um   1548 282 

Holländer,  unbestimmter, 

um   1563 284 

Holländer,   unbestimmte, 

XVII.  Jahrhundert  .  .598 
Holländer,  unbestimmter, 

XVIII.  Jahrhundert  .  .596 
Hondecoeter,  Melchior  d'  .417 
Hondecoeter,  Gillis  d'  .  .495 
Hondt(Hondius),  Abraham  de  583 

Hondt,  L.  de 365 

Honthorst,  Gerard  van  .     .  403 

—  Art  desselben  .  .  .  404 
Horemans,  Jan  Joseph  .  .361 
Huchtenburgh.  Jan  van  .  490 
Hübner,  Rudolf  Julius  Benno  713 
Huijsmans,  Cornelis  .  .  .378 
Hutiu.  Charles  ....  254 
Huysum,  Jan  van     .     .     .550 

I 

Isabey,  Jean  Baptiste  .  .882 
Italiener,  unbekannter    .     .     64 


Register 


935 


Seite 

J 

Jacobsen,  Juriaen  .  .  .391 
Jacobsz,  Lucas  (van  Leyden), 

Art  desselben  .     .     .     .280 

Jacoby,  Paul 739 

Jäger,  Gustav  .  .  .  .717 
Janssens   (Janson,    Jonson), 

Cornelius.  van  Ceulen  .  495 
Jardin,  Karel  du  .  .  .531 
Jongh,  Ludolf  (Leuff)  de  .  581 
Jordaens  (Joerdaens),  Hans  308 
Jordaens,  Jakob  .     .     .     .329 

—  Art  des 331 

Jordan,  Rudolf  .  .  .  .752 
Juanes,    Juan    de    (Vicente 

Juan  Macip)    .     .     .     .216 


K 

Kalf,  Willem  .  .  .  .533 
Kalckreuth,  Graf,  Leopold  von  811 

Kallmorgen,  Fr 812 

Kamecke,  Otto  W.  H.  von  814 
Kampf,  Arthur  .  .  .  .762 
Kauffmann,  Angelica  .  .690 
Kaulbach,  Fritz  August  .  779 
Keller,  Ferdinand  .  .  .809 
Keller -Reutlingen,  Paul 

Wilhelm 781 

Kern,  Anton  (Körne)  .  .672 
Kerrincx(Keirincx), Alexander  371 
Kersting,  Friedrich  Georg  .  701 
Kessel,  Jan  van,  da..  .394 
Keyser,  Thomas  de  .  .  .496 
Kiessling,  Joh.  Paul  Adolf  733 
Kiengel,  Johann  Christian  .  692 
Klinger,  Max'    ....  796 


Seite 

Klomp,  Aelbert  Jansz  .  .521 
Knaus,  Ludwig  .  .  .  .  79'ir 
Kneller,  Sir  Gottfrey  .  .256 
Knupfer,  Nikolaus    .     .      .405 

Koch,  J.  A 798 

König,  Hugo  .  .  .  .781 
Körne,  Anton  (Kern)  .  .672 
Koller,  Jos.  Rudolf.  .  .  827 
Koninck.  Salomon     .     .     .513 

Koninck,  Phil 522 

Koningsloo  (Coninxloo)  Gillis 

van 288 

Kops,  Franz 739 

Kowalski,  Alfred  von  Wierusz  779 
Kranach,  Lukas,  d.  ä.  .      .618 

—  Werkstatt  desselben      .   625 

—  Nachfolger  desselben  .  630 
Kranach,  Lukas,  d.  j.  .      .631 

—  Nachfolger  desselben     .   635 

Krell,  Hans 637 

Kriehuber,  Josef.  .  .  .893 
Kröner,  Johann  Christian   .   758 

Krohg.  Christ 828 

Krodel,  Matthias  .  .  .637 
Krüger,  Joh.  Heinrich  Karl  787 
Kügelgen,  Gerhard  von       .   697 

Kuehl.  Gotth 741 

Kummer,  Karl  Robert  .  .717 
Kuntz,  Gustav  Adolf  .  .  803 
Kupetzky.  Johann  .  .  .661 
Kurzbauer,  Eduard  .     .     .770 


Laer,  Pieter  van  (Bamboccio)  439 
Laermans,  Eugen  .  .  .830 
Lairesse,  Gerard       .     .     .399 


936 


Register 


Lancret.  Nicolas       .     6 
LaDg.  Heinrich  . 
Lanfranco.  Giovanni 
Langetti.    Giov:  Battista 
Langhetti.  Giov.  Batt.  . 
Lanzani.  Polidoro  (Yeneziano) 
Largilliere.  Nicolas  de  . 
Lasch,  Johann  Karl 
Latour,  Maurice  Quentin  de 
Leal  (Juan  de  Valdes)  . 
Le  Brun,  Charles     . 
Leemputten.    Frans   van 
Leermans,  Pieter 
Leeuw.  Friedrich  de 
Leibl,  Wilhelm    .... 
Leineweber,  Anton  Robert  . 
Leistikow.  Walter     . 
Lelienbergh.  Cornelis 
Lely.    Sir    Peter    (van    der 

Faes),  nach  van  Dyck    . 
Lenbach,  Franz  v.  . 
Leonhardi.  August  Eduard  . 
Lessing,  Karl  Friedrich 
Leyden,  Lukas  van,  Art  des 
Leypold.  Carl  Julius  von    . 
Liberi,  Pietro      .... 
Licenciado.  el      .      .     .     . 
Liebermann.  Max 
Lichtenheld.  Wilhelm     . 
Licinio.  Bernardino  (da  Por- 

denone)      .     .     .      .     . 
Licinio,  Giovanni  Antonio  da 

Pordenone)      .... 

Lier.  Adolf 

Liljefors.  Bruno  .... 
Limborch,  Hendrik  van 
Lin,  Herrn,  van  (Stilheid)  . 
Lingelbach.  Johannes     . 


Seite 

Seite 

252 

Liotard,  Jean-Etienne   . 

854 

768 

Lippi.  Filippino.  Schule  des 

36 

141 

Lissandrino  (Alessandro 

213 

Magnasco)       .... 

210 

213 

Lisse,  Dirk  van  der 

432 

106 

Livensz  (Lievens),  Jan . 

511 

244 

Longhi,  Barbara .... 

70 

755 

Longhi,  Pietro    .... 

197 

855 

517 

229 

Lqo,  Jean  Baptiste  van 

250 

241 

Looten,  Jan  van 

521 

830 

Lorrain,   le   (Claude  Gellee) 

237 

573 

—  nach  ihm      .... 

238 

754 

Loth.    Joh.    Karl    (Carlotto) 

650 

773 

Lotto,  Lorenzo    .... 

98 

739 

—  Art  des 

98 

797 

—  nach  ihm      .... 

99 

431 

Lucchese.  il  (Pietro  Ricchi) 
Luciani ,      Sebastiano      (del 

149 

341 

Piombo).  nach  ihm    .     ■. 

65 

766 

Luckx    od.    Luyx.    Carstian, 

727 

David  Teniers   d.  j.  und 

806 

Nik.  v.  Veerendael    . 

355 

280 

Ludwig,  Karl      .... 

792 

715 

Lührig,  H.  F.  Georg    . 

750 

18*4 

Lundens.  Gerrit  .... 

528 

217 

Lutero,    Giovanni  di  (Dosso 

795 

Dossi) 

72 

764 

—  seine  Schule       ... 

74 

Luti.  Benedetto  .... 

181 

100 

Luyx   oder  Luckx.    Carstian 
David  Teniers  d.  j.  und 

100 

Nik.  v.  Yeerendal 

355 

765 

Lys,  Jan,  gen.  Pan 

593 

829 

437 

M 

416 

Maas,  A.  v.  (angehlich)     . 

535 

529 

Mabuse  rj.Gossaert'h  nach  ihm 

263 

Register 


937 


Seite 

Macip,  Vicente  Juan  (Juan 

de  Juanes)  .  .  .  .  216 
Maes,  Nicolas     .     .     .     .534 

—  angeblich  derselbe  .  .535 
Maffei,  Guido  von  .  .  .768 
Magnasco,  Alessandro  (Lis- 

sandrino)  .  .  .  .  .210 
Makart,  Hans  ....  802 
Maler,  Hans,  von  Ulm  .  616 
Mantegna,  Andrea  .  .  .  46 
Manyoki,  Adam  .  .  .  .662 
Maratti  (Maratta),  Carlo     .   162 

—  Carlo,  angeblich,  u.  Carlo 

dai  Fiori  (Distelblum)    .  163 

Marescalco,  Pietro  (Lo  Spada)  126 

Marise,  Meister  des  Todes  .  266 

—  Art  des  .  .  .  .  .  639 
Marienhof,  A.  .  .  .  .  420 
Marinus  van  Romerswale 

(Reymerswaelen)  .     .     .269 
Maron,    Therese    Concordia, 
geb.  Mengs  (Pastelle)    .  859 

—  (Miniaturen)  .  '  .  .872 
Marseus,  Otto,  van  Schrieck, 

genannt  Snuffelaer  .  .522 
Massys,Quinten,  Werkstatt  des  262 


Matthisen,  Broder    . 

647 

Matthäi,  Friedrich    . 

700 

Max,  Gabriel       .... 

770 

Mazzolini,  Ludovico 

71 

Mazzuoli,  Francesco  (il  Par- 

meggianino)     .     V    ... 

84 

—  nach  ihm      .... 

84 

—  seine  Schule 

86 

Mazzuoli,     Girol.     (Bedolo) 

86 

Mediz,  Karl  .      .     .  *-  - . 

750 

Meer,    Jan    van    der    (Ver- 

meer),  van  Delft .     .     . 

427 

Meer,  Jan  van  der,  van 
Haarlem,  der  ältere  . 

Meer,  Jan  van  der,  van 
Haarlem,  der  jüngere 
(de  jonghe)     .     .     .     . 

Meiren,  Jan  Baptist  van  der 

Meissner,  Adolf  Ernst  . 

Meister  des  Amsterdamer 
Kabinett 

Meister  des  Dresdener  Trip- 
tychons      .     .      . 

Meister  des  Hausbuchs  .      . 

Meister  des  Todes  Mariae    . 

—  Art  des 

Meister  der  Weltzerbildnisse 

Melchers,  Gari    . 

Meldolla    (Medolla).    Andr. 

(Schiavone)      .      . 
Memling,    Hans,    nach  ihm 

—  Werkstatt  oder  Schule 
desselben    .... 

Mengs,  Anton  Raphael . 

—  derselbe  nach  Raph. 

—  desselben  Pastelle    . 

—  desselben  Miniaturen 
Mengs,  Ismael    .     .      . 

—  desselben  Miniaturen 
Mengs      (Maron),      Therese 

Pastelle     .      .     .      . 

—  derselben  Miniaturen 
Menzel,  Adolf  .  .  . 
Merisi     (Amerighi ,      Ame- 

rigi),     Michelangelo     da 
Caravaggio      .... 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 

Messina,  Antonello  da  . 
Metsu,  Gabriel    .      . 


Seite- 

450- 


492 
366- 

76s 

601 

264 
601 
266. 
639 
616 
825 


123- 
261 

262 
■682 
63- 
856 
s?1 
668 
869- 

'859' 

872' 

788 


156- 

157 
46 
560' 


938 


Register 


Seite 

Metsu,  angeblich  .  .  .562 
Meulen,  Adam  Frans  van  der  363 

—  nach  ihm  ....  364 
Meunier,  Constantin  .  .829 
Meyer,  Claus  .  .  .  .782 
Meyerheim,  Paul  .  .  .793 
Meytens,  Mart.  von  (Miniatur)  869 
Michau,  Theobald  .  .  .381 
Michel  Angelo  Buonarroti, 

nach  ihm 55 

Miel.  Jan 593 

Mierevclt,  Michiel  Janszoon  421 

—  Schüler  und  Nachfolger 
desselben 422 

Miere velt,  Pieter  .  .  .423 
Mieris,  Frans  van,  d.  ä.    .562 

—  nach  ihm  ....  566 
Mieris,  Willem  van  .  .569 
Migliori,  Francesco  .  .193 
Mignon,  Abraham  .  .  .653 
Milanese  il  (P.  F.  Cittadini)  150 
Millet,  Francois  (Fran- 

cisque) 243 

Minderhout,  Hendrik  van  .  377 
Miniaturbilder  ....  862 
Miniaturmaler    des    XVIII. 

Jahrb.,  unbestimmte  .  873 
Miniaturmaler  des  XIX. 

Jahrh.,  unbestimmte  884  894 
Mirandolese,  il  (Pietro  Pal- 

tronieri) 155 

Modersohn,  Fr.  Wilh.  Heinr. 

Otto 818 

Möller,  Andreas  .  .  .  .663 
Moeyaert,  Nicolaes  Cornelisz  498 
Mola,  Pier  Francesco    .      .149 

—  angeblich  derselbe  .  .149 
Molanus,  Mattheus  .      .     .573 


Molenaer.  Jan  Mieusze 
Molinari,  Antonio     . 
Molinari,  Giovanni  Battista 

Moll,  Karl 

Momper,  Josse  (Joos,  Joost, 

Jodocus)  de    .     .     .     . 
Monogrammist,  unbekannter, 

von   1638      .      .     .     . 
Moutalti  (Ginseppe  oder 

Stefano  Danedi)  . 
Moor,  Karel  de,  d.  j.,  angebl. 
Mor  (Moro),  Autoon 
Morales,  Luis  de  (el  Divino) 
Morando,  Paolo  (il  Cavazzola) 
Moretta  da  Brescia  il 

(Alessandro     Bonvicino), 

nach  ihm 

Mostert.  Jan  (Waagen's)    . 
Moucheron,  Frederik  de,  d.  ä. 

—  Frederik,  Schule  des    . 
Moucheron.  Isack  de 
Moya,  Pedro  de,  angeblich 
Mulier,  Pieter  d.  ä. 
Mulier,     Pieter     (Cavaliere 

Tempesta)       .... 
Munkacsy,  Michael  . 
Murillo.  Bart.  Est.        .     . 

—  nach  ihm  .... 
Mühlig,  Meno  .... 
Müller,  Karl  Wilhelm  .  . 
Müller,  Heinrich  Eduard  . 
Müller,  Moritz  (Steinla) 
Müller,  Moritz  .... 
Müller-Breslau,  Georg  . 
Müller,  Richard  .... 
Mytens,  David  .... 
Mytens,  Isack  (angeblich)  . 
Mytens,  Mart.  von  (Miniatur) 


Seite 

451 

189 
187 
805 

291 

345 

209 
569 

282 
216 
101 


103 

278 
536 
538 


227 

445 

487 
804 
227 
229 
722 
735 
723 
705 
727 
743 
749 
429 
429 
869 


Register 


939 


Seite 

N 

Naecke      (Naeke),      Gustav 

Heinrich 702 

Naiwinx  (Nouwjnx?),  H.  .  594 
Naldini,  Battista      .  .61 

Nattier,  Jan  Marc  .  .  .252 
Nazari,  Bartolo  .  .  .  .195 
Neapolitaner,  unb . ,  um  1 5  0  0  53 
Neck.  Jan  van  .  .  .  .539 
Nefs  (Neefs),  Lodowijk  .384 
Nefs  (Neefs),  Peter  d.  ä.  .  382 
Nefs  (Neefs).  Peter  d.  j.  .  384 
Neer,  Aert  van  der  .  .500 
Neer.  Eglon  Hendrik  van  der  544 
Negri,  Pietro  .  .  .  .194 
Netscher,  Kaspar      .     .      .433 

—  nach  ihm  ....  436 
Neyts  (Nijts),  Gillis  .  .374 
Niederdeutscher,  uubest., 

XVI.  Jahrh.  .  .  .639 
Niederländer,     unbestimmte. 

XVI.  Jahrh 277 

Niederländer,    uubest.    (Mo- 
nogrammist), um   1638     345 
Niederländer,    unbestimmte. 

XVH.  Jahrh.  .  .  .  346 
Nikkelen,  Jan  van  .  .  .494 
Nillet,  Germain  David  .  •  .  823 
Nogari,  Giuseppe      .     .     .196 

—  angeblich  derselbe  .  .197 
Nordgren,  Axel  .  .  .  .757 
Normann,  Adelsteen  .  .761 
Nouwjnx?  (Naiwinx),  H.     .594 

0 

Oberdeutscher,  unbest., 

XVI.  Jahrh 617 


Seite 

Oberdeutscher  (?)  Meister  um 

1500  .      .     .     .     .      .617 

Oberdeutscher,  unbest.,    um 

1600 641 

Oberitaliener,  angeblicher. 

XVI.  Jahrh.  .  .  . '  .  128 
Oberitaliener,    unbestimmte, 

XVH.  Jahrh.  .  .  .214 
Oberländer,  Adolf  Adam  .  773 
Ochtervelt,  Jacob  .  .  .584 
Oechs,  Job.  Dom.  .  .  .893 
Oehme,  Ernst  Ferdinand  .  706 
Oehme.  Ernst  Erwin  .  .732 
Oehmichen,  Hugo  .  .  .760 
Oer,  Theobald  von  .  .  .716 
Oeser,  Adam  Friedrich  .  682 
Olde,  Hans  Wilhelm  .  .815 
Olivier,  Ferd.  von  .  .  .799 
Oosterwyck,  Maria  van       .   427 

Oppermann,  C 883 

l'Orbetto  (Aless.  Turchi)     .   182 

Schule  des  .     .     .183 

Orley.  Barend  van  .  .  .268 
Orizzonte    (Jan    Frans    van 

Bloemen) 380 

Orrente.  Pedro  .  .  .  .218 
Ossenbeck.  Jan  oder  Joost  583 
Ostade,  Adriaen  van     .      .452 

—  nach  ihm      ....  454 

—  Nachahmer  desselben  .  454 
Ostade,  Isack  van  .  .  .477 
Ourv.  Jean  Libert    .     .     .733 


Padovanino  il  (Aless.  Varotari)  184 
—  Schule  desselben  .-  .  184 
Pagani,  Paolo     .     .     .     .210 


940 


Register 


Seite 

Seite 

Palamedesz,  Ant,  Art  des  . 

424 

Pignoni,  Simone 

180 

Palaraedes,  Palamedesz 

Pinturricchio,  il  (Bernardino) 

Stevaerts 

425 

di  Betto  Biagio   . 

41 

Palma,  Jacopo,  il  Vecchio  . 

05 

Piombo,  Sebastiano  del 

—  seine  Schule 

97 

(Luciani),  nach  ihm   . 

65 

Palma,  Jacopo,  il  Giovine  . 

116 

Pippi.  Giulio  (Romano) 

66 

Palmezzano,  Marco,  da  Forlij 

Pitati,  de'  (Bonifaczio 

angeblich     .... 

41 

Veronese)       .      .   104  u 

105 

Paltonieri,  Pietro  (il  Mirando- 

Pittoni,  Giovanni  Battista  . 

1  93 

lese)     

155 

Plazer,  Johann  Georg   . 

671 

Pari  (Jan  Lys)         .     . 

593 

Plüddemann.  Hermann   . 

751 

Papperitz,  Gust.  Friedrich  . 

718 

Pochmaun,  Traug.  Leberecht 

697 

Parmeggianino,  il  (Francesco 

Poel,  Egbert  van  der    . 

425 

Mazzuoli) 

84 

Poelenburgh,  Cörttelis  van   . 

400 

—   nach  ihm      . 

85 

—  Schüler  desselben     . 

403 

—  seine  Schule 

86 

Pohle,  Friedrich  Leon    . 

737 

Pasqualino  (Pasquale  Kossi) 

164 

Polidoro  Veneziano  ( Lanzani) 

106 

Passarotti,  Bartolommeo 

69 

Polydor  (Job.  Glauber)   . 

596 

Pastellbilder 

833 

Ponte,  Franc,  da  (Bassano) 

125 

Pater,  Jean  Baptiste  Jos.   . 

253 

Ponte,  Jac.  da  (Bassano)    . 

117 

Paudiss,  Christoph    . 

646 

—  seine  Werkstatt 

118 

Paula  Ferg,   Franz  de  . 

666 

Ponte,  Leandro  da  i Bassano) 

1  25 

Pauwels,  W.  Ferdinand 

731 

Poorter,  Willem  de  .      .     . 

4  50 

Peeters,  Buonaventura   . 

373 

Pordenone,  Giov.  Antonio  da 

Peeters,  Gillis     .... 

372 

(Sacchi,  Regillo,  Corticelli 

Pellegrini,  Pel  legri  no  (Tibaldi) 

69 

Licinio) 

100 

Pencz  (Penz),  Georg 

609 

—  angeblich  derselbe   . 

1  00 

Pereira,  Vasco     .... 

217 

Pordenone,  Bernardino 

Perugino,    Pietro  {Vanuccij, 

Licinio  da       .... 

100 

Schule  des      .... 

40 

Porta,  Giuseppe  (Salviati)  . 

60 

Peruzzi  Baltasare,  nach  ihm 

64 

Portelli,  Carlo     .... 

50 

Pesarese,  il  (Simone  Cantarini) 

150 

Pot,  Hendrik       .... 

440 

Peschel,  Karl  Gottlieb  . 

707 

Potasch,  angeblich    . 

597 

Pesellino,  Richtung  . 

32 

Potter.  Paulus     .... 

530 

Pesne,  Antoine    .... 

24!) 

530 

Piazetta,  Giovanni  Batt. 

192 

Pourbus,  Frans,  d.  ä.    . 

276 

Pietro,  Sano  di  . 

38 

Pourbus,  Frans,  d.  ä.,  Art  des 

276 

Pietschmann,  E.  Max    . 

746 

Pourbus,  Pieter.  Art  des    . 

269 

Register 


941 


Seite 

Pourbus.  All  der  .  .  .276 
Poussin,    Gaspard    (Gaspard 

Dugbet)  .  .  .  .  .238 
Poussin,    Gaspard.     Schüler 

und  Nachahmer  desselb.  239 
Poussin,  Nicolas       .     .     .233 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 235 

Pozzo,  Andrea  .  .  .  .164 
Prell.  Hermann  ....  743 
Preller,  Friedr.,  der  ältere  .  814 
Preller,  Friedr.,  der  jüngere  735 
Presto,  Fa  (Luca  Giordano)  172 
Preti,   Mattia    (il    Cavaliere 

Calabrese)  .  .  .  .169 
Previtali, Andrea (di Bergamo)  .  50 
Procaccini,  Camillo  .  .  .208 
Procaccini,  Giulio  Cesare    .   208 

—  aus  seiner  Schule  .  .208 
Pröll- Heuer,   Max  Heinrich 

Eduard 713 

Putz,  Leo 786 

Putz,  Ludwig  .  .  .  .785 
Puvis  de  Chavannes.  P.  C.  822 
Puyroche,     Elise,     geborene 

Vagner 823 

Q 

Querfurt,  August     .     .      .668 

K 

Ptabending,  Fritz  .  .  .812 
Raeburn,  Sir  Henry  .  .257 
Raibolini,  Franc.  (Francia)  .  45 
Eaibolini,  Giac.  (Francia)  .  45 
Ramelli,  Feiice  .  .  .  .864 
Eamenghi ,     Bartolommeo 

(Bagnacavallo)      .     .     .     68 


Seite 

Raphael  Santi  von  Urbiao   .      62 

—  nach  ihm  von  Dionysius 
Calvaert 63 

—  nach    ihm    von    G.  B. 
Casanova 63 

—  nach  ihm  von  unbekannten 
Meistern 64 

Raphaelische  Tapeten  .  .  900 
Rasmussen,  G.  Anton  .  .760 
Raupp,  Karl  .  .  .  .767 
Ravesteyn,  Jan  van,  ang.  .  428 
Rayski,  Ferdinand  von  .  .715 
Regillo.  Giovanni  Antonio 
(da  Pordenone)     .     .     .100 

—  angeblich  .  .  .  .100 
Reichenbach,  Woldemar,  Graf 

von 739 

Reiner,  Wenzel  Lorenz  .  .666 
Reinhold,  Bernhard  .  .  .724 
Reiniger,  Otto  .  .  .  .813 
Rembrandt,  Harmensz  vanRijn  501 

—  nach  ihm      ....   508 

—  nach  ihm  von  W.  Poorter  451 

—  unbest.  Schüler  desselb.  508 

—  unbest.    Meister     unter 
seinem  Einflüsse  .     .      .509 

Reni,  Guido 134 

—  nach  ihm  .  .  .  .137 
Reni,  Guido  (Pastell)  .  .833 
Retzsch,  Friedr.  Moritz  Aug.  892 
Reynolds,  Sir  Joshua  .  .257 
Ribalta,  Juan  de,  angebl.  .  224 
Ribera,  Jusepe  de  (lo  Spag- 

noletto) 219 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 223 

Ricchi.  Pietro  (il  Luchese)  149 
Ricci,    Sebastiano      .     .      .188 


942 


Register 


Ricci,  Marco 

Richter,  Adolf  .... 
Richter,  Adrian  Ludwig 
Richter,  August  .... 
Richter,  Caroline  Therese  . 
Ridolfi,  Claudio  .... 
Riefstahl,  Wilhelm    Ludwig 

Friedrich 

Riemerschmid,  Richard  . 

Rigaud,  Hyacinthe    . 

Rijn,   Rembrandt  Harmensz 

van 

—  nach  ihm      .... 

—  unbestimmte  Schüler 
desselben 

—  unbestimmte  Meister 
unter  seinem  Einflüsse  . 

Rijsbrack,  Peter .... 
Ring,  Pieter  de  ...     . 
Ritscher,  Gottlob  Moritz 
Ritter,  Wilhelm  Georg  .     . 
Robert,    Felicitas,     geboren 

Tassaert     . 
Roberti,  Ercole    . 

—  nach  ihm 
Roberti.  Domenico 

—  Art  desselben 
Robusti,  Domenico 
Robusti,  Jacopo  (il  Tintoretto) 

—  dessen  Werkstatt    . 

— ■  nach  ihm  .... 
Roelas,  Juan  de  las 
Roepel,  Coenraet 
Roessler  (Rösler),  Joh.  Karl 
Röting,  Julius  .... 
Roger  van  der  Weyden  . 
Rokes  (Hendrik  Martensz 
Sorgh) 


Seite 

190 
753 

708 
708 
700 
126 

807 
785 
245 


501 

508 

508 

509 
380 
557 
730 
740 

861 
43 
44 
167 
167 
126 
120 
122 
122 
217 
436 
699 
754 
260 

582 


Seite 

Romano,  Giulio  (Pippi)  .     66 

Rombouts,  Gillis  (Jillis)  .   484 

Rombouts,  Salomon  .      .  .  485 

Romers waal,  Marinus  van  .  269 

Romeyn,  Willem       .     .  .489 

Roos,  Johann  Heinrich  .  .648 

—  angeblich  derselbe  .  .  649 
Roos,  Johann  Melchior  .  .659 
Roos.  Joseph  .  .  .  .683 
Roos,    Philipp    Peter   (Rosa 

di  Tivoli) 657 

Rosa,  Salvator.  angeblich    .   170 

—  Schule  des  .  .  .  .171 
Rosa  di  Tivoli  (Philipp  Peter 

Roos) 657 

Rosenf eider,     Karl     Ludwig 

Julius 7S7 

Rossi,  Francesco  de'  (Salviati)  60 
Rossi,  Pasquale  (Pasqualino)  164 
Rotari,  Pietro,  Graf  .  .197 
Rotermund,  Julius  Wilhelm 

Ludwig 728 

Rottenhammer,  Johann  .  .640 
Rubens,  Peter  Paul       .     .312 

—  Werkstatt  desselben      .   319 

—  nach  ihm      ....  322 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 327 

Rudow.  Gustav  Ludwig  .   741 

Rugendas,  Georg  Philipp  .   660 

Ruijsdael,  Salomon  van  .  447 

Ruisdael,  Jacob  van      .  .479 

—  angeblich  derselbe  .  .483 

—  nach  ihm  ....  484 
Ruthart,  Karl  .  .  .  .651 
Ruths,  Joh.  Georg  Valentin  817 
Ruysch,  Rachel  .  .  .  .549 
Ryckaert.  David,  d.  j.  .     .  356 


Register 


943 


Seite 


Ryn,   Rembrandt  Harmensz 

van  (siehe  unter  Rijn)   .   501 
Rysbrack,  Peter  .      .     .      .380 


s 


70 


Sabbatini,  Lorenzo    . 
Sacchi,     Giovanni  Antonio 

de'  (da  Pordenone)    . 
Saftleven  (Zachtleven), 

Cornelis     .... 
Saft-Leven  (Zachtleven), 

Herman     .... 
Saiter,  Daniel 
Salvi,  Giovanni  Battista 

(Sassoferato)    . 
Salviati,  Francesco  (de'  Rossi) 
Salviati,  Giuseppe  (Porta) 
Sammacchini,  Orazio 
Sammet-Brueghel  (Jan 

Breughel  d.  ä.)    . 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 

Sandreuter,  Hans 

Sano  di  Pietro    . 

Santa  Croce,  Girolamo  da 

Santi,  Raphael,  von  Urbino 

—  nach  ihm  von  Dionysius 
Calvaert 63 

—  nach    ihm    von    G.    B. 
Casanova 63 

—  nach    ihm    von    unbe- 
kannten Meistern      .     .     64 

Sart,  Cornelis  du     .      .     .493 
Sarto,   Andrea  del  (Angeli, 
d'Angelo) 56 

—  nach  ihm      ....     57 


100 

579 

412 
656 

161 
60 
60 
69 

293 

297 

828 
40 
48 
62 


Seite 

Sartori,  Felicitas  Hoffmann, 

geborene 866 

Sassoferrato  (Giovanni 

Battista  Salvi)  .  .  .161 
Savery,  Roelant  .  .  .  .304 
Savoye,  Daniel  de    .  244 

Scarsella,  Ippolito  (Scarsellino)  7  8- 
Schalcken,  Godfried  .  .  .572 
Schaubroeck,  Peter   .      .     .301 

—  Art  des 301 

Schenau,  Joh.  Elias .  .  .  684 
Schedoni,  Bartolommeo  .  .  87 
Schenker,  Jaeques  Matth.  .  742 
Schiavone,  Andrea  (Meldolla)  123 
Schick,  Karl  Fr.  '  .  .  .807 
Schidone,  Bartolommeo  .  .  87 
Schietzold,    August    Robert 

Rudolf 771 

Schindler,  Osmar  .  .  .749 
Schleich,  Eduard  .  .  .763 
Schmidt,  Johann  Heinrich  .  859 
Schnorr  von  Carolsfeld, 

Julius 705 

Schnorr  von  Carolsfeld, 

Ludwig  Ferdinand     . 
Schön,  Friedrich  Wilhelm  . 
Schönau,  Joh.  Elias 
Schönfeldt,    Johann    Heinr. 

—  angeblich  derselbe  . 
Schönherr,  Karl  Gottlob 
Schönleber,  Gustav  . 
Scholtz,  Julius    .... 
Schoorle  (Jan  van  Scorel)  . 
Schoubroeck,  Peter    . 

—  Art  des 


Schramm  -  Zittau,  Rudolf 
Schrieck.  0.  Marseus  van 
Schroeter,  Bernhard . 


799 
765 
684 
644 
645 
725 
811 
726 
281 
301 
301 
787 
522 
740- 


•944 


Register 


Seite 

Schlich,  Karl       . 

805 

Schlich,  Werner  Wilhelm 

772 

Schurig,  Karl  Wilhelm 

720 

Schuster,  Ludw.  Albrecht    . 

724 

Schwäbischer  Meister  A.  B. 

615 

Schwarz,  Christoph  . 

640 

Scorel,  Jan  van  (Schoorle)  . 

281 

Screta,  Karl 

642 

Seemann,  Enoch 

256 

Seghers,  Daniel  . 

388 

—   Nachahmer  desselben    . 

390 

Seibold,  Christian 

669 

Seiler,  Carl  Wilh.  Ant.       . 

774 

Seiter  (Saiter),  Daniel    . 

656 

Seybold,  Christian     . 

669 

Sevdel,  Gustav  Eduard  . 

754 

Sienesen,  unbestimmte, 

XIV.  Jahrhundert 

38 

Sienesen,  unbestimmte, 

XV.  Jahrhundert 

39 

Sienese,  unbestimmter, 

XVI.  Jahrhundert 

62 

Signorelli,  Lucca 

40 

Silvestre,  Louis  de 

, 

247 

Simonson,  David 

.           .           . 

732 

Sirani,  Elisabetta 

,           . 

151 

Skarbina,  Franz  . 

.           , 

794 

Skreta,  Karl  . 

.           . 

642 

Smout,  Lucas,  d.  j. 

380 

Slevugt,  Max 

,           . 

785 

Sliugeland,  Pieter  van  . 

568 

—  Art  desselben     . 

569 

Suayers,  Peter    .     .     .     . 

361 

Snyders,  Frans    . 

385 

—  nach  ihm           .     . 

387 

—  Nachahmer  desselben    . 

388 

Sohn.   Wilhelm    . 

757 

Sole,  Giov.  Giuseppe 

dal 

152 

Seite 

Solimeua,  Francesco 

(1' Abbat»  Ciccio)  .     .     .177 

—  nach  ihm      .      .      .     .179 

—  Schule  des  ...  .  179 
Son,  Joris  van  .  .  .  .394 
Sorgh,     Hendrik     Martensz 

(Rokes) 582 

Spada,  Lo  (Pietro  Marescalco)  126 
Spada,  Leonello  .  .  .  .137 
Spagnoletto,  Lo    (Jusepe  de 

Ribera) 219 

—  Schüler  und  Nachahmer 
desselben 223 

Spagnuolo,  Lo,  di  Bologna 
(Giuseppe  Maria  Crespi)  .   153 

Spanier,  augebliche,  XV11. 
Jahrhundert    .     .     .      .230 

Spanier,  unbestimmte, 

XVI.  Jahrhundert  .  .218 
Spanier,  unbestimmte, 

XVII.  Jahrhundert  .  .  230 
Sperling,  Johann  Christian  668 
Spitzweg,  Karl  .  .  .  .763 
Ssotnowsky,    Ritter,  von 

Zaworzic  (Karl  Skreta)  .  642 
Stadler,  Toni  .  .  .  .780 
Stalbemt,  Adriaan  van  .  .307 
Standaard  (Peter  v.  Bloemen)  364 
Stanzioni,  Massimo  .      .     .168 

Steeu,  Jan 557 

Steenwijck,    Hendrick    van, 

der  jüngere  .  .  .  .382 
Steffan,  Johann  Gottfried  .  764 
Steinhausen,  Wilhelm  .  .809 
Steinla  (Moritz  Müller  gen.)   705 

Sterl,  Robert 747 

Stevaerts ,     Antonie     Pala- 

medesz,  Art  des  .     .     .424 


Register 


945 


Seite 

•Stevaerts,  Palamedes  .  .425 
Stilheid  (Herrn,  van  Lin)    .  416 

Stöcklin,  Chr 689 

Stomme,    de    van    Kämpen 

(Hendrik  Avercamp)  .  .589 
Btoom,  Mattheus  .  .  .596 
stoop,  Cornelis,  angebl.  .  411 
•Stoop,  Dirk  (van  der  Stoop)  411 
Storek,  Abraham  .  .  .545 
•itooter,  Cornelis  .  .  .556 
•Stremel,  Max  Arthur  Ferd.  745 
strobentz,  Fritz  .  .  .  .781 
strozzi,   Bernardo   (il   Prete 

Genovese)  .  .  .  .211 
strudel,  Peter  (von  Struden- 

dorff) 659 

stuck,  Franz  von  .  .  .784 
iturtzkopf,  Franz  .  .  .815 
subleyras,  Pierre  .  .  .  253 
kistermans,  Art  desselben  .  332 
üwanevelt,  Herman,  van     .  594 


T 

ramm,    Franz  Werner 

(Dapper) 658 

Capeten,  gewebte  .  .  .898 
Cassaert,    Felicitas    Robert, 

geborene 8C1 

rempesta,  il  Cavaliere 

(Pieter  Mulier)  .  .  .487 
PenierSj  Abraham  .  .  .359 
Ceniers,  David,  d.  ä.  .  .346 
Ceniers,  David,  d.  j.  .  .  348 
—  nach  ihm  ....  354 
reniers,  David,  d.  j.,  Schüler 

und    Nachahmer   desselb.   355 


Teniers,  David,  d.  j.,  Nikol. 

van  Verendael  und  Cars- 

tyan  Lujx      .... 
Ter  Borch,  Gerard  . 
Theotocopuli,   Domenico 

(il  Greco) 
Thedy,  Max  .      .     . 
Thiele.  Job.  Alexander 
Thiele,  Julius  Arthur 
Thoma,  Hans 
Thomas,  Karl  Gust.  Adolf  . 
Tiarini,  Alessandro  . 
Tibaldi,  Pellegrino    . 
Tiepolo,  Giovanni  Dom. 
Tilborch,  Aegidius,  od.  Gillis 
Tilius,  Johannes 
Tintoretto  (Domenico)    . 
Tintoretto,  il  (Jacopo 

Robusti) 

—  dessen  Werkstatt     . 

—  nach  ihm  .... 
Tischbein,  Joh.  Friedr.  Aug. 
Tisi,  Benvenuto  (Garofalo)  . 

—  Schule  desselben 
Tivoli,  Rosa  di  (Philipp  Roos) 
Tiziano  Vecelli  da  Cadore  . 

—  nach  ihm  .... 
Todes  Mariae,  Meister  des  . 

—  Art  des 

Törmer,  Benno  Friedrich  . 
Toi,  Dominicus  van 

Tom    Dieck,    Aug.    Christ. 

Hermann 

Toorenvliet,  Jacob     . 
Torre,  Flaminio  .... 
Toscaner,  unbestimmter, 

X1TL  Jahrhandert     . 
Tour,  Maurice  Quentin  de  la 

60 


Seite 


355 
589 

123 
816 
665 
736 

808 
733 
137 
69 
207 
359 
436 
126 

120 

122 
122 
691 

74 

77 

657 

88 

91 

266 

639 

712 

566 

732 
567 
148 

37 

855 


94ö 


Register 


Trevisaui,  Francesco 
Treviso  d.  j.,  Girolamo  da  . 
Triva,  Antonio    . 
Troy,  Franeois  de    . 
Trübner,  Wilhelm    . 
Tura,   Cosimo      . 
Turchi  Alessandro 

(l'Orbetto)       .      .      .      . 
—  Schule  des    ... 


Seite 

164 
102 
151 
244 

810 
42 

182 
183 


u 


(Bac- 


Ubertini,     Francesco 

chiacca)     

Uden,  Lucas  van 
Uhde,  Fritz  von 
Ulft,  Jacob  van  der 
Uitenwael,  Joachim  Antonisz 
Unger,   C.  Fr.   Haus 

Utenwael 

Utrecht   (Uytrecht), 

Adriaen  van   .... 

V 

V.  F.  (Monogrammist)   . 
Vaccaro,  Andrea 
Vaillant,  Wallerand 
Valdes,  Leal,  Juan  de  . 

Valentin,  le 

Valckenborch,  Martin  van   . 

Van  Loo,  Jacob 

Van  Loo,  Jean  Baptiste     . 

Vanni,  Francesco 

Vanucci,    Pietro    (il    Peru- 

gino),  Schule  des 
Varotari,  Alessandro  (il  Pa- 

dovanino) 

—  Schule  desselben 


58 
369 
776 
595 
286 
749 
286 

390 


236 
169 
398 
229 
232 
275 
517 
250 
61 

40 

184 
184 


Seite 

Vasari,  Giorgio  .  .  .  .  59 
Vautier,  Benjamin  .  .  .757 
Vecchia,  Pietro  dclla  .  .185 
Vecchio,  Palma  Jacopo  .     .      95 

—  dessen  Schule  .  .  .  97 
Vecelli,  Tiziano  (da  Cadore)     88 

—  nach  ihm  .  .  .  .  81 
Veerendael,  Nicolaas  van    .   397 

—  Nik.  David  Teniers  d.  j. 

und  C.  Luyx  ....  355 
Veläzquez,  Diego  de  Silva  .  225 
Velde,  Adriaen  van  de  .     .539 

—  Willem  van  de,  d.  j.  .  536 
Veneto,  Bartolommeo  .  .101 
Venezianer,      unbestimmter. 

um  1500  .  .  .  .'  53 
Venezianer,   unbestimmte, 

XVI.  Jahrh.  .  .  107  u.  127 
Venezianer,   unbestimmte, 

XVIII.  Jahrh.  .  .  .207 
Veneziano,    Bonifaizo     .      .106 

—  Polidoro  (Lanzani)  .  .106 
Venus,  August  Leopold  .  738 
Verboom,  Adriaen  H.  .  .531 
Vereist,  Pieter  .  .  .  .432 
Verendael,  Nikolaas  van     .   397 

—  Nik.  van,  Dav.  Teniers 

and  C.  Luyx  ....  355 
Verkolje,  Johannes  .  .  .  545 
Verkolje,  Nikolas  .  .  .550 
Vermeer,  Jan,  van  Delft  .  427 
Vermeer,  Jan  (van  der  Meer), 

v.  Haarlem  d.  ä.  .  .450 
Vermeer,  Jan  (van  der  Meer), 

v.  Haarlem  d.  j.  .  .492 
Vernet,  Claude  Joseph  .      .254 

—  angeblich  ....  254 
Veronese,  Bonifazio,  d.  ä.   .   104 


Kegister 


947 


Seite 


Veronese,  Bonifazio,  d.  j.    . 

105 

Veronese,  Paolo  (Caliari)    . 

109 

—  nach  ihm      .... 

113 

—  Paolo,   seine  Erben 

(Heredes  Paoli)    . 

114 

—  seine  Schule 

115 

Verschuring,  Hendrik    . 

416 

Verfangen,  Daniel    . 

404 

Viani,  Dom.  Maria  . 

155 

Victor,  Jacomo    .     .      .      . 

524 

Victors,  Jan 

523 

Vinnen,  Carl       .     .     .      . 

818 

Vinck-Boons,  David  . 

306 

Viviano  -  Codagora 

161 

Vlämischer    Meister,    unbe- 

stimmter, um  1491 

265 

Vlämische     Meister ,     unbe- 

bestimmte,  um   1500 

265 

—  unbestimmte  des  XVH. 

Jahrhunderts  .     .      .     . 

311 

Vlämischer  Meister,    unbek., 

um   1638       .      .     .     . 

346 

Vlämische  Schule,  um  1650 

358 

Vlämischer  Schlachtenmaler, 

unbestimmt.,  XVDI.  Jahrh. 

370 

Vlämische  Landschafter,  un- 

bestimmte,   XVII.  Jahr- 

hundert .     .     .     .383 

384 

Vlieger,  Simon  de    . 

499 

—  angeblich  derselbe  . 

500 

Vogel,  Christ.  Leberecht     . 

693 

Vogeler,  Johann  Heinrich  . 

819 

Vogel   von  Vogelstein,  Karl 

703 

Vois,  Arie  de     ... 

559 

Voltz,   Friedrich  Johann 

764 

Vonck,  Jan 

532 

—  angeblich  Vonck 

533 

Voort,    Cornelis  van  der 

494 

Seite 

Vorstermans,  Jan,  augeblich  419 
Vos,  Märten  de,  angeblich  272 
Vos,  Pauwel  de  .  .  .  .388 
Vouet,  Simon  .  .  .  .231 
Vranx,  Adriaan,  angeblich  .  310 
Vriendt,  Frans  de  (Floris)  270 
Vries,  Abraham  de  .  .  .497 
Vroom,  Cornelis  .  .  .  .446 
Vroom,  Mattheus,   angeblich  363 

W 

Wagner,     Maria     Dorothea, 

geb.  Dietrich  .     .     .     .682 
Wagner,  Elise  Puyroche,  ge- 
borene   823 

Walch,  Jacob  (Barbari)  .  49 
Walch,  Johann  .  .  .  .882 
Waldmüller,  Ferdinand  Georg  800 
Watteau,  Antoine     .     .  25 

Wauters.  Emile  .  .  .  .856 
Weber,  Anton  .  .  .  .732 
Weenix,    Giovanni    Battista  526 

—  vielleicht  derselbe  .  .526 
Weenix,  Jan 542 

—  Nachahmer  desselben  .  544 
Wegener,      Joh.     Friedrich 

Wilhelm 718 

Wehme,  Zacharias  .  .  .638 
Weiser,  Joseph  Emanuel  .  775 
Weishaupt,  Victor  .  .  .778 
Weller,  David  Friedrich  .860 
Weltzerbildnisse,  Meister  der  616 
Wendler,  Friedrich  Moritz  .  719 
Wenglein,  Josef .  .  .  .773 
Werff,  Adrian  van  der.  .  585 
Werff,  Pieter  van  der  .  .588 
Weser,  Ernst  Christ.  876  u.  895 
Weyden,  Roger  van  der     .   260 

60* 


948 


Register 


Seite 

Wichmann,  Adolph  Friedrich 

Georg 720 

Wiebke,  Barthold  .  .  .597 
Wier  usz-Ko  walski,  Alfred  von  779 
Wilberg,  Christian  .  .  .792 
Wildens,  Jan  .  .  .  .368 
Wilkens  August .  .  .  .748 
Willaerts,  Adam  .  .  .306 
Willmann,  Michael  .     .      .647 

Winberg,  M 884 

Wislicenus,  Hermann  .  .755 
Wit,  Jacob  de  .  .  .  .551 
Wolfvoet,  Victor  ....  345 
Wouwerman,  Philips  .  .457 
—  nach  ihm  .  .  .  .471 
Wttewael  (Uitenwael). 

Joachim  Antonisz  .  .286 
Wyck,  Thomas  ....  455 
Wynants,  Jan     .     .     .     .478 


Seite 

Wynants,  Jan,  angeblich    .  478 
Wytmans,  Mathens  .      .      .  420 

z 

Zampieri,  Domenico  (il  Do- 

menichino)  .  .  .  .141 
—  Schule  desselben  .  .142 
Zeeman,  Enoch  .  .  .  .256 
Zeeuw,    van    (Marinus    van 

Romerswal)  .  .  .  .269 
Zeisig,  Joh  Eleaz.  .  .  .  684 
Zelotti,  Battista  (?) .  .  .  109 
Zimmermann,  Aug.  Albert  800 
Zimmermann,  Aug.  Rieh.  .  765 
Zimmermann,  Aug.  Robert  765 
Zimmermann,    Ernst  K.   Gr.   780 


Zügel,  Heinrich 


.   780 


Zurbaran.  Francisco  de       .225 
Zwintscher,  Oskar    .     .     .747 


sa