::: katalog :::
der königlichen
GEAÄLDEGALfRIE
:: zu Dresden ::
ai Erstes Stockwerk.
S. Eingangs-Saal: Französische Schule. XVUI. Jahrhundert.
l Raphael's »Sixtinische Madonna«.
! Italienische Schule. XVI. und XVII. Jahrhundert.
Italienische Schule. XVI. bis XVUI. Jahrhundert.
> Italienische Schule. XVI. Jahrhundert (Correggio-Saal).
i Italienische Schule. XVI. und XVII. Jahrh. (Venezian .Saal).
Italienische Schule. XVII. Jahrhundert (Carracci-Saal).
r Rundsaal: Gewebte Tapeten.
I Spanische u. italienische Schule. XVII. Jahrh. (Murillo-Saal).
Vlämische u. spanische Schule. XVII. Jahrh. (Rubens -Saal).
i Holland, u. vlämische Schule. XVII. Jahrh. (Rembrandt-Saal).
a Holländische und vlämische Schule. XVI. und XVII. Jahrh.
Holländische und vlämische Schule. XVII. Jahrhundert.
Deutsche u. nieder! Schule. XV. u. XVI. Jahrh. (Holbein-Saal).
Altdeutsche Schule. XVI. Jahrhundert (Cranach-Saal).
Niederländische und deutsche Schule. XVI. bis XVTH. Jahrh.
Niederländische und deutsche Schule. XVI. bis XVHI. Jahrh.
Italiener der ältesten und späterer Schulen.
Zimmer des Inspektors (Kustos).
mmer
1 Italienische Schule. XV. Jahrhundert (Mantegna- Zimmer).
2 Italien. Schule. XV. und XVI. Jahrh. (Zinsgroschen-Zimmer).
3 Italien. Schule. XVI. u. XVH. Jahrh. (Franciabigio-Zimmer).
4 Italienische Schule. XVII. Jahrhundert (G-uido-Reni-Zimmer).
5 Italien. Schule. XVI. bis XVII. Jahrh. (Carlo Dolci-Zimmer).
6 Franz. Schule. XVH. u. XVIII. Jahrh. (Claude-Lorrain-Zimmer).
7 Holland. Schule. XVEI. u. XVIH. Jahrh. (Van der Werff-Zimmer).
8 Holländische Schule. XVTJ. Jahrhundert. (Mieris- Zimmer).
9 Holländische Schule. XVH. Jahrh. (Poelenburgh- Zimmer).
10 Holländische Schule. XVII. Jahrh. (Jan Vermeer- Zimmer).
11 Holländische Schule. XVn. Jahrhundert (Ruisdael- Zimmer).
12 Holländische Schule. XVH. Jahrhundert (Hobbema- Zimmer).
13 Holländische Schule. XVII. Jahrhundert (Potter -Zimmer).
14 Holländische Schule. XVH. Jahrhundert (Rembrandt-Zimmer).
15 Holländische Schule. XVII. Jahrhundert (Dou- Zimmer).
16 Holländische Schule. XVII. Jahrhundert (Ostade -Zimmer).
17 Holländische Schule. XVH. Jahrhundert (De Heem- Zimmer).
18—20 Vlämische Schule. XVH. Jahrhundert.
21 Altdeutsche und altniederländ. Schule. XVI. u. XVH. Jahrh.
44 — 46 Italienische und französische Schule. XVn. Jahrhundert.
47 — 51 Verschiedene Schulen.
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::: KATALOG :::
DER KÖNIGLICHEN
GEMÄLDEGALERIE
::: ZU DRESDEN :::
KATALOG DER KÖNIGLICHEN
GEMÄLDEGALERIE ZU DRESDEN
::: VON KARL WOERMANN :::
DIREKTOR DER KGL. GEMÄLDEGALERIE
HERAUSGEGEBEN VON DER GENERALDIREKTION DER
KÖNIGL. SAMMLUNGEN FÜR KUNST UND WISSENSCHAFT
::: GROSSE AUSGABE :::
SIEBENTE, VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE
::: MIT ZWEIUNDNEUNZIG ABBILDUNGEN :::
DRUCK DER KUNSTANSTALT WILHELM HOFFMANN A.-G.
DRESDEN 1908
Im Buchhandel sind die Kataloge der Kgl. Gemäldegalerie durch
die Königl. Sachs. Hofbuchhandlung von H. Burdach (Warnatz und
Lehmann), Schlossstrasse, Dresden -A., zu beziehen.
THE GETTY CENTER
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Vorwort zur siebenten Auflage
Di
'iese siebente Auflage des Dresdner Galeriekatalogs
ist nach denselben Grundsätzen vermehrt und verbessert
worden, wie die vorhergehenden Auflagen. In der Ab-
teilung der alten Bilder sind Nummernänderungen seit der
ersten Auflage von 1887 nur vorgenommen worden, soweit
sie angesichts der Fortschritte der Wissenschaft inbezug
auf die Bestimmung und die Lebensgeschichte der Meister
zur Aufrechterhaltung der systematischen Anordnung un-
erlässlich erschienen. Das »Vergleichende Nummern-
verzeichnis« auf S. 907 gibt ausführliche Rechenschaft über
diese Veränderungen. Dagegen war es bei der starken
Vervielfachung, die manche Nummern der mächtig an-
gewachsenen Abteilung neuerer Bilder durch Hinzufügung
einfacher oder mehrfacher Buchstaben oder anderer Ver-
mehrungszeichen erlitten, nicht möglich, hier die Nummern
unserer ersten Auflage von 1887 beizubehalten. Diese
Abteilung, die mit N. 2190 beginnt, ist daher schon in
der sechsten Auflage, 1905, von Grund aus neu num-
meriert worden.
Hinzugekommen sind seit der sechsten Auflage dieses
Katalogs, d. h. seit dem Sommer 1905, im ganzen 39
Nummern, und zwar 7 ältere, 31 neuere Gemälde und
ein Miniaturbild, seit der ersten Auflage (von 1887) 259
Bilder, von denen 60 der Abteilung älterer, 163 der Ab-
teilung neuerer Meister zufielen, während 34 zur Miniaturen-
sammlung genommen wurden und zwei die Pastellsammlung
vermehrten.
Um Raum für weitere Erwerbungen zu schaffen, sind
nach und nach nicht weniger als 308 entbehrliche Gemälde,
VI Vorwort
die gleichwohl in diesem Katalog noch aufgeführt sind,
248 ältere, 60 neuere, leihweise auf Widerruf an 20 andere
öffentliche Gebäude des Königreichs, wovon 8 in Dresden,
abgegeben worden. Eingeschlossen sind hierin die 22
bereits für die Kunsthütte in Chemnitz ausgesonderten
Bilder, die 1909 dorthin übergeführt werden sollen. Ein
genaues Verzeichnis der Nummern dieser 308 Gemälde
befindet sich hinter dem Inhaltsverzeichnis, S. XVII — XIX.
Die Abbildungen, denen nach wie vor hauptsächlich
(vgl. S. XX) die photographischen Aufnahmen Fr. Hanf-
stängl's in München zu Grunde liegen, sind schon in der
fünften Auflage (1902), dem Grundsatz > weniger ist mehr
entsprechend, so weit es notwendig erschien, vergrössert,
dafür ihrer Anzahl nach aber etwas vermindert worden.
Die seit den letzten Auflagen hinzugekommenen Facsimile-
lnschriften sind nach den Aufnahmen des Herrn Restaurators
Th. Krause zinkographisch vervielfältigt worden.
Den Herren, denen der Verfasser in den früheren
Auflagen für gefällige mündliche oder schriftliche Mit-
teilung ungedruckten Materials oder andere Beihülfe seinen
Dank ausgesprochen, sei dieser Dank auch an dieser Stelle
herzlichst wiederholt: in Dresden namentlich den Herren
W. v. Seidlitz, Max Lehrs, J. L. Sponsel, H. W. Singer,
Gustav Müller, Otto Nahler; ausserhalb Dresdens den Herren
Bernh. Berenson, F. Bock, Abr. Bredius, Comte Cavense,
Ed. Flechsig, Max Friedländer, Th. v. Frimmel, Gustavo
Frizzoni, Georg Gronau, Com. Hofstede de Groot, H. Hymans,
L. Kölitz, Charles Löser, Gustav Ludwig, Corr. Ricci, Er. Römer,
Ludw. Scheibler, Paul Schubring, W. Suida, Cas. Stryenski
und Henry Thode.
DRESDEN, August 1908. K. W.
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage
In dem Menschenalter, das verflossen, seit Julius
Hübner im Jahre 1856 die erste Auflage seines für seine
Zeit und in seiner Art sehr anerkennenswerten »Verzeich-
nisses der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden« heraus-
gab, hat die Kunstgeschichte, zur selbständigen Wissen-
schaft geworden, durch archivalische Studien ein neues
Licht über die Lebensgeschichte einer grossen Anzahl von
Künstlern, vielleicht ihrer Mehrzahl, verbreitet, ist sie durch
die Urkundenforschung und das vergleichende Bilderstndium
zu neuen, oft überraschenden Ergebnissen inbezug auf die
Urheber einer grossen Anzahl alter Bilder aller europäischen
Sammlungen gekommen, hat sie die Katalogisierungsarbeiten
selbst in den Bereich ihrer Untersuchungen gezogen und
nach festen Grundsätzen zu regeln versucht.
Ein auf dem Boden aller dieser kunstgeschichtlichen
Forschungen und Forderungen der Gegenwart stehendes
Verzeichnis konnte sich natürlich nicht in der knappen
Form und dem geringen Umfang des bisherigen Kataloges
halten. Schon die Bilderbeschreibungen, die der Raumerspar-
nis wegen völlig zusammengeschrumpft waren, mussten in
ihre natürlichen Rechte wieder eingesetzt werden. Vor
allen Dingen aber mussten die zahlreichen neuen Angaben
inbezug auf die Lebensgeschichte der Künstler und die
nicht minder zahlreichen neuen Ansichten inbezug auf
die Urheber der Bilder der Dresdner Galerie wissen-
schaftlich begründet werden, wenn dieses, um den Text
nicht allzusehr anschwellen zu lassen, auch manchmal nur
durch den Hinweis auf andere Schriften geschehen konnte.
VIII Vorwort
Gleichzeitig hat die Verwaltung einen kurzgefassten
kleinen Katalog herausgegeben und glaubt dadurch
manchen Wünschen entgegengekommen zu sein. Natür-
lich gibt der kleine Katalog nur die Ergebnisse der
neueren Forschung, nicht deren Begründung. Wer diese
sucht, muss sich an den grossen halten.
Es ist unsere Pflicht, die Grundsätze, die uns bei der
Abfassung dieses grossen Kataloges geleitet haben, kurz
etwas näher zu bezeichnen. Was die Gesamtanordnung
betrifft, so ist die bisherige historische Einteilung nach
Schulen mit chronologischer Einreihung der einzelnen
Meister beibehalten worden. Das alphabetische System
hat sich nach der durch umfangreiche persönliche Er-
fahrung gewonnenen Ansicht des Verfassers dieses Kata-
loges für grosse Sammlungen nicht bewährt. Zunächst
verursacht der selbst für den Kenner, geschweige denn
für den Laien, nie ganz zu hebende Zweifel, unter wel-
chem seiner Namen oder Beinamen ein Künstler einge-
reiht worden, vielfach unnützes Hin- und Herblättern. Aber
auch im allgemeinen macht sich das Unorganische, Äusser-
liche der alphabetischen Anordnung bei den Katalogen
grosser Sammlungen praktisch sehr unangenehm dadurch
fühlbar, dass man nicht selten zur Auffindung der Beschreib-
ung unmittelbar nebeneinander hängender Bilder nahe ver-
wandter Meister den ganzen Katalog durchblättern muss.
Auch inbezug auf die Aufhängung der Bilder ist
kein wesentlich neuer Grundsatz angenommen worden.
Die Bilder derselben Schulen und derselben Jahr-
hunderte nach Möglichkeit bei einander zu lassen, ist
sowohl aus wissenschaftlichen Gründen, als auch aus
künstlerischen Rücksichten empfehlenswert: aus diesen,
weil die Bilder, die derselben Zeit und demselben Volke
Vorwort IX.
ihre Entstehung verdanken, sich auch dekorativ am besten
mit einander zu vertragen pflegen; und dass bei der Ge-
staltung der einzelnen Räume und der einzelnen Wände
einer Gemäldegalerie allerdings die dekorative Forderung
stets mit zu berücksichtigen ist, ja, dass ihr zu Liebe
unter Umständen selbst die wissenschaftliche Anordnung
durchbrochen werden muss, versteht sich, da eine Gemälde-
galerie kein Herbarium ist, eigentlich von selbst. Eben des-
halb braucht die wissenschaftliche Folgerichtigkeit hier nur
in Ausnahmefällen so weit zu gehen, dass alle Bilder des-
selben Meisters unmittelbar nebeneinander gehängt werden.
Die Lebensbeschreibungen der einzelnen Künstler
sind, soweit sie bereits bekannt waren und die neuesten
Forschungen keine neuen Ergebnisse inbezug auf sie ge-
bracht haben, möglichst knapp gehalten worden. In den
zahlreichen Fällen, in denen teils aus alten literarischen
Quellen neue Folgerungen gezogen, teils die in jüngeren
literarischen Arbeiten niedergelegten neuesten archiva-
lischen Forschungen verwertet werden mussten, war es
dagegen unerlässlich, sie etwas ausführlicher zu gestalten.
Inbezug auf die älteren italienischen Künstler enthält
z. B. die neueste (Milanesi'sche) Ausgabe des Vasari eine
Reihe neue Lebensdaten, inbezug auf die vlämischen
Meister besonders Max Rooses' und J. F. van den Branden's
Geschichten der Antwerpener Malerschule. Inbezug auf
die holländischen Maler werden die archivalischen Nach-
forschungen gerade gegenwärtig besonders eifrig betrieben.
Die zahllosen neuen Mitteilungen, die in den Zeitschriften
»Oud Holland« und »Obreen's Archief« veröffentlicht
worden, musten benutzt werden; durch die Güte des in
erster Linie an diesen Forschungen beteiligten hollän-
dischen Gelehrten, des Herrn Dr. Abraham Bredius
X Vorwort
in Amsterdam*), gingen uns aber auch noch während des
Drackes eine Reihe ungedruckter, neu aus den holländischen
Archiven zu Tage geförderter Nachrichten zu, die natürlich
mit dem aufrichtigsten Danke verwendet worden sind.
Was nun die notwendigen Umtaufen und Neu-
benennungen der Meister vieler einzelner Bilder betrifft,
so war es zunächst unerlässlich, die zahlreichen Namens-
gebungen, die im Laufe des letzten Menschenalters all-
mählich Gemeingut der europäischen Kunstwissenschaft ge-
worden sind, rückhaltlos anzuerkennen. Es war aber auch
notwendig, dass die neuen Benennungen zweifelhafterer
Bilder der eigenen kunstwissenschaftlichen Ueberzeugung
des Verfassers dieses Katalogs entsprachen. Er musste
daher nicht nur die zahlreichen in bereits gedruckten
Werken oder Aufsätzen ausgesprochenen Ansichten der
berufenen Kenner und Forscher über Bilder der Dresdner
Galerie in noch umfangreicherer Weise benutzen, als es
bisher geschehen war, und diese Ansichten mit seinen eigenen
Studienergebnissen vergleichen, sondern er musste auch,
soweit es möglich war, mit den Photographien der frag-
lichen Dresdner Bilder in der Hand, die beglaubigten Werke
derjenigen Meister, denen sie von berufenen Kennern zu-
geschrieben worden oder denen er selbst sie zuschreiben
zu dürfen glaubte, aufsuchen und vergleichen. Auch hat
er sich nicht begnügt, die bereits veröffentlichten An-
sichten zuständiger Fachgenossen, wie sie für die Italiener
unserer Galerie besonders von Crowe und Cavalcaselle und,
unter dem Namen J. Lermolieff, von Herrn Senator Morelli
in Mailand, einem der feinsten und methodischsten aller
*) Gegenwärtig Direktor der Königl. Gemäldegalerie des Maurits-
huis im Haag.
Vorwort XI
lebenden Kenner*), für die Niederländer aber besonders
von G. F. Waagen, neuerdings von Abr. Bredius und W.
Bode an den verschiedensten Orten ausgesprochen worden
sind, in Erwägung zu ziehen, sondern er ist in manchen
Fällen auch bemüht gewesen, durch persönliche Aussprache
oder durch Briefwechsel die Ansichten der Kenner über
zweifelhafte Bilder zu ermitteln und mit seinen eigenen
Eindrücken zu vergleichen. Der anerkannt zuverlässigste
Spezialkenner altdeutscher und frühniederländischer Bilder
und Mitverfasser des amtlichen Berliner Katalogs von 1883,
Herr Dr. L. Scheibler, wurde daher eigens zu dem Zwecke,
seine Ansichten über die altdeutschen und frühniederländ-
ischen Bilder unserer Galerie zusammenzufassen und mit
denjenigen des Verfassers dieses Katalogs auszutauschen,
1884 auf einige Zeit amtlich nach Dresden berufen. Dass
er gekommen ist, dafür sei ihm auch an dieser Stelle der
Dank der Direktion ausgesprochen.
Zum Glück betreffen die vorgenommenen Namens-
änderungen nur zum allerkleinsten Teile berühmte, früher
allgemein anerkannte Werke allgemein geschätzter Meister,
zum grössten Teile vielmehr Bilder, deren Urheber, wie
der eben deshalb in unserem Texte jedesmal angedeutete
Wechsel ihrer Benennung von Inventar zu Inventar, von
Katalog zu Katalog beweist, von jeher und bis jetzt
zweifelhaft gewesen sind.
Auf den Nachweis des seitherigen Wechsels der Be-
nennungen ehemals zweifelhafter Bilder ist aber ein um
so grösseres Gewicht gelegt worden, als er in mehr
als einem Falle ergibt, dass die heutige Forschung zu den
*) Giovanni Morelli ist inzwischen, kurz nach der Herausgabe der
zweiten Auflage seines Werkes über die Galerien zu München und
Dresden (Leipzig 1891), am 1. März 1891 in Mailand gestorben.
XII Vorwort
ursprünglichen, in den ältesten Inventaren verzeichneten
Namensangaben zurückgekehrt ist. Eben deshalb sind die
Provenienzangaben unseres Kataloges besonders sorg-
fältig nachgeprüft worden. Die archivalischen Forschungen,
auf denen sie beruhen, waren schon von Hübner in grossem
Umfange und mit grosser Sorgfalt angestellt worden. Gleich-
wohl mussten sie in manchen Fällen berichtigt oder ergänzt
werden. Der Hübner'sche Katalog liess noch eine grosse
Anzahl von Bildern ganz ohne Angabe ihrer Herkunft. Dass
diese Lücken jetzt ausgefüllt worden, beruht zunächst auf
dem befolgten Grundsatze, für jedes Bild, inbezug auf dessen
Erwerbung keine besonderen Urkunden aufgefunden wurden,
den Katalog oder das Inventar aufzuführen, in dem es zuerst
nachweisbar ist. Hübner hatte diesen Grundsatz z. B. auf das
vor 1753 geschriebene Inventar Guarienti nur in den
seltensten Fällen, auf das Inventar von 1754 gar nicht
mehr angewandt; und doch ist es für die Gegenwart genau
so lehrreich, zu wissen, dass ein Bild schon im Inventar von
1754, wie dass es in dem auch bisher stets erwähnten,
bis 1747 reichenden Inventar 8° verzeichnet steht.
Die Facsimile's der Künstlerbezeichnungen sind mit
wenigen Ausnahmen neu hergestellt. Sie sind unter der
prüfenden Mitwirkung des Direktors von Herrn Inspektor
Gustav Müller gezeichnet und in der xylographischen
Anstalt des Herrn J. Geiling hierselbst in Holz geschnitten
worden. Bei der Auswahl war die Erwägung maassgebend,
dass, alle Künstlerbezeichnungen in Facsimile's zu geben,
den Katalog unnötig beschwert haben würde, dass aber
gleichwohl alle Inschriften von wirklich wissenschaftlichem
Interesse facsimiliert werden mussten. Die übrigen sind
natürlich doch im Druck wiedergegeben worden.
DRESDEN, im September 1887. „ w
Inhaltsübersicht
Vorwort zur siebenten Auflage V
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage VI
Inhaltsübersicht ........ XIII
Verzeichnis der Nummern der 308 leihweise und wider-
ruflich an andere Stellen abgegebenen Gemälde . XVII
Verzeichnis der Abbildungen XX
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen XXII
Geschichtliche Einleitung 1
x&
Erster Hauptteil.
Die alten Gemälde (bis znm Ende des XVII 1. Jahrhunderts).
Erster Abschnitt.
Die byzantinische Schule 29
Zweiter Abschnitt.
Die italienischen Schulen.
I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts.
A. Die florentinische Schule 31
B. Sienesen und andere Toskaner 37
C. Die umbrische Schule 40
D. Die ferraresische Schule 42
E. Die bolognesische Schule 45
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes . . 46
G. Die mailändische Schule 53
II. Die Italiener des XVI. Jahrhunderts.
A. Die florentinische Schule 55
B. Die sienesische Schule 61
C. Die römische Schule 62
D. Die bolognesische Schule 68
E. Die ferraresische Schule 71
F. Die Schulen von Parma und Modena .... 80
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes . . 88
H. Unbestimmte Oberitaliener des XVI. Jahr-
hunderts 127
XIV Inhaltsübersicht
III. Die Italiener des XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
A. Die bolognesische Schule 129
ß. Die römische Schule (Naturalisten und Eklektiker) 156
C. Die neapolitanische Schule 168
D. Die florentinische Schule 180
E. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes . . 182
F. Die mailändische Schule 208
G. Die genuesische Schule 211
H. Unbestimmte Oberitaliener 214
Dritter Abschnitt.
Die spanische Schule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts und der Uebergangszeit 216
II. Meister des XVII. Jahrhunderts 219
Vierter Abschnitt.
Die französische Schule.
I. Meister des XVI. Jahrhunderts ......... 231
II. Meister des XVII. Jahrhunderts 231
III. Meister des XVIII. Jahrhunderts 247
Fünfter Abschnitt.
Die englische Schule.
Meister des XVII. und XVIII. Jahrhunderts 256
Sechster Abschnitt.
Die niederländischen Schulen.
I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
A. Die vlämische Schule 258
B. Die holländische Schule 278
II. Meister des XVII. Jahrhunderts.
Erste Hälfte: Die vlämische Schule.
A. Die Meister der Uebergangszeit 287
B. Die Grossmaler der Antwerpener Schule . . . 312
C. Die Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler . 346
D. Die Antwerpener und Brüsseler Maler von Reiter-
stücken, Gefechts- und Lagerszenen . . . 361
E. Die Landschafts- und Seemaler der Antwerpen er
und Brüsseler Schule 368
F. Die Antwerpener Architekturmaler 382
Inhaltsverzeichnis
XV
G. Die Antwerpener Tier-, Stilleben-, Frucht- und
Blumenmaler 385
H. Die wallonischen Meister 398
Zweite Hälfte: Die holländische Schule.
A. Die Utrechter Schule 400
B. Die Delfter Schule 421
C. Die Haager Schule 428
D. Die Haarlemer Schule 437
E. Die Amsterdamer Schule 494
F. Die Leidener Schule 551
G. Meister von Middelburg, Dordrecht und Rotterdam 573
H. Meister von Kampen, Deventer und Alkmaar . 589
J. Meister verschiedener und unbestimmter hollän-
discher Schulen 593
Siebenter Abschnitt.
Die deutschen Schulen.
I. Die Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
A. Die mittelrheinische Schule 601
B. Die fränkische Schule 602
C. Die schwäbische Schule 610
D. Andere oberdeutsche Meister 616
E. Die sächsische Schule 618
F. Niederdeutsche Meister des XVI. Jahrhunderts 638
H. Deutsche Meister vom Ausgange des XVI. bis zum
Ausgange des XVJJI. Jahrhunderts .... 640
Zweiter Hauptteil.
Die neueren Gemälde (seit dein Anfang des XIX. Jahrhunderts.)
Erster Abschnitt.
Die deutschen Schulen.
I. Die Dresdner Schule 697
II. Die Düsseldorfer Schule 751
III. Die Münchner Schule 763
IV. Die Berliner Schule 787
V. Die Wiener Schule 798
VI. Die Schulen von Karlsruhe, Stuttgart u. Frankfurt a. M. 806
VII. Die Weimarer Schule . . 814
VIII. Niedersächsische Meister 816
XVI Inhaltsverzeichnis
Zweiter Abschnitt.
Ausländische Schulen.
I. Französische Maler 819
IL Amerikanische und englische Maler 823
III. Schweizer Maler 824
IV. Skandinavische Maler 827
V. Belgische Maler 828
Dritter Hauptteil.
Die Pastelle, Miniaturen und gewebten Tapeten.
Erster Abschnitt.
Die Pastelle.
I. Die italienische Schule 833
II. Die französische Schule . . 854
III. Die deutsche Schule 856
Zweiter Abschnitt.
Die Miniaturen.
I. Die alte Kurfürstliche Sammlung 864
II. Die von Römer'sche Sammlung 874
III. Die Preuss'sche Sammlung 875
IV. Die von Reitzenstein'sche Sammlung:
A. Bildchen bekannter Künstler 882
B. Bildchen unbekannter Meister 884
V. Die Grahl'sche Sammlung 890
VI. Einzeln erworbene Miniaturbilder 892
VII. Das von Zahn'sche Vermächtnis 894
VIU. Das Kriebel'sche Vermächtnis 895
Dritter Abschnitt
Die gewebten Tapeten
I. Altniederländische Tapeten 898
II Die Raphaelischen Tapeten 900
Vergleichsliste früherer und jetziger Meisternamen einiger
neubestimmter Bilder der Galerie 903
Vergleichsliste der seit 1887 veränderten Katalognummern 907
Verzeichnis der beim Galerie-Sekretär verkäuflichen Kupfer-
stiche 909
Nachträge und Berichtigungen 925
Alphabetisches Register 926
Verzeichnis
der Nummern der 308 leihweise und widerruflich an andere
Stellen abgegebenen Gemälde.
(Die Städte, in denen die Gemälde sieh zur Zeit befinden, sind alphabetisch geordnet.)
Bautzen, Kgl. Kreishauptmannschaft, Sitzungssaal; 1908:
3 Bilder, nämlich:
N. 314, 780, 986.
Chemnitz, Kunsthütte; 1902: 21, 1904: 6 Bilder, nämlich:
N. 182, 248, 259, 287, 502, 543, 544, 580, 690,
700, 725, 838C, 838D, 867, 928B, 1651, 1683,
1688, 1974, 1989, 2008, 2254 (2245), 2262 (2251),
2368 (2316), 2384(2325), 2403(2339), 2436(23480).
— Fernere 22 Bilder, als deren Aufbewahrungsstelle,
da sie schon für die Chemnitzer Kunsthütte ausge-
sondert sind, im Text bereits Chemnitz angegeben wird,
sollen nach Vollendung des dortigen Museums, Mitte
1909, dorthin übergeführt werden, nämlich: N. 247,
470, 790A, 1512, 1513, 1517, 1518, 1652, 1934,
1942, 2239 (2230), 2244 (2235), 2245 (2236),
2261 (2250), 2263 (2252), 2289 (2273), 2293
(2276), 2312 (2288), 2355 (2305), 2367 (2315),
2482 (2308), 2507 (2381).
Döbeln, Rathaus; 1904: 6 Bilder, nämlich:
N. 901, 928, 1207, 1925, 1928, 2002A.
Dresden, A. Kgl. Hausmarschallamt; 1901: 1 Bild (dieses nicht ge-
liehen, sondern zurückgegeben), nämlich: N. 2208 (2205).
B. Kgl. Ministerialgebäude an der Seestrasse; 1891 :
22 Bilder, nämlich:
N. 240, 261, 261A, 273, 300, 332, 353, 372,
492, 493, 661, 669, 670, 706, 797, 798, 821,
1046, 1132, 1473, 1474, 2062.
II
XVIII Verzeichnis an andere Stellen abgegebener Gemälde
C. Kgl. Finanzministerium am rechten Eibufer; 1896:
27, 1904: 4 Bilder, nämlich:
N. 90, 217, 241, 318, 370, 426, 427, 435, 482,
503, 527, 528, 538, 539, 644, 653, 654, 710,
749, 750, 949, 1047A (700), 1850, 1851, 2006,
2007, 2137, 2155, 2186, 2247 (2238), 2439 (2349).
D. Neues Kgl. Ministerialgebäude am rechten Eibufer;
1902: 5, 1904: 4 Bilder, nämlich:
N. 554, 555, 560, 561, 572, 573, 641, 709, 987.
E. Kgl. Akademie der bildenden Künste; 1904: 19
Bilder, nämlich:
N. 89, 407, 439, 530, 535, 693, 793, 795, 796,
805A, 853, 1053, 1054, 1578, 1598, 1647, 1863,
1864, 1867B.
F. Kgl. Hoftheater; 1887: 1 Bild, nämlich:
N. 2237 (2228).
G. Stadt. Dreikönigsschule; 1902: 3 Bilder, nämlich:
N. 112, 181, 500.
H. Ständehaus; 1907: 30, 1908: 9 Bilder, nämlich:
N. 335, 375, 405, 406, 413, 460, 473, 557, 640,
674, 680, 790, 818. 911, 917, 935, 1180, 1181,
1182, 1216, 1402, 1468A, 1469, 1470, 1472,
1491C, 1505, 1506, 1572, 1624, 1670, 1754,
1855B, 2000, 2030, 2031, 2038, 2061, 2106.
Frankenberg, Kgl. Lehrerseminar; 1902: 5, 1904: 3 Bilder,
nämlich :
N. 202, 239, 863, 1873, 2211 (2208), 2200 (2198),
2242 (2233), 2357 (2307).
Freiberg, König-Albert-Museum ; 1903: 21 Bilder, nämlich:
N. 183, 194, 242, 262, 272, 289, 319, 414, 488,
504, 524, 737, 902, 903, 904, 905, 1153, 1690.
1973, 2003, 2004.
Grimma, A. Fürstenschule; 1899: 1 Bild, nämlich:
N. 2238 (2229).
Verzeichnis an andere Stellen abgegebener Gemälde XIX
B. Altertums- Verein; 1902: 35 Bilder, nämlicli:
N. 74, 101, 109, 110, 311, 315, 739, 740, 900,
1041, 1354, 1471, 1722, 1867A, 1874, 2184,
2201 (2199), 2202 (2200), 2231 (2222), 2248
(2239), 2251 (2242), 2255 (2246), 2256 (2247),
2264 (2253), 2283 (2267), 2291 (2274A). 2304
(2282), 2311 (2287), 2314 (2291), 2318 (2292),
2321 (2292B), 2351 (2302A), 2352 (2302B), 2354
(2304), 2379 (2320).
Mylau, Rathaus; 1904: 6 Bilder, nämlich:
K 668, 671, 912, 1923, 1927, 2042.
Oelsnitz, Stadt. Real- und Bürgerschule; 1 902 : 6 Bilder, nämlich:
N. 98, 180, 197, 260, 711, 732.
Plauen i. V., Kunstvereiu; 1902: 21, 1904: 19 Bilder,
nämlich :
N. 118, 164, 179, 238, 246, 263, 348, 376, 478,
564, 568, 695, 724, 726, 738, 774, 838B, 913,
1097A, 1126, 1220, 1641A, 1723, 2056, 2125,
2126, 2203 (2201), 2220 (2215), 2223 (2218),
2234 (2225), 2249 (2240), 2252 (2243)/ 2253
(2244), 2267 (2255A), 2282 (2266), 2285 (2269),
2295 (2277A), 2350 (2302), 2410 (2342B), 2498
(2376A).
Waldheim, Rathaus; 1904: 6 Bilder, nämlich:
N. 727, 728, 1979, 1980, 1981, 1982.
Wehlen, Rathaus; 1902: 2 Bilder, nämlich:
N. 412, 708.
IT
Verzeichnis der Abbildungen
N. 13 Tafel I bei S.
32
N.
323 Tafel IX bei S. 134
N. 14 „
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32
N.
362
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N. 42A „
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N.
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N.
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N. 61 „
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N. 93 „
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683
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82
N.
697
JJ
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N.
705
55
XI
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„ 220
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82
N.
731
55
XII
JJ
„ 238
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N.
782
JJ
XII
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j, 238
N. 169 „
VII
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55
88
N.
799
JJ
XIII
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„ 258
N. 170 „
VII
V
55
88
N.
955
JJ
XIV
JJ
„ 312
N. 171 „
VII
jj
55
88
N.
960
JJ
XIV
JJ
„ 312
N. 185 „
VI
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55
94
N.
965
JJ
XIV
JJ
„ 312
N. 189 „
VI
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N.
1023B
JJ
XIV
JJ
„ 312
N. 190 „
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N.
1023C
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XV
JJ
„ 336
N. 201 „
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88
N.
1023D
JJ
XV
JJ
„ 336
N. 224 „
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110
N.
1024
JJ
XVI
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„ 340
N. 225 „
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N.
1027
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N. 226 „
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N.
1028
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N. 308 „
IX
,,
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134
N.
1033
JJ
XVI
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„ 340
Verzeichnis der Abbildungen
XXI
N. 1071 Tafel XVII
N. 1077 ,
, xvn
N. 1225 ,
, xvrn
N: 1261 ,
, xvni
N. 1335 ,
, xvrn
N. 1336 ,
, xvrn
N. 1358 ,
, XIX
N. 1359 ,
, XIX
N. 1396 ,
, XIX
N. 1397 ,
, XIX
N. 1440 ,
XX
N. 1492 ,
XX
N. 1502 ,
, XXI
N. 1558 ,
, xxn
N. 1559 ,
, xxn
N. 1560 ,
, XXIII
N. 1561 ,
, XXII
N. 1562 ,
XXII
N. 1563 ,
xxni
N. 1602 ,
XXIV
N. 1603 ,
XXIV
N. 1604 ,
, XXIV
N. 1618A ,
, XXIV
bei S. 352
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, 352
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, 518
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, 518
jj j
, 518
jj j
, 518
S.482
560
560
560
518
560
604
604
604
612
612
612
612
612
686
Past. N. 161 Tafel XXVÜI bei
Seite 686
Past. N. 167 Tafel XXVin bei
Seite 686
Past. N. 177 Tafel XXVIII bei
Seite 686.
K 1630 Tafel XXI bei i
N. 1707 ,
, xxv „ ,
N. 1732 ,
j xxv „ ,
N. 1751 ,
, xxv „ ,
N. 1792 ,
, xxr\^ „ ,
N. 1830 ,
, xxv „ ,
N. 1869 ,
j xxvr „ •,
N. 1870 ,
, xxvi „ ,
N. 1871 ,
j xxvi „ ,
N. 1889 ,
, XXVII „ ,
N. 1890 ,
, xxvn „ ,
N. 1906G ,
, xxvn „ ,
N. 1906H,
, xxvn „ ,
N.1916B ,
, xxvn „ ,
N. 2167 ,
,xxvni „ ,
N. 42A, N. 1906G, N. 1906H und N. 1869 Dach
Photographien von R. Tamme; Pastell N". 161 nach Photo-
graphie von Ad. Braun; alle übrigen nach Photographien von
Franz Hanfstängl.
Erklärung
der Zeichen und Abkürzungen
A. Abkürzungen allgemeiner Art.
Bern. = Bemerkung.
Bez., bez. = Bezeichnung, bezeichnet.
br. = breit, Breite.
K.-Z. = Kommissionszimmer.
dat. = datiert.
Dr. N. = Dresdner Notizen. Insbesondere die handschriftlichen
Notizen Herrn Dr. L. Scheibler's (1885) über einige Bilder
der Dresdner Galerie.
D.-Z. und Dir.-Z. — Direktionszimmer.
E.-S. = Eingangssaal.
F.-M. = Gebäude des Finanzministeriums.
geb. — geboren. — gen. = genannt. — gest. = gestorben od. gestochen.
Guar. =j= Guarienti (Inspektor Pietro Guarienti, gest. 1753).
G.-W. = Galeriewerk.
h. = hoch, Höhe.
H. = Hübner (Direktor Professor Dr. Julius Hübner, gest. 1882).
Holl. = holländisch,
i. d. M. = in der Mitte.
Inv. = Inventar. Inv. 1722, luv. 8°, luv. 1754, Inv. Guar., Inv.
Gotter = siehe unter den literarischen Abkürzungen.
1. = links.
M.-G. = Ministerialgebäude in der Seestrasse,
nid. = niederländisch.
N. M.-G. — Neues Ministerialgebäude am rechten Eibufer.
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen XXIII
N. N. = Neueste Nachrichten. Insbesondere die von Herrn Dr.
Abraham Bredius im Haag (1886) gütigst mitgeteilten
neuesten archivalischen Nachrichten.
o. = oben.
Phot. = Photographie. Photographien nach den Gemälden der Galerie
sind nur in den Kunsthandlungen käuflich. Ausser den im
Text genannten Anstalten haben auch Fratelli Alinari in
Florenz umfangreiche Aufnahmen vorgenommen.
Phot. Braun = Hinweis auf das Dresdner Galeriewerk in Photo-
graphien von A. Braun & Co. in Dornach, zu dem der Ver-
fasser dieses Katalogs den Text geschrieben (1884 — 87 ; 600 Blatt
in 15 Lieferungen zu 40 Blatt).
Phot. Ges. = Hinweis auf die Photographien der Photographischen
Gesellschaft in Berlin. Letzte Aufnahme 1908.
Phot. Hanf st. = Hinweis auf die Photographien von Franz Hanf-
stängl in München; insbesondere auf das Heliogravürenwerk
mit Text von Herrn. Lücke (seit 1893).
Phot. Tamme = Hinweis auf Photographien von F. & 0. Brockmann
Nachfolger (R. Tamme) in Dresden.
Phot. Bruckm. = Hinweis auf die Photographien der Verlagsanstalt
vormals Fr. Bruckmann in München.
r. = rechts. — ■ rad. = radiert. — R.-A. = Restauration s- Atelier.
u. = unten.
•5? = Hinweis auf die amtlichen Dresdner Kupferstichwerke, deren
Blätter auch einzeln beim Sekretär der Königl. Gemäldegalerie
käuflich sind. Das Preisverzeichnis dieser Blätter findet sich
im Anhang dieses Katalogs. Man vergleiche über diese Galerie-
werke unten: Geschichtliche Einleitung, S. 17 u. S. 25.
9S> Neues G.-"W. = Hinweis auf das von der Generaldirektion heraus-
gegebene, neuere Bilder enthaltende Galerie -Werk in Kupfer-
stichen. Vergl. unten, Einleitung S. 25.
B. Abkürzungen einiger angeführten wissenschaftlichen
Quellen.
Abrege = J. Aug. Lehninger: Abrege de la vie des peintres dont
les tableaux composent la galerie de Dresde. Dresde 1782.
Archiv, stör. = Archivio storico dell'Arte, diretto da Domenico
Gnoli, Vol. I, Roma 1888 u. s. w.
XXIV Erklärung der Zeichen und Abkürzungen
d'Argensvi 11 e = A. J. D. d'Argensville: Abrege de la vie des plus
fameux peintres. Paris 1745 — 1752.
B. = Bartsch. Siehe unter diesem.
Baglione == Giovanni Baglione: Le vite de' pittori etc. di Roma.
Roma 1642.
Baldinucci = Filippo Baldinucci: Notizie de' professori del disegno
da Cimabue in qua. I— VI. Firenze 1681—1728.
Bartsch = J. Adam Bartsch: Le Peintre-Graveur. I — XXI. Wien
1803—1821.
Bellori = Giovanni Pietro Bellori: Le vite de' pittori, scultori ed
architetti moderni. Roma 1672.
Berl. Verz. 1891 = Königliche Museen. Beschreibendes Verzeichnis der
Gemälde, 3. Aufl. Berlin 1891; 4. Aufl. 1898. Neue Ausgabe 1904.
Berensou = Bernhard Berenson: The Venetian Painters of the
Renaissance, London 1894. Dritte Aufl. 1897. — Derselbe :
The Florentine Painters. London 1896. — Derselbe: Tlie
Central ltalian Painters of the Renaissance, New York and
London 1899. — Derselbe: North ltalian Painters of the
Renaissance. New York and London 1907.
Berenson, Drawings = B. Berenson, The Drawings of florentine
Painters. Vol. I, II, London 1903.
Bertolotti, ülandesi = A Bertolotli: Artisti belgi ed olandesi
a Roma. Firenze 1880.
Bode bei v. Zahn = W. Bode's Aufsatz über die Dresdner Galerie in
A. v. Zahn's Jahrbüchern für Kunstwissenschaft. Bd. VI. 1873.
Bode, Brouwer = W. Bode's Aufsatz über Adriaen Brouwer in
der Zeitschrift »Die graphischen Künste«. VI. Wien 1884.
Bode, Studien oder St. = W. Bode: Studien zur Geschichte der
holländischen Malerei. Braunschweig 1883.
Bode, R. = W. Bode: Rembrandt (Heliogravüren nach seinen sämt-
lichen Gemälden mit Text) Bd. I— VII, Paris 1897—1902.
Branden, v. d. Branden === F. Jos. van den Branden: Geschiedenis
der Antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883.
Bredius Cat. oder Catalogus = Abr. Bredius: Catalogus van het
Rijks-Museum van Schilderijen, 2. Aufl., Amsterdam 1886.
3. Aufl. 1887; franz. Ausgabe (2 ed.) 1888. Neue Kataloge,
holl. 1903; engl. 1905; franz. 1904; holl. 1907.
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen XXV
Bredius, Haager Cati 1891, 1895, 1899 = A. Bredius: Kurze
Kataloge der Galerie des Mauritshuis im Haag von 1891 und
1899, grosser französischer von 1895.
CamporiRacc. = Marchese Giuseppe Campori: Raccolta di cataloghi
ed inveutarii etc. Modena 1870.
Carta del Navegar = Marco Boschini: La carta del navegar
pitoresco. Venezia 1660.
Catalogue 1765 = (J. A. Riedel et Chr. Fr. Wenzel): Catalogue
des tableaux de la Galerie electorale de Dresde. Dresde 1765.
Cr.-C. =KarlWoermann: Wissenschaftliches Verzeichnis der Cranach-
Ausstellung. Dresden 1899.
Crespi = Luigi Crespi: Vite de' pittori Bolognesi non descritte
nella Felsina Pittrice (siehe unter Malvasia). Roma 1769.
Cr. u. Cav. oder Crowe u. Cav. = J. A. Croive und G. B. Caval-
caselle: Geschichte der italienischen Malerei. Deutsch von Dr.
Max Jordan. I— VI. Leipzig 1869—1876.
Cr. und Cav E. Fl. P.2 = J. A. Croive und G. B. Cavalcaselle: The
Early Flemish Painters. See. ed. London 1872.
Cr. u. Cav. Tiz. d. = J. A. Croive und G. B. Cavalcaselle: Tizian.
Deutsch von Max Jordan. Leipzig 1877.
Dominici = Bernardo de' Dominici: Vite de' pittori etc. Napoletani.
Napoli 1742-1743.
Felibien = Andre Felibien des Avaux: Entretiens sur la vie et sur
les ouvrages des plus excellens peintres. Ed. Paris 1685 — 1688.
Flechsig, Cr. -St. = Ed. Flechsig: Cranach-Studien I, Leipzig 1900.
Ff. = C. J. Ffoidkes: Handbook of the Italian Schools in the Dresden
Gallery. London 1888.
Frimmel, Gal.-Stud. ==Dr. Th. Frimmel: Kleine Galerie-Studien.
I. Bamberg 1891 bis Neue Folge V, Leipzig 1897.
Gurlitt = Com. Gurlitt: Archivalische Forschungenil, Die Kunst
unter Kurfürst Friedrich dem Weisen. Dresden 1897.
H. = Julius Hübner: Verzeichnis der Königl. Gemälde- Galerie zu
Dresden. Erste Aufl. 1856. — Fünfte Aufl. 1880. Neudruck
nebst Nachtrag von K. Woermann 1884.
Hh. = Victor Hantzsch: Beiträge zur älteren Geschichte der Kur-
fürstlichen Kunstkammer in Dresden; im Neuen Archiv für
Sachs. Geschichte und Altertumskunde. Bd. XXHI, S. 220
bis 296. Dresden 1902.
XXVI Erklärung der Zeichen und Abkürzungen
Haag er Katalog 1895 — Musee Royal de la Haye. Catalogue
raisonne des Tableaux etc. Haag 1895.
Havard - Henry Havard: L'art et les artistes hollandais.
I-IV. Paris 1879—1881.
Heller = Jos. Heller: Lucas Cranach's Leben und Werke. 2. Aufl.
Nürnberg 1854.
Hirt, Kunstbem. — A. Hirt: Kunstbemerkungen auf einer Reise
über "Wittenberg und Meissen nach Dresden. Berlin 1830.
Jahrb. Pr. K. — Jahrbuch der Königl. Preuss. Kunstsammlungen.
Berlin seit 1880.
Jahrb. A. H. K. — Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses, Wien seit 1883.
J al,Dic-t.==4. Jal: Dictionnaire de Biographie etd'Histoire. Paris 1872.
Janitschek, G. d. d. M. Hubert Janitschek: Geschichte der deut-
schen Malerei. Berlin 1890.
Immerzeel = J. Immer zeel: De Levens en Werken der Hollandsche
en Vlaamsche Konstschilders etc. Amsterdam 1842 — 1843.
Inv. Gotter = Specification derer Schildereyen, die Se. Exe. der
Herr Baron von Gotter, Königl. Preuss. Abgesandter zu Wien,
von da und von Regensburg aus hierhergesandt. (Manuskript;
die Sendungen müssen vor 1736 erfolgt sein.)
Inv. Guar. = Pietro Guarienti's vor 1753 in italienischer Sprache
verfasstes Inventar der Königl. Gemälde- Galerie. Manuskript.
Inv. 1722 — Steinhäuser 's Folio-Inventar, 1722 begonnen und ab-
geschlossen, bis 1728 weitergeführt. Manuskript.
Inv. 8° = Steinhäuser's Octav- Inventar, das ganze vorige mit ent-
haltend, bis 1741 ebenso, bis 1747 nur unter Angaben der
Nummern und Provenienzen weitergeführt. Manuskript.
Inv. 1754 = M. Oesterreich's 1754 verfasstes Inventar. Manuskript.
Justi, Velazijuez — Carl Justi: Diego Velazquez und sein Jahr-
hundert. I. IL Bonn 1888. — 2. Aufl. Bonn 1903.
Kramm —^Christ. Kramm: De levens en werken der hollandschen
en vlaamschen Kunstschilders etc. Amsterdam 1857 — 1864.
Kunst-Chr. oder K. Chr. — = Kunstchronik. Beiblatt zur Zeitschrift
für bildende Kunst. Leipzig seit 1866.
Lanzi ed. Pisa = Luigi Lanzi: Storia pittorica della Italia da
risorgimento delle belle arti etc. Edizione Pisa 1815/17.
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen XXVII
Lerm. oder Lermolieff erste Aufl. = Iv. Lermolieff (Giovanni
Morelli): Die Werke ital. Meister in den Galerien von München,
Dresden und Berlin. Leipzig 1880.
Lerm. it. oder ital. = Iv. Lermolieff (Giov. Morelli): Le opere
dei maestri italiani nelle Gallerie di Monaco, Dresda e Berlino.
Bologna 1886. (Ital. Ausg. des vor. Werkes.)
Lerm. 2. Aufl. = Ivan Lermolieff: Kunstkritische Studien über die
italienische Malerei. Bd. II. Die Galerien zu München und
Dresden. Leipzig 1891.
Liggeren = Ph. Rombouts en TJt. van Lerius: De Liggeren en
andere historische archieven der Antwerpsche Sint Lucasgilde.
Antwerpen 1864—1872.
Lücke = Herrn. Lücke: Text zu: Die Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden.
München, Franz Hanfstängl, 0. J. (1893, ff.)
Lützow, Gesch. der Wiener Ak. = Carl von Lützoivj Gesch.
der K. K. Akademie der bildenden Künste. Wien 1877.
Malvasia — Carlo Cesaro Malvasia: Felsina pittrice. Vite de'
pittori Bolognesi. Bologna 1678.
van Mander (ed. Hymans) = Karel van Mander, Het Schilderboek
(1604 vollendet). Französische Ausgabe von H. Hymans:
Le livre des peintres. Paris 1884 — 1885.
Martin = Dr. W. Martin: Het Leven en de Werken van Gerrit
Dou. Leiden 1901.
Mein, inedits = L. Dussieux etc. etc.: Memoires inedits sur les
artistes francais. I — IL Paris 1854.
Mem. Trev. = (Fra Dom. Maria Federici): Memorie Trevigiane
sulle opere di disegno. Venezia 1803.
Mayer, Ribera = August L. Mayer: Jusepe de Ribera, Leipzig
1908.
Meyer 's Kunst ler -Lex. = Jul. Meyer etc.: Allgemeines Künstler-
Lexikon. Leipzig seit 1872.
Meyer = Rudolf Meyer: Die beiden Canaletto. Monographie ihrer
radierten Werke. Dresden 1878.
Muller, Utr. Arch. = S. Muller: De Utrechtsche Archieven. I.
Schildersvereenigingen te Utrecht. Utrecht 1880.
Muther = Richard Muther: Anton Graft. Leipzig 1881.
XXVIII Erklärung der Zeichen und Abkürzungen
Nagler = G. K. Nagler: Neues allgem. Künstler-Lexikon. I — XXII.
München 1835—1852.
Nagler Mon. = G.K. Nagler: Die Monogrammisten. I — IV. München
1858—1879.
Obreen oder Obreen's Arch. = Fr. D. 0. Obreen: Archief voor
Nederlandsche Kunstgeschiedenis. Rotterdam seit 1877.
Oud Holland = Oud Holland. Nieuwe Bijdragen voor de Ge-
schiedenis der Nederlandsche Kunst etc. Onder Redactie von
M. A. D. de Vries en Mr. N. de Roever. Seit dem 4. Jahrg.
N. de Roever und A. Bredius. Amsterdam seit 1883.
Pascoli = Lione Pascoli: Vite de' pittori etc. moderni, Roma 1730
bis 1736.
Passeri = Giambattista Passeri: Vite de' pittori etc. che anno la-
votaro in Rom 1641—1673. Roma 1772.
Pozzo = (Dal Pozzo): Le vite de' pittori etc. Veronesi. Verona 1718.
Pungileoni = L. Pungileoni: Memorie istoriche di Antonio Allegri.
Parma 1817.
Qu an dt = J. G. von Quandt: Der Begleiter durch die Gemäldesäle
des Königl. Museums zu Dresden. Dresden 1856.
Ratti, Vite = Soprani, Vite (siehe dieses), 2. ed. riveduta da
C. G. Ratti. Genua 1768—1769.
Repert., Repertorium = Repertorium für Kunstwissenschaft,
herausgegeben von F. Schestag, dann von H. Janitschek und
Alfr. Woltmann, daun von H Janitschek, jetzt von Henry
Tfwde und Hugo v. Tschudi, Stuttgart seit 1876, jetzt Berlin.
Ricci (deutsch) = Corrado Ricci: Antonio Allegri da Correggio.
Deutsch von Hedwig Jahn. Berlin 1897.
Ridolfi = Carlo Ridolfi: Delle maraviglie dell' arte overo delle vite
degli illustri pittori Veneti e dello stato. 1— II. Venezia 1648.
Riegel, Beitr. = Herrn. Riegel: Beiträge zur niederländischen
Kunstgeschichte. I — II. Berlin 1882.
Rooses, Gesch. = Max Rooses: Geschiedenis der Antwerpsche
Schilderschool. Gent 1879.
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1866.
Geschichtliche Einleitung
Die Königlich Sächsische Gemäldegalerie zu Dresden ist im
Wesentlichen eine Schöpfung der beiden kunstsinnigen
und prachtliebenden Kurfürsten des achtzehnten Jahrhunderts,
die als solche Friedrich August I. und Friedrich August II.
Messen, in ihrer Eigenschaft als Könige von Polen aber
August IL (der Starke) und August III. genannt wurden.
Es ist daher selbstverständlich, dass der Sammlergeschmack
dieses Jahrhunderts, der, ausser den damals lebenden Künstlern,
nur die reifen Meister des sechzehnten und siebzehnten Jahr-
hunderts gelten Hess, sich heute noch in der Mehrzahl der Bilder
unserer Sammlung ausspricht. Indesseu besass das sächsische
Fürstenhaus in seiner „Kunstkammer" und in seinen Schlössern
schon vor dem achtzehnten Jahrhundert einen gewissen Grund-
stock von Gemälden, in dem auch ältere Meister vertreten
waren; und das neunzehnte Jahrhundert ist zum Teil mit
Erfolg bestrebt gewesen, nicht nur eine zeitgenössische Ab-
teilung der Königlichen Gemäldegalerie zu schaffen, sondern
auch die Lücken in den älteren Schulen auszufüllen.
Die Geschichte der Dresdner Galerie lässt sich für unser
heutiges Auge daher in drei deutlich unterschiedene Zeitab-
schnitte einteilen, deren erster, welcher eigentlich nur ihre Vor-
geschichte enthält, das sechzehnte und siebzehnte, deren zweiter
das achtzehnte und deren dritter das neunzehnte Jahrhundert
und den Anfang des zwanzigsten umfasst.
Den Beginn des ersten dieser Zeitabschnitte können wir
ins Jahr 1560 setzen, in dem Kurfürst August über seiner
Wohnung im Schlosse zu Dresden eine „Kunstkammer" jener
älteren, nicht nur Kunstwerke, sondern auch „Curiositäten",
wissenschaftliche Instrumente und Naturalien umfassenden Art
anlegte, wie sie damals in keinem Fürstenschlosse fehlen durfte.
An eigentlichen Gemälden war diese alte kursächsische „Kunst-
kammer", in der 1569 eine besondere „Bilderei" erwähnt
2 Geschichtliche Einleitung
wird, noch keineswegs reich. Nach dem im Archiv der General-
direktion der Königlichen Sammlungen erhaltenen, von David
üsslaub geschriebenen Inventar der Kunstkammer von 1587
besass diese, ausser den damals neoerworbenen „16 schön ge-
raalten Täflein" von Hans Bol, von denen sich neun erhalten
haben (N. 822 — 830 des gegenwärtigen Katalogs), in jenem
Jahre nur erst „Adam und Eva" von Lukas Cranach d. ä.
(N. 1911- 1912), zwei Bildnisse des Kurfürsten und der
Kurfürstin, wahrscheinlich diejenigen von Hans Krell I N. 1956
und 1957). und eine Reihe schwer zu bestimmender, weil nur
ganz allgemein beschriebener anderer Bildnisse und religiöser
Darstellungen. Auch im Zugangsinventar von 1587 — 1620
lassen sich nur wenig in der Galerie erhaltene fernere Bilder
nachweisen, unter ihnen jedoch, wie Hantzsch*) gezeigt hat,
die sehen 1588 erworbenen sieben Passionsbilder Dürer's oder
seiner Werkstatt (N. 1875 — 1881), die seither von ver-
schiedenen Forschem abwechselnd verschiedenen Meistern zu-
geschrieben werden sind. In einem neuen Inventar von 1505
macht sich eine Vermehrung der gemalten Täflein des Hans
Bol bemerkbar. Selbst im Jahre 1640, aus dem ein drittes
Kunstkammer-Inventar stammt, waren von den noch erhaltenen
bekannten Bildern erst einige andere Werke des älteren
(Iranach (N. 1916A, 1916B, 1918, 1919) und die fünf
schwäbischen Bilder aus der Kindheitsgeschichte des Heilands
iN. 1S96 — 1900) hinzugekommen. Doch füllten sich seit dieser
Zeit die Schlösser, später auch einige Amtsgebäude und Kirchen,
allmählich immer mehr mit Bildern. Um die Mitte des Jahr-
hunderts finden wir bereits den Hofmaler Kilian Fabritius als
Aufseher über sämtliche Gemälde im kurfürstlichen Besitze
mit dem Titel „Malerey-Inspector" bedacht.
Dass in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts,
wenigstens bis 1694, dem Jahre des Regierungsantritts August
*) Vgl. Victor Hantzsch, Beiträge zur älteren Geschichte
der kurfürstl. Kunstkammer in Dresden: im Neuen Arch. f. Sachs.
Gesch. und Altertumskunde Bd. XXIII, S. 220—296. Dresden
1902 S. 237. Wir erkennen dankbar die Verdienste dieses Auf-
satzes um die näheie Bestimmung des Erwerbungsjahres mancher
unserer Bilder an. Soweit wir seinen Identifizierungen zustimmen,
sind diese auch zu den einzelnen Nummern erwähnt worden.
Geschichtliche Einleitung 3
des Starken, der Gemäldesehatz der Kunstkammer nur um
wenig bedeutende Gemälde bereichert wurde, beweist das von
Hantzsch verwertete Zugangsinventar Beutels von 1658 bis
1600. Mit Sicherheit lässt sich immerhin die Erwerbung
einiger Cranach'scher Bilder diesen Jahren zuschreiben; und un-
zweifelhaft kam 1687 der holländische Flügelaltar mit der < Ge-
fangennahme Christi (N. 841), wahrscheinlich aber auch gleich-
zeitig Dürer's , .Dresdner Altar" N. 1869 (vgl. Hantzsch a. a. 0.
S. 281) aus der Wittenberger Schlosskirche zur Kunstkaninier.
Der zweite Abschnitt der Geschichte der Dresdner
Galerie, während dessen sie als solche und unter diesem Namen
überhaupt erst begründet wurde, beginnt mit dem Regierungs-
antritt August des Starken (1694) und sehliesst mit dem Ende
des 18. Jahrhunderts. August der Starke hatte von den weiten
Reisen durch alle Kunstländer, die er in seiner Jugend zu
seiner Ausbildung unternommen, bedeutende Gemäldekenntnisse
und einen feinen Geschmack mit heimgebracht. Bald nach
seinem Regierungsantritt begann er zu sammeln, anfangs ohne
besondere Erfolge; 1698 erwarb er z. B. die beiden vlämischen
Altarflügel Nr. 807 und 808; 1699 den Turmbau zu Babel
von Martin von Valckenborch. Bis 1707 leitete sein Ober-
hofmaler Samuel Bottschild (geb. um 1642 zu Sangershausen,
gest. zu Dresden 1707) die Erwerbungen. Wie viele bedeutende
Gemälde August um diese Zeit bereits besass, beweist das von
Hantzsch entdeckte Verzeichnis der Bilder, die er 1707 der
Kunstkammer zu entnehmen und in verschiedene Räume seines
Schlosses zu verteilen befahl. Unter den italienischen Bildern
dieses Verzeichnisses steht Giorgione's Venus, unsere N. 185,
die später Tizian, damals aber noch Giorgione zugeschrieben
wurde, obenan; von den übrigen Italienern wären höchstens
noch Pignoni's „Justitia" (N 507) und Pietro della Vecchia's Saul
und David (N. 533) hervorzuheben; unter den vlämischen
Bildern befanden sich neben manchem Unechten Rubens' Kopf,
eines alten Bischofs (N. 963), Teniers1 Würfler (N. 1074),
Gillis van Coninxloo's Landschaft mit dem Midasurteil (N. 857),
van Balen's Hochzeitsfest des Bacchus und der Ariadne (N 919)
und Götterbankett (N. 921); unter den Holländern eine Reihe
der besten Wouwerman's und Berchem's, die schwer zu identi-
1*
4 (ieschich Üichu Einleitung
lizieren sind, und die beiden Bilder N. 1758 und 1759 von
Touren vliet; unter den Deutschen nunmehr bereits die Mehr-
zahl aller Cranachbilder der Galerie, eine Reihe der Stilleben
von Mignon, Jos. Heinz' Ecce h<>mo N. 1973 und Chr. Paudiss'
Selbstbildnis N. 1996. — Andere Gemälde, die sich damals
noch in der Kunstkammer befanden, lernen wir durch den
Zusatz »aus der Kunstkammer« hinter 2s4 Bildern des ersten
Galerie - Inventars von 1722 kennen; und wenn die alten
Räumlichkeiten der Kunstkammer auch 1701 ein Raub der
Klammen wurden, so blieb die Sammlung der Kunstkammer
als solche doch bestehen und behielt, wie ihr Inventar von
1741 beweist, auch nach der Begründung der (remäldegaleric
(1722) noch eine Reihe von Bildern geringeren Wertes.
Die Herkunft einer Reihe der Gemälde, die August zwischen
17<»7 und 1722 erwarb, ist übrigens im Inventar von 1722
etwas näher bezeichnet: 170s z. B. kaufte er vom Kunsthändler
Lemmers in Antwerpen eine ganze Reihe flämischer and
holländischer Kabinettsbilder, von denen sich Hauptwerke des
jüngeren David Teniers (N. 1072 und 1076), Ph. Wouwerman's
(N. 1419 und 1451), G. Dou's N. 1711), F. van Mieris'
IN. 1750), Kasper Netscher's (N. 1352 und 1353) noch
heute in der Galeric befinden; im Jahre 1709 schloss er
durch seinen „Premier Commissaire" Raschke mit de Wit in
Antwerpen einen zweiten grösseren Ankauf ab; und unter den
damals erworbenen Bildern befanden sich Rubens' Kniestück
der von der Jagd heimkehrenden Diana (N. 962 A), Jak.
Jordaens' grosse „Auffindung der Ariadne" (N. 1009), sowie
vorzügliche Bilder von de Heem (N. 1261 und 1267).
Wouwerman (N. 1452 und 1459). Dou (N. 1715), Netscher
(N. 1345) und F. van Mieris (N. 1742. 1745, 1746, 1749).
Ferner gehörten der Geheime Kabinettsminister Graf von
Wackerbarth und der General-Feldmarschall von Plemming zu
den eifrigsten Sammlern für den König. Auch sie sammelten
jedoch fast ausschliesslich niederländische Bilder. Wackerbarth
verdankt die Galerie z. B. die beiden Jugendbildnisse van Dyck's
(N. 1022 und 1023), die in den früheren Katalogen irrtüm-
lich dem Rubens zugeschrieben wurden, eine Reihe so guter
Bilder des jüngeren David Teniers, wie N. 1066, 1082,
Geschichtliche Einleitung 5
1085, 1085 A, und Wouwerman's, wie N. 1413, 1427, 1428,
1433, den Terborch N. 1830, den Dou N. 1706, den Metsu
TS. 1736, den Berchem N. 1485. Flemming aber verschaffte
ihr z. B. den „Reinbrandt" (richtiger Salomon Koninck)
TS. 1589 B, den F. Bol N. 1606, den de Heem N. 1262, die
beiden Vereist N. 1341 und 1342, den Mignon N. 2021,
den Verkolje N. 1672. Die italienischen Bilder, die August
der Starke erwarb, gingen meist durch die, Hände eines ge-
wissen Kindermann: so von älteren Bildern die schon genannte
ihrer Zeit berühmte Venus von Giorgione N". 185, die schon
in diesem Inventar irrtümlich auf Tizian, von Hübner gal-
ant' Sassoferrato zurückgeführt wurde; so der Christuskopf von
Cima de Conegliano (TS. 62); so die Galatea von Fr. Albano
(N. 340); so aber hauptsächlich die Bilder der damals modernen
Meister, wie Luca Giordano (N. 474, 479, 483, 491), Fran-
cesco Migliori (TS. 573—576), P. Liberi (TS. 529), Andr. Celesti
(N. 542) und G. B. Pittoni (TS. 578 und 579). Den Ankauf
einiger guter französischer Bilder, z. B. des „Reiches der
Flora", von Nie. Poussin (TS. 719), aber vermittelte der Baron
Raymond Le Plat, der den Titel eines „Churfürstlich Säch-
sischen Oberhofarchitecten" führte.
Bis 1722 liatten sich bereits so viele Gemälde in Dresden
und in anderen königlichen Residenzen angesammelt, dass
August der Starke beschloss, sie alle inventarisieren und die
besten von ihnen zu einer eigentlichen Gemäldegalerie ver-
einigen zu lassen.
Zur Ausführung dieses Beschlusses bediente der König
sich seines genannten „Premier Architeete" Le Plat und des
„Geh. Cämmeriers" Steinhauser. Beide werden als die „ersten
bekannten Inspectoren" der Galerie genannt; und beide be-
hielten ihre Stellen bis nach dem Tode August des Starken.
Unter Baron Le Plat's Leitung wurden die Gemälde, welche
bestimmt waren, die Galerie zu bilden, 1722 in den eigens
dazu hergerichteten Räumen des zweiten Stockwerkes des ;, Stall-
gebäudes''• am Judenhofe aufgehängt; und hauptsächlich unter
seiner Leitung standen von dieser Zeit an auch die ferneren
Ankäufe für die Galerie. Steinhäuser genügte mehr dem wissen-
schaftlichen Teile der Direktionspflichten. Sein Hauptverdienst
6 Geschichtliche Einleitung
ist die Anlegung der ausserordentlich übersichtlichen Inventare,
die nicht nur alle in die Galerie aufgenommenen, soudern über-
haupt sämtliche Bilder des kurfürstlich -königlichen Besitzes
ihren Meistern, ihrem Gegenstände, ihren Maassen und ihrer
Herkunft nach sorgfältig verzeichneten. Zwei dieser Enventare
sind wohl erhalten. Das eine, in Folio, auf das wir schon
mehrfach Bezug genommen haben, wurde zuerst 1722 „bev
gehaltener Commissarischen Inventirung'' abgeschlossen, dann
aber bis zum Jahre 1728 in der Weise fortgesetzt, dass die
neuen Bilder in der Reihenfolge ihrer Erwerbung nachgetragen
wurden. Das andere, in Octavo, ist nach Materien geordnet:
doch sorgen verschiedene Register auch hier dafür, dass die
Herkunft der Bilder und die Zeit ihrer Erwerbung leicht er-
sichtlich sind. In diesem kleineren Inventar wurden die bis
gegen Ende des Jahres 1741 erworbenen Bilder ebenso sorg-
fältig weiter verzeichnet; die Fortsetzung von 1742 bis 1747
führt zwar noch im allgemeinen die Herkunft der Bilder an,
bezeichnet diese aber nicht mehr den Meistern und den Gegen-
ständen, sondern nur noch ihren Inventarnummern nach, so
dass sie heutzutage nicht mehr zu identifizieren sein würden,
wenn diese Inventarnummern selbst, mit Oelfarbe rechts unten
auf die Bildfläche gesetzt, sich nicht auf den meisten von
ihnen erhalten hätten.
Le Plat war aufs eifrigste bemüht, die Galerie zu ver-
mehren. Gleich 1723 erwarb er 21 Bilder auf einmal aus
dem Besitze der Gräfin Wrzowecz (Warsowitz) in Prag; unter
ihnen die grossartige Kopie nach Michelangelo^ Leda (N. 71),
das schöne Brustbild G. Flinek's (N. 1601) und das feine
Küchen- und Blumenstück, das Dav. Temers d. j., N. Yeren-
dael und Chr. Luyx gemeinschaftlich gemalt halten (N. 1091);
1 725 erwarb er (32 hauptsächlich italienische Bilder, unter
ihnen Palma Vecchio's Heilige Familie N. 191 und Varotari's
„Judith mit dem Haupte des Holofernes" (N. 525); — 1727
kaufte er 68 vornehmlich niederländische Bilder, unter ihnen
Berchem's italienisches Hafenbild (N. 1479) und eine Reihe
der schönsten Bilder der de Heem's; — 1731 lieferte er 52
italienische und französische Bilder, unter ihnen das Pous-
sin'sche „Martyrium des heil. Erasmus" (N. 723), Vonet's
Geschichtliche Einleitung 7
„heiligen Ludwig" (N. 714) und Guido Reni's „Venus mit
Cupido" (N. 324). — Andere italienische Bilder hatte Lorenzo
Rossi aus Venedig geschickt, z. B. 1728 Palma Vecchio's
„Ruhende Venus'- iN". 190).
Man sieht, dass die Dresdner Galerie im Todesjahre
Augast des Starken (1733) bereits eine beträchtliche Anzahl
erlesener italienischer und französischer und eine noch grössere
Anzahl hervorragender vlämischer und holländischer Gemälde
besass. Gleichwohl folgte die eigentliche Glanzzeit der Entwick-
lung der Dresdner Galerie erst unter dem Nachfolger August
des Starken, unter dem Kurfürsten Friedrich August IL
(König August III. von Polen), der während seiner dreissig-
jähngen Regierung (1733 — 1763) den grössten Teil jener
Meisterwerke in seiner Hauptstadt zu vereinigen wusste, auf
denen der- Weltruhm der Dresdner Galerie beruht.
August III. hatte das Glück, bei seinen Bestrebungen,
die Gemäldesammlung, die er ererbt hatte, zu erweitern und
zu vergrössern. durch tatkräftige Männer unterstützt zu wer-
den. Le Plat, der bis an sein Lebensende Galeriedirektor
blieb, und Steinhäuser, der später in den Ruhestand versetzt
wurde, traten jetzt mit ihrer Leitung und ihren Leistungen
tatsächlich in den Hintergrund zurück. Des Königs allmäch-
tiger Minister Graf von Brühl, dessen Name, was auch seine
persönlichen Beweggründe bei der Ausnutzung des Kunst-
sinnes seines Herrschers gewesen sein mögen, doch nicht von
der Entstehungsgeschichte der Dresdner Galerie getrennt wer-
den kann, nahm die Fortsetzung der Bilderankäufe jetzt in
seine eigene, starke, im Geben wie im Empfangen gleich ge-
wandte Hand. Wie weit Brüliks Kennerschaft gegangen, lässt
sich heute schwer feststellen. Sicher ist, dass sein Privat-
sekretär seit 1733, Carl Heinrich von Heinecken, der be-
rühmte Verfasser der „Nachrichten von Künstlern und Kunst-
sachen", der „Idee generale" und des, von vier gedruckten
Bänden abgesehen, nur als Manuskript im Dresdner Kupfer-
stich-Kabinett erhaltenen „Dictionnaire des artistes", der eigent-
liche Kunstkenner am sächsischen Hofe und als solcher auch
das Auge Brühl's war. Brühl selbst schrieb ihm am 23. No-
vember 1748 aus Warschau: „La gallerie est votre pro-
8 Geschichtliche Einleitung
duction et j'en ay que l'honneur, mais ä vous appartient la
gloire." Sicher aber ist andererseits auch, dass Brühl nicht
nur mit den Künstlern und Kennern aller Länder, wenn auch
gewiss oft genug durch die Feder Heinecken's, im Brief-
wechsel über Gemäldeankäufe stand, sondern auch die säch-
sischen Gesandten oder Gesandtschafts-Sekretäre der Städte,
in denen Kunstwerke feil waren, fortwährend im Interesse der
Galerie in Bewegung erhielt.
Der sächsische Gesandte Graf Villio in Venedig, der für
Erwerbungen besonders günstig gelegener) Stadt, überliess die
Auswahl der Bilder freilich den Kennern, die von Dresden aus
mit den Ankäufen betraut worden waren, wie 1741 dem Ven-
tura Rossi, 1743 dem Grafen Algarotti, 1744 abermals dem
Ventura Rossi, 1747 dem bekannten Kupferstecher und Kunst-
schriftsteller Ant. Maria Zanetti. Der Legations-Sekretär de
Brais in Paris aber war im Jahre 1742, wenn ihm auch der
berühmte Maler Hyacinthe Rigaud zur Seite stand, selbst die
Seele ausserordentlich wichtiger Ankäufe. Weniger glücklich
war der Legations-Sekretär Talon in Madrid, dem ein grosser,
1744 in Spanien bewirkter Gemäldeankauf, von dem so gut
wie nichts würdig war, in der Galerie zu bleiben, bittere brief-
liche Vorwürfe des Grafen Brühl und Heinecken's eintrug.
Auch der berühmte Graf Götter, welcher, als er preussischßr
Gesandter in Wien und Regensburg war (also wohl vor 1736),
eine grosse Anzahl von Gemälden für den sächsischen Hof
erworben hatte, erwies sich nicht als Kenner. Die Liste der
von ihm gekauften Gemälde hat sich erhalten; aber nur ganz
wenige von ihnen konnten dauernd in der Galerie aufgestellt
bleiben. Einen weit besseren Geschmack bewies gegen Ende
der Regierungszeit August's III. ■ der Legations-Sekretär von
Kauderbach im Haag. Dieser erwarb 1703 eine Anzahl der
besten Bilder des Kabinetts Lormier für seinen königlichen
Herrn, musste den Ankauf aber rückgängig machen, als der
König gleich nach dem Abscbluss der Verhandlungen starb.
Zunächst war Italien ein Hauptschauplatz der Tätigkeit
der Unterhändler August's III. In Venedig hatte Lorenzo
Rossi dem Ventura Rossi Platz gemacht; dieser hatte schon
1738 44 Bilder nach Dresden geschickt, unter denen sich
Geschichtliche Einleitung 9
z. B. Ribera's „heil. Franciscus auf den Dornen" (N. 685)
und „Befreiung Petri" (N. 684) befanden; im Jahre 1741
Hess er 70 andere, in Florenz, Rom, Bologna und Venedig
erworbene Bilder folgen, unter ihnen die grosse „Darstellung
im Tempel" von Paolo Farinati oder Battista Zelotti (N. 223).
Im ganzen waren diese Sendungen so schwach, dass wir
die Entrüstung des feinsinnigen Schriftstellers Grafen Algarotti
darüber, dass man sich 1744, statt an ihn, noch einmal an
Rossi wandte, begreiflich finden. Rossi's Ankauf von 1744
war allerdings besser, als die vorhergehenden. Er enthielt
unter 65 Bildern z. B. Sassoferrato's Madonnen (N. 430 und
431) und die beiden Bildnisse Leandro Bassano's (N. 281
und 282). Aber es lässt sich nicht leugnen, dass Algarotti,
der 1743 eigens zu dem Zwecke, Bilder für den sächsischen
Hof zu kaufen, nach Italien zurückgegangen war, sich als
ein viel feinerer Kenner erwies, denn sein verhasster Neben-
buhler. Ist die Zahl der durch ihn erworbenen Bilder auch
nur klein, so ist ihr Wert um so grösser. Befanden sich
unter ihnen doch die freilich später als vorzügliche Kopie er-
kannte Holbein'sche „Madonna" (N. 1892*), die „drei Schwestern"
des Palma Vecchio (N. 189), die beiden grossen Schlachtenbilder
Jacques Courtois' (N. 744 und 775), die beiden schönen grossen
„Stilleben" des Jan Weenix (N. 1666 und 1667) und Liotard's
berühmtes „Chokoladenmädchen" (Past. N. 161).
Alle vorhergehenden und nachfolgenden Gesamterwer-
bungen aber übertraf der durch Ventura Rossi, Zanetti und
den Grafen Villio vermittelte. 1745 abgeschlossene' Ankauf
der hundert bedeutendsten Bilder der damals weltberühmten
Sammlung des Herzogs Franz III. von Modena, Durch ihn ge-
langte der sächsische Hof um den Preis von 100,000 Zecchinen,
zu dem freilich sehr bedeutende Nebenkosten hinzu kamen,
mit einem Schlage in den Besitz einer so herrlichen Auswahl
von Bildern grosser italienischer Meister, wie sie nördlich der
*) Vergl. die Aufsätze: „Algarotti's Correspondenz über die'
Erwerbung der Holbein'schen Madonna" in v. Zahn's Jahrbüchern
für Kunstwissenschaft 1871 IV S. 186—189; und Luigl Ferrari:
„Gli acquisti delT Algarotti pel Regio Museo di Dresda" in
L'arte IV p. 150—154, Rom 1900.
10 Geschichtliche Einleitung
Alpen noch nicht gesehen worden war. Befanden sich doch
alle Correggio's unserer Sammlung, fast alle ihre Dosso Dossi's
und Garafalo's. sowie die grossen Bilder Ann. Carracci's und
die Hauptbilder Guido Reni's, Guercino's, Fr. Albano's, Tizian'a
„Zinsgroschen" iN". 1G9) und die vorzüglichsten Bildnisse dieses
Meisters, Paolo Veronese's vier grosse Bilder ans dein Paläste
Cuccina (N. 225 — 228), Andreadel Sarto's „Opfer Abrahams"
(N. 77), Gialio Romano's „Madonna della Catina" ( N. 103)
und Parmeggianino's „Maria mit dem heil. Stephanus" (N. 1ß<M
in diesem Schatze! Alter auch einige bedeutende Werke
nicht italienischer Meister gelangten lTHi mit der Modeneser
Sammlung nach Dresden: z. B. Holbein's Bildnis des Morette
(N. 1890), das schöne männliche Bildnis von Velazquez (N. 697)
und Rubens1 trefflicher heil. Eieronymus (N. 955).
König August III. und Graf Brühl waren jedoch weit
entfernt davon, ihre Ankäufe in Italien mit diesem glänzenden
Erfolge für abgeschlossen anzusehen. Gleich im folgenden
Jahre, 1 747, erwarb Zanetti in Venedig noch so bedeutende
Werke für die Dresdner Galerie, wie die grosse „Santa Con-
versazione- Tizian's (N. 168); 17 1s schickte Bernardo Ben-
zoni unter andern Bildern Gessi's „Magdalena'' iN. 355);
1748 und 1749 aber hielt sieh auch der damalige Dresdner
Galerie-Inspektor Pietro Guarienti zu dem ausgesprochenen
Zwecke in Italien auf, um Ankäufe für die Galerie zu machen;
und er erwarb dort damals so wichtige Bilder, wie die beiden
Altarstaffeln Kreole Roberti's (N. 45 und 46) und wie Palma
Vecchio's* Heilige Familie mit der heil. Katharina (N. 1S8).
Gleichzeitig (1749 und 1750) trat der Maler Siegm. Striebel.
über dessen sonstige Tätigkeit sich keine Nachrichten erbalten
haben, als sächsischer Agent' für Gemälde-Ankäufe in Rom auf.
Das einzige hervorragende Bild, das die Galerie ihm verdankt,
ist jedoch die grosse Heilige Familie Garofalo's (N. Dil). Dann
folgten (171!) bis 1752) zwischen dem Grafen Brühl und dem
bekannten Kunstschriftsteller und Canonicus Luigi Crespi in
• Bologna längere Verhandlungen über Bilderankäufe, deren Er-
gebnis die Erwerbung von Parmeggianino's ,, Madonna della Rosa"
iN. 101) und von Guido Reni's damals ausserordentlich hoch-
geschätzter Darstellung ..Minus und Semiramis- (N. 325) war.
Geschichtliche Einleitung 11
Am glücklichsten von allen diesen Vermittlern aber war
der bolognesische Maler Carlo Cesare Giovannini. Durch seine
Bemühungen erlangte die Dresdner Galerie im Jahre 1754*)
für 20 000 Dukaten ihr berühmtestes Bild, RaphaeFs „Madonna
di San Sisto" (N. 92), die bis dahin den Hochaltar der
Klosterkirche San Sisto zu Piacenza geschmückt hatte; und
Ginvannini's Eifer verschaffte der Dresdner Galerie in den
folgenden Jahren (1754 und 1755) noch Bilder, wie Bagnaca-
vallo's grosses Heiligenbild (N. 113) und Franceschini's Magda-
lena (N..389). Hiermit waren die Erwerbungen aus Italien
in der Tat so ziemlich abgeschlossen.
Aber nicht nur jenseits, auch diesseits der Alpen wussten
Graf Brühl und seine Unterhändler an den verschiedensten
Orten verkäufliche Sammlungen und Einzelwerke aufzutreiben;
und aus diesen nordischen Quellen wurden vor allen Dingen
die niederländischen Schulen der Galerie bereichert.
In Sachsen gaben die Leipziger Messen alljährlich Ge-
legenheit zu Bilderankäufen; besonders liebte die Königin es,
hier Bilder zu Geburtstagsgeschenken für ihren königlichen
Gemahl kaufen zu lassen.
In der nächsten Nachbarschaft Sachsens aber war Böhmen
eine Hauptfundgrube von Gemälden. Zunächst trat Johann
Gottfried Riedel, ein geborener Böhme, der 1739 als Hofmaler
nach Dresden berufen war, als Vermittler des Ankaufs der
Gräfl. Waldstein'schen ( Wallenstein'schen ) Sammlung auf. Sie
enthielt 268 Bilder, die für 22,000 Gulden in den Besitz
des sächsischen Hofes gelangten und unter Riedel's Leitung
im Mai 1741 glücklich von Dux aus über die Grenze geschafft
wurden. Diese Wallenstein'schen Bilder stehen in den erhaltenen
Inventaren nicht mehr ihren Meistern und Gegenständen nach,
sondern nur ihren Nummern nach verzeichnet, konnten aber
nach diesen, die auf den Bildflächen enthalten sind, neuerdings
zum grossen Teil wieder nachgewiesen werden. Zu ihnen ge-
hören Vermeer van Delft's Meisterwerk (N. 1335), unsere beiden
echten kleinen Bildnisse von Er. Hals (N. 1358 und 1359)
und van Dyck's Bildnis eines Geharnischten (N. 1026). Im
*) Vergl.Hübner's Aufsatz in Zahn's Jahrbüchern 1870 III S. 249
bis 279 und meinen Aufsatz im Repeit« rium 1900XXI1I S. 12—23.
12 Geschichtliche Einleitung
folgenden Jahre, 1742, erwarb Riedel 84 Bilder in Prag,
unter ihnen z. B. ein männliches Bildnis von Miereveit (N. 1318)
und das grosse Stilleben mit dein Schwan von Fr. Snyders
iN. 1192). Ankäufe aus Prag spielen auch in den nächsten
Jahren eine gewisse Rolle in den Verzeichnissen der Galerie.
Die bedeutendste Erwerbung aus dieser Stadt aber erfolgte erst
in den Jahren 1748 und 1749. Unter der Vermittlung Pietro
(ruarienti's, der sich der Eigenheit der Angelegenheit wegen
hinter dem Pseudonym Plaeido Gialdi versteckt zu haben scheint,
wurden damals 69 Bilder der kaiserlichen Galerie zu- Prag für
50,000 Taler erworben und nach Dresden übergeführt; unter
ihnen z.B. Rubens' prächtige „Schweinsjagd" (N. 962) und die
beiden auf van Dyck zurückweisenden Bildnisse König Karl I.
von England und seiner Gemahlin Henriette von Prankreich
(N. 1034 und 1038).
Paris wurde besonders durch den Legations- Sekretär de
Brais und den sächsischen Agenten Le Leu, die sich, wie
schon erwähnt, des Heirates des berühmten Malers H. Rigaud
zu erfreuen hatten, seit 1 742 zu einem Mittelpunkte der
Dresdner Bilderankäufe. Im April dieses Jahres wurde zunächst
für den Preis von 86,346 Livres eine Anzahl wertvoller Ge-
mälde aus dem Nachlasse des Prinzen Carignan erworben; anter
ihnen Werke italienischer Meister, wie unsere beiden Haupt-
bilder Carlo Dolci's (N. 509 und 510), wie Albano's ..Kühe
auf der Flucht" (N. 345) arid wie die beiden grossen Casti-
glione's (N. 569 und 660). Ihnen folgten durch dieselben
Vermittler Rubens' „Löwenjagd" iN. 972) und „Jo" (N. 962C),
Rembrandt's „weibliches Bildnis mit der roten Blume"
(N. 1562), Poussins „Anbetung der Könige" (N. 71 7 i und van
der Meulen's Fahrten Ludwig's XIV. (N. 1114 und U15).
Etwas später, aber immer noch 1742. erstanden de Brais und
Rigaud aus derSammlung Dubrenil in Paris Bilder wie AI. Turchi's
..Venus und Adonis" (N. 521 l, Albano's „Anbetung des Kindes"
(N. 344), Poussin's „Syrinx" iN. 718) und Netscher's Bildnis
der Montespaü mit ihrem Söhnchen iN. 1351). De Brais starb
noch in demselben .fahre 1742. Le Leu trat dadurch mehr in
den Vordergrund; Rigaud aber entzog auch ihm seine Unter-
stützung nicht: 1744 z. B. schickte jener abermals eine Anzahl
Geschichtliche Einleitung 13
Bilder nach Dresden, zu deren Ankauf der berühmte Maler ge-
raten hatte: u. a. Maratta's „Heilige Nacht-' (N. 436) und einige
Bilder Guercino's (N. 361, 364 u. 368). Nach diesen Erfolgen
blieb Le Leu noch längere Zeit der sächsische Hauptagent für
Bilderankäufe in Paris. Nach 1749 z. B. erwarb er hier noch
David Teniers' des jüngeren „ grosse Dorfkirmess" (N. 1081),
Rembrandt's Selbstbildnis mit seiner Frau auf dem Schosse
(N. 1559), Dou's „Violinspieler" (N. 1707), die beiden Haupt-
bilder Berchem's (N. 1486 und 1489) und eine Reihe der
schönsten Wouwerman's, wieN. 1417, 1424, 1444, 1446, 1448,
1463, 1464. Ihnen reihten sich noch 1754 die Bilder an,
die er, wie Hofrat Gr. Müller nachgewiesen hat*), aus der
Sammlung des Mr. de la Bouexiere erstand. Aber es würde uns viel
zu weit führen, auf alle Ankäufe, die unter August III. stattfanden,
im voraus einzugehen. Der Ueberblick, den wir uns verschafft
haben, muss um so mehr genügen, als im Texte unseres Kataloges
die Herkunft aller Bilder, die sich ermitteln Hess, angegeben ist.
Der Siebenjährige Krieg machte erklärlicher Weise den
Bilderankäufen des Königs ein jähes Ende. Dass er aber
sofort nach dem Hubertusburger Frieden (1763) seine alte
Liebhaberei wieder aufnahm, beweist der schon erwähnte An-
kauf der Bilder aus dem Kabinett Lormier, den am 27. Sep-
tember 1763 noch unter den Auspizien Brühl's und Heinecken's
der Legationsrat von Kauterbach im Haag abschloss. Leider
mussten die meisten dieser Bilder, da der König im nächsten
Monat starb, sein Nachfolger Kurfürst Friedrich Christian aber
aus an sich berechtigter Sparsamkeit die Bilder nicht über-
nehmen wollte, gleich darauf wieder veräussert werden. Als
nach der kurzen Regierung Friedrich Christian 's der neue
Regent sich bereit erklärte, den Ankauf anzuerkennen, war
es zu spät. Nur wenige der Bilder, wie z. B. Rembrandt's
„Grablegung" (N. 1566) gelangten nach Dresden. Die Ge-
schichte der grossen sächsischen Bildereinkäufe des vorigen
Jahrhunderts aber hatte damit so ziemlich ihr Ende erreicht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Verwaltung der
Dresdner Galerie während der Regier ungszeit August's III.,
so muss zuerst erwähnt werden, dass der Direktor Le. Plat
*) Dresdner Journal vom 30. Mai und 1. Juni 1880.
14 Geschichtliche Einleitung
am 3. Mai 1742 starb, und nun der, wie gesagt, bereits 17H!»
als Hofmaler nach Dresden berufene böhmische Meister
Johann Gottfried Riedel (geb. 1691 in der Nähe von Eger)
neben dein ;ilten Steinhäuser als Inspektor der Königl. Ge-
mäldegalerie angestellt wurde. Die massenhaften Ankäufe,
besonders diejenigen der Jahre 1741 und 1742, durch die
der sächsische Gemäldeschatz um nicht weniger ;ils 715
Nummern bereichert wurde, Hessen einen Erweiterurigsumbau
der Galerieräume im „Stallgebäude" unabweislich erscheinen.
Der Umbau, während dessen die Gemälde im „Japanischen
Palais" untergebracht wurden, fand in den Jahren 1744 bis
1746 statt. Der obere Teil des Stallgebäudes wurde nun zu
dem eigentlichen Galeriegebäüde (dem jetzigen Museum
Johanneum) ausgebaut, in dem die Sammlung bis über die
Mitte unseres Jahrhunderts hinaus blieb. Zur Eröffnung (lei-
nenen Räume trafen denn auch gerade die hundert Meister-
werke der Modenesischen Galerie ein. Der alte Steinhäuser
gönnte sich noch die Freude, den Schatz mit in Empfang zu
nehmen; dann trat er in den Ruhestand. An seiner Stelle
wurde am 10. September 1746 der venezianische Künstler
und Kenner Pietro Guarienti (gel), zu Verona um 1600) neben
Joh. Gottfried Riedel als Inspektor in Pflicht genommen; und
an demselben Tage wurde auch der Maler Benedict Kern, wie
es scheint unter der Oberaufsicht des berühmten Hofmalers
C. W. E. Dietrich (Dietericy) als Gemälderestaurator an der
Galerie angestellt. Pietro Guarienti starb .jedoch schon am
27. Mai 1753*), in demselben Jahre also, in dem seine Neu-
bearbeitung von Orlandi's Abecedario erschien; und an seiner
Stelle wurden nun infolge der immer grösser werdenden Ge-
schäftslast neben Joh. Gottfr. Riedel noch zwei Unterinspek-
toren angestellt: Johann Gottfried's Sohn Job. Anton Riedel
(geb. zu Prag 17;i3) und der bereits seit kurzem im Kupfer-
stich-Kabinett angestellte Matthias Oesterreich, der ein Enkel
des berühmten, in Lübeck geborenen Malers Gottfried Kneller
*) Nach den Akten des Archivs der Generaldirektion Cap. VII.
N. 11* Fol. 45. Die Angabe der Künstler-Lexika, dass Guarienti
erst 1765 gestorben sei, ist also irrig.
Geschichtliche Einleitung 15
und ein Vetter Heinecken's war.*) Der alte Riedel starb aber
schon am 12. Dezember 1755, und Oesterreich wurde 1757
nach Berlin berufen und zum Direktor der Galerie von Sanssouci
ernannt, \on diesem Jahre an bis ins neunzehnte Jahrhundert
hinein blieb Jon. Anton Riedel, der es, da er die Erbschaft
seines Vaters angetreten, ungewöhnlich jung zu etwas gebracht
hatte, alleiniger Galerie-Inspektor.
Was die gedruckten und ungedruckten Verzeichnisse der
Bilder der Galerie betrifft, so hörten die In venture Stein-
hauser's natürlich mit dessen Rücktritt auf. Vom Jahre 1747
ist nur ein Bild mehr in dem Oktavo-lnveutar verzeichnet. An
seine Stelle trat das in italienischer Sprache geschriebene
„Inventar Guarienti", das sich im Besitze des Sammlungs-
Archivs erhalten hat. Dieses ist etwas ausführlicher in der
Besehreibung und Würdigung der Gemälde, als die früheren,
und gibt allein über die Herkunft mancher Bilder (z. B. derer
aus der Prager Galerie) Auskunft; doch ist es, da es keine
fortlaufenden Nummern hat, nicht mühelos zu benutzen; uud
von Vollständigkeit ist es, da Guarienti bereits 1753 starb,
weit entfernt gebliebeu. Es folgte nun das Inventar von 1754,
dessen Urheber Matth. Oesterreich ist. Dieses umfasst 1446
Bilder, von denen jedoch nur 1351 die eigentliche Galerie
bildeten, 95 sich im Vorrat befanden. Leider gibt es über ihre
Herkuuft keinen Aufschluss; doch ist es in dieser Beziehung
wenigstens selbst ein Zeugnis für die Erwerbung mancher
Bilder vor dem Jahre 1754; und seine Bilderbestimmungen,
die sicher nicht ohne Heiuecken's Zustimmung entstanden,
sind so genau, wie der Stand der kunstgeschichtlichen Forschung
des achtzehnten Jahrhunderts es znlicss.
Neben diesen Inventarisierungen aber unternahm kein
geringerer als C. H. von Heiuecken selbst, dem die Oberauf-
sicht über die Galerie und das Kupferstich-Kabinett eingeräumt
worden war, die Herausgabe des ersten eigentlichen grossen
Galeriewerkes in Kupferstichen, die von den berühmtesten
Stechern der Zeit herrühren; die meisten wurden von aus-
wärtigen Meistern nach den Zeichnungen gestochen, die der
*) Näheres über ihn bei O Justi: Winckelmannn I. (1866)
S. 293.
16 Geschichtliche Einleitung
6
Hofmaler Charles Hutiu (geb. zu Paris 1715, nach Dresden
berufen 1748. gest. daselbst 1776) zu dem Zwecke vor
den Gemälden angefertigt hatte. Der erste Band dieses um-
fangreichen Werkes (Recueil d'Estampes d'apres les plus
celebres tableaux de la Galerie Royale de Dresde) erschien schon
1753: der zweite folgte 1757; der dritte erst in unseren Tagen.
Heinecken's Text zu den beiden ersten Bänden ist sehr wert-
voll; auch er gibt über die Herkunft mancher Bilder den
alleinigen und sicher einen stets zuverlässigen Aufschluss.
Während der bangen Jahre des Siebenjährigen Krieges
war man, statt an die Vermehrung der Galerie zu denken,
natürlich froh, wenn man die vorhandenen Gemälde erhielt
und rettete. Im Jahre 1759 wurden sie in Kisten verpackt
und auf deu Königstein gebracht. Joh. Anton Riedel's Tage-
buch, das sich im Archiv der Generaldirektion erhalten hat,
gibt interessante Einzelheiten über diese Flüchtling der Bilder
und über die Schicksale der Galerie während des Bombarde-
ments von Dresden im Jahre 1760.*)
August III. starb am 5. Oktober 1763; und Graf
Brühl, der sofort nach dem Hinscheiden seines Herrn fast
alle seine Aemter hatte niederlegen müssen, folgte ihm
noch innerhalb desselben Monats ins Grab. König August
des Dritten Nachfolger, Kurfürst Friedrich Christian, starb
bekanntlich schon, nachdem er zwei Monate segenverheissend,
wenn auch nicht eben auf neue Bildererwerbungen bedacht,
regiert hatte. Die darauf folgende lange Regierung Friedrich
August des Gerechten, für den nur während der ersten vier
Jahre sein Oheim Franz Xaver die Regentschaft führte, leitet
auch die Geschichte der Dresdner Galerie bereits ins neun-
zehnte Jahrhundert hinüber. In Bezug auf ihre Oberleitung
während dieser Zeit ist zu bemerken , dass Heinecken gleich
nach dem Tode August III. und dem Sturze seines Freundes,
des Grafen Brühl, zum Rücktritt gezwungen wurde. Sein
Nachfolger wurde der Hamburger C. L. Hagedorn, (k\- von
1763 bis 1780 das Amt eines „Generaldirektors der Künste
und Kunstakademien, auch zugehöriger Galerien und Cabinets"
*) W. von Seidlitz: Dresdener Geschichtsblätter 1895 (IV)
S. 184—187.
Geschichtliche Einleitung 17
in Dresden bekleidete. Nach seinem Tode führte der Kabinetts-
rainister und Oberkammerherr Graf Marcolini (gest. 1814),
so lange er lebte, die Generaldirektion. Tatsächlicher Leiter
der Galerie während dieser ganzen Zeit aber blieb immer noch
der Inspektor Joh. Ant. Riedel, dem gleich 1764, nachdem
Benedict Kern wegen Unfähigkeit entlassen worden war, auch
die Restaurationsarbeiten allein übertragen wurden. Zur Kata-
logisierung der Gemälde aber wurde ihm, ebenfalls gleich 1764,
der Inspektor des Kupferstich -Kabinetts Chr. Fr. Wenzel bei-
geordnet; und beide gemeinsam veröffentlichten 1765 den
„Catalogue des tableaux de la Galerie Electorale de Dresde",
der in seiner Art vortrefflich war und lange massgebend
blieb. Auf der Grundlage dieses Kataloges (für die Bilder-
beschreibuugen ), des Textes des Heinecken'schen Galerie- Werkes
(für kunstkritische und die Herkunft der Bilder betreffende
Anmerkungen) und der kunsthistorischen Schriften von v. Hage-
dorn, de Piles und d'Argensville (für den biographischen Teil)
stellte dann, zum Teil wörtlich, aber geschickt kompilierend,
der Dresdner Generalstabs -Sekretär Joh. Aug. Lehninger das
1782 erschienene „Abrege de la vie des peintres dont les
tableaux composent la galerie de Dresde etc." zusammen, ein
Werk, das als das erste „wissenschaftliche" Verzeichnis der
Dresdner Galerie gefeiert wurde, bis Julius Hübner*) seine
mechanische Entstehung nachwies. Trotzdem war es für seine
Zeit ein sehr brauchbares Werk.
Bereichert wurde der Gemäldeschatz des sächsischen
Fürstenhauses während des letzten Drittels des 18. Jahr-
hunderts nur gelegentlich einmal. Doch wurden im Jahre 1778
nicht weniger als 87 Gemälde aus dem Nachlasse des Ober-
rechnungs-Inspektors Spahn als Ersatz veruntreuter öffentlicher
Gelder für 5342 Tal er 4 Groschen an Zahlungsstatt ange-
nommen. Zu ihnen gehörten z. B. viele Gemälde C. W. E.
Dietrich^, die sich noch heute in der Galerie befinden.
Die dritte Periode der Geschichte der Koni gl. Säch-
sischen Gemäldegalerie gehört hauptsächlich dem neunzehnten
Jahrhundert an und reicht ins zwanzigste herüber. Dem
*) In v. Zahn's Jahrbüchern für Kunstwissenschaft VI, 1873.
S. 131-135.
18 Geschichtliche Einleitung
Inspektor Joh. Anton Riedel war 1803 aufgetragen worden,
ein neues Inventar der Galerie anzufertigen ; 1804 begann er
die Arbeit ; 1 809 war sie vollendet ; das ausführliche zwei-
bändige Manuskript, das jedoch wenig Neues bringt, bildet
die Grundlage des gedruckten kurzen Kataloges von 1812.
Joh. Ant. Riedel fühlte nunmehr aber, da er älter wurde,
das Bedürfnis, sich eine Hilfe zu verschaffen. Im Jahre 1811
wurde neben ihm der Maler Carl Friedrich Demiani als Unter-
inspektor angestellt ; und dieser rückte, als Riedel 1816 starb,
zum ersten Inspektor auf. Unter Demiani wurde, wie seine
gedruckten Verzeichnisse von 1817, 1819. 1822 gegenüber
demjenigen von lsl2 beweisen, die Galerie immerhin um
manche Gemälde bereichert; doch scheinen diese zum grössten
Teile aus den Schlössern hereingebracht oder dem ,, Vorrat"
entnommen zu sein.
Als Demiani am 8. August 1823 starb, wurde Johann
Friedrich Matthäi, der schon seit 1810 Professor und zeit-
weilig Direktor der Königl. Kunstakademie gewesen war, auch
zum Direktor der Gemäldegalerie ernannt. Matthäi bekleidete
dieses Amt. bis er am 23. Oktober 1845 auf einer Reise in
Wien starb. Unter ihm wurde 1826 der damals berühmteste
Gemälderestaurator, Pietro Palmaroli, aus Rom nach Dresden
berufen. Der Vertrag mit ihm wurde am 9. März 1 826 in
Rom unterzeichnet. Am 20. Juni kam er in Dresden an.
Nachdem er 54 Bilder für jene Zeit ausserordentlich geschickt
restauriert, kehrte er im Herbst 1827 in sein A'aterland zu-
rück, fand jedoch in Dresden einen Nachfolger in Joh. Aug.
Renner (geb. zu Dresden 1783), an den wieder Carl Martin
Schirmer (geb. 1808 zu Greifswalde, gest. 1876 zu Dresden),
sich anschloss. Der letztgenannte wurde 1834 als Restaurateur
an der Galerie angestellt. Der Direktor Matthäi aber schrieb
mehrere Galerie-Kataloge*), von denen derjenige von 1835, der
einzige, auf dessen Titelblatt er seinen Namen setzte, so viele neue
Bilder verzeichnete, dass er noch heute als älteste Urkunde für
manche von ihnen angeführt werden muss. Der Staatsminister
Beruh, von Lindenau, der 1S30 die Generaldirektion der Museen
*) Vergl. Th. Distel's Notizen in der Kunst-Chronik. N. F. VII.
1896. Sp. 341—342.
Geschichtliche Einleitung 19
übernahm*) und sich die grössten Verdienste um die Neuordnung
ihrer Verwaltung erwarb, hatte nämlich 1834 eine Durchsicht
des „Vorrates" angeordnet; und bei dieser Gelegenheit wurden
viele vorzügliche bisher noch nie beachtete oder in Schlössern
und öffentlichen Gebäuden versteckt gewesene Gemälde ans
Licht gezogen und der Galerie überwiesen. Unter dem Staats-
minister v. Lindenau wurde 1836 auch die Galerie-Kommission
„behufs der genaueren Untersuchung des Zustandes der Gemälde-
galerie und der Erörterung der geeigneten Mittel zur Abstellung
der sich vorfindenden Uebelstände" eingesetzt. Ihre ersten
Mitglieder waren, ausser dem Galeriedirektor Matthäi, als Maler
die Professoren Hartmann und Vogel von Vogelstein, als Kenner
der bekannte Kunstforscher J. G. von Quandt und der nach-
malige Oberhofmarschall Hermann Freiherr von Friesen. In
späteren Jahren, als Staatsmittel für Gemäldeankäufe flüssig ge-
macht wurden, fiel dieser Galerie-Kommission, deren Mitglieder-
zahl allmählich erhöht wurde, neben der Mitbeaufsichtigung der
Restaurationsarbeiten die Teilnahme an den Bildererwerbungen zu.
Nach Matthäi's Tode wurde Julius Schnorr von Carolsfeld
(geb. zu Leipzig 1794) zugleich als Professor der Königl.
Kunstakademie und als Direktor der Königl. Gemäldegalerie
nach Dresden berufen. Im Jahre 1846 übernahm er beide
Aemter ; und jetzt erst begann die dritte Periode der Dresdner
Galerie sich zu kräftigem neuen Leben zu entfalten. Ein Neu-
bau hatte sich längst als unabweisbar notwendig herausgestellt.
Er wurde nach längeren Beratungen dem damaligen Direktor
der Dresdner Bauschule, Professor Gottfried Sernper, übertragen
und im Jahre 1847 begonnen; am 25. September 1855
wurde das neue Gebäude, in dem die Galerie sich noch gegen-
wärtig befindet, dem Publikum übergeben. Ueber die Ueber-
siedelungsarbeiten finden sich Aufzeichnungen in Julius Schnorr\s
Tagebüchern, die vor kurzem in den Dresdner Geschichtsblättern
veröffentlicht wurden. Die notwendige Neukatalogisierung war
dem damaligen Kommission smitgliede und Akademie- Professor
Julius Hübner übertragen worden. Der Hübner'sche Katalog
*) Vergl. H. Freiherr von Friesen: „Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Dresdner Gemäldegalerie" im „Neuen Archiv für
Sachs Geschichte" etc. I. (Dresden 1880) S. 316—333.
2*
20 Geschichtliche Einleitung
erschien 1856 in erster, 1880 in fünfter Auflage und wurde,
nachdem er noch 1884 neu gedruckt worden, erst 1887 durch
die erste Auflage des gegenwärtig vorliegenden Verzeichnisses
abgelöst. Julius Schnorr von Carolsfeld zog sich 1871 von
der Leitung der Galerie zurück und starb im folgenden Jahre.
Sein Nachfolger als Galeriedirektor wurde Jul. Hübner, dessen
Leitung die Sammlung zehn Jahre laug unterstellt blieb. Hübner
nahm 1882 seinen Abschied und starb in demselben Jahre.
An seine Stelle trat der Verfasser des gegenwärtigen Katalogs.
Der Zeitabschnitt seit Schnorr s Uebernahme der Direktion
führte der Königl. Gemäldegalerie nun aber auch nach und nach
aus verschiedenen Quellen eine sehr bedeutende Anzahl neuer
Gemälde zu. Bleiben wir zunächst bei den ..alten'' Bildern,
so mag vorweg hervorgehoben werden, dass mit dein sogen.
„Vorrat" in den Jahren 1850, 1860 und 1861 gründlich
geräumt wurde. Die Bilder, die man dessen für würdig hielt,
wurden damals der Galerie einverleibt, die übrigen verkauft*).
Die Neuerwerbungen alter Gemälde wurden im Jahre 1852
mit dem Ankauf des früher Hans Burgkniair, jetzt Jörg Breu
zugeschriebenen Altarwerkes (N. 1888) wieder aufgenommen;
— 1853 aber wurden aus dem Nachlasse König Louis
Philippe1 s von Frankreich in London 15 Bilder der spanischen
Schule erworben, durch welche die Dresdner Galerie um solche
Meisterwerke wie Zurbaran's hl. Bonaventura (N. 696) und
Murillo's hl. Rodriguez (N. 704) bereichert wurde; — 1860
folgten aus dem Nachlasse des Kunsthändlers S. Woudburne in
London so bedeutende Bilder, wie die Heilige Familie von Piero di
Cosimo ( N. 20), die damals dem Luca Signorelli, und wie die Heilige
Familie Lorenz«) di Credi1s(N. 13), die nachmals dem Leonardo da
Vinci zugeschrieben wurde; — 1865 wurde in Wien die herrliche
kleine Kreuzigung Dürer's (N. 1870) gekauft. In den siebziger
Jahren und zu Anfang der achtziger flössen die Mittel besonders
reichlich. Der Landtag hatte 1873 aus der französischen
Kriegsentschädigung bedeutende Summen für die Vermehrung
der Königl. Sammlungen und für die Zwecke der damaligen
*) Näheres hierüber in K. Woermanns Aufsatz über die
Raumfrage in der Dresdner Galerie, in Koetschaus „Museums-
kunde" III S. 140—157. Berlin 1907.
b
Geschichtliche Einleitung 21
Kunst bewilligt ; und aus diesen Mitteln wurde für die Gemälde-
galerie ausser neueren Bildern auch noch manches wertvolle
alte Bild erworben: an italienischen Bildern 1873 der heil.
Sebastian des Antonello da Messina (N. 52), 1874 die Madonna
von Lorenzo di Credi (N. 14) und die Heilige Familie des
Previtali (N. 60), 1875 das prächtige Porträt Paolo Morando's
(N. 201), 1876 Mazzolino's leuchtende Ausstellung Christi
(N. 123) und Mantegna's köstliche Maria mit Jesus und dem
Johannesknaben (N. 51); an niederländischen Bildern z. B.
1875 der prächtige Frühstückstisch W. C. Heda's (N. 1371)
und das schöne Stilleben des P. Claesz (N. 1370), 1876 die
Hagar des Jan Steen (N. 1227), 1880 die beiden Reiter des
Th. de Keyser (N. 1543), 1883 die bezeichnete Landschaft
des Jan van der Meer von Haarlem (N. 1507). Aus den
regelmässig vom Landtag bewilligten Mitteln aber wurden nach
dieser Zeit an Bildern der alten Schulen z. B. noch erworben:
1891 das männliche Bildnis des Sir Josuah Reynolds (N. 798B).
1892 „die Himmelsleiter-' von Gerbr. van den Eeckhout
(N. 1618A) und die „musikalische Unterhaltung" von Jakob
Duck (N. 1388), 1894 das Seestück von Bonav. Peeters
(N. 1151A) und der berühmte „Tod der heil. Clara" von
Murillo (N. 703B), 1896 der heil. Sebastian von Cosme Turä
(N. 42A), 1897 Sir Henry Raeburn's prächtiges Bildnis des
Bischofs O'Beirne (N. 798D), 1899 die bekannte schöne Wasser-
mühle von M. Hobbema (N. 1664 A), 1903 die ergreifende „Be-
weinung Christi" des alt-mittelrheinischen „Meisters des Haus-
buchs" (N. 1868A), 1905 die mächtige holländische Landschaft
von Philips Koninck (N. 1612 A), 1908 das feine Gesellschafts-
stück von Hendrik Gerritsz Pot (N. 1369A).
Vor allen Dingen aber entstand in dieser letzten grossen
Anschaffungs - Periode die moderne Abteilung der Dresdner
Galerie. Den ersten Schritt zur Förderung des Ankaufs moderner
Bilder tat der ehemalige Staats minister von Lindenau. Bei
seinem Rücktritt im Jahre 1843 bestimmte er aus seiner
Pension 700 Taler jährlich zur Erwerbung von Gemälden
lebender Künstler für die Galerie. Natürlich erlosch diese Zu^
wendung mit dem 1854 erfolgenden Tode Lindenau's; doch
verdankt die Dresdner Galerie der „Lindenau-Stiftung" immer-
22 Geschichtliche Einleitung
hin Werke wie A. L. Richters „Brautzug", C. Gr. Peschel's
„Heimzug Jakobs" und Jul. Hübner's „Goldenes Zeitalter".
Sodann beschloss der Akademische Rat am 31. März 1848
die Hälfte des Reinertrages jeder akademischen Kunstausstellung
zum Ankauf ausgestellter Bilder zu verwenden; und dieser Quelle
entstammen z. B. J. C. C. Dahl's grosse norwegische Landschaft,
Peschel's „Kommet her zu mir", Grosse's „Leda", Lier's
„Mondscheinbild", Leonhardi's „Waldlandschaft". Oehme's
„Steinbruch" und Ghoulants „Peterskirche".
Auch aus dem mit Landesmitteln ausgestatteten „Oeffent-
lichen Kunstfonds" wurden in den sechziger Jahren einzelne neuere'
Bilder angeschafft; z. B. 1867 Hübner's „Disputation Luther's
mit Dr. Eck", 1869 Hofmann's „Ehebrecherin vor Christus".
Erst seit jener einmaligen Bewilligung bedeutender
Mittel für Kunstzwecke (1873) aber konnten hervorragende
moderne Bilder in grösserer Anzahl angekauft werden. Es
würde zu weit führen, diese Gemälde hier aufzuzählen. Doch sei
bemerkt, dass ans diesem Fonds z. B. 1876 Osw. Achenbach's
„Rocca di Papa", 1877 Defregger's Abschied von der Sennerin",
1878 L. Pohle's Bildnis Peschers und Vautier's „Tanzpause",
1879 Fr. Aug. Kaulbach's „Maitag", 1880 L. Knaus' „Hinter
den Kulissen", 1882 Hofmann's „Jesus im Tempel" und
Andreas Achenbach's „Gracht im Mondschein", fernerhin 1884
als letztes Bild aus diesem Fonds E. v. Gebhardt's „Waschung
des Leichnams Christi" erworben wurden. Seit dieser Zeit ist
die Galerie - Verwaltung für die Erwerbung von Gemälden auf
die Mittel angewiesen, welche ihr in jeder Finanzperiode neu
bewilligt werden. Um das mit ihnen Erreichte richtig ein-
zuschätzen, muss man sich allerdings vergegenwärtigen, dass
sie sich auch nicht entfernt mit den Mitteln vergleichen konnten,
die z. B. der Berliner National-Galerie zur Verfügung standen.
Immerhin aber war die Galerie im Stande, aus solchen Mitteln,
ausser den bereits erwähnten älteren Bildern, z. B. 1888 das
„Vaterunser" von Gabriel Max, 1889 den „Christus am Kreuz"
von M. Munkacsy, 1890 den „Sommer" von Hans Makart, und den
„Frühlingsreigen" von Arnold Böcklin, 1892 die „Heilige Nacht"
von Fritz von Uhde, Ad. v. Menzel's „Predigt in der Klosterkirche"
und R. Haug's „Im Morgenrot", 1893 die „Pietä" von Max
Geschichtliche Einleitung 23
Klinger, 1894 den „Judas Ischarioth" von Hermann Prell,
1896 Gari Melchers' „Schiffsziinmermann" und Const. Meunier's
„Puddler", 1900 Puvis de Chavannes', des grossen Franzosen,
bekannte „Fischerfamilie" und Leibl's „Strickende Mädchen", 1 902
den „Krieg" von Arn. Böcklin, 1904 Gust.Courbet's berühmte „Stein-
klopfer" und Th. Couture's „Vogelsteller", 1907 F. v.Uhde's frühe
„Trommler" und späte „Sommerfrische' •, sowie F. v.Rayski's Bildnis
seiner Schwester, 1908 von Rayski's männliches Bildnis zu erwerben.
Parallel mit diesen Erwerbungen aus öffentlichen Mitteln
aber gingen seit 1880 die Anschaffungen aus den Zinsen der
Pröll-Heuer-Stiftung. Der Maler Max Heinrich Ed. Pröll, der
sich nach seinem Pflegevater, dem Farbenfabrikanten Anton
Heuer, Pröll-Heuer nannte, hinterliess dem Akademischen Rat
bei seinem 1879 erfolgten Tode ein bedeutendes Vermögen als
Stiftung, aus deren Ertrag nach Auswahl des Akademischen
Rates Gemälde lebender deutscher Künstler, vorzugsweise auf
den Dresdner Kunstausstellungen, für die Galerie erworben
werden. Durch diese Stiftung erwarb die Galerie bereits über
100 zum teil vorzügliche Bilder neuerer Meister. Künstler wie
H. Baisch, Carl Bantzer, Greg, von Bochmann. Eug. Bracht,
L. Dettmann, E. Dücker. Carlos Grethe, H. F. Gude, Th. Hagen,
Karl Haider, Ludwig Herterich, Graf Kalckreuth d. j., Chr. Kröner,
Gotth. Knehl, F.v.Lenbach, Max Liebermann, Carl Ludwig, G. Lührig,
Karl Mediz, P. Meyerheim, Otto Modersohn, Rieh. Müller,
Hans Olde, 0. Reiniger, G. Schönleber, Fr. Skarbina, Max
Slevogt, T. Stadler, W. Steinhausen, R. Sterl, Fr. Stuck, Hans
Thoma, H. Vogeler, E. Zimmermann, Heinr. Züg'el, 0. Zwintscher,
um nur diese zu nennen, verdanken ihr ihre Vertretung in unserer
Sammlung. Auch Ed. v. Gebhardt's „Jakob", Menzel's „Motiv aus
Kissingen" und „Markt von Verona", sowie Max Klinger's köst-
liche „Quelle" gehören zu den Erwerbungen dieser Stiftung.
Die zahlreichen Einzelschenkungen, deren die Galerie sich
zu erfreuen gehabt, brauchen, da sie im Texte namhaft gemacht
worden sind, hier nicht im voraus aufgezählt zu werden.
Dankbar gedacht sei an dieser Stelle jedoch zunächst der
Professor Bertrand'schen Schenkung, durch welche die Galerie
1882 um fünf ausgezeichnete Bilder Anton Graffs (N. 2173
bis 2177) bereichert wurde, des Moritz Winkler'schen Ver-
24 Geschichtliche Einleitung
mächtnisses, durch das 1884 nenn Bilder, unter ihnen unser
frühestes Bild Andreas Achenbach's und ein Hauptbild Oswald
Achenbach's in die Galerie gelangten, ferner des Ed. Nossky-
schen Vermächtnisses, durch das 1893 siebzehn ältere und zwei
neuere Bilder erworben wurden und der W. Lesky'schen
Schenkung, durch die die Galerie 1897 in den Besitz von
Böcklin's „Pan und Syririx" und von Dreber's „Dianabad".
1904, nach dem Tode Lesky's, in den Besitz von Oehmichen's
„Wartezimmer im Gericht" kam; 1901 schenkte ein anderer
Dresdner Kunstfreund, Herr Louis Uhle, so feine Bilder, wie die
beiden ursprünglichen Flügel von Uhde's „Heilige Nacht" und das
frühe Selbstbildnis W.Trübner's; 1902 folgte Herr Geh. Komm.-Rat
Lingner mit Böcklin's Prachtbild „Der Sommertag"; 1903 machte
Herr Ed. Cichorium die wertvolle Schenkung von zwei be-
kannten Oelgemälden Ludw. Richter's und drei Oelgemaldeh Jos.
Ant. Koch's, des Begründers der deutschen Ideallandschaft des
19. Jahrhunderts; 190G fügte derselbe Kunstfreund noch drei
Bilder Ludwig Richters und ein feines Bild des alten Holländers
W. Kalf hinzu; 1907 aber schenkte ein ungenannter Gönner
der Galerie F. A. Waldmüller's, des berühmten Wieners, „Nach
der Pfändung". Endlich darf nicht vergessen werden, dass
1905 die beiden berühmten Bildnisse Lukas Oranach's d. ä.
von 1514, die Heinrich den Frommen und seine Gemahlin
darstellen (N. 1906G und 190GH) mit Genehmigung der
Generaldirektion der Königl. Sammlungen vom Königl. Histori-
schen Museum der Gemäldegalerie überwiesen wurden.
Die Literatur über die Dresdner Galerie ist im Laufe des
1 9. Jahrhunderts mächtig angewachsen. Soweit sie uns für
die vorliegende Arbeit interessiert, wird sie im Texte genannt
werden. Auch die immer zahlreicher werdenden Vervielfältig-
ungen nach Bildern der Galerie können hier um so weniger
aufgezählt werden, als der grossen photographischen Galerie-
werke schon oben an anderer Stelle (S. XXVI ) gedacht worden
ist. Doch sei an Fr. Hanfstaengl's in der Geschichte des
Steindrucks Epoche machendes, in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts entstandenes lithographisches Galeriewerk erinnert.
Ferner sei bemerkt, dass das alte amtliche in Kupfer
gestochene Galeriewerk durch die Herausgabe eines vollstän-
Geschichtliche Einleitung 25
digen dritten Bandes 1872 einen vorläufigen Abschluss fand.
An dieses Werk schloss sich seit 1881 unter dem Titel
„Kupferstiche nach Werken neuerer Meister in der Königl.
Gemäldegalerie zu Dresden" ein modernes Galeriewerk an.
Wilh. Rossmann, der 1885 verstorbene vortragende Rat der
General direktion. gab es heraus und schrieb den Text zu ihm;
nach Rossmann's Tode wurde es 1886 zum Abschluss gebracht.
Auf andere Einzelheiten aus der Verwaltungsgeschichte der
Dresdner Galerie während der letzten Jahrzehnte einzugeheu, ist
die Zeit noch nicht gekommen. Was in ihnen erreicht worden ist
und was die Gegenwart erstrebt, wird die Zukunft würdigen müssen.
Doch dürfte es nunmehr, nachdem über ein Vierteljahrhundert
unter der gegenwärtigen Leitung verflossen, an der Zeit sein,
wenigstens anzudeuten, in welcher Richtung ihre Ziele gelegen haben.
Die nächste Aufgabe der Leitung seit 1882 bestand in der
Herstellung eines wissenschaftlichen Verzeichnisses der Schätze
der Gemäldegalerie. Diese Aufgabe wurde im Sinne des ver-
gleichenden Bilderstudiums der Neuzeit zu lösen versucht und
bei jeder neuen Auflage dieser Kataloge weiter gefördert.
Die zweite Aufgabe bestand in der Erneuerung und Hebung
des Restaurationsverfahrens. Die erneuerten Grundlagen der Her-
stellungskunst wurden in eigens zu diesem Zwecke abgehaltenen
Kommissionssitzungen, zu denen auswärtige Theoretiker und
Praktiker ersten Ranges hinzugezogen worden, festgestellt.
Die neuen Restauratoren wurden hier und auswärts weiter-
gebildet, um die besten heimischen Ueberlieferungen mit den
neuen Erfahrungen anderer Orte verbinden zu lernen.
Die dritte Aufgabe der Verwaltung bestand in zeitgemässer
Vermehrung der Galerie. Vor allen Dingen galt es die Ab-
teilung moderner Bilder in neuzeitlichem Sinne auszubauen. So
weit dies mit verhältnismässig geringen Mitteln geschehen konnte,
wurde die Erreichung dieses Zieles in Angriff genommen. Vgl.
oben S. 22 — 23. Es wurde ein Hauptgewicht darauf gelegt, die
Entwickelung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts in
ihren verschiedenen Strömungen zu veranschaulichen und dabei
besonders der fortschreitenden Gegenwart gerecht zu werden.
Doch gelang es auch einige hervorragende Werke französischer
Meister des 19. Jahrhunderts zu erwerben, und wenn die
26 Geschichtliche Einleitung
Mittel der letzten 25 Jahre für die Erwerbung alter Bilder
in grösserem Umfange auch nicht ausreichten, so konnte die
Galerie doch immerhin eine kleine Reihe erstklassiger älterer
Bilder (S. 21) erwerben. Alles in Allem wurden unter der
gegenwärtigen Leitung 219 Gemälde neuerer, 63 Gemälde
älterer Meister, 5 Pastelle und 34 Miniaturen erworben.
Die vierte Aufgabe der Verwaltung bestand in der Er-
neuerung der Aufhängung und teilweisen Ausscheidung von
Bildern im Sinne der neueren Raumkunst. In dieser Be-
ziehung galten vor 25 Jahren noch wesentlich andere An-
forderungen als heute. In der Richtung auf Erleichterung
der Galerie durch leihweise Abgabe entbehrlicher Bilder, Ver-
mehrung ihrer Räume und Aufhängung nach den dekorativen
Grundsätzen, die im Vorwort angedeutet worden, konnte an-
nähernd durchgeführt werden, was vor 25 Jahren wünschens-
wert und erreichbar schien. 305 Bilder sind nach und nach an
a ndere Stellen (vgl . das vorn stehende Verzeichnis > abgegeben worden .
und hinzu gekommen sind wenigstens die dem 18. Jahrhundert
gewidmeten Räume des östlichen Erdgeschosses. Inzwischen aber
haben die Ansichten sich auf diesem Gebiete wesentlich ge-
kliirt und verändert. Den Forderungen der Gegenwart gegen-
über erscheint unsere Galerie, obgleich sie wesentlich leichter
gehängt ist als vor 25 Jahren, wenigstens in ihrer grossen
älteren Abteilung noch entschieden als überfüllt. Die Versuche
der Direktion, auch in dieser Beziehung mit den Anforderungen
der Neuzeit Schritt zu halten, sind leider bis jetzt durch
Umstünde, die die Direktion nicht beherrschte, vereitelt worden,
und sie werden auch erst verwirklicht werden können (vgl. des
Verfassers S. 20, Anm. genannten Aufsatz), wenn die Mittel zu
einem Neubau für die moderne Abteilung und eine Neudekoration
mit teilweisem Umbau des alten Museumsgebäudes vorhanden sein
worden. Erst dann werden die alten Bilder es sich nach fernerer
Ausscheidung einer Anzahl von ihnen in den alten, neu auszu-
stattenden Räumen bequem machen können; erst dann aber auch
werden die Bilder der neueren Abteilung so augeordnet und
verteilt werden können, wie sie es verdienen. Die Erreichung
dieses Zieles wird zu den nächsten Aufgaben der Zukunft
gehören.
ERSTER HAUPTTEIL
DIE ALTEN GEMÄLDE
(BIS ZUM ENDE DES XVIII. JAHRHUNDERTS)
Erläuterungen
1. Die eingeklammerten Nummern der Abteilung älterer Bilder
bis N. 2189 sind diejenigen des letzten Hübner'schen
Kataloges von 1880; die eingeklammerten Nummern der
Abteilung neuerer Bilder von N. 2190 an sind die des
Katalogs von 1902.
2. Ein vergleichendes Nummernverzeichnis in Bezug auf die
seit 1887 notwendig gewordenen Aenderungen befindet
sich im Anhang.
3. Die Buchstaben und Zahlen unter den eingeklammerten
Nummern verweisen auf die Wände, an denen die Bilder
aufgehängt sind; voranstehende grosse Buchstaben deuten
auf die grossen Haupt- und Nebensäle des ersten Stock-
werkes und der Mittelräume der neuen, südöstlichen Ab-
teilung des Erdgeschosses, voranstellende Zahlen auf die
kleineren Zimmer aller drei Stockwerke. Die einzelnen
Wände sind im ersteren Falle durch Zahlen, im letzteren
durch kleine Buchstaben angedeutet. Man vergl. den vorn
eingehefteten Plan. Wenn die Kataloge fast aller anderen
Galerien davon abseilen, die Standorte der Bilder anzu-
geben, so liegt das wohl an der Unmöglichkeit, einzu-
reihenden Neuerwerbungen gegenüber allen Bildern ihre
Plätze während der Dauer einer Katalogauflage zu erhalten.
Wenn der Dresdner Katalog trotzdem dabei bleibt, die
Standorte anzugeben, so geschieht dies in der Voraussetzung,
dass die Besucher mit den im Laufe einiger Jahre notwendig
werdenden geringen Verschiebungen Nachsicht haben werden.
4. Die Maasse sind in Metern und Zentimetern angegeben.
5. Die Erklärung der Abkürzungen und Zeichen befindet sich
vor der geschichtlichen Einleitung.
('). Die Bezeichnungen „links" und „rechts" beziehen sich,
wenn das (legenteil sich nicht aus dem Wortlaute ergibt,
stets auf den Standpunkt des Beschauers.
ERSTER ABSCHNITT
Die byzantinische Schule *)
Christus in der Vorhölle. Goldgrund. Umgeben von den I
Erlösten des alten Bundes, steht der Heiland in mandelförmigem (1)
Nimbus auf den gesprengten Pforten der Hölle, im Begriffe, R 5
Adam und Eva emporzuziehen. Unten im schwarzen Schlünde:
Schloss, Schlüsse], Kette, Beil, Nägel, Zange usw.
Pappelholz; h. 0,21%; br. 0,17. — Nach einer Inschrift auf der Rückseite
schon 1673 in der Kunstkammer. Nach II. mit N 2 und 3 1672 durch den Obersten
Christoph von Degenfeldt geschenkt. Das BeutoPsche Zugangs- Inventar (Ilh. S. 247)
und das Kunstkammer-Inventar von 1741 bestätigen diese Herkunft jedoch nur für
N. 3 und zwei nicht mehr vorhandene Bilder. — Oben aut der Vorderseite steht in
altslawischen Buchstaben (zuerst in Dresden 1673 vom »moskowitischeu Gesandten<
übersetzt): Woskresenie (Christo(wo), d. h. »Auferstehung Christi«. Die Höllenfahrt
ist hier also schon mit zur Auferstehung gerechnet. Vergl. »Das Handbuch der
Malerei vom Berge Athos , übersetzt etc. von G. Schäfer, Trier 1855, S 207. —
Auf die Höllenfahrt deuten auch die Namensinitialen neben den einzelnen Gestalten.
Ausser denjenigen des Heilandes konnten diejenigen Adam's, Eva's, Noah's,
Moses' entziffert werden. Die Inschriften beweisen den slawischen Ursprung
des Bildchens.
Die Verklärung Christi. Goldgrund. Der Heiland auf dem 2
Gipfel des Berges Tabor in doppeltem (pfeilförmigem in mandel- (2)
förmigem) Nimbus. Links neben ihm Elias, rechts Moses, R 5
*) Die altchristliche und mittelalterliche byzantinische Schule hat ihren Stil
im Kultusgebiete der griechischen Kirche, auch in -demjenigen slawischer Zunge, er-
starrt und handwerksmässig bis in unsere Tage fortgepflanzt. Wenn wir dieser
Schule ihrer früheren Anfänge wegen ihren bisherigen Platz an der Spitze unseres
Verzeichnisses lassen, so soll damit doch keineswegs gerade unseren Bildern ein so
hohes Alter beigemessen werden.
30 Byzantinische Schule
durch ihre Namensinitialen über ihren Köpfen gekennzeichnet.
Die drei Jünger am Abhänge sind, nach Ev. Luc. IX. 28,
Petrus, Johannes und Jakobus. Oben in der Mitte steht (un-
orthographisch) H MtTa/u6^(pu)()i^ (Die Verklärung).
Tannenholz; h. 0,38% ! br. 0,28. — Am 11. Jan. 1674 (nicht 1672, wie bei
II.) durch den Obersten Christoph von Degenfeldt dem Kurfürsten Johann Georg II.
geschenkt und in die Kuii9tkammer aufgenommen. Ulli. S. 271.1 Noch 1741 in
der Kunstkarainer, 1860 aus dem »Vorrat* zur Galerie.
3 Der heilige Gregor. Goldgrund. Der graubärtige Heilige
(3) sitzt auf reichem goldenen Throne. Mit der Linken hält er
R 5 sein Buch aufgeschlagen, die Rechte hat er segnend erhoben.
Sein Name rPHTOPlOC steht oben zu beiden Seiten
seines Kopfes.
I'appelholz; h. 0,13J£; br. 0,11. — Am 1. Nov. 1672 durch den Obersten
von Degenfeldt mit zwei nicht erhaltenen Gegenstücken, die den heil. Jakobus und
den heil. Basilius darstellten, dem Kurfürsten Joh. Georg II. geschenkt. Der Oberst
hatte sie von einem griechischen Patriarchen erhalten. 1741 befanden sich no'h
alle drei in der Knnstkammer. Vgl. auch 11h. S. 274.
4 Maria mit dem Kinde. Halbtigur nach rechts auf Goldgrund.
(4) Maria bietet dem Kinde die linke Brust. Die griechischen
R 5 Initialen oben links und rechts bedeuten „Mutter (Joffes",
diejenigen über dem Kopfe des Kindes ,. Jesus1'.
I'appelholz; h. 0,22; br. e,l7J^. — 1857 aus Prof. Steinla's Sammlung.
ZWEITER ABSCHNITT
Die italienischen Schulen
I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts
A. Die florentinische Schule
Schule Giottos
Giotto di Bondone, geb. um 1266 zu Colle bei Florenz, gest.
den 8. Jan. 1337 zu Florenz. Hauptmeister des ITebergangs
vom Mittelalter zur Neuzeit. Tätig in Florenz, Assisi, Ferrara,
Verona, Ravenna, Rom, Padua und Neapel.
Johannes der Täufer im Gefängnis. Rechts hinter dem Gitter- 5
fenster der Täufer, vor ihm drei Wachen. Links die beiden (16)
Jünger, die ihm Botschaft vom Heiland bringen. Ev. Matthäi XI, R 5
2 — 6. Hinter ihnen eine weibliche Gestalt mit einer Speiseschüssel.
Oben im Medaillon die Halbfigur eines bärtigen Heiligen.
Ital. Pappelholz ; h. 0,5972 ; br. 0,35. — 1860 ans Woodburne's Nachlass in
London. — Damals und bei H. dem Tommaso di Stefano, gen. Giottino (1324 — 1357 1
zugeschrieben ; doch berechtigt das »einzig erhaltene Werk« dieses Meisters, der
Freskencyklus in S. Croce zu Florenz, keineswegs zu dem Schlüsse, dass auch dieses
Bill von ihm herrühre. Vielleicht eine Kopie nach einem BUde Giotto's. So auch
Berenson. Nach P. Schubring (S. 56) wahrscheinlich von Mariotto di Nardo, dem
Neffen und Schüler Andrea Orcagna's (f 1368 in Florenz), demnach nicht Schule
Giotto's, sondern Schule Orcagna's. — Nach W. Suida (mündlich i : Frühwerk des
Giottoschülers Taddeo Gaddi lum 1300—1366). — Phot. Tamme; Bruckm.
Die Beweinung Christi. Die Halbfigur des entseelten Heilandes 6
steht aufrecht im Sarkophage. Die drei Marien machen sich (7)
um ihn zu schaffen. Seine Mutter hat ihren linken Arm um R 5
seine Schulter gelegt und küsst seine Lippen.
Ital. Pappelholz; rund mit gotischem Vierpass; h. 0,1972 ; br. 0,297a. —
1857 von Prof. Steinla geschenkt.
Schule des Fiesole
Fra Giovanni da Fiesole, gen. Fra Angelico oder Beato An-
gelieo, geb. 1387 im Florentiniscben, gest. den 18. März 1455
32 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
zu Rom. Seit 1407 Dominikaner zu Fiesole. Tätig in Fiesole
und Florenz, doch auch in Cortona, Orvieto. Rom. Haupt-
meister des florentinisehen Uebergangsstils vom XIV. ins
XV. Jahrhundert.
7 Die Verkündigung, Goldgrund. Links kniet der Fugel mit
(19) golden und bunt schillernden Flügeln auf Wolken, erhebt die
1 h rechte Hand und hält den Lilienstenge] in der Linken. Rechts
sitzt Maria, ein Buch auf den Knieen, die Arme gekreuzt.
Ital. Pappelholz ; h. 0,27%; It. 0,41. — 1846 aus Rumohr's Nachlass. —
Auch früher »Schule des Fiesole genannt. — Von I.erm. S '214 (2, Aufl. 337) mit
Bestimmtheit als 'Jugendwerk dos Benozzo Goz/.oli, in der Tat eines Schülers des
Fiesole, in Anspruch genommen, ludessen überzeugte uns ein erneuter Vergleich
des Bildes mit den .lugendwerken Gozzoli's in Italien und Wien nicht von dieser
Bestimmung. Khenso urteilt Max Wingenroth : Die Jugendwerke des Benozzo
• iozzoli, Heidelberg 1S'.I7, S. 65. — Phot. Braun VIII, 1; Tamme; Bruckm.
Richtung Pesellino s
Francesco Pescllo, genannt Pesellino, geb. 1422 in Florenz,
gest. daselbst den 29. Juli 1457. Bildete die Art Fra Füippo
Lippi's in besonderer Richtung weiter.
7A Thronende Maria mit dem Kinde. Sie sitzt in reicher, hunter.
(10) mit schwerem Groldstoffvorhange drapierter Marmornische. Das
1 a nackte Knäblein auf ihrem Schoosse hält in der Rechten einen
Granatapfel und greift mit der Linken an die Brust der Mutter.
Kai. Pappelholz; h. 0,(59; br. 0,47J§. - In den Katalogen von 1887—1902
als N. 35. — 1874 aus der Sammlung Barker in London als -Gentile da Fabriano«.
Diese Zusehreibung hat sich jedoch nicht bewährt. Thode dachte an die Richtung
Bnonflgli's. Schuliring erklärte das Bild mit Rocht für florentinisch und dachte an-
fangs an Neri di Bicci (Florenz 1419—1491), schreibt es jetzt aber mit Mary I.ogan
(Gaz. des B.-A. 1901 II, p. 28 -.',0\ dem Meister der Richtung Pesellino's zu, den
diese Forscherin als »Compagno di Pesellino bezeichnete. Diese Ansicht erscheint
auch uns richtig. — Phot. Ges. ; Phot. Braun IX, 1; Tamme; Häufst.; Bruckm.
Sandro Bottjcelli
Sandro di Mariano Filipepi, gen. Botticelli, geb. zu Florenz 1446,
gest, daselbst den 17. Mai 15lo. Schüler des Goldschmieds
Botticelli, des Malers Fra Filippo Lippi; weitergebildet unter
dem Einfluss Andrea Verroechio's. Tätig hauptsächlich in
Florenz, doch 1482 und 1483 in Rom.
8 Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Die heil. Juug-
(35) trau sitzt, nach links gewandt, in einer Halle an ihrem Bot'
1 c
No. 13. Lorenzo di Credi.
No. 14. Lorenzo di Credi.
No. 43. Francesco Cossa.
— " -
**" •'^iiBl^l
BHBL
*"" j
£
No. 48. Francesco Francia.
Tafel I.
A. Florentinische Schule. XV. Jahrhundert 33
pult. Sie hält den Knaben, der sie zärtlich umhalst, auf ihrem
rechten Arm. Links steht anbetend der jugendliche Johannes.
Ital. Pappelholz; h. O.SO^; br. 0,73%. — 1874 ans England. Früherer
Besitzer M. Alex. Fitzmorrice. — Gleiche Bilder im Städel'sehen Institut zu Frank-
furt a. M. und bei Mr. Leyland in LoDdon. Alle, drei gehen mit Abweichungen
auf das frühere Bild Botticalli's im Louvre zurück. — Für die Eigenhändigkeit des
unseren Lerm. 2. Aufl. S 336; wahrscheinlich nur Werkstattbildc nach Lücke S. 12;
ebenso Berenson; Ulmann, Botticelli, S. 127. — Phot. Braun m, 1 ; Tamme, Bruckm.
Aus dem Leben des heil. Zenobius. Vier Szenen, von links 9
nach rechts: 1. Ein Knabe ist unter die Bäder eines Karren (34)
geraten. Seine Mutter und andere eilen entsetzt herbei. 1 b
2. "Die Mutter übergibt das wie tot in ihren Armen hängende
Kind dem Bischof Zenobius von Florenz. 3. Der Bischof
führt das geheilte Kind der Mutter wieder zu, die es zärtlich
umhalst. 4. Der sterbende Heilige segnet seiue Umgebung.
Reicher, architektonischer Hintergrund. Links Blick über die
Stadtmauer ins Flusstal.
Ital. Pappelholz; h. 0,66; br. 1,82. — 1868 aus v. Quandt's Sammlung. —
Vergl. Lerm. S. 234 12. Aufl. S. 336). Gehört mit zwei beim Marchese Rondinelli
in Florenz befindlichen Tafeln zu einer Folge. Ulmann, Botticelli, S. 151. — Phot.
Braun VILT, 3 ; Tamme ; Bruckm.
Schule Sandro Botticelli s
Maria mit dem Kinde und Engeln. Kniestück auf blauem |0
Grunde. Das Kind steht auf Maria's Schoosse, wendet sich (36)
nach links und greift nach dem Kosenzweige des hier hinter 1 a
ihm stehenden Engels. Ausserdem links und rechts noch je
zwei Engel mit langen Rosenzweigen.
Apfelholz: breitoval; h. 0,80%; br. 0,92. — 1832 im Kunsthandel gegen
zwei kleine Poelenburgh's eingetauscht. — Schon bei II. mit Recht nur als Schulbild
bezeichnet. — Phot. Bruckm.
Johannes der Evangelist. Brustbild nach rechts vor land- | |
schaftlichem Hintergrunde. Die Dornenkrone und Nägel hält (32)
der Evangelist in der Linken. 1 c
Ital. Pappelholz; h. 0,47; br. 0,30%. — Zuerst im Katalog von 1848. —
Gegenstück zum folgenden. Beide bei IL noch als echte Werke Botticelli"s auf-
geführt, aber zu schwach für diesen und anders in der Technik. — Phot. Ges.
Johannes der Täufer. Brustbild nach links vor land- 12
schaftlichem Hintergrunde. Der Kreuzesstab liegt rechts neben (33)
dem Täufer. Die Hände hält er gefaltet erhoben. 1 c
34 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
IM. Pappelholz; h. 0,46%; br. 0.31. — Zuerst im Katalog von 1848. —
Gegenstück zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Ges.
Lorenzo di Credi
(leb. zu Florenz 1456 oder 1457, gest. daselbst den 12. Jan.
1537. Vgl. Ch. Loeser in L'Arte IV, 1901. p. 135—137.
Neben Leonardo da Vinci Hauptschüler des Andrea del Verrocchio.
Tätig hauptsächlich in Florenz.
13 Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Die heilige
(39) Familie sitzt in einfachem Gemache. Links ein Bett mit grauen
1 c Vorhängen und roter Decke; rechts Blick zum Fenster hinaus
in eine reiche Landschaft. Auf Marias mit rotem Kissen be-
decktem linken Knie sitzt das nackte Christkind und greift
nach einer schwarzen Beere, die jene ihm mit der Rechten
reicht. Links unten, anbetend, der kleine Johannes.
Ital. rappelholz; h. 0,38%; br. 0,31. — 1860 aus Woodhurne's Nachlass,
London. — Bas Bild trug damals schon die Benennung Lorenzo di Credi. wurde in
Dresden jedoch unliegründeterweise auf Leonardo da Vinci's Namen getauft, für
den es nicht zart genug im Helldunkel und bei aller seiner Feinheit nicht fein genug
in der Zeichnung ist. Ebenso unbegründet erscheint uns Morelli's Ansicht iLerm.
S. 240—243), dass das Bild nur von einem niederländischem Nachahmer Lor. di
Credi's herrühre oder (2. Aufl. 341 — 349) nach einer Zeichnung Andrea del Verrocchio's
von niederländische- Hand ausgeführt sei. Man vergleiche dazu die schöne Silber-
stiftzeichnung des Dresdner Kupferstich-Kabinetts, die hier früher ebenfalls dem
Leonardo, von Morelli anfangs iwohl mit Rechti dem Credi, «uletzt aber dem Ver-
rocchio zugeschrieben wurde. Kin erneuter Vergleich mit dem auch von Morelli
iLerm. it p. 214» anerkannten .Tugendwerke Lorenzo's. der thronenden Madonna
im Dome zu Pistoja, hat uns bestätigt, dass unser Bild ein echtes frühes Werk
Lorenzi di Credi's ist. Schon Cr. o. Cav. (III, S. 151) waren übrigens geneigt,
das Bild als Werk Lor. di Credi's gelten zu lassen und Bode schrieb bereits 1873
bei v. Zahn (VI, S. 194i, kein Kenner habe je die Urheberschaft Credi's angezweifelt.
Ebenso Bode's neueste Aeusserung dazu im Report XXII, 1899 S. 392. — Phot.
Braun VIIT, 2; Phot. Ges.; Tamme; llanfst. ; Bruckni.
|4 Heilige Familie. Vor dunkler Renaissancehalle, durch
(44) deren Bogen man in eine reiche Landschaft hinausblickt, kniet
1 c die Jungfrau und betet ihr Kind an, das links vorn, an eine
Korngarbe gelehnt, einen pickenden Stieglitz beobachtet. Josef
sitzt rechts in der Landschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,87V2 ; '"'• 0,65. — 1874 aus der Sammlung Barker,
London. — Vom Ende der mittleren Zeit des Meisters. — Von anderen, auch von
Berenson, nur für ein Schulbild gehalten. — Phot. Braun IV, 2; Phot. Ges.;
Tamme; llanfst.; Brackm.
A. Florentinische Schule. XV. Jahrhundert 35
Maria zwischen Heiligen. Sie thront vor dem mittleren, 15
mit grün-rotem Vorhange verhängten Bogen einer dreibogigen (45)
Renaissancehalle. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse 1 b
wendet sich lebhaft nach links, wo der heil. Sebastian in der
Kleidung der Zeit des Meisters seinen Pfeil in der Linken erhebt.
Rechts der Evangelist Johannes. Vorn unten ein Blumentopf.
Ital. Pappelholz; h. 1,75; br. 1,76%. — 1874 aus der Sammlung Barker,
London. — Etwas hartes und kaltes Bild der späteren Zeit des Meisters. — Phot.
Braun, 11, 3 ; Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
Schule Domenico Ghirlandajo's
Dom. di Tommaso Bigordi, gen. Ghirlandajo, geb. zu Florenz
1449, gest. daselbst den 11. Jan. 1494, war ein Schüler
Alesso Baldovinetti's, ein Lehrer Michelangelo's. Tätig haupt-
sächlich in Florenz, doch auch in Rom und S. Gimignano.
Die Geburt Christi. Links ruht der kleine Heiland, der 16
den linken Zeigefinger an den Mund legt, zwischen den Knieen (38)
Josefs. Rechts vor dem Stalle kniet Maria, anbetend ihrem R 4
Kinde zugewandt. Ueber der Berglandschaft links der Stern.
Von ital. Pappelholz auf Leinwand übertragen; annähernd rund; h. 0,77
br. 0.76. — 1857 aus Steinla's Sammlung. — Schon hei H. nur als Schulbild bi>
zeichnet. Cr. u. Cav. (m, S. 255) und Lerm. (1. Aufl. S. 235) denken sogar nur at
die Schule Sei). Mainardi's, des Schwagers und Nachahmers Ghirlandajo's. Das Ori-
ginal Mainardi's scheint das bessere Exemplar mit etwas verändeter Landschaft bei
Mr. Theodore C. Ilope in London zu sein. — Phot. Braun X, 5 ; Bruckm.
Der Erzengel Michael. Kniestück nach rechts auf hell- 17
blauem Grunde. Der Engel trägt über seinem Harnisch einen (17)
roten Mantel, das Schwert in der R., die Weltkugel in der L. 1 a
Ital. Pappelholz; rund; h. u. br. 0,22. — 1860 aus Woodburne's Nachlas«,
London. — Gegenstück zum folgenden. — Früher unbegreiflicherweise Starnina
(zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts) benannt, obgleich es unverkennbar 100 — 125
Jahr jünger ist und am meisten an die Schule Ghirlandajo's erinnert Vergl. Cr.
u. Cav. TI, S. 76; Lerm. S 244. Dementsprechend von Berenson l brieflieh) zu
den Werken seines »Alunno di Domenico« gestellt. Vgl. Berenson's Aufsatz im
Burlington Magazine I p. 6, London 1903 und in Berenson's Drawings (1903) I
p. 100—108. — Phot. Bruckm.
Der Erzengel Raphael. Kniestück nach links auf hellblauem 1 8
Grunde. Er trägt einen gelben Mantel auf weissem Kleide, (18)
hält den Kasten mit der Galle des Fisches in der Rechten 1 a
und führt den kleinen Tobias an der Linken.
Ital. Pappelholz; rund; h. 0,22; br. 0,21%. — 1860 aus Woodburne's
Nachlass, London. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu
diesem. — Phot. Bruckm.
?A\ Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
Schule Filippino Lippi's
Filippino Lippi, geb. zu Prato 1 4 r> 7 oder 14r»s, gest. zn
Florenz den 18. April 1504. Schüler Fra Diamante's unter
dem Einrluss seines Vaters, des Fra Filippo Lippi, und Sandro
Botticelli's. Tätig zumeist in Florenz.
19 Maria mit dem Kinde. Maria als Halbfigur, nach links
(46) gewandt. Sie hält das Kind lest, das links auf einer Mauer
1 c sitzt und in einem Buche blättert.
Ursprünglich auf Holz; 1864 durch Schirmer auf Leinwand übertragen; h.
e.4S; br. o.:;7. — 1857 aus Steinla's Nacblass. — Früher als eigenhändiges Werk
Filippino's. aber nur schwächeres Schulbild. So auch Lärm. S. 246 (2. Aull. S. 337».
— Fhot. Ges. ; I'.ruckm.
Piero di Cosimo
Geb. 1462 zu Florenz, gest. daselbst 1521. Schüler und
Gehilfe des Cosimo Röselli, nach dem er sich nannte: eigent-
lich hiess er nach seinem Vater Piero di Lorenzo. Arbeitete
in Florenz und 1482—1484 in Rom.
20 Heilige Familie. An einem Einzelfelserj vor reicher Land-
(24) schaft kniet Maria über das nackte Kind gebeugt, das. halb
D 3 von ihr gehalten, links neben ihr liegt und seinen kleinen
rechten Arm auf ein weisses Kissen lehnt. Weiter links sitzt
der etwas ältere Johannesknabe, der den Kreuzesstab in der
Linken hält, mit der Rechten aber liebkosend den Kopf des
Christuskindes berührt. Ganz links kniet Josef mit an-
betend gefalteten Händen. Auf der Spitze des Felsens über
der heiligen Gruppe sitzen zwei langbekleidete Engel, halten
ein Notenbuch zwischen sich und singen.
Ital. Pappelholz; rund; h. 1,65; br. 1,63%. — 1860 aus Woodburne's
Nachlass in London; vorher im liesitze der Familie Venerosi zu Pisa. — Früher
Luca Signorelli zugeschrieben. Als Werk Piero di Cosimo's. unzweifelhaft mit
Recht, zuerst von Gust. Frizzoni. dann von W. Bode (Zahn's .Jahrbücher VI, S. 198)
erkannt, desgl. von Lerm. S. 232 i2. Aufl. 338). von Ulmann im Jahrb. der
K. Cr. K.-S. XVII 1896, S. 126 und von Fritz Knapp. Piero di Cosimo. Hallo a. S.
1899, s. 52, Tafel V. — Phot. Braun III. 2; i'hot. Ups.; Tamme; Hanfetängl;
l'.ruckmunn.
Raffaello dei Capponi (oder Carli)
Raffaello di Bartolommeo di Niccolö Capponi ward Mitglied der
Gilde in Florenz den 15. Nov. 1499; bezeichnete die Madonna
aus dem Spedale di Santa Maria Nuova, jetzt in den l'fbzien,
A. Florentinische Schule. XV. Jahrhundert 37
1500 mit seinem Namen. Einige, auch Cr. u. Cav. III,
S. 208 — 209, identifizierten ihn mit Raff, di Bartolommeo
di Giovanni, genannt Raffaellino del Garbo (um 1466 — 1524).
Dagegen schon Milanesi, Vasari IV, p. 234. Berenson da-
gegen identifiziert ihn neuerdings wohl mit Recht wieder mit
Raffaellino Carli, der 1502 die Madonna der Galerie Corsini
in Florenz mit seinem Namen bezeichnete. Berenson, Dra-
wings I, S. 89—90.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. Kniestück. Die Mutter 2 1
Gottes steht vor grün verhängtem Mauerpfeiler und hält das (47)
Kind auf ihrem linken Arm. Links der heilige Hieronymus, R 4
rechts der heil. Franziskus. Ganz vorn eine Balustrade, an
der ein Wappen angebracht ist.
Ital. Pappelholz; rund ; h. 0,76; br. 0,75. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
— Von Cr. u. Cav. III, S. 214 wird mindestens die Figur des heil. Hieronymus als
eigenhändige Arbeit anerkannt, das übrige »möglicherweise •■■ als Schulwerk bezeich-
net. — Nach Lernt. S. 246 (2. Aufl. 338) überhaupt eine schwächere Hand. —
Nach Berenson, Drawings I, S. 93 dagegen ein eigenhändiges (sweet and charaeter-
istic ) Werk des Raffaellino Capponi oder Carli. — Phot. Ges. Tamme ; Bruckm.
Unbestimmter Florentiner
Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhunderts.
Thronende Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. 22
Ein Vorhang trennt den Thron von der Landschaft. Das Kind (43)
auf dem Schoosse der Jungfrau wendet sich nach links und R 3
umarmt den kleinen Johannes.
Ital. Pappelholz; h. 0,58; br. 0,47. — 1857 aus Steinla's Sammlung. — Bei
H. als Lorenzo di Credi ; nach Cr. u. Cav. (IV, S. 431) von einem geringen Nach-
folger des Botticelli und Filippino; nach Lerm. S. 245 (2. Aufl. 361) nur von einem
sehwachen Zeitgenossen Lorenzo's. Die jungen englisch-italienischen Forscher denken
an Matteo Baldueci. der allerdings zur umbrisehen Schule gehört (vgl. Cr. u. Cav.
IV. S. 319). — Phot. Braun IV, 4 ; Phot. Ges. ; Häufst. ; Bruckm.
B. Sienesen und andere Toscaner
Unbestimmte Toscaner
XIII. Jahrhundert.
Thronende Madonna. Ganze Gestalt von vorn auf Gold- 23
grund. Das Christkind im gelben Röckchen auf dem Schoosse. (5)
Ital. Pappelholz; h. 0.201/2 ; br. 0.15. — 1860 aus Woodbume's Nachlass in R 5
London. Damals und bei H. dem Giunta Pisano zugesehrieben. Doch zeigt das
Bildchen nur im allgemeinen den toscanisi-hen Uebergangsstil aus dem Byzantinismus
in die Richtung des hohen Mittelalters. Vergl. auch Lerm. S. 244. — Phot. Bruckm.
38 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
Sano di Pietro
Geb. zu Siena 1406, gest. daselbst 1481. Schüler des Sassetta.
Archaistische Richtung. Tätig zumeist in Siena.
24 Mehrteiliges Bruchstück eines Schreins. Goldgrund. In der
(8) Umrahmung die Halbfiguren von zwölf Heiligen und (in der
R 5 Giebelspitze) des Heilands mit der Krone in den Händen. Im
Giebelfelde die weissgekleidete Gottesmutter zwischen langbe-
kleideten musizierenden Engeln, dem unten in der Landschaft
knieenden heil. Thomas ihren Gürtel hinablassend. Unten links
die heil. Margaretha, rechts ein heil. Bischof (der heil. Zenobius).
Ital. Pappelholz; h. 0,45; br. 0,33%. — Zuerst im Katalog von 1843 wie
die beiden folgenden als Sano di Pietro, und so noch bei H. 1866. Bei H. seit 1862
jedoch nur als Schule von Siena«. Doch haben sowohl Cr. u. Cav. (IV, S. 88) als
auch Lerm. (S. 244) diese Bilder dem Sano zurückgegeben ; und ein erneutes Studium
der Bilder dieses Meisters in der Akademie zu Siena hat auch uns überzeugt, dass
sie von ihm herrühren. So auch Schubring, S. 53, und Berenson, Central Italians,
S. 175. — Phot. Tamme; Bruckm.
25 Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. In der Mitte Christus am
(9) Kreuz; in den vier Ecken der Kreuzesarme, als Halbfiguren:
R 5 oben der segnende Heiland, links Maria, rechts Johannes der
Evangelist, unten Magdalena, den Kreuzesstamm umfassend.
Ital. Pappelholz ; h. 0,53V2 ; br. 0,43. — Die eine Hälfte des auseinamler-
gesägten Kreuzes, dessen andere Seite die folgende Nummer ist. — Zuerst im Katalog
von 1843. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. — Phot. Tamme; Bruckm.
26 Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. In der Mitte Christus am
(10) Kreuz. In den vier Ecken der Kreuzesarme die Halbfiguren
R 5 der vier Kirchenväter.
Ital.' Pappelholz ; h. 0,54; br. 0,43. — Die eine Hälfte des auseinander-
gesägten Kreuzes, dessen andere Seite die vorige Nummer ist. — Zuerst im Katalog
von 184:!. Vergl. die Bemerkungen zu N. 24. — Phot. Tamme; Bruckm.
Unbestimmte Sienesen
XIV. Jahrhundert.
27 Die Darstellung im Tempel. Schwarzer Grund. In der
(6) Mitte des gotischen Gebäudes der Altar. Links Josef und Maria,
R 5 von denen jener die Tauben hält; hinter ihnen zwei Begleite-
rinnen. Rechts der Hohepriester mit dem Christuskind im Arm;
hinter ihm zwei Priester und Hannah mit der Rolle. Oben
in zwei kleinen Medaillons die Verkündigung.
Ital. Pappelholz ; h. 0,82 ; br. 0,64%. — 1874 aus Rom. — Bei H. als Original
Giotto di Hondone's. Doch zeigt es den sienesischen Schulstil jener Zeit; etwa
B. Sienesen u. andere Toscaner. XIII. u. XIV. Jakrhdt. 39
denjenigen der Schule des Ambrogio Lorenzetti. Nach Schübling (S. 51) von einem
unmittelbaren Schüler dieses Meisters, »mit hoher Wahrscheinlichkeit« von Nicolaus
Bonachursi. Vergl. dessen bez. Bild N. 1109 in der Londoner National Gallery. —
Phot. Ges. ; Bruckni.
Maria mit dem Kinde. Halbfigur nach rechts auf Gold- 28
grund. Das Christuskind in reicher, golddurchwirkter Tunika (11)
auf dem linken Arm der Jungfrau. R 5
Ital. Pappelholz ; h. 0,27 ; br. 0,13. — 1846 aus Eumohr's Nachlass. Nach
H. Schulrichtung Duccio's. Eher diejenige Lippo Menimi's. Vergl. Cr. u. Cav. II,
S. 279. — Phot. Bruckni.
Zwei Flügel eines Altarwerks. 1. Links auf Goldgrund; 29
a) oben, inschriftlich beglaubigt, die heil. Lucia und die heil. (12)
Clara; b) unten zwei männliche Heilige. 2. Rechts: a) oben, R 5
auf Goldgrund, zwei weibliche Heilige; b) unten, in einer
Felsenlandschaft unter blauem Himmel, die Stigmatisierung des
heil. Franz.
Ital. Pappelholz ; h. 0,5-±V2 ; br. 0,26. — 1857 aus Steinla's Sammlung. Bei
H. als im Stil Duecio's. Nach Cr. u. Car. II. S. 279 Schule des Memmi. Etwa in
der Art des Bartolo di Maestro Fredi (H. Thode). — Phot. Bruekm.
Maria. Brustbild halb nach rechts auf Goldgrund. Die 30
Jungfrau trägt eine goldene Krone über weissem, goldgesticktem (13)
Schleier auf dem Haupte. R 5
Ital. Pappelholz; Bruchstück; h. 0,85; br. 0,29. — 1857 aus Steinla's Samm-
lung. Bei H. dem Lorenzetti zugeschrieben ; gehört jedoch nur der Schule des
Lorenzetti an. Vergl. Lerm S. 244. — Phot. Tamme ; Bruekm.
Der tote Heiland. Aufrecht, mit übereinandergelegten 31
Armen liegt er in einem Sarkophage. Neben ihm kahle Berg- (14)
abhänge, über ihm blauer Himmel. Rundbild iu viereckiger R 5
goklgrundiger Tafel.
Ital. Pappelholz; h. 0,2172 j kr. 0,21. — 1874 im Kunsthandel aus Berlin.
Bei H . dem Lippo Memmi zugeschrieben ; erinnert nach Lerm. S. 244 mehr an
Barna; kann nur der Richtung dieser Meister zugesehlieben werden. Vergl.
Schubring S. 58.
Bruchstück eines gotischen Altars. Goldgrund. Oben im 32
Medaillon die Halbfigur des segnenden Heilands. Unten die (15)
thronende Jungfrau zwischen zwei weiblichen Heiligen. Das R 5
Kind steht auf ihrem Schoosse.
Ital. Pappelholz; h. 0,46; br. 0, 19 %. — 1846 aus Ruhmor's Nachlass. Schule
des Lippo Memmi. So auch Cr. u. Cav. IL, S. 279. — Phot. Bruekm.
Unbestimmter Sienese des XV. Jahrhunderts
Heilige Familie. HaMgureu. Maria im blauen Mantel 33
nach links. Das Kind sitzt fast nackt auf ihrem Schoosse (20)
R 5
40 Italiener des f ünf zehnten Jahrhunderts
und hält einen Stieglitz in der Linken. Rechts hinter dem
Stuhle Josef; links vorn Johannes der Täufer.
Ital. I'appelholz; h. U.G2J4; br. 0,41%. — 1872 aus dem Pal. IMccolomini
zu Siena. — Bei H. Andrea del Castagno zugeschrieben; doch gehört das Kild der
sienesischen Schule au. Einige denken an l'ietro de Domenico, andere an Gindamo
dei Benvenuti, Schübling (S. 55) an Matteu di Giovanni da Siena (um 1 135 l>i>
1495). Vergl. Lerm. S. 238 bis 239 (-'. Aufl. 338). — l'hot. Brüdern
C. Die umbrische Scliule
Unbestimmter Meister des XV. Jahrhunderts
34 Maria mit dem Kinde und einem Engel. Goldgrund. Der
(29) Engel steht links und reicht dein Kinde einen Korb Kirschen.
R 5 Ital. 1'appelholz; h. 0,73%; br. 0,4G%. — 1S74 aus Rom. Bei II. : Umbrische
Schule ; nach Thode eher die des Matteo da Siena. Schubring. Loeser, Fabriczy
und andere kehren aber mit Recht zu der Ansicht zurück, dass das Bild umbrisch.
nicht sienesisch sei. — Phot. Bruckm.
Luca Signorelli
<ieb. zuCortona, wahrscheinlich 1441, gest. daselbst Ende 1523.
Schüler des Piero della Francesca in Arezzo ; später im Sinne
der florentinischen Kunst der Uebergangszeit ins XVI. Jahr-
hundert entwickelt, erscheint er bereits als Vorläufer Michel-
angelo's. Tätig hauptsächlich in Cortona, l\'om, Siena, Monte
Oliveto, Citta di Castello, Spoleto, Florenz und Orvieto.
36 Bemalter Pilaster. Auf blauem Grunde drei Heilige in
(25 a) ganzer Gestalt übereinander: oben der Erzengel Raphael mit
1 a ilein kleinen Tobias, in der Mitte der heil. Hieronvmus, unten
der heil. Bernhardin von Siena.
Ital. I'appelbolz; h. 1,29%; br. 0,11. — 1874 aus der Sammlung Barkei in
London. Früher am llauptaltar der Kirche San Donnino zu Florenz. Gegenstück
zum folgenden. — Nach Cr. u. Cav. engl. 111. p. :;l line genuine work . Doch
sind es offenbar nur Werkstattbilder nach Zeichnungen des Meisters. — Dement-
sprechend von Berenson (Central Italians p. 145), dem Schüler Signorelli's Girolanio
Gonga (1476-F51) zugeschrieben. — Vergl. Ff. p. 208 und Lerm. 2. Aufl. S. 338.
— l'hot. Braun XII, 5; Bruckm.
37 Bemalter Pilaster. Auf blauem Grunde drei Heilige in
(25 b) ganzer Gestalt übereinander: oben der heil. Bernhard, in der
1 a Mitte der heil. Onophrius, unten die heil. Dorothea.
Ital. i'appelholz; h. 1,29%; br. u.U. — 1874 aus London. — Vergl. die
Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstück. — l'hot. Braun XII. 6; Bruckm.
Schule des Perugino
Pietro YaniKvi, gen. Perugino, geb. zu Citta della Pieve 1 1 Iti,
gest. zu Castello Fontignano 1523. Tätig vornehmlich in
C. TJmbrische Schule. XV. Jahrhundert 41
Perugia, Rom und Florenz. Haupt der umbrisehen Schule der
zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Lehrer Raphael's.
Der heil. Crispinus. Brustbild ohne Hände nach links 38
auf schwarzem Grunde. Bruchstück eines grösseren Bildes. (26)
Ital. PappelhoU ; h. 0,35 ; br. 0,2372. — 1857 aus Steinla's Sammlung als Peru- R 5
gino. — Nach Cr. u. Cav. 1IT, S. 266 Mn der Weise des Molanzio«. Dagegen Lerm.
2. Aufl. S. 362. Nach Beronson (Central Italians, 1899, S. 131) von Matteo
Balducci, dem Sienesen, der wahrscheinlich Schüler Fungais, Gehülfe und Nach-
ahmer Pinturicehio's 'war — Phot. Bruckni.
Der heil. Franziskus. Ganze Figur auf schwarzem Grunde. 39
Der Heilige hat bereits die Nägelmale an Händen und Füssen. (27)
In der Linken hält er ein rotes Buch, in der Rechten ein R 5
goldnes Kreuz.
Ital. Pappelholz ; h. 0,23 ; br. 0,16. — 1857 von Nichols in London. Richtung
des Giovanni lo Spagna (gestorben zwischen 1528 und 1533 in Spoleto), nicht aber,
wie behauptet worden, eine Kopie nach dem heil. Franziskus der RaphaePschen
Predellenbilder im Dulwieh College Nr. 397. — Phot. Braun XII, 6; Bruckm.
Der heil. Rochus. Er liegt an dem alten Gemäuer zur 40
Rechten in freundlicher Hügellandschaft, stützt sich auf seinen (28)
linken Arm und greift mit der rechten Hand nach der Wunde R 5
an seiner Lende. Links ein Hund, der ihm Brot bringt.
Ital. Pappelholz ; h. 0,22 ; br. 0,30. — 1857 aus Steinla's Sammlung. — Nach
Thode von Eusebio di San Giorgio. — Phot. Bruckm.
II Pinturicchio
Bernardino di Betto Biagio, gen. II Pinturicchio. Geb. wahr-
scheinlich zu Perugia 1454, gest. zu Siena den 11. Dez. 1513.
Vielleicht Schüler des Fiorenzo di Lorenzo in Perugia, Genosse
Pietro Perugino's in Rom. Tätig in Perugia, Rom (1481 — 1 502),
Orvieto (1492—1496) und Siena (seit 1503).
Ein Knabe. Brustbild ohne Hände nach links. Der etwa 41
14jährige Knabe trägt einen roten Rock und eine blaue Kappe. (31)
Den Hintergrund bildet eine reiche Landschaft, in der links 1 c
ein Schloss am Wasser liegt.
Ital. Pappelholz; h. 0,50; br. 0,35%. — Inventar 1722 A 73 als Werk eines
Nachahmers Raphael's. Als vorzügliches Tempera- Werk der Frühzeit Pinturicehio's
auch von Lermolieff (S. 246, 2. Aufl. 361), Berenson (Central Italians S. 169) usw.
anerkannt. — Phot. Braun II, 2; Phot. Ges.; Tamme; Hanfstängel ; Bruckm.
Angeblich Marco Palmezzano
Geb. zu Forli um 1456. Bez. Bilder zwischen 1485 und 1537.
Unter dem Einfluss der Ferraresen und des Melozzo da Forli.
42 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
42 Die Anbetung der Könige. Links unter dem Stalle Maria
(48) mit ihrem Kinde; neben ihr Josef auf seinen Stab gestützt.
R 4 Der ältere König- überreicht knieend seine Gabe; hinter ihm
stehen die anderen beiden vor ihrem Gefolge.
Ital. I'appelholz ; h. 0,61 ; I>r. 0,45. — Zuerst im Katalog von 1835 (N. 4)
als unbekannt . Später, auf Rumohr's Rat, irrtümlich als Marco l'alinezzano be-
zeichnet. Vergl. Lerni. '1. Auti. S. 362. Vielleicht gar moderne Fälschung. —
l'hot. Bruckm.
D. Die ferraresische Schule
Cosimo (Cosma) Tura
Genannt Cosme. Geb. zu Ferrara 1432; gest. daselbst 1495.
Tätig hauptsächlich in Ferrara; seit 1458 im ständigen Dienste
des Herzogs. „Der eigentliche Charakterkopf der ferraresischen
Schule" und neben Cossa ihr Hauptmeister im 15. Jahrhundert.
Vgl. Venturi im Jahrb. d. K. Pr. K. S. IX, 1888, S. 3—40.
42 A Der heil. Sebastian. An eine grüne Steiusäule gefesselt,
B 3 richtet der von elf Pfeilen durchbohrte Heilige schmerzliche
Blicke gen Himmel. In der Steinwand hinter der Säule öffnet
sich links eine schlichte Holztür, durch die der blaue Himmel
hereinschaut. Ein geharnischter Krieger ohne Kopfbedeckung
mit feuerrotem Banner in der Linken hält hier Wache. Von den
Inschriften an den Sockelscliildern scheint nur die hebräische
zur Linken (siehe unten) eine Bedeutung zu haben.
Ital. I'appelholz; h. l,71'/2 ; br. 0,69. — 1896 von M. Guggenheim in Venedig.
Früher, als N. 157, ein bekanntes Bild der Galerie Costabile zu Ferrara. Dort An-
fangs dem Cossa, später wegen der hebräischen Inschrift, die Magister Laurentius
Costa- gelesen wurde, diesem Schüler des Tura (1460 — 1585) zugeschrieben. Vergl.
Laderchi »La l'ittura Ferraresec, Ferrara 1856, S. 40 (»La preziosa tavola ■-) und Cr.
u. Cav. V, S. 575. Neuerdings als Werk des Tura selbst anerkannt. Lermolieft",
Berlin, 2. Aufl. 1893, S. 56 : ein untiüglichesWerk des Cosine . Ebenso Fr. llarck
im Jahrb. I'r. K. IX, ISNS, S. 87 N. 49. Allerdings müssen die beiden letzten Worte
der hebräischen Inschrift, die Herr Rabbiner Dr. Jak. Winter in Dresden uns gütigst
entziffert hat, in der Tat Laurenti . . Costac gelesen werden, wogegen das erste
Wort nach Schübling nicht als Uphul«, d. li. Magister , und nicht als »Paulus ,
sondern als »Ophos«, d. h. »Vollender , /.u lesen wäre. Costa hätte das Bild seiues
Meisters als« vollendet; doch nimmt auch Schubring mit uus an, dass die Beihilfe
Costa'» sich nur auf Nebendinge beziehen kann. Auch l.ermoliell' erkannte an, dass
die Inschrift laurentius Costa laute, bemerkte aber dazu, dass die künstlerische
Handschrift, die hier auf Tura deutet, entscheidender sein müsse als selbst eine
echte alte Inschrift. Ebenso Beienson Nnrlb Italians p. 297. — l'hot. Tamme ; liruckm.
D. Ferraresische Schule. XV. Jahrhundert 43
Francesco Cossa
Geb. in Ferrara um 1435; gest. 1477. Vgl. Lud. Frati in
L'Arte HI 1900 p. 300—317. Bis 1470 in Ferrara, später
in Bologna nachweisbar. Neben Tura und Ercole Roberti
ferraresischer Hauptmeister des XV. Jahrhunderts.
Die Verkündigung. In reicher Renaissancehalle, durch die 43
man links in die Strasse, rechts in das Gemach mit dem Bette (21)
der Jungfrau blickt, kniet links mit erhobener Rechten der 1 b
Engel in grünem Kleide und rotem, blaugefüttertem Mantel,
steht rechts Maria in rotem Kleide und blauem, grüngefüttertem
Mantel. Gottvater, als Brustbild am Himmel sichtbar, entsendet
die Taube des heiligen Geistes. Vorn am Rahmen kriecht eine
Schnecke mit ihrem Gehäuse.
Ital. Pappelholz; h. 1,37%; br. 1,13. — 1750 durch den Canonicus Luigi
Crespi als Original A. Mantegna's aus der Kirche dell' Osservanza in Bologna.
Später der florentinischen Schule, zuletzt bei H. dem Ant. Pollaiuollo (doch schon
mit Fragezeichen) zugeschrieben. Von Cr. u. Cav. V, S. 563, richtig als ferrare-
sisches Bild erkannt, doch ohne Grund dem Baidassar Estense zugesehrieben. Als
Jugendwerk Cossa 's zuerst von Lerm. S. 129 (vergl. 2. Aufl. 173) erkannt. Erneute
Studien in Italien, besonders der Vergleich mit Cossa's Gemälden in der Pinakothek
und in der »Madonna del Baraeano« zu Bologna haben uns die Urheberschaft dieses
Meisters bestätigt. So auch G. Frizzoni in der Zeitschrift f. b. K. XXIV 1889 ;
S. 163 — 169. Desgleichen Berenson, North Italians p. 201. Die gefälschte Inschrift
»Andreas Mantegna Patavianus fecit, AMCCCCx ist schon 1840 entfernt worden. —
Phot. Braun VTI, 1; Phot. Ges.; Hanfstängl; Tamme; Bruckm.
Schule des Fr. Cossa
Die Geburt Christi. Im leicht gebauten Stalle ist Maria 44
anbetend vor dem Neugeborenen niedergesunken, während Josef (22)
von hinten gesehen, an einem Pfeiler kauert. Engel und Engel- 1 b
köpfe schweben über dem Kinde. Rechts der Zug der Könige in der
braunen Felsenlandschaft. Links tanzende und jubelnde Hirten.
Ital. Pappelholz; h. 0,26%; br. 1,14%. — Inventar 1754 I 302 als »Giotto«
bei H. als »florentinische Schule«; nach Lerm. S. 244 allerdings toscaniseh. Allein
die undeutliche Inschrift links unten > Antonius (?) Florentinus MCCCXXXDI« ist eine
offenbare Fälschung; und das Bild ist in den Typen, besonders demjenigen der
Madonna, so unverkennbar ferra'resisch, dass wir es mit Cr. u. Cav. (V. S. 370)
entschieden dieser Schule zuschreiben. — Als »Ferrarese before 1500' und »School
of Cossa« auch bei Berenson, North Italians p. 217. — Phot. Tamme; Bruckm.
Ercole Roberti
Geb. nach 1450 zu Ferrara; gest. daselbst im Juni 1496.
Nachfolger des Cosme Tura, durch Jac. Bellini und Andr.
44 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
Mantegna beeinflusst. Tätig in Bologna (1482) und Perrara
(1470 und seit 1486). Vergl. Ad. Venturi im Anh. stör.
1889 II, i». 342.
45 Der Zug nach Golgatha. Der Zug bewegt sich von rechts
(163) nach links. Links in ihm die beiden Schacher. In der Mitte
1 b wird Christus mit dem Stricke um den Hals von rohen Kriegs-
knechten weitergezerrt und vorwärts gestossen. Rechte bricht
Maria in sich zusammen, trägt eine Frau ihr Kind rittlings
auf der Schulter, zieht eine andere das ihre eiligst an der Hand
mit fort. Weiter zurück ein reitender Herold in rotem Rock
und roter Mütze, die Trompete blasend. Im Hintergrunde
eine kahle Berglandschaft.
It.il. I'appelholz; h. 0,3"); br. 1,17. — 1750 unter l.uigi Crespi's Vermittlung
durch Guarienti aus der Sakristei der Kirche S. Giovanni in Bologna. Als Predella
des Hochaltars dieser Kirche hatte der Meister dieses Bild, nebst zwei anderen, nach
Vasari (Kd. Mil. III, p. 145) gemalt. Das Mittelstück, eine l'ietä. befindet sich
in der Royal Institution zu Liverpool; das zweite Seitenstück ist das folgende. —
So auch Venturi im Arch. stör. II, p. 346, Leriu. 2. Aufl. S. 188 Anm. 1, Berenson.
North Italians 8. '213. — Gest. nach einer Zeichnung des Florimachius von Jer.
David. — l'hot. Braun III. 10; Phot. Ges.; Tanime, Häufst.; Bruckm.
46 Christi Gefangennahme. In der Mitte gibt Judas dem
(164) Heiland den Verräterkuss. Von rechts eilen die Schergen mit
1 b Fackeln und Spiessen lebhaft bewegt herbei. Von links legt
ein anderer ihm bereits die Schlinge um den Hals. Weiter
links Handgemenge, in dem Petrus dem Malchus das Ohr ab-
haut, (ranz vorn links schlafen fünf Jünger, weiter zurück
kniet Christus am Oelberge. Ueber ihm der Engel mit dem
Kelche. Hinten kahle Berglandschaft.
[tili. I'appelholz; h. 0,36; It. 1,18. — 1760 mit dem vorigen aus Bologna.
Veigl die Bern, zu diesem, seinem Gegenstücke. — Die Studienzeichnung zu einem
Teile dieses Bildes befindet sich in den Uflizien zu Florenz. — Phot. Braun V. :'. :
l'hot. Ges.; Hanfst. ; Timme ; Bruckm.
Nach Ercole Roberti
47 Die Mannalese. Im Vordergrunde lesen die Israeliten in
(23j den mannigfachsten Stellungen das Manna auf. Ganz links
1 b Moses und Aamn; ganz rechts eine Frau, die mit ihrem Kinde
bildeinwärts schreitet, Im Mittelgründe das Zeltlager in der
Wüste. Hinten kahle Berge unter blauem Himmel.
1 1 .- 1 1 . I'appelholz; h. 0,30; br. Ö,65J£. — Zuerst nachgewiesen im Katalog v.
i als Beuozzo Gozzoli . — Bei II. nur als florentinischo Schule . — Sicher je-
doch ferraresisch. — Das Original des Kreole Roberti, früher beim Karl of Dudley.
befindet sich in der National Gallery zu London, N. 1217. — l'hot. Tamme.
E. Bolognesiscke Schule. XV. Jahrhundert 45
E. Die bolognesische Schule
Francesco Francia
Fr. Raibolini, gen. Francia. Geb. zu Bologna 1450, gest.
daselbst den 5. Jan. 1518. Anfangs zum Goldschmied ge-
bildet; als Maler Schüler Fr. Cossa's in Bologna seit 1470,
Nachfolger des Ferraresen Lorenzo Costa. Schulhaupt in Bologna.
Die Taufe Christi. Der Heiland steht in der Mitte des 48
Bildes, fast von vorn gesehen, auf dem ihn wie Eis tragenden (505)
Wasser des Jordans, in dem seine Beine sich spiegeln. Ueber D 3
ihm schwebt in kreisrundem Goldnimbus die Taube des heiligen
Geistes. Links neben ihm am Ufer kniet Johannes der Täufer,
die Schale in der Rechten, im Begriffe ihn zu taufen. Rechts
stehen zwei Engel. Im Hintergrunde eine schlichte Bergland-
schaft. Bez. 1. dl FRANCIA AVRIFEX. BON. F. M. D. Villi.
ItaL Pappelholz: h. 2,09; br. 1,69. — luv. Guarienti (vor 1753) N. 149. —
Das Bild war nach Vasari (Ed. Milanesi TU, p. 540 — 541 1 für Modena gemalt, befand
sich jedoch nicht in der dortigen Galerie und kam unabhängig von dem Modeneser
Ankauf der Jahre 1745—46 nach Dresden. — Bei der Beschiessung Dresdens 1760
wurde es durch Bombensplitter beschädigt. — Die angebliche Kopie in TIampton
Court (Ff. p. 107; — Venturi im Arch. stör. 1S90 1TI, p. 294; — Lerm. 2. Aufl.
S. 217, Anm. 2) zeigt eine wesentlich abweichende Komposition. — Eine Zeichnung
zum Christus in den Uffizien. — Phot. Braun I, 8; Tamme; Hanfst. ; Bruekrn.
Die Anbetung der Könige. Links unter einem Baume neben 49
einer Renaissance-Ruine sitzt Maria mit dem Kinde. Josef (503)
kniet vorn neben ihr, zwei Hirten stehen hinter ihr. Der Jesus- 1 a
knabe wendet sich segnend nach rechts dem Zuge der heiligen
drei Könige zu. Die beiden weissen sind bereits anbetend in
die Kniee gesunken, der schwarze steht noch hinter ihnen an der
Spitze des zu Fasse und Ross folgenden Trosses. In der an-
mutigen Landschaft links ein Felsentor, rechts ein klarer Landsee.
Ital. Pappelholz; h. 0,41; br. 0,59. — Inv. 1754 I, 74 als »Perugino« und
so auch noch im »Catalogue« von 1765 und im Abrege« Ton 1782. Im Katalog von
1826 jedoch bereits als Fr. Francia ; und als Werk der reifsten Zeit des Meisters
von der neueren Forschung allgemein anerkannt. Vergl. z. B. Cr. und Cav. V,
S. 610—611, Lerni. S. 161, 2. Aufl. 217 und Berenson North Italians S. 221. —
Gest. von A. Glaser. — Phot. Braun V, 7; Phot; Ges.; Hanfst.; Tanime ; Bruckm.
Giacomo Francia
Geb. zu Bologna um 1486 ; gest. daselbst 1557. Sohn und Schüler
des Francesco Francia. Seit 1518 selbständig. Tätig zu Bologna.
46 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
50 Maria mit dem Kinde und Johannes. Halbfigur hinter einer
(504) Steinbrüstung, nach links gewandt. Maria hält mit beiden
1 a Händen das Christkind, das die Rechte segnend erhebt und
in der Linken ein Spielvögelchen hiilt. Der kleine Johannes
blickt rechts über die linke Schulter der Muttergottes herüber.
Im Hintergrande eine schlichte Landschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,57; br. 0,43'j. — Inventar 1754 I, 37 als »Perugino«.
So auch im Catalogue« von 1765 und im Abrnge von 1782. — Als Fr. Francia
seit dem Katalog von 1812. So noch hei II. Jedoch hat Lerm. S. 161 (2. Aufl. 2171
darauf aufmerksam gemacht, das« es nur als Werkstattbild gelten kann. Der Be-
nennung des Bildes N. 287 der Berliner Galerie und anderen bezeichneten Bildern
Giacomo Francia's entsprechend, lassen wir ihm einstweilen den Namen des Sohnes des
Meisters. Dr. Corrado Ricci denkt eher an einen anderen Schüler Francia's: Jacopo
de' Boateri (vergl. dessen Madoimenbild im Pal. Pitti). Doch hat der Verfasser sich
hei seinem jüngsten Aufenthalt in Italien von der Richtigkeit dieser Vermutung
noch nicht überzeugen können. — Gest. von N. Lecomte. — Phot. Braun III, 6:
l'hot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Rruckm.
F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes
Andrea Mantegna
(leb. zu Vicenza 1431, gest. zu Mantua den 13. Sept. 1506.
Adoptivsohn und Schüler des Fr. Squarcione zu Padua. Weiter-
gebildet unter dem Einflüsse der Antike, Donatello's und seines
Schwiegervaters Jacopo Bellini. Tätig zumeist in Padua und
(seit 1460) Mantua,
5 1 Heilige Familie. Kniestück auf schwarzem Grande. Maria
(226) hält mit beiden Händen den nackten Jesusknaben, der auf
1 c ihrem Schoosse steht und seinen rechten Arm um ihren Nacken
legt. Links neben ihr Josef als Kahlkopf, von vorn gesehen,
rechts die heil. Elisabeth (nach anderen Anna), zu ihren Füssen
der Jobannesknabe.
Leinwand; h. 0,75'^; br. 0,6t %. — 1876 für 10,000 Mark aus dem Nachlass
Sir Charles Eastlake's in London. — Ein gutes Bild der späteren, mantua nischen
Zeit des Meisters: um 1495—1500. — Vergl. Cr. und Gav. V, S. 418 und Paul
Kristeller, Andrea Mantegna, Berlin und Leipzig 1902, S. 337. Dgl. Herensou,
North Italians S. 254. — Gest. von Th. Langer, jß N. G. W. E. 2. — l'hot.
Braun II, 1; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Antonello da Messina
Geb. zu Messina um 1430; gest. daselbst zwischen dem 14. und
15. Februar 1479. Noch im August 1474 und wieder vom
14. Nov. 1176 in Messina. Dazwischen etwa zwei Jahre in
No. 52.
Antonello da Messina.
No. 61.
Cima da Conegliano.
No. 42 A.
Cosimo Tura.
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No. 51. Andrea Mantegna.
Tafel n.
Die SchulenYenedigsu. seines Gebietes. XV. Jahr h. 47
Venedig, wohin er die niederländische Oelraalerei trug, die er
wahrscheinlich niederländischen Malern auf Sizilien abgesehen
hatte, aber auch seinerseits von der venezianischen Kunst be-
rührt wurde. (Gioacch. di Marzo: Di Antonello da Messina,
Palenno 1903, Tl. La Corte-Cailler, der uns auch selbst gütigst
benachrichtigte : Antonello da Messina, Messina 1903, undAgost.
d'Amico. Antonello d'Antonio ; Messiua 1904. Vergleiche
G. Gronau imRepert XX, 1897, S.347, XXVII, 1904, S. 464.)
Der heil. Sebastian. Auf den Fliesen eines städtischen 52
Platzes steht der Heilige, nur mit dem Lendenschurz bekleidet, (227)
fast von vorn gesehen, mit den Händen auf dem Rücken an B ;
einen Baum gebunden. Er ist bereits von fünf Pfeilen durch-
bohrt. Im Mittelgründe drei Rundbogendurchgänge, durch die
man in fernere Strassen blickt, während ihr Dach eine Terrasse
bildet, von der Zuschauer herabsehen. Unten links in ver-
kürzter Vorderansicht ein schlafender Mann.
Früher auf Holz, doch auf Leinwand übertragen; h. 1,71; Vir. 0,86. — 1873
von J. Ch. Endris in Wien für 18,000 Mark erworben. — Frisches Werk des Meisters.
Vergl. Lerm. S. 167 bis 168, 2 Ann. 235—236. So auch Berenson, Venetians,
3. Aufl. S. 71. — Fhot. Braun I, 2; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Richtung Giovanni Bellinis
Giovanni Bellini, geb. zu Padua oder Venedig um 1428, gest.
zu Venedig den 29. Nov. 1516. Schüler seines Vaters Jacopo
in Padua (1450 — 1462). Dort unter dem Einfluss Andrea
Mantegna's, später in Venedig unter dem des Antonello da Messina
zu bahnbrechender Eigenart entwickelt. Tätig meist in Venedig.
Maria mit dem Leichnam Christi (Pietas). Kniestück. Links 52 A
hält Maria in rotem Kleide und violettbraunem Mantel den R 3
Leichnam des Heilandes in sitzender Stellung auf dem Sarkophag
fest, indem sie mit der Linken seinen Hinterkopf stützt. —
Flusstallandschaft unter rötlichem Abendhimmel.
Ttal. Pappelholz; h. 0,56^; br. 0,:;>.8%. — 1892: N. 2189 A. 1896: N. 51 A
als »angeblich Mantegna«. — 1892 als Vermächtnis des Ehepaares Georg Wilhelm
Eduard Johann Kestner (gest. am 11. Febr. 1892) und Sophie Louise Julie Jobanna
Edel Kestner geb. Heydorn Igest den 15. März 1892) in Dresden. — Das Bild zeigt
die Richtung der Frnhzeit Giovanni Bellini's. Um 1460. — Phot. Bruckm.
Der Doge Leonardo Loredano. Brustbild ohne Hände im 53
Profil nach rechts vor dunkler Mauer, neben der man links (229)
durchs Fenster in die Lagune blickt. Der Doge trägt Mantel 1 a
48 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
und Mütze von schwerem rot und goldenen Stoffe; unter der
Mütze eine weisse Unterhaube, von der ein Band herabhängt.
Ital. Pappelholz; h. 0,70^; br. 0,55. — Schon im luv. 1754 ([ 318) als
echtes Bild Bellini's. So auch l>ei II. — Doch ist der Vortrag zu trocken und zäh
für die Hand dieses Meisters. — Ein besseres Exemplar befindet sich in der Galerie
zu liergamo, von Cr. u. Cav. V, S. 203, schwerlich mit Recht, dem Vincenzo Catena
zugeschrieben ; ein anderes im Museo Correr zu Venedig. — Lerm. S. 163 nimmt
an, das Original sei Giov. Bellini's berühmtes Bild in der National Gallery zu
London. Dieses stellt zwar dieselbe Persönlichkeit dar, ist aber durchaus verschieden.
Merkwürdigerweise beharrt Lerm. in der 2. AuH. (S. 220) bei seinem Trrtum. —
Phot. Braun VII, 6; Phot. Ges.; Tamme; llanfst. ; Bruckm.
Girolamo da Santa Croce
Geb. im Bergamaskischen, gest. zu Venedig. Wahrscheinlich
der Girolamo di Bernardino, der Schüler Gentile Bellini's und
Cima's war und am 9. Juli 1556 in Venedig starb. Nach-
weisbare sonstige Daten zwischen 1503 und 1549. (Vergl.
J. P. Richter in der Kunstchronik XXIII, 1888, S. 190;
aber auch G. Ludwig im Beiheft zum Jahrb. Pr.K. XXIV, 1 903,
S. 10 — 19.) Tätig zumeist in Venedig.
55 Die Anbetung des Kindes. Der neugeborene Heiland liegt
(234) auf weissem Linnen in der Krippe. Ueber ihm schwebt die
2 a Taube des heiligen Geistes, von neun Flügelköpfchen umgeben.
An der Krippe knieen drei kurzröckige Engelknäblein. Maria
kniet rechts. Josef kniet links. Hinter ihm stürmen die drei
Hirten herein. Oben halten drei Engel das Spruchband, drei
andere die Leidenswerkzouge.
Ital. Pappelholz; h. 0,67^; br. 0,76^. — 1741 durch Kaiserling. — Gutes
Bild des Meisters. — ■ Phot. Braun XII, 12 und Tamme.
56 Das Martyrium des heil. Lorenz. Vorn in der Mitte liegt
(235) der Heilige bereits auf dem Roste. Zwei Henker schüren das
- a Feuer. Ein Engel schwebt herab und zeigt dem Märtyrer
eine Krone. Von oben blickt Gottvater zwischen langbekleideten
Engeln hernieder. Links vorn thront der Kaiser zwischen
vielen Zuschauern. Rechts die Wachen, Soldaten, Reiter usw.
Im Hintergründe eine Berglandschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,64; br. 0,71). — Zuerst im Katalog von 1835 als
Gaudenzio Ferrari; 1S4G: richtig Gir. da S. Croce; wahrscheinlich das Bild, das der
Meister für die Kirche San Francesco della Vigna zu Venedig gemalt; dort durch
eine Kopie ersetzt. Vergl. Cr. u. Cav. VI, S. 607. — Phot. Tamme; Bruckm.
DieSchulen Venedigs und seines Gebietes. XV.Jahrh. 49
Jacopo de' Barbari
In Deutschland Jakob Walch (d. h. Jakob der Welsche) genannt.
Geb. vermutlich zu Venedig um 1450, gest. vor 1516, wahr-
scheinlich zu Brüssel. Ursprünglich den Schülern G i o v. B el 1 i nfs
in Venedig parallel entwickelt; später in Wechselbeziehung zur
deutschen und niederländischen Schule getreten. Tätig in
Venedig bis 1500; 1503 und 1505 in Wittenberg als chur-
sächsischer Hofmaler, 1500, 1504 und 1505 in Nürnberg,
1508 mit Joachim I. von Brandenburg in Frankfurt a. 0.,
1510 Hofmaler der Statthalterin Margaretha in Brüssel, 1511
als solcher pensioniert, 1516 als verstorben erwähnt.
Der segnende Heiland. Brustbild nach rechts auf schwarzem 57
Grunde. Die Rechte hält Christus segnend erhoben, in der (1875)
Linken hält er ein kleines Kreuz. Sein blondes Haar fällt in 2 a
Locken auf seine Schultern herab.
Von Lindenholz auf Leinwand übertragen ; h. 0,61 ; Lr, 0,48. — Nach H.
aus der Kunstkammer. Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1843. Seit der Auflage
von 1872 richtig dem Jacopo de' Barbari zugeschrieben. Vergl. auch Lerm. S. 169
bis 170, 2. Aufl. 256, Berenson, Venetians, 3. Aufl. S. 72. — Ein bezeichneter
Holzschnitt Lukas Cranach d. j. mit der Jahreszahl 1553 (Heller, p. 306, N. 821,
Passavant IV, p. 25 N. 1) ist eine fast genaue Wiedergabe unseres Bildes. Im
British Museum befindet sich ein Exemplar dieses Holzschnittes, dessen Unterschrift
das Original dem Jacopo de' Barbari zuschreibt. (Entdeckt von Mr. Lionel Cust. ;
vergl. Jahrb. K. Pr. K. S. XHI S. 142.) Die Inschrift lautet: EFFIGIES SAL-
VATORIS NOSTRI IESV CHRISTI ANTE L ANNOS PICTA A PRAESTANTISSIMO
ARTEFICE IACOBO DE BARBARIS ITALO. Danach wäre unser Original um 1503
gemalt, was auch aus stilkritischen Gründen wahrscheinlich ist. — Phot. Tamme.
Die heil. Katharina. Kniestück nach rechts auf schwarzem 58
Grunde. Die Heilige legt ihren rechten Arm aufs Rad und (1876)
hält ihre Palme in der Linken. 2 c
Lindenholz; h. 0,50%; br, 0,30. — Gegenstück zum folgenden. — Beide
durch Abschneiden unterer Teile verkürzt, durch seitliche Ansätze verbreitert. Ur-
sprünglich wahrscheinlich Flügel eines kleinen Altars. — Beide zuerst nachweisbar
im Katalog von 1846. Als Werke Barbari's zuerst durch J. Renouvier im Kunstblatt
1854 S. 99 bezeichnet; so richtig bei H. 1872. Vergl. auch Lerm. S. 1969—170. —
Berenson, Venetians, 3. Aufl. S. 72. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die heil. Barbara. Kniestück nach links auf schwarzem 59
Grunde. Die Heilige hält ihren Turm mit beiden Händen vor sich. (1877)
Leinwand; h. 0,42%; br. 0,27%. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 2 C
1846. — Früher einmal von Holz auf Leinwand übertragen. Gegenstück zum
vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme.
50 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
59 A Galatea. Von durchsichtigen Schleiern umwallt, steht die
(37; Nereide, auch „Venus niarina" genannt, auf dem geschuppten
R 4 Delphin, den sie mit der Linken an straffem Ziegel durch die
Wellen lenkt. Oben schwarzer Grund. Unten über dein Meere
ein goldroter Streif wie Morgendämmerung.
Ital. Tappelholz; h. 1,29; br. 0,53V2. — Kat. 1887 : N. 294. — Inventar
1754. II 610. Damals als Werk eines unbekannten deutschen oder niederländischen
Meisters. H. stellte es zu den zweifelhaften Bildern Sandro Botticelli's ; Lermolien"
(S. 170 — 172; 2. Aufl. 257 und 337 1 erklärt es entschieden für eine Arbeit Jacopo
de1 Barbari's. Kbenso Ff. p. 17 und Herenson, Yenetians p. 80 13. Aufl. p. 72),
sowie derselbe in seinem Buche Lor. Lotto (Bondon 1895) p. 41. Andere dagegen,
wie Seidlitz iRep. XVI, p. 379), setzen der Urheberschaft Barbari's neue Zweifel
entgegen. Gust. Ludwig wies uns auf Cranaeh's Venus von 1531 in der Galerie
Borghese in Rom hin, der das Stellungsniotiv unseres Bildes, das dann natürlich
nicht von Barbari herrühren könnte, entnommen sei. Wir glauben eher das Um-
gekehrte, da wir unser Bild für älter halten, auch Cranaeh's Beziehungen zu Barbari
feststehen, und bleiben der Ansicht, dass gerade dieses Bild eher als manche andere
dem Barbar! von Morelli zugeschriebene Werk als Arbeit dieses Künstlers gelten
kann, wenn sich über die Eigenhändigkeit auch streiten lässt. — l'hot. Braun XI.
2; Tamme; Bruckm.
Andrea Previtali
Geb. zu Bergamo um 1480, gest. daselbst den 7. Nov. 1528.
Schüler Giovanni Bellini's in Venedig. Er bezeichnete sich
in Venedig als »Andreas Bergomensis«, später als -Andreas
Previtalus«. Dass er aber auch der Andrea Cordelliaghi der
Londoner Nat. Gall. N. 1409 sei, hat G. Ludwig wieder gegen
Lermolieff verfochten. Vergl. Lerm. 2. Aufl. S. 306 bis 310
und Ludwig im Beiheft des Jahrb. Pr. K. XXIV 1903 S. 57.
gQ Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria sitzt
(239) vor dunklen Ruinen auf einer Steinbank und hält auf ihrem
2 a Schoosse das nackte Christuskind, welches sich, das rechte Händ-
chen an den Lippen, dem rechts als Halbfigur auftauchenden
Johannesknaben zuwendet. Rechts Parklandschaft mit einem
Schlosse. Bez. links unten auf dem Zettel M. D. X. und in
Kursivschrift Andreas Bergomensis pinxit.
Ital. Pappelholz; h. 0Jhl/2 ; It. 1,06. — 1874 aus der Sammlung Barker,
London. Vorher Galerie Manfrin in Venedig. Nach Lerm. 2. Aull. S 306 noch in
Venedig gemalt. — Phot. Braun IV, 10; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.; Hanfst.
Cima da Conegliano
Giovanni Battista da Conegliano, gen. Cima. Geb. zu Cone-
gliano um 1459 — 60, gest. 1517 oder 1518. Den Schülern
F. DieSchulen Venedigs und seines Gebietes. XV.Jahrh. 51
Bellini's parallel entwickelt. Nachweisbare Daten 1473, 1489
bis 1517. Tätig in Venedig und im Friaul. Vergl. G-. Gronau
im Eepert. XVII, 1894 S. 451.
Der Heiland. In ganzer Gestalt, von vorn gesehen, steht 6 1
Christus vor reicher Landschaft. Die Rechte hält er segnend (236)
erhoben, in der Linken hält er ein Buch. Im Hintergrunde 2 b
links eine befestigte Stadt auf dem Berge. Auf dem Wege
davor zwei Apostel mit einem Esel.
Ital. Pappelholz; h. 1,52; br. 0,76V2. — Inventar 1754 I 195 als Bellini. —
Schon bei 11. richtig als Cima. So anch Lerm. S. 166, 2. Aufl. 234 und Berenson,
Venetians, 3. Aufl. S. 97. — Gest. von G. Planer als Bellini. — Desgl. von
J. Folkema, jj$ II, 6. — Phot. Braun III, 13. — Phot. Ges.; Taninie; Häufst.;
Kruckm.
Der Heiland. Brustbild ohne Hände, ein wenig nach links, 62
auf schwarzem Grunde. Die langen Locken des Heilandes (238)
lallen auf seine Schultern herab. 2 c
Ital. Pappelholz; h. 0,34V2; br. 0,25^. — luv. 1722 A 263 als Leonardo
da Vinci. — Bei H. nur frageweise dem Cima gegeben; doch sind wir mit Lerm.
S. 166, 2. Aufl. 234, geneigt, ihm das Bild zu lassen. — Phot. Ges. ; Bruckm.
Mariae Tempelgang. Die kleine Maria schreitet, eine bren- 63
nende Kerze in der Rechten, rechts die hohen Tempelstufen (267)
hinan. Oben im Säulenportal erwartet sie der Priester. Unten 1 a
links folgen ihre Angehörigen in orientalischer Tracht. Tauben-
und Obst- Verkäufer unten rechts. Links im Mittelgrunde ein gross-
artiger Säulenpalast. Im Hintergrunde eine südliche Landschaft.
Ital Pappelholz; h. 1,05; br. 1,45. — 1743 durch Minelli aus einer Kirche
bei Venedig (II. ). — Inv. 1754 I 146 als Bellini. — Schon bei H. als Cima. So
auch Lerm. S. 166, 2. Aufl. 234 und Berenson, Venetians, 3. Aufl. S. 97. — Phot.
Braun XII. 11; Phot. Ges.; Hanfst. ; Timme ; Bruckm.
Pier Francesco Bissolo
Geburtstag unbekannt; gestorben den 2. April 1554. Angeb-
lich in Treviso geboren. In Venedig Schüler Giov. Bellini's.
Tätig zumeist in Venedig. Nachweisbare Daten seit 1492.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Kniestück. Vor einem 64
Felsen in der Mitte einer reichen Landschaft sitzt Maria und (231)
hält das stehende Christkind, das sein linkes Aermchen um 1 a
ihren Nacken legt, auf ihrem Schoosse. Links neben ihr der
heil. Nikolaus v. Bari und die heil. Helena, rechts der heil. Abt
Antonius und die heil. Katharina von Alexandrien.
Ital. Pappelholz; b. 0,92; br. 1,38. - 1725 durch Leplat als Seb. del Piombo
Inv. 1722 A 1581 ; jedoch bereits im Inv. 1754 I 432 als Vinc. Catena. So auch
4*
52 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
bei H, Als Catena bezweifelt schon von Cr. und C;iv. V, S. 271. Von Lerm. S. 179
(2. Aufl. S. 266) zuerst für ein Werk lüssolo's erklärt, was ein erneuter Vergleich
mit den Bildern dieses Meisters, besonders mit dem bezeichneten Bilde der Akademie
zu Venedig, uns bestätigt hat. Gleichwohl hat lierenson das Bild nicht in sein
Verzeichnis der Werke lüssolo's aufgenommen, es vielmehr iVenetian Painters
3. Aufl. 1897 p. 121) dem Kocco Marconi gegeben. Auch G. Gronau glaubt, die
Urheberschaft lüssolo's ablehnen zu müssen. Kr macht darauf aufmerksam, dass die
Landschaft dem »Konzerte Giorgiones im Louvre entlehnt ist. — Ff. p. 32 erklärt
mit II. die Heilige zur Linken für die heil. Margaretha. Nach Dr. I ,ndwig wäre es
die heil. Veneranda. — Phot. Braun Vll, 4; Phot. Ges.; Tamni«; Brnckni.
Vincenzo Catena
Vinc. di Biagiu, gen. Catena, geb. zu Treviso, gest. 1531 zu
Venedig, gebildet nach Giovanni Bellini, seit 1495 in Venedig.
64A Maria mit zwei Heiligen. Halbtigur. Im Vordergründe eine
(230) Steinbrüstung. Auf dieser liisst die sitzende Madonna ihr Kind
R 6 stellen. Links Petrus, rechts die heil. Helena mit ihrem Kreuze.
Ital. rappelholz; h. 0,48%; br. 1,07. — Früher N. 54. — 1874 aus der
Sammlung Barker in London; vorher in der Galerie Manfrin in Venedig. — Noch
bei IL als Original Giovanni Bellini's. Doch dafür offenbar zu hart und leer.
Nach Cr. u. Cav. V, IL 192 »im Charakter« Previtali's. Nach Lerm. S. 163—164
von einem schwachen Nachahmer Bellini's, vielleicht von Bartolommeo Veneto, dem
Ff. p. 250 es daraufhin in der Tat zuschrieb. Doch hat Lerm. 2. Aufl. S. 221
diese Taufe mit Recht zurückgenommen, das Bild alier mit Unrecht für eine
Fälschung erklärt. Die neuere Forschung i lierenson; Venetian Pu intens, 3. ed. 1897
p. 95, dem Ventnri zugestimmt hat) kommt dahin fiherein, ein Jugendwerk Catena's
in dem Bilde zu erkennen. — Phot. liruckm.
65 Heilige Familie. Rechts auf der Steinbank vor der Hausmauer
( 58) sitzt die heil. Anna; auf ihrem Schoosse Maria; auf Maria' s Schoosse
D 4 der nackte Jesusknabe, lebhaft dem Josef zugewandt, der ein
Gehstühlchen für ihn bereit hält. — Links unten zwei Rebhühner,
rechts ein weisses Hündchen. Links Blick in die Landschaft.
Leinwand; h. 1,45%; br. 2,00. — 1746 aus der herzogl. Galerie zn Modena,.
— Das lüld trug früher die unechte Bezeichnung AND1 SARTUS. Doch galt es
in Modena (Venturi p. 365) als Werk Pietro Perugino's. II 's. Kat. dagegen be-
zeichnete es als wahrscheinlich von Sassoferrato nach einer Zeichnung des Raphael«.
Alle diese Benennungen sind unmöglich. Neuerdings als Werk Catena's einstimmig
anerkannt, z. Ii. von Bode (Zahn's Jahrbücher VI, S. 198), von Crowe und Caval-
caselle (V, S. 269), von Morelli (Leim. S. 179; 2. Aufl. 267) und von Berenson,
Venetians, 3. Aufl. S. 95. — Schwerlich jedoch, wie Cr. u. Cav. a. a. 0. meinen,
das Bild Catena's, das Zanetti (Pittura Veneziana p. 80) in der Casa Pesaro zu
Venedig sah; denn Zanetti's Buch erschien 1771 und unser Bild befand sich schon
1743 in Modena. — Gestochen als Andrea del Sarto von P. Ei. Moitte 9$, J, 7. —
Phot Braun V. 11 ; Tarnme; liruckm.
F. DieSchulen Venedigs und seines Gebietes. XV.Jahrh. 53
Nach Catena (?)
Judith. Als Halbfigur steht sie, nach links gewandt, in 65 A
einem Gemache, durch dessen Fenster man links ins Freie (245)
blickt. Ihr linker Arm ruht, wie das Haupt des Holofernes, vorn E 12
auf der Brüstung. Mit der Eechten stützt sie sich aufs Schwert.
Leinwand ; h. 0,76 ; br. 0,61. — Kat. 1887 und 1882 N. 218. — 1869 aus
Unger's Nachlass in Berlin. Bei H. fragweise als Giorgione. — Das Original in
der Galerie Querini-Stampaglia zu Venedig wurde früher bald Giorgione, bald Palma
zugeschrieben. Schrieb Berenson, Venetians, 3. Aufl. p. 96, es Catena zu, so er-
klären Frizzoni, Loeser und Fabriezy es neuerdings für ein Werk des Bern. Licinio.
Ein gleiches Bild in der Ermitage zu St. Petersburg. — Gest. von L. Vorstermann
in Teniers' Teatrum Pictorium, Antw. 1684. — Phot. Bruekm.
Giov. Fr. Caroto
Geb. zu Verona 1470, gest. daselbst 1546. Schüler des Liberale
da Verona und des Andrea Mantegna zu Mantua. Tätig zu
Mantua, doch hauptsächlich zu Verona.
Maria mit dem Kinde zwischen Engeln. Halbfiguren auf 66
schwarzem Grunde. Die Jungfrau sitzt im Sessel. Das nackte (42)
Kind, das sie umhalst, steht rechts auf ihrem Schoosse. Die 2 a
beiden Engel zu ihrer Eechten und Linken tragen Lilienstengel.
Ital. Pappelholz; h. 0,74%; br. 0,59%. — 1741 als Werk Leonardo da
Vinci's durch Rossi aus Italien. — Die Inschrift LEONARDI VINCII OPVS u. i. d.
M. ist eine Fälschung. Dass es ein echtes Werk Caroto's sei, hat zuerst Lerm. (S.
167 ; 2. Aufl. 235) erkannt. Ein Vergleich mit den beglaubigten Werken dieses
Meisters, besonders mit dem Gemälde der drei Erzengel im Museum von Verona,
hat uns diese Bestimmung durchaus bestätigt. — So auch Berenson, North Italiens
(nicht im Text, S. 191, aber im Inhaltsverzeichnis S. 313). — Phot. Braun Vif,
7; Tanune, Bruekm.
G. Unbestimmte Oberitaliener
Um 1500
Heilige Familie. Kniestück auf schwarzem Wandgrunde. 67
Maria, fast von vorn gesehen, in grünem Kleide und rotem, (228)
gelbgefüttertem Mantel, hält mit der Eechten ein Buch auf E 6
ihren Knieen, mit der Linken das nackte Christkind auf ihrem
Schoosse. Eechts Josef, graubärtig, in orientalischer Tracht.
Links ein Schloss in einer Berglandschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,87%; br. 0,69. — Zuerst im Katalog von 1835 als
Gentile Bellini (1421—1507). So noch frageweise bei H. Bei Cr. u. Cav. (V, S. 136)
frageweise dem Baldassare Caroli von Forli zugeschrieben, von Lerm. S. 163 »wahr-
54 Italiener des fünfzehnten Jahrhunderts
scheinlich eher* für Marco Marziale erklärt. Uns hat ein Vergleich der echten
P>ilder der genannten drei Maler bisher nicht überzeugt, dass es einem von ihnen
angehört. — Nach Suida (1906 mündlich) sieher ligurisch. - Pliot. Braun X.
7 ; ürnckni.
H. Die mailändische Schule
Ambrogio Bevilacqua
Mailändischer Künstler. Erwähnt 1486 und 1502. Mitschüler
des Ambrogio da Fossano, gen. Bergognone, bei Vinc. Foppa.
68 Maria, ihr Kind anbetend. In einem Garten steht Maria
(165) mit anbetend gebengten Knieen vor dem in goldenem Nimbus
R 3 auf dem Rasen liegenden Kinde. Sie trägt ein weisses Kleid
in das mit Goldbuchstaben unzählige Male das Wort PAX ein-
gewebt ist. Oben in den Wolken erscheint Gottvater mit segnend
erhobenen Händen über einem Reigen von sieben bekleideten
Engeln, die das Spruchband mit dem »Gloria in Excelsis etc.«
tragen. Ganz unten vorn halten zwei Engel ein Sprachband
mit folgenden Worten: VIRGA . IESSE . PLORVVIT . VIRGO .
DEVM . ET . HOMINEM . GEN VIT . PACEM . DEVN . REDDIDIT .
IN . SE . RECONCILIANS . IMA . SVMMIS.
Leinwand; h. 1.51%; br. 1.06. — 1851 ausdeniNachlas.se des Kunsthändlers
Kasp. Weiss. — Früher als Ambrogio l'.ergognone. In den Katalogen von 1887 und
1892 nur als »Art« desselben. — Nach l.erm. S. 230 (2. AuH. S. 334) eher von
Aiubrogin Bevilaqua, dem Mitschüler Anibr. liergognone's bei Foppa. — Der Ver-
fasser hat sich erst auf einer neueren Studienreise (1896) davon überzeugt, dass
Morelli recht hatte. Maassgebend das bezeichnete Bild in der ISrera zu Mailand,
sowie die P.ilder in der Galerie l.ochis und bei Sign Piccinelli zu Kergamo. — l'hot.
Braun IX. 2; Tamme; P.ruekm.
II. Die Italiener des XVI. Jahrhunderts
A. Die florentinische Schule
Nach Michelangelo Buonarroti
Geb. den 6. März 1475 (1474 nach altflorentinischer Zeit-
rechnung) in dem toscanischen Städtchen Caprese, gest. am
19. Februar 1564 in Rom. Schüler Domenico Ghirlandajo's,
entwickelte sich aber selbständig zu dem die Welt mit seiner
Subjektivität beherrschenden Grossmeister des XVI. Jahrhunderts.
Tätig vornehmlich in Florenz und in Rom.
Leda mit dem Schwane. Halbaufgerichtet, nach links 71
blickend, liegt die nackte Königstochter unter grünem Schilfe (49)
im blumigen Rasen. Ihren Rücken stützt eine mit weissem C 2
Linnen behängte Lehne. Als Unterlage dient ein rotes Tuch.
Der Hals des Schwanes ruht zwischen ihren Brüsten. Sein
Schnabel berührt küssend ihre Lippen. Links hinten ein See.
Eichenholz; h. 1,22; br. 1,82%. — 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in
Prag. — Dieses wichtige Bilä geht unzweifelhaft auf Michelangelo's berühmtes Ge-
mälde der Leda zurück, dessen Original sich vielleicht im Magazin der Londoner
National Gallery befindet. Man vergl. des Verfassers Aufsatz im Repertor. VTLT, 1885
S. 405 — 410. Unser Bild, dessen Hintergrund selbständig von dem Kopisten hinzu-
gefügt ist. zeigt die Hand eines Niederländers der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts, der, seiner Modellierung nach zu schliessen. wie schon H. bemerkte, an
t\ P. Rubens selbst erinnert. Dieser könnte das Original, das sich um 1620 in
Pontaineblean befand, damals dort kopiert haben. — R. D. 307. — Phot. Braun
IX. 5; Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
Die Geisselung Christi. In der Mitte eines Renaissance- 72
Palasthofes ist der Heiland an die Säule gebunden. Der Geissler (51)
links neben ihm ist von vorn, der halb nackte rechts von hinten R 14
gesehen. Hinter diesen noch zwei andere Schergen.
I'appelholz; h. 0,58%; br. 0.42%. — Aus dem Nachlasse des Hofarchitekten
Nosse'i 1622 zur Kunstkaromer. Ilh. S. 251. — Inv. 1722, B 154. Aus der Kunst-
kammer in die Piinzliche Kapelle, später zur Galerie. Das Original ist von der
Hand Sebastiano del Piombo's in der Kirche San Pietro in Montorio zu Rom in Oel
auf die Mauer gemalt. Dass Michelangelo dem Meister die Zeichnungen zu der
ganzen dortigen Bilderfolge geliefert, berichtet Vasari (Ed. Mil. V, p. 569).
Heilige Familie. Die Madonna sitzt vor grünem Vorhang 73
auf einer Steinbank und hält ein Buch in ihrer gesenkten (52)
Rechten. Das Christkind liegt schlummernd neben ihr auf der R 9
56 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Bank; sein Köpfchen ruht auf ihrem Schoosse. Links lauscht
der kleine Johannes, rechts Josef in frommer Betrachtung.
Kupfer; h. 0,19; br. 0,14%. — 1740 durch v. Heineckon aus Hamburg. —
Dass die Komposition auf Michelangelo zurückgeht, beweist der Stich von G. B.
de Cavalleriis (zweite Hälfte des XV. Jahrhundeits) mit der Inschrift: Michaelis
angeli bonaroti inventor. Der Stich ist wahrscheinlich nach einer Zeichnung des
Meisters gefertigt, unser Bild nach dem Stiche, nach unserem Bilde aber der
moderne Stich von Franz Adam Schroeder, einem Schüler Steinla's (nicht von
Friedrich Schroeder, wie Andresen II, 1873, S. 473, 1, angibt). Ein gleiches,
doch grösseres Bild im Leipziger Museum ist von Michelangelo 's Schüler Marcello
Venusti gemalt und bezeichnet. — Phot. Bruckm.
74 Verbrennung eines Ketzers. Er ist nackt mit Ketten an
(50) Händen und Füssen an einen Baumstamm gefesselt. Die
Grimma brennenden Scheite liegen unter seinen Füssen.
Leinwand; h. 1,86%; br. 0,97%. — 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag.
1902 an den Altertums- Verein zu Grimma. — Der Inquisitionsspruch FVMO PERRAT
QUI FVMVM VENDID1T unten auf dem Bilde lässt keinen Zweifel daran, dass es sich
um eine Ketzerverbrennung handelt. Merkwürdigerweise ist die Gestalt jedoch aus der
Seligenseite von Miehelangelo's »Jüngstem Gericht« kopiert. Der Urheber ist unbekannt.
Franciabigio
Francesco di Cristofano Bigi, gen. Franciabigio, geb. zu Florenz
1482, gest. den 24. Januar 1525. Ursprünglich Schüler des
Mariotto Albertinelli. Später von Andrea del Sarto als dessen
Gehilfe beeinfliisst. Tätig zumeist in Florenz.
75 Der Uriasbrief. Links das Haus des Urias. vor dem in rot-
(53) marmornem Becken Bathseba von ihren nackten Dienerinnen
3 b gebadet wird. Urias schläft im Freien auf der Balustrade im
Mittelgrunde. Rechts der Palast David's, von dessen Söller er
hinüberblickt zu den Frauen. In der Halle darunter speist Urias
mit David und seinem Gefolge. Rechts vor der Tür
empfängt Urias den Brief. Von Reitknechten gehalten,
harrt sein Ross vorn in der Mitte. Im Hintergrunde
links das Kriegslager. Ueberall zahlreiche Neben-
figuren. Bezeichnet links unten A. S- MDXXIII. und:
Ital. Pappelholz; h. 0,85; br. 1,72. ~ Inv. Guarienti ivor 1768) N. 95. —
1750 aus der Sammlung des Marchese Suares in Florenz. — Auch durch Vasari
(V, p. 196 -197) beglaubigt. Ein llauptbild des Meisters. — Phot. Braun II, 4;
Phot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Andrea del Sarto
Andrea Angeli (d'Angelo), gen. del Sarto. Geb. zu Florenz den
16. Juli 1486, gest. daselbst den 22. Januar 1531. Schüler
A. Florentinische Schule. XVI. Jahrhundert 57
des Piero di Cosirno. Unter dem Einflüsse Fr. Bartolommeo's
und Leonardo daVinci's. Tätig in Florenz; zeitweilig in Frankreich.
Die Verlobung der heil. Katharina. Die Madonna thront unter 76
einem Baldachin, den zwei Engelknäbchen emporheben. Links (55)
vorn kniet die heil. Katharina, welcher der __ __ A #— „ B 2
Jesusknabe den Ring an den Finger steckt,
rechts die heil. Margaretha, den Drachen
zu ihren Füssen. Auf der untersten Thron-
stufe, vorn in der Mitte, kost der kleine
Johannes mit dem Lamme. Bez. 1. u. mit
nebenstehendem Monogramme.
Ital. Pappelholz; h, 1,67; br. 1,22. — 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag.
— Frühes Bild des Meisters; nach Lerm. S. 236 (2. Auü. 339) zwischen 1512 und
1515 entstanden. — Irrtümlich früher einmal (Vasari ed. Mil. V, p. 51 Anm. 3)
dem Dom. Puligo gegeben. Doch schon von Cr. und Cav. IV S. 584—585 unserem
Meister zurückgegeben. — Phot. Braun II , 5 ; Taniine ; Brackm.
Abraham's Opfer. Isaak steht nackt, mit dem linken Knie 77
bereits auf dem Altare, im Vordergrunde. Abraham hält mit (56)
seiner Linken die Hände seines Sohnes
auf dessen Kücken fest und holt mit dem
Messer in der Rechten bereits zum töd-
lichen Streiche aus. Links vorn liegen die
Kleider Isaak's. Links im Mittelgrunde
hängt der Widder in den Dornen. Rechts
von oben schwebt der Engel herab, der
Abraham Einhalt gebietet. Rechts im Mittelgrunde harrt ein
Knecht neben dem Esel. Bez. r. u. mit obigem Monogramme.
Ital. Pappelholz; h. 2.13; br. 1,59. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Nach Vasari (V, p. 50 — 61) ursprünglich im Auftrage G. B. della Palla's
um 1530 für König Franz I. von Frankreich gemalt, aber nicht abgeliefert und nach
des Meisters Tode von Filippo Strozzi erworben, der es dem Alfonso Davalos,
Marchese del Vasto, schenkte. Später war das Bild in der Tribuna der Uffizien-
Galerie zu Florenz; doch wurde es, ausgetauscht gegen Correggio's »Ruhe auf der
Flucht«, in die Modeneser Galerie versetzt. Die kleinere Wiederholung, von der
Vasari berichtet, dass Andrea sie für Paolo da Terrarossa gemalt habe, befindet sich
im Madrider Museum. Gest. von L. Surugue pere jj$ 1,8. — Phot. Braun VIDI, 4;
Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
Nach Andrea del Sarto.
Die heil. Katharina. Sie kniet nach rechts auf schwarzem 78
Grunde, mit der rechten Hand aufs Rad gestützt. (60)
C 1
58 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,43%; br. 0,6:;%. — 1S5(J aus dem Vorrat. — Die Originale
zu diesem Bilde und dem folgenden, seinem Gegenstücke, bildeten ursprünglich
Bestandteile eines fünfteiligen Altarwerkes, das Andrea für eine Kirche in Pisa
gemalt hatte (Va8.-i.ri V. p. 4-1). Später wurden die Teile auseinandergenommen
und einzeln im Chor des Domes zu l'isa aufgehängt. — l'hot. Tamme.
79 Die heil. Margaretha. Nach links auf schwarzem Grunde.
(61) Knieend hält sie ein Kreuz in der Rechten und deutet mit der
C 1 Linken auf den Drachen zu ihren Füssen.
Leinwand; h. 1,43; lir. 0,63%, — 185(i aus dem Vorrat. — Gegenstück zum
vorigen. Vfergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme.
Francesco Ubertini
Franc, di Ubertino Verdi, gen. ßachiacca. — Geb. zu Florenz
den 1. Miliz 1494, gest. daselbst den 5. Oktober 1557.
Schüler Perugino's, Nachfolger Andrea del Sarto's. Tätig zu Florenz.
80 Das Leichenschiessen Eine alte Sage der »Gesta Roma-
('54) norum« cap. 45 (Kunstblatt 1851 S. 204) berichtet von drei
3 b Königssöhnen, die verabredet hatten, mit Pfeilen nach der
Leiche ihres Vaters zu schiessen; wer seinem Herzen zunächst
träfe, solle sein Reich erben. Nachdem die beiden älteren Söhne
geschossen, weigerte der jüngste sich, ein Gleiches zu tun; der
Richter aber erklärte, dass dieser zunächst dem Herzen des
Vaters »('trotten habe und Erbe des Reiches sei. In der Mitte
des Mittelgrundes steht, von zahlreichem Gefolge umdrängt,
der Richter in der Vorhalle des Palastes. Links ist die Leiche
des Königs an einen Baum gehängt. Rechts bewegen sich die
drei Schützen unter zahlreichem Volke. Der älteste, in rotem Rock
und grauem Ueberrock, hat den Pfeil abgeschossen, der bereits
in der Brust der Leiche steckt. Der zweite, in roten Beinlingen
und weissem Hemde, mit blossen Armen, legt gerade an. Der
jüngste, im gelben Rocke, hat Bogen und Pfeil von sich ge-
worfen und ist in die Kniee gesunken.
Ital. Pappelholz; h.0,84%; hr. 1,96. — 1750 vom Marchese Snares in Florenz.
— luv. 17">4, I 151 als Franciabigio und als Marter des heil. Sebastian, in dessen
Legende sich jedoch keine Anhaltspunkte zur Erklärung der Handlung finden. Nach
den Herausgebern der Florentiner Ausgabe des Vasari von 1771 gehörte dieses Bild
zu den Darstellungen, die Uhertini mach Vasaii III, p. 592) füiGiov. M. Benintendi in
Florenz gemalt hatte. — l'hot. Braun XIV, 1 ; l'hot. Ges. ; llanfst. ; 'i'amme ; Bruckm.
Angelo Bronzino
Angelo <li Cosimo, gen. Angelo Bronzino. Geb. in Monticelli
bei Florenz um 1502, gest. zu Florenz den 23. Nov. 1572.
A. Florentinische Schule. XVI. Jahrhundert 59
Schüler Rafaellino des Garho's und Jac. da Puntormo's, weiter-
gebildet durchs Studium Michelangelo's. Florentinischer Aka-
demiker. Tätig in Florenz; hauptsächlich Bildnismaler.
Bildnis des Grossherzogs Cosmo I. von Florenz. Brustbild 8 I
ohne Hände auf dunklem Grunde, fast von vorn. Sein Haupt (63)
ist unbedeckt, sein Bart kurz geschnitten. Bez. : COSMVS MED. 3 a
FLOR. ET SENARVM DVX IL
Ital. Pappelholz; h. 0,58%; br. 0,44l/2- — luv. Guarienti (vor 1753) N. 105.
— Phot. Ges. ; Brnckm.
Bildnis der Grossherzogin Eleonora. Gemahlin des vorigen 82
und Tochter des Don Pedro de Toledo, Vizekönigs von Neapel. (64)
Brustbild, fast von vorn, auf schwarzem Grunde. Sie trägt ein 3 b
gesticktes, vorn offenes Kleid, ein Perlenhalsband über einem
Spitzenhemd, ein Haarnetz und reiches Ohrgehänge.
Ital. Pappelholz; h. 0,39; br. 0,29. — Inv. 1754, I 128. — Das Bild kommt
wiederholt vor. — Phot. Braun "VHI, 5 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Hanfst. ; Bruckni.
Giorgio Vasari
Geb. zu Arezzo den 30. Juli 1511, gest. den 27. Juni 1574.
Schüler Michelangelo's und Andrea del Sarto's in Florenz.
Architekt und Maler. Verfasser der berühmten Künstler-
biographien. Tätig hauptsächlich in Arezzo, Florenz und Rom.
Pietas. Links im Mittelgrund sitzt Maria unter finsterem 83
Gemäuer. Der Leichnam des Heilandes ruht an ihren Knieen. (66')
Magdalena kniet zu seinen Füssen. — Rechts Landschaft. — In R 12
den vier zwickelartigen Ecken die vier Evangelisten; oben links
Johannes, rechts Matthäus; unten links Lukas, rechts Markus.
Nussbaumholz ; h. 0,41; br. 0,28x/2- — 1749 durch Siegmund Striebel aus
Rom. — Phot. Bruckm.
Carlo Portelli
Geb. zu Loro im Valdarno, begraben zu Florenz den 15. Oktober
1574. Schüler Ridolfo Ghirlandajo's. Mitglied der florenti irischen
Akademie. Hauptsächlich tätig in Florenz.
Moses am Sinai. Der Berg Sinai ragt in der Mitte des 84
Mittelgrundes. Hier empfängt Moses die Gesetzestafeln. Vorn, (62)
am Fusse des Berges das Volk Israel in stark bewegten Gruppen. 3 b
Links das goldene Kalb. Rechts wirft Moses erzürnt die Ge-
setzestafeln zur Erde.
Ital. Pappelholz; h. 1,39; br. 0,99V2- — lnv. 1754, 1 197, als »autore incexto«..
Später dem Angelo Bronzino zugeschrieben, mit dessen Formengebung sich die seinige
60 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
jedoch nicht deckt. Dass in Wirklichkeit Carlo Portelli, Bronzino's Zeitgenosse, der
Urheber sei, bemerkte dem Verfasser zuerst Herr Dr. Gust. Frizzoni und bestätigte
ihm der Vergleich mit dem durch die Nameiisinschrift und durch Vasari (VI p. 548)
beglaubigten > Martyrium des heil. Romulus dieses Meisters in S. Maria Maddalena
dei Pazzi in Florenz. — So auch Ff. p. 172. — Phot. Braun IX, 6 und Tamme.
Francesco Salviati
Fr. de1 Rossi, gen. Fr. Salviati, geb. zu Florenz 1510, gest.
daselbst den 11. Nov. 1563, Freund und Nachahmer Väsari's;
erhielt seinen Beinamen von seinem Gönner, dem Kardinal
Salviati. Tätig in Florenz, Rom, Paris und Venedig.
85 Maria mit dem Kinde und Heiligen. Schwarzer Grund. Maria
(67) sitzt auf dem Erdboden, mit den Armen, in denen sie das sie
3 b umhalsende Kind hält, nach links, mit dem Kopfe nach rechts
gewendet. Rechts zwei jugendliche, links zwei bärtige Heilige.
Leinwand ; h. 1,33 ; br. 0,94. — 1743 durch Algarotti aus Venedig vom Conte
Giovanelli. — Früher als unbekannt. — Da das Bild indessen den Stil Fr Salviati's
trägt, da ferner Algarotti vom 19. Juli 174:', schreibt, er habe eine Madonna mit
Heiligen und Engeln dieses Meisters erworben, und da er hinzufügt, das Bild habe
durch die Zeit gelitten (was bei dem unseren der Fall ist), so scheint es, dass
Algarotti die beiden jugendlichen Gestalten rechts für Engel angesehen habe und
dass unser Bild das durch ihn erworbene sei. — So auch Ff. p. l'.M',. — Gustav
Müller erkennt in den beiden bärtigen Heiligen die heil. Josef und Modestus, in
dem vorderen jugendlichen ileilgen (indem er nicht einen Palmenzweig, sondern eine
Hahnenfeder in dessen rechter Hand erblickt) den heil. Vitus. — l'hot. Bruckm.
Giuseppe Salviati
Grins. Porta, gen. Gius. Salviati, geb. zu Castelnuovo di Garfag-
nana um 1520, gest. zu Venedig um 1575, war Schüler des
Fr. Salviati, dessen Heiname daher auch auf ihn übertragen
wurde. Tätig zumeist in Rom und Venedig; gleichwohl seinem
Kunstcharakter nach im wesentlichen Florentiner geblieben.
86 Christus von Engeln beweint. Auf weissem Linnen am Rande
352) des Grabes lehnt der Leichnam des Herrn. Der Engel links an
E 3 seinem Haupte trägt ein blaues, derjenige rechts zu seinen
Füssen, der ihm die Linke küsst, ein rotes, der in der Mitte,
der weinend die Hände ringt, ein grünes Gewand.
Leinwand; h. 1,08% ; br. 0,87. — 1742 aus der Sammlung Carignan in Paris.
— Vom alten Dresdner Galeriewerk (II. 1757, Text p. XV) und neuerdings von
Lermolien" (S. 22s) als Werk Giuseppe Salviati's anerkannt; dagegen im Inv. Gua-
rienti N. 272 und im Inv. 1764, I 24H als Werk Francesco Salviati's bezeichnet
Die Verwandtschaft mit dem von uns diesem Meister zugeschriebenen Bilde N. 8f>
tritt deutlieh genug hervor, um mindestens den Schulzusauimenhang ausser Zweifel
zu stellen. — Gestochen von P. Tanje !fr II, 12. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
A. Florentin. Schule. B. Sienesische Schule. XVI.Jabrh. 61
Battista Naldini
(leb. zu Fiesole 1537, begraben zu Florenz den 18. Februar
1590. Schüler Pontormo's. Tätig in Florenz und Rom.
Die Anbetung der Hirten. Rechts der Stall in römischer 87
Ruine. Links am nächtlichen Himmel die Engelchöre. Vorn in (68)
der Mitte liegt das Kind. Mit erhobenen Händen kniet Maria 44 b
hinter ihm. Vorn aber knieen die Hirten.
ltal. Pappelholz; h. 0,81%; br 0,63%. — 1738 durch Rossi aus Italien als
Werk RaphaePs. Doch schon im Inv. 1754, I 386 als »Scuola Fiorentina«. Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Tamme.
Die Anbetung der Könige. Maria sitzt mit dem Kinde rechts 88
unter Säulenruinen. Links nahen die Könige mit ihrem Gefolge. (69)
Der älteste König ist anbetend niedergesunken. 44 b
ltal. Pappelholz ; h. 0,81 ; br. 0,63%. . — Gegenstück zum vorigen ; doch erst
drei Jahre später, 1741, durch Rossi aus Italien. — Phot. Tamme.
Unbestimmte Florentiner
Ende des XVI. Jahrhunderts
Magdalena. Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. 89
Kenntlich ist die Heilige an ihrem Salbgefässe. (41)
Von ital. Pappelholz auf Leinwand übertragen; h. 0,63; br. 0,47%. — 1857 Kgl. Kunst-
aus Steinla's Sammlung. 1904 an die Kgl. Kunstakademie. Bei IL als Schule
Leonardo's, der das Bild doch nur mittelbar angehört. — Phot. Ges.
Maria bei Elisabeth. Maria kommt von links. Ihr folgen ein 90
bärtiger Mann und zwei Frauen. Elisabeth kommt von rechts (59)
aus ihrem Hause, auf dessen Treppenstufe eine Dienerin steht. F. M.
Von Pappelholz auf Leinwand übertragen: h. 0,60%; br. 0,50%. — Nach
IL, der das Bild unter den angeblichen Werken Andrea del Sarto's verzeichnete,
wäre es 1472 als das Werk Francesco Vanni's durch Le Leu in Paris für 1500 Livres
erworben. Da diese Angabe bei der Unbedeutendheit des Bildes anglaublich ist,
so scheint es der von Venturi S. 355 erwähnte »Besuch der Frauen von unbekann-
ter Hand der Galerie von Modena und mit dieser Sammlung 1746 nach Dresden ge-
kommen zu sein. Die Maasse stimmen hierzu. 1896 ans Finanz-Ministerium.
B. Die sienesische Schule
Francesco Vanni
Geb. zu Siena 1563, gest. daselbst den 16. Oktober 1610 (nach
Baglione), oder geb. 1565, gest. den 26. Oktober 1609 (nach
Baldinucci). Stiefsohn und Schüler des Arcangelo Salimbeni in
Siena. Tätig zumeist in seiner Vaterstadt.
62 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
9 1 Heilige Familie. Maria sitzt in der Mitte der reichen
(70) Landschaft, Elisabeth kniet rechts und führt ihren kleinen
S 1 Johannes dein Jesusknaben zu, der ihm beide Arme entgegen-
streckt. Links sitzt Josef, auf seinen Stab gestützt.
Leinwand; h. 1,25 j L»r. l,04J^ — Inventar Guarienti (vor 1753i N. 07. —
Gestochen Ton I'. E. Moitte Sf> I, 25. — Phot. Bruckm.
Unbestimmter Meister
Mitte des XVI. Jahrhunderts
92 Heilige Familie. Kniestück. Maria mit dem Kinde, das
( 87 > sich mit segnend erhobener Rechten, in der Linken einen Blu-
2 a menstrauss, nach links dem kleinen Johannes zuwendet. Rechts
Josef vor einem Mauerhiutergrunde. Links Landschaft.
Ital. Pappelholz; h.0,71 V2; br.0,56}^. — Zuerst im Katalog von 1835. — Nach
II. 1746 aus der herzogl. Galerie zu Moilena und »Schule des RaphaeU. Doch lasst sich
die Herkunft ausModena nicht nachweisen und gehört das Bild sicher der toskanischen.
nach unserer, zuerst von W. von Seidlitz vertretenen Ansicht eher der sienesischen
als der florentinischen Schule an. Nach llerb. F. Cook und W. von Seidlitz von
Andrea I'iecinelli, gen. Brescianino, der 1507 in Sieua, L526 in Florenz nachweis-
bar ist, Wir haben uns bis jetzt hiervon noch nicht überzeugen können. — Vergl.
Lerm. S. 249. — Phot. Ges. ; Bruckm.
C. Die römische Schule
Rafaeilo Santi
Iu der Kegel nur Raphael genannt. Geb. zu Urbiuo den 7. April
(nur diesen Schluss können wir ans Ad. Miehaeli's Aufsatz in
der Kunst-Chronik vom 16. Jan. 1896 ziehen) 1483, gest. zu
Rom den 6. April 1 520. Schüler seines Vaters Giovanni Santi
zu Urbino, wohl auch Timoteo Yiti's zu Urbiuo, Gehilfe Pietro
Perugino's zu Perugia. In Florenz seit 1 504 unter dem Ein-
flüsse Leonardos und Pra Bartolommeo's. Bis 1508 in T'r-
bino, Perugia und Florenz, seit 150s in Rom. wo er das
Haupt der römischen Malerschule wurde.
93 Die Sixtinische Madonna. Maria schwebt in ganzer Gestalt
(80) auf weissen Wolken in golddnffciger Glorie von Engelsköpfen.
A 1 Der nackte Jesusknabe thront auf ihrem rechten Arme. Beide
blicken den Beschauer gerade von vorn mit ernsten, grossen
Augen an. Zu ihren Füssen knieen zwei verehrende Heiligen-
gestalten auf den Wolken : links der heil. Papst Sixtus IL, der
die dreifache Krone vorn auf die Brüstung niedergelegt hat
No. 93. Raffaello Santi.
Tafel Tu.
C. Römische Schule. XVI. Jahrhundert 63
und entzückt zur Muttergottes emporblickt; rechts die demütig
zur Seite schauende heil. Barbara, die an dem Turm zu ihrer
Rechten kenntlich ist. Vorn in der Mitte blicken zwei Engel-
knaben hinter der Brüstung hervor. Ein grüner Vorhang
schliesst oben die Erscheinung von der Erdenwelt ab.
Leinwand; h.2.65; br. 1,96. — 1753 — 1751 durch den Miller Carlo Cesare Gio-
vannini für 20000 Dukaten aus der Kirche San Sisto zu Piacenza. — Nach Vasari
lEd. Mil. IV. p. 365) hatte Raphael das Bild für den Hochaltar dieser Kirche gemalt.
Von eben diesem Hochaltar nahm Giovannini das Bild. Vgl. des Verfassers Aufsätze
in der Kunst für Alle« 1891, IX, S. 97 ff. und im Repert. XXIII. 1900 S 12—23.
Das Bild gehört der reifsten Lebenszeit des Meisters an. Es ist zwischen 1515 uud
1519 in Rom gemalt und das vollendetste Staffeleigemälde Raphael's. — Eine alte,
etwas veränderte Kopie besitzt das Museum zn Rouen (Lith. von Anbry Lecomte),
eine andere tauchte vor Kurzem in der Schweiz auf. Gestochen ist das Bild von
J. Thouvenain, C. G. Schulze t& in, 1; später von M. Gottschick, Karl Heinrich
MüUer, Fr. Müller, Mor. Steinla, Boucher-Desnoyers. F. Nordheim. .1. C. Nordheim.
Jos. Keller, Ed. Mandel und Jos. Kohlschein; Teile daraus von P. Lutz und Rieh.
Herzner; radiert von W. Unger und Max Horte, die Engel von Ch. Bellay; litho-
graphiert z. B. von L. Quaglio, Louis Zoellner und llanfst.. Teile daraus von G.
Wolff. — Phot. Braun I, 1; Phot. Ges.; Tainme; Häufst. ; Bruckui.
Nach Raphael von Dionysius Calvaert
Die heil. Cäcilia. Die edle Römerin hält die Orgel, die sie 94
erfunden, gesenkt in beiden Händen und schaut verklärt zu den (82 )
musizierenden Engeln empor, die ihr in den Wolken erscheinen. D 2
Zu ihren Füssen liegen, besiegt, die alten Saiteninstrumente.
Lauschend neben ihr stehen links Paulus und Johannes, rechts
Magdalena und Augustinus oder Petronius.
Leinwand; h. 2,34; br. 1,48. — Um 1750 durch Guarienti vom Senator Benti-
vogüo zu Bologna. Die Angabe der Herkunft bei H. beruhte auf einem Irrtum.
Vergl. des Verfassers Aufsatz in Thode's ^ Kunstfreund < I, 1885, S. 232—234.
Raphael hatte das Original, das sich in der Pinakothek zu Bologna befindet, im
Auftrage der Elena DuglioU für eine Kapelle der Kirche San Giovanni in Monte zu
Bologna gemalt. Die BesteUung erfolgte 1513. Vollendet wurde es gegen 1516.
— Phot. Braun VI, 4; Tarnnie; Bruckm.
Nach Raphael von G. B. Casanova
Der Prophet Jesaias. Eiue Schriftrolle haltend, thront er 95
mit dem Mantel ums Haupt. Ueber ihm halten zwei nackte (86)
Knaben eine Steintafel mit griechischer Schrift. C 3
Leinwand; h. 2,45; br. 1,45. — Zuerst im Katalog von 1835. — Das
Original ist das Freskobild in der Kirche Sant' Agostino zu Rom, das Raphael hm
1612, vorübergehend durch Michelangelo beeinflusst, ausgeführt hat. Als Kopist
galt bisher Ant. Raph. Mengs (1728—1779). Dass es in Wirklichkeit das Rezep-
64 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
tionsbild des Dresdner Akadeniieprofessors G. B. Casanova war, das dieser 1764
aus Rom nach Dresden schickte, geht aus einem nicht veröffentlichten Briefe des
Hauptstaaisarchivs hervor, den Fräulein Hanni Simons aus Elberfeld uns gütigst
mitteilte. Casanova war 1722 zu Venedig geboren und starb 1795 zu Dresden.
Nach Raphael von unbekannten Meistern
96 „Die schöne Gärtnerin." Maria sitzt vor reicher Landschaft.
(85) Mit beiden Händen hält sie den nackten Jesusknaben, der
C 3 ünks neben ihr steht. Rechts kniet der kleine Johannes.
Nussliaumholz ; h. 1,21 % ; l>r. 0,80%. — 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu
Prag. — Das Original aus Raphael's florentinischer Zeit ist die Belle Jardinierec
im Louvre zu Paris. — Phot. Hanfst. ; Brnckm.
97 Die „Madonna della Sedia". Kniestück nach rechts auf
(83) schwarzem Grunde. Maria sitzt bequem in einem Sessel (Sedia)
G 'S und drückt das Kind auf ihrem Schoosse innig an sich. Rechts
blickt anbetend der kleine Johannes hervor.
Ital. Pappelholz; rund; h. u. br. 0,72%. — Inventar 1754, 1 476. — Das
berühmte Original aus der ersten römischen Periode des Meisters befindet sich im
Palazzo Pitti zu Florenz. — Phot. Uanfst. ; Tamme; Brnckm.
98 Die Madonna mit dem Spruchband. Maria hält ihren nackten
(89) Knaben, der auf weissem Kissen steht und nach dem Spruch-
oeismtz ]mn(| greift, das der kleine Johannes ihm reicht.
Ital. Pappelholz; rund; h. 0,83%; br. 0,83. — 1746 aus der herzogt. Galerie
zu Modena. — Diese Herkunft bei H. bezweifelt. Es ist jedoch das bei Venturi
p. 353 im Mod. luv. von 1743 erwähnte rotondo«, das als Werk Raphael's galt,
übrigens eine im Hintergründe veränderte Kopie des Bildes der Madrider Galerie,
das als »Vierge ä la Rose« oder > Vierge ä, la legende» bezeichnet wird, jedoch auch
von Raphael keineswegs ausgeführt, sondern nur entworfen ist. 1902 an die Real-
schule zu Oelsnitz. — Phot. Uanfst. ; Brnckm.
Nach Baidassare Peruzzi
Geb. zu Siena den 7. März 1 481 ; gest. zu Rom den 6. Jan. 1 536.
War schon seit dem Beginne des Poutifikats Julius IL (1503) in
Rom tätig; wurde RaphaeFs Nachfolger als Baumeister der Peters-
kirche; 1522 in Bologna; 1529 in Siena; danu wieder in Rom.
99 Die Anbetung der Könige. Unter offener Holzhalle sitzt
(81) Maria mit dem Kinde auf einem Felsen, hinter dem Josef her-
R 13 vorblickt. Vorn beten die drei Könige an; der ältere, in der
Mitte, küsst schon des kleinen Heilands Puss. Links Elefanten und
Kameele. Ganz vorn drei Hunde. Undeutlich bez. R — 1564.
Fichtenholzplatte, mit Nussbaum- und Ahorn-Einlagen; h. 0,71 ; br. 0,59. —
1741 durch Rossj vom A''bate Ricci in Venedig. II. — Kopie nach der vatikanischen
C. Römische Schule. XVI. Jahrhundert 65
Tapete, der zweiten Folge, für welche Raphael nicht einmal alle Entwürfe mehr
gezeichnet hat. Der Entwarf zur vorliegenden Komposition rührt nach G. Frizzoni
(Arte Italiana del Einaacimento, Milano 1891, p. 217) von B. Peruzzi her. —
Berenson, Central Italians S. 166, führt unser Bild als eigenhändiges Werk
Peruzzi's an. — Die Originalzeiehnnng im Schlosse zu Sigmaringen. Man vergl.
Peruzzi's Anbetung der Könige, N. 167 der Londoner National Gallery. — Gest.
von Hier. Kock, von Seb. Vouillemont, von Pietro Santi Bartoli; rad. von Louis
Sommerau. — unsere Kopie, auf dem die Hunde hinzugefügt sind, scheint uns von
nordischer Hand herzurühren. — Phot. Braun TOI, 6; Brnekni.
Unbekannter Künstler
Ein Gastmahl. In einer Halle sitzen fünf Frauen an einer 1 0 1
Tafel. Eine sechste steht, von hinten gesehen, vor ihr. (88)
Alle weisen auf einen Ball (oder Apfel), der auf den Tisch Grimma
gerollt ist. Links zielt Amor mit verbundenen Augen.
Gebogene Lindenholzplatte ; h. 0,24; br. 0,57. — 1846 aus Rumohr's Nach-
lass. 1902 an den Altertumsverein zu Grimma. Früher mit Unrecht als -Schule
Raphael's«. Nicht einmal »römische Schule«.
Nach Sebastiano del Piombo
Seb. Luciani, gen. Seb. Veneziano oder del Piombo. Geb. zu
Venedig um 1485, gest. zu Rom den 21. Juni 1517. An-
fangs Schüler Giovanni Bellini's und Giorgione's in Venedig.
Seit 1511 in Rom im Anschluss an Michelangelo weiterent-
wickelt; doch 1527, 1528 und 1530 wieder in Venedig.
Vergl. G. Ludwig im Jahrb. Pr. K. Beiheft XXIV 1903, S. 110.
Christus, sein Kreuz tragend. Kniestück. Nach links gewandt, 1 02
bricht der dornengekrönte Christus unter der Last des grossen (24 7)
Kreuzes zusammen, das er, indem er es vorn mit beiden Händen C 3
fasst, auf der linken Schulter trägt. Links ein Krieger im Helm
und ein barhäuptiger Mann (Simon von Kyrene), der dem Heiland
aufhilft. Rechts im Hintergrunde der Kalvarienberg.
Ital. Pappelholz; h. 1,23; br. 0,96J^. — 1874 im Kunsthandel aus London.
Vorher im Besitze des Prinzen Napoleon, noch früher in demjenigen des französi-
schen Kenners Mr. Reiset. — Ein annähernd gleiches Bild im Madrider Museum,
ein ähnliches in der Ermitage zu St. Petersburg. Das unsere wäre nach Cr. und
Cav. VT, S. 407, Anm. 55 eine jigenhändige Wiederholung. — Gegen die Eigen-
händigkeit u. a. : 0. Eisenmann ( Kunstchronik XVI, S. 653) ; Ff. p. 169 — 170);
Lenn. 2. Aufl.. S. 331 — 332 und S. 359. Nach letzterem (mit Unrecht) sogar ent-
schieden nur niederländische Kopie. Der Vortrag ist in der Tat zu hart für den
Meister selbst. — So auch Pietro d'Ächiardi. Sebastiano del Piombo (Rom 1908)
S. 240 »ottima copia antiea«. — Phot. Braun VM, 7 ; Phot. Ges. ; Hanfst. ;
Tamme ; Bruckm.
5
66 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Giulio Romano
Giulio Pippi, gen. Giulio Romano. Geb. in Rom 1492, gest.
in Mantua am 1. Nov. 1546. Hauptschüler RaphaeFs. Tätig
bis 1524 in Rom. hauptsächlich im Dienste Raphael's; seit
1524 selbständig in Mantua.
103 La Madonna della Catina. Kniestück. Maria steht, nach
(95) rechts gewandt, an einem Steintische und hält mit beiden
B 2 Armen ihren nackten Knaben, der vor ihr in einem Wasch-
becken (Catina) steht. Von rechts begiesst der kleine Johannes
ihn aus einer Kanne mit Wasser. Josef steht hinter Johannes.
Links aber, an grünem Vorhange, steht die heil. Elisabeth,
die ein Trockentuch mit beiden Händen empor hält.
Ital. Pappelholz; h. 1.61; br. l,19*/i- — 174(5 ans der herzogl. Galerie zu
Modena. — Nach Vasari (Ed.. Mil. V, p. 545 — 546) in der niantuanischen Spätzeit
des Meisters für den Herzog Federigo gemalt, der es der Isabella l'.uschetta
schenkte. Vasari spricht zwar von vornehmen Damen im Hintergründe und lässt
Josef und Elisabeth aus. Da er indessen das Hauptmotiv genau schildert und ein
alter Stich ivon I'ietro Facchetti. Bartsch XVII. S. 15. N. 1) das lüld schon mit
Josef und Elisabeth wiedergibt, so ist zu vermuten, dass Vasari nur in den Neben-
figuren irrte. — Neuere Stiche von J. J. Flipart »£ I. '.> und von Aug. HoH'mann.
— Thot. Braun VII, 2; Phot. Ges.; llanfst. ; Tamme; ISruckm.
104 Pan und Olympos. Der ziegenbeinige. krummnasige, spitz-
(94) ohrige, bockshörnige Pan sitzt links auf einem Felsblock, neben
C 1 ihm der junge Hirt Olympos. Pan umschlingt mit seinem
linken Arm den Nacken des Jünglings. Rechts vorn ein Lamm.
Ital. Pappelholz; h. 2,48; br. 1.87. - 1732 aus London als Michelangelo.
So noch im Inv. 8° iN. 2308i; im Inv. Guaiienti ivor 1753) N. 187 dagegen schon
richtig als Giulio Romano. — Die llauptgruppe mit leichten Veränderungen nach
einer antiken Marmorgruppe. die sich zu Giulio Roinano's Zeit noch in Rom be-
fand, gegenwärtig aber dem Museum zu Neapel gehört. — Phot. Tamme.
Angeblich Polidoro da Caravaggio
Pol. Caldara, geb. zu Caravaggio, entwickelt unter Raphael in
Rom, tätig meist in Rom und Neapel, gest. zu Messina 1543.
105 Ei" Schild. Gefechtsszene grau in grau auf dunklem Grunde.
(91) Vorn sind einige Männer zu Boden gesunken, deren einem ein
R 11 Krieger den Kopf abschlägt. Reiter' sprengen von links und
rechts heran. Nach H. (nicht auffindbar) bez. C. F.
Kupferblech, rund; h. u. br. 51}^. — 1749 aus Rom. — Gegen die Urheber-
schaft Polidoro's z. B. Lerm. S. 250. — Sie ist in der Tat unwahrscheinlich.
106 Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt in einem Gemache,
(96) aus dem man links durch das Fenster ins Freie schaut. Sie
R 7
C. Römische Schule. XVI. Jahrhundert 67
hält mit der Rechten ein Buch, mit der Linken das nackte
Christkind. Josef steht rechts
Ital. rappelholz ; h. 0,44^; br. 0,35%. — Aus der KunstkaniDier. Im luv.
1722, A 40 als Polidoro da Caravaggio. — Bei 11. als Pierino del Vaga (eigentlich
Piero Buonacorsi, 1500 — 1547). — Beide Bezeichnungen erscheinen -willkürlich.
Ff. p. 247, gibt es frageweise dem P. del Vaga zurück. — Phot. Bruckm.
Federigo Baroccio
Geb. zu TJrbino 1528, gest. daselbst den 30. September 1612.
Wandte sich in solchem Maasse der Nachahmung Correggio's
zu, dass er als der Correggio von Urbino gefeiert wurde.
Tätig zumeist in Urbino und in Rom
Hagar und Ismael. Hagar hockt, nach rechts gewandt, 107
auf dem Boden. Hinter ihr liegt ein Strohhut. Vor ihr kniet (98)
der kleine Ismael, dem sie aus einer Schale zu trinken reicht. 3 c
Oben links in schwarzen Wolken eine Engelglorie.
Leinwand ; h. 0.38% ; br. 0,28. — Im Inv. 1754, JI 54, und in den Radierungen
als .»Maria mit dem Knaben auf der Flucht«. Hagar's Kopf ist Correggio's »Zinga-
rella« im Museum zu Neapel entlehnt. — Gest. v. G. Garavaglia. geschabt von
F. Michelis, rad. v. J. G. Riedel. J. A. Riedel und A. H. Riedel. — Phot. Ges. ;
Tamnie ; Bruckm.
Mariae Himmelfahrt. Unten umringen die Apostel knieend 108
das leere Grab. Die einen blicken lebhaft bewegt hinab, die (99)
anderen, nicht minder bewegt, empor gen Himmel, wo Maria, S 3
nach links gewandt, von Engeln geleitet, mit ausgebreiteten
Armen in die helle, mit Engelköpfen gefüllte Glorie hinein-
fährt. Rechts vorn auf einem Steine die Bezeichnung F. B.
Leinwand; h. 1.45; br. 1,11. — 1755 aus Rom. II. — Phot. Braun IX. 10;
Bruckm.
Nach Fed. Baroccio
Der heil. Franziskus empfängt die Wundmale. Mit ausgebreiteten 1 09
Armen kniet der Heilige rechts am Felsen. Links vorn sitzt (101)
sein Begleiter, der die Rechte geblendet vors Gesicht hält. Grimma
Leinwand; h. 0.643^ ; br. 0,46. — Inv. 1754, I 201, als Original. Es ist jedoch
nur eine Kopie nach dem von Fr. Villaniena gestochenen Bilde, das aus der Kapuziner-
kirche in die Pinakothek von Urbino kam. 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
Die Grablegung Christi. Vorn tragen die drei Männer den 1 1 0
Leichnam dem Grabe zu, das rechts bereitet ist. Links im (103)
Mittelgrunde bricht Maria schmerzbewegt zusammen. Rechts Grimma
vorn kniet Magdalena.
Leinwand; h. 0.55^; br. 0,35. — 1741 aus der Galerie Waldstein in Dux.
Das von R. Guidi. Aeg. Sadeler u. a. gestochene Originalbild Baroccio's befindet
sich in Santa Croce zu Sinigaglia. 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
5*
68 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Angeblich Fed Baroccio
| 1 1 Magdelena am Grabe des Heilandes. Weinend sitzt sie
(102) vorn am leereu Sarkophage. Rechte im Mittelgrunde erscheint
R 13 Christus als Gärtner: im Hintergrunde geht er mit den beiden
Jüngern nach Emmaus.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,42%. — Inv. 1722A 411 mit Unrecht als Werk
Peruzzi's (1481 — 1536). Bei H. nicht minder irrtümlich als Baroccio. Die Malweise
zeigt nichts von der leichten flüssigen Behandlung dieses Meisters. — Phot. Bruckni.
Jl Cavaliere d'Arpino
Giuseppe Cesari. gen. II Cavaliere d'Arpino. Aus Arpino in
den Abruzzen stammte sein Vater. Er selbst ist bald nach
1560 wohl schon in Rom geboren, sicher dort den 3. Juli
1640 gestorben. Hauptvertreter des Manierismus in Rom.
1 1 2 Eine Römerschlacht. Kampfgewühl zu Fuss und zu Ross.
(106) Das von rechts andringende Heer füllt die grössere, das von
Dreikönigs- ij^-g kommende die kleinere Hälfte des Bildes. Vorzeichen
schule °
Dresden oben in der Luft. Vorn unten gefallene Pferde und Krieger.
Leinwand ; h. 2,62 ; br. 4,24. — 1738 durch Rossi aus Ttalien. Damals »Car-
racci zugeschrieben. Im Inventar 1754 als »autore incerto«. Später und hei II. als
Cavaliere d'Arpino. — 1902 an die Dreikönigsschule zu Dresden. — Ein kleineres
besseres .Exemplar im Privatbesitze zu Mailand (Frizzoni).
D. Die bolognesische Schule
Bagnacavallo
Bartoloninieo Rameughi, gen. Bagnacavallo. Geb. zu Bagnacavallo
im Ferraresischen 1484, gest. zu Bologna im August 1542.
Schüler Fr. Francia's in Bologna. Folgte später der ferraresischen
und römischen Schule. Tätig meist in Bologna.
I 1 3 Maria, vier Heiligen erscheinend. Unten auf der Knie links
(97) der heil. Petronius; dann die heil. Petrus, Paulus und Philippus
D 3 Benitius. Lebeiisgross, wie sie, erscheint dicht über ihnen in
den Wolken Maria, von leuchtendem Goldlicht umstrahlt, um
Engelknaben getragen und umspielt; mit beiden Armen umfasst
sie den kleinen Heiland, der triumphierend, mit segnend er-
hobener Rechten, links neben ihr auf der Wolke steht.
Ital. Pappelholz; h. 2,51; br. 2,06. — 1755 durch den Maler C. C. Giovannini
aus dem Ospedale de'Pellogrini zu Bologna. — Die beiden äusseren Heiligen wurden
früher S. Geniinianus und S. Antonius von Padua genannt. Die offenbar zutreffende
Berichtigung gab Ff. p. 14 — 15. Lin Hauptbild des Meisters. — Gest. von l'eter Lutz.
- I'hot. Braun IV. 4; l'hot. Ges.; Tamme ; liruckni.
D. Bolognesische Schule. XVI. Jahrhundert 69
Prospero Fontana
Geb. zu Bologna 1512, gest. daselbst 1597. Schüler des Innocenzo
da Imola. Schulhaupt iu Bologna zu Ende des XVI. Jahrhunderts.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. Links sitzt die Mutter I 15
Gottes am Boden und reicht dem Jesusknäbchen die Brust. (507)
Hinter ihr blickt Josef hervor. Rechts vorn kniet die heil, R 8
Cäcilia. Neben ihr eine zweite bekränzte Heilige.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,65. — Inv. 1754, I 177, als s autore incerto«.
Jedoch schon im Catalogue« von 1763 mit Recht als Fontana. — Phot. Bruckm.
Bartolommeo Passarotti
Geb. zu Bologna um 1530; gest. daselbst den 3. Juni 1592.
Schüler des T. Zuccaro, Lehrer des Ag. Carracci. Tätig zu-
meist in Bologna. Er gehört zu den Bologneser Manieristen.
Ein Familienbiidnis. Kniestück. An einem rot gedeckten 1 1 6
Tisch sitzen zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind. Links (572)
und rechts die beiden Männer, in der Mitte die beiden Frauen. S 1
Der Mann zur Linken hält ein Stück Goldschmiedearbeit er-
hoben. Angeblich die Familie des Künstlers.
Leinwand; h. 1,03}^; br. 1,39 J£. — Inventar Gnarienti (vor 1753) N. 431. —
Ans der Sammlung des Marchese Monti zu Bologna. — Phot. Bruckm.
Orazio Sammacchini
Geb. zu Bologna 1532, gest. daselbst den 12. Juni 1577. Ent-
wickelte sich in Rom durch das Studium Raphael's und Michel-
angelo's zu einem der besseren bolognesischen Manieristen.
Heilige Familie. Maria sitzt in der Mitte. Rechts kniet 1 1 7
die heil. Katharina. Links reicht Johannes dem Christkind auf (509)
Maria's Schooss einen Apfel, weiter zurück steht Josef. R 8
Ital. Pappelholz ; h. 0,94% ; br. 0,74% . — Inventar Gnarienti (vor 1753) N. 426.
Ans der Sammlung des Marchese Monti zu Bologna. — Phot. Braun V, 8 ; Bruckm.
Pellegrino Tibaldi
Auch Pell. Pellegrini. Geb. zu Bologna 1532, gest. in Mailand
als Dombaumeister zu Anfang 1592. Schüler Bart. Ramenghi's
in Bologna; durch das Studium Michelangelo's weiterentwickelt.
Tätig in Bologna, Rom, Madrid und Mailand.
Der heil. Hieronymus. Rechts sitzt der halbnackte Alte. 1 1 8
Links erscheint ihm der Engel. Links zu den Füssen des (508)
schreibenden Heiligen sein Löwe, rechts sein roter Kardinalshut. plaiien *• v-
Leinwand; h. 1,71; br. 1,35. — Zuerst im Katalog von 1835. — 1902 an den
Kunstverein zu Plauen i. V. — Phot. Bruckm.
70 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Lorenzo Sabbatini
Gen. Lorenzino da Bologna. Geb. zu Bologna um 1533, gest.
um 1577. Schüler Tizians in Venedig, doch später ganz im
Banne der Schulen von Rom und Parma.
119 Die Verlobung der heil. Katharina. In der Mitte sitzt Maria
(535) und reicht dem Jesusknaben auf ihrem Schoosse den Ring, den
R 15 er der rechts knieenden heil. Katharina an den Finger stecken
soll. Links vorn Josef als Brustbild.
Leinwand; h. 0.0*1 ; lir. 0.74%. — Inventar Guarienti ivor 1753i N. 425.
Aus der Casa Beilud zu Bologna. — l'hot. Braun VII. 12; Bruckm.
Denijs Calvaert
Gen. Dionisio Fiammingo; geb. zu Antwerpen, wo er 1556 Lehr-
junge der Lukasgilde wurde, gest. als Schulhaupt zu Bologna
den 17. März 1619. Schüler des Prospero Fontana zu Bologna.
120 Maria erscheint den heil. Franziskus und Dominikus. Links
(100) vorn in grosser Berglandschaft der heil. Franz in halb knieender
B 2 Stellung. Er hält das rote Kreuz ausgestreckt in der Linken
und schaut verklärt gegen den Himmel. Rechts blickt der
heil. Dominikus mit gefalteten Händen empor. Maria erscheint
mit dem Christkind im Arm oben aus grauer Wolke in gold-
gelber Engelkopf-Glorie. Datiert unten in der Mitte 1598.
Leinwand; h. 1.59%; It. 1,25. — 176<> aus Casa Ranuzzi in Bologna.
Dieses, nicht Calvaert's Kopie der heil. Oacilia Rarhael's. wie H. annahm, kam aus
Casa Ranuzzi. Vergl. des Verfassers Aufsatz in Thode's Kunstfreund I, 1885.
S. 233 Ms 234. — Phot. Braun IX, 8; Phot. Ges.; Hanfst. ; Bruckm.
Lavinia Fontana
Geb. zu Bologna den 26. August 1552, gest. in Rom 1602.
Schülerin ihres Vaters Prospero Fontana. Tätig in Bologna.
|2| Heilige Familie. Der Jesusknabe auf Maria's Schoosse er-
(514) widert die Umarmung des rechts nahenden kleinen Johannes.
4 c Links steht Josef, rechts sitzt Elisabeth. Bez. u.: LAVINIA
PROSPERI FONT ANA . . . FACTEBAT A° MD . . .
Buchenholz; h. 0,40; br. 0,32. — Inventar Guarienti ivor 1753i N. 420. —
Aus der Sammlung des Abbate Branchetta zu Bologna. — l'hot. Bruckm.
Barbara Longhi
Geb. zu Ravenna den 21. Sept. 1552; daselbst noch am Leben
1619. Schülerin ihres Vaters Luca Longhi zu Ravenna (1507
I). Bolognes. Schule. E. Ferrares. Schule. XVL Jahrh. 71
bis 1580), der der bolognesischen Schule nahe steht. Tätig
zu Ravenna.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Der Jesus- 121 A
kuabe, den Maria mit der Linken auf ihrem Schonsse hält, fasst (506)
dem links knieenden Johannesknaben, den sie mit der Rechten R 6
heranzieht, zärtlich unters Kinn. Im Hintergrunde rechts eine
Säule mit einem Vorhang, links eine heitere Landschaft.
Leinwand; h. 0.88%; br. 0.71. — Kat. 18S7 u. 1892: N. 114. — Zuerst im
Katalog von 1835 als Innocenzo da Imola ; 1846 als unbekannt; 1848 zuerst als
»Luca Longhi . So noch in unseren Katalogen von 1887 u. 1892. Doch erscheint
das Bild, worauf zuerst Dr. Conado Ricci aufmerksam gemacht, für Luca selbst zn
hölzern. Es erweist sich vielmehr als Werk seiner Tochter Barbara. — Phot. Bruekni.
Unbestimmter Bolognese
Heil. Familie. Links Gemäuer, rechts Landschaft. Maria 122
hält das nackte Kind auf ihrem Schoosse und ergreift das Hand- (1 04)
tuch, das die links vor ihr knieende Elisabeth ihr reicht. R 14
Josef sitzt hinter den Frauen. Ganz links kommt der kleine
Johannes mit dem Lamme auf den Schultern.
Leinwand; h. 0.84; br. 1,13. — Inventar 1722, A 21. — Damals als Garofalo.
Bei H. als römische Schule ; eher bolognesischer Schule. Von Dr. Gust. Ludwig zu
Innocenzo da Imola 1 1493/94— löOOl in Beziehung gesetzt. — Phot. Bruckm.
E. Die ferraresische Schule
Lodovico Mazzolini
Geb. um 1478 — 1481 zu Ferrara; gest. daselbst 1528. Yergl.
Venturi im Archivio stör, dell1 Arte 1890 III p. 447 ff. 1894
VIT p. 303. — Schüler des Lorenzo Costa. Ausgezeichneter
ferraresischer Kolorist. Tätig hauptsächlich in Ferrara.
Die Ausstellung Christi. Auf marmornem Vorbau, zu dem 1 23
links von der Strasse eine Treppe hinaufführt, wird der Dornen- (145)
gekrönte von zwei Schergen gehalten. Zahlreiche Zuschauer 1 a
drängen sich oben um ihn, auf der Treppe und unten auf
der Strasse. Links oben ein Herold mit seinem Trompeter,
rechts ein Knabe, der ein Banner trägt. Unten auf der
Strasse begrüssen sich vorn in der Mitte zwei Pharisäer.
Ital. Pappelholz; h. 0.66; br. 0,43%. — 1876 von Kox in London. Bis zur
Versteigerung 1865 beim Grafen James Pourtales-Gorgier zu Paris. — Charakte-
ristisches aUgemein anerkanntes Bild des Meisters. — Phot. Braun LTI, ll;Tamme;
Bruckm.
72 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Dosso Dossi
Giovanni di Niccolo Lutero; gen. Dosso Dossi. Geb. um 1479
im Ferraresischen, gest. (vor dem 26. Juli) 1542 in Ferrara,
Schüler des Lor. Costa in Bologna. Durch römische und
venezianische Einflüsse weitergebildet. Tätig in Mantua (1512),
meist aber in Ferrara.
Wenngleich sich aus den nachstehenden Dosso'schen Bildern im Lichte der
neueren Forschung die Nummern 127, 129, 131 wahrscheinlich als Werke Battista
Dosso's des jüngeren, 154s gestorbenen Bruders Dosso Dossi's, ausscheiden lassen,
so halten wir diese Frage, die in den Anmerkungen erörtert worden ist, doch noch
nicht für spruchreif genug, um die Bilder jetzt schon umzuordnen.
124 Der heil. Georg. Veränderte und vergrüsserte Kopie nach
(93) dem Gemälde Raphael's in der St. Petersburger Ermitage. Der
D 1 jugendliche geharnischte Ritter in vergoldeter Rüstung sprengt
gegen den Drachen an, der sich links unten, bereits von der
Lanze durchbohrt, zu seinen Füssen windet. Rechts im Mittel-
grunde kniet die befreite Prinzessin in der Landschaft.
Leinwand; h. 2.0(5; br. 1,21. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Damals dort Garofalo benannt iVentnri p. 356); in den Dresdner Inventaren dem
Raphael selbst, bei H. frageweise dem Giov. F. Penni, »il Fattore gen. (1488 — 1528),
zugewiesen. Als Jugendwerk Dosso's, etwa um 1506 ausgeführt . mit grosser Ent-
schiedenheit in Anspruch genommea von Lerm. S. 140 (2. Aufl. 190). Das Original
Raphael's ist ein kleines Bildchen. Dosso hat ausser dem Maasse nicht nur die
Landschaft verändert, sondern z. B. dem Ritter einen Helmbuscb. der Prinzessin
eine Krone gegeben. Nach Berenson (North Italians S. 208) wäre nicht Dosso,
sondern Girolamo da Carpi der Meister unserer Kopie. — Fhot. Tamme.
125 Der Erzengel Michael. Mit der Lanze in der Rechten, dem
(92) Schilde in der Linken ist er vom Himmel herabgestürmt. Im
D 1 nächsten Augenblicke wird sein Fuss schwer auf dem Satan
lasten, der sich über Flammen und Rauch, vergebens den Drei-
zack in der Rechten zur Abwehr erhebend, unter ihm windet.
Leinwand; h. 2, (»5; br. 1,19. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Schon damals dort als Werk Dosso Dossi's (Venturi 356). — In Dresden von An-
fang an als Werk Penni's; bei IL doch nur (wie das vorige) frageweise. — Dem
Dossi mit Recht zurückgegeben von l.erm. S. 139—140 (2. Aufl 189i. So auch
Venturi in Galleria Crespi«, Mailand 1900 p. 31 ff., und Berenson. North Italians
S. 208. Die Komposition ist von Raphael's beiden Louvrebildern verschieden,
scheint aber durch den damals in Ferrari befindlichen Karton zu einem von ihnen
angeregt worden sein. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
126 Die Gerechtigkeit. Ganze Gestalt, fast von vorn, die
(146) Wage in der erhobenen linken Hand, die Fasces unter dem
D 1 rechten Arme. Zu ihren Füssen drei umgestürzte Geldtöpfe.
E. Ferraresische Schule. XVI. Jahrhundert ' 73
Leinwand ; h. 2,00 ; br. 1,05%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Vergl. Lerm. S. 136—138. Offenbar Dekorations-Gegenstück zu dem folgenden,
vielleicht auch zu den beiden vorigen ; 1618 von Ferrara nach Modena geschickt.
Vergl. Venturi p. 39 und >. Galleria Crespi« p. 31 ff. Auch nach ihm von Dosso
Dossi, desgl. nach Berenson, North Italians S. 208; doch nur teilweise eigenhändig.
— Phot. Braun XIEI, 1 ; Phot. Ges., Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
Der Friede. Weihliche Gestalt, etwas nach links. Sie !27
trägt eine Blumenkrone im Haar, hält ein Füllhorn im linken (149)
Arm, eine gesenkte Fackel in der rechten Hand und tritt mit D 1
dem linken Fuss auf Harnisch und Helme. Links ihr Lamm.
Leinwand; h. 2,11 ; br. 1,09. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. Nach Berenson, North Italians S. 208 nur
zum Teil von Dosso Dossi selbst. — Nach Venturi »Galleria Crespi« p. 31 ff. von
Battista Dossi, Giovanni's jüngerem Bruder (f 1548), was auch uns wahrscheinlich
erseheint. Jedenfalls nicht von Dosso Dossi ausgeführt. — Phot. Braun VI, 2 ;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Vision der vier Kirchenväter. Der hl. Hieronymus kniet 128
links; der hl. Bernhardin von Siena steht hinter ihm; die (140)
hl. Ambrosius, Augustinus und Gregorius sind rechts angeordnet; D 2
der eine schreibt sitzend, der zweite stehend, der dritte steht
mit erhobener Rechten hinter ihnen. In der Mitte reiche
Landschaftsferne. Oben segnet der Allmächtige die neben ihm
auf den Wolken knieende Maria. Englein halten ein ge-
bauschtes Goldlichttuch.
Ital. Pappelholz ; h. 3,58 ; br. 2,08. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. Befand sieh ursprünglich als Altarbild in der Kathedrale dieser Stadt.
Venturi p. 171 und »Galleria Crespi« p. 31 ff. Auch nach ihm von Dosso Dossi. —
Desgl. Dach Berenson, North Italians, S. 208. — Gestochen von P. A. Julian
j$ LT, 7. — Phot. Ges.; Bruckm.
Vision der vier Kirchenväter. Aehnliches Bild in kleinerem 1 29
Maasstabe, wie das vorige. Doch sitzt hier links einer der heil. (153)
Bischöfe, rechts der heil. Hieronymus vor den beiden anderen. 1 h
Alle vier sind in lebhafter Unterhaltung begriffen. Im Hinter-
grunde links reicher Fernblick. Oben in den Wolken Gottvater
auf der Weltkugel, von Engeln umgeben, mit einem Stabe das
Haupt der rechts neben ihm knieenden Maria berührend.
Früher von Holz auf Leinwand übertragen; h. 1,55; br. 1,16%. — Inventar
1754, I 93, als Garofalo. Bei H. als »Schule des Dosso«. Bei Lerm. S. 140—141
(2. Aufl. 190 — 192) als eigenhändig. Ebenso nach Berenson, North Italians (1907)
S. 208. Nach Ad. Venturi (.Galleria Crespi, p. 31 ff.) jedoch von Battista Dossi. —
Desgl. nach B. Patzak : Die Renaissance- und Barockvillen in Italien, m, Leipzig
1908, S. 254 und 257. — Auch wir halten diese Bestimmung für wahrscheinlich. —
Phot. Tamme ; Bruckm.
74 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Schule Dosso Dossi's
130 Eine Höre mit Apollo's Gespann. Die Höre steht auf Wolken
(148) mitten im Bilde und wendet sich nach links zu den vier
D 2 Rossen Apollo's zurück, um sie an den Wagen zu spannen,
der rechts unten in der grünen Landschaft steht.
Leinwand ; h. 0,89; br. 1,56. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Damals dort dem Garofalo iVenturi p. 356), jedoch schon im Inventar Guarienti
(vor 1753) N. 238 dem Dosso Dossi zugeschneiten. So auch bei H. Nach Lerm.
S. 138 (vergl. 2. Aufl. 188) in der Tat dossoisch, doch nicht von ihm selber aus-
geführt. Dies scheint richtig. Das Bild gehört zu demselben Dekorations- Zyklus
wie N. 139, zeigt jedoch eine andere Hnnd. In der Tat sind verschiedene Meister
an der Ausschmückung des Schlosses zu Ferrara, aus dem auch dieses Bild 161S
nach Modena kam iVenturi p. 39) tätig gewesen. Nach Berenson, North Italians
S. 208 doeh teilweise von Dosso Dossi selbst. — Phot. Bruckm.
1 3 1 Der Traum. Eine junge Frau schlummert vorn an einem
(151) Steine. Im nächtlichen Dämmerlichte umgeben sie von allen
R 8 Seiten phantastische Menschen- und Tiergestalten. Rechts neben
ihrem Haupte ein Hahn, hinter ihr eine Eule, über ihr ein
fahler Lichtball. Links zu ihren Füssen seltsame Spukgestalten.
Im Hintergrunde jenseits eines Sees eine brennende Stadt.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,47. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Damals dort dem Garofalo zugeschrieben (Vent. p. 357 1. In Dresden jedoch schon
im Inv. Guar. (vor. 1753) N. 143 als Dossi. - Nach Leim. S. 138 (2. Aufl. 188),
dem wir zustimmen, in der Tat dossoisch; doch eher von Dosso's Bruder Battista
Dossi ausgeführt; nach Venturi, Galleria Crespi, p. 31 ff., sicher von Battista, was
auch uns wahrscheinlich ist. Vergl. die Bemerkungen zum votigen Bilde. Nach
Berenson North Italians S. 208 doch teilweise von Dosso Dossi. — Phot. Bruckm.
Garofalo
Benvenuto Tisi, genannt il Garofalo. Geb. 1481 in ferrare-
sischem Gebiete, gest. zu Ferrara den 6. Sept. 1559. Schüler
des Dom. Panetti in Ferrara, des Boccaccino in Cremona.
Im Anschluss an Lor. Costa in Bologna, an Raphael in Pom
(1510 — 1512) und an Dosso Dossi in Ferrara weiterentwickelt.
Tätig meist in Ferrara.
132 Poseidon und Athene. Pallas Athene setzt den linken Fuss
(156) auf ihren Helm, stützt sich mit der rechten Hand auf ihren
D 1 Speer und weist mit der Linken auf die Stadt zurück. Poseidon
sitzt rechts neben ihr auf dem Felsen, stützt seine rechte Hand
auf seinen Dreizack und setzt seinen rechten Fuss auf einen
Delphin. Im Hintergrunde die Meerbucht. Rechts die Stadt
am Gebirge. Bez. unten halb r. 1512. NOV,
E. Ferraresische Schule. XVI. Jahrhundert 75
Leinwand; h. 2,11; br. 1,40. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena;
1618 aus Ferrara, für dessen Sehloss es gemalt gewesen, nach Modena. Venturi
p. 39. — Gest. von Jae. Folkema $ II, 17. — Phot. Braun 11, 7; Phot. Ges.;
llanfst.; Tamme ; Bruckm.
Maria ihr Kind anbetend. Rechts kniet Maria vor Ruinen 133
in üppiger Berglandschaft und betet das auf ihrer Mantelschleppe (160)
ruhende Kind an. Links kniet ein Engel, der bereits das Schweiss- D 2
tuch und die Dornenkrone bringt. Oben in den Wolken ein Engel-
chor in drei Abteilungen. Die oberste hält eine Tafel mit der
Inschrift: TVAM IPSIVS ANIMAM GLADIVS PERTRANSIVIT.
Die beiden unteren halten die Marterwerkzeuge des Heilands.
Unten die Jahreszahl MDXVII.
Leinwand; h. 2,44; br. 1,30. — Inv. Guar, (vor 1753) N. 151; aus der
Kirche der Padri Scalzi zu Ferrara. Nach Vasari (VI, p. 465) für San Girolamo in
Ferrara gemalt und »tenuto bellissimo«. — Phot. Braun XII, 1; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme ; Bruckm.
Maria, Heiligen erscheinend. Mit ausgestreckter Linken blickt 1 34
Maria segnend von ihrem Wolkenthrone herab. Mit der Rechten (161)
hält sie das Christkind neben sich auf einer kleineren Wolke. D 3
Unten musizieren ältere, oben reiten jüngere Engel auf Wolken.
In der reichen Landschaft steht Petrus links, sitzt der heilige
Bernhard von Clairvaux schreibend in der Mitte, steht rechts
in blanker Rüstung der heil. Georg. Unten in der Mitte bez.
BENVENV (sie) GAROFALO MDXXX DEC. Das letzte Wort
(Dezember) ist wohl mit Lerm. S. 142 (2. Aufl. 192) nur
so zu lesen, wenngleich anscheinend DEI dort steht.
Leinwand; h. 2,82; br. 1,47. — 1749 durch S. Striebel aus Rom. — Nach
N. Cittadella (Notizie relative a Ferrara p. 351 1 aus der Certosa von Ferrara. —
Das von Vasari (VI, p. 463) ähnlich beschriebene Bild für S. Spirito war ein anderes.
Catalogo istorico de' pittori ferraresi II, 1782, p. 29. — Phot. Braun XV, 1; Bruckm.
Mars und Venus vor Troja. Uias V, Vers 330 — 364. Links 135
sitzt Mars in der Rüstung eines mittelalterlichen Ritters. Statt (155)
seines Helmes, den Amor fortschleppt, trägt er ein farbiges D 4
Barett. Er wendet sich der Liebesgöttin zu, die, von orange-
nem Mantel lose umhüllt, mit Amor neben ihm steht, ihm
ihre verwundete Hand zeigt und hinunter deutet auf den Wagen,
den sie zur Flucht erbittet. Rechts im Tale Kampfgewühl.
Leinwand; h. 1.33; br. 2,38. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena.
— 1618 aus Ferrara nach Modena; Venturi p. 30. — Phot. Braun VI, 3; Phot.
Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Heilige Familie. Rechts sitzen Anna und Maria in einem 136
Ruinenhofe auf einer Steinbank. Maria hält das stehende Christ- (159)
1 a
76 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
kind neben sich, und dieses wendet sich bewegt dem kleinen
Johannes zu, der links von Elisabeth herangeführt wird. Hinter
Anna und Maria deren Gatten Joachim und Josef.
Ital. Pappelholz; h. 0,41; br. 0,57. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Nach Lerm. 2. Aufl. S. 191 Anm. eher »Schulbild«; doch auch bei
lierenson, North Italians S. 224 als eigenbändig. — Phot. Tamme.
137 Maria mit dem Kinde und Heiligen. Maria sitzt auf einer
(158) Steinbank und reicht das nackte Christkind der links knieenden,
3 c mit einem Rosenkranze geschmückten heil. Cäcilia dar, hinter
der Antonius von Padua und Bernhardin von Siena knieen.
während rechts der heil. Geminianus sitzt.
Ital. Pappelholz; h. 0,65; br. 0,85%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Nach Lerm. 2. Aufl. S. 191 Anm. 2 eher »Schulbild« ; doch auch bei
Berenson, North Italians S. 224 als eigenhändig. — Phot. Braun V, 4; Phot. Ges.
Hanfst.; Bruckm.
1 38 Bacchanal. Bacchus sitzt in der Mitte. Ariadne fährt links
(157) auf goldenem Wagen, von Satyrn und Bacchantinnen umschwärmt,
B 1 heran. Ein schwebender Genius hält zwei goldene Reifen über
ihnen. Neben ihnen, hinter ihnen und vor ihnen schreiten
mächtige Elefanten, von Angehörigen des Thiasos geritten.
Vorn in der Mitte helfen nackte Satyrn dem alten bekränzten
Silen einen Löwen besteigen. Rechts wird geopfert und musiziert.
Aus den Wolken blicken Zeus und Hera herab.
Leinwand; h. 2,18; br. 3,13. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena, in
die das Bild zu Anfang des XVII. Jahrhunderts aus Ferrara gelangte. — Nach
Vas. (VI p. 467) als Kaminstück für den Herzog von Ferrara nach einer Zeichnung
Raphael's (»con i disegni di Raffaello da Urbino i von Garofalo in dessen 65. Lebens-
jahre gemalt. — Phot. Braun XTTI, 2 ; Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
139 Diana und Endymion. Endymion schlummert vorn in blunii-
(147) gern Rasen unter Felsen und Bäumen, mit dem rechten Ellen-
D 2 bogen auf einen Stein gestützt. Diana (Silene die Mondgöttin)
beugt sich über ihn, umfasst sein Haupt und greift ihm mit
der linken Hand ans Kinn. Rechts im Mittelgründe ihr Wagen.
Leinwand; b. 0,94%; br. 1,54%' — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Damals »Venus und Adonis benannt und schon dem Garofalo zugeschrieben. Vergl.
Venturi p. 356. — In Dresden jedoch seit dem Inventar 1754, I 343, als Dosso
Dossi. So auch bei H. — Dagegen von Lerm. S. 138 (2. Aufl. 187 — 188) wenigstens
als Erfindung dem Garofalo zurückgegeben, wenn er auch die Ausführung eher dem
Girolamo da Carpi zuschreiben wollte. — Phot. Bruckm.
140 Jesus im Tempel. Der jugendliche Heiland steht allein in
(154) der Mitte des Mittelgrundes auf einer Treppenstufe und erhebt
3 c lehrend die Rechte. Links und rechts in weitem Halbkreis sitzen
E. Ferraresische Schule. XVI. Jahrhundert 77
und stehen die Zuhörer, mannigfaltig gruppiert und äusserlich
und innerlich bewegt. In der Mitte liegt ein Lamm am Boden.
Leinwand; h. 0,66^; br. 0,84%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Damals dort dem Garofalo zugeschrieben. Venturi pag. 301. — Bei H. als »Schule
des Dosso Dossi«. Von Leim. S. 142 (2. Aufl. 192) dem Garofalo zurückgegeben;
so auch Seidlitz: Repert. XVI, S. 374. — Phot. Bruckm.
Schule Garofalo's
Die Verlobung der heil. Katharina. In einer Säulenhalle 14!
sitzt links Maria mit dem Kinde, naht rechts, sich leicht ver- (162)
neigend, die heil. Katharina, der der Jesusknabe einen Ring 3 c
an die Rechte steckt. Links steht Josef hinter Maria. Be-
zeichnet am Postamente links : M. D. XXX. VII.
Ital. Pappelholz; h. 0,68; br. 0,52%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena, in die das Bild (Ventnri p. 159) 1625 aus der Sammlung des Kardinals
Alessandro in Rom gelangte; damals in Modena ausdrücklich als echt bezeichnet
(Venturi p. 355), jedoch schon bei H. mit einem Fragezeichen versehen und schwer-
lich gut genug für die eigene Hand des Meisters. — Phot. Bruckm.
Girolamo da Carpi
Eigentlich Girolamo de' Sellari oder de' Livizzani. Sein Vater
war aus Carpi. Geb. zu Ferrara 1501, gest. daselbst 1556.
Schüler Garofalo's. Später unter dem Einflüsse Dosso's.
Gelegenheit und Geduld. Rechts weicht eine bekleidete und 142
verhüllte weibliche Gestalt, die die Geduld vorstellt, vorsichtig vom (185)
schroffen Felsenabhange zurück, an dem ein mit kurzem Chiton D 1
bekleideter Jüngling, der auf einer Kugel steht und ein Messer
in der erhobenen Rechten hält, senkrecht so schnell hinabrollt,
dass sein blondes Haupthaar in die Höhe weht. Dieser Jüng-
ling stellt die Gelegenheit vor. Er ergreift die Gelegenheit,
die von der Geduld verschmäht wird.
Leinwand; h. 2,11; br. 1,10. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Seit dem Inv. Guarienti (vor 1753), N. 85, als Werk Girolamo Mazzuoli's. — In-
dessen hat Venturi (p. 23 — 25 1 urkundlich nachgewiesen, dass Girolami da Carpi
dieses Bild unter dem Namen der »Gelegenheit und Geduld« 1541 am herzoglichen
Hofe von Ferrara gemalt hat; und wir sehen keinen Grund, mit Venturi zu be-
zweifeln, dass Vasari eben dieses Bild im Sinne gehabt, als er schrieb (VII, p. 476),
Girolamo da Carpi halte im herzoglichen Palaste ein grosses Gemälde gemalt, »con
una figura quanto il vivo, flnta per una Occasione, con bella vivezza, movenza,
grazia e buon rilievo«. — So auch Berenson, North Italians S. 239. — Vergl. auch
des Verfassers Text zu Braun's Galeriewerk, S. 137 — 138. — Eine Kopie des
Bildes in der Galerie von Modena. — Phot. Braun IV, 5 und Tanime.
Venus von Schwänen gezogen. In weiter, rechts vorn von 143
hohen Bäumen begrenzter Landschaft fährt Venus in einer von (178)
E 2
78 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Schwänen gezogenen Muschel nach rechts über den See. Sie
wendet sich, einen Pfeil in der Rechten erhebend, nach Amor
um, der mit einer Fackel auf dem Rande der Muschel steht.
Links im Wasser und am Ufer ergehen sich drei Nymphen.
Leinwand; h. 1,43; br. 2.67 — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Schon damals dort Girolanio da Carpi zugeschrieben iVenturi p. 358), obgleich es
1618 als Werk Dosso's von Ferrara nach Modena geschickt worden war iVenturi
p. 39). Nach Lerm. S. 137 i2. AuH. 186) gehört es zu den Hildern. die von Dosso
erfunden, aber von Girolamo da Carpi u. a. ausgeführt wurden. — So auch
l'.erenson. North ltalians S. 239. — l'hot. Tamrue
144 Judith. Kniestück. In hellem Gewände, von dunkelblau-
(152) grünem Mantel umflattert, sitzt Judith lebensgross im Vorder-
3 b gründe. In der gesenkten Linken hält sie das Haupt des Holo-
fernes. Mit der rechten Hand weist sie, an ihrer Brust vor-
über zurückdeutend. auf das grosse Zeltlager im Hintergrunde.
Leinwand; h. 1.34%; br. 1,07%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Damals irriger Weise als Parnieggianino. I!ei 11. als Dosso Dossi. Nach Lerm.
S. 138 — 139 l2. Aufl. 188l wohl in der Tat von Dosso entworfen, jedoch von Giro-
lamo da Carpo ausgeführt. Diesem Meister, für den auch wir uns entscheiden,
schreibt in der Tat bereits ein altes Modeneser Lnventar vom Anfang des XVIII.
Jahrhunderts iVenturi. p. 313) das Bild zu. — So auch l'.erenson. North ltalians.
S. 239. — Phot. üraun XII. 2 und Tamme.
145 Zeus' Adler mit Ganymed. Mit ausgebreiteten Fittichen
(182) schwebt der Vogel des höchsten Gottes zwischen Wolken in der
B 1 Luft und packt mit einer Klaue den linken Fuss des jungen
Ganymeds, der sich willig am Flügel festhält und ein Gefäss
trägt, das auf sein Amt als Mundschenk des Zeus deutet.
Leinwand; h. 0,80%; br. 1,45. — 1876 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Schon damals und noch bei H. als Parnieggianino. Gleichwohl zeigt das Bild
durchaus nicht die Hand dieses Meisters; vielmehr gehört es. wie Lerm. S. 139
(2. AuH. 188) richtig bemerkt hat. in die Reihe der von Dosso und seinen Nach-
folgern in Ferrara ausgeführten Gemälde, ist aber kein eigenhändiges Mild Dosso's.
Es unter die Werke Girolamo da Carpi's zu setzen, veranlasst uns einerseits seine
Malweise, anderseits das alte Modeneser Inventar vom Anfang des XVIII. Jahr-
hunderts iVenturi. p. 313), in d''m es in der Tat noch diesem Meister zugeschrieben
wird. — So auch llerenson. Norih ltalians. S. 239. — Phot. Pruckni.
Ippolito Scarsella
[ppolito Scarsella, gen. Scarsellino. Gel), zu Ferrara 1551;
gest. daselbst den 27. Okt. 1620. Unter dem Einflüsse der
Carracci und Paolo Veronese's entwickelt. Hauptvertreter der
ferraresischen Kunst am Ende des XVI. Jahrhunderts.
F. Schulen v. Parma und Modena. XVI. Jahrb. 79
Die Flucht nach Aegypten. In reicher Landschaft schreitet 146
die heilige Familie, nach rechts gewandt, rüstig einher; voran (187)
Josef, der den Esel vor sich hertreibt, hinter ihm Maria, an 3 a
deren Rock der Jesusknabe sich festhält.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,78%. — Inv. Guarienti ivor 1753) N. 407. Vom
Abbate Branchetta zu Bologna. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Die heil. Familie daheim. In der Zimmermannswerkstatt, 147
aus der man rechts in die , Landschaft blickt, sitzt links Maria (188)
und näht. Rechts sägt Josef an einem grossen Balken; und 3 a
der Jesusknabe kommt herzu, um ihm zu helfen.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,79. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 408. Vom
Abliate Branchetta zu Bologna. — Gegenstuck zum vorigen. — Phot. Tamme.
Die heil. Familie mit Heiligen. In ihrer Säulenruinen- 148
wohnung sitzt Maria nach rechts gewandt. Der Jesusknabe (189)
steht auf ihrem Schoosse und reicht der heil. Barbara (es ist D 4
nicht die heil. Katharina) ihre Palme. Rechts vorn kniet der
heil. Carlo Borromeo. Links hinter Maria steht Josef. In
der Mitte blickt der Johannesknabe hinter der Säule hervor.
Leinwand ; h. 1,96 ; br. 2,19. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Das Bild war 1615 vom Herzog bei dem Meister, der damals in Ferrara arbeitete,
für eine Kapelle in Modena bestellt und im Oktober 1615 vollendet worden. Venturi,
p. 140—141 und p. 172. — Gest. von Et. Fessart if, II, 27. — Phot. Bruckm.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Maria sitzt in einem 149
schattigen Garten. Das Kind auf ihrem rechten Arm wendet sich (190)
dem links knieenden heil. Franziskus zu. Rechts kniet der heil. R 10
Antonius. Hinten die heil. Clara und die heil. Katharina.
Kupfer; h. 0,31; br. 0.28%. — Inv. Guarienti (vor 17531 N. 427. Aus Casa
Ghislieri in Bologna. — Phot. Bruckm.
Unbestimmter Ferrarese des XVI. Jahrhunderts
Beweinung Christi. Der Leichnam des Herrn liegt vorn I49A
auf dem Schoosse Maria's zwischen Johannes und Magdalena. (225)
Links oben der Calvarienberg, unten das leere Grab; rechts R 4
im Mittelgrunde der heil. Hieronymus, im Hintergründe die
Ermordung des Märtyrers Petrus.
Ital. Pappelholz; h. 0,69; br. 0,53; bisher N. 297. — In der ersten Hälfte
unseres Jahrhunderts durch Direktor Matthäi. — Dass Cr. und Cav. (V, S. 592) dieses
Bild dem Micchele Coltellini von Ferrara (erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts) zu-
schreiben konnten, erscheint ebenso unbegreiflich, wie dass es bei H. als Fr. Squarcione
(1394— 1474) gelten konnte. Ferraresischen Ursprung ist es zweifellos. — Phot. Bruckm.
80 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
F. Die Schulen von Parma und Modena
Correggio
Antonio Allegri, gen. Correggio. Geb. zu Correggio um 1494, gest.
daselbst den 5. März 1534. Schüler des Ant. Bartolotti zu Cor-
reggio, dann wohl des Franc. Bianchi Ferrari zu Modena. Tätig
in Correggio, seit 1518 aber hauptsächlich in Parma. Aus der
ferraresisch - bolognesischen Schule Lorenzo Costa1 s hervorge-
wachsen, wurde er, auch von Mantegna beeinflusst, als Bahn-
brecher einer neuen Richtung das Haupt der Schule von Parma.
150 Die Madonna des heil. Franziskus. Unter einem von
(168) ionischen Säulen getragenen Rundbogen thront Maria. Der
D 1 Sockel des Thrones wird von zwei nackten Knäblein gestützt,
die ein Medaillon mit dem Bilde des Moses halten. Das
nackte Christkind auf Maria's Schoosse erhebt segnend die kleine
Rechte; sie selbst streckt, milde herabblickend, ihre Rechte
über das Haupt des heil. Franziskus aus, der links neben dem
Throne entzückt emporblickt. Hinter ihm steht der heil.
Antonius. Rechts neben dem Throne aber stehen Johannes
der Täufer, der, den Beschauer anblickend, auf den Heiland
deutet, und die heil. Katharina, die durch Rad und Richt-
schwert gekennzeichnet ist. Oben umschweben zwei nackte
Engelkuäblein mit gefalteten Händen anbetend das Haupt der
Jungfrau. Bezeichnet u. r. am Rade:
ANTOIVS
DE
ALEGR15
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[tat. I'appelholz; h. 2,99; br. 2,45Va- — 1746 aus der herzogi. Galerie zu
Moden». — Das Bild ist, wie urkundlich festgestellt worden (Vungileoni Mem. II, p.
65 — 69), 1014 von den Mönchen des Minoritenklosters zu Correggio bei dem Meister
hestellt und im Frühjahr 1515 von diesem allgeliefert worden. Vergl. Ricci (deutsch)
S. 97—104. — Gest. von Et. Fessard *$> I, 1, von 1'. Lutz und von Gust. I,evy, —
f'hot. Braun IV- 3 ; l'hot. Ges. ; Tamme ; ilanfst. ; l'.ruckni.
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Tafel IV
F. Schulen von Parma und Modena. XVI. Jahrh. 81
Die Madonna des heil. Sebastian. Freundlich herabblickend. 1 5 I
erscheint Maria mit dem Kinde in Wolken den drei Heiligen. (169)
Links schaut der heil. Sebastian, nackt bis aufs Lendentuch, D 1
mit beiden Händen an einen Baum gebunden, in lebhafter
Wendung verklärt gen Himmel. In der Mitte kniet der heil.
Bischof Geininianus und deutet mit der Rechten zu der Er-
scheinung empor. Zu seinen Füssen hält ein kleines Mädchen
das Modell des Domes von Modena, Rechts schläft der heil.
Rochus. Grössere und kleinere Engel,, von denen ein kleinerer
keck auf einer Wolke reitet, haben sich mit herabgelassen.
Oben die Engelkopf-Glorie in goldgelbem Lichte.
Ital. Pappelholz; h. 2,65; br. 1,61. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Das Bild ist 1525 von der Schützengilde des heil. Sebastian zu Modena für eine
Chorkapelle des Domes dieser Stadt bestellt worden. Vgl. Pungileoni II, p. 193—195.
Um 1659 trat die Kirche es dem Herzoge Alfonso IV. für seine Galerie ab. Vergl.
Venturi p. 268. Ricci (deutsch) S. 289 — 290. — Schon damals wurde es durch
Flaminio Torre restauriert. Es ist nicht in allen Stücken wohlerhalten. — Gestochen
von Christ. Bertelli, von P. A. Kilian §S I. 3 und von A. Lefevre. radiert von einem
alten Anonymus. — Phot. Braun IV. 1; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Die heil. Nacht. Den Stall bildet eine Ruine mit Säulen. 152
Rechts kniet Maria und blickt entzückt den Neugeborenen an, (171)
den sie mit beiden Armen über der Krippe hält. Ein helles D 1
Licht geht vom Kinde aus und bestrahlt, wie das Antlitz seiner
Mutter, so auch die anbetenden Hirten. Ganz vorn steht links
ein bärtiger älterer Hirte, der sich, lebhaft bewegt, auf einen
mächtigen Stab stützt; in der Mitte kniet ein jüngerer, der
glückselig gen Himmel schaut ; an der Säule steht eine Magd,
die sich, geblendet, die linke Hand vors Gesicht hält. Ein
Hund steht zu Füssen der Hirten. Josef macht sich rechts
im Mittelgrunde mit dem Esel zu schaffen. Links oben aber
erscheint, in Wolken herabgefahren, ein Reigen halbwüchsiger
Engel mit wunderlich durcheinander geschlungenen Gliedmaassen.
Im Hindergrunde eine dämmerblaue Landschaft.
Ital. Pappelholz ; h. 2.56 J^ ; br. 1,88. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Dieses Bild wurde schon 1522 von Alberto Pratonero besteUt. aber erst
1530 in der KapeUe der Pratoneri der Kirche San Prospero zu Reggio aufgestellt.
Pungileoni III, S. 211 — 212. Im Mai 1640 unter Herzog Francesco I. ging es von
dort in die Galerie zu Modena über. Venturi, p. 226. Vgl. Ricci (deutsch) S. 308—312.
Eine gezeichnete Studie zu dem Bilde im British Museum zu London. Gestochen
von A. M. Esebiai, H. Vincent, A. Zeechino, P. L. Surugue ifr n, 1, Fr. Boetius,
E. G. Krüger, A. Lefevre, C. H. Rahl, M. Lavigne, Th. Langer, Jos. Kohlscbein
und G. EUers ; radiert von G. M. Mitelli, Stef. Piali ; geschabt von Fr. Nassi, J. J.
6
82 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Freidhoff u.a.; punktiert von M. Sloane; in Schwarzkunst von J. Pichler. — l'hot.
Braun I, 7 ; l'hot. Ges. ; Tamuie ; Hanfst. ; Bruckrn.
153 Die Madonna des heil. Georg. In stattlicher Halle, deren
(172) mit Fruchtkränzen geschmückter Kuppelansatz von zwei stein-
ig 1 farbigen Engeln getragen wird, thront Maria, etwas verkürzt
von unten gesehen, auf hohem Unterbau vor dem Rundbogen,
durch den man ins Freie hinausblickt. Das nackte Christkind
auf ihrem Schoosse streckt seine beiden Aennchen nach der
linken Seite aus, wo der heil. Geminianus sein Kirchenmodell
dem Engel abnimmt, während weiter vorn Johannes der Täufer
in schmucker Jünglingsgestalt mit der Rechten zum Heiland
empor deutet. Rechts steht der Märtyrer Petrus, weiter vorn
aber, den linken Fuss auf das Haupt des Drachens setzend,
der jugendliche Ritter (leorg, zu dessen Füssen vier nackte
Kinder mit seinem Helm und seinen Waffen spielen.
ltal. Pappelholz; h. 2.86; br. 1,90. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Mo-
dena. — Correggio hatte das Bild zwischen 1530 und 1532 für die Kirche San
Pietro Maitire zu Modena gemalt. Pungileoni II, p. 233 — 238. — 1649 Hess der
Herzog es in seine Galerie bringen. Venturi S. 225. Ricci (deutseh) S. 314. —
Ein Entwurf zu dem Bilde im Kgl. Kupferstich-Kabinett zu Dresden. Entwürfe zu
den I'utti in Dresden und Florenz. — Gestochen von Chr. Beitelli, N. D. Beauvais
Sfc I, 2, Tb.. Langer, E. G. Krüger; radiert von G. M. Giovannini und G. M. Mitelli.
— l'hot. Braun V, 5; Phot. Ges.; Tanime; llanfst ; Bruckm.
Angeblich Correggio
154 Magdalena. Unter dichtbelaubtem Felsen liegt Magdalena,
(170) halb aufgerichtet, mit dem Rücken nach oben. Sie stützt den
. 3 c Kopf mit dem rechten Arm auf das Buch, das sie vor sich
aufgeschlagen hält und blickt eifrig lesend hinab. Links steht
ihr Salbgefäss. Ein blauer Mantel umfliesst ihren Kopf und
Rücken. Ihr blondes Haar fällt auf ihre Schultern herab.
Kupfer; h. 0,29; br. 39%. — 174<i aus der herzogl. Galerie zu Modena. Das
Bild hatte einen silbernen, mit Edelsteinen geschmückten Rahmen, der erst, als es
im Jahre 1788 einmal gestohlen, alier bald nach der Entdeckung des Diebes zurück-
gebracht war, durch den gewöhnlichen Galerie-Rahmen ersetzt wurde, um seil ist ins
grüne Gewölbe zu wandern. — Das Bild hat den modernen Correggio-Forschern bis vor
fünfundzwanzig Jahren als ein Hauptwerk des Meisters gegolten, wenngleich Quandt.
wie Schnorr a. a. 0. N. 2, S. 266. erzählt, schon 1S54 bezweifelte, dass Correggio
es gemalt habe. Erst 1880 hat Giovanni Morelli (Lerm. S. 153 — 161 ; 2. Aufl. 207
bis 217 und 360) mit grosser Entschiedenheit die Unechtheit des Bildes behauptet:
teils weil es auf Kupfer gemalt sei, was zu Correggio's Zeiten in Italien ganz ver-
einzelt dastehen würde, teils, weil die Formensprache und die Malweise durchaus
nicht auf Correggio hinweisen. Fast alle Forseber haben diesen Ausführungen Morelli 's
Tafel V.
F. Schulen von Parma und Modena. XVI. Jahr h. 83
zugestimmt. Vgl. Ricci (deutsch) S. 249 — 250. Morelli ging jedoch soweit , unser
Bild für eine niederländische Kopie, das unbekannte Original für das Werk eines
Schülers der Carracci zu erklären: und hier können wir ihm nicht mehr folgen.
Seiner Ansicht gegenüber, dass sogar ein Niederländer der Richtung A. v. d. Werft's
(1659 — 1722) es gemalt habe, ist darauf hinzuweisen, dass das Bild nach Venturi
p. 291 schon 1682 in der Sammlung zu Modena als Meisterwerk Correggio's kopiert
wurde. — Wann es nach Modena gekommen, lässt sich nicht nachweisen. Baldi-
nucci berichtet (Notizie V, 1702, p, 304) von einem anscheinend gleichen Bilde
Correggio's, das sich um 1600 in Florenz im Privatbesitze befunden habe und von
Christ. Allori und seinem Schüler Rossi unzählige Male kopiert worden sei. Nach
allem scheint es uns am wahrscheinlichsten , dass unser Bild eine im XVII. Jahrh.
entstandene, daher in der Formensprache etwas veränderte italienische Kopie nach
einem verlorenen Originale Correggio's ist; und hieran müssen wir zu unserem leb-
haften Bedauern auch festhalten, nachdem Ad. Venturi, der italienische Kenner (La
Galleria Crespi in Milano, Mailand 1900, p. 12 — 13 und besonders in l'Arte VII,
1904, p. 393), zu der Ansicht zurückgekehrt, das Bild sei ein eigenhändiges Werk
Correggio's. Auch Berenson hat es 1907 in seinen North Italian Painters S. 199
nicht als Werk Correggio's anerkannt. — Gest. von J. Daulle «^ 1, 4, von C. G.
Contius, J. G. Boettger, F. Bartolozzi, Fr. v. Stadler, G. Longhi, C. H. Rahl, W.
Jluruphrey, P. Lightfoot, F. L. Knolle, Gust. Planer, W. H. Watt, W. Overbeck.
G. Asioli; punktiert von J. J. Freidhoff; radiert von Niquet; geschabt von W. Ward
und S. W. Reynold's. — Phot. Braun VII, 3; Phot. Ges. ; Taninie; Hanfst. ; Bruckm.
Bildnis eines Gelehrten. Der sogen. »Arzt des Correggio«. 155
Männliches Brustbild nach links auf grauem Wandgrunde. Der (173)
Dargestellte steht an einem Tische, auf dem er mit der Rechten 3 c
einen mächtigen, rot eingebundenen, mit Metall beschlagenen
Folianten in aufrechter Lage festhält, während er in der mit
drei kostbaren Eingen geschmückten Linken seine Handschuhe
hält. Er trägt einen schwarzen Talar mit kleiner weisser
Halskrause und eine schwarze Kappe über grauem Haar.
Ital. Pappelholz ; h. 0,8272 ; br, 0.69. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — Ueberliefert ist der Name Correggio's für unser Bild schon seit dem
Jahre 1638, in welchem es sich im Besitze des Bischofs Coccapani von Reggio be-
fand: Venturi, p. 226. Gleichwohl stellte schon Jul. Meyer (Correggio, Leipzig 1871,
S. 90—92 und S. 374) es zu den mindestens zweifelhaften Bildern des Meisters, und
Morelli (Lerm S. 153; 2. Aufl. 207—208) sah es bereits als selbstverständlich an,
da^s es nicht mehr für ein Werk Correggio's gehalten werde. Tn der Tat können
auch wir die Art dieses Meisters nicht in unserem Bilde erkennen, glauben vielmehr
mit Lerm, dass es ferraresischen Ursprungs sei ; unmöglich erscheint uns auch
Morelli's Vorsehlag, es Dosso Dossi« zu nennen, nicht. — In der Tat als Dosso
Dossi bei Berenson, North Italians. S. 208. — Gestochen von P. Tanje »£ II, 2. —
Phot. Braun VIT. 2 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
Nach Antonio Allegri da Correggio
La Madonna della Cesta. Unter Bäumen und altem Ge- 156
mäuer sitzt Maria, nach rechts gewandt, auf dem Erdboden (176)
84 Italiener des sechzehnten .Jahrhunderts
und hält den lebhaft bewegten Jesusknaben vor sich auf dem
Schoosse fest. Links vorn ein Korb (Cesta) mit einer Scheere.
Rechts im Mittelgrunde Josef an seiner Hobelbank.
Mahagoniholz; h. 0,35 l/s ; br. 9,25 }^. — Inv. 1722, A. 59. Damals für Ori-
ginal gehalten; aber bald als Kopie erkannt; als Kopie mit Recht auch bei H. —
Das anerkannte Original befindet sich in der National Gallery zu London.
157 Die Verlobung der heil. Katharina. Kniestück. Links sitzt
(177) Maria, nach rechts gewandt, in reicher Landschaft unter einem
C 3 Baume. Der nackte Jesusknabe auf ihrem Schoosse steckt der
rechts vor ihm stehenden heil. Katharina, welche die linke
Hand auf ihr Rad stützt, den Verlobungsring an den Kinger.
Rechts hinter der Heiligen blickt der heil. Sebastian herüber.
Leinwand; h. 1,01 ; br. 1,01. — Als N. 2638 im Jahre 1741 durch v. Kaiser-
ling, daher nicht im Inventar 1722, wie II. annahm. — Das anerkannte Original
befindet sich im Louvre zu Paris.
Schule des Antonio Ailegri da Correggio
158 Die heil. Margaretha. Halbfigur, nach rechts gewandt, in
(174) gelbem Kleide mit aschgrauem Mantel. Ueber ihrem Kopfe ein
3 c ringförmiger Heiligenschein. Das Buch, in dem sie liest, hält
sie in der erhobenen Rechten, ihren Kreuzesstab in der Linken.
Der Drachenkopf liegt rechts vor ihr.
Ital. Pappelholz; h. 0,68; br. 0,52^. — 1756 aus der Galerie des Duc de
Tallard in Paris. H. — Damals unter dem Namen La Liseuse als Original Cor-
reggio'8. Doch schon bei H. mit Recht nur als Schul- und Atelier-Bild. Sehr ähnlich
Correggio's Bild in Hampton Court. Vgl. Corr. Ricci, Correggio, his Life etc., London
1896, p. 239. — Phot. Braun VIII, 10; Phot. Ges.; Hanfst. ; Tamme; Bruckm.
II Parmeggianino
Francesco Mazzuoli (Mazzola). gen. il Parmeggianiao. Gel), zu
Parma 1504, gest. daselbst den 24. Aug. 1540. Entwickelt
unter dem Einflüsse Correggio's in Parma, Michelangelo^ und
RäphaePs in Rom. Tätig in Parma, Rom und Bologna.
160 Maria zwei Heiligen erscheinend. Vor einem Geländer sitzt
(180) rechts Johannes der Täufer, der die Linke auf seinen Stab
D 3 stützt und in der rechten die Taufschale hält, links der heil.
Stephanus mit der Ueberwinderpalme in der Rechten, dem Steine
in der Linken. Zu seinen Füssen das Brustbild des Stifters.
Oben in den Wolken, von hellen Strahlenkreisen umgeben, er-
scheint Maria; der Jesusknabe steht auf ihrem linken Arme.
Ital. Pappelholz ; h. 2,53 ; br. 1,61. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Nach Vasari (V, p. 232) in der Spätzeit des Meisters für die Kirche S. Stefano zu
6
F. Schulen von Parina und Modena. XVI. Jahrh. 85
Casal Maggiore gemalt. 1646 dem dortigen Arciprete für die Galerie zu Modena
vom Herzog Francesco T. abgekauft. Venturi p. 244 — 245. — Gestochen in Holl-
dunkel in drei Platten von A. M. GTaf von Zanetti d. ä. — Phot. Bruckm.
La Madonna della Rosa. Kniestück. Maria sitzt in hellem, 1 6 1
golddurchwirktem Kleide vor einem roten Vorhänge und greift (181)
mit dem linken Arme über den Jesusknaben hin, der halb auf B 1
ihrem Schoosse, halb auf dem rechts stehenden Tische liegt,
den Beschauer mit grossen Augen anblickt, die mit Korallen
geschmückte Linke auf die neben ihm liegende Weltkugel lehnt,
mit der Rechten aber seiner Mutter eine Rose reicht.
Ital. Pappelholz; h. 1,09; br. Ü,88V2- — 1752 durch Luigi Crespi in Bologna
aus der Casa Zani daselbst. — Nach Vasari (V, p. 227 — 228) vom Meister in Bologna
für Pietro Aretino gemalt, aber dem Papste Clemens VII., als dieser in Bologna
erschien, geschenkt. Von diesem dorn Dionigi Zani in Bologna überlassen. — Gest.
gegenseitig von einem anonymen Italiener um 1600 und von J. Ch. Deucher S$ II, 3.
— Phot. Braun II, 8 ; Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
Ein junger Heiliger. Kniestück. Unter einem offenen Fenster 162
steht der bartlose junge Mann in braunem Rocke, nach links ge- (397)
wandt, an einem Tische. Die rechte Hand, in der er eine Palme B 1
hält, stützt er auf ein Buch; mit der linken fasst er an seinen
Degen. Als Heiligenschein umgibt ein brauner Kreis sein Haupt.
Leinwand ; h. 1,02 ; br. 0,6872- — 1869 aus Unger's Nachlass in Berlin. Bei II.
»unbekannt«. — Nach Lerm. S. 143 ein echter, wenn auch verputzter Parmeggianino.
Der Vergleich mit den Bildnissen dieses Meisters, sehon denjenigen in der kaiserl.
Galerie zu Wien, lässt uns dieser Ansicht zustimmen. So auch Berenson, North
Italians. S. 278. — Phot. Bruckm.
Nach Parmeggianino
Amor als Bogenschnitzer. Amor, als halbwüchsiger Jüngling 1 63
von hinten gesehen, vor schwarzem Grunde, wendet sein Gesicht (175)
nach links zum Beschauer zurück. Den linken Fuss setzt er B 2
auf die Bücher, die er verachtet; mit beiden Händen schnitzt
er seinen Bogen. Links unten vor ihm zwei kleinere Liebes-
götter. Der vordere, schalkhaft lächelnde, drückt den anderen
so heftig, dass dessen Gesicht sich schmerzhaft verzieht.
Leinwand; h. 1,35%; br. 0,64%; Inventar 1722, A 30. Vom Grossherzog
von Florenz als Kopie nach Correggio. Bei H. als »Schule des Correggio«. Allein
schon Vasari (V, p. 230) beschreibt das Original als Werk Parmeggianino's, welches
dieser seinem Freunde, dem Cavaliere Baiardo, gemalt, habe ; und dieses anerkannte
Original Parmeggianino's befindet sich in der kaiserl. Galerie zu Wien. — Phot.
Braun V, 6; Phot. Ges.; Tamme; Hanfstängl; Bruckm.
86 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Schule des Parmeggianino
164 Heilige Familie. Maria sitzt halb knieend in romantischer
(183) Landschaft auf dem Erdboden. Der Jesusknabe, der ein Buch
lauen i.v. hai^ sitzt auf ihren Knieen. Beide blicken in das Spruchband,
das der kleine Johannes mit Maria anfasst.
[.einwand; h. 0.46%; l.r. 0,36%. — 1741 durch Rossi aus Italien. — 1902
an den Kunstverein in Plauen i. V.
Niccolo Abati
Niccolö Abati, gen. delT Abate. Geb. zu Modena um 1012,
gest. 1571 zu Fontainebleau. Entwickelt unter dem Einflüsse
Oorreggio's und Giulio Romano's. Arbeitete anfangs zu Modena,
im Schlosse Scandiano und zu Bologna, wurde aber 1552 nach
Fontainebleau berufen, wo er ansässig blieb.
165 Die Hinrichtung der Apostel Petrus und Paulus. Vor der
(186) reichen Landschaft, in deren Mittelgrunde Rom liegt, kniet Paulus.
D 1 Schon hat er einen Schwertstreich von dem Henker empfangen,
der von hinten gesehen, links neben ihm steht und gerade
zu dem zweiten tödlichen Streiche ausholt. Weiter links kniet
Petrus bereits auf dem Kreuze, an das die beiden Henker, die
ihn gepackt haben, ihn anheften werden. Mit gefalteten Hunden
blickt er zu der Erscheinung der heil. Jungfrau empor. Diese
thront oben vor der Engelkopfglorie auf Wolken, die von zahl-
reichen Engelknäblein getragen und geschoben werden. Das
Christkind auf ihrem Schosse reicht den Engeln die für Petrus
und Paulus bestimmten Ueberwinderpalmen.
Ital. Pappelholz; h. 3,63%; !>r. 1,98. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. — 1547 für die Kirche San Pietio in Modena gemalt. Vgl. Vasari VI, p. 481.
— Bedeutendstes erhaltenes Tafelbild der italienischen Zeit des Meisters. Gleichwohl
sind der Henker und Paulus aus Correggio's Gemälde in P:>.rma entlehnt, welches
das Martyrium der heiligen Placidus und Flavia darstellt ; desgleichen, worauf Coir.
Ricci aufmerksam macht, die Glorie aus Pordenone's Glorie in der Franziskanerkirche
zu Piacenza. — Gest. von I.. Zucchi und J. Folkema $ 6. — Phot. Braun XII. t :
Phot. Ges. ; Brnckm.
Girolamo Bedolo (Bedulla)
Gen. Gir. Mazzuoli (Mazzola). (ieb. in Parma. Geburtsjahr un-
bekannt. Gest. zwischen 1568 und 1573 (Vasari V, p. 238).
Vetter Parmeggianino's ; unter ähnlichen Einflüssen entwickelt,
wie dieser. Tätig zumeist in Parma.
F. Schulen von Parma und Modena. XVI. Jahr h. 87
Die Madonna mit dem knieenden heil. Georg. In der Mitte I65A
der reichen Landschaft sitzt Maria und reicht dem links im (184)
Vordergrunde knieenden heil. Georg das Christkind dar, das B 2
beide Aermchen nach dem Ritter in blanker Rüstung aus-
streckt. Dieser aber blickt mit auf der Brust gekreuzten Armen
demütig vor sich hin. Neben ihm sein Helm, über ihm sein
weisses Ross. Rechts führt ein Engel den kleinen Johannes heran.
Leinwand; h. 1,56%; br. 1.33. — Eat. 1887 und 1892 N. 159. — 1746 ans
der herzogl. Galerie zu Moden». Dieses Bild hat eine gewisse Verwirrung in der
Correggio-Literatur angerichtet, indem es hie und da mit unserer Madonna des heil.
Georg von Correggio verwechselt worden ist. Vgl. Tiralioschi. Notizie de' pittori etc.
natu degli stati del Duca dl Modena. Modena 1786, p. 64; Pungileoni. Memorie 1 p. 225
Bis 227. II p. 239; Jul. Meyer. Correggio. Leipzig 1871. S. 368. — Das P.ild stammt
aas der Pfarrkirche zu Rio bei Correggio, von wo es 1646 als Werk Correggio's nach
Modena gebracht wurde, obgleich schon 1638 ein Unterhändler des Herzogs es nur
für eine Kopie erklärt hatte. Venturi p. 229. — Als »Kopie des Altarbildes von
A. Allegri in Rio bei Correggio« stand es bei IL verzeichnet. Correggio hat aber
offenbar niemals ein Bild für Rio gemalt. In Wirklichkeit hängt, wie der Verfasser
dieses Katalogs sich durch den Augenschein überzeugt hat, in der Kirche zn Rio nur
eine schwache Kopie nach unserem Bilde ; dieses hielten wir stets für ein Original aus
der Schule oder Nachfolge Correggio's. Dem Girolamo Bedolo wurde es später schon
in Modena zugeschrieben i Venturi p. 356), und in Dresden hat es früher stets für ein
Werk dieses Meisters gegolten; so auch noch bei IL — Erst durch MoreUi's Wider-
spruch (Lerni. S. 143 — 144, 2. Aufl. 194) Hessen wir uns verleiten, es dem P.edolo
ab- und einem unbekannten Schüler Correggio's zuzusprechen. Doch hat Dr. Corrado
Ricci uns mit den stilkritischen Beweisen dafür versehen, dass es in der Tat ein
Jugendwerk Bedolo's ist. wie das folgende der späteren Zeit dieses Künstlers an-
gehört. — Gest. von M. Auher 9} II, 4. — Phot. Braun X, 2; Brnckm.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. Maria thront, nach 166
links gewandt, in stattlicher Steinhalle. Mit der Linken hält sie (179)
ein Buch auf ihrem Schoosse, mit der Rechten berührt sie den B 1
Kopf des vor ihr stehenden Jesusknaben, welcher dem vor
Maria knieenden Johannesknaben unters Kinn greift. Rechts
vorn an einer Säule steht der heil. Sebastian mit einem Pfeil
in der Brust, links der heil. Franziskus mit gefalteten Händen.
Ital. Pappelholz; h. 1,68; br, 0.95%. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 442.
als Parmeggianino. So auch noch bei TL — Indessen zeigt das Bild die feste Technik
dieses Meislers keineswegs. Lerm. S. 143 (2. Aufl. 193) dachte an Girolamo Bedolo ;
und dass dieser es wirklich gemalt, hat dem Verfasser ein erneutes Studium seiner
Werke in Parma bestätigt. Gest. von N. Le Mire 9& I, 5. — Phot. Brnckm.
Bartoiommeo Schedoni (Schidone)
Geb. zu Modena. Geburtsjahr unbekannt. Jung gestorben 1615
zu Parma. Angeblich (Malvasia I, p. 581) Schüler der Car-
88 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
racci in Bologna. Doch erscheint sein Stil eher als eine
selbständige Erneuerung der Art Correggio's, verquickt mit
realistischen Tendenzen. Tätig in Modena und Parma.
167 Heilige Familie. In schöner, mit hohen Laubbäumen und
(191) einem Landsee ausgestatteten Landschaft sitzt Maria auf einem
R 14 Stein. Das Kind auf ihrem Schoosse wendet sich mit beiden
Armen seinem Nährvater, der sich links auf seinen Stab stützt,
mit dem Kopfe aber dem kleinen Johannes zu, der rechts an
Maria's Schoosse kniet.
Ital. Pappelholz ; h. 0,41% ; br, 0,52. — Zuerst im Katalog von 1835. - Nach
dem Inv. Guarienti (N. 15, fol. 25b) besass die Dresdner Galerie ein aus denselben
Figuren bestehendes lebensgrosses Bild Schedoni's, das aus Modena gekommen war;
und nach Venturi (p. 356 vergl. p. 293) befand sich dieses grosse Bild in der herzogl.
Galerie zu Modena. Es muss also 174fi mit den übrigen nach Dresden gekommen
sein. Hier befand es sich auch noch nach dem Katalog von 1853. Erst bei H., 1856,
fehlt es; es hat nach Hofrat Inspektor Gustav Müller zn den im Mai 1861 versteigerten
Galeriebildern (Katalog-Nummer 31) gebort. — l'hot. liruckm.
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes
Tizian
Tiziano Vecelli (Vecellio); geb. zu Pieve di Gadore in den
Friauler Alpen, angeblich 1477, gest. zu Venedig den
27. August 1576. Schüler Giovanni Bellini's, zeitweise Genosse
Giorgione's in Venedig. Tätig hauptsächlich in Venedig; doch
1511 in Padua, 1545—46 in Rom. 1548 und 1550—51
in Augsburg. Hauptmeister Venedigs, grösster Kolorist Italiens.
Tizian's Geburtsjahr ist neuerdings bestritten, Herbert Cook rüekte es (XIX. Cen-
tury, Jan. 1901) auf 1489 herab. Dagegen Gronau im Repert. XXIV 1901, 8. 457 ;
doch auch Cook's Replik im Repertorium XXV, 1902, S. 98.
168 Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Kniestück. Links
(249) steht Marin vor grünem Vorhang und hält ihr Kind den drei
D 1 Heiligen entgegen." Vorn steht Magdalena, ihre Salbbüchse in
der Rechten, neben ihr Paulus, auf sein Schwert gestützt,
hinter ihr, am Fusse mächtiger Säulen, Hieronyrnus mit dem
Kruzifix. Ganz links aber steht als vierter Johannes der
Täufer und stützt den rechten Arm des Christusknaben.
Ital. l'appelholz ; h. 1,38; br. l,91}-£. — 1717 durch Zanetti und Guarienti
aus Casa Grimani dei Servi in Venedig. — Das Bild hat stets als schönes Werk Tizian's
gegolten, bis Cr. und Cav. (Tizian S. 715) es ihm absprachen und für ein sehr schönes
Erstlingswerk Andrea Schiavone's« erklärten. Diese Ansicht hat sich durch den Ver-
No. 171. Tizian.
No. 170. Tizian.
No. 201. Paolo Morando.
No. 169 Tizian.
Tafel VII.
G. Die SchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 89
gleich mit anderen Werken Schiavone's und mit den andeien Jugendwerken Tizian's
(z. B. der Kirschen-Madonna der kaiserl. Galerie zu Wien) jedoch nicht bestätigt.
Schon Morelli (Lerm. S. 201 ; 2. Aufl. 297—298) hat es mit Recht wieder für ein
herrliches echtes Jugendwerk Tizian's erklärt. — So auch Berenson, Verietians,
3. Aufl. S. 135. — Gest. von J. Folkema SS> IT, 8 und E. Büchel. - Phot. Braun
V, 13; Phot. Ges.; Tamme ; Bruckm.
Der Zinsgroschen (II Cristo della Moneta). Halbfiguren auf 169
schwarzem Grunde. Der Heiland in roter Tunika und blauem (248)
Mantel wendet sich leicht nach rechts, wo der Jude im weissem 2 c
Hemde ihm fragend die Münze hinhält. Christus berührt das
Geldstück leicht mit seiner Rechten: »Gebet Gott, was Gottes
und dem Kaiser, was des Kaisers ist.« Hinter des Heilands
Haupt leichte Strahlen eines kreuzförmigen Heiligenscheines.
Bez. rechts, am Kragen des Pharisäers: TICIANVS. F.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,56. — 1746 aus der herzogl. Sammlung zu
Modena. — Nach Vasari (VII, p. 434) hatte Tizian das Bild 1514 für eine Schrank-
tür im Palaste Herzog Alfonso I. zu Ferrara gemalt. Doch ist es wahrscheinlicher,
wie auch Cr. u. Cav. Tizian S. 99 ff. und Lerm. S. 200 (2. Anfl. 297) annehmen, dass
es früher, um 1508 etwa, entstanden ist. Von Ferrara kam es zu Anfang des
XVil. Jahrhunderts nach Modena: Venturi p.38. — Der »Zinsgroschen« hat von jeher
für ein Hauptbild Tizian's gegolten. Ueber eine angeblich eigenhändige Wiederholung
vergl. Cavalcaselle im Archiv, stör. 1891 IV. S. 5. — Gest. von A. Glaser, F. Gregori,
F.Knolle, K. U. Massard, Dom. Picehianti, J. G. Serz, W. Witthöft, L. Zucchi, G. Eilers,
M. Steinla <$f TJI, 29 ; radiert von G. Mitelli und H. Bürkner ; in Sehwarzknnst von
F. Lenthe. — Phot. Braun I, 4 ; Phot. Ges. ; Häufst. ; Tamme ; Bruckm.
Bildnis einer Neuvermählten. Kniestück nach links auf grau- 1 70
braunem Grund. Die Dame trägt ein weisses Atlaskleid und (255)
reichen Perlenschmuck. Mit der linken Hand rafft sie ihr Kleid E 2
auf, in der Rechten hält sie den fahnenförmigen Fächer der Neu-
vermählten. Wahrscheinlich Tizian's Tochter Lavinia im Jahre
1555 als junge Frau des Cornelio Sarcinelli von Serravalle.
Leinwand; h. 1,02; br. 0,86. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts in Ferrara. Vergl. Venturi p. 38. — Früher
irrig als Geliebte Tizian's. Köstliches Bild auf der reifsten Zeit des Meisters. Eine
schöne Kopie von Rubens' Hand in der kaiserl. Galerie zu Wien. — Gest. von
P. F. Basan § 1, 12. — Phot. Braun I, 5; Phot. Ges. ; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Bildnis von Tizian's Tochter Lavinia als Frau. Kniestück nach 1 7 I
links auf graubraunem Wandgrund. Lavinia trägt über rotem (256)
Unterkleid ein grünes Oberkleid mit goldenem Besatz, eine E 2
Perlen-Halskette und einen goldenen Gürtel. Mit der Linken
rafft sie ihr Kleid auf, in der Rechten erhebt sie einen grossen
Federfächer. Bez. o. r.: LAVINIA TIT. V, F. AB. EO. P.
90 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,03 j br. 0,86V2- — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena.
— IJ.is znm Anfang des XVII. Jahrhunderts im Schlosse zu Ferraia. Das Bild stellt
l.avinia um mindestens ein Jahrzehnt älter dar, als das vorige, wird also nach 1565
entstanden sein. — Gest. von F. Basan •£• I, 13. — Phot. Braun III, 11; l'hot.
Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bröckln.
172 Bildnis des Malers Antonio Palma. Kniestiiek halb nach
(254) links vor graugelbem Wandgrund. Links hinter dem Fenster
E 4 eine köstliche, tief gestimmte Landschaft. Der barhaupte,
schwarzhaarige, schwarzbärtige Herr trägt einen schwarzen
Mantel über blauärmeligem Rock. In der Linken hält er eine
Palme, mit der Rechten fasst er seinen Mantel. Links auf der
Fensterbriistung steht ein Farbenkasten. Darunter die Inschrift:
MDLXT
ANNO NATVS.
AETATIS SVAE XLYI.
TITIANVS PICTOR ET
AEQVES CAESARIS.
Leinwand; h. 1,38; Bf. 1,1(5. — Inventar Gnarentari i vor 1763 1 N. 132. Aus
der Casa Marcello in Venedig. — Schönes Bild der späteren Zeit des Meisters. —
Den Ausführungen K. Tscheuschner's im Repert. XXIV, 1901, S. 292—293 konnten
wir uns nicht anschliessen. Entgegengetreten ist ihnen mit Recht Herbert Cool; im
Burlington Magazine VI, p. 451 — 453 (London 1905 1. Cook hält es mit uns für
zweifellos,, dass der Dargestellte durch den Farbenkasten auf der Brüstung, der nicht
als Medizinkasten angesehen werden kann, als Maler bezeichnet wird, hat es aber
auch wahrscheinlich gemacht, dass dieser Maler durch die Palme in seiner l.inkon
als Mitglied der Familie Palma gekennzeichnet werden soll. Dann alier muss, seinem
Alter nach, Antonio Palma, der Neffe Palma Vecchio's, der Vater Palma Giovine's
gemeint sein. — Phot. Braun II, 11; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
173 Bildnis eines jungen Mädchens mit der Vase. Kniestück mich
(252) bnks auf grauem Gründe. Die Dame trägt ein rötlich graues
E 2 Kleid, eine Kose an der Brust, eine Halskette und Ohrgehänge
von Perlen. Mit beiden Händen hält sie eine Vase vor sich.
Leinwaml; h. 0,99J$; br. 0,87. 1T31 durch l.eplat. — Vsrgl. Cr. u. Cav.
Tizian S. 716 und Lerm. S. 252 (2. Au!l. 299). — Beronsmi p. 123 ist mit Morelli
und uns für die Eigenhändigkeit, Seidlitz (Repert XVI, S !i73i ist geneigt, es mit
Cr. n. Cav. nur für ein Schulbild zu halten. — Berenson, Yemtians, :). Aufl.
S. 135: eigenhändig, spät. — Gest. von S. Poinarode tfc III, 38. von E. Polanzi,
von A. Seniler. — Phot. Braun V, 11; Phot Ges.; Tamme; llanfst.; Bruckm.
175 Die heil. Familie mit der Stifterfamilie Kniestück. Ganz links
(250) sitzt Josef, neben ilini Maria; das Christkind auf ihren Knieen
E 3 drückt ein Vögel chen an sich und wendet sein Köpfchen den
rechts anbetenden .Stiftern zu. Vorn kniet die Hausfrau in weissem
G. DieSchulenVenedigsund seines Gebietes. XVI. Jahr h. 91
Kleide, hinter ihr der Hausherr in schwarzem Rocke und ihr
Söhnchen mit gefalteten Händchen. Hinten Berge und Bäume.
Leinwand; h. 1,18: br. 1,61. — 1746 ans der herzogt. Galerie zu Modena.
Zu Anfang des XVIT. Jahrhunderts ans dem Kastelle zu Ferrara nach Modena. Ven-
turi p. 38. — In Modena und Dresden stets als Original Tiziau's. Von Cr. u. Cav.
Tizian S. 159 und S. 716 nur iür eine Schülerarbeit, »etwa des Orazio oder Marco
Vecelli« erklärt. Dagegen gibt Leim. S. 202 (2. Aufl. 299) es der reifen Zeit des
Meisters selbst zurück, erklärt es aber für »sehr restauriert«. Berenson, Venetians,
3. Aufl. S 135, hält es (wohl mit Recht) nur teilweise für eigenhändig. — Gest.
von Et. Fessard •£• I, 10 und J. Folkema. — Phot. Braun IV, 12; Phot. Ges.;
llanfst.; Bruckni.
Bildnis einer Dame in rotem Kleide. Kniestück etwas nach 1 76
rechts auf grauem Grunde. Das rote Kleid zeigt goldenen (257)
Besatz. Die Dame stützt die linke Hand auf einen Tisch und E 2
hält in der Rechten einen Insektenwedel oder ein Marderfell.
Leinwand; h. 1,35; br. 0,89J4- — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Schon von H. bezweifelt. — Nach Cr. u. Cav. Tizian S. 716 nicht von Tizian,
sondern von Bern. Licinio. Nach Lerm. S. 206 — 207 (2. Aufl. 303) ursprünglich doch
ein echtes Werk Tizian's gewesen. Berenson, Venetians, 8. Aufl. S. 135 mit Lerm.
und uns für die Eigenhändigkeit. — W. Suida, 1906 (mündlich) denkt an G. B. Moroni.
— Phot. llanfst. ; Tamme ; IJrnckm.
Nach Tizian
Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt in der Mitte. Das I76A
Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich nach links, wo der (494)
kleine Johannes steht und ihm Blumen hinaufreicht. Rechts R 14
ein graubärtiger, kahlköpfiger Heiliger in schwarzer Kutte.
Leinwand; h. 0,76; br. 1,00^. — In den Katalogen 1887—1902 als N. 220.
Zuerst als »Venezianische Schule« im Kataloge von 1835. Kopie nach einem be-
kannten Bilde in den Ufflzien zu Florenz. Merkwürdigerweise wurde dies übersehen,
bis 1900 Dr. Bock darauf aufmerksam machte.
Venus mit dem Lautenspieler. Halbaufrecht ruht Venus, 177
nach links gewandt, auf schneeigem Lager. Hinter ihr vor (251)
rotem Vorhange steht Amor und setzt ihr einen Blumenkranz C 3
auf das Haupt. Links zu ihren Füssen sitzt ein junger Mann, der
die Laute spielt. Links köstliche Berg- und Baumlandschaft.
Leinwand; h. 1,42; br. 2,08. — 1731 durch Leplat. Im Inventar 8«A 2249
wird der Lautenspieler (ohne Grund) als Philipp II. von Spanien bezeichnet. Das
Bild ist eins von einer Reihe ähnlicher, die, zum Teil verändert, in der Werkstatt
des Meisters von Schülerhänden wiederholt wurden. Sicher eigenhändig ist das
Madrider Exemplar N. 459, doch fehlt hier der Amor; dafür scherzt Venus mit einem
Hunde, und der Mann am Fussende ihres Lagers spielt die Orgel statt der Laute.
Unserem Dresdner Exemplar ist dasjenige im Fitzwilliam -Museum zu Cambridge am
ähnlichsten; andere in Madrid (N. 460i und im Haag. Dass auch unser Bild nicht
92 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
zu den eigenhändigen Werken Tizian 's gehört, hatte schon P. Guarienti, der vene-
zianische Kenner, der Galerie- Inspektor in Dresden war, erkannt. Er liess es daher
1748 mit anderen Bildern nach Warschau Klingen, von wo es jedoch schon 1751
zurück kam. Von den neueren Kennern stimmen auch Cr. u. Cav. Tizian S. 498
Ms 499 und Lerm. S. 202 (2. Aufl. 292) darin ühorein, kein Original, sondern eine
spätere Wiederholung in unserem Bilde zu sehen ; in der Tat ist die Behandlung zu
glatt und leer für Tizian seihst. — Gest. von .1. Bouillard und von A. 11. Payue;
rad. von II. Bürkner; in Scbwarzkunst von .1. l'ichler. — Phot. Braun IX, 12;
Pliot. Ges.; Tamme; llanfst.; Bruckm.
178 Venus, sich spiegelnd. Kniestück. Die Göttin sitzt auf
(285) gelb und schwarz gestreiftem Lager vor grauer Wand. Ein
C 2 roter Pelzmantel fällt auf ihre Hüften herab, ihre Linke legt
sie an ihre Brust. Rechts auf dem Kissen steht Amor und
hält ihr den Spiegel vor. Links ein grüner Vorhang.
Leinwand; h. 1,15; br. 1,00. — 1749 aus der kaiserl. Galerie zu Prag.
Wahrscheinlich früher in der Brüsseler Galerie des Erzherzogs Wilhelm (Inv. N. 11).
Vgl. Th. v. Frimmel K. Chr. 1896—97, N. F. VIII, Sp. 198. Damals als Original ;
doch schon hei 11. als Kopie. Es ist eine etwas veränderte Schulkopie. Auf dem
eigenhändigen Altersliilde Tizian's in der St. Petersburger Eremitage sind zwei Amoren
statt des einen dargestellt; während der eine den Spiegel hält, versucht der andere
die Göttin zu bekränzen. Ein zweites Kxemplar nach Frimmel (a. a. 00 bei
Herrn Ministerialrat von Killenyi in Budapest. — Phot. Ges.; Tamme.
179 Venus, sich spiegelnd. Im wesentlichen eine Wiederholung
(259) der vorigen Darstellung. Doch trägt, Amor Stiefeln und sein
Plauen i.v. Köcher liegt nicht neben ihm, sondern hängt über seiner Schulter.
Leinwand; h. 1,31; br. 0,93%. — 1741 durch Rossi aus Venedig als Original.
II. — 1846 aus dem Vorrat. — Das Bild zeigt auch im Verhältnis zum vorigen,
dass die Kopisten sich stets Variationen erlaubten — Er ist schwächer und jünger
als jenes. — 1902 an den Kunstverein zu Blauen i. V.
180 Tobias mit dem Engel. Hechts neben dem Engel, der das
(260) Gefäss mit der heilkräftigen Galle in der Rechten hält, schreitet
oeisnitz c\eT junge Tobias mit dem Fisch. Links vorn läuft ein Hund.
Leinwand; h. 1,6972 ; It. 1,16. — Inventar 1754, S 296, als Original; doch
ist es nur eine alte Kopie nach Tizian's Gemälde in San Marciliano zu Venedig. —
1902 an die Realschule zu Oeisnitz.
181 Emmaus. Der Heiland sitzt in der Mitte an gedeckter
(263) Tafel und bricht das Brot. Der Jünger zur Rechten hat sich
nreikönigs- mjf. gefaiteten Händen erhobeu, während derjenige zur Linken
Dresden erstaunt zurückfährt. Dahinter ein Aufwärter mit roter Kappe.
Leinwand; h. 1,69%; br. 2,37%. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. —
Damals als Original. Dieses befindet sich jedoch im Louvre zu Paris. Unser Bild
ist eine alte Kopie. 1902 an die Preikönigsschule in Dresden.
G. DieSckulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh. 93
"Venus und Adonis. Die Göttin sitzt unter einem Baume 182
und sucht den enteilenden Adonis festzuhalten. Zu Adonis' f264)
Füssen zwei Hunde. Links Amor am Knie der Göttin. Chemnitz
Leinwand; h. 1,38; br. 1,60. — Wohl 1742 durch de Brais aus Paris; liis
1856 im Vorrat. — Auch diese Komposition Tizian's ist unzählige Male kopiert und
zugleich variiert worden. Als Originalskizze git das Bild zu Alnwick Castle. Die
veränderte Ausführung im Grossen besitzt das Madrider Museum, liier hält Adonis
den Speer in der erhobenen Rechten und hält mit der Linken drei Hunde an der
Leine. Amor schläft links unter dem Baume. Unsere Kopie zeigt eine spätere
Hand. — 1903 an die Kunsthütte zu Chemnitz
Venus und Adonis. Hier sitzt die Göttin rechts unter 183
einem Baume, ihren Liebling umarmend und küssend. Dieser (261)
stützt sich mit der Rechten auf einen Speer und beugt sich Freil,er^
flüchtig zu der liebenden Göttin herab. Zu seinen Füssen
zwei Hunde; rechts neben Venus ein kleiner Amor.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,66%. — Inv. 1722, A 1500, als »Beverenzo«. —
Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. — Die Umbildung der Tizian'schen
Komposition ist hier so frei, dass das Bild nicht mehr als Kopie nach dem Originale
gelten kann, doch ist es durch dasselbe eingegeben. Es zeigt eine viel spätere,
schwächere Hand; und da Zanetti berichtet, um 1610 habe ein Meister Antonio
Beverense (wofür Lanzi, Ed. Pisa III, p. 308 Bavarense vermutet) zu Venedig ge-
arbeitet, so mag die Angabe unseres Inventars auf dieses gedeutet werden. — 1903
ans König Albert-Museum in Freiberg.
Die Ausstellung Christi. Kniestück. Rechts steht Pilatus 184
in spitzer roter Pelzmütze. Christus steht mit gebundenen (265)
Händen, nach rechts gewandt, und trägt das Rohr im Arme. C 1
die Dornenkrone auf dem Haupte. Links neben ihm ein Knabe,
der ihn am Stricke festhält. Ein Palast im Hintergrunde.
Leinwand; h. 0,84; br. 0,76%. — 1741 durch Riedel aus Wien; im Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 365 als »Francesco VeceUL (Tizian's Bruder, gest. nach 1559).
So aueh bei H. — Indessen haben Cr. und Cav. S. 741 die Ansicht ausgesprochen,
die Hand sei jünger und darauf aufmerksam gemacht, dass die Komposition (a. a. 0.
S. 701), ähnlich derjenigen eines Gemäldes zu Hampton Court, nur eine variierte Kopie
des Originalbildes Tizian's im Madrider Museum sei. Die Kopie in Hampton Court
aber ist bedeutend schwächer als die unsere. Wir müssen es bis auf weiteres dahin-
gestellt sein lassen, ob die Ueberlieferung, die diese auf Francesco zurückgeführt,
sieh bestätigt. — Phot. Tamme.
Giorgione
Giorgio von Castelfranco, gen. Giorgione. Geb. 1477 oder (nach
der zweiten Aufl. des Vasari) im Oktober oder November 1478
zu Castelfranco, gest. zu Venedig 1510. Neben Tizian der
Hauptschüler Giov. Bellini's. Tätig zumeist in Venedig.
94 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Dass Giorgiones Familienname Barbarelli gewesen, ist neuerdings widerlegt
worden. Vgl. Dr. G. Gronau, Zorzon da Castelfranco, Venezia 1894 und Herb. Cook,
Giorgione, London 1004 p. 1 — 2.
185 Schlummernde Venus. Mit geschlossenen Augen liegt die
(262) unbekleidete Schöne in blühender Landschaft. Ihr Haupt ruht
E 2 links unter dem Felsen auf Kissen. Ihr rechter Arm ruht
unter ihrem Haupt, mit der Linken bedeckt sie ihre Blosse.
Unter ihr im blumigen Rasen ist ein weisses Linnen ausge-
breitet. Rechts im Mittelgrunde liegt ein Kastell auf der An-
höhe. In der Mitte schweift der Blick über grünes, gewelltes
Land zu fernen blauen Bergen, die einen See umkränzen.
Leinwand; h. 1,08%; br. 1,75. — Zuerst erwähnt in dem bisher übersehenen
Verzeichnis von 1707 ; und zwar schon hier als »Eine Venus mit einem Amorett von
Giorgione, Original«. Dies das wichtigste Ergebnis von Hantzsch's Aufsatz über die
Kurfiirstl. Kunstkammer im N. Arch. f. Sachs. Gesch. XXITC 1902, S. 286. — Inv.
1722 lA 49) als »die berühmte nackende Venus, auf dem Rücken liegend«. Original
von Tizian. — Im inv. 8° (1728 — 1741. Fol. 256) als »eine Venus, beym Füssen
Onpido ;. Dass wirklich »in Cupido zu Füssen der Venus gestanden, aber später ;i 1s
zu schadhaft fortrestauriert worden, berichtet II. Auch Hess eine Untersuchung der
Stelle des Bildes es noch erkennen. Voll bestätigt wird es durch die Protokolle
des »Gallerie-Comites von 1843. Cp. VII, 39a. Sitzungen vom 1. April und vom
Mai 1843. Die Uebermalung des Amor war damals beseitigt worden ; da er zu
schlecht erhalten war, wurde sie alier wiederhergestellt. — Dadurch wird es um so
wahrscheinlicher, dass Giov. Morelli iLerin. S. 193 — 196, 2. Aufl. 286 — 291) recht
hatte, in diesem Hilde das Originalgemälde Giorgione's zu erkennen, welches der
anonyme Reisende des XVI. Jahrhunderts iNotizie etc., ed. Jacopo Morelli, Dassano
1800, p. 66) im Hause des Jeronimo Marcello in Venedig sah, und als eine »in
einer Landschaft schlafende nackte Venus und zu ihren Füssen den kleinen Liebes-
gott« beschreibt. Er fügt auch hinzu, dass Tizian (wahrscheinlich nach Giorgione's
frühem Tode) die Landschaft und den Liebesgott vollendet habe. Dasselbe bezeugt
Carlo Ridolfl (Le Maraviglie dell' arte, Venetia 1643 p. 83) aus dem XVII. Jahr-
hundert, mit dem Zusatz, dass der Amor ein Vögelchen in der Hand gehalten habe,
und auch er schliesst : che fu terminato da Tiziano. Es ist daher erklärlich, dass
es früher unter Tizian's Namen ging ; und es muss, genau genommen, als gemein-
sames Werk Giorgione's und Tizian's bezeichnet werden. Die gleiche Landschaft
in Tizian's »Noli me tangere« der Londoner National Gallery und (gegenseitigi in
der »himmlischen und irdischen Liebe in der Galerie Borghese zu Rom i Gronau).
Die Ansicht H.'s, dass das l!ild nur eine Kopie nach Tizian »wahrscheinlich von
Sassoferrato« sei. erschien der Malweise des freilich keineswegs in allen Stücken
wohl erhaltenen Bildes gegenüber von vornherein ausgeschlossen. — Uebrigens
befand es sich nach Boschini's Carta del navegar S. 665 noch 1660 in der Casa
Marcelli zu Venedig. — Gestochen (zum Teil verändert) bei .1. van Campen, von
V. Lefebre und C. E. Siedentopf. — Phot. Braun III, 15; Phot. Ges.; Tamme;
llanfst. : Bruckm.
Tafel VI.
G. DieSchulenVenedigsuudseinesGebietes. XVI. Jahrh. 95
Nach Giorgione
Das Horoskop. Rechts vor altem Gemäuer steht ein weiss- 186
bärtiger Mann im Turban mit einer Scheibe und einem Zirkel. (244)
Hinter ihm kniet eine junge Frau vor einem am Boden liegenden R 2
nackten Knaben. Neben ihr steht ein junger Ritter. Der Alte
scheint dem Knaben das Horoskop zu stellen. Das Wappen
der Este rechts am Sockel lässt an einen Sprössling dieser
Familie denken. Die einen haben an Lucrezia Borgia und
ihren Sohn, die anderen an Ariost's »Orlando Furioso« (IV,
30) gedacht. Links ruhen zwei Krieger unter einem Baum;
in der Mitte bläst ein anderer die Flöte.
Leinwand; h. 1,32%; br. 1.92. — 1874 aus der Sammlung Barker in London.
Das J'.ild ist der Kunstgeschichte, da es sich früher in der Galerie Manfrin zu Venedig
tiefand, schon seit längeier Zeit bekannt. Es galt früher als ein Originalwerk Gior-
gione's. Doch ist es, so giorgionesk sein Charakter im allgemeinen ist, hierfür zu
schwer in der Farbe, zu schwach in der Zeichnung und zu leer in der Modellierung.
Cr. u. Cav. VT, S. 196, denken am ehesten an Girolamo Pennaccbi. Doch sind
wir mit Morelli iLerm. S. 183; 2. Aufl. 273l der Ansicht, dass es eine alte Kopie
nach einem verschollenen echten Hilde Giorgione's sei. — Phot Braun VII. 6; Bruckm.
Das Urteil des Paris. Links unter dem Baume sitzt Paris 187
in roter Jacke im Rasen; neben ihm liegt sein Hund. In seiner (246)
linken Hand hält er den Aptel. Rechts stehen die drei Göt- R 13
tinnen, die mittlere ganz nackt, die anderen beiden mit leichten
Tüchern bekleidet. Im Hintergrunde eine Berglandschaft.
Leinwand; h. 0.52%; br. 0,67%. — 1S69 aus dein Nachlass Unger's in Berlin.
— Der giorgioneske Charakter des Bildes beweist, dass es auf Giorgione zurück-
geht. Vergl. Ridolfi, Maraviglie 1648 I, p. 84. Doch ist es in der Ausführung viel
zu roh für des Meisters eigene Hand. — Es existiert mit einigen Veränderungen
noch in anderen Exemplaren, z. B. bei Herrn Enrico Albnzio in Venedig und bei
Herrn S. Larpent in Christiania. Vergl. S. Larpent: Le jugement de Paris, attribue
au Giorgione. Christiania 1885. Das etwas grössere Exemplar bei Herrn Albuzio,
das genau mit einem anderen bei Lord Malmesbury übereinstimmt, hält der Ver-
fasser, nachdem er es vor kurzem < 1896) gesehen, so wenig für ein Original Gior-
gione's, wie Ff. p. 125 und Dr. Gronau dies tun. — Phot. Bruckm.
Palma Vecchio
Giacomo d'Antonio de Negreti (Nigretti), gen. Palma vecchio.
Geb. um 1480 zu Serinaita bei Bergamo, gest. den 30. Juli
1528 zu Venedig. Vgl. G. Ludwig im Jahrb. K. Pr. K. S.
XXIV 1903. Beiheft S. 62— 70. Schüler Giovanni Bellini's.
Selbständig neben Giorgione und Tizian weiterentwickelt. Tätig
zumeist in Venedig, doch z. B. 1524 in Bergamo.
96 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
188 Maria mit dem Kinde und zwei Heiligen. Halbfiguren. Maria
(270) sitzt links vor grünem Vorhange; sie hält den nackten Jesus-
2 a knaben, der seinen Kopf an den ihren legt, mit der rechten Hand
und ergreift mit der Linken das Spruchband, das der rechts
stehende Johannes der Täufer ihr reicht. Zwischen ihnen die
heil. Katharina mit ihrem Rade. Rechts Berglandschaft.
Ital. I'appelholz; h. o,67 ; br. 6,97Jf — 1749 (nicht 1741) durch Guarienti
aus der Casa Pisano di S. Stefano zu Venedig. — Vorzügliches Bild der mittleren
Zeit des Meisters. — Gestochen von M. Steinla, vollendet v. G. l.evy. — Phot.
liraun IV, 9; Phot. Ges.; Tamrne ; Häufst; Bruckm.
189 Drei Schwestern. Kniestück. Die drei reich gekleideten
(208) blonden Frauen bilden eine engverbundene Gruppe. Die mitt-
2 c lere in blauem Kleide, die den Handschuh an der Linken nur
halb angezogen hat, umschlingt mit dem rechten Arm den
Nacken ihrer links sitzenden Schwester, die ein gelbes Kleid mit
blauen Unterärmeln trägt. Die rechts sitzende, rot gekleidete,
aber greift mit der rechten Hand der mittleren ins Haar. Im
Hintergrunde eine schöne Landschaft. Rosen links und rechts
neben den Frauen.
Ital. I'appelholz; li. 0,88; br, 1,23. — 1743 durch Algarotti als »die drei
Grazien« von der Familie Corner della Casa grande zu Venedig erworben. — Be-
rühmtes Bild der mittleren Zeit des Meisters. — Der anonyme Reisende des ersten
Drittol des XVI Jahrhunderts iNotizie ed. Jac. Morelli, Bassano 1800, p. 65) sah
es L526 im Hause des Taddeo Contarini in Venedig und beschrieb es einfach als
die drei Frauen, bis zum Gürtel, nach der Natur gemalte. — Gest von A. Semmler
S& III, 44. — Phot. Braun I, 3; Phot. Ges.; Tamme; Uanfst. ; Bruckm.
190 Ruhende Venus. Köstliche Berglandschaft. Unter den Felsen
(269) und Bäumen liegt halb aufgerichtet, nach rechts gewandt, die
E 2 nackte blonde Frau, die die Göttin der Liebe vorstellt. Ihren
rechten Arm legt sie auf einen Felsblock, über dem ein rotes
Gewandstück hängt. Ikre linke Hand ruht auf ihrem Ober-
schenkel. Unter ihr ein weisses Linnen auf blumigem Rasen.
Leinwand; h. 1.12^; br. 1,86. - L728 für 2000 Taler durch L. Rossi aus
Italien. Invont. 1722—28 A 1916. — Gutes Bild des Meisters vom Ende seiner
mittleren Zeit. — l'hot. Braun II, 15; Phot. Ges.; Tamme; Uanfst.; Bruckm.
191 Die heilige Familie mit der heil. Katharina. Ganz rechts
(267) unter hohen Bäumen ruht Josef. Dann folgt der Johannes-
2 a knabe, der Kreuz und Spruchband neben sein Lämmchen gelegt
hat, um den Jesusknaben zu umarmen, den Maria, die in der
Mitte am Boden sitzt, ihm mit beiden Händen hinüberreicht.
G. Die SehulenVenedigsund seines Gebietes. XVI. Jahr h. 97
Links sitzt die heil. Katharina allein vor herrlicher Bergland-
schaft, zu ihren Füssen das Rad.
Ital. Pappelholz; h. 0,75 J£; br. 1,06. — 1725 durch Leplat. Inventar 1722,
A 1611. — Schönes Bild der dritten i letztem Manier des Meisters. — Phot. Braun V,
12 ; Phot. Ges. ; Tamnie ; Hanfst, ; Bruckni.
Jakob und Rahe!. Vorn in der Mitte begrüssen sich Jakob 192
und Rahel mit Händedruck und Kuss. Sie kommt von links, (240)
er von rechts. Hinter ihm ein Hund. Links sitzt ein Hirte D 4
mit roten Beinkleidern; ein anderer ist am Brunnen beschäftigt,
an den sich Schafe und Ziegen drängen; im Mittel gründe
üppiger Waldrand. Rechts bewegte Rinder- und Schafherden;
auf der Anhöhe eine Kirche ; auf dem Wege dahin ein Mann
mit einem Esel; im Hintergrunde hohe, blaue Berge.
Leinwand; h. l,46J^s br. 2,50%. — Inv. Gnarienti ivor 1753) N. 438 als
Giorgione :ms der Casa Malipiero in Venedig. Als Giorgione noch bei H. Die Be-
zeichnung G. B. F. vorn am Sack, welche auf Giorgio Barbarelli fecit gedeutet, von
Cr. n. Cav. VI, S. 608 11. aber als Giovanni Busi da Cariani erklärt wurde, dessen
Hand sie in dem Bilde zu erkennen glaubten, können wir, wenn sie auch schon
über 100 Jahre auf dem Bilde angebracht sein mag, ihrer Form und der Art ihrer
Anbringung nach, nicht für echt halten. Lassen wir sie daher unberücksichtigt,
so kommen wir mit Lerm. S. ISO (2. Aufl. 270— 272 und 313 1 aus stilistischen Gründen
dazu, ein spätes Werk Palma Vecchio's, entstanden unter der Beihilfe eines Schülers,
wie Bonifazio's, in diesem Gemälde zu erkennen. — Gest. von Th. Langer 9fr III,
45: — Phot. Braun III. 16; Phot. Ges.: Tamme; Hanfst.; Bruckni.
Schule des Palma Vecchio
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. Vor grünem Vor- 193
hange in üppiger Landschaft sitzt Maria in ganzer Gestalt, (233)
etwas nach rechts gewandt, und hält das Kind, das nach dem 2 b
Spruchbande des Täufers greift, auf ihrem Schoosse. Als Halb-
figuren neben ihr: links Johannes der Täufer und der heil.
Franziskus, rechts die heil. Katharina mit dem Rade und ein
graubärtiger Heiliger mit einem Buche., angeblich Josef.
Ital. Pappelholz; h. 1,02; br, !.4'5. — 1741 durch Rossi als Werk des Girol.
Romanino von Brescia. Später dem Giov. Bnonconsiglio (gen. Xlarescalcoi von
Vieenza zugeschrieben. So auch bei II. Beidos gleich unglücklich. Es lässt sich
keine bekannte Hand, wohl aber die Schulrichtung Palma's in dem Bilde erkennen
So auch Cr. n. Cav. V. S. 460. Anni. 65 und Lerm. S. Ki6. — Phot. Ges.
Ein Paar. Halbfiguren nach links auf dunklem Grunde. 194
Die hellblonde Frau hält mit der Rechten eiuen Spiegel. Der (266)
Herr, der hinter ihr steht, legt seine linke Hand au ihren Arm. Freiljer?
Am Spiegel steht: S. P. R.
98 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 8fi>£; br. 0,73V2- — Inv- 1754, I 721 als Palma Veccbio«.
So noch bei PI. — Viel zu schwach für den Meister selbst. Vergl aucli Lernt, S. 213
(2. Aufl. 313). — 1903 ans König Albert-Museuni in Freiberg.
Lorenzo Lotto
Geb. um 1480 in Venedig (»Arte e Storia« VI. INS 7. p. 58),
gest. 1556 oder 1557. wahrscheinlich zu Loreto. Ursprünglich
nach der herrschenden Ansicht Schüler Giovanni Bellini's.
nach Bercnson (Lotto 2. Aufl., London 1901 p. 1 und p. 20)
aber Alvise Vivarini's. Später selbständig weiterentwickelt.
Tätig in Treviso, Koni, Bergamo. Ancona und Loreto, am
längsten jedoch in Venedig.
I94A Maria mit dem Kinde und Johannes. Maria sitzt in gelbem
(90) Unterkleide; grau- violettem Oberkleide und blauem Mantel vor
1 c einem roten Vorhange. Der Christusknabe liegt nackt auf ihrem
Schoosse und wendet sich lebhaft nach links, um den kleinen
Johannes zu herzen und zu küssen, der hier als Halbfigur
auftaucht. Links helles Flusstal unter heiterem Himmel. —
Bezeichnet links am Mauerrande:
teueren tlu* Loiai" )^-S
Ital. Pappelholz; h. 0,52; br. 0.39. — Kat. 1887. N. 205. — Zuerst im In-
ventar von 1809 als unbekannt«. Seit dem Katalog von 1812 als »Vicenzo Tamagni
da San Gimignano (geb. 1492. gest. nach 1529). Doch war diese üenennung oflen-
bar irrig. Vielmehr war der oberitalionische Ursprung des Hildes so deutlich, dass
er schon von der ersten Auflage unseres Kataloges betont wurde. — Inzwischen
erklärte G. Frizzoni, dem der engere Kreis der Morellianer folgte, das Bild mit
grosser Entschiedenheit für ein eigenhändiges Werk Lorenzo Lotto's, aus dessen
bergamaskischer Zeit: Ff. p. 141. — G. Frizzoni in der Zeitschrift für bild. Kunst,
N. F. I 1889 S. 15-19. So aueb bei Lermolieff selbst 2. Aufl. S. 333. — Die-o
anfangs von der deutschen Forschung bezweifelte oder bestrittene Ansicht ist am
11. Dez. 1891 durch die Entdeckung der bisher wegen ihrer Feinheit übersehenen
Inschrift Laweutius Lotus 15 ■ 8 glänzend bestätigt worden. Wir verdanken die
Entdeckung dem scharfen Blick Charles Loeser's. Vergl. auch Berenson, Lotto,
London 1895, p. 174— 17U. — Die Jahreszahl konnte 1508, 1518 oder 1528 gelesen
werden. Aus stilistischen Gründen ist 1608 unmöglich, 1518 am wahrscheinlichsten.
— Gestochen von E. G. Krüger «g> III, 2s und von G. Garavaglia. — Phot. Ges.;
l'hot. Braun IX, 3; Tamme ; llanfst. ; Bindern.
Art der Spätzeit des Lorenzo Lotto
I 94 B Der heilige Sebastian. Der nackte Heilige steht mit den
(118) Händen auf dem Rücken an eine Säule gebunden. Seine linke
D 4
G. DieSchulenVenedigsundseinesGebietes. XVI. JaLvh. 99
Schulter blutet; ein Pfeil steckt in seinem Unterleibe; ein zweiter
liegt zu seinen Füssen. Links vorn am Boden ein roter Mantel
und eine Armbrust. Hinten rechts das Meer, links eine Stadt.
Leinwand; h. 1,89; br. 1.07. — Kat. 1887 : N. 196. - 1746 aus der herzogl.
Sammlung zu Modena als »Carlo Feti«. Venturi a, a. 0. p. 357. — Seit dem Invent.
Guarienti (vor 1753) N. 164 als »Dom. Feti«. Bei H. jedoch schon mit der richtigen
Kemerlaing: »scheint vielmehr der venezianischen Schule angehörig -.— Ein Kenner
machte uns daranf aufmerksam, dass er es für ein unzweifelhaftes Werk der Spätzeit
L. Lotto 's halte. Die Prüfung dieser Werke in der Umgebung Aneona's, die wir
daraufhin vorgenommen, hat 'allerdings eine Verwandtschaft derselben mit unserem
Bilde ergeben, die uns jedoch nicht nah genug erschien, um es Lotto selbst zuzu-
schreiben. Lobhaft angefochten ist diese Benennung von J. P. Richter in der Kunst-
Chronik 1888 XXIII, p. 191, von Ff. p. 245 und von G. Morelli. Lerm. 2. Aufl.
p. 332. Morelli erklärt es für bolognesisches Machwerk des XVII. Jahrhundeits.
Wir bleiben dem gegenüber um so mehr bei unserer Ansicht, als sie mit der An-
rieht des tüchtigen neueren Biographen Lotto's (B. Berenson, Lotto. London Isllö
p. 303, 2. Aufl. 1901 S. 245). der das Bild einem Nachahmer Lotto's zuschreibt,
übereinstimmt und Charles Loeser (Repert. XX 1897, p. 331) es sogar für ein echtes
I'.ild der Spätzeit Lotto's hält. Man vergl. übrigens auch Lotto's schon ziemlich
späten heil. Sebastian im Berliner Museum. — Phot. Braun; Tamme.
Nach Lorenzo Lotto
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. In der Mitte vor I 95
einem Vorhänge sitzt Maria. Mit ihrer linken Hand berührt sie (231 7)
die Wunde des heil. Franziskus, der mit der heil. Clara rechts ^ ^
neben ihr steht. Mit der rechten Hand hält sie den Jesus-
knaben, dem der heil. Hieronymus ein Spruchband reicht. Der
zweite Heilige zur Linken (wohl Josef) trägt einen gelben
Mantel. Hinten in der Waldlandschaft fällen zwei Männer
einen Baumstamm. — Bez. links am Spruchband:
LLOTVJ.F
Ital. Pappelholz; h. 0,85; br. 1,03. — 1883 von Herrn Fairfax Murray in
Florenz. Das Bild, das ausnahmsweise ohne Autopsie, nur auf den Rat und das
Zeugnis zwei bewährter Kenner hin gekauft wurde, hat sieh leider nachträglich doch
als alte Kopie herausgestellt. Das Original befindot sich in der Bridgewater Gallery,
eine andere Kopie in der Grosvenor Gallery zu London. Das Original gehört der
Liollinesken Frühzeit des Meisters an. Vgl. J. P. Richter, Kunst-Chronik XXIII (1888)
S. 191; Ff. p. 141; Lerm. 2. Aufl. S. 332—333 und 360. So auch Berenson,
Lotto 2. Aufl. 1901 S. 5. — Phot. Tamme; Bruekm.
Christus und die Ehebrecherin. Kuiestück. In der Mitte I 97
steht Christus, links die Ehebrecherin. Ein Kriegsknecht hält (502)
Oelsnitz
100 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
sie an den Zöpfen ihres blonden Haares fest. Rechts vorn ein
Schriftgelehrter, dahinter elf Zuschauerköpfe.
Leinwand; h. 1 , IOV2 ; ,ir- 'i34. — Aus der Kunstkamnier. Im Inventar 1722
A 139 als Art des Pordenone«. — liei H. schon richtig als Kopie nach dem späten
Hilde Lotto's im Louvre. Vergl. auch Cr. und Cav. VI, S. 593 j l.ermolieff 2. Aufl.
S. 332 und 359. — 1902 an die Realschule zu Oelsnitz.
Giovanni Antonio da Pordenone
Giov. Aut. de1 Sacchi, gen. Pordenone. Vgl. G. Ludwig im
Jahrb. K. Pr. K. S. XXIV 1903. Beihefts. 44— 45. Geb. zu
Pordenone im Friaul 1483. gest. zu Ferrara im Januar 1539.
Entwickelte sich selbständig in venezianischem Sinne. Tätig in
Pordenone. Colalto, Treviso, Cremona, Venedig.
Die Berufung des Matthäus. Halbfiguren. Links steht
199 Christus und macht mit der Hand eine sprechende Bewegung.
(277) Rechts sitzt Matthäus noch als Zöllner, im Golde wühlend.
R 10 Graue Architektur und blauer Himmel.
Leinwand; h. 1,9978 > br. 1,19. — 1746 aus der herzogl. Gulerie zu Modena.
Der Herzog schätzte das P.ild so hoch, dass er es liehalten wollte. Venturi p. 321; —
Auch Guarienti, der wirklich Kenner war, nennt es ilnv. N. 149> «opera stimatissiina«.
Von G. Morelli, l.eim. 2. Aufl. S. 332 (vergl. 360 und 399), trotzdem entschieden
nur für eine niederländische Kopie erklärt. Das Bild hatte ausserordentlich gelitten.
Durch eine neuerliche Restauration ist es von einem Teil seiner Uebermalungen
liefreit worden, dooh lührt die rechte Hand des Heilandes von einer älteren Restau-
ration her. Wir glauben, dass auch Morelli das Bild in seinem jetzigen Zustande
günstiger beurteilt hätte. Inzwischen hat lierenson (The Venetian I'ainters, 3 ed.
London 1897 p. 79) es entschieden für das Werk eines Schülers l'ordenone's. Fran-
cesco Beccaruzzi's, erklärt. Wir müssen uns die Entscheidung vorbehalten, bis wir
Gelegenheit gehabt, beglaubigte Werke dieses Meisters näher zu studieren. —
l'hot. Tamme; linickm.
Angeblich Pordenone
I 99 A Eine Dame in Trauer. Brustbild ohne Hände nach links
(27G) vor grauem Wandgrund mit rotem Vorhang. Die Dame trägt
2 a eine hohe Flechtenfrisur und einen schwarzen Schleier.
Oinwand; h. 0,61; br. 0,54. — Kat. 18S7 : N. 198. — Zuerst nachweisbar
im Catalogue von 1705. — Gestochen, irrigerweise als Bildnis der Cat. Cornaro,
von C. G. Schulze *£ III, 3. — Die Urheberschaft l'ordenone's. dem das ßi'd früher
unbestritten zugeschrieben wurde, ist unglaubhaft. Vergl. Lern). 2. Auti. S. 399 u. Ff.
p. 171. Doch ist bisher kein Vorschlag zu einer anderen Benennung des Hildes
gemacht worden. — l'hot. Braun IX, 14; l'hot. Ges.; Tamme; Hautet.; Bruckm.
Bernardino Licinio
Bernardino di Antonio Licinio. Geb. um 1490 wahrscheinlich
in Venedig; gest. daselbst, wahrscheinlich zwischen 1556 und
G. Die SchulenVenedigs und seines Gebietes. X"VI. Jahrh. 101
1561. Seine Familie stammt nicht aus Pordenone, sondern
aus Bergamo. Doch war er Schüler des Giovanni Antonio da
Pordenone. Urkundlich erwähnt in Venedig 1511 — 1541,
datierte Bilder von 1524 — 1542. Vgl. G. Ludwig im Jahrb.
K. Pr. K. S. XXIV 1903, Beiheft S. 44—45.
Weibliches Bildnis. Halbfigur vor einer Nische, etwas 200
nach links gewandt. Die Dame trägt ein ausgeschnittenes (278)
rotes Kleid, eine turbanartige Haube, einen goldenen Gürtel, D 2
eine Perlenhalskette mit einem Kreuz aus Edelsteinen, einen
Handschuh an der linken, einen anderen in der rechten Hand.
Bez. oben rechts im Nischenrund: B. LIC1NI. F. MDXXXIII.
Leinwand; h. 0,99; br. 0,83. — Inventar 1722 B 1283 als »Ritratto di Donna
Olympia iu der Art Tizians«. Schon von H lichtig als Werk Bernardino Licinio's
erkannt. — Phot. Braun VI, 8 ; Phot. Ges. ; Häufst. ; Bruckm.
Paolo Morando
Paolo Morando. gen. il Cavazzola. Geb. zu Verona 1486,
gest. daselbst 1522. Schüler des Domencio Morone zu Verona.
Tätig in seiner Vaterstadt.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts auf gelbgrauem 20 I
Grunde. Der dargestellte »Herr Emilio degli Emili da Verona« (232)
ist bartlos, hat graues Haar, trägt einen schwarzen Hut, einen 3 a
dunklen, am Hals und an den Aermeln mit Goldschuppenstoff
besetzten Rock, einen schwarzen Pelzmantel, graue Handschuhe
und hält einen Rosenkranz in der Linken.
Leinwand; h. 0,93; br. 0,7572- — 1875 von Herrn R. Brooks in London. —
Früher befand es sich im Besitze der Familie »degli Emili« in Verona. Vergl.
Lorenzo Muttoni: Dipinti di Paolo Morando Tav. XXIV. — Phot. Braun VIII, 11;
Häufst.; Tamme; Bruckm.
Bartolommeo Veneto
Geburts- und Todesort unbekannt. Wahrscheinlich Schüler
Gentile Bellinrs in Venedig, später in Cremona ansässig;
1505 — 1507 in Ferrara nachweisbar. Bezeichnete Bilder von
1505 — 1530. Lermolieff 2. Aufl. S. 221 — 225. Arch. Stör.
VII, 1894, p. 297—298.
Die Tochter der Herodias. Halbfigur. Sie steht in grünem 20 I A
Kleide mit roten Aermeln und feinem Perlenschmuck vor rotem (40)
Vorhange und hält mit beiden Händen auf zinnerner Schüssel 3 a
das Haupt des Täufers. Ihre goldnen Locken fallen wohl
verteilt und feingeringelt auf ihre Schultern herab.
102 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Ital. Pappelhplzj h. 1,03*/»; te 0,62. - Kafc. 1887: N. 202. I. 19 aus der
K. Galerie zu Prag. — Vormals dem grossen Leonardo da Vinci (I 1 .'.•_'— l.'.r.i) selbst,
in don Dresdner Katalogen jedoch stets nur seiner Schule zugeschrieben. — Von
Scbruarsow (in Vom Fels zum Meer: 1887 S. 885—895) für das i'.ild Lücrezia
Borgia's von der Hand Dosso Dossi's erklärt. — Dagegen mit Kocht schon J. P
Richter (Kunst-Chronik 1888, XXI1T, Sp. 91), der es der Mailänder Schule zurück-
gab. Ebenso P.ode, der vorschlug:, nach unserem Bilde einen »rnaestro della Salome
di Drosda aufzustellen (Archivio ttorico delP arte 1890 111 p, 194). — Nach
G. Frizzioni, Giovanni Morelli (Lerni. 2. Aufl. S. 224 ff.), Cli. Loeser und Berenson
(Venetians, 3. Aufl. S. 7li) hingegen ist der Meister jetzt in Bartolonimeo Veneto
entdeckt. Man vorgleiche die von Lerm. a. a. 0. zu S. 222 gegebene Nachbildung
seines bezeichneten Gemäldes beim Duca Melzi in Mailand, dessen Besichtigung dem
Verfasser (1896) zu seinem Bcdanern nicht gestattet wurde. Immerhin mag das
Bild mit Recht den Namen führen, den bedeutende Kenner ihm gegeben haben. —
Gest. von C. R. Petsch jj£ lü, 46. — Phot. Braun X, li; Pliot. Ges.; Tanime;
Jlanfst. ; Bruckm.
Girolamo da Treviso d. j.
Geb. zu Treviso 1497; gefallen vor Boulogne 1544. Schüler
seines Vaters, auf dessen Bildern sich Jahreszahlen von 1457
bis 1494 finden. Einige Forscher (vergl. Vasari, ed. Mil. V,
p. 135 mit Federici Mein. Trev. I, p. 238) halten die Familie für
diejenige des Pier Maria Pennacchi. Girolamo da Treviso d.j.schloss
sich erst an die Venezianer, später an Raphael an. Zuletzt stand
er als Ingenieur im Dienste König Heinrich's VIII. von England.
20 I B D'e Anbetung der Hirten. Mitten im Stalle sitzt Maria und
(84) hält das lebhaft bewegte nackte Christkind, dein sie die Brust
R 8 reicht, über einem Korbe. Rechts drängen die anbetenden
Hirten heran; links schweben die Engel herab. Ganz links
vorn sitzt Josef, ganz rechts naht ein jugendlicher Hirt, der
ein gebundenes Lamm über dem linken Arm trägt.
Nassbaumholz; h.O.sii; br. 1,18. — Früher N. 100. 1744 durch den Lega-
tions-Sokretiir Talon aus Madrid als Original Raphaol's. In der Tat gibt es zwei
Stiche nach dieser Darstellung mit der Inschrift RAP1IAEL VRBINAS FINXIT :
von Com. Bloemaert (Nagler I, S. 536) und von Pietro del Po (Baitseh XX. p. 217
\. I) Indessen hat schon Muriette (Abcedatio Ed. Paris 1851 ff. I, p. 136) bemerkt,
dass die Komposition nichts mit Ranhael zu tun habe. — Ein Vergleich mit don
beglaubigten Werken des jüngeren Girolamo da Treviso, z. B. mit seiner thronendon
Madonna« in der National üalleiy zu London, liisst keinen Zweifel daran, dass unser
Bild auf diesen Meister zurückgeht. Ein grösseres Bild der gleichen Darstellung be-
sitzt Christ Church College in Oxford. Es fragt sich nur, ob unser Bild, ob das-
jenige in Oxford oder ob beide als eigenhändig anzusehen sind. Dr. G. Ludwig,
der uns zuerst auf den Tatbestand aufmerksam gemacht, hält es für wahrscheinlicher,
dass das Oxforder Bild als dass das unsere eine Kopie sei. Berenson (Venetian
G. Die SchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb. 103
Painters, 3 ed. p. 140) nennt das unsere als Original. Auch Loeser (Repert. XX
1897 p. 331) sagt: »Ich halte das Dresdner Bild für das weitaus bessere.« Der
Verfasser wird sich erst nach einer Besichtigung des Oxforder Bildes entscheiden
können, fügt sich bis dahin aber gern dem Urteil der genannten Forseher. — Phot.
Hanf st. ; Bruckm.
Nach Moretto
Alessandro Bohvieiflö, gen. il Moretto da Brescia. Geb. zu
Brescia 1498, gest. daselbst vor dem 22. Dez. 1554; war
unter Ferraraola und Romanino gebildet, unter venezianischem
Einflüsse weiterentwickelt und arbeitete zumeist in Brescia.
Die Madonna von Paitone. In ganzer Gestalt steht die 202
heil. Jungfrau auf rot gestrichenem Boden vor grauem Wand- (279)
gründe. Sie trägt ein weisses Gewand mit braunem Schleier. Frankenber&
Die Hände kreuzt sie vor der Brust, den Blick senkt sie zur Erde.
Leinwand; h. 2,12; br. 1,45. — 1868 aus v. Quandt's Sammlung. — Oben
links steht die Inschrift: IMAGO BEATME MARI.E VIRG . QVffi MENS . AVGVST
. M . 10 . XXXHI . C(sie!)AITONI AGRI BRIXANI PAGO APPARVIT MIRACVLOR.
OPERATIONE CONCVRSV POP . CELEBERRIM. — Das berühmte Originalbild
Moretto's befindet sich noch in der Kirche auf dem Berge über Paitone. Es zeigt
nicht nur die Madonna, wie auf unserem Bilde, sondern links neben ihr auch den
Hirtenknaben, dem sie erscheint. Wenngleich Cr. u. Cav. (VI, S. 469) in unserem
Bilde mit H. eine eigenhändige Wiederholung der Hauptfigur des Gemäldes zu
Paitone erkannten, so muss der Verfasser dieses Kataloges, nachdem er Paitone
besucht hat, doch mit Entschiedenheit der Ansicht Morelli's (Leim. S. 198—200
2. Aufl. 293-296 nnd 360) und Eisenmann's (Kunst-Chronik XVI, S. 632) beitreten,
dass unser Bild nur eine Kopie von fremder, späterer Hand sei. — 1902 ans Lehrer-
seminar in Frankenberg.
Paris Bordone
Getauft zu Treviso den 5. Juli 1500, gest. den 19. Jan. 1570
(neuen Stils 1571) in Venedig. Hauptschüler Tizians in Venedig.
Arbeitete in verschiedenen oberitalienischen Städten, in Paris
(1538 — 1540), in Augsburg (1540), zumeist jedoch in Venedig.
Apollo und Marsyas. Kniestück. Apollo trägt in der 203
Rechten die Beyer und hält sich mit der von seinem blauen (280)
Mantel umwundenen Linken das Ohr zu; denn rechts bläst der E 3
Satyr Marsyas die Flöte, während links der König Midas mit
dem Diadem auf dem Haupte, doch noch nicht mit den Esels-
ohren versehen, Beifall spendet. Hinten Bäume und Himmel.
Leinwand; h. 0,98; br. 0,81%. — Inv. 1754, I 283. Ein bezeichnetes Bild
des Meisters von ähnlicher Malweise besitzt z. B. das Haager Museum (N. 208). —
Phot. Braun III, 6; Tamnie; Hanfst.; Bruckm.
104 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
204 Diana als Jägerin. Kniestück. Die jungfräuliche Göttin
(281) der Jagd mit rotgoldenem Haar sitzt in blauem Kleide unter
D i einem Baume. Sie trägt ihren Speer im linken Arme und
hält mit der rechten ihren Hund an der Leine. Vorn links
überreicht eine Nymphe ihr auf ausgestreckten Händen einen
Hirsehkopf. Rechts deutet eine zweite Nymphe in dje Landschaft
hinaus, in deren Hintergrund andere ihrer Genossinnen jagen.
Leinwand; h. 1,16; br. 1,87. — Inventar 1754, r 315. — Schönes Bild des
Meisters. — Phot. Braun III, 18; Tarn in e ; Hanfst. ; Bru>'km. .
205 Die Heilige Familie mit dem heil. Hieronymus. Links sitzt
(283) Maria. Sie hält in der Linken ein Buch, mit der Rechten den
S 1 Jesusknaben, der sich lebhaft zu Josef emporvvendet. Dieser
steht hinter ihm und pflückt ihm einen Apfel vom Baume.
Rechts sitzt die heil. Elisabeth. Vor ihr führt der kleine
Johannes dem Jesusknaben sein Lamm zu. Ganz vorn rechts
sitzt der heil. Hieronymus auf seinem roten Mantel am Boden.
Leinwand; h. 1,13; br. 1,50. — 1749 (nicht 1741, wie bei H.) aus der Casa
Pisano di S. Stefano zu Venedig. — Bei H. wurde die Echtheit dieses Bildes be-
zweifelt. Bordone war jedoch verschiedenen Stilwandlungen unterworfen ; mit aner-
kannten Bildern seiner spateren Zeit stimmt auch dieses überein. Was Lerm. 2. Auü.
327 in Bezug auf N. 205 bemerkt, bezieht 6ich, wie schon die Beschreibung des
Bildes beweist, auf N. 216. Es ist Druckfehler. — Phot. Braun VIII, 22; Bruckm.
Bonifazio de' Pitati
Genannt Bonifazio Veronese. Geb. 1487 in Verona; gest. den
19. Okt. 1553 in Venedig. Er kam schon 1505 mit seinen
Eltern nach Venedig, wo er Schüler Palma Vecchio's wurde.
Tätig hauptsächlich in Venedig.
Nach Gust. Ludwig's Untersuchungen (im Jahrb. K. Pr. K. S. XXII 1901
S. 61 ff., 180 ff., XXIII 1902 S. 30 ff.) mnss Moielli-LernioliefTs Zerlegung des
Meisters in drei verschiedene Künstler, der auch wir uns bis zur Auflage von
1902 angeschlossen hatten, aufgegeben werden. Wohl gab es einen zweiten Bonifazio
von Verona, Bonifazio di Bjrtholomeo de' Pasini (Ü89 — 17. April 1540); aber dass
diesem auch nur eines der auf Palma Vecchio's Schultern stehenden Bildern, die
Bonifazio's Namen führen, zugeschrieben werdon müsste, ist nicht ersichtlich. Ein
besonderer Bonifazio Veneziano Läset sich vollends nicht nachweisen. Wohl aber hat
Ludwig eine Reihe von Schülern und Gesellen unseres Bonifazio de' Titaü namhaft
gemacht, deren Unterscheidung noch nicht durchgeführt ist. Wir können diese
daher im folgenden nur unter dem Sammelbegriff »Werkstatt Bonifazio Veronese's
zusammenstellen.
208 Die Findung Mosis. Links der Nil. Hinten schreitet die
(286) Begleiterin der ägyptischen Königstochter in den Strom, um
2 b
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 105
den Knaben aus dem Wasser zu fischen. Vorn kniet sie in
grösserer Gestalt und überreicht den Findling der Prinzessin,
die sich mit der Linken auf die Schulter eines Pagen stützt.
Rechts im Mittelgrunde vor der üppigen Landschaft sitzen
zwei Männer und zwei Frauen musizierend im Rasen.
Leinwand; h. 1,01; br. -1,40. — 1725 durch Leplat ; Inv. 1722 ff., A. 1566,
als »Tizian«. — Schon hei H. richtig einem der Bonifazi gegeben. Vergl. Lerm,
S. 219, 2. Aufl. 321. Auch nach Ludwig a. a. 0. S. 60 eigenhändiges Bild Bonifazio's-
— Phot. Braun VIII, 14; Bruckm.
Der Heiland mit der Weltkugel. Halbfigur nach links auf 209
grauem Grunde. Die rechte Hand legt er auf die Weltkugel, (288)
die vor ihm liegt; hinter seinem Haupte brechen Strahlen hervor. 2 c
Leinwand; h. 0,79%; br. 0,6772- — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot.
Bruckm. ; Tamme.
Werkstatt des Bonifazio Veronese
Die Anbetung der Hirten. Vorn sitzt Maria nach links ge- 210
wandt vor alten Bogenruinen. Sie hält das Christkind über der (241)
Krippe den drei Hirten entgegen, die links niederknieen. Vorn 2 b
rechts steht Josef. Im Mittelgründe rechts nahen noch zwei
andere Hirten, von denen der eine ein Lamm trägt. Links
in der Landschaft tränkt ein Reiter sein Ross.
Ital. Pappelholz; h. 1,02%; br. 1,49. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 440
als »Palma vecehio«, 1749 aus der CasaPisani di S. Stefano zu Venedig. — Bei H.
als Giorgione. — Die neuere Stilkritik ist sich einig, dass es zu den Bonifazi-Bildern
gehört (vergl. Cr. u. Cav. V, S. 207 mit Lerm. S. 182 und 213; 2. Ann. 272 und
323.) — Phot. Braun VI, 9; Tamme; Bruckm.
Die Heilige Familie mit der heil. Elisabeth und der heil. 2 1 1
Katharina. Maria sitzt in der Mitte, etwas nach links gewandt, (271)
unter einem Baume. Sie lässt das Christkind mit ihrer rechten 2 b
Hand auf ihrer linken stehen. Rechts sitzt die heil. Elisabeth,
vor welcher der Johanuesknabe zum kleinen Heiland empor-
deutet. Links vorn sitzt die heil. Katharina, etwas weiter
zurück, sie anblickend, ein graubärtiger Alter, wohl Josef.
Ital. Pappelholz; h. 1,07; br. 1,34. — 1738 durch Rossi aus Italien. Damals
als »Tizian/. Spater, auch bei H., wurde es zn den Werken Palma Vecclrio's gesetzt,
au die es jedoeh nur von fern (in den Typen gar nicht) erinnert Lerm. S. 222
(2. Aufl. 323) ist der Ansicht, dass es ein gutes Werk seines jüngeren Bonifazio
Veronese sei. — Phot. Braun VII, 8; Bruckm.
Die Auferweckung des Lazarus. In einer reichen vom 2 1 2
Hochgebirge begrenzten Landschaft steht rechts der Sarkophag, (289)
R 7
106 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
dorn Lazarus, von drei Männern unterstützt, entsteigt In der
Mitte spricht Christus mit den beiden Schwestern des Lazarus.
Links eine Kruppe freudig bewegter Zuschauer. Hechts im
Mittelgründe eine zweite Gruppe von Zuschauern, die sich
wegen des Verwesungsgeruches die Nase zuhalten.
Leinwand; h. 1,B2>^; br. 2,00. — 1749 (nicht 17t 1) aus der I läse Phalli di
S. Stefano zu Venedig. — Schon in den alten Inventaren als »Bonifacio Venezianr. .
Vergl. Lerm. S. 220. — Phot. Tamuie; Bruckm.
213 Maria mit dem Kinde und drei Heiligen. Vor reicher Land-
(287) sehaft sitzt Maria unter einem Baume, auf ihrem Schooss das
B 1 Christkind, welches, seine Linke zu seiner Stirn erhebend, der
rechts vor ihm knieenden heil. Katharina iü die Augen blickt.
Links sitzen zwei bärtige Heilige, vorn, mit den Schlüsseln zu
seinen Füssen, Petrus (nicht Josef), etwas zurück der heil.
Antonius mit der Glocke.
Leinwand; h. 1,09; br. 1,52. — 1741 durch Rossi als Giorgione. — Schon
bei H. richtig der Gruppe »Bonifazio« gegeben. Vergl. Lerm. S. 207 (2. Aufl. 305)
— Phot Braun IX, 15; Tamme.
Polidoro Veneziano
Polidoro di Paolo di Lanzano, gen. Polidoro Veneziano. Geb.
zu Lanzano bei Lodi 1515; gest. zu Venedig den 21. Juli
1565. Wahrscheinlich Schüler Bonifazio's. Später unter Tiziau's
Einfluss. Tätig zumeist in Venedig. Vergl. G. Ludwig im Jahrb.
K. Pr. K. S. XXII, 1901, S. 196, XXIII. 1902, S. 65—66.
2 14 Die Madonna mit der heil. Magdalena und dem venezianischen
(290) Patrizier. Maria sitzt an reicher Säulenhalle vor grünem Vor-
2 c hange auf einem Throne, dessen runder Sockel mit Reliefs
geschmückt ist; sie blickt zu dem schwarzgekleideten Patrizier
hinab, der links vor der Landschaft kniet und ihr, von Josef
unterstützt, sein nacktes Kind darbringt. Das Christkind auf
Maria's Schoosse aber wendet sich mit einem Kränzchen in der
Hechten der rechts sich anschmiegenden Magdalena zu.
Leinwand; h. 1,121 J^; br. 1,7434. — 1749 (nicht 1741 | aus .lor Casa Pisani
di S. Stefano zu Venedig. — Phot. Braun XII, 13; Tamme; Bruckm.
215 Die Verlobung der heil. Katharina. Links reiche Flusstal-
(291) landschaft, rechts Bogenruine. Maria sitzt, nach links gewandt,
B 2 in der Mitte. Das Christkind auf ihrem Schmisse steckt der
links knieenden heil. Katharina den Ring an den Finger. Rechts
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh 107
steht ein graubärtiger Heiliger, sein Kreuz im Arm, wohl der
hl. Andreas: weiter zurück der Engel mit dem jungen Tobias.
Leinwand; h. 1,08%; br. 1,32%. — Inventar 1754, I 315. — Phot. Bruekm.
Maria, ihr Kind anbetend. Kuiestück, auf braunem Grund. 2 1 6
Maria in rotem Kleide und weissem Schleier betet, nach links (282)
gewandt, mit gefaltet erhobenen Händen das Christkind an, 2 c
das links vor ihr auf dem Stroh der Krippe liegt und beide
Aermchen emporstreckt.
Eichenholz; h. 0,51; br. 0,38. — Inventar 1722, A 418, als »Tizian«. — Bei
H. frageweise dem Paris Bordone zugeschrieben. Nach Lerm. S. 225 — 226 (2. Aufl.
327, hier durch Druckfehler als N. 205 bezeichnet) »eher« von Polidoro Veneziano.
Der Vergleich mit unserer unbezweifelten Darstellung der »Verlobung der heil.
Katharina« N. 215 von der Hand Polidoro's bestätigt Morelli's Vermutung. Auf-
fallend bleibt dabei, dass das Bild auf Eichenholz gemalt ist. — Phot. Bruekm.
Unbestimmte Meister Venedigs und seines Gebietes
Mitto und Ende des XVI. Jahrhunderts
Allegorie der Freigebigkeit. Grau in grau. In der Mitte 2 1 7
thront eine Frau, die vor Zuschauern mit der Linken in einen (285)
Korb mit Münzen greift, den eine Dienerin hält, mit der F. M.
Kechten aber das Geld an eine arme Frau gibt.
Leinwand; h. l,27y2; br. 1,06. — Nach dem Inventar Guarienti (vor 1753)
N. 434 aus der SammluDg des Marchose Mantova In Padua als »Dom. Carpioni«;
woraus II. Dom. Campagnola, den Schüler der Frühzeit Tizian's, gemacht. Nach
Lerm. S. 226 (2. Aufl. 329) : wohl eher ein Atelierbild der Bonifazi«. 1896 ans
Finanzministerium.
Männliches Bildnis. Halbfigur eines schwarzbärtigen Mannes, 219
etwas nach links gewandt, auf dunkelgrünem Grunde. Er trägt (243)
einen schwarzen Rock, einen Handschuh an der linken, Ringe 2 b
an der rechten Hand.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,72%. — Nach H. schon 1620 in Italien erworben.
Im Inventar 1754, I 462, schon als Giorgione. In den früheren Dresdner Katalogen
mit Recht nicht zu den Werken dieses Meisters gestellt. Erst 1861, nach einer
Restauration, wieder auf dessen Namen getauft. Nach Cr. u. Cav. VI, S. 215, der
Technik nach palmesk, vielleicht von der Hand Iäordone's. Nach Frizzoni (1900) in
der Tat ein verdorbenes Bild Bordone's. Von Berenson (Venetian Painters 3 ed.
1897 p. 116) zu den unzweifelhaften Werken des Polidoro Lanzani gestellt. Von
Loeser Bern. Licinio benannt. — Uns erseheint es nach den Restaurationen, die
das Bild erlitten, unmöglich, die Hand eines bekannten Meisters in ihm zu erkennen.
Vergl. auch Lerm 2. Aufl. S. 272—273. — Von späterer Hand auf der Rückseite
unrichtig als Bildnis des Pietro Aretino bez. — Phot. Ges.; Bruekm.
Ein Liebespaar. Brustbilder. Links Mauergrund, rechts 22 1
Blick in die Landschaft. Links der Mann, der seinen linken (242)
1 c
108 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Arm um den Nacken der Geliebten legt. Diese trägt ein aus-
geschnittenes Kleid und lehnt sich leicht an ihn an.
Ital. Pappelholz; h. 0,52; br. 0,72. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu
Modena. Es wurde 1618 als »angeblicher« Giorgione (di memo dicono di Zorxone)
von Ferrara nach Modona gebracht Ventura p. 39 und 123. Später galt es als
Giorgione. So auch 1 >ei H. Auf die Unmoglichheit dieser Benennung machten Cr.
und Cav. IV, S. 211 aufmerksam und gaben es der Schule von Brescia. Mündler
glaubte sogar Romanino's eigene Hand iu dem Bilde zu erkennen. Etwas später
(VI, S. 293) bemerkten Cr. u. Cav., dass ein gleiches Bild, von der Hand des Ve-
nezianers Dom. Mandni, sich in der Galerie Scarpa zu Motta im Tievisanischen
befinde. Darnach gab Morelli (Lerrn. S. 182, 2. Aufl. 272) es einoni Künstler der
Marca Trevisana, das Bild in Motta für eine Kopie nach dem unseren erklärend.
Ed: Habich machte darauf aufmerksam, dass das Bild iu Motta nicht Domenico,
sondern Francesco Mancini bezeichnet sei. Die Galerie Scarpa von Motta wurde am
14. Nov. 1895 in Mailand versteigert. Der Verfasser sah das Bild (1896) bei Herrn
Sambon in Mailand. Die Bezeichnung steht im Rand des Barett-Medaillons, kann
aber für unser Bild kaum massgebend 6ein, da dieses entschieden das bessere und
ursprünglichere Exemplar ist. So auch Richter und Frizzoni. Dr. Gust. Lud\vig
schreibt unser Bild Calli-to da Lodi, einem Nachfolger Romanino's zu, der zwischen
1521 und 1562 arbeitete. So auch Beronson, North Italians 1907, S. 183. Die
Frage bedarf der Nachprüfung. — Eine andere Wiederholung bei R. H. Bonson Esq.
in London. — Phot. Ges.; Brau'i IX, 16; Tamme; Bruckm.
222 Christus, sein Kreuz tragend. Halbfigur. Rechts schreitet
(275) Christus mit dem Kreuze auf der linken Schulter nach rechts
3 a hinaus, blickt sich aber nach den beiden Männern hinter ihm
um, von denen der vordere mit der Rechten an das Messer
auf seinen Rücken greift, mit der Linken aber den Heiland am
Kragen packt. Voraus schreitet ein behelmter Kriegsknecht.
Leinwand; h. 0,87V2> br. 1,08. — Wahrscheinlich 1733 von der Auction de
la Chätaignerage in Paris. — Zuerst als »Roceo Marconi« im Katalog von 1835.
So frageweise noch bei H. Gegenüber den beglaubigten Bildern des Meisters erscheint
das unsero sicher von anderer Hand. Nach Lerm. S. 226 i2. Aufl. 328—329) von
Francesco Prato da Caravaggio, einem Schüler Komanino's, nach anderen von diesem
selbst, nach noch anderen iu der Art des Bergamasken Giovanni Cariani. In der
Tat stimmt die Figur des Häschers, der den Dolch auf dem Rücken halt, von der
Gegenseite einigermassen mit dem sog. liravo auf dem Bilde der kaiserl. Galeiie
zu Wien überein, das dort früher als Giorgione galt, jetzt mit Morelli dem Cariani
zugeschrieben wird. Ein Schulzusammenhang zwischen diesen beiden Bildern ist un-
verkennbar; doch wagen wir den bezeichneten Bildern C'ariani's gegenüber nicht, eins
von ihnen diesem Meister zuzuschreiben. Unser ganzes Bild stammt übrigens, worauf
zuerst Dr. Gronau hingewiesen, genau mit dem Gemälde des vormaligen Kabinetts
Chätaignerage in Paris überoin, das im Receuil d'b'stanipes etc. (Paris 1729) als
Giorgione von Fr. Hortomels gestochen wurde. Im Auktions'i atalog der Sammlung
de la Chätaignerage von 1733 steht es, wie Dr. G. Ludwig aus London uns mitteilt,
als »Goftt du Giorgion«. Es ist unzweifelhaft dasselbe Bild. — Phot. Braun X, 8;
Tamme; Bruckm
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh. 109
Paolo Farlnati
Geb. zu Verona 1522, gest. daselbst 1606. Schüler Niccolö
Giolfino's. Später teils unter dem Einflüsse Parmeggianino's,
teils unter dem Paolo Veronese's. Arbeitete in Verona.
Die Darstellung Jesu im Tempel. Kechts der Altar, an 223
dessen Stufen Maria kniet. Das Christkind ruht in ihren (341)
Armen. Der Priester breitet schützend seinen Mantel über den C 2
Kleinen aus. Links hinter ihr stehen Josef und verwandte
Frauen, weiter zurück eine Gruppe von Männern, deren vorderster
einen Krüppel beschenkt. Vor dem Altar spielen zwei nackte
Knaben mit einem Hunde. Rechts stehen die Schriftgelehrten,
von denen einer aus einem Buche vorliest.
Leinwand; h. 1,86; br. 4 17. — 1747 durch Rossi aus Casa Bonfadini in
Venedig, Damals Paolo Caliari's Sohne Carletto Caliari zugeschrieben. Bei H. mit
Unrecht den echten Bildern Paolo Caliari's angereiht. Dass Paolo Parinati sein
Urheber sei, hat, nach 11., zuerst Rumohr geäussert. Nach FF. p. 149 von Fr.
Montemezzano, nach Berenson, North Italians S. 300 von Battista Zelotti (um 1532
bis 1592), der Schüler seines Oheims Paolo Farinati war. Da das Bild den bezeich-
neten Bildern Fafinati's in Verona jedoch nahe steht, so mag es dessen Namen
bis zu besserer Klärung der Frage weiterführen. — Es gibt zwei alte anonyme
Radierungen nach dem Bilde, von denen die eine, Giov. Giac. de Rossi formis, aller-
dings Paolo Veronese als Urheber nennt. — Phot. Braun VIT, 10; Tamme; Bruckni.
Paolo Veronese
Paolo Caliari, gen. P. Veronese. Geb. zu Verona 1528, gest.
zu Venedig den 19. April 1588. — Schüler des Ant. Badile
in Verona. Weiterentwickelt unter dem Einflüsse des Paolo
Morando (Cavazzola), Brusasorci und (nachdem er 1555 nach
Venedig übergesiedelt) auch der grossen Venezianer. Tätig in
Verona, im Venezianischen und in Venedig selbst.
Wie bei Rubens, bei Cranach und anderen Meistern, die eine grosse Schüler-
zahl in ihrer Werkstatt beschäftigt, macht sich gegenwärtig auch bei Paolo Veronese
das Streben der Kritik geltend, Echärfer als bisher die eigenhändigen Werke von den
Werkstattbildern zu unterscheiden. Berenson (Venetian Painters 3. Auflage 1901 p. 141 )
erkennt von den nachfolgenden Bildern nur die ersten drei, die auch wir als die
besten stets vorangestellt haben, teilweise N. 229 und N. 236 als eigenhändig an.
Wir glauben bis zur weiteren Klärung der Frage allen diesen Bildern ihren alten
Platz lassen und zu jedem einzelnen unsere Ansicht, die sich nach erneuten Studien-
reisen doch nur teilweise mit derjenigen Berenson's deckt, aussprechen zu sollen.
Die Modonna mit der Familie Cuccina. Links thront Maria 224
mit dem Kinde. Vor ihr knieen Johannes der Täufer und der (327)
hl. Hieronymus, hinter dem ein Engel steht. Die gegenüber E 3
110 Italiener des sechzehnten Jahrhundert s
angeordneten, verehrend sörijefendeu Mitglieder der Familie
Cuccina werden ihr von den Gestalten des Glaubens im weiss),
der Liebe (in rot) und der Hoffnung (in grün) augefährt. Vorn
kniet die Hausfrau in feuerrotem Kleide, bildeinwärts neben
ihr ihr Gemahl; ein anderer bärtiger Mann steht an der Säule,
ein dritter kniet hinter der Hansfrau. Vorn klammert sieh
einer der Knaben an die Säule; ausserdem noch sechs Kinder
verschiedenen Alters. Ganz rechts eine Magd mit dem kleinsten
Kinde auf dem Arme. In Hintergründe Paläste, rechts der
Palazzn Cuccina am Tamile grande.
Leinwand : h. 1.47; br. 1,16. — 174<i aus der horzogl. Galerie zu Modena. —
Dieses eigenhändige Meisterwerk Paolo's befand sich mit den folgenden dreien im
XYII1. Jahrhundert noih iu dein Paläste der Familie Cuccina zu Venedig, für die
sie alle vier gemalt worden waren (später I'at. Tiepolo. jetzt Pal. Papadopoli). Es
gelang dem Herzog Francesc. 1. zu Modena erst nach längeren Unterhandlungen,
sie lii4") für seine Galerie zu erwerben: Venturi p. 334—236. Hier auch dm'
Nachweis, ilass die Bildnisgruppe wirklich die Familie Ciucina darstellt. — Gest,
von P. A. Kilian •& t, 16; desgl. von G. Levy. — l'hot. Braun VII. 9; l'liot.
Ges.; Häufst. ; Tainnie ; Bruckm.
225 Die Anbetung der Könige. Links sitzt Maria mit dem
(325) Kinde vor mächtigen Ruinen, aus deren Ställräumen Ochs
E I und Esel hervorblicken. Hinter ihr stehen zwei Hirten. Ihr zu-
gewandt, naht der Zug der hl. drei Könige. Der älteste im
Goldstoffmantel küsst knieend den Fuss des kleinen Heilandes.
Ein Page trägt seine Schleppe, ein anderer seine Krone. Neben
ihm steht der zweite, ganz in rot gekleidete Konig. sehen etwas
vorgebeugt, hinter diesem ein Diener im Turban. Rechts harrt
in stolzer Haltung der reich gekleidete Mohrenkönig. Neben
ihm zwei Pferde mit einem zinnoberrot gekleideten Wärter.
Ganz rechts blicken ein Pferde- und ein Kameelkopf hervor.
Leinwand; li. 2,06; br. 4,55. — 1746 ;uis der herzogl. Galeiie zu Modena. —
LC4Ö in diese aus dem Hanse Cuccina zu Venedig. Vergl. die Uemerkungen zu
\. _'2I. Eigenhändiges Meisterwerk. — Ein gleiches Bild, kleiner und verkürzt, im
Devonshire Ilouse zu London. — Gestochen von P. A. Kilian jjß I. 11; von II.
Steiffiisand. - l'liot. Braun V, 15; l'hot. Urs.; llanfst ; Tamme: Brackm.
226 Die Hochzeit zu Cana. Links die reich besetzte Festtafel.
(326j in deren Mitte unter lebhaft bewegten Gästen der Heiland sitzt.
E 1 Weiter rechts die Männer, die den Wunderwein prüfen; einer
von ihnen setzt das (ilas gerade an die Lippen; einem anderen
wird eingeschenkt; vorn in der Mitte steht ein dritter im orange-
gelben Rock und hält das Schalenglas in der Linken. Links
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No. 224.
Paolo Veronese.
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No. 226.
Paolo Veronese.
Tafel VIII.
G.DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh. 111
vorn wird einem am Boden hockenden Mädchen eingeschenkt.
Vorn in der Mitte spielt ein am Boden sitzender Knabe mit
einer Katze. Rechts vorn Diener mit Speisen, im Mittelgründe
der von Füllfiguren belebte Renaissancepalast.
Leinwand; h. 2,07 ; br. 4,57. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
1645 aus dem Hause Cuccina in Venedig. Vergl. die Bemerkungen zu N. 224. Eigen-
händiges Meisterwerk. — Gestochen von L. Jacob $j» II. 9; von Jos. Kohlsehein.
— Phot. Braun VI. 10; Phot. Ges.; Häufst. ; Tanime; I'.nickm.
Die Kreuztragung. Der gestaltenreiche Zug wendet sich 227
links neben hohen Felsen bildeinwärts. Christus bricht in der (328)
Mitte unter der Last des Kreuzes zusammen, dessen Stamm F 3
Simon von Kyrene ergreift. Ein Henker schwingt die Geissei,
ein anderer zerrt den Heiland am Strick empor. Die heil.
Veronika hält ihm ihr Schweisstuch hin. Ganz links einer der
Schacher; ganz rechts Maria, von einem Manne unterstützt.
Vor ihr, ganz vorn, eine Mutter mit ihrem Kinde auf dem Arm.
Leinwand; h. 1,66; br. 4,14. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
1645 mit den drei vorigen aus dem Hause Cuccina in Venedig. Vergl. die Bern.
zu N. 224. Die Ausführung rührt offenbar im wesentlichen von Schülerhänden
her. — Radiert von Giov. Maria Mitelli ; gest. von J. M. Preissler «j£> I, 16, von
A. G. Glaser. — Phot. Braun IX, 17; Phot. Ges.; Hanfst. ; Tamme; Bruckni.
Der Hauptmann von Capernaum. Linkst steht Christus mit 228
erhobener Rechten inmitten acht seiner Jünger, die teilweise (329)
hinter den Säulen versteckt sind. Rechts kniet der gläubige D 3
> Hauptmann <, die Genesung seines Knechtes erflehend, vor dem
Heiland. Zwei behelmte Soldaten unterstützen ihn. Ein weiss-
gekleideter Negerpage kniet hinter ihm und hält seinen Helm.
Weiter zurück halt ein dritter Krieger sein Ross.
Leinwand; h. 1,78; br. 2.75. — 1747 aus der Casa Grimani de' Servi zu
Venedig. Gegenstück zum folgenden. Die Ausführung wird im wesentlichen Schüler-
händen angehören. Gestochen von Pietio Monaco. — Phot. Braun XU, 13; Phot.
Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Findung Mosis. Links steht die Königstochter unter 229
Waldbäumen zwischen fünf Begleiterinnen, von denen die eine (330)
ihr knieend den Findling zeigt, dessen Tuch eine zweite empor- D 3
hebt. Hinter ihr ihr Wagen und kleine Neger mit Hunden.
Rechts der Fluss mit stattlicher Bogenbrücke vor der Stadt.
Davor ein Hellebardier. Ein zweiter Hellebardier und eine
Frau ragen vorn nur teilweise hervor.
Leinwand; h. 1,78; br. 2,77. — 1747 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke,
aus der Casa Grimani de' Servi in Venedig. — In manchen, aber nicht in allen
112 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Teilen eigenhändiges Bild. Gestoohen von l'ietro Monaco und von A Terwesten.
l'liot. Braun III. IS; Phot. lies.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
230 Der barmherzige Samariter. Links vorn in kräftiger Wald-
(332) landschaft liegt der Verwundete, fast lebensgross, am Boden.
F 1 Sein Hund stellt neben ihm. Der barmherzige Samariter, dessen
Esel ganz links wartet, träufelt ihm Od in die Wunden. Im
Waldhiatergrunde entfernen sieh andere Gestalten.
Leinwand; h. l.GT'-i; br. 2,53. — 1746 aus der berzngl Galerie zu Modem.
— Die Eigenhändigkeit nicht anbestritten. — l'hot. Bruckm.
23 1 Die Kreuzigung Christi. Christus hängt in der Mitte am
(333) Kreuze. Schräg zu dem seinen sind links und rechts diejenigen
3 h der beiden Missetäter aufgestellt. Maria Magdalena umklammert
das Kreuz des Heilandes. Links bricht Christi Mutter, von
Johannes und der dritten Maria unterstützt, zusammen. Rechts
Fernblick auf die Stadt hinab.
Loinwand; h. 0,46%; br. 0,34%. — 171! durch Wut. Kossi aus Venedig. —
Die Eigenhändigkeit wird mit Recht bestritten, auch von Seidlitz, Repert XVI,
S. 372. — Phot. Tarame; Bruckm.
232 Die Kreuzigung Christi. Rechts das Kreuz Christi und di<
(334) beiden Kreuze der Schacher, links, weiter zurück, ein Galgen
R 9 mit, dranhängeiidem Strick. Maria Magdalena umklammert
das Kreuz des Heilands. Links ist Maria zwischen Johannes
tund einer der Frauen zu Boden gesunken, kniet der Haupt-
mann, der vom Pferde gestiegen ist Rechts hinten die Stadt.
Leinwand; h. 0,98 '._; ; br. 0,76. L742 durch Biedel ans Prag. Im Gpnr
(vor 1 T-_>- 1 1 N'.'i'JO; »Fu della 0;i lleria di Praga«. — Die Eigenhändigkeit wird mit Recht
bestritten, auch von Seidlitz. Repert. XVI, s. 272. — Phot Braun \ lll. 15
Tatume; Bnickm.
233 Christus in Emmaus. In der Halle eihes stattlichen Hauses
(33:"»') sitzt Christus mit den beiden Jüngern zu lisch und segnet
E 3 mit erhobener Hechten das Brot. Hinter ihm eine Magd.
weiter links, hinter dem Apostel, ein älterer, bartloser Mann
und ein junger Neger. Links vorn spielt ein kleines Mädchen
mit einem Hunde; dahinter führt ein Laubengang ins Freie
i.i'inwaiid ; h. 1,20%; br. 1,81%. — 1746 aus der herzogt. Galerie zu Hodenu.
Das Bild, das wolil nicht ganz eigenhändig ist. aber gewonnen hat. soit es 1898
von Uebermalungen befreit worden, gehörte dem Kardinal 4.1essandro d'Este in
Rom. Dieser Btarb 1624; 1625 kam es nach Modena Venturi i>. 157—169. —
Ein ähnliches Bild IT'J'.i beim Herzog von Orleans zu Paris; gestochen von Claude
du Flos. — Phot. Braun I. 6; Phot. Öes ; Häufst.; Tarn nie; Bruckm.
234 Leda. Vor rotem Vorhange liegt die nackte Königin in
(339) weissen, schwellenden Kissen. Perlen schmücken ihren Hals,
C 3
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes. XVI. Jahr h. 113
ihre Arme, ihre Ohren. Ihr zurückgelehnter Körper ist nach
links gewandt. Mit der rechten Hand umarmt sie den Schwan,.
der mit dem Schnabel die Lippen berührt.
Leinwand ; h. 1,06 ; br. n.90l/2- — 1744 durch V. Rossi aus Casa Grimani Calergi
iu Venedig. — Das Bild ist so sicher gemalt, dass uns die Zweifel an seiner Eigen-
händigkeit nicht überzeugen. — Gestochen von L. Surugue, von L. Desplaces. Gan-
tier u. a. — Phot. Braun IV. 14; Phot. Ges.; Hanfst. ; Tamme; Bruckrn.
Die Auferstehung Christi. Links neben stattlichen Euinen 235
das Grab, dem der Heiland entschwebt. Die Wächter sind (336)
zurückgefahren oder zu Boden gesunken. Vorn ist ein blau S 1
gekleideter, behelmter Krieger aufgesprungen und erhebt deu
Schild gegen die Wundererscheiuung. Rechts im Hintergründe
zeigt ein Engel den Frauen das leere Grab.
Leinwand; h. 1,36%; br. 1,04. — 1741 durch Riedel aus Wien. — Die
Eigenhändigkeit wohl mit Recht bestritten. Anderer Meinung Seidlitz im Repeit XVI,
S. 372. — Phot. Rruckm.
Bildnis des Daniele Barbaro. Kniestück von vorn. Der 236
Patriarch von Aquileja hat kurzes schwarzes Haar und einen (340)
schon ins Graue spielenden Vollbart. Er ist schwarz gekleidet. E 2
Sein Mantel ist mit weiss und schwarzem Pelz besetzt. Die
linke Hand stützt er auf einen Tisch. Links im Hintergrunde
mächtige Säulen, rechts die graue Wand.
Leinwand; h. 1,32%; br. 1,02. — 1744 aus der Casa Grimani Calergi in
Venedig. Inv. Guar. N. 213. — Berenson leugnete die Eigenhändigkeit in der
ersten Auflage seiner •■•Venetian Painters:, gab sie aber in der dritten Auflage
(p. 141) zu. Die Eigenhändigkeit tritt -weniger in dem etwas trockenen wohl nicht
unberührten Kopfe als in der meisterhaft behandelten Hand hervor. Schon in den
alten Inventaren als D. Barbaro. — Gestochen von J. Houbraken ?? II, 10. —
Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Susanna im Bade. Susanna sitzt, nach rechts gewandt, 237
im Vordergrund und wäscht mit der rechten Hand ihren rechten 331)
Fuss. Links hinter einer Balustrade blicken die beiden Alten B 2
herüber. Im Hintergrunde ein Garten und Gebäude.
Leinwand; h. 1.25%; br. 1.04%. — 1742 ans der Sammlung Carignan zu
Paris. — Im Inv. 1744. I 436 nur als »Schulbild«, was vielleicht richtiger ist;
höchstens teilweise eigenhändig. — Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Brnckm.
Nach Paolo Veronese
Venus und Adonis. Venus sitzt unter einem Baum und 238
legt die Linke aufs Haupt des schlummernden Adonis. Zu (348)
ihren Füssen ein Hund. Vorn ein zweiter mit einem Knaben. Planen iV-
8
114 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,46; br. 1,84%. — Wohl das Bild des Kunstkanimorinventars
1741, Cap. XXIX a, 7, damals als Tintoretto; doch nur Kopie nach einem Gemälde
Paolo's im Museum zu Madrid. Ans dem llochbild ist ein Breitbild geworden; und
auf dem Original halt Venu*, statt des Strausses, den Fächer der Neuvermählten.
1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
239 Flüchtige Kopie der Apotheose der Venezia. Umringt von
(499) allegorischen Gestalten thront Venezia oben auf Wolken. Ein
Frankenheig Genius krönt sie. Von der Galerie blickt zahlreiches Volk
empor. Unten Krieger zu Ross und zu Fuss.
Papier auf Leinwand gezogen; h. 1,27%; br. 0,80%. — 1861 aus dem Vorrat.
Zuerst im Katalog von 1862. — Das Original ist das Deckenbild Paolo Yeronese's
in der Sali del Maggior Consiglio des Dogenpalastes zu Venedig. — Der Kopist ist
unbekannt, — 1902 an das Lehrerseminar zu Frankenberg.
Paolo Veronese's Erben
Nach dem Tode Paolo's setzten sein Bruder Benedetto Caliari
(geb. zu Verona 1538, gest. zu Venedig 1598) und seine Söhne
Gabriele Caliari (geb. zu Venedig 1568, gest. daselbst 1631)
und Carlo (Carletto) Caliari (geb. zu Venedig 1570, gest. da-
selbst 1596), seine Werkstatt in Venedig fort. Einige Bilder
zeichneten sie geradezu »Heredes Pauli«. Ihre Hände zu
sondern, ist in den seltensten Fällen möglich.
240 Eine Allegorie. Von links eine reich gekleidete weibliche
(343) Gestalt, der drei Frauen und Herkules die Schlep]»' tragen.
M.-G. während sie selbst dem rechts beschäftigten Paare eine Krone
reicht. Zu ihren Füssen ein Genius mit dem Füllhorn.
Leinwand; h. 1,66%; br. 2,32%. — 174J durch Riedel aus Prag als »Paolo
Veronese«. Im Inventar Guarienti N. 1505 richtig nur als Scuola di Paolo Veronese«.
Bei IL wohl ohne genügenden Anlass näher als »Carletto Caliari« bestimmt. 1891
ans Ministerialgebäude an der Seestrasse.
241 Heilige Familie. Rechts vor rot verhängten Säulen sitzt
(344) Maria mit dem Kinde; neben ihr steht Josef. Links ist die heil.
F.-M. Anna mit den Windeln beschäftigt und reicht der kleine Johannes
dem freundlich herabverlangenden Jesusknaben einen Apfel.
Leinwand; h. 1,65%; br. 1,83%. — [nv. Guar. 1753 X 181 als .«ialu-iele
Caliari« aus der Sammlung des Abbate Caliari zu Venedig. — Spater ohne Grund
als Carletto Caliari. — So auch bei H. — Nach l.onu. S. 327 in der Tat von
Gabriele. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium. — Phot. Hanfst.
242 Die Taufe Christi. Vorn im Flusse steht Christus, rechts
(345) am Ufer, ihn taufend, Johannes der Täufer. Vorn knieen zwei
Freiberg Engei mit den Tüchern ; ein dritter steht hinter dem Erlöser,
über dessen Haupt die Taube schwebt.
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 115
Leinwand; h. 1,04%; br. 1,01%. — 1743 durch Riedel ans Prag als »Paolo
Veronese«. Doch schon im Inv. 1754, I 337, nur als »Carletto Caliari«. — So auch
bei H. Der Vergleich der bezeichneten Bilder Carletto's in der Akademie zu Venedig
hat jedoch keine völlige Sicherheit in dieser Beziehung ergeben. 1903 ans König
Albert-Museum in Freiberg.
Der Raub der Europa. Vorn ist der weisse Stier, in den 243
Zeus sich verwandelt hat. mit einem Blumenkranz um den (342)
Hals, in die Kniee gesunken. Vor ihm sitzt ein kleiner Amor, D 3
welcher das goldene Seil, an dem er das verliebte Tier leitet,
in den Händen hält. Ein zweiter flattert in der Luft. Die
festlich gekleidete schöne Europa sitzt schon auf dem Kücken
des Stieres. Zwei ihrer Begleiterinnen schmücken sie. Andere
sitzen vorn mit Blumen im Rasen. Im Mittelgründe rechts
schreitet der Stier mit seiner schönen Last bildeinwärts davon ;
im Hintergrunde durchschwimmt er das Meer.
Leinwand ; h. 3,21 ; br. 2,89. — 1743 durch Algarotti von Signora Teresa
Negrenzi in Venedig. — Nach Guarienti (Inv. N. 287) Jugendwerk Paolo's, früher
im Besitze des Marchese Piati in Venedig. — Schon von H. als eigenhändiges Werk
Paolo's bezweifelt. — Die Komposition ist von Paolo und seinen Schülern mit einigen
Veränderungen mehrmals wiederholt worden. Das schönste eigenhändige Exemplar
befindet sich im Dogenpalast zu Venedig; ein anderes in der kapitolinischen Galerie
zu Rom. Radiert von V. Lefebre: gestochen von Gottfr. Seuter. — Phot. Bruckm.
Schule Paolo Veronese's
Venus und Adonis. Rechts sitzt Venus unter Bäumen. 244
Zu ihren Füssen spielt Amor. Links beugt Adonis sich zu (338)
ihr hinab. Sie drücken sich zum Abschied die Hand. R 12
Leinwand; h. 0,75%; br. 0,86. — Inv. 1754, 1435, als »autore incerto«. —
Bei H. ohne Herkunftsangabe unter den Werken Paolo Veronese's aufgeführt.
Doch zeigt es offenbar nicht dessen eigene Hand.
Bildnis eines Knaben. Halbfigur auf dunkelbraunem Grunde. 245
Der Knabe ist sehr reich gekleidet, hat rotes Haar und hält (347)
in der rechten Hand eine Rasselbüchse. 3 a
Leinwand ; h. 0,54 ; br. 0,40. — 1857 aus Steinla's Sammlang. Bei H. der
Schule Paolo Veronese's zugeschrieben, was richtig sein mag. — Phot. Ges. ; Bruckm.
Christi Einzug in Jerusalem. Nach links gewandt, sitzt 246
Christus auf dem Esel, dem ein Eselfüllen folgt. Männer (350)
breiten Teppiche auf der Strasse aus. Neun seiner Jünger planenLV'
folgen ihm. Links das Volk, das ihm entgegenströmt.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,97%. — 1741 durch Rossi aus Venedig als Paolo
Veronese. Bei H. frageweise dem G. A. Fasolo zugeschrieben. Doch stimmt die
Technik des Bildes mit derjenigen der Bilder dieses Meisters in Vicenza und in der
8*
116 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Akademie von Venedig nicht überein. 1902 an den Kunstverein zu Plauen i.V. —
Phot. Brockm.
247 Die Hinrichtung der heil. Katharina. Die Heilige kniet auf
(337) dem Richtplatz, befeit, den Streich zu empfangen. Der Henker
Chemnitz steht, auf sein Schwert gestützt, links vi tu. Sein Gehilfe reisst
der Heiligen die Kleider vom Oberkörper. Neben ihr kniet ein
Neger mit der irdischen Krone. Ueber ihr schwellen zwei Engel.
Leinwand; h. 0,65%; br. 0,81. — 1742 durch de I'rais aus der Sammlung
Carignan in Paris. — Bei H. als Paolo Veronese, jedoch schon im Inventar 1751
als Fasolo, was der Wahrheit jedenfalls näher kommt : doch kennen wir es nur im
allgemeinen zu den durch Paolo beeintlussten Bildern zählen. — Phot. P.ruikni.
248 Anbetung der Könige. Rechts sitzt Maria mit dem Kinde
(346) vor dem Ruinenstalle. Josef sitzt hinter ihr. Von den drei
Chemnitz Königen kniet der eine, im Goldmantel, vorn in der Mitte,
steht der schwarze, im Turban, rechts vorn, naht der jüngere
weisse, von zwei Hunden begleitet, links mit dem Gefolge.
Leinwand; h. 1,05%; br. 0,81. — Inv. 1754, 1 494, als »Sooola di Paolo
Veronese . So auch bei II. — Nach II. übrigens 174(5 aus der herzogl. Galerie zu
Modena, was anrichtig ist, da es in keiner der Modeneser Listen erwähnt »ird. —
L902 an die Kunsthütte in Chemnitz. — Phot. ßruckra.
Giovanni Antonio Fasolo
<reb. zu Viceuza 1528; gest. daselbst 1572. Nachahmer Paolo
Veronese's. Arbeitete in Vicenza. J
249 Bildnis einer Venezianerin. KniesfTick nach rechts. Im Hinter-
(349) gründe links ein roter Vorhang, rechts Säulen. Die Linke der
E 4 Dame ruht auf einem Tische mit grüner Decke. In ihrer
Wichten hält sie ein Spitzentuch. Kleid von weissem, gold-
geblümtem Seidendamast mit aufrechtstehendem Kragen.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,13 — 1744 durch liossi aus der Casa örimani
Talergi in Venedig. Inv. 1751, 1 407. — Leim. S. 228, 2. \nll. &S0. — Phot. Hai
Tamme; Urw-km.
Palma Giovine
Jacopo Palma d.j.. gen. Palma Giovine, Geb. zu Venedig 154 1
gest. ebenda L628. Grossneffe Palma Vecchio's, Sehn und Schüler
Antonio Palmas. (Vgl. G. Ludwig im Jahrb. Pr. K. S. XXI 1
1!H>1 s. 186 und XXIV L903, Beiheft S. 80 ff.) Weitergebildet
durch das Studium der Werke Tizian's, Tintoretto's, Raphael's und
Michelangelo's. Arbeitete in TTrbino, Rom, zumeist jedoch in Venedig.
250 Maria's erster Tempelgang. Links in der Tempeltür steht
(272) der Hohepriester zwischen zwei Frauen. Die zwölfjährige Maria
E 3
G.DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 117
steigt mit der Kerze in der Rechten die Stufe hinan. Hinter
ihr stehen ihre Eltern. Zahlreiche Zuschauer füllen die Strasse;
ein junger Mann mit blossen Füssen umklammert eine Säule.
Leinwand; h. 1,80; br. 3,52. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Nach Venturi p. 238 hatte der Herzog Franz I. das Bild 1653 vom Händler Franeesohi
in Venedig erworben. Dieser aber hatte es aus der Kirche dell' Unviltä in Venedig,
für die Palma Giovine das Bild nach Ridolfi (LT, p. 196) gemalt hatte. — Phot. Bruekm.
Der hei!. Sebastian. Angefesselt an einen Mauerpfeiler, 25 1
bricht der junge Heilige in sich zusammen. Rechts neben ihm (273)
liegt ein Bündel Pfeile auf dem Boden. Links vor der Landschaft D 4
rollt ein Manu in rotem Rocke den grünen Mantel zusammen.
Leinwand; h. 1,67 J^; br. 1,17. — 1743 durch Algarotti vorn Grafen Giovanelli
in Venedig. — Phot. Bruekm.
Die Kreuzigung des heil. Andreas. Vorn rechts wird das 252
Kreuz, an dem der graubärtige Apostel hängt, von drei kräftigen (274)
Männern emporgerichtet und eingegraben. Vorn links ruht ein D 2
Kriegsknecht. Rechts im Mittelgrunde sprengt ein Reiter heran.
Leinwand; h. 1,65; br. 2,63%. — 1742 ans de Brais' Nachlass in Paris. —
Phot. Bruekm.
JaGopo Bassano
Jacopo da Ponte, gen. Bassano. Geb. in Bassano 1510, gest.
daselbst den 13. Febr. 1592. Schüler seines Vaters Francesco.
In Venedig unter dem Einflüsse Tizian's und der Bonifazi
weiterentwickelt. Arbeitete in Venedig, hauptsächlich aber als
Schulhaupt in Bassano.
Simson besiegt die Philister. Mitten im Kampfgewühl haut 252 A
Simson mit dem Eselskinnbacken auf die Feinde ein. Links liegt (284)
ein Toter. Zu Boden sinkende Verwundete und flüchtende Krieger S 1
rechts. Unter den Flüchtenden links ein Trommler, fast von
hinten gesehen, und ein Jüngling mit grossem weissem Banner.
Leinwand; h. 1,55; br. 2,19. — Von 1887—1902 als N. 206. — Inv. Guar,
(vor 1753) N. 304 als Giulio Romano ; 1749 aus der Galerie zu Prag. — Für ein
Werk Rordone's erklärt von A. Hirt, Kunstbemerkungen, Berlin 1830, S. 69. —
Kei H. als »unbekannt«, doch richtig unter den Venezianern. Nach Venturi: Art
des Polidoro. Nach uns bisher als »Art des Bordone«. — Inzwischen von G. Frizzoni
mit Recht als Jugendwerk Jacopo Bassano's erklart. Vgl. dessen Aufsatz in L'Arte
IV, Rom 1901, p. 221—238. — Phot. Bruekm.
Die Israeliten in der Wüste. Der Zug der Kinder Israel 253
bewegt sich von links nach rechts und wendet sich rechts bild- (29(3)
einwärts dem Zeltlager zu. Moses und Aron marschieren an E 2
118 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
der Spitze. Links ein Mann zu Pferde und eine Frau mit dem
Kinde im Arme. Vorn in der Mitte Rast an der Quelle.
Leinwand; h. 1,83; br. 2,78. — 1717 durch Zanetti aus der Casa Grimani
dei Servi in Venedig. — Auch nach Berenson (Yenetians, 3. Aufl. S. 7(ii eigenhändig.
— Gegenstück zum folgenden. — I'hot. Bruckm.
254 Des jungen Tobias Heimreise. Der Zug bewegt sich vou
(295) links nach rechts und wendet sich rechts bildeinwärts. Der
E 2 Engel und Tobias schreiten an der Spitze, vor ihnen ein Hund.
Links vorn im Zuge ein Schimmel, rechts vor der Wenduug
Rinder hinter Schafen. Links im Mittelgründe Ruinen.
Leinwand; h. 1,79; It. 2,77. — 1747 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke,
ans Casa Grimani dei Servi in Venedig. — Berenson (p. 8'"!, 3. Aufl. 1897 p. 76)
hat zwar das vorige, nicht aber dieses Bild in das Verzeichnis der eigenhändigen
Werke Jacopo Bassano's aufgenommen. Doch siod die Bilder nicht nur Gegenstücke,
sondern zeigen auch durchaus die gleiche Hand. — Phot. Bruckm.
256 Moses am Felsenquell. Moses und Aaron stehen links
(298) im Mittelgrunde am Felsen, dem «las Wasser entsprudelt. Von
C 1- allen Seiten drängt sieh das Volk heran. Vorn umringen Menschen
und Tiere, trinkend und sich badend, Kübel und Eimer. Links
vorn reicht eine knieende Frau ihrem Knaben zu trinken.
Rechts vorn wäscht sich eine Frau mit entblösstem Oberkörper.
Leinwand; b. 1,14; br. 1,76. — luv. (iu;ir. (vor 1753) N. 40 als opera per
fotta ■-.. So auch Berenson, Venetians p. 83, 2. Aufl. p, 76. Nach II. 1717 durch
Zanetti und Guarienti ans Casa Grimani dei Servi zu Venedig; doch muss dieses
Bild den Maassen nach unsere N. 253 gewesen sein. — Gest. von Fr. Ant. Loren
zini. — Phot. Bruckm.
258 Saulus' Bekehrung. Inten bricht Saulus als geharnischter
(300) Ritter mit seinem Rosse zusammen und blickt zum Herrn
<> -1 empor, der rechts in hellem Lichte aus grauep Wolken er-
seheint. Links im Zuge eine zinnoberrote Fahne.
Leinwand; h. 1,80%; br. 1,12%. — 1741 durch V. Rossi aus Venedig. —
Auch von Berenson, Venetians, 3 Aufl. p. 76 anerkannt. Ein ahnliches Bild im
stailt. Museum zu Bassano ist. wie den Major \ on Zottmann uns gütigst mitteilt,
als Werk Leandro Bassano's beglaubigt. — Phot. Bruckm,
Werkstatt Jacopo Bassano's
258 A Die Arche Noah's. Links weite Landschaft; rechts die
(294) Arche, zu der die Tiere parweise hinanschreiten. Oben am
t: i Eingang nimmt eine Frau ein Schwein in Empfang! in dei
Mitte auf Heu Brettern schreiten zwei Löwen, andere Tiere
harren vorn. Links vorn eine Frau mit einem Eierkorb; weiter
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh. 119
zurück ein weisses Pferd und ein Kameel. Vorn in der Mitte
muntert ein Kahlkopf in rotem Rock die Tiere an.
Leinwand; h. 1,22V2 5 br. 1,79^- — Kat. 1887 n. 1892: N. 255. — 1744
durch V. Rossi ans der Sammlung des Abbate Ricci in Venedig. — Berenson (p. 85)
erkennt das gleiche Bild in der kaiserl. Galerie zu Wien, das dort dem Sobne
Jaeopo's, Francesco Bassano, zugeschrieben wird, nicht aber das unsere, als eigen-
händiges Werk Jaeopo's an. Unseres ist kaum schwächer als das Wiener Bild.
Beide werden nur Werkstattbilder sein.
Die Verkündigung der Hirten. Nachtstück. Der Engel 259
des Herrn bricht, von gelben Strahlen umleuchtet, aus finsteren (299)
Wolken hervor. Unten vor weiter Landschaft harren die Hirten Chemnitz
mit ihren Herden; rechts vorn ist einer von dreien rücklings
zu Boden gesunken; links drei andere; ein siebenter sitzt in
der Mitte und hält die Rechte vors Gesicht.
Leinwand; h. 1,32^; br. 1,83. — Inv. 1754, I, 442. Nach H. 1744 durch
Rossi aus der Casa Grimani Calergi in Venedig. Doch fanden wir es nicht in der
Liste dieses Ankaufs. — 1902 an die Kunsthütte zu Chemnitz.
Die Israeliten in der Wüste. Dieses Bild stimmt fast ganz 260
genau mit dem Bilde Jaeopo's N. 253 (296) überein. (293)
Leinwand; h. 1,25; br. 1, 75 %. — 1742 durch de Brais in Paris von Mr. Aubry. Oelsnitz
Im Inv. Guarienti (N. 120) als »Zug Jacobs« und als »Francesco Bassano«. Bei IL
als Original von Jacopo Bassano. Die Söhne Jaeopo's wiederholten dessen Kompo-
sitionen, manchmal verändert, unzählige Male. Doch werden Giov. Battista (1553
bis 1613) uud Girolamo da Ponte (1560 — 1622) als die eigentlichen Kopisten nach
ihrem Vater Jacopo genannt. Jedenfalls ist unser Bild eine gute Werkstattwieder-
hotung. — 1092 an die Realschule zu Oelsnitz. — Phot. Braun.
Die Arche Noah's. Das Bild stimmt im ganzen mit 261
unserem Bilde N. 255 überein; doch ist aus dem Breitbild (306)
ein Hochbild geworden; und es sind manche Veränderungen M.-G.
zu bemerken. Links vorn z. B. fehlt die Eierfrau.
Leinwand; h. 1,2$% \ br. 1,17. — Zuerst im Invent. 1754,1440. als »Franc.
Bassano«. Von H. dem Leandro Bassano zugeschrieben. Jedenfalls aus der Werk-
statt Jaeopo's. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. — 1891 ans Ministerial-
gebäude in der Seestrasse.
Angeblich Loth's Flucht aus Sodom. Links im Mittelgrunde 26 IA
das Stadttor, zu dem, von einem Engel geleitet, die Frauen (297)
herausschreiten, die ein Alter im grünen Mantel, ebenfalls von M.-G.
einem Engel geleitet, begrüsst. Vorn harrt die Karawane. In
ihr eine Tiergruppe, die derjenigen des Bildes N. 254 ent-
lehnt ist; rechts vorn ein Apfelbaum.
Leinwand; h. 1.10: br. 1,27%. — Kat. 1887: N. 257. — 1749 aus der
Kaiserl. Galerie zu Prag. — Früher als Original Jacopo Bassano's. Doch von der
Hand, die das vorige Bild gemalt. — 1891 ans Ministerialgebände in der Seestrasse.
120 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
262 Hirtenszene. Links ein Hirt, eine Hirtin und ihr Junge
(311) neben Ziegen und hölzernen und kupfernen Kübeln. Schafe
Freiberg ninter ihnen und vor ihnen. Rechts vorn ein Baumstumpf.
Leinwand; h. 0.30% ; br. 0.44. — Nach dem luv. von 1722, X 324, aus der
Kunstkammer; teilweise von Dietrich übermalt. Als »Manier Bassano V im lnvent.
1754, I 517; und diese allgemeine Bezeichnung erscheint richtiger, als es mit II
Leandro Bassano zuzuschreiben, zu dessen bezeichneten Bildern es nicht stimmt. —
1903 ans König- Älbert-Museum iu Freiberg.
263 Christus als Gärtner. Rechts vorn unter den Felsen iai
(304) leere Grab, in das zwei Engel hineinschauen. Links vor der
Plauen iv.pgjdjgn. Landschaft Christus als Gärtner vor Magdalena.
Leinwand; h. 0,78%; br. 1,17%. — 174L' durcli l.e Leu aus Paris. Bei H
als Franc. P.assano , doch noch im Inv. 1754, I 449. als Bassano im allgemeinen,
Jedenfalls ein gutes Werkstattbild. — V.I02 an den Knnstverein zu Plauen i V.
II Tintoretto
Jacopo Robusti, gen. il Tintoretto. Geb. zu Venedig im Seid.
1518, gest. daselbst den 31. Mai 1504. Schüler Tizian"s.
doch selbständig weiterentwickelt in der ausgesprochenen Absicht,
die Zeichnung Michelangelo's mit dem Kolorit Tizian's zu ver-
binden. Arbeitete in Venedig.
265 Musizierende Frauen. Sechs fast nackte Frauen musizieren.
(318) Zwei von ihnen behandeln im Mittelgründe die Orgel, eine dritte
E 4 bläst die Flöte dazu. Die drei anderen sind im Vordergründe
angeordnet, eine zur Linken mit der Bassgeige, zwei zur Rechten
mit Notenheften und einem Becken. Eine Geige liegt vorn
in der Mitte am Boden.
Leinwand; h. 1.42; br. 2,14. — Inv. Guarienti ivor 17.r>3i X. 301; aus der
Galerie zu l'rag; als »opera finita des Tintoretto bezeichnet. — Von Beronson
p. 118 nicht als eigenhändig anerkannt. Man vergl. jedoch z. B. die Figuren auf
den Wolken in Tintoretto's Deckenldld des Saals der vier Türen im Dogenpalast
und die lagernden Frauen in des Meisters Anbetung des goldenen Kalbes in San
Maria dell' Orto in Venedig. "Wir halten unser Bild nach wie vor für ein Jugend-
werk Tintoretto's. So aiuli I, »r (Repert. XX 1897, S. 33 1 und Thode, Tintoretto,
S. 47. — Phot. Braun XIV, s; Tamme; Bruokm.
265 A Bildnis einer Dame in Trauer. Kniestück etwas nach links
(253) auf grauem Grunde. Die Dame, die ein schwarzes Kleid und
E 2 einen schwarzen Schleier trügt, leimt sich mit dem linken Arm
auf eine Brüstung.
Leinwand; h. 1 ,04 ; br. 0,87. —Früher N. 174. — 1746 aus der herzcgl. Galerie
zu Modona. — Im Inventar 1 7 "> 4 als Porträt der Witwe Corinna . — Bis 1899 als
Tizian. Von Cr. und Cav. Tizian S. 71(1 nur für e;n späteres Scliull'ild gehalten.
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 121
Von Lerni. S. 203 (2. Aufl. 299 1 und Ff. p. 229 für Tizian erklärt. Dagegen von
Berenson (p. 118,-3. Aufl. p. 130) und von Ch. Loeser (Repert. 1897, XX-, S. 331)
mit grosser Entschiedenheit und, wie wir uns überzeugt haben, mit Recht, als
Jugendwerk Tintoretto's in Anspruch genommen. Ebenso Thode, Tintoretto, S. SO.
— Gest. vonP. F. Basan ffc I. 11. — Phot. Braun X, 13; Phot. Ges. ; Hanfst. ; Bruckm.
Der Kampf des Erzengels Michael mit dem Satan. (Offenb. 266
Johannes, Cap. 12.) Links oben erscheint Maria mit dem Kinde (3 IG)
(oder das „apokalyptische Weib") siegreich in goldenem Licht- D 3
glänze über dem Halbmonde. Rechts neben ihr blickt der ewige
Vater, die Hände zur Abwehr erhebend, hinab. Unter ihm rechts
Erzengel Michael in der Mitte anderer Engeljüuglinge, die mit
ihren Lanzen den siebenköpfigen Drachen durchbohren.
Leinwand; h. 3,18; br. 2,20. — luv. 1754, I 299. Die Berichtigung des
dargestellten Gegenstandes zuerst bei Ff. p. 222. — Von Berenson p. 118 und
Loeser (Repert. XX 1897, S. 332) nicht als eigenhändig anerkannt. Nach Loeser
und Fabriczy von Domenico Tintoretto. Man vergl. jedoch z. B. Tintoretto's Himmel-
fahrt Christi in der Scuola di San Rocco zu Venedig. Auch Thode (Tintoretto,
S. 26l bezeichnet es als »wundervolles spätes Bild«. — Phot. Tamme; Bruckm.
Maria mit dem Kinde, zwei Heiligen und dem Stifter. 267
Kniestück. Rechts sitzt Maria, nach links gewandt, vor einem (313)
Vorhange; Josef hinter ihr; vor ihr die heil. Katharina, die D 2
ihr hilft, den Jesusknaben dem links knieenden Stifter hinzu-
reichen. Dieser ist schwarz gekleidet, hat kurzes graues Haupt-
und Barthaar und legt seine linke Hand auf seine Brust.
Hinter ihm die Lagune mit einer kleinen Flotte.
Leinwand; h. 1,02; br. l,55Va. — 1741 durch Riedel aus Wien. Mit Berenson
und Loeser die Eigenhändigkeit zu bezweifeln ist möglich ; doch sehen wir der linken
Seite gegenüber keinen völlig genügenden Grund dazu. — Phot. Braun II, 16;
Hanist. ; Tamme ; Bruckm.
Die Rettung. Aus dem Verliess des Turmes, der links aus 269
den Wellen steigt, hat der geharnischte Ritter, der mit seinem (315)
Bote unter der Strickleiter hält, zwei in Ketten geschlossene E 4
nackte Frauen befreit. Die eine steigt, auf ihn gestützt, herab;
die andere sitzt hinter ihm im Bot und streift ihre Ketten ab.
Hinter ihr der Ruderer. Rechts das bewegte grüne Meer.
Leinwand; h. 153; br. 2,51. — Inv. 1754, I 398. — Erst 1861 aus dem
Torrat. Vielleicht das Bild, das Algarotti 1743 in »lantua gekauft hatte, »Tinto-
retto adniirable, d'un caractere singulier, qu'on chercherait vainemant ailleurs«.
Der Gegenstand scheint einem italienischen Dichter entlehnt zu sein. — Aach von
Thode (Tintoretto, S. 88) und von Berenson als eigenhändig anerkannt, nicht aber
von Loeser (Gepert. XX 1897, S. 332—333). Nach Loeser und Fabriczy von Domenico
Tintoretto. — Phot. Braun IV, 13 ; Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
122 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
270 Männliches Doppelbildnis. Kniestück. Links sitzt ein Mann
(314) mit kurzem dunklem Bart und Haupthaar auf einem Lehn-
I> - stuhl, den Handschuh in der Rechten, die Linke an der Stuhl-
lehne. Er ist nach links gewandt, sieht sich aber halb nach
rechts um. wo ein junger, bartloser blonder Mann steht, der
sich zu ihm hinabneigt. Beide sind schwarz gekleidet.
Leinwand; h. 0,997j ; br. 1,21. — Auch von Thode (Tintoretto, S. 80) und
von Beren8ou als eigenbändig anerkannt, nicht aber von Loeser (Repert. XX L897,
S. 333}. Nach Loeser und Fabriczy von Domenico Tintoretto. — 1749 ans der K.
Galerie zu Prag. — Phot. Bruckm.
Werkstatt des Jacopo Tintoretto
270A Die Ehebrecherin vor Christus. Christus sitzt, nach links
(319) gewandt, in einer Säulenhalle; zu seinen Füssen sind die Worte
E 3 sichtbar, die er auf den Boden geschrieben. Links steht die
Ehebrecherin im Kreise der Schriftgelehrten und Pharisäer.
Leinwand; h. 1,89; br. :),'^. — Kat. 1887 und 1892: N. 264: — 1749 ans
der K. Galerie zu Prag. — Nach Kidolli (I!, p. l(i) hatte Tintoretto diesen (iegen-
staud öfter behandelt. Bekannt ist seine »Ehebrecherin vor Christus« in der Madrider
Galerie. Unser Bild stimmt mit Ridolfi's Beschreibung eines Bildes überein, das sich
bei Herrn Vincenzo Zeno in Venedig befand. Nach Thode (Tintoretto S. 20) irrtüm-
lich der Schule dos Meisters zugeschrieben, vielmehr eigenhändig. Wir halten
es nicht für ein Schul-, sondern für ein Werkstattbild. So auch Berenson p. 118.
— Gestochen von I'. A. Kilian ffr II, II.
271 Der Parnass. Die neun Musen ruhen vorn auf dem schattigen
(317) Gipfel des Berges. In der Mitte erscheint auf Wolken in
E 3 hellem Lichtglanz Apollo, den Bogen in der Rechten, die
Leyer in der Linken. Links neben ihm Merkur, rechts der
Pegasus; zu seinen Füssen drei reigentanzende Hören.
Leinwand: h. 2,14: br. 8,25. — L725 durch Leplat aus der Knnstkammer.
— Nach IL schon durch Johann Henry L aus Prag mitgebracht. In dor Tat hatte
Tintoretto ein gleiches Bild nach Ridolli (II, p. II) für Kaisoi Rudolf IL gemalt.
Den Typen und der Malweise nach halten wir es jedoch mt Berersor nur füi
.■in WerkstattMld. — Phot. Tamnie.
Nach Tintoretto
272 Die Errichtung der ehernen Schlange. Inten liegen die
(122) von den Schlangen gebissenen Kranken und Sterbenden in der
Freiberg Wüste. Links auf einer Anhöhe ist die eherne Schlange errichtet.
Aus den Wolken blickt Gottvater, von Engeln umgeben, herab.
Leinwand; h. 1,64; L>r. 0,90. Lt?66 aus dem Vorrat. — Das Original ist
des Meisters Deckenbild in der Scuola di San Rocci zo Venedig. — 1,903 ans Koni^-
Albert Museum in Freibe
G. DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI.Jahrh. 123
Susanna und die Alten. Vorn rechts sitzt Susanna, fast 273
nackt, zwischen ihren Badegeräten; zu ihren Füssen ein (320)
Hündchen. Drei Mägde sind um sie beschäftigt. Die beiden M.-G.
Alten blicken links über dem Brunnen hervor.
Leinwand; h. 2,16; br. 1,59. — luv. 1722, A 1590. Also 1725 durch Leplat
als Original Tintoretto's, Bei H. als Kopie nach Dom. Robusti (1562—1637), dem
Sohne Jac. Tintoretto's. Doch haben wir hierfür keine Anhaltspunkte. Ridolfi (II,
p. 45) beschreibt ein ähnliches Bild Jacopo's bei Ottaviano Malipiero in Venedig.
— 1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
Andrea Schiavone
Andrea Meldolla (Medula. Medola). gen. Schiavone. Geb. zu
Sebenico (nach anderen zuZara) in Dalmatien. nach Ridolfi 1522.
vielleicht jedoch früher (vergl. Cr. u. Cav. Tizian, deutsch, S. 259.
Anm. 78), gest. zu Venedig den 1. Dez. 1563. Nachfolger
Tizian's und Parmeggianino's. Arbeitete in Venedig.
Pietas. Kniestück. Der Leichnam Christi wird in sitzender 274
Stellung von dem links hinter ihm stehenden Engel gehalten, (321)
unterstützt von zwei Männern mit phantastischen Kopf- E 3
bedeckungen. Links auf dem Linnen die Dornenkrone.
Leinwand; h. 1,07; br. 0,87l/a- — 1749 aus der IL Galerie zu Prag. — Dein
Andrea Schiavone werden in verschiedenen Sammlungen die verschiedenartigsten
Bilder zugeschrieben. Der Vergleich der Photographie dieses Bildes mit den be-
glaubigten Werken des Meisters in Venedig, z. B. in der Libreria di San Marco,
mit denen diejenigen der Akademie übereinstimmen, hat den Verfasser jedoch über-
zeugt, dass gerade dieses Bild von jeher mit Recht den Namen des Meisters getragen
hat. — Radiert von Joh. Popels. — Phot. Braun VIII, 13; Tamme ; Brnckni.
Maria mit Josefund Johannes. Rechts in einer Mauernische 275
sitzt Maria. Zu ihren Füssen erscheint Josef in halber Figur. (322)
Das Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich stürmisch nach 4 a
links, um den kleinen Johannes zu umarmen. Hinter Jobannes
drei Gestalten mit einem Kelch und der Kanne.
Leinwand: h. 0,85J£; br. 0.6S1;. — 1743 durch Algarotti aus dem Uause
der Procunttessa Cornara della Ca grande zu Venedig. — Phot. Tamme.-
II Greco
Domenico Theotocopuli. gen. il Greco. Geb. zwischen 1545 und
1550 in Kandia auf Kreta; gestorben den 7. April 1614 in
Toledo. Diese neuen Angaben nach Manuel B. Cossio, El
Greco, Madrid 1908, p. 1 — 122. Schüler der Alterszeit Tizians,
etwa 1565. Er ging 1570 nach Rom, um 1575 nach Toledo.
124 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
\vm er sieh in eigenartiger Richtung weiterentwickelte. Er ge-
hört als Hauptmeister Toledo's der spanischen, doch mit seinen
Jugendbildern der venezianischen Schule an.
276 Die Heilung des Blinden. Vorn kniet der Blinde vor
(305) Christus, der ihn heilt, indem er seine rechte Hand an dessen
B2 Angelegt. Links eine Gruppe von fünf Zuschauern. Rechts die
Apostel; davor in einem Wasserbecken ein Hund. Links Palast-
bauten, rechts Berglandschaft. Ev. Maro. VIII, 22 — 23.
Ital. Pappelholz; h. 0,f;.">J^; br. 0,8.A. - 1711 durch Rossi aus Venedig. —
Im Inventar 1757 I 184, noch als autore incerto Bei II. ohne Grand als Leandro
Bassano. I>.i>s es ein venezianisches Jugend werk de:- Greco ist. hat Karl Justi ent-
deck! Vgl. dessen Velazquez I S. 7G, dazu dessen Aufsatz in der Ztschr. 1 b.
K. N. F. MI 1897, S. 177 f, 257 ff.: IX 1898, S. 213 ff. Es wird durch ein
ähnliches, dieselbe Hand zeigendes, mit ilos Künstlers Xanmusi »schritt versehenes
I'.ild der Galerie zu Parma bewiesen. — l'hot. Tauime; Brnckm.
Francesco Bassano
Francesco da Ponte, gen. Bassano. Geb. zu Bassano den
2G. Januar 1549, gest. zu Venedig den 4. Juli 1592. Sühn
und Schüler Jacopq Bassano's. Siedelte nach Venedig über,
wo er später vornehmlich arbeitete. Vgl. die Erörterungen im
Berliner Kalalog von 1883, S. 349.
277 Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Rechts treibt
(301) Christus mit der (reissei in der erhobenen Rechten die Händler
B 2 aus dem Tempel. Links ziehen sie ab; unter ihnen in der
Mitte eine Frau mit Wild- und Geflügelkörben. Links vorn
steht ein Tisch mit orientalischer Decke; unter demselben ein
Hund, ein Hahn, eine Taube. Rechts vorn schliesst ein Mann
seine Kiste; vor ihm ein Kaninchen. Bez. vorn in der Mitte:
Leinwand, h. 0,61 ! ... , br. ().48>g. — 1716 aus der herzogl. Galerie zu Mo-
dena. — Damals, trotz der Bezeichnung, »Jacopo Bassano« genannt. Als Francesco
schon hei II. — Gest. von P. Chenn und Ph, A. Kilian i£ II, 13. — l'hot. Brnckm.
278 Die Anbetung der Hirten Links im Stall knieen die Hirten
(302) nach rechts gewandt. In der Krippe liegl das Christkind.
2 a Neben derselben kniet Maria nach links gewandt und heb!
das Tuch, unter dem das Kind ruht, empor. Rechts vorn sitzt
Josef am Boden; im Hintergrunde eine klare Landschaft.
G. "DieSchulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 125
Leinwand; li. 0,U8; br. 1,09%. — 1744 aus der Casa Grimani Calergi durch
Rossi als »Giacorao Bassano«. Als »Francesco« seit dem Inventar Guarienti (vor
1753) N. 137. — Gestochen von P. Chenn $ II, 14. — Phot. Bruckm.
Die Himmelfahrt Maria's. Unten umringen die zwölf Apostel 279
das leere Grab; gaDz vorn Petrus, neben dem die Schlüssel (303)
auf den Stufen lieget). Oben schwebt Maria in Gloriengold- B 1
lieht mit ausgebreiteten Armen gen Himmel, umgeben und
gehoben von zahlreichen grösseren und kleineren Engeln, deren
einer rechts auf dem Wolkenrande steht.
Leinwand; h. 1,73; br. 1,18. — Im Inventar 1754, I 421, als »Leandro
Bassano«. Als »Francesco«, was möglich erscheint, schon bei H. — Phot. Bruckm.
Leandro Bassano
Leandro da Ponte, gen. Bassano. Geb. zu Bassano 1558; gest.
zu Venedig 1623. Schüler seines Vaters Jacopo Bassano,
jüngerer Bruder Franeesco's. Seit 1591 in Venedig, vorzugs-
weise Bildnismaler.
Christus, sein Kreuz tragend. Brustbild nach links. Der 280
Heiland trägt die Dornenkrone über dem schmerzlich bewegten (307)
Antlitz und Mit mit beiden Händen den Stamm des auf seiner B 2
rechten Schulter ruhenden Kreuzes. Bechts oben am Kreuze
die Bezeichnung: LE ANDER A PONTE BASSS EQUES . F .
Leinwand; h. 0,81%; br. 0,67. — 1741 durch Rossi au» Venedig. — Phot.
Timme; Bruckm.
Dogen-Bildnis. Kniestück nach rechts. Der Doge Pasquale 28 1
Cicogna sitzt in weissem, goldgeblümtem Bocke mit rotgold- (308)
gewirktem Mantel und ebensolcher Dogenmütze in rotbezogenem E 4
Sessel. Links eine rote Wand; rechts Blick durchs Fenster
auf die Piazzetta und den Markusturm. Bezeichnet rechts
unter dem Fenster: LEANDER . BASS . FACIEBAT.
Leinwand; h. 1,34; br. 1,11%. — 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani
Calergi zu Venedig. Gegenstück zum folgenden. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Bildnis der Gemahlin des Dogen. Kniestück nach links. 282
Laura Morosini, Cicogna's Gattin, trägt ein reiches, gelbbraun (309)
und rotes Kleid. Die Stuhllehne hinter ihr ist rot bezogen. Rot E 4
ist auch die Wand rechts. Links Blick durchs Fenster auf
Paläste. Bez. links unter dem Fenster: LEANDER . BASS . F .
Leinwand; h. 1,34; br. 1,11%. — 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani
Calergi zu Venedig. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Männliches Bildnis. Kniestück nach rechts. In schwarzem 283
Pelzrock sitzt der Herr vor grauer Wand in rotem Sessel. (310)
D 2
126 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
Seine rechte Hand, in der er die Gänsefeder hält, ruht auf dem
Tische. Den linken Arm legt er auf die Stuhllehne. Rechts
Blick durchs Fenster ins Freie. Bez. unter dem Fenster :
LEANDER A PONTE BASSS. EQVES. F.
Leinwand; h. 0,92; br. 1,07 J^. — Inv. 1754, I 420, als »Giac. Bassano«.
Nach H. 1744 durch Rossi aus Venedig, was die Listen dieses Ankaufs jedoch nicht
bestätigen. — Phot. Braun XII, 15; Tamuie ; Bruckm.
Domenico Robusti, genannt Tintoretto
Geb. zu Venedig um 1562; gest. daselbst 1637. Sohn und
Schüler seines Vaters Jacopo.
283 A Maria mit dem Kinde über vier Heiligen. Unten auf der
(312) Erde die heil. Barbara und der heil. Chrysostomus ; vor diesem
44 a kniet noch ein Chorknabe mit dem Kruzifixe. Rechts die heil.
Katharina und der heil. Augustin. Oben am Himmel sitzt
Maria mit dem Kinde auf einem von Engeln getragenen Stufen-
throne über einem grossen Halbmond. Zwei langbekleidete
Engel halten die Krone über ihrem Haupte, lieber der Krone
die Taube des heiligen Geistes. Zahlreiche Engel und Flügel-
köpfe umflattern die Himmelskönigin.
Leinwand ; h. 4,57 ; br. 2,35. — Kat. 1887 u. 1892 als N. 268. — Iny. Guar,
ivor 1753) N. 1, »aus der Kathedrale von Candia«. — Früher stets, auch von uns,
dem Jacopo Tintoretto zugeschrieben, dessen Typen, dessen Malweise und dessen
Färbung wir jedoch mit ßerenson, nach erneuten Studien, nicht in dem Bilde er-
kennen können. Wahrscheinlich ist es eins der besten Werke Doraenico's.
Pietro Marescalco, gen. Lo Spada
Geb. zu Feltre. Arbeitete um 1576 im venezianischen Gebiete.
284 Die Tochter der Herodias mit dem Haupte des Täufers vor
(324) ihren Eltern. In einer Säulenhalle sitzt Herodes mit seiner
R 14 Gemahlin bei Tische. Vier Pagen, unter denen ein schwarzer,
warten auf. Links reicht die Königstochter ihren Eltern das
Haupt auf einer Schüssel. Rechts im Freien der Henker, zu
dessen Füssen der Rumpf des Täufers liegt. Bez. an den Säulen-
untersätzen links und rechts: PETRVS . DE MARESCAL18.
1\ M . D . LXXVI.
Leinwand; h. 0,89; br. 0,881/«. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. —
Phot. Bruckm.
Claudio Riclolfi
Geb. zu Verona 1560; gest. zu Corinaldo 1644. Ursprünglich
Schüler Paolo Veronese's, dann Fed. Baroccio's. Tätig zu-
meist in Verona.
G. Die ScliulenVenedigs und seines Gebietes. XVI. Jahrb.. 127
Die Verkündigung. Links kniet Maria am Betpult und 286
wendet sich, freudig erschreckt, nach dem Engel um, der rechts (355)
hinter ihr auf einer Wolke herabschwebt, in der Linken eine R 13
Lilie hält und die Rechte erhebt.
Leinwand ; h. 0,7072 ; br. 0,56. — Inventar 1722, A 427; damals in der
Königl. Kapelle. — Phot. Bruckm.
Unbestimmter Venezianer
Ende des XVI. Jahrhunderts
Die Anbetung der Könige. Links in Ruinen sitzt Maria 287
mit dem Kinde. Vor ihr der Zug der Könige. In der Mitte (351)
harren die Hirten, rechts das Gefolge mit Pferden und Kameelen. Ch6mnitz
Leinwand; h. 0,56; br. 0,98 J^. — 1741 durch Rossi aus Venedig als »Salvator
Rosa«. Diese Bezeichnung war sicher unrichtig; H. schrieb das Bild frageweise
dem G. A. Fasolo zu, von dem es jedoch ebensowenig herrührt. — 1902 an die
Kunsthütte in Chemnitz.
Ruhende Venus. Unter rotem Vorhange ruht die Göttin. 288
Rechts zu ihren Füssen steht ein gestiefelter Amor. (493)
Leinwand; h. 1,31V2 ; br. 2,0272- — 1738 durch Rossi in Venedig als »Fasolo«; I.-Z.
doch zeigt das Bild nicht die Hand dieses Meisters. Sihon H. versetzte es daher
mit Recht unter die unbekannten Venezianer. Das Hauptmotiv gleicht dem von
Tizian 's Danae im Neapler Museum.
Ruhende Venus. Die Göttin ruht in weissen Kissen unter 289
rotem Vorhänge. Rechts zu ihren Füssen steht ein kleiner (495)
Amor, der mit beiden Händen einen Kranz hält. Freiberg
Leinwand; h. 0,60%; br. 0,73%. — Als »unbekannt« zuerst im Katalog von
1835. — 1903 ans König Albert-Museum in Freiberg.
Die Verlobung der heil. Katharina. Kniestück. Der Christus- 290
knabe auf Maria's Schoosse wendet sich nach links zur heil. (498)
Katharina, um ihr seinen Ring an den Finger zu stecken. R 15
Leinwand ; h. 0,87; br. 0,79. — Erst 1855 aus dem »Vorrat«. Vielleicht veronesisch.
Der heil. Thomas, Maria's Gürtel empfangend. Aus den Wolken 29 1
reicht Maria den Gürtel herab. Der heil. Thomas streckt beide (497)
Hände nach ihm empor. Links steht ein Bischof, rechts ein S 2
Kardinal, hinten in der Mitte knieen zwei Heilige.
Leinwand; h. 2,7572 5 kr. 1,21. — Inv. 1754, I 292, als »autore incerto«.
Doch ist dieser Unbekannte offenbar ein tüchtiger Nachfolger Tizian \s, etwa der
Richtur.g Giovanni Contarini's (1549 — 1605). — Phot. Bruckm.
H. Unbestimmte Oberitaliener des
XVI. Jahrhunderts
Angeblich Gaudenzio Ferrari
Geb. um 1481 zu Valduggia, gest. zu Mailand den 31. Januar
128 Italiener des sechzehnten Jahrhunderts
1546. In der Schule von Vercelli gebildet, unter dem Einflüsse
Leonardo's und Raphael's weiterentwickelt. Tätig besonders zu
Varallo, Vercelli, Novara. Valduggia, Saronno, zuletzt in Mailand.
293 Heilige Familie. Kniestück. Maria reicht dem Jesusknaberj
(.167) ihre rechte Brust, die sie leise mit zwei Fingern drückt. Rechts
3 a Josef, auf seinen Stab gelehnt.
Ital. Pappelholz; h. 0,(>2; lir. 0,47. — L875 ans dem römischen Kunsthandel.
— Die Echtheit des Bildes bezweifelt z. B. von 0. Eisenmann (Kunst-Chronik XVI,
S. (i53), der nur eine verkümmerte Richtung Gaudenzio's in ihm erkennt. Auch wir
sind der Ansicht, dass Ferrari's Name dem Bilde nur annähern. 1 seinen Platz an-
weist; nach W. von Seidlitz warf es mit dem Bemardiho Fasolo 5er Berliner Galerie
N. 209 zu vergleichen. Vgl. auch Seidlitz im Repert, XVI, S. 374. W. Suida
l mündlich, l'.tOG) denkt an die ligurische Schale und nennt Antonio Semini. —
Phot. Ges.; Tamme ; Bruckm.
296 Pietas. Maria sitzt links vor reicher Landschaft am Fusse
(57) des Kreuzes. Der Leichnam des Heilandes liegt an ihren Knieen.
n 9 Leinwand; ursprünglich Holz ; h. 0,26; br. 0,20%. — Zuerst nachweisbar im
Katalog von 1835, als aus der Schale Michelangelo's . Bei 1F. unter den echten
Bildern Andrea del Sarto's, mit denen es nichts gemein hat Vgl. auch Lerm. S. 338
298 Pietas. Der Leichnam des Heilandes wird auf dem Rande
(353) des Sarges von drei Engeln gehalten. Landschaft mit Bäumen
R 10 im Hintergrunde.
Kupfer; h. 0,25; br. 0,20. — Zuerst im Verzeichnis von 1835 als »unbekannt«.
Später von H. frageweise dem Giuseppe Porta, gen. Salviati ivergl. oben N. 86)
zugeschrieben. Doch deuten die Forinensprarhe und das Spiel des Helldunkels ehei
auf einen Nachahmer Lotto's, der auch mit Correggio's Art bekannt gewesen.
299 Die heil. Margaretha. Sie kniet neben dem Drachen, dessen
(105) Rachen sich neben ihr öffnet. In der Linken hält sie einen
D 4 Palmenzweig, die Rechte erhebt sie.
Leinwand; h. 1,73; br. 1,28. — Inventar 1754, I 104, als »Scuola del Vanni
da Siena«. — Bei H. der römischen Schule zugeteilt. -- . Uns scheint das Bild eher
der feri'aresi8ch-bolognesischen Schule anzugehören; und dementsprechend wird es
von Berenson, North [talians, S. 2.".ii, frageweise aufGiroIamo da Carpi zurückgeführt
Angeblicher Oberitaliener des XVI. Jahrhunderts
300 Bildnis eines Ehepaares. Kniestiick auf schwarzem Grunde.
(166) Die beiden Gatten stehen, scharf im Profil gesehen, nach
M.-<:. rechts gewandt hintereinander. Bezeichnet: VRSO . F. und
Mccxxxxvn.
Leinwand; h 1,07; br. 0,87V2- — !874 aus dem römischen Kunsthandel. —
Moderne Fälschung. Näheres in den Katalogen von L887 und 1892. — 1891 ans
Ministerialgebäude in der Seestrasse.
III. Die Italiener des XVII. und XVIII. Jahrhunderts
A. Die bolognesische Schule
Schule des Lodovico Carracci
Geb. zu Bologna am 21. April 1555; gest. daselbst am 13. No-
vember 1619. Schüler Prospero Fontana's. Durch Studien
in Florenz, Parma und Venedig, besonders durch das Vorbild
Correggio's in Parma, zu einem neuen Stil hindurchgedrungen.
Stifter der Accademia degli Incamminati zu Bologna. Begründer
der »eklektischen Schule« des XVII. Jahrhunderts. Tätig z.B.
in Koni und Piacenza, hauptsächlich jedoch in Bologna.
Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. Links sitzt Maria 30 I
in üppiger Waldlandschaft und blickt zu dem Engelreigen (516)
empor, der sich rechts oben im Goldlicht herablässt. Das E 10
Christkind schlummert ruhig auf ihrem Schoosse. Die Engel
kommen zutunlich heran, links bringen drei von ihnen dem
Christkind Blumen.
Leinwand ; h. 0,7272 ; br. 0,50. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Carignan in Paris als »Annibale Carracci«. Im Invent. 1754, I 215, als Lodovico
Carracci ; so auch hei H. Jedoch nur Schulbild. So auch Seidlitz, Repert. XVI
S. 374. — Phot. Tamme.
Annibale Carracci
Getauft zu Bologna den 3. Nov. 1560, gest. zu Rom den 15. oder
16. Juli 1609. Wie sein Bruder Agostino ein Grossvetter und
Schüler Lodovico Carracci's; durch das Studium Correggio's und
Paolo Veronese's weiterentwickelt. Mit Lodovico und Agostino
Begründer der »Accademia degli Incamminati < und der »eklek-
tischen Schule« in Bologna. Tätig anfangs vornehmlich in
Bologna, von 1590 — 1609 in Rom.
Christus von Engeln gestützt. Die Halbfigur des Heilands, 302
nach links vornübergebeugt, überströmt von dem Blute, das (515)
unter der Dornenkrone hervorquillt, umwallt von einem wein- F 2
roten Mantel, an jeder Seite von einem Engel gestützt. Im
Hintergrunde links eine Mauer, rechts ein Ausblick ins Freie.
130 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,85^; br. 1,00. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
In diese kam es (Venturi p. 292) 1680 aus der Kirche San Prospero zu Reggio, für
die Annibale es nach Malvasia (I, p. 386) in seiner Jugend noch untpr dem Kin-
flusse Lodovico's gemalt hatte. Als »opera pregiatissima« Anuibale's auch im Im
Guarienti (vor 1753) N. 150.' Später in Dresden (auch hei H.) irrtümlich dem l.odovico
zugeschrieben. — Gest. v. M. Keyl »£ I, 18. — Phot. Braun III, 6; Tamme; Rruckm
303 Mariae Himmelfahrt Links vor höhen Säulen steht der
(518) leere Sarkophag, dem Maria, von einem Engelknaben gehoben
F 1 und geschoben, von Flügelköpfen zu ihren Füssen umflattert,
himmelan nach rechts entschwebt ist. Die Arme hat sie aus-
gebreitet, verklärt blickt sie zum himmlischen Lichte empor.
Rechts oben vor ihr reiten drei Engelknäblein auf Wolken.
Unten umringen Apostel das leere Grab. Bez. am Ramie des
Sarkophag-Sockels: M . D . LXXXVII.
Leinwand; h. 3,81:; br. 2,45. — 1716 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Diese erhielt es 1661 aus der Confraternitä di Sin Rocco in Reggio i Venturi
a. a. O. p. 270 und 359), für welche der Meister es 1587, also in seiner bologneser
Frnhzeit, gemalt hatte. So auch Malvasia I, p. 502. ■ — Gestochen von .T.Camerata
jß T, 19. — Phot. Bruckm.
304 Die Madonna mit Matthäus. Links unter hohen Säulen,
(519) zwischen denen zwei Engel einen roten Vorhang zurückschlagen,
F 3 sitzt Maria auf hohem Throne und hält auf ihrem Schoosse
das lebhaft bewegte Christkind, dem der heil. Franziskus, sich
andächtig neigend, den linken Fuss küsst. Neben ihr steht
der Evangelist Matthäus, dessen Engel mit seiner Schriftrolle
vorn in der Mitte sitzt. Rechts steht Johannes der Täufer.
Im Hintergründe eine Landschaft. Bez. links i. d. M. :
HANNIBAL CARRACTTVS BON. F. MDIAXXVII1.
Leinwand; h. 3,84 ; br. 2,55. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Die Vorgeschichte des Bildes ist nicht bekannt; doch nennt Malvasia (I, p. 502) es
schon 1678 berühmt. — Gest. von N. Dupuis jjß 1.20. Vorher radiert von Giov. Mitelli.
305 Der heil. Rochus, Almosen spendend. Rechts im Mittel-
(520) gründe teilt der Heilige zur Pestzeit auf hoher Rampe Almosen
F 3 aus. Viel Volk umringt ihn; viele Hände strecken Sich zu ihm
empor. Rechts vorn fährt ein muskulöser, von hinten gesehener
Mann .einen schwer Kranken auf einem Schiebkarren herein.
Links vorn lagert eine Gruppe von Frauen und Kindern, die
das erhaltene Geld zählen. In der Mitte des Mittelgrundes
eine Bogenhalle.
Leinwand; h. 3,31; br. 4,77. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Diese hatte es 1661 aus der Confraternitä di San Rocco zu Reggio erhalten (Yen-
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 131
turi a. a. 0. p. 270 und 3581, für die der Meister es in den neunziger Jahren des
XVI. Jahrhunderts als Gegenstück zu dem Bilde Cam. Procaccini's, N. 645 unserer
Galerie, gemalt hatte. Malvasia I, p. 398—399 und 466. Das Bild galt seiner
Zeit als eine der gewaltigsten Leistungen des Meisters. Vergl. auch Arch. stör. V,
1892 p. 135. — Gestochen von Bern. Curti und J. Camerata S£ I, 21. Vorher
radiert von Guido Reni, Bald. Aloisi u. a. — Phot. Brnckm.
Der Genius des Ruhmes. Ein geflügelter Jüngling schwebt 306
nach rechts empor. Um seine Hüften flattert ein leichtes Purpur- (517)
gewänd. Um sein lorbeerbekränztes Haupt leuchtet ein Strahlen- F 3
nimbus. In der Rechten hält er einen Stab, in der erhobenen
Linken eine Krone. Um seinen linken Arm hängen die vier
Siegeskränze der griechischen Spiele. Sieben Genien in Knaben-
gestalt umspielen ihn in leichten Wolken.
Leinwand; h. 1,74; br. 1.14. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Auch als »l'onore« oder il valore« bezeichnet. Asdrubale Bombaci, ein Gelehrter
von Reggio, schenkte das Bild im ersten Viertel des XVIT, Jahrhunderts dem Kar-
dinal Alessandro von Este in Rom (Venturi, p. 158). Mit dessen Nachlass kam es
1625 nach Modena. Erwähnt auch von Malvasia I, p 502. — Ge3t. von C. D.Jar-
dinier t£> II, 19. — Phot. Braun II, 9; Phot. Ges.; Tamrae; Häufst.; Bruckm.
Die Madonna mit der Schwalbe. Kniestück. Rechts neben 307
Maria steht ein Tisch, auf dem sie den in weissen Kissen knieen- (52 1)
den Jesusknaben festhält, während sie nach links zu dem kleinen F 2
Johannes hinabblickt. Dieser reicht auf dem linken Zeige-
finger dem Christkinde, das mit der Rechten einen Apfel zum
Munde führt, eine Schwalbe empor.
Leinwand; h. 1,00>£ ; br. 0,85. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Erwähnt schon von Malvasia a. a. 0. I, p. 502. — Radiert von Rob. v. Oudenarde;
gestochen von J. S. Klauber. — Phot. Braun XIII, 4; Tamme ; Bruckm.
Bildnis eines Lautenspielers. Halbfigur halb nach rechts 308
auf dunklem Grunde. Der Dargestellte ist Anuibale's Freund, (523)
der Lautenschläger Giov. Gabrielle. gen. »il Siello« oder »il 4 a
Mascherone«. Er trägt kurzes dunkles Haar, dunklen Kinn-
und Schnurrbart, einen schwarzen Anzug mit kleiner weisser
Halskrause. Die Laute hält er in beiden Händen. Auf dem
Pulte rechts neben ihm liegt ein Notenheft.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,64. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Im Luv. Guarienti N. 8 als »Opera sqoisita«. — Erwähnt schon von Malvasia I,
p. 502. — Phot. Braun XII, 8; Häufst.; Tamme; Bruekm.
Christuskopf. Halb nach links gewandt, hebt sich der 309
von blonden Locken und kurzem,, blondem Barte umrahmte Kopf (522)
des Heilands von dem lichtdurchflossenen grauen Grunde ab. 4 c
Am Hals kommt ein Stück roter Tunika zum Vorschein.
9*
132 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Kupfer; h. 0,51; br. 0,38. — luv. 1754, I 198, als Autore incerto. Als
Ann. Carraeci seit dem Catalogue von 1705. So auch gest. von C. 0. Schnitze ifr
III, 5; geschabt von .T. .!. Freidhoff. — l'hot. Brasil IX, 9; Phot. Ges.; Hanf-t. :
Tamme; Hruckra.
Schule der Carraeci
310 Die Abnahme Christi vom Kreuz. Oben nehmen zwei Männer
(528) den heiligen Leichnam vom Kreuz, ein dritter breitet unten
4 c das Tuch aus. Johannes nimmt den Körper in Empfang,
während Christi Mutter den herabsinkenden rechten Arm und
Maria Magdalena die Füsse umfasst. Links die dritte Maria.
Leinwand; h. 0,68; br. 0,44. — Zuerst im Katalog von 1835. Schon hier
als »bolognesische Schule- .
311 Die Frauen am Grabe. Links im Mittelgrunde sitzt der
(529) Engel auf dem leeren Grabe des Erlösers. Rechts im Vorder-
Gnmma grilQfie nahen die drei Marien.
Ital. Pappelholz; h. 0,37J4; br. 0,32. — Inv. 1722, A 649, als »Ann. Carraeci .
— Dann im Inv. Guarienti (vor 1753), N. 379, als »Copia di Searsellino di Ferrarac.
Spater als »Schule der Carraeci- . was, so allgemein hingestellt, richtig sein wird.
1902 an ilen Altertums- Verein in Grimma.
3 1 2 Petrus. Brustbild auf graubraunem Grunde, mit dem
(530) Oberkörper nach rechts, mit dem Kopfe nach links gewandt.
44 b In der Rechten hält der graubärtige Apostel seinen Schlüssel.
Leinwand; h. 0,65; br. 0,48}$. — Inv. 1751, I 316, als >-Schule des Cara-
vaggio«. Später als »Schule der Carraeci ", was, so allgemein hingestellt, zugegeben
werden kann. Gegenstück zum folgenden.
3 1 3 Paulus. Brustbild nach rechts auf graubraunem Grunde.
(531) Der schwarzbärtige Apostel stützt die Rechte aufs Schwert.
44 b Leinwand; h. 0,05; br. 0,48%. — Tnv. 1754, I 321. — Gegenstück zudem
vorigen; man sehe die Bemerkungen zu diesem.
314 Vision des heil. Franziskus. Der Heilige sitzt rechts mit
(526) geschlossenen Augen auf einem Strohsack. Den rechten Fuss
H B setzt er auf einen Totenschädel. Links vor ihm schwebt ein
Engel im Goldlicht auf Wolken und geigt.
Leinwand ; h. 1,71 ; br. 1,20. — Inv. 1751, I 317. — Dort als »Autore incerto«;
doch seit dem »Catalogue« von 1705 in der Schule der Carraeci. — Phot. Bruckm.
315 Der Tod des heil. Franziskus. Links der Altar, vor dem
(527) der Heilige rücklings zusammenbricht, ein Engel ihn auffängt.
Grimma Ital p;,ppeihoIz; h. 0,44%; br. 0,35%. - 1716 aus der herzcgl. Galerie zu
Modena. Damals dort (Venturi, p. 358) als Original Ann. Carracci's ; in Dresden
jedoch schon im Inv. 1754, I 263, richtig nur als Schulbild. So auch bei H. —
1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 133
Bildnis eines Knaben. Halbfigiir eines grau gekleideten, 3 1 6
9 — 10jährigen Knaben, neben dem rechts ein Tisch steht. (525)
Auf dem Tische liegt ein Instrument. In den Händen hält der 4 b
Knabe zwei Kirschen.
Leinwand; n. 0,65%; br. 0,48%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
ramals wurde dort wohl nicht der Dargestellte, sondern der Urheber des Werkes
vermutungsweise als »Antonio Carracci« bezeichnet, der ein natürlicher Sohn Agostino's,
also ein Neli'e Anuibale Carracci's war, von 1583—1618 lebte und ein tüchtiger Maler
zu werden versprach. Vergl. Venturi, p. 354. In Dresden wurde das Lud dagegen
von Anfang an (so schon im Inv. Guarienti, N. 253) als Werk Annibale's, alsEildnis
Antonio's ausgegeben. So auch frageweise bei H. Da die Behandlung für Annibale's
Hand nicht energisch genug ist, so erscheint die Vermutung des Modeneser Inventars
wahrscheinlicher, als diejenige der Dresdner Inventare. — Phot. Bruekm.
Bildnis eines Malers. Brustbild von vorn auf grauem 3 1 7
Grunde. Der kahlköpfige, graubärtige Künstler, der den Pinsel (524)
in der Rechten, die Muschelpalette in der Linken hält, trägt 50 b
einen schwarzen Rock mit einer kleinen weissen Halskrause.
Leinwand; h. 0,60; hr. 0,50. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Damals dort (Venturi, p. 354) vermutungsweise als Pietro Faccini, der ein Schüler
Ann. Carracci's war. In Dresden dagegen im Inv. 1754, I 321, als Ann. Carracci
selbst, bei H. doch nur mehr frageweise. Auch hier dürfte das alte Modeneser
Inventar der Wahrheit näher stehen, als das Dresdner. — Phot. Bruekm.
Heilige Familie. Nach links gewandt, sitzt Maria an ihrem 318
Betpulte und liest. Zwischen ihren Knieen steht der nackte (134)
Christusknabe und reicht ihr eine Rose. Der Rosenkorb steht F.-M.
links unten. Josef sitzt rechts, in ein Buch vertieft.
Leinwand; h. 1,53; br. 1,26. — 1725 durch Leplat, insofern es, wie auch
H. annahm, das Bild des Inventars 1722, A 1565, ist. Dieses Bild wird hier aber
dem Annibale Carracci zugeschrieben, während Hübner es zu den zweifelhaften Bildern
Maratti's stellte. Für diesen hat es zu schwarze Schatten und ist es nicht flüssig
genug gemalt. Es mag von einem Enkelschüler der Carracci herrühren. — 1896
ans Kgl. Finanzministerium.
Der heil. Sebastian. Nur mit blauem Schamtuch angetan, 3 i 9
ist er vor den Mauern einer Festung an einen Baumstumpf (552)
gebunden und bewegt, schon von Pfeilen getroffen, krampfhaft Freiber?
Arme und Beine. Seine Kleider liegen links am Boden.
Leinwand; h. 1,38%; br. 0,94%. — Scheint unter »Giorgione's« Namen nm
die Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Le Leu aus Paris gekommen zu sein.
Später der »Schule des Domenichino« eingereiht; so auch noch bei H. — Ein fast
gleiches Bild, wohl mit Recht Domenichino zugeschrieben, hängt im Palazzo Durazzo
Pallavieini zu Genua, ein anderes, unter Ann. Carracci's Namen, im Louvre zu
Paris. — 1903 ans König Albert-Museum, Freiberg. — Phot. Brnckm.
134 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Angeblich Pietro Faccini
Geb. zu Bologna 1562, gest. daselbst 1602. Anfangs Schüler
der Carracci, später in eigener Akademie ihr Nebenbuhler.
320 Die Verlobung der heil. Katharina. Rechts vorn sitzt Maria
(537) in schöner Landschaft. Der Jesusknabe auf ihrem Schoosse
R 10 steckt der knieenden heil. Katharina den Ring an den Finger.
Rechts der heil. Hieronymns, dessen Hut am Baume hängt,
und drei weibliche Heilige. Links vorn drei kleine Putten.
Ital. Pappelholz; h. 0,26%; br. 0,19%. — Inventar \122, A 466, als Kopie
nach Parnieggianino, an dessen Stil es in der Tat erinnert. — Im Inventar Guarienti
(vor 1753) N. 284 dem Pietro Faccini zugeschrieben, als »Opera pregiatissima dell'
autore«. So auch bei H. Wir erkennen mit Frizzoni eher die Schule der Mazzola
von Parma in dem Bilde. — Phot. Bruckm.
32 1 Maria mit dem Kinde und Heiligen. Das bewegte Kind
(536) liegt auf dem linken Knie der hochthronenden Maria. Rechts
3 b eine weibliche Heilige und Sankt Franziskus; links Josef und
der kleine Johannes, dem sein Lamm folgt.
Kupfer; h. 0,42Va ; br. 0,31. — Im Inventar 1722, A 659, als >Art des Par-
meggianino-. Im Catalogue« von 1765 als Schule des P. Faccini«. Beide Bilder
zeigen jedoch durchaus nicht dieselbe Hand.
Guido Reni
Geb. den 4. November 1575 zu Bologna, gest. daselbst den
18. August 1642. Anfangs Schüler des Dionigio Calvaert,
dann des Lod. Carracci; weitergebildet in Rom durch Annibale
Carracci, sowie durch das Studium Raphael's und der Antike.
Tätig in Rom 1605—1610, in Neapel 1620, vornehmlich
aber in Bologna.
322 Der Auferstandene vor seiner Mutter. Der aus der Vor-
(544) hölle zurückgekehrte, von den Erlösten begleitete Heiland er-
F 1 scheint seiner rechts vor ibm knieenden Mutter. Hinter dem
Heiland Adam und Eva, über denen im Goldlicht zwischen
geöffneten grauen Wolken einige Engel erscheinen. Rechts im
Mittelgrunde der heil. Carlo Borromeo mit gefalteten Händen.
Leinwand ; h. 3,22 ; br. L,99. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Vorher in der Kathedrale zu Modena iVenturi p. 351) Zu Malvasia's Zeiten
(1678) aber schon in der Galerie. Er nennt es -La famosissima tavola«. Bild der
frühesten Zeit des Meisters. Gestochon von J. Tardieu •$ I, 22. — Phot. Bruckm.
323 Christuskopf mit der Dornenkrone. Auf hellgrauem Grunde
(547) nach links emporgewandt. Unten ein kleines Stück des Purpur-
4 c mantels. Schmerz und Hoheit im Blick.
No. 510. Carlo Dolci.
No. 509. Carlo Dolci.
No. 323. Guido Reni.
No. 432. Sassoferrato.
No. 499. Francesco Solimena.
No. 308. Annibale Carracci.
Tafel IX.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 135
Ital, .Pappelholz ; hochoval; h. 0,49; br,. 0,37. — . Inventar 1722, -A 63 als
Geschenk Papst" Innocenz' XII. an König August II. — Von diesem Kopfe existieren
verschiedene Wiederholungen. Unser Exemplar ist jedoch das bekannteste und be-
rühmteste. Gestochen von Anton Krüger f£ III, 26; von Robert Pretzsch; von
J. C. B. Gott^ehick; von J. A. E. Mandel; von Fr. Zimmermann; von Börner. —
Phot. Braun II, 10; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Venus und Amor. Venus ruht, nach rechts , gewandt, halb 324
aufrecht- in schwellenden Polstern unter blassroten Vorhängen. (538)
Ihr rechter Arm liegt nachlässig auf ihrem Kopfkissen. Mit F 2
der Linken ergreift sie den Pfeil, den der rechts neben ihr
stehende kleine Flügelgott ihr reicht. Rechts ein weisses Ge- ~ .
länder und grüne Baumwipfel unter leicht bewölktem Himmel.
Leinwand; h. 1,36;' br. 1,74%. '■ — Bei H. ohne Provenienzangabe ;~ doch
sicher die »Venus und Cupido« Guido's, welche nach Inv. 8° (A 2259J Pol. 239) 1731
Leplat erwarb. — Phot. Braun I, 9 ; Phot. Ges. ;; Tamme ; Hanfst. ; Bruckm. . i '
Ninus tritt der Semiramis seine Krone ab. Unter violettem 325
Zelte, in. dem links ein Tisch mit ; roter Decke ' steht, , sitzt (540)
rechts der König in feuerrotem Rocke .und blauem Mantel, das F 4
Szepter in der Linken. Links neben ihm sitzt die Königin -in
gelbem Kleide mit grünen Aermeln. Die erhobenen rechten
Häude beider fügen sich ineinander. Mit der Linken setzt
Semiramis- sich die Krone ihres Gemahls aufs Haupt.
Leinwand; h. 2,94: br. 2,18. — 1782 durch den Canonicus Luigi Grespi für
3000 Dukaten vom Marchese Giov. Nie. Tanari in Bologna. — Vergl. MaTvasia II
(1678), p. 88: »Nel Palagio de' Signori Marchesi Tanari, della sua piü delioata e
compita seconda maniera,.il quadro di quel Re e Regina«. Crespi gab den Gegen-
stand für »Salomon und die Königin von Saba« aus ; doch erhielt das Bild in Dresden
schon im Inventar 1754 die Bezeichnung: »Ninus und Semiramis«, die allen Ver-
suchen, das Bild anders zu erklären, gegenüber als richtig aufrecht erhalten werden
muss. Treffende Bemerkungen darüber (nach Plutarch) im »Abrege« von 1782,
p 158—159. — Gestochen von J. MV -Preissler # II, 20. — Pft>t. Braun XIII, 5;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm. \
Maria vor dem schlafenden Kinde. Unter blauem Vorhange 326
auf rosenrotem Kissen liegt der schlummernde Jesusknabe. (541)
Rechts steht Maria, die den blauen Mantel über den Kopf 4 c
gezogen hat, nur als Halbfigur sichtbar, hält ihre Arme auf
der Brust gekreuzt und blickt das Kind liebevoll an.
Leinwand; breitoval; h. 0,69% ; br. 0,89. — Am 15. Dez. 1764 dnreh Prinz
Xaver und Graf Böse. — Es existieren mehrere eigenhändige Wiederholungen dieses
Bildes; das bekannteste Exemplar, ausser dem unseren, ist dasjenige der kaiserl.
Galerie zu Wien. — Gestochen von Paul Gteditseh und von E. G. Krüger. — Phot.
Braun IV, 6; Bruckm. .'. I j;
136 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
327 Der kleine Bacchus. Mit Weinlaub bekränzt, lehnt er sich
(539) an das hinter ihm stehende Rotweinfass, und während er mit
4 c der Linken die erhobene Glasflasche, die noch halb voll Wein
ist, an den Mund setzt, entledigt er sich zugleich, nach Kinder-
art ungeniert, des Getrunkenen.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,56. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Schon von Malvasia < II, p. 91) erwähnt als »II Baccarino ignudo che rende ciö
che beve«. — Gest. von Jos. (Jamerata t£ I, 24 — Phot. Braun III, 7; Phot. Ges.;
Tamme ; Hanfst.; Bruckm.
328 Maria auf dem Throne mit Heiligen. Rechts sitzt Maria.
(546) nach links gewandt, auf hohem Throne. Der Jesusknabe, der
F 1 segnend die Linke erhebt, steht, von ihr gehalten, zu ihren
Füssen. Rechts unten liest der heil. Hieronymus. Links beten
die Heiligen Crispus und Crispinianus an. Am Himmel schweben
zwei Englein mit Ueberwinderkränzen in den Händen.
Leinwand; h. 3,14; br. 2,10. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena
Guido hatte das Bild, welches einer schwächeren späteren Zeit angehört, nach Mal-
vasia II, p. 43, für die Kapelle der Schuhmacher-Innung in S. Prospero zu Reggio
gemalt; 1680 wurde es, nach Ven'uri, p. 292, von dort nach Modena gebracht. —
Gestochen von P. L. Sumgue d. j. «$ I, 23. — Phot. Bruckm.
329 Eccehomo. Brustbild des Heilandes, nach links gewandt.
(542) auf grauem Grunde, aus dem der Heiligenschein ums dornen-
4 b gekrönte Haupt orangenfarbig herausgearbeitet ist. Seine Hände
sind vor seiner Brust gebunden. Das Rohr ruht in seinem
Arm. Er trägt einen aschgrauen Mantel.
Kupfer; h. 0,76; br. 0,591/». — 1749 ans der K. Galerie zu Prag. — Es gibt
verschiedene Wiederholungen des Bildes, von denen diejenige der kaiserl Galerie
zu Wien die bekannteste ist. — Gestochen von C. G. Schnitze tfr III, 4. — Phot.
Braun VI, 6; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
330 Eccehomo. Brustbild des Heilandes, von vorn gesehen,
(534) auf grauem Grunde. Das nach rechts emporgewandte dornen-
4 b gekrönte Haupt umgibt ein orangefarbiger Heiligenschein. Die
Hände sind vorn an der Brust gebunden; das Rohr ruht ihm
im Arm. Er trägt einen rosenroten Mantel.
Leinwand; h. 0,79; br. 0,65. — Inventar 1754 (I, 277j als »Sehnte Guido's«.
— Gest. von C. G. Schultze. — Phot. Braun V, 9; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.;
Bruckm.
331 Der heil. Hieronymus. Halbfigur nach rechts auf grauem
(445) Grunde. Der Heilige in rotem Mantel schlagt sich mit einem
B 2 stein an die Brust und hält mit der Linken sein Kruzifh
über den Steintisch.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 137
Leinwand; h. 0,79; br. 0,64 J-^. — Als N. 2539 im Jahre 1740 aus den
»Königlichen Zimmern«. — Phot. Tamnie.
Nach Guido Reni
David mit dem Haupte Goliath's. Der junge Held steht 332
nach rechts gewandt ; er trägt einen blaugefütterten Pelzmantel (548)
und einen roten Hut mit gelber Feder. Mit der linken Hand M.-G.
hält er das Haupt Goliath's vor sich auf eine Steinbrüstung.
Leinwand; h. 2,32; br. l,48l/2. — Nach H. 1741 durch Riedel aus Wien. —
Wir konnten es jedoch zuerst im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 142 nachweisen. Das
Original Reni's, ein Hauptwerk seiner späteren Zeit, im Louvre zu Paris. Schul-
wiederholungen an verschiedenen Orten, z. B. in der Galerie Liechtenstein zu Wien.
Die unsere hätte nach Guarienti Fr. Gessi gemalt, Guido selbst übergangen. —
1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
Leonello Spada
Geb. zu Bologna 1576; gest. zu Parma den 17. Mai 1622.
Ursprünglich Schüler der Carracci in Bologna; später Schüler
Michelangelo Merisi da Caravaggio's in Rom. Arbeitete in
Bologna, Rom, Neapel, Malta, Reggio (bei Modena) etc.
Christus an der Säule. Halbfigur ohne Hände im Profil 333
nach rechts auf dunklem Grunde. Links die Säule, an die der (554)
Heiland mit den Armen auf dem Rücken festgebunden ist. B 3
Vorgebeugt, empfängt er die Geisseihiebe. Sein Mund ist ge-
öffnet. Bittrer Schmerz spricht sich in seinem Antlitz aus.
Leinwand; h. 0,68'/2 ; br. 0,54. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena,
— Phot. Bruckm.
David mit dem Haupte Goliath's. Halbfiguren nach links 334
vor rotem Vorhänge. Rechts steht David im Hemd, hält das (555)
Schwert in der Linken und fasst mit der Rechten den Schopf RH
des Riesenhauptes, das der Krieger zur Linken empfängt.
Leinwand; h. 0,733^ ; br. 0,99%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena,
die es 1625 aus dem Nachlasse des in Rom verstorbenen Kardinal Alessandro d'Este
erhielt. Venturi, p. 159 und 358. — Phot. Bruckm.
Amor, einen Leoparden bändigend. Vorn liegt, nach links 335
gewandt, die grosse gefleckte Katze mit funkelnden Augen. (556)
Der kleine Flügelgott, um dessen Schulter sein Köcher hängt, ständehaus
sitzt auf ihr und hält sie stramm am Zügel.
Leinwand; h. 0,86; br. 1,03. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
— Phot. Bruckm.
Alessandro Tiarini
Geb. zu Bologna den 20. März 1577, gest. den 8. Februar 1668.
Zuerst Schüler Prospero Fontana's, zuletzt Ludovico Carracci's
in Bologna. Tätig in Florenz, in Reggio, in Bologna.
138 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
336 Medoro und Angelica. Kniestück. In romantischer Felsen-
(557) wildnis beugt Medoro sich, nach links gewandt, über den Brunnen-
F 2 rand, dem er Angelica's Namen eingräbt. Diese steht hinter
ihm. legt ihren linken Arm um seinen Nacken und deutet mit
der Rechten zum Bilde hinaus. Vergl. Ariost's »Rasenden
Roland« XIX. 36 und XXIII, 102 — 103.
Leinwand; h. 1,05; br. 1,39. — 1747 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Venturi p. 355. Gest von Ant. Radigues •$ 11, 25. — Phot. Bruckm.
Francesco Albani
Geb. zu Bologna den 17. März 1578; gest. daselbst den
4. Oktober 1660. Anfänglich Schüler Dion. Calvaert's, dann
der Akademie der Carracci in Bologna. Tätig in Rom, mit
Unterbrechungen, von 1600 — 1625, in Florenz 1633, zu-
meist in Bologna.
337 Amorettentanz beim Raube Proserpina's. Links im Mittel-
(562) gründe jagt Pluton mit der geraubten Proserpina auf seinem
4 b Wagen davon. Rechts vor dem Tempel blicken die Gespielinnen
der Proserpina dem Räuber mit entsetzten Geberden nach. Die
Gottheiten der Liebe aber feiern den Raub. Vorn in der Mitte
führt eine Schar reizender Amoretten einen Ringeltanz um die
Steingruppe von zwei Amoretten, die Amor hochheben, aus.
Sie haben die Attribute des Unterweltgottes geraubt und zeigen
triumphierend seine Schlüssel und seinen Zweizack. Am Himmel
links drei musizierende Putti. rechts Venus, Amor umarmend.
Kupfer; h. 0.74%; br. 0,99. — 1746 aus der berzogl. Galerie zu Modena.
Herzog Alfouso IV, hatte das Bild 1659 von einem gewissen Zaneletti gekauft.
Ventun p. 190— 191. Vergl. Malvasia II, p. 274. Ein ähnliches Bild in der Brera
zu Mailand ; doch wird der Tanz hier nicht um die Statue, sondern um einen Baum
ausgeführt. ~ «est von 1'. Tauje Sfr II, 21. — Phot. Braun II, 11; Phot. Ges. ;
Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
338 Diana und Aktäon. Vorn wölbt sich ein Felsentor über
(563) dem Weiher, der links durch einen Wasserfall gespeist wird.
i a Diana steht in der Mute und blickt erzürnt dem Aktäon nach.
der, bereits mit dem Hirschgeweih versehen, rechts entflieht.
Drei Nymphen suchen die Göttin durch ein blaues Gewand
zu bedecken. Vier andere flachten oder verstecken sich; eine
achte liegt vorn rechts im Wasser.
Leinwand ; h. 0,75% ; br. 0,94. — Wohl 1738 durch Rossi. Inv. 8« 2372. Nach H.
aus Modena und das folgende 1741 durch Rossi. Doch muss hier eine Verwechselung
vorliegen. Vgl. die Bern, zum folgenden. — Phot. Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 139
Diana und Aktäon. Vorn wölbt sich die Grotte über dem 339
Weiher, in dem sich einige Nymphen baden, während Diana, (566)
von anderen umgeben, am Ufer unter einem Baume sitzt. 4 a
Einige breiten ein weisses Tuch aus, um sich und die Göttin
zu verbergen. Aktäon flieht, schon mit dem Hirschgeweih
bedacht, links bildeinwärts.
Leinwand; h. 0,74%; br. 1,00. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Das Bild wurde 1639 im Atelier Albano's selbst für Herzog Franz I. erworben. In
dem Berichte stellte der Vermittler, Gher. Martinenghi, fest, dass Albani die Anlage
habe von Schülerhand machen lassen, das ganze aber eigenhändig ausgeführt habe,
sowie dass es elf Figuren enthalte (Arenturi p. 190). Hieraus geht hervor, dass bei
H. eine Verwechslung stattgefunden; denn H. nimmt an, dass dieses zweite, von
Dietrich teilweise übermalte Bild das durch Rossi erworbene, das vorige, besser er-
haltene, das aus Moäena stammende sei. Das vorige Bild enthält jedoch nur zehn,
gerade das unsere elf Figuren. — Phot. Ges. ; Bruckm.
Galatea im Muschelwagen. Die schöne Meernymphe fährt 340
lebensgross in ganzer Gestalt, nach rechts gewandt, auf ihrem (564)
von zwei Delphinen gezogenen, von fünf kleinen Liebesgöttern F 3
umspielten und vorwärts getriebenen Wagen übers blaue Meer.
Sie hält in beiden Händen ein rotes Tuch, das sich, vom
Winde geschwellt, über ihrem Haupte wölbt.
Leinwand; h. 1,88; br. 1,23%. — Inv. 1722 A 33. In den Inventaren Guarienti
(vor 1753) N. 203 und 207 und von 1754 N. 286 und 261 hatte das Bild ein ähn-
liches Gegenstück, das zu den verkauften Bildern gehörte, um 1885 aber im Kunst-
handel auftauchte. — Phot. Braun IV, 5; Tamme; Bruckm.
Venus und Vulkan. Links ruht Venus auf rot gepolstertem 34 1
Lager unter einem roten Vorhange, den kleine Liebesgötter (565)
zwischen grünen Bäumen ausspannen. Vulkan, ihr Gatte, sitzt 4b
hinter ihr. Beide schauen dem Treiben der kleinen Götter zu.
In der Mitte schiessen diese nach einem rechts am Baume be-
festigten Schilde. Links schmieden ihrer vier vor einer Felsen-
grotte Pfeile, rechts schnitzen einige ihre Bogen, in der Luft
schweben zwei mit Fackeln. Reiche Landschaft im Hintergrunde.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,83. — 1743 durch Le Leu ans Paris. —Inv. 1754,
I 443. — Eine ähnliehe grössere Darstellung des Meisters, bekannt durch den Stich
von Bandet, befindet sich im Louvre zu Paris. — Phot. Braun XII, 9.
Die Vertreibung aus dem Paradiese. Links aus Wolken 342
fährt im Goldlicht der Engel herab und treibt mit flammen- (567)
dem Schwerte das erste Menschenpaar in die Landschaft hinaus. 4 a
Leinwand; h. 0.39; br. 1,26. — 1741 durch .1. A. Riedel aus Wien. — Ge-
stochen, von Jos. Canale fgim, 33. — Phot. Bruckm.
140 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
343 Die Erschaffung Eva's. Adam schlummert vorn links
(568) unter einem Baume. Rechts schwebt Gottvater heran, von
4 c blauen Gewändern umwallt, von drei Engelknäbchen begleitet.
Befehlend erhebt er die Rechte, und schon entsteigt Eva der
linken Seite Adam's, schon sinkt sie anbetend vor dem Schöpfer
in die Kniee. Ueber ihr Engel und Flügelköpfchen. Rechts
in der Landschaft grasen Lämmer neben einem Löwen.
Leinwand; rund; h. 0,68; br. Q,68}£. — 1742 durch de Brais aus der
Sammlung Carignan zu Paris. — Phot. Braun VII, 13; Bruckm.
344 Die Anbetung der Hirten. In der Mitte des Stalles über
(569) der Krippe drei Flügelköpfchen. Links entblösst Maria dem
4 b Kinde ihre Brust. Hinter ihr kuieen drei erwachsene Engel.
Rechts steht Josef, deutet aufs Kind und wendet sich zu den
Hirten zurück, die schüchtern in der offenen Tür stehen.
Oben im Goldlicht musizieren sieben nackte Eugelknablein.
Kupfer; h. 0,34}^; br. 0,43. — 1742 aus der Sammlung Dubreuil in Paris.
— Phot. Bruckm.
345 Die Ruhe auf der Flucht. Links unter üppigen Bäumen
(570) reicht Maria ihrem Kinde die Brust. Josef sitzt lesend neben
5 a ihr; zwei Engel in weissen Gewändern stehen hinter ihr; drei
Flügelköpfchen schweben über ihr. Zwei kleine Engel machen
sich links im Wipfel einer Palme zu schaffen; drei andere
musizieren rechts auf einer Wolke. Rechts unten führt ein
Engel den Esel auf die Weide.
Leinwand; h. 0,67; br. 0,81. — 1742 aus der Sammlung Carignan zu Paris.
— Aehnlich ein Bild des Meisters im Louvre zu Paris. — Phot. Braun XIV, 4.
346 Heilige Familie. Links unter einer abgebrochenen Säule
(571) sitzen Maria und Elisabeth; jene umfasst den vor ihr in seiner
R 12 Wiege stehenden Christusknaben, diese hält den kleineu
Johannes, der sich vom Jesusknaben umarmen und herzen
lässt. Ganz links zwei Engel. Rechts sitzt Josef mit einem
Buche auf seiner Hobelbank. Zwei Engel streuen Blumen.
Kupfer; b, 0,67J£j br. 0,51. — 172.' durch Leplat. — Ein ähnliches Bild
im Louvre zu Paris. — Phot. Bruckm.
Schule Franc. Albano's
347 Die Ruhe auf der Flucht. Rechts sitzt Maria mit dem
(532) Kinde an einem Säulenstunipfe. Links steht Josef neben dem
R 10 Esel und blickt gen Himmel, von dem sich fünf Engel mit einem
Kreuze herablassen. Im Hintergrunde üppige Landschaft.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 141
Kupfer; h. 0,70%; br. 0,51%. — 1741 durch Rossi aus Italien als »Andrea
Saechi«, was jedenfalls, da die Schule Albano's, der dieser Meister angehörte, unver-
kennbar ist, genauer war, als es mit H. der »Schule der Carracci < zuzuschreiben.
— Vielleicht wirklich ein Jngendwerk Sacchi's. — Phot. Bruekm.
Heilige Familie bei der Wäsche. Maria kniet bei ihrer 348
Wäsche rechts unter dem Felsenquell. Der Jesusknabe hilft (533)
ihr. Links hängt Josef die Tücher an den Baum. Plauen i. v.
Kupfer; h. 0,42%; br. 0,30%. — Inv. 1722 A 482 als »Albano«, bei H. nur
allgemein als »Schule der Carracci-. Es zeigt jedoch, wenn auch etwas anders
zusammengefügt, dieselben Motive, wie Albano's durch Gnil. Vallet's Stich be-
kanntes Bild »La Laveuse • . 1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V. — Phot. Bruekm.
Giovanni Lanfranco
Geb. zu Parma im Spätherbst des Jahres 1580, gest. zu Rom
am 29. Novbr. 1647. Schüler Agostino Carracci's in Bologna,
Annibale Carracci's in Rom. Zn einem dekorativen Schnell-
und Breitmaler selbständig weiterentwickelt. Tätig haupt-
sächlich in Rom und Neapel.
Der reuige Petrus. Vorn im Hofe am Kohlenfeuer ist 349
Petrus im gelben Mantel mit gefalteten Händen reuig in die (199)
Kniee gesunken und blickt, von den links einfallenden Morgen- F 2
strahlen beleuchtet, schmerzlich zu dem krähenden Hahn em-
por. Rechts im Mittelgrunde zwei Wächter.
Leinwand; h. 1,55%; br. 1,14. — luv. 1754, I 80. Charakteristisches Werk
des Meisters. — Gest. von J. Danlle $& II, 24. — Phot. Tamme ; Bruekm.
Vier Zauberer. Kniestück. Von den vier graubärtigen 350
Männern hält der von vorn gesehene in der Mitte ein Buch (200)
in der Rechten und erhebt redend die Linke. R 2
Leinwand ; h. 0,97 ; br. 1,17%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot. Tamme.
Domenichino
Domenico Zampieri, gen. il Domenichino. Geb. den 21. Oktober
1581 zu Bologna, gest. den 15. April 1641 zu Neapel. Zuerst
Schüler des Dionigio Calvaert, dann der Akademie der Carracci
zu Bologna, Tätig zu Bologna, aber 1600 — 1617 und 1621
bis 1630 in Rom. 1630—1641 zu Neapel.
Caritas. Die Liebe als Mutter mit drei Kindern. Links 351
unter Gebüsch liegt die junge Frau im grauen Rock, halb- (550)
aufgerichtet, auf rotem Tuche. Mit ihrer Rechten umfasst sie F 2
das jüngste Kind an ihrer Brust, mit ihrer Linken reicht sie
142 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
dem herbeieilenden ältesten einen Apfel, das mittlere schlummert
an ihren Knieen. Hinten offene Landschaft.
Leinwand; h. 1,19%; br. 1,97. — 1845 von den Erben des Galerie-Direktors
Matthäi. — Phot. Braun VII, 14; Phot. Ges.; Hanfst. ; Tamme; Bruckm.
Schule Domenichino's
352 Der heil. Franz in der Einsamkeit. Der Heilige kniet vorn
(354) vor dem Kruzifixe. Sein Buch liegt vor ihm. Rechts üben
R 13 aus den Wolken blicken vier Engel herab, von denen der
grösste, sich selig umblickend, hinabdeutet.
Kupfer; h. 0,53}^ ; br. 0,39'/2. — 1742 als »Doinenichino« ans Paris. In
unseren alten Inventaren dagegen (Inv. Guarienti, vor 1753, N. 193; Inv. 1754 1,
514) dem Girolama Muziano zugeschrieben, von dem es jedoch, wie schon H. andeutet,
nicht herrührt. Vielmehr gehört das Bild der bolognesischen Schule an (vergl. auch
Lerm. S. 288, 2. Aufl. 330), ja es steht (besonders in der Landschaft und den
Engeln) dem Domenichino so nahe, dass seine ursprüngliche Bezeichnung der Wahr-
heit jedenfalls näher kam, als die spätere.
353 Vier spielende Genien. In einem Zimmer schleppen sich
(551) vier Knaben mit den Attributen der Künste und des Handels.
M.-G. Leinwand; h. 1,30%; br. 1,62. — Inv. 8° 2384. — 1738 durch Rossi aus
Venedig als Original des »Domenichino da Roma . Schon bei H. nur als Schulbild.
Es fragt sich, ob es überhaupt Domenichino's Schule angehört. — 1891 ans
Ministerialgebäude in der Seestrasse.
354 Ein betender Greis. Brustbild fast von vorn auf dunklem
(553) Grunde. In den gefalteten Händen hält der Alte einen Rosen-
R 14 kränz, den Blick wendet er flehend nach rechts empor.
Ital. Pappelholz; h. 0,51; br. 0,46%. — 1S57 aus Steinla's Sammlung als
»angeblich Denienichino«. Schon bei H. als St-.hulbild.
Francesco Gessi
Geb. zu Bologna 1588; gest. daselbst 1G47 (nach Bolognini-
Amorini, Vite, V. p. 241 : nach Lanzi 1649). Einer der
Hauptschüler Guido Reni's. Tätig in Mantua, in Ravenna.
in Neapel, hauptsächlich in Bologna.
355 Magdalena. Halbfigur nach rechts in einer Felsenhöhle.
(573) Ihr blondes Haar tiiesst über ihre Schultern und auf ihre Brust
4 c herab. Lose umhüllt sie ein blassroter Mantel. Die rechte
Hand presst sie an ihre Brust, in der linken hält sie vor
sich auf dem Steintisch das verehrte Kruzifix. Links in einer
Lichtöffnung ihr goldenes Salbgefäss.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,63. — 1748 durch Bern. Benzoni aus Venedig. —
Phot. Braun IV, 8; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
A. Bolognesisehe Schule.. XVII. Jahrhundert 143
Guercino
Giov. Francesco Barbieri, gen. il Guercino. Getauft zu Cento
(zwischen Bologna und Ferrara) den 8. Februar 1591; gest.
zu Bologna den 22. Dezember 1666. — Bildete sich im An-
schluss an die Carracci. Täfig in Cento, in Rom, in Bologna.
Ekstase des heil. Franziskus. Der Heilige ist rechts an 356
einem alten Mauerpfeiler in sich zusammengesunken, hält aber (588)
sein Buch noch mit der Linken und bewegt die erhobene Rechte F 4
im Traume. Links sitzt ein geigender Engel auf der Wolke.
In der Mitte die Landschaft mit einem Bergschloss.
Leinwand; h. 1,6272 ; hr. 1,27. — 1756 aus der Casa Ranuzzi in Bologna.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 120. Bei den Erwerbungsakten liegt ein Zeugnis
der Accademia Clementina zu Bologna vom 30. Juni 1756, dass das Bild ein Original
Guercino's sei; und der Canonico Luigi Crespi pries es als schönes Werk der ersten
Manier des Meisters. In dem Verzeichnis der Werke Guercino's (Malvasia II, p. 364)
findet sich unter dem Jahre 1620: »Fece un S. Francesco in S. Pietro in Cento, con
un' angelo che suona il violino«. Die Echtheit des Bildes wurde bei H. gleichwohl
bezweifelt; und in der Tat ist es, in der Nähe besehen, etwas derb in der Durch-
führung. Aber den auch von Caravaggio beeinflussten Stil der Jugendzeit Guer-
cino's zeigt es unzweifelhaft. Vor allen Dingen kommt in Betracht, dass es, leicht
verändert, schon gleichzeitig von Giov. Batt. Pasqualini als Werk Guercino's ge-
stochen ist. — Phot. Bruekm.
Der Evangelist Matthäus. Halbfigur nach links mit kahlem 357
Kopf, langem, grauem Bart. Der Heilige schreibt in dem (582)
mächtigen Buche, das der links stehende Engel hält. 5 a
Leinwand; h. 0,89; br. 0,71. — 1746 mit den folgenden dreien, seinen Gegen-
stücken, aus der herzogl. Galerie zu Modena. Diese hatte sie 1625 aus dem Nachlasse
des Kardinals Alessandro von Este in Rom erhalten. Venturi, p. 159. Gemalt hatte
Guercino sie (nach Malvasia II, 366) im Jahre 1623 in Cento; und sie zeigen in der
Tat die Kraft des entwickelten Jugendstils des Meisters. — Phot. Tamme ; Bruekm.
Der Evangelist Markus. Halbfigur nach rechts. Der schwarz- 358
haarige und schwarzbärtige Heilige sitzt an einem Tische und (583)
schneidet seine Feder. Vor ihm Bücher und ein Tintenfass 5 c
mit einem künstlichen Löwen.
Leinwand; h. 0,87; br. 0,70%. — 1746 ans Modena. Gegenstück zum vorigen.
Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Gest. von F. Tkadlik. — Phot. Tamme.
Der Evangelist Lukas. Halbfigur nach links. Der Evan- 359
gelist sitzt an einem Tische, auf dem vor ihm das Bild steht, (584)
an dem er malt. Das kahle, kurzbärtige Haupt stützt er mit 5 a
der Rechten; in der Linken hält er Pinsel und Palette.
Leinwand ; h. 0,87 ; br. 0,70%. — 1746 aus Modena. Gegenstück zu den beiden
vorigen und dem folgenden . Vergl. die Bemerk, zu N. 357. — Phot Tamme; Bruekm.
144 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
360 Der Evangelist Johannes. Halbfigur nach links. Der bart-
(585) lose Apostel sitzt über ein Buch gebeugt. Mit der Rechten
ö c umfasst er seinen Adler, der eine Feder in den Klauen hält.
Leinwand; h. 0,87; br. 0,69%. — 17415 aus Modena. Gegenstück zu den
drei vorigen. Yergl. die Bemerkungen zu N. 357. — J'hot. Tamme; Bruckm.
36 1 Kephalos an der Leiche der Prokris. Nach der griechischen
(577) Fabel (Ovid's Metamorphosen, VII, 835 — 865) hatte Kephalos
F 2 seine im Gebüsch versteckte Geliebte Prokris, die ihm aus
Eifersucht heimlich auf die Jagd gefolgt war, sie für ein Wild
haltend, getötet. Rechts liegt ihre Leiche, deren Brust vom
Pfeil durchbohrt ist, halb aufrecht an einem Felsen. Links
sitzt Kephalos verzweifelnd auf einem Steine, hält seine Hände
übers Knie gefaltet und lässt seine Blicke klagend gen Himmel
schweifen, wo ein kleiner weinender Amor flattert.
Leinwand; h. 2,07; br. 2,52. — 1744 durch Le Leu und Rigaud aus Paris.
Vormals in der Sammlung Carignan, in die es gleichzeitig mit N. 3G4 aus dem
Nachlasse des Kardinals Mazarin gelangt war. Gemalt hatte Guercino es (nach Mitl-
vasia II, p. 374) 1G44 im Auftrage des Marchese Cornelio Bentivoglio für die Königin
von Frankreich (Anna von Oesterreichi. Diese schenkte es dem Kardinal Mazarin.
Vergl. die Hemerkungen zn N. 364. welches nachträglich als Gegenstück gemalt
wurde. — Gestochen von L. L'Empereur Sfr II. 22. — Phot. Tamme.
362 Semiramis. Kniestück. Semiramis sitzt in blutrotem Kleide,
(579) mit der Krone im aufgelösten goldnen Haare, das eine neben
F 2 ihr stehende Magd kämmt, links an ihrem Tische und wendet sich
mit erhobenen Händen nach rechts, wo der Bote, der den Aus-
bruch des Aufruhrs zu Babylon meldet, in der offenen Tür
steht. Mit der Linken hält sie ihr Haar.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,77. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Nach Malvasia (IT, p. 374) 1645 für den Kardinal Cornaro gemalt: »una Semiramide
quando ebbe la nova della presa di P.abilonia«. — Phot. Braun XII, 10 ; Phot. Ges. ;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
363 Diana. Kniestück nach rechts. Rechts unten in der
(578) Landschaft ein Bergschloss. Die Göttin trägt einen orangenen
F 2 Chiton, eine violette Chlamys und auf dem Haupte den Halb-
mond. Die Linke stützt sie auf ihren Speer, mit der Rechten
führt sie ihr weisses Windspiel an der Leine.
Leinwand; h. 1,28; br. 1,04. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gemalt nach
Malvasia (II, p. 374) 1645 für Lorenzo Delfino in Venedig: »AI clarissimo Lorenzo
Delfin Veneto una Diana colcaneälassa«. —Phot. Braun 1, 10; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
364 Venus an der Leiche des Adonis. Vorn liegt der vom Eber
(576) getötete Jüngling auf dem Rücken. Sein Kopf ruht links. Von
F 2
A. ßolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 145
rechts eilt Venus in lebhafter Bewegung herbei, um sich über
ihn zu werfen. Links im Mittelgründe zerrt Amor, ihr Sohn,
den Eber am Ohre heran.
Leinwand; h. 2,06; br. 2,52^.-1744 durch Le Leu und Rigaud aus Paris.
Vormals in der Sammlung' Carignan ; noch früher beim Kardinal Mazarin ; für diesen
hatte Guercino (nach Malvasia n, p. 375) das Bild 1647 gemalt, offenbar als Gegen-
stück zu unserem schon 1644 gemalten Bilde Kephalos und Prokris N. 361, das die
Königin von Frankreich dem Kardinal geschenkt hatte. — Gestochen in Rom von
L. Rouhier (vergl. Nagler, Monogram misten IV, S. 428) ; in Dresden von L. L'Empereur
& II, 23. — Phot. Braun III, 8; Tamme ; Bruckm.
Die Geburt des Adonis. Nach der altgriechischen Sage 365
(Ovid's Metamorphosen X, 502 — 514) wurde Adonis, der Sohn (575)
der in einen Myrrhenbaum verwandelten Myrrha, durch F 1
Lucina (Diana als Geburtshelferin) aus der Spalte des Baumes
gehoben und von den Nymphen des Berges gepflegt. Rechts, nach
links gewandt, kniet Diana vor dem Baume, dem sie das Knäblein
enthebt. Links halten drei Nymphen Krüge und Schalen bereit.
Leinwand; h. 2,10; br. 2,50. — Inventar 1754, I 88. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Tamme; Bruckm.
Der Tod des Adonis. Vorn liegt die Leiche des Adonis, 366
mit dem Kopfe rechts, ausgestreckt auf dem Rücken. Zu ihren (574)
Füssen zwei Hunde. Neben ihr ein kleiner Liebesgott, der mit F 1
klagender Miene auf sie hinabdeutet. Venus eilt in lebhafter
Bewegung von links herbei, im Begriffe sich über ihren auf
der Jagd vom Eber getöteten Liebling zu stürzen.
Leinwand; h. 2,11%; br. 2,72. — Inventar 1754, I 89. — Gegenstück zum
vorigen. — Phot. Bruckm.
Dorinda, Silvio und Linco. Szene aus Guarini's »Pastor 367
fldo«. Rechts sitzt die von Silvio verwundete Dorinda auf (580)
einem Steine. Der alte Linco umfasst sie und hebt mit der F 4
Rechten ihr Hemd auf, um dem Silvio die blutende Wunde
ihres weissen Leibes zu zeigen. Silvio kniet mit dem Bogen
in der Linken links vor ihr und bittet sie um Verzeihung.
Leinwand; h. 2,24; br. 2,91. — 1744 durch den Sekretär Talon als »Ferume
Messe ä la Chasse« und als »bon original de Corregge« (1) in Madrid erworben. Die
Dresdner Inventare (Guarienti N. 200) bezeichneten es jedoch mit Recht sofort als
Werk Guercino's. Beglaubigt als solches ist es auch durch Malvasia (II, p. 375) ;
gemalt 1647 für den Grafen Alfonso di Novellara : »Silvio quando feri Dorinda nel
fianco, con Linco pastore.« — Gest. von C. F. T. Uhlemann {$ III, 18. — Phot. Tamme.
Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt, nach links gewandt, 368
auf einem Steine. Eine seiner Töchter steht hinter ihm und (581)
10 S1
14G Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
schenkt ihm ans einem Kruge Wein in die Schale, die er ihr
mit der Rechten hinhält. Die andere sitzt links neben ihm
und hält einen frischen Weinkrug bereit. Hinten in der Mitte
die brennende Stadt, davor Loth's Gattin als Salzsäule.
Leinwand; h. 1,76; br. 2,25. — 1744 durch Le Leu und Rigaud aus der
Sammlung Polignac cu Paris. Vorher befand es sich in Kom. Es muss von den
drei Darstellungen dieses Gegenstandes, die im Verzeichnis der Werke Guercino's
vorkommen, die dritte, 1051 gemalte, sein, die nach Malvasia (II, p. 369) nach
Rom verkauft wurde. Charakteristisches Bild der letzten Malweise des Meisters. —
Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tamnie ; Bruckni.
369 Die Malerei und die Zeichnung. Da es auf italienisch »la
(579) pittura«, aber »il disegno« heisst, so ist die erstere als bunt-
F 1 gekleitete junge Frau, die letztere als Mann dargestellt. Die
Malerei sitzt rechts an ihrer Staffelei, den Pinsel in der Rechten,
die Palette in der Linken, und malt einen schlummernden
Amor. Die Zeichnung, nach der sie sich umwendet, hält der
bärtige Mann, der links am grünen Tisch sitzt.
Leinwand; h. 2,31; br. 1,81. — 1742 durch de Brais aus Paris. Damals trug
das Bild den Namen Guercino's. Erst in Dresden taufte man es auf den Namen
seines Schülers Benedetto Gennari's d. j. (1688 — 1715). Diesen Namen fährt das
Bild schon im Inv. 1754, I 20U, und noch bei H.; im Katalog von 1812 jedoch
vorübergehend wieder den des (iuercino. — Die Gründe, die uns veranlassen, es
diesem Meister zurückzugeben, sind — ausser jener ältesten Ueberlieferung — die
folgenden : 1. Die Malweise des Bildes entspricht derjenigen der übrigen späten
Bilder Guercino's, keineswegs aber derjenigen B. Gennari's d. j., dessen Stil, wie
auch seine Biographen berichten, sich mehr der nordischen Malweise (er hatte lange
in Paris und London gelebt) näherte. 2. Von B. Gennari wird zwar erzählt, dass
er später in Bologna eine Pittura« gemalt habe, aber die Beschreibung dieses Bil-
des (Zanotti I, p. 176) stimmt keineswegs mit dem unseren überein. Dagegen wird
in dem Verzeichnis der Gemälde Guercino's (Malvasia II, p. 390) unter dem Jahre
1650 ausdrücklich des Bildes »La Pittura e il Disegno gedacht. Ein Bild Guercino's
im Madrider Museum, das zwei ähnliche Gestalten in Halbfiguren als Breitbild dar-
stellt, passt weniger auf diese Benennung, als das unsere, da der Mann dort nicht
deutlich als Disegno charakterisiert ist. — Phot. Tamme.
Angeblich Guercino
370 Heilige Familie. Kniestück. Maria sitzt links vor einem
(586) Vorhang. Das Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich dem
F.-M. rechts stehenden Josef zu.
Leinwand; h. 1,14%; br. 1,51 %. — Zuerst im Kalalog von 1812. Die
Eigenhändigkeit nicht unanfechtbar. Vergl. auch Seidlitz im Repert. XVI, S. 374.
— 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
A. Bolognesische Schule. XVII. Jahrhundert 147
Die heil. Veronika. Halbfigur vor dunkler Landschaft nach 37 I
links gewandt und vorgebeugt, die Dornenkrone des Heilands (587)
in der Linken, das Schweisstuch in der Rechten. ß 15
Leinwand; h. 0.79; br. 0,66%. — Im Inventar 1754, I 145, als Werk des
»Crenionese da Ferrara«. Welcher Künstler sich unter diesem Namen verbirgt, ist
nicht ersichtlich. Seit dem Katalog von 1812 irrtümlich zu den Werken Guercino's
gestellt. Vergl. auch Seidlitz im Repert. XVI, S. 374.
Nach Guercino
Dido's Tod. Dido hat sich vorn auf dem Scheiterhaufen 372
in ihr Schwert gestürzt und nimmt von ihren Freundinnen Ab- (589)
schied. Ein Amor fliegt davon. Im Hintergrunde das Meer, M.-G.
auf dem das Schiff des Aeneas enteilt.
Leinwand; h. 0,94; br. 1.30. — Inventar 1722, A 89; schon hier nicht als-
Original, wie H. angibt, sondern als Kopie. — Das anerkannte lebensgrosse Origi-
nal, das Guercino (nach Malvasia II. 368) 1631 gemalt hatte, befindet sich im
Palazzo Spada zu Rom. — 1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
Angeblich Schule Guercino's
Die Steinigung des heil. Stephanus. In der Mitte kniet der 373
junge Märtyrer im roten Rocke. Sein Blick hängt am Himmel, (590)
wo ihm in goldduftiger Glorie links oben die heil. Dreieinigkeit 46 c
erscheint. Vorn ist das Volk im Begriffe, ihn zu steinigen.
Rechts wird noch eine Frau zum Richtplatz geführt.
Ital. Pappelholz; h. 1,10%; br. 0,87%. — Zuerst im Katalog von 1835 als
»unbekannt. Schule des Guercino«'. Das letztere erschien schon H. fraglich. Jeden-
faüs bolognesischen Unsprungs. Mitte des XVTL Jahrhunderts.
Angeblich Cagnacci
Guido Canlassi, gen. Cagnacci. Geb. zu Castel-Sant-Arcangelo
bei Rimini 1601, gest. zu Wien 1681. Schüler Guido Reni's
in Bologna, später Hofmaler Kaiser Leopold's I. in Venedig.
Magdalena. Halbfigur auf dunklem Grunde, fast von vorn 374
gesehen. Ihr Oberkörper ist von ihrem aufgelösten Haar um- (591)
flössen, die Rechte presst sie an ihre Brust, mit der Linken H 2
stützt sie ihr gen Himmel gewandtes Haupt.
Leinwand; 0,75; br. 0,63l/2- — Zuerst sicher im »Catalogne« von 1765 als
Canlassi. Nach H. 1725 durch Leplat, als: Inv. 1722 ff. A 1612. Allein einerseits
stimmen die dortigen Maassangaben (h. 2 Ellen 20 ZoU, br. 2 Ellen 5 Zoll) nicht
zu unserem Bilde, andererseits ist aueh seine Malweise keineswegs überzeugend diejenige
des Cagnacei. Man vergl. z. B. dessen bezeichnete Bilder »Kleopatra'< und »Hiero-
nymns« in der kaiserl. Galerie zu Wien. Bei Ff. 45 als echt. — Phot. Bruckm.
10*
148 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Nach Cagnacci
375 Tarquinius und Lukrezia. Rücklings niedergeworfen, fast
1 72) unbekleidet, liegt die edle Römerin auf ihrem mit roten Vor-
stäDdehaua hängen geschmückten Lager. Sie sucht sich des Tarquinius
zu erwehren, der sie, über sie gebeugt, mit seiner Linken an
der Schulter gefasst hält und in der Rechten den Dolch zückt.
Links in der Tür eine Dienerin.
Leinwand; h. 1,28%; br. 1,91. — Inv. 1722, A 103, als Kopie nach Guercino
aus Polen. — 1908 aus Ständehaus. Von H. für das zwischen 1730 und 1735 durch
Gotter gesandte, dem Luca Giordano > auf Art des Pietro Cortona- zugeschriebene
Bild gehalten. Allein die angegebenen Maasse stimmen garnicht mit diesem, nur
mit jenem überein. — Bei H. galt das Bild ausserdem als Original des Floren-
tiners Feiice Ficherelli, gen. Kiposo (1G05 — 1660). Allein es ist sicher eine genaue
Kopie der bekannten > Lukrezia« von Cagnacci in der Accadeniia di San Luca zu Rom.
Der Kanonikus Luigi Ciespi in Bologna, der auch für die Dresdner Galerie Bilder
besorgte, berichtete in seiner Fortsetzung der Felsina Pittrice (Roma 1769), p. 163.
dass Franc. Albani's Schüler Emilio Taruffi (1033 — 1702) eine Kopie nach Cagnacci's
Lukrezia gemalt habe, die manche in manchen Stücken für schöner hielten, als das
Original. Es ist möglich, dass unser Bild dies'» Kopie von Tarirfri ist.
Flaminio Torre
Geb. zu Bologna, gest. zu Modena 1661. Schüler Oavedone's
und Guido Reni's. Während der letzten Zeit seines Lebens
Hofmaler des Herzogs Alfonso IV. zu Modena.
376 Heilige Familie. Kniestück. Maria hält das schlummernde
(559) Ohristkind auf ihrem Schoosse und hebt einen Zipfel des Linneu-
pianon i. v. tuches, das es bedeckte, empor, um es dem links unten stehenden
kleinen Jobannes zu zeigen. Links weiter zurück steht Josef.
Leinwand; h. 1,0572! br. 0,87'/»- — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Der Meister hatte das Bild nach Venturi (p. 268) für den Grafen Toschi in Modena
gemalt, aus dessen Besitz es 1681 in denjenigen der herzogl. Galerie überging. —
1902 an den Kunstvereiu zu Tlauen i. V. — Phot. Brockm.
377 Das Martyrium der heil. Appollonia. Die Heilige ist,
(560) nach links gewandt, mit den Händen auf dem Rücken an eine
3 b Säule gebuuden. Vor ihr steht der Henker mit der Zange, im
Begriffe, ihr die Zunge auszureissen. Vom Himmel, zu dem sie
emporblickt, bringt ein Engel ihr den Kranz und die Palme.
Kupfer; h. 0,44%; br. 0,34. — Inventar 1751, I 258. — Nach H. zum
Modeneser Ankauf gehörig; doch wird es weder in dem Modeneser Inventar von
1743, noch in unserer Ankaufsliste erwähnt. — Phot. Bruckm.
378 Kopie nach Tizian's Zinsgroschen. Genaue Kopie unseres
(561) Bildes N. 169. Doch ist die Farbe heller und matter, ist
C 3 der Grund grau, nicht schwarz.
Ä. Bologrjesische Schule. XVII. Jahrhundert 149
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,5672- — 1746 ans der herzogl. Galerie zu
Modena. Die Kopie wurde miterworben , damit nicht behauptet werden könne, das
Original sei in Modena geblieben. Malvasia (TT, p. 449) erwähnt die Kopie und
fügt hinzu, dass sie für piü bello e grazioso ••< gelte, als das Original (!).
Lucchese
Pietro Ricchi, gen, Lucchese. Geb. zu Lucca 1606, gest. zu
Udine 1675. Ging aus der florentinischen Schule in die
Guido Reni's über, Hess sich jedoch durch die Venezianer be-
einflussen, in deren Gebiet er vielfach tätig war.
Die Verlobung der heil. Katharina. Rechts sitzt Maria, 379
nach links gewandt. Der Jesusknabe auf ihrem Schoosse steckt (592 )
der vor ihm knieenden heil. Katharina den Ring an den Finger. R 1
Links hinter dieser, vor der mit Palmen geschmückten Hoch-
gebirgslandschaft, steht ein langbekleideter Engel und geigt.
Leinwand; h. 1,42; br. 1,96%. — 1738 durch Rossi ; unter der unmöglichen
Bezeichnung »Ann. Carrache de Paolo Veronese« (womit allerdings die beiden
Schuleinflüsse, die im Bilde bemerkbar sind, bezeichnet sind). Seit dem Inventar
Guarienti N. 3 einem »Lucchese« zugeschrieben, aber nicht dem unseren, sondern
dem Fillippo Gherardi Luechese (1644—1704), der aus der Schule Pietro da Cortona's
zu den Venezianern überging. Schon im »Catalogue« von 1765 aber tritt unser
älterer »Lucchese« an die Stelle des jüngeren. — Phot. Bruckrn.
Pier Francesco Mola
Lebensdaten nach Passeri: Geb. 1612 zu Mailand, gest. 1668
als Vorsteher der Accademia di San Luca in Rom; — nach
Pascoli: Geb. 1621 zu Coldre bei Como, gest. 1666 zu Rom.
Vergl. Woltm. u. Woerm. III, S. 167, Anm. 1. Schüler Franc,
Albani's. Tätig in Bologna und in Rom.
Hero und Leander. Links der Turm am europäischen, 380
rechts die Felsenküste am asiatischen Ufer, in der Mitte das (595)
brandende Meer der Dardanellen. Vorn an einem Klippenvor- R 16
sprung legen Fischer den dem Wasser entzogenen Leichnam
des kühnen Schwimmers nieder. Links eilt Hero herbei, um
sich über den Geliebten zu werfen. In der Luft schweben
drei Amoretten mit einem langen Trauerflor.
Leinwand; h. 1,11; br. 1,60. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Eine
gleichwertige Wiederholung in der Galerie Liechtenstein zu Wien. — Phot. Bruckm.
Angeblich Pier Francesco-Moia
Dido's Tod. Links stürzt Dido, die Schwertwunde in der 38 1
Brust, rücklings zu Boden. Eine alte Amme fängt sie in (594)
3 a
150 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
ihren Armen auf. Hinter ihr steht der treue Krieger, der ihr
das Schwert gehalten. Zu ihren Füssen ein wehklagendes
Mädchen. Freunde und Freundinnen im Mittelgrunde. Rechts
das Meer, auf dem das Schiff des Aeneas davonsegelt.
Eichenholz; h. 0,47^; ur- 0,66. — Zuerst im Katalog von 1812. — Damals
als »Lucrezia's Tod« von Mola erklärt. — Mit Mola hat das Bild jedoch nichts zu
tun. Wir denken mit Frizzoni eher an den Mailänder C. F. Nuvoloni gen. Panfilo
mm 1608—1651). — Phot. Bruckm.
Simone Cantarini
Simone Cantarini, gen. il Pesarese. Geb. zu Oropezza bei
Pesaro 1612, gest. zu Verona den 15. Okt. 1648. Ursprünglich
unter veronesisch-venezianischen Einflüssen entwickelt, dann
ganz von Guido Reni beeinflusst, dessen Schule er noch in
reiferem Alter besuchte. Tätig in Bologna, Rom, Mantua,
zuletzt in Verona.
382 Josef und das Weib Potiphar's. Kniestück. Die in blau
(593) gekleidete ägyptische Verführerin sitzt, nach rechts gewandt,
F 3 unter grauem Vorhang auf rotem Tuch und fasst mit beiden
Händen den gelben Mantel Josefs, der nach rechts entflieht.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,79. — Inv. 1754, I 81. Aus der Sammlung des
Alkite Branchetta in Bologna. — Gemalt für den dortigen Senator Melara. — Gest.
von Josef Canierata 9£ II, 26. — Phot. Tamme ; Bruckm.
II Milanese
Pietro Franc. Cittadini, gen. il Milanese. Geb. zu Mailand 1616,
gest. zu Bologna den 19. November 1681. Schüler Guido Reni's.
Besonders Landschafts-, Frucht- und Stillebenmaler.
383 Landschaft mit Hagar und dem Engel. Vorn hohe Bäume,
(202) hinten graue Berge, ein gelbes Abendlicht links am Himmel.
R 15 Vorn sitzt Hagar auf einem Steine und blickt sich nach dem
Engel um, der links neben ihr steht und ihr die Quelle zeigt.
Der kleine Ismael schläft rechts im Rasen.
Leinwand; h. 0,9:J, ; br. 1,24}^. — 1725 durch Beplat als »Mola«; doch im
Catalogue von 1765 bereits als P. Fr. Cittadini, — Gegenstück zum folgenden. —
Phot. Urne l<iu.
384 Landschaft mit Loth und seinen Töchtern. Links vorn ein
(203) hoher Baum, unter dem die beiden Töchter ruhen, während
R 17 der Fngel mit Loth neben ihnen steht. Hinten brennt Sodom
und steht Loth's Gattin als Salzsäule am See.
A. BolognesischeSchnle. XVII'. u. XVIII. Jahr h. 151
Leinwand; h. 0,92; br. 1,26. — 1725 durch Leplat als »Lucchese « ; doch im
»Catalogue« von 1765 bereits als P. Fr. Cittadini. — Gegenstück zum vorigen.
Stilleben. Rechts eine Felsengrotte. Links Blick auf 385
graugrüne Berge unter blauem Himmel. Vorn in der Mitte ein (204)
ausgeweideter Hase; links und rechts totes wildes Geflügel. 51 b
Leinwand; h. 0,80%; br. 1,30. — 1741 durch Rossi. — Inv. 1754, I 429,
als »autoro incerto«. Wenn es von einem Cittadini herrührt, so könnte es eher einer
der jüngeren Meister dieses Namens sein, als Pier Francesco. Vgl. Crespi, Vite, p. 128.
Antonio Triva
Geb. zu Reggio 1626; gest. zu München als bayr. Hofmaler
1699. Schüler Guercino's zu Bologna, dann unter venezianischem
Einfluss. Tätig in Bologna, Venedig und München.
Venus im Bade. Links unter hohem Baume sitzt Venus 386
am Weiher, dessen Flut ihre Füsse umspielt. Rechts neben (208)
ihr steht Amor im Wasser und fasst ihr linkes Bein. Rechts C 1
im Mittelgrunde hält ein Satyr ein rotes Tuch empor.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,65V2- — Lnv- 1722, A 300, als »Copie in der Manier
van Dyek's aus Polen«. — Doch bereits im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 243 als Triva.
— Phot. Bruckm.
Graf Carlo Cignani
Geb. zu Bologna den 15. Mai 1628, gest. zu Forli den 6. Sept.
1719. Schüler Fr. Albani's. Erster »Principe« der 1709 ge-
gründeten »Accademia Clementina« zu Bologna. Er arbeitete
in Rom, Bologna, Parma, 1686 — 1700 aber in Forli.
Josef und Potiphar's Weib. Kniestück auf grauem Wand- 387
gründe. Links sitzt die ägyptische Königin auf ihrem Lager. (596)
Ihr Oberkörper ist entblösst, über ihren Knieen liegt ein gold- 4 a
geblümtes Gewand. Mit beiden Armen umfasst sie den Jüng-
ling, der sich ihr zu entwinden sucht.
Leinwand; achteckig; h. 0,99; br. 0,99. — 1749 durch Guarienti aus der
Casa Contarini in Venedig. — Dass der Meister es für den Procuratore Contarini von
San Marco gemalt hatte, berichtet sein Biograph in der »Vita dei gran pittore Cav.
Co. Carlo Cignani« p. 20. — Gestochen in Venedig von P. Monaco, in Dresden von
L. Zucchi und von P. Tanje {gl, 46. — Phot. Braun LTI, 9; Phot. Ges.; Tamme;
Hanfst.; Bruckm.
Elisabetta Sirani
Geb. den 8. Januar 1638 zu Bologna, gest. daselbst 1665.
Schülerin ihres Vaters Giov. Andrea Sirani, eines Schülers
Guido Reni's. Tätig in Bologna,
152 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
388 Allegorische weibliche Halbfigur. Sie trägt ein Löwenfell
(549) ums Haupt, eine Keule in der rechten, einen Eselskinnbacken
44 b in der linken Hand und blickt, fast von vorn gesehen, nach
links zu Boden. Es ist die Starke- oder >die Tapferkeit«.
Leinwand; h 0,80; br. 0,65. — Inv. 1722 ff., B 1102, als unhekannt .
Bei H mit Recht als Schule Reni's, frageweise schon als Werk der Elisal>etta Sirani.
Bin erneutes Studium der Bilder dieser Künstlerin in Italien lässt uns dieser Ansicht
zustimmen; ja, es scheint, dass sich Elisabetta's Urheberschaft urkundlich beglaubigen
lässt. Sie selbst hat eine Liste aller ihrer Werke hinterlassen i abgedruckt bei Mal-
vasia II, p. 467—476) ; in dieser finden sich znm Jahre 1657 dio weiblichen Halb-
fignren der Fama«, der »Virtü nsw Unser Bild ist wobl die Virtu — Phot.
Tamme.
Marcantonio Franceschini
Geb. zu Bologna den 5. April 1648; gest. den 14. Dezember 1729.
Schüler des Grafen Carlo Cignani. Tätig hauptsächlich in Bologna.
389 Die büssende Magdalena. Die Heilige sitzt nach rechts ge-
(598) wandt zwischen ihren drei Frauen. Ihr Oberkörper ist entblösst;
F 1 ihr Unterkörper ist von weissem, goldgeblümtem Gewände be-
deckt. In ihrer Linken hält sie die Geissei, unter deren Schlägen
sie zusammengebrochen ist. Rechts, ausserhalb des Bildes, ist
ein Altar zu denken. An ihm haften ihre Blicke, auf ihn
weisen zwei ihrer Dienerinnen sie hin, während die dritte den
schweren Vorhang zurückschlägt. Rechts vorn hebt ein Neger-
knabe das Perlenhalsband Magdalena's auf.
Leinwand; h. 2,42%; br. 1,73. — 1755 durch C. C. Giovannini vom Marchese
Bovi zu Bologna. — Gest. von E. BücbelflUII, 48. — Phot. Braun V, 10; Phot. Ges.;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
390 Die Geburt des Adonis. Ovid's Metam. X, v. 502 — 514.
(599) Links steht Myrrha, bereits in einen Baum verwandelt. Diana
R 14 Lucina sitzt vor dem Baume und überreicht das aus diesem geborene
Kind einer knieenden Nymphe. Anderere Nymphen schauen ver-
wandert drein. Links im Mittelgrunde lauschen einige Satyrn.
Vorn breitet ein Amor ein Tuch aus, streut ein zweiter Blumen.
Heitere Landschaft mit einem See.
Kupfer; h. 0,48^2 i br. 0,69. — 1712 durch de Brais aus der Sammlung
Carignan in Paris. — Damals dem Carlo Cignani zugeschrieben; richtig später als
Werk Francesohini's erkannt. So auch bei H. — Phot. Tamme; Bruckm.
Giovanni Giuseppe dal Sole
Geb. zu Bologna den 10. Dezember 1654; gest. daselbst den
22. Juli 1719. Sohn und Schüler des Ant. Maria dal Sole,
A. Bolognesische Schule. XVII. u. XVIII. Jahrh. 153
der ein Schüler Albani's war. Mitglied der Accademia Cle-
mentina zu Bologna.
Herkules und Omphale. Links steht Omphale an der Säule, 39 1
nur mit dem Löwenfell des Herkules bekleidet, dessen Keule (600)
sie in der Rechten hält. Rechts sitzt Herkules, ihren Spinn- -4 a
rocken in der Hand. Ein kleiner Liebesgott schwebt über ihm
und schlägt einen roten Vorhang zurück.
Leinwand; h. 0,87; br. 0,667a- — Nach ti. 1741 durch Rossi als »Ann. Car-
racei« aus Venedig. Doch fanden wir ein solches Bild zuerst im luv. 1754, I 9,
als »Giov. Gius. dal Sole«. — Eine Darstellung »Herkules und Jole* de9 Meisters
beglaubigt: Zanotti, Storia, I, p. 302. — Pbot. Bruckm.
Giuseppe Maria Crespi
Gius. Maria Crespi, gen. Lo Spagnuolo. Geb. zu Bologna den
16. März 1665, gest. daselbst den 16. Juli 1747. Schüler
des Canuti. Später selbständig im naturalistischen und breit-
dekorativen Sinne weiterentwickelt. Tätig zumeist in Bologna.
Das Sakrament der Ehe. Die Gatten knieen rechts, nach 392
links gewandt, am Betpult. Der Mann steckt der Frau gerade (601)
seinen Ring an den Finger. Der Priester steht vor ihnen und 64 c
erhebt segnend und mahnend die Rechte. Hinter ihm zwei
Chorknaben, hinter den Gatten zwei Zeugen.
Leinwand; h. 1,27; br. 0,93x/2- — Dieses Bild und die folgenden sechs, die
eine Folge »Die sieben Sakramente« bilden, wurden um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts durch König August III. aus dem Nachlasse des Kardinals Ottoboni in Rom
erworben, für den der Meister sie (nach Zanotti II, p. 53 — 54) um 1712 gemalt
hatte. Ein zweites Exemplar, das er für den Kardinal Albani gemalt (Felsina pittrice
Roma 1769 p. 344), befindet sich nach gütiger Mitteilung C. Jäbnig's aus Prag in
der päpstlichen Villa zu Castelgandolfo. — Radiert von Joh. Ant. Riedel 1754; ge-
stochen von L. Zucchi. — Fhot. Bruckm.
Die Priesterweihe. Der Bischof sitzt rechts, nach links 393
gewandt. Mit der Linken hält er den Kelch, mit der Rechten (602)
die Hostie. Der junge Priester, der die Zeigefinger auf die 64 c
Hostie legt, kniet vor ihm. Fünf Geistliche sind Zeugen.
Leinwand ; h. 1,27; br. 0,95. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde,
N. 392. Radiert von Job. Ant. Riedel 1754, gestochen von L. Zucchi. — Phot. Bruckm.
Die letzte Oelung. Der sterbende Bruder liegt ausgestreckt 394
auf dem Rücken. Neben ihm beten zwei Mönche. Rechts (603)
vorn kniet ein dritter mit dem Weihrauchfass und der Kerze. ^4 b
Am Fussende des Bettes steht der Priester, der die letzte Oelung
vollzieht. Hinter ihm wendet ein vierter sein Antlitz ab.
154 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,27; br. 0,043-0. — Vergl. die Bemerkungen *» N. S'J2. —
Radiert von Job. Ant. Riedel 1754; gestochen von L. Zucchi. — Phot. Bruckm.
395 Die Firmelung. Links kniet der junge Christ mit gefalteten
1 604 1 Händen vor dem Bischof, der ihm die rechte Hand segnend
64 b aufs Haupt legi. Hinter dem Knaben seine Angehörigen.
Hinter und neben dem Bischof seine Gehilfen.
Leinwand; h. 1,25%; br. 0,93. — Vergl. die Bemerkungen zu BT. 392. —
Radiert von Torelli und 1754 ron Job. Ant. Riedel; gestochen von L. Zucchi. —
Phot. Bruckm.
396 Die Beichte. Der Priester sitzt, fast von vorn gesehen,
(605) im Beichtstuhl, zu dessen beiden Seiten die Sünder knieen. Er
64 c wendet sich mit erhobener Rechten zu dem links knieenden
Beichtkinde, dessen Gesicht vom Gestühl verdeckt ist, während
rechts ein Mönch seines Zuspruchs wartet.
Leinwand; h. 1,27, br. 0,9472- — Vergl. die Bemerkungen zu N. 392. —
Dieses Bild hatte der Meister (nach Zanotti, a. a. 0. p. 53) zuerst gemalt und dem
Kardinal geschenkt, welcher darauf die übrigen sechs Bilder nachbestellte. — Radiert
ron Job. Ant. Riedel 1754; gestochen von L. Zuchi. — Phot. Bruckm.
397 Das Abendmahl. Rechts knieen ein Mann und eine Frau,
(606) hinter denen andere harren. Links steht der Priester, erhebt
64 a den Kelch in der Linken und steckt dem Manne mit der
Rechten die Hostie in den Mund. Hinter ihm zwei Gehilfen.
Leinwand; h. 1,27%; br. 0,91%. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 392. —
Radiert von Joh. Ant. Riedel 1754; gestochen von L. Zucchi. — Phot. Bruckm.
398 Die Taufe. Links hinter dem Taufsteiu steht der Priester
(607) und giesst aus einem Löffel das Wasser über das Haupt des
64 a Täuflings, den seine Angehörigen übers Becken halten. Chor-
knaben leuchten mit Kerzen. Datiert links am Taufstein:
MDCCXII.
Leinwand; h. 1,27; br. 0,95. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 392. — Radiert
von Joh. Ant. Riedel; gestochen von L. Zucchi. — Phot. Bruckm.
399 Der heil. Josef. Halbfigur nach rechts. Der graubärtige,
(608) kahlköpfige Heilige hält einen Lilienstengel in der Rechten
64 b und blickt andächtig ins Buch, das er in der Linkeu hält.
Leinwand; hochoval; h. 0,87; br. 0,70%. — 1749 von des Meisters Sohn,
dem Canonico Luigi Crespi, in Bologna erworben. — Phot. Bruckm.
400 Die Anbetung der Hirten. Rechts mächtiges Ruinengemäuer,
(609) links freier Himmel, unter dem drei Englein mit der frohen
59 a Botschaft schweben. In der Mitte kniet Maria am Korbe, in
dem das leuchtende Christkind liegt. Rechts hinter ihr steht
Josef. Links und rechts anbetendes Hirtenvolk.
A. Bolo'gnesisohe Schule. XVII. u. XVIII. Jahrh. 155
Kupfer; h. 0,54; br. 0,647a. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 406; aus der
Casa Bellucei in Bologna. — Phot. Bruckm.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria hat 40 I
das Kind links vor sich mit einem Kissen auf den Tisch ge- (610)
setzt und entfaltet mit beiden Händen das Spruchband, das 66 a
der rechts unten stehende kleine Johannes hält.
Leinwand; h. 0,23%; br. 0,20. — Inventar 1754, I 250. — Phot. Bruckm.
Ecce Homo. Halbfigur von vorn. Des Heilands Hände 402
sind gebunden. In der Rechten hält er das zerbrochene Rohr, (611)
auf dem schmerzlich gen Himmel gewandten Haupte trägt er 59 a
die Dornenkrone, um die Schulter den Purpurmantel. Zu
seinen beiden Seiten je ein behelmter Spötter.
Leinwand; h. 0,85 %; br. 0,67. — Wohl, wie N. 399, 1749 von des Meisters
Sohn, dem Canonico Luigi Crespi in Bologna. — Radiert von Ant. Riedel 1767. —
Phot. Braun XIV, 5.
Bildnis des kais. Generals Pallfy. Rechts ein rot verhängter 403
Tisch, links ein roter Vorhang. Der Feldherr schreitet nach (612)
lechts aus, stützt sich mit seiner Rechten auf den Feldherrn- x °
stab, mit der Linken auf den Tisch. Links hinter ihm ein
asiatischer, rechts ein afrikanischer Diener.
Leinwand; h. 2,32%; br. 1,3372. — Zuerst im »Abrege« von 1782. —
Phot. Bruckm.
Oomenico Maria Viani
Geb. zu Bologna den 11. November 1668, gest. zu Pistoja
den 1. Oktober 1711. Schüler seines Vaters Giovanni Viani.
Venus mit zwei Amoretten. Die Göttin, die Blumen im Haar 404
und Perlen im Ohr trägt, liegt mit dem Rücken nach oben auf (613)
schwellendem weiss-blauen Lager. Ihr blaues Gewand bedeckt 4 b
nur ihre Beine. Vorn neben ihr sitzt ein kleiner Liebesgott,
der nach seinem Köcher greift. Ein zweiter flattert oben und
hebt den schweren roten Vorhang in die Höhe.
Kupfer; h. 0,28%; br. 0,36%. — Zuerst im »Catalogue .: von 1765. — Ge-
stochen von C. G. Schulze iß III, 6. — Phot. Braun XV, 3; Hanfst. ; Bruckm.
Jl Mirandolese
Pietro Paltronieri, gen. il Mirandolese. Geb. zu Mirandolal673,
gest. zu Bologna den 3. Juli 1741. Schüler des M. Chiarini.
Tätig zumeist in Rom und Venedig.
Architekturstück. Links ein gotisches Rathaus; darunter 405
Verkaufsläden; rechts eine gewaltige Bogenruine mit korinthi- (213)
Ständehaas
156 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
sehen Säulen; darunter eine Schmiede. Vorn auf der Treppen-
stufe ein alter Bettler und eine Bettlerin. Etwas zurück ein
Priester, der einen Maueranschlag liest.
Leinwand; h. 0,93V, ; br 0,77J£. — 1741 durch Rossi aus Venedig.
406 Architekturstück. In den Ruinen eines mächtigen Palastes
(214) rechts vorn toskanisch- dorische, links im Mittelgrunde korin-
standehaus tische Säulen. Vor den letzteren eine weibliche Statue auf hoher
Basis. Vorn links zwei ruhende Krieger mit einer blauen Fahne.
Leinwand; h. 0,92%; br. 0,78%. — Gegenstück zum vorigen — 1741 durch
Rossi aus Venedig.
Unbestimmter Bolognese
Anfang des XVIII. Jahrhunderts
407 Christus am Kreuze. Skizze. Der Heiland hängt am Kreuze.
(614) dessen Stamm Magdalena umklammert; seine Mutter sinkt
Ratende recn^s m die Arme des Johannes und der dritten Maria.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,31%. — 1875 als »van Dyek« aus der Sammlung
Minutoli zu Liegnitz. — 1904 an die Knnigl. Kunstakademie
B. Die römische Schule
(Naturalisten und Eklektiker)
Michelangelo da Caravaggio
Michelangelo Merisi (Amerigi, Amerighi), gen. Caravaggio. Geb.
1569 zu Caravaggio, gest. 1609 zu Porto d'Ercole. Hatte in
Venedig nach Giorgione, in Eom bei Arpino studiert. Tätig
vor 1592 in Mailand, dann als Haupt der naturalistischen
Richtung des XVII. Jahrhunderts in Rom. Neapel und Sizilien.
408 Der Falschspieler. Kniestück. Zu beiden Seiten eines
(193) Spieltisches, auf dem Karten und Münzen liegen, sitzen die
F 1 beiden jungen Spieler. Der zur Rechten ist in die Karten ver-
tieft, die er in der Hand hält. Hinter ihm steht, in einen
Mantel gehüllt, ein Helfershelfer seines Gegners, der diesem,
indem er zwei Finger seiner Rechten erhebt, Zeichen macht.
Leinwand; h. 0,94%; br. 1,37%. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. —
Berühmtes Bild des Meisters. Eigenhändige Wiederholung aus seiner späteren
dunkelschattigen Zeit nach dem früheren Bilde im Palazzo Sciarra zu Rom. —
Gestochen von P. Tanje i& II, 28 ; radiert von J. C. Loedel. — Phot. Brann XII, 7;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
B. Römische Schule. XVIL Jahrhundert 157
Der heil. Sebastian. Kniestück auf nachgedunkeltem Land- 409
schaftsgrunde. Der Heilige, dessen Hände hinter seinem Rücken (192)
gebunden sind, sitzt auf einem Steine. Ein Pfeil steckt in Fl
seiner rechten Brust, ein zweiter in seiner linken Seite. Sein
schmerzerfülltes Antlitz ist nach rechts empor gerichtet.
Leinwand; h. 1,26%; br. 0,93%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Nach H. damals »als Spagnoletto, was vielleicht richtiger«. Doch scholl im Mode-
neser Inventar von 1743 (Venturi p. 355) als Caravaggio, ebenso in allen alten
Dresdner Inventaren und Katalogen, und in der Tat ist die Modellierung keineswegs
diejenige Spagnoletto's. Unzweifelhaft auch in F. W. Unger's und Jul. Meyer's Ver-
zeichnis der Werke Caravaggio's, im Allgeni. Künstler-Lexikon, Bd. I S. 622 N. 80
Desgl. bei Ff. 55. — Phot. Brann VIII, 8; Bruekm.
Schüler und Nachahmer Caravaggio's
Lesendes Mädchen. Brustbild. Das Mädchen sitzt an einem 4 1 0
Tische, stützt den mit einem turbanartigen Tuche bedeckten (196)
Kopf in die Rechte und hält in der Linken ein Buch. B 3
Leinwand; h. 0,75; br. 0,61%. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Erst 1856
wieder aus dem »Vorrat«. Ist nicht gut genug für Caravaggio selbst. — Phot. Brackni.
Eine Wachtstube. Neun grosse Gestalten, bis auf die Füsse 4 I I
sichtbar. Links wird Karten gespielt, rechts gewürfelt. (194)
Leinwand ; h. 1,69 ; br. 2,38%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 337 als Original. F 1
Doch erscheint die Technik und ModeUierung nicht klar und fest genug für Caravaggio
selbst. Mit Recht als Original bezweifelt von Unger und Meyer im AUg. Künstler-
Lexikon I, S. 622, N. 83, und von Bode bei v. Zahn VI, S. 197. — VieUeicht von
Bart. Manfredi (1580—1617), dem Schüler Caravaggio's. — Phot. Ges.; Bruekm.
Die Wahrsagerin. Kniestück. Links steht der junge Mann, 412
dem die Zigeunerin weissagt. Ein anderer und eine andere (195)
schauen zu. Rechts sitzen zwei junge Leute beim Brettspiele. Wenlen
Leinwand; h. 1,37%; br. 2,01. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag als
Original. Später bis 1861 im Vorrat. Vergl. jedoch die Bemerkungen zum vorigen
Bilde. — 1902 ans Rathaus zu Wehlen. — Phot. Bruekm.
Petrus, den Heiland verleugnend. Kniestück. Der Apostel 413
steht in der Mitte am Kohlenfeuer und erhebt, seine Ver- (197)
leugnung bekräftigend, die Linke. Links eine Magd und ein ständehaus
Wächter. Rechts vorn ein schlafender junger Mann. Hinter
ihm ein älterer, der dem Apostel mit dem Finger droht.
Leinwand ; h. 1,267» > br- li?*1/»« — 1746 als Original aus der herzogl. Galerie
zu Modena. Jedoch schon in Modena selbst ohne Autornamen (Venturi, p. 358) und
auch bei H. nur frageweise als Caravaggio. Nach Unger und Meyer (AUg. Künstler-
Lexikon I, N. 622, N. 79) »sieher nicht von Caravaggio selbst«. VieUeicht wie die
vorigen, von Manfredi'. — Pfiot. Bruekm.
158 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
414 Am Spieltische. Kniestück. Links ein Mann im Feder-
(194) hut, rechts ein bunt gekleidetes Mädchen. Beide halten ihre
Freiberg Karten in der Hand. Zwischen ihnen zwei Zuschauer.
Leinwand; h. 1^23; br. 1,72%. — H. übersah, dass auch dieses Bild 1746
mit aus der herzogl. Galerie zu Modena gekommen. Venturi, p. 359. Inv. Guarienti
N. 68. Damals als Original Caravaggio's. Doch schon beiH. mit Recht als solches
bezweifelt. — 1903 ans Albert-Museum in Freiberg.
Domenico Feti
Geb. zu Rom 1589, gest. um 1624 zu Venedig. Schüler des
Florentiners Ludovico Cardi. Später im Anschluss an die
Naturalisten vom Schlage Michelangelo's da Caravaggio weiter-
entwickelt. Tätig in Rom, Mantna und Venedig.
415 David mit dem Haupte Goliath's. Der junge Sieger sitzt
(107) in Hemd, Fell und rotem Barett auf einem Steine. Die Rechte
F 4 stützt er auf das ungeheure Schwert. In der gesenkten Linken
hält er das abgeschlagene Haupt.
Leinwand; h. 1,60; br. 1,11%. — 1742 durch Riedel aus der K. Galerie zu
Prag. — Gest. von Jos. Camerata jjß I, 26. — Phot. Ges.; Bruckm.
4 1 6 Tobias und der Engel. Links das Wasser, rechts das Ufer.
(117) Vorn in der Mitte zieht der junge Tobias das Netz mit dem
5 a Fische aus Land. Hinter ihm steht der Engel.
Ital. Pappelholz; h. 0,66%; br. 0,84. — Wie die folgenden 174'J durch Riedel
aus der K. Galerie zu Prag. — Gest. von Jos. Camerata 1765. — Phot. Bruckm.
417 Der verlorene Sohn. Ev. Luc. XV, 11 — 21. In reicher
(109) Palasthalle empfängt der mit dem Turban geschmückte Vater
5 b den zurückgekehrten, zu seinen Füssen knieenden Sohn und
ist im Begriffe, ihn liebevoll aufzuheben.
Ital. Pappelholz; h. 0,60; br. 0,45. — 1742 mit den vorigen und den fol-
genden aus der K. Galerie zu Prag. — Gest. von A. J. Premier. — Phot. Bruckm.
418 Der verlorene Groschen. Ev. Luc. XV, 8. Mit der Lampe
(110) sucht eine gebückte Frau nach dem Groschen, der sich vorn in
5 c eine Fliesenritze versteckt hat. Links eine umgestürzte Bank
mit den übrigen neun Groschen. Rechts eine Truhe.
Ital. Pappelholz; h. 0,55; br. 0.41. — 1712 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. — Gest. von Jos. Camerata •£• II. 29. — l'hot. Bruckm.
419 Der böse Knecht. Ev. Matth. XVIIL 23—30. Am Fusse
(116) einer steilen Treppe hat der böse Knecht, dem sein Herr die
5 b Schuld erlassen hatte, der aber ein gleiches nicht tat au seinem
Mitknechte, diesen würgend am Hals gepackt.
B. Römische Schule. XVH. Jahrhundert 159
Ital. Pappelholz; h. 0,61; br. 0,44%. — 1742 mit den vorigen und folgenden
ans der K. Galerie zu Prag. — Phot. Bruckm.
Die Enthauptung einer Heiligen. Die Heilige kniet über 420
grünem Kissen auf dem Brettergerüste. Der Scherge rechts (108)
hinter ihr reisst ihr das Gewand ab. Der Henker links neben ihr ß 1*
hat die Hand schon am Griffe seines Schwertes. Links Zuschauer,
rechts eine Wache, ein Engelreigen über der Märtyrerin, die
als heil. Justina oder heil. Agnes erklärt wird.
Ital. Pappelholz; h. 0,65%; br. 0,48. — 1742 mit den vorigen und
folgenden aus der K. Galerie zu Prag. — Phot. Bruckm.
Das wiedergefundene Schaf. Ev. Luc. XV, 5 — 6. Links 421
kommt der gute Hirte mit dem verlorenen Schafe auf dem (111)
Rücken. Rechts sitzt ein anderer, auf seinen Stab gestützt, 5 l>
am Boden. Hinter diesem steht ein dritter, der freudig die
Hände emporhält. Die Herde weidet im Mittelgrunde.
Ital. Pappelholz; h. 0,60%; br. 0,44%. — 1742 wie die vorigen und
folgenden aus der K. Galerie zu Prag. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Blinde führen Blinde. Ev. Matth. XV, 14. Links Wald. 422
Rechts Fernblick. Vorn links die Gruppe der Blinden. Der (112)
vorderste ist bereits in die Grube gestürzt und ist im Be- ß 12
griffe, seinen Hintermann mit herabzuzerren.
Ital. Pappelholz; h. 0,55; br. 0,72. — 1742 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. — Radiert von Q. Boel. — Phot. Bruckm.
Der Arbeiter im Weinberge. Vergl. Ev. Matth. XX, 1—16, 423
mit Ev. Luc. XX, 9 — 12. Rechts sitzt der Herr. Hinter ihm (113)
stehen zwei beturbante Diener. Vor ihm steht der Arbeiter mit 5 b
der Schaufel. Zu dessen Füssen ein Hund. Links auf der Strasse
deutet ein Mann in das Buch eines Schriftgelehrten.
Ital. Pappelholz ; h. 0,61 ; br. 0,45. — 1742 wie die vorigen und folgenden
aus der K. Galerie zu Prag. — Gest. von J. Camerata II, 30. — Phot. Bruckm.
Das Gastmahl der Armen. Ev. Luc. XIV, 12 — 14. Rechts 424
der Palast des Reichen mit der gedeckten Tafel ohne Gäste. (114)
Der Hausherr steht in phantastischer Tracht auf der Stufe 5 c
und bedeutet dem vor ihm stehenden Diener, die Armen und
Elenden zu laden, die sich von links herandrängen.
Ital. Pappelholz; h. 0,61; br. 0,44%. — 1742 wie die vorigen und das
folgende aus der K. Galerie zu Prag. — Phot. Brnckm.
Der barmherzige Samariter. Ev. Luc. X, 30 — 34. Vorn 425
rechts in wilder Landschaft ein kahler Baum. Der Samariter (115)
im Turban ist im Begriffe, den halbnackten Verwundeten auf 5 a
sein Lasttier zu heben. Links reitet der Levit davon.
160 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
IUI. Pappelholz; h. 0,68^; br. 0,82}^. — 1742 wie die vorigen aus der K
Galerie zu Prag. — Gestochen von Jos. Camerata. — Phot. Braekm
Pietro da Cortona
P. Berrettini, gen. Cortona. (leb. zu Cortona den 1 . November
1506, gest. zu Rom den 16. Mai 1669. Gebildet in Florenz
unter Andrea Comodi; weiterentwickelt unter dem Einflasse
Poccetti's. Tätig in Florenz und in Rom.
426 Der römische Feldherr vor den Konsuln. Rechts sitzen die
(121) beiden Konsuln, nach links gewandt, auf steinerner Erhöhung.
F. M. in der Mitte sitzt der Feldherr, der Bericht erstattet.
Leinwand; h. 0,98>g; br. 1,50. — 17:'.l durch l.eplat. — IÖ96 ans Kcinigl
Finanz- Ministerium.
427 Des Aeneas Heimkehr. Virgil's Aeneide IV. v. 253 — 255.
(120) Merkur schwingt sich herab, um dem Aeneas die Abreise von
r M. Karthago zu befehlen. In der Mitte steht Aeneas. Links am
Ufer liegt das Schiff, rechts Karthago an der Meeresbucht.
Leinwand; h. 2,57%; br. 4,17. — 1738 durch Rossi aus Italien. — Im In-
ventar von 1704, I 389, richtiger nur als Schulbild. — 1896 ans Kgl. Finanz-
Ministerium.
Michelangelo Cerquozzi
Auch M. A. delle Battaglie genannnt. Geb. zu Rom den 2. Fe-
bruar 1602, gest. daselbst den 4. April 1660. ursprünglich
Schüler des Cavaliere d'Arpino. Später, besonders nuter dem
Einflüsse des Niederländers P. van Laer in Rom, zum Schlachten-
ii nd Genremaler entwickelt. Tätig in Rom.
428 Kriegsszene. Links beraubt ein Soldat einen Toten seiner
(124) Kleider. Ein anderer legt einem Knieenden einen Sack auf den
48 a Rücken. Vorn rechts ist eine Frau, die ein Kind an der Brust
hat, vor einem Offizier in die Knie gesunken.
I^einwaml ; li 0,60; 1>r 0,78, — Im luv 1764, I 278, .tls Maniera di
Michelangelo delle liattaglie«. Schon im Catalogne von 1766 mit Recht als Original.
— Phot, Bruckm
429 Begräbnis während der Schlacht. Ganz links vorn auf der
(125) Auhöhe werden die Toten begraben. In der Mitte halten vier
49 c hohe Offiziere, von denen der vordere auf weissem Rosse mit
dem Feldherrnstab in der Rechten Befehle erteilt. Rechts und
im Mittelgrunde das Tal, in dem die Schlacht tobt.
Leinwand; h. 0,74: br. 1,20><. — Inventar 1754, I 463. — Phot. Bruckm.
B. Römische Schule. XVII. Jahrhundert 161
Sassoferrato
Giov. Battista Salvi, gen. Sassoferrato. Geb. am 11. Juli 1605
zu Sassoferrato in der Mark Ancona, gest. zu Rom den 8. April
1685. Ausgebildet unter dem Einfluss der Carracci-Schüler,
insbesondere Guido Reni's und Domenichino's. Tätig zumeist
in Rom.
Maria mit dem Kinde in der Engelglorie. Maria als Halb- 430
figur in Wolken; das Christkind, nur mit Windeln angetan, (126)
auf ihrem linken Arm. Schlummernd legt es sein Köpfchen R 9
an den Hals der Mutter, die sich liebevoll zu ihm herab-
beugt. Links und rechts je drei Flügelköpfchen.
Leinwand; h. 0,75%; br. 0,99. — 1744 (nicht 1741) durch Rossi aus Casa
Grimani Calergi in Venedig. — Die Komposition ist einer eigenhändigen Radierung
Guido Reni's (Bartsch XVIII, p. 279, N. 2) entlehnt, doch sind die Cherubim-
köpfchen selbständig hinzugefügt. Eine wenig verschiedene, mindestens gleich-
wertige Wiederholung in der Brera zu Mailand. — Phot. Braun VI, 5; Phot. Ges.;
Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Maria mit dem Kinde. Halbfigur auf graubraunem Grunde, 43 1
nach links gewandt. Das Christkind schlummert, nur teilweise (128)
mit einem Tuche bedeckt, nach rechts gewandt, auf ihren Armen. 4 b
Leinwand; h. 0,46%; br. 0,39. — 1744 durch Rossi aus Casa Grimani Calergi
in Venedig. — Die Komposition ist der eigenhändigen Radierung Guido Reni's
(Bartsch 3) entlehnt. — Ein gleiches Bild im Madrider Museum. — Phot. Braun X,
3; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Maria betend. Brustbild ohne Hände nach links auf braun- 432
grauem Grunde. Maria1 s Blick ist gesenkt, ihre Hände sind (127)
gefaltet erhoben. 4 b
Leinwand; h. 0,49%; br. 0,38%. — Inv. 1754, I 166. — Durch ein ähn-
liches Gemälde Guido Reni's eingegeben. — Phot. Braun VIII, 9; Phot. Ges.;
Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Viviano Codagora
Geburtsort, Geburts- und Todesjahr unbekannt. Blühte um 1650
als Architekturmaler in Rom und Neapel. Wird oft mit Ottavio
Vi viani verwechselt und »il Viviani« genannt.
Architekturstück. Links vorn ein gewaltiger Palastbau 433
mit vorspringenden gewundenen Säulen. Etwas weiter zurück (209)
ein Tempel mit korinthischen Säulenhallen und mit plastisch 49 b
verziertem Giebelfelde. Rechts hinter einem Obelisken die
Berglandschaft. Ruhende Gestalten im Vordergrunde.
Leinwand; h. 1.79; br. 2,28%. — 1744 (nicht 1741) durch V. Rossi aus
Venedig. Schon im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 117 dem Ottavio Viviani zuge-
11
162 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
schrieben. Allein sehou Lanzi hebt hervor, dass dieser Meister oft mit Codagora
verwechselt wurde, der als Staffeleimaler der bedeutendere war. Die Voitrefl'lichieit
dieses breit und kräftig gemalten Bildes und der Charakter seiner Staffage-Figuren,
die auf Mico Spadaro (1612 — 1679) hinweisen, der gerade nur für Codagora's Bilder
während dessen Aufenthalt in Neapel die Staffage malte, veranlassen uns, anzu-
nehmen, dass auch in diesem Falle die Verwechslung stattgefunden, und es dem
Codagora zurückzugeben. Vergl. auch die Bemerkungen zu N. 460.
Giacinto Brandi
Geb. zu Poli 1623, gest. zu Rom 1691. (So auch Pascoli ;
nach anderen geb. zu Gaeta 1633, gest. zu Rom 1701.)
Schüler Lanfrauco's. Tätig zumeist in Rom.
434 Moses. Halbfigur mit den Gesetzestafeln. Den Oberkörper
(130) umfliesst ein rotes Gewand. Der Kopf ist kahl, der Bart grau.
R 20 die Flammen auf dem Haupte sind nur leicht angedeutet.
Leinwand; h. 0,99%; br. 0,75. — Inv. 1754, I 190.
435 Dädalus und Icarus. Links Dädalus, rechts Icarus in halb-
(129) liegender Stellung auf rotem Gewände. Dädalus erhebt einen
F. M. Flügel in der linken Hand, um ihn an Icarus' Schulter zu setzen.
Leinwand; h. 1,73; br. 1,397a- — luv. 1754, I 427. — 1896 ans Königl.
Finanzministerium .
Carlo Maratti (Maratta)
Geb. den 13. Mai 1625 zu Camerano in der Mark Ancona, gest.
den 15. Dezember 1713 zu Rom. Schüler Andrea Sacchi's in
Rom. Durch Studium der alten Meister weitergebildet. Haupt-
meister der »römischen Schule < des XVII. Jahrhunderts.
436 Die heilige Nacht. Maria, als Halbfigur, beugt sich zur
(131) Krippe hinab, über der sie das Christkindleiu hält, und hebt
B 1 einen Wiudelzipfel empor. Zwei Flügel Köpfchen zur Linken,
einer zur Rechten. Alles Licht geht vom Kinde aus.
Leinwand; h. 0,99; br. 0,75. — 1744 durch Le Leu und Kigaud aus der
• Succession Polignac« in Paris. — Ein Hauptbild des Meisters. — In Schwarzkunst
von B. Picart d. j. — Gestochen von C. 1). Jardinier 9fr T 44 und F Knolle. -
Phot. Braun II, 12; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
437 Maria mit dem Kinde. Halbligur vor grünem Vorhange.
(132) Maria hält das an ihrer Brust schlummernde Kindchen im linken
4 c Arm, während sie einen Zipfel der Windel emporhebt.
Leinwand; h. 0,44%; br. 0,34%. — 1734 durch Algarotti von Maratti's Ver-
wandten in Venedig. — Gest. von Jean Daullo 9fr I, \:>. - Phot. Ges.; Tamme; Bruckni.
438 Maria mit dem Kinde und Johannes. Halbligur. Links brauner
(133) Vorhang, rechts Landschaft. Das Christkind liegt nackt auf
4 c
ß. Römische Schule. XVII. u. XVIII. Jahrhundert 163
dem Rücken und streckt beide Hände zu seiner Mutter empor,
die mit der Linken einen Zipfel des Linnens erhebt, auf dem
es ruht. Links unten, als Brustbild, der kleine Johannes.
Leinwand; h. 0,45; br. 0,35 J^. — 1743 durch Algarotti, mit dem vorigen,
aus Venedig.
Angeblich Carlo Maratti und Carlo dar Fiori
Karel van Vogelaer, gen. Distelblum oder Carlo dai Fiori, geb.
1653 zu Maestricht, fand in Rom, wo er 1695 starb, an Carlo
Maratta, dem er Früchte und Blumen malte, einen Gönner.
Die schöne Obstleserin. Kniestück. Eine Dame in 439
hauschiger, gelb, weiss und roter Modegewandung mit ent- (135)
blösster linker Brust steht unter einem Apfelbaum, zu dem Kgi.Knnst-
rm ■ . ' akademie
sie mit der Rechten emporgreift, während sie in der Linken
einen Apfel hält. Vor ihr im Korbe und auf der Brüstung
liegen Trauben, Feigen, Aepfel und Granatäpfel.
Leinwand; h. 1,32%; br. 0,98. — 1749 durch Striebel aus Rom. — Im Inv.
1754, I 227, ebenfalls Maratti als der Maler der Figur, hingegen ein sonst un-
bekannter Paolo Chiaramonti als Maler der Früchte. Schon im vCatalogue« 1765
trat Carlo dai Fiori an des letzteren Stelle. Herr Barthel Snermondt (f) in Aachen
dagegen teilte uns mit, dass er einen gewissen Michel Angelo dal Canipidoglio für
den Meister der Blumen und Früchte halte. Diesem wird im Aachener Museum
allerdings ein Bild derselben Hand zugeschrieben. — 1904 an die Königl. Kunst-
akademie. — Phot. Braun X, 4 ; Tamme.
Niccolo Berettoni
Geb. 1637 zu Montefeltro, gest. zu Rom 1682. Schüler des
Simone Cantarini und des Carlo Maratti in Rom.
Vorderseite: Die Anbetung der Hirten. Links hält 440
Maria das vor ihr sitzende Christkind. Josef steht hinter ihr, (137)
wendet sich den rechts anbetenden Hirten zu und deutet auf 4 b
das Kind. Engel mit dem Spruchbande in der Himmelsglorie.
Im Hintergründe links eine Säulenruine, rechts die Landschaft.
Rückseite: Die Taufe Christi. Links steht Christus im
Wasser des Jordans. Rechts steht Johannes der Täufer unter
einem Baume und giesst mit erhobener Rechten aus einer
Muschel das Wasser auf des Heilands Haupt. Oben zwischen
Flügelköpfen die Taube des heiligen Geistes.
Auf Kupfer; h. 0,73; br. 0,36. — Inventar 1754, I 520. Wohl erst 1861
aus dem Vorrat. — Phot. Bruckm,
11*
164 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Andrea Pozzo
Geb. zu Trient 1642, gest. zu Wien den 31. August 1709. —
Jesuitenpater. Malte in verschiedenen Städten, besonders in Rom.
441 Schlafendes Christkind. Der kleine Heiland liegt auf
(385) seiner linken Seite in schwellenden Kissen. Rechts ein blauer
R 9 Vorhang. Links zwei Engel, von denen einer ein Kreuz trägt.
Leinwand; h. 0,73%; br. 0,96. — Inventar 1754, I 480.
Pasquale Rossi
Gen. Pasqualino di Roma. Geb. zu Vicenza 1641, gest. zu
Rom 1718. Autodidakt. Seit 1670 Akademiker in Rom.
442 Die Anbetung der Hirten. Rechts im Stalle liegt das
(138) Kind auf weissem Linnen. Maria kniet vor ihm und hebt
4 b mit der Rechten das Tuch empor. In der Mitte winkt Josef
die von links nahenden Hirten heran.
Leinwand; h. 0,26; br. 0,32. — Inventar 1764, 1261.
443 Die Predigt Johannes des Täufers. Der Täufer sitzt links
(139) unter den Felsen und greift erzählend mit der Rechten an die
R 12 Linke. Hinter ihm zwei Männer. Rechts reitet, steht und
kniet das lauschende Volk. Vorn ein stattlicher Neger.
Leinwand; h. 0,48ya; br. 0,63%. — Inventar 1764, I 660.
Giuseppe Chiari
Geb. zu Rom 1654, gest. daselbst den 8. Sept. 1727. (Woltm.
u. Woerm. III, S. 232, Anm. 2.) Schüler Carlo Maratti's.
444 Die Anbetung der Könige. Maria steht mit dem Kinde
(141) links auf der Treppenstufe; hinter ihr Josef; neben ihr zwei
5 1 Engel : rechts vor ihr die verehrenden Könige. Der vordere hat
die Krone niedergelegt und beugt sich tief zur Erde. Der
mittlere überreicht dem Kinde knieend seinen Kasten. Der dritte,
der schwarze, nimmt ein Prachtgefäss aus den Händen seines
Pagen. Gefolge mit Kameelen rechts im Mittelgrunde. Bez.
links u.: IOSEPH CLARVS PINGEBAT. ANNO MDCCXIV.
Leinwand; b. 2,45; br. 2,81. — Inventar 1754, I 360. — Phot Bruckm.
Francesco Trevisani
Geb. 1656 zu Castelfranco oder Treviso, gest. zu Rom 1746.
Schüler des A. Zanchi in Venedig; später in Rom, wo er
hauptsächlich tätig blieb, zum Eklektiker gewordeu.
B. Komische Schule. XVII. u. XVIII. Jahrhundert 165
Der bethlehemitische Kindesmord. Links und rechts mächtige 445
Palasthallen. In wildem Durcheinander füllt das Gemetzel den (388)
ganzen Vordergrund. In der Mitte steht ein fast nackter Mann, E 1
hält das Schwert in der Eechten und erhebt mit der Linken
ein Kind, das dessen Mutter ihm zu entreissen sucht. Ganz
rechts eilt ein Henker mit einem Kinde unter jedem Arm
davon. Links vorn zu Boden gesunkene Mütter mit ihren
Kindern, über die sich ein Henker in rotem Eock beugt.
Leinwand ; h. 2,50 ; br. 4,64. — Inventar 1754, I 205. — Phot. Brnckm.
Heilige Familie. Kniestück. Das Christkind schlummert 446
im linken Arm Maria's, die mit der Rechten den Zipfel des (389)
dünnen Schleiertuches emporhebt. Rechts blickt Josef herüber. R 7
Ital. Pappelholz; h. 0,39; br. 0,31. — Nach H. 1743 durch Algarotti ans
Venedig, wofür der Beweis jedoch nicht aufgefunden wurde. — Wahrscheinlich als
»Seuola di Carlo MarattU im Inventar 1754, I 509. — Als >Trevisani« seit dem
Katalog von 1835. — Phot. Bruckm.
Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. Unter dem Baume 447
in der Mitte sitzt Maria. Das Christkind auf ihrem Schoosse (390)
wendet sich dem links neben ihr knieenden Engelknäblein zu. F 4
Rechts steht Josef, dem andere Engel Früchte zuwerfen. Noch
andere ergehen sich im Wipfel des Palmbaumes.
Leinwand; h. 2,47%; br. 2,76. — Inventar 1754, I 213. — Phot. Tamme.
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück auf grauem 448
Grunde. Vorn liegt das Christkind, verkürzt mit den Füssen (391)
dem Beschauer zugewandt. Maria hebt mit beiden Händen E 3
das weisse Tuch, unter dem es geschlummert, empor, um es
dem rechts anbetenden Johannesknaben zu zeigen.
Leinwand; h. 0,99%; br. 0,74. — 1734 durch Le Leu und Eigaud aus Paris.
— Gestochen von J. G. Schmidt t$ III, 19. — Phot. Braun 12, 11; Bruckm.
Heilige Familie. Das Christkind auf Maria's Schoosse blickt 449
zu dem oben in Wolken erscheinenden Engel empor, streckt (392)
aber seine Händchen nach seiner Grossmutter Anna aus, die 4 c
rechts mit einem Buche sitzt. Hinter ihr Joachim. Links
zwei Engel an der Wiege und Josef mit seinem Buche.
Leinwand; h. 0,65; br. 0,50. — Inventar 1754, I 279. — Phot. Bruckm.
Christus am Oelberg. Der Heiland ist, nach links gewandt, 450
in sich zusammengesunken. Ein erwachsener Engel steht hinter (393)
ihm und unterstützt ihn. Ein zweiter schwebt aus goldenem 3 b
Licht herab und reicht ihm den Kelch. Zwei Engelknäblein
spielen in der Wolke.
166 Italiener des XVII. u. XVHI. Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,45%; br. 0,61. — Im Inv. 1722, A 473, als »Carlo Marattic
— Als »Trevisani« seit dem Inv. 1754, 1 264. — Phot. Tamnie; liruckm.
45 I 0er heil. Antonius, einen Kranken heilend. Der Kranke wird
(394) links von seinen Angehörigen gehalten. Der Heilige steht links,
4 q ergreift den Fuss des Kranken und blickt flehend gen Himmel,
wo ihm Englein im Lichtglanz erscheinen. Hinter ihnen ein
Mönch und ein Zauberer.
Leinwand; h. 0,76»/2 ; br. 0,38l/a- — Inventar 1754, I 437. —Phot. Tamme.
452 Der heil. Franz mit dem geigenden Engel. Der Heilige sitzt
'(395) mit geschlossenen Augen links vor einer Grotte. Hinter ihm
3 c steht ein Kruzifix. Rechts vor ihm sitzt ein geigender Engel
auf einer herabgeschwebten Wolke. Rechts hinten am Meer
sitzt ein zweiter Mönch und liest. Bez. auf der umgeschlagenen
Ecke des Buchblattes: F. T.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,61. — 1761 durch Siegm. Striegel ans Rom. H. —
Inv. 1754, I 303. — Phot. Tamme.
Pompeo Batoni
Geb. zu Lucca den 25. Januar 1708 (der bisher angegebene
5. Februar war der Tauftag; vergl. M. Capelletti in »Arte
e storia« XVIII 1899 p. 164); gest. zu Rom den 4. Februar
1787. Bildete sich in Rom durch das Studium der alten
Meister. Wirkte, hochangesehen, in Rom.
453 Johannes der Täufer. Der Täufer liegt halb aufgerichtet
(142) nach links gewandt am Waldraude. Ein rotes Gewand umhüllt
57 c ihn teilweise. Ein Lamm schmiegt sich rechts an seine Seite.
Sein Kreuzesstab liegt neben ihm. Auf die Linke stützt er
sich. Mit der Rechten weist er in die Landschaft hinaus, in
der jenseits des Flusses der Heiland erscheint.
Leinwand; h. 1,191/» ; br. l,8f>l/2- — In». 1754, 1 373. — Gegenstück zum
folgenden. — Gestochen von K. L. K. liuchhom In Schwarzkunst von J, P. Pichler.
— Phot. Braun XV, 6: Pbot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckni.
454 Magdalena. Die schöne blonde Büsseriu liegt halb auf-
(143) gerichtet, ihre Hände vor sich auf einem Steine faltend, neben
57 a einer Höhle. Ein blaues Gewand umfliesst ihren Unterkörper ;
ein Hemd bedeckt ihre linke Schulter; ihre rechte Schulter
und Brust sind entblösst. Sie blickt ins Buch, das aufge-
schlagen vor ihr über einem Totenkopfe liegt. Rechts zu
ihren Füssen Blick durch ein Felsentor in freiere Landschaft.
Leinwand; h. 1,21; br. 1,87%. — Inv. 1754, I 262. — Gegenstück zum
vorigen. — Gest. von Jos. Camerata 1752, von J F. Bause 1780, von J. 0.
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Tafel X.
B. Römische Schule. XVIII. Jahrhundert 167
Krüger, Carl von Pechwell, C. G. Schnitze, F. Zimmermann. In Schabkunst Ton
J. P. Pichler. — Phot. Braun I, 12; Phot. Ges.; Tarnnie ; Hanfst.; Bruckm.
Die bildenden Künste. Links steht die Baukunst mit der 455
Papierrolle und dem Zirkel in der gesenkten Rechten und legt (144)
die Linke auf die Schulter der in der Mitte sitzenden Malerei. 56 b
Diese hält die Palette in der Linken und blickt zur Bildhauerei
hinab, die mit dem Meissel in der rechten, dem Hammer in
der linken Hand rechts zu ihren Füssen sitzt.
Leinwand; h. 0,99; br. 0,74. — Inv. 1754, I 397. —Ein gleiches Bild nebst
einem Gegenstücke, »Die redenden Künste«, durch Apollon und zwei Musen darge-
stellt, befanden sich 1884 im Privatbesitz zu Stuttgart. — ■ Phot. Tamme; Bruckm.
Domenico Roberti
Soll um 1690 in Rom geboren, seinerzeit dort der berühm-
teste Architekturmaler und Lehrer des P. G-. Pannini gewesen
sein. Weiteres unbekannt.
Römische Säulenruine. Rechts ionische Säulen ; davor ganz 456
vorn zwischen Pilastern eine sitzende Zeusstatue. Links ein (217)
Stück einer Pyramide; im Mittelgrunde ein Hochrenaissance- 50 c
Palast. Verschiedene Staffage-Figuren.
Leinwand; h. 0,66; br. 0,49Va. — Luv. 1722, A 495. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Bruckm.
Römische Säulenruine. Links vorn korinthische Säulen; 457
davor, von hinten gesehen, eine männliche Statue. Rechts im (218)
Mittelgrunde ein Rundtempel. Verschiedene Staffage-Figuren. 51 c
Leinwand; h. 0,66; br. 0,49V2- — luv. 1725, A 491. — Gegenstück zum
vorigen. — Phot. Bruckm.
Römische Säulenruine. Rechts ein römischer Tempel mit 458
toskanisch-dorischer Vorhalle. Davor eine weibliche Statue, die (219)
einen Kranz in der erhobenen Linken hält. Im Mittelgründe 51 c
führt links die belebte Landstrasse in die Ferne.
Leinwand ; h. 0,65 ; br. 0,47. — Inv. 1722, A 460. — Gegenstück zum folgenden.
Römische Säulenruine. Die Reste einer ionischen Säulen- 459
halle vorn in der Mitte. Links die Statue des Herkules. Rechts (220)
im Mittelgrunde ein Rundtempel mit korinthischen Säulen. Ver- 50 c
schiedene Staffage-Figuren.
Leinwand ; h. 0,64% ; br. 0,46%. — Inv. 1722, A464. — Gegenstück zum vorigen.
Art des Dom. Roberti
Forum Romanum. Links im Vordergrund die ionische 460
Säulenruine. Rechts im Mittelgrund der Bogen des Septimius (210)
Severus. Im Hintergrunde das Kapitol. standehaus
168 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,21 %; br. 1,68 J^. — Im »Catalogue« von 1765 als Ottavio
Viviani. So auch bei H. Nach letzterem 1741 durch Rossi aus Venedig. Allein
diese Herkunft fanden wir nicht bestätigt, und Ottavio Viviani, der nach Fenaroli
iDizionario degli artisti Bresciani, 1877, p. 227, 235, 236) schon 1579 (nicht 1650)
geboren war, scheint überhaupt nicht in Rom gemalt zu haben. Dass unser Bild
nicht aus der Hand eines so frühen Meisters herrührt, beweisen schon die Trachten.
Uns scheint es der Kunstweise Hoberti's ziemlich nahe zu stehen.
Buti
Der Name dieses Meisters ist nur durch die Inschrift unseres
Bildes beglaubigt. Die Jahreszahl 1701 weist ihm seine Lebens-
zeit an. Der Stil der Bilder erscheint römisch.
46 1 Architekturbild. Ein Prachtpalast mit gewölbten, von
(221) korinthischen Scäulen getragenen Hallen. Links Höfe und Gärten
T 1 mit Springbrunnen. Vorn ein Wasserbecken; links Mädchen
am Brunnen; in der Mitte auf den Stufen ein alter Mann mit
einem Hunde. Bez. nicht P. F., wie bei H., sondern:
frl/Jl' Mpco
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Leinwand ; h. 1 ,35 ; br. 0,38. — Inventar 1754, I 404, als »autore modernot ;
seit dem »Catalogue« von 1765 als G. P. Pannini (1695—1768), für den das Bild
jedoch zu leer in der Technik und zu trocken im Vortrag ist. Auch macht schon
die Jahreszahl dessen Urheberschaft unmöglich. — Gegenstück zum folgenden.
462 Architekturbild. Rechts vorn überspannt ein Ruineubogen
(222) die Strasse. Im Hintergrunde ein Palast. Links im Vorder-
T 1 gründe ein umgestülptes Bot, in dem Zimmerleute arbeiten.
Leinwand; h. 1,36'/»; br. 0,99%. — Inventar 1754, I 405, als >autore mo-
dern»«. — Gegenstück zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
C. Die neapolitanische Schule
Massimo Stanzioni
Geb. zu Neapel 1585, gest. daselbst 1656. Zuerst Schüler des
Fabrizio Santafede, dann des Carracciolo in Neapel; bildete sich
in Rom nach Guido Reui, kehrte aber nach Neapel zurück.
0. Neapolitanische Schule» XVII. Jahrhundert 169
Die Naturkunde. Eine Gestalt in gelbem Kleide mit blauem 463
Mantel sitzt auf Wolken. Im rechten Arme, dessen Hand sie (621)
auf ein astronomisches Instrument legt, hält sie eine weisse B 2
Statuette, in der erhobenen Linken hält sie einen Kranz.
Leinwand; h. 1,27 %; br. 0,28%. — Zuerst verzeichnet im Katalog von 1812
als »M. Stanzione« und »Muse Urania« ; gest. von Jos. Canale (gest. 1802) jj£t III, 31
als »Domeniehino« und »La gloire«. Seit 1817 stets als »Massimo Stanzionec und
als »Astronomie« oder als »Naturkunde«. — Phot. Bruckm.
Andrea Vaccaro
Geb. zu Neapel 1598, gest. daselbst den 18. Januar 1670.
Ursprünglich Schüler Girolamo Imparato's. Später durch Mas-
simo Stanzioni für die Bolognesen gewonnen. Sein Stil zeigt
deutlich den Einfluss Guido Reni's in Verbindung mit dem
neapolitanischen Naturalismus. Tätig zumeist in Neapel.
Christus mit den Erlösten der Vorhölle vor seiner Mutter. 464
Der Heiland steht, leicht von weissem Tuche umwallt, mit er- (622)
hobener Rechten in der Mitte des Bildes vor seiner Mutter, die H 1
rechts am Betpulte kniet, erschreckt zurückfährt und traurig
und liebevoll zu ihm aufblickt. Links hinter dem Heiland sitzen
Adam und Eva, kniet Johannes der Täufer, stehen Moses und
Aaron und blicken noch vier andere Patriarchenköpfe herüber.
Rechts erscheinen Abraham und Isaak, ferner Noah mit seiner
Arche, David mit seiner Krone und der reuige Schacher mit
seinem Kreuze. Bez. u. 1. (nur notdürftig erhalten) : A. V. . . F.
Leinwand; h. 2,37*/2 ; br. 2,54. — 1723 durch L. Rossi als »Guido Reni« ;
im »Catalogue» von 1745 zuerst mit Recht als »indrea Vaccaro«. — Gutes Werk
des Meisters. — Gestochen von Jos. Camerata t$> II, 36. — Phot. Braun VI, 8 ;
Tamme ; Bruckm.
Mattia Preti
Geb. den 24. Februar 1613 zu Taverna in Galabrien, gest. zu
Malta den 13. Januar 1699. Schüler seines Bruders Gregorio
in Rom, Guercino's in Cento; später im Sinne einer Vermischung
bolognesischer und neapolitanischer Kunstempfindung weiter-
entwickelt. Tätig in Rom, in Modena, in Neapel und Malta.
Die Marter des heil. Bartholomäus. Kniestück. Der grau- 455
bärtige Heilige ist fast nackt an den rechts stehenden Pfahl (628)
gebunden. Links vor ihm steht der Henker, der das Messer H 4
im Munde hält und am rechten Arm beginnt, ihm die Haut
170 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
abzuziehen. Rechts unten Kopf und Hände eines jugendlichen
Gehilfen, in der Mitte Helm und Speer eines Kriegers.
Leinwand; h. 2,00; br. l,46l/3. — 1749 ans der Kaiserl. Galerie zu Prag. —
Gestochen von C. L. Wüst {£ I, 33. — Phot. Bruckm.
466 Der Unglaube des Thomas. Kniestück. Christus stützt sich
(629) fast von vorn gesehen, mit erhobener Linken auf sein Kreuz
H 1 und beugt sich leicht zum Apostel Thomas hinab, der links
neben ihm steht und ihm den rechten Zeigefinger in die Wunde
legt. Zu beiden Seiten andere Apostel und Zuschauer.
Leinwand; h. 1,47 ; br. 1,99^. — 1743 durch Riedel aus Wien. — Gestochen
von Jos. Canale und J. Beauvarle jjß I, 34. — Phot. Bruckm.
467 Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Es ist Nacht.
(630) Rechts sieht man die geöffneten Gefängnispforten, links blickt
H 3 man ins Freie. Vorn schlummern die Wächter. Oben schwebt
der Engel, nach links gewandt, und zeigt dem Apostel Petrus,
der den Schlüssel in der' Rechten erhebt, den rettenden Ausweg.
Leinwand; h. 2,0472; br. 2,25l/2- — 1748 durch B. Benzoni aus der Casa
Ghelthof in Venedig. — Gestochen von P. Campana f£ I, 32. — Phot. Bruckm.
Angeblich Salvator Rosa
Geb. zu Arenella bei Neapel den 20. Juni 1615, gest. zu Rom
den 15. März 1673. Schüler Fr. Francanzone's, eines Schülers
Ribera's, dann Ribera's selbst und des Schlachtenmalers Aniello
Falcone. Tätig zuerst in Neapel, dann in Rom, dann neun
Jahre (1650 — 1660) in Florenz, zuletzt wieder in Rom.
468 Ei" Seesturm. Vorn ein Ufer vor dem empörten Meere,
(623) links eine steile Felsenküste. In den Wellen kämpfen Segel-
50 c schiffe. Rechts vorn steht ein Fahnenträger neben zwei ge-
lagerten Soldaten. Schwarze Wolken am Himmel.
Leinwand ; h. 0.73 ; br. 1,12. — 1742 durch de Br;iis aus Paris. — Die Malweise
des Bildes ist zu schwer für des Meisters Hand, docli steht es ihm nahe. Der »Catalogue
von 1765 und das Abregö von 1782 haben es nicht aufgenommen. - Phot. Bruckm.
469 Bildnis eines Mannes mit einem Affen. Halbfigur. fast von
(624) vorn. Der ältliche, hraunhaarige Mann mit kleinem Schnurr-
H 2 bart trägt eine braune Jacke mit blauen Aermeln und ein
weisses Halstuch. In der Linken hält er ein Nest mit jungen
Vögeln. Auf seinem Rücken sitzt ein Affe.
Leinwand; h. 0,78l/2 ; br. 0,64V2- — 1741 als Selbstbildnis Luca Giordano's
aus den königl. Zimmern ; Inv. 1754, I 372, als Selbstbildnis Salvator Rosa's. Dem
Verfasser scheinen jedoch weder die Züge des Mannes mit denjenigen des Selbst-
C. Neapolitanische Schule. XVII. Jahrhundert 171
bildnisses Salvator's in den Uffizien zu Florenz, noch scheint ihm die Malweise des
Bildes mit derjenigen der Figurenbilder Salvator Rosa's übereinzustimmen. — Phot.
Timme; Bruckm.
Schule Salvator Rosa's
Waldlandschaft. Links eine Baumgruppe. Rechts ein Fluss- 470
tal. In der Mitte ein Felsen. Ein sitzender Alter spricht (627)
mit zwei Männern, von denen einer einen Becher hält; viel- Chemnitz
leicht Diogenes, im Begriffe, ihn wegzuwerfen.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,97 %'. — Inv. 1754, I 419, als Original Salvator
Rosa's. So auch noch im »Catalogue^ von 1765 und im »Abrege* von 1782. Schon
bei H. mit Recht als Schulbild. Das aus S. und R. verschlungene Monogramm
u. i. d. M. trägt es unzweifelhaft mit Unrecht.
Giovanni Ghisolfi
Greh. um 1623 zu Mailand, gest. daselbst 1680. War in Rom
Schüler Salvator Rosa's und malte hauptsächlich in dieser
Stadt, erblindete jedoch früh und zog sich dann in seine
Heimat zurück. Wir können ihn nicht von der Schule Salvator
Rosa's trennen.
Die Ruinen von Karthago. Rechts die Trümmer eines ge- 471
waltigen Rundbogen- und Gewölbebaues mit den Resten einer (205)
ionischen Säulenhalle. Links vom Mittel gründe an das Meer, 51 b
vorn eine kleinere Bogenruine. An dem mächtigen Brunnen-
becken des Vordergrundes bunte Kriegergruppen. An einem
Steine steht: HIC . CARTHAGO . FVIT.
Leinwand; h. 1,16%; br. 1,67. — 1744 (nicht 1741) durch Rossi aus der
Casa Grimani Calergi in Venedig. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Ein Seehafen. Links vorn am Ufer römische Triumph- 472
bogenruinen und zahlreiches Volk. Rechts vorn im Meer einige (207)
mächtige Schiffe, von denen eins einen Schuss abfeuert. Am 51 b
Ufer landet ein Bot und streichelt ein Orientale einen Hund.
Leinwand; h. 1,17; br. 1,66. — ■ 1744 (nicht 1741) durch Rossi aus der Casa
Grimani Calergi in Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
Ruinen am Meer. Links die Ruine eines römisch-ionischen 473
Säulentempels. Rechts vorn nur Säulenstümpfe. Ueberall (206)
mächtige Trümmerblöcke. Im Mittelgrunde das Meer. Vorn ständehaus
in der Mitte eine Gruppe von Würfelspielern.
Leinwand; h. 1,01; br. 1,36%. — 1744 (nicht 1741) durch Rossi ans der
Casa Grimani Calergi in Venedig. — 1908 ans neue Ständehaus.
172
Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Luca Giordano
Gen. Fa Presto. Geboren 1632 zu Neapel, gest. daselbst den
12. Januar 1705. Schüler Giuseppe Ribera's in Neapel; dann
in Rom im Anschluss an Pietro da Cortona zum bedeutendsten
Schnellmaler (daher sein Beiname) seiner Zeit entwickelt. Tätig
in Neapel, in Florenz, in Rom, in Madrid (von 1692 bis nach
1700), schliesslich wieder in Neapel.
474 Herkules und Omphale. Links sitzt der Halbgott neben
(639) der schönen Königstochter, in deren Banden er schmachtet.
H 2 Sie erhebt eine Rose in ihrer Rechten, er hält ihren Spinnrocken
in der Linken. Seine Keule liegt am Boden. Drei Dienerinnen
sind um das Paar beschäftigt. Ganz rechts in den Blumen
prüft ein kleiner Liebesgott seinen Bogen. Zwei andere spielen
im Baume. Bez. unten links an der Stufe:
{^r<&
Leinwand; h. 2,26^; br. 2,82. — Inv. 1722, A 32. — Nach Dominici Hl,
415 für Don Andrea d'Avalos, Fürsten von Montesarchio gemalt. Die Verwechslung
Jole's mit Omphale war damals allgemein. — Gest. von Cl. Darlos tfr I, 40. — Die
Jahreszahl las H. 1690. — Wir lesen 1670. — Phot. Braun IV, 16; Tamme.
475 Ariadne von Bacchus überrascht. Links schlummert die
(641) verlassene Ariadne am Meeresstrande. Ein kleiner Amor, über
E 4 dem ihr Sternbild glänzt, schwebt über ihrem Haupte. Von
der rechten Seite naht das Gefolge des Bacchus; in der Ferne
Silen auf seinem Esel, in der Mitte der Panther mit Satyrn und
Bacchanten, unter denen wir Bacchus selbst zu suchen haben,
C. Neapolitanische Schule. XVII. Jahrhundert 173
ganz vorn ein Liebesgott auf einem Ziegenbock, den ein kleiner
bocksbeiniger Panisk führt. Bez. 1. u. (verkleinert):
Qa^
Leinwand: h. 1,81 }-£; br. 2,59. — 1725 durch Leplat.
Fr. Basan 1$ I, 39. — Phot, Bruckm.
Gestochen von
Perseus und Phineus. Ovid, Metam. IV, v. 662 ff. — Als 476
Perseus seine Hochzeit mit Andromeda feierte, wollte König (640)
Phineus sie ihm mit Waffengewalt streitig' machen. Aber H 3
Perseus hielt ihm und seinen Gefährten das Medusenhaupt ent-
gegen, das sie versteinerte. — Rechts die Festtafel. Vorn
links steht Perseus, das Haupt der Medusa in der erhobenen
Linken. Vorn rechts suchen Phineus und die Seinen vergeb-
lich über die Leichen ihrer Gefährten zu entfliehen. Bez. 1.
unten (wie N. 475): Jordanus F.
Leinwand; h. 2.54; br. 3,60. — 1742 aus der Sammlung Carignan in Paris.
— Nach Dominiei IIT, p. 435, befand sich ein Bild des Meisters mit demselben
Gegenstand beim Marchese Gir. Durazzo in Genua. — Gestochen von J. Beau-
varlet f& II, 39.
Susanne mit den beiden Alten. Rechts sitzt Susanna 477
auf einer Steinbank vor dem mit einer Statue geschmückten (652)
Brunnen. Sie ist nackt; doch bedeckt sie ihren Leib mit dem H 1
174 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Linnentuch, indem sie sich erschrocken nach den beiden zu-
dringlichen Alten umwendet, ^Bez. unten in der Mitte:
QYÖanns
Leinwand; h. 1,69; br. 2,1014.— 1725 durch Leplat — Inventar 1722, A 1580.
- Gestochen von J. F. Beauvarlet tf> II, 38. — Phot. Bruckm.
478 Magdalena. Die blonde Büsserin sitzt links vor einem
(654) Felsentore. Buch und Totenkopf liegen unter ihrem rechten
Plauen i. v. ^rm. Mit der Linken hält sie das Kruzifix. Bez. unten in
d. M. am Stein (wie N. 477): Jordanus F.
Leinwand; h. 1,04; br. 1,29. — Zuerst im Katalog von 1835 als Fr. Solimena
Als Giordano richtig im Katalog von 1843. — 1902 a. d. Kunstverein zu Plauen i. V.
479 Die Pflege des heil. Sebastian. Halbtot ist der von
(655) Pfeilen durchbohrte Heilige, der mit den Händen nach oben am
H 4 Baume befestigt ist, unter der Pflege der Frauen in die Kniee
herabgesunken. Die heil. Irene kniet links neben ihm und
hält ein Tuch auf seine Wunde. Hinter ihr eine alte Dienerin.
Rechts zwei Mönche. Am Himmel ein Engelreigen.
Leinwand; h. 2,02; br. 1,50. — Inv. 1722, A 46. — Das Bild zeigt den
frühesten, sich noch eng an Ribera anlehnenden Stil des Meisters. — Phot. Itruckm.
480 Der Einsiedler Paulus. Brustbild auf dunklem (künde.
(685) Der graubärtige Heilige hält mit der Rechten sein braunes
H 2 Gewand, in der Linken sein Kreuz und wendet sein Antlitz gen
Himmel. Links vor ihm auf dem Steintische liegt sein Brot.
Leinwand; h. 0,7til/2 i br. 0,(j2Y». — Inv. 1722, A 6. als »St. Johannes von
Ribera. — Gegenstück zum folgenden. — Nach II. bez.: Jusepe de Ribera, espanol ;
doch konnte diese Bezeichnung nicht aufgefunden werden ; und dem rötliehen Tone
und der derben Behandlung nach zu schliessen, gehören dieses Bild und das folgende,
C. Neapolitanische Schule. XVII. Jahrhundert 175
wie schon verschiedene Kenner bemerkt haben, zu jenen Jugendbildexn Luca Gior-
dano's, des Schülers Ribera's, welche bis in die neueste Zeit herein mit den Bildern
Ribera 's verwechselt worden sind. — Phot. Braun XIV, 6.
Der heil. Hieronymus. Brustbild nach links auf dunklem 48 1
Grunde. Der graubärtige Heilige hält mit der Linken sein (686j
rotes Gewand und legt die Rechte auf den Totenkopf, der H 2
links vor ihm auf dem Tische ruht.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,63. — Inv. 1722, A 8, als »Ribera«. — Gegenstück
zum vorigen. Nach H. bez.: Jusepe de Ribera ; doch konnte diese Bezeichnung nicht
aufgefunden werden. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. — Gest. 1768 als
Ribera von C. G. Schultze. — Phot. Braun VTJI, 19.
David mit dem Haupte Goliath's. Kniestück. Der blonde 482
Recke steht links, blickt zurück und legt mit der linken Hand (647)
das fahle blutige Haupt des Riesen auf den Steintisch. Lächelnd F. M .
blicken rechts zwei Frauen herüber, von denen die eine eine
Handpauke hält. Links in der Ferne tobt die Schlacht.
Leinwand; h. 1,02; br. 1,27%. — 1723 durch den Kardinal Salerno als
»Enthauptung des Täufers«. — Gestochen von L. Zucehi.
Abraham, Hagar verstossend. Kniestück. Abraham macht, 483
nach links gewandt, mit der rechten Hand die fortweisende (646)
Bewegung. Sarah steht hinter ihm. Der kleine Isaak hält H 1
sich vorn an seinem Gewände fest. Links zieht Hagar davon.
Der kleine Ismael an ihrer Seite wendet sich noch einmal
nach seinem Spielgefährten um.
Leinwand; h. 1,49%; br. 2,03. — Inv. 1722, A. 75. — Phot. Bruckm.
Bacchus und Ariadne. Links am Meeresstrande blickt 484
Ariadne, von Amoretten umgeben, gen Himmel, an dem die (645)
Herrlichkeit des Olympes mit ihrem zukünftigen Sternbilde 46 a
erscheint. Hinter ihr naht Bacchus. Sein Gefolge umschwärmt
ihn. Ganz vorn rechts reitet ein kleiner Amor auf einem
Ziegenbock.
Leinwand; h. 2,62Väi; br. 1,80. — Nach H. 1725 durch Leplat. Doch be-
ruht dies auf einer Verwechslung mit N. 475; vielmehr zuerst im Inv. 1754, 1441,
als »Schulbild«. — Phot. Bruckm.
Der Raub der Sabinerinnen. Rechts vorn ist eine Sabinerin 485
in die Kniee gesunken. Ein behelmter Römer naht ihr von (644)
hinten, um sie davonzutragen. Links vorn sträubt eine andere H 1
sich in den Armen ihres Räubers. Andere Römer tragen im
Mittelgrunde, teils zu Fuss, teils zu Pferde, ihre schöne Beute
davon. Links im Hintergrunde eine Säulenhalle.
176 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 2,03; br. 2,32%. — Inv. 1722. A. 61. — Nach Dominici III.
p. 415 hatte der Meister ein Llild dieses Gegenstandes für die Königin von Spanien
zn malen. Da diese aber starb, als das Bild vollendet war, ging es in den Besitz
des Don Giulio Navarretta, Marchese della Terza, über. — Gest. von D. Sornigue
und Gaillard j$ II, 40. — Phot. Tamme; Bruckm.
486 Lukrezia und Tarquinius. Links die blonde Lukrezia, nackt,
(643) halb von hinten gesehen, unter gelbem Vorhange auf ihrem
46 b schneeigen Lager. Halbaufgerichtet stützt sie sich auf ihren
linken Arm, während sie die Rechte abwehrend gegen Tar-
quinius erhebt, der mit der einen Hand sie anpackt, mit der
anderen nach rechts hinausdeutet, wo sein Negersklave steht.
Leinwand; h. 1,35; br. 1,84%. — 1728 durch Lor. Rossi. — Nach Dominici
III, p. 415 ursprünglich im Besitze des Don Andrea d'Avalos, Fürsten von Monte-
sarchio. — Gestochen von P. Tanje Sjt I, 37.
487 Seneca's Tod. Rechts wird der sterbende Philosoph von
(642) seinen schmerzlich bewegten Schillern aus der Wanne gehoben,
Hl in der er sich die Adern aufgeschnitten hat. Links sitzen andere
Schüler, von denen einer vorliest. Rechts vorn sitzt ein zweiter
mit einem grossen Buche. Im Hintergrunde ein Fenster.
Leinwand; h. 1,50; br. 2,27. — 1751 ans der Sammlnng Crozat zu Paris. II.
— Inv. 1754, I 206. — Wahrscheinlich, auch nach dem »Abrege <, das Bild dieses
Gegenstandes, welches der Meister in 24 Stunden gemalt hatte, nm einem Neben-
buhler sein Können zu zeigen: Dominici III, p. 432. — Gest. von P. Aveline jjß I,
38. — Phot. Bruckm.
488 Rebbecca mit Abraham's Knecht. Kniestück. Rechts steht
(648) Rebecca am Brunnen. Hinter ihr blicken die Köpfe eines
Freiberg Kameeis und seines Treibers hervor. Links neigt sich vor ihr
der junge Knecht Abraham's, der ihr die Geschenke überreicht.
Leinwand; h. 1,267,? br- 1,46%. — Inv. 1722, A 1117. — Gestoohen von
Job. Wagner & 1, 36. — 1903 ans König- Albeit-Museura in Freibeig. — Phot. Bruckm.
489 Maria mit dem Kinde. Kniestück. Die Mattergottes sitzt
(653) etwas vornübergebeugt nach rechts gewandt und drückt mit
H 2 beiden Armen den göttlichen Knaben an ihre Brust.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,62. — Zuerst im vCatalogue« von 1765. — Phot.
Tamme.
490 Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt mit dem Kücken an
(651) den Knieen einer seiner Töchter. Er erhebt mit der Rechten
C 3 seine Weinschale. Seine zweite Tochter kniet mit dem Kruge
links neben ihm. Hinten links die brennende Stadt.
Leinwand; h. 1,52; br. 2.01. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gestochen
von J. Beauvailet J& II, .y; . — Phot. Bruckm.
C. Neapolitanische Schule. XYII. Jahrhundert 177
Jakob und Rahel am Brunnen. Links Jakob mit seiner 49 1
Karawane; Karneele im Hintergründe. Rechts Rahel mit ihrer (649)
Herde; die Stadt im Hintergrunde. Jakob ist im Begriffe, den H 1
schweren Steindeckel vom Brunnen zu heben. Rahel schaut,
auf ihren Hirtenstab gestützt, dankbar-wohlgefällig zu.
Leinwand ; h. 2,04 ; br. 2,32. — Inv. 1722, A 47. — Nach Dominus m,
p. 404, hatte der Meister diesen Gegenstand für die Nunziatakirche zu Neapel ge-
malt. — Gestochen von Jos. Wagner *$ I, 35. — Phot. Tamme.
Die Schlacht der Israeliten mit den Amalekitern. Vorn das 492
Schlachtgewühl zu Fuss und zu Pferde. Links oben auf dem (650)
Berge Moses und Aaron. Rechts unten liegen Leichen. Die M.-G.
Bezeichnung Iordanus F. u. i. d. M. ist verdächtig.
Leinwand; h. 1,7672! br. 2,29. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. — inv.
1754, I 379, als Original. Gegenstück zum folgenden. Die Echtheit dieses Bildes
wurde schon bei H. bezweifelt, schwerlieh jedoch mit Recht. — 1891 ans Ministerial-
gebäude an der Seestrasse.
Gideon's Sieg über die Madianiter. Buch der Richter VII, 493
Vers 8 — 13. Nachtstück. Wildes Handgemenge von Reitern (656)
und Fusssoldaten, die Fackeln in den Händen halten. Die M.-G.
Bezeichnung Iordanus F. unten rechts sieht verdächtig aus.
Leinwand; h. 1,78Vj ; br. 2,28. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. — Inv.
1754, I 378. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkung zu diesem. —
1891 ans Ministerialgebäude an der Seestrasse.
Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts auf braunem 494
Grunde. Brauner Hut, brauner Rock. Rechts ein Totenkopf. (657)
Leinwand; h. 0,73; br. 0,60l/a. — 1741 durch Rossi aus Italien nnd dann. H 2
als Selbstbildnis des Meisters aus den königl. Gemächern zur Galerie. Das Inv.
von 1754, I, 369, der »Catalogue« von 1765 und das »Abrege« von 1782 gaben die
Bezeichnung als Selbstbildnis auf und nannten es nur noch Schulbild, was jedenfalls
vorsichtiger war. Bei H. wieder unter den echten Bildern Giordano's.
Männliches Bildnis. Halbfigür nach rechts, auf grau- 495
braunem Grunde. Der barhäuptige, schwarzhaarige Herr trägt (658)
einen schwarzen Rock mit aufgeschlitzten Aermeln. Nur seine ß 15
rechte Hand ist sichtbar.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,64%. — 1856 aus dem Vorrat; von H. den Bildern
Luca Giordano's eingereiht. Doch ist diese Bestimmung mindestens zweifelhaft,
um so mehr, da die Angabe, dass es »Jordanus« bezeichnet sei, sich nicht bestätigt.
Francesco Solimena
Gen. l'Abbate Ciccio. Geb. zu Nocera den 4. Oktober 1657,
gest. zu Neapel den 5. April 1747. Durch mannigfaltige Ein-
12
17S Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
flüsse und Reisen zu einem elektischen Manieristen heran-
gebildet. Tätig zumeist in Neapel.
496 Der Kampf der Kentauren und Lapithen. Chiefs Metanior-
(660) phosen XII, v. 210 ff. Die Kentauren überfielen die Lapithen.
E 4 als deren Fürst Pirithous Hochzeit mit der schönen ELippo-
damia hielt. In der Mitte kämpft ein Kentaure mit der Keule
gegen den gehelmten und geharnischten Lapithen. der ihn am
Schultermantel zerrt. Links vorn liegen Verwundete am Boden.
Hinter ihnen flüchten Frauen. Rechts hinten jagen die Kentauren
mit geraubten Frauen von dannen.
Leinwiind; h. 1,78%; br. 2,74. — 1725 durch Leplat. Nach dem Inventar
Guarienti (.vor 1753) N. 202, Fol. 46, ein Jugendwerk des Meisters: »opera fatta in
gioventü«. — Phot. Braun XIV, 7.
497 Maria in Wolken über Heiligen. Vorn auf dem Felsengrunde
(664) steht links, von einem Schutzengel geleitet, ein Knabe, kniet
R 17 rechts der heil. Franziskus de Paula. Beiden erscheint Maria
mit dem Kinde, die -vor goldgelbem Lichtglanz, von Engeln
und Engelköpfen umspielt, auf Wolken thront.
Leinwand; 0,07%; br. 0,98%. — 1745 durch Rossi mit dem folgenden,
seinem Gegenstücke, aus der Casa Widman in Venedig. Gestochen von P. A. Kilian
l£ II, 41; desgl. von Jos. Wagner. — Phot. Ges.; Bruekm.
498 Die Vision des heil. Franziskus. Der Heilige ist, nach links
(655) gewandt, am Fusse seines dürftigen Lagers zusammengebrochen.
R 17 Auf seinem Lager aber sitzt der Engel, der die Geige spielt.
Andere, mit herabgeschwebte Engel umringen ihn.
Leinwand; h. 1,00; br. 1,00%. — 1741 durch V. Rossi aus der Casa Wid-
man in Venedig. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Tamme.
499 Mater dolorosa. Halbfigur, fast von vorn, auf braunem
(666) Grunde. Sie faltet die Hände und blickt mit rot geweinten
4 c Augen gen Himmel. Rechts neben ihr ein Felsentisch.
Ital. Pappelholz; h. 0,53; br. 0,42. — Im September 1753 erworben. Wahr-
scheinlich Inv. 1754, I 199, »unbekannt«. Im »Catalogue« von 1765 schon als »So-
limena«. — Gest. von E. G. Krüger und F. Müller. — Phot. Braun V, 17; Phot.
Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruekm.
500 Sophonisbe. Rechts thront die Königin zwischen Säulen
(662) und gelbem Vorhange. Zu ihrer Rechten steht eine alte
Dreiunigs- Djenerm, zu ihrer Linken ein beturbanter Diener. Links
sehn 16
überreicht der Bote ihres Gatten ihr das Gefüss mit dem Gift,
C. Neapolitauische Schule. XVII. Jahrhundert 179
Leinwand; h. 1,79; br. 2,30. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 16. Mit dem
folgenden, seinem Gegenstücke, aus der Sammlung des Prokurator Canale zu Venedig.
— 1902 an die Dreikönigsschule Dresden-N. — Phot. Bruckm.
Juno, lo und Argus. Links thront Juno auf einer Wolke; 501
Iris, die geflügelte Botin der Götter, steht neben ihr; ein kleiner (663)
Amor unter ihr. Links zu ihren Füssen liegt eine Kuh, in die H 1
sie lo aus Eifersucht verwandelt hat. Sie überweist dieselbe,
mit der Rechten auf sie hinabdeutend, dem rechts inmitten seiner
Herde sitzenden Hüter Argus.
Leinwand; h. 1,81; br. 2,34. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 59. Mit dem
vorigen, seinem Gegenstücke, aus der Sammlung des Prokurator Canale in Venedig.
— Phot. Braun XV, 4; Tamme ; Bruckm.
Der Frauenraub der Kentauren. Andere Szene der Handlung 502
unseres Bildes N". 496. In der Mitte sprengt ein Kentaur, (661)
der eine geraubte Frau im Arm hat, nach links davon. Ein Chemnitz
zweiter folgt ihm. Zwei Amoretten schweben über ihnen in
der Luft. Vorn zwei abwehrende Frauen. Links liegt ein toter
Kentaur am Boden. Rechts im Mittelgrunde tobt der Kampf.
Leinwand; h. 1,17; br. 2,51. — 1723 durch Lor. Rossi. — Inv. 1722 A 1508.
Damals (zu Lebzeiten Solimena's) ohne den Namen des Künstlers. Im Inventar
Guarienti N. 282 und in allen gedruckten Katalogen irrtümlich als eigenhändiges
Werk des Meisters. — 1902 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Nach Solimena
Maria in Wolken über Heiligen. Links vorn ein Knabe, von 503
einem Engel geleitet. Rechts vorn der heil. Franziskus de Paula. (667)
Leinwand; h. 0,76; br. 0,66. — Zuerst im Katalog von 1835. — Es ist eine F. M.
etwas verkleinerte Kopie, angeblieh von Pietro Paccia, einem Schüler Solimena's.
— 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
Schule Solimenas
Die Muttergottes. Halbfigur, von vorn gesehen, auf grauem 504
Grunde. Sie hält ein Buch in der rechten Hand und blickt (668)
andächtig gen Himmel. Freiberg
Leinwand; h. 0,47%; br. 0,35%. — Im Inventar 1754, I 307, als Original
Solimena's. Doch schon bei H. mit Recht nur als Sehulbild. — 1903 ans König-
Albert-Museum iu Freiberg.
Sebastiano Conca
Geb. zu Gaeta 1676, gest. zu Rom 1764. Zuerst Schüler
des Solimena in Neapel, schloss er sich später in Rom, wo er
hauptsächlich tätig war, der Richtung Pietro da Cortona's an.
12*
180 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
505 Die heiligen drei Könige vor Herodes. Links thront Herodes
(669) mit seiner Gattin unter grünlich-blauem Vorhänge vor mächtigen
H 3 Palastbauten. Er erhebt sich, um die drei Könige zu be-
grüssen, die von rechts genaht sind. Vorn steht der Mohren-
könig. Rechts im Mittelgründe rüstet ihr Gefolge sich zur
Abreise. Im Hintergrunde zahlreiche Zuschauer.
Leinwand; h. 2,48%; br. 4,64. — 1743 durch V. Rossi — Phot. liruckiu.
D. Die florenthiische Schule
Francesco Furini
Geb. zu Florenz um 1600, gest. daselbst 1649. Schüler des
Matten Rosselli zu Florenz. Tätig zumeist in Koni und Florenz.
506 Eine Märtyrerin. Brustbild ohne Hände auf dunklen)
(71) Grunde. Sie blickt schwärmerisch nach links empor. An
3 b der rechten Seite des Halses eine Schnittwunde.
Leinwand; h. 0,47; br. 0,3(S%. — 1857 aus Steinla's Sammlung. — Bisher
als heil. Cäcilie erklärt, wofür kaum Anhaltspunkte vorhanden sind. — Phot. Bruckm.
Simone Pignoni
Geb. zu Florenz 1614. gest. daselbst 1698 (nicht 1706; vergl.
Nagler, XL S. 300). Schüler des Fr. Furini. Tätig in Florenz.
507 Die Gerechtigkeit. Halbfigur, nach links gewandt, nach
(73) rechts emporschauend. Die Wage in der Linken, das Schwert in
R 20 der Rechten. Ein Lorbeerkranz auf dem Haupte. Bez. u. r.: S. P.
Leinwand; h. 0,91 % ; br. 0,75. — Aas der Kunstkammer, Inv. 1722, A 183.
— Schon 1707 in die Kgl. Gemächer; Hh. S. 286. — Phot. Bruckm.
Carlo Dolci
Geb. zu Florenz den 25. Mai 1616; gest. daselbst den 17. Jan.
1686. — Schüler des Jacopo Vignali, eines Schülers des Matteo
Rosselli. Tätig in Florenz.
508 Die Tochter der Herodias. Kniestück. Sie wendet ihren
(74) blonden Kopf nach rechts, hält aber die Schüssel mit dem Haupte
5 a Johannes des Täufers nach links empor. Sie trägt ein blaues
Kleid über grünem Rocke, einen reich mit Edelsteinen besetzten
Gürtel und ein Perlenhalsband. Blutflecken an der Schüssel.
Leinwand; h. 0,95%; br. 0,80%. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
des Prinzen Carignan zu Paris. — Nach Baldinucci (Vol. VI, 1728, p. 603) für den
Marchese Rinnuccini in Florenz gemalt. — Gestochen von P. A. Kilian •£• I, 42. —
Phot. Braun XIV, 2; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
D. Florentinische Schule. XVII. Jahrhundert 181
Die heil. Cäcilia. Cäcilie sitzt als Halbfigur, nach links 509
gewandt, im Profil gesehen, an der mit rotem Vorhang ge- (75)
schmückten Orgel. Sie trägt ein gelbes Kleid mit violettem 5 c
Mantel und eine Perlenbroche mit einem Rubin in der Mitte.
Ihre Hände gleiten über die Tasten. Links unten eine Lilie.
Leinwand; h. 0,96%; br. 0,81. — 1743 mit dem vorigen ans der Sammlung
Carignan in Paris. Gemalt nach Baldinucci (Vol. VI, 1728, p. 503) für den Gross-
herzog Cosmus III., der es dem Schatzmeister des Königs von Polen schenkte. —
Gestochen von P. A. Kilian «$ I, 43 und von F. Knolle. — Phot. Braun I, 11;
Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Halbfigur des Heilandes. Christus sitzt, von vorn gesehen, 5 1 0
an einem weissgedeckten Tische, auf dem der Kelch steht. (76)
Die Eechte hält er segnend erhoben, in der Linken hält er das 5 b
Brot, den Blick wendet er nach rechts empor. Der Heiligen-
schein ist hell aus dem grauen Grunde herausgearbeitet.
Leinwand ; h. 0,87 ; br. 0,75. — 1746 aus der Casa Rumieri in Venedig. —
Erwähnt von Baldinncci (Vol. VI, 1728, p. 505). Eine Kopie im Louvre zu Paris,
dort auch nur als solche bezeichnet. — Gestochen von Fr. Basan «^ I, 41 und von
Planer. — Phot. Braun III, 3; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Schule Carlo Dolci's
Halbfigur der Maria. Grauer Grund. Ihr Blick ist zur 5 1 I
Erde gesenkt. Ihre Hände sind auf der Brust gekreuzt. (77)
Leinwand; h. 0,77; br. 0,61%. — 1741 durch Heinecken aus Hamburg, ohne 5 b
Angabe des Meisters. Als >Maniera di Carlo üolci« seit dem Inv. 1754, I 455 ;
wahrscheinlich von Carlo's Tochter Agnese Dolci. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Antonio Domenico Gabbiani
Geb. zu Florenz 1652, gest. daselbst 1722. Schüler des Dan-
dini in Florenz und des Ciro Ferri in Rom. Durch beide Enkel-
schüler des Pietro da Cortona. Tätig in Rom und Florenz.
Das Gastmahl beim Pharisäer Simon. Der Heiland sitzt 512
links am Tische und deutet auf Maria Magdalena, die vor ihm (140)
kniet und seinen linken Fuss umklammert. In der Mitte trägt R 15
ein Neger eine Fruchtschüssel in der erhobenen Linken. Der
Säulensaal ist links rot verhängt. Rechts Blick ins Freie. Be-
zeichnet unten rechts: A. D. G.
Leinwand; h. 0,93; br. 1,39. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Bruckm.
Benedetto Luti
Geb. zu Florenz den 17. November 1666; gest. zu Rom den
17. Juni 1724. Schüler des Ant. Dom. Gabbiani in Florenz.
Tätig zumeist in Florenz und Rom.
182 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
513 Der Heiland. Brustbild auf bräunlichem Grunde» Erhält
(78) die Rechte segnend erhoben.
R Iß Leinwand; hochoval; h. 0,73%; br. 0,60. — 1742 durch Riedel aus Prag. —
Bezeichnet auf der Rückseite : „Eques Benedictiis Lutis pingebat. Anno 1 722.''
— Gegenstück zum folgenden. — Phot. Tanime; Rruckni.
514 Maria. Brustbild auf bräunlichem Grunde. Ihre Blicke sind
(79) zu Boden gesenkt. Ihre Hände sind auf der Brust gekreuzt.
ß 16 Leinwand; hochoval; h. 0,72%; br. 0,60%. — 1742 durch Riedel aus Prag.
— Bezeichnet wie das vorige, sein Gegenstück. — Phot. Bruckm.
E. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes
Alessandro Turchi
Gen. rOrbetto. Geb. 1582 zu Verona, gest. 1648 zu Rom.
Ursprünglich Schüler F. Brusasorci's in Verona, bildete er sich
in langen Wanderjahren zum Eklektiker aus. Tätig anfangs
zumeist in Verona, später hauptsächlich in Rom.
515 Die Anbetung der Hirten. Schwarzer Grund. Rechts kniet
(356) Maria mit dem Kinde im Arme neben Josef. Links nahen die drei
3 b Hirten. Rechts oben am Himmel erscheinen Engel. Bezeichnet
links über dem Treppengewölbe: ALEXANDER TVRCIS P.
Schiefer; h. 0,45; br. 0,37%. — Der »Schiefer«, auf dem dieses Bild, wie
N. 517, 519. 520, 521, gemalt ist, ist nach der Untersuchung Prof. Dr. liergt's
bituminöser Kalkstein oder .Stinkkalk , der allerdings als »Kalkscbiefer« bezeichnet
werden kann. — Am 20. Mai 1659 zur Kunstkammer. Vergl. Hh. S. 266. In der
(ialerie erst seit dem Katalog von 1835 nachweisbar. — Phot. Bruckm.
516 Die Darstellung Christi im Tempel. Links steht Simeon
(357) mit dem Christkind im Arme : vor ihm kniet Maria ; neben
R 9 ihm steht ein zweiter Priester, dem Josef die Tauben über-
reicht; über ihm schwebt ein Engelreigen. Bezeichnet 1. u. :
ALEXANDER VERONESIS F.
Kupfer; h. 1,06}^; br. 0,81%. — 1742 aus der Sammlung Carignau zu Paris.
— Vergl. Heinecken, Nachrichten (1768) I, S. 210. — Anonymer Stich in unfertigem
Probedruck. — Phot. Kruckui.
517 Der Schmerzensmann. Halbfigur von vorn auf schwarzem
(358) Grunde. Die [binde des Heilandes sind gebunden. Das R<>hr
R 9 hält er im Arme. Der Purpurmantel umhüllt ihn lose. Das
dornengekrönte Haupt richtet er schmerzlich gen Himmel.
Schiefer; hochoval ; h. 0,15; br. 0,11. — luv. 1764, I 618. — Phot. Bruckm.
518 Die Steinigung des heil. Stephanus. Schon ist der Heilige
(359) nach links rückwärts zu Boden gesunken. Links und rechts
R 4
E. DieSchulenVenedigsundseinesGebietes. XVII.Jahrh. 183
die Männer, die ihn steinigen. Links oben schwebt ein Engel
mit der Krone und der Palme herab.
Amethyst- Mosaik; breitoval; von bunt verziertem achteckigen Rahmen um-
schlossen; h. 0,24%; br. 0,32%. — Zuerst im Katalog von 1812. — Phot. Brackm.
Die heil. Dreifaltigkeit. Schwarzer Grund. Gottvater hält, 519
thronend, den Leichnam Christi auf dem Schoosse. Ueber ihm (360)
schwebt die Taube des heil. Geistes zwischen Engeln. 3 c
Schiefer ; h. 0,33 ; br. 0,28. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot. Bruckm.
Maria mit dem Kinde. Schwarzer Grund. Die thronende 520
Maria hält das Kind auf ihrem linken Knie und entblösst ihre (361)
linke Brust, um sie dem Kinde zu reichen. 3 c
Schiefer; h. 0,25%; br. 0,18%. — Inventar 1722, A 387. — Gestochen von
E. G. Krüger, Dresden 1825. — Phot. Tamme.
Venus und Adonis. Tödlich verwundet, liegt Adonis an den 521
Knieen der Venus, die seinen schlaffen rechten Arm ausreckt (362)
und sich über ihn beugt, um ihn zu küssen. Rechts zwei 3 c
Hunde. Links stützt Amor sich bewegt auf seinen Bogen.
Schiefer; h. 0,2772 ! hr. 0,34. — 1742 aus der Sammlung Duhreuil in Paris.
— Im Inventar Guarienti (N. 1346) als »Opera perfetta dell' autore« gerühmt. —
Gestochen von J. Beauvarlet »£ IT, 15. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruekm.
Das Paris-Urteil. Der schöne Hirt sitzt rechts auf einer 522
Anhöhe. Merkur steht hinter ihm. Paris reicht der vor ihm (363)
stehenden Venus den Apfel, während Juno sich erzürnt ab- 5 c
wendet und Minerva sich nach ihren Gewändern bückt.
Ital. Pappelholz; h. 0,60; br. 0,84%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 499.
Früher beim Senator Isolani in Bologna. — Phot. Brnckm.
David mit dem Haupte Goliath's. Kniestück nach rechts auf 523
dunklem Grund. David trägt eine Pardelfellmütze. Die Rechte (365)
stützt er aufs Schwert, in der Linken hält er das Haupt. B 2 .
Leinwand; h. 1,27; br. 1,14%. — Ob es das im Inv. 1722 (A 102) erwähnte
unbekannte Original aas Polen sei, wie H. annahm, ist nioht mehr auszumachen
Als Orbetto im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 28 ; mit H. an dieser Benennung
zu zweifeln, sehen wir keinen Grund. — Phot.Braun VI, 11; Phot. Ges.; Hanfet.;
Tamme; Bruckm.
Schule des Orbetto
Venus mit der Leiche des Adonis. Vorn tragen sieben 524
Amoretten den Leichnam des Adonis herein. Zwei begiessen (364)
ihn von oben mit Wasser. Rechts entsteigt Venus ihrem Fieiber&
Tauben-Wagen. Links der Eber, der ihn getötet.
184 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,66; br. 0,90. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein zu Dux.
Bei H. unter den echten Werken Orbetto's; ist jedoch zu roh für diesen Meister. —
1903 ans König-Albert-Museum in Freiberg.
Alessandro Varotari
Gen. il Padovanino. Geb. zu Padua 1590; gest. zu Venedig
1650. Gebildet hauptsächlich nach dem Vorbilde Tizian's
und Paolo Veronese's ; tätig in Padua und in Venedig.
525 Judith. Kniestück. Die Linke stützt die schöne Jüdin
(366) auf das Schwert, mit der Rechten hält sie das Haupt des
F 3 Holofernes. Sie trägt einen gelben Mantel über rot und weiss
gestreiftem Kleide. Ihre linke Brust ist entblösst. Links
hinter ihr ein roter Vorhang, rechts die blaue Luft.
Leinwand ; h. 0,32% ; br. 0,96. — 1725 durch Leplat. — Ein gleiches Bild in der
Kaiserl. Galerie zu Wien — Schwarzkunstblatt nach dem Wiener Exemplar von Prenner ;
Stich von J. Troyen. — Phot. Braun VI, 12; Phot. Ges.; Tamme ; Bruckm.
526 Weiblicher Studienkopf. Der schöne, von rotbrauner Flechte
(369) umwundene Kopf hebt sich, fast von hinten gesehen, vom
5 c dunklen Grunde ab. Die Brust bedeckt ein weisses Hemd.
Leinwand; h. 0,40%; br. 0,29%. — Inventar 1722, A 292, als >Salviati«.
Bei H. bereits als »Varotari«. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Schule des Varotari
527 Lukretia. Kniestück auf dunklem Grunde. Die Römerin
(368) stösst sich, an einem Tische sitzend, den Dolch in die Brust.
F. M. Leinwand; h. 1,08; br. 0,92%. — 1725 durch Leplat als »Schüler Tizian's«.
Im > Catalogue« von 1765 nicht, wie das folgende, sein Gegenstück, als Varotari .
Zu schwach für Varotari. — 1896 ans Eönigl. Finanzministerium.
528 Kleopatra. Kniestück auf dunklem Grunde. Zurück-
(367) gebeugt, hält die ägyptische Königin die Natter an ihre Brust.
F. M. Leinwand; h. 1,09; br. 0,92. — 1725 durch Leplat als »Schüler Tizian's«.
Doch schon im Katalog von 1765 als »Varotari«. Vergl. die Bern, zum vorigen
Bilde. — 1896 ans Königl. Finanzministerium.
Pietro Liberi
Geb. zu Padua 1605, gest. zu Venedig den 18. Oktober 1687.
Nachfolger des Varotari, jedoch selbständig zu oberflächlichem
Manierismus weiterentwickelt. Tätig zumeist in Venedig.
529 Das Paris-Urteil. Paris sitzt rechts unter dem Baume und
(370) reicht Venus den Apfel. Hinter ihm steht Juno, deren Pfau
E 4
E. Die Seh ulenVenedigsuud seines Gebietes. XVII. Jan rh. 185
auf dem Baume sitzt, und legt ihren linken Arm schmeichelnd
auf seine Schulter. Vor ihm am Boden sitzt Pallas Athene.
Leinwand; h. 1,90; br. 1,67. — Inv. 1722, A 27. — Phot. BrannV, 16; Tamme.
Alter und Jugend. Kniestück auf grauem Grunde. Ein Greis 530
mit verhülltem Haupte erhebt eine dreiköpfige Tierbronze als (371)
Symbol ägyptischer Weisheit. An seine Brust schmiegt sich K&- fu*?~
ein Jüngling, den er mit seinem Mantel umhüllt.
Leinwand ; h. 1,18 ; br. 1,99. — Nach H. im Inventar 1722, was jedoch auf
einem Irrtum zu beruhen scheint. — Sicher im »Catalogue« von 1765. — Gestochen
(unvollendet) von C. G. Rasp. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Pietro della Vecchia
Geb. zu Venedig 1605, gest. daselbst 1678. Schüler Varotari's.
Tätig in Venedig.
Ein schwarzbärtiger Krieger. Kniestück vor grauer Nische. 53 1
Weisse Weste, dunkler Mantel. Er zieht sein Schwert. (372)
Leinwand; h. 1,17%; br. 1,00%. — 1748 durch B. Benzoni aus Casa Gbelthof 62 b
in Venedig. — Phot. Bruckm.
Ein geharnischter Krieger. Kniestück, fast von vorn. Stahl- 532
heim und Stahlpanzer. In beiden Händen ein rotes Banner. (374)
Leinwand; h. 1,17; br. 0,93. — Inventar 1754, I 237. 62 b
Saul und David mit dem Haupte Goliath's. Kniestück. Saul 533
steht an der Brüstung, auf der .er das Haupt des Riesen hält. (375)
Rechts hinter ihm David in rotem Federhut. 62 b
Leinwand; h. 1,1872 ; br. l,05»/s. — Zuerst 1707 erwähnt. Hh. S. 286. —
Inventar 1722, A 185. — Phot. Bruckm.
Die Spindeldiebe. Kniestück. Eine Alte schlägt, nach links 534
gewandt, mit dem Pantoffel auf drei Kinder ein, von denen (373)
das vordere sich mit ihrem Spinnrocken und ihrer Spindel 60 a
davonmacht, während ein zweites ihr den Arm zu halten sucht.
Leinwand; h. 1,01 ; br. 1,18. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot. Bruckm.
Wahrsagerszene. Kniestück auf grauem Grunde. In der 535
Mitte sitzt ein Zauberer in roter Kleidung an dem Tische, an (376)
dem rechts die beturbante Wahrsagerin, links aber ein junger Kgl. Kunst-
Krieger steht, der jener seine Hand hinüberreicht.
Buchenholz; h. 0,16%; br. 0,26%. — 1659 durch Kiengel aus Italien. Hh.
S. 267. Inv. 1722, B 542, als »Prete Genovese«, ein Philosophus. — Im Inv. 1754
dagegen als »Maniera di Pietro della Vecchia«. Als Original dieses Meisters seit dem
j Abrege« von 1782. — 1904 zur Kgl. Kunstakademie.
186 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Giulio Carpione
Geb. zu Venedig 1611, gest. zu Verona 1674. Schüler AI.
Varotari's. Tätig zu Venedig, Vicenza und Verona.
536 Latona, die Bauern in Frösche verwandelnd. Ovid's Metamor-
(377) phosen VI, v. 338 — 380. Rechts Latona mit ihren Kindern
R 1-1 im Rasen, links im Wasser die Bauern, welche die umher-
irrende Göttin hinderten, ihren Durst zu löschen. Zwei von
ihnen zeigen bereits die Köpfe der Frösche, in die sie zur
Strafe verwandelt wurden.
Leinwand; h. 1,08; br l.'M1/^. — 17:58 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
537 Koronis in eine Krähe verwandelt. Ovid's Metamorphosen II,
(378) v. 572 — 588. Vorn links läuft der alte Neptun der Nymphe
RH Koronis nach, die, fast schon ins Meer gedrängt, von der am
Himmel erscheinenden Athene in eine Krähe verwandelt wird.
Schon ist ihr linker Arm zum Flügel geworden; schon hat sie
sich über das Meer in die Luft erhoben.
Leinwand; h. 1,08; br. 1,31 J^. — 1738, wie das vorige, sein Gegenstück,
durch Rossi aus Venedig, aber nicht, wie II. annimmt, 1741 aus der Casa Grimani
Caleigi. — Phot. Bruckm.
538 Ariadne von Bacchus entdeckt. Links liegt Ariadue.
(379) Rechts steht Bacchus, der ihr die Krone bietet. Vorn zügelt
F. M. ein Paniske den Panther mit einem Rebenkranze.
Leinwand; h. 1.11; br. 1,54. 1 72."". durch Leplat.— 1896 ans Kgl. Finanz-
ministerium.
539 Bacchanal. Links eine Bacchusherme auf hohem Sockel.
(380) Darunter ein Knabentrinkgelage. Davor ein Bacchautinnen-
F. M konzert. Rechts vorn schlummert eine andere Bacchantin.
Leinwand; h. l.lti^; br. 1,51. 1725 durch Leplat. 1896 ans Kgl.
Finanzministerium .
Girolamo Forabosco (Ferabosco, Ferrabosco)
Geb. zu Padua im ersten Drittel des XVII. Jahrhunderts, gest,
zu Venedig um L680. Seiner Zeit neben Pietro Liberi der
angesehenste Meister Venedigs.
540 Die junge Frau und der Tod. Halbfigur ohne Hände, nach
(381) links auf dunklem Grunde. Sie trägt einen Blumenkranz im
44 h Haar. Ihr Oberkörper ist ganz entblösst. Rechts hinter ihr
steht der Tod. dessen Knochenarm ihre Seite umfasst,
E. DieSchulenVenedigs undseines Gebietes. XVII. Jahrb.. 187
Leinwand ; h. OJ-JJ-fa ; l>r 0.59V2- — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena.
Damals dem Guido Canlassi (Cagnacci) zugesehrieben. So auch in dem Modeneser Inv.
bei Venturi p. 354. Doch seit dem Inv. 1754 I 335, dem Foraboseo gegeben.
Giovanni Battista Molinari
Geb. 1636 zu Venedig, lebte daselbst noch 1682. Schüler
P. della Vecchia's. Tätig zu Venedig.
Die Trunkenheit Noah's. Der trunkene Patriarch sitzt 541
rechts unter einem Baume auf rotem Gewände. Einer seiner (414)
Söhne hebt mit dem Henkel eines Korbes das rechte Bein E 1
Noah's in die Höhe. Hinten als Halbfiguren Zuschauer.
Leinwand; h. 2,03; br. 2,36 %. — 1731 durch Leplat (nicht 1741 durch Rossi,
■wie bei H.), ohne Angabe des Künstlernamens, den das Bild jedoch schon im In-
ventar 1754 (I 355) erhielt. — Phot. Bruckm.
Andrea Celesti
Geb. zu Venedig 1639, gest. daselbst 1706. Suchte das
Studium 'der älteren venezianischen Meister mit der Geschmacks-
richtung seiner Zeit zu vereinigen. Tätig zu Venedig.
Der bethlehemitische Kindermord. Links vor einem Palaste 542
ein wildes Durcheinander von dreinhauenden und stechenden (382)
Männern, toten, flüchtenden, ringenden Frauen und sterbenden E 1
Kindern. Weiter rechts hält ein kräftiger, stark ausschreiten-
der Mann ein Kind in die Höhe. Noch weiter rechts kniet
ein anderer, im Begriff, ein Kind mitten durchzuhauen., .
Leinwand; h. 2,73; br. 4,36. — Inventar 1722, A 69.
Die Israeliten, ihren Schmuck zusammentragend. 2. Buch 543
Mosis, Kap. 32. Aus dem Goldschmucke soll das goldene Kalb (383)
gegossen werden. Links sitzt eine Frau, deren nacktes Kind Ch6mnitz
sich an sie schmiegt. Bechts bücken sich zwei Männer, um
ihre Gaben niederzulegen. Hinten das Volk in der Wüste.
Leinwand; h. 1,49; br. 2,01. — 1275 durch Leplat. — Phot. Bruckm. —
1902 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Bacchus und Ceres. Links sitzen die beiden Gottheiten 544
liebend nebeneinander: Ceres vorn, Bacchus, der eine Schale in (384)
der erhobenen Linken hält, weiter zurück. Zu ihren Füssen Cbemnitz
erhebt ein kleiner Liebesgott einen Pfeil in der Linken; ein
zweiter verrichtet ein Bedürfnis. Hinten bacchisches Treiben.
Leinwand; h. 1,73J^ ; br. 1,93. — 1725 durch Leplat. — Phot. Braun X, 9.
188 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Antonio Bellucci
Geb. 1654 iü Pieve di Soligo bei Treviso, gest. ebenda 1715.
Gebildet in Venedig; tätig nacheinander an den Höfen Kaiser
Josefs II. in Wien, des Kurfürsten Johann Wilhelm in Düssel-
dorf und zu London. Vorzugsweise aber in Venedig.
545 Venus und Amor. Die Göttin sitzt rechts auf rotem Tuche
(386) im grünem Käsen, au schwellende Kissen gelehnt. Mit beiden
R 18 Händen hält sie ihre Taube, die sie füttert. Links zu ihren Füssen
sitzt Amor, eine Taube an der Leine. Schöne Berglandschaft.
Leinwand; h. l,35l/2 > br. li75l/2. — 173t durch Leplat. Damals, luv. 1728,
A 2260 ff., fol. 239% als »Guido Congianzo-* (Cagnacci?). Dagegen im Inv. Guarienti,
N. 244, bereits als »Bellucci«. — Phot. Bruckm.
546 Maria mit dem Kinde. Kniestück. Das Christkind liegt
(387) auf weissen Linnen vor seiner Mutter, die, von vorn gesehen,
4 b zu ihm hinabblickt und mit beiden Händen die Windel fasst.
Leinwand; h. 0,71; br. 0,56}£. — Inventar 1754, I 330. — Phot. Bruckm.
Fra Vittore Ghislandi
Geb. zu Bergamo 1655, gest. daselbst 1743. Schüler des Seb.
Bombelli. Arbeitete vornehmlich in Bergamo.
547 Bildnis Rembrandt's. Brustbild ohne Hände, halb nach
(211) rechts auf grauem Grunde. Brauner Rock, Pelzmantel, schwarzer
48 a Hut. Kopie nach dem Selbstbildnisse in den Uffizien. Daher
die Bemerkung bei Ff. p. 116 unverständlich.
• Leinwand; h. 0,72%; br. 0,58. — 1742 erworben. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Sebastiane Ricci
Geb. zu Cividale di Belluno 1659 oder 1660, gest. zu Venedig
den 13. Mai 1734. Schüler des Cervelli und des AI. Magnasco
in Mailand. Arbeitete hauptsächlich in Venedig.
548 Christi Himmelfahrt. Mit erhobener Rechten und aus-
(401) gestreckter Linken schwebt der Heiland vom Erdboden empor
V und blickt nach links hinab, wo in der Apostelgruppe Johannes
die Arme nach ihm ausstreckt. Die elf Apostel bilden lebhaft
bewegte Gruppen. Rechts vorn im Buche die Jahreszahl 1702.
Leinwand ; h. 2,75 ; br. 3,09. — Inventar 1722, A 1283. — Damals in der
katholischen Kirche. — Gestochen 175G von J. Punt tfr II, IG. — Phot. Bruckm.
549 Eine Priesterin am .Altar. Links auf dem Altare eine
(399) Schale mit flackerndem Feuer, von Knaben bedient. In der
58 b
E. Die SchulenVenedigs. XVII. u. XVIII. Jahrh. 189
Mitte die Priesterin. Links und rechts im Vordergründe das
verehrende, Früchte und Blumen spendende Volk.
Leinwand; h. 0,66%; br. 0,73. — 1743 durch AlgarottJ Ton Zanetti in
Venedig. — Gegenstück zum folgenden.
Ein Priester am Altar. Rechts eine Satyrbüste auf dem 550
mit Gelassen beladenen Altar. Der Priester legt seine linke (400)
Hand auf den Kopf der Büste. Rechts vorn kniet ein Knabe 58 b
neben einer weiblichen Gestalt. Links vorn führt das ver-
ehrende Volk Schafe und Rinder zum Opfer herbei.
Leinwand; li. 0,5672» br. 0,73V2- — 1743 durch Algarotti von Zanetti in
Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
Giuseppe Diamantini
Geb. zu Fossombrone um 1621; gest. daselbst den 11. Novbr.
1705 (84jährig). Neuere Urkundenforschung, brieflich mit-
geteilt von Aug. Vernarecci in Fossombrone. (1624 und 1708
in den letzten Auflagen waren Druckfehler). Damit sind die
früheren Angaben (1650 — 1722) widerlegt.
David mit dem Haupte Goliath's. Kniestück. Der fast 55 (
nackte Jüngling steht, nach links emporblickend, neben der (440)
Brüstung, auf der er mit der Rechten das Haupt des Riesen 62 b
hält, während er sich mit der Linken auf sein Schwert stützt.
Leinwand; h. 1,18; br. 0,85. — 1741 aus der Galerie WaUenstein in Dux.
— Phot. Bruckm.
Antonio Molinari
Geb. zu Venedig 1665. Sohn des Giov. Batt. Molinari. War
noch um 1727 in seiner Vaterstadt tätig. Schüler A. Zanchi's.
Amor und Psyche. Amor ein schöner geflügelter Jüngling, 552
schlummert, nach links gewandt, auf einem Sessel. Psyche steht, (415)
nackt wie er, mit der Lampe in der erhobenen Linken, vor ihm. C 1
Leinwand; h. 1,91; br. 1,66%. — 1723 durch Lor. Rossi. — Inventar 1772,
A 1499; damals »im hohen Saal beym Printzen«. — Phot. Bruckm.
Luca Carlevaris
Gen. Casanobrio (Da Ca Zenobio). Geb. zu Udine 1665, gest.
zu Venedig, wahrscheinlich 1731. Vorgänger A. Canale's als
Vedutenmaler Venedig's.
Venezianisches Stadtbild. Vorn die Riva degli Schiavoni, 553
rechts der Dogenpalast, weiter zurück die Piazzetta, hinten in (413)
58 o
190 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
der Mitte S. Maria della Salute. Links das Meer, reich mit
Prachtgondeln belebt. Die Würdenträger der Republik empfangen
den kaiserlichen Gesandten Grafen Colloredo.
Leinwand; h. 1,32; br. 2,59. — Inventar 1754, I 523. — Phot. Bruckm.
Marco Ricci
Geb. zu Cividale di Belluno 1679, gest. zu Venedig 1729.
Schüler und Neffe Sebastiane Ricci's. Tätig in England und
Venedig. Geschätzter Landschaftsmaler seiner Zeit.
554 Landschaft mit dem heil. Hieronymus. Mächtige Bäume
(404) beherrschen den Vordergrund. Links im Mittelgrunde eine
N. M.-G. Anhöhe. Hieronymus sitzt, nach rechts gewandt, vorn uuter
dem Baum. Sein Löwe schreitet bildeinwärts.
Leinwand; h. 1.47 J-g ; br. 1,11%. — Zuerst im Katalog- von 1812. — Gegen-
stück zum folgenden. — 1904 ans Nene Ministerialgebäude. — Phot. Bruckm.
555 Landschaft mit der heil. Magdalena. Rechts eine hohe
(405) Baumgruppe. Links Fernblick auf eine beleuchtete Ortschaft am
N. M.-G. Fusse des Gebirges. Vorn am Felsen sitzt Magdalena mit dem
Totenkopfe, dem Kreuze und der Salbbüchse zu ihren Füssen.
Leinwand; h. 1,46; br. 1,11. — Zuerst im Katalog von 1812. — Gegen-
stück zum vorigen. — 1904 ans Neue Ministerialgebäude. — Phot. Bruckm.
556 Am Flusse vor der Stadt. Links vorn der Fluss mit kleinem
(403) Wasserfall; an ihm ein heiteres Treiben von Hirten und Herden.
57 b Rechts im Mittelgrunde die Stadt, zu der eine lange Brücke
führt. Links im Hintergrunde Berge; helles Licht von links.
Leinwand ; h. 0,99 : br. 1 ,53. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Phot. Bruckm.
557 Winterlandschaft. Die beschneite Strasse wendet sich links
(411) bildeinwärts. Rechts vorn ein Dorf mit einem runden Turm;
ständehaus r]avor auf (]er Strasse zwei Reiter; links ein kahler Baum.
Leinwand ; h. 1,01 ; br. 1,46%. — 1 738 durch Rossi aus Venedig. — l'hot. Bruckm.
558 Die Mühle im Tal. Die Mühle liegt mitten im Flusstal.
(406) Neben ihr erhebt sieb ''in viereckiger Turm. Eine Bogenbrücke
57 a führt links zu ihr hinüber. Vorn rechts stehen hohe Bäume.
Links vorn baden Frauen im' Flusse. Licht von links.
Leinwand; h. 1,00; br. 1,34. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden.
559 Die Landstrasse vor dem Tal. Jni Mittelgründe ein hell
(407) beleuchtetes Flusstal. Vorn rechts führt eine belebte Stra'wso
64 c
E. Die Schulen Venedigs. XV11. u. XVIII. Jahr h. 191
zur Anhöhe hinauf. Links vorn stehen hohe Bäume, in deren ' :
Schatten zwei Männer rasten. Licht von rechts.
Leinwand; h. 0.97; br. 1,31. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum vorigen.
Landschaft mit dem Rundtempel. Im Mittelgründe glänzt 560
ein See. an dem eine hell beleuchtete Ortschaft mit einem Turm (409)
und einem Rundtempel liegt. Links vorn unter hohen Bäumen N. M.-G.
ruhen zwei Rinder, ein Schaf und der Hirte am Bache.
Leinwand; h. 1,26; br. 1,2814. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden. — 190-1 ans Neue Ministerialgebäude.
Der Brunnen am Wege. Rechts unter einer einsamen 56 1
korinthischen Säule ein stattlicher Rundbrunnen, aus dem ein (410)
Reiter seinen Schimmel saufen lässt. Links im Mittelgrunde N. M.-G.
am Fuss des Gebirges eine hell von rechts beleuchtete Ort-
schaft mit brennendem Turme (Kalkofen?).
Leinwand; h. 1,25; br. 1,24. — 1738 durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum vorigen. — 1904 ans Neue Ministerialgebäude.
Am Bergsee. Rechts im Mittelgrunde der See; vor ihm 562
eine stattliche Baumgruppe. Links im Mittelgrunde eine Brücke (408)
und eine hell beleuchtete Kirche; davor ein Fluss, in dem Kinder 57 c
baden, während am Ufer zwei 'Jäger nach Vögeln schiessen.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,29%. — 1738" durch Rossi aus Venedig. — Gegen-
stück zum folgenden.
Die Wäsche im Tale. Einsame Berglandschaft. Ein hoher 563
Baum steht links an dem Wege, auf dem sich zwei Reiter ent- (412)
fernen, während in der Mitte am Bache einige Wäscherinnen 64 a
beschäftigt sind, eine andere rechts am Wege wartet..
Leinwand; h. 0,96; br. 1,29. — 1738 durch Rossi ans Venedig. — Gegen-
stück zum vorigen.
Carlo Brisighella
Gen. Eismann (auch Eisenmann, Leismann, Lismann). Geb. zu
Venedig 1679 (nicht 1629), gest. wahrscheinlich zu Verona,
wo er hauptsächlich tätig war. Schüler seines Adoptivvaters
Joh. Ant. Eismann. Er war 1706 in Ferrara.
Reitergefecht. Die Schlacht tobt im Vordergrunde. Der 564
Hintergrund ist von Rauch und Wolken verhüllt. (427)
Leinwand; h. 0,69; br. 1,39%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — 1905 an Piairen i. V.
den Kunstverein zu Plauen i, V. ......
192 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
565 Reitertreffen. Ganz vorn liegen zwei tote Pferde und ein
(428 ) gefallener Soldat. Rechts eine Felswand, links Berge am Horizont.
Q 2 Leinwand; h. 0,87 %; br. 0,73. — 1741 als »Borgognone durch Rpssi aus
Venedig. — Gegenstück zum folgenden.
566 Reiterangriff. Unter Stadtmauern eiue Reiterschar. Ein
(429) Pferd, das seinen Reiter verloren, jagt rechts davon.
Q 2 Leinwand; b. 0,37%; br. 0,73. — 1711 als i Borgognone durch Kos>i aus
Venedig. — Gegenstück zum vorigen.
567 Nach der Schlacht. Das Schlachtfeld ist mit Leichen
(430) besäet. Vorn hält ein Offizier auf einem Schimmel.
Q 1 Leinwand; h. 0,95%; br. 1,55. — Im Inr. 1754, II 375, als Eisenmaun«.
Gasparo Diziani
Geb. zu Belluno, gest. zu Venedig 1767. Schüler Seb. Ricci's.
Arbeitete als Theaterdekorationsmaler in Rom und in Dresden,
zumeist aber in Venedig.
568 Im Atelier. Karikatur. Ein bäurisch gekleideter Maler malt
(402) einen dickbäuchigen Herrn, der links im Lehnsessel ruht.
Plauen i. V. Leinwand; h. 0,85; br. 0,73. — Inv. 1754, 1483, als »autore incerto«. Als
»Diziani« zuerst bei IL in der 1. Aufl. 1872. — 1902 an den Kunstverein zu
Plauen i. V. — Phot. Bruckm.
Giovanni. Battista Piazetta
Geb. den 13. Februar 1682 zu Pietrarossa im Trevisanischen,
gest. den 24. April 1754 zu Venedig. Schüler des A. Molinari.
Selbständig weiterentwickelt. Tätig zumeist in Venedig.
569 Das Opfer Abraham's. Kniestück. Isaak sitzt vorn, nach
(417) links gewandt, auf dem Opferstein und lehnt den verbundenen
R 20 Kopf an seinen Vater, der das Messer in der Rechten hält.
Leinwand; h. 1,52% j br. 1,14%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein
zu Dux. — Phot. Bruckm.
570 David mit dem Haupte Goliaths. Der fast nackte junge
(418) Sieger beugt sich nach rechts zu der Brüstung herab, auf die
59 b er den Kopf des Riesen niederlegt. Links erhebt ein tiefer-
stehender Krieger erstaunt die Hände.
Leinwand; h. 1,84^; br. 0,99. — 1743 durch Algarotti aus Venedig. —
Phot. Brnckm.
57 1 Ein junger Fahnenträger. Kniestück, nach links. Der junge
(419) rothaarige Bursche in blauer Jacke stützt seine Linke auf eine
59 a Steinbrüstung und hält das weisse Banner in der Rechten.
E. Die Schulen Venedigs und sein es Gebietes. XVIII. Jahrb.. 193
Leinwand; h 0,87; br. 0,71%. — 1743 dnrch Algarotti ans Venedig. —
Phot. Brann XIII, 7 ; Bruckni.
Francesco Migliori
Geb. zu Venedig- 1684, gest. daselbst 1734. Tätig zu Venedig.
Bacchus und Ariadne. Ariadne sitzt rechts auf einem 572
Fasse und legt ihren rechten Arm um die Schultern des Bacchus, (420)
der neben ihr steht und ein Glas in der Rechten erhebt. Ganz N. M.-G.
vorn hält ein auf den Rücken gefallener kleiner Amor einen
Panther an einer roten Leine.
Leinwand; h. 3,00; br. 4,02. — Inv. 1722, A 1297. — Damals im Prinzen-
Palais. — Gegenstück zum folgenden. — 1905 (1902) ans Nene Ministerialgebände.
Die Entführung der Europa. Links sitzt Europa auf dem 573
im Rasen liegenden weissen Stier, den ihre Gefährtinnen be- (421)
kränzen. Im Mittelgrunde lehnt Merkur sich an ein Rind. N. M.-G.
Leinwand; h. 3,00; br. 4,04. — Inv. 1722, A 1298. — Damals im Prinzen-
Palais. — Gegenstück zum vorigen. — 1905 (1902) ans Nene Ministerialgebäude.
Josef als Traumdeuter. Josef sitzt links und spricht mit 574
lebhaft bewegten Fingern. Pharao thront rechts. (422)
Leinwand; h. 2,73; br. 2.05. — Inv. 1722, A 729. — Gegenstück zu den TJ 9
folgenden vieren ; alle vier hingen damals an der »grossen Treppe«.
Das Opfer Abraham's. Vorn sitzt Isaak bereits auf dem 575
Opfersteine. Hinter ihm zückt Abraham das Messer. Oben (423)
der Einhalt gebietende Engel. Links unten der Widder. U 4
Leinwand; h. 2,66; br. 2,00. — Inv. 1722, A 726. — Vergl. die Bemerkungen
zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Kain und Abel. Der Erschlagene liegt vorn auf dem 576
Rücken. Der Mörder eilt nach rechts davon. Links erscheint (425)
der Engel, der ihn verjagt. U 4
Leinwand; h. 2,73; br. 2,05. — Inv. 1722, A 728. Vergl. die Bern. zuN. 574.
Die „Caritä Romana". Kimon im Kerker durch seine 577
Tochter Pero ernährt. Durch die Eisenstäbe des Kerkerfensters (426)
zur Linken blickt ein behelmter Wächter herein. TT 2
Leinwand; h. 2,71; br. 2,03. — Inv. 1722, A 727. Vergl. die Bern, zu N. 574.
Giovanni Battista Pittoni
Geb. zu Venedig 1687, gest. daselbst 1767. Schüler seines
Oheims Fr. Pittoni. Tätig in Venedig.
Der Tod der Agrippina. Rechts liegt der Leichnam der 578
Mutter Nero's. Links steht, lorbeerbekränzt, der Kaiser mit (441)
zwei Begleitern. Bez. 1. u. : G. BA. PITONI. 'TT 4
13
194 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 2,37; br. 3,0G»/j. — luv. 1722, A 787. Damals hing es auf
der »grossen Treppe«. — Gegenstück zum folgenden.
579 Der Tod des Seneca. Rechts thront Nero. Links wird
(442) die Wanne mit der Leiche seines Lehrers hereingetragen. Bez.
U 2 ,1. r. : G. BA. PITONI.
Leinwand; h. 2,36; br. 3,06. — Inr. 1722, A 786. Damals hing es, als
Gegenstück zum vorigen, auf der »grossen Treppe«.
Pietro Negri
Schüler des Antonio Zanchi (1639 — 1722). Arbeitete zu
Venedig um 1700. Näheres unbekannt.
580 Nero an der Leiche Agrippina's. Kniestück. Rechts steht
(416) der Kaiser mit verschränkten Armen und betrachtet düsteren
Chemnitz Blickes die Leiche seiner Mutter, die hereingetragen wird.
Leinwand; h. 1,37; Lr. 1,66. — 1731 als Jordan« durch Rossi. — Als
»Negri« schon im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 237. — 1902 an die Kunsthütte
in Chemnitz.
Antonio Canaletto
Giov. Ant. da Canale, gen. Canaletto oder il Tonino. Geb. zu
Venedig den 18. Oktober 1697, gest. daselbst den 20. April
1768. Schüler seines Vaters, des Dekorationsmalers Bern, da
Canale. Hauptmaler städtischer Ansichten. Tätig hauptsächlich
in Venedig, doch 1746 und 1747 in London.
581 Der grosse Kanal in Venedig. Rechts hinten die Rialto-
(449) brücke, vorn ein grosser gotischer Palast, davor einige gelb-
58 a gedeckte Seefährzeuge. Links zweigt sich ein Seitenkanal ab.
Gondeln beleben die ganze Wasserfläche. Licht von links.
Leinwand; h. 1,45}*; br. 2,34. — In. 1754, I 524. — Phot. Braun II, 17;
Hanfstängl; Bruckm.
582 Bei S- Giovanni e Paolo in Venedig. Links der überbrückte
(458) Kanal. Rechts der durch die Scuola di S. Marco und die Kirche
57 1) S. Giovanni e Paolo begrenzte Platz. Rechts im Vordergrunde
Andrea del Verrocchio's Reiterdenkmal Colleoni's. Diese Seite
im Schatten.
Leinwand; h. 1,25; l>r. 1,65. — Inv. 1754, I 555, als Werk Ant. Canale's;
und seine breitere weichere Malweise, seine wärmere Stimmung, sowie das Fehlen
der konventionellen Wellenlinien im Wasser, weisen in der Tat darauf bin, dass
dieser ältere Meister, nicht dessen Neffe und Schüler Bernardo Belotti, dem H. das
Bild zuschrieb, sein Urheber ist. Da Bern. Beiotto, als das Inv. von 1764 ange-
E.DieSchulenVenedigsundseinesGebietes. XVIII. Jahr h. 195
fertigt wurde, selbst in Dresden ansässig war, wäre es damals, wenn es von ihm
herrührte, auch sicher nicht seinem Oheim zugeschrieben. Zur Galerie erst 1854
durch Schnorr. Vergl. Schnorr a. a. 0. 1896 N. 2, S. 267. — Phot. Braun XV, 9 ;
Hanfst.; Bruckni.
Das Campo S. Giacomo di Rialto zu Venedig. Links der 583
im Mittelgründe durch die hell vom Sonnenschein beleuchtete (451)
Kirche begrenzte Platz. Rechts die an einem Riesenpalaste 55 b
entlang führende, in tiefem Schatten liegende Strasse.
Leinwand; h. 0,95%; br. 1,17. — Inv. 1754, 1558. — Also zu Lebzeiten
des Meisters als »Ant. Canale« erworben. — Gegenstück zum folgenden. — Phot.
Braun XV, 7.
Der Marcusplatz zu Venedig. Im Hintergrunde die Marcus- 584
kirche. Rechts vor ihr der Marcusturm. Weiter vorn links (452)
die Procurazie vecchie, rechts die Procurazie nuove, jene hell 55 b
beleuchtet, diese in tiefem Schatten.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,17. — Inv. 1754, I 559. — Gegenstück zum vorigen.
Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun XI, 3.
Vor dem grossen Kanal zu Venedig. Rechts vorn die Kirche 585
S. Maria della Salute. Links im Mittelgrunde die Piazzetta (450)
mit dem Dogenpalaste, weiter zurück die Riva degli Schiavoni. 56 b
Links graue Wolken, rechts helles Sonnenlicht.
Leinwand ; h. 0,65 ; br. 0,98. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun X, 11.
Auf dem grossen Kanal zu Venedig. Vorn rechts vor 586
schlichtem grossen Palaste ein Stück des Steindammes, an dem (454)
ein Schiff liegt. Weiter zurück eine Kirchenkuppel. Links ein 56 b
stattlicher Rundbogenpalast.
Leinwand; h. 0,65V2 > br. 0,9772- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruekm.
Bartolo Nazari
Geb. zu Bergamo den 10. Mai 1699, gest. zu Mailand den
24. August 1758. Schüler Ghislandi's in Bergamo und Fr.
Trevisanfs in Venedig. An verschiedenen, auch an deutschen
Höfen als Bildnismaler tätig, ansässig jedoch in Venedig.
Bildnis eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände, fast 587
von vorn auf grauem Grunde. Leber langem grauen Haar (438)
trägt der bartlose reich gekleidete Alte eine schwarze Kappe. 57 b
Leinwand; h. 0,49% ; br. 0,38V2. — 1743 durch Algarotti aus Venedig. —
Inv. 1754, I 10. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruekm.
13*
196 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
588 Bildnis einer alten Frau.. Brustbild ohne Hände, fast von
(439) vorn auf dunklem Grunde. Die weisshaarige Alte hüllt sich
57 b in ein gelbgraues, schwarzgestreiftes Tuch.
Leinwand; h. 0,49; br. 0,37l/2- — \7tö durch Algarotti aus Venedig. —
Inv. 1754, I 11. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Giuseppe Nogari
Geb. zu Venedig 1699, gest. daselbst 1763. Schüler des Giov.
Batt. Pittoni und des Ant. Balestra. Bildete sich einen eigenen,
an Rembrandt und Denner erinnernden Stil. Tätig in Venedig.
589 Der Geizige. Halbfigur nach links auf graublauem Grunde.
(432) Der Alte mit grauem Hut und Vollbart, in braunem Rock uud
60 b blauem Pelzmantel schüttet mit der Rechten einen Beutel Gold
in eine Schale und hält in der Linken einen Schlüssel.
Leinwand; h. 0,74}^; br. 0,59. — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Maler selbst. — Inv. Guarienti (vor 1763) N. 22(5. — Gegenstück zum folgenden. —
Gestochen 1744 von Fei. Polanzani. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckni.
590 Der Gelehrte. Halbfigur nach rechts auf graugelbem
(433) Grunde. Der Alte mit grauem Haar und dünnem grauen Barte
60 b trägt einen violettbraunen Mantel. Rechts auf dem Tische
liegen zwei Bücher und eine Brille. Seine Linke ruht auf den
Büchern, in der Rechten hält er ein beschriebenes Papier.
Leinwand; h. 0,75}^; br. 0,59}^. 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Malersellist. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. liraun VI, 13; Phot. Ges.;
Hanfst.; Tanimo; Bruckni.
591 Der Sparsame. Halbfigur auf grauen] Grunde, fast von
(434) vorn gesehen. Der Alte mit grauem Haar und Bart trägt einen
57 b schwarzen Mantel und eine schwarze Kappe. Rechts auf der
Brüstung, auf der Goldstücke schimmern, hat er seine Hände
übereinander gelegt.. In der Linken hält er eine Brille.
Nussbaumholz ; h. 0,61 ; br. 0, 14'/2. — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Maler selbst. — Gegenstück zum folgenden. — Gestochen von J. C. Gudeborn 3f III, 50.
— Phot. Braun III, 8; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme.
592 Die Alte mit dem Kohlenbecken. HalMigur auf grauem
(435) Grunde, halb nach links. Die weisshaarige Alte in braunem
57 b Mantel über blauem Kleide wärmt sich die Hände an dem
links neben ihr stehenden Kohlenbecken.
Nussbaumholz; h. 0,59; br. 0.43. — 1743 durch Algarotti in Venedig vom
Maler selbst. — Gegenstück zum vorigen. — Gestochen von J. C. Gudeborn jjß III,
50, von Fr. Aug. Speck und von Fei. Polanzani. — Phot. Braun VIII, 16;
Hanfst.; Tamme.
E.DieSchiilenVenedigsundseinesGebietes. XVULJahrli. 197
Petrus. Halbfigur auf grauem Grunde, halb nach rechts. 593
Den Schlüssel hält der Apostel in seiner Linken; das Buch liegt (437)
neben ihm. Sein kurzes Haupt- und Barthaar ist grau, sein 60 b
Oberkörper ist entblösst.
Leinwand; h. 0,84V2 ; br. 0,6072- — 1743 durch Algarotti in Venedig Tom
Künstler selbst. — Phot. Bruckm.
Angeblich Giuseppe Nogari
Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts auf dunklem 594
Grunde. Der Alte mit grauem Bart in schwarzem Anzüge (436)
sitzt im Sessel, an dessen Armlehnen seine Hände ruhn. 61 b
Leinwand; h. 0,89; br. 0,73. — Dass Nogari der Urheber dieses Bildes sei,
bezweifelte schon H. Nach H. mit dem vorigen 1743 durch Algarotti aus Venedig.
Wir fanden es jedoch zuerst (frageweise als Nogari) im Katalog von 1835.
Pietro Longhi
Geb. zu Venedig 1702, gest. daselbst 1762. Schüler des
( A. Balestra in Venedig und des Gius. Crespi zu Bologna.
Bildnis einer älteren Dame. Brustbild ohne Hände nach 595
links auf grauem Grunde. Sie trägt ein weisses, golddurch- (496)
wirktes Kleid, eine Haube und einen durchsichtigen Schleier. 69 b
Leinwand; h. 0,67%; br. 0,57%. — Inv. 1722, B 1282, als »van Dyek« und
»ans dem grünen Gewölbe«. — Bei H. als unbekannt. Als Arbeit Pietro Longhi's
erkannt von Lerm. S. 229; 2. Aufl. 330—331. — Phot. Bruckm.
Graf Pietro Rotari
Geb. zu Verona 1707, gest. zu St. Petersburg 1762. Schüler des
A. Balestra in Venedig. Malte an verschiedenen Höfen ; zuletzt
als Hofmaler der Kaiserin Katharina in St. Petersburg.
Die Ruhe auf der Flucht. Nachtstück. Die Sichel des zu- 596
nehmenden . Mondes steht rechts oben am Himmel. Maria sitzt (443)
in der Mitte neben einem Brunnen, auf dessen Rand sie das Christ- 59 a
kind, von dem alles Licht ausgeht, festhält. Links vorn beten
zwei Engel an, von denen einer ein Wickeltuch bringt. Rechts
hinter dem Baume steht Josef, vor ihm der Esel, der seinen
Durst stillt. Engel und Engelköpfe am Himmel.
Leinwand; h. 2,74; br. 2,08. — Inv. 1754, I 366. — Phot. Bruckm.
Ein alter Mann. Brustbild nach links auf graugrünem 597
Grunde. Der gen Himmel blickende, auf seinen Stab gestützte (444)
Alte im braunroten Mantel wird als Apostel Jakobus bezeichnet. 60 b
198 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,52%; br. 0,43% — Zuerst, nui als >buste d'un nomine ,
im »Abrege ■; von 1782.
598 Ein Bischof. Brustbild Dach rechts auf graugrünem
(445) Grunde. Der mit dem Bischofsgewand bekleidete, mit ge-
60 b falteten Händen gen Himmel blickende Alte ist irriger Weise
als heil. Franziskus erklärt worden.
Leinwand; h. 0,4472! br. 0,35. — Zuerst im »Catalogue^ von 1765 nur als
»Büste d'un eveque priant«.
599 Die heil. Magdalena. Brustbild von vorn auf grauem,
(446) epheuumranktem Steingrunde. Nur die rechte Hand der
56 c Heiligen, die sie an ihre nackte Brust legi, ist sichtbar. Ihr
langes, blondes Haar fällt aufgelöst auf ihre Schultern herab,
die ein blauer Mantel umfiiesst.
Auf Leinwand; h. 0,45; br. 0,35. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. —
Phot. Braun IV, 15 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Hanfst. ; Bruokm.
600 Prinzessin Elisabeth. Kniestück, nach rechts. Die Tochter
(447) König August's III. trägt ein blaues Kleid und hält einen Fächer
61 b in der gesenkten Rechten. Ihre Linke ruht auf den Tasten .
des rechts stehenden Klaviers. Hinter ihr ein roter Stuhl.
Leinwand; h. 1,07; br. 0,86. — Zuerst im Nachtrag des »Catalogue« von
1765, p. 244. — Gegenstück zum folgenden. • — Phot. Bruckm.
60 1 Prinzessin Kunigunde. Kniestück, fast von vorn. Die Tochter
(448) König August's III. trägt ein rotes Kleid. An ihrer linken
61 b Seite hängt ein Nähbeutel. In ihrer Eechten hält sie eine
Seidenfadenrolle, mit der Linken fasst sie den Faden.
Leinwand; h. 1,07%; br. 0,87. — Zuerst im Nachtrag zum > Catalogue« von
1765, p. 244. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Francesco Guardi
Geb. zu Venedig den 5. Oktober 1712; gest. daselbst den
1. Januar 1793. — Schüler und Nachfolger des Antonio
< anale, gen. Canaletto in Venedig.
60 IA Papst Pius VI. segnet die Venezianer (1782). Der Platz
AmPfeiler bei San Giovanni e Paolo. Hechts die Kirche mit Verroccbio's
zwischen ßeiterdenkmal. Links die Häuserreihe am Kanal, der mit Brettern
59 u 60
zugedeckt zu sein scheint. In der Mitte an der Scuola di San
Marco ist ein Gerüst, zu dem grosse Treppen emporführen,
vor der Loggia errichtet. Hier steht der segnende Papst. Die
Würdenträger der Kirche stehen auf den Treppen. Vorn auf
dem Platze und auf dem Kanal drängt sich das Volk.
E. DieSchulenVenedigsundseinesGebietes. XVIII. Jahrh. 199
Leinwand; h. 0,51%; br. 0,68. — 1898 im Kunsthandel aus London. —
Das Bild war 1894—95 in New Gallery in London ausgestellt. — 1902 tauchte im
Magazin der Stuttgarter Galerie ein zweites Exemplar auf, das, ihr inzwischen ein-
verleibt, die geistreiche Manier des Meisters wohl noch schärfer ausgeprägt zeigt als das
unsere. Später wurden noch zwei andere Exemplare bekannt, eins in der Universi-
tätsgalerie zu Oxford, eins bei Mrs. Burns, North Myinms Park, Hatfield. Vergl.
Konrad Lange's Stuttgarter Katalog (1903) S. 120 und G. A. SimoDson, Franc. Guardi,
London 1904, p. 87, N. 52 und p. 44. Wir halten die Originalität unseres Bildes
seiner Pinselführung nach für zweifellos und sind geneigt, gerade weil es die
priokelnden Lichteffekte Guardi's noch gemässigt zeigt, in ihm die erste, bei ruhigem
Naturlicht gemachte Aufnahme des Gegenstandes zu sehen. — Phot. Bruckm.
Bernardo Canaletto
Bernardo Bellotto, gen. Canaletto. Geb. zu Venedig den 30. Jan.
1720, gest. zu Warschau den 17. Oktober 1780. Neffe und
Schüler Antonio Canale's dessen Beiname auch der seine wurde.
Arbeitete anfangs in Italien (Venedig, Koni, Verona), dann nörd-
lich der Alpen, 1747 bis 1758 in Dresden, 1758 bis 1760
in Wien, dann in Warschau und wieder in Dresden, wo er
1764 Mitglied der Akademie, 1768 aber entlassen wurde, um
Hofmaler König Stanislaus Poniatowski's von Polen zu werden.
Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer oberhalb der 602
Augustusbrüeke, Die Elbe zieht sich vom Vordergründe links (464)
zum Hintergrunde rechts hinab. Links am jenseitigen Ufer 62 c
die Brühl'sche Terrasse; dahinter die Kuppel der Frauenkirche.
In der Mitte die Brücke und die katholische Hofkirche. Vorn
am Ufer sitzt der Maler selbst zwischen seinen stehenden
Kollegen Thiele und Dietrich. Ausserdem (nach H.) uuter den
Figuren des Vordergrundes: der durch seine Korpulenz be-
kannte Sopransänger Niccolo Pozzi, gen. Niccolini, der Hof-
maler August's des Starken und August's HI. Joseph Fröhlich,
und der Leibarzt der Königin Maria Josepha, Philippe de
Violante. Rechts die Inschrift: BERNARDO . BELLOTO .
DETTO . CANALETO . F . ANNO . 1747 . IN . DRESDA.
Leinwand; h. 1,32; br. 2,36. — Inventar 1754, I 532. — Rad. vom Meister
selbst = Rud. Meyer S. 39, N. 10. Auf der Radierung hat die kath. Hofkirche
bereits ihren Turm. — Phot. Hanfst. ; Tamme.
Zwischen Padua und Venedig. Links vorn neben der 603
Schleuse ein Wirtshaus. Rechts vorn eine grosse Freitreppe, (455)
die zu einer Barockkirche emporführt. Im Mittelgrunde ein 60 a
200 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
langgestrecktes Haus ; im Hintergründe der Fluss und die Säulen-
fassade einer Kirche. Licht von links. Bez. 1. u. : BERNARDO .
BELOTO . DETO . CANALETTO . FE . ANNO 1748.
Leinwand; h. 1,32; br. 2,32. — Inventar 1754, I 540. — Phot. Bruckm.
604 Die Etsch in Verona. Man blickt stromaufwärts. Der
(456) Fluss wendet sich im Hintergrunde vor dem Kastell S. Pietro
60 a nach links. Beide Ufer fassen Häuserreihen ein. Vorn links
eine Landungsbrücke, an der ein Segelbot anlegt.
Leinwand; h. 1,31%; br. 2.31%. — Inventar 1754, I 544. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Bruckm.
605 Der alte Ponte delle Nävi in Verona. Die Etsch fliesst
(457) vom Hintergrunde links zum Vordergrunde rechts herab. Vorn
60 a die zweiteilige Brücke mit dem alten Zinnenturm, welche 1757
durch eine Ueberschwemmuug zerstört wurde.
Leinwand; h. 1,32%; br. 2,33%. — Inventar 1754, I 542. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Bruckm.
606 Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer unterhalb
(465) der Augustusbrücke. Die Elbe fliesst vom Hintergrunde links
59 b zum Vordergrunde rechts herab. Rechts, am jenseitigen Ufer,
die katholische Hofkirche, die Brücke, die Kuppel der Frauen-
kirche. Vorn links ein Haus neben einem Baume. Davor am Ufer
verschiedene Staffage-Figuren. Bezeichnet unten in der Mitte:
Bwnarao Beäoffo defto
Canccli
Leinwand; h. 1,32%; br. 2,36. — Inventar 1754, 1543. — Rad. vom Meister
selbst = R. Meyer S. 41 N. 12. — Auf der Radierung die kath. Uofkirche bereits
ohne Gerüst. — I'hot. Ilanfst. ; Tarn ine; Bruckm.
607 Ansicht von Dresden. Vom linken Eibufer, unterhalb der
(466) Festungswerke. Rechts hinter den C4räben, Mauern und Wällen
62 b die noch von Gerüsten umgebene katholische Hofkirche. Links
am jenseitigen Ufer das japanische Palais, im Hintergründe
die Brücke. Am Ufer vorn rechts hält ein vierspänniger Wagen,
links steht ein Mann, ruht eine Frau. Bezeichnet (wie um-
stehend Seite 201) links unten:
5
E.DieSchulenYeiiedigsundseinesGebietes. XVIILJahrh. 201
Leinwand; h. 1,34%; br. 2,27. — Inventar 1754, I 539. — Rad. vom Meister
selbst = R. Meyer S. 37 N. 9. — Auf der Radierung die katholische Hofkiiche
bereits ohne Gerüst. — Phot. Hanfst.
Ansicht von Dresden. Blick 608
stromabwärts vom linken Eibufer. (479)
Links das Residenzschloss, rechts 62 a
die ersten Joche der Brücke, in
der Mitte die katholische Hof-
NT^ O^ kirche, noch von Gerüsten um-
geben; rechts hinten die Berge
der Lössnitz. Bezeichnet u. 1.:
BERNARDO0. BELOTO DETTO
CANALETO . F . AN0 . 1748.
Leinwand; h. 1,32%; br. 2,35. —
Inventar 1754, 1 531. — Radiert vom Meister
selbst = R. Meyer S. 40 N. 11. — Die
katholische Hofkirche auf der Radierung
bereits ohne Gerüst. — Phot. Hanfst.
Ansicht von Dresden. Blick 609
auf den ehemaligen Zwingergraben. (480)
vi^^^ "**'**-— In der Mitte führt ein Holzsteg 60 a
V^sJ f^. vom südlichen Zwingerpavillon
über den von Schwänen belebten
Graben nach der Friedrichstädter
Allee. Im Hintergrunde rechts
das ehemalige Wilsdruffer Tor,
in der Mitte der Turm der da-
maligen Kreuzkircbe.
Leinwand; h. 1,32%; br. 2,34%. —
Inv. 1754, I 534. — Rad. vom Meister selbst
= R. Meyer S. 53 N. 21. — Phot. Hanfst.;
Taninie; Bruckm.
Ansicht des Neumarktes zu 610
^ .. Dresden. Vom Jüdenhofe gesehen. (467)
>^> Links vorn das ehemalige Galerie- 62 c
\^Sj gebäude; in der Mitte des Mittel-
grundes die Frauenkirche; vor
dieser die 1760 zerstörte Hauptwache. Vorn der von sechs
Schimmeln gezogene Wagen August's III. Hinter ihm das
Gefolge des Königs.
S
202 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,35%; br. 2,26%. — 1749 gemalt. Im Juli 1761 durch
Canaletto selbst zur Galerie. H. — Inventar 1754, I 537. — Radiert vom Meister
selbst = R. Meyer S. 43 N. 13. — Phot. Hanfst.; Tamme.
6 1 1 Ansicht der ehemal. Festungswerke zu Dresden. Vom alten
(468) Wilsdruffer Tor gesehen. In der Mitte die damalige Wils-
62 a druffer Tor-Brücke; dahinter die Festungswerke, überragt von
dem 1744 erbauten Anton'schen Hause. Links weiter zurück
ein Stück des Zwingers.
Leinwand; h. 1,31%; br. 2,36. — 1750 gemalt. Im Februar 1751 durch
Canaletto selbst zur Galerie H. — Inventar 1754, I 530. — Rad. vom Meister selbst
= R. Meyer S. 47 N. 16. — Phot. Hanfst.; Tamme.
6 1 2 Ansicht der Dresdner Neustadt. Blick vom Platze vor der
(469) Brücke durch die jetzige »Hauptstrasse« in die dahinterliegende
62 c Heide. In der Mitte, von hinten gesehen, das vergoldete Reiter-
standbild August's des Starken. Vorn ein zweispänniger Wagen.
Leinwand; h. l,33'/2 ; br. 2,3572- — 1750 gemalt; im Februar 1751 durch
Canaletto selbst zur Galerie H. — Inventar 1754, I 538. — Radiert vom Meister
selbst. — R. Meyer S. 44 N. 15. — Phot. Hanfst ; Tamme.
613 Ansicht des Neumarktes zu Dresden. Von der Moritz-
(470) Strasse gesehen. Hechts die 1760 zerstörte Hauptwache; da-
62 a hinter die Frauenkirche. Vorn Jahrmarktsbuden. Links auf
einem vom Volke umstandenen Gelüste ein Charlatan mit einem
Ausrufer und einem Geiger.
Leinwand: h. 1,35; br. 2,36%. — 1750 gemalt. H. — Inv. 1754, 1 641. —
Rad. vom Meister selbst = R. Meyer S. 46 N. 15. — Phot. Hanfst.; Tamme; Brurkni.
614 Ansicht des Altmarktes zu Dresden. Von der Schloss-
(471) Strasse gesehen. Rechts das Rathaus. In der Mitte das erst 1878
62 c abgebrochene Chaisen-Träger-Haus. Links die ehemalige Kreuz-
kirche. Ein Sechsspänner in der Mitte des Platzes, ein Zwei-
spänner vorn rechts. Die rechte Seite liegt im Schatten.
Leinwand; b. 1,36%; br. 2,38. — 1751 gemalt und von Canaletto selbst ge-
liefert. II. — Inventar 1751, I 536. — Rad. vom Meister selbst = I\. Meyer S. 48
N. 17. — Phot. Hanfst.; Tamme.
6 1 5 Ansicht des Altmarktes zu Dresden. Von der Seestrasse
(472) gesehen. Rechts vorn das Chaisen-Träger-Haus, hinten links der
62 a Turm der katholischen Hofkirche, rechts die Kuppel der Frauen-
kirche. Die von Menschen erfüllte Mitte des Platzes ist von
Jahrmarktsbuden umgeben. Die linke Seite liegt im Schatten.
Leinwand; h. 1,36%; br. 2,39. — 1751 gemalt und von Canaletto selbst
geliefert. H. — Inventar 1754, I 533. — Rad. vom Meister selbst R Meyer S. 50
N. 18. — Phot. Hanfst ; Tamme; Bruckm.
E. Di eScbulen Venedigs und sein es Gebiete s.XVHI.Jahrh. 203
Ansicht der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden. Rechts 616
die westliche Turmfassade der 1760 zerstörten Kirche. Damen (473)
mit Reifröcken und andere Andächtige kommen aus der Kirche. 60 b
Rechts ein zweispänniger Wagen. Links die Kreuzstrasse.
Leinwand; h. 1,95 J-g ; br. 1,85%. — 1751 gemalt (1757 bei H. nrass Druck-
fehler sein). Inventar 1754, 1 528. — Gegenstück zum folgenden. — Radiert vom
Meister selbst = R. Meyer S. 52 N. 20. — Phot. Hanfst.; Tamme.
Ansicht der Frauenkirche zu Dresden. Links das mächtige 6 1 7
Gotteshaus. Rechts die Rampe'sche Strasse, in die eine Ab- (481)
teilung Soldaten hineinreitet. Vorn rechts singende Chorschüler. 60 b
Leinwand; h. 1.93; br. 1,85%. — 1751 gemalt. — Inventar 1754, 1529. —
Gegenstück zum vorigen. — Rad. vom Meister selbst = R. Meyer S. 51 N. 19. —
Phot. Hanfst.; Tamme.
Ansicht von Pirna. Vom rechten Eibufer oberhalb der 618
Stadt. Die Elbe fliesst vom Vordergrunde links zum Hinter- (482)
gründe rechts hinab. Rechts vorn das hohe Ufer beim Dorfe 61 c
Posta mit Weinbergen und Felsen. Links im Mittelgrunde, hell
von der Sonne beschienen, der Sonnenstein über der Stadt.
Leinwand; h. 1,38; br. 2,3972- — Dieses Bild und die folgenden zehn sind
zwisohen 1752 und 1755 gemalt. Vier von ihnen verzeichnet das Inventar 1754, I
zwischen 529 und 549 ; doch nur eines, N. 623, genau genug, um es erkennen zu
lassen. — Rad. vom Meister selbst = R. Meyer S. 63 N. 29. — Phot. Bruckm.
Ansicht von Pirna. Vom rechten Eibufer oberhalb der 619
Stadt. Die Elbe fliesst vom Vordergrunde links zum Hinter- (483)
gründe rechts hinab. Rechts vom die Landstrasse beim Dorfe öl b
Posta. Links der Sonnenstein ; unter ihm. in der Mitte des Mittel-
grundes, die von ihrer rotdachigen Kirche überragte Stadt.
Leinwand ; h. 1,36 ; br. 2,41. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618. —
Phot. Tamme.
Ansicht des Sonnensteins über Pirna. Die Vestc Sonnenstein 620
thront rechts im Mittelgrunde. Links unten liegt die Stadt, in (484)
der Mitte von ihrer Kirche überragt. Fernblick stromabwärts, öl a
Leinwand; h. 1,32; br. 2.35. — Vergl. die Bemerkungen zn N. 618. — Ge-
stochen von J. C. Gudebom. — Rad. vom Meister selbst = R. Meyer S. 61 N. 27.
— Phot. Bruckm.
Ansicht von Pirna. Von der AVestseite, Ecke der Breite- 62 1
gasse. Rechts an der Strasse ein ummauerter Garten, links (485)
Häuser und Bäume. In der Mitte des Hintergrundes ragt der 61 a
Kirchturm, rechts der Sonnenstein.
Leinwand; b. 1,3472 : br. 2,34V2- — Vergl. die Bern, zu N. 618. — Rad.
vom Meister selbst = R. Meyer S. 59 N. 2c cDas Dohnaische Tor . — Phot, Bruckm.
204 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
622 Ansicht der Breitegasse zu Pirna. Vom links der Meilen-
(486) stein in Obeliskenform, in der Mitte ein Pfahl, an dessen Schild
61 a die Jahreszahl 1752 steht. Weiter zurück links die Strasse,
in der Mitte die weisse Giebelseite eines kleinen, rotdachigen
Hauses, rechts der Sonnenstein.
Leinwand; h. 1,347a ; br. 2,34%. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618. —
Phot. Bruckm.
623 Ansicht des Marktplatzes zu Pirna. Links das hell be-
(487) leuchtete getürmte Rathaus. Rechts hinter ihm die Kirche, weiter
61 c im Hintergrunde der Sounenstein. Rechts vorn der Brunnen.
Leinwand; h. 1,34; br. 2,37%. — Inventar 1754, I 540. — Vergl. die Be-
merkungen Ton N. 618. — Ein gleiches, doch kleineres Bild im Berliner Museum.
— Phot. Braun VIII, 17; Thot. Ges.; Taninie; Bruckm.
624 Ansicht von Pirna. Vorn die Landstrasse vor dem Ober-
(488) tor. Rechts oben der Sonnenstein, dessen Mauern zur Stadt
61 c hinabführen.
Leinwand; h. 1,32; br. 2,34. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618. — Ge-
stochen von J. C. Gudeborn. — Rad. vom Meister selbst = R. Meyer S. 58 N. 29,
Das Obertor«. — Phot. Tamme; Bruckm.
625 Ansicht von Pirna. Vom Sonnenstein gesehen. Rechts
(490) thront der Sonnenstein über dem Rasenabhang, an dem ganz
61 a vorn die hölzerne Treppe hinabführt. Links unten die Stadt,
beherrscht von ihrer Kirche, dahinter der Fluss und das jen-
seitige Ufer mit dem Dorfe Kopitz.
Leinwand; h. 1,3272! br. 2,34. — Vergl. die Bern, zu N. 618. — Rad. Tom
Meister selbst = R. Meyer S. 60 N. 26. — Phot. Braun III, 0; Bruckm.
626 Ansicht von Pirna. Von der Schiffervorstadt gesehen. Vorn
(491) ein grosser Teich, der rechts durch einen überbrückten kurzen
61 c Kanal in die Elbe mündet. In der Mitte vor ihm ein Fischer-
zelt. Links obeu der Sonnensteiu. Hinter dem Teiche die Häuser.
Leinwand; h. 1,36; br. 2,37. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618. — Rad.
vom Meister selbst = R. Meyer S. 62 N. 28, »Das Schiffertor . — Phot. Bruckm.
627 Ansicht von Pirna. Vom rechten Eibufer unterhalb der
(492) Stadt. Der Strom fiiesst von links hinten nach rechts vorn herab.
61 b Vorn links ein Stück des Ufers bei Kopitz. Drüben, in der
Mitte des Mittelgrundes, der Sonneustein, unter dem sich die
Stadt bis zum Vordergrunde rechts herabzieht.
[.einwand; h. 1,35; br. 2.36. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 618. —
l'hot. Bruckm.
E. Di eSchulen Venedigs und sein es Cr ebi et es. XVlII.Jahrh. 205
Ansicht des Sonnensteins. Links die Festung. Vorn der von 628
fester Mauer umgebene Platz, auf dem Kanonen und Soldaten, (489)
aber auch ein Zechtisch stehen. Rechts unten die Stadt Pirna, 60 b
der Fluss und der Fernblick übers jenseitige Eibufer.
Leinwand; h. 2,03%; br. 3,31. — Vergl. die Bern, zu N. 618. Doeh ist dieses
Bild zu gross, als dass es eins der vier im Inv. 1754 verzeichneten sein könnte. —
Phot. Bruckm.
Ansicht des Zwingerhofes zu Dresden. Vom westlichen 629
Mittelpavillon aus. Links hinter dem Zwinger das königl. (474)
Residenzschloss, in der Mitte der Turm der Kreuzkirche. 62 b
Leinwand; h. 1,34; br. 2,37. — Nach H. 1758 gemalt; doch schon im In-
ventar 1754, I 535. — Gestochen von Louis Schultz 1886— 87. — $ E. 14. —Rad.
vom Meister selbst = R. Meyer S. 55 N. 22. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer unterhalb der 630
Augnstusbrücke. Kleinere Wiederholung des Bildes N. 606 (477)
mit einigen Veränderungen, besonders in den Staffage-Figuren, 56 a
aber auch mit anderem Licht und in kühlerem Tone.
Leinwand; h. 0,95; br. 1,65. — 1778 aus dem Spahn'schen Nachlass. —
Gegenstück zum folgenden. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Ansicht von Dresden. Vom rechten Eibufer oberhalb der 63 1
Augustusbrücke. Kleinere Wiederholung des Bildes N. 602 (478)
mit einigen Veränderungen, besonders in den Staffage-Figuren 56 c
(in der Gruppe der drei Maler fehlt der Sitzende), aber auch
mit anderem Licht und in kühlerem Tone.
Leinwand; h. 0,95; br. 1,65. — 1778 aus dem Spahn'schen Nachlass. —
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Sinnbildliches ZierstUck. Kniestück. Die Figuren an- 632
geblich von C. W. E. Dietrich. Rechts sitzt die Polonia und (462)
stützt ihre linke Hand auf ihren Schild. Links steht ein 60 b
Mann in bräunlich-roter polnischer Tracht. Rechts unter dem
roten Vorhange bringt eine Taube ein Blatt, auf dem die
AVorte stehen: INCLINATA RESURGIT. Daneben am Postament
die Jahreszahl MDCCLXII.
Leinwand; h. 1,09; br. 1,54%. — Erst 1860 zur Galerie. — 1762 als Zierbild
über einer Tür des Warschauer Schlosses gemalt. — Gegenstück zum folgenden.
Sinnbildliches Zierstück. Kniestück. Die Figuren an- 633
geblich von C. W. E. Dietrich. Links sitzt ein geharnischter (463)
Jüngling, den Hermelin um die Schulter. Neben ihm steht 60 b
ein alter Herr in polnischer Tracht und hält in der Rechten eine
206 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Perle über seinem Haupte. Rechts vor freiem Felde ein statt-
licher Bogen. Vor ihm eine Krone auf einer Weltkugel : unter ihm
ein Hund. Am Bogen steht: EX ARDUIS IMMORTALITAS.
Leinwand; h. 1,09; br. 1,55. — Erst 1860 zur Galerie. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
634 'm Palast zu Warschau. Breit und vielstufig führt rechts
(459) die grosse Treppe empor. Auf ihren Stufen verschiedene
62 c Gestalten. In der Mitte zwei Herren in Allongeperücken.
Leinwand; h. 1,04%; br. 1,46. — Erst 1855 zur Galerie. — Gegenstück
zum folgenden. Ursprünglich als Zierbild über einer Tür.
635 'm Palast zu Warschau. Prächtige Säulenhalle. Rechts
(460) der Palast, links Bogengänge. Rechts vorn zwei Heiducken
62 a in ungarischer Kleidung, in der Mitte ein Wachtposten.
Leinwand; h. 1,04%; br. 1,46. — Erst 1855 zur Galerie. — Gegenstück
zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme.
636 ,m Palasthof zu Warschau. Links führt die Treppe zur
(461) Terrasse empor. Vor ihr im Schatten ein Scheerenschleifer.
59 b Am Fusse der Treppe ein Wachtposten in rotem Rocke.
Leinwand; h. 1,03; br. 1,45%. — Erst 1855 zur Galerie. — Gegenstück
zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu N". 634. — Phot. Tamme.
637 Ansicht von Dresden. Von der Neustadt unterhalb der
(476) Brücke. Links die Brücke, rechts die Schiffe im Flusse. Am
55 i- jenseitigen Ufer links die Frauenkirche, in der Mitte die katho-
lische Hofkirche, rechts die umliegenden Hügel. Bezeichnet
unten links: BERNARDO . BELOTTO . DE CANALETTO.
Leinwand; h. 0,99%; br. 1,34. — Erst 1855 zur Galerie. — Auf der Rück-
seite die Inschrift: »Bernardus Beiotto de Canaletto Academiae Electoralis Artium
Sodalis, ad naturam pinxit Anno 1765. In Memoriam receptionis suae Academiae.
D . D . D . Dresdae d. 5. Hart. 1766 ipsa Kxpositionis Die«. Das Bild war also 1766
ausgestellt, 1765 als Rezeptionsbild nach des Meisters Aufnahme in die \kademie
gemalt worden. Diese Aufnahme hatte aber schon 1764 stattgefunden. — Phot.
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
638 Die Trümmer der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden. Nach
(475) der Beschiessung des Jahres 1760, vor dem am 22. Juni
55 a 1765 erfolgten Einsturz der Turmiuiue. Auf dem Turme sind
Mauerleute mit Abtragungsarbeiten beschäftigt, während vorn
bereits die Grundmauern der neuen Kirche, zu der am 1 6. Juli
1764 der Grundstein gelegt worden war, sich erheben. Rechts
das Rutokowski'sche Palais, das am 21. Februar 1786 nieder-
brannte. Bezeichnet unten in der Mitte: BERN AR: BELOTO
DE CANALETTO . FEC . A. MDCCLXV.
E. DieSchul en Venedigs und sein es Gebietes. XVIII. Jahr h. 207
Leinwand; h. 0,80; br. l,09J/2- — Erst 1855 zur Galerie. — 1765 vom
Künstler übernommen, dem dafür eine Remuneration von 200 Talern zur Bezahlung
seiner Schulden bewilligt wurde. Vergl. M. Wiessner: Die Akademie der bilden-
den Künste zu Dresden, 1864, S. 59. Das Rezeptionsbild war jedoch das vorige,
wie dessen Inschrift beweist. — Rad. vom Meister selbst =: R. Meyer S. 66 N. 32.
— Phot. Hanfst.; Tamme; Bruekm.
Giovanni Domenico Tiepolo
Geb. zu Venedig 1726; Jahr und Ort seines Todes unbekannt.
Schüler seines Vaters, des berühmten Giov. Bart. Tiepolo
(1696—1770), den er als Gehilfe auch 1750 — 1753 nach
Würzburg und 1762 nach Madrid begleitete.
Die Darstellung im Tempel. Kniestück unter einem Rund- 639
bogen. Links vom Altar, auf dem Kerzen brennen, steht ein (431)
rotgekleideter Priester und liest in einem aufgeschlagenen 59 a
Buche. Hinter ihm einige Zuschauer. Der weissgekleidete
Oberpriester, dem Maria von rechts das nackte Kind darreicht,
steht in der Mitte. Rechts Josef mit einer brennenden Kerze.
Leinwand ; h. 0,40 ; br. 0,48%. — 1875 aus der Sammlung Minutoli in Liegnitz
als »Giov. Butt. Tiepolo«:. Der kältere Ton und die glattere Ausführung lassen es je-
doch als Werk des Sohnes, nicht des Vaters erscheinen. — Phot. Braun XV, 8.
Unbestimmte Venezianer
Anfang des XVIII. Jahrhunderts
Venedig vom Meere aus. Vorn die reich belebte Lagune; 640
im Mittelgrunde die Stadt; in der Mitte die Piazzetta und der (453)
Markusturm, links die Libreria vecchia, rechts der Dogenpalast. ställdehaus
Leinwand; h. 0,65%; br. 0,98. — Inventar 1722, A 225, als :> Prospekt von
S. Marcoplatz in Venedig€ von »Casp. de Tors«. Dieser Künstler ist unbekannt.
Bei H. galt das Bild als Werk Antonio Canale's, für den es jedoch viel zu schwer
in der Farbe, viel zu derb in der Behandlung ist. Eher von Mich. Marieschi (f 1745).
Loth und seine Töchter. Loth sitzt vorn unter einem 641
Baume und erhebt in der Linken die Schale, in die eine der (424)
Töchter ihm Wein eingiesst, während die andere ihre rechte N. M.-G.
Hand an sein Knie legt. Links im Mittelgrunde Loth's Gattin
als Salzsäule, im Hintergrunde die brennende Stadt.
Leinwand; h. 2,75; br. 2,06. — Inv. 1722, A1301 (damals im Prinzlichen
Palais) als Fr. Trevisani ; Inv. 1754, I 267, als G. B. Molinari ; bei H. dem Fr.
Migliori zugeschrieben. Die echten Bilder dieser drei Meister zeigen jedoch, dass
es von keinem von ihnen herrührt. — 1904 ans Neue Ministerialgebäude.
208 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
F. Die mailändische Schule
Giulio Cesare Procaccini
Geb. zu Bologna um 1548, gest. zu Mailand um 1626.
Bruder Camillo's, Schüler seines Vaters Ercole Procaccini. der
von Bologna nach Mailand zog und hier eine Schule gründete.
Später durch das Studium Correggio's weiterentwickelt. Tätig
zu Bologna, zu Genua, hauptsächlich aber zu Mailand.
642 Ein Frauenraub. Links zieht ein Mann das Bot ans
(511) Ufer, in dem rechts ein Alter eine Frau festhält, die abwehrend
S 1 die Rechte emporstreckt. Ein jugendlicher, fast nackter Held
schreitet mit dem Schwert in der Rechten über einen zu Boden
gestürzten Gegner hinweg, um ein geraubtes nacktes Weib
ins Bot zu tragen.
Leinwand; h. 2,65; br. 2,50. — 174»; aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Venturi p. 358. — Der Gegenstand lägst sich schwer näher bestimmen.
643 Heilige Familie. Maria umfasst, nach rechts gewandt, den
(512) vor ihr stehenden Christusknaben, der mit der Linken nach ihr
F 3 emporgreift, mit der Rechten aber, abgewendeten Blickes, iu
einen Fruchtkorb langt, den den vordere der beiden rechts
stehenden grossen Engel ihm reicht. Links blickt Josef herüber.
Eichenholz; h. 1,62; br. 1,07%. — Inv. 1722 ff., A 1151 ; 1728 durch Perodi
als - Caravaggio' . Jedoch im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 153 bereits als »Giulio Cesare
Procaccini«, dessen Typen und Farben es zeigt, »aus der Sammlung l'.elgiojoso in
Mailand«. — Gest. von Jos. Camerata f} I, 17. Phot. Braun XIV, 3; Tamme.
Schule Giulio Cesare Procaccini's
644 Heilige Familie. Der Jesusknabe steht zwischen seinen
(513) Eltern. Rechts stehen zwei Engel mit Blumen.
F. M. Leinwand; h. 0,77; br. 0,96%. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835.
— Die Verwandtschaft mit dem vorigen Hilde ist augenfällig. Für den Meister
selbst ist es jedoch nicht gnt genug. — 1896 ans Konigl. Finanzministerium.
Camillo Procaccini
Geb. zu Bologna um 1550, gest. zu Mailand 1627. Bruder
Giulio Cesare's, Schüler seines Vaters Ercole Procaccini d. ä.,
der Bolognese war, aber eine Schule in Mailand gründete.
645 Oer heil. Rochus, Pestkranke heilend. Der Heilige, über
(510) dem ein Engel schwebt, steht, vom Volke umringt, in der Mitte
F 3 vor einem Palaste. Vor ihm kniet flehend eiu junger Manu.
F. Mailändische Schule. XVI. u. XVII. Jahrh. 209
Links vorn unter anderen Leichen liegt eine Mutter mit ihrem
Kinde. Rechts trägt ein kräftiger, von hinten gesehener Mann,
nehen dem ein jüngerer schreitet, eine Leiche auf seiner Schulter.
Leinwand ; h. 3,55 ; br. 4,76. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Als Werk Camillo's in der Confraternita di San Roceo zu Reggio, für die der Meister
es (nach Malvasia I p. 277) »ad inchiesta del Canonico Branii ; gemalt hatte. Von
dort 1661 in die Galerie zu Modena. Venturi p. 269 — 270. — Im Dresdner Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 45 als Werk Giulio Cesare's. Erst im »Catalogue« von 1765 richtig
dem Camillo zurückgegeben. — Gest. von J. Camerata tfr II, 18. — Phot. Bruckm.
Francesco Cairo
Geb. zu Varese 1598, gest. zu Mailand 1674. Schüler des
Pierfrancesco Mazzucchelli, gen. »il Morazzone«, zu Mailand.
Selbständig weitergebildet. Tätig zumeist in Mailand.
Venus, Amor und Apollon. Die Liebesgöttin hockt halb 646
knieend auf ihrem schneeigen Lager und erhebt einen Pfeil in (201)
der rechten Hand. Rechts, am Fassende des Bettes, spielt R 7
Amor auf Apollon's Leyer. Der lorbeerbekränzte Gott hat
links hinter der Göttin den Vorhang zurückgeschlagen.
Kupfer; h. 0,40; br. 0,27. — 1741 durch Rossi aus Italien. — Im Inventar
1754, I 55, als »Giulio Cesare Procaecini«. Seit dem »Catalogue« von 1765 als
»Francesco Cairo«, was, nach Maassgabe der Bilder dieses Meisters in Mailand, richtig
ist. Vergl. auch Ff. p. 46. — Phot. Braun VII, 15 und Tamme.
Giuseppe Danedi
In der Regel mit seinem Bruder Stefano Danedi zusammen
genannt. Gemeinsam führten sie den Beinamen I Montalti.
Treviglio war ihre Heimat; Mailand war ihr Wirkungsort.
Stefano war nach Orlandi 1608 geboren und starb 1689;
Giuseppe's Lebensdaten sind unbekannt.
Der heil. Antonius, das Christkind herzend. Halbfigur im 647
Profil nach links. Der Heilige trägt eine Lilie in der Rechten, (558)
fasst mit dem Linken den Kopf des vor ihm auf dem Buche C 1
stehenden Knäbchens und drückt ihn zärtlich an seine Wange.
Leinwand; h. 0,87%; br. 0,76%. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Im Modeneser Inventar von 1743 (Venturi p. 354) nur als »d'uno de i due Fratelli
Danedi«. Auch im Dresdner Inventar von 1754, I 384, wohlweislich nur in allge-
meinen als »Montalto«. Erst seit dem »Catalogue« von 1765 wird Giuseppe Danedi
genannt ; ob mit Recht, ist uns nicht nachweisbar. — Phot. Tamme.
14
210 Italiener des achtzehnten Jahrhunderts
Paolo Pagani
Geb. zu Valsolda 1661.. gest. zu Mailand 1716. Bildete sich
nach den Venezianern. Tätig in Venedig und in Mailand.
648 Magdalena. Nur mit einem Schurz bekleidet, sitzt die
(212) schöne Büsserin. nach rechts gewandt, auf einem Steine. Sie
R 19 drückt die Wange an das Kreuz, das sie auf ihren Knieen
hält. Links hinter ihr sitzt ein kleiner Engel mit Geissein.
Leinwand; h. 1,1472! br, 1,49. — 1725 durch Leplat. — Gestochen von N.
Tardieu # II, 42. — Phot. Bruckm.
Alessandro Magnasco
Gen. Lissandrino. Geb. zu Genua 1681, gest. daselbst 1747.
Schüler des Philippo Abbiati zu Mailand, dessen pastose Breite
er geistvoll auf die Spitze trieb. Tätig während der grössten
Zeit seines Lebens in Mailand, erst 1735 wieder in Genua.
649 Nonnen im Chor. Der Altar, über dem das Bild des Ge-
(215) kreuzigten hängt, steht in der Mitte der Schlusswand. An jeder
59 a seiner Seiten steht eine Nonne. Die Oberin sitzt vor ihm
und liest aus einem Buche vor. Vorn knieen zehn Nonnen.
Leinwand; h. 0,91'^; br. 0,7t1/»- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein
in Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
650 Kapuziner im Refektorium. An der Rückwand hängt ein
(216) leeres Kreuz mit den Marterwerkzeugen. Vorn an der runden
59 a Tafel lassen es sich sechs kahlköpfige, meist graubärtige Mönche
wohl sein. Bedient werden sie von sechs jüngeren Mönchen.
Leinwand; h. 0,91; br. 0,72. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Gegenstück zum vorigen.
65 I Der heilige Einsiedler Antonius. Grosse Landschaft. Links
(625) vor wildem Gebüsch an einem Baumstamm ein Kreuz, darunter
65 b ein Feuer. In der Mitte der heil. Antonius auf seinen Stab
gestützt. Links neben ihm sein Schwein. Rechts neben ihm
der Satyr, der herantritt, ihn nach dem Weg zu fragen. Im
Hintergrunde, sonnig beleuchtet, die Stadt.
Leinwand; h. 1,41%; br. 1.11. — 1875 mit dem folgenden, seinem Gegen-
stück, von Herrn L. Liiwenstein ans Warschau als »Salvator Rosa ; so auch H.
Allein für Salvator sind die Bilder viel zu wild und fahrig gemalt; der Vergleich
mit den Bildern Magnasco's in Florenz und Mailand beweist , dass sie von diesem
Meister herrühren. So auch Lerm. S. 221 (2. Aufl. 335—336) und Eisenmann in
der Kunstchronik XVI, S. 653.
G. Genuesische Schule. XVII. Jahrhundert 211
Der heil. Hieronymus in der Einsamkeit. Grosse Landschaft. 652
Rechts vorn kahle Felsen; links im Mittelgründe unter sonnigem (625)
Abendhimmel das erregte Meer mit einem Segelschiffe. Vorn ö5 b
kniet der heil. Hieronymus. Hinter ihm liegt sein Löwe. Das
Kruzifix umschweben rechts zwei geflügelte Engelköpfe.
Leinwand; h. 1,42; br. 1,11. — 1875 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke,
aus Warschau. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun, VII, 17.
Angeio Maria Crivelli
Gest. zu Mailand um 1750. Wahrscheinlich Schüler des
Alessandro Magnasco. Tätig in Mailand.
Römische Ruinen. Links im Gewölbebau ein Rundsaal. 653
Rechts hinter einem Bogen die Landschaft. (223)
Leinwand; h. 1,05 % ; br. 1,29, — 1741 durch Kaiserling. — Im Inv. 1754, F. M.
1 380, wie das folgende, sein Gegenstück, als »Crivelli«, die Kiguren von »Lissan-
drino«. — 1896 ans Königl. Finanzministerium.
Römische Ruinen. Rechts prächtige Mauern und Gewölbe. 654
Unter ihnen haben Zimmerleute ihre Werkstatt aufgeschlagen. (224)
Leinwand; h. 1,05; br. 1,27. — 174L durch Kaiserling. — Gegenstück zum r. M.
vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
G. Die genuesische Schule
Bernardo Strozzi
Gen. »il Prete Genovese« oder »il Cappuccino«. Geb. zu Genua
1581, gest. zu Venedig den 3. August 1644. Ursprünglich
Schüler des in Genua tätigen Sienesen Pietro Sorri. Später,
als Säkularpriester in Venedig, selbständiger Naturalist.
Bathseba vor David. Erstes Buch der Könige, I, 15 — 16. 655
Kniestück. David thront links unter rotem Vorhange. Rechts (617)
steht Bathseba vor ihm und erinnert ihn, die Rechte an ihre H 2
Brust legend, daran, dass er die Krone Israels ihrem Sohne
Salomon versprochen habe. Zwischen beiden die schöne Abisag.
Leinwand; h. 1,82; br. 1,41%, — Inv. 1754, I 90. — Als Gegenstand gibt
das »Abrege« von 1782: »Esther erfleht vom König Ahasverus Gnade für ihr Volk«.
Bei H. schon richtig als David und Bathseba. — Phot. Ges.; Tamme ; Bruckm.
Rebecca mit Abraham's Knecht am Brunnen. Links steht 656
Rebecca. Den Krug hält sie mit beiden Händen dem jungen (620)
Mann hin, der ihr gegenüber am Brunnen steht und ihn ergreift. F 3
Links hinten grüne Bäume, rechts das Kameel und sein Führer.
14*
212 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,84; i.r. 1.15. — 1726 durch \.>- l'lat. - AK Hauptbild dos
Meisters wiederiiolt reproduziert. Bei H. wird s«iiiü Echtheit Mine liruml bo
zweifelt. Es betend sieh in schlechtem Zustande, ist aber neuerdings hergestellt.
Phot. Bruckm.
657 David mit dem Haupte Goliath's. Kniestiiek. Der rot-
(618) haarige, stämmige Recke wendet den Kopf leicht nach rechts.
F 3 Sein Hemd bedeckt nur seine rechte Schulter, über der er das
Schwert trägt; sein linker Arm und seine linke Brust sind
entblösst. Der Kopf des Kiesen liegt vor ihm.
Leinwand; h. 1,34; lir. 1,00. 17IM durch Algarotti aus der Casa Sagredo
in Venedig. Wahrscheinlich das Bild der Casa Bonfadini, von welchem ßoschiui
tCarta del Navegar pitoresco. Venezia 1660, p. 566) sini^t :
Del Prote Genoese pur si vede
l>avid, tuto vigor. tuto energia.
Co'l Spadon, e la testa de Golia.
E ch'l sia vivo, che l'osserva hä feile.
Phot. Braun VI. 11.
658 Eine Bassgeigenkünstlerin. Kniestück nach rechts. Die
(Gl 9) blühende junge Frau stützt sich auf den Tisch, auf dem ihr
B 1 Notenheft liegt; in der linken Hand hält sie die Bassgeige
und den Bogen. Sie trägt eine Blume im braunen Haar,
einen feuerruten Rock, ein weisses Hemd und eine blaue
Schärpe.
Leinwand ; li. 1 ,26% ; br. 0,98%. — 1748 durch Algarotti aus der Casa Sagredo
in Venedig. — Phot. Braun VII, 16; Pbot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Giovanni Benedetto Castiglione
Geb. zu Genua 1616; gest. zu Mantua 1670. Ursprünglich
Schüler Giov. Batt. Paggi's, dann Giov. Andr. Deferrari's,
vorübergehend auch A. v. Dyck's in Genua. Später selbst-
ständig entwickelt. Tätig besonders in Genua, Rom, Neapel,
Venedig, Parma und Mantua.
659 Vor der Arche Noah's. Noah steht rechts vor der Arche
(631) und weist dem Getier, das paarweise im Vordergrunde auf-
45 c gestellt ist, den Weg. Der Hauptzug der Tierpaare bewegt
sich zur Arche, voraus ein Mann, der ein Gefäss trägt.
Leinwand; h. 1,45; br. 1,94%. — 1742 durch de Brais aus Paris (nicht
aus der Casa Sagredo in Venedig). — Gegenstück zum folgenden. Nach W. Suida
imündlichi vielleicht nur französische Nachahmungen. — Gest. von P. Aveline Jjj. II,
31. — Phot Tamme; Bruckm.
&. Genuesische Schule. XVII. Jahrhundert 213
Jakob's Heimzug. Rechts unter hohen Bäumen sitzen 660
Jakob und Rahel mit vielem Gefolge zu Pferde. Links vorn (632)
bückt ein Knabe sich, um ein grosses Messinggetass aufzuheben. 45 a
Der Zug bewegt sich auf Pferden und Kameelen nach links.
Leinwand; h. 1,44; br. 1,97%. — 1742 dnreh de Brais ans Paris (nicht ans
der Casa Sagredo in Venedig). — Gegenstück zum vorigen. Vgl. die Bemerkungen zu
diesem. — Gest. von P. Aveline jgt H, 32. — Phot. Tamme; Bruckm.
Schule Ben. Castiglione's
Hirten und Herden. Links die Hirtenfamilie mit ihrer 661
Herde. Rechts vorn ein Fluss mit Schafen auf der Fähre. (634)
Leinwand; h. 0,94^; br. 1,33%. — Erst 1861 aus dem Torrat. Auch bei M.-G.
H. nur frageweise dem Ben. Castiglione zugeschrieben, dessen Richtung es nur im
aUgemeinen zeigt. — 1891 ans Ministerial-Gebäude an der Seestrasse.
Francesco Castiglione
Geb. wahrscheinlich zu Genua, gest. daselbst in hohem Alter
1716. Sohn und Schüler Benedetto Castiglione's. Arbeitete
lange am herzoglichen Hofe zu Hantua.
Jagdhunde mit ihren Wärtern. Der Herzog von Mantua 662
mit seinem Gefolge reitet rechts hinten vor der Stadt. Vorn (635)
zwei Neger und ein Zwerg mit den herzoglichen Hunden. Links 46 c
unter einer Prachtvase sitzt der Zwerg zwischen zwei weiss
und schwarz gefleckten Doggen. Unter dem Zwerge die Inschrift:
Thonino di Mantua, am Teller links: A suoy colioni.
Leinwand; h. 2,08; br. 3,29. — Inv. 1754, I 377. — Phot. Bruckm.
Giovanni Battista Langetti
(Später auch Langhetti geschrieben.) Geb. zu Genua 1625
nach Ratti (Vite p. 22), 1635 nach Zanetti (p. 520); gest.
zu Venedig 1676. Schüler Pietro da Cortona's in Rom,
später in Venedig von den Venezianern beeinflusst.
Apollon und Marsyas. Der von Apollon überwundene Satyr 663
ist rechts vorn, mit dem Kopfe nach unten, mit den Bocks- (659)
beinen an den Baumstamm gebunden. Vorn links beginnt Apollon F 2
ihm die Haut abzuziehen. Links entsetzt dreinblickende Zu-
schauer. Rechts sitzt ein alter SatjT mit verschränkten Armen.
Leinwand ; h. 2.10 ; br. 2,37. — 1731 durch Leplat. — Nach Boschini's Carta
del Navegar pitoresco (Yenezia 1660, p. 539 — 540), die es eingehend und begeistert
besingt, zu Lebzeiten des Künsüers beim Conte Gasparo Tiene zu Venedig. — Gest.
von L. Zucehi 1$ I. 47. — Phot. Braun VI, 16 und Tamme.
214 Italiener des siebzehnten Jahrhunderts
Bartolommeo Biscaino
Geb. zu Genua um 1632, gest. daselbst 1657 an der Pest.
Schüler Valerie Castello's. Tätig zu Genua.
664 Die Ehebrecherin vor Christus. Kniestück. In der Mitte
(636) deutet Christus auf die Schrift zu seinen Füssen und wendet
F 3 Sein Antlitz dem links hinter ihm stehenden Schriftgelehrten
zu. Rechts wird die Ehebrecherin, die ihre rechte Hand auf
die Brust legt, von zwei behelmten Kriegern hereingeführt,
Leinwand; b. 1,47%; l>r. 1,99%. — Inventar Guarienti (^or 1753) N. 15.
— Gestochen von J Camerata »•£ II, 33. — Phot. Braue IV, 15; Phot. Ges.;
Hanfst. ; Tiimuie; Bruckm.
665 Die Anbetung der Könige. Maria sitzt links; Josef steht
(637) neben ihr; rechts die drei Könige; das Christkind wendet sich
3 c lebhaft dem vor ihm Knicendeu zu, dessen Krone ein Page
hält. Rechts ein Trompeter auf einem Schimmel.
Leinwand; h. 0,54%; br. 0,60. — Inventar 1722, A 404. — Damals, wie
das folgende, sein Gegenstuck, mit Unrecht dem Luca Giordano zugesehriehen. Die
Schule Valerio Castello's ist vielmehr unverkennbar und die Uebereinstimmung mit
unserem lülde N. 464 gross genug, um diese Bilder bis auf weiteres mit dem
Cataloguc von 1765 Biscaino zu lassen. — Wilh Suida (mündlich 1906) aberhält
sie für zu tlutt und gut für Biscaino und ist geneigt, sie Valerio Castello selbst zu-
zuschreiben. — Phot. Bruckm.
666 Die Darstellung im Tempel. In der Mitte steht der Hohe-
(638) priester mit dem Christkind. Neben ihm der zweite mit dem
3 c Buche, hinter ihm Gehilfen, einer mit einer Kerze. Vor ihm
knieen Maria und Josef auf den Stufen.
Leinwand; h. 0,55; l>r. 0,59. — Inventar 1722, A 403. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
H. Unbestimmte Oberitaliener
Unbestimmte Oberitaliener
XVII. Jahrhundert
667 Heilige Familie. Kniestück. Links die heil. Auna. Rechts
(H98) das Christkind. In der Mitte Maria, die mit dem linken Arm
R H ihr Kind, mit dem rechten ihre Mutter umfasst.
Leinwand ; h. 0,49 ; br. 0,37 %. — Zuerst im Verzeichnis von 1835 als »unbekannt«.
668 Ein alter Mann. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(123) schwarzem Grunde. Kahlkopf mit langem Barte.
Mylan
H. Unbestimmte Oberitaliener. XVII. Jahrb.. 215
Leinwand; h. 0,71%; br. 0,57. — Inv. 1722, A 95, als »Manier des Tinto-
retto-. — Von H. zu den fraglichen Bildern Pietro da Cortona's gestellt. — 1903
ans Rathaus zu Mylau.
Stilleben. Auf dem Tische links liegt ein Hase zwischen 669
allerlei Geflügel. Davor rupft ein Knabe einen Vogel. Rechts (136)
hetzt ein anderer Knabe seinen Hund auf eine Katze. M.-G.
Leinwand ; h. 1,34% ; br. 0,95. — 1741 durch Rossi aus Italien ; als »Monsieur
Davidde«, »die Figuren von Maratta«. — Im Inventar 1754, I 402, unter dorn
Namen des fast unbekannten »Busello di Parma«. — 1891 ans Ministerialgebäude in
der Seestrasse.
Der Erzengel Michael. Gehelmt und geharnischt tritt der 670
Himmelsjüngling auf den Satan, der sich am Boden windet. (500)
Leinwand; h. 1,04; br. 0,7572- — Zuerst im Verzeichnis von 1834 als »un- M.-G.
bekannt«. — 1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
Ein bärtiger Mann. Brustbild ohne Hände halb nach 671
links auf grauem Grunde. Kurzes dunkles Haar, langer brauner (369)
Bart, schwarzer Rock, glatt anliegender weisser Kragen. Mylau
Leinwand; h. 0,68; br. 0,51. — 1869 aus TJnger's Nachlass in Berlin als
Seb. del Piombo. Früher in der Sammlung Rezzonico zu Venedig. Bei H. als »un-
bekannt« in der venezianischen Schule. — 1904 ans Rathaus zu Mylan.
DRITTER ABSCHNITT
Die spanische Schule
I. Meister des XVI. Jahrhunderts und der
Uebergangszeit
Luis de Morales
Gen. el Divino. Geb. zu Anfang des XVI. Jahrhunderts in
Badajoz, gest. daselbst 1586. In Valladolid oder Toledo ge-
bildet. Eine Zeitlang am Hofe Philipp's IV. in Madrid,
meistens aber in seiner Vaterstadt tätig. Aeltester spanischer
Künstler von entwickelter nationaler PJigenart.
673 Ecce homo. Brustbild ohne Hände, leicht nach links auf
(671) schwarzem Grunde. Der Heiland, der in tiefem Schmerze die
5 c Augen senkt, trägt den Strick um den Hals. Die blutigen
Spuren der Dornenkrone sind an seiner Stirn sichtbar.
Eichenholz; h. 0,?.'.); br. 0,32. — 1744 durch den Gesandtschaftssekretär Talon
aus der Sammlung Encenada zu Madrid. — Phot. Braun VI, 10; Tamme; Rruokni.
Werkstatt des Juan Juanes
Vicente Juan Macip, gen. Vicente Joanes oder Juan de Juanes,
geb. um 1507 zu Fuente la Higuera, gest. 1579 zu Bocai-
rente, war vielleicht in der Schule Raphael's in Rom gebildet.
Haupt der Schule von Valencia im XVI. Jahrhundert.
674 Der Tod Marias. In der Mitte das rotbehängte Lager,
(672) auf dem die Muttergottes stirbt. Neun Jünger umstehen es
standehaus m^ c\en verschiedensten Geberden des Schmerzes. Zwei andere
sitzen, aus grossen Büchern die Sterbegebete vorlesend, vorn
links und rechts. Rechts Blick durchs Fenster ins Freie.
Spanische Schule. XVI. Jahrhundert 217
Eichenholz; h. 1,20; br. 1,26%: — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. Das Bild ist nicht kriiftig genug in der Pinselführung und in der Farbe,
um für mehr als ein Werkstattbild gelten zu können. — Phot. Braun.
Vasco Pereira
Geb. in Portugal. Ansässig in Sevilla. Bilderbezeichnungen
von 1562 bis 1583. Vergl. K. Justi, die portugiesische
Malerei des XVI. Jahrhunderts im Jahrb. Pr. K. S. IX,
S. 237, Berlin 1888.
Der heil. Onofrius. Der nur mit einem Blätterschurz 675
bekleidete langhaarige Heilige ist, nach links gewandt, in die (696)
Kniee gesunken, um aus den Händen des Engels das heilige R 13
Abendmahl zu empfangen. Krone und Szepter liegen vor ihm
am Boden. Im Mittelgrunde rechts besucht ein Mönch den-
selben Heiligen ; im Hintergrunde knieen beide in der Grotte.
Links unten die Inschrift: BEATE HONOFRI IN HORA
MORTIS MEE (sie) MIHI TURRIS (die beiden R ineinander
geschlungen) A FACIE INIMICI : ET INTERCEDE PRO
NOBIS AD EVM QVI (das I im V) TE ELEGIT , VT . NON
CONFVNDAT IN .ETERNVM. SOLI DEO HONOR ET
GLORIA.. In der Mitte auf einem Zettel die Bezeichnung
und Datierung: VASCO PREIRA (sie) PICTTOR (sie) 1583.
Eichenholz; h. 1,08; br. 0,81. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Phot. Bruckm.
Juan de las Roelas
Gen. el Licenciado oder Clerigo Roelas. Geb. zu Sevilla 1558
oder 1560, gest. zu Olivares den 23. April 1625. Gebildet
in Sevilla. Tätig vorübergehend in Madrid, zumeist in Sevilla,
zuletzt in Olivares bei Sevilla. Hauptmeister der Uebergangszeit
vom XVI. ins XVII. Jahrhundert in der Schule von Sevilla.
La Concepcion. Maria steht fast von vorn gesehen auf dem 676
Halbmonde. Sie trägt ein rotes Kleid und einen blauen Mantel, (675)
den zwei erwachsene Engel, die zu ihren Seiten auf den Wolken H 4
stehen, auseinander breiten, während zwei Engelknäblein die
Krone über ihrem Haupte halten. Noch höher flattert ein
Spruchband, mit den Inschriften, links : TOTA PVLCHRA ES
AMICA, MEA, rechts : ET MACVLA NON EST IN TE.
Leinwand; h 2,22%; br. 1,72. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe, — Justi, Velazquez I S. 53. — Phot. Braun XIV, 12 ; Tamnie ; Bruckm.
21H Spanier des sechzehnten Jahrhunderts
Pedro Orrente
Geb. zu Monte Alegre in Murcia iu der zweiten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts, gest. 1644 zu Toledo. Nachahmer der
Bassani. Gründete eine Schule in Valencia,
677 Jakob und Rahel. Rechts in schöner Landschaft hebt Jakob
(674) den Stein vom Brunnen. Der Knecht, der neben ihm steht,
H 4 deutet mit ausgestreckter Rechten auf Rahel, die links im
Hintergrunde an der Spitze ihrer Herde naht.
Leinwand ; h. 1,7572 i !"•'• 2.22. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Phot. Tamme.
Unbestimmter Spanier
Anfang des XVI. Jahrhunderts
678 Der reuige Petrus vor Christus. Der Heiland ist. mit dem
(670) Strick um Hals und Hände, an die Säule gefesselt. Links
R 21 kniet Petrus. Ueber seinem Haupte steht der Hahn. Unten die
gotische Inschrift: lesta '• pieca '• dexo '■ pero ruiz
en \ gloria
seiior : y
guarnicioner'o \ q \ dios \ perdone
y : alavanca : de : dios : nr'o
de '• su '• gloriasa (sie) \ raadre. Die Inschrift besagt,
dass der Sattlermeister Pedro Ruiz das Bild gestiftet habe.
Eichenholz; h. 1,77; br. 0,74^. — 1 858 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Den Namen des Stifters, Pedro Ruiz, nahm man früher irrtümlich für
den Künstlernamen. — Richtig schon bei H.
679 Die Kreuzigung Christi. Auf kahler Höhe unter blauem
(673) Himmel steht das* Kreuz, an dem der Heiland, nach links ge-
R 12 wandt, hängt. Links steht Maria, rechts Johannes. Hinter dem
Kreuze liegt ein Totenkopf.
Tannenholz; h. 0,H(3 ; br. 0j737j. — 1S63 i" London aus der Sammlung Louis-
l'hilippe — Damals und bei II. als »Diego Oorrea«; gest. nach 1550 in Valdiglesias.
Doch erscheint diese Benennung willkürlich.
il. Meister des XVII. Jahrhunderts
Angeblich Fr. de Herrera d. ä.
Geb. zu Sevilla 1576, gest. zu Madrid 1656. Schüler des
Luis Fernaudez iu Sevilla; sehlug eine neue, bahnbrechende,
freie und breite Richtung ein. Tätig zu Sevilla und Madrid.
Der Apostel Matthias. Halbfigur nach rechts auf grauem 680
Grunde. In der Rechten hält der ergraute Apostel, der einen (677)
rötlichen Mantel über weissem, vorn offenen Rocke trägt, die ständenaus
Hellebarde (Lanze), in der Linken sein Buch.
Leinwand; h. 1,03%; br. 0,83. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe als ;-Herrera«. "was jedoch nicht überzeugend ist. — Phot. Braun; Bruckm.
Vicente Carducho (Carducci)
Geb. zu Florenz 1585, gest. zu Madrid 1638. Er kam mit
seinem Bruder Bartolommeo Carducci so früh nach Madrid,
dass er sich ganz als Spanier fühlen lernte und ein Haupt-
meister der Madrider Schule in der ersten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts wurde.
Der heil. Gonzalo. Der Heilige in weisser Kutte und 68 1
schwarzem Mantel steht in der Mitte, hält das Modell seiner (676)
Tamega - Brücke in beiden Händen und blickt andächtig gen H 4
Himmel. In seinem Heiligenscheine steht: SAN GONCALO.
Links neben ihm steht der heil. Franziskus, rechts der heil.
Bernhard von Siena mit dem Sonnenstab. Ueber ihnen in
Wolken erscheint der segnende kleine Heiland zwischen Engeln,
von denen einer die Laute, ein anderer die Geige spielt.
Bez. 1. u.: VINCENT0 CARDVCH0 P. R. F. (so, nicht wie bei
H.) 1630 ANOS. (P. R. F. = PICTOR REGIS FECIT.)
Leinwand; h. 2,20; br. 1,64. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Ein Hauptbild des Meisters. — Phot. Braun I, 13; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme ; Bruckm.
Jusepe de Ribera
Gen. Lo Spagnoletto. Geb. zu Jativa, jetzt San Felipe, in
der 2. Hälfte der achtziger Jahre des 16. Jahrhunderts, nach
220 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
Palomino 1589, gest. zu Neapel den 2. Sept. 1652. (Vgl.
Repertorium XIX, 1896 S. 395.) Seit L. Salazar's Aufsatz
»La patria e la farniglia dello Spagnoletto« in Napoli Nobi-
lissima III 1894 p. 97 — 100 weiss man, dass die früher
veröffentlichte Taufurkunde vom 12. Jan. 1588 sich nicht
auf den Maler Ribera beziehen kann. Mau kann daher zu
Palomino's Angabe zurückkehren. In der Schule Ribalta's zu
Valencia gebildet, dann in Italien weiterentwickelt. Beeinflusst
durch die Lichtmalerei Correggio's und den schwarzschattigen
Realismus Caravaggio's. Tätig hauptsächlich als Schulhaupt
in Neapel. Vgl. August Mayer, Jusepe de Ribera. Leipzig 1908.
682 Diogenes mit der Laterne. Halbfigur nach rechts auf hell-
(688) beschienenem duukelgrauen Grunde, Der schwarzhaarige und
J 2 graubärtige Philosoph trägt einen braunen Mantel und erhebt
in der Linken die Laterne, mit der er auf offenem Markte
nach Menschen suchte. Bezeichnet rechts in ' der Mitte :
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Leinwand ; h. 0,76 ; In . 0,61. — Inv. 1722, A. 250. — Dass der Meister sich sell>st
in diesem Bilde dargestellt halje. bestätigt sich nicht. — Gest. von J. Daulle fl> ',
31. — l'hot, Braun I, 11; I'hot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Brnckni.
683 Die heil. Agnes. Nach rechts gewandt, kniet die jugend-
(678) liehe Heilige mit gefalteten Händen, von ihrem langen Haare
H 3 bis auf die Knie umwallt, auf dem Fliesenboden in ihrer Zelle,
die ganz von goldenem Wolkennebel erfüllt ist. Links oben
erscheint auf dunklem Grunde der Engel, der sie mit einem
No, 683. Jusepe de Ribera
ifel XL
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert 221
weissen Tuche bekleidet. Vorn rechts eine kellerartige Ver-
tiefung. Bezeichnet£unten rechts (verkleinert):
v
Leinwand; h. 2,02; br. 1.52. — 1745 durch den spanischen Gesandten am
Dresdner Hofe, den Grafen de Eene de Masserun. Von anderen, auch von H.. wurde
die Darstellung als '-Maria von Aegypten, an ihrem Gralie knieend und von einem
Engel mit ihrem Leichentuch bekleidet erklärt. Indessen lässt sich in der ganzen
Legende der Maria uegyptiacu, welche nicht mit Engeln in Verkehr stand, keinen
Fliesenboden in der Wüste hatte und so weit davon entfernt war, an ihrem Grabe zu
knieen, dass ihre Begräbnislosigkeit. bis ein Löwe ihr nachträglich das Grab grub,
ausdrücklich betont wird, schlechterdings kein Zug finden, der durch das Motiv
unseres Bildes illustriert werden könnte. — Wir hielten in der Auflage von 1887
ivergl. 1892 den Nachtrag auf S. 852 1 mit J. G. von Quandt (Begleiter durch die
Gemüldosäle des Kgl. Museums , Dresden 1856 S. 183 1 dafür, duss Maria Magdalena
dargestellt sei, von der ausdrücklich berichtet wird, dass sie an einem von Engeln
bereiteten Orte, der einmal geradezu als »cella<^ bezeichnet wird, gehaust habe und
von Engeln bedient, täglich gen Himmel getragen worden sei. Da indessen die Dar-
gestellte, die angeblich die Züge von Ribera 's jüngster Tochter trägt, selbst für Magda-
lena zu jugendlich und keusch erschien, liess die dargestellte Handlung sich doeh
nur gezwungen auf Magdalena's Verkehr mit den Engeln deuten. — Dass die heilige
Agnes dargestellt ist, hat Karl Justi (in der Zeitschrift für christl. Kunst V 1892,
Sp. 1 — 10) dargetan. Die heil. Agnes war ein 13 jähriges römisches Mädchen edler
Abkunft, die, weil sie sich nicht mit einem heidnischen Jüngling vermählen wollte,
entkleidet und in ein gemeines Haus gebracht wurde. Auf dem Wege dahin schloss
sieh ihr langes Haupthaar in wunderbarer Weise als Gewand um ihren Körper. In
ihrer Zelle angekommen, ward sie von überirdischem Lichtglanz umhüllt, der alle
körperlich zurückstiess, die sich ihr zu nahen wagten. Als sie zum Dankgebet niederkniete,
zeigte sich ihrem Blick ein ihr von einem Engel überbrachtes weisses Gewand, das
sie anlegte. Acta Sanctorum 21 Januarii unter dem Namen des heil. Ambrosius. —
Damit zu vergl. Acta Sanctorum Aprilis T. I 1675 p. 67 — 90 ; — Migne's Patro-
logia Series n. T. CXXXV S. 541—550 und T. CLXXI Sp. 1321—1340. — Gestochen
von M. Pitteri *£ I, 30; von G. Planer; radiert von K. Kopping. — Phot. Braun
VI, 17; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme ; Bruckni,
Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Der graubärtige 684
Apostel liegt halbaufgerichtet in seiner Zelle. Seine Füsse (679)
sind noch gefesselt. Von seinen Händen sind die Ketten be- H 1
reits abgesprungen. Staunend erhebt er die Rechte, indem er
nach links emporblickt, wo der befreiende Engel in Wolken
222 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
erscheint, ihm mit der Linken die Schulter berührt und mit der
Rechten hinausdeutet. Bezeichnet rechts unten (wie N. 682):
Jusepe de Ribera espanol. F. 1642.
Leinwand; h. 1,76; br. 2,26. — 1738 durch Rossi ans der Sammlung Duodo
in Venedig. — Gegenstück zum folgenden. — Beide bei Mayer a. a. 0. S. 133—134.
— Gest. von M. Pitteri {$ II, 31. — I'hot Hanfst.; Tamme.
685 Der heil. Franziskus auf den Dornen. Halbnackt und
(G80) halbaufgerichtet liegt der Heilige auf dem rechts bereiteten
H 1 Dornenlager und wendet sich, die Rechte ausstreckend, zu dem
Engel empor, der ihm trostreich links oben in der Wolke
erscheint. Bezeichnet halb links unten wie das vorige: Jusepe
de Ribera espanol. F.
Leinwand; h. 1,71; br. 2,25}^. — 1738 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke,
ans der Sammlung Duodo in Venedig. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. —
Gest. von M. Pitteri jp IL, 35. — Phot. Tamme; Bruckm.
686 Die Marter des heil. Lorenz. Nur mit dem Schamtuch
(682) bekleidet, sinkt der jugendliche Heilige vor dem Roste in die
H 2 Kniee. Die Rechte erhebt er, die Blicke wendet er gen
Himmel. Der Henker zur Rechten packt ihn am Handgelenk.
Vorn links macht sich ein zweiter mit seinem Gewände zu
tun. Ein dritter schleppt Holz herbei. Ein vierter schürt das
Feuer. Zwei Zuschauer stehen rechts im Mittelgrunde.
Leinwand ; h. 2,06 ; br. 1,54. — 1742 durch Heinecken aus Hamburg. Nach
dem ,, Abrege" von 1782, S. 195—196, für den Herzog von O-ssuna, Vizekönig von
Neapel, gemalt, der es bei seinem Sturze au einen Hamburger Privatmann verkauft
Diese Notiz wäre nach Mayer a. a. 0. S. 70 nicht ernst zu nehmen . — Kin
gleiches Bild besitzt die vatikanische Galerie zu Rom. — Mayer a. a. 0. S. 70 mag
Recht haben, dass weder das vatikanische noch das Dresdner Exemplar das Original
ist, das verschollen zu sein scheint. Doch halten wir unser Exemplar, das freilich
sehr gelitten hat, nicht für »beträchtlich geringer« als das vatikanische. — Gestochen
von M. Keyljg I, 29. — Phot. Braun VII, 18; Hanfst.; Bruckm.
687 Der Einsiedler Paulus. Der greise Heilige kniet, nach
(683) links gewandt, vor dem Felseualtar, auf dem ein Totenknpl'
II 3 Hegt. Rechts oben der Rabe, der ihm Brot bringt. Bez. 1. u.
wie N. 683: Jusepe de Ribera espanol. F.
Leinwand; h. 2,04; br. 1,50. — 1746 durch Ileineclcen aus Spanien. 11. —
Inventar Guarienti (vor 1753) N. 593: »venuto di Spagna«. Das Bild war arg über-
malt. Auch nai-h Mayer S. 188 eigenbändig. — Phot. Braun III, 19.
688 Der heil. Andreas. Kniestück, nach links. Der grau-
(684) bärtige Heilige steht vor dem Steintisch, auf dem ein Fisch
F 1
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert 223
liegt, während das Andreaskreuz ganz links erscheint. Die
Rechte legt er an seine Brust. Die Blicke wendet er gen
Himmel.
Leinwand; h. 1,28%; br. 1,00%. — Zuerst erwähnt von Heinecken, Nach-
richten (17G8) I, S. 208, richtig als heil. Andreas; im Katalog von 1835 als heil.
Franziskus; später als heil. Antonius von Padua ; doch zuletzt bei H. schon wieder
richtig als heil. Andreas. Der Fisch deutet auf den früheren Beruf des Apostels.
— Das Bild kommt in verschiedenen Wiederholungen vor. Berühmt ist das Exemplar
im Prado-Museum zu Madrid. Das unsere aber auch nach Mayer (S. 77) »eine gleich
vortreffliche Originalreplik«. Schalwiederholungen z. B. in Neapel (Sakristei von
S. Filippo Neri) und Hamburg (Galerie Weber). — Gestochen von P. Campana 9g>
m, 49. — Phot. Bruckm.
Schüler und Nachahmer des Jusepe de Ribera
Jakob mit Laban's Schafen. Links schliesst eine Fels- 689
wand den Mittelgrund, rechts blickt man ins Freie. Der (687)
schwarzhaarige und schwarzbärtige Jakob kniet, nach rechts J 2
emporblickend, inmitten seiner Schafe und Ziegen.
Leinwand; h. 1,74; br. 2,19. — Inv. 1754, I 92. — Das Original dieses
Bildes, bezeichnet und von 1634 datiert, befindet sich im Eseorial. Vergl. Aug.
Mayer a. a. 0., S. 82. — Gegen Gust. Müller's Deutung des Bildes auf Moses, der,
Jethro's Schafe hütend, die Stimme des Herrn vernahm, weist Mayer auf den rechts
im Hintergrunde schlafend dargestellten Jakob hin. — Eine Wiederholung scheint
1857 ans dem Besitze des Earl of Derby in Manchester ausgestellt gewesen zu sein.
Catalogue of the Art Treasures etc., Manchester 1857 N. 803. Unser Bild sicher, auch
nach Seidlitz (Repert. XVI S. 372) nur Kopie. — Gestochen von S. Fokke jß I, 27.
Die Marter des heil. Bartholomäus. Kniestück. Der 690
Heilige wendet sein Antlitz nach rechts gen Himmel. Seine (681)
erhobene Linke ist an das Holz gefesselt, das der rechts stehende Chemnitz
Henker emporzieht, während der Henker zur Linken am rechten
Arm des Märtyrers beginnt, ihm die Haut abzuziehen.
Leinwand ; h. 1,45 ; br. 1,94. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. —
Die Hauptdarstellung dieses Gegenstandes von Ribera (Original im Museum zn Madrid,
alte Kopie in Berlin) ist anders angeordnet. Unser Bild ist zu kalt-braun im Ton und nicht
markig genug in der Pinselfnhrung für ein eigenhändiges Werk des Meisters. —
Gestochen von M. Pittori 9g I, 28. — 1902 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts 691
auf grauem Grunde. Der alte Herr mit Schnurr- und Kinnbart (690)
trägt einen schwarzen Anzug mit anliegendem weissen Kragen. H 2
Leinwand ; h. 0,70% ; br. 0,59. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dax. —
Früher nicht als Ribera, einmal sogar als Velazquez. Als Ribera bei II. Ist jedoch
zu trocken behandelt, um als mehr denn ein Schulbild gelten zu können.
224 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
692 Ein Gelehrter. Halbfigur. Der graubärtige bekränzte
(689) Forseber sitzt hinter einem Tische, stützt seinen Kopf mit dem
50 c linken Arm und legt seine rechte Hand auf einen Himmelsglobus.
Ein Tintenfass, eine Sanduhr und Büeber auf dem Tische.
Leinwand; h. 0,98; l>r. 0,73%. — 1743 durch Rossi aus Ttalien. — Schon
im Inventar Giiarieuti (vor 1753) N. 17:; als Original von Ribera; und so ;mcli noch
bei U. N;ich H. soll es sogar undeutlich die Nameninschrift Ribera tragen. Dooh
konnte dies nicht aufgefunden werden. Auch ist die Technik des Bildes zu zer-
Bossen für den Meister. Einige Kenner schreiben es sogar einer niederländischen
Hand zu. — Liest, als Ribera von Jos. Oauale ffr III. 32 und B. Follino.
693 Schüler und Lehrer. Nach dorn alten Inventar 'Aristoteles
(1428) und Alexander«. Halbliguren nach rechts vor dorischen Säulen.
k gl Kunst- j)er ]^nai)e deutet mit der Rechten ins Buch, das der hinter
a Kadern le .
ihm siebende graubärtige Lehrer ihm vorhält.
Leinwand; h. 1,00; br. 0,75. — 1725 durch Leplat. — tnv. 1722 ff.. A 1606.
Damals als Drost (Dorste ; vergl. unsere N. lf>(>7). So frageweise auch noch bei II.
Unseres Eraehtens stimmt das Bild weder mit unserer N. 1607, noch mit unserer
N. 1608 überein und zeigt überhaupt keine nordische Hand, sondern die Hand eines
direkten Nachahmers des Ribera. — 1901 an die Kgl. Kunstakademie.
694 Männliches Bildnis. Kniestück auf dunklem Grunde. Der
(691) schwarzgekleidete Herr mit kurzem Bart trägt einen Handschuh
51 e und einen Brief in der linken Hand. Auf dein Briefe die Adresse
des Jesuitenpaters Antonio Guido. Links oben ein Wappen mit
dem schwarzen, zwölfquastigen Hut eines Jesuiten-Generals.
Leinwand; h. 1,31%; br. 0,97%. — Zuerst nachgewiesen im Kat. von 1835
(N. 50) als »unbekannter Italiener «; im Kat. von 1856 frageweise als l.uca Gior-
dano« ; seit dem Kat. von 1862 frageweise als Ribera:. Für diesen ist es zu schwer
in der Technik, zu rotbraun im Fleischton. Der italienische Urheber des Bildes
zeigt nur einige Elemente der Nachfolge Riberas. — Phot. Braun IX, 18.
Angeblich Juan de Ribalta
Geb. zu Valencia 1597; gest. daselbst den 10. Okt. 1628. Sehn
und Schüler Fr. de Ribalta's, des Uebergangsmeistefs aus dem
Stil des XVI. in denjenigen des XVIT. Jahrhunderts in Valencia.
695 Die Messe Gregor's des Grossen. Der Papst steht links,
(695) nach links gewandt, am Altar und erhebt die Hostie. Hinter
Plauen i. v. jjun jcnje^ Gjn prä]at? der die Schleppe seines Purpurmantels
hält. Im Mittelgrund rechts knieen andere Geistliche; hinter
dem Chorstuhl blicken Volksgestalten herüber.
Leinwand; h. 1,60; br. 1,18. — 185H in London aus der Sammlung Louis
Philippe. — Es bedarf kaum eines erneuten Vergleichs mit den Bildern Juan de
Ribalta's in Valencia, am festzustellen, dass das unsere diesem mit Uniecht zugeschrieben
worden. — Phot. Braun VIII. 18. — 1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert 225
Francisco de Zurbaran
Getauft zu Fuente de Cantos an der Grenze von Estremadura
den 7. November 1598, gest. zu Madrid 1662. Schüler des
Juan de Roelas zu Sevilla, Tätig zu Sevilla und Madrid, in
Madrid als Hofmaler König Philipp1« IV.
Die Papstwahl durch den heil. Bonaventura. Als die Kardinäle 696
sich 1271 über die Wahl des Papstes nicht einigen konnten, (697)
überliessen sie es dem frommen Franziskaner Bonaventura, den H 1
würdigsten Mann zu nennen. Wir sehen Bonaventura in in-
brünstigem Gebete um göttliche Eingebung nach links gewandt mit
gefalteten Händen an dem mit der Scharlach-Decke behängten
Tische knieen, auf dem in bronzener Schüssel die dreifache
Krone ruht. Links über ihm erscheint der Engel, der ihm
den Namen zuträgt. Es war der Name Visconti's von Piacenza,
der als Gregor X. den päpstlichen Stuhl bestieg. Eechts unten
im Schatten an der Treppe drei Männer; weiter zurück im
hellen Hofe die rot gekleideten Kardinäle.
Leinwand; h. 2,39; br. 2,22. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Es ist eine der vier Szenen aus dem Leben des heil. Bonaventura, die
der 31jährige Meister 1629 neben Herrera el viejo in der Kirche S. Bonaventura zu
Sevilla gemalt bat. Von den drei anderen, die früher irrig mit Bildern ans dem
Zyklus des L°bens des heil. Pedro Nolasco, den der Meister ebenfalls gemalt, ver-
wechselt wurden, befinden sich zwei im Louvre zu Paris, das dritte im Berliner
Museum. Vergl. Karl Justi im Jahrbuche Pr. K. VI 1883 S. 152—162. — Phot.
Braun IV, 16 ; Tamme ; Brnckm.
Diego Velazquez
Diego Rodriguez de Silva y Velazquez, oder Diego de Silva
Velazquez. Getauft zu Sevilla den 6. Juni 1599, gest. zu Madrid
den 6. August 1660. Schüler des Fr. Herrera d. ä. und des
Fr. Pacheco zu Sevilla. Selbständig zu einem der grössten
Meister aller Zeiten entwickelt. Seit 1622 Hofmaler Philipp's II.
zu Madrid, 1629 — 1631 und 1649 — 1651 in Italien.
Männliches Bildnis. Kuiestück nach rechts auf graubraunem 697
Grunde. Der vornehme Herr mit kurzem grauen Haar, Schnurr- (694)
und Backenbart trägt einen schwarzen Anzug mit abstehendem J 2
kleinen weisseu Kragen und Handschuhe an beiden Händen.
Die linke Hand ruht am Griffe seines Degens. Der Dargestellte
ist nach Justi (Velazquez I S. 395 - 396, 2. Aufl. 1903, S. 342
— 344) wahrscheinlich der königl. Oberjägeraieister Juan Mateos,
15
226 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,08; br. 0,89%. — 1746 ans der herzogl. Galerie zn Morfeua
als Original des Rubens »mit den skizzierten Händen* (Venturi p. 357). Doch bereits
1685 in der Sammlung des Prinzen Cesare Ignazio von Este richtig als Velazquez ;
Campori R., p. 311. — In Dresden später als »Tizian«, bei H. jedoch bereits wieder
richtig als Velazquez. — Gestochen von E. Mohn jjß III, 41. •— Phot. Braun I, 15;
Phot. Ges. ; Hanfst. ; Tanime ; Bruckm.
698 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(693) grauem Grunde. Alter Herr mit weissem Haar, Schnurr- und
J 2 Kinnbart. Er trägt eine goldene Kette über dem schwarzen, rechts
mit dem roten Kreuz des S. Jago-Ordens geschmückten Anzug.
Leinwand; h. 0,6572 i ^r. 0,56. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena.
1685 im Besitze des Prinzen Cesare Ignazio von Este daselbst (Campori R. p. 310;
vergl. Venturi p. 207 — 208). Damals schon als Velazquez. Beim Dresdner Ankauf
(Venturi p. 358) war es in Modena auf Rubens umgetauft worden, dessen Hand es
keinesfalls zeigt. Als Rubens auch in Dresden gest. von F. Zucchi ffr II, 45 oben.
Bei H. jedoch schon wieder als Velazquez. Mit Bode (bei v. Zahn VI, S. 198) an
der Eigenhändigkeit zu zweifeln, ist nicht nötig. Dagegen auch Justi (Velazquez
H, S. 77—78, 2. Aufl. 1903 S. 97—98), der das Bild für echt, aber unvollendet
hält. — Phot. Braun VI, 20; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
699 Bildnis des Grafen von Olivares. Halbfigur nach links auf
(692) grauem Grunde. Gaspar de Guzman, Graf von Olivares, Herzog
J 2 von Sanlücar, der allmächtige Minister Philipps IV., mit
braunem Haar, Schnurr- und Kiunbart, trägt einen schwarzen
Anzug, der an Rock und Mantel mit der grünen Stickerei des
Alcäntara-Ordens besetzt ist und hält in der allein sichtbaren
rechten Hand einen Brief.
Leinwand; h. 0,92%; br. 0,74. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena.
1685 als Original des Velazquez (Campori Racc, p. 311) in der Sammlung des Prin-
zen Cesare Ignazio von Este zu Modena, der es 1681 mit der Sammlung des Grafen
Toschi gekauft hatte (Venturi, p. 207 — 208). — Aehnliche Bilder in verschiedenen
Sammlungen, z. B. als Brustbild und in ganzer Gestalt in der Ermitage zu St.
Petersburg. — »Es sind Atelierbilder mit mehr oder weniger Anteil des Meisters.«
Auch das unsere ist etwas zu leer und trocken in der Behandlung, um als ganz
eigenhändiges Werk anerkannt werden zu können. So auch W. Bode bei v. Zahn
VI, S. 189, H. Lücke und K. Justi (Velazquez n, 118—119, 2. Aufl. II 57), der es
jedoch im Wesentlichen für eigenhändig zu halten scheint: »eine gnt gemalte
Replik«. — Phot. Braun IV, 18; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
Angeblich Jacinto Jerönimio de Espinosa
Geb. den 20. Juli 1600 zu Concentaina im Königreich Valencia,
gest. 1680 zu Valencia, Bildete sich nach den Ribalta in
Valencia, wahrscheinlich auch in Italien nach den Bolognesen
und nach Werken Van Dyck's. Tätig besonders zu Valencia.
Spanische Schule. XVII. Jahrhundert 227
Der heil. Franziskus. Halbfigur nach rechts. Auf dem Tische 700
vor ihm steht rieben dem Buche und dem Totenkopfe das (699)
Kruzifix, zu dem er betet. Chemnitz
Leinwand; h. 0,9172 ; br. 0,91. — 1853 in London ans der Sammlung Louis-
Philippe. — Phot. Tamme. — 1902 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Alonso Cano
Geb. zu Granada den 19. März 1601, gest. daselbst den 5. Ok-
tober 1667. Maler und Bildschnitzer. Schüler Fr. Pacheco's und
Juan del Castillo's in Sevilla. Tätig zu Sevilla bis 1637, zu
Madrid bis 1651, dann zu Granada, wo er eine Schule gründete.
Der Apostel Paulus. Ganze Gestalt von vorn gesehen, bar- 702
fuss, weisshaarig und weissbärtig, in grünem Rock und rotem (701)
Mantel. Der Heilige hält ein Buch in der gesenkten Linken H 4
und stützt seine Rechte aufs mächtige Schwert.
Leinwand; h. 2, 11%; br. 1,11. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Gutes Bild des Meisters. — Phot. Braun XV, 12 ; Bruckni.
Schule Alonso Cano's
Maria mit dem Kinde. Kniestück. Die heil. Jungfrau 703
legt ihre rechte Hand an ihre Brust und hebt mit der Linken (702)
das weisse Tuch des vor ihr auf einem Kissen ruhenden Christ- C 3
kindchens empor, das einen Apfel im linken Händchen hält.
Leinwand; h. 1,23; br. 0,97%. — Wahrscheinlich, auch nach H., die angebliche
Madonna von Ribera, die der Gesandtschaftssekretär Talon 1744 in Madrid erwarb.
— Bei H. als »angeblich Alonso Cano«. Für den Meister selbst ist das übrigens
schlecht erhaltene Bild zu schwach. — ■ Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Angeblich Pedro de Moya
Geb. zu Granada 1610, gest. daselbst 1666. Schüler des Juan
Castillo in Sevilla. Später in den Niederlanden und England
durch van Djck beeinflusst. Schliesslich in Granada ansässig.
Männliches Biidnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 703 A
braunem Grunde. Schwarzes Haar, schwarzer Schnurrbart. H 2
Gelber Waffenrock mit anliegendem weissen Kragen und roter
Schärpe. Falsch bezeichnet rechts oben: B. E. M. fe.
Leinwand; h. 0,61 J^ ; br. 0,49. — 1887 als Geschenk des Herrn Geheimen
Kommerzienrats Zschille. — Die falsche Bezeichnung sollte natürlich >Bartolomeo
Esteban Murillo fecit« gelesen werden. — Die Urheberschaft Moya's, unter dessen
Namen das Bild geschenkt wurde, ist unwahrscheinlich. — Phot. Brnckm.
Bartolome Esteban Murillo
Getauft zu Sevilla den 1. Januar 1618, gest. daselbst den
3. April 1682. Schüler Juan de Castillo's in Sevilla. Durch
15*
228 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
das Studium der Werke Tiziau's, Ribera'*. Rubens', van Uvck's
und seines Landsmannes Velazquez in Madrid 1 1(342 — 164&)
weitergebildet. Tätig- hauptsächlich in Sevilla.
703 B Der Tod der heiligen Clara. Von Franziskanerbrüdern und
H 3 Clai'issinnen-Schwestcrn umringt, liegt die Heilige mit gefalteten
Händen auf ihrem Sterbelager. Von den beiden Mönchen, die
links neben ihrem Haupte kuieen, hält der eine die brennende
Kerze, liest der andere die Sterbegebete vor. Von den Nonnen.
die schmerzbewegt das Lager der Stifterin ihres Ordens um-
geben, schaut nur eine mit staunend erhobenen Händen nach
der rechten Seite hinüber. Laut der unteren Inschrift wurde.
ausser der Sterbenden, nur diese eine gewürdigt, die himm-
lische Erscheinung zu schauen, welche die rechte Seite des
Bildes füllt. Yen Wolken umwallt, von goldenem Himmels-
lichte umflossen, nahen hier Christus in grauem Unter-, rotem
Obergewand und Maria, die gekrönte Himmelskönigin, in weissem
Kleide, blauem Mantel; sie nähern sich der Sterbenden mit
einem Gefolge von fünfzehn gekrönten, weiss gekleideten, palmen-
tragenden Jungfrauen, von denen drei vorausgeeilt sind, um
den Leib der Entschlummernden mit dem prachtvollen Oold-
mantel zu bedecken, den sie ihr vom Himmel mitgebracht.
Links unter dem Weih Wasserkessel eine SchriftrölTe, die den
Anfang eines Gebetes enthält: Ruegen ä dios etc. Tuten
in der Mitte eine Schriftrolle mit der die Darstellung erläutern-
den Inschrift: Entre los singülares favore's q la Oloriosa
Std- Clara Recivio en su vida, deXpto N.Sorfue kallarse
a su Dhossa (wohl mit Justi dichosisima zu lesen) rnuerte
con su Madre SS" acompanada de Virgines con süs
Coronas de ovo, Bestiduras blancas y palmas en las
manos. T cubrieron su sagrado cüerpo con un manto
traido del cielo(Prodigio q solo sus qjosylos de unaRe-
ligiosa companera suya fueron mercedores de Gozarle).
Leinwand; h. 1,89%; br. 4.46. — Erworben im Juni 1894 vom Earl of Dndloy
iDudley-House) in London. Eins der elf Bilder, mit denen Muri Ho 1Ö45 einen
Kreuzgang des Franziskanerklosters zu Sevilla schmückte. Das unsere befand sich
an der Nordseite des Kreuzganges. Das Kloster wurde lölO unter den Franzosen
zerstört. Von den Gemälden nahm der Marschall Soult drei, der General Mathieu
de Faviers vier in Besitz. Zu jenen geborte z.B. die sog »Engelkfiche« im Lou'vre
zu Paris, zu diesen unser viel besprochener Tod der heil. Clara- . Der General Mathieu
Spanische Schule. XVIT. Jahrhundert 229
de Faviers hatte das Bild unter der Hand der Sammlung Aguado verkauft, aus dieser
ging es 1865 für 75,000 Franks in die Sammlung des Marquis de Salamanca, aus
dieser 1867 für 95,000 Franks in den Besitz des Earl of Dudley über. Vergl. Charles
B. Curtis, Velazquez and Murillo, London und New- York 1893 p. 223 — 235. —
T. Lefort, Murillo, Paris 1892. p. 11—12. — Phot. Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Der heil. Rodriguez. Im Bischofsgewande, vor grauem 704
Himmel, fast von vorn. Die Rechte streckt er aus, in der (703)
Linken hält er seine Kopfbedeckung und seinen Palmzweig. H 4
An seinem Halse klafft die tödliche Wunde. Sein Blick ist
nach links emporgewandt, von wo ihm ein Engel in goldenem
Lichte einen Blumenkranz bringt.
Leinwand; h. 2,05 j£ ; br. l,23j£. — 1853 in London aus der Sammlung
Louis-Philippe. — Das Modell zum Gewände befindet sich in der Schatzkammer
der Kathedrale von Sevilla. — Aus dem Kloster S. Clara zu Sevüla. — Gestochen
von Th. Langer igt III, 42 und von Eduard Büchel. — Phot. Braun II, 18; Phot.
Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Maria mit dem Kinde. Die heil. Jungfrau sitzt auf einer 705
Steinbank vor grauem Grunde, wendet ihre Augen gen Himmel, (704)
umfasst das nackte Christkindchen auf ihrem Schoosse mit dem H 4
linken Arme und greift mit ihrer rechten Hand nach den
Aermchen, die sich nach ihrer Brust ausstrecken.
Leinwand ; h. 1,66 ; br. 1,14%. — 1755 inParis aus deniNachlass desM. Pasipiier,
Depute de Commerce de Ronen . H. — Das Bild wurde 1849 von drei Kugeln
durchbohrt. Durch Schirmor hergestellt. Vergl. Schnorr a. a. 0. 1895 N. 18, S. 169.
— Aebnliche Bilder Murillo's im Palazzo Pitti zu Florenz, im Palazzo Corsini zu
Rom, in den Museen von Madrid und Sevilla. — Gest. von Aug. Semmler, radiert
von L. Friedrich ; lithographiert von G. Weinhold. — Phot. Braun I, IG ; Phot.
Ges.: Tamme; Häufst.; Bruckm.
Nach Murillo
Geld zählende Mädchen. Zwei lebensgrosse Mädchen hocken 706
auf dem Boden der Strasse. Dasjenige zur Linken zählt, nach (705)
rechts gewandt, sein Geld. Seine Gefährtin hält den vor ihr ' M.-G.
stehenden Korb Trauben mit der linken Hand fest.
Leinwand; h. 1,29 Y^; br. 0,96. — 1830 aus dem Nachlasse des Fürsten
Kanikoff. H. — Das anerkannte Original befindet sich in der Pinakothek zu München.
— 1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
Juan de Valdes Leal
Geb. zu Cordova 1630, gest. zu Sevilla 1691. Schüler Antonio
del Castillo's in Sevilla. Unter dem Einflüsse Murillo's weiter-
gebildet. Tätig zu Sevilla.
Der heil. Basco von Portugal. Der Dominikaner steht 707
vor dem Kloster, breitet die Arme verzückt auseinander und (706)
H 4
230 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
erhebt das Antlitz nach rechts, von wo ein Lichtstrahl es er-
leuchtet. Links im Mittelgrunde ein zweiter in gleicher Stellung.
Oben läutet ein Teufelchen die Glocke. Unten die Inschrift:
EL . V . P . F . (Venerabile Padre Fray) Basco de Portugal.
Leinwand; h. 2,48 % ; br. 1,27. — 1853 in London aus der Sammlung
Louis-Philippe. — Phot. Ges. und Tamme.
Unbestimmte Spanier
XVII. Jahrhundert
708 Die Beweinung Christi. Der Leichnam des Heilandes in den
(707) Armen der Seinen. Maria Magdalena umfasst und küsst ihn.
Wehlen Leinwand; h. 1,54%; br. 2,19yg. — Erst 1856 aus dem »Vorrat«. — Nach
von Quandt wäre Juan Antonio Escalante, geb. zu Cördova 1'viO, gest. zu Madrid
1670, nach anderen Juan de Romero y Escalante (1627 — 1695) der Urheber. Wir sehen
eine Nachahmung Ribera's, vielleicht sogar eine Kopienach diesem Meisterin dem Bilde.
Andere denken an Juan de Ribaita (1597—1628). — 1902 ans Rathaus zu Wehlen.
709 Die heilige Cassilda. Ganze Gestalt nach rechts. Reich
(709) gekleidet und mit Perlen geschmückt, sitzt sie in einer Land-
N. M.-G. schaff. Im Bausche ihres roten Mantels liegen Rosen.
Leinwand; h. 1,92%; br. 1,45%. — Erst 1856 aus dem »Vorrat«. Der
spanischen Schule, der H. es einreihte, scheint es allerdings anzugehören. — 1904
(1902) ans Neue Ministerialgebäude zu Dresden.
Angebliche Spanier
XVII. Jahrhundert
710 Magdalena. Die Heilige sitzt am Boden, umspannt ihr
(698) linkes Knie mit gefalteten Händen und blickt gen Himmel.
F.-M. Leinwand; h. 0,96%; br. 1,17%. — Zuerst im Katalog von 1835. —
H. identifizierte es mit der 1725 als Werk Tizian's durch Leplat erworbenen stehen-
den -Magdalena , luv. 1722, A 1576. Der spanische Ursprung des Bildes ist
zweifelhaft. — 1896 ans Königl. Finanzministerium.
7||. Der Glaube. Weibliche Gestalt in weissem Gewände. Sie
(708) sitzt am Boden und umfasst das grosse Kreuz, das, von einem
oeisnitz Engel gestützt, rechts neben ihr steht. In ihrer Linken der
Kelch. Links in der Luft ein zweiter Engel.
Leinwand; h. 1,32; Dr. 1,66. — Inv. 1754, I 413, als »Autore incertoe. —
Bei H. als »vielleicht Kopie nach Murillo«. — 1902 an die Realschule zu Oeisnitz.
712 Maria auf dem Halbmond. Ueber den Wolken, hinter
(710) denen Engel hervorblicken, steht Maria mit dem Kinde auf
R 12 dem Halbmond. Hinter ihr Engelsköpfe im Goldlicht.
Kupfer; h. 0,20%; br. 0,13. — 1860 vom Kunsthändler C. Gottfr. Ang.
Schmidt vermacht ; damals als A. R. Mengs ; bei H. als mnbekannt«. — Phot. Tamme.
VIERTER ABSCHNITT
Die französische Schule
I. Meister des XVI. Jahrhunderts
Schule des Franpois Clouet
Hofmaler der französischen Könige 'von 1541 — 1572; gest.
im September 1572. Schüler seines Vaters Jean Clonet.
Wie dieser Jehannet oder Jeannet zubenannt. Tätig in Paris.
Bildnis der Jeanne de Pisseleu, Herzogin von Etampes. Halb- 7 1 3
fignr nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid, reich- (711)
verzierte Haube, Hals- und Armketten. Ihre Hände legt sie 21 b
aufeinander ; in der rechten Hand hält sie ein Stiefmütterchen.
Eichenholz; h. 0,31%; br. 0,25. — 1876 vom Hofrat Rost in Dessau. — Bei
H. als Original Clouet's. Seiner Schule gehört es in der Tat an. Für ihn selbst ist
es jedoch nicht zart genug in der Modellierung und im Ton. — Phot. Ges.; Tamme.
II. Meister des XVII. Jahrhunderts
Simon Vouet
Geb. zu Paris den 9. Januar 1590, gest. daselbst den 30. Juni
1649. Schüler seines Vaters. In Italien durch das Studium
der dortigen Naturalisten und Eklektiker ausgebildet. Tätig in
der ersten Hälfte seines Lebens hauptsächlich in Rom, in der
zweiten Hälfte, seit 1627, als Schulhaupt in Paris.
232 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
714 Die Apotheose des heil. Ludwig. Im Harnisch und rotem
(712) Mantel, doch barhaupt, hat der Heilige sich in den Wolken
44 c aufs rechte Knie niedergelassen, breitet beide Arme aus und
blickt zum Himmel empor, aus dem zwei Englein mit einer
Palme und einem Kranze herabfliegen. Neben seinem Haupte
zwei andere Engel; links weiter unten ein dritter, der ein
Tuch flattern lässt, auf dem Paris dargestellt ist. Erwachsene
Engel schieben von unten die Wolke empor.
L°inwarul ; h. 2,69; It. L,48. — 1731 durch Leplat .ils WTerk des Guido
Canlassi, gen. Cagnacei, eines Schülers Guido Reni's. Doch schon seit dem Im-. 1754,
II, 547, als Werk Simon Vouet's bezeichnet. Der Vergleich mit den Pariser Hildern
des Meisters lässt keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Benennung zu. — I'hot.
Tamme; Bruckm.
Valentin de Boulogne (Le Valentin)
Früher irrtümlich Moi'se Valentin genannt. Von dem Dictionnaire
general des artistes francais von Beliier de la Chavignerie und
Auvray (Paris 1882) wohl irrtümlich mit Jean de Boulogne,
von Anatole Dauvergne (Gaz. d. B. A. 1879 I, S. 203J urkund-
lich mit dessen älterem Bruder Valentin identifiziert. Geboren
den 3. Januar 1591 zu Coulommiers (Seine- et -Marne), ge-
storben den 7. August 1634 zu Rom. Ging früh nach Rom,
wo er sich Michelangelo da Caravaggio zum Vorbild nahm.
Auch durch Ribera beeinfiusst. Tätig hauptsächlich in Rom.
715 Der alte Geiger. Kniestück. Rechts streicht ein grau-
(736) bärtiger, bekränzter Alter die > Viola di Gamba«. Seine Augen
R 2 sind geschlossen, seine Lippen scheinen sich zu bewegen. Viel-
leicht ist Homer gemeint. Links neben ihm sitzt ein Jüngling
über einer Schriftrolle, bereit, niederzuschreiben, was %r hurt.
Leinwand; h. 0,95; br. 1,31. — Inv. 1754, II 430, als Valentin. Ver-
änderte Nachahmung eines Bildes von Ribera (Mayer, Ribera S. 39). — Das ähn-
liche, Strozzi zugeschriebene Bild in der Turiner Pinakothek zeigt doch eine andere
Hand und eine andere Komposition. — Phot. Tamme.
Nach Jacques Callot
Geb. zu Nancy 1592, gest. daselbst 1635. Hauptsächlich
Kupferstecher und Radierer. Als solcher Schüler des Ph. Tho-
massin in Rom und des Giulio Parigi in Florenz. Später
durch den Einfluss der deutschen Kleinmeister weiterentwickelt.
Tätig hauptsächlich zu Florenz und Nancy.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 233
Die Erschiessung. Yur den Mauern einer Stadt (links) 7 i 6
und einem Zeltlager unter einem Kastell (rechts) findet die (724)
Hinrichtung statt. In der Mitte ist der Missetäter an den Q 3
Pfahl gebunden. Links stehen die zur Vollstreckung befohlenen
Soldaten. Rechts wird ein anderer Verbrecher herbeigeführt.
Kupfor; h. 0,08; br. 0,18Va' — J^m 15. März 1700 zur Kunstkamnier ; als
■-Art des Jacques Callot><. Hh. S. 285. — 1741 noch in der Kunstkammer. — Später,
noch bei H. als Original. Sicher jedoch nur Kopie nach Callot's Stich »L'Arquebusade«
N. 12 der (grossen) »Miseres de la Guerre« ; Ed. Meaume, Recherches sur la 'vie et
les ouvrages de Jacques Callot, Paris 1860, II p. 269, N. 575.
Nicolas Poussin
Geb. zu Villers bei Les Andelys in der Norman die den 15. Juni
1593 (vergl. E. H. Denio Nie. Poussin, Leipzig 1898,
S. 3 — 4), gest. zu Rom den 19. November 1665. Schüler
des Quentin Variu in den Andelys, des Ferd. Elle und des
Georges Lallemand in Paris. Selbständig in Rom durch das
Studium Raphael's, Giulio Romano's, Domenichino's und der
Antike ausgebildet. Tätig abwechselnd in Paris (hier 1618
bis 1623, dann 1640 — 1642 als »premier peintre du Roy«)
und in Rom, zumeist jedoch in Rom.
Die Anbetung der Könige. Links sitzt Maria mit dem Kinde 7 i 7
unter hoher römischer Säulenruine. Hinter ihr steht Josef, (715)
vor ihr knieen die beiden weissen Könige, die ihre Kronen 6 c
neben sich gelegt haben, und ist der schwarze im Begriffe,
in die Kniee zu sinken. Weiter rechts, hinter den Königen,
schliesst das Gefolge sich an. Noch weiter rechts in der Landschaft
harrt der Tross mit Rossen und Kameelen. Bez. u. rechts:
NicOLAVT- PVS1H
Leinwand; h. 1,G0^; br. 1,^13^ — 1712 durch de ßrais aus Paris. Früher
in der Sammlung- des Lord Walgr.ave. — Im Luv. 1751, LT 593, als »Kopie«; aber
schon im :/Catalogue« von 1765 ■wieder als Original. — Ein 20 Jahre späteres Exem-
plar dieses Bildes befindet sich im Louvro zu Paris, eine Wiederholung im Dulwich
234 Spanier des siebzehnten Jahrhunderts
702 Der Apostel Paulus. Ganze Gestalt von vorn gesehen, bar-
(701) f'uss, weisshaarig und weissbärtig. in grünem Rock und loißm
H 3 Mantel. Der Heilige hält ein Buch in der gesenkten Linken
und stützt seine Rechte auf's mächtige Schwert.
Leinwand: h. 2.11'/,: br. 1.11. — L853 in London aus der Sammlang &
Philippe. - Gutes lülrl des Heisters. — Pliot. Braun XV. 12.
Schule Alonso Cano's
703 Maria mit dem Kinde. Kniestück. Die heil. Jungfrau legt ihre
(702) rechte Hand an ihre Brust und hebt mit der Linken das weisse
H 4 Tuch des vor ihr auf einem Kissen ruhenden Christkindchens
empor, das einen Apfel im linken Händchen hält.
Leinwand: h. 1,23: br. 0,97"/,. — Wahrscheinlich, auch nach H.. die angeb-
liche Madonna von Ribera, welche der Gesandtsehaftssecretair Talon 1744 in Madrid
erwarb. — Bei H. als »angeblich Alonso Cano.« Für den Meister selbst ist das
übrigens schlecht erhaltene Bild zu schwach. — Phot. Ges.
Angeblich Pedro de Moya
Geb. zu Granada 1610, gest. daselbst 16GG. Schüler des Juan
Castillo in Sevilla. Später in den Niederlanden und England
durch van Dyck beoinflusst. Schliesslich in Granada ansäf
703 A Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf
H 1 braunem Grunde. Schwarzes Haar, schwarzer Schnurrbart. Gelber
Waffenrock mit anliegendem weissen Kragen und roter Schärpe.
Falsch bezeichnet rechts oben: B. E. M. fe.
Leinwand: h. 0,61*/,; br. 0,49. — 1687 Geschenk eines Dresdner Sammlers. —
Die falsch'' Bezeichnung sollte natürlich Bartolomeo Estehan Murillo fecit gelesen
werden. — Die Urheberschaft Hoya's, unter dessen Namen das Bild geschenkt wurde,
ist unwahrscheinlich.
Bartolome Esteban Murillo
Getauft zu Sevilla den 1. Januar 1618, gest. daselbst den
3. April 1682. Schüler Juan del Castillo's in Sevilla. Durch
das Studium der Werke Tizian's. Ribera's, Rubens', van Dyck's
und seines Landsmannes Velazquez in Madrid weitergebildet.
Thätig hauptsächlich zu Sevilla.
704 Der heil. Rodriguez. Im Bischofsgewande, vor grauem Himmel,
(703) fast von vorn. Die Rechte streckt er aus, in der Linken hält er
H 4 seine Kopfbedeckung und seinen Palm zweig. An seinem Halse
klafft die tötliche Wunde. Sein Blick ist nach links empor-
Spanische Schule. XVII. Jahrh. 235
gewandt, von wo ihm ein Engel in goldenem Lichte einen Blu-
menkranz bringt.
Leinwand ; h. 2,0öl/a ; br. l,23'/2. — 1853 in London aus der Sammlung
Louis-l'liilippe. — Das Modoll zum Gewände befindet sich in der Schatzkammer der
Kathedrale von Sevilla. — Aus dem Kloster S. Clara zu Sevilla. — Gestochen von
Th. Langer g£ IU, 42 und von Eduard Büehel. — Phot. Braun II, 18; Phot. Ges.
und Tamme.
Maria mit dem Kinde. Die heil. Jungfrau sitzt auf einer 705
Steinbank vor grauem Grunde, wendet ihre Augen gen Himmel, (704)
uinfasst das nackte Christkindchen auf ihrem Schoosse mit dem H 4
linken Arme und greift mit ihrer rechten Hand nach den
Aermchen, die sich nach ihrer Brust ausstrecken.
Leinwand; h. 1,66; br. 1,14V,. — 1755 in Paris aus dem Nachlass des M.
Pascraier, »Depute do Commerce de Rouen.« H. — Aehnliche Bilder Murillo's im
Palazzo Pitti zu Florenz, im Palazzo Corsini zu Rom, in den Museen von Madrid
und Sevilla. — Gestochen von Aug. Semmler, radirt von L. Friedrich. — Phot.
Braun I, 16 ; Phot. Ges. und Tamme.
Nach Murillo
Geld zählende Mädchen. Zwei lebensgrosse Mädchen hocken 706
auf dem Boden der Strasse. Dasjenige zur Linken zählt, nach (705)
rechts gewandt, sein Geld. Seine Gefährtin hält den vor ihr M.-G.
stehenden Korb Trauben mit der linken Hand fest.
Leinwand; h. 1,29*/,; br. 0,96. — 1830 aus dem Nachlasse des Fürsten
Kanikon'. H. — Das anerkannte Original befindet sich in der Pinakothek zu München.
Juan de Valdes Leal
Geb. zu Cördoba 1630, gest. zu Sevilla 1691. Schüler Antonio
del Castillo's in Sevilla. Unter dem Einflüsse Murillo's weiter-
gebildet. Thätig zu Sevilla.
Der heil. Basco von Portugal. Der Dominikaner steht vor 707
dem Kloster, breitet die Arme verzückt auseinander und erhebt (706)
das Antlitz nach rechts, von wo ein Lichtstrahl es erleuchtet. H 4
Links im Mittelgründe ein zweiter in gleicher Stellung. Im
Bogengang des Hintergrundes eine Gruppe anderer Mönche.
Oben läutet ein Teufelchen die Glocke. Unten die Inschrift:
EL . V . P . F . (Venerabile Padre Fray) Basco de Portugal.
Leinwand; h. 2,48 }4 ; br. 1,27. — 1853 in London aus der Sammlung Louis-
Philippe. — Phot. Ges.
236 Franzosen des siebzehnten Jahrhundei
Leinwand; b. 0,717s I br. 1,3 Zuerst im Catalogue« i als
•inal; jedoch schon von John Smith nicht in <einen Catalogue« aufgenommen. —
Bei 11. wieder als Original; jedoch zu trockon im Tou. um eigenhändig zu sein. —
1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
725 Das Luperkalienfest. In der Mitte die beiden tackten
(723) wettlaufenden Jünglinge mit Geissein in der Hand. Rechts vorn
Chemnitz die Gruppe der Frauen, die durch die Berührung der Jünglinge
die Unfruchtbarkeit zu verlieren hoffen. Links der Festzug.
Leinwand; h. 0,73 J br. 0,98'/». — luv- 1722, A 501, als »Manier Poossin'i .
— 1902 au die Kunsthütte in Chemnitz.
726 Faune und Nymphen. Am Fasse eines Denksteins sitzt
(1G61) ein Faun neben einer Nymphe. In der Mitte ein Dreifuss.
Plauen i. v. Rocüts führt ein Knäblein ein Mägdlein in langem Laken
herein. Links bringt eine Nymphe einen Blumenkorb.
Leinwand; h. o,s.i; br>0,99J£. — Erst 1861 aus dem »Vorrat«; i>ci II irr-
tümlich als Lairesse. — 1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
727 Ein Opfer. Rechts unter hohen Bäumen bekränzt eine
(783) Frau eine bärtige Herme, drei andere knieen. von musizierenden
Waidheim Kin<leni umspielt, an dem Bammenden Dreifuss. vor dun das
Opferlamm liegt. Links naht ein Herrscher mit Gefolge.
Leinwand; h. l,00j br. 1,32. 1728 durch Leplat (luv. 1723, A I »58) kl
»Bartoletti: Kin Stück, wo einem Abgott geräuchert wird«. — Mit Bartoletti« ist
Lartholet Flemalle von Lüttich gemeint. Doch rührt das Bild mich Uaa
unseres bezeichneten Bildes dieses Heistars schwerlich vuii ihm her. Bei II. als
»unbekannt«. — 1904 an das Kathaus zu Waldheim.
728 Noah's Dankopfer. Inmitten seiner Angehörigen steht
(722) Npah rechts vor dem runden, flammenden Altare und hinkt
Waidheim gßn Himmel, wo Gottvater erscheint. Ganz rechts vorn kniet
eine junge Frau. Voro in der Mitte liegt ein Lamm am Buden.
Im Hintergrunde rechts erhebt sich ein hohes Felsengebirge.
Leinwand; h. 1,08 J l>r. I.,U. — 1731 durch Leplat. — Früher als Original
Poussiu's. Poch schon bei II. nut als »Schulbild«, — John Smith {]<■ > zu N, 5)
identifiziert die Komposition irriger Woiso mit der 1716 von .loh. Frey in Rom ge-
stochenen, au die unser Bild nur fiei anknüpft. Seine Malweise deutet sogar eher
auf die fland eme.s [talii l ans Rathaus zu Waldheim.
V. E.
Um 1640. Von einigen. /.. B. von Andresen (Handbuch für
Kupferstich-Sammler, Leipzig 1870)1* p. 4'87, schwerlich richtig,
mit dem Malm- Ferdinand Elle von Mecheln identifiziert, der
als Porträtmaler in Paris ansässig war, zu Poussin's ersten
Lehrern gehörte und nach dal., p. 531, sp&testens 1640 starb.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 237
Bildnis Nie. Poussin's. Brustbild, im Profil nach rechts, 729
auf braunem Grunde. Langes schwarzes Haar, kurzer dunkler (721)
Schnurrbart. Die linke Hand stützt der Meister auf eine Tafel mit 6 b
der Inschrift: Si Nomen a me quaerisN. Poussin.l640.F.
Leinwand; h. 0,75%; l>r. 0.59. — Inventar 1722, A 105, als Selbstbildnis
Poussin's. — Bei H. nur frageweise als Poussin; auch nicht in Smith's »Catalogne
raisonne«. — Gestochen von Louis Ferdinand (gest. 1693 zu Paris als Akademie-
Professor), dem Sohne des Bildnismalers Ferdinand Elle, dessen Taufnamen er als
Geschlechtsnanien annahm. Dieser Stich ist 1. u. bez. »V. E. pinxit«. Dadurch
seheint bewiesen, das Poussin das Bild nicht gemalt hat. Aber wer war V. E.?
Sieher nicht Valentin. Vorgl. Nagler, Mon. V. S. 220. Eher, wie Andresen (a. a.
0.) meint, ein Mitglied der Künstlerfamilie Elle. Dieser gehörte der Stecher ja
sicher an ; und Ferdinand Elle hatte in nahen Beziehungen zu Poussin gestanden.
Der Malweise und der Inschrift nach scheint es trotz alledem nicht ausgeschlossen,
dass Poussin das Bild selbst gemalt habe. Poussin traf erst Anfang 1641 aus Rom
wieder in Paris ein. Das Bild muss also in Rom gemalt sein. — 1810 gestochen
als Selbstbildnis Poussin's von A. H. Riedel. — Bhot. Braun XV, 13; Bruekin.
Claude Lorrain
Claude Gellee, gen. Lorrain oder le Lorrain. Geb. zu Chamagne
in Lothringen 1600, gest. zu Rom den 21. "November 1682.
Schüler des Agostino Tassi zu Rom. Unter dem Einflüsse der
Carracci und der Bril, aber auch des Ad. Elsheimer, zu einem
der grössten Meister der idealen Landschaftsmalerei ausgebildet.
Tätig um 1626 in Nancy, vornehmlich in Rom.
Landschaft mit der Flucht nach Aegypten. Der Fluss, der 730
rechts die grossartige Landschaft durchströmt, ist im Hinter- (725)
gründe von einer Bogenbrücke überspannt und bildet im Mittel- 6 c
gründe einen kleinen Wasserfall. Links vorn mächtige Baum-
gruppen, rechts im Hintergrunde eine Ortschaft am Fuss edel
gestalteter Berge. Vorn in der Mitte eine Quelle, aus der
ein Mädchen Wasser schöpft, während eine Wäscherin, der ein
Hirt ein Stückchen vorbläst, neben ihrem Korbe wartet, Links
im Mittelgrunde auf dem Waldwege die heil. Familie auf der
Flucht nach Aegypten. Warmes Licht von vom. Bez. u. 1.:
CM/ir ivfJRCM\ l647_
Leinwand; h. 1.02; br. 1.34. — Inv. 1754, II, 110. Nach H. aus der Samm-
lung des Kardinals Mazarin. Beglaubigt auch durchs Liber Veritas N. 110. Nach
diesem für Mr. Purasson "in Lyon gemalt. Die Jahreszahl 1647 (nicht 1661 oder
1667, wie bei H.) deutet auf eino gleiche Entstehungszeit mit der berühmten »Mühle«
238 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
im Pal. Doria in Korn, womit die Behaudlungsweise übereinstimmt. Dieses Bild und
das folgende befanden sich, wie Hofrat Gust. Müller nachgewiesen, schon in der
Sammlung der Madame de Verrue in Paris vereint, seit dem 12. April 1725 in der
Sammlung des M. de Nocet, schliesslich bei dem Sachs. Gesandten in Paris, dem
Grafen von Hoym, von dem sie für unsere Galerie erworben worden zu sein scheinen.
Vergl. : Pichon, Yie de Charles Henri Comte de Hoym, etc. Paris 1880 II, p. 60
zu N. 297-298. — Eine Wiederholung sah Smith (1837) bei Th. Hope Esq. — Ge-
stochen von W. Fr. Gmelin und von C. Krüger. Radiert von Louis Schulz 1892. —
Phot. Braun V, 20 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Bruckm.
73 1 Küstenlandschaft mit Akis und Galathea. Links das leicht-
(72G) gewellte Meer, rechts ein bewaldetes Vorgebirge, von dessen
6 a Felsenhang ein Wasserfall herabstürzt. In der Mitte des Mittel-
grundes eine Hafenstadt, am Horizonte eine Insel. Vorn links
Nereiden mit Galatea's Muschelwagen. Diese kniet in der Mitte
unter dem Zelte vor ihrem Geliebten,
dem Flussgott Akis (Ovid's Meta- n A 7]V ff Ifp
raorph. XIII, v. 738—897). Der ^L' VMC Ü LL^
eifersüchtige Kyklop Polyphem liegt *x/rc Dnis/7\.
rechts oben auf der Matte. Kühl- IVf * jvvl ' >
gelbes Sonnenlicht gerade von hin- S £> «^
teu. Bez. u. r. : kisvZP
Leinwand; h. 1,00; L>r. 1,85. — Inventar 1754, 11 109. — Nach H. aus der
Sammlung des Marechal Grammont in Paris; wahrscheinlich jedoch wie das vorige
aus der Sammlung des Grafen Hoym. — Vgl. die Bemerkungen zum vorigen — Be-
glaubigt durchs Liber Veritatis N. 141. Nach diesem 1057 für M. Delagard gemalt.
In der Tat ist die Jahreszahl 1657 nicht nur auf der Rückseite der Skizze des Ori-
ginals des Liber Veritatis beim Duke of Devonshire (vergl. Mark Pattison, Claude
Lorrain, Paris 1884, p. 219), sondern auch auf unserem Bilde ganz deutlich zu sehen
(nicht 1650 wie hei H.). Die Figuren sollen von Mignard herrühren. — Gest. von
W. Fr. Gmelin u. von C.Krüger. — Phot. Braun I, 18; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Nach Claude Lorrain
732 Landschaft mit dem Hirtenfeste. Vorn auf der Wiese tanzen
(727) ein Hirt und eine Hirtin. Links strömt ein überbrücktet Fluss.
oeisnitz Rechts liegt die Stadt am Fasse des Gebirges.
Leinwand; h. 0,74%; br. 1,00. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Carignan in Paris. — Schon im Inventar 1754, II 598, nur als »Manier Claude's*.
Das anerkannte Original, das Claude 1639 für Papst Urban VIII. gemalt hatte
(Liber Veritatis N. 13), ist >La fete villageoise ' des Louvre zu Paris. — 1902 an
die Realschule zu Oeisnitz.
Gaspard Dughet
Gasp. Dughet, gen. Gasp. Poussin oder Le Guaspre. Geb. zu
Rom 1613 von französischen Eltern, gest. daselbst den 25. Mai
No. 731. Claude Lorrain.
No. 782. Antoine Watteau.
Tafel XH.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 239
1675. Schüler und Schwager N. Poussin's und dessen Nach-
folger auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei. Tätig in Rom.
Am Bergsee. Hohe, oben kahle, unten bewaldete Berge 733
umschliessen den See. Am Abhänge Gebäude. Vorn links eine (729)
Baumgruppe. Vorn rechts buschiges Weideland, über das ein 6 b
Hirte nach rechts gewandt, seine Herde treibt. Auf dem See
ein Kahn, Leute am jenseitigen Ufer.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,97. — Nach H. im Inventar Gotter (vor 1736) mit
unserer N. 735, als N. 300 und 301 dem »Gasp. Poussin nnd Milet« zugeschrieben,
doch stimmen die Maasse dazu nicht. Diese durch Gotter erworbenen Bilder sind
vielmehr unsere N. 739 und 740. — Unser Bild lässt sich erst im Katalog von 1833
nachweisen. — Phot. Braun XII, 18.
Campagnalandschaft. Im Hintergrunde rechts eine Ort- 734
schaft am Fusse des von links beleuchteten Gebirges. Im (730)
Mittelgrund eine waldige Schlucht mit Wasserfällen. Vorn 6 a
links unter hohen Bäumen zwei nur halb bekleidete Leute.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,96%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. —
Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun XV, 14.
Berg- und Waldlandschaft. Links unter einer mit Ge- 735
bäuden gekrönten Anhöhe der waldige Hohlweg, durch den (731)
ein Hirt seine Schafherde treibt. Rechts vorn eine hohe Baum- 6 c
gruppe, ein Felshang, ein Wasserfall. Hinten blaue Bergzüge.
Vorn in der Mitte zwei halbnackte Gestalten.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,98. — Zuerst, als Gegenstück zum vorigen, im
•Catalogue« von 1765. Nicht durch Gotter, wie H. annahm. — Vergl. die Bemerk-
ungen zu N. 733. — Phot. Braun XIV, 13.
Waldige Berglandschaft. Links das Gebirge, auf dessen 736
halber Höhe eine Ortschaft liegt. Rechts klarer Fernblick hinter (733)
hohen Bäumen. Vorn links am Wege zwei ruhende Männer. 6 b
Leinwand; h. 0,64%; br. 0,88. — Inv. 1754, II 405, als Original von Gasp.
Poussin. Die Eigenhändigkeit bei H. doch wohl ohne genügenden Grund bezweifelt.
— Phot. Bruckm.
Schüler und Nachahmer Gasp. Poussin's
Motiv von Tivoli. In der Mitte die Schlucht mit dem 737
Wasserfall; rechts oben die Stadt mit dem Rundtempel; links (734)
vorn unter Bäumen am Bergweg zwei Männer. Freiberg
Leinwand; h. 0,54; br. 0,83%. — Inv. 1722 A 372. Damals als Original.
Jedoch später, auch bei H., mit Recht nur als Nachahmung. — 1903 ans König-
Albert-Museum in Freiberg.
240 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
738 Landschaft mit erntenden Kindern. Beig- und Waldgegend.
(735) In der Mitte ein Fluss. Vorn rechts ein Kornfeld mit nackten
P1»»eni-V. Kindern als Schnittern.
Leinwand; h. 0,55} br. 0,72,^. — Vielleicht Inventar 8» A. 2.V5G als Gas-
pard Poussin. 1741 aus den krtnigl. Zimmern. Das Bild zeigt jedoch bot entfernte
Verwandtschaft mit diesem Kleister. — 1902 an den Kunstvorein zu Planen i. V.
739 Gebäude am Wasser. Im Hintergründe hlaue Bergzüge.
(1703) Links vorn unter hohen Bäumen ein offenes Feuer.
<irimma Leinwand; h. 0,48^2; It. 0,64. — Im Inventar Gotter (vor 17.Ü',) mit dem
folgenden, seinem Gegenstücke, unter N. 300 und 301 als Werke G. I'oussin's, durch
Millet staffiert. Yergl. zu Nr. 733. — Hei II frageweise dem Millet zugeschrieben,
auf den ihr Stil jedoch nicht hinweist. Sie zeigen eine spätere französische Hand.
— 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
740 Der Waidsee. Links am Waldrande ein See. Hechts unter
(1704) hohen Bäumen eine Schafherde. Hinten blaue Bergzüge.
Grimma Leinwand; h. 0,4s; hr. 0,64%. — Inventar flotter (vor 1736). — Gegenstück
zum vorigen. Man vergleiche die Bemerkungen zu diesem. — ■ 1902 an den Alter-
tumsverein zu Grimma.
741 Italienische Landschaft. Tivoli -»Motiv. Hechts die vom
(141G) Rundtempel gekrönten Felsen, von denen sich ein Wasserfall
I' 10 stürzt, links vor einem Bergschloas eine Brücke.
Leinwand; h. Q,6SV$; br. 0,54V*' — Zuerst im Katalog von L835 als Pij-
nacker. Frageweise so auch bei 11. Allein das Bild hat mit den leicht erkennbaren
Werken dieses Meisters gar keine Aehnlichkeit. Nachahmung Dngli>
Sebastian Bourdon
Geb. zu Montpellier den 2. Februar 1(316, gest. zu Paris
den 8. Mai 1071. Bildete sich eklektisch durch das Studium
Poussin's und Castiglione's. Tätig in Paus, in Rom, in Stock-
holm (1652 — 1653), schliesslich als Akademie-Professor wieder
in Paris.
742 Jakob's Heimzug. Der Zug bewegt sich von links nach
(633) rechts. Links die Hauptpersonen zu Pferde; unter ihnen eine
44 b Frau mit ihrem Säugling (vielleicht Rahel). Ein bekränzter
Jüngling zu Fusse fütterj ''inen Hund.
Leinwand; h. 0,9G ; lir. l,HOli. — 1749 als Benedetto Oastiglione« i opera
delle piü linite deJT autore i durch Guarienti aus Venedig. Aach bei H. als
glione. Indessen zeigt da9 Bild nur die Anordnung Uen. Castiglione's; die Typen,
die Landschaft, die Malwoise verraten die Schulo Poussin's. Diese Verbindung von
Anklangen an N Foussin mit Anklängen an Castiglione findet sich gerade nur bei
Sei... Bourdon, dessen Hand der Verfasser dieses Katalogs in der Tat in dem Bilde
zu erkennen glaubt. Mau vergl. z. B. des Meistens Sacriiice de N'oe« (-S. 34) im
I.ouvre zu Paris. _ Phot. Brann VIII, 20; Tamme.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 241
Charles le Brun
Geb. zu Paris den 24. Febr. 1619, gest. daselbst den 12. Febr.
1690. Schüler Simon Vouet's. In Rom weitergebildet. Be-
gründer der Academie Royale de Peinture et de Sculpture in Paris.
Der Schlaf des Christkindes. In der Mitte sitzt Maria, 743
hält das schlafende Kind auf ihrem "Schoosse und gebietet mit (737)
erhobener Rechten Schweigen. Links hinter ihr steht Josef, 6 a
links vorn die heilige Elisabeth mit dem kleinen Johannes.
Rechts beugt sich die heilige Anna über das Christkind; hinter
ihr der heil. Joachim.
Leinwand; h. 1,59; br. 1,59 — Inventar 1754, II 503, als Eust. le Sueur.
Jedoch seit dem »Catalogue* Ton 1765 stets richtig als Ch. le Brun. Dasselbe Bild,
kleiner, mehr in die Breite gezogen nnd mit reicherem Beiwerk ausgestattet, be-
findet sich als »Le Sommeil de Fenfant Jesus« im Louvre zu Paris. Beide Bilder
sind eigenhändig. — Phot. Bruckm.
Jacques Courtois
Gen. le Bourguignon (ital. Jacopo Cortese, il Borgognone). Geb.
1621 zu Saiut-Hippolyte in der Franche-Comte, gest. als Laien-
priester im Jesuiten-Kolleg zu Rom den 14. November 1676.
Schüler seines Vaters Jean Courtois, in Rom und Florenz unter
dem Einflüsse P. de Laer's, M. A. Cerquozzi's und Salv.
Rosa's zu einem der berühmtesten Schlachtenmaler seiner Zeit
entwickelt. Tätig hauptsächlich in Florenz und Rom.
Die Schlacht im Tale. Der heisse Kampf zwischen Fuss- 744
volk und Reiterei tobt in einem von Rauch- und Staubwolken (738)
erfüllten Tale, in dessen Hintergrunde eine Stadt liegt. Vorn 45 b
links stürmt geharnischtes Fussvolk mit einem Fahnenträger
heran. Vorn in der Mitte stürzt ein Schimmel, der seinen
Reiter verloren. Rechts jagen die Reiter davon.
Leinwand; h. 1,53%; br. 2,67. — 1743 mit dem folgenden, seinem Gegen-
stücke, durch Algarotti aus der Casa Sagredo in Venedig. Die getuschten Kartons
zu diesem und dem folgenden, mit interessanten Abweichungen in der Landschaft
(bes. bei 744) und den Figuren, befinden sich bei Herrn Bmanuele Barboglio in
Breseia. — Phot. Bruckm.
Das Reitergefecht vor den Festungsmauern. Die Schlacht 745
tobt, von Rauch und Staub umwallt, unter den Mauern der (739)
stark befestigten, von hohem Turme überragten Stadt. Vorn 46 b
links und rechts sprengen Reitertruppen dem Kampfplatz zu.
In der Mitte halten blasende Trompeter.
16
242 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,55; br. 2.74. — 1743 mit dem Torigen durch Algarotti aus
der Casa Sagredo in Venedig. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. — Phot. Bruckm.
746 Nach der Schlacht. Ein Soldat durchsucht Kleidertaschen
(740) neben einer entkleideten Leiche. Links reiten die Sieger übers
51 a Schlachtfeld; ein geharnischter Offizier hält sein weisses Ross
vor dem Leichenräuber an- und zieht den Degen.
Leinwand; h. 0,36%; br. 0,61. — Inv. 1754, II 291. — Nach H. im Inv.
Gotter (vor 1736) als N. 40 oder 41 ; doch sprechen die Maasse dagegen.
747 Vor der Schlacht. Unten im Tale steht das Heer. Vorn
(741) hält der Feldherr auf grauem Pferde, das Schwert in der Rechten,
49 a zwischen Offizieren. Rechts spielen geharnischte Krieger an
einem Steine; weiter vorn lehnt eine Fahne an einem Felsen.
Leinwand; h. 0,65; br. 1,17. — Inventar 1754, II 291. — Nach H. durch
Gotter. Vergl. jedoch die Bemerkungen zum vorigen.
Schüler und Nachahmer Jacques Courtois'
748 Reitergefecht auf kahler Höhe. In der Mitte versetzt ein
(742) geharnischter Reiter auf braunem Pferde dem ihm auf weissem
Q 2 Rosse entgegenspringenden Gegner den Todesstreich.
Leinwand; h. 0,52%; br. 0,74%. — Inventar 1722, A 407, als Original von
»Bourbignon«; im Inv. 1754, II 659, schon nur als »Schulbild«. Bei II. als »unbekannt«.
749 A"f dem Schlachtfelde. In der Mitte beraubt ein Mann
(1679) in rotem Rocke einen Toten seines Geldbeutels, den er den
F.-M. neben ihm haltenden geharnischten Reitern darreicht.
Leinwand; h. 0,65%; br. 1,39. — Nach H. mit seinem Gegenstücke, dem
folgenden, 1738 durch Rossi als »Bourguignon«. Nach dem Inv. 8° müssten sie,
wenn 1738 durch Rossi erworben, N. 2386 und 2367 gewesen sein, die damals einem
gewissen »Ston« zugeschrieben wurden, der im Kat. 1765 mit Matth. Stoom identi-
fiziert wurdo. Als »Stoom« noch bei H. Die erwähnten Nummern fandeD sich jedoch
nicht auf den Bildern, auch vermögen wir in ihnen nicht dieselbe Hand, wie in
N. 1850 u. 1851, ja überhaupt keine niederländische, sondern nur dieselbe Hand zu
erkennen, wenn auch in etwas dekorativer Haltung, wie in N. 748 und 752. —
1904 ans Königl. Finanzministerium.
750 Eine Türkenschlacht. Rechts die Mauern der Festung,
(1680) unter denen das Kampfgewühl zwischen beturbanten türkischen
F.-M. und geharnischten europäischen Reitern tobt. Links fliehende
Reiter. Vorn in der Mitte ein gestürzter Türke.
[.einwand; h. 0,66%; br. 1,39%. — lieber seine Herkunft und frühere Be-
nennung vgl. die Bemerkungen zu dem vorigen, seinem Gegenstücke, und zu 1860.
— 1904 ans Königl. Finanzministerium.
75 1 Ein Reitergefecht. Das Hauptgewühl ist links. Fast in
(1683) der Mitte sind geharnischte Reiter im Handgemenge. Rechts
50 b hinten tobt der Kampf. Vorn liegen ein Pferd und ein Hut.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 243
Leinwand; h. 1,18; br. 1,81%. — Inv. 1722, A 363, als Borgognone (sBour-
bignon«). — Gleichwohl versetzte es der »Catalogue« von 1765 unter die Bilder des
zweifelhaften Matth. Stoom. Als »Stoom« auch noch bei H. Unseres Erachtens zeigt
es dieselbe Hand, wie unsere N. 748 und auch wohl wie die beiden vorigen, wenn-
gleich es besser ist als diese. Vgl. die Bern, zu N. 749 und N. 1850. Es erscheint
uns nicht ausgeschlossen, dass das Bild von Borgognone selbst gemalt sei.
Die Wache. Von hinten gesehen, spricht ein Eeiter auf 752
weissem Rosse mit einem Geharnischten, der sich, von vorn (743)
gesehen, auf seine Lanze stützt. 51 a
Leinwand; h. 0,27%; br. 42. — Zuerst im luv. 1754, II 136, als »Bor-
gognone«. Höchstens Schulbild. Auch bei H. »unbekannt«.
Guillaume Courtois
Geb. zu Saint-Hippolyte in der Franche-Comte 1628, gest. zu
Rom 1679. Bruder des Jacques Courtois; schloss sich in Rom,
wo er hauptsächlich tätig war, aber an Pietro da Cortona an.
Das Opfer Abraham's. Abraham steht in der Mitte, fasst 753
seinen Sohn Isaak, der gefesselt vor ihm auf dem Opfersteine (744)
sitzt, und erhebt schon in der Rechten das Messer. Aber der 6 b
Engel des Herrn schwebt links herab und gebietet ihm Einhalt.
Rechts ist der Esel an den Baum gebunden.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,59. — 1725 durch Leplat; im Inv. 1722, A 1592,
irrig als Werk Salvator Rosa's. — Als Guillaanie Courtois (Guglielmo Cortese) seit
dem »Catalogue« von 1765.
Francois Millet
Auch Milet, Mile, Mille, in der Regel Francisque genannt. Ge-
tauft zu Antwerpen den 27. April 1642, begraben zu Paris
den 3. Juni 1679. Vergl. Jal: Dict., p. 865. Zog mit seinem
Lehrer L. Francken in seinem 18. Jahre nach Paris, wo er
sich im Anschluss an Nie. Poussin und Casp. Dughet zum
Landschafter ausbildete. Tätig hauptsächlich zu Paris.
Römische Berglandschaft. Durch den Mittelgrund zieht 754
sich eine Bogenleitung über die Wiese und über den Fluss, (728)
der neben einem Rundturm einen Wasserfall bildet. Die Wiese, 6 b
auf der Schafe weiden, ist warm und sonnig beleuchtet. Rechts
schöne Baumgruppen. Blaue Berge im Hintergrunde. Links im
Hohlweg begegnen sich Landleute.
Leinwand auf Eichenholz geklebt; h. 0,54%; br. 0,66. — 1862 von Mr. Alex.
Allen in London. Damals und bei H. dem Gasp. Poussin zugeschrieben Schon von
Bode (v. Zahn's Jahrbücher 1873, VI, S. 198) als Werk Millet's erkannt, eine Be-
nennung, die seitdem von allen Seiten Zustimmung gefunden hat. In der Tat
16*
244 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
lassen weder die Behandlung des »Baumschlags«, noch die buntere Farbenstimmung
des Bildes, noch auch die Forniengebung der Staffage einen Zweifel daran, dass es
eines der schönsten Werke Millet's ist. — Vergl. auch des Verfassers Text zu Braun 's
Galeriewerk S. 64—65. — Phot. Braun U., 19; Phot. Ges.; Hanfst; Bruckni.
755 Landschaft mit einem Rundturm. Vorn links ein Weg,
(1702) auf dem ein Mann, eine Frau und ein Kind wandeln, rechts ein
48 a Fluss. Im Mittelgrunde rechts stattliche Bäume, in der Mitte
ein Rundturm neben einer sonnig beleuchteten Ortschaft.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,64. — 1740 erworben; Inventar 8» A 2607. —
Schon dort als Millet, was richtig zu sein scheint.
Daniel de Savoye
Geb. 1644 zu Grenoble, gest. 1716 zu Erlangen. Schüler des
Seb. Bourdon in Paris. Lebte später 18 Jahre laug in Dresden.
756 Die Gattin des Künstlers. Brustbild ohne Hände halb nach
(746) rechts auf grauem Grunde. Sie trägt ein ausgeschnittenes
67 c helles Kleid und einen blauen Mantel.
Leinwand; h.0,74; br. 0,59. — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot. Bruckm.
Franpois de Troy
Geb. zu Toulouse im Februar 1645, gest. zu Paris den L.Mai
1 730. Schüler Claude le FGvre's. Tätig hauptsächlich in Paris.
757 Bildnis des Duc de Maine. Kniestück nach links. Der Sohn
(745) Ludwig's XIV. und der Frau von Montespan trägt eine Allonge-
54 b perücke und einen blauen Hermelinmantel, den er mit der
Rechten hält. Im Hintergrunde ein Pauk. Bezeichnet rechts
unter der Vase: PEINT PAR F. DE TROY . EN 1716.
Leinwand ; h. 0,92; br. 0,74. — Zuerst im Katalog von 1835. — l'hot. Bruckm.
Nicolas de Largilliere
Geb. den 9. oder 10. Oktober 1656 zu Paris, gest. daselbst
den 20. März 1746. Schüler des Ant. Goubou in Antwerpen
und des Sir Peter Lely in London. Tätig in Antwerpen und
London, seit 1678 aber in Paris.
758 Der Kammerherr von Montargu. Brustbild ohne Hände
(747) fast von vorn. Der Dargestellte trägt eine helle Allonge-
.54 a perücke. Im Hintergrunde umwölkter Himmel.
Leinwand ; h. 0,80; br. 0,63%. — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung. N. 21.
Als Bildnis des Kammerherrn de Montargn von N. de Largilliere. — Phot. Bruckm.
759 Der Herzog de la Rochefoucauld. Brustbild ohne Hände
<748) nach rechts auf graubraunem Grunde. Der Herzog trägt eine
67 c
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 245
Allongeperücke, einen Harnisch, eine blaue Ordensschärpe
um die Brust und eine feuerrote Ordensschleife am Halse.
Bez.: MR LE DITC DE LA ROCHEFOVCAVLT.
Leinwand ; h. 0,41 ; br. 0.33%. — 1873 ans der Sammlung Unger in Berlin,
nur als »französische Schule«. Bei H. als Largilliere, was möglieh erscheint.
Hyacinthe Rigaud
Geb. zu Perpignan den 18. Juli 1659, gest. zu Paris den
29. Dezember 1743. Schüler der Akademie zu Paris, später
von van Dyck beeinflusst. Tätig zu Paris.
König August III. als Kurprinz. Ganze Gestalt, fast von 760
vorn, doch mit dem Kopfe leicht nach links gewandt. Der (749)
Fürst trägt einen Harnisch, einen roten Hermelinmantel und 53 a
eine Allongeperücke. Den Feldherrnstab stützt er mit der
Rechten auf den Felsblock, der links unter einem Baume liegt.
Mit der Linken fasst er den Griff des Degens. Rechts hinter
ihm trägt ein beturbanter Negerpage seinen Helm.
Leinwand; h. 2,50; br. 1,73. — Inventar 1722, A 1125. — Durch Rigaud, der
es 1715 in Paris gemalt hatte, selbst geliefert. Vergl. Memoires inedits II, p. 122.
Gestochen von J. J. Balechou SS> I, 0. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Pierre Gobert
Auch Gaubert. Geb. zu Fontainebleau 1659, gest. zu Paris
den 13. Februar 1741. Seit 1791 Mitglied der Akademie.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn 76 1
auf grauem Grunde. Weisses Mullkleid, hellroter Mantel, (774)
blauer, turbanartiger Kopfputz. 54 b
Leinwand ; h. 0,78 ; br. 0,62. — 1707 aus Paris. Nach dem Inv. 1722,
A 945, damals in Pillnitz. Erst 1853 zur Galerie.
Nicolas Bertin
Geb. zu Paris 1667, gest. daselbst den 11. April 1736.
Schüler der dortigen Akademie, sowie der Academie de France
zu Rom. Tätig hauptsächlich zu Paris.
Die Eichel und der Kürbis. Nach J. de Lafontaine, Fables, 762
Livrc IX, fable IV (Le gland et la citrouille). Der halb- (750)
nackte Mann schlummert an einer Felsbank unter dem Eich- 54 c
bäum, von dem eine Eichel auf seine Nase fällt. Links zu
seinen Füssen wachsen Kürbisse, einer liegt rechts neben ihm.
Leinwand; h. 0,59%; br. 0,49%. — Inventar 1722, A 335. — Gegenstück
zum folgenden. — Zu Lebzeiten des Künstlers erworben, — Phot. Bruckm.
246 Franzosen des siebzehnten Jahrhunderts
763 Der Bär und der Gärtner. Nach J, de Lafontaine. Fables.
(751) Livre Till, fable X (L'ours et l'amateur des jardins). Der halb-
54 c nackte Gärtner sitzt schlummernd auf einem Felsen im Garten.
Der Bär, der hinter ihm steht, erhebt einen Stein in den Vorder-
tatzen. Vor ihm kriecht eine kleine Fliege, auf die der Bar.
der den Gärtner zerschmetterte, es eigentlich abgesehen hatte.
Leinwand; h. 0,69^; br. 0,49%. — Inventar 1722, A 336. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Bruckni.
Französische Schule
Knde des XVII. Jahrhunderts
763 A Ein Mönchsbesuch. Links unter dem Felsen prüft der
(2121) Karthäuser-Prior das Beglaubigungsschreiben, das der rechts
6< b neben ihm stehende Franziskaner ihm überreicht hat.
Leinwand; h. 0,62; br. 0,77. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2140. — 1711 ans
dei Sammlung Wallenstein in Dux. Inv.-N. 2853. — Als »Dietrich« in den Kata
logen erst seit 1 8i !"> , und nicht unbezweifelt. Gegenstück zum folgenden. Beide
rühren sicher nicht von Dietrich her. Wahrscheinlich sind es französische Werke mm
Ende des 17. Jahrhunderts, etwa aus der Schule Seb. Bourdon's. Vgl. Seidlitz im
Repert. XVI, S. 379.
763 B Ein Mönchsscherz. Links unter dem Felsen schlummert
(2122) ein Mönch in weisser Kutte. Ein älterer neckt ihn, indem
6? b er ihn mit einem Strohhalm an der Nase kitzelt.
Leinwand; h. 0,62; br. 0:78J^. — Kat. 1S87 n. 1892: N. 2141. — 1741 aus
der Sammlung Wallenstein in Dux. — Inv.-N. 3019. — Als »Dietrich« in den
Katalogen erst seit 1835, und nicht unbozweifelt — Gegenstück zum vorigen. Vgl,
die Bemerkungen zu diesem.
764 Die Kreuzigung Christi. In der .Mitte das Kreuz, an drm
(784) der Heiland hängt. Zu beiden Seiten in schräger Stellung die
67 a Kreuze der Schacher. Die Leidtrageudeu rechts im Mittelgrunde.
Leinwand; h. 0,86; br. 0,55}<£. — 1741 (nicht 1744) durch Rossi aus Venedig
als »Poussin«. — 185S wurde der Kopf Christi von Frevlerhänden herausgeschnitten,
aber nachdem ein Stück Leinwand eingesetzt worden, durch Schirmer nach Maass-
gabe des Christuskopfes von Guido Reni wieder hergestellt.
765 Das Urteil Salomonis. SaJomon thront in stattlicher Halle.
(785) Vom rechts ist der Henker im Begriif. das Kind, das ihm die
67 a vor ihm knieende rechte Mutter zu entreissen sucht, zu durch-
hauen. Links steht die angebliche Mutter; zu ihren Füssen
liegt das gestorbene Kind. Zuschauer auf beiden Seiten.
Leinwand; h. 0,i}3; br. 0,58%. — Nach IL, als Gegenstück zum vorigen,
durch Rossi aus Venedig; doch scheint dies ein Irrtum zu sein. Wir fanden das
Rild zuerst im Katalog von 1835.
III. Meister des XVIII. Jahrhunderts
Louis de Silvestre (le jeune)
Geb. zu Paris den 23. Juni 1675, gest. daselbst den 1. April
1760. Schüler Charles le Brun's und Bon Boulogne's. Seit
1716, durch August IL berufen, in Dresden, wo er 1727
Oberhofmaler und Direktor der »Academie de peinture«, 1741
in den Reichsadelstand erhoben wurde. In Paris, wohin er
1748 zurückkehrte, wurde er 1752 noch zum Akademiedirektor
ernannt. Vgl. Gust. Müller: Vergessene und halbvergessene
Dresdner Künstler, Dresden 1895, S. 139-151.
Bildnis des Generals Jan de Bodt. Kniestück nach rechts. 765 A
Der bekannte Intendant der sächs. Militär- und Zivilbauten 53 b
(1670 — 1745) steht neben einem Felsen, auf dem sein Helm
liegt, den er mit der Linken berührt. Er trägt eine graue
Perücke und einen Brustharnisch über scharlachrotem Rocke.
Bez. auf der Rückseite: O. L. (Generallieuteuant) Podt
1729 . . . peint par Louis Silvestre ä Dresde 1729.
Leinwand; h. 1,30; br. 1,01. — 1893 mit Genehmigung S. M. des Königs
vom Kriegsministerium gegen eine Kopie des Malers Reuter eingetauscht. Das Bild
befand sich früher auf der Festung Königstein, zuletzt in einem Saale des Königl.
Kadettenkorps zu Dresden. Wiedergegeben auf dem ersten Blatte des Werkes von
Dr. R. Steche: Pläne für das K. Zeughaus in Berlin, Berlin 1891. — Phot. Bruckm.
Nessus und De'i'anira. Der Kentaur Nessus, der als Fähr- 766
mann dient, trägt des Herakles Gattin Deianira durch den (758)
Fluss. Herakles sieht, dass der Kentaur sich ungebührlich 54 c
benimmt und rennt ins Wasser, ihr beizustehen. Rechts vorn
liegen sein Bogen und seine Pfeile. Bezeichnet auf der Rück-
seite: peint par Louis Silvestre a Dresde 1732.
Leinwand; h. 1,08; br. 1,4(5. — 1733 durch Silvestre selbst geliefert. —
Thot. Braun XTJ, 19; Tamme.
Die Familienzusammenkunft zu Neuhaus. Diese fand am 767
24. Mai 1737 zwischen der Kaiserin Amalie (der Witwe (752)
Kaiser Josefs L), ihrem Schwiegersohn König August III. E.-S.
248 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts
und dessen Gemahlin, ihrer Tochter Maria Josepha, sowie
deren ganzer Familie statt. In der Mitte des Bildes die hohe
Gestalt des Königs. Vor ihm begrüssen sich die Kaiserin und
die Königin, die von rechts auf ihre Mutter zugeeilt
ist und sich vor ihr verneigt. Rechts die königlichen
Kinder; links und rechts Hofdamen und Hofherren. Rechts
das Schloss.
Leinwand; h. 4,97; br. 6,74. — Gemalt im Auftrage August's in. Die Prin-
zessin Maria Josepha (1731 — 1767) nahm das Bild bei ihrer Vermählung mit dem
Dauphin mit nach Frankreich. Bei ihrem frühen Tode aber vermachte sie es ihrem
Bruder Xavier. So kam es 1767 über Hamburg zu Wasser nach Dresden zurück,
wo es 1768 gründlich restauriert wurde. Vergl. Archiv f. d. Sachs. Geschichte N*. F. T.
S. 94-95. — Gest. Ton L. Zucohi.
768 Reiterbildnis König August's II. Nach rechts gewandt, doch
(753) leicht zurückblickend, sprengt der König auf weissem Rosse
E.-S. einher. Er trägt eine Allongeperücke und einen Harnisch;
ein Purpurmantel flattert um seine Schultern.
Leinwand; h. 2,67; br. 2,08. — Inventar 1722ff., A 1797. — 1727 aus dem
Schlosse Pretsch ins Flemming'sche Palais; erst später zur Galerie. — Phot. Hanfst.
769 Reiterbildnis König August's III. als Kurprinzen. Nach links
(754) gewandt, sprengt der Prinz auf falbem Rosse vor der Park-
E.-S. landschaft einher. Er trägt eine Allongeperücke, einen reich
mit Gold gestickten blauen Rock und hohe Reiterstiefeln.
Leinwand; h. 2,67; br. 2,08. — Inventar 1722 ff., A 1798. — Wie das
vorigo. — Phot. Bruckm.
770 König August II. von Polen und König Friedrich Wilhelm I.
(755) von Preussen. Links steht der sächsische, rechts der preussische
69 c Herrscher. Beide tragen ihren Hut unter dem Arm und legen
ihre Hände ineinander. Links ein Tisch mit ihren Kronen.
Leinwand; h. 2,81; br. 2,02. — L730 durch Silvestre selbst geliefert. —
Eine Wiederholung im Stadtschloss zu Potsdam. Vorgl. Paul Seidel im .lahrb
d. K. Pr. K.-S. 1895 XVI, S. IS. — Phot. Tamme.
771 Maria Josepha von Oesterreich als Kurprinzessin. Die Ge-
(756) mablin des nachmaligen Königs August III. sitzt, leicht nach
69 a links gewandt, auf einem Stuhl mit hoher Lehne. Sie trägt
ein grau -rot gemustertes Seidendamastkleid und einen mit
Hermelin besetzten Purpurmantel.
Leinwand; h. 2,47; br. 1,66. — Inventar 1722, A 1126 — Damals in den
Königlichen Zimmern. — Gestochen von .1. Daulle ffr II, 0. — Phot. Tamme.
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert 249
Alexis Grimou (Grimoux, Grimoud)
Geb. zu Remont in der französchen Schweiz um 1680, gest.
zu Paris um 1740. Bildete sich durch Kopieren nach van
Dyck und Rembrandt. Tätig in Paris.
Der kleine Flötenbläser. Halbfigur nach rechts auf grauem 772
Grunde, Der junge Mann im Federbarett führt die Flöte mit (775)
beiden Händen an seine Lippen. 54 c
Leinwand; h. 0,65; br. 0,54%. — 1725 durch Leplat; also zu Lebzeiten des
Künstlers unter seinem Namen erworben.
Antoine Pesne
Geb. zu Paris den 23. Mai 1683, gest. zu Berlin den 5. Aug.
1757. Schüler seines Vaters Thomas Pesne und seines Oheims
Charles de la Fosse. Tätig anfangs in Rom und Paris. Seit
1711 Hofmaler in Berlin .
Ein Mädchen mit Tauben. Halbfigur nach links auf grauem 773
Grunde. Das Mädchen im Strohhut hält mit beiden Händen ein (761)
paar Tauben; eine dritte sitzt daneben. Bez. 1. u. (verkleinert): 69 b
/ fjno Zerit /7a8-
Leinwand; h. 0,76; br. 0,61. — Inv. 1722 ff., A 1975. — 1728 durch Pesne
selbst aus Berlin. — Gestochen von C. S. Raspe t& III, 17. — Phot. Bruekm.
Die Köchin mit der Truthenne. Kniestück von vorn. Unter 774
einem Steinbogen, hinter einem Küchentisch, rupft das kräftige (763)
Mädchen mit blossen Armen die vor ihr liegende Truthenne. Plauen »■ v
Bez. 1. u.: Antonius Pesne inventi (sie) 1712.
Leinwand; h. 1,34; br. 1,05. — Inv. 1722, A 78. — Von Pesne selbst ge-
liefert. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. V. — Phot. Bruekm.
Selbstbildnis. Brustbild nach rechts auf bräunlichem 775
Grunde. Der Künstler trägt eine weissliche Allongeperücke, (764)
einen gelblichen Rock und einen bräunlichen Mantel. Den Pinsel 54 b
hält er in der erhobenen Rechten. Bezeichnet auf der Zeichen-
mappe, rechts: Ant. Pesne peint par luy mesme. 1728.
Leinwand; h. 0,8172; br. 0,66. — Inv. 1722 ff., A 1974. — 1728 durch
Pesne selbst aus Berlin. — Phot. Ges. ; Bruekm.
250 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts
776 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf
(765) schwarzem Grunde. Der Dargestellte mit kleinem Schnurrbart trägt
65 b eine phantastische Tracht mit grossem turbanartigem Kopfputz.
Leinwand; hochoval; h. 0,72; br. 0,54J^. — Inventar 1722, A 112; durch
Pesne selbst nur als »ein Manneskopf mit türkischem Turband^, keineswegs als Pesne's
Schwiegervater du Buisson, wie H. angab. Auch der iCatalogue« von 1765 und das
Abrege von 1782 wissen nichts von dieser Benennung.
777 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(766) grauem Grunde. Die Dame trägt ein ausgeschnittenes, mit
65 b Edelsteinen behängtes Kleid und einen turbanartigen Kopfputz.
• Leinwand; hochoval; h. 0,72; br. 0,51%. — Inv. 1722, A 96; durch Pesne
selbst nur als »ein Weibskopf mit türkischem Tarband«:, keineswegs als Pesne's
Schwiegermutter, die Gattin des Malers du Buisson, wie H. angab. Auch der »Cata-
logue« von 1765 und das Abrege von 1782 wissen nichts von dieser Benennung.
778 Die Wahrsagerin. Kniestiick. Vor einem Laubengange sitzt
(762) eine fein gekleidete Dame, neben der auf dem Tische eine
67 b Rose und eine Laute liegen. Ihren Kopf stützt sie mit der
Linken; ihre Rechte hält die wahrsagende Zigeunerin.
Leinwand; h. 1,14; br. 0,92%. — Inventar 1722, A 90; durch Pesne selbst
geliefert. — Gestochen von C. F. Stölzel j£ HI, 11. — Phot. Tamme.
779 Ein Knabe mit einer Maske. Brustbild nach rechts auf
(767) hellgrauem Grunde. Der junge Mann hebt mit beiden Händen
54 c die Maske vor sein Gesicht.
Eichenholz; h. 0,57; br. 0,44. — Inv. 1722 ff., A 1977. Hier steht jedoch
nur, dass Pesne das Bild geschickt, nirht dass er es gemalt habe. Auch im Inventar
1754, I 1621, als »unbekannt«. Als Pesne erst bei H., nai'hdem es 1K61 auB dem
Vorrat bervoigeholt worden; vielleicht mit Recht.
Jean Baptiste Van Loo
Geb. zu Aix den 11. Januar 1684, gest. ebenda den 19. "Sep-
tember 1745. Schüler seines Vaters Louis Van Loo. der mit
seinem Vater Jakob Van Loo aus Holland nach Frankreich
eingewandert war. Tätig in Toulon, Aix, Genua, Turin, Rom,
von 1719—1735 in Paris.
780 Bildnis König Ludwigs XV. Der junge Herrscher steht.
(757) nach links gewandt, mit ausgestreckter Rechte« und in die
T 3 Seite gestemmter Linken neben dem Tische, auf dem sein
Mantel, seine Krone, sein Helm und sein Szepter liegen.
Leinwand; h. 1,93; br. 1,36*/». — Wohl Inv. 8«, A 2071. Uann, wie auch
II. annahm, 1730 'Us »Kopie« aus Polen; schon deshalb, d;i Silvestro I7HO in Diesden
lebte, sicher nicht von diesem Künstler, wie II. angab. Auch zeigt es dessen Mal-
Französische Schule. XY1II. Jahrhundert 251
weise nicht. — Das Bild stimmt mit Ausnahme der rechten Hand, die sich dort anf
einen Kommandostab stützt, genau mit dem Bilde des Van Loo überein, das durch
N. de Larmessin's Stich bekannt ist. Unzweifelhaft war dieses Bild das Vorbild des
unseren. Von welchem Van Loo aber rührte es her ? Der Stich nennt den Vor-
namen des Meisters nicht und es gab eine ganze Reihe Van Loo. Das gleiche Bild
wird in der Turiner Galerie dem Charles Van Loo, einem Bruder des Jean Baptiste,
im Stockholmer Museum dem Louis Michel Van Loo, einem Sohn des Jean
Baptiste, zugeschrieben. Auch nach Nagler, Bd. XIX, S. 374, wäre Louis Michel
der Urheber des von Larmessin gestochenen Bildes. Dies ist jedoch schon aus dem
Grunde unwahrscheinlich, weil das Bild dem Alter des Königs nach um 1728 gemalt
sein muss. Louis Michel Van Loo aber selbst erst 1707 geboren war. Nach Nagler
Bd. I, S. 164, und nach Eost's Handbuch (VII, p. 332) stach Larmessin sein Bild
vielmehr nach einem Gemälde des Jean Baptiste Van Loo, von dem auch ander-
weitig berichtet wird, dass er den jungen König in ganzsr Gestalt um eben jene
Zeit gemalt habe. D'Argensville LH (Paris 1752), p. 273: »Le Roi lui en commanda
im en pied dont ce peintre fit beaucoup de copies pour Sa Majeste; . Unzweifelhaft
ist dieses Bild eine dieser Kopien, vielleicht, zumal die Haltung der rechten Hand
etwas verändert ist, eine teilweise eigenhändige. Doch ist das Türmer Exemplar, das
genau mit dem unseren übereinstimmt, frischer im Vortrag. — Phot. Tamme.
Antoine Watteau
Getauft zu Valenciennes den 10. Oktober 1684, gest. zu Nogent
bei Tiucennes den 18. Juli 1721. Schüler des Claude Gillot
und des Claude Audran in Paris. Studierte Eubens und Paolo
Veronese. Tätig hauptsächlich zu Paris.
Gesellige Unterhaltung im Freien. Eine heitere Gesellschaft 781
von Damen und Herren ruht rechts auf und neben einer Stein- (759)
bank im Parke; ein junger Mann spielt Guitarre, eine Dame 54 a
hält ein Notenheft auf ihren Knieen ; ganz rechts werden Posen
gepflückt. Links steht ein Herr abseits und betrachtet eine
von der Rückseite gesehene liegende steinerne Nymphe. Eine
zweite Gesellschaft lagert im Mittelgrunde auf dem Rasen.
Hinten links im Tal eine Wassermühle.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,75. — Inv. Guarienti (vor 1753i N. 1748. — Gegen-
stück zum folgenden. — Radiert 1880 — 1888 von Rene Cheronnet-Champollion. —
Phot. Braun II, 20; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Brnekm.
Das Liebesfest. Rechts im Park steht eine Statue der 782
Göttin der Liebe. Zu ihren Füssen sitzen drei Pärchen. Ein (760)
viertes wandelt, noch einmal zurückblickend, rechts durch das 54 a
Gebüsch davon, in dem noch zwei andere Pärchen auftauchen.
Links im Mittelgrunde lagern unter den Bäumen am Weiher
auf dem sonnigen Rasen noch fünf Liebespärchen.
252 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts
Leinwand ; h. 0,61 ; br. 0,76. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1747. —
Gegenstück zum vorigen. — Radiert 1880 — 1888 von Rene Cheronnet-Champollion.
Phot. Braun I, 19; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Jean Marc Nattier
Geb. zu Paris den 17. März 1685, gest. daselbst den 7. No-
vember 1766. Schüler seines Vaters Marc Nattier; daher auch
als »le jeune« bezeichnet. Tätig hauptsächlich zu Paris.
783 Bildnis des Grafen Moritz von Sachsen, Marschalls von Frank-
(777) reich. Der Sohn König August's II. und der Gräfin Königs-
53 c mark steht in einer Bogenhalle. Mit der Linken fasst er an
den Griff seines Degens; den rechten Arm stützt er auf die
Bücher, die neben ihm auf dem Tische liegen, hinter dem Tische
blickt ein geflügelter Greis (wohl »le temps<', die Zeit) herüber
und erhebt in der Rechten ein Lorbeerreis. Bez. u. ].: peint
a paris par Nattier le jeune en 1720. Darüber am Sockel:
MAVRICE DE SAXE, MARECHAL DE CHAMP AV SERVICE
DE FRANCE. AGE DE XXXII ANS.
Leinwand; h. 2,57; br. 1,72. — Inv. 1722, A 1665. Hiernach hatte der
Fürst, der 1720 in französische Dienste getreten war, das Bild selbst geschickt und
befand es sich 1726 zu Pilluitz. — Phot. Tamme.
Nicolas Lancret
Getauft zu Paris den 24. Januar 1690, gest. daselbst den
14. September 1743. Schüler Gillot's, des Lehrers Watteau's;
Nachahmer Watteau's. Tätig in Paris.
784 Tanzbelustigung im Schlossparke. Links ein Stück des
(768) Schlosses, rechts ein Springbrunnen, in der Mitte vorn Treppen-
54 b stufen, hinten Parkbäume. Links und rechts lagert eine heitere,
zum Teil musizierende Gesellschaft. In der Mitte tanzt ein
Paar. Vorn an der Treppe ein Hund und zwei Kinder.
Leinwand; h. 2,07^; br. 2,07^. — Inv. 1754, TI 723. — Phot. Braun X,
13; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
785 Tanzbelustigung im Freien. Unter den hohen Bäumen einer
(771) Parklandschaft lagert eine Gesellschaft galanter Herren und
54 c Damen. In der Mitte dreht ein Mann seinen Leierkasten zu
dem Contre-Tanz, den links ein stattliches Paar ausführt.
Leinwand; h. 0,42; br. 0,56l/j- — Inv. 1754, II, 558. Zuerst im Inv. Guarienti
(vor 1753) N. 1749 richtig als »Lancret«. Seit dem Inv. 1754, II, 558, und noch
bei H. irrtümlich als »Pater«; es scheinen die Namensschilder dieses Bildes und des
folgenden, seines Gegenstückes, mit denjenigen der beiden darauf folgenden N. 787
Französische Schule. XVIII. Jahrhundert 253
und N. 788 verwechselt worden zu sein. Dass in der Tat unsere N. 785 und 786
von Laueret, N. 787 und 788 von Pater herrühren, bestätigen die Kenner dieser
Meister, bestätigte auch R. Dohme. — Phot. Braun IV, 19 und Hanfst.
Der Tanz um den Baum. Um einen grossen Baum an 786
der Dorfstrasse tanzt eine muntere Gesellschaft den Eingelreigen. (772)
Rechts im Mittelgrunde stehen andere zur Ablösung bereit. 54 c
Nussbaumholz ; h. 0,43; br. 0,53. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1750 richtig
als »Lancret«. — Seit dem Inv. 1754, II 563 und noch bei H. irrtümlich als »Pater«^
Vergl. die Bern, zum vorigen, seinem Gegenstücke. — Phot. Braun VI, 21; Bruckm.
Jean Baptiste Joseph Pater
Geb. zu Valenciennes 1696, gest. zu Paris den 25. Juli 1736.
Schüler Watteau's, Nebenbuhler Lancret's.
Ein Auszug ins Freie. Links ein altes Portal, von dem der 787
Zug sich unter Bäumen nach rechts hinaus bewegt. Ein Musi- (769)
kantenpaar schreitet voran; dann folgen zwei Alte; dann die beiden 54 e
Jungen, von denen der Mann ein Glas Wein, das ihm gereicht
worden war, zurückgibt; hinter ihnen noch andere Paare.
Nussbaumholz ;~~h. 0,25 ; br. 0,38. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1745
irrtümlich als Laueret . So auch in den neueren Katalogen nnd bei H. — Richtig
als »Pater« dagegen im Inv. 1754, II 46S. So auch R. Dohme. — Vergl. die Be-
merkungen zu N. 785. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Tanz unter Bäumen. Eine Anzahl zärtlicher Paare lagert 788
unter den Bäumen einer parkartigen Landschaft. In der Mitte (770)
führt eins einen Contre-Tanz aus. 54 c
Nussbaumholz; h. 0,25%; br. 0,3S%. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1786
irrtümlich als »Lancret«. So auch in den neueren Katalogen und bei H. — Richtig
als »Pater« im Inv. 1754, II 469. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 787, seinem
Gegenstück, und zu N. 785. — Phot. Bruckm.
Pierre Subleyras
Geb. zu Uzes in der Langued'oc 1699, gest. zu Rom den 28. Mai
1749. Schüler des Ant. Rivaltz in Toulouse. In Rom weiter-
gebildet. Tätig hauptsächlich in Rom.
Christus beim Pharisäer Simon. Der Heiland sitzt links 789
an der reich gedeckten, von zahlreichen Gästen umringten Tafel. (773)
Magdalena kniet vor ihm und salbt seine Füsse. Rechts und 54 c
links tragen Diener neue Speisen auf. Vorn ein Hund.
Leinwand; h. 0,50%; br. 1,22. — 1742 aus den Königlichen Zimmern. —
Subleyras' grosses Hauptbild, das die gleiche Komposition zeigt und auch von ihm
selbst radiert ist, sowie die eigenhändige Skizze dazu, befinden sich im Louvre zu
Paris. Doch hat unser Bild als eigenhändige Wiederholung zu gelten.
254 Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts
Claude Joseph Vernet
Geb. zu Avignon den 14. August 1712, gest. zu Paris deö
23. Dezember 1789 (Jal, Dict., p. 1256). Schüler seines
Vaters Ant. Vernet und des Bern. Fergioni in Rom, nach
einigen auch des Adr. Manglard. Tätig in Rom von 1732
bis 1753, nachher abwechselnd in Paris und in Südfrankreich.
790 Eine brennende Stadt. Ein Flusstal. Rechts steht die von
(778) einem Turm auf felsiger Anhöhe überragte Stadt in Flammen.
Ständehans Leinwand ; h. 2,35; br. 1,70. — 1764 von demselben Oberrechnungsrat Spahn,
aus dessen Nachlass 1778 eine Anzahl von Bildern an Zahlungsstatt angenommen
wurden (Einleitung S. 17 — 18), der Galerie geschenkt. 1783 von dessen Tochter unter
dem Vorwande, das Bild sei ihr Privateigentum gewesen, ohne Erfolg durch ge-
richtliche Klage zurückzugewinnen versucht. — Als Werk Vernet's auch im »Cata-
logue« von 176"> und im > Abrege« von 1782. also zu Lebzeiten des Meisters.
Angeblich Vernet
790 A Gewitter auf dem Meere. Eine Segelbarke legt sich in
Chemnitz hochaufspritzenden blauen Wogen auf die Seite.
Nussbaumholz ; h. 0,21; br. 0,26. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten E. F. Nossky.
Charles Hutin
Geb. zu Paris 1715, gest. zu Dresden den 29. Juli 1776.
Schüler des Fr. le Moine. Seit 1748 in Dresden, wo er Hof-
maler, Akademie-Professor und zuletzt Akademie-Direktor war.
791 Lesendes Mädchen. Kniestück auf graugelbem Grunde.
(776) halb nach links. Das Mädchen trägt eine weisse Schürze, ein
69 b rotes Brusttuch und eine Pelzjacke, erhebt die rechte Hand
und hält mit der linken einen Brief auf dem Schoosse. Be-
zeichnet rechts unten: C . HVTIN PINXIT 1769.
Leinwand; h. 0,85%; br. 0,56. — Zuerst im Kat. von 1835. — Phot. Rruckni.
Nach Jean Baptiste Greuze
Geb. zu Tournus bei Mäcon den 21. August 1725, gest. /.u
Paris den 21. März 1805. Schüler der Akademie zu Paris.
Tätig von 1755 —1756 in Italien, hauptsächlich jedoch in Paris.
792 Der Hausvater, der aus der Bibel vorliest. Rechts am
(779) Holztisch sitzt der Hausvater, der aus der Bibel vorliest,
54 a während seine Angehörigen, teils knieend, teils stehend, lauschen.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,9272. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. Vorher bei M. J. Weyer zu Köln und beim Marquis de Causa.
Französische Schule. XVII. Jahrhundert 255
Der »Pere de famille expliquant la Bible ä ses enfants«, war ein berühmtes
Jugendbild des Meisters, das erste, durch das er Aufsehen erregte. Gest. von
P. P. Martenasie 1759. — Gegenwärtig befindet sich das Original (Phot. Braun der
Exposition du Salon Bourbon 1874 N. 140) in der Sammlung Bartholdy-Delessert,
(Rue Raynouard 21) Paris. Da der Stich das Original Ton der Gegenseite wieder-
gibt, mit unserem Bilde aber gleichseitig ist, so kann das unsere nur nach dem
Stiche kopiert sein. — Phot. Ges.; Tamme.
Unbestimmte französische Meister
Kleopatra. Kniestück. Fast nackt, in durchsichtigem Hemd, 793
von blauem Mantel umwallt, sitzt die Aegypterin auf rot ge- (786)
polstertem Sessel. In ihre Schale wirft sie eine Perle. Kgi. Kunst-
Leinwand; h. 1,18%; br. 0,94%. — 1741 ans der Sammlung Wallenstein in
Dux. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Bildnis der Königin Maria Lescinska von Frankreich. Halb- 794
figur ohne Hände, auf grauem Grunde. Die Gemahlin Lud- (787)
wig*s XV. trägt ein weisses Kleid und den blauen Königsmantel. 54 b
Auf der Rückseite steht: Marie, Reine de France, 1726.
Leinwand ; h . 0.33 ; br. 0.60%. — Inv. 8 ° A 2073 ; also als Bildnis der TJlrica
Eleonora 1730 aus Polen. Die Inschrift ist jedoch glaubwürdig. Nach H. wäre es
eine Kopie nach einem Gemälde der Königin von Louis Tocque (1696 — 1772). — Ein
französischer Kenner schrieb es Rob. Tournieres (1676 — 1752) zu. — Phot. Tamme.
Der Kardinal von Salerno. Brustbild ohne Hände halb nach 795
rechts auf grauem Grunde in gemaltem Hochoval. Kardinalstracht. (788)
Leinwand; h. 0,83%; br. 0,65 — 1731 aus dem Grünen Gewölbe. Die Namens- Kgl. Kunst-
bestimmung beruht auf Inventar 8°, fol. 91 b, A 2152. Diese Nummer steht noch akademie
auf dem Bilde. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Der Kardinal Alberoni. Brustbild ohne Hände leicht nach 796
links auf rotbraunem Grunde. Roter Rock, graue Perücke. (789)
Leinwand; h. 0,76; br. 0,63. — 1731 aus dem Grünen Gewölbe. Der Name Kgl. Kunst-
des Dargestellten steht auf der Rückseite und im Inv. 8° A 2153, fol. 91b. — akademie
1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Catarina de' Medici, Gemahlin König Heinrich's II. von 797
Frankreich. Brustbild auf gelbgrauem Grunde in gemaltem (2083)
Oval. Schwarzes Kleid; Spitzenkrause und Perlenschmuck. M.-G.
Leinwand ; h. 0,73V2 ; hr. 0,59. — luv. 1722, A 846. — 1891 ans Ministerial-
gebäude in der Seestrasse.
Der Admiral de Coligny. Brustbild nach links auf grauem 798
Grunde. Haar und Bart kurz und grau. Oben die Inschrift: (2084)
GASPARO . COLIGNI . ARMIRAGLIO. M.-G.
Leinwand; h. 0,67; br. 0,56Y2- — Vielleicht schon 1591 zur Kunstkammer.
Hh. S. 239. — Kat. 1835. — 1891 ans Ministerialgebäude in der Seestrasse.
FÜNFTER ABSCHNITT
Die englische Schule
Meisler des XVII. und XVIII. Jahrhunderts
Gottfried Kneller (Kniller)
Geb. zu Lübeck den 8. Aug. 1646, gest. zu Twickeuhara bei
London den 7. Nov. 1723. Lebte nach Studien bei Bol in Amster-
dam und nach Reisen in Italien, in Hamburg, zog aber 1674
nach London, wo er später als Sir Godfrey Kneller berühmt war.
798 A Bildnis des jungen Lord Euston. Der etwa zwölfjährige
57 b Knabe im Federbarett steht in romantischer Parklandschaft.
Die Rechte streckt er nach dem Papagei aus, der sich links
im Baume schaukelt.
Leinwand; h. 1,52; br, 1,01. — 1893 als Vermächtnis des Appellationsgeriehti-
präsidenten Ed. F. Nossky. — Es gibt nach diesem Bilde ein gegenseitiges, be-
rühmtes SchabknnstUatt von John Smith mit den Unterschriften 0 Kneller piux.
1685. — J. Smith fe. & exe. 1689. — Phot. Bruckm.
Enoch Seeman
Geb. 1694 zu Danzig; kam jung mit seinem Vater Isaak
Seeman nach London, wo er verschiedene Mitglieder der Königl.
Familie malte und plötzlich 1744 starb.
798 B Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach links auf
(1834) braunem Grunde. Langes Lockenhaar. Der Künstler zieht
58 b mit der Linken einen roten Mantel über die Schulter Bez.
1. i. (1. M.:
Englische Schule. XVII. u. XVIII. Jahrhundert 257
ZL770Cf? aJc
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Qurx ^Tji/zo 17)6
Kupfer; h. 0,57^i l*. 0,45. — Kat. 1887;: N. 1856; 1892: N. 798 A. —
Inv. 1722, A 65. — Gestochen von J. G. Schmidt {$ m, 20. — Phot. Bruckm.
Sir Joshua Reynolds
Geb. zu Plymton in Devonshire den 16. Juli 1723; gest. zu
London den 23. Februar 1792. Seit 1740 Schüler des Thomas
Hudson in London. 1749— 1752 in Italien. 1768 erster Prä-
sident der Royal Academy; 1784 erster Hofmaler.
Männliches Bildnis. Lebensgrosse Halbfigur nach rechts. 798 C
Der junge Herr mit grauer Perücke trägt eine blaue Weste 58 b
und einen steingrauen Rock. Die rechte Hand steckt er in
die Tasche, die Linke ruht auf einer Steinbrüstung.
Leinwand; h. 1,11 ; br. 0,89. — Kat. 1892: N. 798 B. — 1891 im Kunsthandel
über Berlin. — Gutes Bild der früheren Richtung des Meisters. Nach G. Scharf
zeigt es den Stil des Meisters um 1760 und die Tracht des »Dunstable Hunt«. — Wie
Direktor Lionel Cust gütigst berichtet, ergibt sich, dass die schon in unseren früheren
Ausgaben mitgeteilte Vermutung, der Dargestellte sei ein Mr. William James, sich
bestätigt, sowie dasB es 1758 gemalt ist. — Phot. Tamme; Bruckm.
Sir Henry Raeburn
Geb. den 4. März 1756 zu Stockbridge in Edinburg; gest.
den 8. Juli 1823 zu Edinburg. Autodidakt. Seit 1787
dauernd in Edinburg ansässig; 1822 geadelt.
Bildnis des Bischofs Lucius O'Beirne von Meath. Kniestück 798 D
nach rechts. Der würdige Herr in schwarzem Anzug mit grauer 59 b
Perücke sitzt in rotem Sessel. Die Rechte erhebt er, in der
Linken hält er seine Handschuhe.
Leinwand; h. 0,97l/2 5 br. 0,71. — 1897 im Kunsthandel in Paris. Das
Gegenstück stellt die Gattin des Bischofs dar. Beide Bilder kamen aus der Familie
O'Beirne in die Sammlung Henry Willett, London ; 1888 auf der Ausstellung der
Royal Academy J. Hoppner (1758 — 1810) zugeschrieben. 1897 im Glaspalast zu
München als Werk Raeburn's. So auch Sedelmeyer Gallery »The third hundred«,
Paris 1896, N. 91 und so auch in Sir Walter Armstrongs Werk über >Sir Henry,
Raeburn« (London 1901) p. 109. — Phot. Bruckm.
17
SECHSTER ABSCHNITT
Die niederländischen Schulen
I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts
A. Die vlämische Schule
Jan van Eyck
Geb. zu Maaseijck im letzten Viertel des XIV. Jahrhunderts,
gest. zu Brügge Ende Juni 1441. (Vgl. J. Weale: The Death
of John van Eyck. Burlington Magazine IV, London 1904.
]). 255). Schüler seines Bruders Hubert van Eyck. Xeben
diesem das Haupt der altvlämischen Schule, zugleich der Ver-
vollkommner der modernen Oelmalerei. Tätig im Haag 1422
bis 1424, in Lille 1425 — 1428, in Spanien und Portugal
1428 — 1429, in Brügge 1430—1441.
799 Ein Flügelaltärchen. I. Das Mittelbild. Maria mit dem
(1836) Kinde. Im Chor einer Kundbogenkirche sitzt die Muttergottes.
N 1 leicht nach links gewandt, unter dunkelgrün -gemustertem
Thronhimmel auf farbigem Teppich. Sie trägt einen langen
roten Mantel über blauem Kleide;' ihr Haupt schmückt ein
niedriges Diadem. Mit beiden Händen hält sie das nackte
Christkind auf ihrem Schoosse. Auf der Schriftrolle in den
Händen des Kindes stehen die Worte (Ev. Matth. XL 29):
„Discite a nie, quia mitis sum et humilis corde.i; In der
Umrahmung, oben links beginnend, steht vielfach zusammen-
gezogen und abgekürzt mit halb gotischen Buchstaben: (l.Lib.
Sap. VII, 29.) Haec est speciosior sole et super omnem dis-
positionem stellarum, luci comparata invenitur prior.
M
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6
Tafel Xm.
A. Vlämische Schule. XV. Jahrhundert 259
(2. Lib. Sap. VII, 26.) Candor est enim lucis aetemae et spe-
culum sine macula Dei majestatis etc. 3. (Ecclesiasticus
[Sirach] XXIV, 23.) Ego quasi vitis fructificavi suavitatem
odoris et fiores mei fructus honoris et honestatis.
4. (Ibid. 24.) Ego mater pulchrae düeetionis et timoris
et magnitudinis (im Text der Vulgata steht statt dessen
agnitionis) et sanctae spei.
n. Die Flügelbilder. 1. Die Innenseiten, a) Der linke
Flügel. Der Erzengel Michael mit dem Stifter. Der Stifter
kniet, nach rechts gewandt, in einem Seitenschiffe der Kirche.
Er trägt einen olivengrünen Rock, eine schwarze Kappe und
erhebt anbetend die gefalteten Hände. Hinter ihm steht der
buntgeflügelte Erzengel, der seinen Helm in der Linken hält.
In der Umrahmung oben links ein Wappen. Dann die Inschrift:
Hie est archangelus prineeps militiae angelorum, cujus
honor praestat beneficia populorum et oratio perducit
ad regna coelorum. Hie archangelus Michael Dei
nuntius de animabus justis . Oratia Dei ille victor in
coelis resedit. (Folgt noch, unverständlich: Apacius [?]. —
b) Der rechte Flügel. Die heil. Katharina. Sie steht, nach
links gewandt, in einem Seitenschiffe der Kirche. Sie trägt ein
blaues mit Hermelin besetztes Kleid und eine Kröne auf dem
Haupte. Dar Gebetbuch hält sie mit der Linken, mit der
Rechten stützt sie sich aufs Schwert; zu ihren Füssen liegt
das Rad. — In der Umrahmung oben rechts ein Wappen, das
nach gütiger Mitteilung des Herrn Geheimrat Dielitz der alt-
genuesischen Familie Giustiniani angehört. Ausserdem als
Umschrift die folgenden Hymnen verse:
Virgo prudens anelavit ad sedem sideream,
Ubi locum praeparavit linquens orbis aream,
Granum sibi reservavit, ventilando paleam.
Disciplinis est imbuta puella coelestibus,
Nuda nudum est secuta certis Christum passibus,
Dum mundanis est exuta etc.
2. Die Aussenseiten. Die Verkündigung, a) Der linke Flügel.
Der Engel. Als graugelbe Steinstatue, nach rechts gewandt,
mit erhobener Rechten, mit dem Stabe in der Linken, b) Der
rechte Flügel. Maria. Als graugelbe Steinstatue, nach links
17*
260 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts
gewandt. Mit der Linken hält sie den Mantel. Ueber ihr
schwebt die Taube des heiligen Geistes.
Eichenholz in Ebenholzrähmchen ; h. 0,27'/2 ; br. das Mittelbild 0,21%, die
Seitenbilder je 0,08. — Der Meantel der Madonna ist von Ed. Bendemann herge-
stellt. — Wie Camille TSenoit (Chronique des Arts 1899, S. 152) gezeigt, ist es viel-
leicht das Bild des gleichen Gegenstandes, das sich gegen Ende dos 17. Jahrhunderts
im Besitz des Kölner Banqniers Jahach in Paris befand. — Als Hubert van Eyck
im Inventar der Sammlung Everard Jabach vom 17. Juli 1696, N. 266 (vgl. auch
J. Weale, Hubert and John van Eyck, London 1907, p. 125). — In Dresden zuerst im
-Catalogue« 1765 als »Albr. Dürer«. Ebenso im »Abrege* 1782 nnd noch im Ka-
talog 1812. Später als unbekannt, seit 1840 als »Hubert van Eyck«. Als Jan van
Eyck« zuerst im Katalog von 1846. Seitdem als vorzügliches Werk dieses Meisters
an 50 Jahre von den meisten Forschern anerkannt; z. B. von Crowe und Caval-
caselle, Gesch. d. altniederl. Malerei, deutsch von Springer, Leipzig 1875 S. 105 ff. ;
L. Kaemnierer, Hubert und Jan van Eyck, Bielefeld und Leipzig 1898 S. 78;
Otto Seeck, »Unterschiede der Brüder van Eyck«, Berlin 1899 S. 32, stellt es zu
Jan's bedeutendsten Leistungen, obgleich er hinzufügt, Jan habe die Figuren seinem
Bruder Hubert entlehnt. — Karl Voll, die Werke des Jan van Eyck, Strassburg
1900 S. 84 — 87, hält das Mittelbild für eines der schönsten Werke Jan's, die
Flügel aber nur für schwächere Werkstattsarbeit, wovon uns auch Voll's nähere
Ausführungen in seinem wichtigen Werke über die altniederl. Malerei (1906) S. 39— 41
nicht überzeugt haben. Vgl. Bode im Jahrb. Pr. K. S. XXI1T 1901, S. 131. —
James Weale stellte es zu den Werken Hubert van Eyck's, zwar noch nicht in seinen
Aufsätzen über diesen in der Zeitschrift f. b. K. XI 1900 S. 251 und Gaz. d. B. A.
1901 S. 474, wohl aber im Burlington Magazine IV 1904 S. 35. — Dieser Ansicht
schloss sich lebhaft an E. Durand-Greville, Hubert van Eyck, in Les arts anciens
de Flandre Bd. I, Brügge 1905 — 1907. — James Weale aber wirft zuletzt in seinem
genannten Werke von 1907 S. 200 die Frage auf, ob es nicht zu den von Hubert
begonnenen, von Jan vollendeten Werken gehöre. Er nennt es »Perhaps the niost
interesting of all the unauthenticated paintings«. Weitere Literaturangaben bei
Weale a. a. 0. S. 129—130. — Wir sehen bis jetzt noch keinen Grund, unsere
alte Ansicht über das Bild aufzugeben. — Radiert von Hugo Bürkner i& Nachtrag 15.
— Phot. Braun IV, 24; Phot. Ges.; Tamme ; Hanfst.; Bruckm.
Werkstatt des Roger van der Weyden
Französisch: Roger de la Pasture, sonst auch Roger von
Brügge und Roger von Brüssel genannt. Geb. zu Tournai um
1400 (vielleicht schon 1399), gest. zu Brüssel den 16. Juni
1464. Schüler des Robert Campin in Tournai; Nachfolger
der Gebrüder van Eyck. Gründer der Brüsseler (Brabantcr)
Schule. Tätig vornehmlich als Stadtmaler zu Brüssel.
800 Christus am Kreuze mit den Seinen. Schon verschieden,
{1841) hängt der Heiland am Kreuze, das seine links knieende, von dem
21 c hinter ihr stehenden Johannes gehaltene Mutter umklammert,
während Maria Magdalena rechts die Hände ringt. Im Hinter-
A. Viämische Schule. XV. Jahrhundert 261
gründe eine kahle, von einem Regenbogen überspannte Berg-
landschaft. In der Ferne die Türme der Stadt.
Eichenholz; h. 0.32V2 : br. 0,20J^. — 1855 von Herrn Georg Schulz in Celle
erworben. 1806 soll es ans dem herzogl. Schlosse zu Braunschweig nach Paris ver-
kauft und so in den Privatbesitz übergegangen sein. Schon H. versah den Namen
R. v. d. Weyden's vor diesem Bilde mit einem Fragezeichen. Seine Motive finden
sich in anderen Bildern dieses Meisters wieder. Christus, Maria, Johannes in dem Bilde
Roger's in der kaiserl. Galerie zu Wien, das K. Voll, Altniederländische Malerei (1906)
S. 81 und 291 — 292 allerdings dem Meister abspricht ; die Magdalena in der kleinen
Kreuzigung des Madrider Museums, die jedoch nur als Schulbild anzusehen ist. Nach Cr.
und Cav. E. 11. P.2 p. 225 (»surely bat a school piecesi und Bode bei Zahn VI, S. 199
ist auch unser Bild nur Schulwerk. Auch Scheibler (Dr. Not.1 hielt die Eigenhändig-
keit für mindestens zweifelhaft. Die eigenhändigen Bilder Roger's pflegen in der
Tat fester modelliert und kräftiger in der Farbe zu sein. Doch gibt unser feines
Bildchen im ganzen eine so gute Vorstellung vom Kunstcbarakter des Meisters, dass
es ein ihm nahestehendes Werkstattsbild sein muss. — Phot. Braun IX, 22 ; Phot.
Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckni.
Nach Hans Memling
Geb. wahrscheinlich zu Xömlingen bei Aschaffenburg um 1435;
gest. zu Brügge 11. Aug. 1494. Schüler des Roger van der
We}"deu in Brüssel. Seit 1466 oder 1467 in Brügge nach-
weisbar (vgl. Fr. Bock, Memlingsstudien, Düsseldorf 1900, S. 133
mit James Weale, Hans Memling, London 1901).
Anton von Burgund. Brustbild nach links auf graublauem 80 I
Grunde. Das glattrasierte Gesicht des Bastards Philipp's des (1842)
Guten und Halbbruders KaiTs des Kühnen ist von langem P 3
braunem Haar umwallt. Brauner Rock, hoher schwarzer Hut.
Die rechte Hand vorn an der Brüstung. — Auf der Rückseite
die Devise: Nul ne si frote (Nul ne s'y f rotte).
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,35V2- — luv. 1724 II, A 196 als »Manier von
Holbein . Als niederländisches Werk in der Art des Memling richtig von H. er-
kannt. Ein kaum besseres, schwerlich eigenhändiges Exemplar, früher im Stafford
House zu London, jetzt in Chantilly, dort von F. A. Gruyer (La peinture au chäteau
de Chantilly Paris 1896, p. 190) ohne Grund noch immer Roger van der Weyden
zugeschrieben; ein drittes, kleineres, in Oval, das von Scheibler für eigenhändig ge-
halten wurde, in Hampton Court bei London. Scheibler Dr. Not. Der Verfasser
konnte daselbst 1891 über dieses jedoch nichts erfahren. L. Kaemmerer, Memling 1899
S. 15 — 17, hält das Bild in Chantilly für ein Original Memlings : James Weale,
Hans Memling (London 1901) S. 70, sieht keinen ausreichenden Grund, es Memling
zuzuschreiben. Darüber, dass unser Exemplar nur eine alte Kopie ist, herrseht
keine Meinungsverschiedenheit. Yergl. Cr. und Cav. E. Fl P. 2 p. 128 und 297;
Bodo bei v. Zahn VI, S. 199; Ludwig Kaemmerer, Memling, Bielefeld und Leipzig
1899 S. 15—17. — Phot. Braun X 18; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
262 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts
Werkstatt oder Schule Hans Memling's
802 Der heil. Christophorus. Nach links gewandt, durchschreitet
(1843) der auf seinen Stab gestützte Riese den Fluss. Das Christkind
21 c auf seinem Rücken erhebt segnend die Rechte und hält die
Kreuzesfahne in der Linken. Heber ihm die Taube des heiligen
Geistes und Gottvater in Wolken. Im Hintergrunde eine reiche
Landschaft. Links ein Mönch mit einer Laterne.
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,24. — Oben rund. 1876 ans der Sammlung Ruh 1
in Köln. Kühl kaufte es 1850 auf der Versteigerung der Sammlung König Wil-
helms II. von Holland. — Der Name Memling's vor diesem tüchtigen Bilde wurde
schon von H. mit einem Fragezeichen versehen. Der unmittelbare Einfluss dieses
Meisters ist unverkennbar; doch ist es für seine eigene Hand in der Tat nicht zart
und fein genug. — Phot. Braun XII, 24; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamiue; Bruckm.
803 Der Sündenfall. In der Mitte der Baum mit der Schlange.
(1872) Rechts steht Eva, die sich mit der Linkeu den Schamzweig
P 1 vorhält, mit der Rechten Adam den Apfel reicht. Adam greift
mit der Linken nach der Frucht und hält sich mit der Rechten
den Schanizweig vor. Grund schwarz.
Eichenholz; h. 1,25; br. 0,98^. — Zuerst im Katalog von 1835 iN. 140).
Hier und in den folgenden Katalogen zu »Kulmbach« in Beziehung gesetzt ; noch
bei H. als Werk der Schule Dürer's verzeichnet. Doch weisen die Zeichnung und
Modellierung des Nackten, die Farbenstimmung mit den feinen grauen Schatten und
das Eichenholz, auf das das Bild gemalt ist. ihm einen Platz in der altvlämischen
Schule, und zwar in der Nähe Memling's an. Scheibler iDr. Not.» hielt es sogar
nicht für ausgeschlossen, dass es ein Originalwerk dieses Meisters sei. Ebenso Seid-
litz im Repert. XVI, S. H76. — Unserer Ansicht, dass es kein Originalwerk des
Meisters, auch Max Friedländer. — Phot. Brann VI, 23; Tamme; Bruckm.
Werkstatt des Quinten Massys
Auch Messys. Matsys, Metsys genannt. Geb. zu Löwen 1466.
gest. zu Antwerpen zwischen dem 13. Juli und 16. September
1530. 1491 als Meister in die St. Lucas -Gilde zu Ant-
werpen aufgenommen. Der niederländische Hauptmeister der
ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
804 Der Handel ums Huhn. Der Mann im roten Rock, der
(1845) links Hin Tische sitzt und dem neben ihm sitzenden Bauern
21 c zuredet, scheint Kaufmann oder Geldwechsler zu sein, jetzt
aber mit seiner ihm gegenüberstehenden Hausfrau Lebensmittel
von dem Bauern und von der Bauersfrau einzukaufen, die
vorn rechts steht und ein in ihrem Eierkorbe liegendes Huhn
ergreift. Inzwischen stiehlt der Knabe ein Ei aus dem Korbe.
A. Vlämisehe Schule. XV. Jahrhundert 263
Hinten links ein Fenster, rechts eine offene Tür. — Von
Michiels als »Anwalt mit seinem Klienten-, von H. als
»Wechselstube« bezeichnet.
Eichenholz; h. 0,85; br. 1,15. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Das
Bild galt früher als eigenhändiges Werk des Massys, dem es allerdings nahe steht;
doch ist es für ihn selbst nicht klar und fest genug im Vortrag. So auch Scheibler,
Dr. Not. Die zahlreichen Sittenbilder dieser Art, die unter Massys' Namen gehen,
Hess der Meister in seiner Werkstatt ausführen. Hier war besonders sein Sohn Jan
Massys für ihn tätig, der erst seit 1558 selbständig im italisierenden Stile arbeitete.
Für eins der Jugendbilder Jan's aus der Werkstatt Quinteu's sind wir geneigt auch
das unsere zn halten. So auch Jean de Bosschere, Quinten Metsys, Brüssel 1907,
S. 124. — Das »K.« im Zipfel des Kopftuches der Bauernfrau kann nicht als Künstler-
bezeichnung gelten. — Phot. Braun III, 23; Phot. Ges.; Häufst.; Bruckm.
Nach Mabuse
Jan Gossaert, gen. Mabnse (Malbodius), geb. zu Maubeuge um
1470, gest. zu Antwerpen 1541. Ursprünglich unter Ger.
David's Einfluss, war er später einer der ersten Niederländer,
die italienisches und nordisches Formengefühl verquickten.
Mitglied der Antwerpener Gilde 1503. Tätig in Italien
(1508 — 1514) und den Niederlanden.
Eine Mutter mit ihrem Kinde. Halbfigur nach links auf 805
braunem Grunde. Blaues, ausgeschnittenes Kleid. Das Kind (1847)
im leichten Hemdchen auf ihrem Schoosse blickt uach rechts. P 3
Eichenholz; h.0,43%; br. 0,33. — 1874 von Herrn Hauptmann von Schleinitz
erworben. Damals und bei H. als Mabuse; doch ist es für des Meisters eigene Hand
nicht frisch und lebendig genug. Vgl. A. J. Wauters, Jean Gossart et Adolphe de
Bourgogne, in Revue de Belgique, Brüssel 1903, p. 22 — 23. — Es ist eine Kopie
nach dem 1896 vom Brüsseler Museum erworbenen Original, N. 192 des »Cataloguot
von 1900, »dont ii y a une bonne copie ancienne au Musee de Dresde«. — Andere
alte Wiederholungen befinden sieh in Aschaffenburg und Ponimersfelde. — Phot. Ges.
Ecce Homo. Nackt, ein weisses Tuch auf dem Schoosse, 805 A
sitzt der Dornengekrönte, nach links gewandt, unter der (1864)
Geisselsäule. Das unechte Monogramm Dürer's rechts unten. Kfka^fe"
Liudenholz; h. 0,56; br. 0,41%. — 1748 durch Benzoni aus Venedig. Nach
dem Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1552 vorher beim Herzog von Mantua. Galt damals
noch als echtes Werk Dürer's; sogar noch im »Catalogue« von 1765, jedoch bereits
nicht mehr im »Abrege« von 1782. Später als »nach Dürer«. Von Hübner als Wieder-
holung eines Motivs des Jan Gossaert (Mabuse) erkannt. — Unter der Ueber-
malung des schwarzen Grundes befinden sich, wie eine Untersuchung des Bildes
ergab, einige tiefer stehende Nebenfiguren, die den Heiland betrachten. — Nach
Gust. Müller befindet sich oin kleineres Original mit den Nebenfiguren und
der Inschrift JOANNES MALBODIVS PINGEO im Besitze der Gräfin v. Schall-
Riaucour i. Gaussig b. Bautzen. — Das gleich grosse bekannte Original mit den
264 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts
gleichen Nebenfiguren aber befindet sich im Antwerpener Museum, früher N. &7,
jetzt N. 181. — 1902 ans Lehrerseminar zu Frankenberg, 19<>4 an die Kgl. Kunst-
akademie zu Dresden.
Hendrik Bles
Auch »met de Bles«. Nach seinem Zeichen, dem Käuzchen,
von den Italienern »Civetta« genannt. Geb. zu Bouvignes um
1480, gest. gegen 1550. — 1521 in Mecheln nachgewiesen.
Schüler Joach. Patinir's, später besonders als Landschafts-
maler selbständig weiterentwickelt. Tätig in Italien und den
Niederlanden.
806 Der Krämer und die Affen. Wilde Felsenlandschaft. Der
(790) Händler ist liuks unter einem hohen Baume eingeschlafen. Von
P 7 allen Seiten kommen Affen herbei und plündern
seinen Kram, den sie nach allen Richtungen aus-
einandertragen. Der entsetzte Gefährte steht links
am Wege. Das Merkzeichen des Künstlers, die
Eule (Käuzlein), links in einer Höhlung des Baum-
stammes. Vorn in der Mitte spielt einer der Affen
mit einer zweiten Eule.
Eichenholz; h. 0,59 J^ ; br. 0,85^. — Tnv. 1722, B 1007, als unbekannte
Kopie. — Als Bles richtig im Katalog von 184(5. — Das Bild ist, abgesehen von
seiner Bezeichnung mit dem Käuzlein, durch K. v. Mander (Ed. Hymans I, Paris
1884, p. 198) beglaubigt. Auch zeigt es deutlich den aufgelockerten Stil der späteren
Zeit des Meisters. — Phot. Tamme; Bruckm.
Altvlämi scher > Meister des Dresdener Triptychons
806 A Dreiteiliges Altarbild. I. Das Mittelbild. Die Anbetung der
(1849) Könige. Maria sitzt in einer Ruinenhalle. IL Linker Flügel.
P 2 Die Anbetung des Kindes. Maria kniet zwischen zwei Engeln
vor dem Kinde. III. Rechter Flügel. Die Darstellung im
Tempel. Maria hält das Christkind aber dem heiligen Tische.
Eichenholz; h. 1,0'iJ^; br. Mittelbild 0,71; Soitenbilder je 0,31'ty|. — Rat.
1887 und 1892: N. 809. — 1867 von dem König Johann aus dem Nachlasse der
Prinzessin Louise von Sachsen der Galerie überwiesen. — Risher als -Richtung des
Bles«. — Das Bild zeigt die Richtung der angeblichen .Tugendwerke des H. Bles
in etwas verkümmerter Art. Das annähernd gleiche Mittelbild zeigen ein Massys
zugeschriebenes Triptychon im l'alazzo Bianco zu Genua und der Schleissheimer
Altar N. 28. Man vorgl. auch die Triptychon im Ferdinandeum zu Innsbruck N. 12f>
und in der Galerie zu Gotha N. 2. Gefällige Mitteilungen von Ed. Flechsig und
Max Friedländer. — Doch sind Bles' Jugendwerke der gedachten Art neuerdings
überhaupt in Frage gestellt worden. Vergl. Gust. Glück im Jahrb. A. H. K. H.,
XII Wien 1901, S. 8. — Ebenda S. 32 erklärt Glück unser Bild am nächsten
A. Vlämische Schule. XV. Jahrhundert 265
verwandt einem Triptychon des Dirick Vellert, das sich im Besitze des Geheimrat
Lippmann in Berlin befand. — Als »Heister der Dresdner Triptychons«, im dem
sich Elemente des Stiles Orley's und Bles' kreuzen, bei W. R. Valentiner im
Repertorium XXVIII (1905) S. 260. Valentiner stellt als andere Werke des
gleichen Meisters nunmehr zusammen : 1) Brüssel N. 119 ; 2) Genua Pal. Bianco ;
3) Gotha N. 2; 4) Mailand, Brera (die gleiche Komposition); 5) München, National-
Musenm; 6) Schleissheim (die gleiche Komposition); 7) Worms, Sammlung Heyl. —
Phot. Tamme; Bruckm.
Unbestimmter vlämischer Meister
Um 1491
Bildnis Albrecht's des Beherzten, Herzogs zu Sachsen. 806 B
Brustbild ohne Hände, nach links, auf blauem Grunde. Der (1844)
glattrasierte grauhaarige Erbstatthalter von Friesland trägt ein 0 2
rotes Barett und eine rotgoldene Brokatbekleidung. Auf der
Rückseite die Inschrift: Albertus Animosus.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,19^. — Kat. 1887 und 1892: N. 1967. — War
noch 1741 in der Kunstkammer. — Uebrigens erst im Katalog von 1835. — Ausführ-
lich besprochen von J. und A. Erbstein : Das wahre Bildnis Albrecht des Beherzten.
Dresden 1873; desgl. von W. Rossmann im Repertorium I S. 60. Nach ihm wahr-
scheinlich 1491 in Mecheln gemalt, wo Albrecbt in diesem Jahre die Insignien des
Goldenen Vliesses empfing. Vergl. übrigens Th. Distel's Bemerkung im Repert.
XXIII (1900) S. 456. — Phot. Tamme; Bruckm.
Unbestimmter vlämischer Meister
um 1500
Ein Altarflügel mit dem Stifter und dem heil. Andreas. Der 807
vor reicher Landschaft nach rechts knieende Stifter trägt einen (1838)
braunen Pelzmantel und eine schwarze Kappe. Hinter ihm 0 3
steht der heil. Andreas mit seinem Kreuz.
Leinwand (früher Holz) ; h. 0,75 ; br. 0,24 }-£. — Am 28. April 1698 zur
Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. — Der linke Flügel eines verlorenen Mittel-
bildes, dessen rechter Flügel N. 808 ist. Von geschätzter Seite werden dieses Bild
und das folgende für Arbeiten des sog. Meisters von Frankfurt gehalten. Doch
haben wir uns vor Kurzem in Frankfurt von der Richtigkeit dieser Ansicht nicht
überzeugt. — Phot. Tamme; Bruckm.
Ein Altarflügel mit der heil. Elisabeth. Nach links ge- 808
wandt steht die Heilige da. In der linken Hand hält sie (1839)
ein Madonnenbild, in der rechten ein Kirchenmodell. 0 3
Leinwand (früher Holz) ; h. 0,76; br. 0,24^. — Am 28. April 1698 zur
Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. —
Phot. Tamme; Bruckm.
266 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts
Meister des Todes Mariae,
wahrscheinlich Joos van Cleve d. ä.
Joos van der Beke, gen. Joos van Cleef d. ä. Geb. zu Cleve oder
zu Antwerpen um 1485; gest. zu Antwerpen 1540. Er war
wahrscheinlich Schüler des Jan Joest van Kaikar, entwickelte sich
aber unter dem Einflüsse von Meistern wie Quinten Massys, Joachim
Patinir und Jan Gossaert. Er wurde 1511 Mitglied der Lukas-
gilde in Antwerpen, deren Dekan er 1519 und 1525 war.
Der Meister unserer Bilder wurde bisher nach seinen beiden Darstellungen
des Todes Mariae im Kölner Museum und in der Münchener Pinakothek als »Meister
des Todes Mariae« bezeichnet und in die Kölnische Schule versetzt. Dass er jedoch
Niederländer war, wurde schon in unsrer letzten Auflage zugegeben. Die früheren
Versuche, ihn mit einem bestimmton Meister, wie mit Jan Tan Scorel oder mit
Jan Joest van Kalkar zn identifizieren, waren fehlgeschlagen. Vergl. des Verfassers
Ausführungen in der Geschichte der Malerei II, S. 492 — 496. Später haben
österreichische Forscher versucht, ihn nach Maassgabe des Altarbildes in der Pfarr-
kirche zu Obervellach in Kärnthen abermals mit Jan van Scorel (siehe oben zu
N. 844) zu identifizieren. Dieser Versuch ist jedoch, wovon der Verfasser sich in
Obervellach durch den Augenschein überzeugt hat, nicht gelungen. L. Kaemmerer
hat (im Jahrb. der Pr. K. S. XI 1890 S. 150 — 160) wahrscheinlich gemacht, dass
die unter sich übereinstimmenden Zeichen auf seinem Kölner Bilde und auf einem
Gemälde der Werkstatt des Meisters in der Reinholds-Kapelle der- Oberpfarrkirche
zu Danzig »J. van B.« zu lesen seien, so dass hiermit wenigstens die Anfangs-
buchstaben seines Namens gefunden wären. Hieran anknüpfend, hat Firmtnich-
Riehartz (Ztschr. f. b. K. 1894, N. F. V, S. 187 — 194t nachzuweisen versucht,
da6s der Meister des Todes Mariae kein anderer sei als Joos van Cleve d. ä.,
dessen Familienname van der Beke war. Für diese Annahme auch Ad. Gold-
schmidt (ebenda S. 224) mit neuen Gründen. Gegen diese Gründe Com. Hofstede
de Groot im Nederlandschen Spectator 1895 N. 10 und A. v. Wurzbach, K.-Chr.
a. a. O. S. 247. — Nach Carl Justi's Aufsatz ^der Fall Cleve« im Jahrbuch
der Kgl. Pr. K.-S. XVI (1895) S. 13—33, nach (inst. Glück's Bemerkungen
im Jahrbuch der K. H. S. des A. H. K. XXII, Wien 1901, S. 7 und nach
Georges H. de Loo's (G. Hulin's) Ausführungen in seinem Catalogue Critique der
Brügger Ausstellung von 1902 (Gent 1902) p. XXIV— XXVII, hat sich die Ansicht,
dass der Meister des Todes Mariae kein anderer als Joos van Cleve d. ä. sei,
dessen Bilder sonst alle noch zu suchen wären, so befestigt, dass z. B. der
Brüsseler Katalog nnd der Katalog der Düsseldorfer kunsthistorischon Ausstellung
von 1904 diese Identifizierung bereits angenommen haben. Der neun Katalog des
Kaiser-Fiiodrich-Mnseums in Berlin (1904) gibt wenigstens die Möglichkeit der Identi-
fizierung zu. Vgl. dagegen übrigens Karl Voll, Vgl. Gemäldestudien 1907 S. 68 — 80.
Gerade bei unserer Anordnung nach Schulen alter war es nötig, die Bilder des
Meisters aus der deutschen Schule zu entfernen und an dieser Stelle einzureihen;
und unter diesen Umstanden glauben wir auch, wenngleich wir zugeben, dass es
sich hier bisher noch höchstens um Wahrscheinlichkeit handelt, den Bildern die
Benennung als Werke Joos van Cleve's nicht länger vorenthalten zu dürfen.
A. Vlämische Schule. XV. Jahrhundert 267
Die (kleine) Anbetung der Könige. Eechts in prächtiger 809
plastisch verzierter Säulenruine vor reicher Landschaft sitzt (1848)
Maria nach links gewandt und reicht dem auf ihrem Schoosse 21 c
spielenden Christkinde mit der Rechten eine Mohnblume. Vor
ihr kniet anbetend der älteste der drei Könige, hinter dem
harrend der zweite, blondbärtige weisse und, ganz links, der
schwarze stehen. In dem jungen Mann, der im Pelzmantel
halbrechts neben zwei anderen hinter der Brüstung steht, mag
man den Meister selbst erkennen.
Eichenholz; h. 1,10; l>r. 0,70^. — In den Katalogen von 1887—1902 als
N. 1962. — Als Werk des Lukas van Leyden in den Katalogen seit 1812. Bei H.
als »angeblich« von Jan Gossaert, gen. Mabuse, in der Auflage von 1856 mit dem
lichtigen Zu?atz »ähnelt den Arbeiten des Jan van Calcar«. Dass das Bild ein
charakterisches Werk der mittleren Zeit des »Meisters des Todes Mariae« ist, ist
von der deutschen Forschung längst anerkannt: G. F. Waagen, Bern. (1858) S. 41
bis 42. — Ernst Foerster, Gesch. der deutsehen Kunst, Leipzig 1860, II, S. 176 bis
177. — Die Nachforschungen von Scheibler (auch Dr. Not.) und dem Verfasser
dieses Katalogs (auch Gesch. d. M. n, S. 496) haben die Ansicht Waagen's und
Foerster's bestätigt. — Phot. Braun U, 25; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Die (grosse) Anbetung der Könige. Vor reicher Landschaft 809 A
in einer prächtigen Säulenruinenhalle thront Maria, nach links (1846)
gewandt. Der älteste der heiligen drei Könige kniet an der L 1
Stufe und küsst die rechte Hand des Christkindes. Weiter
links harrt der zweite weisse, rechts harrt der dritte, der
schwarze König. Vorn links kniet* der heil. Dominicus, eifrig
aus einem Buche betend, zu seinen Füssen der Hund mit der
Fackel; vorn rechts sitzt der heilige Lukas und schreibt; zu
seinen Füssen der Ochse. Von den Figuren im Hintergrunde
mag der Mann im Pelzmantel, der links hinter der Brüstung
hervorblickt, der Meister selbst sein.
Eichenholz ; h. 2,51 ; br. 1,85. — In den Katalogen von 1887—1902 als N. 1963.
— Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 52 u. im Inv. 1754 als »Dürer«. Der Ueber-
lieferung nach durch den Feldmarschall Grafen Schulenburg, der es bei der Belagerung
von Genua vor dem Verbrennen geschützt haben soll, an August III. geschenkt.
Nach dem Inventar Guarienti in der Tat aus der Chiesa di S. Luca d'Erba bei
Genua. Später als »unbekannt« bezeichnet. Seit dem Katalog von 1812 dem Jan
Gossaert, gen. Mabuse (um 1470—1541), zugeschrieben, hei H. in der Aufl. von 1856
nur frageweise, später wieder mit Sicherheit. Indessen zeigt das Bild mit den be-
glaubigten Werken des Mabuse keine grössere Aehnlichkeit, als sie durch die allge-
meine Zeit- und Schulverwandschaft bedingt wird. Vielmehr rührt es offenbar von
derselben Hand her, wie N. 1962. — Phot. Braun XI, 8 ; Hanfst ; Tamme ; Bruckm.
Bildnis eines bartlosen Mannes. Halbfigur nach rechts 809 B
auf hellblauem Grunde. Schwarze Kappe, schwarzer Rock, (1175)
21 b
268 Niederländer des fünfzehnten Jahrhunderts.
schwarzer Mantel. Die Rechte ruht auf einem gebundenen
Buche, am Zeigefinger der Linken glitzert ein Rubinring.
Eichenholz; h. 0,42}^; br. 0,30%. — In den Katalogen Ton 18S7— 1902 als
N. 1964. — Inv. 1722, A. 297. Danach aus Leipzig als Contrefait wie ein Jesuit« von
Hans llolhein. — Bei II. dem Moor zugeschrieben. In Wirklichkeit jedoch, wie schon
die Uebereinstitnmung seiner Malweise mit derjenigen der Portraitfiguren auf den
beiden vorigen Bildern beweist, ein Werk des Meisters des Todes Mariae. So zu-
erst Scheibler (Dr. Not.). Dass es des Moisters Selbstbildnis ist, wie einige meinen,
ist nicht einleuchtend — Phot. Braun XI, 9; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Barend (Bernaert) van Orley
Geb. zu Brüssel im letzten Jahrzehnt des XV. Jahrhunderts
oder früher; gest. daselbst den 6. Januar 1542. Schüler seines
Vaters Valentyn, weiterentwickelt in Italien, wo er zwischen
1509 und 1515 war und unter den Einfluss Raphael's geriet.
Seit 1515 in Brüssel, wo er gegen 1518 Hofmaler der Statt-
halterin Margaretha wurde.
810 Heilige Familie. Das Christkind liegt in niedriger, mit
(1850) Stroh und Linnen bedeckter Krippe; Maria kniet rechts und
21 a hebt das Schleiertuch empor, das es bedeckte. Josef kniet
links und betet es mit vor der Brust gekreuzten Armen an.
Vorn rechts eilt ein Engelknäblein herbei. Im Mittelgrunde
blicken zwei Männer über clie Brüstung.
Eichenholz; h. 0,87; br. 0,8a1/»- — 1875 von Baroness Dinsdale in London.
— Bild der späteron Zeit des Meisters, auch nach L. Scheibler (Dr. N.), doch wird
die Urheberschaft Orley's neuerdings von Brüsseler Forschern (Wauters, Comte
Cavense) und anderen bestritten. Nach Frimmel läge ein Original von Garofalo zu
Grunde. Eine Wiederholung in der Kopenhagens Galerie. — Phot. Braun XII!,
19; Ilanfst. ; Tamme; Bruckm.
81 I Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts auf durtkelgrauem
(1888) Grunde. Dunkelbraunes Haar, halber Backenbart. Rock und
21 c Mütze schwarz. Die rechte Hand au buntbedeckter Tischdecke,
in der Linken ein Zettel mit der Jahreszahl 1527.
Eichenholz; h. 0,377g J br- °>-9- — I|1V- 172-> A 1194< duich Kechenberg
als Original von II. Ilolboin und so noch bei II. — Die neuere llolbeinforschung
hat den Namen dieses Meisters für unser Bild längst abgelehnt. It. Vischer, Studien
zur K.-G., Leipzig 1886, S. 610, nahm es irrtümlich für Gumpolt Giltlinger in An-
spruch. Scheibler ^Dr. Not.) sagt: von einem bedeutenden Niederländer, vielleicht
aus der zweiten Periode Orley's.« Ein erneutes Studium der Bildnisse dieses Meisters
auf seinen beglaubigten Bildern (z. B. im Brüsseler Museum) lässt uns dieser Ansicht
zustimmen. — Phot. Tamme; Bruckm.
A. Vlämisohe Schule. XVI. Jahrhundert 269
Marinus Claesz van Romerswaal (Reymerswaelen)
Auch Marinus van Zeeuw (der Seeländer) genannt. Geb. um
1497 auf Seeland in Holland. Lehrling der Antwerpener
Lukasgilde 1509; zuletzt erwähnt 1567. Bezeichnete Bilder
zwischen 1521 (Madrid) und 1560 (Kopenhagen). Vgl.
H. Hymans, Karel van Mander, II, S. 63, Paris 1885.
Nachahmer der Sittenbilder des Quinten Massys.
Der Geldwechsler mit seiner Frau. Halbfiguren. Links 812
hinter dem Tische sitzt der Mann mit rotem Hute, im Begriffe, (1851)
eines der vor ihm schimmernden Goldstücke auf die Wage zu 21 a
legen. Rechts sitzt seine Gattin neben ihm, blättert in einem
Buche und schaut ihm aufmerksam zu. Bez. o. 1.:
<*"**/ ™« i^Clf CKM4AC
/J41
Eichenholz; h. 0,93%; br. 1,11%. — Inv. 1754, II 486, als Q. Massys. In
der Tat geht es auf das Original von Massys im Louvre zurück. Von Marinas ist
es oft wiederholt worden; Wiederholungen von 1538 in der Münchener Pinakothek,
von 1558 im Madrider Museum, von 1560 (nebst einem Jungen mit einem Briefe)
in der Kopenhagener Galerie. — Phot. Braun XV, 18; Tamme.
Art des Pieter Pourbus
Geb. zu Gouda um 1510 — 1513, gest. zu Brügge 1584;
seit 1543 Meister der Gilde zu Brügge.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts auf braun- 8 1 3
grauem Grunde. Dunkelbrauner Vollbart, schwarze Kappe, (1882)
schwarzer Rock mit rotbraunen Unterärmeln. In der linken 21 a
Hand die Handschuhe. Bez.: ^ETATIS . SVE . 40 . ANNO . 1548.
Eichenholz; h. 0,79%; br. 0,57. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1843
als »unbekannt«, bei H. frageweise dem G. Penz zugeschrieben. Doch ist dieses
tüchtige Bild unzweifelhaft niederländischen Ursprungs. Bode schrieb es 1873 (bei
v. Zahn VI, S. 199) dem »älteren Pourbus« zu, Seidlitz (Rep. XVI, S. 578) denkt
an W. Key, dessen Urheberschaft seinen beglaubigten Bildern in der kaiserl. Galerie
in Wien gegenüber nicht ausgeschlossen erscheint. — Phot. Bruekni.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 814
graubraunem Grunde. Dunkelblonder Vollbart. Schwarze Kappe. (1883)
21 a
270 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
Schwarzer Rock mit rotbraunen Unterärmeln. Hinter ihm eiue
Stuhllehne. Bezeichnet liuks : A° . ,ETA . 40 . 1552.
Eichenbolz; h. 0,58; br. 0,50 >£. — Nach II. als »Dosso« aus Modena, wofür
jedoch die alten Verzeichnisse keine Anhaltspunkte geben. Im »Catalogue« von 1765
:ils .»Tizian«. Bei II. frageweise als >G. Penz«, doch sicher niederländischen Ur-
sprungs. Nach Bod* (bei v. Zahn VI, S. 100), wie das vorige, vom »älteren Ponrbus«.
Nach dem Comte Ch. Cavense von Adriaen Thomas Key (zwischen 1558 und 1589).
— Phot. Bruckm.
Frans Floris
Frans de Vriendt, geu. Floris. Geb. zu Antwerpen um 1 5 1 7
oder 1518, gest. daselhst den 1. Oktober 1570. Schüler des
Lambert Lombard in Zürich. In Italien besonders durch
Michelangelo beeinfiusst. Tätig zu Antwerpen.
815 D'e Anbetung der Hirten. Maria kniet, von vorn gesehen,
(792) anbetend hinter der Krippe; vor derselben kniet, von hinten
Q 1 gesehen, eine zweite Frau. Links sitzt Josef. Neben ihm
steht ein Lamm, vorn liegt ein zweites. Hinter Maria beugen
sich vier Hirten und eine Hirtin verehrend über das Kind. Ein
sechster in roter Jacke, die Drehleier an der Seit£ steht rechts
und hält sich mit der Hand am Gebälk. Bez. r. u. :
BF ET
IV
Eichenholz; h. 1,26; br. 1,25. — Zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753 )
N. 292 als »eins der besten Werke des Künstlers«. Der Meister hat die Komposition
ähnlich öfter wiederholt: ein gleiches Bild z. B. im Rudolphinum zn Prag. —
Phot. Bruckm.
8 1 6 Der Kaiser Vitellius. Brustbild ohne Hände halb uach
(793) rechts auf dunklem Grunde. Blaue Tunika; im
M 3 Haar ein Lorbeerkranz. Bezeichnet rechts oben:
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,35. — 1741 aus der Sammlung
Wallenstein in Dnx. — Phot. Tamme.
w
817 Ein lachendes Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links
(794) auf bräunlichem Grunde. Rotes, ausgeschnittenes
M 3 Kleid. Bezeichnet rechts oben :
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,34»/». — 1741 ans der Sammlung
Wallenstein in Dux.
f
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert 271
Loth und seine Töchter. Vom unter einer Felswand sitzt 818
Loth, nach rechts gewandt. Links neben ihm sitzt die eine (795)
seiner Töchter und umschlingt ihn mit beiden Armen. Rechts, ständehaus
etwas weiter zurück, schlummert die zweite; im Hintergrunde
Loth's Weib als Salzsäule und die brennende Stadt.
Eichenholz; h. 0,7672 ; br. l,04'/g- — 1S54 ans dem Nachlasse des Stadtrats
E. W, Schmidt. — Vergl. Schnorr a. a. 0. 1896 N. 2, S. 261. — Eine nur wenig
verschiedene Komposition des Frans Floris hat C. Cort gestochen.
Peter Bruegel d. ä.
Auch der »Bauern -Bruegel«, »Bruegel le dröle« genannt.
Geb. zu Breughel bei Breda um 1525, gest. 1569 zu Brüssel.
Schüler und Schwiegersohn des Peter Cock von Aalst in Ant-
werpen ; 1551 Mitglied der Antwerpener Gilde, reiste dann in
Italien; seit 1563 in Brüssel. Er schrieb sich stets »Bruegel«,
erst später ging die Familie zu der Schreibweise »Brueghel«
und »Breughel« über. Rene van Bastelaer und Georges H.
de Loo glauben (Peter Bruegel l'ancien, Brüssel 1905, Text
S. 49) sein Geburtsjahr auf 1528 — 1530 herabrücken zu sollen.
Bauernschlägerei. Vier Bauern und zwei Bäuerinnen in 819
heftigem Kampfe. Rechts sinkt eine Frau, der ein Bauer mit (797)
der Heugabel zu Leibe geht, rücklings zu Boden ; aber von P 6
links haut ein zweiter mit dem Dreschflegel drein, den ein
dritter zu fassen sucht. Ein vierter hält der zweiten Bauern-
frau, die mit erhobenem Kruge dreinschlagen will, den Arm fest.
Die vorn auf dem Boden zerstreuten Karten beweisen, dass der Streit
beim Spiel entstanden ist. Im Hintergründe die Dorfstrasse.
Eichenholz ; h. 0,71 ; br. 1,00. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1590. — Eine
Kopie, angeblich von der Hand des Luk. van Valckenborch in der kaiserl. Galerie zu
Wien. — Rubens selbst fertigte eine Kopie, die er von L. Vorstermann stechen Hess:
vergl. K. van Mander, ed. Hynians I, p. 305. — Andere alte Stiche von anonymen
Meistern. — Das Bild war also von jeher berühmt; und zwar wurde unser Exemplar
von der belgischen Forschung noch bis vor kurzem für das Original gehalten (F. J.
v. d. Branden, Geschiedenis p. 263), M. Rooses, Geschiedenis p. 119, Hynians, a. a. 0.
p. 305). — Dagegen ist die deutsche Forschung seit Bode's Bemerkung bei v. Zahn VI,
S. 199, eher geneigt, nur eine Wiederholung von der Hand des jüngeren P. Bruegel
in unserem Bilde zu erkennen, dessen Durchführung in der Tat nicht auf der Höhe
der Kraft und Feinheit der beglaubigten Bilder des Meisters, z. B. in der Wiener
Galerie, steht. Es ist jedoch kein besseres Exemplar bekannt als das unsere. Axel
L. Romdahl (Pieter Brueghel d. ä. im Jahrb. A. H. K. XXV, Wien 1905, S. 92,
Anm.) sehreibt unsere Kopie Jan Brueghel d. ä. zu. — Phot. Tamme; Bruekm.
272 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
8 1 9 A Die Predigt Johannes des Täufers. Vorn im Walde lauscht
(798) buntes Volk der Predigt des Täufers, der im Mittelgründe
Q 3 steht. Die vorderen Zuhörer zeigen sich meist von hinten.
In der Mitte blickt einer, der in eine Decke gehüllt ist, sich
nach seinem Hunde um. Weiter rechts steht ein schlanker,
gelb gekleideter Soldat mit den Händen auf dem Rücken.
Leinwand; h. 1,10^; br. 1,64*6- — Kat. 1887 u. 1892: N. 870. — 1738 durch
Rossi ans Venedig. — Das Bild, das früher stets auf P. Bruegel d. ä. zurückgeführt
ward, existiert in verschiedenen Wiederholungen, z. B. in der Pinakothek zu München,
in der Galerie Liechtenstein zu Wien (nicht mehr ausgestellt), in Schieissheim und
in Gotha. Die beiden datierten Exemplare, das Münchener von 1598 und das Wiener
von 1620, beweisen schon durch diese Jahreszahlen, dass sie nicht von dem älteren
P. Bruegel herrühren ; das Münchener gilt dort jetzt als eine Kopie von Jan Br.
Unser undatiertes Exemplar zeigt im. Ganzen den Stilcharakter des älteren Peter
Bruegel; wir glauben daher, obwohl wir unsere frühere Ansicht, dass es nur eine
Wiederholung von der Hand des jüngeren Peter Bruegel (1564 — 1638) sei, aufrecht
erhalten, mit Seidlitz (Rep. XVI, S. 576), dass es richtiger ist, es unter den Werken
des älteren, auf den die Komposition unter allen Umständen zurück geht, zu ver-
zeichnen. — Phot. Tamme; Bruckm.
Nachahmer Peter Bruegel s d. ä.
820 Winterlandschaft. Vorn links ein Haus mit einem Lauben-
(852) vorbau, an den eine Leiter gelehnt ist. Männer sind beschäftigt,
20 a den kahlen Baum, der das Dach bildet, zu beschneiden. Im
Hintergrunde die Türme einer grossen Stadt.
Eichenholz; rund; h. 0,18%; br. 0,18. — Wahrscheinlich Inv. 1754, II 85,
als »Breugelc. — Bei H. irrtumlich als P. Gysels. Das Bild zeigt sogar eher die
Richtung der beiden Peter, als der beiden Jan Bruegel.
Angeblich Märten de Vos
Geb. zu Antwerpen 1532, gest. daselbst den 5. Sept. 1603.
Schüler des Frans Floris. Tätig in Antwerpen.
82 I Moritz von Oranien. Auf braunem Rosse sprengt der Feldherr
(1953) barhaupt nach rechts. Im Hintergründe ein Heerlager und
M.-G. Soldatenzüge in weiter Ebene.
Eichenholz; h. 0,94; br. 0,78. - Inv. 1754, II 638, als »Märten de Vos«.
Erst 1681 aus dem »Vorrat«- und bei H. unter den Nachfolgern Cranach's. Ist das
Hild nun auch schwerlich von M. de Vos gemalt, so steht es diesem doch näher, als
Cranaco ; der niederländischen Schule gehört es unter allen Umständen an. — 1891
an das Ministerialgebäude an der Seestrasse.
Hans Bol
Geb. den 16. Dez. 1534 zu Mecheln, gest. den 20. Nov. 1593
zu Amsterdam. Schüler seiner Oheime Jan und Jakob Bol.
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert 273
1560 Mitglied der Mechelner, 1574 der Antwerpener Gilde;
später in Amsterdam. Seine Besonderheit sind kleine Land-
schaften in Wasserfarben.
Neun Landschaftsbildchen in Wasserfarben in einem gemein-822 — 30
samen Rahmen. Der Kunstkammer-Katalog von 1587 nennt 21 c
»16 Schöne gemalete täflein«, »haben S. Churf. G. (August)
von Hans Bolen erkauffen lassen « ; im Kunstkammer-Inventar
von 1640 werden ihrer 25, in demjenigen von 1741 sogar
26 genannt; 1832 wurden 20 von ihnen (die andern sechs
waren verdorben) an das K. Kupferstich -Kabinett abgegeben
(vergl. Jul. Hübner's Aufsatz in Weber' s »Archiv für die Sachs.
Geschichte« II, 1864, S. 180—183). Beim Amtsantritt des
gegenwärtigen Direktors fanden sich nur noch 10 der »Täflein«
vor; 1886 wurden diese, mit Ausnahme einer ebenfalls ver-
dorbenen, zur Galerie zurückgenommen.
I. Das Fischerstechen. Links und in der Mitte das rote 822
Backsteinschloss mit blauen Dächern (es ist das Schloss im 21 c
Haag); rechts der Weiher, auf dem das Fischerstechen statt-
findet. Ganz vorn die Strasse mit Zuschauern zu Fuss und
zu Pferde. Bez. unten in der Mitte: WW-.\t8(
Pergament auf Eichenholz; h. 0,12%; br. 0,58. — Zuerst im Kunstkammer-
Inventar von 1587. — Vergl. die Vorbemerkungen. — Die Jahreszahl las H. irrtüm-
lich 1556. — Phot. Braun ; Oppenheim ; Bruckm.
II. Die Bauernkirmess. Von Bäumen beschatteter Dorf- 823
platz; im Mittelgrunde links die Kirche, in der Mitte das 21 c
Schloss ; links und rechts belebte Strassen. Links vorn
Raufereien ; in der Mitte auf dem Rasen drei Bettler ; rechts
stürzt ein Pferd eines zweispännigen Bauernwagens.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21. — Zuerst im Kunstkammer-
Inventar von 1587. — Vergl. die Vorbemerkungen. — Phot. Bruckm.
III. Die Stadt an der Seebucht. Hoher Horizont, weiter 824
Blick. Im Vordergrunde links vor dem alten Tor ein beturbanter 21c
Mann, eine Frau, ein Kind und ein Hund ; in der Mitte ein
Schloss am Weiher ; rechts ein Dorf. Im Hintergrunde vor
der Meerbucht eine grosse, reich getürmte Stadt.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. O^ö'/g. — Als »Ein Landschäftlein
insgemein« zuerst sicher im Kunstkammer -Inventar von 1640. — Phot. Bruckm.
IV. Der Frühling. Rechts vor dem Schlosse tanzt, schmaust 825
und spielt eine heitere Gesellschaft. Links im Schlossgarten 21 c
18
274 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
sind Gärtner mit Frühlingsarbeiten beschäftigt. Im Hinter-
gründe links die Meerbucht mit einer Windmühle am Ufer ;
in der Mitte die Stadt, rechts der Burgberg.
Pergament auf Eichenholz; b. 0,13; br. 0,20. — Wahrscheinlich eins der vier
Bilder, die als »die vier Jahreszeiten zuerst im Kunstkammer- Inventar von 104O
erscheinen. — Vergl. die Vorbemerkungen.
826 V. Abraham und die drei Engel. Niederländische Kaual-
21 c landschaft. Der Kanal läuft in der Mitte schnurgerade bild-
einwärts zur Stadt. Vorn ist er überbrückt ; und auf der
Brücke begrüsst Abraham, der ein Goldgewand trägt, die drei
Engel. Links unter Bäumen des Patriarchen Haus, Sarah in
der Tür. Vor dem Hause bewirtet Abraham die ilrei Engel.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,11; br. 0,21. — Zuerst im Kunstkauimer
Inventar von 1640. — Vergleiche die Vorbemerkungen. — Phot. Brnckm.
827 VI. David und Abigail. 1. Buch Sani. 25, v, 23—24. —
21 c Reiche Hügellandschaft. Vorn links und rechts hohe, schwarz-
stämmige, grüne Bäume. Rechts zieht das Gefolge Abigail's
herauf. Links hält David an der Spitze seines Kriegsvolks
und bietet Abigail ihm knieend ihre mitgebrachten Hans pol
Schätze an. Bezeichnet links unten: .».5 87
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21%. — Zuerst im Kunstkammer
Inventar von 1G10. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
828 VII. Jakob's Traum. Breites, reich bewässertes, von Bergen
21 c begrenztes Tal. In der Mitte ein Baum, unter dem Jakob
schlummert. Links die Himmelsleiter, auf der die zum Teil
in Goldgewänder gehüllten Engel herabsteigen.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21%. — Schon im Kunstkammer-
Inventar von 1587. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
829 VIII. Meleager und Atalante. Romantische Berg- und Felsen-
21 c landschaft. Rechts im Mittelgrunde die Eberjagd. Links vom
sitzt Atalante unter einem Baume. Meleager setzt einen Fuss
auf den Rumpf des erlegten Ebers und übergibt ihr \sol
dessen Haupt. Bez. u. i. d. M. : T8°
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0.21%. — Schon im Kunstkammer-
Inventar von 1687. — Vergleiche die Vorbemerkungen.
830 IX. Moses mit den Töchtern Raguel's (Jethro's) am Brunnen.
21 c 2. Buch Mosis Kap. 2. v. Kl — 17. — Reiche Hügel landschaft.
Vorn links siud die sieben Töchter Raguel's (nach anderen
Enkelinnen Raguel's, Töchter Jethro's) mit ihren Schafen um
den Brunnen gruppiert. Links steht der junge Moses, aus
A. Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert
275
dessen Stirn schon die Flaramenhörner spriessen. Rechts
ziehen die von ihm vertriebenen Störenfriede davon.
Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; hr. 0,21%. — Schon im Kunstkammer-
Inventar von 1587. — Vgl. die Vorbemerkungen.
Joachim Beukelaar
Wurde 1559 Meister der Gilde seiner Vaterstadt Antwerpen,
starb hier nach 1575. Schüler des Pieter Aertsen in Antwerpen.
Die vier Evangelisten. In stattlicher Renaissancehalle sitzt 831
links Matthäus mit dem Engel, sitzt rechts Lukas mit dem (119)
Ochsen, beugt Johannes, mit dem Adler über sich, ^>
sich zwischen beiden herüber, steht Markus mit
dem Löwen neben sich, die Linke erhebend, hinter
Lukas. Oben in der Mitte schwebt die Taube des
heiligen Geistes. Bezeichnet auf rotem Buchdeckel:
Oben links die Jahreszahl 1567.
Eichenholz; h. 1,3772 ; hr. 1,29. — Ans der alten Kunstkammer. Inv. 1722,
A 1, als 'Balthasar« I verderbt ans Beukelaar). Dass es in der Tat von letzterem
herrührt, beweist nicht nur seine stilistische Ueberemstinimung mit den übrigen
Bildern des Heisters, sondern wird einerseits durch K. v. Mander, der von einer
lebensgrossen Darstellung der vier Evangelisten durch Beukelaar berichtet (Ed. 1764,
I p. 211). andererseits durch das von Mas Lehrs auf unserem Bilde entdeckte
Monogramm dieses Meisters bestätigt. Yergl. auch Woltui. und Woerm. in, S. 62
nnd 65. — Phot. Braun XII. 26 ; Tamme ; Bruckm.
Martin Van Valckenborch
Geb. zu Mecheln 1542. Todesjahr unbekannt. Jüngerer
Bruder des Lucas Van Valckenborch. Martin trat 1559 der
Mechelner, 1564 der Antwerpener Gilde bei. Später zog er
nach Deutschland.
Der Turmbau zu Babel. Aus der weiten, von überbrückten 832
Wasserarmen durchströmten Stadt erhebt sich in 15 Terrassen (899)
pyramidenförmig der mächtige
Turm. Vorn links Schmieden
und andere Werkstätten. Vorn
rechts Steinhauer bei ihrer Ar-
beit. Dem Könige im Turban
trägt ein Sklave die Schleppe,
hält ein anderer den Sonnen-
schirm. Bezeichnet unten in
der Mitte:
-MARTIN VAN
VALCKENBORCH
F£CT TjT
INVENTOU
vv
10*
P 4
18*
876 Niederländer des sechzehnten Jahrhundeits
Eichenholz; b. 0,76%; br. 1,05%. — 1(5911 durch Samuel Bottschild, 1700
zur h'uiistkammer, nach 1741 zur Galerie. — Phot. Tamme; Bruckm.
Frans Pourbus d. ä.
Geb. zu Brügge 1545, gest. zu Antwerpen den 19. September
1581. Sohn und Schüler des Peter Pourbus. seit 15G2
Schüler des Frans Floris in Antwerpen. 1559 Meister in
Antwerpen und Brügge.
833 Bildnis einer ältlichen Dame. Kniestück nach links auf
(840) dunkelgrauem Grunde. Die Dame im Lehnstuhl hält ihr Hünd-
21 a chen im Arm. Sie trägt ein schwarzes
Kleid, eine weisse Haube und eine goldene
Gürtelkette. Bezeichnet unten rechts:
568
Eichenholz; h. 0,79; br. 0,547s- — 1742 durch
Riedel aus Prag (als N. 3171). Die Urheberschaft
des F. Pourbus von H. mit Unrecht bezweifelt. Das
Bild ist als frühes datiertes Werk des Meisters von
Bedeutung. — Phot. Braun II, 26; Phot. Geg.;
Tamme ; Bruckm.
FP
Art Frans Pourbus des älteren
834 Weibliches Bildnis. Halbfigur nach links auf grauem Grunde.
(1894) Die Dame in weisser Haube und schwarzem Kleide mit roten
21 b Aermeln und goldener Gürtelkette legt ihre Hände ineinander.
Eichenholz; h. 0,69; br. 0,54%. — luv. 1722, A 104; schon 1707 aus der
Kunstkammer (Hh S. 287); im Inv. 1722 als Original Holbein's, mit dem Zusätze
>-D. Lutheri Catharina von Suhm Contref.'. woraus im Inv. 1754 • Catharina von
Bobren« und im -Abrege« von 1782 (immer noch als Original Holbein's) »Catherine
de Bohra, epouse de Martin Luther« wurde. — Das Bild stellt, wie schon H. ge-
sehen, weder Luther's Gattin dar, noch ist es von Holbein gemalt. Seine Ver-
wandtschaft mit dem vorigen Bilde ist augenfällig. So auch Scheibler, Dr. Not.
Nach Frimme! »fast sicher Lndger tom Ring« ; hiervon können wir uns nicht über-
zeugen. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Art der Pourbus
835 Bild eines Geharnischten. Halbfigur ohne Hände nach
(841) rechts vor rotem, links emporgezogenem Vorhang. Spärliches
P 11 blondes Haupthaar, kurz geschnittener Kinn- und Schnurrbart;
blaue Augen. Reich mit Gold gemusterter Harnisch.
Leinwand; h. 0.95; br. 0,73%. — 1855 durch den sächsischen Gesandten in
Spanien, von Könneritz, aus Madrid. — Nach Waagen. Bemerkungen, S. 34, wohl
von dem jüngeren Frans Pourbus (1569 — 1622). So auch H. Hymans, der in dem
A Vlämische Schule. XVI. Jahrhundert 277
Dargestellten Vincenzo Gonzaga von Jlantua erkennen möchte. Genau dasselbe Bild
befand sieh als M. J. Miereveit in der Sammlung des Conte Cernazai, die im Oktober
1900 in Mailand verkauft wurde. — Phot. Bruekm.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts 836
auf dunkelgrauem Grunde. Eotblondes Haupthaar, kurzer Bart. (842)
Schwarzer Bock und weisse Halskrause. P 5
Eichenholz ; h. 0,44V2 i br. 0,34. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links 837
auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid, weisse Halskrause, (843)
weisse Haube. P 5
Eichenholz; h. 0,46^; br- 0,34%. — 1857 aus Steinla's Sammlung.
Unbestimmte niederländische Meister
XVI. Jahrhundert
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts 838
auf dunkelblaugrauem Grunde. Dunkelblonder Vollbart und (1890)
graublaue Augen. Pelzmantel und schwarze Kappe. Am P 4
Halse ein Stück der roten Unterkleidung.
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,34%. — Inv. 1722, A 1153, als Original von Hans
Holbein ; und so noch bei H. — Die neuere Holbeinforsehung hat den Namen dieses
Meisters für unser vortreffliches Bild, das eine ausgezeichnete niederländische Hand
verrät, jedoch mit Recht längst abgelehnt. Dass nach Maassgabe des bekannten
Bildnisses des Falkenjägers von Franz Floris im Braunschweiger Museum dieser
Meister es gemalt habe, wie wiederholt von Kennern behauptet worden, erscheint
dem Verfasser auch nach wiederholtem Vergleiche der beiden Bilder nicht wahr-
scheinlich. — Phot. Braun XII, 25; Tamme; Bruekm.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach links auf braunem 838 A
Grunde. Der gelehrte Herr trägt eine schwarze Kappe und (1901)
einen schwarzen Pelzrock. Er sitzt an einem Tische, auf dem O 3
seine Hände ruhen. In der Rechten hält er eine der vor
ihm liegenden Münzen; weiter zurück liegen Bücher. >
Leinwand; h. 0,74; br. 0.58. — Kat. 1887 u. 1882 als N. 1906. — Herkunft
unbekannt. Das Bild scheint uns ungefähr der Richtung des Nie. Neufchatel, eines
Niederländers, der seit 1561 in Nürnberg tätig war, anzugehören. Nach Friedländer
vielleicht Kopie nach einem Meister wie Joos van Cleve. — Phot. Bruekm.
Christus und die Kinder. Mit der Rechten umfasst der 838 B
Heiland einen Knaben im gelben Röckchen, der sich an sein Plaueni,v-
Knie lehnt. Männer und Frauen mit Kindern umringen ihn.
Vorn ein weisses Hündchen.
Eichenholz; h. 1,00; br. 1,62. — Im Kat. 1892 als N. 2189 B. — 1892 als
Vermächtnis des Ehepaares Kestner in Dresden. Vergl. die Angaben zu N. 51 A. —
1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
278 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
838 C
(615)
Chemnitz
838 D
(616)
Chemnitz
Bildnis Philipp's des Schönen. Brustbild ohne Hände nach
rechts auf schwarzem Grunde. Er trägt langes Haar, keinen
Bart, eine reiche Goldstoffkleidung und eine goldene Krone.
Eichenholz; h. 6,31%; br. 0,20. — Früher als N. 69. — 1866 mit dem fol-
genden, seinem Gegenstück, aus dem Nachlasse von Ungern-Sternberg. Die Bilder
wurden 1 >oi H. fragoweiso dem Neapolitaner Antonio de Solario zugeschrieben. Den
Charakter einer bestimmten Schule tragen die schwachen Bilder jedoch kaum. Nach
Maassgabe von zwei altniederläudischen Gemälden im Brasseler Museum, die Philipp
den Schonen und seine Gemahlin Johanna dio Wahnsinnige darstellen, sowie nach
Stichen, stellt das Gegenstück sicher Johanna dio Wahnsinnige, dieses männliche
Bildnis aber nicht ebenso sicher ihren Gatten dar. Gütige Mitteilungen von Dr. Gust*
Ludwig und Dr. Theod. Gottlieb. Indessen erscheint os ausgeschlossen, dass nicht
ein Ehepaar dargestellt sei. — P.I02 an die Kunsthütte in Chemnitz. — I'hot. Tamme-
Bildnis Johanna der Wahnsinnigen. Brustbild nach links
auf schwarzem Grunde. Die Hände sind vorn ineinander-
gelegt. Braunes Kleid mit goldener Stickerei; grosse schwarze
Haube mit Goldbesatz.
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,20. Bisher als N. 70. — 1856 mit dem vorigen,
seinem Gegenstück, aus dem Nacblass von Ungern-Sternberg. Vergl. alle Bemerkungen
znm vorigen. — 1902 an die Kunsthiitte in Chemnitz. — Phot. Tamme.
B. Die holländische Schule
„Waagen's Jan Mostert"
Jan Mostert wurde geboren um 1470 zu Haarlem; nachweisbar
tätig daselbst 1500 bis 1549. 1500 nach Hoprn über-
gesiedelt. Gest. 1555 oder 1556. Nach G. van Loo (Hulin),
Catalogue critique de l'Expositiou de Bruges 1002 (Gent 1902,
]). LXII1— LXV1I), wäre Waagen's Jan Mostert« kein anderer als
Adriaen Ysenbrant, ein Nachfolger Ger. Davids, der 1510 Meister
der Gilde zu Brügge wurde und im Juli 1551 daselbst starb.
839 Die heil. Magdalena. Halbtigur nach rechts auf grünem
(1853) Grunde. Hie trägt ein schwarzes Kleid und eine schwarze
21 b Mütze; mit beiden Händen halt sie das goldne Salbgefass.
Eichenholz; h. 0,34% ; br. 0,24%. — Zuerst als unbekannt« im Katalog von
1843. So auch noch bei H. — Schon von Waagen (Bemerkungen S. 4H) dem
Mostert zugeschrieben. Dass die Bilder, die Waagen auf Jan Mostert zurückführte
(vgl. Woltm. und Woi-rm , II. S. 530). nicht von diesem Meister herrührton, war
neuerdings schon anerkannt. Das unser Bild von "Waagen's Mostort herrührt,
ist sicher. So auch Scheibler, Dr. Not. Vgl. Gust. Glück in der Zeitschr. i. b. K.
18% VII. S. 265-272. — Fhot. Tamme; Bruckm.
ß. Holländische Schule. XVI. Jahrhundert 279
Unbestimmte holländische Meister gegen 1500
Heilige Familie im Gemache. Maria thront, leicht nach 840
links gewandt, in einem kapellenartigen Räume. Sie trägt eine (1837)
Krone auf dem Haupte und hält das auf ihrem Schoosse 21 a
stehende Christkind fest. Links sitzt die heil. Anna und
reicht dem Kinde eine Birne. Rechts im Hintergrunde der
heil. Joachim und der heil. Josef. Links an der Bank ein
Zeichen, das von einigen für ein Monogramm gehalten wird.
Eichenholz; h. 0,65V2 5 br. 0,48. —Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1603 und
im Inv. 1754, II 137, als »Van Eyek«. Seit dem Katalog von 1846 als »Schule des
Van Eyck«. Waagen, Bemerkungen, S. 36 — 37, wollte sogar die Hand eines be-
stimmten Schülers Van Eyck's, des Petrus Christus, in dem Bilde erkennen. Crowe
und Cav., E. Fl. P2, p. 125, gingen mit Recht nicht so weit; sie sagten nur:
„perhaps by a discipile of the Van Eyck's." Uns scheint der Meister eher holländisch
als vlämisch zu sein. So auch Seheibler, Dr. N. Doch mag es noch dem vollen
15. Jahrhundert angehören. Vgl. Seidlitz im Rep. XVI S. 378. — Phot. Braun VTI, 22 ;
Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Ein Flügelaltar. I. Das Mittelbild. Die Gefangennahme 84 1
Christi. Es ist Nacht. Die Mondsichel steht am Himmel. (1840)
Links im Hintergrunde kniet Christus betend am Oelberg. Vorn P 2
in der Mitte gibt Judas ihm den Verräterkuss. Vorn rechts
nahen die Kriegsknechte mit Fackeln und Spiessen. Links
vorn haut Petrus dem Malchus das Ohr ab.
LT. Die Flügel bilder. 1. Die Innenseiten, a) Der linke
Flügel, Engel mit den Leidensgeräten Christi, nach rechts ge-
wandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt der eine die
Dornenkrone und die Fackel, der andere die Geisselsäule. —
b) Der rechte Flügel. Engel mit den Leidensgeräten Christi,
nach links gewandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt
der eine eine Kerze, der andere das Kreuz. — 2. Die
Aussenseiten. a) der linke Flügel. Die heil. Katharina, von
vorn gesehen, auf braunem Grunde. Krone, Buch, Schwert,
Rad. — b) Der rechte Flügel. Die heil. Barbara, von vorn
gesehen, auf braunem Grunde. Krone und Kelch.
Eichenholz; h. 1,73; br. Mittelbild 1,11; die Flügel je 0,48. — Am 7. Nov.
1687 durch Bottschild aus der Schlosskirche zu Wittenberg zur Kunstkammer. Hh.
S. 281. Damals Lukas van Leyden zugeschrieben. Vergl. auch Distel, Zeitschrift
für Museologie 1884, S. 157. Das Mittelbild im Inv. 1722, B. 244. Das Werk
wird, wie Ed. Flechsig uns gütigst nachgewiesen , in älteren Schriften seit 1604
als in der Schlosskirche zu Wittenberg befindlich eingehend besehrieben. — Die
Flügelbilder waren 1687 mit in die Kunstkammer gekommen, denn sie gelangten
280 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
laut ihren Inventarnummern (2338 und 2339) 1733 aus der Kunstkammer zur
Galerie (Inv. 8°, fol. 405). Später geriet es in Vergessenheit, dass sie zu dem
Mittelbilde gehörten ; sie wurden veräussert. Herr Hofrat Gustav Müller entdeckte
sie 1874 im »gothischen Hause < zu Wörlitz, worauf sie 1876 durch Austausch in die
Dresdner Galerie zurückgebracht wurden. — Der Meister des Mittelbildcs und der
Innenseiten der Flügel (die Aussenseiten, die augenscheinlich, während das Werk in
Wittenberg war, bemalt wurden, sind übermalte deutsche Bilder des XVI. Jahr-
hunderts) galt im Inv. 1722 als >unbekannt«. Hei H. richtig als -altniederländischt,
m'.t Unrecht als Schule der Van Eyck«. Scheibler, Dr. N., hielt es für ein Werk
des alten Haarlemer Malers Geeitgen van St. Jans, dessen einziges beglaubigtes Werk
sich in der Kaiser!. Galerie zu Wien befindet. Ein erneuter Vergleich mit diesem
Bilde hat uns von dieser Ansicht jedoch nicht überzeugt. Rob. Brück hielt es für
ein Jagendwerk des Jan Gossaert, gen. Mabuse; vgl. Bruck's »Friedrich der Weise
als Förderer der Kunst«, Strasburg 1903, S. 13G ff. Dass es von dem damals in
Wittenberg tätigen niederländischen Meister Jan herrührt, bat Brück in der Tat
wahrscheinlich gemacht; dass dieser aber nicht Jan Gossaert gen. Mabuse sein kann,
beweist gerade der Vergleich unseres Bildes mit den viel eindringlicher behandelten
Jugendwerken Mabuse's in der Berliner Galerie und in Castle Howard. — Auf der
Düsseldorfer Ausstellung 1904 wurde unser Bild mit dem grossen Altar des
Jan Joest van Kaikar konfrontiert. Zu diesem Meister Hessen sich einige Be-
ziehungen feststellen, die jedoch auch nicht genügten, die gleiche Hand in beiden
Werken zu erkennon. — Phot. Braun XIV, 19 und XV, 19; Tamme; Bruckm.
842 Ein Mann mit drei Pfeilen. Brust-
(185G) bild nach liuks auf olivgrünem Grunde.
Q 1 Schwarze Kappe, blonde Locken, kurzer
blonder Bart; die Pfeile in der Linken.
Bez. 1. o. (verkleinert):
Eichenholz; h. 0,36; br. 0,30^. Am 21. Nov.
1676 zur Kunstkammer (vgl. Hh. S. 276), «ach 1741
zur Galerie. — Der Namenszug ist wahrscheinlich
nicht derjenige des Künstlers, sondern des Bestellers.
Aehnlich verschlungen sind die Buchstaben J. K. auf
dem Bildnisse Jörg Ketzler's von der Hand des um
1546 gest. Nürnberger Meisters Jakob Eisner in der
Augsburger Galerie N. 670. — Seidlitz hat die Frage angeregt, ob unser Bild nicht
von demselben Meister Elsner herrühre Rob. Brück hat diese Frage im Jahrb. K.
IV. K S. 1903 (XXIV, S. 302-317) bejaht. Uns hat gerade Bruck's Zusammen-
stellung der Photographien an dieser Stelle so wenig davon überzeugt, wie ein er-
neuter Vergleich mit Elsner's Augsburger Bild. Unser Bild ist viol roher und
schematischer durchgeführt. Es könnte höchstens eine niederdeutsche Kopie nach
einem Bilde Elsner's sein. - Ein gleiches Bild nach Frimniel K. Chr. 1897 S. 199
in der Galerie Czartoryski in Prag. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Cornelis Engelbrechtsen (Engebrechtszoon)
Geb. angeblich 1468 zu Leiden; gest. daselbst 1533. Lehrer
B. Holländische Schule. XVI. Jahrhundert 281
Lukas van Leyden's (1494 — 1533). Begründer der Leidener
Schule des XVI. Jahrhunderts. Tätig zu Leiden.
Die Versuchung des heil. Antonius. Der heil. Einsiedler, 843
neben dem Buch und Glocke auf der Felsbank liegen, sitzt (1852)
unter einem Baume und betet seinen Rosenkranz, ohne zu der 21 a
Verführerin aufzuschauen, die, mit einem Kelch in der Rechten,
einem Szepter in der Linken, rechts vor ihm steht.
Eichenholz; rund; h. n. br. 0,24%. — Zuerst im Katalog von 1817, als Ori-
ginal des Lucas Van Leyden. So auch noch hei H. In den Katalogen von 1887
und 1892 nur als Kopie nach Lucas Van Leyden. So auch Scheibler, Dr. Not. —
Von Seidlitz im Rep. XVI 378 dem Meister selbst zurückgegeben. Dagegen von
Friedländer (mündlich) und von Franz Dülberg (Die Leydener Malerschule, Dissertation,
Berlin 1899 S. 75) entschieden für Cornelis Engelbrechtsen in Anspruch genommen.
— Ein erneuter Vergleich mit den Bildern dieses Meisters in Leiden (1907) hat
uns, wenn auch nicht von der zweifellosen Richtigkeit, so doch von der Möglichkeit
dieser Zuschreibung überzeugt, die wir daher versuchsweise annehmen. Verwandt
ist die Komposition des Stiches Bartsch 117 von Lucas van Leyden. — Phot.
Braun ; Bruckm.
Jan Van Scorel (Schoorle)
Geb. zu Schoorl (damals Scorel) bei Alkmaar den 1. August
1495, gest. zu Utrecht den 6. Dezember 1562. Schüler des
Willem Cornelisz zu Haarlem, des Jac. Cornelisz zu Amster-
dam, des Jan Mabuse zu Utrecht. Er reiste in Deutschland
und Oesterreich. In Rom (1522 — 23) stark von der römischen
Schule beeinflusst. Seit 1524 hauptsächlich m Utrecht.
David, Goliath tötend. Der Riese ist vorn in der Mitte 844
zu Boden gestürzt. Links beugt sich David über ihn, um ihm (65)
das Haupt abzuschneiden. Im Hintergrunde Handgemenge. Q 3
Rechts Schlachtmusik. Im Mittelgrunde rechts zwei grosse Laub-
bäume. Im Hintergrunde phantastische hohe blaue Gebirge.
Eichenholz; b. 1,08%; br. 1,55%. — Inv. 1722, B 1177, als »Maniere de
Raphael«. In den früheren Katalogen als Werk Angelo Bronzino's. Als Werk
Scorel's erkannt von Scheibler, Justi, Bode (vergl. den Artikel über Scorel im Jahrb.
des Pr. K.-S. II, 1881, S. 212) ; in der Tat durch die Bilder des Meisters in
Amsterdam, Harlem und Bonn als solches beglaubigt. Das Bild gehört der späteren
Entwicklung des Meisters an. — Phot. Braun X, 23; Tainme; Bruckm.
Art des Pieter Aertsen
Geu. de lange Pier. Geb. zu Amsterdam (?) 1507 oder 1508,
begraben daselbst den 3. Juni 1575; Schüler des Allaert
Claesz zu Amsterdam; 1535 Meister, 1542 Bürger zu Ant-
werpen, aber 1556 wieder in Amsterdam.
2S2 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
845 Die Kreuztragung Christi. Der Zug bewegt sich von links
(796) nach rechts. Rechts im Mittelgrunde erhebt sich der schwarz-
P 1 umwölkte Kalvarienberg. Links steht die Sonne blutrot am
Himmel. Vorn in der Mitte bricht Christus unter der Last
des Kreuzes zusammen. Die heil. Veronika reicht ihm ihr
Tuch. Einer der Schacher wird vorn rechts auf einem Karren
gefahren, der andere folgt zu Fuss. Ganz links halten drei Ge-
harnischte einen Landmann an, wohl den Simon von Kyrene.
Eichenholz; h. 0,86; br. 1,59V2. — Inv. 1754, II 639, als »Floris«; so auch
noch bei H. — Dass wir recht haben, es zu Aertsen in Beziehung zu setzen, beweisen
z. B. dessen »Kreuztragung« im Berliner und Kreuzigung« im Antwerpener Mu-
seum. So zuerst Scheibler, Dr. Not. Nachdem der Verfasser jüngst die Bilder des
Braunsehweiger Monogrammisten und Bilder Hemmessens, denen geschätzte Kenner
unser Bild glauben zuschreiben zu können, mit echten Bildern Aertsen's in ver-
schiedenen Sammlungen verglichen, hält er seine bisherige Ansicht aufrecht. —
Phot. Braun ; Tamme.
Holländischer Meister
1548
846 Weibliches Bildnis. Halbfigur nach links auf bräunlichem
(1893) Grunde. Die Dame in schwarzem Kleide mit roten Unterärmeln
N 1 und weisser Haube fasst mit beiden Händen, deren Finger Ringe
schmücken, den Rosenkranz, der von ihrer Gürtelkette herab-
hängt. Bez. oben links: .ET ATIS . 41 .; rechts: A°. 1548.
Eichenholz; h. 0,80; br. 0,60. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Damals (Inv. Guarienti S. 1689) als vManiera di Holbein«. Bei 11. als »unbekannt t
in der deutschen Schule. Dass das Bild niederländisch ist, hat schon Bode (bei
v. Zahn VI, S. 199) bemerkt. Wir sehen mit Scheibler (Dr. Not.) die Hand eines
dem Heemskerk verwandten Holländers in ihm. Seidlitz denkt, nach Maassgabe des
l'asseler Familienporträts an Scorel, dessen Schüler. Rep. XVI S. 378. Die Frage
ist immer noch nicht spruchreif. — Phot. Braun XIII, 20; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme; Bruckm.
Antoon Mor (Moor, Moro)
Geb. zu Utrecht im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts, gest.
zu Antwerpen zwischen 1576 und 1578. Schüler des Jan Van
Scorel in Utrecht. Auf vielen Reisen (auch nach Italien und
Spanien) weitergebildet. Tätig zeitweilig in Rom 1550, Madrid,
Lissabon 1553, London 1554, wiederholt in Brüssel, Utrecht
und Antwerpen, wo er 1547 in die Gilde aufgenommen wurde.
847 Bildnis eines Utrechter Canonicus. Brustbild fast von vorn
(1174) auf blaugrünem Grunde. Der weissbärtige Herr trägt eine
21 b
B. Holländische Schule. XVI. Jahrhundert 283
schwarze Mütze, einen braunen Mantel über schwarzem Rocke
und das rote Kreuz der Canonici von Utrecht an goldner Kette.
Seine beiden Hände kommen rechts nur halb zum Vorschein.
Eichenholz; h. 0,34^; br. 0,29. — Nach H. im luv. 1722; doch konnte das
Bild von uns zuerst im Inv. 1754, II 393, als »Holbein« nachgewiesen werden.
— An allen vier Seiten ist zur Vergrösserung des Bildes ein etwa 20 cm breiter
Streifen angesetzt. — Die Inschrift auf der Bückseite, die es als ein Werk des
»A. Moore« bezeichnet, ist zwar nicht echt alt, könnte aber doch auf eine gute
Ueberlieferung zurückgehen. Jedenfalls schliesst das Bild sich dem Bildnisstil
Scorel's noch so sehr an, dass es, wenn es von Mor herrührt, ein frühes Jugendbild
des Meisters sein muss. — Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar für wahrscheinlicher,
dass es noch ein Bild des Scorel selbst sei. — Phot. Braun XI, 17 ; Phot. Ges. ;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Männliches Bildnis. Kniestück halb nach rechts auf grauem 847 A
Grunde. Bart und Haar sind dunkel und kurz geschnitten. (292)
Der Herr trägt über weissseidenem Unterwamms, dem die sieht- J 1
baren Aermel angehören, einen schwarzen Rock. Die linke
Hand legt er rechts auf den Tisch, die Rechte stemmt er in
die Seite. Oben links die Jahreszahl 1557.
Leinwand, später auf Eichenholz geklebt ; h. 1,10; br. 0,78. Kat. 1887 : N. 207. —
Inv. 1754, I 252, als Moroni. Die Urheberschaft dieses Meisters, Giovanni Battista
Moroni's von Bergamo (1525 — 1578), wurde noch von Lerin. 1. Aufl. S. 207 — 208 aus-
drücklich anerkannt. Daher wagten auch wir in der ersten Auflage dieses Katalogs
noch nicht, unseren Bedenken gegen sie Ausdruck zu geben, obgleich z. B. Bode
schon längst behauptet hatte, A. Moro, nicht aber G. ß. Moroni, habe das Bild ge-
malt. Seit Morelli (Lerm. 2. Aufl. S. 306) seine vormalige Ansicht mit grossem Nach-
druck zurückgenommen und das Bild für entschieden niederländischen Ursprungs
erklärt hat, haben erneute Vergleiche mit anerkannten Bildern des Ant. Moro, z. B.
in der kaiserl. Galerie zu Wien, uns überzeugt, dass Bode recht hatte, das Bild
diesem Meister zuzusehreiben. Es ist ein reifes Bild der mittleren Zeit Moro's. —
Phot. Braun TU, 11; Tamme; Bruckm.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts auf dunklem 848
Grunde. Aeltlicher Herr mit ergrauendem Haupthaar und (1903)
kurz geschnittenem blonden Vollbart. Schwarze Kappe, weisse 21 b
Halskrause, mit braunem Pelz besetzter Mantel und grosse
Fingerringe. In beiden Händen seine braunen Handschuhe.
Eichenholz; h. 0,73; br. 0,54}^. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 232 als
»liolbein il vecchio«. Das ausgezeichnete Bild ist jedoch niederländischen Ursprungs
und steht dem Ant. Mor so nahe, dass uns die Urheberschaft dieses Meisters wahr-
scheinlich erscheint. So zuerst Scheibler (Dr. Not.). Spätere Bilder seiner Hand,
wie vor allen Dingen das bezeichnete Bild N. 354 des Brüsseler Museums stehen
unserem Bilde so nahe, dass uns kaum ein Zweifel an der Urheberschaft Mor's mög-
lich scheint. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
284 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
Unbestimmter holländischer Meister
1563
849 Zwei Kinder. Ganze Figuren, fast von vorn, auf dunklem
(1900) Grunde. Das Mädchen, zur Linken, trägt ein Hündchen im
P 1 Arm und hält den kleineren Knaben an der linken Hand. Der
Knabe trägt einen Korb PYüchte in der Linken. Datiert links
in der Mitte: An0. 1563.
Eichenholz; h. 1,20; br. 0,88. — 1727 durch Leplat. Damals als Manier
HolbeiuV'. Bei K. frageweise dem Augsburger Maler Ch. Amberger (1530 Mitglied
der Zunft, gest. L561 oder 151)2 in Augsburg i zugeschrieben, dessen Hand wir in dem
Bilde nicht zu erkennen vermögen. Vielmehr lassen die Holzart, auf die es gemalt,
die Tracht der dargestellten Kinder nnd die Malweise übereinstimmend einen nieder-
ländischen Meister in dem Bilde erkennen ; und zwar sehen wir mit Scheibler (Dr.
Not.) die Schulrichtung des A. Mor (mittlere Zeitl in der Behandlungsweise. Der
Graf Charles Cavense denkt an Mor selbst. Seidlitz (Rep. XVI, S. 37<li denkt eher
an die Art Frans Pourbus des älteren. — I'hot. Brnckm.
Cornelis Cornelisz van Haarlem
Geb. zu Haarlem 1562, gest. daselbst den 11. November 1638.
Schüler des Pieter Pietersz zu Amsterdam und des Gillis Coignet
zu Antwerpen; 1579 in Frankreich; seit 1583 in Haarlem.
850 Geld oder Liebe. Halbfiguren auf dunkelgraugrüneni Grunde.
(1177) Vorn ein Tisch. Links ein älterer, rot gekleideter Mann, der
Q 2 einen Geldbeutel hält; rechts ein junger, hellrot gekleideter
Mann, dem sich das in der Mitte sitzende Frauenzimmer in
gelbem Kleide zuwendet. Bez. links oben:
Jr'
* 9 4
(&
B. Holländische Schule. XVI. Jahrhun >ert 285
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,86%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. Bei H. wurde die Urheberschaft des Com. v. Haarlem unbegründeter Weise
in Frage gestellt. — Phot. Bruckm.
Venus, Bacchus und Ceres. Venus sitzt links vorn am 851
Felsen und streichelt den kleinen Amor, der zärtlich an ihrer (1176)
Schulter hängt. Rechts sitzt, fast von hinten gesehen, Ceres mit L 2
dem Aehrenkranze und dem Füllhorn. Zwischen beiden sitzt
Bacchus, bekränzt und die Laute spielend; nach H. Apollo, auf
den die Erscheinung nicht recht passt. Bezeichnet links unten:
) 614 ♦
Leinwand; h. 1,51; br. 1,84. — Im Juni 1723 von der Gräfin Wrzowecz in
Trag. — Im Inv. 1722, A 1453, schon als Venus, Bacchus und Ceres. — Phot. Bruckm.
Art des Cornelis van Haarlem
Der Sündenfall. Links sitzt Adam, nach rechts gewandt, 852
unter dem Fruchtbaum. Eva steht zwischen seinen Knieen, (1874)
legt ihren rechten Ann um seine Schulter und hält den Apfel 17 a
in der gesenkten linken Hand. Landschaftlicher Hintergrund.
Kupfer; h. 0,14; br. 0,10. — War noch 1741 auf der Kunstkammer, wohin
es am 15. März 1700 gekommen war. — Bei H. als »unbekannte in der deutschen
Schule. Indessen weisen die Formensprache und die Farbenbehandlung unverkennbar
auf die niederländische Schule vom Ende des XVI. Jahrhunderts hin. Dass kein
anderer, als Cornelis van Haarlem der Urheber sei, hat zuerst Bode ausgesprochen,
dann Scheibler (Dr. Not.) zugegeben. Auch uns erschien es möglich, wenngleich
nicht wahrscheinlich. So auch Seidlitz im Rep. XVI, S. 378. — Links unten ein
undeutliches Monogramm, das sicher nicht auf Cornelis van Haarlem hinweist. —
Phot. Tamme.
Nach Cornelis Cornelisz
Bildnis des Dichters und Kupferstechers Dirck Volckertszoon 853
Coornhert (geb. 1522, gest. 1590). Brustbild ohne Hände (1187)
fast von vorn auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Hut. K^L Knnst-
Weisser Vollbart, lebhafte graue Augen.
Eichenholz; h. 0,46^; br. 0,37J^. — Zuerst im Inv. 1754, II 234, als »Ano-
nymus. Seit dem »Catalogue« von 1765 dem Pieter Miereveit gegeben, der den
Dargestellten jedoch nicht mehr nach dem Leben gemalt haben könnte. Bekannt
286 Niederländer des sechzehnten Jahrhunderts
ist das mit dem unseren übereinstimmende Bildnis des Coomhert von der Hand des
Cornelis Cornelisz van Haarlem im Amsterdamer Museum. Die Wiederholung könnte
ja immerhin von einem der Mierevelt's herrühren. Jedenfalls ist zu beachten, dass
sieh im Xachlass des alten Miereveit, der seinen Sohn überlebte, ein Bildnis des
Coomhert befand. Vergleiche H. Havard, l'Art I 1870, p. 50. Das gleiche Bild
auch in der Angsbnrger Galerie. — 1904 zur Kftnigl. Kunstakademie.
Joachim Antonisz Utenwael (Wttewael, Uitenwael)
Geh. zu Utrecht 1566; gest. daselbst den 13. August 103s.
Durch Reisen in Süd-Europa ausgebildet; seit 1592 in seiner
Vaterstadt tätig, wo er Mitglied der Gilde war.
854 De Parnass. In der Mitte einer Waldlandschaft sitzt
(1178) Apollon an einem Felsen und spielt die Lever. Vor ihm ruhen
21 c die neun Musen. Rechts vorn steht Pallas
Athene, am Himmel sprengt Pegasus ein- \omh\/a wen
her, und vorn in der Mitte liegt, von hinten >/a.l
gesehen, die Nymphe des Quells Hippo- i_^0 4-
krene. Bezeichnet unten links:
Kupfer ; h. 0,15^; br. U,2U}^. — Zuerst im Katalog von 1835, — Phot. Bruckm.
IL Die Meister des XVII. Jahrhunderts
Erste Hälfte
Die vlämisehe Schule
A. Die Meister der Uebergangszeit
Hieronymus Francken (Franck) I.
Geb. zu Herenthals 1540, gest. den 1. Mai 1610 zu Paris als
»Peintre du roi«. Schüler erst seines Vaters, dann des Frans
Floris zu Antwerpen. Tätig schon 1566 in Fontainebleau.
später hauptsächlich in Paris. (Branden, p. 339—340.)
Die Enthauptung Johannes des Täufers. Links setzt de]- 855
Henker seinen Fuss auf den Eücken des nackt am Boden (889)
liegenden Rumpfes des Täufers. Rechts überreicht eine Alte P 3
das Haupt auf einer Schüssel, die ein Knabe mit beiden Händen
trägt, der Tochter des Herodias. Bezeichnet unten links:
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P
Kupfer; h. 0,3872 \ br. 0,3372. — Zuerst im Katalog von 1835. Wir lasen
die Jahreszahl bisher mit dem alten Faesimile 1800. Nach nochmaliger genauester
Nachprüfung alier lesen wir mit unserem neuen Faesimile 1609. — Phot. Bruckm.
Frans Francken (Franck) I.
C4eb. zu Heerenthals im Herbste 1542, gest. zu Antwerpen den
3. Oktober 1616. Bruder des vorigen. Schüler des Frans
Floris in Antwerpen. Tätig daselbst.
Christus auf dem Wege nach Golgatha. Grossartige Land- 856
schaft. Schwarz um wölkter Himmel. Der Zug bewegt sich von (880)
rechts nach links. In der Mitte stürzt der Heiland unter der P 3
Last seines Kreuzes zusammen und hält die heil. Veronika
ihm ihr Tuch entgegen. Links vom Maria. Johannes und die
288 Vlämische Schule. Uebergangszeit
anderen Frauen. Rechts vorn zwei Hauptlente zu Russe. Be-
zeichnet unten links:
Eichenholz; h. 0,60%; br. 0,89. — Nach Tl. aus der Kunstkamnier und im
Inv. 1722. Doch vermochten wir den Nachweis nicht zu führen. Auch findet es sich
noch nicht einmal im Abrege von 1782, vielmehr zuerst im Katalog von 1843. — Ha
wir die Inschrift Dö mit der überwiegenden Mehrzahl aller Kenner in »de ouile« d. h.
»der alte« auflösen und die Jahreszahl 1597 es unmöglich macht, das Bild der Alters-
zeit seines Sohnes Frans Franckenll. zuzuschreiben, der sich später gelegentlich ebenso
bezeichnete, so halten wir es auch mit Kode (bei v. Zahn VI. S. 300) für erwiesen, dass
unser Bild ein Werk der ältesten der drei Frans Francken sei. — Phot. Bruckm.
Gillis van Coninxloo
Geb. den 24. Januar 1544 zu Antwerpen, begraben zu Amster-
dam den 4. Januar 1607. Schüler des Gillis Mostaert und an-
derer Meister. Tätig anfangs zu Antwerpen; von 1585—1595
in Frankenthal, 1595 — 1607 in Amsterdam. Begründer des
Landschaftsstils, der sich mit Jan Brueghel weit ins XVII.
Jahrhundert hineinzog. Vergleiche Van Mander, ed. Hymaus,
p. 120, Woltm. u. Woerm. III, S. 90 u. L. Sponsel im Jahrb.
Pr. K., X 1889 S. 57 ff.
857 Landschaft mit dem Midas-Urteil. Reich gegliederte Berg-
(791) und Waldlandschaft. Rechts im Mittelgrunde ein Wasserfall,
P 9 links im Hintergrunde ein Flusstal. Links und rechts im
Vordergrunde hohe Bäume. In der Mitte
der musikalische Wettstreit zwischen Apollon
und Marsyas in einem reichen Kreise von
Zuhörern. Apollon schlägt die Leyer; der
bockbeinige Marsyas bläst die Flöte. Etwas
rechts von ihnen ruht König Midas, dem
bereits die Eselsohren gewachsen sind. Be-
zeichnet rechts unten:
Eichenholz; h. 1,20; br. 2,04. — Inventar 1722, A 475, als »Golzius und
Brueghel« aus der Konstkammer, wo es schon 1707 nachweisbar ist. (Uli.
S. 286). Später, bei H , wurde die Landschaft dem Lukas Gassei, die Staf-
)5U
flämische Schule. XVII. Jahrhundert 289
fage dem Hub. Goltzius zugesehrieben. Doch wies der Stil auf keinen dieser
Meister hin. Unsere Entdeckung des Monogramms hat das Rätsel plötzlich gelöst.
Das Monogramm findet sich genau so auf der Landschaft Gillis van Coninxloo's von
lt>04 in der Galerie zu Liechtenstein zu Wien. Uebrigens ist das Bild schon um
1600 von Nik. de Bruyn als Werk des Gillis van Coninxloo mit nur leichten Ab-
weichungen gestochen. Die figürliche Szene des Vordergrundes rührt von anderer
Hand her, die, wie Sponsel richtig bemerkt, nicht diejenige des Martin van Cleef
sein kann, da dieser Meister schon 1581 starb. Wir können aber auch nicht mit
anderen die Hand des Com. van Haarlem in den Figuren erkennen. Dieser lebte
1588 auch bereits in Haarlem. — Phot. Tamme.
Paul Bril
Geb. zu Antwerpen 1554, gest. zu Rom den 7. Oktober 1626.
Schüler des Daraiaen Oortelmann in Antwerpen, seit 1574
seines Bruders Matthäus Bril (geb. zu Antwerpen 1550, gest.
zu Rom 1584) in Rom. Einfluss der Carracci und Elsheimer's.
Römische Ruinenlandschaft. Links vorn dem römischen 858
Forum entlehnte Säulenruinen; eine Osteria mit Laubenvorbau (864)
im alten Gemäuer; im Hintergrunde eine Kirchenkuppel. Rechts, 21 b
hinter bewohnten und verfallenen Gebäuden, ferne blaue
Berge. Im Vordergrunde buntes Leben von Menschen und
Vieh. Bezeichnet unten in der Mitte:
Dazu die Brille, das Merkzeichen des . *
Meisters, am Wirtshausschilde. P PTfC- 1 &00
Kupfer; h. 0,21%; br. 0,29%. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Hanfst. ; Bruckm.
Italienisches Flusstal. Links vorn unter Säulen eine 859
Schmiede, im Mittelgrunde eine Burgruine auf steiler Felshöhe, (863)
zu der eine Brücke über den nach rechts herabströmenden Fluss 21 b
führt. Rechts vorn am Wege hohe Bäume. Hinten blaue Berge.
Kupfer; h. 0.22%; br. 0,30%. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Gebirgslandschaft. Ein schmaler Fluss bildet vorn in der 860
Mitte einen kleinen Wasserfall. Weiter zurück ist er von einem (860)
Holzsteg überbrückt. Links neben diesem erhebt sich ein bürg- P 8
gekrönter Felsen, hinter dem die belebte Strasse berganführt.
Rechts, gegenüber, andere Gebäude, hinten eine hellbeleuchtete
Stadt, vorn am Wege ein hoher Baum. Bezeichnet links unten:
Dazu die Brille am Wirtshausschilde.
19
290 Vlämische Schule. Uebergangszeit
Lindenholz; h. 0,63%; br. 1,06^. — Wohl das Bild Brils, das sich 1741 in
der Kunstkammer befand. Später im »Vorräte; 1856 zur Galerie. — Phot. Bruckm.
86 1 Waldlandschaft mit Tobias und dem Engel. Waldige Hügel-
(862) gegend. Links voru am Weiher ein Baum, unter dem eine
Q 3 Hindin weidet. Rechts vorn eine mächtige Baumgruppe, unter
der Tobias vom Engel geleitet wird. Der Hund folgt ihnen.
In der Mitte Durchblick auf ferne blaue Berge. Vorn zwischen
Blumen und Kräutern drei Hasen. Bezeichnet unten in d. M.:
Leinwand; h. 0,76%; br. 1,01%. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Dubreuil in Paris. — Phot. Braun XIII, 21; Hanfst. ; Bruckm.
Art und Schule der Brüder Matthäus und Paul Bril
862 Waldlandschaft mit Diana und Aktäon. Grosse Waldbäume
(866) links vorn und rechts im Mittelgrunde. Rechts vorn der
Q 2 Weiher, iu dem Diana mit ihren Nymphen badet. In der
Mitte stürmt Aktäon heran. Links vorn wird dieser, dem
bereits ein Hirschkopf gewachsen, von den Hunden zerrissen.
Kupfer; h. 0.27 ; br. 0,34. — 1861 aus dem Vorrat. Vorher nicht nachgewiesen.
Bei H. als Paul Bril. Doch für diesen zu kalt im Ton und in der Technik. Bode
war 1873 (bei v. Zahn VI, S. 199) geneigt, es dem Matthäus Bril zuzuschreiben.
Doch sind beglaubigte kleine Bilder dieses Meisters nicht bekannt. Dass es
ein .Tugendbild des Kerrincx sei, an den andere gedacht, erschoint nicht zutreffend.
863 Waldlandschaft mit der kalydonischen Eberjagd. Mächtige
(856) Waldbäume. Links Rückblick auf einen schilfbewachsenen See.
Frankenberg yom auf jeni \yege stellen sich Atalante (mit dem Bogen)
und Meleager (mit dem Speer) dem Eber entgegen. Hinter
ihnen die anderen Jagdgenossen.
Leinwand: lt. l,l.ri%; br. 1,65. — Nach II. 1731 durch Leplat und von
Matthäus Bril. — Diese Bestimmung erscheint jedoch nicht genügend begründet.
So auch Bode (bei v. Zahn VI, 8. 199) und Scheibler (Dr. Not.). — 1902 ans Kgl.
Lehrerseminar in Frankenberg.
Schüler und Nachahmer des Paul Bril
864 Waldlandschaft mit der Ruhe auf der Flucht. Maria sitzt
(858) mit dem Kinde vorn links unter grossen Bäumen. Vor ihr spielen
Q 3 zwei Englein. Rechts vorn bildet ein gestürzter Baumstamm
zwischen Wasserblumen einen natürlichen Steg über einen Fluss.
Kupfer; h. 0,23 V^\ br. 0,31. — 1622 aus dem Nachlasse des liofarchitekten
Johann Maria Nosseno zur Kiinstkamuier ; Hh S. 252. — 1856 au.- dorn Vorrat.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 291
Hei II. als echtes Werk P. Bril's. Der späteren Bezeichnung „Paul Prill. Pictor:'
auf der Rückseite ist jedoch keine Bedeutung beizulegen.
Schloss im Waldgebirge. Das Schloss liegt links im 865
Mittelgrunde auf der Höhe unter Bäumen. Auf dem belebten (859)
hinanführeuden Wege sitzt ein Hirt neben seiner Ziegenherde. Q 3
Rechts vorn bildet ein Fluss einen kleinen Wasserfall; hinter
ihm ländliche Gebäude am Wald- und Felsenrande.
Kupfer; h. 0,20; hr. 0,28. — 1856 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. Bei H. als echtes Werk P. Bril's. — Der späteren Bezeichnung „Pmd
Prill. Pictor. R." auf der Rückseite ist jedoch keine Bedeutung beizulegen. — Das
Bild ist auch nicht, wie bei H., als Gegenstück zu N. 864 anzusehen. Es zeigt eine
andere Hand, als dieses. Sein Urheber scheint uns J. Brueghel mindestens so nahe
zu stehen, wie P. Bril.
Römische Ruinenlandschaft. Links und rechts vorn mächtige 866
Gebäudetrümmer. Im Mittelgründe links ein Rundbau, rechts (861)
ein vierseitiger Turm. Vorn links unter den Mauern Landleute Q 3
mit Eseln, Wäscherinnen am Bach. Im Hintergrunde graue
Berge. Angeblich bez.: P. Bril 1626. Doch konnte der
Name nicht aufgefunden werden. Datiert rechts unten: 1626.
Leinwand ; h. 0,74 ; br. 0,98. — Zuerst im Katalog von 1848. Hier und
noch bei H. als echter P. Bril. Die Bezeichnung hat jedoch schwerlieh dort ge-
standen. Wir können das Bild nur für die Arbeit eines italienischen Nachahmers
des Bril und des An. Carracci ansehen.
Waldige Flusslandschaft. Ein Fluss schlängelt sich durch 867
üppige Waldbäume und breitet sich fast über den ganzen (865)
Vordergrund aus. In der Mitte liegt eine Barke. Ein Jäger Chemnitz
mit seinem Hunde steigt ein. Zwei Frauen und ein Lauten-
schläger befinden sich schon drin. Der Fährmann stösst ab.
Leinwand; h. 0,60%; br. 0,76%. — Schwerlich, wie H. angibt, 1742 durch
de Brais aus Paris. Sicher Inv. 1754, II 785. Schon bei H. als echtes Werk
P. Bril's bezweifelt. Wahrscheinlich von einem italienischen Nachahmer. — 1902
an die Kunsthütte in Chemnitz.
Joos de Momper
Der Taufname wird auch Josse, Joost, Jodocus geschrieben.
Geb. zu Antwerpen 1564, gest. daselbst zu Anfang 1635
(Branden, p. 299 — 316). Schüler seines Vaters Bartholomeus.
Tätig hauptsächlich zu Antwerpen. Die Figuren zu seinen
Landschaften malte nicht selten Jan Brueghel d. ä,
Berglandschaft mit Wasserfall. Links stürzt sich von der 868
mit einem Schloss und luftiger Verbindungsbrücke gekrönten (980)
2 g * JO a
292 Vlämische Schule. Uebergangszeit
waldigen Felsenhöhe ein mächtiger Wasserfall herab. Rechts
die Landstrasse mit einer Brücke über den Fluss. Im Hinter-
grunde graue Berge. Vorn am Wege zwei Fussgäuger, zwei
Reiter und ein Hund. Bez. u. 1.: I . T) . M. (zweifelhaft).
Eichenholz; h. 0,4972 ; br. 0,93. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Die Inschrift
scheint uns nicht von Momper herzurühren ; das Bild scheint ein Jugendbild seiner
Hand zn sein. — l'hot. ßruckm.
869 Berglandschaft mit einer Mühle. Wildes Hochgebirge. Links
(981) vom die Wassermühle, weiter zurück eine Kirche. Rechts führt
20 c eine einbogige Steinbrücke, auf der zwei abgestiegene Reiter
ihre Pferde führen, über eine tiefe Schlucht.
Eichenholz; h. 0.5:;; br. 0,7172- — luv. 1754, II 520, als Kiueghel . Doch
schon im Abiegü von 1782 richtig als »Momper«. — Gegenstück zum folgenden. —
Phot. Hnickm.
870 Berglandschaft mit geknickten Tannenstämmen. Ganz rechts
(982) auf der Höhe eine alte Burg. Weiter unten ein von einbogiger
20 c Steinbrücke überwölbter Wasserfall. Weiter nach der Mitte
eine schroffe , braune Felsenspitze. Ganz in der Mitte der
Bergstrom mit den gestürzten Stämmen. Links unten das Tal.
Eichenholz; h. 0,53; br. 0,717» — IiT- 1754, II 511), als »Brueghel«. Doch
schon im Abrege von 1782 richtig als > Momper/. — Gegenstück zum vorigen.
87 1 Am Berghang. Rechts das schroffe, braune Gebirge. Vorn
(984) auf dem hohen Wege zwei Führer mit drei beladenen Saum-
Q 2 tieren und ein Reiter. Links saftig grüner Berghang. Unten
im Mittelgrunde ein See.
Eichenholz; h. 0,44V»; br. 0,04. — Inventar 1754, II 701.
872 Blick ins Tal. Rechts das schroffe, brauue Gebirge, links
(983) das tiefe Tal. Vorn auf dem hohen Wege werden vier Reiter
P 1 von zwei Bettlern angesprochen.
Eichenholz; h. 0,38%; br. 0,55%. — Gegenstück zum folgenden. — Inventar
1722, A 1217. — 1722 von der Leipziger Ostermessee.
873 Der Weg im Tal. Links und rechts schroffe Berge. Im
(985) Hintergrunde über dem Tal, in dem es regnet, ein farbloser
Q 3 Regenbogen. Vorn auf dem Wege ein Mann mit zwei bepackten
Eseln und ein Paar mit einem Hunde.
Eichenholz; h. 0,38l/2 ; br. 0,5572- — Gegenstück zum vorigen. — Inv. 1722,
A 1218. — 1722 von der Leipziger Ostermesse.
874 Die Stadt im Tale. Rechts das schroffe Gebirge, von dem
(986) sich, an Häusern unter Bäumen vorbei, die Landstrasse ins
P 8 Tal hinabwindet. Vorn sitzen zwei Landleute; vor ihnen halten
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 293
zwei Reiter und liegt ein Hund. Links Blick in das tiefe, breite,
vom Flusse durchströmte Tal, in dem eine grosse Stadt liegt.
Eichenholz; h. 0,83; br. 1,25. — 1875 von Herrn La Viere. — Phot.
Braun XIV, 20.
Winterlandschaft. Durch kahle Bäume führt eine be- 875
schneite Landstrasse, auf der rechts Schweine getrieben werden. (819)
links ein Pferd vor seinem Karren gestürzt ist. Im Mittel- 19 c
gründe links Dorfhäuser, rechts die Kirche.
Eichenholz; h. 0,4S%; br. 0,66. — Nach H. 1708 von Lemmers ans Ant-
werpen. — Sicher Inventar 1754, II, 168. Bisher als Jan Brneghel d. ä. Doch
weist die viel breitere Malweise auf die Hand Momper's bin. Man vergl. z. B. dessen
Winterhild im Braunschweiger Museum. — Phot. Bruckm.
Jan Brueghel d. ä.
Gen. »Sammet-Brueghel«, Br. »de Velours«. Geb. zu Brüssel 1568,
gest. zu Antwerpen den 13. Januar 1625. Sohn Peter Br.'s d. ä.,
Bruder P. Br.'s d. j., Schüler des P. Goetkint in Antwerpen.
Tätig seit seiner Heimkehr aus Italien (1596) in Antwerpen.
Juno in der Unterwelt. Weite, von Flammen erleuchtete 877
Felsenlandschaft. Ein Wasser rechts im Mittelgrunde; das (799)
Hochgericht links auf der Höhe; Kastelle auf den Bergspitzen. 20 c
Spukgestallten füllen den Vordergrund. Links ein Höllenspuk,
nach dem Juno, die weiter rechts auf ihrem Pfauenwagen hält,
sich umblickt. Links vorn ein Knäuel nackter Menschenleiber.
Bez. 1. u. (die letzte Zahl unleserlich):
BRVEGHEL >S$1
Kupfer; h. 0,25^; br. 0,35%. — Im Inventar 1722, A 710, als >Der Teufel
und sein Reich«, or. von Brenghel und Rotenhamer«. Später P. Brueghel d. j. zu-
geschrieben. So bei H. Dass das Werk unzweifelhaft den Jugendstil Jan Brueghei's
zeigt, hat schon Bode (bei v. Zahn VI, S. 199) mit Recht bemerkt. Die Jahreszahl
las H. 1596; unser Faksimile liest 1592; wir glauben eher 1598 zu lesen. Jeden-
falls ist es ein Jugendbild des Künstlers. — Phot. Bruckm.
Die Versuchung des heil. Antonius. Wilde Felsenlandschaft. 878
Motive von Tivoli. Nacht. Links oben die Sichel des Mondes. (800)
Auf einer Anhöhe in der Mitte ein Rundtempel. Verschiedene 20 c
Feuersbrünste in der Ferne. Spukgestalten in der Luft. Vorn
links sitzt der heil. Antonius und blickt mit gefalteten Händen
in sein Buch, während Gespenster ihn umringen und eine
schöne Frau die Hand nach ihm ausstreckt. Bez. u. i. d. M.:
IBT^FGHEL 1504-
294 Vlämische Schule. Uebergangszeit
Kupfer; h. 0,25%; br. 0.35. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1 705 als »Breugel
dell' Inferno«. luv. 1754, II 516, als Manier des Höllen- Breughel«. Bei H. als
echtes Werk des letzteren, dessen Malweise es jedoch nicht zeigt. Schon Bode bei
v. Zahn VI, S. 109, hat mit Recht hervorgehoben, dass es ein echtes Werk des
Jan Brueghel ist. — Phot. Bruckm.
879 Flussdurchströmte Hügellandschaft. Rechts der Fluss, links
(804) das Dorf. Hügelketten im Hintergründe. Vorn links vor rot-
21 b dachigem Giebelhanse buntes Volk unter einem Bauine. Fischer
breiten ihre Ware am Ufer aus. Weiter rechts segelt ein über-
fülltes Bot bildeinwärts. Bezeichnet links unten:
BRVE.GHEL- i'tfo4-
Eichenholz; h. 0,35%; br. 0,64%. — 1710 durch Raschke von Jak. de Wit
in Antwerpen. H. — Von 11. doch wohl nicht zutreffend als »holländische Land-
schaft« bezeichnet. — Phot. Braun IV, 25; Tamme; Bruckm.
880 Der Rundturm am Seeufer. Rechts die Meerbucht; links
(805) vorn am bergigen Ufer der aus Ruinen hervorragende Rund-
21 a türm; am Wege unter Bäumen und Felsen ein sitzender, ein
stehender Mann und ein Hund. Bezeichnet links unten:
BPVECHB. Kfctf"
Kupfer ; h. 0,08l/2 i br. 0,42. — Wohl Inv. 1722, A 687. — Das Bildchen wurde
am 12. Februar 1905 gestohlen und ist noch nicht zurückerlangt. — Phot. Bruckm.
88 1 Landschaft mit dem Rohrdommeljäger. Rechts führt ein
(806) Weg über eine kahle Anhöhe. Fuhrwerk und Fussgänger be-
20 b leben ihn. Vorn in der Mitte ein Reiter. Weiter zurück ein
Jäger, der eine im Schilfe stehende Rohrdommel aufs Korn
nimmt. Bez. r. u.: BRVEGHEL . 1605.
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,71%. — 1708 von Lemmers in Antwerpen. —
Inventar 1722, A 806. — Phot. Tamme; Bruckm.
882 Die Landstrasse. Vorn unter hohen Bäumen die von
(807) Reisenden zu Fuss und zu Pferde belebte Landstrasse. Im
19 a Mittelgrunde links ein Flusstal. Bez. r. u.: BRVEGHEL 1605.
Kupfer; h. 0,20; br. 0,20. — 1708 von Lemmers in Antwerpen. Inv. 1722, A 590.
883 Landschaft mit der Berufung der Apostel Petrus und Andreas.
(808) Rechts die Seebucht. Links die Bergküste mit Rundturm.
P 6 Vorn die belebte Landstrasse. Im Mittelgrunde die Berufung
der Apostel durch den Heiland. Bez. r. u.: BRVEGHEL 1608.
Kupfer; h. 0,60; br. 0,66. — Aus der Kunstkammer. Inventar 1722, A 328.
— Phot. Bruckm.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 295
Flusslandschaft mit Holzhackern. Links am waldigen Ufer 884
eine Ortschaft, rechts ein Fluss. Vorn links Holzhacker am (809)
Wege, vorn rechts Schiffe am Strande. Bezeichnet unten links: P 5
BRVEGHEL . 1608.
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,45V2- — 1708 von Lemmers in Antwerpen. H. (?)
Flusslandschaft mit einem Pferdegerippe. Links am waldigen 885
Abhänge die belebte Landstrasse, auf der ein Bauernwagen hält. (810)
Vom Vordergrunde rechts zum Hintergründe links dehnt sich 19 a
das Flusstal. Rechts vorn liegt ein Pferdegerippe. Bezeichnet
links unten: BRVEGHEL . 1608.
Kupfer; h. 0,17%; br. 0,23. — Inv. 1722, A 333; also durch Wackerbarth,
nicht durch Wanderer, wie bei H.
Ebene mit Windmühlen. Durch flaches Land fuhrt links 886
eine Landstrasse. Rechts auf kleinen Anhöhen zwei Wind- (811)
mühlen. Vorn links ein zweispänniger Bauernwagen, rechts ein 21 b
Schimmel nebst seinem Karren. Bez. u. r.: BRVEGHEL . 1611.
Eichenholz; h. 0.26%; br. 0.37%. — 1708 von Lemmers in Antwerpen.
Inventar 1722. A 701. — Phot. Bruckm.
Eine Dorfstrasse. Rechts das Wirtshaus, vor dem Wagen 887
und Reiter halten. Links vorn zieht eine Rinderherde zum Teich, (812)
weiter zurück ein Bauernreigen, im Mittelgrunde der Kirch- 21 b
türm hinter Bäumen. Bez. u. 1.: BRVEGHEL. 1611.
Kupfer; h. 0,24; br. 0,35l/2. — 1710 von Jak. de Wit in Antwerpen. In-
ventar 1722, A 530.
Niederländischer Kanal. Links der Kanal mit baumreichen 888
Ufern. Rechts vorn und im Mittelgrunde ein Kirchdorf, in (813)
dem ein Fährbot landet. Andere Fahrzeuge am Ufer. Be- P H
zeichnet liuks unten: BRVEGHEL . 1612.
Eichenholz ; h. 0.37 ; br. 0,61%. — 1710 von Jak. de Wit in Antwerpen. Inv. 1722,
A 707. (Die Inventarnummer steht dranf; die Angabe bei II. war daher nicht richtig.)
Die Windmühle am Fluss. Links ein breiter, belebter Fluss. 889
Rechts im Mittelgrunde eine Ortschaft; auf einer kleinen An- (814)
höhe eine Windmühle; Schiffer im Begriffe zu landen; buntes 21 b
Volk, Frauen mit Kindern vorn am Wege.
Kupfer; h. 0.25*; br. 0,35. — Inventar 1722, A 697.
Der Fahrweg auf waldiger Höhe. Links kommt der von 890
Fracht- und Reisewagen belebte Weg aus dem Walde hervor (821)
und zieht sich nach vorn rechts herunter, wo zwei Reiter 20 b
halten. Links vorn ein Fussweg mit einem Bauern, einer
Bäuerin und einem Kinde. Rechts Blick ins Tal.
296 Vlämische Schule. Uebergangszeit
Eichenholz; h. 0,42%; br. 0,66. — Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1763)
N. 518. — Phot. Tamme; Bruckm.
89 1 Der Waldweg mit dem Holzhacker. Links der Waldweg
(822) mit einem Holzhacker und einem mit einem Schimmel bespannten
21 a Karren. Rechts Blick ins Flusstal mit Bergen und Burgen.
Kupfer; h. 0,20; br. 0,25. — Inventar 1722, A 607 ; daher durch Wanderer,
nicht durch Wackerbarth, wie bei H.
892 Die Windmühle. Sie steht rechts auf dem Hügel. Ein
(823) rotjackiger Mann trägt einen Sack Korn hinan. Links vorn
20 c auf dem Wege ein Mann mit zwei Pferden, in der Ferne
grüner Wald und graue Dünen.
Eichenholz ; h. 0,30>/2 i br, 0,22. — Inv. 1722, A 435. — Phot. Braun VIII,
26 ; Bruckm.
893 Wasserumspülte Häuser. Links vorn hohe Bäume, in der
(825) Mitte Häuser am Wasser, hinten die Kirche. Vorn ein Bot
17 a mit fünf Männern und einer Kuh.
Kupfer; h. 0,131/*; br. 0,19. — »Durch den Kurprinzen aus Italien.« In-
ventar 1722, A 000. — Gegenstück zum folgenden.
894 Eine Kapelle unter Bäumen. In der Mitte die Kapelle,
(826) vor der ein Mann betet. Vorn auf der Landstrasse ein zwei-
17 a rädriger einspänniger Karren. Links die weite blaue Ebene
mit Ortschaften und Kirchtürmen.
Kupfer; h. 0,13%; br. 0,19. — »Durch den Kurprinzen aus Italien.. In-
ventar 1722, A 598. — Gegenstück zum vorigen.
895 Die Furt am Bache. In der Mitte schlängelt sich ein Bach
(829) von waldigen Hügeln herab. Hechts führt die belebte Land-
21 b Strasse zu ihm hinunter. An der Furt hält ein dreispänniger
Wagen, dessen vorderstes Pferd sich zum Saufen bückt. Links
vorn auf dem Waldwege zwei Bauernfrauen und ein Mann.
Eichenholz; h. 0,36 br.; 0,56%. — 1723 ans der Sammlung Wrzowecz in
Prag. — Inventar 1722, A 1151. — Phot. Braun XII. 23; Häufst.; Bruckm.
896 Ein Landungsplatz. Links das Wasser, das vorn von drei
(830) Fährboten mit Menschen, Pferden und Rindern belebt wird.
19 b Rechts das Ufer mit der malerischen Dorfstrasse, dem Kirch-
turme und der bunt belebten Landungs-Szcn,e.
Eichenholz; h. 0,17; br. 0,86. — Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1763) N. 519.
897 Die Schlacht der Israeliten gegen die Amalekiter. 2. Buch
(833) Mosis, Kap. 17, v. 9 — 13. Wildes, nach links biniiberdrängen-
P 5 des Reiterschlachtgewühl. Gestürzte Pferde und Krieger im
Vordergründe. Rechts eine Anhöhe, auf der Moses, dorn Aaron
und Hur die Arme stützen, zum Höchsten betet.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 297
Eichenholz ; h. 0,40 % ; br. 0,61 V%. — Wohl »Moses und Aaron« der »Specification«
von 1707, S. 28. — Zuerst im Katalog von 1817.
Nach Jan Brueghel d. ä.
Die Anbetung der Könige. Vorn vor der Strohdachhütte 900
sitzt Maria, nach links gewandt, mit dem Kinde auf dem (803)
Schoosse. Vor ihr knieen die beiden weissen Könige, hinter ihr Grimma,
steht der schwarze König. Im Hintergrund die Stadt am Fluss.
Fichtenholz; h. 0,45 ; br. 0,64 Vz- — 1874 in Innsbruck erworben. — Späte
Kopie nach dem bezeichneten und von 1598 datierten Original Jan Brueghel's in
der kaiserlichen Galerie zu Wien. — 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
Der See Genezareth. Links reichgegliedertes Bergufer. 901
Im Mittelgrunde neben der Stadt führt eine Brücke zu einer (820)
befestigten Felseninsel hinüber. Rechts steht Christus auf Dol)eln
einem Schiffe am Rande des See's und predigt dem Volke.
Ganz vorn sind Fischer mit ihrem Fange beschäftigt.
Eichenholz; h. 0,81% ; br. 1,21. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Bisher als Originalbild Jan Brueghel's d. ä. ; doch halten wir es seiner
härteren, bunteren Malweise wegen nur für eine Kopie. — Ein ähnliches Bild
(Original) in der Münchener Pinakothek. — 1904 ans Rathaus zu Döbeln. — Phot. Braun.
Das Element des Wassers. In der Mitte sitzt die Göttin 902
des Wassers, die in der Rechten ein Füllhorn hält, während (2070)
sie mit der Linken die Muschel ergreift, die ein Knabe ihr Freiberg
reicht. Links Felsen und Wasserfall. Vorn reich mit See-
tieren aller Art bedecktes Ufer. Rechts vorn zwei mit Fischen
spielende Knaben, im Hintergrunde das Meer.
Eichenholz; h. 0,63; br. 0,97. — 1741 mit den drei folgenden, seinen Gegen-
stücken, aus der Sammlung Wallenstein in Dux. — Im Inventar 1754, II, N. 600 — 603,
wurde die Landschaft dieser Bilder dem Brueghel, wurden ihre Figuren dem Platzer
zugeschriebeil, eine zeitlich unmögliche Zusammenstellung. Bei H. wurden die
ganzen Bilder frageweise dem Tiroler Maler Johann Victor Platzer (1665 — 1708 nach
Constantin von Wurzbach 's Biograph. Lexikon, Wien 1870, Bd. XXII; vergl. Eduard
von Engerth's grossen Wiener Katalog in, 1886, S. 181) zugeschrieben. Indessen
zeigen sie bekannte, oft wiederholte Konipositionen Jan Brueghel's d. ä. (z. B. teil-
weise in Berlin, teilweise in Potsdam ; alle vier in der Galerie Doria zu Rom ; eben-
falls alle vier im Wiener Privatbesitze, früher in der Kaiserl. Galerie, nach Brenner,
Prodomus, Wien 1735, Tafel 26). Unzweifelhaft sind unsere Bilder gute alte Kopien
dieser Bruegherschen Folge, möglicherweise wirklich von einem der Platzer. Doch
nennt unser »Cataloguev< von 1760 nicht Johann Victor, sondern dessen Sohn Johann
Georg Platzer (Plazer), der von 1702 — 1760 lebte. Die beiden Meister werden oft
miteinander verwechselt. Vergl. unten die Bemerkungen zu N. 2097 — 2100. —
1903 ans König Albert-Museum in Freibürg.
Das Element der Erde. Die Göttin der Erde, die vor der 903
mittleren Baumgruppe sitzt, hallt ein Füllhorn. Links hinter (2071)
Freiberg
298 Vlämische Schule. Uebergangszeit
ihr ein Satyr mit einem Fruchtkorbe auf dem Kopfe. Links
vor ihr zwei Flügelputten mit Obst und Blumen. Rechts
vorn bricht ein Flügelknabe eine Tulpe. Im Vordergrunde
Blumen. Früchte und Tiere.
Eichenholz ; h. 0,63 ; t>r. 0,97. — 1741 mit dem vorigen und den beiden
folgenden aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. alle Bemerkungen zu
N. 902. — 1903 ans König Albert-Museurn in Freiberg.
904 Das Element des Feuers. Venus in der Schmiede Vulkan'-.
(2072) Links sitzt Vulkau an seinem Ambos. Hinter ihm stehen
Freiberg Venus und Amor. Arbeiter sind rechts vorn und links hinten
beschäftigt. Im Vordergrunde liegen fertige Harnische. Helme
und Waffen. Rechts im Hintergründe ein feuerspeiender Berg.
Eichenholz; h. 0,6b ; br. 0.97. — 1741 wie die vorigen und das folgende
aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. alle Bemerkungen zu X. 902. —
19H3 ans König Albert-Museurn in Freiberg.
905 Das Element der Luft. In der Mitte auf herabgeschwebter
(2073) Wolke thront die Göttin der Luft mit dem Blitz in der Rechten.
Freiberg dem Astrolobiuiii in der Linken, Sternen ums Haupt. Rechts
am Himmel der Sonnengott und die Mondgöttin auf ihren
Wagen. Im Vordergrunde zahlreiche Vögel.
Eichenholz ; h. 0,63; br. 0.97l/2 — 1711 mit dem vorigen aus der Samm-
lung Wallenstein in Dux. Vorgl. alle Bemerkungen zu N. 902. — L903 ans König
Albert-Museum in Freiberg.
Jan Brueghel d. j.
Geb. zu Antwerpen den 13. September 1601, zuletzt daselbst
als lebend erwähnt am 23. März 1678. Sohn, Schüler und
Nachahmer Jan Brueghel's d. ii. Tätig, abgesehen von einem
längeren Aufenthalte in Italien, in Antwerpen. Wegen des
engen Zusammenhanges seiner Bilder mit denen seines Vaters
reihen wir ihn. vorgreifend, schon hier ein.
906 Die Dorfschenke. Das Gebäude liegt links im Mittelgründe.
(815) Rechts blickt man in die blaue Ferne. Im Vordergründe fuhrt
20 a ein Fuhrmann drei Pferde. Bez. u. r.: BRVEGHEL 1641.
Eichenholz; rund; h. und br. 0,18V£. — luv. 1722. A 465. — Hereits bei
II. dem jüngeren Jan Brueghel zurückgegeben, auf den die Jahreszahl hinweist.
907 Waldige Hügelgegend. Links d;\s Flusstal, rechts die
(816) Waldung. Bunte Staffage auf dem Waldwege. Vorn rechts
Cl heimkehrende Jäger; in der Mitte ein bildeinwärts fahrender
Wagen. Bezeichnet unten links: BRVEGHEL 1642.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 299
Kupfer; h. 0,24 %; br. 0,34. — Auf die Rückseite der Platte ist eine Stadt
graviert. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde (N. 906).
Ein Turm am Meere. Rechts auf felsiger Höhe ein Turm 908
in alten Befestigungsmauern. Links das von zahlreichen Schiffen (817)
belebte Meer. Vorn in der Mitte am Ufer ein Pfahl als Schiffer- P 6
zeichen, rechts Fischer, mit ihrem Fange beschäftigt. Bezeichnet
unten rechts: BREV(VE?)GHEL . 1642.
Eichenholz; h. 0,44; br. 0,76%. — Inv. 1722, A 243; da die Inventar-
nummer noch auf dem Bilde steht, so beruht die Pi-ovenienzangabe bei H. auf
einem Irrtum. — Vergl. übrigens die Bemerkungen zu N. 906.
Ein Seehafen. Links ein Rundturm in Festungswerken mit 909
einer Kanone. Rechts eine Windmühle. Vorn der mit Karren, (818)
Pferden, Eseln, Fussgängern, Fischern belebte Strandweg. P 1
Eichenholz ; h. 0.37 ; br. 0,53. — Inv. 1722, A 189. — Bisher Jan Brueghel
d. ä. zugeschrieben. Doch veranlasst uns die Uebereinstimmung mit der Malart des
vorigen Bildes, es Jan Brueghel d. j. zurückzugeben.
Andere Schüler und Nachahmer Jan Brueghel's d. ä.
Häuser am Wasser. Es sind die äussersten, vom Wasser 909 A
umspülten Häuser einer alten niederländischen Stadt. Links ragen (824)
hohe Bäume. Vorn spriessen gelbe Schwertlilien im Schilf. 19 a
Rechts ein Bot mit vier Insassen.
Kupfer; h. 0,17%; br. 0,25. — Inventar 1722, A 575 als »Paul Breugel«. —
Kat. 1887 u. 1892 : N. 898. — Bei H. als Jan Brueghel. — Dass das kräftige, gute
Bildchen von dem Meister selbst herrühre, bezweifelten wir schon in unseren ersten
Auflagen. Auch Seidlitz im Rep. XVI, S. 379 : »nur Schule«. — Stich von Beaumont
nach einem ganz ähnlichen Bilde Brueghel's aus dem Kabinet des Comte de la
Verrue.
Baumgruppe vor dem Dorfe. Unter den prächtigen Bäumen 909 B
des Vordergrundes hält ein zweispänniger Bauernwagen. (828)
Im Mittelgrunde liegen Häuser und Bäume am Kanal. P 1
Eichenholz; rund; h. 0,23; br. 0,23. — Inventar 1722, B 676, als »Breugel,
or«. — Kat. 1887 u. 1892 : N. 899. — Bei H. als Jan Brueghel. Dass das frische
Bildchen von dem Meister selbst herrühre, bezweifelten wir schon in unseren ersten
Auflagen. Auch Seidlitz [Rep. XVI, S. 378): »wohl nur Nachahmer«.
Dorf am Kanal. Links im Mittelgrunde eine Zugbrücke; 910
links vorn Schiffe auf dem Wasser; rechts vorn ein Wagen (834)
auf der Landstrasse. Die Kirche im Mittelgründe. Q 3
Kupfer; h. 0,32; br. 0,40. — 1861 aus dem Vorrat. — Schwacher, später
Nachahmer der Manier Jan Brueghel's.
Kanal im Dorfe. Der Kanal schlängelt sich zwischen 9 1 f
hohen Bäumen und Häusern hindurch. Rechts neben der (835)
Ständehaus
300 Vlämische Schule. Uebergangszeit
Brücke ein Schloss, links der Dorfweg. Vorn besteigt eine
reich gekleidete Gesellschaft eiu festlich geschmücktes Bot.
Eichenholz; rund; h. und hr. 0,19. — Wahrscheinlich Inventar A 469, als
»Prospekt von Venedig« und als Original von Brueghel. — Es zeigt jedoch nur die
Hand eines verwandten Meisters.
912 Eine Seestadt. Links die Bucht mit Seeschiffen. Rechts
(831) unter hohen blauen Bergen die Stadt mit ihrer Vorstadt. Ein
Mylau Schloss im 'Mittelgrund. Rechts vorn ein Wirtshaus mit roter
Fahne. Buntes Marktgewühl im Vordergrund rechts. Links
Bauernweiber und Jager mit sieben Hunden.
Eichenholz; h. 0,78; br. 1,19. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Noch
bei H. als Jan Brueghel ; doch zeigt das Bild, wie Com. Hofstede de Groot ent-
deckt hat, zwei verschiedene Hände. Es war ursprünglich kleiner. An allen Seiten
ist eine starke Handbreite angesetzt worden. Das ältere Mittelstück scheint eine
Kopie nach einer bekannten Komposition David Yinckboon's zu sein, die angesetzten
Teile zeigen eine glattere, modernere Hand. — 1904 ans Rathaus zu Mylau. —
Phot. Braun ; Bruckm.
913 Juno in der Unterwelt. Mächtige Ruinenstadt, aus der
(802) gelbe und rote Flammen emporschlagen. Vorn und im Mittel-
piauem.v. grun(ie die Folterqualen der armen Seelen. Links vorn wendet
Juno von ihren Pfauenwagen sich nach den hinter ihr stehen-
den Furien um.
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,48%. — luv. 1722, A 1806. — Bei H., doch nur
frageweise, Peter Brueghel d. j. zugeschrieben, dessen Hand es nicht zeigt. — 1902
an den Kunstveroin zu Plauen im Vogtland.
914 Tempelruine am Seegestade. Links am waldigen Fels-
(827) ufer über anderen Ruinen die Trümmer eines römischen
P 1 Rundtempels. Rechts im Mittelgrunde die Seebucht, im
Hintergrunde blaue Berge.
Kupfer; h. 0.16%; br. 0,21%. — Inv. 1722, B. 528. Die Nummern stehen
noch drauf. Die Provonienzangabe bei H. ist daher irrig. — Im alten Inventar wohl-
weislich ohne Angabe des Künstlernamens. Bei H. als Jan Brueghel, mit dem das
feine Bildchen nur eine entfernte Verwandtschaft zeigt. Dass es in der Tat späteren
Ursprungs ist, beweist schon die Kupferplatte, auf der hinten PEETER STAS einge-
graben steht. Peter Stas iStaes) war ein Antwerpener Kupferdrucker, dor erst
1665—56 Meister der Gildo wurde (Liggeren II, p. 268 und 273). Stich von Beau-
niont nach einem ähnlichen Bild« Brueghel's aus dem Cabinet de la Venue.
915 Die heil. Familie im Blumenkranz. Maria sitzt mit dem
(838) Kinde unter Bäumen im Walde. Neben ihr sitzt Josef. Der
P 11 kleine Jokauues steht vor ihr. Rechts Waldblick. Der Blumen-
kranz, der dieses hochovale Mittelbild umrahmt, hebt sich vom
schwarzen Grunde ab. Links eine Fliege auf einer weissen Rose.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 301
Kupfer; h. 0.51%; br. 0,38. — Inv. 1722, B 359, als »Seghers«. Im Inv.
1754 dem »Franck sen.« und »Brueghel« zugeschrieben. Bei H. als Jan Brueghel
und Ambr. Francken. Am meisten von Jan Brueghel hat die Landschaft. Die
Figuren rühren nach Seheibler vielleicht, nach Flechsig wirklich von Fr. Francken II.
her, wovon wir nicht völlig überzeugt sind ; die Blumen, auch nach Flechsig und
Fiimmel, wohl von Jan van Kessel.
Peter Schoubroeck
Sohu des seit 1586 in Frankental ansässigen Pfarrers Niklas
Schoubruck; 1598 verheiratete Peter sich daselbst, 1608 war
er verstorben. Schüler des Gillis van Coninxloo in Franken-
tal, daher zu dem Kreise der vlämischen protestantischen
Emigrierten in Frankental zu zählen, auf das auch die In-
schrift unseres Bildes weist. Vergl. L. Sponsel im Jahrbuch
der Pr. K.-S. X, 1889, S. 67—69. — Daten auf bezeich-
neten Bildern von 1597 (Kopenhagen) bis 1605 (Wien).
Die Amazonenschlacht Vorn wildes figuren reiches Schlacht- 9 1 6
getümmel zwischen Amazonen und Griechen, teils zu Fuss, (888)
teils zu Ross. Rechts vorn wird ein Q 1
Elefant ins Gefecht geführt. Zeltlager ' '^ '
im Mittel gründe. Links und rechts vorn
"Waldrand. Im Mittelgrunde halblinks auf ^ANKrNTAL
schroffer Felsenhöhe eine von schlankem . . j (q o 1~
Turm überragte brennende Veste. Rechts ^
weites Tal. Bez. und datiert rechts unten: *^
Kupfer; h. 0,77; br. 1,48V2- — Nach H. 1743 als »Brueghel« aus der Galerie
Carignan in Paris. Sicher Inv. 1754, U 461. Bei H. als »unbekannt«:. Die Be-
zeichnung . PE . SC . . . ., welche offenbar auf Peter Schoubroeck geht, wurde
bei H. irrtümlich . FE . SE ... gelesen. Zuerst richtig gedeudet von W. Bode
Das Bild stimmt seiner Formensprache und Malweise nach genau mit den be-
zeichneten Bildern Schoubroeck's überein. — Phot. Bruekm.
Art Peter Schoubroeck's
Belagerung einer Festung. Vielleicht ist die Belagerung 917
Troja's gemeint. Links im Mittelgrunde auf schroffer Felsen- (832)
höhe die von schlankem Turm überragte brennende Veste. ständehaus
Unten im Vordergrunde das Zeltlager der Belagerungsarmee.
Links empfängt, ein Feldherr zwei knieende Abgesandte.
Eichenholz; h. 0,79^; br. 1,18. — Zuerst im Inventar 1754, H 495, als
Belagerung Jerusalems von »Höllen - Brueghel«. Später dem Jan Brueghel zuge-
schrieben, dessen Hand es jedoch nicht zeigt. Dagegen zeigt es mit beglaubigten
Werken des Peter Schoubroeck eine grosse Aehnliehkeit.
302 Vlämische Schule. Uebergangszeit
918 Sodom und Gomorrha. Im Hintergründe und Mittelgrunde
(801) die in Flammen stehenden Städte. Links vorn sitzt Loth, mit
19 a der einen seiner Töchter kosend, während die zweite halb nackt
neben ihrem Hündchen steht. Datiert unten in der Mitte: 1602.
Kupfer ; h. 0,19 J^; br. 0,23%. — Inventar 1722, A502. — Erst 1861 aus dem
Vorrat. Bei H. als Werk P. Brueghel's d. j., dessen lland es jedoch keineswegs zeigt.
Die Behandlung des Bildes scheint uns am ersten auf Peter Schoubroeck zu deuten.
Hendrik van Baien d. ä.
Geb. zu Antwerpen .1575, gest. daselbst am 17. Juli 1632.
Schüler des Ad. van Noort. Er malte vielfach nur die Figuren
zu Landschaften und Blumen, die Meister, wie Jan Brueghel
d. ä., und andere ausführten. Tätig zu Antwerpen.
919 Das Hochzeitsfest des Bacchus und der Ariadne. An reicher
(868) Göttertafel unter grünen Bäumen sitzen, nach links gewandt,
P 1 Bacchus und Ariadne. Vor ihnen steht ein Liebesgott und
kredenzt ihnen eine Schale Wein. Andere Liebesgötter schweben,
Blumen streuend, über der Tafel. Links hinten bacchisches
Treiben. Ganz vorn links eine Frau und ein Kind mit Wein-
krügen, rechts zwei Kinder mit Blu- I_JJ\/.Da! T?\T
menkörben. Bezeichnet unten links: ' ' v 13^\Ut*i\
Kupfer; h. 0,36^; br. 0,51^. — Inventar 1722, A 396. Schon 1707 aus
der Knnstkammer ; Hh . S. 280. — Phot. Tamme.
920 Das Hochzeitsfest des Peleus und der Thetis. Links an der
(869) reichen Tafel Peleus und Thetis, Peleus als gekrönter Greis.
P 1 Hinter ihnen Apoll, Merkur und andere Götter. Rechts das
Gefolge des Bacchus mit dem Gotte selbst auf einem Esel an
der Spitze. Amoretten schweben über der Tafel; links neben
ihnen aber auch Eris, die Göttin der Zwietracht. Ganz vorn
links der mächtige Wassergott im Schilfe; Ä _„.
ganz vorn rechts die Göttin der Erde, von VV'VB)^-
drei Putten umspielt. Bezeichnet unten \ &C)R
rechts:
Kupfer; h. 0,44J£; br. 0,61^. — Inventar 1722, A 327. — Wohl Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
921 Olympisches Göttermahl. In üppiger Landschaft tafeln
(872) die Götter. Juno, welche die Mitte einnimmt, wendet sich nach
P 1 vorn um; Merkur sitzt ihr gegenüber; Herkules steht, auf
seine Keule gestützt, links vorn; Minerva in Helm und Har-
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 303
nisch sitzt zu ihren Füssen. Rechts vorn Kinder mit Blumen und
Früchten. Blumen streuende Liebesgötter über der Tafel.
Kupfer; h. 0,42; br. 0,61. — Inv. 1722, A 543. Schon 1707 aus der Kunst-
kamnier; Hh. S. 287. — Wohl Gegenstück zum vorigen. — Phot. Tamme.
Nymphen und Kinder unter Fruchtbäumen. Fruchtbäume 922
im Walde. Acht Nymphen, von denen eine rechts am Boden (870)
sitzt, und ebensoviel Kinder, von denen zwei oben in der Luft P 1
flattern, sammeln Früchte. Weiter zurück drei Satyrn.
Kupfer; h. 0,48^; br. 0,65%. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1734,
als »Rottenhamer und Brueghel«; doch zeigen die Figuren deutlich die Eand Balen's,
nicht diejenige Rotenhamer's. So auch richtig stets seit dem : Catalogue« von 1765.
— Phot. Tamme.
Die vier Elemente. Gruppe von vier Kindern. Vorn links, 924
mit einem Fisch in der Hand, sitzt »das Wasser«; hinter ihm (874)
steht »die Luft« mit einem Papagei auf der Rechten. Vorn 20 a
rechts wärmt »das Feuer« seine Hände an einem Kohlen-
becken; hinter ihm »die Erde« mit einem Apfel in der Linken.
Kuper; h. 0,2172! br. 0,17. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein zu Dux.
Diana und ihre Nymphen, von Satyrn belauscht. Diana 925
und fünf ihrer Nymphen schlummern in der Mitte am Wald- (871)
rande. Zwei Satyrn schieben den ausgespannten Vorhang zur P 1
Seite, um die Göttin zu betrachten. Im Vordergrunde liegt
reichliche Jagdbeute. Rechts hinten Hirsche im Walde.
Kupfer; h. 0,46; br. 0,61. — Inv. 1722, A 514, als »Baien und Brueghel«.
Die Landschaft und das Stilleben sind in der Tat von Jan Brueghel d. ä., die Figuren
unzweifelhaft von Baien. — Phot. Tamme.
Das Element der Erde. Vor der mittleren Baumgruppe 927
sitzt die Göttin mit dem Füllhorn; links neben ihr ein Knabe (836)
mit Früchten, vor ihr ein ruhender Manu; rechts neben ihr P 7
ein Knabe, der ihr Früchte bringt, hinter ihr ein brauner
Satyr. Zwischen den Blumen, Früchten und Gemüsen des
Vordergrundes links zwei Meerkatzen, in der Mitte zwei Meer-
schweinchen.
Eichenholz ; h. 0,£6 ; br. 0,93^. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1817
als »Baien und Brueghel«. So noch bei H. Die Komposition geht offenbar auf die-
jenige Jan Biueghel's zurück, von der wir unter N, 903 eine Kopie besitzen; doch
ist sie verändert; und die Durchführung der Landschaft ist zu hart und trocken für
Brueghel selbst. Die Figuren wnhl in der Tat von Baien.
Angeblich H. v. Baien d. ä.
Heilige Familie im Kranze. Unter hohen Waldbäumen sitzt 928
Maria, mit dem Kinde. Josef sitzt hinter ihr, der Johannes- (875)
Döbeln
304 Vlämische Schule. Uebergangszeit
knabe steht vor ihr. Ganz vorn halten Engel ein mächtiges
Gewinde von Blumen, Früchten und Gemüsen.
Leinwand; h. 1,08; br. 0,73 V2. — luv. 1754, II 641. Schon bei H. nur mit
einem Fragezeichen dem Baien zugeschrieben. Der Kranz und die Landschaft sind
weder von Baien noch von Brueghel, die Früchte eher von Jan van Kessel d. ä.
Nach Frimmel, Kunstohronik N. F. VIII p. 199, wäre R. v. Bys der Urheber des Bildes.
— 1904 uns Rathans zu Döbeln.
928 A Der Jesusknabe, sein Kreuz betrachtend. Das Kreuz liegt
(867) links in einer Felsenhöhle, aus der man in eine sonnige Land-
20 a schaft hinausblickt. Rechts steht der Jesusknabe zwischen
den beiden Engeln, die ihn hereingeführt haben, lieber seinem
Haupte schwebt ein goldner Stern. Angeblich B. bezeichnet.
Kupfer; h. 0,20; br. 0,26V«. — luv. 1722, B 605. — Kat. 1687 und 1892:
N. 923. — Bisher als Bild Balen's, dessen Hand die Figuren jedoch keineswegs
zeigen. Vielleicht von einem seiner Söhne. — Phot. Tamme.
928 B Flora. Die Göttin sitzt in der Mitte vor einer pracht-
(837) vollen Baumgruppe und wendet sich dem Knäblein zu, das
Chemnitz jjjj. von jjni.g ejnen Blunienstrauss überreicht. Rechts Aus-
sicht auf Fluss, Wald und Gebäude am Fuss des Gebirges.
Im Vordergrund reichlich spriessende Blumen.
Eichenholz; h. 0,51%; br. 0,66%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1532. —
Kat. 18S7 u. 1892: N. 926. — Bei H. als »Baien und Jan Brueghel«, bei uns bisher
als Baien. — Die Figuren zeigen eher die Hand H. de Clerck's. Die Landschaft
dürfte eher von einem der besten Nachahmer Jan Bruegbel's d. ä., wie A. Govaerts
(1589 — 162G), herrühren, als von dem Meister selbst ; so auch schon Mode bei v. Zahn VI,
S. 199. — 1902 an die Kunsthütte zu Chemnitz. — Phot. Tamme.
Roelant Savery
Geb. zu Kortryck (Courtrai) 1576, gest. zu Utrecht den 25. Febr.
1'639. Schüler seines in Amsterdam ansässigen Bruders Jakob
Savery. Bereiste in Begleitung Kaiser Rudolfs II. die deutschen
Gebirge. Seit 1619 in Utrecht tätig.
929 Eine Eberjagd. Grosse Baumstämme im Vordergrunde des
(891) Waldesdickichts. Der nach links hervorstür- .
P 3 mende Eber wird von einem hinter dem Baume , . v'
versteckten jungen Jäger mit vorgehaltenem c*J^*
Spiesse empfangen, von einem zweiten, bärtigen o, • (>\P
Jäger verfolgt. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,34%. — Inventar Gotter (vor 1736) N. 244. —
Ein gleiches Bild von 1609 in der Pinakothek zu München N. 717. — Phot. Bruckm.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 305
Die Burg im Walde. Links führt eine Brücke über einen 930
Wasserfall zu einem hoch gelegenen Schlosse. Rechts oben (802)
mächtige alte Rundturmruinen unter Bäumen. In der Mitte P 7
eine prächtige Tanne. Binder-, Ziegen- und Schafherden vorn
auf dem Wege. Bez. 1. u.: R . SAVERY . FE . 1614.
Eichenholz; h. 0,53; br. 1,07. — Inventar 1722, A 632. — Phot. Bruckm.
Die Turmruine am Vogelweiher. In der Mitte des Mittel- 931
grundes ragt die hellbeleuchtete Ruine eines alten Rundturmes. (893)
Rechts führte eine durchgebrochene Bogenbrücke in den Wald. PH
Links vorn hohes Ruinengemäuer in tiefem Waldschatten. Im
Vordergrunde ein Weiher mit cAs/EJZEY '
zahllosen Wasser- und Sumpf- f{Q&j£NZ'
vögeln. Bez. u. i. d. M.: p£ • 1&&"
Eichenholz; h. 0,19%; br. 0,42. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1673.
— Phot. Bruckm.
Vor der Sündflut. Die Arche Noah's steht auf einer kleinen 932
Anhöhe in der Mitte des Mittelgrundes. Noah kniet betend vor (894)
ihr. Einige Tierpaare schreiten hinein. Die meisten ergehen 18 c
sich noch vorn im Walde. Links ein von bunten Vögeln um-
schwirrter Felsen; an dessen Fusse ein Weiher mit Störchen,
Reihern, Kranichen, Schwänen. Vorn in der Mitte steht, nach
rechts gewandt, ein weisses Ross ,r\r>\ akttit'
mit langer Mähne: vor demselben K>Ufc L^aAiNU ±
zwei Panther, nach denen zwei OAA/FRV'» FP*
Füchse sich umschauen. Bezeich- 4 (^ *>n
net unten links:
Eichenholz; h. 0,82; br. 1,37. - Inventar 1754, II 524. — Auf der Rück-
seite ein Zettel mit der Inschrift: üeschoncken von Vmst Christian von Braun-
sicyck. — Phot. Braun XV, 20.
Bergstrom zwischen Felsen und Tannen. Der Fluss strömt 933
vorn nach rechts herab. Helle Sonnenstrahlen (895)
beleuchten rechts die Felsen und Tannen des A.OFLAJVDT 19 b
Mittelgrundes. Links vorn in den Felsen Kühe ■SAVER/
und Schafe, Hirsche und Rehe. Bez. r. u. : -Ff /o ao
Eichenholz ; h. 0,45V2 ; br. 0,821/2- — Inventar 1764, H 400.
Nach der Sündflut. Die Arche Noah's steht ganz hinten 934
in der Mitte. Vorn Waldlandschaft mit allen Tieren der Welt. (896)
Links ein hoher Baum mit Vögeln und Affen. Darunter ein 20 a
20
30G Vlämische Schule. Uebergangszeit
Eameel, auf dessen Höcker ein Affe sitzt, der den Zettel mit
der Namenszeichnung des Künstlers hält,
In der Mitte ein Weiher mit Wasser- ROBL-A^T
vögeln. Rechts vorn ein schwarzes Pferd. •jAV^Äj 't
Bezeichnet unten links: ' ° 'Zf
Eichenholz; h. 0,53; br. 0,98. — Inventar Götter (vor 1736) 183 oder 184.
935 Paradieses-Waldlandschaft. Tiere jeglicher Art füllen den
(898) rechts im Mittelgrunde von hellen Sonnenstrahlen beleuchteten
ständeh.ius ^äld. Links vorn eine Löwenfamilie. Weiter rechts ein
Adler auf einem in halber Höhe abgebrochenen Baumstamme.
Rechts vorn Hirsche, Elche usw.
Leinwand; h. 0,95 % ; br. 1,84%. — Inventar 1722, B 25. Hier als »Jacques
Savery«; doch schon im Inventar 1764, II 595, als Roelant Savery.
Adam Willarts (Willaerts. Willers)
Geb. zu Antwerpen 1577, gest. zu Utrecht vor 1G62. Der
Meister, der 1611 als Mitglied der Gilde zu Utrecht erwähnt
wird, wo er hauptsächlich tätig war, gehört zu den Ver-
mittlern zwischen der vläniischen und der holländischen Schule.
936 Holländische Schilfe in einer Felsenbucht. Links das grüne,
(961) bewegte Meer, auf dem vier Dreimaster kreuzen und ein Bot
20 a dem Lande zusteuert. Rechts am tannenreichen Felsenufer
ein zweites Bot, dessen Insassen ausgestiegen sind. Vorn in
der Mitte handeln einige mit den Eingeborenen um Seemuscheln.
Rechts, weiter zurück, gehen andere auf die Ziegen jagd. Bez. r. u.:
Eichenholz; h. 0,62; br. 1,04. — Zuerst sicher im Inventar 1754, II 397.—
Das Datum unseres Bildes lässt den Zweifel, den einige ähnlich bezeichnete Bilder
zulassen, ob es nicht ebensowohl von Abraham Willaerts, dem Sohne und Schüler
Adam's, als von diesem herrühren könne, nicht aufkommen. Abraham Willaerts
wurde erst 1624 Meister der Gilde und starb 16fi9. Vergl. auch Riegel, Beitrage I,
S. 170—181. — Phot. Hrnckm.
David Vinck-Boons
Geb. zu Mecheln 1578, gest. zu Amsterdam 1629. Schüler
seines Vaters Philips, der spätestens 1591 nach Amsterdam
zog. Tätig hauptsächlich zu Amsterdam, seinem Stil nach
jedoch Vlaame geblieben.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 307
Bauernkirmess. Platz im Dorfe unter Bäumen. Rechts 937
im Vordergründe das Wirtshaas mit der roten Fahne. Vor (962)
demselben ein Holztisch mit zechenden Bauern. In der Mitte P 7
tanzen Bauern und Bäuerinnen einen Ringelreigen um den auf
einem Fasse sitzenden Dudelsackpfeifer. Links vorn auf dem
Kanal ein Bot, in das ein Betrunkener geführt wird.
Eichenholz; h. 0,52; br. 0,91V2- — Zuerst im Katalog 1817. — Phot. Bruckm.
Das Klosteralmosen. Rechts das Kloster, zu dessen Gitter- 938
fenster die Almosen hinausgereicht werden. Die Hände der (963)
vorn zahlreich versammelten Bettler und Kranken strecken sich P 5
sehnsüchtig empor. Vorn links kriecht ein Krüppel heran.
Links im Hintergrunde die Stadt mit dem überbrückten Kanal.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,45%. — Inv. 1722, A 642, als »Finckenbaum«. —
Im 'Catalogue < 1765 und im »Abregec 1782 als unser einziges Werk des Meisters.
Waldige Berglandschaft mit dem Heimzuge des Tobias. In der 939
Mitte auf waldigem Hügel ein Schloss; rechts ein höher ge- (855)
legenes Kastell. Rechts vorn der Zug des jungen Tobias. Der Q 3
Engel geleitet ihn, die Frauen auf Kameelen folgen ihm. ein
Hund läuft voraus. Links im Walde ein Hirsch und eine
Ziege mit saugendem Zicklein.
Leinwand; h. 1,07%; br. 1,76. — 1731 durch Leplat, Inventar 8° 2258 als
»alt Breugel«. Bei H. als »Matthäus BriU, was sieher unrichtig ist, wie schon Bode
(bei y. Zahn VI, S. 199) bemerkt hat. Nach Scheibler, Dr. Not., bestimmt ein echter
Vinck-Boons. Nach Maassgabe des vorigen Bildes scheint uns diese Bestimmung
richtig zu sein.
Adriaan van Stalbemt
Geb. den 12. Juni 1580 zu Antwerpen, gest. daselbst den
21. September 1662. Tätig eine Zeitlang zu Middelburg,
zumeist in Antwerpen.
Ein Göttermahl. Rechts vorn unter oben bewaldeten Felsen 940
tafeln die Götter des Olymp. Satyrn lauschen; kleine Liebes- (987)
götter flattern über der Tafel. Links vorn sitzt Bacchus beim Q 2
Fasse und erhebt ein spitzes Glas voll roten Weines. Eine
Paniskin, die ihr Kleines säugt, sitzt am Boden. Vorn in der
Mitte naschen zwei Meerkatzen. Bezeichnet unten rechts:
XK-STA'lBE^T' f
A ° 1 6ax
Eichenholz ; h. 0,61 ; br. 0,80^. — Inventar 1754, II 708. — Phot. Bruokm.
20*
308 Vlämische Schule. Uebergangszeit
94 1 Das Midas - Urteil. In einsamer Berg- und Waldgegend
(988) steht der bockbeinige Marsyas, halbsitzend an einen Fels ge-
P 1 lehnt, nach rechts gewandt, dem geigenden Apollon gegenüber.
Links König Midas, dem seines Urteils wegen bereits die Esels-
ohren gewachsen sind. Rings im Kreise lauschen Fraueu und Satyrn.
In der Mitte liegen zahlreiche Musikinstrumente im Rasen.
Nussbaumholz ; h. 0,37; br. 0,57. — Im Inventar 1722, A 537, als »Le Clerc«
(vonH. »Le Cleve« gelesen). Doch schon im »Catalogiie« von 1765 richtig als Stalbemt.
Hans Jordaens (loerdans)
Es hat mehrere Meister dieses Namens gegeben. Der unsere ist
entweder Hans Jordaens I., der 1572 Lehrling, 1581 Meister
der Antwerpener Gilde wurde und um 1613 in Delft starb,
oder Hans Jordaens IL, der 1581 zu Antwerpen getauft wurde
und 1653 daselbst in Armut starb.
942 Eine Mahlzeit. Vier Männer mit Hüten und Halskrausen
(844) uud zwei Frauen sitzen an einem gedeckten Tische. Ein
P 7 Knabe schenkt Wein aus einem Kruge ein. Neben der Frau
zur Rechten erscheint ein Affe am Tische. • i
Aufwartende stehen zu beiden Seiten. Bez. H PCfG&f/IVJ
vorn in der Mitte: •
Eichenholz; h. 0,16^>; br. 0,27 & — 1857 aus Steinla's Nachlas». —
l'hot. Bruckm.
Frans Francken (Franck) II.
Getauft den 2. Mai 1581 zu Antwerpen, gest. daselbst den
6. Mai 1642. Zweiter Sohn des Frans Francken I. Schüler
seines Vaters. Später nahm er Einflüsse des Rubens auf.
943 Die Flucht nach Aegypten. Nach rechts gewandt, trabt
(879) Maria auf dem Esel durch den Wald, schreitet Josef, der das
P 8 Kind im Arme hält, rüstig neben ihr her. Links vorn liegen
drei erschlagene Kindlein. Im Hintergrunde schöne Wald-
landschaft. Bezeichnet unten in der Mitte:
-f- TRANckeN
Kupfer; h. 0,48)^; br. 0,44^. — Im Inventar 1754, II 218, als »Franck«
schlechthin. So auch noch im Katalog von 1840. Hei II. als »alter Francken«.
Doch zeigen die Figuren, wie die Bezeichnung, nicht dieselbe Hand, wie unser Bild
N. 856, sondern diejenige des mittleren Meisters dieses Namens. So auch Sebeibler,
Dr. Nut. Es muss ein Jagendwerk des jüngeren sein. — Phot. Bruckm.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 309
Der ungerechte Richter. In der Mitte steht der ungerechte 944
Richter über den zu Boden geworfenen Tugenden. Er hält (881)
das Schwert in der Rechten. »Gewalt« und »Neid« halten ihm P 1
den Helm übers Haupt. Vorn steht links die »Verleumdung«
an der Spitze der übrigen Laster, sitzt rechts die Angeklagte,
von der »Reue« bedroht. Rechts oben das Hochgericht. Unter
demselben rufen die »Hoffnung« und die »Unschuld« die hinkende
»Gerechtigkeit« herbei. Vorn rechts ein Zuschauer, links im
Hintergrund ein Mann als Ver- .
körperung des Verbrechens mit einer -fp tj a v rt 1/ r* J* .
Eule auf der Hand. Bez. u. 1.: ^ KAkTGlOF; IN •
Eichenholz; h. 0,55; br. 0,76%. — Im Inventar 1722, A371, als »alt Franck<.
So noch bei H. Es kann jedoch der »alte« nur im Gegensatze znm III. gemeint
sein. Es ist ein unzweifelhaftes Bild des Frans Francken II. So auch Scheibler,
Dr. Not. — Phot. Bruokm.
Die Himmelskönigin im Blumenkranze. In der Mitte thront 944 A
Maria mit der Krone auf dem Haupte, mit dem Kinde auf (884)
"Jdeni Schoosse. Ueber ihr schwebt die Taube des heil. Geistes. P H
Links und rechts neben ihr knieen musizierende Engel. Um
diese Darstellung schliesst sich ein hochovaler Blumenkranz.
Rechts vorn in demselben Erdbeeren und ein Brombeerzweig.
Eichenholz, h. 0,65%; br. 0,52. — Kat. 1887 und 1892: N. 947. — luv.
Guarienti (vor 1753) N. 1600. Inv. 1754, II 364, als »Alt Franck das inwendige,
Brengel die Blumen«. Die Blumen, wie schon H. bemerkt, eher von J. van Kessel.
Weshalb aber bei H. das Mittelstück Ambrosius Francken d. ä. zugeschrieben wurde,
ist nicht ersichtlich. Wir halten mit Scheibler für. Not) auch dieses für ein Werk
des zweiten Frans Francken.
Die Ehebrecherin vor Christus. Rechts steht die Sünderin, 944 B
von Schergen und Volk umgeben; vorn ein Knabe mit einem (885)
grossen Korbe voll Steinen. Links unter dem Zelte stehen P 10
die Pharisäer. In der Mitte aber beugt der Heiland sich
zur Erde, um seine inhaltschweren Worte in den Sand zu
schreiben. Angeblich u. 1. bez.: FF. d.j. fe. . 1606, 1628
oder 1616.
Kupfer; b. 0,35%; br. 0,28%. — Kat. 1887 u. 1892: N. 948. — Inv. 1722,
B 1265, als »Franckc schlechthin. — Wenn die von einigen Seiten gesehene Inschrift
(mit 1606) wirklich auf dem Bilde stände, müsste es ein Jugendwerk des Fr. Fr. II.
sein. Immerhin wäre 1616 oder 1628 wahrscheinlicher als 1606; doch sehen wir
nach -wiederholter genauester Untersuchung weder die Inschrift, von der höchstens
ein F zugegeben werden könnte, noch eine dieser Jahreszahlen. Das Bild könnte
sogar von Fr. Fianeken III. (1607—1666), einem Sohne des IL, herrühren. Ein
gleiches Bild von Frans Francken IL, nur in etwas grösseren Maassen, besitzt die
Sehlossgalerie zu Aschafifenburg.
310 Vlämische Schule. Uebergangszeit
945 Die Erschaffung der Eva. In der Paradies -Parklandschaft,
(882) in der zahme und wilde Tiere friedlich nebeneinander wohnen,
P 3 liegt Adam links am Boden ; und auf das Geheiss des vor ihm
stehenden Gottvaters entsteigt Eva seinen Rippen. In der Mitte
unter dem Baume : der Sündeufall ; weiter rechts im Hinter-
grunde: die Vertreibung aus dem Paradiese.
Eichenholz; h. 0,53%; br. 0,81. — 1741 aus der Sammlung; Wallenstein in
Dux. — Angeblich Gegenstück zum folgenden. — Noch bei H. als F. Francken d. ä.
Die Figuren jedoch sicher vom jüngeren. Die Landschaft nicht von Brueghel, nur
von einem Schüler. Die Tiere und Blumen schwerlich von Jan Brueghel d. a.,
sondern nur von einem Schüler. Aehnlich ein Bild Brueghel's in der Galerie
Doria zu Rom.
Angeblich Frans Francken d. j.
946 Die Erschaffung der Tiere. In der reichen Parklandschaft
(883) steht Gottvater links, nach rechts gewandt. Auf sein Geheiss
P 3 entspringen ringsum die Tiere der jungfräulichen Erde. Rechts
ein Pferd, ein Stier, ein Löwe und eine Löwin. Links unter einem
spärlich belaubten Baume, in dessen Aesten sich bunte Vögel
wiegen, ein Elch. Vorn in der Mitte zwei Stachelschweine.
Eichenholz; h. 0,53l/2 ; br. 0,80V2- — 1741 ans der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Angeblioh Gegenstück zum vorigen. — Das wirkliche Verhältnis hat Ed.
Flechsig nachgewiesen. Das Bild ist als Ganzes eine Fälschung. Echt alt und wohl von
Jan Brueghel d. ä. selbst ist nur ein Drittel des Ganzen: das Stück unten rechts,
eine Landschaft mit Tieren usw. — Dieses Stück ist in eine grosse Holztafel ein-
gesetzt worden, die von schwacher Hand hauptsächlich links, aber auch an allen vi^r
Seiten mit einem fiemälde umgeben worden, das es zum Gegenstücke des vorigen
stempeln sollte. Mit Frans Francken d. j. hat es daher nichts zu tun.
Angeblich Adriaan Vranx
Wurde 1582 Lehrling des älteren Hans Snellinx (Jan Soellink)
in Antwerpen. (Liggeren I, p. 284.) Weitere Lebensumstände
unbekannt.
949 Südliche Berglandschaft mit Hirten und Herden. Rechts
(857) vorn eine mächtige Eiche. Links vorn ein Fluss. Im Mittel-
F. M. gründe auf der Höhe ein Gebäude neben einer Pinie und einer
Palme. Am Flusse eine Wäscherin. Hinter ihr ein Hirte.
Bezeichnet rechts am Stamme der Eiche:
AR /wx
Ylämische Schule. XVII. Jahrhundert 311
Eichenholz; h. 0,75%; br. 1,06. — 1711 als Inventarnummer 255'J durch
Kossi, also nicht durch Heinecken aus Hamburg, wie bei H. Dass unser Meister
der in den Antwerpener Liggeren namhaft gemachte A. Vranx sei, ist nicht glaub-
lich. Unser Bild ist jünger. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
Unbestimmte vlämische Meister
XVII. Jahrhundert
Christus und Petrus auf dem Wasser. Links die gebirgige 959
Küste, rechts die weite Seebucht, auf der das Bot mit den (886)
Männern schaukelt. Links vorn, nach rechts gewandt, steht Q 1
der Heiland auf den Wellen . und reicht dem ihm über die
Flut entgegengehenden, jedoch einsinkenden Petrus die Hand.
Kupfer; h. 0,28; br. 0,24%. — Inventar 1722, A 1731. Damals irrtumlieh
als »Jordan e Breugel«. Später, auch bei H., frageweise dem Ambrosius Francken oder
Hans Francken d. j. zugeschrieben. Doch rührt es von letzterem keineswegs her;
und es dem ersteren zuzuschreiben, kennen wir denselben nicht genug.
Die Kreuztragung Christi. Der Zug bewegt sich nach 95 1
rechts über die Strasse. In der Mitte ist der Heiland unter (887)
der Last seines Kreuzes zusammengebrochen und hält die heil. P l
Veronika ihm ihr Tuch hin.
Kupfer; h. 0,16%; br. 0,13%. — Inv. 1722, B 604. Damals als »Franck,
Kopie«. — Später, auch bei H., frageweise dem Ambrosius oder dem jüngeren Frans
Francken zugeschrieben. Vergl. jedoch die Bemerkungen zum vorigen Bilde.
Die Versuchung des heil. Antonius. Berglandschaft mit 952
alter Schlossruine. Der heil. Antonius kniet betend, nach (890)
links gewandt, unter einem hohen Baume. Ihm gegenüber p 3
steht die Verführerin an der Spitze verschiedener Dämonen.
Spukgestalten rechts vorn und links oben in der Luft.
Eichenholz; h. 0,27%; br. 0.37. —Inv. 1722, A488. Hier mit seinen (wohl
.gefälschten) Initialen angeführt, die damals 5. E.F., später aber S. F. F. gelesen
wurden; infolgedessen schrieben alle Kataloge seit 1812, auch noch der H.'sche,
das Bild einem Meister Sebastian Francken zu. Ein solcher ist jedoch nicht bekannt.
Gemeint sein kann nur Seb. Vranex (geb. den 22. Januar 1573 zu Antwerpen, gest.
daselbst den 19. Mai 1647). Dieser aber hat nicht nur ein ganz anderes Mono-
gramm, sondern zeigt auch eine ganz andere Hand. Das Bild ist, wie Mas Fried-
länder zuerst bemerkt hat, eine genaue gleichzeitige Kopie nach einem Holzschnitt
von 1522, den van Mander dem Hieronymus Bosch selbst zuschreibt. Allerdings war
Bosch 1522 nicht mehr am Leben ; doch wird dem Holzschnitt eine Zeichnung dieses
Meisters zugrunde liegen. Vgl. Muther, Meisterholzschnitte, München, 1893, N. 128
und 129, Text Sp. XXX.
Felsenlandschaft. Links schroffe, mit Tannen bewachsene 953
Felsenmassen, durch die ein Wasserfall tost. Rechts Blick (897)
durchs Tal auf ferne Berge. Vorn Hirten und Herden. P 1'
312 Vlämische Schule. Uebergangszeit
Eichenholz; h. 0,33%; br. 0,46%. — Dieses unbedeutende Bildchen wurde
erst 1855 dem »Vorrat« entnommen und durch H. den Bildern des R. Savery ein-
gereiht, dessen Hand wir jedoch nicht in ihm erkennen können.
954 Räuber im Walde. In der Mitte eines dichten Laub-
(964) waldes schimmert ein See. Rechts vorn liegt, fast völlig ent-
P 6 kleidet, der Erschlagene. Links vorn teilen die Räuber sich
in die Beute.
Eichenholz; h. 0,41%; br. 0,62. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Bei H.
1867, Nachtrag, S. 388, nur erst frageweise, später unbedingt dem D. Vinck-Boons
zugesohrieben, dessen Hand es jedoch nicht zeigt. Scheibler (Dr. Not.) und Bode
schrieben es dem Seb. Vrancs (von Antwerpen ; 1573 bis 1647> zn. Wir können uns
bis jetzt nicht von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugen.
B. Die Grossmaler der Antwerpener Schule
Peter Paul Rubens
Geb. zu Siegen den 28. Juni 1577; gest. zu Antwerpen den
30. Mai 1640. In Antwerpen, der Stadt seiner Väter, Schüler
erst des Landschafters Tobias Verhaegt, dann (1591 — 94) des
Ad. van Noort, endlich (1594 — 98) des Otto van Veen. Tätig
von 1600 bis 1608 in Italien, vornehmlich im Dienste des
Herzogs von Mantua. Seit Ende 1608, abgesehen von Reisen
nach Paris, nach Madrid, nach London, nach Holland, haupt-
sächlich in Antwerpen. — Rubens ist der grosse Hauptmeister,
mit dem eine neue Aera der nordischen Malerei beginnt.
Da Rubens sich seit seiner Rückkehr aus Italien, mit Aufträgen überhäuft, bei
der Ausführung seiner Arbeiten der Boihilfe von Schülern zu bedienen pflegte, die
die bestellten Bilder nach seinen Skizzen zu untermalen hatten, wobei es von seiner
Zeit, aber auch von dem Interesse, das er dem Besteller oder dem Stoffe entgegen-
brachte, abhing, ob er sie ganz, teilweise oder gar nicht eigenhändig vollendete, '
so lässt sich die Grenze zwischen eigenhändigen und Werkstattbildern bei keinem
Meister schwerer ziehen, als bei ihm. Doch versuchen wir im folgenden diese Unter-
scheidung nach Maassgabe des gegenwärtigen Standes der Rubensforschung durchzu-
führen, indem wir eine erste Gruppe aus den Werken bilden, die wir für ganz oder
doch wesentlich eigenhändig halten, in eine zweite Gruppe die Werke verweisen, die
wir der Werkstatt des MeisteTS zuschreiben müssen, wobei hie und da eine geringe
eigenhändige Beteiligung nicht ausgeschlossen ist, als dritte Gruppe die Werke zu •
sammenstellen, die nur als Kopien von fremder Hand nach Rubens'schen Kompositionen
oder ausgeführten Gemälden gelten können, an vierter Stelle abor die Bilder an-
einanderreihen, die wir als Werke unbekannter Meister der Schule des Rubens ansehen.
955 Der heil. Hieronymus. Nach links gewandt, kniet der weiss-
(909) bärtige, halbnackte, vom Scharlachmantel umwallte Heilige
J 3 unter einer bewaldeten Felsenhöhle. Er betet vor dem Stein-
No. 965. Peter Paul Rubens.
No.^960. Peter Paul Rubens.
Tafel XIV
Vlännsche Schule. XVII. Jahrhundert 313
altar, auf dem ein Kruzifix steht und ein Totenkopf liegt. Rechts
zu seinen Füssen schlummert sein Löwe. Bez. I. u.: P. P. R.
Leinwand; h. 2,36; br. 1,63%. — 1746 ans der herzogl. Galerie zu Modena. —
Frühes, eigenhändiges Prachtwerk des Meisters, entweder noeh in Italien oder bald
nach seiner Heimkehr gemalt. — Der Ansicht Ad. Rosenberg's, dass die Bezeichnung
gefälscht und das Bild erst um 1618 gemalt sei (v. Lfitzow's Zeitschrift XVII, 1882,
S. 167) vermögen wir uns nicht anzuschliessen. Vergl. auch Rooses, Rubens LT, p.
311—312, N. 463. — Phot. Braun I, 23; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Die Krönung des Tugendhelden. Nach links gewandt, auf 956
seine Lanze gestützt, steht der Held in blankem Harnisch und (908)
flatterndem Purpurmantel da. Er setzt den rechten Fuss auf J 2
den am Boden liegenden, bekränzten, grauhaarigen Satyr (das
Sinnbild der überwundenen Trunkenheit), während rechts, halb
von hinten gesehen, ein üppiges Weib, an deren Schulter, ein
weinender Liebesgott lehnt, am Boden sitzt (als Sinnbild der
verschmähten Wollust). Eine geflügelte Siegesgöttin schmiegt
sich an den Helden an und setzt ihm mit beiden Händen einen
Kranz aufs Haupt. Rechts im Hintergrunde aber lauert der
Neid als altes Weib mit fahlem Gesicht und Schlangenhaar.
Leinwand; h. 2,03; br. 2,22. — Nach dem Abrege von 1782 p. 325 und
schon nach Heinecken's Text zum alten Galeriewerk (Recueil d'Estampes etc. II,
1757, p. XXX) ist das Bild direkt von Mantua nach Dresden gekommen (als Inv.
N. 3423 1743 mit dem folgenden durch Rossi) und in Mantua seiner Zeit von
Rubens für den Herzog Vincenzo Gonzaga gemalt worden. Heinecken war Augen-
zeuge der Erwerbung. Sein Bericht hat also als zuverlässig zu gelten. Das Bild
ist daher auch stets für ein eigenhändiges Werk der italienischen Zeit des Meisters
erklärt worden. So auch Bode bei v. Zahn VI, S. 201 und Rooses, Rubens IV, p.
51 — 53 N. 828. — Gegenstück zum folgenden. — Eine spätere Wiederholung besitzt
die Pinakothek zu München. — Gestochen von P. Tanje •£ II, 44. Voorhelni-
Schneevogt p. 142 N. 53. — Phot. Braun XIV, 21; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Der trunkene Herkules. Der bärtige Halbgott, in dessen 757
Blick sich seine Trunkenheit widerspiegelt, während er in der (906)
linken Hand noch den Krug hält, dessen roten Wein er ver- J 2
schüttet, lässt sich, nach rechts gewandt, von einer ziegen-
beinigen Nymphe und einem bocksbeinigen Satyrn entführen.
Hinter ihnen folgt eine springende Bacchantin mit fliegenden
Haaren. Rechts am Waldrande trägt ein zweiter Satyr das Löwen-
fell, schleppt ein kleiner Liebesgott die Keule des Herkules.
Leinwand; h. 2,04; br. 2,04. — Als N. 3422 nach dem Inventar 8TO im Juni
1743 mit dem vorigen durch Rossi aus Italien, und zwar schon nach dem luv.
Guarienti (vor 1753) N. 76 aus Mantua. Vergl. die Anmerkung zum vorigen Bude,
seinem Gegenstücke. Als Gegenstück zu diesem ist es auch innerlich charakterisiert:
dort der Held, der über Wollust und Trunkenheit gesiegt hat, hier der Held, welcher
314 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
der Trunkenheit und Wollust erliegt. — Eine kleine eigenhändige Wiederholung
auf Holz in der Casseler Galerie. — Rooses, Rubens in, p. 105—106 N. 623. —
Phot. Braun XIV, 22; Phot. Ges.; Tainme; Häufst.; Bruckm.
957 A Satyr und Mädchen mit dem Fruchtkorbe. Kniestück. Der
(1046) Satyr, von dessen Schulter ein Fell herabgleitet, hält, leicht
J 4 üach links gewandt, mit beiden Händen vor sich einen Korb voll
Trauben, Quitten und Aepfeln. Links neben ihm greift ein dralles
Mädchen in rotem Kleide mit der Rechten nach den Früchten.
Eichenholz; h. 1,05%; br. 0,74. — Kat. 1887 u. 1892: N. 985. — 1738 durch
Rossi. — Schon im Inventar 8° (2384) als »Giordano« ; und als »Jakob Jordaens« noch
bei H. — Im Haag in der Tat ein ähnliches Bild als »Jordaen6«. In der Galerie
Schönborn zu Wien dagegen das gleiche Bild als »Rubens« und ein fast gleiches Bild
schon von Alex Voet jun., einem Zeitgenossen des »Rubens«, gestochen (Voorhelni-
Sohneevogt p. 131, N. 114). Arorgl. des Verfassers Text zum Braun'schen Galerie-
werk IX, S. 320. Obgleich das Exemplar der Galerie Schönborn noch mehr von
Rubens* eigener Hand zeigt als das unsere, kann doch nur dieses, wegen des Ma-
terials, auf dem es gemalt ist, als das Bild gelten, das sich unter N. 174 in Rubens
Nachlass befand. Vergl. des Verfassers Bemerkung in der Kunst-Chronik XXIV, 1889,
Sp. 347 — 348 zu Th. Frimmel's Bemerkungen ebendort Sp. 305—307. Dazu Rooses,
Rubens III, p. 94 N. 611. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
958 Die Alte mit dem Kohlenbecken. Kniestück. In einer Felsen-
(011) höhle steht, nach links gewandt, eine Alte, die in der Rechten
-1 3 ein Kohlenbecken trägt, an dem sie die Linke wärmt. Vorn
links trägt ein Jüngling Holz im Korbe herbei und bläst ein
Knabe mit vollen Backen in die Glut.
Eichenholz; h. 1,16; br. 0,92. — Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 23 als
»opera aniniirabile« des Rubens. — Eigenhändiges Werk des Meisters ron 1622.
Max Rooses und der Verfasser dieses Kataloges haben den Beweis erbracht, dass
unser Bild ursprünglich einen Bestandteil des berühmten Gemäldes des Rubens im
Brüsseler Museum (N 413i gebildet. Aus demselben herausgesagt, ist das Stück
dort durch einen Einsatz von fremder späterer lland ersetzt worden, der das ganze
Gemälde seiner ursprünglichen Bestimmung entgegen, zu einer Schmiode Vulkans
gemacht hat. Das Original stellte Venus dar, wie sie, von Nymphen begleitet,
Schutz in oinor Grotte sucht. Eine alte Werkstattwiederholung des Bildes in seiner
ursprünglichen Gestalt befindet sich bei Herrn Herrn. Otto Caesar in Köln a. Rh.,
eine alte Kopie (Jak. Jordaens zugeschrieben) im Haager Museum. Vergl. Wooruiann
in der K.-Chr 1889, XXIV, S. 363—355. Max Rooses, Rubens III, p. 183-186 zu
N. 700. — Gestochen von C. F. Boetius ifr 1, 49; fernor von P. F. Hasan und lin
Schwarzkunst) von J. Smith. Voorhelm-Schneevogt p. MS N\ 139 — 141. — l'hot.
Braun VII, 24; Tamme; llanfst. ; Bruckm.
958 A Das jüngste Gericht. Links vorn entsteigen die Toten den
(021) Gräbern und schweben die Seligen, einander liebevoll mithinan-
M 3 ziehend, zum Himmelsglanz empor. Oben in der Mitte thront
Christus als Weltrichter mit erhobener Rechten zwischen grossen
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 315
Scharen von Patriarehen und Heiligen. Maria steht zu seiner
Kechten. Zu seiner Linken aber stürmt der Erzengel Michael
mit vorgehaltenem Schilde hinab, um die Verdammten in wilden
Knäueln hinunterzustürzen in den Schlund der Hölle, der, von
roten - Flammen durchlodert, rechts im Vordergrunde gähnt.
Eichenholz; h. 1,21 %; hr. 0,96. — Kat. 1887 u. 1892: N. 981. Inv. 1754,
II 40. Das grosse Bild dieses Gegenstandes, das Rubens vor 1618 für den Pfalz-
grafen Wolfg. Wilh. von Neuenbürg gemalt hatte, befindet sich in der Münchener
Pinakothek. Unser kleines Exemplar wurde von der älteren Forschung allgemein
für Rubens' eigenhändige Skizze dazu angesehen. Noch Waagen (Kl. Schriften S. 281)
nennt es die »sicher ganz von der Hand des Meisters herrührende Skizze«. Neuer-
dings wollte die deutsche Kritik jedoch nur eine Kopie nach dem Münchener Bilde
in dem unseren erkennen. So zuerst Bode bei v. Zahn VI, S. 200. Max Rooses
(Rubens I, p. 100 — 101 N. 89 bis) dagegen hält an der Eigenhändigkeit unserer
Skizze fest und auch wir kehren zu dieser Auffassung zurück, nachdem wir die ver-
schiedenen annähernd gleichen Kompositionen nochmals miteinander verglichen haben.
Unsere Skizze zeigt erhebliche Abweichungen von dem grossen Bilde. Der Stich von
Com. Vischer (Voorh.-Schn. p, 61 N. 453), dessen Vorlage die Skizze im Museum
zu Sigmaringen gewesen zu sein seheint, stimmt in einigen Beziehungen mehr mit
unserer Skizze, in anderen mehr mit dem Münehener Bilde überein. — Phot.
Braun IX, 25; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Brockm.
Bildnis eines Herrn neben einem Tische. Kniestück nach 960
rechts auf grauem Grunde. Der schwarz gekleidete, schwarz- (928)
haarige junge Mann stützt sich mit der Rechten auf den links J 1
stehenden, mit buntem Teppich bedeckten Tisch, während er
seine Linke in die Seite stemmt.
Eichenholz; h. 1,03; br. 0,72%. — Inventar 1754, II 172 als Rubens. So
stets bisher; auch bei Rooses, Rubens IV, p. 294 N. 1094, wenngleich Rooses zu-
gibt, dass die Kleider von der Hand eines »Mitarbeiters« des Meisters gemalt seien.
Bode hat dagegen dieses Bild neuerdings (Die Gemäldegalerie der Königl. Museen
zu Berlin, Lief. IV, S. 24 und besonders »Graphische Künste« XII, 1889, S. 45) mit
Entschiedenheit der Frühzeit van Dyck's, um 1619, zugeschrieben. Die Anzahl von
Bildnissen, die Bode, nachdem sie meist erst in unserem Jahrhundert dem Rubens
zugeschrieben worden, ihrer älteren Bestimmung entsprechend der Frühzeit van Dyck's
zurückgegeben, hat sich seit der ersten Auflage dieses Kataloges veigrössert. Aus der
Dresdner Galerie gehören ausser diesem Bilde besonders noch die Bilder N. 959, 961,
968 und 969 der ersten Auflage = N. 1023 a,, 1023 b, 1023 c und 1023 d der gegen-
wärtigen Auflage in diese Reihe. Da auch Max Rooses, der belgische Rubens-Spe-
zialist, die Bilder N. 1023 a, 1023 b und 1023 c schon in seinem grossen Rubens-
Werke (VI, p. 294, N. 1093 und p. 283-284) dem van Dyck zuweist, ja, den letzten
beiden nicht einmal mehr Nummern in seinem Rubens- Werke gönnt, so wurden diese
der Ueberzeugung des Verfassers entsprechend, schon in der zweiten Auflage unter
die Werke van Dyck's zurück verwiesen. N. 1023d (früher 961) ist ihm erst in der
dritten Auflage gefolgt, nachdem sich gezeigt, dass die alten Inventare und der
Katalog von 1765 wahrscheinlich recht hatten, demselben nicht unsere N. 960, sondern
N. 1023c als Gegenstück zu geben. Unser Bild N. 960 aber glauben wir schon
316 . Vläinische Schule. XVII. Jahrhundert
958 Die Alte mit dem Kohlenbecken. Kniestück. In einer Felsen-
(911) höhle steht, nach links gewandt, eine Alte, die in der Rechten
J 4 ein Kohlenbecken trägt, an dem sie die Linke wärmt. Von links
trägt ein Jüngling Hplz im Korbe herbei und bläst ein Knabe
mit vollen Backen in die Glut.
Eichenholz; h. 1.16: br. 0,92. — Im Inventar Guarienti (vor 1753) X. 23 als
opera ammirabile« des Ruhens. — Eigenhändiges Werk des Meisters von 162:.'.
Max Rooses und der Verfasser dieses Katalogs haben vor Kurzem den Reweis erbracht,
dass unser Bild ursprünglich einen Bestandteil des berühmten Gemäldes des Rubens
im Brüsseler Museum (X. 413) gebildot. Aus demselben herausgesagt, ist das Stück
dort durch einen Einsatz \on fremder, spaterer Hand ersetzt worden, der das ganze
Gemälde, seiner ursprünglichen Bestimmung entgegen, zu einer Schmiede Vulkans
gemacht hat. Das Original stellt Venus dar, wie sie, von Nymphen begleitet, Schutz
in einer Grotte sucht. Eine alte Werkstattswiederholung des Bildes in seiner ur-
sprünglichen Gestalt befindet sich bei Herrn Ruppertshoven von Boll in Hamburg,
eine alte Copie (Jak. Jordaens zugeschrieben) im Haager Museum. Vergl. Woermann
in der K. Chr. 1889, XXI V Sp. 353—355. Max Rooses, Rubens, III, p. 183—186
zu X. 700. — Gestochen von C. F. Boetins »£ I, 49 ; ferner von r. F. Basan und
(in Schwarzkunst) von J. Smith. Voorhelm-Schn. p. 154 N. 139—141. — Phot.
Biann VII, 24 und Tamme.
960 Bildnis eines Herrn neben einem Tische. Kniestück nach
(928) rechts auf grauem Grunde. Der schwarz gekleidete, schwarz-
J 1 haarige junge Mann stützt sich mit der Rechten auf den links
stehenden, mit buntem Teppich bedeckten Tisch, während er
seine Linke in die Seite stemmt.
Eichenholz; h. 1.03; br. 0,72'/,. — Inventar 1754, II 172 als Rnbens. 3o
stets bisher; auch bei Rooses, Rubens IV, p. 294 X. 1094, wenngleich Rooses zugiebt,
dass die Kleider von der Hand eines »Mitarbeiters« des Kleisters gemalt seien. Bode
hat dagegen dieses Bild wie das folgende neuerdings (Die Gemäldegalerie der Königl.
Museen zu Berlin, Lief. IV, S. 24 und besonders Graphische Künste« XII, 1S89, S. 45)
mit Entschiedenheit der Frühzeit van Dyck's, um 1619, zugeschrieben. Die Anzahl
von Bildnissen, die Bodo, nachdem sie meist erst in unserem 'Jahrhundert dem liubens
zugeschrieben worden, ihrer älteren Bestimmung entsprechend der Frühzeit van Dyck's,
und zwar der Zeit seiner Thätigkeit in Rubens' Werkstatt, zurückgegeben, hat sich
seit der ersten Auflage dieses Katalogs erheblich vergrössert. Aus der Dresdener Galerie
geboren ausser diesem Bilde und dem folgenden, seinem Gegenstück, besonders noch
die I'.ilder N. 959, 968 und 969 der ersten Auflage X. 1023 a, 1023b und 1023c
der gegenwärtigen Auflage in dieso Reihe. Da auch Max Rooses, der belgische
Rubens-Spezialist, die zuletzt genannton drei Bilder sehen in seinem grossen Rubens-
Werke (IV, p. 294, X. 1093 und p. 283-284) dem van Djck anweist, ja, den letzten
beiden nicht einmal mehr Nummern in seinem Rubens- Werke gönnt, so ninssten diese
nunmehr, dem gegenwärtigen Stande der Forschung und der Ueberzeugung dos Ver-
fassers entsprechend, in der That unter die Werke van Dyck's verwiesen worden. —
lei der vorliegenden N. 900 und bei dem folgenden N. 961 liegt die Sache noch
insofern etwas anders, als .|er genannte Rubens-Codex sie noch im Wesentlichen für
Werke des Kuben- erklärt. — Wir lassen sie daher vor der Hand noch unter Rubens
Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert 317
Werken stehen, verhehlen aber unsere eigene Ueberzeugung nicht, dass Bode Recht
hat, auch sie dem van Dyck zuzuschreiben. Hat doch gerade N. 961, von dem 960
als Gegenstück nicht zu trennen ist, noch während des ganzen vorigen Jahrhunderts als
Werk van Dyck's gegolten und zeigen beide Bilder doch auch entschieden dieselbe
Hand , wie N. 1023 b (968), das auch Rooses bereits dem van Dyck zurückgegeben
hat! — Phot. Braun XV, 21 und Phot. Ges.
Bildnis einer Frau mit goldenen Brustschnüren. Kniestück 96 I
nach links auf grauem Grunde. Sie trägt über schwarzem (925)
Kleide eine grosse weisse Halskrause und eine kleine" weisse J 1
Haube. Mit der rechten Hand greift sie in ihre goldene Gürtel-
kette, die linke hängt herab.
Eichenholz ; h. 1 ,03 ; br. 0,73'/j. — Nach 1742 durch Le Leu aus Paris. —
Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 17 und im Inventar 1754, II 175, als van Dyck.
So noch im Abrege 17S2. Später als Rubens. Vergl. jedoch alle Bemerkungen zu
dem vorigen Bilde. Rooses, Rubens IV, p. 295 N. 1095. — Phot. Braun XIII, 22
und Phot. Ges.
Eine Wildschweinsjagd. Wilder Wald. Links zwischen knor- 962
rigen Stämmen und rauhem Astwerk gestürzter Bäume stellen (916)
sich vier Männer mit Spiessen, ein fünfter mit einer Gabel, K 3
hinter denen ein sechster ins Hörn stösst, dem von rechts an-
stürmenden, von einer starken Meute grosser Hunde verfolgten
Eber entgegen. Von den Hunden haben einige das Tier gepackt,
andere wälzen sich, zurückgeschleudert, in ihrem Blute. In der
Mitte und rechts vorn sprengen je zwei Jäger zu Eosse heran.
Links vorn hält ein Mann zwei Hunde an der Leine.
Eichenholz; h. 1,37; br. 1,687,. — 1749 für 800 Gulden aus der Kais. Galerie
zu Prag. — Hundert Jahre früher (1648) kaufte Erzherzog Leopold Wilhelm es für
die Präger Galerie auf der Auction der Buckingham'schen Bilder in Antwerpen. Der
Herzog von Buckingham aber hatte es 1627 mit der Kunstsammlung des Rubens von
diesem selbst erworben. Es ist ein prächtiges eigenhändiges Originalbild des Meisters.
Grösser ausgeführt \ind teilweise verändert kommt es in verschiedenen Exemplaren
vor: z. B. das grosse Hauptbild bei Mr. Adr. Hope in London. Vergl. übrigens John
Smith, Catalogue, II, N. 174, 235, 254, 606, 719 und besonders 931. Eine Copie in
der Kais. Galerie zu Wien. — Rooses, Rubens, IV, p. 344 X. 1160. — Gest. von
P. Soutman, Voorhelm-Schn. p. 228, N". 31, 9. — Phot. Braun II, 27 und Phot. Ges.
Ein alter Bischof. Brustbild ohne Hände, nach rechts, auf 963
grauem Grunde. Der alte Herr mit weissem wallenden Bart (930)
und nur spärlichen Haarresten auf dem Haupte ist in reiches M 3
bischöfliches Ornat gekleidet. Bezeichnet rechts unten: ' ,
(fU
jhpn^.
318 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
Eichenholz; h. 0,59%; br. 0,52 J^. — Inventar 1722, A 65. Vgl. Hh., S. 287.
— Eigenhändiges Bild der Spätzeit des Meisters. So auch Bode bei v. Zahn VI,
S. 202; Rooses, Rubens IV, p. 215 N. 1906 und Seidlitz im Report. XVI 8. 375. —
Anders Frimmel, dem nur in der Bezweiflung der Eigenhändigkeit der Inschrift Recht
zu geben sein wird. — Phot. Braun, III, 24; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
964 A Bildnis einer Frau mit geflochtenem Haar. Brustbild ohne
(932) Hände nach links auf braunem Grunde. Das blonde, obeu durch
M 3 eine Flechte mit grüner Schleife zusammengehaltene Haar fällt
in losen Locken auf Stirn und Schultern herab.
Eichenholz; h. 0,64; br. 0,49%. — Kat. 1887 und 1892 als N. 970. —Bei H.
irrtümlich als Helene Fourment und als 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in Prag.
Vielmehr als Inveutar-N. 3842 erst um 1747 erworben und auch zuerst im Inventar
1754, II 3, verzeichnet. — Eigenhändiges Bild der Spätzeit des Meisters. — Rooses,
Rubens IV p. 296 N. 1097 : eigenhändig um 1635. — Gest. von C. F. Stolzel j$
III, 13. — Phot. Braun IV, 27; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
964 B Guos ego! Neptun auf seinem Muschel wagen, die Winde
(903) beschwichtigend, damit das Meer dem Kardinal - Infanten
J 1 Ferdinand günstig sei. Nach rechts gewandt, von schnaubenden
Seerossen gezogen, zieht der Wagen über das blaue Meer. Den
Dreizack hält der Gott in der Eechteu, die Linke erhebt er
drohend. Drei üppige Nereiden folgen ihm links vorn in den
Wellen. Schwere Wolken, in denen Sturm, Regen und Gewitter
als phantastische Gestalten sichtbar sind, stehen noch am
Himmel. Im Hintergrunde ist die Ueberfahrt der Flotte des
Fürsten von Barcelona nach Genua dargestellt.
Leinwand; h. 3.26; br. 3,84%. — Kat. 1887 nnd 1892 als N. 966. — 1742
durch den Grafen Brühl erworben (Inventar-N. 3266). Vorher (1731) in der Samm-
lung de la Fage in Paris, noch früher in der Galerie des Herzogs von Richelieu. —
Das Gemälde bildete einen Bestandteil der Triumphbogen, die 1635 unter Rubens'
Leitung zur Feier des Kardinal-Infanten Ferdinand in Antwerpen errichtet wurden,
und zwar schmückte es den Siegesbogen bei der Georgskirche. Die Hauptgestalten
sind von Rubens' eigener Hand übergangen ; den Namen »Quos ego !« hat es zur Er-
innerung an den Ausruf des den Stürmen gebietenden Neptun bei Virgil (Aen I,
v. 131—135) erhalten. - Vergl. Rooses, Rubens III, p. 296—297, N. 774. — Ge-
stochen von Th. v. Thulden in der Folge : Pompa introitus Ferdinandi a Antwerpe.
Voorhelm-Schneevogt p. 225 N. 7; von Daulle # I, 48. — V.-Sch. p. 123 N. 34;
neuerdings von A. F. Sohultheiss. — Phot. Tamme ; Bruckm.
965 Bathseba am Springbrunnen. Die schöne junge Frau sitzt
(912) halb nackt unter dem plätschernden Brunnen, auf dessen Rand
J 1 sie ihren linken Arm stützt. Die hinter ihr stehende Magd
kämmt ihr langes Haar. Sie wendet den Kopf nach links, wo
ein Negerpage als Bote David's, der im Hintergrunde vom
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 319
Altaü herabblickt, mit einem Briefe erscheint. Ein Hündchen
bellt den Eindringling an.
Eichenholz ; h. 1,75 ; br. 1,26. — 1749 für 6600 LivTes durch de Leu aus
Paris. — Vortreffliches , eigenhändiges Werk der späten Zeit des Meisters. Wahr-
scheinlich das Bild dieses Gegenstandes, das sich in seinem Nachlasse befand : N. 87
der Liste hei J. Smith, Catalogue II, p. 31. — Rooses, Rubens I, p. 149—150, N. 121 ;
eigenhändig um 1635. — Phot. Braun XI, 13 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Hanfst. ; Bruckm.
Der heil. Franz de Paula. Der in der Luft schwebende 967
Heilige wird von den Pestkranken um Hilfe angerufen, die (922)
unten auf der Strasse herbeigetragen werden, während rechts M 2
und links an hochgetreppten Gebäuden zahlreiche Zuschauer
versammelt sind.
Eichenholz ; h. 0,64}^ ; br. 0,73. — 1741 aus der Sammlung WaUenstein in Dux
(Inventar-N. 2953). Die Provenienzangabe bei H. beruhte auf einem Irrtum ; ebenso
seine Erklärung als »der heilige Ignatius«. Die richtige Benennung auf dem Stiche
von Lommelin bei V.-Schn. p. 100 N. 44. — Unsere Skizze ist rechts und links
später durch Ansatz Tergrössert. Wiederholungen ohne diesen Ansatz und mit einigen
Aenderungen (nach Rooses Kopien) befinden sich in der Münchener Pinakothek und
in der Wiener Akademie-Galerie. — Rooses, Rubens II, p. 262 — 263 N. 431 eigen-
händig. — Phot. Braun X, 19 ; Bruckm.
Bilder aus der Werkstatt des P. P. Rubens
Eine Löwenjagd. In der Mitte ist ein Löwe, nach links 972
gewandt, auf den beturbanten Reiter gesprungen, dessen (902)
Schimmel sich unter ihm bäumt, packt ihn an der Schulter J 4
und reisst ihn herab. Ein zweiter Löwe liegt links mit den
Tatzen auf einem noch lebenden, zu Boden gestreckten Manne
und blickt grimmig zu dem braunen Reiter empor, der, zurück-
gewandt, mit seiner Lanze nach ihm sticht, während sein Ross,
hinten ausschlagend, bildeinwärts davonstürmt. Ganz links im
Mittelgrunde ein dritter Reiter. Rechts aber sprengen zwei ge-
harnischte weisse Ritter mit gezückten Schwertern zur Hilfe
herbei. Vor ihnen sucht eine Löwin ihr Junges, das sie im
Maule trägt, in Sicherheit zu bringen; und ganz vorn wälzt
sich hier ein von einer Lanze durchbohrter Panther am Boden.
Leinwand : h. 2,40; br. 3,17. — 1742 durch de Brais aus der Galerie Carignan
in Paris. — Nächst der ganz anders komponierten Münchener Löwenjagd ist die unsere
anerkanntermaassen das bedeutendste Bild dieses Gegenstandes, das aus der Werk-
statt des Meisters hervorgegangen ist. Vergl. J. Smith, Catalogue, N. 250 und
Waagen, Kl. Schriften S. 291. — Doch gehört die Ausführung im wesentlichen,
wenn nicht ausschliesslich, Schülerhänden an. — Rooses, Rubens IV, p. 338—339,
N. 1154 : Schülerarbeit nach einer Zeichnung des Meisters, ->; Gestochen von
320 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
J. Suyderhoef und C. F. Letellier. Voorhelm-Schneevogt p. 227. N. 31, 2. — Phot.
Braun IX, 24; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
973 Meleager und Atalante. Atalante sitzt links unter einem
(907) Baum und nimmt den Eberkopf in Empfang, den Meleager
J 1 ihr mit der Linken überreicht, während er seine Rechte auf
ihre Schulter legt und sie liebend anblickt. Links strebt ein
Hund an Atalante empor. Rechts in den Wolken erscheint
Eris, die Göttin der Zwietracht.
Leinwand ; h. l,6Ötyj.: br. 1,21. — 1750 (?) aus dem Nachlasse des Duc de
Tallard in Paris. H. — Inventar 1754, II, 266. — Die gleiche Darstellung befindet
sich als Breitbild in grösserem landschaftlichen Rahmen, auch mit fünf Hunden,
statt des einen, in der Müuchener Pinakothek. — Gestochen ist unser Exemplar von
.1. Meyssens, von C. Bartsch und anonym: Voorhelm-Schneevogt p. 128 — 129 N. 85
Ids 87. l)as Bild gehört der Werkstatt der Spätzeit des Meisters an und ist viel-
leicht unter seiner eigenhändigen Beteiligung — um 1635 — entstanden. —
Rooses, Rubens III p. 119 — 120 N. 641: »Die Figuren eigenhändig übergangen.«
Phot. Braun VIII, 26; Phot. Ges.; Hanfst. ; Tamme; Bruckm.
974 Satyr und Tigerin. Unter dem rebenumwundenen Baume
(914) sitzt ein bekränzter, bocksbeiniger, gehörnter Satyr und presst,
J 3 nach rechts gewandt, mit beiden Händen den Saft von Trauben
teils in das Gefäss, das ein vor ilim sitzender Knabe hält, teils
in dessen Mund. Rechts nascht ein zweiter Knabe Trauben.
Vorn ruht eine Tigerin, die zwei Junge säugt und Trauben
zwischen ihren Tatzen hält. Links liegen Früchte.
Leinwand; h. 2,23; br. 1,48. — Inventar 1754, II 89; nach II. aus Brüssel
für 200D Francs de Hollande. — Das Bild wurde 1849, von 13 Kugeln getroffen,
durch Schirmer hergestellt. Vergl. Schnorr a. a. 0. 1895 N. 1 S. 169. Das eigen-
händige Original nach Max Rooses (Onze Konst II 1 903, S. 133) beim Grafen Constantin
de Bousies in Brüssel. — Unter eigenhändiger Beteiligung des Meisters — um 1620
— in seiner Werkstatt ausgeführt. So auch Bode bei v. Zahn VI, S. 201 und
Rooses, Rnbens III, p. 93 N. 610. — Die Tigerin daraus gest. von Nie. Rhein.
V.-Schn. p. 229 N. 38. — Phot. Braun XV, 22; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
980 Diana's Heimkehr von der Jagd. In ganzen Figuren. Den
(904) Kern der Komposition bildet diejenige des Bildes N. 9G2 A.
J 3 Doch folgen der Göttin rechts fünf Nymphen statt drei, links
vorn stehen zwei Knaben, die von den Früchten des Satyrs
naschen; weiter zurück aber tritt an die Stelle des dritten
Satyrs ein Bauer im Hute, der eine Bäuerin küsst.
Einwand; h. 2,20 ; br. 2,36^. — Nach H. 1766 durch Le I*u für 10000 Livres
aus der Galerie Orleans in Paris, dooh war diese Nachricht irrtümlich, wie unser
Bild denn nach Rooses auch keineswegs das von N. de Laanay (Voorh.-Schn. N. 20,
vide pag. 249 Index) gestochene Bild der Galerie Orleans ist, das sich noch im Be-
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 321
sitze der Familie Orleans (in England) befindet. Nach seiner Inventarnummer (3485)
und dem Inventar 8° fol. 318 b ist unser Bild vielmehr schon im Oktober 1743
aus Paris gekommen. Die Tiere und Früchte sind von Snyders gemalt ; die Figuren
sind teils zu zäh, teils zu flau, um von Rubens eigener Hand herrühren zu können;
doch nimmt Rooses (Rubens III, p. 77 — 78 N. 595) an, dass er manche Stellen eigen-
händig übergangen habe ; um 1616. — Das Darmstädter Exemplar gilt gegenwärtig
ebenfalls nur als Werkstattwiederholung mit geringer eigener Beteiligung des
Meisters. — Phot. Braun VTI, 25; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme ; Bruckm.
Eine Landschaft mit wilden Tieren. Rechts unter der be- 982
waldeten Anhöhe säugt eine Tigerin ihre Jungen, während der (913)
Tiger weiter oben aus dem Walde einen Hasen in seinem J 1
Rachen herbeiträgt. In der Mitte schleicht ein Löwe. Vorn
liegt ein Tigerschädel. Links im Hintergrunde verfolgt eine
Jagdgesellschaft einen Löwen.
Leinwand; h. 2,00% ; br. 3,69%. — Zuerst im Inventar 1754, n 272. — Nur
Werkstattbild , Rubens eigene Hand ist nirgends erkennbar. Die Hauptgruppe rechts
vorn ist unserem Rubenschen Bilde N. 974 entlehnt. So auch Rooses, Rubens IV,
p. 354, der dem Bilde keine Nummer seines Rubenswerkes gegeben. — Gest. von
J. E. Ridinger # II, 46. Voorhelm-Schneevogt p. 229 N. 37.
Ansicht des Escorials. Links und rechts die steilen, um- 983
wölkteu Höhen der Sierra Guaderrama. Vorn auf dem Berg- (915)
\\Qge unter dem spärlich belaubten Baume ein Reiter, hinter Q 1
dem ein zweiter auftaucht, während vor ihm ein Jäger vier Hunde
an der Leine führt. Unten im Tale der stattliche Escorial-Palast.
Leinwand; h. 1,14; br. 1,94. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Dass Rubens
die Escorial-Bilder, von denen es verschiedene Wiederholungen gibt, nicht selbst
malte, sondern von seinen Schülern unter seiner Leitung (»avecq mon avis«) aus-
führen Hess, bezeugt er selbst: Rosenberg, Rubensbriefe, Leipzig 1881, S. 219.
Uebrigens steht das unsere weder zu Lucas van Uden, noch zu Momper in Beziehung.
Rooses, Rubens IV, p. 385 — 387 hat unser Bild nicht ins Rubenswerk aufgenommen.
Bacchus auf dem Fasse. Der wohlgenährte, nackte, be- 984
kränzte Gott sitzt, nach links gewandt, auf einem Fasse im (1040)
Grünen. Eine Bacchantin steht neben ihm, legt ihre linke J 1
Hand auf seine Schulter und schenkt ihm mit erhobener
Rechten Wein in den Becher, den er selbst in der seinen
erhebt. Rechts hinter ihm ein Satyr. Rechts vorn ein Knäb-
lein, das sein Hemd aufhebt.
Eichenholz; h. 1,9572; br. l,6iyg. — Im Inventar 1722, A 54, als Original
von Rubens : »ein sitzend sehr fetter Bacchus«. (Die N. 54 steht noch auf dem Bilde.)
Bei H als »Silen« und als Werk des Jakob Jordaens. Beides nicht zutreffend. Es ist
eine bekannte Komposition von Rubens. Das Petersburger Exemplar, von Podolinski
gestochen, gut nach Rooses, Rubens III, p. 59—61 N. 574 für das eigenhändige Ori-
ginal aus der Spätzeit des Meisters. Das unsere ist, wie das von P. Peiroleri ge-
21
322 Autwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
stochene Exemplar iu den Uftizien zu Florenz, eine Werkstattwiederholung. Auch Jak.
Schinuzer hat ein gleiches Bild gestochen. Vergl. Voorh.-Schn. p, 134 N. 130 — L31.
Nach P. P. Rubens
986 Die Tochter der Herodias. Kniestück, nach links, auf
(910) braunem Grunde. In der Mitte trägt die Tochter der Herodias
Bautzen. jn geikem Kleide und rotem Mantel mit beiden Händen die
mächtige Schüssel, auf welche der Henker zur Rechten das
Haupt des Täufers niederlegt. Die Magd zur Linken hilft
die Schüssel stützen.
Leinwand; h. 129; br. 1,21. — Inventar 1722, A 60; als >Scuola di Rubens«
aus der Kunstkammer, wo es schon 1707 nachweisbar ist; Uli. S. 280. — 1908 an die
Kreishauptmannschaft in Bautzen. — Erst 1861 aus dem »Vorrat und bei H. al-
Originalwerk des Mei3tors. Das Original, dessen Hintergrund ausgeführter ist, be-
findet sieh jedoch in Castle Howard. Waagen, Treasures of Art III. p. 319. —
Unser Bild ist eine Werkstattwiederholung, in der Rooses, Rubens II, p. 10.
N. 241 , allerdings Spuren einer eigenhändigen Uebergehung durch den Meister
zu sehen meint. — Gestochen von Seh. a Bolswert. P. de Loisy. F. Ragot, .1.
l'ecini und anonym. Voorhelm-Schneevogt p. 30, N. 1G2 — 107. — Phot. Brann X.
20; Phot. Ges.
986 A Bildnis einer blonden jungen Frau im schwarzen Schleier.
(935) Halbligur nach links auf braunem Grunde; ganz in Schwarz
^ * mit einem Perlenhalsband. Mit der Rechten hält sie den über
den Hinterkopf gezogenen Schleiermantel, die Linke erhebt sie.
Leinwand, auf Eichenholz geklebt; h. 0,76%; br. 0,60. — Kat. 1887 u. L892:
N. 971. — 1743 durch Riedel ans Wien. — Im Inventar Guarienti (vor L753)
N. 1629 als »Rubens«. Nach Rooses (Rubens IV, p. 163, N. 939) nur in den Fleiseh-
partien eigenhändig ; um 1635 ; Wiederholung des ganz eigenhändigen Bildes der
Helene Fourment »ä la mantille« beim Baron Gaston Rothschild in Paris. — Nach
Bode (Die Gemäldegalerie der Königl. Museen in Berlin, Lief. IV, S. 24) dagegen
wie 960, 1022, 1023, 1023 a, 1023 b, 1023 c, 1023 d, die alle dem Rubens zugeschrieben
wurden oder werden, in Wirklichkeit ein Jugendweik van Dyck's. — Wir halten es
mit Seidlitz für eine alte Kopie (nicht von van Dyck). Vgl. Repert. XVI H. 375.
— Schwerlich ist Helone Fourment dargestellt. — Phot. Braun VIII, 21, Häufst. ;
Tamme ; Brücken.
986 B Die beiden Söhne des Rubens. Ganze Gestalten, nach links
(924) gewandt. Der ältere, Albert, in schwarzem Anzug und Hut,
J 4 hält ein Buch in der rechten, einen Handschuh in der linken
Hand und legi den linken Arm um die Schulter seines Bruders
Nikolas. Dieser trägt eine blaue Jacke und ein graues Bein-
kleid, alles reich mit orangefarbenen Schleifen besetzt. In der
Rechten hält er die Leine, an der er sein Spiel vögelchen
flattern lässt. Rechts im Hintergrunde 'graue Säulen.
Vlärnische Schule. XVII. Jahrhundert 323
Eichenholz; h. 1,56; br. 0,91. — Kat. 1877 n. 1892: N. 975. — 1742 durch
de Brais ans der Sammlung Dubreuil in Paris. — Das ursprüngliche Exemplar be-
sitzt anerkanntermaassen die Galerie Liechtenstein in Wien. Das unsere wurde Ton
der älteren Forschung (Smith, Catalogue LT, p. 83; Waagen, KI. Schriften, S. 274)
für eine eigenhändige Wiederholung gehalten. Die neuere deutsche Forschung (seit
W. Bode, bei v. Zahn VI, S. 200), der jetzt auch Rooses (Rubens IV, p. 343—244
N. 1036) beistimmt, sieht jedoch nur eine Schulwiederholung in ihm. Der leereren
Modellierung und flaueren Behandlung wegen müssen wir uns dieser Ansicht an-
schliessen ; so auch Seidlitz Repert. XVI S. 375. — Stiche nach dem Liechtensteiner
Bilde von G. M. Müller, nach dem Dresdner von J. Daulle §• I 50, von J. Danzel
und von G. Planer. Voorhelm - Schneevogt p. 167—168, N. 123—125. — Phot.
Braun V, 24; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
Der Liebesgarten. Rechts mächtige Grotten mit prächtigem 986 C
Portal; davor ein Orangenbaum, ein Rosenbaum, um den Liebes- (918)
götter flattern, und zur Rechten ein Springbrunnen. Links M 2
Blick in die Landschaft. Vorn ergötzen sich vornehm ge-
kleidete Herren und Damen. Links kosen zwei Pärchen, von
denen das eine im Rasen sitzt, das andere steht. Rechts
kommen ein Herr und zwei Damen mit zwei Hunden die
Stufen herab. Die Mittelgruppe aber besteht aus fünf Damen,
einem von hinten gesehenen Herrn, der ganz vorn am Boden
sitzt, und einem Lautenschläger, der aus dem Hintergrunde
hervorblickt. Den Mittelpunkt dieser Gruppe bildet eine am
Boden sitzende schöne Frau im Hut. An ihren Schooss hat
sich ein kleiner Liebesgott geflüchtet, den eine hinter ihm
stehende Dame mit einer Rute zu züchtigen versucht. Doch
hält seine Schützerin ihr die Hand fest.
Eichenholz; h. 0,93; br. 1,22. — Kat. 1887 n. 1892: N. 976. — 1742 für
12,000 Livres durch de Brais aus der Sammlung Carignan zu Paris. Die berühmte
Darstellung, die in niederländischer Sprache als »Venus* Lusthof:, in französischer
Sprache als »Conversation ä la mode« oder »La societe elegante« bekannt ist, existiert
in einer Reihe verschiedener Exemplare, die auch in der Komposition starke Ab-
weichungen voneinander zeigen. Das Original einer im ganzen einfacheren, anders
gruppierten. Komposition dieser Darstellung besitzt die Madrider Galerie, und mit
diesem stimmt, von einigen Auslassungen abgesehen, am besten der Stich von Peter
Clouwet (V-Schn. p. 149 N. 110) überein. Das eigentliche Original unserer Dresdner
Komposition, die genau von L'Empereur (V.-Schn. p. 150 N. 111) gestochen ist,
befand sich beim Duque de Pastrana zu Madrid und ist 1885 in den Besitz des Barons
Edmond Rothschild in Paris übergegangen. Jenes Madrider und dieses Pariser Exem-
plar sind grösser, als das unsere. Seit auch Max Rooses (Rubens IV S. 66—67 N. 836)
sich für die englisch-deutsche Forschung, die Rubens eigne Hand in unserem Exem-
plar nicht anerkennt, ausgesprochen, ist es entschieden, dass es nur als eine aus-
gezeichnete Wiederholung von fremder Hand nach dem Rothschild'schen Bilde ver-
zeichnet werden darf. — Phot. Braun IV, 26 ; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
21*
324 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
987 Der trunkene Herkules. Dieses Bild ist eine ziemlich
(1048) genaue Wiederholung unseres Gemäldes N. 957. Doch liegt
N. M.-G. links am Boden ein umgestürzter Korb Trauben.
Eichenholz; h. 2,20; l>r. 2.00. — Inventur 1722. A 50 (»Rubens, Original,
Herkules umfasst die Iole«); 1707 aus der Kunstkamnier ; Hh. S. 286. Schulwieder-
holung nach unserem Bilde N. 957. Die Hand des Jordaens, dem H. das Bild zu-
sehrieb, zeigt es jedoch keineswegs. — 1904 ans Neue Ministerialgebäude.
988 Der Erzherzog Albrecht. Brustbild ohne Hände nach
(94G) rechts auf dunklem Grunde. Der grauhaarige, graubärtige
50 b Fürst trägt einen schwarzen Rock mit goldenen Knöpfen, eine
Spitzen-Halskrause und eine Kette.
Eichenholz; h. 0,67; br. 0.52'/2- — 172:} aus der Sammlung Wrzowecz in
frag. Gegenstück zum folgenden. Es sind alte Kopien aus den Bildern des Madrider
Museums iN. 1604 und 1605), welche die Fürsten als Kniestücke vor einem Vorhange
auf einer Schloss-Terrasse zeigen. Aehnlich auch die Brüsseler Bilder N. 415 nnd 416.
989 Die Infantin Isabella. Brustbild ohne Hände, leicht nach
(947) links auf dunklem Grunde. Die hochblonde Gemahlin des Erz-
50 b herzogs Albrecht trägt ein schwarzes Kleid, eine reiche Spitzen-
Halskrause, ein Perlendiadem, reiche Ketten und einen Orden.
Eichenholz; h. 0,65}^; br. 0,5272- — 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in
Prag. Gegenstück znm vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
990 Der Triumph der Wahrheit. Die Zeit bringt die Wahrheit
(938) au den Tag und lässt sie über Unwissenheit, Laster und
P 10 Aberglauben triumphieren. Die Zeit, ein Flügelgreis mit der
Sense, hat die Jungfrau Wahrheit mit dem rechten Arm um-
fasst und zieht sie mit sich empor. Auf dem Boden winden
sich die gestürzten Laster. Links eilen zwei halbnackte Ver-
brecher davon. Ueber ihnen in der Luft faucht ein Drache.
Vorn legt ein Löwe seine Tatze auf einen Fuchs.
Leinwand; h. 0,58; br. 0,80. — Nach EL aus der Kunstkammer. Erst 1856
aus dem Vorrat. — Das Bild ist eine Kopie nach einem der neun grossen Kirchen-
bilder, die Rubens seit 1628 im Auftrage König Philipp's IV. für das Karmeliter-
kloster zu Loeches in Spanien gemalt hatte. Vgl. Riegel, Beiträge I, S. 307—308.
Von den grossen Bildern haben sich einige erhalten, gerade das unsere aber nicht.
Die Entwürfe befinden sich im Madrider Museum. Doch gilt auch deren Eigenhändig-
keit nicht für sicher, unserem Bilde entspricht N. 1618 des Madrider Museums. —
Gestochen von A. Lommelin. Voorhelin-Schneevogt p. 67, N. 27.
991 Venus und Adonis. Links entsteigt Venus ihrem von
(942) Schwänen gezogenen Wagen. Neben ihr steht Adonis, auf
P 10 seinen Speer gestützt, im Begriffe, nach rechts in den Wald
zu fliehen. Die Göttin sucht ihn zu halten, indem sie ihn
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 325
zärtlich umhalst, und ein Meiner Amor umklammert sein
linkes Bein. Rechts die Hunde.
Eichenholz; h. 0,60% ; br. 0,83. Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 421
als »Rubens« aus der Sammlung des Senators Isolani zu Bologna. — Doch ist es nur
eine Kopie. So auch bei H. Das Bild ist oft in des Meisters Werkstatt wiederholt
worden; ein eigenhändiges Exemplar (um 16L5) besitzt die Ermitage zu St. Peters-
burg; klein, mit einem Hintergrunde von Wildeiis (um 1620) im Haager Museum;
in der Hauptgruppe gleich ist auch das Bild des Kaiser-Friedrich-Museums zu Berlin
N. 730 ; eine Wiederholung befindet sich in der Akademie zu Düsseldorf, eine andere
bei Herrn Baumeister E. Becher in Berlin ; ein teilweise ähnliches Bild befand sich
in Blenheim. Unserer Kopie liegt das Haager Exemplar zu Grunde. — Rooses,
Rubens III, p. 176. — Stiche der Komposition von P. J. Tassaert und J. Finney.
Voorh.-Schn. p. 125 N. 56 — 57. — Phot. Hanfst.; Bruekm.
Der Raub der Proserpina. Der Unterweltsgott besteigt 992
mit Proserpina in den Armen den nach rechts gewandten Wagen, (943)
dessen Rosse ein über ihnen schwebender kleiner Liebesgott P 10
lenkt. Pallas Athene eilt den Fliehenden nach und sucht den Gott
am Oberarm festzuhalten; zwei andere Göttinnen folgen ihr.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,64V2. — Inv. 1722, A 378. — Das Original befand
sich in Blenheim, wo es verbrannte. Ein lebensgrosses, etwas verändertes Exemplar
befindet sich im Museum zu Madrid. — Gest. von P. Sontman, V.-Schn. p. 126 N. 66:
Der kleine Erichthonius bei den Töchtern des Kekrops. 993
Erichthonius, ein Sohn des Hephaistos, war einer der ältesten (957)
Schutzgenien Athens. Preller (Griech. Mythologie, 1874, IS. 103) Q 3
sagt: »Athene vertraute das schlangenartig gebildete Kind
anfangs den drei Töchtern des Kekrops, Aglauros, Herse und
Pandrosos, in einer Lade versteckt, mit dem Verbote darnach
zu sehen. Doch brachen die Mädchen aus Neugierde das Ge-
bot.« In der Mitte des Bildes liegt das schlangenbeinige
Knäblein im Korbe, dessen Deckel das rechts vorn knieende
Mädchen im gelben Kleide aufhebt. Die anderen beiden'
Mädchen und ihre alte Amme blicken neugierig hinein.
Eichenholz; h. 0,41 ; br. 0,53%. — 1860 durch Vermächtnis des Kunsthändlers
Schmidt. — Kopie nach der Skizze des Meisters im Stockholmer Museum zu dem ausge-
führten Bilde im Belvoir Castle in England. Das Bild in der Galerie Liechtenstein
zu Wien zeigt eine andere Komposition. Vgl. Rooses, Rubens III p. 89-91, N. 606 u. 607.
Die Anbetung der Hirten. Links hebt Maria das Tuch 994
vom Kinde. Josef kniet neben ihr. Rechts knieen anbetend (944)
ein Hirt und eine Hirtin, und eine der Mägde schüttet Wasser in Q 3
ein Gefäss. Ganz rechts in der Tür schreiten ein alter Mann und
eine alte Frau über die Stufen. Das Licht geht vom Kinde aus
und lässt die Gestalten riesige Schatten an die Wand werfen.
326 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
Eichenholz; h. 0,41; hr. 0,56%. — Als Inv. N. 2746 durch Kaiserling 1741. —
Das Originalbild ist unbekannt. Rooses, Rubens I p. 197 — 198, N. 152. Gestochen
von J. Witdoeck, F. Ragot, R. Lanrie und anonym. V.-Schn. p. 17, N. 35 — 40.
995 Die Madonna mit den früchtebringenden Engeln. Maria
(941) sitzt nach links gewandt unter einem Fruchtbaume. Das
P 10 Christkind auf ihrem Schoosse greift mit der Rechten in den
Fruchtkorb, den ein kleiner links stehender Engel ihm hin-
hält, und reicht mit der Linken seiner Mutter einen Apfel.
Ein zweiter kleiner Engel im Baum. Ein dritter, grösserer,
beugt sich von links über den Korb.
Kupfer; h. 0,65 l/2 ; br. 0,49%. — Inv. 1722, A 1146. — Ein eigenhändiges
Original ist nicht bekannt; doch ist die Komposition wiederholt gestochen : anonym,
von Alex. Voet ,jun. und von Sinzenich (sicher nach unserem Exemplar) zweimal.
V.-Schn. p. 33, N. 75—78. Vergl. Rooses, Rubens I p. 175, N. 206.
996 Die Anbetung der Könige. Maria sitzt rechts an der Krippe
(940) und hält ihr Kind dem knieenden Könige hin. Links steht der
P 10 zweite, einen Kelch in jeder Hand. In der Mitte, von vorn ge-
sehen, harrt der dritte, der schwarze, im Turban und grünem
.Rocke. Josef steht rechts hinter Maria. Im Mittelgrunde
drängt sich das Gefolge. Rechts zwei laughalsige Kameele.
Eichenholz ; h. 0,85 ; hr. 0,63. — 1727 durch Leplat. — Das Original befindet
sieh im Antwerpener Museum N. 98. — Gestochen von Rumoldus Eynhouedts (V.-Schn.
p. 9, N. 60), etwas verändert von Adr. Lominelin (V.-Schn. p. 20, N. 77). —
Rooses, Rul.ons I p. 227—230, N. 174.
997 Die heil. Cäcilie. Kniestück nach links. Die Hände der
(937) Heiligen gleiten über die Tasten der Orgel. Links neben ihr
51 a singen zwei Engelknaben. Oben ein roter Vorhang über
einem Fenster.
Eichenholz; h 1,23; br. 0,94%. — Inv. 1722, A 88, als »Manier des Rubens«.
Kann in der Tat nicht als Original gelten. — Ohne den Vorhang und den
Hintergrund als Rubens'sche Komposition gestochen von W. Panneeis und von
A. Lommelin. Voorhelm - Schneevogt p. 115—116, N. 47 und 48. Vergl. Rooses,
Rubens II, p. 240—241, N. 404. — Phot. Tanime.
998 Der heil. Rochus. Oben auf der von einem Gewölbe ge-
(960) tragenen getreppten Terrasse kniet der heil. Rochus, zu dem
P 7 sich rechts der Heiland in rotem Gewände herabgelassen hat,
während links ein grosser Engel die Tafel mit der Inschrift:
Eris in peste patronus<: hält. Der Heilige trägt den Pilgerhut.
Unten auf der Strasse Pestkranke., die sich zu ihm emporwenden.
Nus8baum; h. 0,56; br. 0,35%. — 1857 vom König Johann aus dem Nachlasse
der Prinzessin Louise von Sachsen der Galeric überwiesen. — Das Original des
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 327
Rubens, um 1623 oder 1624 entstanden, eines seiner berühmten Meisterwerke, be-
findet sich in der Sanct Rochuskirche zu Aalst. Gestochen 1626 von Paulus Pontius ;
femer von J. Hunin nnd anderen. Voorhelm - Scbneevogt p. 108 — 109, N. 132 bis
137. Vergl. Rooses II, p. 344—348, N. 488.
Die Vermählung der Jungfrau. Links der Priester mit 998 A
seinen Gehilfen. Er steckt der vor ihm knieenden Jungfrau (1092)
den Ring an den Finger ihrer rechten Hand, die der neben ihr P 6
stehende Josef hält. Hinter ihr drei Frauen. Oben in der
Tempelhalle über drei blumenstreuenden Engeln die Taube des
heiligen Geistes.
Kupfer; h. 0,53; br. 0,40%. — Kat. 1887 N. 1048. - 1741 durch Rossi. —
In Dresden galt es von Anfang an, wie das folgende, sein Gegenstück, als Werk
des Erasmus Quellinus. — Indessen rührt die Komposition unzweifelhaft von Rubens
her. Sie ist als solche von S. a Bolswert und Coenr. Lauwers gestochen. Voorhelni-
Schneevogt p. 14—15, N. 14 — 18. Ein kleines eigenhändiges Exemplar soll sich
im Museum von Dünkirchen befinden. — Dass unsere Kopien von der Hand des
Quellinus herrühren, ist nicht unmöglich, wird sich aber schwer nachweisen lassen.
— Rooses, Rubens 1, p. 183-185, N. 142.
Die Krönung der heil. Katharina. Maria thront mit dem 998 B
Christkinde in der Mitte des Bildes. Das Ckristkind setzt, nach (1093)
rechts gewandt, der vor ihm knieenden heil. Katharina den P 6
Kranz auf. Links steht die heil. Apollonia (mit der Zange);
rechts die heil. Margaretha (mit dem Drachen). Ueber ihnen
in der Glorie drei Englein mit Blumen, Kranz und Palme.
Kupfer ; h. 0,53 ; br. 0,40. — Kat. 1887 : N. 1049. — 1741 durch Rossi. —
Gegenstück zum vorigen. Wie dieses, in Dresden stets als »Erasmus Quellinust ; die
Komposition rührt jedoch sicher von Rubens her. Das Hauptbild, das sie dar-
stellt, befindet sich im Belvoir Castle beim Duke of Rutland. Vergl. Voorhelm-
Schneevogt p. 114—115, N. 36 — 40. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. —
Rooses, Rnbens n, p. 238 zu N. 400. — Gestochen in Dresden von Laur. Zucchi.
Schüler und Nachahmer des P. P. Rubens
Diana und Aktäon. Vorn rechts unter dem waldigen Ab- 999
hange ergeht sich Diana mit neun ihrer Nymphen in und am (873)
Flusse; die Göttin selbst hockt am Wasser, im Begriff, den Ein- 20 b
dringling zu bespritzen. Links vorn unter hohem Baume steht
Aktäon, der zwei Hunde an der Leine führt, während hinter
ihm die Hunde der Diana bereits auf ihn lauern.
Eichenholz; h. 0,53%; br. 0,75%. — Bei H. als Baien, wohl auf Grundlage
des Inv. 1722, A 1825. — Indessen zeigt das schöne, frische Bild durchaus nicht
die Hand dieses Meisters, vielmehr diejenige eines der besseren Schüler und Mit-
arbeiter des Rubens. — Bode (bei v. Zahn VI, 199) dachte an Diepenbeeck. —
Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
328 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
1000 Diana mit ihren Nymphen auf der Jagd. Die Jungfrauen
(2320) zeigen teilweise Porträtzüge und tragen die Tracht des XVII.
J 1 Jahrhunderts. In der Mitte die Göttin, im Begriffe einen Wald-
bach zu überschreiten. Rechts vorn ein Hund und zwei Kinder,
von denen das grössere den Köcher und den Bogen der Göttin
trägt. Hinter ihnen eine Nymphe, die rückwärts gewendet ins
Waldhorn stösst. Links vorn drei Nymphen mit Jagdbeute.
Leinwand; h. 1,84; br. 9,03. — 1881 vom Grafen von Fersen in Dresden
gekauft. — Damals galt das Rild als Velazquez. Wir erkennen jedoch nicht dessen
Hand, sondern den Charakter der Schule des Rubens in ihm. Dieser Umstand, ver-
bunden mit der Ueberlieferung, dass es aus dem Pardo-Scblosse stamme, lassen es
möglich erscheinen, dass das Bild, welches offenbar eine vornehme Jagdgesellschaft
unter der mythologischen Maske darstellt, zu dem Zyklus mythologischer, realistischer
und höfisch-allegorischer Wald- und Jagdbilder gehört, habe, die Philipp IX. von
Spanien /.um Schmuck des Jagdschlosses Torre de ia l'arada zu Pardo 163t; bei
Rubens in Antwerpen bestellen Hess, und die, zum grössten Teile von Schälerhänden
ausgeführt, ltlr>8 in Spanien eintrafen. Vergl. C. Justi in der Zeitschrift für bildende
Kunst XV, S. 231. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1001 Christus auf dem Meere. Ev. Matth. VIII, 23— 25. Die
(923) Segelbarke schwankt, nach rechts gewandt, auf den wild empörten
P 11 Wogen des Sees. Vorn nackte Ruderer; hinten am Steuer ein
nackter Mann. Vor diesem der schlummernde Heiland, den einige
der Jünger zu wecken suchen. Rechts ist einer seekrank.
Eichenholz; h. 1,00 ; br. 1,11. — 1719 durch de Leu aus Paris. — Bei II. nnt^r
den Originalwerken des Meisters; kann doch nur als Schulbild augesehen werden.
1002 Hero und Leander. Links tragen die Nereiden im Riugel-
(939) reihen den Leichnam Leander's durch die wild empörten Wellen.
M 2 Rechts am Ufer stürzt Hero sich vom Turm in die Brandung hinab.
Leinwand; h. 1,28; br. '2,17. — Am 15. Okt. 16">ö zur Kuns,tkammer; 1728
zur Galerie; 1860 aus dein »Vorrat«. — Phot. Hanfst.
1003 Die Hochzeit des Neptun und der Amphitrite. Rechts in
(1038) der Felsengrotte harren die Götter des Hochzeitsniahles. Nur
Q 1 Juno eilt noch durch die Luft herbei. Neptun und Amphitrite
aber, die auf hohem Muschelwagen unter rotem Thronhimmel
nebeneinander sitzen, werden von vier weissen Meerrossen dem
Ufer zugeführt. Zahlreiche Nereiden und Tritonen umspielen
den Wagen. Bacchus reitet links neben ihnen auf einem
Delphin und trinkt ihnen zu. Links vorn drei Frauen mit
einem Füllhorn; rechts vorn im Schiffe ein Flussgott.
Eichenbolz ; h. 0,88J$ ; br. 1,35. — Zuerst im Inv. Guarienti (vor 1735) N 1
nur als »Schule des Rubens«. — Dass es zu der Sammlung Wallensteins in Dus ge-
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 329
hört hat, wie H. berichtet, konnten wir nicht nachweisen. — Das Bild galt seit dem
Katalog von 1817, wie das Venusopfer N. 1015, für ein Werk des Korn. Sehut.
Jenes Venusopfer zeigt sicher nicht die Hand des Sehnt ; aber auch dass unser Bild
von ihm herrühre, lässt sich nicht nachweisen. Bode hielt es früher (bei v. Zahn
S. 200) für ein Werk des jüngeren Frans Francken. Scheibler (Dr. Not.) war wegen
seiner nahen Verwandtschaft mit unserem Bilde N. 1016 geneigt, es, wie dieses,
dem A. Diepenbeeck zuzuschreiben. Frimmel denkt eher an einen der Tan Baien.
— Phot. Braun XIV. 23 und Taninie.
Bildnis einer Dame in hohem Spitzenkragen. Brustbild 1004
ohne Häude nach links in gemaltem liochovalen Steinrahmen. (929)
Vorn geöffnetes Kleid; kleiner Hut. M 3
Leinwand auf ital. Pappelholz geklebt; h. 0,73%; br. 0,52%. — 1723 von
der Gräfin Wrzowecz in Prag. Das Bild, bei H. noch als Rubens bezeichnet, steht doch
nur in entfernter Beziehung zur Schule dieses Meisters. Wahrscheinlich ist es#eine
Kopie. In der Sammlung Wrzowecz war es das Gegenstück zu unserem van Dyek1-
schen Bilde N. 1037. Vergl. übrigens des Verfassers Aufsatz im Repert. X (1887),
S. 156- — Gest. von F. Zucchi j$ II, 45. Voorh.-Schn. p. 188 u. 288. — Phot. Ges.
Bildnis einer blonden jungen Frau. Halbfigur nach rechts 1 005
auf grauem Grunde. Blaues Unterkleid, schwarzes Oberkleid. (931)
weisse, vorn geöffnete Halskrause, eine Korallenhalskette. Den M 2
grauen Mantel fasst sie mit der Rechten vorn zusammen,
während sie mit der Linken Rosen und andere Blumen hält.
Leinwand: h 0.77; br. 0,57. — Irrtümlich die Angaben bei IL, dass das
Bild auf Holz gemalt sei. dass es wahrscheinlich Helene Fournient darstellte, dass
es das Gegenstück zu unserer N. 1037 sei und dass es 1723 aus der Sammlung
Wrzowecz erworben sei. Als Inv. N. 3087 wurde es vielmehr 1741 mit der Wallen-
stein'sehen Sammlung erworben; auch können wir es wegen seiner dünneren Malweise
nicht mit den bisherigen Katalogen dem Rubens selbst zuschreiben, sondern halten
es mit Bode (bei v. Zahn VI. S. 20) nur für ein Sehulbild. —Phot. Braun XV, 23;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Ein altes Weib. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 1006
grauem Grunde. Die Alte trägt ein weisses Kopftuch. (945)
Eichenholz; h. 0.17: br. 0,41. — Inventar 1754, II 445. M 3
Eine dicke Alte. Kopf mit Schulteransatz nach rechts auf 1 007
dunklem Grunde. Zurückgestrichenes graues Haar; schlichte (948)
weisse Haube; Flanelljacke. 51 c
Eichenholz: h. 0.33%; br. 0,26%. — 1741 durch Kaiserling (als X. 2724 1 .
Jakob Jordaens
Geb. zu Antwerpen den 19. Mai 1593. gest. daselbst den
18. Oktober 1678. Schüler und Schwiegersohn des Ad. van
ISToort, des Lehrers des P. P. Rubens. Tätig zu Antwerpen;
Mitglied der dortigen Gilde 1615.
330 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
1009 Ariadne mit dem Gefolge des Bacchus. Die wohlgenährte,
(1039) fast nackte Schöne sitzt, nach rechts gewandt, in der Mitte
J 4 einer Gruppe lebensgrosser Bacchantinnen. Satyrn tragen ihr
von allen Seiten Früchte zu. Besonders auffällig bringen von
links zwei bocksbeinige, graubärtige, kahlköpfige Silenen ein Kiesen-
füllhorn herbei. Bacchus selbst scheint hinter ihr zu stehen.
Leinwand; h. 2,40; br. 3,15 %. — Inv. 1722, A 80. 1710 durch Raschke
aus Antwerpen. — Phot. Bruckm.
1010 Diogenes auf dem Markte. Grauhaarig, graubärtig, fast
(1041) nackt, mit der Linken auf den Stock gestützt, in der erhobenen
J 3 Rechten die brennende Laterne haltend, schreitet der lebens-
grosse wunderliche Philosoph, von vorn gesehen, mitten durch
den belebten Markt. Zahlreiches Volk und Vieh umringt ihn.
Links und rechts vorn Gemüsefrauen. Rechts im Mittelgrunde
ein gehelmter, geharnischter Reiter auf stattlichem Schimmel.
Leinwand; h. 2,33; br. 3,49%. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Phot.
Tamme ; Bruckm.
1011 Der verlorene Sohn. Vorn rechts steht der lebensgrosse,
(1042) fast nackte Jüngling, nach links gewandt, neben seinen Schweinen,
J 3 die aus einem Troge fressen. Neben ihn eine Kuh, hinter
der eine Bäuerin mit der Milchkanne auf dem Kopfe steht.
Weiter links ein Bauer vor einem Schimmel. Links im Mittel-
grunde eine Alte in der Tür der Hütte. Links vorn ein
Knabe mit einem Hunde.
Leinwand; h. 2,36; br. 3,69. — Inventar Guarienti (vor 1753) 146. Wohl
1742 aus dem Haag. Hoet - Terwesten's Katalog - Sammlung HI, S. 35. Vergl.
Frimmel, K.-Chr. N. F. VIII 1897 Sp. 198. - Phot. Braun XIII, 23; Phot.
Tamme; Bruckm.
1012 Die Darstellung im Tempel. Unter rotem Zeltdach, über
(1044) dem durch die kreisrunde Oeffnung des hohen Tempeldaches
J 3 das Tageslicht hereinblickt, stehen Maria, nach rechts gewandt,
und der Hohepriester, der das Kindchen im Arme hält, ein-
ander gegenüber. Josef kniet mit dem Taubenkorb links neben
Maria. Knaben mit Kerzen begleiten den Hohenpriester. Priester
und Zuschauer im Hintergrunde.
Leinwand; h. 3,95%; br. 3,05. — Das Bild ist, worauf J. L. Sponsel auf-
merksam gemacht, stark durch Rubens' Darstellung im Tempel (vergl. den Stich
von P. Pontius, V.-Schn. p. 18 N. 48 und Rooses, Rubens I p. 236 Tafel 60, II p. 111
[N. 309] Taf. 109) beeinflußt worden. — Inventar 1754, 11199. — Phot. Bruokm.
1013 Am Grabe des Heilands. Josef von Arimathia, Johannes,
(1043) Christi Mutter, Maria Magdalena und die beiden anderen Frauen,
J 4
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 331
von denen die eine im Vordergrunde sitzt, während die übrigen
gebückt stehen, blicken, alle nach links gewandt, in das Grab des
Heilands. Eine der Frauen leuchtet mit einer Kerze.
Leinwand; h. 2,15; br. 1,467g. — luv-, Guarienti (vor 1753) 209 als »opera
delle piü beUe che abbia fatte l'autore«. — Phot. Bruckm.
Alt und Jung. Das Sprichwort: „Soo d'oudensongen, soo 1014
pepen de Jonge" steht als Inschrift über dem Bilde. Am ge- (1045)
deckten Tische sitzen links die beiden Alten und singen. Von J 1
den Jungen, welche die Flöte blasen, sitzt der eine neben
ihnen, der andere auf dem Schoosse seiner mit einem Feder-
hut geschmückten Mutter; der dritte bläst im Mittelgrunde
die Dudelsackpfeife. Vorn rechts ein Stuhl mit einem Hunde
und einem Affen. Rechts hinten in der Nische ein Toten-
kopf und ein Buch. Dazu die Inschrift: „Cogita mori".
Leinwand; h. 1,68}^; br. 2,05. — Inv. 1722, B 259. — Der Meister hat
diese DarsteUung in ähnliehen Bildern (z. B. im Louvre, in der Pinakothek zu
Mönchen, im Berliner Museum usw.) oft wiederholt. — Phot. Braun in, 25 ;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Art des Jakob Jordaens
Ein Venusopfer. Waldlandschaft. Links als Steingruppe 1015
»Venus und Amor«. Zu ihren Füssen kniet im roten Mantel (1037)
ein kahlköpfiger Herr, dem ein Panisk eine Hörnerkappe auf- Q 1
setzt. Von rechts naht ein Zug üppiger Frauen, denen eine
Fackelträgerin voranschreitet. In der Mitte über dem Zuge
ein Eingelreihen von fünfzehn Liebesgöttern.
Eichenholz; h. 0,75; br. 1,427g- — Im Inv. 1854, II 51, als Kornelius Schut
(Schüler des Rubens, Antwerpen 1597 — 1656) ; und so auch bei H. — Wir erkennen
mit Scheibler (Repertorinm für Kunstwissenschaft VI, 1883, S. 194 und Dr. Not.)
überhaupt nicht die Schule des Rubens, sondern die Art des Jordaens' in dem Bilde.
Eine Wiederholung im Braunschweiger Museum galt auch schon im dortigen hand-
schriftlichen Verzeichnis von 1744 (Riegel, Beiträge II, S. 106) als Werk des Jak.
Jordaens, wurde dort neuerdings nach unserem Bilde irrtümlich auf Korn. Schut
umgetauft, im Katalog von 1897 aber Jordaens zurückgegeben. — Phot. Bruckm.
Abraham van Diepenbeeck
Getauft den 9. Mai 1596 zu Herzogenbusch; gest. zu Antwerpen
1675. Schüler des P. P. Rubens. Tätig in England und
Frankreich, hauptsächlich jedoch zu Antwerpen.
Neptun und Amphitrite. Meerbucht mit Bergküsten. In 1016
der Mitte thront Neptun mit dem Dreizack, nach links gewandt, (1029)
20 b
332 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
auf hohem Muschelwagen. Amphitrite sitzt auf seinen Knieen.
Unten in den Wellen umspielen Tritonen und Nereiden die weissen
Seerosse, die den Wagen ziehen. Links vorn stösst ein Triton
ins Muschelhorn. Rechts vorn liegt ein Flussgott im Schilfe.
Eichenholz; h. 0,51; br. 0,74. — Inventar 1722, A. 383 und 1754. II 426,
als »Rotenhanimer << ; erst seit dem Katalog' von 1817 als Diepenbeeck, was richtig
sein kann. So auch Scheibler, Dr. Not. — Phot. Bruckm.
I0I6A Die Flucht der Cloelia. Links der im Mittelgrunde von
(920) zerbrochener Brücke überspannte Tiber, an dem vorn der Fluss-
J 1 gott liegt; rechts die waldigen Anhöhen, über die, nach links
gewandt, von den Etruskern verfolgt, Cloelia und ihre Beglei-
terinnen, teils zu Rosse, teils zu Fusse aus dem Lager Porsenn a's
entflohen, zum rettenden Flusse hinabjagen. Vorn rechts schwimmt
bereits eine der Jungfrauen im Wasser; einige sind im Begriffe,
sich hineinzustürzen; andere entkleiden sich noch.
Leinwand; h. 1,80; br. 2,67. — Kat. 1887 u. 1892: N. 978. — Im Inventar
1722, A 63b als »durch Ihre Majestät die Königin«. — Das Bild von Diepenbeeck
im Berliner Museum ist verschieden von dem unseren, das kleinere und verkürzte
des Louvre zu Paris dagegen in den Hauptgruppen identisch mit dem unsrigen. —
Dass Diepenbeeck auch an unserem Bilde den Hauptanteil gehabt, ist wahrscheinlich.
Kooses (Rubens IV p. 23 — 24) sagt mit Recht, es sei nicht einmal erwiesen, d.iss
die Komposition von Rubens herrühre. 1819 wurde das Bild von 15 Kugeln durch-
löchert; durch Schirmer hergestellt; vergl. Schnorr a. a. 0. 1895 I, S. 168. —
Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Art des Justus Suttermans
Auch Soetermans, in der Regel Sustermans genannt. Geb.
im Sept. 1 f> 9 7 zu Antwerpen; gest. den 23. April 1681 zu
Florenz. Iu Paris unter Frans Pourbus d. j. zum Bildnismaler
ausgebildet. Arbeitete vorübergehend an den Höfen von Wien,
Parma, Mantua, Rom, hauptsächlich aber in Florenz, wo schon
Cosmo IL ihn zum Hofmaler ernannte.
I0I6B Bildnis eines jungen Menschen. Brustbild ohne Hände
(534) halb nach rechts auf grauem Grunde. Kurzes braunes Haar.
50 c schwarzer Rock, weisse Halskrause.
Eichenholz; h. 0,46V2 ; br. 0,34V2. — Kat. 1887 und 1892: N. 672. — 1741
aus der Sammlung Wallenstein in Dux. — Früher der Schule der Carracci zu-
geschrieben. Noch unter den Italienern, wenn auch zweifelhaft, in den Katalogen
von 1887 und 1892. — Sicher niederländisch. Auf Suttermans wies Seidlitz im
Repert XVI S. 279 hin
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 333
Anton van Dyck
Geb. zu Antwerpen den 22. März 1599, gest. zu London den
9. Dezember 1641. Schüler des Hendrik van Baien. Nach-
dem er 1618 Meister der Lukasgilde geworden, trat er noch
als Gehilfe des Rubens in dessen Werkstatt ein und geriet
eine Zeitlang ganz unter dessen Einfluss. Tätig war er, ab-
gesehen von Antwerpen, 1620 — 21 in London, 1621 — 27
in Italien, vornehmlich in Genua, 1627 — 28 in Holland, seit
1632 als Hofmaler Karl's I. in London; doch vorübergehend
1634—35 in Brüssel, 1640—41 in Paris. 1017
Der trunkene Silen. Kniestück. Ein bekränzter, grau- (1065)
haariger, vornüber taumelnder Silen wird an seiner linken Seite J 4
von einem jungen Manne in rotem Mantel, an seiner rechten
Seite von einer blassen, langhaarigen jungen Bacchantin im
blauen Mantel gehalten und nach links entführt. Die Bacchantin
blickt sich nach dem Neger-Satyr um,
der dem Alten folgt, seine Zunge aus-
streckt und seine Rechte auf ihre
Schulter legt. Zwischen beiden führt
ein dritter, bärtiger Zechgenosse den er-
hobenen Trinkkrug zum Munde. Hinter-
grund freie Natur. Bezeichnet oben in
der Mitte am Krug:
Leinwand; h. 1,07; br. 0,91^. — Inv.' 1722, k 79 (nicht durch Pesne, wie
II. angab i. — Dass van Dyck in seiner Frühzeit (vor 1621) den Gegenstand gemalt
hat, wird ausdrücklich bezeugt. Vergl. F. J. v. d. Branden p. 699. Die belgischen
Forscher nehmen an, dass dieses Bild im Brüsseler Museum erhalten sei. Dieses
zeigt eine von der unseren wesentlich verschiedene Komposition auf schwarzem
Grunde. Da das unsere aber entschiedener den erst halb entwickelten Stil van
Dyck's zeigt, da nur das unsere das Monogramm des Meisters und zwar in einer
Form trägt, die, da er sie später nicht mehr anwandte, auf seine Jugendzeit hin-
weist, vor allem aber, da nur unser Exemplar, abgesehen von dem verkleinerten
Hintergrunde, genau mit dem Stiche von Bolswert übereinstimmt, halten wir es
für wahrscheinlicher, dass unser Dresdner Bild jenes besprochene Jugendwerk des
Meisters ist. — Gestochen von S. a Bolswert (Le Blanc 141) und Fr. van den Steen
(Le Blanc 39)'. — Phdt. Braun XI, 14; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Der Apostel Bartholomäus. Halbfigur nach rechts auf 1018
dunkelgrauem Grunde. Graues Haar, kurzer Bart. Ein gelber (950)
Mantel um die linke Schulter, ein Messer in der rechten Hand. 20 a
Eichenholz; h. 0,62V2 ; br. 0,46%. — Inv. 1722, A 312, als »Franok«. In
den Katalogen von 1812 — 1833 richtig als »van Dyck«. Später als »Job. B. Francken« .
334 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
doch von If. einfach in die Schule des Rubens gesetzt. Sicher jedoch, wie die fol-
genden drei, seine Gegenstücke, echte Jugendbilder von van Dyck. So auch Bode
und Scheibler. liestätigt wird diese Ansicht durch die Folge von Apostelköpfen,
die im Verlage des Corn. Galle zu Antwerpen von Com. van Caukercken (geb.
1625) als Werk van Dyck's gestochen ist. Gerade unser Kopf kommt in dieser Folge
vor; ebenso der folgende, als Matthias; die anderen beiden allerdings nur ähnlich.
Dass van Dyck in seiner frühesten Jugend die Apostel gemalt hat, wird ausserdem
ausdrücklich bezeugt (vergl. v. d. Branden p. 698— 099); ja, vielleicht hat er sie
sogar zweimal in etwas verschiedener Auffassung gemalt (vergl. M. Rooses, Ge-
schiedenis, p. 428). Man hielt beide Reihen für verloren. Die angeführten Gründe
machen es indessen zur Gewissheit, dass unsere vier Apostel zu ihnen gehören.
Eine umfangreiche, aber schwächere Folge dieser Apostelköpfe in der Galerie zu
Burghausen (Kgl. Bayr. Staatsgalerie). Vgl. des Verfassers Aufsatz im Jahrbuch
der Dresdner Kunst I 1905. — Phot. Tamme; Bruckm.
1019 Der Apostel Matthias. Halbfigur nach links auf dunkel-
(951) grauem Grunde. Roter Rock, grauer Mantel; kurzes braunes
M 2 Haar, kurzer schon ergrauender Kinn- und Stutzbart. Beide
Hände rechts vorn über ein Buch zusammengelegt.
Eichenholz; h. 0,63; br. 0,46%. — Inv. 1722, A 150, als »Rubens«. Jedoch
in der zum vorigen Bilde genannten Folge als Werk van Dyck's gestochen; hier
als Matthias; bei H. »Paulus« genannt, also mit Inv. 1722, A 288, verwechselt; doch
steht die N. 150 noch drauf. — Gegenstück zum vorigen und den beiden folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. — Phot. Tamme ; Bruckm.
1020 Der Apostel Simon. Halbfigur nach links auf dunklem
(949) Grunde. Das glatte Gesicht ist von braunem Haar umrahmt,
M 2 Beide Hände sind links vorn auf die Säge gestützt.
Eichenholz; h. 0,63; br. 0,47%. — Inv. 1722, A 220, als »Franek«. Vergl.
jedoch die Bemerkungen zu N. 1018, seinem Gegenstücke, wie das vorige und das
folgende. Als »van Dyck« übrigens auch schon in den Dresdner Katalogen von
1812—1833. — Phot. Tamme; Bruckm.
1021 Der Apostel Petrus. Halbfigur nach rechts auf grauem
(952) Grunde. Dunkles Haupthaar, grauer Bart. Der Schlüssel in
M 2 seiner Linken.
Eichenholz; h. 0,63; br. 0,46%. — Im Inventar 1722, A 194, als »Franckc.
Vergl. jedoch die Bemerkungen zu N. 1018, seinem Gegenstücke, wie die beiden
vorigen. — Phot. Tamme; Bruckm.
1 02 1 A Der Apostel Paulus. Halbfigur nach rechts auf braunem
(953) Grunde. Graublondes Haupthaar und Vollbart. Beide Hände
M 2 rechts vorn aufs Schwert gestützt.
Eichenholz; h. 0,63; br. 0,46V8. — Kat. 18S7 u. 1892: N. 1008. —Inv. 1732,
A 288, als »Franek«. — Vergl. dagegen die Bemerkungen zn N. 1018. Unsere
früheren Bedenken, dieses Bild seiner etwas flüchtigeren Behandlung wegen, wie die
vorigen vier, dem van Dyck zuzuschreiben, Hessen wir erst im Katalog von 1896
fallen. Vergl. Seidlitz im Rep. XVI S. 375. — Phot. Bruckm.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 33f>
Bildnis eines alten Herrn, Brustbild ohne Hände nach 1022
rechts auf grauem Grunde. Der grauhaarige,, graubärtige Herr (933)
trägt einen schwarzen Rock und eine weisse Halskrause. Be- J 2
zeichnet oben 1.: .ETATIS SYM 60; oben rechts: ANNO 1618.
Eichenholz; h. 0,66; br. 0,52. — Im Inventar 1722, A 87, als »van Dyek«.
Später, auch bei H., wie das folgende, sein Gegenstück, ohne Grund dem Rubens zu-
geschrieben. Die Bilder zeigen vielmehr die frische, feine, geistreiche, wenn auch
von Rubens beeinflusste, so doch eigenartige Pinselfühmng der Jugendzeit van Dyck's.
So auch schon Bode bei v. Zahn XI, S. 201 und M;ix Rooses, Rubens IV p. 322. -
Gest. -1757 von J. Daulle für die Dresdner Galerie als »Rubens«. Voorbelm-Schnee-
vogt p. 1S9, N. 295. — Phot. Braun VI. 26; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamine; Bruckm.
Bildnis einer alten Dame. Brustbild ohne Hände nach 1023
links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid mit goldener (934)
Gürtelkette, weisse Halskrause und weisse Haube. Bezeichnet J 3
oben links: JET ATIS 8VM 60; oben rechts: ANNO 1618.
Eichenholz; h. 0,65%; br. 0,50 y%. — Im Inv. 1722, A82, als»vanDyck«. Gegen-
stück zum vorigen. Tgl. alle Bern, zu diesem. — Ges. von P. Tanje als »Rubens .
V.-Schn. p. 1S9, N. 296. — Phot. Braun VII, 26 ; Phot. Ges. ; Hanist. ; Tamine ; Bruckm.
Bildnis eines jungen Mannes. Brustbild, etwas nach rechts, I023A
auf dunklem Grunde. Der dunkelblonde, sonnenverbrannte junge (936)
Mann mit hellem Bart trägt einen schwarzen Bock mit weissem J 4
Klappkragen. Rechts blickt seine linke Hand hervor.
Eichenholz; h. 0.64»/2 ; br. 0,49l/g. — 1887 : N. 959. — 1851 als Roelas von
Dr. Hille in Dresden gekauft. Nach H. früher im Besitze König Anton's von Sachsen.
— Bei H. als Rubens, dem auch Bode bei v. Zahn VI, S. 201 zugestimmt hat.
Dementsprechend Hessen auch wir das Bild in der ersten Auflage dem Rubens. In-
zwischen hat Bode (Die Gemälde der Königl. Museen zu Berlin, Lief. IV S. 24) es
»mit einiger Wahrscheinlichkeit!!: für die Jugendzeit van Dyck's in Anspruch ge-
nommen, und Rooses hat es in seinem Rubenswerk IV, p. 294 N. 1093 geradezu für
ein um 1620 gemaltes Werk van Dyck's erklärt. Wir tragen diesem Stande der
Wissenschaft Rechnung, indem wir das Bild an dieser Stelle einreihen. — Phot.
Braun VI; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Bildnis einer Dame mit ihrem Kinde. Kniestück nach links. 1 023 B
Die Dame trägt ein schwarzes Kleid mit weisser Halskrause. (927)
Sie hält ihr weissgekleidetes Kindchen, das rote Schleifen im J 1
Haar und auf der Brust trägt, mit dem rechten Arme auf
ihrem Schoosse. Links ein roter Vorhang; rechts an der Wand
das Wappen der van de Wouwere (Woverius).
Eichenholz ; h. 1,05 ; br. 0,76. — 1887 : N. 968. — Im Inventar Guarienti
(vor 1753) N. 19 als »van Dyck«. Doch schon im Inventar 1754 DI 173 als Rubens.
So auch noch bei H., bei Bode in v. Zahn's Jahrbüchern VI, S. 201, beim Verfasser
im Text zu Braun's Galeriewerk I, S. 27 und (schon zweifelhaft) in der 1. Aufl.
dieses Kataloges als Nr. 968. — Indessen hat sieh neuerdings in Kenrierkreisen infolge
336 Antwerpener Grossnialer. XVII. Jahrhundert
genauerer Bekanntschaft mit den Werkon des Habens und den Jugendwcrkon van
Dyck's die Ansicht befestigt, dass unser Bild mit Recht ursprünglich dem letzteren
zugeschrieben worden, dass es ein ausgezeichnetes Werk der unter Rubens' Einlluss
stehenden Frühzeit van Dyck's sei. Besonders \V. Bode hat dieser Ansicht an zwei
Stellen (Die Gemälde der Konigl Museen zu Berlin. IV. Lief. S. 24 und Graphische
Künste 1889, XII, S. 45) überzeugenden Ausdruck verliehen; und nachdem auch
Rooses das Bild aus seinem Rubenswerk ausgeschieden (Bd. IV, 1890, p. 283—284),
um es, wie das folgende, duui van Dyck zuzuschreiben, ist e3 in der Tat notwendig
geworden, es offen diesem Meister zurückzugeben. Bode besteht übrigens darauf,
dass das folgende Bild als Gegenstück den Gatten der Dame darstelle, in der Rooses
die Marie Ciarisse, Gattin des Jean Woverius nachgewiesen hat. Rooses dagegen
leugnet entschieden, dass das folgende Bild den Jean Wcverius darstelle und nach
Maassgabe dos Stiches von P. Pontius in der »Ikonographie scbliessen wir uns in
dieser Frage der Ansicht des Autwerpener Forschers an. Wären die Bilder Gegen-
stücke, so wäre der Hintergrund auf ihnen auch schwerlich so verschieden ausge-
führt. Als wirkliches Gegenstück zu dem folgenden Bilde NT. 1023C erkennen wir
vielmehr 1023 D. Vergl. den Text zu diesem. — Man vergleiche auch alle Bern,
zu N. 960. — Phot. Braun I, 24; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme ; Bruckm.
1 023 C Bildnis eines Herrn, der seine Handschuhe anzieht. Knie*
(926) stück, etwas nach rechts auf grauem Grunde. Blosser Kopf,
•J 3 schwarzer Anzug mit weisser Halskrause. Der Herr trägt
einen kleinen blonden Schnurr- und Kinnbart und zieht sich
mit der rechten Hand den linken Handschuh an.
Eichenholz; h. 1,07V»; br. 0.71. — Im Inventar Guarienti (vor 1753) X. 18
und im Inventar 1754, II 171, ja noch im Katalog von 1705 und im Abrege 1 <82
als »van Dyck«. Später, wie das vorige Bild, N. 1023 B, und das folgende, N. 1023 D.
die ebenfalls unter van Dyck's Namen erworbeu wurdeu, dem Rubens zugeschrieben.
So noch in der ersten Auflage dieses Katalogs als N. 969. Indessen hat sich in
Kennerkreisen infolge eingehenderen Studiums der Jugendwerke van Dyck's die
Ueberzeugung verbreitet, dass auch dieses ausgezeichnete Werk beim Ankauf mit
Recht als »van Dyck« bezeichnet worden sei. Man vergl. alle Bern, zum vorigen,
zu N. 960 und zum folgenden, das wir nunmehr als sein Gegenstück in Anspruch
nehmen. Bode und Rooses haben an den dort angeführten Stellen anch dieses Bild
mit Recht dem van Dyck zurückgegeben. Die Angabe H.'s, dass es erst 1756 in
Paris erworben (womit ihm eine andere Herkunft als dem folgenden zuerteilt würde),
ist mit seiner Verzeichnung in den erwähnten, älteren Inventaren nicht vereinbar.
— Phot. Braun V, 25; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1 023 D Bildnis einer Frau mit goldenen Brustschnüren. Kniestück
(925) nach links auf grauem Grunde. Sie trägt über schwarzem
3 3 Kleide eine grosse weisse Halskrause und eine kleine weisse
Haube. Mit der rechten Hand greift sie in ihre goldene
Gürtelkette, die linke hängt herab.
Eichenholz; h. 1,03; br. 0,73^. — Kat. 1887 u. 1892: N. 961. — Nach
1742 durch Le Leu aus Paris. — Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 17 und im Inv.
1754. II 175. als van Dyck. So noch im Katalog von 1765 und im Abrege 1782.
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No. 1023 C. Anton van Dyck.
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No. 1027. Anton van Dyck.
Tafel XV.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 337
Später als Rubens. So auch noch in der zweiten Auflage dieses Katalogs. Es wurde
eben später (wohl nur wegen der gleichen, doch kleineren, jedenfalls nicht niaass-
gebenden Manschetten) irrtümlich als Gegenstück zu N. 960 angesehen, wogegen
die Haltung der Figur, die Anordnung der Hände und die Malweise zeigen, dass
die älteren Inventare, der Katalog von 1765 und das Abrege recht hatten, es als
Gegenstück zu dem vorigen zu betrachten. Erst später scheint es hei gleichzeitiger
Parkettierung äusserlich zum Gegenstück von 960 gemacht worden zu sein. Nach
den alten Messungen hatte es die gleiche Höhe wie N. 1023 C, das jetzt allerdings
etwas höher erscheint. Uebrigens sah auch H. es nicht als Gegenstück zu N. 960
an ; und selbst wenn es Gegenstücke wären, könnte Rubens das eine, van Dyck, der
damals bei Rubens arbeitete , das andere gemalt haben. Die Malweise der beiden
Bilder ist jedenfalls verschieden, was besonders in der Modellierung der Köpfe
hervortritt. Aus dieser Sachlage ergab sich von selbst die Notwendigkeit, auch
dieses Bild mit Bode dem van Dyck zurückzugeben. Vergl. alle Bemerkungen zu
N. 960 und den vorigen. Bei Rooses, Rubens IV, p. 295, N. 1095 noch als Rubens.
— Phot. Braun XIII, 22; Häufst.; Tamme; Bruckm.
Der heil. Hieronymus. Zwischen knorrigen Baumstämmen [024
kniet der graubärtige Heilige, nach links gewandt, vor dem (1067)
Kruzifix, seinem Buche und dem Schädel. Sein Oberkörper ist J 3
nackt. Seinen Unterkörper umwallt ein scharlachrotes Gewand.
Einen Stein hält er in der Rechten. Sein Löwe liegt neben ihm. '
Leinwand; h. 1,95; br. 2,15V2- — Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 112
als »Rubens«. Richtig als »van Dyck« seit dem Inventar 1754, II 19 Das Bild be-
fand sich ursprünglich allerdings im Besitze des Rubens. Vergl. Smith, Catalogue II,
p. 4 und Rooses, Geschiedenis p. 433. — Es ist ein Hauptwerk van Dyck's aus der
Zeit seiner Beeinflussung durch Rubens. — Gestochen von N. de Beauvais j$ n, 49.
— Phot. Braun XIV, 25; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Der Jesusknabe, auf die Schlange tretend. Der junge Heiland, 1 025
um dessen Schultern ein roter Mantel flattert, erhebt segnend (1069)
die rechte Hand, setzt den rechten JTuss auf die Schlange, die 20 u
sich am Boden windet, und stützt sich mit der Linken auf
das goldene Kreuz der Weltkugel, die links neben ihm ruht.
Leinwand auf Eichenholz; h. 0,72%; br. 0,49%. — Zuerst im Katalog von
1835 als Original; bei H. 1856 als »Schule van Dyck's« ; später als Original. — Ge-
stochen als »van Dyck« von P. Pontius und von P. de Jode, neuerdings von Johann
Plato. — Ein fast gleiches Bild in der Sammlung des Herzogs von Bedford zu Woburn
Abbey ; vergl. Smith, Catalogue III, 416 und Jules Guiffrey, van Dyck, Paris 1882,
p. 244. Nachdem wir dieses Bild 1891 gesehen, müssen wir das unsere entschieden
für frischer und ursprünglicher erklären. — Phot. Braun VII, 27 ; Phot. Ges. ;
Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
Bildnis eines Feldherrn mit roter Armbinde. Kniestück 1026
nach links auf braunem Grunde. Der Feldherr stützt die (1077)
Rechte, nach rechts herüberblickend, auf den Kommandostab. J 4
Er trägt eine blanke Eisenrüstung und um den linken Arm
22
338 Autweipener GroBSmaler. XVII. Jahrhundert
eine rote Binde. Sein imbedecktes braunes Haar fallt laug
auf seine Schultern herab.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,70 — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Nach H. 1746 aus Modena. Doch findet es sich nicht in dem von n. selbst ab-
geschriebenen Verzeichnis. Entscheidend für seine Herkunft ist die auf ihm er-
haltene Inventavnnmmer 2912. — Gestochen von C. J. Raspe jjß III, 16. — Phnt.
Braun IV, 28; Phnt. Ges.; Uanfst.; Tamme; Bruckm.
1027 Bildnis eines schwarzgekleideten Herrn. Kniestück nach
(1073) rechts auf graubraunem Grunde. Links eine Säule. Der Dar-
J 1 gestellte hat schwarzes Haar. Ueber seiuem schwarzen Anzug
trägt er einen anliegenden doppelten weissen Faltenkragen. Seine
Rechte hängt herab, in der Linken hält er den rechten Handschuh.
Leinwand ; h. 1,27 V2 '> Dr- 0,92. — 1741 durch Heinecken aus Hamburg. —
Gegenstück zum folgenden. — Gutes Bild aus der tweiten Antwerpener Zeit des
Meisters, um 1630. — Phot. Braun IT, 29; Phot., Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
1028 Bildnis einer schwarzgekleideten Dame. Kniestück nach links.
(1074) Links Ausblick ins Freie, in der Mitte eine Mauer, rechts ein roter
J 1 Vorhang. Die Dargestellte hat schwarzes Haar. Ueber ihrem
schwarzen Kleide trägt sie einen anliegenden weissen Spitzen-
kragen. Ihre Rechte hängt herab, ihre Linke hält sie vor sich.
Leiuwand; h. 1,26 j br. 0,92. — 1747 durch Heinecken aus Hamburg. —
Gegenstück zum vorigen; vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun 111,
26; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1029 Männliches Bildnis. Kniestück nach links auf braunem
(1080) Grunde. Nur die nach rechts deutende Hand ist sichtbar. Der
J 4 dunkelhaarige Herr mit kleinem festen Schnurr- und Kinnbart
trägt einen schwarzen Rock mit anliegendem weissen Kragen.
Leinwand auf Eichenholz; h. 0,85; br. 0,65. — 1723 aus der Sammlung
Wrzowecz in Prag. — Phot. Tamme.
1030 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(1081) auf bräunlichem Grunde. Stattlicher, halbergrauter blonder
M 3 Knebelbart. Ein schwarzer Mantel über der linken, ein hell-
beleuchteter weisser Klappkragen an der rechten Schulter.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,53. — 1763 aus dem Nachlass des Mr. Guill. Lor-
mier im Haag. — Nach Hymans Bildnis des Woverius. — Phot. Braun XV, 24 ;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1031 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände halb nach
(1183) rechts auf dunkelbraunem Grunde. Der blonde Herr mit
M 3 kleinem Kinn- und Schnurrbart ist ganz in schwarz gekleidet;
doch blickt rechts, an seiner linken Seite, ein Stück weissen
Kragens hervor.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 339
Leinwand ; h. 0,60 ; br. 0,48. — Nach H. 1728 aus Holland, Inventar 1722 ;
also A 1908 oder 1909 ; doch ist dies ein Irrtum, da die Maasse nicht stimmen und
die Nummern 1908 und 1909 auf anderen Bildern (N. 1320 und 1544) noch erhalten
sind. Vielmehr zuerst im Katalog von 1817 nachweisbar. — Phot. Tamme ; Brnckm.
Bildnis des alten Thomas Parr. Brustbild ohne Hände 1032
etwas nach rechts auf grauem Grunde. Der schwarzgekleidete (1078)
uralte Mann hat ein runzliges Gesicht, eine Glatze zwischen 20 b
wirrem grauen Haar und einen grauen Bart.
Leinwand auf Eichenholz; h. 0,64%; br. 0,52; hoohoval. — Vor 1754 von
Rigaud in Paris. Beglaubigt durch die folgende Inschrift der Rückseite : „Le Por-
trait de Jean Thomas Park qui a vecu 152 ans, lorsquHl fut presente ä Charles
premier, Roy oV Angleterre le 9. 8bre 1635; ü avait veu Eduard 4-, Eduard 5',
Richard 3-, Henry 7', Henry 8-, Marie, Eduard 6-, Elisabeth, Jacques 1 et Charles
premisr, Pere du Roy Jaques 2', il avait vu 10 Roys et 3 changemens de Religion;
il es mort Catholique Romain. II fit penitence a la porte de l'eglise h cierge ä la
main, couvert d'un drap blanc ä la coutume du Royaume pour avoir este convaincu
en Justice d'avoir fait un enfans ä wie jeune fille ä l'age de 100 ans. il est mort
sans douleur. Ce portrait ä este peint daiis son vivant d'apre% luy par Vandeick : le
celebre Peintre le donna ä feu son ami M. Jabacque qui luy vit peindre chez luy ä
Londres. Apres la mort duquel M. Rigaud l'a eu de ses heritiers. Dans ce mesme
tems Yan Deick en fit un second avec des mains qu'on envoya au Roy en 1692 ; il
est a present au Palais Maxojrin." — Old Parr (nicht Park) lebte nach seiner
Grabschrift in Westminster Abbey von 1483—1635. — Phot. Braun XIII, 26;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruekm.
Die Kinder Karl's I. Vor einem schwarz und rot ge- 1033
musterten Vorhang stehen die drei Kinder des Königs auf (1072)
farbigem Teppich: links Karl im gelben Bocke, rechts Maria J 1
in blauem Kleide mit weisser Schürze, in der Mitte im roten
Kleide mit weisser Schürze der kleine Jakob, der sich am Arm
seines älteren Bruders festhält. Zwei Hunde zu ihren Füssen,
der eine links, der andere rechts.
Leinwand ; h. 1,31 ; br. 1,51. — 1744 durch Le Leu aus Paris. — Im Inv.
1754 (II 455) nur als Schulbild bezeichnet. — Ein mit unserem Bilde genau über-
einstimmendes Exemplar befindet sich in Windsor Castle. Vergl. Waagen, Trea-
sures II, p. 429. Dass dieses jedoch die Jahreszahl 3638 trage, wie Waagen angibt,
muss ein Irrtum sein. Vergl. Woltmann, Aus vier Jahrhunderten, S. 97. Eine zweite
Wiederholung, zu Grove-Park beim Earl of Clarendon (vergl. Waagen a. a. O. II,
p. 457) trägt die Jahreszahl 1635 ; und in diesem Jahre muss das Bild gemalt sein.
— Das Verhältnis der drei Wiederholungen zu einander ist nicht völlig klar gesteUt.
Vergl. die Schlussbemerkungen zum folgenden Bilde. Eine eigenhändige Beteiligung
des Meisters an der Ausführung unserer Wiederholung scheint unzweifelhaft. Etwa
zwei Jahre früher entstand das schöne eigenhändige Bild des Meisters in der Turiner
Galerie, das die drei Kinder in anderer Anordnung, noch alle drei in langen
Kleidern, zeigt. Zwei Jahre später aber entstand das Bild der fünf Kinder Karl's I.,
dessen Original sich im Windsor Castle befindet, während das bekannte Exemplar
22*
340 Antwerpener Grossmaler. XVII. Jahrhundert
des Berliner Museums eine Werkstattwiederholnng ist. — Pliot. Braun I, 2.0; Phot.
GeB.; Hanfst.; Tamme; Bruckni.
1034 Henrietta von Frankreich, Königin von England. Kniestück
(1071) nach links vor rotem, mit breiten Goldstreifen besetztem Vor-
J 1 hang. Links ein Tisch mit einer Decke von gleicher Farbe,
darauf die Krone. Die Gemahlin Karl's I. trägt ein weisses
Atlaskleid und einen reichen Perlenschmuck. Mit der Linken
fasst sie den Rock ihres Kleides; mit der Rechten hält sie
einige rote Blumen vor sich.
Leinwand; h. 1,23^£; br. 0,97. — 1749 mit N. 1038 aus der K. Galerie
zu Prag und im Inv. 1751, II 429, wie jenes, nur der Schule des ran Dyek zu-
gesehrieben. — Aehnliche Bilder des Meisters existieren in mehreren Wiederholungen,
z. B. in Windsor Castle; ein ganz gleiches Bild gibt es unseres Wissens jedoeh nicht.
Van Dyck beschäftigte damals in seiner Londoner Werkstatt ausgezeichnete Schuler
und Mitarbeiter, welche die Wiederholungen der Bildnisse der Königlichen Familie,
oft mit leichten Veränderungen, oft auch unter seiner eigenhändigen Beteiligung,
auszuführen pflegten. Die Werkstattbilder dieser Art, zu denen auch unser Bild
gehört, galten und gelten noch heute als Werke van Dyek's. — Gest. von J. L. Raab.
— Phot. Braun I, 26; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckni.
1035 Bildnis eines sitzenden Mannes im Pelz. Kniestück nach
(1075) links auf braunem Grunde. Die linke Hand ruht auf derSeiten-
J 1 lehne des Sessels; mit der Rechten macht er eine sprechende
Bewegung. Er trägt einen Pelzmantel um die Schultern, eine
Pelzmütze auf dem Kopfe, eine Denkmünze um den Hals.
Leinwand; h. 1,17; br. 0,97. — Nach H. aus Modena Da es jedoch viel-
mehr zuerst im Inv. Gnarienti (vor 1753) N. 1085 und zwar ohne den Zusatz »fu di
Modena« vorkommt, auch in den von Venturi veröffentlichten inodenesi sehen In-
venturen nicht aufzufinden ist, so erscheint diese Angabe nicht richtig. Auch die
Bezeichnung des Dargestellten als Martin Ryckaert, die sich zuerst im Kataloge von
1846 findet, beruht auf einem Irrtum. Dieser Mann hatte notorisch nur einen Arm
(vergl. F. J. van den Branden, p. 604; merkwürdigerweise hat dieser Gelehrte auch
auf unserem Bilde nur eine Hand gesehen); der auf unserem Bilde Dargestellte aber
zeigt seine beiden Hände. Das von van Dyck gemalte Bildnis des M. Ryckaert mit
einer Hand, das in des Meisters Ikonographie iWibiral, 113 I) von Jak. Neeffs ge-
stochen ist, befindet sich im Madrider Museum. Dieses Bildnis stimmt aber nur im
Sessel und in der Kleidung mit dem unseren überein und ebensowenig gleicht dieses
einem ähnlichen Bilde der Galerie Liechtenstein. — Der Fürst Rhodocanakis auf
Syra schickte uns die Photographie eines italienischen Stiches nach der Kopie eines
gleichen Bildes mit dem allerdings nicht belegten Bemerken, dass dieses seinen
Vorfahren, einen Prinzen Rhodocanakis-Giustiniani darstelle, den van Dyck, wie ur-
kundlich beglaubigt, im Januar 1622 zu Genua in dessen National - Kostüm für
800 Dukaten von Chios gemalt habe. Das Bild sei noch 1650, aber nicht mehr
1812 im Palazzo Giustiniani zu Genua gewesen. Nach den uns gütigst mitgeteilten
Abschriften der Urkunden, die zugleich gegen van den Branden und Rooses die
Naohricht dee Louvre-Manuskriptes bestätigen, dass van Dyek schon im Herbst 1621
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No. 1033. Anton van Dyck.
No. 1024. Anton van Dyck.
Tafel XVI.
Vlämische. Schule. XVII. Jahrhundert 341
in Genua gelandet sei, erscheinen diese Angaben nicht unglaubwürdig. Dass unser
Bild das Original ans dem Palaste Giustiniani sei, ist darnach zwar nicht erwiesen,
aber möglich. Die Schwere des Tones würde sich dann daraus erklären, dass es einer
der ersten Versuche van Djck's, die neuen Eindrücke zu verarbeiten, gewesen.
Vergl. Woltm.-Woerni. III, S. 443, Anm. 5. — Gest. von C. G. Raspe %• III, 15. —
Phot. Braun XII, 28; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
Männliches Bildnis, angeblich des Phil. Rubens. Brustbild 1036
ohne Hände, nach rechts auf braunem Grunde. Der blondhaarige (1079)
Herr mit kleinem Kinn- und Schnurrbart trägt einen schwarzen M 3
Rock, einen schwarzen Mantel und eine weisse Halskrause.
Leinwand ; h. 0,66% ; br. 53%. — Nach H. 1746 aus Modena. Doch findet das
Hild sich weder in der von H. herrührenden Abschrift des Modeneser Verzeichnisses,
noch in dem von Venturi veröffentlichten Modeneser Inventar von 1743. — Sicher
im Katalog von 1835; als Bruder des Rubens schon im Katalog von 1843. Ein an-
deres Exemplar war 1833 im Privatbesitze za Stuttgart. Bode erklärte das unsere
1873 (bei v. Zahn S. 203) nur für eine Kopie nach van Dyek. Es hat sehr gelitten.
Dass van Dyek es selbst gemalt habe, scheint uns nicht völlig ausgeschlossen zu
sein. Ebenso Seidlitz, Rep. XVI, S. 375. — Phot. Braun VIII, 27; Phot. Ges.;
Hanfst.; Tarume ; Bruckm.
Bildnis des Engelbert Taie, Baron von Wemmel. Brustbild 1037
ohne Hände nach rechts in gemaltem grauen Steinmedaillon. (1076)
Der schon ergrauende Herr mit ganz kurzem Bart über der ^ 3
Ober- und unter der Unterlippe trägt einen schwarzen Rock
und Mantel, eine goldene Kette, eine weisse Halskrause.
Leinwand; h. 0,72%; br. 0,56%. — 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in
Prag. — Die Bestimmung der Persönlichkeit beruht auf dem Stich von C. Galle in
van Dyck's Ikonographie, Wibiral N. 128. Doch ist der Stich etwas umfassender.
Es könnte nach einem anderen Exemplare angefertigt sein. Nach Bode (bei v. Zahn
VI, S. 203) wäre unser Bild in der Tat nur eine Kopie ; und wenn es auch so
tüchtig gemalt ist, dass die Möglichkeit der Eigenhändigkeit nicht ausgeschlossen
erscheint, so wird es doch schon durch die Schwäche seines Gegenstückes in der
Wrzowecz 'si heu Sammlung (unserer N. 1004) mit verdächtigt, welches offenbar nur
eine Nachahmung des Rubens ist. — Phot. Braun XIV, 26; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tanune ; Bruckm.
Nach van Dyek von Sir Peter Lely
Sir Peter Lely, eigentlich Peter van der Faes-Lely. Geb. 1618
von holländischen Eltern, angeblich zu Soest in Westfalen, gest.
1680 in London. Hauptnachfolger van Dyck's in England.
Karl I. von England. Kniestück nach links auf braunem 1038
Grunde. Links ein rot - goldner Vorhang und ein Tisch mit einer (1070)
Decke von demselben Stoffe. Der König stützt sich mit der J 1
Kechteu auf den Tisch, auf dein sein Hut liegt, und hält in der
342 Antwerpener Grossinaler. XVII Jahrhundert
Linken seinen Handschuh. Er trägt einen schwarzen Mantel mit
einem grossen Ordenskreuz, einen weissen Spitzenkragen und
ein hellblaues Ordensband. Oben rechts die Buchstaben C. R.
(Carolus Rex) unter der Krone; darunter die Jahreszahl 1632.
Leinwand; h. 1,23; br. 0,96V2- — 1749 mit N. 1034 aus der K. Galerie zu
Prag und, wie jenes, im Inventar 1754, II 428 nur der Schule des van Dyck zu-
geschrieben. Später und noch bei H. als Original des van Dyck. Das Schwarz-
kunstblatt von John Faber (1684—1756), welches genau unser Bild wiedergibt, trägt
jedoch die folgende Unterschrift: Vrom Sr. Peter Lely's copy of ihe celebrated
original Piciure painted by Sr. Anthony Vandyke which was destroy'd in the fire at
Whitehal Anno 1697. « Demnach ist das Original im Jahre 1697 im Schlosse White-
ball zu London verbrannt und unser Bild die Kopie Sir Peter Lely's, des berühmten
Nachfolgers des van Dyck ; hiermit stimmt die Malweise überein. Die alte Dresdner
Inventarisierung behält also auch in diesem Falle recht. Auch als Kopie von der
Hand des Sir Peter Lely wird das Bild seinen Wert behaupten. Vergl. übrigens
schon A.Woltmann, »Aus vier Jahrhunderten« S. 95. — 1908 ging die unkontrollier-
bare Behauptung durch die Zeitungen, das Original sei nicht in Whitehall verbrannt,
sondern in Wien aufgetaucht. — Gest. von Ed. Mandel. — Phot. Braun I, 25 und
XIV, 28; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
Angeblich A. van Dyck
1039 Danae. Danae ruht, fast nackt, auf goldner Bettstelle
(1066) unter goldbraunem Vorhang. Sie streckt beide Arme dem
M 3 goldnen Regen entgegen, unter dessen Gestalt der höchste
Himmelsgott sich links über ihrem Haupte herabsenkt. Die
Dienerin hinter ihrem Lager breitet ihr Gewand aus, um auch
etwas von dem Golde zu erhaschen. Amor kniet am Fussende
des Lagers und prüft eins der Goldstücke.
Leinwand; h. 1,30; br. 1,82}^. — Schon im Inv. 1722 (A 53) als van Dyck;
und so wieder bei H.; ja so noch in dem Werke über den Meister von Jules Guitfrey :
A. v. Dyck, sa vie et son oeuvre, Paris 1882. Hier sogar (bei p. 144) ein Licht-
druck nach dem Bilde. — Indessen gehört keine sonderliche Kennerschaft dazu, um
zu bemerken, dass von van Dyck unmöglich diese glatt - Hausierende Formensprache
und Malweise, diese kalt -buntschillernde Farbengebung der Gewänder und diese
Ornamentik der Bettstelle herrühren können, dass alles dieses vielmehr auf eine
spätere Zeit hindeutet. Dies erkannte schon das Inventar von 1754, welches das
Bild (II, 297) nur der Schule des van Dyck zuschrieb. Ebenso der »Catalogue«
von 1765 und das Abrege von »1782«. — Von wem das in seiner Art tüchtige Bild
herrührt, ist noch eine offene Frage. — Phot. Braun X, 22; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme; Bruckm.
1040 Maria mit dem Kinde als Himmelskönigin. Maria thront,
(1068) gekrönt, von vorn gesehen, in goldenem Himmelslicht. Mit
P 4 ihrer Rechten hält sie den kleinen Heiland, der nackt auf
ihren Knieen steht. In ihrer Linken ruht das Szepter.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 343
Leinwand; h. 1,22; br. 0,97. — 1741 durch Riedel aus Wien. H. — Inv. 1754,
II 85. Die Originalität dieses Bildes ist zuerst von Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 203)
bestritten worden. — Auch wir vermögen nicht, die gediegene und zarte Hand des
ran Dyek, sondern nur die Hand eines schwächeren Rubens-Schülers in ihm zu er-
kennen. — Gestochen als van Dyck 1815 von H. A. Riedel. — Phot. Ges.; Tamme.
Der Versucher vor Christus. Kniestück. Der Heiland steht 1 04 1
mit abwehrend erhobener Linken, nach links gewandt, unter (1087)
dem Felsenhauge. Vor ihm neigt sich, nach rechts gewandt, der Grimma.
Versucher, der ihm die Schätze anbietet, die er im Schurze trägt.
Eichenholz; h. 0,21; br. 0,16. — Inv. 1722, B. 575. — Schon bei H. nicht
als Original van Dyck's. — 1902 ans Altertums-Museum zu Grimma.
Bildnis eines Geharnischten mit dem Kommandostabe. Knie- 1042
stück nach rechts in grossem, grauem Steinmedaillon, über das (1085)
der Kommandostab hervorragt. Der schwarzhaarige Feldherr J 4
trägt über seiner Eisenrüstung eine rote Brustschärpe und
einen anschliessenden weissen Kragen.
Leinwand; h. 1,14; br. 0,83. — Inv. 1722, A 273. — Schon damals nur
als »Manier« van Dyck's. Bei H. als »nach van Dyck«.
Bildnis eines Geharnischten. Brustbild ohne Hände nach 1043
links auf graubraunem Grunde. lieber seiner starken Stahl- (1082)
rüstung trägt der gelblich - blasse, schwarzhaarige Krieger J 4
einen herabfallenden weissen Faltenkragen, den am Hals ein
rotes Band zusammenhält.
Leinwand; h. 0,63 %, ; br. 0,50. — Inv. 1754, II 778. — Hier und noch hei
H. als Original des van Dyek. Nach Bode (bei v. Zahn VI, S. 203) nicht von van
Dyek. In der Tat lassen auch uns die etwas schwammige Behandlung und der
schwere Ton des übrigens in seiner Art tüchtigen, wahrscheinlich spanischen Bildes
es nicht glaublich erscheinen, dass van Dyck es gemalt habe. — Phot. Braun ; Brnekm.
Bildnis des Roger de St. Lary, Herzogs von Bellegarde. 1044
Brustbild ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Dunkel- (1084)
blondes Haupthaar, kleiner Schnurr- und Kinnbart. Brauner, M 2
aufgeschlitzter Rock, weisse Halskrause, kleine Ohrringe.
Leinwand; h. 0,61%; br. 0,49%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Früher als echter van Dyck, bei H. als Kopie nach demselben. — Uns sieht
das tüchtige Bild wie ein Original aus, am ersten wie ein solches von der Hand
eines der Vorgänger van Dyck's in England, vielleicht des Paulus von Someren,
geb. zu Antwerpen 1570, gest. zu London 1621. Andere denken wegen der franzö-
sischen Tracht an Fr. Pourbus d. j. (Comte Ch. Cavense). — Phot. Tamme.
Unvollendeter männlicher Kopf. Brustbild ohne Hände nach 1 045
links. Rötliches Haar. Er trägt eine Haikrause. (1086)
Eichenholz; h. 0,31%; br. 0,27. — Inventar 1722, II 320. Schon bei H. 51 C
nicht als Original vau Dyck's.
344 Antwerpeiier Grossmaler. XVII. Jahrhundert
1046 Maria de' Medici als Witwe. Brustbild ohne Hände nach
(1088) rechts auf schwarzem Grunde im Hochoval mit braunen Ecken.
M.-G. Schwarze Trauerkleidung.
Leinwand; h. 0,73%; br. 0,58. — Inventar 1722, A 844, als »Kopie«. —
1891 ans Ministerialgebände an der Seestrasse.
Peter Francoys (Franchoys)
Geb. zu Mecheln den 20. Oktober 1606, gest. daselbst den
11. August 1654. Schüler seines Vaters, des Lucas Franchoys
d. ca., in Mecheln und des Ger. Zegers in Antwerpen. Arbeitete
zeitweise in Antwerpen, hauptsächlich aber in Mecheln.
1047 Bildnis eines Geharnischten. Halbfigur nach rechts auf
(1701) farbigem, teilweise umwölktem Himmelsgrunde. Um seine
19 c Hüften der herabgefallene rote Mantel; in H) r-,
seiner Rechten eine Pistole. Bez. 1. u.: *„.r* ^
P/nxir.
Eichenholz; h. 0,14; br. 0,10%. — Inventar 1722, B 550, als Original van
Dyck's, an dessen feurigste Zeit unser feines Bildchen in der Tat erinnert.
Nach Jan van den Hoecke
Getauft zu Antwerpen den 4. Aug. 1611; gest. daselbst 1651.
Schüler seines Vaters Kasper, dann des Rubens. In Italien
weiterentwickelt. Seit 1647 wieder in Antwerpen, wo er Hof-
maler des Erzherzogs Leopold Wilhelm wurde.
I047A Die Kreuztragung. Ein Stück des nach rechts gewandten
(700) Zuges nach Golgatha. Vorn der von hinten gesehene halb
F.-M. nackte Scherge, der den Heiland weiterzerrt. Links Johannes,
Maria und Magdalena. Im Mittelgrund rechts ein entfernterer
Teil des Zuges mit einem der Schacher.
Leinwand; h. L,88; br. L,43J^. — Kat. 1SS7 u. L892: N. Till. — 1853 in
London aus der Sammlung Louis-l'hilippe. Damals dem J. J. do Espinosa zuge-
schrieben. — Das Bild entspricht, wie Kustos Hofrat Müller nachgewiesen, einer durch
den Stich von Alex. Voet bekannten Komposition des Jan van den lloecke (1611 bis
1651). Nur ist der Stich mehr in die Hreite gezogen. Das Originalbild Jan van den
Iloecke's befindet sich, wie Max Roosos auf unsere Bitte gütigst festgestellt hat, in der
Liebfrauenkirche zu Mecheln ; doch ist dieses dem Stich und unserem Bilde gegen-
über gegenseitig. Unser Bild kann daher nur als eine nach dem Stiche ausgeführte
Kopio angesehen werden. Dass diese Kopie von einem Spanier herrührt, erseheint
möglich, dass sin aber von Espinosa gemalt sei, ist unwahrscheinlich. — l'hot. Ges.;
Tamnie. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert
345
Victor Wolfvoet
Getauft zu Antwerpen den 4. Mai 1612, gest. daselbst am 23. Ok-
tober 1652. Schüler erst seines Vaters. Victor Wolfvoet's des
älteren, dann des P. P. Rubens. Tätig in Antwerpen.
Das Medusenhaupt. Das starre Antlitz nach oben ge- 1050
richtet, liegt das abgeschlagene Haupt am Fusse einer Felsen- (967)
wand. Lebendige Schlangen ringeln sich als Haare um den P 10
Kopf, aber auch, losgelöst, rings umher am Boden. Bezeichnet
unten links (verkleinert): VICTOR. WO LT vo El
T.einwand; h. 0,45%; br. 0,59. — Inv. 1722, A 366; damals »im Magazin« ;
erst 1861 zur Galerie. — Das Vorbild von Rubens Hand befindet sich in der Kaiserl.
Galerie zu Wien. Rooses, Rubens III, p. 116 N. 636. — Phot. Bruckm.
Unbekannter Monogrammist um 1638
Bildnis einer schwarzgekleideten Dame. Kniestück nach 1 05 1
links auf braunem Grunde. Schwarzes Kleid mit goldenen (958)
Knöpfen; weisse Halskrause; kleine Haube. Beide Hände vorn M 2
übereinander gelegt; in der Rechten ein Taschentuch. Be-
zeichnet links oben: ^FTA: 47.; rechts oben:
O
/^
Eichenholz; h. 0,92%; br. 0,69%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein
in Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Bei H. als »unbekannt« im Anschluss an
die Schule des Rubens. Seinen Elementen nach könnte das Monogramm auf den
Holländer Mhhiel Jansze Miereveit gedeutet werden, zu dessen Malweise die beiden
ausgezeichneten Bilder jedoch gar keine Beziehung zeigen. Es scheint uns aller-
dings ungewiss, ob der Meister Holländer oder Vlaame war ; doch halten wir das
letztere für wahrscheinlicher. — Phot. Tamme.
Bildnis eines schwarzgekleideten Herrn. Kniestück nach 1052
rechts auf braunem Grunde. Der dunkelblonde, kurzbärtige (959)
Herr trägt einen anliegenden Faltenkragen über dem schwarzen M 2
Rocke, die Rechte stemmt er in die Seite; in der Linken hält
346 Antwerpener Grossmaler. XVII Jahrhundert
er seiuen Handschuh. Bezeichnet und datiert wie das vorige,
doch verwaschener.
Eichenholz; h. 0,92; br. 0,69%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein iu
Dux. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bern, zu diesem. — Phot. Tamme.
1053 Unbestimmte Niederländer des XVII. Jahrhunderts
(1047) Studienkopf eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände
akadeUmiV nach links auf gelblichem Grunde. Der abwärts blickende
Graukopf trägt kurzen grauen Schnurr- und Kinnbart.
Eichenholz; h. 0,51; br. 0,41. — Inv. 1722, A 134, als »Rubens«. Bei H.,
der die Herkunft übersehen, als »Jordaens«. Offenbar rührt das Bild weder von
Rubens, noch von Jordaens her ; und auch die Ansicht, dass der Dargestellte Abr.
Graphaeus sei, der Bote der Lukasgilde in Antwerpen, wird keineswegs durch das
bekannte Bildnis dieses Mannes von C. de Vos im Museum zu Antwerpen gestützt.
— 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
1054 Aufwärts blickender Greis. Brustbild nach rechts auf braunem
(1537) Grunde. Grauer Bart, dunkles langes Haar; offener Mund.
KM1.'?Un-St" Leinwand; h. 0,56; br. 0,49. — 1743 aus Paris. — Inventar 1754, II 308,
akauemie
als »van Boek«. Dass dieser »van Bock«, wenn das Bild von ihm ist, identisch sei
mit einem gewissen, 1673 in Paris verstorbenen van Bouck oder Boucle, der Schüler
des Snyders in Antwerpen gewesen sein soll (Louvre-Katalog 1878, II N. 45), er-
scheint unbegründet. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
C. Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler
David Teniers der ältere
Geb. 1582 zu Antwerpen, gest. daselbst den 29. Juli 1649.
Schüler seiner Bruders Juliaen Teniers, dann, wie überliefert
wird, des Rubens; später in Rom unter dem Einflüsse A. Els-
heimer's. Tätig in Antwerpen; 1606 Mitglied der Lukasgilde
dieser Stadt.
Seine Bilder werden noch heute oft mit denjenigen seines bedeutenderen
Sohnes D. Teniers des jüngeren verwechselt. Im ganzen gleicher Art, unterscheiden
sie sich von diesen durch ihre weniger geistreiche Zeichnung, ihre teils härtere,
hellere, teils schwerere und trübere Farbe. Nicht in allen Fällen jedoch lässt sich
mit völliger Sicherheit feststellen, ob ein Bild vom Vater oder vom Sohne herrührt.
1055 Dorf am Flusse. Links Bauernhäuser; in der Tür des
(992) einen eine Frau; vorn auf dem Wege drei Männer und ein Hund.
20 a Rechts ein Fluss zwischen Sandhügeln. Im Hinter-
gründe ein Kirchturm. Wolken am Himmel. Bez. u.r.: '* '
Eichenholz; h. 0,143^; br. 0,21. — Inventar 1754, II 478. — Wie sein
Gegenstück, das folgende, schon bei II. mit Recht dem älteren Teniers gegeben.
Phot. Bruckm.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 347
Im Dorfe. Rechts vorn ein Strohdachhaus zwischen Ge- 1056
büsch; auf dem Wege davor drei Männer und ein Hund. Links ein (993)
rotdachiges Haus. Im Hintergrunde die grüne Ebene, _, r^ 20 a
über der es aus grauen Wolken regnet. Bez. u. i. d. M. : ' ■ *•
Eichenholz; h. 0,14l/2; br. 0,21. — luv. 1754, II 479. — Gegenstück zum
vorigen. — Phot. Brackin.
Adriaen Brouwer
Geb. um 1605 oder 1606 in Flandern (wahrscheinlich in Ou-
denaerde), begraben zu Antwerpen den 1. Februar 1638. Schüler
des Frans Hals in Haarlem. Nachweisbar 1626 in Amsterdam,
1626 — 1628 in Haarlem, seit 1631 in Antwerpen.
Unangenehme Vaterpflichten. Kniestück nach links. Ein 1057
Bauer in blauer Mütze hat seinen Jungen, der sich verun- (1304)
reinigt hat, mit aufgehobenem Eöckchen über seine Kniee ge- 17 a
legt und reinigt ihn mit einem Tuche. Rechts blickt die Alte
keifend von ihrem Spinnrocken herüber.
Eichenholz; h. 0,20; br. 0,13. — Zuerst nachweisbar im Katalog 1817. —
Tüchtiges Bild der Flühzeit des Meisters. Vergl. Bode »Adriaen Brouwer« in der
Wiener Zeitschrift »Die Graphischen Künste«, 1884, S. 48. — Gest. von J. Ph. Le
Bas (gest. 1782). — Phot. Braun VII, 28; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Brnckm.
Bauernrauferei beim Würfelspiel. Links am Tisch sind 1058
drei Bauern beim Würfeln aneinandergeraten. Der mittlere, (1300)
rotröckige, ist aufgestanden und haut mit dem Kruge auf den 19 c
bereits aus einer Kopfwunde blutenden rechts sitzenden, blau-
röckigen ein, der seinem Gegner mit der linken Faust in die
Zähne fährt. Der dritte, grau gekleidete Bauer, ganz links,
ist ebenfalls aufgestanden und sucht die Streitenden zu trennen.
Eichenholz; h. 0,22V2 ; br. 0,17. — 1741 durch v. Kaiserling. Gutes Bild
der mittleren Zeit des Meisters. Vergl. Bode a. a. 0. S. 48. — Kopie im Berliner
Museum 853 F, jetzt im Saermondt- Museum zu Aachen. — Phot. Braun IX, 27;
Tamme; Hanfst.; Brnckm.
Bauernschlägerei beim Kartenspiel (fälschlich in der Regel 1059
»beim Würfelspiel« genannt). Links am Fass, auf dem Karten (1305)
liegen, sitzen drei junge Burschen. Der mittlere, in rot und 19 b
brauner Jacke, haut mit dem Kruge auf den rechts sitzenden,
grün gekleideten ein, indem er ihm mit der Linken zugleich
die Haare rauft. Der links sitzende, in Blau, macht Miene,
sich an dieser Bestrafung des Falschspielers zu beteiligen.
Rechts im Mittelgrunde einige Alte am Kamin.
348 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh.
Eichenholz; h. 0,26}^; br. 0,34 J^. — Zuerst im Katalog 1817. — Vergl.
Bode a. a. 0. S. 48. - Phot. Braun VIII, 28; Tainme; Hanfst.; Bruckm.
1061 Ein Zerrbild. Brustbild nach links auf braunem Grunde.
(1303) Der Alte in rotem Mantel und braunem Hut stützt den Kopf
17 a in die linke Hand, deren kleinen Finger er in den offenen
Mund steckt.
Eichenholz; hochoval; h. 0,11%; br. 0,08%. — Inventar 1722, A 510. —
Das Gegenstück, das die Nummer 1060 trug, wurde 1889 gestohlen. — I'.ode a. a. 0.
S. 48. — Rad. von A. Riedel. — Phot. Tanime.
Nach Adriaen Brouwer
1062 In der Schenke. Links vorn vier Männer am Kueiptiscb.
(1301) Der vordere, der das linke Bein, nach rechts gewandt, auf die
P 7 Bank gelegt hat, während ein bräunlicher Mantel sein rechtes
Bein bedeckt, zeigt dem Beschauer lachend die Zähne. Rechts
im Hintergrund sitzen ein Bauer und eine Bäuerin auf
einer Bank.
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,34. — Inv. 1722. A 527, als Original von »Brauen,
so auch noch bei H. — Indessen bemerkt Bode, a. a. 0. S. -18. mit Recht, dass die
Färbung zu einförmig, die Zeichnung zu gering für Brouwer selbst sei.
1063 Wüstes Treiben in einer Bauernstube. Vorn rechts sitzen
(1730) ein Trinker auf einer Holzbauk und ein Raucher auf einem
D. Z. Fussscherael einander gegenüber. Vorn links ein Bauer und
eine Bäuerin, denen aus einiger Entfernung drei Männer, von
oben links durch eine Wandluke zwei Männer zuschauen.
Leinwand; h. 0,50; br. 0,75. — Erst 1861 aus dem Vorrat. Damals als
unbekannt« in der holländischen Schule. Nach Maassgabe einer Zeichnung A. Bron-
wer's in der »Albertina < zu Wien ist es jedoch eine Kopie nach einem verlorenen
Bilde dieses Meisters. Vergl. die Zeichnung bei Bode a. a. 0. S. 58.
David Teniers der jüngere
Getauft zu Antwerpen den 15. Dezbr. 1610, gest. zu Brüssel
den 25. April 1690. Schüler seines Vaters. (Vergl. oben S. 346.)
Weiterentwickelt unter dem Einflüsse A. Brouwer's. Seit 1632
Mitglied der Gilde in Antwerpen, seit 1651 in Brüssel.
1064 Mondscheinlandschaft. Links unten ein See, in dem der
(989) Vollmond, die Wolken zerteilend, sich spiegelt. Rechts Felsen-
19 b gebirge, an dessen halber Höhe einige Gebäude im Mondschein
glänzen. Vorn links und in der Mitte hohe Bäume, vorn
rechts am Wege Hirten um ein Feuer. Bez. 1. u.:
Z) - Teniers . f.
Vlämische Schule. XV11. Jahrhundert 349
Eichenholz; h 0,3R; br. 0,55. — Inv. 1722, A 307. — Ge^enstiiek zum fol-
genden. — Bei H. wurden beide dem älteren Teniers zugeschrieben, wofür die alten
Inventare jedoch keinen Anhaltspunkt geben. Dem Stil nach scheinen sie eher
Jugendwerke des Sohnes zu sein. So auch Scheibler, Dr. Not., und Bode. —
Phot. Bruckm.
Flusslandschaft. Der Fluss durchströmt die kühle, tages- 1065
helle Landschaft vom Mittelgrunde links zum Vordergrunde (991)
rechts. Links vorn unter hohen Bäumen rasten Hirten mit 19 b
Kindern, Schafen und Ziegen. Rechts im Mittelgrunde ein
Bauernhof am Fuss des Gebirges. Bez. u. 1. i. d. M. :
^Ö. Ten/ zrs >^Jr
Eichenholz ; h. 0,38 ; br. 0,55. — Inventar 1722, A 302. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Bruckm.
In der Schenke. Vorn links sitzen zwei rauchende Bauern 1066
einander gegenüber; neben ihnen steht ein dritter, der sich seine (1000)
Pfeife stopft; noch weiter links drückt ein vierter einen fünften 20 c
im Scherze aufs Fass; ganz im Winkel steht, von hinten ge-
sehen, ein sechster. Neben ihm tritt die Wirtin mit einer Schüssel
zur geöffneten Türe herein. Rechts, im zurückliegenden Teile
des Hauses, eine grosse Bauerngesellschaft am Kamin. Bez. u. r.:
Jj. Jemehs ■ /Fe-
Leinwand; h. 0,36Va ; br. 0,50V2. — Inventar 1722 A 703. — Frühes Bild
des Meisters. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Bleiche. Links vorn das Waschhaus und der Zieh- 1 067
brunnen. In der Mitte die sonnige, von Häusern umgebene (994)
Bleiche, auf der Frauen mit Strohhüten das Linnen ausbreiten. 18 a
Rechts im Mittelgrunde ein Schloss. Vorn ein Hundehaus.
Bez. u. r. :
D'Ienievs- F
Eichenholz; h. 0,48%; br. 0,99%. — Nach H. durch Gotter, also um 1730
bis 1735. (?) — Zuerst im Katalog 1817. — Gegenstück zum folgenden. — Beide
bei H. als ältere Teniers, doch zeigen sie den Charakter des jüngeren etwa um 1640 ;
So schon Bode bei v. Zahn S. 203. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Das Wirtshaus am Flusse. Links das Wirtshaus, von dessen 1 068
Giebel eine rote Fahne weht. Rechts der Fluss, im Mittelgrunde (995)
ein Schloss, im Hintergrunde die getürmte Stadt. Vorn im 18 a
Wirtshofe unter stattlichen Bäumen spielt ein Leiermann zum
350 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh.
Tanze; und Tanz, Schmaus, Spiel, Liebes werben vereinigen
eine bunte Bauerugesellschaft. Bezeichnet unten in der Mitte:
-D • l£NIERS • 7"
Eiehenholz; h. 0,49; br. 0,71. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegenstück
zum vorigen. Vergl. die Bern, zu diesem. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
1069 Fischer am Dünenstrande. Links die hellen Dünenhügel
(1099) mit der Kirche und dem Feuerturm. Rechts das graue, bewegte
20 c brandende Meer, über das verschiedene Fischerschaluppen dem
Lande zustreben. Vorn am Ufer die Fischer mit ihrer Ware,
mit Frauen, Kindern, Hunden. Bez. u. 1.: D .T . F.
Leinwand; h. 0,83; br. 1,19. — Inv. 1722, A 1143. — Dort richtig nur als
Original von Teniers. — Später, auch bei H., wurde die Landschaft ohne Grund dem
B. Peeters zugeschrieben. Bode hat schon 1873 (b. v. Zahn a. a. 0. S. 174), unseres
Erachtens mit Recht, darauf aufmerksam gemacht, dass das ganze Bild von einer
und derselben Hand und zwar von der Hand eines der Teniers gemalt sei ; damals
nahm er an, es sei der ältere; doch rührt es nach Maassgabe der vorigen Bilder
vom jüngeren her. So auch Scheibler. — Phot. Tamme.
1070 Die Kirmess im „Halbmond". Links im Mittelgründe die
(997) Kathedrale von Antwerpen. Vorn rechts und in der Mitte der
18 c Hof des Wirtshauses. Unter hohem Baume stehen ein Geiger und
ein Dudelsackpfeifer auf einem Erdhügel. Davor Reigentanz;
rings buntes, tanzendes, spielendes, schmausendes Volk. Vorn
in der Mitte eine vornehmere Gesellschaft. Ein Bauer ist be-
müht, eine schwarz gekleidete Dame, die sich, sich sträubend,
auf den Boden setzt, zum Tanze hin- 7~}A\/y _~
überzuziehen. Am Wirtshausschild die ^///£U^5
Jahreszahl 1641. Bez.:
Leinwand; h. 0,92%; br. 1,32%. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Oarignan in Paris. Hauptbild im kräftigen Ton der früheren Zeit des Meisters. —
Phot. Braun in, 27; Phot. Ges.; Hanfst; Tamme; Bruckm.
1071 Das Rauch-Kollegium. Vorn links vier Bauern und ein
(1005) junger Herr mit ihren Pfeifen um einen Tisch, auf dem ein
19 a Kohlenbecken steht. Ueber ihnen blickt ein altes Weib zum
Fenster herein. Rechts, im zurückliegenden Teile des Hauses,
wärmen sich fünf Bauern am Kamine und kommt eine Frau zur
geöffneten Türe herein. Vorn rechts ein gelber Hund. Bez. r. u. :
J) ' Teniers • Jrc
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 351
Leinwand; h. 0,58%; br. 0,7272 ■ — 1742 durch de Biais ans der Sammlung
Carignan zu Paris. — Auch nach nochmaliger genauester Untersuchung können
wir uns nicht davon überzeugen, dass auf dem Zettel über dem Kamin, wie einige
wollen, eine lesbare Jahreszahl (nach einigen 1641) steht. — Phot. Braun X, 21;
Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
Der Alchymist. Er sitzt in grauem Pelzrock und roter Pelz- 1 072
mutze links vorn unter rotbraunem Vorhang am Herd, auf (1010)
dem seine Retorten stehen, und schürt das Feuer mit dem 19 a
Handblasebalg. Rechts vorn ein Hündchen. Im Mittelgrunde
ein zweiter Herd, dessen Feuer ein Arbeiter mittels eines
Riesenblasebalgs schürt. Rechts daneben ein Mann, der etwas
in einem Mörser stösst, und vier Männer am Tische. Bez. u. r.:
D-Tfwers.Jjc
Leinwand; h. 0,60; br. 0,73%. — Inv. 1722, A 365. — Phot. Braun VII,
29; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Beim Ankreiden. Links am Tische schreibt ein junger 1073
Mann, der mit der Linken seinen Bierkrug fasst, mit der Kreide (1001)
etwas auf den Tisch. Vier andere schauen ihm zu. Ein sechster 19 c
schreibt, von hinten gesehen, etwas an den Pfosten. Rechts im
zurückliegenden Zimmer sitzt eine Frau, von Zuschauern um-
ringt, backend am Feuer. Bez. r. u.: D . Tbniers . F.
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,68%. — Inv. 1722, A 453, »aus der Kunstkammer«.
— Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Wurf ler. Vorn links ein Tisch mit grüner Decke, um 1 074
den drei würfelnde Bauern sitzen; ein vierter schüttelt stehend (1014)
die Würfel; ein fünfter, in roter Mütze, sieht zu. Ganz links 20 b
am Kamin steht ein rauchender Mann, der ein Mädchen be-
lästigt. In der Mitte ein zweiter Tisch mit zechenden Gästen.
Rechts führt ein Brettergang zur offenen Eingangstür, in der
ein Mann steht. Vorn rechts ein Hund und Tontöpfe. Datiert
auf der Zeichnung links an der Wand: 1646.
Eichenholz; h. 0,56%; br. 0,76%. — Inv. 1722, A 484. — Phot. Braun V,
27; Tamme ; Bruckm.
Selbstbildnis des Meisters im Wirtshaus. Der fein gekleidete 1075
junge Mann, in dem wir nach alten Stichen den Meister selbst (1002)
erkennen, sitzt, mit dem Glase in der Rechten, mit dem Kruge 20 c
in der Linken, an einem umgestürzten Fasse. Neben ihm steht
ein Alter, der sich die Pfeife stopft; ein dritter, von hinten
gesehen, ganz links im Winkel. Rechts im zurückliegenden
352 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XYII. Jahrh.
Zimmer einige Bauern am Tische vor dem Kamin. Bez. u, r.:
D . Texters . F.; an der Zeichnung: 1646.
Eichenholz; h. 0,42%; br. 0.05. — Inv. 1722, A 705. — Phot. Braun VI,
27; Hanfat.; Tamme; Bruckni.
1076 Bauernmahlzeit. Vorn links stehen ein Mann und eine
(1012) Frau am Kamin: vier Männer und eine Frau sind schmausend,
19 b rauchend, plaudernd um den Tisch gruppiert, auf dem ein
Schinken steht. Rechts im Hinterzimmer steht ein Geiger
auf eiuem Fasse, und ein lustig tanzendes Paar ergötzt die
Zuschauer. Auf der Zeichnung links an der Wand die Jahres-
zahl 1648 (nicht 1646). Bez. r. u.:
J> ■ Jeniers -Fe
Eichenholz; h. 0,60^; br. 0,88}^. — Inv. 1722, A 479. — Phot. Braun II,
30; Tamrae; Brnckm.
1077 Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. Vorn in der
(1004) Wachtstube liegen links Helme, Brustharnische usw., rechts
20 b ein roter Rock usw. Rechts am Tische würfeln vier Wacht-
soldaten; ein fünfter Mann schaut zu, ein sechster steht am
Kamin, ein siebenter schläft. Im Hintergrunde links blickt
man in das Gefängnis Petri und sieht den Engel, der den
Apostel weckt. Bez. rechts unten: D . Texiers . F.
Kupfer; h. 0,57; br. 0,77. — Inv. 1722, A 1149. — Phot. Braun IV, 30;
Hanfst.; T.imme ; Brnckm.
1078 In der Wachtstube. Vorn links legt ein Page eiuen roten
(1009) Rock zu Rüstungsgegeuständen auf den Boden. Rechts im
18 c zurückliegenden Gemache sitzen, unter anderen, vier Soldaten
beim Kartenspiel um einen Tisch. Bezeichnet unten in der
Mitte: David . Teniers . Fec.
Kupfer; h. 0,39% j br. 0,-47. — Inv. 1754. 11 180. — Phot. Braun VI, 28;
Tamme; Urnekw.
1079 Die Versuchung des heil. Antonius. Grosse Felsengrotteu-
(1011) landschaft. Rechts im Mittelgründe besucht der heil. Antonius
20 a den heil. Einsiedler Paulus. Links im Vordergrunde sitzt der
graubärtige Heilige mit gefalteten Händen an seinem Steiu-
tisch vor seinem Kruzifix und blickt sich nach den Spuk-
gestal teu um, die ihn von allen Seiten umdrängen, auch nach
dem üppigen, hellblau gekleideten "Weibe, das ihm mit einem
Weinglase naht. Bez. r. u.: D . Tenters . F.
No. 1071. David Teniers d. J.
No. 1077. David Teniers d. J.
Tafel XVII.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 353
Kupfer; h. 0,69; br. 0,86. — Inventar 1722, A 1150. — Phot. Braun I, 27;
Phot. Ges.; Hanf st.; Tanvme ; Bruckm.
Der Zahnarzt. Links sitzt der graubärtige Zahnarzt im 1080
Pelzhut and hält in der Linken die Zange mit dem Zahn, den (1016)
er dem hinter dem Tische stehenden jungen Manne ausgezogen 18 c
hat. Vorn rechts liegt ein Hund. Bez. u. 1.: D . Teniers . F.
Eichenholz; h. 0,35; br. 0,30%. — 1741 von Kaiserling. — Phot. Tamme.
Grosse Dorfkirmess. Links der Wirtschaftshof, den aus- 1081
gelassenes Volkslehen füllt, rechts der Weg, der durch Dünen- (1013)
hügel zum Kirchdorf führt. Hier geleiten zwei Männer einen Be- 20 b
trunkenen heim. Ganz links vorn ein Dudelsackpfeifer an einem
Baume und ein Geiger auf einem Fasse. Zwei Pärchen beim
Tanze. Weiter zurück die Tafel, an der geschmaust und ge-
zecht wird. Bezeichnet unten links: DAVLD TENIERS . F.
Leinwand; h. 1,65; br. 2,14. — 1742 durch Le Leu aus der Sammlung
Araignon in Paris. — Phot. Braun VIII, 29; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Versuchung des heil. Antonius. In alten gewölbten 1082
Ruinen sitzt der graubärtige Heilige an seinem Steintisch. (1015)
Gräuliche Spukgestalten umringen ihn von allen Seiten. Er 19 c
aber hält mit beiden Händen sein frommes Buch fest und
blickt unverwandt zu dem rechts stehenden Kreuze hinüber.
Bezeichnet unten in der Mitte: D. TENIERS. F.
Eichenholz; h. 0,27%; br. 0,37%. —Inventar 1722, A455. —Phot. Tamme.
Grosse Dorfkirmess. Links unter Bäumen das ländliche 1083
Wirtshaus. Davor lustiges Treiben. Ein Geiger steht in der (990)
Mitte des Hofes auf einem Fasse. Vor ihm tanzt ein junger 19 b
Mann in gelber Jacke, eine rote Mütze in der Rechten schwen-
kend, mit einem Mädchen. Rechts vorn geht ein rotröckiger
Knecht mit zwei Krügen zu den Bierfässern. Rechts im Mittel-
grunde ein Schloss am Weiher. Davor vornehm gekleidete
Herren und Damen. Das Schloss ist des Meisters Schloss zu
Percq bei Brüssel. Bez. u. in der Mitte: D. TENIERS.
Leinwand; h. 1,42; br. 1,7872- — 1746 durch Le Leu aus der Sammlung
Araignon in Paris. — Bei H. ohne Grund dem älteren Teniers zugeschrieben, für
den es viel zu frei in der Durchführung ist. Es ist vielmehr ein Bild der späteren
Zeit des jüngeren Teniers. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Ein alter Gelehrter. Er sitzt in gewölbtem, spärlich er- 1084
helltem Gemache an seinem Pult und schreibt. Ein Knabe, dem (1003)
ein Hund voraneilt, während eine Alte am Stabe ihm rechts in 19 a .
23
354 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVTI. Jahrh.
der geöffneten Türe folgt, überbringt ihm einen Brief. Rechts
vorn ein Affe. Bezeichnet rechts unten: D. TENIERS.
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,19. — Inventar 1722, A 586, als Original. Die
Originalität ist später vorübergehend bezweifelt worden. Es scheint in der Tat ein
echtes Bild der spätesten Zeit des Meisters zu sein. — Fhot. Bruckm.
1085 Beim Bretspiel. In einer ländlichen Wirtsstube sitzen zwei
(996) Männer beim Bretspiel. Ein dritter sitzt neben ihnen und schaut
19 b zu; ein vierter steht, von hinten gesehen, links im Winkel.
Rechts kommt eine Alte mit einem Kruge in der Hand zur
Tür herein. Bez. 1. u.: Teniers . F. (Das D davor zweifelhaft.)
Eichenholz; h. 0,30 ; br. 0,37 %. — lnv. 1722, A 526. — Früher einmal dem
älteren Teniers zugeschrieben. Doch schon bei H. mit Recht dem jüngeren zurück-
gegeben. In der Tat ein Bild seiner Spätzeit. — Phot. Tamme; Bruckm.
I085A Beim Kartenspiel. Links in einer Schenke sitzen zwei
(998) Bauern beim Kartenspiel; ein drittersitzt, ein vierter steht als
19 b Zuschauer daneben; jener raucht, dieser stopft seine Pfeife.
Rechts im Mittelgründe eine Gruppe Bauern am Kaminfeuer.
Vorn rechts ein Hund. Bez. r. u. : D. Teniers . Pec.
Eichenholz; h. 0,30; br. 0,38J^. — Kat. 1887: N. 1088. — lnv. 1722, A 532.
— Bei 11. noch als echtes Werk des D. Teniers d. j. — Dagegen Bode bei v. Zahn,
S. 202. Wir gaben es in der ersten Auflage mit Bode nur einem Narhahmer, sind
aber durch erneutes Studium der späteren Werke des Meisters von dieser Ansicht
zurückgekommen und halten es nunmehr für ein eigenhändiges Werk der Spätzeit
des Meisters. Auch Bode ist zu dieser Auffassung zurückgekehrt. — Phot. Tamme;
liruckm.
1 085 B Lautenspieler und Flötenbläser. Kniestück. Ein dicker
(1018) blondlockiger Mann in grauem Rocke und schwarzer Pelz-
P 7 mutze sitzt vor einem Notenhefte am Tische und spielt die
Laute. Links hinter seiner Schulter blickt ein Flötenbläser
mit roter Kappe hervor.
Eichenholz; h. 0,19k;; br. 0,16. — Kat. 1887 u. 1892: N. 1090. — lnv.
1722, A 606. — Damals als »unbekannt«. Später im »Vorrat«. 1861 zur Galerie
als eigenhändiges Werk D. Teniers des jüngeren. So unmöglich, wie sie Bode (bei
v. Zahn a. a. 0. S. 202) 1874 erschien, erschien uns die Eigenhändigkeit (um 1686
bis 16881 nie. Doch glaubten wir es zu den Werkstattbildern stellen zu müssen.
Jetzt halten wir es jedoch mit Seidlitz (Repert. XVI S. 376) für richtiger, es als
spätes eigenhändiges Werk gelten zu lassen. — Phot. Bruckm.
Nach David Teniers dem Jüngeren
1 086 Die Hexenküche. Rechts vorn sitzt eine alte Zauberin am
(999) Tische und rührt beim Kerzenscheiu ihren Brei. Eine Teufels-
P 11 gestalt mit Pledermausflügeln schaut ihr zu. Links im Mittel-
b
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 355
gründe schiebt eine zweite, die ein Buch hält, mit der Rechten
eine nackte, auf einem Besen reitende junge Hexe in den Kamin.
Eichenholz ; h. 0,33l/a ; br. 0,24. — luv. 1722," A 457, als »Kopie« und »aus
der Kunstkammer«. — Im Inv. Guarienti, 736, dagegen als »Teniers il vecchio«. —
Dass es kein Original sei, als welches es hei H. verzeichnet stand, hatte schon
Bode bemerkt, bei v. Zahn a. a. 0. S. 202. — Gest. von J. Aliamet (1728—1788)
als »Depart pour le Sabat« nach dem Original, das sich damals, wie sein Gegen-
stück »Arrivee au Sabat«, im Kabinet des Comte de Vence in Paris befand. Beide
Kompositionen befinden sich, in Oel ausgeführt, in der Karlsruher Kunsthalle.
Darüber, ob diese Karlsruher Bilder die Originale sind, sind die Ansichten geteilt.
— Pliot. Bruckm.
Schüler und Nachahmer des 0. Teniers des j.
Im Stalle. Rechts die Kühe bei ihrem Futter; vorn die Magd, 1087
die knieend ihren Topf scheuert; ein Alter beugt __ (1006)
sich zu ihr herab und umfasst sie zärtlich. Hinten • f-H «4- ^ 5
eine Zuschauerin in der Tür. Links vorn Töpfe, v Sa q
Kessel, G-emüse, Kürbisse usw. Bez. links u. : "^
Eichenholz ; h. 0.4772 ; br. 0,64. — 1727 dureh Leptat als Original. — Im
Inv. Gnarienti. 247, mit Recht nur als »Scuola di D. Teniers«; später im »Vorrat«;
1855 wieder als Original zur Galerie. Das Bild ist aus Motiven echter Werke D.
Teniers d. j. in der kaiserl. Galerie zn Wien zusammengesetzt und zeigt trotz seines
Monogrammes nur die Hand eines Nachahmers, vieUeicht diejenige seines Bruders
Abraham Teniers. Vergl. N. 1100.
Der schlafende junge Bauer. Vorn links am Bier- und 1089
Rauchtische lehnt der junge Bauer sich, eingenickt, gegen (1008)
die Wand. Ueber ihm blickt jemand zur Wandluke herein, r 11
Rechts im Hinterstübchen vier Männer und eine Frau am
Kamin. Bez. r. u. (unecht): D . Teniers . Fec.
Eichenholz ; h. 0,35 ; br. 0,25. — Inv. 1722, A 446, als Original. Später als
unecht im Vorrat. 1846 wieder als echt zur Galerie. Dass es wirklich unecht ist,
hat Bode (bei v. Zahn S. 202) schon 1873 betont. Es ist zn leer im Vortrag, zu
schwer in der Farbe für den Meister selbst ; auch sieht man der Bezeichnung an
ihrer scharfen Schwärze die Unechtheit an.
David Teniers d. j., Nik. van Veerendael (geb. zu Ant-
werpen 1640, gest. daselbst 1691, Nachfolger des D. Seghers,
vergl. N. 1229) und Carstian Luckx oder Luyx (Meister
zu Antwerpen um 1644).
Vor der Küche. Links vorn ein Tisch mit toten Vögeln 1091
auf weissem Tuche, einem Fisch in einer Schale und einem (1019)
stattlichen Glase Blumen vor graubrauner Wand. Rechts eine M 3
23*
356 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrli.
Küche, in welcher hinten der Koch am Feuer steht, vorn sein
Gehilfe an einem Tische beschäftigt ist: daneben ein Hund.
Tn der Mitte eine Säule mit rotem Vorhang. Bez. 1. neben
den Blumen: N. v. Verendael: — in der Mitte über dem
Katzenrücken: Carstian Luckx; — r. n.: D. T.
cars/f'i
ta
/? JmAx.
V.T.
Leinwand; h. 0,83; br. 1,20 J-i. — 1725 aus der Sammlung Wrzoweoz in
l'rag. — Teniors hat die Küche, Veerendael die Blnmen, Luckx das Stilleben gemalt.
Den Namen des Luckx las H. »Ricks . Die Inschrift könnte zur Not so gelegen
werden. Aehnlich bezeichnete Bilder in Madrid und Braunschweig beweisen aber,
dass sie Carstian Luckx gelesen werden muss; und dieser Meister ist ohne Zweifei
identisch mit dem Kerstian Luyckx, der nach den »Liggeren« im Gildenjahr 1 ' '. 4 1
bis 1(145 Meister in Antwerpen wurde. Vergl. Riegel, Beiträge IL S. 12<J— 127. —
l'hot. Braun V, 28; Bruckm.
David Ryckaert d. j.
Getauft zu Antwerpen den 2. Dezbr. 1612, gest. daselbst den
11. Novbr. 1661. Schüler seines Vaters Dav. Ryckaert d. ä.
Später durch A. Brouwer und die beiden Teniers beeinrlusst.
Da auch sein Grossvater David Ryckaert hiess, nennt man ihn
auch wohl D. Ryckaert III. Tätig war er in Antwerpen.
1092 In der Bauernstube. Rechts ist Küchengerät zusammen-
(1105) gestellt. Ein Käuzchen sitzt auf einem Korbe. Eine rote Mütze
19 c hängt an einem Balken. Links im Mittelgrunde am Tische steht
die Alte neben zwei zechenden Bauern. Der Alte aber wärmt
sich die Hände auf dem Rücken
am Kamin. Bezeichnet link
unten am Fasse:
Eichenholz; h. 0,5072 ; br. 0.80%. — 1741 durch Kaiserling. — Phot. Bruckm.
ks D'KY&r-i&xü
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 357
Alt und Jung. Das Sprichwort, das rechts oben auf dem 1093
Zettel steht (Soo de onclen songen, soo peepen de Jongen), (1102)
ist durch das Treiben einer Bauernfamilie in ihrer Stube veran- 19 c
schaulicht. Rechts die sechs Alten; unter ihneu die Mutter,
die das kleinste aus dem Glase trinken lässt, während von den
Männern der vorderste Krug und Glas hält, ein zweiter liest,
ein dritter sich die Pfeife anzündet, lPY'P \ /
Links die sechs Jungen, die die iL-/ fX^ ^
Alten nachahmen; eins hat einen C#)A/\i_#\ I
Trichter auf dem Kopf, eins bläst --
die Flöte, eins hält eine Pfeife, )\)/Z\Q ~
eins trinkt. Bez. u. r. am Stuhl: ^y *J
Eichenholz ; h. 0,59 ; br. 0,96. — 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Vergleiche Venturi a. a. 0. p. 358. — Im H. 'sehen Katalog waren Herkunft und
Jahreszahl (oder Nummern und Maasse) mit dem folgenden verwechselt, denn nach
Venturi war das Modeneser Bild von 1639 datiert, und das so datierte ist das
kleinere von beiden. — Phot. Braun V, 29; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Alt und Jung. Das Sprichwort, das links oben auf dem 1094
Papier steht, wird durch das Treiben einer Bauernfamilie in (1101)
ihrer Stube veranschaulicht. Links die sechs Alten; unter *9 a
ihnen ganz links die Mutter mit dem Säugling; dann folgt der
Vater, der liest ; ganz in der Mitte ein Mann, der eine Pfeife
raucht; rechts die sechs Jungen, von denen einer rauchend zu
Boden gestürzt ist, einer trinkt, einer die Flöte bläst, der
ganz zur Rechten sich unschicklich aufführt. Bez. links unten:
Eichenholz; h 0.64V2 ; br. 1,01. — 1744 durch Rossi aus Italien. — Bei H.
waren Herkunft und Jahreszahl (oder Nummern und Maasse) mit dem vorigen Bilde
(N. 1093) verwechselt. Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Braun VI, 29;
Hanfst.; Tauimo; Bruckm.
Stilleben mit der Katze. Küchengerät jeder Art, Kessel, 1095
Töpfe. Körbe. Fässer usw. Links auf dem Korbe ein Käuzchen. (1103)
Rechts auf dem Tisch liegt Fleisch und ein gerupftes Huhn.
L 1
358 Antwerpener und Brüsseler Sitteumaler. XVIT. Jahrb.
Vorn darunter sitzt die Katze neben dem Leuchter. An der
Wand ein Zettel mit dem Verse: Om minne van den smaer
lacht de kat den kandelaer. Darunter die Bezeichnung :
Leinwand; h. 0,795^; br. 0,87%. — Zuerst im Katalog 1862. Aus dem
Vorrat. — Von H. wurde die Jahreszahl irrtümlich 1699 gelesen. Daher schrieb
F. J. t. d. Branden (Geschiedenis p. 607) das Bild ebenso irrtümlich einem Sohne
unseres Meisters. David Ryckaert IV., zu.
1096 Stilleben mit dem Knaben und dem Kreisel. Links ist Küchen-
(1104) gerät zusammengestellt. Rechts peitscht ein Knabe seinen
50 a Kreisel. Unten links der Rest der Bezeichnung: D. Ryck
Leinwand; h. 0,68; br. 0,8572- — Zuerst im Katalog 1862. Aus dem Vorrat.
Gonzales Coques
Geb. zu Antwerpen 1618, gest. daselbst den 18. April 1684.
Schüler P. Brueghel's III. und David Ryckaert's IL Einfluss
van Dyck's. »Der kleine van Dyck« genannt. Tätig zu Antwerpen.
1097 Familienbild. Rechts der Garten. Links die Familie unter
(1108) gelbem Zeltvorhang auf der Terrasse ihres Hauses. Ganz links
19 b sitzen ein Herr und eine Dame. Musikinstrumente liegen zu
ihren Füssen am Boden. Vorn rechts schreiten zwei junge Männer
die Stufen der Terrasse hinan. In der Mitte stehen ein Fräulein
und zwei Knaben, von denen der jüngste einen Hund an der Leine
hält, der im Begriff ist, Streit mit einer Katze anzufangen.
Eichenholz ; h. 0,67 ; br. 0,90. — Zuerst im Katalog von 1843. — Phot.
Braun XV, 26; Phot. Ges.; Hanfet.; Bruckm.
Vlämische Schule
Um 1650
I097A Tanzfest im Freien. Links der Park, rechts das Schloss
Plauen i.v. mj^ ro^ drapierter Säulen vorhalle , unter der die Musikanten
sitzen. Vor ihr sitzen und stehen reich gekleidete Zuschauer,
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 359
zwischen denen links zwei Paare einen Kontre-Tanz aufführen.
Rechts tragen Diener Erfrischungen heraus.
Leinwand; h. 0,99; br. 1,41 '/a- — 1893 als Vermächtnis des Apellations-
geriehtspräsidenten Ed. Ferd. Nossky. — Wegen des wahrscheinlich falschen Mono-
gramms (T in G) links an der Ballustrade wurde das Bild damals irrtümlich
G. Terborch zugeschrieben. Der Verfasser glaubte eher an G. Tilborch denken zu
müssen, von dessen Hand die Haager Sammlung ein verwandtes Bild besitzt. Inner-
lich scheint das Bild jedoch den Werken des Jeroom Janssens (Antwerpen 1624 bis
1695), des »Tänzersc, am nächsten zu stehen. So auch Hofstede de Groot. — 1902
an den Kunstverein zu Plauen i. V.
Gillis (Aegidius) Tilborch
Geb. zu Brüssel um 1625, gest. daselbst um 1678. Schüler der
Brüsseler Zeit David Tenier's IT.; 1654 Meister der Gilde.
Vlämische Bauernhochzeit. Rechts das Dorfwirtshaus. Links 1098
Blick in die Ferne. Das Brautpaar sitzt rechts im Mittel- (1116)
gründe mit dem Pfarrer an dem Tisch neben dem Hause. 1^ ^
Zahlreiche Gäste schmausen, zechen und plaudern an Tischen
und Fässern. Links wird einem schon unwohl; rechts ist einer
schon unter seinem Tische eingeschlafen. Vorn in der Mitte
sitzt eine Mutter mit ihrem Kinde am Boden und hält in
der Linken ein Glas, in der Rechten eine Blume. Bezeichnet
vorn in der Mitte: G . TILBORCH.
Leinwand; h. 1,28; br. 1,96. — Wenn es, wie H. angenommen zu haben
scheint, das Bild des Inventars 1722, A 379, ist, so ist der Gegenstand daselbst
verwechselt worden ; denn ein »Corps de guarde« stellt es doch nicht dar. Sicher
im Inventar 1754, II 275. — Phot. Braun VIII, 30 ; Tamme ; Bruckm.
Ein junger Bursche mit einer Flasche. In graublauer Jacke, 1099
mit einer kirschroten Mütze im fuchsroten Haar, sitzt er, nach (1723)
rechts gewandt, auf niedriger Bank an einem kleinen Tische. 19 b
In der Linken erhebt er eine Flasche, in der Rechten hält er
ein Schälchen. Rechts im zurückliegenden Zimmer drei Per-
sonen an einem Tische. Bez. rechts unten: 'S*
Eichenholz ; h. 0,25 ; br. 0,35. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Bei H. irrigerweise dem Holländer R. Brakenburg zugeschrieben. Auf Tilborch
deutet nicht nur das aus T und B zusammengesetzte Monogramm, sondern auch die
Malweise des Bildchens. So übrigens Bode schon 1873 bei v. Zahn VI, 8. 195. —
Phot. Bruckm.
Abraham Teniers
Geb. zu Antwerpen den 1. März 1629, gest. daselbst Ende
September 1670. Sohn und Schüler seines Vaters D. Teniers
300 Antwerpener und Brüsseler Sittenmaler. XVII. Jahrh.
d. ä., weiterentwickelt unter dem Einflüsse seines Bruders
D. Teniers d. j. Tätig in Antwerpen.
1100 In der Küche. Links am Feuer die Köchin, neben der,
(1007) von hinten gesehen, ein junger Mann am Kamin sitzt. Vorn
18 c rechts allerlei Küchengerät. Bezeichnet rechts in der Mitte:
Terue^sj^
Vor dieser Inschrift ist unter dem Papierstöpsel der Flasche
noch ein A. erkennbar.
Eichenholz; h. 0,37%; br..0,59%. — 1741 durch von Kaiserling. — Erst 1855
aus dem »Vorrat«, in den es wahrscheinlich verbracht war, weil man es nach seiner
Inschrift und nach seiner Malweise nicht für ein echtes Werk David Teniers d. j.
hielt. Als solches gleichwohl bei II. Indessen hat Bode (bei v. Zahn a. a. O. S. 193)
schon 1873 darauf aufmerksam gemacht, dass das Bild sowohl durch seine Inschrift,
als auch durch seinen Stil als Werk des Abraham Teniers beglaubigt wird.
Ferd. van Apshoven II.
Geb. den 1. März 1630 zu Antwerpen, gest. Anfang April 1694
daselbst. Schüler seines Vaters, F. van Apshoven's I., aber
wahrscheinlich auch 1). Teniers d. j.. den er nachahmte. Bruder
des Thomas van Apshoven. Tätig zu Amsterdam.
I 1 0 1 Im Atelier. Vorn links sitzt der Maler mit einem Feder-
(1017) hut auf dem Kopfe, mit der Palette in der Linken vor seiner
P 5 Staffelei. Vorn rechts kniet ein junger Mann vor einigen an einen
Stuhl gelehnten Gemälden. Links im Mittelgründe betrachtet
ein Kenner, von hinten gesehen, die Gemälde an den Wänden.
Leinwand; h. 0,50%; br. 0,81%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Erst 1861 aus dem »Vorrat«; bei H. als echtes Work David Teniers d. j.,
für den es jedoch nicht gut genug ist. Die Bestimmung als van Apshoven stützt
sich auf ein gleiches, aber grösseres, mit des Meisters Namen versehenes Mild, das
1883 im Kunstliamlel zu Florenz war. i^Boile und Scheibler, Dr. Not.) Nach Frimmel
eine wenig veränderte Kopie nach einem Werke D. Teniers d. j. im Stifte St. Florian
in Oberösterreich. (Gemalte Galerien, 2. And. Berlin 1896, S. 8.) — Phot. Uruckm.
Frans Breydel
Geb. zu Antwerpen den 8. September 167!). gest. daselbst
den 24. November 1750. Bruder des Chevalier Karl Breydel.
Tätig zu Cassel, zu London und zu Antwerpen.
1102 Maskenscherz unter römischen Ruinen. Links Bogen-
(1168) ti'üminer. alte Säulen und eine Vase; davor verkleidete Männer
66 a
Vlätnische Schule. XVII. Jahrhundert 361
und Frauen im Karnevalstreiben. Rechts in der Landschaft
eine Palme; vorn Zuschauer. Bez. 1. am Vasensockel:
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — 1727 durch Le Plat. — Gegenstück zum
folgenden.
Maskentanz unter römischen Ruinen. Rechts grosse Säulen- I 103
ruine. Davor der Tanz maskierter Männer und Frauen. Links (1169)
Blick in die Campagna; vorn einige Zuschauer. Bez. rechts 66 a
am Vasensockel (wie das vorige): F. Breydel.
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — 1727 durch Le Plat. — Gegenstück zum
vorigen.
Jan Joseph Horemans d. ä.
Getauft zu Antwerpen den 16. November 1682, gest. da-
selbst den 7. August 1759. Tätig zu Antwerpen.
Ein Schuster in seiner Werkstatt, Der Meister sitzt mit 1 1 04
seinem Hut auf dem Kopfe, nach links gewandt, an dem Tische, (1172)
hinter dem sein Geselle arbeitet. Bezeichnet unten links: 18 a
(J/Horeman5
Eichenholz; h. 0,26%; br. 0,20%. — Gegenstück zum folgenden. — Die
Provenienzangabe dieser Bilder bei H. -war, wie schon die Maasse beweisen, nicht
richtig. Die Bilder wurden erst 177S mit der Spahn'schen Sammlung erworben ;
N. 27 und 28 der Liste. — Phot. Bruckm.
Eine Mutter neben ihrem Kinde. Die Alte sitzt, fleissig I 105
nähend, links am Fenster. Das Kindchen ist rechts in seinem (1173)
Tisch und Stuhl umfassenden Gestell eingeschlafen. Bezeichnet 18 a
unten rechts (wie das vorige): J. Horemans.
Eichenholz ; h. 0,26%; br. 0,20%. — 1778 mit der Spahn'schen Sammlung. —
Gegenstück zum vorigen. — Vergleiche die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Bruckm.
D. Die Antwerpener und Brüsseler Maler von
Reiterstücken, Gefechts- und Lagerszenen
Peter Snayers
Getauft zu Antwerpen den 24. November 1502, gest. zu
Brüssel 1667. Schüler des Seb. Vranx. Tätig anfangs in Ant-
werpen, seit 1628 in Brüssel. Hofmaler des Erzherzogs Albrecht.
362 Vlämische Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh.
I 106 Das Gefecht bei der Windmühle. Links stürmen Reiter
(1636) die Anhöhe des Mittelgrundes, auf der neben Bauernhäusern
18 a eine Windmühle steht. Vorn in der Mitte halten einige Reiter,
deren einer mit einem Fusssoldaten spricht. Rechts im Hinter-
grunde Hügel mit grünen Bäumen.
Eichenholz ; h. 0,40 ; br. 0,73. — Als N. 2932 itu Jahre 1741 ans der Sammlung
Wallenstein in Dux. — Bei EL, der die Herkunft übersah, wie das folgende, sein
Gegenstück, dem Holländer Rsaias van de Velde zugeschrieben, mit dessen Werken
beide jedoch keine Verwandtschaft zeigen. — Bode machte schon 1873 (bei v. Zahn
S. 206) mit Recht darauf aufmerksam, dass sie die Hand eines Nachahmers des Seb.
Vranx zeigen. Scheibler (Dr. Not.) bestimmte dies noch näher dahin, dass sie
Jugendwerke des Peter Snayers, der eben ein Schüler des Seb. Vranx war, seien ;
und diese Ansicht wird bestätigt, da sich herausgestellt, dass sie im Inv. 1754, II 657
und 658, in der Tat als Werke des P. Snayers verzeichnet stehn. Im Verhältnis zu
unseren beglaubigten späteren Werken des Meisters (N. 1111 und 1112) zeigen sie,
wieviel frischer und kräftiger dieser in seiner Jugend malte. — Phot. Bruckin.
I 107 Ein Reitergefecht. In der Mitte fechten zwei Reiter auf
(1637) Schimmeln miteinander. Links vorn sind Fusssoldaten im
18 a Kampfe; rechts vorn liegt ein mit seinem Reiter gestürztes
Pferd. Rad und Galgen ragen in der Mitte des Mittelgrundes.
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,72%. — 1751 mit dem vorigen, seinem Gegen-
stücke, aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen.
I 108 Plünderung eines Dorfes. Brennende Häuser im Hiuter-
(1052) gründe. Vorn in der Strasse Plünderszenen. Soldaten fallen über
P 6 Bauern her. In der Mitte spiesst einer einen Bauern. Rechts
erschlägt ein anderer einen zu Boden Gestürzten mit dem
Gewehrkolben. Im Mittelgrunde schiessen Soldaten aufeinander.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,14%. — 1742 durch Riedel ans Prag (als N. 3123).
— Phot. Bruckm.
I 1 09 Räuber im Walde. In einer Schlucht hält der leere Reise-
(1049) wagen. Links vorn werden die halbnackten Reisenden er-
19 a schlagen und geplündert. Rechts sammeln sich die Räuber.
Links, wo Rad und Galgen drohen, nahen Soldaten.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,67. — Inventar 1722, A 123. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Bruckm.
I I 10 Räuber vor dem Dorfe. Vor einem Dorfe, hinter dem rechts
(1050) in der Ferne Windmühlen ragen, werden Wagen von Reitern an-
19 a gehalten; ein grosser dreispänniger Wagen vorn in der Furt.
Links vorn erwischt ein Reiter einen Fussgänger am Mantel.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,67. — Inventar 1722, A 137. — Gegenstück
zum vorigen.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 363
Reiter im Hohlweg. Vorn links führt ein Holzsteg, auf I I I I
dem ein Mann im roten Rock geht, über den Bach. Rechts reiten (1051)
zwei Männer bildeinwärts in den Hohlweg <-) ^ b
hinein. Rechts hohe Felsen; ein Wasserfall ^r*
stürzt von der Höhe; ein Kastell krönt den J£) )ö6Z-
Gipfel. Bez. unten in der Mitte: '
Leinwand; h. 0,59 V2 ; br. 0,49V2- —Als N. 3140 im Jahre 1742 durch Riedel
ans Prag. — Die Lesart der Datierung »1669« hei H. war nicht richtig; der Meister
starb schon 1667. Immerhin ist es, wie das folgende, sein Gegenstück, ein charak-
teristisches Beispiel der verflachten späteren Malweise des Meisters.
In einsamer Felsenschlucht. Rechts die hohe, mit Kiefern 1112
bestandene Felswand. Links hinter der Schlucht ein Kastell. (1053)
Rechts vorn ein Reiter, nach links gewandt. Andere Leute *8 b
auf dem Wege im Mittelgrunde.
Leinwand; h. 0,58^; br. 0,49. — Als N. 3141 im Jahre 1742 durch Riedel
aus Prag. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Angeblich Mattheus Vroom
Ein Maler dieses Namens war 1620 Meister der Antwerpener
Gilde. Liggeren I, p. 561 und 563.
Maria de' Medici's Landung in Antwerpen. Im Mittelgrunde 1113
die Scheide mit vielen Schiffen, im Hintergrunde das jen- (1129)
seitige Ufer, im Vordergrunde der Strand. Rechts vorn wartet Q 2
der mit sechs Schimmeln bespannte Wagen.
Die Königin schreitet auf rotem Teppich /\/\ (]}
mit zahlreichem Gefolge ans Land. Vor
ihr kniet ein Mädchen in allegorischer #/- IT . >
Tracht; in der Mitte harren die Würden- ■* *C(l
träger Antwerpens. Links Volksszene. Be- * S~ q
zeichnet vorn rechts: / ^
Eichenholz; h. 0,64%; br. 0,92. — Inventar 1722, B 381. Damals keinem
bestimmten Meister, bei H. frageweise dem Mattheus Vroom zugeschrieben. Diese
Hypothese beruht nur auf der Uebereinstimmung unseres Monogramms, sowie des
Ortes und der Zeit der Entstehung des Bildes mit der oben angeführten Liggeren-
Notiz; dass sie unwahrscheinlich sei, lässt sich nicht behaupten. — Phot. Bruckm.
Adam Frans van der Meulen
Geb. zu Brüssel den 11. Januar 1632; gest. zu Paris den
15. Oktober 1690. Schüler des Peter Snayers zu Brüssel.
Tätig als Hofmaler und Akademie-Professor zu Paris. I 114
Ausfahrt Ludwig's XIV. nach Vincennes. Der sechsspännige (1131)
Wagen der königlichen Familie, dem zahlreiche Vorreiter voraus- 18 b
364 Viamische Schule. XVII. Jahrhundert
|||5 Ludwig's XIV. Einzug in Arras. Die umwallte Stadt dehnt
(1132) sich klar im Hintergrunde. Der Zug wendet sich von vorn
18 h rechts zum Hintergrande links durch die Ebene. In dem sechs-
spännigen Wagen, neben dem entblössten Hauptes die Hofleute
schreiten, sitzt die Königin. Der König ist weiter vorn im Zuge.
Vorn harren die Zuschauer in ehrfurchtsvollen Stollungen.
Leinwand; h. 0,63; br. 0,97. — 1742 dnrch de Brais aus r.-iris. — Damals
schon als »Prise de possession d'Arras« bezeichnet.
Nach A. F. van der Meulen
1116 Ludwig XIV. im Gefecht am Canal von Brügge. Im Mittel-
(1 133) gründe tobt das Gefecht. Vorn im Walde sprengen der König und
P 5 ein Officier, der entblössten Hauptes neben ihm reitet, fast von
hinten gesehen, dahin.
Leinwand; h. 0,64; br. 0,86. — 1741 durch v. Kaiserling. — Damals als echt
bezeichnet. Schon bei II. nur als Copie.
Peter van Bloemen (Blommen)
Getauft zu Antwerpen den 17. Januar 1657, begraben daselbst
den G. März 1720. Schüler des Simon von Douw. In Rom. wo
er 20 Jahre thätig war, erhielt er den Beinamen Standaard. Seine
datirten Bilder stammen aus der Zeit nach seiner Rückkehr in
seine Vaterstadt, wo er 1699 Dekan der »Schilders-Kamer« wurde.
|||7 Viehmarkt in Ruinen Roms. Rechts vorn hohe Säulen neben
(1139) einer Bogenruine; unter ihnen Rinder mit ihren Treibern. Links
48 b im Mittelgrunde ein Rundtempel mit
rotem Ziegeldach. Vor demselben ein
Eseltreiber, der mit einem am Wege
sitzenden Manne spricht. In der Mitte
ein Reiter, dem zwei Pferde folgen.
Bezeichnet rechts unten:
i nneit iieiueiii. ijhiks
P.Vß.
17)0
Leinwand; h. 0,86; br. 1,01. — 1742 durch Riedel an-- Prag. — Gegenstück
zum folgenden.
|||8 Reitübungen in Ruinen Roms. Links eine grosse Säulenruinc
(11 40) Rechts ein ummauertes Kloster. Vorn links und vorn rechts wer-
48 1) den je zwei Pferde gehalten. In der Mitte sprengt ein Mann in
gelbem Rocke auf sich bäumendem Schimmel davon. Bezeichnet
links unten: P . V . 15 . 1710.
Vlämische Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh. 365
Leinwand; h. 0,S5££j br. l.Ol'.j. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Vor der Campagna-Osteria. Links das Hans. Vor demselben, 1119
sonnenbeschienen, einige Lastpferde mit ihren Führern. Eechts (H41)
Ift h
vorn ruhende Schafe und Ziegen; weiter zurück einige Männer i0 u
und Frauen. Bezeichnet oben links: P . V . B . 1718.
Leinwand; h. 0,59; br. 0,50. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Gegenstück zum folgenden.
Fischer in einer Felsenschlucht. Zwei Fischer stellen links | 120
im Bergwasser ein Fangnetz. Rechts steht ihr Schimmel und ihr (1143)
Esel; bei diesen ein Knabe. 18 b
Leinwand: h. 0,5S; br. 0,49;!-<. — 1741 aus der Sammlung Waüenstein in
Dux. — Gegenstück zum vorigen.
Nomadenzug. Die Hirtenfamilie zieht von links nach rechts 1121
über die Höhe. Inmitten der Schaf-, Ziegen- und Rinderheerde (1142)
führt ein junger Mann ein braunes, beladenes Pferd am Zaume. 48 a
Ganz links folgt ein Kameel.
Leimrand; h. 0,72; br. 0,997a. — 1872 durch Riedel aus Prag. — Das Bild
scheint der römischen Frühzeit des Meisters anzugehören.
Im Feldlager. Links vor dem Zelte ein grosser, bedeckter I 122
Bagagewagen, fünf Pferde und ihr Führer. Rechts vor dem Zelte (1144)
am Feuer eine Frau, die ihr Kind auf dem Schoosse hält, und ein *8 c
Soldat, der neben seinem Pferde steht.
Leinwand; h. 0.45: br. 0,55. — 1742 durch Riedel ans Prag. — Bei H. nur
frageweise als »P. v. Bloemen«. Möglicherweise von Peter's Schüler und jüngerem
Bruder Norbert van Bloemen (geb. zu Antwerpen den 10. Februar 1670, gest. zu
Amsterdam um 1746).
L. de Hondt.
Vlämischer Meister der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts.
Leben unbekannt.
Reitergefecht. Links vorn schiessen zwei Reiter auf einander. I 1 23
Rechts vorn ist einer mit seinem Pferde gestürzt. Vorn in der (1 146)
Mitte liegt ein Toter auf dem Rücken. Im Mittelgrunde links ein *9 c
Bauernhaus unter Bäumen. Rechts in der Ferne eine Stadt.
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,3434- — ^av- 1754, II 532, als »Hond« schlechthin.
Daraus hatte schon der »Catalogue« von 1765 »Abr. Hond« gemacht. So noch bei H.
Abraham Hondius jedoch, von dem unser Bild N. 1810 herrührt, war ein ganz an-
derer Künstler, ein charakteristisch hoUändischer Jagd- und Tiermaler, wogegen der
unsere offenbar vlämischen Ursprungs ist. Kramrn nennt (III, p. 722) einen belgi-
schen Meister L. de Hondt als Maler kleiner Schlachtenstücke. Nur dieser, von dem
wir einige bezeichnete Bilder kennen , kann der unsere sein. Die Bezeichnung »A.
Hondt.«, die H. las, ist auch thatsächlich nicht zu finden.
366 Vlämische Schlachten- und Reiteimaler. XVII Jahrh.
ein ganz anderer Künstler, ein charakteristisch holländischer Jagd- und Tiermaler,
wogegen der unsere offenbar vlämiscben Ursprungs ist. Kramiu nennt (III, p. 722)
einen belgischen Meister L. de Hondt als Maler kleiner Schlachtenstücke. Nur
dieser, von dem wir einige bezeichnete Bilder kennen, kann der unsere sein. Die
Bezeichnung »A. Hondt«, die H. las, ist auch tatsächlich nicht zu finden
Jan Baptist van der Meiren
Geb. zu Antwerpen den 15. Dezember 1664, gest. daselbst
um 1708. Tätig zu Antwerpen.
I 124 Lustlager im Flusstal. Die Zelte sind in der Mitte auf-
(1734) geschlagen. Vorn auf dem Wege, nach rechts gewandt, ein
P 6 sechsspänniger Gala- Wagen. Reiter und Fussgänger daneben.
Im Mittelgrunde die Stadt an dem von Segelboten belebten
Flusse. Bez. 1. u.:
Qy 0. \Wh der //TUiren -f— i 6a8
Leinwand; h. 0,427«; br. 0,57V2. — Inv. 1722, A 629. — Gegenstück zu
den beiden folgenden.
1 125 Ein orientalischer Jahrmarkt. Links ein mächtiger Tempel
(1735) mit abgestumpften Rundtürmen, die Minarete vorstellen sollen.
P 6 Rechts ein Marktschreier nach europäischer Art. In der Mitte
Volk in orientalischer Tracht, ein Kameel, ein Elefant usw.
Bezeichnet 1. u. (wie das vorige) : J. B. van der Meiren 1698.
Leinwand; h. 0,43%; br. 0,58. — Inv. 1722, A 555. — Gegenstück zu dem
vorigen und dem folgenden.
1 126 Ein orientalischer Seehafen. Links grosse Seeschiffe unter
(1736) steilem Felsufer. Rechts eine Moschee mit Rundtürmen statt
Plauen i. v. ^ev Minarete. In der Mitte das belebte Meer. Hinter schwerem
Gewölk kommt die Sonne hervor. Vorn buntes Strandtreiben.
Viel Volk in orientalischer Tracht, auch auf Kameelen.
Leinwand; h. 0,42%; br. 0,57%. — Inventar 1722, A 637. — Gegenstück
zu den beiden vorigen. — 1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
Kasper (Jasper) Broers
Geb. zu Antwerpen den 21. April 1682, begraben daselbst
den 19. Januar 1716. Schüler des J. B. van der Meiren.
Tätig zu Antwerpen.
I 1 27 Reitergefecht im Gebirge. In der Mitte auf kahler Felsen-
(1721) höhe zwei Bäume und zwei Kanonen. Rechts unter den Bergen
18 a
^>j^oers rtcit
Vlämische Schule. XVLT. Jahrhundert 367
mächtige Dampfwolken. Links vorn
im seichten Flusse Reiter, die auf
einander schiessen. Das Haupt-
treffen rechts. Bez. unten links:
Leinwand; h, 0,39%; br. 0,59%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum folgenden.
Reitergefecht im Tale. Links vor den Bergen zwei hohe I 128
Bäume, rechts ein Fort. Weiter zurück eine belebte Brücke über (1722)
dem Flusse. In der Mitte das Gefecht. Ganz links ist ein rot- 18 a
röckiger Mann mit seinem Schimmel gestürzt. Ganz rechts liegen
gefallene Bosse und Reiter. In der Mitte setzt ein Mann seinem
Gegner den Fuss auf die Brust. Bezeichnet links unten:
roers le
f.
1 tcr
(
Leinwand; h. 0,39l/a ; br. 0,59l/2- — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Karel van Falens
Getauft zu Antwerpen den 24. November 1683, gest. zu Paris
den 29. Mai 1733. Schüler des Constantin Francken in
Antwerpen. Tätig zu Paris. Mitglied der dortigen Akademie.
Aufbruch zur Reiherbeize. Links der Schlosspark, vor 1 1 29
dessen Tor die Jäger sich zum Aufbruch rüsten. Eine Dame (1171)
und ein rotröckiger Herr, der den Falken auf der Rechten hält, 7 b
sitzen schon zu Pferde. Ein drittes Pferd wird von einem Neger-
knaben gehalten. Am Tor trinken ein Herr und eine Dame
ein Glas Wein miteinander. Rechts in der Landschaft ein
Rundturm und ein Kreuz. Bezeichnet rechts unten:
c* i/amfaX^is
Leinwand; h, 0,54%; br. 0,65%. — Zuerst im >CataIogue« 1765.
Jan Frans van Bredael
Geboren zu Antwerpen den 1. April 1686, gestorben daselbst
den 19. Februar 1750. Schüler seines Vaters Alex, van
Bredael (1663 — 1730), der seinerseits Schüler seines Vaters
368 Vlämische Schlachten- und Reitermaler. XVII. Jahrh.
Peter van Bredael (1629 — 1719) war. Tätig- teilweise zu
London, hauptsächlich zu Antwerpen.
I 130 Vor der Hufschmiede. Links die Schmiede unter Bäumen.
(1829) Rechts in der Ferne eine "Windmühle. Vor der Schmiede
S c halten Reiter, deren einer seinen Schimmel beschlagen lässt.
Rechts vorn stelzenlaufende Kinder, von denen eins zu Boden
gestürzt ist.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,47. — Nach H. durch Gotter, doch stimmen die
Maasse nicht zn den im Inventar Gotter 10 nnd 11 genannten Bildern. Sicher im
Catalogue« von 1765 ; nnd hier schon ausdrücklich unserem Jan Frans van
Bredael gegeben — Gegenstück zum folgenden.
I 131 Aufbruch zur Jagd. Links eine Anhöhe mit Bäumen, von
(1830) der eine Kuh herabblickt. Rechts am Bretterzaun eines Gartens
8 c halten Jäger und Damen zu Pferde mit Hunden und Falken.
Links vorn wird ein Pferd in den Bach geführt.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,47. — Herkunft wie heim vorigen, seinem Gegen-
stück; vergl die Bemerkungen zu diesem.
Vlämischer Meister
Ende des XVII. Jahrhunderts
I 132 Der nächtliche Ueberfall. Links und in der Mitte das
(1729) Zeltlager, in dem hinten eine Feuersbrunst ausgebrochen ist.
M.-G. Von rechts her sprengen mit wehenden Bannern die feind-
lichen Reiter heran, die von einer Gewehrsalve empfangen
werden. Schwarze Wolken am Himmel, links vom Mondschein
durchbrochen.
Leinwand; h. 0,98}^; br. 1,37. — Zuerst im Katalog 1835. — Bei H. frage-
weise dem Nik. v. d. Hecke zugeschrieben; doch Bode hatte schon 1873 (bei v. Zahn
S. 196) darauf aufmerksam gemacht, dass das Bild eher von dem Antwerpener
Meister Robrecht van den Hoecke (geb. 1622, gest. nach 1665) herrühren könne. —
1891 ans Ministerialgebäude an der Seestrasse.
E. Die Landschafts- und Seemaler der Ant-
werpener und J Brüsseler Schule
Jan Wildens
Geb. zu Antwerpen 1586, gest. daselbst den IG. Oktober 1653.
Schüler des Peter Verhütet; schon 1604 Freimeister der
Lukasgilde zu Antwerpen, später einer der hauptsächlichsten
Mitarbeiter des P. P. Rubens daselbst auf dem Gebiete der
Landschaftsmalerei.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 369
Winterlandschaft mit einem Jäger. Links winterlich kahles | 133
Gebüsch am Waldrand, rechts Schneefeld. Rechts vorn auf (979)
dem Wege schreitet, lebensgross, der stattliche Jäger im Hut K 4
und braunem Rocke zum Bilde heraus. Ueber die linke
Schulter trägt er seinen Speer; einen Hasen hält er in der
linken Hand. Drei Hunde begleiten ihn. Bez. links unten :
9
Ian.Wildews
Feg it ifo4
Leinwand; h. 1,94; br. 2,92. — Inv. 1722, B 1233; merkwürdigerweise als
»Kopie« nach Wildens. Damals in Moritzburg. Im Inv. 1753, II 248, schon mit
Recht als Original von Wildens. In der Tat eins der seltenen bezeichneten Bilder
des Meisters von besonderem kunstgeschichtlichen Interesse. — Phot. Braun IV, 29 ;
Tamme; Bruckm.
Lukas van Uden
Geb. zu Antwerpen den 18. Oktober 1595; gest. daselbst den
4. November 1672. Schüler seines Vaters Artus van Uden. Trat
1627 der Lukasgilde in Antwerpen bei und dann als Mitarbeiter
für Landschaften in die Werkstatt des P. P. Rubens; in seine
eigenen Landschaften setzte nicht selten D. Teniers die Figuren.
Die Landschaft mit der Regenwolke. Links das in der 1 134
Ferne von blauen Höhenzügen begrenzte, vorn durch schuf- (1059)
umkränztes Wasser belebte Tal. Rechts der waldige Abhang. In 18 a
der Mitte die Wolke, aus der es in grauen •
Streifen regnet. Rechts auf dem Wege " uW t (X6" y
Frauen mit Körben und ein Kind im ^#H*^(ifV1*i)ll4fF
Hemde. Bezeichnet unten rechts :
Eichenholz; h. 0,40%; br. 0,69%. — Inventar 1722, A 198. — Phot. Bruckm.
Am Abhang der Hügel. Links dachen die Höhenzüge sich ab. j 1 35
Rechts dehnt sich die weite grüne Ebene. Links vorn auf der (1057)
Höhe ein Bauernhaus ; davor eine Gruppe von sechs hohen, 48 h
spärlich belaubten Bäumen. Die zahlreichen ländlichen Figuren
an der linken Seite des Bildes, in denen man einen Brautzug
zu erkennen meint, zeigen die Hand David Teniers des j.
Bezeichnet 1. u. (zum Teil verletzt):
24
370 Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrk.
L
V • VOfU
/,
Leinwand; h. 1,58; br. 2,85J^. — Inv. 1754, II 171. — Phot. Braun XIII, 24.
| 136 Am Waldbach Rechts Waldrand, links der Bach, der ganz
(1056) vorn kleine Wasserfälle bildet. Links und rechts vorn hohe
19 b Bäume. Hirten und Herden rechts am Wege. .£vv>
Bezeichnet unten rechts: MCfß •
Eichenholz; h. Qfi.2%; br. 0,35. — Inventar 1722, A 653. — Phot. Bruckin.
I 137 Die Landschaft mit dem Regenbogen. Links das baum-
(1060) reiche Flusstal, rechts der waldige Bergabhang. Im Hinter-
18 a gründe links die Ebene, rechts über dem Höhenrücken ein
Regenbogen. Vorn auf dem Wege Wagen, Karren, Reiter,
rastende Wanderer und Vieh. Eine Herde
durchschreitet, nach links gewandt, den Flnss. tL^/.y/'
Bezeichnet rechts unten :
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,63V2. — Inventar 1722, A 211. — Phot. Bruckm.
I 138 Landschaft mit den Eremiten Paulus und Antonius. Rechts
(1058) Bergabhänge, links das Flusstal, im Hintergrunde eine blaue
19 c Bergkette, an der grosse weisse, von links zitronengelb beleuch-
tete Wolken hängen. Vorn rechts die Klause der Eremiten, die
vor der Tür sitzen. Die Figuren von D. Teniers d. j.
Eichenholz; h. 0,51 J^; br. 0,73. — Inventar 1722, A 429.
I 139 Fischer am Flusse. Rechts der breite, von Höhen be-
(1061) grenzte, von Segelboten belebte Fluss; links das waldige Ufer.
19 b Vorn in der Mitte eine Gruppe von Lastpferden mit ihren
Treibern und die Fischer, die ihr Netz an den Strand ziehen.
Eichenholz; h. 0,25J-£; br. 0,34 !/»• — Nach H., wie das folgende, durch Gotter
(zwischen 1730 und 1735); doch stehen sie nicht ini Gotter'schen Inventar ; und nach
Maassgabe der N. 3145 auf dem folgenden, seinem Gegenstücke, gehören sie vielmehr
zu den Bildern, die J. G. Riedel 1742 in Prag erwarb.
I 140 Unfern des Seeufers. Links im Hintergrunde der See,
(1062) aus dem der Fluss nach rechts herabströmt, wo er einen
19 c kleinen Wasserfall bildet. Links vom zwei Reiter auf dem
von hohen Bäumen beschatteten Wege. Rechts Felsenufer.
Eichenholz ; h. 0,25 ; br. 0,35. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zn diesem.
1141 Die Herde im Tal. Rechts das Flusstal, links bewaldete
(1063) Höhen. Im Hintergrunde hohe Bäume. Rechts ein Geinüsekarren.
20 b
Vlämisehe Schule. XVII. Jahrhundert 371
Links wird eine von der Sonne beleuchtete Rinder- und Schaf-
herde bildeinwärts getrieben. Angeblich Vde?i bezeichnet.
Leinwand; h. 0,52%; br. 0,69. — Inventar 1722, A 283, als »da Udine«.
Also nicht erst 1741 erworben, wie H. annahm. — Gegenstück zum folgenden. —
Beide erst 1860 zur Galerie.
Gekappte Weiden am Waldrand. Links und in der Mitte 1 1 42
des Mittelgrundes ein grünes, baumreiches von einem kleinen (1064)
Flusse durchzogenes Tal. Rechts und vorn überall die Berg- 20 b
hänge. Vorn links gekappte Weiden und gefällte Bäume.
Vorn rechts Schäfer und Schäferin unter hohen Waldbäumen.
Leinwand; h. 0,50%; br. 0,68%. — Inventar 1722, A 279, als »da Udine«.
— Gegenstück zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Alexander Kerrincx (Keirincx)
Geb. zu Antwerpen den 23. Januar 1600; gest. in Amsterdam
im Oktober 1652 oder später. In Antwerpen, wo er 1619
Meister der Gilde wurde, ist er nur bis 1626 nachweisbar.
Dann zog er nach Amsterdam, wo er von den holländischen
Meistern beeinflusst wurde; 1641 wohnte er in London.
Waldweg am Wasser. Der links von Schilf, blühenden Schwert- | 1 43
lilien und alten Baumstümpfen begrenzte stille Fluss nimmt den (1607)
ganzen Vordergrund ein. An seinem jenseitigen Ufer kommt die P 8
Landstrasse links aus dem Wald, zieht sich in der Mitte um eine
mächtige Baumgruppe her um und führt rechts z u den Bauernhäusern,
die im Mittelgrunde liegen. Rechts ein Bauern wagen; links ein
Bauer, eine Bäuerin und ein Knabe, die a. y tv^v
bildeinwärts schreiten. Bezeichnet r. u.: .x \J\- _ » J\LX
Eichenholz; h. 0,57; br. 0,99%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Unsere Auffindung der unzweifelhaften, wenn
auch nicht unversehrten Bezeichnung macht dem (z. B. von Riegel, Beiträge II,
S. 179 und von Bodo bei v. Zahn VI, S. 206 ausgesprochenen) Zweifel an der Echt-
heit dieses Bildes und des folgenden ein Ende. Sie sind von grösster Wichtigkeit
für die Entwicklungsgeschichte des Meisters, weil sie beweisen, dass er noch ganz
von der Richtung G. v. Coninxloo's, Jan Brueghel's usw. ausging ; sie müssen als
seine frühesten bekannten Bilder gelten. — Phot. Brnckm.
Waldweg über eine kleine Anhöhe. Links im Mittelgrunde | 144
liegt das Bauernhaus; in der Mitte steht eine reiche, pracht- (1606)
volle Baumgruppe; rechts fiiesst der Fluss. Auf dem Wege, P 8
der zum Fluss hinabführt, hält rechts ein einspänniger Bauern-
wagen und sitzen zwei Frauen mit Körben neben einer stehenden
24*
372 Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh.
Bauernfamilie, fährt links ein zweispauniger Leiterwagen davon.
Ganz vorn zu beiden Seiten alte Baumstümpfe und Blattpflanzen.
Eichenholz; h. 0,577a; br. 0,90%. — 1741 ans der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Gegenstück zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. llruckm,
I 145 Weiher im Walde. Links auf dem Waldwege treibt ein
(1605) Mann zwei beladene Pferde bildeinwärts. Rechts ein Haus am
Q 2 Waldrand e und ein grosser Weiber. Vorn in der Mitte alte
Baumstümpfe. Bezeichnet ./
unten in der Mitte: "A? KEKKNCX-A l.ft,0
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,35%. — Inventar 1722, A 672. — Phot. Bruckm.
I 146 Flussdurchströmtes Waldbild. Links vorn eine mächtige
(1608) braune Baumgruppe. Rechts vorn ein grauer Fluss am Wald-
Q 2 rand. In der Mitte Fernblick über den Fluss auf die Hügel,
welche die Ebene begrenzen. Auf dem Waldwege in der
Mitte ein Jäger und ein Hund. Angeblich bezeichnet A. K.
(zusammengezogen).
Eichenholz; h. 0,44%; br. 0,70l/a. — 1751 als Geschenk der Königin an den
König von der Leipziger Ostermesse. 11. — Das Bild gehört, wie sein Vergleich mit
dem bezeichneten, von 1640 datierten Bilde des Braunsehweiger Museums lehrt, der
spätesten, schon ganz von den Holländern beeinflossten Richtung des Meisters an.
— Phot. Bruckm.
Gillis Peeters
Getauft den 13. Januar 1612 zu Antwerpen; begraben da-
selbst den 12. März 1653. Der älteste der drei Brüder Gillis,
Bonaventura und Jan Peeters. Er unterhielt in Antwerpen eine
gemeinsame Werkstatt mit Bonaventura,
| 147 Bauernhütten. Links unten in der Mitte zwei Strohdach-
(1100) hütten unter Bäumen. Rechts, jenseits des Teiches, zu dem
18 c ein alter Bauer seinen beiden Kühen folgt,
grünes Hügelland und in der Ferne eine « f(d±("ii*k
Kirche. Bezeichnet unten links:
Eichenholz; h. 0,36%; br. 0,56. — Inventar 1722, A 302, als »Teniers«. —
Der Namenszeichnung und dem Stil nach sicher von einem der Brüder Peeters. Von
H. dem Jan Peeters zugeschrieben, dessen Hand wir jedoch nicht in dem Bilde er-
kennen. Das Bild der Düsseldorfer Akademie, auf dem GiUis Peeter sich neben
seinem Brnder bezeichnet hat, lässt vielmehr keinen Zweifel daran, dass es von dem
ältesten der drei Brüder herrührt.
Jacques d'Arthois
Geb. 1613 zu Brüssel, gest. daselbst Anfang Mai 1686 (vergl.
Th. Levin in der Zeitschrift f. b. K. 1888 XXHL S. 137). Sein
Vlämisohe Schule. XVII. Jahrhundert 373
erster Lehrer war Jan Mertens. Später wurde er besonders
durch Lodewijck de Vadder beeiuflusst. Tätig in Brüssel.
Hirten im Walde. Grosse Waldlandschaft. Links vorn und | 148
rechts etwas weiter zurück mächtige Bäume auf einer Anhöhe. (1095)
In der Mitte und rechts der gelbe Sand weg, an dem Kühe, 48 b
Ziegen und Schafe weiden, der Hirt und die Hirtin rasten.
Hinter der Lichtung des Weges ein saftiges, von fernen blauen
Höhen begrenztes Flusstal. Bezeichnet links unten:
Leinwand; h. 0,85%; br. 1,17. — 1742 durch Riedel aus Prag.
Halt im Walde. Ueppige Waldlandschaft. Rechts vorn und | 149
links weiter zurück stattliche Baumgruppen. Halblinks, unten (1096)
hinter dem gelben Sandweg, ein reiches, von fernen blauen Höhen 47 a
begrenztes Flusstal. Vorn auf dem Wege drei Reiter, ein Hund,
eine Frau mit einem Kinde und ein am Boden hockender Bettler.
Leinwand; h. 0,7572 ; br. 0,82%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Fahrt durch den Wald. Schöne Waldlandschaft. Links I 150
üppiger Waldrand. Davor gelber Lehmabsturz. Rechts unten (1097)
hinter drei hohen Bäumen ein Weiher in grünem Land und ferne 47 a
blaue Höhenzüge. Vorn auf dem Wege, nach links gewandt, ein
Wagen mit drei Insassen und drei Pferden. Davor ein Hund.
Leinwand; h. 0,57; br. 0,82%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Der Hohlweg. Links Waldrand mit hohen Bäumen, rechts 1 150 A
gelbsandiger Abhang über dem von Reitern, Fussgängern und 48 c
Hunden belebten Hohlweg, der hier ins Tal hinabführt. Dar-
über in der Ferne blaue Hügel.
Leinwand; h. 0,64; br. 0,82%. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Ed. Ferd. Nossky.
Bonaventura Peeters
Getauft zu Antwerpen den 23. Juli 1614; gest. zu Hoboken bei
Antwerpen den 25. Juli 1652. Bruder des Gillis Peeters, mit
374 Vläniische Landsuhafts- und Seemaler. XVII. Jahrh.
dem er gemeinsam zu arbeiten pflegte, und des Jan Peeters.
Tätig zu Antwerpen und (später) zu Hoboken bei Antwerpen.
I 1 50 B Einschiffung. In der Mitte des grauen, leichtbewegten
18 a Meeres liegen zur Abfahrt bereit, zwei Küstenfahrzeuge neben
einander. Das hintere setzt bereits seine Segel auf; dem vorderen
naht eine Ruderbarke mit Soldaten, von deuen einer die Trommel
rührt, ein anderer eine blaue Fahne mit goldenem Greifen ent-
faltet. Links im Mittelgrund ein grosses Segelschiff, im Hinter-
grund ein Küstenstreif. Bez. 1. u. am Pfahl: B. P. 1643.
Eichenholz; h. <),40; hr. 0,56. — 1894 im Kuusthandel aus Paris. — Vormals
n der Sammlung zu Hadzor bei Droitwich. Vergl. Woltm. u. Woerm. III, S. 534.
— Phot. Bruckm.
1151 Eine orientalische Seebucht mit Kriegsschiffen. Grosse, breite,
(1098) von hohen, kahlen Bergen umschlossene Seebucht. An den
51 b Bergen die orientalische Stadt. Rechts auf dem Meere Kriegs-
schiffe, die einander mit Kanonenschüssen begrüssen. Vorn
am Ufer buntes Volk in türkischer Tracht, Bez. u. r.:
B>on<ti/eri+aT(K Leiters .TWlt
in ßohkcn ■ 1 6jz.
Leinwand; h. 0,75)^; br. l,ny2. — 1742 durch Riedel ans Prag. — Eins
der allerletzten Bilder des Meisters. — Angeblich die Rheede von Corfü
Gillis (Aegidius) Neyts (Nijts)
Geb. zu Antwerpen um 1617; gest. daselbst 1687. Angeblich
Schüler des Lucas van Uden. Tätig zu Antwerpen.
I 152 Waldige Berglandschaft. Rechts eine alte Burg; davor
(1111) ein kleiner Wasserfall. Links Blick ins Tal; davor Herren
48 a und Damen zu Pferde, Diener, Bettler und Hunde. Bezeichne!
unten in der Mitte:
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 375
Leinwand; h. 1,30; br. 1,99. — 1712 durch Riedel aas Prag. — Gegenstück
zum folgenden.
Berg- und Ruinenlandschaft. Links eine Hütte unter | 153
Bäumen. Dahinter Blick ins Tal und auf ferne blaue Berg- (1112)
kegel. Rechts eine Ruine mit altem Turm am Bergabhange. Frei,,ers
Vorn auf der Strasse vornehme Gesellschaft, teils zu Fuss,
teils zu Ross. Bezeichnet rechts unten:
(Jlg*'^-
Leinwand; h. 1,18%; br. 1,91. — 17-12 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen. — 1903 ans König Albert-Museum in Freiberg.
Peeter Gijsels
Auch Geysels and Gijzels geschrieben. Getauft zu Antwerpen
den 3. Dezember 1621; gest. daselbst 1690 oder 1691.
Schüler des Jan Boots, Nachahmer der Landschaften Jan
Brueghels des älteren. Tätig zu Antwerpen.
Dass der weiche, feine Stillebenmaler P. Gijsels und der Landschafter im Stile
Jan Brueghel's eine und dieselbe Person seien, wurde bisher allgemein angenommen
ivergl. Branden, S. 1019 — 1022). Doch hatte der Verfasser in der Gesch. d. M. m
S. 396 und in der ersten Auflage dieses Katalogs schon einen Zweifel hieran durch-
blicken lassen. Jetzt hat Theodor Frimmel (Galeriestudien I, S. 105— 106) darauf auf-
merksam gemacht, dass Peter Gijsels in der Tat einen gleichnamigen Sohn gehabt.
Doch ist bisher nicht nachgewiesen, dass dieser Maler gewesen. Die Scheidung ist bis
jetzt noch untunlich. Vergl. hierüber besonders Frimmel selbst a. a. 0. Nachtr. N. 317.
Ein Kirchdorf am Fluss. Links die Dorfstrasse, rechts der | 1 54
Fluss; in der Mitte die Kirche mit grünem Dach und spitzem (847)
Turme. Ein "Wagen links auf der Strasse. Zwei Schiffe vorn rechts 20 c
im "Wasser. Vorn in der Mitte zwei Frauen vor __ ^ ~
einem Korbe und viele Zuschauer. Bez. unt. 1.:
Kupfer; h. 0,16%; br. 0,22%. — Inventar 1722, A 597. — Phot. Bruekm.
Felsiges Flusstal, von oben gesehen. Eechts steile Berg- | |55
hänge; vorn am Wege unter einem hohen Baume allerlei Volk. (854)
Links im Mittelgrunde der in der Mitte neben einer Windmühle 20 a
überbrückte Fluss ; im Tal eine kleine Ortschaft mit einer grossen
Kirche. Bez. r. u. (schwer erkennbar): Peeter Gysels.
Kupfer; Ir. 0,20%; br. 0,26. — Inventar Guarienti f vor 1753) N. 1074. —
Nach 11. 17-1'.! aus Paris. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruekm.
Felsiges Flusstal, von oben gesehen. Links steile Felsen; | 156
vorn auf dem Wege Saumtiere mit ihren Treibern. Unten der (85*8)
20 a
376 Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh.
Fluss, der sich aus blauer Ferne zum Vordergründe rechts herab-
schlängelt. Am jenseitigen Ufer rechts eine Ortschaft mit einer
Kirche. Scheint rechts unten wie das vorige bezeichnet gewesen.
Kupfer; h. 0,20%; br. 0,25%. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1075. —
Nach H. 1749 aus Paris. — Gegenstück zum vorigen.
1157 Bauernhaus am Kanal. Links ein ländliches Giebelhaus
(849) unter Bäumen. Rechts ein rechtwinkliger Kanal, an dem eine
20 c schnurgerade Strasse den fernen blauen Hügeln zustrebt. Be-
zeichnet unten links: P. G. F.
Kupfer; h. 0,16%; br. 0,23- — Inventar 1722, A 689.
I 158 Dorfstrasse am Fluss. Rechts die Häuser, in der Mitte eine
(850) Baumgruppe, links der Fluss und Fernblick. Vor den Häusern
20 c buntes Volk, im Flusse verschiedene Bote. Bez. 1. u. : P. G.
Kupfer; h. 0,20; br. 0,26. — Inventar 1722, A 616.
1 159 Die Kuhweide am Flusse. Rechts die Dorfstrasse, auf der
(851) eine Herde herangetriebeu wird. Links der sich schlängelnde
20 c Fluss, an dessen Ufer auf grüner Wiese rote und weisse Rinder
grasen. Bezeichnet unten in der Mitte: P. G.
Kupfer; h. 0,16)4; br. 0,23. — Inventar 1722, A 339. — Gegenstück zum
folgenden.
1 1 60 Bauerntänze im Dorfe. Rechts vorn ein Wirtshaus unter
(848) Bäumen; davor ein Dudelsackpfeifer auf einem Fasse, ein
20 c tanzendes Paar und Zuschauer. Links im Mittelgrunde eben-
falls ein Wirtshaus unter Bäumen; davor ein Bauern-Ringel-
reihen. Ganz vorn links eine Kuhherde, hinten in der grünen
Ebene eine weisse Landstrasse.
Kupfer; h. 0,16%; br. 0,23. — Inventar 1722, A 602. — Gegenstück zum
vorigen.
1161 Jagdbeute am Waldrand. Vor dem Walde, der links unter
(846) rötlichem Abendhimmel etwas zurückweicht, lehnt vorn am
20 c Baumstamm eine Büchse, hängen an ihm Hasen und wildes Ge-
flügel. Anderes Jagdgerät und andere Jagdbeute liegen links
vorn am Boden. Daneben ein prrr-pr-p (^ /cn C
Hund. Bezeichnet links unten: rtt/LK KjJ/^LLb
Kupfer; h. 0,36%; br. 0,29. — Inventar 1722, A 437. — Vergleiche die
Vorbemerkung zu diesem Meister.
I 1 62 Jagdbeute am Waldrand. Vor dem Walde ist vorn in dem
(845) Stamme eines Baumes, in dem Eichkätzchen spielen und Vögel
20 c flattern, Jagdgerät und Jagdbeute aufgehängt-. Unter letzterer
ein grosser Hase, dessen Hals und Kopf am Boden ruhen. Ganz
Vlämisohe Schule. XVII. Jahrhundert 377
vom links liegen ein Gewehr, ein Pulverhorn and viele erlegte
bunte Vögel am Boden. Rechts vorn eine hohe Distel.
Knpfer; h. 0,46%; br. 0,33%. — Inventar 1722, A 166. — Vergleiche die
Vorbemerkung zu diesem Meister.
Lukas Achtschellincx
Getauft zu Brüssel den 11. Januar 1626, begrabeu daselbst den
12. Mai 1699. Schüler des P. van der Borcht. Später durch
Jacques d'Arthois beeinflusst. Tätig zu Brüssel.
Landstrasse am Walde. Links vor den Häusern am Wald- | 1 63
rand ein Teich mit Schwänen. Rechts die belebte Landstrasse (900)
am Flusse; im Mittelgrunde Wald. 19 c
Leinwand; 0,35%; br. 0,46%. — 1742 durch Riedel aus Prag als Inventar-
Nummer 3126; daher nicht, wie H. annahm, durch Gotter. Als »Achtschelling«, wie
sein Gegenstück, das folgende, schon im Inv. 1754, II 15 u. 16. — Phot. Brnckm.
Haus am Walde. Das Haus liegt vorn halb links unter | 1 64
hohen Bäumen. Rechts ein Kanal mit einem Bote und mit (901)
Schwänen; hinter Wiesen ein Fluss und im Hintergrunde 19 c
ferne blaue Höhenzüge. Buntes Volk im Vordergrunde.
Leinwand; h. 0,35%; br. 0,46. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Vergl.
die Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Hendrik van Minderhout
Geb. zu Rotterdam 1632, gest. zu Antwerpen den 22. Juli
1696. Tätig anfangs in Holland, von 1652—1672 in Brügge,
dann in Antwerpen. Wenngleich der Meister Holländer von
Geburt war, wirkte er doch schulbildend in Antwerpen.
Ein orientalischer Seehafen. Links ander bergigen Küste 1165
die Stadt mit einem steilen, befestigten Felsen. Rechts das offene (1150)
graugelbe Meer. Ein Schiff mit vollen Segeln steuert, indem es 18 a
den Salutschuss abfeuert, in den Hafen. Vorn der Strand mit vielem
Volk in orientalischer Tracht. Linkseine Landungsszene; rechts
Kameele und Pferde mit ihren Führern. Bez. u. i. d. M. :
^vi/Hmckr haut
Leinwand; h. 0,85%; br. 1,71. Inventar 1754, II 86.
>
378 Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert
Cornelis Huijsmans
Auch Huysmans van Mechelen genannt. Getauft zu Antwerpen
den 2. April 1648, gest. zuMecheln den 1. Juni 1727. Schüler
des G. de Witte in Antwerpen, des Jacques dArthois zu Brüssel.
Thatig in Antwerpen, in Brüssel, hauptsächlich in Mecheln.
I 1 66 Schaf hütte am Walde. Die Hütte, vor der die Schafe ruhen,
(1148) hebt sich in der Mitte des Mittelgrundes vom tiefgoldgelben Abend-
18 b himmelab. Vor ihr stehen zwei Bauern, die von links scharf gold-
braun beleuchtet sind. Vorn links und rechts Wald, in der Mitte
ein Weg mit Wanderern zwischen Blumen und Felsen.
Leinwand; h. 0,5S.' .1; br. 0,80'.,. — 1742 durch Riedel aus Prag.
I 1 67 Wald- und Seelandschaft. Links unten im Mittelgrunde der
(1149) See, an dessen Ufer ein Kahn liegt. Kechts vorn der Wald über
18 a gelbem Sandabsturz. Ferne Berge im Hintergrund. In der Mitte
auf dem von links scharf beleuchteten Sandwege sprechen ein Mann
und eine Frau in antiker Tracht mit einander.
Leinwand; h. 0,3572! br. 0,44. — 1876 im Kunsthandel aus Grünberg.
Adr. Frans. Boudewijns und Pieter Bout
Ersterer getauft zu Brüssel den 3. October 1644, gest. daselbst
nach 1700; letzterer getauft zu Brüssel den 5. December 1658,
gest. daselbst nach 1700. Beide arbeiteten in der Kegel zusam-
men. Boudewijns malte die Landschaften, Bout die Figuren.
I 1 68 Italienische Landschaft mit Hirten. Links unter hohen Bäu-
(1151) men mächtige alte Mauern. Rechts Blick in's Gebirge. Unten
P 4 in der Mitte ein Stückchen Wassers. Vorn am Wege sitzt ein
Mann und spricht mit einer Frau. Rechts Rinder-, Schaf- und
Ziegenheerde.
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,36. — 1742 durch Riede] aus Prag. Bei H. ur-
tümlich als durch von Kaiserling. Es ist Inventar-Nummer 3162.
I 1 69 Ruinen in der Campagna. Links vorn am Wege ein Baum.
1154) Rechts am Fuss niedriger Felsen mächtige römische Ruinen, un-
P ? ter denen Zigeuner lagern. Ein Kessel über dem Feuer. Vorn auf
dem Wege eine wahrsagende Zigeunerin im roten Mantel. Links
auf dem Wege ein Reiter.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,44. — Nicht im Inventar 1722, wie H. annahm, son-
dern, als Inventar- Nummer 2714, 1741 durch von Kaiserling.
Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh. 379
Brunnen am See. Hechts der See mit altem Kundturm im | 170
Mittelgrunde. Links ein Brunnen. Ein Eeiter tränkt sein Pferd (1155)
aus dem Becken. Zahlreiches Volk davor. Rechts führen Stufen, P 7
auf denen ein Mann im roten Bocke kniet, zum Strande hinab.
Eichenholz; h. 0,22; br. 0,34*/,. — Inventar 1722, A 648. — Gegenstück zum
folgenden.
Burgen am Strom. An dem von Kähnen belebten Flusse | 171
liegen sich zwei stattliche Burgen gegenüber. Links vorn be-(1157)
schatten hohe Bäume den Weg, auf dem Hirten mit ihren Kindern P 7
und Schafen gehen und eine Frau auf einem Schimmel reitet.
Eichenholz; h. 0,22>/2; br. 0,34«/,. — Inventar 1722, A 67S. — Gegenstück
zum vorigen.
Im Flussthal. Rechts windet sich der Fluss in dem vorn | 172
Kinder stehen und Kinder baden, durch die baumreichen Ufer. ( 1 1 5 6)
Links unter hohen Bäumen führt der reich belebte Weg, auf dem lö c
ganz vorn ein Esel getrieben wird, zu der hell von der Sonne be-
schienenen Ortschaft, die im Mittelgrunde am Fusse der Anhöhe liegt.
Leinwand; h. 0,36: br. 0,52»/,. — Inventar 1722, A 433. — Gegenstück zum
folgenden.
Seehafen. Rechts das gebirgige Ufer; vorn das bunt belebte I 1 73
Hafenquai mit alten Ruinen und einem römischen Triumphbogen. (1158)
Links das offene Meer mit Barken im Vordergrunde, grossen See- Q ^
schiffen im Hintergrunde. Vorn wird eine Barke beladen. Ein
Mann im roten Hemde trägt noch einen Sack herbei.
Leinwand ; h. 0,37 ; br. 0,537j. — Inventar 1722, A 434. — Gegenstück zum
vorigen.
Der Markt am Fusse des Schlossberges. Links der Schloss- | 174
berg mit steilen Felsen und Mauern, oben von Gebäuden gekrönt. (1160)
Rechts vorn ein hoher Baum, im Hintergrunde blaue Berge. Im 18 c
Vordergrunde das Viehmarktstreiben; rechts Obstverkauf neben
einem Lastesel.
Leinwand; h. 0,41; br. 0,56. — Nicht 1742 durch Riedel aus Prag, wie H.
angab, sondern Inventar 1722, A 556, wie die noch auf dem Bilde erhaltene Num-
mer beweist.
Am Denkmal vor der Landkirche. Bas Denkmal liegt rechts | 175
vorn unter hohen Bäumen. Die Kirche, ein Rundbau mit Säulen- (1159)
getragener Giebelvorhalle, liegt links im Mittelgründe. Vorn auf P 4
dem buntbelebten Wege stehen zwei Jäger mit ihren Hunden.
Eichenholz; h. 0.25; br. 0,36. — 1742 durch Riedel aus Prag.
380 Vlämische Landschafts- und Seemaler. XVII. Jahrh.
Peter Rijsbrack
Getauft zu Antwerpen den 25. April 1655, gest. nach einigen
1729 in Brüssel. Anfangs Schüler des P. A. Imnienraet in Ant-
werpen, dann des Francois Millet in Paris; er kehrte jedoch nach
Antwerpen zurück, wo er hauptsächlich tätig war, sicher noch
1719. Während der letzten Jahre seines Lebens in Brüssel.
1176 Berglandschaft mit einem Kastelle. Vorn rechts am Ab-
(732) hange ein mächtiger Baum, vorn links in der Schlucht ein
P 4 Wasserfall; das Kastell in der Mitte auf dem Berge. Vorn
wäscht sich ein Mann die Füsse. Halbumwölkter Himmel;
Abendlicht von links.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,97.— Nach dem Inv. 8° (A 2514) 1740 erworben.
— Damals als »Poussin«. — Bei H. doch schon nur frageweise dem Gasp. Poussin
gelassen. — Dem reter Rijsbrack schon bei G. F. Waagen (Handbuch p. 345) zu-
geschrieben. Seit wir die ähnlich behandelten Landschaften in der Augustiner-
kirche zu Antwerpen nicht mehr Rijsbrack zuschreiben, sondern dem Peter Spierinx
iMitglied der Antwerpener Gilde 1655—1656, gest. 1716) zurückgegeben haben iRe-
pertorium 1890, XIII S. 360), sind wir auch an der Richtigkeit der Benennung un-
seres Bildes zweifelhaft geworden. Zu vergleichen sind die bezeichneten Bilder
Rijsbrack's in Hamburg, Bamberg und Fomniersfelden. Th. Frimmel, Galerie-
studien I, S. 61 und S. 88.
Jan Frans von Bloemen (Blommen)
Getauft zu Antwerpen den 12. Mai 1662, gest. zu Rom um
1748. Bruder des P. v. Bloemen. Schüler des Anton Goubou
in Antwerpen; dann in Rom, wo er den Beinamen Orizzonte
empfing und sich au Gasp. Diighet (gen. Poussin) anschloss.
1177 Wittelitalienische Landschaft. Der Fluss, der das von
(1145) hohen blauen Bergen überragte Tal durchzieht, bildet in der
6 b Mitte einen Wasserfall und trägt links vorn einen Kahn.
Rechts vorn mächtige Baumgruppen. Links im Mittelgrunde
ein Haus. Vorn in der Mitte einige halbnackte Fischer.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,967a- — 1740 als »Poussin« erworben. Inventar
8°, A 2514. — Schon bei H. richtig als Orizzonte.
Lucas Smout d. j.
Getauft zu Antwerpen den 27. Februar 1671, gest. daselbst
Anfang April 1713. Schüler des H. v. Minderhout, In der
Richtung von Bout und Boudewijns weiterentwickelt.
1 1 78 Ein Seehafen. Links die Küste mit der Stadt, ganz vorn
(1152) ein monumentaler Brunnen mit antikem Relief. Rechts die
P 5
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 381
Seebucht mit einem grossen Segelschiffe, vorn anlegende Bar-
ken. Bnntes Treiben im Vordergrunde. Zwei Männer in orien-
talischer Tracht stehen zwischen dem nordischen Volke.
Eichenholz; h. 0,34%; br. 0,49. — Inv. 1722, A 437. — Dort als »Baut-
staffier«, wie in diesem Inventar die von Berat staffierten Bilder des Boudewijns be-
zeichnet zu werden pflegen. Indessen zeigen dieses Bild und das folgende, sein
Gegenstück, eine andere, flüchtigere, kältere Hand, als unser Bild der genannten
beiden Künstler. F. Schlie machte uns zuerst darauf aufmerksam, dass sie von Smout
herrühren und in der Tat lässt ihr Vergleich mit den bezeichneten Bildern dieses
Meisters im Schweriner Museum dies wahrscheinlich erseheinen.
Bettler an der Kirchentür. Die Kirche, vor der zahl- 1 1 79
reiche Bettler und Krüppel lagern, liegt rechts unter Bäumen. (1253)
Links ein Brunnen, zu dem sich Kinder herandrängen. In P 5
der Mitte ein Kruzifix auf hoher Säule. Im Hintergründe
eine Berglandschaft, ganz links die Seebucht.
Eichenholz; h. 0,34; br. 0,49. — Inventar 1722, A 438. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. alle Bemerkungen zu diesem.
Theobald Michau
Geboren zu Doornik 1676; begraben zu Antwerpen den 27.
Oktober 1765. Schüler des Lukas Achtschellincx in Brüssel;
1699 Meister der Brüsseler, 1711 der Antwerpener Gilde.
Am Bergsee. Links schweift der Blick über den grünen IJ79A
See auf kahle Berge; rechts Waldrand; vorn einige Fischer. Q 3
Buchenholz; h. 0,1272 ; br. 0,18V2' — 1893 als Vermächtnis des AppeUations-
gerichtspräsidenten E. F. Nossky. — Gegenstück zum folgenden.
Am Waldweg. Der belebte Weg führt nach rechts in ||79B
die Ferne hinaus. Links ist der Mittelgrund durch braune Q 3
und grüne Bäume geschlossen.
Buchenholz; h. 0,12%; br. 0,18%. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
geriehtspräsidenten E. F. Nossky. — Gegenstück zum vorigen.
Unbestimmter Meister
Erste Hälfte des XVH. Jahrhunderts
Waldgegend. Links auf dem Waldwege ein Esel und zwei 1 1 80
Männer, von denen einer sich hinter einen Baumstamm versteckt. (965)
In der Mitte vorn ein Ziegenhirte. Rechts in der Furt des ständehaus
Baches ein dreispänniger Bauernwagen. Im Mittelgründe ein
Fluss. Im Hintergrunde, jenseits der Ebene, blaue Höhenzüge.
Eichenholz; h. 0,68; br. 1,06. — Im Inv. 1722, A 119, als »Wonnersmanns,
was schwerlich mit H. als Wouwerman, den dasselbe Inventar Wauermann schreibt,
zu deuten ist. — Bei H. frageweise dem Dav. Vinck-Boons gegeben, mit dessen Stil
382 Antwerpener Architekturmaler. XVII. Jahrh.
es jedoch keine Gemeinschaft zeigt Im Inv. 1754, II GTT, als »van Uden« ; doch
ist auch diese Benennung nicht zuzugeben. Wir kennen den Meister nicht
Unbestimmter Meister
Um 1700
1181 Seebucht. Vorn hohe braune Bäume; links ein Wasser-
(1786) fall; in der Mitte auf dem Wege ein Reiter und drei Männer
ständehaus zu pusg> Rechts im Mittelgründe an der Bucht ein Leucht-
turm, im Hintergrunde eine Stadt. In der Mitte des Hinter-
grundes das Meer.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,53. — Mit Sicherheit erst im Katalog von 1835 (N. 118(3)
nachweisbar. — Gegenstück zum folgenden. — Bei H. unter den Holländern. Wir
glauben eher einen Hausierten oder französierten viämischen Meister in der Art
Boudewijn's oder Michau's in den Bildern zu erkennen.
1 1 82 Seebucht. Links und rechts vorn baumbewachsene Felsen.
(1787) Rechts darunter ein kleiner See und ein kleiner Wasserfall,
ständehaus Links am Wege ein Mann auf einem Esel und eine Frau mit
einem Korbe auf dem Kopfe. Eine ummauerte Stadt zieht sich
quer durch den Mittelgrund. Links dahinter das Meer.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,53. - Katalog von 1835 (N. 1187). — Gegenstück
zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
F. Die Antwerpener Architekturmaler
Peter Neefs d. ä.
Geb. zu Antwerpen um 1578, gest. daselbst zwischen 1656
und 1661 (v. d. Branden a. a, 0. p. 609—614). Angeblich
Schüler H. v. Steenwyck's d. ä. Tätig zu Antwerpen.
1183 Gotisches Kirchen-Innere. Es ist eine fiachbogige, drei-
(1136) schiffige Kirche, die man in der Richtung vom Haupteingang
20 a zuni Chor überblickt. Links vorn hinkt ein Krüppel bettelnd
einem Herrn nach. Rechts vorn wendet eine schwarze, ver-
schleierte Frau sich nach einem bettelnden Knaben
um. Rechts am Wappen die Jahreszahl 1605. Da- p.nft*
runter auf dem Anschlagzettel: ]S°f
Eichenholz; h. 0.136; br. 0,57. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1525. —
Phot. Hanfst.; Tanime ; Bruekm.
Hendrik van Steenwijck d. j.
Geb. um 1580, wahrscheinlich zu Frankfurt; doch war sein
Vater und Lehrer H. v. Steenwijck d. ä. noch 1577 in Antwerpen
Vläniische Schule. XVII. Jahrhundert
383
ansässig und zog später nach Frankfurt, wo er zu Anfang des
Jahrhunderts starb. H. v. Steenwijck d. j. war seit den
zwanziger Jahren in London tätig, wo er um 1649 starb.
Innenansicht einer gotischen Kirche. Der Chor bildet die
Mitte des Hintergrundes. Rechts vorn eine Orgel. Unter den
zahlreichen Staffagefiguren fällt vorn in der Mitte ein Priester
auf, der mit einem Herrn im roten Rock redet. Bez. r, u. :
/-<:vJTEErvwut
Kupfer; h. 0,34V2; br. 0,53V2. — Inventar 1722, A 426. — Phot. Hanfst;
Tanime ; Bruckm.
Innenansicht einer gotischen Kirche. Fünfschiffige Kirche.
Auf der Grabplatte vorn links eine deutsche Inschrift. Rechts
unter der Orgel drei Herren mit Halskrausen und ein Bettler.
Die Figuren sollen später von 0 W. E. Dietrich hineingemalt
sein. Die Bezeichnung links am Pfeiler ist nicht ganz deutlich:
doch wird sie „Steeniuijck fecit An. 1611" gelesen.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,53. — 1743 aus Paris. Nach Scheibler (Dr. Not.) von
Setenwijck d. ä. ; doch ist dieser jedenfalls nicht lange nach 1604 gestorben, und gerade
die Jahreszahl 1611 auf unserem Bilde ist ziemlich gesichert. — Phot Tamme.
Innenansicht einer gotischen Kirche in Abendbeleuchtung.
Vorn rechts zwei Knaben mit Fackeln vor dem Zuge, der aus
der Sakristei kommt. Vorn links eine Beterin
vor dem Altar, auf dem zwei Kerzen brennen.
Kerzen und Ampeln erhellen dürftig den Hin-
tergrund. Bezeichnet links am Pfeiler:
Eichenholz ; h. 0,33 ; br. 0,47. — Zuerstim »Catalogue« von 1765. — Phot.Bruckm.
König Karl I. von England in einer Halle. Rechts blickt
man durch eine von Säulen getragene Bogenhalle in den Garten.
Links steht der König, auf seinen Stab gestützt, in fein ge-
musterter graugrüner Kleidung mit grüner
Schärpe. Bezeichnet unten links:
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,46%. — Als »Henri Steen-
wijck et Gonzales Coques?. zuerst, wie das folgende, sein
Gegenstück, im »Catalogue« von 1765. So auch noch 1856
bei H. (wenigstens als »angeblich« Coques und Steenwijck). Erst 1876 tritt bei H.
der Name des Daniel Mijtens (geb. im Haag gegen Ende des XVI. Jahrhunderts,
1610 Meister in Haag, seit 1618 als Hofmaler in London tätig, um 1630 wieder in
Holland, wo er 1642 noch lebte) an die Stelle des Gonz. Coques; doch auch nur
frageweise. — Steenwijck und Mijtens haben allerdings in London gemeinschaftlich
H
1184
(1212)
20 a
1185
(1214)
19 a
1186
(1213)
19 a
1187
(1109)
20 c
384 Antwerpener Architekturmaler. XVII. Jahrh.
gemalt, wie das lebensgrosse Bildnis Karls T. in der Tuiiner Galerie beweist, das
die Namenszeichnung des Steenwijok von 1626, diejenige des Mijtens von 1627 trägt ;
um 1637 aber scheint Mijtens gar nicht mehr in England gewesen zu sein ; und dass
unser Karl I. von derselben Hand gemalt sei, wie der Turiner, ist auch der Vortrags-
weise nach nicht überzeugend. Vielleicht sind die Figuren von einem der Londoner
Schüler van Dyck's gemalt. — Phot. Tamme; Ilanfst.; Bruokni.
1188 Königin Henrietta Maria in einem Saale. Rechts blickt man
(1110) durch eine Bogentür auf Terrassen hinaus. Die Königin steht,
20 c nach links gewandt, an einem mit gelber und blauer Decke
behängten Tische, auf dem ihre Krone neben einem Blumen-
glase liegt. Mit der Rechten stützt sie sich auf den Tisch,
mit der Linken hebt sie leicht ihr weisses Atlaskleid. Liuks
über dem Tische die Jahreszahl 1637.
Eichenholz ; h. 0,51 ; br. 0,4472- — Zuerst im »Catalogue« 1765. — Gegenstück
zutu vorigen. — Vgl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme; Häufst.; Bruckm.
Lodewijk Neefs
Geb. zu Antwerpen den 22. Januar 1617. Todesjahr unbe-
kannt. Sohn des Peter Neefs I. Tätig zu Antwerpen.
1189 Innere Ansieht der Antwerpener Kathedrale. Der Blick
(1137) folgt der Richtung zum Chor. Die reiche, farbige Staffage
19 c rührt von der Hand des Frans Francken III. her: Links hinkt
ein Bettler einem Herrn und einer Dame in gelbem Kleide
nach, der ein Page die Schleppe trägt. Rechts im Seitenschiff
predigt ein Priester. p-r
Bez. am Pfeiler rechts: Jj J ffr^^cJ{^ M tlf
am Pfeiler links: FllATER, LODFVICV5
NlEjrfS AH !<^4 8
Leinwand; h. 0,89; br. 1,16^. — Inventar 1754, II 236.— Phot. Brnckm.
Peter Neefs d. j.
Getauft zu Antwerpen den 23. Mai 1620; lebte daselbst noch
1675. — Sohn und Schüler seines Vaters Peter Neefs d. ä.,
jüngerer Bruder des Lodewijk Neefs.
1 1 89 A Inneres einer gotischen Kirche. Dreischiffige gotische Kirche
Q 2 mit Rundsäulen über eckigen Sockeln. Blick durchs belebte
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 385
Mittelschiff auf eleu Hochaltar und die Altäre des liukeu Seiteu-
schiffes, au deren einem eine Messe gelesen wird. Bez. rechts
(nicht ganz unverdächtig): Peeter Neefs 1658.
Leinwand; h. 0,58; br. 0,85%. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten E. F. Nossky. — Phot. Bruckm.
Anton Ghering
Deutscher von Geburt, aber wahrscheinlich Schüler des P.
Neefs I. zu Antwerpen, wo er 1662 Meister der Gilde wurde
und 1668 starb.
In einer Renaissancekirche. Mit Bögen verbundene Säulen 1 1 90
tragen die Oberwände. Ein Tonnengewölbe mit Lichtöffnungen (1138)
deckt das Hauptschiff. Eechts vorn ein Sarkophag. Links 19 a
vorn eine Kapelle. In der Mitte die Orgel. Zahlreiches
Volk in ländlicher Tracht mit Halskrausen. Bezeichnet unter
der Säule links :
Leinwand; h. 0,83; hj. 1,17. — Inventar 1754, II 235. — Phot. Bruckm.
G. Die Antwerpener Tier-, Stilleben-, Frucht-
und Blumenmaler
Frans Snyders
Getauft zu Antwerpen den 11. November 1579, gest. f da-
selbst den 19. August 1657. Schüler P. Bruegel's d. j.
und H. van Balen's. 1602 Mitglied der Gilde in Antwerpen,
1608 — 1609 in Italien. Seit seiner Rückkehr in Antwerpen
unter dem Einfluss des P. P. Rubens, mit dem er manchmal
zusammen arbeitete. Bedeutendster Antwerpener Tier- und
Stillebenmaler.
Eine Dame bei totem Wild, Obst und Gemüse. Die Ess- ||9I
waren sind teils auf dem breiten Tische, teils auf dem Euss- (968)
boden in Schüsseln von chinesischem Porzellan und in Körben K 3
25
380 ÄntwerpenerTier-, Frucht-, ßlumenmaler. XVII.Jahrh.
ausgebreitet. Links ein totes Reh. von einem Hündchen be-
schnüffelt; rechts hinter dem Tische eine Dame in blauem Kleide
mit einem grauen, rot geschwänzten Papagei auf der Hand. Unten
rechts im Obst- und Gemüsekorb ein Affe. Bez. unten links:
Leinwand; h. 1,54; br. 2.37. — Im Oktober 1743 aus Paris. — Die Mit-
teilung, dass die dargestellten Schüsseln kein Delfter Fabrikat sind, sondern chine-
sisches Porzellan, verdanken wir Ernst Zimmermann. — Phot. Braun XIV, 24;
Tamme ; Bruckm.
1192 Stilleben (ohne Figuren) mit der Hündin und ihren Jungen.
(969) Auf breiter grün bedeckter Tafel liegen in der Mitte ein
K 1 Schwan und ein Pfau; links neben Geflügel und einem Eber-
kopf ein riesiger roter Hummer; rechts ein Fruchtkorb, von
dem ein Aeffchen nascht. Auf dem Fussboden davor, rechts,
zwischen ihren Jungen, eine Hündin, die sich zähnefletschend
nach dem hinter ihr stehenden Hunde umblickt.
Leinwand; h. 1,71; br. 2,46%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot.
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1 1 93 Stilleben mit dem Affen auf dem Stuhle. Vor einer grauen
(970) Wand, die links dem Garten Platz macht, rechts ein Tisch mit
J 2 roter Decke, neben dem links ein Stuhl steht. Auf dem Stuhle
ein Affe im Streite mit dem bunten Papagei am Obstkorbe auf
dem Tische. Auf dem Tische unter anderem ein Schwan, ein Reh,
ein Wildschweinskopf. Rechts vorn am Boden ein Fass Austern
und ganze und zerschnittene Fische. Links zwei Hunde im Streite
mit zwei Katzen, deren eine einen Aal erwischt hat.
Leinwand; h. 1,70; br. 2,38. — Inventar 1754, II 454. — Phot. Bruckm.
1194 Stilleben mit dem Bauernpaar. Auf dem rot bedeckten
(971) Tische liegt ein toter Schwan zwischen Früchten und kleinem
K 3 Geflügel. Darüber ein roter Hummer auf einer Schüssel. Links
vorn zwei lebendige Tauben, die sich schnäbeln; links hinter
dem Tische ein Bauer, der einen Pfau bringt, neben einer Bäuerin,
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 387
die Obst trägt. Rechts oben im Fenster neben dem ausge-
weideten Rehe eine Katze im Streite mit dem Hunde, dessen Kopf
rechts unten hervorblickt. Die Figuren wohl von anderer Hand.
Leinwand ; h. 1,82V2 ; br. 2,84. — Inventar 1754, HI 211. — Phot. Bruckm.
Stilleben mit dem Koch und der Köchin. Links ein mäch- 1195
tiger Steintisch, auf dem und unter dem eine Fülle von Wild (973)
und Geflügel ausgebreitet ist. Die Mitte beherrscht auch hier K 1
ein grosser, liegender Schwan. Rechts stehen der Koch und
die Köchin, die in der Art der Werkstatt des Rubens gemalt
sind. Vor ihnen rechts vorn dieselbe Hündin mit ihren Jungen,
wie auf N. 1192.
Leinwand; h. 1,97 V2 5 Dr- 3,25. — Nicht 1723 durch Rechenberg, wie H.
meinte (die Maasse stimmen auch nicht), sondern (als Inventar-Nummer 3425) 1743
durch »P. Querin et Rossy«. — Phot. Ges.; Bruckm.
Eine Eberjagd. Der mächtige, lebensgrosse Eber stürmt, 1 1 96
nach links gewandt, dnrchs Feld. Hinter ihm drei Treiber, (972)
von denen einer ins Hörn stösst, und drei Hunde, von denen K 4
einer von hinten auf ihn anspringt, während drei andere, zu-
rückgeworfen, sich vorn in ihrem Blute wälzen. Links vor ihm
zwei Jäger, die ihn mit Spiessen empfangen, ein halbnackter
in rotem Gewände und ein zweiter im Hut und blauem Rocke.
Leinwand ; h. 1,91V2 ! ^T- 3)01. — Inventar 1754, II 155. — Die Figuren
sind offenbar von anderer Hand, angeblich von P. P. Rubens, für den sie jedoch zu
derb durchgeführt sind, nach Bode (bei v. Zahn a. a. 0. S. 202) von Jan Boeckhorst
(1605—1668), der Schüler des Jak. Jordaens in Antwerpen war. Doch möchten wir
eher an Rubens' eigene Werkstatt denken. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Nach Frans Snyders
Ein Bär im Kampf mit Hunden. Die Hunde umringen den 1 1 97
Bären von allen Seiten. Einer von ihnen ist vorn zu Boden (975)
gestürzt. Rechts Waldrand. Das Bild trägt auf dem Hals- K 2
band des rechts vorn anspringenden Hundes die schon von H.
als unecht erkannte Bezeichnung: F. Snyders fec.
Leinwand; h. 1,31; br. 2,10. — Inventar Gotter N. 12. Also vor 1736 durch
Gotter. Schon dort als »Kopie nach Snyders«. — H. gab irrtümlich die Sammlung
Wrzowecz 1723 als Provenienz an. — Das Bild kann eine Kopie nach Snyders oder
das Werk eines Nachahmers sein. Vergl. des Verfassers Bemerkungen im Rep. X,
S. 157—158.
Nachahmer des Snyders
Die Gemüsehändlerin. Diese sitzt lebensgross rechts vorn 1 1 98
unter ihrem Zelte vor ihrem mit grünen Gemüsen beladenen (977)
25* K 3
388 Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrb.
Tische, hinter dem links ein Käufer in schwarzer Kleidung steht,
dem ein Mädchen im roten Kleide, einen Korb am Arme, folgt.
Leinwand; h. 1,49; br. 2,00l/2- — 1741 mit der Sammlung Walleustein aus
Dux. — Gegenstück zum folgenden. — Bei H. frageweise als F. Snydars«. —
Nach Bode (hei v. Zaun a. a. 0. S. 202) eher von C. Lelienbergh (vergl. N. 1339);
nach anderen von Frans Yckens; doch köDnen wir uns bis jetzt keiner dieser Be-
nennungen anscbliessen.
1 1 99 Der Gemüsehändler. Dieser steht lebensgross rechts unter
(978) seinem Zelte hinter seinem reich mit grünen Gemüsen besetzten
K 3 Tische und legt seinen rechten Arm zärtlich auf die Schulter
des Mädchens im grossen Strohhut, das neben ihm steht.
Leinwand; h. 1,45; br. 2,02. — 1741 mil der Sammlung Wallen9tein ans
Dax. — Gegenstück zum vorigen. — Vergleiche die Bemerkungen zu diesem.
Pauwel de Vos
Geb. zu Hülst um 1590; gest. zu Antwerpen den 30. Juni 1678.
Bruder des Cornelis de Vos, Schwager und wahrscheinlich
auch Schüler, sicher Nachahmer des Frans Sinders. Sein erster
Lehrer war David Remeeus in Antwerpen.
1200 Das Erden -Paradies. Im Vordergrunde einer offenen Land-
(974) schaff, in der links und rechts Bäume mit bunten Vogelscharen
K 1 stehen, sieht man wilde und zahme Tiere einträchtig neben
einander : links ein Stier neben einem Truthahn, in der Mitte
einen Fuchs unter Tauben, rechts einen Löwen neben Hunden.
Leinwand; h. 1,08; br. 2,70%. — Nach H. durch Leplat; sicher im Inventar
1754, II 439. Hier und noch bei H. als Snyders, mit dessen Bildern diejenigen des
Paul de Vos bis in die neueste Zeit hinein verwechselt zu werden pflegten. Den
bezeichneten Bildern des Paul de Vos gegenüber (z. B. im Madrider Museum) kann
es keinem Zweifel unterliegen, dass auch das unsere in seiner glatteren Vortragsweise
und seinem weniger kräftigen Tone von diesem Meister herrührt.
Daniel Seghers
Getauft zu Antwerpen am G. Dezember 1590, gest. daselbst
den 2. November 1661. Schüler des Jan Brueghel als Blumen-
maler. Seit 1611 Mitglied der Antwerpener Gilde; seit 1614
Bruder, später Pater des Jesuitenorden. Den figürlichen Teil
seiner Bilder malten ihm Rubensschüler. wie Sehnt, Diepen-
beeck, Thulden, Quellinus. Tätig zumeist in seiner Vaterstadt.
1201 Ein Blumenglas. Grauer Grand. Ein schöner, lockerer
(1034) farbiger Strauss, von Lilien überragt. Schmetterlinge links und
1(» b rechts. Links unten ein Nachtfalter. Bezeichnet rechte unten :
"Hämische Schule. XVII. Jahrhundert 389
/J$ . So c Jesu . i ^-3 .
Kupfer; h. 0,85%; br. 0,64%. — 1751 von I. M. der Königin S. M. dem
Könige zum Namenstage geschenkt. H. — Phot. Bruckm.
Ein Blumenglas. Grauer Grund. Den unteren Teil des 1202
Strausses beherrschen Rosen, den oberen eine Hyacinthe, eine (1035)
Tulpe, eine gelbe und eine blaue Schwertlilie. Schmetterlinge 16 b
links und rechts ; rechts auf dem Boden eine Wespe. Bez. 1. u. :
Kupfer; h. 0,4572 > br. 0,35. — Am 7. November 1727 durch Leplat. —
Phot. Bruckm.
Blumenumwundenes Steinrelief der Anbetung der Hirten. 1203
Eine Barockumrahmung umgibt das gemalte Relief. Den (1030)
Blumenschmuck bilden fünf leicht ineinander übergreifende 47 a
Hauptsträusse, von denen zwei unten, zwei oben, einer in der
Mitte unter dem Relief angebracht sind. B. 1. u. (verkleinert) :
Wer T)amcjl aljjtn.
Leinwand; h. 1,42; br. 0,95. — 1728 durch Rechenberg.
Blumenumwundenes Steinrelief der Maria mit dem Kinde. 1204
Das gemalte graue Relief in reicher Barockumrahmung zeigt (1031)
das Christkind, das neben seiner Mutter steht. Der Blumen- 47 a
schmuck besteht aus fünf leicht ineinander übergreifenden
Hauptsträussen, von denen einer unten, zwei links und rechts
in der Mitte, zwei oben angebracht sind. Bez. 1. u. (in der
Form der vorigen Inschrift) : Pater Daniel Segers.
Leinwand; h. 1,41%; br. 1,12%. — 1728 durch Rechenberg.
Blumenumranktes Steinrelief der Maria mit dem Kinde. 1205
Das gemalte Relief ist steingrau. Der grosse gemalte Barock- (1032)
rahmen ist^mit zwei schönen, durch Epheuranken verbundenen 20 h
390 Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrh.
Blumensträussen geschmückt. Maria hält das Kind auf dem
Schoosse. Bezeichnet links unten (verkleinert):
Q)aml öccjms ood
Kupfer; h. 0.85; br. 0,61. — 1741 aus der Saniniluug WaUenstein in Duz.
1206 Blumenumranktes Steinrelief der Maria mit dem Kinde.
(1033) Der gemalte Stein ist grau. Maria hat das Kind vor sich
20 b auf die Balustrade gestellt. Der prächtige Barockrahmen ist
in drei Gruppen von schönen Blumenkränzen umgeben. Rechts
ein Schmetterling an blauer Blüte. Bezeichnet rechts nuten
(wie das vorige): Daniel Seghers Soctis JE SV.
Leinwand; h. 0,8572 ; Vir. 0,64l/s. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Phot. Bruckm.
Nachahmer des D. Seghers
1207 Steinrelief der heil. Familie, von Blumen umrankt. Maria
(1036) hält das Kind auf ihrem Schoosse; von rechts naht der kleine
üobein joüanries mit seinem Lamm ; von links bringt ein anderes
Knäblein Früchte. Ein Blumenkranz umrankt den Barock-
rahnien. Links unten ein gelber, rechts ein brauner Schmetterling.
Leinwand; h. 1,18%; br. 0,90%. — Zwischen 1730 und 1735 durch v. Gotter.
1904 ans Rathaus zu Döbeln.
Adriaen van Utrecht
Geb. zu Antwerpen den 11. Januar 1599; gest. daselbst den
5. Oktober 1652. Schüler des Härmen de Nijt. Nach Reisen
in Frankreich. Italien und Deutschland tätig zu Antwerpen.
1208 Ein Tisch mit Speisen. Der reichbesetzte Tisch steht vor
(1091) einer grauen Wand und einer weinumrankten Säule, neben
K 3 welcher links der Garten hervorblickt. In der Mitte eine Fastete,
ein Hummer und ein hoher Goldpokal; links ein weinbekränzter
Römer und Zitronen : rechts ein üppiger Fmohtkörb. Am
Fussboden rechts Musikinstrumente und ein Notenhel't; in der
Mitte ein kupferner Weinkühler mit Flaschen und Artischoken.
Links vorn eine Katze und ein Hund im Streit um Knochen.
Oben an der Säule ein Eichhörnchen. Bezeichnet unten rechts
(verkleinert und in zwei Reihen gebracht);
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 391
Leinwand ; h. 1,84 ; br. 2,27. — Inventar 1754, II 43. — Phot. Braun XV, 25.
Juriaen Jacobsen
Angeblich in Hamburg- 1610 geboren, Schüler des F. Snijders
zu Antwerpen gewesen, 1659 und 1660 urkundlich in Amster-
dam. Bredius N. N. Ein Bild seiner Hand von 1678 in
der Hamburger Kunsthalle beweist, dass er nicht 1663 ge-
boren sein kann. Vielleicht sind die Angaben, die ihn erst
1630 geboren werden und 1685 in Leeuwarden sterben lassen,
vorzuziehen. Hamburgisches Künstlerlexikon I, 1854, S. 121.
Ein Wildschwein im Kampfe mit Hunden. Fünf Hunde 1209
haben den Eber angegriffen, der sich, indem er nach links vor- (1107)
wärts stürmt, nach rechts umwendet. Einen von den Hunden J 2
hat er zu Boden getreten, einen zweiten zurückgeworfen. Die
andern drei packen ihn von hinten und an beiden Seiten.
Bezeichnet unten links (verkleinert):
Leinwand; h. 1,82; br. 2,34 J^. — Inrentar 1754, II 273. — Phot. öes. ;
Bruckm.
392 Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrh.
Jan Fyt
Getauft zu Antwerpen den 15. März 1611; gest. daselbst den
11. September 1661. Schüler des Frans Snyders. Reiste in
Frankreich und Italien, arbeitete hauptsächlich in Antwerpen.
1210 Stilleben mit einem toten Hasen. Vor brauner Wand auf
(1117) dem Tische liegen ein Hase, Geflügel verschiedener Art und
47 a Zitronen, stehen links blau-weisse Schüsseln, ein Krug, ein
Weinglas neben roter Decke unter grauem Vorhang. Rechts
der Garten. Bezeichnet rechts unten:
Joannes
Leinwand; h. 0,81; br. 1,00. — Inventar 1754, II 65. — Phot. Bruckm.
1211 Hund, Zwerg und Knabe. Der grosse weisse Hund mit gelbem
(1122) Flecken am Kopfe steht, nach rechts gewandt, vor dem links an-
gebrachten roten Vorhang. Rechts vor ihm steht, ihn am Hals-
band haltend, ein Knabe in grauem Rock mit rotem Mantel;
rechts hockt ein in dieselben Farben gekleideter Zwerg Jam Boden.
Im Mittelgrunde spriessen Rosen. Bez. unten in der Mitte:
J 4
Leinwand; b. 1,381; br. 2,03%. — 1871 im Kunsthandel zu London erworben.
— Die Figuren werden, schwerlich mit Recht, dem Thomas Willeboirts (gob. zu
Bergen- op-Zoom 1614, gest. zu Antwerpen den 23. Januar 1654) zugeschrieben. —
Phot. Braun XIII, 27; Phot. Ges. ; Hautet. ; Bruckm.
1 2 1 2 Zwei tote Rebhühner und ein Jagdhund. Die Hühner
(1119) hängen links am Felsen. Von dem Jagdhund, der sie be-
L 3 schnüffelt, ist nur der Kopf rechts sichtbar. Bezeichnet links
unten (wie N. 1210): Joannes Fyt.
r^einwami ; h. 0,40 ; br. 0,56. —^Inventar 1754, II 508.
Vlänrische Schule. XVII. Jahrhundert
393
Totes Geflügel. Es ist im Freien an Felsen gelehnt: ein Teil
auf einem höheren,, ein anderer auf einem niedrigeren Steine.
Leinwand; h. 0,753^; br. 0,57%. — Vielleicht 1666 zur Kunstkammer. Vgl.
Hh. S. 272. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1693.
Ein geschlachtetes Zicklein. Die junge Ziege ist an einem
Hinterbeine aufgehäugt. Ihrem Hals entrinnt noch Blut. Im
Hintergrunde Bäume.
Leinwand ; h. 0,73 ; br. 0,60. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1694. —
Dort als Fyt ; und so auch noch bei H. Uns scheint die Urheberschaft dieses Meisters
nicht zweifellos zu sein. Doch tritt Seidlitz (Rep. XVI, p. 370) wieder für sie ein.
1214
(H21)
51 a
1215
(1120)
51 a
Angeblich Jan Fyt
Stilleben mit einem Hasen und Vögeln am Ringe. Ueber I2I5A
dem Hasen, der auf dem Tische liegt, hängen zwei Eisvögel, (1118)
eine Meise und eine Ente au einem Eisenringe. Anderes Ge-
flügel liegt links neben dem Hasen; rechts eine Melone und
Artischocken. Brauner Waldgrund. Bez. unten in der Mitte:
M 3
Leinwand; h. 0,86; br. 1,17. — 1887: N. 1213. — Inventar 1754, D 66. —
Die Ansicht Scheibler's (Dr. Not.), dass die Inschrift gefälscht und das übrigens gute
Bild kein Werk Fyt's, sondern A. von Utrecht's oder eines anderen sei, ist sicher
richtig. Doch hat der Urheber dieses Bildes noch nicht festgestellt werden können.
An Adr. von Utrecht denken auch Frimmel und der Comte Charles Cavense; ein
jüngerer Kenner an Alexander Adriaenssen (Antwerpen 1587 — 1661). — Phot. Bruckm.
Ein Hund, totes Wild und Früchte. Der Hund kommt 1216
schnüffelnd von links. In der Mitte liegen ein Eberkopf, ein (1124)
Hase, Hühner und kleinere Vögel. Kechts sind die Früchte ständehaus
angeordnet; unten eine Melone und Aepfel: oben Trauben,
Feigen, Pfirsiche usw. Die Landschaft links.
Leinwand; h. 0,84J^; br. 1,17. — Inventar 1754, H 606 als Fyt. Schon
bei H.' richtiger als »unbekannt«.
Thomas van Apshoven
Geb. zu Antwerpen den 30. November 1622, gest. daselbst im
Sommer 1665. Schüler seines Vaters Ferd. von Apshoven I,
394 Antwerpener Tier-, Frucht-, Blumenmaler. XVII. Jahrh.
älterer Bruder des Ferd. van Apshoven II. Nachfolger des
David Teniers II. Vergl. N. HOL Tätig in Antwerpen.
1217 Ein Frühstück. Vor graubrauner Wand auf gelbem Holz-
(1125) tisch über grüner Decke steht ein Zinnteller mit Austern und
14 c mit einer angeschnittenen Zitrone; daneben ein Römer mit
Rheinwein, rote Kirschen, grüne Trauben und eine Orange.
Bezeichnet links unten: T. V. APSHOVEN.
Eichenholz; h. 0,27%; br. 0,40. — 174t durch Kaiserlin;;.
Joris van Son
Getauft zu Antwerpen den 24. September 1 623 ; begraben
daselbst den 25. Juni 1667. Tätig in Antwerpen.
1218 Früchte und Gemüse. Vor einer Landschaft steht links
(1113) eine Delfter Schüssel mit Trauben, Erdbeeren, Aprikosen.
X 2 Daneben liegen Spargeln, Pfirsiche und eine grüne Traube.
Leinwand; li. 0,17%; hr. 0,64. — 1710 erworben. — Inventar so, A 2609,
als loh. v. Son.
1219 Ein Frühstück. Vor graugelber Wand ein blauweisser Stein-
(1114) gutteller, ein Glas Bier, Zitronen, Trauben, Pfirsiche usw.
K 2 Leinwand; h. 0,49; br. 0,64%. — 1741 durch Kaiserüng.
1220 Distel und Kornblumen. Eine mächtige Distel spriesst vor
(1115) grauem Wandgrunde. Neben ihr blühen Kornblumen, Kamillen-
piauen i. v. un(| amiere Blumen. Links die Landschaft.
Leinwand; h. 1,05; br. 0,SH. — Invent. 1722, B 1308, ohne Angabe des
Künstlers. Damals in Moritzburg. Die Urheberschaft des Son schon bei H. wohl
mit Recht bezweifelt. — 1902 an den Kunstverein Flauen i. V.
Jan van Kessel d. ä.
Geb. zu Antwerpen den 5. April 1626; gest. daselbst Ende
April 167!). SohnJeroom van Kesselt, Enkel Jan Braeghel's 1.,
Schüler des Simon de Vos und Jan Brueghers II. Tätig haupt-
sächlich zu Antwerpen.
1221 Ein Tisch mit Speisen. Vor grauer Wand auf braunem
(1123) Tische über blauer Decke liegt in der Mitte ein grosser roter
18 a Hummer. Daneben zwei Zinnteller mit Taschenkrebsen und
Krabben, ein angeschnittener Schinken und Früchte der ver-
schiedensten Art. Weiter oben zwei Gläser. Bezeichnet an
dem Zettel links oben:
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert
395
co»w y f^f
Leinwand; h. 0,85Va ; °r. 1,17. — Wahrscheinlich Inv. 1754, II 597, als
de Heem. — Die Jahreszahl wurde früher stets 1654 gelesen und das Bild dement-
sprechend Jan van Kessel zugeschrieben. — F. J. v. d. Branden (a. a. 0. p. 1098)
liest die Jahreszahl 1634 und schreibt das Bild daher dem Jerooni ran Kessel (1578
bis 1636) zu, der der Vater Jan's war. Die etwas verletzte Jahreszahl ist jedoch
nicht deutlich genug, um sich auf sie zu stützen ; und dem Stil nach stimmt das
Bild wohl zu einigen anderen Bildern Jan van Kessel's, in denen er ebenfalls aus-
nahmsweise durch de Heem beeiivflusst erscheint. Für Jeroom ist der Stil des
Bildes zu modern. So auch Scheibler. — Phot. Bruekm.
Cornelis de Heem
Getauft zu Leiden deu 8. April 1631, begraben zu Antwerpen
den 17. Mai 1695. Schüler seines Vaters Jan Davidsz de Heem.
Tätig im Haag, hauptsächlich aber zu Antwerpen.
Ein Hummer, Früchte und Blumen. Der rote Marmortisch 1222
ist rechts mit grüner Sammetdecke belegt. Auf dieser liegt der (1262)
Hummer. Links eine blau -weisse Schüssel mit Früchten. 18 c
Daneben eine schöne grüne Traube. Bez. oben rechts:
(X>E(HEEiT!^
Leinwand; h. 0,40; br. 0,52 '4- — Inventar 1722, A 53. — Phot. Hanfst.
Ein Bund Früchte an blauem Bande. Trauben, Mispeln, 1223
Orangen, Kirschen /"Kornähren, angebrochene Feigen, eine an- (1267)
20 a
396 AntwerpenerTier-, Frucht-, Blumeumaler. XVII. Jahrh.
geschnittene Melone, ein Maiskolben, alles an einem blauen
Bande aufgehängt. Bezeichnet oben rechts:
Die Buchstaben J.«D. vor der Bezeichn. sind später hinzugefügt.
Leinwand; h. 0,64%; br. 0,53. — 1727 durch Leplat: Inv. 1722 ff., A 1863.
— Bei H., entsprechend der gefälschten Bezeichnung, als Jan Davidsz de Heem. —
Doch sicher Gegenstück zu den folgenden dreien. — Phot. Bruekin.
1224 Stilleben mit einer Schachtel und einem Weinglase. Links
(1260) steht ein blau- weisser Teller mit Erdbeeren und Stachelbeeren,
18 b rechts ein bekränzter Römer mit funkelndem Goldwein. Ganz
rechts rote Kirschen. Bez. links unten:
C (pEQIEElTl jf
Leinwand; h. U,62V2 ; br. 0,53%. — 1727 durch Le Plat. — Inv. 1722 ff..
A 1828. — Gegenstück zu dem vorigen und den beiden folgenden.
1225 Stilleben mit Austern und einem Römer. Auf Architektur-
(1263) stufen liegen unten links Trauben, in der Mitte eine auf-
18 b gebrochene Pfirsich, rechts Austern und Orangen, oben links
rote Trauben und Austern, während rechts ein Römer steht.
Bez. rechts in der Mitte wie N. 1224: C. DE HEEM.
Leinwand; h. 0,63%; br. 0,56. — 1727 durch Le Plat. — Inv. 1722, A 1827.
— Gegenstück zu den vorigen beiden und dem folgenden. — Phot. Hanfst. ;
Timme ; Bruckni.
1226 Stilleben mit Austern und einer Weinflasche. Auf Archi-
(1261) tekturstufeu liegen unten links Austern, eine Orange, eine Streu-
20 a büchse, in der Mitte eine angeschnittene Zitrone und Kirschen,
rechts eine Feige und Trauben, stehn oben eine Weinflasche
und ein Stengelglas. Bez. r. i. d. M. wie N. 1224: C. DE HEEM.
Leinwand; h. ö,63Vai br. 0,54. — 172? durch Le Plat.— Inventar 1722 11'.,
A 18<>2. — Gegenstück zu den vorigen dreien.
Ottmar Elliger d. ä.
Geb. zu Grothenburg oder Kopenhagen 1633, begraben zu Berlin
den 21. Dez. 1679. Schüler des D. Seghers in Antwerpen.
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 397
Tätig erst in Antwerpen, dann in Amsterdam, wo er sich
1660 verheiratete, seit 1670 als Hofmaler in Berlin.
Blumen und Früchte. Vor grauem Waldgrunde auf stei- 1227
nerner Brüstung sind eine Tulpe, Rosen und Vergissmeinnicht (1126)
mit Johannisbeeren und einer Kornähre zusammengefügt. Links 19 b
auf dem Blatt ein Maikäfer. Bez. unten in der Mitte:
UfPmüA. Slüi
eciir.
iCVVR..
Eichenbolz; h. 0,3854; br. 0,30. — Nicht 1727 erworben, wie H. annahm,
sondern wie seine Inventar- Nummer 2723 beweist, 1741 durch Kaiserling. —
Phot. Bruekm.
Blumen und Früchte mit blauer Schleife. Hosen, andere (228
Blumen und die Früchte aller Jahreszeiten liegen teils unten (1127)
auf grauem Stemtisch, hängen teils von oben an blauer Schnur 13 c
mit blauer Schleife herab. Undeutlich die Bezeichnung: Ottmar
Elliger F. A. 16 . . . unten am Gesimse.
Eichenholz; h. 0,63J^; br. 0,44. — 1727 auf der Leipziger Messe erworben.
— Inventar 1722—58, A 1776.
Nicolaas van Veerendael
Getauft den 19. Februar 1640 in Antwerpen; begraben daselbst
den 11. August 1691. Schüler seines Vaters. Tätig zu Ant-
werpen, nicht selten mit anderen Malern. Vergl. N. 1091.
Ein Affenschmaus. Bekleidete Affen und Aeffinnen, letz- 1229
tere mit ihren Jungen, sitzen schmausend um eine gedeckte (1161)
Tafel. Links im Mittelgrund küsst sich ein Affenpärchen. Eechts 9 a
hinten die Küche, vorn ein Affe, der Kessel putzt. Bez. u. r.:
Eichenbolz ; h. 0.29 ; br. 0.37V2. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot. Tamme.
Ein Blumenstrauss. Auf grauem Steintisch vor schwarzem 1230
Grunde ein in erhabener Arbeit verziertes Steingefäss mit dem (1162)
14 a
398 Wallonische Schule. XVII. Jahrhundert
Bluraenstrauss , aus dem links ein Brombeerenzweig herab-
hängt. In der Mitte eine Schnecke. Bez.:
a [l^v ( /Ise&fadau^ •
Eichenholz; h. 0,55%; br. 0,42%. — Inventar 1754, II 319.
H. Die wallonischen Meister
Bartholet Flemal (Flemalle)
Geb. zu Lüttich 1614, gest. daselbst 1675. Schüler des Ger.
Douffet. In Italien und Frankreich vom Stile der Italiener und
Franzosen, besonders von demjenigen N. Poussin's beeinflusst.
Tätig eine Zeit lang in Paris. Schliesslich wieder in Lüttich.
1231 Aeneas' Abschied von Troja. Rechts die brennende Stadt.
(1094) Vorn in der Halle steht Aeneas, nach links gewandt, den mit
P 9 seinen Rüstungsstücken beschäftigten Dienern gebietend. Neben
ihm stehen seine Gattin, sein Sohn Ascanius und der Pädagog.
Ganz rechts sitzt sein alter Vater Anchises. Bez. rechts in
der Mitte: BARTHOLET FLEMAL.
Eichenholz; h. 0,49; br. 0,63V«. — Inventar 1722, A 377. — Nach anderen
(Waagen) stellte das Bild die Bewaffnung des Pelopidas dar. — Phot. Hruckni.
Wallerant Vaillant
Geb. zu Lille 1623, begraben zu Amsterdam den 2. September
1677. Schüler (1639) des Erasmus Quellinus. Tätig zu
Middelburg, Frankfurt a, M., Heidelberg, Paris und Amsterdam.
Seine Hauptbedeutung liegt in seinen Schabkunstblättern.
1232 Ein Briefhalter. Ein Brett von weichem Holz ist mit rotem,
(1991) durch Nägel gehaltenem Band überspannt, hinter dem eine
P 8 Anzahl von Briefen, eine Gänsefeder und ein Schabeisen stecken.
Der mittlere Brief trägt die Aufschrift: Anx fr er es Waller and
et Bernard Vaillant au chateau de Heydelberg. Von
nachstehender Bezeichnung steht die Namenszeichnung unten
links auf einem Briefe, steht die Jahreszahl oben in der Mitte:
Vlämische Schule. XVII. Jahrhundert 399
8# ~J^im4
1 ' '
Leinwand; h. 0,51%; br. 0,40%. — Zuerst, ohne Provenienzangabe, in H.'s
Verzeichnis von 1862. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Gerard Lairesse
Geb. zu Lüttich 1641, begraben zu Amsterdam den 21. Juli 1711.
Schüler seines Vaters und des Berth. Flemal zu Lüttich. Tätig
hauptsächlich in Amsterdam, doch auch in Herzogenbusch, in
Utrecht (1665) und im Haag (1684). Auch als Theoretiker
und Kunstschriftsteller (Groot Schilderboek) von Einfluss.
Der Parnass. (Ovid Metam. V, 253— 258.) In einer mit 1233
hohen Prachtbäumen ausgestatteten Landschaft thront Apollon (1659)
mit seiner Leyer links auf Wolken und blickt zur Pallas 6 b
Athene empor, die über ihm ruht. Unten ergehen sich spielend
und tanzend, in mannigfaltigen Stellungen, von Liebesgöttern
und Genien umspielt, die Musen. Rechts enteilt Herkules im
Lowenfell mit geschwungener Keule. Bez. unten rechts:
£. -G'V^^y
Eichenholz; h. 0,77 %; br. 1,52%. — Inventar 1722, A 394. — Radiert von
P. v. d. Berge. — Phot. Hanfst.; Tamme.
Bacchanal. Rechts im Gebüsch steht die Herme des Gottes 1234
der Fruchtbarkeit, dem eine Frau aus einer Muschel zutrinkt. (1660)
Vorn sitzt, nach links gewandt, ein Jüngling, der die Flöte bläst. 6 b
Links tanzt ein nacktes Paar. Ein zweites Paar ruht links vorn,
ein drittes rechts unter der Herme. Hinten umtanzen nackte
Frauen eine Bildsäule. Daneben ein flammender Altar.
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,75%. — Inv. 1722, 454. — Zeigt das vorige,
bezeichnete Bild den Ansehlnss des Meisters an Flemal nnd an Poussin, so zeigt
dieses, das später in Holland gemalt sein wird, in der Formengabe wie in der
Modellierung daneben den Einfluss der realistischen Schule dieses Landes.
400 Vläniische Schule. XVII. Jahrhundert
1 234 Bacchanal. Rechts im Gebüsch steht die Hernie des Gottes
(1660) der Fruchtbarkeit, dem eine Frau aus einer Muschel zutrinkt.
6 b Vorn sitzt, nach links gewandt, ein Jüngling, der die Flöte b st.
Links tanzt ein nacktes Paar, der Mann von hinten, die Frau von
vorn gesehen. Ein zweites Paar ruht links vorn, ein drittes rechts
unter der Herme. Im Hintergrunde umtanzen nackte Frauen eine
Bildsäule. Daneben ein Altar mit lodernder Flamme.
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,75J^. — luv. 1722, 454. — Zeigt das vorige
bezeichnete Bild den Ansckluss des Meisters an Fifemal und an Poussin. so seigt
dieses, das später in Holland gemalt sein wird, in der Forrnengabe, wie in der
Modellirung, daneben des Kinllnss der realistischen Scb.de dieses Landes.
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 401
Zweite Hälfte.
]>ie holländische Schule
A. Die Utrechter Schule.
Abraham Bloemaert
Geb. zu Gorkum um Weihnachten 1564, gestorben zu Utrecht den
27. Januar 1651. Schüler des Joost de Beer in Utrecht.
In Paris unter Hier. Francken d. ä. weitergebildet. Thätig zu
Amsterdam und hauptsächlich zu Utrecht, wo er eine grosse, noch
unter italienischem Einflüsse stehende Schule gründete.
Männliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 1235
graubraunem Grunde. Der weisshaarige, weissbärtige Alte im (877)
grauen Rock beugt den Kopf etwas zurück. Bezeichnet oben links:
P 1
oefttactt fec
16??
Eichenholz; h. 0,37 }4; br. 0,27 34. — Inschrift auf der Rückseite: „In die
Kunstkammer kommen am 15. Martij 1700." — luv. 1722, A 241.
Die Kreuzigung Petri. Der nackte Apostel ist bereits mit dem 1236
Kopfe rechts unten an's Kreuz genagelt. Drei Henker richten (876)
es auf. Schlichter, graubrauner Grund. P 8
Eichenholz; h. 0,53; br. 0,4134. — Nach H. 1700 zur Kunstkammer. —
Uebrigens Inv. 1722, A 100; hier als »Copie«; und schon hier, wie noch bei H. als
»Kreuzigung des heil. Andreas.« Wir vermögen jedoch nur die Kreuzigung Petri in
dem Bild zu erkennen. Nach H. wäre es eine Copie Bloemaerts nach einem Gemälde
Michel Angelo's da Caravaggio. Ein solches, welches mit unserem übereinstimmte,
ist uns nicht gegenwärtig.
Cornelis van Poelenburgh
Geb. 1586 zu Utrecht, gest. daselbst den 12. August 1667.
Schüler- des Abr. Bloemaert. In Italien unter dem Einflüsse Els-
heimer's zu seiner besonderen Richtung ausgebildet. Thätig
hauptsächlich zu Utrecht.
26
402 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1902. Die Auffindung der echten Bezeichnung beweist, dass das Bild in der Tat
von Poelenburgh herrührt. Bilder von Haensbergen vgl. unten N. 1306 — 1310 A.
1243 Landschaft mit Tobias und dem Engel. Links vorn in heller,
(1 206) heiterer Berglandschaft kniet der junge Tobias, den Fisch in
9 c der Hand, nach rechts gewandt, vor dem geflügelten Engel-
jüngling. Hinter ihm sein Hund. Bez. 1. unten (unecht): C. P.
Eichenholz; h. 0,26% ; br. 0,33J£. — Inv. 1754, II, 82. — Die Unechtheit der
Inschrift tut der Echtheit des Bildes keinen Abbruch. — Gegenstück zum folgenden.
1244 Landschaft mit badenden Frauen. Links vorn in dem
(1200) Flusse, der in der Mitte der Schlucht einen kleinen Wasserfall
9 c bildet, baden vier Frauen. Zwei andere, halbbekleidete, stehen
vorn am Ufer. Angeblich bezeichnet r. unten (fraglich): C. P.
Eichenholz; h.0,26%; br. 0,34. — Inv. 1754, II 81. — Gegenstück zum vorigen.
1245 Landschaft mit badenden Nymphen. Links vor der oben
(1207) bewaldeten Schlucht, in welcher der Fluss strömt, sitzen fünf
9 c Nymphen und steht eine sechste. Andere baden in der Mitte
und rechts im Fluss. Rechts hellbeleuchtete Gebäudetrümmer
vor fernen blauen Bergen. Bez. unten r. (wohl unecht): C. P.
Leinwand; h. 0,40%; br. 0,52%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1633. —
Die Unechtheit der Inschrift tut unseres Erachtens der Echtheit des Bildes keinen
Abbruch. Andere meinen in diesem Bilde und den beiden folgenden die Hand
Haensbergen's zu erkennen; wir können uns davon nicht überzeugen.
1246 Landschaft mit halbnackten Männern. Vorn am Rande
(1208) des Flusses, der links im Mittelgrunde einen kleinen Wasserfall
7 a bildet, begrüssen zwei halbnackte Männer einen dritten, der
auf einem Steine sitzt. Ein vierter badet. Links auf der Höhe
eine ummauerte Stadt. Angeblich C. P. bezeichnet.
Eichenholz; h. 0,33%! br. 0,28. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1717. —
Gegenstück zum folgenden. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1245.
1247 Landschaft mit halbnackten Frauen. Rechts vorn unter
(1209) überhängenden Felsen sitzen zwei halbnackte Frauen neben
7 a einer dritten, stehenden, während eine vierte dem Flusse ent-
steigt. Links Gebäudetrümmer; in der Mitte Fernblick.
Eichenholz; h. 0,33%; br. 0,28. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1716. —
Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1245.
1 248 Die Anbetung der Könige. Links thront Maria im Ruinen-
(1210) gemäuer; ein Engelreigen schwebt über ihrem Haupte. Der
9 b älteste König kniet vor ihr und küsst den Fuss des Kindes; links
harrt der zweite; rechts steht der dritte, der schwarze. Zahl-
reiches Gefolge im Mittelgründe. Angeblich bezeichnet: P.
Eichenholz; h. 0,40%; br. 0,30. — Inv. 1722, A 601.
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 403
Schüler C. Poelenburgh's und Pieter Bout
Ueber Bout vergleiche oben zu 1168 — 1175.
Herden im Flusse. Links jenseits des Flusses ragen alte 1250
Ruinen. Rechts führt eine Brücke hinüber, zwischen deren (1211)
Pfeilern ferne hellblaue Berge schimmern. Den Fluss durch- 9 c
schreiten eine Frau auf einem Esel, ein Mann, dem ein Hund
folgt, und Rinder, Schafe und Ziegen.
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,33%. — luv. 1722, A 680, als »Hilius«. — Später
die Figuren richtig als »Pieter Bout«, die Landschaft als »Poelenburgh«. — Doch ist
ein Zusammenarbeiten dieser beiden Meister wegen ihrer Altersunterschiede unmöglich.
Die Landschaft wird von einem Schüler Poelenburgh's, etwa Jan van Haensbergen (1642
bis 1705), vergl. unten N. 1306 ff., herrühren. — Gest. von J. G. A. Frenzel »£ III, 25.
Gerard van Honthorst
Geb. den 4. November 1590 zu Utrecht, gest. daselbst den
27. April 1656. Schüler des Abr. Blomaert. In Italien unter
dem Einflüsse Caravaggio's ausgebildet. Tätig hauptsächlich in
Utrecht, vorübergehend 1620 — 21 jedoch in England und von
1637 — 52 im Haag. Wegen seiner Darstellungen bei Kerzen-
licht nannten die Italiener ihn Gherardo dalle Notti.
Der Zahnarzt. Lebensgrosses Kniestück. In der Mitte des 1 25 1
Bildes, nach links gewaudt, sitzt eiu blondbärtiger Mann mit (1215)
nackter Brust, gelbem Rocke und roten Hosen in einem Holz- K 3
sessel. Hinter ihm steht der Zahnarzt in violettem Rocke und
beugt sich über ihn, um ihm einen Zahn auszuziehen. Sein
ganz in hellblau gekleideter Geselle leuchtet rechts vorn mit
einer Kerze. Links stehen vier Zuschauer, von denen einer
die rechte Hand des Dulders festhält. Bez. rechts in der
Mitte : G . v. : Hont Horst : fe . 1622.
Leinwand; h. 1,47; br. 2,19. — 1749 aus der K. Galerie zu Prag. — Ein
gleiches Bild in der Galerie Liechtenstein zu Wien. — Phot. Braun VII, 32; Hanfst.;
Tamnie; Bruckm.
Die Alte am Tische. Halbfigur nach links! An einem 1252
Tische, auf dem eine brennende Kerze steht und eine Brille (1216)
liegt, sitzt eine alte Frau mit roter Jacke und weissem Kopf- L 2
tuch. Sie hält in der offenen Rechten zwei Goldstücke, auf
die sie mit dem Zeigefinger ihrer Linken deutet.
Eichenholz; h. 0,92%; br. 0,70%. — Als Inventar- Nummer 3884 im Jahre
1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux. — Phot. Bruckm.
Die Alte mit der Kerze in der Hand. Brustbild nach links 1253
auf braunem Grunde. Die Alte im Kopftuch und feuerrotem (1217)
26* L 2
404 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Mantel über graugrünem Kleide hält die brennende Kerze in
der Rechten, die Linke vor die Flamme.
Leinwand; h. 0,71 ; br. 0,57J£. — Inventar 1722, A L6.
Art des G. Honthorst
1254 Die Alte mit der Brille in der Hand. Brustbild nach links
(1218) auf dunklem Grunde. Die Alte in grauer Jacke und weissem
P 4 Schafpelz, mit einem Kopftuch über Ohrenklappen, hält in der
allein sichtbaren Linken ihre Brille. Scharfe Beleuchtung
von links.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,47. — 1740 aus Leipzig als [nv. 8°, A 2479; damals
ohne Künstlernamen. — Bei H. (doch wohlweislich nur frageweise) als Honthorst,
von dem es sicher nicht herrührt, da dieser eine andere Färbung und eine andere
Modellierungsart zeigt. — Wir denken mit Scheibler (Dr. Not.) am ersten an H. Ter-
brugghen (geb. zu Deventer 1588, gest. zu Utrecht 1029), Honthorst's etwas älteren
Mitschüler, der freilich in der Regel kühler im Ton, weicher und flüssiger im Vor-
trag erscheint, als der Meister unseres Bildes. Ein verwandter Meister ist der un-
sere jedenfalls.
Joost Cornelisz Droochsloot
Geb. 1586; gest. zu Utrecht den 14. Mai 1666. Seit 1616
Meister der Gilde zu Utrecht.
1255 Eine belebte Dorfstrassse. Links die Kirche, rechts das Wirts-
(1266) haus, vor dem im Freien getafelt wird. Links vorn sitzt ein
15 b zerlumpter alter Bettler, der eine
vor ihm stehende, auf ihren Stock
gestützte Alte mit lebhafter Geberde
anredet. Rechts vorn ein kahler
Baum. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,47 V,; br. 0,03. — 1874 aus der Sammlung Keede van
Oudtshoorn zu Utrecht. Vorher in der Sammlung Cremer zu Brüssel. — Phot. Ges.;
Bruckm.
Daniel Verfangen
Geb. im Haag um 1598. Todesort und -Jahr unbekannt.
Nachweisbar 1658 in Dänemark, 1673 und 1681 iu Amster-
dam; 1604 war er nicht mehr am Leben. Er zeigt die
Poelenburgh'sche Richtung so unverarbeitet, dass wir ihn zur
Utrechter Schule stellen müssen.
1256 Die Vertreibung aus dem Paradiese. Links der Engel mit
(1270) dem Flammenschwert in Wolken. Rechts das erste Menschen-
9 a paar auf der Flucht. Adam stösst sich vor Schrecken an einen
A. ütrechter Schule. XVII. Jahrhundert 405
Stein, auf den er sich mit der linken Hand und dem linken Knie
stützt. Eva folgt ihm mit erhobenen Händen. Bezeichnet u. r. :
5). Vertan den
Kupfer; h. 0,20; Dr. 0,24% • — 1741, nach dem luv. der Kunatkamnier von
diesem Jahre, noch daselbst. In der Galerie erst nach dem Katalog von 1835. —
Phot. Bruckni.
Balthasar van der Ast
Auch Baltus, nicht Bartholomäus. Geburts- und Todesjahr
unbekannt. Geb. zu Middelburg. Er trat 1619 der Lukas-
gilde zu Utrecht bei, wo er noch 1629 wohnte, liess sich aber
1632 in Delft nieder, wo er 1633 Bürger wurde und noch
1656 lebte. Bredius N. N.
Muscheln und Früchte. Vor grauer Wand auf gelbgrauer 1257
Steinplatte liegen Muscheln; links ein Zweig kleiner Pfirsiche, (1288)
rechts rote Johannisbeeren, Schneeglöckchen und Vergissmeinnicht. 14 c
Vorn links klettert eine Eidechse auf den Tisch. Rechts hängt
eine Spinne an ihrem Faden. Bez. u. r.:
K
{Vom
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,37. — Inventar 1722, A 674. — Phot. Tanime.
Nikolaus Knupfer
Geb. zu Leipzig 1603, gest. 1660 (nachKramm III, p. 88) mög-
licherweise zu Utrecht, wo er (nach Muller, Schilders -Vereeni-
gingen p. 123) 1637, doch nur als »Passant«, in die Gilde auf-
genommen wurde. Er war nach Com. de Bie (Het gülden Cabinet,
p. 116) um 1630 Schüler des Abraham Bloemaert zu Utrecht.
Familienbildnis. Der Künstler selbst und seine Familie, 1258
wie sein Bildnis im »Gulden Cabinet« beweist. Zugleich das (1975)
Sprüchwort: »Wie die Alten sungen, so pfeifen die Jungen.« 13 a
In einem Gartenzimmer musiziert die reich gekleidete Familie
an einem mit farbiger Decke behängten Tische. Rechts sitzt
der Hausherr, das Nbtenheft in der Rechten und taktiert mit
der Linken. In der Mitte steht die Hausfrau hinter dem Tische.
Sie hält mit der Rechten ihr Jüngstes, das die Flöte bläst.
406 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Links am Tische stehen zwei ältere Kinder mit ihrem Noten-
hefte. Bez. unten halb rechts :
V^^r
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,55. — Invent&rX'uarienti (vor 1753) N 1602. —
Phot. Braun XII, 32; Häufst.; Taniine; Bruekm.
Jan Davidsz de Heem
Geb. zu Utrecht 1606, gest. zu Antwerpen Ende 1683 oder
Anfang 1684. Schüler seines Vaters David de Heem. Tätig
um 1628 zu Leiden, von 1632 — 1635 zu Utrecht, von
1635—1667 zu Antwerpen, von 1667—1672 zu Utrecht,
seit 1672 wieder in Antwerpen.
1259 Fruchtstück vor altem Mauerwerk. Eine gelbe Melone,
(1249) Pfirsiche, grüne und rote Trauben bilden die Hauptstücke.
18 e Eine rote, gefüllte Mohnblume, auf deren Stengel ein Maikäfer
kriecht, liegt in der Mitte. Links vorn wachsen Pilze ; da-
neben eine Eidechse. Rechts spriessen eine blaue Winde und
eine Distel ; an dieser ein Schmetterling. Bez. rechts oben :
v Vc J-feo/
Eichenholz; h. 0,41 J^; br. 0,54%. — Inv. 1722, A 143. — Phot. Häufst.
Stilleben mit einem Hummer. Auf grauem Steintisch mit
1260 violetter Decke steht eine blau- weisse Schüssel mit Früchten;
(1250) rechts ein roter Hummer; darüber ein Weinglas; links eine an-
18 b geschnittene Zitrone. Von eben hängt an blauem Bande ein Strauss
mit Brombeeren, Mispeln. Kornähren herab. Bez. I. o.:
sc-
d©©^"*""
Leinwand; h. 0,67; br. 0,56. — luv. 1722, A 164. — Das R hinter der Be-
zeichnung mancher Bilder de Hooni's (vorgl. z. B. unsere N. 1206 und 1267, auf
andere haben 0. Eisenmann und Bd. Habioh uns aufmerksam gemacht) bedeutet nach
unserer Ansicht, »Ridder«, Roubraken I (1718) i1 ''1°: »bot locken van de Ridders-
scha|i dat In droeg is neu bewys \an de agtinge • i i zyu Konst gehad IteefU,
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 407
— In Bezug auf den Streit, der sich hierüber zwischen Dr. Toinan, der in dem R.
ein f sah und es »feoit« las, und dem Verfasser dieses Katalogs entsponnen, vergl.
man den Nachtrag zu Woltmann und Woermann's »Geschichte der Malerei» m (1888)
S. 1122 — 1123. Wie de Heem das f = fecit gestaltete, zeigen die übrigen Inschriften
dieses Katalogs zur Genüge. Auch fehlt es keineswegs an Beispielen dafür, dass
holländische Künstler nur einigen, nicht allen ihren Namenszeichnungen das »fecit«
hinzufügten. Das deutliche R. als f. zu lesen, ist unmöglich. — l'hot. Bruckm.
Das grosse Stilleben mit dem Vogelnest. Vor altem Ge- 1261
luäuer sind die köstlichsten Früchte angehäuft; iu ihrer Mitte (1251)
eine gelbe Melone, an deren Anschnitt eine Wespe nagt. Links 17 a
vorn eine Maus und eine Eidechse. Rechts vorn ein Vogelnest,
an dem Ameisen kriechen; daneben ein toter Stieglitz auf dem
Rücken. Ein lebender Stieglitz oben auf dem Zweige. Bez. r. u. :
.Wi/Htem 4tai^>
Leinwand; li. 0,89; br. 0,72. — 1709 durch Kaschke aus Antwerpen. —
luv. 1722, A 482. — Phot. Uanfst.; Tamme; Bruckm.
Ein Blumenstraus in einer Silbervase. Das Gefäss steht 1262
auf rötlichem Marmortische, auf dem links Trauben, rechts (1252)
eine Kirsche und eine Ranke Brombeeren liegen. Am Rand 13 c
kriecht eine Schnecke. Der Strauss besteht aus Rosen, Tulpen,
Nelken, Schwertlilien usw. Bez. u. i. d. M.:
3£>e
Eichenholz; h. 0,64; br. 0,44. — Inventar 1722, A 121.
Früchte und Blumen an blauem Bande. Schwarzer Grund I 263
in einer Steinnische. Oben am Bande die Blumen, unten die (1253)
Früchte; unter letzteren eine "schöne grüne Traube, ein Zweig 15 c
blauer Brombeeren und eine Kornähre. Bez. u. i. d. M. :
Q Qfe rf-/cem /
Leinwand; h. 0,34V, br. 0,29. — Nach 1728 durch Wackerbarth. — Wir
fanden es zuerst im Katalog von 1835.
408
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
I 264 Blumen in einer Glasflasche. In der Mitte eine blaue
(1254) Schwertlilie zwischen gefüllten Mohnblumen, Nelken und Kosen.
14 c Auf dem Steintische daneben Aprikosen, Brombeeren und andere
Früchte. Am Rande eine Schnecke. Bezeichnet links unten
(ähnlich wie die vorigen): J . D . De Heem f.
Eichenholz ; h. 0,48 ; br. 0,37. — Inventar 1722, A 174.
1265 Memento mori. In einem Glasgefässe ein üppiger Blumen-
(1255) strauss mit Kornähren untermischt. Rechts davon auf einem
47 b Zettel mit der Inschrift: „Memento mori" eine grosse
Muschel; daneben der Totenkopf. Links eine Orange und eine
Jnhannesbeere. Bezeichnet rechts auf dem Zettel:
Leinwand; h. 0,8772? kr. 0,65. — Inventar 1722, A 187.
1266 Ei" Blumenglas. Grosse dunkelrote Päonien geben den Ton.
(1256) Links hängt eine Winde, rechts eine Kornähre, in der Mitte
47 b eine Brombeerranke mit reifen Früchten. Bezeichnet unten
in der Mitte (ähnlich wie N. 1260):
'jQQiHemijSb.
Leinwand; h. 0,85l/2 br. 0,67%. — luv. 1722, A 17:'.. — Vergl."en K I
1267 Blumen im Glase und Früchte. Auf einer Steinbrüstung eine
(1258) grusse Glasflasche mit bunten Blumen und Schmetterlingen auf
schwarzem Grunde. In der Mitte zwei Schoten. Links auf der
Brüstung Pflaumen, Kirschen, Eicheln; rechts ein Zweig Apri-
kosen. Vorn eine Libelle. Bez. unten in der Mitte:
M 1
A. Utrecliter Schule. XVII. Jahrhundert
409
Leinwand; h. 1,00%; br. 0,75%. — 1709 durch Raschke ans Antwerpen.
Inv. 1722, A 370. — Waagen (Handbook, p. 519) behauptet merkwürdigerweise,
das Bild trage die Namenszeichnung des Amsterdamer Malers Jacob Ton Walscapele
(blühte um 1670 — 1680), von dem es herrühre. — Vgl. zu N. 1260. — Phot. Bruekm.
Ein Weinglas in umgrenzter Steinnische. In der Mitte des 1268
barocken Architekturstückes steht ein Römer mit funkelndem (1259)
Weine. Die Früchte und Blumen haften in drei Hauptsträussen I7 c
an den grauen Steinverzierungen : zwei oben links und rechts ;
der dritte, der aus Zitronen, Quitten, Feigen, Pflaumen, Trauben,
Kirschen besteht, unten in der Mitte. Unten sitzt ein Nachtfalter,
rechts ein Vogel auf der Brüstung. Bez. r. 0. (in einer Reihe):
A 16 so*
Leinwand; h. 1,22; br. 0,87. — Zuerst sicher im »Catalogne« von 1765. Bei
H. wegen seiner abweichenden Inschrift als Werk des Jan de Heem, eines Sohnes
unseres Jan Davidz de Heem angesehen. Da dieser aber (nach F. J. v. d. Branden,
p. 869) erst 1650 geboren wurde, so kann davon keine Rede mehr sein. Eine
gleiche Bezeichnungsform findet sich übrigens auch auf einem von 1651 datierten
Bilde Jan Davidsz de Heem's im Berliner Museum. Vergl. auch Bode bei v. Zahn
1873, S. 204 ; und Scheibler im Repert. VI, S. 197.
Art des J. D. de Heem
Früchte und Austern mit einer Orangenblüte. Auf dem 1269
Steintisch rechts eine blaue Decke und ein Steinkrug, links (1287)
ein Messer und ein Römer, in der Mitte Austern, eine Zitrone,
eine Orange und ein Orangeblüteuzweig.
Eichenholz; h. 0,35%; br. 0,56. — 1856 aus dem Vorrat. — Vorher nicht
sicher nachweisbar. Bei H. frageweise den Werken des Aelst angereiht ; doch er-
kennen wir eher die Richtung des de Heem in dem Bilde.
L 3
410 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Johannes Both
rieb, um 1610 zu Utrecht, gest. daselbst deu 9. August 1652.
Schüler des Abr. Bloemaert. Iu Rom unter dem Einflüsse Claude
Lorrain's weiterentwickelt. Seit 1640 in Utrecht ansässig.
1270 Italienische Landschaft mit einer Bogenbrücke im Hintergrunde.
(1371) Links schöne, sonnenbeleuchtete Baumgruppen. Rechts das
14 a Flusstal. Neben der steinernen Bogenbrücke ein Rundturm.
Blaue Berge im Hintergründe. Vorn auf dem Wege halten
mit seinem Hunde. Der Himmel ist ^T)
zwei Reiter, neben ihnen steht ein Jäger >-"•
unten goldgelb, oben hellblau. Bezeichnet ^—/k^//
links unten: ^
Eichenholz; h. 0,10; l»r. 0,55. — Zuerst im Jnvontar Guarienti (vor I
N. L634. — L'hot. Braun XT, 25; Raufst.; Bruokm.
1271 Ruinen an der Seebucht. Links ein schmaler, hoher Mauer-
(1373) rest, in dessen Schatten buntes Volk lagert. Zwei Männer
7 b spielen Karten. Rechts im Hintergrunde die
Seebucht. Vorn ein Weg, auf dem ein Mann
auf einem Esel hervortrabt. Bez. links unten:
M-
Eichenholz; h. 0,51; br. 0,41. — Inv. 1722, A 226. — Phot. Krnr.km. .
1272 Weg über baumreichem Grunde. Links auf dem über eine
(1374) kleine Anhöhe führenden Wege ein Lastesel, neben dem ein
15 c Mann am Stock steht, und Mann und Frau auf zwei anderen
Eseln. Vorn in der Mitte schöne, hohe Baumgruppen. Rechts
der steile Felsenabhang. Links Fernblick auf blaue Bergzüge.
Eichenholz; h. 0,69; br. 0,92%. — 1751 von der Leipziger Ustermesse. H.
Zuerst im Katalog von 1817. — Kodiert von Ad Zingg.
1273 Weg unter Bäumen im Tal. Der Weg führt rechts zum
(1372) Vordergrunde hinab, wo drei schlanke, hohe Bäume aus dem
17 b ünterholze hervorragen. Ein Treiber führt sein mit bunter Decke
behängtes Maultier am Zügel. Weiter links ein Reiter auf einem
Schimmel. Rechts ein Berg mit einem Turm am Abhang, einer
ummauerten Stadt auf dein Gipfel. In der Mitte ferne blaue Berge.
Leinwand; h. 0,S6%; l>r. 1,17. — Zuerst im Katalog von 1817. — l'hot.
Braun XII, 35.
Nach Johannes Both
1274 Die Brücke unter dem Burgfelsen. Der Fluss strömt nach
(1375) links vorn herab. Auf der Brücke in der Mitte treibt ein Hirt seine
15 a Herde. Rechts vorn oin Baum an dem Wege, auf dem ein Mann
A. Utreekter Schule. XVII. Jahrhundert 411
zu Esel neben einem Fussgänger reitet. Links im Mittelgrunde
ein steiler Berg, oben von Ruinen gekrönt. Rechts Fernblick.
Leinwand ; h. 0,8472 j Dr- lilSVa- — Zuerst im >-Catalogue« von 1765 als
Original. — Kann jedoch seiner flaueren Zeichnung und Malweise wegen nur als
Kopie gelten. So auch Scheibler, Dr. Not., und Seidlitz im Ren. XV], S. 379.
Dirk Stoop (van der Stoop)
Geb. zu Utrecht um 1610; gest. daselbst 1686. Schüler seines
Vaters, des Glasmalers Willem Janszoon van der Stoop. Tätig
anfangs zu Utrecht, wo er 1638 Mitglied der Gilde wurde, später
in Lissabon und in England, seit 1678 aber wieder in Utrecht.
Rast während der Jagd. In einer Felsenlandschaft steht 1275
ein Bursche mit breitem Hute, von Jagdhunden umgeben, (1360)
schlafend an sein braunes Pferd gelehnt. Rechts vorn sitzt P 10
ein Mann zwischen Hunden. Rechts im Mittelgründe kommt
ein Herr heraufgeritten und sucht den Schläfer wach zu schreien.
Bez. 1. am Stein (nicht vollständig, aber unverkennbar): D. Stoop.
Eichenholz; h. 0,57; br. 0,52. — Zuerst im Katalog von 1835.
Lagerszene. Links die Zelte, vor denen eine Frau und 1276
eiri Reiter einander die Hand reichen. Links vorn hocken (1534)
Kartenspieler am Boden. Rechts vorn liegt ein Mann in roter 9 a
Jacke am Feuer. Rechts Blick in die kahle Landschaft.
Eichenholz; h. 0,31^; br. 0,45. — 1742 durch Riedel aus Prag (als N. 3153).
— Später im Vorrat, dem es 1861 als »unbekannt« entnommen wurde. Als .unbe-
kannt« auch noch bei H. Es ist jedoch, wie neuere Kenner, z. B. Bode, Schlie,
Scheibler mit uns anerkennen, ein gutes unverkennbares Bild Dirk Stoop's.
Angeblich Cornelius Stoop
Dieser Meister soll zu Anfang des XVII. Jahrhunderts in
Hamburg geboren sein und später in England gelebt haben.
Felsenhöhlen usw. sollen seine Spezialität gewesen sein. Sein
Name weist auf Utrecht, wie der Stil unseres Bildes.
Eine Felsengrotte mit einer Statue. Rechts die mächtige 1277
Felsengrotte; links hinter dem Teiche die Landschaft. Zwei (1361)
Frauen steigen in der Mitte herauf. Rechts in der Grotte P 5
steht eine weibliche Statue auf bekränztem Postamente, von
Frauen umringt. Im Hintergrunde Priester.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,50}^. — 1741 durch v. Kaiserling (N. 2750). —
Kam 1855 als »Dirk Stoop« aus dem Vorrat. Wurde später bei H., wohl des Gegen-
standes wegen frageweise auf Cornelius Stoop getauft. Unmöglich erscheint diese Taufe
nicht, doch fehlt es an beglaubigten Bildern des Meisters zum Vergleich. — Jeden-
falls erinuert es auch an Abraham von Cuylenborch (gest. zu Utrecht 1658).
412 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Herman Saftleven d. j.
Geb. zu Rotterdam 1609 oder 1610. gest. zu Utrecht den
5. Januar 1685. Jüngerer Bruder des Cornelis Saftleven;
Sohn und Schüler seines Vaters Herman Saftleven d. ä. zu
Rotterdam. Ungefähr seit 1633 in Utrecht ansässig und
auch seinem Charakter nach der Utrechter Schule angehörig.
Er bereiste den Rhein und die Mosel.
1278 Die Weinlese. Berglandschaft. Im Vordergrund links einige
(1343) Hütten; in der Mitte der Weg, auf dem ein Arbeiter mit roter
9 c Mütze bildeinwärts schreitet. Rechts vom der Weinberg. Der
leichtbewölkte Himmel ist links unten gelb, rechts oben blau.
Bezeichnet rechts unten: /f£y
l 6+p
Eichenholz; u. 0,22%; It. 0,17. — Inventar Giwrienti (vor 17f>:i) N. 582.
— l'hot. ßrnckm.
1279 Blick ins Tal. Rechts schroffe Felsen, an deren Fuss
(1345) ein buntbelebter Bauernhof liegt. Links im Mittelgründe ein
8 a befestigter Ort; im Hintergrunde das von hohen Bergen eiu-
gefasste Tal mit einem breiten Wasserspiegel. Rechts ist der
Himmel blau, links -sucht die Sonne durch Wolken zu brechen.
Bezeichnet unten in der Mitte mit dem undeutlichen Mono-
gramm und der Jahreszahl, von der nur 165 . deutlich zu
lesen ist. H. las sie 1654.
Eichenholz; h. 0,31^; br. 0,41%. - Inv. 1722, A 504. — Phot. Bruckni.
1280 Im Flusstal. Links ragen steile Felsen, oben mit einem
(1354) Schlosse gekrönt. Nach rechts vorn zieht der Fluss sich herab.
7 b Rechts im Mittelgrunde eine ummauerte Stadt, im Hintergründe
hohe Berge. Der Himmel ist links gelb, rechts blau. Be-
zeichnet links unten (früher übersehen): (Q 1^6
Eichenholz; h. o,L>0; br. 0,30. — Inventar 1721'. A 664 als Uriffier . N. 664
steht noch auf dem Bilde. Auf der Rückseite die (schwerlich (,rMcli/.''itige) Inschrift:
„'Hermann Saftleven von Utrecht fedt."
1281 Ehrenbreitstein. Links unten der Rhein, rechts oben die
(1347) Feste. Links vorn Lastschiffe am Ufer. Rechts vorn eine Kirche
7 b aber Bäumen. Der Bimmel links unten gelb, rechts oben blau.
Bezeichnet links unten mit dem Monogramm, wie die übrigen.
Kupfer; h. 0,26Vi i br. 0,29V». - Inv 17--< A l''7- — datier Rückseite
steht (echt alt) : „Ehrenbrüsteyn . Ufte . Hermesteyn . Anno 1656."
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 413
Berglandschaft mit kleiner Kapelle. Links führt ein steiler 1282
Weg zu dem oben bewaldeten schroffen Felsen empor, an dessen (1344)
Abhang eine kleine Kapelle thront. Rechts unten das Flusstal, P 7
im Hintergrunde hohe Berge. Vorn links fällt ein Mann in
roter Jacke Bäume. Der Himmel ist links unten gelb, rechts
oben blau. Bezeichnet halblinks unten : ^ aQ
Kupfer; 0,21V2 ; ttT.0,261/». — In. 1722, A589. —Die Jahreszahl las H. 1650.
— Vollkommen sicher ist die letzte Stelle nicht; doch scheint 165S richtig zu sein.
Flusstal zwischen schroffen Bergen. Links vorn das be- 1283
lebte Flusstal. Rechts im Mittelgrunde gewaltige Felsenriesen; (1348)
davor ein Kirchdorf mit einem Wirtshause, ganz vom Arbeiter P 1
auf dem Felde. Bezeichnet unten rechts: j6 6o (?§)
Eichenholz; h. 0,44%; br. 0,57%. — Inv. 1722, A 215.
Im Flusstal. Der Fluss schlängelt sich zur Mitte des 1284
Vordergrundes herab, hier durch ein Fährhot mit zwei (1350)
Schiffern und zwei Fahrgästen belebt. Links vorn ein Bauern- P 6
haus auf hohen Pfählen. Rechts vorn ein Eremit. Im Hinter-
gründe zu beiden Seiten hohe Berge. Die Sonne steht links.
Bezeichnet rechts unten: , rr~ $~P)
Eichenholz ; h. 0,36 ; br. 0,47. — Zuerst im Katalog von 1817.
Rheinlandschaft. Der belebte Fluss . zieht sich zum Vorder- 1285
gründe rechts herab. Links vorn eine bewaldete Anhöhe. Da- (1355)
vor am Ufer buntes Volk. Rechts hohe Berge. Der Himmel ist 7 a
links unten goldgelb. Bezeichnet links unten: Qp
Kupfer; h. 0,15; br. 0,23. — Inv. 1722, A 588. — Auf der Rückseite die
(eeht alte) Inschrift: Costerspei . Herman . Saftleven . f . A . Utrecht . Anno 1662.
— Bei H. mit N. 1293 und 1296 verwechselt.
Stark befestigte Berggegend. Vom die befestigten Berge. I 286
in der Mitte von hohem Kastell überragt. Vom Kastell führt eine (1346)
Brücke zu dem dahinterliegenden Berge. Links [unten der in der ? b
Mitte überbrückte, von Ortschaften begrenzte Fluss. j-Q
Links die Sonne hinter Wolken. Bez. unten rechts: "7^3
Eichenholz ; h. 0,24 ; br. 0,33. — Vielleicht Inventar Gotter (vor 1736) N. 258.
Sicher Inventar 1754, II 241. — Die Jahreszahl las H. irrtümlich 1656.
Engers am Rhein. Der Fluss zieht sich nach vorn rechts I 287
herab. Links am Ufer ein alter Rundturm und andere Gebäude. (135-6)
7 a
414 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Davor buntes Volkstreiben. Schiller am Ufer. Rechts sanft
abgedachte Hügel. Bezeichnet links unten: 00 1663
Kupfer; h. 0,15; br, 0,24. — Inventar 1722, A 591. — Auf der Rückseite
die Inschrift: ,,Engers . Herman . Saftleven . f . A . Utrecht . Anno . 1653." — Bei
IL waren die Nummern dieses Bildes mit den Nummern 1293 und 1294 verwechselt
I 288 Bei Köln. Rechts im Mittelgründe der Fluss, vorn ein
(1351) Bauernhaus unter Bäumen. Links vorn Felder und Wiesen, im
7 a Hintergrunde sanfte Höhenzüge. Bezeichnet 1. u. : ^ 3 f%
Kupfer; h. 0,15; br. 0,23%. — Nach 1747 erworben. Auf der Rückseite
die Inschrift: „By . Quellen . Herman . Saftleven . f . A . Utrecht . Anno 1663." —
Bei H. war die Nummer dieses Bildes mit derjenigen unserer Bilder N. 1294 und
N 1296 verwechselt worden.
I 289 Ansicht von Utrecht. Im Hintergrunde die getürmte Stadt.
(1353) Im Mittelgrunde Weiden. Im Vordergründe rechts der Kanal
16 a mit Nachen, links ein belebter Weg. Rechts blauer Himmel ;
links die Sonne hinter Wolken. Bezeichnet unten /?£)
in der Mitte am Bot: l6&-\
Kupfer; h. 0,19%; br. 0,35%. — Inventar 1722, A 599.
1 290 Bei Brieg. Im Vordergrunde links eine Anhöhe mit
(1349) Bäumen, in der Mitte ein einzelner Baum. Ein Fluss schlängelt
7 a sich rechts vorn herab; ganz rechts, am jenseitigen Ufer, ein
Schloss. Der Himmel links hinter den Bäumen gold-
gelb. Bez. halb rechts unten:
Eichenholz; h. 0,17; br. 0,26%, — Inv 1722, A <>52. — Auf der Rückseite
die Bezeichnung: „By Brieigh (so, nicht Briey) Herman . Saftleven . f . A . Utrecht .
Anno 1664" (so, nicht 1660, wie bei H.).
1 29 I Der Signalturm an der Seebucht. Die Seebucht zieht sich
(1342) vom Hintergrunde links zum Vordergrunde rechts herab. Links
P 7 vorn am belebten Ufer der Turm, weiter rechts /7_pi
der Hafen mit Schiffen. Rechts im Hintergründe
.-v
das jenseitige Bergufer. Der bewölkte Himmel
ist links tief abendgolden gefärbt. Bez. 1. u. :
/6>o
Eichenholz; h. 0,20%; br. 0,28. — Inventar 1722, A 646, als »Bwutetaffierc,
worunter dieses Inventar Bout und Boudewijns versteht.
I 292 Ehrenbreitstein. Der Fluss zieht sich vom Hintergrunde
(1352) rechts zum Vordergrunde links herab. Rechts vorn ein be-
8 a lebter Weg. Zahlreiche Schiffe auf dem Fluss. Links hohe, von
der Festung gekrönte Felsen, an deren Fluss die befestigte Ort-
schaft liegt. Links oben die Sonne. Bez. u. i. d. M. : '^j /6- .
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 415
Eichenholz; h. 0,28%; br. 0,38. — Inv. 1722, A 351. — Auf der Rückseite
die Inschrift: „Het Castell von Harmestein . Herman . Saftleven . f . Utrecht .
Anno 1674." — Die Jahreszahl 1674 ist auf der Rückseite wie auf der Vorderseite
ganz deutlich. H.'s Angabe »1665<t beruht auf einem Irrtum.
Berg- und Flusslandschaft mit Badenden. Links der Fluss. | 293
Rechts das Bauernhaus mit lustiger Gesellschaft, dahinter hohe (1358)
Gebirge. In der Mitte des Mittelgrundes Badende. 7 h
Kupfer; h. 0,25; br. 0,34. — Nach H. schon im Luv. 1722. Doch zuerst nach-
weisbar im Kat. von 1817. — Gegenstück zum folgenden. Vielleicht nur Schularbeit.
Berglandschaft mit dem Wasserfall. Links unter den steilen | 294
Felsen, von denen ein Wasserfall stürzt, schäumt der Gebirgs- (1359)
bach. Rechts auf dem Wege Reiter, Lastesel und Fussgänger. 9 c
Im Mittelgründe die Stadt am Fusse des Gebirges. Rechts
im Hintergrunde ein Fluss mit Schiffen.
Kupfer; h. 0,25 ; br. 0,33%. — Nach H. schon im luv. 1721. Doch zuerst nach-
weisbar im Kat. von 1817. — Gegenstück zum vorigen. VieUeieht nur Schularbeit.
Hendrik Bloemaert
Geb. zu Utrecht um 1601, gest. daselbst den 30. Dezember
1671. Sohn und Schüler des Abr. Bloemaert zu Utrecht,
wo er zwischen 1630 und 1632 Meister der Gilde wurde.
Der Mann mit dem Spiegel. Halbfigur nach rechts auf 1 295
bräunlichem Grunde. Kurzes, halb ergrautes Haar, kurzer (878)
Kinn- und Schnurrbart. Von beiden Händen gehalten, ein P 4
kleiner, schwarzumrahmter Spiegel. Von der Bezeichnung
H. Bloemaert fec. 1648, die H. mit einem Fragezeichen
versah, ist rechts oben deutlich zu lesen:
(rBloein^ fc jfr"
Leinwand; h. 0,66%; br. 0,52%. — Zuerst im Katalog von 1872.
Betender Greis. Kniestück von vorn auf braunem Grunde. 1 295 A
Der grauköpfige Mann mit langem, grauem Barte trägt eine (1337)
rote Weste, einen grauen Rock, einen braunen Mantel. Den P 4
Blick senkt er auf seine vorn gefalteten Hände.
Leinwand; h. 0,95; br. 0,76. — Inv. 1722, A 25, als »Manier Rembrandt«.
Seit dem Katalog von 1812 und noch bei H. als Jak. Backer, was dessen beglaubigten
Bildern gegenüber nicht zuzugeben war. In der ersten Auflage (N. 1588) daher nur als
416 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Angeblich Jakob A. Backer«, schon mit der Bemerkung, dass andere an llendr. Bloe-
maert denkon Dass es in der Tat von diesem Meister herrührt, wie auch Bredias
annimmt, hat sich inzwischen durch weitere Vergleiche bestätigt.
Hendrik Verschuring
Geb. zu Gorkum 1627, ertrank bei Dordrecht am 26. April
1690. Schüler des Jan Both in Utrecht. 1646—1653 in
Italien: nach 1662 Bürgermeister von Gorkum.
I 296 Der Aufbruch der Reiter. Rechts rüsten sich Reiter zum
(1531) Aufbruch. Neben einem gesattelten Schimmel steht eine Frau
Q 3 mit einem Spinnrocken. Eine andere säubert ihrem Jungen den
Kopf. Links im Mittelgrunde führt eine steinerne Bogenbrückn
von der Festung über den Fluss. Bezeichnet links unten:
S:
79
Kicheuholz; h. 0,63 % ; br. 0,47%. ■ Iny. 1722, A 385. — Bis 1861 im
Vorrat. — H. las die Inschrift 1670. — Phot. Brnckm.
1 297 Christi Gang nach Golgatha. Mächtige Berglandschaft.
(1532) Rechts am Abhang die reich gekuppelte Stadt Jerusalem. Der
Q 1 Zug bewegt sich von rechts nach links, links wendet er sich in
zwei Abteilungen bergan. In der Mitte Christus in violett-
grauem Gewände. Simon von Kyrene trägt ihm das Kreuz. Von
dem nachdringenden Zuge werden einige Zuschauer zu Boden
geworfen. Bezeichnet rechts unten: H . VERSCHURING.
Leinwand; h. 0,80%; br. L,22. - luv. 1754, IL 578 als »Wilh. Verschuring«.
Hermann van Lin, gen. Stilheid
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Er lebte und wirkte in
Utrecht, wo er 1659—1667 »Overman , 1668—1670
»Decan« der Kunstgenossenschaft war.
I 298 Reitergefecht unter einer Festung. Rechts die Festung mit
(1165) mächtigem Bundturm und wallendem roten Bauner. Links die
18 c Landschaft. Vorn lebhaftes Reitergetümmel j ganz vorn, nach
rechts gewandt, ein dreinhauender Reiter auf sich bäumendem
Schimmel. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,63 J^. — Inv. 1722, A 635.
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 417
Ein Jagdzug. Rechts vor dem Denkmal unter Bäumen 1 299
sprengt ein rotröckiger Reiter auf seinem Schimmel dem Jagd- (1166)
zuge nach, der sich, bildein wärts gewandt, durch das von kahlen 9 a
Bergen begrenzte Tal windet. Bezeichnet rechts unten:
)~l'2janJki.
St
Eichenholz; h. 0,22; br. 0,27. — Inv. 1722, A 621. — Gegenstück zum folgenden.
Rast im Hofe. Links das Haus, rechts die Hofmauer mit | 300
geöffnetem Tor. Links sitzt eine Frau auf einem Schimmel. (1167)
Rechts weiter zurück spricht ein Jäger zu Fuss mit einem 9 a
Reiter. In der Mitte ein Lasttier. Bezeichnet links unten:
Eichenholz ; h. 0,22% ; br. 0,27. — Inv. 1722, A 621. — Gegenstück zum vorigen.
Melchior d'Hondecoeter
Geboren 1636 zu Utrecht; gestorben den 3. April 1695 zu
Amsterdam. Schüler seines Vaters Gijsbert d'Hondecoeter und
seines Oheims Jan Bapt. Weenix in Utrecht. Tätig von 1659
bis 1663 im Haag, später in Amsterdam.
Der Raubvogel im Hühnerhof. Der Raubvogel sitzt links 1301
vorn am Boden und hält ein Küchlein in den Klauen. Die (1597)
anderen stieben erschreckt auseinander. In der Mitte aber 16 b
greifen der Hahn und die Henne den Räuber wütend an. In
der Luft eine Schwalbe und eine Taube. Links die Landschaft.
Bezeichnet oben in der Mitte (verkleinert):
Leinwand; h. 1,07; br. 1,39. — 1724 erworben. — Inv. 1722 ff., A 1495.
— Phot. Braun VII, 39; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Die ruhende Henne. Vorn rechts liegt, nach links ge- 1 302
wandt, eine ruhende Henne am Boden. Ihre Küchlein über (1598)
ihr, unter ihr, an ihr, neben ihr. Links steht ein roter Hahn K 1
mit grünem Schwänze. Rechts im Hintergrunde vor dem
27
418 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Schlosspark stolzieren ein Pfau und ein Truthahn. Bez. oben
halb links (verkleinert):
Leinwand; h.0,771..; br .0,94) ... — 1741 durch ronKaiserliiig. — Phot. Bruckm.
1 303 Stilleben mit Jagdgerät. Unter überhängendem Felsen
(1600) liegen links vorn an Kisten und Körben neben einer Flinte
L 1 und anderem Jagdgerät eine tote Ente und eine tote Taube.
Darunter am Boden auf dem Rücken ein Stieglitz und ein
Dompfaff; weiter links eine lose Feder. Bezeichnet unten in
der Mitte. Doch ist nur noch M . d H . . . deutlich zu lesen.
Leinwand; li. 0,72% ; br. U.S1. — Als \. 2505 sicher 1740 durch Motel.
Vergl. Inventar 8°, Fol. 2tl7. Als» nicht durch Gotter, wie II. annahm.
1 304 Stilleben mit dem Eisvogel. Auf einem Steintisch liegt
(1284) rechts eine graubraune Decke. An ihr ein Eisvogel zwischen
7 o kleineren Vögeln. Falkenhauben und ein Rebhuhn billigen in
der Mitte von der Decke herunter. Unten in der Mitte die
Inschrift: M . d . hondec . . .
Leinwand; h. 0,56; br. 0,47. — Inv. 1727, A 259 als »Ast«; dagegen im Tnv.
1754, II 4H4, als Hondecoeter. Später, auch bei H., frageweise dem Evert van Aelst
zugeschrieben. Es ist allerdings, wie einige andre Bilder des Meisters, Aelst-artig.
1305 Vogelkonzert. Rechts Waldrand, links Fernblick. In der
(1599) Mitte auf kahlem Aste sitzt, von kleinen Vögeln umringt, ein
47 b aufgeschlagenes Notenheft vor sich, die Eule als Kapellmeister.
Unten sind zahlreiche grössere Vögel als Zuhörer versammelt:
nach links gewandt in der Mitte ein Hahn, ein Truthahn und
ein Pfauenpaar, links vorn im Wasser Enten mit ihren Jungen.
Leinwand; h. 1,64; br. 2,14. — Nach H. durch Gotter; allein doch wohl schon
Inventar 1722, B 990. Damals in Mocitzburg. War später, bis 1854, im »Vorrat«.
Auf dem Notenblatt die Inschrift: »Elch Yoogel singt gelijk sliij gebect ifl«, d. h. jeder
Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. — Phot. Bruckm. •
Johannes van Haensbergen
(leb. zu Utrecht den 2. Januar 1642; gest. im Haag den
10. Januar 1705. Schüler des Com. van Poelenburgh in
Utrecht. Tätig bis 1668 in Utrecht, seit 1669 im Haag.
I 306 Die Verkündigung an die Hirten. Links oben in goldenem
(1670) Liebte ein Engelreigen, aus dem als Jüngling in rotem Gewände
9 b der Engel der Verkündigung hervorschwebt. Rechts unten stieben
die Hirten erschreckt und geblendet auseinander. Vorn läuft
A. Utrechter Schule. XVII. Jahrhundert 410
einer von ihnen, halbnackt, das Gesicht mit den Armen ver-
deckend, nach rechts davon. Bez. halbrechts unten: I. V. H.
Eichenholz; h. 0,35^; br. 0,29. — Inventar 1722, A 603. — Phot. Brnckm.
Die Anbetung der Hirten. In einer Felsenhöhle, die sich 1307
links ins Freie öffnet, liegt das Knäblein auf weissem Linnen in (1671)
der Krippe. Rechts, ihm zuhaupt, kniet anbetend Maria, hinter 9 b
der Josef sitzt. In der Mitte die anbetenden Hirten und
Frauen. Oben auf Wolken ein Engelreigen. Bez. u. 1. : I . Y. H.
Eichenholz; h. 0,36^; br. 0,29. — Inventar 1722, A 551. —Phot. B-ruokni.
Die Anbetung der Könige. Rechts thront Maria, nach links 1308
gewandt, mit dem Knaben unter Ruinen. Hinter ihr drängen (1672)
sich ihre Angehörigen. Von links sind die hl. drei Könige ge- 9 b
naht. Die beiden weissen knieen bereits vor dem Kinde. Der
schwarze steht noch hinter ihnen. Links eine reiche Bergland-
schaft; am Himmel darüber eine Engelglorie. Bez. 1. u. : I.V.H.
Eichenholz ; h. 0,37 ; br. 0,29. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 538 als Poelen-
bargh, was jedoch schon von alter Hand in Haensbergen verbessert wurde. — Die
Provenienzangabe bei H. konnten wir nicht bestätigen.
Felsenlandschaft mit badenden Frauen. Links im Mittel- 1310
gründe stürzt ein Fiuss als Wasserfall herab und windet sich (1674)
blau zum Vordergrund hervor. Im Mittelgrunde rechts eine Ruine 9 a
zwischen Felsen. Im Flusse links zwei badende Frauen, rechts
ihrer drei. Zwei andere am Ufer. Bez. links am Felsen: H. B.
Eichenholz; h. 0,21V2 ; br. 0,26V2. — Inventar 1754, II 134. — Schwerlich,
wie EL annahm, schon im Inventar 1722.
Die Jägerin. Bildnis einer vornehmen Dame in Jagd- 1310 A
kleidung. Kniestück nach links vor dunklem landschaftlichen 9 a
Grunde. Die Dame trägt ein Perlenhalsband über weinrotem
Kleide. In der rechten Hand hält sie einen Bogen. Bez.
u. 1. (etwas verwaschen): J. v. Haensbergen 1676.
Leinwand ; h. 0,41 ; br. 0,35. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Nossky.
Angeblich Jan Vorstermans
Geb. um 1643 zu Bommel; gest. um 1699. Schüler des Herrn.
Saftleven in Utrecht. Maler von Rheinlandschaften.
Kleine Hügellandschaft. Man blickt von der Schanze, die 1311
den Vordergrund einnimmt, aufs grüne Hügelland hinab. In (1135)
der Mitte des Mittelgrundes die Dächer einer Ortschaft. Rechts 16 a
27*
420 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
vorn spricht ein fein gekleideter Herr, dessen Tracht auf die
Zeit um 1700 deutet, mit zwei Damen.
Eichenholz ; h. 0,15; br 0,21%. — Zuerst im Katalog 1817 als Luc. Forstermanu.
Nach H. undeutlich »Vorsternians bezeichnet. Doch konnte diese Inschrift, auf der
allein die Bestimmung des Meisters beruhen würde, nicht aufgefunden werden.
Gerard Hoet
Geb. den 22. August 1648 zu Bommel; gest. den 2. Dezember
1733 im Haag. Schüler des Warnar van Rijssen, der ein
Schüler Poelenburgh's war. Tätig in Paris, in Brüssel, in Ut-
recht, wo er 1 685 »overman« der Malerschaft wurde und 1696
als ihr Dekan eine Akademie gründete. Seit 1714 im Haag.
1312 Flora mit drei Knäblein. in altem Gemäuer, dessen Bogen
(1720) sich rechts in eine Berglandschaft öffnet, sitzt links eine halb-
0 c nackte Frau. Sie hält in der Rechten einen Blumenstrauss,
mit der Linken einen vor ihr knieenden nackten Knaben.
Zwei andere Knaben halten Blumensträusse in den Händen.
Angeblich bezeichnet: Hoet fe . 1667.
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,32. — Inventar 1722, A 733, als ^unbekannt«. —
Doch als Hoet schon im Inventar 1754, II 2-lli. Die Bezeichnung ist indessen nicht
mehr aufzufinden. — Phot. Bruckm.
Matheus Wytmans
Angeblich 1650 zu Gorkum geboren. Doch schon 1667 Mit-
glied der Utrechter Gilde. Augeblich gest. 1689. Schüler
des H. Verschuring. Tätig zu Utrecht.
1313 Die Lautenspielerin. Kniestück. Hinter einem Stein-
(1726) tisch, auf dem ein rotes Tuch und eine Laute liegen, steht
9 a eine Dame in blauem Kleide mit gelber und roter Feder im
Haar. Sie blickt in das Notenheft, das .. ,
sie vor sich hält. Bez. unten links: ^" W^rmAniy
Eichenholz ; h. 0,28% ; br. 0,23. — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot. Ges.
A. Marienhof
Lebensumstände unbekannt, Er soll aus Gorkum stammen
und in Utrecht 1677 noch gelebt haben.
1314 Der Baumeister vor dem Herrscherpaare. In eiuem Ge-
(1128) mach, das sich links unten durch ein Bogentor ins Freie öffnet,
P 5 thront rechts auf erhöhten Stufen am gedeckten Tische das
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert
421
Herrscherpaar. Neben der Herrscherin steht eine Frau im
Federkopfputz. Der Herrscher wendet sich dem Manne im roten
Mantel zu, der mit einem Zirkel in der
Linken an den Stufen kniet. Rechts o$l AMouue/i/C
vorn sind Pagen am Weinkühler be- /iCa« *-^
schäftigt. Bez. rechts in der Mitte:
/6>5
Eichenholz; h. 0,48%; br. 0,64. — 1742 durch Riedel aus Prag.
B. Die Delfter Schule
Michiel Janszoon Miereveit
Später »van Miereveld«. Geb. zu Delft den 1. Mai 1567; gest.
daselbst den 27. Juni 1641. (Obreen's Archief IV, S. 24.)
Um 1582 Schüler des A. van Montfoort in Utrecht. Arbeitete
zu Delft und im Haag; im Haag trat er 1625 der Gilde bei,
kehrte aber nach Delft zurück, wo er eine grosse Schule bildete.
Bildnis eines älteren Herrn. Brustbild ohne Hände nach
rechts auf dunklem Grunde. Schwarzer Rock und weisse Hals-
krause. Graues kurzes Haar; brauner Spitz- und Stutzbart.
Eichenholz ; h. 0,71 ; br. 0,56. — Wahrscheinlich 1742 durch Heinecken, wenn
nämlich die mit Kreide geschriebene Zahl 3258 auf der Rückseite, die auf der Vorder-
seite nicht erhaltene Inventarnummer bedeutet. Sicher im »Catalogue« von 1765.
Damals als einziges Bildnis des Meisters in der Galerie. — Phot. Braun IX, 28.
Bildnis eines Herrn mit einem Briefe in der Hand. Halb-
figur nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Rock
und kleine weisse Halskrause. Braune Augen, dunkles Haar,
kurzer, lockerer Bart. In seiner Linken ein Brief.
Eichenholz; h. 0,74; br. 0,63%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot.
Braun XII, 29; Bruckm.
Bildnis einer Frau mit anliegender Haube. Halbfigur nach
links auf grauem Grunde. Schwarzes, geblümtes Seidendamast-
kleid, grosse Radkrause, kleine anliegende Haube. Nur die
rechte Hand sichtbar.
Eichenholz; h. 0,74; br. 0,62. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot.
Braun X, 24; Bruckm.
Bildnis eines Herrn mit einem Handschuh in der Linken.
Kniestück nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Der ganz
ergraute Herr trägt einen schwarzen, geblümten Seideudamast-
Anzug, eine weisse Halskrause, einen Handschuh an der auf
einen Stock gestützten Rechten, den zweiten in der Linken.
1315
(1182)
M 2
1316
(1184)
K 4
1317
(1185)
K 4
1318
(1188)
L 1
42- Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 1.18; br. 0,88%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Als Werk
Pieter Mierevelt'a im Inventar Guarienti (vor 1753.) N. 199 und im Inventar von
1754. II 214, ebenso noch bei II. — Wenn nun auch Pieter Miereveit, der Sohn
Michiel Janszoon's, weniger gekannt ist, als dieser, so glauben wir das Bild wegen
seiner Uebereinstimmung mit bezeichneten Bildern unseres Meisters (z. B. in
Schwerin und im Reichsmnseum zn Amsterdam i. doch diesem, dem Vater, zurück-
geben zu müssen. Jedenfalls stimmt seine Behandlung nicht mit derjenigen im-
früher dem Pieter Miereveit zugeschriebenen weiblichen Bildnisses N. 1821 übeiein,
zu dessen Gegenstück es erst nachträglich durch Vergrössenmg gemacht ist. — Phot.
Braun VIII. 31; Phot. Ges.; Hanfst.; Tanime.
Schüler und Nachfolger M. J. Miereveits
Es ist bekannt, dass M. J. Miereveit in Delft eine von zahlreichen Gesellen
unterstätzte Werkstatt unterhielt, ans der Tausende von Bildnissen hervorgegangen
sind. Die Hände der einzelnen Schüler und Gesellen, wie Pieter und .Tan Mierevelt's,
der Sohne des Meisters, wie Jac. DelfTs, seines Enkels. P. D Cluyt's, P. Montfort's
etc. auseinander zu halten, ist nicht stets mit Sicherheit möglich.
1319 Eine Dame mit Goldplatten unter der Haube. Halbfigur
(1181) ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid
L 2 mit hohen Aermelansätzen ; weisse Halskrause; weisse Haube
über anliegenden Goldblättern; am Schooss eine goldene Kette.
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,55%. — 1742 durch Riedel aus Prag. H. (?) —
Sicher im Katalog von 1843. — Phot. Bruckm.
1320 Männliches Bildnis in gemaltem Steinoval. Brustbild ohne
(1186) Hände nach rechts in grauem Steinrahmen. Schwarzer Seiden-
L 2 rock, reiche weisse Spitzen-Halskrause. Graublondes Haar,
kleiner blonder Stutz- und Spitzbart, braune Augen.
Eichenholz; h. 0,76; br. 0,60. — 1728 aus Holland als »Van Dyck«, der Dar-
gestellte als »ein Kaufmann von Amsterdam« (luv. 1722—28, A 1908). Ira Inventar
1754, TJ 361, als »Schule des van Dyck«, der Dargestellte als »der Kaufmann Grossa
di Ryme Alma (de Renialme? Bredius N. N.) aus Amsterdam«. Seit dem Katalog
von 1812 als »Miereveit«. Mit den eigenhändigen Bildern des Alten stimmt es seiner
Malweise nach nicht übeiein. Bredius ist geneigt, es Paulus Moreelse (Utrecht 1571
bis 163Si zuzuschreiben. Da Moreelse ein Schüler M. J. Mierevelt's war, so wider-
spricht diese Benennung, von deren Genauigkeit wir freilich noch nicht ganz über-
zeugt sind, der unseren nicht. Ein ausgezeichnetes holländisches Bildnis ist es unter
allen Umständen. — Phot. Braun XII, 30; Bruckm.
1321 Bildnis einer Dame mit einem Fächer. Kniestück nach
(1189) links auf graubraunem Grunde. Braunes Haar, dunkelblaue
L 1 Augen. Schwarzer Anzug mit goldgelb eiugefassten Schleifen
an der Brust. In der Eechten ein schwarzer Federfächer.
Eichenholz; h. 1,17; br. 0,88%. — 1742 durch Riedel aus Prag. Von jeher
als »Pieter Miereveit«. Als ein Gegenstück galt irrtümlich N. 1318, das wir für ein
eigenhändiges Werk des M. J. Miereveit halten. Die in der ersten Auflage aufrecht
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert 423
erhaltene TJeberliefening, dass das Bild von Pieter Miereveit herrühre, musste jedoch
aufgegeben werden. Bredius und Hofstede de Groot sind eher geneigt, einen ver-
putzten Honthorst (oben S. 408) in dem Bilde anzuerkennen. Doch lassen wir es
bis auf weiteres unter den Nachfolgern Mierevelt's stehen. •— Phot. Braun XI, 18 ;
Phot. Ges.; Hanfst. ; Bruckm.
Pieter Miereveit
Geb. zu Delft den 5. Oktober 1596; gest. daselbst den
11. Januar 1623. Sohn und Schüler seines Vaters Michiel
Janszoon Miereveit. Tätig hauptsächlich in Delft.
Bildnis eines jungen Mannes mit einem Degen. Kniestück, 1322
nur wenig nach rechts, auf grauem Grunde. Der blonde junge (1183)
Mann trägt einen dunkelroten Rock mit schwarzem Mantel und L 2
weisser Spitzen -Halskrause. Mit der Linken fasst er seinen
Degengriff, mit der Rechten stützt er sich auf eine Stuhllehne.
Eichenholz; h. 1,06; br. 0,77%. — Zuerst im Katalog von 1835 als »Pieter
Miereveit«, dessen Name auch auf der Rückseite steht. Bei H. als »Michiel Jansz.
Miereveit*. Wir vermögen dessen Hand jedoch weniger in dem Bilde zu erkennen,
als wir geneigt sind, seine ursprüngliche Benennung gelten zu lassen. — Phot. Ges.
Leonhard Bramer
Geb. 1595 zu Delft; begraben daselbst den 10. Februar 1674.
Besuchte jung Italien. Seit 1629 wohnte er in Delft. Er
gehört zu den in Italien durch A. Elsheimer beeinflussten
Meistern, deren Richtung Rembrandt weiterbildete.
Christi Verspottung. In sich zusammengesunken, nach 1323
links gewandt, sitzt der Schmerzensmann in rotem Rocke am (1220)
Fusse der Treppe, die rechts emporführt. Rechts neben ihm 23 a
auf der Steinbank sitzt ein Krieger, der ihn schlägt. Vor
ihm steht ein anderer, der ihm die Dornenkrone aufs Haupt
drückt. Diese Gruppe ist hell beleuchtet. Andere Peiniger
und Zuschauer im Halbdunkel des Hofraumes links und auf
der Treppe rechts. Bezeichnet links unten:
lamez
Eichenholz; h. 0,79%; br. 0,58%. — Inventar 1722, A 516. — Aus Leipzig
als Silvator Rosa! — Phot. Bruckm.
424 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1324 Das Gebet des Königs Salomo. In hohem, kahlem Tempel-
(1221) räume führen rechts mächtige, mit Prachtgefässen geschmückte
17 b Stufen zu den Gesetzestafeln empor, die hier unter rotem
Baldachin aufgestellt sind. Ihnen zugewandt, kniet König
Salomo in blauem Hermelinmantel unten auf hochstufigem,
rot behängtem Betpult. Hinter ihm ein knieender und zwei
stehende Priester mit einem mächtigen Buche. Bezeichnet
(am Betpult):
L.Br
cvatx
Eichenholz; h. 0,73%; br. 1,09%. — 1738 als »Rembrandt«. Inv. 8° A 2402.
Gegenstück zum folgenden.
1325 Die Königin von Saba vor Salomo. Salomon sitzt rechts
(1222) auf hochgetrepptem Throne unter dunkelgrünem Baldachin.
17 b Unten vor der Treppe sitzt ein junger Krieger, hinter ihm stehen
Würdenträger. Links, dem Könige zugewandt, kniet die Königin
von Saba an der Spitze ihres Gefolges vor den Prachtgefässen.
die sie mitgebracht hat. Ein Sklave ist im Begriffe, eines
von ihnen dem Könige zu bringen. Links oben zwei Zuschauer.
Bez. rechts unten (verletzt, sonst wie das vorige): L. Bramer.
Eichenholz; h. 0,74: br. 1,09%. — 1738 als »Rembrandt«. luv. 8° A 210:'..
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Art des Anthonie Palamedesz Stevaerts
Gen. A. Palamedes. Geb. zu Delft um 1601; gest. den 27. Nov.
1673 auf einer Reise zu Amsterdam. Bildete sich unter dem
Einfluss der Miereveits in Delft und der Schule der Hals in
Haarlem. Seit dem 6. Dez. 1621 Mitglied der Delfter Gilde.
Tätig zu Delft.
1326 Ein auf seinen Stock gestützter Herr. Ganze Figur nach
(1527) rechts auf gelbgrauem Grunde. Matt dunkelroter Anzug ohne Hut.
15 c Graue hohe Stiefeln; Spitzenkragen und Spitzenmannscbetten.
Leinwand; h. 0,28; br. 0,18. — Nach II. im Inv. 1722. Wir kounton es nur
bis zum Katalog von 1862 zurüekverfolgen. DatoaN wurde es dem »Vorrat« entzogen.
Bei 11. frageweise als »PalanWes Palamedesz«. Wir finden jedoch keine Überein-
stimmung mit den Bildern d'e'-es Meisteis, wohl aber Ueboreinstimmung genug in
ihm mit den schwächeren Bildern ähnlicher Art des Anthonie Palamedesz (i. B. im
Berliner Museum, bei Herrn Gumprecht in Berlin und in der öffentlichen Sammlung
zu Hannover), um es dessen Richtung, vielleicht sogar ihm selb-t zuzuschreiben.
— Phot. Tamme.
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert 425
Palamedes Palamedesz Stevaerts
Geb. zu London 1607; gest. zu Delft den 26. Mai 1.638.
Schon als Knabe in Delft. Mitglied der dortigen Gilde seit
dem 25. Oktober 1627. Jüngerer Bruder des Anton Pala-
medesz. Tätig zu Delft.
Ein Reitertreffen. Zwei Hauptgefechte: Das eine vorn links, 1327
wo ein Reiter, nach rückwärts feuernd, auf seinem Schimmel (1526)
da vonreitet; das andere im Mittel gründe rechts, wo ein Reiter 15 b
auf seinem Grauschimmel bildeinwärts sprengt. Vorn in der
Mitte liegt ein Gefallener in gelbem Rock auf dem Antlitz.
Das Bild ist unten rechts bezeichnet gewesen. Wir lesen
deutlich das P und weiter rechts VAERT. H. las ausserdem
die Jahreszahl 1634.
Eichenholz; h. 0,46; br. 0,71%. — Zuerst im Katalog von 1835. —
Pbot. Bruckm.
Egbert van der Poel
Getauft den 9. März 1621 zu Delft; begraben den 19. Juli 1664 1328
zu Rotterdam. Tätig anfangs in Delft, später in Rotterdam. (1567)
Liebeswerben in einer Bauernstube. In der Mitte sitzt eine 13 b
Bäuerin mit dem Messer in der Rechten vor einem Teller, auf
dem ein Hering liegt, und sucht sich der Umarmung eines hinter
ihr stehenden Mannes zu erwehren. Rechts vorn heben Körben,
Töpfen, Fässern eine Katze und tote Enten. Links im Mittel-
grunde ein Mann mit roter Kappe. Bez. rechts am Holztisch:
e IPoeL. ftf4-9
Eichenholz; h. 0,59%; br. 0,75%. — 1876 im Kunsthandel aus Amsterdam. —
Phot. Bruokm.
Im Stalle am Backofen. Rechts am Backofen sind Fässer, Töpfe, 1 329
Eimer, mit Kohl und Zwiebeln untermischt, aufgehäuft. In der (1291)
Mitte eine Bäuerin, die sich nach rechts bückt, und ein Bauer, 13 b
der sich ans Fass lehnt. Links vorn Hühner, im Hintergrunde
Vieh. Links die Reste der Bezeichnung: E. van der Poel.
Eichenholz; h. 0,49%; br. 0,75. — 1741 durch Kaiserling. — Erst 1855 aus
dem Vorrat nnd von H. dem Com. Saftloven zngeschiieben. Indessen weisen nicht
nur die Reste der Inschrift, wie schon H. anerkannte, sondern deutet auch die
Technik des Bildes auf Egbert van der Poel hin. So auch Scheibler, Dr. Not.
Nächtliche Feuersbrunst. In einem Kirchdorf, dessen nied- I329A
riger Spitzturm in der Mitte des Bildes neben Bäumen auf- P 7
426 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
ragt, brennt rechts ein Haus, aus dessen Strohdach die Flammen
emporschlagen. Vom auf der Strasse, die links hinausführt, ein
Gewühl von Menschen und Pferden. Bezeichnet unten links
mit einem P.
Kichenholz ; h. 0,18%; br. 0,231/»- — 1906 als Geschenk des Herrn Eduard
Cichorium.
Willem van Aelst (Aalst)
Geb. um 1626 zu Delft; gest. zu Amsterdam 1683 oder
später. Schüler seines Oheims Evert van Aelst in Delft. Tätig
anfangs in Delft, dann längere Zeit (1645 — 1656) in Frankreich
und Italien; um 1656 wieder in Delft; seit 1657 in Amsterdam.
1330 Jagdbeute mit Rebhuhn und Gimpel. Auf dem Marnior-
(1285) tische, der links mit grüner Decke behängt ist, liegt ein Jagduetz.
7 c Von oben hängen ein Kebhuhn und allerlei Jagdgerät herab.
Links liegt unter anderem ein rotbrüstiger Gimpel auf dem
Kücken. Bezeichnet oben rechts i ähnlich dem folgenden):
Ouilmo van Aelst 1644.
Leinwand; h. 0,66; br. 0,47. — Inventar 1722, A 255, als »Ast«.
1331 Ein Frühstück. Auf dem mit grüner Decke behängten
(1286) Marmortische stehen zwei Zinnteller mit Austern, einem auf-
8 b geschnittenen Hering, Zwiebeln und Brot, sowie mehrere feine,
leider durch Nachdunkelung versunkene Gläser. Bez. 1. u.
(verkleinert):
f mj(%>
Leinwand; h. 0,56; br. 0,15. — 1741 durch Kaiserling (als N. 2679). —
Phot. Hruckm.
Art des W. van Aelst
1 332 Stilleben mit dem Steinkrug. Auf einem Marmortische mit
(1265) roter Decke steht links ein Zinnteller mit Pfirsichen, liegt in
8 a der Mitte eine rote Traube, steht rechts ein Steinkrug.
Leinwand; h. 0,65; br. 0,64. — Nicht durch Wackerbarth, wie H. annahm,
sondern als Inventar-Nummer 2672 im Jahre 1741 durch Kaiserling. Bisher schlecht-
hin als -unbekannt" .
B. Delfter Schule. XVII. Jahrhundert 42V
Maria van Oosterwyck
Geboren zu Nootdorp bei Delft den 27. August 1630; gest.
zu Uitdam den 12. Nov. 1693. Schülerin des Jan Davidsz
de Heein. Tätig hauptsächlich zu Delft,
Früchte und Pokale. Auf buntem Marmortisch stehen ein 1333
Goldpokal und ein Römer voll Rheinwein zwischen Trauben, (1536)
Orangen und einer Melone, Links ein Fenster. Rechts ein 7 a
grauer Vorhang. Bezeichnet unten rechts (verkleinert):
aria
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,56. — 1740 von Morel erworben. — Gegenstück
zum folgenden.
Blumen und Muscheln. Auf einem Marmortische ein 1 334
dunkles Glasgefäss mit prächtigem, oben von einer Sonnen- (1535)
blunie überragtem Blumenstrauss auf grauem Grunde. Links 14 a
daneben drei Muscheln. Bez. unten rechts : MARIA VAN
OOSTERWYCK.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,56. — 1740 durch Morel erworben. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Jan Vermeer van Delft
Getauft zu Delft den 31. Oktober 1632; begraben daselbst
den 15. Dezember 1675. Schüler des Karel Fabritius in
seiner Vaterstadt. Tätig zu Delft, wo er 1653 Mitglied der
Gilde wurde. Er gehört wegen seiner geistreichen, frische Lokal-
farben mit zartem Helldunkel vereinigenden Malweise zu den
Lieblingsmalern der Gegenwart.
Bei der Kupplerin. Kniestück. Rechts auf dem Balkon, 1 335
über dessen Brüstung ein bunter Teppich hängt, sitzt, von vorn (1540)
gesehen, ein Frauenzimmer in zitronengelber Jacke und weisser K 2
Haube. Mit der Linken umfasst sie ein Römerglas, mit der
Rechten empfängt sie das Goldstück, das ihr hinter ihr stehender
Liebhaber in rotem Rocke und grauem Hute ihr reicht. Links
sitzt ein junger Mann in schwarzer Kleidung, mit seinem Bier-
glas in der Linken, seiner Laute in der Rechten. Zwischen
diesem und jenem blickt die in einen schwarzen Mantel ge-
hüllte Kupplerin hervor. Bezeichnet unten rechts:
428 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,43; br. 1,30. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dax.
— Als J. Vermeer erst seit dem Katalog von 1835. Hauptbild des Meisters. —
Phot. Braun TT, 39; Phot. Ges.; Tamme; Häufst.: Bruckru.
I 336 Ein Mädchen, das einen Brief liest. Ein junges Mädchen
(1541) in gelbem Mieder steht, nach links gewandt, vor dem offenen
10 b Fenster und blickt in den Brief, den es in Händen hält. Vor
ihm ein Tisch mit farbiger Decke und einem Teller Obst.
Links am Fenster ein roter, rechts ein hellgrüner Vorhang.
Rechts Reste der ehemaligen Namenszeichnung.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,64%. — 1742 durch de Brais aus Paris. Im Inv.
Guar. N. 1530 als »Maniera di Rembrandt«. Im Inv. 1754, II 176, als »Rembrandt«;
so auch noch im Abrege von 1782. Bei H. 1856 als P. de Hooch. Erst seit dem
Katalog von 1862 richtig als Jan van der Meer v. Delft. — Radiert v. Joh. Ant. Riedel
1783 als »Flinck«. — Phot. Brann V, 39; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Britofm.
C. Die Haager Schule
Angeblich Jan Anthonisz van Ravesteyn
Geb. um 1572 im Haag; begraben daselbst den 21. Juni 1657.
Tätig im Haag, wo er 1598 Mitglied der Gilde wurde und
sich 1604 vermählte.
I 337 Bildnis eines geharnischten Feldherrn. Kniestück nach rechts
(1198) auf dunkelbraunem Grunde vor rotem Vorhange. lieber dem
J 1 Harnisch trägt der weisshaarige, weissbärtige Krieger eine
weisse Halskrause und eine rote Leibbinde. Die rechte Hand
legt er auf seinen Helm, der links auf rotem Tischchen liegt ?
die linke an seinen Degengriff. Bez. rechts u.: Ao : 1605 .
Leinwand; h. 1,19; br. 0,92^. — Nach H. 1744 durch Kossi aus Italien.—
Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835 ; schon hier als »Ravesteyn« bezeichnet.
H. setzte in seinen letzten Auflagen mit Recht ein Fragezeichen hinter den Namen.
In unserer ersten Auflage noch als »Art des Ravesteyn«. Neuere Kenner (Hofstede
de Groot) bezweifeln jedoch sogar den holländischen Ursprung des Bildes. — Phot.
Braun XII, 31; Phot. Ges.; Hanfs?.; Tamme
! . > '
No. 1335. Jan Vermeer van Delft.
No. 1225. Cornelis de Heem.
0 A ^
'■" 4^ 'Jß^fi
SS:.' - l*^:T
No. 1261. Jan Davidsz de Heem.
No. 1336. Jan Vermeer van Delft.
Tafel XVm.
C. Haager Schule. XVII. Jahrhun ler't " 429
David Mytens (?)
(Siehe die Anmerkung hierunter.)
Bildnisgruppe des David Mytens, seiner Gattin und ihrer fünf | 338
Kinder. Kniestück. Links sitzt der Vater in schwarzem Hut (2318)
und hält ein Buch vor sich aufgeschlagen; ganz vorn links L 3
zu seiner Kechten sein Sohn Johannes in grauem, rot gemuster-
tem Eock; zu seiner Linken sein Sohn Frederick in braunem
Rock; vor seinen Knieen der kleine David in grauem, grün
gemustertem Rock. Rechts sitzt die Mutter, geb. Judith Hennings,
mit anliegender weisser Haube. Ganz vorn rechts ihr Töchterchen
Annecke in rot und braun gemustertem Kleide, eine Nelke in
der Linken. Zur Rechten der Mutter blickt eiu fünftes Kind
im Halbdunkel hinter dem Tisch hervor. Bezeichnet im Buch:
David Mytens out sijnde (alt seiend) 42; Judich M.
out sijnde 43; Fredrick 12. Johannes 10. Annecke 8.
Davidt 5. Anno 1624. Als Probe der Handschrift:
CA \A
Leinwand; h. 1,02; br. 1,63. — 1883 im Kunsthandel über Grtinberg. Befand
sich bis dahin im Privatbesitze zn Kopenhagen. — Bei seiner Erwerbung trug es
den Namen des bekannten Daniel Mytens (geb. zn Ende des XVI. Jahrhunderts im
Haag, 1610 Mitglied der Gilde dieser Stadt, 1642 noch am Leben), der 1624 jedoch
in London weilte und auch in kälterem und glatterem Stile malte. — Die Angaben
inbezug auf die Dargestellten beruhen teils auf der Inschrift des Buches, teils auf
gütigst zu diesem Zwecke unternommenen archivalischen Forschungen des Herrn
Dr. Abr. Bredius im Haag. Der Hausherr war, was diese ausserdem ergeben haben,
aus Brüssel gebürtig, die Hausfrau aus Middelburg. Die Hochzeit fand aber am
1. Februar 1609 im Haag statt, wo die Familie ansässig war. Das abseit stehende
fünfte Kind war vielleicht ein bereits verstorbenes.
Die Familie Mytens war eine bekannte Haager Künstlerfamilie. Dass sie Mit-
glieder des Namens David besass, war längst bekannt (vergl. den franz. Katalog
des Haager Museums von 1874, zu N. 92, p. 89), man zweifelte nur, ob ein David
Mytens ebenfalls Künstler gewesen sei. Unter diesen Umständen liegt der Inschrift
unseres Bildes gegenüber die Annahme nahe, dass ein solcher in der Tat Künstler
gewesen, und dass unser Bild ihn selbst mit seiner Familie von seiner eigenen Hand
darstelle. In diesem Sinne sprachen wir uns daher schon 1884 im Nachtrag zu H.'s
Katalog von 1880 aus. — Phot. Braun IX, 29 ; Tamme ; Bru'km
430 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Jan van Goyen
Geb. den 13. Januar 1590 zu Leiden; gest. im April 1656
im Haag. Schüler des Coenrat van Schilperoort in Leiden uud
des Es. van de Velde (um 1590 — 1630) in Haarlem und im
Haag. Bis 1631 in Leiden, seit 1634 im Haag nachweisbar,
wo er das Bürgerrecht erwarb und Schule machte. Vgl. Bredius'
Aufsatz in Oud Holland, XIV, IS 96. p. 113 — 125.
I 338 A E'n Ziehbrunnen neben Bauernhütten. Rechts unter Bäumen
(1 223) elende Strohdachhütten. Vor der Tür eine Bauerngruppe. Ganz
8 b rechts am Ziehbrunnen eine Magd und ein Knecht in roter
Jacke. Links am Wege zwei ruhende Männer. Ganz links
ein Teich, hinter dem ein Sandweg zu f'er- y >£"!
nen Bäumen und Hütten führt. Bez. r. u.: r Ö / j j
Eichenholz; h. 0,55; br. 0,80. — Kat. 1S87 : N. 1701. — luv. 1754, U 76\
— Phot. Braun I, 29; Hanfst.; Taninie; Bruckm.
1 338 B Winter am Flusse. Vorn der belebte, breite, gefrorene
(1224) Fluss mit einer hölzernen Landungsbrücke zur Rechten. Im
15 b Mittelgründe die getürmte, von Windmühlen umgebene kleine
Stadt. Einer der Schlittschuhläufer ist auf den Rücken gefallen.
Links halten Schlitten mit Pferden. Bez. u. r. am Bot :
\GTi>VEN ) C43
Eichenholz: breitoval; h. 0,68; br. 0,90^. — Kat. 1887 : N. 1702. — Zuerst
im Katalog von 1812. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun IV, eil ; Phot.
Ges.; Hanfat; Tamme ; Bruckm.
I 338 C Sommer am Flusse. Der Strom füllt den ganzen Vorder-
(1225) grund und berührt in der Mitte den Horizont. Au den flachen
15 b Ufern liegen Gebäude zwischen Bäumen. Links eine Kirche;
rechts Wagen vor Bauernhäusern. Auf dem Wasser links vorn
ein Nachen mit Fischern, weiter zurück Segelbote. Bezeichnet
links unten am Bot :
<sQJ<Tfy
Eichenholz; breitoval; h. 0,68; br. 0,90}^. — Kat. 1P87 : N. 1703. — Zuerst
im Katalog von 1817. —Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun III, 29; Phot. Ges.,
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert 431
■ö
Anthony van Croos
Geb. 1606 oder 1607; von 1634—1662 im Haag (1649
in Alkmaar) nachweisbar. Nachfolger Jan van Goyen's.
Flusslandschaft. Links der Fluss, der im Vordergrunde die | 338 D
ganze Breite des Bildes einnimmt. Rechts das flache, bäum- 8 c
reiche Ufer, das sich im Hintergrunde auch zur linken Seite
hinüberzieht, Links vorn zwei Nachen mit Fischern am Fluss,
ganz links am kleinen Uferstück ein von hinten gesehener
Mann. Rechts am Ufer unter den stattlichen Bäumen ein
Dorf, aus dem in der Mitte ein spitzer blauer Kirchturm her-
vorragt. Bezeichnet links unten am Kahn :
°^ Czoos.
'S"
Eichenholz; h. 0,27 J^; br. 0,35%. — 1890 aus dem Nachlasse des Inspektors
des Kupferstich-Kabinetts, M. B. Lindau. — Vergl. Woltm. und Woerm. VIII, S. SIT.
Cornelis Lelienbergh (Lelienburch)
War 1646 Mitglied der Gilde im Haag; gehörte 1656 zu 1339
den Begründern einer besonderen Maler-Innung daselbst. Im (1783)
Haag nachweisbar bis 1665, Bilderdaten bis 1672. P 5
Totes Geflügel. Auf einem mit braunem Tuche bedeckten
Holztische liegen ein Sperling, ein Kreuzschnabel und eine
Lachtaube. Links hängt von oben ein Rebhuhn herab. Rechts
schwebt eine Feder in der Luft. Bez. unten links:
Eichenholz; h. 0,56; br. 0,45%. — Inventar Gnarienti (vor 1795) N. 1702.
Phot. Bruekm.
Abraham van Beijeren
Abr. Hendricksz van Beijeren. Geb. im Haag 1620 oder 1621 ;
gest. zu Alkmaar nach 1675. Tätig 1638 in Leiden, 1639
bis 1657 im Haag, dann in Delft, wieder im Haag, 1672
in Amsterdam, seit 1674 in Alkmaar.
Eine Fischbank. Auf dem Tische liegen ganze und zer- I 340
schnittene Fische, Taschenkrebse, Muscheln und ein unge- (1835)
kochter Hummer. Rechts unten in der Ferne der belebte Strand 49 b
des Flusses, den eine Bogenbrücke überspannt. Bez. halbl. u. :
432 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,2!»; br. 1,63. — Von Georg Breitbarth, Kunsthändler in
Erfurt. H. — Erst lHöli aus dem Vorrat der (ialerie.
Dirk van der Lisse
Geburtsort und -Jahr unbekannt; begraben im Haag den 31. Jan.
1669. Er trat 1644 in die alte Lukas-Gilde des Haag ein.
wo er 1656 zu den Mitbegründern der neuen Gilde geholte
und 1660 Bürgermeister wurde. Obgleich er als offenbarer
Schüler oder Nachahmer Poelenburgh's zur Utrechter Schule ge-
rechnet werden könnte, muss er wegen seiner engen Beziehungen
zum Haager Kunstleben zur Haager Schule gestellt werden.
1340 A Diana und ihre Nymphen beim Baden. In der Mitte sonnen-
(1199) durchleuchtete Gebäudetrümmer. Links davor ein Wasserfall,
fl a Rechts auf Felsenstufen die Nymphen. Neben ihnen ein
Hund. Andere entsteigeu links dem Bade. Diana thront,
mit rotem Chiton bekleidet, in der Mitte. Vorn am Boden
Jagdgerät und Jagdbeute. Hinten in den Ruinen Aktäon,
dem ein Hund nachspringt.
Eichenbolz; h. 0,60%; br. 0,91. — Kat. 1887 u. 1892 als N. 1249. — 1742
durch Rigaud aus Paris. H. — Inv. 1754, Tl 412. — Bisher unter den Bildern
Poelenburgh's; doch schon in unseren beiden ersten Auflagen mit nachfolgender An-
merkung: »Dieses Bild ist wegen seiner lockeren Malweise und seines rötlicheren
Tones dem Dirk van der Lisse, einem Schüler Poelenburgh's zuzuschreiben. So
auch Bredius N. N.« Nachdem uns erneute Studien die Richtigkeit dieser Ansicht
bestätigt, musste das Bild nunmehr unter Dirk van der I.isse's Namen eingereiht
werden. — Phot. Bruckm.
Pieter Vereist
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Mitglied der Dordrechter
Gilde 1638. Seit 1643 im Haag, wo er 1656 die neue
Gilde begründen half und 1665 noch nachweisbar ist; spätestens
1668 floh er vor seinen Gläubigern aus dieser Stadt. Vergl.
G. H. Veth in Oud Holland, XIV, 1896, S. 101.
1341 Ein Alter am Kohlenfeuer. Nach links gewandt, in brau-
(1282) nem Rocke und anliegender Kappe sitzt er in dunklem Gemache
8 c
C. Haager Schule. XVII. Jahrhundert 433
auf rohem Holzstuhle und starrt in das Feuer, das am Boden
brennt. Die geballte Linke legt er auf sein Knie; *~V/"r-
sein Haupt stützt er in die Rechte. Bezeichnet r. u. : ^ '
Eichenholz ; h. 0,22 ; br. 0,20. -r- luv. 1722, A 626. Zum Ueberfluss steht
auf der Rückseite : geschildert van Pieter vereist. — Phot. Braun IX, 33 ; Bruckm.
Ein lesender Alter. Nachtstück. Ein Mann mit langem |342
grauen Haupthaar, langem grauen Barte und einer Brille auf (1283)
der Nase sitzt, nach links gewandt, an einem von dem Scheine 8 c
einer Oellampe schwach erhellten Tische und liest eifrig in
dem mächtigen, vor ihm aufgeschlagenen Buche, ~p , «r
Bezeichnet unten links : I » V-
Eichenholz; h. 0,26}^; br. 0,23. — Inventar 1722, A 625.
Die alte Garnwinderin. Lebensgrosse Halbfigur nach links 1343
auf grauem Grunde hinter steinerner Fensterbank. Sie trägt (1333)
ein grau - violettes Kleid und eine schwarze, hutartige Haube. K 2
Die Winde hält sie in der rechten Hand; mit dem Zeige-
finger und dem Daumen beider Hände prüft sie den Faden.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,63. — 1741 durch Kaiserling (2797). — Im Inv. 1754,
II 646, schon als »v. d. Aelst«. — Bei H. als »unbekannt«. — Dass Pieter Vereist der
Urheber ist, sprach neuerdings zuerst Bode aus und wird durch den Vergleich mit den
beglaubigten Bildern des Meisters, z. B. dem lebensgrossen Brustbild einer alten Frau
von 1648 im Berliner Museum, bestätigt. — Phot. Braun XV, 33 ; Bruckm.
Jan de Baen
Geb. zuHaarlem den 20. Februar 1633; gest. im Haag den
S.März 1702. Schüler des Jac. A. Backer in Amsterdam. Seit
1660 im Haag; 1676 kurfürstlich brandenburgischer Hofmaler;
lebte im Haag, vorübergehend in London.
Selbstbildnis des Künstlers. Kniestück nach links auf 1 344
dunklem Grunde. Der Künstler, dessen braunes Haar lang (1574)
auf seine Schultern herabfällt, trägt einen braunen Mantel L 3
und erhebt in der Rechten ein Miniaturbild.
Leinwand; h. 1,07; br. 0,94. — Inventar 1722, A 205.
Kaspar Netscher
Geb. zu Heidelberg 1639; gest. im Haag den 15. Januar 1684.
Anfangs Schüler des Koster in Arnheim, später des Ger. Ter
Borch in Deventer. Er reiste in Frankreich (1659 in Bordeaux),
war aber seit 1660 im Haag, wo er 1662 der neuen Maler-
genossenschaft beitrat.
28
434 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1345 Die kranke Dame mit ihrem Arzte. In weissem Atlas-
(1547) kleide und brauner, mit weissem Pelz besetzter Sammetjacke
13 c sitzt die Kranke, nach rechts gewandt, im Lehnstuhl und
greift mit der Rechten an ihr Herz. Neben ihr steht der
junge Arzt im Pelz, fühlt ihr mit der Rechten den Puls uud
betrachtet zugleich ihr "Wasser in dem Glase, das er in der
Linken erhebt. Links im Mittelgrunde macht ihre Magd sich
an den grünen Vorhängen ihres Bettes zu tun. Bezeichnet
links am Schreibzeug auf dem Tische.
Kupfer; h. 0,27 J br. 0,22. — Inventar 1722, A 574. — Phot. Ges.; Hanfst;
Tamme ; Bruekm.
1 346 Der Briefschreiber. Kniestück. An einem Tische mit bunter
(1646) Decke sitzt, nach links gewandt, ein junger, langhaariger, schwarz
8 c gekleideter Herr, stützt den Kopf in die Linke und lässt die
Rechte, in der er die Feder hält, auf dem Papier ruhen. Bez.
links auf der Landkarte an der Wand:
JtS/zffc&ef. Jealt. ;G6f
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,18}$. — Inv. 1722, A 508. — Phot. Ges.;
Ilanfst.; Tamme; Bruckni.
1347 Eine singende Dame mit einem Lautenspieler. Hinter einer
(1648) steinernen. Fensterbank mit orientalischem Teppich steht rechts
17 c ein junger Mann in rotem, aufgeschlitztem Rocke und spielt
die Laute, steht links, fast von vorn gesehen, eine junge Frau
mit ihrem Notenheft in beiden Händen und singt Bez. r. u.:
et/c/wi *Aö 166s.
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,34. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexiere in Paris. — Gestochen von E. G. Krüger jj$ III, 10. — Phot. Braun
XV, 37; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Iiruckm.
1348 Eine Dame beim Ankleiden. In gelbem Kleide und roter
(1651) Jacke sitzt die junge Frau mit ihrem Hündchen auf dem Schoosse,
1 7 c von vorn gesehen, da und lässt sich von der hinter ihr stehenden
Magd den Kopfputz ordnen. Links, vor ihrem gelben Himmel-
bette, bringt eine Junge eine Schale mit einem Löffel herein.
Bez. r. unten (ähnlich dem vorigen): C .Netscher Ao. 1665.
C. Haäger Schule. XVII. Jahrhundert 435
Eichenholz; h. 0,43%; br. 0,34. — Nach H. 1710 durch F. Lemmers aus
Antwerpen als »Mieris«. — Wir fanden es zuerst im »Catalogue« Ton 1765. — Phot.
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Gesang mit Klavierbegleitung. Vornehmer Säuleusaal. Links 1349
am Klavier greift eine Dame in weissem Atlaskleide in die (1645)
Tasten, während ein Herr in schwarz und goldenem Anzug 11 a
mit roten Schleifen ganz links vorn auf einem Stuhle sitzt und
singt. Das Notenheft Mit er in der Hand. In der Mitte sitzt
lauschend eine Dame in blauem Kleide. Rechts trägt ein
Diener eine Erfrischung herein. Bezeichnet links über dem
Klavier: C . Netscher f. 1666.
Eichenholz; h. 0,59%; br. 0,46. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris. — Die Jahreszahl las H. 1660, andere lasen sie 1688.
Nach genauester Untersuchung müBsen wir uns, wenn auch die letzte Zahl nicht
ganz deutlich ist, für 1666 entscheiden. — Phot. Braun XI, 38; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme ; Bruckm.
Bildnis der Frau von Montespan. Rechts sitzt die Geliebte 1350
Ludwig"s XIV. in weissem Atlaskleide mit goldgelbem Heber- (1649)
wurf an dem Tische, auf dem neben einem Globus ein auf- 17 c
geschlagenes Buch liegt. Iu der linken Hand hält sie eine
Lilie, in der rechten zwei Rosen. Links der Garten. Bez. r. u.:
CHek^uv. ^ G>o
Kupfer; h. 0,50V2; br. 0,3872- — Wohl 17J=2 QUrcn de Brais aus Paris.
Sicher Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1699. — Phot. Tamme.
Frau von Montespan, die Harfe spielend. Die Geliebte 1351
Ludwig's XIV. sitzt, die Harfe spielend, in gold und blau ge- (1650)
blümtem Kleide neben dem Tische, auf dem ein Xotenheft auf- 17 c
geschlagen liegt. Links zu ihren Füssen sitzt ihr kleiner Sohn,
der Duc de Maine, in blauem Röckchen und spielt die Guitarre.
Links die Landschaft, rechts ein roter Vorhang. Bez. links
vorn (ähnlich dem vorigen): C . Netscher . Fee . 1671.
Kupfer; h. 0,48; br. 0,37. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung Du-
breuil aus Paris. — Inventar Guarienti N. 1700. — Phot. Braun X, 36; Phot. Ges.;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Spinnerin. In schwarzem Kleide mit blauer Schürze, 1352
weissem Brusttuch und weisser Haube sitzt die Alte vor hell- (1652)
grauem Wandgrunde, nach rechts gewandt, an ihrein Spinn- ^ c
rade. Hinter ihr steht ein Tisch. Bezeichnet links unten am
Tische (nicht mehr deutlich): C. Netscher.
28*
436 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,27%; br. 0,23%. — Inventar 1722, A 381. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Hanfst ; Tamine ; Bruckm.
1 353 Die Näherin. In rotem Kleide mit brauner Jacke, weisser
(1653) Haube, ein schwarzes Pflästerchen an ihrer linken Schläfe, das
13 c Nähkissen auf ihrer dunklen Schürze, sitzt sie, nach links ge-
wandt, bei ihrer Arbeit. Zu ihren Füssen ein Feuerstübchen,
rechts neben ihr ein Korb mit Wäsche. Scheint links unten
bezeichnet gewesen zu sein wie das vorige.
Eichenholz ; h. 0,27»/» ; br. 0,23»/*. — Inventar 1722, A 376. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Hanfst; Bruckm.
Nach Kaspar Netscher
1354 Das Mädchen mit dem Papagei. Im Bogenfenster steht
(1654) eine junge Dame in blauem Kleide und hält auf der rechten
Grimma uamj cjen grauen Papagei, dem sie mit der Linken ein Stück
Zucker hinhält. Links steht das Bauer. Rechts hängt ein
bunter Teppich von der Fensterbrüstung herab.
Eichenholz; h. 0,46l/j ; br. 0.36V2- — 1711 durch von Kaiserling. — Im
Inv. Guarienti (vor 1753) N. 395 als echter Netscher. Aber schon bei H. nur als
Kopie. In der Tat nicht fein genug für des Meisters eigene Hand. — 1902 an den
Altertums- Verein in Grimma. — Phot. Tamme; Bruckm.
Johannes Tilius
Geb. in Hilvarenbeek. Nach van Gool Schüler des P. van
Slingelandt in Leiden. Trat 1683 der Malergilde im Haag bei.
Malte aber, wie unser Bild und dasjenige des Wiener Hof-
museums von 1680 zeigen, schon einige Jahre früher. 1694 in
London erwähnt. Tätig im Haag und in London. Bredius N. N.
1 355 Die Näherin. Kniestück. Eine Frau in roter, mit weissem
(1822) Pelz besetzter Jacke, weisser Haube, weisser Schürze, sitzt,
11 b nach links gewandt, über ihre Näharbeit gebückt. Bez. o. r.:
et <Te. 6Q
.Iw.itiH).
Eichenholz; h. 0,25%; br. 0,20%. — Inv. 1722, A 513, damals >Eglon van
der Neer« genannt. — Phot. Hanfst.; Tamme.
Coenraet Roepel
Geb. den 6. November 1678 im Haag; gest. daselbst den
4. Jan. 1748. Schüler des Konstantin Netscher (1668—1722),
eines Sohnes Kaspar Netscher's. Tätig im Haag.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 437
Ein Blumenstrauss. Vor einer Nische steht ein kupfer- 1356
farbenes Gefäss mit einem reichen, farbigen Blumenstrauss. (1823)
Vorn in der Mitte fällt eine Kose auf den Tisch herab, auf 8 c
dessen Platte rechts eine Schnecke kriecht. Bezeichnet rechts
am Tisch (verkleinert):
QOl Vatt CTVoeloeff
Leinwand; h. 0,89%; br. 0,67. — 1751 durch Heinecken. H. — Inrentar
1754, II 163.
Hendrik van Limborch
Geb. im Haag den 6. März 1682; gest. daselbst den 3. Fe-
bruar 1759 (Amsterdamer »Catalogue« 1903). Schüler des
Adr. van der Werff. Tätig hauptsächlich im Haag.
Venus und Amor. In einer dunklen baumreichen Land- 1357
schaft sitzt Venus, nach links gewandt, auf einem Purpur- (1825)
gewande am Boden. Ein dunkles Tuch bedeckt ihren Schooss. 7 c
Vorn neben ihr liegt Amor und scherzt mit dem Täubchen
zu seinen Füssen.
Von Eichenholz auf Leinwand übertragen; h. 0,58; br. 0,44. — Wohl 1727
von der Leipziger Ostermesse, Inrentar 1722 ff., A 1775. — Phot. Bruckni.
D. Die Haarlemer Schule
Frans Hals d. ä.
Geboren von Harlemer Eltern 1580 oder 1581 zu Antwerpen;
begraben zu Haarlem den 1. September 1666. Seit 1600 in
Haarlem, 1637 vorübergehend in Amsterdam, 1644 Vor-
sitzender der Haarlemer St. Lukasgilde. Schüler des Karel
van Mander in Haarlem. Bahnbrecher des holländischen Kea-
lismus des XVII. Jahrhunderts.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts auf grauem 1358
Grunde. Der kräftige junge Mann, der die linke Hand in die (1020)
Seite stemmt, trägt einen gelblich-grauen Rock, einen anliegen- 11 b
den Spitzenkragen und einen grossen schwarzen Hut. Sein
kleiner Schnurr- und Kinnbart ist hell-, sein Haar dunkelblond.
Eichenholz; h. 0,24%; br. 0,19%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein
in Dux. — Die Provenienzangabe bei H. beruht auf einem Irrtum. — Gegenstück
438 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
zum folgenden. — Es sind vorzügliche Bildchen der reifen, blonden, mittleren Zeit
des Meisters. — Gestochen von W. Baillie als Seilistbildnis des Hals. — Phot.
Braun I, 28; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1359 Männliches Bildnis. Halbfigur nach links auf grauem
(1021) Grunde. Der kräftige Mann mit kleinem blonden Bärtchen und
11 b dunkelblondem Lockenhaar trägt einen schwarzen Rock, dessen
durchbrochene Aermel das weisse Hemd zeigen, einen anliegen-
den weissen Spitzenkragen und einen grossen schwarzen Hut.
Eichenholz; h. i),2il^; br. 0,20. — Gegenstück zum vorigen. ■ — Vergl. die
Anmerkungen zu diesem. 1741 mit ihm aus der Sammlung Wallenstein in Dux. —
Phot. Braun X, 25; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruukm.
Nach Frans Hals d. ä.
1360 Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts auf gelbgrauem
(1022) Grunde; der Kopf fast von vorn. Langes blondes Haar. Kleiner
Q 1 Hut; schwarzer Rock, kleiner weisser Klappkragen.
Eichenholz; h. 0,34; br. 0,25. — Inv. 1722, A 191. Damals als Selbstbildnis
des Frans Hals. Nach Bode (Studien. S. 87) nur eine gute Kopie eines vom Meister
um 1650 gemalten Bildnisses bei Herrn Warneck in Paris (ebenda S. 86), Vielleicht
von einem der Söhne des Meisters. In der Tat ist es für ein eigenhändiges Bild
des alten Frans Hals zu schwur im Vortrag und im Tone. — Eüae andere Wieder-
holung im Museum zu Haarlem, dort auch nur als »n;ich Frans Hals bezeichnet.
— Phot. Braun; Bruckm.
1361 Bildnis einer jungen Dame. Halbfigur nach links auf
(1025) gelbgrauem Grunde. Die Dame tragt eine Haube mit Perlen-
M 2 besatz, unter der ihr blondes Lockenhaar auf ihre Schultern
herabfallt, ein schwarzes Seidenkleid, einen grossen durch-
sichtigen Kragen, ebensolche Manschetten, ein Schmuckstück
auf der Brust, sehr weite Handschuhe und in der linken
Hand einen Fächer.
Leinwand; h. 0,76; br. 0.03. — 1875 im Kuusthaudel aus Amsterdam. —
Am Kleid und an den Händen glaubt mau allerdings die Pinselführung des Meisteis
zu erkennen. Die Modellierung des Kopfes aber ist zu hart und leer für ihn selbst
Vielleicht eine Kopie nach ihm; vielleicht auch ein Schulbild. — Phot. Bruckm.
Unbestimmte Schüler Frans Hals des älteren
1362 Bildnis des Malers Vincent Laurens van der Vinne. lialb-
(1023) figur nach rechts auf graubraunem Grunde. Der junge Mann
14 a trägt einen graubraunen Rock und einen kleinen weissen Klapp-
kragen mit Troddelschnüren. Sein Haar ist glatt und dunkel.
Eichenholz; b. 0,(i:5; br. 0,47'/a- — '874 von Dr. A. v. d. Willigen, der es
1S50 von der Familie van der Vinne kaufte, „qni savaieni qua Frans Huls l'avait
feint en une heure de tempa". A. v. d. Willigen, Les artistes de Haarlem, Ed. 1870.
No. 1358 Frans Hals der Aeltere.
No. 1359. Frans Hals der Aeltere.
Tafel XIX.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 439
p. 143. — Trotz dieser Ueberlieferung erscheint die Malweise des Bildes, so un-
mittelbar sie durch Frans Hals beeinflusst ist, zu derb und hart für den grossen
Meister selbst. Wäre die Echtheit anerkannt gewesen, so hätte es 1874 auch un-
zweifelhaft einen höheren Preis als 256 Gulden erzielt. Auch Bode, Studien, S. 84,
bezeichnet es nur als Schulwerk. Möglicherweise rührt es von dem Maler V. L. v.
d. Vinne (geb. 1629 zu Haarlem, gest. daselbst 1702), einem Schüler des Fr. Hals,
selbst her. — Schwarzkunstblatt von C. van Noorde.
Bildnis einer alten Frau. Halbfigur ein wenig nach links 1363
auf grauem Grunde. Die Alte trägt ein schwarzes Kleid, eine (1026)
enganliegende weisse Haube und eine enggefältelte Halskrause. M 2
Ihre Hände legt sie im Schoosse übereinander; in der Rechten
hält sie ein weisses Tuch.
Eichenholz; h. 0,74%; br. 0,55. — 1740 aus Antwerpen. Galt früher als
Frans Hals. Doch schon bei H. mit Recht bezweifelt. In der Tat höchstens ein
Schulbild. So auch Bode bei v. Zahn, S. 203, und Studien, S. 87. — Richtiger wäre
es vielleicht sogar, mit Bredius nicht einmal die Schule des Hals, eher diejenige
Rembrandt's, in dem Bilde zu erkennen. — Fhot. Ges.; Bruckin.
Pieter van Laer, genannt Bamboccio
Geb. den 13. Juli 1582 in Haarlem; gest. daselbst den 30. Jan.
1642 (Oud Holland 1894, N. 96); 1623 bis 1639 in Rom;
dann wieder in Haarlem. (Amsterdamer »Catalogue« 1904.)
Er war der Vater der Darstellungen aus dem niedern italieni-
schen Volksleben.
Am Weinfass unter der Stadtmauer. Rechts unter der 1364
hohen, alten, mit einem Rundturm ausgestatteten Mauer ist ein (1402)
Weinfass aufgestellt, an dem ein Mann im Hute einer jungen 8 a
Frau ein Glas einschenkt. Links vorn hocken Kartenspieler.
Leinwand auf Eichenholz geklebt; h. 0,37; br. 0,48. — Kat. 1887—1908
N. 1369. — Tnv. 1754, II 876. — Phot. Bruckm.
Das Kugelspiel (Boccia). Links die Berglandschaft, rechts 1365
schlichte Gebäude. In der Mitte des Hofes stehen zwei Last- (1403)
tiere. Vorn spielen Landleute das Eocciaspiel. Die zur Linken 9 c
werfen die Kugeln.
Leinwand; h. 0,49%; br 0,64%. — Kat; 1887—1908 N. 1370. — Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 194. — Fhot. Bruckm.
Römisches Gesindel im Klosterhofe. Rechts an der Kirchen- 1 366
pforte werden Speisen an Arme verteilt. Vorn im Hofe (1404)
buntes Treiben. Rechts verzehren Bettler ihre Speisen, links 12 a
hocken Kartenspieler. In der Mitte stiehlt ein Betteljunge
einer Frau, die einen Korb auf dem Kopfe trägt, eine ihrer
440 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Trauben. Durch den Rundbogen in der Mitte des Bildes blickt
man ins Freie.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,98. — Kat. 1887—1908 N. 1371. — Inv. Guar.
(1753) N. 1639. — Phot. Tamme.
1367 Die Lohnauszahlung. Rechts unter der dunklen Mauer steht
(1406) der Hausvater im Turban hinter dem Zahltisch und zahlt seinen
8 a von links herantretenden Arbeitern ihren Lohn aus. Links vorn
sitzt einer am Boden und zählt sein Geld. Links im Hinter-
grunde die Landschaft, über der die Sonne gell) durch graue
Wolken zu brechen versucht.
Leinwand ; h. 0,40 ; br. 0,48. — Kat. 1887—1908 N. 1372. — Nach H. 1746
ans der herzogl. Galerie zn Modena, was jedoch nicht nachweisbar ist. Jedenfalls
Inventar 1754, II 877.
Hendrick Gerritsz Pot
Geb. zu Haarlem um 1585; gest. zu Amsterdam Anfang Okto-
ber 1657. Mitschüler des Frans Hals bei Karel van Mander;
aber unter Hals' Einfluss weitergebildet. Schon 1620 als
namhafter Meister erwähnt. Tätig 1632 vorübergehend in
London; sonst in Haarlem und seit 1648 Amsterdam.
1368 Bildnis eines Herrn in seinem Zimmer. Ganze Figur.
(1602) nach links gewandt. Der Herr mit spärlichem Haarwuchs
17 a trägt einen schwarzeu Anzug mit anliegendem Spitzenkragen.
Die linke Hand stemmt er in die Seite, in der gesenkten
Rechten hält er seine Handschuhe. Hinter ihm steht ein Tiscl
mit grauer Decke, auf dem sein Hut liegt. Bezeichnet (un-
echt) rechts oben am Kamin: . . N LEDUC.
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,33V2- — Kat. 1887—1908 N. 1388. — 1751 von
der Leipziger Osterinesse. H. — Zuerst im Katalog von 1817. S*'it diesem irr-
tümlich dem Tiermaler Jan Le Ducq, von dem man z. B. ein bezeichnetes Bild in
der Sammlung Ifabich in Cassel sah, bei Bode (in v Zahn's Jahrbüchern L873,
S. 195) dem J. A. Duck zugeschrieben, mit dessen bezeichneten Bildern (■/.. I!.
unserer N. 1391 A), es doch nur einigermaassen übereinstimmt. Es erscheint noch
frischer und feiner. Sieht man von seiner Inschrift ab, die neuerdings (allerdings
mehr aus inneren, als ans technischen Gründen) allgemein für unecht erklart wird
(z. B. von Bredius und Haverkorn van Rijsewijk in Ond Holland V 1887 p. 173
und von Schlie im Ropertorium XIII 1890 S. 58), so kommt man dazu, es seiner
Hehandlungsweise nach dorn H. G. l'ot zuzuschreiben, dessen Werken es von Bredius
und Haverkorn van Rijsewijk (a. a. 0. pag. 173) auch bereits eingereiht worden ist.
Wir stimmen dieser Ansicht zu, nachdem wir 1891 oine Photographie unseres Bildes
mit H. Pot's bezeichnetem Bildnis Karl's I. von 1632 im Louvre zu Paris verglichen
haben. Unser neu erworbenes bezeichnetes Bild Pot's, N. 1396 A, bestätigt diese
Bestimmung vollends. Der Dargestellte ist wahrscheinlich Zacharias Hooftman. Vergl.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 441
F. A. Gruyer, La Peinture de Chantilly, p. 248 zu Pot's Bildnis des Andries
Hooftman. — Phot. Braun XI, 37 ; Tamme ; Hanfst.; Brnckm.
Derselbe Herr als Halbfigur. Nach links gewandt, auf 1369
gelbgrauem Grunde in gemaltem Oval. Anstatt die Eechte zu (1601)
senken, erhebt er sie an seine Brust; im übrigen ist das Bild eine 9 a
ziemlich genaue verkürzte Wiederholung des vorigen (N. 1368).
Eichenholz; h. 0,17V2 ; br. 0,14. — Kat. 1887—1908 N. 1389. — Inventar
1754, II 202. — Das Bild ist von der Frisch© des vorigen so weit entfernt, dass
man an der Eigenhändigkeit der Wiederholung zweifeln kann. Der Hintergrand
ist obendrein später zugemalt.
Beim Kartenspiel. Rechts sitzen ein Herr und eine Dame 1 369 A
in modischer Tracht an einem mit schwerer violetter Samt- 13 c
decke behängten Tisch, auf dem Bücher, eine Laute und
Notenhefte liegen, einander Karten spielend gegenüber. Die
Dame in gelbem Seidenkleide mit schwarzem Ueberwurfe sitzt,
halb von hinten gesehen, an der vorderen Seite. An der
anderen Seite des Tisches sitzt zur Rechten des Herrn eine
Alte in weissem Kopftuch, die sich eine lange Tonpfeife stopft.
Ganz rechts das durch grüne Vorhänge bedeckte Bett, vorn
ein mopsartiger Hund. Ganz links vorn ein Stuhl,
neben dem ein Zinntopf steht. Bez. unten links:
Eichenholz; h. 0,49Vs ; br. 0,5172. — 1908 im Kunsthandel aus Baden-
Baden. — Das bezeichnete Bild beweist durch die Gleichheit der Malweise, der
Formen- und Farbensprache schlagend, dass unser Bild N. 1368 seit 1892 mit Recht
auf H. G. Pot zurückgeführt wird.
Pieter Claesz
Geb. zu Burgsteiufurt in Westfalen um 1590, heiratete 1617
in Haarlem. wo er ansässig blieb und am 1. Januar 1661
begraben wurde. Vater des Claes Pietersz. Berchem.
Stilleben. Auf einem Tische vor dunklem Vorhang stehen J37Q
und liegen ein hoher goldener Pokal, zwei grüne Weingläser, (1228)
ein in Pergament gebundenes Buch mit rotem Schnitt, eine 14 a
Taschenuhr, eine Anzahl von Muscheln, eine rote und eine
weisse Nelke. Links Blick ins Freie. Bezeichnet unten links:
W
3
C
)£z4
442 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,65; br. 0,65*/». — Kat. 1887—1908 N. 1368. — 1875 im
Kunsthandel ans Amsterdam. Bis Bredius ilen richtigen Namen unseres Mouo-
granimisten entdeckte, nannte man ihn bald tvrie bei H.i Com. Pottenburg, bald
Com. Pierson, bald Clara Peeters, bald gar Pietro Candido. Unser Bild, daseiner
frühen Zeit des Meisters angehört, ist farbiger und fester gemalt, als seine meisten
ülirigen l>ekannten Bilder. — Phot. Bruokm.
Willem Claesz. Heda
Geb. zu Haarlem 1594; gest. daselbst nach 1678. Ueber
die Unsicherheit dieser Daten vergl. A. v. d. Willigen, Les
aridstes, p. 157. — Nachweisbar in Haarlem zwischen 1631
und 1678. — Obreeu's Arehief I, p. 235, 291. - - Frühestes
uns bekanntes Bild (Haager Museum) von 1629.
1371 Ein Frühstückstisch. Uraugelber (iriuid. Rechts auf der
(1193) grünen Decke stehen ein Römer mit funkelndem Rheinwein
15 b Und ein Silberteller, auf dem eine Taschenuhr und ein um-
gestürzter Kelch liegen. Links auf dem weissen Tafeltuch
eine angeschnittene Brombeerpastete, ein Glas mit brauner
Flüssigkeit, ein umgefallenes Weinglas, ein Messer in seiner
Scheide und einige Haselnüsse. Bezeichnet unten in der Mitte.
Eichenholz; h. 0,54; br. 0,82. — Kat. 1887—1908 N. 1365. — 1875 im
Kunsthandel aus Amsterdam. Ein llanptbild des Meisters. — Ph"t. llraun X, 26;
Phot. fies; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Pieter de Grebber
Geb. zu Haarlem zwischen L59Ö und 1600, gest. nach 1655.
Sohn des Malers Frans Pietersz de Grrebber daselbst. Mitglied
der Haarlemer Gilde erst 1632. Soll Schüler seines Vaters
und des H. Goltzius gewesen sein.
1372 Die Findung Mosis. In der Mitte des Bildes unter Bäumen
(1271) thront, nach rechts gewandt, die blonde Tochter Pbarao's in
K l weissem Unterkleide. Die rotgekleidete Magd hinter ihr kämmt
ihr das Haar, eine andere hält ihr blaues Obergewand. Ein
vor ihr knieondes Mädchen hat ihr gerade den kleinen Find-
ling überreicht, den sie in dem Armen hält. Knieend, sitzend,
stehend umringet] sie ein Dutzend Dienerinnen. Bezeichnet
unten halbrechts:
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert
443
Leinwand; h. 1,69J^; br. 2,28^. — Kat. 1887-1908 N. 1379. - Vor 1722
durch Grünberg aus Brüssel als Original Rembrandt's. Inventar 1722. A 44. —
Im »Abrege« von 1782 als Bol; später als Honthorst; so 1856 auch noch bei H.;
richtig als de Grebber erst seit dessen Katalog von 1862. — Phot. Braun XIII, 28 ;
Phot. Bruckm.
Bildnis einer Dame mit Federbarett. Brustbild ohne Hände 1373
nach rechte auf gelbgrauem Grunde. Die Dame trägt ein braunes (1272)
Kleid, ein durchsichtiges Brusttuch und ein schwarzes Barett K 3
mit einer hinten herabhängenden Feder. Bez. rechte:
Eichenholz; h. 0,133; br. 0,56. — Kat. 1887—1908 N. 1380. — Inventar
1754, II 4. H.'s Angabe, dass es als »Paudiss« schon im Inventar von 1722 vor-
komme, scheint auf einer Verwechselung zu beruhen. — Phot. Bruckm.
Bildnis eines jungen Menschen mit einem Bogen. Brustbild 1374
nach links auf gräugelbem Grunde. Der bartlose junge Mann (1273)
trägt, einen blauen Rock mit graugelbem, ärmellosem Ueberzug & 3
und eine Pelzmütze mit einer Feder. In der linken Hand
hält er einen Bogen. Bezeichnet zur Linken:
/
444 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,55}^ — Kat. 1887—1908: N. 1381. — Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 223 als »vlämische Schule«. — Richtig als de Grebber im
Katalog von 1817. — Phot. Bruckm.
1375 Bildnis eines jungen Mannes in braunem Pelzrocke. Brust-
(1274) bikl ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Ausser dem
L 3 Pelzrocke trägt der Dargestellte auch eine Pelzmütze. Bez. 1. :
Tm
(Von der Jahreszahl nur 16 . 2 sichtbar; sie muss wahr-
scheinlich 1632 gelesen werden.)
Eichenholz; h. 0,62; br. 0,41*$. — Kat. 1887—1908: N. 1382. — Inventar
1754, II 251. — Radiert 1771 von C. G. Schnitze, in demselben Jahre von G. B.
Rössel und von einem Unbekannten (Riedel?;. — Phot. Ges.; Bruckm.
Salomon de Bray
Geb. in Amsterdam (v. d. Willigen, Les artistes, p. 92) um 1597;
als Mitglied der Haarlemer Gilde genannt 1613 (ebendortS. 27),
gest. zu Haarlem den 11. Mai 1664. Seit 1615 in Haarlem.
1376 Junges Mädchen im Strohhut. Halbfigur nach rechts auf
(1194) graugelbem Grunde. Das frische, blonde Mädchen trägt feinen
M 2 grossen gelben Strohhut, ein weisses r^y^ — *>
Hemd, ein farbiges Mieder, ein buntes \\ m l< j ~. •
Tuch über dem linken Arme und einen
Fruchtzweig in der linken Hand. Be-
zeichnet links in der Mitte:
ciy
Eichenholz; h. 0,75 !<£; br. 0,60^. — Kat. 1887
bis 1908 : N. 1366. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 404.
Vorher beim Grafen Wackerbarth. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Braun IV, 36; Phot. Ges.; Tainme ; Hanf et.; Bruckm.
1377 Bekränzter junger Mann. Halbfigur nach links auf grau-
(1195) braunem Grunde. Der junge Mann mit
M 2 dunkelblondem, glattem Haar, in dem O^fs
ein Kranz ruht, trägt einen braunen 7j J_J Z>C\ , /
Rock und stützt sich mit beiden Händen
auf einen Stecken. Bez. unten links:
Eichenholz; h. 0,755^; br. 0,59. — Kat.
1887—1908: N. 1367. — Inv. Guarienti (vor 1753)
N. 405; vorher beim Grafen Wackerbarth. — Gegen-
stuck zum vorigen, Phot. Tamme.
;
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 445
Pieter Mulier d. ä.
Als Haarlemer Meister erwähnt 1640. Schon 1637 wurde
daselbst sein Sohn Pieter Mulier d. j., gen. Tenipesta (unten
zu N. 1516), geboren. Begraben zu Haarlem den 22. April 1670.
Nachfolger Simon de Vlieger's.
Am Seestrand. Graues, bewegtes, brandendes Meer. Vorn der 1 378
Strand, dessen Dünen sich rechts im Bogen bildeinwärts ziehen. (1227)
Fischer und Fahrzeuge am Strande; ein Segelbot im Begriffe zu P 4
landen; links vorn eine Signalstange; im Hintergrunde ^ ,.
grosse Seeschiffe. Grau bewölkter Himmel. Bez. 1. u. : S>ru
Eichenholz ; h. 0,34^ ; br. 0,34}^. — Kat. 1887—1908 : 1373. — Zuerst im
Katalog von 1835 als van Goyen, So auch noch in H.'s erster Auflage. Später von
H. unmöglicher Weise dem Antwerpener Architektur- und Dekorationsmaler Pieter
van Loon (Liggeren II, p. 308) zugeschrieben. Das Monogramm, das sich z. B. auch
auf zwei ähnlichen Bildern im Stockholmer Privatbesitz (»Pieter de Molyns von Olaf
Granberg, Stockholm 1883, p. 42—45, und einem im Kölner Museum wiederfindet,
wurde von Bode schon 1873 (bei v. Zahn VI, S. 194) auf den Landschaftsmaler
Pieter Molijn d. ä. (geb. zu London; 1616 Mitglied der Gilde zu Haarlem; begraben
daselbst am 23. März 1661) gedeutet. Granberg a. a. 0. liess einen Zweifel an der
Richtigkeit dieser Deutung durchblicken. Die erste Auflage unseres Katalogs be-
zeichnete den Meister nur mehr als Meister P. v. L. oder P. Ml. — Dass das von
dem Monogramm P. Molijn's wesentlich abweichende Monogramm dasjenige P. Muliers
d. ä. ist, beweisen zunächst einige Zeichnungen dieses Meisters im Berliner Kupferstieh-
Kabinet. Eine von ihnen zeigt unser Monogramm mit der Endung »ier«, ihr Gegen-
stück aber zeigt die volle Bezeichnung »Pieter Mulierr*, eine dritte das Monogramm
mit der Endung »ullier«. Inzwischen haben sich im Privatbesitz auch einige Ge-
mälde mit dem Monogramm und der Endung »ier* oder IER gefunden. Vergl. auch
Bredius in seinen »Meisterwerken des Amsterdamer Reichsmuseums«, S. 123 und in
»Oüd Holland« VIII, 1890 p. 305. — Phot. Bruckm.
Angeblich Jan Boilongier
Trat 1623 der Haarlemer Gilde bei. Lebte noch 1642 zu
Haarlem. Datierte 1664 noch ein Bild. Blumenmaler und
Maler von Spukgeschichten.
Ein Blumenglas in einer Nische. Rosen, Vergissmeinuicht, 1379
Tulpen, Pfirsichblüten und eine blaue Schwertlilie in grünem (1226)
Weinglase vor brauner Steinnische. Daneben links eine gelbe 8 c
Krokosblüte, rechts eine grüne Eidechse. Schmetterlinge an
den Blüten. Bezeichnet unten rechts: I. B. 1625.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,20. — Kat. 1887—1908: N. 1377. — 1875 in
London gekauft. — Dass mit »Boulengier« bezeichnete Blumenstück des Amster-
damer Museums stimmt ebensowenig zu unserem Bilde, wie die Sittenbilder mit
446 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
dieser Naniensbezeichnung in den Museen von Rotterdam und Aachen zu ihm
stimmen. Eines ähnlich gehaltenen, J. Bourj .... bezeichneten Blumenstückes
gedenkt ßredius in der Kunst - Chronik 1889 (XXIV) Sp. 105 ; er sagt hierzu, in
Amsterdam habe um 16ü0 ein Blumenmaler Bourgeois gelebt. — Vergleiche auch
die Bemerkungen zum folgenden. — N. 1380,
Unbekannter Meister H. B.
1380 Die Hexenküche. In gewölbtem Gemach sitzt, halb von
(1376) hinten gesehen, ein Geisterbanner mit einem mächtigen Buche;
9 c ihm gegenüber ein grosser Affe. Rechts am Kamin der Hexen-
kessel, dessen Deckel eine Alte abzunehmen sucht, während
eine Hexe zum Schornstein hinausfliegt. Vorn am Boden Katzen
und Pilze, ein Schwert und ein Schädel Bez. unten in der Mitte:
(fd£> / Ot
Eichenholz; h. 0.22'; br. 0,28. — Kat. 1887—1908: N. 1378. — Inventar
1722, A 619, als »Brouwer". Bei H. als unbekannt. — Die von Kennern aus-
gesprochene Ansicht, dass dieses Bild von demselben Hollongier herrühre, von
welchem das Aachener Maseum Suermondt und das Rotterdamer Museum Boymans
Sittenbilder besitzen, erscheint uns, trotz der in unserem Monogramme ähnlichen
Verscblingnng der Anfangsbuchstaben der Bezeichnungen dieser Bilder, ihrer ab-
weichenden, festeren, farbigen Malweise gegenüber nicht wahrscheinlich. Vgl. auch
die Bemerkungen zum vorigen, N. 1379. — Bredius, N. Nachr., denkt an II . Bogaert.
Cornelis Vroom
Geboren um 1600 in Haarlem: begraben daselbst den 1.6. Sep-
tember 1661. Schüler seines Vaters, des Seemalers Hendrick
Vroom. Nachweisbar tätig seit 1621, Mitglied der Gilde 1635,
aus ihr ausgetreten 1642. Er wohnte in Haarlem. Der
grosse Jak. v. Ruisdael entwickelte sich unter seinem Einfluss.
Vgl. E. W. Moes in Oud Holland VIII, 1901, S. 217 ff.
1381 Waldweg mit hineinreitendem Jäger. Links führt der Wald-
(1542) weg bildeinwärts ; auf ihm, von hinten gesehen, eiu Reiter
16 c auf seinem Schimmel, dem ein Hund folgt. In der Mitte
ein schöner Eichbaum. Rechts Blick über Wald- und Busch-
land in die Ferne.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,40. — Kat. 1887: N. 1508; Kat. 1892—1908:
N. 1382 A. — 1876 im Kunsthandel aus Leipzig über Grünberg. — Dass Jan van
der Meer van Haarlem diesos wirkungsvolle Bild gemalt habe, wurde schon bei H.
nur frageweise angenommen, von anderen Seiten iz. B. von 0. Eisenmann in der
Kunstchronik XVI, S. 654.1 ganz bestritten. In der ersten Auflage dieses Katalogs
D. Haailemer Schule. XVII. Jahrhundert 447
gaben wir es nur als »Angeblieh Jan v. d. Meer v. Haarlem«. Die TJeberzeugung,
dass es, wie das folgende, sein Gegenstück, ein echtes, spätes Bild des Cornelius
Vroom sei, ist nach Anregungen des Vorbesitzers, Herrn A. Thieme in Leipzig, zu-
erst von Bode und Bredius bestimmt ausgesprochen worden. Diese TJeberzeugung
beruht 1. auf den 1. u. sichtbaren Resten der alten Inschrift Vroom ; — 2. auf der
Tatsache, dass das Bild im Katalog der Hofrat Ritterich'schen Gemäldesammlung zu
Leipzig (Leipzig 1860 S. 2 N. 4), der es angehörte, ehe Herr A. Thieme es erwarb,
dem Com. Vroom zugeschrieben wurde, also zu einer Zeit, da man sich mit diesem
Meister noeh gar nicht beschäftigt hatte und sicher nicht ohne zwingenden Grund
(die nachmals verputzte Inschrift wird damals noch deutlicher gewesen sein) das
noch früher (in der Sammlung dos Präfekten Franz zu Halle) dem Ruisdael zuge-
schriebene Bild auf Com. Vroom umgetauft hatte; — 3. auf dem Vergleich mit
den bezeichneten Bildern Vroom's, besonders den beiden späteren in Berlin und
beim französischen Gesandten in Hamburg, aber auch mit den in verschiedenen
Sammlungen nicht seltenen Handzeiehnungen des Meisters. — Unsere Bilder scheinen
allerdings noch spätere Werke des Meisters zu sein, als die genannten. Hat er von
Haus aus Jak. van Ruisdael beoinflusst, so mag dieser, als Vroom diese Bilder schuf,
wieder auf ihn zurückgewirkt haben. — Phot. Braun XI, 32 ; Bruckm.
Waldweg mit herausreitendem Jäger. Links führt der 1382
Waldweg bildein wärts; auf ihm, von vorn gesehen, ein Reiter (1543)
auf einem Schimmel, dem zwei Hunde vorauslaufen. In der 16 c
Mitte ein schöner Eichbaum. Rechts Blick über Buschland
in unklare Ferne.
Eichenholz; h. 0,48; br. 0,40%. — Kat. 1887: N. 1509; Kat. 1892 bis
1908 : N. 1382 B. — 1876 im Kunsthandel aus Leipzig über Grünberg. — Man ver-
gleiche alles zum vorigen Bilde Gesagte. Der Verdacht der Fälschung, den Eisen-
mann (a. a. 0.) ausgesprochen, wird hinfällig, wenn man bedenkt, dass beide Bilder
sich früher in verschiedenen Sammlungen befanden und erst von ihrem Vorbesitzer,
Herrn A. Thieme in Leipzig, der sie als Gegenstücke erkannte, vereinigt wurden.
Dieses erwarb Herr Thieme 1869 von Herrn Prof. Schaefer in Darmstadt, der es
seit langen Jahren besessen hatte. — Phot. Bruckm.
Salomon van Ruijsdael
Geb. zu Haarlem (Geburtsjahr unbekannt; 1623 Mitglied der
dortigen Gilde); begraben daselbst den 1. Nov. 1670. Er bildete
sich im Anschlüsse an Es. van de Velde und J. van Goyen
aus, dessen späteren Stil er in Haarlem selbständig weiterbildete.
Dorf unter Bäumen. Links ein Ziehbrunnen neben Bauern- 1383
häusern unter Bäumen. Daneben auf hellbeleuchtetem Wege (1392)
ein Bauernwagen, zwei Reiter, ein Paar zu ^-^ 17 c
Fusse und ein Krüppel. In der Mitte ragt O * \/ ^-^
ein Kirchturm hinter Bäumen und Dächern >0 x — «^
hervor. Rechts Fernblick ins flache, bäum- ) 6>^y^J
reiche Land. Bezeichnet links unten:
448 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; breitoral; h. 0,60%; br. 0,80%. — Zuerst im Katalog von
1817. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun XIV, 2S; Bruckm.
1 384 Baumreiches Flussufer. Der Flnss füllt den ganzen Vorder-
(1393) grund. Links Fernblick mit Segelfahrzeugen. In der Mitte und
17 c rechts ein Baumdickicht am Ufer. Hinter den Bäumen einige
Dächer. Vor ihnen Landleute in verschiedenen Beschäftigungen.
Nach dem Ufer rechts ein Bot mit Fischern, die ein Netz
hereinziehen, in der Mitte eine Fähre mit Menschen und Vidi.
Eichenholz; breitoval ; h. 0,60%; br. 0,80%. — Zuerst im Katalog von
1817. — Gegenstück zum vorigen. — Nach H. wäre es, wie dieses, wenn auch un-
deutlich, bezeichnet. Doch ergab eine genaue Untersuchung, dass keine Bezeichnung
vorhanden ist. — Phot. Braun IV, 38; Bruckm.
1385 Rindvieh im Flusse. Der Fluss ist links durch Segel- und
(1394) Ruderfrachtschiffe, rechts vorn durch ein Ruderbot mit drei
16 a Männern belebt. Links vorn eine Weideinsel, von der einige
Rinder ins Wasser hinabsteigen. Rechts hinter dem Flusse eine
elende Hütte unter mächtiger Baumgruppe. Bez. rechts unten :
V^vi^AU, )Uu
Eichenholz; h. 0,50%; br. 0,60. — 1874 in Hannover erwoiben. — Die
Jahreszahl las H. 1643. — Allerdings sind die letzten beiden Ziffern nicht ganz
deutlich ; doch lesen wir mit Hofrat Gust. Müller am ersten 1661. Jedenfalls
zeigt das Bild die spätere Entwickelung des Meisters. — Phot. Braun V, 36 ; Bruckm.
Pieter Codde
Geb. zu Amsterdam 1599 oder 1600; begraben daselbst den
12. Oktober 1678. Schüler des Frans Hals zu Haarlem. fin-
den er 1637 in Amsterdam tätig war. Gesell schaftsmalef der
Dirk Hals'schen Richtung.
1386 Ein Bauer, von Soldaten gepeinigt. Der Bauer in roter
(1603) Jacke ist in seiner Hütte, nach links gewandt, in die Kniee
15 c gesunken. Die Soldaten sind durch die Tür zur
Rechten hereingedrungen. Einer von ihnen hat den
Bauern am Kopfe gepackt und holt mit dem Spiesse
in der Rechten gegen ihn aus. Die Bäuerin steht
jammernd zur Linken. Bezeichnet (übermalt) rechts:
Eichenholz; h. 0,30»/2 ? br. 0,22V2. — Kat. 1887— 1908: N. 1390. — Inventar
1754, II 146. — Bei H. einem angeblichen A. le Duc zugeschrieben, während die
beiden Bilder N. 1368 und 1369 dem Jan le Duc gegeben wurden. Nach Bode
€
D. Haarlemer Schule. XV 11. Jahrhundert 449
(schon 1873 bei y. Zahn VI, S. 195 und Studien S. 144) wäre das Monogramm ur-
sprünglich P. C. zn lesen gewesen nnd wäre das Bild ein Spätwerk des Pieter
Codde, von dem wir anter N. 1387 ein gutes Jugendbild besitzen. — In der ersten
Auflage haben wir uns gesträubt, dieser Ansicht zuzustimmen, weil sieh dieSehwärze
dieses Monogrammes in den Umrissen anderer Teile des Bildes zn wiederholen schien.
Indessen hat uns eine erneute eingehende Untersuchung überzeugt, dass auch diese
schwarzen Umrisse nicht alle dem ursprünglichen Zustande des Bildes angehören und
dass das alte echte Monogramm Pieter Codde's in der Tat unter dem jetzigen ge-
sessen zn haben scheint. Anch hat uns ein nochmaliger Vergleich anderer späterer
BildeT Codde's überzeugt, dass es diesem sehr nahe steht. Nachdem nun auch Bredius
und Schlie sich öffentlich für die Ansicht Bode's ausgesprochen (Bepertoriuni XII,
1890, S. 58), können aueh wir nicht mehr umhin, sie gelten zn lassen. — Phot.
Tamme ; Brnckm.
Soldaten in der Wachtstube. Links vorn steht ein Soldat, 1387
auf einen Stock gestützt. Rechts sind ihrer ^ — (2319)
vier mit einem Mädchen, das auf dem Knie v£_,o 0^ *• H
des einen sitzt, um einen Tisch gruppiert.
Bezeichnet in der Mitte an der Bank:
Eichenholz ; h. 0,38 ; br. 0,49. — Kat. 1882—1908 : N. 1391. — 1881 im
Ennsthandel aus Berlin. Das Bild gehört zn den früheren des Meisters. Vergl. Bode,
Studien S. 141—142. — Phot. Hanfst.; Tamme; Brnckm.
Jacob A. Duck
Geb. um 1600 zu Utrecht; gest. nach 1660, wahrscheinlich
im Haag. G-ebildet unter dem Einflüsse des Dirk Hals in
Haarlem. Tätig in Utrecht (wo er 1621 der Gilde beitrat)
und im Haag- (wo er 1656 ansässig war).
1388
Musikalische Unterhaltung. In einem Gemache, in das 12 a
links durch ein grosses Fenster kühles Sonnenlicht fällt, sitzen
drei Paare an einem teilweise mit dunkelgrüner Decke be-
hängten Tische, Das vorn einander gegenübersitzende Paar
spielt Streichinstrumente. Rechts weiter zurück bläst ein Herr
die Flöte, während eine Dame ihm die Blätter des Notenhefts
umschlägt. Im Mittelgrunde lehnt sich ein schlummerndes
Mädchen an einen Herrn im Hute, der ein Weinglas in der
Rechten hält. Rechts im Hintergründe blickt eine Alte hinter
grauen Bettvorhängen hervor. Bezeichnet unten links:
29
450 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Kupfer; h. 0,491 '"■• 0,38}f — Kat. 1892: N. 81690. Kut. 1896— 1908:
N. L391 A. — 1892 vou der Versteigerung der Sammlung Hahich iu Cassel. Es ist
das bereits auf S. 456 (zu N. 1368) dieses Katalogs, sowie bei Bode, Studien S. 189,
und liei Woltniann und Woermanu I1T, S. 606—607 erwähnte Bild. — Phot.
Häufst.; Tamme.
Jan Vermeer (van der Meer) I.
(leb. bald nach 1600 zu Haarleni, begraben daselbst den
8. Februar 1670. Verheiratet in Haarleni den 2G. Oktober
1627. Sein ältester Sohn war der am 22. Okt. 1028 ge-
taufte, am 2f>. Aug. 1091 gestorbene Jan Vermeer II., der
bisher in der Kegel als d. ä. bezeichnet wurde. Dass auch
unser noch älterer Jan Vermeer Maler war, ist mehrfach
bezeugt. Vergl. Van der Willigen S. 218.
I388A Bück von den Dünen. Vorn die Dünen, von denen man
(2322) auf die holländische Ebene hinabblickt. Keehts im Mittel-
16 c gründe ein Kirchhof an einem Teiche, /^"""^s
links ein Wäldchen. Teilweise bewölkter S
A\e
hellblauer Himmel. Hechts eine schwere j V /^V<?CT\
schwarze Wolke. Bezeichnet rechts unten : ^J
Eichenholz; h. O,:;:!; br. 0,63. — Kat. ISST — 190S: N. 1007. — 1883 vuii
Herrn Otto Pein in Berlin. — Das Bild befand sich unter N. 04 dos Bode'schen
Katalogs auf der Ausstellung von Gemälden älterer Meister im Berliner Privatbesitz
vom 25. Januar l>is 22. März 1S8:!. — Wenn wir dieses Bild bisher mit allen
Forschern dein 1628 geborenen Jan Vermeer II., den man schlechthin als den älteren
bezeichnete, zuschrieben, so haben wir uns durch gütige briefliche Erörterungen
Kr. Abr. liredius' (1906) überzeugt, dass es richtiger ist, die Bilder dieser Art dem
Vater des Genannten zuzuschreiben. Nur dadurch lassen sich die erhaltenen Bilder der
Vermeer von Haarleni auch ihrem Stil entsprechend auf drei (jenerationen verteilen.
Vergl. auch des Verfassers Katalog der Galerie Weber, J. Aufl. 1907, S. 239.
Willem de Poorter
Geb. zu Haarlem, wo er 10.".") und 1043 Schiller empfing
und 1645 noch lebte. 1646 zog er nach Wyck. Schüler
der Leidener Frühzeit Rembrandt's. Weiteres unbekannt.
1389 Esther vor Ahasver. Buch Esther, Cp. II, v. 16: »Also
(1633) ward sie in die Kammer des Königs Ahasver geführt, Hechts
l-J a auf prächtig verziertem Lager unter grünen Vorhängen ruht
Ahasver im Purpurmantel. Vor ihm, im Profil nach links ge-
wandt, steht Esther, der ein kleines Mädchen
die himmelblaue Mantelschleppe trägt. Weiter
zurück zwei andere Frauen. Bez. u. 1. : ^/(P^-^s
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 451
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,32. — Kat. 1887—1908: N. 1392. — Inv 1754,
II 49:?. — Phot. Tamrue; Bruekm.
Die Ehebrecherin vor Christus. In hoher gotischer Tempel- 1390
halle beugt Christus sich, nach rechts gewandt, zur Erde uud (1634)
schreibt mit dem Finger die inhaltsschweren Worte in den 14 c
Staub. Rechts vor ihm steht die von einem behelmten Soldaten
und von Schriftgelehrten herbeigeführte Ehe-
brecherin. Links und rechts drängen sich * \)7"f~\ T)
Pharisäer und Zuschauer. Bezeichnet links : »^7 ~&S *
Eichenholz; h. 0,63J^; br. 0,49^. — Kat. 1887—1908: N. 1393. — 1743
von der Leipziger Ostermesse. — Phot. Braun IX, 38 ; Bruekm.
W, de Poorter. Nach Rembrandt
Die Darstellung Christi im Tempel. In der Mitte des 1 39 1
Tempels kniet Simeon, nach links gewandt, mit dem Kinde in (1635)
seinen Armen. Links neben ihm knieen Maria und Josef. 14 c
Ihm gegenüber steht ein Priester im Purpurmantel, der segnend
die Hände erhebt. Zuschauer rechts auf der Treppe.
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,48^. — Kat. 1887—1908: N. 1394. — Inventar
1722, A 424, als »Original in der Manier Rembrandt's«. Das anerkannte, mit
Rembrandt's Monogramm bezeichnete, von 1631 datierte Original des Meisters be-
findet sich jedoch im Museum des Haag. Unser Bild ist unzweifelhaft eine Kopie
nach diesem. üass diese Kopie von W. de Poorter herrührt, wie H. annahm,
scheint sicher. Wirkt das Bild doch wie ein Gegenstück zu dem vorigen (N 1390).
— Phot. Braun XI, 35.
Jan Miensze Molenaer
Geb. zu Haarlem um 1610; begraben daselbst den 19. Sep-
tember 1668. Wahrscheinlich Schüler des Frans Hals. Später
unter Rembrandt's Einflüsse weitergebildet. Er vermählte sich
1633 mit der Malerin Judith Leyster. Wahrscheinlich seit
1636 in Amsterdam; 1639 — 1648 daselbst urkundlich nach-
weisbar. Dann kehrte er nach Haarlem zurück.
Der Geiger und singende Bauern. In einer Bauernschenke 1 392
sitzt rechts vorn am Fass ein junger Geiger in rotem Rocke. Die (1732)
übrige Gesellschaft begleitet sein Spiel mit Gesang. Eine alte 13 a
Frau mit einem Zettel in der Hand ist Vorsängerin. Links vorn
schneidet ein junger Mann Tabak auf f
der Bank. Durch die offene Tür Cfr^oftVirrpYL
blickt ein Paar herein. Bez. u. r : * V Kl C\£ y*
29*
452 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,49^; br. 0,37V — Kat. 18-87—1908: N. 1386. —
1S74 aus der Sammlung Keede van Oudthoorn in Utrecht. — Phot. ties. ;
Hanfst.; Bruckm.
1393 Ein Geiger bei einer Bauernfamilie. Im Hintergründe einer
(1733) Bauernstube steht ein Geiger und geigt. Vor ihm ist die
P 8 Familie, die ihn singend begleitet, um ein Tischchen gruppiert.
Links in der offenen Tür steht ein Mann, auf seinen Stab gelehnt.
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,32V — Kat. 1887— 190S: N. 1387. — 1778 als
Lundens aus der Spabn'schen Sammlung. — Als Lundens auch noch im Katalog
von 1862, nachdem H. es 1856 dem C. Bega zugeschrieben hatte. Richtig als
Molenaer in den letzten Auflagen des H.'schen Katalogs. Spateres Bild des Meisters.
— Phot. Bruckm.
1394 Zechende Bauern. Der Zechtisch steht in der Mitte.
9 a Links naht eine Bettlerin einem lachenden Paare, rechts
schmiegt ein Kind sich ans Knie eines rauchenden Mannes.
Hinter dem Tische umarmt sich ein Pärchen ; rechts am
Kamin wärmen sich andere.
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,53. — Kat. 1896—1908: N. 1387A. — 1893 als
Vermächtnis des Appellationsgerichtspräsidenten Nossky.
Adriaen van Ostade
Getauft zu Haaiiem den 10. Dezember 1610; begraben da-
selbst den 2. Mai 1685. Schüler des Frans Hals in Haarlem.
Dann unter Brouwers, seit 1 640 unter Rembrandt's Einfluss.
Tätig zu Haarlem.
1395 Ausgelassene Bauern in der Schenke. Vorn links sitzt ein
(1391) Geiger; vorn in der Mitte liegt, von hinten gesehen, ein Mann
K) b mit einer Pfeife in der Rechten am Boden; rechts tanzt ein
Paar. In der Mitte am Tisch Bauern, die mit lebhafter Ge-
berde zuschauen. Durch die um einige Stufen erhöhte Tür
eines Nebenraumes blickt die Wirtin herab. Bezeichnet halb-
links am Sitz: A. v. Ostade. (Die ersten Buchstaben zusammen-
gezogen, nicht deutlich genug, um faksimiliert zu werden.)
Eichenholz; h. 0,39; In. 0,56. — Inventar 1722, A 413, als Isack ran Ostade.
Später, auch bei II., als Bronwer; seit 1S76 aber dem Isack van Ostade zurückge-
geben und auch die Bezeichnung dementsprechend gelesen. Indessen ergibt eine
genaue Untersuchung, dass sie eher A. v. 0, als I. v. 0. zu lesen ist; und aus inneren
Gründen steht es, bosonders seit Bode's Untersuchungen (bei v. Zahn S. 194; Studien
S. 206) fest, dass dieses Bild der frühen Entwicklungszeit Adriaen van Ostade's aus
den Jahren 1631—1639 angehört. Damals hatte, ausser Hals, Brouwar ihn beein-
flusst, Rembrandt aber noch nioht. — Phot Braun XIII, 30; Tamme : Bruckm
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 453
Stammtisch in der Dorfschenke. Links vorn in dem von 1396
links sonnig erleuchteten Eaume sitzen sechs rauchende, (1383)
zechende Bauern um einen Holztisch; unter letzterem ein 16 c
Hund. Am Stuhle rechts lehnt ein Malkasten. Rechts im
Hintergrunde, in dem zweiten, matt erleuchteten Räume schenkt
eine Alte ein Glas ein; am Stammtisch sitzt,
von hinten gesehen, ein junger Mann, der einem ytf
eintretenden zutrinkt. Bezeichnet halb rechts ' Q
am Malkasten (die Jahreszahl nicht ganz deut- ._ 'Wq)
lieh, doch wahrscheinlich 1660 zu lesen): ^o
Eichenholz; h. 0,45 % ; br. 0,39. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere (G. Müller im Dr. Journal vom 30. -Mai und 1. Juni 1S80). — Dass
die Jahreszahl nicht 1639 gelesen werden kann, wie von H., beweist auch die auf
eine bedeutend spätere Zeit deutende malerische Haltung des Bildes. — Phot. Braun
II, 35; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruekm.
Der Künstler in seiner Werkstatt. In dem schlichten Atelier, 1397
das durchs Fenster zur linken sonniges Licht empfängt, sitzt (1384)
der Maler in grauem Rock und roter Kappe, halb von hinten lb c
gesehen, an seiner Staffelei und malt. Rechts an der Treppe,
die zu einem matter beleuchteten oberen Räume emporführt,
ein Gliederpuppe. Oben im Hintergrunde am Tische eine un-
deutliche Gestalt. Bezeichnet rechts unten:
^/v.CbtQt. iö'6y
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,3572- — 1754 mit dem vorigen aus Paris; Samm-
lung de la Bouexiere. Vorher in der Sammlung Crozat. — Lith. nach Th. Gaedertz
von L. Ekemann-Alesson. — Phot. Braun III, 32; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme.
Zwei schmausende Bauern. Kniestück. Zwei Bauern 1398
sitzen einander gegenüber an niedrigem Tischchen vor einer (1385)
irdenen Schüssel, auf der ein Braten liegt. Der eine, links 16 a
sitzende, im grauen Hute schneidet sich ein Stück ab; der
andere, zur Rechten, mit schwarzer Kappe *
führt einen Knochen mit der Hand zum /[., OstabZ-
Munde. Hinter beiden die Wirtin. Bez. u. r.: /(f<53.
Eichenholz ; h. 0,30Va ! br. 0,26. — Inventar 1722, A. 716. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Braun XII, 34; Hanfst; Tamme; Bruekm.
Zwei rauchende Bauern. Kniestück. Im Wirtschaftshofe 1399
sitzen zwei Bauern einander gegenüber an niedrigem Holz- (1386)
tische. Derjenige zur Linken im Hut bläst eine blaue Rauch- 16 a
454 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
wölke in die Luft. Der Kahlkopf zur Rechten zündet sich
seine Pfeife am Kohlenbecken an. Hinter beiden die Wirtin,
welche die Rechte zur Abwehr des Rauches erhebt. Links
vorn ein Hund. Bezeichnet in der Mitte am Tische (ähnlich
dem vorigen): A. v. Ostade 1664.
Eichenholz; h. 0,30%; br. 0,25%. — Inventar 1722, A 721. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Braun VIII, 32; Tamme; Bruckm.
1400 Männer und Frauen im Bauernwirtshause. Schmausende,
(1387) zechende, kosende Männer und Frauen an Tischen und Wänden
16 c auf Bänken und Stühlen. Vorn in der Mitte nimmt eine derbe
Bäuerin, die ihr Kind auf dem Schoosse festhält, ein Glas Bier
in Empfang. Rechts am Kamin setzt eine Frau einen Kessel
ans Feuer. In der Tür des Hintergrundes ein Geiger. Be-
zeichnet rechts unten (ähnlich den vorigen) : A. v. Ostade 1679.
Ob die Jahreszahl mit Bode 1674 oder mit H. 1679 zu lesen
ist, ist nicht völlig entscheidbar.
Eichenholz; h. 0,49%; br. 0,62'/a. — 1751 durch Le Leu aus Paris. II. —
Zuerst nachweisbar im Katalog von 1817. — Phot. Braun V, 32; Phot. Ges.; Hanfst.;
Tamme; Bruckm,
Nach A. v. Ostade
1401 Der Tanz vor der Dorfschenke. Rechts das Wirtshaus
(1389) mit einer Weinlaube unter hohen Bäumen. Vor der Tür steht
P 10 ein Geiger, zu dessen Musik zwei Paare tanzen. Am Hause zu-
schauende Kinder; an den Tischen verschiedene Gruppen Er-
wachsener. Links Blick ins Dorf. Bez. 1. u.: A v. Ostade ft.
Leinwand; h. 0,40%; br. 0,35%. — 1741 durch Kaiserling. Befand sich bis
1861 im Vorrat, wurde dann von II. richtig nur als Kopie nach Ostade eingereiht.
Nachahmer des A. v. Ostade
1402 Kartenspieler, Raucher und Trinker. Links am Tische
(1388) drei Kartenspieler und ein Zuschauer. Rechts am Fass ein
standehaus Raucher< der seine Pfeife stopft und zwei Zecher, von denen
der vordere lachend das Glas in der Rechten erhebt. Be-
zeichnet unten links: Ad. Ostade.
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,49%. — 1747 erworben. 174S mit anderen für
minderwertig gehaltenen Bildern nach Warschau geschickt; später zurück in den
Vorrat. 1861 zur Galerie; von H. unter die echten Werke Ostade's versetzt; doch
weisen die Form der Inschrift und die Art der Malerei entschieden auf eine absicht-
liche alte Nachahmung hin. So schon Bode bei v. Zahn VI, S, 205. Kustos
Gust. Müller denkt an Adriaen de Papo, Frimmel an F. Quast.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 455
Thomas Wijck
Geboren zu Beverwijck bei Haarlem um 1616 ; begraben zu Haar-
lem den 19. August 1677. Er besuchte Italien, wo er sich in
italienischen Strassenbildern an P. van Laer anschloss, während
er in seinen Sittenbildern in Binnenräumen den übrigen holländi-
schen Sittenmalern folgte. Tätig zu Haarlem seit vor 1642.
Der Alchymist mit der Flasche in der Hand. Links in 1403
seinem mit Geräten vollgepfropften Laboratorium sitzt der (1296)
Alchymist in violettrotem Rocke mit einer Pelzhaube und 8 c
schwarzem Hute an einem Tische, erhebt in der Rechten eine
Flasche und wendet sich zu seinem jungen Gehilfen um, der
in roter Jacke mit einem Teller in der Rechten in der Mitte steht.
Von links durchs Fenster helles Licht. Bez. 1. u. (am Koffer):
C^wvcJL .
Leinwand; h. 0,39; br. 0,56. — Inventar 1722, A 638. — Phot. Bruckm.
Der Alchymist mit dem Beutel in der Hand. In einem 1404
mit Büchern und Geräten gefüllten gewölbten Gemache steht (1294)
der Gelehrte, der den Stein der Weisen gesucht hat, nach links 15 b
gewandt, am grün verhängten Tische und schüttet nachdenklich
und vergebens den Beutel aus. Im Hintergrunde macht sich ein
junger Mann am Ofen zu schaffen. Bezeichnet links unten:
(?u>ve£.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,47. — Bei H. ohne Provenienzangabe, doch sicher
Inventar 1722, A 1819. — Phot. Bruckm.
Italienisches Strassenbild. Links hohe Häuser. Vorn über- 1405
wölbt ein Bogen die Strasse. Ein zweiter Bogen im Mittel- (1295)
gründe. Links sitzt ein Mann, von hinten gesehen, am 14 a
Boden. Neben ihm stehen ein Esel, ein Knabe und ein Hund.
In der Mitte ein Mädchen am Brunnen. Bezeichnet rechts
unten (wie das vorige): T.Wych.
Eichenholz; h. 0,50; br. 0,37J/2' — Zuerst im >Catalogue« von 1765. — Ge-
stochen im Gegensinne von C. F. Boetius 1768. — Phot. Brnckm.
Frans Hals d. j.
Einer der jüngeren Söhne und Schüler des älteren Frans Hals.
Geboren zu Haarlem zwischen 1617 und 1623. Datierte
H
456 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Bilder seit 1637. Er wurde 1643 in Haarlem getraut und
war 1669 daselbst noch am Leben.
1 406 Hille Bobbe und der Raucher. Kniestück. Die Alte sitzt
(1025) rechts hinter ihrem Tische, auf dem Fischwaren liegen, und
K 2 wendet sich grinsend nach links, wo der schwarz- T""™T|^|
haarige junge Mann mit einem Bierkrug und
einer Pfeife in den Händen steht und ihr aus
offenem Munde den Rauch entgegenbläst. Be-
zeichnet oben i. d. M.:
Leinwand; h. 0,79 ^; br. 1,24. — Kat. 1887-1908: N. 1364.— 1874ansder
Sammlung Reede van Oudtshoorn zu Utrecht. 1809 in der Sammlung Cremer zu
Brüssel. Die Alte ist die Hille Bobbe, die durch Frans Hans d. ä. Bild in der
Berliner Galerie berühmt ist; der Raucher ist identisch mit dem Bilde A. Brouwer's
in der Sammlung Lacaze des Louvre. Dass das Bild nicht vom älteren Frans Hals
herrührt, beweist seine schwerere Farbe und derbere Pinselfübrung. So aueh Bode,
Studien S. 103. — l'hot. Braun III 35, VI 36, VII 30; Phot. Ges.; Tamme;
llanfst; Bruckui.
Josef de Bray
Geb. zu Haarlem; gestorben daselbst an der Pest den 16. Mai
1664. — Mittlerer Sohn und Schüler des Salomon de Bray
(vgl. oben zu N. 1376), Bruder des Jakob und des Jan de
Bray. Vau der Willigen S. 92.
1407 Lob des Herings. Auf der Mitte eines weiss gedeckten
(1569) Tisches liegt ein aufgeschnittener Hering auf brauner Schüssel;
8 b links ein Krug, zwei Gläser Bier, ein Messer, eine Schüssel
Zwiebeln; rechts Brod und Käse auf weissblauem Teller. Hinter
dem Tische eine mit Heringen geschmückte Steintafel mit dem
Gedichte »Lof van den Pekelharingh«, unterschrieben »Anno
1. 656<--. Bezeichnet unten im dunklen Grunde:
Eichenholz; h. 0,57; br. 0,4S%. — 1741 duroh Kaiserling. — Im Inventar
(iuarienti richtig als Giuseppe Bray. Seit dem Inventar von 1751, IT 453, als
Johannes (Jan) Bray. So in allen bisherigen Katalogen. Erst 1906 fand Dr. Abr.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 457
Bredias, wie er uns sofort mit gewohnter Güte mitteilte, im Haarlemer Notariats-
archiv das Testament Jan de Bray's von 1664, in dem dieser ausdrücklich unseres
Bildes als »letzthinc von seinem Bruder Josepho de Bray gemalt gedenkt. Dazu
kommt, dass die Inschrift, die bisher ungenau faksimiliert war, wie unser neues
Facsimile es zeigt, nur als Jos. Bray gedeutet werden kann. Ein ähnliches Bild
mit demselben Gedichte im Suermondt- Museum zu Aachen. Eine Kopie von 1672
in der Gothaer Galerie — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Philips Wouwerman
Getauft zu Haarlem den 24. Mai 1619; gest. daselbst den
19. Mai 1668. Schüler seines Vaters Paulus Joosten Wouwer-
man und des Jan Wijnants. Beeinflusst durch Pieter van Laer.
Tätig zu Haarlem, wo er 1641 der Gilde beitrat.
Die Landschaft mit dem rot bedeckten Wagen. Links der 1408
von einem Holzstege überbrückte Fluss. Rechts führt ein (1430)
Sandweg, auf dem man einen Reiter und einen Hund von hinten 9 a
sieht, zur fernen Dünenanhöhe empor, auf der ein mit einem
Schimmel und anderen Pferden bespannter, rot verdeckter
Bauernwagen fährt. In der Mitte des Mittel- O ;
grundes ein Bauernhof. Bez. u. i. d. Mitte: ji~- ^^
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,51 J^. — Zuerst im Katalog von 1817. Gutes,
frühes Bild des Meisters. — Gestochen von C. M. Günther »£ III, 23. — Phot. Bruckm.
Aufschirrung eines Schimmels. Links vorn auf der An- | 408 A
höhe elende Strohhütten. Vor ihnen, in der Mitte des Bildes, (1405)
nach rechts gewandt, ein Schimmel, dem ein Reitbursche das 7 b
Geschirr anlegt. Rechts sitzt, von hinten gesehen, eine Frau
mit einem Kinde auf dem Arm. Neben ihr ein Hund.
Eichenholz ; h. 0,52% ; br. 0,39. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1589, als
»Pietro van Laar«. So auch noch bei H. Doch vermochten wir schon in der ersten
Auflage nicht den Stil des Meisters, sondern eher den Jugendstil des Ph. Wou-
werman in dem Bilde zu erkennen, der sich allerdings an van Laer anlehnte. Wir
gaben es daher als >Art des Ph. Wouwerman«. Scheibler (Dr. Not.) hielt es schon
seit längerer Zeit für ein echtes Jugendwerk Wouwennan's. Dass er Recht gehabt,
konnte inzwischen durch eine Zeichnung im Besitze des Herrn Ileseltine in London
nachgewiesen werden, die dieser uns gefälligst zur Ansicht geschickt. Diese Zeich-
nung stimmt in der Hauptsache genau mit unserem Bilde überein und trägt das be-
kannte Monogramm der früheren Zeit des Meisters. Entschieden für Wouwennan's
Urheberschaft an unserem Bilde auch W. Bode »Galerie Wesselhoeft«, Wien 1886,
p. 55. — Gestochen in Aquatinta von C. A. Witzani. — Phot. Bruckm.
Der Reiter vor der Bauernhütte. In der Mitte auf dem 1409
Wege hält, von hinten gesehen, ein Reiter in rotem Mantel (1431)
auf einem Schimmel und spricht mit der Frau und dem Kinde, 15 b
4f>8 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
die links vor ärmlichem Strohdache im Sande liegen. Rechts
vorn ein saufender Hund, hinten ein Kornfeld. sj\
Bezeichnet unten links: Aj g \W*
Eichenholz; h. 0,23l/8 ; br. 0,30V2. — Inv. 1754, II 239; ^
damals nur als »Manier« Wouwerman's; jedoch, wie schon bei
H., unzweifelhaft ein echtes Bild der Frühzeit des Meisters. — Phot. Braun III, 36;
Bruckm.
1410 Kärrner im Wirtshause. Links vor dem Wirtshause ein
(1434) bedeckter Frachtwagen und ein trinkender Kärrner. In der
9 a Mitte ein Schimmel vor zweirädrigem Karren ^>.
und ein Mann in roter Jacke. Rechts unten f-J,
tf*»-
das Flusstal. Bezeichnet unten links:
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,49. — 1742 durch Riedel aus Prag. Anfangs als
Pieter Wouwerman, später als Andries Both. Es ist, wie schon H. anerkannte, ein
echtes frühes Bild Philips Wouwerman's. — Phot. Bruckm.
1411 Die Verkündigung an die Hirten. Links über dem Zelt-
(1435) dache, unter dem eine Hirtenfamilie ruht, erscheint der Engel
9 b der Verkündigung. Rechts die Hirten auf dem Felde. Zwischen
seinen Schafen ein alter Hirt, der der Erscheinung seine Arme
entgegenbreitet. Vorn ein Schimmel. Nicht bezeichnet.
Eichenholz; h. 0,34% ; br. 0,38. — Nach H. dnroh Gotter, also Inv. Gotter 164.
Indessen ist es nach seiner alten Inventarnummer 3118 eins der Bilder, die 1742
durch Riedel aus Prag erworben wurden. Echtes, frühes Bild, So auch Seidlitz im
Repert. XVI S. 379. — Gestochen in Aqnatinta von C. Aug. Witzani.
1412 Eine Reiherbeize. Rechts auf dem Wege am Waldrand
(1432) tummeln Jäger ihre Rosse, reitet eine Dame auf einem Schimmel.
15 a Vorn im Rasen machen Burschen sich -mit den Falken und
Hunden zu schaffen. Links eine grüne Weide. Bezeichnet
links unten, aber mit unechtem Monogramm.
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,63. — 1708 von Lemmers aus Antwerpen; doch
in der Galerie erst seit dem Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1737. — Unter dem
unechten mag das echte alte Monogramm sitzen ; denn das Bild ist ein unzweifel-
haft echtes frühes Werk des Meisters.
1413 Die Rückkehr von der Jagd. Von links vorn führt der
(1433) Weg nach rechts zur Höhe hinauf, auf der ein Wirtshaus
15 a steht. Links im Hintergrunde die Berglandschaft. Die Jagd-
gesellschaft, in der sich eine Dame befindet, sprengt den
Weg hinan. Rechts vorn tränkt ein Reiter (^\ x/^>
seinen Schimmel. Bez. unten rechts: s~~f' ^^
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,61. — Inventar 1722, A 628. — Phot Bruckm.
D. Haarlemer Schule. XVIL Jahrhundert 459
Die Rehjagd. Links im Mittelgrunde ein Bauernhaus 1414
unter Bäumen, vorn ein gestürzter Baumstamm am Sumpf. (1437)
Rechts oben das gehetzte Reh, umringt und verfolgt von den 8 b
reitenden Jägern, unter denen sich eine Dame in gelbem
Kleide befindet. Auf dem Schimmel ein Hörn- _
bläser. Bezeichnet halblinks unten: J^y,^/,i
Eichenholz; h. 0,48 %: br. 0,78%. — 1742 durch Rigand ans dem Kab. du
Pile in Paris. H. — Gestochen 1739 daselbst als »Chasse ä l'itaüenne« von Le Bas.
— Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1534. — Phot. Braun VI, 37 ; Bruckm.
Der Schimmel in der Felsengrotte. In einer romantischen 1415
Felsenschlucht steht, nach rechts gewandt, ein ungesattelter (1440)
Schimmel, vor dem ein Mann und eine Frau spielend am Boden 14 a
liegen. Ein Hirt mit seinem Hunde steht (7\
daneben; ein anderer Mann kommt rechts T — ^.\^^^"
den Weg herab. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,45%; br. 0,37. — Inventar 1722, A 688. —Noch ziemlich
im Charakter der früheren Zeit des Meisters, das Monogramm aber schon entwickelter.
Also ein Bild der Uebergangszeit.
Die Predigt Johannes des Täufers. Rechts im Mittel- 1416
gründe vor dem malerischen Waldrande steht, nach links ge- (1436)
wandt, der Täufer und predigt. Das Volk umgibt ihn in 14 b
weiten Kreisen. Rechts vorn zwei Krieger zu Pferde: der
gehelmte und geharnischte auf dem Schimmel von C)
hinten gesehen. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,67% ; br. 0,86% • — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1701. Aus
dem Kab. Blondy in Paris. Gestochen daselbst von Moyreau (N. 29). — Das Bild
gehört seiner immer noch etwas schweren Behandlung nach dem Uebergange zur
mittleren Zeit des Meisters an, deren Monogrammform es bereits zeigt. — Phot. Bruckm.
Armenspeisung an der Klostertreppe. Links auf der Treppe 1417
die mildtätigen Mönche, deren einer mit einem grossen Schöpf- (1466)
löffel den Armen die Suppe in ihre Töpfe füllt. Neben der 8 c
Treppe sattelt ein anderer Mönch seinen Schimmel. Noch
andere kommen, einem Lasttiere folgend, rechts
zum Hoftor herein. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,32%; br. 0,36. — 1749 durch Le Leu von Mr. Le Noir in
Paris. — Gestochen von Moyreau (N. 66) als »la eharite des capucins«.
Der Pferdemarkt. Links auf einer Anhöhe unter Bäumen 1418
stehen die Pferde zum Verkaufe. Vorn bewegtes Volkstreiben. (1469)
Ein Reiter sprengt auf seinem Schimmel nach rechts; ein 7 b
&NV
y>iw
460 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Bursche mit roter Mütze hat einen Jungen hinter sich aufs
Pferd genommen. Rechts im Mittelgrunde ein Fluss mit Schiffen
und Badenden. Jenseits des Flusses das Dorf •
mit Jahrmarktzelten. Bezeichnet 1. unten: H jbyW^
Leinwand; h. 0,61^; br. 0,76^. — Nach H. 1710 ans Antwerpen. Doch
konnten wir es erst im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1676 nachweisen. Nach
Smith (I. N. 338) nnd nach der Unterschrift unter Jloyreaus gegenseitigem Stich
(N. 37) befand es sich 1739 noch in der Galerie des Monseigneur le Chevalier
d'Orleans zu Paris.
1419 Im Feldlager. (Auch /der Jahrmarkt* genannt.) In der
(1449) Mitte vor dem Dorfe die Zelte. Links der sandige Weg, der bis
15 c in die Ferne von Reitern, Pferden. Menschen belebt ist; rechts
der Fluss mit Barken voll Menschen, einem saufenden Schimmel
und zwei watenden Knaben. Vorn in der Mitte neben dem Reiter
auf dem Schimmel ein Mann in rotem Mantel, der Cy
bei seinem Braunen steht. Bezeichnet links unten: y^LV^'
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,41. — Inventar 1722, A 401.
1420 Die Rast vor der Hufschmiede. Links vor dem Zelte des
(1456) Schmiedes wird einem nach rechts gewandten Schimmel, vor
11 b dem sein Reiter steht, ein Vorderhuf beschlagen. Weiter zu-
rück ein Herr und eine Dame zu Pferde. Rechts vor der
Landschaft ein Bach und alte Baumstämme. Bezeichnet links
unten mit dem echten neben dem unechten Monogramm:
%$*/ ?V>.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,60. — 1751 aus der Sammluug Crozat in Paris.
Vorher in der Sammlung Tugny. — Von Bode bei v. Zahn VI. S. 206 «ohl wegpn
des gefälschten Monogrammes für eine Kopie erklart. Das echte hat Herr llofrat
Kustos Müller entdeckt. — Phot. Brück m.
1421 Ein Flussübergang. Rechts vorn der Fluss. der sich links
(1438) im Mittelgrunde seeartig ausbreitet; rechts im Mittelgrunde der
7 b Weg, der zwischen Bäumen zu den Gebäuden auf der Beig-
höhe hinanführt. Die Jagdgesellschaft reitet von f7)
JW
links nach rechts durch den Fluss. Bez. 1. u.:
Leinwand; h. 0.61; br. 0,73. — Wohl 1708 durch Lemmers aus Antwerpen.
Sicher Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1677. — Thot. Bruckm.
1422 Das Haus des Scharfrichters. Ein rauschender, von einem
(1439) Holzsteg, auf dem eine Frau mit ihren Kindern steht, über-
16 a briickter Fluss strömt vorn zur Mitte herab. Links von ihm liegt
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 461
unter Bäumen das Haus des Scharfrichters, kenntlich an dem
Rade hinter ihm im Garten. Eechts vorn auf dem Dünen-
weg eine Jagdgesellschaft. Vorn lässt einer p~\ .
sein Ross saufen. Bezeichnet halb links L Cr- VVy/
unten: J **-'
Leinwand; h. 0,56; br. 0,68%. — Inv. 1722, A 448. — Phot. Braun X,
30; Bruckm.
Der saufende Schimmel. Links vorn ein rauschendes 1423
Wasser, zu dem ein Landmann seinen Schimmel herabführt. (1441)
In der Mitte ein Sandweg, von verschiedenen Gestalten belebt. 15 b
Rechts Dünen, hinter denen Dächer und Bäume 7)a K\,y
hervorragen. Bezeichnet unten in der Mitte : -/"»- ^^
Leinwand; h. 0,28%; br. 0,36. — 1742 durch Riedel aus Prag (Inv.-N. 3119).
Der Gasthofsstall. Der Stallraum ist zugleich eine grosse 1424
Durchfahrt. Links reitet ein Reiter im roten Rocke zum Tore (1471)
hinaus. Ein Reiter im blauen Rocke ist im Begriff, ihm zu 15 b
folgen. In der Mitte schickt ein Reiter im gelben Rocke sich an,
seinen Schimmel zu besteigen. Rechts vorn spielen zwei Kinder
mit ihrem Ziegenbock und sitzt eine Frau mit
ihrem Säugling am Boden. Bezeichnet unten ÜDks:
Leinwand ; h. 0,5172 ; br. 0,65. — 1749 durch Le Leu aus dem Kabinet der
Comtesse de la Verrue zu Paris. — Gestochen von Moyreau, N. 15. — Phot. Braun
II, 36; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
Reiter und Landmädchen. Links schäumt ein von einem 1425
Holzstege überbrückter Fluss. Rechts ragt eine kleine Anhöhe (1443)
mit Bäumen. In der Mitte schlängelt der belebte Weg sich H c
bildein wärts. Vorn rechts ist ein Reiter von
seinem Schimmel gestiegen, um ein Land- '(J4
mädchen zu umarmen. Bez. rechts unten:
Leinwand; h. 0,41; br. 0,51. — Nach H. 1708 von Fr. Lemmers aus Ant-
werpen. Jedenfalls Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1738. — Phot. Braun VILT, 35.
Reiter vor der Bergschmiede. Links im Hintergrunde ein 1426
altes Schloss. Rechts im Mittelgrunde eine Schmiede am Felsen. (1444)
In der Mitte ein Pferd, das hinten beschlagen wird, während 13 b
sein rotröckiger Reiter an den Ambos getreten ist. Etwas weiter
zurück ein Reiter auf einem Grauschimmel, der vorn be-
schlagen wird. Noch weiter zurück sprengt eine Dame mit
einem Sonnenschirm auf einem Schimmel herauf. /^Lv.v >.
Bezeichnet links unten : S~~%L; W
t: ßb*
Jl
<jH9
462 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,52 J<£; br. 0,655^. — 1740 aus der Sammlung der Comlesse
dp la Verrue in Paris. — Gest. von Moyreau (N. 21 1. — Phot Tamme; Bruckm.
1427 Ein Reiter im Hofe. In der Mitte des rings umschlossenen
(1445) (Tasthaus-Hofes sprengt ein Reiter auf seinem Schimmel nach
14 c rechts. Rechts vorn, von hinten gesehen, ein Mann in Hemds-
ärmeln, der ein Kind auf seiner Schulter reiten lässt, neben
einem Hausierer. Am Fass zwei Kinder und (7)
ein Hund. Bezeichnet unten rechts : _ S^xJ^^Gf
Dazu die Jahreszahl 1649.
Eichenholz; h. 0,32%; br. 0,36%. — Iut. 1722,
A 350. — Phot. Hanfst ; Bruckm.
1428 Reitergefecht vor einer Bergfeste. Links im Mittelgrunde
(1446) die brennende Festung Rechts ein Fluss. Wildes Reiterhand-
7 a genienge im Vordergrunde. In der Mitte ein Reiter auf braunem
Rosse, der mit der Linken eine blauweisse Fahne hält, während
er mit der Rechten feuert. Ganz vorn ist ein Geharnischter mit
roter Binde rücklings von einem stürzenden >C\ •
Pferde gefallen. Bezeichnet links unten: /-r»J N/v
Leinwand ; h. 0,69 ; br. 0,82. — Inv. 1722, A 388. — Hh. S. 286. — Phot.
Tamme; Bruckm.
1429 Aufbruch zur Falkenjagd. Rechts vor dem Schloss und
(1447) dem Park die Pferdetränke. Links die bräunliche Landschaft.
16 b Vorn in der Mitte Reiter und Reiterinnen. Eine Dame hält
sich die Hand, eine zweite einen Sonnenschirm vors Gesicht.
Links der Bursche mit dem Falkenbrett, rechts ein Bursche mit
Hunden. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,04%. — Inv. 1722, A 357. — Schon 1707 aus der
KuiiNtkammer; Hh. S. 286. — Gegenstuck zum folgenden. — Phot. Ges.; Bruckm.
1430 Aufbruch zur Falkenjagd. Links vor dem Schloss und
(1448) dem Park ein mächtiger Neptunsbrunnen. Rechts im Mittei-
lt) b gründe ein Fluss und ein Kloster; Berge im Hintergrunde.
Auf dem Wege Reiter und Reiterinnen in bunter Bewegung.
Ein Reiter stösst ins Horu. Eine Reiterin hält ihren Falken
auf der erhobenen Linken. Ganz vorn in der Mitte hocken
Burschen mit den Falken am Boden. Links begiesst einer
einen Knaben aus seinem Hute mit Wasser. Das Monogramm
rechts unten ist zweifelhaft.
Leinwand; h. 0,80}^; br. 1,02. — Inv. 1722, A 353. — Gegenstück zum
vorigen. — Die Echtheit des Bildes ist unzweifelhaft.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 463
See- und Hügellandschaft. Rechts am Ufer des Landsees 1431
malerische alte Hütten. Links vorn ein Baum, im Hinter- (1451)
gründe eine Ortschaft am F-usse des kahlen Gebirges. In der 15 a
Mitte auf dem Wege ein von hinten gesehener Reiter in rotem
Mantel auf einem Schimmel; etwas weiter zurück ein Bettler.
Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h 0,53; br. 0,67. — Wohl 1741 aus den königlichen Zimmern.
— luv. 8» 2635 fol. 143.
Rast auf der Jagd. Links rasten die Damen im Schatten 1432
eines Baumes. Ein mit zwei Grauschimmeln bespannter (1453)
Herrschafts wageu kommt herangefahren. Rechts vorn schauen 7 b
eiu Herr und eine Dame zu, wie einem Falken gestattet wird,
sich auf den erlegten Reiher zu setzen. In der Mitte Reiter,
sowie Falken- und Hunde -Burschen. Bezeichnet links unten
mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,64%. — Inv. 1722, A 449.
Der blasende Trompeter vor dem Marketenderzelte. Links 1433
unter eiuem Baume das Zelt. Davor der Trompeter auf (1454)
seinem Schimmel, ein Reiter mit einem Krug in der Hand 13 b
und ein Krieger, der seinen Schecken besteigt. Ganz links
liebkost ein Mann ein Mädchen. Bezeichnet links unten mit
dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,47%; br. 0,42. — luv. 1722, A 711. Da die N. 711 noch
auf dem Bilde erhalten, so ist die Provenienzangabe bei H. nicht richtig.
Fischer am Strande. Links unten das Meer. Vorn in 1434
der Mitte die Dünenhöfe, auf der die Fischer in Körben, in (1455)
Säcken oder im Sande ihre Ware feil halten. Als Käufer Hb
sind auch städtisch gekleidete Herrschaften zugegen. Ein
Schimmel frisst Heu aus einem Korbe. Rechts eine hohe
Signalstange neben einer Strohhütte und ein alter Turm.
Bezeichnet unten links mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,55; br. 0,60. — Inv. 1754, II 402. — Phot. Braun IV, 39 ;
Tamme ; Bruckm.
Jägerrast vor der Felsenschenke. Die tiefe Schlucht wird 1435
links vorn von einem senkrechten Felsen, rechts von der in (1457)
einer Höhle angelegten Schenke begrenzt; in der Mitte führt lö e
eine Treppe empor. Vorn auf dem Wege ein Schimmel, dessen
Reiter abgestiegen ist, um nach den Hunden zu sehen. Be-
zeichnet unten rechts mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,6472 ; br. 0,53. — Zuerst im Katalog von 1817.
464 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1436 Pferdeschwemme bei der Ruine. Links der Fluss, in dem
(1458) Menschen baden und Pferde geschwemmt werden. Rechts der
9 a von Reitern belebte Weg. In der Mitte eine alte Ruine. Vor
ihr klammert sich ein Knabe in rotem Rocke auf dem
Schimmel, der, nach rechts gewandt, dem Wasser entstiegen
ist, an den Rücken des Reiters an. Bezeichnet rechts unten
mit dem letzten Mongramm.
Eichenholz; h. 0,46%; br. 0,61%. — Nach H. Inv. 1722; wohl als A 410;
doch dieses ist, wie die noch auf ihm vorhandene Numnier beweist, N. 1447. — Das
vorliegende Bild zuerst im In?. Guarienti (vor 1708) N. 1713. Doch sieht es fast
wie ein Gegenstück zu dem anderen aus.
1437 Das Gefecht auf der Brücke. Rechts eine weite Wasser-
(1459) fläche. In der Mitte die steinerne Bogenbrücke. Vorn links
12 a das eigentliche Schlachtfeld. Ein Reiter mit grosser gelber
Fahne sprengt nach links. Vorn in der Mitte, von hinten ge-
sehen, ein roter Trommler neben einem Gefallenen. Rechts
im Wasser Nachen und Reiter. Bezeichnet links unten mit
dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. l,06»/2 ; br. 1,3572. — Inv. 1722, A 544.
1438 Rast vor der Schenke. Links die Schenke, rechts die
(1450) Tränke. Vorn links spricht ein Reiter, der von seinem Schimmel
7 c gestiegen, mit der Magd am Brunnen. In der Mitte steht der
Wirt mit dem Kruge vor dem Reiter, der das Bierglas erhebt.
Rechts lassen zwei Kinder ein kleines Segelschiff in einer Pfütze
segeln. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,47%. — 1749 durch I,e Leu aus der Sammlung
Crozat in Paris. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1G42.
1439 Die Rückkehr von der Jagd. Rechts unter der Halle des
(1461) Schlosses, vor der sich ein barocker >Bacchusbruuuen« erhebt.
12 c stehen die Hausfrau und ihre Magd, um die Heimkehrenden
zu empfangen. Die Reiter sind zum Teil schon abgestiegen und
mit ihrer Jagdbeute beschäftigt. Links ein Esel, der mit der
Hauptbeute beladen ist. Bez. u. 1. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,45% ; br. 0,64. — 1755 aus dem Nachlasse des Mr. Pasquier
in Paris. (?) H. — Vorher im Kabinet des Vicomte de Fontpertuis. — Sicher Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 165U. — Gegenstück zum folgenden. — Gest. als La fon-
taine de Bacchus« von Moyrean, N. 22. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1440 Der Aufbruch zur Jagd. Links die Mauer des Schlossparks,
(1460) vor dem die Reiter ihre Rosse besteigen, während die Burschen
12 c die Hunde bereit machen; zur Seite ein Bettler mit dem Hut in
No. 1440. Philips Wouwerman.
No. 1492. Jacob van Ruisdael.
Tafel XX.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 465
der Hand. Rechts vorn ein Bach, aus dem zwei Hunde saufen; im
Mittelgrunde vor der Flusstallandschaft ein barocker Brunnen.
Eichenholz ; h. 0,45 ; br. 0,64. — 1755 aus dem Nachlasse des Mr. Pasquier
in Paris. H. — Vorher im Kabinet des Vic. de Fontpertuis. — Gegenstück zum
vorigen, das auch mit des Meisters Monogramm bezeichnet ist. — Gestochen von
Moyreau, N. 23. — Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Das Marketenderzelt mit dem Fahnenträger. Rechts das Zelt, 1441
vor dem, auf seinem Schimmel nach rechts gewandt, der Reiter (1463)
hält, der die blaue Fahne trägt. Links würfeln Soldaten an 17 b
einer Trommel, weiter zurück wird ein Verwundeter auf einer
Bahre getragen. Im Hintergrunde tobt die Schlacht. Be-
zeichnet rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,36; br. 0,43J^. — 1740 durch v. Heinecken aus Hamburg
(Inv.-N. 2548). Gegenstück zum folgenden.
Rast am Brunnen. Links vorn unter Bäumen ein Brunnen, 1442
aus dem ein rotröckiger Reiter, von hinten gesehen, sein Pferd (1464)
saufen lässt, während von der anderen Seite ein Herr eine Dame 17 b
heranführt. Rechts steht ein Schimmel und wird ein gesattelter
Brauner von einem Burschen gehalten. Bezeichnet rechts unten
mit dem letzten, jedoch nicht ganz deutlichen Monogramm.
Eichenholz; h. 0,35 %\ br. 0,41. — 1740 durch v. Heinecken aus Hamburg
(Inv.-N. 2549). Gegenstück zum vorigen.
Der Zusammenstoss. Rechts unter einer mit Bäumen be- 1443
wachsenen Anhöhe, auf der Herden rasten, bringt ein von (1467)
links auf wildem Schecken heransprengender Reiter das Ge- 8 c
spann eines Bauernwagens in Verwirrung. In der Mitte hält
eine Reiterin in gelbem Kleide auf braunem Rosse. Links
im Mittelgrunde ein mit vier Grauschimmeln bespannter Herr-
schaftswagen. Vorn links der Fluss. Bezeichnet rechts unten
mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,56 ; br. 0,78. — Nach H. 1742 durch Eigaud aus dem Kabinet
des Mr. du Pile in Paris. Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1695. — Gestochen
von Le Bas.
Der Wasserfall. Links im Mittelgrunde Häuser auf dem 1444
Felsen; davor ein Holzsteg über den schäumenden Bach, der (1472)
sich als Wasserfall nach- vorn herabstürzt. Rechts Fernblick 15 c
in die Hügellandschaft. Vorn in der Mitte hält ein grosser
fünfspänniger Frachtwagen, dessen Vorderpferd aus einer Lache
säuft. Rechts beladene Maultiere, rastende Männer, Frauen,
Kinder, Hunde am Wege. Bez. u. r. mit dem letzten Monogramm.
30
466 Holläuder des siebzehnten Jahrhunderts
Kupfer; h. 0,:!<»; lir. 0,38%. — 174!! durch Le Leu aus der Sammlung der
Comtesse de la Verrne. — Gestochen von Moyreau N. 11.
1445 Wildschwein- und Bärenhetze. Romantische Landschaft.
(1474) Links eine Anhöhe mit einer Schlussruine. Rechts ein breiter
8 h Flnss mit Felsenufern. Vorn links zwischen den gestürzten
Baumstämmen wird ein Wildschwein vom Jäger abgefangen.
Rechts wird ein anderes gerade von der Meute erreicht und
von den Jägern zu Rosse umringt. Im Mittelgrunde wird ein
Bär, der auf dem Rücken liegt, getötet. Bezeichnet links
unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,79; br. 1,00. — 174!) aus der Sammlung de Vaux in Paris.
H. — luv. 1754, n 195. — Gestochen von l.e Bas. — Phot. Braun XV, 32; Bruckni.
1446 Ein Herr vor einer Schmiede. Rechts über einer Felsen-
(1475) mauer, an der eine Leiter lehnt, ein Haus; darunter im
16 c höhlenartigen Erdgeschoss die ärmliche Schmiede. Der Reiter
ist von seinem nach links gewandten Schimmel gestiegen und
hält ihn, während er beschlagen wird. Ein zweiter Reiter
hält neben ihm. Links am Wege liegt ein Mann am Boden.
Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,63%; hr. 0,51. — 1749 durch Le Leu aus Paris. Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 1561. — Gestochen von Moyreau. N. 59, als »Lagrotte du
marochal«.
1447 Pferdeschwemme unter dem Kastelle. Links der Fluss, in
(1476) dem Menschen und Pferde baden. In der Mitte das Ufer, an dem
15 a die Pferde hinaus- und hineingeritten werden, ganz vorn Wäsche-
rinnen am Fluss und ein Knabe, der sein Spielbot schwimmen
lässt. Rechts auf der Anhöhe ein Kastell; davor eine Schild-
wache und eine Kanone. Bez. r. u. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,46; hr. 0,60. — luv. 1722, A 410. — Auf dem rechten
Schenkel des links im Mittelgrunde saufenden falben Pferdes befindet sich ein etwa
aus D und S zusammengesetztes Zeichen. Nachdem sich auf einem Bilde des
Berliner Museums das Monogramm Wouwerman's auf einem Pferdeschenkel gefunden,
hat J. L. Sponsel unsere Bilder Wouwerman's auf Zeichen an ähnlicher Stelle unter-
sucht. Vergl. unsere N. 1457 und 14W. In der Regel scheinen die Zeichen auf
den Pferdeschenkeln bei Wouwerman jedoch nur Gestütsmaiken vorzustellen. —
Meister wie Seb. Vranx hingegen halten öfter ihr Monogramm an diese Stelle ge-
sotzt. — Phot. Tamine ; Bruckm.
1448 Rast auf dem Marsche. Vorn in der Mitte der Weg, links
(1477) Dünen, rechts eine Baumgruppe. Links spielen einige Soldaten
7 b Karten, schlummern andere ausgestreckt am Boden. Rechts
D. Haarlemer Schule. XVIT. Jahrhundert 467
werden. Pferde angebunden. Eins liegt entsattelt gerade vorn in
der Mitte. Bezeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,51; br. 0,63. — 1749 durch Le Leu aus Paris.
Die Hirschjagd am Flusse. Links am Flusse hohe Bäume. 1449
Vorn auf dem Wege holen Hunde und berittene Jäger und (1478)
Jägerinnen einen Damhirsch und ein Beh ein. Jenseits des 9 b
Flusses rechts das Schloss; davor im Flusse Reiter, Fischer mit
ihrem Netze, badende Kinder und eine Hirtin mit ihrer Ziegen-
und Schafherde. Vorn in der Mitte auf dem Hauptschimmel,
von hinten gesehen, ein Jäger im roten Rocke. Bezeichnet
unten in der Mitte mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,71%; br. 1,29. — Nach H. 1749 durch Le Leu aus der
Sammlung der Comtesse de la Verrue in Paris. — In dieser befand es sich aller-
dings, wie das folgende, sein Gegenstück, ursprünglich ; doch kam es mit dem
folgenden, von dem auch II. es annimmt, wohl schon 1742 durch de Brais aus der
Sammlung Carignan nach Dresden. Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1569. — Ge-
stochen von Moyreau N. 20. — Phot. Braun I, 35; Häufst.; Tamme; Bruckm,
Das Feldlager am Flusse. Links der Fluss am Fusse eines 1 450
steilen Burgberges. Rechts eine Anhöhe mit einer Baumgruppe (1479)
vor einer alten Kirche. Der Fluss ist reich mit Schiffen belebt. 9 b
Das Zeltlager zieht sich links am jenseitigen Ufer den Berg
hinan und füllt rechts den Vordergrund. Buntes, reich bewegtes
Treiben. In der Mitte reiten einige Krieger ihre Rosse in den
Fluss, hat ein ausschlagendes Pferd einen Knaben zu Boden ge-
worfen. Bezeichnet unten rechts mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,71%; br. 1,28. — Wohl 1742 durch de Brais aus der Samm-
lung Carignan zu Paris. Jedenfalls Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1568. — Nach
dem Stiche von Moyreau N. 19 hat es sich wie das vorige, sein Gegenstück, im Be-
sitze der Comtesse de la Verrue befunden. Die Unterschrift des Stiches bezeichnet
das Bild als »Quartier general de l'Armee hollandoise«. — Phot. Braun V, 35 ;
Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Türkenschlacht. Rechts eine Feste auf halber Höhe. 1451
Links Blick ins Tal. Die christlichen Reiter sprengen von (1480)
links, die türkischen Reiter sprengen von rechts heran. Im Ha
nächsten Augenblick werden sie handgemein werden. Be-
zeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,82%; br. 1,04%. — 1710 durch Lemmers aus Antwerpen.
— Inv. 1722, A 405.
Reitergefecht vor dem Rundturm. Links das Flusstal. 1452
Rechts im Mittelgrunde ein alter Rundturm hinter dem Pulver- (1481)
dampf. Links werden Reiter in den Fluss gedrängt. In der Mitte 7 a
30*
468 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
schiessen Reiter aufeinander. Nach rechts gewandt, sprengt
einer, der eine blaue Fahne hält, mit seinem Schimmel auf einen
feindlichen Reiter ein, der, von einer Kugel getroffen, hinten-
über stürzt. Bez. rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,69J^; br. 0,82. — 1782 durch Raschke aus Antwerpen. —
Inv. 1722, A 364.
1453 Das Zigeunerlager. Links die Zigeuner, rechts die Soldaten.
(1482) In der Mitte ist ein Reiter, nach links gewandt, von seinem
7 c Schimmel gestiegen und lässt sich von einer alten Zigeunerin
aus der Hand wahrsagen. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,39}^; br. 0,47%. — Wahrscheinlich durch den Grafen Gotter.
— Inv. Gotter N. 157 oder 158. — Sicher im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1641.
1454 Fischer am Seestrand. Links das Meer; in der Mitte der
(1483) Dünenhang, rechts auf der Höhe ein Signalturm. Ein Reiter in
9 c gelbem Rocke auf einem Schimmel spricht mit einigen Fischern
und einer alten Frau. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz ; h. 0,31 ; br. 0,34. — 1741 durch v. Kaiserling, als Inv.-N. 2685.
1455 Der Schimmel an der Tränke. Rechts auf einer kleiuen
(1484) Anhöhe unter spärlich belaubten Bäumen rasten ein alter
7 a Mann und eine Frau mit einem Kinde an der Brust. Vorn
führt ein Bauer von links seinen Schimmel zur Tränke. Be-
zeichnet links unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,33%; br. 0,27. — Wahrscheinlich Inv. Gotter N. 51. Erst
1851 aus dem Vorrat zur Galerie. — Gestochen in Aquatinta von C. Aug. Witzani.
1456 Ein Reiterduell. Auf einer Wiese schiessen zwei Reiter
(1486) aus^nächster Nähe aufeinander; der auf dem Braunen halb
17 b von hinten, der auf dem Schimmel halb von vorn gesehen.
Die Sekundanten halten rechts vorn und links im Mittelgrunde.
Bezeichnet links unten mit dem Monogramm.
Eichenholz; h. 0,34; br. 0,41. — 1751 aus dem Kabinet Crozat in Paris.
H. — Inv. 1754, II 415.
1457 Reiterkampf an einer Schlossruine. Rechts die Schlossruine,
(1465) links Blick ins Tal. In der Mitte tobt der Kampf zwischen
14 b Reitern, die aufeinander schiessen. Ganz vorn liegen tote
Pferde und Menschen. Links zwei Ausreisser zu Fuss, unter
ihnen ein Fahnenträger. Bez. 1. u. mit dem letzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,70; br. 0,98. — Nicht 1749 durch Le Leu aus der Samm-
lung Araignon in Paris, wie H. angab, sondern schon im Inv. 1722, A 399, wie
die erhaltene Nummer des Bildes beweist. — Auf dem rechten Schenkel des nach
rechts sprengenden Schimmels in der Mitte ein grosses, aus C und S verschlungenes
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 469
Zeichen, wahrscheinlich als Gestütsroarke gemeint. Vergl. die Bern, zu N. 1447
und N. 14Ö6.
Die Landpartie. Unter dem stattlichen Baume rastet eine 1458
zu Pferde heraufgekommene heitere Gesellschaft von Herren und (1487)
Damen. Ein junger Herr umarmt eine Dame im blauem Kleide, H a
die ihren Schimmel am Zügel führt. Rechts blickt eine vor-
nehme Gesellschaft von der Schlossterrasse herab. Links Blick
ins Tal. Bez. r. u. mit einem dem letzten ähnlichen Monogramm.
Leinwand ; h. 0,77 ; br. 0,98. — 1710 durch Jac. de Wit aus Antwerpen als
• het Hengstche«. H. Doch nicht im Inv. 1722. — Erst 1855 zur Galerie.
Ein kleiner Pferdestall. Links führt ein Treiber sein Last- 1 459
tier herein. Drinnen stehn drei Pferde, links ein beladenes, in (1488)
der Mitte ein Schimmel. Rechts ein Mann mit einem Schieb- 8 a
karren. Bezeichnet rechts unten mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz ; h. 0,27 ; br. 0,35. — 1710 durch Raschke aus Antwerpen. —
Inv. 1722, B 464. — Die Originalität wurde 1873 (bei v. Zahn "VT, S. 206) von
Bode bestritten. Aber die Schwere der Töne wird durch die Dunkelheit des Stalles be-
dingt. Wir halten das Bild für eigenhändig. So auch Seidlitz im Rep. XVI, S. 379.
Der Pferdestall mit Reisenden. In der Mitte reiten Rei- 1460
sende, unter ihnen eine Dame, herein. Inwendig links drei (1489)
Pferde und ein Fohlen, in der Mitte ein Reiter, dem ein Knabe 14 c
den roten Mantel trägt, während er am Boden die Stiefel an-
zieht; weiter rechts ein Reiter in blauem Rocke, ganz rechts ein
Schimmel an der Krippe. Bez. r. u. mit dem letzten Monogramm.
Eichenholz; h. 0,29%; br. 0,38. — 1710 mit dem vorigen aus Antwerpen.
— Inv. 1722, A 506.
Ein Reiterscharmützel auf einer Anhöhe. Vorn auf der 1461
Anhöhe schi essen zwei Reiter aus nächster Nähe auf ein- (1492)
ander, liegt weiter zurück ein Toter, bläst rechts noch weiter 7 a
zurück ein Trompeter. Unten im Mittelgrunde der Reiter-
kampf, nur zum Teil sichtbar. Bezeichnet links unten mit
einem dem letzten ähnlichen Monogramm.
Eichenholz; h. 0,37% ; br. 0,30l/2- — Inv. 1754, LT 198.
Der Ueberfall beim Flussübergang. Von links vorn bewegt 1462
sich ein Zug von Wagen und Reisenden durch die Furt des (1493)
Flusses nach rechts bildeinwärts. Ein Schimmel bäumt sich vor 8 a
dem Frachtwagen, der von Räubern angefallen wird. Rechts
vorn im Flusse schiessen ein Mann zu Fuss und ein Reiter auf-
einander. Bezeichnet halb links mit dem letzten Monogramm.
470
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,34%; br. 0,47%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 393, als
»Art des Wouwerman«. Auch hei H. als »kein Original«. Indessen stimmen wir
Bode (bei v. Zahn VI, S 206) zu, der schon 1873 keinen Grund sah, dem Bilde
die Originalität abzusprechen. — Gestochen von J. Moyreau 1762 als »Devalisement
d'equipage«, N. 88 seiner Folge.
1463 Die brennende Windmühle. Auf einer kleinen Anhöhe
(1470) in der Mitte des Mittelgrundes brennen die Mühle und das
15 b Müllerhaus. Eeehts eine Brücke über dem Flusse, der uach
links herabfliesst. Vorn das Reitergefecht. In der Mitte haut
ein Reiter auf einem sich bäumenden Schecken auf den links
neben ihm stürzenden Gegner ein. Vorn links läuft ein Pferd,
das seinen Reiter verloren hat; vorn rechts stürmen Fuss-
soldaten gegen die Reiter. Bezeichnet links unten mit einem
dem letzten gleichenden Monogramm.
Leinwand; h. 0,54%; br. 0,66%. — 1749 durch Le Leu aus dem Kabinett
Crozat in Paris. — Gestochen von Moyreau N. 48 als »L'embrasement du Moulin ■-.
Damals im Kabinett Tugny. — Phot. Braun XIV, 31 ; Tamme ; Bruckm.
1464 Reiterei im Kampfe mit Bauern. Rechts das brennende
(1468) Dorf. In der Mitte der Kampf. Links der Fluss. den eine
17 c flüchtende Frau mit ihren Kindern durchwatet; rechts vorn
eine Frau und ein Kind, die wehklagend bei einem Toten knieen.
Bez. r. u. mit dem nicht mehr ganz deutlichen Monogramm.
Leinwand; h. 0,56; hr. 0,78. — 1749 durch Le Leu vom Kupferstecher
Moyreau in Paris. Gestochen von diesem iN. 39) als Tilage des reiters«. —
Pbot. Tamme.
1465 Fischer am Flussrand. Hechts der Fluss: links das flache
(1485) Ufer mit einem spärlich belaubten Baume. Vorn rechts ziehen
15 c zwei Fischer ihr Netz aus dem Wasser. Links reitet ein Mann
bildeinwärts und steht ein geschirrtes Pferd ohne Wagen. Be-
zeichnet links unten mit freierem Monogramm.
Eichenholz; h. 0,31; br. 0,36. — 1741 durch v. Kaiserling als Inv.-N. 2725.
1466 Die Abfahrt zur Jagd. Links die hohe Parkmauer. In
(1473) der Mitte und rechts die weite, von Bergen begrenzte Land-
8 b schaff; im Mittelgrunde eine bildeinwärts fahrende Equipage.
Vorn rüsten sich Herren und Damen zu R>ss und zu Fuss
zum Aufbruch. Links hält eine auf einem Schimmel sitzende
Dame ein Kind auf dem Schoosse und lässt eine Frau ein
älteres Kind auf einem Ziegenbock reiten. In der Mitte, von
vorn gesehen, stösst ein Reiter ins Hörn. Rechts vorn säuft
ein Hund. Nicht bezeichnet.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 471
Leinwand; h. 0,82^; br. 1,27 J4. — 17-19 aus der Sammlung de Vaux in
Paris. H. — Inv. 1754, II 154. — Echtes späteres Werk des Meisters. — Phot.
Braun XI, 27. — Auf dem rechten Schenkel des halbrechts im Mittelgrunde nach
rechts sprengenden graubraunen Pferdes ein Zeichen, welches deutlich ein L in einem
D zeigt; wahrscheinlich als Gestütsmarke gemeint. Vergl. die Bemerkungen zu
N. 1447 und N. 1457. — Phot. Tainine; Bruckm.
Vor der Schmiede. Links unter Bäumen die Schmiede, 1468
neben der einem Schimmel der Vorderhuf beschlagen wird. (1452)
Sein Reiter steht vor ihm. Rechts vor der Landschaft der 9 b
Weg, auf dem ein zweirädriger Karren herankommt; vor die-
sem ein Reiter; weiter vorn eine Obstverkäuferin, ganz vorn
ein mit einem Ziegenbock bespannter Kinderwagen. Das
Monogramm links unten nicht ganz unverdächtig.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,41 %. — Vielleicht Specificatio< 1707 S. 26. —Sicher
Inv. 1754, II 28. — Gestochen von P. Duret. Das Original befand sich damals im
Kabinet des Vicomte de Foutpertuis in Paris. Dass unser Bild aber das Original
sei, wird von den meisten Kennern der Gegenwart nicht zugegeben. Vergl. auch
Bode bei v. Zahn VI, S. 206. Als Original gilt vielmehr mit Recht das fast gleiche
Bild der Casseler Galerie. In der Tat ist dieses feiner als das unsere ; doch ist auch
das unsere so gut, dass wir die Möglichkeit, es sei eine eigenhändige Wiederholung,
nicht ganz ausschliessen möchten. Für die Eigenhändigkeit auch Seidlitz im Repert.
XVI, S. 379. Vielleicht jedoch, woran Bredius (N. N.) erinnert, von der Hand Pieter
Wouwermau's des jüngeren, des Bruders Philip's.
Nach Ph. Wouwerman
Die Marketenderzelte mit dem trinkenden Reiter. Vor dem 1468 A
Hauptzelte in der Mitte des Bildes hält ein Reiter mit einem (1462)
Glase in der Hand. Neben ihm wartet die Marketenderin mit ständehaus
dem Kruge. Etwas weiter rechts lagern kartenspielende
Soldaten. Links kommen ein Herr und eine Dame angeritten.
Das Monogramm rechts auf der Krippe ist nicht unverdächtig.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,03.— Kat. 18*7 und 1892: N. 1467. — Nicht im
Inventur 1722, wie H. angab. — Wohl aber im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1631.
Wie das Monogramm, ist auch das ganze Bild nicht fein genug für den Meister
selbst. Nur eine Kopie nach ihm. So schon Bode bei v. Zahn, VI, S. 206 und
Seidlitz im Repert. XVT, S. 379. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die Furt. Vorn ein Fluss, durch den, zumeist von hinten 1 469
gesehen, Männer und Frauen reiten, während rechts zwei Fischer (1495)
ihre Netze einziehen. Rechts im Mittelgrunde ein Kirchturm. ständeh!,U3
Bez. 1. u. mit dem verdächtig geschwungenen Monogramm.
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,53%- — Nach IT- 1741 durch v. Kaiseiiing. —
Wir konnten es zuerst im »Catalogue« von 1765 nachweisen. — Die Eigenhändigkeit
dieses Bildes, dessen Original sich in der Speok-Sternburg'schen Sammlung zu
Lützschena bei Leipzig befindet, wurde schon von H. mit Recht in Abrede gestellt.
472 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1470 Eine Schlacht zwischen Fussvolk und Reiterei. Links im
(1494) Mittelgrund eine brennende Feste, im Vordergrund ein Pferd,
ständehaus c]as jjjjgj. seiüeu auf (jeil Rücken gefallenen Reiter stürzt. In
der Mitte stürmen von drei Seiten Reiter auf Fussoldaten ein,
von denen der eine einen Hut und rote Hosen, der andere Helm
und Harnisch trägt. Bez. links unten mit dem Monogramm.
Eichenholz; h. 0,3572 ; br. 0,41. — 1741 durch v. Kaiserling. — Das Original
befindet sich im glossherzoglichen Museum zu Schwerin.
1471 Am Wege. Links Gebäude, rechts Landschaft, in der Mitte
(1490) der Weg, auf dem ein ungesattelter Schimmel steht und eine
Grimma Bauernfatnilie am Boden rastet. In der Mitte reitet, von hinten
gesehen, ein Mann auf einem Braunen. Nicht bezeichnet.
Eichenholz; h. 0,25*$; br. 0,31^.— Nach II. schon im luv. 1722. — Doch
wohl zuerst im Inventar 1751, II 246. Gegenstück zum folgenden. Schon bei H.
nicht als Original. 1902 ans Altertumsmuseum zu Grimma.
1472 In der Felsengrotte. In dunkler Hohle stehen ein Schimmel
(1491) und ein Brauner. Ein Mann schirrt den Braunen an. Links
ständehaus vor ([eni Schimmel schläft ein Knecht neben seinem Hunde
am Boden. Ein dritter schleppt Heu herbei.
Eichenholz; h. 0,25^; br. 0,31^. — Nach H. schon im üiv. 1722. Doch
wohl zuerst im Inv. 1754, II 245. — Gegenstück zum vorigen.
1473 Der Wagen im Zigeunerlager. Links im Lager ein Geiger
(1054) am Feuer. Vorn rechts ist ein Wagen, dessen Pferde scheu
M.-G. geworden sind, in die Bande hineingeraten. Der ausschlagende
Schimmel hat einen jungen Mann getroffen, der rücklings hinstürzt.
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,57y2. - Zuerst im Katalog 1835. — Gegenstück
zum folgenden. Rohe Bildohen, bei H. als »unbekannt in der viamischen Schule,
nach Kode (bei v. Zahn A a. a. 0. 206) aber Kopien nach Wouwerman, was mög-
lich ist. — 1891 ans Ministerialgebäude an der Seestiasse.
1474 Der Ueberfall. Berittene überfallen einen Reisewagen,
(1055) dessen Vorderpferd bereits gestürzt ist. Vorn in der Mitte
M.-G. schiesst ein von hinten gesehener rotröckiger Reiter von seinem
Schimmel auf ihn. Rechts schiessen zwei Reiter aufeinander.
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,58. — Zuerst im Katalog 1835. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bern, zu diesem. — 1891" ans Ministerialgebäude an der Seestr.
Cornelis Pietersz. Bega
Getauft zu Haarlem d. 15. Nov. 1620; gest. daselbst den 27. Aug.
1664. Schüler des Adr. van Ostade. Tätig nieist in Haarlem.
1476 Tanz in der Dorfschenke. Rechts auf der Stiege, über der
(1497) die Tür hineinführt, steht ein Geiger. Unten sitzen ein zärt-
17 b
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 473
liches altes Paar und ein Mann mit einem Kruge in der Hand;
ein jüngeres Paar steht zum Tanzen bereit, ein drittes tanzt
halb links; ganz vorn sitzt, von hinten ge- y<0
sehen, ein Mann im Hute; in der Mitte steht j^T
ein kleines Mädchen. Bez. halblinks unten: C ^^£x<#^
Eichenholz; h. 0,46%; br. 0,44%. — Im Kat. von 1833 als unbekannt.
Als Bega erst seit 1835. — Phot. Hanfst.; Bruckni.
Claes Pietersz. Berchem
Auch » Nicolas Berghem«. Getauft den 1. Okt. 1620 zu Haarlem;
gest. den 18. Febr. 1683 zu Amsterdam. Schüler seines Vaters
PieterClaesz. und des J.B.Weenix. Tätig, wahrscheinlich nach einer
italienischen Reise, seit 1642 in Haarlem, später in Amsterdam.
Sonnenuntergangs- Landschaft. Rechts auf der Anhöhe die 1477
Hirtenhütte, vor der eine über ihrem Spinnrocken eingenickte (1519)
Frau sitzt. Zu ihren Füssen ein schlafender Hirte. Schafe und 9 c
Rinder auf der Weide. Links ein Flusstal, zu dem ein Schaf
hinabklettert. Goldne Abendglut am Himmel. Bez. u. i\:
1"?71
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,63%. — Um 1743 durch Rigaud und Le Leu aus
Paris; damals als Berchem; später eine Zeit lang irriger Weise dem A. Cuyp zu-
geschrieben; doch bei II. richtig als Berchem. Vgl. Schnorr's Tagebucher in den
Dresdner Qeschichtsblättern 1901 S. 67 ff. Frühes Bild des Meisters. — Phot. Bruckm.
Hirten und Herden auf einem Bergwege. Kahle Gegend. 1478
Links im Mittelgrunde ein steiler Berg. Vorn auf dem Wege (1523)
Rinder, denen links ein Hund voranläuft. Hinter ihnen ein Treiber 9 c
zu Fuss und zwei Frauen, eine auf einem Esel. Bez. 1. u.:
)iDwüh<>
in
Eichenholz; h. 0,24%; br. 0,31%. — Inv. 1722, A 674, dureh Wackerbarth.
Der Empfang des Mohren. Rechts über dem Säulenpalast, 1479
auf dessen Terrasse ein Pfau sich wiegt, sitzt der Handelsherr (1511)
nach links gewandt, in nachlässiger Haltung mit dem Hut auf 9 a
dem Kopfe. Neben ihm steht seine Gattin im weissen Unter-
und gelben Obergewande; ihm gegenüber, ihn begrüssend, der
471 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
beturbante, dunkelfarbige Ankömmling im Scharlachmantel,
dessen schwarzer Diener ihm den Sonnenschirm nachträgt. Im
Mittelgrunde links der Hafen. Bezeichnet links unten:
n'c/iein
1480
(1512)
17 b
Leinwand (vom Holz abgenommen); h. 0,94; br. 0,98%. — 1727 durch
Leplat; — Inventar 1722 ff., A 812. — Phot Braun Vir, 38; Hanfst.; Brnokm.
Die Verkündigung an die Hirten. In der Mitte kniet der
Kugel der Verkündigung im weissen Gewände auf einer grauen
Wolke: vorn stieben Hirten und Hirtinnen auseinander. Links
vorn, von hinten gesehen, schwenkt ein junger, in die Kniee
gesunkener Hirte seine Mütze. Bezeichnet halb links unten:
*yj
ij
Eichenholz; h. 0,45; br. 0,37%. — 1741 durch v. Kaiserlinc- — Phot.Bruckm.
1481 Ein Waldschloss. Das stattliche Schloss, das dem zu Bent-
(1513) heim .ähnlich sieht, liegt links im Mittelgrunde auf der Ä.nhöhe.
10 a Rechts vorn unter dem dicht mit Bäumen bewachsenen Felsen-
hang stehen Rinder und Ziegen im flachen Wasser. Links vorn
auf dem Wege reitet der Haupthirt zwischen Rindern und
Ziegen. Vorn in der Mitte eine Frau mit einem Korbe Arti-
schocken. Neben ihr ein Hund. Bez. links unten (verkleinert):
to?wm
J()s-b
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 475
Leinwand; h. 1,38; br. 1,03» — 1742 durch de Brais in Paris erworben. —
Phot. Braun XV, 34; Bruckm.
Fischer am See. Links vorn auf dem Wege eiu Reiter
und eine Reiterin. Rechts vorn am See eiuige Fischer, die
ihr Netz emporziehen; im Mittel-
grunde, am jenseitigen Ufer, Schiffe,
Fischer, Reiter. In der Mitte des
Hintergrundes ein steiler brauner
Tafelberg. Bez. halb rechts unten:
Dazu die Jahreszahl 1656.
Eichenholz: h. 0,41; br. 0,60. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung de
la Bouexiere zu Paris. — Die Jahreszahl 1656, die H. las, hatten wir bisher über-
sehen. Erich Römer hat sie 1907 wiedergefunden. Sie steht rechts unter dem Netz.
— Gestochen von C. G. Geyser !g> III, 21. — Phot. Bruckm.
Hirten und Herden im Flusstal. Links ein steiler Felsen-
abhang, rechts ein waldiges Flusstal, in dem Hirten mit
Frauen, Kindern, Hunden, Rindern. Ziegen, Schafen bildein-
wärts ziehen. Vorn im Wasser eine Frau, die sich bückt, um
ihre Röcke zusammenzunehmen. Bezeichnet halb rechts unten:
der
reitender Hirt
Links schlägt ein Esel gegen seinen Treiber aus.
rechts unten (wie N. 1482): Bereitem.
1482
(1514)
7 b
Ein auf einem Esel
treibt von vorn gesehen, Rinder und Schafe.
Bezeichnet
1483
(1515)
16 b
Leinwand; h. 1,17; br. 1,33%. — Inventar 1722, A 725, durch du Roy;
vgl. Hh. S. 286. Die Nummer steht noch darauf. In H.'s Katalog war die
Nummer dieses Bildes mit der des Bildes N. 1489 verwechselt. — Phot. Braun IV, 34.
Ruinenlandschaft. Links die Ruine; rechts im Mittel-
grunde ein Wasser, im Hintergrunde Berge. In der Mitte ein
Bogen über dem Wege, auf dem Hirten ihre Rinder bildein-
wärts treiben. Eine Frau auf einem braunen Ochsen. Be-
zeichnet links unten (ungefähr wie N". 1477): Bereitem.
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,63%. — 1742 durch Riedel aus Prag.
Hirten am See. Vorn der Weg, im Mittelgrunde rechts
See, im Hintergrunde Bergzüge.
1484
(1516)
7 c
1485
(1517)
9 c
476
Holländer dos siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,29}<> ; br. 0,25%. — Inv. 1722, A 620, durch Wackerbarth ;
vgl. Hh. S. 286.
i486 Der Wasserfall. In eiuer Felseulandschaft geht ein Wasserfall
(1518) in einen brausenden Bergstrom über. Hirten und Herden rechts
10 a am Wege und höher am Abhang. Schafe und Ziegen im Wasser
und am Ufer. Rechts vom ein saufender Huud. Bez. 1. am Felsen:
1487
(1520)
P 4
1488
(1521)
P 4
1489
(1522)
10 c
Leinwand; h. 1,10'; br. 1,53'. — 1749 durch Le Leu aus der Sammlung
Crozat in Paris. — Phot. Braun VI, 38.
Hirtenrast im Tal. Braune Untertuschung. In einem mit
Bäumen bewachsenen Tal ruhen Hirten und Feldarbeiter, Rinder
und Schafe. Rechts am Abhang erfrischen Männer sich durch
einen Trunk, nährt eine Frau ihr Kind. Links vorn steht
ein Pflug, links im Mittel gründe wird am Abhang gepflügt.
Bezeichnet links unten (ungefähr wie N. 1477): Berchem.
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,36}^. — 1741 durch von Kaiserling. — Gegenstück
zum folgenden. — 1855 aus dem Vorrat.
Hirten und Herden am Felsenhaus. Braune Untertuschung.
Links die Landschaft. Rechts überragt ein Strohdach einen
mit Bäumen bewachsenen Felshaug. Ein Tor führt in eine
Höhlenwohnuug. Draussen stehen und liegen Rinder, Esel
und Schafe. Links wird ein Esel gesattelt. Bezeichnet rechts
unten (ungefähr wie N. 1477): Berchem.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,o7. — 1711 durch von Kaiserling. — Gegenstück
zum vorigen. — 1855 aus dem Vorrat.
Hirten unter hoher Felswand. Rechts spiegelt eine steile
Felswand sich in einem flachen Flusse, in dem Hirten und
Herden waten. Links vorn ziehen zwei Frauen, eine auf einem
Esel, eine zu Fuss mit einem Kinde an der Hand, bildeinwärts,
sitzen weiter zurück ein Hirt und eine Frau mit einem Spinn-
D. Haarlemer Schule. XVTI. Jahrhundert 477
rucken am "Wege. Vorn in der Mitte spielt ein Knabe mit einem
Hunde. Bezeichnet (ungefähr wie N, 1477): Berchem 1659.
Leinwand; h. 1,55%; br. 1,40. — 1749 durch Le Leu von der Witwe Ger-
saint in Paris. — Gestochen von Aliamet «Jft II, 50. Die Angaben zu diesem Bilde
waren bei H. irrtümlich unter N. 1483 gestellt. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Hendrick Heerschop
Geb. zu Haarlem 1620 oder 1621 (Bredius, Catalogus 1886.,
S. 30); gest. daselbst nach 1672. 1642 Schüler des Willem
Claesz. Heda zu Haarlem, später des Rembrandt zu Amster-
dam. 1648 Mitglied der Haarlemer Gilde.
Ein Alchymist, an der Flasche riechend. In einem Gemache, 1490
das durch ein Fenster zur Linken erhellt wird, sitzt, nach (1299)
links gewandt, ein Alchymist in braunem Rocke und roter Pelz- 12 a
mutze an dem mit kostbarer Decke behängten Tische vor einem
aufgeschlagenen Buche und führt mit der Rechten eine weisse
Masche mit roter Flüssigkeit zur Nase. Bezeichnet rechts unten
mit dem Rest der Inschrift: HEERSCHOP (das erste H. am E).
Eichenholz ; h. 0,55 ; br. 0,45. — 1741 durch von Kaiserling. — Galt bisher
als unbekannt. Dass Hendrick Heerschop der Urheber ist, ergibt sich jedoch nicht
nur aus dem Vergleich mit den übrigen bekannten Bildern des Meisters, sondern
auch aus der von H. nicht richtig gelesenen Schrift, deren Anfangsbuchstaben, aus
H und E zusammengezogen, noch deutlich erkennbar sind und genau mit denjenigen
der Inschrift der übrigen Bilder des Meisters (z. B. im Schweriner Museum) über-
einstimmen. So zuerst Scheibler, Dr. Not. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Isack van Ostade
Getauft zu Haarlem den 2. Juni 1621; begraben daselbst
den 16. Oktober 1649. Schüler seines älteren Bruders Adriaen.
Tätig zu Haarlem.
Belustigung auf dem Eise. Vorn die Eisfläche. Links |49|
eine Bauernhütte neben einem kahlen Baume, rechts ein Deich, (1390)
auf dem ein Wagen fährt. Hinten eine Windmühle. Links 13 c
vorn eine Frau, ein Knabe und ein Hund neben einem Bauern
mit einem Handschlitten. Rechts ein junger Mann, der sich,
von hinten gesehen, die Schlittschuhe anschnallt. Hinten ein
von einem Schimmel gezogener Schlitten. Bez. links unten:
jTaoA^^^ OftAve
Eichenholz; h. 0,33%; br. 0,59%. — 1754 aus der Sammlung de la Bouexiere
zu Paris (Müller). — Phot. Braun X, 31; Phot. Ges.; Hanfst; Tamme; Bruckm.
478 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Jan Wynants
Geb. zu Haarlem um 1625; gest. wahrscheinlich zu Amster-
dam nach dem 18. August 1682. Er heiratete 1660 zu
Amsterdam, wo er ansässig war. Datierte Bilder seiner Hand
von 1641 — 1679.
1 49 1 A Weg am Waldrand. Links der Waldrand, aus dem ein
(1267) kahler Baum hervortritt. Rechts im Mittelgrunde ein Fluss,
13 b ein Schloss unter Bäumen jenseits des Flusses und im Hinter-
grunde ein Höhenzug. In der Mitte ein Weg, der nach rechts
vorn herabführt. Auf ihm eine Bäuerin neben ihrem Esel.
Scharfes Licht von links. Bezeichnet rechts unten:
Leinwand; h. 0,62V2; br. 0,72. — Kat. 1887—1908: N. 137-1. — Inv. 1754,
II (344. — Phot. Brnckm.
1491 B Weg am Abhang. Rechts der spärlich bewachsene Berg-
(1268) abhang, an dem, von einer Baumgruppe beschattet, der Weg
15 c entlang führt. Auf dem Wege eine Frau in blauem Rocke
auf weissem Pferde, den Hirteu befehlend, die ihr mit ihren
Schafen und Ziegen folgen. Links unten ein Wasser, dessen
Furt Wagen, Pferde, Rinder und Menschen durchschreiten.
Im Hintergrunde graue Berge. Leicht bewölkter, links unten
heller Himmel. Bezeichnet rechts unten:
^lphCU2^
Eichenholz; h. 0,151; br. 0,41^. — Kat. 1887—1908: N. 137y. — Zuerst im
Katalog von 1817. — Phot. Hruckm.
Angeblich Jan Wynants
149 IC Hirschjagd im Waldbach. Links und rechts hohe Bäume;
(1269) in der Mitte ein Fluss, in dessen Bett ein Hirsch von Reitern
ständehaus und Hunden verfolgt wird, während ihn links vorn und rechts
Hunde und Treiber mit vorgehaltenem Speer empfangen.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,74. — Kat. 1887—1908: N. 1376. — Inventar
1754, II 254. Die Bezeichnung j Wynants . fe u. r. zeigt ebensowenig die Hand
dieses Meisters, wie das ganze Bild. Frimmel denkt an Jan van Kessel, den
Schüler Ruisdael's.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 479
Jacob van Ruisdael
Geb. zu Haarlem 1628 oder 1G29; begraben daselbst den
14. März 1682. Sohn des Isack Ruisdael. Schüler seines
Oheims Salomon, vielleicht auch des Cornelis Vroom. Er
wurde 1648 Mitglied der Haarlemer Gilde, arbeitete aber von
1657 — 1681 in Amsterdam. Während seines letzten Lebens-
jahres krank in einem Stifte seiner Vaterstadt.
Die Jagd. Vorn im Walde ein durch TJeberschwemmung 1492
entstandener Sumpf, aus dem mächtige Bäume hervorragen. (1546)
Im Hintergrunde eine sonnige, vom Waldesrande begrenzte 12 c
Lichtung. Vorn links verfolgen Reiter, Treiber zu Fuss und
Hunde einen über den Sumpf nach rechts flüchtenden Hirsch, der
auch hier von Jägern und Hunden empfangen wird. Bez. 1. u.:
Leinwand; h. 1,07%; br. 1,47. — Inv. 1754, II 205. — Die Tiere wohl von
Adr. v. d. Velde. — Gestochen von Chr. A. Günther •£ III, 27, von Adr. Zingg
und von C. Krüger; radiert von Bruder nach J. P. Veith's Zeichnung. — Phot.
Braun V, 37; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme: Bmekm.
Die Furt im Walde. Vorn rechts ein Wasser, in das von 1493
links ein zweispänniger Karren hineinfährt, von rechts einige (1558)
Rinder hineingetrieben werden. Links im Vordergrund und 16 a
rechts im Mittelgrund malerischer Waldrand, aus dem einzelne
vom Sturm zerzauste, knorrige Eichbäume hervortreten. In
der Mitte Fernblick. Bezeichnet rechts unten:
J^M*^
Eichenholz ; h. 0,55 ; br. 0,74. — 1743 von der Leipziger Ostermesse. —
Gestochen 1781 von J. Schumann ; radiert von Bruder nach J. P. Veith's Zeich-
nung. — Phot. Braun VIII, 36; Bruckm.
Das Kloster. Links im Tale des Waldgebirges liegt das 1494
hell beleuchtete alte Kloster mit verfallenem Turm. Rechts (1553)
vorn ragen prächtige Waldbäume, aus denen ein einzelner Ha
graustämmig hervortritt. Vorn fliesst ein Bach, an dessen dies-
480 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
seifigem Ufer, von hinten gesehen, der Maler sitzt," während vom
Kloster her eine Herde herabgetrieben wird. Ganz vorn rechts
lauert ein Jäger hinter Felsblöcken. Der Himmel ist an der
linken Seite grau umwölkt. Licht von rechts. Bez. rechts u.:
Leinwand; h. 0,75; br. 0,96. — Inv. 1764, II 18!). — Berühmt durch Goethe'.»
Beschreibung in seinem Aufsatz »Ruisdael als Dichter«. — Gestochen von C. Krüger
j@ III, 40. — Phot. Braun H, 37: Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme ; Bruckm.
1495 Der Wasserfall vor dem Schlossberg. In wilder Berg-
(1555) gegend stürzt der Wasserfall sich schäumend zwischen Felsen
11 a herab. Links vorn eine Eiche und eine Tanne. Rechts im
Mittelgrunde auf schroffer Höhe ein stattliches Schloss mit
rundem Turme. Einzelne Leute vor dem Hause rechts am
Fusse des Berges. Halbumwölkter Himmel. Licht von links.
Bezeichnet unten links (bei H. übersehen):
Leinwand; h. 0,99; br. 0,85. — 1740 durch Morell. Inv. 8° A 2512. —
Das Bild ist durch Goethe's Beschreibung in seinem Aufsatz >Rnisdael als Dichter'
bekannt. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
1496 Schloss Bentheim. Rechts oben auf der Anhöhe, vor der
(1577) Waldbäume ragen, das gelbe Schloss mit blauen Dächern.
11 b Links ein Sandweg, auf dem ein Mann in roter Jacke neben
den Seinen und einem Hunde in die blaue Bergferne hinaus-
deutet. Links vorn ein Baumstumpf am Waldrand. Bedeckter
Himmel mit gelblich von links beleuchteten Wolken. Bez. r. u.:
D. Haarlemer Schule. XVIT. Jahrhundert 481
Eichenholz; h. 0,55; hr. 0,83%. — Inv. 1754, II 4G0. — Wohl nicht, wie
II. angab, schon im Inv. 1722. — Das Schloss Bentheim liegt unweit der hollän-
dischen Grenze in der Provinz Hannover. Offenbar hat Ruisdael viele seiner Studien
in der waldreichen Umgebung dieses heute von Düsseldorfer Landschaftsmalern be-
suchten Ortes gemacht. — Phot. Braun XI, 31; Tamme; Bruckm.
Der Wasserfall mit dem Holzsteg. Vorn rechts stürzt der 1497
Wasserfall sich, den ganzen Vordergrund füllend, zwischen (1551)
Felsen herab. In der Mitte des Mittelgrundes führt ein Holz- 10 b
steg, auf dem Hirten ihre Schafe treiben, über den Fluss.
Links am Waldrand eine prächtige Eiche. Rechts vorn ein
kahler Baumstumpf. Leicht bewölkter Himmel. Licht von
links. Bezeichnet links unten:
Leinwand; h. 0,67; br. 0,53%. — Inventar 1722, B 1012. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Der Wasserfall vor dem bewaldeten Abhang. Von links 1498
stürzt der Wasserfall, den ganzen Vordergrund füllend, zwischen (1552)
Felsen herab. Links reisst er einen Baumstamm mit sich 10 b
fort. Rechts ein mit Bäumen bewachsener Abhang, an dem
im Mittelgründe zwischen hellen Baumstämmen die Sonne scheint,
während weiter vorn über dem Strome Schafe geweidet werden.
Leichtbewölkter Himmel. Licht von links. Bez. r. u.:
Leinwand; h. 0,07%; br. 0,54%. — Inventar 1722, B 1013. — Gegenstück
zum vorigen. — Gestochen (radiert) von Krostewitz. — Phot. Braun X, 32 ; Phot.
Ges.; Tamme; Bruckm.
Der Eichenhügel. Links ein mit Eichen bewachsener Hügel, 1499
vor dem ganz vorn zwischen Felsen ein schmaler Wasserfall (1548)
zur Mitte herabstürzt. Hier klettern Schafe und Ziegen herab, H c
deren Hirt in blauem Rock und schwarzem Hut
über ihnen auf dem Felsen sitzt. Rechts grünes
Waldland und blaue Ferne. Leichtbewölkter Himmel. t y
Licht von links. Bezeichnet links unten:
31
482 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,52. — Radiert von Bruder nach J. P. Veith'a
Zeichnung. — Inv. 1754, II 54. — Phot. Tamme ; Bmckm.
1500 Der Waldweg. Zwischen den hohen Waldbäumen, die aus
(1549) üppigem Unterholz aufragen, führt in der Mitte ein Sandweg
11 a gerade bildein wärts und gewährt einen Ausblick auf sonniges,
von grünem Walde begrenztes Flachland. Links, von hinten
gesehen, ein Mann in schwarzem neben einer Frau in rotem
Rocke. Leichtumwölkter Himmel. Licht von links. Bez. r. u.:
Jiöinwand; h. 0,62 ll2 ; br. 0,51'/2- — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1560. —
Gegenstück zum folgenden. — Radiert von Bruder nach J. P. Veith's Zeichnung.
— Phot. Braun IX, 36 ; Tamme ; Bruckm.
1501 Der Wasserfall mit dem Tannenbaum. Durch ein bewaldetes
(1550) Tal, in dessen Mittelgrund ein Hirt und eine Hirtin neben
11 a ihrer Schafherde rasten, fliesst ein rauschender Bach, der vorn
zwischen Felsblöcken einen kleinen Wasserfall bildet. Links
vorn ragt eine einzelne hohe Tanne.
Rechts liegt eine Hütte am Waldrand,
liegen gefällte Stämme vorn im Wasser.
Licht von links. Bez. r. u. :
Leinwand; h. 0,63; br. 0,52. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1667. —
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun VII, 37; Tamme; Bruckm.
!: jHßi^oji
1502 Der Judenkirchhof. Mitten in einsamer Berg- und Wald-
(1547) gegend die Trümmer eines alten Baues. Im Vordergrunde ein
11 c verlassener Friedhof mit mächtigen Sarkophagen und Grab-
steinen. Durch die Gräber bricht sich ein Bergstrom Bahn, der
von links zur Mitte herabschäumt. Rechts tritt ein abgestor-
bener Baum aus prächtigem Waldgrün hervor. Ein Stamm ist
in die Flut gestürzt. Links ballen sich schwarze Sturm wölken,
vor denen ein matter Regen-
bogen steht. Ueber dem hell von ^ (TX
rechts beleuchteten Grabmal in f/s-J'
der Mitte blüht ein Hollunder- (J/ \V
Strauch. Links im Mittelgrund
zwei schwarzgekleidete Figuren.
Bezeichnet unten links:
No. 1502. Jacob van Ruisdael.
No. 1630. Paulus Potter.
Tafel XXI
D. Haarlemer Schule. XVH. Jahrhundert 483
Leinwand; h. 0,84; br. 0,95. — Inv. 1754, II 490 als »Judenbegräbnis«. —
Dass das Motiv der Grabmäler in der Tat einem Judenkirchhof entlehnt ist, beweist
der 1670 gefertigte Stich A. Blotelingh's nach einer Zeichnung Rnisdael's, der, laut
der gleichzeitigen Unterschrift, den Judenkirchhof von Amsterdam darstellt. Die
Grabmäler sind hier zum Teil genau dieselben wie dort. Doch hat Ruisdael auf
seinem Bilde, ausser dem Borgstrom, auch die Ruine hinzugetan, die Goethe in
seinem berühmten Aufsatze über »Ruisdael als Dichter« (und früher auch uns) ver-
anlasste, eher einen Klosterkirchhof als Judenkirchhof in dem Bilde zu sehen. — Gest.
von J. G. Primavesi, von L. Friedrich •£ III, 39 ; radiert von Bruder nach J. P.
Veith's Zeichnung. — Phot. Braun I, 37; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Ein Walddorf hinter Dünen. Vorn sandige Dünenwege 1 503
zwischen spärlich bebauten Feldern. Garben links vorn und (1554)
rechts im Mittel gründe. Im Hintergrunde ein grau -grüner 11 c
Waldstreifen, aus dem in der Mitte eine Windmühle, weiter
rechts eine Kirche hervorragt. Vorn auf dem Wege schreiten
ein Mann und ein Knabe, denen ein Hund folgt, bildeinwärts.
Leichtbewölkter Himmel. Licht von links. Be- ,_ .
zeichnet (schwer erkennbar, aber sicher) unten JxliJuft'<!{
rechts :
Leinwand; h. 0,39 J^; br. 0,51. — 1751 durch Riedel auf der Miehaelismesse
zu Leipzig erkauft. Geschenk des Grafen Wackerbarth an König August III. H.
— Wir konnten es zuerst im Katalog 1817 nachweisen. — Schon H. kannte die
Bezeichnung. Wir hatten sie in den ersten sechs Auflagen unseres Katalogs in Abrede
gestellt, bis Erich Römer sie uns 1907 nachwies. — Phot. Bruckm.
Kanal vor dem Dorfe. Im Mittelgrunde zwischen Bäumen 1504
das Dorf. Hinter den Bäumen links das Schloss, in der Mitte (1556)
neben roten Dächern ein viereckiger Holzturm, rechts eine 16 a
Windmühle. Der Kanal, an dessen Ufer vorn links und
rechts stattliche Bäume wachsen, ist in der Mitte des Bildes
von einem Holzsteg überbrückt, auf dem einige Leute stehen.
Vorn zwei Schwäne. Leichtbewölkter Himmel. Licht von
rechts. Scheint unten bezeichnet gewesen.
Leinwand; h. 0,57; br. 0,65. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Radiert
von Bruder nach J. P. Veith's Zeichnung. — Phot. Braun III, 37; Bruckm.
Angeblich Jac. van Ruisdael
Sandweg am Waldbach. Rechts der Sandweg vor statt- 1505
lichem Walde. Links ein Bach, der einen kleinen Wasserfall (1559)
bildet. Im Mittelgrunde eine Hütte unter Bäumen. Im Hintergrunde ständenaus
kahle Hügel. Links weiden einige Schafe. Rechts steigen, als
Halbfiguren sichtbar, ein Mann in grauem Hut und eine Frau in
rotem Kleide zum Wege herauf. Bez. u. 1. (verdächtig) Ruisdael.
31*
484 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenbolz; h. 0.50: br. 0,68. — 1874 von Professor Droysen in Berlin. —
Wir vermögen die Hand Ruisdael's in diesem wirkungsvollen Bilde nicht za er-
kennen, überhaupt nicht die Hand eines holländischen Landschaftsmalers des
XVII. Jahrhunderts. — Wir halten es für eine Nachahmung des XIX. Jahrhunderts.
— Phot. Braun; Brnckni.
Nach Jacob van Ruisdaef
1506 Waldweg am Sumpfe. Rechts führt der Weg aus dem herbst-
(1562) lieh hrauuen Eichwald zur Mitte des Vordergrundes herab; auf
ständehans jnm ejn Mann in Schwarz neben einem kleinen Mädchen in roter
Jacke. Links vorn am Sumpfe drei spärlich belaubte Eichbäume,
dahinter Fernblick über flaches Waldland. Lieht von rechts.
Eichenholz; h. 0,89%; hr. 1,30. — 1874 durch den Kunsthandel aus einer
Privatsammlung in Amsterdam. Damals und noch in Hübner's Katalogen als Werk
M. Hobberoa's. Diese Benennung konnte jedoch nicht den lieifall der Kenner finden.
Vergl. z. B. Eisenmann, Kunstchronik XVI. S. 654. Auch wir vormögen die
charakteristischen Eigentümlichkeiten der Pinselführung Hobbema's in dem Bilde
nicht zu erkennen. Die Komposition weist entschieden auf Ruisdael hin. Für diesen
Meister selbst ist das Bild aber auch nicht fein genug behandelt, Wir halten es
für eine alte Kopie nach einem Originale Ruisdael's. Herr Barth, Suermondt in
Aachen (■}■) teilte uns s. Z. mit, dass er das Original Ruisdael's im Privatbesitz zu
Brüssel gesehen habe.
Gillis (Jillis) Rombouts
1652 Meister der Lukasgilde zu Haarlem. Dort 1651 bis
1668 erwähnt. Nähere Daten unbekannt. Bildete sich nach
Jacob van Ruisdael. Tätig zu Haarlem.
1510 Dorfmarkt vor der Windmühle. Links vorn die Wind-
(1395) mühle; in der Mitte des Mittelgrundes der Kirchturm, rechts
B a das Schloss. Die breite, mit Bäumen bepflanzte Dorfstrasse
ist von buntem Markttreiben belebt. In der Mitte ^->.
eine von hinten gesehene Dame in weissem Kleide 3^ *
mit gelbem Ueberwurfe neben einem Herrn in **
rotem Mantel. Bezeichnet unten rechts: 6 >?
Eichenholz; h. 0.47%; br. 0,64. — Zuerst im Katalog von 1817 als Sal. van
Ruisdael. Richtig als Rombouts seit H. 1876, im Anschluss an Bode's Bemerkungen
bei v. Zahn VI, S. 165. — Die Jahreszahl las H. 1658. Bode 1659. Wir lesen sie
1657, _ w. Schmidt a. a. 0. hatte Recht, die Gestaltung des Monogramms in der
ersten Auflage zu beanstanden. Wir glauben das berichtigte Monogramm, das mit
dem von Schmidt veröffentlichten übereinstimmt, jeloch ebenfalls J. R. (nicht nur
R.) lesen zu müssen. — Phot. Braun VI, 34; Bruckm.
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 485
Salomon Rombouts
Wahrscheinlich Bruder des vorigen. Lebte um 1650 zu Haarlem,
wo er 1702 als verstorben erwähnt wird. Nachfolger Jac. van
Ruisdaels. Wir können ihn nicht, wie W. Schmidt (Repert. XI,
1888, S. 365 — 367) mit dem Vorigen identifizieren. Vergl.
Th. Frimmel in »Kleine Galeriestudien« (Bamberg 1891) p. 53.
Hütten unter Bäumen am Wasser. Links Strohdachhütten 1510 A
mit Backsteinschornsteinen unter schönen Waldbäumen. In (1396)
der Tür eine Frau. Rechts der Fluss oder See, im Mittel- 17 c
gründe vom Waldrande begrenzt. Auf dem Wasser vorn in
der Mitte eine leere Barke, rechts ein Ruderbot.
Eichenholz; h. 0,61 ; br. 0,84J4. — Kat. 1887: N. 1407. — 1876 vom
Kunsthändler Ernst in Dresden. Damals und noch in unserer ersten Auflage dem
Com. Decker zugeschrieben. Erneute, zuerst von Hofstede de Groot angeregte Ver-
gleiche mit den bezeichneten Bildern Salomon Rombouts in der Münchener Pina-
kothek und im Besitze des Herrn Otto Gottschald in Leipzig lassen jedoch nicht
den mindesten Zweifel an der Urheberschaft dieses Künstlers zu.
Job Adriaensz Berck-Heyde
Getauft den 27. Jan. 1630 zu Haarlem; ertrunken daselbst den
23. Nov. 1693. Schüler des Frans Hals und des Jacob de Wet.
Tätig zu Haarlem, nach Houbraken auch in Heidelberg.
Das Innere der grossen Kirche zu Haarlem. An den weiss- 1511
getünchten Pfeilern der mit hölzernem Netzgewölbe gedeckten (1676)
Kirche spielt, von links einfallend, helles Sonnenlicht. An einem 13 c
der Rundpfeiler zur Linken ein Prediger auf der Kanzel. Die Zu-
hörer im Gestühle wenden dem Beschauer den Rücken zu. Bez. r. u. :
TBerctytifo ]66$
Eichenholz; h. 0,61; br. 0,85. — 1874 aus der Sammlung A. v. d. Willigen
in Haarlem. — Pbot. Braun XV, 35; Brnckm.
Dirk van Bergen oder van den Bergen
Geb. zu Haarlem um 1640; lebte vorübergehend in London.
Nachfolger des Adr. van de Velde. Tätig zu Haarlem zwischen
1661 und 1690 (nach den Angaben auf seinen Bildern).
Junger Hirt in seiner Herde. Baumreiche Berglandschaft. 1 5 j 2
In der Mitte sitzt ein junger nacktbeiniger Hirt in roter Jacke (1690)
und neckt den hinter ihm stehenden jungen Stier. Links vorn ein Chemnitz
Esel. Rinder und Schafe zur Linken und Rechten. Bez. 1. u.:
486 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
^a
Leinwand; h. 0,31%; br. 0,37. — Inventar 1754, II 127. — Gegenstück
zum folgenden.
1513 Junge Hirtin mit ihrem Knaben. Baumreiche Ruinenland-
(1691) schaft, Vorn sitzt eine junge Hirtin, an deren Knie ein Knabe
Chemnitz j^q^ während sie mit ausgestreckter Rechten dem links auf-
recht sitzenden Hündchen gebietet. Links hinter ihr ruht
eine schwarze Kuh; rechts eine rote Kuh, Ziegen »^5
und Schafe. Bezeichnet links unteu: T)^ y^
Leinwand; h. 0,31; br. 0,37. — Inventar 1754, II 120. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Bruckm.
1514 Eine Hirtenfamilie. Rechts ein Zelttuch, von Baum zu
(1692) Baum gespannt. Darunter eine junge Frau mit ihrem Kinde,
P 7 davor auf einem Steine der junge blossbeinige Hirt. Vorn
die Herde; in der Mitte vor einer liegenden roten Kuh eine
weisse Ziege mit ihren Zicklein. Bezeichnet unten links:
Dvß^ryeu/7
Leinwand auf Eichenholz; h. 0,24%; br. 0,29%. — Inventar 1754, II 132.
— Gegenstück zum folgenden.
1515 Herde am Waldrande. Links im Mittelgrunde eine Hütte,
(1693) vor der, an eine Kuh gelehnt, ein Hirt steht. Rechts vorn
P 7 ein spärlich belaubter Baum am Waldrande. Vorn die Herde,
in der Mitte zu Füssen eines nach rechts gewandten jungen
bunten Stieres ein kleines Lamm.
Leinwand ; h. 0,25 ; br. 0,30. — Inv. 1754, II 133. — Gegenstück zum vorigen.
Thomas Heeremans
Er wurde (nach v. d. Willigen, p. 175) 1664 Mitglied der
Haarlemer Gilde. Datierte Bilder seiner Hand von 1660 bis
1692. Haarlemer Landschaftsschule der Richtung des Roel.
Vries und Klaas Molenaer. Bis vor Kurzem F. H. Mans ge-
nannt und nach Utrecht versetzt. Dagegen Corn. Hofstede
de Groot im Repertorium XIV (1891) S. 221—225.
1 5 1 5 A Das Zelt an der Eisbahn. Links verliert sich der vorn und
(1818) in der Mitte reich mit Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern
50 a
D. Haarlenier Schule. XVII. Jahrhundert 487
belebte gefrorene Fluss im Hintergrunde. Rechts liegen Häuser
und eine Kirche unter Bäumen; ganz rechts vorn ein grosses
gelbes Lustzelt, mit einer holländischen Fahne. Bez. r. u. :
jfiviAKl$J<fy7
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,85. — Kat. 1887: N. 1852.— Inv. 1732, A 248,
als »unbekannt«.
Eisbelustigung unter der Stadtmauer. Vorn der gefrorene, I5I5B
von Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern belebte Fluss, der (1814)
sich rechts bildein wärts zieht, links aber durch eine mächtige, 8 c
von Giebelhäusern, Türmen und einer Windmühle überragte
Stadtmauer begrenzt wird. Bezeichnet unten rechts (zusammen-
gezogen wie das vorige): T . HMans . 1677.
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,84. — Kat. 1887 : N. 1853. — 1741 durch t. Kaiser-
ling. — Erst 1861 aus dem Vorrat. — Gegenstück zum folgenden.
Eisbelustigung unter der Stadtmauer. Vorn der gefrorene, 15150
von Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern belebte Fluss, der (1815)
sich links bildeinwärts zieht, rechts aber von der alten Stadt 8 c
mit mächtigen Mauern und von Giebelhäusern mit Erkern und
Türmchen unter Bäumen überragt wird. Bezeichnet links unten
(in der Form der vorigen): T . HMans . 1677.
Eichenholz; h. 0,60%; br. 0,84. — Kat. 1887: N. 1854. — 1741 durch von
Kaiserling. — Erst 1861 aus dem Vorrat. — Gegenstück zum Torigen. — Die
Figuren von Dietrich übermalt. — Phot. Brnckm.
Pieter Mulier-Tempesta
Geb. 1637 zu Haarlem; gest. am 29. Juli 1701 zu Mailand.
Sohn und wahrscheinlich auch Schuler Pieter Muliers d. ä.
(oben N. 1373). In Italien weiterentwickelt. Lebte in Rom,
in Genua, wo er wegen des Verdachtes, seine Gattin ermordet
zu haben, lange Jahre im Gefängnis sass, und schliesslich
in Mailand. Hier auch »de Mulieribus« und »Cavaliere
Tempesta« genannt.
Die Landschaft mit dem Regensturm. Links eine mächtige 1516
Baumgruppe, rechts ein Rundturm an einem Landsee. Schwere (1624)
von links golden beleuchtete Wolken, aus denen es in grauen 49 a
Streifen regnet, am Himmel. Vom im Hohlweg ein Hirt mit
488 Holländer, des siebzehnten Jahrhunderts
Schafen und Ziegen, und eine Frau auf einem Schimmel, die
ein rotes Tuch über ihren Kopf hält.
Leinwand; h. 0,73; br. 0,99. — 1741 durch Vent. Rossi ans Venedig.
1517 Landschaft mit einem Schafhirten. Vorn in der Mitte eine
(1625) stattliche Baumgrappe. Rechts ein Wasserfall. Links im Mittel-
chemnitz grun(je ejn Rundturni und eine Bogenbrücke über einem Flusse.
Im Vordergrunde ein Hirt mit Schafen.
Leinwand; h. 0,36; br. 0,60. — 1741 durch Vent. Rossi aus Venedig. —
1861 aus dem Vorrat. — Gegenstück zum folgenden.
1518 Gewitterlandschaft. Links vorn ein Wasserfall neben Bäumen.
(1626) In der Mitte ein Rundturm vor einem grell beleuchteten, schroffen
Chemnitz kahlen Berge. Rechts fährt der Blitz aus Wetterwolken herab.
Vorn in der Mitte liegt ein vom Blitze getöteter bepackter Esel.
Der Treiber lebt noch, ist aber zu Boden gestürzt.
Leinwand; h. 0,35J^: br. 0,59%. — 1741 durch Vent. Rossi aus Venedig.
— 1861 aus dem VorTat. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruckm.
1519 Landschaft mit Johannes dem Täufer. Links im Mittelgrunde
(1627) ein Wasserfall, vorn eine Palme; rechts vorn ein Laubbaum,
7 c unter dem Johannes der Täufer schlummert. Sein Stab lehnt
neben ihm am Felsen. Sein Lamm sucht den Weg zur Tränke.
Leinwand; h. 0,35; br. 0,48. — Durch Gotter aus Wien oder Regensburg.
Inv. Gotter (vor 1736) N. 214. — Gegenstück zum folgenden.
1520 Landschaft mit dem Rinderhirten. Im Hintergründe das
(1628) Meer und eine Stadt am Gebirge. Vorn links stattliche
7 c Bäume; auf dem Wege ein Hirt mit zwei Ochsen, denen ein
Hund voranläuft.
Leinwand ; h. 0,35 ; br. 0,48. — Inv. Gotter (vor 1736) N. 215. — Gegen-
stück zum vorigen.
Gerrit Adriaensz Berck-Heyde
Getauft zu Haarlem den 6. Juni 1638; gest. daselbst, den
10. Juni 1698. Schüler des Frans Hals und wohl auch seines
älteren Bruders Job. (Vergl. oben N. 1511.) Tätig zu Haar-
lem, nach Houbraken auch einige Zeit zu Heidelberg.
1521 Ansicht des „Dam" zu Amsterdam. In der Mitte beherrscht
(1675) das nach 1648 von Jans, van Kämpen erbaute Rithaus den
8 c Platz. Zur Rechten davor die ehemalige »Stadtwaage«. Im
Mittelgrunde die »Neue Kirche«. Links und rechts Giebel-
häuser. Reiches Leben vorn auf dem Platze. Links eine Ver-
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 489
Sammlung SGhwarz gekleideter Männer, rechts •' ' /
Marktweiber bei ihren Körben, in der Mitte ^fitrck K^e
ein vierspänniger Wagen. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,55.^. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1619 richtig
als »Gerardo« (Gerrit) Berck-Heyde. Ebenso ßode bei v. Zahn VI, S. 195. — H.
blieb gleiohwohl dabei, die Inschrift auf Job Berck-Heyde zu deuten. Es ist je-
doch, nach Maassgabe ähnlicher, voll bezeichneter Bilder Gerrit's, sicher, dass der
erste Buchstabe der Inschrift als G. zu lesen is-t, und dass die P'orra der Inschrift
und die Malweise des Bildes auf Gerrit, nicht auf Job Berek-Heyde deuten. Die
Bilder von der Art des folgenden gehören allerdings einer anderen Entwicklungs-
zeit des Meisters an. — Phot. Bruekm.
Der Ritt zur Jagd. Sonnige Landschaft; in der Mitte ein 1522
Rundturm; rechts Wohnhäuser unter Bäumen. Auf der Land- (1678)
Strasse, die links bergan führt, ein lustiger Jägerzug. Bechts 16 b
reitet ein Herr neben einer Dame. Ihnen folgen zu Fuss der
Falkenträger und der Hundebursche. Links vorn trabt ein
Lasttier ohne Führer. Bezeichnet links unten:
^ßcrrit fötrAfatydt
Leinwand; h. 0,53; br. 0,6272. — 1746 vom Kunsthändler G. Breitbarth in
Erfurt. H. — Gegenstück zum folgenden. — Wohl spätere Bilder, wahrscheinlich
aus der Heidelberger Zeit des Meisters.
Der Pferdemarkt. Auf einer breit bildeinwärts führenden |523
Strasse, die links von einem langen Gebäude, im Mittelgrunde (1677)
rechts von einer Kirche begrenzt wird, entfaltet sich ein buntes 16 b
Treiben von Menschen und Pferden. Links vorn stehen zwei
Pferde an der Krippe. Halb rechts wird zwei Herren eins vorgeritten.
In der Mitte davor eine junge Kuchenverkäuferin. Bez. 1. u. :
c jCrrit dwKL-/u$t
Leinwand; h. 0,53; br. 0,62%. — 1746 vom Kunsthändler G. Breitbarth in
Erfurt. — Gegenstück zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Willem Romeyn
Geboren zu Haarlem; gestorben daselbst nach 1693; um 1642
Schüler des Berchem. Wahrscheinlich besuchte er Italien.
Tätig in Haarlem, wo er 1646 der Gilde beitrat.
490 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1524 Ruhende Herde. Vorn im Rasen ruhen Rinder. Schafe
(1625) und Ziegen. Rechts treibt ein Mann seinen Lastesel. Im
13 a Hintergrund ein Bergzug. Links unten regnet es, rechts oben
ist der Himmel blau. Bezeichnet links unten :
vc^aMEyN
Eichenhol?; h. 0,43; hr. 0,:',7. — Inventar 17J2, A 176. — Phot. Bruckm.
Egbert van Hemskerk d. j.
Geboren um 1634 zu Haarlem; gest. in London 1704.
Schüler des P. de Grebber in Haarlem. Nachahmer des
Temers und Brouwers. — Nach Bredius (N. N.) wohnte 1665
ein 31 jähriger Maler Egbert Heomskerk in Amsterdam; der-
selbe L-663, 28 Jahre alt, im Haag.
1525 Zwei Krieger in der Bauernkneipe. Vorn in der Mitte am
(1727) Fass sitzen zwei Krieger im Brustharnisch einander gegenüber:
50 i> links ein alter Kahlkopf mit der Pfeife im Munde; rechts ein
jüngerer in blauer Kappe mit roter Feder. Ihren Erzählungen
lauschen nmherstehcnde und
sitzende Bauern. Links im Hin-
tergründe wird gespielt. Rechts
im Hintergrunde liest eine Alte
vor. Bez. in der Mitte am Fasse:
Leinwand; li. 0,57; l>r. 0,82. — luv. 1 7'JJ, A 'MO, ;i Is Hemskerk«. — Noch
im Ahröge von 17*2 merkwürdigerweise dem alten Martin van Veen, geannt Hems-
kerk, später, auch bei H., dessen viel jüngerem Neffen Nie. van der Hecke zuge-
geschrieben. Auf den wirklichen Urheber dieses Hildes und des folgenden, seines
Gegenstückes, hatte W. Bode schon bei v. Zahn VI (1873) S. 196 aufmerksam gemacht.
1526 Rauchende und trinkende Bauern. Halbrechts vorn sitzt.
(1728) nach links gewandt, ein junger Mann mit roter Mütze, der.
50 b indem er den Beschauer anblickt, in der Rechten sein Glas dem
aus einer Kanne schenkenden Aufwärter hinhält. Rechts weiter
zurück- wird einem unwohl. Andere sitzen an Fässern und
Tischen. Bezeichnet links unten mit dem vorigen Monogramm.
Leinwand; h. 0,58; br. 0,82V2. — Inventar 1722, A 636, als »Hemskerk .
— Gegenstück zum vorigen. — Vorgl. die Bemerkungen zu diesem.
Jan van Huchtenburgh (Hughtenburg)
Geb. 1046 zu Haarlem; gest. 1733 zu Amsterdam. Schüler des
Th. Wyck zu Haarlem. Unter dem Einflüsse A. I'1. v. d. Meulens
D. Haarlerner Schule. XVII. Jahrhundert 491
in Paris (um 1667) und Wouwerman's weiter entwickelt. Tätig
seit 1670 in Haarlem, 1681 in Amsterdam (Bredius N.N.), 1708
bis 1709 in Italien, 1719 im Haag, zuletzt in Amsterdam.
Reiterschlacht zwischen Christen und Türken. Eechts im 1527
Mittelgrunde eine grosse Baumgruppe, vor der viele Fahnen (1714)
aus dem Pulverdampfe hervorblicken. Links im Hintergrunde PH
sonnige Anhöhe, an der ein Haus brennt. Vorn wildes Hand-
gemenge zwischen europäischen Reitern mit Dreieckhüten und
orientalischen Reitern mit Turbanen und krümmen Säbeln.
Datiert 1717. Bezeichnet unten halb rechts:
dhutg/^twz&urab
Leinwand; h. 0,70; br. 0,96, — ' 1722^ von der Leipziger Ostermesse. Inv.
1722, A 355. — Die Bezeichnung ist erst neuerdings durch Herrn Hofrat Kustos
Müller aufgefunden. — Phot. Tanime.
Reitergefecht mit Gehängten im Mittelgrunde. Der Kampf 1528
tobt rechts unter Bäumen, an denen einige Hingerichtete (1715)
hängen, links vor einer Villa und einem brennenden Hause. P 6
Vorn links springt ein Schimmel ohne Reiter über ein totes
braunes Pferd. Rechts stürzt ein Pferd mit t^T^
blauer Satteldecke. Bez. links unten: y £5 • ^T/S
Leinwand; h. 0,57%; br. 0,69%. — Inventar 1722, A 450. — Also nicht
durch Gotter, wie H. annahm. — Die Jahreszahl auf diesem wurde 1718, auf dem
folgenden 1720 gelesen. Möglicherweise ist sie auf beiden 1710 zu lesen. Es scheinen
Gegenstücke zu sein.
Reitergefecht mit der Schanze im Mittelgrunde. Baimireiche 1529
Hügellandschaft. Im Mittelgrunde links eine Kirche, in der (1716)
Mitte eine Schanze, aus der österreichisches Fussvolk die P 6
französische Besatzung vertreibt. Vorn links ist / ~>
ein geharnischter Reiter mit roten Hosen rücklings rfy
von seinem gestürzten Braunen gefallen; rechts
liegt ein Toter in blauem Rocke. Bez. u. r.: ^/*LO
Leinwand; h. 0,57%; br. 0,69%. — < 1722 von der Leipziger Ostermesse;
Inv. 1722, A 476. — Möglicherweise ist die Jahreszahl nicht 1720, sondern wie die
des vorigen Bildes 1710 zu lesen. Es scheinen Gegenstücke zu sein.
Reitergefecht mit der Windmühle. Rechts der Weg unter 1530
Felsen am Waldrand. Links Fernblick auf ein Dorf mit einer (1717)
P 9
499 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Windmühle. Vorn rechts liegt ein Toter mit roten Hosen. Links
vorn ist ein Eeiter mit dem Schwert in der Hand von seinem
Braunen gestürzt. Bez. u. r. mit dem vorigen Monogramm.
Leinwand; h. 0,5372! kr. 0,62!/2. — Inv. 1722, A 4~>b; also nicht, durch
Gotter, wie H. annahm. — Gegenstück zum folgenden.
1531 Die Überfallene Postkutsche. Links unter hohen Bäumen
(1718) wird eine Postkutsche überfallen. In der Mitte des Mittelgrundes,
P 9 nach links gewandt, ein Reiterzug auf einem Hügel, hinter dem
eine Kirche mit brennendem Turm hervorragt; ein brennendes
Haus weiter rechts. Vorn tobt der Reiterkampf. Links vorn
schreit ein Sterbender mit weit ausgebreiteten Armen.
Leinwand ; h. 53%; br. 0,62 J^. — Inv. 1722, A 481 Gegenstück zum vorigen.
1 532 Grosses Reitergefecht. Ganz links spitzer Kirchturm hinter
(1719) Bäumen. Rechts im Hintergrunde ein Schlachtfeld an Hügeln.
49 c In der Mitte vor einer hohen Rauchwolke dichtes Reiter-
handgemenge. Vorn links sprengt ein Trompeter heran.
Rechts Mordszene.
Leinwand; h. 1,55%; br. 2,10. — Inventar 1722, A 1618.
Jan van der Meer (oder Vermeer) III.
Getauft zu Haarlem den 29. November 1656; gestorben da-
selbst den 28. Mai 1705. Schüler seines Vaters Jan van der
Meer IL von Haarlem (vergl. N. 1388A) und N. Berchem's.
Bereiste Italien. Wohnte in Haarlem.
1533 Am Bergsee. Links vorn am diesseitigen Ufer ein Zug
(1544) von Reitern, Fussgängern, Treibern und Lasttieren, Rindern
P 6 und Schafen auf dem Wege zum Strande, an dem sie der Fähre
harren. Rechts im Mittelgrunde, auf sonniger Felsenterrasse
des jenseitigen Ufers, ein Schloss mit
altem Rundturm. Hohe Berge da- (^/^i/.Qf*/yf^p^
rüber. Links auf dem See weisse Segel. j(o&Q
Rötlicher Abendhimmel. Bez. u. 1.: S
Eichenholz; h. 0,34>/2 ; br 0,41. — Inventar 1754, II 398. — Die Jahreszahl
las H. 1654 (der Künstler lebte damals noch gar nicht) ; sicher sind die ersten drei
Zahlen 168 . zu lesen, so gut wie sicher auch die letzte 9.
1534 Vor der Hirtenhütte. Rechts vor einer Hütte liest eine
(1545) Frau dem Hirten aus einer Zeitung vor. Links fiiesst ein
12 a Wässerchen, an dem einige Schafe saufen, während die Haupt-
D. Haarlemer Schule. XVII. Jahrhundert 493
herde in der Mitte unter dem Baume rastet. Bezeichnet links
unten (nebst undeutlicher Jahreszahl): J. van Meer fc.
Leinwand; h. 0,84; br. 1,08. — 1741 durch v. Kaiserling.
Cornelis Dusart
Geb. zu Haarlem den 24. April 1660; gest. daselbst den 1. Okt.
1704. Schüler des Adriaen van Ostade. Tätig zu Haarlem.
Mutter und Kind in einer Bauernstube. Bechts eine Holz- 1535
treppe hinter einer offen stehenden Tür. Links im Mittel- (1791)
gründe ein Bett. Yorn in der Mitte sitzt eine Bäuerin, über 16 e
ihre Arbeit gebückt, zwischen ibrem links stehenden kleinen
Mädchen und ihrem Zeugkorbe. Links vorn frisst eine Katze
aus einer irdenen Schüssel. Bez. rechts über der Treppe :
C2tisarirj6?ß.
Eichenholz; h. 0,3872; ,jr- 0,34. — Zuerst inj Katalog von 1S35 als iangeb-
lich Ostade«. So noch bei H. 1856. Seit H.'s Katalog von 1?62 richtig als Dusart.
— Phot. Bruckra.
Das Kegelspiel. Im Garten eines mit Stroh gedeckten |536
Wirtshauses rauchen, zechen, tanzen, spielen zahlreiche Bauern. (1793)
In der Mitte am Hause steht ein Geiger. Vorn schieben einige 16 c
Bauern Kegel. Einer von ihnen, mit roter Kappe, bückt sich,
nach links gewandt, zum Wurfe. Bez. u. r.:
Leinwand; h. 0,89; br. 0,73%. — 1874 aas der Sammlung Reede van Üudts-
hoorn in Utrecht. — Phot. Bruckm.
Bauernschlägerei. An einem zusammenbrechenden Karten- 1537
tisch sind Männer und Frauen mit Messern, Stühlen und Fäusten (1792)
aneinander geraten. Die beiden Hauptraufer _____ 13 b
werden von Frauen und Männern zurückgehalten. '■^-^S'cJUf'
Bechts eilt einer mit einem Besen herbei. Be- # /T v,
zeichnet in der Mitte : ^ '
Kupfer; h. 0,20 ^ ; br. 0,25%. — >Aus Holland als Adr. Brouwer.« H. -
Wir konnten es zuerst im Katalog von 1817 nachweisen. — Phot Bruckm.
494 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Jan van Nikkelen
Geb. zu Haarlem 1656 (da er nach Ond Holland III, p. 284.
am 18. Februar 1684 bei seiner Verheiratung in Amsterdam
angab, 28 Jahre alt zu sein); gest. nach Immerzeel 1716
zu Cassel. Schüler seines Vaters, des Architekturmalers Isack
van Nikkelen, der 1660 Mitglied der Haarlemer Gilde wurde
(v. d. Willigen, p. 231).
1538 Ideale Landschaft mit einer Palme. Links vorn hohe Bäume;
(1832) rechts hinten hohe Berge. In der Mitte neben einem Landsee
8 b eine Tempelhalle, von einer Palme und anderen Bäumen über-
ragt. Vorn verschiedene antik gekleidete Gestalten.
Leinwand; h. 0,57%; br. 0,73. — 1751 von der Leipziger Ostermesse. 11.
— Inventar 1754, II 450. Gegenstück zum folgenden.
1539 Ideale Landschaft mit einem Wasserfall. Links vorn hohe
(1833) Bäume neben einem Wasserfall. Rechts im Mittelgrunde ein
8 b Rundtempel und eine Säulenruine am Fuss des Gebirges. Vorn
in der Mitte ein Mädchen mit Waschkörben.
Leinwand; h. 0,57%; br. 0,73. — 1751 von der Leipziger Ostei messe. II. —
Inv. 1754, II 450. Gegenstück zum vorigen.
E. Die Amsterdamer Schule
Cornelis van der Voort
Geboren zu Antwerpen 1576; begraben zu Amsterdam den
2. Novbr. 1624. Er wird als Schüler des Com. Ketel in
Amsterdam angesehen. Jedenfalls gehörte er in Amsterdam,
wo er tätig war, zu den Begründern der Bildnismalerei des
17. Jahrhunderts.
I539A Bildnis eines rotbärtigen Herrn. Kniestück nach rechtsauf
(1190) grauem Grunde. Der in schwarze Seide gekleidete, braunäugige,
47 a dunkelblonde, rotbärtige Herr stützt sich mit seiner Rechten
auf den Tisch, auf dem sein hoher schwarzer Hut liegt, und
hält mit der Linken seine Handschuhe und seinen Mantel.
— Im Grunde ist an allen vier Seiten ein Stück angesetzt.
Links oben die Inschrift: Aetatis suae 38. An0 1618.
Leinwand; h. 1,13%; br. 0,77^. — Kat. 1*87: N. 1237. — 187C im Kunst-
handel aus (irünberg in Schlesien. Damals uud noch in der ersten Auflage dieses
Katalogs dem Paulus Moreelse (Utrecht L571— 1638) zugeschrieben. Doch war diese
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 495
Benennung längst als unhaltbar erkannt. Dem Com. van der Voort wurde das Bild
zuerst von dem besten Kenner dieseB Meisters, Abr. Bredius, mit grosser Entschieden-
heit gegeben. — Phot. Braun VII, 3; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruekm.
Gillis d'Hondecoeter
Geb. zu Antwerpen; gest. im September 1638 zu Amsterdam.
Urkundlich, nach Bredius, in Amsterdam seit 1610, vorüber-
gehend als Trauzeuge 1637 in Delft nachweisbar. Der
Meister gehört zu den Vermittlern zwischen vlämischer und
holländischer Kunst. Er war der Vater des Gijsbert, Gross-
vater des Melchior d'Hondecoeter.
Der Dorfweg. Links vorn an hohem Baume der Dorfweg 1 540
mit einer Kuhherde. Rechts vorn ein Sumpf mit einem ge- (966)
brochenen Baumstamme. Rechts im Mittel- r« (TlI 14 a
gründe ein Kirchturm hinter sonnenbeschie- '
nenen Häusern und Bäumen. Bez. u. r.: \^/\ )v2.®
Eichenholz; h. 0,33% ; br. 0,46%. — 1741 erworben (Inventar-Nummer 2717).
Bei H. (nur frageweise) dem Guilliam de Heusch gegeben, der jedoch als Schüler
Jan Both's einer verschiedenen Richtung folgte, auch ein anderes Monogramm hatte.
Die Folgerungen, die von Riegel (Beiträge II, S. 372) aus unserem Bilde für
de Heusch gezogen wurden, gingen daher von einer falschen Voraussetzung aus. Bode
hatte Bchon 1873 (bei v. Zahn VI, S. 193) darauf aufmerksam gemacht, dass kein
anderer als Gillis d'Hondecoeter der Urheber des Bildes sei. Man vergleiche z. B.
dessen genau so bezeichnetes, von 1618 datiertes Bild in Cassel ; auch eine Zeichnung
des Meisters im Dresdner Kabinet trägt das gleiche Monogramm. — Phot. Bruekm.
Cornelis Janssens van Ceulen (auch Janson, Jonson)
Getauft den 14. Okt. 1593 in London (gütige Mitteilung des
Mr. Lionel Cust in London); gest. um 1664 zu Amsterdam
oder zu Utrecht. Er arbeitete längere Zeit in England (1618
bis 1643), wo er sich durch van Dyck beeinflussen liess; 1642
in Middelburg, 1646 in Amsterdam, 1647 im Haag, 1652 in
Utrecht, später wieder in Amsterdam, wo er noch 1662 lebte,
während seine Witwe 1664 in Utrecht erwähnt wird.
Ein Herr mit Handschuhen in der Hand. Kniestück nach 1541
rechts auf grünlichgrauem Grunde. Der Herr, dessen braune (1308)
Locken auf seine Schultern herabfallen, trägt einen schwarzen M 3
Anzug mit reichem weissen Unterzeug. Die linke Hand
stemmt er in die Seite, in der rechten hält er seine braunen
Handschuhe. Bezeichnet links in der Mitte:
49G Holländer des Siehzehnten Jahrhunderts
C er Jensen ixm uulm>
Jtcik
i&S
2
Leinwand; h. 1,12; br. 0,90. — 17">l von der Leipziger Michaelismesse. II.
— Inventar I7.">4. II 21. — Gegenstück zum folgenden. — l'hot. Braun X. -in;
Ph«t. Ges.; Hanfst.; Tamme; ISruckm.
1542 Eine Dame mit einem Fächer. Kniestück nach links auf
(1309) grünlichgrauem Grunde. Die Dame, deren braune Locken auf
M 3 ihre Schultern fallen, trägt ein schwarzes Kleid mit weiten
Aermeln, eine kleine schwarze Haube und Perlen im Haar, in
den Ohren, am Halse und au den Armen. Den Fächer hält sie
mit den beiden, gesenkten Händen. Bezeichnet rechts unten
(wie das vorige): Cors Jonson van Genien fecit 1651.
Leinwand; h. 1,12; br. 0»9O. — 1751 von der Leipziger Michaelismesse. H.
— Inventar 17f>4, II 22. — Gegenstück zum vorigen. — l'hot. Brenn VI. 36;
Phot. fies ; Hanfst.; Tamme; Brnekm.
Thomas Hendricksz. de Keyser
Geb. zu Amsterdam 1590 oder lä97; begraben daselbst den
7. Juni 1667 (Bredius, Catalogus 1886, S. 42). Schüler
seines Vaters Hendrick de Keyser. Er begann und endete
seine Laufbahn als Steinbildhauer. Als Maler (unter dem
Einiluss des Com. van der Voort) nachweisbar zwischen 1619
und 1640. Vgl. A. W. Weissmann in Oud Holland XXII
1904 S. 79 ff. Tätig zu Amsterdam. Als Bildnismaler Vor-
gänger Rembrandt's daselbst.
1543 Zwei Reiter. Auf sandigem Wege, hinter dem Dünen
(1219) und Häuser zwischen Bäumen liegen, reiten, fast von yora
1 1 c gesehen, zwei Herren in hellgelben Waffenröcken und schwarzen
Hüten; der zur Linken auf braunem, der zur Rechten auf
weissem Rosse. Bez. rechts am Sattel:
Tt F. 1 <56l
Leinwand; h. 0,98; br. 0,92 J^. — 1880 im Kunsthandel über Wien ans Eng
land. — Die Echtheit des Monogramms unserer Ansicht nach ohne Grnnd angefochten
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 497
von 0. Eisenmann in der Kunst-Chronik XVI, S. 651. Dass das Bild von der Hand
Th. de Keyser's herrührt, beweist z. B. schlagend sein ebenso bezeichnetes ßeiter-
bild im Amsterdamer Museum (N. 765). — Phot. Braun III, 28 ; Tamme ; Bruckm.
Abraham de Vries
Geb. zu Rotterdam ; gest. um 1650, wahrscheinlich im Haag. Ent-
wickelt unter dem Einfluss T. de Keyser's und Rembrandt's. Tätig
zu Amsterdam um 1630—1640; doch 1635 in Paris. Mitglied
der Haager Gilde 1644; 1648 machte er sein Testament. Seiner
Ent wicklun g n ach muss er z rix Amsterdam er Schule gerechnet werd en .
Männliches Bildnis. Brustbild nach links auf braunem 1544
Grunde. Der frische, braunäugige Herr mit schwarzem, doch (1307)
ergrauendem Haupt- und Barthaar, trägt einen schwarzen Rock 14 c
mit weissem Klappkragen. Bezeichnet rechts in der Mitte:
/"cm -A
A°]f)
9
Eichenholz; h. 0,70l/2 i br. 0,52. — 1728 aus Holland als »Bürgermeister von
Brüssel« von der Hand van Dyck's. — Inventar 1722 — 28, A 1909. — Richtig als
Vries erst in H.'s Verzeichnis von 1862. — Phot. Braun XI, 19.
Raphael Govertsz. Camphuysen
Geboren 1597 oder 1598 zu Gorkum; verheiratet 1626 zu
Amsterdam; begraben daselbst den 23. Oktober 1657. (Oud
Holland III, 1885, p. 73 und XXI, 1903, p. 196.) Sohn
des Govert Raphelsz. Camphuysen; vielleicht zugleich Schüler
des Dirk Govertsz. Camphuysen zu Gorkum.
Mondschein im Dorf am Flusse. Der Fluss zieht sich von 1 545
der Mitte des Horizontes breit zum Vordergrunde. Rechts am (1381)
Ufer Häuser unter Bäumen ; links eine Kirche und eine Wind- P 7
mühle; davor unter den Bäumen einige Leute um ein Feuer.
Darüber in Wolken der Mond. Bezeichnet vorn an der Planke:
/v , Cam.yhu\jfai. .
32
498 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,63. — Inventar 1754, II 786, als »A. v. d. Gabel«.
— 1861 aus dem Vorrat. — Bei H. (seit 1862) *ls Dirk Raphaelsz. Camphuysen,
der ein älterer Meister (1586 — 1627) derselben Künstlerfamilie war. Schon die Be-
zeichnung lässt keinen Zweifel daran, wie Bode übrigens bereits 1873 (bei v. Zahn
VI, S. 195) hervorhob, dass nicht dieser, sondern Raphael Camphuysen der Künstler
nnseres Bildes und des folgenden, seines Gegenstückes, ist.
1546 Dorf am Flusse im Mondschein. Der Fluss zieht sich aus
(1382) der Mitte des Hintergrundes nach links vorn herab. Links und
P 7 rechts am Ufer Häuser unter Bäumen; die Kirche und die
Windmühle rechts; ein Segelfahrzeug in der Mitte; links vorn
unter den hohen Bäumen einige Leute um ein Feuer. Darüber
in schwarzen Wolken der Mond, Bezeichnet unten in der Mitte
wie das vorige; doch ist nur .... phuysen noch erkennbar.
Eichenholz; h. 0,47^; br. 0,62%. — Inventar 1754, II 787. — 1861 aus
dem Vorrat. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
Bartholomäus Breenbergh
Geb. 1599 zu Deventer; gest. vor 1659. Schüler Paul Brils
in Rom, Nachfolger Ad. Elsheimer's. Schon 1619 in Amsterdam.
1620 — 27 in Rom, seit 1633 dauernd in Amsterdam.
1547 Oie Hungersnot in Aegypten. Links der Palast, auf dessen
(1500) Terrasse Josef im Hermelinmantel unter dem Sonnenschirm
13 1) steht, den ihm ein Neger hält. Unten auf der Strasse steht
der mächtige Steintisch, hinter dem die Verkäufer des Brotes
sitzen, drängt sich von rechts das hungernde Volk mit Kameelen
und Herden heran. Bezeichnet halb links unten:
Ken/e,
"ino
Eichenholz; h. 0,48V» 5 br. 0,68Va- — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris. Vorher nach Weigel und Dutuit in der Sammlung
Ilraamkamp zu Amsterdam. — Inventar 1764, II 557. — Originalradierung des
Meisters (selten). Darnach radiert von Jan de liischop, Weigel, Suppl. z. Bartsch I,
p. 171; Dutuit, Manuel, p. 89—90.
Claes Moeijaert
Nicolaes Cornelisz. Moeijart oder Moeyart. Geboren kurz vor
1600, wahrscheinlich zu Amsterdam; gestorben in Amsterdam
nach 1659, vielleicht 1669. Er arbeitete vor 1630 in Italien
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 499
unter Elsheinier's Einfluss, seit 1630 in Amsterdam. (Amster-
damer »Catalogue« 1904.)
Josef im Brunnen. Felsental. Vorn rechts unter hohen I547A
Bäumen am Fusse senkrechter Felsen der Brunnen. Die Brüder (1968)
Josefs sind hier im Begriffe, ihn an einem Seil hinabzulassen. 21 a
Links Viehweide und eine Statue neben üppigen Laubbäumen.
Bez. u. i. d. M. : C. M. (zusammengezogen) f. A° 1631.
Kupfer; h. 0,22%; br) 0,28. — In den Kat. 1887 bis 1902 als N. 1976. —
Nicht durch Gotter, wie H. annahm, sondern, wie auch die noch auf dem Bilde
stehende InTentarnummer beweist, schon im Inv. 1722, A 702. Damals wurde es
Elsheimer zugeschrieben, dem es so nahe steht, dass auch Bode, Studien S. 277, es
als vorzügliches Werk dieses Meisters anerkannte. So auch in unseren Katalogen
bis 1902. Zweifel sprach Weizsäcker aus, mit dem wir das Bild am 24. Juni 1903
untersuchten. Die entdeckte Inschrift ergab, wenn sie auch nicht völlig deutlich
ist, dass das Bild nicht von Elsheimer herrühren kann. Sie wird schwerlich anders
gelesen werden können als oben angegeben und weist dann, wie der Stil und der
Vortrag, unzweifelhaft auf Claes Moeijart hin, zu dessen allerbesten Werken es gehört.
Willem Cornelisz. Duyster
Geb. um 1600, wahrscheinlich zu Amsterdam; begr. daselbst
d. 31. Januar 1635. Schüler des Pieter Codde zu Amsterdam.
Seit 1625 in Amsterdam nachweisbar, wo er Schule machte.
Soldatenrauferei. Zwölf in einer Wachtscheuer vereinigte 1 548
Soldaten sind bei der Teilung der Beute, die auf dem Tische (1604)
in der Mitte ausgebreitet ist, aneinandergeraten und a 8 c
schiessen und stechen wild aufeinander los. Be- ^e^.
zeichnet links unten (wohl Duister zu lesen):
Eichenholz; h. 0,39^; br. 0,58%. — Wiederholungen befinden sich in London
und Stockholm. — 1877 von Frau Bertha Hoffmann in Dresden.
Simon de Vlieger
Geb. um 1601 zu Rotterdam; gest. zu Weesp im März 1653.
Angeblich Schüler W. van de Velde des älteren, eher unter
J. Porcelli's Einflüsse entwickelt. Tätig zu Delft 1634 bis
1640, zu Amsterdam bis 1650, schliesslich zu Weesp. (Haber-
korn van Rijsewijck in Oud Holland LX, 1891, p. 221— 227;.
vergl. Amsterdamer »Catalogue« 1903.)
Seesturm an felsiger Küste. Links ragen schroffe, von der (549
Brandung umschäumte Felsen. Rechts wogt das graue Meer, (1665)
in dem ein Schiff mit gekappten Masten unter einem Notsegel 8 a
32*
600 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
steuert. Vorn sinkt ein Schiff; die gerettete Mannschaft fährt
nach rechts in einem Bote davon. Bezeichnet ^P«
links in der Mitte am Felsen: Vl-lEC'^
Eichenholz; h. 0,30l/2; br. 0,39. — Inventar 1754, II 17. — Galt als Gegen-
stück zu dem folgenden. — l'hot. Bruckm.
Angeblich Simon de Vlieger
1550 Eislauf. Auf der grauen, hinten von flachem Ufer be-
(1666) grenzten Eisfläche belustigen sich zahlreiche Schlittschuhläufer.
8 a Rechts vorn zieht ein Knabo einen anderen im Schlitten; links
vorn Schlitten mit Pferden. Unten in der Mitte zwei unleser-
liche Buchstaben.
Eichenholz; h. 0,30%; br. 0,39. — luv. 1754, II 18. — Da das Bild von
Anfang an als Gegenstück zu dem vorigen und als Werk Simon de Vlieger's gegolten,
so wagten wir anfangs nicht, es von ihm zu trennen. Seiner Malweise nach erinnert
es eher an v. Goyen, dessen eigene Hand es jedoch nicht zeigt. Der bekannte Sammler
Senator Semeonow aus St. Petersburg teilte uns gütigst mit, dass er ein P. Bools
bezeichnetes Bild derselben Hand besitze und auch die Bezeichnung unseres Bildes
P. B. lese. Letzteres ist auch uns eher möglich, als mit anderen S.V. oder V.G. zu
lesen. Eine zweite Frage ist es, ob jener P. Bools der urkundlich den 28. Mai 1664
in Haarlem begrabene Maler Phil. Bol ist. (V. d. Willigen, Les artistes, p. 35.)
Aert (Aernout) van der Neer
Geb. 1603 zu Amsterdam; gestorben daselbst in Armut am
9. November 1677. Nachweisbar seit 1638 in Amsterdam.
1552 Mondschein am Flusse vor der Stadt. Links die Stadt mit
(1377) Giebelhäusern und einer Kirche hinter Bäumen, vorn auf dem
11 a Wege zwei Männer, ein Knabe und ein Hund. Rechts die breite,
von baumbewachsenen Ufern begrenzte Wasserfläche. Der
Vollmond steht in der Mitte, wirft seinen Spiegel- A
schein ins Wasser und beleuchtet hell die Häuser \yC T^J
links hinter den Bäumen. Bezeichnet links unten: ■*
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,70. —Nach H. 1708 aus Antwerpen; wir konnten
es jedoch erst im Inventar 1754, II 42)5, nachweisen. — Gegenstück zum folgenden.
— Gest. in Aqnatinta von C. Aug. Wizani. — l'hot. Braun XI, 28; Hanfst.; Bruckm.
1553 Abend am Flusse in der Stadt. Der Fluss zieht sich
(1378) fast in der Mitte bildeinwärts. Seine beiden Ufer schmücken
11 a Giebelhäuser unter Bäumen. Im Hintergrund die Kirche. Im
Vordergrund ein Mann in einem Bote. Der Mond steht rechts
über den Dächern; am Himmel glänzt aber
rötlich auch noch der Rest des scheidenden
Sonnenlichtes. Bezeichnet rechts unten:
&bi
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 501
Eichenholz ; h. 0,46 Vj ; br. 0,70. — Nach H. 1708 aus Antwerpen ; wir konnten
■ es jedoch erst im Iuventar 1754, II 424, nachweisen. — Gegenstück zum vorigen.
— (iest. in Aquatinta von C. Aug. Wizani. — Phot. Braun XV, 28; Bruckm.
Kanal im Dorfe. Tagesbeleuchtung. Links vorn das 1554
Wasser, rechts der Eingang zu einem Gehöfte mit rotdachigem (1379)
Herrenhause. Davor auf dem Wege steht ein Mann in roter 13 c
Jacke und roter Kappe auf einer gegen die Mauer
gelehnten Leiter. Links im Mittelgrunde die Kirche. VV^J
Leichtbewölkter, hellblauer Himmel. Bez. r. u.:
Eichenholz; h. 0,31V2; br. 0,36. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1558.
— Phot. Braun Xu, 33; Bruckm.
Dorfbrand am Flusse. Der Fluss zieht sich in der Mitte 1555
bikleinwärts. Links am Ufer das brennende Dorf in mächtigen (1380)
Rauchwolken. Rechts am Ufer unter Bäumen einige grell be- 13 b
leuchtete Bauernhäuser. Am Rande des Wassers
Segel- und Ruder-Fahrzeuge. Vorn wächst Schilf.
Bezeichnet unten links:
Eichenholz; h. 0,57^; br. 0,74. — Zuerst im Verzeichnis von 1876. Vorher
im Kgl. Schlosse. Eigentum S. Maj. des Königs. — Phot. Bruckm.
Rembrandt Harmensz. van Rijn
Geb. den 15. Juli 1606 zu Leiden; begraben den 8. Okt.
1669 zu Amsterdam. Schüler des Jacob van Swanenburgh zu
Leiden, des Pieter Lastmann zu Amsterdam. Tätig, von seinem
frühesten Aufenthalt in Amsterdam (um 1632) abgesehen, bis
1631 in Leiden, seit dieser Zeit in Amsterdam. Rembrandt
ist der eigenartigste und gewaltigste holländische Künstler.
Rembrandt's Gattin, Saskia van Uijlenburgh, als junges 1556
Mädchen. Brustbild nach links auf graubraunem Grunde, Die (1310)
rechte Hand an der Brust. Das frische, lächelnde junge Mädchen 14 c
trägt ein blaues Kleid, einen breiten roten Hut mit hoher,
heller Feder, Perlenohrringe und ein Perlenhalsband. Bez. 1.:
Abi
502
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,52»^; br. 0,44%. — Nach H. Inv. 1722, A 146, doch
stimmen die Maasse hierzu nicht; das Bild findet eich noch nicht einmal im »Abregec
von 1782, sondern zuerst im Katalog von 1817. — Rembrandt heiratete Saskia im
Jnni 1634. — Gest. von S. L. Raab und F. Böttcher. Rad. von H. H. Riedel und
N. Massaloff. — Phot. Braun II, 31; Phot. Ges.; Tamme; Ilanfst.; Bruckm. —
Bodo R: N. 151 ; HI S. 49.
1557 Bildnis des Willem Burggraetf. Brustbild nach rechts auf
(1311) gelbgrauem Grunde. Der dunkelhaarige Herr mit kleinem
14 c blonden Schnurr- und Unterlippen -Bart trägt einen dunklen
Bock und einen weissen Spitzenkragen. Bezeichnet rechts:
Eichenholz ; h. 0,67V2 ! br. 0,52. — Inv. 1722, A 72 (also durch Wackerbarth,
nicht durch Flemming, wie bei H.). — Das Gegenstack, die Gemahlin des Willem
Burggraetr', befindet sich im Städel'schen Institut zu Krankfurt am Main. Vgl. Bode,
Studien, S. 401 und 569. — Radiert 1754 von A. Riedel sen. — Phot. Rraun VIT,
39; l'hot. Ges.; Tamme; Hanist.; Bruckm. — liode R: N. 96; II S. 73.
1558 Ganymed in den Fängen des Adlers. Der Adler des Zeus
(1312) schwebt über dunklen Baumwipfeln und grauem Gemäuer gen
K 1 Himmel. Mit dem Schnabel hat er den rechten, mit den Klauen
den linken Arm des kleinen Ganymed gepackt, den er entführt.
Der Knabe hält Kirschen in der Linken, sträubt sich, schreit
und lässt Wasser vor Schrecken. Bez. am Hemdzipfel :
eft' f/y
Eichenholz; h. 1,71%; br. 1,30. — Wurde 1716 in Amsterdam versteigert.
— 1751 durch Heinecken aus Hamburg für Dresden erworben. — Inventar 1754,
II 389. — Originelles Bild der »Sturm- und Prang- Periode«, des Meisters. Vergl.
Bode, Studien, S. 439 und 568. — Gestochen von C. <'•. Schnitze j$ III, 2 und
von A. Cardon. — Phot. Braun I, 30; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm. —
Bode R: N. 197; III S. 141.
No. 1561. Rembrandt van Rijn.
No. 1558. Rembrandt van Rijn.
No. 1559. Rembrandt van Rijn.
No. 1562. Rembrandt van Rijn.
Tafel XXH.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 503
Selbstbildnis des Künstlers mit seiner Gattin Saskia. Knie- 1559
stück. Am Festtiseb, auf dem eine Pfauenpastete prangt, (1321)
sitzt der junge Mann in rotem Rocke und schwarzem Hute K 2
mit weisser Feder, den Degen an der Seite, nach links ge-
wandt, auf einem Stuhl, blickt sich lachend nach dem Beschauer
um, erhebt in der Rechten ein gefülltes Stengelglas und uni-
fasst mit der Linken seine junge Gattin, die in hellblauem
Kleide auf seineu Knieen sitzt und sich lächelnd umblickt.
Rechts eiu Vorhang. Bez. 1. i. d. M. (verkleinert):
wm&
mm
Leinwand; h. 1,61; br. 1,31. — Nach 1749 durch Le Len aas Paris. — Das
Bild mnss um 1635 gemalt sein. — Gestochen von H. Withoeft, A. L. Hertel,
H. Bürckner, H. Payer und G. Planer; radiert von Ant. Riedel (1768), A. Schnlt-
heiss und N. Massaloff. — Phot. Braun I, 31; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
— Bode R : N. 157; III S. 19.
Samson's Hochzeit. Buch der Richter XIV, insbesondere 1560
Vers 10 — -12: »und Samson sprach zu ihnen: Ich will euch (1313)
Rätsel aufgeben.« An der Mitte der reich gedeckten Tafel sitzt K 3
unbeachtet, von vorn gesehen, die prächtig gekleidete und ge-
krönte Philisterbraut Samson's. Dieser sitzt neben ihr, wendet
sich aber nach rechts, den Jünglingen zu, denen er, mit den
Fingern lebhaft erzählend, ein Rätsel aufgibt. Links sitzt die
übrige Hochzeitsgesellschaft an der Tafel. Vorn auf dem Lager
küsst sich ein Paar. Bez. unten in der Mitte (verkleinert):
JfM*'
Leinwand; h. 1,26K; br. 1,76%. — Inr.1722, A 1144. — Vortrefflieb.es Bild
der reifen mittleren Zeit des Meisters. — Radiert 1814 von Anton II. Riedel, von
N. Massaloff und L. Friedrich. — Phot. Braun II, 32; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme?
Bruckm. — Bode R: N. 222; ITT S. 191.
Der Rohrdommeljäger. Kniestück von vom,fvor einer Planke 1561
auf grauem Grunde. Der junge Mann, in dessen Zügeu wir (1314)
K 1
504 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
den Meister selbst erkennen, trägt einen roten Rock und ein
rotes Barett mit hoher Feder. Mit der Linken stützt er sich
auf seine Büchse; mit der Rechten hängt er die erlegte Rohr-
dommel an einen Haken. Bezeichnet oben links (verkleinert):
rata
Eichenholz; h.^1,21; br. 0,89. — Inv. Gnarionti (vor 1753) N. 159 als .opera
mirabilissima«. — Bode, Studien, S. 153 und 568, — Radiert 1764 von A. Riedel.
— Phot. Braun IV, 32; Tamme; Hanfst.; Bruckro. — Bode R: N. 238; IV S. 67.
1562 Saskia mit der roten Blume. Kuiestück von vorn auf
(1315) braunem Grunde vor niedriger, grauer Steinmauer, auf der links
K 2 eine rote Blume liegt. Die junge Frau trägt ein rotes, aus-
geschnittenes Kleid, ein braunes Brusttuch über Aveissem Hemde,
eine Perlen- und eine Korallen -Halskette, ein kleines Diadem
und Perlen-Ohrringe. Sie legt die Linke an ihre Brust und hält
in der Rechten eine rote gefüllte Blume. Bez. 1. u. (verkleinert):
U\tm uranit £
rW
Eiohenholz; h. 0,98%; br. 0,82%. — 1742 aus der Sammlung Araignon in
Paris. — Radiert 1781 (und noch einmal) von A. H. Riedel; 1896 von W. Unper.
— Gest. von l). J. Pound und 1885 von A. Schultheiss. — Phot. Braun I1T, 31 ;
Phot Ges.; Tamme; Hanfst.; Briickm. — Bode R: N. 264; IV S. 121.
1563 Das Opfer Manoah's. Buch der Richter XIII, Vers 20:
(1316) »und als die Flamme vom Altare zum Himmel auffuhr, stieg
K 3 auch der Engel des Herrn in der Flamme empor«. Manoah
und sein Weib, die Eltern Samsous, hatten ein Traukopfer
gespendet, um einen Sohn zu erflehen. Links vor ihnen brennt
das Opferfeuer am Boden. In der Mitte kniet der graubärtige
Manoah in dunkelrotem Rocke mit gefaltet erhobenen Händen.
Rechts neben ihm kuiet seiue Gattin in gelbem Kleide und
• '-^^Pralral
. WIM WS^n/hsM M
JEBLm* * i^SrM
sRiäf^f ■''-*•'. '"■.' ^jmB"^^«^SSwB'
No. 1560 Rembrandt van Rijn.
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No. 1563. Rembrandt van Rijn.
Tafel XXm.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 505
rotem, auch über den Hinterkopf gezogenem Mantel. Links über
der Flamme entschwebt, von hinten gesehen, der erwachsene
Engel in weissem Gewände. Bez. rechts oben (verkleinert):
Leinwand; h. 2,42 ; br. 2,83. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 177 als »opera
delle sue piü insigni«. — Gestochen von Jak. Houbraken ■$ JJ, 47. — Phot. Braun
III, 30; Hanfst.; Tamme; Bruekm. — Bode R: N. 234; IV S. 77.
Die Goldwägerin. Kniestück nach rechts. Die Alte in 1564
braunem, reich besetztem Kleide und hellem Schleier sitzt an (1317)
ihrem mit Schmucksachen bedeckten Tische, erhebt die Wage K 4
in der Eechten und ist im Begriffe, mit der Linken ein Goldstück
drauf zu legen. Eechts zwischen dem Schranke und dem Tische
ein Vorhang. Bezeichnet oben links: Mevibrandt f. 1643.
Leinwand; h. 1,13; br. 0,99%. — Inv. 1754, II 346. — Wenn wir die In-
schrift ihrer glatten, festumrissenen Ränder wegen auch mit H. für unecht ansehen,
so glauben wir doch mit Bode an der Echtheit des Bildes festhalten zu müssen.
Auch Com. Hofstede de Groot teilt uns gütigst mit (1896), dass er seinen Wider-
spruch gegen die Echtheit aufgebe. — Radiert 1754 von A. Riedel, 1814 von Ä. H.
Riedel, von J. v. d. Bruggen, W. Baillie nnd G. F. Schmidt. — Phot. Braun XI,
23; Tamme; Hanfst.; Bruekm. — Bode R: N. 304; IV S. 201.
Bildnis eines jungen Kriegers. Brustbild nach rechts auf 1565
braunem Grunde. Der junge Krieger trägt einen eisernen Hals- (1318)
kragen, einen dunkelbraunen, vorn mit goldener Kette zu- K 2
sammengehalteneu Mantel, ein dunkies Barett mit flotter Feder.
Die behandschuhte rechte Hand legt er rechts vor sich auf
einen Tisch. Bezeichnet oben rechts (verkleinert):
GUm v
ran
Leinwand; h. 0,76%; br. 0,67. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 9. — Nach
H, schon im Inventar 1722, was nicht richtig zu sein scheint. — Radiert 1767 und
506 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1769 von C. O. Schultze, 175ö von A. Rieflet, von J. G. ilertel und P. Tanje. —
— Phot. Braun IX, 31 ; Hanist.; Tamme; Brackin. — Bode 1?: N. 270; IV, S. 133.
1566 Die Grablegung Christi. In der dunklen Höhle, zu der
(1320) man rechts auf den hell beleuchteten Calvarienberg hinaus-
K 4 bückt, drängen sich die Angehörigen des Heilands beim Scheine
der Kerze, die links ein Alter hält, und der Laterne, die rechts
im Vordergrunde steht, um den zur Linken aufgestellten Sar-
kophag. Drei Männer sind im Begriffe, den Leichnam des Hei-
lands auf weissem Linnentuche hinabzulassen; einer fasst ihn
unter den Achseln, ein zweiter hält seine Füsse, der dritte, in
der Mitte, fasst beide Enden des Tuches. Rechts vorn sitzt
Maria neben zwei anderen Frauen am Boden. Bezeichnet
halblinks am Sarkophag (verkleinert):
Leinwand; h. '1,9, \.,; I,r. 0,(;8'/2- — 1763 aus dem Naehlass d«s Herrn Gaul.
Lormier im Haag. — Vorher bei der Douairiere v. d. Sauden - Munter. — Das
original befindet sich in der Passionsfolge der Münchener Pinakothek. Eine Scbul-
wiederholung, wie die unsere, besitzt das Braunschweiger Museum. Doch scheint
eine Wiederholung des viel früheren Bildes von Remhrandt 1653 hervorgeholt und
teilweise eigenhändig übergangen zu sein. So auch Bode, Stadien, S. l:j.r> und !:;<>.
— Phot. Braun Vf, 33; Phot. Cios.; Häufst.; Tamme; Brurkru. — Bode R: IT. 129 ;
II, S. 139.
1567 Bildnis eines bärtigen Alten. Halbfigur nach links auf
(1319) braunem Grunde. Der langbärtige, langhaarige Alte trägt über
K 2 rotem, vorn reichbesetztem Rock einen grossen dunklen Mantel
und ein schwarzes Barett. In der allein sichtbaren Rechten
scheint er seine' Handschuhe zu halten. Bez. o. 1. (verkleinert):
Jtempramit- V- ' v t*
EiohenhoU; h. 1,02; ür 0,7s. luv. 1722, A 207. — NacbJH. 1742 aus Paris.
Doch f-tebt dio N. 207 noih auf deio Bilde'; darnach kam es früher aus Polen. —
Ein llanpthild der spateren, mächtig breiten, »knotenden Technik dos Meir-ters.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 507
Vgl. Bode, Studien, S. 503 und 569. — Radiert 1764 von A. Riedel, 1889 von
K. Koepping. — Phot. Braun VI, 32, XI, 22; Phot. Ges.; Tamme; Bruekm. —
Bode R: N. 386; V, S. 185.
Ein Herr mit roter Pelzmütze im Lehnstuhle. Halbfigur 1568
von vorn mit nach links gewandtem Kopfe auf dunkelgrauem (1327)
Grunde. Bunter, gemusterter Rock, grauer Mantel, mit Pelz K 2
verbrämte rote Sammetmütze. Die rechte Hand hängt an der
Seitenlehne des Sessels herab.
Leinwand; h. 0,98 V, *>r. 0,68%. — Von H. für luv. 1722, A 207, gehalten.
Das ist jedoch, wie die darauf erhaltene Nummer beweist, unser Bild N. 1567. —
Sicher im »Catalogue« von 1765. — Von Bode (Studien, S. 515 und 519) als echtes
Werk Rembrandt's (um 1656) anerkannt. Von einigen neueren Kennern dem Rem-
bTandt abgesprochen und dem B. Fabritius zugeschrieben. So auch Seidlitz (Rep.
XVI H. 375). Wir müssen die Frage noch offen halten. — Phot. Braun XIV, 29;
Hanfst.; Tamme; Bruekm. — Bode R: N. 467; VI, S. 167.
Selbstbildnis des Meisters mit dem Zeichenbuche. Halb- 1569
figur nach rechts auf braunem Grunde. Der gealterte Meister (1322)
trägt eine schwarze Kappe und einen vorn geöffneten dunklen K 1
Mantel, unter dem an der Brust und am Unterärmel ein feuer-
roter Rock zum Vorschein kommt. In der Linken hält er Buch
und Tintenfass, in der Rechten die Feder, mit der er ins Buch
zeichnet. Bezeichnet rechts unten am Buch:
,MO/Mlit/ft<&7.
Leinwand; h. 0,S.r>J^; br. 0,05. — Inventar 1722, A 94. — Charakteristisch
für die trübe Stimmung des Meisters im Jahre 1657, in dem seine ganze Habe ver-
steigert wurde, ist nicht mir der melancholische Gesichtsausdruck, sondern auch die
trübe Färbung. Vergl. Bode, Studien, S. 516 und 568. — Schwarzkunstblatt von
Jakob Gole, Stich von Mogel, Radierung von A. Riedel. — Phot. Braun XI, 21 ;
Pbot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruekm. — Bode R: N. 427; VI, S. 87.
Bildnis eines Mannes mit Perlen am Hut. Kniestück im 1570
Profil nach links auf dunkelgrauem Grunde. Der Dargestellte (1323)
soll der jüdische Gelehrte Manasse Ben Israel sein. Er trägt K 1
einen reichen Goldbrokatrock, ein weisses Hemd, einen schweren,
schwarzen Mantel mit goldigem Futter und einen breiten, mit
Perlenschnüren geschmückten Hut. Die Hände hat er links
vor sich übereinander gelegt.
Leinwand; h. 0,82; br. 0,71. — Inventar 1722, A 262; aus Polen. — Nach
Bode, Studien, S. 539, um 1667 gemalt. — Radiert von A. Giedel, als Brustbild
508 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1769 von C. G. Schnitze. — Phot. Braun XIII, 29; Hanfst; Tamme; Bruckm. —
Bode R: N. 517; VH, S. HO.
1571 Bildnis des Alten mit dem Stocke. Kniestück etwas nach
(1324) links auf braunem Grunde. Den rechten Arm legt der grau-
K 1 bärtige Alte links auf eine Brüstung, in der rechten Hand
hält er einen Stock, in der behandschuhten linken den rechten
Handschuh. Er trägt einen braunen Rock mit goldener Brust-
kette, einen dunklen Sammetmantel und Sammethut.
Leinwand; h. 0,95%; br. 0,80 %. — Nach H. 1742 aus der Sammlung Carignan
zu Paris (?) — Sicher Inventar Gnarienti (vor 1753) N. 1046. — Der Mantel und
der Hut sind von einem Künstler des XVIII. Jahrhunderts übermalt worden, nach
einigen von Dietrich, nach anderen von Pesne. Vgl. auch Bode, Studien, S. 497 und
569. Ursprünglich gehört das Bild der mittleren Zeit Rembrandt's, um 1645 an. —
Gest. von Danzel und P. Tanje j$ II. 48. — Phot. Braun X, 27; Phot. Ges.;
Hanfst.; Tamme; Bruckm. — Bode R: N. 295; IV, S. 185.
Nach Rembrandt
1572 Die Grablegung Christi. Man sehe die Beschreibung unseres
(1329) Bildes N. 1566. Nach letzterem oder nachdem dort erwähnten
standehaus älteren Münchner Exemplar ist das unsere nur eine Kopie.
Leinwand; h. 1,01%; br. 0,73. — Inventar 1722, A 1145; damals als Ori-
ginal ; doch schon bei H. richtig nur als Kopie.
I 572 A Der Rabbiner. Halbfigur fast von vorn. Im Hintergrunde
(1424) das Innere eines jüdischen Tempels. Rechts die Nische mit der
K 2 Schlangensäule, davor ein Tisch und ein Stuhl. Der noch blond-
bärtige Alte trägt einen hellen Turban und einen dunkeln, vorn
mit goldener Spange zusammengehaltenen Mantel. Die Hände
legt er vor sich ineinander.
Leinwand; h. 0,90^; br. 0,73!^. — Kat. 1S87 : N. 1590. — Wohl 1725 durch
Leplat als Rembrandt. Inv. 1722—28, A 1619. — Das Bild ist unter allen Um-
ständen eine Kopie nach einem berühmten, 1635 gemalten Originale Rembrandt's.
das sich zu Chatsworth beim Duke of Devonshire befindet. Vergl. Bode, Stadien.
S. 427. Das» von den in verschiedenen Sammlungen vorkommenden Kopien (z. B.
noch in der Galerie Liechtenstein zu Wien, in der Pinakothek zu Turin, ini Arualien-
stift zu Dessau) mindestens das Berliner und das Dresdner Exemplar von Salomon
Koninck (nuten zu N. 1589) herrühren, wie bisher angenommen wnrde, erscheint
bei näherer Betrachtung ganz unerwiesen. Das onsere wurde auch erst seit dem
Katalog von 1872 zu Koninck in Beziehung gesetzt. Es ist in der Tat als gute
Werkstattkopie anzusehen, die mit Koninck nichts zu schaffen hat. So zuerst Hof-
stede de Groot. — Phot. Hanfst.; Bruckm.
Unbestimmte Schüler Rembrandt's
1573 Das Bildnis Rembrandt's (?). Brustbild nach links auf
(1325) dunklem Grunde. Kleiner dunkelblonder Ober- und ünter-
14 a
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 509
lippenbart. Blaugrüner Rock, roter Mantel, schwarzer Hut,
auf der Brust eine Medaille an goldener Kette.
Eichenholz; h. 0,53%; br. 0,46. — Wohl Inv. 1722, A 64. Sicher Inventar
Guaiienti (vor 1753) N. 15S6. — Dass das Bildnis Rembrandt darstelle, wie hei H.
doch nnr frageweise bemerkt wurde, erscheint mindestens zweifelhaft. Ein eigen-
händiges Bild des Meisters vermögen wir ebensowenig in ihm zu erkennen; es ge-
hört einem seiner guten Schüler an. So auch Bode, Studien, S. 498 und 570. Die
einen denken an Flinck, die anderen an Tan Geldern, noch andere an Jan Victors.
— Radiert als »Rembrandt's Selbstbildnis»: von Anton Riedel, C. Gr. Schultze und
einem Anonymus. — Phot. Braun Sil, 36 ; Tamme ; Bruckni.
Die Berglandschaft mit der Wassermühle. Die Mühle liegt, 1575
hell von einem Sonnenblick und schweren Wolken beleuchtet (1328)
rechts vorn im Tale. Auf dem Berge darüber alte, ummauerte 12 a
Orte. Links Fernblick ins Tal, vorn ein Sandweg mit einem
einspännigen Karren. Ein Holzkreuz vorn in der Mitte.
Leinwand; h. 0,78%; br. 1,05. — Zuerst im Katalog 1812. Damals und
noch bei H. als Rembrandt, für dessen eigene Hand das Bild jedoch, so frisch und
geistvoll es ist, kaum gross genug empfunden erscheint. Bode, Studien (S. 490
und 570) ist geneigt, es dem A. de Gelder zuzuschreiben : Com. Hofstede de Groot
stimmt dem zu. Jedenfalls gehört es zu den köstlichsten Landschaftsbildern der
Werkstatt Rembrandt's. — Radiert von K. Koepping. — Phot. Bruckm.
Ein Mann aus dem Volke. Brustbild ohne Hände fast von 1576
vorn auf gelbgrauem Grunde. Sein Antlitz ist von krausem, (2133)
dunkelbraunem Haupthaar und Vollbart umrahmt. Seine 8 c
Kleidung ist an der Brust geöffnet. Bezeichnet rechts oben
mit einer nicht ganz deutlichen Inschrift, die wahrscheinlich
Rembrandt 1636 gelesen werden muss.
Eichenholz; h. 0,21 %; br. 0,16%. — Inv. 1722, A 168, als »Rembrandt«. —
H. las die Jahreszahl 1638. Das Bild war seit dem Kat. von 1843 unter die angeblich
von C. W. E. Dietrich (Dietricy) herrührenden Nachahmungen Rembrandt's versetzt
worden, wie unsere N. 15S0A. — 1580C. Da die N. 168 des Inv. von 1722 jedoch
auf dem Bilde erhalten ist nnd da die Erwerbungen des Jahres 1723 in diesem In-
ventar erst mit N. 1370 beginnen, so muss es spätestens 1722 erworben sein;
und damals war Dietrich erst 10 Jahre alt. Es scheint uns auch aus inneren Gründen
ein niederländisches, unter dem Einflüsse Rembrandt's entstandenes Bild zu sein.
Es erinnert uns nach wie vor an Karel Fabritius. Bode, Bredius und Seidlitz sind
übrigens geneigt, die Inschrift und das Bild Rembrandt selbst zurückzugeben. —
Radiert als Rembrandt von A. H. Riedel jun. 1780. — Phot. Tamme; Bruckm.
Unbestimmte Meister unter dem Einflüsse der Schule
Rembrandt's
Zwei Alte im Zimmer. Links am Fenster, durch das die 1577
Sonne hereinscheint, sitzt eine Alte, rechts am Herde ein (1330)
P 8
510 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
langbärtiger Alter in langem Rocke und kleiner anliegender
Kappe. Hinter ihm führen Treppen empor.
Papier auf Leinwand ; h. 0,29 ; br. 0,36. — 1871 gegen den damals für echt
gehaltenen Hasen Dürers von 1502, der nur eine Kopie nach dem Original in der
Albertina zu Wien ist, vom Kupferstich-Kabinet eingetauscht. — Phot. Tamme.
1578 Profilbild eines schwarzbärtigen Mannes. Brustbild nach
(1332) rechts auf grauem Grunde. Ueber dem grünen Rocke trägt.
Kagka(femie ^er Dargestellte einen weissen Faltenkragen, auf dem Kopfe
eine dunkle, anliegende Kappe.
Eichenholz; h. 0,44%; br. 0,35%. — Inventar 1722, A 61. Schon dort als
»unbekannt«, bei II. unter den Rembrandt-Schülern. — 1904 an die Kgl. Kunst-
akademie.
1579 Dädalus und Ikarus. Kniestück. Der junge Ikarus steht
(501) links, wendet sich nach rechts um und greift mit seiner
L 3 Rechten nach seiner schon mit dem Flügel versehenen linken
Schulter. Sein Vater Dädalus steht rechts hinter ihm und
setzt ihm die Flügel an.
Leinwand; h. 1,14; br. 0,98. — 1731 durch Leplat. — Früher als »unbekannt«
im Allgemeinen. Bei H. als »unbekannt« in der venezianischen Schule. Das Bild
trägt jedoch den Stempel der akademischer werdenden Nachahmer Rembrandt's,
wenn nicht gar, woran Frimmel erinnert, der Richtung des Utrechter Jan Gerritz
van Bronchorst (1604—1661 oder 1662).
1 580 Die Marien am Grabe des Heilands. Rechts in der Felsen-
(1366) grotte steht der Sarkophag Christi. Auf demselben zwei Engel
P 7 in weissen Gewändern, welche die mächtige Steinplatte, die ihn
bedeckte, fortgeschoben haben. Vorn links blickt eine der Marien
ins leere Grab; Magdalena kniet neben ihr; die dritte, die ihr
Antlitz mit einem feuerroten Mantel verhüllt, steht hinter ihnen.
Eichenholz; h. 0,64%; br. 0,49%. - 1727 durch Le Plat (Inv. 1722 ff.
A 1846) als »Art des Carracci«. — Von H. der Schule des Bol zugewiesen. Jeden-
falls von einem holländischen Meister des XVII. Jahrhunderts.
I580A Bartloser Alter im Turban. Brustbild ohne Hände nach
(2106) links auf braunem Grunde. Schwarzer Rock; über roter Mütze
66 c mit goldenen Troddeln an den Ohrenklappen ein weisser
Turban. Bezeichnet links (falsch): Rembrandt 1636.
Eichenholz; h. 0,19; br. 0,15%. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2143. — Inventar
Guarienti (vor 1753) N. 1005 als Rembrandt. — Alte Fälschung auf Rembrandt, wie
die folgenden beiden. Neuerdings irrtümlich dem Dietrich zugeschrieben. Zu be-
merken, dass sie nach holländischer Art auf Eichenholz gemalt sind. Dietrich
malte in der Regel auf Buchenholz.
I580B Ein Mann in brauner Kleidung. Brustbild ohne Hände
(2107) nach links auf grauem Grunde. Der Mann trägt einen
66 c
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 511
braunen Rock mit aufrechtstehendem Kragen und eine braune
Mütze. Er hat ein runzeliges, von spärlichem Bartwuchs um-
rahmtes Gesicht. Bezeichnet links unten: Remb.
Eichenholz; h. 0,19%; br. 0,16. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2144. — Inv.
1754, II 240 als Rembrandt. — Vgl. die Bemerkungen zum vorigen, N. 1580 A.
Eine alte Frau. Halbfigur fast von vorn auf grauem Grunde. 1 580 C
Aus dem schwarzen Mantel, den sie auch über den Kopf ge- (2108)
zogen hat, blicken ihr Antlitz und ihre linke Hand hervor. 65 b
Eichenholz; h. 0,47%; br. 0,37. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2145. — 1741
durch v. Kaiserling. Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 248 als Rembrandt's
Mutter, von Rembrandt gemalt. — Alte Fälschung auf Rembrandt. Später irr-
tümlich Dietrich zugesehrieben. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 1580 A.
Jan Livens (Livensz, Lievens)
Geb. zu Leiden den 24. Oktober 1607; begraben zu Amsterdam
den 8. Juni 1674. Schüler des J. van Schooten in Leiden
und des P. Lastman in Amsterdam (1617 — 1619). Unter
Rembrandt's Einfluss weiter entwickelt. Tätig um 1631 in
England, von 1635 — 1643 zu Antwerpen, 1661 im Haag,
1639 und 1672 in Leiden, später zumeist in Amsterdam.
Ein junger Krieger. Profil brustbild nach rechts auf grauem 1 53 1
Grunde. Der dunkelblonde junge Mann mit kleinem Schnurr- (1297)
bart trägt eine eiserne Halsberge über graubraunem Rocke. M 3
Sein Kopf ist scharf von hinten beleuchtet. Bez. r.: L.
Eichenholz; h. 0,54; br. 0,46. — Inv. 1722, A 176, als >Art des van Dyck«.
Richtig als Livens seit dem Katalog von 1817. — Phot. Ges. ; Bruckm.
Ein alter Mann. Profilbrustbild nach rechts auf dunklem 1582
Grunde. Graues Haar, langer grauer Bart: braungrauer, vorn (1298)
geöffneter Rock. L 3
Eichenholz; h. 0,53; br. 0,42. — 1742 von der Leipziger Ostermesse (als
N. 3383). — Phot. Bruckm.
Jacob Adriaensz. Bäcker
Geb. zu Harlingen 1608 oder 1609; gest. den 27. August
1651 zu Amsterdam. Schüler des Lambrecht Jacobsz zu
Leeuwarden, des Rembrandt in Amsterdam 1632. Tätig da-
selbst. Bredius: Beknopte Catalogus (des Haag) 1898 S. 10.
Ein alter Mann im Pelz. Brustbild, halb nach rechts, auf 1 583
bräunlichem Grunde. Grauer Rock; Pelzmantel. Schwarzes (1336)
K 2
512 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Barett mit goldner Schnur. Kleiner grauer Schnurrbart. Strenge
senkrechte Stirnfalte über der Nase. Bezeichnet rechts:
Leinwand; h. 0,66345 br. 0,54. — Zuerst im Katalog von 1835. — Darüber,
ilass das Monogramm, in dem neben dem A das J zu erkennen ist, nicht dasjenige
des Adriaen Hacker (Amsterdam 1630 oder 1636—1684), sondern des Jacob A. Backer
ist, vergleiche man das Berliner Verzeichnis von 1883 S. I.s — l'.i und L. Scheibler
im Kepert. VI, S. 194. In Dresden ist das Bild übrigens stets dem Jacob Backer
zugeschrieben worden. — Phot. Bruckm.
1584 Eine dunkelblonde junge Frau. Profilbrustbild nach links
(1335) auf grauem Grunde. Braunes Kleid über weissem Hemde mit
48 c roten Querstreifen. Goldene Kette. Bez. links oben mit einem
dem vorigen ähnlichen, in Bezug auf seiue Echtheit jedoch
nicht zweifellosen, aus J. A. B. zusammengesetzten Monogramm.
Leinwand; h. 0,67%; br. 0,60%. — Inventar 1722, A 138, als -unbekanntes
Original ans Polen«. — Radiert von Ant. Riedel als A. Brouwei. — Seit dem
Katalog von 1812 als Jac. Backer. — Phot. Ges.; Bruckm.
1585 Ein alter Kahlkopf. Profilbrustbild nach links. Der Alte
(1420) mit kleinem grauen Schnurrbart trägt- über blossem Halse
K 2 einen dunklen, violett-braunen Mantel.
Leinwand; h. 0,63%; br. 0,53. — Inv. 1722, A 124 als »unbekannte Kopie
aus Polen«. Als »G. Flinck« seit dem Katalog von 1817. So noch bei 11. Der
Vergleich mit unserem bezeichneten Bilde Jacob Backer's N. 1583 einerseits, mit
unseren bezeichneten Bildern G. Flinck's andererseits läset jedoch keinen Zweifel,
das« es, wie Bode, bei v. Zahn VI, S. 205, übrigens schon 1875 ausgesprochen,
nicht von Flinck, sondern von Backer herrührt. — Dass der Kopf die Stndie zu
dem Geheimschreiber auf unserem Bilde Flinck's N. 1602 sei, wie behauptet worden,
ist auch nicht zuzugeben.
1586 Ein junger, ganz rot gekleideter Mann. Brustbild nach
(1196) links auf braunem Grunde. Roter Mantel auf rotem Schniir-
K 3 rock; rotes Barett mit hinten herabhängender Feder.
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,60. — Inv. 1722, A 253, als »unbekanntes Ori-
ginal«. Im Inv. Guarienti N. 229 als »Schule Rembrandt's«. — Später, bei H.. wie
das folgende, das offenbar dieselbe Hand zeigt, frageweise den Bildern Sal. de Bray's
N. 1376 nnd 1377 angereiht; doch zeigen sie offenbar eine andere, spätere, durch
Rembrandt heeinflusste Hand. Nach Scheibler (Dr. Not.) und Abr. Bredins (N. N.)
sicher von Jac. Backer aus einer früheren Zeit als die anderen. Dieser Ansicht
schliessen auch wir uns an.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 513
Ein junger Mann in rotem Mantel und dunklem Federhut. 1 587
Brustbild nach rechts auf braunem Grunde. Mit der behand- (1197)
schuhten Linken stützt der Dargestellte sich auf sein Schwert. K 3
Eichenholz ; h. 0,72 ; br. 0,55. — Nach H. durch von Hagedorn ans Hamburg.
— Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835. Damals als »de Koning», dessen Name
auf der Rückseite steht. — Vergl. die übrigen Bemerkungen zu dem vorigen Bilde.
Oass es von derselben Hand herrührt, wie dieses, erscheint unzweifelhaft.
Salomon Koninck
G-eb. zu Amsterdam 1609; begraben daselbst den 8. Aug. 1656.
— Oud Holland I, p. 299. — Schüler verschiedener Meister
in Amsterdam, wo er 1630 der Gilde beitrat, bald aber ganz
unter den Einfluss Rembrandt's geriet. Tätig in Amsterdam.
Der Eremit. Kniestück fast von vorn. Der grauhaarige, 1589
graubärtige, grauröckige Einsiedler sitzt vor dunklem Wald- (1423)
rande, über dem links der gelbe Himmel leuchtet, an einem K 3
grossen Steine und liest in dem mächtigen, vor ihm auf-
geschlagenen Buche. Mit der Linken stützt er sein Haupt.
Bezeichnet unten rechts (in einer Reihe) :
S * A onfiuk.
Leinwand; h. 1,21; br. 0,99%. — luv. 1722, A 1380, als unbekannt, später
eine Zeitlang dem F. Bol zugeschrieben. So noch bei H. 1856. Erst seit H. 1862,
nachdem die Inschrift entdeckt worden, richtig als Koninck. — Gest. von G. Planer
j$ IIT, 43. — Phot. Braun VII, 35; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Brnckm.
Der Astronom. Halbligur fast von vorn auf braungrauem 1 589 A
Grunde. Der ältliche, bärtige Herr trägt einen gelbbraunen (1425)
Rock, einen schwarzen Mantel und eine schwarze Sammetmütze K 1
mit Rückenschleier. Den linken Arm stützt er auf einen roten
Tisch, auf dem rechts eine Erd- oder Himmelskugel steht. Die
Arme kreuzt er auf der Brust; in der Rechten hält er seine
Brille, in der Linken sein Fernrohr. Bezeichnet oben rechts:
Daniel Co . . . A°- 16 . . . (Nur das »Daniel« ganz deutlich.)
Leinwand ; h. 1,08% ; br. 0,87. — Kat. 1887: N. 1695. — Wohl Inv. 1722, A.31,
als »Manier Rembrandt's«. In den H. 'sehen Katalogen als Sal. Koninck. Nachdem
jedoch die Existenz eines 1668 geborenen Daniel Koninck (Oud Holland I, 1883,
33
514 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
p. 304 bis 307) nachgewiesen wurde, glaubten wir es in unserer ersten Auflage auf
Grund der allerdings nicht überzeugenden Inschrift diesem zusprechen zu müssen.
Da das Bild jedoch offenbar nicht von einem 1668 geborenen Meister herrühren kann,
sondern älter sein muss, so kehren wir mit Bode, Bredius, Hofstede de Groot n. a.
zu der Ansicht zurück, dass die Inschrift nicht als Künstlerbezeichnung, das Bild
alier als ein Werk des Salonmn Koninck anzusehen sei. — Phot. Braun XIV, 40;
Phot. Ges.; Hanfst.; Tanime; Bruckru.
I588B Ein Alter mit goldener Schnur am Barett. Brustbild ohne
(1326) Hände fast von vorn auf grauem Grunde. Der weissbärtige
L 3 Alte trägt einen braunen Rock mit goldener Brustkette, einen
schwarzen Mantel und ein dunkles, mit goldener Schnur ein-
gefasstes Barett.
Leinwand; h. 0,57; br. 0,45. — Kat. 1887: N. 1754. — Inv. 1722, A 155,
als Original von Rembrandt; so noch bei H., der jedoch schon hinzufügte, vielleicht
von Koninck. Bode (Studien, S. 570 Anm 1) ging einen Schritt weiter, indem er
sagte, »wahrscheinlich« von »Salomon Koninck«. In der Tat steht das Bild den
Werken diesers Meisters so nahe, dass es wohl sicher von ihm herrührt. — Als
Rembrandt radiert anonym und von C. G. Schnitze 1870 ; gest. von Jos Canale.
Bernaert Fabritius
Geburtsjahr unbekannt; lebte noch 1672. Schüler des Rem-
brandt in Amsterdam; 1657 — 1659 in Leiden nachweisbar.
Bilderdaten von 1656 — 1672.
1591 Eine junge sich schmückende Frau. Brustbild nach links
(1331) auf dunkelgrauem Grunde. Die Dame trägt ein rotes Kleid und
K 2 im Haar ein rotes Band. Eine Perlenhalskette schmückt ihre
Brust. Sie windet sich eine Perlenschnur um den linken Arm.
Leinwand auf Holz ; h. 0,7S ; br. 0,62%. — Inv. 1722, A 107, als »unbekannt«.
Später und bei H. mit Recht unter den Schülern Rembrandt's verzeichnet. Auf
Grund der neuerdings bekannt gewordenen Bilder des Bernaert Fabritius iz. B. in
Cassel, in Aachen, in Amsterdam!, in dessen Malweise sich manchmal auch die
dunklen Schatten wiederfinden, ist das Bild neuerdings von verschiedenen Seiten
diesem Meister zugeschrieben worden. Wir schliessen uus dieser Ansicht an. So
auch Scheibler, Dr. Not. — Radiert als »Rembrandt« 1722 von J. A. Riedel. —
Phot. Braun XIII, 33; Bruckm.
Jan Asselijn, gen. Crabbetje
Geb. 1610 zu Dieppe in Frankreich (wenn nicht, wie man
früher annahm und was wahrscheinlicher erscheint, zu Diepen
bei Amsterdam); begraben in Amsterdam den 3. Oktober 1652.
Schüler des Es. v. d. Velde, aber in Rom unter dem Einflüsse
Jan Miel's und P. van Laer's in hausierender Richtung aus-
gebildet. Tätig in Rom, später in Amsterdam.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 515
An der Klosterpforte. Rechts ein Kloster, links eine Heiligen- | 592
säule. Auf der Klostertreppe steht ein Franziskanermönch, der (1397)
Krüppeln und Bettlern Speise reicht. Vorn links unter dem 9 c
hohen Hause neckt ein Bettelbube einen Hund. In der Mitte
unter vielem Volk ein vornehmes Paar: der Herr in rotem
Mantel, die Dame in schwarzenr|Kleide. Bez. links unten:
yfc4 • j'^f?-
Leinwand ; h. 0,59; br. 0,74 J^. — Inv. Guar, (vor 1773) N. 1697. — Phot. Bruckm.
Hirt und Herde unter Säulenruinen. Im Mittelgrunde links 1593
hinter hoher Mauer drei römische Säuleu, rechts über dem (1398)
Flusse eine Steinbrücke. Vorn auf dem Wege 7 b
steht ein grauer Stier, liegt ein braunes Rind
und spricht ein Hirt in schwarzem Hut und
Mantel mit der Frau in blauem Kleide, die links
aus den Ruinen herabblickt. Neben ihm ein
gelber Hund. Bezeichnet rechts unten :
Leinwand; h. 0,96Y2 ; br. 0,75. — Inv. 1722, Ä 517. Eine etwas veränderte
Wiederholung dieses Bildes, angeblich von der Hand des Giov. Batt. Weenix, besitzt
das Braunschweiger Museum : Kat. 1900 N. 366. Vgl. Nachtrag S. 19.
Hirtenjunge und Herde am Wasser. Links im Mittelgrunde 1594
eine Hütte unter Bäumen, rechts im Hintergrunde ein Schloss (1399)
am Gebirge. Vorn im Wasser, nach rechts gewandt, ein 13 a
mächtiger grauer Ochse; hinter ihm, am Ufer,
ein Esel und ein braunes Rind. Rechts auf
einem Stein, nach links gewandt, ein Hirten-
junge mit blossen Füssen im grossen schwarzen
Hute. Bezeichnet unten links :
Leinwand; h. 0,43 J^; br. 0,35^. — Inv. 1722, A 459.
Die Furt. Rechts ein Ruinenbogentor an einem Felsen, I594A
auf dem ein alter Viereckturm steht. Links über dem seichten 8 a
Wasser, das Reiter und Fussgänger, Esel und Hunde durch-
waten, ein Blick auf die Hügelküste.
Leinwand; h. 1,337a > Dr- 0,407a- — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten B. F. Nossky.
Bartholomäus van der Helst
Geb. zu Haarlem 1613 (nach den Schriftquellen); begraben
zu Amsterdam den 16. Dez. 1670. Schüler des Nicolas Elias
33*
516 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
in Amsterdam. Gehörte 1653 zu den Begründern der Amster-
damer Lukasgilde.
1595 Die Gattin des Bürgermeisters Andries Bicker von Amsterdam.
(1279) Halbfigor nach links auf grauem Grunde. Die wohlgenährte
K 1 Frau trägt ein schweres, gemustertes schwarzes Kleid, eine
weisse, abstehende Haube, eine grosse weisse Halskrause und
Spitzenmanschetten. Sie legt vorn ihre Hände übereinander
und hält ihre Handschuhe in der Rechten. Bez. 1. o.:
B * (vci/wcr > hast'
Eichenholz; h. 0,92}^; br. 0,70. — 187G aus der Sammlung Rühl in Köln. —
Das Gegenstück, das Bildnis des Bürgermeisters Bicker, von demselben Jahre datimt,
befindet sich im Reichsmuseuui zu Amsterdam. Hass unser Bild in der Tat Bürger-
meister Bieker's Gattin darstellt, bestätigt die Inschrift der Rückseite : Juffrouw
Boelense Huysvrouwe van de Heer Andries Bicker. — Phot. liraunVUI, :',:'>; Hautet.;
Tamme; Bruekm.
1596 Die Frau hinter dem Vorhange. Brustbild von vorn auf
(1276) grünem Grunde. Das üppige Weib, das mit der rechten Hand
K 2 einen grünseidenen Vorhang, hinter dem es hervorblickt, zu-
rückschlägt und die linke an seine Brust legt, trägt einen
roten Ueberwurf über weissem Hemde und einige Vergissmein-
nicht am Busen. Bezeichnet rechts unten :
Leinwand; h. 0,73; br. 0,65%. — Inv. 1722, A 15. — Die Inventarnummer
sitzt auf der Bildinsehrift, die also alter ist. — Phot. Braun IV, 34; Bruekm.
1597 Bildnis eines jungen Mannes. Brustbild nach links auf
(1277) duukelgrauem Grunde. Das lange schwarze Haupthaar des
M 1
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 517
jungen Mannes von dunkler Gesichtsfarbe mit dem Schatten
eines Schnurrbarts über der Oberlippe fällt auf den anliegenden
weissen Kragen herab, den er über schwarzem Rocke trägt.
Mit der linken Hand zieht er den schwarzen Mantel über
seine Schultern empor.
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,55%. — 1751 von dor Leipziger Ostermesse. H.
— Inventar 1755, II 47. — Phot. Braun XI, 26; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckni.
Angeblich Barth, van der Fielst
Bildnis einer alten Frau. Brustbild ohne Hände nach links. 1598
Die Alte trägt eine abstehende weisse Haube und eine Halskrause. (1278)
Eichenholz; h. 0,35; br. 0,28%. — Zuerst im Katalog von 1855. Früher Rädernde"
irrtümlich als van der Helst. Dagegen auch Seidlitz, Repert. XVI, 26, S. 376. —
1904 an die Königl. Kunstakademie.
Jacob van Loo
Geb. zu Sluis 1614; gest. zu Paris am 26. Nov. 1670. Schüler
seines Vaters Jan van Loo. Von 1642 — 1662 tätig zu
Amsterdam, wo er 1652 Bürger wurde, dann zu Paris, wo
er 1663 in die Akademie aufgenommen wurde. Hauptförderer
der akademischen Richtung der Amsterdamer Schule.
Paris und Oenone. Die schöne Nymphe sitzt nackt auf 1599
rotem Gewände am Fusse des Baumes; der rechts stehende, nur (1407)
mit leichtem weissen Gewände geschürzte Hirt schneidet, über K 2
sie gebeugt, fast von hinten gesehen, ihren Namen in den Baum-
stamm. Links ein Lamm und der Hund. Bez. r. u.: I : V : Loo.
Leinwand; h. 2,12; br. 1,72. — Inventar 1734, II 311. Damals -wurde der
Gegenstand als Medor und Angelica (vergl. oben zu N. 336) bezeichnet. Die Nackt-
heit der Figuren lasst jedoch eher auf Paris und Oenone sehliessen. So seit dem
Katalog von 1846. Gestochen von Jos. Canale 9g» III, 34.
Govert Flinck
Geboren den 25. Januar 1615 zu Cleve; gestorben den
2. Februar 1660 zu Amsterdam. Lernte zuerst in Leeuwarden
bei Lambert Jabocsz., dann in Amsterdam bei Rembrandt.
In Amsterdam blieb er ansässig.
Ein Mann mit roter Kappe. Profilbrustbild nach links auf 1600
gelblichem Grunde. Der graubärtige Alte trägt eine blaue (1418)
Jacke, ein braunes Schurzfell und eine rote Kappe. Bez. 1. u.: 14 a
518 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,71; br. 0,54. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun VIH, 31; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
1 60 I Ein Herr mit schwarzem
(1419) Käppchen. Brustbild nach
14 a rechts auf grauem Grunde.
Der ältliche Herr mit grau-
blondem Barte trägt einen
. schwarzen Bock, einen weissen
Klappkragen, ein schwarzes
Käppchen. Bezeichnet rechts
unten :
Leinwand; h. 0,66}^; br. 0,53%. — 1723 aas der Sammlung Wrzowecz in
Prag. — Inv. 1722, A 1448. — Phot. Ges.
1602 Der Uriasbrief. Kniestück. Nach links gewandt, vor
(1417) dunklem Vorhange thront David im Purpurmantel, die Krone auf
K 3 dem Haupte. Mit dem Szepter, das er in der Rechten hält, be-
rührt er den verhängnisvollen Brief in der Hand des Urias, der
gehelmt und geharnischt, sich zum Gehen wendend, links vor
dorn König steht. Rechts vorn sitzt der alte Geheimschreiber
in gelbem Mantel und grünem Turban am grünen Tische.
Leinwand; h. 1,50%; br. 2,18%. — Inventar 1754, II 97, als »F. Bol«. —
So noch bei H. 1856 ; von H. zuerst 1862 frageweise, später ohne Fragezeichen dem
Bol genommen und dem Flinck gegeben. Die Benennung i Flinck« ist seitdem öffent-
lich nicht wieder bestritten worden. — Phot. Braun XV, 31; Phot. Ges.; Tamme;
Hanfst.; Bruckm.
Ferd. Bol
Getauft den 24. Juni 1616 zu Dordrecht (Amsterdamer
Catalogus 1903); begraben den 24. Juli 1680 zu Amsterdam.
Tafel XXIV.
±i. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 519
Schüler Rembrandt's zu Amsterdam. Ansässig daselbst bereits
vor 1640; 1652 Bürger.
Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. In einsamer 1603
Felsenlandschaft sitzt Maria nach rechts gewandt. Sie stützt (1362)
ihren Kopf in die Linke, hält mit der Rechten den auf ihrem
Schoosse in Windeln liegenden Säugling und bietet ihm ihre
linke Brust. Hinter und über ihr sitzt Josef, sorgenvoll auf sie
herabblickend. Seinen Korb hat er rechts auf die Felsenbank
gestellt. Ganz rechts vorn der Esel. Bez. u. 1. (verkleinert) :
K 4
Leinwand; h. 2,03; br. 2,61. — 1743 Ton der Leipziger OBteraesse (Inventar-
Nummer 3362). Entwürfe dazu unter Eeckhont's Namen in der Albertina zu Wien.
— Gesehabt von W. Ward. — Phot. Braun III, 33; Hanfst.; Tamme; Brnckm.
Jakob's Traum. Rechts schläft der junge Jakob mit gefal- 1 604
teten Händen auf rotem Mantel am Felsen. Ein kleiner Engel hebt (1363)
den Rand seines Strohhutes auf, damit der Glanz des himmlischen ^ 3
Lichtes ihm ins Antlitz scheine. Links vor ihm steht ein grosser
Engel in weissem Gewände, streckt die Rechte segnend über ihn
aus und ist im Begriffe, die Himmelsleiter zu besteigen, deren
höhere Sprossen sich in duftigem Halblicht verlieren. Bez. r. u. :
Leinwand ; h. l,28Va ; br. 0,97. — Inv. 1722, A 140. — Ein Entwurf in
Rötel dazu unter Eeckhont's Namen in der Alhertina zu Wien. — Phot. Braun I, 32 ;
Phot. Ges.; Hanfst.: Tamme; Bruckm.
Jakob vor Pharao. Der Beherrscher Aegyptens sitzt rechts, 1 605
nach links gewandt, im Hermelinmantel und hohem Turban, (1364)
K 1
520 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
auf seinem Thronsessel. Neben ihm steht Josef in weissem
Rocke und hohem Turban und stellt seinen alten Vater Jakob
vor, der in tiefrotem Rocke links im Vordergrunde kniet.
Leinwand; h. 1,70; br. 2,14. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 400, bereits als
>Bol«. Beglaubigt auch durch Ger. Hoet's »Catalogue of Naamslist van Schilderten«
II (S'Gravenhage 1742) Bl. 244 Nr. 83. — Gestochen von E. G. Krüger jß III, 9.
— Phot. Braun IV, 35 ; Phot. Ges ; Tanime ; Bruckni.
1606 Männliches Bildnis. Wie es heisst. des Künstlers Selbst-
(1365) bildnis. Brustbild nach rechts auf graubraunem Grunde. Roter
14 b Rock, schwarzer Mantel. Langes auf die Schultern herabfallendes
Haar unter breitem, schwarzem, die Stirn beschattendem Hute.
Leinwand; h. 0,63; br. 0,48. — Inv. 1722, A 64, als Rembrandt. — Phot.
Braun XV, 29; Hanfst.
Jacob van Dorste
Am 22. Dezember 1667 machte der »Kunstschilder« Jacobus
van Dorsten zu Amsterdam sein Testament, am 6. Jan. 1678
wurde er daselbst begraben. In Leiden geboren, wohnte er in
Amsterdam (Bredius N. N.). Wahrscheinlich Schüler Rembrandt's.
1607 Ein Mann Im Hute. Halbfigur im Profil nach links, auf
(1427) bräunlichem Grunde. Der Dargestellte, dessen Gesichtsfarbe
14 c ganz goldig angehaucht ist, trägt einen graugelben Bart, einen
braunen Rock, einen dunklen Hut. Bez. rechts in der Mitte:
orsfa.&c\ t
Eichenholz; h. 0,74; br. 0,59V2- — Inv. 1722, A 11, als »ein Bauernkopf von
Reml>randt-. Die Bezeichnung ergab (seit dem Katalog von 1S62) den wahren Ur-
heber. Dieser ,T. van Dorste war~offenbar ein Rembrandtschüler. — Phot. Bruckm.
Drost
Ein Maler Drost ging nach Houbraken, nachdem er Schüler
Rembrandt's in Amsterdam geweseu, mit Karl Loth und Jan
van der Meer d. j. nach Italien. Bredius (Amsterdamer Katalog
3. Aufl. 1887) vermutete einen Cornelis Drost in ihm. Ein
Bild des Innsbrucker Museums dagegen ist P. Drost bezeichnet.
1608 Merkur, den Argus einschläfernd. Kniestück. Der alte
(1429) Wächter der In sitzt, auf seinen Stab gelehnt, nach rechts
L 3
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 521
gewandt, auf einem Steine, im Begriffe einzunicken. Kechts
neben ihm bläst Merkur die einschläfernde Flöte.
Leinwand; h. 1,16%; br. 0,98%. — 1748 durch B. Benzoni aus Venedig. —
Schon im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 422 als »Drost«. Seine früheren Bilder,
wie das bezeichnete Casseler und das Amsterdamer, das jetzt Karel Fabritius zuge-
schrieben wird, sind durchaus rembrandtisch. Das unsere, dem das Innsbrucker Bild
N. 602 »Knabe mit Geyer« sich einigermassen anschliesst, zeigt in der Tat etwas
Italisierendes, das man Loth's Einfluss in Italien zuschreiben könnte. Vergl. auch
Em. Jacobson in Oud HoUand XV, 1897 p. 212.
Aelbert Jansz Klomp
Geb. um 1618 zu Amsterdam ; verunglückte den 20. Dez. 1688.
Nachahmer des Paul Potter. Tätig in Amsterdam.
Viehweide am Flussrand. Eechts unter Bäumen ein mit 1609
Stroh gedecktes Bauernhaus. Links der stille Fluss, in der (1824)
Ferne ein Kirchturm. Vorn die sonnige "Weide mit Kühen 13 a
und Schafen. In der Mitte wird eine Kuh gemolken. Be-
zeichnet unten in der Mitte:
w^U
omp
7-
<*.
Leinwand ; h. 0,74 ; br. 0,65. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Phot. Braun X, 38.
Jan Looten (van Looten)
Geb. 1618, mutmasslich zu Amsterdam (wo er sich 1643,
25 Jahre alt, verlobte); gest. 1681 in England. Nachweis-
bare Daten auf seinen Gemälden von 1656 — 1677. Tätig
bis 1669 zu Amsterdam, zuletzt in England. Landschaftsmaler
der vor-Ruisda ersehen Richtung.
Landschaft mit der Hirtin. Vorn rechts Waldrand auf einer 1610
Anhöhe, tnter dem vorderen Baume sitzt eine Schäferin, die (1564)
ihren Hund streichelt. Der Schäfer steht weiter links, auf Q 3
seinen Stab gelehnt, am Abhang. Schafe und Ziegen auf der
"Weide. Links Blick über kahle Abhänge ins Tal. • >(
Im Mittelgrunde ein Rundturm. Bez. u. 1. : I Looffft
Kupfer; h. 0,40 J^; br. 0,49. — 1860 aus dem »Vorrat«. — Phot. Bruckm.
Landschaft mit dem Galgen. Im Vordergrunde rechts 1611
Eichen am Berghang. Im Mittelgrunde eine Windmühle. Vorn (1565)
auf dem unebenen Wege, von hinten gesehen, ein Reiter, dem H c
522 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
ein Hund folgt. In der Mitte ein
Galgen. Links ein Kirchturm hinter .
Bäumen. Vorn links ein einzelner X £-»OOTO?^
Eichbaum. Bezeichnet rechts unten:
Kupfer; h. 0,40; br. 0,49. — 1860 aus dem »Vorrat«. — Gegenstück zum
folgenden.
1612 Landschaft mit dem Liebespärchen. Links unter einer
(1566) mächtigen Eichengruppe weiden Schafe und Ziegen und kost
Q 3 ein Hirt mit einer Hirtin. Rechts vorn ein einzelner Bauer.
In der Mitte auf dem sonnigen Wege ein Jäger mit seinen
Hunden. Bezeichnet links unten wie das vorige: J. Looten.
Kupfer ; h. 0,40 ; br. 0,49. — 1860 aus dem »Vorrat«. — Gegenstück zum vorigen.
Philips Koninck
Geb. zu Amsterdam den 5. Nov. 1619; begr. daselbst den 4. Okt.
1688. Schüler seines Bruders Jakob Koninck und Rembrandt's
van Rijn. Arbeitete 1 640 — 41 in Rotterdam, sonst in Amsterdam.
1 6 1 2 A Holländische Landschaft. Blick von sandigen Hügeln,
10 a durch die sich ein Fluss windet, über die weite Ebene, über
die die Schatten der teils dunklen, teils sonnenbeleuchteten
Wolken dahinziehn. Rechts vorn im Sonnenlichte Bauernhäuser
unter Bäumen. Das vordere mit weinumrankten Dache. Links
vorn im Schatten eine Baumgruppe. In der Mitte auf dem hellen
Wasser ein Segelkahn ; dahinter im Schatten am Ufer ein Kirchdorf.
Leinwand; h. 1,22; br. 1,65. — 1905 im Kunsthandel aus London. Charak-
teristisches Bild des durch seine Landschaften berühmten Meisters.
Otho Marseus van Schrieck
Geb. 1619 oder 1620 zu Nijmegen; begraben zu Amsterdam
den 12. Juni 1678. Er besuchte Italien, Frankreich und Eng-
land, arbeitete aber hauptsächlich in der Nähe von Amsterdam.
1613 Pflanzen mit Insekten, Amphibien und Reptilien. Ein leben-
(1400) diger Blumenstrauss (hellroter Mohn, blaue Winde, feuerrote
15 c Bohnenblüte, weisser Fingerhut) spriesst, von Schmetterlingen
umgaukelt, vor altem dunklen Gestein. An seinem Fuss in der
Mitte spritzt eine Kröte ihr Gift ^~ ^^_ ^
nach einem bereits getöteten C^t ^\Q Jv{<k?ff\M^\j S
bunten Schmetterlinge. Links — ' ~"^>\
fängt eine Eidechse einen Kohl- iC/3 O
weissling. Bez. links unten: & 4
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 523
Leinwand; h. 0,69; br. 0,53. — Inventar 1722, A 142. — Phot. Brnekm.
Eine Schlange am Vogelnest. Eine Mohnblume und eine 1614
Blattpflanze spriessen, von Schmetterlingen und Insekten be- (1401)
lebt, im Moose vor dem Walde. Links eine Schlange und ein 15 c
Vogelnest mit Jungen, die der Alten gegenüber ihre Schnäbel
aufsperren. Rechts ein Iltis. Bezeichnet halb rechts unten:
Leinwand; h. 0,69; br. 0,53. — Inventar 1772, A 152. — Phot. Brnekm.
Jan Victors (auch Victor, Fictoor)
Geboren um 1620 zu Amsterdam, gestorben auswärts bald
nach 1676; verheiratet in Amsterdam 1642, Hauseigentümer
1662. Schüler Rembrandt's in Amsterdam. (Oud Holland IV,
p. 219 — 220.) Die Angabe des »Catalogus« des Amster-
damer Rijks-Museunis von 1903, dass der Meister am 19. De-
zember 1695 in Amsterdam begraben sei, hat der »Catalogue«
derselben Sammlung von 1904 nicht aufrecht erhalten.
Die Findung Mosis. Die ägyptische Königstochter sitzt 1615
rechts, nach links gewandt, am getreppten Ufer des Nils. Vor (1662)
ihr, von vorn gesehen, sitzt eine Frau des Gefolges und gibt X 3
dem kleinen Findling die Brust. Acht andere Frauen oder Mäd-
chen drängen sich neugierig heran. Rechts schliessen Bäume
den Mittelgrund. Links blickt man in die Ferne. Bezeichnet
unten links (ähnlich dem folgenden): Johs Victors fe. 1653.
Leinwand; h. 1,76; br. 1,99. — Zuerst im Katalog von 1835. — Gegenstück
znm folgenden. — Phot. Braun V, 31 ; Tamme.
Die Findung des Bechers in Benjamins Sack. Vorn sind 1616
die Söhne Jakob's um den geöffneten Kornsack gruppiert. Ben- (1663)
jamin beteuert seine Unschuld, indem er seine Hand ans Herz K 3
legt. Der Haushalter Joseph's aber steht, von vorn gesehen, in
der Mitte, hält deu Becher, den er im Sacke gefunden, in der
524 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Rechten, und deutet mit der Linken drohend auf Benjamin.
Links ein Knecht mit einem Esel. Bez. 1. unten (verkleinert):
'öhaiKS
^Didtäft
Q\ doz
Leinwand; h. 1,79; br. 1,96^. — Zuerat im Katalog von 1835 — Gegen-
stück zum vorigen. — Phot. Braun X, 31 ; Tamme.
Jacomo Victor (auch Fictor)
Geburts- und Todesjahr unbekannt. Wahrscheinlich ein Ver-
wandter des Jan Victors. Lebte um 1633 in Venedig, um
1670 aber wieder in Amsterdam, wo er noch 1678 erwähnt wird.
1617 Federvieh. In der Mitte ^r
(1664) vor alten Werkstücken f /
L 3 eine weisse Henne mit I /jf ( (*) t ^ \ (/
ihren Küchlein. Links - J ^V • ^ V ^
weiter oben ein braunes \^/
Huhn, unten eine Taube.
Waldhintergrund rechts.
Bez. rechts am Pfahl:
Leinwand; h. 1,12; br. 0,96. — Nach'H. 1741 durch von Kaiserling; doch
hat sich die Inventarnummer nicht erhalten. — Wir konnten es zuerst im vCata-
logue< von 1766 nachweisen.
Hendrik Dubbels
Geb. 1620 oder 1621 zu Amsterdam, wo er 1650 Aeltester
der Gilde war, sich 1656 verheiratete und am 0. Juni 1676
begraben wurde. Oud Holland III, p. 141.
I6I7A Seestück. Graues, frisch bewegtes Meer, von grossen und
(2321) kloinen Schiffen belebt. Grauer Himmel, doch helle Sonnen-
8 b blicke vorn links und im Mittelgrunde rechts --. /nnci O
auf dem Wasser. Bez. unten in der Mitte: -uVböubS
Leinwand; h. 0,51; l>r. 0,51. — Kat. 1S87 u. 1892: N. 1551. — 18,83 im
Kunsthandel üHer Grünl>erg. — Phot. Tamme; Bruckm.
Gerbrand van den Eeckhout
Geb. zu Amsterdam d. 19. Aug. 1621; begr. das. d. 29. Sept. 1 674.
(OudHoll.III, p. 141.) Schüler Rembrandt's. Tätig zu Amsterdam.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 525
Die Darstellung Christi im Tempe'. Die Handlung spielt im 1 6 1 8
Chor des Tempels. Vorn links führt eine Treppe herauf, rechts (1504)
steht das Priestergestühl, in der Mitte schimmert das Aller- 14 b
heiligste hinter einem Vorhange. Simeon kniet, nach links
gewandt, mit dem Christkinde in den Armen. Ihm gegenüber kniet
Maria und steht Josef mit den Tauben. Rechts Priester in far-
bigen Gewändern. Vorn links auf einer Stufe sitzt ein Knabe mit
einem Apfel in der Hand neben einem blaugekleideten Mädchen.
Leinwand; h. 0,67'/2; kr. 0,84. — luv. 1722, A 428, als »Rembrandt«. Als
>Eckhout« seit dem Katalog- von 1812. — Dasselbe Bild in etwas grösseren Maassen
beim Comte Charles Cavense in Brüssel wird nach dessen Angabe von Bredius dem
Bernh. Fabritius (siehe zu N. 1591) zugeschrieben. Auch unser Bild erinnert an
diesen Meister. — Phot. Bruckm.
Jakob's Traum. Links schläft Jakob mit dem Rücken gegen 1 6 1 8 A
einen Stein gelehnt. lieber seinem Schoosse liegt ein rotes Tuch. 10 a
Rechts vor ihm steht ein grosser geflügelter Engel in weissem
Doppelgewande, die Rechte segnend über den Schlafenden aus-
streckend, auf der untersten Sprosse der Himmelsleiter. Braunes
Gewölk, in dem kleine Engelknäblein als Begleiter der grossen
Engel spielen, füllt fast den ganzen Raum. Rechts hinten
Hirtenfeuer im Mondschein. Bez. r. vorn auf einem Steine:
526 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,28; br. 1.04. — Kat. 1892: N. 2189 D. — 1892 von der Ver
Steigerung der Sammlung Habich in Cassel. — Es ist das bei Woltra. und Woerm.
III, S. 718 erwähnte Bild. — Phot. Hanfst. ; Tamme; Brock m.
Giovanni Battista Weenix
Geb. 1621 zu Amsterdam; gest. 1660 bei Utrecht (nach
Houbraken). — Schüler des Abr. Bloemaert zu Utrecht, des
Claes Moeijaert zu Amsterdam. Tätig in Italien, wo er seinen
Vornamen italisierte, 1642 — 1646, in Amsterdam 1 647 — 1 649 ;
dann auf Schloss Ter Mey bei Utrecht.
1619 Die Begegnung Jakob's und Esau's. Links vor der Stadt
(1694) eine mächtige Bogen- und Säulenruine. Rechts führt ein Weg,
12 a auf dem eine Herde bergein wärts getrieben wird, in die Berg-
landschaft. Links vorn umarmen Jakob und Esau sich, tief zur
Erde gebeugt. Links hinter dem einen sein Gefolge zu Rosse:
rechts hinter dem andern seine Frauen und Kinder. Bezeichnet
oben in der Mitte:
ILO -Jaflttii-W
ctmx
Leinwand; h. 1,01 ; br. 1,35. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
— Bis 1723 wahrscheinlich in der Sammlung Wrzowecz in Prag. Vergl. Dr. Toman
im Repertorinm X (1887) S. 22. — Phot. Bruckm.
1620 Hühnerhof unter Ruinen. Links steht ein prachtvolles.
(1695) behaubtes, schwarz und weiss gezeichnetes Huhn, hinter dem
K 1 zwei andere im Sande liegen. Rechts bellt ein Hündchen hinter
einem Steine. Bezeichnet links oben:
Leinwand; h. 0,78; br. 0,94%. — 1741 dureh von Kaiserlins — Phot. Tamme.
Vielleicht Giov. Batt. Weenix
1621 Campagna-Landschaft. Rinder und Menschen auf kahlem.
(1533) zerschnittenem Erdreich. Rechts vorn sitzen ein Mann in
15 b schwarzem Hute und eine Frau mit ihrem Spinnrocken neben
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 527
einander am Boden. Auf der Anhöhe darüber fünf Menschen
und ein Ochse. Links ein Jäger mit drei Hunden, in der Ferne
ein Fluss. Links unten der Rest einer Bezeichnung Giov.Ba
Leinwand; h. 0,47 J^; br. 0,67. — 1742 durch Riedel aus Prag; 1856 ans
dem Vorrat. Von H. seltsamer Weise dem noch im XVI. Jahrhundert geborenen
Antwerpener Maler W. Backereel zugesehrieben, von dessen Hand sonst keine Bilder
bekannt sind. Vergl. F. J. v. d. Branden, Geschiedenis, p. 661 und 1422. Allerdings
las H. die Bezeichnung auch W. Backereel. Allein alle neueren Forscher, die das
Bild untersucht haben, lesen wie oben angegeben. Diese Bezeichnung scheint auf
Giov. Batt. Weenix zu deuten, dem z. B. Scheibler (Dr. Not.) und Bode das Bild
auch zuschreiben.
Jan Abrahamsz. Beerstraaten
Getauft den 21. Mai 1622 zu Amsterdam; gest. daselbst 1666.
Bredius N. N. Tätig zu Amsterdam, wo er sich 1642 zum
ersten, 1665 zum zweiten Male verheiratete.
Flussmündung und Seebucht. Links die offene See, rechts 1622
die Bucht, der ein Dreimaster zusegelt. Auf einem Felsen vor- (1784)
sprung eine alte getürmte Burg, von der ein Holzsteg über 13 c
einen Wasserfall zum Festlande hinüberführt. Weiter rechts eine
Wassermühle, ganz rechts ein zweiter Wasserfall. Bezeichnet
unten in der Mitte:
iraitn.
Eichenholz; h. 0,55J^; br. 0,45^. — Wahrscheinlich Inventar 1722, B 1111.
Uehrigens erst im Katalog von 1817. — Phot. Bruckni.
Seesturm an steiler Felsenküste. Rechts die Felsenküste 1623
mit einem Rundturm auf dem Vorsprung und einer Holzbrücke (1785)
über die trennende Schlucht. Links, vorn auch rechts, schäumt 50 a
das empörte Meer. Unter den Felsen sinkt ein Dreimaster.
Einige Leute haben sich auf die vorn aus den Fluten ragende
Klippe gerettet. Wohl vorn in der Mitte bezeichnet gewesen.
Eichenholz ; h. 0,89 ; br. 1,23. — Inv. 1722, B 1113, als Bakhuysen. Als
Beerstraaten, was richtig zu sein scheint, schon seit dem Inventar 1754, II 698.
528 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Art J„ A. Beerstraaten's
1624 Seesturm an steiler Felsenküste. Rechts die schroffe
(1974) Felseiiküste mit einem Rundturm. Vorn das aufgeregte Meer,
ständehaus LinKS vorn sinkt ein Dreimaster, rechts unter den Felsen
scheitert ein zweiter. Einige Leute haben sich auf die Klippe
vorn rechts gerettet. Bez. unten am Balken: Niklaes . .
Leinwand; h. 1,04; br. 1,52. — Inventar 1722, B 994, als Niklaes König.
So wurde die Inschrift nämlich entziffert; und so wurde sie noch von H. gelesen.
II. machte einen Maler Niklas König daraus, der um 1600 in Nürnberg gelebt habe.
Ein Nürnberger Maler dieses Namens ist jedoch nicht bekannt (nur ein Jakob König,
der kein Seemaler war). Auch genügt ein Blick auf unser Bild, um zu sehen, dass
es nicht um 1600 in Nürnberg, sondern um 1650 in den Niederlanden gemalt ist.
Wir reihen es an dieser Stelle ein, weil es uns dem zuletzt genannten Bilde (N. 1628)
verwandt zu sein scheint. In der Bezeichnung scheint uns »Niklaes- einigermaassen
sicher zu sein. — Com. Hofstede de Groot wirft die Frage auf, ob Claes Wou (ver-
treten i. B. in Emden und Stockholm) nicht der Meister sein könne.
Gerrit Lundens
Auch Luuden oder Lunders. Getauft zu Amsterdam den 27. Sep-
tember 1622, verheiratet daselbst 1643; lebte noch 1677
daselbst. Oud Holland IV (1887), p. 304.
1625 Geiger und tanzendes Mädchen. In einer Bauernstube tanzt
(1731) ein Mädchen mit roten Strümpfen, indem sie mit einem Löffel
P 8 gegen eine Zinnkanne schlägt. Links vorn ein Geiger. Weiter
zurück rauchende Zuschauer. Rechts am Kamin schläft einer
auf einem Stuhle. Bezeichnet links nuten:
Eichenholz; h. 0,42; br. 0,35V2- — 1761 durch Riedel von der Leipziger Oster-
messe. 11. — Wir konnten es zuerst im Katalog von 1818 nachweisen. — I'hot. Ilruckm.
1626 Ein Mädchen auf den Knieen eines Mannes. Das saubere
(1713) Pärchen sitzt vorn, nach links gewandt, auf einem Stuhle. Das
P 8 Frauenzimmer in schwarzer Jacke mit Mauer Schürze streckt
die Rechte, in der es ein Bierglas hält, ausgelassen von sich.
Rechts weiter zurück küsst ein Alter eine Alte. Bezeichnet
unten halb rechts:
du- fUj-W
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 529
Eichenholz; h. 0,31%; br. 0,29. — Zuerst in der »Specificatio« von 1707.
— Inventar 1722, A 565, als »Gindels«. Die Inschrift ist jedoch, wenn sie auch
nicht ganz deutlich ist, genau so zu lesen, wie diejenige des vorigen Bildes, die
Jahreszahl wahrscheinlich ebenfalls 1656, sicher nicht 1616. So schon Bode bei
v. Zahn VI, S. 195. Uebrigens hat das Bild in früheren Katalogen richtig als
Werk des G. Lundens oder Ltmders gegolten und war erst bei H. ungerechtfertigter
Weise als »unbekannt« bezeichnet worden. — Phot. Bruckm.
Johannes Lingelbach
Getauft zu Frankfurt a. M. den 10. Okt. 1622; gest. zu Amster-
dam im Nov. 1674. Gebildet unter dem Einflüsse des Ph.
Woiiwennan, sowie auf einer Reise durch Frankreich (1642
bis 1644) und Italien (1644—1650). Seit 1650 in Amster-
dam, wo er sich 1653 verheiratete.
Ein Seehafen. Links ein Leuchtturm auf einem Bogen- 1627
Unterbau. Rechts eine Palastmauer mit einem Balkon. In der (1992)
Mitte das Meer mit grossen Schiffen. Vorn der reich belebte 9 b
Strand: links "Wäscherinnen, rechts ein Herr auf einem Pferd
neben einer Dame auf einem Maultier; in der Mitte an "Waren-
ballen Männer in bunten Trachten. Bez. rechts in der Mitte:
I Lin Gel Bach
Leinwand; h. l,08»/2; br. 0,89V2. — 1751
durch Riedel von der Leipziger Ostermesse. H.
— Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1601. — Phot. Braun XI, 30.
Landvolk am Wege. Rechts eine kleine Anhöhe, auf der 1628
ein Bauer mit einem Ochsen pflügt. Unten auf dem Wege (1442)
wird ein Schimmel neben einem schwarzen Pferde von seinem 13 b
am Boden sitzenden Lenker am Zügel gehalten. Daneben
rastendes Volk an einem Holzzaun. Links ein Bursche auf
einem Lasttier, eine Frau und ein Knabe.
• Eichenholz; h. 0,50%; br. 0,43%. — Inv. 1722, A 490, nur als »Manier«
des Wouwerman. Im Inventar Guarienti (vor 1765) N. 522 als »Pieter Wouwerman«,
der ein jüngerer Bruder des Philips war. Später unter die echten Werke des Philips
gestellt. So auch noch bei H., nach dem das Bild auch mit dem Monogramm Wou-
werman's bezeichnet wäre. Dieses konnte jedoch nicht aufgefunden werden. Dem
Lingelbach zuerst von Scheibler, Dr. N., zugeschrieben. Nachdem wir die bezeichneten
Bilder der frühen, von Wouwerman beeinflussten Art Lingelbach's (z. B. im Amster-
damer Museum) aufs neue verglichen, sind wir zu der Ueberzeugung gekommen,
dass es aus der Frühzeit dieses Meisters herrührt.
34
530 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Paulus Potter
Getauft den 20. November 1625 zu Enkhuizen; begraben den
17. Januar 1654 zu Amsterdam. Schüler seines Vaters Pieter
Potter zu Amsterdam und des Jacob de Wet zu Haarlem.
Tätig erst zu Delft (Mitglied der Gilde 1645), dann im Haag
(Mitglied der Gilde 1649), zuletzt in Amsterdam (seit 1651).
1629 Ein Rinderhirt mit seiner Herde. Der Hirt schreitet, nach
(1529) links gewandt, rechts vorn vor einem alten Weidenbaume hinter
13 a seinen sechs Kindern her. In der Mitte auf einer kleinen
Anhöhe ein Wagen. Im Hintergrunde ein Kirchturm. Rechts
im Mittelgründe ein Bauernhpf unter Bäumen. Bez. links unten :
Us.qT; 1 65- 2,
Eichenholz; h. 0,36; br. 0,49%. — Inventar 1722, A 278. — Gegenstück
zum folgenden. — l'hot. Ges.; Hanfst.; Tanime; Bruckm.
1630 Ruhende Herde. Links vorn auf einer kleinen grünen
(1530) Anhöhe ein Pferd, vier Schafe, eine liegende graue Kuh und
13 a ein bunter Stier, der sich an einem Pfahl reibt. Rechts vorn
liegt unter spärlich belaubtem Baume eine braune Kuh. Rechts
im Mittelgrunde Waldrand vor Dünen. Bez. links unten:
j>aulus [pcrlkr. 4~:
Eichenholz; h. 0,35^; br. 0,46%. — Inventar 1722, A 282. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Braun I, 36; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Nach Paul Potter
1631 Jäger und Hunde im Waldpark. Im Vordergrunde des
(1528) »Bosch* beim Haag. Im Hintergrunde rechts eine Windmühle,
13 b ganz hinten die Stadt. Rechts vorn treibt ein Hirt einige
Rinder nach links. Links vorn führt ein Reiter in blauer
Jacke ein gesatteltes Pferd in einer grossen Meute von Jagd-
hunden. Links, weiter zurück, ein Herr auf einem Schimmel;
im Mittelgrunde, nach rechts gewandt, der fürstliche sechs-
spännige Wagen mit einem Vorreiter. Bezeichnet links unten
(ähnlich wie die vorigen): Paulus Potter Fee . 1652.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 531
Leinwand; h. 0,62V2 ; br. 0,77V2- — Inventar 1754,11645, als »Paul Potter
und Adriaen van de Velde«. — Das etwas frischere und kräftigere Original Potter's
befindet sieh in der Berliner Galerie. Dass die Tiere unseres Bildes eher die Hand
Adriaen van de Velde's, als diejenige Potter's zeigen, haben Kenner längst bemerkt.
Da Adriaen van de Velde sich nach Potter bildete, so wäre nichts Auffallendes
darin, wenn er einmal ein ganzes Bild dieses Meisters kopiert hätte. Die Notiz in
unserem alten Inventar scheint auf eine richtige, aber missverstandene Ueberliefe-
rung zurückzugehen. — In den früheren Dresdner Katalogen galt unser Bild als das
Original Potter's. — Phot. Bruckm.
Karel Du Jardin
Geb. zu Amsterdam 1622 (Bredius N. N.); gest. zu Venedig
den 20. November 1678. Schüler des Nie. Berchem. In Italien
weitergebildet. Später im Haag unter dem Einflüsse Potter's.
Er arbeitete im Haag (1656 — 1659), in Amsterdam, seit
1675 wieder in Italien.
Die Ziegenmelkerin. Römische Campagna. Links vorn ein |ß32
Strohdach, vor dem ein knieendes Mädchen eine Ziege melkt. (1576)
Schafe liegen daneben. Rechts im Hintergrunde eine römische 7 a
Ruine. Bezeichnet links am Zaun:
Eichenholz ; h. 0,23 ; br. 0,29. — Inv. 1722, A 100. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Der Ochse. Auf einer baumlosen Anhöhe, hinter der links 1 333
ein Knabe mit seinem Hunde hervorblickt, steht ein rotbrauner (15 7 7)
Ochse, ruhen ein Schaf und eine Ziege, frisst ganz rechts eine 7 a
andere Ziege eine Blume. Schwere "Wolken links unten, blauer
Himmel rechts oben. Bezeichnet unten links:
Ji-Vv ]Nu>m£.
Eichenholz; h. 0,26; br. 0,35. — Inv. 1722, A 451. — Phot. Ges.
Diogenes. Kniestück. Links schöpft ein Knabe, von vorn 1634
gesehen, Wasser mit der hohlen Hand aus einem Brunnen. (1575)
Rechts steht, nach links gewandt, Diogenes mit grauem Haar 7 b
in gelbem Mantel. Den Becher hält er noch in der rechten
Hand. Bez. unten links (undeutlich): K . DV . IARDIN .
Eichenholz ; h. 0,42V2 ; br. 0,31. — Inv. 1754* II 475.
Adriaen H. Verboom
Geboren zu Rotterdam 1628; gest. wahrscheinlich zu Amster-
dam 1670. Nachfolger Jac. v. Ruisdael's. Tätig 1650 bis
34*
532 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1660 in Haarlem; später in Amsterdam. (Amsterdamer
»Catalogue« 1904.)
1 635 Ein Dorfweg unter Bäumen. Rechts
(1560) eine Häusergruppe, vor der ein Hollunder-
14 c bäum blüht. Links ein Wasser, an dem
Weiden und Pappeln wachsen. Ein
sonniger Weg führt mitten durchs Dorf
und wendet sich rechts nach vorn
herab. Hier treibt ein Schäfer seine
Schafe hervor. Bezeichnet rechts unten :
Leinwand; h. 0,65'/2; br. 0,78. — Zuerst im >Catalogue<- Ton 1765. — Gegen-
stück zum folgenden.
1636 Schweine am Eichwalde. Links führt ein Weg in leiser
(1561) Biegung aus dem Walde hervor, au dessen Rand ein mächtiger
14 c Eichbaum steht. Unter dem Baume eine kleine Herde Schweine.
Rechts flaches Waldland. Bezeichnet unten links wie das
vorige: A. v. Boom. f.
Leinwand; h. 0,65%; br. 0,68. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Gegen-
stück zum vorigen.
Jan Vonck
Um 1670 zu Amsterdam tätig, wo er, wie unser Bild zeigt,
mit Jac. van Ruisdael gemeinsam arbeitete. Sohn und Schüler
des Elias Vonck (Bredius N. N.). Vgl. übrigens Kramm III,
S. 1788 und Bredius im Utrechter Katalog S. 92.
1637 Ein von Hunden verfolgtes Reh. Rechts im Hintergrunde
(1803) Waldrand, vorn ein Wasser. Die Landschaft von Jac. van
K 2 Ruisdael gemalt. Das Reh wird nach links gehetzt. Zwei
Hunde stellen es von vorn, einen dritten hat es rücklings
über den Haufen gerannt; ein vierter packt es von hinten.
Bezeichnet rechts unten (verkleinert):
$L
z7" ^
0?ic/&f(-
Leinwand; h. 1,37; br. 2,09. — Inv. 1754, II 466. — Phot. Tamine; Bruckm.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 533
Tote Vögel. Auf einem Steintisch vor graubraunem Wald- I637A
grund liegen ein Eisvogel, ein Dompfaff, ein Rebhuhn und ein 8 a
Vogel mit gelber Brust. Bezeichnet unten links (wie N". 1637):
J. Vonck f.
Eichenholz; h. 0,34; br. 0,47. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Nossky.
Angeblich Vonck
Totes Geflügel. Links hängt ein weisser Fasan auf die 1638
rotbraune Tischdecke herab. Rechts liegen ein Rebhuhn und (1804)
eine Schnepfe. Zwei kleine Vögel hängen am Tischrand. P 10
Eichenholz; h. 0,74; br. 0,59%. — Inv. 1754, II 614 als »Vunk«. — Der
Ausführung naoh erscheint es unserem Bilde Lelienberg's N. 1339 verwandt. —
Vermutlich wird eine nähere Untersuchung zeigen, dass das Bild, wie N. 404 des
Haager Katalogs (vgl. Bredius im beknopte Catalogus 1898 S. 8S) von Jan Vonck's
Vater und Lehrer Elias Vonck (geb. zu Amsterdam 1605 ; gest. daselbst den
10. Juni 1652) herrührt.
Jan Hackaert
Geboren 1629 zu Amsterdam; gestorben daselbst, nach Hou-
braken, 1699. Bereiste 1653 — 1658 die Schweiz und Italien.
A. van der Velde oder Lingelbach pflegten ihm die Figuren
zu malen. Tätig hauptsächlich in Amsterdam.
Belebte Landstrasse am Bergabhange. Am Abhang schöner, 1639
nach rechts sich zur Ebene senkender Berge führt links die (1578)
sonnige Strasse entlang, auf der ein Hirt neben einer reitenden 8 b
Frau seine Schafe treibt, während weiter vorn eine zweite Frau
zu Fuss neben ihrem Lasttier schreitet. Rechts vorn eine
stattliche Baumgruppe.
Leinwand; h. 0,97%; br. 1,10. — Zuerst im Katalog 1835. — Seit dem
Katalog von 1S62 versah H. den Namen Hackaert's bei dem Bilde ohne Grund mit
einem Fragezeichen.
Willem Kalf
Geboren zu Amsterdam 1621 oder 1622 (Bredius in Oud
Holland 1888, VI, p. 21); begraben daselbst den 3. August 1693.
(Amsterdamer »Catalogus« 1903.) Schüler des Hendrik Pot.
Tätig zu Amsterdam.
Küchenbild. Links in dunklem Mittelgrunde wäscht eine I639A
Frau am Steintische, über dem ein Fass mit Wasserhahn an- 13 c
gebracht ist. Vorn rechts an der hellbeleuchteten Wand, an
der ein Besen lehnt, ein Bündel Kerzen neben rohem Flachse.
534 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Auf dem Boden liegen Löffel neben Metall- und Holz-Ge-
fässen. Bezeichnet unten links:
^V^
Eichenholz; h. 0.26%; br. 0,21. — 1906 als Geschenk des Herrn Eduard
Cichorius. — Das Bild ist eines jener feinen frühen Interieurs des Meisters, von
denen z. B. das Louvre zwei besitzt. Vgl. Bode, Studien S. 230.
1640 Stilleben. Vor dunklem Grund auf einem Steintisch links
(1568) angeschnittene Zitronen, in der Mitte ein grüner Römer mit
P 8 Goldwein und ein hohes Stengelglas mit Rotwein, rechts auf
persischem Teppich eine blau weisse Steinschale. Andere Gläser
sind leider unrettbar in den dunklen Hintergrund versunken.
Bezeichnet halblinks unten W . KALF . 1661 (die letzte
Ziffer nicht sicher).
Leinwand; h. 0,48%; br. 0,41%. — 1741 durch von Kai&erling.
Ludolf Backhuysen (auch Bakhuysen)
Geb. zu Emden den 18. Dez. 1631; begraben zu Amsterdam
den 17. Nov. 1708. Schüler von Allart van Everdingen und
Hendrik Dubbels in Amsterdam, wo er seit 1650 weilte.
|ß4| Eine Seeschlacht. Auf bewegtem graugrünen Meere sind die
(1572) holländische Flotte (zur Linken) und die englische Flotte an-
16 a einander geraten. Geblähte Segel; wehende Fahnen; Pulver-
dampf. Vorn links sinkt ein Schiff, dessen Mannschaft sich in
Boten rettet. Rechts brennt ein Schiff, dessen Mannschaft auf
einem Kutter davonsegelt. Bez. unten in der Mitte: L . B.
Leinwand; h. 0,94; br. 1,13%. — luv. 1754, II 267. — Phot. lamme,
Angeblich Ludolf Backhuysen
I64IA Das rote Segel. Graues, von steifer Brise bewegtes Meer.
Plauen i.v. yorn jn (|er ^te ein Fahrzeug mit rotem Segel, das sich im
Wasser spiegelt. Rechts hinten an den Küsten eine Stadt mit
roten Dächern.
Eichenholz; h. 0,37%; br. 0,49%. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichls]iräsidenten E. F. Nossky. — 1902 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
Nicolaes Maes
Geb. in Dordrecht im Nov. 1632; begraben zu Amsterdam
den 24. Dez. 1693. Schüler Kembrandt's in Amsterdam um
1648 bis 1652. Er heiratete in Dordrecht 1 654. Nach einem
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 535
Besuche Antwerpens (zwischen 1660 und 1665) änderte er
seinen Stil. Die durch Rembrandt beeintlussten Sittenbilder
gehören seiner früheren, die bauschigen Bildnisse seiner späteren
Zeit an. Seit 1673 wohnte er in Amsterdam (Vergl. G. H.
Veth in Oud Holland 1890 XIII. p. 128—134.)
Bildnis des Herrn Godard van Reede und Agrun. Brustbild 1642
von vorn vor landschaftlichem Hintergrunde in einem gemalten, (1571)
schwarz umrahmten Oval. Der vornehme Herr, dem die Haare 16 a,
lang auf die Schultern herabfallen, trägt einen hochroten Rock
mit violetten Aermeln und einen gebauschten gelben Mantel.
Bezeichnet rechts unten:
ABS*
167 f.
Leinwand; h. 0,44%; br. 0,32%. — 1874 ans der Sammlung Reede van
Omltshoorn in Utrecht. Werk der Spätzeit des Meisters. — Fhot. Ges.; Brackm.
Pieter van den Bosch
Geboren um 1613 in Amsterdam; hier noch um 1660 nach-
weisbar. Vergl. Bode und Bredius im Jahrb. K. Pr. K. S.
XIV 1893, S. 41 ff. Ju seinen früheren Bildern bis gegen
1645 dem Ger. Dou, in seinen späteren dem Nicolaes Maes
verwandt. <•
Der Tellerputz. In einer Küche stehen an zwei Fässern 1643
zwei Frauen, deren eine ein braunes Kleid mit feuerroten Aermeln, (1570)
deren andere über feuerrotem Rocke eine dunkelgrüne Jacke 13 b
trägt, und putzen Zinnteller. Bez. u. 1. (unecht): N . MAES.
Eichenholz; h. 0,58; br. 0,72%. — 1874 aus der Sammlung Reede van
Oudtshoorrr zu Utrecht als Nie. Maes. Doch ist das Bild nicht frisch und fein genug,
um von diesem Meister herzurühren; und die Inschrift ist zweifellos unecht; auch
die Verwandtschaft mit dem Küchenbilde eines »A. v. Maas« im Suermondt-Museum
zu Aachen ist nicht überzeugend. — Dagegen hat ein erneuter Vergleich (1905) mit
dem von Pieter van den Bosch bezeichneten Bilde >-Die Köchin beim Putzen«,
N. 1011 der Berliner Galerie, uns davon überzeugt, dass unser Bild seinem Gegen-
stand, seiner Auffassung, seiner Malweise und seiner Farbengabe nach nur von dem
gleichen Meister herrühren kann.
536 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Willem van de Velde d. j.
Getauft den 18. Dez. 1633 zu Leiden (nach Haberkorn van
Rijsewijk in »Oud Holland« XVI 1898, S. 69); gest. zu Green-
wich bei London den 6. April 1707. Schüler seines gleichnamigen
Vaters. Seit 1677 Hofmaler des Königs von England. Tätig
in Amsterdam, wo er sich 1657 verheiratete, und in London.
1644 Schiffe auf offenem Meer. Graugrünes bewegtes Wasser.
(1638) Am blauen Himmel mächtige, von links beleuchtete Wolken.
13 a Links segeln einige Dreimaster. Rechts kommt ihnen ein
anderer entgegen. Bezeichnet halb rechts unten:
Qy<yo&
Eichenholz; h. 0,81 3^; br. 1,0514- — 1874 ini Kunstbandel aus London. —
Die Echtheit des Bildes ist nicht unbestritten (vergl. Eisenmann, Kunstchronik XIV,
S. 664), scheint uns jedoch unzweifelhaft. — Phot. Ges.; Tamme ; Biuokm.
Frederik de Moucheron
Geb. zu Emden 1633; begraben in Amsterdam den 5. Januar
1686. Schüler des Jan. Asselijn. In Frankreich weitergebildet.
Später in Amsterdam ansässig.
1 645 Waldige Berglandschaft. Im Mittelgründe links ein Gebäude.
(1805) Rechts oben am Gebirge eine Ortschaft. Links vorn auf dem
14 a Wege zwischen hohen Bäumen ein Jäger mit drei Hunden.
Bezeichnet unten halb links:
ydourPc
cton^
Leinwand; h. 0,09; l>r. 0,83. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Dieses
Bild und die folgenden wurden in Dresden früher Isack de Moucheron, dem Sohne
Frederik's zugeschrieben. — Allein ihr Stil ist durchaus der bekannte Frederik's.
Isack's Landschaften, die man am besten im Schweriner Museum kennen lernen
kann, sind absichtlicher stilvoll gehalten und erinnern mehr an diejenigen Glauber's
und Meyering's. Vergl. unsere N. Iß53. — Gegenstück zum folgenden.
1646 Waldige Berglandschaft. Links vorn ein stiller Weiher;
(1806) weiter zurück zwei kreuzförmig gegen einander geneigte Bäume.
14 a Vorn in der Mitte ein weisser Blütenbusch. Sonniger Fern-
blick in der Mitte. Auf dem belebten Wege rechts an der
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 537
Höhe eine Frau, die einen Korb auf dem Kopfe trägt, mit
einem Hunde. Bezeichnet unten in der Mitte:
JHOUChERON
Leinwand ; h. 0,69 ; br. 0,81. — 1742 durch Riedel ans Prag. — Gegenstück
zum vorigen. — Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Wald- und Berglandschaft mit Jägern. Links der Wald; 1647
vorn in der Mitte der Weg, auf dem zwei Jäger mit ihren (1807)
Hunden, ein Herr mit einem Falken und eine Dame zu Pferde ^J^f'
nach links eilen. Rechts der Fluss, im Hintergrunde sonnige
Bergferne. Bezeichnet halb rechts unten:
/ioiicHuion
Leimvand; h. l,18x/a 5 br. 1,39. — Inventar 1754, II 316. — Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1645. — 1904 an die Königl. Kunstakademie
Weg am Bergabhang. Links vorn und im ganzen Hinter- 1648
gründe das Gebirge. Rechts vorn und im Mittelgrunde die (1808)
leicht gewellte Ebene. Der Weg, auf dem eine Herde Schafe 13 b
getrieben wird, führt links unter Felsen an einer Ruine vorbei.
Rechts vorn ein zärtliches Hirtenpaar. Bezeichnet halb links
unten (wie die vorigen): MOUCHERON.
Leinwand ; h. 0,49 ; br. 0,66. — 1741 durch von Kaiserling. Als Inventar-
Nummer 2681 nicht 1742 durch Riedel ans Prag, wie H. angab. — Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1645.
Waldlandschaft mit Wasserfällen. Im Walde links ein kleiner 1 649
Rundturm; rechts schmaler Fernblick. Vorn ein Wasserfall (1810)
zwischen Felsen; in der Mitte zwei Ziegen. Bezeichnet unten 51 b
links (wie N. 1645): Moucheron.
Leinwand; h. 0,85; br. 0,66^. — Inventar 1754, II 161. — Vergleiche die
Bemerkungen zu N. 1645.
Park- und Flusslandschaft. Links zwischen hohen Bäumen 1650
eine Dreisäulenruine; rechts vorn Pfauen auf dem Geländer. (1811)
Am Flusse Fischer, auf ihm eine vornehme Barke. Im Mittel- 13 b
gründe ein weisses Schloss, im Hintergrunde hohe Berge.
538 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,50}^; l>r. 0,6lj. — 1741 durch von Kaisorliug. — Vergleiche
die Bemerkungen zu N. 1645.
Schule des Fred, de Moucheron
1651 Landschaft mit der Bogenbrücke. Rechts Bergabhang, links
(180D) Fernblick, vorn in der Mitte zwei Bäume. Unter dem Berg-
chemniu abhaflg ein Fluss, den in der Mitte neben einem Kundtunn
eine Bogenbrücke überspannt. Ueber die Brücke treibt ein
Hixt zwei Ochsen. Rechts vorn ein Fischer.
Leinwand; h. 0,7i>/2; br. 0,S8l/2. — Zuerst im Katalog von 1718. Damals
und noch bei II. als lsack Moucheron, wie die übrigon, die wir dem Frederik zurück-
gegeben haben. Dieses verdorbene Bild zeigt jedoch eben soviel, wenngleich nur
entfernte Verwandtschaft mit Jan I!oth, als mit diesen Meistern. — 1002 an die
Kunsthütte in Chemnitz.
1652 Das Schloss am Flusse. Links im Mittelgründe liegt das
(1812) stattliche Schloss am Flusse. Der Weg führt vor dem Schlosse
Chemnitz jj^gr eine Brücke und windet sich unter hohen Bäumen und
Felsen nach rechts vorn herab. Auf ihm eine reitende Hirtin
mit ihrem Kinde an der Brust und ein Hirt zu Fuss mit
Schafen und Ziegen.
Leinwand; h. }),70>,4; br. 0,88^. — Krst 1836 aus dem Vorrat. II. versetzte
es unter die Werke des lsack de Moucheron, die wir Krederik Moucheron dem ä.
zurückgegeben haben. Vcrgl. N. 1645. Es zeigt jedoch "in*> andere Hand als diese,
wirklich eher diejenige der FrShzeit lsack de Moucheron 's; doch erscheint uns auch
dessen Urheberschaft nicht gesichert zu sein.
lsack de Moucheron
Geboren zu Amsterdam um 1671; gestorben daselbst den
20. Juni 1744. Schüler seines Vaters Frederik de Moucheron.
Tätig in Amsterdam.
1653 Im Schlosspark. In der Mitte des steifen Schlössgartens
(1573) mit den beschnittenen Anpflanzungen führt ein schnurgerader,
8 a breiter Weg bildeinwärts zum Schlosse. Vornehme bunt ge-
kleidete Leute auf dem Wege. Vorn
liegen ihrer zwei, mit zwei Hunden j .MoucJicrrn., Fccttz.
spielend, im Rasen. Bez. links unten: '7/j
Leinwand; h. 0,27; br. 0,34Vl. — 1711 durch v. Kaiserling llnv. 8 • 2692).
Also nicht schon im Inv. 1722, wie H. annahm. — Bei H. dem alteren Frederik
Mouchemn zugeschrieben; doch dieser war schon 1633 geboren und wurde am :">., lau.
1686 in Amsterdam begraben, wogegen unser Bild 1713 gemalt ist. In unseren
früheren Auflagen, der damaligen Gestalt seiner Lusshrift entsprechend, einem
jüngeren Fred, de Uoncheron zugeschrieben, den es jedoch nicht gibt. In der In
schrift war das I fälschlich in ein F verwandelt »oidon. Das Bild., zeigt den Stil
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 539
Isaeks, dessen Bezeichnung es nach der Reinigung der Inschrift auch trägt. So zu-
erst Hofstede de Groot in Oud Holland XVII, 1899,, S. 232.
Jan van Neck
Geboren zu Naarden um 1635 oder 1636; gest. zu Amster-
dam 1714. Schüler des Jac. Backer. Arbeitete 1687— 1692
in Enkhuysen, zumeist aber in Amsterdam.
Ein Pans- Opfer. Links am üppigen Waldrand, unter einem 1654
Vorhang, den flatternde Amoretten emporheben, stehen zwei be- (1134)
kränzte Hermen, deren eine Pan darstellt. Bacchantinnen, die 7 a
sich mit Kindern und Böcklein tummeln, opfern, verehren und
musizieren vor ihnen. Rechts reitet ein Kuäblein, das eine Traube
in der Rechten hält, auf einem aufsteigendem Böcke. Bez. r. u. :
Leinwand; h. 0,82; br. 0,<i8. — 1751 aus Leipzig. Geschenk des Kurprinzen
an den König. — Phot. Tamine.
Adriaen van de Velde
Getauft zu Amsterdam den 30. Nov. 1636; gestorben daselbst den
21. Jan. 1672. Schüler seines Vaters Willem van de Velde d. ä,,
des Jan Wijnants und des Ph.Wouwerman. Tätig zu Amsterdam.
Die Viehweide mit der Melkerin. Links ein Bauernhaus unter 1655
Bäumen. Rechts im Hintergrunde ein Kirchturm. Vorn links (1643)
ein Pferd, Schweine, Hühner, Ziegen und eine ruhende weisse 13 b
Kuh. in der Mitte, hinter anderen Kühen und Schafen, eine
dunkle Kuh. an die ein Mann sich *r jp\ w
anlehnt, während ein Mädchen sie ' ' ^ • vCl (JC -i-
melkt. Bez. halbrechts unten : J Q J^y
Leinwand; h. 0,59; br. 0,11%. — Inv. 1722, A 406. — Gest. von H. F.
Laarin J£ III, 24. — Phot. Braun II, 40; Bruekm.
Die trinkende Frau. Kniestück fast von vorn. Eine sitzende 1656
junge Frau in grauer, mit weissem Pelz besetzter Jacke, weisser (1639)
Schürze und blauen Bändern im Haar hält mit der Linken 11 b
einen Krug auf ihrem Schoosse und führt mit der Rechton ein
Spitzglas zum Munde. Bezeichnet rechts oben:
540 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
16 '£z
;eht eine f^~s\
die mit /T^rVcCoC
ock zu- S' r Z^s
Eichenholz; h. 0,21%; br. 0,19. — Inv. 1722, A 640. — Die Jahreszahl
wurde früher irrtümlich 1661 gelesen. — Phot. Braun X, 33; Hanfst; Bruckm.
1657 Rinder und Schafe unter Ruinen. Rechts ein Wasser iu
(1641) Ruinengewölben; links einige Rundbogen, durch die das Vieh
11 b hereingetrieben wird. Rechts vorn sitzt der Maler in rotem
Rocke. Zu seinen Füssen liegt sein
Hund. Vor ihm im Wasser steht eine
Bäuerin mit blossen Beineu
der Rechten ihren blauen Rock zu- y *■ -*
sammen nimmt. Bez. rechts unten : / ü P>
Leinwand; h. 0,79%; br. 0,66%. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot.
Braun XIII, 35; Bruckm.
1658 Die Rinderherde im Tor. Rechts hohe alte, von Schling-
(1640) pflanzen umwucherte Mauern, aus deren Tor eine auf einem
8 b Pferde reitende Hirtin und ein Hirt zu Fuss eine Rinderherde
heraustreiben. Links die Landschaft. Vorn der Weg und die
Weide mit Schafen. Ganz vorn rechts ein abgehauener Baum-
stamm. Bez. rechts unten wie die vorigen: A. v. Velde 1667,
Leinwand; h. 0,75%; br. 1,11%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1680. —
Die Landschaft erinnert noch sehr an Wijnants, den Lehrer A. van de Velde's. —
Phot. Braun X, 84.
1659 Eisbelustigung auf dem Stadtgraben. Rechts auf der hohen
(1642) Stadtmauer ein Giebelhaus. In der Mitte der in der Ferne
14 c überbrückte, reich belebte gefrorene Stadtgraben, auf dem sich
ein junger Mann seine Schlittschuhe anschnallt. Links am
baumreichen Ufer unter den Zuschauern zwei Männer mit einem
Hunde. Bezeichnet links unten wie die vorigen : A. v. Velde
f. 1665 oder 1669.
Leinwand auf Nussbaumholz ; h. 0,33; br. 0,40%. — 1754 durch Le Leu aus
der Sammlung de la Bouexiäre in Paris (nach Gustav Müller). — Phot. Braun VIII,
38; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
1660 Viehweide neben einem kahlen Baume. Links ein kahler
(1644) Baum, unter dem drei Rinder stehen, von denen zwei ihre
14 c Köpfe aneinander reiben. Rechts einige Schafe. Im Hintergründe
graublaue Berge. Bez. u. 1. wie die vorigen: A. v. Velde f.
Eichenholz; 1). 0,32%; br. 0,39%. — Inventar Guarienti (vor 1753) 8. 1645.
— Phot. Bruckm.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 541
Jan van der Heyde
Geb. zu Gorkum 1637; verheiratet zu Amsterdam 1661; gest.
daselbst den 28. Sept. 1712. Eeiste in Deutschland, Belgien
und England. Arbeitete hauptsächlich in Amsterdam.
Stadtbild aus dem alten Brüssel. Rechts führt eine Treppe 1 66 1
an einer alten Mauer empor. Dahinter eine stattliche gotische (1629)
Kirche mit grau-blauen Dächern. Links im Mittelgrunde hell 16 a
von der Sonne beleuchtetes palastartiges Gebäude im Stile der
Zeit des Meisters mit anstossendem Garten und ntff
Brunnen. Verschiedenartige Gestalten vorn auf ^
der Strasse. Bezeichnet rechts am Strebepfeiler: *"^
Eichenholz; h.0,20; br. 0,27%. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot. Bruckm.
Das Bergkloster. Das Kloster liegt links. Vor demselben 1662
führt ein belebter Weg unter Bäumen zu einem Kapellchen mit (1630)
einem Heiligenbilde herab. Rechts ein Bach. _. , 7% Hb
In der Mitte des Mittelgrundes zwei Mönche, vj/zs/r)*
Bezeichnet rechts unten: ___y
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29%. — Zuerst im Katalog von 1817. Vieüeicht
Inv..Gnarienti (vor 1753) N. 1718. Gegenstück zum folgenden. — Phot. Hanfst.
Das Kloster hinter dem Wildpark. Im Mittelgrunde links 1663
ein weisses, vielfenstriges Gebäude, in der Regel als Kloster (1631)
bezeichnet, rechts eine turmlose, gotische Backsteinkirche. Vorn Hb
der Wildpark, in dem Damwild weidet, in der /.Kf^y/y^^«
Mitte ein Baum. Bez. unten in der Mitte: ^
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,29. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Hanfst.
Eine Strasse mit Kirchen und Klöstern. Die gotische Haupt- 1664
kirche liegt rechts im Mittelgrunde. Links vorn ein Heiligenbild (1632)
im Schatten eines Baumes, im Mittelgrunde ein Kloster und ein 8 a
Kirchturm. Rechts vorn ein Priester mit der Monstranz unter
purpurnem, von Chorknaben getragenem Bai- T/~/*j/^0
dachin. Bez. halb links unten am Stein: -^
Eichenholz; h. 0,32%; br. 0,43%. — Inv. 1724, A 412.
Meindert Hobbema
Geb. 1638 zu Amsterdam (Oud Holland I, 1883, p. 181—185);
gest. daselbst am 7. Dez. 1709. Schüler des Jac. v. Ruis-
dael, aber selbständig weiterentwickelt. Tätig zu Amsterdam.
542 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
I664A Die Wassermühle. Links unter Eichen die Wassermühle
12; auf mit Strohdach -Gebäuden. R«chts zieht der Bach sich in die
btattelei 0ffene Yeme, in der eine Kirche mit kleinem Dachreiter-
Turme auftaucht. Im Vordergrunde «^
Schilf am Wasser. Links ein Angler f ^
in rotem Rocke. Am Himmel leichtes, <* ^ v~(fH_
von links beleuchtetes Gewölk. Be- *^t^
zeichnet unten in der Mitte:
"Ol.
Eichenholz; h. 0,5972; br. 0,84%. — 1899 auf der Versteigerang der Samm-
lung Schubart in München erworben. — Das Bild gehörte früher der Galerie des
Herzogs von Kurland und Sagan, dann der Galerie des Fürsten von Uohenzollern-
Hechingen ; seit etwa 1883 der Galerie Schubart in Dresden, mit der ihr Eigen-
tümer zu Anfang der neunziger Jahre nach München übersiedelte. — Vgl. Woltm.
und Woerm. III, S. 754; Bredius in der Zeitschr. f. b. K. 1890, S. 131; Hofstede
de Groot »Sammlung Schubart« S. 45 nennt es unter den in Deutschland befind-
lichen Gemälden Hobbema's »unstreitig das Hauptwerk«. — Phot. Kaufst.;
Tamme ; Bruckm.
1665 Weg zwischen Hütten und Bäumen. Zu beiden Seiten des
(1563) Bildes liegen Hütten am Waldrande unter Bäumen. Zwischen
13 a ihnen führt der gelbe Sandweg gerade in der Mitte bildeinwärts.
Auf ihm unter anderen ein Mann in roter Jacke. Halb bedeckter
Himmel mit hell von rechts beleuchteten Wolken. Bez. 1. u.:
Tn^oBB,
Eichenholz; h. 0,33%; br. 0,41%. — 1874 im Kunsthandel aus einer Privat-
sammlang in Amsterdam. — Ist das Bild nicht eine echte, flüchtige Arbeit des
Meisters, so könnte es nur samt seiner gleichzeitigen Inschrift eine raffinierte mo-
derne (englische) Fälschung sein. Dies mit einigen Kennern anzunehmen, sahen
wir schon bisher keinen Grund. Hierin bestätigt uns Com. Hofstede de Groot, der
uns Anfang Januar 1896 schreibt: »Ich halte, nachdem ich jetzt in England den
Hobbema gründlicher kennen gelernt, jeden Zweifel an der Echtheit dieses Bild-
chens für unberechtigt.« — Phot. Braun X, 35; Tamme; Bruckm.
Jan Weenix
Geb. um 1640 zu Amsterdam; gest. daselbst den 20. September
1719. Schüler seines Vaters Giovanni Battista Weenix. Tätig
1664 — 1668 in Utrecht, 1702—1712 in Schloss Bensberg
bei Düsseldorf für den Kurfürsten Johann Wilhelm von der
Pfalz, hauptsächlich aber in Amsterdam.
E.. Amsterdamer Sehule. XVII. Jahrhundert 543
Da durch das von Bredius aufgefundene Testament seines Vaters feststeht,
dass er um 1640 geboren ist, so muss seine eigene Angabe vom 7. Okt. 1679 (Ond
Holland IV, p. 300), an dem er aus Anlass seiner Verheiratung erklärte, 30 Jahre
alt zu sein, entweder irrig niedergeschrieben sein (für 39) oder auf der Absicht des
Künstlers beruhen, sich jünger zu machen als er war.
Das grosse Stilleben mit dem toten Reh. Links vor bäum- 1666
reichem Hintergründe ein totes Reh, eine tote Ente und Jagd- (1696)
gerät, überragt von Sonnenblumen. Tote Tauben vorn in der Mitte. K 3
Rechts Früchte und eine grosse Steinvase. Dazu links vorn ein
grosser schwarzer Hund, rechts auf der Vase ein Aeffchen, in der
Mitte des Mittelgrundes eine Statue. Rechts in der Landschaft
verfolgen Jäger und Hunde ein Reh. Bez. 1. u. (verkl.):
Q/ffiwu&yj
Leinwand; h. 1,27V°, ; br. 1,69. — 1743 durch Algarotti aus der Casa Rumieri
in «Venedig. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Ges.; Tamme; Brucfcm.
Das grosse Stilleben mit dem toten Hasen. Der tote Hase 1 667
hängt in der Mitte von einem Baumast herab, auf dem lebende (1698)
Vögel sitzen. Hinter dem Hasen spriessen Rosen um eine Säulen- K 3
trommel. Links neben ihm liegt ein Fasan zwischen Jagdgeräten,
rechts liegen ein Rebhuhn und kleine Vögel unter einer pracht-
vollen Steinvase. Links Fernblick in den reich mit Statuen ge-
schmückten Park unter rötlichem Himmel. Bez. o. r. (verkl.):
<fl^?Z yfjQGO
Leinwand; h. 1,30; hr. 1,70. — 1743 durch Algarotti aus der Casa Rumieri
in Venedig. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
Das Stilleben mit dem blauen Kissen. Rechts neben einem 1 668
Pfeiler, an dem tote Vögel hängen, liegt ein blaues Kissen, auf (1697)
diesem ein toter Hahn und ein totes Rebhuhn. Links die Park- L 3
landschaft und rotgrauer Himmel. Bez. o. r. (verkleinert):
544 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,97; br. 0,71. — 1741 durch von Kaiserling.
1669 Das Stilleben mit dem weissen Hahne. Auf einem Marmor-
(1699) tische, über dem rechts ein Feldhuhn und ein Jagdhorn hängen,
K * liegt ein toter weisser Halm. Links neben ihm ein Fasan,
rechts auf der Decke kleine Vögel. Links hinter dem Fenster-
bogen die Landschaft.
Leinwand; b. 1,00V»; br. 0,80l/2- — Inventar 1722, A 236.
Angeblich Schüler des Jan Weenix
1670 Totes Wild und Jagdgerät. An einem Baume ist ein Hase
(1700) an einem seiner Hinterläufe aufgehängt. Neben seinem auf
ständehaus den, Felsen ruhenden Kopfe links kleine tote Vögel, rechts
Schnepfen. Links oben ein grosser bunter Vogel.
Leinwand; h. 0,98; br. 0,73%. — 1741 durch von Kuiaerliug, als Inventar-
Nummer 2571. — Später im Vorrat; 1856 zur Galerie. — Vielleicht von Weenix'
Schüler Dirk Valckenbnrg.
Eglon Hendrik van der Neer
Geb. IG 35 oder 1636 zu Amsterdam; gest. den 3. Mai 1703
zu Düsseldorf. Vgl. Com. Hofstede de Groot, Quellenstudien
zur hol]. Kunstgeschichte, Haag 1693, S. 151. Schüler seines
Vaters, des Landschaftsmalers Aert van der Neer und des Jac.
van Loo zu Amsterdam. Arbeitete 1663 — 1677 in Rotter-
dam und im Haag, 1679-1691 in Brüssel, schliesslich als
Hofmaler des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in
Düsseldorf.
1671 Die Lautenspielerin. Kniestück. Eine Dame in hellblauem
(1689) Seidenkleide und rötlich-grauer, mit weissem Pelz besetzter Jacke
14 a sitzt an einem Tische, auf den sie den linken Ellbogen lohnt und
spielt oder stimmt ihre Laute. Rechts zwei Säulen. Bez. u. 1.:
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 545
^oimb
enrsveetf
Eichenholz; h. 0,86%; br. 0,29%. — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris (Gust. Müller). — Phot. Braun XI, 39 ; Pbot. Ges. ;
Hanfst. ; Braekru.
Johannes Verkolje
Geboren zu Amsterdam 1650; verheiratet daselbst 1672; be-
graben zu Delft den 8. Mai 1693. Schüler des Jan Lievensz.
in Amsterdam. Seit 1673 in Delft ansässig.
Die Versuchung. In der Mitte des Bildes sitzt, fast von 1672
hinten gesehen, ein schmucker Trompeter auf einem Stuhle und (1816)
sucht eine junge Dame festzuhalten, die sich, von ihrem bellenden 17 a
Hündchen begleitet, zum Gehen wendet. Rechts am bedeckten
Tische sitzt eine ältere Frau, welche jene, ein hohes Weinglas
in der Rechten, eine Kanne in der Linken haltend, ebenfalls
zum Bleiben überredet. Links in der offenen Tür erscheint
ein Diener mit dem Frühstück. Bez. unten links:
Leinwand; h. 0,70; br. 0,66. — Inventar 1722, A 414. — Phot. Braun IX,
40; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Abraham Storck
Geb. zu Amsterdam um 1630 (Bredius N. N.); gest. daselbst
um 1710. Der Amsterdamer Catalogus von 1907 hat die
Daten »um 1635« bis »nach 1704«.
Der Hafen von Amsterdam. Vorn das mit Schiffen belebte, 1 673
leicht gewellte graue Wasser des Y. Im Mittelgründe die Stadt, (1724)
vom neuen Rathaus überragt. Vorn in der Mitte ein mäch- 13 c
tiges Kriegsschiff, von hinten gesehen ; links zwei Fischerbarken,
rechts ein Bot, in dem die 'Herren ihre Damen rudern. Bez. u. 1.:
A:S-toTcK'F)6S<}.
Leinwand; h. 0,71; br. 0,85%. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1709.
Phot. Bruckm.
35
546 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Jan Griffier
Geb. 1656 in Amsterdam; gest. zu London 1718. Schüler
des Roeland Roghman zu Amsterdam, aber Nachahmer des
Herman Saftleven. Nach vielen Reisen ansässig iu London.
Ueber sein Geburtsjahr, als welches andere 1645 angeben,
vergleiche Riegel, Beiträge IL S. 414 — 415.
1675 Bcg- und Flusslandschaft. Der reich mit Schiffen belebte
(1738) Fluss zieht sich zum Vordergrunde rechts herab. Links im
P 11 Mittelgrunde auf dem Berggipfel eine reich getürmte Stadt.
Links vorn ein Wirtshaus, zu dem eine Holztreppe hinauf-
führt. Rechts vorn am Felsenabhang eine reich gekuppelte
Kirche. Bezeichnet unten rechts:
LONAON
Eichenholz; h. 0,f>5%; br. 0,87%. — Inventar 1722, A 167. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Rruckm.
1676 Flusstal mit grossem Lastschiffhafen. Der Fluss bildet im
(1739) Vordergrunde links einen Hafen, in dem zahlreiche Frachtkähne
P 1 1 liegen. Rechts und links mit Burgen, Schlössern, Kirchen be-
baute Berge. Vorn rechts am Abhang ein Wirtshaus, vor dem
Landvolk tanzt, Bez. halbr. u.: J. GRIFFIER. Fe, LONDON.
Eichenholz; h. 0,64%; br. 0,8ti%. — Inventar 1722, A 468. — Gegenstück
zum vorigen.
1677 Romantisches Flusstal. Der Fluss schlängelt sich zum
(1741) Vordergründe rechts herab. Links vorn unter Bäumen ein
Q 3 Wirtshaus, zu dem eine Steintreppe hinaufführt. Rechts vorn
im Dürfe eine Kirche, Badende im Flusse, darüber auf dem
Berge eine Windmühle. Bezeichnet halbrechts er. Gft/'rr/r-
unten am Kahn:
Kupfer; h. 0,27%; br. 0,49%. — Inventar 1722, A 53G.
1678 Belebtes Flusstal. Der Fluss schlängelt sich zum Vorder-
(1742) gründe links herab, wo er von zahlreichen Lastkähnen belebt
P 9 wird. Rechts im Mittelgrunde eine reiche kirchliche Anlage,
vorn ein steiler Felsen. Links Jahrmarktsbuden. Tanz und
Lustbarkeit, Bez. r. u. (nicht mehr ganz deutlich): GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,52%; br. 0,66%. — Inventar 1722, A 554. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Tamme.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 547
Belebtes Flusstal. Der Fluss schlängelt sich zum Vorder- 1 679
gründe rechts herab, wo mehrere Frachtkähne am Ufer liegen. (1743)
Links am Wege, der zum Schloss emporführt, ein Wirtshaus Q 3
unter hohen Bäumen. Auf einer offenen Bühne wird hier eine
Vorstellung gegeben. Bez. 1. u.: GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,52 %; br. 0,66. — Inv. 1722, A 547. — Gegenstück zum vorigen.
— Phot. Tamme.
Jahrmarkt im Flusstal. Der Fluss schlängelt sich zum 1680
Vordergrunde links herab, wo Lastkähne ihn beleben. Rechts (1745)
vorn auf halber Höhe ein Wirtshaus. Links schroffe Felsen- P 1.
Pyramiden. Unten im Dorfe, zu beiden Seiten des Flusses, buntea
Jahrmarktstreiben. Bez. r. am Felsen (verwischt) : GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,47; br. 0,53. — Inv. 1722, A 144. — Gegenstück zum folgenden.
Jahrmarkt im Flusstal. Der Fluss schlängelt sich vorn zur 1681
Mitte herab und nach rechts herüber. Links vorn am Felsenhang (1746)
ein Hohlweg unter dem von Bäumen überragten belebten Wirts- PH
hause. Rechts vorn am Flusse bewegtes Jahrmarktstreiben;
darüber ein von einem Holzsteg überbrückter Wasserfall; im
Hintergrande Hochgebirge. Bez. 1. u.: GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,47; br. 0,53. — Inv. 1722, A 277. — Gegenstück zum vorigen.
Flusstal am Alpenabhang. Links ein schmaler Fluss am 1682
Fuss einer mächtigen Bergkette. Vorn rechts ein Felsen. Vorn (1748)
in der Mitte viel Volk zwischen Jahrmarktsbuden und Zelten. PH
Bezeichnet halbrechts unten: J. GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,38; br. 0,49!^. — Inventar 1722, A 542. — Also nicht 1741
erworben, wie H. annahm.
Flusstal mit der Bogenbrücke vor der Stadt. Rechts im 1683
Hintergrunde das Felsengebirge. Links vorn, wo ein Weg zu (1749)
einer Burg emporführt, Tanz vor einem Wirtshause. Im Mittel- Chemnitz
gründe zwei Schlösser auf gesonderten Gipfeln. Im Flusstal
eine alte Stadt. Bez. r. unten (verwischt): GRIFFIER.
Eichenholz; h. 0,46%; br. 0,58%. — Inventar 1722, A 342.— 1902 an die
Kunsthütte in Chemnitz.
Das Schloss über dem Flusstal. Links vorn am Fluss ein 1684
Kirchdorf unter hohem Alpenstock. Rechts vorn ein belebter (1751)
Pfad, der sich zu dem auf schroffem Felsenabhang thronenden P 5
Schlosse emporwindet. Bez. u. i. d. Mitte: GRIFFIER,
Kupfer; h. 0,47%; br. 0,53. — Inventar 1722, A 341.
35*
54S Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1685 Berg- und Flusslandschaft. Der Fluss bildei im Vorder-
(1744) gründe links einen breiten Hafen mit lebhaftem Frachtverkehr.
P 6 Rechts auf dem Felsen eine phantastisch gekuppelte Kirche. Im
Mittelgrunde ein Schloss. Links hohe Berggipfel; rechts im
Hintergründe die Ebene. Bez. i. d.M. am Kahu: GRIFFIER . F.
Eichenholz; h. 0,37 %; br. 0,48. — Inventar 1722, A 5G9. — Gegens'.ück
zum folgenden.
1686 Berg- und Flusslandschaft. Der schmale, von Kähnen be-
(1750) lebte Fluss zieht sich zwischen Bergen mit Burgen, Schlössern
P 11 und Kirchen zum Vordergrunde rechts herab. An seinem jen-
seitigen Ufer ein Schloss. Links vorn unter Bäumen ein Wirts-
haus, zu dem vom Hofe eine Holztreppe hinaufführt. Vorn in
der Mitte einige Frachtkähne. Angeblich bez.: GRIFFIER.
Eichenholz; h. 0,37%; br. 0,48. — Inventar 1722, A 559. — Gegenstück
zum vorigen.
1687 Weg am Waldstrom. Baum- und felsenreiche Gegend. Rechts
(1740) der Waldbach, der weiter oben einen kleinen Wasserfall bildet.
9 b Links der belebte Weg, auf dem ein Mann, ein Knabe und
ein Hund zwei Lasttieren folgen. Im Hintergrunde Berge.
Eichenholz; h. 0,41%; br. 0,45. — Inventar 1722, A 214.
1688 Seebucht und Flusstal. Vorn rechts ein schmaler Fluss
(1747) mit Kornkähnen. In der Mitte ein breiter Wasserspiegel mit See-
chemnitz schiffen; ein Leuchtturm aui Ufer. Rechts vor dem Gebirgs-
stock ein Dorf mit Bauerntanz. Angebl. bez.: J. GRIFFIER.
Kupfer; h. 0,46%; br. 0,52%. — Inventur 1722, A 158. — 1902 an die
Kunstluitte in Chemnitz.
1689 Die Wassermühle. Gerade in der Mitte, in einer kleinen
(1752) Seitenschlucht des Flusses, liegt eine Wassermühle. Links
P 1 vorn Hütten unter Bäumen an dem bunt belebten Wege, der
zum schroffen Felsenhang hinanführt, Ortschaften, Schlösser,
Kirchen rings an den Bergen zerstreut,
Leinwand; h 0,44%; br. 0,00. — 1741 aus den kcinigl. Zimmern. (Inventar
80 N. 2529.)
1690 Flusslandschaft mit Bergen und Burgen. Der schmale Fluss
(1357) zieht sich nach vorn rechts herab. Links und rechts schroffe
Freiberg ]oeiseil- Auf einem Gipfel zur Linken eine Burgruine. Davor auf
dem Wege Hirten und Rinder. Der höchste Berg rechts hinteu.
Eichenholz; h.0,42^: br. 0,44%. — Inv. 1722, A 210. als ^Griffier«. Bei
II als »Saftleven«. Unseres Erachtens vielmehr ein frühes Bild Giiffier's. — 1903
ans König Albeit-Museum in Freiberg.
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 549
Jahrmarkt im Flusstal. Der Fluss ist im Vordergründe 1691
rechts von grossen und kleinen Fahrzeugen belebt. Rechts im (1753)
Hintergrunde ragt ein. hoher, steiler Berggipfel. Vorn links P 1
ein Wirtshaus unter hohen Bäumen am Wege. Buntes Jahr-
marktstreiben mit Zelten und Buden auf der Dorfstrasse.
Eichenholz; h. 0,49J^; br. 0,64}^. — 1727 durch Le Plat. Inventar 1722 ff.
A 1811. Bei H. nur als »alte Kopie«. — Es ist jedoch kaum schwächer als manche
der vorigen. — Phot. Tamme.
Rachel Ruysch
Geb. 1664 oder 1665 zu Amsterdam; gest. daselbst den
12. Oktober 1750. Schülerin des Willem van Aelst in Amster-
dam. Heiratete daselbst den 12. Aug. 1695 den Maler Juriaen
Pool. Tätig in Amsterdam, doch 1701 in der Haager Gilde,
um 1708 — 1716 in Düsseldorf als Hofmalerin des Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz.
Fruchtstück mit dem Hirschkäfer. Am Fusse einer Mauer 1692
und eines Baumstammes sind die köstlichsten Herbstfrüchte (1788)
aufgehäuft. Rechts vorn ein Hirschkäfer, ein Vogelnest mit 7 a
vier Eiern und zwei geöffnete Granaten. Bezeichnet links
vorn: Rachel Ruysch 1718.
Kupfer; h. 0,74; br. 0,613^. — Inventar 1722, A 1929. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Bruckni.
Ein Blumenglas. Auf einem Marmortische vor grauer 1 693
Wand steht ein Glas mit einem üppigen, oben von einer (1789)
weissroten Tulpe überragten Blumenstrausse. Bezeichnet rechts 16 a
unten (nicht, mehr deutlich): Rachael Ruysch.
Kupfer; h. 0,733^; br. 0,61 J^. — Inventar 1722, A 1928. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Bruckm.
Blumen und Tiere. Links Landschaft. Rechts ein kahler | 694
Baum. Vor diesem ein Blumenstrauss; ganz vorn eine Kröte, (1790)
eine Heuschrecke, eine Eidechse. Bez. 1. u. (verkleinert): 16 a
Leinwand; h. 0,71)^; br. 0,56 J^. — 1751 durch Riedel von der Leipziger
Ostermesse. H. — Inventar 1764, II 209.
550 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Nicolas Verkolje
Geb. den 11. April 1673 zu Delft; gest. den 21. Jan. 1746
zu Amsterdam. Schüler seines Vaters Jan Verkolje. Tätig
zu Amsterdam seit 1700. Amsterdamer »Catalogus« 1907.
I 696 Marktszene. In der Mitte hinter dem Gemüsekarren eine
(817) Frau mit grossem runden Hute, die einen Korb Pfirsiche vor
16 b sich hält. Hinter ihr schwenkt ein Herr seinen Hut und
legt den linken Zeigefinger an den Mund.
Leinwand ; b. 0,47 ; br. 0,37. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. — Bei H. als Johannes Verkolje ; doch hatte H. frageweise zu-
gegeben, dass es eher von Nicolas, dem Sohne, als von Johannes, dem Vater, herrühre.
Jan van Huysum
Geboren zu Amsterdam den 15. April 1682; gest. daselbst den
7. Febr. 1749. Schüler seines Vaters Justus van Huysum, der
z. B. im Schweriner Museum vertreten ist. Tätig zu Amsterdam.
I 697 Ein Blumenglas und eine Orange. Auf einem Steintische vor
(1826) einer Nische ein Glasgefäss mit prächtigem, hauptsächlich aus
17 b gelben, weissen und roten Blumen zusammengesetztem Strausse.
Links daneben eine Orange und ein Käfer. Bezeichnet links
unten (ähnlich dem folgenden): Jan van Huysum Fecit.
Leinwand; h. 0,92%; br. 0,70. — 1751 durch von Heinecken. H. — luv.
1754, TI 184. — Phot. Ges.
I 698 Ein Blumengefäss und ein Vogelnest. Auf einem Steintische
(1827) vor gelblichem Wandgrunde steht ein in erhabener Arbeit ver-
8 a ziertes Tongefäss mit einem Blumenstrauss, in dessen Mitte
vorn eine gelbe Rose prangt. Rechts daneben liegt ein Vogel-
nest mit Eiern. Bezeichnet rechts oben (verkleinert):
Eichenholz; h. 0,39; br. 0,32. — Inventar 1754, II 350. — Phot. Bruckm.
I 699 Weg am Flusse. Links zwischen Bergen der Hauptfluss,
(1828) rechts vorn ein Nebenfluss, unter dem Felsufer rechts ober-
9 b
E. Amsterdamer Schule. XVII. Jahrhundert 551
brückt. Rechts oben alte Ruinenrnauern. Vorn auf dem Wege
ein Jäger mit seinen Hunden. Bezeichnet vorn in der Mitte:
*uy wn
Leinwand; h. 0,40; br. 0,48. — Inventar 1754, II 747.
Jacob de Wit
Geb. 1695 zu Amsterdam; gest. daselbst den 12. Nov. 1754. —
Schüler des Alb. v. Spiers in Amsterdam und des Jac. v. Hai zu
Antwerpen, wo er sich durch das Studium des Rubens weiter-
entwickelte. Berühmt durch seine den Schein von erhabener
Arbeit erstrebenden, grau in grau gemalten dekorativen Gemälde
im Rathause zu Amsterdam. Tätig vornehmlich in Amsterdam.
Nackte Kinder mit Jagdgeräten. Grau in grau. Links 1700
vorn wendet ein Knäblein mit einem Jagdspeer sich nach (1831)
rechts. Vor ihm bückt ein zweites sich auf einen Köcher. P H
Weiter rechts ihrer zwei mit Jagdhörnern. Ganz rechts zwei
Hindinnenköpfe. Bezeichnet links unten (verkleinert):
Cfam
Leinwand ; h. 0,82 ; br. 1,33. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835.
F. Die Leidener Schule
Gerrit Dou
Geb. den 7. April 1613 zu Leiden; begraben daselbst den
9. Febr. 1675. Schüler der Leidener Frühzeit des Rembrandt
van Riju. Haupt der Leiden'schen Sittenmalerschule. Tätig
zu Leiden. Vergl. Dr. W. Martin : Het Leven en de Werken
van Gerrit Dou, Leiden 1901.
552 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
I 704 Der Meister in seiner Werkstatt. Der junge Meister in
(1229) dunklem Rocke' und Barette sitzt, nach rechts gewandt, in
15 c seiner Werkstatt unter dunkelgrünen Vorhängen neben einer
antiken Statuengruppe und zeichnet ein Bild in ein grosses
Buch. Vorn auf der Steinbrüstung eine Kerze, eine Gypsmaske,
eine Geige mit aufgeschlagenem Notenhefte, ein Globus, gegen
den eine Laute lehnt. Bezeichnet halb links am Tisch:
Gov 164-7
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,31%. — Inventar 1722, A 529. — Martin N. HB.
— Gest. von A. H. Payne. — Phot. Braun V, 32; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme;
Brack ni.
1 705 Eine Katze im Fenster. Auf der Brüstung eines mit
(1230) rotem Vorhange geschmückten Bogenfensters liegt, nach rechts
15 a gewandt, eine graue Katze. Bezeichnet vorn in der Mitte:
G>ov l6j?7
Eichenholz; h. 0,34; br. 0,26%. — lnv. 1722, A 587. — Martin 362. —
Phot. Hanfst.
1706 Die Traubenpflückerin. Nachtstück. In einem mit grünem
(1231) Vorhang geschmückten Fenster steht ein Mädchen, das in der
15 a Linken eine brennende Kerze hält, mit der Rechten aber eine
Traube von dem Weinstocke pflückt, der am Hause wächst.
Bezeichnet auf einem Zettel vorn an der Brüstung:
G o v 1 €0)
Eichenholz; h. 0,35%; br. 0,29%. — lnv. 1722, A 498. — Die Jahreszahl
las II. 1658, lesen Gustav Müller und W. Martin 16.r)6. Die letzte Ziffer ist nicht mehr
deutlich erkennbar. — Martin 337. — Phot. Braun XV, 30; Häufst.; Bruckm.
1707 Ein Geiger am Fenster. In einem steinernen, vorn an der
(1232) Brüstung mit einem Relief geschmückten, oben mit orientalischem
15 c Teppich behängten Fensterbogen geigt, von vorn gesehen, ein
blondhaariger junger Mann in braunem Rock und schwarzem
Hut. Das Notenheft liegt vor ihm auf der Brüstung. Sein
Degen lehnt rechts am Fenster. Bez. halbl. a. d. Brüstung:
viov 1 66 f
Cbov
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 553
Eichenholz ; h. 0, tO ; br. 0,29. — 1749 durch Le Leu aus der Sammlung
Araignon zu Paris. In der Regel, auch in der Petersburger Eremitage, die eine
ebenso bezeichnete und datierte Wiederholung besitzt, gilt der Dargestellte für den
Meister selbst. Dass dies ein Irrtum ist, zeigt unser Selbstbildnis Dou's N. 1704.
— Martin 172. — Phot. Braun I, 83 ; Phot. Ges. ; Hanfst.; Tamme ; Bruckni.
Stilleben. In grauer Fensternische mit grünem Vorhang 1708
hängt links eine silberne Taschenuhr an blauem Bande, steht (1237)
rechts auf der Brüstung ein Leuchter, ^^ 15 a
gegen den eine weisse Tonpfeife ge-
lehnt ist. Bezeichnet halblinks an
der Brüstung:
Eichenholz; h. 0,43; br. 0,35J^. — Inv. 1754, II 572. — Martin S. 172— 174 ;
N. 364. Sehen 1665 im Kabinet de Bye in Leiden ; damals befand sieh auf der
anderen Seite des Bildes die Darstellung eines Weinkellers (der nach Grösse und
Format jedoch schwerlich unsere N. 1713 gewesen I. Das Bild ist an allen vier Seiten
Ton Dou selbst durch Anstückung vergrössert worden. — Phot. Ges.; Bruckm.
Der alte Schulmeister. Hinter einem steinernen Bogen- 1 709
fenster, in dem links ein Vogelbauer hängt, sitzt der alte Schul- (1233)
meister mit der Brille auf der Nase und schneidet seine Feder. 15 c
Vor ihm auf der Brüstung steht eine Sanduhr und liegt eine
Urkunde. Im Hintergrunde sitzen junge Leute um einen Tisch
und schreiben. Ein Eintretender hält den
Hut in der Haud und ein Buch unter dem G>ov ]&y\
Arme. Bezeichnet halblinks am Pult:
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,24V2- — Unten und rechts ist eine Beschädigung
durch Ansetzen eines neuen Holzstückes ausgebessert. — Nach H. schon im Inventar
1722. — Wir konnten es jedoch erst im Katalog von 1817 nachweisen. — Martin 76.
— Phot. Braun II, 33; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Der Zahnarzt. In einem mit rotem Vorhange geschmückten 1710
Fensterbogen steht ein alter Zahnarzt in roter Pelzmütze, legt (1234)
die linke Hand auf den Kopf des jungen Mannes, der sich 15 c
mit schmerzverzerrter Miene in den Mund greift und in der
Rechten den ausgezogenen Zahn hält. Vor ihm auf der
Brüstung sein Patent und eine Spülschale. r ^ ov . /~^n
Bezeichnet vorn in der Mitte: \J)V 10/^
Eichenholz; h. 0,31; br. 0,24. — Zuerst im Katalog von 1817. — Martin 87.
— Phot. Braun I, 34; Phot. Ges.; Hanfst; Tamme; Bruckm.
Ein betender Einsiedler. Der graubärtige Kahlkopf in 1711
brauner Kutte kniet nach rechts gewandt in altem Gemäuer. (1235)
15 e
554 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Vor ihm auf dem Altar ein mächtiges Buch, ein Rosenkranz,
ein Kruzifix, eine Sanduhr und ein Totenkopf. Ueber ihm
eine Laterne. Rechts im Vordergrunde Blumen. /~*
Bezeichnet am Lesezeichen im Buche: Vj)OV
Eichenholz; h. 0,57; br. 0,43.-1708 aus Antwerpen. — luv. 1722, A 704.
— Martin 18. — Phot. Braun III, 34; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1712 Die Gärtnerin. Nachtstück. Ueber die Brüstung gebeugt,
(1236) begiesst ein Mädchen, das eine brennende Kerze in der linken
15 c Hand hält, die jungen Pflanzen draussen im roten f*
Tontopfe. Bez. in der Mitte der Brüstung: ^-*^
Eichenholz; h. 0,28; br. 0,20»/2. — Inventar 1722, A 512. — Martin 336. —
Phot. Hanfst.; Bruckm.
1713 Im Weinkeller. Nachtstück. Links am Weinfasse kniet
(1241) ein junges Mädchen, das ein Glas in der Rechten erhebt. Neben
15 a ihm steht ein junger Mann, der mit der Linken droht und eine
Lampe in der Rechten hält. Vorn am Boden eine bren- ^
nende Laterne. Bez. 1. u. am Fasse (bisher übersehen): {$>
Eichenholz; h. 0,33; br. 0,25. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1723. —
Martin 349. — Vgl. die Bemerkungen zu unserer N. 1708. — Phot. Braun IV, 33 ;
Hanfst.; Bruckm.
1714 Der verlorene Faden. Nachtstück. Kniestück nach rechts auf
(1240) dunklem Grunde. Die Alte in roter Jacke und weissem Kopf-
15 a tuche bemüht sich beim Scheine der neben ihr brennenden
Lampe, mit der rechten Hand den Faden an der
Rolle wiederzufinden, die sie in der Linken hält. (j)0\
Bezeichnet unter der Lampe:
Eichenholz; h. 0,33^; br. 0,26 %. — Inventar 1722, A 605, »aus der Kunst-
kammer* als A. v. Boonen. — Jedoch seit dem Katalog von 1817 mit Recht dem
Dou zurückgegeben. — Martin 341. — Phot. Braun II, 34; Hanfst.; Bruckm.
1715 Beim Doktor. Nachtstück. Im Zimmer eines Arztes sitzt
(1244) ein junges Mädchen, zurückgelehnt, im Sessel. Der junge Arzt
15 c legt seine Linke, in der er ein Instrument hält, auf ihren
Kopf, während er ihr mit einer Kerze, die er in der Rechten
hält, in den geöffneten Mund leuchtet. Vor ihr steht
ein Kerzenhalter, rechts am Boden ihre Laterne. r ^4
Bezeichnet halb rechts unten am Sessel: ^
Eichenholz ; h. 0,44 ; br. 0,34. — Inventar 1722, A 534. — In dßn früheren
Auflagen dieses Katalogs irrtümlich betitelt und beschrieben. Vgl. Martin 322, wo
freilich auch der Kerzenhalter noch für ein Spinnrad angesehen wird. — Phot. Hanfst.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 555
Der lesende Einsiedler. Halbfigur nach rechts. Der grau- 1716
bärtige Kahlkopf in brauner Kutte blickt ins mächtige Buch, (1246)
das er vor sich aufgeschlagen hat. Unter dem Buche ein 15 o
Totenkopf. Am Baume ein Kruzifix. Bezeichnet X^
vorn in der Mitte: LDüV
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,19. — Inventar 1722, A 732 als Original. Später
im »Vorrat«. — 1861 aus dem Vorrat. — Von H. unter die unechten, dem Don
nur zugeschriebenen Werke versetzt. Wir sehen hierzu jedoch kaum einen ge-
nügenden Grund. Wenn es auch keins der feinsten Bilder Dou's ist, so stimmt seine
Technik doch mit der des Meisters überein. Auch Seidlitz (Rep. XVI, S. 379) und
Martin (N. 19) für die Echtheit. Frühes Bild. — Phot. Tamme; Bruekm.
Ein junges Mädchen. Halbfigur fast von vorn auf schwarzem 1717
Grunde. Das frische junge Mädchen mit blossem Unterarme trägt (1238)
ein braunes Kleid, eine kleine Haube und Ohrringe. Sie legt beide 17 a
Hände rechts auf eine Tischdecke.
Eichenholz; hochoval; b. 0,14%; br. 0,12. — Inv. 1722, A 615. — Martin
221. — Phot. Bruekm.
Eine Alte im Hute mit einem Buche. Halbfigur nach rechts 1718
auf grauem Grunde. Die Alte trägt einen dunklen Pelzmantel (1243)
und einen schwarzen Hut. Mit beiden Händen hält sie ein 15 c
aufgeschlagenes Buch, über das sie jedoch hinwegschaut.
Eichenholz; h. 0,16%; br. 0,14. — Nach H. laut alter Rechnung von Grün-
berg in Brüssel. — Martin 185 ; als »Rembrandt's Mutter«. 1744 mit einem Gegen-
stück, das Rembrandt's Vater dargestellt zu haben scheint, im Verkauf van Tey-
lingen zu Leiden. — Sicher im Katalog von 1817. — Phot. Tamme.
Die Zeitung lesende Alte mit der Brille. Halbfigur nach links 1719
auf grauem Grunde. Die Alte trägt ein dunkelrotes Kleid, eine (1239)
dunkelrot und blau schimmernde Pelzjacke, eine braune Haube 17 a
mit weissem Kopftuche. Sie trägt die Brille auf der Nase und
hält mit beiden Händen das Zeitungsblatt, in dem sie liest.
Eichenholz; hochoval; h. 0,12%; br. 0,09. — Inventar 1722, A 330. — In
der Regel, wie die folgende, für Dou's Mutter gehalten. Vielmehr jedoch die Mutter
Rembrandt's, des Lehrers des Meisters. So schon Bode bei v. Zahn VI, S. 204.
Laut brieflicher Mitteilung Corn. Hofstede de Groot's hält dieser seine in der K.-Chr.
N. F. II 1891 Sp. 562—565 ausgesprochene Ansicht, dass unser Bild ein Jugend-
werk Rembrandt's sei, nicht aufrecht, sondern kehrt zu der Ueberlieferung zurück,
die es Dou zuschreibt. — Martin 182. — Phot. Tamme.
Die Alte ohne Brille mit dem Buche. Kniestück nach rechts 1 720
auf graublauem Grunde. Die Alte sitzt vor einem grünen Tische, (1242)
auf dem ihre Börse und ein umgestürzter Becher liegen. Sie trägt 15 c
Gov
556 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
einen langen, dunkelblau und rot schillernden Pelzmantel und
eine Haube von derselben Farbe. Mit beiden Händen hält sie
vor sich ein mächtiges Buch, in dem sie liest.
Eichenholz; hochoval; h. 0,24; br. 0,19%. — luv. 1722, A 670. —Vgl. die
Bemerkungen zum vorigen lülde, X. 1719. — Martin 183. — Phot. Braun VIII, 34;
Tamme; Bruckni.
1721 Die Mausefalle. Nachtstiick. In einer rot behängten Fenster-
(1245) nische steht ein junges Mädchen mit einer brennenden Kerze in
P 5 der Linken, einer Falle mit einer Maas in der Rechten. Lachend
blickt sie den Knaben an, der sich rechts neben ihr
auf den Tisch stützt und auf die Maus deutet. Bez.
in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,26 J^; br. 0,21. — Inv. 1722, A 50S. — Damals als Original,
doch schon bei II. nicht mehr unter den Oiiginalarbeiteu dos Meisters. — Bei uns
bisher als Kopie. Bei nochmaliger Untersuchung ergab sich jedoch, dass der un-
günstige Eindruck des 1901 hergestellten Bildes nur auf seinem Erhaltungszustände
beruhte. Wir stimmen nunmehr Martin (X. 353) zu, der es für eigenhändig halt.
— Gest. von N. Verkolje.
Nach Gerrit Dou
1722 Das Mädchen mit der Laterne. Hinter einem Fenster an
(1248) einem Tische die Halbfigur eines Mädchens, das im Begriffe
Grimma jg^ e}ne brennende Kerze in eine Laterne zu setzen.
Eichenholz; h. 0,22%; br. 0,17. — 1741 durch Kaiserling (als N. 27(57). —
Schon bei II. mit Recht nicht unter den Originalarbeiten Dou's. Wahrscheinlich
eine Kopie nach einer solchen. — 1902 ans Altertums-Museum in Grimma.
Unbekannter Nachahmer G. Dou's
I 723 Maria Magdalena. In altem Ruiuengemäuer kniet Magda-
(1247) lena vor dem grossen Buche, das aufgeschlagen rechts neben
Plauen i. v. ejncni Toteukopfc auf dem rohen Altäre liegt. Vorn links
eine mächtige Distel. Bez. i. d. Mitte: 0. Dou.
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,48%- — I*'0 Provenienzangabe bei II. (1763 aus
dem Haag) muss irrig sein, da das Bild laut seiner Inventnrnuminer 2795 schon
1711 durch Kaiserling erworben wurde, auch schon im Inventar 1754 ill 129i ver-
zeichnet steht. Dass es trotz seiner Inschrift nicht von G. Dou, sondern von einom
derben Nachahmer dieses Meisters herrührt, bemerkte schon H. — 1902 an den
Kunstverein zu Plauen i. V.
Cornelis Stooter
Leidener See- und Bildnismaler. Geburtsjahr unbekannt. In
Leiden schon 1622 tätig und 1655 gestorben. Er war
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert. 557
zeitweilig' Dekan und Vorsteher der Leidener Maler -Gilde.
In Leidener Inventaren werden öfter Seestücke von Stooter
erwähnt. Vergl. Obreen's Archief V, p. 172 ff.
Die Fischerschaluppe auf bewegtem Meere. Gelbgraues, I723A
uferloses Meer, von grossen und kleinen Segelschiffen belebt. (1725)
Links vorn, nach rechts segelnd, eine Fischerschaluppe. Sturm- 8 a
wölken, aus denen einige Sonnenstrahlen schiessen, am Himmel.
Bezeichnet am Pfahle rechts: S T 0.
Eichenholz ; h. 0,39 ; br. 0,50. — Kat. 1887 : N. 1674. — 1740 durch Morel
aus Antwerpen. — In der ersten Auflage als »Angeblich Abraham Storck«. Ein
ebenso bezeichnetes Bild befindet sich iu der öffentlichen Sammlung zu Hannover.
Beide zeigen die gleiche Hand, die jedoch keineswegs diejenige Abraham Storck's
ist. Neuerdings sind die Forscher sich einig, die Hand des Coinelis Stooter von
Leiden in diesem Bilde und den ähnlichen zu erkennen : Haverkorn van Rijsewijk,
Bredius, Hofstede de Groot. — Vergl. auch Eisenmann's Katalog der Sammlung zu
Hannover 1891, S. 199 zu N. 508.
Pieter de Ring
Geb. zu Leiden um 1615 — 1620; gest. daselbst den 22. Sept.
1660. Schüler des Jan Davidsz. de Heem (vor dessen Ueber-
siedelung nach Antwerpen). Seit 1648 Mitglied der Leidener
Gilde. (E.W. Moes in Oud Holland 1888, VI, p. 175—181).
Stilleben mit einem Fasanen. Auf einem Steintische mit 1724
grüner Decke links ein roter Krebs und kleine Krabben, rechts (1264)
eine angeschnittene Zitrone und ein Messer, in der Mitte ein K 4
Zinnteller mit Austern und Kirschen, eine Gewürztüte, ein Brot
und Trauben. Weiter zurück eine Glaskanne und ein hohes
Stengelglas; in der Mitte ein aufgerichteter Fasan. Ganz rechts
der Ring, der als Monogramm des Meisters gilt.
Leinwand; h. 0,96%; br. 0,79. — 1723 erworben. — Inv. 1722 ff. A 1495
als de Heem. So bis zu II. 's Verzeichnis von 1872. In diesem zuerst als P. de Ring.
Die mit dem Namen des Meisters bezeichneten Bilder (z. B. in Hannover und in
Antwerpen) bestätigen die Richtigkeit dieser Benennung. — Phnt. Bruckm.
Jan Steen
Geb. zu Leiden 1626 oder 1627; begraben daselbst den 3. Febr.
1679. Schüler des N. Knüpfer und seines Schwiegervaters Jan
van Goijen. Weiter entwickelt unter dem Einflüsse des Frans
Hals und des Adriaen van Ostade in Haarlem Tätig zu Leiden
(1648), im Haag (1649—54) und in Haarlem (1661—69).
558 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1725 Die Hochzeit zu Cana. In reich bekränzter Bogenhalle
(1579) tafeln im Hintergrande die Hochzeitsgäste, spielen über ihnen
15 b in einer Loggia die Musikanten. Links im Hintergründe steht
der Heiland, von vorn gesehen, und gebietet mit erhobener
Rechten das Wunder. Vorn im Keller liegt links ein Weib
an einem Fasse und lässt einen Knaben
trinken, während rechts der Keller- f7 ,
meister einem C4eiger ein Glas dos tS~l^/m
Wunderweines zu kosten gibt. Be- ~ V-' *- *" C / / .
zeichnet unten rechts: v- — s
Eichenholz; li. 0,58}<{j br. 0,48. — Erst L861 aus dem »Vorrat«. Vorher
nicht nachgewiesen. — Phot. Brann X, :J8 ; Phot. Ges.; lianfst.: Tarame; Bruckm.
1726 Mutter und Kind. Kniestück. In schlichtem Gemach, vor
(1580) dem Bogenfenster, durch welches links das Dorf hereinblickt,
17 b sitzt eine Trau am niedrigen Tischchen, auf dem ein Topf und
ein Teller stehen. Sie hält ihr Kindchen im
rechten Arm und in der linken Hand dei
Löffel, mit dem sie es speist. Bez. unten rechts:
Leinwand auf Eichenholz gekleht; h. 0,21): br. 0,24'^. — Inv. 1722, A 669.
— Phot. Hanfst.; P.nickm.
I 727 Die Verstossung der Hagar. Abraham steht im Pelzmantel
(1581) rechts auf seiner Haustreppe, deutet mit der Linken ins Haus
17 b zurück, wo Sara den Kopf des kleineu Isaak vom Ungeziefer
reinigt, und legt die Rechte tröstend auf die Schulter der unten
vor ihm stehenden weinenden Hagar, die im Begriffe ist, barfuss
mit einem Brot auf dem Rücken, einer Feldflasche am Arm.
dem Ausweisungsbefehle zu gehorchen. Zu ihren Füssen spielt
der kleine Ismael arglos mit seinem Bogen. Links im Hofe
hinter Hagar ein Knecht mit der Herde, Bezeichnet u. rechts:
£ ßtctn
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 559
Leinwand; h. 1,36; br. 1,09. — 1876 vom Kunsthändler Ernst in Dresden.
— Phot. Braun II, 38; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Arie de Vois
Geb. zwischen 1631 und 1634, wahrscheinlich zu Utrecht;
gest. zu Leiden im Juli 1680. Schüler des Nie. Knupfer zu
Utrecht, des Abr. van den Tempel zu Leiden. unter dem
Einflüsse der Schule Gr. Dou's weiterentwickelt. Tätig zu Leiden.
Frauen am Wasser. Waldige, links von blauem Flusse 1728
durchströmte Landschaft. Hinten in der Mitte eine Kund- (1667)
tempelrinne. Rechts unter einem Baume zwischen weidenden 7 a
Schafen schlummert eine Frau mit blossen Füssen und ent-
blössten Brüsten. Vor ihr steht, von hinten gesehen, eine
zweite, unbekleidete Frau, die sich mit einem Linnen abtrocknet.
Links entsteigt eine dritte dem Wasser. Bez. links unten:
o^Syj / ;&6.
Eichenholz; h. 0,30; br. 0,37. — Inventar 1722, A 425. — Phot. Bruckm .
Der Trinker. Kniestück. Ein Krieger in blanker Stahl- 1729
rüstung, braunem Rock, breitem Federhute, sitzt, nach rechts (1668)
gewandt, vor graubrauner Steinmauer. ' rt 13 b
erhebt einen Römer mit hellem Gold- C /Ujui v ~f~-
wein und blinzelt, ein Auge schliessend, ^ J
hinein. Bezeichnet rechts oben: \_-^
Leinwand; h. 0,19%; br. 0,16. — Inv. 1722, A 647. — Phot. Tamme.
Die schöne Schäferin. Die barfusse, aber vornehm ge- 1730
kleidete Schäferin, die, von vorn gesehen, vor dunklen Bäumen (1669)
steht, hält in der Rechten einen Hirtenstab, in der Linken 9 c
eine Rose. Zu ihren Füssen links eine Ziege, ;*->.
rechts einige Schafe. Im Hintergrunde links ein /\/\
Waldsee. Bezeichnet links unten: *■ -*-^ '
Leinwand; h. 0,27%; br. 0,21. — Inventar 1722, A 714. — Phot. Bruckm.
Quirin Gerritsz. van Brekelenkam
Geb. zu Zwammerdam um 1620; gest. 1668 zu Leiden, wo
er 1648 der Gilde beitrat. Datierte Bilder 1652—1668.
560 Holländer dos siebzehnten Jahrhunderts
1731 Der Säugling. Rechts gibt die Mutter dem in wollene
(1709) Decken gewickelten Säugling die Brust. Hinter ihr steht der
15 b Vater mit einem Weinglas in der Rechten. Links vor ihr
steht eine Dame., die ihren Wocheubesuch abstattet; und in
der Mitte blickt noch ein junger Mann hinter dem Korb-
bettchen hervor. Bezeichnet unten rechts:
CK
b?*£/en£gw7i.
C4.
Eichenholz; h. 0,36; br. 0,31. — Inv. 1754, II 790. — Phot Bruckm.
Gabriel Metsu
Geb. 1029 oder 1030 zu Leiden; begraben den 24. Okt. 1007
zu Amsterdam. Wahrscheinlich Schüler Dou's zu Leiden, dann
unter Rembrandt's Einfluss. Tiltig 1048 zu Leiden, seit 1G5U
zu Amsterdam.
1 732 Das Liebespaar beim Frühstück. Ein Herr und eine junge
(1408) Dame in rotem Kleide mit schwarzem TJeberwurfe sitzen, nach
1Ö c links gewandt, an einem Holztische, auf dem eine Kanne steht,
ein Fisch und ein Brot liegen. Die Frau hält einen Teller
Erdbeeren auf ihrem Schoosse und einen Erdbeerbüschel in der
Rechten. Der Herr legt seinen linken Arm um ihren Nacken
und erhebt in der Rechten ein hohes /^>
Stengelglas. Im Hintergrunde links (p JSÄfAO'Xi
kreidet die Wirtin die Zeche an die OS J ^
Tafel. Bezeichnet links oben: 1 6 ol
Eichenholz; h.0,35%; br. 0,30%. — Inventar 1722, A 551. — Gestochen
von E. Mohn jgi N. F. 16. —Phot. Braun 138; Phot. Ges.; Hanfst.; Tararae ; Biaekm.
1733 Der Geflügel-Verkäufer. Links vor einer Kirche sitzt der alte
(1409) Händler, nach rechts gewandt, unter einem Baume zwischen
11 c seinen Waren. Er reicht mit beiden Händen einen lebenden
weissen Hahn der jungen Frau hin, die -~
ihm in hellgelbem Atlaskleid, roter, mit
ihm in hellgelbem Atlaskleid, roter, mit l i f\/\Q/[C')k
weissem Pelz besetzter Jacke und weisser /*/ W'OM
Morgenschürze prüfend gegenüber steht. ^ s *
Zwischen beiden ein Hund. Rechts die 4 O n 2.
Morgenschürze prüfend gegenüber steht
Zwischen beiden eiu Hund. Rechts dit
Amsterdamer Gracht. Bez. 1. i. d. Mitte
Eichenholz; h. 0,61%; br. 0,45%. — Inventar 1722, A 558. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Braun IX, 37; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
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No. 1707. Gerard Dou.
No. 1 75 1. Frans van Mieris d. Ä.
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No. 1732. Gabriel Metsu.
No. 1830. Gerard Ter Borch.
Tafel XXV.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 561
Die junge Geflügel -Verkäuferin. Rechts unter einem Baume 1734
steht die junge Händlerin in rotem Kleide, gelber Jacke, blauer (1410)
Schürze hinter ihrem Tische und reicht ein gerupftes Huhn der 11 c
schwarz gekleideten Alten, die ihr mit einem hölzernen Gefässe
am Arm prüfend gegenübersteht. Der Alte sitzt hier vorn
rechts auf einem Fasse und raucht seine Pfeife. Vorn in der
Mitte ein Hund. Bezeichnet rechts oben am weissen Anschlag-
zettel, dessen ITeberschrift ,,1662. Wilge Verhoping. Hof-
stede Maersen" lautet: G. Metsu. 1662 (wie das vorige). .
Eichenholz; h. 0,60%; br. 0,45. — Inventar 1722, A 696. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Braun XI, 33; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die alte Wildhändlerin. Links vor einer Kirche sitzt die 1735
alte Verkäuferin in braunem Unter-, schwarzem Oberkleide, (1411)
blauer Schürze und schwarzem Hute, nach rechts gewandt, unter U a
einem Baume. Auf ihrem Schoosse in einer irdenen Schüssel die
Taube, die sie rupft. Vorn neben ihr ein Hahn. Bar gegen-
über steht eine junge Käuferin in grauem Kleide mit roter Jacke
und hebt mit der Rechten den Hasen vom Tisch. Im Blecheimer
an ihrem Arme eine Schnepfe. Rechts hinter ihr ein Knabe in
schwarzem Hut. Bez. links oben wie die vorigen: O. Metsu.
Eichenholz ; h. 0,57 ; br. 0,43. — Zuerst im Katalog von 1812. — Nach H.
1710 aus Antwerpen. — Phot. Braun XIV, 33; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Dame mit dem Klöppelkissen. In einem Gemache, dessen 1736
graue Wand ein Oelgemälde schmückt, sitzt eine Dame in (1413)
grauem Atlaskleide und blauer, mit weissem Pelz besetzter 16 c
Jacke bei ihrer Arbeit mit dem Klöppelkissen auf dem Schoosse.
Links zu ihren Füssen eine Katze. Bezeichnet oben in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,35; br. 1,26%. — Inventar 1722, A 531. — Gestochen von
J. L. Raab. — Phot. Braun XII, 39; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Der Raucher am Kamin. Nachtstück. Ein Mann in breitem | 737
Hute sitzt am Kamin, in dem rechts vorn die Kohlen glimmen, (1412)
und hält mit der Rechten in einer Feuerzange das Stückchen 16 c
glühender Kohle, mit dem er sich die Pfeife anzünden will. Links
36
562 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
hinter ihm brennt eine kleine Oellampe, und eine Magd setzt einen
Krug auf den Tisch. Bezeichnet rechts am Kamin: 0. Metsu.
Eichenholz; h.0,27% ; br. 0,23. — Zuerst im Katalog von 1817. — Phot. Hanfst.
Angeblich G. Metsu
1738 Eine Frau mit einem Briefe. Kniestück. An einem Tische
(1414) mit roter Decke, auf dem ein Tintenfass steht, sitzt, nach links
13 b gewandt, eine Frau in grauem Kleide, bräunlicher Jacke, weisser
Mütze und liest deu Brief, den sie in beiden Händen hält.
Eichenholz; h. 0,24; br. 0,19%. — Zuerst im Katalog von 1826. — Die Ur-
heberschaft Metsu 's ist (nach unserer Ansicht mit Recht) bestritten; z. B. von Bodo
bei v. Zahn VI, S. 205, Ton Seidlitz im Rep. XVI, S. 379. — Phot. Brann; Phot.
Ges.; Hanfst.; Bruokm.
Abraham Begeyn (auch Bega)
Geb. zu Leiden 1637 oder 1638; gest. den 11. Juni 1697
als Hofmaler in Berlin. Mitglied der Leidener Gilde 1655,
der Haager Gilde 1643, seit 1688 in Berlin.
1739 Drei Ziegen unter einem Baume. In schlichter Bergland-
(1496) schaff rechts ein Baum, unter dem grosse Blattpflanzen wachsen.
P 4 Auf dem Wege eine Ziegenfamilie. ^*
Das Zicklein liegt links neben dem Cy f t"* 0 ff & 71T1
Bock und der Gais. Himmel oben grau ^"^ /f J
umwölkt, unten goldgelb. Bez. u. 1.: ^_ S_j
Eichenholz; h. 0,21%; br. 0,24%. — Inv. 1722, A 684.
Frans van Mieris d. ä.
Geboren zu Leiden den 16. April 1635; gestorben daselbst den
12. März 1681. Schüler des Abr. Toorenvliet und des Ger. Don.
Tätig zu Leiden, wo er 1648 der Gilde beitrat.
1740 Ein Krieger. Halbfigur von vorn. Im Hintergrunde links
(1589) Architektur, rechts grau-rötliche Luft. Der Krieger trägt einen
13 b Brustharnisch, ein rotes Barett mit ^ jü. .
dunkelgelber Feder und ein buntes J* (V04\ JnKVS'
Halstuch. Er stützt die Rechte auf v0 s>
seinen Degen. Bezeichnet unten links: ./> fOÖ^.
Eichenholz; h. 0,17%; br. 0,13%. — Inv. 172"J, A 369. — Phot. Bruckm.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 563
Eine junge Frau beim Ankleiden. Links das Bett mit blauen 1741
Vorhängen. Davor der Tisch mit rotbunter Decke, einer Laute (1587)
und einem Spiegel, vor dem eine junge Frau in hellviolettem 13 c
Seidenkleide und roter, mit weissem Pelz besetzter Jacke sitzt.
Ihr Hündchen liegt auf ihrem Schoosse. Mit der Rechten nimmt
sie eine Nadel aus dem Munde. Rechts im Hintergrunde eine
Dienerin. Bez. auf der Rückseite: Anno 1667 . Juny .
Lugd . Bat .. F . van Mieris fecit.
Eichenholz ; h. 0,27 ; br. 0,22. — Inr. 1722, A 334. — Pnot. Braun XIII,
37; Bruckm.
Die Liebesbotschaft. Eine junge Schöne in^ rötlich-grauem 1742
Seidenkleide und gelb-roter Jacke sitzt, nach rechts gewandt, an (1582)
grünem Tische, hinter dem die Kupplerin in schwarzem Mantel 17 b
steht und ihr die Gründe an den Fingern herzählt. Die Schöne
stützt ihren Kopf lauschend in die Linke C~T^ a/
und hält den Brief, den die Alte ge- ^J-'^ßXiJKitri/'
bracht, in der Rechten. Hinter ihr sitzt *
ein Hündchen. Auf dem Tische liegt Mrirtn //y,
eine Laute. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0,29%; br. 0,24. — 1710 aus Antwerpen. — Inv. 1722, A
700. — Phot. Braun XIV, 36; Hanfst; Tamme; Bruckm.
Die Musikstunde. Kniestück. Eine Dame in weissem Unter-, 1743
gelbem Oberkleide mit blauem Besatz sitzt, nach links gewandt, (1584)
an einem Tische mit persischer Decke ^^ .* ^- ^ a
und spielt die Laute. Ihr schwarz ge- ^J? jJaU 'JlUZTij'TC
kleideter Lehrer in blonder Allonge- O^
perücke steht vor ihr und spricht mit Q 's-
erhobener Rechten auf sie ein. Bez. 1. o. : s VWl® * 0 7%<
Eiohenholz; h. 0,41; br. 0,31. — Inv. 1722, A 523. — Wir konnten die
Jahreszahl nicht mit H. 1675 lesen. Unter der Inschrift stehen noch einige nicht
entzifferte Worte. — Phot. Braun XV, 37; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Magdalena. Kniestück. In einer Felsenhöhle sitzt Magda- 1 744
lena mit entblösstem Oberkörper nach rechts gewandt. Sie legi; (1583)
die linke Hand auf einen Schädel, die ^^ P 7
rechte an ihre Brust und blickt in das vor ^7VaruJ)l fer/A j/T\a
ihr aufgeschlagene Buch hinab. Bez.o.r.: \^U '''
Eichenholz; h. 0,20%; br. 0,16. — 1763 durch den Legationsrat v. Kauder-
bach aus dem Kabinett Lonnier im Haag. — Phot. Bruckm.
36
*
564 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1 745 Die Alte mit dem Blumentopf. Kniestück, oben rund. Vor
(1585) ihrem schlichten Hause sitzt eiue Alte mit weissem Kopftuche,
15 a dunkelrotem Rocke, feuerroten Aermeln. von vorn gesehen.
hinter Kisten und Brettern und pflanzt eine Nelke in den vor
ihr stehenden töneren Blumentopf. Bez. u. r. :
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,22. — Inventar 1722, A 720. — Gegenstück zum
folgenden. — Phot. Braun IX, 39.
1 746 Der Alte mit der Holzkanne. Kniestück, oben rund. Nach
(1586) rechts gewandt, sitzt ein Alter mit breitem Hut und grauem
15 a Schurze vor seinem schlichten Hause, hält seine Tonpfeife in
der Rechten und legt die Linke an eine Holzkanne, die auf seinen
Knieeu steht. Bez. 1. u., ähnlich dem vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz ; h. 0,29 ; br. 0,22. — Inventar 1722, A 715. — Gegenstück zum
vorigen. — Phot. Braun XIII, 36; Häufst.; Tamme; Bruckm.
1747 Ein rauchender Krieger. Auf eiuem Tische, auf dem ein
(1588) Bierkrug und ein Bierglas stehen, Karten und eine Tonpfeife
16 c liegen, sitzt ein junger Krieger in dunkelviolettem Rocke und
Barette. Die Linke stemmt er in die Seite; mit der auf den
Tisch gestützten Rechten hält er seine Pfeife Vorn links
hängt sein Mantel über einem Stuhl, an dem auch sein Degen
lehnt. Vorn rechts liegen ein Harnisch und eine Trompete am
Boden. Bezeichnet links am Stuhl:
cfVjli
l'Cf'J
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,25V<j. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1553.
— Phot. Brann VIII, 37; Häufst; Tamme; Bruckm.
1748 Ein alter Gelehrter. Hinter einem Bogenfenster, von dem
(1590) ein blauer Vorhang herabfällt, sitzt der alte Gelehrte, nach links
11 a gewandt, an seinem buntbedeckten Tische, auf dem ein Globus
iielten einem aufgeschlagenen Buche steht. Beide Ellbogen
aufstützend, schneidet er seine Feder. Bez. links am Fenster:
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 565
r^yjv{iair
Eichenholz; h. 0,34%; br. 0,2iJ^. — 1708 aus Antwerpen. Inventar 1722,
A 723. — Phot. Braun XV, 3G.
Der Kesselflicker. Der zerlumpte Kesselflicker steht, nach I 749
links gewandt, auf der Dorfstrasse und erhebt mit beiden Händen (1591)
den Kessel zu seinen Augen, den die vor ihm stehende junge 13 b
Frau ihm zum Ausbessern gebracht- bat. Rechts hinter ihm
sitzt ein junger Bursche. Links hinter der Frau stehen zwei
Knaben mit einer Mausefalle. Rechts vorn liegt ein Rad.
Bezeichnet unten rechts, cähnlich den vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz; h. 0,48; br. 0,54%. — Inventar 1722, A 563. — Das F der
Inschrift wurde von H. für verdächtig gehalten. — Phot. Braun XIV, 34 ; Phot.
Ges.; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
Der Künstler, eine Dame malend. Links in seinem reich 1750
mit Vorhäugen geschmückten Atelier sitzt der junge Künstler im (1592)
schwarzen Sammetrock, mit dem Pinsel in der Rechten, vor Hb
seiner Staffelei, auf der das angefangene Bildnis einer Dame
steht. Diese steht in weissem Atlaskleide mit Goldbesatz, von
hinten gesehen, vorn in der Mitte und wendet ihr Gesicht dem
Künstler zu, der sie lächelnd anblickt. Rechts in der Türe
eine Magd, die Wein bringt. Links vorn eine Bassgeige. Be-
zeichnet links am Fenster, wie die vorigen: F. van Mieris.
Eichenholz; h. 0,59% ; br. 0,46. — 1708 aus Antwerpen. Inv. 1722, A 698.
— Phot. Braun I, 39; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamnie; Bruckm.
Der Kenner beim Künstler. Im gewölbten Atelier steht 1751
die Staffelei mit einem angefangenen Bilde, das ein auf dem (1593)
Stuhle dos Künstlers sitzender Herr in schwarzem Rock und Hb
graugelbem Mantel mit Kennermiene betrachtet, während der
Künstler selbst, von vorn gesehen, zur Linken steht und sich
mit der Hand, in der er die Palette hält, auf sein Bild stüzt.
Am Tische rechts vom lehnt seine Bassgeige. Links vorn
steht ein Globus. H. sah noch die Reste der Bezeichnung.
Eichenholz; h. 0,63V2 ; br. 0,47. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1593.
— Phot. Braun XI, 34 ; Hanfst. ; Tamnie ; Bruckm.
Der Tuchhändler. Kniestück. Der Manu sitzt in rotem 1752
Rocke, mit einer Pelzmütze auf dem Kopfe, nach links ge- (1595)
wandt, hinter seinem Tische, auf dem eine Karte mit Tuch- 13 b
proben liegt. In der Linken hält er einen Brief.
566 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,21; br. 0,15. — Nach H. Inventar 1722; dann A 65U. Doch
stimmt das nicht recht. Sicher Inventar 1754, II 122.
I 753 Die Poesie. Kniestück. Die Muse sitzt bekränzten Hauptes
(1596) mit entblösster Brust, in blauem Unter-, rotem Obergewande,
11 a nach links gewandt, vor reicher Landschaft. In der Linken
hält sie eine Tafel, in der Rechten die Feder, mit der sie
schreibt. Rechts vorn auf dem Tische liegen Musikinstrumente.
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,25'/2- — 1741 durch von Kaiserling. Die Urheber-
schaft des Mieris ist vorübergehend bezweifelt worden. — Phot. Bruckm.
Nach Frans van Mieris
1754 Eine Dame und ein Papagei. Kniestück. Eine Dame in
(1594) gelbem Seidenkleide und roter, mit weissem Pelz besetzter
ständehaus jacjje sitzt, nach links gewandt, mit ihrem Nähzeug auf dem
Schoosse vor einem Sprossengestell, auf dem sich ein grauer,
rotgeschwänzter Papagei wiegt, den sie füttert.
Eichenholz; h. 0,22l/2 ; br. 0,17Va- — Inventar 1722, A 340. Früher als
Original. Das mit des Meisters Namen bezeichnete Original von 1663 befindet sich
jedoch in der Münchener Piuakothek, und unsere gute alte Wiederholung ist doeh
zu schwer im Ton und in der Behandlung, um für eigenhändig gelten zu können.
— Phot. Braun; Hanfst. ; Bruckm.
Dominicus van Toi
Geboren zu Bodegraven zwischen 1631 und 1642; begraben
zu Leiden den 26. Dezember 1676. Schüler G. Dou's. Tätig
zu Leiden, vorübergehend auch zu Amsterdam.
1755 Der Heringesser. Vorn im Bogenfenster der alte grau-
(1498) bärtige Hausherr in grüner Jacke über rotem Unterzeug und
lö c in roter Kappe. In der Rechten hält er das Messer, in der
Linken den Hering, den er verzehrt. Bez. 1. u.: D. V. TOL.
Eichenholz; h. 0,26; br. 0,19. — Zuerst nachweisliar im Katalog von 1*17.
— Phot. 1 läufst.; Bruckm.
1756 Die Garnwinderin. Im Bogenfenster, Dach rechts gewandt.
(14!M)) sitzt die Alte im schwarzem Kleide mit roten Aermeln und
<J 'A weisser Haube. Sie hält die Weife in .der Linken, die Kolk'
in der Rechten. Vorn links ein irdener Blumentopf, rechte
ein Weinstock. Bezeichnet rechts unten: D. V. TOL.
Eichenholz; h. 0,337a; br- 0,26. — Zuerst nachweisbar im Katalog von 1^17.
— i'uut. Braun XIII, :;i; Hanfst.; Tauime, Bruckm.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 567
Jacob Toorenvliet
Geb. zu Leiden 1635 oder 1636 (Bredius Neust. Nachr.); gest.
daselbst 1719. Schüler seines Vaters, des Glasmalers Abraham
Toorenvliet. In Italien, vorzugsweise in Venedig, weitergebildet.
Später in Leiden ansässig, wo er 1686 der Gilde beitrat.
Vier Musikanten. Kniestück. Rechts sitzt ein Mann in 1757
rotem Mantel, der ein Auge schliesst und die Drehleier spielt; (1705)
hinter seiner Schulter ein junger Mann mit geschlossenen Augen. Ha
Links sitzt eine Frau in feuerrotem Mieder mit einem Zettel,
auf dem ein Gedicht steht; der hinter ihr stehende singende
Alte legt seinen rechten Arm auf ihre Schulter und blickt in
ihr Blatt; neben ihr ein Hund. Bez. links oben:
^TbtrrenViLvf- J: <A®i 078
Kupfer; h. 0.28V2 ; br. 0,31%. — Inventar 1722, A 613. — Phot. Bruekm.
Die Fischfrau. Kniestück, fast von vorn, vor grauer 1758
Steinwand. Die Alte in grauem Kleide und schwarzer Pelz- (1706)
mutze sitzt hinter ihrem Steintische, auf dem rechts ein Ha
Holzgefäss steht und Fische liegen. Bez. unten links wie
das vorige: /. Toorenvliet F. Ao 1679.
Kupfer; h. 0,22; br. 0,17. — Inv. 1722, A 673; schon 1707 aus der Kunst-
kaminer, Hh. 287. — Gegenstück zum folgenden.
Der Rabbiner. Kniestück, fast von vorn vor gelbgrauer 1759
Wand. Der bärtige Jude in schwarzem Talar und grossem (1707)
schwarzen Hute sitzt hinter einem Steintische, auf dem ein Ha
mächtiges altes Buch mit hebräischer Inschrift liegt. Be-
zeichnet oben rechts wie das letzte: J. Toorenvliet 1679.
Eichenholz; h. 0,22; br. 0,17. — Inv. 1722, A 679; schon 1707 aus der
Kunstkammer, Hh. S. 782. — Gegenstück zum vorigen.
Bei der Wildhändlerin. Unter dem Bogentor eines Säulen- 1760
palastes sitzt eine junge Frau in roter Jacke und blauer (1708)
Schürze zwischen einem toten Hasen und Geflügel. Von links P 10
beugt sich ein schwarz gekleideter Herr über eine Stein-
brüstung ihr entgegen und reicht ihr ein Blümchen.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,32. — Inventar 1722, A 356 als »Tornblüt«. —
Als Toorenvliet also schon zur Lebenszeit des Meisters; wir wagen daher nicht mit
H. die Richtigkeit der Bestimmung zu bezweifeln; das Bild dürfte der italienischen
Zeit des Meisters angehören.
568 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Pieter Cornelisz. van Siingelandt
Geb. zu Leiden den 20. Oktober 1640; gest. daselbst den 7. No-
vember 1691. Schüler des Ger. Dou. Tätig zu Leiden.
1761 Das unmusikalische Hündchen. In orangcnem Kleide mit
(1655) weisser Schürze und blauer, mit weissem Pelz verbrämter Jacke
15 a sitzt ein junges Mädchen, nach rechts gewandt, auf einem Stuhle,
hält ihr Hündchen im rechten Arm und sucht mit der Linken
den jungen Mann abzuwehren, der sich neckend über sie beugl
und dem Hündchen die ihm so fatale Flöte hinhält. Rechts liegen
Geige und Bogen auf einem buntbezogenen Stuhle. Bez. r. o.:
P V- S itlgeUid j6>*
Eichenholz; h. 0,3972 ; hr. 0,30y2. — 1708 von Fr. Lemmers aus Antwerpen.
Inventar 1722, A. 503. — Früher: »Der unterbrochene Musikunterricht, genannt.
— l'hot. Braun XV, 38; Phot. Ges.; Ilanfst.; Tamme; Bruckm.
1762 Der Geflügelhandel durchs Fenster. Nach links gewandt,
(1656) sitzt »'ine junge Frau in kirschroter Jacke und gelblichem Kleide
15 c in ihrem Gemache, hält ihr Klöppelkissen auf dem Schoosse und
spricht mit erhobener Rechten zu der Alten, die ihr durchs
olt'ene Fenster einen Hahn hereinreicht. Rechts hinten am
Fenster ein weisses Hündchen. Bezeichnet links am Fenster:
pv.slin§e'all+- ,6?a
Eichenholz; h. 0,35*/* j l>r. 0,28. — Inv. 1722, A 539, als Ger. Dou. — H.
las die Jahreszahl 1673; ebenso Erich Römer; vielleicht mit Recht. — Phot. Ges.;
Häufst.; Tamme; Bruckm.
I 763 Die Sängerin. Eine Dame in grünein Kleide mit rotem
(1657) Ueberwurf und weissem Federkopfputz hält, von vorn gesehen,
16 c ihr Notenheft in der Linken und singt. Rechts über dem Klavier
hängt eine Laute. Links im Hintergründe bringt ein Knabe
einen Stuhl. Bezeichnet rechts am Klavierdeckel:
P-v-Slins^e'a^L
Eichenholz; 0,32%; br. 0,26. — Erst 1860 aus dem Vorrat; Kat. 1862.
Vorher nicht nachgewiesen. Vergl. jedoch Repert. X, S. 21 und S. 1.08.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 569
Art Slingelandt's
Der Musikunterricht. Reiches Gemach. Links ein roter, I 764
rechts ein bunter Vorhang. In feuerrotem Unter-, blauem Ober- (1658)
kleide sitzt eine junge Frau, nach rechts gewandt, am Klavier, P 8
über dessen Tasten ihre Finger gleiten. Neben ihr steht ein
alter Lehrer, ein Notenheft in der Rechten, die Linke taktierend
erhoben. Links vorn ein Weinkühler, rechts vorn eine Bassgeige.
Eichenholz; h. 0,59%; br. 0,46%. — luv. 1754, II 718, als Slingelandt. —
Für ihn selbst, wie schon H. sah, nicht ganz fein und frisch genug. Doch wird das
Bild, wie Gustav Müller mit Recht bemerkt, eher das Originalbild eines Nach-
ahmers, als eine Kopie nach Slingelandt sein. — Phot. Braun ; Bruckni.
Angeblich Karel de Moor d. j.
Geb. zu Leiden den 25. Februar 1656; gest. zu Warmond den
16. Februar 1738. — Schüler des Ger. Dou, des Frans Mieris
und des Gottfried Schalken. Wurde zum Ritter des Römischen
Reiches ernannt.
Ein betender Einsiedler. Unter einem Baume sitzt, nach 1765
links gewandt, mit gefalteten Händen ein barfüssiger Greis in (1737)
graubrauner Kutte. Links neben ihm auf der Felsenbank ein 15 b
Korb, eine Feldflasche, eine Sanduhr, ein Rosenkranz. Rechts,
neben ihm eine Distel. Bezeichnet rechts in der Mitte:
ft
tt, Gift ä
Eichenholz; h. 0,92%; br.[,0,69%.!f— Inv.J1754, II 282. — Die Inschrift ist
schon wegen der oberdeutschen Form des »Ritt« (Ritter statt Ridder) verdächtig,
stimmt ihrem Charakter nach aber mit den Inschriften der Bilder Moor's in Amsterdam
überein. Da das Bild eher die Hand eines Dou parallel entwickelten Leidener Rem-
brandt-Schülers zeigt, als die Hand eines späten Dou-Schülers, ist die Urheberschaft
Moor's neuerdings beanstandet worden. — So von Bode, Bredius, Com. Hofstede
de Groot. — Eine Nachprüfung der Frage erscheint jedoch geboten. — Phot. Tamme.
Willem van Mieris
Geb. zu Leiden den 3. Juni 1662; gest. daselbst den 27. Jan.
1747. Schüler seines Vaters Frans Mieris d. ä. Tätig zu Leiden.
Der Leiermann. Mit der Pfeife am Hute, dem Leier- 1766
kästen auf dem Schoosse sitzt der kräftige junge Mann neben (1770)
einem Tische. Von hinten naht ihm ein Frauenzimmer, er- 13 a
hebt in der Rechten ein Weinglas und legt ihm die Linke
570 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
auf die Schulter. Ein Alter stopft rechts hinten seine Pfeife.
Bezeichnet unten links:
Leinwand; h. 0,48%; br. 0,40%. — 1708 durch Lemmersaus Antwerpen.
— Inv. 1722, A 545. — Phot. Braun X, 39; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
I 767 Der Wildprethändler. Hinter einem weinumrankten Bogen-
(1771) fenster, an dessen mit einem Steinrelief geschmückter Brüstung
8 c eine Schnecke kriecht, steht der Wildpret-
händler mit gepantherter Pelzmütze und hält ( vy CWO/Tl
in der Linken einen Hasen empor. Rechts
hinter ihm eine Köchin am Herde. Vorn (^/YvXJPsYHA
auf der Fensterbank steht links ein Korb ^ s-
mit Eiern neben Hasen und einer Ente, liegt / 9Q '
rechts ein Truthahn. Bez. links unten:
Eichenholz; h. 0,29%; br. 0,24. — Inv. 172'.', A 596. — l'hot. Hanfst.;
Tamme; Bruckm.
1768 Der lustige Zecher. Kniestück. Hinter einem weinuni-
(1772) rankten Fensterbogen, dessen Brüstung mit einem bacchi-
8 c sehen Relief geschmückt ist, während rechts am Pfosten eine
Schnecke kriecht, sitzt links, nach rechts gewandt, ein wohl-
beleibter Zecher im Federbarett, sein Glas in der Linken, seine
Pfeife in der Rechten. Das rechts neben ihm stehende Mädchen
schenkt ihm aus einer Kanne ein. Rechts vorn auf der Fenster-
bank eine Geige. Bezeichnet oben in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,25; br. 0,22. — Inv. 1722, A 063. — Phot. Braun XIIT,
10; Häufst.; Tamme; Bruckm.
1769 Der Trompeter. In einem Bogenfenster, dessen Brüstung
(1773) mit dem Relief des Silen's auf seinem Esel geschmückt ist,
7 a steht, nach links gewandt, ein Trompeter und bläst Im Hinter-
grunde ein begeisterter Zuhörer. Im Bogen ein schwerer Vor-
bang. Auf der Fensterbank links ein bunter Teppich, rechts
eine Flasche, ein Glas und eine Pfeife. Bez. oben links:
Q?d/n {Ma&TJS. C*t Aif~ ) 7Q o.
F. Leidener Schule. XVII. Jahrhundert 571
Eichenholz; h. 0,30; hr. 0,24%. — Inventar 1722, A 594. — Phot. Braun
XIV, 38 ; Phot. Ges. ; Tamme ; Bruckm.
Kephalos und Prokris. Rechts Waldrand, links Flusstal. 1770
In der Mitte lehnt Prokris heftig blutend an einem Baume. (1774)
Ihr Geliebter, dessen Speer sie, da er die ihm Nachgeschlichene P 4
für ein Wild hielt, zu Tode getroffen, beugt sich mit schmerz-
verzerrten Mienen von rechts zu ihr herab und hält mit der
Linken ein Tuch an ihre blutende Wunde. Bez. links unten,
wie die vorigen: W. van Mieris. Fe. An0' 1702.
Eichenholz; h. 0,37 %; br. 0,44. — Inv. 1722, A 499. — Phot. Tanune.
Venus und Amor. In üppiger Landschaft schlummert Venus, 177 I
nach links gewandt, auf blauem Gewände an einer Rasenbank. (1775)
Rosen liegen in ihrem Schoosse. Neben ihr steht Amor mit 17 a
Pfeil und Bogen. Bezeichnet halb links unten, wie die
letzten: W. van Mieris. Fe Anno 1703.
Leinwand auf Eichenholz geklebt; h. 0,13%; br. 0,17. — Inventar Guarienti
(vor 1753) N. 1685. — Phot. Tamme.
Bacchus und Ariadne. Rechts hinter dem Felsentor das 1772
Meer, links die üppige Landschaft. Vorn in der Mitte sitzt die (1776)
von Theseus verlassene Ariadne auf dem mit Purpurkissen be- 7 b
legten Felsen. Links naht der junge bekränzte Bacchus mit
seinem Gefolge und umarmt sie. Ganz links vorn Silen auf
einem Esel; vorn rechts zwei bockbeinige Satyrn mit einer
Bacchantin und zwei Kuäbchen mit einem Ziegenbock. Bez.
unten i. d. Mitte, wie die letzten: W. van Mieris. Fe. 1704.
Eichenholz; b. 0,59%; br. 0,75%. — Inv. 1722, A 389. — Phot. Hanfst.;
Bruckm.
Die Wahrsagerin. Kniestück. Rechts unter der weinum- 1773
rankten Mauer ihres Hauses sitzt eine vornehme Dame und (1777)
hält ihre Rechte, in der einige Münzen liegen, dem alten Weibe 8 c
hin, das mit seinem Buben von links genaht ist und ihr weis-
sagt. Im Hintergrund reiche Landschaft. Bez. unten in der
Mitte, wie die letzten: W. van Mieris. Fe. An0 1706.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,24. — Inv. 1722, A 668. — Phot. Tamme; Bruckm.
Leierkastenmann und Schenkmädchen. An dem rechts stehen- 1774
den Tische, auf dem ein Leierkasten liegt, sitzt, halb nach (1778)
links zurüekge wandt, ein Mann in einer Pelzmütze mit seiner 7 a
Pfeife in der Hand vor einem Kohlennäpfchen. Links hinter
572 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
ihm steht das Schenkmädchen mit dem Kruge in der Linken,
dem Glase in der Rechten. Bezeichnet rechts oben, wie die
letzten: W. van Mieris. Fe. An0 1706.
Eichenholz; h. 0,20; br. 0,24. — luv. 1722, A 671. — Phot. Bruckin.
I 775 Preziosa. In der Halle des vornehmen Hauses sitzt Preziosa
(1779) auf einer Polsterbank. Gleichzeitig wird sie von der vor ihr knie-
9 c enden Magd an den zusammengewachsenen Zehen ihres eutblössten
linken Fusses, von ihrer hinter ihr stehenden Mutter an einem
Male ihrer Brust erkannt. Rechts die Zigeunerin mit zwei
Frauen. Links tritt ein Herr zum Torbogen herein. Auf dem
Tische liegt ein Pergament, von dessen Inhalt sich z. B. die
Worte: „Don Ferdinando a" Assavedo" und ,, Madrid
1595" entziffern lassen. Bez. links i. d. M. wie die letzten:
W. van Mieris. Fe. Anno 1709.
Eichenholz; h. 0,41 '4; br. 0,52. — II. nimmt an, dass es das durch den
Grafen Gotter gesandte Bild des »alten Minis« sei. Also Inventar Gotter N. 133
»Eine Dame, die ins Bein geschnitten wird«. — Sicher Inventar Guarienti (vor
1753) N. 1622. — Phot. Tamme; Bruckm.
1 776 Venus und Paris. Rechts sitzt Paris, bekränzt, im Panthcr-
(1780) feil, den Apfel in der Rechten. Links vor ihm stehen Venus und
17 a Amor. Im Hintergrunde eine reiche Landschaft. Bez. links unten
wie die vorigen: W. van Mieris Fe. An0 1717.
Leinwand; h. 0,14; br. 0,17. —Inv. Guar. (vor 1753) N. 1686.— Phot. Bruckm.
1777 Ein Affen-Cafe. Vorn in der Mitte belustigen sich Affen
(1781) und Aeffiunen um den runden Kaffeetisch. Links wird ein
9 a altes Affenpaar willkommen geheissen. Rechts vorn spielen
zwei Affenkinder. Rechts hinten pflegen zwei Wärterinnen den
Affensäugling. Bezeichnet unten in der Mitte wie die letzten:
W. van Mieris. F. Anno 1719.
Eichenholz; h. 0,287a i bl- 0,48. — Im Katalog von 1817 richtig als W. \au
Mieris, im Katalog 1826 als N. Vorondael und als Gegenstück zu unserer N. 1229.
So auch noch bei H. 1856. Seit dem Katalog von 1862 aber richtig, wie die In-
schrift unzweifelhaft feststellt, dem W. v. Mieris zurückgegeben. — Phot. Braun XV, 40.
1778 Die alte Köchin. Kniestück. Die Alte stützt sich mit
(1782) ihrem blanken Henkeleimer, in dem ein Hecht liegt, auf deu
13 b Küchentisch und deutet auf einige vor ihr liegende Münzen.
Rechts drei Brote. Datiert: A° 1729.
Eichenholz; h. 0,19; br. 0,15%. — luv. 1754, 11 3(J. — Phot. Bruckm.
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 573
Pieter Leermans
Lebensumstände unbekannt. Er war 1682 noch am Leben. Er
ist Schüler Dou's und Frans Mieris d. ä. gewesen und hat in Lei-
den gearbeitet. Vergl. Eisenmann's Casseler Katalog, 1888, p.
185-187 und Hofstede de Groot in Oud Holland IX, 1891, p. 72.
Der Einsiedler. Links vor altem Gemäuer ein Weiden- 1779
stamm, gegen den ein Kruzifix, ein Korb und Bücher gelehnt (1801)
sind. Der alte Graubart blättert mit der Linken in dem vor 15 b
ihm aufgeschlagenen Buche und hält in der Rechten das
Augenglas, durch das er liest. Vorn reiches Stilleben von
Pflanzen und Tieren. Bezeichnet oben halb links:
i^nna?7J>
Eichenholz; h. 0,41%; hr. 0,33. — 1708 dnrch Lenimers aus Antwerpen.
Inventar 1722, A 694. — Phot. Tamme.
G. Meister von Middelburg, Dordrecht und
Rotterdam
Mattheus Molanus
Dekan der St. Lukasgilde zu Middelburg 1626; begraben da-
selbst den 3. April 1645. Nachahmer Jan BruegheFs. A. Bre-
dius in Obreen's »Archief« VI, p. 261.
Dorflandschaft. Links vorn ein hoher Baum, im Mittel- I 780
gründe ein Bauernhof, zu dem ein Weg hinangeht. In der (1130)
Mitte grosse Baumgruppen, unter denen der Weg rechts zum Q 3
etwas entfernteren Kirchdorf führt. Verschiedene schwache
Staffage-Eiguren. Bezeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,40; hr. 0,61%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765.
Benjamin Gerritsz. Cuyp
Geb. zu Dordrecht im Dezember 1612. Gest. daselbst im August
1652. Schüler des Jacob Gerritsz. Cuyp, der sein Halbbruder
574 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
war; also Oheim des folgenden. Tätig hauptsächlich zu Dord-
recht, doch 1643 z. B. im Haag.
1781 Geiger und Sänger. Links sitzt ein junger Mann mit roter
(1306) Hose und blauer Jacke, nach rechts gewandt, auf einem niedrigen
17 b Holzsitze und hält mit beiden Händen ein Blatt vor sich. Rechts
sitzt ihm ein junger Mann mit roter Mütze gegenüber, der geigt
und singt. Zwischen beiden ein dritter.
Eichenholz; breitoval; h. 0,27; br. 0,34l/2. — Inventar 1722, A 1213, ala
»Brouwer«. Im Katalog von 1862 als unbekannt. Bode bemerkte 1873 (bei v. Zahn
a. a. O. S. 204) zuerst, dass B. G. Cuyp der Urheber des Bildes sei ; und H. nahm
diese Taufe mit Recht im Katalog von 1876 an. — Phot. Brackm.
Aelbert Cuyp
Geb. im Oktober 1620 zu Dordrecht; gest. daselbst den 15. No-
vember 1691. Schüler seines Vaters Jakob Gerritsz. Cuyp,
weiterentwickelt unter dem Einfluss des Jan van Goyen und
des Dirk van Hoogstraten. Nach Reisen ansässig zu Dordrecht.
1782 Der Knabe mit dem Windhunde. Eniestück nach links.
(1368) Im Hintergrunde rechts bewölkter Himmel, links ein roter Vor-
L 3 bang an einer Säule. Der blonde Knabe trägt einen schwarzen
Anzug ohne Hut über roten Strümpfen. Er
hat braune Handschuhe an. In der Rechten
hält er einen Stock, mit der Linken hält ei-
sernen Windhund an roter Leine. Bez. 1. u.:
Eichenholz; h. 1,14; br. 0,82. — 1875 von Herrn R. Brooks in London ge-
kauft. — Gegenüber den Zweifeln einiger Kenner halten wir wegen der Bezeich-
nung und der Malweise dieses Bildes daran fest, dass es ein Jugendwerk A. Cuyp's
sei. — Phot. Brann VI, 30; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
I 782 A E'n Schimmel, von einem Reitknecht gehalten. Der Schimmel
(1370) s*ent gesattelt, nach links gewandt, in der Landschaft. Der
L 2 Reitknecht, der ihn am Zaume hält, trägt einen braunen An-
zug, einen schwarzen Hut und hält eine Reitgerte in der
Rechten. Hinter ihm zwei Dachshunde, vor ihm zwei Wind-
hunde. Hinter dem Schimmel einige Schafe. Im Mittel-
grunde links unter stattlichem Baume ein Hirt mit Rindern,
rechts eine von Bäumen begrenzte Viehweide.
Leinwand; h. 1,02%; br. 1,58%. — Kat. 1887: N. 1764. — 1880 im Kunst-
handel ans Wien. Vorher im Besitze des Herrn Konsul Ed. F. Weber in Hamburg,
der es aus England erhielt. — Die Urheberschaft Cuyp's wurde, wie von dem meisten
3inen scnwarzen
AC
GL Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahr h. 575
Kennern, so auch von der ersten Anflage dieses Katalogs, bezweifelt. Vergl. z. B.
Eisenmann in der Kunst-Chronik XVI, S. 649. — Indessen ist das Bild unter allen
Umständen ein vortreffliches Originalbild eines tüchtigen holländischen Meisters und
nach erneuten Vergleichen und Studien kehrt der Verfasser dieses Katalogs mit
Bredius und Hofstede de Groot zu der Ansicht zurück, dass es in der Tat der
früheren Zeit Cuyp's selbst zuzuschreiben ist. Reste der Bezeichnung unten rechts.
— Phot. Braun VII, 36; Bruckm.
Nach A. Cuyp
Ein Herr und «ine Dame zu Pferde. Der Herr im braunen | 783
Rock reitet ein dunkelbraunes, die Dame im blauen Kleide und (1367)
blauem Federhute ein weisses Ross. Links hinter ihnen drei L 2
Jagdhunde und ein Mann, der zwei Windhunde an der Leine
führt. Links im Mittelgrunde ein Schloss. Im Hintergrunde
ein Flusstal. Bez. 1. u. (in verdächtiger Glätte): A. Cuyp.
Leinwand; h. 1,16; br. 1,70. — 1872 in Brügge erworben. — Neuere Kenner
halten das Bild nur für eine Kopie nach dem Original Cuyp's vormals im Besitze
des Herrn Adr. Hope in London. So z. B. Eisenmann in der K.-Chr. XVI, S. 652.
— Seitdem der Verfasser das Hope'sche, inzwischen nach Amerika verkaufte Bild
1891 gesehen, stimmt er dieser Ansieht zn, wie der Vortrag des Bildes auch zu
dürftig für ein Originalbild Cuyp's ist. Vgl. Repert. XVII 1894 S. 331.
Angeblich A. Cuyp
Männliches Bildnis. Augeblich des Künstlers Selbstbildnis. 1 785
Kniestück nach rechts auf leichtbewölktem Himmelsgrunde. Der (1369)
blonde, schwarzgekleidete Herr stützt die linke Hand, in der L 3
er seinen Hut hält, auf die Brüstung; in der erhobenen Rechten
hält er einige blasse Rosen. Links hinter einer Brüstung bräun-
liche Baumwipfel. Bez. rechts unten (in für Cuyp fremdartiger
Form; das A ins C gesetzt): A. Cuyp.
Leinwand; li. 1,08; br. 0,88.-1880 von Herrn Steinmeyer in Köln. — Dass
dieses Bild von A. Cuyp herrühre, ist trotz der (nur im C. A. echten) Inschrift von
der Kritik nicht anerkannt worden. Vergl. Eisenmann in der K.-Chr. XVI, S. 654,
dem alle Kenner zustimmen. Jedenfalls ist es aber ein Originalbild eines tüchtigen
holländischen Meisters. Bredius (vergl. dessen Catalogus zu N. 222) dachte früher
an A. Camerarius. Hofstede de Groot meint der Bezeichnung wegen eher an einen
Meister C. A. denken zu müssen. — Phot. Braun XI, 20; Bruckm.
Godfried Schalcken
Geb. 1643 zu Made; gest. im Haag den 16. November 1706.
Schüler des Samuel van Hoogstraten von Dordrecht, vielleicht
auch des Gerard Dou, dessen Nachtstücke er nachahmte. Seit
1654 zu Dordrecht, seit 1691 hauptsächlich im Haag, doch
576 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
vorübergehend schon vorher und wieder 1692 in London,
1703 in Düsseldorf.
I 786 Brief lesendes Mädchen. Halbfigur. Nachtstück. An einem
(1684) Tische, auf dem ein rotes Tuch liegt und eine brennende Kerze
17 b steht, sitzt eine Dame im Federhut und liest, dem Beschauer
zugewandt, einen Briet. Bezeichnet . .
unten halbrechts: C Sclialckcn
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,20l/2- — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris (Müllen. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun
V, 40; Hanfst.; Tanime; Bruckm.
1 787 Die Kokette. Xachtstück. Halbfigur. An einem Tische.
(1685) neben dem rechts ein blauer Vorhang herabfallt, stützt eine
8 c Dame sich auf ein rotes Kissen und leuchtet mit der erhobenen
Kerze, die sie dem links stellenden Leuchter entnommen hat,
dem Beschauer ins Gesicht, an dessen Stelle vielleicht ein Spiegel
zu denken ist. Bez. u. 1., wie das vorige: O . Sckalcken.
Eichenholz; h. 0,26; br. 0,2072- — 1754 durch Le Leu aus der Sammlung
de la Bouexiere in Paris. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Braun III, 38; Bruckm.
1788 Eine Alte mit einem Buche im Schoosse. Lebensgrosst ■>
(1688) Kniestück von vom vor leichtbewölktem Himmel. Die Alte hat
M 1 ihren Pelz auch über ihren Kopf gezogen. Mit der Rechten
hält sie auf ihrem Schoosse ein Buch; in der Linken halt sie
eine Brille. Bez. u. rechts (halb verloren) : O . Schalch(en).
Leinwand; h. 0,81; br. 0,6972- — 1727 von der Leipziger Ostermesse »durch
Ihre Maj. die Königin«. — Inventar 1722 II., A 1771.
1789 Junger Mann und weibliche Büste. Kuiestück. Nachtstück.
(1686) Auf einem Tische, neben dem rechts ein blauer Vorhang herab-
13 a wallt, steht eine jugendliche weibliche Büste neben anderen Bild-
hauerarbeiten. Von links stützt sich ein junger Mann mit Ohr-
ringen (schwerlich der Künstler, eher sein Diener) auf den Tisch,
beleuchtet die Büste mit der Kerze, die er dem leeren Leuchter
entnommen und lächelt vergnügt bewundernd dazu.
Eichenholz; h. 0,44%; br. 0,81. — Inventar 1722, A 510. — Phot. Braun
VIII, 39; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1 790 Das Eiermädchen. Kniestück. Nachtstück. Ein Mädchen,
(1687) das »'inen Eierkorb am linken Arme trägt, steht, nach links
17 b gewandt, vor einem Tische, auf dem Zwiebeln liegen und eine
Lampe brennt, und hält mit der Rechten ein Ei gegen die
Flamme, um dessen Frische zu untersuchen.
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahr h. 577
Eichenholz; h. 0,28; br. 0.21 Jg. — Inv. 1722, A 368, als »Bon vel Schonen«,
womit Arn. van Boonen, der Schüler Schaloken's gemeint war. Doch wurde das
Bild schon 1817 mit Recht dem Schalcken selbst zurückgegeben. — Phot. Braun
XIII, 38; Hanf st.; Tanune; Bruckm.
Aert (Arent) de Gelder
Geboren zu Dordrecht den 26. Oktober 1645; begraben da-
selbst den 27. Aug. 1727 (Oud Holland 1888, VI, p. 185).
Schüler des Dordrechter Rembrandt-Schülers Sam. van Hoog-
straten und 1660 — 1667 des Rembrandt selbst zu Amster-
dam. Tätig zu Dordrecht.
Die Ausstellung Christi. Vor dem Rechtspalast zu Jerusa- 1 79 1
lern, zu dem rechts, von Kriegsknechten bewacht, die Treppe (1709)
hinaufführt. Auf der vorspringenden Terrasse thront links L 2
Pilatus, steht in der Mitte der Heiland mit gebundenen Hän-
den in violettgrauem Rock, von einem Kriegsknecht am linken
Arm gefasst, halten rechts andere Kriegsknechte Wache. Unten
auf der Strasse drängt sich das Volk. Ganz links stehen drei
Schriftgelehrte, einer in feuerroter Kleidung. Ganz rechts stehen
ein Krüppel, eine Frau, die einen Korb auf dem Rücken trägt,
Kinder und ein Hund. Bezeichnet in der Mitte (verkleinert):
Leinwand; h. 1,52 ; br. 1,91. — Inr. 1764, II 360. — Da« Bild ist offenbar durch
Rembrandt's bekannte Radierung eingegeben ; aber es ist in allen Einzelheiten ver-
ändert. — 1743 aus der Sammlung Segen-Tierens im Haag (Kat. S. 103, N. 101).
Vgl. Hoet, Catalogus H, Haag 1752, p. 103. — Phot. Brann IV, 36; Hanta.; Bruckm.
Ein Hellebardier. Halbfigur von vorn auf gelbgrauem 1792
Grunde. Der junge Krieger trägt einen rotgrauen Mantel über (1710)
blankem Stahlpanzer. Er stützt sich, vornübergebeugt, mit K 1
beiden Armen auf eine Steinbrüstung und hält mit beiden
Händen die Hellebarde, deren Spitze nach links gerichtet ist.
Leinwand; h. 0,82%; br. 0,70%. — 1727 von der Leipziger Ostermesse
»durch Ihre Maj. die Königin«. Inventar 1722 ff., A 1772, als »Rembrandt«. Bei
H. richtig als A. de Gelder. — Phot. Ges.; Hanta.; Bruckm.
Die Urkunde. Kniestück. Links vorn an einem rot bedeckten 1 792 A
Tische erhebt sich, im Profil nach rechts gewandt, eine reich- (1820)
K 1
578 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
gekleidete und geschmückte Dame vom roten Sessel und spricht
mit lebhafter Handbewegung, als diktiere sie ihren Willen, zu dem
Schreiber, der, von vorn gesehen, im IJßlzrock und Barett hinter
dem Tische sitzt, die Feder in der Rechten hält und mit der
Linken ein Blatt des vor ihm liegenden Schriftstückes um-
wendet. Auf dem Tische ein blankes Tintenläss.
Leinwand; h. 1,02; l.r. 1,62. — Kat. 1887: X. 1994. — Inv. 1722, A 141,
als »unbekanntes Original aus Polen« Doch schon im luv. 1754, II, 1, als Paudiss.
So auch noch in der ersten Auflage dieses Kataloge*. — Zweifelhaft schon unser
Führer durch die Kiinigl. Sammlungen« 1889 S. 29 u. :;7. sowie Primmel, Studien I.
S. 134, Anm. — Der Vergleich mit den anerkannten Bildern de Gelder's in anderen
Sammlungen (besonders der Sammlung Stoengracht im Haag) hat es inzwischen über
allen Zweifel erhoben, dass unser Bild ein echtes Meisteiwerk des A. de Gelder ist.
So auch Bode, Bredius, Habich, Hofstede de Groot u. a, — Phot Braun XI, 11
(als Paudissi ; Tamme; Brück in.
Arnold Boonen
Geb. den IG. Dez. 16G9 zu Dordrecht; gest. den 2. Okt. 1720
zu Amsterdam. Bredius X. N. Schüler des Grodfried Schalckefl
zu Dordrecht. Seit 1G9G in Amsterdam ansässig.
1793 Mädchen mit einer Laterne. Halbligur nach rechts auf
(1794) braunem Grunde. Nachtstück. Ein Mädchen hat dem Kupfer-
9 b leuchter, der rechts hinter grünem Vorhange steht, eine Kerze
entnommen und steckt dieselbe in die Laterne vor ihr auf dem
Tisch. Bezeichnet rechts oben: A . Boonen 1695 .
Leinwand; h. 0,33; br. 0,27. — Inventar 1722, A 600. — Phot. Bruckm.
1794 Ein Einsiedler. Kniestück. Nachtstück. Ein Einsiedler sitzt
(1797) iu einer Höhle und liest beim Scheine der an einem Aste herab-
P 10 hängenden Oellampe durch die Brille, die er in der Rechten hält,
in einem alten Buche. Rechts vor ihm ein Totenkopf. Bez. 1. o.:
Leinwand; h. 0,42 l/a \ br. 0,34. — Inventar 1722, A 487. — Phot. Bruckm.
1795 Ein Mädchen mit einer Laterne und ein Knabe. Kniestück.
(1795) Nachtstück. Links vor dem Tische, an dem rechts ein Knabe
9 b seine Hände an einem Kohlenbecken wärmt, steckt ein Mädchen
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahr h. 579
mit der Linken eine brennende Kerze, die es dem kupfernen
Leuchter entnommen, in die Laterne, die es mit der Rechten
auf den Tisch stützt. Bez. r. unten: A . Boonen.
Leinwand: h. 0,47 %; br. 0,38. — Inventar 1722, A 398. — Gegenstück zum
folgenden.
Junge Raucher und Trinker. Kniestück. Nachtstück. Rechts 1796
am Tische sitzt ein junger Mann, der seine Pfeife in der Rechten, (1796)
eine Kohlenpfanne in der Linken hält. Links steht ein junger 9 b
Mann mit einer Kerze in der Linken, der mit der Rechten Wein
aus einer Kanne in ein Glas schenkt. Bezeichnet links unten
wie das vorige: A . Boonen 1698.
Leinwand; h. 0,47%; br. 0,38%. — Inventar 1722, A 397. — Gegenstück
zum vorigen.
Eine junge Frau mit einem Papagei. Kniestück. Hinter einem 1797
Bogenfenster, auf dessen Brustwehr links eine Kanne steht, rechts (1798)
ein orientalischer Teppich bangt, steht eine junge Frau mit aus- 13 c
geschnittenem Kleide und hält dem Papagei, der auf ihrer rechten
Hand sitzt, mit der linken ein Stück Zuckerbrot hin.
Leinwand ; h. 0,43 ; br. 0,34. — Inv. 1722, A. 458. — Gegenstück zum folgenden.
Ein alter Kaufmann. Kniestück. Der alte Herr mit schlecht 1 798
rasiertem Gesicht und einer Brille auf der Nase sitzt, nach rechts (1799)
gewandt, im Lehnstuhle. Vor ihm auf dem Tische liegen Gold- J 3 c
stücke. In beiden Händen hält er einen Brief, den er liest.
Leinwand; h.0,43; br. 0,34.— Inventar 1722, A489.— Gegenstück zum vorigen.
Der junge Kunstliebhaber. Kniestück. Nachtstück. Der junge 1799
Mann sitzt mit dem Hute auf dem Kopfe rechts am Tische, auf (1800)
dem eine Kerze brennt. Mit der rechten Hand hält er eine Zeich- 9 b
nung, die er besieht, hinter die Flamme. Mit der Linken greift
er an die Pfeife, die er im Munde hält.
Leinwand; h. 0,33V. br- 0,27V — Inventar 1722, A 658.
Cornelis Saftleven
Geb. zu Gorkum zwischen dem 5. Mai und 3. Sept. 1607
(vgl. Haberkorn van Rijsewijk in Oud Holland XVII, 1899,
S. 239); begraben zu Rotterdam den 4. Juli 1681. Schüler seines
Vaters Herman Saftleven d. ä., Bruder des Landschaftsmalers
Herman Saftleven d. j. Unter dem Einflüsse Brouwer's und
Ryckaert's entwickelt. Tätig in Utrecht und in Rotterdam.
37*
580 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1800 Im Stalle. Rechts, im Halbdunkel des Mittelgrundes, eine
(1293) Kuh und Ziegen. Hinter ihnen eiu Mann, der Wasser in einen
1(3 b Trog giesst. Links Fässer, Töpfe und Messingkessel. Links am
Fasse Reste der einstigen Bezeichnung: C. Saft Leven.
Eichenholz; h. 0,32; br. 0,53. — Nach H. schon im Inv. 1722. — Doch wohl
als N. 2742 erst 1741 durch v. Kaiserling. — Bei II. noch 185H als i Ostide«; seit
18G2 als /angeblich« Com. Saftleven. Das Bild ist jedoch unzweifelhaft ein Original
eines der Saftleven. So auch Scueibler, Dr. Not. Einerseits stimmt es mit den im
Gegensatze zu seinen auf anderem Boden stehenden Landschaften seltenen Bildern
dieser Art von H. Saftleven (z. B. in Hannover und Brüssel, auf die Jul. Meyer
die Güte hatte, uns hinzuweisen) übevein; andererseits aber liegt auch kein Grund
vor, es von den ähnlichen Bildern des Com. Saftleven zn trennen. — Phot. Bruckin.
1801 Musikalische Bauern. Ein geigender Bauer sitzt am Tisch,
(1106) auf dem ein Notenheft liegt. Rechts neben ihm lauscht eine
18 c alte Frau; links neben ihm singt ein zweiter Bauer und schlägt
mit dem Krugdeckel den Takt dazu. Weiter zurück am Kamin
noch zwei Bauern; vorn rechts ein Hund. Die Bezeichnung
(links oben) ist fast erloschen; doch sind die Buchstaben
C . . oft . . . noch zu lesen.
Eichenholz; h. 0,38; br. 0,28. — Zuerst im Inventar 1754 als Brouwer
Bei II. fragewoise als D. Ryckaert. Die Malweise des Bildes weist jedoch nooh deut-
licher, als der Rest der einstigen Bezeichnung, auf Cornelis Saftleven hin. So schon
Bodo bei v. Zahn S. 194; ebenso Scheibler, Dr. Not. — Phot. Hanfst.
1802 Hühnerfütterung in einer Bauernhütte. Links durchs offene
(1289) Fenster strömt helles Sonnenlicht in die Hütte. In der Mitte,
15 b neben dem Tische, an dem aller erdenklicher Hausrat aufge-
speichert ist, streut eine alte Frau den Hühnern Futter. Rechts
im halbdunklen Mittelgründe schleppt eiu Manu einen Eimer.
Bezeichnet links unten:
C. O«1
1(f7$
Eichenholz; h. 0,49^; br. 0,66. — Zuerst im Katalog von 1817. — Gegen-
stück zum folgenden. Wenngleich die Inschriften, doren Handschrift und Recht-
schreibung nicht stimmt, nach der Untersuchung alt zu sein scheinen, so sprechen
doch manche Gründe dafür, dieses Bild und das folgende mit Kennern wie Schlie,
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 581
Hofstede de Groot u. a. dem Egb. v. d. Poel (vgl. unsere N. 1328 und 1329) zu-
zuschreiben, der manchmal als Nachahmer Saftlevens erscheint. — Phot. Bruckm.
Vor den Bauernhütten. In der Mitte liegen Fässer, Eimer, 1803
Töpfe, Wirtschaftsgeräte jeder Art. Rechts kommt eine Alte (1290)
aus der Hütte, um den Enten Futter zu streuen. Links die 15 b
Strasse mit einem Mann hinter einem Ochsen. Bez. 1. u.:
CS.1&T8
Eichenholz; h. 0,49%; hr. 0,65. — Zuerst im Katalog 1817. — Gegenstück
zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Inneres einer Bauernhütte. Links Fässer, Töpfe, Kupfer- 1804
kessel. Rechts vorn eine Katze; im Hintergrunde zwei Frauen, (1292)
die am Boden hocken. P 5
Eichenholz; b. 0,51; br. 0,40%. — Inv. 1722, B 437, als »Brauer« (A.
Brouwer), 1707 aber richtig benannt, wenn auch falsch geschrieben, als »Schacht-
leven« aus der Kunstkammer, Hh. S. 287. Erst 1860 aus dem Vorrat und von H.
richtig als Cornelia Saftleven bestimmt.
Ludolf (Leuff) Leendertsz. de Jongh
Geb. 1616 zu Overschie; gest. im Sommer 1679 zu Hillegers-
berg. Schüler des Com. Saftleven zu Rotterdam, des Ant. Pala-
medes zu Delft, des Jan van Bylert zu Utrecht. Er lebte von
1635—1642 in Frankreich, ist 1635 und 1646—1666 in
Rotterdam nachweisbar, zog dann nach Hillegersberg (P. Haver-
korn van Rijsewijk: in Oud Holland XIV, 1896, S. 36 ff.),
wohnte aber später stets in der Umgegend von Rotterdam.
Bildnis einer jungen Frau mit ihrem Töchterchen. Kniestück 1805
nach links auf grauem Grund. Rechts eine Säule mit olivgrünem (1280)
Vorhange, links ein Tisch mit grüner Decke. Die junge Frau, K 1
die im Lehnstuhl sitzt, trägt ein schwarzes Kleid, eine kleine
weisse Halskrause und eine anliegende Mütze. Sie legt ihre
rechte Hand in das Buch, das auf dem Tische liegt; in ihrer
linken Hand aber hält sie die Rechte ihres neben ihr stehen-
den kleinen Mädchens, das in der Schürze eine Rose hält.
Bezeichnet links in der Mitte (in einer Reihe):
582
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1806
(1501)
16 c
1807
(1502)
13 b
SS Leinwand ; h. 1,10; br. 0,97. — 1T">1 durch Heinecken als »v. d. Ilelstc.
Inv. 1751, IE 344. — Als van der Helst, trotz dor Inschrift, fortwährend bis zum
Katalog von 1862. Als Lieve de Jongec erst im Katalog von 1872. — Phot. Braun
V, 34; Phot. Ges.; Häufst.; Tamme; Bruckm.
Hendrik Martensz. Sorgh, gen. Rokes
Geb. zu Rotterdam 1611, nach Houbraken II (1719) p. 90,
begraben daselbst den 28. Juli 1670. Schüler des Willem
Buyteweck. In Antwerpen 1630—1632; 1636 verkaufte er
schon ein Haus in Rotterdam, wo er hauptsächlich tätig war.
Die Rotterdamer Fischfrau. Rechts vor dem Fischerhause
sitzt die Verkäuferin im runden Hut vor ihren Fischbehältern.
Neben ihr steht der Fischer in gelber Jacke und dunkler Pelz-
mütze. Links vor ihnen steht die Köchin mit ihrem Ein-
kaufsgeiass am Arme; hinter ihr das Segel des Fahrzeugs,
das im Mittelgründe auf dem überbrückten, von „ s /C/^
Giebelhäusern eingefassten Kanal liegt. Be-
zeichnet rechts über der Tür:
Eichenholz; h. 0,40; br. 0,37. — Inventar 1722, A 354; • Phot.fcBraun
XIV, 32; Phot. Ges.; Häufst.; P.ruokm.
Die Auszahlung des Lohnes. Links auf erhöhtem Estrich
sitzt der Herr des Weinbergs mit seinen Zahlmeistern an einem
M-Scrq
)rqn
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahr h. 583
Tisch mit roter Decke. Die Arbeiter, denen hier der Lohn aus-
gezahlt wird, kommen rechts durchs Tor herein und die Treppe
herauf. Vier stehen noch oben, einer schreitet wieder hinab.
Links vorn zu ebener Erde eine Volksgruppe: Frauen und
Kinder mit Fruchtkörben ; ein Arbeiter zeigt sein Geld. Rechts
vorn ein Knecht bei Fässern und Körben. Bez. unten links:
M-Sorp )€Sj
Eichenholz; h. 0,48; hr. 0,64. — Inventar 1754, n 403. — Phot. Bruckm.
In der Bauernschänke. Vorn in der Mitte spielen ein 1808
Bauer und eine Bäuerin Karten. Die Zuschauer neben ihnen (1503)
trinken, rauchen oder blicken jenen in die Karten. Links im 17 a
Mittelgrunde am Kamine ein Liebespärchen. Bezeichnet links
am Fasse (undeutlich) mit dem Reste der Bezeichnung Sorgh
und einer Jahreszahl, die H. schwerlich mit Recht 1643 las.
Eichenholz; h. 0,58%; hr. 0,S3. — Früher als »unbekannt«. Als Werk Sorgh's
zuerst von Bode (hei v. Zahn VI, S. 196) bezeichnet. Ebenso H. seit dem Kataloge
von 1880. — Phot. Brnckm.
Jan (oder Joost?) Ossenbeeck
Geb. um 1627 zu Rotterdam; gest. 1678 zu Regensburg. Tätig
nach einer italienischen Reise in Wien, später in Regensburg.
Der herrschaftliche Besuch beim Hirten. Links die Hütte 1809
des Hirten, der, nach rechts gewandt, den Hut in der Hand, (1538)
vor dem Herrn und der Dame steht, deren Wagen im Mittel- 17 c
gründe am sonnenbeschienenen Kornfeld hält. Rechts vorn
ruht ein Esel neben Schafen und Ziegen. Im Hintergrunde
rechts das Schloss vor einem Bergzuge. Bez. links unten:
Leinwand; h. 0,52; br. 0,81. — Wahrscheinlich eines der Bilder, die vor
1756 vom Baron Gotter ans Wien und Regensburg gesandt wurden. — Inventar
Gotter N. 231 oder 232. Siehe Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1587.
Abraham de Hondt (Hondius)
Geb. zu Rotterdam um 1625; gest. angeblich zu London 1695,
wahrscheinlich zu Rotterdam 168-4. Tätig anfangs in Holland,
später, seit 1666, in London. Vergl. Amsterdamer »Catalogus«
1907, p. 132.
584
Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1810 Eine Eberjagd. Vorn rechts stattliche Baumgruppen.
(1147) Links die weite Ebene. In der Mitte das hell beleuchtete
12 a kahle Gebirge. Vorn in der Mitte ist der wilde Eber von
einer Meute Hunde ereilt. Einige Hunde sind blutend zu
Boden gesunken; andere haben ihn gepackt. Die berittenen
Jäger folgen ihnen. Der vordere im Federhut auf einem
Rappen holt bereits zum tödlichen Stosse aus. Bezeichnet
am Halsband desHundes links: A . DE HON . . . 1651.
Eichenholz; b. 0,73; br. 0,93. — 1874 aus der Sammlung Reede van Oudts-
hoorn in Utrecht. — Charakteristisches Werk des Meisters, wenngleich die Inschrift
und verschiedene Stellen des Bildes arg übermalt zu sein scheinen. — Dass die
Jahreszahl 1651 zu lesen, bemerkte Erich Römer mit Recht.
Jacob Ochtervelt
1665—1672 in Rotterdam als Mitglied der Gilde. 1674 in
Amsterdam nachweisbar; 1710 starb seine Witwe in Rotter-
dam. Obreen's Archief V, p. 316—322. Unter dem Ein-
flüsse Terborch's und Metsu's gebildet.
1811 Der galante Herr. In der Mitte des Bildes sitzt eine
(1802) Dame in weissem Atlaskleide und feuerroter Jacke. Auf ihrem
17 a Schoosse ruht ein Hündchen. Links vor ihr steht ein Mädchen
in gelbem Kleide uud reicht spielend dem Hündchen sein Brot.
Sie selbst aber reicht dem links hinter ihr stehenden Herrn
ein Glas, in das dieser Zitronenscheiben schneidet. Rechts in
der Tür zwei Dienstboten. Bez. rechts oben über der Tür:
Leinwand; h. 0,81 V%\ br. 0,60^. — Inventar 1722, A 321, als »Gerhard auf
der Feld«. — Phot. Braun X, 37; Hanfst.; Pruckm.
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 585
Adriaen van der Werff
Geb. den 21. Januar 1659 zu Kralinger-Ambacht bei Rotterdam;
gest. zu Rotterdam den 12. Nov. 1722. Schüler des Eglon van
der Neer. Ansässig in Rotterdam, aber auch wiederholt seit
1696 in Düsseldorf tätig, wo er Hofmaler des Kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz war. Dieser ernannte ihn
auch zum »Ritter«.
Schäferszene. Im Garten vor einem plätschernden Brunnen 1812
sitzt ein fast nackter bräunlicher junger Schäfer auf feuerrotem (1754)
Gewände und legt seinen rechten Arm um die Schulter der 7 c
jungen Schäferin, die sich mit dem Rücken gegen seine Brust
lehnt. Ihr Oberkörper ist entblösst, doch trägt sie einen Rock
von weisser Seide und eine Rose im Haar. Links vorn zwischen
Blättern und Blumen ein Böcklein und ein Lamm. Bez. u. r.:
aar vandleT werrr itc. an.lbSc)
Eichenholz; h. 0,58%; br. 0,47%. — 1710 vom Kurfürsten von der Pfalz
geschenkt. Inventar 1721, A 568. — H. las die Jahreszahl irrtümlich 1669 und
folgerte daraus, dass der Meister nicht 1659 geboren sein könne. Sein Geburtsjahr
steht jedoch fest und die Jahreszahl ist sicher 1689 zu lesen. — Radiert von Dietrich
(Lincke 65). — Phot. Brann IV, 40; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Familienbildnis. Die Eltern und drei Kinder hinter mäch- 1813
tigern Steinbogen vor üppigem Garten. Der schon ergraute (1755)
Vater in grauem Rocke und gelb und rot schillerndem Seiden- 7 a
mantel steht, von vorn gesehen, in der Mitte. Links neben ihm
sitzt seine Gattin in weissem Seidenkleide und blauem Mantel
mit Pfirsichen im Schooss. Rechts vorn die drei Kinder, vor
denen ein orientalischer Teppich über der Brüstung hängt. Das
mittlere bläst Seifenblasen. Bezeichnet unten rechts:
C(drU.' Vau der We/rff. f 1 68
Leinwand; h. 0,61; br. 0,54V2. — 1742 durch de Brais aus der Sammlung
Carignan in Paris. — Schon im Inventar 1754 (II 56) und noch bei H. als Selbst-
bildnis des Meisters. Indessen ist die Aehnlichkeit mit dessen anderweitig be-
kanntem Bildnis keineswegs zwingend. Auch ist zwar die letzte Ziffer der Jahres-
zahl nicht mehr erkennbar, die 8 indessen ganz deutlich. Das Bild könnte also
spätestens 1689 gemalt sein. Der Dargestellte sieht aber älter als 30 Jahre ans. —
Phot. Braun VII, 40; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Loth mit seinen Töchtern. In einer Felsenhöhle sitzt der 1814
alte Loth (nur als Halbfigur sichtbar) und senkt die Blicke. (1756)
7 b
586 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Rechts vor ihm am Boden sitzen seine nackten Töchter, von
denen die eine ihm eine Schale hinhält, in welche die andere
eine Traube auspresst. Bezeichnet links oben:
adr1! v .wetff. Tee /6~94-.
Eichenholz; h. 0,397a ; lir. 0,31V2. — Geschenk des Kurfürsten von der Pfalz.
— Inventar 1722, A 538. — Phot. Braun Vm, 39; Tamme; Bruckm.
1815 Venus und Amor. In einer Felsenlandschaft sitzt Venus
(1757) auf rosa schillerndem Seidentuche und fasst mit ihrer Rechten in
7 c ihr Haar. Links vorn zu ihren Füssen
kniet Amor, der sich die Binde etwas von I 71 I
den Augen geschoben, um seinen Pfeil GuT VO'liX
am Stein zu schleifen. In der Mitte zwei \X/p T IX
andere »Amoretten«. In der Luft zwei
Tauben. Bezeichnet rechts oben: äff- 1 ® 99
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,30. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1621. —
Thot. Braun XI, 40; Häufst.; Tamme; Bruckui.
1816 Ein Einsiedler. Kniestück. In einer Felsengrotte sitzt ein
(1758) alter Einsiedler in blauem Rocke mit rotgelbem, über den Kopf
7 b gezogenen Mantel über das Buch gebeugt, in dem er liest.
Rechts vor ihm auf dem Felsentische
ein Blütenzweig und ein Tintenfass, . ff 11
weiter unten ein Totenkopf und eine ^ v **•
Schriftrolle. Bezeichnet rechts unten : ANNO • J 7 05"
Eichenholz; h. 0,37)^; br. 0,30. — 1751 durch Riedel von der Leipziger
Ostermesse. II. — Wir fanden es zuerst im Katalog von 1817. — Phot. Tamme.
1817 Magdalena. Vor Felsen und Bäumen, die in der Mitte von
(1759) einer hohen Bergpyramide überragt werden, sitzt die nackte
7 c Magdalena mit einem blauen Tuche auf dem . r r
Schoosse. In der rechten Hand hält sie die Schrift- ^"V V
rolle, in die sie lesend hinabblickt. Links zu ihren Wtrn kC
Füssen ein Toten köpf. Bezeichnet 1. am Felsen: aa l7"
Mahagoniholz; h. 0,34 }4; br. 0,25^. — Inv. Guarienti (vor 1763) N. 1574.
Aus der Sammlung Czernin in Prag. — Gestochen 1790 von C. P. Stölzel SS> HI,
12. — Pliot. Braun VII, 40; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1818 Das Urteil des Paris. Links unter einem Baume sitzt der
(1760) junge Paris nackt auf rotem Gewände. Zu seinen Füssen liegt
7 c Sein Hund. Die Siegerin Venus steht vor ihm, hält den Apfel in
der Rechten und lässt ihr blaues Gewand dem kleinen Amor auf
G. Middelburg, Dordrecht und Rotterdam. XVII. Jahrh. 587
die Schultern fallen. Zwei Tauben sitzen zu ihren Füssen. Rechts
eilen Juno und Pallas, die Verschmähten, von Merkur, dem
Götterboten, geleitet, den Abhang hinab. Ueber Venus streuen
zwei Amoretten Blumen. Bezeichnet links unten:
Cficv v v rWzr/rfzc.
da °/>/2 .
Nussbauniholz; h. 0,56; br. 0,49%. - Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1583.
Ans der Sammlung Czernin in Prag. War 1788 gestohlen, aber nach einigen Tagen
zurückgebracht. — Phot. Braun I, 40; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Maria mit dem Jesusknaben und Johannes. Maria sitzt vorn 1 8 1 9
links unter einer Mauer, stützt den Kopf in ihre Rechte und (1761)
legt ihre Linke auf ein Buch. Rechts vor ihr sitzt der nackte 7 c
Jesusknabe auf feuerrotem Gewände neben dem r^Lp,.7' >
Johannesknaben, den er liebkost. Rechts in , rpp
der Landschaft ein Rundturm. Vorn links ein W^lJt lec
Vogelnest. Bezeichnet links am Steine: an 1')F
Mahagoniholz; h. 0,46; br. 0,34. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1580.
Aus der Sammlung Czernin in Prag. Gestochen von Jos. Canale $ III, 35. —
Phot. Braun VI, 39; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Die Verkündigung. Rechts in des Hauses Vorhalle sitzt 1820
Maria fast von vorn gesehen unter dunkel- wi (1762)
grünem Vorhang. Sie trägt ein gelb und röt- ^tpr 7 ^
lieh schillerndes Seidenkleid mit blauem Mantel. \i . tyhJt*
Links kniet, ihr zugewandt, der Engel in rosa ef,f?V
Unter- und feuerrotem Obergewande. Bezeich- Q^o eC,
net unten rechts: ''lft
1895 von Eichenholz auf Leinwand übertragen; h. 0,71; br. 0,52. — Inv.
Guarienti (vor 1753) N. 71. Aus der Sammlung Czernin. — Phot. Braun XV, 39;
Bruckm.
Diogenes. Gebückt, nach rechts gewandt, mit der Laterne in 1 82 1
der Rechten, schreitet Diogenes barfuss und barhaupt, Menschen (1763)
suchend, durch das Volksgewühl. Unter den höhnenden Menschen, 7 b
die sich ihm entgegenstellen, vorn rechts ein Knabe, der mit
der Rechten sein Hemdchen aufhebt, um sich unanständig auf-
zuführen. Bez. rechts unten: A. V. WERFF.
Eichenholz; h. 0,29; br. 0,24. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1663.
— Radiert 1815 von Ant. H. Riedel. — Phot. Bruckm.
588 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1 822 Die Schachpartie. Rechts steht der Tisch mit dein Schach-
(1765) brett und der Figurenschachtel auf roter Decke. Hinter ihm sitzt
7 c die Dame, die mit der Rechten aufs Spiel deutet. Links sitzt ihr
Gegner, ein Herr in blauem Rocke, der den Beschauer trium-
phierend anblickt, indem er mit der Rechten die Figur zum letzten
Zuge erhebt. Im Hintergrunde links ein orangefarbener Vor-
hang, in der Mitte die Landschaft, rechts ein Standbild. Be-
zeichnet rechts am Schachteldeckel: A. v. WERFF.
Eichenholz; h. 0,34%; br. 0,26. — 1751 durch Riedel von der Ostermesse in
Leipzig. Geschenk der Königin an den König. H. — Katalog 1817. — Phot. Bruckni.
1823 Die Verstossung der Hagar. Links vor dem Tore seines
(1764) Hauses steht Abraham, nach rechts gewandt, mit fortweisender
7 c Geberde. Vor ihm schreitet Hagar davon, mit der Linken
einen Gewandzipfel zum Trocknen der Tränen erhebend, an
der Rechten den kleinen Ismael mit fortziehend, der sich un-
geduldig nach seinem Spielgefährten, dem kleinen Isaak, um-
blickt. Dieser versteckt sich hinter Abraham's roten Mantel;
Sarah steht siegesfroh links in der Haustür. Bezeichnet rechts
unten (undeutlich): A . v . d . Werff.
Leinwand; h. 0,87%; br. 0,69%. — Da es nicht im Inventar 1722 steht, ist
es nicht das 1708 von Lemmers aus Antwerpen besorgte Bild, vielmehr kam es als
Inventar-Nummer 3222 im Jahre 1742 aus Paris. — Phot. Braun III, 39; Phot.
Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Pieter van der Werff
Geboren zu Kralinger-Ambacht 1665; begraben zu Rotterdam den
26. Sept. 1722. Schüler und Nachahmer seines Bruders Adriaen.
1824 Der heilige Hieronymus. Der Heilige sitzt, nur teilweise
(1768) von graurotem Gewände umwallt, nach rechts gewandt auf dem
7 b Boden und liest in dem Buche, das er auf den Knieen hält.
TJeber ihm auf dem Felsentische eine Schriftrolle und ein Toteu-
kopf. Im Hintergründe dunkle Felsen. Bezeichnet links unten:
P- V- Werff- re
Leinwand; h. 0,29; br. 0,24%. — luv. 1722, A 716. — Kam als Eigen-
tum Sr. Maj. des Königs erst 1874 zur Galerie. — Phot. l'.raun XU, 40.
1825 Die gefangene Maus. Hinter einem Bogenfenster steht ein
(1766) Mädchen, das eine leere Mausefalle in der Linken erhebt, mit
9 a
H. Kampen, Deventer und Alkmaar. XVII. Jahrh. 589
der Rechten aber mittels einer Feuerzange die Maus zum
Fenster hinauswirft. Bezeichnet rechts unten: P. v. "WERFF.
Eichenholz ; h. 0,20 ; br. 0,14. — Inventar 1722, A 332. — Phot. Bruekm.
In der Strandwirtschaft. Kniestück. Rechts hinter der 1826
offenen Tür der Dünenstrand. Vorn an einem Steintisch führt (1767)
links ein junger Schiffer mit roten Hosen eine Korbflasche 13 a
zum Munde, während er mit einem anderen schwatzt. Rechts
raucht ein älterer eine Tonpfeife.
Eichenholz; h. 0,38}£; br. 0,31%. — Inv. 1722, A 550. Hier als »de Werff«
schlechthin. In den Katalogen erscheint das Bild erst seit 1817 und nun als »Pieter
van der Werff«; ob mit Recht, ist sehr zweifelhaft. — Phot. Braun XIV, 39; Bruekm.
H. Meister von Kampen, Deventer und Alkmaar
Hendrik Avercamp, gen. De Stomme van Kampen
Getauft zu Amsterdam den 27. Januar 1585; gest. zu Kämpen
nicht vor 1663. Tätig bis 1625 in Amsterdam, zeitweise im
Haag, hauptsächlich jedoch in Kampen. Er war stumm.
Schlittenfahrt und Schlittschuhlauf. Vom der gefrorene 1827
Flnss, der sich rechts bildeinwärts zieht, links im Mittelgrunde (1027)
Häuser unter Bäumen am Ufer. Das Eis ist aufs reichste belebt. P 5
Links vorn ein Herr und eine Dame in einspännigem Schlitten.
Eichenholz; h. 0,24^; br. 0.45. — Inventar 1722, A 441. — Gegenstück zum
folgenden. — Früher P. Brueghel genannt; doch schon bei H. richtig als Avercamp.
Eisspiele. Vorn der gefrorene Fluss, der sich links bild- 1828
einwärts zieht; links im Hintergrunde eine Windmühle, rechts (1028)
im Mittelgründe Bauernhäuser am Ufer. In der Mitte auf dem P 5
reichbelebten Eise spielen zahlreiche Männer ein Kugelspiel.
Eiehenholz; h. 0,24 %; br. 0,43. — Inventar 1722, A 440. — Vergl. die
Bemerkung zum vorigen, seinem Gegenstück.
Gerard Ter Borch (Terborch)
Geb. zu Zwolle gegen 1617; gest. zu Deventer den 8. Dezember
1681. Schüler seines Vaters Ger. Ter Borch d. ä, zu Zwolle,
des P. Molijn zu Haarlem. Hier unter dem Einflüsse des
Frans Hals weiterentwickelt. Seit 1635 Meister der Gilde zu
Haarlem, dann auf Reisen, 1650 — 1654 in Zwolle, seit 1655
in Deventer.
590 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1829 Der briefschreibende Offizier. Links am Tische sitzt un-
(1338) bedeckten Hauptes ein blonder junger Offizier im Brustharnisch
16 b und schreibt einen Brief. Rechts vor ihm steht wartend
der stattliche Trompeter. Bezeichnet unten am Tisch:
Leinwand; h. 0,517a ; br. 0,38V2- — Nach H. im Inv. 1722; doch fanden
wir es zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1535; damals als Kopie So auch
noch J. P. Richter in der K.-Cbr. XVI, Sp. 308. Indesson sind wir mit Bredius
usw. der Ansicht, dass gerade unser Bild ein echtes frühes Original Ter Borch's
sei. Als Fortsetzung der in diesem Bilde angesponnenen Erzählung können das
Bild der Münchener Pinakothek N. 3ss (1062) und unser Bild N. 1833 gelten. —
Phot. Braun XIV, 30; Phot. Ges.; Tauime; Häufst.; Bruckm.
1830 Die Dame, die sich die Hände wäscht. Reich ausgestattetes
(1339) Schlafgemach. Links ein Tisch mit prächtiger Decke, rechts
16 b ein Bett mit gelblichen Vorhängen. Eine stehende Dame in
weissem, goldbesetztem Atlaskleide wäscht sich, nach rechts ge-
wandt, die Hände in der zinnernen Schüssel, welche die vor ihr
stehende Magd in der Linken hält, während sie ihr mit der
Rechten das Wasser über die Hände giesst. Links ^- >
hinter ihr ein kleiner Hund. Bez. links in der Mitte: ^ßoru
Eichenholz; h. 0,53; br. 0,43. — Inventar 1722, A 348; damals als »Net-
scher«. Als Terborch zuerst richtig im Katalog von 1812. — Phot. Braun XII, 37 ;
Phot. Ges.; Tamme ; Hanfst.; Bruckm.
1831 Die Lautenspielerin. Kniestück. Links an einem Tische
(1340) mit grüner Sammetdecke sitzt eine Dame in rosa Atlaskleide
16 a mit blauer, weissverbrämter Pelzjacke. Sie spielt die Laute und
blickt nur halb auf ihre Noten, halb nach dem jungen Kavalier,
der mit dem Hute auf dem Kopfe ihr gegenüber rechts
am Tische sitzt. Bezeichnet links oben am Kamin:
Eichenholz; h. 0,36%; br. 0,31. — Inventar 1722, A 319, als »Metsu . ;
doch bereits im Inventar 1754, II 514, richtig als »Terborch«. — Phot. Brann IX,
32; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
1832 Die Dame in ihrem Gemache. Die Dargestellte trägt ein
(1341) weisses Atlaskleid und einen schwarzen Sammetkragen. Ihr
16 a Bett und der Tisch, vor denen sie, von hinten gesehen, steht,
sind mit scharlachrotem Stoffe verhängt. Der Stuhl zu ihrer
Linken hat einen Ueberzug von derselben Farbe.
Eichenholz; h. 0,39; br. 0,27%. — NaohH. durch Wackerbarth als Netscher.
Wir fanden es zuerst im »Catalogue« von 1765, und dort schon als Terborch. — Es
ist eine Ausschnitt - Wiederholung nach oder eine Studie zu den unter dem Namen
»Die väterliche Ermahnung bekannten Bildern des Meisters im Berliner und
Amsterdamer Museum. — Phot. Braun XI, 24; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
<£
H. Kämpen, Deventer und Alkmaar. XVII. Jahrh. 591
Der brief lesende Offizier. Links sitzt ein blonder junger 1833
grau gekleideter Offizier mit grossem grauen Hute und liest (1415)
den Brief, den ihm der rechts vor ihm stehende stattliche 16 a
Trompeter überbracht hat. Zwischen beiden sitzt im Halbbunkel
des Mittelgrundes ein dritter Krieger mit einer Tonpfeife.
Eichenholz; h. 0,37%; br. 0,29. — Inventar 1722, A 525, als Metsu. — Im
Inventar 1754, II 852, richtig als Terborch. Seit dem »Catalogne« von 1765 wieder
als Metsu, bei H. jedooh nur frageweise und mit der zutreffenden Bemerkung:
»Aehnelt dem Terborch«. Die Behandlung stimmt in der Tat besser zu den Bildern
Terborch's, als zu denen Metsu's. Auch schliesst der Gegenstand sich unmittelbar
an denjenigen unseres Bildes N. 1829 an. — Phot. Braun XII, 39 ; Tamme ;
Häufst.; Bruckni.
Caesar van Everdingen
Geb. zu Alkmaar 1606 (uach Houbraken); schwerlich erst
1617, wie andere angeben; begraben daselbst den 13. Okt.
1678. Sicher 1632 Mitglied der Gilde zu Alkmaar; gilt als
Schüler des Jan van Bronkhorst zu Utrecht. 1643 malte er
in Amersfoort; von 1648 — 1656 in Haarlem, dann wieder
in Alkmaar; 1661 vorübergehend in Amsterdam. Aelterer
Bruder des Allart van Everdingen.
Bacchus mit zwei Nymphen. In einer Grotte sitzt der 1834
wohlbeleibte bekränzte Bacchus Rotwein trinkend mit zwei (1505)
Nymphen, deren eine einen Rosenkranz im Haar trägt. Links L 3
vorn steht ein blonder Knabe mit einem
Glase in der Linken, einer Tonflasche in
der Rechten. Links über Blütenbüschen
blicken ein Satyr und eine schwarze
Bacchantin herein. Bez. links unten:
Leinwand; h. 1,47; br. 1,61. — 1865 von Conservator J. D. Droyer in Bremen
erworben. — Dass die dargestellten Gestalten — ausser Bacchus — Flora, Pomona
und Amor sein sollten, wie bisher angegeben wurde, erscheint zwar nicht unmög-
lich, aber nicht sicher. — Phot. Braun VI, 36; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
Allart van Everdingen
Getauft den 18. Juni 1621 zu Alkmaar; begraben zu Amster-
dam den 8. Nbvbr. 1675. Jüngerer Bruder des Caesar van
Everdingen. Schüler des Roelant Savery zu Utrecht, des P. Molyn
zu Haarlem. Er reiste um 1640—1644 in Norwegen, wohnte
1645—1652 in Haarlem, später in Amsterdam.
592 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
1835 Hirschjagd am Bergsee. Links am Fasse des Gebirges ein
(1 506) Dickicht von Tannen und Laubbäumen. Rechts, umkränzt von
8 a steilen Bergen, auf deren vorderstem eine Festung und ein
Kirchturm ragen, ein stiller, flacher Landsee, in dem zwei
Hirsche von Jägern ereilt werden. Die Figuren von N. Berchem.
Bez. halb rechts i. d. Mitte: A . VAN . EVERDINGEN 1649.
Eichenholz; h. 0,45%; br. 0,64%. — Inventar 1754, II 425. — Phot. liraun
IX, 35; Bruekm.
1836 Der grosse Wasserfall. Zwischen waldigem und felsigem
(1508) Ufer stürzt rechts der Wasserfall herab und schäumt in Wirbeln
10 b nach links vorn weiter. Links im Mittelgrunde führt ein Holz-
steg über einen zweiten Wassersturz zu dem Holzhaus auf dem
Vorsprung. Schafe weiden links zwischen den Felsen. Bez. 1. u.:
Leinwand; h. 1,43%; br. 1,72. — 1837 von Frau Ileigendorf gekauft.
Phot. Braun XIII, 32; Häufst.; Tamme; Bruekm.
1837 Gebirgslandschaft mit einem Schlosse. Vorn in der Mitte
(1507) steile braune Felsen. Rechts am Waldrande einige Männer mit
15 a einem gefällten Baume. Links vorn ein Abgrund. In der
Mitte am Abhänge ein Haus. Oben im Hintergründe ein
weisses Schloss mit vier Türmen. Bez. unten rechts:
Jiv- EvvrJmgcn-
Eichenholz; h. 0,35; br. 0,42*/». — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1626.
Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruekm.
1838 Die Wassermühlen. Die eine Mühlo liegt links unter
(1509) Bäumen. Vor ihr bildet der Fluss einen niedrigen Wasserfall.
15 a Die zweite Mühle liegt rechts. In der Mitte eine Kirche.
Eichenholz; h. 0,85 ; br. 0,42%. — Inventar Guarienti (vor 1768) N. 1625.
— Gegenstück zum vorigen. — Phot. Bruekm.
1839 Kleine Wald- und Felsenlandschaft. Laubbäume und Tannen
(1510) zwischen braunen Felsenblöcken. Vorn in der Mitte ein Hirt
Hb in roter Jacke und roter Kappe zwischen einem weissen Bündel
und einer weissen Ziege.
Eichenholz; h. 0,26; br. 0,24%. — 1742 durch Riedel ans Prag. Inv.-N. 3162.
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 593
J. Meister verschiedener und unbestimmter
holländischen Schulen
Jan Lys, gen. Pan
Geboren im letzten Drittel des XVI. Jahrhunderts nach Sandrart
(II, S. 314) zu Oldenburg, nach der Chronik von Hoorn (siehe
Kramrn p. 995) aber in dieser Stadt; gest. 1629 zu Venedig.
Schüler des Hendrik Goltzius in Haarlem. Später in Italien.
Die reuige Magdalena. Kniestück. Magdalena hält, nach 1840
links gewandt, in ihren gerungenen, gesenkten Händen einen (1179)
Totenkopf, wendet ihr Haupt aber nach dem geflügelten Engel- Q *
jüngling zurück, der mit einer Palme in der Linken hinter ihr
steht und ihr mit der Rechten unter den Arm greift, um sie
zu leiten. Links ein beturbanter Diener mit Goldgefässen.
Leinwand; h. 1,14; br. 1,31%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. Wohi
sicher, worauf Frimmel (Kunstchronik 1897, VIII Sp. 200) aufmerksam macht, die
»Magdalena« der Casa Bonfadina zu Venedig, die Boschini (Carta del navegar, 1660,
p. 567) erwähnt :
De Giern Lds Madcdma, dolorosa
Che CAnxolo socore; e in tun eanton
Ghe quela maledeta teniacion
Che studia in darno a farla ambioiosa.
~ Phot. Braun XV, 27 ; Tamme ; Bruckm.
Der Lautenschläger. Halbfigur nach rechts auf grau- 1841
braunem Grunde. Schwarzer Federhut, schwarzes Wamms mit (1180)
roten Eockärmeln. Die Laute in beiden Händen. L 2
Leinwand; h. 1,05; br. 0,77%. — 1744 als Giov. Lys durch Rossi aus der
Casa Grimani Calergi in Venedig. — Im Inventar 1754 (I, 393) als »Art des Cara-
vaggio«; später bis zum Katalog von 1856, als »Unbekannter Venetianer«. Erst bei
H., infolge der Entdeckung der Herkunftsnotiz, als »Lys«.
Jan Miel
Geb. 1599 in Flandern (Geburtsort unbestimmt); gest. 1664 als
Hofmaler in Turin. Ging früh nach Rom, wo er sich an P. van
Laer anschloss und sich ganz aufs italienische Sittenbild verlegte. 1842
Der Sackpfeifenbläser. Hirtenszene. Rechts auf einer (1089)
Anhöhe sitzt der Hirt, der die Sackpfeife bläst, nach links 9 c
gewandt unter einem kahlen Baume: neben ihm sein Hund;
links vor ihm seine drei Ziegen.
38
594 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Kupfer; h. 0,14%; br. 0,24%. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. I'.ruekm.
1843 Der Dornauszieher. Hirtenszene. Rechts ruhen drei Kühe.
(1090) Links sitzt der Hirt, der sich mit der rechten Hand den Dorn
9 c aus dem linken Fuss zieht. Die Hirtin sieht ihm von hinten zu.
Kupfer; h. 0,14%; br. 0,24%. — 1742 durch de Brais aus Paris. — Gegen-
stück zum vorigen.
Herman van Swanevelt
Geb. zu Woerden in Holland um 1600 (Bode, Studien S. 355);
gest. 1655 oder 1656 zu Paris, wo er Mitglied der Akademie
war. Schüler oder Nachahmer des Claude Lorrain in Rom.
Tätig in Rom (1624—37) und Paris (1623 und seit 1652).
1844 Am Landsee. Links auf dem Wege am Waldrand er-
(1426) gehen sich bunte Gestalten. Rechts der Landsee mit bebauten
Q 3 Hügel ufern, von grauen Bergen überragt; vor ihm eine sonnige
Weide mit einer Rinderherde.
Leinwand; h. 0,78%; br. 0,90%. — 1832 im Kunsthandel gegen die Doublette
eines Wouwerman'schen Bildes eingetauscht. — Die Echtheit bei H. und früher
auch von Bode (bei v. Zahn IV, S. 205) bezweifelt. Uns scheint das Bild jedoch
ein echtes Werk Swanevelt's zu sein; und wir dürfen hinzufügen, dass auch Bode
jetzt diese Ansicht teilt.
H. Naiwinx (Naeuwincx, Nouwjncx?)
Um 1624 geboren (da er am 16. Mai 1650 angab, 26 Jahre
alt zu sein, Bredius N. N.). Geburtsort unbekannt; angeblich
1651 in Hamburg gestorben. Die Familie war vlämischen
Ursprungs, aber in Amsterdam ansässig. Er schrieb seinen
Namen in der Regel Nahvjncx.
1845 Berglandschaft mit einem Wasserfall. In der Mitte des Mittel-
(1421) grundes ein steiler Tafelberg. Rechts ein Wasserfall, in der Mitte
49 a der durch ihn gespeiste Fluss. Links vorn eine grosse Baum-
gruppe; auf dem Wege verschiedene Gestalten. Bez. u, i. d. M.:
Leinwand; h. 1,13; br. 1,68%. — Inventar 1754, IT 375. — H.'s Annahme,
dass das Bild schon 1728 zur Galerie gekommen, konnten wir nicht bestätigen.
1 846 Am Bergsee. Links im Mittelgründe ist der Landsee von
(1422) steilen, zum Teil überhängenden Bergen begrenzt. Rechts
7 c
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 595
stürzt sicli ein Wasserfall von den schroffen Felsen. Am
Fusse desselben liegen Nachen in der Bucht. Vorn am Ufer
zwei Männer und ein Hund.
Eichenholz; h. 0,46; br. 0,63^. — Inv. 1722, A 293 als »Waderlau«. Als
>Waterloo« noch bei H. Doch ist au diesen berühmten, frischen, kräftigen, haupt-
sächlich durch seine Radierungen bekannten Meister nordischer Waldbilder nicht zu
denken. Einige Kenner haben an Jan Wils, einen mit zwei Bildern beim Baron
Steengraeht im Haag vertretenen Meister, gedacht, der sich jedoch im Sinne W. de
Heusch's enger an Both anschliesst. Ein Vergleich der Behandlung der Wolken-
bildung, des Wassers, der Luft, der Felsen, des Baumlaubes auf dem vorigen und
auf unserem Bilde lässt keinen Zweifel daran, dass auch dieses ein charakteristisches
Werk des Naiwjncx ist.
Jacob van der Ulft
Geboren zu Gorkum 1627; gestorben daselbst bald nach 1688.
Wahrscheinlich Schüler Jan Both's in Utrecht, setzte er seine-
Studien in Italien fort.
Römisches Architekturstück. Links vorn eine mächtige 1847
Barockarchitektur; in der Mitte ein römischer Triumphbogen, (1539)
rechts hinten das Kolosseum. Vorn in der Mitte liegen vier 9 c
Frauen vor einem römischen Feldherrn auf den Knieen.
Eichenholz: h. 0,47; br. 0,747a- — 1741 durch von Kaiserling.
Olivier van Deuren
Getauft zu Rotterdam den 21. Dez. 1666; gest. daselbst 1714,
vor dem 10. Februar. Scheint Schüler von Frans van Mieris
und Kasp. Netscher gewesen zu sein. Vgl. Hofstede de Groot:
Quellenstudien zur Holl. Kunstgeschichte, Haag 1893, S. 410
und desselben Aufsatz in Oud Holland XVIII, 1900, S. 1—6.
Ein Eremit. Nach links gewandt, sitzt der Einsiedler in 1849
brauner Kutte und rotem Mantel in einer Felsenhöhle und liest (1711)
in einem alten Buche. Vor ihm ein Totenkopf. Links unten P 10
Zwiebeln und eine Kupferkanne. Bezeichnet oben rechts:
./.
rnt
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,32^. — Inventar 1722, A 722. — Die Jahreszahl
las H. 1624. Der Stil des Bildes aber lässt nur die Lesart 1674, 1684 oder 1694 zu.
Bei genauester nochmaliger Untersuchung lesen wir 1684, wie obiges neues Faksimile.
Dazu stimmt, dass ein anderes erhaltenes Bild seiner Hand von 1685 datiert ist.
38*
596 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
Matth. Stoom
Nach Orlandi's Abcedario, ed. Guarienti 1753, p. 374, war er
ein holländischer Landschaften- und Schlachtenmaler, Schüler
eines angeblichen Holländers »Orlando«, war 1649 geboren und
starb 1 702 zu Verona. — Siehe unten.
1850 Ein Raubanfall im Hohlweg. Vorn die Schlucht. In der
(1681) Mitte Ausblick auf einen steilen, überhängenden blauen Berg.
F.-M. Rechts haben zwei Räuber einen Reiter vom Rosse gezerrt.
Leinwand; h. 0,56; l>r. 0,77. — Gegenstück zum folgenden. — Die Künstler-
lexica nehmen zwei Meister Matth. Stoom ;in, von denen der eine, der Vlaame von
Geburt war, aber als Heiligonnialer in Italien lebte, sich auf einem Hilde in Messina
bezeichnet haben soll, während der andere, dem in unserer Galerie seit dem i Cata-
logue« von 1765 fünf liilder (N. 749, 750, 751 und unsere beiden) zugeschrieben
wurden, eben nur durch diese Bilder und die Notiz im genannten Abcedario be-
kannt ist. Vergl. Eramm a. a. 0. V, S. 1576—1577. Verfolgen wir unsere alten
Angaben über diese fünf Bilder jedoch noch weiter zurück, so finden wir, dass nur
zwei von ihnen, unsere N. 1850 und 1851 schon früher unter dem Namen
Stoom's vorkommen, wogegen die übrigen, mit denen noch N. 748 übereinstimmt,
die Hand eines italienischen oder französischen Nachahmers des Jacques Courtoi»
(Horgognone) zeigen, dem sie in den älteren Inventaren zum Teil auch zugeschrieben
werden. Wir können den Namen des in Italien arbeitenden Holländers M. Stoom,
dessen Existenz uns überhaupt nicht zweifellos erwiesen erscheint, daher höchstens
für jene beiden hier eingereihten Bilder gelten lassen. — 1896 ans Kgl. Finanz-
ministerium.
1851 Truppenausschiffung. Links die gebirgige Küste; eine
(1682) Festung auf einem der Berge. Rechts das Meer mit Schiffen. Im
F.-M. Mittelgrunde werden Pferde gelandet.
Leinwand; h. 0,59; br. 0,77. — Zuerst im Katalog 1765. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. alle Bern, zu diesem. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
Johannes Glauber
Gen. Polydor. Geb. zu Utrecht 1646; gest. zu Schoonhoven
1726. Schüler des Nie. Berchem, dann, 1672, des Adriaen van
der Cabel zu Lyon. Hauptsächlich aber (1674 — 1679) durch
das Studium der Werke Gaspar Dughet's (Poussin's) in Italien
ausgebildet. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bis 1685 zu
Hamburg, 1687 im Haag, später in Amsterdam.
1855 Idyllische Landschaft. Im Vordergrunde ein hoher Hain,
(1712) in dem ein alter Steinsarkophag als Brunnenrand dient. Da-
Q 3 neben einige Frauen mit Blumenkörben. Rechts vorn eiu Fluss-
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 597
gott. Im Mittelgrunde ein Landsee mit parkartigen Ufern.
Gelbliches Abendlicht am Himmel.
Leinwand; h. 0,62%; br. 0,78. — 1751 durch von Heinecken. H. — Inv.
1854, II 284.
Bartholt Wiebke
Lebensumstände unbekannt. Der Name ist friesisch. Seine
Heimat ist vermutlich Hoorn. Ein zweites Bild seiner Hand,
B. W. 1682 bez., in der Casseler Galerie. (Hofstede de Groot.)
Fruchtstück. Auf hellgrauem Steintische vor dunkel- I855A
grauem Waldgrunde liegen weisse Trauben, weisse Johannis- (1170)
beeren, Pfirsiche, Haselnüsse. Rechts ein Maikäfer, links 8 a
Schmetterlinge. Bezeichnet rechts unten:
Eichenholz; h. 0,37; br. 0,29%. — Inventar 1722, A 730 als »unbekannt«.
Inventar 1754, II 531, schon als »Wiebke«. — Kat. 1887 : N. 2032.
Angeblich Potasch
Ein ganz unbekannter und zweifelhafter Meister. Doch ist das
folgende Bild seit dem Inventar von 1754 auf seinen Namen
getauft. Früher unter den Deutschen, doch eher holländisch.
Ein Geflügelteich. Das Wasser strömt vorn durchs ganze I855B
Bild und zieht sich links in den Hintergrund. Rechts schliesst (2078)
ein üppiger Waldrand den Mittelgrund. Junge und alte Enten ständehans
der verschiedensten Art tummeln sich im Teiche. Vorn in der
Mitte eine weisse Gans, der drei junge vorausschwimnien.
Links oben fliegen zwei grauköpfige Enten.
Eichenholz; h. 1,46^; br. 2,13^. — Inventar 1754, II 288. — Kat. 1887:
N. 2033. — H.'s Angabe, dass das Bild als aus Würzburg stammend im Inventar
1722 verzeichnet sei, beruht wohl auf einem Irrtum, da A 1460, welches gemeint
sein muss, einem »Potcats« zugeschrieben, einen ganz anderen Gegenstand dar-
stellte. Der Comte Charles Cavense nannte uns Abr. Bischop als Meister; nach
Nagler I, S. 513 malte ein solcher am Ende des 17. Jahrhunderts in der Tat Ge-
598 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
flügelbilder. Nach Kratum biess er Busschop. Dass hieraus Potaseh verderbt sein
könnte, ist allerdings nicht unmöglich. Die Frage verdient eine Untersuchung.
Unbestimmte Holländer des XVII. Jahrhunderts
1 857 Frauenbildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf dunklem
(839) Grunde. Schwarzes Kleid mit goldenen Litzen; anschliessender
14 b weisser Kragen, weisse Haube und goldene Halskette.
Eichenholz; h. 0,60%; br. 0,49- — Dieses gute Bild galt auffallender Weise
in Dresden stets, auch noch bei H., als Werk des F. Pourbus, obgleich es deutlich
den Stil der holländischen Malerei des XVII. Jahrhunderts zeigt. Bode dachte
1873 (bei von Zahn VI, S. 199) an Jan Wijckersloot (tätig zu Utrecht etwa 1640
bis 1670).
1858 Bildnis eines Geharnischten mit gelber Feldbinde. Brustbild
(1163) ohne Hände nach rechts auf schwarzem Grunde. Blosser Kopf.
49 b Kleiner Schnurr- und Kinnbart. Ueber dem Harnisch ein
kleiner Spitzenkragen.
Eichenholz; h. 0,61; br. 0,49. — Inventar 1754, II 103, als »Anonymus«. —
Im »Catalogue« 1765 als ^N. N. Vereist, ni&ce de Simon«. Daraus wurde bei H.
(doch nur frageweise) »Simon Vereist«. Dieser war im Haag, nicht in Antwerpen,
1644 geboren und starb in London um 1721. Vergl. Eramm VI, p. 1707 — 1708;
Oud Holland XIV, 1896 p. 109. Unser Bild gehört einer älteren Zeit an. Merk-
würdiger Weise wurde auch das folgende, welches eine ganz andere Hand zeigt,
1765 derselben Hand zugeschrieben.
1859 Bildnis eines Geharnischten mit gelben Wammsärmeln. Brust -
(1164) bild ohne Hände nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Langes,
49 b glattes blondes Haar: kleiner Schnurr- und Kinnbart. Breiter
weisser Spitzenkragen, gelbe, mit Silber gestickte Halsbinde.
Links oben die Jahreszahl 1634.
Eichenholz; h. 0,65%; br. 0,53%. — Inventar 1754, II 104, als »Ano-
nymus«. — Im »Catalogue 1705 wie das vorige, das eine ganz andere Hand zeigt,
als »N. N. Van Vereist, niece de Simone. Vergleiche die Bemerkungen zum vorigen.
Bei H. mit Recht wieder als »unbekannt
1860 Ein alter Mann. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde.
(954) In der Mitte gescheiteltes graues Haar und grauer Bart. Der
L 2 Alte stützt sein Haupt in die Eechte.
Leinwand; h. 0,62%; br. 0,51%. — Inventar 1722, B 91, als »unbekannt«.
Boi H. in der Schule des Rubens verzeichnet, jedoch mit der zutreffenden An-
merkung, dass es vielmehr der holländischen Schule anzugehören scheine.
1861 Weiblicher Studienkopf. Brustbild ohne Hände, im Profil
(1192) nach rechts auf grauem Grunde. Der Kopf ist scharf von hinten
50 a beleuchtet.
J. Verschiedene und unbestimmte Schulen. XVII. Jahrh. 599
Eichenholz; h. 0,41; br. 0,34%. — 1857 aus Steinla's Nachlass. Seidlitz
(Rep. XVI S. 379) denkt an Jan Victors.
Aufwärts blickender Jüngling. Brustbild ohue Hände nach 1862
rechts auf dunklem Grunde. Lange Locken fallen auf die (955)
Schultern herab. Rock und Hemd sind vorn geöffnet. 48 c
Eichenholz; h. 0,63^; br. 0,46. — Inventar 1722, A 171, als »Franck« und
>ein holländ. Kopf«. — Bei H. in der Schule des Rubens verzeichnet, mit der das
Bild keine Verwandtschaft hat. Auch uns sieht es holländisch aus.
Ein Fischer mit einem Aal. Halbfigur nach links. Der 1863
blondbärtige Fischer in dunkler Pelzmütze sitzt auf einem Holz- (1334)
stuhle. Ein Aal windet sich in seinen Händen. Kgi. Kunst-
akademie
Leinwand ; h. 0,70% ; br. 0,56. — Inv. 1722, A 304. Schon damals als un-
bekannt«. Bei H. unter den Rembrandtschülern, was nicht ganz zutreffend er-
scheint. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Bildnis eines schwarzhaarigen Mannes. Halbfigur nach rechts 1 864
auf braunem Grunde. Nur die rechte Hand ist sichtbar. Gelber (1281)
Rock mit weissem Spitzenkragen und rot und weissen Aermeln. K&- Kan.st~
r ° . akademie
Kurzer schwarzer Schnurr- und Kinnbart.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,63. — Wir konnten es mit Sicherheit nur bis zum
Katalog von 1843 zurückverfolgen, in dem es der Art des van der Helst zuge-
schrieben wurde. Uns sieht es eher viamisch, als holländisch, vielleicht sogar eher
spanisch als vlämisch aus. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Bildnis einer Dame im Schleier. Kopf auf schwarzem Grunde 1865
nach links. Braunes Kleid; Schleier mit gelben Pünktchen; (1191)
Granatenbroche und Perlenhalskette. 50 a
Leinwand; h. 0,36%; br. 0,32%. — 1857 aus Prof. Steinla's Nachlass. —
Das Bild wurde bei H. den Holländern des XVII. Jahrhunderts eingereiht. Doch
erscheint uns die Richtigkeit dieser Einreihung nicht ausgemacht. Scheibler (Dr.
Not.) denkt frageweise an Justus Soetermans (Susternians).
Bildnis eines blassen, bartlosen Mannes. Brustbild ohne 1866
Hände nach links auf dunkelbraunem Grunde. Schwarzer Rock, (956)
weisser Klappkragen. 50 c
Eichenholz; h. 0,21%; br. 0,40. — Bei H. ohne Proveuienzangabe in der
vlämischen Schule ; die Inventar- Nummer ist vorn getilgt ; doch steht auf der Rück-
seite mit Kreide 881. Demnach wird es Inventar 1722, B 881, gewesen sein, ohne
Angabe des Meisters nur als »Juif« bezeichnet.
Eine Bärenhetze. In flacher Gegend mit üppigem Baum- 1867
wuchs umringen Jäger und Hunde von allen Seiten den nach (976)
rechts gewandten Bären, der einen der Hunde im Rücken packt, K 1
während andere von ihnen blutend zu Boden sinken. Die Jäger
600 Holländer des siebzehnten Jahrhunderts
zur Rechten fangen den Bären mit ihren Spiessen ab; denen zur
Linken folgt in einiger Entfernung der Jagdherr zu Pferde.
Leinwand; h. 2,40; br. 3,71. — 1744 durch den Gesandtschaftssekretär Louis
Talon aus Madrid. — Damals Paul de Vos genannt. Bei H. zu den zweifelhaften
Werken des Snijdere gestellt, von dem es in der Tat nicht herrührt. Auch für
Paul de Vos erscheint es uns zu derb und kTäftig in den Formen nnd in den
Farben. Ueberhaupt eher holländisch als vläniisch.
I867A Salomon und die Königin von Saba. Links thront Salomon
(323) in einer Säulenhalle, von fünf Räten umgeben. Rechts steht
Grimma (|je Könjgm Von Saba vor ihm. Im Hintergrunde ein Schloss.
Eichenholz; h. 0,68%; br. 0,56%. — Kat. 1887 u. 1892 als N. 285. — Nach
H. 1748 durch Benzoni aus Venedig, doch findet es sich nicht in der Liste desselbeu.
Wir konnten es überhaupt znerst bei H. 1856 nachweisen. Das schwache Bild zeigt
keineswegs die Hand des Pietro Marescalco (oben N. 284), dem H. es zuschrieb,
sondern eine niederländische Hand des 17. Jahrhunderts. So auch Seidlitz: Rep.
XVI, S. 374. — 1902 ans Altertums-Museum zu Grimma.
1867 B Ein bärtiger Alter. Brustbild ohne Hände nach linksauf
(2056) braunem Grunde. Der graubärtige, grauköpfige Alte trägt
Kakademkf" emen schwarzen Rock und eine weisse Halskrause.
Leinwand; h. 0,58%; br. 0,48%. — Kat. 1887 n. 1892: N. 2085. — 1741
aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Früher in Dresden dem Martin van Mytens
(geb. zu Stockholm 1695, gest. als Akademiedirektor zu Wien 1770) zugeschrieben,
der ein Nachkomme des Daniel Mytens (oben S. 432) "ar. Es könnte eher von
einem der alten Haagor Mytens als von Martin von Mytens herrübreu. Doch ist
auch das nicht zu beweisen. — 1904 an die Kgl. Kunstakademie.
Unbekannter Meister
Anfang des XVIII. Jahrhunderts
1868 Ein Rinderhirte. Links ein Felsenhang, rechts eine Baum-
(1624) gruppe. Der Hirt in roter Jacke und roter Kappe steht, nach
Q 3 rechts gewandt, zwischen einem von vorn gesehenen weissen
und einem von hinten gesehenen braunen Stier.
Kupfer; h. 0,10; br. 0,13%. — Inventar 1722, A 345, als Berchem. — In
den Katalogen mit Recht schon als »unbekannt«.
SIEBENTER ABSCHNITT
Hie deutschen Schulen
I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts
A. Die mittelrheinische Schule
Meister des Hausbuchs
Seinem Namen nach unbekannter, durch seine Kupferstiche
aber berühmter, schon 1467 und noch 1505 tätiger mittel-
rheinischer Meister. Man bezeichnete ihn, weil seine meisten
Stiche sich im Amsterdamer Kupferstich-Kabinett befinden, früher
in der Regel als »Meister des Amsterdamer Kabinetts«, ohne
Grund auch als »Meister von 1480«. — »Meister des Haus-
buchs« nennt man ihn, seit er als der Zeichner des sogen,
».mittelalterlichen Hausbuchs« in der Sammlung des Fürsten
von Waldburg -Wolfegg erkannt worden. Als Maler hat zuerst
Ed. Flechsig (in der Zeitschrift f. B. K. N. F. Vm, 1897,
S. 9 und 66) ihn der Kunstgeschichte zugeführt. Max Lehrs
und Henry Thode haben darauf (im Jahrb. der K. Pr. Kunst-
sammlungen XX, 1899, S. 173, XXI, 1900 S. 113 ff.) des
Meisters eigene Gemälde strenger von Schul- und Werkstatt-
arbeiten unterschieden.
Beweinung Christi. Goldgrund über landschaftlichem Hinter- I868A
gründe und runde unperspektivische glattgolde Heiligenscheine. 0 3
Am Fusse des leeren Kreuzes liegt vorn in der Mitte der tote
Heiland auf weissem Linnen ausgestreckt. Ueber ihn beugt
sich mit anbetend zusammengelegten Händen in der Mitte
seine Mutter, beugt sich rechts über sein Haupt sein Lieblings-
G02 Deutsche Schulen. XV. und XVI. Jahrhundert
jünger Johaunes. Links zu seinen Füssen kniet Maria Magda-
lena, Hinter dieser stehen, weiter zurück, drei andere heilige
Frauen. Rechts hinter Maria und Johannes stehen Josef von
Arimathia und Nikodemus. In kleineren Gestalten aber knieen
ganz links vorn der Stifter, ganz rechts vorn die Stifterin. Links
und in der Mitte im Hintergrund Jerusalem mit Kuppeln und
flachen Dächern. Rechts im Mittelgrund unter Prachtbäumen
das noch unbenutzte geöffnete Felsengrab.
Fichtenholz; h. 1,31; br. 1,71. — 1903 von Herrn Jos. I.anil>erti in Aachen.
— Unser Bild wurde auf der Düsseldorfer kunsthistorischen Ausstellung 1901 all-
gemein als gutes Bild des Meisters anerkannt. Vergl. den Katalog der Ausstellung
X. 22:"); Clemen's und Firmenich -Richartz' Meisterwerke westdeutscher Malerei auf
der kunsthistorischen Ausstellung zu Düsseldorf 19U4, München 1905, Tafel 69. —
L. Scheibler im Repert. XXVIII 1905, S. 569-570.
B. Die fränkische Schule
Albrecht Dürer
(ich. zu Nürnberg den 21. Mai 1471; gestorben daselbst den
(i. April 1528. Seit 1486 Schüler des Michael Wolgemut;
1490—1494 auf der Wanderschaft, 1492 in Basel; 1494
in Nürnberg, wo er sieb verheiratete. Dann aber 1494 bis
1495 zum ersten Male in Venedig. Dann in Nürnberg an-
sässig und hier hauptsächlich tätig; doch 1503 — 1504 vielleicht
in Wittenberg, 1505 — 1507 abermals in Venedig, 1518 in
Augsburg und 1520 — 1521 in den Niederlanden. Als Kupfer-
steeher, Zeichner und Maler der Hauptmeister Deutschlands
in der Renaissancezeit.
1869 Der Dresdner Altar. I. Das Mittelbild. Maria ihr Kind
(1860) anbetend. Maria steht, etwas nach links gewandt, auf dem Fliesen-
N 2 boden eines hellen Gemaches und neigt sich, nur als Halbfigur
sichtbar, mit anbetend gefalteten Händen über ihr vorn auf
weissen Kissen schlummerndes Kind, dem ein kleiner Engel im
grünen Röckchen mit einem Wedel die Fliegen abwehrt. Zwei
Englein reinigen vorn den Fussboden, andere schwingen Räucher-
fässer, noch andere flattern unter der Decke. Zwei von diesen
halten eine Krone über Marions Haupt. Hinten links in einem
zweiten Zimmer Josef an seiner Hobelbank, rechts durch ein
B. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert 603
Fenster Blick ins Freie. — IL Der linke Flügel. Der heilige
Antonius. Halbfigur etwas nach rechts. Der Heilige mit grauem
Haar und grauem Bart trägt einen blauen Mantel und stützt
seine Hände auf das Buch, das aufgeschlagen vor ihm steht.
Die Glocke liegt rechts. Ueber seinem Haupte treiben Teufels-
fratzen ihr Spiel, die von Engeln in die Flucht geschlagen
werden. — LTI. Der rechte Flügel. Der heilige Sebastian,
Halbfigur nach links. Der Oberkörper des jungen Heiligen ist
lose von rotem Mantel umwallt. Vor ihm steht ein Glas mit
einer Feldblume. Von den Englein, die über ihm flattern,
hält einer seine Pfeile, beide halten eine Märtyrerkrone.
Leinwand; Mittelbild; br. l,05l/2 ; h- 0,95; Flügel: h. 1,12; br. 0,43^.
Temperafarben. Am 7. Nov. 1687 durch Bottsehild mit unserer N. 841 aus der
Sohlosskirche zu Wittenberg. Wir kohren zu dieser Herkunftsangabe seit Hantzsch's
Aufsatz über die Dresdner Kunstkammer (Hb.. S. 281) zurück. Das Bild, das da-
mals von Bottsehild nicht als Dürer erkannt, sondern einem unbestimmten Meister
zugeschrieben wurde, wird in Beutel's Zugangsverzeiehnis zum Inventar der Kunst-
kammer (1658 — 1690) folgendermaassen beschrieben : »Das andere mit zugemachten
Futteralen oder Flügeln über 2 '/* Ellen hoch und über 2 Ellen breit, auf dessen
Flügeln auswendig kurfürstlich sächs. Schwerter und Rautenkränze, inwendig Maria
mit dem Kindlein Jesu und Engelsbildern, auf dem einen Flügel der alte Josef, auf
dem andern ein nackend Brustbild eines betenden Christen, alles aber nur von
Wrasserfarbe auf zarte und auf Holz gezogene Leinwand gemalt, die teils beschädigt.«
Hinzugefügt wird, dass das Bild, wie unsere N. 841 in der Schlosskirche zu Witten-
berg durch Kopien von Bottsehild ersetzt werden sollte. Ein anderes Werk als das
unsere kann hiermit, so willkürlieh die Besehreibung ist, nicht gemeint sein. In der
Schlosskirche zu Wittenberg war das Werk stets als Dürer anerkannt. Man vergl.
Chr. Scheurl, Libellus de laudibus Germaniae 2. Aufl. (Leipzig 1508) mit Balth.
Montzius, Syntagma epitaphiorum (Magdeburg 1604) Lib. I p. 57. Als es 1835 aus
dem »Vorrat« zur Galerie kam, wurde Dürer's Urheberschaft noch immer verkannt.
H. hielt nur die Flügel, nicht das Mittelbild, für eigenhändig. Doch war die neuere
Forschung sich einig darin, die völlige Eigenhändigkeit unseres Bildes anzuerkennen
(vergl. Thausing, Dürer, 2. Aufl. 1884, I, S. 169 und Thode im Jahrb. Pr. K. XII,
1891 S. 9 ff'.), bis H. Wölfflin, der ausgezeichnete Gelehrte, 1904 (Jahrb. der K. Pr. K.
S. XXV, S. 196) erneute Zweifel daran erhob, dass Dürer das Bild gemalt habe.
Ihm entgegnete in der besonderen trefflichen Schrift : »Dürer's Dresdner Altar,
Leipzig 1904« L. Justi, der zu der in den früheren Auflagen dieses Katalogs ver-
tretenen Ansicht zurückkehrte, dass das Mittelbild einer früheren Zeit Dürer's als
die Flügel angehörten. In seiner Erwiderung (Repert. XXII E 1905, S. 87 ff.) gab
Wölfflin zu, dass die Flügel von Dürer henühren könnten, leugnete dies aber nach
wie vor für das Mittelbild. Im »Dresdner Jahrbuch« (Dresden 1905, S. 20 — 24)
endlich kehrte auch Wölfflin zu der Ansicht zurück, dass auch das Mittelbild von
Dürer selbst gemalt sei. Dürfen wir nach allen diesen Erörterungen unseren eigenen
Augen tränen, so geben wir zunächst zu, dass das Bild in früherer Zeit an verschiedenen
Stellen stark übermalt worden, geben aber nicht zu, dass die perspektivische Konstruktion
M
604 Doutsche Schulen. XV. und XVI. Jahrhundert
des Mittelbililes, wenn sie auch hier nnd da nachgezogen worden, ganz oder auch nur
im wesentlichen auf Rechnung der Uebennalung zu setzen sei, sowie erst recht nicht,
dass die perspektivische Konstruktion, die Dürer auf seiner ersten italienischen
Reise genügend (schon in oberitalienischen Intarsien) kennen lernen konnte, die
Urheberschaft Dürer's ausschliesse. Wir kehren, nachdem das Mittelbild unten, an-
statt wie bisher oben, auf die gleiche Höhe mit den Seitenbildern gebracht worden,
sogar zu der Ansicht zurück, dass die drei Bilder (wie sich schon aus der Betrach-
tung der Engel ergibt) im wesentlichen gleichzeitig und sicher von keiner anderen
Hand als der Dürer's gemalt worden. Man hat das Werk bisher wohl zu früh an-
gesetzt. Es braucht nicht vor 1503 — 1504 entstanden zu sein. — Phot. Braun V, 21,
VII, 20; Häufst; Tamme; Bruckm.
1870 Christus am Kreuze. Der Heiland, um dessen Lenden
(1857) ein weisses Tuch flattert, wendet das dornengekrönte Haupt
N 1 gen Himmel. Hinter ihm hängen schwarze Wolken; doch über
der tiefblauen Laudschaft leuchtet ein morgengelber Licht-
streifen. Rechts vorn feine grüne Bauinwipfel. Ueber dem
Haupte des Heilands die Buchstaben INRI. Zu
seinen Füssen seine Scheideworte : PATER . I . f 5"0 6
MA.NVS . TVAS . COMENDO . SPIRITV . MEV. -
Bezeichnet unten in der Mitte:'
Limlenholz; h. 0,20; br. 0,16. — 1865 in Wien aus dem Nachlasse des k. k.
Münzgraveurs Böhm. Vormals, wie Frimmel mitteilt, in der Galerie S. v. Festetits
in Wien. Böhm besass eS schon 1845; er hatte es durch den Wiener Kenner und
Restaurator Erasmus Engerth erworben. Vgl. Kunstblatt 1845 S. 141 und R. Eitel-
berger, Ges. Schriften I Wien 1879 S. 411. Die Jahreszahl könnte auch 1500 gelesen
werden, wie H. sie las. Dass sie aber 1506 gelesen werden muss, beweist der Stil
des ausserordentlich feinen Bildchens, der es der Zeit des venezianischen Aufenthaltes
Dürer's (1506 — 1507) und seiner Beeinflussung durch Giovanni Bellini zuweist. So
auch Thausing, Dürer, 2. Aufl. 1884, S. 363—365. — Gestochen von Th. Langer
# ni, 47. — Phot. Braun IV, 20; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
1871 Bildnis Bernhard van Orley's. Brustbild nach links auf
(1859) rotem Grunde. Der blonde, helläugige Meister trägt einen
21 b schwarzen Hut und einen schwarzen Pelzrock. In \ S'rX>)
der linken Hand hält er einen Brief mit der Auf-
schrift: Dem pemh . . zw . . ., d. h. Dem Bern-
hard zu ... . Bezeichnet oben in der Mitte:
Eichenholz; h. 0,457a; br. 0,31%. — Wahrscheinlich durch Le Leu aus Paris.
— Charakteristisches Bild der Antwerpener Spätzeit des Meisters. — Ueber die dar-
gestellte Persönlichkeit, in der man 1812 Zwingli, 1817 Lucas v. Leiden, seit H.
einen gewissen Bernb. Tan Ressen zn erkennen glaubte, haben erst die neueren
Untersuchungen völlige Klarheit gebracht. Dass B. t. Orley, der Maler unseres Bildes
N. 810, dargestellt sei, hat zuerst Charles Ephrnssi (A. Düror ot ses Dessins, Paris
1882, p. 275—278) erkannt. Uober die späteren^Erörterungen der Frage vergl. man
■'HjniiriarMrtfif f[rrririr ri-nr ra
No. 1870. Albrecht Dürer.
No. 1871. Albrecht Dürer.
No. 1869. Albrecht Dürer.
Tafel XXVI.
B. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert 605
die Artikel des Verfassers dieses Kataloges im Rep. VIT (1884) S. 446—449 und VHI
(1885) S. 436—438. — Phot. Braun I, 20; Phot. Ges.; Häufst.; Timme; Bruckm.
Nach A. Dürer
Die Kreuztragung Christi. Grau in grau mit leichten Farben- 1872
andeutungen. Rechts das Stadttor, zu dem der Zug heraus- (1858)
kommt. Links vorn ein Reiter mit dem Adlerbanner. Rechts P 3
wendet der Heiland sich nach der heiligen Veronika um. Vorn
in der Mitte die Inschrift: TANQVAM QVIS AD OCC1SIONEM
DVCTVS EST ET SICVT AGNVS CORAM TONDENTE SE
MVTVS SIC NON APERVIT OS SVVM. IN HUMILTTATE
IPSIVS IVDICIVM EIVS SVBLATVM EST. GENERATIONEM
AVTEM EIVS QVIS ENARRABIT. IESAIAS MIT. - - Dazu
das Monogramm AD und MDXXVDI.
Leinwand auf Lindenbolz; h. 0,30; br. 0,45%. — 1727 durch Le Plat. »alt
damals nicht als Dürer, sondern ward (wohl durch Versehen aus »Portement de la
croix« entstanden) als Werk eines »Portemene« bezeichnet, den es nicht gibt. In
den gedruckten Katalogen, auch noeh bei H., stets als Original Dürer's. Die deutsche
Wissenschaft hat dies jedoch, seit Eye (Leben und Wirken Dürer's, 1869, 2. Auflage,
S. 458) erhebliche Zweifel an der Echtheit ausgesprochen, nie mehr anerkannt. Die
neueren Dürerhandbücher übergehen es sogar mit Stillschweigen. — Ein zweites,
nicht besseres Exemplar in Bergamo, ein drittes, viel besseres, dessen Eigenhändig-
keit zwar nicht allgemein, aber doch von manchen Kennern zugegeben wird, bei Sir
Francis Cook in Richniond. — Phot. Braun XI, 7; Phot. Ges.; Hanfst.; Brück m.
Der heil. Eustachius (oder Hubertus). Berg- und Wald- 1873
landschaft. Vorn rechts das gesattelte Ross des heiligen (1861)
Jägers. Zu seinen Füssen fünf Hunde. Der abgestiegene Fiankenberg
Heilige kniet links, anbetend dem Hirsche mit dem Kruzifixe
im Geweihe zugewandt, der rechts im Walde erscheint.
Eichenholz; h. 1,05; br. 0,78. — 1861 von Prof. Th. v. Oer gekauft. —Das
Bild ist eine Kopie, vielleicht von niederländischer Hand, nach Dürer's bekanntem
Stiche Bartsch 57. — 1902 ans Kgl. Lehrerseminar zu Frankenberg.
Der Tod Mariae. Die sterbende Maria liegt in ihrem vom 1874
Fussende gesehenen Bette, umringt von den Jüngern in den (1862)
verschiedensten Stellungen. Johannes reicht ihr die Kerze. Grimma
Kupfer; h. 0,32; br. 0,22 %.— 1699 vom Obristen Wackerbarth erkauft. In-
ventar 1722, A 667. Damals als Original Dürer's. Spätere Kopie nach dem Holz-
schnitt im »Marienleben«, Bartsch 93. — 1902 an den Altertums- Verein zu Grimma.
Werkstatt Dürer's
Die Beschneidung Christi. Der Priester, der das Kind 1875
auf dem Schoosse hält, sitzt, nach rechts gewandt, auf dem (1865)
0 1
606 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Throne. Vor ihm kniet der Rabbiner, der die Zeremonie aus-
führt. Rechts schauen Josef und Maria zu. Links stehen
Diener mit einer brennenden Kerze.
Fichtenholz; h. 0,63; br. 0,45%. — Die Folge, zu der dieses Bild und die
nächsten sechs gehören, kam 1588 aus dem Nachlasse Lukas Cranach d. j. von
Wittenberg nach Dresden; Hh. S. 237. — 1640 und 1741 befanden sie sich in der
Kunstkammer. Nach Com. Gurlitt (Repertorium XVIII 1895, S. 112) gehörten sie
vielleicht ursprünglich zu den Brüstungsbildern der kleinen Empore der Wittenberger
Schlosskirche, nach F. Bock, die Werke des Mathias Grünwald, Strassburg 1904,
S. 47 und 156 vielmehr zu einem grossen Altar dieser Kirche. — Dass das Bild
N. 1878 die Jahreszahl 1514 trage, wie H. bemerkte, beruht auf einem Irrtum. —
Einige Figuren und Gruppen stimmen mit solchen in dem Altarwerk von 1502 in
der erzbischöflichen Sommerresidenz zu Ober-St.-Veit bei Wien überein. Dieser
Altar wird neuerdings im Wesentlichen Hans Leonhard Schäufelein (Schüler und
Gehilfe Dürer's bis 1505) zugeschrieben. Dass auch unsere Bilderfolge ein Jugend-
werk Schäufelein's sei, ist früher von namhaften Forschern vermutet, durch Ulrich
Thieme in seinem Werke »Schäufelein's malerische Tätigkeit« (Leipzig 1892), S. 27
als sicher anerkannt worden. In unserer dritten Auflage schlössen wir uns dieser
Ansicht an. Nachdem der Verfasser jedoch 1898 die wichtigsten Gemälde Schäufe-
lein's daraufbin nochmals aufgesucht und verglichen, kehrte er in der vierten Auf-
lage zu seiner ursprünglichen Ansicht zurück, dass die Bilder nur als gute Werk-
stattsbilder Dürer's bezeichnet werden könnten. Dies übersah IL Thode in seinem
ausgezeichneten Aufsatze im Jahrbuch d. K. Pr. K.-S. XXfJ (1901) S. 90—114, in
dem er die Bilderfolge zu Dürer selbst in Beziehung setzt. Soweit Thode die
Eigenhändigkeit der Ausführung nicht für sicher erklärt (S. 98), stimmt unsere
Ansicht mit der seinen annähernd überein. Voll trat Rob. Brück, Friedrich der
Weise als Förderer der Kunst, Strassburg 1903, S. IBS — 154 für Thode's Bestimmung
als Jugendwerke Dürer's ein. — Dagegen hatte Franz Rieffel (Zeitschrift für christ-
liche Kunst X 1897, S. 34 ff.) die Bilder als Jugendwerke Mathias Grünewald's in
Anspruch genommen. Nachdem Rieffel selbst diese Ansicht wieder aufgegeben,
nahm Franz Bock sie mit grosser Lebhaftigkeit wieder auf: Die Werke des Mathias
Grünewald, Strassburg 1904, S. 47 — 50, S. 156 —158 und Mathias Grünewald (Sonder-
abdruck ans »Walhalla«) München 1907, S. 177 — 180). So freudig wir es natürlich
begrüssen würden, wenn die jüngere Forschung die Dresdner Galerie mit 7 Werken
Grünewald's bereicherte, so wenig können wir bis jetzt eine Brücke von diesen
Bildern zu den beglaubigten Werken Grünewald's finden. — Andere jüngere Forscher
snchen den Urheber der Meister dieser wichtigen Folge daher auch in anderer
Richtung. Nachdem Fr. Dornhöfer in Wickhoffs Kunstgescbichtl. Anzeigen, Inns-
bruck 1906, S. 87—88, unsere Bilder dem sog. »Benediktenmeister« gegeben, hat
Heinr. Röttinger (Hans Weehtlin im Jahrb. A. 11. K. H. XXVII S. 1 ff, Wien und
Leipzig 1907) sie nebst den Benediktzeichnungen keinem anderen als Hans Weehtlin
(tätig zwischen 1506 und 1526) zugeschrieben, mit dessen Holzschnitt der Beschnei-
dung Christi im Leben Jesu des Benediktus Cholidonius (Strassburg 1508) unser
Bild N. 1875 seiner Komposition nach in der Tat übereinstimmt. — Da Bock wie
Röttinger zugeben, dass unsere Folge in der Werkstatt Dürer's gemalt sei, glauben
wir es bis auf weiteres bei ihrer bisherigen Benennung bewenden lassen zu müssen.
— Leicht getuschte Federzeichnungen derselben Folgo befinden sich in der Erlanger
B. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert 607
Universitäts-Bibliothek; iliese hie und da etwas verschiedenen Kompositionen sind
später fälschlich mit Dürer's Monogramm versehen worden ; es fehlen der gezeich-
neten Folge die Darstellungen unserer N. 1875 und 1877. Dafür enthält sie die
Darstellung, wie der Auferstandene seiner in ihrem Gemache betenden Mutter er-
seheint. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die Flucht nach Aegypten. Maria sitzt mit dem Kinde auf 1876
dem Esel, der nach rechts davonschreitet. Josef hält gleichen (1866)
Schritt mit ihm. Links im Mittelgrunde der hübschen Land- 0 1
schaft ein Einhorn. R. u. das (falsche) Monogramm Dürer's.
Fichtenholz; h. 0,63; hr. 0,46. — Gehört zu dem vorigen und den folgenden.
Vergl. die Bemeikungen zu N. 1875. — Phot. Tamme; Bruckm.
Der zwölfjährige Christus im Tempel. Der Knabe thront 1877
im Grande des durch eine herabhängende Ampel erleuchteten (1867)
Raumes und deutet mit der Rechten in das auf seinen Knieen 0 1
aufgeschlagene Buch. Vorn links und rechts je vier Schrift-
gelehrte. Links lauschen die Eltern des Heilands. Rechts ist
eine Meerkatze angekettet.
Fichtenholz; h. 0,6272 ; br. 0,45. — Gehört zu den vorigen und den folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die Kreuztragung. Vorn in dem nach rechts gewandten Zuge 1 878
bricht Christus zusammen. Ein Scherge sucht ihn durch Reissen (1868)
am Stricke, ein anderer durch Geisseihiebe wieder auf die Beine 0 1
zu bringen. Links im Mittelgrunde sinkt Maria ohnmächtig in
Johannes' Arme und naht die heilige Veronika mit dem
Schweisstuche.
Fichtenholz; h. 0,63; br. 0,4472- — Gehört zu den vorigen und folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Die Anheftung ans Kreuz. Das Kreuz liegt vorn im Rasen, 1879
das obere Ende rechts. Der Heiland liegt bereits auf ihm. (1869)
Ein Henker schlägt durch seine Füsse, ein anderer durch seine 0 1
rechte Hand den Nagel, ein dritter bohrt das Loch für den
Nagel der linken Hand ins Kreuz. In der Mitte des Mittel-
grundes hocken Johannes und die vier Marien am Boden.
Fichtenholz; h. 0,62; hr. 0,4672 • — Gehört zu den vorigen und folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875. — Der bohrende Mann ist Dürer's Holzschnitt
der Marter der 10,000 (Bartsch 117) entlehnt. — Phot. Tamme; Bruckm.
Christus am Kreuze. Das Kreuz steht rechts. Zu seinen 1880
Füssen sitzt Maria Magdalena; hinter ihr eine zweite Maria. (1870)
Christi Mutter, Johannes und die vierte Maria stehen anbetend 0 1
links. Im Hintergrunde rechts die Stadt an einer Meerbucht,
links bewaldete Höhen.
608 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Fichtenholz; h. 0,63%; br. 0,45%. — Gehört zu den vorigen und dorn fol-
genden. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1875. — Phot. Tamme ; Brucknx.
1881 Die Beweinung Christi. Der Leichnam des Heilands lehnt
(1871) halbaufrecht an Johannes' Knie. Vorn rechts wehklagen die
0 1 drei Marien, unter ihnen Christi Mutter, die niederkniet und
seine Linke ergreift. Ganz links die beiden befreundeten Männer.
Fichtenholz; h. 0,03; br. 0,46. — Gehört zu den vorigen sechs. Vergl. die
Bemerkungen zu N. 1875. — Phot. Tamme; Bruckm.
Vielleicht Hans Dürer
Geboren zu Nürnberg den 21. Februar 1490; Schüler seines
älteren Bruders Albrecht Dürer; 1529 bis 1538 als polnischer
Hofmaler in Krakau erwähnt. Weitere Lebensschicksale und
Todesjahr unbekannt. Ein bezeichnetes, 1516 datiertes Bild
seiner Hand in Krakau nach Gaz. d. B. A. 1892, H, S. 259.
1882 Bildnis des Caspar Neumann. Kniestück nach rechts auf
(1955) gelbgrauem Grunde. Der blonde Herr mit kurzem Vollbart
P 1 sitzt unbedeckten Hauptes in schwarzer Kleidung an dem links
stehenden Tische, auf dem sein rechter Arm ruht, Sein Schatten
fallt nach rechts. Auf dem Tische ein Stundenglas und ein
Brief mit der Inschrift: dem Erb am Caspar Neumann
und Oebrüd zu Händen. Nürnbergli. Bez. links oben:
1 S . S 4
1 5 )S
Lindenholz ; h. 1,00^ ; br. 0,86. — Zuerst im Inventar 1754. Hier nur mit
dem Monogramm bezeichnet, auch bei H . als »unbekannt«. Da das Bild jedoch die
Richtung der Schule Dürer's (etwa der Bildnisse des G. Penz) zeigt, da das Mono-
gramm auf keinen anderen bekannten Meister dieser Schule als auf Dürer's Bruder
Jl;ms passt, und da dieser, dessen spatere Lebensschicksale wir nicht kennen, sehr
wohl 1564 (64 Jahre alt) noch gelebt und in Nürnberg gemalt haben könnte, so lag
es nahe, das Bild auf Hans Dürer zurückzuführen. So schon W. Schäfer im Dresdner
Galeriebuch III, S. 856 ; und so der Verfasser dieses Kataloges in seinem Texte zu
Brann's Galeriewerk XIU, S. 438—439. Inzwischen hat Herr Dr. Berling in Dresden,
wie er uns gütigst mitteilt, in einem alten Wappenbuch unter dem gleichen
Monogramm nnd der gleichen Jahreszahl die erläuternde gleichaltrige Inschrift ent-
B. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert 609
deckt: Hans Ritter gnt. Döring, Schultheis xu Wetxlar, Moler. — Dass es an sich
wahrscheinlicher sei, dieser Wetzlarer Schultheiss und Wappenmaler Hans Döring
habe den Nürnberger Kaufmann gemalt, als der Nürnberger Hans Dürer, von dem wir
wenigstens wissen, dass er Figurenmaler in der genannten Richtung war, wird sich
nicht behaupten lassen. — Die Frage ist noch nicht spruchreif. Vergl. H. Janitschek
in der Gesch. d. d. M. S. 370. — Phot. Braun XEI, 15; Tamnie; Bruckm.
Georg Penz (Pencz)
Geb. zu Nürnberg um 1500. Als Maler in Nürnberg 1523
genannt. Gest. zu Leipzig den 11. Okt. 1550. Wahrschein-
lich Schüler Albrecht Dürer's; sicher im engsten Anschluss
an diesen Meister entwickelt, später jedoch, besonders als Kupfer-
stecher, auch von dem italienischen Zeiteinflusse abhängig. Er
war in Italien, arbeitete jedoch hauptsächlich zu Nürnberg.
Erstes Bruchstück einer Anbetung der Könige. Der schwarze 1883
König entnimmt, von hinten gesehen, seine Gabe, ein reich- (1879)
geschmücktes Trinkhorn, den Händen des links neben ihm P 2
knieenden Pagen. Links im Mittelgrunde deuten
zwei Weise in morgenländischer Tracht zu dem
Sterne empor. Reiche Landschaft. Rechts Spuren
des Gewandes des knieenden alten Königs. Bez. u. 1. :
Lindenholz; h. 1,81%; br. 0,44. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Tafel
ist offenbar das Bruchstück eines grösseren Werkes, zu dem auch die beiden
folgenden Stücke gehören. Sie zeigt den Meister von seiner besten Seite nnter
Düier's Einfluss. — Phot. Braun X, 15 ; Bruckm.
Zweites Bruchstück der Anbetung der Könige. Josef kniet 1884
nach links gewandt, seine Mütze in der Rechten, seine Linke (1880)
auf einen Krug gestützt. Sein Zimmermannsgerät liegt neben P 2
ihm. Links sass Maria.
Lindenholz ; h. 0,58 ; br. 0,28. — Vergleiche die Bemerkungen zu voriger
N. 1883. — Phot. Bruckm.
Drittes Bruchstück der Anbetung der Könige. Ein Hirt 1885
blickt, auf eine Brüstungsmauer gestützt, zwischen Säulen (1881)
hervor. Die Flöte liegt neben ihm. Links unten Maria's O 2
Haar und Mantel.
Lindenholz; h. 0,31%; br. 0,20%. — Vergl. die Bemerkungen zu N. 1883.
— Phot. Bruckm.
Angeblich A. Dürer
Der heilige Hieronymus. Halbfigur des kahlköpfigen, grau- 1886
bärtigen Heiligen, nach rechts gewandt, vor einer Zelle, zu (1863)
der man links in eine Kirche hinausblickt. In seinen Händen P 3
39
610 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
ein Totenkopf. Rechts vor ihm auf dem Tische eiu Kruzifix,
ein aufgeschlagenes Buch und eine Sanduhr. Das unechte
Monogramm Dürer's rechts im Buche.
Tannenholz; h. 0,73^; br. 0,59. — 1650 als Geschenk des Grafen Lessle
aas Wien in die herzogl. Galerie zu Modena (Venturi p. 246), 1746 von dort nach
Dresden. Es galt bis zum Katalog von 1826 als Original Dürer's. Seit diesem als
»nach Dürert, bei H. nur als »unbekannt«. Mit Dürer hat es in der Tat nichts zn
schaffen. Dass es in Deutschland (um 1550) ausgeführt worden, dafür spricht das
Tannenholz, auf das es gemalt ist. Doch halten wir es mit Goldschmidt und Fried-
länder nicht für unmöglich, dass es eine Kopie nach van der Goes oder einem
anderen Niederländer des 15. Jahrhunderts sei. — Phot. Braun XIV, 18; Bruckm.
C. Die schwäbische Schule
Jörg Breu (Brew, Prew) der ältere
Zunftmeister in Augsburg 1502; gest. daselbst 1536. Ent-
wickelt unter dem Einflüsse Hans Burgkmair's, der 1498 in
die Zunft aufgenommen wurde. Tätig seit 1501; in Augsburg
nachweisbar 1512 — 1530.
1888 Der Ursula-Altar. I. Die Innenseiten. 1. Das Mittel-
fi 878) bild. Das Martyrium der heiligen Ursula. Die heilige Ursula
0 1 wird, mit zahlreichen Jungfrauen ihres Gefolges von Rom heim-
kehrend, bei der Landung zu Köln von den Söldnern des Kaisers
getötet. Sie selbst sitzt neben ihrem Bräutigam zwischen den
Würdenträgern der Kirche in der Mitte des mittleren Schiffes
am Fusse des als Mastbaum dienenden Kruzifixes. Schon fliegen
Pfeile gegen das Bot; schon steckt der Heiligen der Todespfeil
im Halse. Vorn am Ufer richten Söldner mit Schwertern ein
furchtbares Blutbad unter den bereits gelandeten Jungfrauen an.
Im Hintergrunde der Rhein; rechts am Ufer die Stadt Köln. —
2. Der linke Flügel. Die Bogenschützen ziehen von links
nach rechts heran; an ihrer Spitze ein Anführer im Hermelin-
Mantel und reichen Federkopfschmuck. Im Hintergrunde links
Wald und Berge, rechts der Fluss. — 3. Der rechte Flügel.
Fortsetzung des Mittelbildes. Im Mittelgrunde ebenfalls Bote
mit heimkehrenden Jungfrauen, im Vordergrunde das Gemetzel.
Rechts vorn steht ein gewaltiger Schütze, der sich mit der
Linken auf seinen Bogen stützt. — IL Die Aussenseiten.
1. Der linke Flügel. Der heilige Georg. Steinfarbig grau-
braun nach rechts. Mit der Rechten stützt der geharnischte
B. Fränkische Schule. XVI. Jahrhundert 611
Heilige sich auf die vom Banner umflossene Lanze. Zu seinen
Füssen liegt der erlegte Drache. — 2. Der rechte Flügel.
Die heilige Ursula. Steinfarbig graubraun nach links. Mit der
Rechten fasst die Heilige ihr Kleid, in der Linken hält sie
ihren Pfeil.
Lindenholz; Mittelbild h.2,15; br. 1,62; Flügel je: h. 1,73; br. 0,77. —
1852 aus dem Nachlasse des Majors Aster. Dieses Bild wurde früher allgemein für
ein echtes Werk Hans Burgkmair's (1473 — 1531) gehalten. So auch in der ersten
Auflage unseres Katalogs. Die deutsche Kunstforschung spricht es jetzt diesem
Meister aber einstimmig ab und hat sich dahin geeinigt, dass es Jörg Breu zuzu-
schreiben sei. L. Scheibler im Repertorium X (1887) S. 27. H. Janitschek, Gesch.
d. d. M. Berlin 1890, S. 431. W. v. Seidlitz in der Beilage der »Allgem. Zeitung« 1890
N. 195 S. 2. Friedr. Domhöfer im Jahrb. A. H. K. H. Wien 1897 XVIH, S. 34. —
Einige Forscher, -wie Alfred Schmid (Zeitschr. f. b. K., N. F., V, 1894, S. 21 ff.)
schreiben unser Bild nicht dem älteren, sondern dem jüngeren Jörg Breu zu, der,
ein Sohn des älteren, 1534 in die Zunft aufgenommen worden. Wir halten es je-
doch mit R. Stiassny (Ztschrft. f. christl. K. VI 1893 Sp. 289—298 und VII, 1894,
Sp. 102 — 120) für wahrscheinlicher, daes der jüngere Breu nieht bedeutend genug
gewesen, um ein Bild wie dieses zu malen. — Phot. Bruckm.
Hans Holbein der jüngere
Geb. zu Augsburg 1497; gest. zu London im Spätherbst 1543.
Schüler seines Vaters Hans Holbein d..ä. zu Augsburg. Tätig
seit 1515 zu Basel, wo er 1519 der Zunft beitrat, von
1526—1528 in London, von 1528—1531 in Basel, nach
1531 hauptsächlich in London, wo er 1536 Hofmaler wurde;
vorübergehend 1538 nochmals in Basel. — Hauptmeister der
schwäbischen Schule, auch als Zeichner für den Holzschnitt tätig.
Doppelbildnis des Sir Thomas Godsalve und seines Sohnes John. 1889
Halbfiguren nach rechts auf blauem Grunde hinter grünem Tische. (1889)
Rechts der Vater in schwarzem Pelzrock; im schlichten grauen 21 c
Haar eine schwarze Kappe; in der Rechten eine Gänsefeder,
mit der er auf den vor ihm liegenden Zettel schreibt: „Thomas
Godsalve de Norwico (Norwich) Etatis sue quadragesimo
septo", das. letzte Wort wohl für „septimo", wie Woltmann
(»Holbein«, 2. Auflage LT, S. 124) liest, nicht ,,sextou, wie
H. las. Links sitzt sein Sohn John, barhaupt, braunhaarig,
ebenfalls in dunklem Pelzrock mit einem zusammengefalteten
Papier in der Linken. Vor ihm ein Tintenfass. Links oben
ein angesiegelter Zettel mit der Inschrift:
Anno . Dni . M . D . XXVIII.
39*
612 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Eichenholz; h. 0,35; br. 0,36. — 1749 durch Le Leu aus Paris. — Ein Ilaupt-
bilJ des Meisters und eins der wenigen Werke aus der Zeit seines ersten Aufent-
haltes in England. — Phot. Braun II, 24; Phot. Ges.; Taninie: Hanfst.; Bruckni.
1890 Bildnis des Morette. Halbfigur von vorn vor grünseidenem
(1886) Vorhänge, der den ganzen Grund füllt. Der stattliche Herr, dessen
N 1 roter Vollbart bereits stark ins Graue spielt, trägt einen schwarzen
Rock mit durchbrochenen Aermeln, einen schwarzen Pelzmantel,
eine schwarze Kappe, eine goldene Kette um den Hals, einen Hand-
schuh in der rechten Hand und fasst mit der behandschuhten
Linken den goldenen Dolch, der ihm am Gürtel hängt.
Eichenholz; h. 0,92%; br. 0,75. — Das Bild kam in der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts als Geschenk des Marchese Massimiliano Montecuccoli, estensischeu
Gesandten in Parma nnd Rom, in den Besitz des Herzogs Franz I. nach Modena.
Damals trug es richtig den Namen Holbein's iVenturi p. 224). 1746 hingegen, als
es mit den übrigen Bildern von Modena nach Dresden kam, führte es irrigerweise
den Namen Leonardo da Vinci's (Ventura p. 360). Den Namen dieses Meisters trug
das Bild in Dresden, bis Rumohr 1846 nachwies, dass Holbeiu es gemalt habe. —
Die dargestellte Persönlichkeit galt für Ludovico Sforza il Moro, so lange das Bild
für ein Werk Leonardo's galt. Dann wurde auf Grund des Stiches von Wenzel Hollar
der Nachweis geführt, dass ein Mr. Morett gemeint sei, und diesen hielt man für
den englischen Goldschmied Hub. Morett, bis S. Larpent (>Sur le Portrait de Morett
dans la Galerie de Dresde«, Christiania 1881; vergleiche Kunstchronik XVII, N. 7)
nachwies, dass es viel wahrscheinlicher der französische Sieur de Morette sei, der
zugleich mit Holbeiu am Hofe Heinrich's VIII. anwesend war. — Es ist ein Haupt-
werk Holbein's aus der Zeit seines letzten englischen Aufenthaltes. Uebrigens ver-
gleiche Woltmann, »Holbein« 2. Auflage 1874—1876, I, S. 427 ff.; II, S. 124. —
Gestochen von J. Folkema Jjß II, 5; von L. Siehling nnd G. Eilers. — Phot. Braun
I, 22; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamnie ; Bruckm.
1891 Originalzeichnung zu dem Gemälde des Morette. Brustbild
(1887) ohne Hände Kreidezeichnung mit leichten Farbenandeutungen.
N 2 Papier; h. 0,32%; br. 0,24%. — 1860 ans dem Nachlasse des Kunsthändlers
S. Woodburne in London. Vorher (nach Maassgabe der Besitzer-Stempel n. r.) im
Besitzo William Esdaile (gest. 1837), Jonathan Richardson jr. (gest. 1774) und Rieh,
lloulditch (gest. 1736). — Gest. 1647 von Wenzel Hollar. Vgl. Osk. Berggruen 's
Aufsatz in den »Graphischen Künsten« VI, Wien 1H84, S. 81—88 und Woltmann,
»Holbein« 2. Aufl. I, 428 ff. und II, S. 124. — Phot. Braun XI, 10; Tamnie;
üruckm.
Nach Hans Holbein d. j.
1 892 Die Madonna des Bürgermeisters Meyer. In einer oben mit
(1885) einer Muschel im Halbrund geschlossenen Steiunische steht Maria
N 1 auf orientalischem Teppich. Sie trägt ein dunkelgrünes Kleid
mit goldbrokatenen Unterärmeln und einer roten Gürtelschärpe.
Eine goldene Krone über herabfallendem blonden Haare schmückt
No. 1889. Hans Holbein d. J.
No. 1S90. Hans Holbein d. J.
No. 1906G.
Lucas Cranach d. Ä.
No. 1916B. Lucas Cranach d. Ä.
No. 1906H.
Lucas Cranach d. Ä.
Tafel XXVII.
C. Schwäbische Schule. XVI. Jahrhundert 613
ihr Haupt. Im Arme hält sie das nackte Christkindchen. Zu
ihren Füssen kniet der Stifter, der Bürgermeister Jakob Meyer,
mit seiner Familie ; links er selbst, vor ihm seine beiden Söhne,
von denen der ältere, farbig gekleidete, den jüngeren, der nach
damaliger Kindersitte nackt dasteht, mit beiden Händen fest-
hält; rechts, der Madonna zunächst, des Stifters 1511 ver-
storbene erste Gattin Magdalena Baer, weiter vorn seine zweite
Gattin Dorothea Kannegiesser und deren Tochter Anna mit
Rosenkränzen in den Händen. Das Original war ein Votivbild.
Der katholische Bürgermeister von Basel Hess es um 1526
malen, um dadurch sich und die Seinen in der protestantisch
werdenden Stadt dem Schutze der heil. Jungfrau zu empfehlen.
Eichenholz; h. 1,59V2 ! Dr> 1,03. — 1743 durch Algarotti aas dem Besitze des
Zaan Delfino in Venedig als das Original von der Hand Holbein's, das als ein Haupt-
werk dieses Meisters schon durch Sandrart und andere alte Quellen beglaubigt worden.
Seit jedoch ein zweites Exemplar auftauchte, das sich gegenwärtig im Besitze des
Grossherzogs von Hessen in Darmstadt befindet, wurde ein lebhafter Streit darüber
geführt, welches das Original sei. Selbst die Holbein - Ausstellung zu Dresden im
Jahre 1871 konnte den Streit nicht vollständig schlichten. Zwar wurde infolge dieser
AussteUung, die beide Bilder nebeneinander zu sehen ermöglichte, die Ansicht,
dass das Darmstädter Exemplar das erste Original Holbein's sei, ganz allgemein,
aueh von H., angenommen; manche, unter ihnen H., glaubten aber daran festhalten
zu dürfen, dass das Dresdner Bild eine Wiederholung von des Meisters eigener Hand
sei. Gegen diese einem derartigen Votivbilde gegenüber von vorneherein unwahr-
scheinliche Ansicht sprechen aber so viel äussere und innere Gründe, spricht be-
sonders die von der Holbein'schen Malweise ganz abweichende, auf eine spätere
Zeit deutende, mit grünlichen Schatten und hellen Liehtern arbeitende Technik
unseres Bildes in so vernehmlicher Weise, dass die Kunstwissenschaft sich
dafür entschieden hat, in unserem Bilde nur eine Kopie zu sehen, die wahr-
scheinlich der Amsterdamer Kunsthändler, der das Bild um 1637 von den Erben des
Bürgermeisters Meyer kaufte, absichtlich anfertigen lassen, um zwei Exemplare statt
eines in den Handel bringen zu können. In der Tat lassen beide Exemplare sich
nach Amsterdam zurückverfolgen, während wir nar von einem hören, das dorthin ver-
kauft worden. — Der Verfasser dieses Kataloges hat seine hiermit übereinstimmende
Ansicht schon 1871 ausgesprochen, dann in Woltmann's und seiner »Geschichte der
Malerei« (DT, 1882, S. 470) nochmals betont und in seinem Texte zu Braun's Galerie-
werke 1884, H, S. 69—76 ausführlich begründet. Hier sei nur noch daran erinnert,
dass diese Ansicht bereits die Ansicht des ehemaligen vortragenden Rates in der
General-Direktion des K. Sammlungen, A. v. Zahn's war, der sie musterhaft in seinen
»Jahrbüchern für Kunstwissenschaft« V, 1873, S. 147 ff., 8. 193 ff. verteidigt hat.
Immerhin ist es eine vorzügliche, wenn auch im Hintergrunde leicht veränderte Kopie.
Vgl. Karl Voll : Vergleichende Gemäldestudien, München und Leipzig 1907, S. 21 ff.
— Gestochen (nach dem Dresdner Exemplar) von Ch. P. Boetius «äj. JJ, 43 und von
M. Steinla. — Phot. Braun DZ, 23; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
614 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
1 893 Erasmus von Rotterdam. Brustbild nach links auf blauem
(1896) Grunde. Der berühmte Gelehrte trägt einen schwarzen Pelz-
P 1 rock und eine schwarze Kappe. Seine Hände sind links
übereinandergelegt.
Eichenholz; h. 0,18^; br. 0,14J^. — Im Inventar 1722 als Original von
Holbein; schon im »Catalogue« von 1765 nicht mehr als solches. Bei H. als -.nach
Holbein«. Ein genau mit unserem Bilde übereinstimmendes Originalgemälde ist
nicht bekannt, wohl aber stimmt der seltene Stich von Lucas Vorsterman, der dem
Grafen Arundel gewidmet ist, genau mit unserem Bilde überein, und dieser Stich,
der links das Monogramm des Stechers, rechts dasjenige Hans Holbein's trägt, ist
auch laut seiner Unterschrift nach einem Gemälde dieses Meisters gefertigt. —
Aehnlicb, aber mit ganz anderem Hintergründe und Beiwerk, das lebensgrosse Bild
von Longford Castle. Aehnlich auch, als Nach Hans Holbein d. j.«, ein Bild in
der Galerie zu Wien.
1894 König Heinrich VIII. von England. Brustbild von vorn auf
(1792) grünem Grunde. Der König ist sein- reich gekleidet; er trägt
0 3 einen Hermelinmantel und ein Federbarett, die Handschuhe
in der Rechten und eine goldene Kette um den Hals.
Eichenholz; h. 0,6572 ; br. 0,57. — Zuerst im Inventar 1754. Damals als
Original ; so auch noch im Abrege von 1782 und in den Katalogen bis 1819. Seit
dieser Zeit als Kopie erkannt. Es ist in der Tat nur eins der vielen Bildnisse des
Monarchen, die, wie Woltmaun (»Holbein« 2. Aufl. II, S. 20) sagt: »fast sämtlich
mit dem grossen Namen Holbein beehrt werden, aber weiter nichts sind als teils
gleichzeitige, teils spätere, bald mehr, bald minder treue, teils gut, teils hand-
werksmässig ausgeführte Kopien aus dorn (Holbein'schen) Wandbilde zu Whitehall«.
1895 Der Tod der Virginia. Grau in grau. Rechts auf hohem
(1891) Throne zwischen dorisch - toskanischen Säulen sitzt Appius
N 2 Claudius (sein Name »APPIVS CLAVDIVS« steht über ihm
an der Wand). Wächter und Zuschauer umringen ihn. Vorn
wird Virginia in grossem Volkshaufen von links herbeigebracht.
Ihr Vater stösst ihr das Schwert in die Brust. (Ihr Name
»VIRGINIA« steht unter ihr auf dem Fussboden.)
Eichenholz ; h. 0,69 ; br. 0,54. — 1870 von Professor H. Mücke in Düsseldorf.
Damals als Original Holbein's — So auch noch bei H. — Die Originalität ist von der
deutschen Wissenschaft jedoch niemals anerkannt worden. Woltmann (»Holbein«,
2. Aufl., II, S. 124) sagt darüber: »Spätere, wahrscheinlich Baseler Arbeit, offenbar
aber nach einer Zeichnung von Holbein«. Früher (K.-Chr. VTI, 1872, Sp. 205, wozu
Hp. 271 zu vergleichen) war Woltmann geneigt, die Ausführung Hans Bock zuzu-
schreiben, auf den auch das 1872 als gefälscht beseitigte Monogramm HB zurück-
geführt wurde. Doeh hatte Woltmann selbst diese Ansicht später aufgegeben, die
neuerdings von Berth. Haendke, Gust. Müller, sowie von W. v. Seidlitz (Rep. XV
S. 371) wieder aufgenommen worden ist. Nachdem der Verfasser die Gemälde und
Zeichnungen Bock's in Basel nochmals daraufhin verglichen, hält er die Urheber-
C. Schwäbische Schule. XVI. Jahrhundert 615
schaft Bock's nach wie Tor für ausgeschlossen, die Bestimmung Woltmann's aber für
zutreffend. — Phot. Braun XII, 21; Phot. Ges.; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Schwäbischer Meister A. B.
Zweites Drittel des XVI. Jahrhunderts
Oie Verkündigung. Rechts kniet Maria an ihrem Betpult vor 1896
grünem Vorhang neben offenem Fenster. Links kniet der Engel (1961)
der Verkündigung, das Spruchband in den Händen. Eechts oben P 2
fliegt schon der kleine Heiland mit dem Kreuze im Arme herein.
Lindenholz; h. 0,42; br. 0,39l/2- — Wie die folgenden vier, seine Gegenstücke,
schon 1640 in der Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. Wegen des aus A und B
zusammengesetzten Monogramms auf dreien der fünf Bilder dieses Zyklus schloss
man auf einen gewissen »Augustin Braun aus Köln um 1630«. So bei H. Neuer-
dings sind einige oberdeutsche Forscher, gestützt auf einige archaistische Bilder,
die doch erst nach den unseren auf Aug. Braun getauft worden, merkwürdigerweise
geneigt, diese Ansicht wieder aufzunehmen. Augustin Braun (geb. um 1570, gest.
nach 1639) aber ist durch seine bezeichneten Gemälde in Köln (S. Maria im Kapi-
tol) und in Düsseldorf (Kunstakademie, toII bez., falsch datiert) eine durchaus greif-
bare Künstlerpersönlichkeit im italisierenden Manieristensil seiner Zeit, mit dem un-
sere Bilder nichts gemein haben. Das Lindenholz, auf dem und der Stil, in dem
diese fünf Bilder gemalt sind, weisen ihnen ihren Platz in der oberdeutschen Kunst
an. Scheibler (Dr. N.) glaubte an Christ. Amberger (geb. um 1500, 1530 Meister
in Augsburg, 1560 oder 1561 daselbst gestorben) denken zu dürfen, zumal das
Monogramm in Am Berger aufgelöst werden könnte. Doch hat^lie jüngere Forschung
diese Vermutung nicht bestätigt. Man vergl. z. B. Ernst Haasler, der Maler
Christoph Amberger von Augsburg (Diss. Königsberg 1894) S. 115. Ed. Flechsig
macht darauf aufmerksam, dass ebenso bezeichnete Bilder gleicher Hand 1893 auf
der Würzburger AussteUung (N. 1362 u. N. 1363) auftauchten und, wie das ebenso
bez. Bild im Museum von Sigmaringen (N. 216, »Schwäbische Schule« : Anbetung der
Könige) wahrscheinlich Jugendwerke unseres Meisters seien. — Phot. Tamme; Bruckm.
Der Besuch der Frauen. Rechts Häusermauern, links wilde 1897
Alpenlandschaft. Davor vorn über der Schlucht eine hölzerne (1962)
Brücke, über der Maria von links der rechts stehenden Elisa- P 2
beth zur Begrüssung entgegengegangen ist. Bezeichnet 7rr{
oben in der Mitte: JoV
Lindenholz; h. 0,41%; br. 0,38%. — Gehört zu dem vorigen und den fol-
genden. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen, N. 1896. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die Anbetung des Kindes. Der neugeborene Heiland liegt 1898
vorn in der Krippe. Hm zu verehren, naht von rechts eine Schar (1963)
anmutiger Engelknäblein ; links aber kniet Maria, hell von dem P 2
vom Kinde ausgehenden Lichte beleuchtet. Hinter ihr
steht Josef. Links in der nächtlichen Landschaft die
Verkündigung an die Hirten. Bezeichnet oben rechts:
616 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Lindenholz; h. 0,41 Va j Dr> 0,39V»- — Gehört zn den vorigen und den fol-
genden. Vergl. die Bemerkungen zu N. 1896. — Phot. Bruckm.
1899 Die Beschneidung Christi. Der Priester thront mit dem Kinde
(1964) auf dem Schoosse, nach links gewandt, in altem Rundbogentempel.
P 2 Der Rabbiner, der die Zeremonie vollzieht, kniet vor ihm. Ein
Gehilfe steht rechts; links Josef und Maria.
Lindenholz; h. 0,42; hr. 0,39. — Gehört zu den vorigen und dem folgenden.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 1896. — Phot. Bruckm.
1900 Die Anbetung der Könige. Links in der Ruine, von deren
(1965) Firsten Eiszapfen herabhängen, sitzt Maria, nach rechts ge-
P 2 wandt, mit dem Kinde. Der älteste König kniet vor ihr und
reicht dem Kinde einen Kasten, in den es hineingreift. Der
mittlere König steht hinter ihm und weist den ganz rechts
stehenden schwarzen König auf den Stern hin, der über dem
Haupte des Christkindes stehen geblieben. Bezeich-
net auf dem goldenen Kästchen: Ulk
Lindenholz ; h. 0,42 ; br. 0,39. — Gehört zu den vier vorigen. Vergl. die
Bemerkungen zu N. 1896. — Phot. Bruckm.
D. Andere oberdeutsche Meister
Hans Maler
Maler von Ulm, tätig zu Schwaz in Tirol. Datierte Bilder
1519 — 1529. Bisher nach den beiden Bildnissen des Ehe-
paares Weltzer von 1524 in der Wiener Akademiesammlnng
als »Meister der Weltzerbildnisse« bezeichnet. Vergl. unten
die Erörterung.
1 90 I Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts auf blaugrauem
(1899) Grunde. Der bartlose, braunhaarige Herr trägt eine braune
21 c Pelzmütze und einen schwarzen Rock über roter Unterkleidung.
Unten in der Mitte die Inschrift (mit gotischen Buchstaben):
Do man 1519 zalt, do ivas ich 31 jar alt.
Fichtenholz; h. 0,36; br. 0,2972- — Im Inventur 1722. A 286, als Original
in der Manier Cranach's durch Leplat. Bei H. als »unbekannt« in der deutschen
Schule. Nach Robert Visehor (Jahrbuch d. Pr. K. VI, 1885, S. 83) au» der Schule
Bern. Strigel's von Memmingen (geb. 1460 oder 1461 ; gest. daselbst 1528). Nach
Vischer hatten sich zunächst Scheibler (Rep. X, 1887, S. 30, vgl. S. 475), Frimmel
(Rep. XIV, 1991, S. 81, 82, 84—87), Friedländer (Rep. XV 1 II. L895, S. 411 IL
und XX (1897) S. 362), um die Zusammenstellung der Bilder des Meisters ver-
dient gemacht. Frimmel vermutete in ihm den aus Innsbrucker Urkunden be-
kannten Maler Ulrich Tieffenbrunn. Dass abor Friedländer recht hatte, ihn vielmehr
D. Andere oberdeutsche Meister 617
für den Maler Hans zu Sehwaz zu erklären, hat Gustav Glück in seinem Aufsatz
»Hans Maler von Ulm, Maler zu Sehwaz« im Wiener Jahrb. 4. H. K. XXV (1904
bis 1905) S. 245 dargetan. Er war nicht nur Maler, sondern wurde auch Maler
genannt, stammte aus Ulm und war dort wahrscheinlich Schüler Zeitbloms gewesen.
— Phot. Tamme ; Bruckm.
Bildnis des Joachim Rehle. Brustbild nach links auf 1902
blauem, nach unten hell abgetöntem Grunde. Der braunäugige, (1898)
bis auf einen kurzen Backenbart glatt rasierte Herr trägt eine 21 c
schwarze Kappe und einen schwarzen Rock über weissem
Hemde. Das Bild trägt oben die Inschrift:
DO MAN . M-D-XXim . ZALT . WAS ICH .
IOACHIM REHLE . XXXIHI IAR ALT .
AVFF ADI . Xim LVIGO.
Lindenholz; h. 0,33%; br. 0,28%. — Im Jahre 1728 laut dem Inventar von
1722 — 28, A 1990, erworben. Damals als Albrecht Dürer. Bei H. mit Recht als
»unbekannte in der deutschen Schule. Nach Robert Vischer (vergl. die Bemerkungen
zum vorigen Bilde) aus der Schule B. Striegel's. Sicher von derselben Hand wie
das vorige. Vergl. alle Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme; Bruckm.
Unbestimmter Meister
Mitte des XVI. Jahrhunderts
Weibliches Bildnis. Brustbild nach links auf grünem 1 903
Grunde. Die blonde, braunäugige Dame ist schwarz gekleidet, (1895)
trägt eine goldene Kette viermal um den Hals geschlungen P 3
und eine mit blanken Knöpfen besetzte Kopfbedeckung.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,43%. — Durch Baron von Gotter vor 1736 aus
Wien oder Regensburg. Noch im Catalogue von 1765 als Original von Holbein,
woran nicht zu denken ist. Bei H. als »unbekannte in der deutschen Schule. Viel
meor lässt sich in der Tat nicht über das Bild sagen. — Phot. Bruckm.
Oberdeutscher (?) Meister um 1500
Männliches Bildnis. Brustbild gerade von vorn auf hell- 1905
blauem Himmelsgrunde. Der alte Herr in grauem Haar trägt (1902)
einen schlichten, dunkel graugrünen Rock mit schwarzen Unter- 21 a
ärmeln uud hält seine schwarze Mütze in der rechten Hand.
Lindenholz; h. 0,61%; br. 0,44%. — Das Bild kann, da die Maasse nicht
stimmen, nicht, wie bei H., mit Inv. 1722, A 99, identifiziert werden. Ebensowenig
liegt Grund vor, es dem Züricher Maler H. Asper (1499—1571) zuzuschreiben. —
Scheibler (Dr. Not.) war der Ansicht, dieses ausgezeichnete Bildnis müsse, wenn es
nicht von Jan van Eyck selbst sei, doch auf ihn zurückgehen, sei also mindestens
eine Kopie nach diesem Meister. Jedenfalls scheint es uns seiner Malweise nach
auf eine spätere Zeit, als diejenige van Eyck's, für den ob auch nicht gut genug ist,
hinzudeuten ; und wenn es eine Kopie nach van Eyck ist, so wird diese, da das Bild
618 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
auf Lindenholz gemalt ist, doch in Oberdeutschland angefertigt sein. Wir lassen
ihm, ohne seine Beeinflussung durch die Richtung van Eyck's zu verkennen, daher
bis auf weiteres seinen bisherigen Platz. Nach Seidlitz (Rep. XVI, S. 378) schwer-
lich von einem Deutschen gemalt. Als Dr. Martin Luther von Hans Holbein lith.
von F. von Gersheim. — Phot. Tamme; Hanfst.; Bruckm.
E. Die sächsische Schule
Lukas Cranach d. ä.
Sein Familienname ist nicht bekannt. Cranach wurde er nach
seinem Geburtsorte genannt. Geb. zu Kronach in Oberfranken
im Oktober 1472; gest. zu Weimar den 16. Oktober 1553.
Entwickelt unter dem Einflüsse der fränkischen und der Donäu-
Schule. Er scheint 1502 — 1504 in Wien gewesen zu sein.
Seit 1505 wird er als kurfürstlicher Hofmaler in Wittenberg
genannt. Als solcher das Haupt der sächsischen Schule.
1506 war er in Coburg, 1508 in den Niederlanden; 1537
wurde er zum ersten, 1540 zum zweiten Male Bürgermeister
von Wittenberg; doch folgte er seinem Herrn, Johann Friedrich
dem Grossmütigen, 1550 in die Gefangenschaft nach Augsburg
und Innsbruck, 1552, befreit, nach Weimar.
Lnkas Cranach hatte in Wittenberg eine von zahlreichen Schülern und Ge-
sellen besuchte Werkstatt gegründet, die Bestellungen der verschiedensten Art an-
nahm. Mit dem Monogramm des Meisters, dem geflügelten Schlänglein, wurden auch
die besseren Werkstattarbeiten bezeichnet, selbst noch nach seinem Tode unter der
Leitung seines Sohnes Lukas. Ein mit dem Monogramme bezeichnetes Bild kann
daher vom alten oder vom jungen Lukas Cranach selbst, es kann von Hans Cranach,
dem älteren Sohne des älteren Lukas, es kann aber auch nur aus ihrer Werkstatt
herrühren. An dieser Auffassung halten wir auch den neuerdings ausgesprochenen
abweichenden Ansichten gegenüber fest. Die Entscheidung kann manchmal durch
Urkunden oder durch die Datierung, in der Regel aber nur aus stilkritischen Gründen
erfolgen. Von Hans Cranach gab es bisher kein beglaubigtes Gemälde, doch teilt
Hechsig uns mit, dass er ein solches beim Freiherrn von Schenck auf Scbloss
Fleohtingen (Kreis Gardelegen) in einem H. C. 1534 bezeichneten männlichen
Bildnis gefunden. Soheibler hat zuerst das richtige Merkmal aufgestellt, dass um
1537 die stehenden Flügel des Schlängleins der Bezeichnung sich in liegende ver-
wandeln. Die Sonderung hat in umfassender Weise zuerst Chr. Schucbardt in
seinem »Lucas Cranach d. ä.«, Leipzig 1851 — 1871 versucht. Später hatte Scheibler,
neuerdings hat Ed. Flechsig, dessen Ansichten in einigen Fragen von den unseren
abweichen, sich am eingehendsten mit der Frage beschäftigt. Vergl. Flechsig's
Cranaohstudien (Leipzig 1900) mit des Verfassers Katalog der Cranachausstellnng
(Dresden 1899) und des Verfassers Aufsatz in der Zeitschrift f. b. K. XI N. F.
(1900) 8. 25 ff., 55 ff., 78 ff., sowie mit Seidlitz' Bemerkungen im Repert. XVI
(1893) S. 369—379 und in der Gaz. des Beaux Art* 1899, II, p. 191 ff.
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 619
I. Eigenhändige Bilder Lukas Cranach d. ä.
Das Martyrium der heiligen Katharina. Mittelbild eines I906A
Flügelaltars, dessen einen Flügel unsere Sammlung unter (1905)
K 1906B besitzt. Rechts zerschlägt der Blitz das Rad, mit P 1
dem die Heilige zu Tode gemartert werden sollte. Mitge-
troffene Menschenteile, besonders Köpfe liegen hier umher.
Die Heilige kniet, nach rechts gewandt, in der Mitte, bereit,
den Todesstreich von dem hinter ihr stehenden Henker zu er-
dulden. Links Wachen und Zuschauer; im Hintergrunde eine
Veste, die, wie in den Bau- und Kunstdenkmälern Thüringens
1907 nachgewiesen worden, die alte Veste Coburg darstellt.
Bezeichnet links unten 1506. L. C.
Lindenholz; h. 1,26; br. 1,39 Y2. — Kat. 1887: N. 1960. — Dieses Bild war
das Mittelstück eines Altarschieins, dessen einer Flügel das folgende Bild ist, wo-
gegen der andere Flügel sich, irriger Weise H. B. Grien zugeschrieben, in der
Sammlung Speck - Sternburg zu Lützschena bei Leipzig befindet. Zuerst im Kat.
1835 als »unbekannt«. Bei H. als Jugendwerk Cranaeh's d. ä., was uns jedoch,
ehe die Cranach - Ausstellung Dresden 1899 grösseres Lieht über die Jugendent-
wickelung des Meisters brachte, unrichtig erschien. Nach der Cranachausstellun g
wurde es, wenn auch noch nicht alle Zweifel gehoben sind, von den meisten
Kennern, die sich darüber ausgesprochen, dem Monogramm entsprechend, als eigen-
händiges vorzügliches Werk Cranaeh's anerkannt. Vergl. K. Woermann: Wissen-
schaftliches Verzeichnis der Gemälde der Cranach-AussteUung, Dresden 1899, S. 23
und in der Zeitschrift f. b. K. 1900, S. 28—29. Desgl. Ed. Flechsig: Cr.-St. S. 82,
83 und S. 252. Anders W. v. Seidlitz in der Gaz. d. Beaux Ä.rts 1899, LT S. 199.
— Alte Kopien von Daniel Fritsch aus Torgau mit der Jahreszahl 1586 im >Gothischen
Hause« zu Wörlitz, mit der Jahreszahl 1596 in der Kirche zu Tempelhof bei Berlin.
— Phot. Tamme ; Bruckm.
Drei weibliche Heilige. Links die heilige Barbara mit Kelch 1 906 B
und Hostie, in der Mitte die heilige Ursula mit dem Pfeil, rechts (1906)
die heilige Margaretha mit dem Drachen. Hinten eine Bergfeste. P 1
Lindenholz ; h. 1,24^ ; br. 0,66^. — Kat. 1887 : N. 1961. — Zuerst im Katalog
von 1835. — Es ist einer der Flügel zu dem besprochenen Mittelbilde N. 1906 A.
Vergleiche alle Bemerkungen zur vorigen Nummer. — Phot. Bruckm.; Tamme.
Der Bethlehemetische Kindermord. Vorn das Gemetzel, das 1 906 C
die Henker anrichten; Haufen erschlagener Kinder; jammernde (1927)
Mütter. Rechts vorn und in der Mitte des Mittelgrundes um- 0 3
stellen geharnischte Reiter den Platz. Im Mittelgrunde der
Palast. Aus der Loggia unter dem Torbogen blicken Zuschauer
herab. Links in der Landschaft die Flucht nach Aegypten.
Lindenholz; h. 1,22%; br. 0,86Va- — Kat. 1887 n. 1892: N. 1931. — Am
7. Not. 1687 durch Bottschild zur Kunetkammer Hh. S. 282. — Inv. 1722, A 1271.
620 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
— Nach Schuchanlt II, S. 44, von einem unbekannten Schüler Cranach's. Vor
allen Dingen muss hervorgehoben werden, dass das Bild entschieden den frühen
Stil Cranach's zeigt. Jedenfalls ist es im wesentlichen als eigenhändige Arbeit
anzusehen. Cr.-Ausst. N. 101. So auch Seidlitz im Repert. XVI S. 377 und Ed.
Flechsig (Cr. -St. S. 92, 127—128 und 298), der es für ein Hauptbild Cranach's aus
der Zeit um 1515 und 1516 erklärt. — Phot. Tamnie; Bruckni.
1 906 D Sechs Bilder in Einem Rahmen. 1. Mittelbild. Christus
(1907) an der Säule. Palasthof. Links steht der Heiland, nach
0 3 rechts gewandt, an die Säule gebunden. Die Geissei hält er
selbst in der Rechten. Rechts an den Stufen beten Maria,
Johannes, der heil. Sebastian und der heil. Rochus, der durch
die Inschrift S. ROCHIVS (sie) gekennzeichnet ist. — 2. Oberes
Halbrund. Die heilige Dreieinigkeit. Gottvater hält
im rechten Arm den Heiland am Kreuze, auf dem linken die
Weltkugel, an der die Taube des heiligen Geistes flattert. —
3. Linkes Seitenbild. Die Verkündigung. Maria kniet
rechts an ihrem Betpult, der Engel links hinter ihr. —
4. Rechtes Seitenbild. Die Darstellung Christi im
Tempel. Maria hält das Kind links auf dem Altar. Der
Priester ist rechts vor ihm anbetend in die Kniee gesunken.
Vorn links die Frau mit den Tauben. — 5. Linkes Sockel-
bild. Die Grablegung Christi. — 6. Rechtes Sockel-
bild. Die Himmelfahrt Christi. Nur die
Beine des Heilands sind in den Wolken noch
sichtbar. Ursprünglich scheint eine Himmel- u.
fahrt Mariae gemeint gewesen zu sein. — \ ¥aM1 FT
Bezeichnet rechts oben auf dem Mittelbilde: "
Lindenholz; Gesarnthöhe: 1,26; Gesamtbreite: 0,79; Mittelbild: h. 0,60;
br. 0,52^. — Kat. 1887 u. 1892: N. 1921. — Das Mittelbild von 1515, das allein
eigenhändig ist, stammt ans dem Schlosse zu Torgau und befand sich 1814 im Land-
schaftshause zu Dresden. — 1861 kam das Ganze, -willkürlich zusammengesetzt, ans
dem Vorrat zur Galerie. Die Teile 2, 5, 6, scheinen, obgleich sie schwerlich zu
dem Mittelbilde gehört haben und kaum eigenhändig sind, doch derselben Herkunft
anzugehören. Sicher anderen Ursprungs sind die Teile 3 und 4, die auch auf
anderem Holze (Tannenholz) gemalt sind. Vergl. Schuehardt II, S. 53 ; Anm. —
So auch Seidlitz im Rep. XVI, S. 377. — Vergl. Flechsig, Cr.-St. I, S. 90—91 und
252. — Phot. Bruokm.; Tamme.
1 906 E Die heilige Katharina. Ganze Gestalt nach rechts unter
(1050) blauem Himmel. Die gesenkte Linke stützt sie aufs Rad,
0 1 die Rechte aufs Schwert.
Lindenholz; h. 1,38; br. 0,46. — Vielleicht 1588 ans dem Nnchlass Lukas
Cranach's d. j. gekauft; Hh. S. 237, doch stimmen die dort angegebenen Kleider-
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 621
färben nicht. Im Inventar 1722—28. B 260, nicht als »danach«, wie H. angab,
sondern als unbekanntes Original. — Kat. 1887 und 1898 N. 1937. — Gegenstück
zum folgenden. — Bei H. wurden diese Bilder zur Schule Cranach's gestellt; von
Waagen (Bemerkungen S. 40) wurden sie für Werke M. Grünewald's erklärt, was
nach dem heutigen Stande der Grünewald-Forschung unmöglich ist. Scheibler (Dr.
Not.) : »Sehr frühe eigenhändige Bilder des älteren Cranach, in der Art derer, die
man eine Zeitlang fälschlich dem Grünewald zuschrieb.« Dankenswerte Erörterungen
Ed. Flechsig's, der gerade dieses Bild und das folgende mit Scheibler entschieden
für Originale Cranach's erklärt, dann aber vor allen Dingen ein genauer Vergleich
mit der Verlobung der heil. Katharina von 1516 im Gothischen Hause zu Wörlitz,
haben uns überzeugt, dass diese Bilder in der Tat Cranach d. ä. selbst zurückzu-
geben, aber keineswegs besonders früh sind, vielmehr- der Zeit um 1516 angehören.
So auch schon Jos. Heller, Cranach, 2. Aufl. S. 61. — Vgl. Flechsig, Cr.-St. S. 95
und 283. — Phot. Tamme; Bruckm.
Die heilige Barbara. Ganze Gestalt nach links unter 1 906 F
blauem Himmel. Den Kelch hält sie in den von ihrer weissen (1951)
Schürze bedeckten Händen. Hinter ihr steht der Turm. 0 1
Lindenholz; h. 1,38; br. 0,46. — Inv. 1722—28, B 261, als unbekanntes
Original. — Kat. 1887 u. 1892 : N. 1938. — Gegenstück zum vorigen. Vergleiche
alle Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Bildnis Herzog Heinrich's des Frommen von 1514. Ganze, 1906 G
etwas nach rechts gewandte Gestalt vor schwarzem Grunde in N 3
reichem »Pluderanzuge«. Der bartlose Fürst trägt rote Bein-
linge, rot-gold geschlitzte Kniehose, ebensolches Wams, grün-
gold geschlitzten Mantel, eine goldene Halskette und einen
rot- weissen Federblurnenkranz. Er ist im Begriff sein Schwert zu
ziehen. Hinter ihm steht ein grosser weisser Hund mit gelben
Ohren, der seinen Kopf zähnefletschend nach rechts zu Boden senkt.
Von Lindenholz auf Leinwand übertragen; h. 1,84; br. 0,82%. — Gegen-
stück zum folgenden. — 1905 mit Genehmigung der Generaldirektion der Eönigl.
Sammlungen nach Vereinbarung mit der Direktion des Kgl. historischen Museums
von diesem übernommen. — Dass dieses Bild und das folgende nicht, wie man
früher behauptete, Herzog Albrecht den Beherzten (f 1500) und seine Gemahlin
Sidonie, sondern den 1473 geborenen Herzog Heinrich und dessen Gemahlin
Katharina, von Mecklenburg nach ihrer 1512 erfolgten Vermählung darstellen, ist seit
den Ausführungen J. und A. Erbstein's (Das wahre Bildnis Albrecht's des Beherzten,
Dresden 1873, S. 10 — 13) allgemein anerkannt. — Als vorzügliches eigenhändiges
Werk Cranach's von 1514 von grosser kunstgeschichtlicher Bedeutung. — Phot. Tamme.
Bildnis der Herzogin Katharina von Mecklenburg, der Ge- | gQß \\
mahlin Herzog Heinrich's des Frommen. Ganze etwas nach N 3
links gewandte Gestalt in reichem rot und goldenem Brokat-
und Sammetkleide, prachtvollem Halsschmuck und einem Hütchen
mit mächtigem Federputz. Sie legt die reich beringten Hände
622 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
vorn übereinander. Rechts vor ihr sitzt ein langhaariges,
hinten geschorenes weisses Hündchen. Links tritt das Schwert-
ende vom Gegenstück hervor. Bez. auf Zettel links unten:
\r\&
L ^>R: C
Von Lindenholz auf Leinwand gezogen; h. 1,84; br. 0,82%. — Gegenstück
zum vorigen. — 1905 aus dem Kgl. historischen Museum. Vgl. die Bemerkungen
zum vorigen. — Phot. Tamme.
1907 Christi Abschied von seiner Mutter. Kniestück. Links steht
(1926) der Heiland mit erhobenen Händen; rechts kniet
Maria mit gefalteten Händen vor ihm; hinter ihr U .
drei andere Frauen, im Hintergründe eine Berg-
und Waldlandschaft. Bezeichnet rechts oben:
21 b
Lindenholz; h. 0,86; br. 0,60. — Die Provenienzangabe
bei H. irrig. Als Inventar-Nummer 2970 1741 aus der Sammlung
Wallenstein in Dux. Ein gleiches Bild in Wien, das Janitschek für das bessere und
frühere hielt, können wir nur als Wiederholung des unseren ansehen. Das ähnliche
Bild in Schieissheim (N. 206) ist in der Landschaft verändert. — Schuchardt n,
N. 239, wollte Cranach's.Hand nicht in dem Bilde erkennen und erklärte das Zeichen
daher ohne Grund für falsch ; später, zu 426 bemerkte er hingegen, Schulbilder seien
diese Darstellungen nicht, dazu seien sie zu entschieden selbständig. Wir stimmen
mit Scheibler, Seidlitz und anderen überein, ein eigenhändiges Bild Cranach's in
ihm zu erkennen und setzen es jetzt in die Zeit bald nach 1516. Vgl. Cr.-A. N. 75.
Zweifel äussert Flechsig, Cr.-St. S. 106. — Phot. Braun XII, 20 ; Tamme ; Bruckm.
1908 Christus am Oelberg. Der Heiland kniet rechts, nach links
(1917) gewandt, in schauriger Bergwildnis. Oben im Halbrund er-
21 a scheint ein Engel mit dem Kreuze zwischen vielen Engelsköpf-
chen. Links unten schlafen die drei Jünger.
Rechts im Mittelgrunde naht Judas mit den
Häschern, den Heiland zu fassen. Bez. r. u.:
i
ywu
Lindenholz; h. 0,68; br. 0,40%. — Das Bild stammte wahrscheinlich aus
dem Nachlasse der Herzogin Katharina. Vgl. Th. Distel, K.-Chr. XXIII, 1888, S.
245 und 246. Wohl Inv. 1722, B 148. Erst 1852 wieder zur Galerie. Daher von
Schuchardt übergangen; denn es mit Schuehardt II, S. 53 Anm. zu identifizieren, ist
1911
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 623
wegen der Flügel, die dieses Bild hatte, nicht gut möglich. Auch nach Scbeibler
(Dr. Not.) eigenhändiges Werk der Frühzeit des Meisters. Flechsig (Cr. -St. S. 92)
schreibt es jetzt mit uns der Zeit um 1516 zu. Vgl. auch Julius Vogel in der
Ztschrft. f. b. K. N. F. XVIII (1907) S. 224. — Phot. Tamme; Bruckm.
Adam. Lebensgrosse . ~ .
ganze Gestalt fast von vorn Jl 3 ^ «L P 2
auf schwarzem Grunde. Den
Oberkörper wendet er leicht
nach rechts, den Apfelzweig
hält er in der gesenkten
Rechten. Rechts der Baum
der Erkenntnis. Bezeichnet
und datiert links unten: (j
Lindenholz; h. 1,70; br. 0,69 %. — Gegenstück zum folgenden. War schon
in der Kunstkammer. Inv. 1722, B 248. — Schuchardt II, 230. — Es gehört zu
den Bildern, die Flechsig (Cr. -St. S. 273), unseres Brachtens ohne genügenden
Grund, Hans Cranach zuschreibt. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Eva. Lebensgrosse ganze Gestalt nach links auf schwär- 1912
zem Grunde. Sie hält den Apfel in der erhobenen rechten, (1909)
einen Apfelzweig in der gesenkten linken Hand. Links der P 2
Baum der Erkenntnis, um den sich die Schlange ringelt.
Lindenholz ; h. 1,69 % ; br. 0,69. — Gegenstück zum vorigen. Mit diesem in der
Kunstkammer und im Inv. 1722—28, B 249. — Schuchardt n, 231. — Phot. Tamme.
Christiana Eulenau. Halbfigur nach links auf 1913
hellblauem Grunde, auf den ihr Schlagschatten fällt. l"f 5 4- (1933)
Sie trägt ein hohes schwarzes Kleid, reiche Hals- ^ 21 a
ketten und einen flachen Federhut. Die Hände
hat sie vor sich zusammengelegt. Bez. r. oben:
Buchenholz; h. 0,20%; br. 0,14%. — Schon im Inventar 1722—28 (B554);
hier auch der Name der Dargestellten. — Nach Flechsig (Cr. -St. S. 274 — 275) von
Hans oder gar vom jüngeren Lukas Cranach. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Ecce Homo. Halbfigur fast von vorn auf schwarzem Grunde. 1914
Der Dornengekrönte hält mit verschränkten Armen eine Rute in (1940)
der Rechten, eine Geissei in der Linken. Oben links und rechts 21 b
neben seinem Haupte flattern anbetende Englein.
Buchenholz ; h. 0,58 % ; br. 0,78 %. — Kat. 1887 u. 1892 : N. 1917 ; Kat.
1896—1905 : N. 1913 A.. — 1874 von Herrn Henry Darby Seymour in England.
Ed. Flechsig machte uns darauf aufmerksam, dass das Bild dem 1534 gemalten
Flügelaltar in der Georgenkapelle des Meissner Doms, dessen Mittelbild auch die
gleiche Hauptfigur zeigt, stilistisch am nächsten steht. Auch nach ihm (Cr. -St.
S. 282) eigenhändig. — Phot. Braun IX, 21 ; Tamme ; Bruckm.
624 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
1915 Herzog Heinrich der Fromme. Lebensgrosse ganze Gestalt
(1939) nach rechts auf rotem Grunde. Der Herzog ist in voller Rüstung;
0 3 von den Beinlingen ist das rechte schwarz und rot gestreift, das
linke schwarz. Mit beiden Händen stützt er sich auf sein mäch-
tiges Schwert. Sein Schatten fällt nach links. Rechts oben das
Wappen. Links oben die Inschrift: HEINRICH HERCZOG ZV
SACHSSEN. LANDGRAVE IN DORINGENN: VND MARd-
GRAVE ZV MEISSENN. Dazu:
J
Lindenholz; h. 2,08^; br. 0,89^. — Eigentum der Stadt Dresden; 1871
der Galerie zur Aufbewahrung übergeben. — Schnchardt II, S. 54 N. 240. — NaWi
Flechsig (Cr.-St. S. 275) wenigstens »vielleicht«, nach uns sicher vom älteren Cra-
nach selbst. — Phot. Braun II, 21; Tamme; Brück m.
1916 Lukretia und Judith. Doppeltafel. Linke Seite: Lukretia
(1918) lebensgross in ganzer Gestalt fast von vorn auf schwarzem
0 2 Grunde. Sie ist mit reicher Halskette geschmückt und von
durchsichtigem Schleiertuche umwallt. Den Kopf wendet sie
leicht nach rechts und stösst sich mit der Rechten den Dolch
in die Brust. — Rechte Seite: Judith lebensgross in ganzer
Gestalt auf schwarzem Grunde, ähnlich angetan. Sie hält
das Haupt des Holofernes in der gesenkten Linken und stützt
sich mit der Rechten aufs Schwert. Bez. u. rechts und links:
Lindenholz; jede Tafel h. 1,72; br. 0,64. — Kat. 1887 u. 1892: N. 1909;
Kat. 189G— 1905: 1910 A. — Schon 1707 aus der KunstkaninK-r, Hh. S. 287; dann
wieder 1725 aus der Kunstkammer (Inv. 1722—28, B 251 u. 252). — Schuchardt II,
232 u. 233. Wegen der liegenden Flügel nicht vor 1537, wegen ihrer Malweise
wahrscheinlich nach 1540 entstanden. — Phot. Braun I, 24; Tamme; Bruckm.
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 625
Adam und Eva. Doppeltafel. Linke Seite: Adam in 1916 A
ganzer Gestalt, nach rechts gewandt, greift mit der erhobenen (1919)
Linken an seinen Kopf und hält in der gesenkten Rechten den 0 2
Apfel. Eechts der Baum der Erkenntnis. — Rechte Seite:
Eva in ganzer Gestalt, nach rechts gewandt, von langem blonden
Haar umwallt, hält den Apfel in der erhobenen
Rechten, einen Apfelzweig in der Linken.
Hinter ihr liegt ein Hirsch. Im Hintergründe
Waldbäume unter blauem Himmel. Links der
Baum der Erkenntnis, um den sich die Schlange
geringelt hat. Bezeichnet rechts unten:
Lindenholz; jede Tafel h. 1,71; br. 0,63. — Kat. 1887 n. 1892: N. 1910;
Kat. 1896—1905 : 1916B. — 1725 aus der Kunstkanimer. Inventar 1722—28, B
250 und 253. Schuehardt II, 228 und 229. Wegen der liegenden Flügel nicht vor
1537 entstanden. — Phot. Braun IV, 21; Hanfst. ; Tamme; Bruekm.
Ein nacktes Knäblein. Es liegt nach links gewandt auf 1917
schwarzem Grunde an grünem Kissen. (1932)
Eichenholz; h. 0,39; br. 0,25%. — 1861 aus dem Vorrat ; vorher nicht nach- 0 2
gewiesen. — Kat. 1887 u. 1892: N. 1920; Kat. 1896-1905: 1916 C. — Wohl eigen-
händige Studie des Meisters. So auch Scheibler (Dr. Not.). — Phot. Tamme ; Bruekm.
II. Bilder aus der Werkstatt des älteren Cranach
Dr. Martin Luther. Halbfigur nach rechts auf grünem 1918
Grunde. Luther trägt einen schwarzen Rock, eine schwarze (1934)
Kappe. Er hält in beiden Händen vor sich die Bibel. Bez. 21 a
rechts oben: Obdormivit in ano 1546 : 10. Feh. Aetatis
suae 63. Darunter: 1532 . etatis sue 45. Mit Ausnahme
der Jahreszahl 1532 ist die Inschrift später hinzugefügt.
Eichenholz; h. 0,18%; br. 0,15. — 1622 aus dem Nachlasse des Baumeisters
Nosseni; 1707 aus der Kunstkammer; Hh. S. 252 und S. 287. — Inv. 1722—28,
B 569. — Gegenstück zum folgenden. Beide früher als eigenhändig. Dagegen mit
Recht Ed. Flechsig (Cr. -St. S. 262). — Phot. Braun IX, 20; Tamme; Brnckm.
Philipp Melanchthon. Halbfigur nach links auf grünem 1919
Grunde. Schwarzer Rock; keine Kopfbedeckung; braunes Haar; (1935)
vorn zusammengelegte Hände. Bez. links : Obdormivit in ano 21 a
1560 . 19 . Aprilis . etatis sue 63 et 63 dierum. Dazu
rechts: 1532 . etatis sue 30.
Eichenholz; h. 0,18%; br. 0,15. — 1622 aus Nosseni 's Nachlass ; Hh. S. 252.
— Inventar 1722 — 28, B 553. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen
zu diesem. — Phot. Braun XI, 15; Tamme; Bruekm.
40
626 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
1922 Kurfürst Friedrich der Weise. Brustbild nach rechts auf
(1938) hellblauem Grunde. Der grauhaarige und grau-
21 a bärtige Fürst trägt einen schwarzen Mantel mit l f 5?
breitem braunen Pelzbesatz. Rechts oben die <»L
Inschrift: $m&ridj ber brttte, Cfyurfürft unb 'vv%
l^er&og 3U Sadrfen. Bez. und datiert links:
Buchenholz; h. 0,13; br. 0,14. 1707 aus der Knnstkammer; Hh. S. 287;
1722 in der Schlosskirche nach Inv. 1722, A 1355. Die Nummer stand dranf.
Später wohl verkauft. 1857 aus Steinla's Sammlung zurückerworben. — Das Bild
ist für die eigene Hand des Meisters nicht fest genug behandelt. Es ist eine der
Wiederholungen, die zu Dutzenden aus der Wittenberger Werkstatt hervorgingen.
I922A Margaretha von Ponickau. Halbfigur nach links auf hell-
(1936) blauem Grunde. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit goldbraunem
P 3 Litzenbesatz, reichen Halsschmuck, Haarnetz und Schleier. Ihre
Arme hält sie gekreuzt vor sich. Bezeichnet oben : MARGRETA
V. PONICKAU GEWESENE IN CHVRFVRSTIN SIBILLEN
FRAVNTZIMMER. Dazu:
i r y 6
Lindenholz; h. 0,52; br. 0,34. — Inv. 1722—28, B. 107. Vgl. Hh. S. 287.
— Kat. 1887 und 1892: N. 1914 und als eigenhändig. Wir stimmen jedoch Flechsig
zu, dass weder die Bezeichnung noch die Malweise auf Cianach's eigene Hand
schliessen lassen und dass das Zeichen vor der Jahreszahl als Mongramm eines
unbekannten Künstlers aus der Werkstatt Cranach's gedeutet werden muss. — Phot.
Tamme; Bruckm.
1923 Die Tochter der Herodias
(1921) vor lnren Eltern. Kniestück.
Myiau Herodes und Herodias sitzen
an gedeckter Tafel. Vor ihnen
steht ihre Tochter. Sie hält
I S
t>
die Schüssel mit dem Haupte
des Täufers auf der Linken, ^
ein Messer in der Rechten.
Vorn rechts trägt ein Diener
Früchte auf. Bez rechts oben:
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 627
Lindenholz; h. 0,82}^; br. 1,21. — Nicht Inv. 1722, B 378, wie H. annahm,
da die Maasse hierzu nicht stimmen ; vielmehr erst nach 1741 aus der Kunstkammer
zur Galerie. — Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht nur als Werkstattbild.
Vielleicht jedoch das ebenda I S. 121 erwähnte, 1537 dem Wittenberger Maler be-
zahlte Bild mit der Historie von Johannes dem Täufer. — 1904 ans Rathaus zu Mylau.
Christus segnet die Kinder. Halbfigurea auf schwarzem 1924
Grunde. Christus steht, nach rechts gewandt, mit segnend er- (1910)
hobener Rechten inmitten der Mütter und Kinder. Ganz vorn 0 2
in der Mitte hält eine von hinten gesehene Frau ihr Jüngstes
im linken Arm und zieht mit der Rechten ein etwas älteres
Mädchen nach sich. Rechts stehen die Apostel. Oben die
Inschrift. VND SIE BRACHTEN KINLEIN (sie) ZV IM
DAS ER SIE ANRVRETE. MARCUS AM X. Dazu be-
zeichnet und datiert:
Jf3"8
Lindenholz; h. 0,83 ; br. 1,20%. — Wohl das Bild, das am 10. November 1677
zur Knnstkammer, nach 1741 zur Galerie kam. Das tüchtige Bild ist in der Durch-
führung nicht fein genug für Cranach selbst. Es ist eine Werkstattwiederholung
nach einem früheren Bilde des Meisters. Das beste eigenhändige Exemplar, das von
1529 datiert ist, besitzt die Stadtkirche zu Naumburg. — Phot. Braun III, 21 ; Bruckm.
Die Predigt des Täufers. Johannes steht links auf einem 1925
Baumstumpf. Den übrigen Vordergrund füllt das lauschende (1911)
Volk: links gepanzerte Krieger, rechts vorn Herren in bürger- Döbein
licher Tracht, hinter ihnen Reiter. Im Hintergrunde Tannen-
wald. Oben halblinks ein grosser Zettel mit der Inschrift (in
gotischen Buchstaben): £uce: am III Ca: 3t fyoff unb friegs»
leute last eud? an eur befolbung
benugen tmb befd)tr>ert nod? über* j >^* ^
fefct niemanbs unb ftoan&et ben
leuten nit bas tfyre ab. 3m lefeten
33ud) 2TCoffi am XVI Ca: T>an a>er
fcfyanfun annimt fan nit einem tr>ie /\i 1/T^
bem anbern bas Hed)t »nb bte roaEjr« Q)
tjait ariberfafyren laffen. Dazu bez. :
40'
628 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Lindenholz; h. 0,72%; br. 1,20%. — Nach H. 1710 ans Leipzig. Nach dem
Inventar der Kunstkaminer von 1741 jedoch am 20. November 1657 zur Knnstkammer,
später zur Galerie. — Ein ähnliches Bild in der Braunschweiger Galerie ist von
1549 datiert und zeigt schon die Hand des jüngeren Cranach. — Schuchardt II, 236
erklärt nnser Bild für eigenhändig; III, S. 148, N. 38 aber nimmt er dies zurück.
In der Tat erscheint es zu schwer in der Durchführung für die eigene Hand des
Meisters. — Phot. Bruckm. — 1904 ans Rathaus zu Döbeln.
1926 Christus und die Ehebrecherin. Halbfiguren auf schwarzem
(1922) Grunde. Die Ehebrecherin steht rechts; der Heiland steht in
0 2 der Mitte, umfasst ihr rechtes Handgelenk mit seiner Linken
und deutet mit der Rechten lebhaft auf sie
zurück, während er sich dem hässlichen, ge- — ^^
harnischten Manne zuwendet, der links vorn p+Jv
mit Steinen im Hut zum Wurfe bereit dasteht. " ** V«'
Bez. links oben: ^
Lindenholz; h. 0,83%; br. 1,20%. — Kam am 20. November 1657 zur Kunst-
kammer; befand sich nach luv. 1722, A 1295, später in der katholischen Kirohe,
kam erst nach 1741 zur Galerie. Schon von Schuchardt II, S. 44, nur als Werk-
stattbild bezeichnet. Doch ist es so klar und fest in der Durchführung, dass eine
eigenhändige Beihilfe des Meisters nicht ausgeschlossen erscheint. — Phot. Bruckm.
1927 Christus segnet die Kinder. In der Mitte steht der Heiland
(1912) in ganzer Gestalt, nach rechts gewandt. Er herzt ein Kiudlein,
Mylan das er auf seinen linken Arm genommen, und legt die Rechte auf
ein anderes, das dessen vor ihm stehende Mutter ihm darreicht.
Links stehen die Apostel. Oben in der Mitte
ein weisser Zettel mit der Inschrift: VND
SIE BRACHTEN KINDLIN ZV IM DAS ER
SIE ANRVRETE. MARCVS AM X. . Da-
runter die Bezeichnung:
Lindenholz ; h. 0,83 ; br. 1,22. — Am 20. November 1657 zur Kuustkammer,
nach 1741 zur Galerie. Vergl. Inventar 1722, B 159. — Erst 1860 oder 1861 aus
dem Vorrat. — Schon von Schuchardt II, S. 44, mit Recht nur als Werkstattbild. —
1904 ans Rathans zu Mylau.
1928 Salomo's Götzendienst. In schlichtem Zimmer steht links
(1920) auf mehrfach gestuftem Sockel das bemalte weibliche Götzen-
Döbein foüci. Salonion kniet anbetend vor dem
Bilde. Hinter ihm stehen fünf seiner
Frauen in der Modetracht der Zeit Cra-
nach's. Bez. unter Salomon's Fuss: "^ C^ w v^--^
Lindenholz; h. 0,74; br. 1,20*/». — Kam am 20. Novomber 1657 zur Kunst-
kammer, erst nach 1741 zur Galerie. — Schon von Schuchardt II, S. 43, mit Recht
nur als Werkstattbild bezeichnet. — 1904 ans Rathaus zu Döbeln.
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 629
Samson und Delila. Hechts vorn sitzt Delila unter dem 1929
Baum. Das Haupt Samson's, der als geharnischter Ritter, (1915)
doch barfuss, dargestellt ist, ruht in ihrem ^3i_ P 1
Schoosse. Sie ist im Begriffe, ihm die Haare
abzuschneiden. Im Hintergrunde auf schroffer
Felsenhöhe eine Festung. Bezeichnet vorn
am Eselskinnbacken :
Lindenholz; h. 0,74%; br. 1,21. — Nach H. 1740 aus Leipzig; nach dem Inv.
der Kunstkammer von 1741 jedoch schon am 20. November 1657 erworben, später
zur Galerie. Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht nur als Werkstattbild. —
Phot. Bruckm.
David und Bathseba. Batliseba sitzt, reich gekleidet, von 1930
vier Mägden umgeben, rechts am Wasser. (1916)
Die im Wasser stehende Magd trocknet ihr ^^^d_ P 1
das linke Bein. Links schaut David vom ■^flfTn~~
Balkon seines Palastes herab. Bez. links A
in der Mitte: "
Lindenholz; h. 0,74; hr. 1,21. — Am 20. Novemher 1657 zur Kunstkammer ;
nach 1741 zur Galerie. — Schon bei Schuchardt LI, S. 43, mit Recht nur als Werk-
stattbild. Immerhin gehört es zu den besten derselben und lässt eine Mitwirkung
deB Meisters nicht ausgeschlossen erscheinen. — Phot. Bmckm.
Fünfteiliger Altar. 1. Hauptbild. Die Ausstellung Christi. 1932
Oben wird Christus dem Volke dargestellt, das rechts unten mit (1928)
erhobenen Händen sein »Kreuzige!« ruft. Links unten werden P 1
die beiden Verbrecher aus dem Gefängnis entlassen. — Darunter
eine Tafel mit vier kleinen Darstellungen, nämlich 2. die Geburt
Christi. 3. Die Anbetung der Könige. 4. Jesus im Tempel.
5. Die Flucht nach Aegypten.
Lindenholz; h. 1,2072 ; br. 0,47. — 1861 aus dem Vorrat; vorher nicht nach-
gewiesen. Die fünf Stücke sind in unserem Jahrhundert willkürlich zusammen-
gesetzt. Vielleicht sind sie einzeln unter den Bildern zu erkennen, die sich nach
Schuchardt II, S. 53 Anm. 1814 im Landschaftsbause zu Dresden befanden und aus
dem Schlosse zu Torgan stammten. Die vier unteren Bilder sind von anderer Hand
als das Mittelbild. N. 3, die Anbetung der Könige, ist eine Werkstattkopie nach
dem grösseren Bilde der Gothaer Galerie. Die Untersuchung dieser Umstände hat
Kd. Flechsig angeregt.
Christi Gefangennehmung und Wiedererscheinung. Links die 1933
Gefangennahme Christi. Petrus ist im Begriffe, dem Mal chus das (1929)
Ohr abzuhauen. Rechts vorn erscheint der auferstandene Heiland P 3
mit dem Kreuzesbanner vor seiner Mutter, die rechts am Gebet-
pulte ^ kniet und sich erstaunt nach ihm umwendet.
630 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
Lindenholz; h. 0,39%; br. 0,35. — Erst 1861 ans dem Vorrat. 1741 noch
in der Kunstkammer. Schwaches frühes Werkstatthild aus zwei ursprünglich nicht
zusammengehörigen Tafeln willkürlich zusammengesetzt. So auch Scheibler (D. Not.).
1934 Die Auferweckung des Lazarus. Links vom entsteigt Lazarus
(1924) der Gruft, Ein kahlkopfiger Alter ist ihm behilflich. Rechts steht
Chemnitz Christus. Vor ihm knieen die beiden Schwestern des vom Tode
Erweckten. Im Mittelgründe viele Zuschauer.
Lindenholz; h. 1,20; br. 0,8272- — Erst nach 1741 aus der Knnstkammer zur
Galerie. —Schon bei Schuchardt II, S.45 mit Recht nur alsWerkstattbild. — Phot. Bruckm.
1935 Die Darstellung im Tempel. Kniestück. Rechts steht Maria
(1923) und hält ihr Kind über den Tisch. Links steht anbetend der
0 2 Priester, neben dem vorn ein Tempeldiener ein Räucherfass
schwingt. Zwischen dem Priester und Maria stehen Anna und
Josef; rechts und links verschiedene Nebenfiguren.
Lindenholz; h. 0,83%; br. 1,20. — Kam am 20. November 1657 zur Kunst-
kammer, erst nach 1741 zur Galerie. — Schon bei Schuchardt II, S. 43, mit Recht
nur als Werkstattbild. — Phot. Bruckm.
1 936 Drei Paare. Kniestück auf schwarzem Grunde. An einem
(1981) Tische, auf dem ein Teller mit Früchten steht: links der Alte
0 3 mit der Jungen, die ihm den Geldbeutel nimmt, während sie
ihn liebkost; in der Mitte der Junge mit der Alten, die ihn
bezahlt; rechts das junge Paar in lebhafter Unterhaltung.
Buchenholz; h. 0,73%; br. 1,21%. — Am 20. Novbr. 1657 zur Kunstkammer,
später im Vorrat, erst 1861 zur Galerie. — Nicht mit den beiden kleinen schmalen
Bildern zu identifizieren, die am 26. Novbr. 1658 zur Knnstkammer kamen ; Hh.
S. 287. — Recht rohes Werkstattbild.
Nachfolger Lukas Cranach d. ä.
1 939 Judith. Kniestück nach links auf schwarzem Grunde. Vor
(1958) der Jüdin im roten Federhut steht ein Tisch, auf dem sie mit
0 3 der Linken das Haupt des Holofernes festhält, während sie das
Schwert in der Rechten erhebt.
Lindenholz; h. 0,20: br. 0,16. — Nach 1741 aus der Knnstkammer. Das Mild
zeigt nur einen gewissen Schulzusammenhang mit danach.
1940 Kaiser Heinrich II. Nach rechts gewandt. Gekrönt und in
(1959) reichem Ornate, hält er in der Rechten das Szepter und legt
P 2 die Linke ans Dach der rechts neben ihm stehenden Kirche.
I.indenholz; h. 0,60; br. 0,32. — Am 30. Dez. 1665 durch Moritz Hahnen,
Amtshauptmann zu Petersberg bei Halle, an Johann Georg IL ; damals als Kaiser
»llenricus Sanctus« bezeichnet; später in der Kunstkammer. — Das Bild gebort
vielleicht der Frühzeit der Cranach'schen Werkstatt an.
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 631
Lukas Cranach der jüngere
Geb. zu Wittenberg den 4. Oktober 1515; gest. zu Weimar, wo-
hin er wegen der Pest geflüchtet war (vgl. F. Warnecke, Lucas
Cranach d. ä., Görlitz 1879, S. 29), den 25. Januar 1586. Schüler
seines Vaters Lukas Cranach d. ä. und dessen Nachfolger in den
städtischen Aemtern wie in der Malerwerkstatt.
Natürlich müssen zunächst die nach 1553, dem Todesjahre seines Vaters,
datierten und bezeichneten Bilder, soweit sie nicht nur der Werkstatt angehören,
dem jüngeren Cranach zugeschrieben werden; doch war dieser längst vor diesem
Zeitpunkte in der Wittenberger Werkstatt tätig, und da sich seine weichere,
flüssigere, in manchen Beziehungen anch flanere Vortragsweise sehr wohl von der-
jenigen seines Vaters und derjenigen anderer Mitschüler nnterscheiden lässt, so ist
es doch möglich, dem jüngeren Cranach eine Keihe von bezeichneten Gemälden zu-
zuschreiben, die eine frühere Jahreszahl als 1553 zeigen.
Elias und die Baalspriester. Der Prophet steht in der Mitte 1 94 1
des Bildes nach links gewandt. Links der Altar, dessen Rauch (1930)
von heller Flamme in mächtigen Wolken gen Himmel zieht. 0 3
Rechts der Altar, dessen Opfer nicht brennt, umtanzt von den
Baalspriestern. Viel Volk im Mittelgrunde. Im Hintergrunde
ein breiter Fluss, an dessen Ufer die Baalspriester getötet
werden. Bez. rechts am Altar:
4-.JT
Lindenholz; h. 1,27^; br. 2,42. — Erst 1861 aus dem Vorrat. Doch wohl
1651 aus dem Naehlass der Herzogin Katharina (Th. Distel K.-Chr. XXTTT, 1888,
S. 245). Jedenfalls, wie Ed. Flechsig uns nachgewiesen, noch 1806 (Füssli, Allgem.
Künstlerlexikon n, S. 931) in der katholischen Hofkirche zu Dresden. Ebenso (doch
schwerlich mehr aus eigener Anschauung) noch Jos. Heller, Lukas Cranach's Leben.
2. Aufl., Nürnberg 1854, S. 62 — 63. — Dieses Bild ist, wie seine deutliche Jahres-
zahl beweist, noch zu Lebzeiten des älteren Cranach gemalt, dem es früher zuge-
schrieben wurde. Vom alten Cranach selbst aber rührt es offenbar nicht her ; man
würde es im allgemeinen als Werkstattbild bezeichnen müssen, wenn nicht die
breitere, weichere, aber doch sichere Hand, sowie der bräunliche Farbenton des
jüngeren Cranach, der das Bild eben in der Werkstatt seines Vaters gemalt hat, in
ihm zu erkennen wären. So zuerst Scheibler (Dr. N.). Flechsig macht darauf auf-
merksam, dass von den beiden links unten dargestellten bärtigen Männern der
ältere Lukas Cranach den älteren darstellt. — Phot. Tamme; Bruckm.
632 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
1942 Die Kreuzigung. In der Mitte das hohe Kreuz, an dem
(1925) der Heiland hängt. Links und rechts die beiden Kreuze mit den
Chemnitz Schachern. Im Vordergründe und Mittelgrundc^viel Volk, aus
dem die Lanzen der Kriegsknechte emporstarren. Links vorn
Maria ohnmächtig in Johannes' Armen, | £/ /\ j f^
von vier Frauen unterstützt. Rechts I J jT vJ
vorn die geharnischten Söldner, die sich
um den Rock des Heilands streiten.
Bezeichnet und datiert am Kreuzes-
stamm: tfQ
Lindenholz; h. 1,20; br. 0,71%. — Schon zur Zeit des Inv. 1722 (A 1289)
in der Galerie. — Bei H. als Cranaoh d. ä., was hei seiner frageweisen Lesart der
Jahreszahl (1563) unmöglich gewesen wäre. Wenn nun auch die richtige Jahreszahl
1546 die Urheberschaft des älteren Cranach noch zuliesse, so zeigt jedoch dieses Bild
schon die Technik und Färbung der Frühzeit des jungen Cranach. Wir halten es
daher für ein eigenhändiges Werk dieses Meisters aus der Werkstatt seines Vaters.
So zuerst Scheibler (Dr. Not.). — Phot. Tamme; Brnckm.
1 943 Der schlafende Herkules und die Pygmäen. Der halbnackte
(1913) Held, dessen Keule zwischen seinen Knieen ruht, schlummert
P 2 rechts auf einem Steine unter einem Baume. Von links kommen
die kleinen Pygmäen herbei, um ihn mit Schwertern, Lanzen,
Hellebarden, Büchsen und Bogen zu Leibe zu gehen. Ein Pfeil
steckt bereits im Bart des Herkules. Zwei Pygmäen sind im
Begriffe, ihm den rechten Fuss abzusägen; ganz rechts hat
einer gar eine Leiter angelegt, um zu ihm hinaufzugelangen.
Hinten im Walde laufen Hirsche und zieht links ein Trupp
Satyrn. Links auf der Höhe eine Stadt. Bez. rechts a. Felsen:
Leinwand; h. 1,89; br. 2,59. — Befand sich zur Zeit des Inventars 1722— 28,
A 1338, auf der »grossen Treppe«. — 1861 aus dem »Vorrat». — Als Gegenstand
wurde früher >der schlafende Waldriege und die Zwerge« angegeben. Die ger-
manischen Sagen8toft"e lagen jener Zeit jedoch ferner als (iie griechischen. Wie in
den zahlreichen Cranachischen i Parisurteilen« ist vielmehr mit Scheibler auch hier
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 633
die Darstellung der antiken Sage in modernem Gewaride anzunehmen, umsomehr, da
diese Sage mit dem angeblichen deutschen Märchen ziemlich genau übereinstimmt.
Vgl. Preller, Griechische Mythologie DJ. Aufl. 1875 S. 219. — Bei H. unter den
Werken des älteren Cranaoh ; dass es in Wirklichkeit ein Werk des jüngeren ist, be-
merkten schon Schuchardt (IT, S. 46) und Waagen (Bemerkungen S. 40) zu dem
folgenden, seinem Gegenstücke, das ihnen allein bekannt war, da das unsere erst
1861 dem Vorrate entnommen •wurde. In der Tat zeigen beide Bilder in charakte-
ristischer Weise die frühere Art des jüngeren Cranach. So auch Scheibler (Dr. Not.).
— Uebrigens befand sich der alte Cranach ja auch 1551, als diese Bilder gemalt
wurden, gar nicht in Wittenberg, sondern in Augsburg. — Phot. Tanim; Bruckm.
Der erwachte Herkules und die Pygmäen. Fortsetzung des 1944
vorigen Bildes. Nach links gewandt steht Herkules da und (1914)
haut mit erhobener Keule auf die auseinanderstiebenden Zwerge P 2
ein, von denen er einen, den er gepackt hat, in der gesenkten
Rechten hält. Andere liegen tot am Boden, nur wenige haben
den Mut, ihm noch die Beine zu zwicken. Links im Mittel-
grunde trägt der Sieger ein Bündel Zwerge auf dem Rücken
davon. Im Hintergrunde Hirsche, Bären und Jäger. Bez.
und datiert in der Mitte am Baumstamme:
Lindenholz ; h. 1,88 ; br. 2,61. — Befand sich zur Zeit des Inventars 1722
bis 1728, A 1339, auf der »grossen Treppe«. — 1861 aus dem »Vorrat«. — Gegenstück
zum vorigen. Vgl. alle Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme; Bruckm.
Kurfürst Moritz von Sachsen und seine Gemahlin Agnes. 1945
Halbfiguren auf grauem Grunde. Der Fürst zur Linken, die (1942)
Fürstin zur Rechten. Vorn eine weisse Brüstung, auf der beider 21 b
Hände ruhen. Der blonde kurzbärtige Fürst hält seine Hand-
schuhe in der Linken, trägt einen schwarzen Mantel über
weissem Wamms mit rotem Aermel und eine niedrige Mütze.
Die Fürstin ist schwarz gekleidet und trägt eine ähnliche
Kopfbedeckung. Zwei lange Inschriften bezeichnen die dar-
gestellten Persönlichkeiten; auf lateinisch den Fürsten, auf
deutsch die Fürstin, dazu Bibelverse. Die Hände beider ragen
in die Inschriften herein. Bezeichnet links oben:
634 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
^5S
r^h
Lindenholz; h. 0,44; br. 0,66V2. — Inventar 1722, A 1369. — Phot. Bruckm.
1946 Die Kreuzigung. In der Mitte, von vorn gesehen, das
(1941) Kreuz Christi; zu beiden Seiten, schräg zu jenem gestellt, die
0 2 Kreuze der Schacher. Unter den Kreuzen zahlreiches, zum Teil
berittenes Kriegsvolk, dessen Lanzen im
Mittelgrunde gen Himmel starren. Links
vorn fällt Maria in Ohnmacht, von Johannes
und einer der vier Frauen unterstützt. Rechts
vorn streiten die Kriegsknechte sich um den
Rock des Heilandes. Bezeichnet unten in "\ rf *7*7
der Mitte an der Pulverflasche: J 3 /J
Lindenholz; h. 1,74; br. 1,26. — Zuerst im Katalog 1835. — Zn Inv. 1722ff.,
B 246, stimmen die Maasse nicht. — Phot. Tamme ; Brnckm.
1947 Kurfürst August ohne Kopfbedeckung. Brustbild fast von
(1943) vorn auf braunem Grunde. Der blonde, rotbärtige Fürst trägt
21 b ein weisses Hemd mit goldenen Knöpfen und einen schwarzen,
reich mit braunem Pelz besetzten Rock.
Pappe; h. 0,40%; br. 0,32%. — Wohl 1707 aus der Kunstkammer. Hh.
S. 287. — Zuerst im Katalog 1835. — Ausgezeichnetes eigenhändiges Werk des
Meisters, doch an allen Seiten angestückt. — Phot. Braun X, 16; Phot. Ges.;
Hanfst.; Bruckm.
1948 Kurfürst Moritz von Sachsen. Ohne Kopfbedeckung. Brust-
(1944) bild nach rechts auf grauem Grunde. Der blonde, kurz bärtige
21 b Fürst trägt über dem schwarzen Rock eine goldene Kette,
einen weissen Kragen und einen braunen Pelz.
Papier; h. 0,40%; br. 0,32%. — 1707 aus der Kunstkaramer als Cranach ;
Hh. S. 287. — Im Inv. 1722, A 309, als Dürer. Eines der schönsten Werke des
jüngeren Cranaeh; doch an allen Seiten angestückt. — So auch schon H. — Phot.
Braun VIII, 22; Phot. Ges.; Hanfst.; Bruckm.
I948A Kurfürst Joachim II. von Brandenburg. Skizze des fast
(1937) von vorn gesehenen Kopfes auf weissem Grunde. Bez. rechts:
21 b
Info
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 635
Pappe; h. 0,40%; br. 0,35%. — Kat. 1887—1902 als N. 1916.— Als Werk
Dürers im Inventar 1722, A 170. — Bisher Lukas Cranach d. ä. zugeschrieben.
So schon bei H.; so Scheibler, Dr. N.; so früher auch Flechsig und dieser Katalog.
Einen gewissen Zweifel äusserte der Verfasser Cr.-A. N. 96 ; »wahrscheinlich vom
jüngeren Cranach« sagte Flechsig Cr.-St. S. 280. Der Dargestellte wurde schon
im Inv. 1722 als »Churfürst von Brandenburg«, später als Markgraf Georg bezeichnet.
Dass es in Wirklichkeit Joachim It. sei, hielt der Verfasser (Cr.-A. N. 98) schon
1899 für möglich, hat Flechsig (Cr.-St. S. 280) genügend belegt. Gewissheit
brachte die Erfurter Ausstellung 1903. Unser Bild erwies sich hier als die Natur-
studie zu dem um 1556 gemalton grossen Bildnis des Kurfürsten Joachim LT. von
der Hand Lukas Cranach d. j. im Besitze Sr. Majestät des deutschen Kaisers. Vgl.
den Erfurter Ausstellungskatalog N. 15 und Dr. Otto Doering »Meisterwerke der
Kunst aus Sachsen und Thüringen«, Magdeburg 1904 TA. 31, Text von M. Fried-
länder S. 16. — Phot. Ges.; Tamme; Hanfst. ; Bruckm.
Schüler und Nachfolger Lukas Cranach d. j.
Kurfürst August mit dem Barett. Brustbild auf schwarzem 1 94g
Grunde etwas nach rechts. Der Fürst trägt einen blondroten (1945)
Vollbart, ein kleines Barett und über dem schwarzen Rock P 2
eine Kette, an der ein Fingerring mit einem Smaragden hängt.
Fichtenholz; h. 0,43%; br. 0,35%. — Wohl Inv. 1722, A 285, als »Dürer«;
doch erst 1861 aus dem Vorrat. Gegenstück zum folgenden. — Wohl nur Werk-
stattarbeit.
Kurfiirstin Anna. Brustbild auf schwarzem Grunde, etwas 1 950
nach links. Sie trägt reichen Schmuck auf dunklem Kleide, (1946)
ein Haarnetz und ein kleines Barett. P 2
Fichtenholz; h. 0,43%; br. 0,35%. — Gegenstück zum vorigen. Allerdings
nicht im Inventar 1722. — 1861 aus dem Vorrat entnommen. — Wohl nur Werk-
stattarbeit.
Eine Prinzessin, aus kursächsischem Hause. Brustbild, 1 95 1
etwas nach links auf dunklem Grunde. Sie trägt eine reich- (1947)
besetzte, eng anliegende Federhaube, eine hohe, weisse Hals- 0 2
krause und ein rotes, reich mit goldenen Ketten behängtes Kleid.
Leinwand; h. 0,3972) br. 0,2S. — 1861 mit den beiden vorigen aus dem
Vorrat. Vergl. die Bemerkungen zu diesem. — Phot. Tamme; Bruckm.
Melanchthon auf dem Sterbelager. Brustbild nach links auf 1 952
hellem Grunde. In weissem Totenhemde mit geschlossenen Augen (1948)
liegt der Reformator da. Sein Bart ist weiss, sein Haupthaar noch 21 b
braun. Unter dem Bilde die Inschrift: Anno verö 1560, Men-
sis Aprilis die 19, ex hac mortali vita in aetemam Dei
et Sanctorum conservationemsancte etplacide emigrauit.
636 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhundert
mae anno 63 cum in ardeniem febrim tncütisset
et paroxismo febrililaboraret septimo. Postrema verba
eins fueruni ho.ec : Nemo rapietoves meas ex manu mea.
Johan : 10 : .
Eichenholz; h ",37: br. 0.27%. — 1871 von Herrn Professor H. Bürckner
erworben. — Schwerlich gut genug für den jüngeren Cranaeh selbst. — Gest. von
H. Bürckner. — Phot. Braun XI. 6: Phot. Ges.; Tamme: Bruckm.
1 953 Die heilige Dreifaltigkeit. Gott Vater hält, in Wolken
(1949) thronend, den Leichnam fies Heilandes auf seinem Seh:
P 3 DieTaui'e des heiligen Geistes schwebt über de- Erlösers Haupt».
Musizierende kleine Engelchen schweben im Wolken-Halbrund.
LindenhMz: k. : in Herzfonn. — 1879 aus Schloss Colditz.
Die Urheberschaft Cranach's 4. j. Ton H. bezweifelt. Indessen hat Th. Distel ur-
kundlich nachgewiesen ( Wissenschaftliche Beilage zur Leipziger Ztg.« 1878, H. 101).
dass das Bild aus Cranach*s Werkstatt hervorgegangen. Eigenhändig braucht es
nicht zu sein. Seidlitz denkt an Heinrich Goeding iRep. XVI, S. 378). — Phot.
Tamme.
1954 Kurfürst August von Sachsen und Johann Georg von Branden-
(1954) bürg. Kniestück. Die beiden in reiche Halskrausen-Zeittracht
0 3 gekleideten Fürsten stehen unbedeckten Hauptes, leicht nach
rechts gewandt, nebeneinander und halten sich an der Hand.
Links und rechts gelbe Vorhänge vor schwarzem Grunde.
Leinwand; h. 1,59; br. 1,56%- — Im Inventar 1772 (A 1276; damals in
Pillnitz* als Original Cranach's: und in der Tat sieht das Bild den späteren Werken
des jüngeren Meisters dieses Namens ähnlich. So auch Seheibler (Dr. Not.). Doch
weist eine zugleich breitere und oberflächlichere Behandlung mit den strohgelben
Lichtern in der Modellierung der Hände es doch nur der Nachfolge dieses Künstlers
zu. — Gustav Müller weist mit Recht darauf hin, dass, nach Maassgabe eines be-
zeichneten Bildes im bist. Museum, der sächsische Hofmaler der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts, Cvriakus Reder, sein Urheber sein könnte. — Phot. Bruekm.
1955 Luther auf dem Sterbelager. Brustbild nach links auf hellem
(1952) Grunde. Im weissen Totenhemde mit geschlossenen Augen, die
P 3 Hände vorn aufeinander gelegt, liegt er da. Sein Haar ist grau.
Lindenholz; h. 0,64; br. 0,50%. — 1622 aus dem Naehlass des Baumeisters
Nosseni zur Kunstkammer; Hh. S. 251. 1857 aus dem Vorrat. — Nach H. •- viel-
leicht» von Lukas Fortenagel, der als Zeitgenosse Lukas Cranach's d. j. in Halle a. S.
gewirkt und Luther nahe gestanden haben soll. Aeltere Quellen, auf die Flechsig
uns aufmerksam gemacht (z. B. Histor. crit. Abhdlgn. üb. d. Leben . . . des Luc.
Cranaeh von Reiners. Hamburg und Leipzig 1761) nennen das Bild eine Kopie nach
"inem bekannten Bilde eines gewissen Fortenagel. das sich auf der Leipziger
Universitätsbibliothek befinden soll. — Phot. Tamme.
E. Sächsische Schule. XVI. Jahrhundert 637
Hans Krell
Maler von Leipzig, erwähnt 1531 — 1565. Tgl. Zeitschr. f. b.
K. X. F. IS 92 ELT S. 55. Von seinen Zeitgenossen »Der
Fürstennialer zubenannt. Unter dem Einflüsse der "Witten-
berger Schule entwickelt. Tätig hauptsächlich zu Leipzig.
Herzog (nachmals Kurfürst) August von Sachsen. Ganze 1956
lel ensgrosse Gestalt nach rechts auf hellgrünem Grunde. Im (1956)
blonden Haar trägt der Fürst ein kleines schwarzes Barett mit 22 c
weisser Feder. Seine Kleidung ist schwarz mit goldenem Be-
satz. Seine Strümpfe sind weiss. Die linke Hand legt er
an seinen Degen, die rechte stemmt er in die Seite. Unter
ihm die Inschrift: VON GOTTES GEXADEX AYGVSTVS
HEBTZO6 ZV SACHSEX LAXDGEOF IX DVEIXGEX VXD
MABGGE0F ZV MEISSEX . DI 1551.
Leinwand; h. 2,02; br. 0,93. — Gemalt für die Herzogin Katharina; 1561
aas deren Hinterlassenschaft (Th. Distel in der K.-Chr. XXIII 1888 Sp. 245); 1587
in der Kumsrkammer ; 1722 in Pütatz. luv. 1722, B 615. Im Kat. 1856 N. 1680
als unbekannt. Wir sind der Ansicht, dass die urkundlichen Beleg«, die Th. Distel
'Zeitschr. für Museologie 1882, N. 12, S. 91) veröffentlicht hat, keinen Zweifel
daran lassen, dass Hans KreU der Urheber dieses Bildes, wie des folgenden, seimes
GijeL-St&okcs, ist. — Phot. lamme : Bruekni.
Herzogin (nachmals Kurfürstin) Anna. Lebensgrosse ganze ( 957
Gestalt nach links auf heilgrünem Gianda Die Gemahlin des (1957)
Kurfürsten August ist im reichen Fürstmnenkostüm ihrer Zeit. 22 a
schwarz, weiss und golden, gekleidet und trägt ein kleines
schwarzes Barett auf der linken Seite ihres Kopfes. Darüber
die Inschrift: VON GOTTES GERADEN ANNA GEBOEEXE
AVS KVXIGLICHEA1 STAM ZU DEXXEMAECK . HEETZOGLX
ZV SACHSEX . LAXTGEEFIX EX DVEIXGEX VXD MAKG-
GEEFP* ZV MEISSEX . EM . 1551.
Leinwand: h. 2,08; br. 0,93. — Gemalt für die Herzogin Katharina; 1561
aus deren Naehlass (Th. Distel, K. - Chr. XXIII 1SSS Sp. 245) ; 15S7 zur Kunst-
kanimer : 1722 in Pillnia ; luv. 1722 B 616 ; später im Geschäftszimmer des Hist.
Museums ; 1S61 zur Galerie. — Gegenstück zum vorigen. VeigL die ferneren Be-
merkungen zu diesem. — Phot. Timme : Bruekm.
Matthias Krodel
Schüler des älteren Cranach. Arbeitete 15S6 — 1591 für
Christian von Sachsen.
21 b
638 Deutsche Schulen. XVI. Jahrhunderfc
1 958 Bildnis eines alten Herrn. Halbfigur nach rechts auf dem
(1960) Grunde eines braunen Vorhanges. Der schwarzgekleidete grau-
bärtige und grauhaarige Herr hält ein rot \ A» r\ 1
gebundenes Buch in der Linken. Rechts / ^ ^7 '
oben ein Wappen. Daneben die Inschrift:
1591 .ET ATIS SV.F LXXVLTIL Jy^
Darunter das Monogramm: '
Lindenholz; h. 0,77 %; br. 0,66. — 1857 ans Steinla's Sammlung. — Phot.
Tamme ; Bruckm.
Zacharias Wehme
Gest. zu Dresden in der Nacht vom 5. zum 6. Jan. 1606. Kur-
fürstlich sächsischer Hofmaler im letzten Viertel des XVI. Jahr-
hunderts. Beeinflusst durch die Schule Lukas Cranach's d. j.
1959 Bildnis des Kurfürsten August. Kniestück halb nach rechts
21 b vor grauer Wand, die links eine Säule, rechts ein grüner, gelb-
gefütterter Vorhang mit Perlenbesatz schmückt. Der Kurfürst
mit kahlem Scheitel, kurzem grauen Haar und Bart trägt eine
schwarze mit Gold verzierte Rüstung und eine rote Achsel-
schärpe. Das Kurschwert hält er in der Rechten geschultert; die
Linke stemmt er in die Seite. Rechts liegt der Helm mit rotem
Federbusch. Bez. links i. d. Mitte: Z.W. F. 1.5. 8. 6.—
Leinwand; h. 1,21%; br. 0,92%. — Befand sich bis 1886 in der königlichen
öffentlichen Bibliothek im Japanischen Palais. Wurde dann zur Galerie abgegeben
und in der Bibliothek durch eine Kopie aus dem Atelier des Herrn Professors
Ferdinand Pauwels ersetzt. — Phot. Tamme.
F. Niederdeutsche Meister des XVI. Jahrhunderts
Kölnische Schule um 1520
1965 Die Abnahme Christi vom Kreuze. Auf Goldgrund. Von
(1855) den Freunden des Heilandes, die ihn vom Kreuze nehmen,
21 c steht der eine unten am Kreuze, der andere oben auf der
Leiter. Maria steht rechts und drückt seine herabhängende
Rechte an ihre Wange. Johannes unterstützt sie; im Mittel-
gründe die andere Maria; vorn links Magdalena.
Eichenholz; h. 0,87%; br. 0,69%. — 1874 vom Kaufmann Fischer in Basel.
— Bei H. als Original B. Bruyn's, dessen Frühzeit es in der Tat so nahe steht,
dass wir es ihm, zumal auch Scheibler (Dr. Not.) die Urheberschaft dieses Meisters
nicht gerade für ausgeschlossen hielt, in den früheren Auflagen nicht abzusprechen
wagten. Inzwischen haben Thode, Firmenich-Bichartz (Barth. Bruyn seine Schule,
F. Niederdeutsche Meister. XVI. Jahrhundert 639
Leipzig 1891, S. 104) undJSeidlitz (Rep. XVI, S. 378) sich entschieden gegen die
Urheberschaft Bruyn's ausgesprochen. Thode und Seidlitz denken an die Frühzeit
des Meisters des Todes Marise (siehe unter Joos van Cleve d. ä., zu N. 809).
Fivinenich-Richartz aber sagt: »Ich möchte das Bild für die Arbeit eines Malers
ansehen, der sich (doch wohl in Köln) an den Meister des Todes Mariae anschloss
und nun den Einfiuss des Meisters des Kreuzaltars erfährt?« Hierbei glauben auch
wir uns vor der Hand beruhigen zu müssen. — Eine grössere Wiederholung von
fremder Hand besitzt das Schweriner Museum. — Phot. Ges.; Tamme; Brnckm.
Barthel Bruyn (auch Brun, nicht de Bruyn)
Geb. 1493 in Wesel; gest. zu Köln zwischen 1553 und
1556. Nachfolger des Jan Joest van Kaikar und des Meisters
des Todes Mariee ia Köln; doch später im modernen italisierenden
Stile der Zeit weiterentwickelt. Tätig in Köln seit 1515.
Bruchstück einer Beweinung Christi. Halbfiguren nach 1966
links auf schwarzem Grunde. Vorn Maria, Christi Mutter, mit (1854)
gefalteten Händen und perlenden Tränen in den Augen; neben P 3
und hinter ihr die anderen beiden Marien und Johannes, alle
mit schmerzlichem Ausdrucke demselben Ziele zugewandt.
Eichenholz; h. 0,76; br. 0,49%. — 1857 aus Prof. Steinla's Sammlung. Da-
mals und bei H. frageweise dem Holländer Märten van Veen, gen. Heemskerk (1498 .
bis 1574) zugeschrieben. Als Werk der mittleren Zeit Barthel Bruyn's zuerst richtig
erkannt von Scheibler (Dr. Not.) — Phot. Braun VIII, 21; Tamme; Bruckm.
Niederdeutsche Meister
XVI. Jahrhundert
Männliches Bildnis. Brustbild nach links auf grünem Grunde. 1967
Kotbrauner Vollbart. Schwarzer Rock und schwarze Kappe. (1897)
Eichenholz auf Pappe; h. 0,23%; br. 0,18%. — Kat. 1887 u. 1892: N. 1904. P 1
— Im Inv. 1722 — 28, B 453. Kam nach einer (erneuerten) Inschrift auf der Rück-
seite 1700 zur Kunstkammer. 1810 ging es auf rätselhafte Weise verloren; 1862
wurde es hinter der Täfelung im Brühl'schen Palais wieder aufgefunden.
Ein Fürstenbildnis. Brustbild fast von vorn auf blauem 1968
Grunde. Gelber Rock, grosser Mantel mit hohem, steifem Kragen (1873)
und Federbarett. In der rechten Hand ein Handschuh. Vorn eine 0 3
Brüstung, rechts ein Vorhang.
Eichenholz; h. 0,18%; br. 0,14%. — Zuerst im Katalog von 1843. Nach
einer alten Inschrift auf der Rückseite wäre der Dargestellte Markgraf Georg Fried-
rich von Anspach (1539 — 1603). Das Bild mag um 1590 gemalt sein.
IL Deutsche Meister vom Ausgange des XVI. bis
zum Ausgange des XVIII. Jahrhunderts
Christoph Schwarz
Geb. bei Ingolstadt 1550; gest. zu München 1597. Von diesem
Jahre noch eine Zeichnung seiner Hand im Dresdner Kupferstich-
Kabinet. Schüler des Hans Bocksberger. Weitergebildet in Venedig.
Tätig vornehmlich zu München.
1969 Die Kreuzigung Christi. Die Kreuze der Schacher bilden einen
(1884) rechten Winkel mit dem Kreuze des Heilandes, zu dessen Füssen
P 7 Johannes und die drei Marien stehen. Im Hintergrunde Wächter
zu Fuss und zu Ross vor der Stadt.
Kupfer; h. 0,29; br. 0,24. — Auf die Herkunft des Bildes weist die auf der
Rückseite befindliche Inschrift hin : Churfürsüieher Säclis. Frau MiUter Verlassen-
schaft . Anno 1623. — Uebrigens erst im Katalog von 1835. — Phot. Bruckm.
Johann Rottenhammer
Geb. zu München 1564; gest. zu Augsburg 1623. Schüler seines
Vaters und des Johannes Donauer zu München; unter dem Ein-
flüsse der Venezianer weiterentwickelt. Tätig lange Jahre in
Venedig, nach 1606 abwechselnd in Augsburg und München.
1970 Die Ruhe auf der Flucht. Maria sitzt mit ihrem Kinde links
(1966) unter einem mächtigen Baume, aus dessen Wipfel Engel Blumen
P 7 herabstreuen. Unten nahen andere Engel anbetend oder Früchte
bringend dem Jesusknabeu. Rechts im Hintergrunde holt Josef
den Esel aus dem Stalle.
Eichenholz; h. 0,26^; br. 0,20Ji. — Inventar 1722, A 374.
Deutsche Schulen. XVI. und XVII. Jahrh. 641
Joseph Heinz
Geboren zu Basel den 11. Juni 1564 (Entdeckung und gütige
Mitteilung von B. Haendcke, vgl. dessen Aufsatz im Jahrb.
A. H. K. H. XV, Wien 1894, S. 45) zu Basel; gestorben
Mitte Oktober 1609 zu Prag. (Nach seiner Grabschrift bei
G. J. Dlabacz, böhmisches Künstlerlexikon Sp. 596.) Schüler
des Hans von Aachen in Rom. Er lebte später in Augsburg
und Prag, wo er 1591 Kammermaler Kaiser Rudolfs IL wurde.
Der Raub der Proserpina, Oben braust der mit vier 1971
schnaubenden Rossen bespannte Wagen des Unterweltgottes (1971)
nach links durch die Luft. Pluto hält die widerstrebende Ge- P 8
raubte, die noch Blumen hinabstreut, fest im Arm. Unten
auf blumigem Rasen ihre Gespielinnen; neun zur Linken, acht
zur Rechten, in ängstlicher Bewegung.
Kupfer; h. 0,63; br. 0,94. — Schon im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1197
als »Ens«. — Das Monogramm des Heinz war auch in der gefälschten Inschrift ent-
halten, die von H. frageweise »Jo. Pinne. Fe. Ao. 1543« gelesen wurde. — Dass
sie gefälscht war, stellte ihre Untersuchung fest. Sie wurde daher 1885 vollends
entfernt. — Dass das Bild ein echtes Bild des Jos. Heinz sei, wurde von H. mit
Unrecht bezweifelt. Es wird als solches, abgesehen von seiner Malweise, nicht nur
durch den Bericht Sandrart's (Teutsche Akademie II, S. 286), nach dem der Meister
das Bild sogar zweimal gemalt hatte, sondern auch durch den alten Stich von der
Hand Luk. Kilian's beglaubigt. — Phot. Braun VIII, 23; Hanfst.; Tamme.
Loth mit seinen Töchtern. Loth sitzt rechts unter der Fels- 1972
wand mit der einen seiner Töchter. Die andere steht ihm links (1972)
gegenüber und giesst ihm Wein in den Becher, den er ihr hinhält. P 10
Kupfer; h. 0,47; br. 0,32. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Urheber-
schaft des Heiuz hei H. mit Unrecht bezweifelt. — Phot. Bruckni.
Ecce homo. Die Hände auf dem Rücken gebunden, fast 1973
von vorn gesehen, steht Christus ohne Dornenkrone in lebhafter (1973)
Bewegung an der Säule. Unten die Inschrift: ECCE HOMO. Freibarg
Leinwand auf Fichtenholz geklebt; h. 1,14; br. 0,74. — 1707 aus der Kunst-
kammer; Hb. S. 287. Inv. 1722, B 355. Dem von H. übersehenen frühen Inventar-
zeugnis gegenüber zweifeln wir auch bei diesem Bilde, wenngleich es in seiner be-
trächtlichen Grösse breiter und flauer gemalt erscheint als die vorigen, nicht an
der Urheberschaft des Heinz. — 1903 ans König Albert-Museum in Freiberg.
Oberdeutscher Meister um 1600
Die Hochzeit zu Kana. Die Tafel, an deren linken Seite 1974
Christus sitzt, zieht sich rechts bildein wärts. Vorn links geht (1904)
Chemnitz
41
642 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
die Verwandlung des Wassers in Wein vor sich. Ein Diener
giesst die Krüge um.
Lindenholz; h. 0,96; br. 0,76%. — Zuerst im Katalog von 1835. — 1902
an die Kunsthütte in Chemnitz. — Phot. Brnckm.
Adam Elsheimer
Getauft zu Frankfurt a. M. den 18. März 1578; gest. am
11. Dezember 1610 zu Rom, wo er wahrscheinlich 1595,
achtzehn Jalire alt, eintraf. Vgl. Dr. Fr. Noack in der Köln.
Ztg. 1906 K 1086 und beschreibendes Verzeichnis der Ge-
mälde im Kaiser Friedrich-Museum 1906 S. 54. Schüler des
Ph. Uffenbach zu Frankfurt; selbständig weiterentwickelt zu
einem Feinmaler und Landschaftsmaler von bahnbrechender
Bedeutung. Tätig zu Rom.
1975 Judith. Kniestück auf schwarzem Grunde. Judith hält
(1970) das Schwert noch in der Rechten und legt das abgeschlagene
21 a Haupt des Holofernes mit der Linken in den Sack, den die rechts
neben ihr stehende alte Magd ihr mit beiden Händen hinhält.
Kupfer; h. 0,33%; br. 0,27%. — Inv. 1722, B 117. 8chon hier alsOriginal
von Elsheimer. Bei H. dem Meister nur mit einem Fragezeichen gelassen. Doch
scheint das Bild in der Tat ein echtes Jugendwerk Elsheimers zu sein. So auch
Bode, Studien, S. 253. — Phot. Hanfst.; Tamme; Bruckm.
1977 Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis. Das hell vom
(1969) Lampenlichte beschienene Götterpaar hat es sich links am Tische
21 c in der Hütte der Alten bequem gemacht. Jupiter trägt das
Stirnband im mächtigen Haupthaar, Merkur seinen Flügelhut.
Baucis steht rechts, ein Tuch über dem Arme, Philemon kommt
mit einem Gemüsekorb im Mittelgrunde zur Türe herein.
Kupfer; h. 0,16%; br. 0,22%. — Zuerst im Inventar 1754. — Ein Haupt-
bild des Meisters. Vergl. Bode, Studien, S. 270 und 277. — Gest. 1612 von H. Goudt.
— Phot. Tamme; Bruckm.
1978 Landschaft mit der Flucht nach Aegypten. Malerische, baum-
(1967) durchwachsene Ruinen. Vorn hält Maria, nach links gewandt,
21 c mit dem Kinde auf ihrem Esel. Josef, der Korb und Säge
niedergelegt hat, steht vor ihr und nimmt ihr das Kind ab.
Kupfer; h. 0,17%; br. 0,22. — Inv. 1722, A. 617. — Scheint spätes Werk des
Meisters. Vergl. Bode, Studien, S. 278. — Phot. Braun X, 17; Tamme; Hanfst.; Bruckm.
Karl Skreta Ssotnowsky von Zaworzitz
Geb. zu Prag im ersten Jahrzehnt des XVII. Jahrhunderts;
begraben daselbst den 1. Aug. 1674. Erstes Bild erwähnt
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 643
von 1627; nach in Sachsen verlebter Jugend, etwa von 1630
bis 1634 in Venedig, Bologna und Rom ausgebildet; seit
1638 in Prag, wo er 1644 der Malergilde beitrat (Dr. Gust.
E. Pazaurek: Carl Screta, Prag 1889).
Der Evangelist Matthäus. Kniestück. Der Evangelist 1979
hält sein Buch auf den Knieen, die Eeder in der Rechten und (1977)
wendet sich zn dem hinter ihm stehenden Engel zurück. Waidheim
Lindenholz ; h. 0,70%; br. 0,90%. — Inventar 1754, II 328. — Gegenstück
zu den folgenden dreien. — 1904 ans Rathaus zn Waldheim.
Der Evangelist Johannes. Kniestück. Der junge Apostel 1980
schreibt ins Buch auf seinen Knieen. Links sein Adler. (1978)
Lindenholz; h. 0,68%; br. 0,91. — Inventar 1754, II 331. — Gegenstück Waldheim
zn dem vorigen und den folgenden. — 1904 ans Rathaus zu Waldheim.
Der Evangelist Markus. Kniestück. Der Evangelist 1981
schreibt hockend* an niedrigem Pulte. Rechts sein geflügelter (1979)
Löwe Waldheim
Lindenholz; h. 0,68%; br. 0,91%. — Inventar 1754, II, 329. —Gegenstück
zu den vorigen und dem folgenden. — 1904 ans Rathaus zu Waldheim.
Der Evangelist Lukas. Kniestück. Der Heilige sitzt vor 1982
seinem Pulte, hält die Feder in der Rechten und blickt (1980)
sinnend zur Seite. Links sein Ochse. waldheim
Lindenholz; h. 0,68%; br. 0,93. — Inventar 1754, II, 330. — Gegenstück
zu den vorigen dreien. — 1904 ans Rathaus zu Waldheim.
Der heilige Gregorius. Halbfigur nach rechts. Vor rot 1983
beschlagenem Pulte liest der Kirchenvater in einem Buche. (1981)
Eine Taube an seiner rechten Schulter. Q 3
Lindenholz; h. 0,96%; br. 0,80. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 477; aus
der Sakristei des ehemaligen Wenzelklosters zu Prag. — Gegenstück zu den folgenden
beiden.
Der heilige Hieronymus. Halbfigur nach links in einer 1984
Höhle. Der alte halbnackte Kirchenvater hält die Feder in (1983)
der Rechten und stützt sich mit der Linken auf das zwischen Q 3
Totenkopf und Kruzifix vor ihm aufgeschlagene Buch.
Lindenholz; h. 0,96; br. 0,80. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 402; aus
der Sakristei des ehemaligen Wenzelklosters zu Prag. — Gegenstück zum vorigen
und folgenden.
Der heilige Ambrosius. Halbfigur nach links vor braunem 1 985
Wandgrunde. Der sinnende Kirchenvater stützt sich mit (1984)
beiden Händen auf die links vor ihm liegenden Bücher. Q 3
41*
644 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Lindenholz; h. 0,99%; br. 0,80. — Inventar Guarienti (vor 1753) X. 403 ;
aus der Sakristei des ehemaligen Wenzelklosters zu Prag. — Gegenstück zu den
vorigen beiden.
1986 Der Apostel Paulus. Halbfigur von vorn. Der Apostel
(1982) in blauer Tunika und roter Toga erhebt predigend die Rechte
Q 3 und stützt die Linke auf sein Buch. Rechts sein Schwert.
Links auf einem Steine die Inschrift: DEO . IN . . .
Lindenholz; h. 0,90; br. 0,83. — Iuventar Guarienti (vor 1753) N 470; aus
der Sakristei des ehemaligen Wenzelklosters zu Prag. — flest von A. W. Böhm.
1987 Moses. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde. Der
(1985) bärtige Gesetzgeber, dessen Haupthaar wie iu Flammen leuchtet,
P 10 erhebt die Gesetzestafeln in der Linken und deutet mit dem
rechten Zeigefinger auf eine derselben.
Lindenholz; h. 0,49; br. 0,57%. — Inventar Guarienti ivor 1753) N. 401
aus der Sakristei des nhemaligen Wenzelklosters zn Prag.
1988 Bildnis des Maltesers Bernhard de Witte.« Kniestück fast
(1986) von vorn auf braunem Grunde. Der schwarz gekleidete Ritter
P 11 trägt ein Malteserkreuz am Mantel und auf der Brust. Inder
gesenkten Linken hält er ein Buch. Links oben über dem
Wappen die Inschrift: BERN ARDUS WITTE; darunter 1651.
Leinwand ; b. 1,24%; br. 0,89%. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Ph.Br. XV. 16.
Johann Heinrich Schönfeldt
Geb. zu Bibrach in Württemberg den 13. März 1609; gest.
zu Augsburg nach 1675. Schüler eines Johann Sichelbein zu
Memmingen; weitergebildet in Rom. Arbeitete in verschiedenen
Städten Süddeutschlands und in Lyon, zuletzt in Augsburg.
1 989 Ein Hirtenfest. In der Mitte plätschert ein Brunnen, vor
(1987) dem euie Hirtin tanzt. Rings im Kreis die zuschauenden
Chemnitz Hirten und Hirtinnen. Bez. r. u. (verkleinert):
Icch
Deutsche Schulen. XYII. Jahrhundert 645
Leinwand ; h. 0,95 ; br. 1,83. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux
mit dem folgenden, seinem Gegenstück. Erwähnt schon von Joachim von Sandrart,
»Teutsche Akademie«, Nürnberg 1675, II, 328. Es waren fünf zusammengehörige
Bilder, die sieh ursprünglich bei Herrn Bürgermeister Marc Anton Jenisch zu Augs-
burg befanden. Das unsre nennt Sandrart ein »Bacchanal«. Bis zum Jahre 1723
befanden sich drei der Gegenstücke in der Sammlung Wrschowecz in Prag. Vergl.
Dr. Toman im Repertorium X (1887) S. 23. — 1902 an die Kunsthntte zu Chemnitz.
Der Gigantenkampf. Unten auf der Erde wälzen und 1990
schleppen Giganten mächtige Felsblöcke. Zwei Schilde liegen (1988)
in der Mitte am Boden. Oben in den Wolken erscheinen die Q 2
Götter des Olymp. Auf den Berggipfeln des Mittelgrundes findet
der Zusammenstoss zwischen den Göttern und Giganten statt.
Bezeichnet unten rechts: J . H . Schönfeld . Feeit.
Leinwand ; h. 0,95 ; br. 1,82. — Mit drei Gegenstücken, von denen nur noch
das vorige in der Galerie erhalten, 1741 aus der Sammlung WaUenstein in Dux.
Vergl. alle Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstück.
Musikalische Unterhaltung am Spinett. In einem hohen, an 1991
allen drei Wänden mit Gemälden geschmückten Saale sitzt vorn (1990)
in der Mitte, von hinten gesehen, eine Dame im gelben Kleide Q 3
spielend am Spinett. Fünf Herren begleiten sie auf verschiedenen
Instrumenten. Bezeichnet in der Mitte:
5?FhL • 1 ec/f
Dazu am Fussboden:
W,
chonjc)c\f-
Leinwand; h. 1,24%; br. 0,92%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. Vorher in der Sammlung Wrschowecz zu Prag. — Gegenstück zum folgenden.
Angeblich Joh. H. Schönfeldt
Musikalische Unterhaltung am Tische. In einem hohen, an 1 992
allen drei Wänden mit Gemälden geschmückten Saale sind vorn (1989)
in der Mitte sechs erwachsene Männer und ein Knabe musi- Q 3
zierend um einen Tisch gruppiert. Links ein Hund.
Leinwand; h. 1,24%; br. 0,91. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. Vorher in der Sammlung Wrschowecz in Prag. Gegenstück zum vorigen. Doch
646 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
ist es, nach dem Inventar der Wrschowecz'schen Sammlung (Dr. Toman im Repert. X,
S. 23—24) erst in Prag von der Hand des seit 1691 in Prag ansässigen Nieder-
länders Jan Onghers (1651— 1730; als Gegenstück zu dem Schönfeldt'schen Bilde
nachträglich hinzugemalt worden. Seine kühlere und glattere Malweise scheint diese
Angabe zu bestätigen.
Christoph Paudiss
Geboren in Niedersachsen um 1618; gest. zu Freising 1666
oder 1667. Schüler des Rembrandt. Nach Deutschland zu-
rückgekehrt, arbeitete er für den Kurfürsten von Sachsen in
Dresden. Später war er Hofmaler des Herzogs Albr. Sig-
mund von Bayern in Freising.
1993 Bildnis eines alten Mannes. Brustbild ohne Hände von vorn
(1818) auf dunklem Grunde. Der Alte trägt einen weissen Vollbart
L 3 und eine Pelzmütze. Bezeichnet links unten:
il
Gi(f[7op?p
/6M-
Lindenholz; h. 0,51%; br. 0,42. — Inv. 1722, A 257; vgl. Hh. S. 287. —
Phot. Bruckm.
1995 Ein Heyducke. Brustbild ohne Hände nach links auf röt-
(1819) lichem Grunde. Der junge Mann trägt einen kleinen schwarzen
M 3 Schnurrbart, langes glattes Haar und eine hohe Mütze. Be-
zeichnet links unten (ähnlich wie N. 1993): Cfyriftoffer pcmb§.
Dazu eine Jahreszahl, von der nur die ersten beiden Zahlen
16 . . deutlich sind.
Leinwand; h. 0,59; br. 0,51%. —Inv. 1722, A 190, als »ein Heyduckeukopft.
— Die Jahreszahl wurde von 11. 1689 (vielleicht nur Druckfehler für 1669) gelesen und
dem entsprechend wurde des Meisters Tod auch später als 1669 angesetzt. Die Jahres-
zahl ist jedoch keineswegs deutlich genug, als dass sie anderweitig überlieferte Daten
umstossen könnte; und überdies würden wir sie 1655 oder 1665 lesen. — Thot. Bruckm.
1 996 Ein Jüngling mit grauem Hute. Brustbild ohne Hände nach
(1821) rechts auf dunklem Grunde. Das bartlose Jünglingsantlitz
47 b
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 647
wird zwischen Hut und weissem Kragen von herabfallenden
Locken umrahmt.
Leinwand; h. 0,75 %; br. 0,60. — Inventar 1722, A 12, als des Meisters
Selbstbildnis. — Phot. Bruckm.
Broder Matthisen
Geboren zu Husum in Schleswig; gest. zu Berlin nach 1665.
Am 10. Nov. 1659 wurde er zum kurfürstlichen Hofmaler in
Berlin ernannt, 1665 als solcher bestätigt. P. Seidel im Jahrb.
d. Pr. K. S. XI. 1890, S. 128.
Vanitas. Auf einem mit persischem Teppiche behängten I996A
Tische, vor einer Säule mit gelbem Vorhange liegt ein Toten- (1275)
köpf zwischen Büchern, Musikinstrumenten und Gefässen. Weiter K 2
links ein rotes Federbarett und eine kleine Taschenuhr. Be-
zeichnet unten links:
-/ tawis'cn jicii
Eine zweite Bezeichnung „Broder Matthisen fecit Anno
16 . ." (H. las 1641) in der Mitte des Buches mit dem Titel
»Astrologisches Jahrbuch etc.«
Leinwand ; h. 1,38 ; br. 1,19. — 1741 durch von Kaiserling. — Kat. 1887
N. 1848. — Durch den oben angeführten Aufsatz erledigt sich alles, auch das in
der ersten Auflage dieses Kataloges über den Meister vermutete. — Phot. Bruckm.
Michael Willmann (Willemans)
Geboren 1629 zu Königsberg; gest. zu Leubus in Schlesien
den 26. August 1706. Schüler von Rembrandt's Schüler Jac.
A. Backer in Amsterdam. Hofmaler des Kurfürsten Friedrich
Wilhelm von Brandenburg. Seit 1649 in Breslau, seit 1656
als Laie im Cisterzienser-Kloster, seit etwa 1660 verheiratet
auf einem Landgute bei Breslau. Vgl. Dlabacz: böhmisch-
schlesisches Künstlerlexikon, Prag 1815, LT S. 374 — 376.
Ein Knabe. Brustbild ohne Hände nach rechts auf bräun- 1 997
lichem Grunde. Der blonde Knabe senkt die Augen. (1996)
Papier auf Eichenholz ; h. 0,47 ; br. 0,35. — Inv. 1722, A 62. Als Gegen- P 8
stand wurde damals ein » Bauern weibskopf« angegeben. Die auf dem Bilde er-
haltene Nummer lässt aber keinen Zweifel an der Identität zu.
648 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahr h.
Willem van Bemmei
Geb. zu Utrecht 1630; gest. zu Nürnberg 1708. Schüler des
Herrn. Saftleven. Nach einer italienischen Reise in Nürnberg
Stammvater einer jüngeren Künstlergeneration.
1998 Abendlandschaft. In der Mitte ein Baum. Links: ein
(1994) Kastell auf halber Höhe. Rechts: vor rötlich schimmernden
Q 2 Bergen ein Wasserfall zwischen Felsen, auf denen ein Hirt
neben einem Zeichner steht. Bez. rechts unten:
Leinwand; h. 1,27; br. 1,98. — Nach H. durch den Grafen Gotter, was sich
jedoch aus dem Inventar Gotter nicht ergibt. Vielmehr wie das folgende, sein
Gegenstück, zuerst im Katalog von 1835.
1999 Morgenlandschaft. Rechts auf dem Wege ein Reiter und
(1995) ein Jäger. Links vorn ein hoher Baum, im Mittelgrunde ein
Q 2 Tal, im Hintergrunde ein von Bergen begrenzter See. Bez.
halbl. ii.: 1661 und (wie das vorige) W.B.
Leinwand; h. 1,27; br. 1,97. — Zuerst im Katalog von 1835. Vergl. die
Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstücke.
2000 Landschaft mit einer Brückenruine. Links Berge und Wald-
(1993) rand; rechts ein Fluss mit einer nur mehr zur Hälfte stehenden
ständehaus Bogenbrücke, im Hintergrunde blaue Berge. Bezeichnet nach
H. : F . W . B. Wir fanden das Monogramm nicht.
Leinwand; h. 0,68%; br. 0,95%. —Entweder das 1699 durch den Hofmaler S.
Bottschild zur Kunstkammer gebrachte oder das durch den Grafen Gotter (vor 1736)
erworbene Bild. Inv. Gotter N. 211. — Jedenfalls im Kat. von 1835 als »unbekannt .
Johann Heinrich Roos
Geb. den 27. Oktober 1631 zu Otterberg in der Pfalz; gest.
zu Frankfurt a. M. den 3. Oktober 1685. Lernte die Kunst
in Holland, reiste in Italien. Seit 1673 Hofmaler des Kurfürsten
Karl Ludwig von der Pfalz, tätig in Cassel, in Mainz, haupt-
sächlich aber in Frankfurt a. M., wo er 1668 Bürger wurde.
Deutsche Schulen. XVIL Jahrhundert 649
Hirten und Herden unter Ruinen. Eechts schlummert eine 200 1
Hirtin zwischen Ziegen und Schafen an einer Mauer. In der (2001)
Mitte liegt eine Kuh, neben der ein Stier steht. Links hinten P 9
graue Berge, vorn ein Hirt, der mit Schafen und Rindern einen
Bach durchschreitet. Bezeichnet halb links unten:
■\6W
Leinwand; h. 0,58%; br. 0,79. — 1699 zur Kunstkaninier. — Inventar 1722,
A 396. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckm.
Hirten und Herden unter Felsen. Rechts unter dem Felsen 2002
haben Hirten ihr Zeltdach ausgespannt und ruhen zwischen (2002)
Schafen, Ziegen und Eseln. In der Mitte sitzt eine Wache P 9
haltende alte Frau vor einem jungen Ochsen. Links schönes
Flusstal. Bezeichnet rechts unten:
JiYOOS.
Leinwand; h. 0,59; br. 0,79. — 1669 zur Kunstkamraer. — Inventar 1722,
A 367. — Gegenstück aum vorigen.
Italienisches Hirtenidyll. Im flussdurehströmten Tal links 2002 A
ein alter Rundturm, rechts Säulenruinen. Im Hintergrunde eine Döbel11
Ortschaft am Fusse des Gebirges. Vorn links ruhen Rinder,
Schafe und eine Ziege; rechts reinigt die Hirtin dem Hirten-
jungen, der vor ihr kniet, den Kopf.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,13. — 1893 als Vermächtnis des Apellations-
gerichtspräsidenten E. F. Nossky. — 1904 ans Rathaus zu Döbeln.
Angeblich Johann Heinrich Roos
Ein schlafender Hirt mit seiner Herde. Vorn rechts liegt der 2003
Hirt schlummernd auf dem Antlitz. Neben ihm wacht sein Hund. (2003)
In der Mitte steht ein rotes, liegt ein weisses Rind. Links Schafe Freiber?
und Ziegen. Im Mittelgrunde eine Backstein-Ruine.
Leinwand; h. 0,36; br. 0,43. — 1741 durch von Kaiserling mit dem folgen-
den. Die Eigenhändigkeit fragUch. — 1903 ans König-Albert-Museum in Freiberg.
Eine Hirtin, die mit ihrem Hunde spielt. Links vorn unter 2004
einem steilen Felsen liegt ein wohlgenährtes Mädchen auf einer (2004)
Freiberg
650 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Mauer und spielt mit ihrem Hunde. Vorn liegen zwei Schafe
mit einem Lämmchen, zwei Kühe und eine Ziege.
Leinwand; h. 0,423^; br. 0,38. — 1741 durch r. Kaiserling mit dem vorigen.
Die Eigenhändigkeit fraglich. — 1903 ans König-Albert-Museum in Freiberg.
Johann Karl Loth
Geboren in München 1632; gestorben in Venedig den 6. Okt.
1698. Schüler seines Vaters Johann Ulrich Loth. In Rom unter
Caravaggio's, in Venedig unter Liberi's Einfluss weiterentwickelt.
Tätig hauptsächlich in Venedig.
2005 Hiob mit seinen Freunden. Kniestück. Rechts sitzt der grau-
(1997) bärtige Dulder, fast von vorn gesehen, in seinem Sessel und
C 2 blickt schmerzlich gen Himmel. Links neben ihm stehen seine
Freunde, unter ihnen ein Alter mit eingehülltem Kopf.
Leinwand; h. 1,22; br. 0,98^. — Inventar 1722, A 184.
2006 Hiob mit seinem Weibe und Kinde. Kniestück. Rechts sitzt
(1998) Hiob mit gefalteten Händen. Links neben ihm stehen sein
F.-M. Weib und sein Kind; hinter ihm einige Freunde.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,40^. — Inv. 1722—28, B 1204. — 189(3 ans
Kgl. Finanzministerium.
2007 Loth mit seinen Töchtern. Kniestück. Der alte Loth sitzt
(1999) am Boden. Seine Töchter reichen ihm den Wein.
F.-M. Leinwand; h. 1,31; br. 1,40%- — 1726 durch Leplat. Inv. 1722—28, A
1587. — 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
2008 Ecce homo. Kniestück. Rechts steht der dornengekrönte
(2000) Heiland im Purpurmantel mit gefesselten Händen und blut-
Chemnitz überströmtem Antlitz. Links vor ihm steht Pilatus im Turban,
mit der Rechten auf ihn deutend. Hinter ihm einer der Häscher.
Leinwand; h. 1,57; br. 1,28. — 1725 durch Leplat. Inv. 1722—28, A 1584.
Bernhard Halder
Schüler des Architekturmalers Dirk Dalens in Holland. Lebte
gegen Ende des XVII. Jahrhunderts in Hamburg.
2009 Architekturstück mit römischer Säulenruine. Vorn rechts
(1976) ein monumentaler Brunnenbau, links eine grosse Vase. In der
Q 3 Mitte des Mittelgrundes eine Dreisäulenruine; im Hintergrunde
Bergzüge. Bez. rechts am Brunnenhaus: Halde?' f.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 651
Kupfer; h. 0,10; br. 0,12%. — Im »Catalogue« von 1765 als»ChristophHalter«.
— H. las ein B. vor der Bezeichnung. In Dresden galt das Bild von Anfang an
für ein Werk des Christoph Halter, welcher 1592 geboren war, 1648 zu Nürnberg
starb, Schüler des Georg Gärtner daselbst und Historienmaler war. H. bezweifelte
nur den Vornamen Christoph desselben. Unser Bildchen rührt aber sicher nicht von
einem Nürnberger Historienmaler der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, sondern
von einem Landschafts- und Aichitekturenmaler der zweiten Hälfte desselben her.
Auch ist es eben nicht Halter, sondern Halder bezeichnet. Es kann daher kein
Zweifel sein, dass es dem oben erwähnten wenig bekannten Meister dieses Namens
zurückgegeben werden muss. Dass sein Vorname Bernhard war, ergibt sich aus
der Bezeichnung eines ähnlichen Bildes im englischen Privatbesitze (Briefl. Mitteilung
Mr. Will. Rowthorns aus Sheffield vom 10. Juli 1894).
Karl Ruthart
"Wahrscheinlich Süddeutscher von Geburt; doch 1663 — 1664
Meister der Antwerpener Gilde. Die früheste Datierung auf
einem seiner Bilder (in Pest) ist 1663. Nach 1672 scheint
er in Italien gelebt zu haben und hier auch gestorben zu sein.
Kirke und Odysseus. In einer mit Tieren jeder Art gefüllten 20 1 0
Höhle wendet Odysseus im Helm sich mit dem Schwert in der (2023)
Rechten der Zauberin Kirke zu, um sie zu zwingen, seine Ge- 48 o
fährten wieder zu entwan-
deln, mit der Linken packt er
sie fest an ihrer Rechten, in
der sie den Zauberstab hält,
während sie mit der Linken
den Trank verschüttet. Unter
den Tieren rechts vorn ein
Strauss, links oben die ausge-
storbene Riesentaube Didus
ineptus (nach A. B. Meyer).
Bez. rechts in der Mitte:
Leinwand ; h. 1,35 ; br. 1,68. — Inv. 1754, TL 379. Schon dort als
und Kirke ; und wenngleich Kirke nach Homer die Gefährten des Odysseus nur in
Schweine verwandelte, so wissen auch wir das Bild doch nicht anders zu erklären.
Bis 1723 scheint es in der Sammlung Wrschowecz in Prag gewesen zu sein. Vergl.
Dr. Toman im Kepert. X (1887) S. 24. Dass die Figuren nicht von Ruthart, sondern
von »Daniel Ens« (Heinz) herrühren, wurde im Dresdner Inv. von 1754, nicht aber
im Inventar Wrschowecz behauptet. Dagegen geht aus dem von Th. Frimmel (Kl.
Galeriestudien S. 59 Anm. 1 und S. 68 Anm. 1) veröffentlichten Material hervor,
dass die Figuren von J. Spillenberger aus Kasehau gemalt sind. — Phot. Bruckm.
652 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
2011 Hirsche und Reiher. Oben in der Mitte auf der Anhöhe
(2024) ein stehender und zwei liegende Hirsche mit Schaufelgeweihen
18 b (zwei von ihnen sind wohl Elentiere). Vorn unten ein "Wasser,
in dem ein Reiher steht, während ein zweiter aus ihm empor-
steigt. Bezeichnet rechts in der Mitte: C . RVTHART .
Leinwand; h. 0,68; br. 0,55%. — 1742 durch Riedel ans Prag. — Gegen-
stück zum folgenden. — Lith. von Zöllner; desgl. von P. Sevestro. — Phot. Bruckm.
20 1 2 Gehetzte Hirsche. Aus dem Waldrande zur Rechten sind
(2025) zwei von Hunden verfolgte Hirsche hervorgebrochen. Der eine
18 b von ihnen ist rücklings zu Boden gestürzt und wird von den
Hunden gepackt, während links aus dem Mittelgrunde ein Jäger
zu Pferde heransprengt. Bez. links unten: C. RVTHART .
Leinwand; h. 0,68; br. 0,56. — 1742 durch Riedel aus Prag. — Gegenstück
zum vorigen. — Lith. von P. Sevestre.
2013 Kampf zwischen Bären und Hunden. Bären und Hunde bilden
(2026) ein wildes, schwer entwirrbares Kampfgewühl. Rechts klettert
14 b ein Bär auf einen Baum. Rechts im Mittelgrunde Wald; links
im Mittelgrunde Berge. Bez. rechts in der Mitte:
C'lwThKRT-
Leinwand; h. 0,68%; br. 0,87. — Inv. 1722, A 718. —Phot. Brann XIV, 15.
Johann Anton Eismann (nicht Lismann)
Geb. zu Salzburg 1604; gest. zu Venedig 1698. Zog über Mün-
chen nach Venedig und arbeitete zum Teil in Verona, hauptsächlich
aber in Venedig. Hier hatte er den Carlo Brisighella, gen.
Eismann, an Sohnesstatt angenommen. Vergl. oben zu N. 564.
2014 Ruinen am Flusse. Rechts zwei Bäume. Links mächtige
(2068) grosse Mauern. In der Mitte steht ein Rundturm auf dem Gewölbe,
P 5 das den Fluss überspannt. Vorn auf dem Wege vier Menschen.
Eichenholz; h. 0,26%; br. 0,30%. — 1727 durch Leplat. — Inventar 1722,
A 1816, als »Lismann«. — Gegenstüok zum folgenden.
2015 Ein Denkmal unter Ruinen. Im Mittelgrunde mächtige, ver-
(2069) fallene graue Mauermassen. In der Mitte davor die Inschrift:
P5 V.Q.P.L.T.I. Rechts davor einige Männer und Frauen
mit einem Hunde.
Eichenholz; h. 0,26%; br. 0,31. — 1727 durch Leplat. — Inv. 1722—28,
A 1817, als »Lismann«. — Gegenstück zum vorigen.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 653
Johann Heiss
Geboren 1640 zu Memmingen; gestorben 1704 zu Augsburg.
Schüler des Joh. Heinr. Schönfeldt in Augsburg. Tätig haupt-
sächlich in dieser Stadt.
Der Auszug der Israeliten aus Aegypten. Links oben schwebt 20 1 6
der Würgengel; vorn auf der Strasse winden sich Sterbende. (2015)
Ganz links steht der Pharao im Turban auf seiner Terrasse Q 1
und weist die Israeliten mit deutlicher Handbewegung fort.
Zunächst dem Palaste stehen Moses und Aaron. Bez. 1. u. :
Leinwand; h. 1,09; br. 2,13J^. — Inventar 1754, II 131.
Abraham Mignon
Getauft den 21. Juni 1640 zu Frankfurt a. M.; gest. daselbst
(nach anderen in Wetzlar) 1679. Soll Schüler J. D. De Heem's
in den Niederlanden und seit 1660 vornehmlich in Utrecht
wohnhaft gewesen sein; 1665 aber ist er wieder in Frankfurt
nachweisbar, wo er 1676 zum letzten Male erwähnt wird.
Ein Glas Blumen mit einem Orangenzweige. Auf einem Marmor- 2017
tisch prangt ein grünes Glasgefäss mit einem Blumenstrauss, (1609)
aus dem ein Orangenzweig hervorblickt. Links vom am Tisch- 19 b
rand eine Schnecke, rechts auf dem Tische eine Birne.
Dunkler Grund. Bezeichnet links unten:
tonen
ö
Leinwand; h. 0,88; br. 0,67. — Inventar 172'2, A 196. — Phot. Ges.
654 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. J ah rh.
2018 Fruchtschnüre an blauen Bändern. Vor dunkler Stein-
(1610) nische, von blauen Bändern zusammengehalten, ein üppiges,
M 1 auch mit Blumen durchflochtenes Fruchtgewinde. Unten in
der Mitte an besonderem blauen Bande eine Orange. Ganz
oben in der Mitte eine Feige, an jeder Seite ein Vöglein. Bez. 1. u. :
iancru^-. dLu
Leinwand; h. 1,01%; br. 0,83%. — Inv. 1722, A 633. — Phot. Bruckm.
20 1 9 Ein Vogelnest im Fruchtkorbe. Rechts unter einem Maul-
(1611) beer bäume ein Henkelkorb voll köstlicher Früchte; im Korbe
17 a auch ein Vogelnest, auf dem Henkel ein Stieglitz. Vorn am
Boden liegen zwischen Melonen, Pfirsichen, Trauben eine Quitte.
Links vorn eine Schnecke, rechts vorn ein Brom beerzweig.
Bezeichnet links unten wie N. 2018: Ab . Mignon . fec .
Leinwand; h. 0,85%; br. 0,70%. — Inventar 1722, A 393. — Phot. Braun
XI, 37 ; Hanfst. ; Tamme ; Bruckm.
2020 Ein Blumen- und Fruchtkranz um Architekturschnörkel. Oben
(1613) im Blumenstraus ein Pfirsichzweig. In der Mitte hängt ein
17 b reiches, links und rechts mit blauen Schleifen befestigtes
Fruchtgewinde. Links unten Johannesbeeren, rechts gelbe
Stachelbeeren. Bez. u. links wie N. 2018: Ab . Mignon . fec .
Leinwand; h. 0,91; br. 0,74. — Inv. 1722, A 209. — Phot. Bruckm.
2021 Herbstfrüchte vor brauner Steinnische. Neben einigen
(1614) Trauben, auf deren rötlichen Blättern ein Schmetterling sitzt,
14 a Hegt links eine geöffnete Wallnuss, in der Mitte ein Pfirsich,
rechts eine Feige. Bez. u. rechts wie No. 201 8 : Ab. Mignon . fec
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,36%. — Inventar 1722, A 197.
2022 Ein Fruchtkorb unter einer Eiche. Rechts ein junger
(1612) Eichbaum, auf dem ein Vogel sitzt. In der Mitte ein Korb,
44 b in dem Trauben, Pflaumen, eine offene Kastanie und eine
Mispel liegen. Andere Früchte am Boden, z. B. eine Quitte
mit einem Käfer. Links vorn zwei Mäuse. Bez. rechts unten:
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 655
e*>
Leinwand; h. 0,86%; br. 0,68%. — Inventar 1722, A 135, als »Kopie nach
De Heem«.
Früchte, ein Krebs und Gläser. Links im Fenster eine 2023
Meise; rechts auf dem Fruchttische eine grüne Decke, weiter (1615)
oben ein roter Krebs; in der Mitte ein Römer mit Gold wein 49 b
und ein Spitzglas mit Rotwein, links eine brennende Lunte
und eine Pfeife. Bez. links unten:
'uqnori ji .
Leinwand; h. 0,89%; br. 0,74%. — Inventar 1722, A 392, als »de Heem«.
Ein Blumenglas auf dunklem Grunde. Auf einem Steinvor-
sprunge ein Blumenstrauss in grünem Glase. Oben eine Libelle
an einer Tulpe; unten eine herabhängende Kornähre. Eine
Schnecke links auf der Platte, eine andere rechts am Rande.
Bez. unten rechts wie N. 2023: A . Mignon . fe .
Eichenholz; h. 0,47; br. 0,36%. — Inventar 1722, A 165, als »de Heem«.
Blumen und Tiere in einer Felsenhöhle. Links Blick ins
Freie, rechts die Felsen. Rechts vorn über buntem Blumen-
strauss ein Stieglitz in seinem Netz; darunter eine Schlange
und Eidechsen. Vorn in der Mitte Frösche im Sumpfe. Unten
links ein Vogel mit einem Regenwurm im Schnabel. Bez. links
in der Mitte wie N. 2023: A . Mignon . fe .
Leinwand; h. 0,8072 ; br. 0,9672- — Inventar 1754, II 567 als »unbekannt«.
Das Eichhörnchen in der Felsenhöhle. In der Höhle sitzt
das Eichhörnchen und frisst eine Eichel. Links oben ein Eis-
vogel, rechts unten ein Dompfaffennest und Frösche im Sumpfe.
2024
(1616)
14 c
2025
(1617)
9 b
2026
(1618)
P 9
656 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Pilze und Eidechsen unten in der Mitte. Bezeichnet unten
halb links wie N. 2023: A . Mignon . fe .
Leinwand; h. 0,91%; br. 0,76%. — Inventar 1722, A 213.
2027 Blumen und Früchte an blauen Bändern. Ein reiches Frucht-
(1619) und Blumengewinde ist oben mit blauen Schleifen am Bogen
12 c eines Steingewölbes befestigt. Rechts bangt an besonderem
blauem Bande noch ein kleinerer Strauss herab. Bezeichnet
oben in der Mitte wie N. 2023: A . Mignon .fe .
Eichenholz; h. 0,40%; br. 0,52%. — Inventar 1722, A. 126.
2028 Totes Geflügel in einer Steinnische. Ein Hahn hängt über
(1621) blauem Tischtuch. Links unten neben ihm liegen eine tote Ente,
M 3 ein Messer und ein Stieglitz. Rechts oben hängen zwei Schnepfen.
Bezeichnet unten links wie X. 2023: A . Mignon . fe .
Eichenholz; h. 0,87%; br. 0,63. — Inventar 1722, Ä 232. Vgl. Hh. S. 287.
— Inv. 1754, II 280 als »Weenix«.
2029 Geflügel über einem Steintische. In der Mitte ein stattlicher
(1622) an einem Bein hängender toter Hahn, dessen Kopf links auf dem
M 3 Steintisch ruht, während rechts eine grüne Jagdtasche liegt.
Leinwand; h. 0,95; br. 0,74. — 1741 durch von Kaiserliug. — Im Inv. 1754,
II 281, als »Weenix'<, wie das vorige, das doch Mignon's Namenszeichnung trägt
2030 Ein Hase und Geflügel unter grünem Vorhang. Rechts auf
(1620) dem Marmortische eine grüne Sammetdecki- unter dunkelgrünem
ständehaus Vorhang. Von der Decke hängen links kleine Vögel und Jagd-
geräte, in der Mitte ein Hase und ein Hahn herab. Rechts
ein Zinnteller mit Pfirsichen uud Trauben.
Leinwand; h. 1,16; br. 0,87. — Inventar 1722, Ä 230, als »unbekannte
Als Mignon bei H.
2031 Ein Hase und Geflügel unter rotem Vorhang. Rechts der
(1623) Vorhang; links auf dem Steintisch ein Korb mit einer toten
ständehaus gnte; m jer Mitte des Tisches ein Hase; rechts ein Truthahn.
Leinwand; h. 1,33; br. 1,33. — 1741 durch von Kaiserling. — Im Inventur
1754, II 550, als Anonymus. — Bei H. als »Mignon«.
Daniel Seiter
Auch Saiter, Seuter, Syder, gen. »der Abendstern' und >il Cava-
liere Daniele«. Geb. zu Wien 1649; gest. zu Turin 1705. Schüler
des Carl Loth in Venedig, des Carlo Maratta in Rom. Tätig
hauptsächlich in Rom und in Turin.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 657
Der heilige Hieronymus. Brustbild, ein wenig nach links. 2034
Der halbnackte Graukopf legt die linke Hand an seine Brust, (2016)
die rechte auf einen Totenkopf. 50 b
Leinwand; h. 0,81; br. 0,70. — Inventar 1722, A 251.
Philipp Peter Roos, gen. Rosa di Tivoli
Geb. 1651 zu Frankfurt a. M.; gest. 1705 zu Tivoli bei Rom.
Schüler seines Vaters Joh. Heinr. Eoos. In Italien unter dem
Einflüsse der bolognesischen Schule weitergebildet. Er lebte in
Rom und schliesslich in Tivoli.
Hirten und Herden in einer Ruinenlandschaft. Verschiedene 2035
Ruinen in der Hügellandschaft. Rechts lagern die Hirten: ein (2005)
Alter am Baumstamm, eine Hirtin, die ihr Kind säugt, ein P 1
schlummernder junger Hirt. In der Mitte Rinder und Ziegen.
Links eine grosse Schafherde.
Leinwand; h. 2,88; br. 4,34. — Inventar 1722, A 116.
Hirten und Herden unter Tivoli. Links Tivoli mit seinem 2036
Rundtempel und seinen Wasserfällen. Links vorn die Hirten: (2006)
ein Alter im Schafspelz, ein halbnackter junger Hirt und die PI
Hirtin, die ihr Kind an der Brust hält. Dazu zwei Hunde.
Rechts zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen.
Leinwand ; h. 2,81 ; br. 4,26. — Inventar 1722, A 92.
Noah nach der Sündflut vor Jehovah. Noah kuiet, von der 2037
Tierwelt umgeben, nach links gewandt, vor Jehovah, der, ihn (2007)
segnend, in feuriger Wolke erscheint. Unter den Tieren ganz K 1
rechts ein weisses Pferd, neben Noah ein Stachelschwein. Auf
der Höhe die Arche neben Palmen.
Leinwand; h. 1,94% ; br. 2,94%. — 1723 mit einem Gegenstück, »Orpheus«,
von Melchior Roos für Moritzburg geliefert. — Inventar 1722, B 17.
Ein Hirt bei seinem Pferde und seiner Herde. Links sattelt 2038
und bepackt ein Hirt sein braunes Pferd. Rechts in der Herde (2008)
ein graues Rind. In der Mitte ein Wasserfall. ständehaua
Leinwand ; h. 2,91 ; br. 4,34. — Inv. 1722, A 26. — Gegenstück zum folgenden.
Ein halbnackter junger Hirt in seiner Herde. Er sitzt rechts 2039
neben seinem Hunde zwischen seinen Ziegen. Links Rinder und (2011)
Schafe. Ganz links eine grosse graue Kuh. Im Hintergrunde P 1
weiss umwölkte blaue Gebirge.
Leinwand; h. 2,90; br. 4,32. — Inv. 1722, A 22. — Gegenstück zum vorigen.
42
658 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
2040 Ein Hirt zu Pferde hinter seiner Herde. Er reitet nach links
(2009) auf einem Schimmel. Neben ihm ein Hund. Vorn ein Gedränge
-K 4 von Rindern, Schalen und Ziegen. Rechts hinten auf der Höhe
eine Ruine.
Leinwand; h. 1,46^; br. 2,22. — Inventar 8° 2463. Also 1740 aus dem
Audienzzimmer zur Galerie. Gegenstück zum folgenden.
2041 Ein ruhender Hirt über seiner Herde. Rechts oben ruht er
(2012) neben seinem Hunde. Vorn ein Pferd. Links und in der Mitte
K 4 Hin Gedränge von Rindern, Schafen, Ziegen.
Leinwand; h. 1,46; br. 2,21. — Inventar 8° 2464. Also 1740 zur Galerie.
Gegenstück znm vorigen.
2042 Eine Herde vor Bergen mit Ruinen. Links ein Felsen, vor
(2010) dem ein Hirt sitzt. Vorn ein Gedränge von Rindern und Schafen.
My'au Leinwand; b. 0,98; br. 1,38. — 1741 durch Ventura Rossi aus Italien. —
1904 aus Kathaus zu Mylau.
Franz Werner Tamm
Heuannt Dapper. Geb. zu Hamburg 1658; gest. zu Wien 1724.
Schüler Th. von Soesten's und Job. Pfeiffer's. In Rom unter
Mario de' Fiori weitergebildet. Tätig hauptsächlich in Wien.
2043 Zwei Tauben. Die ^
(2019) Tauben sitzen vor Felsen
Ar?}*-
P5 neben Blattpflanzen. Links v^/T»V»'T (VtTl */\*
vorn liegen zwei Federn. j£, *^^ ^^/ V»
Bezeichnet rechts oben:
Leinwand; h. 0,36; br. 0,46.
— Inventar 1722, B 224. Also nicht durch Gotter, wie H. annahm. — Gegenstück
zum folgenden. — Phot. Bruckm
2044 Eine Henne mit ihren Küchlein. Die weisse Henne liegt links
(2020) vor Felsen neben Blattpflanzen. Rechts vorn drei Küchlein.
P 5 Leinwand; h. 0,36; br. 0,45^- — Inventar 1722, B 223. — Also nicht
durch Gotter, wie H. annahm. — Gegenstück zum vorigen.
2045 Totes Geflügel. Rechts ein Baumstamm, von dessen Ast
(2021) ein toter Auerhahn herabhängt, während ein Fasan und kleine
K 2 Vögel am Boden liegen.
Leinwand ; h. 1,57 ; br. 1,05. — 1723 durch Wackorbarth mit dem folgenden
nnd noch zwei anderen Gegenstücken. — Inventar 1722, A 1470.
2046 Lebendes Geflügel. Links ein Baumstamm, an dessen
(2022) Fusse zwei Fasanen sitzen. Vorn eine Taube. Oben in der
K 2 Luft ein Raubvogel.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 659
Leinwand; h. 1,56%; br. 1,04%. — 1723 durch Wackerbarth mit dem
vorigen und noch zwei anderen Gegenstücken. — Inventar 1722, A 1469.
Johann Melchior Roos
Geb. 1659 zu Frankfurt a. M.; gest. daselbst 1731. Schüler
seines Vaters Joh. Heinr. Roos; jüngerer Bruder des Ph. P.
Roos. In Italien 1686 — 1690. Arbeitete nach seiner Rück-
kehr hauptsächlich in Frankfurt a. M.
Hirsche im Walde. In der Mitte ruht, nach links gewandt, 2047
ein stattlicher Hirsch zwischen drei Hirschkühen /7 M (2013)
unter einem mächtigen Eichbaume, in dem ^_yvJ\OOS' P 9
Eichkätzchen klettern und Vögel sitzen. Links
im Mittelgrunde blickt ein Fuchs aus dem
Unterholze hervor. Bez. links unten: f71^T
Kupfer; h. 0,76; br. 0,63. — Inventar 1722, A. 281. — Vom Meister selbst
für Moritzburg geliefert.
Jic'n
Peter Strudel von Strudendorff
Geb. zu Cles in Tirol 1660; gest. zu Wien 1714. Schüler des
Karl Loth in Venedig. Nach längerem Aufenthalt in Italien nach
1680 in Wien; seit 1689 Hofmaler daselbst. Begründete 1692,
noch halbwegs als Privatunternehmen, die Wiener Akademie.
Jupiter und Antiope. In üppiger Landschaft schläft [die 2048
schöne Nymphe auf schwellendem Kissen unter rotem Vorhang, (2017)
hinter dem Jupiter in Gestalt eines Satyrs hervorblickt. U 3
Leinwand; h. 1,54; br. 1,81. — Inventar 1722, A 785.
Susanne im Bade. Susanne sucht sich vor den beiden 2049
Alten, die sie hinterrücks von links überfallen, in das Bade- (2018)
becken des rechts vorn plätschernden Brunnens zu retten. LT 3
Leinwand; h. 1,54; br. 1,81. — 1778 mit der Spahn'schen Sammlung. N.
45 der Liste.
John George de Hamilton
Geb. zu Brüssel 1672; gest. zu Wien den 3. Januar 1737.
(Vergl. Alex. Nyäri: Joh. Kupetzky, Wien 1889 S. 49 Anm. 6.)
Sohn und Schüler des James Hamilton, eines schottischen Tier-
malers, der sich in Brüssel niedergelassen hatte. Er lebte eine
Zeitlang in Berlin, seit 1713 aber in Wien, wo er 1721 bis
1728 unter den Kammermalern erwähnt wird.
42*
660 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
2050 Ein gesattelter Grauschimmel. Das Tier steht, nach rechts
(2027) gewandt, auf den Hinterbeinen. Im Hintergrunde links eine
66 a Parkmauer, vor der eine Brunnenfigur ihr Wasser ergiesst.
Eechts unten eine Landschaft. Bezeichnet unten in der Mitte:
(j.^jl
asTfÜUtOr^ 7CC;
l^'O^
Leinwand; h. 0,49%; br. 0,62%. — 1860 aus dem Vorrat. Vorher nicht
nachgewiesen. — Gegenstück zum folgenden.
2051 Ein gefleckter Rotschimmel. Das Tier steht ungesattelt
(2030) nach rechts gewandt. In der geflochtenen Mähne trägt es rosa
66 c Schleifen. Hinten eine kahle Fluss- und Berglandschaft. Bez.
rechts unten: J. O. de Hamilton (wie das vorige) Ao 1704.
Leinwand; h. 0,49%; br. 0,62. — 1860 ans dem Vorrat. Vorher nicht
nachgewiesen. — Gegenstück zum vorigen.
2052 Ein Mohr mit einem Grauschimmel. Das Tier steht un-
(2028) gesattelt nach links gewandt. Der Mohr im Turban hält es
66 c am Zaume. Links vorn liegt rotes Sattelzeug. Links im Hinter-
gründe zieht sich eine Pappel-Allee hin. Bez. rechts uuten:
J. O. de Hamilton (wie N. 1050) Ao 1709.
Leinwand ; h. 0,49V2 ; br. 0,627s,. — 1860 aus dem Vorrat. Vorher nicht
nachgewiesen. — Gegenstück zum folgenden.
2053 Ein Stallbursche mit einem Schimmel. Das Tier steht mit
(2029) blauem Sattel nach links gewandt. An der geflochtenen Mähne
66 a trägt es blaue Schleifen. Der Bursche, der es hält, bringt eine
blaue Satteldecke. Links ein brauner Felsen. Bez. u. 1.: J.
Q. de Hamilton (wie N. 2050) Ao 1709.
Leinwand; h. 0,49%; br. 0,62. — 1860 aus dem Vorrat. Vorher nicht
nachgewiesen. Gegenstück zum vorigen.
Georg Philipp Rugendas
Geboren zu Augsburg den 27. November 1606; gest. daselbst
den 10. Mai 1 742. Lernte in Augsburg. Bildete sich unter dem
Einflüsse des Jacques Courtois (Bourguignon) weiter. Ging
1692 nach Venedig, war aber seit 1695 wieder in Augsburg.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 661
Auf dem Schlachtfelde. Vorn liegen Leichen. Links sind 2054
Soldaten im Begriffe, sie zu plündern. In der Mitte sprechen (2031)
zwei Eeiter miteinander. Rechts im Mittelgrunde zeigt ein 66 a
Priester einem Sterbenden ein Kruzifix.
Leinwand; h. 0,45; br. 0,41. — 1742 durch Riedel aus Prag; als N. 3177;
daher nicht 1741 aus Dos, wie H. annahm.
Johann Kupetzky
Geboren 1667 (nicht 1666) zu Pösing (Bösing) bei Press-
burg; gestorben 1740 zu Nürnberg. Schüler des Benedict
Klaus in Wien. In Italien weitergebildet. Er arbeitete 1706
bis 1709 in Italien, dann in Wien, liess sich aber um 1726
seinem protestantischen Glauben zu Liebe in Nürnberg nieder.
(Alex. Nyäri: »Joh. Kupetzky«, Wien 1889.)
Selbstbildnis des Meisters. Halbfigur nach rechts auf 2055
grauem Grunde. Der Künstler trägt einen kleinen schwarzen (2032)
Schnurrbart und einen braunen Mantel. Er deutet mit dem 61 c
Zeigefinger der halb erhobenen Rechten nach oben.
Leinwand; h. 0,93; br. 0,73. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.
Als Selbstbildnis des Künstlers schon im Inventar von 1754, II 618.
Christian Ludwig Agricola
Geb. zu Regensburg den 5. Nov. 1667; gest. daselbst 1719.
Er reiste viel und hielt sich mit Vorliebe in Augsburg auf.
Landschaft mit muhammedanischen Pilgern. Wilde Berg- 2056
gegend. Rechts vorn ein Eluss; links vorn haben einige (2033)
Muselmänner einen Teppich ausgebreitet, auf dem sie sich, pianeni-v'
nach rechts gewandt, zum Gebete niederwerfen. In der Mitte
werden einige Pferde aus dem Flusse geführt.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,22^. — Inventar 1722, A 634. Durch Agricola
selbst geliefert. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
Landschaft mit dem Mühlstein. Rechts eine Wassermühle 2057
am Bergabhang. Links vorn ein hoher Baum. In der Mitte (2034)
heben einige Leute einen mächtigen Mühlstein von einer P 10
Schleife. Rosenrote Wolken am Himmel. Bezeichnet halb
rechts (nicht ganz unverdächtig): L. A. fec.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,66^. — Inventar 1754, II 462.
662 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Adam Manyoki
Geb. 1673 zu Szokolya in Ungarn; gest. zu Dresden den
6. Aug. 1757. — Seit 1717 Hofmaler in Dresden; 1724
bis 1731 iu seiner Heimat; 1734 in Titel und Gehalt in
Dresden wieder eingesetzt. Vgl. Gustav Müller: Vergessene
und halbvergessene Künstler, Dresden 1895, S. 137 — 139.
2058 Männliches Bildnis. Halbfigur fast von vorn auf grauem
(2081) Grunde. Der Herr im grauärmeligen Rock und schwarzem Man-
61 b tel blickt nach links, deutet aber mit der Rechten nach rechts.
Leinwand ; h. 0,95 ; br. 0,74. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. Früher als »unbekannt^ und als das »Bildnis eines Malers« bezeichnet. —
Nach einer alten Ueberlieferung, laut Angabe des Kustos Hofrat G. Müller, das Bildnis
des Hofmalers Alex. Thiele, gemalt von Adam Manyoki. Da es mit dem Bildo
Manyoki's im Braunschweiger Museum recht gut übereinstimmt, glauben wir diese
Ueberlieferung annehmen zu dürfen.
Unbekannter Meister
Anfang des XVIII. Jahrhunderts
2059 Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts auf bräunlichem
(2082) Grunde. Der braunäugige Herr trägt einen schwarzen Rock,
50 b einen weissen Kragen und lange braune Locken.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,45}^. — Zuerst im Katalog von 1835.
Anton Faistenberger
Geb. 1678 zu Innsbruck oder zu Kitzbühel in Tirol; gest.
1722 (nach anderen 1721) zu Wien. Bildete sich in Italien nach
Poussin und Salvator Rosa. Tätig in Italien und in Wien.
2060 Fluss- und Berglandschaft mit Nymphen. Der Fluss windet
(2035) sich, durch Wasserfälle gespeist, rechts durch das Tal. Links
66 b vorn hohe Bäume, unter denen Frauen in antiker Tracht Wasser
schöpfen. Auf dem Wege ruhen Nymphen. Fischer ziehen ihr
Netz aus dem Flusse. Bez. links unten:
4*&0ftN&ytx
Leinwand; h. 1,21; br. 2,17^. — 1742 durch Riedel ans Prag; als N. 3174;
daher nicht, wie H. annahm, 1741 aus Dux.
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 663
Waldlandschaft mit Räubern. Vorn in der Mitte eine 2061
mächtige Baumgruppe. Links im Walde werden Reiter von (2036)
Räubern überfallen. Zwei Männer, denen ein Hund folgt, ständehans
schleichen ganz vorn herbei. Rechts Fernblick. Im Mittel-
grunde ein Schloss auf dem Berge.
Leinwand; h. 1,47; br. 2,20. — Nach H. 1741 mit dem vorigen aus der
Sammlung Wallenstein in Das. Die Inventarnumnier des Bildes hat sich nicht er-
halten. Vergl. jedoch die Bemerkungen zum vorigen.
Andreas Möller
Geboren zu Kopenhagen den 30. November 1683; gestorben
zu Berlin um 1750. Er lebte als Bildnismaler längere Zeit
in London, dann in Wien, schliesslich in Berlin.
Oliver Cromwell. Brustbild ohne Hände von vorn auf 2062
gelbgrauem Grunde. Der englische Staatsmann mit dünnem, (2079)
ergrauendem Haar und kleinem Bart trägt einen Stahlharnisch M.-G-.
mit kleinem weissen Klappkragen. Er blickt nach rechts.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,61 %. — 1732 von Andreas Möller selbst aus London
(nicht aus Wien) geschickt. Inventar 8° A 2319, Fol. 52. — Möller kopierte es
nach dem Original des Robert Walker, eines der englischen Nachahmer van Dyck's.
— 1891 ans Ministerialgebäude an der Seestrasse.
Graf Moritz von Sachsen. Halbfigur ohne Hände nach 2063
links auf Himmelsgrunde. Der Feldherr trägt einen Harnisch, (2080)
einen feuerroten Mantel und eine mit blauer Schleife verzierte 67 a
Allongeperücke. Er blickt nach vorn.
Leinwand; h. 0,75%; br. 0,62V2- — Zuerst im Katalog von 1835 als Louis
Sylvestre. Den Stil dieses Meisters zeigt das Bild jedoch entschieden nieht. Als
Andreas Möller seit dem Katalog von 1843. — Die Benennung des Darstellers wie
des Dargestellten scheint uns nicht völlig gesichert.
Balthasar Denner
Geboren den 15. November 1685 zu Hamburg-Altona als Sohn
eines Mennonitenpredigers ; gestorben den 14. April 1749 zu
Rostock. Er studierte seit 1707 an der Berliner Akademie.
Ansässig hauptsächlich in London (1721 — 1724) und in
Hamburg, aber, um Aufträge auszuführen, wiederholt in anderen
Städten.
Eine Dame mit grünem Kopftuch. Brustbild ohne Hände nach 2064
links auf gelbgrauem Grunde. Die braunäugige, alternde Dame (2045)
trägt einen mit Pelz besetzten violetten Mantel, ein weisses 65 c
Brusttuch und ein grünes Kopftuch. Bez. 1. n. dem Kinn:
664 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahr h.
U
vn/ne/r
)7)9
Leinwand ; h. 0,34 ; br. 0,26. — Inventar 1722, A 37. — Phot. Tamme ;
Bruckm.
2065 Der heil. Hieronymus. Ein graubärtiger, braunröckiger
(2037) Einsiedler sitzt, nach rechts gewandt, unter einem Felsen.
55 b Hinter ihm ein Tisch mit blauer Decke, einem
Buche, einem Kreuze. Rechts in der Land- 73) /^of
schaft ein Löwe. Bezeichnet rechts unten : — i-J/' iJ/
Leinwand ; h. 0,45 ; br. 0,36. — Inventar 1754, II 717. — Der Löwe deutet
darauf hin, dass Denner, der die Tracht des heil. Hieronymus nicht beachtete, diesen
Heiligen habe darstellen wollen. — Phot. Braun XIII, 18; Tamme.
2066 Bildnis eines alten Herrn in braunem Mantel. Halbfigur
(2 OB 8) ohne Hände nach links auf graubraunem Grunde. Spärlicher
55 a Bartwuchs, kurzgeschorener struppiger grauer Bart, blaue
Augen, lichtbrauner Mantel. Bez. 1. unten: Denner 1731.
Leinwand; h. 0,75%; br. 0,63%. — Inventar 1754, II 278. — Gegenstück
zum folgenden. — Der alte Herr soll einen Forstmeister von J.ützow darstellen. —
Phot. Bruckm.
2067 Bildnis einer bejahrten Frau in weisser Haube. Halbtigur
(2044) ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Die runzlige
55 a Alte trägt ein graubraunes Kleid, ein graugrünes Brusttuch
und eine weisse Haube.
Leinwand; h. 0,74%; br. 0,62. — Inv. 1754, II 279. — Gegenstuck zum
vorigen. — Phot. Bruckm.
2068 Bildnis einer alten Dame mit goldgelbem Kopftuch. Brust-
(2039) bild ohne Hände nach rechts auf gclbgrauem Grunde. Die
56 c blauäugige runzlige Alte tragt einen violetten, mit Pardelpelz
besetzten Mantel und ein goldgelb schillerndes Kopftuch. Be-
zeichnet rechts unten: Denner. 1737.
Kupfer; h. 0,42; br. 0,33. — Zuerst im »Catalogne« von 1815. — Die Pro-
venienzangabe bsi H. bestätigt sich nicht. — Phot. Tamme.
2069 Ein junges Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links
(2041) auf grauem (Jrunde. Die junge Dame trägt ein blaues aus-
67 a geschnittenes Kleid und einen violetten Schleier. Ihr Haar
schmückt eine Orangenblüte. Bezeichnet links unten :
Deutsche Schulen. XVII. Jahrhundert 665
<V) ¥?*
Kupfer; h. 0,37; br. 0,31x/2- — 7 Inventar 1754, II 570. — In unserem Jahr-
hundert bis 1860 im Vorrat. — Phot. Brackm.
Bildnis einer bejahrten Frau mit weissem Kopftuch. Brust- 2070
bild ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Die blauäugige (2040)
runzlige Alte trägt ein gelbes Kleid und ein weisses Kopftuch. 55 b
Bez. links unten (wie das vorige): Denner fec1.
Leinwand; h. 0,43; br. 0,33V2- — Inventar 1754, II 80. Vergl. die Her-
kunft des folgenden, seines Gegenstückes. — Phot. Bruckm.
Bildnis eines Herrn mit langen grauen Haaren. Brustbild 2071
ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Der Alte mit (2043)
kleinem grauen Bart an der Ober- und an der Unterlippe und 55 b
mit langem, etwas struppig abstehendem grauen Haar trägt
einen gelben Rock mit Pelzbesatz.
Leinwand; h. 0,43; br. 0,3372- — 1730 durch Denner selbst geliefert als
Inv. 8° N. 2055. — Uebrigens Inv. 1754, II 79. — Gegenstück zum vorigen. —
Phot. Hanfst.
Ein graubärtiger alter Herr. Brustbild ohne Hände nach 2072
links auf dunklem Grunde. Blaue Augen, graues Haupthaar, (2042)
grauer Vollbart, grauer Eock. 56 c
Leinwand; h. 0,36; br. 0,30%. — Inventar 1722, A 36.
loh. Alexander Thiele
Geb. zu Erfurt den 26. März 1685; gestorben zu Dresden den
22. Mai 1752. — Ursprünglich im Kriegsdienst und Dilettant.
Kopierte nach C. L. Agricola; dann in Dresden unter A. Manyoki
ausgebildet. Seit 1747 sächsischer Hofmaler.
Der Kyffhäuser. Im Mittelgrunde links der Berg mit der 2073
alten Schlossruine, rechts eine Windmühle. Im Hintergrunde 65 b
der Brocken. Vorn links hohe Bäume, in der Mitte ein Weg mit
einem vierspännigen Frachtwagen, rechts ein Fluss. Gelbes
Abendlicht von links. Bezeichnet links unten: Prospect in
Thieringen von den sogenannten berümten Kyphäuser
alten Schloss und Gebürge samt umliegender Gegend,
dass Gesicht gegen den Tartz und Blocksberg ; gemahlt
von Alexander Thielen 1748.
666 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahr h.
Leinwand; h. 1,05; br. 1,53. — Bis 1870 mit 47 anderen Landschaften des
Meisters in der Galerie; von 1870 bis 1886 im kgl. Residenzschloss ; 1886 mit dem
folgenden leihweise vom kgl. Hansmarschallamt zurückgegeben.
2074 Die Zeche „Kurprinz Friedrich" bei Freiberg. Links im
58 a Mittelgründe das Bergwerk; rechts schlängelt der vorn von
einem Holzsteg überbrückte Fluss sich durch die Hügelgegend.
Vorn links hohe Bäume, in der Mitte und rechts verschiedene
Menschen und eine Herde. Kühles Morgenlicht von rechts.
Bezeichnet rechts unten: Le Matin: Ein Prospect in den
Erzgebürge eine Meyle von Freyberg bey der Zeche
der Chur Printz Friedrich genannt, nach dem leben
gemahlet von Alexander Thielen. 1749.
Leinwand ; h. 1,03 ; br. 1,55. — 1886 mit dem vorigen (vergl. die Bemerk-
ungen zu diesem) leihweise aus dem Egl. Hausmarschallamt.
Wenzel Lorenz Reiner
Geboren 1686 zu Prag; gestorben daselbst den 9. Oktober
1743. Schüler verschiedener Prager Künstler, dann in Italien
unter dem Einflüsse Peter van Bloemen's entwickelt. Tätig
in Italien und in Prag.
2075 Römischer Viehmarkt. Im Mittelgrunde Kirchen, Mauern
(2046) und Ruinen. Links ein Obelisk und eine Bettlergruppe unter
66 a einem hohen Baume. Den Platz füllt buntes Treiben. Im
Vordergrunde Vieh jeder Art.
Leinwand; h. 0,73%; br. 0,98. — 1739 durch Riedel aus Prag. Inventar
8° 2461. — Gegenstück zum folgenden.
2076 Römischer Viehmarkt. Rechts eine Bogen- und Säulenruine,
(2047) links der Tiberstrand. In der Mitte des Platzes ein Spring-
67 h brunnen, an dem Pferde und Kühe saufen. Ein Reiter führt
links einen mit Gemüse beladenen Schimmel am Halfter; ein
junger Hirt hält rechts einen Hund auf dem Schoosse.
Leinwand; h. 0,72%; br. 0,98. — 1739 durch Riedel aus Prag. — Gegen-
stück zum vorigen.
Franz de Paula Ferg
Geb. den 2. Mai 1689 zu Wien; gest. 1740 zu London. Schüler
des Joseph Orient. Seit 1718 unter Alex. Thiele in Dresden
weiterentwickelt. Seit 1724 in London.
2077 Jahrmarkt neben einer Bogenbrücke. Links die Brücke
(2048) über dem Flusse, daneben eine Statue. Rechts vor alten Ge-
66 c
Hj&gfe-
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 667
bäuden hat ein Marktschreier unter einem -£""VZ —
Baume sein Zelt aufgeschlagen. Buntes y. V?/'C/
Marktgewühl. Bez. unten in der Mitte: </
Kupfer; h. 0,42%; br. 0,51^. — 1741 durch v. Kaiserling. — Die Provenienz-
angabe bei H. zu diesem uud dem folgenden, seinem Gegenstücke, beruht auf einer
Verwechselung mit derjenigen zu N. 2081 und 2082.
Volksbelustigung am Flusse. Im Mittelgrunde links und 2078
rechts ländliche Gebäude unter Ruinentürmen; in der Mitte (2049)
eine Einbogenbrücke über dem Fluss. Vorn links ein Baum, 66 c
vorn rechts ein Brunnen. Viel Volk auf dem Platze. In der
Mitte wird ein Ringelreigen getanzt; weiter zurück wird gerauft.
Kupfer; h. 0,42%; br. 0,51. — 1741 durch v. Kaiserling. — Gegenstück zum
vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Fährbot am Strom. Links der belebte Dorfplatz mit 2079
hohem Giebelhanse; rechts der Fluss. Ein Fährmann stösst (2050)
mit seinem Nachen ab. Am Ufer ein y 67 b
Reiter mit roter Jacke auf einem Schimmel.
Bezeichnet unten links:
Kupfer; U. 0,20%; br. 0,28. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1525. -
Gegenstück zum folgenden.
Fährbot am Strom. Rechts der belebte Dorfplatz mit 2080
einem Rundturm; links der Eluss. Ein Fährmann ist im (2051)
Begriffe, mit seinem Nachen zu landen. Bezeichnet rechts 67 b
unten (wie das vorige): F. Ferg.
Kupfer; h. 0,20V2 ; br. 0,28. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1526. —
Gegenstück zum vorigen.
Volkstreiben unter alten Ruinen. Im Mittelgrunde links 2081
mächtige Ruinen, in der Mitte unter Bäumen ein Stein- (2052)
Sarkophag, rechts eine Bogenbrücke. Vorn wüstes Volkstreiben. 67 b
Links wird einem unwohl. Rechts ein Zelt. Bezeichnet rechts
unten (wie das letzte): F. Ferg.
Kupfer; h. 0,24%; br. 0,31. — 1727 durch Leplat. Inv. 1722 ff., A 1848.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 2077. — Gegenstück zum folgenden.
Jahrmarkt vor einem Schlosse. Im Mittelgrunde links 2082
eine Einbogenbrücke, rechts ein stattliches altes Schloss. Vorn (2053)
links Markttreiben. Links das Zelt des Marktschreiers. Be- 67 b
zeichnet links unten (wie das letzte): F . Ferg f.
Kupfer; h. 0,24V2 ; br. 0,31. — 1727 dnrch Leplat. Inventar 1722, A 1849.
Vergl. die Bemerkungen zu N. 2077. — Gegenstück zum vorigen.
668 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Ismael Mengs
Geboren zu Kopenhagen um 1688; gestorben zu Dresden den
26. Dezember 1764. Schüler des Franzosen Benedict Coiffre,
der sich von 1709 bis 1717 in Kopenhagen aufhielt. Seit
1714 Hofmaler in Dresden, von wo aus er mit seinem Sohne
Anton Raphael Mengs wiederholt Rom besuchte.
2083 Selbstbildnis des Künstlers. Halbfigur nach rechts vor
(2054) braunem Wandgrund. Links ein roter Vorhang; rechts die
61 a Landschaft. Der Künstler trägt einen dunkelroten Pelzmantel.
Mit der Rechten deutet er in die Landschaft hinaus.
Leinwand; h. 0,85%; br. 0,71. — 1741 durch v. Kaiserling. Im Inv. 1754,
II 385, als Selbstbildnis des Meisters. — Gest. von B. Folin. — Phot. Tamme.
Johann Christian Sperling
Geb. zu Halle an der Saale 1691; gestorben zu Anspach 1746.
Sohn und Schüler seines Vaters Johann Heinrich Sperling in
Hamburg; 1710 Hofmaler in Anspach. Später schloss er sich
an Adriaen van der Werff an. Tätig hauptsächlich in Anspach.
2084 Vertumnus und Pomona. Ovid, Metamorphosen XIV v.
(2055) 623 ff. Vertumnus, der römische Frucht- und Gartengott, sucht
7 b die junge Fruchtgöttin Pomona in Gestalt eines alten Weibes,
ihr Märchen erzählend, zu berücken. Links unter einem Apfel-
baume sitzt das alte Weib. Rechts sitzt Pomona, fast nackt,
auf einer Felsbank. Links vorn eine Giess- ^q fner/n
kanne. Im Hintergrunde Parkbäume. Be- • \ -^'
zeichnet rechts unten am Felsen : ' ^
Kupfer; h. 0,42; br. 0,31%.— 1741 durch von Kaiserling als Inv.-N. 2726,
— Phot. Tamme.
August Querfurt
Geboren zu Wolfenbüttel 1696; gestorben zu Wien 1761. Sohn
und Schüler des Tobias Querfurt; in Augsburg unter G. Ph.
Rugendas weitergebildet. Nach verschiedenen Reisen in Wien
ansässig, wo er am 2. Juli 1752 »Honorarius« der Akademie wurde.
2086 Der Bettler. Eine Dame und ein Herr sind ausgeritten.
(2057) Der letztere ist vorn rechts von seinem Braunen gestiegen und
66 a beschäftigt sich mit seinem Hunde. Die Dame sitzt auf ihrem
nach rechts gewandten Schimmel, wendet sich aber selbst nach
Deutsche Schulen. XV11I. Jahrhundert 669
dem Bettler zurück, der ihr links seinen Hut hinhält. Bez.
halb links unten:
A Que rAirf. pj.,v*.
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,35%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux. — Phot. Brnckm.
Rast vor einer Hütte in Ruinen. Eine Dame sitzt, nach 2087
links gewandt, auf ihrem Schimmel, dem ein Hund vorausläuft. (2058)
Links hält ein Knecht den Braunen des Herrn, der rechts 66 b
unter dem Beistande eines Jägers seine Stiefel A /~\
ordnet. Bezeichnet links unten: ^ V, \-X»~~
Kupfer; h. 0,32; br. 0,42. — 1741 durch von Kaiserling, als N. 2748; also
nicht durch Götter, wie H. angab.
Ein Reiter mit einem Jagdfalken. In der Mitte auf braunem 2088
Rosse ein Herr mit einem Falken auf der Rechten. Links (2059)
ein Jäger. Rechts ein Schimmel, dessen Herr abgestiegen ist. 66 a
Bez. links am Baumstamm, wie N. 2086: A. Querfurt.
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,35%. — 1741 aus der Sammlung Wallenstein in
Dux als N. 2930. Also nicht durch Gotter, wie H. angab. — Phot. Bruckm.
Ein Herr, der von seinem Grauschimmel gestiegen. Ein 2089
Bursche in roter Weste hält einen blau gesattelten Grau- (2060)
schimmel, dessen Reiter neben seinem Hunde steht. Bez. links P 4
unten, wie N. 2086: A. Quer fürt. Das A unter dem Rahmen.
Kupfer; h. 0,21%; br. 0,27. — 1741 durch von Kaiserling als Inv.-N. 2769.
Halt vor dem Zelte. Links vor dem Zelte macht ein 2090
Soldat der Marketenderin den Hof. In der Mitte hält ein Reiter (2061)
auf einem Schimmel. Rechts im Mittelgrunde sprengt ein P 7
zweiter heran. Bezeichnet links am Fass wie N. 2087: A. Q.
Tannenholz; h. 0,227« 5 br. 0,33. — 1741 durch von Kaiserling als Inv.-
N. 2698. — Gegenstück zum folgenden.
Ein Reiter auf weissem Pferde mit einem Jagdfalken. 209 1
Der junge Reiter, welcher den Falken auf der erhobenen Linken (2062)
hält, sprengt nach links. Rechts ein Bursche in rotem Rock 66 b
mit zwei Hunden. Bez. unten in der Mitte: A. Quer . . .
Tannenholz; h. 0,22%; br. 0,30. — 1741 durch von Kaiserling als Inv.-
N. 2699. — Gegenstück zum vorigen.
Christian Seibold (Seybold)
Geboren zu Mainz 1697 (nach anderen 1703); gestorben
1768 zu Wien. Autodidakt, der sich jedoch teilweise auf
670 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
die Nachahmung Balth. Denner's verlegte. 1749 wird er als
»Titular-Cammermahler« in Wien erwähnt, wo er sich nieder-
gelassen hatte.
2092 Ein Knabe mit einer Flöte. Brustbild fast von vorn auf
(2063) gelbgrauem Grunde. Der braunhaarige und braunäugige Junge
56 b trägt einen grauen Federhut und hält eine Flöte in der allein
sichtbaren Rechten.
Kupfer; h. 0,47; br. 0,37. — Inv. Gnarienti (vor 1753) N. 1529. — Alle
unsere Bilder von Seibold gehören nach H. zu den durch Gotter erworbenen. Aller-
dings kommen im Inventar Gotter über ein Dutzend Bilder von Seibold vor; aber
mit Sicherheit lässt sich keins unserer Bilder mit einem der dort verzeichneten
identifizieren. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Tamme.
2093 Ein Mädchen im Schleier. Brustbild fast von vorn auf
(2064) grünlichgrauem Grunde. Das blonde, braunäugige Mädchen
56 b trägt ein hellblaues Kleid und um den Kopf einen gelben
Schleier, dessen Zipfel sie mit der Rechten anfasst.
Kupfer; h. 0,46l/2 ; br. 0,37. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1528. —
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Tamme.
2094 Ein Alter mit gepantherter Pelzmütze. Brustbild ohne
(2065) Hände auf grauem Grunde, fast von vorn, doch mit dem
56 b Kopf nach links gewandt. Es ist ein kräftiger Alter mit
grauem Haar und graublauen Augen. Hemd. Brustharnisch
und Pelz bedecken seine Brust.
Kupfer mit Holzrfickwand ; h. 0,41; br. 0,32%. — Inv. Guarienti (vor 1753)
N. 1598. — Vergl. die Bemerkung zu N. 2092. — Wurde am 22. Okt. 1788 gestohlen,
aber bald zurückgebracht. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
2095 Eine Alte mit grünem Kopftuche. Brustbild ohne Hände
(2066) fast von vorn auf braunem Grunde. Die runzlige Alte trägt
56 b ein rotes, mit lockerem Pelz besetztes Kleid. Vor ihrem Kopfe
fällt ein grünes Tuch auf ihre Schultern herab.
Kupfer; h. 0,41%; br. 0,32%. — Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1599. —
Vergl. die Bemerkungen zu N. 2092. — Gegenstück zum vorigen — Phot. Ges.;
Tamme; Hanfet.; Bruckm.
2096 Selbstbildnis des Künstlers. Halbfigur nach rechts auf
(2067) graubraunem Grunde. Der stattliche Meister mit glatt rasiertem
60 b Gesichte, langem Halse und bräunlichen Augen trägt einen
grünen Rock, eine grüne Mütze und einen grauen Mantel.
In der Linken hält er seine Pinsel und seine Palette.
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 671
Leinwand; h. 0,74; br. 0,61. — Inventar 1754, II 49. — Ist nach den
Maassen sieher nicht das im Inventar Gotter verzeichnete Selbstbildnis des Meisters.
— Vergleiche überhaupt die Bemerkung zu N. 2002.
Johann Georg Plazer (Platzer)
Geb. 1702 zu Eppan in Tirol; gest. 1760 zu St. Michael in Tirol.
Sohn des Joh. Victor Platzer 1665—1708); bildete sich seit
1721 in Wien; und in Wien war er auch hauptsächlich tätig,
bis er sich nach Tirol zurückzog. Vergl. Const. von Wurzbach,
Biogr. Lexikon des Kaiserturas Oesterreich XXII, Wien, 1870,
Seite 410—411.
Krösus und Solon. Links durch den Torbogen drängen 2097
sich Menschen in die Palasthalle. Rechts vorn sind die Schätze (2074)
des Krösus aufgehäuft, der im Turban und Hermelin in der 66 a
Mitte steht und auf seinen Reichtum deutet. Links neben ihm
mit abwehrender Geberde Solon iu schwarzem s-p
Unter-, grauem Obergewande. Bez. links unten: Jif * ^/L^
Kupfer; h. 0,40%; br. 0,59. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1727. —
Gegenstück zu den drei folgenden.
Die Samniten vor Curius Dentatus. Der Konsul, den die von 2098
rechts mit reichen Gaben genahten Samniten zu bestechen suchen, (2075)
sitzt links am Kaminfeuer und wendet sich verachtungsvoll nach 66 a
den Verführern um. Neben ihm stehen sein Weib und sein Kind.
Ganz links blicken zwei Sklavinnen durch die Tür. Bez. rechts
unten (wie das vorige) : J . G . Plazer.
Kupfer; h. 0,40%; br. 0,59. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1726. —
Gegenstück zum vorigen und zu den beiden folgenden. — Der Gegenstand wird im
Inventar Guarienti als »Cajus Fabritius« aufgefasst, den Pyrrhos von Epiros zu be-
stechen suchte. Schon seit dem Inventar von 1809 aber ist »Curius Dentatusc an
dessen Stelle getreten.
Merkur und Herse. Zwischen ihren Dienerinnen steht Herse 2099
mit einem Pokale im Arme. TJeber ihr schwebt Merkur, der (2076)
Götterbote, der sie liebt. Rechts vorn opfern Frauen vor einem 76 a
Tempel, dessen Säulen mit Kränzen umwunden sind. Bezeichnet
links in der Mitte (wie die vorigen): J . G . Plazer.
Knpfer; h. 0,40; br. 0,59. — Inventar Guarienti (vor 1753) N. 1728. —
Gegenstück zu den vorigen und dem folgenden.
Bacchus und Ariadne. Links die belebte Meerbucht; Ariadne 2100
sitzt unter einem rebennmschlungenen Baume. Bacchus, der so- (2077)
eben seinem Pantherwagen entstiegen, steht rechts neben ihr 67 a
672 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahr h.
und legt seinen rechten Arm auf ihre Schulter. Zahlreiche
Satyrn und Bacchantinnen umringen das Paar. Bezeichnet
rechts unten (wie die vorigen): J . O . Pia z er.
Kupfer; h. 0,40; br. 0,59. — Inventar Quarienti (vor 1753) N. 1725. —
Gegenstück zu den drei vorigen.
Georg Dathan
Geb. um 1703 in Mannheim (Nagler) und daselbst auch an-
sässig (Füssli). Nähere Lebensumstände unbekannt.
2101 Allegorie auf die Vermählung der Prinzessin Maria Josepha
(2085) von Sachsen mit dem Dauphin von Frankreich im Jahre 1747. Die
67 c Prinzessin thront rechts unter einer Pallasstatue. Eine alle-
gorische Gestalt überreicht ihr eine lauge Kette mit den
Xameuszügen ihres Gatten (L) und ihrer selbst (MJ); eine
andere gibt ihr einen Schlüssel. Zu ihren Füssen flechten drei
nackte Knäblein die goldenen Zahl-Buchstaben MDCCXLVTI mit
Lorbeerzweigen aneinander. Bezeichnet unten in der Mitte:
yiorqJDatnaii f^4-ß
Apfelholz; h. 0,57; br. 0,41%. — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot.
Bruckm.; Tamme.
Anton Kern (Körne)
Geboren zu Tetschen in Böhmen 1710; gestorben zu Dresden
den 8. Juni 1747. Schüler des Hofmalers L. Rossi in Dresden
und des Giovanni Battista Pittoni in Venedig. Seit 1 738 wieder
in Italien; 1741 Hofmaler in Dresden.
2102 Der Bethlehemitische Kindermord. Bogenhallen. Rechts vurn
(2086) zwei mächtige Säulen. Wüstes Gemetzel. Rechts sprengt ein
67 c römischer Hauptmann, Befehle gebend, heran und beugt sich
eine Mutter über ihren ermordeten Liebling. Oben links in der
Luft erscheinen Engel mit Palmzweigeu und Kränzen.
Leinwand; b. 0,73; br. 0,96%. — 1740 aus dem künigl. Schlafgemach
(N. 2492). — um 1739 in Rom gemalt.
Christian Wilhelm Ernst Dietrich (Dietricy)
Geb. zu Weimar den 30. Oktober 1712; gest. in Dresden den
23. oder 24. April 1774. Schüler seines Vaters Joh. Georg
Dietrich in Weimar und des Landschaftsmalers Alexander
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert , 673
Thiele in Dresden. Seit 1741 Hofmaler, seit 1746 Galerie-In-
spektor zu Dresden, seit 1763 Direktor der Porzellan-Manu-
faktur zu Meissen, seit 1765 Akademie-Professor in Dresden.
Die Anbetung der Könige. In einer Felsenhöhle sitzt Maria 2103
mit dem Kinde; Josef steht rechts hinter ihr. Von links (2123)
drängen sich die anbetenden Könige mit ihren Geschenken her- 65 c
vor. Vorn in der Mitte kniet der Schwarze. Im Mittelgrunde
blickt ein Kameel herüber. Links oben Engel im Himmels-
glanz. Bez. rechts unten:
' > >/. -
Leinwand; h. 0,87 J^ ; br. 1,14%. — Inventar 1752, II, 652. — 1861 aus
dem Vorrat. — Bei der Maassangabe damals die Höhe und Breite verwechselt.
Wichtig als ganz frühes Werk des Meisters, noch »Dietrich« anstatt >-Dietricy? be-
zeichnet. — Phot. Bruckm.
Die Hochzeit zu Cana. Grosse Hochzeitstafelrunde. Christus 2 1 04
sitzt vorn links und kehrt der Gesellschaft den Rücken, um den (2115)
mit den Krügen beschäftigten Dienern zu befehlen. Draussen in 67 a
der Mitte eine Pyramide und ein ry. ■ / - // f^nß,
Triumphbogen. Bez. rechts unten: -LJit'Uiu/ ^j^
Buebenholz; h. 0,19; br. 0,26}^. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die
Jahreszahl ist auf dem Bilde eher 1735 als 1739 zn lesen.
Die Darstellung im Tempel. Links oben sitzen die Schrift- 2 1 05
gelehrten, unten davor kniet Simeon mit dem Heiland im Arme (2128)
vor Josef, Maria und Anna. Ganz links steht eine Priester- 66 b
gruppe. Rechts im Hintergründe eine Priesterversammlung;
vorn ein Tempeldiener, der ein Räucherfässchen anbläst. Bez.
links unten: Dietricy Pinxit Ao 1738.
Eichenholz; h. 0,38^; br. 0,55J^. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2751).
— Phot. Bruckm.
Schäferstück. Eine Schäferin, in deren Schooss ein junger 2106
Schäfer seinen Kopf birgt, sitzt rechts am Rasenhang. Vorn (2087)
eine Herde Schafe und Ziegen. Bez. unten in der Mitte: ständehaus
43
674 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
/
Leinwand; h. 0,84; br. 1,07. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2647).
2 1 07 Arkadisches Hirtenleben. Reiche Landschaft. Anmutige
(2088) Frauengruppen. Vorn in der Mitte melkt ein junges halbnacktes
67 c Mädchen eine Ziege; rechts daneben umarmt ein Knabe eine
andere Ziege; links schlummert ein junger fast nackter Hirt
neben zwei jungen Stieren. Bez. rechts unten:
Leinwand; h. 0,5372 ; br. 0,72. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2781). —
Gegenstück zum folgenden. — Phot. Bruckni.
2 1 08 Frauen am Weiher. Rechts vorn ein überhängender Felsen.
(2089) Links ein klarer Weiher, an dem sich acht halbnackte Frauen
67 b ergötzen. Rechts vorn zwei Knaben, Scbafe, ein Lämmchen
und ein Böckchen. Bez. rechts unten:
Dhhicü •: -finr ■ As-. / 7^0
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,72. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2787). —
Gegenstück zum vorigen.
2109 Die Darstellung im Tempel. Simeon kniet mit dem Christ-
(2090) kind im Arme, nach links gewandt, im Tempel. Neben ihm
67 a kniet Maria mit gefalteten Händen und beugt Josef, der die
Taube hält, sich herab. Links und rechts Priester und Würden-
träger. Vorn sitzen zwei kleine Mädchen auf der Stufe, ist
ein junger Tempeldiener mit einem Räucherfass beschäftigt.
Bez. rechts unten: Dietricy Ao 1740.
Buchenholz; h. 0,50; br. 0,84%. — 1720 durch von Kaiserling (N. 2793).
2110 Eine Alte in braunem Mantel. Halbfigur nach links auf bräun-
(2093) lichem Grunde. Die Alte, die ihre Hände übereinander legt, hat
66 c ihren braunen, vorn mit einer Spange zusammengehaltenen
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 675
Mantel über ihren goldnen, haubenartigen Kopfschmuck ge-
zogen. Bez. rechts oben: Dietricy Pinx. 1740.
Bachenholz; h. 0,323^; hr. 0,24. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2774).
Weissbärtiger Alter im Turban. Brustbild nach rechts auf 2111
graubraunem Grunde. Die rechte Hand sichtbar. Roter, mit (2109)
Gold besetzter Rock. Brauner, bestickter Mantel. Weisser 65 b
Turban mit grünlichem Schleier. Bezeichnet rechts unten
(früher übersehen): Dietricy . f . Ao 1740.
Buchenholz; h. 0,33; br. 0,24. — 1741 durch von Kaiserling (N\ 2775).
Seifenblasen. In weinumranktem Bogenfenster hält eine 2112
junge Frau ihr nacktes Knäblein auf der Brüstung, während (2114)
links der ältere Knabe in roter Jacke Seifenblasen hinausbläst. 66 a
Links im Hintergrunde wäscht eine Magd das Küchengeschirr.
Bezeichnet rechts am Fenster (früher übersehen): D. A. 1740.
Eichenholz; h. 0,28^; br. 0,21. — 1741 durch von Kaiserling; (N. 2720).
Ein Krieger mit brauner Kappe. Brustbild ohne Hände von 21 13
vorn auf gelbbraunem Grunde. Kinn- und Schnurrbart; ein (2091)
brauner Pelzmantel über dem Brustharnisch. Bezeichnet unten 66 c
in der Mitte: Dietricy fec . Ao 1740.
Buchenholz; h. 0,33; br. 0,24J^. — 1741 durch von Kaiserling- (N. 2719).
Schäfer und Schäferin. Romantische Landschaft. Rechts 2114
ein Wasserfall. Ein junger Schäfer fasst mit der Linken der (2092)
Schäferin ans Kinn, die an seinen Knieen ruht. Links vorn 66 b
weiden Schafe. Rechts im Mittelgrunde Rinder und Schafe.
Bezeichnet links unten: Dietricy Pinx. A° 1740.
Kupfer; h. 0,44; br. 0,67. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2780). — Ge-
stochen von C. A. Günther tp III, 22. — Phot. Bruckm.
Ein Pärchen mit Amor. Links im Parke eine mächtige 2115
plastische Gruppe. Auf der Steinbank davor sitzen ein junger (2116)
Mann und eine Dame in zärtlichen Liebesbeteuerungen bei- 66 b
einander. Rechts vorn sitzt Amor mit einem Kranze. Bez.
rechts unten: Dietricy 1740.
Buchenholz; h. 0,45; br. 0,35. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2669). —
Gegenstück zum folgenden.
Ein Pärchen mit Schafen und Ziegen. Unter einem Brunnen 21(6
sitzt eine junge Phantasieschäferin, die dem vor ihr knieenden (2117)
jungen Mann Blumen ins Haar steckt. Vorn liegt ein Hirten- 66 b
stab; rechts ruhen Schafe und Ziegen.
43*
676 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Buchenholz; h. 0,45; br. 0,34*/». — 1741 durch von Kaiserling (X. 2663) —
Gegenstück zum vorigen.
2117 Die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Rechts das Haus
(2127) des Vaters. Die Angehörigen drängen sich in der Tür und
66 c auf der Treppe. Der Vater steht unten in der Mitte und
zieht den vor ihm knieenden halbnackten Sohn zu sich empor.
Bez. links unten: Dietricy Pinx. Ao 1740.
Leinwand; h. 0,40; br. 0,52. — 1741 durch von Kaiserling (N. 26671.
2118 Die Auferweckung des Lazarus. Vorn links das Steingrab.
(2094) in dem der zum Leben Erwachende sich aus seinen Tüchern
65 c windet. Links oben steht Christus neben Martha und Maria
und erhebt gebieterisch die Rechte. Viele Zuschauer im
Mittelgrunde. Bez. rechts unten: Dietricy . Pinx . 1742.
Leinwand; h. 0,88J^; br. 0,77 J^. — Inventar 1754, II 648.
2119 Die heilige Familie unter dem Felsen. Maria hält in der
(2095) Linken ein kleines Kreuz, nach dem der im Hemdchen auf
66 c ihrem Schoosse sitzende Jesuskuabe greift. Links im Mittel-
grunde schreitet Josef davon. Bezeichnet links unten wie
N. 2107: C. W. E. Dietricy Pinx. Ao. 1746.
Buchenholz; h. 0,44; br. 0,32%. — 1773 aus der Spahn'schen Sammlung
N. 18. - Phot. Bruckm.
2120 Die heilige Familie unter dem Palmbaume. Links sitzt
(2131) Maria mit dem schlummernden Kinde im Arme. Zu ihren
66 b Füssen sitzt Josef. Links vorn der Esel. In der Luft zwei
Engelein und zwei Engelköpfchen. Bez. r. u. ; Dietricy . 1746.
Leinwand; h. 0,31%; br. 0,47. — Inventar 1754, II 307. — Phot. Tamme.
2121 Dorf am Wasser. Der Fluss zieht sich vom Hintergründe
(2096) liuks, im Mittelgrunde neben einer Kirche überbrückt, zum
67 a Vordergrunde rechts herab. Rechts über dem Flusse rotdachige
Häuser. Bäume in der Mitte. Bez. 1. u.: Dietricy fecit 1748.
Leinwand; h, 0,54; br. 0,85%. — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung N. 11.
2122 Hirtinnen und Herden. Links vor der Landschaft ein reich
(2113) verziertes Steinrund. In der Mitte eine gelb gekleidete junge
67 b Hirtin, welche sich auf ein graues Rind lehnt. Links vorn
und rechts Frauen mit ihren Kindern und mit Schafen und
Lämmern. Bez. 1. u.: Dietricy Pinx. 1751.
Leinwand; h. 0,54%; br. 0,7214- — Inventar 1754, II 500. — Gegenstück
zum folgenden.
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 677
Hirtinnen und Herden. Links ein mächtiger Felsen. Sechs 2123
junge Schäferinnen zwischen ihren Herden. Links vorn sitzt (2112)
eine von ihnen, von hinten gesehen, erzählend am Boden. 67 a
Noch weiter links liebkost ein nackter Knabe eine Ziege.
Leinwand; h. 0,5472 i br- 0,73. — Inventar 1754, II 499. — Gegenstück
zum vorigen.
Die Kreuzigung Christi. Rechts vor schwarzumwölktem 2124
Himmel die drei Kreuze. Christus ist hell von einem Sonnen- (2097)
blicke erleuchtet. Vorn in der Mitte steht Maria zwischen 65 b
Johannes und den Frauen. Hinter ihr sprengt zu Pferde der
römische Kriegshauptmann heran, der begeistert auf den
Heiland deutet. Bez. halb links unten: Dietricy 1754.
Leinwand; h. 0,86; br. 1,09. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
Braun XII, 22; Bruckm.
Badende Nymphen. Rechts oben eine alte Burgruine; 2125
im ganzen Vordergrunde ein Fluss. Links und rechts baden (2098)
einige Frauen. Bez. rechts unten: Dietricy 1754. Plauen i.v.
Leinwand; h. 0,71; br. 1,03. — 177S aus der Spahn'schen Sammlung N. 17.
— 1905 an den Kunstverein in Plauen i. V.
Merkur tötet Argus. Der alte Hüter der Jo schläft in 2126
wilder Landschaft. Merkur tritt von rechts heran und erhebt (2099)
das Schwert zum tödlichen Streiche. Hinter ihm steht Jo als Plauen *■ v-
weisse Kuh. Bez. unten in der Mitte: Dietricy 1754.
■ Leinwand ; h. 0,71 ; br. 1,03. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — 1905
an den Kunstverein in Planen i. V.
Thetis und Achilles. Die göttliche Mutter des Helden 2127
thront auf "Wolken und deutet auf die für ihren Sohn ge- (2100)
schmiedeten, rechts aufgehäuften Waffen. Achilles steht links, 66 b
gehelmt und geharnischt, von einem Scharlachmantel umwallt,
mit der Rechten auf seinen Speer gestützt, und blickt selig
empor. Bez. links unten: Dietricy 1766.
Leinwand; h. 0,75 % ; br. 0,63. — Akademisohes Rezeptionsbild des Meisters.
Erst 1855 dem Vorrat entnommen und vor H.'s Katalog von 1856 nicht verzeichnet.
— Phot. Bruckm.
Christus, Kranke heilend. Der Heiland steht mit ausge- 2128
breiteten Armen links unter einer mächtigen Säule. Rechts (2101)
die Kranken und Krüppel. Links vorn, von hinten gesehen, 66 b
beugt sich eine knieende Frau über ihr krankes Kind. Bez.
halb rechts unten: Dietricy.
Leinwand ; b. 0,54^ ; br. 0,74. — Inventar 1754, II 335.
678 Deutsche Schulen. XVH und XVLII. Jahrb..
2129 Nymphen unter Felsen. Fünf halbnackte Frauen und ein
(2102) Knabe ergehen sich vorn in der Mitte unter dem oben mit Bäu-
67 c men bewachsenen Felsen. Links ein kleiner Wasserfall. Rechts
im Mittelgrunde noch drei Frauen. Bez. r. unten: Dietricy.
Buchenholz; h. 0,30; br. 0,39V2. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2760).
2 1 30 Venus als Schäferin. Die nackte Göttin sitzt nach links
(2103) gewandt am Felsen vor üppigem Walde und stützt ihr Haupt
66 c in die Rechte. Rechts zu ihren Füssen sitzt Amor mit einem
Blumenkranze: links zu ihren Füssen liegen Schafe und Lämmer.
Bez. rechts unten: Dietricy,
Buchenholz ; h. 0,28% ; br. 0,29%. — 1778 aus derSpahn'schen Sammlung N. 3.
2131 Hirtinnen am Bade. Links das Wasser, rechts hohe, über-
(2104) hängende Felsen. Vorn eine Gruppe nackter Frauen, teils den
67 c Wellen entstiegen, teils im Begriffe hineinzusteigen. Bez. rechts
unten: Dietricy.
Buchenholz; h. 0,28%; br. 0,41. — Verdorbenes Bild. 1856 aus dem Vorrat.
Vorher nicht nachgewiesen.
2 132 Ein Alter mit breitem Hute. Halbfigur nach links auf gelb-
(2132) grauem Grunde. Der weissbärtige Alte in braunem Mantel und
65 b breitem braunen niedergekrempten Hute legt vorn die Hände
ineinander. Bezeichnet rechts unten: Dietricy Pinx.
Buchenholz; h. 0,32%; br. 0,24. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2773).
2 1 33 Diana und Kallisto. Kallisto sitzt rechts über dem Wässer,
(2118) das ihre Füsse benetzt. Eine rücksichtslose Mitnymphe reisst,
67 c um ihren Fehltritt offenbar zu machen, ihr mit der Linken das
Gewand vom Leibe. Von links eilt Diana zürnend herbei.
Andere Nymphen vorn links und im Mittelgrunde rechts.
Leinwand; h. 0,53%; br. 0,72. — Im Mai 1731 durch Dietrich selbst ge-
liefert (Inv. 8° N. 2144); daher eine frühe Jugendarbeit. Es soll das im Jahre 1730
vor den Augen König August II. in den königlichen Gemächern binnen zwei Stunden
gemalte Bild sein, das dem 18jährigen Künstler ein Reisestipendium eintrug. Doch
lehrt der Augenschein, dass dieses Bild in zwei Stunden nicht wohl gemalt sein kann.
2134 Belisar als Bettler. Der alte blinde Feldherr sitzt zer-
(2120) lumpt unter dem Felsen. Doch bedeckt noch der Panzer seine
65 c Brust und ruht noch sein Schwert an seinen Hüften. Die
Rechte streckt er bettelnd den Soldaten entgegen, die links
heraufkommen und ihn erschreckend erkennen.
Leinwand; h. 0,87V»; br. 0,7272. — 1731 durch Dietrich selbst geliefert
(Inv. 8° N. 2143). — Also ein frühes Jugendbild des Meisters.
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 679
Hirt und Hirtin bei ihren Herden. Der Hirt steht in 2 1 35
alltäglicher Kleidung links neben dem Felsen, auf dem die (2104)
Hirtin sitzt. Vorn weiden Rinder, Schafe und Ziegen. 66 b
Leinwand; h. 0,35; br. 0,49}^. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2739).
Frauen am Bade. Links ein kleiner Wasserfall unter 2136
steilen Felsen. In der Mitte sechs teils nackte, teils bekleidete (2110)
Frauen. Eine von ihnen, die gerade dem Bade entstiegen ist, 67 c
wird von einer anderen abgetrocknet.
Buchenholz; h. 0,29»^; br. 0,39%. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2718).
Der Neugeborene im Stalle. In der Mitte sitzt die Mutter, 2 1 37
nach rechts gewandt, mit dem Kinde auf dem Schoosse. Die (2111)
älteren Geschwister, die Grossmutter und zwei Männer stehen F. M.
daneben. Links vorn eine Katze auf einem Stuhle.
Eichenholz ; h. 0,73V2 ; br. 0,93Va- — 1741 aus der Sammlung Wallenstein
in Dux (N. 28291. — Erst seit dem Katalog von 1835 als »Geburt des Heilandes«,
früher als »Bauernfamilie« bezeichnet ; doch mag dem Künstler die Geburt im Stalle
zu Bethlehem in der Tat vorgeschwebt haben.'— 1904 ans Kgl. Finanzministerium.
Verwundete in der Nähe des Schlachtfeldes. Gewaltige Berg- 2 1 38
landschaft unter rotem Abendhimmel. Die Schlacht tobt noch (2124)
links im Hintergrunde. Links vorn wird der sterbende Feld- 65 a
herr, von einem berittenen Fahnenträger begleitet, davonge-
tragen. In der Mitte blasen Trompeter zum Rückzug.
Leinwand ; h. 1,42 ; br. 2,09. — 1741 durch von Kaiserläng (N. 2630). —
Gegenstück zum folgenden.
Reiter in der Nähe des Schlachtfeldes. Links tobt im 2139
Hintergrunde das Schlachtgewühl, wallen im Mittelgrunde (2125)
mächtige Rauch- und Staubwolken auf, sprengt vorn, von 65 c
hinten gesehen, eine Abteilung geharnischter Reiter. Rechts
vorn Rast unter einem Baume.
Leinwand; h. 1,42; br. 2,09. — 1741 durch von Kaiserling (N. 2631). —
Gegenstück zum vorigen. — Phot. Hanfst.
Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. Nachtstück. Die 2 1 42
Laterne hängt links vom Ast des Baumes herab. Vorn sitzt (2126)
Maria im Reisehut mit dem Kinde auf dem Schoosse. Josef 66 b
steht neben ihr. Rechts hinter ihr steht der Esel.
Buchenholz; h. 0,21; br. 0,14%. — 1744 durch von Kaiserling (N. 2727). —
Nach einer Radierung Rembrandt's (Bartsch N. 57). — Gest. von J. A. Riedel.
Die Verkündigung an die Hirten. Oben in der Mitte der 2146
weiss gekleidete Engeljüngling. Rechts vorn die erschreckten (2134)
65 a
680 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
und geblendeten Hirten. Links vorn ein Teil der Herden,
neben denen ein junges Mädchen, von hinten gesehen, mit
einem Milchnapf kniet.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,29. — Inv. 1754, II 585. — Gegenstück zum folgenden.
2147 Die Anbetung der Hirten. Links im Stalle kniet Maria
(2135) an der Krippe. Vorn rechts drängen sich die Hirten, deren
65 a einer seinen weissen Ochsen mitbringt, herein. Die vordersten
liegen anbetend auf den Knieen. Vor ihnen liegt ein gebun-
denes Lämmchen am Boden.
Leinwand; h. 0,87; br. 1,28. — Zuerst im »Catalogue« von 1765 nachge-
wiesen. — Doch Gegenstück /.um vorigen.
2148 Die heilige Familie in der Morgendämmerung. Maria sitzt,
(2119) nach rechts gewandt, vor felsiger Landschaft. Das Kind auf
67 c ihrem Schoosse schmiegt sich an sie an. Rechts steht Josef.
Links dämmert der Morgen über den Bergen.
Leinwand; h. 0,86; br. 0,52. — Inventar 1754, II 650
2149 Kopie nach der Correggio zugeschriebenen Magdalena. Die
(2136) blonde Büsserin liegt nach links gewandt vor Felsen und
66 a Bäumen. Mit dem rechten Ellbogen stützt sie sich auf das
vor ihr aufgeschlagene Buch.
Kupfer; h. 0,28%; br. 0,38%. — 1761 aus Schloss Hubertusburg; wurde 1764
unter N. 4465 inventarisiert. — Es ist eine genaue Kopie nach unserem Bilde N. 154.
2150 Bergweg. Rechts eine Sennhütte am baumreichen Abhang.
(2129) Darunter auf dem Wege ein Mann in rotem Mantel, weiter
67 b oben eine Frau neben einem Reiter. Links Blick ins Tal.
Leinwand; h. 0,35; br. 0,41. — 1775 aus der Spahn'schen Sammlung N. 9.
Gegenstück zum folgenden.
2151 Felsenpass. Der Weg schlängelt sich zwischen Felsen
(2130) und Bäumen von links oben nach rechts vorn herab. Rechts
67 b Blick ins Tal und auf Tannenwipfel. Vorn ein Wanderer.
Leinwand; h. 0,34%; br. 0,40%. — 1778 aus der Spahn'schen Sammlung.
N. 10. — Gegenstück zum vorigen.
2152 Die Pulver - Explosion auf der Jungfern - Bastion (1747).
(2139) Links vorn ein Stück des rechten Eibufers. Ganz rechts die
66 b Augustusbrücke. Dresden-Altstadt im Mittelgrund. Links
die Explosion, in der Mitte die Brühl'sche Terrasse, rechts
die katholische Kirche, noch im Bau begriffen.
Buchenholz ; h. 0,25% ; br. 0,34. — 1786 aus der Spahn'schen Sammlung N. 24.
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 681
Galante Szene. Eine Dame iü violettgrauen) Kleide sitzt 2153
an einer Gartenmauer. An ihrer Brust ruht ein Herr in gelbem (2137)
Rocke. Rechts pflückt ein Mädchen Rosen; weiter zurück 67 b
wandeln ein Herr und eine Dame davon.
Buchenholz; h. 0,38; br. 0,26. — 1855 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. Gegenstück zum folgenden.
Musik und Liebe. Eine Dame sitzt links am Brunnen und 2 1 54
hält ihr Notenheft in den Händen. In der Mitte neben ihr (2138)
sitzt eine Dame, vor der sich ein Lautenschläger in die Kniee 6? b
geworfen hat. Rechts zwei Lauscher in Schalkstracht.
Buchenholz; h. 0,38; br. 0,29. — 1855 aus dem Vorrat. Vorher nicht nach-
gewiesen. — Gegenstück zum vorigen. — Kopie nach einem Gemälde Lancret's ini
Koni gl. Schlosse zu Berlin. Gef. Mitteilung Dr. Paul Seidel's.
Landschaft in der Art Salvator Rosa's. Eine schmale, von 2 1 55
Felsenufern begrenzte Seebucht. Vorn am diesseitigen Ufer (2140)
stehen und liegen Männer in lebhafter Geberdensprache. In F. M.
der Mitte am jenseitigen Ufer eine alte Ortschaft.
Leinwand; h. 0,64%; br. 0,97. — 1863 als Vermächtnis des Stadtrates Axt.
— Die Nachahmung Salvator Rosa's ist unverkennbar. Wahrscheinlich sogar eine
Kopie nach einem Bilde dieses Meisters. — 1904 ans Kgl. Finanzministerium.
Norbert Grund
Geboren zu Prag 1714; gestorben 1767 zu Wien. Schüler
des Fr. de Paula Ferg. Tätig in Prag und in Wien.
Ländliche Volksbelustigung. Rechts das Wirtshaus unter 2156
Bäumen. Neben dem Zechtisch ein Mann auf einem Esel. In 2145)
der Mitte neben einem sitzenden Geiger ein Sänger auf einem 67 a
Fasse. Weiter links zwei tanzende Paare. Links vorn ein
Brunnen, hinten die Dorfstrasse.
Buchenholz ; h. 0,24% ; br. 0,36. — Wohl 1778 aus der Spahn'schen Sammlung
N. 70 als »Grundmann«. Bei H. als »unbekannt«; doch »wahrscheinlich Grund». —
Gegenstück zum folgenden. Ein Vergleich mit den in Prag keineswegs seltenen
Bildern des Meisters lässt keinen Zweifel daran, dass Grund sie gemalt hat.
Gesellschaftsfreuden im Freien. Links Parkrand und Spring- 2157
brunnen, rechts Fernblick. In der Mitte schmausen und zechen (2146)
feingekleidete Herren und Damen an einem gedeckten Tische. 67 c
Andere belustigen sich links im Mittelgrunde. Rechts im
Hintergrunde begrüsst ein Herr zwei Damen.
Buchenholz; h. 0,24; br. 0,36%. — Wohl 1778 aus der Spahn'schen Samm-
lung N. 71 als »Grundmann«. — Bei H. als »unbekannt«, doch »wahrscheinlich
Grund«. — Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
682 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Adam Friedrich Oeser
Geboren zu Pressburg den 17. Februar 1717; gestorben zu
Leipzig den 18. März 1799. Erhielt 1735 als Akademieschüler
in Wien einen Preis. Seit 1749 in Dresden. Seit 1763 Aka-
demiedirektor in Leipzig. Zugleich Hofmaler in Dresden und
Professor der Akademie daselbst. Berühmt durch seine Be-
ziehungen zum juugen G-oethe.
2 1 58 Die Kinder des Meisters. Links, fast von vorn gesehen, sitzt
(2147) ein junges Mädchen mit einem Heft auf ihren Knieen, zeichnend
57 b auf einem Stuhle, über dessen Lehne ein Knabe herüberblickt.
Rechts sitzt ihre ältere Schwester mit einem Buche, vorn sitzt
ein jüngerer Knabe emsig zeichnend auf einer Fussbank.
Leinwand; h. 1,40; br. 1,00. — 1766 als Rezeptionsbild für die Dresdner
Akademie gemalt. Eigentum der Akademie. Seit 1880 im Galerie-Kataloge. —
Phot. Tamme; Rrurkm.
Maria Dorothea Wagner, geb. Dietrich
Geboren 1728 zu Weimar (nach anderen zu Dresden); gest.
den 10. Februar 1792 zu Meissen (nach Loose, Lebenslauf
Meissner Künstler, in Mitteilungen des Vereins für Geschichte
der Stadt Meissen H 1891, S. 289). Tochter des Johann
Georg Dietrich, Schwester des Chr. Wilh. Ernst Dietrich.
Tätig in Dresden und Meissen.
2 1 59 Der Mühlengrund. Zwischen Felsen und Bäumen am Flusse,
(2148) der rechts von einem Holzsteg überbrückt Al~T\ \\/J
66 c ist, liegt eine einsame Wassermühle. Be- *s K^-J ■ \X/'
zeichnet links unten:
Eichenholz; h. 0,27; br. 0,37. — Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1835.
Anton Raphael Menge
Geb. zu Aussig den 12. März 1728; gest. zu Rom den 29. Juni
1779. Sohn und Schüler des Ismael Mengs in Dresden und in
Rom, wohin dieser ihu in jungen Jahren führte; in Rom aber
auch Marco Benefiale's und Seb. Conca's. Hofmaler in Dresden
1745, Oberhofmaler 1751. Erster Maler des Königs von
Spanien 1761. Von 1752 — 1761 hauptsächlich in Rom;
von 1761 — 1769 in Madrid; von 1769—1774 in Italien;
von 1774 — 1776 wieder in Madrid; seit 1777 in Rom.
2160 Josefs Traum. Josef schlummert in grauem Rock und
(2141) gelbem Mantel, fast von vorn gesehen, au einer Brüstung, auf
56 c
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 683
der sein linker Ellbogen ruht. Hinter und über ihm schwebt,
von rotem Gewände umwallt, der Engelsjüngling der Ver-
kündigung. Oben im Goldlicht die Taube des heil. Geistes.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,27%. — Zuerst im Katalog von 1812. — 1750 ge-
malte Skizze zu dem Altarbilde der katholischen Hofkirche in Dresden, das 1823
von Rosmäsler gestochen wurde. — Phot. Tamme ; Bruckm.
Josefs Traum. Josef schlummert links am Tisch. Der 2161
von rosenrotem Gewände umflatterte Engelsjüngling schwebt (2142)
rechts vor und über ihm. 56 c
Leinwand; h. 0,52%; br. 0,27%. — 1879 ans dem Nachlasse des Malers
M. H. E. Pröll. — Wohl auch 1750 gemalt. — Phot. Bruckm.
Die büssende Magdalena. Links unter einem Felsen sitzt 2 1 62
Magdalena, fast nackt, von langen blonden Haaren umwallt, (2143)
nach rechts gewandt auf blassrotem Gewände. Den rechten 55 b
Ellbogen stützt sie auf die Schriftrolle, deren losgewickeltes
Ende sie mit der Linken festhält. Vorn das Salbgefäss, ein
Krug und ein Schädel. Rechts sonnige Landschaft.
Leinwand; h. 0,47%; br. 0,63%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. —
1752 in Rom gemalt. — Gestochen 1806 von L. Buehhorn. — Phot. Braun XII, 23.
Die Kurfürstin Maria Antonia. Kniestück, leicht nach links 2 1 63
gewandt, vor einer Säule und rotem Vorhang. Maria Antonia (2144)
von Bayern, die Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Christian 53 b
von Sachsen (vermählt 1747; Kurfürst vom 5. Okt. bis 17. De-
zember 1763), trägt ein weisses, golddurchwobenes Kleid, einen
blauen Hermelinmautel, verschiedene Orden auf der Brust und
einen Schmuck von Smaragden und Brillanten. Ihre Krone
ruht rechts auf einem Tische.
Leinwand; h. 1,55%; br. 1,12%. — Zuerst im »Catalogue* von 1765 p. 242.
— Das Gegenstück, das den Kurfürsten Friedrich Christian darstellt, befindet sieh
im Palais an der Zinzendorfstrasse. — 1751 in Dresden gemalt. — Phot. Tamme.
Joseph Roos
Geb. zu Wien 1728; gest. daselbst 1805. Sohn und Schüler
des nach Wien übergesiedelten Cajetan Roos, der ein Sohn und
Schüler des Philipp Roos war. Joseph Roos wurde 1764 kur-
fürstlicher Hofmaler und Mitglied der Akademie zu Dresden,
1772 aber Inspektor der Bclvedere-Galerie zu Wien.
Hirt und Herde am alten Weidenbaum. Links vorn ein alter 2164
Weidenstamm, an dessen Fuss ein Hirt mit roter Mütze und (2014)
roten Aermeln sitzt. Rings um ihn weiden Rinder, Schafe und 66 c
684 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
Ziegen. Links im Mittelgründe ein viereckiger Turm. Im
Hintergrunde eine Bergkuppe. Bezeichnet rechts unten:
Jnf)SV /
Leinwand; h. 0,71%; br. 0,86%. — Zuerst im -Cataloguec von 1765.
Johann Elias Schenau
Johann Elias Zeisig, genannt Schenau oder Schoenau. Ge-
boren den 7. November 1737 zu Gross - Schönau bei Zittau;
gest. den 23. Aug. 1806 zu Dresden. Schüler Louis deSilvestre's
in Dresden und Paris. Heimgekehrt, wurde er 1773 Direktor
der Zeichenschule zu Meissen, 1774 Professor der Dresdner
Kunstakademie. Geburtsjahr und -Tag des Meisters sind neuer-
dings durch Pastor Richard Krohn in dessen Schrift Schenau's
Leben und Wirken« (Gross-Schönau 1906) festgestellt worden.
Vergl. übrigens schon Gust. 0. Müller's »Vergessene und
halb vergessene Dresdner Künstler« Dresden 1895 S. 139.
2164 A Das Schulmädchen. Halbfigur nach rechts. Das kleine
Q 3 blonde Mädchen trägt seine Bücher unterm Arm, seinen Muff
in der Rechten, sein Spielvögelchen auf der Linken.
Eichenholz; h. 0,16%; br. 0,09. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Ed. F. Nossky. — Gestochen von J. (i. Wille als »La petite
ecoliere«. — Vielleicht nur eine Kopie.
Anton Graff
Geboren den 18. November 1736 zu Winterthur; gestorben den
22. Juni 1813 zu Dresden. Schüler des Joh. Ulrich Schellen-
berg in Winterthur. Tatig von 1756 — 1766 zu Augsburg,
Regensburg usw., ansässig seit 1766 als Lehrer, seit 1789
als Professor der Kunstakademie in Dresden. Doch malte er
auch in anderen Städten zahlreiche Bildnisse.
2165 König Friedrich August der Gerechte. Ganze Figur nach
(2149) rechts vor einer Säule und grünem Vorhang. Auf dem Tische
T 3 zur Rechten liegen der mit Hermelin gefutterte Purpurmantel,
Szepter und Krone. Der König trägt die Uniform seines Leib-
kürassierregiments: gelbe Hosen und Weste, einen weissen Rock
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 685
mit roten Aufschlägen und die blaue Ordensschärpe. Seinen Hut
hält er unter dem linken Arme. Bez/'r. u. (verkleinert)':
Leinwand; h. 2,26; br. 1,37. — Zuerst im Katalog von 1856. — Früher im
Landhause. — Muther N. 118. — Gestochen von J. Banse «gUI, 0. — Phot. Bruckni.
Jugendliches Selbstbildnis. Kniestück nach rechts, doch mit 2166
dem Kopf nach vorn, vor grauem Wandgrund. Rechts steht (2152)
die Staffelei. Der Künstler sitzt in weissen Strümpfen, roten 55 a
Kniehosen, grünem Rocke und schwarzer Kappe auf einem
. Stuhle. Seine Linke ruht auf seinen Knieen, seine Rechte,
die den Stift hält, auf der Linken.
Leinwand; h. 1,00 %; br. 0,78%. — Gemalt in Winterthnr 1765; als Rezep-
tionsbild (als welches H. irrtümlich das folgende bezeichnet) 1766 auf die Aus-
stellang der Dresdner Akademie geliefert. Vergl. Muther N. 3. — 1855 aus dem
Vorrat. — In Schwarzkunst von Elias Haid 1766. — Phot. Bruckni.
Selbstbildnis in ganzer Gestalt. Der achtundfünfzigjährige 2167
Meister sitzt, nach rechts gewandt, auf einem Stuhle, dessen (2151)
Lehne dem Beschauer zugekehrt ist. Er trägt einen grauen 55 b
Rock, hält in der Linken Palette und Pinsel, legt den rechten
Arm auf die Stuhllehne und blickt den Beschauer an. Links
oben ein grüner Vorhang; rechts vor ihm die Staffelei.
Leinwand; h. 1,68; br. 1,05%. — Nach H. das 1766 als Rezeptionsbild ein-
gelieferte Jugendwerk des Meisters, was schon wegen des Alters des dargestellten
Künstlers unmöglich ist. Das Bild wurde vielmehr am 5. März 1795 auf die Aus-
stellung der Kunstakademie geliefert und wird, da es zuerst im Katalog von 1835
vorkommt, das 1832 von den Erben gekaufte Bild des Meisters sein, für welches H.
das folgende ansah. Vergleiche die Bemerkung zu diesem. — Muther, N. 117. —
Gest. von J. G. Müller. — Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Brnckm.
Selbstbildnis in hohem Alter. Brustbild nach links auf 2168
grauem Grunde. Der alte Künstler trägt eine grosse Brille (2150)
auf der Nase und einen braunen Rock. Er hält seine Zeichen- 55 c
mappe mit der Linken und seinen Stifthalter in der Rechten._
Leinwand; h. 0,71; br. 0,56%. — Nach H. 1832 von seinen Erben. Allein
es findet sich schon im Inventar von 1809 ff. N. 1793, und als »Selbstbildnis aus
dem letzten Lebensjahre des Meisters« im Katalog von 1817. — Muther, N. 89. —
Vergl. die Bemerkung zum vorigen Bilde. — Phot. Tamme.
Der Dichter Chr. Fürchtegott Geliert. Brustbild ohne Hände 2169
nach rechts auf grauem Grunde. Der glattrasierte, braunäugige (2153)
55 b
686 Deutsche Schulen. XVII. und XVHI. Jahrh.
Dichter trägt einen braunen Rock, aus dem an der Brust die
Spitzen wasche hervorblickt.
Leinwand ; h. 0,63 ; br. 0,52. — 1865 Geschenk der Freiin Amalia ton Wagner.
— Das erste, 1769 gemalte Original befindet sich in der Universitätsbibliothek zn
Leipzig. — Unser Bild und dasjenige des Grossherzogl. Museums zu Weimar gelten
als eigenhändige Wiederholungen. Muther N. 9. — Gestoohen von J. F. Bause, von
Elias Haid, von C. F. Fritschius, von J. M. Preisler, von 0. Berger, von Ch. Kohl,
von M. Steinla. — Phot. Ges.
2170 Christian Heinrich Voigt. Halbfigur leicht nach rechts auf
(2154) grauem Grunde. Der Dargestellte war Gold- und Silberdraht-
55 c warenfabrikant zu Dresden. Er trägt einen roten Sammetrock
und hält einen Brief in der allein sichtbaren Rechten.
Leinwand ; h. 0,77 ; br. 0,60. — Mit den vier folgenden ein Vermächtnis des
1867 verstorbenen Enkels des Dargestellten, des Bankiers Carl Eduard Lötze in Dresden.
— Am 5. März 1789 auf der akademischen Ausstellung. — Muther, N. 100.
2171 Carl Gottlieb Hommeyer. Halbfigur nach rechts mit dem
(2155) Kopf nach vorn auf grauem Grunde. Der Dargestellte warFabri-
56 b kant und Kaufmann in Dresden, Schwiegersohn des vorigen. Er
trägt einen dunkelbraunen Rock, in den er vorn die Rechte steckt.
Leinwand ; h. 0,77 ; br. 0,60 — Mit dem vorigen und den drei folgenden
ein Vermächtnis des 1867 in Dresden verstorbenen Neffen des Dargestellten, des
Bankiers Carl Eduard Lötze. — Muther, N. 101. — Gegenstück zum folgenden.
2 1 72 Christiane Henriette Hommeyer, geb. Voigt. Halbfigur fast
(2158) von vorn auf grauem Grunde. Die Dargestellte war die Gattin
56 b des vorigen, die Tochter des vorvorigen. Sie trägt ein schwarzes
Kleid mit weissem Brust- und gelbem Umschlagetuch. Ihre
Arme sind vorn übereinander gelegt.
Leinwand; h. 0,77; br. 0,61. — Mit den beiden vorigen und den beiden
folgenden ein Vermächtnis des 1867 zu Dresden verstorbenen Neffen der Darge-
stellten, des Bankiers Carl Eduard Lötze. — Muther, N. 104. — Bei Muther und H.
gilt die Dargestellte für Frl. Christiane Friederike Voigt. (Vergl. N. 2174.) Unsere
Umstellung der Namen beruht auf Mitteilungen, die Herr Kustos Gustav Müller
von der Familie erhalten hat.
2173 Frau Johanna Christiana Eltz, geb. Voigt. Halbfigur fast von
(2156) vorn auf grauem Grunde. Die Dargestellte war die Schwester
55 c der vorigen. Sie trägt über dunkelgrauem Kleide ein weisses
Brust- und ein grünes Umschlagetuch. Ihre Hände legt sie
im Schoosse übereinander.
Leinwand; h. 0,78; br. 0,61 %. — Mit den drei vorigen und dem folgenden
ein Vermächtnis des 1867 zu Dresden verstorbenen Neffen der Dargestellten, des
Bankiers Carl Eduard Lötze. Muther, N. 103. — Auch Muther hält unser Bildnis
für dasjenige der Frau Eltz; bei H. galt es für dasjenige der Frau Hommeyer.
'astell-No. 161. Jean-Etienne Liotard.'
?astell-No. 167. Anton Rafael Mengs.
No. 2167. Anton Graff.
Pastell-No. 177. Anton Rafael Mengs.
Tafel XXVIII.
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 687
Unsere Benennung der drei Schwestern beruht auf Mitteilungen, die Kustos Gust.
Müller von der Familie erhalten hat.
Fräulein Christiane Friederike Voigt. Halbfigur nach links 2 1 74
auf braunem Grunde. Die Dargestellte war die Schwester der (2157)
vorigen beiden. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit blauer Taillen- 55 c
schärpe und weissem Spitzenbrusttuch, ein blaues Band im
Haar uud legt die Hände vorn übereinander.
Leinwand; h. 0,11%; br. 0,59%. — Mit den vier vorigen ein Vermächtnis
des 1867 in Dresden verstorbenen Neffen der Dargestellten, des Bankiers Carl Eduard
Lötze. Muther, N. 102. Die Dargestellte gilt bei Muther für Frau Hommeyer, bei
H. für Frau Eltz. Unsere Benennung der drei Schwestern beruht auf Mitteilungen,
die Herr Kustos Gust. Müller von der Familie erhalten hat. — Phot. Tamme.
Jean Jacques Mesmer. Brustbild ohne Hände, leicht nach rechts 2 1 75
auf grauem Grunde. Der Dargestellte war Prediger der reformierten (2159)
Gemeinde zu Dresden. . Er hat blaue Augen, kurzes graues Haar 55 c
und trägt einen schwarzen bis oben zugeknöpften Eock.
Leinwand; h. 0,67; br. 0,52. — 1875 Geschenk von Frau Eugenie Höfer
verwitweten Garrigues, geb. Mesmer, in Meissen. — 1810 auf die akademische
Kunstausstellung geliefert. — Muther, »Graff« N. 176.
Generalleutnant Carl Wilhelm Ferdinand von Funck. Halb- 21 75 A
figur ohne Hände nach rechts gewandt, aber nach links zurück- 60 c
blickend. Der Dargestellte trägt kleinen Schnurrbart und
blaue Husarenuniform mit Pelzkragen. Grauer lichtdurch-
flossener Grund.
Leinwand; h. 0,77%; br. 0,61. — Vermächtnis des am 14. Okt. 1901 ver-
storbenen Frl. Therese von Witzleben.
Alters-Bildnis des Hof-Historiographen Johann Gottlob Boehme. 2 1 76
Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Der alte kursächsische (2324)
Hof-Historiograph (1717 — 1780) sitzt im schwarzen, grünge- 54 a
füttertem Schlafrock über offenem Nachthemd vor dem Buche,
das links vor ihm auf dem Tische liegt.
Leinwand ; h. 0,66 ; br. 0,54. — 1882 mit den folgenden vier von Herrn
Prof. J. Bertrand in Dresden geschenkt.
Der Hof-Historiograph Joh. Gottlob Böhme in jüngeren Jahren. 2177
Halbfigur nach rechts auf grünlich-grauem Grunde. Der Dar- (2323)
gestellte trägt einen gelbbraunen Sammetrock und deutet mit 56 c
der Rechten nach rechts.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit dem vorigen und den folgenden
drei von Herrn Professor J. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum
folgenden. — Gestochen 1782 von J. F. Baase.
688 Deutsche Schulen. XVIT. und XVIII. Jahrb.
2178 Frau Christiane Regina Boehme, geb. Hetzer. Halbfigur nach
(2325) links auf dunkelgrauem Grunde. Die Dargestellte ist die Gattin
56 c des vorigen. Sie trägt ein goldgelbes, vorn ausgeschnittenes
mit Spitzen und grünen Schleifen besetztes Kleid, legt ihre Hände
vorn übereinander und hält einen Fächer in der Rechten.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit den vorigen und den folgenden
beiden von Herrn Professor J. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum
vorigen. — Als verloren bei Mutlier N. 206. — Gestochen von J. F. Banse.
2179 Der Justiramtmann Hetzer. Halbfigur leicht nach links auf
(2326) grauem Grunde. Der Dargestellte war der Bruder der vorigen.
55 a Er trägt einen schwarzen Sammetrock, unter dem vorn weisse
Spitzenwäsche hervorblickt. Mit der allein sichtbaren Rechten
macht er eine redende Bewegung.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit den vorigen drei und dem folgen-
den von Herrn Prof. J. Bertrand in Dresden geschenkt. — Gegenstück zum folgenden.
2180 Frau Hetzer. Halbfigur nach rechts auf grauem Grunde.
(2327) Die Dargestellte war die Gattin des vorigen. Sie trägt ein
55 a weisses Kleid mit weissem Brusttuch und schwarzer Mantille.
Ihre Hände legt sie vorn übereinander.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,68. — 1882 mit den vier vorigen von Herrn Prof.
J. Bertrand geschenkt. — Gegenstück znm vorigen.
2I80A Bildnis der alten Frau Riquet. Gestorben 1826 zu Dresden.
54 a Mutter des 1824 gestorbenen Leipziger Kaufmanns Riquet.
Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid,
blaue Gürtelschärpe, weisses Brusttuch; graues Haar. Die
Hände ruhen im Schoosse.
Leinwand; h. 0,70%; br. 0,56%. — 1887 Geschenk des Herrn Louis Bar-
fuss in Kotzschenbroda.
2I80B Bildnis des Leipziger Professors der Physiologie Dr. Ernst
55 o Platner (1744 — 1818). Halbfigur ohne Hände nach links auf
gelbgrauem Grunde. Der braunäugige, glattrasierte Gelehrte trägt
eine kurze weisse Perücke, einen grauen Rock, eine weisse Hals-
binde und ein Hemd mit gekrausten Busenstreifen (Jabot).
Leinwand; h. 0,62%; br. 0,52. — 1891 als Geschenk des Herrn Heinrich
Seidel in Striesen. — Das Bild, das der Meister am 5. März 1790 auf die aka-
demische Ausstellung lieferte, galt bisher als verschollen. Vgl. R. Muther, »A. G raffe,
Leipzig 1881, S. 99 N 219. — Gestochen von J. F. Bause 1790.
2180 C Bildnis des Hofrats Emanuel Friedrich Burkhard de Leger.
55 b Brustbild ohne Hände nach links auf gelbgrauem Grunde. Unter
weissem Spitzenhemde trägt der grauäugige Hofbeamte einen
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 689
roten Samrnetanzug ; dazu die kurze weisse Perücke mit
schwarzer Nackenschleife.
Leinwand; h. 0,65; br. 0,54. — Bisher als N. 2180 BB. — 1898 als Ver-
mächtnis Ihrer Exe. der Frau Generaün v. Zeschau geh. v. Schlieben. Der dar-
gestellte Geheimkämmerer Friedlich Augusts des Gerechten war, nach gütiger Mit-
teilung des Herrn Oberjustizrat von Gephardt, 1732 geboren und starb zu Dresden
den 12. Juni 1802.
Bildnis eines alten Herrn vor landschaftlichem Grunde. 2180 D
Halbfigur nach rechts ohne Kopfbedeckung mit verschränkten 60 c
Armen. Weisses kurzes Haupthaar, weisser kurzgestutzter
Backenbart. Blaue Augen. Blauer mit braunem Pelze be-
setzter Sammetrock, weisse Halsbinde. Bezeichnet auf der
Rückseite von fremder Hand: A. Graff pinx. 1808.
Leinwand; h. 0,71; br. 0,56 J^. — 1905 als Vermächtnis der Baronin von
o
Akerhielm in Dresden laut Testament vom 6. März 1895. — Ueber den Dargestellten
konnte Ton den Hinterbliebenen nichts weiter in Erfahrung gebracht werden, als
dass er der Grossvater der Erblasserin gewesen und Ried oder Bieth gehiessen habe.
Bildnis des Kabinetsministers Otto Ferdinand Graf von 2180 E
Loeben. Brustbild ohne Hände nach rechts vor grauem Grunde. 52 d
Wellperücke, hinten mit schwarzer Schleife. Dunkelvioletter
Rock. Weisse Halsbinde und Heindkrause. Bez. auf der
Rückseite (von fremder Hand): A. Graff pinx. 1783.
Leinwand ; hochoval ; h. 0,66 ; br. 0,53. — Gegenstück zum folgenden. —
1907 als Vermächtnis der Oberforstmeisterswitwe Frau Johanna Heliodora von Loeben,
geb. von Schimpff in Dresden. Auf der Rückseite ein Zettel mit der Nachricht :
»Otto Ferdinand Graf von Loeben auf Niederrudelsdorf und Gerlachsheim, geb.
18. Juni 1741, gest. 17. Sept. 1804. Kurfürstlich Sachs. Kabinetsminister. Graf
seit 17. Juni 1790«.
Bildnis der Gräfin von Loeben. Brustbild mit verschränkten 2180 F
Armen und halb sichtbaren Händen, fast von vorn vor grauem 52 d
Grunde. Das braune, von weissem Band durchflochtene Locken-
haar fällt auf die Schultern herab. Ausgeschnittenes lang-
ärmeliges weisses Kleid mit gelblichem Brusttuch.
Leinwand; hochoval; h. 0,66; br. 0,53. — Gegenstück zum vorigen. —
1907 als Vermächtnis der Oberforstmeisterswitwe Frau Johanna Heliodora von Loeben,
geb. von Schimpff in Dresden. Auf der Rückseite ein Zettel mit der Nachricht:
»Maria Caroline Gräfin von Loeben, geborene von Greiffenhagen. Geb. 22. Juli
1760, gest. — «.
Christian Stöckiin
Geb. zu Genf den 14. Juli 1741; gest. in Frankfurt a. M. im
Juni 1795. Studierte seit 1757 in Italien. Schüler des Antonio
Galli da Bibiena in Bologna. Lebte seit 1764 in Frankfurt a. M.
44
690 Deutsche Schulen. XVII. undjVVIII. Jahrh.
2180 G Inneres einer Renaissancekirche. Das Hauptschiff ist von
66 b einem Tonnengewölbe bedeckt. Links vorn ein grosses Grab-
mal. Bezeichnet unten links: Stöcklin f. 1788.
Kupfer; h. 0,20%; br. 0,14%. — Bisher als N. 2180C. — 1893 als Ver-
mächtnis des Appellationsgerichtspräsidenten Nossky. — Gegenstück zum folgenden.
2180 H Inneres einer Rundkirche. Ein mittleres Kreuzgewölbe, das
66 b von viereckigen Pfeilern getragen wird, schliesst sich an eine
Säuienrundhalle im Renaissancestil an. Rechts vorn ein hohes
Monument mit einer Bildsäule. Bez. r. u. : Stöcklin f. 1788.
Kupfer; h. 0,20%; br. 0,14%. — Bisher als N. 2180D. — 1893 als Ver-
mächtnis des Appellationsgerichtspräsidenten Noasky. — Gegenstück znm vorigen.
Angelika Kauffmann
Geb. zu Chur den 30. Oktober 1741; gest. zu Rom den 5. No-
vember 1807. Schülerin ihres Vaters Joh. Josef Kauffmann.
Sie führte ein Reiseleben. Hauptsächlich in Italien; von 1766
bis 1781 in England, wo sie sich 1767 mit einem Abenteurer,
von dem sie 1768 geschieden wurde, 1781 aber mit dem Maler
Antonio Zucchi verheiratete, mit dem sie zuerst nach Venedig,
dann nach Rom übersiedelte.
2181 Weibliches Bildnis als Sibylle. Halbfigur nach links auf
(2160) braunem Grunde. Sie trägt ein weisses Unter-, ein blaues Ober-
56 a gewand und ein grünliches Kopftuch. Ihren Kopf stützt sie
mit der Rechten auf die links stehende Brüstung; mit der Linken
hält sie die Schriftrolle, auf der die Inschrift
»Sibylla . . . .«
Bezeichnet links an der Brüstung:
«V^ *•%&
Leinwand; h. 0,91; br. 0,72%. — 1782 erworben. H. — Inventar 1809,
N. 1795. Katalog von 1812. — Gegenstück zum folgenden. — Gestochen von Jos.
Canale jß III, 36. — Phot. Braun IV, 40; Tamme; Bruckm.
2182 Weibliches Bildnis als Vestalin. Halbfigur nach links, mit
(2161) dem Oberkörper nach rechts. Mit dem linken Ellbogen stützt
56 a sie sich auf eine Brüstung. Ihre weisse Kleidung vervoll-
Deutsche Schulen. XVLII. Jahrhundert 691
ständigt ein Schleier, an den sie mit der Linken fasst, während
sie in der Rechten eine römische Lampe hält. Bez. rechts
an der Brüstung: Angelica Kauffm. . . Pinx.
Leinwand; h. 0,91%; br. 0,71%. — 1782 erworben. H. — Inventar 1809,
N. 1794. Katalog von 1812. — Gegenstück zum vorigen. — Gestochen von C. G.
Schnitze $m, 7. — Phot. Braun III, 40; Phot. Ges.; Tamme; Häufst.; Bruckm.
Die verlassene Ariadne. Sie sitzt in weissem Chiton und 2183
grünrot schillerndem Himation nach rechts gewandt unter dem (2162)
Felsen und streckt die Arme wehmütig nach dem auf dem Meere 56 b
davonsegelnden Schiffe des Theseus aus. Zu ihren Füssen hockt
ein weinender Amor.
Leinwand; h. 0,88; br. 0,70%. — 1782 erworben. H. — Inventar 1709,
N. 1796. Katalog v. 1812. — Gest. v. E. G. Krüger i£ IU, 8. — Phot. Tamme ; Bruckm
Caroline Friederike Friedrich
Geb. zu Dresden (Friedrichstadt) den 4. März 1749; gest. daselbst
den 20. Januar 1815. Schülerin ihres Vaters David Friedrich
Friedrich und ihres Bruders Johann David Alexander Friedrich.
Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie. Tätig in Dresden.
Wein und Backwerk. Auf grauem Steintisch steht links ein 2184
Spiegel mit blauem Bande; rechts eine Flasche Wein und ein (2163)
Glas ; in der Mitte süsses Backwerk. Bez. 1. u. (in einer Reihe) : Grimma
^c^rotintA. \^rteöericc\. Zs^i'ieorich-
Leinwand; h. 0,62%; br. 0,43%. — Zuerst im Katalog von 1817. — 1902
an den Altertiumsverein zu Grimma.
Johann Friedrich August Tischbein
Geb. 1750 zu Mastricht; gest. 1812 zu Heidelberg. Sohn
des Johann Valentin Tischbein (1715 — 1767); Schüler des
Johann Heinr. Tischbein I (1722 — 1789) zu Cassel. Tätig
1780 in Paris, später in Neapel, Wien, Holland, bis er 1800
an Oeser's Stelle Direktor der Leipziger Akademie wurde.
44*
692 Deutsche Schulen. XVII. und XVIII. Jahrh.
2 1 84 A Bildnis der Gräfin Böse. Beinahe ganze Gestalt. Die
56 b vornehme Dame mit leicht gepudertem Lockenhaar in weissem,
geblümtem, ausgeschnittenem Seidenkleid mit weissem Brusttuch
sitzt, fast von vorn gesehen, auf gelbbezogenem sofaartigen Sessel.
In der gesenkten Rechten hält sie ein blau gebundenes Heft,
in der Linken auf ihrem Schoosse ein Taschentuch. An der
braunen Wand hinter ihr rechts ein schmaler grünlicher Vor-
hang; vorn rechts neben ihr ein kleiner Tisch, auf dem ein grün-
weiss bebänderter Korb steht. Bez. rechts am Tisch (verkleinert):
77$ chbe in ■ p- t7Sp.
Leinwand; h. 1,58; br. 1,20. — 1907 als Vermächtnis der verwitweten Frau
Ämalie Freifrau von Eckardstein geb. Senger in Potsdam (gest. d. 9. Januar 1906),
laut deren Testament vom 14. Mai 1903. — Nahe verwandt ist das ebenso bezeich-
nete und datierte Bildnis der Erbstattbalterin von Holland im Egl. Schlosse zu
Berlin, N. 1780 der Berliner Deutschen Jahrhundertausstellung 1906 ; abgeb. in
deren Veröffentlichung (München 1906). Bd. I, Tafel 6. Die beiden Damen sitzen
sogar auf dem gleichen Sessel. Dass beide Bilder von derselben Hand sind, ist
unverkennbar.
2I84B Bildnis der Frau Christiane Caroline Friederike Mesmer, geb.
69 b Schmiedel (um 1783 — 1843). Sie war die Gattin des Ban-
kiers Job. Jak. Mesmer in Dresden. Brustbild ohne Hände auf
gelblichgrauem Grunde, nach rechts gewandt. Dunkelblonder
Lockenkopf mit grauen Augen. Schlichtes ausgeschnittenes
weisses Kleid mit kurzen Aermeln. Feuerrotes ITmhängetuch.
Bezeichnet rechts unten: Tischbein p. 1804.
Leinwand (inwendig hochoval umrahmt); h. 0,69l/a ; br. 0,54. — Bisher ah
N. 2684 A. — 1891 als Vermächtnis der Toehter der Dargestellten, der Frau Witwe
Felieia Land, geb. Mesmer (gest. den 7. April 1891). — Phot. Tanime.
Johann Christian Kiengel
Geb. zu Kesselsdorf den 5. April 1751; gest. zu Dresden den
19. Dezember 1824. Schüler des Chr. W. E. Dietrich. 1777
Mitglied, aber erst 1800, nach der Heimkehr von einer italien-
ischen Reise, Professor der Dresdner Akademie.
2 1 85 Apoll mit den Herden des Admet. Rechts der baumreiche
(2164) Bergabhang; links unten unter rötlichem Abendlichte die Meer-
58 c bucht. In der Mitte steht Apollon, der seine Leyer neben sich
gesetzt hat uud die Hirtenflöte bläst. Rinder und Schafe weiden
umher. Bez. halblinks unten an einem Architekturstück:
Deutsche Schulen. XVIII. Jahrhundert 693
Leinwand ; h. 0,97 ; br. 1,46. — 1825 Ton den Erben des Malers. Kat. von 1826.
Arkadische Landschaft. Links ein Bergabhang mit mäch- 2 1 86
tigern Baum wuchs; im Gebüsch ein alter Sarkophag; weidende (2165)
Ziegen daneben. Rechts am Wasserfall in einer Felsenschlucht F.-M.
drei nackte oder halbnackte Frauen. Bez. 1. u.: Kiengel.
Leinwand; h. 1,15; br. 1,67. — 1855 von der Tochter des Künstlers geschenkt.
— 1896 ans Kgl. Finanzministerium.
Weidelandschaft. Auf der links von braunen Bäumen be-2!86A
grenzten Weide steht ein Hirt neben Rindern und Schafen. 68 h
Leinwand; h. 0,24; br. 0,32. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Nossky.
Joseph Grassi
Geboren zu Wien den 22. April 1757; gest. zu Dresden den
7. Jan. 1838. Schüler der Wiener Akademie. 1799 Professor
der Dresdner Akademie; 1816 — 1821 als Studien-Direktor
der sächsischen Pensionäre in Rom. Dann wieder in Dresden.
Johannes der Täufer. Halbfigur nach rechts auf grauem 2187
Grunde. Der Täufer, der sein Antlitz dem Beschauer zuwendet, (2166)
trägt seinen Kreuzesstab über der linken Schulter und deutet 64 b
mit der Rechten gen Himmel.
Leinwand ; h. 0,83 ; br. 0,62 %.— 1838Vermächtnis des Künstlers.— Phot.Tamme.
Der Apostel Petrus. Brustbild nach links auf graubraunem 2 1 88
Grunde. Der Apostel hat graues krauses Haar und einen grauen (2167)
krausen Vollbart. Er trägt einen gelben Mantel und schlägt 64 b
sich mit seiner Rechten an die Brust.
Leinwand; h. 0,62; br. 0,48%. — Zuerst im Katalog von 1843. — Wohl
gleicher Herkunft wie das vorige. — Phot. Tamme.
Christian Leberecht Vogel
Geboren zu Dresden den 6. April 1759; gestorben daselbst
den 11. April 1816. Schüler des Joh. Elias Zeissig, gen.
694 Deutsche Schulen. XVH und XVIII. Jahrh.
Schönau (Schenau) daselbst. Professor der Dresdner Akademie
(ihr Mitglied schon früher) erst seit 1814.
2 1 89 Die Söhne des Meisters. Die beiden Knaben sitzen neben-
(2168) einander auf dem Fussboden. Der links sitzende trägt ein
56 a braunes, blau gefüttertes Röckchen und hält mit beiden Hän-
den ein Bilderbuch auf seinen Knieen. Sein Brüderchen im
roten Röckchen hält eine Peitsche in der Hand und blickt von
rechts herüber mit ins Buch.
Leinwand; h. 0,7572! br. 0,9972. — 1817 von den Erben des Meisters ge-
kauft, dementsprechend zuerst im Katalog von 1819. — Berühmtes, übrigens mehr-
fach wiederholtes Bild des Meisters. Vergl. Nagler's Künstler- Lexikon, Bd. XX,
S. 492. Unser Bild ist die letzte von zahlreichen Wiederholungen. — Nach gütigen
Mitteilungen Sr. Durchlaucht des Prinzen von Schönburg -Waidenburg zu Gauemitz,
die durch Th. Distel's Bemerkungen in der Kunstchronik N. P. VII 1896 Sp. 342
unterstützt wurden, sollten die beiden Knaben nicht die Söhne des Meisters
darstellen, sondern des Prinzen Vater, den Fürsten Otto Victor von Schön-
burg-Waldenburg (diesen der vornsitzende) und dessen Bruder, den Fürsten Alfred
von Sehönburg- Hartenstein. Da anscheinend gute Gründe für diese Meinung vor-
gebracht wurden, haben wir sie uns unter einigem Vorbehalt in der dritten bis
sechsten Auflage unseres Kataloges angeeignet, kehren jetzt aber nach einer erneuten
eingehenden Erörterung der Frage durch einen Enkel des Meisters, Herin Ober-
studienrat Dr. Vogel (in Abschrift bei den Galerieakten), die sich auf die Aussage
der erst 1854 verstorbenen Witwe des Künstlers stützt, zu der offenbar allein rich-
tigen Ansicht zurück, dass des Meisters eigene Söhne Karl und Fritz in dem übrigens
sittenbildlich gemeinten Bilde dargestellt sind. Karl (1788—1868) war der nachmals
berühmte Maler Karl Vogel von Vogelstein ; Fritz (1790 — 1869) war nachmals Ober-
rechnungsrat in Dresden. Das Bild niuss 1792 oder 1793 gemalt sein. — Lith. von
Hanfstängl. — Gestochen von Ed. Buchet. — Phot. Braun VIII, 24 ; Tanime ; Bruckm.
ZWEITER HAÜPTTEIL
DIE NEUEREN GEMÄLDE
(SEIT DEM ANFANG DES XIX. JAHRHUNDERTS)
Anmerkung
Die Schwierigkeiten, die einer Anordnung der deutschen Maler des neun-
zehnten Jahrhunderts nach Schulen gerade deshalb entgegenstehen, weil die deutschen
Künstler nicht nur als Schüler, sondern auch als Meister ihren Wohnort öfter zu
wechseln pflegen, wurden keineswegs verkannt. Der Geburtsort des Künstlers konnte
an eich natürlich fast niemals massgebend sein, aber auch der Ort, an dem er zum
Künstler herangebildet worden, nicht immer. Jedenfalls schien es notwendig, die
Meister, die selbst schulbildend gewirkt haben oder wirken, der Gruppe des Ortes
dieser Wirksamkeit zuzuteilen. In anderen Zweifelfällen musste der Charakter der
Malerei des Meisters, in einigen sogar der Ort, an dem gerade das in der Galerie
befindliche Bild entstanden, für unsere Zwecke massgebend sein. Jedenfalls erschien
der Versuch dieser Einteilung zu lehrreich, als dass seiner Schwierigkeiten wegen auf
ihn hätte verzichtet werden dürfen. Die Einreibung von Meistern wie Cornelius in
die Düsseldorfer, wie Feuerbach in die Wiener, wie Klinger in die Berliner Schule
ist in der Tat nur als Notbehelf anzusehen. Im ganzen bilden die Zweifelfälle aber
doch nur Ausnahmen.
Die Bilder der neueren Abteilung von 2190 an sind im Katalog von
1905 von Grund aus neu nummeriert worden, da die starke Vermehrung dieser
Abteilung die Wiederholung der gleiohen Nummern mit Buchstabeneinschaltungen
bis zum Unerträglichen gesteigert hatte. Die Nummern in Klammern sind die der
Kataloge von 1887 bis 1902.
ERSTER ABSCHNITT
Die deutschen Schule»
I. Die Dresdner Schule
Traugott Leberecht Pochmann
Geb. zu Dresden den 6. Dez. 1762; gest. daselbst den 23. April
1830. Schüler Anton GrafFs und Giov. Batt. Casanova's. 1796
Pensionär, später Professor der Akademie zu Dresden.
Selbstbildnis des Künstlers. Kniestück nach rechts auf 2190
gelbgrauem Grunde. Der Künstler sitzt in dunkelblauem (2190)
Rock und weisser Halsbinde an seiner Staffelei. 68 a
Leinwand; h. 1,00; br. 0,80. — Im Jannar 1847 von der Tochter des
Künstlers gekauft.
Gerhard von Kügelgen
Geb. zu Bacharach am Rheine den 6. Februar 1772; gest. bei
Dresden den 27. März 1820. Schüler des Januarius Zick in
Coblenz und des Chr. Fessel in Würzburg. Auf vielen Reisen
weitergebildet; 1791 in Rom, 1798 in St. Petersburg, seit 1805
in Dresden, wo er 1811 zum Ehrenmitgliede, 1814 zum ausser-
ordentlichen Professor der Akademie ernannt wurde. Er starb
durch Mörderhand zwischen Loschwitz und Dresden.
698 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2191 Bildnis des Kunstschriftstellers Karl Ludwig Fernow. Brust-
68 a bild ohne Hände nach links, doch mit dem Kopfe nach rechts
vor bläulichem Hintergrunde. Der ergrauende, fast völlig
rasierte Gelehrte trägt über grossem weissen Halstuch, blau-
weissgestreifter Weste und schwarzem Rock einen um die
Schultern geworfenen Mantel.
Leinwand, auf Papier gezogen ; h. 0,667a ; br. 0,52. — 1905 von Herrn Konstantin
von Kügelgen erworben. Im Winter 1806 — 07 in Weimar gemalt. »Als Kunst-
werk hielten die meisten Fernows Kopf für das Vorzüglichste«. Vgl. Konstantin
von Kügelgen : Gerhard von Kügelgen, Leipzig 1901, S. 99 ; Abb. S. 65.
2 1 92 Der verlorene Sohn. Halbfigur nach links vor landschaft-
(2191) lichem Hintergrunde. Der blonde junge Mann trügt eine
68 c Binde um den Kopf und ein weisses Gewand. Eine Träne
perlt aus seinem Auge. Der Stab ruht in seinen Armen.
Links und rechts in der Landschaft weiden die Schweine.
Leinwand; h. 0,96J^; br. 0,75. — Erst 1820 gemalt und in diesem Jahre
aus dem Nachlasse des Künstlers. Zuerst im Katalog vonl826. — Phot.TanimejBruckm.
Ferdinand Hartmann
Geb. zu Stuttgart den 14. Juli 1774; gest. zu Dresden den
6. Januar 1842. Gebildet in Stuttgart und Rom. 1801 erhielt
er den Goethe-Preis in Weimar. Seit 1803 lebte er in Dresden,
wo er 1810 Professor, 1824 Direktor der Akademie wurde.
2 1 93 Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach rechts ohne
(2192) Hände auf grauem Grunde. Der blauäugige Künstler trägt einen
68 b braunen Rock über gelber Weste und eine weisse Halsbinde.
Leinwand; h. 0,64; br. 0,50. — 1874 von Frau von Witzleben gekauft.
Kaspar David Friedrich
Geb. den 5. Sept. 1774 zu Greifswalde; gest. den 7. Mai 1840
zu Dresden. Schüler des Universitäts- Zeichenlehrers Dr. J. G.
Quistorp zu Greifswalde; 1794 in Kopenhagen weitergebildet.
Seit 1798 in Dresden, wo er 1824 Professor der Akademie wurde.
2194 Zwei Männer in Betrachtung des Mondes. Links am Felsen-
(2193) hange zwischen mächtigen Bäumen stehen zwei Männer, fast
68 c von hinten gesehen, in der Betrachtung der Mondsichel ver-
sunken, die vor ihnen in bräunlichem Nebeldufte schwebt.
Leinwand; h. 0,35; br. 0,44. — 1840 aus des Künstlers Nachlass erworben.
— 1819 gemalt. N.ich Gust. Müller ut der Mann im Mantel Friedrich 's Schwager,
der Musiklehrer Bommer, der andere der Landschaftsmaler Heinrich.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 699
Hünengrab im Herbst. In der Mitte der mächtige bräun- 2195
liehe Felsblock unter aufsteigendem grauen Sturmgewölk. Links (2194)
wildes Gestrüpp mit herbstbraunem Laube. Eechts ein zer- 68 c
splitterter Baumstumpf.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,71. — 1860 ans der Dresdner Kunstakademie, für
die es 1824 (nach den Akten sieher zwischen 1819 und 1826) als Rezeptionsbild
gemalt worden war.
Hünengrab im Schnee. Der Steinblock liegt unter drei 2 1 96
kahlen, vom Sturm gekappten Eichen auf einem beschneiten 68 c
Hügel, von dem man auf winterlich öden, von grauen Nebeln
umschleierten Waldrand hinabblickt. Auch den Himmel be-
deckt Wolkennebel, den oben in der Mitte rosiges Abendlicht
durchbricht.
Leinwand; h. 0,61 J^: br. 0,80. — 1905 aus dem Nachlasse des Malers Joh.
Siegwald Dahl von dessen Witwe erworben. Um 1810 gemalt. Vgl. Deutsche Jahr-
hundertaussteUung (München 1906) H S. 158.
Rast bei der Heuernte. Morgenstimmung. Vorn die Wiese 2197
mit Heuschobern, Knechten und Mägden. Im Mittelgrunde (2195)
links ein Landsee, in der Mitte mächtige alte Ruinenmassen. 68 a
Im Hintergrunde bewaldete Hügel, über denen sich noch violett-
graues Nebelgewölk an dem goldgelben Morgenhimmel ballt.
Leinwand; h. 0,7272 ; br. 1,02. — 1840 aus dem Nachlasse des Künstlers
erworben. — Gemalt ist es 1834 — 1835.
Johann Karl Roessler (Rösler)
Geb. zu Görlitz den 18. Mai 1775; gestorben zu Dresden den
20. Februar 1845. Schüler G. B. Casanova's in Dresden, wo
er sich 1807, von Italien heimgekehrt, niederliess. Seit 1810
war er Mitglied, seit 1815 Professor der Akademie.
Der Schauspieler und Entomologe Ochsenheimer. Kniestück 2 1 98
halb nach links. Der helläugige, blonde junge Mann in weissen (2196)
Strümpfen, braunen Kniehosen, schwarzem Rock, weisser Binde 68 c
stützt sich mit dem linken Ellbogen auf seine Kniee.
Leinwawd ; h. 0,81 ; br. 0,68. — 1868 Geschenk desHerrn Hofschauspielers Heine.
Bildnis des Geheimen Finanzrats Johann Carl Ludwig von 2198 A
Nostitz Drzewiecki (1774 — 1825). Halbfigur nach links vor 68 a
bräunlichem Grunde. Der glatt rasierte Herr mit gekraustem
Haupthaar trägt eine Hornbrille, einen dunklen Rock mit
hohem umgelegten Kragen, eine weisse Weste mit hohem
700 "Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Stehkragen und eine weisse Halsbinde. Die allein sichtbare
Rechte greift vorn in den Rock.
Leinwand ; h. 0,75 ; br. 0,59. — 1908 als Geschenk der Erben dm Fräulein
Isidore von Reutter. — Auf der Rückseite eine ausführliche, aber spätere Inschrift,
nach der das Bild 1824 gemalt ist.
Friedrich Matthäi
Geb. zu Meissen den 4. März 1777; gest. zu Wien den 23. Okt.
1845. Schüler G. B. Casanova's an der Dresdner, seit 1797
Füger's an der Wiener Akademie; 1802 bis 1808 in Italien;
1810 Professor der Dresdner Akademie; 1823 Inspektor, später
Direktor der Königl. Gemäldegalerie. Er starb in Wien auf
der Heimkehr von einer italienischen Reise.
2199 Die Ermordung des Aegisth. Aegisth ist in der Mitte des
(2197) Bildes in die Kniee gesunken. An seiner linken Seite hält
Restaurati- Pylades ihn fest, an seiner rechten drückt Orest ihn mit
ons-Ateher . .
einem Knie zu Boden und erhebt das Schwert, um ihn zu
durchbohren. Rechts hinter dieser Gruppe ruht der Leichnam
Klytämnestra's. Entsetzte Zuschauer eilen herbei.
Leinwand; h. 1,58; br. 2,39. — 1858 von den Erben des Künstlers gekauft.
— Das Bild entstand während des ersten Aufenthalts des Künstlers in Italien und
trug ihm in Florenz die Ehrenprofessur der dortigen Akademie ein.
2200 Der Tod des Kodrus. In der Mitte bricht Kodrus zu Tode
(2198) verwundet zusammen. Ein junger behelmter Krieger hält ihn
Frankenberg von hinten. Eine junge Frau beugt sich über ihn. Rechts
vorn breitet ein Alter knieend einen gelben Mantel aus. Links
vorn nimmt ein Krieger, der seinen Streitwagen besteigt, Ab-
schied von einem Knaben.
Leinwand ; h. 0,37 ; br. 0,52. — 1846 von den Erben des Künstlers gekauft.
— Es ist die Skizze zu dem grossen Bilde, welches die Stände der Niederlausitz
dem Kreissyndikus von Houwald verehrten. H. — 1904 ans Kgl. Lehrerseminar
zu Frankenberg.
Therese (Caroline Therese) Richter
Geb. zu Dresden am 10. Dezember 1777; gest. daselbst den
18. Oktober 1865. Schülerin der Caroline Friederike Friedrich
(oben N. 2184). Tätig zu Dresden.
220 1 Ein Karpfen, Gemüse und Früchte. Auf einen hölzernen
(2199) Küchentische liegt ein Karpfen; rechts neben Gemüsen und
Grimma
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 701
Früchten ein Schmetterling. Bez.u.i.d.M.: Compose ei p eint
d'apnte nature par Therese Richter ä Dresde, Van 1807.
Leinwand; h. 0,43; br. 0,56%. — Geschenk der Künstlerin. — Zuerst im
Katalog von 1856. Inv. 1855 S. 6. — 1902 an den Altertums- Verein in Grimma.
Eichhörnchen am Hirschgeweih. Auf einem Felsblock liegen 2202
ein Hirschgeweih, einige Haselnussbüschel und Blüten zweige. (2200)
Auf dem Geweih sitzen zwei Eichhörnchen, Nüsse verzehrend. Gnmma
Bezeichnet unten links: Compose" et p. d'aprfa nature par
Therese Richter ä Dresde Van 1809.
Leinwand; h. 0,63; br. 0,87. — Zuerst im Katalog von 1856. Inv. 1855 S. 6.
— 1902 an den Altertums-Verein in Grimma.
Friedrich Georg Kersting
Geboren 1783 zu Güstrow in Mecklenburg; gestorben 1847
zu Meissen. Schüler der Kopenhagener und der Dresdener
Akademie. Zuletzt Malervorsteher in der Porzellanmanufaktur
zu Meissen. Er zeichnete sich neben Kaspar David Friedrich
durch selbständige Naturbeobachtung aus.
Maria Magdalena. In einer Felsenhöhle sitzt Magdalena 2202 A
in halbliegender Stellung vor der Steinplatte, auf der ein 68 e
Rohrkreuz steht, neben dem ein Totenkopf liegt, während ein
Tuch und eine Geissei an der Felswand hängen. Heber ihrem
entblössten Oberkörper, auf den ihr langes Haar in Ringel-
locken herabfällt, kreuzt sie die Arme. Die Blicke senkt sie
in das vor ihr aufgeschlagene grosse Andachtsbuch, neben
dem ein kleines Gefäss mit Mohn- und Cichorienblumen steht.
Leinwand; h. 0,66; br. 0,53. — 1907 aus Meissen erworben.
Heinr. Gotth. Arnold
Geb. zu Lomnitz bei Radeberg den 4. März 1785; gest. zu
Dresden den 3. Mai 1854. Schüler Professor J. D. Schubert's
an der Dresdner Akademie. Später selbst Akademie-Professor.
Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach rechts auf 2203
grauem Grunde. Der braunäugige Meister in grünem Pelz (2201)
wendet sein Gesicht dem Beschauer zu. Plauen i. v.
Leinwand; h. 0,60 J^; br. 0,41 J^. — 1874 im Kunsthandel erworben. — 1905
an den Kunstverein zu Plauen i. V.
702 Deutschje des neunzehnten Jahrhunderts
Gust. Heinr. Naecke (Naeke)
Geboren zu Frauenstein den 4. April 1785; gestorben zu
Dresden den 10. Januar 1835. Schüler Joseph Grassi's an
der Dresdner Akademie. Einige Jahre in Rom. Seit 1825
Professor der Dresdner Akademie.
2204 Selbstbildnis des Meisters. Brustbild nach rechts, doch mit
(2202) dem Gesicht dem Beschauer zugewandt, auf grauem Grunde. Der
63 b dunkelblonde, bartlose, blauäugige Künstler trägt einen grünen
Rock über gelber Weste und eine weisse Halsbinde.
Leinwand; h. 0,44; br. 0,40. — 1866 durch Bürgermeister Hobler der Galerie
vermacht. — Das Bild ist 1814 gemalt.
G. Traugott Faber
Geboren zu Dresden den 10. November 1776; gest. daselbst
den 25. Juni 1863. (Nach Angaben seines Schwiegersohnes,
durch Hofrat G. Müller vermittelt.) Schüler Klengel's in
Dresden, wo er später Mitglied der Akademie wurde.
2205 Mondscheinlandschaft. Ein stiller Fluss, an dem eine
(2202A) Fischerhütte liegt, zieht sich durch die baumreiche Land-
41 c schaff. Rechts im Mittelgrunde Eichwaldrand. Der Vollmond
blickt aus grauem Gewölk hervor. Bez. u. 1.: Faber 1816.
Leinwand; h. 0,79%; br. 0,89. — 1893 als Vermächtnis des Appellations-
gerichtspräsidenten Ed. Ferd. Nossky.
Johann Christian Claussen Dahl
Geboren zu Bergen in Norwegen den 24. Februar 1788; ge-
storben zu Dresden den 14. Okt. 1857. Lernte die Anfangs-
gründe seiner Kunst in seiner Vaterstadt, bezog 1811 die
Akademie zu Kopenhagen, Hess sich 1818 in Dresden nieder,
von wo er wiederholte Studienreisen nach Tirol und in seine
Heimat unternahm. Er war in Dresden Akademie-Professor.
2206 Waldbach am Gebirge. Zwischen Felsblöcken schäumt,
(2203) Tannenstämme mit sich fortreissend, der Waldbach zum Vorder-
68 a gründe rechts herab. In der Mitte, vom Sturme bewegt, zwei
Birken. Rechts im Mittelgrunde Tannenwald. Links im Hin-
tergrunde Berggipfel über Waldwipfeln. Die Sonne steht links
rötlich hinter Wolken. Bez. halblinks unten: Dahl 1819.
Leinwand; h. 0,76; br. 0,61. — 1860 aus der Sammlung der hiesigen Kunst-
akademie, für die es als Rezeptionsbild gemalt worden war.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 703
Norwegische Berglandschaft. Blick von hohem Standorte. 2207
Rechts führt ein Weg an Sennhütten vorbei. Links in der (2204)
Schlucht ein Fluss, der im Mittelgrunde als Wasserfall vom 68 b
Gebirge stürzt. Im Hintergrunde links eine schroffe Felsen-
pyramide, rechts ein mit Schnee bedeckter Bergrücken. Be-
zeichnet rechts unten am Stein: J. Dahl 1850. (Das J im D.)
Leinwand; h. 1,63; br. 2,37. — 1853 von den Ausstellungsgeldern und dem
Katalogfonds der Königl. Galerie erworben.
Karl Vogel von Vogelstein
Geboren zu Wildenfels im sächsischen Erzgebirge den 26. Juni
1788; gestorben zu München den 4. März 1868. Schüler
seines Vaters, des sächsischen Hofmalers Chr. Leberecht Vogel
und der Dresdner Akademie. Tätig von 1808 — 1812 in St.
Petersburg; von 1813—1820 in Italien; seit 1820 als Aka-
demie-Professor in Dresden, seit 1853 in München.
Papst Pius VII. Ganze Figur nach links. Der Papst sitzt 2208
vor grünem Vorhang in seiner Amtstracht an rot bedecktem (2205)
Tische, auf dem ein Kruzifix steht und ein Gebetbuch liegt.Kg1-^«46112-
° scnloss
Leinwand; h. 1,60%; br. 1,15. — Das Bild wurde 1817 in Rom gemalt. —
Eigentum Sr. Majestät des Königs. Seit 1855 zur Aufbewahrung in der Galerie. —
1902 ans Kgl. Hausmarschallamt zurückgegeben.
König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Halb- 2209
figur nach links auf grauem Grunde. Der König trägt eine weisse (2206)
Perücke, einen roten Uniformrock mit gelben Aufschlägen und 52 d
silbernen Epauletten. Seine Orden schmücken seine Brust, die
rechte Hand steckt er vorn in den Rock. Bez. auf der Rück-
seite: FRIEDRICH AVGVST KÖNIG VON SACHSEN nach
der Natur gemalt von C. Vogel. Dresden 1823,
Ahornholz; h. 0,7272 ; br. 0,57. — Zuerst im Katalog von 1835.
König Johann noch als Prinz, zugleich als Vorsitzender des 22 1 0
Geh. Finanz-Kollegiums. Kniestück halb nach rechts. Der (2207)
Prinz in schwarzem Frack "und violetter Weste sitzt mit der 22 d
Gänsefeder in der Rechten an seinem Schreibtisch. Bezeichnet
auf der Rückseite: Prinz Johann, Herzog zu Sachsen, geb.
12. Dez. 1801. Das Präsidium im Königl. Geheimen
Finanz-Collegio führend. Gemahli für Sr. Exl. dem (sie)
Herrn Finanz - Minister von Zeschau. C. Vogel pinx.
Pillnitz 1832.
704 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,23; br. 0,97. — 1874 aus dem Kgl. Finanz-Ministerium. —
Eigentum des Fiskus.
22 I I Bilderfolge aus Goethe's Faust. Das Mittelbild stellt Faust,
(2208) dem der Geist erscheint, in seiner Zelle dar. Darüber Gott-
Frankenberg vater. Die 10 übrigen Nebenbilder, die es umrahmen, stellen
Szenen aus Goethe's Drama dar. Bez. rechts unten: Ange-
fangen zu Dresden 1847. Beendet zu Venedig 1852
von C. Vogel.
Auf Leinwand ; Gesamthöhe 3,90 ; br. 3,06. — 1867 vom Künstler geschenkt.
— 1902 ans Kgl. Lehrerseminar zu Frankenberg.
2212 Bildnis des Dresdner Professors Karl Förster. Brustbild
(2208A) ohne Hände nach links auf graugrünem Grunde. Dunkles Haar
68 b und dunkle Augen. Schwarzer Rock. Weisse Halsbinde. Oliv-
brauner Ueberrock. Auf der Rückseite bez.: Karl Förster,
C . Vogel . pinx . Dresdae . 1823.
Pappe; h. 0,23; br. 0,17V2- — 1892 als Vermächtnis der Gattin des Darge-
stellten, Frau Prof. Louise Förster und deren Tochter.
2213 Bildnis der Gattin des vorigen, Frau Louise Förster. Brust -
(2208B)bild ohne Hände uach rechts auf grünlichgrauem Grunde.
68 b Dunkles Lockenhaar. Blaue Augen. Ausgeschnittenes blaues
Kleid. Durchsichtiger Kragen. Auf der Rückseite bezeichnet:
Louise Förster. C . Vogel . pinx . 1832.
Mahagoniholz ; h. 0,24 ; br. 0,19J^. — 1892 als Vermächtnis der Dargestellten,
Frau Prof. Louise Förster, geb. Förster, und deren Tochter. Jene war eine
Schwester des bekannten Malers und Kunstschriftstellers Ernst Förster.
Carl Gustav Carus
Dr. med. Geboren zu Leipzig den 3. Januar 1789; gestorben
zu Dresden den 28. Juli 1869. Carus war König 1. Leibarzt zu
Dresden und Gelehrter (Naturforscher, Philosoph, Kunstschrift-
steller) von Fach, als Künstler nur Dilettant, doch suchte er be-
sonders seinen Theorien über die Stimmungslandschaft auch
praktisch künstlerische Geltung zu verschaffen.
2214 Frühlingslandschaft. Durch einen Wald, der das Rosen-
(2209) tal bei Leipzig darstellt, schlängelt sich der stille Fluss, in
68 b dem die Bäume sich spiegeln. Der Wald ist noch kahl; der
Rasen und die Büsche aber sind schon grün, und vorn blühen
gelbe Blumen. Bez. rechts unten: Carus pinx. 1814.
Leinwand; h. 0,34; br. 0,43J^. — 1869 als Vermächtnis des Künstlers.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 705
Mondscheinlandschaft. Ein stiller Weiher, in dem vorn 2215
Schilf spriesst, ist im Mittelgrande von dunklem Waldrande (2210)
begrenzt. Der Vollmond wirft seinen Spiegelstreifen in die 68 b
Flut. Einzelne Sterne glänzen neben ihm.
Pappe; h. 0,30; br. 0,41. — 1869 als Vermächtnis des Künstlers.
Moritz Müller, gen. Steinla
Geboren zu Steinla bei Hildesheim den 21. August 1791; ge-
storben zu Dresden den 21. September 1858. Schüler der
Dresdner Akademie. Hauptsächlich als Kupferstecher berühmt.
Professor der Dresdner Akademie.
Selbstbildnis des Künstlers. Halbfigur nach rechts auf 2216
grauem Grunde. Der graublonde, blauäugige Künstler mit (2211)
kleinem Backenbart trägt einen grauen, mit schwarzem Pelze 40 c
besetzten Rock und hält den Stift in der Rechten auf seinem
Knie. Bez. links unten: Steinla se ips. pinxit. 1826.
Leinwand; h. 0,83; br. 0,67. — 1857 vom Künstler geschenkt.
Julius Schnorr von Carolsfeld
Geboren zu Leipzig den 26. März 1794; gestorben zu Dresden
den 24. Mai 1872. Schüler seines Vaters Hans Veit Schnorr,
seit 1811 der Wiener Akademie ; seit 1817 in Rom im Kreise
von Cornelius, 0 verbeck, Veit, Koch weiterentwickelt. 1827 bis
1846 Akademie-Professor in München. Von 1846 bis zu
seinem Tode Professor der Königl. Kunstakademie und Direktor
der Königl. Gemälde-Galerie zu Dresden.
Die Familie Johannes des Täufers bei der Familie Christi. 22 1 7
Mit gesenkten Blicken und über dem Buche auf ihrem Schoosse (2212)
ineinandergelegten Händen sitzt Maria, nach rechts gewandt, 23 b
links vorn im Blumengarten. Zu ihren Füssen schlummert
das Christkind. Josef steht jenseits des Gartenzaunes und
empfängt Zacharias, Elisabeth und den Johannesknaben. Im
Hintergrunde eine helle Landschaft. Bez. r. u.: J. S. (als
Monogramm) zwischen 1817.
Leimrand; h.1,23; br. 1,02. (Oben halbrund.) — 1868ansv. Qnandt's Sammlung,
Aussicht auf Salzburg. Auf dem Gaisberg bei Salzburg. 22 1 7 A
Links auf der Holzbank sitzt, vom Rücken gesehen, ein Grau- 24 a
köpf ohne Kopfbedeckung, rechts neben ihm ein junger Mann
45
706 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
in schwarzem Rock und schwarzer Mütze, der sich, hinter
jenem her, den beiden ebenso wie er bekleideten jungen Leuten
zuwendet, von deDen der eine, vom Rücken gesehen, sich auf
die Banklehne stützt, der andere, der die Aussicht, nach rechts
gewandt, durch ein Augenglas betrachtet, sich rücklings gegen
ein Geländer lehnt. Links und rechts vorn grosse Baumkronen.
Blick über das sonnige Tal auf das Hochgebirge des Hinter-
grundes. Salzburg liegt rechts. Bez. u. 1. mit dem aus J
und S gebildeten Monogramm und der Jahreszahl 1817.
Leinwand; h. 0.4772 ; br. 0,60. — 1907 Tom Maler Ed. Schulz in Wiesbaden.
— Das Bild befand sich früher im Besitze des Herrn Hänel-CIauss auf dem Ritter-
gute Seuslitz bei Meissen. — Dass Schnorr sich im Sommer 1817 mit jungen
Freunden, wie Ferdinand und Friedrich Olivier und Frommel, kurze Zeit in Salzburg
aufgehalten, hat Herr Geh. Hofrat Prof. Dr. Franz Schnorr von Carolsfeld uns
gütigst nachgewiesen. Diesem Umstände und der Bezeichnung des Bildes gegenüber
scheinen uns die hie und da laut gewordenen Zweifel daran, dass Schnorr es gemalt
habe, nicht gerechtfertigt. Die schematisehen Bäume links und rechts sind jeden-
falls später im Atelier, vielleicht von Schülerhand, hinzugefügt.
2218 Des Ananias Besuch bei Paulus. Vorlage zum unteren Teil
(2213) eines Kirchenfensters. Im Mittelfelde sitzt der Apostel, nach
41 b iinks gewandt mit gefalteten Händen. Von einem Engel geleitet,
schreitet der graubärtige Ananias die Stufen zu ihm hinab.
Auf den Seitenbildern kniet links der Stifter, hinter dem sein
Sohn steht, rechts die Stifterin, hinter der ihre Tochter steht.
Bez. rechts unten: J. S. (als Monogramm) zwischen 18bT>.
Papier auf I .ein« and ; h. 3,29 ; br. 3,73. — 1867 aus dem Kunstfonds erworben.
— Die Aquarellskizze auf Papier zu dem ganzen Fenster, in dessen oberem Teil die
Bekehrung des Saulus dargestellt ist, befand sich ebenfalls in der Königlichen Ge-
mäldegalerie, ist jedoch 1881 au das Königl. Kupferstich-Kabinet abgegeben worden.
— Das ausgeführte Glasfenster berindet sich in der Pauls-Kirche zu London. — Unter
dem Bilde die englische Stifterinschrift: TUE GTFT OF THOMAS BROWN ESU,
ANNO DOMINI MDCCCLXIV.
Ernst Ferdinand Oehme
Geb. zu Dresden den 23. April 1797; gestorben daselbst den
10. Sept.br. 1855. Schüler der Dresdner Akademie. In Italien
weitergebildet. Tätig in Dresden.
22 1 9 Herbstabend im Grossen Gehege bei Dresden. In der Mitte
(2214) führt die grosse Allee bildein wärts. Links die Wiesen, rechts
68 a die Elbe. Vorn links eine Schafherde, deren Hirt vor einem
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 707
Holzfeuer sitzt. Weiter rechts eine Frau mit zwei Kiudern.
Bez. r. u.: E. 0. (das E im 0) zwischen 1830.
Leinwand ; h. 0,81 ; br. 0,71. — 1873 von Maler Schwemmer erworben. —
Gest. von Ludwig Richter 1830.
Gustav Adolf Hennig
Geb. zu Dresden den 12. Juni 1789; gest. zu Leipzig den
15. Jan. 1869. (Nach den Angaben des Sohnes des Künstlers.)
Schüler der Leipziger Akademie. Später in Rom. Direktor
der Leipziger, 1840 Professor der Dresdner Akademie.
Die Findung Mosis. Rechts der Fluss, an dessen Gestade 2220
der kleine Moses in seinem Korbe angetrieben ist. In der (2215)
Mitte beugt sich die ägyptische Königstochter im roten Mantel Plauen *• v-
hinab; zu ihren Füssen nehmen zwei Dienerinnen sich des
Findlings an. Bez. links unten: G. A. Hennig pinx. 1848.
Leinwand; h. 0,62; br. 0,56. — 1873 im Kunsthandel erworben. — 1905 an
den Kunstverein zu Plauen i. V.
Karl Gottlieb Peschel
Geb. zu Dresden den 31. März 1798; gest. daselbst den
3. Juli 1879. Seit 1812 Schüler der Dresdner Akademie,
insbesondere des Prof. Pochmann; 1825 — 26 in Italien.
Später lebte er als Professor der Akademie in Dresden.
Jakobs Heimzug nach dem gelobten Lande. Der Zug be- 222 1
wegt sich von rechts nach links. Jakob sitzt auf einem Esel (2216)
und blickt mit ausgebreiteten Armen gen Himmel, wo ein 23 c
Reigen erwachsener Engel in langen Gewändern ihm entgegen-
schwebt. Ganz links vorn die Schafherden, neben denen einer
der Führer auf sein Antlitz niedergesunken ist, während ein
Knabe mit gefalteten Händen gen Himmel blickt. Bez. rechts
unten: C. P. (als Monogramm) pinx. 1845.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,76. — Oben halbrund. — 1845 durch die Lindenau-
Stiftung erworben.
Christus, das Abendmahl austeilend. Der Heiland steht mit 2222
der Hostie in der Rechten, dem Kelche in der Linken im (2217)
blumigen Rasen. Links hinter ihm knieen der bekränzte Engel. 23 a
Vor ihm knieen zwei Pilger, denen er das Abendmahl reicht;
hinter ihnen führt ein Engel eine Frau herbei. Bez. links
unten: C. P. (als Monogramm) pinx. 1851.
45*
708 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 0,32; br. 0,54. Oben halbrund. — 1851 mit den Ausstellungs-
geldern erworben.
August Richter
Geb. zu Dresden den 3. Juni 1801; gest. auf dem Sonnen-
stein zu Pirna den 19. November 1873. Anfangs Schüler der
Dresdner Akademie, dann des P. Cornelius iu Düsseldorf.
Später Professor der Dresdner Akademie.
2223 Hagar und Ismael in der Wüste. Hagar kniet, nach links
(2218) gewandt, mit ihrem schlummernden Knaben auf dem Schoosse
Plauen i.v.jn der Wüste und blickt dankbar zu dem hinter ihr stehenden
Engel empor, der auf die links blinkende Quelle deutet.
Leinwand; h. 0,93; br. 0,77%. — 1875 vom Institutsdirektor Krause ge-
schenkt. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. Y.
Carl Johann Bahr
Geb. zu Riga den 18. August 1801; gest. zu Dresden den
29. September 1869. Studierte in Dresden. Liess sich, nach
wiederholtem Aufenthalt in Italien, zuerst in Riga, 1832 aber
in Dresden nieder, wo er seit 1840 Akademie- Professor war.
2224 Finnische Zauberer vor Iwan dem Schrecklichen. Der Zar
(2219) sitzt bleichen Antlitzes, nach rechts gewandt, auf einem Sessel.
Restaurati- ninter ihm stehen seine Angehörigen. Links vorn sitzen seine
Räte, deren einer sich vor ihm niedergeworfen hat. Rechts
die finnischen Zauberer, deren einer rücklings zu Boden ge-
stürzt ist, während ein anderer dem Zaren seiu Ende voraus-
sagt. In der Tür eine Schildwache. Bezeichnet links unten:
1S50 C. Bahr (C und B zusammengezogen).
Leinwand; h. 1,93; br. 2,58. — 1852 durch die Lindenau-Stiftung erworben.
2225 Bildnis des Malers Kaspar David Friedrich. Brustbild ohne
(22 19A) Hände im Profil nach links vor graubraunem Grunde. Glatt-
68 b rasiertes Gesicht, dunkelblondes Haar, blaue Augen. Brauner
Pelz über schwarzem Rock. Bezeichnet unten links mit dem
Monogramm (aus C. J. B.) zwischen der Jahreszahl 1836.
Leinwand; h. 0,55%; br. 0,47%. — 1894 als Vermächtnis dos Sohnes des
Künstlers, des Justizrats Dr. Carl Bahr.
Adrian Ludwig Richter
Geb. zu Dresden den 28. September 1803; gest. daselbst den
19. Juni 1884. Schüler seines Vaters, des Kupferstechers Prof.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 709
Karl Aug. Richter an der Dresdner Akademie; unter dem Ein-
flüsse DahVs weiterentwickelt; 1823 — 1826 in Rom im An-
schluss an Jos. Ant. Koch und Jul. Schnorr von Carolsfeld
zur »neudeutschen« Richtung übergegangen ; 1828 — 183 5 Maler
der Porzellanfabrik in Meissen; 1836 Professor der Dresdner
Akademie. Berühmt als Zeichner deutschen Volkslebens.
Heimkehrender Harfner. Auf einem Saumpfad des Sabiner- 2226
gebirges, der rechts in den Bergwald führt, reitet ein grau- 23 a
bärtiger Harfner auf weissem Maultier bergan. Rechts neben
ihm schreitet, auf seinen Stecken gestützt, sein Knabe. Im
Hintergrunde schroffe Berge; rechts auf dem Gipfel das
Städtchen Civitella.
Leinwand; h. 0,38%; br. 0,47. — 1902 im Dresdner Kunsthandel erworben.
— Erwähnt in Richters Selbstbiographie (2. Aufl., Frankfurt a. M. 1901) S. 232
bis 233 ; demnach 1825 in Civitella gemalt.
Civitella. Rechts auf der Höhe das befestigte Städtchen 2227
im goldigen Abendlichte. Auf dem steilen Saumpfad, der sich 23 d
hinan windet, heimkehrende Landleute; unter ihnen in der Mitte
ein Hirt, der seine Schafherde vor sich hertreibt, Frauen, die
ihre Bürde auf dem Kopfe tragen, und ein Eseltreiber, neben
dem eine Frau ihren Knaben an der Hand führt. Rechts
vorn blickt ein weissgekleidetes Mädchen mit den Zügen der
spätem Gattin des Künstlers sich nach dem Beschauer um.
Links Blick in die blauen Berge.
Leinwand; h. 0,59V2 ; br. 0,77%. — 1903 aus Anlass der Ludwig- Richter-
Ausstellung in Dresden von Herrn Ed. Cichorius aus Leipzig geschenkt. — 1827
für Herrn von Quandt in Dresden gemalt. — Gegenstück zum folgenden. — Vgl.
Otto Jahn, Mitteilungen über Ludwig Richter in biographische Aufsätze« Leipzig
1866 S. 239 und 248. — Selbstbiographie 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1901, Anhang
S. 86 N. 6 : >Abendglanz liegt auf dem Wohnort der von ihrer Mühsal heimkehrenden
Landleute, vergoldet das alte Tor und küsst das Heiligenbild daran mit dem Kuss
des Friedens«.
Ariccia. Links unter dem Felsen, auf dem Gebäude 2228
unter Bäumen thronen, der Brunnen, aus dem zwei Mädchen 23 d
Wasser schöpfen. Vor ihnen rastet eine Frau mit der Spindel
unterm Arm, hinter ihnen ein Pilger, dem ein Knabe den
Wasserkrug reicht. Rechts auf dem Wege, der von der Cam-
pagna heraufführt, naht eine Frau, die einen Korb auf dem
Kopfe trägt. Sonnenblick rechts über den zur Ebene ab-
710 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
fallenden Hügeln. Bezeichnet unten links: L. Bichter
pinxit . Meissen 1828.
Leinwand; h. 0,59%; br. 0,77}-^. — 1828 in Meissen für Herrn von Quandt
in Dresden gemalt. — Gegenstück zum vorigen. Mit diesem 1903 als Geschenk des
Herrn Bd. Cichorius zur Galerie. Vgl. die Literatur zum vorigen. Richter schreibt
a. a. 0. : «Mädchen am Quell. Weiche, süsse Ferne, auf dem Meere ruhender
Morgenduft. Schattiger, freundlicher Quell, aus dem Mädchen des Ortes das Wasser
in der Frühe schöpfen.«
2228 A Salzburgische Landschaft. Links Blick ins tfal auf die
24 a mit Segeln belebte Wasserfläche. Dahinter im Abendsonnen-
licht das Hochgebirge. Vorn im blumigen Rasen ein rauschender
Bergbach, aus dem eine Kuh säuft. Die weidende Rinderherde
wird von Hirtinnen und Kindern bewacht. Rechts weiter zurück
am Wald, hinter dem eine steile Felswand aufsteigt, eine
Betende vor einem Heiligenbilde an einem Baume. In der
Mitte des Mittelgrundes ein spitzer Dorfkirchturm. Bezeichnet
rechts unten: L. Richter 1830.
Leinwand ; h. 0,50% ; br. 0,5S7a. — 1906 als Geschenk des Herrn Ed. Cichorius
aus Leipzig. — Wohl das Bild, von dem Richter in seinen Lebenserinnerungen I
10. Aufl. 1901 S. 3U9 sagt: «eine Abendlandschaft am Tannengebirge im Salz-
Imrgischeii für Börner«. Vgl. II S. 87 N. 16. — In Meissen gemalt.
2228 B Rocca di Mezzo im Sabinergebirge. Neben dem Stumpf
23 a eines Kastanienbaumes sitzt auf natürlicher Erdbank, auf seinen
Stecken gestützt, ein alter Hirt im Hut. Vor ihm im blu-
migen Grunde liegt ein weissgekleidetes junges Mädchen, hinter
ihm sein Hund. Links drei Ziegen und ein Zicklein. Links
im Mittelgrunde einige hohe Bäume. Im Hintergrunde das
plastisch gestaltete sonnige Gebirge: »Die von der Abendsonne
geröteten Gipfel der Mamellen, der Rocca di Mezzo«. Be-
zeichnet rechts unten: A. L. Richter 1832.
Loinwand; h. Q,58J£; br- 0,501/». — 1906 als Geschenk des Herrn Ed.
i 'ichorius aus Leipzig. — Sicher das Bild, von dem L. Richter in seinen Lebens-
erinnerungen, 10. Aufl., 1901 S. 311 — 312 berichtet: »Es ist schwer zu sagen, wie
erschütternd mich die Nachricht traf, dass mein Bild die Zustimmung des Comites
nicht erhalten habe. Ich war mir bewusst, mit Aufbietung aller meiner Kräfte
mein Bestes gethan zu haben«.
2228 C Bl'ck von BaJae auf Capri. Vorn der Strand, an dem
24 c Fiscliervnlk neben der ans Land gezogenen Barke sein Mittags-
brod verzehrt. Rechts im Mittelgrund kommt eine Frau mit
einem Korbe auf dem Kopfe zu Esel herangeritten. Hinter
ihr schreitet ein Mann. Rechts im Mittelgrunde ein kahler
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 711
Berg, links das blaue Meer mit der Insel Capri. Bezeichnet
vorn in der Mitte: L. Richter 1834.
Leinwand; h. 0,33; br. 0,41. — 1906 als Geschenk des Herrn Ed. Ciehorius
ans Leipzig. — Wie es soheint, ziemlich genaue Wiederholung des Bildes von 1830
der Dresdner Richter-Ausstellung 1903 N. 11, damals im Besitze der Frau Pauline
Brandes in Apolda. — Vielleicht N. 20 des Verzeichnisses in der Selbstbiographie
10. Aufl. 1901, II S. 87 »Capri«.
Ueberfahrt am Schreckenstein bei Aussig. Links auf 2229
schroffem Felsen die Ruine der Burg Schreckenstein. Mitten (2220)
auf der Elbe das Fährbot, gerudert und gesteuert von dem alten 23 c
Fährmann, der seine Pfeife raucht. Am anderen Ende des Botes
schlägt ein Greis die Harfe, lauscht ein Jüngling, während ein
Knabe einen Zweig durchs Wasser gleiten lässt. Mitten im
Nachen steht ein Wanderer mit dem Ranzen; hinter ihm sitzt
ein Liebespärchen; vor dem Fährmanne steht ein Mädchen neben
ihrem Heukorbe. Bezeichnet links unten: L. Richter. 1837.
Leinwand; h. 1,16; br. 1,56. — 1837 für Herrn von Quandt in Dresden ge-
malt; 1869 von Herrn F. Krohn in Dresden, 1875 durch die Geller'sche Kunst-
handlung von der Dresdner Galerie erworben. — Eine kleinere Wiederholung von
1840 gehörte 1903 Frau Alma Maurer in Godesberg. Ludwig-Richter-Ausstellungs-
Katalog' N. 19. — Die Entwürfe zu dem genannten Bilde und den einzelnen Ge-
stalten befinden sich im Königl. Kupferstich-Kabinet in Dresden. — Gestochen von
H. Bürkner «J$ Neues G.-W. n, 4; vorher von Ad. Neumann. lieber andere Re-
produktionen vergl. W. Rossmann's Text zum Neuen Galerie-Werk II, S. 13. —
Phot. Timme.
Böhmische Hirtenlandschaft von 1841. Zum Vordergrunde 2229 A
rechts strömt ein Waldbach über Felsblöcke herab. In der 23 d
Mitte auf kleiner Kuppe am Bergabhang ein Strauss prächtiger
Laubwaldbäume. Rechts Ausblick zu den fernen blauen
Bergen des Hintergrundes, vor denen ein Stück eines Regen-
bogens (sog. Wassergalle) steht. Halbbewölkter Himmel. Vorn
links eine Hirtenfamilie im Aufbruch nach der Mittagsrast.
Ein kleines Mädchen, das ein Lamm im Arme trägt, ist schon
im Begriffe, inmitten der Schafherde den Bach zu durch-
schreiten. Weiter oben zwei Männer bei rauchendem Feuer.
Rechts im sonnigen Mittelgrunde Rinder und Schafe. Eine
Kuh wird gemolken. Bez. u. 1.: L. Richter. 1841.
Leinwand; h. 0,70; br. 1,04%. — 1908 als Vermächtnis der Gräfin Ernstine
von Holtzendorff. — Das grosse Wasserfarbenblatt, das denselben Gegenstand mit
geringen Abweichungen (der Regenbogen steht links hinter den Bäumen) darstellt,
vielleicht etwas früher gemalt, befand sieh im Besitze des Herrn Eduard Ciehorius:
712 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
N. 77 der Boerner'sche Versteigerung' der HandzeichnnngBansammlnng Eduard
Cichorins', Mal 1908.
2230 Der Brautzug. Frühlingslandschaft. Aus dem Walde zur
(2221) Rechten tritt der Zug hervor, an dessen Spitze Braut und
23 a Bräutigam in altdeutscher Tracht schreiten. Vorauseilende Kinder
mit Kränzen und ein Hündchen haben schon die Brücke erreicht,
• die links über den Bach führt. Im Mittelgrunde auf sonniger
Höhe sitzt ein junger Schäfer, der die Flöte bläst; neben ihm die
Schäferin und ein Hirtenknabe. Links Fernblick bis zu blauen
Bergen; davor eine Burg. Bez. 1. u. : L. Richter. 1847.
Leinwand ; h. 0,93 ; br. 1,49. — 1847 durch die Lindenau-Stiftong. — Gest.
von G. E. L. Friedrioh. — Phot. Ges.; Tamme.
2230 A Junilandschaft Blick aus bewaldeten Bergen auf eine
23 a blaue, von blauer Bergküste begrenzte, in der Mitte offene
Meer- oder Landseebucht. Im Vordergrunde Felsen und
Waldbäume, Blumenrasen und Blütenbüsche. Rechts im
Mittelgrunde eine Hirtenfamilie in italienischer Kleidung. Vorn
in der Mitte in einer Naturlaube ein Liebespärchen in
romantischer Tracht: »vielleicht Florizel und Perdita aus
Shakespeares Wintermärchen«. Rechts blauer Himmel mit
weissem Gewölk, links eine schwarze Wetterwolke, vor der ein
Regenbogen steht. Bez. u. links: L. Richter. 1859.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,51 l/a. — 1906 als Geschenk des Herrn Ed.
Cichorins aus Leipzig. — Der Meister hatte das Bild 1859 für Herrn Cichorins ge-
malt. Es war sein letztes eigentliches Oelgemälde. Vgl. P. Mohn, Ludwig Richter,
Bielefeld und Leipzig 1906, S. 85—86.
Benno Friedr. Törmer
Geboren zu Dresden den 4. Juli 1804; gestorben zu Rom den
6. Februar 1859. Schüler der Dresdner Akademie seit 1819,
besonders des Karl Vogel von Vogelstein. Lebte zuletzt als
Legat beim päpstlichen Stuhl und als Professor in Rom.
2231 Der Musikunterricht. Am Tische sitzt eine junge Dame
(2222) mit ihrer Laute auf dem Schoosse und einem Briefe in der Hand.
Grimma j^r gegenüber sitzt ihr Lehrer mit einer Bassgeige. Links
ein Papagei. Bez. r. o.: B, Törmer . Rom . 1857.
Mahagoniholz ; h. 0,42 ; br. 0,35. — 1850 vom Obersten Törmer und Amts-
hauptmann Graf Holtzondorft", den Erben des Künstlers, geschenkt. — 1902 an den
Altertums- Verein in Grimma.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 713
Max Heinr. Eduard Pröil-Heuer
Geboren zu Dresden den 20. September 1804; gestorben den
10. Januar 1879. Der Künstler ist der Begründer der »Pröll-
Heuer-Stiftung«, aus deren Zinsen seit 1879 Bilder lebender
deutscher Künstler für die Dresdner Galerie erworben werden.
Der Farbenfabrikant Anton Heuer. Halbfigur nach links. 2232
Der alte Herr, der des Künstlers Pflegevater war, trägt über (2223)
dunkelbraunem Rocke einen grünlichen Pelzmantel. Mit beiden 22 d
Händen hält er auf seinem Schoosse eine schwarze Dose.
Hinter und neben ihm stehen Gläser und Krüge.
Leinwand; h. 0,94; br. 0,77. — 1879 als Vermächtnis des Künstlers.
Christian Friedr. Gille
Geb. zu Ballenstedt am Harz den 20. März 1805; gest. zu Dresden
den 9. Juni 1899. Schüler der Dresdner Akademie. Tätig in Dresden.
Heimkehrende Viehherde. Links alte, spärlich belaubte 2233
Bäume. Rechts Blick ins Tal. Ueber einen steinernen (2224)
Brückenbogen ziehen stattliche Kuh- und Schafherden. Vorn 40 b
rechts ein junger Hirt. Links im Mittelgrunde wird mit zwei
Pferden gepflügt. Bez. rechts unten: C. Gille . 74.
Leinwand; h. 0,75; br. 1,02. — 1874 mittels der Ausstellungs-Einnahme
erworben.
Rud. Julius B. Hübner
Dr. phil. Geb. zu Oels in Schlesien den 27. Jan. 1806; gest. zu
Losch witz bei Dresden den 7. Novb. 1882. Schüler W. von
Schadow's seit 1821 an der Berliner, seit 1826 an der Düssel-
dorfer Akademie. Seit 1829 in Rom, seit 1831 in Berlin, 1834
bis 1839 in Düsseldorf. Seit 1839 in Dresden, wo er 1841
Akademie-Professor und 1871 Direktor der Königl. Gemälde-
Galerie wurde. Er war der Verfasser der Dresdner Galerie-
Kataloge von 1856 bis 1884.
Schwarzbärtiger Judenkopf. Studien-Brustbild ohne Hände, 2234
fast von vorn auf Himmelsgrund. Der Jude trägt schwarze (2225)
Locken, einen roten Rock und einen blauen Mantel. Bez. r. 0.: Plaueni,v-
J. H. (das J. im H.) zwischen 1834.
Leinwand; h. 0,56; br. 0,45. — 1872 vom Künstler geschenkt. Düsseldorfer
Zeit. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. V. — Phot. Ges.
714 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2235 Landsknecht. Bildnis - Studie, zu der der Maler Guido
(2226) Hammer gestanden. Halbfigur halb nach rechts auf braunem
41 c Grunde. Blondes, kurzes Haar; roter Bart. Eiserner Hals-
panzer, gelbe Aermel. In beiden Händen die links aufgestützte
Hellebarde. Bez. o. r.: J. H. (das J. imH.) zwischen 1848; auf
der Rückseite: Julius Hübner pinx. Dresden 1848.
Eichenholz; h. 0,60; br. 0,42. — 1872 vom Künstler geschenkt.
2236 Das goldene Zeitalter. Fünf halbnackte Hirtenknaben
(2227) zwischen Blumen und Früchten unter weinumrankten Bäumen.
23 a Rechts liegt einer der Knaben, die Flöte blasend, an einen
Buchenstamm gelehnt. Neben ihm liebkost ein jüngerer ein
Lamm. In der Mitte lauscht der dritte. Links am Quell der
vierte, der einen grossen Hund streichelt, und der fünfte mit
roter phtygischer Mütze. Hinten rechts die sonnige Meerbucht.
Bez. links unten: J. H. (das J. im H.) zwischen 1848.
Leinwand; h. 1,17; hr. 1,98. — 1849 durch die Lindenau-Stiftung erworben.
— Eine Wiederholung in der National-Galerie zu Berlin. — Phot. Ges.
2237 Der Hofschauspieler F. W. Porth. Halbfigur halb nach rechts
(2228) auf rotem Grunde. In der Rolle des Präsidenten in Schiller's
im Konigi. »Kabale und Liebe« stemmt er die Linke in die Seite und
Hoftheater
trägt einen schwarzen Rock mit goldenen Knöpfen und grossem
Orden. Bez. u. 1.: J. H. (das J. im H.) zwischen 1853.
Leinwand; h. 0,87%; br. 0,66. — 1869 vom Künstler geschenkt. 1887 unter
Vorbehalt des Eigentumsrechts der Konigi. Gemäldegalerie an das Konferenzzimmer
des Konigi. Hoftheaters abgegeben. — Phot. Ges.
2238 Disputation Dr. Luther's mit Dr. Eck. Sie fand 1519 zu
(2229) Leipzig statt. Links steht Dr. Eck auf seinem Katheder. Zu
Für8ten.schuiesejnen Füssen der Notar und ein Narr; rechts steht Dr. M. Luther
Grimma
auf seinem Katheder. Zu seinen Füssen Dr. Carlstadt und
Ph. Melanchthon. In der Mitte sitzen die zuhörenden Fürsten,
der achtzehnjährige Herzog Barnim von Pommern und der
achtundvierzigjährige Herzog Georg der Bärtige von Sachsen.
Hinter ihnen u. a. rechts der junge Georg von Anhalt-Dessau;
Soldaten im Hintergrunde. Bez. halbrechts unten im Buch: An-
gefangen im April 1863 und vollendet im Dezember
1866 von Julius Hübner in Dresden. Soli Deo Gloria.
Leinwand; h. 3,28; br. 6,17. — 1867 aus dem öffentlichen Kunstfonds. 1899
unter Vorbehalt des Eigentums- und Rückfnrderungsrechtes leihweise an die Fürsten-
schule zu Grimma abgegeben. — Phot. Ges.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 715
Carl Julius von Leypold
Geb. zu Dresden den 24. Juli 1806; gest. in der Niederlössnitz
den 31. Dezember 1874. Schüler der Dresdner Akademie seit
1822; insbesondere unter der Leitung Claussen Dahl's ent-
wickelt. Später Ehrenmitglied der Akademie.
Eine Flusshafenstadt. Links die Stadt mit ihren Giebel- 2239
häusern und Türmen. Rechts vorn die schwimmende Schiffs- (2230)
mühle; davor am Ufer ein Gemüsemarkt. In der Mitte der Chemnitz
Fluss mit Kähnen. Bez. unten rechts: J.v. Leypold 1856.
Leinwand ; h. 0,87 ; br. 1,34. — 1856 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Die ehemalige Merkurs-Bastei in Dresden. Blick von der 2240
Marienstrasse nach dem Seetore. Links die Bastion, auf der (2231)
Wäsche getrocknet wird ; rechts alte Stadthäuser; in der Mitte 24 c
der überbrückte Stadtgraben. Vorn rechts ein Mann mit einem
Strohhut in der Hand. Bez. rechts unten: J. v. Leypold.
Leinwand ; h. 0,39 ; br. 0,55. — 1872 vom Advokaten Hünig (f 1882) ge-
schenkt. — Phot. Tamme.
Die ehemalige Merkurs-Bastei in Dresden. Blick von der 224 I
Seetorbrücke zur Marienstrasse. In der Mitte die Bastei, auf (2232)
der Wäsche getrocknet wird. Vorn der Stadtgraben. Hechts 24 c
vom Geländer blicken ein Herr, eine Dame und ein Kind
herab. Bez. rechts unten: J. v. Leypold 1873.
Leinwand; h. 0,42; br. 0,64%. — 1875 von der Witwe des Künstlers ge-
schenkt. — Phot. Tamme.
Eine Burgruine im Schnee. In der Mitte, auf beschneitem 2242
Felsen, die stattliche bräunliche Ruine. Vor ihr zwei Jäger (2233)
und zwei Hunde. Im Hintergründe Berggipfel. Bezeichnet Frankeaherg
rechts unten: J.v. Leypold 1865.
Leinwand; h. 0,70; br. 0,65. — 1875 von der Witwe des Künstlers er-
worben. — 1904 ans Kgl. Lehrerseminar in Frankenberg. — Phot. Tamme.
Ferdinand von Rayski
Geboren zu Pegau in Sachsen am 23. Oktober 1806; gest.
zu Dresden am 23. Oktober 1890. — Anfangs Schüler des
Carl Gottfr. Traugott Faber am Dresdner Freimaurer -Institut.
Von 1821—1825 Schüler des Kadettenkorps, zugleich 1823
bis 1825 der Kgl. Kunstakademie zu Dresden. 1825 — 1829
anhaltischer Leutnant in Ballenstedt. 1829 — 1834 selbst-
716 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
ständiger Bildnismaler in Dresden und Hannover, 1834 bis
1835 in Paris, wo Horace Vernet und Paul Delaroche ihn
beeinflussten. Seit 1835 in Deutschland, seit 1840 in
Sachsen, hauptsächlich in Dresden tätig. (Vgl. Ernst Sigisraund:
Ferdinand von Rayski, in den Mitteilungen des Vereins für
Geschichte Dresdens 1907, Heft 20).
2242 A Bildnis der Schwester des Künstlers, Minna Pompilia von
24 d Rayski. Kniestück nach links. Leicht gesenkten Hauptes
sitzt die freundlich dreinblickende Dame mit dunkelblondem
Lockenkopf in weissem Sommerkleide auf weiss- goldenem, licht-
blau bezogenem Lehnsessel. Ihre Hände kreuzt sie vor sich
auf ihrem Schoosse, auf dem ein grosser Strohhut mit rot und
blau gestreiften weissen Bändern liegt Vor dem braunen
Grunde heben sich links einige Pflanzenzweige, hebt sich rechts
ein purpurroter Vorhang ab. Bezeichnet rechts unten unter
dem Rahmen mit dem aus F. v. R. verschlungenen Mono-
gramm und einem Hundekopf.
Leinwand; h. 1,23%; br. 0,91; die Bildfläche hochoval. — 1908 durch Herrn
L. Gutbier von Frl. Esther von Boxberg in Dresden. — Um 1840 gemalt. Nach
Sigisraund (a. a. 0. S. 37). Das früheste epochemachende Zeugnis der seiner Zeit neuen
Richtung des Moisters und »das erste der drei Meisterwerke« seiner gereiften Zeit.
2242 B Bildnis eines vornehmen Herrn. Kniestück. Von vorn ge-
24 c sehen steht der blauäugige dunkelhaarige Herr ohne Kopf-
bedeckung in schwarzem zugeknöpften Frack über weisser Weste
vor braunem Grunde. Das schwarze Ordensband der Johanniter-
ritter schmückt seinen Hals. Dazu das Kreuz an seiner
linken Seite. Seine Rechte hängt herab, mit der Linken
stützt er sich auf einen Untersatz.
Leinwand; h. 1,43; br. 1,12%. — 1908 durch L. Gutbier aus dem Nachlasse
des Malers und Leutnants a. D. Emil von Hartitzsch (f 21. Dez. 1907). — Das
Bild, das im Sinne der Zeit des Künstlers wohl noch nicht vollendet war, muss,
dem Kleiderschnitt nach zu urteilen, ebenfalls noch den 40er Jahren, also der besten
Zeit des Meisters angehören. — Wer der Dargestellte war, wird sich hoffentlich
noch ermitteln lassen.
Theobald von Oer
Geb. auf dem Rittergute Nottbcck bei Sternberg in Westfalen den
9. Okt. 1807; gest. den 30. Jan. 1885 im Lindenhof bei Coswig.
Er war 1826—1831 Schüler Matthäi's an der Dresdner, 1832
bis 1836 Schüler W. Schadow's an der Düsseldorfer Akademie;
1839 Hess er sich nach längeren Reisen in Dresden nieder.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 717
Dürer's Werkstatt in Venedig. Dürer hält Palette, Pinsel 2243
und Malstock in der Linken, deutet mit der Rechten auf seine (2234)
Staffelei und wendet sich dem alten in Scharlach gekleideten, auf 42 b
einen Knaben gestützten Meister Giovanni Bellini zu, der ihn
besucht. Links auf einer Leiter das Madonnenmodell. Hinter
dem Fenster die Piazzetta. Bezeichnet halbrechts unten: CEj.
v. (Der. Dresben *833.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,34. — 1853 mittels der Lindenau-Stiftung er-
worben. — Gestochen von Fr. Oldermann.
Gustav Jäger
Geb. zu Leipzig den 12. Juli 1808; gest. daselbst den 19. April
1871. Schüler der Akademie zu Dresden, seit 1830 Schnorr
von Carolsfeld's in München; 1836 in Rom; 1837 wieder in
München; seit 1847 Direktor der Leipziger Akademie.
Die Vermählung der hl. Katharina. Auf Wolken hernieder- 2244
geschwebt, thront Maria nach rechts gewandt. Der Knabe auf (2235)
ihrem Schoosse steckt der vor ihm knieenden heil. Katharina den Chemnlti!
Ring an den Finger. Hinter der Heiligen zwei langbekleidete,
mit Rosen bekränzte Engel, deren einer ihr einen M}rrtenkranz
aufs Haupt setzt. Bez. r. in der M. : J. G. (Monogramm) 1855.
Leinwand; rund; h. 0,41; br. 0,41. — 1855 mittels der Ausstellungsgelder
erworben.
Max Hauschild
Geb. zu Dresden den 23. August 1810 (nicht 1809); gest. den
16. Oktober 1895 iu Rom. Als Architekt Schüler der Dresdner
Akademie. In Rom und Neapel zum Maler entwickelt.
Bewirtung im Kloster. Vorn der Klosterkreuzgang mit 2245
einem Brunnen, im Mittelgrund eine sonnige Terrasse, hinten (2236)
das Meer. Die Karthäusermönche bewirten ihre Gäste mit Chemnitz
Wein. Bez. 1. u.: Max Hauschild. 1848.
Leinwand; h. 1,15; br. 0,92. — 1848 von Prof. Ed. Bendemann geschenkt.
— Das Motiv ist der Santa Scholastica zu Subiaco entlehnt.
C. Robert Kummer
Geb. zu Dresden den 30. Mai 1810; gest. daselbst den 2 9. De-
zember 1889. Durch selbständige Naturstudien in Tirol (1831
bis 1837) und Italien gebildet, 1843 in Dresden. Studien-
718 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
reisen nach Schottland und Portugal. 1847 Ehrenmitglied
der Akademie zu Dresden, 1859 Professor.
2246 Sonnenuntergang an der schottischen Küste. Vorn das felsige
(2237) buchtenreiche Ufer bei Arisaig. In der Mitte zwei Fischer bei
23 a ihrem an den Strand gezogenen Bote. Im Hintergrunde die
Felseninsel Eigg. In der Mitte steht die sinkende goldene Sonne
in tiefrot angehauchten grauen Wolken über dem Horizonte.
Dämmerdunkles Purpurlicht. Bez. r. u.: R. Kummer.
Leinwand ; h. 0,98 ; br. 1,64. — 1852 mit den Ausstellungsgeldern erworben.
Johann Friedrich Wilhelm Wegener
Geb. d. 20. April 1812 in Dresden; gest. in Gruna bei Dresden
den 11. Juli 1879. Schüler der Akademien zu Kopenhagen
und Dresden (unter Dahl). Seit 1860 sächsischer Hofmaler.
2247 Waldbrand in Nord-Amerika. Links vorn der schäumende
(2238) Waldstrom, rechts hinten der Waldbrand, vor dessen Nahen
F.-M. die ganze Tierwelt in wilder Flucht dem Wasser zueilt. Vorn
eine Antilope und einige Hirsche. In der Mitte ein Jaguar,
sein Junges im Maul. Bez. rechts unten: F. W. Wegener 1 846.
Leinwand ; h. 2,27 ; br. 2,83. — 1868 mit den Ausstellungsgeldern gekauft.
— 1896 ans Kgl. Finanz-Ministerium.
2248 Hirsche im Wasser. Vorn steht ein Hirsch im Wasser. Ein
(2239) zweiter am Ufer. Die Hirschkühe weiden am Walde. Bez.
Grimma rechts oben . j w p> Wegener 1855.
Leinwand; h. 0,31; br. 0,43!/2- — 1855 mit den Ausstellungsgeldern er-
worben. — 1902 an den Altertumsverein in Grimma.
Gust. Friedr. Papperitz
Geb. zu Dresden den 27. Jan. 1813; gest. daselbst den 16. Jan.
1861. Schüler J. C. Claussen-Dahl's an der Dresdner Akademie.
1836 in München; bereiste später Italien und Spanien und Hess
sich schliesslich in Dresden nieder.
2249 Das Tal von Elche. Berge, Palmen, blauer Fluss mit
(2240) kleinen Wasserfällen. Im Mittelgrunde ein Kastell. Im Hinter-
piaueni.v. gründe eine Bogenbrückn. Links vorn ein Schafhirt. Bez. 1.
unten: G. F. P. (als Monogramm) 1857.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,22. — 1857 mittels der Ausstellungsgelder er-
worben. — 1905 an den Kunstverein zu Planen i. V.
i. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 719
Christian Friedrich Gönne
Geboren zu Dresden den 30. Mai 1813; gestorben zu Dresden
den 30. März 1906. Er besuchte seit 1834 die Akademien
zu Dresden und zu Antwerpen, wo er von der realistisch-
koloristischen Eichtung jener Tage beeinflusst wurde. Er
lebte in Berlin, München und Rom, bis er 1857 Professor
an der Dresdner Kunstakademie wurde; als solcher trat er
1890 in den Ruhestand.
Bildnis der Mutter des Künstlers. Kniestück nach rechts 2249 A
vor graubraunem Grunde. Auf einem Holzstuhl mit rot über- 24 b
zogenem Polsterrücken sitzt die ehrwürdige Frau Dr. med.
Gönne in grauem Seidenkleide, grossem braunen Pelzkragen
und einer Spitzenhaube mit gelbweissen Bändern. In den
Händen, die sie auf dem Schoosse übereinanderlegt, hält sie
ein Spitzentuch und gelbe Handschuhe. Bez. oben rechts:
Meine Mutter . Friedrich Gönne pinx.
Leinwand ; h. 1,01 ; br. 0,84. — 1906 als Vermächtnis des Künstlers, laut
dessen Testament Tom 3. Mai 1898.
Julius Fiebiger
Geboren zu Bautzen den 5. September 1813; gestorben zu
Dresden den 29. Januar 1883. Ehrenmitglied der Akademie.
Böhmische Landschaft. Im Hintergründe rechts ragt der 2250
Lobosch bei Lobositz. Links vorn schöne Laubbaumgruppe, (2241)
rechts vorn Tannen, Kiefern und Felsblöcke. Vorn auf dem 40 b
Wege Zigeuner und Wanderer. Bez. 1. u. : J. Fiebiger 1861.
Leinwand; h. 0,99; br. 1,40. — 18G1 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Friedrich Moritz Wendler
Geb. zu Dresden den 28. Februar 1814; gest. daselbst den
16. Oktober 1872. Schüler der Dresdner Akademie.
Verunglückter Gemsenjäger. Wilde Felsenmassen. In der 225 I
Mitte liegt der abgestürzte junge Jäger. Rechts neben ihm die (2242)
mitgestürzte Gemse. Ueber ihm schwebt ein Adler. Bez. r. Grimma
unten: F. M. Wendler (F. M. W. zusammengezogen).
Leinwand; h. 0,41%; br. 0,33%. — 1873 im Kunsthandel in Dresden er-
worben. — 1902 an den Altertums- Verein zu Grimma.
720 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Karl Wilhelm Schurig
Geb. zu Leipzig den 17. Dezbr. 1818; gest. zu Dresden den
10. März 1874. Schüler Prof. Ed. Bendemann's au der Dresdner
Akademie, der er seit 1857 selbst als Professor angehörte.
2252 Die Judenverfolgung zu Speier. Der Bischof Johann steht
(2243) auf der Treppe seines Palastes, erhebt das Kreuz in der
Planem, v. jJjnj{eil U1K| strebt die Rechte abwehrend gegen die Volks-
haufen aus. Die Juden flüchten sich unter den Schutz des
Kreuzes. Bez. 1. u. : C. W. Schurig 1851.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,65. — 1851 durch die Lindenau-Stiftung erworben.
— 1905 an den Kunstverein zu Planen i. V.
Friedrich Otto Georgi
Geboren zu Leipzig den 2. Februar 1819; gestorben zu Dresden
den 7. Dezember 1874. Reiste im Orient.
2253 Jerusalem und Moriah. In der Mitte die ummauerte, ge-
(2244) kuppelte Stadt. Links vorn drei Palmen über Oelbäumen.
Planen i.v. yom \n (jer Mitte ein Mönch, der mit einem Alten redet, und
ein Türke. Bez. links unten: Otto Georgi 1869.
Leinwand ; h. 0,97 ; br. 1,44. — 1869 mittels der Ausstellungsgelder er-
worben. — 1905 an den Kunstyerein zu Plauen i. V.
Gustav Adolf Hahn
Geb. zu Altenburg den 11. Juli 1819; gest. zu Dresden den
1. November 1872. Ursprünglich Architekt, in Dresden im
Anschluss an Max Hauschild zum Architekturmaler ausge-
bildet. Er war Professor am Kadettenhause zu Dresden.
2254 Der Hof des Schlosses Kriebstein in Sachsen. Vorn ein
(2245) mächtiger Spitzbogen, durch den man in den beschneiten Hot
Chemnitz blickt. Links im Hofe reicht eine Magd dem Bettler, der ihr
seinen Hut hinhält, ein Almosen. Daneben ein kleines Mädchen.
Bez. links unten: G, Hahn (G und H zusammengezogen).
Leinwand; h. 1,07; br. 0,81. — 1871 von der Witwe des Künstlers erworben.
— 1904 an die Kunstlifitte in Chemnitz.
Adolf Fr. G. Wichmann
Geb. den 18. März 1820 zu Celle; gest. den 17. Febr. 1866
zu Dresden. Seit 1838 Schüler der Dresdner Akademie, bis
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 721
1847 in Prof. E. Bendemann's Atelier. 1847—1851 in
Venedig und Rom. Später in Dresden ansässig.
Aretino's Vorlesung bei Tizian. Tizian sitzt mit den Seinen 2255
in seinem Garten. Aretino hält sein Buch in der Linken und (2246)
deklamiert mit der Rechten. Rings im Kreise lauschen Tizian's Grimma
Gäste. Venedig taucht links im Hintergrunde aus den blauen
Lagunen auf. Bez. rechts unten: B. Wichmann 1865.
Leinwand; h. 1,02; br. 1,41. — 1865 mittels der Ausstellungs-Einnahme
erworben. — 1902 an den Altertums -Verein in Grimma.
Edmund Guido Hammer
Geb. zu Dresden den 4. Februar 1821; gest. daselbst den
27. Januar 1898. Schüler der Dresdner Akademie seit 1842,
besonders Julius Hübner's. Durch Gebirgsreisen weitergebildet.
Geflecktes Windspiel. Das gelb und weisse Hündchen 2256
sitzt, die linke Vorderpfote erhebend, vor einer grauen Mauer. (2247)
Bez. rechts unten: Guido Kammer 1852. Grimma
Leinwand; h. 0,60; br. 0,47. — 1872 von Prof. Julius Hübner geschenkt.
— 1902 an den Altertums -Verein zu Grimma.
Eine Wildsau mit Frischlingen. Rechts die drei Frisch- 2257
linge im Schilf und im Schnee; links, ihnen zugewandt, die (2248)
alte Sau, die von einem kläffenden Teckel gestellt wird. Be- 22 d
zeichnet rechts unten: Guido Hammer 1860.
Leinwand; h. 1,31; br. 1,87. — 1860 mittels der Ausstellungs-Einnahme er-
worben. — Phot. Tamme.
Heinrich Franz-Dreber
Eigentlich K. Heinrich Dreber. Geboren zu Dresden den 9. Januar
1822; gestorben zu Anticoli di Campagna bei Rom den 3. August
1875. Den Beinamen Franz nahm er von Verwandten an, in
deren Hause er aufwuchs. Schüler der Dresdner Akademie, ins-
besondere Adr. Ludw. Richter's. In München und Italien weiter-
gebildet. Lebte in Rom.
Landschaft mit dem barmherzigen Samariter. Römisches 2258
Gebirge. Vorn rechts ein Wässerchen. Der nackte Verwundete (2249)
liegt in der Mitte des Bildes mit dem Rücken an einen Felsen 29 d
gelehnt. Vor ihm kniet der rot gekleidete Samariter, der ihn
verbindet. Bez. r. u.: H. Franz-Dreber . Rom . 1848.
Leinwand; h. 1,23; br. 1,76. — 1849 aus dem Stipendienfonds erworben. —
Vergl. Inventar 1855 S. 19.
46
722 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2259 Landschaft mit altem Sänger und lauschendem Hirtenvolk.
(2249A) In grossartiger, baumreicher Berglandschaft, die sich links zu
22 b weiter, blauer Meerbucht hinabsenkt, führen in der Mitte Treppen-
stufen zu dem von Felsen und Grotten umgebenen Platze herab.
Hier sitzt ein greiser bärtiger Sänger in violettem Mantel auf
einem Steine. Mit der Linken hält er seine Leyer, mit der
Rechten deklamiert er. Lauschendes Landvolk umringt ihn. Vor
ihm sitzt eine Mutter mit einem Kinde, kauert ein bekränzter,
nackter Knabe am Boden. Sechs Jungfrauen, deren eine Wasser
im Kruge geholt hat, vollenden die Gruppe der Lauschenden.
Bez. rechts unten: F . DREBER .1858 Roma.
Leinwand; h. 1,64; br. 2,49. — 1889 als Vermächtnis der verwitweten Frau
Dr. Seeburg in Leipzig.
2260 Das Bad der Diana. Berglandschaft. Stilles Waldtal. Links
(2 249 B) der blaue Weiher unter hohen Laubbäumen. Rechts ansteigende
40 b Felsen. In der Mitte steht Diana, halbentkleidet. Eine Nymphe
löst ihr die Sandalen. Eine andere liegt, vom Rücken gesehen, vorn
in der Mitte und legt ihre Rechte auf einen weissen Jagdhund,
der, wie die Göttin, zu dem Raubvogel emporblickt, der rechts
oben kreist. Weiter zurück ergehn sich andere Nymphen, im
Begriff sich an- oder auszukleiden, das Bad zu betreten oder
zu verlassen. Bez. rechts unten: Dreher F.
Leinwand; h. 0,95%; br. 1,21%. — 1897 als Geschenk des Herrn Hofrat
Rechtsanwalt Lesky.
Phil. Alb. Gliemann
Geb. zu Wolfenbüttel den 26. Dez. 1822; gest. zu Dresden den
25. April 1872. Schüler der Dresdner Akademie, insbesondere
Julius Hübner's. Lebte in Dresden.
226 1 Ein alter Jude. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(2250) braunem Grunde. Der vollbärtige Alte trägt einen schwarzen
Chemnitz jjoc]j un(| ejne scnWarze Kappe. Bez. oben rechts: Gliemann
fe. im Atelier J. H. (Hübner's Monogramm).
Leinwand; h. 0,49%; br. 0,37. — 1872 von Prof. Jul. Hübner geschenkt.
Meno Mühlig
Geb. den 8. April 1823 zu Eibenstock; gest. den 8. Juni 1873
zu Dresden. Schüler der Dresdner Akademie, insbesondere Jul.
Hübner's. Lebte in Dresden.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 723
Betfahrt im Schnee. Tiefer Schnee im finsteren Walde. 2262
Vorn in der Mitte die Mönche mit Bannern und Monstranzen; (2251)
Raubritter ziehen den Hohlweg herauf und hauen auf die Mönche Chemnitz
ein, deren einer zu Boden gestürzt ist. Vorn sprengt der
Kloster vogt heran. Bez. links unten: Meno Mühlig.
Leinwand; h. 1,33; br. 1,87. — 1857 mittels der Ausstellungs-Einnahnie.
1904 an die Kunsthütte zu Chemnitz.
Heinrich Ed. Müller
Geboren zu Pultawa den 6. September 1823; gest. zu Dresden
den 16. Oktober 1853. Näheres unbekannt.
Am Michigan-See in Nord-Amerika. Vorn die stille, mit 2263
Schilf und Wasserrosen geschmückte Wasserfläche, von Nadel- (2252)
wald begrenzt. In einem Canoe ein Ruderer und ein Jäger. Chemnitz
Bezeichnet links unten: H. Müller 53.
Leinwand; h. 0,77; br. 1,05. — 1854 mittels der AussteUung3-Einnahme.
Schloss Stein bei Zwickau. Von Bäumen umsprossen, an 2264
Felsen gelehnt, ragt in der Mitte die Burg mit dem stattlichen (2253)
Turme. Das Wasser ist links von einem bedeckten hölzernen Gange Grimma
überbrückt. Gelber Abendhimmel. Bez. r. u.: H. Müller.
Leinwand; h. 0,73%; hr. 0,63. — 1873 im Kunsthandel in Dresden er-
worben. — 1902 an den Altertums- Verein zu Grimma.
Joh. Mich. Heinrich Hofmann
Geb. zu Darmstadt den 19. März 1824; lebt in Dresden. Seit
1842 Schüler der Düsseldorfer Akademie unter W. von Schadow
und Th. Hildebrandt, Nach weiteren Reisen 1847 in München,
1848—1854 in Frankfurt a. M., Darmstadt, Dresden, 1854
bis 1859 in Rom, 1859 — 1862 in Darmstadt, seit dieser
Zeit in Dresden, wo er 1868 Ehrenmitglied, 1870 Professor
der Kunstakademie wurde und um 1894 in den Ruhestand trat.
Bildnis des Dresdner Bildhauers Ernst Hähnel, (1811 bis 2264 A
1891), Kniestück, mit dem Körper etwas nach links, mit dem 24 c
Kopfe nach rechts gewandt. Der Künstler mit dunklem
Haupthaar und Vollbart stützt sich stehend mit der Linken
auf einen vorn mit dem Relief eines Frauenkopfes geschmückten
Marmor block, mit der Rechten rafft er den weiten, mit Sammet
ausgeschlagenen dunkelblauen Ueberrock zusammen, unter dem
ein anliegender schwarzer Rock sichtbar wird. Hohe schwarze
46*
724 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Halsbinde. Grauer Grund. Bezeichnet uuten links : H. Hof-
mann 1852.
Leinwand; h. 1,30; l>r, 0,87%. — 1906 von Frau Helene Zipplitt, der
Tochter des Künstlers, erworben.
2265 Die Ehebrecherin vor Christus. Der Heiland steht nach
(2254) links gewandt in der Mitte, legt die Linke an seine Brust,
29 b deutet mit der Rechten auf die vor ihm knieende Ehebrecherin
und blickt den Schriftgelehrten an, jler mit einem mächtigen
Buche in der Hand neben ihm steht. Links wehrt ein Krieger
einer Frau, die die Ehebrecherin schlägt. Vorn rechts wendet
eine Frau mit ihrem Knaben sich zum Gehen. Schriftgelehrte
und Zuschauer. Bez. 1. u.: H. Hofmann.
Leinwand; h. 1,75; br. 2,15. — 1869 aus dem Kunstfonds erworben. — Ge-
stochen von E. Mohn, 9& Neues G.-W. IV, 11, — Phot. Hanfstängl-Münehen.
2266 Der Jesusknabe im Tempel. Kuiestück. Der zwölfjährige
(2255) Heiland steht, nach rechts gewandt, in der Mitte des Tempels.
29 b lehnt sich mit dem rechten Arme an das Pult hinter dem
ein Schriftgelehrter steht, und deutet mit der Linken in das
Buch, das auf dem Schoosse des vorn rechts sitzenden Schrift-
gelehrten liegt. Zwei andere neigen sich lauschend herab.
Ein fünfter steht links an einer Säule. Bez. rechts unten:
H. Hofmann (die beiden H. zusammengezogen).
Leinwand; h. 1,52; br. 2,04. — 1882 vom Künstler erworben. — Gestochen
von Ed. Büchel. 9& N. F. 17. — Phot. Hanfstängl-Münehen.
Bernhard Reinhold
Geb. den 23. April 1824 zu Schönburg im Fürstentum Ratze-
burg; gest. den 22. Nov. 1892 zu Dresden (Plauen). Zuerst
als Bildhauer Schüler Thorvaldsen's in Kopenhagen, dann als
Maler in München und in Italien ausgebildet. In Rom und
Florenz lebte er elf Jahre, seit 1858 aber in Dresden.
2267 Bildnis des Kardinals Antonelli. Halbfigur, fast von vorn,
(2255A)in roter Kardinalstracht. In der rechten Hand eine Gänsefeder.
Plauen i.V. Leinwand; h. 1,05; br. 0,75. — 1892 als Geschenk der Witwe des Künstlers.
— 1905 an den KunBtverein zu Plauen i. V.
Ludw. Albr. Schuster
Geb. zu Berthelsdorf bei Stolpen den 9. Mai 1824; gest. zu
Dresden den 14. Mai 1905. Er war 1842 bis 1847 Schüler
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 725
Julius Hübner's an der Dresdner Akademie, bildete sich dann
in Paris und Versailles weiter, kehrte jedoch schon Ende 1848
nach Dresden zurück, wo er seit 1861 wohnte.
In der Schlacht von Borodino. Die Erstürmung der grossen 2268
russischen Schanze durch die sächsischen Reiterregimenter (2256)
Garde du Corps und Zastrow - Kürassiere am 7. Sept. 1812. ^Atelier
Vorn die sich vergeblich wehrenden Feinde, Leichen, zer-
trümmerte Wagen. Links im Tale das Schlachtgewühl. Im
Hintergrunde Staub- und Pulverdampfwolken.
Leinwand ; h. 1,88 ; br. 2,85. — 1858 durch die Ausstellungs-Einnahme.
Nach der Schlacht bei Jena. Die tapfere Abwehr der 2269
französischen Reiterei durch das sächsische Grenadierbataillon (2257)
»aus dem Winkell« während des Rückzuges nach der Schlacht 39 a
bei Jena am 14. Oktober 1806. Im Mittelgrunde ziehen die
Truppen, nach links gewandt, ab. Vorn stürmt von rechts
die französische Reiterei heran. Aber die sächsischen Grenadiere
haben vorn in der Mitte ein offenes Carre gebildet und weisen
den Angriff zurück. Im Hintergrunde brennende Ortschaften.
Bezeichnet rechts unten: Schuster 1862.
Leinwand; h. 1,17; br. 2,27. — 1862 mittels der Ausstellungs-Einnahme er-
worben. Der Künstler hat den Vorgang A. v. Montbe's Werk »Die Chursächsischen
Truppen im Feldzuge von 1806« Bd. LT, p. 38 entlehnt : »Vom Feinde unablässig an-
gegriffen und erschüttert, ging es in voller Ordnung, in gemässigtem Schritt und
mit klingendem Spiel zurück. Es hatte ein offenes Carre gebildet und bot dem
Feinde, so oft er nahe kam, immer die Spitze«. — Phot. Tamme.
Karl Gottl. Schönherr
Geb. zu Lengefeld den 15. August 1824; gest. zu Dresden den
9. Juli 1906. Schüler der Dresdner Akademie, besonders Julius
Hübner's. In Rom weitergebildet; langjähriger Professor der
Dresdner Akademie; seit 1900 im Ruhestand.
Petrus, die Tabea erweckend. Zwei durch eine Wand 2270
getrennte Abteilungen. Rechts das Gemach, in dem das tote (2258)
Mägdlein ruht. Petrus kniet an ihrem Lager und erhebt ge- 41 c
bietend seine Hände. Links die Vorhalle, in der die Angehörigen
der Tabea harrend beten. Hinter ihnen Blick ins Flusstal.
Bez. 1. u.: G, Schönherr . 1853 (nicht 1855).
Leinwand; h. 0,96; br. 1,50. — 1854 (nicht 1855, wie H. annahm) durch
die Lindenau-Stiftung erworben. — Inventar 1855, S. 22. — Phot. Tamme.
726 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2271 Petrus Forschegrund. Vorn in den Felsen sitzt mit im
(2258A) Sehoosse gefalteten Händen der malte, barfüssige, langbärtige
41 a Mönch in grauer Kutte. Zurückgelehnt, blickt er lauschend
zu dem Vöglein empor, das links über ihm auf dem Baume
sitzt und singt. Im Mittelgründe ein blauer Weiher, am Wald-
rande Hirsche. Im Hintergrunde das Kloster am Bergabhange.
Bezeichnet rechts am Felsen: C. Schönherr.
Nach Schuberts Legende, die in Tholuck's »Stunden christ-
licher Andacht« (Gotha, 8. Aufl., 1870, S. 431— 434) in Versen
erzählt wird, hatte der Mönch Petrus Forschegrund an einem
Frühlingsmorgen darüber nachgedacht, ob ewige Himmelsfreude
der Seele nicht zu lang werden würde. Er setzte sich unter
einen Baum und lauschte dem Gesänge eines Vögleins. Als
er heimging, fand er alles verändert. Niemand kannte ihn.
Tausend Jahre hatte er dem Gesänge des Vögleins gelauscht,
und diese Zeit war ihm vergangen wie Ein Tag.
Leinwand; in Temperafarben ; h. 0,903^; br. 0,55. — 1889 aus den Zinsen der
Pr oll- Heuer-Stiftung von der akad. Ausstellung in Dresden. — Phot. Tammo; Hiuckm.
Gustav Adolf Friedrich
Geb. zu Dresden den 23. Dezember 1824; gest. daselbst den
4. Januar 1889. War 1840—1846 Schüler der Dresdner
Akademie; bildete sich durch eigenes Naturstudium weiter.
2272 Ackerpferde. Vorn am Bande eines Stoppelfeldes stehen
(2259) zwei stattliche Ackerpferde vor ihrem Pfluge. Rechts am Wege
40 b sitzt der Ackerknecht und teilt sein Frühstück mit seinem
weissen Pudel. Links im Hintergrunde Höhenzüge, rechts
auf der Anhöhe Dorfhäuser unter Bäumen. Bez. rechts unten:
A. Friedrich.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,83. — 1877 durch die Ausstellungs- Einnahme.
Julius Scholtz
Geb. zu Breslau den 12. Februar 1825; gest. zu Dresden
den 2. Juni 1893. Seit 1844 Schüler Julius Hübner's in
Dresden. Nach Studienreisen durch Belgien und Prankreich
Hess er sich in Dresden nieder, wo er Professor an der Königl.
Kunstakademie wurde.
2273 Schlafender Hirtenjunge. Der Hirtenjunge, der die Schalmei
(2259A)in der Rechten hält, ruht auf dem Rücken am Rande eines
32 a
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 727
Weidelandes. Links ragt ein grauer Stein. Vöglein flattern
über ihm in der Luft. Bez. u. 1.: Jul. Scholtz 1874.
Leinwand; h. 0,257a ; br. 0,31. — 1893 ans dem Nachlass des Meisters.
Heimkehrende Landleute. Von vorn gesehen, ziehen sie 2274
auf schmalem Pfade durch ein hochwogendes Aehrenfeld heim: (2 259 B)
voran ein blühendes junges Weib mit einer Sichel in der 24 b
Linken, hinter ihr ein lächelnder Junge, der seinen Rock über
dem Arm trägt, dann ein stattlicher, bartloser Mann mit der
Sense über der Schulter, sich die Pfeife anzündend. Andere Land-
leute weiter zurück. Bez. unten rechts: Jul. Scholtz.
Leinwand; h. 0,53; br. 0,75 J^. — 1893 ans dem Nachlass des Meisters.
C. H. Moritz Müller
Geb. zu Diethenburg bei Wechselburg den 12. Juni 1825; gest.
den 30. Sept. 1894 zu Blasewitz bei Dresden. Schüler der
Dresdner Akademie von 1843 — 1846; 1847 in München im
Atelier des Prof. Bernhard. Lebte in Dresden und Blasewitz.
Lesendes Kind. Halbfigur auf braunem Grunde. Das 2275
blonde Kind hat ein Buch mit Bildern vor sich aufgeschlagen (2260)
und stützt sein Köpfchen mit der Rechten auf ein grünes Kissen. 24 a
Bez. unten links : H. M. Müller (HIM zusammengezogen).
Leinwand; h. 0,44; br. 0,38. — 1857 durch die Ausstellungs-Einnahme. —
Phot. Tamme.
Aug. Eduard Leonhardi
Geb. zu Freiberg in Sachsen den 19. Januar 1828; gest. in
Loschwitz bei Dresden den 15. Juli 1905. Seit 1844 Schüler der
Dresdner Akademie, besonders A. L. Kichter's; 1855 — 1859 in
Düsseldorf weitergebildet. Seit 1859 in Losch witz ansässig; seit
1864 Ehrenmitglied der Dresdner Akademie.
Deutsche Waldlandschaft. Eine waldige Felsschlucht im 2276
Charakter der Sächsischen Schweiz. Vorn in der Mitte eine (2261)
Gruppe prächtiger Laub- und Nadelbäume, an deren Stämmen 26 c
das Sonnenlicht spielt. Vorn rechts ein kleiner Wasserfall,
dessen Wasser sich im Vordergrunde verbreitet. Bez. links unten:
E Leonhardi (das E nach links gewandt am L). 1863.
Leinwand; h. 2,13; br. 1,70. — 1864 durch die Ausstellungs-Einnahnie.
728 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Julius W. L Rotermund
Geb. zu Hannover den 11. März 1826; gest. zu Salzbruun
den 14. Juni 1859. Schüler Prof. Ed. Bendemann's an der
Dresdner Akademie. Lebte in Dresden.
2277 Die Beweinung Christi. Am Fusse des Kreuzes liegt, im
(2262) Rücken von einem der befreundeten Männer empor gehalten,
29 c der Leichnam des Heilandes auf weissem Linnen. Zu seinen
Füssen kniet der zweite der Männer. Die drei Frauen, hinter
denen Johannes am Kreuzesstamm steht, neigen sich zum
Heiland hinab. Seine Mutter streichelt ihm das Antlitz ;
Maria Magdalena ergreift seine erkaltete Rechte und drückt
sie an ihre Stirn. Bez. unten rechts: Julius Rotermund
inv. et pinx. E. Bendemann dir. et fin. Dresden 1859.
Papier auf Leinwand ; h. 2,58 ; br. 2,83. — 1861 durch den Sächsischen
Kunstverein von Ed. Bendemann erworben und der Galerie geschenkt. — Das Bild
war (nach gütigen Mitteilungen Dr. W. Neumann's in Riga) 1856 von H. v. Bach
auf Popperwahlen in Kurland bestellt worden. Nach dem frühen Tode des Künstlers
vollendete es, wie seine Inschrift besagt, Rotermund's Lehrer Professor Ed. Bende-
mann (geb. zu Berlin den 3. Dez. 1811 ; seit 1827 Schüler W. v. Schadow's in Düssel-
dorf; seit 1838 Professor der Dresdner, seit 1859 Direktor der Düsseldorfer Kunst-
akademie, seit 1867 im Ruhestände in Düsseldorf, wo er am 7. Dezember 1889
starb). Jetzt aber wurde es nicht nach Russland abgeschickt, sondern Dresden er-
halten. Herr von Bach erhielt statt dessen 1861 eine Kopie des Bildes von der
Hand C. Schönherr's. — Gestochen von G. Planer. — Phot. Ges.
Theodor von Götz
Oberstleutnant z. D. Geb. zu Lieschen bei Hoyerswerda den
14. Dez. 1826; gest. zu Dresden den 21. Juli 1892. Trat
1843 ins Kgl. sächs. Kadettenkorps ein, machte den Feldzug
1870/71 als Kommandeur des 2. Jägerbataillons Nr. 13 mit;
nahm 1873 seinen Abschied, um ganz der Kunst zu leben.
Anfänglich Schüler des Genremalers Hantzsch in Dresden, ent-
wickelte er sich später im Anschluss an Schuster. Er lebte
in Dresden.
2278 Kronprinz Albert nach der siegreichen Schlacht bei Beaumont
(2262A)vom Prinzen Georg beglückwünscht. Den 30. August 1870. In der
29 d Mitte auf braunem Rosse der Kronprinz Albert, dessen Gefolge
sich links von der Höhe herabbewegt. Vor ihm auf hellerem
Rosse, ihm die Hand reichend, der Prinz Georg mit seinem
Gefolge. Vorn verwundete Franzosen; einer von ihnen wird
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 729
von einem deutschen und einem französischen Krieger getragen.
Im Gefolge des Kronprinzen : Generalmajor von Schlotheim,
Stabschef der Maassarmee, Generalmajor Prinz v. Schönburg,
Rittmeister Prinz Karl Theodor v. Bayern, Major v. Holleben,
die Hauptleute Schweingel und v. d. Planitz. Im Gefolge des
Prinzen Georg: Oberst v. Carlo witz, Stabschef des XII. Armee-
korps, Generalmajor Köhler, Kommandant der Artillerie, Ad-
jutant Hauptmann v. Minckwitz, Adjutant Rittmeister v. Ehren-
stein, Hauptmann v. Reyher, die Adjutanten v. Kretzschmar,
v. Arnim und v. Schimpff. Bez. rechts unten: v. Götz 1887.
Leinwand ; h. 1,69 ; br. 3,01. — 1887 aus den Zinsen der PröU - Heuer-
Stiftung. — Phot. Teich -Hanfst.
Theodor Ghoulant
Geb. zu Dresden den 18. Juli 1827; gest. daselbst den
12. Juli 1900. Schüler des Dresdner Polytechnikums und
der Dresdner Akademie. In Italien weitergebildet. Seit 1868
Königl. Sachs. Hofmaler.
Die Engelsbrücke in Rom. Vorn der Tiber, von Barken 2279
und Kähnen belebt. Links die Häuserreihe am Apollotheater, (2263)
rechts die Engelsburg. In der Mitte des Mittelgrundes die 22 d
Engelsbrücke, hoch von der Peterskirche mit Michelangelo's
Kuppel überragt. Bez. links unten: Choulant.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,93. — 1870 mittels der Ausstellung« - Einnahme
erworben.
Joh. Siegwald Dahl
Geb. zu Dresden den 16. August 1827; gest. daselbst den
15. Juni 1902. Schüler seines Vaters Joh. Chr. Claussen
Dahl, dann J. F. W. Wegener's, 1851 auch Edw. "Landseer's
in London. Ehrenmitglied der Dresdner Akademie.
Der Fehlschuss. Unter Felsen im Schnee liegt ein blutendes 2280
Reh und hebt mit Mühe den Kopf, um sich nach seinem (2264)
Kälbchen umzublicken, das ängstlich von rechts herankommt. 41 a
Bezeichnet rechts unten: S. Dahl 1861.
Leinwand ; h. 0,76 ; br. 0,98. — 1861 mittels der Ausstellungsgelder er-
worben. — Phot. Tamme.
Fähre in Telemarken in Norwegen. Links auf dem Flusse 228 1
die Ruderfähre mit einer Kuh und einem Kalbe. Rechts vorn (2265)
41 c
730 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
steht ein Mann an der Landungsbrücke; ein anderer lehnt sich
wartend an sein Pferd. Links vorn säuft ein Pferd aus einem
Eimer; daneben sitzen zwei Männer und ein Mädchen. Hohe
Bergwände im Hintergrunde. Bez. r. u.: Siegwald Dahl 1863.
Leinwand; h. 0,87%; l>r. 1,15. — 1863 mittels der Ausstellungs^elder er-
worben. — Phot. Tamme.
Gottl. Moritz Ritscher
Geb. zu Dresden den 24. September 1827; gest. daselbst den
14. Oktober 1875.
2282 Der Besuch bei der Amme. Links sitzt die stattliche Bäuerin,
(2266) zu deren Füssen ihr Knabe mit der Peitsche spielt. Sie streckt
Plauen i. v. ihre Rechte dem feingekleideten Mädchen hin, das, von seiner
Wärterin geleitet, schüchtern von rechts herankommt. Bezeichnet
rechts unten: Moritz Ritscher . 1874 . Dresden.
Leinwand; h. 0,74; br. 0,90. — 1875 ans dem Nachlasse des Künstlers er-
worben. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. V. — Phot. Tamme.
K. Wilhelm Hahn
Geboren zu Ebersbach in der Oberlausitz den 7. Januar 1 829;
gest. zu Dresden den 8. Juni 1887. Schüler Prof. Jul. Hübner's
an der Dresdner Akademie.
2283 Szene aus Kleist's „Michael Kohlhaas". Kohlhaas auf
(2267) schwarzem Rosse nimmt den Klostervogt gefangen, der im
Grimma Mittelgründe abgeführt wird. Vor ihm kniet an der Spitze
ihrer Nonnen die Aebtissin, die ein Kruzifix erhebt. Dämmer-
licht. Fackeln. Bezeichnet rechts unten: W. Hahn 1851.
Leinwand; h. 0,76%; br. 1,03%. — 1851 aus dem Stii>enclieufonds erworben.
— 1902 au don Altertums- Verein zu Grimma
Fr. Theodor Grosse
Dr. phil. Geb. zu Dresden den 23. April 1829; gest. daselbst
den 12. Okt. 1891. Seit 1843 als angehender Bildhauer auf
der Dresdner Akademie; seit 1847 durch Prof. E. Bendeuiann
daselbst zur Malerei geführt. Er war 1858 in Florenz, 1859
in Rom. Seit 1867 Professur der Dresdner Akademie.
2284 Leda mit dem Schwan. In baumreichem Tal steht Leda
(2268) am Bande dos Wassers, hält ihr abgestreiftes Purpurgewand mit
40 b
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 731
der Linken hinter sich und wehrt mit der Rechten dem Schwan,
der sich an ihre Kniee schmiegt. — Bez. r. u.: Th. Grosse 1852.
Leinwand; h. 1,50; br. 1,08. ■ — 1852 mittels der Ausstellungs-Einnahme er-
worben. — Erstlingsbild des Künstlers.
Entwurf zu einem Theatervorhang. Oben unter einem Regen- 2285
bogen Apollon mit seinem Zweigespann, dem rechts Melpomene, (2269)
Thalia, Terpsichore und Polyhymnia vorauseilen, während links Plaueni-V-
die Grazien ihm folgen. Unten in der Mitte die drei Parzen.
Links greift ein Flügeljüngling zum Schwert gegen das Laster.
Leinwand ; h. 0,82 ; br. 0,72. — 1 879 der Galerie überwiesen. — Prämiiert
bei der Konkurrenz für den Vorhang des neuen Dresdner Theaters. — 1905 an den
Kunstverein zu Plauen i. V.
Seelenlandung im Büsserlande. Dante, Divina Commedia, 2286
Purgatorio, IL Rechts im Mittelgrunde steht Virgil. Neben (2270)
ihm hockt Dante am Boden. Links das Meer. Am Ufer landet 29 a
die Barke, an deren Hinterteil der Engel steht, der, »jede
Menschenkunst verschmähend, der Flügel statt der Ruder und
der Segel nur bedarf«. Die Landenden werfen sich am Ufer
aufs Angesicht nieder und schreiten selig erhobenen Blickes
dem Lichte entgegen. Bez. links unten: Th. Grosse 1879.
Leinwand ; h. 2,41 ; br. 3,75. — 1880 teilweise aus den Zinsen der Pröll-
Heuer-Stiftung erworben. — Phot. Ges.
W. Ferdinand Pauwels
Geb. zu Eckeren bei Antwerpen den 13. April 1830; gest.
in Dresden den 25. März 1904. Schüler der Antwerpener
Akademie unter Duj ardin und Wappers von 1842 — 1850;
1852— 18 5 6 in Italien; 1862—1872 Professor der Weimarer
Kunstschule; seit 1876 Professor der Akademie zu Dresden,
später Geh. Hofrat.
Graf Philipp vom Elsass im Marienhospital zu Ypern. Rechts 2287
zwei Krankenbetten. In einem derselben liegt ein Sterbender, (2271)
neben dem zwei Pflegerinnen beschäftigt sind. In der Mitte 27 a
vor dem Bette stehen der Graf und seine Gemahlin; neben
ihnen, den Fall erklärend, der Obere des Hospitals. Links
hinten ein Saal, in dem Männer und Frauen sitzen. Bez.
unten in der Mitte: Ferdinand Pauivels.
Mahagoniholz; h. 1,17; br. 1,40. — 1877 auf der Dresdner Kunstausstellung
erworben. — Das Bild ist, in Einzelheiten verändert, weit grösser (h. 4,00; br. 4,20)
in Wachsfarben als eins von 12 Wandbildern ausgeführt in den Tuchballen zu Ypern.
— Gestochen von Th. Langer i& Neues G.-W. I, 2.
732 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
David Simonson
Geboren zu Dresden den 15. März 1831; gestorben daselbst
den 8. Februar 1896. Schüler der dortigen Akademie, be-
sonders des Prof. Ed. Benderaann.
2288 Des Künstlers Gattin, geb. Castelli. Brustbild nach links
(2272) auf rotem Grunde. Schwarzes Kleid mit grosser goldener Broche
41 a und weiss-goldenem Tuch. Die Rechte an der Brust sichtbar.
Bezeichnet rechts: D. Simonson. 1867.
Leinwand; h. 0,55: br. 0,47%. — 1867 mittels der Ausstellungsgelder er-
worben.
August Chr. Herrn. Tom Dieck
Geboren zu Oldenburg den 23. März 1831; gestorben zu Dresden
den 20. August 1893. 1847—1851 Schüler der Dresdner
Akademie. 1S57 — 1861 in Italien. Er lebte in Dresden.
2289 Die heilige Cäcilie. Kniestück. Die blondlockige Heilige
(2273) trägt ein schwarzes Kleid mit roter Gürtelschärpe und ein
Chemnitz goldgelbes Obergewand. Bare Orgel ruht in ihrem linken Arme.
Bezeichnet rechts unten: A. TOM DIECK.
Leinwand; h. 1,20; br. 0,83. — 1878 vom Künstler erworben. — Verbesserte
Wiederholung eines Jugendwerkes des Künstlers von 1854. — Phot. Tamme.
Ernst Erwin Oehme
Geb. zu Dresden den 18. September 1831; gest. in Blase witz
bei Dresden den 10. Oktober 1907. Schüler seines Vaters
Ernst F. Oehme, A. L. Richter's und der Dresdner Akademie.
Bildete sich auf Studienreisen selbständig weiter. Seit 1887
Professor der technischen Hochschule zu Dresden.
2290 Steinbruch in der Sächsischen Schweiz. In der Mitte die
(2274) gelbe Sandsteinwand. Oben Baumwuchs. Rechts ein schmaler
24 a Wasserfall. Unter dem Steinbruch eine Hütte, vor der einige
Arbeiter an einem mächtigen Steinblocke beschäftigt sind. Ein
Mann und ein Knabe, von einem Hündchen begrüsst, vorn auf
dem Wege. Bez. r. unten : Erwin Oehme j. 1860. Dresden.
Leinwand; h. 1,42; br. 1,06. — 18&4 mittels der Ausstellungs-Einnahme er-
worben.
Anton Weber
Gel), in Liebstadt bei Weimar den 4. Aug. 1833; lebt in Berlin.
Schüler des Prof. Jul. Hübner an der Dresdner Akademie. Er
ist Professor.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 733
Bildnis des Kupferstechers F. Seifert in Leipzig. Halbfigur 229 I
auf hellgrauem Grunde. Der braunhaarige, braunäugige Künstler (2274 A)
trägt einen schwarzen Rock und eine graue Weste. Bez. rechts Grimma
unten: Anton Weber, fec. Drsd. 1858.
Leinwand ; h. 0,70^ ; br. 0,53. — Kat. 1887 u. 1892 : N. 2290. — 1874
von Prof. Jnl. Hübner geschenkt. — 1902 an den Altertums- Verein zu Grimma.
Jean Libert Oury
Geb. den 6. Oktober 1833 zu Lüttich; lebt in Dresden. Studierte
ursprünglich die Eechte an der Universität Lüttich, ging dann
als Akademieschüler dieser Stadt zur Malerei über, wurde aber
schon 1855 Schüler der Dresdner Akademie. Sein Lehrer war
Bendemann. In Rom 1861 — 1863. In Venedig 1864—1870.
Die Nonne. Halbfigur von vorn vor braunem Wandgrund. 2292
Schwarz gekleidet sitzt die Nonne vor dem mit farbigem Teppich (2275)
bedeckten Tisch. Vor ihr liegt ein aufgeschlagenes Buch. Be- 34 c
zeichnet rechts unten mit dem Monogramm (J und L im 0)
zwischen der Jahreszahl 1880.
Leinwand ; h. 0,81 ; br. 0,59. — 1881 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Phot. Tamme.
K. G. Adolf Thomas
Geb. zu Zittau den 28. September 1834; gest. zu Dresden den
16. Jan. 1887. Schüler A. L. Richters an der Dresdner Aka-
demie. In München und Rom weitergebildet. Tätig in Dresden.
Oberbairische Gebirgslandschaft. Motive von Brannenburg. 2293
Links vorn ein sonniger Abhang, an dem Hirten ihre Ziegen (2276)
und Schafe weiden. Vorn in der Mitte eine Frau und ein Chemnitz
Knabe, der seinen Hut schwenkt. Rechts eine tiefe schattige
Schlucht mit einem Wasserfall. Im Hintergrunde hohe Alpen-
stöcke. Bez. 1. unten: Ad. Thomas. München 1866.
Leinwand; h. 0,94; br. 1,38. — 1866 mittels der Ausstellnngs-Binnahme.
loh. Paul Ad. Kiessling
Geb. zu Breslau den 8. Januar 1836; lebt in Dresden. Seit
1852 Schüler der Dresdner Akademie unter Schnorr von Carols-
feld. In Italien, Antwerpen und Paris weiterentwickelt. Seit 1870
in Dresden; Ehrenmitglied der Akademie, Prof., Geheimer Hofrat.
Drei Schwestern. Familienbildnis. Kniestück. Die drei in 2294
rote Seidengewänder gekleideten Damen sind in einem Zimmer (2277)
24 a
734 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
mit roter Wandbekleidung an und auf einer rotgepolsterten Hank
gruppiert. Die in der Mitte sitzende hält einen Blumenstrauss.
Leinwand; h. 1,55; br. 1,90. — 1875 von Frau Baronin v. (Tckermann,
geb. v. Wuthenau, geschenkt. — l'hot. Ges.
2295 Bildnis der Frau Agnes Kayser-Langerhanns (f 1902). Knie-
(2277A) stück. Die Dichterin sitzt in schwarzem Seidenkleidc, mit
Plauen i.v. dem linken Ellenbogen aufgestützt, an ihrem rechts stehenden
Tische, hinter dem ein grüner Vorhang von der braunen Wand
herabwallt.
Leinwand; h. 1,44; br. 0,99l/a- — 1902 als Vermächtnis der dargestellten
Dichterin. — 1905 an den Kunstverein zu Plauen i. V.
2296 Mignon. Studienkopf. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(2278) rotem Grunde. Ein dunkelblonder Lockenkopf mit dunkelblauen
25 a Augen. Eine rote Korallenhalskette hebt sich vom blauen Kleide
ab. Bezeichnet rechts unten: Paul Kiessling.
Mahagoniholz; h. 0,47 }<£; br. 0,38%. — 1880 von der Dresdner Kunstaus-
stellung erworben. — Gestochen von C. F. Seifert igt Neues G.-W. II, 5, und Ed.
Büchel. — Phot. Tamiae.
2297 Bildnis des Malers 0. A. Stichart (geb. 1838; gest. 1896).
(22 78 A) Kniestück von vorn. Der vollbärtige Künstler trägt einen
36 c schwarzen Mantel über braunem Rock; dazu einen kleinen
schwarzen Hut. Die behandschuhte Linke in die Seite stemmend,
lehnt er sich gegen die Wand. Bez. 1. u. : Paul Kiessling 90.
Leinwand; h. 1,15; br. 0,77. — 1894 aus den Zinsen der Pioll - Heuer-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung zu Dresden. — Phot. Tamme.
Alfred Diethe
Geb. den 13. Februar 1836 zu Dresden; lebt daselbst. Schüler
der Dresdner Akademie, insbesondere Julius Hübner's. Professor
der Dresdner Kunstgewerbeschule.
2298 Christus in Emmaus. In der Mitte des Bildes sitzt der
(2279) Heiland, von vom gesehen, hinter dem gedeckten Tische, wendet
41 a den Blick gen Himmel und bricht mit beiden Händen das Brot.
Lebhaft bewegt, erkennen die beiden Jünger ihren Heiland. Bez.
links unten : Alf, Diethe . Dresden . 1860.
Leinwand; h. 1,08%; br. 1,27. — 1876 von Herrn Hofbuchhändler Warnatz &
Lehmann in Dresden erworben. — Gemalt für den Bischof Forwerk. — Phot. Tamme.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 735
Chr. Ludw. Leonhard Gey
Geb. zu Hannover den 27. Juni 1838; gest. zu Dresden deu 20.
Sept. 1894. Seit 1856 Schüler Julius Schnorr's von Carolsfeld,
seit 1882 Lehrer, seit 1884 Prof. an der Dresdner Akademie.
Bildnis des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld. Brustbild 2299
ohne Hände, fast von vorn. Glattrasiertes Gesicht, schwarzes Haar, (2279A)
braune Augen. Rock und Halsbinde schwarz. Bezeichnet links 41 c
unten: Julius Schnorr v. Carolsfeld gern . von . L . Gey.
Eichenholz; h. 0,54%; br. 0,42%. — 1894 von der Witwe des Künstlers.
Friedrich Preller der Jüngere
Geb. zu Weimar den 1. Sept. 1838; gest. in Blasewitz bei
Dresden den 21. Okt. 1901. Schüler seines gleichnamigen
Vaters. (Vergl. zu N. 2502.) In Italien 1859 — 1862 und
1864 — 1866. Professor der Dresdner Akademie. Geh. Hofrat.
Das Kloster Santa Scholastica bei Subiaco. Das weisse 2300
Kloster liegt links am Abhang der kahlen Bergpyramide des (2280)
Sabinergebirges. 1 n der Mitte eine mächtige Baumgruppe. Rechts 30 a
in der Schlucht ein Wasserfall. Links auf dem Wege ein Mönch.
Bez. 1. u. : Preller jun. Dresden.
Leinwand; h. 1,26; br. 1,85. — 1875 vom Künstler gekauft.
Das Grab des Moses. In grossartiger, wolkenumzogener 230 1
Bergeinöde stürzt rechts ein Wasserfall zu Tal, liegt links 22 b
das Grab des Moses. Vor seiner Höhlang, aus der es ge-
heimnisvoll hervorleuchtet, stehen Felsentafeln mit den Zahlen
der zehn Gebote; auf dem Felsen daneben hält ein starker,
mit mächtigen Flügeln versehener Engeljüngling Wache. Sein
Haupt umgibt ein Strahlenschein. Ein violettes Manteltuch
umhüllt ihn nur teilweise. Mit der Eechten stützt er sich
auf sein geflammtes Riesenschwert. Bez. 1. u.: PRELLER. 1901.
Leinwand; h. 1,70; br. 2,71. — Durch die Generaldirektion der Königl.
Sammlungen im Dezember 1901 von der Witwe des Künstlers erworben. — Phot.
der Vereinigten Kunstanstalten in München.
Carl Wilh. Müller
Geb. zu Dresden den 28. Nov. 1839; gestorben zu Dresden-
Strehlen den 24. April 1904. Schüler der Dresdner Aka-
demie 1854 — 1858; insbesondere Adr. Ludw. Richter's 1858
736 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
bis 1864. Auf Studienreisen in den Alpen und nach Italien
weitergebildet.
2302 Nachtbild aus der römischen Campagna. Links vor einer
(2281) Felsengrotte rasten Hirten am Feuer. Rechts im Hohl wog bellt
28 c ein Hund den Mond au, in dessen Licht der unten strömende
Fluss erglänzt. Ganz rechts auf einer Anhöhe eine alte Ruine.
Bez. rechts unten: C. W. M. (als Monogramm) 1868.
Leinwand; h. 1,17; br. 1,64. — 18ü8 mittels der Ausstellungs-Einnahnie
erworben.
2303 Deutsche Landschaft. Auf der Landstrasse, die rechts
28 c an der Berglehne entlang führt, hält eine Equipage. Vor ihr
steht ein Hund. Der Kutscher fragt den Schüfer im weissen
Rock, der vor seinen links vorn weidenden Schafen hinansteigt,
um den Weg. Rechts oben Dorfhäuser hinter Bäumen. Liuks
unten hinter rotdachigem Dorf Fernblick in die Ebene. Bez.
r. u.: Ce. We. M. 1882.
Leinwand; h. 0,78; br. 1,25. — 1902 als Vermächtnis des Malers Hugo
Toermer in Loschwitz.
Jul. Arthur Thiele
Geb. den 11. Juni 1841 zu Dresden; lebt in München. Schüler
der Dresdner Akademie, insbesondere Julius Hübner's. In
München und Düsseldorf weitergebildet.
2304 Ein toter Hase. Der Hase hängt an einem Hinterlauf von
(2282) einer grauen Wand auf einen Tisch herab. Bez. oben in der
Grimma Mitte: A. Thiele . fecit . im Atelier J. H. (Hübner's
Monogramm) 1864 . Dresden.
Papier; h. 0,85; br. 0,567a. — 1872 von Prof. Jul. Hübner geschenkt. —
1902 an den Altertums- Verein zu Grimma.
2305 Winterjagdbild. Beschneite Waldlandschaft. Rechts vorn
(2283) der Rand eines kahlen Waldes. Links eine Lichtung. Vorn in
22 b der Mitte drei Jäger mit zwei Hunden. Schwer grau bewölkter
nimmel. Bezeichnet rechts unten: A. Thiele.
Leinwand; h. 1,15; br. 1,83. — 1877 vom Künstler gekauft.
2306 Hirsche im Herbste. Deutsche Waldgebirge. Der Hirsch
(2284) steht schreiend, nach rechts gewandt, in der Mitte. Vorn rechts
22 b eilen einige Hirschkühe durchs hohe Gras herab. Links Tannen-
wald, vor dem Hirschkühe stehen. In der Mitte des Hinter-
grundes ein sonniger Gipfel. Bez. r. u. : A. Thiele 81.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 737
Leinwand; h. 1,16; br. 1,81. — 1881 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Phot. Hanfet.
Fr. Leon Pohle
Geb. zu Leipzig den 1. Dezember 1841; gest. in Dresden
den 28. Februar 1908. Seit 1856 Schüler der Dresdner,
seit 1860 der Antwerpener Akademie, dann bis 1866 Schüler
des F. Pauwels in Weimar. Tätig nach weiteren Studien-
reisen seit 1868 in Weimar, seit 1877 in Dresden als
Professor der Akademie; seit 1903 im Ruhestand. Er war
geheimer Hofrat.
Bildnis Carl Peschel's. Der greise Künstler sitzt mit über- 2307
einander geschlagenen Beinen in schwarzem Anzug auf einem (2285)
Stuhle, an dessen Lehne er sich hält. Unter ihm ein roter 27 a
Teppich. Neben ihm eine Staffelei. Links hinter ihm ein
Bild. Auf dessen Blendrahmen bezeichnet: Leon Pohle.
Leinwand ; h. 0,53x/2 ; br. 0,41. — 1878 vom Künstler erworben.
Bildnis des Ercole Torniamenti. Halbfigur halb nach links 2308
auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Rock, schwarze Kappe, (2286)
graue Hose, graue Weste. Die Arme vor der Brust gekreuzt. 36 a
Das Gesicht um den Mund rasiert, von kurzem grauen Bart
umrahmt. Bezeichnet rechts unten: LEON POHLE. 1878.
Leinwand ; h. 0,90*/2 ; br. 0,70. — 1879 der Galerie überwiesen. — Eigentum
der hiesigen Kunstakademie.
Bildnis des Herrn Eduard Cichorius. Kniestück nach links vor 2308 A
braunem Hintergrunde. Der eben ergrauende Leipziger Kunst- 23 d
freund sitzt, nach links gewandt, in schwarzem Anzug auf
einem geschnitzten, mit Leder bezogenem, mit Messingknöpfen
beschlagenen Holzstuhl neben einem bräunlich bedeckten
Tische, auf dem Bücher und Zeichnungen liegen und eine
Bronze steht. Seine Hände ruhen auf seinen Knieen. In
der Linken hält er zwei Wasserfarbenblätter. Hinten an dem
Stuhl steht eine Mappe. Bezeichnet rechts unten an dieser
Mappe: Leon Pohle 1879 Dresden.
Leinwand; h. 0,62; br. 0,47. — 1908 Geschenk der Erben des Herrn Ed.
Cichorius. — Eduard Cichorius (1819—1907), der bekannte Freund und Gönner Ludwig
Richter's, dessen berühmte Sammlung deutscher Zeichnungen und Aquarelle der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zu grossem Teile das Dresdner Kupferstich-Kabinet er-
worben, hat unserer Galerie zu seinen Lebzeiten ausser dem feinen Bilde von W. Kalf
N. 1639 A und der Feuersbiunst von Egb. ran der Poel U. 1329 A, nicht weniger als
47
738 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
drei Bilder Jos. Ant. Koch's (N. 2463, 2464, 2466) und sechs Bilder Ludwigs Riohter's
(N. 2227, 2228, 2228 A, 2228 B, 2228 C und 2230 A) geschenkt.
2308 B Bildnis des Malers Professor Friedrich Gönne. Halbfigur
24 b mit Händen nach links. Vor braunem Grunde sitzt der voll-
bärtige Maler in schwarzer Kleidung mit weichem schwarzen
Hute auf dem Kopfe an einem Tisch, auf dem Bücher liegen.
Die Hände greifen über den Büchern mit den Fingern ineinander.
Bezeichnet an der Zeichenmappe links unten: Dresden 1883
Leon Fohle dem Freunde F. Gönne.
Leinwand ; h. 0,81 ; br. 0,66. — 1906 als Vermächtnis des Malers Chr.
Friedr. Gönne (1813—1906) laut dessen Testament vom 3. Mai 1898.
2309 Bildnis des Königs Albert von Sachsen. Kniestück nach
(2286A) links. Der Herrscher im Waffenrock mit dem eisernen Kreuz
30 b stützt sich mit der linken Hand auf den mit Urkunden und
Büchern bedeckten Marmortisch, während er die Rechte an der
Brust leicht in den Rock steckt. Links steht ein rot-
gepolsterter Sessel vor einem mit rotem Stoffe bekleideten
Wandfeld. Bez. unten rechts: Leon Pohle 1899.
Leinwand; h. 1,41; br. 1,07. — 1898 infolge Beschlusses der Galeriekonimission
und der Generaldirektion bei Professor Leon Pohle bestellt, 1899 vollendet und abgeliefert.
2310 Bildnis des Königs Georg, noch als Prinz Georg. Brust-
(2286B) bild ohne Hände fast von vorn, ein wenig nach rechts, auf
27 a braunem Grunde. Generalsuniform ohne Kopfbedeckung.
Leinwand ; h. 0,57l/2 ; br. 0,44. — 1899 als Geschenk des Künstlers.
Aug. Leopold Venus
Geb. zu Dresden den 14. Juni 1843; gest. den 23. Dezbr.
1886 auf dem Sonnonstein zu Pirna. Schüler der Dresdner
Akademie, insbesondere des Prof. Julius Hübner.
23 1 I Die heil. Elisabeth, Almosen austeilend. Thüringische Land-
(2287) schaff. Rechts im Hintergrunde die Wartburg. In der Mitte
Grimuiii jje geKrönte Heilige, am linken Arme in einem Korbe das
Brod, von dem sie mit der Rechten austeilt. Arme kranke
Kinder umringen sie; eine Knabe an Krücken empfängt das
Brod aus ihrer Hand. Bez. r. u.: L. Venus . pinx. 1866
Leinwand; h. 0,88; br. 1,59Y2. — 1879 von Herrn John Meyer in Dresden
geschenkt. — 1902 an den Altertmus-Verein zu Grimma.
2312 Ein Alter in rotem Barett. Brustbild last von vorn auf
(2288) grauem Grunde. Der graubärtige Alte trägt einen braunen
Chemnitz
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 739
Rock und ein rotes Barett. Bez. rechts oben: Leop. Venus
im Atelier J. H. (Julius Hübner's Monogramm) 1866.
Leinwand ; h. 0,58 ; br. 0,44. — 1874 von Prof. Jul. Hübner geschenkt.
Paul Jacoby
Geboren zu Torten bei Dessau den 11. Juli 1844; gest. zu
Dresden den 2. Juli 1899. Schüler Ludwig Richter's an der
Dresdner Akademie und Andreas Achenbach's in Düsseldorf.
Schliesslich in München selbständig weiterentwickelt.
Schloss Hohnstein. Im Hintergrund unter leichtbewölktem 2313
Himmel das Schloss auf dem grauen Felsen über der Schlucht. (2289)
Im Mittelgrunde der grüne Rasenabhang, an dem Rehe weiden. 32 c
Im Vordergrunde links der Wald. Bez. unten links: P. Jacoby.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,58.-1899 als Geschenk der Witwe des Künstlers.
Ant. Rob. Leineweber
Geb. den 7. Febr. 1845 zu Böhmisch-Leipa; lebt in München.
Schüler des Prof. Jul. Hübner an der Dresdner Akademie.
Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach rechts vor 2314
grünem Vorhang. Brauner Rock, grauer Mantel. (2291)
Leinwand; h. 0,60^; br. 0,48%. — 1874 von Prof. Jul. Hübner geschenkt, Grimma
— 1902 an den Altertums -Verein zu Grimma.
Franz Kops
Geb. zu Berlin den 14. Juli 1846; gest. zu Blasewitz bei
Dresden den 24. August 1896. Schüler der Weimarer Kunst-
schule unter F. Pauwels. Nach längeren Reisen liess er sich
als Bildnismaler in Dresden nieder.
Bildnis des Bildhauers Johannes Schilling. Halbfigur ohne 2315
Hände nach rechts vor gelblichem Grunde. Der schwarz ge-(2291A)
kleidete Meister mit rötlichem Haupthaar und Vollbart blickt 37 d
aus blauen Augen sinnend den Beschauer an.
Leinwand; h. 0,90%; br. 0,71. — 1896 als Geschenk des »Sächsischen
Kunstvereins«.
Woldemar Graf von Reichenbach
Geboren den 7. März 1846 zu Walddorf bei Neisse in
Schlesien; lebt in Wachwitz bei Dresden. Seit 1870 Schüler
Gussow's und Brendels in Weimar; 1885 bis 1890 war er
47*
740 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
in Dresden tätig-, 1890 — 1894 vornehmlich in München; seit
1894 in eigenem Hause zu Wachwitz bei Dresden.
2316 Des Künstlers Haus in Wachwitz. Rechts das von Geis-
(2291B)blatt und Rosen umrankte Haus mit romanischem Portal.
22 b Links führt eine Treppe durch blühende Fliederbüsche in den
oberen Teil des Gartens. Vorn auf dem Kiesplatz vor dem
Hause spielen zwei kleine Mädchen Crocket. Bezeichnet unten
links: Woldemar Reichenbach . Mein Haus zu Wach-
witz . 1900.
Leinwand; h. 1,22; br. 1,81. — 1901 aus den Zinsen der Fröll-Heuer-Stiftung
von der Internationalen Kunstansstellung zu Dresden.
Bernhard Schroeter
Geboren zu Meissen den 1. Oktober 1848; lebt in Meissen.
Schüler Jul. Hühners an der Dresdner Akademie, seit 1869
Verlat's an der Weimarer Kunstschule. Tätig in Meissen
1871—1872 und seit 1877.
2317 Wintersonne. Frischer Schnee, durch den vorn ein Weg
(22 9 IC) gebahnt ist, in links ansteigendem, mit Bäumen bestandenem
38 c Grunde. Die tiefstehende Sonne wirft die scharfen bläulichen
Schatten der Baumstämme nach links auf den Schnee. Be-
zeichnet unten rechts: Bernhard Schröter.
Leinwand; h. 1,26; br. 1,06. — 1901 aus den Zinsen der Piöll-Heuei-Stiftung
von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden.
Ernst Ferd. Eichler
Geb. zu Werdau den 17. Januar 1850; gest. zu Zwickau den
6. Dezember 1895. Schüler Jul. Hübner's an der Dresdner
Akademie. Er lebte in Rom und in Zwickau.
23 1 8 Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild halb nach rechts
(2292) auf grauem Grunde. Der junge blonde Künstler hält einen
Grimma Stifthalter in der Rechten. Bez. r. oben: E. Eichler. 1872.
Leinwand; h. 0,61%; br. 0,60%. — 1874 von Prof. Jul. Hübner geschenkt.
— 1902 an den Altertums -Verein zu Grimma.
Wilhelm G. Ritter
Geboren in Marburg an der Lahn den 18. Februar 1850.
Lebt in Dresden. Seit 1868 Schüler G. Horst's in Bamberg
und München, seit 1875 in Berlin und Weimar; seit 1885
in Dresden, wo er selbständig in die neuere Richtung überging.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 741
Vorfrühling. Motiv aus dem Geberngrund bei Goppeln. 23 1 9
Zwischen sanften Rasenhängen fliesst ein blauer Bach, zu (2292A)
dessen Seiten schlanke Bäume mit braunschwellenden Laub- 32 c
knospen ragen. Bez. unten links: Wilh, Ritter 93.
Leinwand ; h. 1,11 ; br. 0,75. — 1894 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der akademischen KunstaussteUung in Dresden.
Teich bei Grosssedlitz. Lichter Frühling. Links am 2320
grünen Rasenhang, der sich zum Teiche herabsenkt, blühen(2292AA)
Obstbäume. Dahinter ragen erst spärlich belaubte Bäume in 31 c
den leichtbewölkten Himmel. Bez. u. 1.: W. G. Bitter.
Leinwand; h. 1,60 ; br. 1,13. — 1887 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der internationalen Kunstausstellung in Dresden.
G. Ludwig Rudow
Geboren zu Merseburg den 29. Mai 1850; lebt in Dresden.
Schüler der dortigen Akademie, insbesondere Julius Hübner's.
Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach rechts auf 2321
dunklem Grunde. Der blonde Künstler hält den Stift in der (2 2 92 B)
Rechten, den Malstock in der Linken. Bez. r. o.: L. Rudoiv Grimma
1870, gemalt im Atelier des Prof. Dr. J. Hübner.
Leinwand; h. 0,61 %\ br. 0,48. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2289. — 1874 von
Prof. Jul. Hübner geschenkt. — 1902 an den Altertums -Verein in Grimma.
Gotthard Kuehl
Geb. den 28. November 1850 zu Lübeck, lebt in Dresden.
Zuerst Schüler der Dresdner, dann der Münchner Akademie
unter W. Dietz. Auf Studienreisen in Holland, Deutschland,
sowie in Paris weitergebildet. Seit 1895 Professor an der
Dresdner Kunstakademie.
Traurige Nachrichten. Stube eines norddeutschen Hauses. 2322
Gelbgestrichene "Wände. Vor dem Kücheneinbau sitzt links (2292 C)
eine Frau mit friesischem Kopfputz und lauscht betrübt auf 34 a
die Erzählung des ihr gegenübersitzenden jungen Schiffers, der,
vorgebeugt, seine Mütze in den gesenkt gefalteten Händen
hält. Bezeichnet unten rechts: G. Kuehl.
Ahornholz; h. 0,58 J^: br. 0,47. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der akademischen KunstaussteUung zu Dresden. — Photogravüre der
Phot. Gesellschaft, Berlin.
Im Lübecker Waisenhause. Mädchenabteilung. Dreiteiliges 2323
Bild. I. Linker Flügel: Die Waisenhausschule. Die kleinen (2292 D)
36 c
742 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Mädchen in roten Kleidern und blauen Schürzen sitzen strickend,
lesend, lernend in verschiedenen Stellungen auf ihren mit
Tischen verbundenen Holzbänken. Der Lehrer, der im Hinter-
grunde an seinem Pult sitzt, überhört gerade eines der
Mädchen. Helles Licht von links durch ein grosses Fenster.
— II. Mittelbild: Die Waisenhausküche. Rechts im Mittel-
grunde der Kochofen, in dessen Feuerung, die sich in der offenen
Eisentür spiegelt, man hineinblickt. Vorn füllt ein Mädchen
den sich herandrängenden Kindern Suppe in ihre Näpfe. Links
sitzt eine Alte mit ihrer Tasse in der Hand in der Nische
des Fensters, durch das man auf grüne Bäume und rote Dächer
hinausblickt. — III. Rechter Flügel: Vor der Waisenhaus-
kirche. Die kleinen Mädchen in roten Kleidern und blauen
Schürzen betreten den Vorraum mit ihren Gesangbüchern in
der Hand durch die Glastür, die die Mitte des Mittelgrundes
bezeichnet. Neben der Glastür steht der Geistliche im schwarzen
Talar mit weisser Halskrause. — Bezeichnet auf dem Mittel-
bilde rechts unten: Gotthard Kuehl . Lübeck .Waisenhaus.
Leinwand; h. 1,29J^ ; br. jedes Seitenbild 0,50'/2 ; das Mittelbild 1,00V2. —
1897 aus den Zinsen der Troll -Heuer -Stiftung von der Internationalen Kunst-
ausstellung, Dresden. — Dreifarbendruck von E. A. Seemann, Leipzig.
2324 Die Augustusbrücke zu Dresden im Schnee. Blick von der
(2292E)Kgl. Kunstakademie elbabwärts. Hinter der Augustusbrücke
33 b die Marienbrücke, links das Kgl. Hoftheater. Graue Winter-
Nachmittags-Dämmerung. Die Laternen brennen schon. Be-
zeichnet links unten: Gotthard Kuehl.
Leinwand; h. 0,75J^; br. 1,10. — 1899 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Deutschen Kunstausstellung < zu Dresden. — Photogravüre der Phot.
Gesellschaft, Berlin.
Jacques Matth. Schenker
Geb. den 24. Febr. 1854 zu Luzern; lebt in Dresden. Schüler
A. Flamm's an der Düsseldorfer Akademie, Th. Hagen's an der
Weimarer Kunstschule. Seit 1874 selbständig in Dresden.
2325 Ebbe bei Dieppe. Links das weit zurückgetretene Meer.
(2293) Rechts die Abhänge der Küste. Vorn der nasse Strand, an
27 d dem Fischer und Fischerinnen neben ihren Karren und Pferden
nach Lockspeise graben. Grauumwölkter Himmel. Bezeichnet
rechts unten: Schenker. Dr. 81.
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 743
Leinwand; h. 0,47%; br. 0,83. — 1882 vom Comite der Albert -Vereins-
Lotterie erworben. — Phot. Tamme.
Frühlingslandschaft. Flache, mitteldeutsche Gegend. Im 2326
Hintergrunde ein rotdachiges Dorf mit Kirche und Windmühle. (2293A)
Links Weideland mit Kühen und Hirten. Ein Fluss schlängelt 25 b
sich zum Vordergrunde rechts herab. Hier führt eine Treppe zu
zwei Landhäusern unter rot und weiss blühenden Obstbäumen
empor. Hellstämmige Birken spiegeln ihr erstes zartes Grün
im Wasser. Bezeichnet links unten: SchenJcer . Dresden . 89.
Leinwand; h. 0,64% ; br. 1,00. — 1889 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der akadem. Ausstellung, Dresden. — Phot. Tamme.
Hermann Prell
Geboren zu Leipzig den 29. April 1854; lebt in Dresden.
Schüler Grosse's an der Dresdner, Gussow's an der Berliner
Akademie. In Rom selbständig weiterentwickelt. Seit 1892
Professor an der Dresdner Akademie.
Judas Ischarioth. Vorn nur Kniestück. Einsames, in Abend- 2327
schatten gehülltes Tal, über dem rechts der Vollmond aufgeht. (2293 B)
Rechts vorn der rothaarige Judas im roten Gewände, neben ihm 37 d
die beiden reichgekleideten graubärtigen Pharisäer. Die Silber-
linge glänzen in der ausgestreckten Rechten des einen, während
der andere den Apostel mit charakteristischer Handbewegung
anstösst. Noch kämpfend, fasst Judas mit der Rechten krampf-
haft in seinen Gürtelstrick, mit der Linken in seinen Bart. Links
hinten wandelt Jesus mit den übrigen Jüngern dem Oelberg zu.
Bezeichnet rechts unten: H. PRELL pinx. 1886.
Leinwand ; h. 2,00 ; br. 2,86. — 1894 vom Künstler erworben. — Phot. Hanfst.
Georg Müller-Breslau
Geb. zu Breslau den 5. September 1856; lebt in Dresden. Seit
1872 Schüler Adolf Dressler's in Breslau, 1874 Schüler der
Berliner Akademie unter Gussow, 1880 — 1881 wieder in Breslau;
1883 siedelte er nach München, 1885 nach Berlin über; 1886
bis 1887 weilte er in Italien; seit 1891 selbständig in Dresden.
Spätherbst im Riesengebirge. Im Vordergrunde senkt der 2328
Abhang sich nach links hinab, rechts oben mit grünem Felde,(2293BB)
links unten mit herbstlich braunem Laubwalde bedeckt. Im Hinter- 33 d
744 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
gründe ragen beschneite blaue Kuppen in den bowölkten Himmel.
Bezeichnet unten links: GEORG MÜLLER-BRESLAU 1896.
Pappe ; h. 0,79 ; br. 1,10. — 1897 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
Ton der Internationalen Kunstausstellung in Dresden.
Carl L. N. Bantzer
Geb. zu Ziegenhain in Kurhessen den 6. Aug. 1857; lebt in
Dresden. Schüler der Berliner Akademie und L. Pohle's in
Dresden. In Paris weitergebildet. Seit 1896 Professor der
Dresdner Akademie.
2329 Wallfahrer am Grabe der heil. Elisabeth. In der tiefgelegenen
(2293 C) Franziskanerkapelle zu Marburg umringen kranke Wallfahrer die
37 a mit einem üppigen Blumenkranz umgebene Platte des Grabes
der heil. Elisabeth. Der Raum wird durch das von rechts oben
hereinsickernde Tageslicht und durch eine Reihe von Wachs-
kerzen massig erhellt. In der Mitte ruht auf ihrem Tragbahren-
lager eine junge kranke Frau in rosafarbener Jacke. Ihr Haupt
ist zurückgebeugt. Mit den rechten Fingerspitzen berührt sie die
wundertätige Grabplatte. Hinter ihr beten ihre Angehörigen.
Vorn rechts kniet, inbrünstig flehend, ein armer barfüssiger flachs-
köpfiger Junge, neben dem ein Alter die Platte küsst. — Bez.
rechts unten: C. N. Bantzer . Dresden 1888.
Leinwand; h. 1,557a ; br. 2,30. — 1889 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der akad. Ausstellung zu Dresden. — Phot. Tamme.
2329 A Geberngrund -Landschaft. Im Schatten der Kirschbäume,
32 d deren Stämme die Mitte des nach rechts abfallenden blumigen
Rasenabhanges des Grundes einnehmen, ruht eine blau ge-
kleidete Frau mit ihrem schlummernden Kinde auf dem
Schoosse. Rechts ein städtisches Pärchen. Dahinter der Wald-
rand des jenseitigen Abhanges. Duftiges, flimmerndes Mittags-
sonnenlicht. Bezeichnet rechts unten: C. Bantzer . 1894.
Leinwand ; h. 0,97 ; br. 1,12. — 1907 von der Bantzer - Ausstellung der
Galerie Ernst Arnold. — Das Bild ist charakteristisch für eine bereits abgeschlossene
Phase der Geschichte der Dresdner Kunst, die als »Schule von Goppeln« bezeichnet
wurde.
2330 Hessische Bäuerin. Kniestück, fast von vorn. Vor
36 a weissem Wandgrund sitzt die schwarzgekleidete Bäuerin in
schwarzer Haube auf einem Stuhl mit brauner Lehne. In
ihren auf dem Schoosse zusammengelegten Händen hält sie ein
I. Dresdner Schule. XIX. Jahrhundert 745
weisses Taschentueh. Das grüne Untermieder blickt durch
die offene Jacke. Bez. rechts oben: G. Bantzer.
Leinwand; h. 1,12; br. 0,82. — 1904 aus den Zinsen der Pröll-Hener-
Stiftung.
Friedrich Heyser
Geboren den 12. Sept. 1857 in Gnoien in Mecklenburg; lebt
in Dresden. Schüler von Pohle in Dresden, von Ferd. Keller
in Karlsruhe, der »Academie Julian« in Paris.
Bildnis des Malers Professor Wislicenus (1825—1899; vgl. 2330 A
zu N. 2356). Halbfigur nach rechts vor braungrauem Grunde. Der 24 d
alternde Meister mit grauem Vollbart und spärlichem Haupthaar
trägt einen zurückgeschlagenen Pelzmantel über schwarzer Klei-
dung. In der Linken hält er die Palette, in der Rechten den
Pinsel. Bezeichnet unten in der Mitte: Friedr. Heyser.
Leinwand; h. 1,17; br. 0,90. — 1906 als Geschenk der Hermann-Stiftung.
Der Dargestellte war Professor der Düsseldorfer Kunstakademie.
Paul Baum
Geboren zu Meissen den 22. September 1859; lebt in Dresden.
Schüler der Dresdner Akademie (unter Fr. Preller d. j.) und be-
sonders der Weimarer Kunstschule (unter Th. Hagen). Auf
Reisen selbständig im modernen Sinne weitergebildet.
Trauer. Vorfrühlings-Landschaft aus dem vlämischen Flach- 233 1
land. Schon grünt die weite Wiesenfläche. Schon füllt ein (2 2 93 D)
weicher, feuchter Dunst die Luft. Aber die Weiden und Obst- 32 d
bäume, die zerstreut auf dem Rasen stehen, recken ihre Zweige
noch kahl und traurig in den grauen Himmel. Bezeichnet
links unten: Paul Baum.
Leinwand; h. 0,93; br. 1,21. — 1895 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung zu Dresden. — Phot. Bruckm.
Erster Schnee. Weite Flachlandschaft. Schon entlaubte 2332
junge Bäume stehen zerstreut auf dem Weideland, von dessen (2293 E)
Grün der frisch gefallene, noch teilweise liegen gebliebene Schnee 32 c
sich leuchtend abhebt. Bez. links unten: Paul Baum 1895.
Leinwand; h. 0,57; br. 0,79%. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden.
Max Arthur Ferd. Stremel
Geb. zu Zittau den 31. Oktober 1859; lebt in Pasing bei
München. Zuerst Schüler der Münchener Akademie; in Paris unter
746 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Munkacsy weitergebildet; schliesslich in Holland zur Freilicht-
malerei übergegangen. Im Winter wohnte er seit 1881 in
Paris, seit 1887 in München; 1889 siedelte er nach Knocke
sur Mer, 1896 nach Dresden über, das er 1899 wieder verliess.
2333 Vlämisches Zimmer. Einfache, mit roten Fliesen gedielte
(2 293 F) Stube. Rechts ein blauer Kamin, links ein Bett mit lila Vor-
33 b hängen neben blauem Schrank. Links vorn steht die schlichte
Bewohnerin des Zimmers mit einem Kruge in der gesenkten
Rechten. Bez. unten rechts: Max Arthur Stremel 1891.
Leinwand; h. 0,67 %; br. 0,76%. — 1897 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden.
Adolph Fischer-Gurig
Geboren den 2. Juni 1860 zu Obergurig bei Bautzen; lebt
in Dresden. Schüler der Dresdner Akademie 1880 — 1883.
Meisterschüler von Professor Karl Ludwig an der Berliner
Akademie 1884 — 1887. Liess sich nach verschiedenen
Studienreisen dauernd in Dresden nieder.
2333 A Blick auf Emden. Vorn rechts der bedeckte, von ge-
32 b schnitzten Pfeilern gestützte Holzbalkon eines alten Hauses.
Rechts dahinter ein beschattetes Dach. Links und in der
Mitte Blick auf die im Sonnenscheine leuchtenden gelbroten
Ziegeldächer der Giebelhäuser der Stadt. Im Hintergrunde
zwei Windmühlen. Leicht bedeckter Himmel. Bezeichnet
unten rechts: Ad. Fischer-Gurig.
Leinwand; h. 0,68%; br. 0,95%. — 1908 von den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung.
E. Max Pietschmann
Geb. zu Dresden den 28. April 1865; lebt in Dresden. Schüler
der Dresdner Kunstakademie, insbesondere von L. Pohle und
F. Pauwels.
2334 Badende im Waldweiher. Sommerabend. Im Mittelgrunde
(2293 G) Waldparkrand mit prächtigen Laubbäumen. Vorn klares, dunkles
34 c Wasser, in dem Männer und Knaben sich badend belustigen.
Bezeichnet unten rechts: Max Pietschmann 98.
Leinwand; h. 0,95%; br. 1,24. — 1899 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der »Deutschen Kunstausstellung« zu Dresden.
I. Dresdner Schule. XIX Jahrhundert 747
Robert Herrn. Sterl
Geboren den 23. Juli 1867 zu Grossdobritz in Sachsen, lebt
in Dresden. Schüler der Dresdner Kunstakademie, namentlich
unter Ferd. Pauwels. Weitergebildet auf Kunstreisen nach
Paris und Hessen. Seit 1904 Lehrer, seit 1906 Professor
an der Dresdner Kunstakademie.
Das Streich-Quartett des Konzertmeisters Petri. Die vier 2334 A
bekannten und beliebten Dresdner Streich - Quai tettmeister 33 d
sitzen bei warmem, von oben einfallendem Lampenlicht vor
rotbraunem Vorhange, der nur rechts ein Drittel der grauen Wand
freilässt, in voller Tätigkeit an ihren Notenpulten. Links,
nach rechts gewandt, vorn der erste Geiger Herr Petri, weiter
zurück der zweite Geiger Herr War was ; rechts, nach links ge-
wandt, vorn der Bratschenspieler Herr Spitzner, weiter zurück
der Bassgeiger Herr Wille. Die geistige und körperliche Er-
regung ihres Spiels kommt in ihrer Körperhaltung, ihrer
Handbewegung und ihrem Mienenspiel zum Ausdruck. Be-
zeichnet rechts unten: Robert Sterl 1907.
Leinwand; h. 1,00; br. 1,11. — 1908 von den Zinsen der Pröll - Heuer-
Stiftung.
Emanuel Hegenbarth
Geboren den 14. Januar 1868 zu Böhmisch-Kamnitz, lebt in
Dresden. Schüler der Münchener Akademie (1898 — 1901),
namentlich Professor Heinrich Zügels. Seit 1903 Professor
an der Dresdner Kunstakademie.
Pferde am Flusse. Am vorderen Ufer des Flusses, der 2334 B
das Bild im Mittelgrunde durchzieht, ist ein Fuhrknecht in 32 b
hellen Hosen, blauem Kittel und gelbem Strohhut, halb vom
Rücken gesehen, nach rechts gewandt, mit den beiden Schimmeln
beschäftigt, vor deren Köpfen er steht. Links vorn dünne
Bäume, Im Hintergrunde niedrige Höhenzüge. Hoher Horizont.
Bezeichnet rechts unten: E. Hegenbarth.
Leinwand; h. 0,78; br. 0,95. — 1908 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung.
Oskar Zwintscher
Geboren den 2. Mai 1870 in Leipzig; lebt in Dresden. Schüler
der Leipziger Akademie von 1887 — 1890, der Dresdner
748 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Akademie unter Pauwels von 1890 — 1892. Selbständig in
Meissen weitergebildet. Seit 1903 Lehrer, seit 1904 Professor
an der Dresdner Kunstakademie.
2335 Damenbildnis. Lebensgrosse ganze Gestalt. Die Dame
35 o (des Künstlers Gattin) in schwarzem Rock, geblümter dunkler
Bluse, und dunklem Hut mit einem Schleier vor dem Gesicht
steht, nach links gewandt, aber nach rechts zurückblickend,
vor hellgrüner Tür, deren Klinke sie mit der Rechten fasst.
Die linke Hand, die vorn herabhängt, ist mit schwarzem, rot-
nätigem Handschuh bekleidet. Links ein blauer Vorhang,
unten ein roter Teppich. Bezeichnet links unten mit dem
Monogramm, Z im 0, und der Jahreszahl 1902.
Leinwand; h. 2,00; br. 1,00. — 1903 aus den Zinsen der Prflll-Heuer-
Stiftungr.
August Wilckens
Geboren den 25. Juni 1870 zu Kabdrup in Schleswig; lebt
im Winter in Dresden, im Sommer auf Fauö. Zwischen 1888
und 1891 war er Schüler der Kunstgewerbeschule zu München
und Nürnberg. Von 1894—1898 Schüler L. Pohle's und
Gotth. Kuehl's an der Dresdner Kunstakademie. Schloss sich
nach Beendigung seiner Studien der Künstlergruppe der
»Elbier« in Dresden an.
2335 A Trauer. Inneres einer jütischen Bauernstube (Insel Fanö).
33 c Halbfiguren. Hinter dem vorderen, weiss bedeckten Tische,
der die ganze Breite des Bildes einnimmt, sitzen drei schwarz
gekleidete, stumm-schmerzlich dreinblickende Frauen mit hohen
Hauben. Die zur Linken stützt ihren Kopf, nach rechts ge-
wandt, mit der linken Hand. Die in der Mitte, die Witwe,
die die Hände vor sich über einem Taschentuch aufeinander
gelegt hat, blickt, von vorn gesehen, starr gerade aus.
Die zur Rechten umschliesst, nach links gewandt, mit beiden
Armen den vor ihr stehenden, sich an sie schmiegenden
Knaben. Um den hinteren Tisch, auf dem zwei Kerzen
brennen, sind einige Männer vereinigt. Bräunlicher Wandgrund.
Bezeichnet rechts unten: A. Wilckens.
Leinwand; h. 1,05; br. 1,51. — 1908 Ton den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung.
I. Dresdner Schule. XVI. Jahrhundert 749
C. Fr, Hans Unger
Geboren den 26. August 1872 zu Bautzen; lebt in Dresden.
Schüler der Professoren Preller und Prell an der Dresdner
Kunstakademie. 1897 — 1898 in Paris weitergebildet.
Die Muse. Kniestück nach rechts. Am brausenden Meere 2336
unter schwarz um wölktem Himmel sitzt die dunkeläugige Muse (2293 H)
im tiefgrünen Gewände. Ihr braunes Haar wallt im Sturme. 38 c
Ihre Leyer hält sie mit der Linken. Begeisterten Blickes
schaut sie drein. Bez. unten links: HANS UNGER 97.
Mahagoniholz; h. 1,11%; br. 0,84%. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstansstellung zu Dresden. — Phot. Ges.
Richard Müller
Geb. zu Tschirnitz bei Karlsbad in Böhmen den 28. Juli 1874 ; lebt
in Dresden. Erst Schüler, dann Professor der Dresdner Kunstaka-
demie, insbesondere Leon Pohle's. Auch als Radierer ausgezeichnet.
Barmherzige Schwester. Kniestück nach links. In blauem 2337
Kleide und grosser weisser Flügelhaube sitzt die Schwester vor (2293 J)
purpurfarbenem Vorhang auf schlichtem Stuhl. Sie hält mit 36 c
beiden Händen ein Gebetbuch vor sich auf dem Schoosse. Be-
zeichnet oben links: RICH. MÜLLER . 1898—99.
Mahagoniholz ; h. 1,28 ; br. 0,91. — 1899 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der »Deutschen Kunstausstellung« zu Dresden.
Osmar Schindler
Geboren zu Burckhardtsdorf bei Chemnitz den 22. Dez. 1867;
lebt in Dresden. Von 1882 bis 1890 Schüler, seit Ostern
1900 Lehrer, dann Professor der Dresdner Kunstakademie,
an der besonders Pohle und Pauwels seine Lehrer waren.
Im Kumtlampenschein. Vorderer Teil eines mit einer Plane 2338
bedeckten Frachtwagens, dessen ruhende Pferde, nahezu lebens-(2293K)
gross, bis zu den Knieen sichtbar, nach links gewandt, den 22 h
Vordergrund einnehmen. Rechts neben dem Schimmel steht,
als Halbfigur sichtbar, der Fuhrmann, im Begriff die Laterne
am Kumt anzuzünden. Die ersten Sterne durchstrahlen des
Himmels bläuliches Abenddämmerlicht.
Leinwand; h. 1,12%; br. 1,95%. — 1901 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung in Dresden.
750 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
H. F. Georg Lührig
Geboren zu Göttingen den 26. Januar 1868; lebt in Dresden.
Er studierte 1885 — 1890 an der Münchener Akademie unter
Joh. Herterich, Raupp und Loefftz, bildete sich dann aber auf
Reisen nach Italien, Ungarn und Rumänien selbständig weiter.
Seit 1893 gehört er der Dresdner Kunst an.
2339 Ein Pelikan. Der lebensgrosse weisse Vogel steht, von
(2293 L) hinten gesehen, aber mit dem Kopf nach links gewandt, am
35 d Rande eines Baches, dessen Kräuselwellen den blauen Himmel
wiederspiegeln. Am Ufer kommt jeder Kiesel zur Geltung.
Leinwand; h. 1,19%; br. 1,08. — 1901 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden.
2340 Alter und Jugend. Kniestück. Einem graubärtigen, blau-
31 a äugigen Alten in weissem Rock, braunem Mantel und Pelz-
mütze, der sich mit der Rechten auf seinen Stock stützt,
schreitet, nach links gewandt, ein schwarzhaariges junges
Mädchen in heller Bluse, rotem Gürtel, schwarzem Rock und
hinten herabfallendem Kopfschleier, den sie mit der gesenkten
Rechten hält, durch Rosenhecken voran. Das flache Wiesenland,
durch das das ungleiche Paar schreitet, wird von einem Bach
durchflössen, hinten von graublauen Höhen begrenzt.
Leinwand; h. 1,13; br. 1,24, — Das Bild, das 1902 auf der Düsseldorfer
Ausstellung auftauchte und 1903 in Dresden ausgestellt war, wnrde 1903 aus den
Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung erworben. — Phot. Ges.
Karl Mediz
Geboren zu Wien den 4. Juni 1868; lebt in Dresden. Schüler
der Wiener Akademie. In München und Paris, später aber be-
sonders auf Reisen mit seiner Gattin, der Malerin Emilie
Mediz-Pelikan (gest. 1908), weitergebildet. Seit 1893 lebt er in
Dresden, dem er seiner letzten Entwicklung nach angehört.
2341 Cypressen am Meeres -Ufer. Motiv aus Dalmatien. Vorn
( 2 2 9 3 M) vor den Cypressen ein Garten mit dunkelroten Rosenbeeten.
22 c Im Mittelgrunde das blaue Meer. Im Hintergrunde die duftige
Küste unter leichtbewölktem Himmel. Die mächtigen dunkel-
grünen Cypressen, die das Bild beherrschen, spriessen am Ab-
hang zwischen dem Garten und dem Meere.
Leinwand; h. 1,(34; br. 1,50. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 751
II. Die Düsseldorfer Schule
Peter von Cornelius
Geb. den 23. Sept. 1783 zu Düsseldorf; gest. den 6. März
1867 zu Berlin. Schüler der alten Düsseldorfer Akademie
unter Direktor Langer; weiterentwickelt 1800 — 1811 in
Frankfurt a. M., 1811—1819 in Rom. Dann war er 1820
bis 1824 Direktor der neuen Düsseldorfer, 1824 — 1840 der
Münchener Akademie; 1841 folgte er einem Rufe nach Berlin.
Neubegründer der grossen Wandmalerei in Deutschland.
Cornelius gehört ebensowohl der Münchener und der Berliner Schnle an als
der Düsseldoi fer ; da er jedoch nicht nur in Düsseldorf gehören war, sondern hier
auch lernte und hier seine Lehrtätigkeit begann, so ist er von der Schule dieser
Stadt nicht zu trennen.
Bildnis des Gottfried Malss. Brustbild nach rechts vor Park- 2342
bäumen. Der blauäugige, braunhaarige Herr legt seinen rechten (2294)
Arm vorn auf eine Stuhllehne. Nur die rechte Hand ist sichtbar. 23 d
Sein Rock ist dunkel; Hemd, Halsbinde und Weste sind weiss.
Leinwand ; h. 0,52 ; br. 0,41. — 1886 von Herrn Dr. Malss erworben. —
Zwischen 1809 und 18)1 in Frankfurt a M. gemalt. — Es ist das Bild, dessen Herrn.
Riegel in seinem »Cornelius« (2. Ausg. Hannover 1870, S. 385) mit folgenden Worten
gedenkt: »1809 — 1811 (Frankfurt). Von den übrigen Bildnissen in Oel hat sich,
obgleich solche noch vorhanden sein müssen, zur Zeit nichts Zuverlässiges ermitteln
lassen, als dass die Familie des Inspektors Malss eines besitzt, welches unter allen
von Cornelius gemalten Bildnissen das beste sein soll«. — Der Dargestellte, geb. zu
Frankfurt a. M. den 27. Februar 1781, gest. daselbst den 22. Sept. 1842, gehörte
zu CorneUus' nächstem Umgang während seines Aufenthaltes in Frankfurt a. M.
Hermann Plüddemann
Geb. zu Kolberg den 17. Juli 1809; gest. zu Dresden den
24. Juni 1868. Seit 1828 Schüler des K. Begas in Berlin,
seit 1831 des W. v. Schadow in Düsseldorf, wo er bis 1848
blieb. Nach dieser Zeit in Dresden.
Friedrich Barbarossa zu Besancon. Der Kaiser schlichtete 2343
hier 1157 den Streit der Parteien. In lebhafter Bewegung (2295)
sind links die kirchlichen, rechts die weltlichen Würdenträger 43 A a
angeordnet. Einer der letztgenannten stürzt sich mit dem
Schwert auf den Kardinal. Der Kaiser aber steht vor seinem
Throne, hält in der Rechten sein Szepter und streckt die
752 Deutsche des neuDzehnten Jahrhunderts
Linke, Einhalt gebietend, gegen die Rasenden aus. Bezeichnet
links unten: H. Plüddemann. 1859.
Leinwand ; h. 1,67; br. 2,43. — 1860 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Rudolf Jordan
Geb. zu Berlin den 4. Mai 1810; gest. zu Düsseldorf den 25. März
1887. Anfangs Schüler der Berliner, seit 1833 W. v. Schadow's
und K. Sohn's an der Düsseldorfer Akademie; in Düsseldorf
blieb er, abgesehen von vielen Studienreisen, auch ansässig.
2344 Schiffbruch an der normannischen Küste. Rechts die steile
(2296) Felsenküste, auf der das Schifferhaus liegt. Links das bran-
40 c dende Meer, in dem ein Schiff versinkt. Unten am Ufer wird
das Rettuugsbot bereit gemacht. Die Frau eines der Schiff-
brüchigen hat sich vor dem Lotsen auf die Kniee geworfen,
der die Rettungsleine mit der Rechten fasst und die Linke
vor die Augen hält, um aufs Meer hinauszuschauen. Bez.
links unten: R. J. (als Monogramm) zwischen 1848.
Leinwand ; h. 1,05 ; br. 1,36. — 1879 im Kunsthandel aus Düsseldorf. —
Eine Wiederholung von 18<9 in der Stuttgarter Galerie. — Gest. 1848 von
Th. Janssen, 1882 von G. E. Ludw. Friedrieh. 9fr Neues G.-W. III, 7. — Phot. Tamme.
Andreas Achenbach
Geboren zu Kassel den 29. September 1815; lebt in Düssel-
dorf. Schüler J. W. Schirmer' s an der Düsseldorfer Akademie.
Durch Naturstudien auf weiten und wiederholten Reisen selbst-
ständig weitergebildet. Altmeister der Düsseldorfer Land-
schaftsmalerei.
2345 Holländisches Strandbild. Links hinter den Dünen ein Kirch-
(2297) türm. Rechts die brandende Nordsee. Einige Fischerschaluppen
25 b unter Segel. Vorn in der Mitte liegt eine von ihnen in der
Brandung. Männer und Frauen waten durchs Wasser, um
ihre Ladung in Körben ans Land zu tragen. Links am Ufer
buntes Volksleben. Bez. links unten: A. Achenbach 1854.
Leinwand; h. 0,70%; br. 1,01. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Morit«
Winckler.
2346 Strand bei Vlissingen. Links das vom Sturme empörte
(2298) Meer, auf dem einige Fischerschaluppen schwanken. Rechts
25 b hinter dem Steindamm die von der Sonne beschienene Stadt.
Vorn neben dem Rundturm bespült die Brandung den Damm,
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 753
auf dem zahlreiche Personen gegen Sturm und Wellengischt
kämpfen. Bezeichnet rechts unten: A. Achenbach 64.
Mahagoniholz ; h. 0,75 ; hr. 1,10. — 1876 im Kunsthandel ans Berlin.
An einer Amsterdamer Gracht. Nachtstück. Links rot- 2347
dachige Häuser; in der Mitte die Gracht; buntes Treiben in (2299)
den am Ufer liegenden Schaluppen und Böten. Rechts auf dem 30 b
Damme eine Windmühle, deren Flügel mit rotem Segeltuch
bekleidet sind. Hinter einem der Flügel steht der Vollmond.
Bezeichnet rechts unten: A. Achenbach 1871.
Leinwand; h. 1,S4; br. 2,31. — 1882 im Kunsthandel ans Berlin. — Phot.Tamme.
Fischerdorf im Mondschein. Nachtstück. Vorn der See- 2348
Strand, auf dem die heraufgezogenen Fischerböte in der Mitte (2300)
vor dem Kirchturme eine dunkle Hauptmasse bilden. Der 32 a
Vollmond geht auf. Rechts in der Ferne blinkt ein Leucht-
turm. Bezeichnet links unten: A. Achenbach 72.
Leinwand; h. 0,58%; br. 1,10. — 1876 im Kunsthandel ans Berlin.
Wassermühle am Waldbach. Die rotdachige Mühle liegt in 2349
der Mitte unter grünen Bäumen. Rechts der waldige Abhang (2301)
des von tiefhängenden Sturm- und Regenwolken bedeckten 30 b
Berges. Links Blick auf eine Saline und' in die Ebene. Der
Waldbach, der die Räder treibt, stürzt sich, mächtig ange-
schwollen und den Brückensteg überschwemmend, zum Vorder-
grunde links herab. Bez. rechts unten: A. Achenbach 72.
Leinwand ; h. 1,57 ; br. 2,36. — 1883 im Kunsthandel aus Berlin. — Ph. Tamme.
Adolph Richter
Geb. zuThornden 12. Juli 1812; gest. zu Düsseldorf den 23. Nov.
1852. Schüler der Dresdner Akademie 1830 bis 1831, der
Düsseldorfer Akademie 1835 — 1843. Blieb in Düsseldorf tätig.
Die Rückkehr des rheinischen Landwehrmannes. Links blickt 2350
der Heimkehrende, seinen Säbel mit der Rechten schulternd (2302)
und die Linke ausstreckend, zum offenen Fenster des Stübchens Plauen L v-
herein, in dem seine Angehörigen am Tische sitzen. Seine
Mutter und seine Gattin springen auf, um ihm entgegenzu-
eilen. Bez. links unten: A. Richter . Düsseldorf. 1851.
Leinwand; h. 0.67%; br. 0.89. — 1885 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winekler in Dresden. — 1905 an den Kunstverein zu Flauen i. V. — Phot. Tamme.
48
754 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Friedrich A. de Leeuw
Geb. den 19. April 1817 zu Grafen werth bei Solingen; gest.
den 15. Juni 1888 zu Düsseldorf. In Düsseldorf gebildet,
lebte er hier bis an sein Ende.
2351 See im Mondschein. Weite, leichtgewellte Wasserfläche,
(2302A)in welcher der Vollmond sich spiegelt. Vorn Fischerbarken.
Grimma p,ez im]iS unten : Fr. de Leeuiv. 1845.
Leinwand; h. 0,14; br. 0,17%. — Kat. 1887 n. 1892: N. 2390. — 1884 als
Vermächtnis des Herrn Moritz Winckler in Dresden. — Gegenstück zum folgenden.
— 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
2352 Winterlandschaft. Vorn ein gefrorner See, auf dem ein
(2 3 02 B) Mädchen geht. Im Mittelgrunde Waldrand, in der Ferne eine
Grimma Stadt. Bez. rechts unten: Fr. de Leeuw. 1845.
Leinwand; h. 0,14; br. 0,17%. — Kat. 1887 u. 1892: N. 2391. — 1884
als Vermächtnis des Herrn Moritz Winckler in Dresden. — Gegenstück zum vorigen.
— 1902 au den Altortumsverein zu Grimma.
Julius Röting
Geb. den 7. Sept. 1821 zu Dresdeu; gest. in Düsseldorf den
22. Mai 1896. Schüler Ed. Bendemann's in Dresdeu. In
Düsseldorf weitergebildet, war er hier auch Akademieprofessor.
2353 Columbus vor dem geistlichen Rate zu Salamanca. Alte
(2303) Klosterhalle. Links sitzen und stehen die geistlichen Würden-
43 A b träger. Rechts drängen sich die Mönche. Columbus hält die
Weltkarte in der Linken und streckt die Rechte beteuernd aus.
Ihm gegenüber stehen die Prälaten, die ihm lebhaft erregt
widersprechen. Bez. links unten: J. Roeting. 1851.
Leinwand; h. 1,73; br. 2,39 — 1851 durch die Lindenau-Stiftung erworben.
— Phot. Timme.
Gust. Ed. Seydel
Geb. zu Luxemburg den 18. März 1822; gest. zu Dresden den
30. Sept. 1881. Er war Schüler der Düsseldorfer und der Ant-
werpener Akademie, Hess sich jedoch später in Dresden nieder.
2354 Trauerbotschaft. Der verwundete Krieger, der sich mit der
(2304) Linken auf den Tisch stützt, hat den Eltern die Trauerbotschaft
Grimma gebracht. Links vorn sitzt die Mutter und birgt ihr Gesicht
in den Händen. Rechts vorn sitzt der Vater und hält den
Brief in der Rechten. Bez. rechts u.: Ed. Seydel 1867.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 755
Zuekerkistenholz; h. 0,49; br. 0,67. — 1867 durch die Ausstellungs-Einnahme.
— 1902 an den Altertumsverein zu Grimma.
Joh. Karl Lasch
Geb. zu Leipzig den 1. Juli 1822; gest. (auf einer Reise) zu
Moskau den 28. August 1888. Schüler der Dresdner Akademie
und Prof. E. Bendemann's. Seit 1844 in München weiter-
gebildet. Er liess sich 1857 in Paris, 1860 in Düsseldorf
nieder, wo er zum Professor ernannt wurde. Reiste viel,
Bildnisse zu malen.
Kinderlust, Unter einem Baume spielen acht Kinder an 2355
einer mit Heu beladenen Karre. Ein Knabe schiebt sie; ein (2306)
Mädchen ist als Pferd angespannt; ein kleiner Knabe sitzt als Chemnitz
Kutscher auf dem Bock. Rechts eine ältere Frau, der ein Knabe
Heu lesen hilft. Bez. r. u.: C. Lasch. 1861. Düsseldorf.
Leinwand ; h. 1,06 ; br. 0,86. — 1862 mittels der Ausstellungs-Einnahme er-
worben. — Gest. von J. W. F. Witthöft. — Phot. Ges.
Hermann Wislicenus
Geb. zu Eisenach den 20. Sept. 1825; gest. zu Goslar den
25. April 1399. Schüler der Dresdner Akademie unter Jul.
Schnorr v. Carolsfeld. In Italien 1854—1857; 1857—1868
in Weimar; seit 1868 Professor an der Akademie zu Düssel-
dorf. Später in Goslar.
Abundantia und Miseria. Ueberfluss und Elend. Links: 2356
Die thronende Abundantia, ein blühendes Weib mit Rosen im (2306)
Haar, mit einem Füllhorn zu ihren Füssen, einem Säugling 23 c
an der Brust, einem zweiten Knaben auf dem Schoosse, zwei
grösseren zur Seite. Darunter die Unterschrift ABUNDANTIA.
Im Sockel, grau in grau auf rotem Grunde: ein auf dem
Rücken liegender Jüngling, dem eine dem Füllhorn ent-
krochene Schlange auf der Brust liegt. Rechts: Die Miseria,
eine leidende Frau im Mantelschleier, an deren Brust, Schooss
und Knie sich vier Kinder verschmachtend anschmiegeu. Rechts
neben ihr ein kahler Baum. Uuter ihr die Unterschrift
MISERIA. Im Sockel, grau in grau auf rotem Grunde, ein
schlummernder Jüngling, zu dessen Füssen zwei Vögel ein
Tuch von einem Füllhorn ziehen. Bezeichnet unten in der
Mitte: WISLICENUS.
48*
756 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Leinwand; h. 1,76; br. 1,93. — 1852 an3 dem Akademiefonds erworben. —
Es war das erste Bild des Meisters.
2357 Entwurf zu einem Theatervorhang. In der Mitte wird
(2307) Apollon als Vertreter der dramatischen Muse mit der Leyer
Frankenberg jü <jer Linken, dem Spiegel in der Rechten, auf einem von
zwei weissen Rossen gezogenen Wagen gen Himmel getragen.
Links schweben die Laster, rechts schweben die Tugenden.
Vom links sitzt Mephistopheles.
Leinwand; h. 1,45%; br. 1,36. — 1879 von der Generaldirektion der Galerie
überwiesen. — Bei der Konkurrenz für den Vorhang des neuen Dresdner Theaters
prämiiert. — 1904 ans Kgl. Lehrerseminar in Frankenberg.
Oswald Achenbach
Geb. zu Düsseldorf den 2. Februar 1827; gest. daselbst den
1. Februar 1905. Schüler der dortigen Akademie und seines
Bruders Andreas Achenbach. Durch wiederholte Reisen nach
Italien zu seiner Eigenart entwickelt. Lebte in Düsseldorf,
wo er zum Professor ernannt wurde.
2358 Rocca di Papa am Albanergebirge. Links vorn das Städt-
(2309) eben am Bergabhange mit seiner engen, von buntem Volke
27 c belebten Hauptgasse. Rechts unten dehnt sich die weite,
bräunliche, sonnige Campagna. Helles Abeudsonnenlicht fällt
von rechts auch auf die Wolken, die sich links am Berge
sammeln. Bez. links unten : Osw. Achenbach.
I>einwand ; h. 1,28 ; br. 1,80. — 1876 vom Künstler erworben.
2359 St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia. Nachtstück. Die
(2310) Prozession, in deren Mitte das hell beleuchtete Bild der heil.
28 d Anna getragen wird, bewegt sich beim Scheine der geweihten
Kerzen zum Vordergrunde herab. Rechts vorn stehen Zuschauer
auf dem Dache des Hauses. Im Hintergrunde hinter den Kuppeln
der Stadt schimmert das Meer. Davor steigt eine Rakete in die
Höhe. Bezeichnet rechts unten: Osw. Achenbach 1876.
Lein« and; h. 1,25; br. 1,08. — 1878 im Kunsthandel aus Berlin.
2360 Am Golf von Neapel. Links und vorn die Küste bei Massa;
{2311) rechts das Meer, auf dem ein Dampfbot zur Stadt fährt. In der
25 c Mitte des Hintergrundes die Insel Capri. Im Vordergrunde buntes
Volksleben auf dem flachen Dache eines Hauses. Ein junger
Bursche spielt Ziehharmonika; ein junges Mädchen schwingt
den Tamburin. Abendstimmung. Der Horizont ist noch rot.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 757
Links blinkt die Mondsichel am Himmel. Bezeichnet links
unten: Oswald Achenbach. 1880.
Leinwand: h. 1,41%: br. 1,97%. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winckler.
Axel Nordgren
Geboren den 5. Dezember 1828 zu Stockholm; gestorben zu
Düsseldorf den 12. Februar 1888. Machte seine ersten
Studien in seiner Heimat. Schloss sich seit 1851 an H. Gude
in Düsseldorf an, lebte in Düsseldorf.
Ein schwedisches Fischerdorf im Winter. Links am beschneiten 236 1
Ufer hölzerne Häuser. Rechts der Meeresarm. Vorn liegen Fischer- (2312)
böte am Ufer. Ein Bursche und ein Mädchen tragen einen Korb 25 c
Fische ans Land. Schwerer, nassgrauer Himmel, doch am Hori-
zonte ein rosenroter Lichtstreif . Bez. 1. u.: A. Nordgren 1884.
Leinwand; h. 0,71%; br. 1,28%. — 1884 ans den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung erworben.
Benjamin Vautier
Geboren zu Morges am Genfer See den 24. April 1829; gest. zu
Düsseldorf den 25. April 1898. Seinen ersten Unterricht er-
hielt er in Genf. Seit 1850 studierte er in Düsseldorf, vorzugs-
weise unter R. Jordan. 1856 — 1857 war er in Paris.
Dann liess er sich ganz in Düsseldorf nieder. Professor.
Tanzpause auf einer elsässischen Bauernhochzeit. Die Musi- 2362
kanten sitzen in der Mitte des Saales auf erhöhter Bühne. (2313)
Links stehen die hübschen jungen Tänzerinnen an der Wand. 25 c
Ihnen zugewandt steht ein junger Bursche mit bekränzter Pelz-
mütze, hält eine Zinnkanne in der Linken und erhebt in der
Rechten das Glas, das er der Erwählten bringt. Rechts im
Nebenzimmer sitzt das Brautpaar am Tische. Davor fröhliches
Treiben von Jung und Alt. Vorn sitzt ein Kind am Boden.
Bezeichnet rechts unten : B. Vautier Ddf. 1878.
Leinwand ; h. 0,90% ; br. 1,34. — 1878 im Kunsthandel aus Düsseldorf. —
Gest. von Hugo Bürkner Sfr N. F. 13. — Phot. Ges.
Wilhelm Sohn
Geboren zu Berlin 1830; gest. den 16. März 1899 in einer
Heilanstalt bei Bonn a. Rh. Seit 1847 Schüler seines Oheims
und nachmaligen Schwiegervaters Professors Karl Sohn in Düssel-
dorf ; seit 1874 Professor der Düsseldorfer Kunstakademie.
758 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2363 Ei" Krieger aus dem XVII. Jahrhundert. Brustbild ohne
(2313A)Häode nach rechts auf braunem Grunde. Bartloser Kopf;
34 c grosser schwarzer Sehlapphut; brauner Rock; stählerne. Hals-
berge. Bezeichnet links unten: Wilh. Sohn. 1869.
Leinwand; h. 0,70; br. 0,54 J^. — 1887 im Kunsthandel aus Düsseldorf.
Joh. Christian Kröner
Geboren zu Rinteln den 3_. Februar 1838; lebt in Düsseldorf.
Durch Selbststudien in München (lS61)und Düsseldorf (seil
L862), hauptsächlich aber vor der Natur gebildet. Professor.
2364 Herbstlandschaft mit Hochwild. Herbstlich gefärbte Waldungen
(231 3 B) bedecken die Bergabhänge. Vorn rechts ein kleiner Bach, dem ein
26 c mächtiger Hirsch entsteigt. Er dampft und sein Atem ist sicht-
bar. Links vor ihm äsen die Hirschkühe. Anderes Wild weiter
links und hinten in dem sonnig ansteigenden Tale. Weich um-
wölkter Himmel. Bez. links unten: Ch. Kröner . Düss.87.
Leinwand; h. 0,80; l>r. 1,05. — 1888 aus den Zinsen der Pndl-Heuer-Stiftung
von der akadeni. Ausstellung, Dresden.
Eduard von Gebhardt
Geboren im Pfarrhause zu St. Johannis in Esthland den 1.
(13.) Juni 1838; lebt in Düsseldorf. Seit 1854 Schüler der
St. Petersburger Akademie, dann der Karlsruher Kunstschule;
1860 Schüler Wilhelm Sohn's in Düsseldorf. Seit 1873
Professor an der Düsseldorfer Akademie.
2365 Die Pflege des heiligen Leichnams. In einem nordisch-
(2314) bürgerlichen Gemache liegt links der Leichnam Christi an den
26 b Knieeu seiner Mutter. Vor ihm knieen zwei Frauen. Die
eine kämmt ihn, die andere wäscht ihn. Zwei andere halten
die Wasserbehälter. Eine fünfte holt frisches Leinen aus dem
Schranke. Dem Heiland zugewandt, stützt Johannes sich im
tiefsten Schmerze auf den Tisch. Rechts sitzen die vier be-
freundeten Männer, die den Toten hereingetragen haben und
nur der Beendigung seiner Waschung warten, um ihn hinaus-
zutragen ans Grab. Ganz rechts hinter ihnen steht der Künstler
selbst mit seinen Kindern. — Bez. rechts unten: E. Gebhardt
(das E nach links gewandt am G) MDCCCLXXXI1I.
Eichenholz; h. 0,70^; br. 1,00. — 1884 im Kunsthandel aus Berlin. —
Phot. llanfstängl- München.
IL Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 759
Jakob mit dem Engel ringend. 1. Mos. 32 v. 24—31. Der 2366
bärtige Jakob kniet im langen patriarchalischen Prachtgewande (2314A)
in flussdurchströmter Landschaft am Boden und umfasst in- 34 a
brünstig mit beiden Armen den Unterkörper des weissgekleideten
Engels, der sich auf mächtigen Flügeln erhoben, nun aber,
bezwungen, zu Jakob zurückwendet und ihn mit beiden Händen
segnet. Links hinter dem Wald geht die Sonne auf. Be-
zeichnet links unten: E. v. Oebhardt. 1894.
Mahagoniholz; h. 0,7072 ; br. 0,47V2- — 1894 von der akademischen Kunst-
ausstellung in Dresden aus den Zinsen der Pröll - Heuer - Stiftung.
Heinrich Deiters
Geboren den 5. September 1840 zu Münster in Westfalen;
lebt in Düsseldorf. Seit 1857 Schüler der Düsseldorfer Akademie,
insbesondere des Alex. Michelis (gestorben in Weimar 1868).
Später auf Studienreisen weiterentwickelt.
Am Waldbach. In der Mitte Wasser unter grünen Wald- 2367
bäumen. Links vorn eine hohle alte Buche. Weiter zurück (2315)
zwei Knaben am Ufer. Der ganze Mittelgrund ist von hellem Chemnitz
Sonnenlichte durchleuchtet. Bez. rechts unten: H. Deiters
(H und D zusammengezogen). 84.
Leinwand ; h. 0,36 ; br. 0,94. — 1884 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
— Phot. Tamme.
Eugen G. Dücker
Geboren den 10. Februar 1841 zu Arensberg auf der Insel
Oesel vor Riga; lebt in Düsseldorf. Schüler der Akademie
zu St. Petersburg; seit 1864 in Düsseldorf, wo er seit 1873
Professor der Akademie ist.
Am Ostseestrande. Vorn der Strand. Im Mittel gründe links 2368
die blaue Ostsee, rechts die hohe Küste. Links am Strande (2316)
wird eine Fischerbarke mit fünf nebeneinander gespannten Chemnitz
Pferden heraufgezogen. Rechts werden Netze getrocknet; eine
Frau sitzt vor ihrem Kochtopfe am Boden. Hellblauer Himmel
mit leichten Sommerwölkchen. Bez. rechts unten : E. DücJcer.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,46. — 1883 im Kunsthandel aus Düsseldorf. —
1904 an die Kunsthütte in Chemnitz. — Phot. Tamme.
Sonnenaufgang auf Rügen. Vorn der mit grossen, von den 2369
Wellen rund gewaschenen Steinblöcken besäete Kieselstrand. (2316A)
33 a
760 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Links die Küste, rechts die Ostsee. Nur Dünungswellen
branden an den Klippen. Hinter einer grauen Nebelbank steht
die rote Scheibe der aufgegangenen Sonne. Das Meer strahlt
die Morgenhelligkeit silberweiss zurück. Nur Möwen beleben
die Strandeinsamkeit. Bez. links unten: E. DücJcer 1887.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,33. — 1888 ans den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung ron der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Tamme.
G. Anton Rasmussen
Geb. den 7. August 1842 zu Stavanger in Norwegen; lebt in
Düsseldorf. Schüler Hans Gude's an der Düsseldorfer Akademie.
2370 Gudvangen in Norwegen. In der Mitte der Fjord, von himmel-
(2317) hohen Bergen begrenzt. Von rechts naht ein Dampfschiff, dem
26 a Böte mit Fahrgästen entgegenrudern. Vorn links das Ufer mit
Hütten und Böten. Wartende Fahrgäste. Abfahrende Böte.
Vorn in der Mitte auf dem Wasser die Ruderfähre mit zwei
Kühen. Bez. 1. u. : G. Rasmussen. Ddf. 1883.
Leinwand ; h. 1,86 ; br. 1,36. — 1884 aas den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Hugo Oehmichen
Geboren den 10. März 1843 zu Borsdorf bei Leipzig; lebt in
Düsseldorf. 1858 — 1864 Schüler der Dresdner Akademie,
insbesondere Julius Hübner's. In Düsseldorf im Anschluss an
Vautier weitergebildet.
2371 Der Steuerzah Itag. Ein Beamter sitzt vor dem aufgeschlagenen
(2318) Buche am grünen Tische. Links ein zweiter, der die gezahlten
25 c Gelder in eine Kiste legt. Von rechts treten die Steuerzahler
heran. Bez. r. u.: H. Oehmichen. 1877 (nicht 1871).
Leinwand; h. 0,87; br. 1,26. — 1879 im Kunsthandel aus München. — Gest.
Ton Rob. Petsch. {$ Neues G.-W. III, 8.
2372 Wartestube im Gericht. Zimmer mit breiter Holzbank an
26 b der Wand dem Beschauer gegenüber. Auf der Bank sitzen
rechts ein Alter, ein Junger und ein lebhaft auf diese ein-
redender Jude, sitzt links ein Mann, der seinen Hut neben
sich gelegt hat. Ganz rechts an der geschlossenen Tür steht
ein Mann im Hut, auf seinen Stock gestützt, ganz links blickt
man durch die offene Tür ins Treppenhaus. Ein Richter im
Frack steigt die Treppe hinan. Bez. unten rechts : Hugo
Oehmichen 82.
II. Düsseldorfer Schule. XIX. Jahrhundert 761
Leinwand; b. 0,55; br. 0,88. — 1888 durch Herrn Hofrat Lesky geschenkt,
mit dem Vorbehalt, es, so lange er lebe, zu behalten ; 1903 nach dem Hinscheiden
des Schenkers zur Galerie.
Chr. Ludwig Bokelmann
Geb. den 4. Februar 1844 zu St. Jürgen bei Bremen; gest.
den 15. April 1894 zu Berlin. Seit 1868 Schüler der
Düsseldorfer Akademie, insbesondere Willi. Sohn's. Seit 1873
selbständig in Düsseldorf. Später Professor erst an der Karls-
ruher Kunstschule, dann an der Berliner Akademie.
Der Abschied der Auswanderer. Verschiedene Auswanderer- 2373
gruppen nehmen in einem weiten, von ländlichen Gebäuden um- (2319)
gebenen, von einem mächtigen Nussbaum beschatteten Hofe 26 b
Abschied von ihren zurückbleibenden Angehörigen. In der Mitte
das Tor, vor dem draussen der Leiterwagen steht, der bestimmt
ist, die Auswanderer zu entführen. Helle, kühle Morgenstimmung.
Bez. 1. u.: C. L. Bokelmann. Ddf. 1882.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,23. — 1882 vom Kunstler gekauft. — Ph. Tamme.
Adelsteen Normann
Geb. den 1. Mai 1848 zu Bodo in Norwegen, lebt in Berlin.
Er war 1869 — 1874 Schüler der Düsseldorfer Akademie,
besonders Eug. Dücker's.
Raftsund in Norwegen. Vorn der frisch gewellte Fjord, 2374
der sich nach hinten verengt. Rechts an der sonnigen Küste (231 9A)
liegt der kleine Ort, vor dem einige Küstensegler vor Anker Direktions-
liegen, während ein Nordseedampfer nach rechts vorn hervor-
steuert. Rechts am Abhang des zackig gegipfelten Riesenberges
leuchtet ein Gletscher. Möwen flattern über den Wellen. Der
Himmel ist leicht bewölkt. Bez. r. u.: A. Normann.
Leinwand; h. 2,14%; br. 3,20. — 1888 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng Ton der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Tamme.
Gregor von Bochmann
Geb. den 1. Juni 1850 auf dem Gute Nehat in Esthland;
lebt in Düsseldorf. Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie.
Auf Studienreisen, besonders in seinem Heimatlande, selbst-
ständig weiterentwi ekelt. Professor.
762 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2375 Rast am Kruge. Motiv aus Esthland. Kechts das stroh bedeckte
(131 9B) Wirtshaus an grauer, reich belebter Landstrasse. Ein Schimmel
26 a wird gerade in seinen Stall geführt. Zwei Holzwagen, die
vorn halten, werden abgespannt. Ein dritter, dessen Fuhrmann
abgestiegen, naht rechts vorn. Links vorn einige Schafe und
ein kleines Mädchen mit einem Schiebkarren. Weiter zurück
Blick über die Landstrasse in die schlichte, mit Baumgestrüpp
besetzte Landschaft. Bez. u. r.: O. v. Bochmann. 1893.
Leinwand; h. 0,88J^; br. 1,53. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung zu Dresden.
Aloys Fellmann
Geb. zu Oberkirch im Kanton Luzern den 11. Januar 1855;
gest. zu Düsseldorf den 9. März 1892. Schüler der Düsseldorfer
Kunstakademie (insbesondere Wilh. Sohn's) von 1874 — 1884.
Lebte in Düsseldorf.
2376 Das Gelübde eines Benediktinermönches. Im Chor einer Kloster-
(2319C)kirche liegt der in den Orden aufzunehmende Bruder mit dem
28 a Kopfe nach rechts, mit dem Rücken nach oben zwischen zwei
hohen brennenden Kandelabern auf dem steinernen Fussboden.
Er ist mit dem schwarzen, mit weissem Kreuze versehenen
Totentuche bedeckt. Der Bischof in vollem Ornat steht, ihn
einsegnend, von vier Priestern umgeben, zu seinen Füssen. Links
vorn stehen zwei Chorknaben mit Weihrauchfässern. Rechts
bildet der Konvent der schwarzgekleideten Mönche, den neuen
Bruder erwartend, einen andächtigen Halbkreis. Links in der
Kirche sitzen bunt gekleidete Zuschauer. Hart am Chorgitter
kniet eine schwarz verhüllte Dame. Bezeichnet unten links:
Aloys Fellmann.
Leinwand; h. 1,86; br. 2,62. — Kat. 1892 N. 2319 B. 1899 aus den Zinsen der
Proll-Heuer-Stiftung von der akademischen Ausstellung. Dresden. — Phot. Union.
Arthur Kampf
Geb. zu Aachen den 28. September 1864; lebt in Berlin.
Schüler P. Janssen's und E. von Gebhardt's an der Düssel-
dorfer Akademie, der er seit 1891 als Hilfslehrer, seit 1893
als Professor, seit 1897 als Leiter einer Malklasse angehörte;
1899 an die Berliner Akademie berufen, deren Präsident er
1908 wurde.
HI. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 763
Wallfahrer in Kevelaar. Rechts in der Kapellenhalle steht 2377
das Gnadenbild. Eine knieende Frau küsst es unter dem Bei-(23 19 CC)
stände einer Nonne. Links vorn steht ein sinnender Priester. 35 b
Draussen auf der sonnigen Strasse drängen sich die Wallfahrer.
Vor der Brüstung des Hallenbogens. auf der Kerzen brennen,
knieen ein Mann und zwei Frauen. Bez. 1. u.: A. Kampf . 96.
Leinwand; h. 1,14; br. 0,98. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftting von der Internationalen Kunstausstellung Dresden. — Phot. Bruckm.
III. Die Münchner Schule
Karl Spitzweg
Geboren zu München den 5. Februar 1808; gestorben daselbst
den 23. September 1885. Ging von Universitätsstudien als
Autodidakt zur Kunst über. Lebte in München.
Kirchgang bei Dachau. Links in schattiger Schlucht ein 2378
Wasserfall. Hechts am Waldrand der sonnige Weg, der zu(2319D)
dem fern oben ragenden Kirchlein emporführt. Landleute als 25 a
Kirchgänger auf dem Wege. Bezeichnet links unten mit dem
Monogramm des Meisters (einem S in spitzem Viereck).
Pappelholz; h. 0,26%; br. 0,48%. — Kat. 1892 N. 2319C. 1887 aus des
Künstler Nachlass.
Friedrich Wilhelm Schön
Geb. zu Worms 1810; gest. zu München 1868. Seit 1832
an der Münchner Akademie ausgebildet. Lebte in München.
Der Sonntagsmorgen. Eine junge Bäurin steht mit ihrem 2379
Gesangbuch in der Linken am Fenster ihres Stübchens und (2320)
blickt auf die belebte Strasse hinaus. Vorn links auf einem Grimma
Stuhl eine Katze. Bezeichnet rechts unten: Schoen . pinx.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,48%. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winckler in Dresden. — 1902 an den Altertums-Verein in Grimma.
Eduard Schleich
Geb. zu Harbach bei Landshut den 12. Oktober 1812; gest.
in München den 8. Januar 1874. Nur kurze Zeit Schüler
der Münchner Akademie ; anfangs im Anschluss an Morgenstern
und Rottmann, dann selbständig durch das Studium der Natur-
stimmungen entwickelt. Lebte in München.
764 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2380 Herde im Wasser. Hügelige Hochebene. Im Vorder-
(2321) grunde ein seichtes Wasser, durch das eine Kuhherde bildein-
27 d warte watet. Im Mittelgrunde der Wald, aus dem links ein
graues Dach mit rauchendem Schornstein hervorragt. Bewölkter
Himmel. Bez. rechts unten: Ed. Schleich.
Leinwand; h. 0,47; br. 0,83. — 1876 im Kunsthandel aus Berlin.
Joh. Gottfr. Steffan
Geb. den 13. Dezember 1815 zu Wädenswyl am Züricher See;
gest. den 16. Juni 1905 zu München. Akademieschüler in München.
War anfangs Lithograph, Landschafter erst seit 1841.
2381 Herbsttag in den St. Gallener Alpen. Vorn rechts ein
(2322) schäumender Wasserfall in der mit herbstlich braunen Laub-
28 c bäumen gefüllten Schlucht. Links auf dem Wege ein Wanderer
zwischen hohen Felsblöckeu. Darüber ein kahler, sonniger Ab-
hang. Im Hintergrunde mächtige, von Wolken umzogene Alpen-
gipfel. Bez. rechts unten: J. G. Steffan. ?L München 1878.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,09. — 1879 auf der Münchner Ausstellung erworben.
Wilh. Lichtenheld
Geb. den 13. Oktober 1817 zu Hamburg; gest. zu München
den 25. März 1891. Bildete sich in München im Anschluss
an Chr. Ernst Morgenstern aus. Lebte in München.
2382 Ein Landsee im Mondschein. Von weitem Hügelland um-
(2323) geben, zieht der Landsee sich zum Vordergrunde links herab.
42 b Rechts am Ufer brennt ein Licht in einer Hütte, nach der
die Sterbesakramente getragen werden. Halb links steht der
Vollmond am Himmel und wirft sein goldgelbes Liebt breit
in die Flut. Bez. r. u.: W. L. (als Monogramm) 1860.
Leinwand; h. 0,91%; br. 1,39%. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winckler in Dresden.
Friedrich Joh. Voltz
Geb. zu Nördlingen den 31. Oktober 1817; gest. zu München
den 25. Juni 1886. 1834—1835 Schüler der Münchner
Akademie. Durch Naturstudien und Studienreisen weiterge-
bildet. War Professor an der Münchner Akademie.
2383 Herde im Tale. Links Waldrand, rechts Felswand. Vorn
(2324) ein seichtes Wasser, in dem und an dem eine Herde Kühe
25 c
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 765
und Kälber wandelt. Die strickende Führerin steht links vor
den Bäumen. Bez. rechts unten: Fr. Voltz 70.
Buchenheiz; h. 0,25; hr. 0,66%. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winckler in Dresden.
Aug. Robert Zimmermann
Geboren zu Zittau den 3. April 1818; gestorben zu München
den 6. Juni 1864. Bruder und Schüler des Albert Zimmer-
mann. (Vergl. N. 2468.)
Waldlandschaft. Prächtiger Eichwald unter grauumwölktem 2384
Himmel. Der belebte Weg, der sich rechts herabzieht, führt (2325)
auf einem Holzsteg über einen Bach. Bezeichnet rechts unten: Chemnitz
Robert Zimmermann. München 1859.
Leinwand; h. 0,59; hr. 0,73. — 1877 im Knnsthandel in Dresden erworben.
— 1904 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Aug. Richard Zimmermann
Geboren zu Zittau den 2. März 1820, gestorben zu München
den 4. Februar 1875. Schüler seines Bruders Alb. Zimmer-
mann. (Vergl. N. 2468.) Lebte seit 1838 in München.
Schiffbruch an der Küste bei Carolin. Links das wilde 2385
Meer, in dem ein Schiff versinkt, während die Geretteten zu (2326)
landen versuchen. Bechts die Dünenküste mit dem von einem 40 a
Kirchturm überragten Orte. Vorn am Ufer die Männer, die mit
Stangen und Stricken den Schiffbrüchigen zu Hilfe kommen.
Bez. rechts unten: Rieh. Zimmermann. München 1848.
Leinwand; h. 1,01; br. 1,50. — 1875 von den Erben des Künstlers erworben.
Adolf Lier
Geb. zu Herrnhut den 21. Mai 1826; gest. den 30. Sept. 1882
zu Vahrn bei Brixen. Besuchte als angehender Architekt die
Dresdner Akademie. Der Landschaftsmalerei widmete er sich als
Schüler Bichard Zimmermann's in München seit 1851; aber erst
im Anschluss an Dupre in Paris entwickelte er sich seit 1864
zu seiner Eigenart. Er war hauptsächlich in München tätig.
Die Oise im Mondschein. Der Fluss windet sich durch 2386
ebene Gegend zum Vordergrunde rechts herab. Bechts begrenzt (2327)
ihn ein Wald, links der Dammweg, auf dem kräftige Pferde, 28 c
nach vorn gewandt, zwei Schiffe ziehen, an deren Bug Laternen
766 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
leuchten. Der Mond steht in der Mitte und wirft seine
Strahlen breit in die leichtgewellte Flut. Bezeichnet links
unten : A. hier (A und L zusammengezogen).
Leinwand ; h. 1,05 ; br. 1,50. — 1867 ans der Ausstellungs-Einnahme erworben.
Franz von Defregger
Geb. zu Strouach im Pustertal (Tirol) den 30. April 1835;
lebt in München. Lernte seit 1858 unter Stolz in Innsbruck
die Bildhauerei. Besuchte dann die Münchner Akademie, wo
er Schüler Karl v. Piloty's war. 1863—65 in Paris. Seit
1866 hauptsächlich in München ansässig. Professor.
2387 Der Abschied von der Sennerin. Rechts ziehen die Jäger
(2328) zur Sennhütte hinaus. Ein alter und ein junger sind zurück-
27 d geblieben, um besonderen Abschied von der Sennerin zu nehmen.
Diese reicht lachend die beiden Hände dem alten Jäger, der
sie lebhaft in seiner Linken schüttelt, während er mit der
Rechten zwei gelbbraune Teckel an der Leine hält. Der jüngere
aber raucht lächelnd seine Pfeife und wartet, bis er der letzte
sein wird. Bezeichnet links unten: Defregger 1877.
Leinwand; h. 0,92%; br. 0,77%. — 1877 im Knnsthandel ans Berlin. —
Gestochen Ton R. Petsch und von Hugo Bürkner. «gl Neues G.-W. III, 9. — Phot.
Hanfstängl-Münchsn.
2388 Die Sensenschmiede. Vor dem Tiroler Aufstaude von 1809.
(2329) Die Schmiede liegt rechts in der Felsenhöhle, aus der ein Alter
30 c hervorblickt. Die fertigen Sensen stehen vor ihr am Felsen;
ganz vorn eine hölzerne Kanone. Links unter der Felswand
sitzt das kräftige Mädchen, das in der Tasche, die sie auf dem
Rücken trägt, eine Botschaft gebracht hat. Ein Teckel leckt
ihr die Hand. Vor ihr steht ein Alter, der die Botschaft vor-
liest. Die Männer, die ihre Arbeit verlassen haben, lauschen
mit ernsten Mienen. Bez. 1. u.: Franz Defregger. 1883.
Leinwand ; h. 1,58 ; br. 2,25. — 1883 auf der Internationalen Kunstausstellung
zu München erworben — Es ist ein Bild aus des Heisters historischem Cyklus der
Tiroler Freiheitskriege, der in Kopien im Innsbruoker Museum zusammengestellt ist,
während die Originale sich in verschiedeneu Sammlungen befinden. — Gestochen
von Th. Langer. — Phot. Hanfstängl-München.
Franz von Lenbach
Geboren den 13. Dezember 1836 in Markt Schrobenhausen in
Altbayern; gestorben zu München den 6. Mai 1904. Schüler
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 767
der Münchner Akademie unter Karl Piloty. Durch Reisen
und Kopieren selbständig weitergebildet. Nach vorübergehendem
Aufenthalte in Weimar, Wien, Berlin und Rom Hess er sich
dauernd in München nieder, wo er zum Professor ernannt wurde.
Bildnis des italienischen Ministers und Kunstschriftstellers 2389
Marco Minghetti. Kniestück nach links. Vor braunem Wald-(2329A)
gründe, an dem man rechts einen roten Vorhang ahnt, sitzt 37 b
der ganz schwarz gekleidete Staatsmann mit ausrasiertem Kinn-
bart, dunkelleuchtenden Auges nachlässig im Sessel. Sein
linker Arm ruht auf der Seitenlehne, seine rechte Hand auf
dem links angebrachten Tische. Das linke Bein ist über das
rechte geschlagen. Bez. rechts unten: F. Lenbach 1885.
Leinwand; h. 1,18; br. 0,93%. — 1889 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Bruekm.
Bildnis des Berliner Bildhauers Reinhold Begas. Brustbild 2390
ohne Hände im Profil nach rechts auf bräunlichem Grunde. (2329 B)
Unbedeckter Kopf, ergrauender Vollbart, helle Augen. Be- 34 a
zeichnet unten rechts: F. Lenbach 8/2. 1893.
Pappe; h. 0,58; br. 0,51. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der akademischen Kunstausstellung. — Phot. Bruekm.
Bildnis Paul Heyse's. Brustbild etwas nach links in ge- 2391
maltem, hochovalem Steinmedaillon. Ein schwarzer Mantel, aus (232 9 C)
dem die rechte Hand hervorblickt, ist malerisch über den schwär- 34 a
zen Rock des Dichters geworfen. Bez. u. r.: F. Lenbach. 1896.
Leinwand; h. 0,82; br. 0,65%. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Hener-
Stiftung von der Internationalen KunstaussteUnng, Dresden. — Phot. Häufst.
Karl Raupp
Geboren zu Darmstadt den 2. März 1837; lebt in München.
1856 bis 1858 Schüler des StädeFschen Instituts zu Frank-
furt a. M. Dann, bis 1866, Schüler Karl von Piloty's in
München. 1868 Professor an der Gewerbeschule zu Nürn-
berg; kehrte später jedoch nach München zurück.
Vom Sturm gejagt. Vorn der schäumende Landsee, über 2392
den eine junge kräftige Frau den bedrohten Kahn lenkt. Im (2330)
Kahn sitzt die Grossmutter mit einem Knaben auf dem Schoosse, 25 a
während ein Mädchen sich ängstlich an sie schmiegt und ein
älterer Knabe sich stehend am Rande festhält. Schwere
768 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
schwarze Wolken verhüllen das Ufer. Möwen flattern über
dem Wasser. Bez. 1. u.: K. Raupp- München 85.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,57. — 1885 ans den Zinsen her Pröll-Heuer-
Stiftang. — Phot. Union-München.
Ad. Ernst Meissner
Geboren zu Dresden den 7. April 1837; gest. den 25. Sep-
tember 1902 zu München. Schüler der Dresdner Akademie,
insbesondere Rob. Kummer's. Auf Reisen und in München,
wo er seit 1870 ansässig war, weiterentwickelt.
2393 Schafherde in einer Winderlandschaft. Beschneite Ebene.
(2331) Rechts im Hintergrunde ein Dorf im Schnee. Vorn in der
25 b Mitte der kaum noch erkennbare Weg, auf dem ein fest in
seinen Mantel gehüllter Schäfer seine Herde bildeinwärts treibt.
Graue Wolken am gelben Nachmittagshimmel. Bezeichnet
links unten: Ernst Meissner. München 1875.
Leinwand; h. 0,64; br. 1,00%. — 1875 vom Künstler. — Phot. Hanfatängl-
München und Phot. Ges.
Heinrich Lang
Geb. den 24. April 1838 zu Regensburg; gest. den 9. Juli 1891
zu München. Seit 1855 Schüler der Münchner Akademie ; seit
1857 im Atelier des Fr. Voltz daselbst. 1860—1868 in Ungarn
und Paris. Nahm 1870/71 am Kriege teil. Er lebte in München.
2394 Einfang von Weidepferden. Weite ungarische Puszta. Links
(2332) vorn ein Schilfteich. Rechts regnet es. In der Mitte sind
26 a die halbwilden Pferde zusammengedrängt, von allen Seiten von
den Pferdeknechten mit ihren Schlingen bedroht. Links im
Hintergrunde werden die bereits eingefangenen Pferde bewacht.
Bezeichnet rechts unten : H. Lang. München.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,74. — 188K ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Phot. Hanfstängl.
Guido von Maffei
Geb. den 1. Juli 1838 zu München; lebt daselbst. Erst
seit 1865 an der Münchner Akademie zum Künstler gebildet.
Schüler seines Altersgenossen Otto Gebier.
2395 Sichere Beute. Zwei Hunde verfolgen einen angeschossenen
(2333) Rehbock, der sich zum Vordergrunde flüchtet. Links neben
22 d
m. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 769
ihm einer der Hunde, der ihn bereits erreicht hat; der andere
springt erst über die Hecke. Links Fernblick. Rechts Gebüsch.
Bez. links unten: G. v. Maffei. München 1879.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,91. — 1880 ans den Zinsen der Prbll-Heuer-
Stiftung erworben. — Phot. Hanfstängl-Münehen.
Fr. Otto Gebier
Geboren zu Dresden den 18. Septbr. 1838; lebt in München.
Gebildet an den Akademien zu Dresden und München. An
dieser Schüler Karl von Piloty's.
Zwei Wilderer. Ein Hund zerfleischt einen jungen Hasen, 2396
den er erjagt hat, und wirft dabei scheele Blicke auf seinen (2334)
Gefährten, einen Teckel, der links vorn liegt, aber zu erschöpft 26 c
ist, um sich an der Verspeisung der Beute zu beteiligen. Bez.
rechts unten: Otto Gebier. München 1879.
Leinwand ; h. 0,76 ; br. 1,04. — 1880 auf der Dresdner Kunstausstellung ge-
kauft. — Gest. von C. R. Petzsch. J$ Neues G.-W. IV, 12.
Der Siebenschläfer. Im Schafstall, durch dessen verschlos- 2397
sene Tür die Strahlen der Morgensonne hereinbrechen, liegt der (2335)
junge Hirtenknabe rechts in tiefem Schlummer auf seinem Bette. 25 a
Neben ihm sein Hund, der ihn bewacht und die Schafe an-
knurrt, die sich, ungeduldig hinauszukommen, ans Bett drängen.
Bez. rechts unten: Otto Gebier. München 1884.
Leinwand; h. 0,96; br. 1,35%. — 1884 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Gest. Ton Joh. Friedr. Vogel. — Phot. Tamme.
Wilhelm von Diez
Geb. den 17. Januar 1839 in Bayreuth, gest. in München den
25. Febr. 1907. Schüler Karl Piloty's an der Münchner Akademie.
Durch das Studium der alten holländischen Meister weitergebildet.
Seit 1872 Professor an der Münchner Kunstakademie.
An der Heerstrasse. Zeit der Kriege Napoleons I. Vorn 2398
links ruhen vier kranke oder verwundete französische Krieger. (2335A)
Vor ihnen kniet die Marketenderin mit ihrem Kind auf dem Arm 25 a
und rührt in einem Topfe. Hinter ihr der mit einem Schecken
bespannte zweirädrige Gepäckkarren. Rechts im Mittelgrunde zieht
die »grosse Armee« weiter. Bez. o. 1.: Wilh. Diez 1889.
Lindenbolz; h. 0,20%; br. 0,46%. — 1892 im Kunsthandel aus München. —
Phot. Union, München.
49
770 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Eduard Kurzbauer
Geb. zu Lemberg von Wiener Eltern am 2. März 1840;
gest. zu München am 13. Januar 1879. Schüler der Wiener
Akademie, insbesondere Führich's, seit 1866 der Münchner
Akademie, insbesondere Karl v. Piloty's. Später studierte er
mit Vorliebe im Schwarzwald. Ansässig war er in München.
2399 Die Verleumdung. Kniestück. Drei Mädchen am Spinn-
(2336) rocken; ein Alter und eine Alte zur Linken. Rechts am Tische
26 b ZWei junge Burschen, von denen der eine dem anderen eine
Bemerkung über das von vorn gesehene Mädchen gemacht hat, die
dieses, die rechte Hand beteuernd an die Brust legend, abwehrt.
Bez. rechts unten: Eduard Kurzbauer . München.
Mahagoniholz ; h. 0,66 ; br. 0,91. — 1898 im Kunsthandel ans Wien. — Ge-
stochen von Th. Langer «jß Neues G.-W. II, 6. — Phot. Hanfstängl- München.
Gabriel Max
Geb. zu Prag den 23. August 1840; lebt in München. Sohn des
Bildhauers Jos. Max. Schüler der Prager Kunstschule und der
Wiener Akademie, 1863 — 1867 aber Karl Piloty's in München.
Professor und Ehrenmitglied der Münchner Akademie.
2400 Ein Vaterunser. Auf schneeigem Pfühle, desssen purpurrote
(233 6A) Steppdecke zurückgeworfen ist, kniet, fast im Profil nach links
27 b gewandt, ein bleiches junges Mädchen im weissen Nachtgewande.
Dir schwarzes Haar fliesst aufgelöst auf ihre Schultern herab.
Ihre gesenkten Hände sind krampfhaft gefaltet. Im inbrünsti-
gen Gebete blickt sie, schmerzlich bewegt, gen Himmel. An
der Wand hängt hinter ihr eine Photographie. Neben ihr
liegt ein erbrochener Brief. Bez. links unten: Gabriel
Max . 87 . „Ein Vaterunser."
Leinwand; h. 1,56; br. 1,09. — 1388 im Kunsthandel aus München. —
Phot. Union -Mönchen. Gest. von Hugo Bürkner. »ß N. F. 18.
Josef Brandt
Geb. den 11. Februar 1841 zu Szczebrzeszyn in Polen; lebt
in München. Seit 1862 Schüler Franz Adam's in München.
Seit 1878 kgl. bayrischer Professor.
2401 Der Beutezug am Fluss. Polnische Reiter aus der Zeit
(2337) Sobieski's passieren mit türkischer Kriegsbeute einen Fluss.
26 a
IE. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 771
Die Landstrasse, auf der der mächtige Beutezug sich heran-
wälzt, führt rechts am Gebirge entlang. Vorn am Flusse
stützen Krieger einen schwer beladeneu, mit vier Pferden be-
spannten Karren. Links vorn hält ein geharnischter Reiter mit
vier gesattelten Pferden, die er durch den Fluss geführt hat.
Bez. unten rechts: Jozef Brandt. Warszaiuy. 1874.
Leinwand; h. 0,69; br. 1,60. — 1879 im Kunstbandel aus München.
Nikolaus Gysis
Geb. den 1. März 1842 auf der Iosel Tinos im Archipelagus ;
gest. in München den 4. Januar 1901. Erhielt seinen ersten
Unterricht in Athen; 1866-1869 Schüler K. v. Piloty's an
der Münchner Akademie, an der er später zum Professor er-
nannt wurde. Studienreisen im Orient.
Der Hühnerdieb in Smyrna. Der Dieb wird rückwärts mit 2402
gebundenen Händen auf einem Esel durch die Strasse geführt. (2338)
Ein stattlicher Wächter schreitet neben ihm her. Ein trommelnder 27 b
Bursche eilt voraus. Eechts und links unter den Bäumen das
schadenfroh lächelnde, bunt gekleidete türkische Volk; rechts
vorn behäbige Raucher, links vorn ein Knabe mit blossen
Beinen. Bezeichnet links unten : N. Gysis.
Leinwand; h. 1,36; br. 1,05. — 1885 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung. — Phot. Hanfst.
Aug. Robert Rud. Schietzold
Geb. zu Dresden den 4. Juli 1842; lebt in München. 1864
bis 1868 Schüler A. L. Richter's an der Dresdner Akademie;
seit 1870 in München unter Lier's und Schleich's Einfluss,
später in Italien.
Am Starnberger See. Vorn auf dem Wege eine Kuhherde 2403
mit ihren Hirten. Durch den Mittelgrund zieht sich der blaue (2339)
See. Ein Wald rechts am diesseitigen Ufer. Im Hinter- Chemnitz
gründe die Alpenkette. Grau bewölkter Himmel. Bezeichnet
rechts unten: R. Schietzold . Mch . 77.
Leinwand; h. 0,77 %; br. 1,43%. — 1877 auf der Dresdner Kunstausstellung
erworben. — 1904 an die Kunsthütte zu Chemnitz.
Capri. Links der Abhang der Insel Capri mit dem »Arco 2404
naturale«. Rechts unten das blaue Meer. In der Mitte des (2340)
49* 29 d
772 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Hintergrundes die Küste des Festlandes bei Punta Campanella
in glühendem Abendlichte. Rechts oben am Himmel der gelbe
Mond. Bezeichnet links unten: JR. Schietzold . Mch . 84;
rechts unten: Dem Gedächtnis m. I. Agnes gewd.
Leinwand; h. 1,17; br. 1,46%. — 1884 als Geschenk des Künstlers.
Adolph Echtler
Geb. zu Danzig den 5. Jan. 1843; lebt in München. Schüler
seines Vaters in St. Petersburg, dann der Akademien zu
Venedig, Wien und München. Von 1877—1886 lebte er in
Paris, dann zog er nach München. Professor.
2405 Das Verderben einer Familie (La ruine d'une famille). Grosses
(2340A) Gastzimmer einer Bauernvvirtschaft. Volkstrachten der Bretagne.
25 a Links vorn sitzen drei Männer in leidenschaftlicher Erregung
beim Kartenspiel. Durch die Mitteltür kommen Frauen und
Kinder herein, sie zu beschwüren, einzuhalten. Eine der Frauen
ist vergebens mit flehender Geberde am Spieltisch in die Kniee
gesunken. Zwei jüngere Männer stehen rechts und schauen
dem Vorgang abwartend zu. Bez. u. 1.: AD. ECHTLER.
Leinwand; h. 1,50; br. 1,70%. — 1897 ans den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung. — Phot. Union, München.
Werner W. G. Schuch
Geb. in Hildesheim den 2. Oktober 1843; lebt in Berlin. War
anfangs Architekt, seit 1870 Professor der Baukunst an der
technischen Hochschule zu Hannover. 1876 — 1877 ver-
vollkommnete er sich in Düsseldorf in der Technik der Oel-
malerei. Er lebte darauf abwechselnd in Düsseldorf, Berlin.
München, Dresden und wieder in Berlin.
2406 Das Hünengrab. Weite braune Haide. Im Mittelgrunde
(2341) Tannenwälder. Vorn das aus mächtigen Felsblöckeu zusammen-
27 a gefügte Hünengrab. Links ein Hirt, der in die Ebene hinab-
blickt. Rechts ein kahler, von Krähen umflatterter Baum.
Graue, nasse Wolken am Himmel ; doch am Horizonte rechts
gelbes Abendlicht. Bez. rechts unten: Werner Schuch 1881.
Leinwand; h. 1,20; br. 1,97. — 1891 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftong.
III. Münchner Schule. XIX Jahrhundert 773
Wilhelm Leib!
Geb. zu Köln a. Rh. den 23. Okt. 1844; gest. zu Würzburg
den 5. Dez. 1900. Seit 1864 Schüler Karl v. Piloty's an
der Münchner Akademie, 1869 — 1870 in Paris. Der Aus-
bruch des Krieges führte ihn zunächst nach München zurück.
Nach dieser Zeit arbeitete und lebte er, vor der Natur selbst-
ständig entwickelt, einsam in dem oberbayrischen Dorfe Aibling.
Weiblicher Studienkopf. Brustbild nach links auf braunem 2407
Grunde. Die blauäugige Bauernfrau trägt ein weisses, vorn (2342)
zugestecktes Brustuch, ein schwarzes Kopftuch und eine 25 a
Korallenhalskette. Bez. rechts unten: W. Leibl. 79.
Mahagoniholz ; h. 0,31 ; l>r. 0,24. — 1879 im Kansthandel aus München.
Strickende Mädchen. Vorgebeugt strickend, sitzt rechts 2408
in schlichtem. Zimmer auf der Holzbank am alten Kachelofen(2342bis)
ein blondes Mädchen. Ebenfalls auf ihre Arbeit niederblickend, 27 a
steht links neben ihr ein schwarzhaariges Mädchen mit weissem
Kopftuch.
Leinwand ; h. 0,59 ; br. 0,42. — Erworben 1901 auf der Internationalen
Kunstausstellung zu Dresden. — Das Bild ist, obgleich unfertig, von grosser Voll-
endung der fertigen Teile wie des Gesamttones.
Adam Adolf Oberländer
Geb. den 1. Oktober 1845 zu Regensburg; lebt in München.
Schüler Karl v. Piloty's an der Münchner Akademie. Am be-
rühmtesten als Zeichner für die »Fliegenden Blätter«.
„Siesta". Mit Buschwerk bewachsene Felsenschlucht. Links 2409
am Quell schlafen zwei bocksbeinige Faunen. Rechts unter den (2342A)
grauen Felsen schlafen zwei junge Löwen. Bezeichnet rechts 32 c
unten : A. Oberländer (das A im O).
Pappe; h. 0,50; br. 0,80. — 1897 als Geschenk eines Dresdner Kunst-
freundes. — Phot. Bruckm. — Photogravuren nach Gemälden von A. Oberländer,
München 1903, N. 4.
Josef Wenglein
Geb. den 5. Okt. 1845 zu München; lebt daselbst. Studierte
anfangs die Rechtswissenschaft, besuchte aber gleichzeitig die
Kunst - Akademie zu München. Schüler Steffan's und Lier's.
774 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2410 Bauernhäuser unter Bäumen. Studie aus der bayrischen
(2342 B) Hochebene. Vorn ein Waldbach. Rechts ein Gatter. Leicht
Planen s.v. bewölkter Himmel. Bez. unten links: J. Wenglein 86.
Leinwand; h. 0,32%; br. 0,41. — 1893 als Vermächtnis de.-, Appelation^-
gerichts-Präsidonten Ed. F. Nossky. — 1905 an den Kimstvereiu zu Planen i. V.
Eduard Grützner
Geb. zu Grosskarlowitz in Schlesien den 26. Mai 1846; lebt in
München. Seit 1864 Schüler Karl v. Piloty's in München,
später Professor daselbst und Ehrenmitglied der Akademie.
241 I In der Klosterbibliothek. In der gewölbten Halle steht rechts
(2342 C) vorn auf persischem Teppich der ältere Klosterbruder in weisser
27 d Kutte. Gegen den Tisch gelehnt, lauscht er lächelnd den beiden
links im Mittelgrunde unter dem Fenster stehenden jungen Mön-
chen, von denen der eine, fast von vom gesehen, das Buch in
beiden Händen hält, aus dem er dem anderen eine lustige
Geschichte vorliest. Links vorn ein Globus zwischen alten
Büchern. Bez. links unten: Eduard Grützner 88.
Mahagoniholz; h. 0,76; hr. 0,63. — 1889 vom Künstler selbst erworben. —
Phot. Hanfstängl-München.
Carl Wilh. Ant. Seiler
Geb. zu Wiesbaden den 3. August 1846; lebt in München. Be-
suchte nach bestandenem Abiturienten-Examen zuerst die Bau-
Akademie iu Berlin, sodann die Kunst-Akademie und das Atelier
Karl Raupp's in München. Nach dem französischen Feldzuge,
den er mitgemacht, liess er sich 1871 in München nieder, wurde
hier 1889 Professor, zog 1893 nach Berlin, war 1894—1895
Lehrer einer Malklasse an der Berliner Akademie, kehrte aber
1895 nach München zurück.
2412 Friedrich der Grosse im Wald von Parchwitz. Das Köuigl.
(2342 D) Feldlager zwischen dem 28. November und 4. Oktober 1775 vor
25 c der Schlacht bei Leuthen. Die Ansprache Friedrich's an seine
Generale. Links steht der König, von seinen Generalen umgeben,
unter mächtigem Baume. Vor ihm auf dem Erdboden wird
ein Reisigfeuer angezündet. Rechts wird roten Husaren der
Befehl vorgelesen. Bez. u. r. : C. Seiler.
Mahagoniholz; h. 0;3ö ; br. 0,50. — 1897 aus den Zinsen der PröII-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot Häufst.
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 775
Karl Haider
Geboren zu München den 6. Februar 1846; lebt mit dem Titel
Professor in Schliersee. Sein Vater war Leibjäger bei König
Max II. Er besuchte die Akademie zu München, entwickelte
sich aber selbständig durchs Studium der alten Meister und
im Anschluss an die Natur.
Abendlandschaft mit heimkehrendem Ritter. In den Vor- 2413
bergen der Alpen liegt rechts am Abhang zwischen Tannen- (2 34 2 E)
wipfeln das Schloss, zu dem der Ritter über eine Matte empor- 34 c
reitet. Braunes Herbstlaub zwischen den Tannenwipfeln. Links
unter gelblichem Abendhimmel die fernen Alpen. Im leichten
Gewölk erscheint die Sichel des abnehmenden Mondes. Be-
zeichnet unten rechts: K. Haider 1900.
Lindenholz; h. 0,90; br. 1,17 J^. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden. Charakteristisches
Bild der »Schlierseer Schule«, deren Hauptmeister Haider ist.
Josef Em. Weiser
Geb. zu Patschkau in Schlesien den 10. Mai 1847; lebt in
München. Schüler des Wilh. Diez daselbst.
Die letzte Zuflucht. Die Verteidigung eines Klosters, in 24 1 4
das Herrschaften und Landvolk sich vor dem Feinde geflüchtet (2343)
haben. In der Mitte rüsten die Mönche sich zur Verteidigung. 26 c
Ein Kardinal und ein Ritter, der einem Mönche die Hand-
habung des Ladestockes zeigt, erteilen Befehle. Weiter rechts
vorn wetzt ein Mönch eine Klinge an einem Schleifstein. Ganz
rechts blicken ein Kardinal und Mönche zum Fenster hinaus.
Bezeichnet rechts unten: Josef Weiser.
Ahornholz; h. 0,73; br. 1,40. — 1879 im Kunsthandel aus München. —
Phot. Hanfstängl-München.
Ludwig Dill
Geb. den 2. Februar 1848 zu Gernsbach bei Baden-Baden;
lebt in Karlsruhe. Schüler der Münchner Akademie unter
K. v. Piloty. Auf Studienreisen weitergebildet. Lebte lange
in München und Dachau. In Dachau wirkte er schulbildend.
Seit 1899 Professor an der Kunstakademie zu Karlsruhe.
Aus den venezianischen Lagunen. Links das Ufer; im Hinter- 2415
gründe die Stadt; vorn der Strand, an dem einige Fischerböte (2344)
25 d
776 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
mit ausgespannten Segeln liegen. Fischerböte mit weissen
und roten Segeln gleiten davor über die Flut. Nach rechts
tährt ein Dampfschiff davon. Bez. links unten: L. Dill.
Leinwand; h. 0,81; br. 1,21. — 1886 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Phot. Tamme.
24 1 6 Abendfrieden. Weisstämmige Bäume in leicht bebuschter,
(2344bis isteiniger Hügelgegend am Rande eines raschen Baches, der
34 b in scharfer Windung herabfliesst. Die Baumstämme, an denen
helles Abendlicht spielt, spiegeln sich im Wasser. Bezeichnet
unten rechts: L. DILL.
Papier auf Leinwand gezogen ; h. 0,72 ; br. 0,85. — Temperafarben. —
1900 von der Gutbier'schen Ausstellung. — Im Gegensatz zu dem vorigen, einem
Jugendbilde des Meisters, zeigt dieses ihn als Haupt der »Dachauer Schule« neuen
Formen- und Farbenproblemen in der Malerei nachgehend.
Fritz von Uhde
Geb. den 22. Mai 1848 zu Wolkenburg in Sachsen; lebt in
München; Professor, Rittmeister a. D. Nachdem er die mili-
tärische Laufbahn aufgegeben, studierte er 1877 — 79 in
München, dann 1879 — 1880 bei Munkacsy in Paris die Malerei,
Hess sich aber zu Anfang der achtziger Jahre in München nieder,
wo er zu den Bahnbrechern der neueren Richtung gehörte.
24 1 6 A Bayrische Trommler. Zwanzig junge bayrische Trommler
34 b in blauen Militäruniformen üben sich auf einer zum Teil noch
mit Frühlingsblumen bedeckten, zum Teil abgetretenen Wiese
im Trommeln. Lauschende und spielende Kinder links unter
Blütenbäumen, Landarbeiter rechts hinter den Trommeln.
Eine graue Bretterplanke, die sich durch die ganze Breite des
Bildes zieht, trennt die Wiese hinten von dem dorfartigen
Vorort mit rotdachigen Häusern und Blütenbäumen unter
halb bewölktem Himmel. Bez. unten links: F. v. Uhde 1883.
Leinwand; h. 0,72; br. 0,95. — 1907 von der Uhdn-Ausstellung des Sachs.
Kunstvereins. Vorbesitzer Herr Professor A. Schoenflies in Königsberg i. Pr. —
Eines der frühesten in Deutschland gemalten »Freilichtbilder«.
2417 Die heilige Nacht. Dreiteiliges Bild. I. Das Mittelbild.
(2344A) In der Mitte des schlichten Holzstalls sitzt Maria halb aufge-
36 a richtet auf schneeigem Lager. Ihr aufgelöstes blondes Haar
fällt über die hellrote Jacke herab. Mit erhobenen Händen
betet sie das in Windeln auf ihrem Schoosse ruhende Kind an.
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 777
Ein lichter Heiligenschein umstrahlt ihr Haupt. Josef im
blauen Mantel sitzt links im Mittelgründe abgewandt auf einer
Treppenstufe. Kühles Morgenlicht kämpft mit dem rötlichen
Licht der Wandlaterne. — II. Linker Flügel. Der Zug der
Hirten. Die verwitterten Alten schreiten, nach rechts gewandt,
auf Stäbe gestützt, mit Laternen in der Hand, durch die
Winterlandschaft heran. Hinter den beschneiten Bäumen
dämmert das Morgenrot. — III. Rechter Flügel. Der
Gesang der Engel. Unter steilem Holzdach stimmen die Engel
den Lobgesang an. Unten sitzen drei geflügelte kleine Engel
über ihr Notenheft gebeugt, auf das rötliches Lampenlicht
fällt. Oben auf hohem Balkon sitzt eine Engelschar in der
schlichten Kleidung irdischer Kindlein. Helles Morgenlicht strömt
durch das geöffnete Dach herein. Bez. r. u. : F. v. Uhde.
Leinwand; h. 1,34; br. 1,11)4 das Mittelbild; je 0,49 die Flügel. — Erworben
1892 im Kunsthandel ans München. — Das Bild erschien in früherer Gestalt zuerst
1888 auf der Münchner, dann, mit neuen Flügeln ausgestattet, 1889 auf der Berliner
Ausstellung. Die ersten Flügel waren bis 1901 im Besitze des Herrn Rittergutsbesitzers
C. Louis Uhle in Dresden, der sie der Galerie schenkte (N. 2418 und N. 2419).
— Radiert von Peter Halm. — Phot. Union, München. — Dreifarbendruck B. A.
Seemann, Leipzig.
Ursprünglicher linker Flügel zu unserer „Heiligen Nacht" 2418
(N. 2417). Die Hirten schreiten die steile Treppenstrasse (2344B)
herab, die zwischen alten Bretterhäusern zum Stalle in Beth- 36 d
lehem führt. Die unteren beiden, von denen der vordere eine
Laterne trägt, stützen sich auf ihre Stecken. Dann folgen eine
Frau, die einen Korb unterm rechten Arme trägt, und ein
Kind mit einem Blumenstrausse ; weiter oben ein Mann mit
einem Stabe über der rechten Schulter, einer brennenden Lampe
in der linken Hand und ein Mann im Hute, der ein Bündel
in der Rechten trägt. Bez. unten links: F. v. Uhde.
Leinwand; h. 1,33%; br. 0,49. — 1901 als Geschenk des Herrn Vorbesitzers
(vgl. zu N. 2417). — Dieser Flügel und der folgende waren die Flügel, mit denen
unser Triptychon der Heiligen Nacht N. 2417 im Jahre 1888 zuerst in Mönchen
ausgestellt war. Den neuen Flügeln des Jahres 1889 entsprechend, gab der Meister
dann auch dem Mittelbilde eine andere Stimmung. — Phot. Union, München.
Ursprünglicher rechter Flügel zu unserer „Heiligen Nacht". 24 1 9
Musizierende Englein unter dem Dache des Stalles. Vierzehn (2 344 C)
kleine teils geflügelte, teils ungeflügelte Engel sitzen, zum Teil 36 d
mit Notenblättern in den Händen, auf dem Balken des Dach-
778 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
stuhls. Links vorn ein kleiner Engel im Unterkleidchen, vom
Rücken gesehen. Durch die viereckige Oeffnung rechts oben im
Dach flattern mit dem kühlen Morgenlicht drei andere Englein
an der Spitze weiterer Scharen herein. Bezeichnet unten links:
F. v. (das v. am F.) Uhde.
Leinwand; h. 1,33 J^ ; br. 0,49. — 1901 mit dem vorigen als Geschenk des
Herrn Vorbesitzers. Vgl. die Bemerkungen zu N. 2417 und 2418. — Phot. Union,
München.
24I9A "es Meisters Töchter in der Sommerfrische. In baum-
32 c reichem, von warmem Sonnenlicht durchspiel tem Garten, der
im Mittelgrunde durch Holzplanken von grünen Nachbargärten
abgetrennt ist, sitzen, nach links gewandt, zwei der blonden
Töchter des Meisters ohne Hüte auf Holzbäuken an Holztischen.
Vorn, wo ein Weg herabführt, beugt sich die dritte, sich mit
der Rechten am Geländer haltend, zu dem zottigen Hunde
herab, der sich spielend zu Boden geworfen hat. Sie sucht dem
Widerwilligen den Stock, den er mit den Zähnen festhält, zu
entreissen. Hinter ihr ein Gefäss mit Blumen; weiter rechts
oben ein Vogel auf einem Baume; links im Mittelgrunde eine
andere junge Dame. Bez. unten rechts: F. v. Uhde 1899.
Leinwand; h. 1,65; br. 1,78. — 1907 von der Uhde-Ausstellung des Säch-
sischen Kunstvereins. — Vorbesitzer der Meister selbst.
2420 Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild nach links ohne
34 a Kopfbedeckung, im braunen Rock vor braunem Grunde. Der
Künstler mit grossem blonden Schnurrbart ist nach links ge-
wandt, blickt aber nach rechts zurück. In der Rechten hält
er Pinsel und Palette. Bez. unten links: F. v. U.
Leinwand; h. 0,60%; br. 0,48%. — 1903 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der Sächsischen Kunstausstellung.
Victor Weishaupt
Geb. den 6. März 1848 zu München; gest. den 24. Februar
1905 in Karlsruhe. Trat erst nach der Heimkehr aus dem
Feldzug 1870 in die Akademie seiner Vaterstadt; bildete dort
unter W. Diez seine Technik aus, wurde 1895 Professor an
der Karlsruher Kunstakademie.
2421 Viehtränke bei einer Windmühle. Vorn im flachen Wasser
(2345) steht, nach rechts gewandt, eine prächtige Rinderherde. Rechts
37 c spricht ein Knecht zu Pferde mit einer Frau und einem Knaben,
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 779
die mit blossen Beinen im Wasser stehen. Links hinten sonniges
Weideland; rechts hinten das helle Dorf. In der Mitte die
mächtige Mühle. Blauer Himmel mit nassgrauen Wolken. Bez.
links unten: V. Weishaupt . München.
Leinwand; h. 1,45%; br. 2,06. — 1884 aas den Zinsen der PröU-Heuer-
Stiftung erworben. — Phot. Tamme.
Alfred von Wierusz-Kowalski
Geb. zu Suwalki im Gouvernement Augustowo (Russisch-Polen)
im September 1849; lebt in München. Nach vollendeten Gym-
nasialstudien begann er seine Kunststudien an den Akademien
zu Warschau und Dresden. Er vollendete sie zu München in
der Werkstätte Josef Brandt's.
Kurze Rast im Schnee. Im Hintergrunde heben weissbe- 2422
schneite Dächer sich vom rosigen Abendhimmel ab. Im Vorder- (2345 A)
gründe steht auf nass verschneiter Landstrasse ein mit braunem 25 a
Pferde bespannter Leiterwagen, auf dem ein wachsamer Hund
im Stroh liegt. Bez. links unten: A. Wierusz-Kowalski.
Buchenholz; h. 0,31; br. 0,20. — 1888 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung in Dresden.
Fritz August von Kaulbach
Geboren den 2. Juni 1850 in Hannover; lebt in München.
Sohn des Porträtmalers Friedrich Kaulbach, Grossneffe W. von
Kaulbach's. Schüler, Professor und von 1886 — 1891 Direktor
der Münchner Akademie.
Ein Maitag. Familienfest im Freien. Kleidung des sieb- 2423
zehnten Jahrhunderts. In parkartiger blühender Landschaft ist (2346)
die Familie rechts in einer Laube um einen gedeckten Tisch 26 c
gruppiert. Ganz rechts eine Frau mit ihrem Kleinen auf dem
Schoosse. Links am Tische ein grosser Hund neben einem leeren
Sessel. Eine junge Dame steht draussen in der Mitte und
teilt Kirschen unter eine bunte Kinderschar aus. Ganz links
tanzt ein Mädchen mit einem kleinen Knaben. Bez. links unten:
Fritz Aug. Kaulbach 1879.
Lindenholz; h. 0,96}^; br. 1,50. — 1879 im Kunsthandel aus München. —
Radiert von W. Unger 1890; desgl. von Th. Langer. — Phot. Hanfst.
780 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Toni Stadler
Geboren den 9. Juli 1850 in Göllersdorf (Niederösterreich).
Ursprünglich widmete er sich dem Studium der Medizin in
Wien und Würzburg; 1874 ging er zur Kunst über. Seit
1878 arbeitet er in München, wo er zum Professor ernannt wurde.
2424 Fränkische Landschaft. Grüner, rechts ansteigender Berg-
32 a abhang; Hügellandschaft mit zerstreuten herbstlich gefärbten
Bäumen. Grau umwölkter Himmel. Rechts oben ein Sonnen-
blick. Bez. unten rechts: T . Stadler . M.
Leinwand; h. 0,89^; br. 1.25. — 1904 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung.
Heinrich Joh. Zügel
Geb. den 22. Oktober 1850 zu Mnrrhard in Württemberg; lebt
in München. Schüler der Stuttgarter Kunstschule. In München
weitergebildet. Wurde 1894 Professor an der Karlsruher,
1895 an der Münchner Kunstakademie.
2425 Ausgewiesen. Blumiger Rasenabhang, nach unten rechts
(2346A) durch einen Holzzaun begrenzt. Oben in der Hürde die ruhende
37 d Schafherde. Links vorn vertreibt ein Hund sechs fremde Schafe,
unter denen ein brauner Widder. Erschreckt springen die fast
lebensgrossen Tiere, nach rechts gewandt, über den Zaun. Be-
zeichnet unten rechts: H. Zügel 94.
Leinwand; h. 1,40%; br. 2,01%. — Im Kat. 1896 als N. 2IJ48C. — 1894
aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stifhing von der akademischen Kunstausstellung zu
Dresden.
2426 Auf dem Heimwege. Ein Bauernbursche in Mütze, Jacke
32 b und Holzschuhen führt zwei schwarz- weisse junge Rinder, nach
links gewandt, am Rande eines schmalen, von winterlich kahlen
Bäumen und von Buschwerk eingefassten Wassers entlang.
Bez. oben links: H. Zügel . 1901 .MF.
Leinwand ; h. 0,70; br.1,00. — 1901 aus den Zinsen der Troll -Heuer-Stiftung.
Ernst K. G. Zimmermann
Geb. zu München den 24. April 1852; gest. in München den
15. November 1901. Schüler seines Vaters Reinhard Sebastian
Zimmermann, dann, unter Willi. Diez, der Münchner Akademie.
2427 Der Musikunterricht. Ländliche Gegend. Eine junge Frau
(2347) mit gelbem Kopftuch lässt ihren vor ihr stehenden halbnackten
32 a
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 781
Knaben auf das Spiel des alten, mit Fellen bekleideten Hirten
horchen, der vor ihnen die Flöte bläst. Hinter ihm steht ein
zottiger Hund; ihm links gegenüber lauscht ein bocksbeiniger,
mit dem Pardelfell geschürzter Satyr. Bez. rechts unten:
Ernst Zimmermann . München . 1834.
Leinwand; h. 1,59%; br. 2,11. — 1886 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng erworben.
Paul Wilhelm Keller-Reutlingen
Geboren zu Reutlingen den 2. Febr. 1854; lebt in München.
Schüler der Kunstschule zu Stuttgart, der Akademie in München.
Auf Studienreisen, namentlich in Italien, weitergebildet.
Abenddämmerung. Vorn der stille Fluss. Hinter ihm 2428
am hohen Ufer blicken Häuser mit erleuchteten Fenstern, im (2347A)
Flusse sich spiegelnd, zwischen hohen Bäumen hervor. Bez. 32 a
unten links: P. W. Keller -Reutlingen 1895.
Leinwand; h. 0,71%; br. 0,99. — 1897 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden.
Hugo König
Geboren zu Dresden den 12. Mai 1856; gestorben daselbst
den 27. Juli 1899. Schüler Erwin Oehme's in Dresden,
seit 1879 aber Seitz', Löfftz' und Lindenschmit's an der
Münchner Akademie. Seit 1884 selbständig, war er haupt-
sächlich in München tätig.
Mondschein-Träumerei. Sauberes, von Mondlicht erfülltes 2429
Eckzimmer. Mit weissen Mullgardinen verhängte Fenster(2347AA)
rechts und in der Mitte. Ein junges Mädchen in grünem 28 a
Rock und schwarzer Bluse sitzt sinnend, vom Rücken gesehen,
am Spiegeltisch, auf dem Bücher liegen. Bez. unten links:
Hugo König.
Leinwand; h. 1,00; br. 0,75. — 1899 von der »Deutschen Kunstausstellung«*
zu Dresden. — Phot. Bruckmann.
Fritz Strobentz
Geboren den 25. Juli 1856 zu Buda-Pest; lebt in München,
Studierte, nachdem er die Vorbildung in Schnepfenthal genossen,
seit 1874 an der Technischen Hochschule zu Dresden, seit 1877
an der Kunstakademie zu Düsseldorf unter Janssen und v. Geb-
hardt, seit 1880 in München unter Löfftz. Seit 1882 selbständig.
782 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2430 Junge Liebe. Lebensgrosses Kniestück. Im Schatten grüner
(2347 B) Laubbäume sitzen die jungen Liebenden in ländlicher Sonntags-
31 a kleidung nebeneinander. Bez. r. u. : Fritz Strobentz 1897.
Leinwand; h. 0,97 %; br. 0,97}^. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-lleuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot Bruckm.
Ludwig Herterich
Geboren zu Ansbach den 13. Oktober 1856; lobt in München.
Er begann seine Studien unter seinem Vater als Bildhauer in
Ansbach. Seit 1872 als Maler an der Münchner Akademie
unter seinem Bruder Joh. Kaspar Herterich und unter W. Diez.
Studienreisen nach Italien und nach Paris. 1884 Lehrer an
der Münchner, 1896 Professor an der Stuttgarter, 1S98 an
der Münchner Akademie.
2431 Ulrich von Hütten. Der Streiter des Glaubens unter dem
(2347C) Kreuze des Heilands. Links, als lebensgrosses plastisches
22 a Bildwerk im bewegten Stil der deutschen Kunst des Zeitalters
Dürer's, der Heiland am Kreuze. In blanker Rüstung, aber
mit entblösstem Haupte, steht der deutsche Ritter rechts unter
dem Kreuze, das er mit der Rechten umfasst. Ernst. Schmerz.
Demut und Tapferkeit spiegeln sich in seinen Zügen. Be-
zeichnet unten rechts: L. Herterich.
Leinwand; h. 1.83}^; br. 1,08. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung in Dresden. — Am Rahmen die
Inschrift: MILES EGO FIDEL — Im Ausstellungskatalog nur als Pie et fortiter<
bezeichnet. Doch trug es 1900 auf der Weltausstellung zu Paris, auf der es die
goldene Medaille erhielt, die Bezeichnung > Ulrich von Hütten c; und der Künstler
hat uns schriftlich bestätigt, dass dies der ursprüngliche und eigentliche Titel des
Bildes sei. — Dreifarbendruck E. A. Seemann.
Aug. Ed. Nikolaus Meyer (Claus Meyer)
Geb. den 20. November 1856 zu Linden vor Hannover; lebt
in Düsseldorf. Er begann seine Studien 1875 unter Kreling
in Nürnberg und setzte sie seit 1876 in München unter
Wagner und Loefftz fort. Professor der Karlsruher Kunst-
schule, seit 1895 der Düsseldorfer Akademie.
2432 Alte und junge Katzen. In einem Gemache, an dessen
(2348) schlichten weissen Wänden sich eine braune Holzbank entlang-
25 d zieht, sitzen drei Erauen in altdeutscher Tracht in lebhaftem
Gespräche beieinander. Die rechts sitzende erhebt, eine Klatsch-
in. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 783
geschichte vortragend, die rechte Hand. Zu ihren Füssen drei
junge Katzen an einem gelben Milchnapf. Bezeichnet unten
links: Claus Meyer. 1885.
Leinwand ; h. 0,83 ; br. 1,05. — 1886 im Kunsthandel aus München. — Phot.
Hanfstängl - München.
Chr. Robert Haug
Geboren zu Stuttgart den 27. Mai 1857; lebt in Stuttgart;
Schüler der Stuttgarter Kunstschule unter Bernhard Neher.
An der Münchner Akademie und durch selbständiges Natur-
studium weiterentwickelt. — Professor der Stuttgarter Akademie.
„Im Morgenrot". Kahle Anhöhe. Kühles Morgenlicht. Vier 2433
preussische Dragoner aus der Zeit der Befreiungskriege auf (2 34 8 A)
Vorposten. In der Mitte stehen drei ihrer Pferde, fast von 33 a
hinten gesehen. Schlafend sitzt der Reiter auf dem Pferde
zur Rechten, schlafend steht der Reiter neben dem Pferde zur
Linken, während der Reiter des ledigen mittleren Pferdes als
Vedette im Mittelgrunde auf der Höhe steht. Links lässt der
vierte Dragoner seinen Schimmel aus einem Bache saufen,
während er sinnend ins Morgenrot schaut: »Morgenrot,
Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod.« — Bez. unten
links: Robert Haug 91.
Leinwand; h. 0,95l/2 ; br. l^Va- — 1892 vom Künstler erworben. Das Bild
schmückte 1891 die Münchner Jahresausstellnng. — Phot. Hanfscängl-Münehen.
August Dieftenbacher
Geboren zu Mannheim den 14. August 1858; lebt in München.
Schüler der Professoren Loefftz und Lindenschmit an der
Münchner Akademie.
Ein schwerer Schicksalsschlag. Winter-Abend. Szene vor 2434
einem Alpenbauernhaus, in dem eine Lampe brennt. Rechts (2348 B)
im Mittelgrunde auf beschneitem Wege hält ein Wagen, auf 28 c
dem der verunglückte Bauer liegt. Der Fuhrmann steht vorn
und blickt mitleidig auf die junge Frau hinab, die an einer
Bank hingesunken ist. Links in der Haustür die Grossmutter
mit den beiden Kindern und einem Hunde. Bez. unten links:
Aug. DIEFFENBACHER. München 1893.
Leinwand; h. 1,17; br. 2,12. — 1894 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Hanfstängl.
784 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Karl Bios
Geb. zu Mannheim den 24. Novbr. 1860; lebt in München.
Von 1880 — 1883 war er Schüler der Karlsruher Kunstschule,
besonders Carl Hoffs; von 1883 — 1887 war er an der
Münchner Akademie Schüler Wilh. von Lindenschmit's. Seit
1887 selbständig- in München tätig.
2435 Eckzimmer eines Bauernhauses. Inneres ohne Figuren.
(2348BB)An der grauen Wand ein Kruzifix und Heiligenbilder. Auf
25 c der grünen Decke des Tisches ein Glas mit gelben Blumen.
Helles Sonnenlicht fällt durch die Fenster. Bezeichnet unten
links: CARL BLOS . M.
Leinwand; h. 0,50; br. 0,64. — 1901 aus den Zinsen der Pröll - Hener-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung in Dresden.
Franz von Stuck
Geboren den 23. Februar 1863 zu Tettenweis in Nieder-
bayern ; lebt in München, wo er Akademieprofessor ist. Schüler
der Münchner Akademie 1882 — 1884. Selbständig, wenn
auch mit teilweiser Anlehnung an Böcklin, weiterentwickelt.
Maler und Bildhauer.
2435 A Der Zweikampf. Es ist der »Kampf ums Weib«. In
34 d einer rechteckig nach innen vertieften gewölbten Steinhalle,
die vorn in der Mitte durch eine massige toskanische Rund-
säule gestützt wird, steht »das Weib« als feurige Spanierin
in grünem Reifrockkleide und gelblichem Spitzen -Umschlage-
tuch, eine hochrote Schleife im dunklen Haar. Mit dem Rücken
an jene Säule gelehnt, harrt sie in äusserlicher Ruhe des
Ausgangs des Kampfes der beiden Männer, die in schwarzroter
spanischer Tracht, mit dem gezückten Dolchmesser in der
Rechten sie und einander in gespannter Erregung umkreisen,
um die Gelegenheit, handgemein zu werden, abzuwarten. Der
ältere der Männer strebt vorn rechts, von hinten gesehen,
gerade bildein wärts ; der jüngere strebt links im Mittelgrunde,
von vorn gesehen, gerade nach vorn. Bez. rechts in der Mitte:
FRANZ VON STVCK 1907.
Kiefernholz; h. 0,78%; br. 0,82. — 1908 von den Zinsen der ProU-Heoer-
.Stiltung.
III. Münchner Schule. XIX. Jahrhundert 785
Ludwig Putz
Geb. zu Wien den 15. August 1866; lebt in München.
Schüler des Frithiof Smith und der Kunstakademie in München.
Eroberung einer französischen Batterie durch thüringische 2436
Infanterie in der Schlacht bei Sedan. Wald und Haide, aus (2348 C)
der einzelne Kiefern hervorragen. Rechts steht die von Ge- Cnemnitz
fallenen umgebene, nur noch schwach verteidigte französische
Batterie. Links stürmen die siegreichen Thüringer heran.
Bezeichnet rechts unten : Putz 88.
Leinwand ; h. 0,73 ; br. 0,99. — Kat. 1892 : N. 2348 B. — 1890 im Kunsthandel
ans Dresden. — 1904 an die Kunsthütte in Chemnitz.
Richard Riemerschmied
Geb. zu München den 20. Juni 1868; lebt in München.
Schüler der Münchner Akademie unter L. von Loefftz. Auch
durch kunstgewerbliche Arbeiten bekannt.
Der Garten Eden. Von hohen Bäumen beschattetes, von 2437
blauem Bache durchschlängeltes Prachttal, das rechts zum (2348D)
Gestade des dunkelblauen Meeres hinabführt. Links im Mittel- 38 c
gründe fällt glühendes Sonnenlicht auf die herbstlich roten
Laubbäume und den grünen Basenhang. In der Mitte steht
der Baum der Erkenntnis mit goldenen Früchten. Sinnbildlich
bezeichnet der Bing, der ihn umgibt, ihn als den Baum, der
mit dem Banne belegt ist. Ein Löwe steht rechts vorn,
Hirschkühe mit Kälbern stehen links unter dem Baume. Bez.
1. u.: Monogramm R. R. 96. Auf dem silbergrauen Rahmen,
der als unauslöslicher Bestandteil des ganzen Werkes anzu-
sehen ist, erscheinen in flacher Reliefausführung links Adam,
rechts Eva, im Profil einander zugewandt. Oben am Rahmen
die Inschrift: UND GOTT DER HERR PFLANZTE EINEN
GARTEN IN EDEN. I. MOS. 28.
Leinwand; h. 1,81; br. 1,81. — ■ 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot. Bruekm.
Max Slevogt
Geboren den 8. Oktober 1868 in Landshut; lebt in Berlin.
Schüler der Münchner Akademie, namentlich Raupp's und
Diez'. Nach Beendigung seiner Lehrzeit arbeite er 1891 bis
1899 in München, seit dieser Zeit in Berlin. Professor.
50
786 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2437 A Der Ritter und die Frauen. Der gehelmte und geharnischte
38 a lütter, der der Verführung entrinnt. In einem an einen Harem
des Ostens mahnenden Zelte, das mit faltenreichem graugelben
Zeltlinnen geschlossen ist, bemühen sich drei junge Weiber,
den stattlichen Ritter in blanker Rüstung festzuhalten, der mit
vorgebeugtem Oberkörper nach rechts zu enteilen sucht. Auf
dem mit dunklem, farbig gestreiftem Teppich belegten Boden
liegt eine der Frauen völlig unbekleidet mit dem Rücken nach
oben und umklammert sein rechtes Bein, liegt eine zweite,
kaum mehr bekleidet, auf dem Rücken und umklammert sein
linkes Bein. Hinter ihm steht eine dritte mit aufgelöstem
Haar in rotem Gewände und sucht ihn mit ihrer Rechten
festzuhalten. Links weiter zurück liegt ein viertes junges Weib
in dunkelgelbem Gewände, ihre Füsse gegen eine blau -rote
Fussrolle stemmend, sich räkelnd auf dem Rücken, während
eine fünfte in gelbem Unter-, grünlichem Obergewande links im
Mittelgrunde an der Zeltöffnung steht, durch die sie mit
winkender Geberde andere zur Hilfe' zu rufen scheint. Be-
zeichnet unten rechts: Slevogt 1903.
Leinwand; h. 1,60; br. 2,05. — 1908 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung.
Leo Putz
Geboren 1869 in Merau; lebt in München. Schüler der
Münchner Akademie und der Academie Julian in Paris. Liess
sich nach Beendigung seiner Studien in München nieder, wo
er sich der Künstlergruppe der »Scholle« anschloss.
2437 B Weibliches Bildnis. Die Braut des Künstlers. Als Kuie-
38 a stück, fast von vorn gesehen, ihren hellfarbig aufgeputzten
Strohhut in der gesenkten Rechten haltend, steht die schwarz-
haarige Dame in schlichtem schwarzen Kleide im Garten des
Villenhauses, das den Hintergrund füllt. Unmittelbar hinter
ihr das Geländer des Kanals, das den Garten durchquert.
Rechts am weisslich gestrichenen, mit grünen Jalousien ver-
sehenen Hause ein Blick ins Freie. Hellblauer, sonnendurch-
strahlter Himmel. Bezeichnet rechts nuten: Leo Putz 1904.
I>einwand; h. 1,43; lir. 1,35. — 1908 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftong.
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert 787
Rudolf Schramm -Zittau
Geb. zu Zittau den 1. März 1874; lebt in München. Schüler
der Akademien von Dresden, Karlsruhe und München. Den
nachhaltigsten Einfluss übte Zügel in München auf ihn aus.
Hühner im Stall. Rechts steht ein stattlicher rotkämmiger 2438
schwarzer Hahn neben einigen Futter pickenden Hennen. (2348E)
Weiter zurück liegen die meisten weissen jungen Hennen am 33 b
Boden. Von links oben fällt ein heller Sonnenstreifen in
das Dämmerlicht des Stalles. Bez. rechts unten: RUDOLF
SCHRAMM -ZITTAU.
Leinwand; h. 0,79; br. 1,10. — 1901 aus den Zinsen der PröU- Heuer-
Stiftung' von der Internationalen KunstaussteUung zu Dresden.
IV. Die Berliner Schule
Joh. Heinr. Karl Krüger
Geb. zu Salzwedel den 5. Juni 1812; gest. den 30. Jan.
1880 in Arendsee bei Seehausen in der Mark Brandenburg.
Schüler der Berliner Akademie. In Italien weitergebildet.
Von 1850 — 1872 in Dresden.
Dorflandschaft. Motiv aus der Altmark. Vorn links 2439
zwischen Bäumen ein Weg mit einer Bäuerin und einem Hunde. (2349)
Vorn in der Mitte ein Wasser, an dem Kühe weiden. Rechts F.-M.
im Mittelgrunde ein Dorf hinter hohen Bäumen.
Leinwand; h. 0,99%; br. 1,33}^. — 1861 mittels der Ausstellungsgelder. —
1896 ans Kgl. Finanzministerium.
K. Ludwig Jul. Rosenfelder
Geboren den 18. Juli 1813 zu Breslau; gest. den 18. April
1881 zu Königsberg i. Pr. Schüler Hensel's an der Berliner
Akademie. Bereiste Italien. War seit 1845 Direktor der
Königsberger Akademie.
Bildnis des Malers Ernst Resch. Brustbild ohne Hände 2440
nach rechts, mit dem Kopf nach vorn. Der Dargestellte (geb. (2350)
1808 in Dresden, gest. 1864 als Professor in Breslau) trägt 41 a
einen grauen, mit braunem Pelz besetzten Mantel.
Leinwand ; h. 0,66Va ; br. 0,52. — 1864 als "Vermächtnis des Dargestellten.
— Inventar 1855 ff. S. 50.
50*
788 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Adolf Friedr. Erdmann Menzel
Geboren zu Breslau den 8. November 1815, gest. zu Berlin
den 9. Februar 1905, wohin er schon 1830 mit seinen Eltern
übersiedelte. Bildete sich, obgleich er 1833 vorübergehend
die Gipsklasse der Berliner Akademie besuchte, hauptsächlich
aus sich selbst heraus. Berlin hat er nur zu kürzeren Reisen
verlassen. Er ist der Hauptmeister der Berliner Kunst des
XIX. Jahrhunderts.
244 1 Predigt in der alten Klosterkirche zu Berlin. Blick aus dem
(2350A) Mittelschiff in das gotisch gewölbte, mit Emporen versehene
34 a Seitenschiff. Links hängt ein alter Messingkronleuchter. In der
Mitte am Pfeiler die mit geschnitztem Baldachin überdeckte
Holzkanzel ; auf ihr, von vorn gesehen, der Prediger, in dem
der berühmte Schleiermacher verewigt sein soll; unten im
Hauptschiff die andächtige Gemeinde. Bez. r. u. : Menzel 1847.
Leinwand; h. 0,63; br. 0,53. — 1892 im Xunsthandel aus Berlin. — Das
Werk, das in Jordan und Dohme's Menzelwerk (Berlin 1890 N. 14) allgebildet und
(Text S. 38) als » Meisterstück der Charakteristik« gefeiert worden, befand sich im
Besitze der Frau E. Milner zu Gross-Lichterfelde bei Berlin.
2442 Der Markt von Verona (La Piazza d'Erbe). Die hohe
33 a Häuserreihe des weiträumigen Gemüsemarktes von Verona, die
das Bild im Mittelgrunde abschliesst, wird nur halb links
durch die hier einmündende sonnenbeschienene Strasse durch-
brochen. Halb rechts auf dem Platze erhebt sich der
prächtige Springbrunnen mit reichlich sprudelndem Wasser.
Mächtige, hell von oben beleuchtete Sonnenschirme beschatten
die einzelnen Verkaufsstände. Unbeschreibliches Volksgewühl
füllt den Platz. Die englische Familie links vorn hat Mühe
sich der zudringlichen Strassenjugend zu erwehren. Die beiden
Raubvogelhandler neben ihnen haben ihre Last mit den Vögeln,
die sie an langen Stangen, an denen sie mittels Bindfaden
und ihrer Klauen befestigt sind, durch die Menge tragen. Dem
einen ist sein Vogel, den er mit der Linken zurückholt, auf
•das Dach eines der Sonnenschirme gefallen. Rechts vorn sitzt
•ein Mann auf seinem Eselkarren. Ganz vorn links und in
•der Mitte sind Strassenarbeiter, am Boden hockend, mit der
Ausbesserung des Pflasters beschäftigt. Bez. rechts unten:
Adolph Menzel 1884.
IY. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert 789
Leinwand ; h. 0,73 ; br. 1,27. — Das 1884 gemalte Bild ging zunächst in
den Besitz des Berliner Kunsthändlers Pächter über. Später befand es sich jahre-
lang in der Galerie Henneberg in Zürich, mit der es 1903 in München versteigert
wurde, um in den Besitz des Herrn Em. Meiner in Leipzig za gelangen. 1905 aus
den Zinsen der Pröll- Heuer-Stiftung mit namhaftem Zuschuss eines ungenannten Kunst-
freundes durch Vermittlung des Königl. Hofkunsthändlers Herrn L. Gutbier erworben.
Im Biergarten (Kissingen). Vorn ein vornehmer, schattiger 2443
"Wirtschaftsgarten, zu dem links von der sonnigen Strasse eine 32 a
Treppe herabführt. Vorn am runden Tisch sitzen ein älterer
Herr, der im Begriffe ist, ein Zündhölzchen für seine Zigarre
anzustreichen, und eine jüngere Dame, die an einer Rose riecht.
Beide unterhalten sich mit zwei rechts am Tische stehenden
Herren, von denen der eine in süddeutschem Joppen - Anzug
einen Hund an der Leine hält, der sich unter den Tisch ge-
legt hat, der andere, ein Husarenoffizier, sich auf sein Fahrrad
stützt. Links naht ein Paar, deren vorauseilendes Töchterchen
einen Mops an der Leine führt, der mit dem unter dem Tisch
liegenden Hunde anzubinden sucht. Bez. u. 1. : Menzel 1891.
Deckfarbenmalerei auf Papier; h. 0,17%; br. 0,24. — 1905 aus den Zinsen
der Pröll-Heuer-Stiftung. — Im Nachtrag zu Bruckmann's Menzelwerk (München
1896) als N. 5 (»Im Biergarten ; nach Erinnerungen aus Kissingen«). — Phot.
Hanfstängl.
Karl L. F. Becker
Geb. den 18. Dezember 1820 zu Berlin; gest. daselbst den
20. Dez. 1900. Schüler der Berliner Akademie; insbesondere
A. v. Klöbers. In München, Paris, Rom, Venedig weitergebildet.
Professor und 1882 Präsident (seit 1895 Ehrenpräsident) der
Berliner Akademie.
Eine Bilderversteigerung. Tracht der Zopfzeit. Der Verkauf 2444
findet in einem herrschaftlichen Zimmer statt. Der alte Ver- (2351)
steigerer sitzt in der Mitte am Tische. Ueber ihm steht der 27 a
Ausrufer. Links drängen die Kenner sich um das auf den
Tisch gestellte Bild einer Susanna. Rechts erklärt ein Herr
der neben ihm sitzenden Dame ein Bild. Ein Bild wird erst
von der Wand genommen, ein anderes schon hinausgetragen.
Bez. links unten: C. Becker. (C und B zusammengezogen.)
Leinwand; h. 1,23; br. 1,58. — 1882 vom Coniite der Albert - Vereins-
Lotterie.
790 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
K. Wilhelm Gentz
Geb. zu Neu-Ruppin den 9. Dezember 1822; gest. in Berlin
den 23. Aug. 1890. Schüler der Berliner und Antwerpener
Akademie. Seit 1846 unter Couture und Gleyre in Paris
weitergebildet. Er unternahm wiederholte Studienreisen in den
Orient. Seit 1881 Professor an der Berliner Akademie.
2445 Das Totenfest in Kairo. Vorn der türkische Friedhof,
(2352) zwischen dessen Gräbern buntes Volk den Toten huldigt.
42 b Rechts werden Almosen ausgeteilt. Links im Hintergrunde
die Stadt, vor der ein lauger Zug von Palmenträgern sich
herabbewegt; an seiner Spitze ein Mann in rotem Talar und
rotem Turban. Bez. rechts unten: W. Gentz. 1871.
Leinwand ; h. 0,74 ; br. 1,26. — 1876 im Kunsthandel ans Berlin.
Hans Fr. Gude
Geb. zu Christiania den 13. März 1825; gest. den 17. Aug. 1903
in Berlin. Seit 1841 Schüler der Düsseldorfer Akademie, 1842 bis
1847 J.W. Schirmer's daselbst. Auf vielen Studienreisen weiter-
gebildet. 1854 — 1862 Professor an der Düsseldorfer Akademie,
1864 — 1S80 Professor der Kunstschule zu Karlsruhe. Dann
bis 1901 Leiter eines Meisterateliers in Berlin.
2446 Landende Fischer. Links das brandende blaugrüne nor-
(2353) dische Meer, auf dem Böte segeln. Rechts vorn der Strand,
30 d an dem eine Frau mit ihrem Netze, ein Mädchen mit Fischen
beschäftigt ist. Links vorn landet ein Bot, an dessen Rand
ein barfusses Mädchen sitzt, während der alte Fischer einem
jungen Burschen den Korb auf den Rücken gibt. Bezeichnet
unten rechts: H. F. Gude (H F G als Monogramm) 1885.
Leinwand; h. 1,35; br. 2,40. — 1885 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stit'timg.
Heinrich Joh. Gärtner
Geb. zu Neu-Strelitz in Mecklenburg den 22. Februar 1828; lebt
in Dresden. Seit 1845 Schüler Fr. Wilh. Schirmer's in Berlin;
seit 1847 Adr. Ludw. Richter's in Dresden; in Rom weiter-
gebildet. Er malte Wandgemälde in Dresden (Hoftheater),
Berlin und Leipzig. Bis 1896 in Berlin, dann in Leipzig,
seit 1900 in Dresden.
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert 791
Im Schweisse ihres Angesichts. Grosse heroische Land- 2447
schaft mit Adam und Eva, Kain und Abel nach der Vertreibung (2354)
aus dem Paradiese. Links im Hintergrunde ein Wasser. Vorn 24 c
links sitzt Eva an einer Eelsengrotte. Der kleine Abel steht
an ihren Knieen. Vorn in der Mitte, nach links gewandt, steht
Adam und gräbt den Acker. Kain steht neben ihm auf seine
Hacke gestützt. Bez. links unten: H. G.fec. Roma 1865.
Leinwand ; h. 1,62 ; br. 2,22. — 1872 mittels der Ausstellungs-Einnahme
erworben.
Ludwig Knaus
Geb. den 5. Okt. 1829 zu Wiesbaden; lebt in Berlin. Seit
1845 Schüler der Düsseldorfer Akademie unter W. v. Schadow
und K. Sohn; 1852—1860 in Paris; 1861—1866 in Berlin;
1867— 1874 in Düsseldorf. Seit 1874 Lehrer eines Meister-
Ateliers in Berlin.
Hinter dem Vorhang. Eine wandernde Seiltänzer- und Gaukler- 2448
Gesellschaft gibt Vorstellung in einem Dorfe, das links hinter (2355)
dem Zirkuszelt hervorblickt. Ein Seiltänzer steht auf dem Seil, 26 d
ein Neger schlägt den Vorhang zurück. Vorn in der Mitte sitzt
der bemalte Clown, sein Jüngstgeborenes aus der Flasche
tränkend. Zwei Kinder wärmen sich am Kochofen die Hände.
Rechts vorn bemüht ein ältlicher Herr sich um die Seil-
tänzerin. Bez. links unten: L. Knaus 1880.
Mahagoniholz; h. 0,81; br. 1,10%. — 1880 im Kunsthandel aus Berlin. —
Phot. Hanfstängl-München.
Otto E. F. A. Dörr
Geb. zu Ludwigslust den 3. Dez. 1831; gest. zu Dresden den
18. Nov. 1868. Schüler der Berliner Akademie, widmete sich
unter Steffeck in Berlin der Pferdemalerei; seit 1852 in Paris
weitergebildet. Er liess sich in Dresden nieder, ging aber gegen
Ende seines Lebens nochmals zu Bonnat nach Paris.
Pariser Maler-Atelier. Atelier Bonnat's um 1867. Rechts 2449
auf einer Bretterbühne steht ein nackter junger Mann Modell. (2356)
Links sitzen und- stehen die jungen Maler zeichnend an ihren 24 b
Staffeleien. Bez. links unten: 0. Dörr.
Leinwand ; h. 0,61 ; br. 0,82. — 1871 von der Witwe des Künstlers, Frau
Bertha Dörr, geschenkt.
792 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Louis Douzette
Geb. den 25. Sept. 1834 zu Triebsee in Neuvorpommern ; lebt
in Berlin. Anfangs Stubenmaler. Erst 1868 Schüler H.
Eschke's in Berlin. Auf Studienreisen weitergebildet.
2450 Ein Landsee im Mondschein. Links vorn am Ufer Bäume
(2357) und Felsblöcke; rechts am Schilfe ein Fischerbot. Der Mond
25 d wirft links aus leichtem Gewölke einen hellen Lichtstreifen
auf die Wasserfläche; davor ein Segel; rechts im Mittelgrunde
ein rötliches Licht. Bez. links unten : L. Douzette.
Leinwand; h. 0,58%; br. 0,90%. — 1883 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng erworben.
Christian Wilberg
Geb. den 20. Nov. 1839 zu Havelberg; gest. den 3. Juni 1882
zu Paris. Anfangs Stubenmaler. Erst seit 1861 in Berlin unter
Weber und Pape zum Künstler, unter Gropius zum Dekorations-
maler gebildet. 1870 unter Oswald Achenbach in Düsseldorf
weiterentwickelt; 1870 — 74 in Italien. Später in Berlin ansässig.
2451 „Memento mori." Motiv aus dem Sabinergebirge. Nacht-
(2358) stück. Links eine Klosterkirche unter Riesenzypressen. Einige
28 d Mönche, welche Kreuze tragen, auf dem Wege davor. Rechts vorn
ein Friedhofskreuz, im Mittelgrunde eine tiefe, stromdurchrauschte
Schlucht. Bez. links unten: Ch. Wilberg.
Leinwand; h. 1,30; br. 1,10. — 1883 von einer in Dresden ansässigen
Familie geschenkt.
Karl Ludwig
Geb. den 18. Jan. 1839 zu Römhild in Sachsen-Meiniugen;
gest. den 18. Sept. 1901 in Berlin. Seit 1858 Schüler
Karl v. Piloty's in München. In München bis 1867. 1877
bis 1880 Professor der Köuigl. Kunstschule in Stuttgart; seit
dieser Zeit in Berlin.
2452 Alpenlandschaft. Motiv von der Lenzer Haide in Grau-
(2359) büuden. Gewitterstimmung. Mächtige Wolken umziehen die
27 c Berge. Links am Abhang ein sonnenbeleuchtetes Dorf. Auf
dem Wege, der zu ihm hinaufführt, eine Gestalt mit rotem
Regenschirm. Rechts ein graues Wasser in grüner Wiese.
Dahinter vor der Felswand eine Kirche mit rotem Dach. Be-
zeichnet rechts unten: Carl Ludwig. Berlin 1882.
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert 793
Leinwand; h. 1,37; br. 2,01. — 1883 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung. — Phot. Tamnie.
Der Albulapass in Graubünden. Durch den mächtigen 2453
Hochgebirgsstock zieht sich die graue Landstrasse in kühnen (235 9 A)
Windungen empor. Oben löst weiches weisses Gewölk sich 39 b
unter blauem Himmel über Schneefeldern von den Gipfeln ab.
Vorn auf der Landstrasse ein Hirt in blauem Mantel hinter
seiner Schafherde. Bez. u. 1.: Carl Ludwig, Berlin.
Leinwand; h. 1,50; br. 2,25. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftuug von der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Tamme.
Eugen Bracht
Geb. zuMorges bei Lausanne den 3. Juni 1842; lebt in Dresden.
Schüler Schirmer's in Karlsruhe, Gude's in Düsseldorf (1861)
und Karlsruhe (1875). Er widmete sich von 1864 — 1875
dem Kaufmannsstande, kehrte dann aber zur Malerei zurück.
Seit 1883 Professor an der Berliner, seit 1902 an der
Dresdner Akademie.
Herbsttag an der englischen Südküste. Links ragt die steile, 2454
baumlose Küste, an deren Abhang die TJeberreste eines Stein- (23 5 9 B)
hauses liegen. Rechts brandet das graue Meer an den Klippen. 37 a
Möwen flattern über den Wellen. Der Himmel ist grau um-
wölkt; Regen und Nebel umschleiern den Hintergrund; vorn
aber scheint die Sonne. Bez. 1. u. : Eugen Bracht, Berlin.
Leinwand; h. 1,20%; br. 2,01. — Kat. 1892 N. 2359 A. 1889 aus den Zinsen
der Pröll-Heuer-Stiftung von der akademischen Kunstausstellung in Dresden.
Winterabend. Kleines Flusstal. Der vereiste Fluss, der 2454 A
sich nach rechts zum Vordergrund herabzieht, wird im Mittel- 37 a
gründe neben drei hohen kahlen Bäumen von einer einbogigen
Steinbrücke überspannt, über die, nach links gewandt, einige
ländliche Gestalten enteilen. Scharf heben die steil ansteigen-
den beschneiten Höhen des Ufers, die rechts mit Bäumen über
braunem Felsenhange bewachsen sind, sich von dem schweren,
graubraunen Winternachmittagshimmel ab. Bezeichnet rechts
unten: EVGEN BRACHT 1907.
Leinwand; h. 1,34%; br. 1,16. — 1908 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung.
Paul Meyerheim
Geb. zu Berlin den 13. Juli 1842; lebt in Berlin. Schüler der
Berliner Akademie und seines Vaters Eduard Meyerheim (1857
794 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
bis 1860). Auf Reisen, besonders in Paris weitergebildet.
Professor an der Berliner Kunstakademie.
2455 In der Tierbude. Links hinter einem mächtigen Elefanten
(2359 C) hält ein Neger ein Krokodil, dem ein weisser Tierbändiger den
26 d Rachen öffnet, auf dem Rücken. Zahlreiche ländliche Zuschauer.
Ein Bauer betastet neugierig den Buckel eines Zebu -Rindes.
Oben schaukeln sich bunte Papageien und Kakadus. Links
vorn zwei Affen. Bez. 1. u.: 1894. Paul Meyerheim.
Leinwand; h. 0,88; br. 1,29. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Hener-Stiftung
von der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Hanfstängl.
Karl Gussow
Geb. den 25. Februar 1843 in Havelberg; gest. den 27. März
1907 in Neupasing bei München. Schüler A. von Ramberg's
und Ferd. Pauwels1 in Weimar. Auf Reisen weitergebildet.
Professor der Weimarer Kunstschule seit 1870, der Karlsruher
Kunstschule seit 1874, seit 1876 der Kunstakademie zu Berlin.
wo er eine gefeierte Schule des »Realismus« leitete. Seit
1 892 lebte er, nachdem er sich von der Lehrtätigkeit zurück-
gezogen, in München.
2455 A Bildnis der Gattin des Künstlers. Halbfigur ohne Hände
37 d nach links vor warmgrünem Gründe. Die frische rotwangige
Dame mit blauen Augen und braunem Haar tragt ein schwarzes,
spitz ausgeschnittenes Kleid mit weisser Rüsche. Bezeichnet
oben rechts C. GVSSOW. Kre 1875.
Mahagoniholz; h. 0,76%; br. 0,56. — 1907 nach der Gussow-Ausstellnng
des Siichs. Kunstvereins von der Witwe des Künstlers. — »Kre« bedeutet »Karlsruhe«.
Franz Skarbina
Geb. zu Berlin den 24. Februar 1819; lebt in Berlin. Pro-
fessor. Schüler der Berliner Kunstakademie. Weitergebildet
auf Studienreisen, besonders seit 1 880, durch Holland, Belgien
und Frankreich; 1885 — 1886 in Paris; dann Lehrer der
Anatomie an der Berliner Kunstakademie.
2456 Belgisches Kabarett. Motiv aus dem Stranddorf La Panne.
(235 9 D) Schlichtes, von rechts durch grosse Fenster erleuchtetes Zimmer
34 a mit rotgestrichenen Wänden. Vorn steht einer der »Islands-
fischer« mit der Pfeife im Munde, sein Netz ausbessernd. Am
IV. Berliner Schule. XIX. Jahrhundert 795
grün gestrichenen Tisch sitzt ein jüngerer bei einem Glase
Bier. Links steht ein kleines Mädchen in blauer Schürze, sein
Butterbrot essend. Bez. unten rechts: F. Skarbina 1891.
Leinwand; h. 0,68%; br. 0,49. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der akademischen Kunstausstellung in Dresden.
Max Liebermann
Geb. zu Berlin den 20. Juli 1847 ; lebt in Berlin. Studierte an-
fangs in Weimar; seit 1872 in Paris, zunächst unter Munkacsy,
dessen Einfluss jedoch bald demjenigen Millet's wich. Selbst-
ständige Naturstudien vollendeten seine Entwicklung. 1879
bis 1884 lebte er vornehmlich in München; dann siedelte er
nach seiner Vaterstadt über. Professor.
Die Näherin. Nach rechts gewandt, sitzt die Frau mit 2457
weisser Haube auf einem Stuhle in ihrem Gärtchen. Das(2359DD)
Weisszeug, an dem sie näht, liegt auf ihrer hellen Schürze. 34 a
Bez. rechts oben: M. Liebermann.
Leimrand; h. 0,66; br. 0,51. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Hener-Stiitung
von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot. Brnckm.
Richard Friese
Geb. zu Gumbinnen den 15. Dezember 1854; lebt in Berlin.
Schüler der Berliner Akademie 1877 — 1881.
Die Wüstenräuber. Links unten rauchen die Lagerfeuer der 2458
rastenden Karawane. Vorn, über die steinige Anhöhe, schleicht (2359 E)
lauernd ein fast lebensgrosses Löwenpaar heran. Der Löwe 22 d
liegt rechts oben, nach links gewandt, zum Sprung bereit auf
dem Bauche. Die Löwin klettert vorn in der Mitte mit vor-
gerecktem Halse empor. Bez. rechts unten: Rieh. Friese 84.
Leinwand ; h. 1,91 ; br. 2,95. — Kat. 1892 N". 2359 B. 1888 aus den Zinsen der
Pröll-Heuer-Stiftung von der akadem. Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Tamme.
Oskar Frenzel
Geboren zu Berlin den 12. November 1855; lebt in Berlin.
Anfangs Lithograph; seit 1884, durch Paul Meyerheim veran-
lasst, Schüler der Berliner Akademie; 1885 — 1889 Schüler
Eugen Bracht's daselbst. Durch Studienreisen in Deutschland
weiterentwickelt.
798 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
V. Die Wiener Schule
Joseph Anton Koch
Geb. den 27. Juli 1768 zu Obergibeln im Lechtal in Tirol;
gest. den 12. Jan. 1839 in Rom. Empfing seinen ersten
Kunstunterricht bei einem Zeichenlehrer in Augsburg, weiteren
Unterricht aber 1785 — 1791 auf der Stuttgarter Karlsakademie.
Seit 1795 im Anschluss an A. J. Carstens in Rom weiter-
gebildet, behielt er, von Reisen nach Deutschland und einem
dreijährigen Aufenthalte in Wien (1812 — 1815) abgesehen,
seinen Wohnsitz in der ewigen Stadt. Er ist der Begründer
der heroischen Landschaft der neueren deutschen Schule.
2463 Landschaft mit dem hl. Martin. Links vorn am Wege ein
23 c Madonnenbild, an dem eine Prozession vorbeizieht.' Ihr voraus
reitet rechts der hl. Martin als geharnischter Krieger auf
weissem Rosse, im Begriffe, mit dem Schwerte seinen roten
Mantel zu zerteilen, um die Hälfte dem neben ihm an Krücken
hinkenden Bettler zu schenken. Im Hintergrunde links die
Meerbucht, rechts das Gebirge. Bez. unten rechts: G. Koch
Tyrolese fece 1815.
Lindenholz; h. 0,55; br. 0,47%. — Gegenstück zum folgenden. — 1903 als
Geschenk des Herrn Ed. Cichorius aus Leipzig. — Gegen Ende der Wiener Zeit des
Meisters entstanden.
2464 Landschaft mit dem hl. Benedikt. In die steile Felsen-
23 c schluchthöhle bei Subiaco wird dem hl. Benedikt vom hl. Ro-
manus das Brot an einem Seil hinabgelassen. Links braust
ein Wasserfall herab, über dem ein Regenbogen steht. Subiaco
thront in der Mitte des Mittelgrundes auf steilem Felsen.
Links vorn ein Reiher, der einen Fisch im Schnabel hält.
Bez. unten links: O. Koch Tyrolese fec 1815.
Undenholz; h. 0,55; br. 0,47%. — Gegenstück znm vorigen — 1903 als
Geschenk des Herrn Ed. Cichorius aus Leipzig. — Yergl. die Bemerkungen zum
rorigen.
2465 Berner Oberland. Grosses, baumbewachsenes, flussdurch-
41 a strömtes Alpental, in das verschiedene Wasserfälle herabstürzen.
Schroffe Schneeberge blicken aus dem Hintergrunde herüber.
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert 799
Vorn entfaltet sich ein buntes ländliches Leben. Links bläst
ein Hirt vom Dache einer Ruine herab auf langem Hörne ;
davor die Viehtränke am Brunnen. In der Mitte kämpfen
zwei Ziegenböcke, spricht ein auf seine Flinte gestützter Jäger
mit einem ruhenden Paare.
Leinwand; h. 0,73%; br. 0,99. — 1903 als Geschenk des Herrn Eduard
Cichorius aus Leipzig, der es 1868 von der von Quandt'schen Sammlung in Dresden
erwarb. — Etwas kleinere Wiederholung des Originalbildes des Ferdinandeums in
Innsbruck mit der Inschrift : J. Koch Tirolese Roma 1817, das sich 1906 als N. 871
auf der deutschen Jahrhundert-Ausstellung in Berlin befand.
Joh. Heinr. Ferdinand von Olivier
Geb. zu Dessau den 1. April 1785; gest. zu München den
11. Febr. 1841. Jüngerer Bruder Heinrich's, älterer Bruder
Woldemar Friedrich's von Olivier. Er empfing seinen ersten
Kunstunterricht durch D. C. W. Kolbe in Dessau. Mit seinem
älteren Bruder seit 1804 in Dresden, seit 1807 in Paris
vornehmlich durch das Studium der älteren Meister weiter-
entwickelt. Seit 1811 mit seinem jüngeren Bruder, der später
nach Eom ging, in Wien. Hier seit 1812 unter Jos. Ant.
Koch weiterentwickelt. Dann hauptsächlich in Wien als Land-
schaftsmaler der neudeutschen Richtung tätig, bis er 1833
als Professor der Kunstgeschichte und Generalsekretär der
Akademie in München angestellt wurde.
Salzburgische Landschaft. Blick vom Kapuzinerberg. Ein 2466
Turm und ländliche Gebäude in ummauertem Gehege. Blick 23 c
ins grüne, sich rechts nach innen ziehende Tal. Graublaue,
von Wolken umzogene Berge schliessen Mittel- und Hintergrund.
Rechts vorn stehen zwei Frauen mit einem Knaben im blumigen
Rasen. Ein Wanderer, der eben heraufgestiegen, naht sich
ihnen. Bez. u. r. mit dem Monogramm: (liegendes F in
kreisrundem 0) und 1824.
Eichenholz; h. 0,49%; br. 0,63. — 1902 von Herren von Zahn und Jaensch
in Dresden.
Ludwig Ferd. Schnorr von Carolsfeid
Geb. zu Königsberg i. Pr. (während eines vorübergehenden Auf-
enthalts seines Vaters Hans Veit Schnorr v. C. daselbst) den
11. Okt. 1788; gest. zu Wien den 13.April 1853. Aelterer Bruder
des Julius Schnorr von Carolsfeid. Schüler seines Vaters, seit
800 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
1804 der Wiener Akademie. Tätig hauptsächlich zu Wien,
wo er erster Kustos an der Kaiserl. Belvedere- Galerie war.
2467 Ein Greis in altdeutscher Tracht. Brustbild nach links
(2360) auf braunem Grunde. Der Alte in weissem Vollbarte trägt
52 d einen braunen Pelzmantel, eine anliegende grüne, mit goldenen
Seh"'/11 Netzlinien geschmückte Kappe und ein schwarzes Barett.
Bezeichnet rechts in der Mitte: L. S. (Monogramm).
Ahornbolz; h. 0,16%; br. 0,13%. — 1874 von Frau Geh. Justizr;it Krug,
geb. Schnorr von Carolsfeld.
Ferdinand Georg Waldmüller
Geboren in Wien den 15. Januar 1793; gestorben daselbst
den 22. August 1865. Schüler der Wiener Akademie. Durch
Kopieren der alten Meister selbständig weitergebildet. 1820
und 1844 in Italien. 1846 veröffentlichte er eine Schrift
gegen den akademischen Unterricht. 1906 wurde er auf der
Berliner Jahrhundertausstellung als einer der führenden Wiener
Meister anerkannt. Er malte Landschaften, Sittenbilder und
Bildnisse.
2467 A Nach der Pfändung. Die ärmliche Hofwohnung, deren
23 d gepfändete Insassen ausgewiesen werden, liegt links im hellen
Sonnenschein. Die Mutter hält zwei Kinder auf dem Arm;
ein drittes, das sie am Rock anfasst, streckt die Hand nach
dem rechts vorn sein. Brot verzehrenden glücklicheren Kinde
aus. Hinter der Mutter die blinde Grossmutter, von einem
etwas älteren weinenden Mädchen geführt. Neugierige umringen
die Aermsten vorn im Hofe. Links naht ein rot gekleidetes
Mädchen mit mitleidigen Geberden. Rechts eine Gruppe von
vier Kindern. Hinter ihnen ein Mann in der Hoftür. Rechts
hinten führt ein Tor in den sonnigen Garten. Bez. rechts
unten: Waldmüller 1859.
Lindenholz; h. 0,73; br. 0,90. — 1907 als Geschenk eines voigtländischen
Großindustriellen durch Vermittelung des Herrn Hofkunsthändlere L. Gutbier von
der H. 0. Miethke'schen Kunsthandlung in Wien.
Aug. Albert Zimmermann
Geb. den 20. Sept. 1808 zu Zittau; gest. zu München den
18. Okt. 1888. Schüler der Akademien zu Dresden und München.
Eine Zeitlang österreichischer Professor an der Akademie zu
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert 801
Mailand; seit IS 60 Professor an der Wiener Akademie. Später
zog er sich nach Salzburg, 1884 nach München zurück.
Die Pflügung des Ackers. Kahle Hochebene. Vorn rechts 2468
pflügt ein Bauer mit zwei Ochsen dunkle Furchen ins Feld. (2361)
Im Mittelgrunde steht ein Schäfer mit seiner Herde. Bez. 42 b
links unten: Albert Zimmermann.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,52. — 1873 vom Maler Sturm gekauft. — Inventar
1S85 ff. S. 65. — Der Künstler, dessen eigentliches Fach Alpenlandschaften waren,
hatte das Bild nach seiner eigenen Aussage als Beispiel für seine Schüler gemalt,
»wie man eine Ebene darstellen sollte, dass sie doch Form behält«.
Rudolph von Alt
Geb. den 28. Aug. 1812 in Wien; gest. den 12. März 1905
daselbst. Sohn des Landschaftsmalers und Lithographen Jakob
Alt. Schüler der Wiener Akademie. Durch Studienreisen nach
Rom, Neapel, Dalmatien und der Krim weitergebildet. Besonders
als Aquarellmaler bekannt. Lebte in Wien.
Der „Vestatempel" in Rom. Platz am »Forum boarium«. 2469
Rechts der Palazzo hinter dem langgestreckten Brunnenbecken. 32 a
In der Mitte der bekannte Rundtempel, den die heutige Archäologie
als Herkulestempel bezeichnet. Links die Strassenmauer. Vom
Hintergrunde her blickt zu beiden Seiten des Tempels dieCampagna
herüber. Rechts vorn steht ein Karren, dessen graue Zugochsen
sich gelegt haben. Links wird ein ungesattelter Schimmel, dem
ein Mönch in brauner Kutte eutgegenkommt, abgeführt. Bez.
links unten: R. Alt.
Pappe ; h. 0,24 M ; br. 0,33}^. — 1904 von den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Anselm Feuerbach
Geb. den 12. September 1829 zu Speier; gest. den 4. Januar
1880 zu Venedig. 1845—1848 Schüler W. v. Schadow's an
der Düsseldorfer Akademie. 1850 Schüler der Akademie zu
Antwerpen. 1851 — 1854 in Paris Schüler von Couture, 1855
in Venedig; 1856 in Florenz, dann in Rom; 1873 — 1876
Professor der Wiener Akademie. Seit dieser Zeit in Venedig.
Zur Wiener Schule gehört Feuerbach nur uneigentlich ; da er aber der Düssel-
dorfer Schule vollständig entwachsen erscheint und nur in Wien ein Lehramt be-
kleidet hat, konnten wir ihn kaum einer anderen Schule zuweisen.
Maria mit dem Kinde. Mit gesenktem Blicke sitzt Maria 2470
vor tief gestimmter Landschaft, stützt sich mit der Linken auf (2362)
51 23b
802 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
die Steinbank und hält mit der Rechten ihr nacktes Knäblein,
das sich an sie schmiegt. Links zwei bekleidete musizierende
Engelknaben, rechts ein dritter. Bez. links unten: Anselm
Feuerbach . Borna . 1860.
Leinwand; hochoval, mit gemalten verzierten Ecken; h. 1,17; br. 0,96. —
1881 vom Obersten E. Rothpletz in Zürich erworben. — Die Handzeichnungpn zu
den Köpfen der Engel befinden sich im Kgl. Kupferstichkabinet. — Eine Farben-
skizze zum Bilde in der Schack'schen Galerie zu München. — Gestochen von
E. Büchel. tt> Neues G.-W. IV, 10. — Phot. Bruckm.; Hanfst.
Heinrich von Angeli
Geb. den 8. Juli 1840 zu Oedenburg in Ungarn; lebt in
Wien. Er studierte an den Akademien von Wien und Düsseldorf,
in München und Paris. 1862 Hess er sich in Wien nieder,
wo er eine Professur an der Akademie übernahm.
247 I Bildnis des Malers 6. A. Kuntz. Studienkopf. Brustbild ohne
(2363) Hände von vorn auf braunem Grunde. Der schwarzhaarige,
25 a dunkelbärtige Künstler trägt eine goldene Brille.
Leinwand; h. 0,58%; br. 0,47%. — 189G von einem Verwandten des Dar-
gestellten erworben.
Hans Makart
Geb. zu Salzburg den 29. Mai 1840; gest. zu Wien den 3. Okt.
1884. Er begann seine Studien 1858 an der Wiener Akademie,
nahm sie erst später unter Karl Piloty's Leitung in München
wieder auf. Bis 1869 in München, dann in Wien, wo ihm
auf Staatskosten ein Atelier erbaut wurde. Seit 1S79 Pro-
fessor der Wiener Akademie.
2472 Der Sommer. Acht lebensgrosse schöne junge Frauen
(23 63 A) ergehen sich mit zwei Kindern in grösster sommerlicher Unge-
38 b bundenheit in der üppig ausgestatteten Vorhalle eines im Re-
naissancegeschmack gebauten Sommerschlosses. Links vorn eiu
als Bad im Halbrund gefasster Weiher vor baumreichem Parke.
Ein purpurseidener Vorhang umwallt den weissen Pfühl der
Mittelnische, auf dem eine nackte junge Frau ruht, die an ihrer
Linken weisse Schmetterlinge tanzen lässt. Vor ihr hockt ein
schwarzhaariges Mädchen am Rande des Bades, dem ein junges
Weib entsteigt, das einen nackten Buben mit beiden Händen
vor sich hält. Eine dritte weibliche Gestalt ist im Begriffe,
sich der letzten Hülle zu entledigen. Ueber der Schönen flattern
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert 803
girrende Tauben. Rechts vor schwerem tiefblauen Vorhange sind
fünf bekleidete Frauen um einen Schachtisch gruppiert. Die eine,
keck lächelnde Spielerin, deren rotgoldenes Haar üppig auf ihre
Brust herabfällt, erhebt die Linke zum Zuge. Ihre Gegnerin
naht von links in weissem Bademantel, um rasch noch ihren
Zug zu tun, ehe sie ins Bad steigt.
Leinwand ; h. 3,71 ; br. 6,31. — 1890 im Kunsthandel aus Berlin. — Der Meister
hat das Bild 1880 — 1881 in Wien gemalt. Im Frühjahr 1881 war es zuerst im
Wiener Künstlerhause ausgestellt. 1883 erschien es im Pariser »Salon«. — Den
»Frühling«, der als Gegenstück zum »Sommer« bestimmt war, hinterliess der Meister
unvollendet. — Radiert von W. Unger 1888. — Phot. Angerer-Wien.
Gustav Adolf Kuntz
Geb. den 17. Februar 1843 zu Wildenfels in Sachsen; gest.
den 2. Mai 1879 zu Rom. Zuerst als Bildhauer Schüler
Joh. Schilling^ an der Dresdner Akademie. Wandte sich nach
weiten Studienreisen der Malerei zu. Als Maler vollendete ei-
serne Studien 1873 — 1877 unter H. v. Angeli in Wien.
Seit 1877 war er in Rom ansässig.
Ein Gruss aus der Welt. In ihrer Zelle sitzt die schwarz 2473
gekleidete Nonne, nach links gewandt, am Fenster, stützt ihren (2364)
Kopf mit beiden Händen und blickt an hohen Dächern vorbei 25 d
zum blauen Himmel empor. Bez. 1. u. : G. A. Kuntz . 1876.
Mahagoniholz ; h. 0,62 ; br. 0,36. — 1876 auf der Dresdner Kunstausstellung
gekauft. — Gestochen von Ed. Büehel. ff, Neues G.-W. I, ?,. — Phot. Tamme.
Römische Pilgerin, ein Kruzifix küssend. In der Mitte an 2474
der Mauer hängt ein grosses altes Kruzifix. Zwischen den links (2365)
spriessenden Diesteln und den rechts blühendenRosen lehnt, vom 34 a
Rücken gesehen, ein junges Mädchen in farbiger römischer Klei-
dung und küsst inbrünstig des Heilands Füsse. Bezeichnet
links unten: Gustav Kuntz . Rom . 1878.
Nussbaumholz ; h. 0,79 ; br. 0,48. — 1879 von der Mutter des Künstlers erworben.
— Wiederholung des ein Jahr früher gemalten Bildes der Berliner National-Galerie.
— Gegenstück zum folgenden. — Radiert von Georg Bttel. — Phot. Tamme.
Betende römische Pilgerin. Rechts oben an der Mauer 2475
ein bekränztes altes Madonnenbild. Davor eine Bank, auf der (2366)
ein junges Mädchen in farbiger römischer Landtracht sitzt 34 a
und inbrünstig betend zur Gnadenmutter emporschaut. Nicht
bezeichnet, nicht ganz vollendet.
51*
804 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Eichenholz; h. 0,76; br. 0,46%. — 1879 von der Mutter des Künstlers er-
worben. — Gegenstück zum vorigen. — Gestochen von H. Bürkner. »t* Altes G.-VY.
E, 1. — Thot. Tamnie.
2476 Römische Gemüseverkäuferin. Kniestück. Ein junges Mäd-
(2367) chen in farbiger römischer Landtracht steht, fast von vorn
25 d gesehen, vor einer grauen Mauer. Sie stemmt die Rechte in
die Seite und hält einen Korb Salat unter dem linken Arm.
Bezeichnet rechts unten. G. Kuntz. Rom 1878.
Mahagoniholz ; h. 0,53 ; br. 0,35. — 1884 als Vermächtnis des Herrn Moritz
Winckler. — Phot. Tamme.
Michael Munkacsy
Geboren zu Munkäcs in Ungarn den 20. Februar 1844; gest.
den 1. Mai 1900 in der Heilanstalt Endenich bei Bonn.
Sein eigentlicher Familienname war Lieb. Seit 1872 wohnte
er in Paris. Schüler der Akademien zu Wien und (unter Franz
Adam) zu München. In Düsseldorf im Anschluss an Knaus
und Vautier, schliesslich aber in Paris weiterentwickelt.
Seit 1896 Professor usw. in Budapest, Docb verhinderte
ihn seine Krankheit, seine dortigen Aemter anzutreten.
(Vgl. Anton Tani's Aufsatz in der Kunst für Alle XV 1900
S. 411.)
2477 Christus am Kreuze mit den Seinen. Der nur mit der
(2367A) Dornenkrone und weissem Lendentuche bekleidete lebensgrosse
28 b Heiland hängt, nach links gewandt, am Kreuze und wendet
sein blutendes Autlitz in tiefstem Schmerze gen Himmel. Fünf
seiner Angehörigen umringen den K;euzesstamm. Maria, in
schwarzem Gewände und weissem Kopftuch, ist, nach rechts
gewandt, gegen das Kreuz in die Kniee gesunken. Hinter ihr
kniet Magdalena in blauem Gewände mit langem, aufgelöstem
Goldhaar und birgt, zurückgebeugt, ihr Antlitz in ihre Hände.
Lebhaft bewegt steht Martha in braunem Mantel und weissem
Kopftuch hinter beiden. Rechts vorn steht Johannes barfuss
in hochrotem Rocke und blickt, nach links gewandt, mit träuen-
losem Auge vor sich hin. An der Rückseite des Kreuzes lehnt
ein anderer Freund des Heilands. Schwarzes, nur links oben
mit rosigen Rändern sich öffnendes Gewölk füllt den Hinter-
grund. Bezeichnet rechts unten: Munkacsy M.
Leinwand; h. 4,00; br. 2,21%. — lKSfl im Kunsthandpi von Ch. Sedel-
meyer in Paris. Nach Angabe Sedelmeyer's und des Meisters selbst die erste
V. Wiener Schule. XIX. Jahrhundert 805
Fassung des Gegenstandes, die später, wenig verändert, in die grosse Kreuzigung
des Meisters in der Akademie zu Philadelphia hinübergenomnien wurde. Eine
Skizze zu unserem Bilde (h. 0,81; br. 0,66) als N. 90 im Katalog der Versteigerung
Karl Schulze des Wiener Dorotheum vom Dez. 1906. — Phot. Tamme.
Karl Schlich
Geb. den 30. September (nach anderen den 10. Dez.) 1846
in Wien; gest. daselbst den 13. Sept. 1903. Schüler der
Wiener Akademie. In München 1871 unter Leibl's und
Trübner's Einfiuss, 1872 und später in Italien, 1878 und
später längere Zeit in Paris. Seit 1894 in Wien. Berühmt
als Landschafts- und Stillebenmaler.
Der Rhododendronkorb. Auf einem Holztisch rechts ein 2477 A
Korb mit weissen und roten Rhododendronblüten, weiter links 34 d
ein zerbrochener (oder unvollendeter) Zinnkrug, ein Zinnbecher
und eine graugrüne glasierte Tonvase. Davor links ein Teller
mit einem Messer und angeschnittener Zitrone. Daneben in
der Mitte zwei Apfelsinen. Rechts neben dem Korbe ein
Glas. Brauner Grund.
Leinwand ; h. 0,61 ; br. 0,78. — 1906 von der Ernst Ärnold'schen Kunst-
handlung in Dresden.
Hugo Darnaut
Geb. in Anhalt-Dessau den 28. November 1851; lebt in Wien.
Schüler der Wiener Akademie. In Düsseldorf weitergebildet.
Waldinneres. Heiterer Morgensonnenschein durchleuchtet 2478
den Buchenhochwald, der im Vordergrunde mächtigen Fels-(2367B)
blocken Platz lässt. Vorn rechts ein von Farren umgebener 32 c
kleiner Wassertümpel, über dem zwei blaue Libellen flattern.
Bez. u. r.: H. Darnaut 1888.
Lindenholz; h. 0,55; br. 0,40. — 1888 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung vou der akademischen Kunstausstellung in Dresden.
Karl Moll
Geboren zu Wien den 23. April 1861; lebt in Wien. 1879
Schüler der Wiener Akademie; seit 1881, da seine Studien
wiederholt durch Krankheit unterbrochen wurden, Privatschüler
Emil J. Schindler^ zu Wien. Auf Reisen selbständig weiter-
gebildet. 1897 gehörte er zu den Gründern der Wiener
»Sezession«.
2479 Vor dem Festmahl. Festlich gedeckte, mit gelben Blumen
(2367 C) geschmückte Tafelauf dem roten Teppich des Speisesaales eines
33 d vornehmen Hauses. Rechts vorn legt die Hausfrau im aus-
geschnittenen Kleide die Tischkarten. Links im Mittelgrunde
kommt ein Livreediener, während ein anderer geht. Mit dem
bläulichen Tageslicht ringt das Goldlicht der bereits ent-
zündeten Lampen und Kerzen.
Leinwand; h. 0,84; br. 1,0b. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden. — Dreifarbendruck
von E. A. Seemann.
VI. Die Schulen von Karlsruhe, Stuttgart
und Frankfurt a. M.
Carl Friedrich Lessing
Geboren zu Breslau den 15. Februar 1808; gestorben zu Karls-
ruhe den 3. Juni 1880. Grossneffe des Schriftstellers Gott-
hold Ephraim Lessing. Schüler der Berliner, seit 1826 unter
W. Schadow der Düsseldorfer Akademie. In Düsseldorf blieb
er tätig, bis er 1858 als Professor der Kunstschule und als
Direktor der Kunsthalle nach Karlsruhe berufen wurde.
2480 Der Klosterbrand. Das brennende Kloster liegt halb links
(2368) im Mittelgrunde auf einem Berge. Vorn links auf der Höhe
29 c eine prächtige Baumgruppe. Rechts am Abhang üppiger
Wald. In der Mitte ziehn die flüchtenden Mönche, die
Prozessionsfahne in der Mitte, ihre Oberen an der Spitze, in
langem Zuge heran. Schwere bräunliche Gewitterwolken be-
decken den Himmel. Bez. links unten: C. F. L. 1846.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,73. — 1878 im Kunsthandel aus Berlin. — Aus
der Düsseldorfer Zeit des Meisters.
2481 Harzlandschaft. Motiv von der Teufelsmauer bei Blanken
(2369) bürg. Rechts die schroff aufragenden Felsenzacken. Links
30 c unten das Flusstal; jenseits desselben Felder am Abhang des
Gebirges. Vorn in der Mitte ein mächtiger Felsblock, hinter
dem sich einige Bergschützen des dreissigjährigen Krieges ver-
stecken, um den links den Hohlweg heraufziehenden Soldaten
zu entgehen. Bez. rechts unten: C. F. L. 1877.
Leinwand; h. 1,27%; br. 1,91. — 1877 Tom Künstler erworben.
Karl Fr. Schick
Geb. den 17. April 1826 zu Hilpertsau bei Gernsbach; gest.
den 26. Juni 1875 zu Tretenhof bei Lahr im Schwarzwald.
Schüler Bendemann's erst an der Dresdner, dann an der
Düsseldorfer Akademie, später aber unter dem Einfluss Hans
von Canon's in Karlsruhe, wo er tätig blieb.
Susanna im Bade. Susanna sitzt, mit abgeworfenem 2482
Purpurgewande ihre Blosse deckend, unter schattigen Bäumen (2308)
auf dem Rande des Badebrunnens. Rechts die beiden lüsternen Chenmitz
Alten. Bezeichnet links unten: C. SCHICK.
Leinwand; h. 1,04; br. 1,28. — 1877 von der Witwe des Künstlers gekauft.
Wilhelm L F. Riefstahl
Geb. in Neu-Strelitz den 15. Aug. 1827; gest. in München
den 11. Okt. 1888. 1843 Schüler der Berliner Akademie
unter F. W. Schirmer. Auf Studienreisen selbständig weiter-
gebildet. 1871 Professor, 1875 Direktor der Karlsruher
Kunstschule. Später zog er nach München.
Eine Beerdigung in Rom. In der Mitte das Pantheon. Links 2483
davor der Obeliskenbrunnen, um den sich buntes Marktvolk (2370)
drängt. Vom Pantheon bewegt sich der Leichenzug zum Vorder- 42 a
gründe rechts. Voran schreitet ein Chorknabe mit dem Kruzifix;
dann folgen die Mönche, dann mit der bedeckten Leiche die
weissvermummten Mitglieder der Beerdigungs - Brüderschaft,
Fackeln in den Händen. Rechts auf der Strasse sich drängendes
Volk. Bez. links unten: W. Riefstahl. Rom 18 71.
Leinwand ; h. 1,17; br. 1,80. — 1881 im Kunsthandel erworben.
Im anatomischen Theater zu Bologna. Im getäfelten Saale 2484
führen Stufenreihen mit Bänken und Geländern zum Fussboden (2371)
hinunter. Der Leichnam eines jungen Mädchens liegt unter 27 c
weissem Tuche auf dem Seziertische. Zwei junge Aerzte machen
sich links am Kopfende der Leiche zu schaffen. Rechts zu
ihren Füssen steht der Professor in der Tracht des Anfangs
des vorigen Jahrhunderts. Rechts ein Diener. Bez. links
unten: W. Rief stahl. München.
Leinwand; h. 1,65%; br. 1,32. — 1884 ans den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung erworben. — Phot. Ges.
806 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
2479 Vor dem Festmahl. Festlich gedeckte, mit gelben Blumen
(2367 C) geschmückte Tafelauf dem roten Teppich des Speisesaales eines
33 d vornehmen Hauses. Rechts vorn legt die Hausfrau im aus-
geschnittenen Kleide die Tischkarten. Links im Mittelgründe
kommt ein Livreedieuer, während ein anderer geht. Mit dem
bläulichen Tageslicht ringt das Goldlicht der bereits ent-
zündeten Lampen und Kerzen.
Leinwand; h. 0,84; br. 1,06. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftnng von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden. — Dreifarbendruck
von E. A. Seemann.
VI. Die Schulen von Karlsruhe, Stuttgart
und Frankfurt a. M.
Carl Friedrich Lessing
Geboren zu Breslau den 15. Februar 1808; gestorben zu Karls-
ruhe den 3. Juni 1880. Grossneffe des Schriftstellers Gott-
hold Ephraim Lessing. Schüler der Berliner, seit 1826 unter
W. Schadow der Düsseldorfer Akademie. In Düsseldorf blieb
er tätig, bis er 1858 als Professor der Kunstschule und als
Direktor der Kunsthalle nach Karlsruhe berufen wurde.
2480 Der Klosterbrand. Das brennende Kloster liegt halb links
(2368) im Mittelgrunde auf einem Berge. Vorn links auf der Höhe
29 c eine prächtige Baumgruppe. Rechts am Abhang üppiger
Wald. In der Mitte ziehn die flüchtenden Mönche, die
Prozessionsfahne in der Mitte, ihre Oberen an der Spitze, in
langem Zuge heran. Schwere bräunliche Gewitterwolken be-
decken den Himmel. Bez. links unten: C. F. L. 1846.
Leinwand; h. 1,32; br. 1,73. — 1878 im Kunsthandel aus Berlin. — Aus
der Düsseldorfer Zeit des Meisters.
2481 Harzlandschaft. Motiv von der Teufelsmauer bei Blanken
(2369) bürg. Rechts die schroff aufragenden Felsenzacken. Links
30 c unten das Flusstal; jenseits desselben Felder am Abhang des
Gebirges. Vorn in der Mitte ein mächtiger Felsblock, hinter
dem sich einige Bergschützen des dreissigjährigen Krieges ver-
stecken, um den links den Hohlweg heraufziehenden Soldaten
zu entgehen. Bez. rechts unten: C. F. L. 1877.
Leinwand; h. 1,27%; br. 1,91. — 1877 rom Künstler erworben.
Schulen von Karlsruhe, Stuttgart und Frankfurt a. M. 807
Karl Fr. Schick
Geb. den 17. April 1826 zu Hilpertsau bei Genisbach; gest.
den 26. Juni 1875 zu Tretenhof bei Lahr im Schwarzwald.
Schüler Bendemann's erst an der Dresdner, dann an der
Düsseldorfer Akademie, später aber unter dem Einfluss Hans
von Canon's in Karlsruhe, wo er tätig blieb.
Susanna im Bade. Susanna sitzt, mit abgeworfenem 2482
Purpurgewande ihre Blosse deckend, unter schattigen Bäumen (2308)
auf dem Rande des Badebrunnens. Rechts die beiden lüsternen Chemmtz
Alten. Bezeichnet links unten: C. SCHICK.
Leinwand; h. 1,04; br. 1,28. — 1877 von der Witwe des Künstlers gekauft.
Wilhelm L. F. Riefstahl
Geb. in Neu-Strelitz den 15. Aug. 1827; gest. in München
den 11. Okt. 1888. 1843 Schüler der Berliner Akademie
unter F. W. Schirmer. Auf Studienreisen selbständig weiter-
gebildet. 1871 Professor, 1875 Direktor der Karlsruher
Kunstschule. Später zog er nach München.
Eine Beerdigung in Rom. In der Mitte das Pantheon. Links 2483
davor der Obeliskenbrunnen, um den sich buntes Marktvolk (2370)
drängt. Vom Pantheon bewegt sich der Leichenzug zum Vorder- 42 a
gründe rechts. Voran schreitet ein Chorknabe mit dem Kruzifix;
dann folgen die Mönche, dann mit der bedeckten Leiche die
weissvermummten Mitglieder der Beerdigungs - Brüderschaft,
Fackeln in den Händen. Rechts auf der Strasse sich drängendes
Volk. Bez. links unten: W. Riefstahl. Rom 18 71.
Leinwand ; h. 1,17; br. 1,80. — 1881 im Kunsthandel erworben.
Im anatomischen Theater zu Bologna. Im getäfelten Saale 2484
führen Stufenreihen mit Bänken und Geländern zum Fussboden (2371)
hinunter. Der Leichnam eines jungen Mädchens liegt unter 27 c
weissem Tuche auf dem Seziertische. Zwei junge Aerzte machen
sich links am Kopfende der Leiche zu schaffen. Rechts zu
ihren Füssen steht der Professor in der Tracht des Anfangs
des vorigen Jahrhunderts. Rechts ein Diener. Bez. links
unten: W. Riefstahl. München.
Leinwand; h. 1,65 J^J; br. 1,32. — 1884 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung erworben. — Phot. Ges.
808 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Karl Hoff
Geb. zu Mannheim den 8. Septbr. 1838; gest. zu Karlsruhe den
13. Mai 1890. 1855—1858 Schüler der Karlsruher Kunst-
schule, 1858 — 1861 der Düsseldorfer Akademie. Auf Studien-
reisen weitergebildet. Er lebte bis 1878 in Düsseldorf, dann
übernahm er eine Professur an der Karlsruher Kunstschule.
2485 Des Sohnes letzter Gruss. Rechts steht der schmucke
(2372) junge Kriegskamerad des Gefallenen, dessen letzten Gruss er
30 a überbringt. Links ist die Mutter, der ein Geistlicher Trost
zuspricht, in den Lehnsessel zurückgesunken; neben ihr steht
die Schwester des Gefallenen. Sie und sein Freund schauen
sich mit tiefem, verständnisvollem Blicke an. Bez. rechts
unten : Carl Hoff . 78 . Ddf.
Leinwand; h. 1,49; br. 2,13. — 1882 vom Comite der Albert- Vereins-Lotterie
erworben. — Phot. Tamme.
Hans Thoma
Geb. den 2. Oktober 1839 zu Bernau im badischen Schwarz-
wald ; lebt in Karlsruhe. Schüler Schirmer's an der Karlsruher
Kunstschule. In Düsseldorf (1867—1868), Paris (1869),
München (1870) und Italien (seit 1874) weitergebildet. Er
lebte von 1877—1899 in Frankfurt a. M., seit 1899 als
Direktor der Kunsthalle in Karlsruhe.
2486 Der Hüter des Tales. Nacht. Schwarz waldtal. Links auf
(2372 A) der Höhe steht ein Ritter, in dessen blanker Rüstung sich
34 c der Mondschein spiegelt. Sein entblösstes Haupt umgibt ein
ringförmiger Heiligenschein, in der gesenkten Linken hält er
den Helm, mit der Rechten ein mächtiges rotes Banner. Aus
dem stillen Tale blinken rötlich schimmernde Lichter herauf.
Sinnbildliche Darstellung der Beschirmung der Menschen durch
eine höhere Macht. Bezeichnet links unten mit dem Mono-
gramm des Meisters (aus H. und Th.).
Pappe; h. 0,99; br. 0,75. — 1893 im Kunsthandel vom Künstler. -
Phot. Hanfst.
2487 Selbstbildnis des Meisters. Brustbild fast von vorn. Der
(2372 B) vollbärtige, braunäugige Künstler hält in der allein sichtbaren
31 b erhobenen Rechten ein aufgeschlagenes Buch vor sich. Ein
Apfelzweig neigt sich über sein unbedecktes Haupt. Im Grunde
eine flussdurchströmte flache Ideallandschaft, in der Obstbäume
Schulen von Karlsruhe, Stuttgart und Frankfurt a. H. 809
aus einer Blumen wiese emporsteigen , im Kahn und am ■ Ufer
sich festlich gekleidete Menschen unterhalten. Der Holzrahmen
ist mit Kinderköpfen und Blumengewinden bemalt. Bezeichnet
rechts unten mit dem Monogramm des Meisters zwischen der
Jahreszahl 1880.
Leinwand ; h. 0,70J^; br. 0,51. — 1895 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Arnold'schen Sezessionisten- Ausstellung in Dresden. — Phot. Tamme.
Frühlings-Idyll. Zwei kleine Mädchen an blumigem Rasenhang. 2488
Die ältere Schwester sitzt barfnss im Grünen und setzt der (23 72 C)
jüngeren, die, an ihr Knie gelehnt, neben ihr liegt, einen 34 c
Kranz von Schlüsselblumen aufs Haupt. Neugierig blicken
einige Ziegen von rechts herüber. Bezeichnet links unten:
H. Thoma (das H im T) 1871.
Leinwand; h. 0,88 %', br. 1,02. — 1897 aus den Zinsen der Pröll- Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot. Tamme.
Ferdinand Keller
Geb. zu Karlsruhe den 5. August 1842; lebt in Karlsruhe.
Von 1858 — 1862 lebte er mit seinen Eltern in Brasilien;
1862 wurde er Schüler J. W. Schirmer's, 1863 Job. Canon's
in Karlsruhe. Professor der Karlsruher Kunstakademie.
Entwurf zu dem Vorhang des Kgl. Hoftheaters zu Dresden. 2489
In der Mitte des Mittelfeldes thront eine allegorische Flügel- (2373)
gestalt mit einer Fackel in der Rechten, umgeben von den Ge- 42 c
stalten der Geschichte, der Poesie, der Musik, der Tanzkunst.
Im oberen Fries Medaillons mit den Bildnissen von Sophokles,
Shakespeare, Moliere, Lessing, Schiller, Goethe. Im unteren
Fries Medaillons mit den Brustbildern von Gluck, Mozart,
Beethoven, Weber, Rossini, Meyerbeer, Wagner.
Leinwand; h. 1,31; br. 1,56. — 1879 der Galerie überwiesen. — Bei der
Konkurrenz für den Vorhang des neuen Dresdner Theaters prämiiert, zur Ausführung
gewählt und tatsächlich ausgeführt. — Phot. Hanfstängl- München.
Wilhelm Aug. Th. Steinhausen
Geb. den 2. Februar 1846 in Sorau; lebt in Frankfurt a. M.
Schüler der Berliner Akademie von 1863 — 66, der Karlsruher
Kunstschule 1867 — 69. In Rom selbständig weitergebildet.
Waldtal. Grüner Wiesenabhang unter blauem Himmel in 2490
waldiger Hügelgegend. Im Mittelgrund auf dem Hügel dunkler 32 a
810 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Waldrand, durch dessen Stämme in der Mitte der blaue
Himmel blickt.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,09. — 1904 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Hermann Baisch
Geb. zu Dresden den 12. Juli 1846; gest. zu Karlsruhe den
18. Mai 1894. Schüler der Stuttgarter Kunstschule. In Paris
weitergebildet. Seit 1869 Schüler Liers in München. Er wirkte
als Professor an der Kunstschule zu Karlsruhe.
249 1 Holländische Kanallandschaft. Links zieht sich der Kanal,
(2374) auf dem ein Frachtschiff von einem Karren beladen wird, bild-
26 a einwärts. Im Hintergrunde ein Dorf mit einer Windmühle.
Rechts auf dem Wege eine Rinderherde; in der Mitte, von
hinten gesehen, eine Frau in Holzschuhen. Rechts im Hinter-
grunde eine zweite Windmühle. Die Sonne steht hinter leichten
Wolken mitten am Himmel. Bez. r. u. : Hermann Baisch 1 882.
Leinwand ; h. 0,79 ; br. 0,51. — 1882 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
■— Phot. Tanime.
2492 Die Kuhtränke am Bergabhang. Links führt ein Weg, auf
(2375) dem, von hinten gesehen, eine Bäuerin hinausschreitet, zu rot-
25 a dachigen Häusern unter herbstlich braunen Bäumen empor.
Rechts vorn die von einer Quelle gespeiste Tränke, zu der
die Kühe und jungen Stiere den Bergabhang herabgeschritten
kommen. Helles Tageslicht. Leichte Sommerwölkchen am
Himmel. Bezeichnet rechts unten: Hermann Baisch 1883.
Leinwand ; h. 1,09 ; br. 1,56. — 1883 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
— Phot. Tamme.
Wilhelm Trübner
Geb. zu Heidelberg den 3. Februar 1851; lebt in Karlsruhe.
Schüler Joh. Canon's in Stuttgart um 1870; dann W. Leibl's
in München. Wohnte, von vielen Reisen abgesehen, in München,
bis er 1896 vorübergehend Professor am Städel'schen Institut
in Frankfurt a. M. wurde. Seit 1904 Professor der Karls-
ruher Kunstakademie.
2493 Selbstbildnis. Der zweiundzwauzigjährige junge Künstler
(2346 B) sitzt, von vorn gesehen, mit übereinandergeschlagenen Beinen
34 a in schwarzem Rock und Hut neben einem Frühstückstisch, auf
dem sein rechter Ellbogen ruht. Den Hintergrund deckt ein
Schulen von Karlsruhe, Stuttgart und Frankfurt a. M. 811
dunkler Stoff mit eingewebten Pflanzen und Vögeln. Bezeichnet
rechts oben: W. Trübner 1873.
Leinwand; h. 0,60V2 ; br. 0,4S. — 1901 als Geschenk des Herrn C. L. ühle
in Dresden.
Gustav Schönleber
Geb. den 3. Dezbr. 1851 zu Bietigheim in Württemberg; lebt
in Karlsruhe. Schüler Lier's in München. Auf Studienreisen
weitergebildet. Seit 1880 Professor an der Karlsruher Kunst-
akademie.
Ebbe in Vlissingen. Links und rechts malerische rotdachige 2494
Häusergruppen, rechts von einer Windmühle überragt. In der (2376)
Mitte der im Mittelgrunde überbrückte Kanal, dessen meistes 38 d
Wasser die Ebbe entführt hat, so dass die Schiffe in ihm teils
halb, teils ganz auf dem Trockenen stehen oder im Schlamme
stecken. Bezeichnet rechts unten: O. Schönleber . 1881.
Leinwand; h. 1,55 ; br. 2,51. — 1881 aus den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung.
Brandung am Nordseestrande. Vorn rechts flache Lachen 2495
bildend brechen gelbgraue Wellen unter graublauem Himmel 32 b
sich schäumend am Strande. In der Brandung liegt, vorn
rechts verankert, ein Fischerbot, in dem der Schiffer in gelber
Oeljacke und gelbem Hut sich am Netze zu schaffen macht.
Bez.: O. Schoenleber 1903.
Leinwand; h. 0,76; br. 1,07. — 1904 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung.
Graf C. W. Leopold von Kalckreuth (d. j.)
Geb. zu Düsseldorf den 15. Mai 1855; lebt in Eddelsen bei Har-
burg. Seit 1875 Schüler der Weimarer Kunstschule, seit 1879 der
Münchner Akademie. In München ausserdem durch Lenbach,
1883 in Holland durch Israels, Mauve, Mesdag und beide
Maris beeinflusst; 1885 — 1890 Professor der Weimarer Kunst-
schule; 1890 — 1895 auf dem Lande in Schlesien zur selbst-
ständigen Naturanschauung hindurchgedrungen; seit 1895
Leiter eines Meisterateliers an der Karlsruher, seit 1899 einige
Jahre Direktor der Stuttgarter Kunstakademie.
Das Alter. Die beiden alten Gänsehüterinnen, die vorn, 2496
etwas nach links gewandt, auf kleinen Holzschemeln im Rasen(2376bis)
sitzen, verkörpern das Alter. Müde stützt die Alte zur Rechten 35 c
ihr greises Haupt mit der Hand ; sinnend schaut die Alte zur
812 Die Pastelle
1 8 1 Bildnis des Julius Athanasius Dietz. Er war akademischer
(184) Zeichenlehrer in Leipzig. Brustbild ohne Hände nach links
52 c auf grau umwölktem, gelblich angehauchtem Himmelsgrunde.
Der bartlose, grauhaarige, blauäugige Künstler trägt einen
braunen Eock, eine weisse Halsbinde und eine lebhaft blau
und grün schillernde Mütze.
Papier; h. 0,48; br. 0,38. — 1885 von Herrn Fabrikanten J. Chr. Richter in
Dresden geschenkt.
182 Bildnis der Frau Caroline Riquet, geb. Lötze. Geboren zu
52 c Charlottenburg den 26. März 1778; gestorben zu Dresden den
26. December 1846. als Witwe des 1824 verstorbenen Leipziger
Kaufmanns Riquet. Kniestück nach links auf grauem Grunde.
Ausgeschnittenes weisses Seidenkleid, Spitzenhaube mit rosa
Bändern, feuerrotes Umschlagetuch.
Papier; h. 0,93; br. 0,70. — 1887 Vermächtnis des Fräulein D. M. Beier in
der Niederlössnitz.
1 82 A Männliches Bildnis. Halbfigur in halber Lebensgrösse nach
52 c rechts. In einem Zimmer, in dem links hinter violettem Vor-
hange helles Sonnenlicht scheint, steht der glattrasirte blau-
äugige Herr in kurzer weisser Perrücke. Er trägt über hell-
blauer, am Rande geblümter Weste ein weisses Spitzenhalstuch
und einen schwarzen Rock. Seine Rechte, mit der er eine
Gänsefeder hält, ruht links auf dem Schreibtische. Rechts
hinter ihm steht ein blau gepolsterter Stuhl.
Pergament; h. 0,75; br. 0,57. — 1890 als Vermächtnis des in Dresden ver-
storbenen Rentners Friedrich August Dümbte.
David Friedrich Weller
Geboren zu Kirchberg den 6. Juli 1759; gestorben zu Dresden
den 21. April 1789. Ausgebildet an der Königl. Porzellan-
manufaktur zu Meissen. Wurde, als er im Sterben lag, zum
Hofmaler ernannt. Arbeitete in Meissen und Dresden.
1 83 Der stürzende Frucht- und Blumenkorb. Auf einer grauen Stein-
(183) rnauer hat ein Korb voll der prächtigsten Blumen und Früchte,
52 c überragt von einer Sonnenblume, gestanden. Von links springt
ein Kätzchen herauf und reisst den Korb herunter. Schon stürzt
er; und ihm voran fallen Trauben, Quitten, Rosen, blaue Winden
und grosse Wassertropfen hinab.
Papier; h. 0,94; br. 0,74%. — Zuerst im Katalog von 1812. — Dieses Bild ist,
wie hervorgehoben werden muss, nicht mit Pastollstiften, sondern in Gouache gemalt.
III. Deutsche Schule 813
Felicitas Robert, geb. Tassaert
Tochter des Bildhauers Tassaert, Gattin des Justiz-Commissars
Robert in Berlin, wo sie in der ersten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts lebte. Nähere Lebensumstände unbekannt.
Der Besuch der Frauen. Elisabeth steigt, nach links ge- 184
wandt, die Stufen ihres Hauses hinab und begrüsst mit beiden (181)
Händen die im Hute nahende heil. Jungfrau. Ueber den Trauen 52 c
schwebt ein Engelreigen.
Papier; h. 0,58%; br. 0,47 %. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Motive
sind einem Gemälde des P. P. Rubens entlehnt.
Die alte Köchin. In weisser Schürze und Haube mit blau 185
und weissem Brusttuche steht sie links, nach links gewandt, (182)
an ihrem Holztische und schält einen Apfel. Links vorn zu ^ c
ihren Füssen ein Blecheimer mit Mohrrüben, ein Korb mit
Kohl, Gurken und Geflügel.
Papier; h. 0,72%; br. 0,74%. — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot. Tamme.
812 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Linken ins sonnige Abendlicht empor. Die Gänse weiden im
scharf beleuchteten flachen Hintergrunde. Rötliche Wölkchen
schwimmen in hellblauem Himmel. Bez.l. u. : Kaiekreuth d.j. 94.
Leinwand; h. 1,16; br. 1,72. — 1897 ans den Zinsen der Pröll-Ueuer-Stiftung
von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Phot. Ges.
2496 A Die Gattin des Künstlers in der Tür. Tu der geöffneten
36 d Glastür zwischen dem vorderen und dem hinteren Zimmer
steht die blonde, blauäugige Frau, die den Zopf aufgebunden
um den Hinterkopf trägt. In schwarzem Rock mit violett
und grünlich schillernder Bluse, halb vom Rücken gesehen,
wendet sie den Kopf vollends zum Beschauer zurück. Mit
der Linken fasst sie einen der Türflügel. Durch den dünnen
grünlichen Vorhang der Glastür blickt man ins Hinterzimmer,
das rechts durch ein Fenster mit hellem Lichte erfüllt wird.
Bez. links unten: KalcJcreuth d. j. 1902.
Leinwand; h. 1,01 ; br. 0,80. — 1908 aus den Zinsen der Pröll-lIeuer-Stiftung.
Fr. Kailmorgen
Geboren zu Altona den 15. November 1856; lebt als Professor
in Berlin. Schüler der Düsseldorfer "Kunstakademie von 1875
bis 1877, der Karlsruher Kunstschule unter Gude, Schbnleber
und Baisch von 1877 — 1881. Seit 1882 war er selbst-
ständig in Karlsruhe tätig, bis er 1901 an die Kunstakademie
nach Berlin berufen wurde.
2497 An die Arbeit. Hamburger Hafenbild. Noch dunkler Spät-
(2376ter)herbstmorgen. Im Vordergründe die Elbe. Die von rauchenden
24 a Schornsteinen überragten Werften und Werkstätten jenseits des
Flusses strahlen nocli in verschiedenfarbiger elektrischer und
Gasbeleuchtung, die sich im Strom widerspiegelt. Die Werft-
arbeiter fahren in kleinen Dampfschiffen, von denen fünf sicht-
bar sind, hinüber. Bez. unten links: Fr. Kallmoryen . 1900.
Leinwand; h. 1,14; Kr. 0,96. — 1901 aus den Zinsen der Proll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden. — Noch Karlsruher Zeit.
Fritz Rabending
Geboren zu Wien den 22. Februar 1862, lebt in München.
Schüler der Professoren Baisch und Schönleber an der Karls-
ruher Kunstschule.
Schulen von Karlsruhe, Stuttgart und Frankfurt a. M. 813
Spätsommer. Landschaftsstudie. Vom ein stiller Fluss, der 2498
links durch Bäume und Büsche, rechts durch Wiesen begrenzt (23 7 6 A)
wird, hinter denen rote Dächer aus Bäumen hervorragen. Bez. Planen *• v-
unten links: Fritz Rabending. München.
Leinwand ; h. 0,95 ; br. 1,20. — 1894 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der akademischen Kunstausstellung zu Dresden. — 1905 an den Kunstverein zu
Plauen i. V.
Otto Reiniger
Geboren zu Stuttgart den 27. Februar 1863. Schüler der
dortigen Kunstakademie von 1881 — 1882; dann Professor
Jos. Wenglein's in München; vollendete seine Ausbildung durch
selbständige Naturstudien. Professor.
Flusslandschaft. Durch hügeliges Land, in dem links im 2499
Vordergrund stattliche Baumgruppen, rechts im Mittelgrund 33 a
Dorfhäuser mit roten Dächern ragen, windet sich ein ansehn-
licher gelbgrauer Fluss zum Vordergrund herab, wo er einen
breiten niedrigen Wasserfall bildet. Die Sonne selbst bricht
in der Mitte des Bildes durch goldene Wolken und spiegelt
sich im Strome. Bez. unten links: 0. R.
Leinwand; h. 1,14; br. 1,90. — 1901 aus den Zinsen der Proü- Heuer-Stiftung.
Carlos Grethe
Geboren von Hamburger Eltern zu Montevideo (Uruguay) den
25. Sept. 1864; lebt in Stuttgart. Schüler der Karlsruher
Kunstschule (1882 — 1884), der Academie Julian in Paris
(1884 bis 1886), und abermals der Karlsruher Kunstschule
(1886—1888). Seereise nach Mexiko 1888—1889. Seit
1890 Professor der Kunstgewerbeschule, seit 1893 der Kunst-
akademie in Karlsruhe, seit 1899 der Kunstakademie zu Stuttgart.
Der fliegende Fisch. Rötliches Abendlicht auf den hohen 2500
blauen Wellen des atlantischen Ozeans zwischen den AVende-(2376B)
kreisen. Ein rothaariger junger Triton verfolgt, nach rechts 33 b
gewandt, einen von Welle zu Welle entfliehenden fliegenden
Fisch. Bez. r. u.: Carlos Grethe.
Leinwand; h. 0,60; br. 0,9572- — 1895 aus den Zinsen der Pröll-Hener-
Stiftung von der akademischen Kunstausstellung in Dresden. — Phot. Bruckm.
Heimkehrende Werftarbeiter im Hamburger Hafen. Blick von 2501
hohem Standpunkt am rechten Eibufer. Links ist der Hafen zu (237 6 C)
33 c
816 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
Naturstudien weitergebildet. Lebte vorübergehend in Berlin und in
München; wurde 1902 Direktor der Kunstakademie in Weimar.
2508 Holsteinischer Stier. Der mächtige braune Stier wird in
(23 84 B) der Eisenkette, die durch seine Nüstern geht, von einem schlichten,
35 c barhäuptigen Landmann in blauer Jacke wuchtigen Schrittes
nach links vorübergeführt. Grüne blühende Landschaft, in der
links ein blaues Wasser schimmert, unter heissem Sommer-
himmel. Bez. unten rechts: HANS OLDE . 96 . SEEKAMP.
Leinwand; h. 1,19; br. 1,88%. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden. — Phot. Tamrae.
Max Thedy
Geb. zu München den 16. Oktober 1858-, lebt in Weimar.
Seit 1876 Schüler der Münchner Akademie, besonders unter
L. v. Lüfftz. Schon 1883 wurde er Professor an der Weimarer
Kunstschule, an der er seitdem ununterbrochen tätig gewesen.
2509 „Adoratio Crucis". Die Verehrung eines lebensgrossen,
(2381 A) bemalten Holzkruzifixes, das, an die Chorstufen einer Dorf-
22 b kirche gelehnt, am Boden liegt. "Rechts, ihm zuhaupt, brennen
Kerzen. Daneben sitzt ein Chorknabe neben dem Opferteller.
Von links nahen die Anbetenden, die am Kreuze niederknieen.
Eine Nonne küsst, vorgebeugt, dem Bilde des Heilandes die
Lippen. Im Hintergrunde links und in der Mitte kommende,
gehende und im Gestühl sitzende Andächtige. Bezeichnet u.
rechts: MAX THEDY . WEIMAR.
Leinwand; h. 2,31; br. 3,30. — 1899 durch den Akademischen Rat aus den
Zinsen der Pröll-Heuev-Stiftung von der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.
VIII. Nieder sächsische Meister
Friedrich Karl Gröger
Geb. zu Ploen in Holstein den 14. Okt. 1766; gest. zu Hamburg
den 9. Nov. 1848. Autodidakt; doch 1789 Schüler der Berliner
Akademie. War 1798 vorübergehend in Dresden* hauptsäch-
lich aber in Hamburg tätig.
2510 Selhstbildnis des Künstlers. Brustbild leicht nach rechts
(2382) auf grauem Grunde. Der blauäugige Meister trägt einen hell-
68 b braunen Rock und eine graue Mütze.
VIII. Niedersächsische Meister. XIX. Jahrh. 817
Leinwand; h. 0,60; br. 0,46. — Geschenk des Künstlers. Doch erst im
Katalog von 1856.
J. G. Valentin Ruths
Geb. zu Hamburg den 6. März 1825; gestorben daselbst den
18. Januar 1905. Seit 1846 an der Münchner Akademie als
Steinzeichner gebildet; seit 1850 in Düsseldorf unter Schirmer
als Landschaftsmaler entwickelt. 1855 — 1858 in Italien.
Seit 1857 arbeitete er in Hamburg.
Herbstmorgen in der südlichen Schweiz. Vorn in der Mitte 25 1 I
führt eine einbogige Steinbrücke, auf der eine Schafherde nach (2383)
rechts getrieben wird, über die tiefe, oben bewaldete Schlucht, 25 c
in der ein Bergwasser schäumt. Vorn rechts auf dem Wege
ein Karren. Bez. r. u. : Valentin Ruths 1876.
Leinwand; h. 0,78 ; br. 1,24. — 1876 auf der Deutschen Kunstausstellung gekauft.
Heinr. Louis Theod. Gurlitt
Geb. zu Altona den 18. März 1812; gest. den 19. Sept. 1897
zu Schmiedeberg i. Erzg. Studierte anfangs in Hamburg; seit
1832 in München, seit 1835 an der Kopenhagener Akademie.
Bereiste fast alle Länder Europa's. Lebte in Kopenhagen,
Düsseldorf, Berlin, Wien, Gotha, Plauen bei Dresden.
Das Kloster Busaco in Portugal. In der Mitte das Kloster 25 1 2
am sonnigen Abhang. Rechts vorn ein prächtiger Pinienwald, (2384)
vor dem zwischen Felsblöcken ein kleiner Wasserfall herab- 29 e
stürzt. Unten feuerroter, oben grünlich-blauer Abendhimmel.
Bez. halbrechts unten: Gurlitt Drsd. 1875.
Leinwand; h. 1,21; br. 1,88. — 1878 vom Künstler erworben.
Hans Peter Feddersen
Geb. zu Wester-Schnatebüll in Schleswig-Holstein den 29. Mai
1848; lebt in Kleiseer Koog bei Niebüll. Schüler Osw. Achen-
bach's in Düsseldorf und der Weimarer Kunstschule. War
eine Zeitlang in Kreuznach angestellt.
Nordfriesische Landschaft. Links der stille Kanal, auf dem 25 1 3
zwei mit Korn beladene Kähne segeln. Vorn in der Mitte (2384 A)
zwei Strohdachhäuser, von grünen Gartenhecken umgeben. Eine 33 d
junge blonde Mutter lässt ihren einjährigen Knaben Lauf-
übungen machen. Andere Frauen in der Nähe. Ganz rechts
52
818 Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts
steht ein braunes Pferd zwischen den Bäumen. Bezeichnet
rechts unten: P. Feddersen, Düsseldorf 84.
Leinwand; h. 0,67; br. 1,02. — 1888 ans den Zinsen der PröU-Heuer-Stiftung
von der akademischen Ausstellung, Dresden. — Phot. Tamme.
Carl Vinnen
Geb. in Bremen den 28. August 1863, lebt auf Gut Ostern-
dorf in der Provinz Hannover. Anfangs zum Kaufmann be-
stimmt, besuchte er erst 1886 — 88 die Elementarklasse der
Düsseldorfer Akademie, 1888 — 1889 Prof. Schönleber's Still-
leben-Klasse an der Karlsruher Kunstschule. Dann bildete er
sich auf Reisen weiter und schloss sich, heimgekehrt, der Worps-
weder Künstlergruppe an.
2514 Vorfrühling. Leicht hügeliges Land unter halb bewölktem
(2384 C) Himmel. Im Mittelgrund ein brauner Heiderücken, von fern-
34 c blauen Höhen überragt. Links vorn blaues, vom Sturm be-
wegtes Wasser, an dem rechts unter den noch kahlen Bäumen
gelbe Dotterblumen blühen. Bez. 1. u.: C. Vinnen 1899.
Leinwand; h. 0,79; br. 1,05. — 1899 ans den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
von der »Deutseben Kunstausstellung« zu Dresden. — Phot. Brnckui.
Fr. Wilh. Heinr. Otto Modersohn
Geb. zu Soest in Westfalen den 22. Februar 1865; lebt in
Worpswede. Seit 1884 Schüler der Düsseldorfer Akademie.
1888—1889 in Karlsruhe unter H. Baisch, 1892—1894
zeitweise in Berlin unter Eug. Bracht weitergebildet. Gehörte
zu den Gründern der Worpsweder Schule.
2515 Das alte Haus. Mit Stroh gedeckt, liegt die alte Hütte
(2384D) unter knorrigen Kiefern. Ein Bach schlängelt sich zum Vorder-
34 b gründe herab. Rechts eine alte Frau am Stock. Bez. links
unten: Otto Modersohn. W. 97.
Leinwand; h. 0,88J^; br. 1,02. — 1897 ans den Zinsen der Pröll-Hener-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden.
Ludwig Dettmann
Geb. den 25. Juli 1865 zu Adelbye bei Flensburg; lebt in
Königsberg. Schüler der Berliner Akademie unter Eugen Bracht
und Wold. Friedrich. Auf Reisen weitergebildet. Seit 1900
Direktor der K. Kunstschule zu Königsberg i. Pr.
VIII. Niedersächsische Meister. XIX. Jahrh. 819
Schwere Landung. Ostseeküste im Mecklenburgischen. Rotes 25 1 6
Abendlicht. Links die brandende See, rechts der hohe Strand (2 3 84 E)
mit rotdachigen Häusern. In dem Ruderbot, das im Begriffe 35 a
zu landen, sitzen ein Steuermann und ein rotbärtiger Ruderer.
Der dritte, den sie ans Land gesetzt, steht noch im "Wasser
und wartet auf das Rückströmen der letzten Welle, um das
Ufer zu erklimmen. Bez. unten rechts: Lud. Dettmann.
Leinwand; h. 1,42; br. 1,93. — 1897 aus den Zinsen der PröU-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung, Dresden. — Dreifarbendruck
B. A. Seemann.
Joh. Heinrich Vogeler
Geb. zu Bremen den 12. Dezember 1872; lebt in Worpswede.
Schüler Janssen's und Kampfs an der Düsseldorfer Akademie.
Seit 1894 durch Mackensen in Worpswede der Natur zuge-
führt, liess er sich hier 1895 dauernd nieder.
Des Künstlers Haus in Worpswede. In der Mitte unter 2517
Bäumen das mit Stroh gedeckte, niedrige weisse Haus, dessen (2384 F)
Schornstein blauen Rauch gen Himmel sendet. Fernblick über 34 c
das gewellte, bebaute Land bis zu deu blauen Hügeln des
Hintergrundes. Bezeichnet rechts unten mit Monogramm.
Leinwand; h. 0,80; br. 1,00%. — 1897 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-
Stiftung von der Internationalen Kunstausstellung au Dresden.
'M
9 *
ZWEITER ABSCHNITT
Ausländische Schulen
I. Französische Maler
Francois Baron Gerard
Geb. zu Rom den 4. Mai 1770; gest. zu Paris den 11. Januar
1837. Er kam schon in seinem zwölften Jahre nach Paris,
wo er zuerst Schüler des Bildhauers Pajou, dann der Maler
Brenet und David wurde. Tätig hauptsächlich in Paris, wo
er offizieller Porträtmaler Napoleon's wurde.
25 1 8 Napoleon I. im Krönungsornate. Im weissen Rock und Purpur-
(2385) mantel, die goldene Lorbeerkrone auf dem Haupte, steht der
52 a Kaiser, leicht nach links gewandt, mit der Rechten auf seinen
Herrscherstab gestützt, unter dem Thronhimmel da. Rechts hinter
ihm ein Sessel. Links die Abzeichen seiner Weltherrschaft.
Leinwand; h. 2,21; br. 1,46. — Das Bild, von dem es mehrere Wieder-
holungen gibt, kam als Geschenk Napoleon's nach Dresden. Als in der Qalerie be-
findlich im Katalog von 1846. — Phot. Ad. Braun & Co.; Tamme.
Paul Delaroche
Geb. zu Paris den 17. Juli 1797; gest. daselbst den 4. Novbr.
1856. Schüler des Baron Gros an der Ecole des Beaux Arte
in Paris seit 1816, Professor an derselben Kunstschule seit
1833. Durch Reisen in Italien weiterentwickelt. Er gehört
zu den Hauptnieistern der romantischen Schule Frankreichs im
zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts.
I. Französische Maler. XIX. Jahrhundert 821
Bildnis der Sängerin Henriette Sontag, später vermählte 2519
Grätin Rossi. Kniestück. Die Sängerin ist in der Rolle der (2385 A)
Donna Anna in Mozart's Don Juan dargestellt. Sie hat den 37 b
schwarzen Domino über ihrem schwarzen Kleide zurückgeschlagen
und die schwarze Maske, die sie in der weiss behandschuhten
Linken hält, vom Gesicht genommen. Die herabhängende Rechte
ist unbekleidet. Vorn brauner Wandgrund , links brauner
Vorhang. Bez. unten rechts: Paul Delaroche . 1830.
Leinwand; h. 1,46; br. 1,14. — 1S90 als Vermächtnis des Bruders der Dar-
gestellten, des 1899 gestorbenen Königl. preussischen Hofscbauspielers Carl Sontag.
von dem auch die Fassung der Inschrift auf dem Widmungsschilde herrührt. —
Phot. Tamnie.
Jean Ant. Theod. Gudin
Geb. zu Paris den 2. August 1802; gest. in Boulogne-sur-
Seine den 12. April 1880. Schüler des Girodet-Trioson. Tätig,
von verschiedenen Reisen abgesehen (1844 malte er z. B. in
Berlin), hauptsächlich in Paris.
Ein Seegefecht. Auf dem grauen, massig bewegten Meere 2520
haben in der vorderen Reihe zwei französische Kriegsschiffe (2386)
mit weissen Flaggen zwei holländische Kriegsschiffe, von denen 34 a
das zur Rechten seine niederländische Trikolore streicht, als
Sieger in die Mitte genommen. Andere Schiffe im Hinter-
grunde. Bez. links: T. Gudin . 1852.
Leinwand; h. 0,70; br. 0,73. — 1876 aus der Sammlung des Grafen von
Fersen zu Dresden.
Thomas Couture
Geb. zu Senlis (Dep. Oise) den 21. Dezbr. 1815; gest. auf
Schloss Villiers le Bei bei Paris den' 3 O.März 1879. Schüler
A. J. Gros' und Paul Delaroche's in Paris; seit 1840 stellte
er im Salon aus; seit 1847. dem Jahre der Ausstellung seiner
»Orgie Romaine« wurde er zu den grössten Meistern seiner
Zeit gezählt. Paris war sein Wohnort. Zu seinen zahlreichen
Schülern gehörte Anselm Feuerbach.
Der Vogelsteller. Rechts das Haus des Vogelstellers, an 2521
dem verschiedene Vogelkäfige hängen. Rechts vorn auf der 34 b
Terrasse vor dem Hause hockt der Vogelfänger in schwarzem
Hut und roter Jacke, im Begriff das Netz zuzuziehen, das an
der Terrassenmauer aufgestellt ist, auf der der Lockvogel steht.
822 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert
Links Blick in den sonnigen Garten, an dessen Bäumen und
Mauern zahlreiche Vogelkäfige hängen. Hinter dem Garten
Gehölz mit halbkahlen Bäumen. Bez. unten links : T. C.
Leinwand; h. 0,47%; br. 0,65. — 1904 von der grossen Dresdner Kunst-
ausstellung. Das Bild zog 1900 auf der Exposition Centennale in Paris, wo es als
N. 163, »L'oiseleur«, aus dem Besitze des M. Leblanc-Barbedienne aasgestellt war,
die Blicke auf sich.
Gustave Courbet
Geb. zu Omans bei Besancon den 10. Juni 1819; gest. zu
La Tour de Peilz am Genfer See den 31. Dezember 1877.
Seit 1837 Schüler Flogeoulot's, »eines mittelmässigen in die
Provinz versprengten Malers der Davidschule« in seiner Heimat.
Seit 1839 in Paris durchs Kopieren der alten Meister im
Louvre und selbständiges Naturstudium aus sich heraus zu dem
umstürzenden Realisten entwickelt, der dem 3. Viertel des 1 9. Jahr-
hunderts die Wege wies. Tätig hauptsächlich in Paris.
2522 Die Steinklopfer. An steiniger Halde des links ansteigen-
37 b] den bewaldeten Hügels, neben dem rechts unter blauem Himmel
ein sonnenbeleuchteter kahler Tafelfelsen aufragt, sind vorn
zwei Steiuklopfer, ein alter und ein junger, mit ihrer Arbeit
beschäftigt. In hälbknieeuder Stellung, nach links gewandt,
erhebt der Aeltere im Hut, Hemdsärmeln und rot-weissgestreifter
Weste mit beiden Händen deu Hammer, die vor ihm liegenden
Steine zu zerklopfen. Hinter ihm ist der zerlumpt gekleidete
jüngere, halb vom Rücken gesehen, im Begriff, einen Korb
voll bereits zerklopfter Steine emporzuheben. Rechts auf dem
Boden steht das Speisegeschirr der Arbeiter. Bezeichnet unten
links: O. Courbet.
Leinwand; h. 1,59; br. 2,59. — 1904 durch Vermittelung des (ieh. Regierungs-
rates von Seidlitz von der Versteigerung Binant in Paris. Als »Les casseurs de
pierre« berühmtes Bild, das im Pariser »Salon« 1851 und 1855 Aufsehen erregte
und 1889 in der retrospektiven Abteilung der Pariser Weltausstellung (N. 201)
wieder auftauchte. — Phot. Tamme.
Pierre Cecile Puvis de Chavannes
Geb. zu Lyon den 14. Dezember 1824; gest. zu Paris den
24. Oktober 1898. Schüler von Scheffer und Couture in Paris.
Durch Reisen in Italien selbständig weiterentwickelt. Haupt-
meister der idealen und monumentalen Grossmalerei Frankreichs
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
I. Französische Maler. XIX. Jahrhundert 823
Die Fischerfamilie. Unter dem Bild einfacher, wenig, aber 2523
antik bekleideter Fischer am Meeresstrande eine Darstellung (23 8 6 A)
der »drei Lebensalter«. In der Mitte hängt der unbekleidete 31 d
kräftige junge Fischer, nach links gewandt, seine Netze an
einen kahlen Baum. Unter dem Baume sitzt, nach rechts
gewandt, sein blühendes, nur mit rotem Hüfttuch versehenes
Weib, das das zu seinen Füssen mit Muscheln spielende Kind
am Gängelbande hält. Rechts ruht, mit blauem Tuche bedeckt,
der Alte, ein müder Greis, ausgestreckt im "Wrack eines Botes.
Im Hindergrunde links eine Hütte, rechts das stille blaue Meer.
Bez. links unten: P . Puvis de Chavannes . 1875.
Leinwand; h. 2,60; br. 2,20%. — 1901 im Kunsthandel ans Paris. Das
längst berühmte Bild vertrat den Meister mit einigen anderen Bildern 1900 anf der
Pariser Weltansstellung. Eine kleinere, etwas veränderte Wiederholung von 1887,
die sich im Privatbesitze zu Paris befindet, wurde 1900 an verschiedenen SteUen
(wohl nur, weil eine Photographie von ihm zur Hand war und man die Umänderungen
übersah), als das auf der Weltausstellung befindliche Bild reproduziert, dieses richtig
als das unsere aber z. B. bei Roger Marx : L'exposition centennale de l'art fran<;ais,
Paris 1901, Tfl. 77. — Phot. Tamme.
Elise Puyroche, geborne Wagner
Geb. zu Dresden den 31. März 1828; gest. zu Lyon den
4. März 1895. Nach ihrer Verheiratung in Lyon Schülerin
Saint -Jean's daselbst.
Der zerrissene Kranz. Ein üppiges, halb zur Erde gesunkenes 2524
Blumengewinde hängt noch halb an einem Zweige unter einer (2387)
Vase von der Mauer herab. Eine grüne Schlucht als Hinter- 40 b
grund. Links vorn eine einzelne, herausgefallene, zum Teil
entblätterte Rose. Bez. r. u. : Elise Wagner 1850.
Leinwand; h. 1,05; br.0,89. — 1851 mittels der Ausstellungsgelder erworben.
Blumen am Bronn. Unter Baumstämmen, neben denen sich 2525
ein Wasserstrahl aus einer Holzröhre ergiesst, sind Päonien, (2387A)
Pelargonien, gefüllte Mohnblumen, Rosen und spanische Kresse 38 a
am Boden ausgebreitet. Bez. r. u.: E. Puyroche -Wagner.
Leinwand; h. l,27Va ; br. 10472. — 1894 von der akademischen Kunstaus-
stellung zu Dresden als Geschenk der Künstlerin.
Germain David -Nillet
Geb. zu Paris den 4. Dezember 1861; lebt in Paris. Schüler
L. L'Hermitte's. Societaire de la Societe Nationale des Beaux Arts.
824 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert
2526 Das Geständnis. An einem Holztisch sitzt ein Arbeiter
(2387AA)in roter Bluse. Mit der Rechten fasst er leidenschaftlich die
33 c Linke seines jungen Weibes, das sich links vom Stuhl erhoben,
um in abgewandter Stellung gesenkten Blickes das verhängnis-
volle Geständnis zu machen. Schmerz und Ueberraschung
spiegeln sich im Antlitz des Mannes, das durch die von der
Gestalt der Frau verdeckte Leuchte hell beschienen wird. Be-
zeichnet links: G. DAVID - NILLET.
Leinwand; h. 1,26'/»» br. 1,61. — 1897 von der Internationalen Kunstaas-
stellang Dresden. — Phot. Bruckm.
II. Amerikanische und englische Maier
George Hitchcock
Geb. den 29. September 1850 zu Providence (Rhode Island) in
Nordamerika; lebt seit 1882 in Egmond a. d. Hoef in Holland.
Wurde 1872 »Bachelor« der Künste, 1874 »Bachelor« der Rechte,
war als Rechtsanwalt tätig, ging aber 1879 zur Malerei über:
zunächst als Schüler der Düsseldorfer Akademie, dann als Schüler
von Boulanger und Lefebvre in Paris, von Mesdag im Haag.
2527 In den Haarlemer Tulpen. Ein junges Mädchen in sauberer
(238 7 B) holländischer Tracht schreitet, nach links gewandt, vorsichtig
35 d durch das vorn mit weissen, weiter zurück mit gelben Tulpen
bedeckte Blütenfeld. Im Hintergründe eine Häuserreihe hinter
frühlingsgrünen Bäumen. Bez. unten links: G. HITCHCOCK.
Leinwand; h. l^l'/a» br. 0,N9'/2. — 1897 von der Internationalen Kunst
aussteUung, Dresden. — Phot. Bruckm.
Alexander Harrison
Geb. zu Philadelphia den 17. Januar 1853; lebt in Paris.
Seit 1877 Schüler der School of Design in Philadelphia, seit
1878 Schüler der Ecole des Beaux Arts in Paris, insbesondere
Gerome's. Nach Bastien Lepage weiterentwickelt.
2528 Abend am Wasser. Studie. In dem stillen Flusse spiegelt
(2387 C) sich das rötliche Gold der sinkenden Sonne. Nackte Frauen
34 d beleben die warme Landschaft. Die eine lehnt sich, vom
Rücken gesehen, vorn am grünen Ufer an den Ast eines
Baumes. Sie wartet ihrer Gefährtin, die rechts in einem Kahn
stehend heranrudert. Bez. unten rechts: Alex. Harrison.
II. Amerikanische und englische Maler. XIX. Jahrh. 825
Leinwand; h. 1,00; br. 1,00. — 1893 von der grossen Kunstausstellung zu
Berlin. — I'hot, Bruckm.
Thom. Austen Brown
Geb. zu Edinburg den 18. September 1859; lebt in London.
Schüler der Kensington School of Art und der Royal Scottish
Academy zu Edinburg. — R. J. — A. R. S. A. — H. R. C. A.
Des Pächters Kuhstall. Ein junges Mädchen in blauer 2529
Jacke melkt die braune, weiss gefleckte Kuh, neben der eine (2387 D)
zweite im Stroh liegt. Rechts blickt man durch die offene Stall- 34 a
tür ins Freie. Bez. unten links: T. Austen Brown 1893.
Leinwand; h. 0,66V2 i It. 0,72. — 1897 von der Internationalen Kunstaus-
stellung, Dresden.
Gari Melchers
Geboren den 11. August 1860 in Detroit in Nordamerika; lebt
abwechselnd in Paris und in Nordholland. Von 1877 — 1881
Schüler der Düsseldorfer Akademie, dann der Ecole des Beaux
Arts in Paris und Privatschüler von Boulanger und Lefebvre.
Holländischer Schiffszimmermann. Ganze lebensgrosse Ge- 2530
stalt, etwas nach links. Der alte Baas trägt schwarze Waden- (2387 E)
Strümpfe, rote Kniehosen, ein braunes Wams über rotem Woll- 35 a
hemde und eine schwarze Kopfbedeckung. In der gesenkten
Linken hält er ein Winkelmaass, mit dem rechten Arme stützt
er sich auf den Schrank, auf dem ein Schiffsmodell steht. Bez.
links unten: Gari Melchers.
Leinwand; h. 2,05; br. l.OO1^. — 1897 von der Internationalen Kunstaus-
steüung, Dresden. — Phot. Bruckm.
III. Schweizer Maler
Alexandre Calame
Geb. zu Vevey am Genfer See den 28. Mai 1810; gest. zu
Mentone den 17. März 1864. Schüler F. Diday's in Genf.
Tätig, von vielen Reisen abgesehen, hauptsächlich in Genf.
Prachtbäume am Bergstrom. Der schäumende Fluss bildet 253 1
im Mittelgrunde einen kleinen Wasserfall. Die grossartigen (2388)
Laubbäume links an dem Felsen sind hell von rechts beleuchtet, 30 a
während die Baumgruppen, die rechts unter dem steilen Ufer
stehen, in tiefen Schatten gehüllt sind. Bezeichnet links unten:
A. Calame 1854.
826 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert
Leinwand; h. 1,40; br. 2,00. — 1877 im Kunsthandel ans Berlin. — Gest.
Ton L. Friedrich i& Neues G.-W. I, 1. — Phot. Tamme.
Arnold Böcklin
Geb. zu Basel deu 16. Okt. 1827; gest. zu Fiesole deu 16. Jan.
1901. Seit 1846 Schüler J. W. Schirmer's in Düsseldorf.
In Brüssel, Paris und (seit 1850) in Rom weitergebildet.
Von 1858 — 1861 Professor an der Kunstschule zu Weimar.
Lebte später in München, Basel, Zürich und in Italien, be-
sonders in Florenz, das ihm zur zweiten Heimat wurde.
2532 Pan und Syrinx. Rechts hinten Felsen und Berge; links
(2388 B) vorn Schilf im Sumpf. In der Mitte von Schlinggewächsen
34 c umrankte Riesenbäume. Hier verfolgt der bocksbeinige Pan,
nach links gewandt, die schöne Nymphe Syrinx, die, als das
rettende Schilf sie aufnimmt, selbst in ein Schilfrohr verwan-
delt wird. Schon zeigt die Verwandlung sich au den Finger-
spitzen ihrer erhobenen Hände. Bez. f. u. : A. BöcMin fecit.
Leinwand; h. 1,07% *, br. 0,67. — 1897 als Geschenk des Herrn Hofrat
Rechtsanwalt Lesky in Dresden. Böcklin- Werk der Photographischen Union III, 38.
H. A. Schmid's Verzeichnis dazu N. 47. — 1851 gemalt.
2533 Frühlingsreigen. Au der rechten Seite eines sonnigen, mit
(2388 A) bunten Frühlingsblumen besäten Rasenabhangs, der vorn ein
36 b kleines Wasserbecken bildet, ruht die in ein durchsichtiges, mit
Tautropfen besprengtes blaues Gewand gehüllte Quellnymphe.
Auf dem Zeigefinger der erhobenen Linken hält sie ein zwit-
scherndes Vögelein, das sie anblickt. Links ist ein überhitzter
bocksbeiniger Satyr, der die Hirtenflöte in der Linken hält, im
Begriffe, zur Quelle hinunterzugleiten. Unter ihm steht ein
jüngerer Satyr auf einem im Wasser liegenden Steine, reckt
sich, im Profil nach rechts gewandt, lang empor, hält sich mit
der Linken am Felsen und schöpft mit der Rechten das herab-
plätschernde Wasser. Unten in dunkler Grotte kauern zwei
Knäblein mit Quellurnen. Oben über dem Abhang aber tanzen
elf nackte bekränzte Knäblein, die als Personifikationen der
zitternd emporsteigenden heissen Düfte in der Luft schweben,
einen lustigen Frühlingsreigen. Bez. r. u. : A. Böcklin pinx.
Leinwand; h. 2,26; br. 1,37. — 1890 im Kunsthandel aus Berlin. — Der
Meister hat dieses Bild nach seinen eigenen Mitteilungen 1869 in Basel gemalt.
Auf der Münchner Kunstausstellung war es 1869 und 1889 ausgestellt. Inzwischen
befand es sich im Besitze des Bildhauers Prof. Jos. Kopf in Rom. Böcklin-Werk
III. Schweizer Maler. XIX. Jahrhundert 827
der Photographischen Union II, 35. — H. A. Schmid's Verzeichnis N. 138. Einige
Motive des Bildes wiederholt aus dem 1869 entstandenen »Liebesfrühlingc beim
Freiherrn M. v. Heyl zu Darmstadt. Böcklin-Werk III, N. 31.
Der Sommertag. Ein stiller Fluss, in dem der blaue 2534
Himmel sich spiegelt, windet sich durch flache Blumen wiesen 34 a
zum Vordergrund herab. Eine Reihe hoher, italienischer
Pappeln, deren Silberlaub sich im Winde bewegt, steht auf der
Wiese. Im Hintergrund eine Ortschaft vor fernen Hügelzügen.
Im Vordergrunde sechs nackte badende Knäblein, von denen
vier sich noch am Ufer zur Linken ergehen, einer bereits im
Wasser steht, einer am Ufer zur Rechten sitzt. Bez. u. 1. : A. B.
Mahagoniholz ; h. 0,61 ; br. 0,50. — 1902 als Geschenk des Herrn Geheimen
Kommerzienrat Lingner in Dresden. — Durch die Ernst Arnold'sche Hofkunst-
handlung in Dresden von M. Neumann in Berlin. — 1881 gemalt. — Abb. im
Böcklin-Werk der Phot. Union I, 17. Vgl. H. A. Schmid's Verzeichnis am Schlüsse
des IV. Bandes N. 255. — Radieit von Max Klinger.
Der Krieg. Ueber einer vorstädtischen Landschaft, in 2535
der rechts die Stadt in Flammen steht, links eine mächtige 34 c
Schlossruine unter Cypressen ragt, ziehn die »Schrecken des
Krieges«, durch drei Reiter und eine schwebende weibliche
Gestalt versinnbildlicht, von rechts nach links durch die rauch-
schwarze Luft. Der Tod hält durch Brand, Schwert und Pest
seine Ernte. Vorn reitet der Tod als Gerippe auf braunem
Ross, dann folgt die Pest als bleicher Jüngling mit Schlangen
im Haar auf rotem Ross, dann der geharnischte Krieger mit
dem Schwerte auf weissem Ross. Hart über ihm schwebt die
weibliche Gestalt im roten Mantel, die die Brandfackel in der
Rechten schwingt. Leichen liegen unten vorn auf der Land-
strasse, die zwischen dem städtischen Abhang zur Rechten und
der Gartenmauer zur Linken zur Stadt führt. Bezeichnet u. 1. :
A.B. 1896.
Lindenholz; h. 1,00; br. 0,69x/a- — 1902 von Herrn Geh. Reg.-Bat Prof.
Dr. von Kaufmann in Berlin. — Eine veränderte, grössere, nicht vollendete Wieder-
holung kam aus dem Nachlass des Meisters ins Museum zu Zürich. — Eine Skizze
dazu zeigt, irie Böcklin bestrebt war, in der Wiederholung die schwebende weib-
liche Gestalt durch Loslösnng von der Dreireitergruppe noch deutlicher als schwebend
zu kennzeichnen. Abb. im Böcklinwerk der Phot. Union ITI, 2. Vergl. H. A. Schmid's
Verzeichnis am Schlüsse des IV. Bandes N. 336.
Jos. Rudolf Koller
Geboren zu Zürich den 21. Juni 1828; gestorben daselbst den
5. Januar 1905. Schüler der Düsseldorfer Akademie, ins-
828 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert
besondere Karl Sohn's. Weitergebildet in Paris, München und
Rom. Lebte in Zürich.
2536 Vier pflügende Ochsen. Weites Feld. Im Hintergrunde links
(2389) ein Kirchturm zwischen kahlen Bäumen. Die vier kräftigen
22 d Stiere stehen vorn vor ihrem Pfluge, den ein Ackerer lenkt,
während ein anderer im blauen Kittel die Peitsche schwingt.
Krähen in der Luft und auf dem Felde. Bez. r. u. : R. Koller
(das R. nach links gewandt am K) 1868. (20 Aust.)
Leinwand; h. 1,35; br.. 2,04. — 1877 von Herrn Otto Wesondonck
geschenkt.
Hans Sandreuter
(leb. zu Basel den 11. Mai 1850; gest. daselbst den 1. Juni
1901. Schüler der Akademie zu Neapel und (1874—1877)
Arnold Böcklin's in Florenz. Er liess sich in seiner Vater-
stadt nieder, wo er hauptsächlich tätig war.
2537 Baseler Landschaft. Von einer Anhöhe gesehene leicht
(2389 bis)hügelige, fruchtbare Juni -Landschaft. Graugrüne Kornfelder,
33 a schwarzschattige, abgeblühte Obstbäume, Schilf und rote Blumen
im Vordergrunde. Im Hintergrunde rechts ein Dorf mit
weissen Häussern am Fusse eines Hügels, links ferne blaue
Berge. Bez. unten rechts: H . SANDREÜTER . 1899.
Leinwand; h. 0,97; br. 1,47. — 1901 aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung
Ton der Internationalen Kunstausstellung zn Dresden.
IV. Skandinavische Maler
Christian Krohg
Geboren den 13. Aug. 1852 zu Vestre Aker bei Christiania,
lebt in Christiania. Anfangs Jurist. Seit 1873 Schüler
Descoudres' und Gussow's an der Karlsruher Kunstschule.
Gussow folgte er 1875 nach Berlin; 1879 in Paris; seitdem
lebte er abwechselnd in Kopenhagen, in Berlin und in seiner
Heimat. Maler, Radierer und Schriftsteller.
2538 Norwegisches Lotsenbot. In hohen schaumgekrönten Wellen
(2389A)der hintere Teil eines halb bedeckten Lotsenbotes. Hinten am
35 a Steuer steht ein Alter in gelber Oeljacke und gelbem Südwester-
hut, weiter vorn, vom Rücken gesehen, ein blonder Knabe ohne
III. Skandinavische Maler. XIX. Jahrhundert 829
Kopfbedeckung in violettem Hemde. Das Schiff, auf das sie
zusteuern, ist noch nicht sichtbar; aber der Alte weist mit
ausgestreckter Rechten auf es hin, und die spähende Stellung
des Jungen deutet es an. Bez. u. r.: C. Krohg.
Leinwand; h 1,35%; br. 1,02%. — 1893 ron der grossen Kunstausstellung
in Berlin. — Phot. Union, München.
Bruno Liljefors
Geb. 1S60 zu Upsala. Lebt zu Quambo bei Upsala. Schüler
der Kunstakademie zu. Stockholm. In Paris, vor allem aber
in der Natur weitergebildet.
Fuchs und Schneehase. Verschneiter Boden einer Wald- 2539
landschaft, auf den links und rechts einige Tannenzweige (2389B)
herabragen. In der Mitte hält ein lebensgrosser roter Fuchs 37 a
einen gefangenen weissen Hasen am Genick gepackt. Bezeich-
net links unten: Bruno Liljefors 93.
Leinwand; h. 1,36%; br. 2,02%. — 1893 von der grossen Kunstausstellung
in Berlin. — Phot. Bruckm.
V. Belgische Maler
Constantin Meunier
Geb. zu Merbeck bei Brüssel den 12. April 1831; gest. zu
Brüssel den 4. April 1905. Schüler der Brüsseler Akademie.
Als Bildhauer bildete er sich bei Fraikin, als Maler bei de
Groux. 1882 wurde er Professor in Löwen; seit 1885 wandte
er sich wieder vorzugsweise der Bildhauerei zu, der er neuen
Stil und neues Leben einhauchte.
Der Puddler. Kniestück nach links. Nur mit dem Leder- 2540
schürz und der Kappe bekleidet, sitzt der Hüttenarbeiter aus- (2390)
ruhend auf einer Bank. Links neben ihm der glühende Ofen. 31b
Rechts hinter ihm ein Knabe. Bez. u. r. : C. Meunier.
PasteU auf Papier ; h. 1,00 ; br. 0,80. — 1897 von der Internationalen Kunst-
ausstellung, Dresden. — Phot. Bruekm.
Emile Claus
Geb. zu Vive St. Eloi in Ostflandern den 27. Sept. 1849;
lebt in Astene in Flandern. Seit 1870 Schüler der Ant-
werpener Kunstakademie. Widmete sich anfangs der Bildnis-
830 Ausländische Schulen. XIX. Jahrhundert
maierei, zog sich 1882, nachdem er Spanien und Marokko
bereist, an die flandrische Küste »La Lys« zurück, um sich
ganz der Landschaftsmalerei hinzugeben.
254 1 Der Brückenkahn zu Afsne. Flaches, frühlingsfrisches Land
(2391) unter leichtbewöktem Himmel. Eine Fähre, die eine Kuh be-
31 c tritt, liegt links am diesseitigen Ufer des Flusses. Im Hinter-
grunde Dorfhäuser. Bez. rechts unten: Emile Claus.
Leinwand; h. 1,60; br. 1,13. — 1897 von der Internationalen Kunstatis-
stellung, Dresden.
Frans van Leemputten
Geb. im Dorfe Werchter in Belgien den 29. Dezember 1850;
lebt in Antwerpen. Hat sich ohne Lehrer im Anschlüsse an
die Natur entwickelt. Ist Professor an der Antwerpener
Kunstakademie.
2542 Markttag im April. Frühlingshelle Dorfstrasse, von kleinen,
(2392) links mit roten Ziegeln, rechts mit Stroh gedeckten Häusern
34 d begrenzt. Bildeinwärts werden Pferde und Rinder zum Markte
geführt. Fussgänger dazwischen. Ein Kirchturm im Hintergrunde.
Bez. rechts unten: FRANS VAN LEEMPUTTEN. 1896.
Mahagoniholz; h. 0,51 %; br. 0,86%. — 1897 von der Internationalen Kunst-
ausstellnng, Dresden.
Eugen Laermans
Geb. zu Brüssel (Molenbeck-St.-Jean) den 21. Okt. 1864; lebt in
Brüssel. Schüler des Jean Portaels an der Brüsseler Akademie.
2543 Abendgebet Dem Kirchlein mit hell erleuchteten Fenstern
(2393) zugewandt, das links jenseits des stillen Wassers liegt, neigen
35 b die ländlichen Arbeiter beim Klange der Abendglocken sich
stehend und knieend zum andächtigen Gebet. Die roten Dächer
des Dorfes spiegeln sich in der Mitte im Wasser. Abend-
beleuchtung von rechts. Bez. r. u.: Eug. Laermans.
Leinwand; h. 1,30%; br. 1,01%. — 1897 von der Internationalen Kunst-
ausstellung, Dresden. — Phot. Bruckm.
DRITTER HAUPTTEIL
Die Pastelle, Miniaturen und
gewebten Tapeten
ERSTER ABSCHNITT
Die Pastelle
I. Die italienische Schule
Guido Reni
Geb. den 4. Nov. 1575 zu Calvenzano bei Bologna; gest. zu
Bologna den 18. August 1642. Schüler Dionys Calvaert's
und Ludovico Carracci's in Bologna. In Rom unter dem Ein-
flüsse Caravaggio's und Annibale Carracci's weitergebildet.
Tätig hauptsächlich in Rom und in Bologna.
Der heil. Franziskus. Brustbild ohne Hände, fast von vorn, I
auf gelbgrauem Grunde. Braune Kutte, kurzgeschorenes Haupt- (1)
und Barthaar. Der Blick ist gen Himmel gewandt. 63 e
Papier; hoehoval mit schwarzen Ecken; h. 0,58; br. 0,47. — 1746 aus der
herzoglichen Galerie zu Modena. — Schon im Modeneser Inventar von 1743 (Venturi
p. 360) als »Guido Reni«. — Die Zeichnung ist mit farbigen Stiften ausgeführt,
doch sind die Striche noch nicht nach der Art der späteren eigentlichen Pastell-
malerei, der die folgenden Bilder angehören, vertrieben. — Phot. Braun XV, 2. —
Braun (alt) N. 498; Tamme; Bruckm.
Rosalba Carriera
Geb. zu Venedig den 7. Oktober 1675; gest. daselbst den
15. April 1757. Schülerin des Cav. Diamantini und des Ant.
Balestra. Arbeitete in Venedig, in Versailles, in Wien. Mit-
glied der Akademien von Paris, Bologna, Rom.
Die folgenden 167 Pastellbilder der ihrer Zeit berühmten Meisterin stehen
sämtlich schon im »Catalogue« von 1765, in diesem aber auch zuerst verzeichnet.
Da sie alle auf Papier gemalt sind, kann darauf verzichtet werden, bei jedem von
ihnen die Angabe des Materials, auf dem sie gemalt, zu wederholen. Konnte
53
834 Die Pastelle
Näheres über die Herkunft früher nur in Bezug auf N. 61 (83) angegeben werden,
so hat Vittorio Malainani in den »Gallerie Nazionali Italianec IV, S. 27 — 149 (Roma
1899) nähere Angaben in Bezug auf einige unserer Dresdner Pastelle veiöffentlicht.
2 Friedrich Christian von Sachsen als Kurprinz. Halbfigur nach
(24) rechts auf braunem Grunde. Nur die linke Hand ist sichtbar.
63 e Harnisch mit rotem Brustband, braun- und weissgeblümter
Rock mit blauem Ordens -Brustbande; blauer Hermelinmantel.
H. 0,63%; br. 0,51%. — Phot. Braun XIII, 11.
3 Benedicts Ernestine Maria, Prinzessin von Modena. Brustbild
(25) ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Ausgeschnittenes
52 c Kleid von hellgelbem, weissgeblümtem Seidenstoffe und blauer
Hermelinmantel. Ein Blumenkranz fällt von ihrer rechten
Schulter über ihre Brust herab.
H. 0,55%; br. 0,42%. — Die Berichtigung des Namens der Prinzessin ver-
danken wir Herrn Hofrat Müller. — Phot. Tamme; Bruckm.
4 Ein venezianischer Prokurator. Halbfigur nach rechts auf
(26) graubraunem Grunde. Im Hintergrunde Bücher. Graue Allonge-
63 d perücke, feuerroter Rock; die rechte Hand deutet bildeinwärts.
H. 0,72; br. 0,697«.
5 Königin Maria Josepha. Tochter Kaiser Josefs L, Ge-
(27) mahlin König August1 s HI. Brustbild ohne Hände nach rechts
63 i auf dunkelgrauem Grunde. Helle Augen, im weissgepuderten
Haar ein reicher Schmuck von Perlen und hellroten Steinen.
Weisses Atlaskleid. Hermelinmantel.
H. 0,53%; br. 0,42%. — Phot. Ges.
6 Der Abbe Sartorius. Brustbild ohne Hände, fast von vorn
(28) auf graublauem Grunde. Haar und Augen braun; Rock schwarz;
63 c Halsbinde weiss.
H. 0,307« ; br. 0,27.
7 König Friedrich IV. von Dänemark. Brustbild ohne Hände
(29) nach links auf graublauem Grunde. Blaue Augen, graublonde
52 b Allongeperücke und Hermelinmantel ; feuerrotes Ordensband.
H. 0,53%; br. 0,37.
8 Der Abbe Metastasio. Brustbild ohne Hände nach links auf
(30) blaugrauem Grunde. Schwarzer Rock; schwarze Kappe auf
63 c weissem Haar, helle Augen.
H. 0,32; br. 0,25% — Phot. Braun (alt) N. 509.
I. Italienische Schule 835
Ludwig XV. von Frankreich als Dauphin. Brustbild ohne 9
Hände nach links auf graublauem Grunde. Braune Augen. (31)
Dunkelblonde Allongeperücke. Hellbrauuer Rock mit zurück- 52 b
geworfenem Hermelinmantel. Weisses Spitzenhalstuch, blaues
Ordensband und ein Ordensstern.
H. 0,50%; br. 0,38%. — Phot. Tamme.
Der Herzog Rinaldo von Modena. Brustbild ohne Hände 10
nach links auf graublauem Grunde. Braune Augen, schwarze (32)
Allongeperücke. Gelber Rock mit weissem Spitzenhalstuch. 63 g
H. 0,24% ; br. 0,18.
Der Kardinal von York. Halbfigur ohne Hände nach links | |
auf hellblauem, graubewölktem Grunde. Braune Augen, grau (33)
gepudertes Haar. Gelbgeblümter Rock, blaugeblümte Weste. 63 a
Ordensstern und blaues Ordensband.
H. 0,55; br. 0,42.
Graf Pietro Minelli. Brustbild nach links ohne Hände auf 1 2
hellblauem, graubewölktem Grunde. Blaue Augen; weisse (34)
Allongeperücke; brauner Rock, Halstuch mit gestickten Enden. 63 g
H. 0,53 ; br. 0,43. — Gegenstück zum folgenden.
Gräfin Camilla Minelli. Brustbild ohne Hände nach links 13
auf grauem Grunde. Braune Augen, gepudertes Haar. Hell- (35)
geblümtes Kleid, blauer Mantel. Blumen im Haar und an 63 a
der Brust.
H. 0,54%; br. 0,42%. — Gegenstück zum vorigen.
Die Gräfin Recanati. Brustbild ohne Hände auf hellblauem, 14
gelb- und grauschattiertem Grunde. Schwarze Augen; schwarzes (36)
mit Perlen und blauem Bande geschmücktes Haar. Blauer, 63 c
mit braunem Pelz besetzter Mantel.
H. 0,42; br. 0,32%. — Phot. Tamme.
Gräfin Leopoldine von Sternberg. Brustbild ohne Hände 15
auf grauem Grunde. Der Körper nach rechts, der Kopf nach (37)
links gewandt. Helle Augen, feuerrotes Band im weissgepuderten 63 a
Haar; auf feuerrotem Grunde weissgeblümtes Kleid und feuer-
rote und weisse Blumen an der Brust.
H. 0,46; br. 0,34. — Phot. Braun (alt) 505.
Venezianerin aus dem Hause Barbarigo. Brustbild ohne 16
Hände fast von vorn auf blaugrauem Grunde. Hellbraune (38)
Augen, dunkelblondes Haar. Reicher Perlenschmuck. Vorn 63 e
53*
836 Die Pastelle
mit roten Bändern zusammengehaltener blauer Mantel, drei-
eckiger schwarzer Herfenhut.
H. 0,42; br. 0,33. — Phot. Braun XIV, 10, Braun (alt) N. 491; Tamme;
Brück ni.
17 Henriette, Prinzessin von Modena. Brustbild ohne Hände
(39) nach links auf grauem Grunde. Braune Augen. Hellgrün
52 b geblümtes Kleid mit einem Blumenstrauss an der Brust.
H. 0,43; br. 0,41. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Tamnie.
18 Anna Amalia Josefa, Prinzessin von Modena. Brustbild ohne
(40) Hände fast von vorn auf grauem Grunde. Blaue Augen, weiss
63 c gepudertes Haar mit einem Blumenstrauss. Weisses Damast-
kleid mit blauem Bande, mit Spitzen und mit einem Blumen-
strauss an der Brust.
H. 0,53; br. 0,41. — Gegenstück zum Toiigeu. — Phot. Tamme.
19 Kaiserin Elisabeth. Halbfigur ohne Hände nach rechts auf
(41) grünlich-grauem Grunde. Die blauäugige Gemahlin Kaiser
63 c KaiTs VI. trägt ein ausgeschnittenes, auf hellrotem Gründe
weiss geblümtes Seidenkleid, einen gelben Mantel und einen
kostbaren Perlenschmuck an der Brust und im gepuderten Haar.
H. 0,57%; br. 0,45.
20 Kaiserin Amalie. Halbfigur ohne Hände auf grauem Grunde.
(42) Die Figur nach links, der Kopf nach rechts. Die Gemahlin
63 e Kaiser Josefs I. trägt ein ausgeschnittenes schwarzes Trauer-
kleid, einen schwarzen Schleier im weissen Haar und einen
Hermelinmantel.
H. 0,65%; br. 0,51%. — Phot. Tamme.
21 Kurfürst Klemens August von Köln. Halbfigur ohne Hände
(43) nach links auf grauem Grunde. Der bayerische Prinz trägt
52 c eine weisse, die Ohren bedeckende Perücke, einen scharlachroten
Hermelinmantel und auf der Brust ein Kreuz von Perlen und
Edelsteinen.
n. 0,57; br. 0,45. — 1727 in Venedig gemalt. Vgl. Malamani a. a. 0.
S. 64, Anm. 3.
22 Der Graf von Villiers. Brustbild auf blaugrauem Grunde.
(44) Die Figur leicht nach rechts, der Kopf nach links. Der grau-
63 i baarige Herr trägt einen braunen Rock, eine blaue Schärpe
um die rechte Schulter und legt die Linke an seinen Degen.
H. 0,66%; br. 0,45.
23 Die Fürstin Moncenigo, geb. Carrara. Brustbild ohne Hände
(45) nach links auf grauem Grunde. Ausgeschnittenes, auf gelbem
63 g
I. Italienische Schule 837
Grande zartgeblümtes Kleid ; der Hermelin um die rechte Schulter ;
reicher Perlenschmuck an der Brust und im gepuderten Haar.
H. 0,52; br. 0,41.
Die Tänzerin Barbarina Campani. Später verehelichte Cocceji. 24
Halbfigur fast von vorn auf gelbgrauem Grunde. Schwarze Augen, (46)
schwarzes Haar. Ausgeschnittenes kornblumblaues Kleid mit hell- 63 e
blauen Schleifen. Blumen hält sie vor sich in hellblauem Tuche.
H. 0,56%; br. 0,46%. — Phot. Tamme.
Die Gräfin Orzelska. Halbfigur fast von vorn auf grauem 25
Grunde. Die schwarzhaarige, schwarzäugige Königstochter, (47)
ehemalige Herzogin von Holstein, trägt ein buntgeblümtes 52 b
Kleid mit blauem Bande und einen roten Hermelinmantel, den
sie mit der Linken festhält. Blumen an der Brust und im
Haar, Perlen in den Ohren und im Haar.
H. 0,64; br. 0,51. — Phot. Braun XII, 16; Tamme.
Die Fürstin von Teschen. Halbfigur ohne Hände nach links 26
auf grauem Grunde. Die blauäugige frühere Fürstin Lubomirska (48)
trägt ein ausgeschnittenes, auf weissem Grunde rosa, blau und 63 i
grün geblümtes Kleid und einen blauen Hermelinmantel.
H. 0,57%; br. 0,46. — Phot. Braun X, 10; Tamme.
Die Sängerin Faustina Hasse, geb. Bordon i. Brustbild ohne 27
Hände von vorn auf grauem Grunde. Helle Augen, braunes, (49)
mit einem Lorbeerkranz und mit Perlen geschmücktes Haar. 63 h
Spitzenkleid und blauer Mantel.
H. 0,30; br. 0,26%. — Phot. Ges.
Eine Tiroler Wirtin. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 28
hellblauem, grau beschattetem Grunde. Blondes Haar. Spitzen- (50)
kleid und schwarzer Mantel. Spitzenhaube mit Perlenrosette. 63 g
H. 0,33; br. 0,27. — Phot. Braun (alt) N. 489; Tamme.
Selbstbildnis der Künstlerin, angeblich unter dem Bilde 29
des Winters. Brustbild nach links ohne Hände auf blau- (51)
grauem Grunde. Blaue Augen. Blaue, mit lockerem weissen 63 c
Federpelz besetzte Mütze und ebenso besetzter blauer Mantel.
H. 0,46%; br. 0,34. — 1731 in Venedig gemalt. Vielleicht das für den
Wiener Hof gemalte Exemplar. Vgl. Malamani a. a. 0. S. 68 n. S. 86; ebendort
Abbildung S. 80. — Phot. Tamme; Bruckm.
Eine alte Frau. Brustbild nach links ohne Hände auf 30
graublauem Grunde. Blaue Augen, weisses Haar; schwarzes (52)
Mieder, weisse Aermel, heller Spitzenschleier. 63 c
H. 0,32%; br. 0,26%.
838 Die Pastelle
31—34 Die vier Weitteile.
3 1 Europa. Brustbild fast voü vorn auf graublauem Grunde.
(53) Die blauäugige, mit einem Diadem im gepuderten blonden
63 a Haar, mit Perlen um den Hals und in den Ohren geschmückte
Herrscherin trägt den Hermelinmantel um die Schultern, ein
Szepter in der allein sichtbaren Rechten.
H. 0,34; br. 0,28. — Phot. Tamme.
32 Asien. Brustbild fast von vorn auf graublauem Grunde.
(54) Die braunäugige Schöne von dunklerer Hautfarbe trägt einen
63 e Blumenkranz im braunen Haar, Edelsteine in den Ohren und
ein goldgelbes Kleid mit blauem Mantel. In der allein sicht-
baren Rechten erhebt sie ein Räucherfässchen.
H. 0,33%; br. 0,27%. - Phot. Tamnie.
33 Afrika. Brustbild von vorn auf rötlich blauem Grunde.
(55) Die üppige Schwarze, die den Kopf nach rechts neigt, trägt
63 e Perlen und Korallen um den Hals und einen weissen, mit
Federn geschmückten Turban. In der allein sichtbaren Linken
hält sie Schlangen.
II. 0,34; br. 0,28. — Phot. Tamme.
34 Amerika. Brustbild fast von vorn auf blauem Grunde. Die
(56) bräunliche helläugige Schöne trägt ein Federdiadem im dunklen
63 c Haar und hält in der allein sichtbaren Rechten einen Pfeil erhoben.
H. 0,33%; br. 0,27%. — Phot. Tamme.
35 Klio. Halbfigur fast von vorn auf graublauem Grunde. Die
(57) mit einem Lorbeerkranze im dunkelblonden Haare geschmückte
63 e Muse der Geschichte trägt eiu weisses Gewand. Sie hält mit der
Linken ein aufgeschlagenes Buch, in der Rechten eine Feder.
II. 0,62%; br. 0,50. — Phot. Tamme.
36 Die Wachsamkeit. Halbfigur nach rechts auf grauem
(58) Grunde, Blumen im dunkelblonden Haar. Das Gewand lässt
63 i die linke Schulter unbedeckt. Sie drückt einen schwarzen Hahn
als Symbol der Wachsamkeit an ihre Brust.
H. 0,55; br. 0,41.
37—40 Vier Tugenden.
37 Die Weisheit. Brustbild der Göttin Minerva fast von vorn auf
(59) graublauem Grunde. Schwarzes Lockenhaar. Helm, Schild, Speer.
63 d H. 0,33%; br. 0,27.
I. Italienische Schule 839
Die Gerechtigkeit. Brustbild fast vou vorn auf blau- 38
grauem Grunde. Ein Diadem im dunkelblonden Haar. Blauer (60)
Mantel, Beil und Fasces. 63 d
H. 0,34; br. 0,28.
Die Massigkeit. Brustbild nach rechts auf graublauem 39
Grunde. Blumen im dunklen Haar; ein blauer Mantel um (61)
die linke Schulter. In der Rechten hält sie einen Becher, in 63 d
den sie mit der Linken aus einer Kanne Wasser giesst.
H. 0,34; br. 0,27.
Die Wahrhaftigkeit. Brustbild fast von vorn auf grau- 40
blauem Grunde. Ein Diadem und Blumen schmücken ihr (62)
dunkles Haar, ein blauer Mantel ihre linke Schulter. In der 63 d
Rechten hält sie einen Spiegel.
H. 0,34; br. 0,27 %.
Die Vergänglichkeit an der Hand der Ewigkeit. Halbfiguren 4 1
auf blaugrauem Grunde. Die Ewigkeit steht links vorn im (63)
blauen Gewände. Bar gen Himmel gewandtes Haupt um- 63 g
leuchtet ein Sternennimbus. Fest reicht sie ihre Rechte der
hinter ihr auftauchenden, schmächtigen, blonden, mit Blumen
geschmückten, flüchtig bewegten Gestalt in hellrotem Gewände,
die die Vergänglichkeit darstellt.
H. 0,63 %; br. 0,51. — Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun XIV, 11;
Tamme.
Die Liebe an der Brust der Gerechtigkeit. Halbfiguren auf 42
blaugrauem Grunde. Rechts steht die Gerechtigkeit in röt- (64)
liebem Gewände, mit der Linken auf das Beil und die Fasces 63 g
gestützt, mit der Rechten die Liebe umarmend, die in weissem
Gewände und blauem Mantel links vor ihr steht, ihre Lippen
küsst und einen Oelzweig in der Linken hält.
EL 0,64%; br. 0,51%. — Gegenstück zum vorigen. — Phot. Brann IX, 19;
Tamme.
Die vier Jahreszeiten. 43—46
Der Frühling. Brustbild nach rechts auf graublauem 43
Grunde. Die braunäugige Gestalt, über deren Rücken ein (65)
weisses Gewand herabfällt, trägt üppige Frühlingsblumen im 65 f
schwarzen Haar und hält in der Linken einen Rittersporn.
H. 0,29%; br. 0,27.
840 Die Pastelle
44 Der Sommer. Brustbild nach links auf graublauem Grunde.
(66) Die grauäugige Gestalt, über deren Rücken ein rötliches Ge-
63 f wand herabfällt, trägt Aehren, Blumen und Perlen im blonden
Haar und hält Sommerblumen in der Rechten.
H. 0,30%; br. 0,26%.
45 Der Herbst. Brustbild nach links auf blauem Grunde.
(67) Die grauäugige Gestalt, deren rechte Schulter ein hellfarbig
63 f schillerndes Gewand bedeckt, trägt Weinlaub im blonden Haar
und hält reife Trauben mit der Linken.
H. 0,30%; br. 0,26%.
46 Der Winter. Brustbild nach rechts auf dunklem Grunde.
(68) Die hellbraunäugige Gestalt, die in einen roten Mantel gehüllt
63 f ist, trägt eine weisse Haube mit roten und blauen Bändern
auf dem Kopfe und wärmt sich die Linke an dem rechts vor
ihr lodernden Feuer.
H. 0,30%; br. 0,27.
47—49 Die drei Parzen.
47 Klotho. Brustbild fast von vorn auf grauem Grunde.
(69) Die Parze, die mit der Linken den rechts vorn sichtbaren
63 h Lebensfaden spinnt, trägt ein blaues Gewand um die Schultern
und Blumen im blonden Haar.
H. 0,31; br. 0,27%.
48 Lachesis. Brustbild fast von vorn auf grauem Grunde.
(70) Die Parze, die mit der Linken den rechts vorn hängenden
63 h Lebensfaden aufwindet, trägt ein gelbes Gewand um die
Schultern und weisse Blumen im braunen Haar.
H. 0,33%; br. 0,27%.
49 Atropos. Brustbild nach rechts auf grauem Grunde. Die
(71) Parze, die mit der Scheere in der Linken den rechts vorn
63 h schwirrenden Lebensfaden durchschneidet, trägt ein schwarzes
Gewand um die Schultern und eine anliegende weisse Haube
auf dem Kopfe.
H. 0,33; br. 0,26%.
50—53 Die vier Elemente.
50 Die Luft. Halbfigur fast von vorn auf blaugraueni Grunde.
(72) Blondes Haar; loses rosa Gewand. Den Blick und die Linke
63 g erhebt sie zu dem über ihrer linken Schulter schwebenden Vogel.
H. 0,56 ; br. 0,46. — 1746 in Venedig gemalt ; mit dem folgenden Rosalba's
letztes Werk. Vgl. Malamani a. a. 0. S. 79. — Phot. Tamme.
I. Italienische Schule 841
Das Wasser. Halbfigur fast von vorn auf hellblauem 5 1
Luftgrund. Braunes Haar; weisses und graues Gewand. Hinter (73)
ihr spriesst Schilf. Eechts neben ihr liegen Fische, von denen 63 g
sie einige mit ihrer Kechten erhebt.
H. 0,56 ; br. 0,46. — 1746 in Venedig gemalt. Mit dem vorigen ihr letztes
Werk. Vgl. Malamani a. a. 0. S. 79.
Die Erde. Halbfigur vor grauem Grunde. Der Körper 52
nach links, der Kopf halb nach rechts. Blumen im dunklen (74)
Haar; weisses Kleid, blauer Mantel. Mit der Linken greift 63 g
sie nach den Früchten, die links vor ihr liegen.
H. 0,56 ; br. 0,46. — 1744 in Venedig gemalt. Vgl. Malamani a. a. 0.
S. 79. — Phot. Tamme.
Das Feuer. Halbfigur fast von vorn auf blaugrauem 53
Grunde. Blondes Haar; feuerrotes Gewand, blaugrauer Mantel. (75)
In der Eechten ein Gefäss, in dem Feuer brennt. 63 g
H. 0,56; br. 0,46. — 1744 in Venedig gemalt. Vgl. Malamani a. a. 0.
S. 79. — Phot. Tamme.
Die Siegesgöttin. Halbfigur nach links auf grauem Grunde. 54
Flügel an den Schultern; rotes und weisses Gewand, blauer (76)
Mantel. Ein Lorbeerkranz im blonden Haar, ein Speer in 63 c
der Eechten, ein Füllhorn in der Linken.
H. 0,60J^; br. 0,53. — Phot. Braun XV, 10; Tamme.
Christus. Brustbild ohne Hände von vorn auf grauem 55
Grunde. Blondes, von hellem Lichtscheine umflossenes Locken- (77)
haupt; feuerrotes Unter-, blaues Obergewand. 63 g
H. 0,30 J^; br. 0,23. — Phot. Tamme.
Maria, gen Himmel blickend. Brustbild ohne Hände nach 56
rechts auf bräunlichem Grunde. Kotes Kleid, blauer Mantel, (78)
braunes Kopftuch. 63 c
H. 0,44; br. 0,33 %.
Maria mit gesenktem Blicke. Brustbild ohne Hände auf dunkel- 57
grauem Grund. Die Gestalt nach links, der Kopf nach rechts. (79)
Eotes Kleid, blauer Mantel, weisses Kopftuch; blondes Haar. 63 c
H. 0,29; br. 0,23.
Maria mit der rechten Hand an ihrer Brust. Brustbild nach links 58
auf dunkelgrauem Grunde. Blauer Mantel, bräunlicher Schleier. (80)
H. 0,34; br. 0,28. ' 52 b
842 Die Pastelle
59 Maria mit einem Buche in den Händen. Brustbild fast von
(81) vorn auf grauem Grunde. Rotes Kleid, blauer Mantel, graues
63 e Kopftuch.
H. 0,33; br. 0,26 %. — Phot. Tamme.
60 Maria als Schmerzensmutter. Halbfigur fast von vorn auf
(82) grauem Grunde. Der Kopf nach links geneigt; die Hände auf
63 e der Brust gekreuzt. Feuerrotes Kleid, blauer, auch über den
Kopf gezogener Mantel.
H. 0,58%; br. 0,48. — Phot. Braun XI, 11; Tamme; Bruckm.
6 1 Magdalena mit dem Buche. Halbfigur nach rechts auf
(83) grauem Grunde. Langes, dunkelblondes Haar. Rechts über
63 e dem Buche, in dem die Heilige liest, ein Stück roten Ge-
wandes. Links oben Kreuz und Totenkopf.
H. 0,57; br. 0,46%. — 1743 durch Algarotti vom Kunsthändler Capretti in
Venedig. — "Vgl. auch Malamani a. a. 0. S. 81. — Phot. Braun IV, 0; Tamme;
Knick ni.
62 Magdalena mit dem Totenkopfe in der Hand. Brustbild
(84) fast von vorn auf gelbem Grunde. In der Rechten hält sie
63 e einen Totenkopf, den sie betrachtet. Dunkelaschblondes Haar
fliesst über ihre Schultern herab.
H. 0,41; br. 0,32% — Phot. Braun XIII, 10. — Phot. Braun (alt) N. 493;
Tamme; Bruckm.
63 Magdalena mit dem Kreuz in den Händen. Halbligur nach
(85) links auf hellblauem, gelb und grau schattiertem Grunde. Ihr
63 c dunkelblondes Haar fällt auf ihre Schultern herab. Die Augen
wendet sie schmerzerfüllt gen Himmel. Mit beiden Händen presst
sie ein Kreuz an ihre Brust. Rechts ein Stück roten Gewandes.
H. 0,46; br. 0,33%. — Phot. Tamme.
64 Der kleine Johannes. Halbfigur auf blauem Grunde; der
(86) Körper nach links, der Kopf nach rechts. Ueber der linken
63 g Schulter trägt er den Kreuzesstab, über der rechten das Fell.
Mit der Linken deutet er zurück.
H. 0,31%; br. 0,24%.
65 Maria mit der linken Hand an ihrer Brust. Brustbild fast
(87) von vorn auf dunkelgrauem Grunde. Feuerrotes Gewand, blauer
52 b um den Kopf gezogener Mantel, gelbbrauner Schleier.
H. 0,53; br.-0,41Va.
66 Der Heiland, die Welt segnend. Brustbild von vorn aufgelb-
(88) grauem Grunde. Der blondgelockte Heiland, dessen Antlitz
52 b
I. Italienische Schule 843
von leichtem blonden Barte umrahmt wird, trägt ein feuer-
rotes Unter-, ein blaues Obergewand. Links vorn neben der
Weltkugel erhebt er segnend die Rechte.
H. 0,32; br. 0,27. — Phot. Braun (alt) N. 492; Tamme.
Christus mit langem Haare. Brustbild ohne Hände fast von 67
vorn auf graublauem Grunde. Lange blonde Locken, die auf (89)
die Schultern herabfallen, und ein leichter Bart umrahmen das 52 b
Antlitz des Heilands. Rotes Unter-, blaues Obergewand.
H. 0,33; br. 0,27. — Phot. Tamme.
Josef. Brustbild nach rechts auf blauem Grunde. Der 68
graubärtige Kahlkopf trägt eine violette Tunika mit gelbem Mantel (90)
und hält ein blühendes Reis in der allein sichtbaren Linken. 63 g
H. 0,21; br. 0,16%.
Maria mit gesenktem Blicke. Brustbild ohne Hände nach 69
rechts auf braunem Grunde. Rotes Kleid, blauer Mantel, (91)
brauner Schleier. 63 g
H. 0,23%; br. 0,18%. — Phot. Braun (alt) N. 488.
Maria, betend. Brustbild nach links auf grauem Grunde. 70
Blauer Mantel, brauner Schleier. Links vorn die betend zu- (92)
sammen gelegten Hände. 52 b
H. 0,32%; br. 0,28%.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände, leicht nach 7 1
rechts gewandt, auf grauem Grunde. Gelber Rock mit weisser (93)
Halsbinde, blauer Mantel, weisse Allongeperücke. 63 a
H. 0,54%; br. 0,42.
Ein junger Krieger. Brustbild ohne Hände nach rechts 72
auf blauem, grau beschattetem Grunde. Fahles, lang auf die (94)
Schultern herabfallendes Haar. Violetter Mantel und gold- 52 b
gelbes Brustband über dem Harnisch.
H. 0,52%; br. 0,38.
Männliches Bildnis. Halbfigur nach links auf grauem 73
Grunde. Graue Ohrenperücke, schwarzer Rock, weisses Hemd; (95)
ein weisser Handschuh in der Rechten. 63 f
H. 0,73; br. 0,60%.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 74
graublauem Grunde. Helle Augen; Blumen im gepuderten Haar; (96)
weiss und blau geblümtes Seidenkleid; blauer Mantel; ein 63 a
Blumenstrauss an der Brust.
H. 0,66% ; br. 0,45.
844 Die Pastelle
75 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(97) grauem Grunde. Langes graues Haar. Weisses Hemd, violette
63 g Weste, gelber Rock, alle drei vorn geöffnet.
H. 0,24%; br. 0,19.
76 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(98) auf dunkelgraueni Grunde. Braune Augen; Blumen im ge-
63 a puderten Haar. Weisses Kleid; blauer Hemelinmantel ; eine
Kette von Edelsteinen quer über der Brust.
II. 0,55%; br. 0,42.
77 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände auf dunkel-
(99) blauem Grunde. Ausgeschnittenes grünliches Kleid, blauer,
63 i rosa gefütterter Mantel, blaues Band im gepuderten Haar.
H. 0,57; br. 0,48.
78 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts
(100) auf grünlichem Grunde. Braune Augen, graue Perücke mit
63 g schwarzem Band, feuerroter Rock, weisses Spitzenhalstuch.
H. 0,56%; br. 0,45.
79 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(101) grauem Grunde. Schwarzes Haar. Gelber Mantel, aus-
63 g geschnittenes blaues Kleid mit roter Schleife.
H. 0,51; br. 0,39%.
80 Ein Mädchen mit einem Kätzchen. Brustbild fast von vorn
(102) auf grauem Grunde. Das blonde, blauäugige Mädchen mit
52 b Blumen im Haar trägt ein rotes Kleid und drückt in ihrem
blauen Mantel mit der Linken ein Kätzchen an die Brust.
H. 0,23; br. 0,19.
8 1 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts
(103) auf grauem Grunde. Braune Augen, gepuderte Löckchen mit
63 c roter und blauer Schleife; eine Brillantenkette um den Hals;
eine rote Schleife an der Brust.
H. 0,32%; br. 0,26%.
82 Diana. Brustbild ohne Hände nach links auf graublauem
(104) Grunde. Die blonde Göttin trägt ein rosa Gewand um die
63 e rechte Schulter, ihren Köcher auf dem Rücken.
II. 0,30; br. 0,26%.
83 Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach rechts auf hell-
(105) blauem Grunde. Helle Augen; im blonden Haar ein Lorbeer-
63 e kränz; blaues Gewand; Halskette.
H. 0,29%; br. 0,25%.
I. Italienisohe Schule 845
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Häude fast von vorn 84
auf graublauem Grunde. Blaue Augen; graue Allongeperiicke; (106)
gelb und roter Rock, weisses Spitzenhalstuch, brauner Mantel. 52 c
H. 0,54y2; br. 0,43. — Poth. Timme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn 85
auf grauem Grunde. Blumen im gepuderten blonden Haar; (107)
blauer Mantel, Perlenhalskette. 52 c
H. 0,41; br. 0,32. — Phot. Tamme.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände etwas nach 86
rechts auf graublauem Grunde. Rotes Gesicht, braune Augen; (108)
fahle Allongeperücke. Rock und Mantel mit Goldbesatz. 52 b
H. 0,50; br. 0,39}^. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Halbfigur fast von vom auf dunkel- 87
grauem Grunde. Schwarze Augen; Blumen im braunen Haar; (109)
ausgeschnittenes seegrünes Kleid; Blumen im Bausch des blauen 63 g
Mantels.
H. 0,67 J^; br. 0,50}^.
Weibliches Bildnis. Brustbild fast von vorn auf dunkel- 88
grauem Grunde. Braune Augen; Blumen im grauen Haar; (110)
ausgeschnittenes braunes, bunt geblümtes Kleid. Die rechte 63 i
Hand an der Brust.
H. 0,55; br. 0,41.
Eine Dame mit einem Blumenkorbe. Halbfigur nach links 89
auf blauem Himmelsgrunde. Rechts grüne Baumwipfel. Die (111)
helläugige Dame, deren blondes Haar bunte Blumen und ein 63 c
blaues Band schmücken, trägt ein weisses Kleid mit gelbem
Mantel, erhebt die Rechte an ihre Brust und hält mit der
Linken einen Korb Blumen vor sich.
H. 0,64; br. 0,49.
Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 90
blauem Grunde. Nur ein blauer Mantel um die linke Schulter, (112)
Perlen im blonden Haar, ein Edelstein im Ohre. 63 b
H. 0,30; br. 0,26.
Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach rechts auf blau- 9 1
grauem Grunde. Hellgraubraune Augeu, gen Himmel erhoben. (113)
Blondes Haar mit feuerrotem Bande und einem Lorbeerkranze. 63 b
Ein hellrotes Gewand um die linke Schulter.
H. 0,291/2 ; br. 0,24V2-
846 Die Pastelle
92 Mädchen im Strohhut. Brustbild ohne Hände nach rechts
(114) auf blauem Grunde. Graubraune Augen; dunkelblondes Haar;
52 c gelbes Kleid mit roten Bändern, weisses Spitzentuch. Der
Strohhut kokett aufs linke Ohr gesetzt.
H. 0,41V»; br. 0,33. — Phot. Tamme; Bruckin.
93 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(1 1 5) hellgrauem Grunde. Hellbraune Augen ; weissgepudertes Haar
63 c mit blauem Bande; ein blauer Schal um die rechte, der
Hermelin um die linke Schulter.
H. 0,41%; br. 0,33.
94 Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach rechts auf blauem
(116) Grunde. Hellbraune Augen; ein Lorbeerkranz und ein rosa
63 d Band im Haar; ein hell violetter Mantel um die linke Schulter.
Der Kopf leicht geneigt.
H. 0,29; br. 0,24%.
95 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf
(117) braunem Grunde. Braune Augen; blaue Bänder im schwarzen
63 c Lockenhaar, Perleu im Ohr, ein Saphir als Knopf am Hals;
ein roter Mantel mit braunem Besatz um die linke Schulter.
H. 0,28%; br. 0,22%.
96 Ein junges Mädchen. Brustbild ohne Hände halb nach
(118) rechts auf blauem Grunde. Braune Augen; bunte Blumen im
63 e blonden Lockenhaar; grün und rot schillernder Mantel über
weissem Hemde.
H. 0,30; br. 0,26.
97 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(119) grauem Grunde. Braune Augen, rosa Bänder im schwarzen
63 e Haar; rosa Mantel über hellblauem Kleide, feuerrote Blumen
an der Brust.
H. 0,46; br. 0,35.
98 Eine Diana. Brustbild ohne Hände nach rechts auf grün-
(120) blauem Grunde. Der Köcher auf dem Rücken; im dunklen
63 e Haar ein Blütenzweig. Um die rechte Schulter ein weisses,
um die linke ein blaues Gewand.
H. 0,30; br. 0,26.
99 Ein blonder Jüngling. Brustbild ohne Hände nach rechts
(121) auf hellgraublauem Grunde. Der blauäugige, blonde, bartlose,
63 g aber kräftige junge Mann trägt über weissem Hemde einen grauen
Brustharnisch und um die Schultern einen blauen Mantel.
H. 0,33%; br. 0,26%.
I. Italienische Schule 847
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände im Profil nach 100
links auf hellgraublauem Grunde. Hellbraune Augen. Blumen (122)
im dunkelblonden Haar. Ein dünnes hellrotes Gewand um die 63 c
Schultern.
H. 0,32; br. 0,28^.
Weibliches Bildnis. Brustbild fast von vorn auf dunkel- 1 0 I
graublauem Grunde. Braune Augen. Grau gepudertes Haar. (123)
Brillanten in den Ohren. Blaues ausgeschnittenes Kleid. In 52 b
der Rechten ein Spiegel.
H. 0,47; br. 0,34. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 102
blaugrauem Grunde. Hellbraune Augen. Perlen und ein hell- (124)
rosa Bändchen im dunkelblonden Haare. Ausgeschnittenes, weiss 52 b
und blau geblümtes Kleid mit mächtigem Blumenstrausse an
der Brust; um die Schultern der Hermelin.
H. 0,45; br. 0,35. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn 103
auf grauem Grunde. Graue Augen, braunes Haar, rötliche Steine (125)
in den Ohren. Kornblumenblaues, mit reicher Spitzenunterlage 63 a
versehenes Kleid.
H. 0,44^; br. 0,36^. — Phot. Braun (alt) N. 490.
Diana. Brustbild ohne Hände nach links auf graublauem 1 04
Grunde. Bogen und Köcher auf dem Rücken. Braune Augen; (126)
blauer Mantel; ein Perlendiadem im schwarzen Haar. 63 e
H. 0,29^; br. 0,26.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 105
graublauem Grunde. Dunkelgraue Augen ; schwarzes Haar; ein (127)
Perlenschmuck im Ohr; eine dünne Goldkette um den Hals. 52 b
H. 0,29%; br. 0,26.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 106
blaugrauem Grunde. Braune Augen; Perlen und Federn im (128)
weissgepuderten Haar. Bräunliches Kleid, ein blauer Mantel, 63 a
eine breite rosa Schleife an der Brust.
H. 0,51%; br. 0,40}$.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf 1 07
grauem Grunde. Hellbraune Augen, Perlen im weiss gepuderten (129)
Haar; rot und gelb geblümtes Kleid, Hermelinmantel. 52 b
H. 0,52 ; br. 0,41. — Phot. Tamme.
848 Die Pastelle
108 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(130) blaugrauem Grunde. Dunkle Augen; Blumen im dunklen Haar.
63 c Ausgeschnittenes, auf blauem Grunde hell geblümtes Kleid mit
rosa Einfassung. Dünnes Spitzentuch.
H. 0,57; br. 0,44%.
109 Weibliches Bildnis. Brustbild auf blaugrauem Grunde;
(131) der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Dunkelbraune
63 c Augen. Schwarzes Haar mit blauem Baude. Blauer Mantel,
ausgeschnittenes, grauviolettes Spitzenkleid mit Blumen an
der Brust.
H. 0,56; br. 0,44%. — Phot. Tanime.
| 10 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände auf grauem
(132) Grunde. Der Kopf nach links, der Körper nach rechts. Dunkle
63 e Augen. Rosa Band im dunklen Haar. Ausgeschnittenes
schwarzes Spitzenkleid mit rosa Schleife an der Brust.
H. 0,48%; br. 0,40.
I | ! Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf
(133) blaugrauem Grunde. Braune Augen; Allongeperücke; roter,
63 e reich gemusterter Rock.
H. 0,58; br. 0,46%.
I 12 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(134) auf dunkelgrauem Grunde. Braune Augen, weissgepudertes
52 c Haar. Weisse Kleidspitzen; blauer Mantel; eine Edelsteinkette.
II. 0,41; br. 0,34. — Phot. Tanime.
| 13 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(135) hellgrauem Grunde. Hellblaue Augen. Braunes, leicht gepudertes
63 c Haar mit rotem Bande. Weiss und gelb geblümtes Kleid.
H. 0,41 %; br. 0,33.
I 14 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(136) blaugrauem Grunde. Blaue Augen, langes blondes Haar mit
63 c schwarzer Schleife. Grauer, vorn mit Gold bestickter Rock
und bauschiger langer Mantel.
H. 0,5634; br. 0,46%.
I 15 Weibliches Bildnis. Halbfigur von vorn auf grauem Grunde.
(137) Braune Augen; blauer Mantel; ausgeschnittenes, hellgeblümtes
63 h Seidenkleid mit einem Blumenstrausse an der Brust.
H. 0,76%; br. 0,64. — Phot. Tamine.
I. Italienische Schule 849
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf | 1 6
grauem Grunde. Helle Augen; Blumen im gepuderten Haar, ein (138)
Orangenblütenstrauss vorn am ausgeschnittenen rosa Kleide. 52 c
H. 0,57%; br. 0,46. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts | 17
auf grauem Grunde. Braune Augen; blaues Band, Perlen und (139)
Federn im kurzen weissen Haare; ausgeschnittenes hellgelbes 52 b
Kleid mit blauen Bändern.
H. 0,53%; br. 0,42%.
Eine Sängerin. Brustbild nach rechts auf graublauem | 18
Grunde. Braune Augen; Blumen und blaues Band im braunen (140)
Haar. Blauer Mantel; rotes Schulterband; ein Notenheft in 63 c
der Bechten.
H. 0,44% ; br. 0,33%. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn | 19
auf hellgrauem Grunde. Braune Augen, gepudertes Haar; (141)
blauer Mantel, weisse Kleidspitzen. 63 c
H. 0,41%; br. 0,33%.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände auf graublauem 120
Grunde; der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Helle (142)
Augen; helles Haar; buntgeblümtes Kleid. 52 c
H. 0,41; br. 0,32%.
Ein Türke. Brustbild nach links auf grauem Grunde. 1 2 1
Wasserblaue Augen; rötliches Haar und kleiner Schnurrbart. (143)
Perlen und Federn am weiss und roten Turban. Buntgeblümter 63 a
Rock; eine Tasse in der Bechten.
H. 0,56%; br. 0,44.
Ein Krieger. Halbfigur ohne Hände nach rechts auf 122
graublauem Grunde. Blaue Augen; Allongeperücke; blauer (144)
Mantel über grauem Harnisch. 63 b
H. 0,79; br. 0,65.
Diana. Brustbild ohne Hände auf blauem Grunde. Der 123
Körper nach rechts, der geneigte Kopf nach links. Auf dem (145)
blonden Krauskopf der Halbmond und ein Perlendiadem. Um 63 b
die Schultern ein blauer Mantel und eine Perlenschnur.
H. 0,30; br. 0,26.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 1 24
hellgrauem Grunde. Braune Augen; gepudertes, zurückge- (146)
54
63 c
850 Die Pastelle
strichenes Haaf mit schwarzem Bande. Weisses Spitzenhemd,
hellgeblümte Weste, roter, reich gestickter Rock.
H. 0,56; br. 0,44%. •
125 Eine Muse. Brustbild ohne Hände auf blaugrauem Grunde.
(147) Der Körper nach rechts, der Kopf nach links, der Blick gen
63 f Himmel gewandt. Graue Augen; rotes Gewand; ein Lorbeer-
kranz in den blonden Locken.
H. 0,29%; br. 0,24%.
126 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(148) grauem Grunde. Blaue Augen; bunte Blumen im gepuderten
52 c Haar ; eine blaue Schleife vorn an der Brust ; ein gelber
Hermelinmantel um die Schultern.
H. 0,42; br. 0,31%. — Phot. Tamme.
127 Ein Mädchen mit einem Papagei. Brustbild fast von vorn
(149) auf dunkelgrauem Grunde. Braune Augen; braunes Haar mit
63 g Perlen und rotem Bande; Perlenhalskette; auf der rechten
Hand ein kleiner grüner Papagei.
H. 0,33%; br. 0,26%.
128 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts
(150) auf grauem Grunde. Braune Augen; braunes Haar mit rotem
63 e Bande; Perlenhalskette. Rot-gelbes Kleid mit Pelzbesatz.
H. 0,31}$; br. 0,25.
129 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf
(151) grauem Grunde. Braune Augen; Allongeperücke; dnnkelgelber
63 e Rock; weisses Halstuch.
H. 0,24; br. 0,19.
130 Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(152) blauem Grunde. Das hellblonde Haupt mit grauen Augen ist
63 e leicht geneigt. Blumen im Haar, Perlen am Ohr; ein weisses
und ein blaues Gewand an den Schultern.
H. 0,30; br. 0,26.
1 3 1 Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(153;) auf graublauem Grunde. Der Kopf leicht nach rechts geneigt.
63 c Hellblaue Augen. Blumen im blonden Haar, Spitzen und ein
Schmuck am Hals. Violettes Gewand.
H. 0,32; br. 0,26%.
1 32 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn
(154) auf dunkelgrauem Grunde. Graue Augen, blaues Band im
52 b gepuderten Haar; blauer Mantel; Perlenhalskette.
H. 0,30; br. 0,25%.
I. Italienische Schule 851
Diana. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf grau- 1 33
blauem Grunde. Der Köcher auf dem Kücken. Hellbraune (155)
Augen; dunkelblondes Haar; purpurrotes Gewand; Blumen im 63 b
Haar. Perlen im Ohr.
H. 0,30; br. 0,26%.
Weibliche Studie. Fast nackte Halbfigur nach rechts auf 134
blaugrauem Grunde. Blondes Haar, helle Augen; wenig weisses (156)
Gewand; blaues Schulterband. 63 g
H. 0,23 %: br. 0,18.
Diana. Brustbild ohne Hände nach rechts auf grünlich- 135
blauem Grunde. Skizzierte Bäume neben ihr. Der Bogen auf (157)
dem Rücken; graue Augen, hellblondes Haar, braunes Gewand. 52 b
H. 0,30%; br. 0,26%.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts 136
auf blauem Grunde. Hochoval mit schwarzen Ecken. Braune (158)
Augen; rotes Band im schwarzen Haar; weisses Gewand, . 63 e
Perlen in den Ohren.
H. 0,21%; br. 0,17%.
Eine Muse. Brustbild ohne Hände nach links auf grau- 137
blauem Grunde, Graue Augen; gelbrotes Gewand; ein Lorbeer- (159)
kränz mit goldgelbem Bande im braunen Haar. 63 h
IT. 0.29; h. 0,24%.
Ein Bauernbursche. Brustbild ohne Hände fast von vorn 138
auf blauem Grunde. Blondes Haar, blaue Augen, nackte (160)
Brust, weisses Hemd, rotbrauner Rock, kleine goldene Ohrringe. 63 e
H. 0,23%; 0,17%.
Ein rothaariges Mädchen. Brustbild ohne Hände nach links 1 39
auf blaugrauem Grunde. Blaue Augen, rotes Haar mit blauer (161)
Schleife; weisses Kleid mit blauen Bändern und Rosen. 63 e
H. 0,23; br. 0,17%.
Diana. Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. Der 140
Körper ist nach rechts, der hellblonde, grauäugige Kopf mit dem (162)
Halbmond über der Stirn nach links gewandt. Das Gewand ist blau. 52 b
H. 0,25%; br. 0,19%.
Weibliche Studie. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf 141
blauem Grunde. Blaue Augen. Hellblondes Haar mit rotem Band. (163)
Weisse und blaue Gewandstücke. Ein rotes Band an der Schulter. 63 e
H. 0,30; br. 0,26.
54*
852 Die Pastelle
142 Weibliches Bildnis. Halbfigur fast von vorn. Die helläugige,
(164) braunhaarige Dame trägt über weissem Kleide einen blauen
52 b Mantel, in dessen Falten links vor ihr Blumen liegen; mit
der Linken erhebt sie einen kleinen Strauss an ihre Brust.
H. 0,64%; br. 0,51.
143 Eine Dame mit einem Papagei. Brustbild auf grauem Grunde.
(165) Der Körper nach rechts, der Kopf nach links. Graue Augen;
63 c im hellblonden Haar ein Lorbeerkranz; blauer Mantel über
weissem Kleide; auf der Rechten ein grün-bunter Papagei.
H. 0,54%; br. 0,41. — Phot. Tamme.
144 Weiblicher Studienkopf. Blaugraues Hochoval mit schwarzen
(166) Ecken. Kopf mit offenem Munde im Profil nach links. Blondes
63 g Haar; hellblaue Augen; eine Perle im Ohr.
H. 0,21%; br. 0,18.
145 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände von vorn auf
(167) graublauem Grunde. Braune Augen. Blumen im weiss ge-
52 c puderten Haar. Ein Pelz am Halse.
H. 0,30; br. 0,25%.
146 Weiblicher Studienkopf. Blauer Grund. Der Kopf ist nach
(168) links emporgewandt. Blondes, hinten geflochtenes Haar. Ad
63 b der Schulter ein Stück grau- violett schillernden Gewandes.
H. 0,30; br. 0,26.
147 Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(169) blauem, grau umflortem Grunde. Graue Augen; fahle Allonge-
52 b perücke; über dem Harnisch ein roter Hermelinmantel.
H. 0,53%; br. 0,21.
148 Weibliches Bildnis. Hochoval. Brustbild ohne Hände auf
(170) grauem Grunde nach links. Braune Augen. Grau gepudertes
52 c Haar; Perlenschnur; blauer Mantel.
H. 0,40; br. 0,33.
149 Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach rechts auf
(171) blauem, grau umflorten Grunde. Braune Augen; graues ge-
63 i pudertes Haar mit weissen Blumen. Blaues Kleid mit braunein
Pelz. Perlenhalskette. Ein Orden mit feuerroter Schleife.
H. 0,41; br. 0,31%.
150 Ein Knabe. Brustbild auf blaugrauem Grunde. Der
(172) Körper nach rechts, der leicht geneigte Kopf nach links.
63 g Blondes Haar, graue Augen. Ueber dem vorn geöffneten
Hemd ein grau und roter Rock.
H. 0,85%; br. 0,28 %.
I. Italienische Schule 853
Männliches Bildnis. Brustbild nach rechts ohne Hände auf 1 5 1
blauem, grau umwölktem Grande. Hellbraune Augen; helle (173)
Ohrenperücke mit schwarzer Schleife; gelbe Weste, violetter 63 i
Rock, weisses Spitzenhalstuch.
H. 0.57 ; br. 0.44^.
Männliches Bildnis. Brustbild ohne Hände, leicht nach 152
rechts auf grauem Grunde. Helle Augen; kurze, hinten mit (174)
schwarzem Bande versehene Perücke; weisses Hemd mit blauem 52 b
Bande, violetter Mantel.
H. 0,57 ; br. 0,46.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände fast von vorn 153
auf dunkelgrauem Grunde. Hellbraune Augen. Blumen im (175)
hellblonden Haar. Ausgeschnittenes weisses Damastkleid und 63 i
roter Hermelinmantel.
U. 0,45; br. 0,34^.
Diana. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf blau- 154
grauem Grunde. Köcher und Bogen auf dem Eücken. Braune (176)
Augen; Blumen und blaues Band im schwarzen Haar; durch- 52 c
sichtiges, buntgeblümtes Tuch über dem ausgeschnittenen hellen
Seidenkleide.
H. 0,45; br. 0,34. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 155
grauem Grunde. Braune Augen. Blumen im schwarzen Haar; (177)
blaues Gewand; ein Blumenstrauss an der Brust. 63 c
H. 0,44; br. 0,33^.
Diana. Brustbild ohne Hände auf hellgrauem Grunde. Der 156
Körper nach rechts, der geneigte Kopf nach links. Graue Augen, (178)
hellblondes Haar, rosa Gewand. Der Köcher auf dem Rücken, 63 c
der Halbmond auf dem Kopfe. Bezeichnet inwendig auf der
Rückseite: Rosalba Carriera venetiana fecit anno 1725.
H. 0,40^; br. 0,32. — Phot. Tamme.
Weibliches Bildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf 157
grauem Grunde. Frische Gesichtsfarbe, blaue Augen, lange (179)
blonde Locken. Weisses Damastkleid mit reichem Schmuck an 52 b
der Brust, ein Mantel über der rechten Schulter.
H. 0,62;; br. 0,40^.
854 Die Pastell
158 Ein älterer Herr. Brustbild ohne Hände fast von vorn auf
(180) grauem Grunde. Blaue Augen, graue Allongeperucke; brauner
52 b Kork, gelbe Weste, weisses Spitzenhalstuch.
II. 0,53%; br. 0,42.
II. Die französische Schule
Jean-Etienne Liotard
Geboren den 22. Bez. 1702 zu Genf; gestorben daselbsi den
12. Juni 1789. Seit 1725 Schüler Masse's und Le Moine's
in Paris. Arbeitete in Paris, Genf, Rom, Venedig, Neapel,
Konstantinopel, Wien, London usw.
159 Selbstbildnis des Meisters. Brustbild nach links auf grauem
(17) Grunde. Die Tracht, die er in Konstantinopel trug. Der grau-
63 e bärtige Meister trägt einen scharlachroten Pelzrock und eine
Pelzmütze; er hält den Stift in der erhobenen Rechten.
Papier; h. 0,00%; br. 0,46^. — 1747 durch den Herzog von Richelieu. H.
—Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot. Braun XIV, 14 ; Braun (alt) N. 487 ;
Tamme ; Phot. Ges. ; Bruckm.
1 60 Graf Moritz von Sachsen, Marschall von Frankreich. Knie-
(18) stück nach links vor landschaftlichem Grunde. Himmelblauer
63 e Waftenrock mit roten Aufschlägen. Auf die Rasenbank links vor
ihm stützt er sich mit seinem französischen Kommandostal).
Mit der Rechten hält er seine Kopfbedeckung. Links ein Zelt.
Rechts im Hintergrunde drei Reiter.
Pergament; h. 0,64; hr. 0,53. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Ein
gleiches Pastell des Meisters im Amsterdamer Reichsmnseum. — Gost. 1706 nach
anderem Exemplar von de Marunay. —Phot. Braun XIII, 13; Phot. Ges.; llanfst.;
Tamme; Bruckm.
1 6 1 Das Schokoladenmädchen. Ganze Gestalt nach rechts vor
(19) hellgrauer Wand auf braungrauem Pussboden. Mit beiden
63 e Händen hält sie vor sich ein Präsentierbrett, auf dem ein Glas
Wasser und eine Tasse Schokolade stehen. Sie trägt ein graues
Kleid, eine gelbe Jacke, eine weisse Schürze, ein weisses Brust-
tuch, eine rosa Haube und gelbliche Schuhe mit hohen Absätzen.
Pergament; h. 0,82%; br. 0,52 V,. — 1745 durch Algarotti aus Venedig als
»Stoubenmonche« (Stulienmensch, Stubenmädchen). Spätor auch als das »Wiener«
Schokoladenwädchen »Baldauf« bezeichnet. Dies jedoch, nach gütiger Mitteilung von
II. Französische Schule 855
Alois Trost in Wien, zeitlich unmöglich. Die Baldauf sei später eine Fürstin Diet-
richstein gewesen. — Gest. oder radiert von G. Werner; Ch. Pechwell; E. Abot;
A. H. Payne; Holzschnitt im British Workmann 1878; Lith. von Hanfstängl und
von Lemercier; Farbensteindrucke von B. Foerster & Co., von Leop. Hodermann
in Dresden und von Artaria in Wien. Dreifarbendruck von E. A. Seemann, Leipzig.
— Phot. Braun X, 14 ; Braun (alt) N. 486 ; Phot. Ges.; Hanfstängl; Tamme; Bruckm.
Die schöne Leserin. Es ist Mademoiselle Lavergne, die 162
Nichte des Künstlers. Halbfigur nach rechts auf grauem Grunde. (20)
Sie sitzt im Sessel und hält in der allein sichtbaren Linken 63 e
einen Brief, den sie liest. Sie trägt über blau und weiss ge-
blümtem Mieder ein graues Kleid mit roten Schnüren nnd ein
rotes Band im schwarzen Haar.
Pergament; h. 0,37%; br. 0,30%. — 1747 durch den Herzog von Richelieu. H.
— Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Auf der Rückseite des Bildes steht: »Liseuse.
En habit de Paisanne Lionnaise, peinte par Liotard de Geneve, Surnomme le peintre
Türe, ä Lion 1746«. — Das Bild ist auch unter dem Namen der »Schönen Lyonerin«
bekannt. — Das gleiche Bild, etwas länger und breiter, bezeichnet: /. E. Liotard,
Lion 1746, besitzt das Amsterdamer Reichsmuseum. — Gest. von J. M. Ardeil
(1754) und von Paullie et Ravenet. — Phot. Braun XI, 4; Braun (alt) N. 510;
Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
Maurice Quentin De la Tour
Geb. zu St. Quentin den 5. Sept. 1704; gest. daselbst den
17. Februar 1788. Seit 1743 agree, seit 1746 ordentliches
Mitglied der Pariser Akademie; 1784 zog er sich von Paris
nach seiner Geburtsstadt zurück.
Maria Josepha, Dauphine von Frankreich. Tochter August III. 1 63
von Sachsen und Polen, Mutter Ludwig XVI. von Frankreich. (22)
Halbfigur leicht nach rechts vor grauem Grunde. Links hinter 63 e
ihr die rot gepolsterte Stuhllehne. Sie trägt ein weisses
Spitzenkleid und eine Haube mit blauen Schleifen. In der
allein sichtbaren Rechten hält sie vor sich ein Heft.
Papier; h. 0,60%; br. 0,40%. — Am 12. Februar 1750 berichtet der Graf
Loss in Paris an den Grafen Brühl in Dresden über die Absendung des Bildes, das
eine (eigenhändige) Wiederholung eines ersten, für den Dauphin bestimmten Exem-
plares sei (Gütige Mitteilung des Herrn Casimir Stryienski in Paris). — Zuerst im
»Catalogue< von 1765. — Phot. Braun XIII, 14; Braun (alt) N. 495.
Graf Moritz von Sachsen, Marschall von Frankreich. Halb- 1 64
figur ohne Hände. Der blauäugige Feldherr trägt einen roten (23)
Rock mit braunem Pelze. Vorn blickt ein Stück blauer Unter- 63 e
kleidung hervor.
856 Die Pastelle
Papier; h. 0,59%; br. 0,49. — Zuerst im ^Catalogue« Ton 1766. Man vergl.
das Bild im Mnseum zn St. Quentin N. 26. — Phot. Braun (alt) N. 494 ; Phot.
Ges.; Brnckm.
Emile Wauters
Geb. zu Brüssel den 2. November 1846; lebt in Paris. Schüler
von J. F. Portaels in Brüssel, von J. L. Geröme in Paris. Auf
Reisen durch Deutschland, Italien und Aegypten weitergebildet.
Tätig bis vor einigen Jahren in Brüssel, seitdem in Paris.
I64A Selbstbildnis. Halbfigur nach rechts auf grauem Grunde.
52 c Der dunkelblonde blauäugige Künstler mit blondem Schnurrbart
trägt einen dunkelblauen Anzug mit blauem, weiss getupftem
Halstuch. Seinen weicheu grauen Hut hält er unter dem
rechten Arm. Den rechten Daumen steckt er in die Westen-
tasche. Bez. links oben: Emile Wauters 1887.
Papier, mit Leinen unterspannt; h. 0,50%; br. 0,38. — 1887 von der Inter-
nationalen Aquarell-Ausstellung in Dresden.
III. Die Deutsche Schule
Anton Raphael Mengs
Geb. den 12. März 1728; gest. zu Rom den 29. Juni 1779.
Näheres oben S. 682.
165 Bildnis seines Vaters Ismael Mengs. Brustbild nach rechts
(2) ohne Hände auf grauem Grunde. Die grauen Locken des braun-
63 g äugigen Künstlers hängen auf seine Schultern herab. Er trägt
einen braunen Pelzrock, unter dem an der Brust das Hemd
zum Vorschein kommt.
Papier; h. 0,55%; br. 0,42%. — 1744 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Phot. Braun XIV, 16; Braun (alt) N. 497 ; Phot. Ges.; Tamme; Bruckm.
166 Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild ohne Hände auf
(3) grauem Grunde, mit dem Körper nach links gewandt, doch
63 g den Beschauer anblickend. Der jugendliche, braunäugige Künstler,
dessen dunkelblondes Lockenhaar ihm auf die Schultern herab-
fällt, trägt einen gelben Rock und einen blauen Mantel.
Papier; h. 0,55%; br. 0,40%. — 1744 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Gestochen von I,. Grüner 4» III, 80. — Phot. Braun (alt) N. 500; Phot.
Ges.; Tamme; Bruckm.
III. Deutsche Schule 857
Selbstbildnis des Künstlers. Brustbild ohne Hände auf gelb- 1 67
grauem Grunde, mit dem Körper nach rechts gewandt, doch den (4)
Beschauer anblickend. Der jugendliche braunäugige Künstler, 63 g
dem dunkelblonde Locken auf die Schultern herabfallen, trägt
einen vorn geöffneten gelben Rock und einen roten Mantel.
Papier ; h. 0,55 ; br. 0,42. — 1744 gemalt. — Zuerst im »Cataloguec von 1765.
— Phot. Braun XIII, 16,; Braun (alt) N.499; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme; Bruckm.
Frau Thiele. Die Gattin des Hofkommissars und Land- 168
schaftsmalers Alexander Thiele. (Vergl. oben S. 665.) Brust- (5)
bild ohne Hände nach links auf braungrauem Grunde. Ge- 63 c
blümtes Kleid; Tüllhaube mit roten Bändchen; Perlenhalskette.
Pergament; h. 0,49%; br. 0,38%. — 1745 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Phot. Braun XV, 16; Braun (alt) N. 504; Phot. Ges.; Hanfst.; Tamme.
Herr von Hofmann. Der Gatte der Pastellmalerin Feli- 1 69
citas Sartori aus Venedig. Brustbild ohne Hände nach rechts (6)
auf grauem Grunde. Blaue Augen; weisse Perücke; brauner, 63 c
vorn mit Gold bestickter Rock, weisses Spitzenhalstuch.
Papier; h. 0,54; br. 0,43. — 1745 gemalt. — Zuerst im >Catalogue« von
1765. — Phot. Braun XIII, 17.
Die Sängerin Catarina Regina Mingotti. Brustbild nach 1 70
links auf grauem Grunde. In der allein sichtbaren Linken (7)
hält sie ein Notenheft. Ihre von einer Perlenschnur durch- 63 c
wundenen graugepuderten Locken fallen auf die Schultern herab.
Sie trägt ein ausgeschnittenes weisses Seidenkleid mit rosa
Futter und einen Blumenstrauss an der Brust.
Papier; h. 0,55%; br. 0,42%. — 1745 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Auf der Rückseite, ebenfalls unter Glas, die Kohlenzeichnung einer heil.
Familie. — Phot. Braun XIV, 17; Braun (alt) N. 506; Hanfst.; Bruckm.
Der Sänger Domenico Annibali. Brustbild ohne Hände, 171
nach links auf grauem Grunde. Braune Augen, weisse Perücke (8)
mit schwarzem Bande. Brauner Sammetrock; blaue, gold- 63 g
gestickte Weste. Weisse Hemdspitzen.
Papier; h. 0,55; br. 0,42. — 1745 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Phot. Braun (alt) N. 505.
Louis de Silvestre. Der berühmte sächsische Oberhof- 172
maier. (Vergl. oben S. 247.) Brustbild nach rechts auf gelb- (9)
grauem Grunde. Vor sich hält er in der Linken ein Zeichen- 63 g
buch, in der Rechten den Stifthalter. Der braunäugige
858 Die Pastelle
Künstler trägt einen braunen Rock, bauschige weisse Hemd-
ärmel, einen Purpurmantel mit Goldbesatz und eine braune
Mütze mit schwarzem Rande.
Papier; h. 0,62%; br. 0,50%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Phot.
I'.raun (alt) N. 496; Tauime; I'.ruckui.
173 König August III. Brustbild ohne Hände, etwas nach
(10) rechts, auf hellblauem, grau umwölktem Himmelsgrunde. Der
63 c Herrscher trägt über seinem Harnisch einen blauen Hermelin-
mantel und eine anliegende weisse Perücke, von der hinten
ein schwarzes Band herabhängt.
Papier; h. 0,55%; br. 0,42. — 1745 gemalt. — Zuerst im »Catalogue« von
1765. — Phot. Tamme; Brnckm.
174 Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen. Brustbild ohne
(11) Hände, fast von vorn auf hellblauem, graubewölktem Himmels-
68 c gründe. Der Fürst trägt über seinem Harnisch einen blauen
Hermelinmantel mit grossem Ordensstern. Von seiner Perücke
hängt hinten ein schwarzes Band herab.
Papier; h. 0,55%; br. 0,44%. — 1751 gemalt. — Zuerst im Katalog von
1835. Gegenstück zum folgenden. — Phot. Braun (alt) N. 508; Tamme; Bruckm.
1 75 Kurfürstin Maria Antonia. Prinzessin von Bayern, Gemahlin
(12) Friedrich Christian's von Sachsen. Brustbild ohne Hände etwas
63 c nach links auf grauem Grunde. Sie trägt ein ausgeschnittenes,
auf weissem Seidengrunde gelb und blau geblümtes Kleid, einen
blauen Hermelinmantel, einen reichen Smaragdenschmuck im
Haar und in den Ohren.
Papier; h. 0,55%; br. 0,44%. — 1751 gemalt. — Zuerst im Katalog von
1835. Gegenstück zum vorigen. — Phot. Tamme.
176 Friedrich August der Gerechte als Kind. Unter einem
(13) Purpurvorhang auf einem Purpurkissen sitzt der zehn Monate
52 b alte Prinz nach rechts gewandt im Hemdchen und Häubchen.
Links neben ihm am Boden ein Teller mit einem Blumenglase
und einer Orange. Rechts neben ihm der blaue Hermelin-
mantel und eine kleine Krone.
Papier; h. 0,63%; It. 0,75%. — 1751 gemalt. — Zuerst im Katalog von
L812. — Phot. Ges.
177 Amor, einen Pfeil schleifend. Halbfigur auf gelbgrauem
(14) Grunde. Der kleine Gott mit buntschillernden Flügeln blickt
63 g nach links empor, während er, nach rechts gewandt, von rotem
III. Deutsche Schule 859
Gewände leicht umwallt, mit der Linken einen Schleifstein festhält
und in der Rechten den goldenen Pfeil emporhält, den er schleift.
Papier; h. 0,41}^; br. 0,35%. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. —
Gest. (zweimal) von J. F. Bause H> III, 14 und von Fr. l'.oll (1800), von A. \V.
Böhm und von Felix Backenberg. — Phot. Braun (alt) N. 507; Phot. Ges.; Tanime ;
Hanfst.; Bruckni.
Theresia Concordia Maron, geh. Mengs
Getauft zu Aussig den 1. Okt. 1725; gestorben 1806 zu Rom.
Tochter und Schülerin des Ismael Mengs, Schwester des Anton
Raphael Mengs, Gattin des Malers Anton Maron (geh. 1733
zu Wien; gestorben 1808 zu Rom). Lebte in Rom. (Vgl.
Marian in der Aussiger »Elbezeitung« vom 20. Juli 1902.)
Selbstbildnis. Brustbild ohne Hände nach links auf gelb- 1 78
grauem Grunde. Die braunäugige Künstlerin trägt ein blaues (15)
Kleid mit weisser Rüsche und eine Spitzenhaube mit rotem Bande. 63 g
Papier; h. 0,41%; br. 0,33. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Gegen-
stück zum folgenden. — Phot. Braun XV, 17; Braun (alt) N. 503; Phot. Ges.;
Tamme ; Bruckni.
Julia Mengs. Jüngere Schwester der Künstlerin; ging 179
ins Kloster. Brustbild ohne Hände nach rechts auf gelbgrauem (16)
Grunde. Hellbraune Augen, braunes Haar. Braunes Kleid, 63 g
weisses Brusttuch, grosse weisse Haube mit blauen Kinnbändern.
Papier; h. 0,42; br. 0,34. — Zuerst im »Catalogue« von 1765. — Gegenstück
zum vorigen. — Phot. Braun (alt) N. 502; Phot. Ges.; Tamme; Bruekm.
Joh. Heinrich Schmidt
Geboren zu Hildburghausenden 10. Febr. 1749; gestorben zu
Dresden den 28. Okt. 1829. Schüler seines Vaters Joh. Thomas
Schmidt; in Paris weitergebildet; seit 1775 sächsischer Hof-
maler in Dresden. Auch Mitglied der Dresdner Akademie.
Prinzessin Augusta von Sachsen als Kind. Das zweijährige 180
Töchterchen Friedrich August's des Gerechten sitzt, fast von (21)
vorn gesehen, mit einem Hemdchen bekleidet, mit Rosen im 52 c
Schooss, auf blauem, mit Gold besetztem Kissen. Links ein
blauer Vorhang. Rechts an grauer Wand ein Steinmonument.
Links ist eine Rose der erhobenen Rechten der Prinzessin ent-
fallen ; eine andere liegt vorn rechts am Boden. Bezeichnet links
unten: H. Schmid f. 1783.
Papier; h. 0,62Y2 5 br. 0,65. — Zuerst im Katalog von 1812.
860 Die Pastelle
1 80 A Prinz Maximilian von Sachsen. Brustbild mit Händen nach
(52) links. Weisser Waffenrock mit hellgelben Aufschlägen, blaues
am Pfeiler Ordensband um die Brust. Perücke mit Zopfband.
Braunes Papier; h. 0,26%; br. 0,21. — 1904 von den Erben des Galerie-
Kustos a. D. Theodor Schmidt, der ein Enkel des Malers war.
Daniel Caffe
Geboren zu Küstrin 1750; gestorben zu Dresden 1815. Erst
seit 1782 in Dresden unter Casanova und Graff ausgebildet.
Er arbeitete in Leipzig und Dresden.
181 Bildnis des Julius Athanasius Dietz. Er war akademischer
(184) Zeichenlehrer in Leipzig. Brustbild ohne Hände nach links
52 c auf grauem Himmelsgrunde. Der bartlose, grauhaarige, blau-
äugige Künstler trägt einen braunen Rock, eine weisse Hals-
binde und eine blau und grün schillernde Mütze.
Papier; h. 0,48; br. 0,38. — 1855 von llerrn Fabrikanten J. Chr. Richter
in Dresden geschenkt.
182 Biidnis der Frau Caroline Riquet, geb. Lötze. Geboren zu
52 c Charlottenburg den 26. März 1778; gestorben zu Dresden
den 26. Dezember 1846, als Witwe des 1824 verstorbenen
Leipziger Kaufmanns Riquet. Kniestück nach links auf grauem
Grunde. Ausgeschnittenes weisses Seidenkleid. Spitzenhaubc
mit rosa Bändern, feuerrotes Umschlagetuch.
Papier; h. 0,93; br. 0,70. — 1887 Vermächtnis des Fräulein D. M. Beier in
der Niederlössnitz.
I82A Männliches Bildnis. Halbfigur nach rechts. In einem
52 c Zimmer, in dem links hinter violettem Vorhang helles Sonnen-
licht scheint, steht der glattrasierte blauäugige Herr in kurzer
weisser Perücke. Er trägt über hellblauer Weste einen schwarzen
Rock. Seine Rechte mit der Gänsefeder ruht links auf dem
Schreibtische.
Pergament; h. 0,75; br. 0,57. — 1890 als Vermächtnis des in Dresden ver-
storbenen Rentners Friedrich August Dfimbte.
David Friedrich Weller
Geboren zu Kirchberg den 6. Juli 1759; gestorben zu Dresden
den 21. April 1789. Ausgebildet an der Königl. Porzellan-
manufaktur zu Meissen. Wurde, als er im Sterben lag, ziini
Hofmaler ernannt. Arbeitete in Meissen und Dresden.
III. Deutsche Sohule 861
Der stürzende Frucht- und Blumenkorb. Auf einer grauen 1 83
Steinmauer hat ein Korb voll der prächtigsten Blumen und (183)
Früchte, überragt von einer Sonnenblume, gestanden. Von links 52 c
springt ein Kätzchen herauf und reisst den Korb herunter.
Schon stürzt er; und ihm voran fallen Trauben, Quitten, Rosen,
blaue Winden und grosse Wassertropfen herab.
Papier; h. 0,94; br. 0,74%. — Zuerst im Katalog von 1812. — Dieses Bild
ist, wie hervorgehoben werden muss, nicht mit Pastellstiften, sondern in Gouache gemalt.
Felicitas Robert, geb. Tassaert
Tochter des Bildhauers Tassaert, Gattin des Justiz-Kommissars
Robert in Berlin, wo sie in der ersten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts lebte. Nähere Lebensumstände unbekannt.
Der Besuch der Frauen. Elisabeth steigt, nach links J84
gewandt, die Stufen ihres Hauses hinab und begrüsst mit (181)
beiden Händen die im Hute nahende heil. Jungfrau. Heber 52 c
den Frauen schwebt ein Engelreigen.
Papier; h. 0,68»/»; br. 0,47Va. — Zuerst im Katalog von 1835. — Die Motive
sind einem Gemälde von P. P. Rubens entlehnt.
Die alte Köchin. In weisser Schürze und Haube steht sie 185
links an ihrem Holztische und schält einen Apfel. Links vorn (182)
zu ihren Füssen ein Blecheimer mit Mohrrüben, ein Korb mit 52 c
Kohl, Gurken und Geflügel.
Papier ; h. 0,72Va ; br. 0,74% . — Zuerst im Katalog von 1835. — Phot. Tamme.
ZWEITER ABSCHNITT
Die Miniaturen
Die Miniaturen befinden sich an der Wand d des Zimmers 52
im östlichen Erdgeschoss, nur N. 200 D am Pfeiler zwischen
Wand b und c. Die Buchstaben unter den Katalognummern
verweisen auf die Fächer A — F. Die Bildchen, zu denen nichts
anderes bemerkt worden, sind in Deckfarben (Gouache) gemalt.
Die Miniaturensammlung der Königl. Gemäldegalerie ist
aus sieben zu verschiedenen Zeiten vermachten oder geschenkten
Sammlungen und einigen wenigen einzeln erworbenen Bildchen
zusammengesetzt. Die acht Abteilungen, aus denen sie be-
steht, sind:
1. Die alte Kurfürstliche Sammlung. Allem Anschein
nach war es der Kurfürst Christian (regierte nur vom
5. Okt. bis 17. Dez. 1763), der, wie der bei den Akten
der Generaldirektion befindlichen, unzweifelhaft bald nach
1763 aufgestellten »Consignatio« zu entnehmen ist, seine
»Emaile-, Porcellain-, Mignatur und auf Mignatur-Art
schwarz touchierten Bilder zur Bilder- Gallerie gegeben«.
Das Verzeichnis der »Consignatio« umfasst 349 Nummern,
von denen jedoch laut dem vom Hofrat Gustav Otto
Müller verfassten »Inventar der von der Kgl. Gemälde-
Galerie abgegebenen Miniaturen« im Jahre 1872 der
grössere Teil, weil er seinem sittlichen und künstlerischem
Werte nach der Galerie nicht würdig zu sein schien,
veräussert wurde. Gegenwärtig befinden sich noch 76
Nummern dieser Sammlung in der Miniaturensaramluug
der Königl. Gemäldegalerie.
Die Miniaturen 863
2. Die von Rönier'sche Sammlung. Sie wurde am
4. April 1857 von Herrn Rittergutsbesitzer Rudolf von
Römer auf Löthain uud Neumark der Galerie geschenkt
und besteht aus sieben Miniaturbildchen von der Hand der
Sophie Friederike Dinglinger. Inv. 1855 ff. S. 12—13.
3. Die Preuss'sche Sammlung. Sie wurde am 2. Nov.
1843 vom Herrn Geheimrat Friedrich Preuss der Galerie
geschenkt. Sie besteht aus 49 Bildnissen berühmter
Herrscher nach Originalgemälden alter und neuer Meister,
kopiert von der Hand des Obersteuerexaminator's Ernst
Christian Weser. Inv. 1855 ff. S. 38—40.
4. Die von Reitzenstein'sche Sammlung. Sie ge-
langte im März 1858 durch Vermächtnis des Oberhof-
marschall Carl Leopold Christoph von Reitzenstein zur
Galerie und besteht aus 63 Miniaturbildnissen hoch-
stehender und bedeutender Persönlichkeiten des XVLT.
und XVIII. Jahrhunderts, denen noch drei durch Ver-
mächtnis hinzugefügt wurden. Inv. 1855 ff. S. 25 — 30.
5. Die Grahl'sche Sammlung. Sie wurde im April 1891
von der Witwe des Künstlers, Frau Elisabeth Grahl, der
Galerie geschenkt und besteht aus 7 auf Elfenbein ge-
malten Miniaturbildnissen von der Hand August Grahls.
6. Bei verschiedenen Gelegenheiten einzeln er-
worbene Bildchen. Es sind nur 11 im ganzen,
unsere Nummern 199 bis 203.
7. Das von Zahn'sche Vermächtnis. Es gelangte 1896
durch den letzten Willen des am 7. Novbr. 1895 ver-
storbenen Fräulein Susanne von Zahn zur Galerie und
besteht aus 6 Miniaturbildnissen, zumeist von der Hand
des Dresdner Miniaturisten Christian Gottlieb Dolst.
8. Das Kriebel'sche Vermächtnis. Seine 14 Bildnis-
miniaturen unbekannter Künstler kamen 1905 durch
letztwillige Verfügung des am 4. Febr. 1905 in Dresden
gestorbenen Fräulein Ottilie Kriebel in die Galerie. Sie
sollen sich früher in der Sammlung Marcolini befunden
haben.
864 Die Miniaturen
I. Die alte Kurfürstliche Sammlung
Ihre 76 Bildchen sind in allen fünf Fächern zerstreut;
ausschliesslich füllen sie das Fach C, zum grössten Teil das
Fach E.
Felice Rametli (Rameli)
Geboren zu Asti 1666; gest. zu Rom 1740. Schüler des
Miniaturmalers Dion. Rho. Der Padre Fei. Ramelli war
Canonicus von S. Giovanni in Laterano zu Rom.
I Eine Dame im Federhut. Brustbild ohne Hände nach links.
(142) Schwarzes Kleid mit weiss und goldengestreiften Aermeln;
E grosse Spitzenhalskrause; schwarzer Hut mit weisser Feder.
Elfenbein; hochoval ; h. 0,103; br. 0,077. — Consiguatio 134.
Rosalba Carriera
Geboren zu Venedig den 7. Oktober 1675; gest. daselbst den
15. April 1757. Schülerin des Cav. Diamantini und des
Ant. Balestra. Arbeitete in Venedig, Wien, Versailles. Mit-
glied der Akademien von Bologna, Paris und Rom.
2 Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Das Christ-
el) kind auf Maria's Schoosse spielt, nach rechts gewandt, mit dem
E Kreuze und dem Spruchbande, die der vor ihr stehende
Johannesknabe ihm gebracht hat. Links oben Engelsköpfe im
goldenen Lichtglanze.
Elfenbein; hochoval; h. 0,138; br. 0,111. — Consiguatio 75a. — Phot. Tamme.
3 Apollon und Daphne. Kniestück. Der Gott verfolgt die
(136) Nymphe nach rechts gewandt. Aus den Fingern ihrer rechten
C Hand spriesst bereits der Lorbeer, in den sie verwandelt wird.
Elfenbein; hoehoval; h. 0,109; br. 0,089. — Consignatio 74. — Phot. Tamme.
4 Venus und Amor. Kniestück. Venus sitzt nach links ge-
(139) wandt in weissem Hemd vor blassrotem Vorhang und blickt,
E sich zurückwendend, in den Spiegel, den Amor ihr vorhält.
Elfenbein; hochoval; h. 0,090; br. 0,071. — Consignatio 64. — Phot. Tamme.
5 Friedrich Christian von Sachsen als Kurprinz. Halbfigur nach
(137) rechts. Harnisch mit rotem Ordensbrustband. Hellgemusterter
E Rock mit blauem Ordensbrustband; roter Hermelinmantel.
Elfenbein ; hoehoval ; h. 0,109 ; br. 0,08». — Consignatio 71. — Phot. Tamme.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung 865
Ludwig XIV. von Frankreich. Brustbild ohne Hände nach 6
links. Blauer Hermelinmantel, goldene Ordenskette, Allonge- (145)
perücke, weisses Spitzenhalstuch. Nach Rigaud. C
Elfenbein; hockoval; h. 0,096; br. 0,074. — Consignatio 72. — Phot. Tamme.
Ein Herr im Schlafrock. Brustbild ohne Hände nach rechts. 7
Roter geblümter Schlafrock, weisse Spitzenwäsche, graue Allonge- (118)
perücke. C
Elfenbein; hochoval; h. 0,083; br. 0,067. — Consignatio 66. — Phot. Tamme.
Eine Dame mit einem Kaninchen. Halbfigur nach links; der 8
Kopf leicht nach rechts. Breiter Strohhut mit bunten Blumen; (119)
blaues Kleid: ein Kaninchen im linken Arme. E
Elfenbein; hochoval; h. 0,084; br. 0,063. — Consignatio 67. — Phot. Tamme.
Eine Dame mit Amor. Kniestück, fast von vorn. Auf dem 9
Schoosse der blonden Schönen ein aufgeschlagenes Buch mit der (121)
Ueberschrift: »ESCOLE D'AMOUR«. Links steht Amor an E
ihren Knieen und deutet belehrend mit der Rechten ins Buch.
Elfenbein ; hochoval ; h. 0,084; br. 0,065. — Consignatio 68. — Phot. Tamme.
Eine Dame mit einem Hündchen. Halbfigur leicht nach |0
links. Die schwarzäugige Schöne hält mit beiden Händen ein (122)
in einen gelben Mantel eingewickeltes Hündchen auf ihrem E
Schoosse. Hinter ihr ein eifersüchtiger Papagei.
Elfenbein ; hochoval ; h. 0,087 ; br. 0,065. — Consignatio 60. — Phot. Tamme.
Eine Dame mit einem Spiegel in der Hand. Brustbild nach | |
links. Die Dame im rotgeblümten Goldkleid und Purpurhermelin (123)
hält in der Linken einen Spiegel (nach der » Consignatio « ; nach E
H. ein »Medaillon«; vielleicht ein Bildchen).
Elfenbein ; hochoval; h. 0,077 ; br. 0,057. — Consignatio 59. — Phot. Tamme.
Ein Herr im blauen Rocke. Brustbild ohne Hände nach 12
links. Weisses Spitzenhalstuch; mächtige Allongeperücke. (124)
Elfenbein; hochoval ; h. 0,079 ; br. 0,061. — Consignatio 62. — Phot. Tamme. Q
Venezianische Fruchtverkäuferin. Kniestück nach rechts. 13
Das Mädchen im Strohhut hält mit der Rechten die Früchte (135)
in dem auf ihrem Schoosse stehenden Fruchtkorb fest. C
Elfenbein; hochoval; h. 0,106; br. 0,079. — Consignatio 70. — Phot. Tamme.
Eine Dame am Frühstückstisch. Kniestück. Das Tischchen 14
mit dem Porzellangeschirr steht rechts. Die Dame hält in der (140)
Rechten eine Tasse, in der Linken einen Löffel. Hinter ihr E
auf der Stuhllehne sitzt ein Kanarienvogel.
Elfenbein; hochoval; h. 0,083; br. 0,062. — Consignatio 69. — Phot. Tamme.
55
866 Die Miniaturen
15 Eine Dame mit einem Vögelchen auf der Hand. Halbfigur
(141) last von vorn in blauem Mantel. Auf dem Zeigefinger der
E rechten Hand ein buntes Vögelchen.
Elfenbein; hochoval; h. 0,070; br. 0,052. — Consignatio 03. — Phot. Tanime.
16 Eine Dame am Klavier. Halbfigur nach rechts, mit dem
(143) Kopfe zurückgewandt. Links hinter ihr auf der Stuhllehne sitzt
C ein Papagei. Das Klavier steht rechts.
Elfenhein; hochoval; h. 0,093; br. 0,072. — Consignatio 73. — Phot. Tamme.
1 7 Herrenbesuch bei der Toilette. Kniestück. Links die blonde
(116) Dame in blauem Kleide beim Ordnen ihres Haares. Rechts
C vor ihr auf rotem Sessel ein Herr in gelbem Rocke und grauer
Allongeperücke.
Elfenbein; breitoval; h. 0,059; br. 0,078. — Consignatio 75 b.-— Phot. Tanune.
1 8 Eine Dame als Diana. Halbfigur nach rechts. Hellgeblümtes
(117) Kleid, blauer Mantel; der Köcher auf dem Rücken, ein Pfeil
C in beiden Händen.
Elfenbein; hochoval; h. 0,079; br. 0,060. — Consignatio 65. — Phot. Tamme.
Felicitas Hoffmann, geb. Sartori
Das Geburtsjahr dieser Künstlerin ist nicht bekannt. Sie war
in Venedig geboren und dort eine Schülerin der Rosalba Car-
riera, kam aber durch ihre Verheiratung mit dem sächsischen
Hofrat Hoffmann nach Dresden, wo sie um 1760 starb.
19 Selbstbildnis der Künstlerin. Halbfigur ohne Hände etwas
(138) nach rechts. Lila Kleid, blauer Mantel, eine rote Schleife hinten
C im braunen Haar. Auf der Rückseite bez.: Felicita Hoffmann
natta Sartori in että di 27 anni e dijnnta dalla stessa.
Pergament; b. 0,116; br. 0,093. — Consignatio 82.
20 Selbstbildnis der Künstlerin in türkischem Maskenanzug.
(130) Halbfigur fast von vorn. Weisser Turban. Enganliegendes
C weisses Kleid mit violett gefüttertem, bunt auf grünem Grunde
geblümten Ueberwurfe. In der Rechten eine schwarze Maske.
Auf der Rückseite bezeichnet: Felicita Hoffmann. Natta
Sartori, fecit.
Pergament; h. 0,131; br. 0,101. — Consignatio 86.
21 Die Sängerin Faustina Hasse, geb. Bordoni. Halbfigur ohne
(126) Hände nach rechts. Seegrünes Kleid, blauer Mantel. Rote
C Blumen an der Brust.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung 867
Pergament; h. 0,113; br. 0,088. — Consignatio 84. — Nach H. von Rosalba
Carriera. — Das zeitgenössische Inventar (die »Consignatio«) aber schreibt es, auch
aus inneren Gründen wahrscheinlicher, der Felioitas Hoffmann zu, der wir es zurück-
geben. — Gegenstück zum folgenden.
Der Kapellmeister Joh. Adolf Hasse. Halbfigur ohne Hände 22
nach links. Gatte der vorigen. Rot - blau - goldene Weste, (127)
brauner Samraetrock, purpurroter Mantel. C
Pergament auf Holz gespannt; h. 0,113; br. 0,090. — Consignatio 85. —
Nach H. von Rosalba Carriera. — AUein nicht nur das zeitgenössische Inventar
(die »Consignatio«), sondern auch noch das Inventar von 1855, S. 32, N. 13, schreibt
es der Felicitas Hoffmann zn. — Gegenstück zum vorigen. — Der dargestellte
Künstler, berühmt als »il divino Sassone«, war den 25. Mai 1696 zu Bergedorf ge-
boren und starb den 16. Dezember 1783 zu Dresden.
Der segnende Heiland. Halbfigur von vorn. Blonde Locken, 23
blaues Ober-, rotes TTntergewand. Die Rechte segnend erhoben. (36)
Pergament; h. 0,104; br. 0,084. — Consignatio 89. — Kopie nach Rosalba Q
Carriera. — Gegenstück zum folgenden.
Die Jungfrau Maria. Halbfigur nach links. Die Blicke 24
gesenkt, die Hände vor der Brust gekreuzt. Rotes Kleid, (37)
blauer, über den Hinterkopf gezogener Mantel. E
Pergament; h. 0,103; br. 0,084. — Consignatio 90. — Kopie nach Rosalba
Carriera. — Gegenstück zum vorigen.
Der Winter. Weibliche Halbfigur mit dem Körper nach 25
links, mit dem Kopfe nach rechts. Dunkelblondes Haar; nackter (12)
Oberkörper; glutroter Pelzmantel. Bez. auf der Rückseite: C
Felicita Hoffmann. Natta Sartori. Fecit.
Pergament; h. 0,115; br. 0,096. — Consignatio 95.
Flora. Kniestück nach links. Weisses Unter-, gelbes 26
Obergewand; ein Blumenkorb im Schoosse. Bezeichnet auf der (13)
Rückseite: Felicita Sartori. Fecit. C
Pergament; h. 0,124; br. 0,097. — Consignatio 88. — Kopie nach unserem
Pastellbilde N. 89 (111) von Rosalba Carriera. — Als »Flora« in der »Consignatio«.
— Bei H. als »Der Frühling«.
Der Frühling. Weibliches Brustbild nach rechts ohne 27
Hände. Weisses Unter-, blaues Obergewand, rosa Schärpe. (131)
Frühlingsblumen im blonden Haar. Bez. auf der Rückseite: C
Felicita Hoffmann, Natta Sartori. Fecit.
Pergament; h. 0,093; br. 0,068. — Consignatio 92. — Gegenstück zu den
drei folgenden. — Alle vier sind Kopien nach Rosalba Carriera.
Der Sommer. Weibliches Brustbild fast von vorn. Aus- 28
geschnittenes rotes Kleid, blauer Mantel. Goldene Aehren und (132)
65* C
868 Die Miniaturen
Sommerblumen im braunen Haar. Bez. auf der Rückseite:
Felicita Hoffmann. Natta Sartori. Fecit.
Pergament; h. 0,093; br. 0,067. — Consignatio 94. — Gegenstück zum
vorigen und zu den beiden folgenden. — Es sind Kopien nach Rosalba Carriera.
29 Der Herbst. Weibliches Brustbild fast von vorn mit dem
(133) Kopfe nach links. Weisses Kleid mit gelbem Mantel. Herbst-
C blumeh im dunkelblonden Haar. Reife Trauben in der Linken.
Bezeichnet auf der Rückseite: Felicita Hoffmann. Natta
Sartori. Fecit.
Pergament; h. 0,093; br. 0,067. — Consignatio 93. — Gegenstück zum
folgenden und zu den beiden vorigen. — Es sind Kopien nach Rosalba Carriera.
30 Der Winter. Weibliches Brustbild von vorn. Purpur-
(134) Pelzmantel; braunes Haar mit violettem Bande. Bez. auf der
C Rückseite: Felicita Hoffmann. Natta Sartori. Fecit.
Pergament; h. 0,093; br. 0,068. — Consignatio 95. — Gegenstück zu den
vorigen dreien. — Es sind Kopien nach Rosalba Carriera.
3 1 Diana mit dem Windhunde. Kniestück von vorn. Die
(129) blonde Jungfrau mit dem Halbmond über der Stirn sitzt vor
C einem Garten und liebkost den Windhund, der au ihrem
Schoosse emporstrebt.
Papier; h. 0,123; br. 0,093. — Consignatio 87. — Kopie nach Rosalba
Carriera.
32 Die Madonna mit dem heil. Georg. Kopie nach dem Bild
(10) des Antonio Allegri da Correggio in der Dresdner Galerie
E N. 153.
Pergament auf Holz gespannt ; h. 0,321 ; br. 0,225. — Consignatio 7G.
33 Familienbild. »Wie die Alten sungen, so zwitschern die
(23) Jungen.« Kopie nach dem Bilde des Nik. Knupfer in der
B Dresdner Galerie N. 1258.
Pergament auf Holz gespannt; h. 0,177; br. 0,231. — Consignatio 79.
34 Venus mit zwei Amoretten. Kopie nach P. Liberi. Knie-
(29) stück. Die Göttin hält einen kleinen geflügelten Amor, der
C lachend ein Spielvögelcheu an sich drückt, das ein von links
nahender zweiter ihm entreissen will.
Papier; h. 0,100; br. 0,081. — Consignatio 83.
35 Josef und Potiphar's Weib. Kopie nach Carlo Cignani's
(38) Gemälde in der Dresdner Galerie N. 387.
A Papier auf Holz gezogen; h. 0,180; br. 0,180. — Consignatio 80.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung 869
Apollon und Marsyas. Kopie nach Giov. Batt.Langhetti's 36
Gemälde in der Dresdner Galerie N. 663. (39)
Pergament auf Holz gespannt; h. 0,253; br. 0,304. — Consignatio 78. B
Merkur und Argus. Kopie nach P. P. Rubens' Gemälde 37
in der Dresdner Galerie N. 964. (40)
Pergament auf Holz gespannt; h. 0,172; br. 0,230. — Consignatio 81. B
Martin von Mytens (Meytens)
Geb. zu Stockholm den 24. Juli 1695; gest. zu Wien den
23. März 1770. Schüler seines Vaters, des in Stockholm an-
sässigen Haager Malers P. M. Mytens. Seit 1732 Kammer-
maler, seit 1759 Akademiedirektor in Wien.
Maria, das Kind anbetend. Kniestück. Freie Kopie nach 38
Guido Reni. Vergl. das Bild der Kaiserl. Galerie zu Wien; (25)
doch auch unser Bild N. 326. D .
Pergament; breitoval; h. 0,124; br. 0,149. — Consignatio 138.
Ismael Mengs
Geb. zu Kopenhagen um 1688; gest. zu Dresden den 26. Dez.
1764. Schüler des Franzosen Benedict Coiffre in Kopenhagen.
Hofmaler in Dresden. Vater und Lehrer des Raphael Mengs.
Die Schmerzensmutter. Kniestück von vorn. Maria in 39
violettem Unter-, blauem Obergewande und gelbbraunem Kopf- (2)
tuche erhebt weinend die Rechte; ein Engelknabe legt ihr ein D
Tuch mit der Dornenkrone des Heilands auf den Schooss.
Schmelzmalerei auf Porzellan; hochoval; h. 0,132; br. 0,107. — Consignatio 1.
Maria Magdalena. Kniestück. Die halbnackte blonde 40
Büsserin steht in ihrer Felsengrotte nach rechts gewandt mit (7)
gefalteten Händen vor ihrem Altar und blickt in das vor ihr E
aufgeschlagene Buch hinab, auf dem ein Totenkopf liegt.
Schmelzmalerei auf Kupfer; hochoval; h. 0,1(53; br. 0,137. — Consignatio
62. — Phot. Tamme.
Die Verkündigung, a) Maria. Halbfigur nach links. Links 41
steht das Betpult. Maria blickt erschreckt zurück. (11)
b) Der Engel. Halbfigur nach links. Mit der Lilie in
der Linken und erhobener Rechten redet der Engel Maria an.
Schmelzmalerei auf Porzellan. Zwei breitovale Bildchen, jedes h. 0,105;
br. 0,135. — Consignatio 3 und 4.
870 Die Miniaturen
42 Christus als Weltheiland. Kniestück von vorn. Der Heiland
(30) trägt ein purpurnes Unter-, ein blaues Obergewand. Die Linke
E legt er auf die rechts neben ihm ruhende Weltkugel, die
Rechte erhebt er.
Elfenbein; h. 0,113; br. 0,088. — Consignatio 116.
43 Der Apostel Bartholomäus. Halbfigur nach links. Dunkel-
(14) braunes Haupthaar und Vollbart; grauviolettes Unter-, blaues
E Obergewand. Sein Messer in der Rechten.
Elfenbein; h. 0,113; br. 0,089. — Consignatio 112.
44 Der Apostel Matthäus. Kniestück von vorn. Der grau-
(15) haarige, graubärtige Apostel trägt ein violettes Unter-, ein
E goldgelbes Obergewand und hält in der Linken sein Beil.
Elfenbein; b. 0,113; br. 0,090. — Consignatio 106.
45 Der Apostel Jacobus d. ä. Kniestück nach rechts. Der
(16) Apostel mit ergrauendem blonden Haar und Vollbart trägt
E ein graues Pilgergewand mit Muscheln am Kragen und einen
braunen Mantel. In der Rechten sein Stab.
Elfenbein ; h. 0,111; br. 0,080. — Consignatio 104.
46 Der Apostel Thomas. Kniestück fast von vorn. Der Apostel
(17) trägt ein rotes Unter-, ein blaues Obergewand. Mit beiden
E Händen hält er ein Buch, und im linken Arme ruht sein Speer.
Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 103.
47 Der Apostel Philippus. Kniestück nach links. Der alte
(18) Apostel trägt ein violettes Unter-, ein goldgelbes Obergewand
E und stützt sich mit der Linken auf seinen Speer.
Pergament auf Blech gespannt; h. 0,114; br. 0,092. — Consignatio 113.
48 Der Apostel Matthias. Halbfigur von vorn mit dunklem
(19) Haar, ergrauendem Bart. Er trägt ein violettes Unter-, ein
E dunkelgraues Obergewand und hält seine Lanze im Arm.
Elfenbein; h. 0,108; br. 0,084. — Consignatio 105.
49 Der Apostel Judas Thaddaeus. Halbfigur vou vorn. Der
(20) graubärtige Kahlkopf trägt einen graubraunen Rock und einen
E blauen Mantel. Beide Hände stützt er auf einen Kolben.
Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 102.
50 Der Apostel Simon. Halbfigur nach links. Dunkelgrauer
(21) Rock, dunkelgelber Mantel. Mit der Linken auf die Säge gestützt.
E Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 101.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung 871
Der Apostel Petrus. Kniestück nach rechts. Der grau- 5 1
bärtige Kahlkopf trägt ein blaues Unter- und ein gelbes Ober- (32)
gewand. Er drückt beide Hände an seine Brust und blickt E
schmerzlich gen Himmel.
Elfenbein; h. 0,113; br. 0,089. — Consignatio 107.
Der Apostel Andreas. Kniestück nach rechts. Rotes Unter-, 52
grünes Obergewand. Die Linke umklammert das mächtige Kreuz. (33)
Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 109. E
Der Apostel Johannes. Kniestück nach rechts. Der schwarz- 53
lockige bartlose Jüngling in rotem Mantel über blauem Rocke (34)
hält den Kelch in der Linken. E
Elfenbein; h. 0,113; br. 0,089. — Consignatio 110.
Der Apostel Jacobus d. j. Kniestück nach links. Der 54
schwarzhaarige, schwarzbärtige Apostel im blauen Mantel stützt (35)
sich mit der Rechten auf seinen Stab und deutet mit der E
Linken über seine rechte Schulter.
Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 111.
Diogenes. Kniestück nach rechts. Weisses Untergewand, 55
grünes Obergewand. Die Schriftrolle in der erhobenen Rechten, C
die Laterne in der gesenkten Linken. Links das Fass und ein
Hund. Rechts Blick in die Landschaft.
Elfenbein; h. 0,109; br. 0,085. — Consignatio 117. — Fehlte in H. 's Katalog,
weil es sich ins Kupferstich- Kabinett verirrt hatte, von wo es 1885 zurückgenommen
wurde. — Phot. Tamme.
August der Starke. Brustbild ohne Hände fast von vorn. 56
Harnisch, graue Allongeperücke, roter Mantel. (14=6)
Schmelzmalerei auf Kupfer; h. 0,034; br. 0,029. — Consignatio 6. C
Eine Dame mit ihrem Sohn. Kniestück fast von vorn. 57
Rotes Kleid und blauer Mantel. Die Dame hält ihren Sohn (125)
auf dem Schoosse und reicht ihm eine Aprikose. C
Elfenbein; hochoval; h. 0,123; br. 0,091. — Consignatio 122. — Aus der
Consignatio geht nicht hervor, dass die Dargestellten, wie H. frageweise annahm,
die Gräfin Cosel und ihr Sohn seien, wohl aber, was H. übersah, dass Ismael Mengs
das Bildchen gemalt hat.
Anton Raphael Mengs
Geb. zu Aussig den 12. März 1728; gest. zu Rom den 29. Juni
1779. Näheres oben, S. 682.
872 Die Miniaturen
58 August III. von Sachsen und Polen. Brustbild ohne Hände
(144) halb nach rechts. "Weisse Ohrenperücke ; blauer Hermelinmantel.
I ' Pergament auf Blech gespannt; hochoval; h. 0,099; br. 0,080. — Consig-
uatio 100. — Phot. Tamme.
59 Maria mit dem Kinde und dem kleinen Johannes. Kniestück.
(3) Maria in feuerrotem Kleide und blauem Mantel hält, nach
P links gewandt, das Christkind auf ihrem Schoosse. Links der
kleine Johannes.
Pergament auf Holz gespannt; hochoval; h. 0,107; br. 0,138. — Consig-
natio 96, — Phot. Tamme.
60 Die hl. Magdalena. Kniestück. Felsenhintergrund. Dip
(8) halbnackte hellblonde Büsserin beugt sich, nach links gewandt,
E über ihren Altar. Die Arme kreuzt sie auf der Brust, in dpi-
Linken hält sie ein Kreuz.
Pergament auf Holz gespannt; h. 0,185: br. 0,142. — Consignatio 97. —
Phot. Tamme.
61 Heilige Familie. Kopie nach RaphaeFs Bild im Museo
(9) nazionale zu Neapel. Maria mit dem Christkinde, Elisabeth
(' und Johannes. Josef im Hintergrunde.
Pergament; h. 0,228; br. 0,185. — Consignatio 99.
62 Die Madonna della Sedia. Kopie nach RaphaeFs Bild im
(22) Palazzo Pitti zu Florenz. Kniestück. Maria mit dem Kinde
E und Johannes.
Pergament auf Hol/ gospannt; hochoval; h. 0,1(3; br. 0,138. — Con-
signatio 98.
Therese Concordia Maron, geb. Mengs
Geb. 1725; gest. 1806 zu Born. Tochter und Schülerin des
Ismael Mengs, Schwester des Anton Raphael Mengs. Gattin des
Malers Anton Maron (geb. zu Wien 1733; gest. zu Rom 1808).
63 Maria mit dem Kinde, dem hl. Hieronymus und der hl.
(5) Magdalena. Kopie nach Correggio's auch unter dem Namen
A Der Tag« berühmtem Bilde in der Galerie zu Parma. Maria
mit dem Christkind zwischen Engeln in der Mitte unter rotem
Vorhang. Rechts Magdalena, sich an das Christkind schmiegend,
links der hl. Hieronymus.
Papier auf dünner Knpferplatte ; h. 0,247; br. 0,183. — Consignatio 77.
64 Die heilige Nacht. Kopie nach Correggio's berühmtem
(24) Gemälde der Dresdner Galerie N. 152.
A. Papier auf dünner Kupferplatte; h. 0,247; br. 0.184. — Consignatio 140.
I. Alte Kurfürstliche Sammlung 873
Unbekannte Meister des XVIII. Jahrhunderts
Maria mit dem Kinde und Johannes. Kniestück. Maria 65
sitzt nach links gewandt vor üppiger Landschaft. Das Christ- (6)
kind steht nach rechts gewandt auf ihrem Schoosse. Vorn B
rechts der kleine Johannes mit dem Spruchband.
Elfenbein; h. 0,198; br. 0,144. — Consignatio 174.
Der hl. Franziskus. Der Heilige kniet in brauner Kutte 66
nach links gewandt mit gefalteten Händen unter einem Felsen. (1)
Rechts die von kühlen Strahlen erleuchtete Landschaft. C
Schmelzmalerei auf Porzellan; kreisrund; h. 0,141; br. 0,141. — Consig-
natio 56. — Geschmackvoller Porzellanrahmen. — Nach H. yom sächsischen Hof-
maler J. M. Heinriei, von dem die Sammlung Porzellanbilder von 1750 und 1756
besass. Dass jedoch auch dieses Bild von ihm herrührt, geht aus der »Consignatio«
nicht deutlich hervor.
Portia. Die Gemahlin des Brutus, die sich tötete, indem 67
sie glühende Kohlen verschlang. Eechts vorn steht das (4)
Kohlenbecken, dem sie glühende Kohlen entnommen, welche B
sie, einen schmerzlichen Blick gen Himmel richtend, zum
Munde führt.
Pergament auf Holz gezogen; h. 0,206; br. 0,171. — Consignatio 175. —
Es soll nach H. ein Gemälde von Guido Reni, nach anderen eins von Tischbein
zugrunde liegen.
Galileo Galilei. Kniestück halb nach links. Der grau- 68
haarige, graubärtige Gelehrte sitzt im schwarzen Rocke auf (26)
einem Stuhle und hält sein Fernrohr in der Rechten. C
Elfenbein; h. 0,133; br. 0,109. — Consignatio 127.
Ein Flötenbläser. Halbfigur nach links. Goldbrauner Rock ; 69
graue Perücke; hohe schwarz und rote Mütze. (27)
Elfenbein; h. 0,132; br. 0,100. — Consignatio 125. C
Belisar. Kniestück nach rechts. Der blinde Feldherr im 70
Harnisch und in Hemdsärmeln stützt die Rechte aufs Schwert (28)
und streckt die Linke bettelnd aus. Angeblich "nach Livens. C
Elfenbein; h. 0,126; br. 0,096. — Consignatio 126.
Ludwig, Dauphin von Frankreich. Halbfigur nach links 7 1
ohne Hände. Blanker Harnisch, blaues Ordensbrustband, rotes (120)
Ordenshalsband. E
Pergament; h. 0,059; br. 0,078. — Consignatio 129.
Die Sängerin Coralli. Halbfigur nach rechts. Im Hinter- 72
gründe der Zwinger. Die Sängerin Maria Antonia Laurenti, (128)
genannt Coralli, hält in lebhafter Bewegung mit beiden Händen Q
874 Die Miniaturen
vor sich ein Notenblatt, auf dem die Worte stehen: Viva,
viva, viva, Sua Ältezza il Serenissimo, Sua Altezza
il Serenissimo Principe Reale.
Elfenbein; h. 0,114; br. 0,089. — Consignatio 203.
73 Ein rotgekleideter Pole. Halbfigur ohne Hände nach rechts.
C Der glattrasierte Herr trägt einen rotbraunen Pelzmantel und
eine Pelzmütze von derselben Farbe mit einer Feder.
Pergament; h. 0,093; br. 0,074. — Consignatio 207. — Nicht bei H. Erst
1885 ans dem Kupferstich-Kabinett, wohin es sich verirrt hatte, wieder zur Galerie.
74 Eine alte Frau im breiten Hut. Halbfigur fast von vorn.
E Die Alte trägt einen rot - violetten Schnürleib, einen blauen
Pelzmantel, ein buntes Halstuch, einen mächtigen, turban-
artigen Federhut.
Elfenbein; h. 0,086; br. 0,066. — Consignatio 137. — Angeblich nach
Rembrandt. — Erst 1885 wieder zur Galerie. Vergl. die Bemerkung zum vorigen.
75 Galante Szene im Freien. Ein Herr sitzt mit zwei Damen
E in einem Park auf einer Bank. In der Rechten hält er eine
Flasche, in der Linken ein Glas, das er einer der Damen an-
bietet. Grau in grau mit wenigen leichten Farbenandeutungen.
Pergament; h. 0,045; br. 0,065. — Consignatio 288. — Nur dieses und das
folgende von 16 Gegenstücken sind erhalten. — Erst 1885 wieder zur Galerie. —
Vergl. die Bemerkung zu N. 73.
76 Tanz im Freien. Vor einem ländlichen Hause führen
E Bauernburschen und -Mädchen einen Ringeltanz auf. Links
küsst einer sein Mädchen. Fast grau in grau.
Pergament; h. 0,042; br. 0,064. — Consignatio 289. — Vergl. alle Be-
merkungen zum vorigen, «einem Gegenstück.
II. Die Ton ßömer'sche Sammlang
Sie ist unten in der Mitte des Faches A aufgestellt. Alle
ihre Bilder im Inv. 1855 ff. S. 11—13.
Sophie Friederike Dinglinger
Geb. 1736 zu Dresden; gest. daselbst den 10. März 1791.
Schülerin Oeser's in Leipzig.
77 Bildnis des Joh. Melchior Dinglinger. (1664 — 1731.) Er
(92) war Hofjuwelier August des Starken und August III. und der
A Grossvater der Künstlerin. Halbfigur fast von vorn. Graue
IL von Römer'sche Sammlung 875
Allongeperücke, weisses, au der Brust offenes Hemd, goldgelber
Bock, bauschiger, violetter Mantel.
Papier; h. 0,117; br. 0,096.
Bildnis des Joh. Friedrich Dinglinger. (1702—1767.) Er 78
war als Hofjuwelier der Nachfolger seines Vaters Joh. Melchior (93)
Dinglinger und der Vater der Künstlerin. Brustbild ohne Hände A
nach links. Brauner Rock, braune Weste, violettes Halstuch,
grüne Mütze.
Elfenbein; hochoval; h. 0,054; br. 0,041.
Frau Joh. Fr. Dinglinger. Sie war die Gattin des vorigen, 79
die Mutter der Künstlerin. Brustbild ohne Hände nach rechts. (94)
Schwarzes Kleid, weisser Hut mit blauer Bandrosette. A
Elfenbein; hochoval; h. 0,054; br. 0,041.
Charlotte Dinglinger. Sie war die Tochter Joh. Melchior 80
Dinglinger's, die Tante der Künstlerin. Brustbild ohne Hände (95)
nach links. Blaues Kleid mit durchsichtigem Brusttuch; vio- A
lettes Band im dunkelblondem Haar.
Elfenbein; hochoval; h. 0,042; br. 0,033.
Sophie Friederike Dinglinger. Selbstbildnis. Brustbild ohne 81
Hände. Die schwarzhaarige Künstlerin trägt ein graues Kleid (96)
und eine weisse Haube. A
Elfenbein; hochoval; h. 0,036; br. 0,030.
Anna Poppe, geb. Dinglinger. Sie war die Tochter Joh. 82
Melchior Dinglinger's, die Gattin des Kaufmanns Fr. Poppe, (97)
die Tante der Künstlerin. Brustbild ohne Hände nach links. A
Blaues Kleid, Perlenhalsband, weisse Spitzenhaube.
Elfenbein; hochoval; h. 0,038; br. 0,032.
Der Kaufmann Franz Poppe. Er war der Gatte der vorigen 83
und dadurch der Oheim der Künstlerin. Brustbild ohne Hände (98)
nach rechts. Violetter Rock, Spitzenwäsche und graue Perücke A
mit schwarzer Schleife.
Elfenbein; hochoval; h. 0,047; br. 0,039.
III. Die Preuss'sche Sammlang
Bare 49 Bilder sind sämtlich im Fach B aufgestellt.
Die Kopien rühren nach Aussage des Geh. Rat Preuss selbst
von verschiedenen Künstlern her, manche von ihnen von
876 Die Miniaturen
Ernst Christian Weser
Geboren zu Dresden den 12. Nov. 1783; gest. daselbst den
23. Dez. 1860. Dieser geschickte Kopist angeblich aller
Bildchen dieser Sammlung war Königl. Sachs. Obersteuer-
examinator und als Maler mehr Dillettant als Künstler.
Den folgenden 49 Iterrscherbildiiissen liegen durchweg andere, grössere, znm
Teil berühmte Originale zu Grunde. Mit Ausnahme des Papstbildes N. 85 sind es
hochovale Brustbilder ohne Hände. Im Hübner'schen Katalog waren sie nicht
einzeln aufgeführt und daher auch nicht numeriert.
84 Papst Julius II. Nach rechts. Roter Mantelkragen, rote
B Mütze. Nach Raphael's Bild im Palazzo Pitti zu Florenz.
Elfenbein; h. 0,068; br. 0,060.
85 Papst Clemens XIV. Nach rechts mit segnend erhobener
B Rechten. Roter Mantelkragen, rote Mütze. Nach dem Bildnisse
auf einer römischen Tabaksdose.
Elfenhein; h. 0,077; br. 0,060.
86 Papst Leo X. Nach links. Roter Mantelkragen, rote Kappe.
B Nach Raphael's Bild im Palazzo Pitti zu Florenz.
Elfenbein ; h. 0,077 ; br. 0,060.
87 Papst Pius VII. Halb nach links. Rote Amtstracht mit
B weissem Pelze und weisser Kappe. Nach einem Bilde Wicar's
in Paris.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
88 Kaiser Rudolph von Habsburg. Fast von vorn. Die Krone im
B langen und blonden Haar. Hellroter Rock, grüner Mantel. Bez.
rechts mit einem aus 0 und G zusammengesetzten Monogramm.
Nach einem Bilde im Germanischen Museum zu Nürnberg.
Elfenbein; h. 0.077; br. 0,060.
89 Kaiser Sigismund. Nach links. Die Krone auf dem Haupte.
B Grauer, rot eingefasster Rock, goldner Mantel. Bez.l. mit Dürer's,
rechts mit einem aus G und K zusammengesetzten Monogramm.
Nach Dürers Bild im Germanischen Museum zu Nürnberg.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,063.
90 Kaiser Maximilian. Nach links. Brauner Rock, feuerroter
B Mantel, goldne Kette, schwarzer Hut. Bezeichnet links mit
Dürers, rechts mit einem aus H und K (Hans v. Kulmbach'?)
zusammengesetzten Monogramm. Nach einem Bilde im Ger-
manischen Museum zu Nürnberg.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,059.
III. Preuss'sche Sammlung 877
Kaiser Karl V. Nach rechts. Graues Haar, kurzer grauer 9 1
Vollbart. Schwarzer Rock, schwarze Kopfbedeckung. Nach B
Tizian's Bilde iu der Kaiserl. Galerie zu Wien.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
Kaiser Heinrich IV. von Frankreich. Fast von vorn. 92
Kurzes graues Haupthaar und kurzer grauer Vollbart. Dunkler B
Rock, kleine Halskrause, blaues Ordenshalsband. Nach dem
Bilde des Frans Pourbus im Louvre zu Paris.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
König Gustav Adolf I. von Schweden. Nach rechts. Rot- 93
blondes kuzes Haupthaar. Schnurr- und Kinnbart von der- B
selben Farbe. Harnisch mit weissem Klappkragen und gelber Feld-
binde. Nach dem Porträt van Dyck's in der Münchner Pinakothek.
Elfenbein ; h. 0,075 ; br. 0,056.
König Johann Sobiesky von Polen. Nach rechts. Kurzes 94
dunkelblondes Haar; Schnurrbart von gleicher Farbe. Harnisch; B
rot und blauer Pelzmantel. Nach einem Bilde im Königl.
Schlosse zu München.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
König Wilhelm III. von England. Nach rechts. Grünlicher 95
Harnisch; weisses Spitzenhalstuch; lange braune Allongeperücke. B
Angeblich nach einem Bilde Phil. v. Dyck's in Dresden.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
König Heinrich VIII. von England. Von vorn. Feuerroter 96
Hermelinrock mit goldener Kette; schwarzes Barett mit weisser B
Feder. Nach der Kopie nach Holbein in der Dresdner Galerie.
Elfenbein ; h. 0,077 ; br. 0,055.
König Christian II. von Dänemark. Nach rechts. Haar 97
und Vollbart braun. Rock braun; Hut und Mantel schwarz. B
Nach einem Bilde im Germanischen Museum zu Nürnberg.
Elfenbein ; h. 0,077 ; br. 0,062.
König Franz I. von Frankreich. Haar und Vollbart kurz, 98
kraus und blond. Weisser Rock mit goldener Kette, blauer B
Hermelinmantel, schwarzes Barett. — Frei nach Tizian's Bild
im Louvre zu Paris.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,060.
König Gustav Wasa von Schweden. Brust nach links, 99
Kopf nach rechts. Langer dunkelblonder Vollbart. Schwarzer B
878 Die Miniaturen
Rock, schwarzes Barett mit weisser Feder. Nach einem Original
im Museum zu Stockholm.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,060.
1 00 Zar Peter der Grosse von Russland. Nach links. Kleines
B Schnurrbärtchen. Roter Pelzmantel und blaues Ordensband über
dem Harnisch. Angeblich nach einem Original der Dresdner Galerie.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
1 0 1 König Ludwig XIV. von Frankreich. Nach rechts. Harnisch
B mit blauem Ordensbrustband. Allongeperücke. Nach einem
Original Petitot's.
Elfenbein ; h. 0,076 ; br. 0,056.
102 König Karl XII. von Schweden. Brust nach links, Kopf
B nach rechts. Kurzgeschorenes blondes Haar. Ueber blankem
Harnisch ein offener blanker Rock und eine schwarze Halsbinde.
Angeblich nach einem Original der Dresdner Galerie.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
103 König August II. (derStarke) von Polen, Kurfürst von Sachsen.
B Brust leicht nach links, Kopf leicht nach rechts. Graue Allonge-
perücke. Roter, vorn offener Rock über blankem Harnisch.
Nach unbekanntem Original.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,067.
104 Kaiser Joseph II. Brust nach rechts, Kopf nach links.
B Grüner Waffenrock mit rotem Kragen. Nach einem Original
Jos. Hickel's in Wien.
Elfenbein ; h. 0,075 ; br. 0,056.
105 König Friedrich II. (der Grosse) von Preussen. Nach links.
B Weisse Perücke, hinten mit schwarzer Schleife. Schwarzer Rock
mit Ordensstern. Weisse Halsbinde. Nach einem Original im
Kaiserlichen Schlosse zu Wien.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
106 König Georg III. von England. Nach rechts. Weisse, bis
B an den Hals zugeknöpfte Weste mit blauem Ordensbande.
Dunkelblauer Rock mit rotem Kragen. Weisse Perücke mit
schwarzer Schleife. Nach einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,074; br. 0,056.
107 König Ferdinand IV. von Neapel. Nach links. Duukel-
B blauer Rock mit rotem Kragen; schwarze Halsbinde. Nach
einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,076; br. 0,064.
III. Preuss'sche Sammlung 879
König Karl XIII. von Schweden. Nach links. Blauer, fest 108
zugeknöpfter Rock mit hohem Kragen und weissem Ordens- B
brustband. Nach einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
Angeblich Königin Catarina Cornaro von Cypern. Nach 109
links. Schwarzes Witwenkleid und schwarzer Witwenschleier B
vor rotem Vorhang. Nach dem fälschlich Pordenone zu-
geschriebenen Bild 199A in der Dresdner Galerie.
Elfenbein ; h. 0,077 ; br. 0,059.
Königin Maria Stuart von Schottland. Nach rechts. Sie trägt MO
ein schwarzes Kleid und weissen Kragen, eine weisse Haube, ein gol- B
denes Kreuz an blauem Bande. Nach uns nicht bekanntem Original.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
Königin Christine von Schweden. Nach rechts. Blonde auf 1 1 I
die Schultern herabfallende Locken; Perlenhalsband; ausge- B
schnittenes dunkles Kleid mit weissem Brusttuch. Angeblich
nach einem Original J. G. Beck's.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich. Nach links. 1 1 2
Schwarzes Trauerkleid und schwarze Trauerhaube. Nach einem B
Original Jos. Hickel's in Wien.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
Kaiserin Katharina II. von Russland. Fast von vorn. Grüner 113
Lorbeerkranz im grauen Haar, dessen Locken auf die Schultern B
herabfallen. Hermelinmantel mit Ordenskette. Nach einem
Original J. B. Lampi's in Wien.
Elfenbein; h. 0,074; br. 0,055.
König Friedrich VI. von Dänemark. Fast von vorn. Kurzes 1 14
rotblondes Haar. Feuerroter Waffenrock mit blauem Kragen B
und Bruststück, blauem Ordensbrustband, silbernen Epauletten.
Nach einer Tabaksdose.
Elfenbein ; h. 0,075 ; br. 0,056.
König Friedrich Wilhelm III. von Preussen. Nach links. 115
Dunkelblauer Waffenrock mit rotem, silberbesetztem Kragen und B
silbernen Epauletten. Nach einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
König Maximilian Joseph von Bayern. Nach rechts. Dunkel- 1 1 6
blauer Waffenrock mit scharlachrotem Bruststück, rotem silber- B
880 Die Miniaturen
besetztem Kragen, rotem Ordensbrustband, blauweisser Schärpe.
Nach einem Original Joh. Fr. Stieler's in München.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
I 1 7 König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach rechts.
B Weisser Waffenrock mit feuerroten Aufschlägen und grünem Ordens-
band. Nach dem Original A. Graff's in der Dresdner Galerie.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
I 1 8 König Friedrich von Württemberg. Brust nach links, Kopf
B nach rechts. Dunkler Waffenrock mit silbernen Epauletten,
schwarzem und silbernem Kragen und Bruststück, rotem
Ordensbrustband. Nach einem Original in Stuttgart.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
119 König Karl I. von England. Nach rechts. Langes rotes
B Haar. Kinn- und Schnurrbart von gleicher Färbung. Schwarzer,
aufgeschlitzter Rock mit weissem Faltenkragen und blauem
Ordenshalsbande. Frei nach einem Originale van Dyck's.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
120 König Ludwig XVI. von Frankreich. Nach links. (traue
B Perücke. Blauer Hermelinmantel mit goldner Kette und weissem
Spitzenhalstuch. Nach dem Original Luca Sciardi's in Paris.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
121 König Gustav Adolf II. von Schweden. Nach links. Bartloses
B Gesicht, hellblondes Haar. Roter Rock mit weissem Klappkragen ;
schwarzer Mantel. Nach einem Original von J. B. Larapi in Wien.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
122 König Karl IV. von Spanien. Nach rechts. Dunkelblauer
B Waffenrock mit feuerroten und silbernen Aufschlägen, blau-weiss-
blauem Ordensbrustband. Angeblich nach einem Original Goya's.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
123 König Victor Emanuel von Sardinien. Nach rechts. Weisses
B Haar. Dunkelblauer Waffenrock mit hohem, gleichfarbigem
Kragen, silbernen Epauletten, blauem Ordensbrustband. Nach
einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,056.
124 Kaiser Karl der Grosse. Von vorn. Blonder Vollbart; lange
B blonde Locken. Reich in Gold gestickter Mantel. Goldene Krone.
Nach dem Original Dürer's im Germanischen Museum zu Nürnberg.
Elfenbein ; "h. 0,075; br. 0,055.
HI. Preuss'sche Sammlung 881
Oliver Cromwell, Protektor von England. Brust von vorn, 125
Kopf nach rechts. Dünnes braunes Haar. Harnisch mit weissem B
Klappkragen. Nach Andreas Möllers Kopie in der Dresdner
Galerie (2062) nach einem Original Rob. Walkers in London.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,059.
Der schwarze König Christoph von Haiti. Weisse Perücke. 1 26
Europäischer dunkelblauer Waffenrock mit goldenem und rotem B
Brusteinsatz und Kragen, goldenen Epauletten und einem Ordens-
stern. Nach einem englischen Kupferstiche.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,060.
Kaiser Napoleon I. von Frankreich. Brust von vorn, Kopf 127
nach rechts. Scharlachroter Hermelinmantel mit goldener Ordens- B
kette. Goldener Lorbeerkranz im kurzen braunen Hanr. Nachlsabey.
Elfenbein ; h. 0,074 ; br. 0,056.
Kaiser Alexander I. von Russland. Nach links. Kurzes |28
hellblondes Haar. Grüner Waffenrock mit rotem Kragen, B
goldenen Epauletten, blauem Ordensbrustbande. Nach einem
Original St. Aubin's in Paris.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,055.
Kaiser Franz I. von Oesterreich. Nach links. Spärliches 129
graues Haar. Grüner Waffenrock mit rotem Kragen. Nach B
einem Originale in München.
Elfenbein; h. 0,076; br. 0,056.
Sultan Mohamet II. Nach rechts. Schwarzer Vollbart; 130
schwarz und weisser Turban. Hellblauer Rock mit schwarzem B
Pelzkragen. Nach einem Bilde, das Graf Italinsky in Kon-
stantinopel hatte anfertigen lassen.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,059.
König Ludwig XVIII. von Frankreich. Nach links. Graues 131
spärliches Haar. Dunkelblauer Rock mit hohem Kragen, gol- B
denen Epauletten, blauem Ordensbrustband. Nach einem Ori-
ginal Gerard's in Paris.
Elfenbein; h. 0,077; br. 0,060.
König Ferdinand VII. von Spanien. Nach links. Kurzes 132
schwarzes Haar. Dunkelblauer Waffenrock mit silberbesetztem, B
rotem Kragen und Bruststück, sowie blau - weiss - blauem
Ordensbande. Nach einer Tabaksdose.
Elfenbein; h. 0,075; br. 0,057.
56
882 Die Miniaturen
IV. Die Ton ßeitzenstein'sche Sammlung
Ihre 66 Bildchen sind, mit Ausnahme von N. 142, im
Fach D ausgestellt.
A. Bildchen bekannter Künstler
Jean Baptiste Jacques Augustin
Geb. den 15. August 1759 zu St. Die in Lothringen; gest.
zu Paris den 13. April 1832. Autodidakt. Berühmter fran-
zösischer Miniaturenmaler der Kaiserzeit.
133 Kaiser Napoleon I. Brustbild ohne Hände fast von vorn,
(59) der Kopf leicht nach rechts gewandt. Kurzes dunkles Haar.
D Grüner Waffenrock mit goldenen Epauletten und Knöpfen, rotem
Kragen und roter Weste. Bez. links in der Mitte: Augustin.
Elfenbein ; h. 0,063 ; br. 0,044. — Dieses Bild bildete mit dem folgenden,
seinem Gegenstücke, die Deckel eines Notizbiichleins, welches Kaiser Napoleon I.
der Konigin Amalie von Sachsen verehrte.
1 34 Jerome, König von Westfalen. Brustbild ohne Hände fast von
(60) vorn. Dunkler Krauskopf. Weisser Waffenrock mit goldener
D Stickerei und goldenen Epauletten, schwarzem goldbestickten
Kragen, rotem Ordens brustband. Bez. links i. d. M. ; Augustin.
Elfenbein; h. 0,064; br. 0,044. — Vergl. die Bemerkungen zum vorigen,
seinem Gegenstück.
Jean Baptiste Isabey
Geb. zu Nancy den 11. April 1767; gest. zu Paris 1855. Als
Miniaturist Scbüler des Jacques Dumont, peintre du roy, in Paris.
Er gehörte zu den berühmtesten Miniaturenmalern seiner Zeit.
1 35 Jerome, König von Westfalen. Brustbild ohne Hände etwas
(47) nach links. Dunkler Krauskopf. Weisser, mit Gold bestickter
D Waffenrock, goldene Epauletten, rote Weste. Bez. rechts
oben: Isabey.
Elfenbein; hochoval; h. 0,058; br. 0,037.
Johann Walch
Geboren zu Kempten 1757; gestorben zu Augsburg 1816.
Schüler der Akademie zu Augsburg, wo er sich nach längeren
Reisen 1786 niederliess.
136 Erzherzog Karl von Oesterreich. Brustbild ohne Hände
(62) nach links. Weisser Waffenrock mit blauem Kragen und rot-
D
IV. von Reitzenstein'sche Sammlung 883
weiss -rotem Ordensbrustbande. Bez. rechts in der Mitte:
Walch 1799.
Elfenbein; kreisrund; h. 0,073; br. 0,073.
Günther
Es ist nicht bekannt, von welchem der verschiedenen Maler
dieses Namens, die um die Wende des XVIII. und XIX. Jahrh.
lebten, die nachfolgenden Bildchen herrühren. Chr. August
Günther (geb. zu Pirna 1760; gest. zu Dresden 1824) erscheint,
da er Landschaftsmaler war, weniger wahrscheinlich als Joh.
Georg Günther (Gündter), der 1766 zu Altmannstein in Bayern
geb. wurde und 1822 als Inspektor der Augsburger Galerie starb,
Erzherzog Karl von Oesterreich. Brustbild ohne Hände 137
nach links. Spärliches weisses Haar. Weisser Waffenrock mit (42)
blauem Kragen und rot -weiss -rotem Ordensbande. Bezeichnet E
rechts unten: Günther 1793 (nicht 1799).
Oelmalerei anf Glas ; hochoval ; h. 0,086 ; br. 0,066.
Graf Laudon, österreichischer Feldmarschall. Brustbild f 38
ohne Hände nach links. Dunkelgrüner Waffenrock mit rotem (105)
Kragen, blauem und rot-weiss-rotem Ordensbande. Bezeichnet D
links in der Mitte: Günther 17 . . (Jahreszahl undeutlich).
Oelmalerei auf Glas ; oben abgerundet ; h. 0,101 ; br. 0,088.
Jeremias Alexander Fiorino
Geboren zu Cassel den 19. April 1793; gestorben zu Dresden
den 24. Juni 1847. Näheres unbekannt. Vergl. unten S. 892.
Prinz Maximilian von Sachsen. Brustbild ohne Hände nach 1 39
rechts. Graues, zurückgestrichenes? Haar. Weisser Waffenrock (73),
mit goldgesticktem grünen Krageu/^goldenen Epauletten und D
einem Ordensbrustband. Bez. rechts in der Mitte: Fiorino . p.
Elfenbein; hoehoval; h. 0,035; br. 0,022.
C. Oppermann
Nagler's Künstlerlexikon neunt einen um 1765 in Braun-
schweig geborenen Miniaturmaler Oppermann, dessen Tauf-
namensinitialen (J. H. N.) aber mit denjenigen unseres Künstlers
nicht übereinstimmen. 140'
Kaiser Alexander I. von Russland. Brustbild ohne Hände (71)>
nach links. Ergrautes Haar. Grüner Waffenrock mit rotem, D
56*
884 Die Miniaturen
goldgesticktem Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordens-
band. Bezeichnet rechts in der Mitte: C. (im C. scheint noch
ein J zu stehen) Oppermann . 1809.
Elfenbein; hochoval; h. 0,056; br. 0,043.
M. Winberg
Wir konnten bis jetzt keine Lebensnachrichteu dieses Künstlers
ermitteln.
141 Kaiser Alexander II. von Russland. Brustbild ohne Hände
(69) von vorn. Der blauäugige dunkelblonde Zar trägt einen
D grünen Waffenrock mit rotem, goldgesticktem Kragen, goldenen
Epauletten und blauem Ordensbrustbaud. Bez. rechts in der
Mitte : M. Winberg.
Elfenbein; hochoval; h. 0,044; br. 0,030.
B. Bildchen unbekannter Meister
Die Bilder, bei denen nichts anderes angegeben ist, sind
Brustbilder oder Köpfe ohne Hände. Die Benennungen beruhen,
wo nichts anderes angegeben ist, auf dem Inventar von 1855 ff.
142 Carl Leopold Christoph von Reitzenstein. Rittmeister im
(45) kursächsischen Kürassier -Regiment von Brenkenhoff. Halb-
E figur fast von vorn. Brustharnisch unter gelbem Rock mit
blausilbernen Aufschlägen. In der Landschaft ein Zeltlager.
OelMld auf Leinen; h. 0,253; br. 0,215.
143 Prinzessin Marianne von Sachsen. Nach links. Blaues Kleid
(41) mit Ordenskreuz, Purpurmantel, weisser Kopfputz. mit Federn.
E Oelbild auf Kupfer; h. 0.100; br. 0,080.
144 Prinz Albrecht von Sachsen -Teschen. Halbfigur nach links.
(48) Er trägt eine Perücke, eine gelbe Weste und einen roten Rock mit
D grünen Aufschlägen. Die rechte Hand stützt er auf seinen Stock.
Elfenbein; hochoval; h. 0,073; br. 0,058. — Gegenstück zum folgenden.
145 Erzherzogin Christine von Oesterreich, Gemahlin des Prinzen
(46) Albrecht von Sachsen -Teschen. Halbtigur nach rechts in blauem
D Kleide mit Spitzen.
Elfenbein; hochoval; h. 0,071; br. 0,057. — Gegenstück zum vorigen.
146 Gräfin Corvin-Krasinska. Ein wenig nach rechts. Schwarzes
(49) Tülltuch über gelbem Kleide. Spitzeuhaube mit blauen Bändern.
D Elfenbein; hochoval; h. 0,050; br. 0,041. — Erst im Hübner'schen Katalog
als die Grafin Corvin. im Inventar 1S55 ff. 8. 246 als unbekanntes Bild.
IV. von Reitzenstein'sche Sammlung 885
Maria Leczinska. Königin von Frankreich. Fast von vorn. 147
Blonde, mit Perlen durckflochtene Locken. An der linken Schulter (50)
ein gelb und blaues, an der rechten ein weisses Gewandstück. D
Elfenbein; hoohoval; h. 0,036; br. 0,030.
Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz. Etwas nach links. 148
Eine durchsichtige helle Haube auf hoher Perücke; ein (51)
schwarzes Band um den Hals. Ein dünnes Brusttuch über D
blauweissem Kleide.
Elfenbein; hochoval; h. 0,062; br. 0,051.
Oberlandfischmeister von Wolfersdorff. Nach links. Auf 149
grünem Rock ein blaues Ordensbrustband; hinten an der (52)
grauen Perücke eine schwarze Schleife. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,052; br. 0,042.
Gräfin von Hrzan und Hamas, geb. Gräfin Colonna. Nach 150
rechts. Weisses Kleid ; durchsichtiges weisses Brusttuch; weisse (53)
Haube im weissen Haar. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,049; br. 0,037.
Antonie Gräfin von Hrzan und Harras. Halb nach links. 151
Blaues Kleid; bläuliche Haube; blauschattiges Gesicht. (54)
Elfenbein; hoohoval; h. 0,061; br. 0,048. D
König Maxi, von Bayern. Nach rechts. Spärliches, kurzes 152
braunes Haar. Blauer Waffenrock mit rotem Bruststück. (25)
Elfenbein; hochoval; h. 0,045; br. 0,032. D
König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach 153
links. Weisse Perücke. Weisser Waffenrock mit rotem Bruststück (56)
und Kragen, goldenen Epauletten, grünem Ordensbrustband. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,052; br. 0,033.
König Ferdinand VII. von Spanien. Nach rechts. Kurzes 154
braunes Haar. Dunkler, mit Gold bestickter Rock mit blau- (57)
weiss-blauem Ordensbrustband mit roter Gürtelschärpe. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,057; br. 0,032.
König Ludwig I. von Bayern. Nach links. Dunkelblonder 155
Krauskopf. Blauer Waffenrock mit rotem, silberbesetztem Kragen. (58)
Viele Orden an der Brust. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,057; br. 0,033.
Königin Amalie von Sachsen. Von vorn, in blauem Kleide 156
mit braunem Pelze. (61)
Elfenbein; hoehoval ; h. 0,047; br. 0,037. D
886 Die Miniaturen
157 Herzogin Amalie von Zweibrücken. Fast von vorn, in weissem
(63) Hemde und rotem, vorn geöffnetem Morgenkleide mit Pelzbesatz.
D Elfenbein; hochoval; h. 0,052; br. 0,041.
158 Prinzessin Marianne von Sachsen. Nach rechts. Weisser
(64) Hut mit einer roten Rose, violettes Kleid mit rosa Gürtel-
D schärpe und weissem Brusttuch.
Elfenbein; bochoval; h. 0,072; br. 0,05s.
159 Prinz Clemens von Sachsen, Kurfürst von Trier. Nach
(65) links. Schwarzer Rock mit goldenem Kreuz auf der Brust und
D rotem Brusteinsatz.
Elfenbein; hocboval ; h. 0,078; br. 0,066.
160 Kurfürstin Marie Antonie von Sachsen. Halbfigur nach
(66) links auf grünem Stuhl. Die alte Dame stützt sich mit der
D erhobenen Rechten auf einen Stock. Sie trägt ein helles, bunt-
geblümtes Kleid, eine schwarze Tüll- Man tille und eine kleine
Haube mit blau-weissen Bändern.
Elfenbein; hochoval; h. 0,060; br. 0,050.
161 Kaiser Nikolaus von Russland. Nach rechts. Braunes Haar,
(67) blaue Augen. Dunkler Waffenrock mit rotem, goldgesticktem
D Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordensbrustband.
Elfenbein; hochoval; h. 0,041; br. 0,035.
162 Kaiserin Alexandra Feodorowna von Russland. Die Ge-
(68) mahlin des Kaisers Nikolaus. Fast von vorn vor rotem Vör-
D hang. Auf dem Kopfe eine kleine Krone, eine Perlenschnur
um den Hals. Ausgeschnittenes weisses Kleid mit blauem
Ordensband unter dem Hermelin.
Elfenbein; hochoval; h. 0,041; br. 0,02«.
163 König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen. Nach rechts,
(70) halb von hinten. Blauer Waffenrock mit rotem, goldgesticktem
D Kragen und mit orangefarbenem Ordensband über dem Rücken.
Elfenbein; hochoval; h. 0,010; br. 0,032.
164 Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Leicht nach rechte.
(72) Grau gepudertes Haar. Hellblaues ausgeschnittenes Kleid mit
D durchsichtigem weissen Brusttuch.
Elfenbein; bochoval; h. 0,050; br. 0,040.
165 Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Halbfigur fast von vorn
(74) ohne Hände. Ausgeschnittenes kornblumenblaues Kleid mit Pelz-
D besatz. Links im Hintergrunde eine Säule, rechts grüne Büsche.
Pergament; h. 0,045; br. 0,061.
IV. von Reitzenstein'sche Sammlung 887
Weibliches Bildnis. Halbfigur ohne Hände nach links. 166
Weisses Kleid mit hellroter Pelzjacke. Kopfschmuck mit (75)
dunklen Federn und weissem Schleier. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,063; br. 0,051.
Kurfürst Maximilian Josef von Bayern. Nach rechts. 167
Langes, auf dem Rücken gebundenes Haar. Blau und roter Rock. (76)
Pergament; hochoval; h. 0,018; br. 0,015. D
Herzog Karl von Pfalz- Zweibrücken. Nach rechts. Hell- 168
blauer, mit Gold besetzter Rock; darunter ein rot-weiss-rotes (77)
Ordensbrustband. D
Elfenbein; hochoval; 0,029; br. 0,023.
Baron Fersen. Schwedischer Oberkammerherr. Im Profil 169
nach links. Graue Perücke; blau und gelber Rock. (78)
Elfenbein; hoehoval ; 0,017; br. 0,014. D
Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz. Fast von vorn. Grau 170
gepudertes Haar. Ausgeschnittenes weisses Kleid; Hermelin- (79)
mantel; feuerrotes Ordensband. D
Pergament; hochoval; h. 0,029; br. 0,023.
Weibliches Bildnis. Nach links. Blaues Band im Haar, 171
dessen helle Locken auf die Schultern herabfallen. (80)
Pergament; hochoval; h. 0,018; br. 0,016. D
König August III. von Polen, Kurfürst von Sachsen. Halb- 172
figur ohne Hände nach rechts. Ueber die Ohren gezogene (81)
Perücke. Grauer Stahlharnisch mit feuerrotem Ordenshalsband D
und blauem Hermelinmantel.
Pergament; oben abgerundet; h. 0,044; br. 0,062. — Gegenstück zum
folgenden.
Kurfürstin Maria Anna von Bayern. Halbfigur nach links. 173
Sie trägt ein ausgeschnittenes grünes Kleid und stützt sich (83)
mit der erhobenen Rechten auf einen Stock. Links ein Hund. D
Im Hintergrunde Bäume.
Pergament; oben abgerundet; h. 0,047; br. 0,062. — Gegenstück zum
vorigen.
Kurfürstin Marie Antonie von Sachsen. Halbfigur nach 174
links auf gelbbezogenem Stuhle. Sie trägt ein blaues, braun (82)
besetztes Kleid, einen schwarzen Schleier im grauen Haar und D
stützt sich mit erhobener Rechten auf einen Stock. Links
liegt ihre Krone auf blauem Mantel.
Elfenbein; breitoval; h. 0,043; br. 0,054.
888 Die Miniaturen
175 Weibliches Bildnis. Fast von vorn. Hut und Kleid von
(84) hellroter Farbe.
D Elfenbein; hochoval; h. 0,040; br. 0,030.
176 Prinzessin Elisabeth von Sachsen. Fast von vorn. Blaues
(85) Kleid mit braunem Pelz; ein Rosenkranz im hochfrisierten
D grau gepuderten Haar.
Elfenbein; hochoval; h. 0,026; br. 0,020.
177 Prinzessin Christine von Sachsen. Sie war Aebtissin von
(86) Remiremont. Nach rechts. Sie trägt ein ausgeschnittenes rotes
D Kleid. Hinter ihr vor braunem Vorhang liegt eine Hermelin-
krone auf violettem Kissen.
Pergament; hochoval; h. 0,037; br. 0,031.
1 78 Kurfürst Carl Theodor von Bayern. Nach links. Das feuer-
(87) rote Gesicht mit weisser Perücke umrahmt. Eine goldene Kette
D auf weissem Gewände.
Schmelzmalerei auf Kupfer; hoeboval; h. 0,031; br. 0,026. — Gegenstück
zum folgenden.
179 Kurfürstin Elisabeth von Bayern. Nach links. Blaues Kleid
(88) mit rot-blauer Ordensschleife. Brauner durchsichtiger Schleier.
D Elfenbein; hochoval; h. 0,031; br. 0,026. — Gegenstück zum vorigen.
180 König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach
(89) rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Bruststücke, goldenen
D Knöpfen, blauem Ordensbrustband.
Elfenbein; hochoval; h. 0,042; br. 0,032.
181 König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach
(90) rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Bruststücke, goldenen
/ D Knöpfen, blauem Ordensbrustband.
Elfenbein; hochoval; h. 0,030: br. 0,023.
182 Kurfürst Maximilian Josef von Bayern. Nach rechts. Blauer
(91) Rock, roter Mantel mit feuerrotem Ordenshalsbande.
D Pergament; h. 0,026; br. 0,032.
183 Prinz Albrecht von Sachsen - Teschen. Nach rechts.
(99) Hermelinmantel mit grün-rot-grünem Ordensband. Am Hinter-
D köpf eine schwarze Schleife.
Elfenbein; hochoval; h. 0,065; br. 0,046. — Gegenstück zum folgenden.
184 Erzherzogin Christine von Oesterreich. Gemahlin des
(100) Prinzen Albrecht von Sachsen-Teschen. Nach links. Weisses
D Kleid, weisse Haube, graue Locken.
Elfenhein; hochoval; h. 0,007; br. 0,046. — Gegenstück zum vorigen.
IV. von Reitzenstein'sche Sammlung 889
König August II. (der Starke) von Polen, Kurfürst von 185
Sachsen. Nach links. Harnisch, Purpurhermelin und mäch- (101)
tige Allongeperücke. D
Schmelzmalerei auf Kupfer; hochoval; h. 0,029; br. 0,023.
König Friedrich August der Gerechte von Sachsen. Nach 186
rechts. Weisser Waffenrock mit rotem Kragen und grünem (102)
Ordensbrustband. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,041 ; br. 0,032.
Prinzessin Marianne von Sachsen. Fast von vorn. Feuer- 187
rotes Kleid mit braunem Pelzbesätze, weisser Tüllschleier mit (103)
Rosen auf der mächtigen grauen Frisur. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,038; br. 0,033.
Kurfürst Maximilian Josef von Bayern. Halbügur nach 188
rechts. Harnisch und Purpurhermelia mit blauem Ordens- (104)
brüst- und dunkelgelbem Ordenshalsband vor blauem Vorhang. D
Pergament; h. 0,040; br. 0,055.
Maria von Toskana und Friedrich August von Sachsen als 189
Kinder. Kniestück, balb nach rechts. Arm in Arm stehen (106)
die prinzlichen Kinder in weissen Kleidern da. D
Elfenbein; kreisrund; h. 0,064; br. 0,064.
König August III. von Polen, Kurfürst von Sachsen. Nach 190
rechts. Weisse, die Ohren bedeckende Perücke. Ein kleines (107)
Stück des blauen Mantels siebtbar. D
Pergament; hochoval; h. 0,024; br. 0,019.
Kurfürstin Maria Anna von Bayern. Nach links. Weisses 191
Kleid mit blauem Bande und durchsichtigem Brusttuche. (108)
Elfenbein; hoch achteckig; h. 0,031; br. 0,019. D
Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen. Nach links. 192
Weisse Perücke. Nur ein kleines Stück der Kleidung am (109)
Halse sichtbar. D
Pergament; hoehoval; h. 0,026; br. 0,019.
Prinz Maximilian von Sachsen. Nach links. Weisser Waffen- 1 93
rock mit gelbem Kragen, goldenen Epauletten, blauem Ordens- (110)
brustband. -*D
Elfenbein; hoch achteckig; h. 0,029; br. 0,017.
Kurfürstin Maria Antonie von Sachsen. Nach links. Aus- 194
geschnittenes blaues Kleid; schwarzer Schleier, der von ihrer (111)
weissen Haube herabfällt. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,023; br. 0,019.
890 Die Miniaturen
195 Prinzessin Karoline von Parma. Gemahlin des Prinzen
(112) Maximilian von Sachsen. Nach rechts. Blaues Kleid mit
D weissem Brusttuche und einer mit einer Perle geschmückten
blauweissen Schleife.
Elfenbein; hochoval; h. 0,055; br. 0,046.
196 König Maximilian I. von Bayern. Nach rechts. Spärliches
(113) braunes Haar. Blauer Waffenrock mit rotem Bruststück und
D Kragen, rotem Ordensbrustbande.
Elfenbein; hochoval; h. 0,048; br. 0,029.
1 97 Herzogin Christine von Sachsen-Teschen. Nach links. Lila
(114) mit Spitzen besetztes Kleid; lila Federhut im hochfrisierten Haar.
D Elfenbein ; hochoval ; h. 0,047 ; br. 0,037.
198 König Maximilian I. von Bayern. Fast von vorn. Weisser
(115) Waffenrock mit rotem Kragen und Brusteinsatz. Auf der Brust
D ein roter und ein blauer Ordensstern.
Elfenbein; hochoval; h. 0,0(19; br. 0,059.
Y. Die Grrahl'sche Sammlang
Ihre sieben auf Elfenbein gemalten Bildchen sind im
Fache A ausgestellt.
August Grahl
Geboren als Sohn eines Berliner Fabrikbesitzers auf einer Reise
seiner Eltern in Mecklenburg den 26. Mai 1791; gestorben zu
Dresden den 13. Juni 1868. Schüler der Berliner Akademie;
1813 Freiwilliger bei den schwarzen Husaren. Tätig anfangs
in Berlin, 1821 — 1823 in Wien, dann bis 1830 in Rom,
1831 in England, 1832—1835 in Berlin, seit dieser Zeit
in Dresden. Er malte hauptsächlich Miniaturbildnisse und war
der Erfinder einer besonderen Farbenmischung, deren Geheimnis
er mit ins Grab nahm.
198 A Bildnis des Tonsetzers Sigismund Neukomm. (1778 — 1858).
A Brustbild ohne Hände nach rechts. Der dunkelblonde, blauäugige
Künstler trägt einen schwarzen Anzug mit Ordenskreuzen, eine
hohe weisse Halsbinde und Vatermörder. Bezeichnet rechts
unten: A. Grahl, Roma 1826.
Elfenbein; h. 0,145; br. 0,115. — Unter dem Bilde (auf der Unterlage)
befand sich die Unterschrift: 'Farben und Töne sind sinnige Worte, in denen sich
unser höheres Wese7i ausspricht. Rom am 12. Aug. 1826. S. Neuko»n».
V. Grahl'sche Sammlung 891
Bildnis des Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770 — 1844). I98B
Brustbild ohne Hände auf grüngrau getöntem Grunde. Der A
Körper fast von vorn, der Kopf leicht nach links. Der bart-
lose, graulockige, blauäugige sechzigjährige Meister trägt ein
weisses Hemd ohne Halsbinde, eine grüne Weste und einen
dunkelbraunen Pelzmantel. Bez. r.: A. GRAHL . ROMA 1830.
Elfenbein; an den vier Rändern mit Holz angestückt; h. 0,260; br. 0,195.
Bildnis der Kronprinzessin Elisabeth von Preussen, Gemahlin i 98 C
des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV. Halbfigur ohne A
Hände, fast von vorn. Der Kopf ist leicht nach rechts gewandt.
Die braunlockige, blauäugige Fürstin trägt ein gelbes ausge-
schnittenes Kleid, einen mit braunem Pelz besetzten, lose um
die Schultern gehängten roten Mantel, eine Perlenhalskette und
einen breiten, mit Federn geschmückten roten Hut.
Elfenbein; h. 0,190; br. 0,145. — Das Bild ist 1831 gemalt.
Bildnis der Kaiserin von Russland, Gemahlin des Kaisers 1 98 D
Nikolaus. Brustbild ohne Hände. Die blondgelockte, blauäugige A
Fürstin trägt ein ausgeschnittenes blaues Kleid, eine vierfache
Perlenschnur um den Hals, ein Perlenband im Haar.
Elfenbein; h. 0,40; br. 0,40.
Bildnis der Mrs. Waddington. Sie war die Schwieger- I98E
m utter von Bunsen's, des damaligen preussischen Gesandten in A
Rom. Brustbild ohne Hände, etwas nach rechts. Die braun-
äugige Dame ist ganz schwarz gekleidet. Ueber schwarzem
Hute trägt sie auch einen schwarzen, geblümten Tüllschleier.
Rechts die Inschrift: „you have creoted what you wished
to find! G. M. W. October 1831.«
Elfenbein; h. 0,165; br. 0,140.
Bildnis des Königsberger Arztes Dr. Motherby. Brustbild 1 98 F
ohne Hände nach links. Der schon ergrauende, dunkelhaarige, A
braunäugige, glattrasierte Gelehrte trägt ein weisses Halstuch,
eine gelbe Weste, einen blauen Rock und einen grauen, mit
braunem Pelze versehenen Mantel.
Elfenbein; h. 0,150; br. 0,110. — Unter dem Bilde (auf einer Unterlage)
stand :
Uralt ist des Künstlers und Arztes Gemeinschaft ;
Lächelt doch beiden Apoll, beiden ein freundlicher Gott.
Drum, was so lange bestand, muss ewig als solches bestehen
Und nichts trennet den Bund, der in dem Gotte sich eint.
Königsberg, den 12. Febr. 1832. W. Motherby.
892 Die Miniaturen
I98G Bildnis der Gräfin Potozka. Halbfigur ohne Hände nach
A links auf rotem Sammetsessel. Die dunkelhaarige, braunäugige
Schönheit trägt ein vorn etwas ausgeschnittenes schwarzes
Sammetkleid, eine weisse Spitzenhaube mit Rosen und rosa
Atlasbändern und eine schwarze Schnur um den Hals.
Elfenbein; h. 0,190; br. 0,145. — Das Bild ist 1836 in Dresden gemalt.
VI. Einzeln erworbene Miniatnrbüder
Jer. Alex. Fiorino
Lebensuachrichten oben zu N. 139 (73) Seite 883.
199 Der Sänger Filippo Sassaroli. Brustbild ohne Hände nach
(147) rechts. Der schwarzhaarige Sänger trägt eine weisse Weste,
C einen blauen Rock mit goldenen Knöpfen, Vatermörder und
eine weisse Halsbinde.
Elfenbein; hochoval; h. 0,056; br. 0,045. — 1866 als Vermächtnis des
Fräulein Charlotte Hasse. Die Benennung des Künstlers beruht auf dem Inventar
1855 ff. S. 51.
1 99 A König Anton von Sachsen in roter Uniform. Brustbild ohne
D Hände nach rechts auf grauem Grunde. Feuerroter Uniform-
rock, silberne Epauletten und Kragen. Breites grünes Ordens-
band um die Brust; ein Ordenskreuz um den Hals, ein Stern
auf der Brust. Keine Kopfbedeckung. Leicht ergrautes Haar.
Bez. rechts : Fiorino . p.
Elfenbein; hochoval; h. 0,044; br. 0,032. — 1890 von Herrn Geh. Justizrat
Dr. Gille in Jena erworben.
I99B König Anton von Sachsen in roter Uniform. Brustbild ohne
D Hände nach rechts auf hellblauem Grunde. Weisser Uniform-
rock, silberne Epauletten und Kragen. Breites grünes Ordens-
band um die Brust; ein Ordenskreuz um den Hals, ein Stern
auf der Brust. Keine Kopfbedeckung. Graues Haar. Bez. r. mit
dem aus I. A und F zusammengesetzten Monogramm und Pt.
Elfenbein; hochoval; h. 0,053; br. 0,032. — 1890 von Herrn Geh. Justizrat
Dr. Gille in Jena erworben.
Friedrich Moritz August Retzsch
Geb. zu Dresden den 9. Dezember 1779; gest. in der Lössnitz
den 11. Juni 1857. Schüler der Dresdner Akademie, besonders
Grassi's, seit 1798. 1816 Mitglied, später ausserordentlicher
Professor der Dresdner Akademie.
VI. Einzeln erworbene Miniaturbilder 893
Frau von Somaruga. Brustbild ohne Hände nach links. 200
Die dunkelblonde Dame trägt ein weisses Kleid und einen (40 a)
grünen Mantel. E
Oelfarbe auf Eisenblech ; hochoval; h. 0,077; br. 0,064. — 1879 von Frau
von Somaruga, geb. von Ploetz, selbst der Galerie geschenkt.
Frau Ad. Güntz. geb. Zungen (vermählt 1834). Halbfigur 200 A
ohne Hände nach rechts auf grauem Grunde. Die dunkelblond- A
gelockte, blauäugige junge Frau trägt ein ausgeschnittenes
schwarzes Kleid, einen dunkelroten Ueberwurf über der linken
Schulter und ein Diadem mit blauen Perlen im Haar.
Oelfarbe auf Eisenblech ; h. 0,165; br. 0,155. — 1891 als Geschenk des
Herrn Stabsarztes Dr. med. J. E. Güntz in Dresden. Die Dargestellte war die erste
Gattin seines Vaters.
Christian Gottiieb Dolst
Geb. zu Dresden 1740; gest. daselbst den 7. Juni 1814.
Ursprünglich zum Gelehrten bestimmt, studierte er seit 1755
beim Hofminiaturmaler Johann Emanuel Goebel in Dresden und
Warschau die Miniaturmalerei. Nachdem er diese Kunst mit
Erfolg in vielen Städten und an vielen Höfen ausgeübt, wurde
er 1763 Lehrer an der Dresdner Kunstakademie, später In-
spektor am hiesigen Kupferstich-Kabinett.
Der Kupferstecher Joh. Ad. Darnstedt. (Geb. 1769 zu 200 B
Auma; gest. den 5. Mai 1844 als Akademieprofessor in Dresden.) C
Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. Der glattrasierte
Künstler trägt einen bräunlichen Rock und weisse Halsbinde.
Elfenbein; h. 0,054; br. 0,044. — 1902 unter der Hand gekauft.
Jos. Dom. Oechs
Geb. zu Erbach bei Ulm 1776; gest. zu Mitau 1836. Schüler
seines Bruders Anton Oechs in Regensburg. Später in Dresden
nahm A. Graff sich seiner an. Seit 1824 Zeichenlehrer und
Kaiserl. Rat am Gymnasium zu Mitau.
Ludwig Tieck. Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. 200 C
Der rothaarige Dichter trägt einen grünen Rock. A
Elfenhein; h. 0,150; br. 0,108. — 1908 im Dresdner Kunsthandel erworben.
Josef Kriehuber
Geboren den 14. Dezember 1801 in Wien; gestorben daselbst
den 30. Mai 1876. Schüler der Wiener Akademie unter
894 Die Miniaturen
Füger. Später namentlich zum Miniaturmaler. Zeichner und
Lithographen entwickelt.
200 D Bildnis der Schauspielerin Julie Rettich. Kniestück vor
52 b c weissem, grau schraffiertem Grunde. Im ausgeschnittenen
'^pfe/ier * weissen Kleide sitzt die dunkellockige, helläugige Künstlerin,
mit dem Körper nach links, mit dem Kopfe nach rechts ge-
wandt, in niedrigem Sessel. Die allein sichtbare Linke ruht,
mit einem Handschuh bekleidet über ihrem Taschentuch in
ihrem Schoosse. Ihr einziger Schmuck ist die goldene Schnalle
ihres Gürtels. Bez. r. u.: Kriehuber, Wien 832.
Pergamentpapier. Leicht aquarellierte Bleistiftzeichnung; h. 0,201 mm;
br. 0,160 mm. — 1908 durch Herrn Kunstmaler Vetter als Geschenk aus dem
Nachlasse der Generalin von Heinemann.
Unbekannte Künstler
20 | 6raf Camillo Marcolini. Brustbild nach links vor einer
E Mauer, neben der man links in die Landschaft blickt. Schwarzer
Rock mit Ordensstern, blaue Weste, rotes Ordenshalsband.
An der Brust ist die Rechte sichtbar.
Papier; h. 0,270; br. 0,213. — 1873 als Geschenk aus dem Nachlasse des
Königs Johann.
202 Schloss Nymphenburg bei München. Ansicht aus der
(44) Vogelperspektive. Vorn der Weiher mit Schwänen und einer
D Gondel. Im Mittelgrande hinter den Gartenaulagen das rot-
dachige Schloss mit seinen Nebengebäuden. Im Hintergrunde
die weite Landschaft.
Pergament; h. 0,232; br. 0,190. — 1780 durch den Kammerherrn von
Nitsche zur Galerie geliefert.
203 Bildnis Friedrich August des Gerechten in jüngeren Jahren.
D Brustbild ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Blauer
Rock. Weisse Halsbinde. Weisse Perücke. Stern des polnischen
weissen Adlerordens.
Elfenbein ; h. 0,028 ; br. 0,019. — 1892 von Frau Vestri, geb. W&chter, erworben.
VII. Das von Zahn'sche Vermächtnis
Seine sechs auf Elfenbein gemalten Bildchen sind im
Fach B ausgestellt.
Christian Gottlieb Dolst
Lebensnachrichten auf S. 893.
VII. Das von Zahn'sche Vermächtnis 895
Der Bürgermeister Heyme. Brustbild ohne Hände nach 204
rechts auf gelbgrauem Grunde. Hohe Stirn, Haarbeutel, offener B
grauer Bock.
Elfenbein; hochoval; h. 0,018; br. 0,016.
Frau Bürgermeister Heyme. Brustbild ohne Hände nach 205
rechts auf gelbgrauem Grunde. Weisses, vorn ausgeschnittenes B
Kleid. Schwarzer Schleier vom Kopf auf die Schultern herab-
fallend.
Elfenbein; hochoval; h. 0,017; br. 0,013.
Frau Bürgermeister Heyme in späteren Jahren. Brustbild 206
ohne Hände nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Kurzes B
Lockenhaar. Weisses Kleid. Weisser Schleier vom Kopf auf
die rechte Schulter herabfallend.
Elfenbein; hoohoval; h. 0,052; br. 0,040.
Die Gattin des Künstlers. Brustbild ohne Hände fast von 207
vorn' auf grauem Grunde. Weisses Spitzenkleid, am Halse B
etwas ausgeschnitten. In leicht gepudertem Haar eine Rose
über goldenem Diadem.
Elfenbein ; hochoval ; h. 0,037; br. 0,034.
Die Schwiegermutter des Künstlers. Brustbild ohne Hände 208
nach links auf grünlichem Grunde. Blaues, ausgeschnittenes B
Kleid mit schwarzer Spitzenmantille. Gepuderte Frisur und
Ohrgehänge.
Elfenbein; hochoval; h. 0,047; br. 0,038.
Ernst Christian Weser
Lebensnachrichten auf S. 876.
Der Augenarzt Hofrat Dr. Pönitz. Brustbild ohne Hände 209
nach links auf grauem Grunde. Blondes in die Stirn fallendes B
Haar. Blaue Augen. Blauer Rock; weisse Weste, hohe weisse
Halsbinde. Bez. auf der Rückseite: Ernst Weser pinx. 1805.
Elfenbein; hochoval; h. 0,061; br. 0,049.
VIII. Das Kriebersche Vermächtnis
Seine 14 kleinen Bildnisse hochgestellter und hervorragender
sächsischer Persönlichkeiten vom Ende des 18. Jahrhunderts,
deren Bestimmung wir Herrn Hofrat Müller verdanken, sind
896 Die Miniaturen
im Fach D ausgestellt. Unter ihren Künstlern, die noch nicht
ermittelt worden, scheint Chr. Gottl. Dolst vertreten zu sein.
Sie sollen grösstenteils aus dem Nachlasse Marcolini's stammen.
Unbekannte Miniaturisten
Ende des XVIII. Jahihunderts
210 Prinzregent Franz Xaver von Sachsen. Brustbild ohne
D Hände, etwas nach rechts auf grauem Grunde. Weiss -blaue
Uniform eines kursächsischen Infanterieregiments mit dem
Bande des polnischen weissen Adlerordens.
Elfenbein; hochoval ; h. 0,037; br. 0,031.
2 1 I Kurfürstin Marie Antonie von Sachsen, geb. Prinzessin von
D Bayern. Brustbild ohne Hände nach links auf bräunlichem
Grunde. Ausgeschnittenes blaues Kleid mit schwarzem Spitzen-
umhang.
Schmelzmalerei auf Kupfer; hochoval; h. 0,040; br. 0,035.
212 Friedrich August der Gerechte in jüngeren Jahren. Brust-
D bild ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Weiss -rote
Uniform des Infanterieregiments > Churfürst mit dem Ordens-
bande des polnischen Weissen Adlers.
Elfenbein; hochoval; h. 0,049; br. 0,038.
213 Friedrich August der Gerechte in jüngeren Jahren. Brust -
D bild ohne Hände nach rechts vor leicht bewölktem Himmel.
Uniform des Kürassierregiments »Churfürst« .
Schmelzmalerei auf Kupfer; hoohoval; h. 0,046; br. 0,03ü.
214 Friedrich August der Gerechte. Brustbild nach rechts
D vor bewölktem Himmel. Uniform des Kürassierregiments
»Churfürst«.
Elfenbein; hochoval; h. 0,033; br. 0,026.
215 Friedrich August der Gerechte. Brustbild uach rechts
D ohne Hände auf grauem Grunde. Uniform des Kürassier-
regiments »Churfürst«.
Elfenbein; hochoval; h. 0,048; br. 0,039.
2 1 6 Friedrich August der Gerechte. Brustbild ohne Hände
D nach rechts vor grauem Grunde. Weiss -rote Uniform des
Infanterieregiments » Churfürst .
Elfenbein; hochoval; h. 0,042; br. 0,033.
VIII. Das Kriebel'sche Vermächtnis 897
Friedrich August der Gerechte. Brustbild ohne Hände 2 1 7
nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Weiss -rote Uniform D
des Infanterieregiments »Churfürst«.
Elfenbein; hochoval; h. 0,059; br. 0,047.
Friedrich August der Gerechte. Brustbild ohne Hände 2 1 8
nach rechts vor grauem Grunde. Helles Hofkleid, blaues D
Ordensband des polnischen weissen Adler-Ordens.
Schmelzmalerei auf Porzellan ; h. 0,062 ; br. 0,044.
Ein geistlicher Würdenträger, vielleicht der päpstliche Legat 2 1 9
Accoromboni (nach G. Müller). Brustbild ohne Hände nach D
rechts vor braunem Grunde. Schwarze Soutane mit dem Michaelis-
orden am roten Bande.
Elfenbein; hoch Tal; h. 0,089; br. 0,068.
Vornehme Dame mit dem Sternkreuzorden. Brustbild ohne 220
Hände im Profil nach links vor graubraunem Grunde. Reicher D
dunkelblonder Haarwuchs. Blaues Kleid.
Elfenbein; hochoval; h. 0,061; br. 0,055.
Dame mit Maske. Brustbild mit Händen nach links vor 22 I
grauem Grunde. Weisses Kleid mit rosa Bändern und Rosen. D
In der Rechten hält sie eine schwarze Maske.
Elfenbein; hochoval; h. 0,055; br. 0,044.
Unbekannte Dame. Brustbild ohne Hände nach rechts 222
vor grauem Grunde. Lila Kleid. Blumen im Haar. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,048; br. 0,040.
Unbekannte Dame. Brustbild ohne Hände nach rechts 223
auf grauem Grunde. Brusttuch, blaues Band im Haar. D
Elfenbein; hochoval; h. 0,035; br. 0,027.
57
DRITTER ABSCHNITT
Die gewebten Tapeten
Die gewebten Tapeten sind im Kuppelsaal der König-
lichen Gemäldegalerie aufgehängt. Die altniederländische Folge
nimmt die untere, die Raphaelische Folge die obere Reihe ein.
I. Altniederländische gewebte Tapeten
Es sind sechs reich mit Goldfaden durchwirkte Wand-
behänge aus dem 16. Jahrhundert. Die erste Gruppe der-
selben bilden die zusammengehörigen vier grösseren a, b, C, d,
die zweite Gruppe die ebenfalls zusammengehörigen zwei
kleineren e, f. — Die Künstler, welche die Vorlagen zu
diesen Geweben geschaffen, stehen nicht fest. Bei den vier
grösseren hat man an Quinten Massys (vor 1460 — 1530)
gedacht; jedenfalls gehören sie der Zeit- und Schulrichtung
dieses Meisters an; die beiden kleineren zeigen eine schwächere
Hand. Wahrscheinlich gehörten sie zu den beiden gewebten
Passionsfolgen, die, wie 0. Richter nachgewiesen (Dresdner
Geschichtsblätter II, 1893, S. 15), schon in Inventaren des
kurfürstlichen Tapezereigewölbes von 1565 und von 1589 als
»alte Passion« und »neue Passion« bezeichnet werden; die
»neue Passion«, von der Richter annimmt, dass sie um 1550
von einem niederländischen Teppichmaler nach mitgebrachten
Patronen in Dresden angefertigt sei, wird schon 1554 als
Schmuck der Schloss kapeile erwähnt. Richter nimmt an, dass
unsere vier grossen Teppiche zu den elf Stück der »neuen«,
unsere zwei kleinen zu den zehn Stück der »alten« Passion
gehört haben. Aus altem Vorrat wurden sie zuerst 1790
vom Hausmarschall Freiherrn von Racknitz ans Licht gezogen,
gerieten dann aber in Vergessenheit. Erst 1852 wurden sie
I. Altniederländische gewebte Tapeten 899
zufällig in den Zimmern der Garde -Meubles im Brühlscken
Palais wieder aufgefunden und dann, bei Eröffnung des neuen
Museums, diesem zur Aufbewahrung und zur Ausstellung im
Kuppelsaale überwiesen. Vgl. Schnorr a. a. 0. 1895, N. 2, S. 200.
a) Die Kreuzigung. In der Mitte das Kreuz, an dem der
sterbende Heiland hängt. In tiefem Schmerze umfasst Maria
Magdalena den Stamm des Kreuzes. Die Mutter des Heilandes
bricht links, von zwei Frauen gestützt, in sich zusammen.
Rechts hält die heil. Veronika das Schweisstuch. Johannes
steht, weiter zurück, zur Linken. — Der Rand besteht
aus einem von Flügelknäbchen belebten Blumengewinde.
H. 3,36; br. 3,29.
b) Die Kreuztragung. Rechts das Tor, aus dem der Zug
herauszieht. Vorn in der Mitte stürzt Christus im Gold-
gewande unter der Last des Kreuzes zu Boden. Das
Antlitz wendet er nach rechts zurück, wo die heil. Veronika
mit ihrem Schweisstuche steht. Nach links sucht ein
Henker ihn am Stricke emporzuziehen. Ganz rechts bricht
Maria in Johannes' Armen zusammen. — Den Rand bildet
ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3,44; br. 3,38.
c) Die Anbetung der Hirten. Links der Stall, über dem
der Stern steht. Rechts die Landschaft, aus der die Hirten
heranziehen. Maria kniet an der Krippe, in der das Christ-
kind liegt. Hinter ihr kniet einer der anbetenden Hirten.
Andere musizieren ganz links vor den Fenstern. Die meisten
aber drängen sich rechts im Vordergrunde. — Den Rand
bildet ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3,47; br. 3,36.
d) Die Himmelfahrt Christi. In der Mitte hat der
Heiland, von vorn gesehen, sich, gen Himmel schwebend,
gerade von dem Felsen erhoben, den die Zurückbleibenden
knieend umringen. Unter den Aposteln kniet rechts vorn,
fast von hinten gesehen, des Heilands Mutter. — Den
Rand bildet ein Blumen- und Traubengewinde.
H. 3,42 ; br. 3,33.
e) Die Himmelfahrt Christi. Christus schwebt, als Halb-
figur sichtbar, schon oben in den Wolken. Die Apostel
57*
900 Die gewebten Tapeten
umknieen unten in lebhafter Bewegung die heilige, mit
bunten Blumen gefüllte Stelle. — Den Rand bildet ein
reiches, loses Gewinde von Blumen, Früchten und Vögeln,
in dem unten an jeder Seite ein Papagei sitzt.
II. 2,96; l>r. 2,88. '
f) Das Abendmahl. In einer Halle, durch deren Bögen
man ins Freie hinausblickt, sitzt Christus an der Mitte
der Tafel unter einem Thronhimmel. Johannes liegt rechts
an seiner Brust. Die übrigen Apostel füllen, die vordere
Reihe freilassend, beide Seiten der Tafel. — Den Hand
bildet ein reiches, loses Gewinde von Blumen, Früchten
und Vögeln. Unter den letzteren in der Mitte links und
rechts je eine Knie, unten links und rechts je ein Papagei.
11.3,05; br. 2,81. — Zu den vier grösseren Tapeten (a — c) befindet sich eine
weitere, von Laurent photographierto Folge im Schlosse zu Madrid. Die Kreuzigung
dieser Folge stimmt fast mit der unsrigen (a) überein. Doch fehlt die blau ge-
kleidete Frau, die rechts unter dem Kreuze steht. Die übrigen stellen Christus
im oellierg«, die »Kreuztragung (in anderer Komposition als unsere b) und die
»Abnahme Christi vom Kreuze« dar.
II. Die Raphaelischen Tapeten
Es sind Wiederholungen von sechs der zehn Wandbehänge
mit Darstellungen aus der Apostelgeschichte, die Leo X. nach
den 1515 — 1516 von Raphael in Korn gemalten Kartons in
Brüssel für die Wände der Sixtinischen Kapelle des Vatikans
weben liess. — Sieben der zehn Original -Kartons Raphael's,
unter ihnen die sechs zu unseren Tapeten, haben sich erhalten
und werden im South - Kensington - Museum zu London auf-
bewahrt. — Die ursprünglichen zehn Gewebe, die mit Goldfäden
durchwirkt sind, befinden sich gegenwärtig im vatikanischen
Museum. Gute alte Wiederholungen, ebenfalls noch mit Gold
durchwirkt, befinden sich im Kaiser Friedrich -Museum zu Berlin.
andere im Königlichen Palaste zu Madrid, in Wien und in der
Kathedrale zu Loreto. — Unsere sechs ohne Goldfäden ge-
wirkten Tapeten, deren mit Apostelgestalten, mit Kartouchen,
Relief- Darstellungen, Fruchtgewinden und Putten links, rechts
und oben geschmückte Ränder nicht auf Zeichnungen Raphael's
zurückgeführt werden können, sondern aufs siebzehnte Jahr-
hundert hinweisen, sind offenbar erst in dieser späteren Zeit
IL Die Raphaelischen Tapeten 901
entstandene, wahrscheinlich in England gewehte Wiederholungen.
In der Tat befindet eine gleiche Folge, die nach den Urkunden
in Mortlake in Surrey gewebt ist, sich in Forde Abbey in
England. Die Fabrik in Mortlake wurde 1619 von Sir Francis
Crane gegründet, 1670 von Sir Sackville Crow übernommen.
Als Weber, die sie beschäftigte, werden urkundlich nur Nieder-
länder genannt. Vgl. Rev. Charles Kerry: Derbyshire Tapestry
im Derbyshire Archaeol. und Na-t. History Society's Journal
1904 (gütige Mitteilung von Ethel Halsey an H. W. Singer).
Aus England kamen unsere Teppiche ganz zu Anfang des
XVIII. oder Ende des XVII. Jahrhunderts in den Besitz des
Kardinals Fürstenberg in Paris. Aus dessen Nachlass erstand
der Premierminister und Feldmarschall August's des Starken,
Jakob Heinrich Graf von Flemming, sie 1723 für weniger
als 3000 Taler; August der Starke aber kaufte sie ihm 1728
für 12000 Taler ab. — Später gerieten sie in Vergessenheit.
Erst im Jahre 1790 wurden sie vom Hausmarschall Freiherrn
von Racknitz wieder aufgefunden; sie wurden nun in einem
Saale des Brührschen Palais aufgestellt und dem Publikum
zu gewissen Zeiten zugänglich gemacht; einen allgemein zu-
gänglichen, ihrer würdigen Platz aber fanden sie erst im
Kuppelsaale des Semper'schen Galeriegebäudes.
g) Die Heilung des Lahmen. Apostelgeschichte Kap. 3,
v. 1. Tempel vorhalle mit mächtigen gewundenen Säulen,
zwischen denen das Volk in verschiedenen Gruppen sicht-
bar ist. In der Mitte zwischen den beiden vorderen Säulen
stehen Petrus und Johannes; vor ihnen am Boden hockt
der Lahmgeborene, dem Petrus, ihn heilend, die Hand
reicht. Ein zweiter Krüppel harrt links vorn. — Oben
im Rande links Petrus, rechts Johannes.
H. 4,23; br. 6,35.
h) Die Bestrafung des Elymas. Apostelgeschichte Kap. 13,
v. 6 — 12. In der Mitte thront der Landpfleger. Links
vorn greift der infolge seines Streites mit Paulus erblindete
Zauberer Elymas tastend in die Luft. Hinter ihm die
Zuschauer. Unter dem Throne des Landpflegers die Inschrift:
L. SERGIVS PAVLVS ASIAE PROCOS: CHRISTIANAM
FIDEM AMPLECTITVR PAVLI PREDICATIONE. —
902 Die gewebten Tapeten
Die rechte Hälfte der Komposition fehlt unserem Exemplar. —
Oben im Rande links der Apostel Simon, rechts Matthäus (?).
H. 4,23; br. 3,30.
i) Das Opfer zu Lystra. Apostelgeschichte Kap. 14, v. 8
bis 18. Rechts auf den Stufen des Hauses stehen Paulus
und Barnabas. Von links wird ein Rind, von rechts wird
ein Schafbock zum Altar geführt, an dem der Opferknecht
mit geschwungen erhobenem Beile steht. Links in der
Volksmasse der Geheilte, der die Hände anbetend erhebt. —
Oben im Rande links der Apostel Jakobus minor (?),
rechts Judas Thaddäus.
H. 4,13 ; br. 6,35.
h) Der wunderbare Fischzug. Evang. Lucae Kap. 5, v. 1
bis 11. Die blaue Wasserfläche des Sees Genezareth. Vorn
rechts das mit Fischern gefüllte Bot, in dem Petrus sich
vor dem Heiland auf die Knie wirft, Andreas mit hin-
gebender Geberde hinter seinem Bruder steht. Links das
Bot, in dem zwei Fischer im Begriffe sind, das schwere
Netz mit kräftigen Armen aus den Fluten zu ziehen.
Links vorn am Ufer einige Kraniche. — Oben im Rande
links der Apostel Barnabas (?), rechts Bartholomäus.
H. 4,23 ; br. 5,00.
I) »Weide meine Schafe!« Evang. Johannes Kap. 21,
v. 15 — 24. Rechts steht, von vorn gesehen, der Auf-
erstandene in weissem Gewände. Mit der Linken weist er
auf die Schafe hinter sich, mit der Rechten deutet er auf
den Schlüssel des vor ihm knieenden Petrus. Links stehen
die übrigen Apostel. — Oben im Rande links der Apostel
Thomas, rechts Philippus.
H. 4,23; br. 6,15.
m) Des Paulus Predigt in Athen. Apostelgeschichte
Kap. 18, v. 22 ff. Rechts auf der Treppe predigt Paulus.
Unten stehen und sitzen links vorn, rechts weiter zurück,
vor ihm und hinter ihm, die andächtig und bewegt
lauschenden Zuhörer. Links im Mittelgrunde ein Krieger-
standbild vor einem Rundtempel. — Oben im Rande links
der Apostel Andreas, rechts Jakobus major.
H. 4,24 ; br. 5,25.
Verzeichnis der wichtigsten Neubenennungen seit 1882
Früher
Jetzt
No.
Früher
Jetzt
No.
Aelst (?), E. v.
M. d'Hondecoeter
1304
Brueghel, P d. j.
Nachahmer
Aelst, W. v. d.
ArtdesJ.D.deHeeni
1269
J. Brueghel d. ä.
913
Arnberger, C.
Unbest. Holl. Meist.
849
Brueghel, P. d. j.
Art P.Sehoubroeek's
918
Backer, J.
H. Bloeniaert
1295 A
Bruyn, B.
Art der Frühzeit des
Mstrs. d. Tod. Mari*
1965
Bakereel, W.
Viell. G. B. Weenix
1621
Buonconsiglio
Sch.d. Palma vecchio
193
Baien, H.
Nach P. P. Rubens
999
Burgkmair, H.
J. Breu
1888
Bassano, F.
Werkst. J. Bassano 's
263
Caliari, C.
P. Veroneses Erben
240/2
Bassano, L.
Werkst. J. Bassano's
261/2
1
Campagnola, I).
Unbest. Venezianer
217
Bassano, L.
11 Greco
276
Canale, A.
Unbest. Venezianer
640
Bellini (?), Gentile
Unbest. Venezianer
67
Canaletto, B.
A. Canaletto
582
Bellini, Giov.
V. Catena
64 A
Carracci, L.
Ann. Carracci
302
Berek-Heyde, Job.
G. A. Berck-Heyde
1521
Carracci, Schule
Schule F. Albano's
347/8
Berrettini (?), P.
Nach Tintoretto
272
Carracci, Schule
Art d. J. Sutternians
1016 B
Berrettini, P.
Unbest. Oberitalien.
668
Castagno, A. del
Unbest. Sienese
33
Bles, Richtung des
Altvlämisch. Meister
des Dresdner Trip-
Castiglione, G. B.
S. Bourdon
742
tychons
806 A
Catena, V.
P. F. Bissolo
64
Bol, F.
Unbest. Schüler
Correa, D.
Unbest. Spanier
679
Rembrandt's
1580
Correggio. Schule
G. Bedolo
165 A
BoJ, F.
S. Koninck
1589
Correggio, Schule
NachParmeggianino
163
Bol, F.
G. Flink
1602
Cranach, L. d. ä.
Cranach, L. d. j.
1942/4
Bordone (?), P.
Polidoro Veneziano
216
Cranach, L. d. ä.
Luk. Cranach d. j.
1948 A.
Bordone, Art des
Jacopo Bassano
252 A
Decker, C.
S. Rombouts
1510
Borgognone, A.
A. Bevilacqua
68
Dietrich, C. W. B.
Französ. Schule
763 A/B
Botticelli (?), S.
Jacopo dei Barbari
59 A
Dietrich, C. W. E.
Unbest. Schüler
Boudewyns, A. F.
L. Smout d. j.
1178/9
Rembrandt's
1573
Brakenburg, R.
Gulls Tilborch
1099
Dietrich, C. W. B.
Desgl.
180 A/C
Braun, A.
Schwab. Meist. A. B.
1896/1900
Domenichino,
Braj', Jan de
Joseph de Bray
1407
Schule
Schule der Carracci
319
Bray (?), S. de
J. A. Backer
1586/7
Dorste (?), J. van
Schüler Ribera's
693
Bril, M.
Paul Bril
863
Dossi, Dosso
Garofalo
139
Bril, M.
D. Vinck-Boon's
039
Dossi, Dosso
G. da Carpi
144
Bronzino, A.
C. Portelli
84
Dossi, Schule
Garofalo
140
Bronzino, A.
J. van Scorel
814
Duc, A. le
P. Codde
1386
Brouwer, A.
A. van Ostade
1395
Duc, J. le
H. G. Pot
1368
Bmeghel, J. d. ä.
J. de Momper
875
Duccio, Schule
Unbest. Sienese
28/9
Braeghel, Jan
Art P.Sehoubroeek's
917
Dürer, A.
Jan van Byck
799
Brueghel, Jan etc.
H. van Baien d. ä.
927
Dürer, A.
Nach Mabuse
805 A
Brueghel, Jan etc.
Angeb. Baien d. ä.
928 B
Dürer, Schule
Schule H. Memliug's
803
Brueghel, P. d. j.
J. Brueghel d. ä.
877/8
Dyck, A. van
Nach v. Dyck von
P. Lely
1038
904
Verzeichnis der wichtigsten Neubenennungen
Früher
Jetzt
No.
Früher
Jetzt
No.
Elsheimer, A.
Claes Moyaert
1517 A
Holbein, H. d. j.
Unbest. Niederländ.
838
Espinoso, J. J.
Nach J. v. d. Hoecke
1047 A
Holbein, Manier
Nach H. Memling
801
Eyck, H. van
J. van Eyck
799
Hondt, A.
L. de Hondt
1123
Eyck, Schule
Unb.Vlämisch.Mstr.
807/8
Honthorst, G.
P. de Grebber
1379
Eyck, Schule
Unb. Holland. Mstr.
840/1
Hooch, P. de
J.Vermeer van Delft
1336
Fasolo, G. A.
Schule P. Veroneses
246/7
Jordaens, .1.
P. P. Rubens
957 A
Fasolo (V), G. A.
Unbest. Venezianer
287
Jordaens, J.
Werkst, des Rubens
984
Feti (?), D.
Art des L. Lotto
194 B
Jordaens, J..
Nach Rubens
987
Feti, D.
J. Beukelaer
831
Jordaens, J.
Unbest. Niederländ.
1053
Ficherelli, F.
Nach Cagnacci
375
König, N.
Art des J. A.
Flinck, G.
J. A. Backer
1585
Beerstraaten
1624
Floiis, F.
Art des P. Aertsen
845
Koninck, D.
S. Koninck
1589 A
Francia, F.
G. Francia
50
Koninck, S.
Nach Renibrandt
1572A
I'rancken, A.
F. Francken 11
914 A
Laer, P. van
Ph. Wonwerman
1408 A
Francken, F. d. ä.
F. Francken II
943/5
Lairesse, G. de
Schüler N. Poussin's
726
Francken, F. d. ä.
Ang. F. Fiancken II
946
Laueret, N.
Jean B. J. Pater
787/8
Fraiicken(V),F.d.j.
Pub.Vlämisch.Mstr.
950/1
Leonardo da Vinci
Lorenzo di Credi
13
Francken, S.
Unb.Vlämisch. Mstr.
952 .
Leonardo da Vinci
Hans Holbein d. j.
1890
Fritsch, D.
Lukas Cranach d. ä.
1906 A/B
Leonardo, Schule
Unbest. Florentiner
89
Garbo, R. del
Werkstatt d. R. dei
Leonardo, Schule
BartolommeoVeneto
201 A
Capponi
21
Leonardo, Fälsch.
G. F. Caroto
50
Gennari, B.
Guercino
369
Leyden, Lucas van,
Cornelius Engel-
GontiledaFabriano
Richtung Posellino's
7A
Art desselben
brechtsen
84:!
Giorgione
Nach Catena
65 A
Longhi, L.
B. Longhi
121 A
Giorgione
Palma Vecchio
191'
Loon, P. v.
P. Mulier d. ä.
1378
(üorgione
Bonif. Veronese d.j.
210
Lorenzetti
Unbest. Sienese
30
Giorgione
Unbest. Venezianer
219
Lucas van Leyden
Mstr. d. Todes Maria
80H
Giorgione
Unbest. Vonezianer
221
Mabnse
Mstr. d. Todes Mari*
809 A
Giottino
Schule Giotto'8
5
Maes N., angeblich
Pieter van d. Bosch
1643
Giotto di B.
Unbest. Sienese
27
Mans, F. H.
T. Heereinans
1515 A/C
Goltzius, H.
Gillis v. Coninxloo
857
Mantegna, Angbl.
Rieht. Giov Bellini'a
52 A
Goyen, J. v.
P. Mulier d. ä.
1373
Maratti, C.
Schule der Carracci
318
(Jysels, P.
Nachahmer des
Maratti, Schule
Unbst. Oberitaliener
669
P. Bruoghel d. ä.
820
Marcone (?), li.
Unbest. Venezianer
222
II;iensbergen
Poelenburgh
1242 A
Marescalco, P.
Unbek. Holländer
Hals, F. d. ä.
F. Hals d. j.
1364
des 17. Jahrh.
1867 A
Hecke, N. v. d.
Vlämisch. Meister
1132
Mazzuoli, F.
G. da Carpi
145
Hecke, N. v. d.
E. v.Heemskerkd.j.
1525/6
Mazzuoli, G.
G. da Carpi
142
Heem, J. de
J. D. de Heem
1268
Meerv.H.(?),J.v.d.
C. Vroom
1381/82
Heem, J. D. de
C. de Heem
1223
i 80; i
) 809 A
I 809 B
Heem, J. D. de
Heusch, W. (G.) de
P. de Ring
Gillis d'Hondecoeter
1724
1540
Meister des Todes
Mari»
Joos van Cleve d. j.
Hobbema, M.
Nach J. Ruisdael
1506
Meister d.Weltzer-
Hans Maler von
Holbein, H. d. j.
B. van Orley
811
liildnisse
Ulm
1901/2
Holbein, H. d. j.
Art F. Ponrbus d. ä.
834
Memmi, Lippo
Unbest. Sienese
31/2
Verzeichnis der wichtigsten Neu benennungen
905
Früher
Jetzt
No.
Früher
Jetzt
No.
Metsu, G.
G. Terborch
1833
Rembrandt van R.
S. Koninck
1589 B
Miereveit, M. J.
P. Miereveit
1322
Rembrandt, Schule
B. Fabritius
1591
Miereveit, P.
Nach C. Cornelisz
853
Ribera, J.
L. Giordano
480 11
Miereveit, P.
M. J. Miereveit
1318
Rosa, S.
A. Magnasco
625| 6
Miereveit, P.
Nchf. M. J. Miereveit
1321
Rubens, P. P.
D. Velazquez
698
Migliori, F.
Unbest. Venezianer
641
Rubens, P. P.
A. van Diepenbeeck
1016 A
Millet (?), F.
Schüler G.Poussin's
739/40
Rubens, P. P.
A. van Dyck
1022|3D
Moliju, P.
P. Mulier-Tempesta
1516/20
Rubens, Schule
A. van Dyck
1018|2U
Mor, A.
Mstr. d. Todes Marias
809 B
(J. B. Franken)
Moreelse, P.
C. v. d. Voort
1539 A
Rubens, P. P.
Unbek. Holländer
(J. B Franken)
des 17. Jahrh.
1860
Moroui, G. B.
A. Moor
847 A
Rubens, P. P.
Unbek. Holländer
Moucheron, F. de
a. ä.
F. deMoucheron d. j.
1653
(J. B. Franken)
des 17. Jahrh.
1862
Ruiz (?), P.
Unbest. Spanier
678
Moucheron, T. de
F . de Mo ucheron d . j .
1646/50
Ryckaert, D.
C. Saftleven
1801
Muziano, G.
Schul.Dominichino's
352
Saftleven, C.
E. v. d. Poel
1329
Mytens, M. van
Unbek. Holländer
des 17. Jahrh.
1867 B
Saftleven, C.
J. Griffier
1690
Orsi, B.
Oberital. (Fälschg.)
300
Santi Raffaello,
Kopie
G. da Treviso d. j.
201 B
Ostade
C. Saftleven
1800
Santi Raffaello,
Ostade, A. van
C. Dusart
1535
nach ihm
Nach B. Peruzzi
99
Ostade, I. van
A. van Ostade
1395
Santi Raffaello,
Paccia, P.
Nach Solimena
503
Schule
Unbest. Sienese
92
Palamedesz, P.
Art d.A.P. Stevaerts
1326
Santi Raffaello,
Palma vecchio
Bonif.Veronese d.j.
211
Schule
Unbek. Italiener
101
Panini, G. P.
Buti
461/2
8arto, A. del
übst. Oberitaliener
296
Parmeggianino
G. Bedolo
166
Sarto, A. del ang.
Unbest. Florentiner
90
Pater, J. G. J.
N. Lancret
785 1 6
Sarto (?), A. del
V. Catena
65
Paudiss, C.
A. d. Gelder
1792 A
Savery, R.
Unbest. Vläm. Mstr.
897
Peeters, B.
D. Teniers d. j.
1069
Schaeufelein, H.
Werkst. Dürer's
1875
Peeters, J.
Gillis Peeters
1147
Schut, C.
Nachahm. d. Rubens
1003
Penni, G. F.
Dosso Dossi
124 1 5
Sehut, C.
Art des J. Jordaens
1015
Pencz (?), G.
Art des P. Pourbus
813|4
Signorelli
Piero di Cosimo
20
Pisano, Giunta
Unbest. Toscaner
23
Silvestre, L. de
J. B. van Loo
780
Plazer (?), J. V.
Nch. J. Brueghel d.ä.
902 1 5
Silvestre, L. de
A. Moeller
2063
Poelenburgh
Dirk v. d. Bisse
1340 A
Snyders, F.
P. de Vos
1200
Pollajuols (?), A.
F. Cossa
43
Snyders, F.
Unbek. Holländer
des 17. Jahrh.
1867
Porta (?), Gius.
Unbest. Oberitalien.
298
Solario (?), A.
Übst. Niederl. Mstr.
838C|D
Pottenburg, C.
P. Claesz
1370
Squarcione. F.
Unbest. Ferrarese
149 A
Pourbus, F.
Unbek. Holländer
des 17. Jahrh.
1857
Starnina
Schule
D. Ghirlandajo's
17|8
Poussin, G.
F. Millet
754
Stefano, T. di
Schule Giotto's
5
Poussin, G.
P. Rijsbrack
1176
Stoom, M.
Schüler J. Courtois'
749151
Poussin, N.
Meister V. E.
729
7
Storck (?), A.
Tamagni, V.
C. Stooter
1723 A
Pijnacker (?), A.
Schüler G. Poussins
741
L. Lotto
194 A
Quellin, E.
Nach P. P. Rubens
998AJB
906
Verzeichnis der wichtigsten Neu benennungen
Früher
Jetzt
No.
Früher
Jetzt
No.
Teniers, D. d. ä.
D. Teniers d. j.
1064 | 5
Unbekannt
Teniers, D. d. ä.
•f>. Teniers d. j.
1067 j 8
(Holland. Schule)
D. Stoop
1276
Teniers, D. d. ;\.
h. Teniers d. j.
1083
do.
Art des \V. van Aelst
1332
Teniers, D. d. j.
A. Teniers
1100
do.
Unbek. Meister H 1!
1380
Teniers, D. d. j.
F. van Aphshoven II
1101
do.
H. Heersehop
1490
Tintoretto, nach D.
Nach J. Tintoretto
273
do.
G. Lundens
1626
Tintoretto, J.
D. Tintoretto
283 A
Unbek. (Neapoli-
tanische Schule)
lubfst. Niederländ.
838 C D
Tizian
11 Tintoretto
265 A
Unbek. (Nieder-
Tizian
D. Velazquez
097
ländische Schule)
Richtung des Bieg
806 A
Tizian, Kopie von
do.
Art des Pourbus
835
Sassaferato
Qiorgione
185
do.
P. Sohoubroeok
916
Unbekannt
(unächt. Leonardo)
G. F. Caroto
66
do.
Ubk. Monogrammist
1051,2
Unbek. (Meister
do.
Angeblich .1. Fyt
1216
P v L odor P M L)
1*. Mulier d. ä.
1378
do.
Nach P. Wouwerinan
1473/4
Unbek. (Mytens?
do.
Unbek. Holländer
11. Steenwijek)
H. v. Steenwijek d. j.
1187|8
des 17. Jahrh.
1866
Unbekannt
Unbekannt
(Deutsche Schule)
Angebl. M. de Vos
821
(Römische Schule)
Unbest. Bolognese
122
do.
Artd.F.Pourbusd.ä.
835
do.
Unbest. Oberitalieu.
299
do.
Unb. Niederl. Mstr.
838 A
Unbekannt
do.
Unb. Holland. Mstr.
842
(Sieneser Schule)
Sano di Pietro
24|6
do.
Holland. Meister
S46
Unbekannt
(Umbrisch. Schule)
Unbest. Sienese
34
do.
A. Mor
848
Unbekannt
do.
Art des Cornelis
van Haarleni
852
(Venez. Schule)
do.
Parmeggianino
Unbest. Schüler etc.
162
do.
Meister der Weltzer-
bildnisse
1901|2
Rernbrandt's
1579
do.
P. Longhi
595
do.
Nachfolger
L. Cranach's d. a.
1!I39 40
Vaga, P. del
Angeblich P. da
( aravaggio
106
do.
Nachfolger
L. Cranach's d. j.
1954| 5
Vecolli, F.
Nach Tizian
181
do.
Hans Ereil
1956| 7
Veen, M. van
B. Bruyn
1966
do.
Niederdeutsch. Mstr.
1966 A|8
Velde, Es. v. d.
P. Snayers
1106 7
do.
A. Manyoki
2058
Vereist, S.
Unbek. Holländer
dos 17. Jahrh.
1858
Unbek. (Floren-
tinische Schule)
Schule des F. Cossa
44
Verendacl, N.
W. van Mieris
1737
do.
Nach E. Roberti
47
Verkolje, .1.
N. Verkolje
1696
do.
F. Salviati
85
Veronese, P.
P. Farinati
223
Unbekannt
Vinck-Boons, I».
Unbest. Vlame
954
(Franz. Schule)
Schüler N. Poussin's
727
Vinck-Boons (?),!>.
Unbest. Vlame dos
Unbekannt
Waagen's Jan
17. Jahrhunderts
1180
(Holland. Sohule)
Mostert
839
Viviani, O.
V. Codagora
433
do.
Unbest. Niederländ.
1054
Viviani, 0.
Art des D. Roberti
460
do.
Nach A. Brouwer
1063
Waterloo, A.
N. Naiwinx
1846
do.
Übst. Vlame u. 1700
1181|2
Wouwerinan, Ph.
J. Lingelbach
1628
Vergleichendes Nummernverzeichnis
Dieses Verzeichnis bezieht sich auf die seit 1887
veränderten Nummern der älteren Schulen
In bezug auf die Abteilung neuerer Bilder von N. 2190 an, die
1905 von Grund aus neu nummeriert wurde, muss es genügen, dass
die älteren Nummern eingeklammert unter den neuen steben geblieben.
1887
1892
1896
1899
1887
1892
1896
1899
51 A
52 A
923
923
928 A
928 A
54
54
54
64 A
926
926
928 B
928 B
69
69
69
838 C |
947
947
944A
944 A
70
70
70
838 D
948
948
944 B
944B
100
100
100
201 B J
959
1023 A
1023 A
1023 A
114
114
121 A
121A
961
961
1023 D
1023 D
159
159
165 A
165 A
964
964
962 0
962 C
174
174
174
265 A
966
966
963 B
963 B
196
194 B
194 B
194 B
968
1023 B
1023 B
1023 B
198
199 Ä
199A
199 A
969
1023 C
1023 C
1023C
207
847 A
847 A
847 A
970
970
963 A
963 A
218
218
65 A
65 A
971
971
986 A
986 A
255
255
258 A
258 A
975
975
986 B
986 B
257
261 A
261 A
261 A
976
976
986 C
986 C
264
264
270 A
270 A
977
977
962 B
962 B
268
268
283 A
283 A
978
978
1016 A
1016A
285
285
1867 A
1867 A
979
979
962 A
962 A
292
201 A
201 A
'201 A
981
981
958 A
958 A
294
59 A
59 A
59 A
985
985
957 A
957 A
295
194 A
194A
194A
1008
1008
1021 A
1021 A
297
297
297
149 A
1048
998 A
998 A
998 A
672
672
101613
1016 B
1049
998 B
998 B
998 B
701
701
1047 A
1047 A
1060 ?£»
20. August
gestohlen
798 A
798 B
798 B
1088
1085 A
1085 A
1085 A
798 B
798 C
798 C
1090
1090
1085 B
1085 B
809
809
806 A
806 A
1213
1215 A
1215A
1215A
876
876
819 A
819 A
1237
1539 A
1539 A
1539 A
898
898
909 A
909 A
1249
1249
1340 A
1340 A
899
899
909 B
900 B
1407
1510 A
1510A
1510 A
908
Vergleicheades Nummernverzeichnis
1887
1892
1896
1899
1887
1892
1896
1899
1467
1467
1468 A
1468 A
9114
1914A
1922 A
1922 A
1475
1408 A
1408 A
1408 A
1917
1917A
1913A
1913A
1508
1382 A
1382 A
1382 A
1920
1920
19160
1916C
1509
1382 B
1382 B
1382 B
1921
1921
1906D
1906D
1551
1551
1617 A
1617 A
1931
1931
1906 C
1906 C
1574
1589 B
1589 B
1589 B
1937
1937
1906 E
1906 E
1588
1295 A
1295 A
1295A
1938
1938
1906 F
1906 F
1590
1572 A
1572 A
1572 A
1960
1906A
1906 A
1906A
1674
1723 A
1723 A
1723 A
1961
1906 B
1906 B
1906 B
1695
1589 A
1589 A
1589 A
1067
1967
806 B
806 B
1701
1338 A
1338A
1338 A
1994
1792 A
1792 A
1792 A
1702
1338 B
1338 B
1338 B
2032
1855 A
1855 A
1855 A
1703
1338 C
1338 C
1338 C
2033
1855 B
1855B
1855B
1784
1782 A
1782 A
1782 A
2085
2085
1867 B
1867B
1848
1996 A
1996 A
1996 A
2140
2140
763 A
763 A
1852
1515A
1515 A
1515A
2141
2141
763 B
763 B
1853
1515 B
1515B
1515B
2143
2143
1580 A
1580 A
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1515C
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2144
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1580 B
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798 B
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2145
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805 A
805 A
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51 A
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1904 A
1966 A
1966 A
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838 B
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1906A
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838 A
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1391 A
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1909
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1916 A
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1618 A
161S \
1910
1910
1916 B
1916B
Seit 1899 veränderte Nummern älterer Bilder:
Früher
1908
1
Früher
I
1908
Früher
!
1908
Früher
1908
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1916
1948 A
206
252 A
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1491A
1387 A
1394
1916A
1916
220
176A
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1491 B
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1368
1916B
1916A
1309
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2180BB
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2180G
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218011
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1386
1392
1913A
1914
2184A
2184 B
Verzeichnis
der von der
Generaldirektion der Königl. Sammlungen
herausgegebenen
Kupferstiche nach Gemälden der Kgl. Galerie
(verkäuflich durch den Galerie - Sekretär,
auch in einzelnen Blättern).
I. Das alte Galeriewerk
unter dem Titel:
Recueil d'estampes d'apres les Tableaujc original^
de la Galerie royale.
Begonnen 1753. Beendet 1870.
Drei Abteilungen zu je 51 Blatt in Gross - Folio (74x56 cm) mit
Text in französischer Sprache.
Preis des ganzen Werkes:
weiss, gebunden 580 Mark, ungebunden 490 Mark
chines. „ 830 „ „ 740 „
Preis der einzelnen Abbildungen:
Abteilung weiss, gebunden 190 Mark, ungebunden 160 Mark
260
140
240
210
340
Eine Auslese aus dem ganzen Werke, welche 24 der beliebtesten
in diesem Verzeichnisse mit einem Stern (*) bezeichneten Blätter
enthält, kostet, ungebunden, auf weissem Papier 126 Mark, auf
chinesischem 168 Mark. Der Austausch einzelner Blätter gegen
gleichwertige nicht zur Auslese gehörige kann gestattet werden.
hing I
weiss,
gebunden
190 M
chines.
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290
II
weiss
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170
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
I. Tit.
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27X37 (154)
Maria mit dem
. . 34X20
Erste Abteilung
Rigaud. August III., als Kronprinz im
Jahre 1715 .... 65x44Y2
Von J. J. Balechou gest. (Cat. No. 760)
Correggio. Madonna des heiligen Fran-
ziskus
Von E. Fessard gest. 44]/2x37 (150)
Derselbe. Madonna des heiligen Georg .
Von N. D. Beauvais gest. 54x37 (153)
Derselbe. Madonna des heiligen Sebastian .
Von P. A. Kilian gest. 48x29 (151)
Derselbe. Magdalena
Von J. Daulle gest.
Girolamo Mazzuoli.
Kinde und Heiligen
Von N. le Mire als Franc.Mazzuoli gest. (166)
Nie. Abati. Die Hinrichtung der Apostel
Petrus und Paulus
Von Jac. Folkema gest. 53x30 (165)
Catena. Heilige Familie . .30x42
Von P. E. Moitte als Andr. del Sarto
gest. (65)
Andrea del Sarto. Abraham's Opfer
Von L. Surugue d. ä. gest. 46 X 29 (77)
Giul. Romano. Heilige Familie, genannt
»Madonna della Catina« .
Von J. J. Flipart gest. 41x31 (103)
Tizian. Heilige Familie mit der Stifter-
familie
Von E. Fessard gest. 25x34 (175)
Derselbe (oder Tintoretto). Bildnis einer
Dame in Trauer
Von P. F. Basan gest. 25 X 21 (265 A)
Preis in Mark
weiss ohin.
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
911
Nr.
I.
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Tizian. Bildnis einer Neuvermählten
Von P. P. Basan gest. 25X21 (170)
Derselbe. Bildnis von Tizian's Tochter
Lavinia
Von demselben gest. 25x21 (171)
Paolo Veronese. Anbetung der Könige
Von P. A. Kilian gest. 27x61 (225)
Derselbe. Die Familie Cuccina (von Glaube,
Liebe und Hoffnung umgeben, zu den
Füssen der heil. Jungfrau)
Von demselben gest. 2572X56 (224)
Derselbe. Die Kreuztragung .
Von J. M. Preisler gest. 23 X 57 (227)
G. C. Procaccini. Die heilige Familie
Von J. Camerata gest. 58X31 (643)
Annibale Carracci. Christus von Engeln
gestützt ..... 2272X26
Von M.'Keil als Lod. Carracci gest. (302)
Derselbe. Marias Himmelfahrt . . . .
Von J. Camerata gest. 56x36 (303)
Derselbe. Madonna mit Matthäus .
Von N. Dupuis gest. 57x38 (304)
Derselbe. Der heilige Rochus, Almosen
spendend
Von J. Camerata gest. 51X75 (305)
Guido Reni. Der Auferstandene vor seiner
Mutter
Von J. Tardieu gest. 5672x36 (322)
Derselbe. Maria auf dem Throne mit
Heiligen
P. L. Surugue d. j. gest. 55x37 (328)
Derselbe. Der kleine Bacchus . . . .
Von J. Camerata gest. 27X20 (327)
Vanni. Heilige Familie
Von P. E. Moitte gest. 37x3l72 (91)
Preis in Mark
weiss
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chin.
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912
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
I.
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Feü. David mit dem Haupte Goliath's .
Vou J. Camerata gest. 3 7 72X2 6 ljs (4 1 5)
Ribera. Jakob mit Laban 's Schafen
Von S. Fokke gest. 30x38 (689)
Derselbe. Die Marter des hl. Bartholomäus
Von M. Pitteri gest. 29x37 (690)
Derselbe. Die Marter des hl. Loreuz .
Von M. Keyl gest. 3372x25 (686)
Derselbe. Die hl. Agnes
Von M. Pitteri gest. 40x32 (683)
Derselbe. Diogenes
Von J. Daulle gest. 25x21 (682)
Mattia Preti. Die Befreiung Petri aus
dem Gefängnis
Von P. Campana gest. 34x41 i/2 (467)
Derselbe. Die Marter des hl. Bartholomäus
Von C. L. Wüst gest. 41x31 (465)
Ders. Der Unglaube des Thomas. 2 9 !/ax40
Von J. Cauale u. J. Beauvarlet gest. (466)
Luca Giordäno. Jakob und Rahel am
Brunnen
Von J.Wagner gest. 327,x3678 (491)
Derselbe. Rebecca mit Abraham's Knecht
Von demselben gest. 32x39 (488)
Derselbe. Lukrezia und Tarquinius
Vou P. Tanje gest. 30X40 (486)
Derselbe. Seneca
Von P. Aveline gest. 33V2X5172 (487)
Derselbe. Ariadne von Bacchus überrascht
Von Fr. Basan gest. 29x41 (475)
Derselbe. Herkules und Omphale .
Von Ol. Duflos gest. 33x41 (474)
Carlo Dolci. Der Heiland das Brot segnend
Von Fr. Bassan gest. 3272x26 (510)
Derselbe. Die Tochter der Herodias . .
Von P. A. Kilian gest. 34x27 7, (508)
Preis in Mark
weiss
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
913
Nr.
I.
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Carlo Dolci. Die heil. Cäcilia . . .
Von P. A. Kilia gest. 32 7, X 27 (509)
Carlo Maratti. Die heilige Nacht . .
Von Cl. Jardinier gest. 3672X28 (436)
Derselbe. Maria mit dem Kinde .
Von J. Daulle gest. 2872x2l72 (437)
Cignani. Jesef und Potiphar's Weib . .
Von R Tanje gest. 27x27 (387)
Langetti. Apollon und Marsyas . . .
Vom L. Zucchi gest. 33X39 (663)
Rubens. »Quos ego«
Von J. Daulle gest. 3978X46 (964B)
Derselbe. Die Alte mit dem Kohlenbecken
Von C. Fr. Boetius gest. 4872x31 (958)
Derselbe. Die beiden Söhne des Rubens .
Von J. Daulle gest. 3472X21 (986 B)
Zweite Abteilung
L. de Silvestre. Maria Josepha von
Oesterreich als Kurprinzessin .
Von J. Daulle gest. 65x48 (771)
Correggio. Die heilige Nacht . . .
Von Surugue d. j. gest. 54x40 (152)
Derselbe? Der sogen. Arzt des Correggio
Von P. Tanje gest. 29V2X23 (155)
Parmeggianino. »La Madonna della
Rosa« 3672X27
Von J. Chr. Deucher gest. (161)
Girolamo Bedolo, gen. Gir. Mazzuoli.
Madonna mit dem knieenden Georg
Von M. Auber gest. 41x34 (165 A)
H. Holbein d. j. Bildnis des Morette
30X25 (1890)
Von J. Folkema als L. da Vinci gest.
Preis in Mark
weiss chin.
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
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Cima da Conegliano. Der Heiland .
Von J. Folkema gest. 44x22 (61)
Dosso Dossi. Vision der vier Kirchenväter
Von P. A. Kilian gest. 5 2 '/2X30 1/2 (128)
Tizian. Maria mit dem Kinde und vier
Heiligen
Von J. Folkema gest. 26x367« (168)
Paolo Veronese. Die Hochzeit zu Caua
Von L. Jacob gest. 3672X78 (226)
Derselbe. Bildnis des Daniele Barbaro .
Von J. Houbraken gest. 287>X22 (236)
Tintoretto. Die Ehebrecherin vor Christo
Von P. A. Kilian gest. 3572x66 (270A)
Gius. Porta, gen. Salviati. Christus
von Engeln beweint
Von P. Tanje gest. 4072X33 (86)
Franc. Bassano. Vertreibung der Händler
aus dem Tempel . . . 34x43 72
Von P. Chenu und Kilian gest. (277)
Derselbe. Die Anbetung der Hirten . .
Von P. Chenu gest. 29V2X48 (278)
Turchi. Venus und Adonis . . . .
Von J. Beauvarlet gest. 287,X34 (521)
Seb. Ricci. Christi Himmelfahrt . .
Von J. Punt gest. 39x43 (548)
Garofalo. Poseidon und Athene . .
Von J. Folkema gest. 4672x3072 (132)
Cam. Procaccini. Der heil. Rochus,
Pestkranke heilend
Von J. Camerata gest. 51x74 (645)
Ann. Carracci. Der Genius des Ruhmes
Von C. D. Jardinier gest. 4572X29 (306)
Guido Reni. Ninus tritt der Semiramis
seine Krone ab
Von J. M. Preisler gest. 52x37 (325)
Preis in Mark
weiss chin.
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
915
Nr.
IL 21
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35
Albani. Amoretten beim Raube Pro-
serpina's
Von R Tanje gest. 377>X49 (337)
Guercino. Kephalus an der Leiche der
Prokris
Von L. Lempereur gest. 34x43 (361)
Derselbe. Venus an der Leiche des Adonis
Von demselben gest. 34x42 lj2 (364)
Lanfranco. Der reuige Petrus . . .
Von J. Daulle gest. 4,l1/2XS01/2 (349)
Tiarini. Medoro und Angelica .
Von Ant. Eadigues gest. 30x39 (336)
Sim. Cantarini, gen. il Pesaro. Josef
und das Weib Potiphar's . . . .
Von J. Camerata gest. 271/2X351I2 (382)
Scarsellino. Die heilige Familie mit
Heiligen
Von Et. Fessard gest. 3 9x43 V« (148)
Caravaggio. Der Falschspieler . . .
Von P. Tanje gest. 23x331/2 (408)
Dom. Feti. Der verlorene Groschen
Von J. Camerata gest. 36x29 (418)
Derselbe. Der Arbeiter im Weinberge
Von demselben gest. 38x28 (423)
G. B. Castiglione. Vor der Arche Nbah's
Von P. Aveline gest. 37x47 (659)
Derselbe. Jakob's Heimzug
Von demselben gest. 37X49 (660)
B. Biscaino. Die Ehebrecherin vor Christo
Von J. Camerata gest. 28x3772 (664)
Ribera. Die Befreiung Petri . . .
Von M. Pitteri gest. 30x3978 (684)
Derselbe. Der heil. Franziskus auf den
Dornen
Von demselben gest. 3072X39 (685)
Preis in Mark
weiss chin.
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2
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2
3
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
II. 36
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, 38
, 39
, 40
, 41
, 42
, 43
, 44
, 45
, 46
, 47
, 48
j 49
, 50
Andr. Vaccaro. Christus mit den Er-
lösten der Vorhölle vor seiner Mutter
Von J. Camerata gest. 4072X43 (464)
LucaGiordano. Loth mit seinen Töchtern
Von J. ßeauvarlet gest. 30x40 V8 (490)
Derselbe. Susanne mit den beiden Alten
Von demselben gest. 30x42 (477)
Derselbe. Perseus und Phineus
Von demselben gest. 35x49 (476)
Derselbe. Der Raub der Sabinerinnen 33x37
Von D. Sornique und Gaillard gest. (485)
Solimena. Maria in Wolken über Heiligen
Von P. A. Kilian gest. 36x3572 (497)
Pagani. Magdalena
Von N. Tardieu gest. 3172X41 (648)
H. Holbein d. j. Die Madonna des
Bürgermeisters Meyer
Von Ch. F. Boetius gest. 45x30 (1892)
Rubens. Die Krönung des Helden . • .
Von P. Tanje gest. 30x32 (956)
Velazquez. Männliches Bildnis
Rubens. "Weibliches Bildnis . . . .
Beide als Rubens von F. Zucchi gest.
23X17 72 (698 u. 1004)
Rubens. Landschaft mit wilden Tieren
Von J. E. Ridinger gest. 23x47 72 (982)
Rembrandt. Das Opfer Manoah's . .
Von J.Houbrakengest. 3372x40 (1563)
Derselbe. Bildnis eines Alten mit einem
Stock . .
Von P. Tanje gest. 2 7x2 2" /2 (1571)
Van Dyck. Der heil. Hieronymus . .
VonN. deBeauvais gest. 3 1x33 */t (1 024)
B er ehem. Landschaft mit Tieren . .
Von J. Aliamet gest. 51x41 (1489)
Preis ii
weiss
1 Marl
chin.
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5
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche 917
Nr.
m. Tit.
1
2
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12
13
Dritte Abteilung
Ant. Graff. König Friedrich August der
Gerechte
Von J. Bause gest. 28x24Va (2165)
Raphael. Sixtinische Madonna .
Von C. G. Schulze gest. 63X47V2 (93)
Rembrandt. Ganymed in den Fängen
des Adlers
Von dems. gest. 55V2X407a (1558)
G. Ant. da Pordenone. Eine Dame in
Trauer
Von demselben gest. 26x23 (199A)
Guido Reni. »Ecce homo« . . .
Von demselben gest. 24x20 (329)
Ann. Carracci. Christuskopf . . .
Von demselben gest. 18x15 (309)
Viani. Venus mit zwei Amoretten . .
Von dems. gest. 2372X2 9V8 (404)
Ang. Kauffmann. Weibliches Bildnis,
als Vestalin
Von dems. gest. 3572X28 (2182)
Dieselbe. Die verlassene Ariadne .
VonE. G.Krüger gest. 3572X28 (2183)
Ferd. Bol. Jakob vor Pharao
Von dems. gest. 4172X54 (1605)
Kasp. Netscher. Singende Dame mit
einem Lautenspieler . . . . • .
Von demselben gest. 33x257a (1347)
A. Pesne. Die Wahrsagerin . . .
Von C. F. Stölzel gest. 35x29 (778)
Ad. van der Werff. Magdalena . .
Von demselben gest. 33x24 (1817)
Rubens. Bildnis einer Frau mit ge-
flochtenem Haar
Von demselben gest. 2372X18 (964A)
Preis in Mark
weiss chin.
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Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
III.
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A. R. Mengs. Amor einen Pfeil schleifend
Von J. F. Bause gest. 22x18 (177)
Van Dyck. Bildnis eines Mannes im Pelz
(sogen. Ryckaert) . ,
Von C. S. Raspe gest. 31x26 (1035)
Derselbe. Bildnis eines Feldherrn mit roter
Armbinde
Von demselben gest. 31x25 (1026)
Pesne. Mädchen mit Tauben . . .
Von demselben gest. 22x187a (773)
Guercino. Die verwundete Dorinda. Szene
aus Guarini's Pastor Fido . (367)
Von C. F. T. Uhlemann gest. 44x53
Trevisani. Maria mit dem Kinde und
Johannes
VonJ. G.Schmidt gest. 3372X26 (448)
E. Seemann. Selbstbildnis des Künstlers
Von dems. gest. 19x157a (788B)
Berchem. Fischer am See . .
Von C. G. Geyser gest. 32x457« (1482)
Dietrich. Schäfer und Schäferin
Von C.A.Günther gest. 3472X5272(2114)
Ph. Wouwerman. Landschaft mit dem
rotbedeckten Wagen
Von demselben gest. 3172X38 (1408)
A. v. d. Velde. Viehweide mit der Melkerin
Von H. F. Lauringest. 35x4272 (1655)
Schule von C.Poelenburgh, Figuren
von P. Bout. Herden im Flusse .
VonJ. G.A.Frenzel gest. 23x32 (1250)
Guido Reni. Christuskopf mit der Dor-
nenkrone
Von Ant. Krüger gest. 187aXl47s (323)
Preis in Mark
weiss
9
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
919
Nr.
ni.
27
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38
Jac. Ruisdael und Adr. v. d. Velde.
Die Jagd
Von C. A. Günther gest. 45x60 (1492)
Italienische Schule. XVI. Jahrhundert
Maria mit dem Kinde und Johannes
Von E. G. Krüger als Vincenzo da S.
Gimignano gest. 37x28 (194A)
Tizian. Der Zinsgroschen .
Von M. Steinla gest. 26X1972 (169)
A. R. Mengs. Selbstbildnis des Künstlers
Von L. Grüner gest. 22VaXl7 (166)
Vor der Schrift .
Stanzioni. Die Naturkunde. Allegorie
Von J. Canale als Domenichino gest.
35X23 (463)
Ribera. Ein Gelehrter
Von demselben gest. 29X22 (692)
Albani. Vertreibung aus dem Paradiese
Von demselben gest. 30VaX40 (342)
Jac. van Loo. Paris und Oenone
Von demselben gest. 37X29V2 (1599)
A. v. d. Werff. Maria mit dem Jesus-
knaben und Johannes
Von J. Canale gest. 40x30 (1819)
Ang. Kauffmann. Weibliches Bildnis, als
Sibylle
Von demselben gest. 29x21 (2181)
Rubens. Das Urteil des Paris . . .
Von P. E. Moitte gest. 36x48 (962B)
Tizian. Bildnis eines jungen Mädchens
mit einer Vase . . 24MsX211lt
Von Syl. Pomarede gest. (1"3)
Preis in Mark
weiss ehin.
3
3
12
9
12
4
6
9
3
5
3
5
3
5
2
3
6
5
920
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Nr.
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49
>)
50
Ruisdael. Der Kirchhof . .
Von L. Friedrich gest. 39x44
Vor der Schrift
Derselbe. Das Kloster .
Von C. Krüger gest. 3572X44
Velazquez. Männliches Bildnis
Von E. Mohn gest. 29x24
Vor der Schrift
Murillo. Der heil. Rodriguez
Von Th. Langer gest. 31x19
Vor der Schrift
(1494)
(697)
(704)
S. Koninck. Der Eremit .
Von G. Planer gest. 30V2X23 (1589)
Palma Vecchio. Die drei Schwestern
Von A. Seramler gest. 26V2X36V2 (189)
Vor der Schrift . . . .
Derselbe. Jakob und Rahel . . 31x52
Von Th. Langer als Giorgione gest. (192)
Vor der Schrift .
Veneto, Bart. Die Tochter der Herodias
Von C. R. Petzsch als Schule Leonardo
da Vinci's gest. 36V2X22 (201A)
Vor der Schrift ....
Dürer. Christus am Kreuz .
Von Th. Langer gest. I9V2XI5V2 (1870)
Franceschini. Die büssende Magdalena
Von E. Büchel gest. 42x30 (389)
Vor der Schrift ....
Ribera. Der heilige Andreas . . .
Von P. Campana gest. 32X25 (688)
Nogari. Der Sparsame. — Die Alte mit
dem Kohlenbecken
Von J. C. Gudeborn gest. (591, 592)
Preis in Mark
weiss
12
19
9
9
15
12
19
9
12
19
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19
12
15
6
12
18
6
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chin.
15
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15
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15
15
12
7
15
9
12
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
921
Nr.
E. 1
» 6
la. Einzelne Blätter
G. A. Kuntz. Betende Pilgerin . . .
Von H. Bürkner gest. 25x15 (2475)
Vor der Schrift
Mantegna. Heilige Familie .
Von Th. Langer gest. 25x20 (51)
Vor der Schrift
Künstlerdrucke .
Corradini.
. gruppen
Garten.
Von Ch. P.
Bildhauer. Die Kentauren-
aus dem Königl. Grossen
Zwei Blätter zusammen
Lindemann gest. 37x29
Derselbe. Die Zeit enthüllt die Wahrheit
Von demselben gest. 4672X30
Ballestra. Die Zeit entführt die Schönheit
Von G. M.
Preisler gest.
48V2x31
Preis in Mark
■weiss chin.
3 3
12
24
4
2
15
30
45
922 Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
II. Das neue Galeriewerk
unter dem Titel:
Kupferstiche nach Werken neuerer Meister in der
Königl. Gemäldegalerie zu Dresden.
In Gemeinschaft mit dem Königl. Ministerium des Innern heraus-
gegeben.
Mit biographischem Text von W. Rossmann und W. V. Seidlitz.
(Im Kommissionsverlag von A. Gutbier.)
Begonnen 1881. Beendet 1886.
Vier Lieferungen zu je 3 Blatt in Gross-Folio (76x56).
Preis in Mark
Preis des ganzen Werkes weiss chin.
mit Schrift 80 100
vor der Schrift 150 200
Künstlerdrucke 300
Preise der einzelnen Abteilungen:
Lieferung I mit Schrift 20 25
vor der Schrift 40 50
Künstlerdrucke 80
II mit Schrift 15 20
vor der Schrift 30 40
Künstlerdrucke ...... 60
„ III mit Schrift 20 25
vor der Schrift 40 50
Künstlerdrucke 80
„ IV mit Schrift 25 30
vor der Schrift 50 60
Künstlerdrucke 100
Erste Lieferung
1. A. Calame. Der Waldstrom (2531) . 8 10
Von L. Friedrich gest. :>3x47
Vor der Schrift 15 20
Künstlerdrucke 30
2.
Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche 923
Preis in Mark
welBi cbin.
F. Pauwels. Im Hospital 8
Von Th. Langer gest. Vor der Schrift
32X38 (2287) Künstlerdruck
3. G. A. Kuntz. Ein Grass aus der Welt .
Von E. Büchel gest. Vor der Schrift
41X24 (2473) Künstlerdrucke
11.
12.
4. L. Richter.
Zweite Lieferung
Ueberfahrt beim Schreckenstein
Vor der Schrift
Künstlerdrucke
Von H. Bürkner gest.
30x40 (2229)
P. Kiessling Mignon
Von F. Seifert gest.
34V2X26 (2296)
E. Kurzbauer. Die Verleumdung .
Von Th. Langer gest. Vor der Schrift
25X35 (2399) Künstlerdrucke
Vor der Schrift
Künstlerdrucke
7. R. Jordan.
Dritte Lieferung
Rettung aus dem Schiffbruch
Vor der Schrift
Künstlerdrucke
Von L. Friedrich gest.
32x4lV2 (2344)
8. H. Oehmichen, Der Steuerzahltag
Von C. E. Petzsch gest. Vor der Schrift .
28X40 (2371) Künstlerdrucke .
9. F. Defregger. Der Abschied von der Sennerin
Von H. Bürkner gest. Vor der Schrift .
36V2X29V2 (2387) Künstlerdrucke .
10. A. Feuerbach.
Vierte Lieferung
Madonna
Von E. Büchel gest.
35X29 (2470)
H. Hofmann
Von E. Mohn gest.
363/4X46 (2265)
Vor der Schrift
Künstlerdrucke
Die Ehebrecherin vor Christo
Vor der Schrift
Künstlerdrucke
O. Gebier. Zwei Wilderer
Von C. R. Petzsch gest. Vor der Schrift
24x33 (2396) Künstlerdrucke
15
8
15
10
20
30
10
20
30
6 8
12 15
24
6 8
12 15
24
8 10
15 20
30
8 10
15 20
30
6 8
12 15
24
8 10
15 20
30
10 12
20 25
40
10 12
20 25
. 40
6 8
12 15
24
924 Verzeichnis der verkäuflichen Kupferstiche
Preis in Mark
weit» cbln.
III. Einzelne Blätter
13. B. Vautier. Die Tanzpause 8 10
Von H. Bürkner gest. 33x48 (2362)
Vor der Schrift 25
Künstlerdrucke 40
14. Canaletto. Das Innere des Zwingers ... 6 8
Von L. Schulz gest. 24x48 (629)
Vor der Schrift 15
Künstlerdrucke 25
15. Van Eyck. Madonna 8 10
Von H. Bürkner gest. 26x39 (799)
Vor der Schrift 25
Künstlerdrucke 40
16. Metsu. Fröhliches Mahl 8 10
Von E. Mohn gest. 47VaX38V2 (1732)
Vor der Schrift 25
Künstlerdrucke 40
17. Hofmann. Der Jesus im Tempel . . . . 15 20
Von Ed. Büchel gest. 35x48 (2266)
Vor der Schrift 60
Künstlerdrucke 120
18. G. Max. »Vaterunser« 6 8
Von H. Bürkner gest. 48X/2X34 (2400)
Vor der Schrift 15
Künstlerdrucke 25
Nachträge und Berichtig ung°eii
S. 26. Z. 16 v. oben: Die Zahl der leihweise und widerruflich
abgegebenen Bilder ist während des Druckes von 305 auf
308 gestiegen. Vgl. S. XVII— XIX.
S. 26. Z. 9 v. unten lies einer statt eine.
S. 62. Z. 17 v. u. lies Raffaello statt Rafaello.
S. 70. N. 121: jetziger Standort nicht 4 c, sondern 3 b.
S. 112. N. 231: jetziger Standort nicht 3b. sondern 4c.
S. 83. N. 154: Hierzu noch James von Schmidt1 s Aufsatz im
Bepert. XXXI (1908) S. 24, nach dem Fr. Albani der
Maler unserer Kopie sein könnte.
S. 132. N. 314: 1908 an die Kreishauptmannsehaft in Bautzen.
S. 169. N. 463: Dass dieses Bild von Stanzioni herrühre, wird
wohl mit Recht bestritten von Hermann Voss in seinem
Aufsatz über diesen Meister in den »Monatsheften für Kunst-
wissenschaft« I S. 271—272 (Leipzig 1908).
S. 250. N. 780: 1908 an die Kreishauptmannschaft in Bautzen.
S. 335 zu N. 1023: lies J 2 statt J 3.
S. 541 zu N. 1663: Wie H. Hymans uns gütigst mitteilt, stellt
das Bild kein Kloster, sondern das alte Residenz schloss in
Brüssel dar.
S. 604 zu N. 1870: Der jüngst ausgesprochenen Ansicht einiger
namhafter Forscher, dass dieses Bild unecht sei (vgl. »Kunst-
geschichtliche Anzeigen« 1907 N. 2 — 4 S. 76, Innsbruck
1908), können wir uns nicht anschliessen.
Register
A. B. (schwäbischer Mono-
grammist) . . . .
Abate, Niccolo (dell' Abati)
Abati, Niccolo (delF Abate)
Achenbach, Andreas .
Achenbach, Oswald
Achtschellincx, Lukas .
Aelst, Willem van . .
— Art desselben .
Aertsen, Pieter, Art des
Agricola, Christ. Ludwig
Albani, Francesco .
— dessen Schule .
Allegri, Ant. (Correggio)
— angeblich Antonio
— nach ihm .
— Schule des Correggio
Alt, Rud. von . . .
Altniederländische gewebte
Tapeten ....
Altvlämischer Meister des
Dresdner Triptychons
Amerighi (Amerigi, Merisi),
Michel Angelo da
Caravaggio . . . .
— Schüler und Nach-
ahmer desselben .
Seite
Seite
Angeli, Andrea (del Sarto'
1 56
— nach ihm .
57
615
Angeli, Heinrich von .
802
86
Angelico, Fra . . .
31
86
Antonello da Messina .
. 46
752
Apshoven, Ferd. van, II.
360
756
Apshoven, Thomas van
393
377
Arnold, Heinrich Gotthold
1 701
426
Arpino, il Cavaliere d'
426
(Giuseppe Cesari) .
68
281
Arthois, Jacques d'
372
661
Asselyn, Jan (Crabbetje)
514
138
Ast, Balthasar van der
405
140
Augustin, Jean - Baptist«
l
80
Jacques ....
882
82
Avercamp, Hendrik (de
83
Stomme van Kampen)
589
84
801
898
B
B., A. (Monogrammist)
615
204
B., H. (Monogrammist)
Bacchiacca, Francesco
446
(Ubertini) . . . .
58
156
Backer, Jacob Adriaenz .
511
Backhuysen, Ludolph . .
534
157
— angeblich . . . .
534
Register
927
Seite
Baehr, Carl Johann . . .708
Baen, Jan de .... 433
Bagnacavallo (Bartolommeo
Ramenghi) 68
Baisch, Hermann . . .810
Balducci, Matteo (?) . . 37
Baien, Hendrik van, d. ä. 302
— angeblich derselbe . .303
Bämboccio (Pieter v. Laer) . 439
Bantzer, Carl L. N. . . 744
Barbarelli, Giorgio (Gior-
gione) 93
— nach ihm .... 95
Barbari, Jacopo de1 (Walch) 49
Barbieri, Francesco (Guer-
cino) 143
— angeblich 146
— nach ihm .... 147
— angebl. dessen Schule . 147
Baroccio, Federigo ... 67
— nach ihm .... 67
— angeblich von ihm . . 68
Bartolommeo Veneto . . .101
Bassano, Francesco da
Ponte) 124
Bassano, Jac. (da Ponte) . 117
— dessen Werkstatt . .118
Bassano, Leandro . . .125
Battaglie, delle (Michelangelo
Cerquozzi) 160
Batoni, Pompeo . . . .166
Baum, Paul 745
Becker, Karl L. F. . . .789
Bedolo, Girolamo . . . 86
Beerstraten, Jan Abrahamsz. 527
— Art desselben . . .528
Bega, Cornelis . . . .472
Begeyn, Abraham . . .562
Seite
Beiotto, Beruardo (Cana-
letto) . . . . . .199
Bellini, Giov., Eichtung des 47
Bellucci, Antonio . . .188
Bemmel, Willem van . . 648
Bendemann, Eduard . . .728
Berckheyde, Gerrit . . .488
Berckkeyde, Job . . . .485
Bergamo, Andrea da (Pre-
vitali) 50
Bergen, Dirk van . . .485
Berchem, Claes Pietersz. . 473
Berrettini, Pietro (da Cor-
tona) 160
Berettoni, Niccolo . . .163
Bertin, Nicolas .... 245
Beukelaar, Joachim . . .275
Bevilacqua, Ambrogio . . 54
Beyeren, Abraham van . .431
Biagio, Bernardo di Betto
(il Pinturicchio) . . .41
Biagio, Vincenzo di (Catena) 52
— nach ihm .... 53
Bigordi, Domen, di Tom-
maso, gen. Ghirlandajo,
Schule desselben ... 35
Biscaino, Bartolommeo . .214
Bissolo, Pier Francesco. . 51
Bles Hendrik (Civetta) . .264
Bloemaert, Abraham . .400
Bloemaert, Hendrik . . .415
Bloemen, Peter van (Stan- ,
daard) 364
Bloemen, Jan Frans van
(Orizzonte) 380
Bios, Karl 784
Bochmann, Gregor von . .761
Boecklin, Arnold . . . .826
928
Register
(ü
Bokelmann, Chr. Ludwig .
Bol, Ferdinand .
Bol, Hans
Bolognese, unbestimmter,
XVI. Jahrb.
Bolognese, unbestimmter,
XVTJJ. Jahrh
Bolongier, Jan, angeblich .
Bonifazio Veneziano .
Bönifazio Veronese, d. ä.
Bonifazio Veronese, d. j
Bonvicino, Alessandro
Moretto) nach ihm .
Boom, Adriaen H. (Ver-
boom)
Boonen, Arnold .
Bondone, Giotto di, Schule
desselben . . . ' .
Borch, Ter, Gerard (Ter-
borch)
Bordone, Paris . . . .
Bosch, Pieter van den . .
Both, Johannes . . . .
— nach demselben . . .
Botticelli, Sandro (Filipepi)
— Schule desselben . .
Boudewijns, Adriaen Frans
Bourdon, Sebastian . . .
Bourguignon , le, Jacques
Courtois
— Schüler und Nachahmer
desselben
Bout, Pieter
— Derselbe u. Schüler des
Poelenburgh .
Bracht, Eugen ....
Bramer, Leonhard .
Brandi, Giacinto ....
Seite
761
518
272
71
156
445
104
104
105
103
531
578
Seite
770
456
444
367
498
559
31
589
103
535
410
410
32 1
33
378
240
241
242
378
403
793
423
162
Brandt, Joseph .
Brav, Joseph de .
Bray, Salomon de . .
Bredael, Jan Frans van
Breenbergh, Bartholomäus
Brekelenkam, Quirin van
Breu, Jörg 610
Breydel, Frans . . . .360
Bril, Paul 289
— Schüler und Nachahmer
desselben 290
Bril, Paul und Matthäus,
Art der Brüder . . .290
Brisighella, Carlo (Eismann,
Lismann) 191
Broers, Jasper . . . .366
Bronzino, Angelo (di Co-
simo) 58
Brouwer, Adriaen . . .347
— nach ihm .... 348
Brown, Thomas Austen . 825
Bruegel, Peter, d. ä.
(Bauernbrueghel) . . .271
— Nachahmer desselben . 272
Brueghel, Jan d. ä. (Sam-
metbrueghel) . . . .293
— nach ihm .... 297
— Schüler und Nachahmer
desselben 299
Brueghel, Jan, d. j. . .298
Brun, Charles, le . . .241
Bruyn, Bartholomäus . .639
Buonarotti, Michel Angelo,
nach ihm 55
Buonvicino, Alessandro (il
Moretto), nach . . .103
Buti 168
Byzantinische Schule . . 29
Register
929
Seite
C
Caffe, Daniel 860
Cagnacci (Guido Canlassi),
angeblich 146
Cagnacci, nach ihm . . ,147
Cairo, Francesco . . . .208
Calabrese, il (Mattia Preti) 169
Calame, Alexandre . . .825
Caldara, Polidoro (da Cara-
vaggio), angeblich . . 66
% Caliari Paolo (Veronese) . 109
— nach ihm .... 113
— seine Erben (Heredes
Paoli) 114
— seine Schule .' . . .115
Callot, Jacques, nach ihm . 232
Calvaert, Dionisio (il Fiam-
mingo) 70
— derselbe nach Raphael . 63
Camphuysen, Raphael . .497
Canale, Antonio, da (Cana-
letto) . ... . . .194
Canaletto (Anton, da Canale) 194
— (Bernardo, * Beiotto) . . 199
Canlassi, Guido (Cagnacci),
angeblich 147
— nach ihm .... 148
Cano, Alonso 227
— dessen Schule . . .227
Cantarini, Simone (il Pesa-
rese) 150
Capuccino, il . . . . .211
Capponi, Raffaelino dei . . 36
• Caravaggio, Michelangelo da
(Amerighi, Amerigi, Merisi) 156
— Schüler und Nachahmer
desselben 157
Seit»
Caravaggio, Polidoro. da, an-
geblich 66
Carducho (Carducci), Vi-
cente . . . . . . 219
Carlevaris, Luca, da Casa
Zenobio 189
Carli, Raffaelino . . . . 36
Carlotto (Karl Loth) . .650
Carolsfeld, Julius Schnorr
von . . 705
— Ludw. Ferdinand Schnorr
von 799
Caroto, Giovanni Francesco 53
Carpi, Girolamo da (de'
Sellari od. de' Livizzani) 77
Carpione, Giulio . . . .186
Carracci, Lodov.. Schule des 129
— Annibale 129
— Schule derselben . .132
Carriera, Rosalba (Pastelle) 833
— (Miniaturen) . . . .864
Carus, Carl Gustav, Dr. .704
Casanova, G. B 63
Casanobrio (da Ca Zenobio),
(Luca Carlevaris). . .189
Castiglione, Giovanni Bene-
detto 212
— Schule desselben . .213
Castiglione, Francesco- . .213
Catena, Vicenzo (di Biagio) 52
— nach ihm .... 53
Cavazzola, il (Paolo Morando) 101
Celesti, Andrea . . . .187
Cerquozzi, Michel Angelo
(Delle Battaglie) . . .160
Cesari, Giuseppe (Cavaliere
d'Arpino) 68
59
930
Register
Seite
Ceulen , Cornelis Jonson
(Janssens, Jansons) van . 495
Chavannes, P. C. Puvis de . 822
Chiari, Giuseppe . . . .164
Choulant, Theodor . . .729
Cicio, l'Abbate (Francesco
Solimena) 177
— nach ihm . . . . 179
— Schule des . . . .179
Cignani, Conte Carlo . .151
Cima, Giovanni Battista da
Conegliano . . . . 50
( 'ittadini, Pietro Francesco
(il Milanese) . . . .150
Civetta (Hendrik Bles) . .264
Claesz, Pieter . . . .441
('laus, Emile . . . .829
Clouet, Francois, Schule des 231
Codagora, Viviano . . .161
Codde. Pieter . . . .448
Conca, Sebastiano . . .179
Conegliano, Cima da . . 50
Coninxloo (Koningsloo),
Gillis van 288
Cocques od. Cocx, Gonzales 358
Cornelisz, Cornelis van
Haarlem 284
— Art desselben . . .
285
— nach ihm ....
285
Cornelius, Peter von
751
Correggio, Ant. Allegri da
80
— angeblich von ihm .
82
— nach ihm ....
83
— seine Schule
84
Corticelli (Sacchi, Regillo,
Licinio), Giov. Antonio
(da Pordenone) . .
100
— angeblich derselbe .
100
Seite
Cortona, Luca da (Signorelli) 40
Cortona, Pietro da (Berettini) 160
Cosimo, Angelo di (Bronzino) 58
Cosimo, Piero di ... 36
Cossa, Francesco . . . 43
— Schule des .... 43
Courbet, Gust 822
Courtois, Jacques de Bour-
guignon) 241
— Schüler und Nachahmer
desselben 242
Courtois, Guillaume . . .243
Couture, Thomas . . .821
Crabbetje (Jan Asselijn) . 514
Cranach, Lucas d. ä. . .618
— Werkstatt desselben . 625
— Nachfolger desselben . 630
Cranach, Lucas d. j. . .631
— Nachfolger desselben . 635
Credi, Lorenzo di . . . 34
Crespi, Giuseppe Maria (lo
Spagnuolo di Bologna) . 153
Cristofano, Francesco di
(Franciabigio) . . . 56
Crivelli, Angelo Maria . .211
Croce, Girolamo da Santa . 4 s
Croos, Anthony van . .431
Cuyp, Aelbert . . . .574
— nach ihm .... 575
— angeblich derselbe . .575
Cuyp, Benjamin Gerritsz. . 573
D
Dahl, Johann Christian
Claussen 702
Dahl, Johannes Siegwald . 729
Danedi, Giuseppe (Montalti) 209
Register
931
Seite
Dapper, Franz Werner
(Tamm) 658
Darnaut, Hugo . . . .805
Dathan, Georg . . . .672
David -Nillet, Germain . .823
Defregger, Franz . . .766
Deiters, Heinrich . . .759
Delaroche, Paul .... 820
De La Tour, M. Q. . .855
Delft, Jan Vermeer van . 427
Denner, Balthasar . . .663
Dettmann, Ludwig . . .818
Deuren, 0. van . . . .595
Deutscher, unbekannter
Meister, XVIII. Jahrh. .662
Diamantini, Giuseppe . .189
Dieck Tom, A. Chr. Herrn. 732
Dieffenbacher, August . .783
Diepenbeeck, Abrah. van . 331
Diethe, Alfred . . . .734^
Dietrich (Dietricy), Christian
Wilh. Ernst . . .672
Diez, Wilhelm . . . .769
Dill, Ludwig 775
Diuglinger, Sophie Fried. . 874
Distelblum (Carlo dai Fiori),
angebl. und Carlo Maratta 163
Divino, el (Luis de Morales) 216s'
Diziani, Gasparo . . . 1 92
Doerr, Otto E. F. A. . .791
Dolci, Carlo 180
— Schule des, vielleicht
Agnese Dolci . . . .181
Dolst, Chr. Gottl. 893 u. 896
Domenichino (Domenico
Zampieri) 141
— dessen Schule . . .142
Dorste, Jacob van . . .520
-
Seite
Dossi, Dosso (Giovanni di
Niccolo (Lutero) . ' . . 72
— Schule des .... 74
Dossi, Battista . . . . 74
Douzette, Louis . . . .792
Dou, Gerrit . . . . . 551
— nach ihm .... 556
— unbek. Nachahm. dess. . 556
Dreber, Heinrich Franz- . 721
Droochsloot, Joost Cornelisz 404
Drost, Cornelis . . . .520
Dubbels, Hendrik . . .524
Duck, Jacob 449
Dücker, Eugen, G. . . .759
Dürer, Albrecht . . . .602
— nach ihm .... 605
— Werkstatt desselben . 605
— angeblich derselbe . .609
Dürer, Hans, vielleicht . 608
Dughet, Gaspard (Gaspard
Poussin) 238
— Schüler u. Nachahmer
desselben 239
Du Jardin, Karel . . .531
Dusart, Cornelis . . . .493
Duyster (Duster), Willem
Cornelisz 499
Dyck, Anton van . . .333
— nach ihm von Sir Peter
Lely 341
Dyck, Anton van, angeblich 342
E
E., V. (Monogrammist) . .236
Echtler, Adolph . . . .772
Eeckhout, Gerbrand van d. 524
Eichler, Ernst Ferdinand . 740
Eismann, Carlo (Brisighella) 191
59*
932
Register
beite
652
280
396
642
226
591
591
258
258
Eismann, Johann Anton
Engelbrechtsen, Com. .
Elliger, Ottomar, d. ä. .
Elsheimer, Adam
Espinosa, Jac. Jeronimo de
angeblich ....
Everdingen, Allart van
Everdingeu. Caesar van
Eyck, Hubert van .
Eyck, Jan van . . .
F
Faber, G. Traugott . . .702
Fabriano, Gentile da, angebl. 32
Fabritius, Bernaert . . .514
Faccini, Pietro, angeblich . 134
Faistenberger, Anton . .662
Falens, Karel van . . .367
Farmati, Paolo . . . .109
Fasolo, Giovanni Antonio . 116
Fa Presto (Luca Giordano) 172
Feddersen, Hans Peter . .817
Fellmann. Aloys . . .762
Ferabosco (Forabosco),
Girolamo 186
Ferg, Franz de Paula . .666
Ferrarese, unbestimmter,
XVI. Jahrh 79
Ferrari, Gaudenzio, angeblich 127
Feti, Domenico . . . .158
Feuerbach, Anselm . . * 801
Fiammingo, Dion. (Calvaert) 63
— ders. nach Kaphael . 63
Fiebiger, Julius . . . .719
Fiesole, Fra Beato Giovanni
da, Schule des ... 31
Filipepi , Sandro, genannt
Boticelli 32
Seite
Filipepi, Schule desselben . 33
Fiori, Carlo dai, genannnt
Distelblum, angeblich . 163
Fiorino, Jerem. AI. 883 u. 892
Fischer -Gurig, Ad. . . . 746
Flemal, Bartholet . . . 398
Flinck, Govert . ... .517
Florentiner, unbestimmter,
um 1500 37
Florentiner, Mnbestimmte,
Ende des XVI. Jahrh. . 61
Floris, Frans (de Vriendt) .270
Fontana, Prospero . . . 69
Fontana, Lavinia ... 70
Forabosco (Ferabosco).
Girolamo 186
Franceschini. Marcantonio . 152
Francia, Francesco (Raibolini) 45
Francia, Giacomo (Raibolini) 45
Franciabigio (Francesco di
Christofano) . . . . 56
Francisque (Franc. Millet) . 240
Francken (Franck) I., Frans 287
Francken (Franck) n., Frans 308
— angeblich derselbe . .310
Francken. Hieronym. I. .287
Francoye fFranchoys), Pet. 344
Franz -Dreber, Karl Heinr. . 721
Französ. Meister, uubest. . 255
Franz. Schule, XVII. Jahrh. 246
Frenzel, Oskar . . . .795
Friedrich, Kaspar David . 698
Friedrich, Carol. Friedr. . 691
Friedrich, Gustav Adolf . .726
Friese, Richard 795
Furini, Francesco . . .180
Fyt, Jan 382
— angeblich derselbe . .393
G
Register
933
Gabbiani, Antonio Dom.
Gärtner, Heinrich Johann .
Garofalo (Benvenuto da (Tisi)
— dessen Schule
Gaubert (Gobert), Pierre .
Gebhardi Eduard von . .
Gebier. Friedrich Otto . .
Gelder, Aert ( Arent) de .
Gellee, Claude(Claude Lorrain)
— nach ihm ....
Genga, Girolamo (?) . . .
Genovese. il Prete (Bernardo
Strozzi
Gentile da Fabriano, angeblich
Gentz. Wilhelm Karl .
Georgi, Friedrich Otto . .
Gerard, Franeois, Baron
Gessi, Francesco
Geysels, Peeter ....
Gej, Chr. Ludw. Leonhard
Ghering. Anton ....
Ghirlandajo. Domenico di
Tommaso Bigordi. Schule
desselben
Ghislandi, Fra Vittore .
Ghisolfi, Giovanni
Gille. Christian Friedrich .
Giordano, Luca (Fa Presto)
Giorgione (Giorgio Barbarelli i
— nach ihm
Giotto di Bondone. Schule dess.
Giovine, Palma. Jacopo
Glauber. Johannes (Polydor)
Gliemann. Philipp Albert .
Gobert (Gaubert), Pierre .
Gönne. Chr. Friedrich . .
Goesaert, Jan (Mabuse), nach
ihm
Seite
181
790
74
77
245
758
769
577
237
238
40
211
32
790
720
820
142
375
735
385
35
188
171
713
172
93
95
31
116
596
722
245
719
263
Seite
Götz, Theodor von . . .728
Goyen, Jan van . . . .430
Graff, Anton 684
Grahl, August . . . .890
Grandi, Ecole de' Roberti . 43
— nach ihm .... 44
Grassi, Joseph . . . .693
Grebber, Pieter de . . . 442
Greco, il (Domenico Theo-
tocopuli) . . . . . 123
Grethe, Carlos . . . .813
Greuze, Jean Baptiste, nach .
ihm ...... 254
Griffler, Jan 546
Grimou, Alexis . . . .249
Grosse, Franz Theod., Dr. . 730
Gröger, Friedrich Karl . .816
Grützner, Eduard . . .774
Grund, Norbert . . . .681
Guardi, Francesco . . .198
Gude, Hans Fr 790
Gudin, Jeane Antoine Theodore 821
Guercino, il (Francesco
Barbieri) 143
— angeblich .... 146
— nach ihm .... 147
— angeb. dessen Schule . 147
Günther 883
Gurlitt Louis . . . .817
Gussow, Karl . . . .794
Gysels (Geysels), Peter . .375
Gysis, Nikolaus . . . .771
H
H. B. (Monogrammist) . .446
Haarlem, Cornelis Cornelisz,
van . 284
— Art desselben . . .285
934
Register
Seite
Haarlem. nach ihm .
285
Hackaert, Jan . . . .
533
Haensbergen, Johannes van
418
Hagen, Theodor Joseph.
815
Hahn. Karl Wilhelm . .
730
Hahn, Gustav Adolf
720
Haider, Karl . . . .
775
Halder, B
650
Hals. Frans d. ä. .
437
— nach ihm .
438
— Schüler und Nachfolger
desselben
438
Hals, Frans d. j.
455
Hamilton, John George de
659
Hammer, Edmund Guido .
721
Harrison. Alexander.
824
Hartmann, Ferdinand .
698
Hang, Chr. Robert .
783
Hauschild, Max .
717
Heda, Willem Claasz .
442
Heem, Jan Davidsz de .
406
— Art desselben
409
Heem, Cornelis de .
395
Heemskerk, Egbert van, d. j.
490
Heeremans. Thomas .
486
Heerschop, Hendrik .
477
Hegenbarth, Emanuel .
747
Heinrici, J. M., angeblich (?)
873
Heinz, Joseph . . . ,
641
Heiss, Johann ....
653
Helst, Bartholomäus van der
515
Hennig, Gustav Adolf . .
707
Herrera, Franzisco de, el
Viejo, angeblich . . .
219
Herrmann, Hans ....
797
Herterich, Ludw
782
Heuer, M. H. E. Pröll- .
713
Seite
Heyde, Jan van der . .541
Heyser, Friedrich . . .745
Hitchcock, George . . .824
Hobbema, Meindert . . .541
Hoeke, Jan van den, nach ihm 344
Hoet, Gerard 420
Hoff. Karl 808
Hoffmann, Felic, geb. Sartori 866
Hofmann, Johann Michael
Heinrich 723
Holbein, Hans, d. j. . .611
— nach ihm . . . .612
Holländer, unbestimmte,
gegen 1500 .... 279
Holländer, unbestimmter,
um 1548 282
Holländer, unbestimmter,
um 1563 284
Holländer, unbestimmte,
XVII. Jahrhundert . .598
Holländer, unbestimmter,
XVIII. Jahrhundert . .596
Hondecoeter, Melchior d' .417
Hondecoeter, Gillis d' . .495
Hondt(Hondius), Abraham de 583
Hondt, L. de 365
Honthorst, Gerard van . . 403
— Art desselben . . . 404
Horemans, Jan Joseph . .361
Huchtenburgh. Jan van . 490
Hübner, Rudolf Julius Benno 713
Huijsmans, Cornelis . . .378
Hutiu. Charles .... 254
Huysum, Jan van . . .550
I
Isabey, Jean Baptiste . .882
Italiener, unbekannter . . 64
Register
935
Seite
J
Jacobsen, Juriaen . . .391
Jacobsz, Lucas (van Leyden),
Art desselben . . . .280
Jacoby, Paul 739
Jäger, Gustav . . . .717
Janssens (Janson, Jonson),
Cornelius. van Ceulen . 495
Jardin, Karel du . . .531
Jongh, Ludolf (Leuff) de . 581
Jordaens (Joerdaens), Hans 308
Jordaens, Jakob . . . .329
— Art des 331
Jordan, Rudolf . . . .752
Juanes, Juan de (Vicente
Juan Macip) . . . .216
K
Kalf, Willem . . . .533
Kalckreuth, Graf, Leopold von 811
Kallmorgen, Fr 812
Kamecke, Otto W. H. von 814
Kampf, Arthur . . . .762
Kauffmann, Angelica . .690
Kaulbach, Fritz August . 779
Keller, Ferdinand . . .809
Keller -Reutlingen, Paul
Wilhelm 781
Kern, Anton (Körne) . .672
Kerrincx(Keirincx), Alexander 371
Kersting, Friedrich Georg . 701
Kessel, Jan van, da.. .394
Keyser, Thomas de . . .496
Kiessling, Joh. Paul Adolf 733
Kiengel, Johann Christian . 692
Klinger, Max' .... 796
Seite
Klomp, Aelbert Jansz . .521
Knaus, Ludwig . . . . 79'ir
Kneller, Sir Gottfrey . .256
Knupfer, Nikolaus . . .405
Koch, J. A 798
König, Hugo . . . .781
Körne, Anton (Kern) . .672
Koller, Jos. Rudolf. . . 827
Koninck. Salomon . . .513
Koninck, Phil 522
Koningsloo (Coninxloo) Gillis
van 288
Kops, Franz 739
Kowalski, Alfred von Wierusz 779
Kranach, Lukas, d. ä. . .618
— Werkstatt desselben . 625
— Nachfolger desselben . 630
Kranach, Lukas, d. j. . .631
— Nachfolger desselben . 635
Krell, Hans 637
Kriehuber, Josef. . . .893
Kröner, Johann Christian . 758
Krohg. Christ 828
Krodel, Matthias . . .637
Krüger, Joh. Heinrich Karl 787
Kügelgen, Gerhard von . 697
Kuehl. Gotth 741
Kummer, Karl Robert . .717
Kuntz, Gustav Adolf . . 803
Kupetzky. Johann . . .661
Kurzbauer, Eduard . . .770
Laer, Pieter van (Bamboccio) 439
Laermans, Eugen . . .830
Lairesse, Gerard . . .399
936
Register
Lancret. Nicolas . 6
LaDg. Heinrich .
Lanfranco. Giovanni
Langetti. Giov: Battista
Langhetti. Giov. Batt. .
Lanzani. Polidoro (Yeneziano)
Largilliere. Nicolas de .
Lasch, Johann Karl
Latour, Maurice Quentin de
Leal (Juan de Valdes) .
Le Brun, Charles .
Leemputten. Frans van
Leermans, Pieter
Leeuw. Friedrich de
Leibl, Wilhelm ....
Leineweber, Anton Robert .
Leistikow. Walter .
Lelienbergh. Cornelis
Lely. Sir Peter (van der
Faes), nach van Dyck .
Lenbach, Franz v. .
Leonhardi. August Eduard .
Lessing, Karl Friedrich
Leyden, Lukas van, Art des
Leypold. Carl Julius von .
Liberi, Pietro ....
Licenciado. el . . . .
Liebermann. Max
Lichtenheld. Wilhelm .
Licinio. Bernardino (da Por-
denone) . . . . .
Licinio, Giovanni Antonio da
Pordenone) ....
Lier. Adolf
Liljefors. Bruno ....
Limborch, Hendrik van
Lin, Herrn, van (Stilheid) .
Lingelbach. Johannes .
Seite
Seite
252
Liotard, Jean-Etienne .
854
768
Lippi. Filippino. Schule des
36
141
Lissandrino (Alessandro
213
Magnasco) ....
210
213
Lisse, Dirk van der
432
106
Livensz (Lievens), Jan .
511
244
Longhi, Barbara ....
70
755
Longhi, Pietro ....
197
855
517
229
Lqo, Jean Baptiste van
250
241
Looten, Jan van
521
830
Lorrain, le (Claude Gellee)
237
573
— nach ihm ....
238
754
Loth. Joh. Karl (Carlotto)
650
773
Lotto, Lorenzo ....
98
739
— Art des
98
797
— nach ihm ....
99
431
Lucchese. il (Pietro Ricchi)
Luciani , Sebastiano (del
149
341
Piombo). nach ihm . ■.
65
766
Luckx od. Luyx. Carstian,
727
David Teniers d. j. und
806
Nik. v. Veerendael .
355
280
Ludwig, Karl ....
792
715
Lührig, H. F. Georg .
750
18*4
Lundens. Gerrit ....
528
217
Lutero, Giovanni di (Dosso
795
Dossi)
72
764
— seine Schule ...
74
Luti. Benedetto ....
181
100
Luyx oder Luckx. Carstian
David Teniers d. j. und
100
Nik. v. Yeerendal
355
765
Lys, Jan, gen. Pan
593
829
437
M
416
Maas, A. v. (angehlich) .
535
529
Mabuse rj.Gossaert'h nach ihm
263
Register
937
Seite
Macip, Vicente Juan (Juan
de Juanes) . . . . 216
Maes, Nicolas . . . .534
— angeblich derselbe . .535
Maffei, Guido von . . .768
Magnasco, Alessandro (Lis-
sandrino) . . . . .210
Makart, Hans .... 802
Maler, Hans, von Ulm . 616
Mantegna, Andrea . . . 46
Manyoki, Adam . . . .662
Maratti (Maratta), Carlo . 162
— Carlo, angeblich, u. Carlo
dai Fiori (Distelblum) . 163
Marescalco, Pietro (Lo Spada) 126
Marise, Meister des Todes . 266
— Art des . . . . . 639
Marienhof, A. . . . . 420
Marinus van Romerswale
(Reymerswaelen) . . .269
Maron, Therese Concordia,
geb. Mengs (Pastelle) . 859
— (Miniaturen) . ' . .872
Marseus, Otto, van Schrieck,
genannt Snuffelaer . .522
Massys,Quinten, Werkstatt des 262
Matthisen, Broder .
647
Matthäi, Friedrich .
700
Max, Gabriel ....
770
Mazzolini, Ludovico
71
Mazzuoli, Francesco (il Par-
meggianino) . V ...
84
— nach ihm ....
84
— seine Schule
86
Mazzuoli, Girol. (Bedolo)
86
Mediz, Karl . . . *- - .
750
Meer, Jan van der (Ver-
meer), van Delft . . .
427
Meer, Jan van der, van
Haarlem, der ältere .
Meer, Jan van der, van
Haarlem, der jüngere
(de jonghe) . . . .
Meiren, Jan Baptist van der
Meissner, Adolf Ernst .
Meister des Amsterdamer
Kabinett
Meister des Dresdener Trip-
tychons . . .
Meister des Hausbuchs . .
Meister des Todes Mariae .
— Art des
Meister der Weltzerbildnisse
Melchers, Gari .
Meldolla (Medolla). Andr.
(Schiavone) . .
Memling, Hans, nach ihm
— Werkstatt oder Schule
desselben ....
Mengs, Anton Raphael .
— derselbe nach Raph.
— desselben Pastelle .
— desselben Miniaturen
Mengs, Ismael . . .
— desselben Miniaturen
Mengs (Maron), Therese
Pastelle . . . .
— derselben Miniaturen
Menzel, Adolf . . .
Merisi (Amerighi , Ame-
rigi), Michelangelo da
Caravaggio ....
— Schüler und Nachahmer
desselben
Messina, Antonello da .
Metsu, Gabriel . .
Seite-
450-
492
366-
76s
601
264
601
266.
639
616
825
123-
261
262
■682
63-
856
s?1
668
869-
'859'
872'
788
156-
157
46
560'
938
Register
Seite
Metsu, angeblich . . .562
Meulen, Adam Frans van der 363
— nach ihm .... 364
Meunier, Constantin . .829
Meyer, Claus . . . .782
Meyerheim, Paul . . .793
Meytens, Mart. von (Miniatur) 869
Michau, Theobald . . .381
Michel Angelo Buonarroti,
nach ihm 55
Miel. Jan 593
Mierevclt, Michiel Janszoon 421
— Schüler und Nachfolger
desselben 422
Miere velt, Pieter . . .423
Mieris, Frans van, d. ä. .562
— nach ihm .... 566
Mieris, Willem van . .569
Migliori, Francesco . .193
Mignon, Abraham . . .653
Milanese il (P. F. Cittadini) 150
Millet, Francois (Fran-
cisque) 243
Minderhout, Hendrik van . 377
Miniaturbilder .... 862
Miniaturmaler des XVIII.
Jahrb., unbestimmte . 873
Miniaturmaler des XIX.
Jahrh., unbestimmte 884 894
Mirandolese, il (Pietro Pal-
tronieri) 155
Modersohn, Fr. Wilh. Heinr.
Otto 818
Möller, Andreas . . . .663
Moeyaert, Nicolaes Cornelisz 498
Mola, Pier Francesco . .149
— angeblich derselbe . .149
Molanus, Mattheus . . .573
Molenaer. Jan Mieusze
Molinari, Antonio .
Molinari, Giovanni Battista
Moll, Karl
Momper, Josse (Joos, Joost,
Jodocus) de . . . .
Monogrammist, unbekannter,
von 1638 . . . .
Moutalti (Ginseppe oder
Stefano Danedi) .
Moor, Karel de, d. j., angebl.
Mor (Moro), Autoon
Morales, Luis de (el Divino)
Morando, Paolo (il Cavazzola)
Moretta da Brescia il
(Alessandro Bonvicino),
nach ihm
Mostert. Jan (Waagen's) .
Moucheron, Frederik de, d. ä.
— Frederik, Schule des .
Moucheron. Isack de
Moya, Pedro de, angeblich
Mulier, Pieter d. ä.
Mulier, Pieter (Cavaliere
Tempesta) ....
Munkacsy, Michael .
Murillo. Bart. Est. . .
— nach ihm ....
Mühlig, Meno ....
Müller, Karl Wilhelm . .
Müller, Heinrich Eduard .
Müller, Moritz (Steinla)
Müller, Moritz ....
Müller-Breslau, Georg .
Müller, Richard ....
Mytens, David ....
Mytens, Isack (angeblich) .
Mytens, Mart. von (Miniatur)
Seite
451
189
187
805
291
345
209
569
282
216
101
103
278
536
538
227
445
487
804
227
229
722
735
723
705
727
743
749
429
429
869
Register
939
Seite
N
Naecke (Naeke), Gustav
Heinrich 702
Naiwinx (Nouwjnx?), H. . 594
Naldini, Battista . .61
Nattier, Jan Marc . . .252
Nazari, Bartolo . . . .195
Neapolitaner, unb . , um 1 5 0 0 53
Neck. Jan van . . . .539
Nefs (Neefs), Lodowijk .384
Nefs (Neefs), Peter d. ä. . 382
Nefs (Neefs). Peter d. j. . 384
Neer, Aert van der . .500
Neer. Eglon Hendrik van der 544
Negri, Pietro . . . .194
Netscher, Kaspar . . .433
— nach ihm .... 436
Neyts (Nijts), Gillis . .374
Niederdeutscher, uubest.,
XVI. Jahrh. . . .639
Niederländer, unbestimmte.
XVI. Jahrh 277
Niederländer, uubest. (Mo-
nogrammist), um 1638 345
Niederländer, unbestimmte.
XVH. Jahrh. . . . 346
Nikkelen, Jan van . . .494
Nillet, Germain David . • . 823
Nogari, Giuseppe . . .196
— angeblich derselbe . .197
Nordgren, Axel . . . .757
Normann, Adelsteen . .761
Nouwjnx? (Naiwinx), H. .594
0
Oberdeutscher, unbest.,
XVI. Jahrh 617
Seite
Oberdeutscher (?) Meister um
1500 . . . . . .617
Oberdeutscher, unbest., um
1600 641
Oberitaliener, angeblicher.
XVI. Jahrh. . . . ' . 128
Oberitaliener, unbestimmte,
XVH. Jahrh. . . .214
Oberländer, Adolf Adam . 773
Ochtervelt, Jacob . . .584
Oechs, Job. Dom. . . .893
Oehme, Ernst Ferdinand . 706
Oehme. Ernst Erwin . .732
Oehmichen, Hugo . . .760
Oer, Theobald von . . .716
Oeser, Adam Friedrich . 682
Olde, Hans Wilhelm . .815
Olivier, Ferd. von . . .799
Oosterwyck, Maria van . 427
Oppermann, C 883
l'Orbetto (Aless. Turchi) . 182
Schule des . . .183
Orley. Barend van . . .268
Orizzonte (Jan Frans van
Bloemen) 380
Orrente. Pedro . . . .218
Ossenbeck. Jan oder Joost 583
Ostade, Adriaen van . .452
— nach ihm .... 454
— Nachahmer desselben . 454
Ostade, Isack van . . .477
Ourv. Jean Libert . . .733
Padovanino il (Aless. Varotari) 184
— Schule desselben .- . 184
Pagani, Paolo . . . .210
940
Register
Seite
Seite
Palamedesz, Ant, Art des .
424
Pignoni, Simone
180
Palaraedes, Palamedesz
Pinturricchio, il (Bernardino)
Stevaerts
425
di Betto Biagio .
41
Palma, Jacopo, il Vecchio .
05
Piombo, Sebastiano del
— seine Schule
97
(Luciani), nach ihm .
65
Palma, Jacopo, il Giovine .
116
Pippi. Giulio (Romano)
66
Palmezzano, Marco, da Forlij
Pitati, de' (Bonifaczio
angeblich ....
41
Veronese) . . 104 u
105
Paltonieri, Pietro (il Mirando-
Pittoni, Giovanni Battista .
1 93
lese)
155
Plazer, Johann Georg .
671
Pari (Jan Lys) . .
593
Plüddemann. Hermann .
751
Papperitz, Gust. Friedrich .
718
Pochmaun, Traug. Leberecht
697
Parmeggianino, il (Francesco
Poel, Egbert van der .
425
Mazzuoli)
84
Poelenburgh, Cörttelis van .
400
— nach ihm .
85
— Schüler desselben .
403
— seine Schule
86
Pohle, Friedrich Leon .
737
Pasqualino (Pasquale Kossi)
164
Polidoro Veneziano ( Lanzani)
106
Passarotti, Bartolommeo
69
Polydor (Job. Glauber) .
596
Pastellbilder
833
Ponte, Franc, da (Bassano)
125
Pater, Jean Baptiste Jos. .
253
Ponte, Jac. da (Bassano) .
117
Paudiss, Christoph .
646
— seine Werkstatt
118
Paula Ferg, Franz de .
666
Ponte, Leandro da i Bassano)
1 25
Pauwels, W. Ferdinand
731
Poorter, Willem de . . .
4 50
Peeters, Buonaventura .
373
Pordenone, Giov. Antonio da
Peeters, Gillis ....
372
(Sacchi, Regillo, Corticelli
Pellegrini, Pel legri no (Tibaldi)
69
Licinio)
100
Pencz (Penz), Georg
609
— angeblich derselbe .
1 00
Pereira, Vasco ....
217
Pordenone, Bernardino
Perugino, Pietro {Vanuccij,
Licinio da ....
100
Schule des ....
40
Porta, Giuseppe (Salviati) .
60
Peruzzi Baltasare, nach ihm
64
Portelli, Carlo ....
50
Pesarese, il (Simone Cantarini)
150
Pot, Hendrik ....
440
Peschel, Karl Gottlieb .
707
Potasch, angeblich .
597
Pesellino, Richtung .
32
Potter. Paulus ....
530
Pesne, Antoine ....
24!)
530
Piazetta, Giovanni Batt.
192
Pourbus, Frans, d. ä. .
276
Pietro, Sano di .
38
Pourbus, Frans, d. ä., Art des
276
Pietschmann, E. Max .
746
Pourbus, Pieter. Art des .
269
Register
941
Seite
Pourbus. All der . . .276
Poussin, Gaspard (Gaspard
Dugbet) . . . . .238
Poussin, Gaspard. Schüler
und Nachahmer desselb. 239
Poussin, Nicolas . . .233
— Schüler und Nachahmer
desselben 235
Pozzo, Andrea . . . .164
Prell. Hermann .... 743
Preller, Friedr., der ältere . 814
Preller, Friedr., der jüngere 735
Presto, Fa (Luca Giordano) 172
Preti, Mattia (il Cavaliere
Calabrese) . . . .169
Previtali, Andrea (di Bergamo) . 50
Procaccini, Camillo . . .208
Procaccini, Giulio Cesare . 208
— aus seiner Schule . .208
Pröll- Heuer, Max Heinrich
Eduard 713
Putz, Leo 786
Putz, Ludwig . . . .785
Puvis de Chavannes. P. C. 822
Puyroche, Elise, geborene
Vagner 823
Q
Querfurt, August . . .668
K
Ptabending, Fritz . . .812
Raeburn, Sir Henry . .257
Raibolini, Franc. (Francia) . 45
Eaibolini, Giac. (Francia) . 45
Ramelli, Feiice . . . .864
Eamenghi , Bartolommeo
(Bagnacavallo) . . . 68
Seite
Raphael Santi von Urbiao . 62
— nach ihm von Dionysius
Calvaert 63
— nach ihm von G. B.
Casanova 63
— nach ihm von unbekannten
Meistern 64
Raphaelische Tapeten . . 900
Rasmussen, G. Anton . .760
Raupp, Karl . . . .767
Ravesteyn, Jan van, ang. . 428
Rayski, Ferdinand von . .715
Regillo. Giovanni Antonio
(da Pordenone) . . .100
— angeblich . . . .100
Reichenbach, Woldemar, Graf
von 739
Reiner, Wenzel Lorenz . .666
Reinhold, Bernhard . . .724
Reiniger, Otto . . . .813
Rembrandt, Harmensz vanRijn 501
— nach ihm .... 508
— nach ihm von W. Poorter 451
— unbest. Schüler desselb. 508
— unbest. Meister unter
seinem Einflüsse . . .509
Reni, Guido 134
— nach ihm . . . .137
Reni, Guido (Pastell) . .833
Retzsch, Friedr. Moritz Aug. 892
Reynolds, Sir Joshua . .257
Ribalta, Juan de, angebl. . 224
Ribera, Jusepe de (lo Spag-
noletto) 219
— Schüler und Nachahmer
desselben 223
Ricchi. Pietro (il Luchese) 149
Ricci, Sebastiano . . .188
942
Register
Ricci, Marco
Richter, Adolf ....
Richter, Adrian Ludwig
Richter, August ....
Richter, Caroline Therese .
Ridolfi, Claudio ....
Riefstahl, Wilhelm Ludwig
Friedrich
Riemerschmid, Richard .
Rigaud, Hyacinthe .
Rijn, Rembrandt Harmensz
van
— nach ihm ....
— unbestimmte Schüler
desselben
— unbestimmte Meister
unter seinem Einflüsse .
Rijsbrack, Peter ....
Ring, Pieter de ... .
Ritscher, Gottlob Moritz
Ritter, Wilhelm Georg . .
Robert, Felicitas, geboren
Tassaert .
Roberti, Ercole .
— nach ihm
Roberti. Domenico
— Art desselben
Robusti, Domenico
Robusti, Jacopo (il Tintoretto)
— dessen Werkstatt .
— ■ nach ihm ....
Roelas, Juan de las
Roepel, Coenraet
Roessler (Rösler), Joh. Karl
Röting, Julius ....
Roger van der Weyden .
Rokes (Hendrik Martensz
Sorgh)
Seite
190
753
708
708
700
126
807
785
245
501
508
508
509
380
557
730
740
861
43
44
167
167
126
120
122
122
217
436
699
754
260
582
Seite
Romano, Giulio (Pippi) . 66
Rombouts, Gillis (Jillis) . 484
Rombouts, Salomon . . . 485
Romers waal, Marinus van . 269
Romeyn, Willem . . .489
Roos, Johann Heinrich . .648
— angeblich derselbe . . 649
Roos, Johann Melchior . .659
Roos. Joseph . . . .683
Roos, Philipp Peter (Rosa
di Tivoli) 657
Rosa, Salvator. angeblich . 170
— Schule des . . . .171
Rosa di Tivoli (Philipp Peter
Roos) 657
Rosenf eider, Karl Ludwig
Julius 7S7
Rossi, Francesco de' (Salviati) 60
Rossi, Pasquale (Pasqualino) 164
Rotari, Pietro, Graf . .197
Rotermund, Julius Wilhelm
Ludwig 728
Rottenhammer, Johann . .640
Rubens, Peter Paul . .312
— Werkstatt desselben . 319
— nach ihm .... 322
— Schüler und Nachahmer
desselben 327
Rudow. Gustav Ludwig . 741
Rugendas, Georg Philipp . 660
Ruijsdael, Salomon van . 447
Ruisdael, Jacob van . .479
— angeblich derselbe . .483
— nach ihm .... 484
Ruthart, Karl . . . .651
Ruths, Joh. Georg Valentin 817
Ruysch, Rachel . . . .549
Ryckaert. David, d. j. . . 356
Register
943
Seite
Ryn, Rembrandt Harmensz
van (siehe unter Rijn) . 501
Rysbrack, Peter . . . .380
s
70
Sabbatini, Lorenzo .
Sacchi, Giovanni Antonio
de' (da Pordenone) .
Saftleven (Zachtleven),
Cornelis ....
Saft-Leven (Zachtleven),
Herman ....
Saiter, Daniel
Salvi, Giovanni Battista
(Sassoferato) .
Salviati, Francesco (de' Rossi)
Salviati, Giuseppe (Porta)
Sammacchini, Orazio
Sammet-Brueghel (Jan
Breughel d. ä.) .
— Schüler und Nachahmer
desselben
Sandreuter, Hans
Sano di Pietro .
Santa Croce, Girolamo da
Santi, Raphael, von Urbino
— nach ihm von Dionysius
Calvaert 63
— nach ihm von G. B.
Casanova 63
— nach ihm von unbe-
kannten Meistern . . 64
Sart, Cornelis du . . .493
Sarto, Andrea del (Angeli,
d'Angelo) 56
— nach ihm .... 57
100
579
412
656
161
60
60
69
293
297
828
40
48
62
Seite
Sartori, Felicitas Hoffmann,
geborene 866
Sassoferrato (Giovanni
Battista Salvi) . . .161
Savery, Roelant . . . .304
Savoye, Daniel de . 244
Scarsella, Ippolito (Scarsellino) 7 8-
Schalcken, Godfried . . .572
Schaubroeck, Peter . . .301
— Art des 301
Schenau, Joh. Elias . . . 684
Schedoni, Bartolommeo . . 87
Schenker, Jaeques Matth. . 742
Schiavone, Andrea (Meldolla) 123
Schick, Karl Fr. ' . . .807
Schidone, Bartolommeo . . 87
Schietzold, August Robert
Rudolf 771
Schindler, Osmar . . .749
Schleich, Eduard . . .763
Schmidt, Johann Heinrich . 859
Schnorr von Carolsfeld,
Julius 705
Schnorr von Carolsfeld,
Ludwig Ferdinand .
Schön, Friedrich Wilhelm .
Schönau, Joh. Elias
Schönfeldt, Johann Heinr.
— angeblich derselbe .
Schönherr, Karl Gottlob
Schönleber, Gustav .
Scholtz, Julius ....
Schoorle (Jan van Scorel) .
Schoubroeck, Peter .
— Art des
Schramm - Zittau, Rudolf
Schrieck. 0. Marseus van
Schroeter, Bernhard .
799
765
684
644
645
725
811
726
281
301
301
787
522
740-
•944
Register
Seite
Schlich, Karl .
805
Schlich, Werner Wilhelm
772
Schurig, Karl Wilhelm
720
Schuster, Ludw. Albrecht .
724
Schwäbischer Meister A. B.
615
Schwarz, Christoph .
640
Scorel, Jan van (Schoorle) .
281
Screta, Karl
642
Seemann, Enoch
256
Seghers, Daniel .
388
— Nachahmer desselben .
390
Seibold, Christian
669
Seiler, Carl Wilh. Ant. .
774
Seiter (Saiter), Daniel .
656
Seybold, Christian .
669
Sevdel, Gustav Eduard .
754
Sienesen, unbestimmte,
XIV. Jahrhundert
38
Sienesen, unbestimmte,
XV. Jahrhundert
39
Sienese, unbestimmter,
XVI. Jahrhundert
62
Signorelli, Lucca
40
Silvestre, Louis de
,
247
Simonson, David
. . .
732
Sirani, Elisabetta
, .
151
Skarbina, Franz .
. ,
794
Skreta, Karl .
. .
642
Smout, Lucas, d. j.
380
Slevugt, Max
, .
785
Sliugeland, Pieter van .
568
— Art desselben .
569
Suayers, Peter . . . .
361
Snyders, Frans .
385
— nach ihm . .
387
— Nachahmer desselben .
388
Sohn. Wilhelm .
757
Sole, Giov. Giuseppe
dal
152
Seite
Solimeua, Francesco
(1' Abbat» Ciccio) . . .177
— nach ihm . . . .179
— Schule des ... . 179
Son, Joris van . . . .394
Sorgh, Hendrik Martensz
(Rokes) 582
Spada, Lo (Pietro Marescalco) 126
Spada, Leonello . . . .137
Spagnoletto, Lo (Jusepe de
Ribera) 219
— Schüler und Nachahmer
desselben 223
Spagnuolo, Lo, di Bologna
(Giuseppe Maria Crespi) . 153
Spanier, augebliche, XV11.
Jahrhundert . . . .230
Spanier, unbestimmte,
XVI. Jahrhundert . .218
Spanier, unbestimmte,
XVII. Jahrhundert . . 230
Sperling, Johann Christian 668
Spitzweg, Karl . . . .763
Ssotnowsky, Ritter, von
Zaworzic (Karl Skreta) . 642
Stadler, Toni . . . .780
Stalbemt, Adriaan van . .307
Standaard (Peter v. Bloemen) 364
Stanzioni, Massimo . . .168
Steeu, Jan 557
Steenwijck, Hendrick van,
der jüngere . . . .382
Steffan, Johann Gottfried . 764
Steinhausen, Wilhelm . .809
Steinla (Moritz Müller gen.) 705
Sterl, Robert 747
Stevaerts , Antonie Pala-
medesz, Art des . . .424
Register
945
Seite
•Stevaerts, Palamedes . .425
Stilheid (Herrn, van Lin) . 416
Stöcklin, Chr 689
Stomme, de van Kämpen
(Hendrik Avercamp) . .589
Btoom, Mattheus . . .596
stoop, Cornelis, angebl. . 411
•Stoop, Dirk (van der Stoop) 411
Storek, Abraham . . .545
•itooter, Cornelis . . .556
•Stremel, Max Arthur Ferd. 745
strobentz, Fritz . . . .781
strozzi, Bernardo (il Prete
Genovese) . . . .211
strudel, Peter (von Struden-
dorff) 659
stuck, Franz von . . .784
iturtzkopf, Franz . . .815
subleyras, Pierre . . . 253
kistermans, Art desselben . 332
üwanevelt, Herman, van . 594
T
ramm, Franz Werner
(Dapper) 658
Capeten, gewebte . . .898
Cassaert, Felicitas Robert,
geborene 8C1
rempesta, il Cavaliere
(Pieter Mulier) . . .487
PenierSj Abraham . . .359
Ceniers, David, d. ä. . .346
Ceniers, David, d. j. . . 348
— nach ihm .... 354
reniers, David, d. j., Schüler
und Nachahmer desselb. 355
Teniers, David, d. j., Nikol.
van Verendael und Cars-
tyan Lujx ....
Ter Borch, Gerard .
Theotocopuli, Domenico
(il Greco)
Thedy, Max . . .
Thiele. Job. Alexander
Thiele, Julius Arthur
Thoma, Hans
Thomas, Karl Gust. Adolf .
Tiarini, Alessandro .
Tibaldi, Pellegrino .
Tiepolo, Giovanni Dom.
Tilborch, Aegidius, od. Gillis
Tilius, Johannes
Tintoretto (Domenico) .
Tintoretto, il (Jacopo
Robusti)
— dessen Werkstatt .
— nach ihm ....
Tischbein, Joh. Friedr. Aug.
Tisi, Benvenuto (Garofalo) .
— Schule desselben
Tivoli, Rosa di (Philipp Roos)
Tiziano Vecelli da Cadore .
— nach ihm ....
Todes Mariae, Meister des .
— Art des
Törmer, Benno Friedrich .
Toi, Dominicus van
Tom Dieck, Aug. Christ.
Hermann
Toorenvliet, Jacob .
Torre, Flaminio ....
Toscaner, unbestimmter,
X1TL Jahrhandert .
Tour, Maurice Quentin de la
60
Seite
355
589
123
816
665
736
808
733
137
69
207
359
436
126
120
122
122
691
74
77
657
88
91
266
639
712
566
732
567
148
37
855
94ö
Register
Trevisaui, Francesco
Treviso d. j., Girolamo da .
Triva, Antonio .
Troy, Franeois de .
Trübner, Wilhelm .
Tura, Cosimo .
Turchi Alessandro
(l'Orbetto) . . . .
— Schule des ...
Seite
164
102
151
244
810
42
182
183
u
(Bac-
Ubertini, Francesco
chiacca)
Uden, Lucas van
Uhde, Fritz von
Ulft, Jacob van der
Uitenwael, Joachim Antonisz
Unger, C. Fr. Haus
Utenwael
Utrecht (Uytrecht),
Adriaen van ....
V
V. F. (Monogrammist) .
Vaccaro, Andrea
Vaillant, Wallerand
Valdes, Leal, Juan de .
Valentin, le
Valckenborch, Martin van .
Van Loo, Jacob
Van Loo, Jean Baptiste .
Vanni, Francesco
Vanucci, Pietro (il Peru-
gino), Schule des
Varotari, Alessandro (il Pa-
dovanino)
— Schule desselben
58
369
776
595
286
749
286
390
236
169
398
229
232
275
517
250
61
40
184
184
Seite
Vasari, Giorgio . . . . 59
Vautier, Benjamin . . .757
Vecchia, Pietro dclla . .185
Vecchio, Palma Jacopo . . 95
— dessen Schule . . . 97
Vecelli, Tiziano (da Cadore) 88
— nach ihm . . . . 81
Veerendael, Nicolaas van . 397
— Nik. David Teniers d. j.
und C. Luyx .... 355
Veläzquez, Diego de Silva . 225
Velde, Adriaen van de . .539
— Willem van de, d. j. . 536
Veneto, Bartolommeo . .101
Venezianer, unbestimmter.
um 1500 . . . .' 53
Venezianer, unbestimmte,
XVI. Jahrh. . . 107 u. 127
Venezianer, unbestimmte,
XVIII. Jahrh. . . .207
Veneziano, Bonifaizo . .106
— Polidoro (Lanzani) . .106
Venus, August Leopold . 738
Verboom, Adriaen H. . .531
Vereist, Pieter . . . .432
Verendael, Nikolaas van . 397
— Nik. van, Dav. Teniers
and C. Luyx .... 355
Verkolje, Johannes . . . 545
Verkolje, Nikolas . . .550
Vermeer, Jan, van Delft . 427
Vermeer, Jan (van der Meer),
v. Haarlem d. ä. . .450
Vermeer, Jan (van der Meer),
v. Haarlem d. j. . .492
Vernet, Claude Joseph . .254
— angeblich .... 254
Veronese, Bonifazio, d. ä. . 104
Kegister
947
Seite
Veronese, Bonifazio, d. j. .
105
Veronese, Paolo (Caliari) .
109
— nach ihm ....
113
— Paolo, seine Erben
(Heredes Paoli) .
114
— seine Schule
115
Verschuring, Hendrik .
416
Verfangen, Daniel .
404
Viani, Dom. Maria .
155
Victor, Jacomo . . . .
524
Victors, Jan
523
Vinnen, Carl . . . .
818
Vinck-Boons, David .
306
Viviano - Codagora
161
Vlämischer Meister, unbe-
stimmter, um 1491
265
Vlämische Meister , unbe-
bestimmte, um 1500
265
— unbestimmte des XVH.
Jahrhunderts . . . .
311
Vlämischer Meister, unbek.,
um 1638 . . . .
346
Vlämische Schule, um 1650
358
Vlämischer Schlachtenmaler,
unbestimmt., XVDI. Jahrh.
370
Vlämische Landschafter, un-
bestimmte, XVII. Jahr-
hundert . . . .383
384
Vlieger, Simon de .
499
— angeblich derselbe .
500
Vogel, Christ. Leberecht .
693
Vogeler, Johann Heinrich .
819
Vogel von Vogelstein, Karl
703
Vois, Arie de ...
559
Voltz, Friedrich Johann
764
Vonck, Jan
532
— angeblich Vonck
533
Voort, Cornelis van der
494
Seite
Vorstermans, Jan, augeblich 419
Vos, Märten de, angeblich 272
Vos, Pauwel de . . . .388
Vouet, Simon . . . .231
Vranx, Adriaan, angeblich . 310
Vriendt, Frans de (Floris) 270
Vries, Abraham de . . .497
Vroom, Cornelis . . . .446
Vroom, Mattheus, angeblich 363
W
Wagner, Maria Dorothea,
geb. Dietrich . . . .682
Wagner, Elise Puyroche, ge-
borene 823
Walch, Jacob (Barbari) . 49
Walch, Johann . . . .882
Waldmüller, Ferdinand Georg 800
Watteau, Antoine . . 25
Wauters. Emile . . . .856
Weber, Anton . . . .732
Weenix, Giovanni Battista 526
— vielleicht derselbe . .526
Weenix, Jan 542
— Nachahmer desselben . 544
Wegener, Joh. Friedrich
Wilhelm 718
Wehme, Zacharias . . .638
Weiser, Joseph Emanuel . 775
Weishaupt, Victor . . .778
Weller, David Friedrich .860
Weltzerbildnisse, Meister der 616
Wendler, Friedrich Moritz . 719
Wenglein, Josef . . . .773
Werff, Adrian van der. . 585
Werff, Pieter van der . .588
Weser, Ernst Christ. 876 u. 895
Weyden, Roger van der . 260
60*
948
Register
Seite
Wichmann, Adolph Friedrich
Georg 720
Wiebke, Barthold . . .597
Wier usz-Ko walski, Alfred von 779
Wilberg, Christian . . .792
Wildens, Jan . . . .368
Wilkens August . . . .748
Willaerts, Adam . . .306
Willmann, Michael . . .647
Winberg, M 884
Wislicenus, Hermann . .755
Wit, Jacob de . . . .551
Wolfvoet, Victor .... 345
Wouwerman, Philips . .457
— nach ihm . . . .471
Wttewael (Uitenwael).
Joachim Antonisz . .286
Wyck, Thomas .... 455
Wynants, Jan . . . .478
Seite
Wynants, Jan, angeblich . 478
Wytmans, Mathens . . . 420
z
Zampieri, Domenico (il Do-
menichino) . . . .141
— Schule desselben . .142
Zeeman, Enoch . . . .256
Zeeuw, van (Marinus van
Romerswal) . . . .269
Zeisig, Joh Eleaz. . . . 684
Zelotti, Battista (?) . . . 109
Zimmermann, Aug. Albert 800
Zimmermann, Aug. Rieh. . 765
Zimmermann, Aug. Robert 765
Zimmermann, Ernst K. Gr. 780
Zügel, Heinrich
. 780
Zurbaran. Francisco de .225
Zwintscher, Oskar . . .747
sa