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Full text of "Katalog der im Germanischen museum vorhandenen zum abdrucke bestimmten geschnittenen holzstöcke vom xv.-xviii. jahrhunderte. Mit abdrücken von solchen .."

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im  ^^ermaiiisrlirii  ^liiseiim   vorliancleiieii  ziiin  AÜMlnickc 
bestiiiimtcn  geschiiitteiieii 

Holzstöcke 


vom 


XV.— XVm.  Jalirhuuderte. 


Mit  Ab(]i'ückon  von  solchen. 


Erster   Teil. 


XV.  und  XVI.  Jahrhundert. 


Nürnberg, 

Verlag-  des  gerniaiiis(dieii  Museums. 
1892. 


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der 


im  germaiiisclieu  illuseiim  yorliandeiieii  zum  Abdrucke 
bestimmteu  geschnittenen 

Holzstöcke 


vom 


XV.— XVIII.  Jaluimiiderte. 


Mit  Abdrücken  von  solchen. 


Erster   Teil. 

XV.  und  XVI.  Jahrhundert. 


Nürnberg, 

Verlag  des  germanischen  Museums. 
1892. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2013 


IJ,  E.  Sebald,  Nürnberg 


http://archive.org/details/kataloggermanOQgerm 


Vorwort. 


as  germanische  MuGeuiu  besals  in  frühester  Zeit  schon  einige,  jedoch  nur  wenige 
Stücke  geschnittener  Holzstöcke.  Mit  der  Frhrl.  v.  Scheurlschen  Fauiiliensamm- 
luiig  kamen  1866  einige  weitere  hochinteressante  Stücke  dahin.  Eine  Reihe  solcher 
aus  dem  ib.  Jahrhunderte,  der  schwäbischen  Schule  angehörig,  kam  1872  mit  der  Sammlung 
des  jetzt  verstorbenen  Oberstudienrats  Dr.  Hal'sler  in  Ulm  zu  uns.  Eine  gröfsere  Partie,  eine 
grofse  Kiste  füllend,  erhielten  wir  von  der  Jos.  Köselschen  Buchdruckerei  und  Yerlagshandlung 
in  Kempten  als  freundliches  Geschenk.  Als  die  verschiedenen  bayerischen  Archive  veranlafst 
wurden,  was  sie  an  Kunstschätzen  besafsen,  an  das  bayerische  2sationalmuseum  in  München 
einzusenden,  wurden  u.  a.  von  jSürnberg  aus  eine  Anzahl  Holzstöcke  eingesendet.  Diese 
dienten  den  dortigen  Zwecken  nicht  und  auf  Veranlassung  der  Direktion  jenes  Museums  wur- 
den sie,  nachdem  sie  einige  Jahre  in  Kisten  gelegen  und  wir  uns  zur  Übernahme  bereit 
erklärt  haben,  uns  überlassen.  Es  sind  vorzugsweise  Nürnbergische  des  16.  Jahrhunderts, 
welche  im  Besitze  des  Rates  waren  und  zu  oftiziellen  Veröffentlichungen  gedient  hatten. 
Eine  andere  Kcihe  Nürnbergischer  Holzstöcke,  insbesondere  solche,  die  zu  einem  Geschlechts- 
oder Wappenbuche  gedient  hatten,  befand  sich  noch  im  Besitze  des  Magistrates  und  kam 
mit  den  städtischen  Kunstsammlungen  in  unser  Museum.  Eine  grofse  Reihe  von  Holz- 
stöcken erhielten  wir  als  freundliches  Geschenk  der  Heerdegenschen  Familie  aus  dem  Nach- 
lasse der  1874  verstorbenen  Privatiere  Goldbeck,  in  deren  Hause  in  der  Karolinenstrasse 
sie  sich  befanden.  Es  sind  offenbar  die  Vorräte  einer  alten  Buchdruckerei,  da  es  vorzugsweise 
initialen  und  Randverzierungen  sind,  darunter  jene  in  Flötner-Neudöriferschem  Geschmacke. 
Es  befanden  sich  darunter  auch  eine  Anzahl  Gliches  aus  Letternmetall ,  die  etwa  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  entstammen.  Sie  hatten  sich  im  Hause  No.  27  der  Karolinenstrafse  er- 
halten, in  welchem  früher  eine  Druckerei  betrieben  worden  sein  soll.  Eine  Reihe  alter  Holz- 
stöcke des  17.  und  18.  Jahrhunderts  erhielten  wir  1877  vom  Buchdruckereibesitzer  Tümmel 
in  Nürnberg,  andere  1873  von  dem  Litteraten  H.  Gradl  in  Eger,  1877  von  dem  Buchhand- 
lungsgehilfen K.  Renner  in  Prag  u.  A. 

Eine  Anzahl  Holzstöcke  hatte  merkantilen  Zwecken  gedient.  Sie  waren  dazu  bestimjnt, 
Emballagepapiere  damit  zu  bedrucken,  viele  darunter  insbesondere  für  Tabakfabriken,  um  deren 
Erzeugnisse  zu  umhüllen.  Ein  Teil  solcher  war  in  dem  Köselschen  Geschenke  enthalten, 
ein  Teil  in  dem  Goldbeckschen.  Wir  bekamen  solche  aber  auch  vereinzelt  von  mehreren 
Seiten,  zulej-zt  ein  Kistchen  von  der  Tabakfabrik  Engelhardt  &  Schmidt  in  Nürnberg.  Des- 
gleichen fanden  sich  auch  einige  Holzstöcke  aus  Spielkartenfabriken  ein. 

So  ist  nach  und  nach  eine  Sammlung  entstanden,  die  ganz  beträchtlich  in  Bezug  auf 
die  Anzahl  und  wichtig  durch  manches  schöne  Stück  ist.  Es  sind  neben  den  Stöcken  von 
Einzelbiättern,  welche  kunstgeschichtliche  Bedeutung  haben  und  teilweise  zu  den  Schätzen 
der  Kabinette  zählen,  Illustrationen  von  Büchern  vorhanden,  dann  reicher  Schmuck  des 
Druckes  und  der  Titelblätter  vieler  Bücher.  Endlich  der  äufseren  Ausstattung  der  Waren 
verschiedenster  Art  zum  Versandte  in  alle  Weltteile  dienende,  freilich  nicht  erste  Kunstwerke, 
die  aber  doch  in  kulturgeschichtlicher  Beziehung  vielsoitiijes  Interesse  bieten. 


_     4     — 

Zur  Würdigung  des  Inhaltes  und  der  künstlerischen  Bedeutung  liefse  sich  recht  vieles 
sagen;  aber  das  alles  gehört  zur  Geschichte  des  Holzschnittes;  die  Abbildungen,  mit  denen 
wir  nicht  zu  kargen  brauchen,  sowie  die  Aufzählung  wird  den  Freunden  des  Holzschnittes 
manchen  alten  Bekannten  vor  Augen  führen  und  Mancher  wird  sich  freuen,  zu  erfahren, 
dafs  der  Stock  zu  diesem  und  jenem  schönen  Blatte  noch  erhalten  ist  und  sich  bei  uns 
befindet.  Die  Abdrücke  der  gröfseren  Holzstöcke,  deren  Wiederabdi'uck  wünschenswert  ist, 
werden  wir  in  einem  besonderen  Atlas,  vielleicht  jedoch  erst  mit  dem  zweiten  Teile  dieses 
Kataloges  geben. 

Im  allgemeinen  ist  es  überraschend,  wie  die  Stöcke,  die  doch  schon  so  manchen  Ab- 
druck ausgehalten  haben  und  so  oft  in  der  Presse  waren,  noch  scharf  und  wolerhalten 
sind,  wie  verhältnismäfsig  wenig  von  den  in  Langholz  geschnittenen  Platten  in  teilweise 
beträchtlicher  Gröl'se  weggebrochen  ist.  Manche  freilich  sind  mangelhaft  aufbewahrt  worden 
und  sind  teilweise  vom  Wurme  sogar  stark  benagt  und  dann  meist  brüchig. 

Die  frühen  Gliches,  welche  wir  besitzen,  haben  stets  ein  gewisses  Interesse  bei  den 
Besuchern  Avachgerufen.  Sie  sind  schon  in  derselben  Weise  hergestellt,  wie  dies  bis  zur  An- 
wendung der  Galvanoplastik  allgemein  noch  geschah,  teilweise  selbst  heute  noch  geschieht. 
Es  sind  unten  glatte,  aber  ungleich  dicke  Platten  aus  Letternmetall,  auf  denen  sich  die  abzu- 
druckenden Linien  gerade  so  hoch  erheben,  wie  beim  Holzschnitte  die  stehen  gebliebenen 
Linien  über  den  dazwischen  nicht  ganz  ebenen  Grund  sich  erheben.  Es  ist  also  eine  Form 
über  den  Holzschnitt  gemacht  und  in  dieselbe  das  Metall  gegossen  worden.  Die  Platte  hat  so- 
dann an  leeren  Stellen  mehrere  Löcher  erhalten,  in  welche  Nägel  getrieben  wurden,  die  sie 
auf  einem  Holzstocke  befestigten.  Unsere  Gliches  sind  indessen  nicht  die  ältesten,  welche 
zur  Verwendung  gekommen  sind.  Solche  waren  vielmehr  schon  im  15.  Jahrhunderte  bekannt 
und  es  kann  ja  gar  nichts  auffallendes  darin  liegen,  dafs  man,  nachdem  ja  die  Lettern  selbst 
durch  Gufs  in  eine  Form  gefertigt  wurden,  die  über  eine  Matrize  hergestellt  ist,  auch  gröfsere 
Stücke,  zunächst  Initialen,  aber  auch  ganze  Bilder,  in  solcher  Weise  herstellte.  Aus  welchem 
Materiale  die  Form  über  den  Originalstock  im  15.  und  16.  Jahrhundert  gebildet  wurde,  ist 
nicht  nachzuweisen.  Es  dürfte  Formsand  oder  Gips  gewesen  sein.  An  Schärfe  lassen  jene 
Zeichnungen,  welche  von  Gliches  abgedruckt  sein  müssen,  so  wenig  zu  wünschen  übrig,  als 
unsere  alten  Gliches  selbst.  Aber  offenbar  zeitweise  mit  geringer  Sorgfalt  behandelt,  haben 
letztere  durch  Oxydation  stark  gelitten  und  sind  teilweise  recht  zerfressen. 

Der  Sammlung  der  alten  Originalholzstöcke  des  germanischen  Museums  liegt  nicht,  wie 
den  anderen  Abteilungen  der  Sammlungen ,  irgend  ein  bestimmter  Plan  zu  Grunde,  der  für 
ihre  Anlage  festgestellt  worden  und  für  ihre  Vervollständigung  und  Ausbildung  mafsgebend 
gewesen  wäre.  Sie  ist  vielmehr  lediglich  auf  das  angewiesen,  was  ihr  der  Zufall  brachte.  Ein 
grofser  Vorzug  dieser  Sammlung  ist,  dafs  sie  dem  Museum  beinahe  gar  nichts  gekostet  hat. 

Wenn  schon  wir  nicht  beabsichtigen,  weiter  gehende  Beiträge  zur  Geschichte  des 
Holzschnittes  zu  geben,  so  gibt  doch  manche  der  folgenden  Einzelstöcke  oder  manche  Gruppe 
derselben  Anlafs  zu  Bemerkungen,  insbesondere  Avenn  es  gelungen  ist,  die  Bücher  festzu- 
stellen, bei  welchem  die  Stöcke  Verwendung  gefunden  haben. 

Von  den  vorliegenden  Holzstöcken  waren  nur  einige  katalogisiert;  das  folgende 
Verzeichnis,  wie  die  begleitenden  Worte  rühren  daher  fast  ohne  Ausnahme  vom  Direktor 
Hans  Bosch  her. 

Nürnberg,  1891.  A.  v.  Essenwein. 


I.    15.  Jahrhundert. 


Di 


ie  alten  Originalholzsclinitte  unserer  Sammlung  beginnen  mit  dem  14.  Jabr- 
bujiderte,  Originalholzstöcke  aus  dieser  allerfrühesten  Zeit  des  Holzschnittes,  dessen  Ausbrei- 
tung wol  auch  mit  der  Einführung  der  Papierfabrikation  in  Deutschland  enge  zusammenhängt, 
finden  sich  im  Museum  aber  nicht.  Die  ältesten  Holzstöcke  der  Sammlung  gehören  etwa  der 
Mitte  des  lo.  Jahrhunderts  an;  sie  sind  alle  mit  der  Hafslerschen  Sammlung  in  das  Museum 
gekommen  und  stammen  sämtlich  aus  dem  Kloster  Söflingen  nächst  Ulm.  welches  seinen 
Bedarf  an  Heiligen-  und  Andachtsbildern  mittelst  derselben  selbst  herstellte.  Die  Holz- 
stöcke gehören  also  der  schwäbischen  Schule  an  und  sind  wol  in  dem  nahe  gelegenen  Ulm 
geschnitten  worden,  wo  nach  Hafsler^)  schon  frühzeitig  Formschneider  und  Briefmaler  thätig 
waren,  1434  ein  Briefmaler  Hans  Wächter  erwähnt  wird  und  1466  sogar  Kartenmodcl  zum 
Müusterbaue  geschenkt  wurden.  Die  Bildschnitzer,  die  Hafsler  anführt,  sind  nicht  als  Form- 
schneider, sondern  als  Holzbildhauer  zu  betrachten. 

Die  nachfolgend  beschi'iebenen  Holzstöcke  sind  mit  dem  Messer  in  Langholz  meist 
sehr  tief,  oft  viel  tiefer  geschnitten,  als  notwendio-  Avar  und  zwar,  was  bei  der  Schwierigkeit 
des  Schnittes  mit  dem  Messer  in  Langholz  besonders  anzuerkennen  ist,  mit  einer  erstaun- 
lichen Sicherheit.  Manche  der  Holzstöcke  sind,  um  Holz  zu  sparen,  auf  beiden  Seiten  ge- 
schnitten, einzelne  gleichzeitig,  andere  auf  der  Rückseite  erst  nach  Jahrzehnten,  als  vielleicht 
die  erstere  Darstellung  nicht  mehr  benötigt  wurde,  nicht  mehr  Mode  war.  Es  geht  dies 
auch  dai'aus  hervor,  dafs  immer  die  ältere  Seite  eines  Doppelholzstockes  mehr  beschädigt  ist, 
als  die  jüngere .  die  ja  doch  nui'  einige  Jahi'zehnte  weniger  alt  ist,  so  dafs  das  Alter  nicht 
gut  die  Ursache  des  defekteren  Zustandes  sein  kann,  sondern  vielmehr  der  Umstand,  dafs 
man  beim  Ziu'ichten  für  den  Druck  auf  die  Erhaltung  der  älteren  Seite,  die  man  nicht  mehr 
brauchte,  wenig  Rücksicht  nahm.  Die  Holzstöcke  sind  meistens  2 — 3  cm.  stark;  es  finden 
sich  aber  auch  einzelne  von  nur  halb  so  grofser  Stärke,  welche,  offenbar,  um  mehr  Fläche 
zu  gewinnen  und  um  wiederum  Holz  zu  sparen,  durch  das  Auseinandersägen  von  auf  beiden 
Seiten  bereits  geschnittenen  H.olzstöcken  gewöhnlicher  Stärke  gewonnen  wurden,  worauf  die 
beiden  neuen  Flächen  ebenfalls  geschnitten  wurden.  Die  meisten  dieser  ältesten  Stöcke  haben 
an  den  beiden  Seiten  runde  oder  viereckige  Vertiefungen,  die  zur  Befestigung  derselben 
während  des  Druckes  dienten;  gröfsere  Stöcke  haben  solche  auch  oben  und  unten,  manchmal 
sind  sie  auch  doppelt  vorhanden.  Die  Stöcke  sind  trotz  ihres  hohen  Alters  gröfstenteils  noch 
sehr  gut  erhalten,  die  Linien,  wie  die  Abdrücke  beweisen,  noch  ziemlich  scharf.  Nur  wenige 
haben  durch  den  Holzwurm  gelitten,  dagegen  ist  häufig  ein  Teil  der  Einfassung  abge- 
sprungen. 

Die  zunächst  angeführten  Stöcke,  wenigstens  die  ältere  Seite  derselhen,  sind  lediglich 
in  Konturen  geschnitten  und  zeigen  noch  keine  Schattierung,  noch  keinerlei  Schraffierung. 

Wir  stellen  an  die  Spitze: 
Hst.  1.     Christus   am  Kreuze  (1440— 14o0)  auf  der  einen,  der  hl.  Dominikus  auf  der  Kanzel  vor  der 

Gemeinde,   darüber  Gott  Vater,    (lolO— lo20)   auf  der   andern   Seite.     Über  letzterer 

Darstellung    die   Inschrift:    »Sanct    domincus   ain   Stifter   bredige"   ordens«,   darunter: 
•  »Sancte    domince    bitt   gott   vir  vns«.     11  cm.   breit,    15,3  cm.  hoch.     Die   Einfassung 

der  Kreuzigung  ist  teilweise  absichtlich  entfernt,  vielleicht  um  den  Druck  des  späteren 

Holzschnittes  auf  der  Rückseite  zu  ermöglichen. 


1)  Die  BuchdrucktT^reschichtf  Llins  (lim  1S40|. 


6     — 


Die  KrcLiziguiio-  abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  1872, 
Sp.  275  f.,  in  »Ausstellung  von  Arbeiten  der  vervielfältig.  Künste  im  Bayerischen  Gewerbe- 
museum zu  Nürnberg  1877«  S.  69  und  in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrb.  im  gorm.  Museum« 
(Nürnberg  1874)  Tat*  XX,  die  Predigt  ebendas.  Taf.  GLXIV. 


llst      1  a. 


Ebenfalls  zweiseitig  geschnitten  ist: 
llst.  2.     Der  Tod  des   heil.  Sebastian   auf  der  einen,   die   heil.  Dorothea,   dem    Jesuskinde  Blumen 
reichend,   auf   der  andern  Seite.     1440—1450.     Das  Gewand   der  heil.  Dorothea  zeigt 
bereits  eine  Strichlage,  ist  also  etwas  später  zu  setzen  als  der  beil.  Sebastian.     6  cm. 


Sollet  X^niMcae i\\\\  fJi'ffn*  ^t'C^ü^*>v^cuc» 


Hst.  Ib. 


breit,  7.8  cm.  hoch.  Die  Linie,  die  vom  Kniee  des  heil.  Sebastian  zu  dem  Schützen 
führt,  hatte  ursprünglich  hinter  ersterem  eine  später,  wie  es  scheint,  vielleicht  Avoil 
beschädigt,  absichtlich  entfernte  Fortsetzung;  sie  bezeichnet  den  Hintergrund. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschii.   im   14.  u.  15.  Jahrh.   im  acrm.  Museum«   Taf.  XXVIir. 


8     — 


^L^\ 


Hst.  2  a. 


Hst.  ab. 


Hst.  3.  Die  heil.  Helena  mit  dem  Kreuze  in  einer  freien  Landschaft.  Der  Kontur  des  Heiligenscheines 
zeigt  zwei  nicht  beabsichtigte  Schnitte  des  sonst  so  sicher  geführten  Messers.  1450—1460. 
6,5  cm.  breit,   7,9  cm.  hoch.     Halbe  Stärke. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  d  14.  u.  15.  Jahrh.  im  germ.  Museum»  Taf.  XXXIX, 
im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  1872,  Sp.  273  und  in  »Ausstellung  von  Arbeiten 
d.  vervielf.  Künste  im  Bayer.  Gewerbemuseum  zu  Nürnberg  1877«  S.71. 


Hst.  3. 


Es  machte  natürlich  gerade  das  Sclineiden  von  Kreisen  in  Langholz,  nur  mit  dem 
Messer,  besondere  Schwierierkeiten,  weshalb  die  Heiligenscheine,  wie  bei  Hst.  4  und  mancher 
der  folgenden  Dai'stellungen  zu  sehen  ist.  manchmal  etwas  eckig  ausfallen,  wogegen  es  aller- 
dings dem  Formschneider  von  Hst.  1  gelungen  ist.  die  Sprödigkeit  des  Materials  zu  über- 
Avinden. 

Hst.  4.     Die  heil.  Brigitta  am  Schreibpulte,  über  diesem  die  Erscheinung  der  heil.  Jungfrau  mit  deju 

Kinde.     14o0-1460.     Schreiber   ISOS^j.     6,5  cm.  breit.    7.7  cm    hoch,  halbe  Stäi-kc. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrb.  im  gerni.  Museum«  Taf.  XXXIX. 

im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  187^,  Sp.  274  und  in  »Ausstellung  von  Arbeiten 

d.  vervielf.  Künste  zu  Nürnberg  1877«   S.  71. 

Hst.  5.     Der  Tod    der  Maria  (Schreiber  719)  auf  einer   und  Maria   (oder   Dorothea?)    unter   einem 


Hst.  oa. 


Hst.  ob. 


Mus. 


Baume,  welcher  die  heil.  Dreifaltigkeit  in  Gestalt  von  drei  Knaben  Rosen  bricht 
(Schreiber  1403),  auf  der  andern  Seite.  Der  Tod  der  Maria  düi^fte  ebenfalls  der 
Zeit  von  1450 — 1460  angehören,  die  Rückseite  ist  dagegen  etwa  10  Jahre  jünger;  der 
Hintergrund  der  letzteren  zeigt  bereits  einfache  Schraffierung.  6.5  cm.  breit.  8.4  cm. 
hoch,  halbe  Stärke. 

Die  erstere  Darstellung  abgedruckt  in  »'Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jalu'h.  i.  germ. 
Taf.  XXXIX.  die  zweite  ebendas.  Taf.  LXY  und  im  »Anz.  f.  K.  d.  d.  Y.«  1872,  Sp.  280. 
Von  jetzt  an  finden  sich  auf  allen  Holzstöcken  Schattierungen  durch.  Striclilageii. 


1)  Erst  nach  dem  Drucke  des  ersten  Bogens  sind  uns  durcli  die  Güte  des  Verfassers  der  I.  Band  und 
die  ersten  Bogen  des  Werkes  „Manuel  de  l'amateur  de  la  gravure  sur  bois  et  sur  metal  au  XV.  siecle  par 
W.  L.  Schreiber"  (Berlin  1891)  zugekommen,  so  dafs  wir  dasselbe  bei  Hst.  1—3  nicht  zitieren  konnten.  Wir 
holen  dies  hiemit  nach.  Hst.  la  ist  Schreiber  481,  Hst.  Ib  ist  1386.  Hst.  2a  ist  1693  (ein  alter  Abdruck  davon, 
jedocli  mit  doppelton  Einfassungslinien,  findet  sich  in  St.  Galkn:  man  sieht  auch  an  dem  Holzstucke  ganz  gut, 
dafs  dis  zweite  —  äufsere  —  Einfassungslinie  später  weggeschnitten  wurde).    Hst.  2b  ist  1404.  Hst.  3  ist  1496. 

Katalog  der  Holzstöcke  yoin  XV.— XYIII.  Jaliiiumdert.  2 


10 


Hst.  Ga. 


—   11    — 


Hst.  6  b. 


2* 


-     12     — 

Hst.  6.  Der  heil.  Wendclin,  vor  dem  Kruzifixe  knieelid  (Schreiber  1732),  auf  der  einen,  die 
Enthauptung  der  heil.  Katharina  (Schreiber  1338)  auf  der  anderen  Seite.  1460—1470. 
13,2  cm.  breit,  19,5  cm.  hoch. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrb.  im  gcrm.  Museum«  Taf.  LIII  u.  LIV, 
die  heil.  Katharina  auch  noch  im  »Anzeiger  f.  Kunde  der  deutschen  Vorzeit«  1872,  Sp.  277. 


Hst.  7  a. 


Hst.  7  b. 


^^^ 

y^^lL^^^^^^S^^ 

yo  jU   \ 

vu^f^^ 

m^k 

Hst.  8  a. 


13 


Hsl.  7. 


Hst. 


Ein  aller,  kolorierter  Abdruck  der   heil.  Katharina   findet  sich  nach  Schreiher  in  der  Bihlio- 
theque  nationale  in  Paris. 

Die  heil.  Ursula  mit  ihren  Genossinnen  (Schrei  her  1714,  ca.l460— 1470)  auf  der  einen,  die 
Geburt  Jesu  (1480—1500)  auf  der  anderen  Seile.     6  cm.  breit,  8,2  cm.  hoch. 

Erstere  Darstellung  abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrh.  im  germ.  Mus.« 
Taf.  LXV,  letztere  Taf.  CXXXII. 

Die  Aufrichtung  des  Gekreuzigten  (Schreiher  684a,  ca.  1460— 1470)  auf  der  einen,  die  Sünden- 
wäsche (ca.  1520)  auf  der  anderen  Seite.     6,5  cm.  breit,  8,5  cm.  hoch,  halbe  Stärke. 
Die  erste  Seite  abgedruckt  in  »Die  Holzschn.   d.  14.  u.  15.  Jahrh.  im  germ.  Mus.«« 


Taf.  LXV,  die  zweite  im  »Anzeiger  f.  Kunde    d.  deutschen  Vorzeit^ 
auch  Näheres  über  die  Sündenwäsche  sich  findet. 


1873,   Sp.  351,  woselbst 


Hst.  8  b. 


Hst.  9. 


Hst.  10  a. 


14 


Hst.  9—11.  Die  Erschaffung  der  Tiere  (Schreiber  5)  und  die  Erschaffung  der  Eva  (Schreiber  9), 
auf  der  aufgeleimten  Rückseite  des  letzteren  die  Beschneidung  unter  einem  Bogen,  und 
der  Judaskufs  (Schreiber  224).  Drei  zusammengehörige  Stöcke.  1460—1470. 
6,5—6,7  cm.  breit,  8—8,3  cm.  hoch.  Der  doppelte  Stock  ist  aus  zwei  Platten  zusammen- 
geleimt, die  überdies  noch  durch  zwei  Zapfen  verbunden  sind,  die  an  vertieften  Stellen 
durchgehen.  Der  erstere  und  der  letztere  sind  von  dem  ursprünglich  stärkeren  Stocke 
abgesägt,  sie  waren  aber  ebenfalls,  wie  die  Reste  von  Zapfen  zeigen,  mit  anderen 
Stöcken  zusammengeleimt. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrb.  im  germ.  Museum«    Taf.  LXVI, 
die  Rückseite  Taf.  LXVII. 


Hst.  10  b. 


Hst.  11. 


Wol  zu  derselben  Serie,   welcher  die  Beschneidung  entstammt,   gehören  auch  die  fol- 
genden drei  Plättchen: 

Hst.  12—14.  Die  Geburt  der  heil.  Jungfrau  (aufgeleimte  Rückseite:  die  Begegnung  Joachims  und  Annas 
unter  der  goldenen  Pforte,  Schreiber  626),  die  Dornenkrönung  und  Christus 
erscheint  dem  heil.  Thomas,  jede  Darstellung  mit  Ausnahme  von  Hst.  12  b,  unter  einem 
Bogen.  1460—1470.  Der  untere  Teil  des  heil.  Thomas  ist  abgeschnitten,  daher  6,5  cm. 
breit  und  hoch,  die  übrigen  dagegen  6,3—6,7  cm.  breit  und  7,8 — 8  cm.  hoch. 

Abgedruckt   in  »Die  Holzschn.  d.  14.  u.  15.  Jahrb.  im  germ.  Museum«  Taf.  LXVH 
und  LXVIII. 

Hst.  15.     16.     Die  Geburt  Christi  und  die  Auferweckung  des  Lazarus,  (Schreiber  146)  ca.  1460—70. 
6,3 — 6,7  cm.  breit,  7,9  cm.  hoch.    Beide  abgeschnitten,  ersterer  später  auf  einem  Holz- 
stocke aufgeleimt  und  mit  diesem  durch  Zapfen  verbunden,  letzterer  noch  die  Löcher 
der  Zapfen  zeigend,  mittelst  welcher  er  früher  auf  einem  anderen  Stocke  befestigt  war. 
Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  des  14,  u.  15.  Jahrb.  im  germ.  Mus.«  Taf.  LXVIIL 

Hst.  17.    Die  Marter  des  heil.  Sebastian.    1460—1470.    Schreiber  1691 


15     — 


Hst.  4  2  a. 


Hst.  12  b. 


Hst.  13. 


Hst.  14. 


Hst.  18.  Das  Christkind,  Rosen  tragend,  mit  folgender  fünfzeiliger  Unterschrift:  „|d)  tüiU  rolc  brfd)P. 
ynb  loiU  leijbc  uff  ni^  frub  trcd)en  •  götr  funbcr  lieb  jiü  gott  will  Ijnn  •  ^tt  foü  billid)  alle 
jett  t  Ut)bf  flatt  •  ffijben  foU  er  Ijabcn  otl  •  per  gottfs  frcuntfdjaft  (jobfit  tuil:''    Aus  dem 


16 


Hst.  17. 


Korbe  auf  dem  Rücken  geht  ein  fliegendes  Band  mit  der  Inschrift  ,^|)atietttta"  her- 
aus, c.  1470—90.  Schreiber  823.  Auf  der  anderen  Seite:  Ghi'istus  nimmt  Abschied 
von  seiner  Mutter.     1480—1500.     Halbe  Stärke.     6,2  cm.  breit,  8,2  cm.  hoch. 


17 


'fll 


Hst.  18  a 


Hst  181). 


Vorderseite  abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  des    14.  u.  15.  Jahrh.  im  german.  Mus.< 
Taf.  LXXXV  und  .Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.«  1872,   Sp.  279.     Rückseite  auf  Taf.  GXXXIII  dei 

crsteren  Werkes. 


Hst.  19  a.  Hst.  19  b. 

Hst.  19 — 23.  Reihe  von  sieben  zusammengehörigen,  auf  beiden  Seiten  geschnittenen  Stöcken  mit  14 
Darstellungen  aus  der  Leidensgeschichte,  zu  welchen  wol  auch  noch  der  Abschied 
Christi  von  seiner  Mutter  Hst.  18  b  gehört. 

19    Die  Fufswaschung  und  Ghi'istus  am  Ölberge. 

Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XYIII.  Jahrhundert.  3 


18     - 


Hst  20  a. 


Hst.  20  b. 


Hst.  21a. 


Hst.  21b. 


20.  Die  Gcifselung  und  die,  Dornenkrönung. 

21.  Christus  vor  dem  hohen  Priester  und  vor  Pilatus. 


—     10    — 


Ilst.  22  a. 


Hst.  221). 


Hst.  23  a. 


Hst.  23  b. 


22.  Die  Handwaschmig  dos  Pilatus  und  die  Ausstellung-  Cliristi. 

23.  Die  Annai'cluiiii;  Christi  am  Kreuze  und  die   Kreuzii<ung-. 


20     - 


Hst.  24; 


Hst.  24  b. 


Hst.  23a.  Hst.  25  b. 

24.  Die  Grablegung  Christi  und  Christus  in  der  Vorhöile. 

25.  Christi  Auferstehung  und  Erscheinung  vor  Maria  Magdalena. 
1480—1500.     Je  5,8-6,1  cm.  breit,  8,4—8,9  cm.  hoch. 

Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  des  14.  u.  15.  Jahrhunderts  im  gcrman.  Muscunu 
Taf.  CXXXI— CXXXm,  die  Ausstellung  auch  noch  im  »Anz.  f.  K.  d.  d.  V.«  1872,  Sp.  279, 
die  Erscheinung  ebendaselbst,  Sp.  280. 


—    21     - 

Hst.  ^6.     Die  Hiuimelt'alirt  der  lioil.  Juii-irraii.     1480  -  loOO.   Schreiber  7^3.  9.8  cm.  breit.  IS.o  cm.  hoch. 
Abg:edruckt   in   »Die  Holzscbii    (b's   14    ii.   lo.  Jahrb.  im  oenn    Mus.«   Tat'.  LXXXIV. 


Hst.  26. 


Auch  aus  Schwaben,  aber  wol  von  einem  Augshurger  Formschneider,  rühren  die  beiden 
folgenden  Nummern  her,  welche  mit  der  Aufsefsschen  Sammhiiig  in  den  Besitz  des  Museums 
gelangt  sein  dürften. 

Hst.  27.  28.  Die  Heiligtümer  von  St.  Ulrich  und  Afra  in  Augsburg  mit  der  Überschrift:  „§ü  i|l  Atlas. 
r}tv]aiü)mi  ottb  mti  angejotgt  •  bos  gros  [jodinjirbig  onb  nnm|)oftig  Ijailtum  ♦  So  bann  iß 
rücn  onb  raflcn  in  |  bcm  luirbigcn  gol?|)atüs  §ant  lllrid)s  «nb  Sant  iiffrf  Sant  ßfnrbirtcn 
orbcns  •  gelegen  in  ber  hai)fcrltd)l  |!ot  flugspnrg."  Z^vei  zusammengehörige,  aneinander 
zu  stofsende  Stöcke,  welche  in  drei  quer  laufenden  Reihen  die  Heiligtümer  darstellen, 
von  welchen  jedes  mit  einer  erklärenden,  ebenfalls  in  den  Stock  geschnittenen  Unter- 
schrift versehen  ist.     Es  scheint,    dafs   zu   diesen    beiden  Stöcken  noch  zwei  weitere 


ß  VKSVLA   GALLA 


Nora  Nouen;i[\ium  nouem 


"^^r 


ÄüTUh?    JuuenT?   Occ^s9  7eph)\iv    Flc^m^       l  Bra      lepop^     \Qua       PuniC'e/ 


//'  VjS    -^^\^ogiinciaA\cTRopoli5       l 


i^ 


10 


20 


J^ 


Hst.  29. 


-     23     — 

grhörlen.  da  die  dreifaclic  Einiassuiigslinio.  die  oben  und  zu  den  Seiten  sieht,  unten  fehlt, 
also  wol  noch  eine  Fortsetzung  vorhanden  gewesen  sein  'mufs,  nachdem  der  Ahschlufs 
mangelt.  Die  Monstranze  in  der  dritten  Querreihe  der  ersten  Platte,  welche  die  Unter- 
schrift: .,^in  moltront?  bnrin  am  ripp  oon  5.  ilfffr  oins  Hungs  Tun  ültr  ain  rd)iiltfrplot  oon 
rnnt  Ijijlaria  hungiit  |  Snnt  itffra  mutter"  zeigt,  ist  in  ein  besonders  eingesetztes  Holz- 
plättchen,  aber  von  anderer,  abweichender  und  weniger  geschickten  Hand  geschnitten. 
Das  Plättchen  geht  nicht  durch  die  ganze  Stärke  des  Holzstockes.  Die  Veranlassung 
zu  diesem  Verfahren  ist  nicht  mehr  festzustellen;  vielleicht  war  die  erste  Darstellung 
verunglückt,  vielleicht  ist  sie  unrichtig  ge\vesen.  Es  ist  von  Interesse  hieraus  zu 
sehen,  auf  welche  Weise  sich  die  alten  Formschneider  in  solchen  Fällen  zu  helfen 
wulsten.  Auch  die  Hand  des  Reliquiars,  das  die  erste  Stelle  der  zweiten  Reihe  ein- 
nimmt, ist  besonders  eingesetzt.  In  beiden  Fällen  sind  die  eingesetzten  Stückchen 
der  Länge  nach  geschnitten  ,  während  die  Platten  sonst  der  Quere  nach  geschnitten 
sind.  Das  Plättchen  mit  der  Monstranz  hat  sich  geworfen;  es  ist  an  den  beiden 
Seiten  höher,  denn  in  der  Mitte.  Der  fehlende  Teil  der  Untcrschi-ift  des  Kreuzes  in 
der  Mitte  der  unteren  Reihe,  das  halb  auf  dem  einen,  halb  auf  dem  anderen  Holz- 
stocke dargestellt  ist,  wurde  aus  irgend  einem  Grunde  sorgfältig  ausgeschnitten.  Die 
eine  der  Platten  besteht  aus  drei .  die  andere  aus  zwei  querlaufenden  Rrettchen .  die 
durch  je  zwei  Einschubleisten,  von  denen  jetzt  eine  fehlt,  zusammengehalten  sind. 
Die  einzelnen  Stücke  sind  so  gut  aneinander  gefügt,  dafs  man  trotz  des  hohen  Alters 
der  Platten  bei  den  Abdrücken  nur  an  einigen  wenigen  Stellen  einen  kleinen  un- 
bedeutenden Spalt  sieht  1480—1490.  Schreiber  1936.  Je93,o  cm.  breit.  2S.o  cm.  hoch. 
Abgedruckt  in  »Die  Holzschn.  des  14.  u.  13.  Jalu'hunderts  im  german.  Museum^ 
Taf.  CXVI— CXIX.  ErAvähnt  bei  Paul  von  Stellen,  Kunst-,  Gewerbe-  und  Handwerks- 
Geschichte  der  Reichsstadt  Augsburg  (Augsburg  1788j  II,  S.  227. 

Rereits  in  den  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  gehören,  aber  besser  noch  hier,  bei  den 
Arbeiten  des  lo.  Jahrhunderts,  da  sie  noch  mehr  in  der  Weise  der  älteren  als  der  späteren 
gearbeitet,  sind  aufzuführen: 


Hst.  30b. 


-     24     - 

Hst.  29.     Titelbild    »Vrsvla    Galla«    des    III.    Buches    des    Werkes    des    Konrad    Celtes    »qvatvor    lihri 
amorvm  secvndvm  qvatvor  latera  Germaniae.    Noribergae  1502«.    15  cm.  breit,  22,1cm. 
hoch.     Die    Einfassuiigslinie    gröfstenteils     abgesprungen ,     mit    zwei    Einschubleisten 
versehen,  um  das  Werfen  der  Holzplatte  zu  verhüten.  Vom  Antiquar  Propst  erworben. 
Abgedruckt   in    »Die   Holzschnitte    des   14.   und    15.  Jahrhundert   im   germ.   Mus.« 
Taf.  CLXn.    Zu  einigen  Holzschnitten  des  Werkes  von  Celtes  hat  bekanntlich  Albrecht  Dürer 
nach   den  Anweisungen   des   gekrönten    Dichters   die  Zeichnungen   geliefert^);   in  dem  vor- 
liegenden dürfte  man  aber  kaum  die  Hand  dieses  Künstlers,  auch  nicht  aus  seinen  früheren 
Jahren,  erkennen,  es  müfste  denn  dem  Formschneider  gelungen  sein,  alle  Spuren  davon  zu 
verwischen. 


Hst.  31a. 


Hst.  31b. 


Hst.  30.     Landschaft  mit  einem  Tempel  mit  Kuppel  auf  der  einen,  Daniel  in  der  Löwengrube  auf  der 
anderen  Seite.     6,5  cm.  breit,  8,1  cm.  hoch. 


Anklänge  an  Hans  Leonh.  Schäufeleins  Bilder   im   Museum  (Nr.  207  und  209  des 
Gemäldekataloges  vom  Jahre  1886)  sind  freilich  nicht  zu  verkennen  bei 
Hst.  31.     Die  heil.  Brigitta,  vor  einem  Kruzifixe  knieend,    auf   der    einen,   St.  Onophrius,    von    einem 
schwebenden    Engel    die    Hostie    empfangend,    auf   der    anderen   Seite.      Anfang    des 
16.  Jahrhunderts.     5,9  cm.  breit,  8,1  cm.  hoch.     Hafsler. 

Abgedruckt    in   »Die  Holzschn.   des    14.  u.  15.  Jahrhunderts    im   german.  Museum« 
Taf.  GLXHI. 


1)  vgl.  Thausing,  Dürer  I,  S.  277  ff  uod  A.  Ruland,  die  Eutwürfe  zu  den  Holzschnitten  der  Werke  des 
Conradus  Celtis,  im  Archiv  für  die  zeichnenden  Künste  II,  254  ff. 


25 


XYI.  Jaliiiiiindert. 

Gegen   das   Ende  des    15.  Jahrhunderts    hatte    die  Technik    des  Holzschnittes    bereits 
manche  Fortschritte    ijemacht ,    wenn   die  Schattenangabe    auch  meist   noch  als  eine  dürftige 


Qf  DOClDfi  oEMINI  SCHEVRIE  mMHS  HAOEb 


Hst.  32. 

bezeichnet  werden  mufs,  die  aber  genügte,    da    die    ältesten  Holzschnitte  alle  zur  Bemalung 
bestimmt  waren.    Man  lernt  nunmehr  aber  auch  bereits  die  Namen  tüchtiger  Künstler  kennen, 

Katalog  der  Uolzstöcke  Tom  XY.— XVIII.  Jahrhundert.  4 


26 


Hst. 


die  für  denselben  zeichneten,  während  früher  der  Zeichner  und  Schneider  wol  meistens  in 
einer  Person  vereinigt  waren.  Durch  das  Wirken  Albrecht  Dürers,  durch  seine  Einführung 
neuer  Techniken  wurde  der  deutsche  Holzschnitt  auf  die  höchste  Stufe  gehoben,  die  derselbe 
je  erreicht  hat.  Er  versuchte,  und  das  mit  gutem  Erfolge,  eine  farbige  Wirkung  lediglich  durch 
entsprechende  Verteilung  von  Licht  und  Schatten  zu  erzielen.  Dürer  schuf  erst  den  eigentlichen 
Holzschnittstil  und  machte  durch  seine  vorzüglichen  Leistungen  den  Holzschnitt  zur  volkstüm- 
lichsten der  graphischen  Künste. 

A.   Einzelstöcke  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts. 

Meisterwerke  allerersten  Ranges   aus  der  Blütezeit  des  deutschen  Holzschnittes  finden 
sich  nicht  unter  den  Holzstöcken  des  Museums,  wenn  auch  manches  Stück  darunter  ist,  das  An- 
spruch auf  besondere  Beachtung  machen  darf.    Auch  eine  authentische  Arbeit  Dürers  ist  nicht 
vorhanden,  denn  der  auf  Seite  25  abgedruckte,  nachstehend  beschriebene  Holzstock,  den  Heller 
unter  den  Arbeiten  dieses  grofsen  Künstlers  anführt,  dürfte  doch  ebenso  wenig,  wie  der  unter 
Hst.  29  angeführte,  Dürer  angehören.   Passavant  führt  Bd.  HI,  S.  221,  Nr.  322  das  Blatt  unter  den 
Dürer  fälschlich  zugeschriebenen  Blättern  auf  und  schreibt  es  dem  Lucas  Cranach  zu,  mit  dessen 
Arbeiten  es  allerdings  mehr  Verwandtschaft  hat,  ohne  dafs  es  gerade  von  ihm  sein  mufs. 
Die  Wappen  der  Scheurl  und  Tucher,  gehalten  von  einer  reich  mit  Federbüschen  geschmück- 
ten, jugendlichen  Frau.    Darüber:  »HIC  SCHEVRLINA  SIMVL  TVCHERINAQ-i»  SIGNA 
REFVLGENT  QVE  DOCTOR  GEMINI  SGHEVRLE  PARENTIS  HABES«.   Ältestes  Biblio- 
thekszeichen des  bekannten  Juristen  Christoph  Scheurl  (geb.  1481,  f  1542).    Heller 
Nr.  2147.    12,5  cm.  breit,  16,5  cm.  hoch.    Auf  der  Rückseite  mehrmals  das  Scheurlsche 
Wappen,  darüber  G  S,  eingebrannt. 

Neu  abgedruckt  im  Anzeiger  des  germanischen  Nationalmuseums  1891,  S.  100. 


/!/^^^ 


Hst.  33.  Der  heil.  Rochus,  mit  der  Linken  sich  auf  einen  Stock  stützend,  mit  der  Rechten  einem  Engel 
seine  Pestbeulen  zeigend.  Der  heil.  Rochus  an  Hans  Sebald  Beham  erinnernd.  Die 
Einfassung  ist  nicht  mehr  vorhanden.     Höhe  9  cm..  Breite  6,8  cm. 


27 


ist.  34. 


Hans  Guldenmund  (von  etwa  loio— iooO  in  iS'ürnberg  als  Briefmaler  thätig).    Der  Papst 
zAvischen  einer  geputzten  Juiigfrau  und  einer  Heiligen.    Er  hält  in  der  Rechten  einen 
Pokal,  zu  welchem  eine  Schlange  emporsteigt.     Achte  Illustration  des  Werkes  :    »Eyn 
wunderliche  Weyssa-  |  gung  von  dem  Babstmnb,    wie   es   yhm   hiß  |  an  das    endt  der 
weit  gehen  sol,  jn  liguren  |  oder,  gemäl  begriffen,  gefunden  zu  ISürmberg,  |  im  Garthauser 
Closter,   vnd  ist  sehi-  alt.  \  Eyn  vorred .  Andreas  Oslanders  |  Mit  gütter  verstendtlicher 
außlegung  |  dui'ch   gelerte  leut,   verklert.     Welche,  Hans  Sachs  |  yn   teutsche  reymen 
gefast,    vnd    darzu    [    gesetzt    hat.    1    ym   M.  D.  xxvij  Jar.«     Quarto.     18    Blätter    mit 
30  Holzschnitten.     Am  Schlufs:    »Gedruckt  dui'ch  Hans  Guldenmundt.«     (Biblioth.  des 
g.  M.  Rl.  841. )   Passavant,  peint.-grav.  IH,  S.  231,  Isr.  38,  woselbst  jedoch  irrtümlicher- 
weise das  Jalir  1528  als  das  des  Erscheinens  angegeben   ist.     Der  Holzstock,    dessen 
Einfassung  oben  ausgesprungen   ist,   zeigt  an  der  einen  Langseite  eingeschnitten  die 
Zahl  YIII,    die   mit   der  achten  Stelle,    die  der  Holzstock  in  dem  bezeichneten  Werke 
einnimmt,  stimmt.     An  der  unteren  Seite   ist    ein  Besitzerstempel ,    eine    durch    einen 
Pfeil  durchbolu-te  Mondsichel  darstellend,    eingeschlagen.     7,5  cm.  breit,   11  cm.  hoch. 
Das  vorstehend  erwähnte  Werk,  in  dem  der  Holzstock  abgedruckt  ist,  wurde  vom 
Nürnberger  Rate,  der  glaubte,  dafs  über  diese  Dinge  schon  genug  gesprochen  und  geschrieben 
worden  sei  und  es  nur  Verbitterung  hervorrufen   würde,    mit  Beschlag  belegt,    und  Gulden- 
mund mulste  nicht  nur  die  ganze  Autlage  der  Schi'ift,  sondern  auch  die  Holzstöcke,  somit  auch 
den  unserigen,  an  den  Rat  abliefern.    Derselbe  hatte  auch  den  Rat  zu  Frankfui't  a.  M.  ersucht, 


or  möge  während  der  Messe  dortselbst  etwa  feilgebotene  Exemplare  des  Schriftchens  auf  Kosten 
des  Nürnberger  Rates  kaufen  und  vernichten^).  Alle  drei  an  der  Verfertigung  Beteiligte  wurden 
vom  Rate  verwarnt,  aber  ohne  bestraft  zu  werden.  Der  betreffende  Ratsbeschlufs  war  am 
27.  März  1S27  ergangen.  Nachdem  aber  Guldenmund  nachgewiesen,  dafs  ein  solcher  Druck 
schon  vor  vielen  Jahren  gefertigt,  erhielt  er  zwar  die  Formen,  nicht  aber  die  gedruckten 
Büchlein  wieder  ausgehändigt,  und  dazu  die  Erlaubnis,  die  Formen  ohne  den  Text  ferner 
abzudrucken.  Im  Hinblick  auf  seine  Armut  und  seine  vielen  Kinderlein  erhielt  Guldenmund, 
der  ein  recht  armer  Schlucker  gewesen  ist,  vom  Rate  12  Gulden. 

In  dem  Ratsbuche  steht  zwar  bezüglich  des  Büchleins  »welches  alles  Hans  Guldin- 
munt  verfertigt«,  aber  ebendaselbst  steht  auch:  »Und  neben  disem  allen  ist  auch  bevolhen, 
dieweil  Iheronymus  Formschneider  neulich  auch  ein  druckpreß  aufgericht,  doch  noch  nicht 
pflicht  gethan,  und  zue  disem  buchte  in  auch  geholfen,  in  in  die  pflicht  als  andere 
buechtrucker  zu  nemen,  actum  quarta  den  27.marci.«  Es  hat  also  Hieronymus  (Andrea)  Form- 
schneider 2)  auch  einen  Anteil  an  dem  vorliegenden  Werke  und  es  wäre  vielleicht  richtiger 
gewesen,  wenn  wir  diesen  statt  Guldenmund  als  Verfertiger  des  Holzstockes  angeführt  hätten. 
Da  uns  aber  jeder  Anhaltspunkt  über  die  Art  fehlt,  in  welcher  sich  Hieronymus  Formschneider 
an  der  Herstellung  des  Büchleins  beteiligte,  so  glaubten  wir,  zunächst  an  Guldenmund  als 
Holzschneider  festhalten  zu  sollen. 

Das  Werk,  in  dem  zuerst  die  das  Papsttum  betreffenden  Darstellungen  erschienen 
sind  und  auf  das  Guldenmund  hingewiesen ,  ist  uns  nicht  bekannt.  Dagegen  besitzt  die 
Bibliothek  des  germanischen  Museum  aufser  dem  höchst  seltenen  Originale  des  Schriftchens 
von  1527  einen  Nachdruck  mit  dem  Texte  von  Oslander  und  den  Versen  von  Hans  Sachs  so- 
wie der  Jahreszahl  1527,  aber  viel  geringeren  Holzschnitten  (Bibl.  d.  g.  M,  Rl.  842).  Aber- 
mals erschien  das  Büchlein  unter  dem  Titel:  »Außlegung  |  der  Figuren,  so  zu  Nu-  |  renberg 
gefunden  seind  worden,  ge-  |  fort  in  grundt  der  Magischen  Weißsa-  |  gung,  durch  Doctorem 
Theo-  I  phrastum  von  Ho-  j  henheim.«  (Titelholzschnitt.)  »Getruckt  im  Jar  M.D. L.xxvij.«  | 
8^.  5  BlI.,  84  Seiten  u.  1  Bl.,  mit  30  stark  verkleinerten,  noch  geringwertigeren  Holzschnitten, 
Titelholzschnitt  und  Schlufsholzschnitt.     (Bibl.  d.  g.  M.  Rl.  846h.) 

Auf  die  weiter  noch  erfolgten  Ausgaben  werden  wir  später  bei  Meister  Jakob  Leder- 
lein zurückkommen,  von  dem  das  Museum  eine  Reihe  von  Holzstöcken  besitzt,  die  nach  den 
Guldenmundschen  kopiert  sind. 
Hst.  35.  Christoph  Scheurl  mit  seinen  Söhnen  Georg  und  Christoph,  in  freier  Landschaft  vor  dem  Atlas. 
Kruzifixe  knieend.  Zu  Füfsen  des  letzteren  das  vermehrte  Wappen  der  Scheurl,  da- 
neben ein  kleineres  Schildchen  mit  dem  Wappen  der  Fütterer,  der  Familie  der  Frau 
des  Christoph  Scheurl.  Bibliothekszeichen  des  Christoph  Scheurl,  das  bei  seiner  Ver- 
wendung noch  mit  einem  Kranze  von  Bibelsprüchen  in  Typendruck  umgeben  war.  Der 
Holzstock  zeigt,  vom  Haupte  des  Erlösers  ausgehend,  eine  viereckige  Öffnung,  um  mit 
Typen  den  Spruch:  »Luc.  24.  Arne  dico  tibi,  hodie  mecü  eris  in  paradiso*  eindrucken 
zu  können.  Eine  weitere,  aber  ganz  unregelmäfsige  Öffnung  hat  das  Schriftband  über 
dem  Gekreuzigten  an  der  Stelle,  wo  früher  N  R,  ersterer  Buchstabe  aber,  wie  alte  Abdrücke 
bekunden,  von  jeher  etwas  verstümmelt  stand.  Auf  der  Rückseite  der  Besitzerstempel :  das 
alte  Scheurlsche  Wappen,  darüber  C  S  eingebrannt,  der  auch  auf  hölzernen  Einbanddeckeln 
der  Scheurlschen  Bibliothek  sich  findet.  Da  die  Vermehrung  des  Scheurlschen  Wappens 
durch  kaiserliches  Diplom  vom  Jahre  1540  erfolgte  und  im  Jahre  1541  vom  Kaiser  Karl  V. 
dem  Greifen  auf  dem  Helmschraucke  noch  »zwey  nach  dem  Oesterreichi sehen  Wappen 
blaconirete  Fahnen  gesetzet«  ^),  die  aber  auf  dem  Holzstocke  noch  fehlen,  so  mufs  der 
Holzstock  in  den  Jahren  1540 — 41  gefertigt  worden  sein.   Höhe  40,7  cm..  Breite,  23,7  cm. 


1)  vergl.  V.  Soden,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Reformation  etc.  (Nbg.  1855)  S.  279  f.  Baader,  Beiträge 
zur  Kunstgesch.  Nürnbergs  II,  S.  51  f.  und  Lochner  in  „Allgem.  Deutsche  Biographie"  X,  S.  111  ff.,  woselbst  die 
betr.  Ratserlässe  wörtlich  abgedruckt  sind.  2)  über  ihn  vergl.  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen 

des  Allerhöchsten  Kaiserhauses    (Wien  1886)  Bd.  IV ,  S.  308.  3)  vergl.  Biedermanns  Geschichte  des  hoch- 

3,deligen  Patriciats  zu  Nüi-nberg.    Nürnberg  1748. 


—     29     — 

Koloriertes  Faksimile  mit  (Umi  bcigcdriickten  Sprüchen  in  »Ex-libris,  Zeitschrift 
für  Bücherzeichen-.  Bibliothekenkunde  und  Gelehrtengeschichte«  (Berlin)  Jhrg.  1892,  S.  9  f. 
Zu  gleicher  Zeit  wol,  als  das  vorstehende  Bibliothekszeichen  angefertigt  wurde,  liefs 
sich  Christoph  Scheurl  noch  ein  kleineres  machen,  das  innerhalb  eines  Lorbeerkranzes  au 
querschraffiertem  Grunde  das  vermehrte  Scheurlsche  Wappen,  darunter  den  kleinen  Schild  der 
Fütterer  und  die  Jahreszahl  1541  enthielt;  über  dem  Kranze  stand  in  Typendruck  der  Psalm  72. 
Dieser  Holzstock  ist  in  veränderter  Gestalt  in  folgender  Nummer  ebenfalls  auf  uns  gekommen: 


Hst.  36. 

Hst.  36.     Kleines  Bibliothekszeichen   des  Christoph  Scheurl,   aus    welchem   die  Jahrzahl  1541   und   der 
schraffierte    Grund   hinter   dem  Wappen   sowie    der  Schlagschatten    auf  der    äufseren 
(heraldisch)  rechten  Seite    des  Lorbeerkranzes    weggeschnitten    sind.    Sodann   ist  aus 
dem  Wappen  der  Fütterer,  einem  Sparren  mit  drei  Sternen,  das  der  Geuder,  ein  gleich- 
schenkeliges,  auf  der  Spitze  stehendes  Dreieck  mit  einem  Stern  an  jeder  Ecke  gemacht 
worden,  das  aber  sehr  unklar  ausgefallen  ist.   Dabei  wurde  vergessen,  die  Querschraffie- 
rung zwischen  den  einzelnen  Teilen  der  Helmdecken  und  des  Schildes  ebenfalls  hinweg 
zu  nehmen ;  dort  ist  sie  also  noch  zu  sehen.    Die  Veränderung  des  Holzstockes  wurde 
erst   nach    1560   vorgenommen,   in    welchem  Jahre   der  Sohn    Christophs  II.    Scheurl, 
Christoph  III.,  Sabina  Geuderin  von  Heroldsberg  heimführte.    Höhe  7.8  cm..  Breite  7  cm. 
Christoph  Scheurl    war   ein   besonderer   Freund    der  Bibliothekszeichen;    zwischen 
jenem,  das  wir  unter  Hst.  32  aufführten,  und  Hst.  35  steht  noch  ein  drittes,  das  gröfste  der 
Scheurlschen  Bibliothekszeichen,  das  nur  in  die  A\'erke  in  Grofsfolioformat  eingeklebt  wurde. 
Es  zeigt  eine  Frau  mit  fliegenden  Haaren,  welche  das  Scheurlsche  und  das  Tuchersche  Wappen 
hält,  darüher  Weinreben  und  einen  fliegenden  Doppcladler;  aufsen  herum  lateinische  Sprüche 
in  Typendruck.    Passavant  III,    S.  194,   Nr.  214    und    Heller   Nr.  2146   schreiben    das   Blatt 
Albrecht  Dürer  zu,  von  dem  die  Zeichnung  wol  ohne  Zweifel   herrühi-en    dürfte.     Leider  ist 
der  Holzstock  dieses  Signets  nicht  erhalten  geblieben. 

Von  einem  vierten  Bibliothekszeicheu  Christoph  Scheurls   ist  nur  mehr  der  Holz- 
stock einer  Kopie  vorhanden,  auf  den  wir  später  zui'ückkommen  werden. 


30     — 


Hst.  37. 


Hst.  38. 


In  die  Zeit  um  1540  fallen,  und  sind  hier  anzuführen,  die  folgenden  fünf  in  verkehrtem 
Sinne  in  Holz  geschnittenen  Nummern,  bei  welchen  nicht  die  Zeichnung  erhaben  blieb,  son- 
dern diese  herausgeschnitten  wurde,  so  dafs  beim  Abdrucke  die  Zeichnung  weifs  auf  schwar- 
zem Grunde  erscheint.  Die  Querschraffierungen  und  anderen  Linien  sind  wahrscheinlich  nicht 
mit   dem  Schneidemesser ,    sondern  mit   dem  Stichel    gearbeitet.    Zu   welchem  Zwecke  diese 


-     31     — 


Hst.  40. 


Hst.  41. 
Holzstöcke  gefertigt  wurden,  konnte  nicht  festgestellt  werden;  da  sie  aber  nicht  regelmäfsig 
zugerichtet,   sondern   noch  ziemlich    rohe  Klötze  sind,    so   sind    sie  für   ihi'e  ursprüngliche 
Bestimmung  wol  kaum  jemals  verwendet  worden. 
Hst.  37  u.  38.     Zwei  Säulen,   auf  deren  Kapital  je  eine  Krone  ruht.     Um  jede  der  Säulen  windet  sich 
ein  fliegendes  Band,  mit  dem  Wahlspruche  Kaiser  Karls  V.:  »PLVS  VLTRA«.     Höhe 
16,8  cm.,  Breite  3,7  cm.    Stadt  Nürnberg. 


—     32 


Hst.  39.  Gekrönter  Wappenschild  mit  dem  Doppeladler;  im  Herzschildchen  vorn  die  Säule  Karls  V., 
hinten  obeu  das  österreichische,  darunter  das  burgundische  Wappen.  Höhe  10,8  cm., 
Breite  9  cm.     Stadt  Nürnberg. 

Hst.  40.  41.  Zwei  Schwünge  von  Lorbeerkränzen  mit  fliegenden  Bändern.  In  der  Mitte  des  einen  eine  Vase 
mit  naturalistisch  gehaltenen  Blumen,  darunter  eine  Weintraube,  in  der  Mitte  des  zweiten 
ein  Widderkopf,  darüber  auf  einem  Aufsatze  eine  hockende,  geflügelte,  phantastische 
Figur.     Höhe  10,3  und  6,1  cm..  Breite  10,5  und  10,8  cm.     Stadt  Nürnberg. 


Hst.  42. 
In  der  gewöhnlichen  Holzschnittmanier   sind  wieder  die  folgenden  Stücke  ausgeführt: 
Hst.  42.     Arbor  hominis   auf  philosophischer  Basis,    zu  den  Seiten  je  ein  Mann,   der  eine  mit  einem 
Stocke  auf  den  Gipfel,    der   andere  auf   die  Wurzel  deutend,     ca.  1540—1550.     Höhe 
14,7  cm.,  Breite  10,3  cm. 


-     33     - 

Über  diese  Darstellung  vergleiche  Lacroix,    scienccs   et  lettres   au   moyen   age   et 
de  l'epoque  de  la  renaissance  (Paris  1877)  S.  56,  Fig.  39 :  l'arbre  des  etres  et  des  substances. 

Ilst.  43.  Hans  Brosamer.  (1S06— 1552.)  Zwei  Männer  in  der  Tracht  der  Zeit  nach  (heraldisch) 
rechts  reitend,  von  welchen  der  bärtige  mit  der  Rechten  auf  den  Mond  und  die  Sterne 
deutet.  Illustration  des  Werkes:  »Ein  schöne  Historia  von  Engelhart  auß  Burgunt, 
llerfzog  üi(;therichcn  von  Brabant,  seinem  Gesellen,  vnd  Engeklrut,  deß  Königs  Toch- 
ter auß  Dennmarck«  (von  Konrad  von  Würzburg),  Frankfurt  a,  M.  1573  Bl.  10  a,  und 
auch  schon  in  früheren  Drucken  verwendet.     Höhe  5  cm.,  Breite  7  cm. 


Hst.  43. 

Faksimiliert  in  Könneckes  Bilderatlas  zur  Geschichte  der  deutschen  Nationallittera- 
tur  S.  46.  In  demselben  Werke  finden  sich  auf  S.  106  Fig.  1,  3,  4  u.  5  vier  Illustrationen, 
die  von  derselben  Hand  herrühren  und  als  Illustrationen  des  »Herzogs  Ernst«  und  der 
»Schönen  Magelone«  verwendet  und  ebenfalls  bei  Hahn  in  Frankfurt  aber  1560  und  noch 
früher  gedruckt  Avorden  sind. 

B.  Initialen  und  Buchdruckverzierungen  aus  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts. 

Die  Freude  der  Alten  an  Minstlerischem  Schmucke,  die  sich  selbst  an  den  unbe- 
deutendsten Gebrauchsgegenständen  des  täglichen  Lebens  zu  erkennen  gibt,  kam  in  den 
Druckwerken  des  16.  Jahrhunderts  zu  vollem  Ausdrucke.  Nur  wenige  Schriften  jener  Zeit 
sind  ganz  ohne  jede  Verzierung,  irgend  eine  Kopfleiste  oder  eine  Titelvignette,  einige  Initialen 
oder  ein  hübsches  Buchdruckerzeichen  finden  sich  fast  in  jedem  Werke. 

Gegen  das  Jahr  1540  übte  der  Nürnberger  Schreibmeister  Johann  Neudorfer  der  Ältere 
auf  die  Bücherornamentik  einen  bedeutenden  Einfiufs  aus,  indem  er  Vorlagen  für  Versalbuch- 
staben in  graziösen,  reizenden  Verschlingungen,  aus  denen  allerdings  die  Grundform  des  Buch- 
staben oft  nur  schwer  herausgefunden  werden  kann,  unterbrochen  von  elegantem  Flechtwerke, 
entwarf,  die  sich  bald  ungemeiner  Beliebtheit  erfreuten,  deshalb  allgemein  verbreitet  waren 
und  auch  noch  im  17.  Jahrhunderte  benützt  Avurden. 

Unzweifelhaft  auf  Jo  bann  N  eud orfer  (geb.  1467,  f  1563)  zurückzuführen  ist  das 
nachstehende  Alphabet,  dessen  einzelne  Buchstaben  aus  einer  Reihe  einzelner  Federzüge  zu- 
sammengesetzt erscheinen  und  dadurch  ihre  Herkunft  deutlich  verraten. 

Hst.  44—61.     Reich  mit  Flechtmustern  verzierte  und  verschnörkelte,  grofse  Initialen  eines  Alphabetes, 


8,5—9,2  cm.,  Breite  7,4—8,7  cm. 

Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  1874,  Beilage  zu  Nr.  3. 


Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XVIII.  Jahrhundert. 


5 


Hst.  44. 


Hst.  45. 


35     — 


Hst.  46. 


Hst.  47. 


36     - 


Hst.  48. 


Hst.  49, 


37     — 


Hst    50. 


Hst.  51. 


38 


Hst.  52. 


Hst.  53. 


39 


Hst.  o4. 


Hst.  o5. 


40 


Hst.  56. 


Hst.  57. 


41 


Hst.  58. 


Hst.  59. 
Katalog  <ler  Holzstöcke  yom  XV. — XYIII.  Jahrhundert. 


42    — 


Hst.  60. 


Hst.  61. 


—     43     — 


Ähnlichen  Charakter  haben: 

Hst.  62 — 72.     Reich  verzierte,  aber  etwas  einfacher  gehaltene,  mit  Flechtwerk  versehene  Frakturinitialen 
C,  E,  F,  I,  L,  0,  P,  R,  S,  T,  X.     Die  Initialen  F,  I,  P,  S  und  X  scheinen  zu  einigen 


Hst.  62. 


Hst.  63. 


Hst.  64. 


Hst.  65. 


6* 


—    44 


anderen  Alphabeten  zu   gehören,    obgleich    sie  sich  nicht  sehr   wesentlich    von  den 
anderen  unterscheiden.     Höhe  8,4—8,8  cm.,  Breite  6,1—8,5  cm. 


Hst.  66. 


Hst.  67, 


45 


Die  Initialen  I,  E  und  R  sind  in  Nr.  3  dos  .Thrgs.  1874  dos  »Anz.  f.   Kunde  d.  d. 
Vorzeit«,  die  übrigen  auf  Sp.  35 — 38  des  Jhi'gs.  1878  dieser  Zeitsclu'il't  abgedruckt. 


Hst.  68. 


Hst.  69. 


46 


Hst.  70. 


Hst.  71. 


Hst  72. 


47 


Die  nachfolgenden  Initialen  Hst.  73—84 
sind  die  ältesten  Cliches,  welche  sich  in  der 
Sammlung  des  germanischen  Museums  befin- 
den. Sie  sind  wol  auf  dieselbe  Weise  herge- 
stellt worden,  auf  Avelche  sich  die  Buchdrucker 
vor  Anwendung  der  Galvanoplastik  ihre  Cliches 
fertigten.  Aus  dem  in  der  Bibliothek  des 
Museums  befindlichen  Werke  »der  seien  wurcz- 
gart«,  gedruckt  1483  von  Dinckmut  zu  Ulm 
(Bibliothek  d.  g.  M.  Nr.  5834.  4».)  geht  aber 
hervor,  dafs  den  Buchdruckern  die  Cliches 
schon  im  13.  Jahrhunderte  bekannt  waren. 
Dieses  Werk  enthält  eine  Anzahl  Holzschnitte, 
von  w^elchen  die  meisten  sich  aufserordentlich 
oft  wiederholen,  und  zwar  meist  so  direkt 
nacheinander,  dafs  ein  und  dieselbe  Abbildung, 
die  zwei-  und  dreimal  auf  einer  und  derselben 
Seite  eines  Bogens  steht,  unmöglich  nur  mit 
einem  Stocke  gedi'uckt  worden  sein  konnte,  son- 
dern davon  mehrere  vorhanden  gewesen  sein 
müssen;  und  dafs  dies  Cliches  waren,  zeigt 
der  Umstand,  dafs  kleine  Unregelmäfsigkeiten 
und  Fehler  sich  genau  auf  allen  Abdrücken  in 
ganz  gleicher  Weise  wiederholen.  Es  ist  auch 
ganz  natürlich,  dafs  sich  die  Buchdrucker  mit 
demselben  Metalle,  mit  dem  die  Typen  gegossen 
waren,  auch  Vervielfältigungen  von  bildlichen 
Darstellungen  fertigten  oder  fertigen  liefsen. 
Für  die  Verbreitung-,  namentlich  der  Buchdruck- 
verzierungen, Avar  dieses  Verfalu*en  von  beson- 
derer Bedeutung,  sie  ward  vorzugsweise  hie- 
durch  ermöglicht. 

Grofses,  reich,  auch  mit  Flechtwerk  verziertes  J. 
Letterngufs  auf  neuem,  im  Museum  be- 
sorgtem Holzfufse.  Höhe  lo,2  cm.,  Breite 
6,8  cm.    Kösel. 

Abgedruckt  im  »Anzeig.  f.  K.  d.  d.  V.« 
1878,  Sp.  68.  Diese  grofsen  J  wurden  vorzugs- 
weise als  Anfangsbuchstaben  von  Mandaten  ver- 
wendet; das  Museum  hat  in  seiner  Schriftproben- 
sammlung aber  noch  bedeutend  gröfsere,  als  das 
hier  wiedergegebene.  Job.  Neudörfer  hat  auf 
einem  Blatte  vom  Jahre  iö43,  das  dem  in  der 
Bibliothek  des  germanischen  Museums  befindlichen  Buche  Neudörfers  vom  Jahi-e  1538:  »Ein 
gute  Ordnung  vnd  kurtze  vnterricht  der  furnemsten  gründe  aus  denen  die  Jungen  Zierlichs 
schreybens  begirlich,  mit  besonderer  kunst  vnd  behendigkeyt  vnterricht  vnd  geübt  möge 
werden«  (Nr.  7594  qu.  4*^)  beigebunden  ist,  fünf  grofse  J,  von  verschiedener  Höhe  und  Breite, 
ähnlich  dem  vorstehenden,  aber  noch  viel  zierlicher,  gegeben,  die  er  nach  den  Säulenord- 
nungen genannt  hat  und  zu  welchen  er  bemerkt:  »Diese  Funfferley  art  der  I  werden  ge- 
nomen  vnd  braucht  nach  dem  ein  schrieft  von  buchstaben  Starck  Brait  mager.  Kurz 
oder  Lanng  ist,  dann  die  versal  müssen  nach  den  kleinen  buchstaben  gericht  vnd  pro- 
portioniert   werden.«      Diese    fünf    in    Kupfer    gestochene    J    sind    als    das    Vorbild    der 


73. 


—    48     - 

vielen  ähnlichen  J  zu  betrachten,   die  im  Laufe    des  16.  Jahrhunderts  und  noch  im  17.  ge- 
schnitten wurden. 
Hst.  74—84.  Reich  verschnörkelte,  kleinere  Frakturinitialen  A,  B,  H,  K,  L,  N,  T,  V,  W,  Z  eines  Alphabetes. 
Letternmetall  auf  neuem  Holzfufse,  auf  dem  die  stark  abgenutzten  Bleiplatten  im  germ. 
Museum   befestigt  wurden,    nachdem    die   alten  Holzfufse   sehr   ruinös  und  nur  noch 
teilweise  vorhanden  waren.  Quadratisch.  Höhe  5,4 — 5,7  cm.,  Breite  5,4 — 5,6  cm.  Kösel. 
Abgedruckt  im  »Anz.  f.  K.  d.  d.  V.«  1878,  Sp.  69,  70. 


Hst.  74. 


Hst.  78. 


Hst.  79. 


—    49     — 


Hst.  80. 


Hst.  81, 


Hst.  82. 


Hst.  83. 


Das  Flechtwerk  ist  bei  den  vorstehenden  Initialen  schon  im  Verschwinden  begriffen; 
reich  ausgebildet  ist  es  dagegen  bei  den  folgenden  Stücken,  die  wir  deshalb  hier  einreihen: 

Hst.  84.  85.     Breite  Randleiste  und  dazu  gehöriges  Eckstück  mit  kräftigen,  durch  eine  Linie  beiderseits    Atlas, 
eingefafsten,  reich  verschlungenen  und  verflochtenen  Bändern,  die  leeren  Räume  durch 
Rankenwerk  ausgefüllt.    Erstere  31,7  cm.  lang  und  15,8  cm.   hoch ,    letzteres   18,2  cm. 
hoch  und  18,8  cm.  breit. 

Das  Eckstück  abgedruckt  im  »Anz.  f.  K.  d.  d.  V.«  1874,  Sp.  67  f.,  die  Leiste  eben- 
daselbst Tafel  zu  Nr.  2. 

'Hst.  86.    Randleiste  mit  Eck,  gebildet  durch  reich  verschlungenes  und  verflochtenes  Bandwerk.    Höhe    Atlas. 
10,8  cm.,  Länge  31,4  cm. 

Ganz  ähnlich  sind  die  folgenden  Stücke,  die  aber  doch  nicht  aneinaudergepafst  werden 
können,  so  dafs  zu  dem  oder  den  Rahmen,  den  oder  die  sie  bildeten,  noch  mehr  Stücke  ge- 
hört haben  müssen. 
Hst.  87 — 89.    Drei  Randleisten  mit  reichem ,    verschlungenem    und    verflochtenem  BandAverke.      Höhe    Atlas. 
10— 10,2  cm.,  Länge  29,5—31,5  cm. 

Abgedruckt  mit  obiger  Randleiste  im  »Anzeig.  f.  K.  d.  d.  V.«  1878,  Tafel  zu  Nr.  2. 


Katalog  der  Holzstöcke  yom  XV.— XYIII.  Jahiimndert. 


30 


In  der  Manier,  wie  sie  früher  dem  Nürnberger  Peter  Flötner  zugeschrieben  wurde,  sind: 
Hst.  90.  91.    Zwei  ganz  gleiche,  lange,  schmale  Leisten  mit  zierlichem  Arabeskenwerk.  Länge  je  23,8  cm.. 
Breite  je  1,4  cm. 

Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.«  1874,  Sp.  69  f. 

Auch  noch  in  die  Zeit  von  1S40— 1550  dürfte  gehören: 
Hst.  92—114.  Vollständiges  Alphabet  von  23  durch  Ranken-  und  Blattwerk  verzierten  Antiqua-Initialen. 
Letternmetall  auf  Holzfufs.     Quadratisch.     Höhe  und  Breite  4,5—4,6  cm. 
Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.«  1878,  Sp.  39  ff. 


Hst.  92. 


Hst.  93. 


-^kT^ 


Hst.  94. 


Hst.  95. 


Hst.  96. 


Hst.  97. 


Hat.  98. 


Hst.  102. 


Hst.  104. 


Hst. 


Hst.  99. 


Hst.  103. 


Hst.  105. 


90.  91. 


Hst.  lOG. 


Hst.  107. 


Hst.  110. 


Hst.  109. 


Hst.  111. 


Hst.  112. 


-     ?)8     — 


Hst.  129. 
Etwas  später  ist  das  folgende  Fraktui'alphabet,  bei  welchem  die  Grundform  der  Buch- 
staben schon  wieder  mehr  hervortritt. 
Hst.  llö— J28.    Die  Initialen  A,  B,  F,  G,  J,  L,  M.  0,  0,  S,  T,  W,  Y  und  Z,  mit  reichem  Rankenwerke. 
Je  ca.  3,7  cm.  im  Quadrat. 

Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  K.  d.  d.  V.o   1878,  Sp.  71 — 7:2. 


Hst.  113. 


Hst.  116. 


Hst.  117. 


54 


Hst.  130. 


Hst.  120. 


Hst.  121. 


Hst.  122. 


t)0       — 


(^'J^^ 


Hst.  123. 


Hst.  124. 


Hst.  12o. 


Hst.  126. 


'Hst.  127. 


Hst.  128. 


die  nachfolgend  bescliriebenen ,  bereits  {auf  den 
die  ganz  ähnlich  in  den  Druckwerken  des  Jean  de 
vorkommen. 


Schon    der  Zeit  um  1360   gehören 
Vorderseiten  abgedruckten  Holzstöcke  an, 
Tournes  zu  Lyon  und  Paris  iööl  und  loo 
Hst.  129-131.   Drei  rechteckige  Randeinfassungen  mit  reichem,  sehr  zierlichem,  regelmäfsig  angeordne- 
tem Arabeskenschmucke,  welche  in  der  Mitte  Raum  für  den   einzusetzenden  Text   ge- 
währen.    Höhe  je  13,5  cm.,  Breite  je  8,4  cm. 

Die  beiden  hier  wiedergegeben  Randeinfassungen  sind  auch  bereits  im  »Anzeiger 
f.  K.  d.  d.  Y.«  1874,  Sp.  69  u.  70  abgedruckt;  die  dritte  ist  so  beschädigt,  dafs  ein  Neuab- 
druck nicht  angeht. 


Hst.  132. 


C.  Einzelstöcke  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.    * 

Um  die  Älitte  des  16.  Jahrhunderts  hatte  die  deutsche  Kunst  den  hohen  Gipfel,  den 
sie  erreicht,  bereits  überschritten;  sie  bewegte  sich  in  der  zweiten  Hälfte  desselben  auf  ab- 
wärts geneigter  Bahn.  Etwas  länger  auf  der  Höhe  hielt  sich  der  Holzschnitt,  um  erst  gegen 
das  Ende  des  Jahrhunderts  um  so  plötzlicher  abzufallen.  Die  Werke,  Avelche  Virgil  Solis, 
Jost  Amman,  Tobias  Stimmer  schufen,  werden  in  der  Geschichte  des  deutschen  Holzschnittes 
immer  einen  ehrenvollen  Platz  einnehmen,  werden  von  den  Liebhabern  zu  jeder  Zeit  gesucht 
und  geschätzt  sein.  Auch  in  der  Sammlung  der  alten  Origialholzstöcke  des  Museums  sind 
bedeutende  Werke  vertreten. 

Noch  in  die  erste  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  gehört : 
Der  Papst,    auf  dem  Throne  sitzend,    zu    den  Seiten  Kardinäle,   die   Rechte  zum  Segen  er- 
hoben, vor  ihm  ein  Bischof  im  Ornate,  umgeben  von  verschiedenen  Klerikern.    Höhe  6,4  cm.. 
Breite  10,2  cm. 


—     56 


Hst.  132. 

Hst.  133—136.     Hans  Weigel  oder  Hans  Wurm?    Das  Nürnbergische  Territorium  bis  an  die  Gränz-    Atlas. 
wasser.  1559.  Mit  einem  aus  H  und  W  gebildeten  Monogramme  bezeichnet.    Vier  Stöcke, 
jeder  aus  zwei  oder  drei  Stücken  zusammengesetzt.     Je  35  cm.  breit  und  hoch. 

Müller,    Verzeichnis   von  nürnbergischen  topographisch -historischen  Kupferstichen 
und  Holzschnitten  (Nürnberg  1791)  S.  5.     Nagler,  Monogrammisten  III,  Nr.  1670. 
Ungefähr  derselben  Zeit  dürfte  angehören: 
Hst.  137—140.     Georg  Glockenton  d.  J.  ?    Karte  der  Umgegend  der  Stadt  Nürnberg.  In  der  Mitte    Atlas. 
der  Doppeladler  und  die  zwei  Wappen  der  Reichstadt  Nürnberg  zAvischen  Schwüngen, 
umgeben  von  einem  Lorbeerkranze  und  den  Stadtmauern  mit  den  Thoren.   Vier  Platten, 
jede  aus  zwei  Stücken  zusammengesetzt.     Höhe  und  Breite  je  45,6  cm. 

Müller,  Verzeichnis  von  nürnbergischen  topographisch-historischen  Kupferstichen  und 
Holzschnitten  S.  8,  Nr.  1.  Dortselbst  wird  bemerkt:  »Man  hält  diese  Karte  für  die  Etzlaub- 
Glockentonische,  welche  Doppelmayr  in  seinen  Nachrichten  von  Nürnberg.  Künstlern  pag.  155 
anführet. T)  Doppelmayr  sagt  bei  dem  Artikel  Erhard  Etzlaub  über  diese  Karte :  »brachte 
auch  die  Gegend  um  Nürnberg  einige  Meilen  weit  in  eine  Charte,  die  hernach  Georg  Glocken- 
thon  in  Holzschnitt  exhibiret.«  Es  würde  diese  Karte  demnach  eine  Arbeit  Georg  Glocken- 
tons sein  und  zwar  eines  jüngeren,  über  den  weitere  Nachrichten  nicht  vorliegen,  denn 
Georg  Glockenton  der  Ältere  starb  nach  Doppelmayr  S.  198  am  1.  Januar  1553,  die  Karte 
aber  ist  erst  nach  Erbauung  der  runden  Türme  geschnitten  Avorden,  welche  in  den  Jahren 
1555 — 15^9  errichtet  wurden,  auf  der  Karte  aber  bereits  zu  sehen  sind. 

Müller  sagt  a.  a.  0.,  dafs  auf  den  vier  Exemplaren  des  Holzschnittes,    die  er  gesehen, 
das  Laufer-  und  Frauenthor  unbenannt  seien,  wogegen  Professor  Will  in  seiner  Bibliotheca 
Norica  angibt,  dafs  er  einen  Abdruck  habe,  auf  dem  das  Lauferthor  fälschlich  als  Frauenthor 
bezeichnet  sei.    Hiezu  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Holzstöcke  den  Angaben  Müllers  entsprechen. 
Hst.  141.    Zwei  Frauen  in  der  Tracht  der  Zeit,  Narren  durch  ein  Sieb  schüttelnd.    Wol  Titelholzschnitt 
irgend  eines  Volksbuches  der  Zeit  von  1560—1580,  der  in  Schwarz  und  Rot  gedruckt 
wurde,  da  auf  der  Rückseite  des  Holzstockes  die  Zeichnung  für  den  Rotdruck  einge- 
schnitten ist  und  sich  auch  noch  Spuren  roter  Farbe  finden.    Höhe  6  cm.,  Breite  6,5  cm. 
Hst.  142.   Landkarte  von    Oberitalien.    Nur  vorn  und   unten   finden  sich  Reste  einer  Einfassungslinie, 
oben    und    hinten    war    nie    eine    solche  vorhanden.     Es  scheint  daher,    dafs  nur  ein 
Teil  eines  ursprünglich  gröfseren  Holzstockes  vorliegt,    von   dem    ein  Stück  herunter- 
geschnitten wurde,  um  auf  die  Rückseite  die  Flucht  nach  Ägypten  schneiden  zu  können. 
Diese  spätere  Darstellung   zeigt  das  Monogramm  M  S.     Höhe  11,3  cm.,  Breite  7,8  cm. 


o7 


Hst.  141. 


Hst.  142  a. 
Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XVIII.  Jahrhundert. 


—     58    — 


Hst.  142  b. 


Hst.  143. 


59 


In  der  Manier  Jost  Ammans  ist  ausgeführt: 
Hst.  143.     Wappen  der  Scheurl  innerhalb  eines  Lorbeerkranzes    mit   fliegenden  Bändern  ;   unter   dem 

Sciieurlwappen  im  Kranze  ein  leerer  Schild.    Höhe  12  cm.,  Breite  11,5  cm. 

Abgedrucktim  »Anzeiger  d.  g.  N.-M.«  1891,  S.  42.  Der  vorliegende  Holzstock  ist  die 
Kopie  des  vierten  Bibliothekszeichens  des  Christoph  Scheurl,  von  denen  in  diesem  Kataloge  unter 
Hst.  32  u.  36  schon  zwei  abgedruckt  sind  und  avo  auf  Seite  29  Näheres  über  dessen  Biblio- 
thekszeichen überhaupt  angegeben  ist.  Das  Original  zeigte  namentlich  eine  andere  Form  des 
Wappenschildes,  anders  stilisierte  Helmdecken  und  an  der  Stelle  des  jetzt  leeren  Schildes  war 
das  Wappen  der  Fütterer.  Aufserdem  war  auch  der  Hintergrund  des  Wappens,  wie  ursprüng- 
lich bei  Hst.  36,  schraffiert.  Das  Bibliothekszeichen  hatte  noch  zu  den  vier  Seiten  lateinische 
Sprüche,  die  mit  Typen  gedruckt  waren.  Dai'nach  ist  die  Unterschrift  auf  Seite  42  des  Jahr- 
gangs 1891  des  Anzeigers  d.  g.  N.-M.  zu  berichtigen. 


Rohe  Kopien   eines  Formschneiders  A  F   nach   der  Folge  von   Aposteln  des  Yirgil 
Solis  sind: 

Hst.  144—148.  Die  Apostel  Philippus,  Andreas.  Matthäus,  Bartholomäus,  Judas  Thaddäus  und  Jakobus 
minor  in  freier  Landschaft ;  der  Märtyrtod  im  Hintergrunde,  der  auf  den  Originalen  bei 
jedem  der  Apostel  dargestellt  ist,  fehlt  bei  den  Kopien.  Höhe  je  9,2  cm..  Breite  je  6,4  cm. 


Hst.  144. 


Hst.  145. 


Hst.  loO.  Der  Einzug  Jesu  in  Jerusalem.  Illustration  einer  Postille.  Auf  der  Rückseite  handschrift- 
lich Dominica  6  Qvadrag.,  an  der  Seite  eingeschlagen  DOM  6  QVAD.  Höhe  10,9  cm., 
Breite  13,5  cm. 


8* 


60 


Hst.  148. 


Hst.  149. 


—     61     — 


Hst.  io± 


62 


TIst.  ISl. 

Hst.  181.  Kartenmacher  B  0.  Modell  für  ein  vollständiges  Spiel  kleiner  deutscher  Karten,  ur- 
sprünglich aus  49,  oder  wol  richtiger  48  Blättern  bestehend,  von  welchen  bei  13  Feldern 
aber  jetzt  die  Figuren  herausgestochen  sind.  Die  Herzneun  trägt  die  Jahreszahl  1S97, 
das  Herzas   die    Initialen  0  ß,  wol  den  Kartenmacher   bezeichnend.      Höhe    17,8  cm.. 


—     63     — 

Abgedruckt  im  »Katalog  der  im  german.  Mus.  befindl.  Kartenspiele  u.  Spielkarten« 
Tafel  XXVIII. 
Hst.  lo2.    Aderlafsmännchen.     Illustration  aus  irgend  einem  Kalender.     Höhe  8,2  cm.,  Breite  4,6  cm. 

D.  Gesclilechterbuch  der  Reichsstadt  Nürnberg. 

Im  Jahre  lo45  gaben  H.  E.  Vogtherr  und  H.  Burgkmair  ein  Augsburger  Geschlech- 
terbuch heraus,  das  80  Blätter  Radierungen  enthält,  von  denen  jede  einen  Mann,  meist  einen 
geharnischten,  oft  allerdings  in  sehr  phantastischer  Rüstung,  mit  einem  Schilde  darstellt, 
welcher  das  Wappen  eines  der  Augsburger  Geschlechter  enthält.  (Biblioth.  d.  germ.  Mus. 
Nr.  31  739.  2.)  Einen  Text  hat  das  Werk  nicht;  auch  keinerlei  Unterschi'iften  finden  sich 
auf  den  Blättern.  Jeder  der  beiden  Folgen  von  51  und  39  Blättern,  aus  Avelchen  das  Ge- 
schlechterbuch besteht,  ist  ein  und  dasselbe,  gleichfalls  radierte  Titelblatt  vorgestellt,  welches 
das  von  zwei  Greifen  gehaltene  Wappen  der  Reichsstadt  Augsburg,  darüber  die  Jahres- 
zahl lo4o,  darunter  auf  Bändern  die  Namen  der  beiden  obengenannten  Künstler  zeigt.  Nach 
Stetten^)  soll  dieses  Geschlechterbuch  von  einem  Wilhelm  Peter  Zimmermann  herausge- 
geben worden  sein,  der  in  unserem  Exemplare  aber  nicht  erwähnt  ist. 

Dasselbe  mufs  sich  eines  grofsen  Beifalles  erfreut  haben,  denn  schon  fünf  Jahre  später 
gab  der  Ratsdiener  Pauls  Hektor  Mair-)  in  Augsburg  ein  zweites  Augsburger  Geschlechter- 
buch, diesmal  in  Holzschnitt,  mit  kurzem,  gedrucktem  Texte  heraus.  Es  ist  betitelt: 
«Bericht  vnd  |  antzaigen,  der  loblichen  Statt  Aug  |  spurg,  aller  Herren  Geschlecht,  so  vor  | 
Fünfhundert  vnd  mehr  Jaren,  weder  yemandt  wissen  oder  |  erfaren  kan,  daselbst  gewont, 
vnd  bis  auf  Achte,  abgestorben.  |  Auch  deren,  so  in  newligkhait,  an  der  abgestorbnen  stat, 
eingenommen  vnd  j  erhöhet  sein  :  Vnnd  dann,  mit  was  personen  die  Ro.  Kai.  Ma*-  vnnser 
aller  |  gnedigister  Herr,  am  Dritten  Augusti,  im  nechstverschinen  Achtvnd  |  viertzigisten 
Jar,  ain  New  Regiment,  von  Rath  vnd  Gericht,  |  auch  alle  Empter  besetzt  hat,  Sambt  aines 
jeden  Geschlechts,  |  vnd  der  verordenten  Personen  Schilt,  Helm  vnd  \  Zaichen,  In  künstliche 
possen,  auf  art  |  der  alten  Klaidung,  Waffen  |  vnd  Wören,  gestellt  .  . .  1350.«  Die  Schlufs- 
schrift  lautet:  T)Getruckt,  in  der  Kaiserlichen  Reichsstat  Augspurg,  |  durch  Melchiorn  Krieg- 
stein, auf  vnnser  Frawen  Thor,  |  Auß  ansinnen  vnd  Verlegung,  hieuor  benants  |  Pauls  Hector 
Mair.«  |  Den  Angaben  des  Titels  entsprechend  kommen  zunächst  »Die  Uralten  Erlichen  Ge- 
schlecht, von  Herren«  (51  Figuren,  wie  in  dem  älteren  Geschlechterbuche),  hierauf  acht 
Figuren  der  damals  noch  blühenden  dieser  uralten  Geschlechter,  dann  39  Figuren  der 
»Newen  Geschlecht,  sodeß  1538-  Jars  durch  einen  Ersamen  Rathe  zu  Augspurg  ...;  gemacht 
vnnd  ernennt  worden  seind«,  41  Figuren  des  von  Römischer  Kaiserlicher  Majestät  1548  er- 
nannten und  eingesetzten  Rathes  und  letzlich  17  Figuren  des  gleichfalls  vom  Kaiser  ernann- 
ten Stadtgerichts,  nach  welchen  dann  noch  das  Wappen  des  Paul  Hektor  Mair  kommt.  Bei 
jeder  dieser  Figuren,  von  denen  einige  ein  aus  G  und  W  gebildetes  Monogi-amm  tragen,  ist 
der  Wappenschild  der  betreffenden  Familie.  Die  Figuren  selbst  sind  manierierter  und  phan- 
tastischer wie  die  des  ersteren  Geschlechterbuches.  Nach  Stellen  ^)  hätte  Melchior  Kriegstein 
die  Bilder  selbst  geschnitten,  das  Monogramm  C  W  würde  daher  umsomehr  den  Zeichner  an- 
geben, als  sich  auch  kein  Schneidemesser  bei  demselljen  befindet. 

Offenbar  waren  diese  Verherrlichungen  der  Augsburger  Geschlechter  die  Veranlassung, 
dafs  man  in  der  Schwesterstadt  Nürnberg,  die  so  viele  verwandtschaftliche  und  geschäftliche 
Beziehungen  zu  Augsburg  hatte,  sich  mit  dem  Gedanken  trug,  ein  gleiches  Buch  über  die 
Nürnberger  Geschlechter  herauszugeben,  wobei  man  von  den  Augsburger  Werken  nur  in  der 
Art  abwich,  dafs  man  Figur  und  Wappen  nicht  auf  einer  Platte  zusammen  anbrachte,  sondern 
dieselben  getrennt  in  besondere  Stöcke  schnitt,  und  dafs  man  auch  Figuren  von  Frauen  ver- 
wendete. Die  Holzstöcke  für  dieses  Nürnberger  Geschlechterbuch  haben  sich  noch  erhalten  und 
siud  heute  noch  —  bis  auf  einiare.  die  sich  seit  Langem  im  Besitze  des  germanischen  Museums 


1)  Kunst-  Gewerb-  und  Handwerks-Geschichte  der  Reichs-Stadt  Augsburg  I,  S.2T9. 

2)  Bekannt  darch  seine  Unternehmungen  zur  Geschichte  der  Stadt  Augsburg  und   seine  im  Jahre  1579 
wegen  langjähriger  Veruntreuungen  erfolgten  Hinrichtung.  3)  a.  a.  0.  S.  374. 


befinden  —  Eigentum  der  Stadt  Nürnberg.  Es  ist  uns  nur  ein  Exemplar  des  mit  diesen  Holz- 
stöcken gedruckten  Geschlechterbuches  bekannt  geworden,  das  sich  im  Besitze  eines  Berliner 
Antiquars  befand,  gut  gedruckt  und  altkoloriert  war.  Es  bestand  vielleicht  aus  Probedrucken. 
Aus  welchen  Gründen  die  Herausgabe  unterblieb,  ist  nicht  bekannt;  vielleicht  ist  durch 
Forschungen  im  kgl.  Kreisarchive  zu  Nürnberg  hierüber,  wie  über  die  Zeichner  und  Holz- 
schneider des  Werkes,  deren  es  mehrere  gewesen  sein  müssen,  wie  die  verschiedenen  Arten 
der  Zeichnung  und  des  Schnittes  verraten,  Aufschlufs  zu  erhalten.  Vollständig  abweichend 
in  der  Manier  und  vereinzelt  in  der  ganzen  Serie  ist  z.  B.  der  auf  Seite  72  mitgeteilte  Holz- 
stock 211.  Da  die  Holzschnitte,  wie  bereits  gesagt,  mit  ganz  geringen  Ausnahmen  heute 
noch  Eigentum  der  Stadt  Nürnberg  sind ,  so  sind  dieselben  seiner  Zeit  wol  im  Auftrage 
des  Rates  der  Stadt  gefertigt  worden. 

Zu  dem  Geschlechterbuche  2:ehören: 


Hst.  153. 
Hst.  153  155.  Drei  Wappen,  das  erste  mit  dem  Doppeladler,  welcher  als  Herzschild  das  österreichisch- 
burgundische  Wappen  zeigt,  das  zweite  mit  dem  Nürnberger  Jungfrauenadler  und  das 
dritte  mit  dem  Nürnberger  geteilten  Schilde  mit  dem  halben  Adler  und  den  Schräg- 
balken. Letztere  beide  einander  zugeneigt.  Wahrscheinlich  waren  diese  Wappen  zum 
Schmucke  des  Titelblattes  oder  der  Vorrede  des  Buches  bestimmt.  Je  12  cm.  hoch  und 
11,2  cm.  breit. 

Vgl.  »Anz.  f.  K.  d.  d.  V.«  1872,  Sp.  69  f.  Nach  der  dort''stehenden  Notiz  über  die 
Auffindung  der  Stöcke  würden  auch  die  unter  Hst.  37—41  aufgeführten  Säulen,  Wappen 
und  Schwünge  hierzu  gehören,  die,  wie  hier  nachzutragen  ist,  für  TondruCk  bestimmt  waren 
und  zu  denen  noch  die  Konturstöcke  für  Schwarzdruck  gehörten. 


-    6o    - 

Hst.  156 — 211.  46  nifännlichp  und  10  weibliche  Figuren,  teilweise  in  der  Tracht  des  15.,  teils  in  der 
des  16.  Jahrhunderts,  in  derbem,  kräftigem  Schnitte  mit  mäfsiger  Schattierung,  das 
Kostüm  mancher  der  ersteren  Figuren  ziemlich  phantastisch.  Die  männlichen 
Figuren  sind,  bis  auf  fünf,  alle  nach  (heraldisch)  links,  die  weiblichen  alle  nach  (heral- 
disch) rechts  gewendet.  Während  bei  den  Augsburger  Geschlechterbüchern  die  Re- 
präsentanten der  Familien  meist  ritterliche  Rüstung  tragen,  sind  die  Kürnherger  alle  in 
bürgerlicher  Tracht  dargestellt.  Der  gröfsere  Teil  der  Stöcke  zeigt  an  den  Seiten  in  gleich- 
zeitiger Handschrift  die  Namen  eines  oder  mehrerer  —  bis  zu  sechs  —  Nürnberger 
Patriziergeschlechter   und    bei   jedem  derselben    eine  Nummer.     Jedenfalls    deutet  die 


Hst.  154. 
Nummer  die  Reihenfolge  an.  in  welcher  die  Geschlechter  aufgeführt  werden  sollten, 
und  der  Name  die  Familien .  für  welche  der  Holzstock  verwendet  werden  sollte. 
Daran,  dafs  ein  und  derselbe  Holzstock  manchmal  bei  sechs  verschiedenen  Familien 
in  Benützung  kam.  nahm  damals  kein  Mensch  Anstofs;  es  ist  dies  eine  sehr  häufige 
Erscheinung  in  der  Buchilliistration  des  15.  bis  17.  Jahrhunderts.  Auch  in  dem  Mair- 
schen  Geschlechterbuche  von  1550  Avurden  einzelne  Stöcke  zwei-,  drei-  und  viermal 
abgedruckt  und  mit  127  Holzplatten  156  Figuren  geliefert.  Jede  unserer  Figuren  ist 
zwischen  23,5  und  26  cm.  hoch.  Höhe  der  Stöcke  je  26,5  cm..  Breite  zwischen 
11—14,9  cm. 

Der  Zustand  der  Stöcke  läfst  erkennen,  dafs  nur  wenige  Probeabzüge  von  denselben 
genommen  Avorden  sind;  aufserdem  wurden  auch  noch  vor  etwa  15  Jahren   von  jedem    der 
Stöcke  etwa  ein  Dutzend  Abzüge  gemacht  und  dieselben  an   verschiedene  deutsche  Kupfer- 
Katalog  der  Holzstöcke  Tom  XT.— XVIII.  Jahrhundert.  9 


—     66     — 

Stichkabinette  verteilt.  Da  die  Holzstöcke  für  das  Format  dieses  Kataloges  zu  grofs  sind, 
müssen  wir  uns  hier  auf  die  Wiedergabe  einiger  weniger,  der  kleinsten,  beschränken.  Wir 
behalten  uns  vor,  die  ganze  Serie  zu  entsprechender  Zeit  für  sich  zu  veröffentlichen,  wol  am 
besten  mit  den  Wappen,  die  weiter  unten  beschrieben  werden. 

Noch  bemerken  wir,  dafs  das  erste  gedruckte  Nürnberger  Geschlechterbuch  erst  im 
Jahre  1610  erschien,  nachdem  wol  alle  ratsfähigen  Familien  und  manche  andere  wolhabendere 
sich  zum  Teil  höchst  kostbare  Geschlechterbücher  über  ihre  eigenen  Familien  hatten  herstellen 
lassen,  die  sich  teilweise  heute  noch,  manchmal  sogar  noch  im  Besitze  der  betreffenden  Familie, 
erhalten  haben.  Das  Geschlechterbuch  von  1610  führt  den  Titel:  »Gefchlecht  |  Buch  deß 
Heiligen  |  Reichs  Stat  Nürn-  |  berg  Darinen  alle  |  alte  vnd   neve  Ade-  |  liehe  Geschlecht  | 


Hst.  15b. 
daraus  der  Rath  |  von  300  Jaren  he-  |  ro  erwölth  wordn  |  hierin  zusamge-  |  bracht  Anno  | 
1610.«  (Biblioth.  d.  g.  M.  Bg.  495  und  noch  zwei  weitere  Exemplare.)  Es  besteht  aus  einem 
radierten  Titelblatte ,  7  BU.  Text  in  Typendruck  .und  81  Blättern  mit  je  einer  Figur  mit 
Wappen,  darüber  eine  Cartouche  mit  dem  Namen  der  betreffenden  Familie,  alles  in  Radie- 
rung ausgeführt.  Von  welchem  Künstler  diese  herrühren,  ist  nicht  bekannt.  Sie  sollen  nach 
einem  ehemals  in  der  v.  Forsterschen  Sammlung  befindlichen,  auf  Pergament  gemalten  Ge- 
schlechterbuche ausgeführt  sein. 

In  Bezug  auf  Anordnung  schliefst  sich  dieses  gedruckte  Nürnberger  Geschlechterbuch  den 
Augsbui'gern  an,  doch  sind  die  Figuren,  wie  bei  unserem  Nürnberger,  in  bürgerlicher  Tracht  dar- 
gestellt. Es  erreichte  aber  bei  weitem  nicht  den  Umfang,  den  unser  projektiertes  erhalten 
sollte,  da,  wie  wir  sehen  werden,  für  dieses  noch  einmal  soviel  Wappen  in  Holz  geschnitten 
wurden,  als  das  spätere  von  1610  thatsächlich  Familien  enthält. 


Hst.  156. 


llst.  157. 


Hst.  158. 


iist.  159. 


Hst.  160. 


Hst.  211. 


—     78     — 

Hst.  212 — 386.  17o  Wappen  Nürnberger  ratsfähiger  Geschlechter  und  anderer  vornehmer  Familien  dieser 
Stadt,  ohne  die  Vermehrungen,  welche  sich  viele  derselben  namentlich  im  16.  Jahr- 
hunderte zu  verschaffen  wufsten.  Ziemlich  derber  Schnitt  mit  ganz  geringen  Schraffie- 
rungen. Auf  jedem  Holzstocke  ist,  meist  auf  zwei  Seiten,  der  ^enne  der  Familie 
von  alter,  gleichzeitiger  Hand  geschrieben ,  der  das  Wappen  angehörte.  Alle  Wappen 
neigen  sich  nach  (heraldisch)  rechts,  waren  also  bestimmt,  den  oben  beschriebenen 
männlichen  Figuren  gegenüber  zu  stehen,  die  beinahe  ausschliefslich  links  gewendet 
sind.  Für  die  Schilde,  Helme  und  Helmdecken  wurden  zwei  Muster  verwendet.  Das 
eine  mit  dem  dreieckigen  Schilde,  dem  Topfhelme  und  der  drapierten  Decke  (s.  Hst.  226 
auf  S.  74),  wurde  vorzugsweise  gebraucht,  viel  seltener  das  andere  mit  dem  Stech- 
helme und  der  ausgeschnittenen  fliegenden  Decke  (s.  Hst.  234  auf  S.  75).  Ein  System 
oder  ein  Grund,  warum  einmal  die,  dann  die  andere  Zeichnung  für  das  Wappen  verwen- 
det wurde,  konnte  nicht  festgestellt  werden;  es  hieng  der  Gebrauch,  wie  es  scheint, 
lediglich  vom  Zufalle  ab ;  doch  lässt  sich  erkennen,  dafs  das  zweitbeschriebene,  seltenere 
Muster  bei  vielen  Buchstaben  der  alphabetisch  geordneten  Familien  sich  gar  nicht,  bei 
einzelnen  dagegen  ziemlich  stark  gebraucht  findet.  Höhe  jedes  Stockes  ca.  16,3—16,5  cm.. 
Breite  c.  9,2 — 9,5  cm.  Wir  führen  die  Stöcke  nachstehend  einzeln  auf  und  bemerken, 
dafs  wir  der  alphabetischen  Ordnung  den  Vorzug  vor  der  systematischen  gegeben 
haben,  wie  sie  im  Augsburger  Geschlechterbuche  von  1550  eingehalten  ist  und  wie  sie, 
wie  aus  den  Nummern  auf  den  Holzstöcken  der  Figuren  hervorgeht,  auch  für  unser 
Nürnberger  Geschlechterbuch  geplant  war.  Das  *  bei  den  folgenden  einzelnen  Familien- 
namen bedeutet,  dafs  Schild  und  Helm  nach  dem  zweiten,  seltener  benützten  Muster 
gezeichnet  sind. 


Hst. 


212. 

Ammon. 

Hst 

234. 

Fureberger  (Fürnberger).* 

213. 

Ayrer.* 

235. 

Für  er. 

214. 

Bamberger. 

236. 

Fürleger.* 

215. 

Behaim. 

237. 

Furtenbach.* 

216. 

Behaim  v.  Weifsenburg  (mit  zwei 

238. 

Fütterer. 

gekreuzten  Krummstäben). 

239. 

Gärtner. 

217. 

Bueler  (Fühler).* 

240. 

Genger  (Gienger).* 

218. 

Creutzer. 

241. 

Geuder. 

219. 

Deichsler. 

242. 

Geuschmidt. 

220. 

221.     Dörr  er.     Das    erste    Wappen 

243. 

Glockengiefser.* 

zeigt  im  Schrägbalken  irrtümlicher- 

244. 

Grabner. 

weise  drei  Lilien,   das  zweite  da- 

245. 

Grafser. 

gegen  richtig  drei  Schachrochen. 

246. 

Groland. 

222. 

Ebner. 

247. 

Grofs. 

223. 

Ehinger. 

248. 

Grub  er. 

224. 

Eisen  wanger. 

249. 

Grundherr. 

225. 

Eisvogel. 

250. 

Gundelfinger.* 

226. 

Ellwanger. 

251. 

Hagelsheimer,  Held  genannt. 

227. 

Erckel. 

252. 

Halbachs. 

228. 

Eschenloer. 

253. 

Haller  (von  Hallerstein). 

229. 

Esler. 

254. 

255.  Haller  von  Bamberg.  Die  bei- 

230. 

von  Eyb. 

den   Wappen    unterscheiden    sich 

231. 

232.    Flexdorfer.    Das  eine  Wappen 
zeigt     als     Helmschmuck     einen 
Mannesrumpf  mit  spitzer  Mütze,  das 

nur  durch  die  verschiedene  Gröfse 
des  Brackenkopfes  auf  dem  Helm- 
schmuck. 

andere   einen   mit   flacher  Mütze; 

» 

256. 

Harsdorfer. 

sonst  sind  die  Wappen  gleich. 

» 

257. 

Hang  mit  dem  Affen. 

233. 

Frey  er.* 

» 

258. 

Hayd. 

Katalog  der  Holzstöcke  yom  XV.— XVIII.  Jahrhundert. 


10 


74 


Hst.  226. 


Hst.  259.  Haydenaber. 

»  260.  Hegner. 

»  261.  Hirschvogel. 

»  262.  Höltzel.  ^ 

»  263.  Holzschuher. 

»  264.  Hübner. 

»  265.  Imhof. 

»  266.  Ingram. 

»  267.  Katterpeck. 


Hst.  268.  Kemiuerer.  Auf  der  einen  Seite 
richtig,  auf  der  anderen  fälschlich 
als  »Schmittmer«  bezeichnet. 

»     269.     Kestel  (Kastei,  Kastei). 

»     270.     Keypper  (Kaypper). 

»     271.    Ketzel. 

»     272.     Kiefhaber  (Kyffhaber). 

.     273.     Knebel. 

»     274.     Kolb.* 


-—       /D 


Hst.  234. 


st 

275. 

Koler. 

Hst.  281. 

Krefs. 

276. 

Kopf. 

»     282. 

Küdorfer. 

277. 

Kötzler.* 

»     283. 

Kunherr. 

278. 

Kramer. 

»     284. 

Landauer. 

279. 

Krauter. 

»     28Ö. 

Langmann. 

280. 

KreeL* 

»     286. 

LemmeL 

10* 


76 


Hst.  249. 


Hst.  287.  Letzscher. 

»  288.  Linck.* 

»  289,  von  Lochaim. 

»  290.  Lochner. 

»  291.  Löt'felholz. 

»  292.  Meichsner, 


Hst.  293.  Melber. 
»  294.  295.  MendeL  Bis  auf  eine  kleine 
Strichlage,  welche  auf  einem  Stocke 
das  untere  Feld  des  Helmschmuckes 
zeigt,  während  sie  auf  dem  anderen 
fehlt,  sind  die  Wappen  gleich. 


77    - 


Hst.  2o2. 


Hst.  296.  MeuerL 

»     297.  Muffel. 

.     298.  MüUner. 

»     299.  Müntzer  (mit  der  Schlange). 

.     300.  ?sadler. 

»     301.  von  jS^euenmarkt. 


Hst.  302.     Neyding  (Neudung). 

»     303.     Nordwein. 

y>  304.  Nützel.  Von  diesem  Stocke  ist 
noch  nie  ein  Abdruck  gemacht 
worden  ;  er  erscheint  noch  ganz  neu. 

»     30o.     Obermair.* 


—     78 


Hst.  265. 


Hst.  306.  Ölhafen. 

»  307.  Örtel. 

»  308.  Ortlieb. 

»  309.  Ortolf. 

»  310.  Österreicher.* 


Hst.  311.  Paumgartner. 

»     312.  Pergmeister  (Berckmeister).* 

»     313.  Peringsdörfer. 

»     314.  Pefsier. 

»     315.  Pünzine. 


79 


Hst.  272. 


Hst.  316.  Pirckheimer. 

»     317.  von  Ploben  (von  Piaben). 

»     318.  Pömer. 

»     319.  Pregler.* 

»     320.  Prünsterer. 


Hst.  321.  Puck. 

»  322.  Rech. 

»  323.  Rehlingen. 

»  324.  Reich  el. 

»  325.  Reinsperger. 


—    so- 


nst. 281. 


Hst.  326.     Ridler.    In  dem  handschr.  Wappen-       Hst.  327.     Rieter  (von  Kornbur^ 


buche  des  germ.  Museums  aus  dem 
18.  Jahrh.  Nr.  7178  ist  das  Wappen 
(ein  Schrägbalken  mit  einem  Pfeile) 
als  das  der  Riegler  bezeichnet. 


»  328.  Römer. 

»  329.  Rotenhan  (Rothan). 

*  330.  Rothflasch. 

»  331.  Rothmundt. 


81     - 


Hst.  312. 


Hst. 


332. 

Rammel, 

333. 

Sachs. 

334. 

Sayler.* 

335. 

SauermauD.* 

336. 

Sauerzapf.* 

Hst. 


337. 

Schedel. 

338. 

Scheurl. 

839. 

Schleicher.* 

340. 

Schlewitzer. 

341. 

Schlüsselberger. 

Katalog  der  Holzstöcke  yoni  XY.— XYIII.  Jahrhundert. 


ii 


Hst.  319. 


Hst.  342.     Schlüsselfelder. 

»  343.  Schraittmer.  Auf  einerl-Seite  irr- 
tümlich auch  als  Kammerer  be- 
zeichnet. 

»     344.     Schmugenhofer. 


Hst.  345.  Schnöd  —  noch  unbenüzt. 

^)  346.  Schopper. 

»  347.  Schreyer. 

»  348.  Schuler. 

»  349.  Schürstab. 


83     - 


Hst.  329. 


Hst.  350.     Schütz  (mit  dem  Bogen).* 
»     351.     Schütz  (mit  den  drei  roten  Schlüs- 
sein). 
»     332.     Semler. 
»     353.     Seubolt. 


Hst.  354.  Sigwein. 

»  355.  Spalter. 

t  356.  Spengler."'^ 

»  357.  vom  Stain. 

»  358.  Stainlinger. 


iV 


84    — 


Hst.  331. 


Hst.  359.  Starck. 

»  360.  Staudigel. 

»  361.  Stepeck  (Stetbeck). 

»  862.  Stromair. 

»  363.  Tetzel. 


Hst.  364.  Teufel. 

»  365.  Toppler. 

»  366.  Tracht. 

»  867.  Trautskirchner.* 

»  368.  Tucher. 


—    85 


Est. 

335. 

St.  369. 

Tuiumer.* 

Hst.  374. 

Volckamer. 

»     370. 

von  Tyl. 

»     37o. 

Vorchtel. 

»     371. 

Ulstatt. 

»     376. 

Wagner. 

y>     372. 

Yalzner. 

»     377. 

\Yaldstromer 

»     373. 

Voit.* 

»     378. 

von  Wath. 

—    86 


Hst.  379.  Weigel. 

»  380.  Welser. 

»  381.  Wernitzer.* 

«>  382.  Winkler.* 


Hst.  367. 


Hst.  383.  Wolf. 

»     384.  Zenner. 

»     385.  Zingel. 

»     386.  Zollner,  noch  unbenutzt. 


Zu  diesen  Holzstöcken   gehören    noch  weitere  vier,    von  gleicher  Gröfse,  auf  welchen 
die  Wappen  zwar  gerissen,  nicht  aber  geschnitten  sind. 


—    87 


Hst.  368. 


Hst.  387—390.  Wappen  der  Marstaller,  Stayber.  StrauL  und  Vetter,  auf  Holzstöcken  flott  gezeiclinet, 
aber  noch  ungeschuitten.  Leider  konnte  der  Formschneider,  wie  aus  den  vorstehend 
abgedi'uckten  Wappen  zu  ersehen,  das  Messer  nicht  so  geschickt  handhaben,  wie  der 
Reifser  die  Feder,  und  ist  durch  den  Schnitt  viel  von  der  Originalität  der  Entwürfe 
verloren  gegangen.  Bei  allen  vieren  ist  Schild,  Helm  und  Decke  nach  dem  zweiten, 
weniger  gebrauchten  Muster  (s.  Hst.  367  auf  S.  86)  gezeichnet.  Höhe  jedes  Stockes 
16,5—16,6  cm..  Breite  9—9,2  cm. 


88     — 


Hst.  378. 


Zu  diesen  Holzstöcken  gehören  noch  weitere  neun,  auf  welchen  nur  die  Wappenschilde 
gerissen,  die  Figuren  derselben  aber  noch  nicht  eingezeichnet  sind.  Acht  derselben  tragen 
die  Inschriften:  Haugen,  Ottnant,  Ruhwein,  Reichswirth,  Sattler,  Sitzinger,  Stainmergel,  Ulmer, 
für  deren  Wappen  die  Holzstöcke  verwendet  werden  sollten,  einer  ist  unbezeichnet.  Den 
Schlufs  des  noch  vorhandenen  Materiales  für  das  Nürnberger  Geschlechterbuch  bilden 
12  Stöcke,  die  von  gleicher  Gröfse  wie  die  vorigen,  aber  noch  vollständig  unbenutzt  und 
noch  ohne  jede  Zeichnung  oder  Inschrift  sind. 


—     89     — 

Ob  in  den  vorbeschriebenen  Holzstöcken  das  ganze  Material  für  das  Geschlechterbuch 
vorliegt,  ob  einzelne  noch  dazu  in  Aussicht  genommen  waren,  andere  etwa  verloren  ge- 
gangen sind,  entzieht  sich  infolge  des  gänzlichen  Mangels  an  Nachrichten  über  das  projek- 
tierte Geschlechterbuch  unserer  Beurteilung;  jedenfalls  düi'fte  aber  nicht  viel  fehlen  und  der 
weitaus  gröfste  Teil  desselben  hier  beisammen  sein. 

E.  Illustrationeu  von  Pflnzings  Methodvs  geometrica. 

Hst.  391— 43o.  Die  sämtlichen  4o  Holzstöcke  zu  dem  Werke:  Uo98.  \  METHODYS  GEOMETRIGA. 
Das  ist:  \  Kvrtzer  wolgegründter  vnnd  außführlicher  Tractat  von  der  Feldtrech-  \  nung 
vnd  Messung,  Wie  solche  zu  Fuß,  Roß  vnd  Wagen  |  an  allen  Orten  vnd  Enden,  wo 
vnd  wie  die  auch  gelegen,  ohne  sondere  |  Mühe,  Arbeit  vnd  Beschwerung,  allain  durch 
sonderbare  behende  vnd  |  leichte  Instrumenta,  vnd  andere  dienstliche  Yortheil,  Griff 
vnd  Mittel  zu  [  vsurpiren  vnd  zu  gebrauchen  vnd  nachmals  ferner  vnd  weiter  in  das 
Werck  zu  bringen,  zu  enden  vnd  zu  verfertigen,  nach  i  jedes  selbsten  Wuntsch,  Willen 
vnd  i  W^olgefallen.  |  Zu  mchrerm  Bericht  vnd  Verstandt  |  mit  künstlichen  gegenüber- 
gesetzten Figui-en  Ornirt,  demonstrirt,  vnd  deut-  liehen  erklert.«  Am  Schlüsse: 
»Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  i  Valentin  Fuhrmann.«  44  der  Holzstöcke  stellen 
theoretische  geometrische  Figuren,  Mafsstäbe ,  Instrumente  und  Apparate  zur  Mefs- 
kunst,  Karten  mit  Grundstücken  und  Örtlichkeiten,  dann  die  Mefskünstler  im  Zimmer 
und  im  Freien,  auf  Thürmen,  Bergen  und  im  Thale,  zu  Fufs,  zu  Pferde  und  im 
Wagen  dar.  Der  45.  Holzstock  bildet  die  grofse  Schlufsvignette  dieses  Werkes; 
sie  enthält  in  allegorischer  Darstellung  die  Zeit  auf  der  Weltkugel,  darunter  eine  Sand- 
uhr und  einen  Todtenkopf,  in  einer  ovalen,  verzierten  Kai'tusche,  in  welcher  sich  die 
Umschrift  findet:  »Sichstu:  mein  Lauft'  Ist  Yngewehrt  •  Alß  die  Ich  nicht  werd 
vmbgekehrt  •  Drum  üb  Dich  wohl  In  Freier  Kunst  •  Eh  Ich  Lauff  aus  denn  ists  vmb 
sonst.«  Die  45  Platten  sind  alle  von  gleicher  Gröfse,  je  32  cm.  hoch  und  19,7  cm. 
breit,  auch  wenn  die  betreffenden  Darstellungen  ganz  klein  sind,  wie  z.  B.  bei  Tafel  Uli, 
auf  der  sich  nur  ein  Quadrat  von  7  cm.  Länge  und  Breite  befindet.  Viele  der  Platten, 
die  teils  aus  einem  Stücke  bestehen,  teils  aus  zwei  zusammengesetzt  sind,  enthalten 
mehrere  Darstellungen.  Eine  andere  Eigentümlichkeit  vieler  Stöcke  ist  es,  dafs  am 
Rande  das  überflüssige  Holz  nicht  weggeschnitten,  sondern  stehen  gelassen  worden 
ist;  es  mufste  beim  Drucken  wol  mit  Papier  zugedeckt  worden  sein.  Bei  manchen 
Tafeln  sieht  man  noch  die  Eindrücke,  die  dieses  Holz  beim  Drucke  gemacht  hat. 
Mittels  der  45  Holzstöcke  wurden  22  Folioblätter  beiderseitig  und  Tafel  I  einseitig  ge- 
druckt und  diese  Tafeln  mit  I — XLV  bezeichnet.  In  dem  Werke  folgen  abwechselnd  immer 
ein  Blatt  Abbildungen,  dann  ein  Blatt  Text  in  der  Weise,  dafs  jeder  Tafel  die  be- 
treffende, ebenso  nummerierte  Textseite  gegenübersteht.  Anhaltspunkte,  wer  der  Ver- 
fertiger dieser  Holzstöcke  gewesen,  finden  sich  auf  keinem  derselben;  unzweifelhaft 
hat  sie  aber  ein  Nürnberger  Holzschneider  gefertigt,  der  das  Schneidemesser  gewandt 
zu  führen  wufste.  Eine  weitere  Eigentümlichkeit  dieser  Holzstöcke  ist  es,  dafs  die 
nach  beiden  Seiten  der  erhabenen  Linien  abfallenden  Flächen  manchmal,  namentlich 
bei  leicht  geschweiften  Schattenstrichlagen,  nicht  nur  ganz  senkrecht  absteigen,  sondern 
sogar  einwärts  sich  bewegen,  so  dafs  die  Kegel  der  einzelnen  Striche  nicht  nebeneinander 
stehen,  sondern  schief,  beinahe  schuppenförmig  aufeinander  liegen,  aber  doch  natür- 
lich durch  die  herausgeschnittenen  Zwischenräume  von  einander  getrennt  sind.  Hiedurch 
ward  dem  Holzstock  eine  grofse  Elastizität  verliehen,  die  sich  auch  in  den  hübschen  Ab- 
drücken unseres  Buches  geltend  macht.  Dafs  man  dies  wol  berechnet  hatte,  geht  auch 
aus  noch  einer  Eigentümlichkeit  der  Stöcke  hervor,  die  darin  besteht,  dafs  alle  frei  aus- 
gehenden Linien  allmählich  verlaufen  und  abgerundet  sind,  nicht  plötzlich  abbrechen. 
In  dem  vorliegenden  Werke  ist   ein  Verfasser  nicht   genannt;  nach  Doppelma>T^) 


1)  Historische  Nachrichten  von  den  Nüi-nberger  Mathematicis  und  Künstlern  S.  82. 

Katalog  der  Holzstöcke  Toni  XT. — XTIII.  Jahrhundert.  12 


—     90    — 

rührt  dasselbe  aber  von  Paulus  Pfintzing,  dem  Alteren,  her,  der  am  29.  August  1554  zu 
Nürnberg  geboren  wurde  und  daselbst  am  1.  Juli  1599  starb.  Das  Werk  hat  er  wol  auf 
eigene  Kosten  oder  vielleiclit  mit  Unterstützung  des  Rates  herausgegeben,  dem  er  selbst 
angehörte;  denn  die  Holzstöcke  waren  einst  sicher  Eigentum  des  Rathes,  da  sie  vor  etwa 
20  Jahren  im  kgl.  Kreisarchive  dahier,  das  heute  den  gröl'sten  Teil  der  Bestände  des  Archivs 
der  Reichstadt  Nürnberg  umfafst,  wieder  zum  Vorscheine  kamen.  Es  dürfte  nur  in  geringer 
Auflage ,  so  zu  sagen  als  Manuskript  gedruckt  worden  sein ,  da  die  Holzstöcke  nur  eine 
geringe  Benützung   erkennen   lassen   und   das   fragliche  Werk   von    grofser   Seltenheit    ist. 


Teil  von  Hst.  405. 


Vgl.  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  1872,  Sp.  151  ff.  287  f.,  woselbst  auch  die 
unteren  Hälften  von  Taf.  XXHl  u.  XXXVl  auf  Sp.  155/156  bezw.  153/154  und  von  Tafel  XV 
(Hst.  405)  der  oben  im  Freien  stehende  Feldmesser  auf  Sp.  157  abgedruckt  sind,  den  wir  hier 
ebenfalls  wiedergeben.  Ingleichen  geben  wir  die  obere  Figur  von  Tafel  XL  (Hst.  430)  auf 
der  nächsten  Seite  wieder.     Sp.  287  dortseibst  wird  die  Vermutung  ausgesprochen,   dals  die 


—    91     — 


Teil  von  Hst.  430. 


Holzschnitte  dieses  Werkes^nicht  auf  der  Presse  gedruckt,  sondern  mit  dem  Reiher  ahgezogen 
sind,  was  bei  der  offenbar  sehi'  kleinen  Auflage  leicht  geschehen  konnte.  Wir  können  uns  die- 
ser Ansicht  nur  anschliefsen,  obgleich  die  Paginierung  der  Tafeln  mit  Nummern,  die  nicht  in 
den  Holzstock  eingeschnitten  waren,  dem  scheinbai"  entgegen  ist.  Diese  Nummern  sind  aber  so 
schlecht  gedruckt,  dafs  sie  vielleicht  nicht  auf  der  Presse,  sondern  mit  der  Hand  aufgedruckt  wurden, 

12* 


—    92    — 

Im  germanischen  Museum  befindet  sich  aber  noch  ein  weiterer  Holzstock,  der^zu  dem 

Pfinzingschen  Werke  gehörte,  mit  der  beschriebenen  Serie  zusammen  gefunden,  aber  in  dem 

Buche  nicht  benützt  wurde. 

Hst.  436.     Darstellung  von  fünf  Mefsinstrumenten.     Das  oberste  bildet   ein  über  die  ganze  Breite  der 

Tafel  reichendes  Rechteck,  das  in  der  Mitte  einen  oben  und  unten  aufstofsenden,  100- 

teiligen  Kreis    enthält,    gleich    der   unteren  Figur    auf  Taf.  XLII,    und    an    den    zwei 

schmalen   Seiten    mit  Laubornament   verziert    ist.     Nach  freundlicher   Mitteilung    des 

Herrn  Dr.  S.  Günther,  Professors  an  der  technischen  Hochschule  zu  München,  dem  wir 

auch    die  Bestimmung    der   folgenden  Nummern  verdanken,    ist  dies  Instrument  eine 

Bussole,  von  der  die  Magnetnadel  abgenommen  ist.    Darunter  findet  sich  ein  gleiches 

Rechteck  mit  ähnlicher  Verzierung,    in    dessen  Mitte   der  Länge  nach  ein   doppelter 

100  teiliger  Mafsstab  läuft,  ähnlich  der  obersten  Figur  auf  Taf.  XLII.    Dann  folgt  eine 


Hst.  437. 


Kompafsscheibe,  gleich  der  Figur  A  auf  Taf.  XX VIII,  in  einem  rechtwinkeligen,  gleich- 
schenkeligen  Dreiecke,  dessen  lange  Seite  einen  70  teiligen  Mafsstab  bildet.  Neben  die- 
sem Dreiecke  findet  sich  noch  eine  Kompafsscheibe  allein,  die  gleichfalls  in  96  Grade 


—    93    — 

geteilt  und  von  gleicher  Gröfse  ist.  Hier  liegt  eine  Bussole  zur  Messung  von  Vertikal- 
winkeln vor,  wahrscheinlich  zu  bergmännischem  Gebrauche.  Den  Schlufs  bilden  zwei 
ganz  gleiche,  quer  über  das  Blatt  gehende  Doppelmafsstäbe  mit  einem  Quadrate  an 
dem  einen  Ende,  in  dem  sich  ein  Kreis  befindet  (kombinierter  Mafsstab  und  Trans- 
porteur). Höhe  und  Breite  wie  die  der  vorstehend  beschriebenen  Tafeln.  Der  Holz- 
stock unterscheidet  sich  von  den  übrigen  nur  dadurch,  dafs  ihm  die  Zahlen  und  Nadeln 
gänzlich  fehlen,  die  bei  den  anderen  Figuren  immer  eingesetzt  sind. 

Wol  am  besten  im  Anhange  zu  diesem  Werke  sind  einige  Holzstöcke  mit  mathemati- 
schen Figuren  vorzutragen. 
Hst.  437.  438.     Graphisches  Schema   zur   Verwandlung   der  »grofsen«    in   »kleine«    (mittlere  Sonnen-) 
Zeit.     Höhe  jedes  Stockes  12,7  cm..  Breite  14  cm. 


Hst.  438. 


Im  15.  Jahrhunderte  gingen  zwei  Zählweisen  des  Tages  nebeneinander  her,  die  eine 
teilte  den  Tag  in  zweimal  zwölf,  die  andere  in  vierundzwanzig  fortlaufende  Stunden.  Um 
die  Verwirrung  noch  gröfser  zu  machen,   erfand  (1489)  Johann  Königsschlager  in  Nürnberg 


—    94 


^ 


WERT»- 


Hst.  447. 

eine  dritte,  noch  viel  kompliziertere  Berechnung.  Er  begann  mit  Sonnenaufgang  den  Tag 
mit  einer  neuen  Stunde,  mit  Sonnenuntergang  die  Nacht  mit  einer  neuen  Zählung.  Die 
Länge  des  Tages  und  der  Nacht  und  somit  die  Stundenzahl  beider  waren  daher  stets  wechselnd. 
Im  Hochsommer  wurde  demgemäfs  der  Tag  in  sechzehn,  die  Nacht  in  acht  Stunden  geteilt, 
zur  Zeit  der  Wintersonnenwende  war  dies  Verhältnis  umgekehrt.  Diese  neue,  sogenannte 
»gröfsere«  Uhr  ward  von  Nürnberg  offiziell  angenommen  und  erhielt  sich  über  hundert  Jahre 
daselbst.  Da  aber  die  Taschenuhren,  die  mit  ihrer  Verbesserung  immer  weitere  Verbreitung 
fanden,  an  der  Einteilung  des  Tages  in  zweimal  zwölf  Stunden  festhielten,  so  mufsten  die 
Astronomen  besondere  Tabellen  zur  Vergleichung  der  beiden  Zählweisen  fertigen.  Eine 
solche  liegt  hier  vor.  i) 

Hst.  439.  440.  Zwei  mathematische  Figuren,  darstellend  die  Berechnung  der  Elemente  eines  ebenen, 
rechtwinkeligen  Dreieckes,  sowol  im  Dezimal-,  als  auch  im  Sexagesimalmafs.  Der 
Grund  des  wol  aus  Apfelbaumholz  bestehenden  Holzstockes  ist  nicht  mit  dem  Schneide- 
messer herausgeschnitten,  sondern  mit  einem  Stichel,  der  vorn  etwa  2,5  mm.  breit  war, 
herausgehoben    worden.     Höhe   je    13,8  cm.,    Breite    des    ersteren  16,8,    des    zweiten 


1)  Vergl.  über  diese  Tageseinteilung  den  „Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit"  1871,  Sp.  96  ff. 


95 


GOSTENHOF 


Hst.  448. 

17,2  cm.  Auf  der  Rückseite  des  ersteren  ist  ein  rechteckiges  Kästchen  mit  ausladendem 
Fufse  mit  der  Feder,  nicht  hesoiiders  geschickt  gezeichnet.  Darüber  steht  in  Kurrent- 
sclu'ift:  »Dem  achtbarn  vnd  vor  «(nehmen). 

Zu  derselben  Serie  gehören  : 
Hst.  441.  442.     Zwei    den    vorbeschriebenen   beiden   Nummern   analoge,    trigonometrische   Übungsbei- 
spiele, aus  gleichem  Holze  und  dieselbe  Technik  erkennen   lassend.     Höhe  je  9,2  cm., 
Breite  je  15,7  cm. 

Mit  den  vorstehenden  sind  in  das  Museum  gekommen    und    gehören   wol    zu  dem 
gleichem  Werke : 


S\^ 


^3X^ 


!M 


v^ 


^ 


SiS^ 


'^ 


Hst.  443. 
Hst.  443.     Die  zwölf  Tierkreiszeichen.     Höhe  1,4  cm.,  Länge  9,4  cm. 


—    96    — 


ENGEITHAL 


Hst.  449. 

Hst.  444.    Neun  aneinander  gereihte  Würfel,  Versinnbildlichung  gewisser  Zahlen  durch  stereometrische 
Figuren.     Höhe  1  cm.,  Länge  7,4  cm. 

Demselben  Zwecke  dienten  auch  die  beiden  folgenden  Nummern. 


Nt-M.M  MSISJ. 


^^  >^=FF¥=f^^ 


Hst.  444. 


Hst.  445. 


Hst.  445.     Figur  von  neun  aneinander  gereihten  dreieckigen  Prismen.     Höhe  0,9  cra.,  Länge  7,3  cm. 


/—\ 


Hst.  446. 


] 


—     97     - 


UWF 


^ 


Hst.  450. 

Hst.  446.     Drei  Pyramiden,  von  denen  jede  eine  andere  Basis,  ein  regelmäfsiges  Dreieck,  ein  Quadrat 
und  ein  regelmäisiges  Fünfeck  hat.     Höhe  2,5  cm.,  Länge  4,9  cm. 


F.  Wappen  der  Nürnberger  Städte  und  Pflegämter. 

Dieselbe  technische  Eigentümlichkeit,  dafs  die  Kegel  einzelner  erhabener  Strichlagen 
ganz  schräg  gestellt  sind  und  mehr  aufeinander  zu  liegen,  als  nebeneinander  zu  stehen 
kommen,  wie  wir  sie  bei  der  Pfinzingschen  Feldmefskunst  beobachtet  haben,  findet  sich  auch 
bei  einem  Teil  einer  Serie  von  Wappen  Nürnbergischer  Städte,  die  daher  um  so  mehr  vielleicht 
von  demselben  Nürnberger  Holzschneider  angefertigt  worden  sein  dürften,  weil  sie  ebenfalls  im 
Besitze  des  Nürnberger  Rates  gewesen  sind  und  zu  einer  offiziellen  Publikation  gedient  haben. 
Allerdings  gehören  die  Holzstöcke  bereits  in  den  Anfang  des  17.  Jahrhunderts,  dürften  aber 
doch  am  zweckmäfsigsten  hier  aufgeführt  werden.  Nach  der  seltsamen  Form  der  Schilde  und 
der  teilweise  merkwürdigen  Heraldik  überhaupt ,  dürfte  man  die  Wappen  für  noch  jünger 
halten,  während  die  Überschriften  auf  älteren  Ursprung,  vielleicht  auch  nur  ältere  Vorlagen 
hinzudeuten  scheinen;  die  Wahrheit  dürfte  in  der  Mitte  liegen  und  unserer  Datierung  ent- 
sprechen. 


Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XVIII.  Jahrhundert. 


13 


98 


ALTORF 


Hst.  451. 


Hst.  447 — 457.  11  Holzstöcke  von  dem  18  Holschuitte  enthaltenden  Büchlein  »Der  Stadt  Nürnherg  | 
Jhrer  Stadt  und  Pfleg  Wappen«,  das  aus  18  unnumnierierten  Blättern  in  Quarto  besteht, 
ohne  Angabe  des  Druckers  und  der  Jahreszahl  erschienen  ist  und  aufser  dem  ange- 
führten Titel  keinen  Text  als  die  in  Holz  geschnittenen  Überschriften  der  einzelnen 
Wappen  enthält  (Biblioth.  d.  g.  M.  W.  1399).  Die  einzelnen  Holzstöcke,  abgesehen  von 
dem  Titelblatte  mit  den  drei  Nürnberger  Wappen,  bestehen  aus  einem  ovalen  Schilde, 
dem  unten  noch  ein  kleiner  Halbkreis  angesetzt  ist,  in  einem  und  demselben  ornamen- 
tierten Rahmen,  der  aber  bei  jedem  Holzstocke  besonders  geschnitten,  nicht  Passepartous 
und  daher  der  eine  von  dem  andern  immer  etwas  abweichend  ist.  Von  den  18  Blättern 
sind  vorhanden: 


Hst. 


447. 
448. 
449. 


450. 


WERT  (Vorstadt  Wöhrd). 

GOSTENHOF  (ebenfalls  eine  Vorstadt  von  Nürnberg]. 
ENGELTHAL.  Das  ehemalige  Kloster  Engelthal  hatte  ein  redendes  Wap- 
pen ;  als  es  nürnbergisch  wurde,  ward  der  Engel  zur  Personifikation  der 
Gerechtigkeit  und  wurde  ihm  noch  der  Nürnbergische  Schild  beigegeben. 
LA  VF.  Das  Städtchen  Lauf  führte,  so  lange  es  bayerisch  war,  zwischen 
den  beiden  Türmen  den  bayerischen  Rautenschild,  der  nach  dem  Über- 
gang an  Nürnberg  dem  Wappen  dieser  Stadt  weichen  muiste. 


—     09 


ROCHENECK: 


Hst.  432. 

Hst.  451.  ALTORF.  Der  pfälzische  goldene  Löwe  in  Schwarz,  der  das  Wappen 
der  ehemaligen  Nürnberger  Universitätsstadt  Altdorf  zeigt,  erinnert  an 
die  frühere  pfalzbayerische  Herrschaft  über  dieselbe. 

»  452.  REICHENEGK.  Die  Burg  Reicheneck  gehörte  früher  den  Schenken 
von  Reich ,  welche  im  silbernen  Felde  eine  rote  Rose  führten  ;  diese 
wurde  auch  von  Nürnbergischer  Seite  beibehalten  und  durch  das  Wap- 
pen dieser  Stadt  vermehrt. 

»  453.  HILTPOLTSTAIN.  Hilpoltstein  hatte  früher  lediglich  eine  Schrägteilung 
von  Gold  und  Rot.  zu  der  dann  gleichfalls  der  Nürnberger  Schild  dazu- 
kam. Das  überflüssige  Holz  dieses  Stockes  ist,  abweichend  von  den 
anderen,  ganz  absonderlich  tief,  bis  über  1  cm.,  weggeschnitten. 

»  454.  HOHENSTAIN.  Den  Gattern,  Avelchen  man  hinter  dem  Nürnbergischen 
Schild  sieht,  führte  die  Familie,  welche  früher  Hobenstein  im  Besitze 
hatte  und  sich  nach  dieser  Burg  nannte.  Auch  hier,  wie  bei  den  fol- 
genden, ist  das  Holz  sehr  tief  weggeschnitten. 

»  455.  STIERBERG.  Auch  dieses  Wappen  zeigt  das  redende  der  alten  Familie 
Stierberg,  vermehrt  um  den  Nürnberger  Schild.  Das  S  am  Anfange  des 
Wortes  ist  in  ein  besojideres  Pflöckchen  geschnitten  und  eingesetzt  wor- 


100 


HILTPOLTSIAIN 


Hst.  453. 

den,    woraus  sich   seine  abweichende  Stellung  und  'der   schlechte  Ab- 
druck erklärt. 
Hst.  456.     GREFENBERG.     Der  Löwe,    welcher   den  Nürnbergischen   Schild   hält, 
istder  weifse,  böhmische  in  Rot;   er   erinnert  daran,    dafs  Gräfenberg 
früher  böhmisches  Lehen  war. 
»     457.     WILDENFELS.    Nach  den  Wappenbüchern  von  Sibmacher  und  Einzinger 
hatte   die  Familie  Wildenfels  statt  des  schwarzen  Rades  eine  schwarze 
Rose.     Offenbar  lag  dem  Zeichner  des  Wappens  eine  undeutliche  Dar- 
stellung,  vielleicht   ein  verquetschter  Siegelabdruck   des   alten  vor  und 
so  mufste  die  Rose  dem  Mühlrade   weichen  —  ein  Versehen,    das  auch 
heute  noch  in  der  heraldischen  Praxis  nicht  selten  vorkommt. 
Die  Wappen  von  Gostenhof  und   Hilpoltstein   scheinen  von  anderer   Hand  herzu- 
rühren,   sie   zeigen   die    so    stark  schief  gestellten  Kegel   nicht.    Höhe  jedes  Stockes 
12—13,1  cm.,   Breite  7,7—8,5  cm.     Es    fehlen   demnach  von   dieser  Serie  die  Wappen 
der  Reichsstadt  Nürnberg  selbst,  dann  die  von  Hersbruck,  Pillenreuth  (BVLENREIT), 
Lichtenau,  Velden,  Petzenstein  und  Hauseck. 

Angeführt  bei  G.  G.  Müller,  Verzeichnis  von  Nürnbergischen  topographisch-histori- 
schen Kupferstichen  und  Holzschnitten  (Nbg.  1791)  S.  193. 


—     101 


HOHEMSTAIN 


Hst.  454. 


G.  Die  Illustrationen  von  Johan.  Wolfii  lectionum  memorabilium  et 
reconditarum  centenarii  XYI  von  Jakob  Lederlein. 

Gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  machte  der  Kupferstich  dem  Holzschnitte  viel  gröfsere 
Konkurrenz  denn  früher.  Uie  Zahl  der  Holzschnitte,  wie  ihre  Qualität  nahm  ab;  wo  man 
aber  Holzschnitte  verwendete,  begnügte  man  sich  vielfach  ganz  oder  teilweise  mit  der  Be- 
nützung älterer  Holzstöcke,  die  man  wieder  abdruckte,  oder  mit  Kopien,  die  man  nach  den- 
selben fertigte,  wobei  man  es  oft  nicht  sehr  genau  nahm,  ob  die  Darstellungen  zu  dem  Texte 
pafsten  oder  nicht.  Auch  mit  dem  Werke:  »Johan.  Wolfii  J.  G.  |  lectionvm  memo-  |  rabilivm 
et  reconditarvm  |  centenarii  XVI.  |  Habet  hie  lector  doctorvm  eccle-  |  sise,  Vatum,  Politicorum, 
Philosophorum,  Historicorum,  aliorumq^  |  sapientium  &  eruditorum  pia,  grauia,  mira,  arcana, 
&  stupenda ;  iucun-  |  da  simul  &  vtilia,  dicta,  scripta,  atq'^  facta;  Yaticinia  item  vota,  oraina,  | 
mysteria,  Hierogiyphica,  miracula,  visiones,  antiquitates,  monu-  |  menta,  testimonia,  exempla 
virtutü,  vitiorum,  abusum ;  j  typos  in  super,  picturas,  atq"-*  imagines:  |  sed  et  ipsivs  coeli  ac  na- 
tvrae  horrenda,   si  |  gna,  Ostenta,  Monstra,  atq^  Portenta:  His  interiuncti  sunt  quoq"''  |  omnes 

sacre  prophaniq^  ordines Lauingae  sumtibus  Autoris  impressit  Leonhardus 

Rheinmichel  Typogr.  Palalinus,  anno  1600  «     (2  Bde.  in  Folio,  Biblioth.  d.  g.  M.  Gs.  1874)  ist 


10^ 


S  TIERBLRG 


Hst.  455. 

dies  der  Fall.  Man  findet  in  demselben  eine  Anzahl  älterer  Holzstöcke  verwendet,  nämlich 
die  Darstellungen  aus  dem  Trachtenbuche  der  katholischen  Geistlichkeit  von  Jost  Amman, 
das  1585  zu  Frankfurt  a.  M.  unter  dem  Titel:  »Stand  vnd  Orden  Der  H.  Römischen  Catholi- 
schen  Kirchen«  (Andresen  232)  zum  ersten  male  erschienen  ist.  Die  meisten  dieser  Holz- 
stöcke sind  in  dem  angeführten  Werke  des  pfalzgräflich  zweibrückischen  Rates  Johann  Wolf 
(geb.  1537  zu  Bergzabern,  f  1600  zu  Heilbronn)  wiederholt  abgedruckt. 

Neben  den  Jost  Ammanschen  Holzschnitten  findet  sich  aber  noch  eine  grofse  Anzahl 
anderer,  die  an  künstlerischem  Werte  hinter  den  Ammanschen  Figuren  zurückstehen  und 
scheinbar  von  verschiedener  Hand  herrühren,  aber  wie  die  nähere  Untersuchung  gezeigt  hat, 
doch  wol  schliefslich  auf  einen  und  denselben  Holzschneider  zurückzuführen  sind,  denn  vier 
Holzschnitte  des  Buches,  die  teilweise  ganz  verschieden  behandelt  sind,  zeigen  ein  und  das- 
selbe Monogramm,  die  Initialen  JL,  dazwischen  ein  Herz,  das  dem  Holzschneider  Jakob 
Lederlein  zugeschrieben  ist,  der  um  1560  zu  Tübingen  geboren  sein  soll.  Dieses  Monogramm 
findet  sich  auf  dem  Holzschnitte  auf  S.  9  des  1.  Bandes,  der  eine  Himmelserscheinung  dar- 
stellt, links  unten  in  der  Wurzel  des  Baumes.  Aufserdem  kommt  es  noch  auf  den  von 
Nagler  in  seinen  Monogrammisten  III,  Nr.  2720  aufgeführten  Holzschnitten  in  Bd.  I,  S.  445, 
453  u.  584  vor;  das  zuerst  erwähnte  Vorkommen  hat  Nagler  übersehen.  Die  verschiedene 
Behandlung  der  Holzschnitte  läfst  sich  wo)  dadurch  erklären,  dafs  Lederlein  eben  verschieden- 


—     103     — 


GREFENBERG 


Hst.  456. 

wertige  Originale  vorlagen,  da  die  Holzschnitte,  die  den  übrigen  Schmuck  des  Werkes 
bilden,  meist  Kopien  nach  älteren  Einzelholzschnitten  oder  ganzen  Reihenfolgen  solcher  sind. 
Hatte  Lederlein  gute  Vorlagen,  so  lieferte  er  eben  auch  annehmbare  Nachschnitte,  aus  denen 
sich  auch  der  Charakter  und  die  Technik  der  Originale  meist  noch  gut  erkennen  läi'st;  hatte  er 
aber  schlechte  Vorbilder,  oder  war  er  lediglich  auf  sich  angewiesen,  so  sinkt  der  Wert  seiner 
Arbeiten  ganz  bedeutend.  Dafs  Lederlein  als  der  alleinige  Urheber  des  übrigen,  nicht 
Ammanscheu  Bilderschmuckes  des  Werkes  anzusehen  ist,  verrät  nicht  nur  das  Monogi'amm 
auf  den  Holzschnitten  von  so  verschiedener  Behandlung  und  verschiedenem  Werte,  sondern 
auch  die  gleiche  Grölse  der  Holzschnitte  des  ganzen  Werkes,  die  mit  geringen  Ausnahmen 
7  :  10—11  cm.  ist. 

Ein  Teil  dieser  Lederleinschen  Holzstöcke  ist  als  Geschenk  der  Jos.  Köselschen  Buch- 
handlung in  Kempten,  welcher  Ort  von  Lauingen  räumlich  ja  nicht  sehr  weit  entfernt  ist, 
in  das  germanische  Museum  gekommen.  Mit  diesen  und  den  Originalen,  denen  sie  nachge- 
schnitten sind,  werden  wir  uns  nachstehend  beschäftigen.  Auf  die  Originale  der  anderen 
Holzschnitte,  von  denen  das  Museum  die  Stöcke  nicht  hat,  an  dieser  Stelle  einzugehen,  haben 
wir  keine  Veranlassung,  doch  dürften  auch  sie  sich  unschwer  feststellen  lassen.  Einzelnen 
Darstellungen  von  Himmelserscheinungeu  liegen  unzweifelhaft  Flugblätter,  die  zur  Zeit  der 
Beobachtuno;  derselben  heraustjegreben  wurden.  zuü:runde. 


—     104 


•"WILDENFELS 


Hst.  457. 


Hst.  458—470.  Jakob  Lederlein  nach  Hans  Guldenmund.  13  Kopien  von  Illustrationen  des 
auf  Seite  27  f.  dieses  Kataloges  angeführten  Werkes  »Eyn  wunderliche  Weyssagung  von 
dem  Babstumb«  (Nürnberg  1527).  Sämtliche  Holzstöcke,  von  welchen  einer  das 
Monogramm  Lederleins  trägt,  sind  für  das  Wolfsche  Werk  besonders  gefertigt  worden, 
denn  wir  konnten  aufser  den  auf  S.  28  angeführten  Ausgaben  des  16.  Jahrhunderts 
dieses  Werkes  keine  weiteren  in  Deutschland  erschienenen  feststellen.  Jeder  der 
7,1  cm.  breiten  und  10,9  cm.  hohen  Holzstöcke  ist  auf  der  Rückseite  mit  einer  Auf- 
schrift von  alter  Hand  versehen:  »Abt  Joachims  ....  Figur  1200  Folio  .  .  .  .«  Bei 
den  Worten  Figur  und  Folio  sind  die  betreffenden  Zahlen  nach  dem  Wolfschen  Buche 
beigesetzt;  die  Zahl  1200  bezieht  sicK  auf  die  Zeit  der  Entstehung  der  Prophezeiungen 
des  Abtes  Joachim  des  Klosters  Flora  (f  1202),  den  aber  Andreas  Oslander  in  der 
Nürnberger  Ausgabe  der  Prophezeiungen  von  1527  nicht  erwähnt,  sondern  nur  be- 
merkt, dafs  es  sich  um  kein  »new  gedieht«  handle,  sondern  er  aus  zwei  Büchern,  deren 
eines  aus  dem  Kartäuserkloster  —  jetzt  der  Sitz  des  germanischen  Museums  — ,  das 
andere  aus  des  »Rhats,  hie  zu  Nürnberg,  librey«  stamme,  »gemeel,  vnnd  schrifft« 
entnommen  habe,  die  ungefähr  bei  hundert  Jahre  alt  seien.  Merkwürdiger  Weise 
erwähnt  Wolf  die  Nürnberger  Ausgabe  von  1527  nicht.  Es  scheint  also ,  dafs 
er,   und  dann   natürlich    auch   der  Holzschneider,    dieselbe  nicht  gekannt;  es  müfsten 


105 


die  Illustrationen  daher  nicht  direkt  nach  den  Guldenmund  sehen  Holzschnitten,  son- 
dern nach  Kopien  derselhen  gefertigt  worden  seien,  also  wol,  wie  aus  den  Aus- 
führungen bei  Hst.  466  hervorgeht,  nach  einer  Ausgabe,  die  1592  in  Ferrara  er- 
schien, die  aber  Wolf  merkwürdiger  Weise  wiederum  nicht  verzeichnet.  Er  bemerkt 
bezüglich  der  verschiedenen  Ausgaben  —  offenbar  nach  Andreas  Oslander,  aber  viel- 
leicht ebenfalls  nicht  direkt  nach  demselben  — ,  dafs  um  1520  ein  illustriertes  Exemplar 
der  Prophezeiungen  im  Kartäuserkloster,  ein  zweites  in  der  Bibliothek  des  Nürnberger 
Rates,  beide  gemalt  vor  200  (!)  Jahren,  gefunden  worden  seien;  die  dritte  Ausgabe 
von  Theophrastus  Paracelsus^),  die  vierte  von  Johannes  Adrasder,  die  fünfte  zu 
Venedig  1589  von  Paschalino  Regiselmo  veranstaltet  wurden.  Letztere  ward  nach 
Ebert^)  nicht  mit  Holzschnitten,  sondern  mit  Kupferstichen  geziert.  Der  Abdruck  der 
Prophezeiungen  bei  Wolf  zählt  genau  ebensoviele  Holzschnitte  —  30  —  als  wie  die 
Nürnberger   Ausgabe  von   1527,    doch   ist  ihre  Reihenfolge  eine  etwas   andere.     Die 


Hst.  458. 


13  Holzstöcke,  die  das  Museum  von  der  Serie  der  Lederleinschen  Kopien  besitzt, 
folgen  nachstehend  in  der  Reihenfolge,  wie  sie  bei  Wolf  abgedruckt  wurden.  Es  sind 
etwas  freie  Nachschnitte,  keine  sklavisch  genau  ausgeführten  Kopien;  doch  stimmen 
sie  in  der  Gröfse  genau  mit  den  Originalen  überein. 


1)  s,  S.  28  dieses  Kataloges. 

2)  AUgem,  Bibliograph.  Lexikon  (Leipzig 


1821.) 


Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XVIII.  Jahiiiundert. 


14 


TJsL.  459-462. 


Hsl.  463—466. 


108 


Hst.  467. 


Hst.  468. 


Hst.  45{ 


459. 


460. 


461. 


462. 


463. 


Vaticinum  VII.  (Ausgabe  von  1527:  V.Illustration).  Der  Papst,  einem 
um  einen  Baum  sich  Avindenden  Drachen  gegenüber.  Auf  dem  Gulden- 
mundschen  Originale  fehlt  der  Vogel  auf  der  linken  Schulter  des  Papstes. 
Wolf  I,  S.  447? 

Vaticinum  IX i).  Der  Papst,  in  der  Rechten  die  Geifsel,  in  der  Linken 
zwei  Schlüssel,  auf  diesen  ein  Vogel.  Zu  Füfsen  das  Lamm  Gottes,  in 
dessen  Rücken  ein  Schwert  steckt,  zur  Linken  eine  Schlange  mit  dem 
Papstbrustbild.    Wolf  I,  S.  448. 

Vaticinium  XII.  Der  Papst,  zu  Füfsen  eine  Krone,  zur  Linken  ein 
gegen  ihn  anspringender  Wolf  mit  einem  Schwerte.  Wolf  I,  S.  449. 
Vaticinium  XIII.  Der ^  sitzende  Papst,  dessen  Schlüssel  in  der  Linken 
ein  Engel  hält.  Im  Guldenmundschen  Originale  fehlen  die  Sterne  und 
Wolken  ober  der  Rute  in  der  Rechten,  dagegen  hat  der  Vogel  zu  Füfsen 
einen  Pfauenschweif.     Wolf  I,  S.  450. 

Vaticinium  XVI.  Der  Papst,  ein  Buch  mit  beiden  Händen  haltend. 
Hinter  der  Krone  und ;unten  zu  beiden  Seiten  je  ein  Bär.  Wolf  I,  S.  451. 
Vaticinium  XVII.  Der  Papst  mit  einer  Fahne  in  der  Rechten,  zur 
Linken  eine  empor  steigende,  geflügelte  Schlange,  auf  welche  zwei  Vögel 


1)  Von  hier  an  laufen  die  Holzschnitte  bei  Wolf  in  derselben  Reihenfolge  wie  in  der  Ausgabe  von  1527. 


109     — 


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üst.  469 


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Hst.  470. 


hinunterstofsen.     Im  Originale    nur    ein   Vogel    und    die 
geflügelt,  dagegen  in  der  Fahne  zwei  gekreuzte  Schlüssel. 

Hst.  464.     Vaticinium  XVIIL     Der  Papst   niit   der  Rechten   einen  knieenden  Mann 


Schlange  un- 
Wolf I,  S.  452. 


»  4G5.  Vaticinium  XIX.  Drei  Säulen,  auf  der  ersten  das  Brustbild  eines 
Königs,  auf  der  zweiten  dasjenige  eines  Mönches,  auf  der  dritten  ein 
Arm  mit  einer  Sense,  welche  die  Achsel  des  Älönches  trifft.  Auf  dem 
Guldenmundschen  Originale  hält  der  Arm  statt  einer  Sense  ein  Hör- 
rohr, das  an  das  Ohr  des  Mönches  geführt  ist.     Wolf  I,  S.  453. 

»  466.  Vaticinium  XX.  Ein  Mönch,  in  der  Rechten  eine  gezahnte  Sichel,  in 
der  Linken  eine  Rose.  Zu  Füfsen  rechts  (heraldisch)  ein  liegendes  B, 
links  ein  Fufs,  und  unter  diesem  das  Monogramm  des  Jakob  Lederlein 
I  L,  dazwischen  ein  Herz.     Wolf  I,  S.  453. 

Das  Original  zeigt  statt  des  pq  einen  Feuerstahl,  ein  Feuereisen,  wie  es  auch 
zu  den  Insignien  des  Ordens  vom  goldenen  Vlies  gehörte.  Oslander,  der  den  Mönch 
auf  Luther  deutet,  sagt  in  der  Ausgabe  von  1527,  dafs  dieser  mit  dem  Feuer- 
eisen das  Feuer  der  christlichen  Liebe,  das  erloschen  ist,  wieder  aufschlagen  und 
anzünden   werde.    Wir  verweilen    deswegen   länger  bei   diesem   Feuereisen,    weil 


110 


Nagler^)  das  liegende  pq  als  ein  Monogramm  des  Vittorio  Baldini  ansieht,  in  dessen 
Verlag  die  Weissagungen  unter  dem  Titel  »Profetie  dell'Abatte  Gioachino  et  di 
Anselmo  Vescovo  di  Marsico.  In  Ferrara  1592«  ebenfalls  erschienen  sind.  In  die- 
sem Werke  ist  das  Feuereisen,  das  der  italienische  Holzschneider  wol  nicht  erkannte, 
in  das  der  Form  nach  ähnliche  PQ  verwandelt  worden.  Mit  dem  Namen  des  Form- 
schneiders hat  das  pq  wahrscheinlich  nicht  das  mindeste  zu  thun,  und  wenn  nicht 
andere  bessere  Beweise  dafür  beigebracht  werden  können,  dafs  der  Buchdrucker 
Baldini  ein  Formschneider  gewesen,  so  dürfte  er  als  solcher  wol  abgethan  sein. 
Durch  diesen  Holzschnitt  ist  übrigens  der  Beweis  erbracht,  dafs  dem  Holzschneider 
Lederlein  nicht  die  ältere,  deutsche  Ausgabe,  sondern  die  italienische  von  1592 
vorlag,  die  aber  auch  wieder  eine  Kopie  der  Ausgabe  von  1527  ist. 
Hst.  467.     Vaticinium  XXH.    Der  Papst,    ein  Buch  haltend,    eine  Bärin    mit   drei 

Jungen  sich  zur  Rechten  erhebend.     Wolf  I,  S.  454. 
»     468.     Vaticinium  XXVII.    Der  Papst,  seine  Krone  über  fünf  stehende  Lämmer 

haltend.     Das   Guldenmundsche    Original   zeigt   nur    drei    Lämmer    und 

zwar  liegende.     Wolf  I,  S.  457. 
»    469.     Vaticinium  XXVIII.    Der  Papst,  von  einem  schAvebenden  Engel  gekrönt. 

Wolf  I,  S.  457. 
»     470.     Vaticinium  XXIX.     Der  Papst,  sitzend,    ein  Buch  im  Schofse,  dahinter 

zwei  Engel,    welche  ein  Tuch  halten,    das  mit  Sternen  besetzt  ist,    die 

dem  Originale  von  Guldenmund  fehlen.     Wolff  1,  S.  458. 


Hst.  471. 


Bezüglich  der  übrigen  Lederleinschen  Illustrationen  dieser  Prophezeiungen,  von  wel- 
chen das  germanische  Museum  die  Holzstöcke  nicht  besitzt,  sei  folgendes  bemerkt: 

Bei  Vaticinium  III  (Ausg.  v.  1527  :  VH)  fehlt  das  abgeschlagene  Haupt,  das  bei  Gulden- 
mund zwischen  den  Füfsen  des  Henkers  liegt.  Der  leere  Platz  für  den  Kopf  bei  dem 
Lederleinschen  Holzschnitte  läfst  fast  vermuten,  dafs  er  erst  später  herausgeschnitten  wurde. 

Vaticinium  IV  =  III  von  1527. 

Vaticinium  V  =  VHI  von  1527. 

Vaticinium  VHI  =  VI  von  1527. 


1)  Monogrammisten  I,  Nr.  1557. 


—   111 


Hst.  472. 


Hst.  473. 


Bei  Vaticinium  X  ist  statt  der  halben  Himrrielskugel  mit  den  Sternen  des  Gulden- 
mandschen  Originales,  ein  doppelliniges  Dreieck  mit  sechs  Sternen  angebracht. 

Vaticinium  XXIV  =^  XXV  von  1527.  Bei  Guldenmund  ist  noch  eine  weitere  Fahne, 
aber  ohne  Stange,    mit  zwei  gekreuzten  Schlüsseln  angebracht. 

Vaticinium  XXV  =  XXIV  von  1527.  Diese  Ansicht  von  Nürnberg  ist  bei  Müller^) 
nicht  angeführt. 

Vaticinium  XXX:  aus  dem  apokalyptischen  Lamme  mit  sieben  Hörnern  von  Gulden- 
mund ist  bei  Lederlein  ein  zweihörniger  Widder  geworden. 

Ilst.  471.  »Jacob  segnet  Josephs  söhn  mit  geschrenckten  bänden«.  Auf  der  Rückseite  vorstehende  Auf- 
schrift von  alter,  gleichzeitiger  Hand  und  ferner  noch  »Abt  Joachim  1200  folio  490.« 
Die  Seitenzahl  bezieht  sich  auf  den  ersten  Band  des  Wolfschen  Werkes.  Wenn  auch 
die  Art  des  Holzschnittes  von  den  vor-  und  nachstehend  mitgeteilten  sehr  abweicht, 
so  ist  an  Lederleins  Urheberschaft  desselben  um  so  weniger  zu  zweifeln,  als  die  auf 
S.  9  u.  584  desselben  Bandes  abgedruckten,  mit  dem  Monogramme  Lederleins  bezeich- 
neten Holzschnitte  die  gleiche  Behandlung  zeigen.  Nicht  uninteressant  ist  es,  dafs 
Lederlein  auf  diesem  Holzstocke,  und  auch  bei  anderen  noch  folgenden,  gleichfalls 
Linien  mit  schrägem  Kegel  geschnitten  hat.     Höhe  7,2  cm.,  Länge  10,8  cm. 


1)  Verzeichnis 
(Nürnberg  1791). 


von    Nürnbergischen    topographisch  -  historischen    Kupferstichen    und     Holzschnitten 


112     — 


Hst.  474. 


Hst.  475. 


Hst.  472—491.  20  von  32  Illustrationen  der  Prognostikation  des  Theophrastus  Paracelsus  in  dem 
Wolfschen  Werke  Bd.  I,  S.  486  ff.  Jeder  der  20  Holzstöcke  ist  auf  der  Rückseite  mit 
der  mit  Tinte  geschriebenen  Aufschrift  »Theophrasti  .  .  .  figur  1541  folio  .  .  .«  ver- 
sehen, die  Bezeichnung  der  Figuren  und  die  Seitenangaben  stimmen  genau  mit  dem 
genannten  Werke.  Wir  setzen  sie  bei  jedem  Stocke  bei.  Die  Jahreszahl  1541  soll 
die  Zeit  des  Erscheinens  der  Prognostikation  bezeichnen. 

Hst.  472.  Figur  3:  Landschaft  mit  stehenden  Spiefsen.     WolfH,  S.  486. 

»    473.       »       5  :  Eine  Krone  über  einem  Wasser  und  über  dieser  ein  Mühlstein 

schwebend.     Wolf  H,  S.  487. 
»    474.       »       6:  Gebirgslandschaft,    im  Vordergrunde   ein  Zweig  (eine  Ruthe  ?) 

im  Wasser  liegend.     Wolf  H,  S.  488. 
»    475.       »     10  :  Ein  Mönch,  an  einem  Wasser  Wäsche  schlagend.    Wolf  11,  S.  490. 
»    476.       „     11  :  Ein    sitzender   Bär    in    einer    Landschaft,    an    seinen    Pfoten 

saugend.     Wolf  H,  S.  490. 
»    477.       »     12:  Ein     auf    den    Kopf     gestellter    Stuhl     in     einer    Landschaft, 

darunter  S  P  R.    Wolf  H,  S.  491. 
»    478.       »     14 :  Landschaft  mit  einer  Stadt ,    darüber   zerreifsen    zwei   aus  den 

Wolken  reichende  Arme  eine  Urkunde.    WolfH,  S.  492. 
»    479.       »     15  :  Landschaft  mit    drei  übereinander  schwebenden  Kronen  ,  über 
diesen  ein  Mühlstein.     WolfH,  S.  492. 


HS 


titmt^maurmt  ihm  i  ■ 


Hst.  476. 


Hst.  477. 


Hst.  480.  Fio:ur   16 


481. 

17 

48^2. 

18 

483. 

19 

484. 

±0 

48Ö. 

23 

486. 

26 

487. 

" 

27 

488. 

» 

28 

489. 

» 

29 

490. 

T> 

31 

Zerrissene   Urkunden  und  Bücher  in  einer  Landschaft  liegend, 
dahinter  ein  abgeschlagener  Kinderkopf.    Wolf  II,  S.  493. 
Ein  Steinmetz,  an  einer  Platte  arbeitend.     Wolf  II,  S.  493. 
Eine  Windsbraut,  drei  Säcke  umwerfend,  denen  verschiedenes 
rinsekten,  Knochen,  Geld  f)  entfällt.     Wolf  II,  S.  494. 
Ein  toter  Hirsch  in  einer  Landschaft  liegend.     Wolf  II,  S.  494. 
Ein  Mann  in  Gelehrteutracht   in  einer  Landschaft,    ein  umge- 
kehrtes Kreuz  haltend.     Wolf  II,  S.  493. 

Drei  Kanzeln  mit  je  einem  Prediger   neben    einander,    davon 
weggehend  ein  Mann  mit  einem  Sacke.     Wolf  II,  S.  496. 
Auf  einem  grasigen  Fels  eine  Krone,  darüber  eine  Rose,  über 
dieser  ein  F.     Wolf  II,  S.  498. 

Fünf   Hände,   jede    mit   einem  Schwerte    bewaffnet,    aus    den 
Wolken  kommend.     Wolf  H,  S.  498. 

Um  ein  Kreuz   mit  zwei  Querbalken  (Patriarchenkreuz)   sitzen 
beratend  vier  Männer.     Wolf  IL  S.  499. 

In  einer  Landschaft  ein  Schaf  mit    einer  Stola    um    den  Hals 
und  einer  Bischofsmütze  auf  dem  Kopfe.     Wolf  H,  S.  499. 
Vier  tanzende,  nackte  Kinder,  darunter  eines  mit  einer  Tonsur. 
Wolf  IL  S.  500. 


Katalog  der  Holzstöcke  vom  XV.— XTIII.  Jahrhundert. 


15 


Hst.  478-481. 


Hst.  482-485. 


Hst.  486-489. 


Hst.  491, 


Hst.  491.    Figur  32:  Unter  einem  Baume  liegend    ein    schlafender  Mann,    auf  den 

die  Sonne  herabblickt.  Wolf  II,  S.  501. 
Höhe  jedes  Holzstockes  10,8  cm.,  Breite  je  7  cm. 
Die  vorstehend  beschriebenen  Holzstöcke,  über  deren  Bedeutung  das  Wolfsche  Werk 
sowie  die  noch  anzuführenden  Auskunft  geben,  sind  gegenseitige  Kopien  von  Darstellungen. 
die  erstmals  1536  erschienen  sein  dürften,  denn  sie  sollen  »die  leuff  diser  weit,  so  in 
24  jarn  verlaufen«  ...  »biß  mann  schreibt  M.D.Lx«  im  voraus  verkünden.  Im  germanischen 
Museum  finden  sich  diese  Vorlagen  in  dem  Werke:  »Propheceien  vnd  Weissa  |  gungen.  Ver- 
gangne, Gegenwertige,  vnd  I  Küntftige  Sachen,  Geschieht  vnnd  Zufäll,  Hoher  |  vnnd  Niderer 
Stände.  Den  frommen  zn  ermanung  |  vnd  trost,  den  bösen  zum  schrecken  vnd  |  warnung, 
biß  zum  end,  verkünden-  |  de,  Nemlich:  |  Doctoris  Paracelsi,  |  Johan  Liechtenbergers, 
M.  Josephi  Grünpeck.  |  Joan.  Carionis«  etc.  TBibl.  Nr.  4976  b.  4<^),  welches  Werk  ohne  Ort, 
Jahr  und  Drucker  erschienen  ist,  und  zwar  als  Illustrationen  der  Prognostikation  des  Para- 
celsus.  Das  Buch  kann  wol  in  die  Zeit  um  1536  fallen.  Eine  andere  Ausgabe  dieses 
Werkes  mit  genau  demselben  Titel  und  denselben  Holzschnitten  trägt  die  Jahrzahl  1549. 
fBibl.  Nr.  16201.  4^.)  Dieselben  Prophezeiungen,  die  in  der  erst  erwähnten  Ausgabe  für  die 
Jahre  1536—1560  gegolten  haben,  gelten  hier  für  die  nach  1549  folgenden  24  Jahre.  Die 
Illustrationen  zu  des  Paracelsus  Prognostikation  in  diesen  Werken  sind  in  Querformat  ausge- 
führt, haben  aber  doch  beinahe  dieselben  Gröfsen,  wie  unsere  Holzstöcke,  nur  dal's  bei  diesen 
die  Höhe  zur  Breite,  die  Breite  zur  Höhe  geworden  ist.  Trotzdem  besteht  durchaus  kein 
Zweifel,  dafs  jene  für  die  letzteren  als  Vorbild  gedient  haben.    Andere,  sehr  getreue  Kopien 


118    — 


Hst.  492. 

der  Holzschnitte  von   1536,  ebenfalls  in  Querformat  ausgeführt,   finden    sich    im  »Appendix  | 
Deß  Zehenden  Theils  der  Schrifften  |  Theophrasti  Pa-  \  racelsi«  (Basel,  Chr.  Waldkirch,  1590), 
woselbst    auf  S.  190  —  227    das  Prognostikon    mit    samt  den  32  Figuren  abgedruckt  ist.     Die 
Holzschnitte  dieses  Werkes  sind  dann  wieder  in  »Aureoli  Theophrasti  Bombasti  von  Hohen- 
heim  Paracelsi  .  .  .  opera  Bücher  vnd  Schrifften  .  .  .  Ander  Theyl  (Strafsbarg  1603)«  S.  596  ff., 
vielleicht  auch  noch  in  anderen,  uns  nicht  vorliegenden,  Gesamtausgaben  verwendet. 
Hst.  492  —  507,     16  von  den  36  Dlustrationen  zu  des  Simon  Rosarius  »Antithesis.    De  prseclaris  Christi 
et  indignis  Antichristi  facinoribus.:   hoc  est  descriptio  veri  pastoris  Christi  et  e  contra 
mercenarii   et  Ivpi  Jer.  12  et  23.    Ezech.  3.  33.  34.    Abac.  1.  c.     Sophon.   et  Joan.  10. 
Matth.  7  et  Actor.  20<^ ,    welches  gegen    das  Papsttum    gerichtete    und    den  Papst   als 
den  Antichrist  behandelnde  Werk   nach  Wolf  II,  S.  711    um  1557    zum    erstenmal   er- 
schienen sein  soll  und  dessen  erste  Ausgabe  nach  Brunet  in  der  That  in  diesem  Jahre 
in  Genf  durch  Zacharias  Durantius    gedruckt  worden  ist  und  im  Jahre  darauf  in  die- 
ser Hochburg  des  Galvinismus  zum  zweiten  male  aufgelegt  wurde.     Exemplare   dieser 
beiden  ersten  Ausgaben  liegen  uns  nicht  vor;  dagegen  besitzt  die  Bibliothek  des  ger- 
manischen Museums    unter  Rl.  848    eine    deutsche  Ausgabe   dieses  Werkes,    betitelt: 
»Antithesis.  |  VOn  des  Herrn  |  Christi  herrlichen  thaten,    vnd  des   schentlichen  Pabsts 

vnd  I  Antichrists  schedlichen  schänden  |  vnd  lästern.  | Auß  dem  Latein  allen 

Christen  zu  gut  in  |  Teütsche  sprach  transferiert,  vor  |  niemals  teütsch  im  Truck  |  auß- 
gangen«.  Der  deutsche  Buchdrucker  hatte  nicht  soviel  Mut  wie  der  Genfer:  er  liels 
das  Buch  ohne  seinen  Namen,  auch  ohne  Ort,  Jakr  und  ohne  Angabe  des  Verfassers 


Hst.  493—496. 


—     120    - 


Hst   497. 


Hst.  498. 


erscheinen.  Die  Zeit  des 'Erscheinens  wird  aber  durch  eine  handschriftliche  Einzeich- 
nung  auf  der  letzten  Seite  des  Buches  ungefähr  bestimmt;  dieselbe  lautet:  »Dieses  thail 
hat  mir  geschenckt  Daniel  Wirttenbergcr  formschneyder,  der  die  statt  Rottenburg  hie 
hatt  abgschnitten  den  24  tag  jullius  1559»^).  Das  Büchlein  dürfte  also  kurz  nach 
den  Genfer  Ausgaben  erschienen  sein  und  dokumentiert  sich  schon  dadurch  als  ein 
deutscher  Nachdruck  derselben.  Die  36  Holzschnitte  desselben,  nur  je  5,8  cm.  breit  und 
4,4cm.  hoch,  sind  von  geringem  Werte,  sehr  flüchtig  ausgeführt;  sie  sind  offenbar 
Nachschnitte  der  Illustrationen  der  Genfer  Ausgaben,  da  sie  den  Charakter  der  französi- 
schen Holzschnitte  jener  Zeit  ganz  gut  erkennen  lassen.  Trotzdem  nun  die  Lederlein- 
schen  Holzschnitte  der  »Antithesis«  im  Wolfschen  Werke  ganz  anderes  Format  haben 
—  je  10,8  cm.  hoch,  6,9  cm.  breit  — ,  haben  doch  die  Holzschnitte  dieser  deutschen  — 
oder  resp.  wol  der  Genfer  Ausgaben  —  als  Vorbild  für  unsere  Reihe  aus  dem  Wolfschen 
Werke  gedient,  die  im  Gegensinne  nachgebildet  wurde  und  dabei  nicht  verloren,  son- 
dern eher  gewonnen  hat.  Nur  bei  dem  ersten  Holzschnitte,  die  Geburt  Christi  dar- 
stellend, hat  sich  der  deutsche  Meister  nicht  an  die  französische  Ausgabe  gehalten: 
boten  ihm  doch  die  deutschen  Künstler  des  16.  Jahrhunderts  von  Dürer  an  so  viele  an- 
sprechende Vorlagen,  dafs  er  sich  nicht  versagen  konnte,  eine  dieser  zu  benützen.  Jeder 
der  Holzstöcke  ist,  wie  die  vorhergehenden,  auf  der  Rückseite  von  alter  Hand  mit  »Anti- 
thesis«, der  Nummer  der  Figur,  der  Jahreszahl  1557  und  der  Seite  bei  Wolf  bezeichnet. 


1)  Es  ist  uns  bis  jetzt  nicht  gelungen,  etwas  näheres  über  diesen  Fornischneider,  noch  seine  Ansicht 
von  Rottenburg  (wol  Rothenburg  o.  d.  Tauber?)  aufzufinden. 


121 


Hst.  499. 


Hst.  300. 


Wir  sehen  hier  die  Holzstöcke  in  der  Reihenfolge  hei  Wolf  wieder: 

Hst.  492.  AntiChristus.  II.  Der  Papst  an  üppiger  Tafel.  Wolf  IL  S.  71o  (fälsch- 
lich 783  bezeichnetj.  (Das  Gegenstück  hiezu  ist  Christus  hei  der  Sama- 
riterin am  Brunnen. J 

»  493.  Christus.  III.  Christus  in  der  Wüste,  sich  heimlich  entfernend,  als  ihn 
das  Volk  zum  König  wählen  will.  Wolf  II.  S.  716  (fälschlich  674  be- 
zeichnetj. 

»    494.     Antichristus.  III.     Der  Papst,   der   die   Herrschaft   der   ganzen  Welt  an 
sich  bringen  will,  an  der  Spitze  von  Bewaffneten.     Wolf  II.  S.  717. 
Christus.  IV.     Jünger  Christi,    einen  Kranken  heilend.     Wolf  II.  S.  718. 
Antichristus.  IV.      Der   Papst    freut    sich    mit    seinen    Priestern    seines 
Schlosses  und  seiner  Stadt     Wolf  II.  S.  719. 

Christus.  V.  »Hand  waschen  das  macht  nicht  rein,  Das  gwissen  das  sol 
sauber  sein«.  Wolf  II.  S.  720.  (Das  Gegenstück  ist  in  der  deutschen 
Ausgabe,  der  wir  auch  vorstehende  Bezeichnung  entnommen ,  über- 
schi'ieben:  »Der  Pabst  seim  hauffen  thut  für  geben  Verholten  gsetz, 
dai-nach  zu  leben). 
498.  Antichi'istus.  VI.  Der  Papst  als  Richter  in  Irrungen  zwischen  Laien  und 
Klostergeistlichen  (»Der  Tyrann  gibt  keim  Fürsten  nicht.  jN'ur  einzunemen 
ist  er  abgricht»).     Wolf  II,  S.  723. 


49o. 
496. 

497. 


Katalog:  der  Holzstöcke  vom  XT.— XVIII.  Jahrhundert. 


16 


—     122 


Hsi  501 


Hst.  499. 


500. 


501. 


502. 


503. 


504. 


505. 
506. 

507. 


Antichristus.  X.  Der  Papst  mit  grot'sem  Gefolge  und  reicher  Pracht 
reisend.  Wolf  II,  S.  731.  (Christus.  X.  Jesus  auf  einem  Esel  in 
Jerusalem  einreitend.)  • 

Christus  XL     Christus,  die  Krämer  aus  dem  Tempel  treibend.     Wolf  II, 
S.  732.  (Antichristus.  XI.     Der  Papst,  Ahlafsbriefe  verkaufend.) 
Christus.  XIII.    Die  Fufswaschung.    Wolf  II,  S.  736.    (Antichristus.  XIII. 
Der  Papst  läfst  seine  Füfse  küssen.) 

Christus.  XIV.  Dornenkrönung.  Wolf  II,  S.  738.  Von  dem  Stocke  ist 
oben  ein  2  cm.  breiter  Streifen  abgeschnitten.  (Antichristus.  Die  Krö- 
nung des  Papstes.) 

Antichristus.  XIV.  Der  Papst  wird  von  hohen  kirchlichen  Würdenträgern 
gekrönt.     Wolf  II,  S.  739. 

Christus.  XV.     Ausstellung  Christi.     Wolf  II,   S.  740.     Bei  diesem  Bilde 
hat  sich  Lederlein  nicht  an  den  Holzschnitt  der  deutschen  Ausgabe  ge- 
halten und  als  Vorbild   vielleicht  ein  Blatt   desselben  Meisters  benützt, 
dem  er  die  in  unserer  Beihe  fehlende  Geburt  nachgeschnitten  hat. 
Christus  XVI.     Kreuztragung.     Wolf  II,  S.  740. 

Antichristus.  XVI.  Der  Papst  wird  in  einer  Sänfte  getragen,  vom  Volke 
verehrt.     Wolf  II,  S.  74L 

Christus.  XVIII.  Moses  erhält  von  Gott  die  Gesetzestafeln.  Wolf  11, 
S.  746.     (Antichristus.     Der  Papst  erhält  Gesetze  vom  Teufel.) 


Hst.  502—504. 


(^ 


Hst.  505-507. 


—     12Ö     — 

Schon  in  den  Jahren  lo30— 1540  ist  eine  Reihe  von  14  Blättern  Holzschnitten  unter 
dem  Titel:  »Antithesis  figurata  vitae  Christi  et  Antichristi«  erschienen,  die  uns  aber  nicht 
vorliegen,  so  dafs  wir  nicht  sagen  können,  ob  die  Genfer  Ausgabe  aus  dieser  geschöpft  hat. 
Das  Werk  Antithesis  mag  sich  bei  den  Protestanten  grolser  Beliebtheit  erfreut  haben,  denn 
einzelne  dieser  Gegenüberstellungen  wurden  sogar  bis  in  die  Gegenwart  erneuert,  wenn  in 
Folge  von  Ereignissen  auf  religiösem  Gebiete  der  betreffende  Verfertiger  glaubte,  dafs  sich 
das  Publikum  gerade  zu  dieser  Zeit  dafür  interessieren  und  damit  also  ein  Geschäft  zu 
machen  sein  dürfte, 

H.  Initialen  und  Buchdruckverzierungen  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  16.  Jahrhunderts. 


Anschliefsend  an  den  aufS.  33tf.  dieses 
Kataloges  veröffentlichten  künstlerischen 
Schmuck  der  Druckwerke  aus  der  Mittt' 
des  16.  Jahrhunderts  lassen  wir  hier  die 
zeitlich  darauf  folgenden  Zierstücke  unse- 
rer Sammlung  folgen,   müssen  den  An- 
fang aber  mit  einer  Reihe   von  Stücken 
machen,    die   eigentlich   in  der  ersteren 
Abteilung  aufzuführen    gewesen    wären. 
Hst.  o08.    Stückchen  einer  Randleiste  in 
sogen.     Flötnerscher     Manier, 
vollständig      übereinstimmend 
mit  Hst.  90  u.  91.  bei  denen  es 
aufgeführt  hätte  werden  sollen. 
Länge  4  cm.,  Breite  1,4  cm. 
Hst.  509— 0^7.    Meister  A  F.  19 Leisten 
zu  Randeinfassungen  des  Wer- 
kes Andr.  Alciatus,  liberemble- 
matum,  das  nachlS'aglersMono- 
grammisten  IV,  S.  973  im  Jahre 

1548  zu  Lyon  von  Matthieu 
oder  Mace  Bonhomme  gedruckt, 

1549  u.  1551  neu  aufgelegt 
wurde,  und  von  dem  ein  Bruch- 
stück in  der  Bibliothek  des 
german.  Museums  (Nr.  16008) 
zu     einem     Stammbuche     des 


Hst.  509—512. 


—     126     — 


Hst.  513—516. 


Dietrich  Georg  v.  Berka,  Herrn  auf  Leipa  und  Neu-Streinauf.  verwendet  worden  ist, 
das  Einträge  aus  den  Jahren  1566—1570  enthält.  Höhe  der  Seitenleisten  je  11,1  cm., 
Breite  1,4 — 1,6  cm.;  Länge  der  oberen  und  unteren  Querleisten  9,8 — 10.5  cm.,  Höhe 
derselben  1,5 — 2,5  cm. 

Hst.  509 — 512.  Umrahmung,  die  beiden  Seitenteile  mit  Karyatiden,  welche  Säulen 
tragen,  auf  denen  in  der  oberen  Querleiste,  die  in  der  Mitte  einen  Stein- 
bockkopf hat,  Vasen  mit  Feuer  stehen;  die  untere  Querleiste  zeigt  in 
der  Mitte  eine  gehörnte  Fratze,  von  welcher  symmetrisches  Band  werk, 
belebt  durch  Schlangen,  ausläuft. 


—   itl   — 


'Fi 


Hst.  525. 


Hst.  524. 


Hst.  ol7— oi9. 


Hst.  513—516.  Umrahmung,  deren  Seitenleisten  Maskarons  zwischen  Bandwerk 
zeigen,  während  oben  ebenfalls  ein  Maskaron  mit  Genien  zu  den  Seiten, 
unten  eine  kleine  Kartusche  zwischen  zwei  chimärischen  Tieren  sich  fin- 
det.    In  der  Umrahmung  der  Kartusche  stehen  die  Initialen  A  F. 


128    — 


q 


Hst.  527. 

Hst.  517 — 519.     Die     beiden    Seitenleisten     und     die 
untere    Querleiste   einer  Umrahmung,    die 
lediglich  symmetrisch  verschlungenes  Band- 
werk, die  untere  Leiste  in  der  Mitte  auch  eine 
Vase  enthält. 
Ilst.  520.  521.     Zwei  Seitenteile  einer  Umrahmung  mit 
gehörnten  Karyatiden,    deren   Kopf  durch 
Balkenwerk  geht. 
Hst.  522.  523.    Zwei  desgleichen  mit  kleineren  Karya- 
tiden, über  denen  eine  Vase  steht. 
Hst.  524.  525.     Seitenleiste  und  Kopfleiste  einer  Um- 
rahmung, die  innen  laufend  einen  Eierstab 
zeigt  und  meist  aus  Rollwerk  gebildet  ist. 
In  der  Mitte  der  Seitenleiste  eine  Muschel. 
Hst.  526.     Untere  Querleiste  einer  Umrahmung,  die  in 
der  Mitte    eine    wappenschildartige  Figur 
mit  Arahesken    enthält    und    die  Initialen 
AF  zeigt. 
Hst.  527.     Oberer  Teil    einer  Umrahmung    mit    einer 
muschelartigen  Fratze    in    der  Mitte    und 
Fratzen  aufsen  zu  beiden  Seiten. 
Über  den  Meister  A  F  ,    dessen  Monogramm  auf 
Hst.  516  u.  526  vorkommt,  können  wir  leider  keinen 
Aufschlufs  geben ;  merkwürdigerweise  ist  dieses  Mono- 
gramm   bei  Nagler    nicht  angeführt,    obgleich  er  ein 
anderes   Mongramm,  P  V ,    das  auf  Einfassungen  des- 
selben Werkes  vorkommt,   auf  unseren  Stöcken  aber 
nicht  vertreten  ist,    verzeichnet   und  sich  überhaupt 


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%.  \  «„ 


Hst.  523. 


Hst.  526. 


ausführlicher  über  dieses  Werk  ergeht,  dessen  Bilder  und  Einfassungen  auch  in  den  Ausgaben 
des  Guillaume  Roville  von  1549,  1550,  1566,  1573  und  1614  vorkommen  sollen.  Schon  in 
dem  defekten  Exemplare  des  »liber  emblematum«  des  Alciatus  im  germanischen  Museum  sind 
die  Abdrücke  dieser  Einfassungen  sehr  schlecht. 

Neuabgedruckt  sind  unsere  Stöcke  auch  im  »Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit« 
1874,  Nr.  7  und  1878,  Nr.  5. 


Hst.  558. 


Hst.  ösr 


—     IM)    — 

Auch  noch  der  früheren  Zeit  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  gehört  an: 
Hst.  528—581.  Umrahmung,  von  welcher  jede  Seite  drei  ovale  Kartuschen,  die  jedenfalls  zum  Ein- 
drucken eines  Textes  dienten,  verbunden  durch  Fruchtgehänge,  enthält.  Ähnliche, 
aber  reichere  und  hübschere  Fruchtgehänge  finden  sich  als  Randeinfassungen  der 
grofsen  Apianschen  Landkarte  von  Bayern,  der  Rückseite  der  Kaiserbilder  in  dem 
Werke  Imperatorum  Romanoruui  omnium  .  . .  imagines  (Zürich  1559)  und  in  anderen 
Werken.     Höhe,   resp.  Länge  jeder  Leiste  i21,7 — 21,8  cm..    Breite  derselben  je  3,2  cm. 

Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorzeit«   1878,  Taf.  bei  Nr.  5. 
Derselben  Zeit  wie  die  vorstehende  Einfassung  entstammt: 
Hst.  532.     Senkrechte   Ornamentlciste    einer    Umrahmung,     die    zwischen    symmetrischem    Bandwerk, 
Blättern  und  Früchten  huscheln  unten   die  Taube   des  heiligen  Geistes,   darüber  Adam 
und  Eva  mit  der  Schlange,  oben  eine  nackte,  weibliche  Figur  enthält.     Höhe  29,8  cm.. 
Breite  2,1  cm. 

Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorzeit«  1878,  Taf.  bei  Nr.  5. 


^:^: 


Hst.  533. 


Ilsl.  :i34. 


Verschlungenes  Rankenwerk  mit  Blättern  und  Blüten,  belebt  durch  einen  Löffelreiher,  einen 
Storch  und  einen  Schmetterling.  In  der  Mitte  des  Holzstockes,  der  nur  8mm.  stark 
ist,  iindet  sich  eine  viereckige  Öffnung,  in  welche  wol  ein  Buchstabe  je  nach  Bedarf 
eingesetzt  wurde,  so  dafs  der  Stock  als  Ersatz  des  Schmuckes  eines  Initials  zu  be- 
trachten ist,  eine  Übung,  die  in  den  folgenden  Jahrhunderten  sich  noch  weiter  aus- 
l)ildete.  in  der  früheren  Zeit  wol  nur  vereinzelt  vorkam.  Höhe  7,5  cm.,  Breite  7  cm. 
Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«  1874,  Sp.  69. 

Rahmen;  oben  der  lehrende  Christus,  der  die  Kindlein  zu  sich  kommen  läfst,  zu  den  Seiten 
graziöses  Rankenwerk  jnit  acht  musizierenden  Engeln  in  den  sich  ergebenden  Öffnungen 
und  dazwischen  beiderseits  in  der  Mitte  ein  Lorbeerkranz ,  der  leer  ist,  und  in  dem 
sich  eine  quadratische,  durch  den  ganzen  Holzstock  gehende  Öffnung  befindet.  Unten 
eine  von  zwei  Engeln  gehaltene  Kartusche,  mit  einer  rechtwinkeligen  Öffnung,  in  welche 
lose  ein  besonderes  Stöckchen  mit  der  Jahreszahl  1588  eingefügt  ist,  während  der  Rahmen 
(loch  wol  einer  noch  früheren  Zeit  angehören  dürfte.  Höhe  und  Breite  17,5  cm. 
Abgedruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«   1874,  Sp.  71f. 


ISl 


llst.  534.  535." 


In  eine  der  quadralisclien  Öffnungen  des  vorstehenden  Holzstockes    ist  lose    eingefügt 
und  mit  demselben  an  der  angegebenen  Stelle  ebenfalls  abgedruckt: 
Hst    f)8o.     Mondsichel.     Derselben   dürfte  auf  der  Janderen  Seite    wol   eine  Sonne   gegenübergestanden 
sein.     Höhe  und  Breite  1.6  cm. 

17* 


—     132     — 

In  ehvas  spätere  Zeit  fallen  und  sollen  nach  IVeundliclier  Mitteilung  des  Herrn  Heinr. 
Eduard  Stiebel  in  Frankfurt  a.  M,,  Besitzers  einer  höchst  umfassenden  Sammlung  von  Bücher- 
ornamenten, noch  in  Druckwerken  von  ca.  1600  aus  der  Offizin  des  Henning  Grofse  in  Leipzig 
zur  Verwendung  gekommen  sein  : 


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F^. 


Hst.  536.     537. 


Hst.  540—548. 


Hst.  538.     539. 


Hst.  536 — 54'2.  Vier  senkrechte  und  drei  wagrechte  Leisten  von  Bandeinfassungen,  wie  sie  namentlich 
hei  Gebetbüchern  Verwendung  fanden.  Auf  schraffiertem  Grunde  finden  sich  zwischen 
symmetrischen  Ornamenten  verschiedene  Tiere,  hei  den  senkrechten  Leisten  auch  Vasen 
mit  stilisierten  Pflanzen  und  Blumen.  Höhe  der  senkrechten  Leisten  11,3  cm.,  Länge 
der  Querleisten  6,5  cm.,   Breite  der  ersteren  und  Höhe  der  letzteren  0,6  cm. 

Zu  dieser  Serie  gehören  ferner: 
Hst.  543—548.     Sechs  Querleisten  mit  ähnlichem  Ornamente  von  gleicher  Länge,  aber  etwas  höher.    Die 
eine  derselben  zeigt  in  der  Mitte  ein  quadratisches,   durch   den  Stock  gehendes  Loch, 
zum  Einsetzen  eines  Stöckcheng.    Höhe  derselben  1,2  cm.    Diese,  sowie  die  vorstehen- 
den Querleisten  sind  an  der  Seite  mit  einem  cingeschnitlenan  Kreuzchen  bezeichnet. 


133 


Den  Beschlufs  dieser  Reihe  machen : 


Sl 


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Hst.  349.    550.     Zwei     so      ziemlich 
gleiche,  grofse  Querleiston 
mit  BandAverk,   Gehängen. 
Vasen,  Fruchtbüscheln  etc., 
die  wol  nach  einerund  der- 
selben Vorlage  geschnitten 
-  sind  oder    von  denen    die 
eine     nach     der     anderen 
kopiert  wurde.  Oben  in  der 
Mitte  findet  sich  ein  Engels- 
kopf.   Jeder  dieser  Stöcke 
hat  in  der  Mitte  drei,  nach  der 
Quere   laufende  Öffnungen, 
eine  gröfsere  mittlere   und 
zwei  kleinere  seitliche,  zur 
Einsetzung      von     Schrift. 
Höhe  3,8 cm.,  Länge  19,6 cm. 
In  jenen  von  Henning  Grofse  ge- 
druckten Werken,  welche  die  Biblio- 
thek  des   german.   Museums   besitzt, 
finden  sich  die  Leisten  Hst.  536  — 550 
nicht.      Abgedruckt     sind    dieselben 
im  »Anzeiger  f.  Kunde   d.  deutschen 
Vorzeit c.  1874,  Sp.  69  f.,  1878,  Sp.  133  f. 


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^ 


r\^ 


Gegen  den  Schlufs  des  16.  Jahr- 
hunderts tritt  bei  den  Initialen  die  Ge- 
stalt des  Buchstabens  deutlich  hervor, 
es  macht  sich  auch  hier,  wie  auf  an- 
deren Gebieten  das  Bestreben  bemerk- 
bar"", durch  derbe  Massen  zu  wirken. 
Hst.  551.  55:2.    Zwei  Initialen  W  vom 
Schlüsse  des  16.  Jahrb.,  wie 
sie   vorzugsweise  zu   Man- 
daten benützt  wurden,  die 
mit  »Wir«   begannen.    Das 
gröfsere  W   zeigt    auf   der 
Rückseite  Überreste    einer 
Zeichnung     eingeschnitten, 
die  als  Ton  gedi'uckt  wurde. 
Höhe     dieses    W    9,2  cm.. 
Breite    7,1  cm.,    Höhe    des 
kleineren    (d,S  cm. ,    Breite 
6,4  cm. 
Abgedruckt  im  »Anz.  f.  Kunde  d. 
deutschen  Vorzeit«  1878,  Sp.  73  f. 

Diese  W,  sowie  die  folgenden 
Initialen  sind  das  ganze  17.  Jahrb. 
hinduixh  und  auch  noch  ioi  18.  von 


's.ti 


S^J'-'il/^ 


den  verschiedensten  Offizinen  benützt  worden,  sie  waren  Gemeingut  alk 


134 


Hst.  ööl. 


Hst.  Ö52. 


Hst.  553-574.  Die  Buchstaben  A  (doppelt),  B,  G,  D,  E,  F,  G.  H,  I,  K,  L,  M  (doppelt),  N,  P  (doppelt), 
S,  T,  V,  W  (doppelt)  eines  unvollständigen  Alphabetes,  Anelleicht  auch  zweier,  da  die 
doppelt  vertretenen  Zeichen  sich  hei  aller  Ähnlichkeit  doch  nicht  vollständig  gleichen. 
Höhe  3,7  cm.  Breite  2,6 -3,7  cm. 

Aho-edruckt  im  »Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit«   1878,  Sp.  73 ff. 


•v  /^;-^ 


Hst.  553—5(30. 


—     13»     — 


'-^^ 


?_W^ 


Hst.  561—374. 


-    1S6    - 

Nachtrag'). 

Zu  den  für  Tondruck  geschnittenen  Stöcken  Hst.  37 — 41  (vgl.  auch  S.  64  dieses  Kata- 
loges)  gehören  noch  die  folgenden  in  derselben  Manier  ausgeführten  : 
Hst.  39  a.     Gekröntes    Wappen    von  Castilien  und    Leon,   umgeben    von    der  Kette    des  Ordens    vom 

goldenen  Vliefse.     Höhe  16,7  cm..  Breite  10,8  cm. 
Hst.  39  b.     Desgleichen  von  Aragonien  und  Sicilien.     Höhe  16,5  cm.,  Breite  11,2  cm. 


Hst.  39  a. 


1)  Die  Nummeru  dieses  Nachtrag'es  bezeichnen  die  Stelle,   an  welche  die   betreffenden  Holzstocke  ord- 
nungsgemäfs  einzuschalten  wären. 


-     137     — 

Hst.  39  c.  Gekrönter,  gevierter  Schild  mit  den  Wappen  von  Jerusalem.  Toledo,  Valencia  (?)  und  Navarra, 
gleichfalls  von  der  Kette  des  Ordens  vom  goldenen  Vliefse  umgeben.  Höhe  17  cm., 
Breite  ll.o  cm. 

Auch  diese  Stöcke  sind,  wie  die  früher  abgedi'uckten.  noch  nicht  ordentlich  zugerichtet 
und  haben    noch    ein    sehr  klotzio;es  Aufsere. 


Hst.  39  b. 

Hst.  Ho.    Initial  A.     An  Stelle  des  A  ist  auf  S.  53  aus  Versehen  der  Buchstabe  H  abgedruckt,  der  als 

Hst.  118  a  einzuschalten  wäre. 
Hst.  121a.     Initial  N,  zu  demselben  Alphabete  gehörig,  zu  dem  das  A  gehört. 


Katalog  der  Holzstöcke  Tom  XT.— XVIII.  Jahrhundert. 


18 


—    1: 


Hst.  39  c. 


Hst.  115. 


Hst.  121  a. 


-     139    - 

Zum  Schlüsse  ist  zu  bemerken,  dafs  an  dem  mangelhaften  Abdrucke  mancher  der 
Stöcke  dieses  Kataloges  nicht  die  Buchdruckerei,  aus  welcher  derseli)e  hervorgegangen,  die 
Schuld  trägt,  sondern  die  teilweise  recht  schlechte  Beschaffenheit  der  alten  Stöcke,  die  nicht 
nur,  wenn  es  in  der  Beschreibung  ausdrücklich  bemerkt  ist,  sondern  überhaupt  viele  ausge- 
sprungene Stellen,  Bisse  und  Sprünge  zeigen,  oft  durch  den  Wurmfrafs  sehr  gelitten  haben 
und  manchmal  so  morsch  sind,  dafs  Abdrücke  nur  mit  der  gröfsten  Vorsicht  hergestellt  werden 
konnten.  Kaum  einer  dürfte  sich  unter  den  Stöcken  finden,  an  dem  nicht  der  Zahn  der  Zeit 
genagt  und  seine  zerstörenden  Spuren  zui'ückgelassen  hätte. 


Register 


Am  in  an,  Jost  59.  102. 
Andrea,  Hieronymus  28. 
Baldini,  Vittorio.  110. 
B  e  li  a  m  ,  Hans  Sebald  26. 
Bros  am  er,  Hans  33. 
Cranach,  Lucas  26. 
Dürer,  Albrecht  24. 
Flötner,  Peter  50.  125. 
Formschneider,  Hieronymus  28. 
Glockenton,  Georg  d.  J.  56. 
Guldenmund,  Hans  27  f.  104ff. 
L  e  d  e  r  1  e  i  n ,  Jakoh  101  ff. 


Monogrammist  AF  59.  125  ff. 

B  0  62. 

M  S  56. 

P  V  128. 
Neud  orfer,  Johann  33  ff.  47  f. 
Schaufele  in,  Hans  Leonh.  24. 
Solls,  Virgil  59. 
Tournes,  Jean  de  55. 
Weigel,  Hans  56. 
Wirttenberger,  Daniel  120. 
Wurm,  Hans  56. 


I 


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I