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der
im ^^ermaiiisrlirii ^liiseiim vorliancleiieii ziiin AÜMlnickc
bestiiiimtcn geschiiitteiieii
Holzstöcke
vom
XV.— XVm. Jalirhuuderte.
Mit Ab(]i'ückon von solchen.
Erster Teil.
XV. und XVI. Jahrhundert.
Nürnberg,
Verlag- des gerniaiiis(dieii Museums.
1892.
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I
der
im germaiiisclieu illuseiim yorliandeiieii zum Abdrucke
bestimmteu geschnittenen
Holzstöcke
vom
XV.— XVIII. Jaluimiiderte.
Mit Abdrücken von solchen.
Erster Teil.
XV. und XVI. Jahrhundert.
Nürnberg,
Verlag des germanischen Museums.
1892.
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in 2013
IJ, E. Sebald, Nürnberg
http://archive.org/details/kataloggermanOQgerm
Vorwort.
as germanische MuGeuiu besals in frühester Zeit schon einige, jedoch nur wenige
Stücke geschnittener Holzstöcke. Mit der Frhrl. v. Scheurlschen Fauiiliensamm-
luiig kamen 1866 einige weitere hochinteressante Stücke dahin. Eine Reihe solcher
aus dem ib. Jahrhunderte, der schwäbischen Schule angehörig, kam 1872 mit der Sammlung
des jetzt verstorbenen Oberstudienrats Dr. Hal'sler in Ulm zu uns. Eine gröfsere Partie, eine
grofse Kiste füllend, erhielten wir von der Jos. Köselschen Buchdruckerei und Yerlagshandlung
in Kempten als freundliches Geschenk. Als die verschiedenen bayerischen Archive veranlafst
wurden, was sie an Kunstschätzen besafsen, an das bayerische 2sationalmuseum in München
einzusenden, wurden u. a. von jSürnberg aus eine Anzahl Holzstöcke eingesendet. Diese
dienten den dortigen Zwecken nicht und auf Veranlassung der Direktion jenes Museums wur-
den sie, nachdem sie einige Jahre in Kisten gelegen und wir uns zur Übernahme bereit
erklärt haben, uns überlassen. Es sind vorzugsweise Nürnbergische des 16. Jahrhunderts,
welche im Besitze des Rates waren und zu oftiziellen Veröffentlichungen gedient hatten.
Eine andere Kcihe Nürnbergischer Holzstöcke, insbesondere solche, die zu einem Geschlechts-
oder Wappenbuche gedient hatten, befand sich noch im Besitze des Magistrates und kam
mit den städtischen Kunstsammlungen in unser Museum. Eine grofse Reihe von Holz-
stöcken erhielten wir als freundliches Geschenk der Heerdegenschen Familie aus dem Nach-
lasse der 1874 verstorbenen Privatiere Goldbeck, in deren Hause in der Karolinenstrasse
sie sich befanden. Es sind offenbar die Vorräte einer alten Buchdruckerei, da es vorzugsweise
initialen und Randverzierungen sind, darunter jene in Flötner-Neudöriferschem Geschmacke.
Es befanden sich darunter auch eine Anzahl Gliches aus Letternmetall , die etwa der Mitte
des 16. Jahrhunderts entstammen. Sie hatten sich im Hause No. 27 der Karolinenstrafse er-
halten, in welchem früher eine Druckerei betrieben worden sein soll. Eine Reihe alter Holz-
stöcke des 17. und 18. Jahrhunderts erhielten wir 1877 vom Buchdruckereibesitzer Tümmel
in Nürnberg, andere 1873 von dem Litteraten H. Gradl in Eger, 1877 von dem Buchhand-
lungsgehilfen K. Renner in Prag u. A.
Eine Anzahl Holzstöcke hatte merkantilen Zwecken gedient. Sie waren dazu bestimjnt,
Emballagepapiere damit zu bedrucken, viele darunter insbesondere für Tabakfabriken, um deren
Erzeugnisse zu umhüllen. Ein Teil solcher war in dem Köselschen Geschenke enthalten,
ein Teil in dem Goldbeckschen. Wir bekamen solche aber auch vereinzelt von mehreren
Seiten, zulej-zt ein Kistchen von der Tabakfabrik Engelhardt & Schmidt in Nürnberg. Des-
gleichen fanden sich auch einige Holzstöcke aus Spielkartenfabriken ein.
So ist nach und nach eine Sammlung entstanden, die ganz beträchtlich in Bezug auf
die Anzahl und wichtig durch manches schöne Stück ist. Es sind neben den Stöcken von
Einzelbiättern, welche kunstgeschichtliche Bedeutung haben und teilweise zu den Schätzen
der Kabinette zählen, Illustrationen von Büchern vorhanden, dann reicher Schmuck des
Druckes und der Titelblätter vieler Bücher. Endlich der äufseren Ausstattung der Waren
verschiedenster Art zum Versandte in alle Weltteile dienende, freilich nicht erste Kunstwerke,
die aber doch in kulturgeschichtlicher Beziehung vielsoitiijes Interesse bieten.
_ 4 —
Zur Würdigung des Inhaltes und der künstlerischen Bedeutung liefse sich recht vieles
sagen; aber das alles gehört zur Geschichte des Holzschnittes; die Abbildungen, mit denen
wir nicht zu kargen brauchen, sowie die Aufzählung wird den Freunden des Holzschnittes
manchen alten Bekannten vor Augen führen und Mancher wird sich freuen, zu erfahren,
dafs der Stock zu diesem und jenem schönen Blatte noch erhalten ist und sich bei uns
befindet. Die Abdrücke der gröfseren Holzstöcke, deren Wiederabdi'uck wünschenswert ist,
werden wir in einem besonderen Atlas, vielleicht jedoch erst mit dem zweiten Teile dieses
Kataloges geben.
Im allgemeinen ist es überraschend, wie die Stöcke, die doch schon so manchen Ab-
druck ausgehalten haben und so oft in der Presse waren, noch scharf und wolerhalten
sind, wie verhältnismäfsig wenig von den in Langholz geschnittenen Platten in teilweise
beträchtlicher Gröl'se weggebrochen ist. Manche freilich sind mangelhaft aufbewahrt worden
und sind teilweise vom Wurme sogar stark benagt und dann meist brüchig.
Die frühen Gliches, welche wir besitzen, haben stets ein gewisses Interesse bei den
Besuchern Avachgerufen. Sie sind schon in derselben Weise hergestellt, wie dies bis zur An-
wendung der Galvanoplastik allgemein noch geschah, teilweise selbst heute noch geschieht.
Es sind unten glatte, aber ungleich dicke Platten aus Letternmetall, auf denen sich die abzu-
druckenden Linien gerade so hoch erheben, wie beim Holzschnitte die stehen gebliebenen
Linien über den dazwischen nicht ganz ebenen Grund sich erheben. Es ist also eine Form
über den Holzschnitt gemacht und in dieselbe das Metall gegossen worden. Die Platte hat so-
dann an leeren Stellen mehrere Löcher erhalten, in welche Nägel getrieben wurden, die sie
auf einem Holzstocke befestigten. Unsere Gliches sind indessen nicht die ältesten, welche
zur Verwendung gekommen sind. Solche waren vielmehr schon im 15. Jahrhunderte bekannt
und es kann ja gar nichts auffallendes darin liegen, dafs man, nachdem ja die Lettern selbst
durch Gufs in eine Form gefertigt wurden, die über eine Matrize hergestellt ist, auch gröfsere
Stücke, zunächst Initialen, aber auch ganze Bilder, in solcher Weise herstellte. Aus welchem
Materiale die Form über den Originalstock im 15. und 16. Jahrhundert gebildet wurde, ist
nicht nachzuweisen. Es dürfte Formsand oder Gips gewesen sein. An Schärfe lassen jene
Zeichnungen, welche von Gliches abgedruckt sein müssen, so wenig zu wünschen übrig, als
unsere alten Gliches selbst. Aber offenbar zeitweise mit geringer Sorgfalt behandelt, haben
letztere durch Oxydation stark gelitten und sind teilweise recht zerfressen.
Der Sammlung der alten Originalholzstöcke des germanischen Museums liegt nicht, wie
den anderen Abteilungen der Sammlungen , irgend ein bestimmter Plan zu Grunde, der für
ihre Anlage festgestellt worden und für ihre Vervollständigung und Ausbildung mafsgebend
gewesen wäre. Sie ist vielmehr lediglich auf das angewiesen, was ihr der Zufall brachte. Ein
grofser Vorzug dieser Sammlung ist, dafs sie dem Museum beinahe gar nichts gekostet hat.
Wenn schon wir nicht beabsichtigen, weiter gehende Beiträge zur Geschichte des
Holzschnittes zu geben, so gibt doch manche der folgenden Einzelstöcke oder manche Gruppe
derselben Anlafs zu Bemerkungen, insbesondere Avenn es gelungen ist, die Bücher festzu-
stellen, bei welchem die Stöcke Verwendung gefunden haben.
Von den vorliegenden Holzstöcken waren nur einige katalogisiert; das folgende
Verzeichnis, wie die begleitenden Worte rühren daher fast ohne Ausnahme vom Direktor
Hans Bosch her.
Nürnberg, 1891. A. v. Essenwein.
I. 15. Jahrhundert.
Di
ie alten Originalholzsclinitte unserer Sammlung beginnen mit dem 14. Jabr-
bujiderte, Originalholzstöcke aus dieser allerfrühesten Zeit des Holzschnittes, dessen Ausbrei-
tung wol auch mit der Einführung der Papierfabrikation in Deutschland enge zusammenhängt,
finden sich im Museum aber nicht. Die ältesten Holzstöcke der Sammlung gehören etwa der
Mitte des lo. Jahrhunderts an; sie sind alle mit der Hafslerschen Sammlung in das Museum
gekommen und stammen sämtlich aus dem Kloster Söflingen nächst Ulm. welches seinen
Bedarf an Heiligen- und Andachtsbildern mittelst derselben selbst herstellte. Die Holz-
stöcke gehören also der schwäbischen Schule an und sind wol in dem nahe gelegenen Ulm
geschnitten worden, wo nach Hafsler^) schon frühzeitig Formschneider und Briefmaler thätig
waren, 1434 ein Briefmaler Hans Wächter erwähnt wird und 1466 sogar Kartenmodcl zum
Müusterbaue geschenkt wurden. Die Bildschnitzer, die Hafsler anführt, sind nicht als Form-
schneider, sondern als Holzbildhauer zu betrachten.
Die nachfolgend beschi'iebenen Holzstöcke sind mit dem Messer in Langholz meist
sehr tief, oft viel tiefer geschnitten, als notwendio- Avar und zwar, was bei der Schwierigkeit
des Schnittes mit dem Messer in Langholz besonders anzuerkennen ist, mit einer erstaun-
lichen Sicherheit. Manche der Holzstöcke sind, um Holz zu sparen, auf beiden Seiten ge-
schnitten, einzelne gleichzeitig, andere auf der Rückseite erst nach Jahrzehnten, als vielleicht
die erstere Darstellung nicht mehr benötigt wurde, nicht mehr Mode war. Es geht dies
auch dai'aus hervor, dafs immer die ältere Seite eines Doppelholzstockes mehr beschädigt ist,
als die jüngere . die ja doch nui' einige Jahi'zehnte weniger alt ist, so dafs das Alter nicht
gut die Ursache des defekteren Zustandes sein kann, sondern vielmehr der Umstand, dafs
man beim Ziu'ichten für den Druck auf die Erhaltung der älteren Seite, die man nicht mehr
brauchte, wenig Rücksicht nahm. Die Holzstöcke sind meistens 2 — 3 cm. stark; es finden
sich aber auch einzelne von nur halb so grofser Stärke, welche, offenbar, um mehr Fläche
zu gewinnen und um wiederum Holz zu sparen, durch das Auseinandersägen von auf beiden
Seiten bereits geschnittenen H.olzstöcken gewöhnlicher Stärke gewonnen wurden, worauf die
beiden neuen Flächen ebenfalls geschnitten wurden. Die meisten dieser ältesten Stöcke haben
an den beiden Seiten runde oder viereckige Vertiefungen, die zur Befestigung derselben
während des Druckes dienten; gröfsere Stöcke haben solche auch oben und unten, manchmal
sind sie auch doppelt vorhanden. Die Stöcke sind trotz ihres hohen Alters gröfstenteils noch
sehr gut erhalten, die Linien, wie die Abdrücke beweisen, noch ziemlich scharf. Nur wenige
haben durch den Holzwurm gelitten, dagegen ist häufig ein Teil der Einfassung abge-
sprungen.
Die zunächst angeführten Stöcke, wenigstens die ältere Seite derselhen, sind lediglich
in Konturen geschnitten und zeigen noch keine Schattierung, noch keinerlei Schraffierung.
Wir stellen an die Spitze:
Hst. 1. Christus am Kreuze (1440— 14o0) auf der einen, der hl. Dominikus auf der Kanzel vor der
Gemeinde, darüber Gott Vater, (lolO— lo20) auf der andern Seite. Über letzterer
Darstellung die Inschrift: »Sanct domincus ain Stifter bredige" ordens«, darunter:
• »Sancte domince bitt gott vir vns«. 11 cm. breit, 15,3 cm. hoch. Die Einfassung
der Kreuzigung ist teilweise absichtlich entfernt, vielleicht um den Druck des späteren
Holzschnittes auf der Rückseite zu ermöglichen.
1) Die BuchdrucktT^reschichtf Llins (lim 1S40|.
6 —
Die KrcLiziguiio- abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1872,
Sp. 275 f., in »Ausstellung von Arbeiten der vervielfältig. Künste im Bayerischen Gewerbe-
museum zu Nürnberg 1877« S. 69 und in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrb. im gorm. Museum«
(Nürnberg 1874) Tat* XX, die Predigt ebendas. Taf. GLXIV.
llst 1 a.
Ebenfalls zweiseitig geschnitten ist:
llst. 2. Der Tod des heil. Sebastian auf der einen, die heil. Dorothea, dem Jesuskinde Blumen
reichend, auf der andern Seite. 1440—1450. Das Gewand der heil. Dorothea zeigt
bereits eine Strichlage, ist also etwas später zu setzen als der beil. Sebastian. 6 cm.
Sollet X^niMcae i\\\\ fJi'ffn* ^t'C^ü^*>v^cuc»
Hst. Ib.
breit, 7.8 cm. hoch. Die Linie, die vom Kniee des heil. Sebastian zu dem Schützen
führt, hatte ursprünglich hinter ersterem eine später, wie es scheint, vielleicht Avoil
beschädigt, absichtlich entfernte Fortsetzung; sie bezeichnet den Hintergrund.
Abgedruckt in »Die Holzschii. im 14. u. 15. Jahrh. im acrm. Museum« Taf. XXVIir.
8 —
^L^\
Hst. 2 a.
Hst. ab.
Hst. 3. Die heil. Helena mit dem Kreuze in einer freien Landschaft. Der Kontur des Heiligenscheines
zeigt zwei nicht beabsichtigte Schnitte des sonst so sicher geführten Messers. 1450—1460.
6,5 cm. breit, 7,9 cm. hoch. Halbe Stärke.
Abgedruckt in »Die Holzschn. d 14. u. 15. Jahrh. im germ. Museum» Taf. XXXIX,
im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1872, Sp. 273 und in »Ausstellung von Arbeiten
d. vervielf. Künste im Bayer. Gewerbemuseum zu Nürnberg 1877« S.71.
Hst. 3.
Es machte natürlich gerade das Sclineiden von Kreisen in Langholz, nur mit dem
Messer, besondere Schwierierkeiten, weshalb die Heiligenscheine, wie bei Hst. 4 und mancher
der folgenden Dai'stellungen zu sehen ist. manchmal etwas eckig ausfallen, wogegen es aller-
dings dem Formschneider von Hst. 1 gelungen ist. die Sprödigkeit des Materials zu über-
Avinden.
Hst. 4. Die heil. Brigitta am Schreibpulte, über diesem die Erscheinung der heil. Jungfrau mit deju
Kinde. 14o0-1460. Schreiber ISOS^j. 6,5 cm. breit. 7.7 cm hoch, halbe Stäi-kc.
Abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrb. im gerni. Museum« Taf. XXXIX.
im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 187^, Sp. 274 und in »Ausstellung von Arbeiten
d. vervielf. Künste zu Nürnberg 1877« S. 71.
Hst. 5. Der Tod der Maria (Schreiber 719) auf einer und Maria (oder Dorothea?) unter einem
Hst. oa.
Hst. ob.
Mus.
Baume, welcher die heil. Dreifaltigkeit in Gestalt von drei Knaben Rosen bricht
(Schreiber 1403), auf der andern Seite. Der Tod der Maria düi^fte ebenfalls der
Zeit von 1450 — 1460 angehören, die Rückseite ist dagegen etwa 10 Jahre jünger; der
Hintergrund der letzteren zeigt bereits einfache Schraffierung. 6.5 cm. breit. 8.4 cm.
hoch, halbe Stärke.
Die erstere Darstellung abgedruckt in »'Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jalu'h. i. germ.
Taf. XXXIX. die zweite ebendas. Taf. LXY und im »Anz. f. K. d. d. Y.« 1872, Sp. 280.
Von jetzt an finden sich auf allen Holzstöcken Schattierungen durch. Striclilageii.
1) Erst nach dem Drucke des ersten Bogens sind uns durcli die Güte des Verfassers der I. Band und
die ersten Bogen des Werkes „Manuel de l'amateur de la gravure sur bois et sur metal au XV. siecle par
W. L. Schreiber" (Berlin 1891) zugekommen, so dafs wir dasselbe bei Hst. 1—3 nicht zitieren konnten. Wir
holen dies hiemit nach. Hst. la ist Schreiber 481, Hst. Ib ist 1386. Hst. 2a ist 1693 (ein alter Abdruck davon,
jedocli mit doppelton Einfassungslinien, findet sich in St. Galkn: man sieht auch an dem Holzstucke ganz gut,
dafs dis zweite — äufsere — Einfassungslinie später weggeschnitten wurde). Hst. 2b ist 1404. Hst. 3 ist 1496.
Katalog der Holzstöcke yoin XV.— XYIII. Jaliiiumdert. 2
10
Hst. Ga.
— 11 —
Hst. 6 b.
2*
- 12 —
Hst. 6. Der heil. Wendclin, vor dem Kruzifixe knieelid (Schreiber 1732), auf der einen, die
Enthauptung der heil. Katharina (Schreiber 1338) auf der anderen Seite. 1460—1470.
13,2 cm. breit, 19,5 cm. hoch.
Abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrb. im gcrm. Museum« Taf. LIII u. LIV,
die heil. Katharina auch noch im »Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit« 1872, Sp. 277.
Hst. 7 a.
Hst. 7 b.
^^^
y^^lL^^^^^^S^^
yo jU \
vu^f^^
m^k
Hst. 8 a.
13
Hsl. 7.
Hst.
Ein aller, kolorierter Abdruck der heil. Katharina findet sich nach Schreiher in der Bihlio-
theque nationale in Paris.
Die heil. Ursula mit ihren Genossinnen (Schrei her 1714, ca.l460— 1470) auf der einen, die
Geburt Jesu (1480—1500) auf der anderen Seile. 6 cm. breit, 8,2 cm. hoch.
Erstere Darstellung abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrh. im germ. Mus.«
Taf. LXV, letztere Taf. CXXXII.
Die Aufrichtung des Gekreuzigten (Schreiher 684a, ca. 1460— 1470) auf der einen, die Sünden-
wäsche (ca. 1520) auf der anderen Seite. 6,5 cm. breit, 8,5 cm. hoch, halbe Stärke.
Die erste Seite abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrh. im germ. Mus.««
Taf. LXV, die zweite im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit^
auch Näheres über die Sündenwäsche sich findet.
1873, Sp. 351, woselbst
Hst. 8 b.
Hst. 9.
Hst. 10 a.
14
Hst. 9—11. Die Erschaffung der Tiere (Schreiber 5) und die Erschaffung der Eva (Schreiber 9),
auf der aufgeleimten Rückseite des letzteren die Beschneidung unter einem Bogen, und
der Judaskufs (Schreiber 224). Drei zusammengehörige Stöcke. 1460—1470.
6,5—6,7 cm. breit, 8—8,3 cm. hoch. Der doppelte Stock ist aus zwei Platten zusammen-
geleimt, die überdies noch durch zwei Zapfen verbunden sind, die an vertieften Stellen
durchgehen. Der erstere und der letztere sind von dem ursprünglich stärkeren Stocke
abgesägt, sie waren aber ebenfalls, wie die Reste von Zapfen zeigen, mit anderen
Stöcken zusammengeleimt.
Abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrb. im germ. Museum« Taf. LXVI,
die Rückseite Taf. LXVII.
Hst. 10 b.
Hst. 11.
Wol zu derselben Serie, welcher die Beschneidung entstammt, gehören auch die fol-
genden drei Plättchen:
Hst. 12—14. Die Geburt der heil. Jungfrau (aufgeleimte Rückseite: die Begegnung Joachims und Annas
unter der goldenen Pforte, Schreiber 626), die Dornenkrönung und Christus
erscheint dem heil. Thomas, jede Darstellung mit Ausnahme von Hst. 12 b, unter einem
Bogen. 1460—1470. Der untere Teil des heil. Thomas ist abgeschnitten, daher 6,5 cm.
breit und hoch, die übrigen dagegen 6,3—6,7 cm. breit und 7,8 — 8 cm. hoch.
Abgedruckt in »Die Holzschn. d. 14. u. 15. Jahrb. im germ. Museum« Taf. LXVH
und LXVIII.
Hst. 15. 16. Die Geburt Christi und die Auferweckung des Lazarus, (Schreiber 146) ca. 1460—70.
6,3 — 6,7 cm. breit, 7,9 cm. hoch. Beide abgeschnitten, ersterer später auf einem Holz-
stocke aufgeleimt und mit diesem durch Zapfen verbunden, letzterer noch die Löcher
der Zapfen zeigend, mittelst welcher er früher auf einem anderen Stocke befestigt war.
Abgedruckt in »Die Holzschn. des 14, u. 15. Jahrb. im germ. Mus.« Taf. LXVIIL
Hst. 17. Die Marter des heil. Sebastian. 1460—1470. Schreiber 1691
15 —
Hst. 4 2 a.
Hst. 12 b.
Hst. 13.
Hst. 14.
Hst. 18. Das Christkind, Rosen tragend, mit folgender fünfzeiliger Unterschrift: „|d) tüiU rolc brfd)P.
ynb loiU leijbc uff ni^ frub trcd)en • götr funbcr lieb jiü gott will Ijnn • ^tt foü billid) alle
jett t Ut)bf flatt • ffijben foU er Ijabcn otl • per gottfs frcuntfdjaft (jobfit tuil:'' Aus dem
16
Hst. 17.
Korbe auf dem Rücken geht ein fliegendes Band mit der Inschrift ,^|)atietttta" her-
aus, c. 1470—90. Schreiber 823. Auf der anderen Seite: Ghi'istus nimmt Abschied
von seiner Mutter. 1480—1500. Halbe Stärke. 6,2 cm. breit, 8,2 cm. hoch.
17
'fll
Hst. 18 a
Hst 181).
Vorderseite abgedruckt in »Die Holzschn. des 14. u. 15. Jahrh. im german. Mus.<
Taf. LXXXV und .Anzeiger f. K. d. d. V.« 1872, Sp. 279. Rückseite auf Taf. GXXXIII dei
crsteren Werkes.
Hst. 19 a. Hst. 19 b.
Hst. 19 — 23. Reihe von sieben zusammengehörigen, auf beiden Seiten geschnittenen Stöcken mit 14
Darstellungen aus der Leidensgeschichte, zu welchen wol auch noch der Abschied
Christi von seiner Mutter Hst. 18 b gehört.
19 Die Fufswaschung und Ghi'istus am Ölberge.
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XYIII. Jahrhundert. 3
18 -
Hst 20 a.
Hst. 20 b.
Hst. 21a.
Hst. 21b.
20. Die Gcifselung und die, Dornenkrönung.
21. Christus vor dem hohen Priester und vor Pilatus.
— 10 —
Ilst. 22 a.
Hst. 221).
Hst. 23 a.
Hst. 23 b.
22. Die Handwaschmig dos Pilatus und die Ausstellung- Cliristi.
23. Die Annai'cluiiii; Christi am Kreuze und die Kreuzii<ung-.
20 -
Hst. 24;
Hst. 24 b.
Hst. 23a. Hst. 25 b.
24. Die Grablegung Christi und Christus in der Vorhöile.
25. Christi Auferstehung und Erscheinung vor Maria Magdalena.
1480—1500. Je 5,8-6,1 cm. breit, 8,4—8,9 cm. hoch.
Abgedruckt in »Die Holzschn. des 14. u. 15. Jahrhunderts im gcrman. Muscunu
Taf. CXXXI— CXXXm, die Ausstellung auch noch im »Anz. f. K. d. d. V.« 1872, Sp. 279,
die Erscheinung ebendaselbst, Sp. 280.
— 21 -
Hst. ^6. Die Hiuimelt'alirt der lioil. Juii-irraii. 1480 - loOO. Schreiber 7^3. 9.8 cm. breit. IS.o cm. hoch.
Abg:edruckt in »Die Holzscbii (b's 14 ii. lo. Jahrb. im oenn Mus.« Tat'. LXXXIV.
Hst. 26.
Auch aus Schwaben, aber wol von einem Augshurger Formschneider, rühren die beiden
folgenden Nummern her, welche mit der Aufsefsschen Sammhiiig in den Besitz des Museums
gelangt sein dürften.
Hst. 27. 28. Die Heiligtümer von St. Ulrich und Afra in Augsburg mit der Überschrift: „§ü i|l Atlas.
r}tv]aiü)mi ottb mti angejotgt • bos gros [jodinjirbig onb nnm|)oftig Ijailtum ♦ So bann iß
rücn onb raflcn in | bcm luirbigcn gol?|)atüs §ant lllrid)s «nb Sant iiffrf Sant ßfnrbirtcn
orbcns • gelegen in ber hai)fcrltd)l |!ot flugspnrg." Z^vei zusammengehörige, aneinander
zu stofsende Stöcke, welche in drei quer laufenden Reihen die Heiligtümer darstellen,
von welchen jedes mit einer erklärenden, ebenfalls in den Stock geschnittenen Unter-
schrift versehen ist. Es scheint, dafs zu diesen beiden Stöcken noch zwei weitere
ß VKSVLA GALLA
Nora Nouen;i[\ium nouem
"^^r
ÄüTUh? JuuenT? Occ^s9 7eph)\iv Flc^m^ l Bra lepop^ \Qua PuniC'e/
//' VjS -^^\^ogiinciaA\cTRopoli5 l
i^
10
20
J^
Hst. 29.
- 23 —
grhörlen. da die dreifaclic Einiassuiigslinio. die oben und zu den Seiten sieht, unten fehlt,
also wol noch eine Fortsetzung vorhanden gewesen sein 'mufs, nachdem der Ahschlufs
mangelt. Die Monstranze in der dritten Querreihe der ersten Platte, welche die Unter-
schrift: .,^in moltront? bnrin am ripp oon 5. ilfffr oins Hungs Tun ültr ain rd)iiltfrplot oon
rnnt Ijijlaria hungiit | Snnt itffra mutter" zeigt, ist in ein besonders eingesetztes Holz-
plättchen, aber von anderer, abweichender und weniger geschickten Hand geschnitten.
Das Plättchen geht nicht durch die ganze Stärke des Holzstockes. Die Veranlassung
zu diesem Verfahren ist nicht mehr festzustellen; vielleicht war die erste Darstellung
verunglückt, vielleicht ist sie unrichtig ge\vesen. Es ist von Interesse hieraus zu
sehen, auf welche Weise sich die alten Formschneider in solchen Fällen zu helfen
wulsten. Auch die Hand des Reliquiars, das die erste Stelle der zweiten Reihe ein-
nimmt, ist besonders eingesetzt. In beiden Fällen sind die eingesetzten Stückchen
der Länge nach geschnitten , während die Platten sonst der Quere nach geschnitten
sind. Das Plättchen mit der Monstranz hat sich geworfen; es ist an den beiden
Seiten höher, denn in der Mitte. Der fehlende Teil der Untcrschi-ift des Kreuzes in
der Mitte der unteren Reihe, das halb auf dem einen, halb auf dem anderen Holz-
stocke dargestellt ist, wurde aus irgend einem Grunde sorgfältig ausgeschnitten. Die
eine der Platten besteht aus drei . die andere aus zwei querlaufenden Rrettchen . die
durch je zwei Einschubleisten, von denen jetzt eine fehlt, zusammengehalten sind.
Die einzelnen Stücke sind so gut aneinander gefügt, dafs man trotz des hohen Alters
der Platten bei den Abdrücken nur an einigen wenigen Stellen einen kleinen un-
bedeutenden Spalt sieht 1480—1490. Schreiber 1936. Je93,o cm. breit. 2S.o cm. hoch.
Abgedruckt in »Die Holzschn. des 14. u. 13. Jalu'hunderts im german. Museum^
Taf. CXVI— CXIX. ErAvähnt bei Paul von Stellen, Kunst-, Gewerbe- und Handwerks-
Geschichte der Reichsstadt Augsburg (Augsburg 1788j II, S. 227.
Rereits in den Beginn des 16. Jahrhunderts gehören, aber besser noch hier, bei den
Arbeiten des lo. Jahrhunderts, da sie noch mehr in der Weise der älteren als der späteren
gearbeitet, sind aufzuführen:
Hst. 30b.
- 24 -
Hst. 29. Titelbild »Vrsvla Galla« des III. Buches des Werkes des Konrad Celtes »qvatvor lihri
amorvm secvndvm qvatvor latera Germaniae. Noribergae 1502«. 15 cm. breit, 22,1cm.
hoch. Die Einfassuiigslinie gröfstenteils abgesprungen , mit zwei Einschubleisten
versehen, um das Werfen der Holzplatte zu verhüten. Vom Antiquar Propst erworben.
Abgedruckt in »Die Holzschnitte des 14. und 15. Jahrhundert im germ. Mus.«
Taf. CLXn. Zu einigen Holzschnitten des Werkes von Celtes hat bekanntlich Albrecht Dürer
nach den Anweisungen des gekrönten Dichters die Zeichnungen geliefert^); in dem vor-
liegenden dürfte man aber kaum die Hand dieses Künstlers, auch nicht aus seinen früheren
Jahren, erkennen, es müfste denn dem Formschneider gelungen sein, alle Spuren davon zu
verwischen.
Hst. 31a.
Hst. 31b.
Hst. 30. Landschaft mit einem Tempel mit Kuppel auf der einen, Daniel in der Löwengrube auf der
anderen Seite. 6,5 cm. breit, 8,1 cm. hoch.
Anklänge an Hans Leonh. Schäufeleins Bilder im Museum (Nr. 207 und 209 des
Gemäldekataloges vom Jahre 1886) sind freilich nicht zu verkennen bei
Hst. 31. Die heil. Brigitta, vor einem Kruzifixe knieend, auf der einen, St. Onophrius, von einem
schwebenden Engel die Hostie empfangend, auf der anderen Seite. Anfang des
16. Jahrhunderts. 5,9 cm. breit, 8,1 cm. hoch. Hafsler.
Abgedruckt in »Die Holzschn. des 14. u. 15. Jahrhunderts im german. Museum«
Taf. GLXHI.
1) vgl. Thausing, Dürer I, S. 277 ff uod A. Ruland, die Eutwürfe zu den Holzschnitten der Werke des
Conradus Celtis, im Archiv für die zeichnenden Künste II, 254 ff.
25
XYI. Jaliiiiiindert.
Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts hatte die Technik des Holzschnittes bereits
manche Fortschritte ijemacht , wenn die Schattenangabe auch meist noch als eine dürftige
Qf DOClDfi oEMINI SCHEVRIE mMHS HAOEb
Hst. 32.
bezeichnet werden mufs, die aber genügte, da die ältesten Holzschnitte alle zur Bemalung
bestimmt waren. Man lernt nunmehr aber auch bereits die Namen tüchtiger Künstler kennen,
Katalog der Uolzstöcke Tom XY.— XVIII. Jahrhundert. 4
26
Hst.
die für denselben zeichneten, während früher der Zeichner und Schneider wol meistens in
einer Person vereinigt waren. Durch das Wirken Albrecht Dürers, durch seine Einführung
neuer Techniken wurde der deutsche Holzschnitt auf die höchste Stufe gehoben, die derselbe
je erreicht hat. Er versuchte, und das mit gutem Erfolge, eine farbige Wirkung lediglich durch
entsprechende Verteilung von Licht und Schatten zu erzielen. Dürer schuf erst den eigentlichen
Holzschnittstil und machte durch seine vorzüglichen Leistungen den Holzschnitt zur volkstüm-
lichsten der graphischen Künste.
A. Einzelstöcke der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Meisterwerke allerersten Ranges aus der Blütezeit des deutschen Holzschnittes finden
sich nicht unter den Holzstöcken des Museums, wenn auch manches Stück darunter ist, das An-
spruch auf besondere Beachtung machen darf. Auch eine authentische Arbeit Dürers ist nicht
vorhanden, denn der auf Seite 25 abgedruckte, nachstehend beschriebene Holzstock, den Heller
unter den Arbeiten dieses grofsen Künstlers anführt, dürfte doch ebenso wenig, wie der unter
Hst. 29 angeführte, Dürer angehören. Passavant führt Bd. HI, S. 221, Nr. 322 das Blatt unter den
Dürer fälschlich zugeschriebenen Blättern auf und schreibt es dem Lucas Cranach zu, mit dessen
Arbeiten es allerdings mehr Verwandtschaft hat, ohne dafs es gerade von ihm sein mufs.
Die Wappen der Scheurl und Tucher, gehalten von einer reich mit Federbüschen geschmück-
ten, jugendlichen Frau. Darüber: »HIC SCHEVRLINA SIMVL TVCHERINAQ-i» SIGNA
REFVLGENT QVE DOCTOR GEMINI SGHEVRLE PARENTIS HABES«. Ältestes Biblio-
thekszeichen des bekannten Juristen Christoph Scheurl (geb. 1481, f 1542). Heller
Nr. 2147. 12,5 cm. breit, 16,5 cm. hoch. Auf der Rückseite mehrmals das Scheurlsche
Wappen, darüber G S, eingebrannt.
Neu abgedruckt im Anzeiger des germanischen Nationalmuseums 1891, S. 100.
/!/^^^
Hst. 33. Der heil. Rochus, mit der Linken sich auf einen Stock stützend, mit der Rechten einem Engel
seine Pestbeulen zeigend. Der heil. Rochus an Hans Sebald Beham erinnernd. Die
Einfassung ist nicht mehr vorhanden. Höhe 9 cm.. Breite 6,8 cm.
27
ist. 34.
Hans Guldenmund (von etwa loio— iooO in iS'ürnberg als Briefmaler thätig). Der Papst
zAvischen einer geputzten Juiigfrau und einer Heiligen. Er hält in der Rechten einen
Pokal, zu welchem eine Schlange emporsteigt. Achte Illustration des Werkes : »Eyn
wunderliche Weyssa- | gung von dem Babstmnb, wie es yhm hiß | an das endt der
weit gehen sol, jn liguren | oder, gemäl begriffen, gefunden zu ISürmberg, | im Garthauser
Closter, vnd ist sehi- alt. \ Eyn vorred . Andreas Oslanders | Mit gütter verstendtlicher
außlegung | dui'ch gelerte leut, verklert. Welche, Hans Sachs | yn teutsche reymen
gefast, vnd darzu [ gesetzt hat. 1 ym M. D. xxvij Jar.« Quarto. 18 Blätter mit
30 Holzschnitten. Am Schlufs: »Gedruckt dui'ch Hans Guldenmundt.« (Biblioth. des
g. M. Rl. 841. ) Passavant, peint.-grav. IH, S. 231, Isr. 38, woselbst jedoch irrtümlicher-
weise das Jalir 1528 als das des Erscheinens angegeben ist. Der Holzstock, dessen
Einfassung oben ausgesprungen ist, zeigt an der einen Langseite eingeschnitten die
Zahl YIII, die mit der achten Stelle, die der Holzstock in dem bezeichneten Werke
einnimmt, stimmt. An der unteren Seite ist ein Besitzerstempel , eine durch einen
Pfeil durchbolu-te Mondsichel darstellend, eingeschlagen. 7,5 cm. breit, 11 cm. hoch.
Das vorstehend erwähnte Werk, in dem der Holzstock abgedruckt ist, wurde vom
Nürnberger Rate, der glaubte, dafs über diese Dinge schon genug gesprochen und geschrieben
worden sei und es nur Verbitterung hervorrufen würde, mit Beschlag belegt, und Gulden-
mund mulste nicht nur die ganze Autlage der Schi'ift, sondern auch die Holzstöcke, somit auch
den unserigen, an den Rat abliefern. Derselbe hatte auch den Rat zu Frankfui't a. M. ersucht,
or möge während der Messe dortselbst etwa feilgebotene Exemplare des Schriftchens auf Kosten
des Nürnberger Rates kaufen und vernichten^). Alle drei an der Verfertigung Beteiligte wurden
vom Rate verwarnt, aber ohne bestraft zu werden. Der betreffende Ratsbeschlufs war am
27. März 1S27 ergangen. Nachdem aber Guldenmund nachgewiesen, dafs ein solcher Druck
schon vor vielen Jahren gefertigt, erhielt er zwar die Formen, nicht aber die gedruckten
Büchlein wieder ausgehändigt, und dazu die Erlaubnis, die Formen ohne den Text ferner
abzudrucken. Im Hinblick auf seine Armut und seine vielen Kinderlein erhielt Guldenmund,
der ein recht armer Schlucker gewesen ist, vom Rate 12 Gulden.
In dem Ratsbuche steht zwar bezüglich des Büchleins »welches alles Hans Guldin-
munt verfertigt«, aber ebendaselbst steht auch: »Und neben disem allen ist auch bevolhen,
dieweil Iheronymus Formschneider neulich auch ein druckpreß aufgericht, doch noch nicht
pflicht gethan, und zue disem buchte in auch geholfen, in in die pflicht als andere
buechtrucker zu nemen, actum quarta den 27.marci.« Es hat also Hieronymus (Andrea) Form-
schneider 2) auch einen Anteil an dem vorliegenden Werke und es wäre vielleicht richtiger
gewesen, wenn wir diesen statt Guldenmund als Verfertiger des Holzstockes angeführt hätten.
Da uns aber jeder Anhaltspunkt über die Art fehlt, in welcher sich Hieronymus Formschneider
an der Herstellung des Büchleins beteiligte, so glaubten wir, zunächst an Guldenmund als
Holzschneider festhalten zu sollen.
Das Werk, in dem zuerst die das Papsttum betreffenden Darstellungen erschienen
sind und auf das Guldenmund hingewiesen , ist uns nicht bekannt. Dagegen besitzt die
Bibliothek des germanischen Museum aufser dem höchst seltenen Originale des Schriftchens
von 1527 einen Nachdruck mit dem Texte von Oslander und den Versen von Hans Sachs so-
wie der Jahreszahl 1527, aber viel geringeren Holzschnitten (Bibl. d. g. M, Rl. 842). Aber-
mals erschien das Büchlein unter dem Titel: »Außlegung | der Figuren, so zu Nu- | renberg
gefunden seind worden, ge- | fort in grundt der Magischen Weißsa- | gung, durch Doctorem
Theo- I phrastum von Ho- j henheim.« (Titelholzschnitt.) »Getruckt im Jar M.D. L.xxvij.« |
8^. 5 BlI., 84 Seiten u. 1 Bl., mit 30 stark verkleinerten, noch geringwertigeren Holzschnitten,
Titelholzschnitt und Schlufsholzschnitt. (Bibl. d. g. M. Rl. 846h.)
Auf die weiter noch erfolgten Ausgaben werden wir später bei Meister Jakob Leder-
lein zurückkommen, von dem das Museum eine Reihe von Holzstöcken besitzt, die nach den
Guldenmundschen kopiert sind.
Hst. 35. Christoph Scheurl mit seinen Söhnen Georg und Christoph, in freier Landschaft vor dem Atlas.
Kruzifixe knieend. Zu Füfsen des letzteren das vermehrte Wappen der Scheurl, da-
neben ein kleineres Schildchen mit dem Wappen der Fütterer, der Familie der Frau
des Christoph Scheurl. Bibliothekszeichen des Christoph Scheurl, das bei seiner Ver-
wendung noch mit einem Kranze von Bibelsprüchen in Typendruck umgeben war. Der
Holzstock zeigt, vom Haupte des Erlösers ausgehend, eine viereckige Öffnung, um mit
Typen den Spruch: »Luc. 24. Arne dico tibi, hodie mecü eris in paradiso* eindrucken
zu können. Eine weitere, aber ganz unregelmäfsige Öffnung hat das Schriftband über
dem Gekreuzigten an der Stelle, wo früher N R, ersterer Buchstabe aber, wie alte Abdrücke
bekunden, von jeher etwas verstümmelt stand. Auf der Rückseite der Besitzerstempel : das
alte Scheurlsche Wappen, darüber C S eingebrannt, der auch auf hölzernen Einbanddeckeln
der Scheurlschen Bibliothek sich findet. Da die Vermehrung des Scheurlschen Wappens
durch kaiserliches Diplom vom Jahre 1540 erfolgte und im Jahre 1541 vom Kaiser Karl V.
dem Greifen auf dem Helmschraucke noch »zwey nach dem Oesterreichi sehen Wappen
blaconirete Fahnen gesetzet« ^), die aber auf dem Holzstocke noch fehlen, so mufs der
Holzstock in den Jahren 1540 — 41 gefertigt worden sein. Höhe 40,7 cm.. Breite, 23,7 cm.
1) vergl. V. Soden, Beiträge zur Geschichte der Reformation etc. (Nbg. 1855) S. 279 f. Baader, Beiträge
zur Kunstgesch. Nürnbergs II, S. 51 f. und Lochner in „Allgem. Deutsche Biographie" X, S. 111 ff., woselbst die
betr. Ratserlässe wörtlich abgedruckt sind. 2) über ihn vergl. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses (Wien 1886) Bd. IV , S. 308. 3) vergl. Biedermanns Geschichte des hoch-
3,deligen Patriciats zu Nüi-nberg. Nürnberg 1748.
— 29 —
Koloriertes Faksimile mit (Umi bcigcdriickten Sprüchen in »Ex-libris, Zeitschrift
für Bücherzeichen-. Bibliothekenkunde und Gelehrtengeschichte« (Berlin) Jhrg. 1892, S. 9 f.
Zu gleicher Zeit wol, als das vorstehende Bibliothekszeichen angefertigt wurde, liefs
sich Christoph Scheurl noch ein kleineres machen, das innerhalb eines Lorbeerkranzes au
querschraffiertem Grunde das vermehrte Scheurlsche Wappen, darunter den kleinen Schild der
Fütterer und die Jahreszahl 1541 enthielt; über dem Kranze stand in Typendruck der Psalm 72.
Dieser Holzstock ist in veränderter Gestalt in folgender Nummer ebenfalls auf uns gekommen:
Hst. 36.
Hst. 36. Kleines Bibliothekszeichen des Christoph Scheurl, aus welchem die Jahrzahl 1541 und der
schraffierte Grund hinter dem Wappen sowie der Schlagschatten auf der äufseren
(heraldisch) rechten Seite des Lorbeerkranzes weggeschnitten sind. Sodann ist aus
dem Wappen der Fütterer, einem Sparren mit drei Sternen, das der Geuder, ein gleich-
schenkeliges, auf der Spitze stehendes Dreieck mit einem Stern an jeder Ecke gemacht
worden, das aber sehr unklar ausgefallen ist. Dabei wurde vergessen, die Querschraffie-
rung zwischen den einzelnen Teilen der Helmdecken und des Schildes ebenfalls hinweg
zu nehmen ; dort ist sie also noch zu sehen. Die Veränderung des Holzstockes wurde
erst nach 1560 vorgenommen, in welchem Jahre der Sohn Christophs II. Scheurl,
Christoph III., Sabina Geuderin von Heroldsberg heimführte. Höhe 7.8 cm.. Breite 7 cm.
Christoph Scheurl war ein besonderer Freund der Bibliothekszeichen; zwischen
jenem, das wir unter Hst. 32 aufführten, und Hst. 35 steht noch ein drittes, das gröfste der
Scheurlschen Bibliothekszeichen, das nur in die A\'erke in Grofsfolioformat eingeklebt wurde.
Es zeigt eine Frau mit fliegenden Haaren, welche das Scheurlsche und das Tuchersche Wappen
hält, darüher Weinreben und einen fliegenden Doppcladler; aufsen herum lateinische Sprüche
in Typendruck. Passavant III, S. 194, Nr. 214 und Heller Nr. 2146 schreiben das Blatt
Albrecht Dürer zu, von dem die Zeichnung wol ohne Zweifel herrühi-en dürfte. Leider ist
der Holzstock dieses Signets nicht erhalten geblieben.
Von einem vierten Bibliothekszeicheu Christoph Scheurls ist nur mehr der Holz-
stock einer Kopie vorhanden, auf den wir später zui'ückkommen werden.
30 —
Hst. 37.
Hst. 38.
In die Zeit um 1540 fallen, und sind hier anzuführen, die folgenden fünf in verkehrtem
Sinne in Holz geschnittenen Nummern, bei welchen nicht die Zeichnung erhaben blieb, son-
dern diese herausgeschnitten wurde, so dafs beim Abdrucke die Zeichnung weifs auf schwar-
zem Grunde erscheint. Die Querschraffierungen und anderen Linien sind wahrscheinlich nicht
mit dem Schneidemesser , sondern mit dem Stichel gearbeitet. Zu welchem Zwecke diese
- 31 —
Hst. 40.
Hst. 41.
Holzstöcke gefertigt wurden, konnte nicht festgestellt werden; da sie aber nicht regelmäfsig
zugerichtet, sondern noch ziemlich rohe Klötze sind, so sind sie für ihi'e ursprüngliche
Bestimmung wol kaum jemals verwendet worden.
Hst. 37 u. 38. Zwei Säulen, auf deren Kapital je eine Krone ruht. Um jede der Säulen windet sich
ein fliegendes Band, mit dem Wahlspruche Kaiser Karls V.: »PLVS VLTRA«. Höhe
16,8 cm., Breite 3,7 cm. Stadt Nürnberg.
— 32
Hst. 39. Gekrönter Wappenschild mit dem Doppeladler; im Herzschildchen vorn die Säule Karls V.,
hinten obeu das österreichische, darunter das burgundische Wappen. Höhe 10,8 cm.,
Breite 9 cm. Stadt Nürnberg.
Hst. 40. 41. Zwei Schwünge von Lorbeerkränzen mit fliegenden Bändern. In der Mitte des einen eine Vase
mit naturalistisch gehaltenen Blumen, darunter eine Weintraube, in der Mitte des zweiten
ein Widderkopf, darüber auf einem Aufsatze eine hockende, geflügelte, phantastische
Figur. Höhe 10,3 und 6,1 cm.. Breite 10,5 und 10,8 cm. Stadt Nürnberg.
Hst. 42.
In der gewöhnlichen Holzschnittmanier sind wieder die folgenden Stücke ausgeführt:
Hst. 42. Arbor hominis auf philosophischer Basis, zu den Seiten je ein Mann, der eine mit einem
Stocke auf den Gipfel, der andere auf die Wurzel deutend, ca. 1540—1550. Höhe
14,7 cm., Breite 10,3 cm.
- 33 -
Über diese Darstellung vergleiche Lacroix, scienccs et lettres au moyen age et
de l'epoque de la renaissance (Paris 1877) S. 56, Fig. 39 : l'arbre des etres et des substances.
Ilst. 43. Hans Brosamer. (1S06— 1552.) Zwei Männer in der Tracht der Zeit nach (heraldisch)
rechts reitend, von welchen der bärtige mit der Rechten auf den Mond und die Sterne
deutet. Illustration des Werkes: »Ein schöne Historia von Engelhart auß Burgunt,
llerfzog üi(;therichcn von Brabant, seinem Gesellen, vnd Engeklrut, deß Königs Toch-
ter auß Dennmarck« (von Konrad von Würzburg), Frankfurt a, M. 1573 Bl. 10 a, und
auch schon in früheren Drucken verwendet. Höhe 5 cm., Breite 7 cm.
Hst. 43.
Faksimiliert in Könneckes Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallittera-
tur S. 46. In demselben Werke finden sich auf S. 106 Fig. 1, 3, 4 u. 5 vier Illustrationen,
die von derselben Hand herrühren und als Illustrationen des »Herzogs Ernst« und der
»Schönen Magelone« verwendet und ebenfalls bei Hahn in Frankfurt aber 1560 und noch
früher gedruckt Avorden sind.
B. Initialen und Buchdruckverzierungen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Die Freude der Alten an Minstlerischem Schmucke, die sich selbst an den unbe-
deutendsten Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens zu erkennen gibt, kam in den
Druckwerken des 16. Jahrhunderts zu vollem Ausdrucke. Nur wenige Schriften jener Zeit
sind ganz ohne jede Verzierung, irgend eine Kopfleiste oder eine Titelvignette, einige Initialen
oder ein hübsches Buchdruckerzeichen finden sich fast in jedem Werke.
Gegen das Jahr 1540 übte der Nürnberger Schreibmeister Johann Neudorfer der Ältere
auf die Bücherornamentik einen bedeutenden Einfiufs aus, indem er Vorlagen für Versalbuch-
staben in graziösen, reizenden Verschlingungen, aus denen allerdings die Grundform des Buch-
staben oft nur schwer herausgefunden werden kann, unterbrochen von elegantem Flechtwerke,
entwarf, die sich bald ungemeiner Beliebtheit erfreuten, deshalb allgemein verbreitet waren
und auch noch im 17. Jahrhunderte benützt Avurden.
Unzweifelhaft auf Jo bann N eud orfer (geb. 1467, f 1563) zurückzuführen ist das
nachstehende Alphabet, dessen einzelne Buchstaben aus einer Reihe einzelner Federzüge zu-
sammengesetzt erscheinen und dadurch ihre Herkunft deutlich verraten.
Hst. 44—61. Reich mit Flechtmustern verzierte und verschnörkelte, grofse Initialen eines Alphabetes,
8,5—9,2 cm., Breite 7,4—8,7 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1874, Beilage zu Nr. 3.
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XVIII. Jahrhundert.
5
Hst. 44.
Hst. 45.
35 —
Hst. 46.
Hst. 47.
36 -
Hst. 48.
Hst. 49,
37 —
Hst 50.
Hst. 51.
38
Hst. 52.
Hst. 53.
39
Hst. o4.
Hst. o5.
40
Hst. 56.
Hst. 57.
41
Hst. 58.
Hst. 59.
Katalog <ler Holzstöcke yom XV. — XYIII. Jahrhundert.
42 —
Hst. 60.
Hst. 61.
— 43 —
Ähnlichen Charakter haben:
Hst. 62 — 72. Reich verzierte, aber etwas einfacher gehaltene, mit Flechtwerk versehene Frakturinitialen
C, E, F, I, L, 0, P, R, S, T, X. Die Initialen F, I, P, S und X scheinen zu einigen
Hst. 62.
Hst. 63.
Hst. 64.
Hst. 65.
6*
— 44
anderen Alphabeten zu gehören, obgleich sie sich nicht sehr wesentlich von den
anderen unterscheiden. Höhe 8,4—8,8 cm., Breite 6,1—8,5 cm.
Hst. 66.
Hst. 67,
45
Die Initialen I, E und R sind in Nr. 3 dos .Thrgs. 1874 dos »Anz. f. Kunde d. d.
Vorzeit«, die übrigen auf Sp. 35 — 38 des Jhi'gs. 1878 dieser Zeitsclu'il't abgedruckt.
Hst. 68.
Hst. 69.
46
Hst. 70.
Hst. 71.
Hst 72.
47
Die nachfolgenden Initialen Hst. 73—84
sind die ältesten Cliches, welche sich in der
Sammlung des germanischen Museums befin-
den. Sie sind wol auf dieselbe Weise herge-
stellt worden, auf Avelche sich die Buchdrucker
vor Anwendung der Galvanoplastik ihre Cliches
fertigten. Aus dem in der Bibliothek des
Museums befindlichen Werke »der seien wurcz-
gart«, gedruckt 1483 von Dinckmut zu Ulm
(Bibliothek d. g. M. Nr. 5834. 4».) geht aber
hervor, dafs den Buchdruckern die Cliches
schon im 13. Jahrhunderte bekannt waren.
Dieses Werk enthält eine Anzahl Holzschnitte,
von w^elchen die meisten sich aufserordentlich
oft wiederholen, und zwar meist so direkt
nacheinander, dafs ein und dieselbe Abbildung,
die zwei- und dreimal auf einer und derselben
Seite eines Bogens steht, unmöglich nur mit
einem Stocke gedi'uckt worden sein konnte, son-
dern davon mehrere vorhanden gewesen sein
müssen; und dafs dies Cliches waren, zeigt
der Umstand, dafs kleine Unregelmäfsigkeiten
und Fehler sich genau auf allen Abdrücken in
ganz gleicher Weise wiederholen. Es ist auch
ganz natürlich, dafs sich die Buchdrucker mit
demselben Metalle, mit dem die Typen gegossen
waren, auch Vervielfältigungen von bildlichen
Darstellungen fertigten oder fertigen liefsen.
Für die Verbreitung-, namentlich der Buchdruck-
verzierungen, Avar dieses Verfalu*en von beson-
derer Bedeutung, sie ward vorzugsweise hie-
durch ermöglicht.
Grofses, reich, auch mit Flechtwerk verziertes J.
Letterngufs auf neuem, im Museum be-
sorgtem Holzfufse. Höhe lo,2 cm., Breite
6,8 cm. Kösel.
Abgedruckt im »Anzeig. f. K. d. d. V.«
1878, Sp. 68. Diese grofsen J wurden vorzugs-
weise als Anfangsbuchstaben von Mandaten ver-
wendet; das Museum hat in seiner Schriftproben-
sammlung aber noch bedeutend gröfsere, als das
hier wiedergegebene. Job. Neudörfer hat auf
einem Blatte vom Jahre iö43, das dem in der
Bibliothek des germanischen Museums befindlichen Buche Neudörfers vom Jahi-e 1538: »Ein
gute Ordnung vnd kurtze vnterricht der furnemsten gründe aus denen die Jungen Zierlichs
schreybens begirlich, mit besonderer kunst vnd behendigkeyt vnterricht vnd geübt möge
werden« (Nr. 7594 qu. 4*^) beigebunden ist, fünf grofse J, von verschiedener Höhe und Breite,
ähnlich dem vorstehenden, aber noch viel zierlicher, gegeben, die er nach den Säulenord-
nungen genannt hat und zu welchen er bemerkt: »Diese Funfferley art der I werden ge-
nomen vnd braucht nach dem ein schrieft von buchstaben Starck Brait mager. Kurz
oder Lanng ist, dann die versal müssen nach den kleinen buchstaben gericht vnd pro-
portioniert werden.« Diese fünf in Kupfer gestochene J sind als das Vorbild der
73.
— 48 -
vielen ähnlichen J zu betrachten, die im Laufe des 16. Jahrhunderts und noch im 17. ge-
schnitten wurden.
Hst. 74—84. Reich verschnörkelte, kleinere Frakturinitialen A, B, H, K, L, N, T, V, W, Z eines Alphabetes.
Letternmetall auf neuem Holzfufse, auf dem die stark abgenutzten Bleiplatten im germ.
Museum befestigt wurden, nachdem die alten Holzfufse sehr ruinös und nur noch
teilweise vorhanden waren. Quadratisch. Höhe 5,4 — 5,7 cm., Breite 5,4 — 5,6 cm. Kösel.
Abgedruckt im »Anz. f. K. d. d. V.« 1878, Sp. 69, 70.
Hst. 74.
Hst. 78.
Hst. 79.
— 49 —
Hst. 80.
Hst. 81,
Hst. 82.
Hst. 83.
Das Flechtwerk ist bei den vorstehenden Initialen schon im Verschwinden begriffen;
reich ausgebildet ist es dagegen bei den folgenden Stücken, die wir deshalb hier einreihen:
Hst. 84. 85. Breite Randleiste und dazu gehöriges Eckstück mit kräftigen, durch eine Linie beiderseits Atlas,
eingefafsten, reich verschlungenen und verflochtenen Bändern, die leeren Räume durch
Rankenwerk ausgefüllt. Erstere 31,7 cm. lang und 15,8 cm. hoch , letzteres 18,2 cm.
hoch und 18,8 cm. breit.
Das Eckstück abgedruckt im »Anz. f. K. d. d. V.« 1874, Sp. 67 f., die Leiste eben-
daselbst Tafel zu Nr. 2.
'Hst. 86. Randleiste mit Eck, gebildet durch reich verschlungenes und verflochtenes Bandwerk. Höhe Atlas.
10,8 cm., Länge 31,4 cm.
Ganz ähnlich sind die folgenden Stücke, die aber doch nicht aneinaudergepafst werden
können, so dafs zu dem oder den Rahmen, den oder die sie bildeten, noch mehr Stücke ge-
hört haben müssen.
Hst. 87 — 89. Drei Randleisten mit reichem , verschlungenem und verflochtenem BandAverke. Höhe Atlas.
10— 10,2 cm., Länge 29,5—31,5 cm.
Abgedruckt mit obiger Randleiste im »Anzeig. f. K. d. d. V.« 1878, Tafel zu Nr. 2.
Katalog der Holzstöcke yom XV.— XYIII. Jahiimndert.
30
In der Manier, wie sie früher dem Nürnberger Peter Flötner zugeschrieben wurde, sind:
Hst. 90. 91. Zwei ganz gleiche, lange, schmale Leisten mit zierlichem Arabeskenwerk. Länge je 23,8 cm..
Breite je 1,4 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. K. d. d. V.« 1874, Sp. 69 f.
Auch noch in die Zeit von 1S40— 1550 dürfte gehören:
Hst. 92—114. Vollständiges Alphabet von 23 durch Ranken- und Blattwerk verzierten Antiqua-Initialen.
Letternmetall auf Holzfufs. Quadratisch. Höhe und Breite 4,5—4,6 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. K. d. d. V.« 1878, Sp. 39 ff.
Hst. 92.
Hst. 93.
-^kT^
Hst. 94.
Hst. 95.
Hst. 96.
Hst. 97.
Hat. 98.
Hst. 102.
Hst. 104.
Hst.
Hst. 99.
Hst. 103.
Hst. 105.
90. 91.
Hst. lOG.
Hst. 107.
Hst. 110.
Hst. 109.
Hst. 111.
Hst. 112.
- ?)8 —
Hst. 129.
Etwas später ist das folgende Fraktui'alphabet, bei welchem die Grundform der Buch-
staben schon wieder mehr hervortritt.
Hst. llö— J28. Die Initialen A, B, F, G, J, L, M. 0, 0, S, T, W, Y und Z, mit reichem Rankenwerke.
Je ca. 3,7 cm. im Quadrat.
Abgedruckt im »Anzeiger f. K. d. d. V.o 1878, Sp. 71 — 7:2.
Hst. 113.
Hst. 116.
Hst. 117.
54
Hst. 130.
Hst. 120.
Hst. 121.
Hst. 122.
t)0 —
(^'J^^
Hst. 123.
Hst. 124.
Hst. 12o.
Hst. 126.
'Hst. 127.
Hst. 128.
die nachfolgend bescliriebenen , bereits {auf den
die ganz ähnlich in den Druckwerken des Jean de
vorkommen.
Schon der Zeit um 1360 gehören
Vorderseiten abgedruckten Holzstöcke an,
Tournes zu Lyon und Paris iööl und loo
Hst. 129-131. Drei rechteckige Randeinfassungen mit reichem, sehr zierlichem, regelmäfsig angeordne-
tem Arabeskenschmucke, welche in der Mitte Raum für den einzusetzenden Text ge-
währen. Höhe je 13,5 cm., Breite je 8,4 cm.
Die beiden hier wiedergegeben Randeinfassungen sind auch bereits im »Anzeiger
f. K. d. d. Y.« 1874, Sp. 69 u. 70 abgedruckt; die dritte ist so beschädigt, dafs ein Neuab-
druck nicht angeht.
Hst. 132.
C. Einzelstöcke der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. *
Um die Älitte des 16. Jahrhunderts hatte die deutsche Kunst den hohen Gipfel, den
sie erreicht, bereits überschritten; sie bewegte sich in der zweiten Hälfte desselben auf ab-
wärts geneigter Bahn. Etwas länger auf der Höhe hielt sich der Holzschnitt, um erst gegen
das Ende des Jahrhunderts um so plötzlicher abzufallen. Die Werke, Avelche Virgil Solis,
Jost Amman, Tobias Stimmer schufen, werden in der Geschichte des deutschen Holzschnittes
immer einen ehrenvollen Platz einnehmen, werden von den Liebhabern zu jeder Zeit gesucht
und geschätzt sein. Auch in der Sammlung der alten Origialholzstöcke des Museums sind
bedeutende Werke vertreten.
Noch in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts gehört :
Der Papst, auf dem Throne sitzend, zu den Seiten Kardinäle, die Rechte zum Segen er-
hoben, vor ihm ein Bischof im Ornate, umgeben von verschiedenen Klerikern. Höhe 6,4 cm..
Breite 10,2 cm.
— 56
Hst. 132.
Hst. 133—136. Hans Weigel oder Hans Wurm? Das Nürnbergische Territorium bis an die Gränz- Atlas.
wasser. 1559. Mit einem aus H und W gebildeten Monogramme bezeichnet. Vier Stöcke,
jeder aus zwei oder drei Stücken zusammengesetzt. Je 35 cm. breit und hoch.
Müller, Verzeichnis von nürnbergischen topographisch -historischen Kupferstichen
und Holzschnitten (Nürnberg 1791) S. 5. Nagler, Monogrammisten III, Nr. 1670.
Ungefähr derselben Zeit dürfte angehören:
Hst. 137—140. Georg Glockenton d. J. ? Karte der Umgegend der Stadt Nürnberg. In der Mitte Atlas.
der Doppeladler und die zwei Wappen der Reichstadt Nürnberg zAvischen Schwüngen,
umgeben von einem Lorbeerkranze und den Stadtmauern mit den Thoren. Vier Platten,
jede aus zwei Stücken zusammengesetzt. Höhe und Breite je 45,6 cm.
Müller, Verzeichnis von nürnbergischen topographisch-historischen Kupferstichen und
Holzschnitten S. 8, Nr. 1. Dortselbst wird bemerkt: »Man hält diese Karte für die Etzlaub-
Glockentonische, welche Doppelmayr in seinen Nachrichten von Nürnberg. Künstlern pag. 155
anführet. T) Doppelmayr sagt bei dem Artikel Erhard Etzlaub über diese Karte : »brachte
auch die Gegend um Nürnberg einige Meilen weit in eine Charte, die hernach Georg Glocken-
thon in Holzschnitt exhibiret.« Es würde diese Karte demnach eine Arbeit Georg Glocken-
tons sein und zwar eines jüngeren, über den weitere Nachrichten nicht vorliegen, denn
Georg Glockenton der Ältere starb nach Doppelmayr S. 198 am 1. Januar 1553, die Karte
aber ist erst nach Erbauung der runden Türme geschnitten Avorden, welche in den Jahren
1555 — 15^9 errichtet wurden, auf der Karte aber bereits zu sehen sind.
Müller sagt a. a. 0., dafs auf den vier Exemplaren des Holzschnittes, die er gesehen,
das Laufer- und Frauenthor unbenannt seien, wogegen Professor Will in seiner Bibliotheca
Norica angibt, dafs er einen Abdruck habe, auf dem das Lauferthor fälschlich als Frauenthor
bezeichnet sei. Hiezu ist zu bemerken, dafs die Holzstöcke den Angaben Müllers entsprechen.
Hst. 141. Zwei Frauen in der Tracht der Zeit, Narren durch ein Sieb schüttelnd. Wol Titelholzschnitt
irgend eines Volksbuches der Zeit von 1560—1580, der in Schwarz und Rot gedruckt
wurde, da auf der Rückseite des Holzstockes die Zeichnung für den Rotdruck einge-
schnitten ist und sich auch noch Spuren roter Farbe finden. Höhe 6 cm., Breite 6,5 cm.
Hst. 142. Landkarte von Oberitalien. Nur vorn und unten finden sich Reste einer Einfassungslinie,
oben und hinten war nie eine solche vorhanden. Es scheint daher, dafs nur ein
Teil eines ursprünglich gröfseren Holzstockes vorliegt, von dem ein Stück herunter-
geschnitten wurde, um auf die Rückseite die Flucht nach Ägypten schneiden zu können.
Diese spätere Darstellung zeigt das Monogramm M S. Höhe 11,3 cm., Breite 7,8 cm.
o7
Hst. 141.
Hst. 142 a.
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XVIII. Jahrhundert.
— 58 —
Hst. 142 b.
Hst. 143.
59
In der Manier Jost Ammans ist ausgeführt:
Hst. 143. Wappen der Scheurl innerhalb eines Lorbeerkranzes mit fliegenden Bändern ; unter dem
Sciieurlwappen im Kranze ein leerer Schild. Höhe 12 cm., Breite 11,5 cm.
Abgedrucktim »Anzeiger d. g. N.-M.« 1891, S. 42. Der vorliegende Holzstock ist die
Kopie des vierten Bibliothekszeichens des Christoph Scheurl, von denen in diesem Kataloge unter
Hst. 32 u. 36 schon zwei abgedruckt sind und avo auf Seite 29 Näheres über dessen Biblio-
thekszeichen überhaupt angegeben ist. Das Original zeigte namentlich eine andere Form des
Wappenschildes, anders stilisierte Helmdecken und an der Stelle des jetzt leeren Schildes war
das Wappen der Fütterer. Aufserdem war auch der Hintergrund des Wappens, wie ursprüng-
lich bei Hst. 36, schraffiert. Das Bibliothekszeichen hatte noch zu den vier Seiten lateinische
Sprüche, die mit Typen gedruckt waren. Dai'nach ist die Unterschrift auf Seite 42 des Jahr-
gangs 1891 des Anzeigers d. g. N.-M. zu berichtigen.
Rohe Kopien eines Formschneiders A F nach der Folge von Aposteln des Yirgil
Solis sind:
Hst. 144—148. Die Apostel Philippus, Andreas. Matthäus, Bartholomäus, Judas Thaddäus und Jakobus
minor in freier Landschaft ; der Märtyrtod im Hintergrunde, der auf den Originalen bei
jedem der Apostel dargestellt ist, fehlt bei den Kopien. Höhe je 9,2 cm.. Breite je 6,4 cm.
Hst. 144.
Hst. 145.
Hst. loO. Der Einzug Jesu in Jerusalem. Illustration einer Postille. Auf der Rückseite handschrift-
lich Dominica 6 Qvadrag., an der Seite eingeschlagen DOM 6 QVAD. Höhe 10,9 cm.,
Breite 13,5 cm.
8*
60
Hst. 148.
Hst. 149.
— 61 —
Hst. io±
62
TIst. ISl.
Hst. 181. Kartenmacher B 0. Modell für ein vollständiges Spiel kleiner deutscher Karten, ur-
sprünglich aus 49, oder wol richtiger 48 Blättern bestehend, von welchen bei 13 Feldern
aber jetzt die Figuren herausgestochen sind. Die Herzneun trägt die Jahreszahl 1S97,
das Herzas die Initialen 0 ß, wol den Kartenmacher bezeichnend. Höhe 17,8 cm..
— 63 —
Abgedruckt im »Katalog der im german. Mus. befindl. Kartenspiele u. Spielkarten«
Tafel XXVIII.
Hst. lo2. Aderlafsmännchen. Illustration aus irgend einem Kalender. Höhe 8,2 cm., Breite 4,6 cm.
D. Gesclilechterbuch der Reichsstadt Nürnberg.
Im Jahre lo45 gaben H. E. Vogtherr und H. Burgkmair ein Augsburger Geschlech-
terbuch heraus, das 80 Blätter Radierungen enthält, von denen jede einen Mann, meist einen
geharnischten, oft allerdings in sehr phantastischer Rüstung, mit einem Schilde darstellt,
welcher das Wappen eines der Augsburger Geschlechter enthält. (Biblioth. d. germ. Mus.
Nr. 31 739. 2.) Einen Text hat das Werk nicht; auch keinerlei Unterschi'iften finden sich
auf den Blättern. Jeder der beiden Folgen von 51 und 39 Blättern, aus Avelchen das Ge-
schlechterbuch besteht, ist ein und dasselbe, gleichfalls radierte Titelblatt vorgestellt, welches
das von zwei Greifen gehaltene Wappen der Reichsstadt Augsburg, darüber die Jahres-
zahl lo4o, darunter auf Bändern die Namen der beiden obengenannten Künstler zeigt. Nach
Stetten^) soll dieses Geschlechterbuch von einem Wilhelm Peter Zimmermann herausge-
geben worden sein, der in unserem Exemplare aber nicht erwähnt ist.
Dasselbe mufs sich eines grofsen Beifalles erfreut haben, denn schon fünf Jahre später
gab der Ratsdiener Pauls Hektor Mair-) in Augsburg ein zweites Augsburger Geschlechter-
buch, diesmal in Holzschnitt, mit kurzem, gedrucktem Texte heraus. Es ist betitelt:
«Bericht vnd | antzaigen, der loblichen Statt Aug | spurg, aller Herren Geschlecht, so vor |
Fünfhundert vnd mehr Jaren, weder yemandt wissen oder | erfaren kan, daselbst gewont,
vnd bis auf Achte, abgestorben. | Auch deren, so in newligkhait, an der abgestorbnen stat,
eingenommen vnd j erhöhet sein : Vnnd dann, mit was personen die Ro. Kai. Ma*- vnnser
aller | gnedigister Herr, am Dritten Augusti, im nechstverschinen Achtvnd | viertzigisten
Jar, ain New Regiment, von Rath vnd Gericht, | auch alle Empter besetzt hat, Sambt aines
jeden Geschlechts, | vnd der verordenten Personen Schilt, Helm vnd \ Zaichen, In künstliche
possen, auf art | der alten Klaidung, Waffen | vnd Wören, gestellt . . . 1350.« Die Schlufs-
schrift lautet: T)Getruckt, in der Kaiserlichen Reichsstat Augspurg, | durch Melchiorn Krieg-
stein, auf vnnser Frawen Thor, | Auß ansinnen vnd Verlegung, hieuor benants | Pauls Hector
Mair.« | Den Angaben des Titels entsprechend kommen zunächst »Die Uralten Erlichen Ge-
schlecht, von Herren« (51 Figuren, wie in dem älteren Geschlechterbuche), hierauf acht
Figuren der damals noch blühenden dieser uralten Geschlechter, dann 39 Figuren der
»Newen Geschlecht, sodeß 1538- Jars durch einen Ersamen Rathe zu Augspurg ...; gemacht
vnnd ernennt worden seind«, 41 Figuren des von Römischer Kaiserlicher Majestät 1548 er-
nannten und eingesetzten Rathes und letzlich 17 Figuren des gleichfalls vom Kaiser ernann-
ten Stadtgerichts, nach welchen dann noch das Wappen des Paul Hektor Mair kommt. Bei
jeder dieser Figuren, von denen einige ein aus G und W gebildetes Monogi-amm tragen, ist
der Wappenschild der betreffenden Familie. Die Figuren selbst sind manierierter und phan-
tastischer wie die des ersteren Geschlechterbuches. Nach Stellen ^) hätte Melchior Kriegstein
die Bilder selbst geschnitten, das Monogramm C W würde daher umsomehr den Zeichner an-
geben, als sich auch kein Schneidemesser bei demselljen befindet.
Offenbar waren diese Verherrlichungen der Augsburger Geschlechter die Veranlassung,
dafs man in der Schwesterstadt Nürnberg, die so viele verwandtschaftliche und geschäftliche
Beziehungen zu Augsburg hatte, sich mit dem Gedanken trug, ein gleiches Buch über die
Nürnberger Geschlechter herauszugeben, wobei man von den Augsburger Werken nur in der
Art abwich, dafs man Figur und Wappen nicht auf einer Platte zusammen anbrachte, sondern
dieselben getrennt in besondere Stöcke schnitt, und dafs man auch Figuren von Frauen ver-
wendete. Die Holzstöcke für dieses Nürnberger Geschlechterbuch haben sich noch erhalten und
siud heute noch — bis auf einiare. die sich seit Langem im Besitze des germanischen Museums
1) Kunst- Gewerb- und Handwerks-Geschichte der Reichs-Stadt Augsburg I, S.2T9.
2) Bekannt darch seine Unternehmungen zur Geschichte der Stadt Augsburg und seine im Jahre 1579
wegen langjähriger Veruntreuungen erfolgten Hinrichtung. 3) a. a. 0. S. 374.
befinden — Eigentum der Stadt Nürnberg. Es ist uns nur ein Exemplar des mit diesen Holz-
stöcken gedruckten Geschlechterbuches bekannt geworden, das sich im Besitze eines Berliner
Antiquars befand, gut gedruckt und altkoloriert war. Es bestand vielleicht aus Probedrucken.
Aus welchen Gründen die Herausgabe unterblieb, ist nicht bekannt; vielleicht ist durch
Forschungen im kgl. Kreisarchive zu Nürnberg hierüber, wie über die Zeichner und Holz-
schneider des Werkes, deren es mehrere gewesen sein müssen, wie die verschiedenen Arten
der Zeichnung und des Schnittes verraten, Aufschlufs zu erhalten. Vollständig abweichend
in der Manier und vereinzelt in der ganzen Serie ist z. B. der auf Seite 72 mitgeteilte Holz-
stock 211. Da die Holzschnitte, wie bereits gesagt, mit ganz geringen Ausnahmen heute
noch Eigentum der Stadt Nürnberg sind , so sind dieselben seiner Zeit wol im Auftrage
des Rates der Stadt gefertigt worden.
Zu dem Geschlechterbuche 2:ehören:
Hst. 153.
Hst. 153 155. Drei Wappen, das erste mit dem Doppeladler, welcher als Herzschild das österreichisch-
burgundische Wappen zeigt, das zweite mit dem Nürnberger Jungfrauenadler und das
dritte mit dem Nürnberger geteilten Schilde mit dem halben Adler und den Schräg-
balken. Letztere beide einander zugeneigt. Wahrscheinlich waren diese Wappen zum
Schmucke des Titelblattes oder der Vorrede des Buches bestimmt. Je 12 cm. hoch und
11,2 cm. breit.
Vgl. »Anz. f. K. d. d. V.« 1872, Sp. 69 f. Nach der dort''stehenden Notiz über die
Auffindung der Stöcke würden auch die unter Hst. 37—41 aufgeführten Säulen, Wappen
und Schwünge hierzu gehören, die, wie hier nachzutragen ist, für TondruCk bestimmt waren
und zu denen noch die Konturstöcke für Schwarzdruck gehörten.
- 6o -
Hst. 156 — 211. 46 nifännlichp und 10 weibliche Figuren, teilweise in der Tracht des 15., teils in der
des 16. Jahrhunderts, in derbem, kräftigem Schnitte mit mäfsiger Schattierung, das
Kostüm mancher der ersteren Figuren ziemlich phantastisch. Die männlichen
Figuren sind, bis auf fünf, alle nach (heraldisch) links, die weiblichen alle nach (heral-
disch) rechts gewendet. Während bei den Augsburger Geschlechterbüchern die Re-
präsentanten der Familien meist ritterliche Rüstung tragen, sind die Kürnherger alle in
bürgerlicher Tracht dargestellt. Der gröfsere Teil der Stöcke zeigt an den Seiten in gleich-
zeitiger Handschrift die Namen eines oder mehrerer — bis zu sechs — Nürnberger
Patriziergeschlechter und bei jedem derselben eine Nummer. Jedenfalls deutet die
Hst. 154.
Nummer die Reihenfolge an. in welcher die Geschlechter aufgeführt werden sollten,
und der Name die Familien . für welche der Holzstock verwendet werden sollte.
Daran, dafs ein und derselbe Holzstock manchmal bei sechs verschiedenen Familien
in Benützung kam. nahm damals kein Mensch Anstofs; es ist dies eine sehr häufige
Erscheinung in der Buchilliistration des 15. bis 17. Jahrhunderts. Auch in dem Mair-
schen Geschlechterbuche von 1550 Avurden einzelne Stöcke zwei-, drei- und viermal
abgedruckt und mit 127 Holzplatten 156 Figuren geliefert. Jede unserer Figuren ist
zwischen 23,5 und 26 cm. hoch. Höhe der Stöcke je 26,5 cm.. Breite zwischen
11—14,9 cm.
Der Zustand der Stöcke läfst erkennen, dafs nur wenige Probeabzüge von denselben
genommen Avorden sind; aufserdem wurden auch noch vor etwa 15 Jahren von jedem der
Stöcke etwa ein Dutzend Abzüge gemacht und dieselben an verschiedene deutsche Kupfer-
Katalog der Holzstöcke Tom XT.— XVIII. Jahrhundert. 9
— 66 —
Stichkabinette verteilt. Da die Holzstöcke für das Format dieses Kataloges zu grofs sind,
müssen wir uns hier auf die Wiedergabe einiger weniger, der kleinsten, beschränken. Wir
behalten uns vor, die ganze Serie zu entsprechender Zeit für sich zu veröffentlichen, wol am
besten mit den Wappen, die weiter unten beschrieben werden.
Noch bemerken wir, dafs das erste gedruckte Nürnberger Geschlechterbuch erst im
Jahre 1610 erschien, nachdem wol alle ratsfähigen Familien und manche andere wolhabendere
sich zum Teil höchst kostbare Geschlechterbücher über ihre eigenen Familien hatten herstellen
lassen, die sich teilweise heute noch, manchmal sogar noch im Besitze der betreffenden Familie,
erhalten haben. Das Geschlechterbuch von 1610 führt den Titel: »Gefchlecht | Buch deß
Heiligen | Reichs Stat Nürn- | berg Darinen alle | alte vnd neve Ade- | liehe Geschlecht |
Hst. 15b.
daraus der Rath | von 300 Jaren he- | ro erwölth wordn | hierin zusamge- | bracht Anno |
1610.« (Biblioth. d. g. M. Bg. 495 und noch zwei weitere Exemplare.) Es besteht aus einem
radierten Titelblatte , 7 BU. Text in Typendruck .und 81 Blättern mit je einer Figur mit
Wappen, darüber eine Cartouche mit dem Namen der betreffenden Familie, alles in Radie-
rung ausgeführt. Von welchem Künstler diese herrühren, ist nicht bekannt. Sie sollen nach
einem ehemals in der v. Forsterschen Sammlung befindlichen, auf Pergament gemalten Ge-
schlechterbuche ausgeführt sein.
In Bezug auf Anordnung schliefst sich dieses gedruckte Nürnberger Geschlechterbuch den
Augsbui'gern an, doch sind die Figuren, wie bei unserem Nürnberger, in bürgerlicher Tracht dar-
gestellt. Es erreichte aber bei weitem nicht den Umfang, den unser projektiertes erhalten
sollte, da, wie wir sehen werden, für dieses noch einmal soviel Wappen in Holz geschnitten
wurden, als das spätere von 1610 thatsächlich Familien enthält.
Hst. 156.
llst. 157.
Hst. 158.
iist. 159.
Hst. 160.
Hst. 211.
— 78 —
Hst. 212 — 386. 17o Wappen Nürnberger ratsfähiger Geschlechter und anderer vornehmer Familien dieser
Stadt, ohne die Vermehrungen, welche sich viele derselben namentlich im 16. Jahr-
hunderte zu verschaffen wufsten. Ziemlich derber Schnitt mit ganz geringen Schraffie-
rungen. Auf jedem Holzstocke ist, meist auf zwei Seiten, der ^enne der Familie
von alter, gleichzeitiger Hand geschrieben , der das Wappen angehörte. Alle Wappen
neigen sich nach (heraldisch) rechts, waren also bestimmt, den oben beschriebenen
männlichen Figuren gegenüber zu stehen, die beinahe ausschliefslich links gewendet
sind. Für die Schilde, Helme und Helmdecken wurden zwei Muster verwendet. Das
eine mit dem dreieckigen Schilde, dem Topfhelme und der drapierten Decke (s. Hst. 226
auf S. 74), wurde vorzugsweise gebraucht, viel seltener das andere mit dem Stech-
helme und der ausgeschnittenen fliegenden Decke (s. Hst. 234 auf S. 75). Ein System
oder ein Grund, warum einmal die, dann die andere Zeichnung für das Wappen verwen-
det wurde, konnte nicht festgestellt werden; es hieng der Gebrauch, wie es scheint,
lediglich vom Zufalle ab ; doch lässt sich erkennen, dafs das zweitbeschriebene, seltenere
Muster bei vielen Buchstaben der alphabetisch geordneten Familien sich gar nicht, bei
einzelnen dagegen ziemlich stark gebraucht findet. Höhe jedes Stockes ca. 16,3—16,5 cm..
Breite c. 9,2 — 9,5 cm. Wir führen die Stöcke nachstehend einzeln auf und bemerken,
dafs wir der alphabetischen Ordnung den Vorzug vor der systematischen gegeben
haben, wie sie im Augsburger Geschlechterbuche von 1550 eingehalten ist und wie sie,
wie aus den Nummern auf den Holzstöcken der Figuren hervorgeht, auch für unser
Nürnberger Geschlechterbuch geplant war. Das * bei den folgenden einzelnen Familien-
namen bedeutet, dafs Schild und Helm nach dem zweiten, seltener benützten Muster
gezeichnet sind.
Hst.
212.
Ammon.
Hst
234.
Fureberger (Fürnberger).*
213.
Ayrer.*
235.
Für er.
214.
Bamberger.
236.
Fürleger.*
215.
Behaim.
237.
Furtenbach.*
216.
Behaim v. Weifsenburg (mit zwei
238.
Fütterer.
gekreuzten Krummstäben).
239.
Gärtner.
217.
Bueler (Fühler).*
240.
Genger (Gienger).*
218.
Creutzer.
241.
Geuder.
219.
Deichsler.
242.
Geuschmidt.
220.
221. Dörr er. Das erste Wappen
243.
Glockengiefser.*
zeigt im Schrägbalken irrtümlicher-
244.
Grabner.
weise drei Lilien, das zweite da-
245.
Grafser.
gegen richtig drei Schachrochen.
246.
Groland.
222.
Ebner.
247.
Grofs.
223.
Ehinger.
248.
Grub er.
224.
Eisen wanger.
249.
Grundherr.
225.
Eisvogel.
250.
Gundelfinger.*
226.
Ellwanger.
251.
Hagelsheimer, Held genannt.
227.
Erckel.
252.
Halbachs.
228.
Eschenloer.
253.
Haller (von Hallerstein).
229.
Esler.
254.
255. Haller von Bamberg. Die bei-
230.
von Eyb.
den Wappen unterscheiden sich
231.
232. Flexdorfer. Das eine Wappen
zeigt als Helmschmuck einen
Mannesrumpf mit spitzer Mütze, das
nur durch die verschiedene Gröfse
des Brackenkopfes auf dem Helm-
schmuck.
andere einen mit flacher Mütze;
»
256.
Harsdorfer.
sonst sind die Wappen gleich.
»
257.
Hang mit dem Affen.
233.
Frey er.*
»
258.
Hayd.
Katalog der Holzstöcke yom XV.— XVIII. Jahrhundert.
10
74
Hst. 226.
Hst. 259. Haydenaber.
» 260. Hegner.
» 261. Hirschvogel.
» 262. Höltzel. ^
» 263. Holzschuher.
» 264. Hübner.
» 265. Imhof.
» 266. Ingram.
» 267. Katterpeck.
Hst. 268. Kemiuerer. Auf der einen Seite
richtig, auf der anderen fälschlich
als »Schmittmer« bezeichnet.
» 269. Kestel (Kastei, Kastei).
» 270. Keypper (Kaypper).
» 271. Ketzel.
» 272. Kiefhaber (Kyffhaber).
. 273. Knebel.
» 274. Kolb.*
-— /D
Hst. 234.
st
275.
Koler.
Hst. 281.
Krefs.
276.
Kopf.
» 282.
Küdorfer.
277.
Kötzler.*
» 283.
Kunherr.
278.
Kramer.
» 284.
Landauer.
279.
Krauter.
» 28Ö.
Langmann.
280.
KreeL*
» 286.
LemmeL
10*
76
Hst. 249.
Hst. 287. Letzscher.
» 288. Linck.*
» 289, von Lochaim.
» 290. Lochner.
» 291. Löt'felholz.
» 292. Meichsner,
Hst. 293. Melber.
» 294. 295. MendeL Bis auf eine kleine
Strichlage, welche auf einem Stocke
das untere Feld des Helmschmuckes
zeigt, während sie auf dem anderen
fehlt, sind die Wappen gleich.
77 -
Hst. 2o2.
Hst. 296. MeuerL
» 297. Muffel.
. 298. MüUner.
» 299. Müntzer (mit der Schlange).
. 300. ?sadler.
» 301. von jS^euenmarkt.
Hst. 302. Neyding (Neudung).
» 303. Nordwein.
y> 304. Nützel. Von diesem Stocke ist
noch nie ein Abdruck gemacht
worden ; er erscheint noch ganz neu.
» 30o. Obermair.*
— 78
Hst. 265.
Hst. 306. Ölhafen.
» 307. Örtel.
» 308. Ortlieb.
» 309. Ortolf.
» 310. Österreicher.*
Hst. 311. Paumgartner.
» 312. Pergmeister (Berckmeister).*
» 313. Peringsdörfer.
» 314. Pefsier.
» 315. Pünzine.
79
Hst. 272.
Hst. 316. Pirckheimer.
» 317. von Ploben (von Piaben).
» 318. Pömer.
» 319. Pregler.*
» 320. Prünsterer.
Hst. 321. Puck.
» 322. Rech.
» 323. Rehlingen.
» 324. Reich el.
» 325. Reinsperger.
— so-
nst. 281.
Hst. 326. Ridler. In dem handschr. Wappen- Hst. 327. Rieter (von Kornbur^
buche des germ. Museums aus dem
18. Jahrh. Nr. 7178 ist das Wappen
(ein Schrägbalken mit einem Pfeile)
als das der Riegler bezeichnet.
» 328. Römer.
» 329. Rotenhan (Rothan).
* 330. Rothflasch.
» 331. Rothmundt.
81 -
Hst. 312.
Hst.
332.
Rammel,
333.
Sachs.
334.
Sayler.*
335.
SauermauD.*
336.
Sauerzapf.*
Hst.
337.
Schedel.
338.
Scheurl.
839.
Schleicher.*
340.
Schlewitzer.
341.
Schlüsselberger.
Katalog der Holzstöcke yoni XY.— XYIII. Jahrhundert.
ii
Hst. 319.
Hst. 342. Schlüsselfelder.
» 343. Schraittmer. Auf einerl-Seite irr-
tümlich auch als Kammerer be-
zeichnet.
» 344. Schmugenhofer.
Hst. 345. Schnöd — noch unbenüzt.
^) 346. Schopper.
» 347. Schreyer.
» 348. Schuler.
» 349. Schürstab.
83 -
Hst. 329.
Hst. 350. Schütz (mit dem Bogen).*
» 351. Schütz (mit den drei roten Schlüs-
sein).
» 332. Semler.
» 353. Seubolt.
Hst. 354. Sigwein.
» 355. Spalter.
t 356. Spengler."'^
» 357. vom Stain.
» 358. Stainlinger.
iV
84 —
Hst. 331.
Hst. 359. Starck.
» 360. Staudigel.
» 361. Stepeck (Stetbeck).
» 862. Stromair.
» 363. Tetzel.
Hst. 364. Teufel.
» 365. Toppler.
» 366. Tracht.
» 867. Trautskirchner.*
» 368. Tucher.
— 85
Est.
335.
St. 369.
Tuiumer.*
Hst. 374.
Volckamer.
» 370.
von Tyl.
» 37o.
Vorchtel.
» 371.
Ulstatt.
» 376.
Wagner.
y> 372.
Yalzner.
» 377.
\Yaldstromer
» 373.
Voit.*
» 378.
von Wath.
— 86
Hst. 379. Weigel.
» 380. Welser.
» 381. Wernitzer.*
«> 382. Winkler.*
Hst. 367.
Hst. 383. Wolf.
» 384. Zenner.
» 385. Zingel.
» 386. Zollner, noch unbenutzt.
Zu diesen Holzstöcken gehören noch weitere vier, von gleicher Gröfse, auf welchen
die Wappen zwar gerissen, nicht aber geschnitten sind.
— 87
Hst. 368.
Hst. 387—390. Wappen der Marstaller, Stayber. StrauL und Vetter, auf Holzstöcken flott gezeiclinet,
aber noch ungeschuitten. Leider konnte der Formschneider, wie aus den vorstehend
abgedi'uckten Wappen zu ersehen, das Messer nicht so geschickt handhaben, wie der
Reifser die Feder, und ist durch den Schnitt viel von der Originalität der Entwürfe
verloren gegangen. Bei allen vieren ist Schild, Helm und Decke nach dem zweiten,
weniger gebrauchten Muster (s. Hst. 367 auf S. 86) gezeichnet. Höhe jedes Stockes
16,5—16,6 cm.. Breite 9—9,2 cm.
88 —
Hst. 378.
Zu diesen Holzstöcken gehören noch weitere neun, auf welchen nur die Wappenschilde
gerissen, die Figuren derselben aber noch nicht eingezeichnet sind. Acht derselben tragen
die Inschriften: Haugen, Ottnant, Ruhwein, Reichswirth, Sattler, Sitzinger, Stainmergel, Ulmer,
für deren Wappen die Holzstöcke verwendet werden sollten, einer ist unbezeichnet. Den
Schlufs des noch vorhandenen Materiales für das Nürnberger Geschlechterbuch bilden
12 Stöcke, die von gleicher Gröfse wie die vorigen, aber noch vollständig unbenutzt und
noch ohne jede Zeichnung oder Inschrift sind.
— 89 —
Ob in den vorbeschriebenen Holzstöcken das ganze Material für das Geschlechterbuch
vorliegt, ob einzelne noch dazu in Aussicht genommen waren, andere etwa verloren ge-
gangen sind, entzieht sich infolge des gänzlichen Mangels an Nachrichten über das projek-
tierte Geschlechterbuch unserer Beurteilung; jedenfalls düi'fte aber nicht viel fehlen und der
weitaus gröfste Teil desselben hier beisammen sein.
E. Illustrationeu von Pflnzings Methodvs geometrica.
Hst. 391— 43o. Die sämtlichen 4o Holzstöcke zu dem Werke: Uo98. \ METHODYS GEOMETRIGA.
Das ist: \ Kvrtzer wolgegründter vnnd außführlicher Tractat von der Feldtrech- \ nung
vnd Messung, Wie solche zu Fuß, Roß vnd Wagen | an allen Orten vnd Enden, wo
vnd wie die auch gelegen, ohne sondere | Mühe, Arbeit vnd Beschwerung, allain durch
sonderbare behende vnd | leichte Instrumenta, vnd andere dienstliche Yortheil, Griff
vnd Mittel zu [ vsurpiren vnd zu gebrauchen vnd nachmals ferner vnd weiter in das
Werck zu bringen, zu enden vnd zu verfertigen, nach i jedes selbsten Wuntsch, Willen
vnd i W^olgefallen. | Zu mchrerm Bericht vnd Verstandt | mit künstlichen gegenüber-
gesetzten Figui-en Ornirt, demonstrirt, vnd deut- liehen erklert.« Am Schlüsse:
»Gedruckt zu Nürnberg, durch i Valentin Fuhrmann.« 44 der Holzstöcke stellen
theoretische geometrische Figuren, Mafsstäbe , Instrumente und Apparate zur Mefs-
kunst, Karten mit Grundstücken und Örtlichkeiten, dann die Mefskünstler im Zimmer
und im Freien, auf Thürmen, Bergen und im Thale, zu Fufs, zu Pferde und im
Wagen dar. Der 45. Holzstock bildet die grofse Schlufsvignette dieses Werkes;
sie enthält in allegorischer Darstellung die Zeit auf der Weltkugel, darunter eine Sand-
uhr und einen Todtenkopf, in einer ovalen, verzierten Kai'tusche, in welcher sich die
Umschrift findet: »Sichstu: mein Lauft' Ist Yngewehrt • Alß die Ich nicht werd
vmbgekehrt • Drum üb Dich wohl In Freier Kunst • Eh Ich Lauff aus denn ists vmb
sonst.« Die 45 Platten sind alle von gleicher Gröfse, je 32 cm. hoch und 19,7 cm.
breit, auch wenn die betreffenden Darstellungen ganz klein sind, wie z. B. bei Tafel Uli,
auf der sich nur ein Quadrat von 7 cm. Länge und Breite befindet. Viele der Platten,
die teils aus einem Stücke bestehen, teils aus zwei zusammengesetzt sind, enthalten
mehrere Darstellungen. Eine andere Eigentümlichkeit vieler Stöcke ist es, dafs am
Rande das überflüssige Holz nicht weggeschnitten, sondern stehen gelassen worden
ist; es mufste beim Drucken wol mit Papier zugedeckt worden sein. Bei manchen
Tafeln sieht man noch die Eindrücke, die dieses Holz beim Drucke gemacht hat.
Mittels der 45 Holzstöcke wurden 22 Folioblätter beiderseitig und Tafel I einseitig ge-
druckt und diese Tafeln mit I — XLV bezeichnet. In dem Werke folgen abwechselnd immer
ein Blatt Abbildungen, dann ein Blatt Text in der Weise, dafs jeder Tafel die be-
treffende, ebenso nummerierte Textseite gegenübersteht. Anhaltspunkte, wer der Ver-
fertiger dieser Holzstöcke gewesen, finden sich auf keinem derselben; unzweifelhaft
hat sie aber ein Nürnberger Holzschneider gefertigt, der das Schneidemesser gewandt
zu führen wufste. Eine weitere Eigentümlichkeit dieser Holzstöcke ist es, dafs die
nach beiden Seiten der erhabenen Linien abfallenden Flächen manchmal, namentlich
bei leicht geschweiften Schattenstrichlagen, nicht nur ganz senkrecht absteigen, sondern
sogar einwärts sich bewegen, so dafs die Kegel der einzelnen Striche nicht nebeneinander
stehen, sondern schief, beinahe schuppenförmig aufeinander liegen, aber doch natür-
lich durch die herausgeschnittenen Zwischenräume von einander getrennt sind. Hiedurch
ward dem Holzstock eine grofse Elastizität verliehen, die sich auch in den hübschen Ab-
drücken unseres Buches geltend macht. Dafs man dies wol berechnet hatte, geht auch
aus noch einer Eigentümlichkeit der Stöcke hervor, die darin besteht, dafs alle frei aus-
gehenden Linien allmählich verlaufen und abgerundet sind, nicht plötzlich abbrechen.
In dem vorliegenden Werke ist ein Verfasser nicht genannt; nach Doppelma>T^)
1) Historische Nachrichten von den Nüi-nberger Mathematicis und Künstlern S. 82.
Katalog der Holzstöcke Toni XT. — XTIII. Jahrhundert. 12
— 90 —
rührt dasselbe aber von Paulus Pfintzing, dem Alteren, her, der am 29. August 1554 zu
Nürnberg geboren wurde und daselbst am 1. Juli 1599 starb. Das Werk hat er wol auf
eigene Kosten oder vielleiclit mit Unterstützung des Rates herausgegeben, dem er selbst
angehörte; denn die Holzstöcke waren einst sicher Eigentum des Rathes, da sie vor etwa
20 Jahren im kgl. Kreisarchive dahier, das heute den gröl'sten Teil der Bestände des Archivs
der Reichstadt Nürnberg umfafst, wieder zum Vorscheine kamen. Es dürfte nur in geringer
Auflage , so zu sagen als Manuskript gedruckt worden sein , da die Holzstöcke nur eine
geringe Benützung erkennen lassen und das fragliche Werk von grofser Seltenheit ist.
Teil von Hst. 405.
Vgl. »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1872, Sp. 151 ff. 287 f., woselbst auch die
unteren Hälften von Taf. XXHl u. XXXVl auf Sp. 155/156 bezw. 153/154 und von Tafel XV
(Hst. 405) der oben im Freien stehende Feldmesser auf Sp. 157 abgedruckt sind, den wir hier
ebenfalls wiedergeben. Ingleichen geben wir die obere Figur von Tafel XL (Hst. 430) auf
der nächsten Seite wieder. Sp. 287 dortseibst wird die Vermutung ausgesprochen, dals die
— 91 —
Teil von Hst. 430.
Holzschnitte dieses Werkes^nicht auf der Presse gedruckt, sondern mit dem Reiher ahgezogen
sind, was bei der offenbar sehi' kleinen Auflage leicht geschehen konnte. Wir können uns die-
ser Ansicht nur anschliefsen, obgleich die Paginierung der Tafeln mit Nummern, die nicht in
den Holzstock eingeschnitten waren, dem scheinbai" entgegen ist. Diese Nummern sind aber so
schlecht gedruckt, dafs sie vielleicht nicht auf der Presse, sondern mit der Hand aufgedruckt wurden,
12*
— 92 —
Im germanischen Museum befindet sich aber noch ein weiterer Holzstock, der^zu dem
Pfinzingschen Werke gehörte, mit der beschriebenen Serie zusammen gefunden, aber in dem
Buche nicht benützt wurde.
Hst. 436. Darstellung von fünf Mefsinstrumenten. Das oberste bildet ein über die ganze Breite der
Tafel reichendes Rechteck, das in der Mitte einen oben und unten aufstofsenden, 100-
teiligen Kreis enthält, gleich der unteren Figur auf Taf. XLII, und an den zwei
schmalen Seiten mit Laubornament verziert ist. Nach freundlicher Mitteilung des
Herrn Dr. S. Günther, Professors an der technischen Hochschule zu München, dem wir
auch die Bestimmung der folgenden Nummern verdanken, ist dies Instrument eine
Bussole, von der die Magnetnadel abgenommen ist. Darunter findet sich ein gleiches
Rechteck mit ähnlicher Verzierung, in dessen Mitte der Länge nach ein doppelter
100 teiliger Mafsstab läuft, ähnlich der obersten Figur auf Taf. XLII. Dann folgt eine
Hst. 437.
Kompafsscheibe, gleich der Figur A auf Taf. XX VIII, in einem rechtwinkeligen, gleich-
schenkeligen Dreiecke, dessen lange Seite einen 70 teiligen Mafsstab bildet. Neben die-
sem Dreiecke findet sich noch eine Kompafsscheibe allein, die gleichfalls in 96 Grade
— 93 —
geteilt und von gleicher Gröfse ist. Hier liegt eine Bussole zur Messung von Vertikal-
winkeln vor, wahrscheinlich zu bergmännischem Gebrauche. Den Schlufs bilden zwei
ganz gleiche, quer über das Blatt gehende Doppelmafsstäbe mit einem Quadrate an
dem einen Ende, in dem sich ein Kreis befindet (kombinierter Mafsstab und Trans-
porteur). Höhe und Breite wie die der vorstehend beschriebenen Tafeln. Der Holz-
stock unterscheidet sich von den übrigen nur dadurch, dafs ihm die Zahlen und Nadeln
gänzlich fehlen, die bei den anderen Figuren immer eingesetzt sind.
Wol am besten im Anhange zu diesem Werke sind einige Holzstöcke mit mathemati-
schen Figuren vorzutragen.
Hst. 437. 438. Graphisches Schema zur Verwandlung der »grofsen« in »kleine« (mittlere Sonnen-)
Zeit. Höhe jedes Stockes 12,7 cm.. Breite 14 cm.
Hst. 438.
Im 15. Jahrhunderte gingen zwei Zählweisen des Tages nebeneinander her, die eine
teilte den Tag in zweimal zwölf, die andere in vierundzwanzig fortlaufende Stunden. Um
die Verwirrung noch gröfser zu machen, erfand (1489) Johann Königsschlager in Nürnberg
— 94
^
WERT»-
Hst. 447.
eine dritte, noch viel kompliziertere Berechnung. Er begann mit Sonnenaufgang den Tag
mit einer neuen Stunde, mit Sonnenuntergang die Nacht mit einer neuen Zählung. Die
Länge des Tages und der Nacht und somit die Stundenzahl beider waren daher stets wechselnd.
Im Hochsommer wurde demgemäfs der Tag in sechzehn, die Nacht in acht Stunden geteilt,
zur Zeit der Wintersonnenwende war dies Verhältnis umgekehrt. Diese neue, sogenannte
»gröfsere« Uhr ward von Nürnberg offiziell angenommen und erhielt sich über hundert Jahre
daselbst. Da aber die Taschenuhren, die mit ihrer Verbesserung immer weitere Verbreitung
fanden, an der Einteilung des Tages in zweimal zwölf Stunden festhielten, so mufsten die
Astronomen besondere Tabellen zur Vergleichung der beiden Zählweisen fertigen. Eine
solche liegt hier vor. i)
Hst. 439. 440. Zwei mathematische Figuren, darstellend die Berechnung der Elemente eines ebenen,
rechtwinkeligen Dreieckes, sowol im Dezimal-, als auch im Sexagesimalmafs. Der
Grund des wol aus Apfelbaumholz bestehenden Holzstockes ist nicht mit dem Schneide-
messer herausgeschnitten, sondern mit einem Stichel, der vorn etwa 2,5 mm. breit war,
herausgehoben worden. Höhe je 13,8 cm., Breite des ersteren 16,8, des zweiten
1) Vergl. über diese Tageseinteilung den „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit" 1871, Sp. 96 ff.
95
GOSTENHOF
Hst. 448.
17,2 cm. Auf der Rückseite des ersteren ist ein rechteckiges Kästchen mit ausladendem
Fufse mit der Feder, nicht hesoiiders geschickt gezeichnet. Darüber steht in Kurrent-
sclu'ift: »Dem achtbarn vnd vor «(nehmen).
Zu derselben Serie gehören :
Hst. 441. 442. Zwei den vorbeschriebenen beiden Nummern analoge, trigonometrische Übungsbei-
spiele, aus gleichem Holze und dieselbe Technik erkennen lassend. Höhe je 9,2 cm.,
Breite je 15,7 cm.
Mit den vorstehenden sind in das Museum gekommen und gehören wol zu dem
gleichem Werke :
S\^
^3X^
!M
v^
^
SiS^
'^
Hst. 443.
Hst. 443. Die zwölf Tierkreiszeichen. Höhe 1,4 cm., Länge 9,4 cm.
— 96 —
ENGEITHAL
Hst. 449.
Hst. 444. Neun aneinander gereihte Würfel, Versinnbildlichung gewisser Zahlen durch stereometrische
Figuren. Höhe 1 cm., Länge 7,4 cm.
Demselben Zwecke dienten auch die beiden folgenden Nummern.
Nt-M.M MSISJ.
^^ >^=FF¥=f^^
Hst. 444.
Hst. 445.
Hst. 445. Figur von neun aneinander gereihten dreieckigen Prismen. Höhe 0,9 cra., Länge 7,3 cm.
/—\
Hst. 446.
]
— 97 -
UWF
^
Hst. 450.
Hst. 446. Drei Pyramiden, von denen jede eine andere Basis, ein regelmäfsiges Dreieck, ein Quadrat
und ein regelmäisiges Fünfeck hat. Höhe 2,5 cm., Länge 4,9 cm.
F. Wappen der Nürnberger Städte und Pflegämter.
Dieselbe technische Eigentümlichkeit, dafs die Kegel einzelner erhabener Strichlagen
ganz schräg gestellt sind und mehr aufeinander zu liegen, als nebeneinander zu stehen
kommen, wie wir sie bei der Pfinzingschen Feldmefskunst beobachtet haben, findet sich auch
bei einem Teil einer Serie von Wappen Nürnbergischer Städte, die daher um so mehr vielleicht
von demselben Nürnberger Holzschneider angefertigt worden sein dürften, weil sie ebenfalls im
Besitze des Nürnberger Rates gewesen sind und zu einer offiziellen Publikation gedient haben.
Allerdings gehören die Holzstöcke bereits in den Anfang des 17. Jahrhunderts, dürften aber
doch am zweckmäfsigsten hier aufgeführt werden. Nach der seltsamen Form der Schilde und
der teilweise merkwürdigen Heraldik überhaupt , dürfte man die Wappen für noch jünger
halten, während die Überschriften auf älteren Ursprung, vielleicht auch nur ältere Vorlagen
hinzudeuten scheinen; die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen und unserer Datierung ent-
sprechen.
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XVIII. Jahrhundert.
13
98
ALTORF
Hst. 451.
Hst. 447 — 457. 11 Holzstöcke von dem 18 Holschuitte enthaltenden Büchlein »Der Stadt Nürnherg |
Jhrer Stadt und Pfleg Wappen«, das aus 18 unnumnierierten Blättern in Quarto besteht,
ohne Angabe des Druckers und der Jahreszahl erschienen ist und aufser dem ange-
führten Titel keinen Text als die in Holz geschnittenen Überschriften der einzelnen
Wappen enthält (Biblioth. d. g. M. W. 1399). Die einzelnen Holzstöcke, abgesehen von
dem Titelblatte mit den drei Nürnberger Wappen, bestehen aus einem ovalen Schilde,
dem unten noch ein kleiner Halbkreis angesetzt ist, in einem und demselben ornamen-
tierten Rahmen, der aber bei jedem Holzstocke besonders geschnitten, nicht Passepartous
und daher der eine von dem andern immer etwas abweichend ist. Von den 18 Blättern
sind vorhanden:
Hst.
447.
448.
449.
450.
WERT (Vorstadt Wöhrd).
GOSTENHOF (ebenfalls eine Vorstadt von Nürnberg].
ENGELTHAL. Das ehemalige Kloster Engelthal hatte ein redendes Wap-
pen ; als es nürnbergisch wurde, ward der Engel zur Personifikation der
Gerechtigkeit und wurde ihm noch der Nürnbergische Schild beigegeben.
LA VF. Das Städtchen Lauf führte, so lange es bayerisch war, zwischen
den beiden Türmen den bayerischen Rautenschild, der nach dem Über-
gang an Nürnberg dem Wappen dieser Stadt weichen muiste.
— 09
ROCHENECK:
Hst. 432.
Hst. 451. ALTORF. Der pfälzische goldene Löwe in Schwarz, der das Wappen
der ehemaligen Nürnberger Universitätsstadt Altdorf zeigt, erinnert an
die frühere pfalzbayerische Herrschaft über dieselbe.
» 452. REICHENEGK. Die Burg Reicheneck gehörte früher den Schenken
von Reich , welche im silbernen Felde eine rote Rose führten ; diese
wurde auch von Nürnbergischer Seite beibehalten und durch das Wap-
pen dieser Stadt vermehrt.
» 453. HILTPOLTSTAIN. Hilpoltstein hatte früher lediglich eine Schrägteilung
von Gold und Rot. zu der dann gleichfalls der Nürnberger Schild dazu-
kam. Das überflüssige Holz dieses Stockes ist, abweichend von den
anderen, ganz absonderlich tief, bis über 1 cm., weggeschnitten.
» 454. HOHENSTAIN. Den Gattern, Avelchen man hinter dem Nürnbergischen
Schild sieht, führte die Familie, welche früher Hobenstein im Besitze
hatte und sich nach dieser Burg nannte. Auch hier, wie bei den fol-
genden, ist das Holz sehr tief weggeschnitten.
» 455. STIERBERG. Auch dieses Wappen zeigt das redende der alten Familie
Stierberg, vermehrt um den Nürnberger Schild. Das S am Anfange des
Wortes ist in ein besojideres Pflöckchen geschnitten und eingesetzt wor-
100
HILTPOLTSIAIN
Hst. 453.
den, woraus sich seine abweichende Stellung und 'der schlechte Ab-
druck erklärt.
Hst. 456. GREFENBERG. Der Löwe, welcher den Nürnbergischen Schild hält,
istder weifse, böhmische in Rot; er erinnert daran, dafs Gräfenberg
früher böhmisches Lehen war.
» 457. WILDENFELS. Nach den Wappenbüchern von Sibmacher und Einzinger
hatte die Familie Wildenfels statt des schwarzen Rades eine schwarze
Rose. Offenbar lag dem Zeichner des Wappens eine undeutliche Dar-
stellung, vielleicht ein verquetschter Siegelabdruck des alten vor und
so mufste die Rose dem Mühlrade weichen — ein Versehen, das auch
heute noch in der heraldischen Praxis nicht selten vorkommt.
Die Wappen von Gostenhof und Hilpoltstein scheinen von anderer Hand herzu-
rühren, sie zeigen die so stark schief gestellten Kegel nicht. Höhe jedes Stockes
12—13,1 cm., Breite 7,7—8,5 cm. Es fehlen demnach von dieser Serie die Wappen
der Reichsstadt Nürnberg selbst, dann die von Hersbruck, Pillenreuth (BVLENREIT),
Lichtenau, Velden, Petzenstein und Hauseck.
Angeführt bei G. G. Müller, Verzeichnis von Nürnbergischen topographisch-histori-
schen Kupferstichen und Holzschnitten (Nbg. 1791) S. 193.
— 101
HOHEMSTAIN
Hst. 454.
G. Die Illustrationen von Johan. Wolfii lectionum memorabilium et
reconditarum centenarii XYI von Jakob Lederlein.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts machte der Kupferstich dem Holzschnitte viel gröfsere
Konkurrenz denn früher. Uie Zahl der Holzschnitte, wie ihre Qualität nahm ab; wo man
aber Holzschnitte verwendete, begnügte man sich vielfach ganz oder teilweise mit der Be-
nützung älterer Holzstöcke, die man wieder abdruckte, oder mit Kopien, die man nach den-
selben fertigte, wobei man es oft nicht sehr genau nahm, ob die Darstellungen zu dem Texte
pafsten oder nicht. Auch mit dem Werke: »Johan. Wolfii J. G. | lectionvm memo- | rabilivm
et reconditarvm | centenarii XVI. | Habet hie lector doctorvm eccle- | sise, Vatum, Politicorum,
Philosophorum, Historicorum, aliorumq^ | sapientium & eruditorum pia, grauia, mira, arcana,
& stupenda ; iucun- | da simul & vtilia, dicta, scripta, atq'^ facta; Yaticinia item vota, oraina, |
mysteria, Hierogiyphica, miracula, visiones, antiquitates, monu- | menta, testimonia, exempla
virtutü, vitiorum, abusum ; j typos in super, picturas, atq"-* imagines: | sed et ipsivs coeli ac na-
tvrae horrenda, si | gna, Ostenta, Monstra, atq^ Portenta: His interiuncti sunt quoq"'' | omnes
sacre prophaniq^ ordines Lauingae sumtibus Autoris impressit Leonhardus
Rheinmichel Typogr. Palalinus, anno 1600 « (2 Bde. in Folio, Biblioth. d. g. M. Gs. 1874) ist
10^
S TIERBLRG
Hst. 455.
dies der Fall. Man findet in demselben eine Anzahl älterer Holzstöcke verwendet, nämlich
die Darstellungen aus dem Trachtenbuche der katholischen Geistlichkeit von Jost Amman,
das 1585 zu Frankfurt a. M. unter dem Titel: »Stand vnd Orden Der H. Römischen Catholi-
schen Kirchen« (Andresen 232) zum ersten male erschienen ist. Die meisten dieser Holz-
stöcke sind in dem angeführten Werke des pfalzgräflich zweibrückischen Rates Johann Wolf
(geb. 1537 zu Bergzabern, f 1600 zu Heilbronn) wiederholt abgedruckt.
Neben den Jost Ammanschen Holzschnitten findet sich aber noch eine grofse Anzahl
anderer, die an künstlerischem Werte hinter den Ammanschen Figuren zurückstehen und
scheinbar von verschiedener Hand herrühren, aber wie die nähere Untersuchung gezeigt hat,
doch wol schliefslich auf einen und denselben Holzschneider zurückzuführen sind, denn vier
Holzschnitte des Buches, die teilweise ganz verschieden behandelt sind, zeigen ein und das-
selbe Monogramm, die Initialen JL, dazwischen ein Herz, das dem Holzschneider Jakob
Lederlein zugeschrieben ist, der um 1560 zu Tübingen geboren sein soll. Dieses Monogramm
findet sich auf dem Holzschnitte auf S. 9 des 1. Bandes, der eine Himmelserscheinung dar-
stellt, links unten in der Wurzel des Baumes. Aufserdem kommt es noch auf den von
Nagler in seinen Monogrammisten III, Nr. 2720 aufgeführten Holzschnitten in Bd. I, S. 445,
453 u. 584 vor; das zuerst erwähnte Vorkommen hat Nagler übersehen. Die verschiedene
Behandlung der Holzschnitte läfst sich wo) dadurch erklären, dafs Lederlein eben verschieden-
— 103 —
GREFENBERG
Hst. 456.
wertige Originale vorlagen, da die Holzschnitte, die den übrigen Schmuck des Werkes
bilden, meist Kopien nach älteren Einzelholzschnitten oder ganzen Reihenfolgen solcher sind.
Hatte Lederlein gute Vorlagen, so lieferte er eben auch annehmbare Nachschnitte, aus denen
sich auch der Charakter und die Technik der Originale meist noch gut erkennen läi'st; hatte er
aber schlechte Vorbilder, oder war er lediglich auf sich angewiesen, so sinkt der Wert seiner
Arbeiten ganz bedeutend. Dafs Lederlein als der alleinige Urheber des übrigen, nicht
Ammanscheu Bilderschmuckes des Werkes anzusehen ist, verrät nicht nur das Monogi'amm
auf den Holzschnitten von so verschiedener Behandlung und verschiedenem Werte, sondern
auch die gleiche Grölse der Holzschnitte des ganzen Werkes, die mit geringen Ausnahmen
7 : 10—11 cm. ist.
Ein Teil dieser Lederleinschen Holzstöcke ist als Geschenk der Jos. Köselschen Buch-
handlung in Kempten, welcher Ort von Lauingen räumlich ja nicht sehr weit entfernt ist,
in das germanische Museum gekommen. Mit diesen und den Originalen, denen sie nachge-
schnitten sind, werden wir uns nachstehend beschäftigen. Auf die Originale der anderen
Holzschnitte, von denen das Museum die Stöcke nicht hat, an dieser Stelle einzugehen, haben
wir keine Veranlassung, doch dürften auch sie sich unschwer feststellen lassen. Einzelnen
Darstellungen von Himmelserscheinungeu liegen unzweifelhaft Flugblätter, die zur Zeit der
Beobachtuno; derselben heraustjegreben wurden. zuü:runde.
— 104
•"WILDENFELS
Hst. 457.
Hst. 458—470. Jakob Lederlein nach Hans Guldenmund. 13 Kopien von Illustrationen des
auf Seite 27 f. dieses Kataloges angeführten Werkes »Eyn wunderliche Weyssagung von
dem Babstumb« (Nürnberg 1527). Sämtliche Holzstöcke, von welchen einer das
Monogramm Lederleins trägt, sind für das Wolfsche Werk besonders gefertigt worden,
denn wir konnten aufser den auf S. 28 angeführten Ausgaben des 16. Jahrhunderts
dieses Werkes keine weiteren in Deutschland erschienenen feststellen. Jeder der
7,1 cm. breiten und 10,9 cm. hohen Holzstöcke ist auf der Rückseite mit einer Auf-
schrift von alter Hand versehen: »Abt Joachims .... Figur 1200 Folio . . . .« Bei
den Worten Figur und Folio sind die betreffenden Zahlen nach dem Wolfschen Buche
beigesetzt; die Zahl 1200 bezieht sicK auf die Zeit der Entstehung der Prophezeiungen
des Abtes Joachim des Klosters Flora (f 1202), den aber Andreas Oslander in der
Nürnberger Ausgabe der Prophezeiungen von 1527 nicht erwähnt, sondern nur be-
merkt, dafs es sich um kein »new gedieht« handle, sondern er aus zwei Büchern, deren
eines aus dem Kartäuserkloster — jetzt der Sitz des germanischen Museums — , das
andere aus des »Rhats, hie zu Nürnberg, librey« stamme, »gemeel, vnnd schrifft«
entnommen habe, die ungefähr bei hundert Jahre alt seien. Merkwürdiger Weise
erwähnt Wolf die Nürnberger Ausgabe von 1527 nicht. Es scheint also , dafs
er, und dann natürlich auch der Holzschneider, dieselbe nicht gekannt; es müfsten
105
die Illustrationen daher nicht direkt nach den Guldenmund sehen Holzschnitten, son-
dern nach Kopien derselhen gefertigt worden seien, also wol, wie aus den Aus-
führungen bei Hst. 466 hervorgeht, nach einer Ausgabe, die 1592 in Ferrara er-
schien, die aber Wolf merkwürdiger Weise wiederum nicht verzeichnet. Er bemerkt
bezüglich der verschiedenen Ausgaben — offenbar nach Andreas Oslander, aber viel-
leicht ebenfalls nicht direkt nach demselben — , dafs um 1520 ein illustriertes Exemplar
der Prophezeiungen im Kartäuserkloster, ein zweites in der Bibliothek des Nürnberger
Rates, beide gemalt vor 200 (!) Jahren, gefunden worden seien; die dritte Ausgabe
von Theophrastus Paracelsus^), die vierte von Johannes Adrasder, die fünfte zu
Venedig 1589 von Paschalino Regiselmo veranstaltet wurden. Letztere ward nach
Ebert^) nicht mit Holzschnitten, sondern mit Kupferstichen geziert. Der Abdruck der
Prophezeiungen bei Wolf zählt genau ebensoviele Holzschnitte — 30 — als wie die
Nürnberger Ausgabe von 1527, doch ist ihre Reihenfolge eine etwas andere. Die
Hst. 458.
13 Holzstöcke, die das Museum von der Serie der Lederleinschen Kopien besitzt,
folgen nachstehend in der Reihenfolge, wie sie bei Wolf abgedruckt wurden. Es sind
etwas freie Nachschnitte, keine sklavisch genau ausgeführten Kopien; doch stimmen
sie in der Gröfse genau mit den Originalen überein.
1) s, S. 28 dieses Kataloges.
2) AUgem, Bibliograph. Lexikon (Leipzig
1821.)
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XVIII. Jahiiiundert.
14
TJsL. 459-462.
Hsl. 463—466.
108
Hst. 467.
Hst. 468.
Hst. 45{
459.
460.
461.
462.
463.
Vaticinum VII. (Ausgabe von 1527: V.Illustration). Der Papst, einem
um einen Baum sich Avindenden Drachen gegenüber. Auf dem Gulden-
mundschen Originale fehlt der Vogel auf der linken Schulter des Papstes.
Wolf I, S. 447?
Vaticinum IX i). Der Papst, in der Rechten die Geifsel, in der Linken
zwei Schlüssel, auf diesen ein Vogel. Zu Füfsen das Lamm Gottes, in
dessen Rücken ein Schwert steckt, zur Linken eine Schlange mit dem
Papstbrustbild. Wolf I, S. 448.
Vaticinium XII. Der Papst, zu Füfsen eine Krone, zur Linken ein
gegen ihn anspringender Wolf mit einem Schwerte. Wolf I, S. 449.
Vaticinium XIII. Der ^ sitzende Papst, dessen Schlüssel in der Linken
ein Engel hält. Im Guldenmundschen Originale fehlen die Sterne und
Wolken ober der Rute in der Rechten, dagegen hat der Vogel zu Füfsen
einen Pfauenschweif. Wolf I, S. 450.
Vaticinium XVI. Der Papst, ein Buch mit beiden Händen haltend.
Hinter der Krone und ;unten zu beiden Seiten je ein Bär. Wolf I, S. 451.
Vaticinium XVII. Der Papst mit einer Fahne in der Rechten, zur
Linken eine empor steigende, geflügelte Schlange, auf welche zwei Vögel
1) Von hier an laufen die Holzschnitte bei Wolf in derselben Reihenfolge wie in der Ausgabe von 1527.
109 —
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üst. 469
/<«o ^
Hst. 470.
hinunterstofsen. Im Originale nur ein Vogel und die
geflügelt, dagegen in der Fahne zwei gekreuzte Schlüssel.
Hst. 464. Vaticinium XVIIL Der Papst niit der Rechten einen knieenden Mann
Schlange un-
Wolf I, S. 452.
» 4G5. Vaticinium XIX. Drei Säulen, auf der ersten das Brustbild eines
Königs, auf der zweiten dasjenige eines Mönches, auf der dritten ein
Arm mit einer Sense, welche die Achsel des Älönches trifft. Auf dem
Guldenmundschen Originale hält der Arm statt einer Sense ein Hör-
rohr, das an das Ohr des Mönches geführt ist. Wolf I, S. 453.
» 466. Vaticinium XX. Ein Mönch, in der Rechten eine gezahnte Sichel, in
der Linken eine Rose. Zu Füfsen rechts (heraldisch) ein liegendes B,
links ein Fufs, und unter diesem das Monogramm des Jakob Lederlein
I L, dazwischen ein Herz. Wolf I, S. 453.
Das Original zeigt statt des pq einen Feuerstahl, ein Feuereisen, wie es auch
zu den Insignien des Ordens vom goldenen Vlies gehörte. Oslander, der den Mönch
auf Luther deutet, sagt in der Ausgabe von 1527, dafs dieser mit dem Feuer-
eisen das Feuer der christlichen Liebe, das erloschen ist, wieder aufschlagen und
anzünden werde. Wir verweilen deswegen länger bei diesem Feuereisen, weil
110
Nagler^) das liegende pq als ein Monogramm des Vittorio Baldini ansieht, in dessen
Verlag die Weissagungen unter dem Titel »Profetie dell'Abatte Gioachino et di
Anselmo Vescovo di Marsico. In Ferrara 1592« ebenfalls erschienen sind. In die-
sem Werke ist das Feuereisen, das der italienische Holzschneider wol nicht erkannte,
in das der Form nach ähnliche PQ verwandelt worden. Mit dem Namen des Form-
schneiders hat das pq wahrscheinlich nicht das mindeste zu thun, und wenn nicht
andere bessere Beweise dafür beigebracht werden können, dafs der Buchdrucker
Baldini ein Formschneider gewesen, so dürfte er als solcher wol abgethan sein.
Durch diesen Holzschnitt ist übrigens der Beweis erbracht, dafs dem Holzschneider
Lederlein nicht die ältere, deutsche Ausgabe, sondern die italienische von 1592
vorlag, die aber auch wieder eine Kopie der Ausgabe von 1527 ist.
Hst. 467. Vaticinium XXH. Der Papst, ein Buch haltend, eine Bärin mit drei
Jungen sich zur Rechten erhebend. Wolf I, S. 454.
» 468. Vaticinium XXVII. Der Papst, seine Krone über fünf stehende Lämmer
haltend. Das Guldenmundsche Original zeigt nur drei Lämmer und
zwar liegende. Wolf I, S. 457.
» 469. Vaticinium XXVIII. Der Papst, von einem schAvebenden Engel gekrönt.
Wolf I, S. 457.
» 470. Vaticinium XXIX. Der Papst, sitzend, ein Buch im Schofse, dahinter
zwei Engel, welche ein Tuch halten, das mit Sternen besetzt ist, die
dem Originale von Guldenmund fehlen. Wolff 1, S. 458.
Hst. 471.
Bezüglich der übrigen Lederleinschen Illustrationen dieser Prophezeiungen, von wel-
chen das germanische Museum die Holzstöcke nicht besitzt, sei folgendes bemerkt:
Bei Vaticinium III (Ausg. v. 1527 : VH) fehlt das abgeschlagene Haupt, das bei Gulden-
mund zwischen den Füfsen des Henkers liegt. Der leere Platz für den Kopf bei dem
Lederleinschen Holzschnitte läfst fast vermuten, dafs er erst später herausgeschnitten wurde.
Vaticinium IV = III von 1527.
Vaticinium V = VHI von 1527.
Vaticinium VHI = VI von 1527.
1) Monogrammisten I, Nr. 1557.
— 111
Hst. 472.
Hst. 473.
Bei Vaticinium X ist statt der halben Himrrielskugel mit den Sternen des Gulden-
mandschen Originales, ein doppelliniges Dreieck mit sechs Sternen angebracht.
Vaticinium XXIV =^ XXV von 1527. Bei Guldenmund ist noch eine weitere Fahne,
aber ohne Stange, mit zwei gekreuzten Schlüsseln angebracht.
Vaticinium XXV = XXIV von 1527. Diese Ansicht von Nürnberg ist bei Müller^)
nicht angeführt.
Vaticinium XXX: aus dem apokalyptischen Lamme mit sieben Hörnern von Gulden-
mund ist bei Lederlein ein zweihörniger Widder geworden.
Ilst. 471. »Jacob segnet Josephs söhn mit geschrenckten bänden«. Auf der Rückseite vorstehende Auf-
schrift von alter, gleichzeitiger Hand und ferner noch »Abt Joachim 1200 folio 490.«
Die Seitenzahl bezieht sich auf den ersten Band des Wolfschen Werkes. Wenn auch
die Art des Holzschnittes von den vor- und nachstehend mitgeteilten sehr abweicht,
so ist an Lederleins Urheberschaft desselben um so weniger zu zweifeln, als die auf
S. 9 u. 584 desselben Bandes abgedruckten, mit dem Monogramme Lederleins bezeich-
neten Holzschnitte die gleiche Behandlung zeigen. Nicht uninteressant ist es, dafs
Lederlein auf diesem Holzstocke, und auch bei anderen noch folgenden, gleichfalls
Linien mit schrägem Kegel geschnitten hat. Höhe 7,2 cm., Länge 10,8 cm.
1) Verzeichnis
(Nürnberg 1791).
von Nürnbergischen topographisch - historischen Kupferstichen und Holzschnitten
112 —
Hst. 474.
Hst. 475.
Hst. 472—491. 20 von 32 Illustrationen der Prognostikation des Theophrastus Paracelsus in dem
Wolfschen Werke Bd. I, S. 486 ff. Jeder der 20 Holzstöcke ist auf der Rückseite mit
der mit Tinte geschriebenen Aufschrift »Theophrasti . . . figur 1541 folio . . .« ver-
sehen, die Bezeichnung der Figuren und die Seitenangaben stimmen genau mit dem
genannten Werke. Wir setzen sie bei jedem Stocke bei. Die Jahreszahl 1541 soll
die Zeit des Erscheinens der Prognostikation bezeichnen.
Hst. 472. Figur 3: Landschaft mit stehenden Spiefsen. WolfH, S. 486.
» 473. » 5 : Eine Krone über einem Wasser und über dieser ein Mühlstein
schwebend. Wolf H, S. 487.
» 474. » 6: Gebirgslandschaft, im Vordergrunde ein Zweig (eine Ruthe ?)
im Wasser liegend. Wolf H, S. 488.
» 475. » 10 : Ein Mönch, an einem Wasser Wäsche schlagend. Wolf 11, S. 490.
» 476. „ 11 : Ein sitzender Bär in einer Landschaft, an seinen Pfoten
saugend. Wolf H, S. 490.
» 477. » 12: Ein auf den Kopf gestellter Stuhl in einer Landschaft,
darunter S P R. Wolf H, S. 491.
» 478. » 14 : Landschaft mit einer Stadt , darüber zerreifsen zwei aus den
Wolken reichende Arme eine Urkunde. WolfH, S. 492.
» 479. » 15 : Landschaft mit drei übereinander schwebenden Kronen , über
diesen ein Mühlstein. WolfH, S. 492.
HS
titmt^maurmt ihm i ■
Hst. 476.
Hst. 477.
Hst. 480. Fio:ur 16
481.
17
48^2.
18
483.
19
484.
±0
48Ö.
23
486.
26
487.
"
27
488.
»
28
489.
»
29
490.
T>
31
Zerrissene Urkunden und Bücher in einer Landschaft liegend,
dahinter ein abgeschlagener Kinderkopf. Wolf II, S. 493.
Ein Steinmetz, an einer Platte arbeitend. Wolf II, S. 493.
Eine Windsbraut, drei Säcke umwerfend, denen verschiedenes
rinsekten, Knochen, Geld f) entfällt. Wolf II, S. 494.
Ein toter Hirsch in einer Landschaft liegend. Wolf II, S. 494.
Ein Mann in Gelehrteutracht in einer Landschaft, ein umge-
kehrtes Kreuz haltend. Wolf II, S. 493.
Drei Kanzeln mit je einem Prediger neben einander, davon
weggehend ein Mann mit einem Sacke. Wolf II, S. 496.
Auf einem grasigen Fels eine Krone, darüber eine Rose, über
dieser ein F. Wolf II, S. 498.
Fünf Hände, jede mit einem Schwerte bewaffnet, aus den
Wolken kommend. Wolf H, S. 498.
Um ein Kreuz mit zwei Querbalken (Patriarchenkreuz) sitzen
beratend vier Männer. Wolf IL S. 499.
In einer Landschaft ein Schaf mit einer Stola um den Hals
und einer Bischofsmütze auf dem Kopfe. Wolf H, S. 499.
Vier tanzende, nackte Kinder, darunter eines mit einer Tonsur.
Wolf IL S. 500.
Katalog der Holzstöcke vom XV.— XTIII. Jahrhundert.
15
Hst. 478-481.
Hst. 482-485.
Hst. 486-489.
Hst. 491,
Hst. 491. Figur 32: Unter einem Baume liegend ein schlafender Mann, auf den
die Sonne herabblickt. Wolf II, S. 501.
Höhe jedes Holzstockes 10,8 cm., Breite je 7 cm.
Die vorstehend beschriebenen Holzstöcke, über deren Bedeutung das Wolfsche Werk
sowie die noch anzuführenden Auskunft geben, sind gegenseitige Kopien von Darstellungen.
die erstmals 1536 erschienen sein dürften, denn sie sollen »die leuff diser weit, so in
24 jarn verlaufen« ... »biß mann schreibt M.D.Lx« im voraus verkünden. Im germanischen
Museum finden sich diese Vorlagen in dem Werke: »Propheceien vnd Weissa | gungen. Ver-
gangne, Gegenwertige, vnd I Küntftige Sachen, Geschieht vnnd Zufäll, Hoher | vnnd Niderer
Stände. Den frommen zn ermanung | vnd trost, den bösen zum schrecken vnd | warnung,
biß zum end, verkünden- | de, Nemlich: | Doctoris Paracelsi, | Johan Liechtenbergers,
M. Josephi Grünpeck. | Joan. Carionis« etc. TBibl. Nr. 4976 b. 4<^), welches Werk ohne Ort,
Jahr und Drucker erschienen ist, und zwar als Illustrationen der Prognostikation des Para-
celsus. Das Buch kann wol in die Zeit um 1536 fallen. Eine andere Ausgabe dieses
Werkes mit genau demselben Titel und denselben Holzschnitten trägt die Jahrzahl 1549.
fBibl. Nr. 16201. 4^.) Dieselben Prophezeiungen, die in der erst erwähnten Ausgabe für die
Jahre 1536—1560 gegolten haben, gelten hier für die nach 1549 folgenden 24 Jahre. Die
Illustrationen zu des Paracelsus Prognostikation in diesen Werken sind in Querformat ausge-
führt, haben aber doch beinahe dieselben Gröfsen, wie unsere Holzstöcke, nur dal's bei diesen
die Höhe zur Breite, die Breite zur Höhe geworden ist. Trotzdem besteht durchaus kein
Zweifel, dafs jene für die letzteren als Vorbild gedient haben. Andere, sehr getreue Kopien
118 —
Hst. 492.
der Holzschnitte von 1536, ebenfalls in Querformat ausgeführt, finden sich im »Appendix |
Deß Zehenden Theils der Schrifften | Theophrasti Pa- \ racelsi« (Basel, Chr. Waldkirch, 1590),
woselbst auf S. 190 — 227 das Prognostikon mit samt den 32 Figuren abgedruckt ist. Die
Holzschnitte dieses Werkes sind dann wieder in »Aureoli Theophrasti Bombasti von Hohen-
heim Paracelsi . . . opera Bücher vnd Schrifften . . . Ander Theyl (Strafsbarg 1603)« S. 596 ff.,
vielleicht auch noch in anderen, uns nicht vorliegenden, Gesamtausgaben verwendet.
Hst. 492 — 507, 16 von den 36 Dlustrationen zu des Simon Rosarius »Antithesis. De prseclaris Christi
et indignis Antichristi facinoribus.: hoc est descriptio veri pastoris Christi et e contra
mercenarii et Ivpi Jer. 12 et 23. Ezech. 3. 33. 34. Abac. 1. c. Sophon. et Joan. 10.
Matth. 7 et Actor. 20<^ , welches gegen das Papsttum gerichtete und den Papst als
den Antichrist behandelnde Werk nach Wolf II, S. 711 um 1557 zum erstenmal er-
schienen sein soll und dessen erste Ausgabe nach Brunet in der That in diesem Jahre
in Genf durch Zacharias Durantius gedruckt worden ist und im Jahre darauf in die-
ser Hochburg des Galvinismus zum zweiten male aufgelegt wurde. Exemplare dieser
beiden ersten Ausgaben liegen uns nicht vor; dagegen besitzt die Bibliothek des ger-
manischen Museums unter Rl. 848 eine deutsche Ausgabe dieses Werkes, betitelt:
»Antithesis. | VOn des Herrn | Christi herrlichen thaten, vnd des schentlichen Pabsts
vnd I Antichrists schedlichen schänden | vnd lästern. | Auß dem Latein allen
Christen zu gut in | Teütsche sprach transferiert, vor | niemals teütsch im Truck | auß-
gangen«. Der deutsche Buchdrucker hatte nicht soviel Mut wie der Genfer: er liels
das Buch ohne seinen Namen, auch ohne Ort, Jakr und ohne Angabe des Verfassers
Hst. 493—496.
— 120 -
Hst 497.
Hst. 498.
erscheinen. Die Zeit des 'Erscheinens wird aber durch eine handschriftliche Einzeich-
nung auf der letzten Seite des Buches ungefähr bestimmt; dieselbe lautet: »Dieses thail
hat mir geschenckt Daniel Wirttenbergcr formschneyder, der die statt Rottenburg hie
hatt abgschnitten den 24 tag jullius 1559»^). Das Büchlein dürfte also kurz nach
den Genfer Ausgaben erschienen sein und dokumentiert sich schon dadurch als ein
deutscher Nachdruck derselben. Die 36 Holzschnitte desselben, nur je 5,8 cm. breit und
4,4cm. hoch, sind von geringem Werte, sehr flüchtig ausgeführt; sie sind offenbar
Nachschnitte der Illustrationen der Genfer Ausgaben, da sie den Charakter der französi-
schen Holzschnitte jener Zeit ganz gut erkennen lassen. Trotzdem nun die Lederlein-
schen Holzschnitte der »Antithesis« im Wolfschen Werke ganz anderes Format haben
— je 10,8 cm. hoch, 6,9 cm. breit — , haben doch die Holzschnitte dieser deutschen —
oder resp. wol der Genfer Ausgaben — als Vorbild für unsere Reihe aus dem Wolfschen
Werke gedient, die im Gegensinne nachgebildet wurde und dabei nicht verloren, son-
dern eher gewonnen hat. Nur bei dem ersten Holzschnitte, die Geburt Christi dar-
stellend, hat sich der deutsche Meister nicht an die französische Ausgabe gehalten:
boten ihm doch die deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts von Dürer an so viele an-
sprechende Vorlagen, dafs er sich nicht versagen konnte, eine dieser zu benützen. Jeder
der Holzstöcke ist, wie die vorhergehenden, auf der Rückseite von alter Hand mit »Anti-
thesis«, der Nummer der Figur, der Jahreszahl 1557 und der Seite bei Wolf bezeichnet.
1) Es ist uns bis jetzt nicht gelungen, etwas näheres über diesen Fornischneider, noch seine Ansicht
von Rottenburg (wol Rothenburg o. d. Tauber?) aufzufinden.
121
Hst. 499.
Hst. 300.
Wir sehen hier die Holzstöcke in der Reihenfolge hei Wolf wieder:
Hst. 492. AntiChristus. II. Der Papst an üppiger Tafel. Wolf IL S. 71o (fälsch-
lich 783 bezeichnetj. (Das Gegenstück hiezu ist Christus hei der Sama-
riterin am Brunnen. J
» 493. Christus. III. Christus in der Wüste, sich heimlich entfernend, als ihn
das Volk zum König wählen will. Wolf II. S. 716 (fälschlich 674 be-
zeichnetj.
» 494. Antichristus. III. Der Papst, der die Herrschaft der ganzen Welt an
sich bringen will, an der Spitze von Bewaffneten. Wolf II. S. 717.
Christus. IV. Jünger Christi, einen Kranken heilend. Wolf II. S. 718.
Antichristus. IV. Der Papst freut sich mit seinen Priestern seines
Schlosses und seiner Stadt Wolf II. S. 719.
Christus. V. »Hand waschen das macht nicht rein, Das gwissen das sol
sauber sein«. Wolf II. S. 720. (Das Gegenstück ist in der deutschen
Ausgabe, der wir auch vorstehende Bezeichnung entnommen , über-
schi'ieben: »Der Pabst seim hauffen thut für geben Verholten gsetz,
dai-nach zu leben).
498. Antichi'istus. VI. Der Papst als Richter in Irrungen zwischen Laien und
Klostergeistlichen (»Der Tyrann gibt keim Fürsten nicht. jN'ur einzunemen
ist er abgricht»). Wolf II, S. 723.
49o.
496.
497.
Katalog: der Holzstöcke vom XT.— XVIII. Jahrhundert.
16
— 122
Hsi 501
Hst. 499.
500.
501.
502.
503.
504.
505.
506.
507.
Antichristus. X. Der Papst mit grot'sem Gefolge und reicher Pracht
reisend. Wolf II, S. 731. (Christus. X. Jesus auf einem Esel in
Jerusalem einreitend.) •
Christus XL Christus, die Krämer aus dem Tempel treibend. Wolf II,
S. 732. (Antichristus. XI. Der Papst, Ahlafsbriefe verkaufend.)
Christus. XIII. Die Fufswaschung. Wolf II, S. 736. (Antichristus. XIII.
Der Papst läfst seine Füfse küssen.)
Christus. XIV. Dornenkrönung. Wolf II, S. 738. Von dem Stocke ist
oben ein 2 cm. breiter Streifen abgeschnitten. (Antichristus. Die Krö-
nung des Papstes.)
Antichristus. XIV. Der Papst wird von hohen kirchlichen Würdenträgern
gekrönt. Wolf II, S. 739.
Christus. XV. Ausstellung Christi. Wolf II, S. 740. Bei diesem Bilde
hat sich Lederlein nicht an den Holzschnitt der deutschen Ausgabe ge-
halten und als Vorbild vielleicht ein Blatt desselben Meisters benützt,
dem er die in unserer Beihe fehlende Geburt nachgeschnitten hat.
Christus XVI. Kreuztragung. Wolf II, S. 740.
Antichristus. XVI. Der Papst wird in einer Sänfte getragen, vom Volke
verehrt. Wolf II, S. 74L
Christus. XVIII. Moses erhält von Gott die Gesetzestafeln. Wolf 11,
S. 746. (Antichristus. Der Papst erhält Gesetze vom Teufel.)
Hst. 502—504.
(^
Hst. 505-507.
— 12Ö —
Schon in den Jahren lo30— 1540 ist eine Reihe von 14 Blättern Holzschnitten unter
dem Titel: »Antithesis figurata vitae Christi et Antichristi« erschienen, die uns aber nicht
vorliegen, so dafs wir nicht sagen können, ob die Genfer Ausgabe aus dieser geschöpft hat.
Das Werk Antithesis mag sich bei den Protestanten grolser Beliebtheit erfreut haben, denn
einzelne dieser Gegenüberstellungen wurden sogar bis in die Gegenwart erneuert, wenn in
Folge von Ereignissen auf religiösem Gebiete der betreffende Verfertiger glaubte, dafs sich
das Publikum gerade zu dieser Zeit dafür interessieren und damit also ein Geschäft zu
machen sein dürfte,
H. Initialen und Buchdruckverzierungen aus der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts.
Anschliefsend an den aufS. 33tf. dieses
Kataloges veröffentlichten künstlerischen
Schmuck der Druckwerke aus der Mittt'
des 16. Jahrhunderts lassen wir hier die
zeitlich darauf folgenden Zierstücke unse-
rer Sammlung folgen, müssen den An-
fang aber mit einer Reihe von Stücken
machen, die eigentlich in der ersteren
Abteilung aufzuführen gewesen wären.
Hst. o08. Stückchen einer Randleiste in
sogen. Flötnerscher Manier,
vollständig übereinstimmend
mit Hst. 90 u. 91. bei denen es
aufgeführt hätte werden sollen.
Länge 4 cm., Breite 1,4 cm.
Hst. 509— 0^7. Meister A F. 19 Leisten
zu Randeinfassungen des Wer-
kes Andr. Alciatus, liberemble-
matum, das nachlS'aglersMono-
grammisten IV, S. 973 im Jahre
1548 zu Lyon von Matthieu
oder Mace Bonhomme gedruckt,
1549 u. 1551 neu aufgelegt
wurde, und von dem ein Bruch-
stück in der Bibliothek des
german. Museums (Nr. 16008)
zu einem Stammbuche des
Hst. 509—512.
— 126 —
Hst. 513—516.
Dietrich Georg v. Berka, Herrn auf Leipa und Neu-Streinauf. verwendet worden ist,
das Einträge aus den Jahren 1566—1570 enthält. Höhe der Seitenleisten je 11,1 cm.,
Breite 1,4 — 1,6 cm.; Länge der oberen und unteren Querleisten 9,8 — 10.5 cm., Höhe
derselben 1,5 — 2,5 cm.
Hst. 509 — 512. Umrahmung, die beiden Seitenteile mit Karyatiden, welche Säulen
tragen, auf denen in der oberen Querleiste, die in der Mitte einen Stein-
bockkopf hat, Vasen mit Feuer stehen; die untere Querleiste zeigt in
der Mitte eine gehörnte Fratze, von welcher symmetrisches Band werk,
belebt durch Schlangen, ausläuft.
— itl —
'Fi
Hst. 525.
Hst. 524.
Hst. ol7— oi9.
Hst. 513—516. Umrahmung, deren Seitenleisten Maskarons zwischen Bandwerk
zeigen, während oben ebenfalls ein Maskaron mit Genien zu den Seiten,
unten eine kleine Kartusche zwischen zwei chimärischen Tieren sich fin-
det. In der Umrahmung der Kartusche stehen die Initialen A F.
128 —
q
Hst. 527.
Hst. 517 — 519. Die beiden Seitenleisten und die
untere Querleiste einer Umrahmung, die
lediglich symmetrisch verschlungenes Band-
werk, die untere Leiste in der Mitte auch eine
Vase enthält.
Ilst. 520. 521. Zwei Seitenteile einer Umrahmung mit
gehörnten Karyatiden, deren Kopf durch
Balkenwerk geht.
Hst. 522. 523. Zwei desgleichen mit kleineren Karya-
tiden, über denen eine Vase steht.
Hst. 524. 525. Seitenleiste und Kopfleiste einer Um-
rahmung, die innen laufend einen Eierstab
zeigt und meist aus Rollwerk gebildet ist.
In der Mitte der Seitenleiste eine Muschel.
Hst. 526. Untere Querleiste einer Umrahmung, die in
der Mitte eine wappenschildartige Figur
mit Arahesken enthält und die Initialen
AF zeigt.
Hst. 527. Oberer Teil einer Umrahmung mit einer
muschelartigen Fratze in der Mitte und
Fratzen aufsen zu beiden Seiten.
Über den Meister A F , dessen Monogramm auf
Hst. 516 u. 526 vorkommt, können wir leider keinen
Aufschlufs geben ; merkwürdigerweise ist dieses Mono-
gramm bei Nagler nicht angeführt, obgleich er ein
anderes Mongramm, P V , das auf Einfassungen des-
selben Werkes vorkommt, auf unseren Stöcken aber
nicht vertreten ist, verzeichnet und sich überhaupt
m
%. \ «„
Hst. 523.
Hst. 526.
ausführlicher über dieses Werk ergeht, dessen Bilder und Einfassungen auch in den Ausgaben
des Guillaume Roville von 1549, 1550, 1566, 1573 und 1614 vorkommen sollen. Schon in
dem defekten Exemplare des »liber emblematum« des Alciatus im germanischen Museum sind
die Abdrücke dieser Einfassungen sehr schlecht.
Neuabgedruckt sind unsere Stöcke auch im »Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit«
1874, Nr. 7 und 1878, Nr. 5.
Hst. 558.
Hst. ösr
— IM) —
Auch noch der früheren Zeit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehört an:
Hst. 528—581. Umrahmung, von welcher jede Seite drei ovale Kartuschen, die jedenfalls zum Ein-
drucken eines Textes dienten, verbunden durch Fruchtgehänge, enthält. Ähnliche,
aber reichere und hübschere Fruchtgehänge finden sich als Randeinfassungen der
grofsen Apianschen Landkarte von Bayern, der Rückseite der Kaiserbilder in dem
Werke Imperatorum Romanoruui omnium . . . imagines (Zürich 1559) und in anderen
Werken. Höhe, resp. Länge jeder Leiste i21,7 — 21,8 cm.. Breite derselben je 3,2 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutsch. Vorzeit« 1878, Taf. bei Nr. 5.
Derselben Zeit wie die vorstehende Einfassung entstammt:
Hst. 532. Senkrechte Ornamentlciste einer Umrahmung, die zwischen symmetrischem Bandwerk,
Blättern und Früchten huscheln unten die Taube des heiligen Geistes, darüber Adam
und Eva mit der Schlange, oben eine nackte, weibliche Figur enthält. Höhe 29,8 cm..
Breite 2,1 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutsch. Vorzeit« 1878, Taf. bei Nr. 5.
^:^:
Hst. 533.
Ilsl. :i34.
Verschlungenes Rankenwerk mit Blättern und Blüten, belebt durch einen Löffelreiher, einen
Storch und einen Schmetterling. In der Mitte des Holzstockes, der nur 8mm. stark
ist, iindet sich eine viereckige Öffnung, in welche wol ein Buchstabe je nach Bedarf
eingesetzt wurde, so dafs der Stock als Ersatz des Schmuckes eines Initials zu be-
trachten ist, eine Übung, die in den folgenden Jahrhunderten sich noch weiter aus-
l)ildete. in der früheren Zeit wol nur vereinzelt vorkam. Höhe 7,5 cm., Breite 7 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1874, Sp. 69.
Rahmen; oben der lehrende Christus, der die Kindlein zu sich kommen läfst, zu den Seiten
graziöses Rankenwerk jnit acht musizierenden Engeln in den sich ergebenden Öffnungen
und dazwischen beiderseits in der Mitte ein Lorbeerkranz , der leer ist, und in dem
sich eine quadratische, durch den ganzen Holzstock gehende Öffnung befindet. Unten
eine von zwei Engeln gehaltene Kartusche, mit einer rechtwinkeligen Öffnung, in welche
lose ein besonderes Stöckchen mit der Jahreszahl 1588 eingefügt ist, während der Rahmen
(loch wol einer noch früheren Zeit angehören dürfte. Höhe und Breite 17,5 cm.
Abgedruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1874, Sp. 71f.
ISl
llst. 534. 535."
In eine der quadralisclien Öffnungen des vorstehenden Holzstockes ist lose eingefügt
und mit demselben an der angegebenen Stelle ebenfalls abgedruckt:
Hst f)8o. Mondsichel. Derselben dürfte auf der Janderen Seite wol eine Sonne gegenübergestanden
sein. Höhe und Breite 1.6 cm.
17*
— 132 —
In ehvas spätere Zeit fallen und sollen nach IVeundliclier Mitteilung des Herrn Heinr.
Eduard Stiebel in Frankfurt a. M,, Besitzers einer höchst umfassenden Sammlung von Bücher-
ornamenten, noch in Druckwerken von ca. 1600 aus der Offizin des Henning Grofse in Leipzig
zur Verwendung gekommen sein :
l^
F^.
Hst. 536. 537.
Hst. 540—548.
Hst. 538. 539.
Hst. 536 — 54'2. Vier senkrechte und drei wagrechte Leisten von Bandeinfassungen, wie sie namentlich
hei Gebetbüchern Verwendung fanden. Auf schraffiertem Grunde finden sich zwischen
symmetrischen Ornamenten verschiedene Tiere, hei den senkrechten Leisten auch Vasen
mit stilisierten Pflanzen und Blumen. Höhe der senkrechten Leisten 11,3 cm., Länge
der Querleisten 6,5 cm., Breite der ersteren und Höhe der letzteren 0,6 cm.
Zu dieser Serie gehören ferner:
Hst. 543—548. Sechs Querleisten mit ähnlichem Ornamente von gleicher Länge, aber etwas höher. Die
eine derselben zeigt in der Mitte ein quadratisches, durch den Stock gehendes Loch,
zum Einsetzen eines Stöckcheng. Höhe derselben 1,2 cm. Diese, sowie die vorstehen-
den Querleisten sind an der Seite mit einem cingeschnitlenan Kreuzchen bezeichnet.
133
Den Beschlufs dieser Reihe machen :
Sl
ft
Hst. 349. 550. Zwei so ziemlich
gleiche, grofse Querleiston
mit BandAverk, Gehängen.
Vasen, Fruchtbüscheln etc.,
die wol nach einerund der-
selben Vorlage geschnitten
- sind oder von denen die
eine nach der anderen
kopiert wurde. Oben in der
Mitte findet sich ein Engels-
kopf. Jeder dieser Stöcke
hat in der Mitte drei, nach der
Quere laufende Öffnungen,
eine gröfsere mittlere und
zwei kleinere seitliche, zur
Einsetzung von Schrift.
Höhe 3,8 cm., Länge 19,6 cm.
In jenen von Henning Grofse ge-
druckten Werken, welche die Biblio-
thek des german. Museums besitzt,
finden sich die Leisten Hst. 536 — 550
nicht. Abgedruckt sind dieselben
im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen
Vorzeit c. 1874, Sp. 69 f., 1878, Sp. 133 f.
m
^
r\^
Gegen den Schlufs des 16. Jahr-
hunderts tritt bei den Initialen die Ge-
stalt des Buchstabens deutlich hervor,
es macht sich auch hier, wie auf an-
deren Gebieten das Bestreben bemerk-
bar"", durch derbe Massen zu wirken.
Hst. 551. 55:2. Zwei Initialen W vom
Schlüsse des 16. Jahrb., wie
sie vorzugsweise zu Man-
daten benützt wurden, die
mit »Wir« begannen. Das
gröfsere W zeigt auf der
Rückseite Überreste einer
Zeichnung eingeschnitten,
die als Ton gedi'uckt wurde.
Höhe dieses W 9,2 cm..
Breite 7,1 cm., Höhe des
kleineren (d,S cm. , Breite
6,4 cm.
Abgedruckt im »Anz. f. Kunde d.
deutschen Vorzeit« 1878, Sp. 73 f.
Diese W, sowie die folgenden
Initialen sind das ganze 17. Jahrb.
hinduixh und auch noch ioi 18. von
's.ti
S^J'-'il/^
den verschiedensten Offizinen benützt worden, sie waren Gemeingut alk
134
Hst. ööl.
Hst. Ö52.
Hst. 553-574. Die Buchstaben A (doppelt), B, G, D, E, F, G. H, I, K, L, M (doppelt), N, P (doppelt),
S, T, V, W (doppelt) eines unvollständigen Alphabetes, Anelleicht auch zweier, da die
doppelt vertretenen Zeichen sich hei aller Ähnlichkeit doch nicht vollständig gleichen.
Höhe 3,7 cm. Breite 2,6 -3,7 cm.
Aho-edruckt im »Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit« 1878, Sp. 73 ff.
•v /^;-^
Hst. 553—5(30.
— 13» —
'-^^
?_W^
Hst. 561—374.
- 1S6 -
Nachtrag').
Zu den für Tondruck geschnittenen Stöcken Hst. 37 — 41 (vgl. auch S. 64 dieses Kata-
loges) gehören noch die folgenden in derselben Manier ausgeführten :
Hst. 39 a. Gekröntes Wappen von Castilien und Leon, umgeben von der Kette des Ordens vom
goldenen Vliefse. Höhe 16,7 cm.. Breite 10,8 cm.
Hst. 39 b. Desgleichen von Aragonien und Sicilien. Höhe 16,5 cm., Breite 11,2 cm.
Hst. 39 a.
1) Die Nummeru dieses Nachtrag'es bezeichnen die Stelle, an welche die betreffenden Holzstocke ord-
nungsgemäfs einzuschalten wären.
- 137 —
Hst. 39 c. Gekrönter, gevierter Schild mit den Wappen von Jerusalem. Toledo, Valencia (?) und Navarra,
gleichfalls von der Kette des Ordens vom goldenen Vliefse umgeben. Höhe 17 cm.,
Breite ll.o cm.
Auch diese Stöcke sind, wie die früher abgedi'uckten. noch nicht ordentlich zugerichtet
und haben noch ein sehr klotzio;es Aufsere.
Hst. 39 b.
Hst. Ho. Initial A. An Stelle des A ist auf S. 53 aus Versehen der Buchstabe H abgedruckt, der als
Hst. 118 a einzuschalten wäre.
Hst. 121a. Initial N, zu demselben Alphabete gehörig, zu dem das A gehört.
Katalog der Holzstöcke Tom XT.— XVIII. Jahrhundert.
18
— 1:
Hst. 39 c.
Hst. 115.
Hst. 121 a.
- 139 -
Zum Schlüsse ist zu bemerken, dafs an dem mangelhaften Abdrucke mancher der
Stöcke dieses Kataloges nicht die Buchdruckerei, aus welcher derseli)e hervorgegangen, die
Schuld trägt, sondern die teilweise recht schlechte Beschaffenheit der alten Stöcke, die nicht
nur, wenn es in der Beschreibung ausdrücklich bemerkt ist, sondern überhaupt viele ausge-
sprungene Stellen, Bisse und Sprünge zeigen, oft durch den Wurmfrafs sehr gelitten haben
und manchmal so morsch sind, dafs Abdrücke nur mit der gröfsten Vorsicht hergestellt werden
konnten. Kaum einer dürfte sich unter den Stöcken finden, an dem nicht der Zahn der Zeit
genagt und seine zerstörenden Spuren zui'ückgelassen hätte.
Register
Am in an, Jost 59. 102.
Andrea, Hieronymus 28.
Baldini, Vittorio. 110.
B e li a m , Hans Sebald 26.
Bros am er, Hans 33.
Cranach, Lucas 26.
Dürer, Albrecht 24.
Flötner, Peter 50. 125.
Formschneider, Hieronymus 28.
Glockenton, Georg d. J. 56.
Guldenmund, Hans 27 f. 104ff.
L e d e r 1 e i n , Jakoh 101 ff.
Monogrammist AF 59. 125 ff.
B 0 62.
M S 56.
P V 128.
Neud orfer, Johann 33 ff. 47 f.
Schaufele in, Hans Leonh. 24.
Solls, Virgil 59.
Tournes, Jean de 55.
Weigel, Hans 56.
Wirttenberger, Daniel 120.
Wurm, Hans 56.
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