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Full text of "Kirchenmusikalisches Jahrbuch 20.1907"

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<3>rpan3tcjfter 3afyrgcmg. 



('f'aJ**'*- 



^erausgegeben von Dr. |runj $av. §abevl. 



^tciffigfter 3<M>td*ttft bcä ftii&erett <£äciUettf<ilcttbe?3» 



1907. 

Regensburg, Rom, Rem tyork unb Cincinnati. 

$tu<& unb erfaß uott gfriebrid} duftet. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





MUSIC-X 

ML. 

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UMIVERSITY OF MICHIGAN 


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fsTELLFELD 


Vovxooxt 


<Srf)ou aum 29. Qoljrgang würbe bemerft, bafe bie (Srfcfjeinuttgötüeife bcS 
Eircbemnufifaltfcben Qa^r6ud)e§ in jwanalofen ßeiträmnen erfolgen werbe. ®er 
28. (18. beS QabrbucbeS) £>ätte 1903 erfcbetnen follen, würbe jebocb erft tm 
bruar 1904 auSgegeben, ber 29. erfdjien im Q;um 1905, ber oorliegenbe 30. wtrb 
im Januar 1907 ebiert. 

£)ie Urfadje biefer 93erfpätungen liegt teils beim Herausgeber, welcher burd) 
bie ^ßubfifotion ber beiben SWonatSblätter „Musica sacra“ (40. Qaijrgang) unb 
„©äcitienuereinSorgan" (42. Jahrgang), fowie burcb bie SEorrefponbenj als ©eneral* 
präfeS üon 29 ®iö*efan=©äctlienuereinen unb enbltdj burcb ben fechSmonatlicben 
Unterricht an ber Ijiefigen SHrcbenmuftffcbule übermäßig in Slnfprudj genommen 
ift, teils an bem mit jebem $al)re abnebmenben Qntereffe beS CefepubltEumS für 
baS Eircbenmujtfaliftbe Jahrbuch. 

®er Inhalt biefeS 30 . ( 20 .) 3abrgangeS bringt oiel 9teueS, befonberS in ©pejialflubien 
über tirchenmufitalifche Blaterien. Sie fechfl Suffäpe oou P. ©erb- ©ietmann haben burch» 
au« obieftipeS unb WiffenfdjaftlicheS ©epräge; in ben „©eitragen jur ©lodenfunbe" non ffarl 
SEBalter ift ein 9lbf<hlu§ ju früheren ähnlichen 2lrtifeln beS emfigen, gewiffenljaften unb uner» 
müblidjen ftadjmanneS gegeben. Ser faft erblinbete Benebittiner=Bater in ÜJtetten, Utto $orn- 
ntüller, tommentiert baS 15 . &apitel beS ÜJtifrologuS oon ©uibo SlretinuS burch ein Wobt* 
burcpbacbteS ®iftat; Dr. Äarl SBeintnann belegt bie -Biographie geonljarb BamingerS mit 
neuen Dofumenten unb bietet eine umfaffenbe Bibliographie ber Blufitwerfe biefeö Baffauer 
SJteiflerS. ®aS 3lnbenfen beS f Dr. ©eorg 3acob ehrt Dr. $>. Bäuerle, ber jugleidh 5 be= 
beutenbe mufifgefcbichtlicbe Bublifationen beS 3abreS 1906 befpricht; ihm oerbanfen bie fRebaltion 
unb bie Befiper ber 30 Jahrgänge beS ©äcilienfatenberS unb beS fircbenmufilatifcben 3abr= 
bucbeS ein forgfältig ausgearbeitetes Manien- unb ©acbregifler. ©ine Älofierfrau überrafcht 
angenehm unb lehrreich burd) ben Slrtilet über ben „@influ§ ÄlopflodS unb feiner ©d>ule auf 
baS fatbolifdje Stirjhenlieb." — Sie ©tubie beS Unterjeichneten über „geben unb BJerfe beS 
Drpheo Becchi" mochte Anregung geben, ben Schöpfungen biefeS Btailänber BleifterS noch 
Weiter nachjugeben. Sie Verausgabe beS BlufütraftateS oon ©obelinuS Betfon burch Dr. #er» 
mann BiüIler ift für bie Blufifgelehrten eine WertooHe Bereicherung ber ÄenntniS mittel» 
alterlicher Sbeoretifer. Sie früher ( 1903 ) erfd)ienene ©tubie pon 3af. Ouabflieg über 
„Seytunterlage unb Septbebanbtung in firdjlidjen SonWerfen" finbet ihren 9lbfcbfu§ burch 
BacbweiS, Wie nnb Was bie „Btobernen" über biefen wichtigen Bunft pon ben „eilten" lernen 
tonnen unb follen. 

3m jWeiten Seile flehen Äritifen unb Referate mufifgefchidjtlidjer Bublitationen, Per» 
fafjt Pon Dr. £. Bäuerle, fowie über bie „Senfmäler beutfcher Sontunft, herausgegeben mit 
Unterfiüpung ber preufifd&en, baprifchen unb öflerreichifdjen ifultuSminiflerien, befprochen Pon 
3of. «uer. 


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Goc igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





JPtrwevi 


tS'isre 'ffl initticilrtiK. erfrfjeivu in tnefem ^o/)t^cVttgc hictjt,- uni bie vV>ci» 
ftclinwftfetoFte« niitt itber>Höf»,üi 511 icei^evn; ftutt berfetben ijnt ficii febixfj Sie Seiten- 
beö Jfjtcc- ocrmdnf. 

'Jflit'btctein 30. i'20.) ftalirä<mne ■ fÄtiefet bcr 11 11 teraeidj* ete feine S.itiqtcii 


^NeijenMiuvi], um ii4. iftegcmbev 1006. 


Dr. JTr X $nbed, 

I>ircftot äcs KirdivWKfiffi^ulC'. 


m 

bi 











Abhandlungen und Auffäfee. 

—w— 

ÖßoraCta. 


I. $er g£»rta?tent im Gboral. 

i» Urographie masicalo VII. 
Du role et de la place de 
l’accent tonique lat in 
dansle rythine gregorien. 
(Über bcn 21'ovtafjcut beb Vatctuifcheu, 
feine 'Kode unb 'Stellung im gregoria* 
nifdicn (Mcfange.l 

fyvüheve Untcvfudjungen bev 'i'aleo* 
qvaphie betagten fid) mit bev Verleitung 
bev lihoval nielobte anb bem lateinifdicn 
Äfjentfuftcm unb bem Jon fall bev ftunft* 
pvofa, bem fogen. liuvfub. $cpt foll bab 
3*evhältuib blsS HFjenteb jum h U th* 
mub flavgelegt mevbeu. ÜMe bie iVelobie 
midi bev ^luidnnutng bev Schule non 
Solebmeb ilne (5'iuublage in bem Jon* 
wedifel bev „ovatorifcheu* Sprache hat, 
obgleich fpiitev bie Spradmtelobic non bev 
mufifalifcbett überholt umvbe, fo ift and) 
bev gregoviattifebe ih'hntbniub „ovntovifd)" 
unb mufiFaliicb jugleich. Jied ift bie 
berühmte fvrage be-cS „ovatovifdieu fh'butb* 
mub" im 151)oval, meldjc bie Jeilf vagen 
non langer ober fuvjev fiotenbauev, Jon* 
ftävfe unb Jonfdnoäche, iSinfa^ bev 
ntelobifdien Bewegung unb sHuhc bev* 
felbeu einnhliefu. Jom 'Diorgurreau oev* 
fiebert unb nun. baff ein jwaujigjühvigeb 
Stubiuiu beb liboralvhuthmub, neben bev 
tägltdien 'fkai'ib beb Singend, bie fol* 
geitbc Jlieovie »uv fKeite gebvadit habe, 
(jr gebeult bie fKlnitlnnublebve jwar nid)t 
fofort ju linbe 311 führen, aber ftc hoch 
in ihren ©ruubltnien ju zeichnen. Jabei 
warnt er uor bev Annahme, baff eine 
fünfjelmhunbevt fl ab re alte fWuftF buvth» 
anb ähnliche 15 harafterjüge wie bie rno* 
bevue aufweifen nüiffc. 

iLVfentlid) gebt bie Delire Jom fWoc* 
queveaub babin, cb gefelle ftch bev la* 
teinifdie Jcytafjent niel lieber jum Stuf* 
fchlag alb juttt fiicbevfdüag bev Jattb, 
alfo eher -ju bem fchwadjen alb 311 m 

£nitifvl, fl. iV, V v)&vt»ucfc, SO. ;V«bv$. 


ftarfen Jeit etneb JaFteb, bejW. taFt 
ähnlichen 'JMobietvilcb, fo bajj$ bev mit* 
fifalifdje iWhuthmub, um nwbern ju rebeit, 
bev fh'egcl nach über bie Jaftftviche 
binühergveife, äbttlid) wie eb bei bev Sun* 
Fope bei* fBienfuralmufiF geidüebt. Jabei 
fei aber feftjubaltcn, baft bie betonte 
Silbe regelved)t rhüthmüch 311 einer 
Furjcn. bie unbetonte Silbe 311 einer 
langen fMotc gehöre. Sine 9)hiftevform 
beb et uf aebfte n, einheitlichen fWetobiegl iebeb 
im liberal wäre alfo etwa folgenbe: 

| j nicht etwa fo: # 

ihn-st us. Ohri-stus. 

Jantit ift ein beftäitbigcv, wenigfteub 
fdieittbavev SfiMberfpvuch jwifchen bem 
ü'ortaFjeut unb bem vlmtbutifcbcn ^If^cnt 
gegeben. Jic ganje ^hraficraitg, b. h. 
IMlieberung bev fDfelobic in Flcincve unb 
qröfteve Jcilc mit ihrer vhuthmifdjcn 
Jouabftufung gefdiicbt nun auf biefev 
(5'rnnblage. ftflatt eiidimfe nicht: bie 
Sache ift lange nicht io fdilimm, wie ftc 
Hingt, unb uwicl auch wir an fUJoc* 
quevxaub Jlieovie 31 t beanftanbeu haben, 
fo fei bod) gleich feftgeftellt, baff bie 
Arbeit eine reidie fyilllc bev Belehrung 
bietet, unentbehrlich für benjenigen, bev 
bie Ufethobe beb iShovaloovtvagb in bev 
Schule oott Solebmeb Fennen lernen ober 
fid) auf ben angemeffenen Vortrag bev 
in Hubfidit geftelltvu oatiFanifcheu liberal' 
form eiuftubieren will. 

^Natürlich wirb oon vornherein an* 
genommen, baft über ben fKbutlnnub beb 
iiboralb in beit alten Jan bid) vif teil unb 
bei ben fvübeften Jheovetifevn nur wenig 
HubFuuft ju holen fei. fh'antentlid) wirb 
bev Jauevmevt bev liboralnoten alb 
gleid) vovaubgeicfct unb jebe 5*1 vt oon 
JaFtmeffuna im Sinne bev iväteren 
'lVufiF entfdiiebett abgelehut. liMinfluhcv* 
weife nimmt ih'ocquereau |üugft |Rn$- 
segna greg. f$uli 1900' alleb bab jurücF. 

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Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



2 dljoralio. 


©8 6 efcbäftigt utt 8 Eiter auch meiter niebt; 
nur an einer ©teile läßt er fidj auf eine 
‘ißolemif gegen bie ©boraUSftenfuraliften 
ein unb forbert ben SBiberfprucb Ejeraug. 

gm erften Kapitel (//über ben 2 ßort= 
afjent bei ben SEomponiften ber SEircben* 
muftf'') mirb bie Stellung ber ntobemen 
SEomponiften unb ber älteren kontra* 
punftiften jurn Slfjent eines Eateinifdjen 
SejteS befprocben. gene beEjanbeln ben 
lateinifdjen Slfjettt gang fo mie ben ber 
ntobemen ©pracben, laffen ihn atfo im 
allgemeinen Durchaus mtt bem ftarfen 
Saftteil jufammenfatlen. Unb baS ift 
bereits jur unüer&rficblicben tbeoretifcben 
Siorm gemorben. 3 um< rt in Seutfcblanb 
mirb man faft immer eine 33ebanblung 
beS lateinifcben SlfjenteS ftnben, mie in 
bem befannten Omni die, beffen rIpjtb* 
ntifcbe ^Betonung genau ju ber fpracp= 
liebelt ftimmt. 2 Jcit anberett SBorten: bem 
metrifeben 33erSfufj, 3 . 33. omni entfprid)t 
jebeSmat ein muftfalifeber Saft J J; nur 
am ©eblufj greift eine unbetonte, ober 
richtiger, febtoaebbetonte ©itbe über ben 
Saftftricb bi^er unb erhält ben rbptb= 
ntifcbeit Slfgent: inilmä. ©onft aber 
burebfreuaen ftd) ber fpracblicbe unb ber 
muftfaltfcbe SEhpthmuS, ^ßerSfufj unb 
Saft niebt, fonbem teilen SDEelobie unb 
Sejt in OöÖig entfpreebenbe Seile. SWan 
fönnte bie Saftftricbe einfadb in ben 
Seyt berabiieben. £)ieS SEbbthmifterungS* 
fbftem macht bie SGBorte babureb oerftänb* 
lieber, bafj ber ©praebafjent bureb ben 
tttufifalifcben oerftärft mirb. Sagegen 
mirb bie Semegung ber üJEuftf ge= 
bunbetier, inbem fte immer bafür ju 
forgen bot, bafj ein ftarfer Saftteil mit 
bem üöortton jufammentreffe. Sie reine 
g.nftruntentalmufif ibrerfeitS oerfefjlt 
niebt, jebeSmal ben Anfang beS Saftes 
ftarf j$u betonen. 

SJEocquereau fyebt nun jurtäcbft her* 
oor, bafj ber ShtSnabmen oon biefer 
Siegel gerabe bei einigen ber größten 
SEomponiften gar niebt menige jtnb, fei 
eS, bafj fte in ber gnftrumentalmuftf 
offenbar febmaebe SEoten, 3 . 33. bie ©cblufj* 
itote eines SJEotioeS, in ben Slnfattg beS 
SafteS bringen, fei eS, bafj fte in ber 
33ofalntufif ftcb (febeinbar) in 333iberfprueb 
fe^ett mit bem Söortton. 8 lucb Sheoretifer 
fpreeben iljte 33ermunberung barüber aus, 


bafj ihre fo oernünftige Siegel boeb fo oft 
übertreten mirb. 

gnSbefonbere merben fobaitn bie 
fontrapunftifeben SJieifter beS 15. bis 
17. gabrljunbertS üerpört, um ju be= 
euaen, bafj „bie rein rbptbntifcb 6 e= 
anoelten, b. b- mit ber ©cblufjfilbe 
unter bie erfte 3 e iteinbeit beS SafteS 
gefegten 3ßorte in ungebeuerer SJEeljrbeit 
feien im 33ergleicb au ben in baS enge garl) 
eines SafteS eingefcbloffenen." (©. 125.) 
gn ber Sat lägt bie lange SEeifje ber 
Seifpiele baran niebt jmetfeltt, bafj bie 
älteren SEontrapunftiften, auch ‘tßaleftrina 
niebt ausgenommen, ftcb oi<bt ängftlieb 
bemühten, ben Slfjent toon Seyt uno Saft 
in jenen meebanifeben ©inflattg au bringen. 
®S ift mabr, SWocquereau führt oor= 
miegenb ^ontponiften üor, bie bureb ihre 
©emöbnung an bie fran^öftfebe 8 lu 8 = 
fpraebe beS SateittS niebt baS lebhafte 
©efüht für bie ©tärfe beS SlfjenteS hoben 
mochten mie mir Seutfeben; aber eS 
fehlen bie Eßrohen auS anberett SJieiftent 
nicht, unb bie ntufifalifebe Sßirfung ift 
bei ber 33erfäumung ber ftrengen Siegel 
feineSmegS übler. SJEocquereau min 
biefen galt niebt etma als SluSnabnte, 
bie einem beftimmten 3 üJecfe biene, be= 
trachtet miffen, fonbem als baS geeignetere 
SJEittel, bie beiben SlE^ente, ber Siebe unb ber 
SJtufif, jur ©eltung ju bringen. (©. 36f.) 
8118 SluSnabme erfqeint ihm oielmehr 
(©. 50) ber überaus häufige gaH, menn 
auf bie afjentuierte ©ilbe eine Sioten= 
gruppe ober auch nur eine febr lange 
Siote gefegt ift. könnte man nicht ebenfo= 
gut untgefehrt fagen, biefer gatt bemeife 
eben, mie ber SEomponift oott ber 33 er= 
manbtfebaft beS SBorttonS mit ber rbbtf)* 
mifeben unb ntelobifeben «f)erOorE)ebung 
badbte? SJiancbmal mirb ber in ber 
SMobie fehlenbe Siaebbmif bureb bie 
Harmonie ober bie Seytunterlage in 
einer anberett ©timme ergänzt. SieS 
unb anbereS fdjränft baS oon SKocquereau 
aufgefteHte ©efe§ ein. gmmerbin ift 
nicht ju tterfennen, bafj febr oft ber 2 ßort= 
ton unb ber rbptbmifcbe Slfjent mit= 
einanber ju fämpfen febeinen, ober rieb' 
tiaer, betbe üon ihrer ©tärfe fo oiel 
aoge 6 en, als jur 33 ermeibung einer 
hämmembett 33etonung ohne 8 lfjent= 
meebfet nötig ift. ©erabe hierin, ttid)t 
etma nur in ber Ungteiebbeit ber Eleinftett 



Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



8 


I. Her SUrtaMmt im flijiral. 


•iDlelobieglieber (Haftel, erfennt SKoc* 
quereou bett freien SlqptßmuS. gfreilicß 
fann bie ©. 88 auS ben Sitten abgeleitete 
iRtjqtfjmifterung beS Et unam sanctam 
catholicam bocf) fcßwerlid) als bie fcfjönere 
gelten, fobatb überhaupt baS ißringip 
beS freien StßpthmuS proflamiert wirb. 
Unb büd) muß bi nttJ i e ^ er ein i e ^ er ftut- 
gia werben, wenn er (©. 91) belehrt 
Wtrb, baß in einem Gloria ©oubimetS 
oon 211 Septworten 172 ber Sieget 
SDlocquereauS folgen. 9Hit ißaleftrina 
fommt, fo hören wir, baS ©efefc inS 
SBanfen, oßne jebodb gu falten; auch bei 
ißm gipfeln öfter gerabe im unbetonten 
Saftteile SB ortton, SJlelobie unb rßt)th 5 
mifcßeS SDlotio unb fenfen ftdj bagegen 
rußig auf ben näcßften ftarfen Saftteil 
herab. (©. 104): 



SißnlicheS gilt öon ben ©paniern 
©uerrero unb Sßictoria, ben Deutfcßen 
£>atibl, Slicßinger unb felbft nocßjjrup; 
fo feßr bie Steigung gunimmt, bem SBort* 
ton eine fübrenbe SftoHe guguweifen, fo 
liebt man eS bemtoch/ nicht nur bie 
längere mufifali'dje ?p^rafe mit einer 
unbetonten ©nbftlbe auf bem ftarfen 
Saftteil gu fcßlteßen, fonbem baS rßhth* 
mifcße SJfotio finbet gern auch mitten in 
ber ?ßf)rafe feinen Slußepunft auf einer 
unter bem ftarfen Saftteil fteßenben lebten 
©ilbe beS SBorteS, g. 85. 

in | glori- | a De- | i Pa- | tris. 

DaS ©erfahren beim ©a^fdjluß wieber* 
holt jtdj alfo beim Söorticßluß, gewiß 
nicht immer, aber häufig genug, ©eit 
bem 16. unb 17. Qaßrhunbert beginnt 
inbeS nad) SWocquereau bie £>errfcßaft 
beS SlfgenteS. 

Der ftarfe Saftteil oerlor, fooiel ift 
erwiefen, bei beit Sllten oft feinen Stach 5 
brucf unb würbe, trofcbem baß ber Sthhth* 
muS Iper feinen ©nb= unb ©tiibpunft 
fanb, nicht fonberlicß marfiert (bie ©üben 
a, i unb tris im lebten ©eifpiel finb 
nicht ober fcßwod) betont.) DaS ntuftfa* 
tifdje ©efüßt erfefcte alles, geleitet, wie 
eS war, oon bem ©efefe ber regelmäßigen 
SBieberfeßr ber einmal befannten rhptß* 


mifchen ©erßältniffe; ja eS fann fdjließ* 
lieh auch eine ißaufe in ber ^nftrumental* 
muftf ben ftarfen Saftteil erfefcen, ohne 
baß baS muftfalifche ©efühl beirrt wirb. 
(©. 126.) 

DiefeS ^ßrirtjip bahnt ben SBeg gur 
©eßanblung ber ©horalmelobie. ©8 muß 
nur nachgewiefen werben, baß ber Sthpth 5 
muS nicht nur ber Sonftärfe in bem 
erwähnten ©inne, fonbern auch beS reget* 
mäßigen SafteS entbehren fönne, oßne 
barum gang oerbunfett gu werben — 
obfehon atlerbingS ein feineres rlmth» 
mifcßeS ©efilht bagu gehört, auch 9 tw 
noch baS fogufagen latente ©efefc gu er* 
fennen. ©8 war bagegen ein profanes 
©efefc oon Sang uno ÜJtarfd), baS fpäter 
herrfchenb würbe. (®. 127 f.) 

DaS gweite Sfapitel(@. 129 ff.) tut 
bar, baß bie ©djule oon ©oleSnteS üon 
jeher wefentlidj biefelbe Sehre oorgetragen 
habe, ©leid) baS erfte ©eifptel, bie 
SKenfurierung eines ©efangftiicfeS burch 
Dom sßotßier, fann baoon übergeugen: 



ne coe-li - tus or - nat te-que su-per - na etc. 


Die Septunterlage ift fo, baß bie 
oier (im gangen neun) Slbfdjnitte je ein 
melobtfd)*rht)thmifd)e8 SJfotio in foteßer 
SSßeife aufnel)men, wie eS ber fpradjlicßen 
unb metrifdjen ©etonung wiberfprießt. 
Die fpradjlidje ©etonung oon Sancta 
Maria (einem abonifdjen ©erfe) ift fo: 

w w ^ aber nur bie unbetonte 
©cßtußftlbe fällt mit bem ftarfen Saft* 
teil gufammen. ©ei allen anberen Sept* 
unb wielobiegliebern,bie burcßauS wefent* 
lieh gleich finb, ift eS nicht anberS. Die 
Slbficßt ?ßotl;ierS ift flar, unb ber ©or* 
trag üieHeicbt nid)t abftoßenb. Slber 
wäre bie Slhpthmifierung nicht fo bodj 
üiel beffer: 



freilich wirb bie ©djule oon ©oleSnteS 
burd) ihre Sheorie gebunben unb fann 
ben fpüabifcßen ©efang nicht anberS 

l* 



Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



4 


ttymli«. 


rfehthmiftereti. Senn fte glaubt, bafe alle 
Sltoten beS ©feoralS tu« finb bis auf 
bie ©cfetufenote bcr Slbfcfemtte. SaS 
lefste lehrte fte öucbalb ober ©uibo oon 
Slrejjo; baS erfte wiberfprtcfet aber $at)U 
reichen .fteugniffen ber Sitten unb ftnbet 
in ber oft befprod)enen ©teile .fjucbalbs 
leine ©tüjje. SRocquereau ift übrigens 
im Rccfet, menn er facjt (©. 142)^ eS 
fomme in folgen Söeifptelen nid)t barauf 
an, bafe jeber Slbfcfeuitt gleich oiel ©ilben 
ober Roten habe, wie alle übrigen; bie 
rhpthmifch * tnelobif^e ©lieberung mache 
ftd) genugfam bemerftidj, wenn ihr auch 
bie Saftnteffung unb Slfjentuierung ber 
lebten langen ©itbe beS SlbfdjnitteS nicht 
•$u £jilfe fomme. ©S ftänbe aber nach 
biefem ©hftem ber 2Bortafjent gerabe 
beim Sluffcfelag, bie ©djlufefilbe beim 
Rieberfcfelag. ginben ftd) nun oor bem 
SBortton noch anbere ©üben, fo bahnen 
fte bie Erhebung (Arsis) ber rfehthmifchen 
^Bewegung an. $n biefer SBeife alfo 
binbet fid) ber IRhhthmuS an baS 233ort, 
nicht etwa fo, wie in ber neueren SRufif, 
bafe er (im mehr ober tninber itjHabifdjen 
©efattge) baS SEBort aanj ober bod) oon 
ber Sonftlbe au in ben Saft, jwifcfeen 
bie Saftftridje, einfdjliefet. 

©S läßt fid) nicht beftreiten, bafe im 
älteren ©Ijoral Wirflid) unzählige 2Rate 
bie Slfgentfilbe nur einen Son fe at / 
bagegen bie unbetonte folgenbe burd) 
eine Songruppe ausgezeichnet wirb; man 
muft anerfennen, bafe h' er ^on ber 
©chule oon ©oleSmeS aufgeftedte ©efe£ 
waltet. Safe eS ber häufigere gall fei, 
fanti man wol)l nicht fagen; jebenfattS 
wecfefelt baS ißriniip überall wieber mit 
bem gegenteiligen, o. fj. bem in ber neueren 
ßeit herrfchenben. Sie Erhebung beS 
MhhthmuS (bie Slrfis) ift im erften gall 
ber ©ittfalj, aleicbfam ber Slnlauf (elan) 
ber rhhthmifchen Bewegung in ber Sftelo* 
bie, Wie ber unterftei)enbe SBortton tm 
SBort: beibe ftnbett gleich nachher (aber 
ttad) bem Saftftridj tn ber tnenfurierten 
SRuftf) ihren Rufeepunft (repos); im 
anbern fjatle entläbt fid) gewiffermafeen 
bie in ber StrfiS, im Sluffcfelag, fd)wäd)er 
oerttontmene Bewegung über ber burd) 
ben Slfjent fcfeon oerftärften erften ©ilbe 
beS SafteS. SBeibeS ift rfehtfemifch an= 
enteffen, weil bie Bewegung, inS* 
efonbere auch bie rh^t^mifcp melobifche, 


beibeS jjuläfet: ben flarfen Slnfafe mit 
bem ruhigen Slbfcfelufe, ober ben ruhig 
aefteigerten Anfang mit ftarfer ©nt* 
labung. £>ebt nicht ber 33ogel ftd) *um 
ßllug mit grofeem Sfraftaufwartb unb hör« 
barem frlügelfcfelag, um ftch bann fanft 
unb ftiU nieberjulaffcn? Unb fällt nicht 
umgefeljrt ber ©tettt ruhig fje ra &/ uw 
auf ber ©rbe ftarf aufeufcfelagen ? ©tftere 
Slrt ber ^Bewegung Dürfte einem äftfee* 
tifchen, teuere mehr einem ftnnltchen 
©inbrucf günfüg fein; inbeS fann man 
biefen finntichen ©ittbrucf burch Sämp* 
fung beS SEBorttoneS leicht ermäßigen, 
bamit nicht eine Slfjentuierung wie bei 
ÜRarfcf) unb Sang ternonttnen Werbe. 

Sie ©chule oon ©oleStneS, unb 2ttoc* 
quereau oielleicht mehr als anbere Sin* 
gehörige berfelben, glaubt alfo (©. 139), 
eS liege in ber Ratur beS SEBortafjenteS 
unb beS rhhthmifchen SlfjenteS, „leicfet, 
furj, lebhaft, frifdj, fd)WungooQ, ge* 
fchärft unb fräftig" ju fein, unb barum 
treffe ber SEBortafjent mit bem SluffcfjWung 
beS SRhhtfjnmS/ bem Sluffcfelag beS SafteS 
iufatntnen. Sagegen fei bie lefcte SEBort* 
filbe ,,fd)wad), (efemer, lang, ruhig, tief, 
abfcfeliefeenb" unb ftcÖe fiep barum gern 
ju bem Seil beS rfjhthmifd) s tnelobifcfeen 
©liebes, ber fich fettfe unb beruhige. 
SlUein, wie fcfeon gefogt, ber melobifqe 
Rfeh^ 1 * 1118 f° nn auch wuchtig nieberfaüen, 
unb bann feferen ftd) bie SJerfeältniffe 
um, unb bie Slfyente beS SeyteS werben 
bann niefet fo rücfftdjtSloS unterbrüdt, 
wie oben bei bem Sancta Maria, ober 
Wie j. S3. im Ave maris stella, wo 
j gerabe bie ©nbfilben mit 23orliebe melo* 

I bifife feeroorgefeoben werben, ©ogar eine 
I fefewaefee Slfjentuierung beS SBorteS, bie 
I boefe uiterläfelicfe bleibt, ift ofene 33er* 
länaeruttg ber betonten ©ilbe für unS 
I 2Roberne fefer fefewierig. Safe eS auS* 

I reiefee, bem Slf^ent, wie ÜRocquereau toiH, 
eine Senbeng naife oben ftatt nad) unten 
ju geben (de lancer l’accent au lieu 
[ ae le frapper), ift noch weniger einteuefe« 
tenb, als wie man baS eigentlich <* U S* 
jufüferen feetbe. (©. 144). 

Ob Som ißotfeier unb anbere ÜRuftfer 
berfelben ©ifeule wirflicfe fo ganj mit 
SRocquereau übereittftimmen, mögen fte 
felbft erftären; einen tiefgefeenben Unter* 
fefeieb oon ben Slnfcfeauungett P. ßh 011 ' 



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6 


I. irr PirUkirnt im «k«r«l. 


men««, bett ©iocquereau felbft einen ber 
eifrigften Jlnbänqer Vothierd nennt, ne» 
ftet)t er bereitwillig ein. tfhoumeou be» 
hauptet mit Necht, bnjj ber metrifdje, 
bejw. bev pvofaifdie ?lf{jcnt unt fornit 
ber Nadjbrucf bed ftnvfen Doftteild nicht 
oevforen geben biirfe, baff atfo jener Sfon» 
Rift bed rl)i)tbmij(b*metobi|'cben mit bem 
Dejtafjent notwenbig einen Doppel» 
afjent erzeuge. s 3)cit welchem fRechtc 
leugnet bad fÜfoequereau? Dev 20ort» 
ton' ift bod) felbft uid)td anbered nid ein 
rbhthmifched Moment, ebenfo ber metri» 
fche t'lfycnt bei poetifdien Seiten. Der 
utufifalifche Nbhtlwuid bot barauf Nücf» 
ficht }u nehmen unb im $all ber 2 lb= 
Weichling il)n bod) nid)t 511 oerfdjlucfen. 
Dad märe eine Vergewaltigung, welche 
in ber Shmft Dobel oerbient. Somit 
bleibt nur eine 21 rt üoit Sfontpromiff 
übrty, bei bem jeber ?lfjent fo meit er» 
mäfftgt mirb, baff ein unangenehmer 
(Sinbrucf nicht erfolgt. ?lu unb für ftch 
liegt ouri) fein SlMberfprud) borin, baff 
Öbonmenu ju gleicher 3 eit behauptet, bad 
Silbenntoff i^la mesure) entbehre jeglichen 
WfAented; beim bad Ni oft ber Silben 
unb Pfoten enthält nod) feine i'ludjeid)* 
nung einer Silbe ober Note oor ber 
oubeven; aber ein 20 ort hot fdjon einen 
NhDtbmud unb ein Verdfuff nicht minbev. 
Diefem elementaren NhDtbmud fchliefft 
ftch ber höhere melobifchc out natürlich» 
ften an, ober wenn er hoch obmeicht, 
fo tritt er it)m $ur Seite, ohne ihn 511 
oerbrängen. ^ujofern oerftehe ich N?oc* 
quereaud Volemif gegen Vhoumcou (S. 
148 f.) nid)t. Nfocquereait fe^t immer 
ftilluhmeigenb »oroud, bafi eine fh'tnjth* 
mif ber Sprache ober ber poetifchen 
NJetvif für ben Sfoniponiften nicht oor» 
hotiben fei unb baff ed olfo lebiglid) eine 
mufifalifdje, ober beffer nielobifcbeNfjptfj* 
mif gebe. Dad ift ein grober Irrtum; 
ed gäbe bann wenigftend einen bnftqli» 
(djen unb einen tvodidifchen NhDtbmud 
tu ber Voefie nicht, ba muh Nfocqueveou 
ber Anfang bed NJaffed ^mesure') fchon 
ben Nubepunft bed NhDtbmud bebeutet. 
Vielleicht ift bad franjüfifcbc 28ort me¬ 
sure fdjulb an ber Verwirrung, ba ed 
fomohl einfach Silben» ober Voten m oft, 
old Verdfufi unb Duft heijft. ©in 
Verdfuff unb ein Doft ift feinedmegd 
ohne rhüthmifchen 2 lfyent, auch wenn fein 


melobifched Nfotio ba^ufommt, fonbern 
nur an bie Deflamatton ober an eine 
pfalmartige Nejitotiou auf einem Done 
gebucht wirb. 'JKoequcreau fommt mit 
feinem einfadjen (tnelobifchen) ?lfyent ba» 
hin, entweber praftifd) Av 6 maris stellü 
(S. 138 ff.), ju betonen, ober ober fon« 
fequent ben Stuffchlng bed Dofted ju af» 
jentuieren, wie er bem SBortlaut noch 
wirflid) »erlangt, wod ober nicht beffer 
ift. Der freie ©ang bed melobifchen 
2)1 otiud wirb, wie mir feheint unb unten 
näher gezeigt werben fall, twn Nloequc« 
| reou beftänbig old ber einzige mujtfa» 
Ufcf)e N bb t hm ud auf gefaxt, ^ebentalld 
| feheint nur biefeVovaudfehungbenSchlüf* 
fei ju feinen anfeheinenb paraboitn Dar» 
iegungen abjugeben. 

2 ßir fommen jum britten Kapitel 
(S. 100 ff.), in meld)etn bad Verhättnid 
bed lateinifdjen 2lfjented juni Nbutbmud 
genauer befprochen wirb. Die Sdjule 
twn Soledmed will unb muff fchlieffltdj 
ben ©horalrhqthmud and ber Sprache 
j hevleiten; er foll ja „oratorifdjer" Nbhth« 
I mud fein. Nad) bem, wod bidher über 
| bie (Geltung bed 2 Bovtafjjented gefügt 
| würbe, bräiigt ftd) bem l?efer bie 2 Wct* 
! nung auf, ed fülle nun wirflid) Av 6 
1 maris stellet audgefprodjen werben, ob» 
! wol)l 2 )focqucreoü freilich junächft nur 
1 behauptet, je bie jweite Silbe ber latei* 
nifd)cn (jweifilbigeti) Wörter milffe rcgel* 
recht ben „Stü^* unb fWuhepuuft" (ap- 
pui et repos) bed melobifchen (Silicbed 
unb bie rtipthmifchc Dtjefid bilben unb 
werbe in ber Siegel burch eine lange 
Vote heroorgehobeii, inbed alle übrigen 
Pfoten ttad) bem Stiftern »on Soledmed 
furj fmb. 20 ir füllen alfo bad SäJort 
Ave tatfächlid) fo menfuricren: - 
Damit ift aber, ba bie Sfilrje jum Huf- 
fchlag gehört, für bad mobevne Okfül)l 
bie Vetonung- • gegeben. Dad Wegen» 
teil • - muff nun, im ^nteveffe bev 

Schulmeinung, and ber Natur bed la» 
teinifdjen iHF^euted nachgewiefett werben, 
^ier feheint mir alle Vlnftrenguug fDfoc» 
quereaud oergeblid). 

20 ir brauchen nicht ( yi wiberfprcdieu, 
wenn er mit th'iemann unb aubercu 
beit natürlichen 'Verlauf ber rhüthmifchen 
Vewegung ald oon ber stürme jur Vänge 
ilbergehenb betrachtet, obfehon bied j. V. 
auf ben baftulifcheu unb trochäifdien 


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6 


«Iteralia. 


SRhhtfjmuS bcr ^ßoefie titelt pafet. Ober 
ift in ber Sßoefte überhaupt fein 9R^ötf)= 
muS? Der muftfalifche SRbhthmuS ^ebt 
alfo nad) 9Rocquereau an mit ber Äfirje; 
biefe ftefjt in ber 9lrftS, int Sluftaft. Die 
Sänge entfpricf)t bagegen, fo f»ei^t eS, 
ihrer rhhthmifchen Bermenbung getnäfe 
junächft bem 9?ieberfchlag, ber SfjeftS. 
SOiefe fe§te fafjt nun 3Rocquereau gleich 
als 9tuf)e auf, obmofjl nach feiner obigen 
BorauSfefeuttg boef) nur folgen mürbe, 
bafj fp er baS melobifdje 9Rotto iu ©nbe 
fomme, ob aber burcf) fanfte Slbfchmel* 
lung ober fc^roffe Slbfefeung, ift niefjt fo* 
fort flar. Die ©rieten nannten bie 
rljtjtfjmiidje ©infjeit nach bent SRieberfafj 
beS ^ufjeS einfach gfufj; nun aber macht 
fiel) biefer SRieberfaijj, foK er anberS jur 
ÜRarfierung beS SRhpthmuS bienen, eher 
als fräftigeS ©eräufdj, benn als fanfteS 
SRieberlaffen bemerflidj. Daf)er milffen 
toir auch hier mieber ein gragejeiepen 
hinter bie ©rfläruitg 9RocquereauS fe^en. 
3u meit geht beSgletchett bie Behauptung, 
eS müffe" jeber melobifche Slbfchnitt nä* 
turaemäfj mit ber DheftS fchlteften; biefe 
Behauptung ftüfct fich auf bie ertoähnte 
©leid)ftellung ber DheftS mit ber fRulje; 
bie BerSfdjlüffe ber alten SWetrif miber* 
fprechen in ber .fpälfte aller $ätle, 3 . B. 
beim £>eyanteter. Die fogenannten roeib* 
liehen (Schlüffe in ber SRuftf fudjt 2Roc* 
quereau burch 9Rifdjung üerfdjiebener 
einfadjen s Jt höhnten ju entfernen. Die 
regelrechte Stütze ber SlrftS gegenüber 
ber DljeftS fann er bagegen nicht halten 
unb gibt baljer ju, baß bie SlrfiS fo gut 
mie bte DheftS einer meliSmatifchen ©nt* 
midtung fähig fei. (S. 174.) Damit 
mirb baS ißrinjip burchbrochen; benn 
eine mehr ober minber feltene SluSnahme 
ift biefer $aH im ©horal maljrlich nicht. 

SRocguereau leugnet nicht, baß bis* 
meilen bie Stelle ber „SRuhe" ben ftär* 
fereit (bqnamifchen) Slfjent erhalte, fon* 
bern nur bafj fte regelrecht einen be* 
fonberen Don habe, baß eS einen rhpth* 
mifchen 5lfjent nieberer Orbnung gebe, 
beoor baS melobifth=rh^t^mifche 3Rotio 
baju fomme: ,,Die Wahrheit über ben 
Daft (mesure) ift folgenbe. Der 
muS in feinem fjöchften Sinne ift frei 
00 m Dafte, er ift, ftatt fich ihm ju unter* 
fteHen, beffen einziger Urheber unb Sdjöp* 
fer." (S. 181.) 


Die |)inmeifungen auf jRientann 
in biefem Hbfdjnitt ftnb fefjr ntißoer* 
ftänblid). Sicher ift, baß Rientann im 
mefenttijhen bie Stnfichten ÜRocquereauS 
nicht teilt. Bei ber oon biefem ©eiehrten 
oorgefdjlagenen 5Renfurterung beS ©f)o* 
rals fomotjl in ben £>qmnen (flafftfcheti 
ober fpäteren ©eprägeS) unb ben Se* 

S en als in ben ^ßrofateyten ent* 
t fich ber 9?hhthntuS auS bem BerS* 
fuß ober ber taftähnlichen ©lieberuitg 
beS DeyteS; leitenbeS ^ßrittjip ift für 
ihn bie BorauSfefcuttg, baß eine Don* 
filbe beS DeyteS unter ben ft arten ober 
fchroeren Daftteil ber URelobie ju ftetleit 
fei. So in bem eben erfchienenen „.fjanb* 
buch ber SDfuftfgefchichte" L Banb 2. Deil; 
ugl. bie unter II folgenbe Darfteüung 
fetneS SpftemS. Dies ^ßringip f)errfcf)te 
auch bei ben alten ©riechen, mie ber* 
felbe ©eiehrte jutreffenb bemerft. „Qa, 
nicht nur burch baS ganje Altertum, 
fonbern auch »od) burch ben größten Deil 
beS 3RittelalterS bleiben Dichtermort unb 
SRelobie berart eng oerbunben, baß ber 
fRhpthmuS ber 9Retobie burchauS oont 
s D?etrum abhängig ift" (a. a. £>. I. 1 . 
S. 27). DaS Üt queant laxis (im fap* 
pßifchen 2Retrum) mirb oon Biemonn 
S. 31 genau nad) ber antifen, S. 28 
nach ber mittelalterlichen Sluffaffutig beS 
BerSmaßeS in 2Ruftf gefegt; beibe uRale 
aber beftimmt bie Dottftlbe beS DeyteS, 
je nachbem er gelefen mirb, bie Stelle 
beS ftarfen DaftteileS ber SRufif, fo baß 
bie betonte Silbe beim erften ober beim 
britten Biertel beS V 4 = DafteS fteljt unb 
nicht bei ben fd)mnd)en 9lnftaftoierteIn. 
ÜRocqucreau h* l, gegeu fafet bie allbe* 
ftintmenbe 9Rad)t beS melobif^ett 9ihhth= 
muS fo auf, bafj unter ihm ber Deyt* 
rhhtljmuS oerfchminbet. Staunt mirb, mie 
er aUerbiitgS glaubt, bie eigene Schule 
ihm barm bestimmen. 

©in richtiger ©ebanfe erfdjeint ein* 
feitig übertrieben: ber melobifche 9?hpth* 
ntuS, b. h- bie SRotioentmidluug in ben 
fleinften, größeren unb größten 9Relo* 
biegliebern, ift ja freilich baS Befte, toaS 
bie 9Ruftf bieten fann, ihr orbnet fich 
fchliefelich alles unter; aber eS bleibt 
boch maljr, bafe jene ©ntmidlung fich 
aufbaut auf untergeordneten rhpthmifchen 
©lementen, ju beneti ber tnuftfalifche 
Daft urtb bei ber Bofalntufif auch baS 


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I. Jlcr JV«rUfc|tut im «lj«al. 7 


VerSmaß uttb bcr AfgentrhhthmuS beS 
£eyteS gehört. ®ie zDtufif fjat aller* 
bincjS in tljrer melobifchett ©ntwicflung bcn 
am oollfomtnenften auSgebil* 
bet, aber er gehört if)r nic^t allein an, 
unb fte hat bas frembe Siecht gu achten. 

dagegen wirb baS Verhältnis beS 
SthpthmuS gur SOtetobie non SOtocque* 
reau oortreffücß bargelegt (©. 186); na* 
türiirf), ba er 9thhtl)muS unb melobifdjeS 
SDtotio im ©runbe oerwechfelt; in jenem 
finb nach feiner ©rflärung bie ©lemente 
ber SQielobie fefjon latent oorfjanben: 
Aufßhwung unb 9iul)e (elan et repos). 
©onft oerftef)t man oon jeher unter 
JH^tt)mu8 ne6en ber 3eitbauer nur bie 
Verftärfung ber einen 3«*/ nicht einen 
Auffchwuna, unb wenn man oon Auf* 
ßhlaa unb Stieberßhlag, ArftS unb £l)eftS 
fprießt, fo erinnern biefe AuSbrücfe nur 
gufällig an $ößer unb tiefer, weil man 
jid) gur fDiarfierung beS SihpthmuS ber 
öano, beS ü£aftftoaeS ober beS f^ußeS 
bebient. Ü)ie Verftärfung aber, bie 
nach ber gewöhnlichen Anßcljt an eine 
beftimmte ©teile (AnfanaSnote beS £afteS) 
ebuuben ift, hat nach SÖtocquereau gu 
iefer ©teile Heinerlei notwenbige Ve* 
giehung. (Sr glaubt auch, ben grieeßifeben 
AuSbrucf SheftS fo umbeuten gu fönuen, 
baß er mit Verftärfuita gar nichts gu 
tun hätte (©. 194). wiatt wirb alfo 
ben ^ejeameter näjhftenS ohne Verftär* 
fung ber erften ©ilbe oortragen! 

©eltfant ift inSbefonbere bie folgenbe 
Ausführung (©. 198 ff.), auf welche 
im ©runbe alles anfommt. ©Smuß 
nämlich gegeigt werben, baff ber latei* 
nifche Afgent tm ©fjoral beffer gur ArftS, 
gum Auffchlag als gur SßeftS, gum 
yiieberfchlag paffe, ytadß ber auS oem 
Altertum überlieferten unb noch je£t 
herrfchenben Anftdjt wirb bie ArftS tn 
ber SOtuftf burd) ben fchwächeren unb 
oft fÄrgeren %on, bie burch ben ' 

ftärferen unb oft längeren £on cßaraf* | 
teriftert ~ j - ~ etwa mit ben 2Sor* | 
ten: qui nätus 6st SDtocquereau ba* j 
gegen will nachweifen, baff naturgemäß | 
ein £eyt wie natüs est in unterliegen | 
fei; nach ißw entfpricht ferner ber ArfiS 
naturgemäß ein höherer Ston. £>arum 
gefeilt fid) bie ArfiS gur ?lfgentfilbe. s 
ßunächft fucht er bargutun, baß ber la* i 


teinifdje Afgent nur als baS Reichen beS 
höheren £oneS angufehen fei unb mit 
ber Verlängerung nichts gu tun habe, 
©elbftoerftänblich ßanbelt eS ftch um bie 
g-rage, welche ©igenfeßaft ihn cßaraf* 
terifterc, nicht wie er auSnahmSweife in 
ber 9J?ußf gur VerWenbung fontme. 2ßaS 
nun ber Afgent in ber 3ettperiobe bebeu* 
tete, als bie flafßfcßen Sprachen noch quan* 
titierenb waren, barüber braucht nicht ge* 
ftritteu gu werben. $ aß bief eiben Sprachen 
wenigftenS feit bent 4. ^aßrbunbert af* 
gentuierenbe würben unb 6er Afgent 
feine Siatur änberte, barüber ftnb oon 
jeher bie <phiM°9 en einig. SWocquereau 
hält nun gunächft feft, baß beitnoch bem 
Afgent bie Anbeutung eines höheren 
SoneS eigen blieb. AuS bem Veftanb 
ber gregorianifchen SQielobien läßt ftch 
baS aber nicht erweifen. £>enn eS hoben 
tatfäcßlich bie tonlofen ©ilben gerabegu 
ungähligemal nicht nur einen gleich hohen, 
fonbem auch einen höheren Sott als 
bie betonten: man feqe nur g. V. wie 
ftch baS Gloria Patri beS QntroituS 
burchweg aerobe mit ben unbetonten 
©ilben auffchwingt (natürlich im alten 
©ßorat, um ben eS ftch h Q nöelt). 2)aS 
3eiihen beS lateinifdjen AfutuS, im Alter* 
tum 3eicfjen ber 2wnerhöf)ung, ift aller« 
bingS bie Virga ber Sieumenßhrift; aber 
in ebenfalls uttgäßligen gäHen fteht nun 
im ©ßoral bie Virga im £ejt auf un* 
betonten ©ilben. Leiter nichts fann 
bewiefen werben, als baß bie afgentuierte 
©ilbe eine gewiffe Steigung habe, ben 
höheren Son gu tragen; fo oiel, aber auch 
nur fo oiel ift in biefem erften fünfte 
gugugeben. 

2 )aß ber lateinifche Afgent im ©ßoral 
eine größere ©tärfe beS StoneS gur 
golge habe, gibt fDtocquereau gu, meint 
aber, barauS fei nicht gu fchlteßen, er 
eigne ftch befonberS gur VUbung ber 
5£ge^S, beS ferneren JaftteilS, weil er 
bie ©ilbe nicht oerlängere. (©. 205 ff.) 
Aber gunächft h fl t SDtocquereau bisher 
beftänbtg betont, baß bie tonlofe ©ilbe 
mit Vorgug gleich h* nter bem Saftftrich, 
in ber ShefiS fteße unb regelrecht bie 
fRulje (le repos) beS SthhthniuS herbei* 
führe. 3ft eS alfo eher bem fch Wachen 
Xaftteil, ber ArftS eigen, ben oerftärften 
Xon gu tragen? Vewiefen wir6 biefeS 



Original fro-m 

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8 


glinilt«. 


fßarabop bamit nicht, baff bic «Schule 
oon ©oleSmeS „unabänberlid) fo gelehrt 
bat". Der ©runb aber, ber nun folgt, 
ift gewiß utrfjt ftid) haltig. 

Der VeweiS wirb au§ ber natür» 
licken ©ilbeitbauer bergenommen. Die 
Donfilbe beS lateinifdjen SBorteS foll 
furz fein, jebenfads oiel weniger als 
bie unbetonte ©nbftlbe eine Neigung jur 
Verlängerung buben. VeweiS für bie ; 
Äürje ber Donfilbe int Cateinifcfjen ift 
naef) SOtocquereau bie Vebauptung ber j 
Philologen, bafj j. SB. Koma in ber 
flaffifcben Kööma ejefproeben Würbe, 
fo baff baS erfte afgentuterte 6 furz war. 
(©. 208.) ©rftenS ntüfete aber bewiefen 
werben, baj) bie üorauSgefe^te SluSfpracbe 
nod) für bie ©ntftebungSzett ber ßtjoral» 
melobien gelte. x ) 3 roe i ten3 blieb auf ade 
gäde in ber flafftfcben 3 e ü bie ©ilbe 
lang, worauf allein eS anfommt. 2ltfo 
ift für bie Stürze ber Donftlbe ttoeb nichts 
bewiefen. Die Slfjentfilbe tritt weiter» 
bin, feit bie lateinifebe Poefte bie ©Üben» 
meffung mit ber ©ilbenwäguttg oer» 
taufebte, in bie SRode ber langen «Silbe 
ein, b. ()• ftebt in ben Statb'bilbungen 
flafftfcber SOtetra an ber ©teile beS 
VerSfufjeS, wo fonft regelrecht eine Sänge 
ftanb; ja eS wirb bie urfprünglicb furje, 
offene Donftlbe in ber SluSfpradje 
oerlängert. VeibeS fattn unS Ave 
maris stella oeranfcbaulicben; bie brei 
Sßörter haben bie erfte Silbe betont, 
unb biefe oertritt bie Sänge in ber flaf* 
ftfeben SDtetrif; bie beiben erften oer» 
längern ben urfprünglicb furzen Vofal 
in tnerflicber Seife, wie allgentein ju» 
eftanben wirb, (bei bem britten war 
ie Verlängerung ber Silbe mit ber 
Verboppelung beS Stonfonanten febon ge» 
geben). Der 2lfjent hat olfo feit ber 
flafftfcben 3*it bie Straft, jebe Silbe $u 
oerlärtgerti; eS Eann ftcb nur fragen, 
utn wteoiel. Sarum tollten benn nun 
bie Stontponiften beS (SgoralS gerabe bie 
betonte Sil6e als furz beljattbelt haben? 
Übrigeng fteben Ja auch auf jeber ©eite 
beS ©rabuale Veifpiele oott Dottfilben 
mit Sioteitgruppen. ©8 ift fomit ganz 
willfürlid), wenn man auf ber Voraus* 


*) 2)ec ©rammatifer ©cruius (4. faßt 

fdjon einfad), ber ^irfumfieir pfje bic ©übe in 
bie Sänge (traetim proferimus). 


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fefcung furjer Donftlben ganze ©b ora l s 
tbeorien aufbaut. 1 ) 

Senig beffer ftebt eS mit ber ©. 204 
behaupteten Sänge ber unbetonten 
©nbfilbe. ©ie trägt im alten (Sljoraf 
freilich fo oft lange Stotengruppen, baß 
wir nicht zweifeln fönnen, fte habe ben 
alten Stompouiften befonberS geeignet jur 
Verlängerung gefebienen. Rmeifelftaft ift 
nur, ja febr zweifelhaft, ob aus fpracb» 
liebem ober ob aus rein muftfalifebem 
©runbe. DaS erftere ift Weber bewiefen 
noch glaublich- 

Slm auffaHenbften ift bie Velaftung 
einer offenbar furzen ©ilbe, wie in 
Dominus mit langen Stotengruppen. 
Unb fo fagt benn auch unfer Verfaffer 
(©. 210), baß bie auf einer ©ilbe fte» 
benben Vofalifen für bie Sänge nichts 
oeweifen. Stoch weniger benf’ idg, für bie 
Stürze berfelben. (SS foll aber in ber 
Statur beS Sateinifdjen liegen, baff ade 
©ilben jur Slufnahme Oon Stotengruppen 
ftcb eignen, ^rgenbwie wiH man eben 
ju bem Ergebnis gelangen, baß ber 
©boralrbbthmuS ftcb auS bem Dept her» 
leite, alfo ein „oratorifdjer" in biefem 
©inne fei. (SS wirb baber oon neuem 
ein Verfucb gemacht, bie Stürze ber 
lateittifcben Slfzcntfilbe barzutun, aber 
mit nicht mehr ©lütf. 

©ine lange Steiße Veifpiele wirb oor» 
gelegt, in benett gerabe bie lefcte ©ilbe 
mit Stoten belaftet ift, ber übrige Deil 
beS VJorteS ganz ober anttäbernb fgda» 
bifcb bebanbelt erfebeint. Daß bie Stießr» 
iaht ber Veifpiele berart fei, barf nicht 
behauptet werben. SDtan foöte barunt 
aber auch feinen weiteren ©cßluß barauS 
Ziehen. 2Bir fefjett nur auf jeber ©eite 
beS alten ©boralS, wie wenig bic gre» 
goriattifebe SDtuftf bie Statur oer ©ilben 
beriieffiebtigt, wenn eS ftcb utn Stoten» 
gruppen banbeit. 2öa8 folgt barauS? 
! SticbtS anbereS ‘ alS: Slnf bie Qualität 
j ber Deptfilben bürfen wir auS ber 
I Vefdjaffenbeit ber ©horalmelobie nicht 
I fcbliefeen wollen. Diefe bewegt ficb, wenn 

! ') (Jeber 'Pt)i[o(oge, bet bie flaffticfie 'ßrofobie 

j beoba^ten rotH, fpricljt bie erfte Silbe non Ave 
i fürjer anä; eb fällt anberfeitd feinem SJietrifcr 
! ein, eine loniilbe bes fpateren Satcinö für reget 
1 re(btfurj ju erflären. Sie f)at nacl) ber £et)rc 
ber neueren Spracf)pl)ilologie fdjon in ber 
f l a f f i f d) e n c i t bie 2t e n b e n 5 gehabt, ben 
'üofal }u nerlängern. 


Original from 

UMlVERSfFTOF MICHIGAN 



I. f»r Pirt«k)titl in «k»r*l. 


9 


mit twn ber fpntmetrifchen ©lieberung 
be$ JeitcS abfeben, in ben nictit folla* 
bifchen ©efängeu weit ungebinbertcr old 
bie moberne 'iWitfif, mit anberett 2öorten, 
bie ©efchaffeuheit ber Jejrtfilben batte 
fooiel wie feilten ©influjj auf bie 2We* 
iobie. 5Me Sürje ber Jottfilbe läfit fid) 
nun einmal nidjt bar and beweijen, bafe 
fte oft nur eine Note trägt. 

'JWoequeveau uutevfdiä^t aud) buvchauS 
bie >}ahl bev ftälle, too gevabe bie $on» 
fitbe buvd) mehr Waten alb bie benadj* 
barten tonlafen Silben auSgeAeicbuet wirb, 
(Vcüle biefev 21 rt finben fid) '■>. ©. im 
evften ^ntvoitub beb ©vabuale bib jtt 
U; auftevbem fteben in bemfelbcn Stilif 
nod) aditmal mebveve Waten über ber 
Vtf^entfiibe, toab auf S'ürge berfelben 
nid)t fdjlieftett lägt. T'ab eilte Grad aale 1 
gibt allevbittgcJ einevfeitb nterfwilvbige [ 
groben bafür, baft lange Jongruppen j 
auf tanlaje Silben gefefct werben fbutten; j 
aber eb weifen in betufelben attd) jtoei 
‘Joufilben je 12 unb eine lö, in betn 
folgenbett Wllelttjaverb eine bib ju 117 
Waten auf; wab lägt fid) ba für ober 
wiber beweifenV X'ie oott beut Wevfaffer 
reid)lid)ft gefummelten ©eifpiele neben 
bad) feitiebwenb ein abjeftiveb Wilb beb 
wivflidien Weftanbeb. *) J'ev Schlujj 
S. 22;> beftebt bemnad) nidjt $u Weiht: 
„2llle biefe ©eifpiele weifen flav bie 
Silvre beb Wf^enteb unb bie T'auev 
ber Ohtbfilbe aber bev Silbe uad) beut 
£*aiipt* aber Webetitoit aub." Ober muff 
id) and) für bie ISttbfilben unb bie attberen 
Silben uad) betn Jott nod) ©egenbelege 
bringenV (litt elften ^ntvoitub bat bie 
©nbfilbe filnf^ebttntal nur eine Wate (bie 
einfiibigen härter nid)t einmal mitgered)' 
iietl wab bie Silbe unmittelbar nod) 
betn Jon anlangt, fa ift fie meift felbft 
©nbftlbe; aber bev \>ntvoitub enthält 
bod) ttad) fedibmal eine Silbe uad) betn 
Jan inmitten eitteb iöorteb mit nur 
einer Wate. So tSufdjt ben ©evfaffev 
bie einmal formulierte Wegei über bie 
grafte (^abl ber wibevfpvechetiben ©ei- 
ipiele hinweg. 

{ ) x Vt> hätte überhaupt flau iKjehen, mm 
einmal eine i\anje iKeffe vhuthmiich behaubelt worben 
wäre; überall jufammeinteiintte groben wirten 
nicht revht überjeintenb unb finb wenige 
bie be« tShotaliwrtra#« tu lehren. 

^abevl» ff. i’i. ;V\bvt»u$. 30. 


©ei berSSMeberfjolung berfelben SSJorte 
fotl fid) bie Wichtigfeit ber aufgeftellten 
Wegei bewähren (S 226); aber mit ber 
28iVberl)oliiiig fehreu amt) bie2lu$uot)men 
wieber. (\tn erfteu ©vabuale wieber» 
holen fid) bie 2Bortc beä ^ntroituS non 
UniYersi an; aber gleich ba$ elfte 
26ovt, beffen 'JWelobie brei 21uönat)men 
oott ber Wegei enthält/ weift fie alle brei 
and) in ber ÜMeberbolung auf. ©ei 
allem bem beachte man, bajj ich bie 
1 ©egenbeifpiele nid)t auSfuche, fonbern 
! bafi bie evften in ber SoleSmer 21 u$» 
i gäbe mir genügen. Wfocqueveatt fügt 
j }d)liefdid) bei (S. 227), bafj lange (oier 
; unb mebrfilbige) Wörter „manchmal" 
j eine 2lit#nal)mc machen; ebettfo jweifil« 
bige. 21 lleitt ittt erwähnten elften 
tröituS machen auch t»ier bveifilbige eine 
2luSitabme. 2öa8 tue ich wit einer Wegei, 
bie fich auf jebent Schritt felbft wiber* 
legt 2 

21 ad) ein ©emeiS für bie Stürje be$ 
2 lf$cute$ wirb S. 228 au$ gewiffeu me» 
| lobtfcben Weinten bergeleitet, in betten 
! j. ©. bie brei 'Waten ber evften Silbe 
1 oott uocte be$ Weitued wegen auf 
j bie gattj fttrje iwrlefjte Silbe oott ini* 
! quitas gefegt werben, bctgcgen bie Atoeite 
j lange Silbe biefe$ 26ovte$ eine befott» 
j bere Schaltnote erhält. Wiit biefett Weitnen 
! aber oerhält e$ fid) fa: bie tttelobifdje 
| (vornt ift betn S'omponiften ade^; ob 
; aber nun bie 'Watengruppe auf eine 
i Jattfilbe ober eine ISttbfilbe ober eine 
I gatu fttvAe oorle^te Silbe fällt, ift ihm 
! oölltg gleichgültig: ©eifpiele filr alle fvälle 
1 finben fid) fchon ittt 2. l'redo beb So* 
le^tnev ©vabttale. 

T'ie 26 orte am Schl oft be3 S'apitel? 
iS. 242) fätnten wir feittecctoege* unter. 

: fdjveiben: ),T*ie ©etoeifc für bie Silrje 
: beet 2lf^etttec< finb überreichlich": fte 
fdieinen un# nach bettt ©efagten oällig 
ungenügetib. fei willig ^ugeftanben, 
baft bie 2lfjentfilbe nicht etwa bie bap* 
eite 3eitbauev anbevev Silben hatte; 
oft aber gerabe ihr mit ©ov$ug bie 
S'ürw jutannne— uiintnevttiehr! 

dagegen treuen wir ttttcS her Hieb über 
ben (Inhalt be<c 4. SfapitelO: »Tae Satj- 
glieb unb bacS Jeytwavt". fataie becS 
„rie ©eviabe“, unb bev folgenben über 
iiltivattantie unb über fvivtitattie bevS 
giYgarianifdtett ©efauge'5. Scbott ber alte 

4 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



10 


feljoralia. 


Jgmcbalb fc^rieb: „Set ©efang (bie 9fte» 
lobie) gliebert fiep ebenfo mie bcr ©afj" 
in bcr ©rammatif ober ©pradje, näm» 
lidj in Slbfcpnitte, ©lieber ober ©ä^e 
unb gerieben. SiefeS ©ringip b at bte 
©(pule öon ©oleSmeS in prächtiger SDBeife 
burdjgefiibrt, opne irgenbmo ©Stberfprudj 
u ftrtben. ©S ift ein überaus lebenS» 
räftigeS ©rin*ip, baS bie ©efänge ge« 
fepaffett bat unb beren fünftlerifdjeS ©er« 
ftänbnis öermittelt. Ser eigentlich me» 
iobifepe 9?bbtbniuS fommt erft in ber 
©lieberuna unb in ber ©egiepung ber 
Keinen ©lieber auf bie größeren recht 
gutage, unb alles, maS Sotn 9Jioc» 
quereau bis jefct auSgeffibrt bot, begog 
fiep entfernter ober näher auf bie ©nt» 
micflung beS melobifd)=rbbtbmif<hen ©fo» 
tioeS im ©angen einer Stompofttion. SaS 
geigt öon einer echt äftpetifchen Sluffaffung 
beS alten ©poralS. ©3ir uermeifen mit 
©adjbrucf auf biefe frönen Slbfdjnitte 
©. 243 ff. 

^eroorgeboben fei bie ©ingelöorfchrift 
oon ber ©erbinbung ber Sept» unb 9J?e= 
lobteteile mittelft ©erfettung ftatt Qfo» 
üeruna ber 9J?elobieglieber, ober, maS 
baSfetbe ift, ©erfcfjränfung ber beiben 
9?bbtf) me n beS SBorteS unb ber 2Mobie. 
©dpreiben mir einmal beit ©d)iUerfd)en 
©erS: 

,38gemb lommt | bie üulunft | petgejogen 
in fotgenben um: 

jjögemb f (breitet 3utunft näher, 
fo empfinbet jeber bie ?aum erträgliche 
©intönigfeit beS lefeteren, bie baber fommt, 
bafj ber ©erS ft<h in gang gleiche, in 
ber StuSfpracbe beinahe gleich toeit öon 
einanber getrennte ©Jörter teilt. Sa» 
gegen verfällt ber ©djiüerfcbe ©erS meber 
tn gleich lange, noch in unöerbunbene 
©3örter; bie natürliche Cefung mirb brei 
febröerfchiebene ülbfcpnitte machen, melcpe 
oben burch fentrechte ©trid)e abgegrengt 
finb unb metrifd) fo mteberjugeben fino: j 

-I — r | - - - -. ©fan fieht leicht, I 

mie fiep bie ©erSrbptbmif - - ! - ~ | — 1 j 
~ ! — mit ber ©pradjrbbtbmif burch» j 
freujt. Sie ©erbinbung ber ©ilben 
ift in jebem Slbfcpnitt öerfepieben, unb i 
nicht alle ©3örter finb, mie in bem an» I 
beren ©erS, genau auf bie tier tro» ( 
thäifchen ©erSfiifje gugefepnitten. Ser 
©cbillerfdje ©erS IjQt eine meit reichere ! 


üftannigfaltigfeit in feinem ©ang unb 
Stlang unb eine fepöne ©erfchränfung 
breier SeüungSpringipien aufgumeifen: 
nach ©Sorten, ©a^teilen unb poetifdjen 
Sibhthmen. ©efannt ift, um ein anbereS 
©eifpiel gu geben, mie im lateinifchen 
^epameter ber ©Sortton fich freuet mit 
bem ©erSton, baS ©Sortenbe mit beni 
©nbe beS ©erSfufjeS. Sie ©äfur, öon 
ber bie ©fetrifer foöiet reben, beftept 
eben barin, bafe ein ©3ort aufpört, be= 
öor ber ©erSfufj gu ©nbe ift, unb bafe 
fie ben GangoerS m gmei ungleiche Steile 
mit fcheinbar gang oerfchiebenem 9tbptb s 
muS gerlegt. Wommt nun gu einem poe» 
tifepen ober profaifchen Septe eine ©?e= 
lobie hiugu, fo forbert abermals baS 
äftbetifche ©efübl bie häufige Suripfreu» 

« beS melobifcbcn ©h^tpumS mit bem 
g unb ®tang beS SepteS. Super 
jene ©erfebränfungen, menn baS melo» 
bifche 9)?otiö öon'einem Saft in einen 
anberen übergreift, ftatt ftd) ber natür» 
liehen Seilung beS SepteS unb beS mufi» 
falifcbenSRbptbmuS einfach unterguorbnen. 
2 Bie oft bie ©erfchränfung eingutreten 
habe, bängt öon mancherlei Umftänben 
ab^ eS mirb nicht gerate jeber als ein 
Keines ©angeS empfunbene ©bfepnitt eine 
folcpe ©erfettung aufmeifen. 

SaS melobifche ©?otiö, baS nach fo 
öerfetteten fleineren ober größeren ©lie» 
bem fich fortentmicfelt, fommt gu feinem 
öollen Stbfcplufi am ©nbe ber, ©eriobe. 
Sie ©eriobe unb ihre nicht allgu Keinen 
Seilglieber pflegen fiep burch eine 
©aufe abgufepeibeu; ber gregorianifche 
©efang fennt feine anberen ©aufen. 2lu<p 
biefe finb nicht gefchrieben, aber fdjon 
frühzeitig begeugt. Sie befannte ©teile 
aus £)ucba(b fpricht alterbingS nur öon 
langen ©cblufjtönen am ©nbe breier be» 
ftimmter ©Zelobiegtieber, nicht öon ©aufen 
unb nicht öon ben gregorianifeben ©?e= 
lobien überhaupt. Sagegen fagt ©uibo 
öon Ülreggo, eS gebe gang Keine, mittlere 
ober lange ©aufen je nach bem Umfang 
beS ©ZelobieteileS. Sie Keinfte ©aufe 
mirb, mie auch ©foequereau miH, faum 
meßbar fein, für bie fotgenben gmei aber 
ift entmeber bem ©eftanb ber gefdjrie» 
benen ©?elobie eine nierfliche ©aufe an» 
mfiigen ober etma eine lange ©ote ber 
©ielöbie um baS erforberliche 3 e itmah 
gu fürgen. ©Sie eS bie Sllten bamit hielten, 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



I. Jltr H«rttk]ent im glpral. 


ift nicht überliefert; im jmeitett f^afle 
mar bie (Schreibung ber fßaufe jmecfloS. 

Die fdjöne Darlegung aller biefer 
fünfte mirb non ÜDiocquereau burd) eine 
deine ^ßolemif gegen bie ©b 0 *almen* 
furaliften unterbrochen, ber miber* 
fprodjcn merben ntu^. ffir fepreibt (S. 261), 
baf$ baS fehlen ber fßaufe 5 eid)ett in bett 
tfjanbfchriften fdjon allein §ur ©enilge 
bemeife, eS fei an eine ftrenge Don* 
meffuitg iui alten S^oral nicht ju benfen. 
2Bie fo baS? Die SRctriE fennt gleich* 
falls ihre Raufen am Sdjlufc ber Ißerfe 
unb hie unb ba ber VerSteile; aber feiner 
finbet fid) im Ccfen ber Verfe baburch 
behinbert, bafc bie Raufen nicht qefdjriebett 
merben. SEBcntt beim oolfStümlidjen Sfir* 
chenliebe, baS ebenfalls nur bei Sinn* 
abfepttitten beS DeyteS, genau mie ber 
lateinifche ßporal, Raufen fennt, biefe 
nicht gefdirieben mürben, fo »oäre hoch 
fein Swufifer, Dirigent ober (Sänger in 
Verlegenheit; bie Sache ift oiel au ein* 
fach- Seltfamertoeife beftimmt fDcocquc* 
reau felbft fogleirf) bie Dauer ber fßaufe, 
jo mifjt fie mie ein SDfenfuralift ganj 
genau ab, trop feines freien Sl)oral» 
rlmthmuS! Qcp fagte aud) fdjon oben, 
baß bie nötigen fßaufen oictleicht einfach 
ooit ber lebten s JJote abjujtehcn Jtnb. 
Übrigens foUte ein fjforfcper mie Sftoc* 
quercau miffett, bah in ntandjen $>anb* 
fdjriften bie Raufen burd) oerfchiebene 
9)iittel mirflich bezeichnet jtnb. Safte man 
bod) biefe nichts bemeifettben fBlätueleien, 
momit nur manchem Cefer Sanb 
in bie Slugen geftreut mirb! ütn 
fo erfreulicher ift, bah 9J?ocquereau ein* 
mal bie richtige füujfaffung ber cantus 
metrici ober accurati ober bene pro- 
curati bringt!unb fo ein attfdjeinenb unoer» 
befferlicpeS 9J?ifcoerftätibniS feiner Schule 
mieber gutmacht. (S. 289 ff.) 

©ben auf biefern fßunfte ift auch bie 
Berufung auf ben „oratorifepen" SRhhtfj» 
muS ber Sitten nia)t ohne ^Berechtigung. 
Die frnnmetrifche ©lieberung oon Säpen 
unb Sahteilen, bie compar oratio, mar 
in ber Dat ein beliebtes Sdjmucfmittel 
ber antifen Sfunftprofa, unb einmal be» 
Ziept fid) fogar ein mittelalterlidjcr Gljoral* 
tpeoretiferbarauf, um bie fogenannten 
metrifchen ©efänge ju beleuchten. Die 
Deyte ber Sljoralgefänge, obmopt ber 


li 


ftorrn unb ju einem großen Deil bent 
ynpalt nach fiep ber gemöhnlicheit fßrofa 
nähernb,fiubbennochin ihrer bem pebräi» 
fchen fßaraHeliSmuS teilmeife nachge 6 il* 
beten ©lieberung ber Sfunftprofa ziemlich 
oermanbt. freilich pat bie alte SEunft* 
profa felbft (auch bie fiebräifc^e) biefeS 
y-ormgefeh ber Didjtfunft entlehnt, in 
ber eS oiel regelmäßiger auftritt, ober 
menn man miß: eS gehört ber allgemeinen 
fRhhtbntif an unb mürbe auf SUiuftf, Danz, 
fßoefte unb Sfunftprofa angemanbt. üftait 
mirb alfo ftreng genommen in berSfircpen* 
muftf hoch nicht ooit einer „oratorifepen" 
©lieberung ber fUielobie reben bürfen, 
aumal ber SRh^tfjmuS beS DeyteS tat* 
fädhlich oon bem ber fDMobie an Schön* 
heit unb SRegelmäßigfeit übertroffen mirb. 
9flan erfaßt baljer bett mirflichett, bejm. 
ben oon ber Sülufif oerooßfotnmneten 
SRhhtpntuS beS ©poralteyteS erft recht, 
menn bie ÜDMobic hinjufommt. Die 
mittelalterlichen Dpeoretifer oermeifett 
regelmäßig auf bie fßoef ie, bie ber üöiuftf 
itt rl)t)thmifcher £>inftcbt näher fleht als 
bie Siuuftprofa. Slber im ©ruttbe ift 
bie natürliche ©ntmieftung beS 9i()t)tf)muS 
biefe: allgemeine SiphthnttC (bie als ©efefc 
im ÜRettfcpen felbft angelegt ift), Dana* 
rhptpmif ober überhaupt munifepe SRpnth* 
mit, ntufifalifche, poetifche unb einfach 
fprachliche fRhhtpmiE. 

Sufanttnenfaffenb fönnen mir nun* 
mehr unfer Urteil über bie anfehnliche 
Arbeit Dom SWocquereauS alfo formu* 
Heren: 9J?an Eann nichts VeffereS lefen, 
menn man eine fonfequettte Durchführung 
ber Cefjre fudjt, mclcfje bie Schule oon 
SoteSmeS aus ihrer langen praftifepen 
unb tpeoretifepen Vefcpäftigutig mit bem 
alten ©püral herauSgebiloet hot. $ch 
laube jmar nicht, bah olle Anhänger 
er Schule in allen .^auptpunften (a. V. 
beaüglidp ber Oepre oon SlrftS unb DqeftS) 
auftitnmen merben, unb bie ©horalmen* 
furaliften müffen bie erfte VorauSfe|jung 
ber ganzen Dljeorie leugnen, baß näm* 
lieh bie aller rhhtf)tnifdjen 3 e i f ^ en ent» 
behrettben ^)attbfchrifteit feit bettt 12 . ^af)r* 
hunbert bte Duelle fein föntten, aus 
ber allein bie Dheorie ju fdjöpfeit höbe. 
Dennoch mirb auS ben ohne SHhhtbmuS* 
bejeichnttng überlieferten ^aitbfdjriften 
biefer 3eit eine beffere Dheorie unb fßrayis 
faum abjuleiten fein. Da nun bie itt 

2 * 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



12 


<N|tr«Ua. 


AuSftdjt ftefjenbe oatifaniiche Ausgabe 
eben jene gornt beS ©hotalS jugrunbe 
legt, fo fanrt man bet 2J?ocquereau bie 
breitefte Darlegung einer angemeffetten 
Dheorie unb $ßrayt8 beS neuen ©efangeS 
ftnben. Der ntelobifcße SthhthmuS, wie 
er baS ©inzelWort, ben Sa§ unb bie 
^ßeriobe beherrfeßt, ftch fteigenb unb fallenb 
abftuft, eine große Stetige intereffanter 
©igenfjeiten ber alten dWelobien, befon» 
berS bezüglich ber Deytunterlage, ferner 
baS BertjältniS beS ©ßoralS ju ber 
polgpßonen mittelalterlichen unb Der ßar= 
monifeßen neueren Sttuftf, bie Art beS 
©efangSoortragS für Dirigenten unb 
«Sänger, fcßließlich bie Begleitung beS 
©ßoralS, alle biefe Dinge werben non 
einem gefaulten ißraftifer unb Dßeoretifer 
befprodjen. 1 ) 

2üa8 üfloequereau bewogen hat, über 
bie Dauer ber lateinifcßen Donftlbe eine 
fo oöllig unhaltbare Anficht aufjufteHen 
unb mit Aufbietung ber heften Sfraft er» 
Weifen ju wollen, feße ich nicht ein. SBenn 
wirtlich h^r baS 3iel toar, ben ,,ora» 
torifeßen" , b. ß- ben engen 

Anfdjluß ber ^^oratmetobiert an ben 
Deyt z u beleuchten, fo muß oielmeßr 
umgefehrt gefagt werben, baß, abgefeßen 
oon ber ©lieberung in Abfcßnitte, unb 
abgefehen oon ben fgdabifch gefegten 
Partien beS ©ßoralS, bie Sdtelobie ftch 
Baum weiter oon ber natürlichen AuS» 
fpraeße beS DeyteS entfernen fonnte. Die 
SÜJeliSmen über betonten unb unbetonten 
Silben überwuchern bie Äontpofitionen 
im ©rabuale oon SoleSmeS burdjauS, 
unb hoch ift bie Süfelobie wefentlich nach 
ben $anbf<ßriften beS 12. unb 13. Qa^r= 
ßunbertS ßergeftedt worben, ©erabeju 
unerträglich ftnb längere Bofalifen über 
ber turnen üorlefcten Silbe, j. B. auf 
ber SWittelfilbe oon Dominus für ben» 
jenigen, ber möglicßft teytgemäß oortragen 
möchte; benn in biefent gade hat fich 
bie entfcßiebeneBerfützung beS BofalS 
in ber AuSfpracße aller Bölfer bis auf 
unfere 3 e i* erhalten. 2Senn Daneben 
bie Afjentftlbc nur einen Don erhält, fo 
macht fich baS SftißoerhältniS noch ftärfer 
fühlbar. 

1 ) £en Slbfdjnitt über bie öavmonie fyat inbeö 
Dtocquereau uon ®iul. '-bas entlehnt. 


2Bid man bie tatfäcßUche Behanblung 
ber Dejrte rechtfertigen, waS einigermaßen 
©efeßmaeffaebe fein wirb — baS lebhafte 
ABzentgefüßl beS Deutfdjen fträubt ftch 
am erften bagegen, — fo muß man feine 
oergeblichen Berfucße machen, eine natür» 
liehe Behanblung ber lateinifchen Dejrt= 
Worte nachjuweiiett. Die Behanblung 
bleibt eine ffinftlerifcße, wenn nicht 
fünft ließe. Wan ging oielnteßr oon 
Dem ©runbfa^ auS, ben feßon ber heil. 
Auauftin auSgefprocßen hat, baß bie äftujtf 
felbftänbig ihren eigenen 2Beg gehe unb 
nur eine mäßige Stücfjtißt auf Den Deyt 
nehme, ober üon bem ©runbfafc beS ßl. 
DßontaS, baß bie 9Jfelobie ißre eigene 
erbauliche 28irfunq habe, fogar in Dem 
QfnUe, wenn ber Deyt nicht genau oer» 
ftanben werbe. Daher fomntt eS, baß 
ftch bie ©ßoralmelobie halb in ber me» 
liSmatifcßen ^eroorßebung ber Donfilbe 
eines SöorteS ergeht, halb in bem leichten 
Spiel über tonlofen Silben fich oiet freier 
bewegt unb mit Borliebe bie ©nbftlben 
benü^t, um ganz feffedoS auSjuflingen. 
DaS Söefen ber Dongruppen ift rein 
melobifcß; fte fönnen ißren ©runb ober 
Anlaß in ber Silbe haben, auf ber fte 
fteßen, fo oft biefe ben SEBortftnn trägt 
ober in ber profaifchett Betonung boeß 
ju tragen fdjeint, olfo fo oft fte Stamm» 
ober Donftlöe ift. Sie fönnen ftch auch üon 
bem oerftanbeSmäßigen Inhalt beS SöorteS 
loSlöfen unb baßer ebenfowoßl auf Silben 
oßne felbftänbigen Sinn unb oßne gram» 
matifeßen Afjent angebracht werben. Sie 
fönnen enbltdj als 9ta<ßflanq eines Ab» 
fcßnitteS ober SaßeS gerabe Die ©nbfilbe 
*u einem ntuftfalifcßen ^w^iluS benü^en, 
tn welchem bie biSßer an bie Deytworte 
gebunbene unb ißnen ungleichen SdjritteS 
folaenbe Iqrifcße ©ntpßhbung ftch nun* 
megr ungehemmt auSftngt. ^nfoweit 
fann bie ^JrayiS ber alten Sfontponiften 
als naturgemäß bezeichnet werben, niefjt 
weil fie ber Statur beS DeyteS, fonbern 
weil fie ber Sftatur ber melobifcßen ©nt» 
widtung ber mufifaUfcben SCRotioe ent» 
fprießt. 

Die BorauSfefcung für bie Belaftung 
ganz furz^ Silben mit längeren dJteliS» 
men ift nun freilich, baß ber SBortafzent 
' im alten S'irchenlatein nicht eine fo all» 
herrfchenbe ©neraie hatte, wie etwa im 
! Deutfdjen ober ©nglifcßen, unb oietleicht 


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Origin-al fro-m 

ÜINIVERSITY OF MICHIGAN 



IS 


I. >tr Pifttlfnf t m f 


im ^tatieuiffhen unb Spanifchen, wo für j 
bie mufifoliithe unb ebetifo für bie poe* ' 
tifche iHlmtbinifierung heutzutage »nein* | 
old früher bcv llnteiichieb von betonten 
unb unbetonten 'Silben berücfjichtigt fein | 
will, SiMe fich bie Sache genau verhielt. ! 
lügt fict) fchwer lagen. Unrichtig iil, baff i 
bie Afzentfilbe im Dateiniicben nicht »nie 
an (Suergie, io auch an Tauer beu an* 
bereu wortfilben überlegen gewefen fei. : 
^ft eS aber erlaubt, ein Tafürbaiten in 
biefer ^inficbt auSzuiprecheu, io benfe ich 
mir bie Nolle beS AfzenteS im iShoral 
etioa io, ober »»icbt v*iel anberS, wie in 
bem ih'alm AuguflinS gegen bie To»»a* 
tifteu (Mijrne 1 \ L. 43, ^3 s.). Tiefer 
ih'alm ijt in bei* $l*eiie ber mobernen 
rifjentrbmbmif geichrieben; jeber 51erS 
beliebt a»»S Ui*) Silben unb ^erfüllt in 

jwei troibäinhe Tetrameter, 3 . 5h Atmn- 
aänti» peoeatörum | solet fr» t res eoutiir- 
Käre: ' 

- * ~ im bilbet nur eine Silbe), i^m 
iManp'it beS lange»» StücfeS erfennt man 
troff »nancher Ausnahmen jur ISoibenj, 
baff ber lateiniiche ^auptafjeut unb beS 
aleichen ber Siebenten bie ThefiS (ben 
ih'ieberfchlag'l liebt, wie auch in ber flaf- 
iinhen Wetrif bie lange Silbe, Anber» 
ieit'S liebt hoch auSnobmSweiie an biefer 
Stelle öfter eme furze Silbe, io baff 
nach bem 5*erSjchema 311 betonen wäre: 
Dominus, retieülo .. .. ferner manchmal 
bie Unbfilbe, 3 . 5h rejrnnm vasä ..ober 
erfüllt ber 5^erSton in folgenber 5\>eiie: 
träxisseut, »»»elitär . . . . Alle 5 *erfe 
enbigen c»uf unbetontes 0 (ari, unb bei 
ber Vcinge be-cS ^falineS ift »»icht ju be» 
zweifeln,'baff ein Nein» beabfichtigt würbe. 
y S<» biefem 3»vecfe war eS nun nnerlüfflich. 
bap in ber Welobie biete Scbluffiitbe 
beroorgeboben würbe, entweber bunh 
mehrere Töne, alfo eine fleine Tongruppe, 
ober burch eine ?fubc*»»z iSefuube ober 
fleine Terz). wie in ber ambrofianifchen 
Wolmobie vbie Weber lnitium noch Mo- 
clisiio FenntX ber einfaebüen fplla* 
biiehen Sfontpofition beS für beu 5*olfS* 

" Tvr ^ienatn brtt »T Silben. trenn tticb» 
Jo cu ftcYsJxn ift: omuos qui ifncutotis [Jo; 
p«we ncoJo vorunc juJionto. eittcelne anbere 
t»er>> finb offenbar umutituc ubevlie'ert. JVr 
ti'cUm caV-'lt aber ireit über ÄX» <»er’e. '*0 baft 
matt im ctatuen niifct cmeifeln tann. treUbe oftemb 
Mbe ben $>eiliaen leiteten. 


aefang bestimmten StücfeS ieheit wir hier 
oei Auguftin gelegentlich biefelben auf» 
fallenben lief Meinungen »oie in ben me* 
iiSmati jeheu Oeffingen bei» (ShoralS. 5£ir 
werben ober geileben milffen, baff jur 
^eit bei? hl. Auguftin wenigflenS beim 
Ok'fang, ber bie T ouverbültniffe beS TejteS 
initiier etwas oerbuufelt, jene ^ehanblnng 
unbetonter Silben nicht fonberlich auf* 
fiel. Tenn eincrfeitS »oar ber ^eilige 
iicher imftanbe, jene Unebenheiten ju 
entfernen, »ocun fie nicht belanglos waren, 
unb er mufete ftefa, ba er filt bie Waffe 
beS Golfes biebtete, jeber auffallenben 
Äilnftlicbfeit enthalten. Übrigens blieb 
eine ziemlich freie ^ehanblung beS la» 
teinifchen ^If^eiiteS auch fpiiter nt Übung, 
wen»» auch immer als Ausnahme oon 
ber feilen JÜecjel, baff bie ^Ifjentftlbe in 
ben »rtfjentoetien bie Stelle ber langen 
Silben entnahm, 3 . 5h in ber Secjuen^en- 
bichtung. Schliefflich fonnte nur io in ber 
tateinifchen {»umneubichtung bie einfache 
Silben^äblmtg jnr ^enhhaft fommen, 
3 . 51. in Saeris sollemniis, wobei nach bem 
«Dortnfyent fein* wenig mehr gefragt wirb. 
Taljer möchte ich bie Sdnociche beS la* 
teinifchen 5lfjeuteS im 'Vergleich junt 
mobernen ber meiften Sprachen unb eine 
annähernbe Ausgleichung ber Silben* 
baue»* für baS mittelalterliche Datei»» willig 
3 »»geben. T'arauS erftärt fich bann jur 
Genüge bie Wöglichfeit einer Tertbe* 
hanblimg, wie im alten iShorale. Sie 
wiberftrebt ut»S Wobernen; aber bie Tat» 
fache liegt oor. gleichviel wie mau fie 
erflciven mag. T'ie oben behaubeite 
Th'vichrüitfung beS TeitrhuthmuS unb 
beS WelobierbnthmuS oerfteht iich bann 
auch oh»»e Wilhe. Wan hat aber nicht 
nötig, mit Ton» Wocguereou ganj neue 
Theorien über TbeiiS »mb ArfiS eines 
muiifaliichen Taftes unb über bie v ^eit* 
bauet* ber lateinifchen 5i'orttonfilben 311 
^ilfe 3 »» nehmen. AllerbingS ericheint 
tttuner ber tShoralrlmtbmuS, allgemein 
gefprochen, feineSwegS als ..oratoinichev*. 
auS ber Smadie entwtcfelter. fonbern 
als ein felbuünbiger »tiu»'ifali*M)er. betti 
Tepte nicht genau angepaffter iHhuthtuuS. 

'^m ri'vuube alw entstellt nur baS 
H‘ine bie bebeutenbe Arbeit WoeauereauS. 
baff er »utS eiureben witl. eS müne 3 . 5^. 
bie evfte Silbe oon eavitas fuunb 
ithliefflich füvjer fein als bie Silbe t»s 


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14 


(Ütyoralia. 


ober gar ci. £)er fchmadje Äern »on 
SBahrheit, ber batin liegt, gef)t eingig 
uttb allein ©üben mit gefdjärftem Sofal, 
etma bie erfte »on mentis, an. |)ier 
bat bcr SoEal fotooljl in ber altflafftfchen 
a[3 in bcr fpäteren Catinität feine Xiebnung 
unb barf als fürger angefeljen merben 
als manche anbere Sofale felbft unbe* 
tonter ©üben. SlUein bie (Silbe men 
mirb trofjbem länger aefptochen als ent* 
fpredjenbe unbetonte, $m ©efange änbert 
ftd) baS nicht, ba boct) immer alle Äon* 
jonanten mitgefürochen merben muffen, 
unb in ben fo gasreichen gälten, ba eine 
folche ©übe etn ©ruppenneuma trägt, 
mirb aud) ber 93ofal notmenbig gebefjnt; 
nicht tninber bie Üflittelfilbe öon Dominus 
— ober mir miffen nicht mehr, maS lang 
unb furg überhaupt befagen miß. 

II. Oanbbuch J>er HiufUgefdjichte 

»on #ugo iRiemann, Set^ta, SBreitfofcf unb 
Bartel, 1904. ©rfter ®ant>,n»etter Xetl ©. 1—48; 
116—125. (Über ben SRIjWbtnuS ber alten 
ßboralmetobien). 

£>ugo SHetnann bringt ein fein ge* 
bilbeteS rbbtbmifcheS ©efüfjl gur Cöfung 
feiner Aufgabe mit. 1 ) ©t ift mit 3?ed)t 
übergeuat, bah oud) im ölten Ätrchen* 
gefang Die SDlufiE unb nicht ber Stejrt 
in erfter Oinie ben SihpthntuS ber 3J?elobte 
beftimmte. ©S ift ja aÜerbingS richtig, 
bafe ber firchliche Äomponift feine 2We* 
lobien für einen gegebenen ie^t fdjuf 
unb entrichtete; infofern mar al|o auch 
ber £eyt mitbeftimnienb. $eute mirb 
nicht anberS »erfahren, unb hoch ent* 
fpricht bei itnS ber SthpthmuS ber 3J?e* 
lobie bem beS 5£eyteS, felbft menn er 
metrifch ift, oft nicht genau, inbem ftd) 
ber ÜRuftfer mehr an bie ©efefee feiner 
Äuitft als an bie Siegeln ber Dichtung 
hält. Sei einem profaifchen Xeyte, mie 
il;n bie meiften Sfircpengefänge aufroeifen, 
fajeint bie 2Wufif »on »omherein auf 
[ich felbft angemiefett gu fein, ba fte in 
jenem faum einen Slnfafc gu einer rhptf)* 

*) @5 fott f)ier nur non benjenigen 9l&fd)nitten 
bcö wertvollen SBerfeS bie Lebe fein, wefdje 
ben Lljytfpmts betreffen unb unfereS (£rad)ten3 
ju Söebenfen Lnlafj bieten. (Sine foldjc 33efpted)ung 
fefct fid) bem Vorwurf aus, ba& fie bem reichen 
3nt)alt bes s 2öerfe3 nid)t geredjt werbe. ^alte 
aber bafiir, fie fei nufebrimjenber unb aud) für ben 
35crfaffer efjrenuoller, ate bic (Srwäljnung einer 
folgen Seiftung in ein paar nicbtefaflenben, wenn 
auch nod) fo lobenben Lebensarten. 


mifchen Semeguttg »orftnbet. Son ben 
Rinnen (unb etma ben ©equengen) ab« 
ge|ehen, hoben bie ©fjoralgefänge einen 
£eyt, ber im günftigften galle eine 
©lieberung in annäherno gleiche 2lbfd)nitte 
geigt ober gutäfjt. ®aS hot mit bem 
ythhthntuS im gemöhnlichen unb eiaent* 
liehen ©inne noch menig gu tun; oenit 
in gar manchen gälten ift eine fotdjc ©lie* 
betung nicht beffer als bie, meldje in 
beliebigen ^ßrofaftücfen vielfach aud) gu 
finben ift. X)er fogenannte Sib^thmuS 
oer Äunftprofa aber, mie ihn ote ora* 
torifdje $rofa ber Sllten erfennen läht, 
fomntt in ben Slntiphonen beS Äird)en= 
gefangeS mehr »ereingelt »or. gür ge* 
möhnlich bot fid) bem Äomponiften in 
feinem !£eyte rein rhhtfjmifd)eS ©tement 
bar; menn er aber »ereingelt bie fptntne* 
trifdje ©lieberung ber Äunftprofa fcharf 
ausgeprägt »orfanb, fo mar biefelbe hoch 
eine gang ungenüaenbe ©runblage für 
ben eigentlichen ^ppthntuS ber üDMobie. 
gür biefen hot man nämlid) »on jeher 
noch meiter eine gefe^tnäßige Orbnung 
ber Siotenbauer unb ber ü£onftärfe 
»erlangt, gür beibeS fönnen bie^ßrofa* 
terte beS ©fjorolS feine Siichtfchnur ab* 
geben, ©omit hatte ber Äontponift bie 
aBafjl, entmeber bent Xeyte einen mufifa* 
lifchen SthpthmuS aufgunötigen, ben nie* 
tnanb bemfelben geben mürbe, hätte er 
nicht bie SKelobie mit ifjrem aefe^mähigen 
SihpthmuS bereits »or fich, ober auf einen 
eigentlichen muftfalifcben 9tf)htf)muS gu 
»ergichten. X)ie firchliche Xrabttion feit 
»ieleti gahrfjunberten hot nun beim Sor* 
trag beS Gf)oralS »on einem ftrengen 
SihpthniuS gang abgefeheit unb ben freieren 
SihpthmuS ber gemöhnlidjcn ^ßrofa mit 
ihrer unregelmäßigen Xonabftufung, bgl». 
Xotibauer als genügettb betrachtet. ®ie 
Schule »on ©oleSmeS ging ihren eigenen 
2Bea. ©ie fonnte fidj mit einem gefefj* 
mäßigen SBechfel »on Xouftärfe unb Xon* 
bauet ebenfomenia befreuitbett, fuchte 
aber in einer fünftlichen ©lieberung ber 
ÜKelobie, melcbe fte auS bem Xerte heraus* 
laS, bafiir einen ©rfa^ unb erflärte biefe 
©lieberung fogar für baS mefenttichfte 
©lement beS SchpthmuS. 

fmgo Siiemaun ftellt fich nun gang 
auf bie anbere ©eite, inbem er »on ber 
2lnitahme eines urfprüttglicben mufifa* 
lifchen 9?hpthmuS auSgef)t, ber bem Xeyte 


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II. IjanMmd) Der SJupkatfdjidjte. 


15 


nießt eigen, fonbern nur anaepaßt gewefen. 
SRiemann gehört alfo insoweit su ber 
Partei ber foaenannten ßßoral=9)cenfu= 
raliften. dr fe^t, lute biefe, für ben 
älteren ©ßoral etne regelmäßige Son* 
meffung unb Sonabftufung an unb folgt 
nur barin ber ©cßule oon ©oleSnteS, 
baß audj er eine fpmntetrifcße ©lieberung 
beS SeyteS, aber in größerer (Strenge 
forbert, ober richtiger, ßerftetlt. Sie ^ 3 rofa= 
ftücfe beS ©ßoralS ntüffett nach ißm fo 
gegliebert werben, baß ote SWelobie ebettfo 
menfuriert unb bie URelobieabfcßnitte 
ebenfo proportioniert ftnb, wie bei ben 
metrifeßen £)pmnen. ©ine Sintiphon* 
melobie feljt fteß bemgemäß 5 . 35. auS 
2 x2ober3x2gleich wertigen Saften 
jufammen. Sie Söorte beS SeyteS werben 
auf bie ÜJWelobieabfcßnitte fo oerteilt, 
baß möglicßft genau ein ©inneSabfcßnitt 
beSfelben mit einem SRelobieabfcßnitt, 
etwa swei Saften, übereinftimmt. „ 

Ste aWöglicßfeit, eine folcße Über* 
einftimmung ßerjuftetlen, fann auf fol* 
genbe SEBeife oeranfcßaulicht werben, gür 
ben SRßßtßmuS einer 2Relobie 3 . 33. im 
*/ 8 Saft ift eS gleichgültig, ob ber ©insel* 
taft bureß eine, swei, brei, oier ooer 
noch meßr Sftotcn oargefteUt wirb, Wenn 
biefe nur immer ber Sauer nach 8 /s auS* 
machen. ©8 fann nun auch unter einem 
folcßen HMobietaft beliebig ein Seyt 
untergebracht Werben, ber eine, jwei/bret, 
oier ober noch meßr ©Üben ßat; je meßr 
©ilben finb, befto rafißer fiub fte $u 
fingen, waS aber (innerhalb gewiffer 
©epranfen) feine ©eßwierigfeit ßat. @0 
fann man alfo einen Seyt, eine Slntipßon 
oon aan* oerfeßiebener ©ilbensaßl unter 
eine uRefobie oon oier ober fea)3 Satten 
feßen. SarauS ergibt ftch fofort, baß 
man (wieber in gewtffen ©cßranfen) mit 
einer gegebenen ÜUJelobiebie oerfeßiebenften 
Sexte in Übereinftintmung bringen fann, 
wobei ber fRßptßmuS ber 9Relobie in 
feiner SBeife unb felbft ber melobifcße 
©ang berfelben nur in unwefentlicßer 
SBeife geänbert wirb, ftn ber Sat ift 
eS nun auch erwiefene Satfadje, baß oielen 
©ßoraltnelobien Seyte oon feßr oerfeßie* 
bener ©eftalt untergelegt worben ftnb, 
oßne baß bie SERelobie anberS als in 
gan* unwefentlicßer SBeife geänbert ju 
werben brauchte. 2 öar aber bte urfprüng* 
ließe SRelobie, wie SRiemann annimmt, 


menfuriert, fo gefialtete fteß allerbingS 
bie SRotenbauer bei Unterlegung eines 
neuen SeyteS etwas anberS, aber bie 
ÜRelobie blieb wefentlicß biefelbe. Surcß 
ben rßptßmifcben 33ortrag ber 2Relobie 
erßielt nun aber auch ber an fieß faum 
rßptßmifcß ju nenttenbe Seyt eine üöllig 
gefeßmäßige rßptßmtfdße ©lieberung. 9ta* 
türltcß rießtete man, Wie fRientann üorauS* 
feßt, bie Seytunterlage fo ein, baß bie 
ftarfen Saftteile ber SRelobie im SlUge* 
meinen mit Sonftlben beS SeyteS ju» 
fammentrafen. 

SaS ift alfo baS ßiel IRientannS: 
barjutun, baß baS ^ßrinjip ber ftrengen 
2Renfur unb ber ebenfo ftrengen ißro* 

S ortion ben älteren ©ßoral beßerrfeßte, 
aß ber ntuftfalifcße fRßptßmuS nicht bem 
Seyte entleßnt, fottbern ißm üielmeßr 
(in biefer ftrengen gorm) erft mitgeteilt, 
fürs, baß bie profaifeßen Seyte grunb* 
fäfclicß nießt anberS als bie metrifeßen 
rßptßmifiert worben feien. 3Btr wollen 
nun auf baS einzelne etwas näßer ein* 
geßen. 9?iemann oerbreitet fteß jeboeß 
juerft eingeßenb über ben SRßptßmuS ber 
£)ßmnen, welcher felbft feineSWegS fo flar 
Oorliegt, wie üieileicßt oon maneßen ge* 
glaubt wirb. 

1. Rßqtljimu ber fircßUcßcn ßpmnttt. 

^icmlicß allgemein wirb aueß oon 
benjenigen, welcße fonft im ©ßoral eine 
genaue Sonmeffung nießt anneßmen, boeß 
oon ben «fjßmnen jugeftanben, baß fie 
urfprünglicß allerbingS menfuriert gefun* 
en woroett feien. 2 Ran fcßließt ßier oon 
em Seyt auf bie SRelobie; ber Seyt ßat 
näntlicß ein beftimmteS ÜBerSmaß, unb 
fomit lag eS naße, baß bie 2Relobie fuß 
bem fRßptßmuS ber 3Borte anfeßloß, ju= 
mal in älterer geit, ba fte felbft noch 
eine einfachere ©eftalt hatte, ©in Seil 
ber fißmnen ift in altflaffifcßem SRetrum 
abgefaßt, in Welchem bie ©ilben gerabe fo 
gemeffen Würben wie bie Sötte in ber SRufif; 
man nennt baS bie quantitierenbe 
33erSbilbung. Sie fpäteren §ßmnen ftnb 
oielfacß naeß ber afjentuterenben 
SRetßobe gebilbet, wie bie beutfeßett 35 erfe, 
b. ß. eS werben babei bie ©ilben meßr 
ttaeß bent Songewicßt (ber ©tärfe beS 
SlfgenteS) abgewogen, als nach ber ßeit* 
bauer gemeffen. $n beiben fällen war 
bie ÜRuftf junäcßft angewiefen, ftef) bent 


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16 


fflprtUa. 


gegebenen SRImthmuS ber Dorte angu» 
Bequemen. Denn mir ober meiter nach 
bem ftrengen BemeiS für bie Datfacpe 
etne§ folgen Berfa fjrenS ober nach ber 
2lrt unbDeife biefer Slnbequemung fragen, 
fo fteHen fid) mieber allerlei Sdgmierig» 
feiten in Den Deg. 

Die §t)tnnen finb unS leiber ohne 
rf)t)thmifche Begeidjnung überliefert^ bie 
9Mobien ftammen bis auf eine, tote eS 
fcheint (©erbert, Scriptt I, 154), auS 
ber fjeit nacf) bem 11. jfahrhunbert, in 
ber mir eine r^t»t^mifd^e Begeichnung nicht 
mehr ertoarten, unb fte tonnen tn ber 
öorliegenben ©eftalt ohnehin meiftenS 
nicht als authentifdj angefefjen merben. 
©S ift baher erft eine DieberherfteHutig 
if)rer älteren ©eftalt erf orberlich, mie 
etne folc^e ©eoaert in feiner M61opee 
antique unb fdjon oor ihm ©. DreoeS 
in ben „Stimmen auS ÜIRaria »Coach", 
©rgängungSheft58,Derfucht hoben, ©inige 
Unftcherhett muh ba immer bleiben; inbeS 
fann man bie Berfucpe boch im gangen 
als gelungen betrachten. Sftur ein Ameifel 
mirb Oon 9?ientann erhoben, ber ftd) auf 
bie 9trt ber aRtj^t^mificrun.q biefer 2Kelo» 
bien bezieht. Die anberen ©eiehrten (auch 
g. B. Ded)ebrenS S. J. in feiner Hymno- 
graphie latine) fefcen oornuS, bah ber 
mufifalifdje SRhpthmuS oufS genauefte 
ben langen unb tunen Silben ber quan» 
titierenben BerSbiloung entjprad). 35a 
eS ftch nun bei ben ältejten £>t)mnen (beS 
hl. SlmbroftuS) um Deyte in ungrabem 
fRhpthmuS, nämlich um jautbifche Bier» 
fühler (Dimeter) houbelt, fo mühte ein 
genau entfpredjettber muftfalifcher SKhpth» 
muS imungraben Dafte ftch bemegen. ©ben 
bieS aber lehnt Sftiemann als unmafp 
fcheinlich ab. Seine ©rünbe finb biefe: 

HWandje ^hmnenmelobien (bie inbeS, 
mie gefagt, auS giemlid} fpäter ßeit 
ftammen) enthalten guoiel Cigaturen, ja 
betjanbeln offenbar bie langen unb tunen 
Silben in folchen Lenierungen oöuig 
qleichmähig; bieS tueift Darauf hi«/ bag 
ber Sfomponift bie Deytftlben als gleich» 
mertig riicfftchtlich ihrer geitbauer be» 
hanbelte, mie eS bei afgentuierenben 
Bcrfett ber ntobernen Sprachen unb beS 
mittelalterlichen CateinS jebettfadS nicht 
ferttliegt. ©S fei auch, meint Siiemann, 
bie abenblänbifche £>pmitograpbie auS 
bem Orient unb unter Bermittlung ber 


Sprer fchliehlich oon ben Hebräern per» 
guleiten; bie hebräifcpe Sprache fei aber 
afgentuierenber Sftatur gemefett. ©rft ber 
hl. SlmbroftuS höbe ben £>pmtten» unb 
^faltnengefang beS Orients eingeführet. 

Sü?it btefer gangen BeroeiSfüprung für 
bie Einnahme eines geraben ftatt eines 
ungraben DafteS ber äfteften £>pmnen 
fönnen mir unS nicht recht einoerftanben 
erflären. Born t)l. SlmbroftuS berichtet 
unS Sluguftin nur, bah er ben anti» 
phonarifchett, b. h- abmechfelnben Bor» 
trag ber |)pmnen unb ^jfalmen bem 
Orient entlehnt höbe, unb eS ift gar 
nicht einmal benfbar, bah er (bei Der 
befannten Belagerung feiner SKrche) fo 
auS bem Stegreif bie $pmnen gebietet 
habe. 9iein/ ber |)pmneugefang ber 

abenblänbifchen ftlrcpeift älteren Datums. 
Desgleichen ber Stil ber Singmeifen. 
„Denn SümbroftuS (ober ein anberer oor 
ihm) für feine Cieber ÜJfelobieu fcpuf, fo 
fann eS oon Dornherein nicht mof)l gmeifel» 
paft fein, bah er ftch ber eingigen 9J?ufif 
bebiente, bie ihm befannt mar, bie er 
auSüben fonnte, ber Sttujif, mie fte bie 
SRömer beS oierten QaljrhunbertS, gleich- 
Diel ob Reiben, ob ©hriften, pflegten. 
©S ift bieS fo felbftoerftänblich, bah eine 
egenteilige 2lnfid)t Beachtung nur bann 
eanfprucpen fönnte, menn fte mit gmitt» 
genbett, unablehnbaren Slrgutnenten nach' 
gemiefen mürbe. Die römtfche SÜfufif beS 
Dierten ^atjrljunbertS, menn man über» 
haupt Don einer römifcfjen ÜWuftf reben 
fann, mar aber eine ©ntmicflung ber 
griechifdjen, Don biefer mettig ober gar nicht 
Derfcpieben". SoDreoeSa. a.O.S. 100 f. 
$ur Verhütung Dott 90?ihoerftänbniffen 
füge ich Bet, bag matt nicht in berfelbett 
Deife argumentieren fönnte, menn eS 
ftch um ©efänge honbelte, bie, mie bie 
Valuten, fertig, b. h* mit Dejrt unb 9Jie» 
(obie auS bem Orient entlehnt mürben. 
Denn bie orientalifcfje SUrchenmuftf meicpt 
gu meit Don ber altgriechifdjen ab, als 
bah man in biefer lederen allein bie 
O-uetle ber S'irdjenmuftf fuchen bitrfte; 
boch Biefe ^frage laffe ich hier fallen. 
2lHeiti für bte ©ntlepnung ber abettblän» 
bifchen ^pmttentnelobien aus bem 2Wor» 
aenianbe liegt fein ©runb oor. Obenbreitt 
liehe fid) ohnehin nicht behaupten, bah 
megen einer folchen ©ntlepnung nur ein 
geraber Doft mahrfdjeinlich fei. Die Ci» 


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II. iMlkn* Itr JRugk«'W4tr. 


gatureu ber fpäteren SJielobien liefern 
cbenfowenig einen ©eweiS für bic ältefte 
3 eit; bcnn in fo oielett ^ahrfjuubcrten 
fanit reißt wol)l aud) bic 2 Mobie (wie 
fdjon bie 93 evfd)iebenf)eü ber ^aubfdjriften 
Beweift) fid) erheblich umgeftaltet hohen. 
®8 ift ja nud) bie lateinifdje Sprache 
auS einer quantitierenben gaitjj allmählich 
eine afjentuierenbe geworben, unb erfi 
ber neue Sbarafter ber (Sprache erleichterte 
bie ©lcid)bef)atiblung betonter unb un* 
betonter Scytftlben' für ben 9fhhtfjmu8 
ber 9)ielobie, ol)ne fte ‘jebod) irgenbwie 
notwenbig ju machen. 

dennoch fctjeint eS mir oon geringem 
Gelang, baß Süentann fd)ott für bie am» 
brofiatiifdjeti .'ptjmnemnelobien einen 
SibhthtnuS anfebt, ber mit bent 9?f)hthmu8 
beS DeytcS in ©iberiprud) fteht. Denn 
c 8 intereffieren un 8 fchließlkß hoch nur 
bie totfüd)(id) überlieferten SNelobien unb 
bie 93ebanbluttg8weife ber fpäteren $eit, 
ba wir ja bieSihpthmifteruug ber (pptnnen 
mit ber Sihhtbmifierung profaifdjer Deyte 
oergleid)en wollen. Siuti war aber fdjon 
jur 3 f it beS heil. 2 litibrofiu 8 bie afjen« 
tuicreube 33chanblung ber lateinifchen 
Sprache bie einjig wahrhaft populäre, 
wie wir nu 8 2luguftnt (Migne XLIII,23 ff. 
unb XXXII, 6i7) crfefjen. Den ,,'f>falm 
gegen bie Donatiften" f)at biefer ^eilige 
auS praftifdjen ©rünbctt nicht in einem 
flafftfdjctt Sftetrum bidjten wollen; er 
Wählte oiclmehr bo 8 ahcntuierenbe, bil» 
bete aber nach ber populären 2 lit 8 fprache 
gatij richtige, fogar reimcnbe 33erfe unb 
regelmäßige afroftidjifeße Strophen (ogl. 
©ictmann, Sfnttftleljre n, S. 162, f.). 
Unmöglich ift eS alfo nidjt, baß nud) 
SlmbroftuS ähnlich badjte unb fid) wenig» 
ftenS in ber SJielobie mehr an bic 23off8* 
auSfprnche onfdjloß. 2 lber im ©ege ftcijt 
biefer Slnnahmc bod) bie Satfacße, baß 
er feine ^pinnen in ridjtigeti Werfen nach 
altflaffifdjem SihpthntuS fdjricb. freilich 
wählte er ein 2 )erS= unb Strophenmaß, 
ba 8 burch feinen ©ang unb Klang ben 
afjentuicrcnbcn ©ebichten fid) nterflich 
nähert, nämlich jambifche Dimeter, bie 
fuh je oicr 311 einer Strophe oerbinben 1 
unb oorwiegenb bic ^Betonung ber ge* 1 
Wöhnlidjen Siebe bcibchaltcn," oielleicht 
auch nicht bloß jufällig fo Diele Sleimflättge 
aufweifen. Söalb ging man bann in ber» 
felben Siidjtung Weiter. 

$afcerl/ Ä. SH. Safrvbutfc. so. Oübig. 


17 

Slber folgen wir nun ben 2 luSfüb* 
rungen SiiemannS, nehmen wir an, baß 
ber mufifalifche 9?hhthntu8 ber Kirchen» 
hhntnen ftdj oon 21 nfang an in gcrabert 
Saften bewegte, unb baß fid) bann eben 
ber afjentuierenbe ßljorafter ber gewöhn* 
liehen ®otf 8 fpradje gewiffermaßen wiber* 
fpiegelte. 

Seit bie lateinifdje Sprache ihren 
quantitierenben ©fjarafter gan* Derloren 
hatte, fchaltete bie SWufif Diel freier mit 
bem Seytc. Sie fefcte längere Sioten* 
gruppen über Silben, bie chebetn ent* 
fchieben furj geweieit waren, weil nun» 
mehr nicht fo fepr bie 3 eit houer fl l 8 
oietmehr baS Sonaewidjt ocr Seytftlben 
in ©etraeßt fam. yd) gebe ein ©eifpiel, 
in weldjem fich bie oerfd)iebene ©eßanb* 
iung be 8 Seyted erfenncti läßt. Die 
©orte Intendat affectum precis futb nach 
ber antifen SWetrif, in ber 3lmbrofui8 
feine £>t)nmett bidjtete, rhhthmifd) fo auf* 
jufaffeit: - ’ - ■— c | ~ w ^ • ©$ folgen 
nun bie oerfdjiebenen formen, in betien 
bie jugeljörige SWelobie erfcheint: 



In - ten - dat af - fe - ctum pre - cis 




m 

In 




rrt 


ten - dat af - fe - ctum pre - cis 


3. 

j l|j 

* In-ten-dat af-fe-ctum pre - cis 


UL_r_ Ä=L «L I 


In-ten-dat af-fe 



ctum pre - cis 


1/ — 

In - ten-dat af - fe-ctum pre - cis 


Die SJielobie unter Sir. 1 . ift itad) 
Drcoe 8 (a. a. O. S. 115) bie urfprüng* 
lidjc; er weift fic aud) au 8 einer Staub* 
fchrift itad); nur ben (uitgrabcn) Sihpth* 
mu 8 hot er ihr erft gegeben. Derfelbe 
würbe ju betn be 8 2 ?crfex> paffen bis auf 

8 


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18 


(gljoralia. 


ben unerheblichen Unterschieb, baß in 
bem 93erfe je gwei güße als ^Dipobie 
gufammengunehmen pnb, wäfjrenb ber 
muftfalifche 9thh^ mu3 &ie Softe eingeltt 
9tr. 2 geigt, toie SRiemann bie= 
fetbe SRelobie rfi^tömtfieren würbe: er 
faßt je gwei einfache Softe gufammen, 
o6er gi6t jeber Sejtfilbe gleichen Reit» 
Wert. Sie britte gönn ift gwar, wie 
ode tatsächlich überlieferten ohne $Rhh tl ) s 
muSgeichen, läßt ober in ber Vefjanblung 
ber furgen Silben erfennen, baß mon 
in ber Späteren Reit im Sejte feine 
langen unb furgen Silben mehr unter* 
fchieb. Rugleid) beweift bie Vergleichung 
oon SRr. 3, 4 unb 5 mit 1, wie auch 
bie einfachste muftfalifche ißljrafe ft<h nach 
Ort unb Reit oerfchicben gestaltete. 21 uS 
ber gattgen ißrobe erhellt, baß wir Weber 
2Re(obie noch SRhhthmuS voller Sicher* 

heit wieberfjerftellen fönnen; man wirb 
ftch aber mtt ber elften gorm gufrieben 
geben, wenn man nicht etwa bem IRhhtb* 
muS, wie ihn SJiemann aufftellt, bereits 
für bie ältefte Reit ben Vorgug gibt. 

Stach 2lmbroftuS 0erfaßte man neue 
Rinnen teils, wie er, in reinen flaffifchen 
ÜJiaßen, teils in ähnlich flingenben 2lfgent= 
uerfen ober nadh bem Shftern ber Schlichten 
Silbengählung, bei ber felbft bie metri* 
fchen mgente fehr häufig unberücffichtigt 
bleiben. 2lu<h würbe ein Vofal oor 
einem anbern Vofal mit ber Reit nicht 
mehr elibiert, b. h- oerfchleift ober über* 
gangen, fonoern für eine oolle Silbe 
gegählt. 2llS Veifpiele mögen folgenbe 
Verfe bienen: 

1. Pange lingua gloriosi lauream 

certaminis 

2. Sanguinisque pretiosi quem in 

mundi pretium 

3. Aurea lüce 6t deeöre röseö. 

Ser gweite VerS ift nach bem SQtufter 

beS erften aebiebtet, oerlefct aber gweintal 
bie flaffifche ißrofobie utib clibtert bie 
Silbe quem nicht; ber f)qmnuS, bem er 
entlehnt ift, ahmt überhaupt baS VerS* 
maß beS erften fo nach, baß bie quan* 
titierenbe SDteffung burd) bie Spätere af= 
gentuierenbe erfe^t wirb. Ser britte 
VerS ahmt in ähnlicher SBeife ben jam* 
bifchen Srimeter ber 2llten nach, öott 
bem ein rein geftalteteS SDtufter folgenber 
VerS ift: 


Et nostra tecum pectora in cselum trahe. 

SRun hat aber obiger VerS nicht wie 
biefer eine ©fifton in ber SOtitte (pector’in), 
hält auch bie flaffifche ißrofobie nicht ein, 
gählt aber obenbrein tn bem erften SBorte 
unbefümmert um ben profaifdjen 2lfgent 
(aürea) nur bie Silben. SDtan ift oer* 
Sucht aur6a gu lefen unb erwartete wenig* 
ftenS aurata. SaSfelbe finbet ftch in bem 
gleiten ^pmnuS noch Sanft, fo baß baS 
fJtingip ber einfachen Silbengählung flar 
oorliegt. ©ine Spur biefeS neuen ringips 
finben wir auch in bem alten £>t)mnuS 
Creator alme siderum, wo bie ältere 
CeSart cönditor alme . . . ift. 2Rerf= 
würbigerweife hat bereits ber hl- 2lmbro* 
fiuS ftch nicht nur in weniger anftößigen 

g älten bie Verlängerung einer furgen 
iilbe geftattet, fonoern er Schrieb auch 

einmal ebrfetatem Spiritus, wo etwa 
jucunditatem Spiritus erwartet wirb, ba 
jenes nach ber flaffifchen SRetrif Schlechthin 
unmöglich ift. ©in 2lnfafe gu ber fpäteren 
^hpthmif ift alfo fchon oa nicht gu oer* 
fennen. SecßeorenS (a. a. O. S. 142 ff.) 
gibt einen 28eg an, wie bie 2Ruftf bie 
Unebenheit beS SeyteS öerbeefen fonnte, 
unb wir wiffen, baß 2lntbrofiuS feine 
^tjmnen unmittelbar für ben ©efang 
bidjtete. 

SRiemann befpriebt guerft bie mit flaf* 
ftfeher ©enauigfeit gestalteten j a m b i f <h e n 
SedjSfüßler (f. o. Et nostra tecum...). 
Siefer VerS gertegt fid) naturgemäß in 
brei Sipobien, bie 9Retobie gliebert 9?ie* 
mann alfo auch in brei 4 / 4 =Safte, gemäß 
feinem oben besprochenen ©runbfa^e. Ru 
bemerfen ift, baß SRiemann (wie auch 
SedbeorenS) ben mufifalifchcn IRhpthmuS 
mit bem ftarfen Saftteil beginnen läßt. 
SieS wiberfpricht bem 3Retrum beS Sey teS; 
aber ba nach ben erften fünf Silben 
immer ein ©infehnitt im VerS ift, fo 
fällt eS weniger auf; benn nun fefcen 
beibe VerShälften mit bem ftarfen Saft* 
teile ein. SedjeörenS unb 9iiemann 
rhhthmifieren alfo in folgenber 253eife: 


D. 




E - rit in 


a - stris 


" ._ ' _ 

v-;-_i 





,-^ 

1—+--1 j . - - :f 

£=■ 

-J- 

-i3- i .it 


re - li - ga - tum for - ti - ter 


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II. Dtnlbaft bet PnRhg(fd|tb|te. 



Sie jmeite fjortn bei Sertei (bet 
iWtemann) ift bie nachträglich ben alt* 
tlofTifc^eu SJeriregeltt angepafjte, gegen 
weidje bte erftere ältere jmeimal Der* 
ftöfet. 9 tiemann fefjt bte 3Mobie in 
geraben Saft, SecbeurettS bagegen jieljt 
aud) ()ter ben nngeraben Saft oor, ob* 
wohl ber alte Seyt ben Verfall bei flafft» 
fd)en Wetrumi beutlich genug anfilnbigt; 
maljr ift freitid)/ bafc bai fpäterc afjen* 
tuiereube 93 erSmafj ben ungraben Saft 
toettigfieni ebenfo gut juläBt, ali ben 
getabett. Hudj Sed)eoreni beginnt bi« 
ben fllhqthmui ohne Wuftaft; er tut ei 
inbei immer nur bort, wo ber Seyt be* 
fonberS baju einlabet/ mie in bem oor* 
jtebenben SBerfe, beffcn natürliche Betonung 
ift: 6 rit in astris..fo noch in einem 
^weiten 93erS berfelben Strophe, nicht 
aber in ben brei anberen 93 erfen, ba 3 . 93. 
in bem erjten 93erfe: Quodcumque vinclis 
super terram strinxeris ber Seyt bem 
9 tf)ptl)mui J I —J j I -J j u - f * n - 9 ün ' 

fiiger ift. 9lu<b biefe $erjchiebenljeiten ftnb 
geeignet, bie 3 »tierläffigfeit einer rhqth* 
mifchen SBieberherftetiuug ju beleuchten. 

©ebr niete ^tqrnnen finb (feit ©re» 
gor I. ?) in ber fapphiichen ©tropfje 
qefchrieben. (Sie lulbet fid), oon einem 
turnen (Sdjlufjoeri abgefeheit, aui einem 
bretmal wieberholteit SBevfe, ber in ber 
antifen Sttetrif aui fünf güfjen mit folgen* 
bem SRf)t)tl)mui beftel>t: - w ! t!~ w w ! 
— - Sie fcheinbare Unregelmäßig* 
feit biefei 9fbqtl)miti in 93 erbinoung mtt 
ber fjüttfiahl ber 9tbfcf)nitte ift offenbar 
wenig oolfStümlidj. 9Bie man nun in 
einer 3 «it, ba ber ©tun für bie flaffifcije 
fRhqthmif faunt bem ©eiehrten geblieben 
war, uttb mol)l ber Sidjter fetbft feine 
.£>t)tnne nur nach ber flafftfchen (Schablone, 
ohne tieferes rbhtbmifdjei 3$erftänbnii 

S erabc biefcr fvorm, fdwf, crfteht man aui 
en SRachbilbungctt in ülfjentoerfeti, j. 93.: 
Deus qui mundum crimiue jacentem 
Filii tui carne relevasti. 


Stiemann ftimmt baher mit Secheoretti 
barin überein, bafj ntan hi« bie fotaenbe 
{Rhlthmifterung ber SWelobie oorattifefeen 
mü^e: - ~ - | — | ~ ~ ~ —, atfo 



bejiehungiweife 



Ut quo - ant la - xia 



re - so - na - re ft * bris. 


Sai flafftfche 93er8mafe wirb fp« 
oergemaltiat, im übrigen aber ber Seyt 
fo natürlich auigefprodjett, baß ihn ein 
bei flafftfchen ÜJJetrutni Uttfunbiger nicht 
oiel anberi lefen mürbe. $tt bem erften 
Seile bei SBerfei fiub brei rhhthmifche 
Einheiten (93erSfüße nach flafftfdjer Strt) 
in jtoci jufammengejoqen unb fo ber 
ÜKuftf bie bequeme ©qmmetrie oon jwei 
ju jwei Saften ermöglicht worben. 

Siegt nun ferner einem $qntuui bai 
«Schema bei £>ej:ameterS jugrunbe, 
fo braucht man nur in ben bcibett Hälften 
bei 93crfei benfclben Sfunjtgriff anju* 
| Wettbeu, fo ergibt ficf? toieber ber oier* 
taftigc mhOthntui für bie SDtelobie. Ser 
bei flafftfchen üWctruntS Unfunbige wirb 
nicht oiel gegen folgettbe 93etotiung haben: 

G16ria laus et honor | tibi rex Christe 
redSmptor. 

Sentgetnäß richtet nun SKiemann ben 
ntuftfalifdien :Hbptf)ttiui ein. Stärfcr 
ali beim fapphifdjett 93eri 

Üt queant lüxis | r 6 sonare fibris 
erfcheint aber hoch ber Sejrt oon ber 'llhtftf 
beherrfdjt. Unterbeut neuen (muftfalifchen) 
fRhptbmuS nehmen fid) bie SBorte faft 
gan 3 wie eine rbqthmifdje 'BrofaauS, 
jutttal and) noch bie ©ilbeitjahl bei $jeya« 
meterS jtüifcbett 13 unb 17 fcbwanfett 
fann. 

$ier fchlägt ttttn fRietnamt mit gutetn 
fHcdjte bie 93viicfc 31 t ber jRhqthutificruttg 

s* 


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20 


Glpraiia. 


Bon ißrofateyten, bic nach feiner ontifen 
Schablone gefd) rieben ftnb, mo alfo bie 
äfluftf nicht erft nötig bat/ bie flafftfche 
gornt m jerfchlagen. ©8 mirb ihr barum ! 
nicht fdjmerer, bie rbbt()tntfd)e «Symmetrie 
in ben Saften berjufteßen, unb bemSeyte 
wirb feine größere ©emalt angetan; er 
empfängt oielmebr einen gemiffen Anteil 
an ber Schönheit be 8 poetifdjen dtfyty* 
mu 8 , 5 . 55. fo: 

Enge serve bone et fidelis | quia 
super pauca fuisti fidelis > super multa 
te constituam. 

©ier güebert ftcb ein Seyt, bem nie* 
manb auf ben erften 53 iicf einen funft* 
reichen 91bhtbntu8äufprecben toirb, bebuf« 
bequemer mufifalifcber SRbbtbntiJierung 
in brei ^erioben, je $u jroei fotrfjen ©liebem, 
meld)e geeignet ftnb, einem oierteiligen 
ntufifalifcben Safte unterfteßt ju merben. 
ÜRan muff nur forgen, bamit bie 2 lu§* 
fpracbe natftriieb bleibe, baff bie ftärferen 
Sonftlbett be« SeyteS auf ben ftarfen 
Saftteil ber iDMobie fornmen. Sie SJhtftf 
behält aber babei groffe Freiheit: fie 
fann über unbetonten tnie betonten Silben 
9 ?otengruppen anbringen unb barf, menn 
fie noch fo befebeiben ift, auf einen Saft, 
tnie febott oben bei Ut queant..., ent* 
meber jmei ober brei ober Bier Silben 
rechnen, aber bod) auch mit einer einzigen 
Silbe ben Saft auSfüßen. Sobann ift 
e 8 , n>ie bei queant, oft gar nicht ftörenb, 
menn eine nicht ftarf beroortretenbe Son* 
filbe bem fdjtoäcberen Saftteil unterfteflt 
mirb. 1 ) 53ei biefett Freiheiten mirb e 8 
ihr meiterbin nicht febmer, eine fdföne 
©lieberung ber Sftelobie perjufteßen, e 8 
fei benn, baff ber Seyt ein gar unge* 
fügiger märe. 

53eoor mir aber biefeS 93erfabren 
meiter oerfolgen, febeint e« bientiefj, bie 
aud) Bon Sitemann an einer fpätereit 
Steße befproebenen Sequenjen ober 
ißrofen für* ju berühren. Sie ©efänge 
biefer 91 rt febreiben ftcb Bon Siotfer bent 
.©eiligen her (9. ^abrbunbert), erfreuten 
ftcb einft einer großen 53eliebtf)eit ttttb 
erhielten ftcb bttrep ba£ gange SDiittelalter. 
9Jtan bot lange geglaubt, fte trügen ben 
Siamen „^ßrofen" oon ihrem profaifeffen 

') 2o fommt ba§ ^rinjip ber S8er(djrnnfimg 
»on lert» unb SDiclobieatjent, uon bem oben Slrtif. 1. 
bic Siebe mar, mitunter nicht otjite SJortcil jur 
Stnroenbung. 


©barafter, unb erft fpäter, näntlicb in 
ber ßeit 9lbam8 Bon St. 33iftor, feien 
fte metrifcb gemorben. So fagen noch 
53. ißotljier unb Sfienle. Qnbe« nennt 
on Siotfer fetbft bie Seyte ber Sequenzen 
„mobutierte 53erfe", unb e« ift bureb 
bie 0-orfcbunqen oon Sd)ubiger, Seche* 
oren« unb 2Ö. SDieper immer flarer ge* 
morben, baff mir e 8 mit echten 9lfjent* 
Berfen ju tun bo 6 en, in betten *iemlicb 
genau eine beftimmte Silben*al)l unb 
eine fefte Sonabftufung eingebalten mirb. 
Sa aber bie Senfung eines 93erSfuffe8 
feineSmegS immer einnlbig ift, unb auch 
mehrfache burd) bie 2 J?elobie auSjuglei* 
tbenbe Unregelmäffigfeiten Borfommen, 
fo erfdjeinen oie Sequenzen auf ben erften 
33licf um fo eher als tßrofa, als nicht 
nur bie Sänge ber SSerfe häufig mecbfelt, 
fonbern auch ber Stropbenbau uttS burcb= 
aus ungemobnt ift; eine 9lrt 5?orfpiel 
binbert jubem meift bic Sßiebererfennung 
ber erften Strophe. Stieinann fcf)liefet 
ftcb entfebieben ber Stuftest an, baf$ bie 
Sequenjen metrifcb gefchrieben ftnb, unb 
baff ber fRfjbtbmuS beS SeyteS beit mit* 
ftfalifeben (menfurierteu) 3tl)ptbmu8 mit 
atmäberaber Sicherheit erfcfjliepen labt. 
©T unb Bor ihm SecbeorenS liefern auch 
ben flaren 53emeiS für beibeS. 53eifpiele 
mit Stoten fönneu bei biefett 9lutoren nach* 
gefeben merben, ben einfachen ntetrifchen 
viachroeiS f. auch ©ietmann, Äunftl. n, 
S. 144 ff. SftotferS ißftttgftrbbtbmuS be* 
ginnt bemgemäff: 

Säncti Spiritus 
Ädsit nöbis grätiä! 

I. 

Qu* cörda nöstra sibi 
Fäciät habitdculä, 

Expülsis inde cünctis 
Vitiis spirit&libüs. 

n. 

Spiritus älme, 

Il’lusträtor höminüm, 
Hörridas nöstr* 

Mentis pürga tßnebräs. 

55 on ber flaffifcbeit ^ßrofobie ift ba 
nicht« gu feljen; mir hoben ?lfgentBerfc 
Bor uit 8 mit meit meniger ©leidjflängen 
atn Schluff, al« ftcb bei ben ambrofia* 
nifeben ©pinnen finbett. ffu bem 55or* 
fpiel fel)lt auch fc^einbar bie Shmtnetrte, 


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II. lantbuäj bet Puphgefdiidite. 


21 


uitb bie beiben unter ftd) gong oerfcbieben 
gebauten ©tropfen fttib unS frernb. 2lßein 
bie 2J?elobie gum ©orfpiet läfet ftef( fo 
in forrefter Seife rhothmificren, woburdj 
auch ooßeS Gbenmap fjergeftettt wirb: 


i r 

1 P 

-T-7--t- 

4/ 

Sanc - ti 

-ß- 

Spi - ri - tu* 

::=£ L.Az 

\ ad - Bit do - bis 

<t ;. i 

J t- 



gra - ti - a 

ftn jeber ber beiben Strophen ent* 
fpreajen fid) bie ©erfe abwedjfetnb nach 
©ilbengahl unb Hebungen. Die über* 
lieferte SMobie ber erften Strophe rhqth* 
mifiert fict) ungegwungen in je brei DaEten 
auf jebeu ©erS, bie ber gweiten in je 
gwei Daften. @8 müffeit nur einige 
nietrifcbe Donftlben oon fdjwäcberent ©e* 
wicht fo wie oben nobis beljanbelt »erben. 

©o aufgefajjt, ftehen bie ©equengen, 
abgefehen oon bem reifen Sedjfel int 
Stufbau beS DeyteS unb ber 2J?elobie, 
ben .f)ptunen fefjr nabe, ©ie finb nod) 
geeigneter, um ben Übergang gu wirf lief) 
profaifcben Deyten gu oermitteln. 

©8 mufj aber hier noch einmal barauf 
bingemiefen »erben, bafe bie Sttetbobe, 
biefe älteren 3Mobien gu rhhtfjmifteren, 
tro$ be8 rbptbmifcben ©fjarafterS ber 
$0mnen* unb ©equengenteyte im ein* 
gelnen nicht überaß Sicherheit gibt. SHe* 
mann fetbft fcf)reibt: ,,$d) gebe gu, bafj 
oießeidjt ursprünglich fowofjf bie Itjrifcben 
UJtafee a(8 ber jambifdje ©enar unb ba8 
elegifcbe 3D?afe mit ftrengerer Stonferoie* 
rutta ber ©erSfüfje als Dafte oon ben 
Diajtevfomponiften gemeint »aren unb 
gefungett »urben. aber mehr unb mehr 
werben aße foldje gegen bie einfacheren 
formen burcb ihre Unruhe abftcdjen* 
ben ©Übungen fid) bent gemeinfamen 
©efefce untergeordnet haben. Denn biefe 
fompligierten ÜÜtafje waren in nachflaf* 
fifcber 3eit nicht mehr populär, „©egügltdj 
ber ©equettgett fagt auch DedjeurenS: 
„ftd) behaupte nicht, bafj ber gefunbene 
ßfbptbmuS in allen feinen ©ingelbeiten 
bie abfolut richtige gornt barfteße. 9J?an 
fönnte bie Daftglieberung in mehrfacher, 
ein wenig abweicbenber Seife ooritebmen, 
ohne gegen bie Donoerböltniffe be8 DeyteS 
gu oerftofjen." $n ber Dat wirb man 


einerfeitS gugeben müffen, bafj ber ßthhtf)* 
mu8 fowobl ber ^pinnen wie ber ©e* 
quengen finbbar uno gefunben ift, tnufj 
aber anberfeitS ber SWetljobe feiner 
Sieberberfteßung bie abfotute Sicherheit 
abfprechen. 

©iel größer wirb bie Unftcberbeit, 
wenn wir ohne neue Hilfsmittel 
gu ben sßrofateyten übergeben. Denn 
oa hier bie ©lieberung be8 DeyteS in 
©erfe oerfagt, bie Sorte obenbrein meift 
unoeränbert ber §1. Schrift ober anberS* 
woher entlehnt finb, fo fann e8 fo leicht 
nicht fetn/ ©pmmetrie unb gegenteilige 
Übereinfttmmung in Deyt unb Gelobte 
gu bringen. Der 9 f ibb t b n, ^ er befinbet 
[ich auf feljr fdjwanfenoem ©oben. £ner 
fcbeiben ftef) nun bie Sege 9?iemann8 
unb ber anberen ©horal*2Jienfuraliften. 

SRiemantt giebt fein neues ißringip, feine 
Slnbeutuna ber £>anbfd)riften ober ber 
©djriftfteUcr bei,fonbem oerfolgt nur bie 
eingefchlagene ©ahn weiter, ©r nimmt gu* 
erft bie Slntipfjonen gur£janb. „Diefe Deyte 
unterfcfjeiben [ich auaenfäßic/ oon benen 
ber $pmnen baburcp, bafe [ie nicht me* 
trifch ftnb, b. b- feinertei befttmmte ©er8* 
formen erlernten laffen, Weber einen 
feftftcljenben Sedjfel oon Sängen unb 
Bürgen, noch eine ftrenge Drbnung oon 
betonten unb unbetonten ©ilben, weshalb 
fte als $rofa gelten. Unfere üorauS* 
geljenben Unterfuchungen haben unS aber 
fcbon gelehrt, bafj eS eine britte Slrt ber 
9thb t h ni if* erun 9 gibt/ hei welcher baS 
eigentlich £jerrfd)enbe unb SluSfdjlagge* 
benbe ein ntuftfalifcheS gormpringip tft, 
eine metobifche ©eftaltung, welche mit 
bem Deyt eine ©erbinbung eingehen fann, 
bei ber bie Sprache eine Otel größere 
Freiheit behält, fo bafj fte eigentlich erft 
burcb bie ©erbinbung fetbft gu bem wirb, 
waS man aebunbenc 9?ebe nennt." Die 
Sorte müjfen nur nach Sftafjgabe ihrer 
natürlichen ©etonung unb ber ©a^gtie* 
beruttg entfprecheitb „im Schema einer 
burdjauS tppifdjen, ftreitg rhpthmifdjen 
Drbnung untergebracht werben". 

©efanntlidj bot ©eoaert uorläugft bie 
firchlid)en 8lntip()onen auf eine befchränfte 
9lngal)l tppifcper ÜUelobien gurücfgefübrt, 
benett giemlid) oerfcbiebeue Deyte unter* 
elegt würben, ohne bafj biefe felbft ober 
ie fd)ön geglieberte, rbpthmifcbe 3J?elobie 


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22 


glprttla. 


wefentlid) ju änbcrn waren. 2tn biefem 
©rgebniS ber gorfdjung ift nic^t ju 
zweifeln; auch ^ßeter SÖagner unb bie 
©djule non ©oleSnteS machen eS ftdj ju 
eigen. Ser 9?^t()mu8 bleibt fraglich. 
2lm erften wirb ntan bejüglich ber ©lie* 
berung ber Seytworte in abfchnitte non 
ungefähr gleicher Sänge äbereinftimmen. 
Saß eine fotdje auch hem SBomponiften 
oor äugen fdjwebte, beftreitet wohl 
niemanb; bie ©dfule non ©oleSnteS fteht 
barin fogarbaSwefentliche ober ein wefent* 
tid)e8 ©lernent beS fRbpthmuS. SiSweilen 
ift auch eine weitgefjenbe genauere ©nt* 
fprechung oon Seytabfcfjnitten unb 9Ke* 
lobieteiten unoerfenn bar. $ch brauche 
nur an baS aUbefannte Asperges ju 
erinnern: bie beiben öälften biefer anti* 
Phon teilen fidj fo Deutlich in je brei 
abfchnitte, baß fte jeber fofort erfennt; 
bie SRelobie beiber Seite ift für bie ent» 
fprechenben abfchnitte nahezu ibentifd), 
ber Seyt beiber Hälften h at biefetbe 
grammatische Sfonftruftion in ben eintet* 
nen ©Hebern, unb jum Überfluß oer* 
binbet ein ooflfommener SReirn bie beiben 
3eiten. Sie Ähnlichfeit mit jwei ftd) 
entfprechenben £jt)mnen* ober ©equenjen* 
oerfen tann in einem profaifchen S erte 
nicht größer fein (f.©ietmann,$unftl. Öl, 
©. 162). SRiemann fteHt unter anberem 
einen antiphonen=SppuS auf, nach welchem 
zahlreiche, mehr ober minber abweichenbe 
Seyte gefungen würben, ©ine ©tieberung 
beS SeyteS unb ber SRelobie in 2+2 ?lb* 
Schnitte ift auch fP cr augenfällig, j. 59. 
Apud Dominum | misericordia , et 
copiosa | apud eum redemptio 
Laeva ejus | sub capite meo et dex- 
tera illius I amplexabitur me 
Ecce yideo | coelos apertos j] et Jesum 
stantem a dextris virtutis Dei. 

9?iemann fe^t nun (unb baS h°t allen 
©chein ber SRöglidjfeit ober Söaljrfchein* 
Uchfeit für fich) oorauS, baß bie oier 
abfchnitte jebeS 33erfe8 je auf oier Soppel* 
tafte ber SRelobie oerteilt waren, alfo 
jwei auf apud Dominum unb wieber 
zwei auf misericordia u. f. w. entfielen, 
«uf ©runb biefer 53orau§fe§ung rhpth* 
miftert er nun bie überlieferte uRelobie. 
Siefe erfheint fornit nicht nur menfuriert, 
fonbem zugleich in ootlfommenfter SBeife 
fpmmetrtfch gegliebert. 


©8 liegt aber auf ber £>anb, baß 
jeber ber oier abfdjnitte auch anberS 
als in jwei 4 / 4 = Saften r()t)thmifiert werben 
fonnte, baß alfo bie fRichttgfeit ber 0?hhth= 
mifterung SRiemannS oon ber SSorauS* 
fefcung abhängt, eS fei ein aerober Saft 
unb eine burcf)auS fpmmetrifche ©tieberung 
ber üRelobie in2-j-2-\-2-\-2 Saften 6e= 
abfichtigt worben. Sie erftere 93orau8* 
fe|}ung machte er fdjon, nicht mit ootl* 
fomtnener «Sicherheit, bei ben ^pmnen, 
unb auS ben ^»pmnen lieft er auch baS 
anbere ^Jrinjip heraus, baß bie SRelobie 
ftch genau in ie jwei unb jwei Safte 
gliebere. ©ino oiefe 33orau8fefcungen 
annehmbar ober überhaupt berechtigt? 

SltterbingS, wenn wir feine anberen 
SlnhaltSpunfte für bie SRhhthtntfterung 
hätten, fo müßten wir unS beruhigen, 
ober aber einen befferen 9?hhthmuS auf* 
fuchen, ober eS bei bem „oratorifchen", 
b. h- freien beWenben laffen. 

Äber man fann über bie ^jattbfchrif* 
ten unb bie mittelalterlichen 
©chriftfteller auch in ber SRhhthmuS* 
frage nicht fo leicht hinwegfehreiten, wie 
eS fRiemann tut. ©in fubjeftioeS ^rinjip, 
mag eS auch noch fo oerftänbig fein, 
gibt nur eine gewiffe SBahrfcheinlichfeit, 
oie um fo geringer ift, je leichter mit 
einem anberen, ntdjt minber oerftänbigen 
Prinzip gleichfalls jum 3id ju fommen 
ift. 3ur Beleuchtung biefeS einen fünftes 
miß ich an ben genialen Berfucf) aiey. 
CtttfchonniggS erinnern. 

Siefer 3Rufifer hält ftd) nicht minber 
als fRiemann überzeugt, baß ber ©horal* 
rhpthmuS ein burch Sauer* unb Son* 
üerhältniS ber IRoten genau bemeffeiter 
unb aus ben SRelobien felbft wieberher* 
ftellbarer fei. Äuch er gerlegt bie SJrofa* 
teyte juerft in rhpthmifche ffiinheiten, 
aber in fleirtere, nämlich in lauter Sriolen. 
SRacf) ihm läßt ftch baS bie gewöhnliche 
©prache nicht nur jugunften eines 
herjuftettenben muftfaltfchen 9?hpthmuS 
gefallen, fonbem eS ift in ihr felbft an* 
gelegt unb fommt bei ftnngentäßer unb 
fünftlerifch gehobener auSfprache oon 
felbft fofort jutage. Sutfdjounigg nimmt 
üott oornherein bie ©prache fo, wie fte 
3 U anfang beS 9RittelalterS würbe, b. h< 
als eine nicht mehr burd) ben Sauer* 
unterfchieb ber ©ilbett, fanbem burch 


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II. Vtnkbud) ktr JMnßketn|M)t(. 


93 


ben Slfjent geregelte, 3Wan fann nicht 
leugnen, bog folaeitbe ©falmverfe gdj 
ungejmungen in Driolen lefen: 

jv rii rin rt rb 

Di-xit Do-im-nusDo-mi-no me - o | sc-de a 

jv jv jv n*r^. jv 

dex-tris me - is: Do - nec ponam i - ni- mi - cos 

m j*/ rf~j i * j- 

tu - os sca-bcl -luni pe-dum tu-o -rum. 

Üöod bie rl)t)tbmifd)e ©ntfpredjung 
grögerer ?lbfd)ttitte, allo Ijtev ber $nilb» 
verfe betrifft, fo ift £utfd)ounigg mtuber 
ftreng ald SWientann, oicdeicgt nicht mit 
Unrecht, bo und eigentlich ^uic^t-S bie 
Strenge jener üicgel verbürgt, So mürben 
fiel) olfo in bem elften ©erfe 3 unb 4 
Drioleu entipredjen, unb ferner im jtveiten 
fo, bog bie legte ÜWote ber vierten Driolc 
old ?lu|toft jutn jmeiten 3:eile onjufegen 
märe, gnbem nun Cutfdjüunigg bie Jriole 
in öden gebräudjlichen gönnen barftedt, 
fo bog unter ihr bid jii fedjd Scytglben 
vereinigt merben fbituen, erhielt er einen 
mechfclvodett unb bod) natürlichen ©or* 
trog unb lügt bem icyte feine natürliche 
?ludfprad)c, mie man ftc in feinem an* 
bereu Svftein pnbet. (Sine furje ©rohe 
fei ber Anfang bed Strebo: 



omnipotentem fa-ctoremcocliet ter-rae. 

Dad ift ein ©ortrag, ber hart an 
ben ©ortrag ber heften «jünger im &ä» 
cilienverein greift, eben u>eil er fid) aufd 
engfte an ben Deyt anfdjliegt unb babei 
bod) rhvthmifdje ©etonung unb x'lbmechd 
luttg julügt, unb »veil ein guter «Sänger, 
mährenb er nur an einen freien, foge» 
nannten (Sborolrhmbtnud benft, bod) oft 
gerabeju einen ftrengen >Wbi)tbmnd fingt. 
Died legte hat mau miebcrbolt and) fdjou 
von Sängern and ber Sdjule von So* 
ledmed behauptet. Der ftrenge ftihuthmud 
liegt eben bem Sänger fo nahe, bag 
fdmtt and biefem ©runb manche unb 


mit biefen SRiemaitn (S. 11 f.) ed von 
vornherein für unglaublich halten, ber 
6f)vral fei urfprünglidj in ungebunbenem 
SRl)t)tf)inud gebucht ivorben. Dcr©organg 
Cutfchouniggd *) bürfte aber bemetfen, 
mie menig Sicherheit fRicmamt für feine 
SBicberhcrftcdung bed fRljqtljntud in ?ln* 
fprud) nehmen barf. Die innere (Svibett», 
mie iic S. 37 f. crtoiefcit merben foU, 
beruljt bod) micberum auf einer ©oraud» 
feguttg, bie nicht fofort einleudjtet, bag 
nämlich jene ftrettgfte Smnmctrie, bie 
fRietnann forbert, im Öfjoral überhaupt 
»u fuchen fei. Unb meiterhin trifft man 
bei ber Unterlegung neuer Deyte unter 
alte 9Wclobictt)pen (vgl. ©evaert) im 
©atueit auch burchaud nicht jene Unver« 
fchrtljcit ber urfprünglid)en 9Welobie, mie 
in beit meuigen von iRtcmann beigebrachteu 
groben, ytt biefen fclbft bleibt, mie 
gefügt, bie angefegte Daftjobl bod) eine 
©oraudfeguttg, utib_jiid)td jmingt und, 
bie vollfommene Smnmctrie bcrdWe* 
obicteile anjuitebmen. fRicmattn ift itt 
einem ÜWufffleyifott nicht fo ftreng: „(Sin* 
adje lieberartige Säge finb gar nicht 
eiten ftreng fmnmetrifd) in glatt ver* 
aufenbett adfttaftigen ^erioben burd)* 
geführt; bie fiunft ber 9)? ei ftc r jeigt geh 
aber gerabc in ber Dnrdjbredpmg folcher 
fiarrett iRegelmägigfcit burd) motivierte 
unb ald foldjc fofort verftänblidje 9lb* 
meid)ungen." Died gilt in ber 2at fogar 
von einem SWojart, bem 3Weifter Der 
ftrengen gönn, ge entghiebeuer aber 
neben ber tnngfolifihen Söirfuttg bie bed 
Dejtffnned beabfid)tigt mirb, befto elfer 
rcdjtfcrtigt geh eine Durdjbredping, bjm. 
(Sinfdjränfung rein fonneder ©efege. 
gür ben Sircbcngefnitg ift nun aber geger 
nur ein befdjeioened 3Wag von reiner 
gornnvirfnitg, mie bie bed ftihifthmud cd 
bod) ift, mtinfrijendtoert. ©*arutn alfo 
ben Slirdjen gelang bezüglich ber rhVthmi* 
fehen Smnmctrie fogar nt engere Schratt* 
ten tveifett ald bie profane 3RnfiF '? Sobalb 
matt attberfeitd ingibt, bag $. ©. in 
einer Fircblidjen vlntiphoit ein ©ebilbe 
von vier haften ganj tvohl and) einem 
von brei ober fünf 5aften entfpredien 
fönne,äumal tvetttt ber Jeit baju offenbar 

{ ) ?ioioi iVufifcv hat hurd) hie veraudiiabe 
betS (^rdinurium missic unb boo l'ommuno snn- 
ctorum om ^elbftuevlinu ÄlafU'nfuvt, Äiirutben^ 
bif rurdjfttbrbarfeit feinem «rnftemeb bar^ctan. 


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24 


«limlia. 


einläbt, fo groinat unS nichts mehr, bic 
9f}^tf)mtfterurtg fRiemannS anguertennen. 
£)aS gelb ber üRögtichfeiten roirb jo 
alSbann gröfse* unb gröber. 5Run aner* 
fertnt ober ©uibo oon Streggo (2Rigne 141, 
396)auSbrü<flich einen fünfteiligen Sa§; 
baher ift bie VorauSfefcung fftiemannS 
nicht ot)ne ©ebenfen; benn 5 gerlegt ficf) 
in 2-j-3 ober 3-f2. 

£)agu fommt, bah noch anbete 2Ren* 
furoliften, rote öoubarb unb SedjeorenS, 
u erheblich oerpiebenen ©rgebtiiffen ge* 
ongt ftnb. 2öir müffcn unS barjer oon 
bem inneren Kriterium, baS bie 2ReIo* 
bien unb Seyte als foldje (obenbrein in 
ber Röteren Überlieferung) an bie ©anb 
geben, nad) äufjeren Ärtterien umfeljen 
unb fragen, ob fid) feine anbertoeitiaen 
SÄnljaltSpunfte gur Veftimmung oeS 
(S^oralr^t^ntuä barbieten. fRiemanit j 
berührt nur gang furg bie SRufiffdjrift* 
fteHer beS rofittelalterS unb legt ber 
mannigfaltigen ©eftattung ber SReumen* 
jeidjen in ben ©anbfchriften feinerlei 
Vebeutung für ben 5Rt)t)thmu8 bei. ©8 
foll bamit burd)au3 nid)t gefügt fein, bajj 
er nicht roiffe, roie ntandjeS bie üllten 
über ben SRfjijthmuS fagen °^ er Anbeuten, 
unb roie grofje SRühe ftd) SedjeOrenS 
gegeben bat/ bie 5Reumengeid)en bis inS 
einzelne rtnjt^mifc^ gu erflärett; 9?iemann 
fc^reibt oielmehr (S. 101 f.): „2Bie trofc 
ber Slblebnung 1 ) foldjer fortgefe^ten 
llnterfrfjeibungen oon Sängen unb ftürgen 
nad) ber ©eftalt ber ÜReuntengeidjen bod) 
ein oeritabfer 9?auS ber SReu* 
mierung herauSgetefen roerben fann, unb 
roar einer, auf ben aud) ©uiboS Qbeal 
er Sforrefponbenggroifd)ett auffteigenber i 
unb abfteigenber Sonberoegung uno Oon 
ber gleichen Sauer ber größeren SMobie* 
abfcgnitte ooUfommen paht, unb ber 
autb ben 2öed)fel groifd)eit SRotenroerten 
normaler, Oerboppelter unb Oerfilrgter 
Sauer aufroeift, habe icb an gahlreiajett 
Veifpielen aufgegeigt." 31 ber iRiemann 
fodte nun nicht ©uiboS „ftbeal", fogar 
unnatürlich gefd)raubt,guriRegeI machen. 
2lu8 ©uibo, roie aud) auS ©otton, bie 
oon ©efängen rebeit, itt benen bie Säfce 
gleidj feien unb bie, roegen biefer ?if)n* 
lidjfeit mit ben ©putnen auch felbft „me* 
trifte" genannt roürben, auS beiben 
Sd)riftfteuern, fage ich, tonn man eher 


ljerauSlefen, baf? biefe „ibeal" geftalteten 
©efänge in ber 3Rinberljeit, als bah 
fte in ber 2M)r()eit roaren; jebenfaHS 
tft bie Verallgemeinerung beS oon jenen 
2Reiftern aufgefteHten ©efefjeS gar nicht 
gereihtfertigt. Senn fte reben auSbrücf* 
lid) auch oon einer anberen klaffe oon 
Sirchengefängen, in benen eS feine 3ltt* 
roenbung gefunben. 

SRiemann berührt ferner eine (Stelle 
aus ©ucbalb über ben 2Bert ber SReumen* 
reichen. So gutreffetib aber im übrigen 
feine SluSführuttgen ftnb IS. 93 ff.), fo 
unterfd)ä§t er buch bie rqhtfjmifche Ve* 
beutung berSReumengeidjen. Sie ermähnte 
Stelle muh tm Steht einer Säuberung 
ObingtonS (13. Qahrljunbert) betrachtet 
roerben. Siefer fagt (Coussemaker, Scri- 
ptores, nov. ser. I, 213), bah bie ©horal* 
melobien in begug auf ben Sauerunter* 
fchieb ber Söne ourch Suchftaben nicht 
enügeitb auSgebriicft roerben fönnten, 

, ah aber eine befonbere Schrift erfunbert 
fei, um biefem VebürfttiS gu genügen. 
SRod) Obington fennt alfo eine burch 
bie Sdjrift auSgebrücfte Verfchiebenljeit 
ber Sonbauer tm ©horal. SRur bie 
9teumenfchrift ober eine gleichwertige an* 
bere fann gemeint fein, ba Obington 
furj öorljer gefagt hat, er wolle je§t 
nur oont ©h orQ l reben. (Dettfelben ©e* 
banfen fprid)t nun ©ucbalb (um 900) 
auS: bie geroö^rtltdje Steumenfchrift be* 
*eichne bie ÜConhöfje oöüig urtgenügenb, 
Dagegen bie „Sangfamfeit" beS ©efangeS 
unb bie „Sremulä" unb anbereS genau. 
Ü5er ©ucbalbfche Ste^t hat eine Sücfe; 
eS fehlt minbeftenS ettt ßeitroort. ©ie 
„Cangfamfeit" beS ©efangeS oerfteht man 
i am natürlichften oon ber SRotenbauer, 
gumal bei Obington berfelbe ©ebatife 
roieberfehrt. ©ticbalb legt auch fonft 
groheS ©eroicht auf bie Ünterfchäbung 
oon furgett unb langen Seinen unb ben 
f chrif tli d) e n 9tu3brucf berfelben in„leich* 
ten unb fchroeren Neunten". iTiuit fagt 
ferner ©uibo o. 3Treggo, bah Deumen 
erftenS bie Sangfamfeit beS SoneS, groei* 

*) (Sc fdjeint hierin gattj unter bem li'influfj 
ber Schule uoit oolcome^ $u fielen. Sßtr iahen 
frfjon oben, mit meinem 2lufnmnb oon 0(f)nrffiim 
2)om s Diocqnerean ; mit §intanfc^ung ber äufieren 
Kriterien, fid) bemühte, auO ben Welobien felbft 
it)ren 3if)t)tl)muö Ijerjuleiten. 9iatiirlid) loeidit fein 
©t)ftent oon bem 9iiemannfd)en fjimmetioeit ab; cö 
ift jefjt non i^m felbft aufgegeben roorben. 


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II. lantkttft ktr P«M«ff»t|Wf. 


96 


ten« bie Dremula unb britten« bie $ürje 
be« Done« auSbrttcfen. Sind) mit ©ttibo« 
©«bauten mürbe (pucbalb übcreittfontmett, 
mettn mir in ber Dücfe be« Dc^dcS ttidjt 
nur ein 3 ritmort (etmo: bezeichnen), fon- 
bem außerbetn „unb bie ^cfjuelligfeit" 
einfdjiebcit. Dann fagt ©uibo genau 
baSfelbe non ben 3leumcn mit beit SBorten: 
„SBclcbc Düne non langer unb fchmatt» 
fettber unb Eürjefter Dauer ftitb (moros», 
tremul» et subitane» voe.es), ba« mirb 
leid)t münbltrf) an ber bcfoitbercn ftigttr 
ber 9 ieutuen gezeigt, oomuSgcfefet, baß 
fte mit ber gebimgen Sorgfalt gefd) rieben 
ftnb". Söctrunt oerfueßt iWicmann nicht, 
ouS biefer Stelle beraub bie Sebeutung 
ber ’Jlcumenjeidicn feftjufteflcn ? £nev 
ftef)t ja gattj flar, baß fefjr lange unb 
|cl)r fttrje Däne (moros» et subitane» 
voces) in ber genau gefrfjriebencn DJcumcit* 
fd)rift abjulefen feien. Da« jmifdjett* 
ftel)enbe tremul» fault nun faum ettna« 
anbere« at« „mitteljcitigc Düne" beiden, 
©ettau baSfelbe lefeit mir bei ©uibo an 
einer jmeitcit Steile, nämlid) baß eine 
Doppclläuge unb eine Doppeltür^c unb 
eine moriila tremula jtt utiterfdjeiben 
feien unb baß bie Dünge oft burd) ein 
Stridilein bejeidmet merbc. Die Drc* 
mufa mirb aud) auSbriicflid) al« fchmattfcnbc 
Dauer (varius tenor) erflürt. Über 
biefe flarcn Stellen fotnmt man nicht 
binmeg. 

3u bem über ba« „Stricblcin" ©efagten 
gibt ifiieiiinnn eine halbe Slnttoort: 008 
Stricblcin fei ein Düngejcidjcn im Dc$t, 
meil e« nad) ©uibo ber littora beigefügt 
merbc. ($d) habe aber fd)ou miebcrbolt 
nadjgemicien, baß littera aud) hinten» 
»eidjeu bebeute (SBabrbeit in ber gregor. 
A-rage S. 22 f.). Übrigen« müßte borf) 
yfiemann ba« oon ihm oornuScjcfcljte 
3cid)eit im Deyt erft nadjmeifen, mäbrcitb 
jette« Stridilein am ^fotettjcidien in ben 
^»nnbfdjriften feßr gemöbttlid) erfebeiut. 
(ibenfo müßte er, mettn er bie Dattgfant* 
feit bc« ©efaiigc« al« ein „ 21 tt halten 
ber Melobic auf einzelnen Dünen" er* 
flärt, bartutt, mic beim bicDJcumcnjcidjen 
nötig marett, um ein ioldjc« Anhalten 
anzubeuten; beim ba« fagt $mcbalb. 
Set ber Siicbftabenfd)rift fountc eben* 
fomolfl eitt Dünge jcid)ctt „int Dcyt" fteben, 
ba« aber überhaupt nirgettb« jtt fittbeu 
ift. 2ltt einer nuberen Stelle glaubt 

$übtYl, St. ^abxbucfc ^abvy. 


bagcgctt SRiemantt, in ber Diftropba unb 
Drtftropba ein Dehnungszeichen ju er« 
fennett (S. 100 '». 2lflcin nad) ber Sc» 
febreibung biefer Neunten bei bett Bitten 
ift bie Dtftropha feitte«meg« einfach ein 
langer Don, unb bann föttnte man boeb 
aud) einen Sud)jtabett fo gut mie eine 
9feunte oerboppeltt, ober, mie tatfücblid) 
im S\'ber oon Montpellier, ein 3 c *^ cn 
bafilr entführen. SS märe alfo febr oer» 
fehlt, mentt £mcbalb fagt, bie Möglich* 
feit biefer Scjeichnung fei ben Neunten 
cigentiintlid). Die jWepcrfuffionSnote lefen 
mir öfter bi« 31 t ficbcntttal mieberbolt; 
mirb babureb bte ficbenfacbe Dauer an« 
gezeigt? Die Drentula bei tfmcbalb unb 
©uibo nimmt iHiematttt al« Dritter, ma« 
ju betn Dlatnen rcdjt gut paßt, aber nicht, 
mie gefugt, 31 t ben Stellen ©uibo«, 311 * 
mal biefer an ber einett Stelle bie 3 e * 
bauer (morula), nicht bie Diotc eine 
tremula nennt; bie 3 c itbauer aber tre* 
mulicrt nicht, $dj ttel)itte alfo bie Dre* 
mula al« fdjmanfcnbc 3ritbauer. 2lUer* 
biug« erflürt auch 2lribo Scbolaflifu« 
bie Söortc ©ttibo« oottt DUiiliSma, itt 
meldjeni mirflid) ein Dremittieren oorfant. 
21 ber e« paßt nid)t itt bie Stellen ©uibo« 
hinein, mie eben gezeigt mürbe, unb 2 lribo 
fagt auch jmcifclttb „mie ich glaube". 
Übrigen« fugt er bei, ein Stricblcin bei 
ber Drentula bejeidpte fte al« lang, alfo 
nicht ba« Dremulierctt macht bie 91otc 
fchott lang, betttt ohne ba« Stiidjlein 
bleibt fie fuvj. Die Chioäbnung ber eitt* 
fadjett Drentula jtinfdiett Dang 1111 b Sfttrj 
batte alfo and) nad) 9fribo fetttett Sinn, 
mentt itid)t bie Drentula einen mittel* 
Zeitigen Don jmifdjett ber fcljr langen 
viote (morosa ober ntora duplo major) 
unb ber Furjcit (subitanea ober duplo 
brovior) bebcutcte. Sfur», brei burd) bie 
Sd)rift au«gebriKfte Viotemoerte ftnb 
ftdier bezeugt. 2 lribo ocrglcidjt aud) 
att«brücfltd) mit btefett brei 2 (otenmerten 
©ttibo« bie brei burd) bie Sudjftabett t, 
m, c in gemiffett ^»anbfdiriften beneid)* 
tteteu unb oerflebt hier beftinnnt ein 
Scrbültni« oon 1:2 ber furzen 2 iote 
3 ur mittleren ttttb biefer jttr lüngftcu. 

.f»örett mir ttod) einige 3 cn Sl° u über 
bie AOttbauer ber 2{cumett. flu einem 
Fragment .fmebalb«, ba« fid) auf bie 
Diapbottie beliebt, beißt e«: „(Id) fd) reibe 
jmar (in bem folgettbett Scifpiel) ttod) 


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Gljoralia. 


fünfte uitb virgulae (©tricbletn) gut 
Segetchnung oon Würgen unb Sängen .. 
£)arnach mar eS ©emohnbeit, bic Würgen 
burdj fünfte, bte Sängen Durch ©trichtern 
Eenntlich gu machen. 97un liegen aber 
fünfte unb ©trichlein in ben $anb» 
fchrtften jebem oor Slugen. Sßarum alfo 
titelt baoon auSgehen, unt ben ©hotal* 
rfjtytfjmug gu befitmmen? ®ie $)iaphonie, 
fügt £ucbalb bei, f)inbere praEtifcb, näm* 
lieh bureb i^re (bantalige) SangfamEeit 
bie richtige Ausführung beS fRhhthmuS. 
2Ran ftetjt barauS, marunt fdjon toährenb 
ber erften ©ntmicflutigSperiobe ber mehr* 
ftimmigen äRuftE bie Reichen für Sang 
unb Wur* abbanben gu Eomtnen brobten, 
ba im oiapbonen ©efange bie rhhtlj* 
mifeben Unterschiebe ber SCöne nicht mehr 
gehört mürben. $>ie SSerbinbuna ber 
©howtmelobie mit einer ober mehreren 
33eg(eitftimmen mar eS, melche *ur ®er* 
tiacbläffigung beS fRhpthmuS führte. 

SRetntgtuS t»on Sluyerre rebet (Mi- 
gne 131, 953) oon „Seiten für bie 
Reitbauer, b. b- Sirauifi, aus benen 
Würgen unb Sängen beftehen"; er meint 
ober boS Verhältnis oon Würg unb Sang 
mie in ben tlafftfdjen Verfen. Virgulä 
beifeen hier allgemein bie $Reumengeicf)en, 
meit fte au8 ©tnd)lein oerfebiebener gorrn 
bejtepen; aus biefer fjforrn Eann man 
alfo nach SRemigtuS bte Reitbauer ber 
fRoten ablefen. 

(£8 Eann baber nicht gerechtfertigt 
merben, menn man bie Reichen ber §>anb= 
fdbriften nicht befragt. Siegt e8 boch 
ohnehin fo nabe, ben hüufigften Reichen, 
nämlich bem ißuntt, ber Virga (aecentus 
acutus) unb ber gleidjfam oerboppelten, 
nämlich am Wopf mit einem £uterftricf) 
oerfebenen Vtrga, bie brei SRotenmerte 
beigulegen, ohne bie eine ooHEommene 
3RuftE nicht au8Eommt. ®er ^ßunEt 
ift noch befonberS im Vergleich gut Virqa 
al8 Würge begeugt beim AnonhmuS oon 
ÜRonte Saffino (Coussemaker, L’histoire 
de l’harmonie, Tabl. 37; ^leifdjer, ÜReu» 
ntenftubien 1, 80, 86). 

Vor allen anberen Eommt enblidj 
ber 2lnonhmu8 VatiEanuS in betracht, 
ben ich im „2RufiEal. Qabrb.", SRegenS* 
bürg 1904 ©. 69 — 79 eittgebenb be* 
fprodjen höbe. ®a mirb im ü£eyt unb 
oon einem Wommentator auf bem iRanbe 


in ben ungmeifelbafteften SBortcn aefagt 
unb in Reichen öerbeutlidjt, bafe ber 
VunEt einen Eurgen !£on, bie Virga einen 
langen unb bie Virga mit bem (Strich* 
lein in86efonbere eine producta »gebefjnte 
SRote bebeute. CDiefeS ReugniS, ba8 fRie* 
mann offenbar noch nicht gelaunt hat, 
ift fdjon für ftch allein gegen feine Xijeorie 
burchfchlagenb. Um e8 gu umgehen, fteht 
ftch ^ßeter SBagner genötigt, bie Vebeu» 
tung ber <St. (Sailer ^mnbfehriften über* 
haupt herabgubrücEen. Slber mie menig 
bteS gelingen Eann, f. im „SRuftE. ^jahr* 
buch" a. a. O. (S. 53 — 69). *) ©8 blieben 
inbeS ohnehin noch anbere Reugnif[e Oon 
unbeftreit6arer VemeiSEraft. gletfcherS 
Unterfuchungen ber italifchen SReumen 
führten gleichfalls gur Annahme eines 
in ber ©ajrift Eenntltch gemachten 8?hhth s 
mu8. 

hiermit ift mehr als gur ©enüge 
bargetan, bafe ohne bie Verüdtfichtigung 
äufeerer Writerien nicht burchguEontnten 
ift, unb bafe fRiemannS ©pftem nur ben 
SBert einer aeiftreichen £>ppothefe hat, 
bie in ftch fetbft gufantmenfäHt, fo» 
halb unfere Rraqe hifarifeh angefafet 
mirb. ©inen ©djrttt auf bem hiftorifdjen 
2ßege hat £>oubarb aetan. Aufeer an* 
beren «Schriften beSfelben gehören 
her Le rythme du chant ait grögorien 
11899) unb La cantiläne romaine (1905). 
ffir ftüfct ftch namentlich auf folgenbe 
©teile ©utboS (Microl. 15 ? Migne 141 
p. 394): „©3 ift Eeine gertnge ähnlich* 
feit gmifchen ©ebtehten unb SWefobien, 
ba bie SReumen ben SBerSfüfeen unb bie 
(ntuftEalifchen) ®ä|e ben Werfen ent» 
fprechen, infofern nämlich eine SReume 
ben ©attg eines ©aEtpluS, eine anbere 
ben eines ©pottbeuS unb mieber eine 
anbere ben eines QambuS hat, bie ©ä^e 
aöer teils oier, teils fünf, teils fed)3 
SRafee aufmeifen, unb anbereS mehr." 
^oubarb greift alfo bie ©teichftellung 
ber SReume mit bem SerSfufe^ aut 
unb fe^t bemgemäfe oorauS, bafe fchon 


l ) 2lud) 9Jfocquercau rocift SBaqticrö 3lu§fluc^t 
entfe^ieben juröcf: „3)ic r^t^mifc^e ^rabittort 
ber St. Baller--Schute fte^t gar nicht allein. 
hanbelt [ich um eine Ausführung, bie ftch 
unter uerfchiebenen, aber gleichwertigen Schrift* 
jeichen in gtalien, granfreich, Spanien 
unb überall bargefteUt finbet." (Rassc^na 
gTegpor, Juli.) 


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n. f«lkk«d) Itr p«pk|tfä)ik|tt. 


27 


bie einfache Neunte eine rhhthmifclje 
Ginljeit, ähnlich bcm ©erSfuß bcr ©oejte, 
bie jufammengefefcte a 6 er nicht minber 
bloß eine einzige rffhthmifche Ginheit, 
fagen wir: einen 3; «ft bilbe. (Sooiel 
gejonbert notierte Steumen h>ir alfo in 
ben fianbfcßriften fefen, fotJtel statte ftnb 
attjufeSjett, nicht mehr unb nicht weniger, 
kommen alfo in einem jufammengefefcten 
Sieumenjeichett brei ober oier 9ioten oor, 
fo gelten biefe bem Seitwerte nacf) genau 
footel, wie eine einfache Neunte, ber nur 
ein üton entsprießt. (®ie älteften (panb* 
fünften ftnb wirtlich feßr genau in ber 
©onberuna ber Neunten unb Neunten* 
gruppen, fo baß eS ein offenfunbigeS 
Seichen beS Verfalles ift, Wenn bie Sfteu* 
menjeicßen unregelmäßig getrennt ober 
oerbunben werben). $n jeoer einzelnen 
£ongruppe ftnb nach £)oubarb alle Sioten 
gleich lang. ftticßtS ift nun einfacher, 
als eine gegebene SWelobie in moberne 
SWoteit umjufefcett, unb fügen wir gleich 
hinju: nichts war für bie alten (Sänger 
leichter, als fte rhpthmifch abjuftngen, 
fei eS ju ber Seit, ba man )ta) noch 
ber SHeumenfcbrtft bebiente, fei eS noch 
fo lange nachher, als bie witlfürlicbe 
Serreißuttg ober Snfammenfoppelung ber 
yfotett nicht um ftcb gegriffen hotte. 
GS fragt fuß nur, ob bie ©orauSfe§ungen 
richtig ftnb. liefen Vorteil hat £>oubarb 
Oor wiemann ttorauS, baß er ftch auf 
ein gart* beftimmteS 3 eu 8ni3 berufen 
fann uno eine fehr tlare unb einfache 
Cöfung ber 9?hhthmuSfrage erhielt. 2)ie 
Gruppierung ift auch ber ntobernen 3Huftf 
geläufig, nicht aber baS ©rinjip, nun 
jebe ©nippe ber anberen unb jeben Ginjet* 
ton ber ©ruppe bem anberen gleichwertig 
*u machen, ©ielmeßr braute bieS ^rittjip 
ooch eine 2 ftenge Unjufömmlichfeiten mit 
ftd), unb man fieht nicht, auS welchen 
©rünben ftch eine auSgebübete 2J?ufif 
einen folgen Swang auferlegen fonnte; 
in manchen fegr langen ©ruppen 3 . 33. 
müßten bie Ginjelnoten mit wahrhaft 
rapiber ©cßnelligfeit gefungett werben 
im ©erqleicß *u ben oorauSgehenbett 
ober nachfolgenben, bie oieüeicßt für ftch 
allein eine rbhthmifcße Gin heit auSmachett. 
Allein eS fommt oor allem auf bie ©e* 
beutung beS obigen ßeugniffeS unb ber 
anberen oon £>ouborb beigebrachten ©e* 
weiSgrünbe an. 


! ©ei ber Prüfung ber ©orauSfefeungen 
fteHt ftch nun leiber heraus, baß auch 

S oubarb juoiel (SubjeftioeS beimengt. 
djon in ber angeführten f)auptfteUe 
1 (affen bie SBorte: „Gine Neunte hat 
| ben ©ang eines 3)aftpluS, eine anbere 
ben eitteS ©ponbeuS unb wieber eine 
anbere ben eines Rambus" feinen Sweifel 
barüber, baß eS innerhalb ber Neunten 
Unterschiebe ber Sonbauer gebe. Ginen 
folchen aber leugnet ftoubarb; er will 
öielmehr, baß innerhalb einer Sßeume 
alle XBne gleich fein foHen. £a 8 ift 
eine bloße (unb oon oornljerein unwahr* 
feßeintieße) ©orauSfeßttng. ©uibo fagt 
nicht etwa, wie eS in ber ©oefte baftp* 
lifche, fponbeifdje ober jambifeße ©erS* 
füße gebe, fo feien in ber Ghoralmelobie 
öerfeßteben geftaltete, aber in jebent 2 J?uftf* 
ftücf immer gleichwertige Neunten ju 
ftnben. liefen SBortlaut fönnte man 
allenfalls fo beuten: ©uibo wolle nur 
bie Gleichheit ber Sfteumenbauer, nicht 
bie oerfchiebenen Seitwerte ber Ginjel* 
noten betonen, obfcßon er biefeS bann 
boch genauer hätte ßeroorßeben müffen. 
^e$t aber fchreibt er auSbrücflid), baß 
etne üfteume beS GfjoralgefattgS folgenbe 

©eftaltung haben fönne: - - - ober- 

ober —, gan* nach Sinologie ber ©erS* 
füße. »tfo ftno nicht ade Seilnotett einer 
Sfteume gleich. 

$oubarb betont mit Siecht, baS SEBort 
„©erSfuß" habe an ber genannten ©teile 
metrifeße, bie Sieume aber muftfalifeße 
©ebeutung. Gr muß baS betonen, weit 
nach ihm eine Sieume bis ju acht Sönen 
haben fann, ein ©erSfuß aber nicht fo 
Oiele Seitwerte. Slber eS fpricht bennoch 
auch bieS gegen ^oubarb: ©uibo nennt 
bie me triften SBerte in einer SEBeife, ßpß 
man eine folcße (Uiannigfaltiqfeit ber 
Sieumenwerte, wie fte .fpoubavb anfefct, 
feineSwegS oertnuten foHte. Slm nächften 
liegt bie Auslegung, baß bie rhpthmifdjen 
SBerte ber 3)ielobie aanj ober ttaßeju 
ben metrifchen SBerten ber ©erSfüße ent* 
fprechett. ^oubarb weiß auch, baß eine 
SRhptßmif wie bie (einige, eine unerhörte 
ift. Gr nennt fte eine orientalische fftbptß* 
ntiftemng; aber in ber orientalischen 
Jtircßetintuftf haben bie Ginjelnoten ber 
©ruppett oft eine oerfchiebene 3)auer. 
Gin öauptpunft ber Sehre £>oubarb£ 
hat alfo feine genügende ©egrünbung. 

4 * 


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28 


(fytralfa. 


Die ©teile ©uiboS Befagt ljöduften 8 , 
baß Dongruppen, nicht aber, baß bie 
Gringeltöne ber ©ruppen gleiten SBert 
haben; le^tereS miberfpriebt üielmehr bem 
De?te. 

Der gmeite §auptpunft ift, baß jebe 
Deumen gruppe immer ben gleichen gang 
beftimmten SBert t>abe. ©uibo oergleicbe 
jo, [ogt §oubarb, bte SReume mit 
bem tn fietig gleicher geitbauer mieber* 
fefjrenben Versfuß. Suian fönttte gu* 
nädjft fragen, ob ein fotefjer Vergleich 
fo ftreng gutreffen müffe, ober ob eS 
nicht genüge, eine ähnliche Teilung 
ber SIRelobie unb beS SBerfeS angufeßen. 
@2 heißt jo nur, eS fei eine nidbt geringe 
^Ejnlic^feit gmifdjen , ©efangen unb 
©ebiebten. Diejenige St^nlicbfeit aber, 
auf bie eS ©uibo im gufammenhang 
ber ©teile onfommt, begießt ftdj auf 
ben reichen SBecbfel innerhalb ber Deumen 
eiuerfeitS unb ber Versfüße anberfeitS. 
©8 müßte alfo genauer naebgemiefen 
merben, baß bie SReuuien nicht bloß im 
reidjen 2 Becf)fel ihrer ©eftalt, fonbern 
auch in ihrem ©efarntmert mit ben VerS* 
füßeit gu tieraleicben feien. Von ben 
muftfaltftben ©ä§en bot ©uibo furg 
Oorßer gefagt, fte feien in ben oortrefflicb* 
ften ©efängen gleich, oonbenSReumen 
hat er eS nicht gefagt. Da ift noch 
eine Cürfe in bem üorgefcßlagenen ©ßftem. 

@8 !ommt gunt VerftänbniS ©uiboS 
barauf an, meldben ©inn baS SBort 
„SReume" höbe. |)oubarb nimmt eS als 
©ingelneutne unb zugleich als SReumen* 
gruppe. Diefe beiben Vebeutunaen beS 
feorteS mirb auch niemanb beftreiten. 
DaS einzelne Dongeicßen nennt etn jeber 
„SReume"; ©uibo fagt aber auch in bem* 
felben ßufammenbang etmaS oorher: 
„Die SReumeit merben entmeber bureb 
bie bloße Sßieberfjolung beS gleichen DoneS 
ober bureb Verbinbunggmeier ober mehre* 
rer Däne gebilbet." 51 t Einfang beSfelben 
S’apitelS fteßt ferner eine ©teile, melcbe 
§>oubarb gleichfalls befprießt; fte lautet: 
„2Bie bei ©ebidjten Vucbftaben unb ©ilben, 
Slbfcßnitte („Deile", partes) unb güße 
unb auf er bem Verfeunterfcßieben merben 
föntten, fo gibt eS in einer SIRelobie 
klänge, b. ß. ©ingettöne, bie für ftch 
allein, 31 t gmeieu ober breiett eine ©ilbe 
bilben, mie biefe felbft allein ober Oer* 


boppett eine SReume, b. ß- einen 9Re* 
lobieabfcßnitt („Sieberteil", partem can- 
tilense) auSmacben; ein Hbfcßnitt hin* 
mieberum ober mehrere bilben einen 
(muftfalifcben) ©aß, b. h- fooiel als man 
fügltdß in einem Sltemgug fingen Bann. 
Darüber ift nun noch gu bemerfeit, baß 
ein ganzer Slbfcßnitt eng gufammenge* 
feßrieben unb gefungen merben muß, bie 
(muftfalifebe) ©ilbe aber nod) enger (com- 
presse, compressius). DaS Hinhalten 
aber, b. ß. baS Vermeilen auf bem tefeten 
Done, bei ber ©ilbe faunt merflicß, beim 
Slbfdjnitt länger, beim (muftfalifcben) 
©aß am längften, geigt eine folcbe ©lie* 
berung an." ^?ier pnben mir auSge* 
fprodjen, baß ein bis brei Däne etne 
muftfalifebe ©ilbe, bie f leinfte ©infjeit, auS* 
machen, mie in ber ©pracbe bte Such* 
ftaben eine SBortftlbe; ferner bie (mufi* 
falifcße) ©ilbe einzeln ober oerboppelt eine 
„SReume". Daraus ergibt ftd), baß ge* 
möbnlid) Heinere unb größere ©lieber 
in einem muftfalifcben ©aß gu unter* 
febeiben ftnb; ©uibo nennt fte ©ilben 
unb SReumen. 2Bie im Verfe ©ilben 
unb güße in ber Siegel oerfebieben finb, 
unb buch manchmal eine ©ilbe ben gangen 
Versfuß bilben fanti, fo macht auch in 
ber SIRelobie eine muftfalifebe ©ilbe öfter 
bie gange SReume auS. Die „©ilben" 
fönnen iljrerfeits auS einem eingigeti 
Vofal ober Don befteben, fo baß ein 
VerSfuß unb eine SReume in bie fleinfte 
©inßeit gufammengegogen merben. 3luS 
biefer ©teile entnimmt £)oubarb mit 
S?etf)t, baß auch ein ifolierter Don ben* 
felben SBert haben föttne mie eine SReunte; 
aber mit großem Unrecht, baß bie ifolierte 
SReume unb bie muftfalifdje ©ilbe immer 
ber SReume gteidjgufeßen fei, obfdjou boeß 
hier oon einer fe|ten Dauer ber ©ilbe 
unb ber ©ittgelneunte nidht bie Siebe 
ift. 33iefmef)r lehrt bie ©teile, baß im 
allgemeinen baS Verhältnis obmalte, 
mie gmifdjen Vucbftabe, ©ilbe unb VerS* 
fuß, bie in ber Siegel nicht gleicbmertia 
finb. Huf ber ©leidjftellung oott „©ilbe" 
unb „SReume" beruht ntut aber baS 
©pftem ^oubarbS. 

©nbltcb ift auch nicht ftreng ermiefen, 
baß bie „SReume" an Dauermert bem 
Versfuß gtei<bguftellen fei. 31uS bem 
Vergleich ber SReume mit bem VerS* 
fuß ergibt ftd) bte* toic in ber obigen 


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II. üanikn^ kt» PuPgtfdjlkjU. 


29 


©teile in jtoingenber 2Beife nur, baff 
einmuftfaltfcber©afein ähnlicherSEBeife 
in Seilgvuppen jerfaHe, mie ber VerS 
in Qüfte. @3 folgt hier um fo meniger, 
als ©uibo, gemtfj nicht offne ©runb, 
noch bie „Stßf^nitte" ne&en bie „fjrüfje" 
fteHt unb bann bie „{Reunte" einfach 
einen „Slbfdjnitt ber {IRelobie" nennt. 
SBarutn fagt ber ©chriftfteßer Slbfdjnitte 
unb Qüfee^ nicht aber Slbfcbnitte ober 
Qüfje, menn beibeS genau baSfelbe ift? 
«fjoubarb bot alfo feine ©leiebfteflung 
nicht bemiefeit. ©S febeint mir mahr* 
fcbeinlicber, baf? ©uibo unter {Reume ein 
{IRotioglieb ber SRelobie oerftebt, baS mt* 
gefäbr'mit betn, maS mir Saft nennen, 
übereinftimntt, aber boeb auch halb über» 
greift, halb ben Saft nicht auSfüßt. 
Sarum oergleicht er mit ihm nicht ein* 
fach ben VerSfufj (ben metrifdjen Saft), 
fonbern ben Slbfcfjnitt unb VerSfufj. Sin 
ber zmeiteti ©teile fonnte er nun fdjon 
eher bie {Rennte fchlechtbin mit bem VerS* 
fufj Oergleichen, nachbem er fid) einmal 
genauer auSgefprochett hotte. ©8 fagt 
aber ©uibo in ber SRitte beS befprochenen 
SlbfcbnitteS (unb baS ift feE>r ju beachten), 
eine {Reume fönne auf mehrere ©ilben 
oerteilt rnerben. {Run fcheint {ich fein 
Veifpiel in ben älteften ^anbfehriften ju 
finben oon einer fo oertetlten SRe unten* 
gruppe; fomit hot ©uibo mohl nicht, 
mie £>oubarb miß, ein ©ruppenneuma 
im 9luae gehabt, fonbern einfach ein 
{IRotioglieb, baS ebenfogut attS mehreren 
{Reutnengruppen, bie man aisbann auf 
mehrere ©ilben oerteilen fönnte, ^u* 
fammengefefct mirb, oielleicht auch aßetn» 
ftehenbe {Roten enthält. Srofcbent mürbe 
jeboch ber Vergleich ©uiboS z u {Recht 
befteben: mie ein VerS fich auS ^üfeen 
unb ähnlichen Slbfchnitten bilbet, fo eine 
SRelobie auS ©ilben, {Reumen u. f. m.; 
eS fann aber eine folche {Reume eine 
baftptif^e,fponbeifche ober jatnbifebegorm 
haben, uno noch anbere formen finb 
nicht auSgefcbloffen. 

{Rad) allem ©efagten mufj nun noch 
feftgebolten rnerben, bafs £)oubarb eine 
{Reihe oon alten 3eugniffen 9 Q r nidbt 
erflärt, unb bafj er für bie in ältefter 
3cit febr zahlreichen Varietäten ber {Reu* 
menjeidben feine anbere ©rflärung hot, 
als eS feien bamit aßevbonb {Ruancen beS 
Vortrags bezeichnet morben. Sagegen 


liegen mehrfache ©rflärungen für ben 
Sauermert be$ fünftes, ber Virga unb 
ber mit einem ©trichlein oerfebenen Virga, 
unb im Anonymus Vaticanus aufjerbem 
bie Angabe beS SauermerteS für eine 
gute {Änzafjl zufammengefefoter {Reumen 
öor. Qm ganjen teilt fmubarb mit 
oielen anberen bie Verachtung folcher 
Angaben, mo fte ihm läftig meroen. Qft 
baS aber eines 9Ruftfhiftorifer3 mürbig? 
©ubjeftioe Vermutungen unb rnißfür* 
liehe Vehouptungen finb über bie SReumen 
Zur ©enüge oorgebrad)t morben; aber 
nur bie Venüfcung beS aefamten ^ifto» 
rifchen OueßenmaterialS fann zunt 
führen. 

Vergebens fpridjt man ben mittel* 
alterlichen ©djriftfteßern über {IRuftf bie 
©laubmürbigfeit ab. 3Rit ein paar hin* 
gemorfenen VerbachtSgrünben ift hier 
nichts gefdjehen. ©offen jene 3Ränner 
über Singe, bie jeben Slugenblicf oon 
jebem fontroßiert mürben, neuntobifebe 
Sheorien Oorgetragen hoben, gleichoiel 
moher fie biefe entlehnen mochten? Qeben* 
faßS müfjte baS hoch erft im einzelnen 
flar nachgemiefen rnerben. 9Ran fagt 
mohl, bie ©chriftfteßer ftimmten unter* 
einanber nicht überein. 9lber zuerft muf 
beachtet rnerben, baff oor bem 12. Qal)r* 
bunbert fein einziger bem unmeufurterten 
©horal baS SGßort rebet. ©obann hot 
noch niemanb einen offenbaren Sßiber* 
fpruef), ber in biefer grage irgenbmie 
oon Vetang märe, nachgemiefen, fei eS 
einen 2Biberfprud) eines ©cbriftfteflerS 
mit fich felbft, fei eS oerfchiebener ©ebrift* 
[teffer untereinanber. 2Sa8 ©reifbares 
in biefer Veziefjung beigebracht mürbe, 
beffeht nicht zu {Recf)t. ORit ben £>attb* 
fdjriftert oerhält eS fich ähnlich. Sie 
mirfliclj alten gehen aßerbingS in manchen 
©inzelheitenauSeinanber; natürlich, aber 
im ganzen rebeit fte auf ben erften Vlicf 
bem {IRenfuraliSmuS baS SEBort, unb 
mehrere ©chriftfteßer bezeugen eS, bafj bie 
Oielgeftaltigen {Reumenzeichen zunt 3u>ecfe 
beS {Rt)pthmuS unb ber VortragSmeife, 
nicht in erfter Cinie zur Vezeichnung 
ber {IRelobie erfunben murbett. {Rur eine 
Sf(affe oon ^anbfehriftett fcheint burch* 
aus zu miberfprecheit. Sie fogeitannten 
{ßunftneumett, menn eS mirflid) fehr 
alte gibt, erflären ftcb aber genüaenb aus 
einem anberen {ßrinzip. '31 uf aße Qäße 


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30 


<KI|or«lia. 


bleibt eine Vorlegung beS DfwthtnuS 
auS ber biofeen inneren ©efchaffenbeit ber 
DWelobien, wie fte ^joubarb jum Steil, 
befonberS ober ftHemann oerfudjt, mehr 
ober weniger $ljantajie. Ober wer macf)t 
jtd) anheifdjig, ben SRhhthmuS einer mo* 
oernen S0?efobie auS bem 2luf* unb 916= 
fteigen ber Ohne allein *u erflären? (Sin 
folcpeS Unternehmen ift oon oornherein 
auSftd)tSloS, uno fo jtnb eS alle ©pfteme 
ber Deumenbeutung, fotange man nicht 
ben BiftotifcBen 2Beg betritt. 2Bie bieS 
oom 2lnt. OedjeorenS gefdjehen ift, fyabt 
ich „Qahrb." 1902, ©. 193 unb öfter 
eingehetib bargelegt. 

III. ®om Straftbnrger Äongreft für 
ftirdjctttttttfil. 

P. flnboper 0. S. B. ift im „©eridft" 
beS (Strafeburger URufeffongreffeS Durch 
folgenben 2luffa§ oertreten: Le rythme 
oratoire, principe de la mGthode gr6- 
gorienne. 233ir geben feine ruhig öor* 
getragenen ©riinbe für ben oratorifefeen 
iRlj^tbrnuS unb gegen bie neuere 2Ren* 
furaltljeorie in fttappfter gorm wieber, 
um auf jeben berfelben in ebenfo grofeer 
Stürze eine Slntwort §u geben. 1) „Oer 
freie SRhhthmuS, Wie ihn Die <Scf)ule oon 
©oleSmeS oerteibigt, ift ber natürliche; 
barum Bot er eyiftteren müffen unb mufe 
eyiftieren unb eyiftiert im liturgifdjen 
©efang tatfäd)lich". 216er eS ift aucB 
wahr, bafe feine ftRuftf irgenb eines 
©olfeS iBn je als h err fehenbe Dorm ge* 
fannt Bot. 2) „Oie StircBenmufif mufe 
ben Oejt Deutlich heruortreten taffen, fid) 
beftimmt gegen bie profane 9Rufif ab* 
fdjeiben, leicht erlernbar fein unb nicBt 
*u materiell auf DBr unb £>erz Wirten. 
OaS trifft am öeften Bei bem frei rBtftB* 
müierten ©efang zu." 916er ift benn 
weoer bie ©aleftrina*9Rufif, noch baS 
menfurierte Sfirchenlieb, nodj ber Bor* 
monifterte ißfalmengefang für bie $“irdje 
recht geeignet? 3) „Ote Stirchenmufif 
ift wefentlicB rejitatio; baS Dezitatio 
pafet ficB o6er bem freien DhhthmuS b'er 
Debe an." 2lHein einmal wirb bei Dezi* 
tatioen bocB in ber Degel eine Oaftein* 
teilung wenigftenS getrieben; fobattn 
fteBt ber alte ©Boral in ben ©rabual* 
metobien einem Dezitatio fo unäl)nlicB 
wie möglich. Sine ooHfotnmene SDuftf, 


bie eigentliches Dezitatio wäre, ift nidBt 
oorftettbar. 

©egen bie neueren SRenfuraliften Wirb 
behauptet: 4) „Oie Dotenfdjrtft einer 
menfurierten 2Ruftf mufe bie Dotenbauer 
genügenb bezeichnen, ober eS mufe ein 
allgemeiner ©cfelüffel für bie DBpthmi* 
fterung oorhanben fein; eS bezeichnen nun 
Die Deumen bie Oaueroerhältniffe nicht, 
fonbern beuten oielmehr auf ©leichwertig* 
feit ber Oöne, unb ein ©chlüffel jur 
Dhhthmifterung ber ftRelobien fehlt." 
Oer ©erfaffer wenbet ftch felbft ein, 
was ein burdjfchlagenber ©eaenarunb 
ift, bafe auch bie SRelobie jahrf)unberte* 
lang wefentlid) im ©ebächtnis überliefert 
würbe. SBarum alfo nicht mit ber SRelobie 
auch ber DhhthmuS? 2Bir beholten ja 
in ber Degel mit ber SJRelobie ohne 
befonbere ©chwierigfeit ben DhhtB mu 3 
berfelben. @S war obenbrein, wenn 
wir aus ber griechifchen Sfirchenmufif 
fchliefeen wollen, ein ©chtüffel oorhanben, 
ber fdjon bie ärgften ©ntgteifungen 
oerhinbem fonnte. ©ei ben mobernen 
©riechen liegt nämlich eine ßeitetnheit, 
etwa einem ©iertel an SBert gleich, ber 
fRhhth m ife crun 9 jugrunbe, bie auch bei 
ber ftRehrzahl ber ftRelobtetöne unoer* 
änbert bleibt; ber fehrt nach 

gelegentlicher ©erfürjung ober ©erbop* 
pelung beS ©runbwerteS immer wieber 
gleidjfam in baS ausgefallene ©eleife 
guriief. ©ine wißfürliche ©ehauptung 
tft eS ferner, bafe bie Deumenzeidjen in 
ihrer fogrofeenSRannigfaltigfeit, 
welche befanntlicf) in ben meiften |>anb* 
fdjriften mit bem melobifchen 9luf* unb 
2 lbfteigen ber Oöne nidjt eben öiel ju 
tun hot, auf ©leichwertigfeit ber Oöne 
beuten. Stein einziges geugniS Oor bem 
12. ^ohrhunbert bezeugt baS, eine ganze 
Deilje oon ßeugniffen aber baS ©egen* 
teil. Oaran änbert P. SlnboperS fühne 
©ehauptung nichts. $m Anonymus Va- 
ticanus werben unS bie ßeichett für furze 
unb lange Oöne fogar oorgemalt; aber 
für bie ®djule oon ©oleSmeS ift baS 
Wohl nicht ba? 2lud) fonft werben unS 
bie Oon Werte oerfchiebeutlidj betrieben. 
SBir befifcen fogar zwei ßeuaniffe ba* 
für, bafe ein eigentümlicher SBert ber 
SReumenfchrift, im ©egenfah Z u anberen 
Dotationen, in ber ©ezeiepnung ber 
Oaueroerhältniffe beftanb. 216er für bie 


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31 


III. !•« Strafthargrr ft«agrt| fSr lir^eaau^k- 


Schule oon SoleSmeS ift audj baS alles 
woßl nicht ba? P. Anboper glaubt in* 
beS, boef) mit einem SBorte an bie Jejte 
ber alten Jßeoretifer erinnern ju müffen. 
Die 33?eßräaßl wirb freilich unberechtigter* 
weife Beifeite gefcßoben, als ob oiefe 
lebtglicß eine gewiffe Aßnlicßfeit ber 
Jonoerßältniffe mit ber poetifeßen 9?hptß* 
mif cinjeigtett. Sei einigen Jetten t) Q t 
Anboper inbeS ftärfere Sebenfen. Allein 
biefen, fo meint er, fönnen oiele ent* 
oegengefteQt werben, bie bem oratorifeßen 
SippthmuS günftig feien. 2öenn er nur 
einen einigen wirtlich alten oorführte! 
Denn bie oiS^cr an gezogenen haben fteß 
als große 3)?ißoerftänbniffe ßerauSgeftellt, 
wie ich in ber hoppelten ^Beantwortung 
einer Schrift P. SioeHS ganz im eimeinen 
bargetan habe. 5) „Aher bie£)anbfcßrtfteit 
qehen ben Scßrift|tellern oor." Die Sache 
liegt leiber fo, baß gerabe bie ölteften 
(St. ©aller) £>anbfdjriften, wie eS fcßließ* 
lieh felhft SBagner jugibt, ben 9?hpthmuS 
bezeichnen, unb zwar tun fte eS in einer 
mit bem SoleSmer Spftern burcßauS 
nicht übereinftinttnenben JBeife. 33? oc* 
quereau behauptet neuerbingS baSfelbe 
oon ben ftanbfdjriften aller Gänber. 

©in paar Ginwenbungen P. AttboperS 
haben größeres ©emießt; ich will fie 
treulich berichten. 6) „Die fogenannten 
9RomanuS6ucßjtaben, in benen bie 3)?en* 
furaliften ein miUfommeneS 3)?ittel jur 
öerfteUung &S 9?ßptßrauS erfennen, 
pnben fidj nidjt in allen älteften £>anb* 
feßriften unb oerfeßwinben halb ganjließ; 
obenbrein bebeuten fte nur unbeftimmte 
9?uancen beS SortraaS". Die Jatfacße 
ift richtig; jene Stießjtaben tonnen alfo 
höcßftenS als eine gönn ober eine £)ilfS* 
form jur Dotierung beS fRßpthmuS an* 
gefeßen toerben. Die Sebeutuna berfelben 
Wirb aber oon Arißo (11. Qaprßunbert) 
im SBiberfprucß mit ber Schute oon 
SoleSmeS angegeben. SSarunt füllte Arißo 
nidjt 9?ecßt beßalten? 3J?ocquereau er* 
fennt je§t an, baß bie übrigen alten 
©anbfcßnften gleichwertige 3eicßett jur 
Sejeicßnuitg beS 9?bptßmuS uenoertben. 
7) //Q tl ben Linien*.ftaubfeßviften feit 
bem Gnbe beS 11. ^aßrbunbertS wirb bie 
Gänge beS JoneS bureß Serboppeluttg beS 
3ciwenS angebeutet, unb bie Doppelzetcßen 
ber SJieumenicßrift ftnb ebenfo aufzufaffen." 
@S wirb aber mieberßolt oon ben Schrift* 


ftetlern ein 3ci<ßen angegeben, baS einett 
langen ober einen gebefjnten Jon bebeute, 
aber boeßnie oon einem alteren Scßriftflel* 
ler bie Serboppetung. Sobann fagt Aure* 
lian oon 8?6oni6 (9. Qaßrhunbert), man 
müffe bie Jrifhropßa, welcße aus brei neben* 
einanberfteßenben 3 e ‘^ en gebUbet wirb, 
als brei 3?oten mit ornamentaler Ser* 
iierung (triplici ictu ...) fingen. SBer 
ßat fRedjt? Die unbejeugte Auffaffung 
ber Sd)ule oon SoleSmeS, ober ber alte 
Jßeoretifer? 8) „Aber um an ber (noeß 
recht zweifelhaften!) Ausführung ber 
9?epertuffton unb ähnlicher Dinge im 
12 . Qahrßunbert fteß oorbeijubrürfen, 
fe§en bie 3J?enfuraliften oorauS unb be* 
gnüaen fteß ju behaupten, baß bie Jon* 
menfur gegen ©nbe beS 11. ^aßrßunbertS 
©erfüllen, ja oergeffen mar." Sitte feßr, 
eS ßanbelt fteß um iticßtS weniger als 
um Seßauptungen (wie fie in ber Schule 
oou SoleSmeS auf je bem Schritte be* 
aegnen), fonbem um flare 3eugniffe ber 
Scßriftfteller. Der genannte Artbo gegen 
©nbe beS 11. QaßrßunbertS fagt mit 
i naeften SBorten, ber alte feßöne 3?ßßth* 
j muS fei „begraben". 3f* e & nidjt gerabeju 
empörenb, wenn bie ©egner ber 3)?en* 
furaliften baS ‘'ßußlifum bureß SBenbungeu 
wie bie genannten irreleiten? Unb baS 
immer unb immer mieber, naeßbem häufig 
genug baraufgeantmortetwurbeP^O^Die 
Jßeoretiter beS 10. unb ll.ftaßrßuttbertS 
ftanben mit ißren altflafftfcßen Gieß* 
ßabereien unb Spetulationen im Sßiber* 
fprueß mit ben Sängern, ber ^JrajiS 
unb ber Jrabition: bie 3iftcrzienfer beS 
12. JjaßrßunbertS oeranfcßaulicßen unS 
bie SSitlfür, mit ber man ben Sürcßen* 
gefang naeß gelehrten Jßeorien umuiobelte, 
unb fpäter finb äßnlicße pebantifeße ©in* 
griffe in beit gregorianischen ©efang noeß 
öfter oorgefommen". Auf bie ©inwürfe 


l ) 0o eine unberoiefene Behauptung (bie ich 
beätoegen fo eben mit einem „red)t jroeifelhaft" 
bejeichnen mufete), ift au cf) bie: e$ fei bie $cper= 
fuffton al^ Verlängerung auggenihrt roorben. Sie 
ift, bafe bet bet* Snroenbung auf 0 eauen 3 en- 
Xe£te jeber9iote ber ^eperfuffion eine befonbere 
Silbe jugeteilt mirb, unb bab nodj im 18. Jabr= 
hunbert ein Sdiriftfteüer fagt, bab non ben bret 
v )Joten beö ^reffuö i etwa dd c) bie un e i t e tre- 
mulierenb gelungen rnerbe; es mürbe alfo auch 
ba noch in getniiien Äircben bie erfte v 3?ote als 
nicht tremulierenb abgeionbert. Welche Blößen 
gibt man ficb bureb alle folcbe Behauptungen, btc 
bem ^efer jeben Ölauben benehmen! 


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32 


«Ijfrali*. 


ihrer ©egner antworteten bie 3ifterjienfeT 
bamit, bafe fte bte Slnfcbauung berer 
oerfpotteten, welche bamalS nod) ben 
©efang beS ^eiligen ©regor ju beft^en 
glaubten, nahmen aber borf) ifjre Reform 
erft bann oor, als fte fidj überzeugt 
Ratten, bcr Strebengefang werbe in ben 
berühmteren Sirdjett ffranfreid)S fe^r 
ungleich auSgefübrt. 35aS bleibt immer 
ein merfwürbigeS 3 eu 9pi § gegen &ie 
©d)ule nott ©oleSmeS. Übrigens iftoom 
StbptbntuS bei allem bem nicht bie 
Siebe, fonbern oon ber SWelobie, bie 
man nach ber SJtobuStbeorie ber 3 e it 
abänberte. (Speziell für ben SihpthmuS 
Wirb nicht einmal für baS 12. ijctbf 5 
bunbert ttacbgewiefen, baß altgrieipifcbe 
Theorien if)ren ©influfj übten. $>ie 
SJornuSfefjutig, mag fte auch eine aemiffe 
Söabrfcbeinlicbfeit für ftd) b a &en, m nodj 
lange fein SBeweiS. SBabr ift ja, bafe 
bie Stfjeoretifer bie praftifdjen ©anger, 
b. b- biejenigen, bie nur baS waren, 
tabeln; folgt barauS ohne weiter3, bafc 
biefe im Siecht waren? Qene Sbeoretifer 
waren felbft fßrattifer unb berufen ftd) 
obenbrein auf bie ältere fßrayiS unb bie 
(panbfdjriften. ÜJiit unbegreiflicher 3BiH= 
für wirb bereit 3eugniS offne trgenb einen 
flaren SBeweiS oerworfen. 10) „Satfadje 
ift", fo beifit eS weiter, „bafj in ber 3eit 
üont 10. jutn 12. ^Wunbert ^ er rc ’ n 
gregorianifcbe ©eift ftcb JU änbern be= 
gann; rütfftdjtlicb ber Sontpofttioit hotte 
er fcbon oiel gelitten; fo fonnte benn 
au<b bie rbbtbmifcbe üluSfübruug bem 
@influ& ber ©pfteme oerfallen." 3J?it 
biefer Sebauptung fcbabet man ftcb felbft. 
©erabe baS faaett bie SJienfuraliften unb 
oerwerfen beSpalb bie rbbtbmifcben ©e= 
wobnljeiten beS 12. ^abrbunbertS otS 
einer 3eit beS Verfalls. 2litcf) Dr. Diarper 
ftelltc auf bem Kongreß oon ©traft* 
bürg feft, baft bie Slütejeit beS ©efangeS 
oon ©t. ©allen nur bis jum ©nbe 
beS 11. QabrbuttbertS reiche („Bericht" 
©. 123). SSBerm nun aber ©d)rift|'telier 
beS 11. fjabrbunbertS unb frühere barin 
iibereinftitnmen, baft eine genaue 'Jott* 
tncffung ftattfanb, unb ftcb pin^ed bafitr 
auf bie Jrabition unb bie £mnbfdjriften 
berufen, wer l;at bann bad Sied)t, fie 
ol)ne weiterS für infonipetent §u erflärett, 
auS bem ©runbe, weil fie möglicher* 
weife uott antifen Jbcorieu mijileitet 


waren? Sfber bieS wirb ja ju beweifen 
gefucbt. ©ine ißrobe für bie SBiüfür 
ber jbeoretiter muf baS Söort ©uiboS 
oon Stre^o fein: „®S fott feine lange 
Siote ober Sioteugruppe auf gewiffen 
Cur je n ©ilben unb feine furje auf fangen 
©ilben flehen, weil eS übel flingt." 
3unäcbft fann barauf gefagt werben, 
baft, wenn auch ber alte ©boral eine 
foldje Siegel febr oft oerleftt, biefe felbft 
bodj febroernünftig war unb bie Autorität 
©uiboS nicht fcbntälern fann; zweitens, baft 
eS gar nichts SluffaüenbeS hätte, wenn 
auch beute ein SJiuftter biefe Sieget (eben 
als Siegel, bie bod) Ausnahmen julaffe) 
aufftellte, fo febr auch oft, befonberS oon 
franjöftfdjen Somponiften, bagegen gefehlt 
wirb. ®iefer Sßiberfprud) gegen bie 
fßrayiS benimmt bem $%°rettfer nichts 
oon feinem Slnfeljen. Übrigens hätte 
man hoch erwarten füllen, baft Slnboper 
bie nädjftfolgenben SBorte ©uiboS mit 
abgebrucft hätte: „darauf ift bocb feiten 
eine befonbere ©orge ju oerwenben." 
öier ermäßigt ©uibo feine 33orfd>rift in 
einer SBeife, baft ihm gewiß mancher 
Sbeoretifer grollt, Weil er jene Freiheit 
ber Sompomften, bie im alten ©boral 
wirflid) einen weiten ©pielraum hotte, 
*u ntilbe beurteile. 2BaS hot cttfo P. 
Slnboper bewiefen? gar nichts; er b°t 
fid) nur felbft eine arge SMöfte gegeben, 
inbetn er bie lebten Söorte ©uiboS unter* 
brücfte. 1 ) 

£)er annebmbarfte ©egengrunb P. 9ln= 
boperS ift aber biefer. 11) „X'ie 9J?en= 
furaliften ftitb unter ftd) felbft burcbauS 
nicht einig unb mitffen jur ^»erfteHung 
beS gewoUten SthpthmuS febr wittfürlich 
oerfaf)rcn, ohne bod) ein annehmbares 
©rgcbniS ju erjielett". 2öaS baS ©r* 
gebnis anlangt, fo ift eS febr ©efdjmacf* 
fadje, ob ber menfurierte ober nicht men* 
furierte Vortrag beffer fei. SlüerbingS 
macht unS bie ©ewof)uheit bem le|tereu 

^cr lateinifdje £e;rt Öuiboe lautet: nee 
tenor Ion 2 : 11 s in quibusdam brevibus syllabis 
aut brovis in longis sit. quia ab^onitat(?m (ob- 
p(‘«nitatem) parit, quod tarnen raro opus erit 
cMirare (tÄiflne 141 / Sie lebten 3Borte 

iollen rooty bebeutcn: oer gaU trifft nic^t fo t)äung, 
niimlictj oorroiegenb nur bei ber furjen oorle^ten 
3ilbe ein unb auch t)ier nicht immer; im übrigen roirb 
bie 3?er[e$ung ber Siegel nicf>t fo unangenehm 
loivfcn. 


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Original frnm 

UNfVERSlTY OF MICHIGAN 



I*w 2tr<|k>rgtr JUugrefi fBr Jtirbenmufik. 


33 


geneigter; ober man fefce einmal in ben 
erfteren bie fo zahlreichen 3 * crnotcn 
mieber ein, bie ber ältefte S^orat boct) 
ftdjer enthielt, fo mirb man ü 6 er ben 
©oleSmer Bortrag, betn jeßt fcßon manche 
nicht holt ftnb, toohl nid)t künftiger ur* 
teilen. Der menfurierte G^oral meift 
jutn minbeften eine oiel größere SJfanntg* 
faCtigfeit auf. Matt finbet in biefem 
etmaS ©priitgenbeS, Unruhiges; anbere 
im ©oleSmer Bortrag etmaS Drippeln* 
beS, SJtechanifcheS. Der (entere beruht 
fdjließlid) auf einem flügtich auSgebachten, 
elfterer auf einem auS ben Guetten 
fonftruierten ©pftente. JBettn bei biefem 
einzelne 2BiHfürlidjfeiteit mitunterlaufen, 
fo ftnb bie oon ber ©cf)ule Don ©oleSmeS 
aufgeftetlten BortragSregeln erft recht 
mit fufjjeftiüer SBiüfür behaftet. Um 
nicht etma Ohoumeau ju nennen ober 
SJJocquereau, fo oermißt man hoch auch 
bei ben Don $rof. SBagner auf bem 
Straßburger Kongreß gegebenen Siegeln 
einen SluSmeiS ber Duellen ober o 6 jef* 
tioen ©rüttbe, auS benen jie geftojfen 
ftnb. Die Datfache, baß bie Menfuraliften 
nicht unter ftch übereinftintmen, ift an* 
juerfennen; baß aber bie Anhänger ber 
©djule Don ©oleSmeS einig feien, mirb 
nach bem Söiberfprud), ben SttocquereauS 
Slfjentlehre gefunben hat, bie hoch bie 
grucht jtDanjtgjahriger ©tubien fein miß, 
unb naaj bem SluSbruch ber ©treitigfeiten 
in ber ^^oralfontntiffton nietnanb mehr 
fagen. @S gibt SWenfuraliften, bie fooiel 
mte gar feine Stücfftcht auf bie £>anb= 
fdjriften ober bie alten ©chriftfteller 
nehmen, fo Sitemann unb Outfchountgg, 
unb bodj meit Doneinanber abmetchen. 
@S gibt auch foldje, mie |>oubarb, bie 
ftch einigermaßen an bie 3 e * c h en ^ er 
-’panbfchriften unb bie ßeugittjfe ber 31 u* 
toren anfdjlteßen, ba 6 ei aber Diele hifto* 
rifdje Momente als gleichgültig übergehen 
ju bürfen glauben. Da hoben mir fd)on 
ein britteS menfuraliftifc^eö ©pfteni Don 
ganz cßarafteriftifcher (Eigenart. Qrbenfo 
ajarafteriftifch roeicht gletfcher in feinen 
Steumenftubien ab. ©eine ©rforfcßung 
ber italifdjen Sieumen führt ju einem 
Ergebnis, baS »unächft an bie Dort £>ou= 
barb unb DecfjeDrenS ftreift. £e§terer 
ift berjentge Menfuralift, melcher allen 
Angaben ber alten Muftftheoretifer (bis 
jum Snbe beS 12. ^ 3 af>vfjunbert^) gerecht 

$>a&erl, st. i 1 ?. Aabvbudi. 30. 


*u merben, bie ganze SDiannigfaltigfeit 
Der 9?eumenfcf)rift auSjulegen unb bie tra* 
bttioneOe CortragSmetfe ber orientalifchen 
Jfircfjen auf ben abenblänbtfchen Qhoral 
anjumenben fucßt. ©eine Methobe ift 
in Dorjüglicher SBetfe hiftorifch * fritifch- 
©ie Derfagt in einigen (Sinjelhettcn, aber 
nicht im ganzen, fo baß bagegett im ©runbe 
nur bie ^aitbfchriften unb ©chriftfteller 
feit bem 12 . ^ahrfjunbert geltenb gemacht 
| merben fönnen. Die miffenfcqaftliche 
! Siecßenfchaft, bie er über bie hiftorifdjen 
BemetSmomente, bejm. Duellen gibt, ift 
' bie DoUftänbigfte. Unter folgen Cer* 
; hältniffen ift eS unftatthaft, menn P. Sin* 
boper auS ber Uneinigfeit ber Menfu* 
raliften auf bie Unrichtigfeit aller men* 
furaliftifchen ©pftente fchließen mitl. Da 
biefe Don fehr oerfeßiebenen BorauSfet* 

: jungen attSgehett, ober richtiger, eine 
feßr Derftßiebene Stellung ju bett ßifto* 
rifchen Duellen einnehmen, fo muß hier 
bieSfritif einfehett; eS fantt redjt mohl 
eines biefer ©pftente richtig fein, unb 
baS Urteil über bie Sfidjtigfeit mirb gerabe 
baburefj erleichtert, baß anfdjeinettb aßc 
möglichen Söegc, jur SBahrpeit uorju* 

| bringen, bereits bejeßritten unb bis jum 
| Sttbe oerfofgt ftnb. Uttfere roeiterhin 
j folaenben Unterfudjungen merben mehrere 
! in Cetracßt fommenbe fünfte naher be* 

| leuchten. 

©rof. 2B«§ner, Mitgfieb ber Äommiffion 
! jur $erfieflung ber neuen GboralauSgabe, fleflt 
i »or allem bie ©egriffe „trabitioneller 6boral" 
unb „trabitionefler 6boral»ortrag" feft. 3}ur6 
feine Mitteilungen unb SluSfübrnngen mirb e« 
immer flarer, bafi bie ©atifanifdje SluSgabe 
feine rein archaotogifhe ober phifologifcb = fri* 
tifche, fonbern eine oomebmlicb auf bie ganje 
Irabition t'om 12. 3abrbunbert an gegrünbete 
fein mirb. 3)ie Sluögabe beö Kyriale bat bieS 
bereit« beilätigt. 3)amit ftnb erbeblicbe ©or* 
teile »erbunben. Man fann, um nur eine« ber* 
»orjubeben, gleich im Alleluja be« 4. Slbaent* 
fonntag«, mo bie bellen ftantfcbritten auf ber 
»orleptcu Silbe oon facinöra 58 'Jioten auf* 
meifen, mit einer unerbebltcben Sinberung ba« 
Uttleiblicbe be« arcbaologifcben ©ortrag« ent* 
fernen. JBenn in biefer unb ähnlicher Sßetfe 
bureb iinberung ber Jert unter tage ein natür* 
lieberer ©ortrag ermöglicht mürbe, märe ba« 
oor adern in $eutfd>lanb febr miüfommen. 
SJocb manche« anbere fönnte ba gefebeben, 
ma« adgemeinen ©eifad fänbe. ©?ie unb mie 
meit aber biefe Mobifilation be« oft mi§braudj= 

5 



Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



34 


(Jljeralitt. 


ten ©AlagWorteS „©horal auS bcn älteften 
HanbfAnfteu" burAö«führt werben wirb, fleht 
au erwarten, ^rof. Söagner teilt barüber wenig 
mit. ©eine Warmen Sßorte für bie Dom Het* 
ligen ©tuhle eingeteitete ^Reform ftnb febr 
geeignet, freubige «SuoerßAt in weitere Streife 
au tragen. (©. ©Alußartifel bon „©bora* 
lia".) 

@S finbet ftA aber auch rnanAeS SlnfeAt* 
bare in biefer ©djrift. @ie ftreitet febr eifrig 
gegen SlnfiAten, welche non anberen, ebenfo 
gewichtigen ©boralforfAent, ja felbft non bieten 
Mitgliebern ber Stommiffton niAt geteilt werben. 
®ie Reform beS 17. 3abrbunbertS Wirb au 
febr berabgefefct, bie ältefte &i\t bor bem 
12. 3abrbunbert fAwerliA richtig beurteilt, 
ber golgeaeit (oom 12. 3abrb. an) bagegen 
ein grö§ere$ 2lnfeben beigemeffen, als fie Der* 
bient, unb bamit augletA iener braftif Aen 2Robt* 
fifation, Wie eS fd&eint, ein au Weiter ©bielraum 
eingeräumt. $ie cBeugniffe ber ©chriftfieHer 
unb ber HanbfAriften taffen uns in ber ^ßeriobe 
bor bem 12. Sabrbunbert bie eigentliche 33lüte* 
aeit beS einftimmigen StirAengefangeS erfennen. 
®ie ©ntwertung ber @t. ©aller HanbfAnften, 
Wie fie s $rof. SBagner fchon in feiner „Deumen* 
funbe" berfuchte, ift ihm fAleAt gelungen. 

®er „trabitionetle" ©horalbortrag ift unb 
bleibt ein fonbentionetleS ©bftern ber ©Aule 
bon ©oleSmeS,taS feine fefie biftorifAe ©runb* 
läge hat, unb behufs ©leichförmigfeit beS 33or* 
tragS müßte abermals eine neue Stonoention 
ftatthaben. Merfwiirbig ift bie Darlegung, 
Welche bie Schwäche beS SlfaentS im mittel* 
altertichen gatein erweifen foü', ba hoch nur 
bie DerbältniSmäßige ©tärfe beS SlfaentS bie 
quantitierenben ©bradhen in afaentuierenbe Der* 
Wanbein fonnte. SBaS bie MeliSmen auf ton* 
lofen Silben angeht fo fonnte man barin biet 
natiirlidher ein Überwiegen ber 9J?ufif über 
ben Sept erfennen. ®iefeS iJrinaib bon bem 
S3orWtegen mufifalifAer SRüdfiAten hat fchon 
ber heilige 9tuguftin betont. 

®te 3uDerfiAt, mit WelAer ber Herr 33er* 
faffer feine älnfidhten borträgt, fbiegelt ftch in 
SBenbungen Wie bie folgenben: „Stein ©boral* 
ferner mit gefchidhtlichem ©inn unb großen, 
tA möchte fagen,mit fatholifchen ©eftAtSpunften 
Wirb mir wiberfpreAen." — „9JZan täufAe ftA 
niAt. ®ie heutigen Menfuralifien ftnb niAtS 
anbereS als bie 9?aAfotger jener Humaniften, 
bie für baS Mittelalter unb bie ©igenart feiner 
©braAe fein 33crftänbniS hatten, bie bie freie, 
lebenbige ©ntwicflung in bie ^tnangSiatfe ber 
Stonoention fbamten Wollten, bie in ihrer Über* 
fAäfeuitg ber Slrttife am liebften baS Miffale 
unb 33rebier in horaaianifAe Stunft unb cicero* 
nianif Aeit gorntaliSmuS umgewanbelt hätten..." 


3ft ber ÜJienfuraltSmuS in ber polyphonen 
9J?uftf auA ein Äinb beS Humanismus?? 
„gaffen Sie ©iA bie ©rrungenfAaft beS Wahr* 
haft trabitioneKen ©horalbortragS niAt burdj 
eine furafiAtige unb im ©runbe fogar unge* 
fAiAtliAe Slrgumentation entreißen, bie nur 
ben 33uAfiaben ber ®inge ftebt, bom ©eifte 
aber niAtS Derfpiirt, ber lebenbig ntaAt." ©o 
follte man mit feinen ©egnern, bie 93eWeife er* 
Warten, beren f Alagenbjie ©inWenbungen totge* 
fAwiegen werben, boA niAt berfahren. 1 ) 

®aS Auftreten SD7. ©aftouSS auf bem 
Straßburger Stongreß gab bantalS au 33erbanb* 
lungen unb naAträgliA an einer fAarfen gehbe 
Stnlaß. 3nSbefonbere leugnete Stubrp auf baS 
beftimmtefte, baß über ben erften ber im gol* 
genben befproAenen fünfte, ben chronos ber 
orientalifAen StirAenmuftf, in feinem tarnen 
irgenb etwas in öffentliAer ©ifeung gelefen 
Worben fei. ©S War aber ©afiouS felbfl un* 
glücfliA genug, in ben ßtudes au gefieben, er 
habe bor ber eigentliAen 9?ote SlubrpS aus 
einem S3riefe beSfelben ata>ci ober brei ©teilen, 
ben chronos betreffend borgelefen. ®urA «in 
förmliA«$ 3«ugenberhör nun, baS Slley. gleurp 
anfteflte, ergab fiA baSfetbe, nämliA/ baß 
@aftou6, ob mit ober ohne Auftrag äubrpS 
WaS niAt flar, auS beffen 93riefe 33erfAicbeneS 
gegen ®eA«brenS beaügtiA beS chronos ber 
Orientalen, öffentliA berlaS. Ser offtaieHe 
33eriAt befagt biefeS gleiAfaHS. Ser erfie 

l ) ^ßrof. 2 öagner benüfct jebe ©elegenheit, 
ben 3 )tenfuralrh 9 thmuS beS ©h° ra l ö 5 U belämpfen. 
3 nbem er in ber „ 3 c ltfA r 'ft ber internationalen 
SJhiftfgefeHfebaft" (Februar 1906) §ugo SftiemannS 
„^tufifgefchiAte" befprid)t, fchreibt er: „3öie ge* 
fühtliA «S ift, ftatt gefieberte (Sinjeltatfadjen oor* 
fichtig ju oerbinben, gleich oor 3 eitigen ©^ftemen 
nachaugehen, h a ^ en autnal bie 5 ih 9 thmtfierungen 
2 )echeorenS’ gezeigt, ber bie hanbfchriftliche Raffung 
ber alten liturgifchen Sieber mit feinem in mich* 
ttgen Gingen aprioriftifchen Spftctn nur baburA 
in ttbereinftimmung ju bringen oermochte, baß er 
auf ©ctjritt unb Xritt ju ^ntonfequenjen unb 
miUfiirlichen S )J(effungen feine Quflndht nahm. #< 
(Ein fo ganj ungereAteS Urteil oerfteht fid) nur 
in ber Sorausfebung, baß ber Äritifer ®echeoreno’ 
3 ßerfe nid)t mit 9iul)e gelefen hat. £)ie ungeheure 
(Entftellung beö ©achoerhaiteS, bie ilpn fAon im 
„3al)rbuA' ; 1905 ©. 68 naAgemiefen mürbe, hätte 
ihn abhalten follen, noA einmal #f)nliAe3 oor= 
jubringen. ^e^t fAeint er mit P. # ^ioeU bie 
310 eite, abfiAtliA etma« mobifi&ierte Übertragung 
ber ^eumentnelobien mit ber erften, buAftäbliAen 
ju oerroeAfeln. 2ßaS in biefer noA SötUfür* 
liAeö ift, fann niemanb in .'oarnifA bringen unb 
hat burd)ioeg einen oerftiinbigen ÖJrunb, unb §roar 
ni d) t i n b e m Q m a n g c eines ©p ft eines, ftb* 
rigenS mag fiA ^t*of. Söagner jc^t lieber mit 
®om SDtocquereau auSeinanberfehen, ber alles um* 
mirft, maS ^ßrof. Söagner gegen ben menfurierten 
SRhpthmuS gefagt hat. 


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35 


>•* *tr«|kurger H»R$rtf| für ftir^enmufik. 


Seil ber folgenben Änttoovt toare alfo toobt 
burcfc eine Unflugbett ©aflouö«, toeldjer bet 
©orlefung auch noch «on bent (Sigenen bei* 
mifcbtc, veranlaßt tvorben; im übrigen toirb 
bie freunbf^aftlidbe Stellung ber beiben (Segnet 
3)ed)ei'rcn@ unb flubr« jueinanbcr unb ber 
Stanb ber verbanbelten fragen burd) ben 
»on un« übcrfebten ©rief im ganjen jutreffenb 
»eranfcbaultcbt. 

©in 3 lD 'i^ en )piet auf bem muftfa* 
lifcßett Kongreß ju ©traßburg. (SBricf 
be8 P. Sl. Oecheoreitö S. J. an ©eine 
©naben, ben £>ocßmürbigjiten fterrtt ©i* 
feßof goucautt «on ©t. £>i6.) 

fpodjmürbigjter |)err! 

Stöie id) uemeßme, bat in einer öffent» 
Heben ©erfantmlutig be3 ntuftfaltfcßen 
4¥ongreffc3 ju ©traß6urg, ant 18. Sluguft 
b. 3*., ^> err ©ciftouö «or ©erlefuttg 
feiner Slbßanblung über bie „Sfßßtß* 
mifcßeOoftrin ber mittcla(terlid)en©cßrift» 
ftetter" bem Sfongreffe eine non )ßeter 
Slubrt) rebiqierte (Eingabe ju unterbreiten 
«erlangt, ^br mefentlicßer Qnbalt mar: 
1) e§ gäbe ißm be^üglid) beS chronos 
(b. I). ber rbhtbmiftßen 3 e itei«ßeit im 
orientalifcßen ©efang) fein ©egtter P. 
OetheorenS bisher feine Siebe fielen 
fönnen; ber genannte chronos gehöre 
erft bem 19. ^abrbunbert an, unb $r. 
Slubrp, ber fteß in Übcrcinftimmung miffe 
mit allen ntufifalifcßen Orientalijlen, 
forbere ben P. OecßeorenS ju bem ©e* 
mei$ heraus, baß ber chronos «or jener 
3«it überhaupt irqenbmo im ©ebraudj 
gemefett fei; 2) 't'cdjeorenS nenne bie 
3)iapfjonic eine ars nova (neue SWuftf), 
mäßrenb bo<b biefe ©e^eicßnuttg ber figu* 
rierten unb meitfunerten SJfufif tm 
©egenfaß ju bem nicht menfurierten 
Sßorai jufomme. 

®m. ©naben «erlangten fobann baS 
SBort unb erflärten: „Da ber P. £>e* 
cßeorenS nicht anmefenb ift, märe e$ 
unbillig, menn er hier angegriffen mürbe, 
ohne ficb «erteibigen ju fönnen. 3<h 
beantrage alfo, baß entmeber bie Sfote 
Slubrps nicht in bie Elften beS StongreffeS 
aufgenoinittett, ober bem P. OedjcuvenS 
an berfelben ©teile eine Slntmort «er* 
Hattet toerbe." X'er Sfongreß entfebieb 
oarauf mit großer SDiehrljeit bie ?lb* 
lehnung ber ©ingabc SlttbrßS. 


Gm. ©naben baute ich üon £>erjen 
für 3ßr fo moßlmotlenbeS ©intreten, mie 
auch betn Kongreß für feine 3»fHmmung. 
SlUerbingS mofjitte ich beut Kongreß nicht 
perfönlicg bei; ich mar moßl nicht ber 
einzige, ber unter anbern Untftättben 
nicht gefehlt h°&en mürbe, ©icßcicßt 
hätte man aföbann eS flüglich «erntieben, 
eine fo feltfame unb mir ganj uubegreif* 
ließe ©ingabc ju «erfuchen, menn attberS 
biefe mirflich «ott ^eter Slttbrß ^ex*rü^rt. 
Sur Slbtoeßr braucht e8 feine längere 
Darlegung, fonbern nur ben £>inroei£ 
auf folgenbe Xatfacßen: 

1) ©eter Slubrg «eröffentlidjte feine 
©chrift: „Oer tonifche SfhbthmuS in 
ber lititrgifcßen SWuftf unb im ©efang 
ber djriftlidjen SUrcßen be§ SWittclalterö" 
im 3 a h^c 1903. Qm folgettben 3<*h*e 
erfeßtett 0011 mir bei Slbrß in Slttnecß: 
„3)er gregorianifeße SfhßthmuS. Slntmort 
auf fß. Ülubx-ß« ..(70 ©. 4.) 

Ängriff unb Hbmeßr mürben jiemlicß 
überall befamtt; bie 3 e itf t h r iiten in 
granfreieß, ©elgicn, ^otlanb, TJeutfcß* 
lanb unb Italien haben ftdh bamit be* 
fcßäftigt, unb ihr Urteil ßel im aöge* 
meinen nießt ju ©unflen meinet ©egtierS 
au«. 1 ) 

Um nur 3t ü Hen ju nennen, fo ift 
befannt, mie ftid^ bie Santa Cecilia «on 
Xurin für meine Arbeit unb bie «on 
mir aufgeftellte ^Tljefe unb gegen ben 
oratorifeßen Sfhbtßmug auSgefprocßen ßat. 
3Me einfcßlägigen ?lrrifel (L’eterno ritmo) 
erfeßienen in ber Stummer Slug. — ©ept. 
unb ben folgettben 1904 unb ittüffett, ba 
fte Sluffeßett macßteti unb eine jientlicß 
jiarfe ffirreguttg jur hotten, auch 
tn $ari§ befannt geroorbett fein. 

Stod) tneßr, bie Rassegna gregoriana, 
ba8 ofßjielle Organ ber ©ettebiftiner 
in Stotn, hat meiner Slntmort eine teil« 
toeife feittblidje ©efpreeßung gemibmet, 
in ber boeß bejüglicß ber Slnftcßt Slubrß« 
(«on bettt ganj jungen Sllter bed rßßth* 
mifeßett chronos) betiterft mirb: ,,Oie 
Jßefe Slubrt)^ ift ohne 3 rce *H miber* 
legt." (1905 Sfr. 3/4.) 

3)ian fteßt, toaS baoott ju halten ift, 
baß icß auf bie ©cßrift Slttbrn^ feilte 
genügettbe Slntmort gegeben haben foll, 
unb mit meldjctn Sfecßt matt mieß heute 

l ) t»icjeo „oaln buctj" 3. 7V— 


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36 


öljorolta. 


gu einer fofehen (jetauSforbert. Man 
neunte beibe ©rofdjiiren in bie £>anb, 
oergleidje fte unb urteile, ob Slubrp, ober 
oielmefjr ©aftouö, toirflid) in gutem 
©lauben ihre ©ingabe machen tonnten. 

2) Übrigens bin idj in ber Soge, 
Slubrp felbjt als geugen oorgufüljren. 
1)o mir fonft gute, treue $reunbe rnareti, 
fo mochte er mir gurn oorauS Mitteilung 
botion, bafe er eine SBiberlegung meiner 
Slnftcht oon bem rfmtbmifchen chronos 
oorbereite, unb oerfeglte nicht, mir fein 
SBerf gleich noch beffen ©rfd)einen gu 
überfenoen. ^rf) tot gang baS gleiche, 
morouf er mtr in gemifj fcljr liebenS* 
mürbiger SBeife alf'o fchrieb: „©eien 
@ie überzeugt, £>err $ater, eS tonn ! 
mir nur förberlicf) fein, ©ie gutn ©egner 
gu höben. Qh re Ärititen mirfen glüd* 
lieber ol§ bie Sange 9ld)itlS: bkfe oer* 
munbete, um gu heilen, Qh rc Cangenftiche 
heilen, ohne gu oermunben. $d) tonnte 
aeftern Slbenb nur einen fehr flüchtigen 
©iid ouf bie ©cfjrift merfen; ich merbe 
fie ©onntoo in Sfulje burchlefen. Slber 
meine ©mpftnbung ift, bajj ©ie meiner 
©rofdjüre über ben „Dottifcben Sfhbtf} 5 
ntuS" guotel @h re ontun, inbem ©ie 
berfelben ein ganges SBerfdjen mibmen, 
baS öh»eu ©elb unb Mühe aefoftet hot. 
SlnberfeitS bin ich ober für ben Slugen* 
blief oon meinen DoftorutSthefen berort 
in Slnfprudj genommen, bafe ich ouf eine 
genaue DiSfuffton über ben „©regoria* 
nifchen 9t£>t)tr)mu3 /y nicht gurüdfommen 
borf. $dj merbe alfo bie fpolemif nicht 
rnieber auf nehmen, fonbern nur Qhnen 
felbft, $err *ßater, mitteilen, maS idh 
gu fogen höbe, ©ine Stotig über Qh te 
gemiffenhofte Arbeit in ber „Dribune" 
merbe ich mir aHerbingS ertauben. $hte 
©djrift mirb jo mohl auch ihre Süden 
haben; unb oiefleicht mug barin fteßen* 
meife bie ©pefnlation bie Datfachen er* 
fefjen. Slber ich mieberfjole, meine Sefung 
ift noch aßgu flüchtig geroefen, als bofj 
ich beffen gernif? märe. Nochmals meinen 
Danf bofür, bafj ©ie mich auf manche 
©cfjmächen aufmerffam machen; ich merbe 
barauS meinen Sfujjen ziehen, ©egner 
merbeti fo bie heften fffreunbe, unb mein 
heifjefter SSunfcf) ift, baff mir beibe für 
immer unS beS Doppeltitels müvbig j 
machen." | 


Die angefünbigten ©emerfungen habe 
ich nicht blofj abaemartet, fonbern in* 
ftänbia erbeten, überzeugt, auch meiner* 
feitS barauS meinen Stufen jiehen gu 
fömten. Der folgenbe ©rief öom 24. fta* 
nuar 1905 ift alles, maS ich über btefe 
©ache erhalten höbe: 

„£>ochmürbiger fßater! Mit freubiger 
©rreaung erfannte ich ouf bem erhaltenen 
©riefe Qljre ^anbfehrift; meine greube 
fteigerte ftd) beim Durchtefen, unb ich 
banfe $h nen für $h r e freunblichen Mit* 
teilungen. ^nbeS gebenfe ich nicht fofort 
3hre „Slntmort" auf meinen „Donifdjen 
SihhthtnuS" gu ermibern. Qhre Arbeit 
mirb für mich bie mcrtooHe SBirfung 
haben, bafi idh bie ©djmächen meiner 
©djrift aemahr merbe. Natürlich bin 
ich bemüht, bie angreifbaren ißunfte gu 
oerftärfen unb bte mahrgenommenen 
Süden auSgufüüen. $cf) merbe bnrdh 
neue ©eifpiele bartun, bafc bie ormetti* 
l'djen Muftfer in ft'onftanttnopel, metche 
3eitgenoffen ber Mufit = ^Reformatoren 
maren, atlerbingS baran gebacht hoben, 
bie türfifchen oussouli burd) ben chro¬ 
nos gu erfe^en." 

©ine anbere Sfotig ift mir feitbem 
nicht gugefommen. Qdj höbe mich olfo 
bamit begnügt, meinem geehrten ©egner 
bie ©emerfung gu machen, bcifc eS ftch 
nicht oerlohnen bürfte, bei einem fünfte 
ju oermeilen, in melchem mir berfelben 
§lnftd)t finb, unb oon bem in meiner 
©rofdjüre ©. 15—20 bie Siebe ift. Die 
eigentliche ffttoge ift eine gang anbere, 
ttämlid) biefe: ^ft ber chronos, b. h- 
bie 3 e iteint)eit, in melcher bie armenifdjen 
unb gried)ifchen Muftfer gur ©ereinfa« 
chuna ber ©efättge bie türfifchen oussouli 
tranffribierten, oon ihnen erft erfunbett 
morbett, ober honbett eS fid) oielmehr 
nur um eine Umfchrift ber oermidelten 
ßeitma^e ber türfifchen Mufif in baS 
elementare Reitmafj beS oon jeher in 
allen djriftliqen Äird)en üblichen chronos, 
alfo in ein einfaches rhpthmifchcS ©runb* 
tna^? ©S bient gtt nichts, oiete Mufif» 
ftiide beigubrirtgeti, tuclche oon ben Sir* 
meniern beS 19. I^ahrhuiibertS nad) bent 
türfifdjeit ©pftent fontponiert unb bann, 
l nach ber oon ©tephanoS bem Campabar 
i erflärtett Methobe, in ben hergebrachten 
SihpthmuS ber^ircheittnufif utngefchrieben 


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87 


Jhw Stralbtirtrr 9anart| fSr JkiNhetnmfU. 


muvbctt. 3)aS Reifet ntdjt, bie (Streit* 
frage löfen, foitbevn fie nid)t einmal 
greifen. Ober f)ie&e g. 53. baS einen 
VemetS tiefem für bie ©iitftebuttg ber 
Neunten auf öiniett im 18. Qohrhutibert, 
menn man Kücfübevfe^ungett oon KJejfett 
eines Tuntont ober oermanbter dWujtfer 
tnbicKeumenfchrtftbeS 13. ^WunbertS 
oorlegte? 1 ) 

Tod) mogu oiel SBorte? Ter Cefer 
ift gur ©enüge injlanb gefegt, bie 
füfjne ^crauSforberung ?lubrpS rücffuht* 
litt) beS chronos gu beurteilen —■ menn 
anbcrS, id> micberhole cS, er fclbfi in 
ber Tat Urbeber ber Kote tjl, maS td) 
fehmer glauben fann. Kur ©aftouS bat 
nuct) auf bem Kongreß non ©traßburg, 
mie fchon in bev Tribüne (Teg. 1904), 
bie .Kühnheit haben fötnten, etne gang 
unmögliche unb ftd)er oerfel)lte £)i)potf)efe 
mit bem Sdjutymantel ber ©elehvten unb 
ber ntufifalifchen Orientaliften beefen gu 
müden. 

2Bo mären benn bie ©egner beS 
rht)t()mifcben chronos? 53ourgault»Tu* 
coubrap fann eS nicht fein; biefer hat 
nichts gef d) rieben, auf baS fuh 9lubrn 
berufen bilrfte, gattg im ©egenteil. 9lum 
P. Tont ^artiot in feinem „Berichte 
über eine miffenfchaftliche Kiifftott in 
ber aftatifchen Türfei" nicht, ©benfu« 
menig P. SSabet bezüglich ber foptifcheti 
Kfuftf; ober bie PP. Koitgeoode unb 
ßodangette gu Vetjruth bezüglich ber 
fhrifchen unb maronitifeben Kiuftf; ober 
P. (Souturier (©enoffenfehaft ber SBeifeen 
Väter), melcher ©efangbireftor im <Se= 
minar gur h^ 91 nun in ^crufalem ift; 


l ) Unter chronos oerfteftt man bic abgemeffene 
Zeiteinheit, in welcher bie oriental iiche Kirdteii’ 
muftf aller Stiteu fomponiert ift unb oorgetrageit 
wirb. 5(ubri) batte behauptet, fie fei erft im 
19. ^abrbuitbevt aufgefommeit unb nidttd alt eine 
^iebuftion beb fompliierten Taftrhuthmud ber 
türfifchen SKufif. IKan habe nämlicb bie jablreichen 
in biefem fremben 0 til abgefafeten firdtlichen IW* 
lobien in einen etwad einfacheren ftbptbmuti uni’ 
fchreiben wollen unb fei fo auf ben chronos ald 
Zeiteinheit (etwa ein Viertel nach unferer iKeffung) 
ocrfaUen. Tah manchmal eine folche iHebufticm 
ftattgefunben habe, beftreitet Techeorettd nicht; 
bie (frage ift nur bie, ob ber chronos auf biefem 
©ege in bie ©eit gefommen, ober ob biefer bad 
uralte iKafc ber orientalijehen iNufif, mit anberen 
©orten, ob bie Kirdtenmufif bed Orient* ichon 
oor alterd, 3 . i*. fchon oor bem 8 . ^ahrhuubert 
(wie auch ihof. ©agner ooraudieht), menfuriert 
geweien 'ei. " (Tor iU'eiietjeiO 


ober gar P. Thibaut (Äffumptionijt) gu 
Äonjlatitinopel, ben 9luorp fefjr aut fennt 
unb nach S3erbienft mürbigt. Von aden 
biefen Orientaliften mirb man mir feinen 
entgegenhalten, meint ich behaupte, baß 
ber chronos in allen Kirdjen beS Orients 
oor alters im ©ebraud) mar. Vielleicht 
ift eS $)etrn ©aftouS nicht 6efannt, baß 
ber le^tgcnannte Thibaut in ber Ras- 
segna jrregoriana gegen ben fKißbraud) 
feines KamettS (in ber Tribüne de St. 
Gervais, Teg. 1904) proteftier£n modte, 
boß aber bie römifche Kunbfchau feinen 
Vroteft abmieS unter bem Vortoanb, fie 
fei für bie Verteibigung unb nicht bie 
Vcfätnpfung ber Theorien ber 53enebif- 
tiner gegrüitbet. 28irb man jetyt in ber 
Tribüne" unb anberSmo fortfahren gu 
behaupten, bah ich ade mufifalifchcn Orten» 
taliften gegen mich bo&e? 1 ) 

3) 8BaS nun bie Ars nova angeht, 
oott ber Shtbrto unb ©ajtouS beftänbig 
behaupten, baß fte bie figurierte dttufif 
bebeute, ittfofertt biefe ftch oom gre* 
goriattifcheu ©efattg burcf) ben ge)e$* 
mäßigen T'auermert ihrer Koten unter* 
fdjieb^ fo bleibe ich babei, bieS als einen 
^vrtum gu begeichnen, unb ich toid 
bieferl)alb meine Sntmort noch etmaS 
genauer faffett. 


1 ) Rasso prüft hat injwifchen geleugnet, von 

P. Ahibaut einen „^roteft" gegen (Maftouft erhalten 
ju haben. P. S)echeorend fteUt in ben Voix de 8t.. 
Gail, s Jtr. 1, o. :U) f. feft, ba& biefe $bleugnung 
feinen anberen 3 inn h'd, alö bie Hasse prim er- 
lernte in ber l5‘rllärung 'jhibautg gegen (ttaftou£ 
feinen „^roteft", bafe aber, abgefeben oon bem 
nichtigen ctreit über baö ©ort, bie bestimmte 
i ( 5 ‘rfUirung 5« fünften ber Änficht 

dbevreno’ oon bev Kasseprim unterbrilcft würbe, ein 
Schicffal, ba§ auch eine dinfenbung oott ^echeorenö 
bei anberer (Gelegenheit erfahren habe. — ©ad 
bie ^etoeidgrünbe Slubnjd angebt, fo fittb fie in 
ben oben erwähnten Äritifen in ihrer gattjen 
Äichtigfeit nachgewiefen worben, ^luch cif eher 
geht iitt 8. Steile feiner „ 9 feumenftubien" (^. 08 ) 
oon ber Storaudfefcung aud, bah von jeher in ben 
( Kirchen bed Dftend eine ftrengc rlonnicffung im 
(Gebrauch war. ( 5 t führt auch bad v i'iü 

leteaud att, bah nach ^udweid eitted alten (Shoral* 
buched bic fogenanttten „groben Zeichen" bev 
fpätmittelalterlicben ‘Jontchrift bie Vollbauer (tne- 
sure) bebeuten. X'iei biefer Reichen werben auo 
briirflid) ald biefem ^weefe biettettb auigeführt. 
(Vlcifcber felbft tut bar, bah in ber ^at eine xHnjahi 
ber „grohett ^eidten 11 in ber ^onfdtriit bie be: 
fonbere ^eftimtnung haben, bie iKelobic in grobe 
unb Heinere ^Ibfdjnittc 511 gliebern utib gerabeut 
ben '^aft anjiugcbcn. (Ter ÜbcvicbaO 


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38 


0f)oralia. 


£>ie Ars nova, tote fte baS ÜWtttel« 
alter fannte, ift tn Sirfltcßfeit nicfjt bie 
Siguralmufif beS 12. QafjrhunbertS, noch 
aucf) ber urfprüngliche Ü)iSfantuS, näm* 
lieb bic $)iaphonie beS 10. unb 11. ^alpc* 
ßunbertS; jte war uietme^r nur eine 
befonbere ffirfeßeinung ber ^ßot^p^onie 
ol§ oerjierter Äontrapunft (contrepoint 
fleuri), tute er gegen ©nbe beS 13. ^aßr* 
ßunbertS üon $ßilipp oon 33ttrß, 
einem ber Berübmteften SUluftfer biejer 
Reit, erf un ben ober wenigftenS geübt würbe. 
Rwei feiner Sraftate Ars contrapuncti 
Magistri Philippi de Yitriaco unb Ars 
nova Magistri Philippi de Vitry enthalten 
bie Xljeorie unb bie praftifeßen Regeln 
biejer neuen Stunft. 1 ) 

©egen biefe Steuerungen in ber SJtujtf 
erhob ftcfj gegen ©nbe feines Gebend ein 
ÜUeifter ber oorauSgeßenben ^ßeriobe, ein 
Vertreter ber alten Stunft, nämlidh Qo= 
ßanneS be SJluriS. ©rfeßreibt in feinem 
Speculum musiese (7, 1): „33or langer 
Reit haben efjrwürbige SJtänner oon oer 
inusica plana geljanbelt. .. eS h a ^n 
auch öiete über bte SDtenfuralntujtf ge* 
fchrieben, oor allem Sranto SeutonifuS 
unb einer mit Stamen 2lriftoteleS. Qn 
unjeren Sagen jtnb anbere, gan* neue 
91? u fit er aufgetreten, welche über bie 
SÖlenfuralmufit hanbeln ohne Slüdftcßt 
auf ihre 33orgänaer, bie a Iten SDleifter... 
SaS mt<b angebt, fo bin ich nod) einer 
ber Sitten, weldje man als Umoifjenbe 
anfieht... SDtan rühmt ftcfj, ber allen* 
furalmufit neue Sege gebahnt ju 
haben; mir perfönlicß ift eS genug, wie 
bie 21 Iten ju benten, mo biefe recht 
haben." Qeber tann fid) leicht überjeugen, 
baß baS fiebente Such beS ftoßanneS be 
ÜJluriS in einem fort bie „alte" unb bie 
„neue" Stunft einanber entgegenftellt, um 
bie eine ju befämgfen unb bie anbere 
gu rechtfertigen. (©eine ©rünbe haben 
ja freilich wenig ©ewießt unb tonnten 
ben gfortfcfjritt unb «Sieg ber neuen Shtnft 
nicht aufhalten, ©r belehrt unS aber 
jum minbeften barüber, welches jene 


*) ftugo ftiemantt fagt in feiner neuen 
9}hiftfgefd;id)te I, 2. £eü, non ber Ars nova bas* 
felbe." 3)en ^Mjilipp be Bitrp fjält er nur für ben 
Berbreiter biefer eigentlich florentinifeben (Srfin* 
bung in granfreid). Bon ben Sdjriften nimmt 
er an, bafj fie nid)t oon i^m felbft b^rrübren, 
aber fein 0pftem enthaften. ($er Überfe^er.) 


„neue" Äunft ift, welche 2lubrß gegen 
Den 9JlenfuralrhpthmuS beS ©ßoralS tnS 
gelb führt. 2lud) fein ©chriftfteüer oor 
Johannes be 9JturiS unb oon 

35itrß hat meines SiffettS ben ©horal 
bie alte unb bie f5iauraImuftE bie neue 
Stunft genannt. Senn 2lnbrtj einen 
folgen fennt, fo mache er ihn namhaft 
unb begnüge fich nicht mit einer unbe* 
wiefenen ^Behauptung. 

Qm übrigen muß er ja wiffen, baß 
bie ’ßolhPhottie beS ÜDlittelalterS, beoor 
fie, weiter entwicfelt, jur figurierten 
ober menfurierten 91tufif beS 12. Qaljr* 
hunbertS würbe, bie ziemlich lange ?ßeriobe 
(10. unb 11. Qahrfj.) beS ÖrganumS 
ober ber jDiapßonie burchlaufen h Qt / 
beren Siegeln nadjeinanber oon £ucbalb, 
©uibo oon 3lre$o unb ©otton formuliert 
unb oerüotlfommnet würben. „SaS 
aber", fo fchreibt ©ouffemafer, „ben 3)iS* 
fantuS oon ber Siapßonie unterfeßieb, 
war ber nienfurierte Stontrapunft beS 
erfteren, wäß ren b bie Siapßonte ein ein* 
facher ^ontrapunft war unb bloß Slote 
gegen Slote fefcte, ohne fefteS Sauermaß." 
unb warum war bie Siapßonie ber 
Sonmeffung nicht unterworfen? SaS 
fagt unS £>ucbalb flat genug: „3<h 
fapre fort, bie ÜJlelobien mit fünften 
unb SSirgulä ju notieren, bie ben Unter* 
feßieb oon furjen unb langen Sönen 
angeben; aber eS ift bie ©tgenart ber 
Siapßonie, mit fo jögerttber Gangfamfeit 
Slote gegen Slote ju fingen, baff bie 
®auerOerhä(tniffe faunt beobachtet wer* 
ben." 33 or ber £>iaphonie unb aufeer 
b erf eiben war bernnad) bie gregoria* 
nifd)e SHufif menfuriert; bie Slhpthmif 
(ratio rhythmica), bie ®aueroerl)d(tniffe 
würben barin regelmäßig beobachtet. ®er* 
felbe ^pucbalb oon @t. 9lmanb erflärt 
anberSwo: „3cbe 911elobie ift burchauS 
nach 91rt eines metrifchen 2eyteS gu 
menfurieren." ©S tarn nun im 10. ^ahp* 
hunbert bie £)iaphonie unb ma^te bie 
Sonmeffung unmöglich, fo lange wenig* 
ftenS, als fte fich auf bie einfache Üuarten* 
ober nuintenEonfonanj befeßränfte. 211S 
aber fpciter mit bem SMSfantuS gegen 
©nbe beS 11. ^ahrfjunbertS SlhhthmuS 
unb J'auermaß möglich würben, nahm 
bie ^ofpßhonie eine neue ©eftalt an mit 
bem charafteriftifchen Unterfchieb gegen* 
über ber uovauSgehettben T'iaphonie, baß 


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Korn »traljtrorger ftngrtf) für linfcrnmiiflk. 


S ie mannigfaltige DaueröerhäftnijTe unb 
>ementfprechenb oerfdjiebene Kotennguren 
anmenbete; baljer bet Kante SKenfural» 
ober f^iguralmufiE. 

SEBuroe alfo biefe SEunfi je bie „neue" 
genannt, fo tonnte baS nur im Vergleich 
Zur OorauSgebenben, b. tj. ju bet nicht 
menfurierten Diapfjonie gefajehen. «Sie 
mat nicht neu im Vergleich mit bem 
älteren Stircfjengefang, beffett rbhtbmifche 
Drabitionen,meld)e bte Diaphoniemährenb 
zmeier Qjaljrljunberte oerbunEelt, aßet 
nicht fpurloS oermifcht hatte, fie einfach 
fortfefcte. 9118 VetoeiS ^ierfür ift bie 
auS bet Keurnenfchriftentmicfelte gigural» 
notation anjufehen. 

„Die ©uabratnotenfdjrift hat", fagt 
©ouffemaEer, „ihre £>aupt* Dauerzeichen 
auS bet Keumenfcbrtft entnommen; baS 
ift augenfällig. ÜWan braucht nur einen 
Vlidf auf bte oergleidjenben Dabellen 
*u merfen, um ju fehen, bafs einerfeitS 
bie ÜbergangSneumen nur bie feinere unb 
genauere KeprobuEtiou ber früheren Deu¬ 
men ftnb unb anberfeitS bte zufammen» 
gefegten Deumen auch baS Prinzip ber 
öigaturen ber abgemeffenen Koten mit 
ihren Daueroerhältniffen enthalten. Dar* 
in liegt fojufagen ein materieller VerneiS 
für baS Vorijanbenfein öon Dauerjeichen 
auch in ben urfprünglidjen Keumen. 
öätten biefe Neunten nicht eine folche 
Vebeutung gehabt, marum hätte man 
fte in ber Cluabratfchrift mieberaufge» 
nommen? . . ." 

^othbh in feiner Calliopea legalis 
unb SBalter ©bingten in feinem SBerEe 
De speculatione musicse behaupten gleich¬ 
falls btefeö Verhältnis ber Slbftamntung 
ber giguratmufiE auS bem früheren 
Stirchengefang: bafj nämlich bie Dotation 
ber giguralniuftf bie im früheren Ko* 
tationSfpftem üblichen Keumen unb 8i* 
gaturen ftch z u eigen machte, unb bafj 
ber KZenfuralrhhthmuS feine Dauertoerte 
auS ben geraben unb ungeraben Don» 
oerljältniffen beS ©boralS entnahm. Unter 
biefent hoppelten ©efichtSpuntte mar alfo 
bie giguralntuftE f e j ne neuc $hmft; fie 
führte nur in ber polppfjotten KZufiE 
fort, maS fchon im gregorianifchen ©efang 
üor feiner Verbinbung mit ber Diaphonie 
geübt morben mar. 

Somit ift bte ^Behauptung, bafj in 
ben älteften Keumen, mit VlnSnahme 


ber Neunten beS KomanuS, alle Koten 
gleiche Dauer hatten unb zmifdjen Sängen 
unb Bürgen nicht unterschieben mürbe, 
überhaupt rhpthmifche SBerte, namentlich 
nach genauen Proportionen geregelte, 
nicht tiorhanben mären, biefe Vehauptung 
ift, fage ich, rein millEürlid) unb uner* 
miefen. DaS 3« u fl n ^ ber Sdjriftftetler 
über biefen PunEt tft ganz beftimmt, unb 
bie Datfadjen jeugen laut, maS immer 
©aftouö, 9lubrt), ©. VaS, SBaqner unb 
bie Verteibiger beS oratorifchen $hhthmu8 
barüber fagen mögen. 

2Ba8 ben Vortrag ©aftou68 bezüglich 
ber KhhtbmuSlehre bei ben mittelafter* 
liehen Schriftftellern antangt, fo mirb 
er ohne Rmeifel in ben 9lEten beS Äon* 
grejfeS abgebrueft merbett. DaS mirb 
auch un8 Gelegenheit geben, auf biefen 
PunEt äurücfäufontmen unb bie unglaub* 
liehe ©berflächtichfeit unb bie phantafti* 
fehen Vehauptungen biefer üoreingenom* 
menen SBiffenfchaft Elarzulegen. 

ftnzmijchen mollen @m. Vifd)öflicben 
©naoen mir aeftatten, Qhnen noch einmal 
meinen aufrid)tigften DanE auSjufprechen. 

@m. ©naben ergebender Diener 

91. DecheorenS. 

Die oben befprochene ffiittgabe 9tubrp8 
auf bem Stongrefe ift »on ihm felbft ohne 
bie ßutaten ©aftou6S in ber Revue de 
Grenoble oeröffentlicht morben. Sie ent« 
hält im erften Deile, maS DecheorenS 
üorauSfefct, nämlich bie Veljauptunq, bajj 
bie Ars nova, bie „neue $unft", bie 
KZenfuralmuftE im ©egenfafc z u ber nicht 
menfurierten greaovianifdjen KZufiE be* 
beuten foÜ. Die 9lu8fül)runq feiner ©e* 
banEen führt nun 9lubrp felbft ju bem 
©rgebniS: „Der 9luSbrucE Ars nova 
erfcqeint juerft in ben erften Qafjren beS 
14. ^ahrljunbertS bei Philipp oon Vitr^. 
©r bezeichnet bie ©efamtheit ber SKobt* 
fiEationeit, melche berfelbe Philipp oon 
Vitrp in ber menfurierten uftuftE anae* 
bradht hotte, ^ch Eorrigiere mich alfo 
felbft." ©ben bieS batte tljm juoor De* 
cheorenS in ben Etudes oorgeljalten. 
Damit fällt nun auch &ie Sdjlufefolge» 
rung, bie Slubrp auS jener Vezcidjitung 
gezogen hatte, als ob fie oon bem Unter* 
fchteb ber menfurierten unb unmenfurier* 
ten KZufiE zu oerfteben märe. 9lber in bem 


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nun Aubrt) nach bcm 33efenntniS feine« 
^rrtumS abermals gum Angriff über* 
eßt, forbert er ein flareS 3 eu 8ni$ baffir, 
aß bie ber Ars nova entaegengefefcte 
Ars antiqua, bie „ölte SEunft", jtd) ouf 
bie ©horalmufif im ©egenfafc gut polt)* 
p^otten begieße, mie OecßeorenS gefaat 
habe. Auch mit biefem neuen Angriff 
ift er nicht gang glmflicß. Oer Ange* 
griffene ertoibert(Voix de St. Gail ©.43), 
er habe nicht behauptet, ber ©egenfafc 
fei getabe in biefen AuSbrücfen äuSge* 
fprodjen morben, fonbern nur, er habe 
als fofcher beftanben unb fei bem ©inne 
nach auch auSgefprodjen morben. Oafür 
gitiert er bie beEannte ©teile AriboS, bie 
Den „alten" ©efang mit feinen fcßönen 
Stonoerljältniffen mit einem „neuen" 
oergleicht, in meldjem ftatt beS alten 
NhpthmuS nichts als ber fchöneßufammen» 
tlang gelte; bieS fei eben, fo fügt Oe* 
dßeorenS Ijingu (a. a. O. ©. 44), baS nach 
^ucbalbS ©eftänbniS ben Nljt)tbmu3 ger* 
ftörenbe „Organum". Aubrt) beruft ftdj 
beS meiteren auf bie geugniffe oon Qo* 
hann Oon ©arlanbia, granco oon SEöln 
unb eine« gemiffen AriftoteleS, melche 
(im 12. Qaßrfjunbert) bie menfurierte 
NluftE oon ber musica plana als bem 
unmenfurierten ©ßoral unterfcheiben. 3)ie 
ütat fache ift richtig; aber eS folgt auS 
biefen längft befannten geugniffen nur 
eben baS, maS bie SJlenfuraliften immer 
ugegeben haben, baß im 12. Qaljrbunbert 
er alte EE)oralrf)t)thmuS oerfallen mar. 
Oie gange grage betrifft aber ben NfjOtb* 
muS ber früheren ^ahrhunberte. Oben* 
brein ift eS nicht richtig, baß im 12. ^aßr* 
hunbert immer unb überall ber gre* i 
gorianifdje ©efang gleichmertige Noten 
aufmieS, mie OecßeorenS flar bartut; 
nur fiaben gunäcfjft baS „Organum" (bie 
primttioe^olhphonie)unb bie,, SDiapljonie" 
bem ©horal gleiche, fehr lange Noten 
gegeben, meil fte mit ber 33egfeitftimme 
fonft nicht guredjtEamen; ber „OiSEan* 
tuS" tat eS nach grancoS 3euaniS nicht 
mehr. @S fcheint aber außeroem audh 
noch ein felbftänbiger menfurierter Shoral 
baneben beftanben gu haben. 

IV. SBeitere Angriffe gegen bie Uten: 
fnraliften. 

Sßir begegnen hier mieber P. 53ioelt | 
O. S. B., einem ber menigen ©eiehrten, 


melche bie hifiorifd^miffenfdjaftlidjen ©ho* 
ralfragen eingehenb beßanbeln, neues 
SöemeiSmateriat gerabe gur NhhtfjmuS* 
frage beibringen unb bie ©inmürfe ber 
©egner berüqtdjtigen. ©r oerbient eS, 
baß man feine Muffte Hungen genau unb 
atlfeitig prüfe, gfür ben ©djreiber biefer 
3eiten ift eS um fo mehr eine ©fjren* 
Pflicht, gu antmorten, als SBioed je£t 
entfcßiebener ein neue« ©ebiet, nämlich 
baS ber ©horalljanbfchriften, betritt. |>ier 
ift beS Neuen nicht menig gu finben. OaS 
antmorten mirb naturgemäß fchmieriaer, 
meil bie Nachprüfung ber ßnnbfchriften 
nicht jebem möglich ift. Oabei bleibt 
aber auch noch manches anbere gu er* 
lebigen. 2Wan hat nämlich geflagt, mie 
„hartnäcfig" bie SNenfuraliften ftd) ben 
©eaenbemeifen oerfcßließen. ©eltfam; 
ich patte geglaubt, in ber SerüdEftcßtigung 
berfelben mehr als genug getan gu haben. 
Nun gut, eS foH noch einmal alles gu* 
fatnmengelefen merben, maS feit einem 
Qahr ober mehr, außer bem oben 33e= 
fprodjetien gegen ben SNenfuralrhOtljmuS 
beS ©fjoralS beigebracht morben ift, ba* 
mit, mer miH, fici) ein Urteil bitben fönne. 
Qch öermeife guoörberft auf meine früheren 
Ausführungen, namentlich int oorigiahri* 
aen „Jahrbuch", in ber 23rofcf)üre „Saljr* 
heit tu ber greaorianifdjen [frage" (©cßö* 
ningh, ißnoerborn) unb im „igafjrbuch" 
1902. 

P. ©iüell nimmt „©regor. Nunbfchau" 
1905 ©. 99 ff. Anlaß, ber NomanuS* 
Notation oon @t. ©allen ihre rbbthmifcße 
SBebeutung abxufprecßen. ©ine Alleluja* 
SNelobie foH oie Abfurbität ber gegen* 
teiligen Anftdjt bartun. SCßarum aber 
mirb nicht angegeben, mo baS Al* 
leluja gu finben ift? Qefct Eann 
niemanb bie ©ache fontroflieren, nament* 
lieh nicht, mie ber SSerfaffer bie Reichen 
ber £janbfchriften gufammengefteUt fjat, 
eS fcheint ba ober mirElicß etmaS nicht 
in Orbnung gu fein. OaS beigefefcte 
3itat auS ber Paläographie hätte ba* 
gegen megbleiben föttneti, ba eS nichts 
enthält, maS nicht befannt märe. ©inigeS 
ift im üfce^t mie in ber AnmerEuttg jebett* 
falls irrtg. Niemanb beftreitet, baß 
(regelrecht) bie aufrecht fteßenbe SSirga 
einen höheren £on begeichne. SCBie Eann 
aber behauptet merben, fie Eöntte 
iiicf>t gugleicß einen längeren £on 



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IV. JVeittrr Angriffe gegen Die Penfurnltflen. 


bebeuten? Sie mirf ließe Slnftcßt bcr 
ßRenfuraliften mirb überhaupt gonjj ent* 
fießt. @o bebeutet ber ?ßunft (im etgent* 
lieben unb engeren (Sinne) noch Wuf* 
faffung ber ßReitfuraliften nie eine Sänge; 
nur oerfürjt ficf) bie liegenbe Sirga, Die 
%u eittem langen Sone gehört, oft unter 
oer $atib beS Ropiften ju einem fünfte. 
Gine SermecßSlung mit bem eigentlichen 
ißunft al§ Rürzezetcßen fann aber barum 
nicht eintreten, meil ber $unft nie 
allein auf einer Silbe ftefjt— unb 
ähnliches. GS wirb auf bie Slbmeicßungen 
ber §)anbfcbriften uoneinanber ^inge> 
miefen. 316er man roetß, baß folcße auch 
bezüglich ber üßelobie nichts seltenes ftnb. 
Ste päpftlicße Äommifjton treibt ja oor 
allem ßRelobiefritif. SBeiter wirb gejagt, 
bie Such ft ab en in einigen St. ©aller 
£>anbfcßriften feien fpäter außer ©ebraueb 
gefontmen, unb überhaupt nie allgemein 
tm ©ebrauch getoefen, felbft in St. ©aßen 
nicht, daraus folgt aber noch ut^t, 
fie hätten feine rhhthmifcße Sebeutung 
gehabt. P. Stoeß behauptet, fie feien 
nur ßeiihen für aemiffe Nuancen beS 
SortragS gemefen. SaS fagt feiner 
ber 3llten, mohl aber fagt Slribo, brei 
berfelben hätten genau bte Sangen unb 
Bürgen bezeichnet. £jier, tote fo oft, 
ftebt bie bloße Seßauptung gegen ein 
flareS ßeugniS. SEBo ift bie xBahrheit? 
Nehmen mtr auch einmal an, maS bie 
Schüfe öon SoleSmeS miß, eS zeige bie 
Sirga nur einen höheren, ber ©raotS nur 
einen tieferen Son an. SEBie erflärt ft(ß 
bann bie Sermenbung beS überflüffig ge* 
morbenen fünftes unb ber fo zahlreichen 
anbern SReumenzeicßen? GS bleiot nichts 
übrig, als mieber ju ber ebenfo miß* 
fürltcßen mie unbefttmmten Seßauptung 
feine 3 u flucßt au nehmen: 3lßeS baS 
roerben 3 e i £ h en füt gemiffe Nuancen beS 
SortragS gemefen fern. Rann man aber 
auch nur für ben größeren Seit berfelben 
eine folcße Sebeutung naher angeben? 
GS erfcheint benn auch faum irgenb etmaS 
baoon in ben Sücfjertt ber Schule oon 
SoleSmeS, mäßrenb bie SRenfuraliften 
an ber |janb ber alten Scßriftfteßer unb 
auS ber Sefcßaffenheit ber m 

meitauS ben meiften gäflen eine beftimmte 
Sebeutung aufmeifen. Gtiblich fießt man 
gar nicht ein, marum man jene ättefte, 
melobifch genaue SRotterung mit Such* 

fcaberl, St. ©I. Sabrbutb. 30. Soljrg. 


ftaben jemals aufgeben fonnte, um bäffir 
eine melobifch fo ungenügenbe mie bie 
SReuntenfcßrift einzuführen. GS muß 
boeß mohl, maS auch auSbrttcfltch be* 
Zeugt mirb, bie SReumenfcßrift nicht zur 
Sezeicßnung beS auffteigenben SoneS 
burch bie Sirga unb beS abfteigenben 
burch ben ©raoiS, fonbern zu rßhtßmi* 
fchen 3ujetfen, inSbefonbere aur Sezeicß* 
nung ber Sonbauer erfunoen morben 
fein. Sie Sdjule oon SoleSmeS fagt: 
3h ren Urfprung leitet bie SReumenfcßrtft 
auS ben lateintfcßen unb griechifeßen 31 f* 
Zenten ab, unb biefe bezeießneten nur 
ben melobifcßen SBecßfel beS SpracßtonS. 
3lber auS bem Urfprung läßt ftch baS 
SEBefen eines SingeS manchmal gar nicht 
erflären. SRan muß menigftenS bie 
Gntmicftung bazu nehmen. Ober miß 
man etma bie Sebeutung ber fpradjlicßen 
3luSbrücfe auS ber Gttjmologie aßein 
berleiten? Slucß hie* foßten mir ber be* 
ftimmten SBeifung ber 3llten folgen. Ser 
3lnoiißmuS SatifanuS aber fagt: „Ur* 
fprung unb Glemente beS ©efangeS laffen 
ftch auS ben SBortafzenten ober ben 
Silbenmaßen erflären; bie SEßortaf* 
Zente bieten eine Grflärutig bar im 3lfut, 
©raoiS unb 3itfumfley, bie Silben* 
maße in Rürje unb Sänge" (f. gaßr* 
buch 1905 S. 69 unb 71). P. Sioeß 
mirft noch ein, eS märe baS Seßalten 
beS menfurierten fRhßthntuS zu ferner 
getoorben. Serfetbe Ginmurf mirb gegen 
DaS Sehölten ber SRelobie zu erheben 
fein, bie noch fiel bürftiger notiert mar. 
gür gemöhntich behält ein guter Sänger 
übrigens bie SRelobie nicht oßne ben 
fRhßthmuS. — „3lber bie alten Sänger 
hatten nicht einmal Südjer oor fuß." — 
3llfo aueß für bie ßRelobie nicht. QnbeS 
bemeifen ©uiboS Äußerungen de ignoto 
cantu, baß Rinber auS Sücfjem ftngen 
lernten. 

Sie Sebeutung beS eben ermähnten 
ÄnonßmuS SatifanuS feßeint P. Sioeß 
nießt richtig abzufcßäfcen; einmal fpottet 
er über ben gutmütigen Scßulmeifter 
mit feiner neuen Sßeorie, baS anbere 
2Ral bejmeifelt er, baß berfelbe „mirflicß 
üott menfuralen 3eitmerten ber Gßoral* 
noten fpreeße, maS jebenfaßS ein Unifunt 
in ber ganzen Gßoraßiteratur beS frühen 
unb hohen 2RittelalterS märe" (©reg. 
IR. 1905, S. 56 ff.). SaS heißt beit 

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42 


4KI)traüa. 


Gefem, bie jum größten Seit mit ben 
©injelffeiten nicht öertraut ftnb, gerabe^u 
Sanb in bie Stuqen [treuen. ©S tft 
unwahr unb breimal unwahr, bafj fonft 
feine 3 eu 9 n *fT c für ben SDfenfuralwert 
ber ©horafnoten öotUegen. ärgerlich in 
hoffem ©rabe ift bie letbige ©ewofjnheit, 
über ftare ©egenbemeife fo ^inwegju* 
fchreiten, im Sertrauen barauf, bafj bie 
Gefer nicht genauer prüfen werben. Sie 
©egenbemeife mit fortlaufenber Serücf* 
fichtigung ber ©inreben ber ©chute öon 
SoleSmeS ^abe ich in ber Srofdjüre 
,,2Baf)rt|cit in ber aregorianifdhen grage", 
in bem „Jahrbuch" oeS »origen ^afjreS 
unb fdjon im „Jahrbuch" 1892, öon 
anbern Sluffäfcen abgefehen, xur ©enüge 
gebracht. Sluch P. 2lnboper 0. S. B. unb 
Sßrof. SEBagner teilen bie runbe Stbleh* 
nunaP. SiüeHS nicht. Qener will [ich 
ber SeWeiSfraft baburd) entziehen, baft 
er behauptet, ohne eS xu bemeifen, bie 
fchmierigen Stetten aewiffer Schriftftelter 
feien unter bem ©influfj ber antifen 
9J?etrif gefchrieben. ^ßrof. SEßagner beruft 
fi<h auf ben öermeintlichen, aber auch 
feineSmegS ermiefenen Söiberfprud) ber 
geugitiffe. p. SBioett aber magt ju 
fdjretben,ber ShtonpntuS SatifanuS mürbe, 
menn er wirtlich öon menfuralen Son* 
werten fprädje, ein „Unifum in ber ganzen 
©horalliteratur beS frühen unb hohen 
SDlittetalterS" barftellen. SomSatifanuS 
benft $rof. SBaaner auch oiet anberS, 
unb SBiüetl pofemifiert gegen ihn. ©r 
foü nicht mirflich non „menfuralen ßeit- 
merten ber ©boraltioten fpredhen." Sehen 
mir bieS juerft! 

SerSatifanuSfagt: „3ur ©rftärung 
be@ ©IjoralS bienen ttnS bie brei 21 E= 
aente: 2lfut, ©raüiS unb PJirfumftey, 
fobann bie Silbentnafje mit Gänge 
unb Kür je. 2luS ben SBortafjenten 
ift bie Neunte als Songeichen abjuleiten. 
3ft bie Sfteume einfach unb furg, fo 
[teilt fie einen einjelnen sßunft bar, ift 
fie aber lang, fo wirb fie gebest ge* 
fchriebeu. Übrigens erfdjeint hier ber 
ißunft in breifacher ©eftalt: als 33reoiS, 
©raöiS unb Suppofita. SeSgleichen er» 
fcheint bie Gänge in breifacher ©eftalt: 
als ißrobufta, 2lfut unb 3W unl f^e? , . // 
ffitroaS weiter unten werben bann bie 
üerfcfjiebenften Kombinationen ber furjen 
unb langen fRetmten erflärt. SieS alles 


aber fteht auf bem fRanbe öon einem un= 
gefähr gleichzeitigen ©loffator (um 1100) 
mit St. ©aHifajen Deumen ber fReilje 
nach erläutert. 9Ran mufj alfo, fo lehrt 
baSSdjriftftücf, jur ©rftärung beS ©hör als 
junädjft bie 3eid)en fennen, b. h- miffen, 
wie alle auf bie SBortafjente ber flafji* 
f<hen Sprache jurüefjuführen feien, fo 
manche SRobififationen biefe auch in ber 
ÜReumenfchrift erfahren hätten, ©in 
jroeiteS ift beren rfmthmifche Sebeutung, 
bie aus ben Kaffifdjen Silbenmafjen 
ju erftären ift, infofern fune unb lange 
SReumen ju unterfcheiben fhto. Sie Kür* 
jung beS ©raüiS ju einer Keinen nad)= 
gefegten Cinie (Suppoftta) ober einem 
flehten Sogen ober einer öorgefeljten 
Keinen Ginie ober einem fünfte ftnn* 
bilbet bie Kürze beS SoneS, alles bieS 
öon Songruppen öerftanben. Ser lange 
Strich (mut, Sirga) mit feinen 2Robi* 
fifationen ftnnbilbet einen langen ober 
gebehnten Son. 

2Ran faßte ba, meine ich, hoch ein* 
fach jugeben, maS feine Kunft heraus* 
interpretieren fann, bafj hier bie Neunten 
nach Gänge unb Kürje beS SoneS in 
jmei Klaffen geteilt werben, bafj Gänge 
unb Kürje auSbrücHid) auf bie StlBen* 
mafje ber alten Sprachen bezogen werben, 
nicht etwa btofe, um irgenb einen Ser* 
gleich ä u Stehen, fonbern, um fte fchut* 
mäfjig ju erflären, bafj enblid) aßeS baS 
ben Sheorien ber Schule öon SoleSmeS 
fchnurftracfS entgegen ift. SöaS will ba* 
gegen bie fRebenSart heifeen: „SBenn 
bie Stelle biefeS SraftateS wirtlich öon 
menfuralen 3eitwerten ber ©horatnoten 
fpredhen follte, fo wäre bieS jebenfatls 
ein Ünifum in ber ganzen ©horaüite* 
ratur beS frühen uttb h 0 h en SWittel* 
alterS"? 9luf baS llnifum fommen wir 
fogleich ju fpredhen. 

Sftoch einmal fommt P. Sioell (unb 
wir müffen ifjm wieber folgen) auf bte 
fogenannten fRomanuSbucbftaben, bie in 
einigen ber älteften ^anbfehriften als 
ergängenbe SortragSjeidhen gugefüqt ftnb. 
©r fagt nicht ohne ©runb, bafe 9cotfer 
nur hn allgemeinen öon langen unb 
furgett SRoteit, nicht aber öon genau ab* 
genteffetien Söerten rebe. 21 ber mit biefer 
Semerfung ift bie [frage nicht erlebigt. 
Sie brei auf bie Sottbauer bejüalichen 
Reichen, eben weit eS brei ftnb tino nicht 



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IV. Vettere Angriffe gegen Me JBrnfuralifUn. 


43 


blofe gmei, erinnern bod) gunädjft an bie 
in jeber SRuftf Oorfomntenben brei 97o= 
tenmerte, auf weiche bie ©oleSmenfer 
felbft fcfeliefelicfe ^tngufteuern [feinen, ohne 
eS gtt fagen. 33iOeß erflärt Strophicus, 
Pressus, Quilisraa, eine 2lrt beS Climacus 
unb bie ©cfelufenoten für lang. (Sr mitl 
mar oon furgen Sönen nichts miffen, 
otibern hält Daran feft, bafe auch ber 
Epiphonus feinen furgen Son enthalte. 
Slnbere Vertreter ber ©djule oon ©oleS* 
meS aber, g. 33. ganffenS unb Sftenle, 
benfen in biefern fünfte anberS. (Sine 
beftimmtere (Srflärung als bei Koffer 
finben mir inbeS bei 9lribo ©djolaftifuS 
(©erbert, Script. II, 227). (Sr fagt, bafe 
©uibo in ber ßa^l ber 97oten unb in 
beren Sauer ein fcfjöneö 33erböltni8 
forbere. 33egüglt<h beS SaueroerhöltniffeS 
fjeifet eS: „Ober im SSerfjältniS ber Sauer. 
Sauer nennt man baS 33ermeilen auf 
einem Sone; eS finbetbei gleichen Neunten 
ftatt, menn gmei Söne gu oier im 33er* 
IjöltniS ftetjen unb bie Sauer ber gmei 
um ebenfooiel länger ift als ifire 30 hl 
geringer. Saljer treffen mir in betben 
älteren Ülntiphonarien fefjr oft bie 33 ucfe* 
ftaben c, t, m an, melcfee befcbleunigte, 
oerfangfamte unb mittlere 33emegung 
anbeuten. ©hebern oermanbteu Äompo* 
niften unb ©änger grofee ©orge barauf, 
bei ber Sonfinbung unb beim ©ingcn 
bie ridjtige Proportion einguljalten. Siefe 
33etrad)tung ift fc^on lang tierfcbmunben, 
ja begraben. gejjt läßt man eS ftd) bamit 
genügen, etmaS ©djöttflingenbeS gu er* 
ftnnen ofjne Siücfjid)t auf oie monnigere 
©chönheit ber33ergältniSmäfeigfeit. // $ter 
mirb bie 33erhältniSmäfeigfeit ber Sott* 
bauer barin gefunbett, baft g. 33., menn 
eine Sfteume gmei, eine anoere oier Söne 
habe, bie Sonbauer ftd) mie 1:2 oerbalte. 
®S gab alfo genau abgemeffene furge 
unb lange Söne, unb biefe ftanben tn 
ben bantalS „älteren" Sintiphonarien 
oft burd) 33ud)ftaben gefenngeicfenet. Sie* 
fer 33ucbftaben ftnb brei unb fte begeid)nen 
brei SJlotenmerte. ©8 ftnb biefelbeit 33ucp* 
ftaben, rnelche 97otfer im 10 . gahrfjunbert 
auf bie Sonbauer begiefjt, ohne aller* 
bingS baS genaue 33erhältni8 ber Sauer 
beftratmt attgugeben. Unter all ben 9?o* 
manuSbucbftaben rneife alfo Slribo nocfe 
bie richtigen herauSguftnben; er beftintmt 
i^re 33ebeutung uno oermeift auf bie 


alten 33üdjer als 33emeiS. @8 ift bafjer 
fefeon um biefeS ßeugniffeS mißen niefet ein 
„Ünifurn in ber gangett (ShoraQtteratur, 
menn ber SlnonpmuS 33atifanuS tton 
menfuralen geitmerten ber Shoralnoten 
fprädje." 216er P. 33ioeß läfet ftd) nicht 
ftören. SaS c mufe als 33egeid)nuttg für 
f cbm ach aufgefafet merben. (St metfe baS 
genau. SBoljer? ©at er ein altes geugniS 
Dafür? SaS nicht; eS ift ja gleichgültig, 
bafe 97otfer fagt,eSbebeute bte „©d)nel* 
Ugfeit" beS JBortragS (nt cito vel ce- 
leriter dicatur, certincat), unb bafe Slribo 
bieSint 11 . Qahrhunbert beftätiat!! Slber 
eine (recht groeifel^afte) Sluffajjuna beS 
fogenattnten Pressus läfet eS P. ißioeß 
als f ich er erfcheinen, bafe ber 33ucbftabe 
c bie 3l6nahme ber Sonftärfe angeigt. 
SBeiter Reifet eS: „Safe bie SRomanuS* 
notation feine regelmöfeige ÜJJenfur an* 
geigt, hat SedjeorenS gegen feinen SBtßen 
bemiefen, inbem ihm ber 33erfucfe, auS 
ber JHomanuSnotation einen Saftrhpth* 
muS gu fonftruieren, nur baburch ge* 
lungen ift, bafe er ungählige ÜRale oon 
berfelben abmid)." Qcfe habe bereits 
(SBaljrheit in ber gregorianifefeen grage 
©. 60 f.) gegeigt, mie unmiffettfcfeaftlicb 
unb ungerecht P. 33ioeß »erfahren ift, 
um fo etmaS gu bemeifen. 97acfebetn Se* 
cheorenS eine gang mörtücbe Überfe^ung 
ber 97eumen oorgelegt hat, gibt er auch 
eine leicht mooifigierte, bieunferem 
©efühl beffer entfprechen foß, nur „gang 
unmejentlicf) oon ber mörtlidjen Über* 
fe|ung abmeicht unb fchliefelich faum mehr 
als eine Slnpaffung an bie moberne 
97otenfchrift bebeutet. 33on 33eränberung 
ur ^erftellung beS Saftes ift nicht 
ie Sftebe. ©8 ift unma hr, maS P. 33ioeß 
fchon früher behauptete; ie$t Da biefe 
Unmahrheit nachgemiefen ift, mieberhoit 
er mit lauter erhobener ©tintme biefelbe 
©ache: „ungültige SßZale"! 97ur gu bem 
3mecfe, bafe folche Ungehörigfeiten nicht 
mehr »orfommett mögen, erinnere ich 
baran, bafe SedjeorenS bem ©rabuale 
oon ©oleSmeS oorgemorfen hat, lange 
■JMobien auS fpäter 3 e ^/ ' n öeräit» 
berter ^orm, als gregorianifch einge* 
fchmuggelt gu haben, unb bieS tut er 
mit genauer Angabe ber £>anbfd)riften, 
mo bie autf)entifcfee gor nt biefer 9J?elobien 
fteht! 33or furger ßeit hat man potfeicr 
! befchulbigt, aud) in baS neue Kyriale 

6 * 



Original fro-m 

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44 


(ffioralia. 


©teilen eigener Äompofttion eingefefct ju 
haben. 2 Jtan lefe nur Seüerunge, 
„3Me öatifanifebe ©boral* 2 lu 8 gabe", um 
bie grofee greibeit $u ermeffen, mit 
melier bo »erfahren ttmtbe. Unb wie 
oiel Cärni ,l)at man mit bem „©boral 
nach ben .^anbfebriften" gemacht! ©8 
war aber tiorauSjufefjen, unb bie gort* 
fefcung wirb noch oiel weniger ben 35 er* 
bedungen entfpreeben, wenn ähnliche 
©runbfä^e mafegeblicb 6 Iei 6 en. Sie 
fommt e 8 enbtic^, bafe früher ade, aber 
nur bie mit alten ^anbfcfjriften über» 
einftimmenben ©birtonen gut fein follten, 
jefct nur eine erheblich abweidjenbe al 8 
bie allein gültige aepriefen wirb? ©ebe 
man auf oiefe ft dg aufbrängenben ©in* 
Würfe erft einmal eine befriebigenbe 2 lnt= 
wort. $)ann jeiae man in geredeter 
unb oerftänbiger Seife, bafe 'DecbeorenS 
ftd) bei feiner jweiten Übertragung ju 
grofee greiEjeiten geftattet bot. ®a 8 wirb 
miHfomnien fein unb bie ©adje fiJrbern. 
35on bem SRomanuSbucfeftaben x behauptet 
P. SßioetI (a. a. ©.), er fönne feinen 
fRubepunftbebeuten; diotfer aberfeferieb 
im 10 . gabrbunbert: „@r »erlangt, bafe 
gewartet werbe." ©olcfee 3 eugniffe müffen 
beharrlich weidben, wenn fte einer Über* 
jeugung ber ©djule oon ©ole 8 me 8 ju 
wiberfpreeben febeinen. dRocquereau 0. 
S. B. batte geglaubt, wegen be 8 fRomanu 8 * 
bucfeftaben 8 t annebmen ju müffen, ber 
£on oor bem GuiliSnta fei lang. — 
„$>ie Dehnung tritt ja erft auf bem 
JQuiliSnta ein", fagt bagegen P. 33ioeH. 
diun bot boefe dtotfer im 10 . gabr* 
bunbert gefeferieben, bafe ber 33ucbftobe 
t ein „^injieben unb ^Inhalten" bezeichne 
(trahere vel tenere debere testatur); 
bagegen bot fein dllter gefagt, ba 8 Oui* 
li 8 ma felbft (b. fe. nad) P. 35i»ell8 2luf* 
faffuttg, bie 3 ‘ ernoten beS Ouili 8 ma) 
Würbe gebebnt. £)en ßeugniffen geben 
immer oie eigenen Theorien oor. Sie 
fünftlicb er feine Slnfcfeauung über ba 8 
£luili 8 ma begrünbet, werben wir unten 
feben. ©eitou ebenfo fpriebt P. 2$ioelI 
barüber ab, bafe dRocquereau mit an* 
beren in ber SBtrga mit bem ©tricblein 
eine gebebnte dtote erfennt. 1 ) 2 ln ber 

l ) 2lucf) bic Paläographie oon 0ole6meS Be* 
$ieljt bie {genannten SHomanuöbudjftaben unb ba3 
0trid)leiu am ütopf bei* $irga unb ben oerlangcrten 
'^unft ( —) nuf bie Tonbauer (I. 111). 9J?an 


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©teile, auf bie wir eben oerwiefen, wirb 
ftd) jeigen, wie 33ioeH an einem Seng* 
tti 8 ©uiboS oon Slrejjo über oiefeS 
©tricblein oorbeijufommen fuebt. 

©8 bleibt aber aufeerbem noch ba§ 
ReugniS be 8 Slnonpmu 8 33 atifanu 8 , 
ber oon einer „gebefjnten" dtote (pro¬ 
ducta) fpriebt, bie fein ©loffator au 8 * 
brüctlicb al 8 bie 93irga mit bem ©trieb* 
lein fennxeiebnet. ©8 bleibt ba 8 Rengniä 
(pucbalo 8 im 10 . gabrbunbert, ber 
fagt, er bezeichne in einem »orgefüfjrten 
Seifpiel noch bie furjen dloten ourd) 
fünfte, bie langen bureb ein ©tricblein, 
obwohl bie beigefefcte 93egleitftimme wegen 
ihrer Cangfamfeit ben dtbptbniuS nicht 
mehr jur ©eltung fommen (affe. P. 33ioeH 
fagt baju nur, e 8 bonble ftd) bort um 
bie J)iaobonie (bie erfte unbe^ilfTic^e 3lrt 
ber dtteqrftimmigfeit), nicht um ben ©b°* 
ral, unb bamit ift ’8 gut. gebet weife 
aber, bafe bie ®iapt)onie nur jur ©boral* 
melobie eine zweite ©timme fefcte, unb 
jeber fiebt, bafe ^nicbalb fagt, bie $)ia* 
pbonie laffe ben dtbbtbmuS nicht *u ©ebör 
fommen. gür bie ‘Ciapbonie ftnb jene 
Reichen jwecflo 8 . ©8 ftefeen alfo bie 
fünfte unb ©tricblein al 8 3 e ^ en ö et 
futjen unb langen £öne in ber ©boral* 
melobie. (©. bie SBefeanblung biefer 
©teile „gabrbuefe 1905, ©. 108.) SltleS 
wirb abgeleugnet; ift aber ba 8 bei äugen* 
fälligen Sabrbeiten wiffenfcboftlicb? 

Sie bie 33ucbftaben unb ba 8 ©trieb* 
lein an ber 33irga als 2 )ef)nung 83 eicben 
trofe ber alten Reugniffe oerworfen werben, 
fo fämpft P. SBioell auch bel)orrlicb gegen 
ben ^ßunft al 8 Stür^cjetcfeen unb gegen 
bie einfa^e SBirga al 8 Reichen eine 8 im 
SBerbältni 8 3 um ^ßunft längeren 5Cone8. 
Sa 8 ^)ucbalb oom fünfte fagt, hörten 


fic^t, roie grönbltc^ P. SSiocU mit allem aufräumt. 
$ie SH§ 9 ti)muöfrage ift e$ nic^t jum njenigflen 
geroefen, bie jiingft bie Schule uon 0o!e§me§ 
mit fic^ felbft entjroeit l)at unb uermutiidi nod) 
meiter entjroeien mirb. 2)enn fo burdjgreifenb 
roie P. SBioeH roollen nidit alle mit ben alten 
3eugniffcn unb ben ^anbfebriften bredjen. gm 
I. 23anb ber Paläographie r^iefs eö 0. 11: ^ie 
Neunten non 0t. ©allen Ratten nod) nid)t alle 
©eljeimniffc, bie fie enthielten, nerraten, jumal 
rüd(iri)tlid) beö 5HI)t)thntuö. inan 

baran nid)t mehr gebacht roiffett, ja möchte gern, 
roenn eS anginge, baö 2(nfehen ber 0t. ©aßer 
§anbfd)riften hcrabfe^en — roeil fie unb ihr 2ih9th s 
ntud unbequem roerbett, nicht aber roeil etroa neue 
©ntbeefungen barauf geführt hätten. 


Original frojn 

UlMIVERSIFd OF MICHIGAN 



IV. Ptitcn Angriff gfgf* Mt Pf«f»r»ltl*n. 


45 


wir eben; früher, wa? bet SInonhmu? 
©atifanu? fagt. Sin Slnonpmu? non 
9Äontc Kafftno ober fpridjt oon bet 
SBieberholuttg eine? Sone'? (mie in bet 
fßfatmobie') unb behauptet bann, ber 
©uttft bebcute hier einen furjett, bie 
Itegenbe ©irga einen langen Son. SRe* 
m igitt? oon Slttjrerre (9. I^abrbunbcrt) 
fagt, baß bie Sonjeidjen, bie er allgemein 
©trgulä nennt, erfennen laffen, ob man 
c? mit betn paarigen Sthptljmn? ober 
mit bem unpaarigen, b. I). mit bem 
Saftplu? ober mit bem ftantbu? ju tun 
habe. (S. ^jabrb. 1905, *». 100.) Allein 
„meitfurale 3 e * tlüCrte "/ i 0 ^. P- 3$ioell, 
„ftnb in ber ganjeu Sboraftiteratur be? 
frühen unb hoben rtWittelnltcr? ein Uni* 
furn, mcnit ber Sinonptmt? ©atifanu? 
wirtlich oon folefjen fpretßen füllte." 

„Wettfurable 3 e * tlocrtc// bat bod) 
and) $uc6alb (10. ^ohrhunbert) im 
Singe, wenn er brittgeitb mahnt, man 
folle furje Sone immer wirf ließ furj, 
lange ober immer gleichmäßig lang ftngcn 
unb fo bem Scfange ein fefte? Soenmaß 
geben. Sicfe? Sbenntaß heiße mit einem 
gried)ifchcn Statuen Sthpthmu?, mit einem 
lateinifdjen Numerus (ßaljlntaß): „bentt 
jebe SRelobic muß bod) ftcher nach Slrt her 
poetifeßen ©er?nieffttng forgfältig ittcnfu* 
riert werben." (uWigtte 132, 1039 f.) 
©emo oon Stcichenau (11. ^ahrljunbert, 
SWigne 142, 1114 f.) fpridjt fidj ebenfo 
eingehenb unb bcuttkf) barüber au?: ,,'DOfit 
waajfatner Sorge ift barauf ju achten, 
wo bie Söue eine gefefctitüßige Stürze 
haben, unb wo ihnen eine längere Sauer 
jUAumeffen ift, bannt mau nicht eilfertig 
uno ganj fur$ oortrage, wo bie ©or* 
feßrift ber iöJetfter einen längeren unb 
gebehnteren ©ortrag aitgcfeßt hat. ^ene 
aber oerbienett fein Sehör, bie behaupten, 
e? höbe feinen Srttttb, wenn wir beim 
Sefang itarf) gemeffener ©cmhmtng beit 
Sötten halb eine fiirjcre halb eine längere 
3eitbauer geben." (solche Slnfichtcn hörte 
man alfo fchoii am Sitbe be? 11. ^aßr* 
hunbert? au?fpred)ett, unb ©ertto muß 
bagegen bie Autorität ber alten SJteiftcr 
anrufen.) „SBetttt fchou jeher Sraimna* 
tifer e? rügt, fall? man in einem ©erfe 
bort eine Silbe fiirjt, wo fic gebehnt 
werben muß, obwohl ba feine attbere, 
in beit Silbenliegenbe llrfachebie Sehnung 
crheifd)t, fonöeru eben nur bie ©orfchrift I 


ber Sitten: warum fotlte nicht um fo 
mehr bie mufifalifche Shinjt, ber bie ge* 
[ermäßige Slbmeffung ber Söne unb ba? 
fchötte 3°hloerhä(tni? ju eigen gehören, 
barob jüruen, wenn bu nicht naa) S)taß* 
gäbe ber betreffenben Stelle ba? fchutbige 
iuauermaß einhalten wolltcft? . .. SBte 
alfo in einem Schichte her ©er? ftdj 
burd) eine fefte Slbmeffung ber fyüße 
geftaltet, fo fe§t ftdj eine SJtelobie burd) 
eine angemcffetie unb übereinftimmenbe 
©erbittbung oon furjcit unb langen Sönen 
jufammen, unb ber Seift finbet bann 
wie bei einem richtig abfließen ben (peja* 
meter an bem Solange felbft feine g-rcube. 
SBentt bagegen int" uorlefcten guß be? 

I £>ej;amcter? ein Sponbeu?, im lebten 
ein Saftplu? jugelaffeu wirb, ober wenn 
einer bei her ^weiten lateitiifcßen Kon* 
jugation bie brittlefcte Silbe, 5 . ©. döcete, 
mit betn Slfut fpridjt, ober itt ber britten 
Konjugation bie oorleßte mit betn 3 ^* 
futnfleiv j. ©. legite, fo fühlt ftd) ba? 
Ohr burd) bie ungewohnte Slu?fpradje 
oerleßt: in gleicher SBeife wirb bei einem 
Sefang, ber nad) bem ©organg ber Sitten 
eine gehörige, wohlbemeffene fyiigung 
ber Sötte aufweift, bie au? Seele unb 
öeib harntottifch gefügte Statur be? SWen* 
fdjett hoch befriebigt, umgefchrt aber be? 
©ergtiügen?, welche? ba? $mren fonft 
gewährt, burd) ein fehlerhafte? Songe* 
füge beraubt." Soweit ©emo. Sinh 
alfo „ntenfurablc Soutoerte itt ber ge* 
famtett Shoralliteratur be? frühen uttb 
hohen SRittelalter? ein Unifunt?" 

@? ijt fchon oft bagegen bemerft 
worben, baß umgefchrt bie Slcidpoertig* 
feit ber Gboralnoten oor bem 12. 3 n br* 
hunbert oon feinem Scßriftfleller enoähnt 
wirb; einen irgettbwic annehtttbarcit Sc* 
gettbewei?, au? einer einzigen Stelle, 
bleibt P. ©ioctl fchulbig. ©ott langen 
unb furjett Shoralnotcn im allgemeinen 
reben bagegen auch fonft bie Schrift* 
ftcller mieberbolt. Um an folchett Stellen 
oorbeijufonitnett, hat P. ©iocll neue 
Gängen entberfen Worten cStrophifu?, 
Crnamcitt be? C.ui(i?tna, Crnamettt bei 
einer Slrt be? Mlimafu?, beit ©reffu?', 
tocldie fätntlid) burd) bie 3ougni))c ber 
Sitten nid)t belegt werben fötinett, fonberu 
auf allerlei fühnen Kombinationen be* 
ruhen. Srei fyonnen ber laugen Sfotc 
oerjeidjuet ber Slttomunu? ©atifaitu?, 


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Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



1K aqtralta. 


ober feine öon benen be8 P. ©iöeH; ber 
2Inont)tnu3 öon ÜJIonte ©afftno unb £>uc* 
halb fpredjen auch öon anberen Sängen. 
Ü)och — e8 mufe wal)r fern, Wa8 bie 
©req. 9i. 1905, S. 91, fchreiöt, bafe 
bie SWenfuraliften für alle unjöljligemal 
öorgebradjten ©egenbeweife unzugänglich 
ftnb. $)er Schreiber biefeS barf aber 
getroft alle, weiche feine ^Ausführungen 
gelcfen hoben, ju .Seugen nehmen, oafe 
er nur für leere Seljauütungen un§u= 
gänglid) ift, bagegen bie fleinften ©egen* 
grünbe, Weit über ba8 ©erbienft 
öieler hinaus, berücfftc^tigt, unb bafe 
er mit beftimmten, greifbaren ©egen* 
arünben, nicht mit einem fubjefttöen 
Dafürhalten geftritten hot. 1 ) 

P. ©ioelt ift feiner Sache fo ftcher, 
bafe er, wie nach öieten errungenen 
Siegen, bie ©egner ober beren Stiftern, 
ben 9Kenfuralrhhthinu8 be8 (ShoralS, in 
einem eigenen ülrtifel belachen xu bürfen 
glaubt (®regoriuS=©latt 1905 S. 159 ff. 
unb wieber ©Ijrobegang 1905, S. 90). 
©r ftellt ba bie SeSarten öerfefeiebener 
.fwnbfdjriften jufamnten, um barjutun, 
bafe fie rhhtbmifd) weit öoneinanber 
abweichen. lingtücflicherweife beweift 
baSfelbe ©eifpiel, ba8 er hoch gewife 
forafältig auSgefucfet hot, wie öerfefeieben 
audq bie SJtelobie erscheint, wenn man 
mehrere, xumal örtlich weit öoneinanber 
entfernte Slntiphonarien jufammenbringt. 
©ott jefjn ÜJcelo bient ottoen ober £etl* 
ntotioen werben in ber gebotenen ^ßrobe 
uier ungleich intoniert. 3Wan laffe alfo 
nur biefen QntroituS nach ben uerfefeie* 
benen Büchern ju gleicher Reit abftttgen, 
fo Wirb ftch jeigen, ob bie ©erfchiebenfeeit 
be3 9?hh t ^ mu8 ober ber SJietobie ben 
größeren SBirrWarr anrichtet, ©leid) ju 
Anfang wirb ein Sänger mit einem 
fräftigen F einfe^en, währenb bie anberen 
E fingen; bret Sänger wieberholen fo* 
bann oaS E, beöor fte junt F übergehen, 
unb hoben brei Sioten ju fingen, währenb 
bie anberen §wei öortragen. Stad) ber 
?7thhthmifterung P. ©iöeHS ftnb aber alte 

*) 2(. a. 0. toerbe idj bei* „Vertreter $ed)e; 
urenS für 2)cutfd)ranb" genannt. 3amit man ben 
ettoasi merTrottrbigen ?(u3bruct nict)t mi&oerftefje, 
will id) ein für allemal erflciren, bafc id) P. £>e: 
cbenrenä perfönlid) nid)t fenne, baft td) teine Orbens* 
fadje oertrete (bie eo in btefer 3ad)e rtid)t gibt) 
unb nur ganj oereinjelt etwas auf 2(nregung 
eines Crbenögcnoffen gefdjrieben fjabe. 


biefe Stoten an 5) a u e r g l e i dj. ®a geht 
alfo in feiner ©orauSfeteung nicht nur 
bie SJtelobie in bie ©rüche, fonbern ber 
3?hh^ muS ber ©«hole öon SoleSmeS 
nicht ntinber. So fontmt ber ßerr Set* 
faffer be8 SlrtifelS, ber bie ©efangprobe 
oerantafet hot, felbft au8 bent Stegen in 
bie Traufe, ©r tonnte ba8 oorauSfeljen! 
Qift nun aber ba ©runb, über ben men* 
furierten SRhh^ntuS ju lachen? 1 ) 

@8 ift hoch jum öorauS flar, bafe 
bie $anbfchriften au8 Italien, X>eutfch* 
lanb unb granfreief) nicht in allem über* 
einftimmen fönnen, toeber in ber SWelo* 
bie noch int 9thh^) m u8. 2Bäre ba8 ber 
f5;aa, fo brauchte bie päpftliche Äomntiffton 
nicht fo lang, nur um bie ÜMobie, mit 
SluSfchtufe be8 9thhthmu8, feftjuftellen; 
ja eine fold)e Äommifjton wäre hö<hft 
überflüfftg. StHein fte weife recht Wohl, 
wieoiel igr bie £)ifferenj ber SJtelobie 
in ben älteften £>anbfd)riften ju arbeiten 
gibt. 

P. ©iöetl würfelt, um tum Riefe ju 
fommen, bie öerfchiebenften Stotenfchriften, 
lombarbifch, aquitanifch, fränfifch, burch* 
einanber. ^atte er benn feine Slhnung 
baoon, bafe er in bie l^rre gehen werbe, 
wenn er aüe über benfelben Seiften 
fdjlage? SDtan braucht bie Stotenfchriften 
nur ttebeneinanber ju legen, um mit 
einem ©tiefe ju erfennen, bafe ba nicht 
genau biefelben ©rimbfäije ber Steüntie* 
rung ju ©runbe liegen. Siefe Spfteme 
müffen erft beffer ftubiert werben, ehe 
man fte in ber öorliegenben SSeife ju* 
fammenrüeft. 

3Me SBahrheit ift, bafe matt au8 ben 
älteften ^»anbfdhriften Weber bie SDtelobie 

>) Sßenn roir bie W^t^mtfierung bet Sdjute 
oon Solt’dmes anne^men, fo fingen bie brei erften 
Sänger bie erfte Silbe meiobifefj unb r^tjtfjmifdj 
roie folgt: 


I. II. III. 



35Jiif»rcnb alfo I unb III E ftngen, fingt II F ; 
roafjrenb III auch ju F übergebt, bebatrt I auf E; 
eö fomntt aber I erft ju F, wenn bie beiben an= 
beren febon roeitergeben unb D fingen. 9tatiirlicb 
fetjt nun I (unb mit ibm ltotb jroei anbere) mit 
I) ein, toentt bie übrigen ju G fortfdjreiten. — 
So »erläuft bie öefaitgprobe unter P. Sioellä 
Leitung! ®amit bube ich nur feine 2luslegungS= 
metbobe an bent »on ibm fetbft gewählten Sieifpiel 
genau naebgeabtnt. 


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IV. Ülcitere Angriffe gegen Die JUcnfuraUIUn. 


norf) ben jufammenftnaen 

fönute, ctje »uüor eine einheitliche (cri- 
tifcbe) fRebaftion oorgenotnmeu märe, 
unb ehe man ftc^, fo lange bie oerfdjie» 
benen Seiten angewenbet würben, über 
bie Veoeutung berfelben im einzelnen 
oerftänbigt Ijatte. tiefer ©djluf? ifl 
ein gehlfchlufe; (£g gibt aUerhanb rhpth» 
rnifdje Varianten in ben $anbfcf)riften, 
jumal wenn fie oerfdjiebenen Oänbern 
angef)ören; barum hat ein abgemeffener 
SRhpthmuS nie eyiftiert. ©erabe fo faitn 
man fchliefeen, ba| auf bie 90?elobie fein 
Verlafe ift, weif fie in ben ^mnbfdjriften 
oariiert. SBie fef>r eben bteß fdjon im 
11. ^ahrfjunbert ber fjall war, baran 
mufj man P. Vioell immer wieber er* 
innern. Der gefeierte ©uibo fd)reibt: 
„ffiS gibt footel witiphonarien, atß ©efang* 
lehrer an ben einzelnen SHrdjen finb." 
(3Rigne 141, 413.) ©otton aber fagt 
(füligne 160, 1423): „lieber fingt bte 
Neunten nod) Velieben götjer ober tiefer, 
unb bort, wo bu einen ©emibitonuS er* 
tlingen läffeft, macht ein anberer einen 
DitonuS ober eine Ouint barauS, unb 
wäre noch ein Dritter ba, fo Wiche er 
oon euch beiben ab." Unb ©otton betont 
auSbrilcflich, bafj aud) SDteifter Drubo 
unb SWeifter SllbtnuS unb Sfteifter 
©alomon unb „ade in ber 2Belt" in ber 
3Jtelobie fo ooneinanber abwichen. 1 ) 

Vefanntlid) liegt ben ©horal*2Ren» 
furaliften oiel baran, einen breifachen 
Dauerwert ber©horalnoten nacbjuweifen. 
Demgemäß erfennen fie in ber Virga 
(bem Slfut) mit bent ©trichlein barüber 
ober baran bie eigentlich lange SRote im 
©egeufafc jurn äJtittelWerte, ber einfachen 
Virga, unb ju ber eigentlichen Äürje, 
bem fünfte, ©in $>auötgrunb für bie 
Slnftdjt über bie Virga mtt oem ©tridhlein 
wirb in einer ©teile ©uiboS oon Slrej^o 
gefunben: Microl. 15, bei 2Rigne P. L. 

*) &uf ©runb fotc^cr Angaben liege ftcf) auch 
eine ^eitere ©efan$>robe mit ben Bereinigten 
<£§5ren ber Weiftcr irubo, 9U&inu$ unb 0alomon 
abfjalten. 2tter übernimmt bie 2)ireftion? — 3<f) 
meine, mir tun beffer, bie oactyc ernft ju nehmen 
unb mit (tyrürtben ftatt mit 0päffen ju ftreiten! 
Unterfcbeibcu mir oor aUcm uon ben älteren reinen 
Slfjentneumen bie burcty formelle (Sntartung 
entftanbenen 0t;fteme, in benen bie ^unftneumen 
um fiel) greifen ober gar oorberrfeben (qui sont 
des fniits d’altäration et de d6g6n6reöcence, 
PalGogr. I 0. 125). 


141, 394. Der ©chriftfteller unterfdjeibet 
hier in jeber ÜRelobie fogenannte mufi* 
talifdje ©ilbett (eine ober wenige SRoten), 
Slbfchnitte ober Deile (eine ober mehrere 
„©ilben") unb enblich oollftänbige ©äfce. 
Dann fäqrt er fort: „Diesbezüglich ift 
ju merfen, bafj ein ganjer Slbfchnitt eng 
jufammenjufchreiben unb entfpredjenb 
oorjutragen ift, eine ©tlbe aber noch 
enger; eS fann aber baS Inhalten, b. h> 
bie Dehnung beS ©djlufjtoneS, bie bei 
ber ©itbe faum merflich, beim Slbfdjnitt 
gröfjer unb beim ©afc am längften ift, 
als TOerfjeichen für biefe ©lieberung 
bienen, unb fo ift erforberlid), bafj ber 
©efang gleichfam nach VerSfüfoen taftiert 
werbe, unb ber eine Don im Verhältnis 
um anberen eine boppett fo lange ober 
oppelt fo furje ober eine „jitternbe" 
Dauer höbe, b. fj- eine fdjwanfenbe Deh* 
nung, bie wir als lang bisweilen 
burdh ein bem Donbuchftaben bei* 
gefegtes ©trichlein bezeichnen." 
Die füfenfuraliften fagen alfo: öier 
finben wir brei Donwerte angegeben, 
einen fleinften, einen längften unb einen 
britten mittleren, Oon bem eS heifet, er 
habe eine morula tremula, eine jitternbe, 
fchwanfenbe Dauer, bie weiter als eine 
wedjfelnbe Dehnung beS DoneS erflärt 
wirb, unb bei ber öfters ein ©trichlein 
am diotenbuchftaben (littera als „9iote" 
auf gefaxt) bie Sänge anjeigt. 

Die ©egner beS 2)?enfuraliSmuS fehen 
in ber „Doppetlänge" nur bie befannte 
©cblufjoerlängeruna am ©nbe ber mu* 
ftfalifchen ©äfce, in Dem boppelt fo furjeu 
Done bie gewöhnliche' als für» oorauS* 
gefegte ©Ijoralnote. Diesmal rommt cS 
unS nur auf bie Auslegung ber tremula 
an. öören Wir barüber P. Vioell (©reg. 
9tunbfchau 1905, ©. 148 ff.), ©r möchte 
in ber tremula baS OuiliSma erfennen, 
b. h- (in feinem ©inne) bie ©chleifnote, 
welche im QnteroaU ber Derj »ur Virga 
hinüberführt. 3llfo 1) biefe ©djleifnote 
ift nach ViocH lang; oon ber Vcr* 
längerung ber Sirga bagegeu ift bei 
©utbo ntcht bie Kebe. 2) DaS 3 e i^ en 
ber Verlängerung ift nicht ber 9?otc ober 
91eume angefügt, fonbern bem „Don* 
buchftaben" tm engeren ©inne, b. h- ©uibo 
bat ÜÄelobien oor ftch, bie mit Vud)* 
ftaben, ftatt mit dteumen gef^riebeu 



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<Ef|ora!ia. 


waren, nämlich ben Kobey „bilinguis" 1 ) 
oon 3Jlontpeßier. 3; biefent aber 
wirb baS ÖuiliSma jum 3 e ^ en bet 
Verlängerung mit einem ©trichlein, 
näm(irf) einem ©d)längelchen, bem ge* 
wunbeneti 3' r ^ uni P e ? (*) bezeichnet. — 
Diefe fünfte haben mir jju prüfen. 2öir 
glauben aber, bah fte mit fouiet grage* 
Zeichen ju oerfeben finb, bah bie ganze 
(oötlig neue) ©rflärung burdjauS tyn* 
fällig wirb. 

3u 1). SSaruni gerabe ein ©djleifton, 
ein bloheS Ornament, oeriängert wer» 
ben fotte, ba boeb für bie eigentlichen 
SDZelobienoten als burdbgreifenbe Siegel 
bie Kürze angefebt wirb, ift faum *u 
erEennen. Dom ißotEjier fchreibt (Kieme, 
Der gregorianifche ©boral ©.93): „DaS 
ÖuiliSma ift ein tremulieren ber , aber 
fein oerlängerter Don." Sine 3te rnotc 
als foldje gilt überhaupt als Der hält* 
niSmähig fe^r Eurg. SZitgenbS wirb 
aueb Dom ©horal bezeugt, ba{j eine 3ter* 
note lang (ei. @S fdjeint ferner nicht 
einmal beredjtigt, unter ber SIZeume, 
welche bie Sitten ÖuiliSma nennen, nur 
gerabe bie ©chleiftöne ohne bie fol* 
genbe Virga zu oerfteben. freilich, 
wenn man baS ©igentümlicbe biefer 9teume 
jum Unterfdbieb oon anberen befebreiben 
wiU, fo fagt man natürlich: „GsS ift 
eine tremufierenbe SZote, welche . . 
ohne bie aßbeEannte Virga befonberS z u 
erwähnen. 2lber in ben Sieumentabetten 
ber Sitten unb fo audb in benen bei 
Votier (©reaorianifdjer ©boral) gehört 
bie Virga als regelrechter Veftanbteil 
mit jur SZeume, bie ÖuiliSma ^ci^t. 
Der SlnonpmuS VatiEanuS unb fein 
©loffator fcbliefjen ftcfj an. ©rfterer 
fagt, baS ÖuiliSma fefce ftcb auS brei 
9Zotenftufeu jufammen, auS jmei Kürzen 
(uielleicbt Sluffaffung ber fpäteren 3*it/ 
etwa Dom 12. Qabrbunbert an) unb 
einem Slfut; ber ©loffator feinerfeitS 
Zeichnet auf bem 9Zanb nicht baS 0rna* 
ment für (ich allein, fonbern mit ber 
Virga. Sllfo wirb man, wenn Don ber 
Verlängerung beS ÖuiliSma bie 9Zebe 
ift, eher bie Verlängerung ber Virga 
ZU oerfteben hoben. Dazu fommt, bcifj 

*) Ser Dlamc „jroeifpracfjifl" ift muftfalifdj, 
uon einer hoppelten Dotation burrf) Neunten unb 
23u$ftaben $u oerfteben. Söarum roirb benn aber 
beharrlich bilinquis gebrurft? 


eS febr zweifelhaft ift, ob überhaupt bie 
tremula bei ©uibo baS OuiliSnta 6e= 
beute; meine ©rünbe bafür habe ich öfter 
bargelegt, geftebe aber gern, bah bie 
Deutung ber tremula ©djwterigEeit macht, 
©enug, Sltrtbo, ber Kommentator ©uiboS 
fagt wirtlich, „wie er glaube, fei bie 
tremula ©uiboS baS OutliSma." Caffen 
wir eS alfo hier babei, obfdjon ber alte 
Kommentator feiner ©acbe auch nicht 
fteber ju fein fcheint. @r fügt inbeS bie 
9Zeume felbft bei, aber audb nicht ohne 
bie Virga. üJZinbeftenS ift eS baber 
nicht bewtefen, bah bie Verlängerung 
nicht biefe Virga, fonbern ben ©djleiftori 
angebe. Qn ben ^anbfdjriften finbet 
ftcb baS ÖuiliSma als üfteume halb mit 
halb ohne ba$ ©trichlein an ber Virga 
häufig oor; warum foHte alfo ülribo 
baS ©trichlein auf etwas anbereS als 
bie Virga bezogen haben? Die Ver* 
jierung felbft erfdjeint in ben SZeuuten* 
bücbern nie mit einem Seiten. SBarum 
fchrieb Slri6o ftatt ber yZeume nicht ben 
Vuchftaben mit bem 3irfumfTey barüber? 
gür ben ju führenben VeweiS ift jeben* 
falls bie VorauSfefcung mefentlidj, bah 
nicht bie Virga, fonbern bie Verzierung 
Oeriängert werbe. Söenn P. VioeH bas 
behauptet, fo muh er eS gegen alle 
biefe ©rünbe ganz eigens beweifen. 

3u 2) Über bem ©chleifton felbft 
finbet fiep baS 3eöhen, wie qefagt, in 
ber Eieumenfchrift nie. P. VtoeU flicht 
alfo zu xeigen, bah ©uibo nicht Don ber 
SZeumenfchrift, fonbern Don ber Vucf)= 
ftabenf^rift rebe, bie ja manchmal an* 
gewen bet würbe. Von oornberein ift eS 
nicht wabrfcbeinlicb, bah bie Vuchftaben* 
fchrift eine 3eitbauer angeben füllte, welche 
bie SZeumenfcbrift nicht bezeidbuete; benn 
jene fümmert fich fonft um bie Vezeidjnung 
oon Sang unb Kurz nicht unb ift nur 
ZU melobifchen 3u)ecfen erfunben worben. 
Datfächlici) finbet fid) aber, |*agt Vioeß, 
im Kobey oon 9)ZontpeUier baS ÖuiliSma 
mit einer Eieinen gefdjlängelten ßinie 
oerfehen. Slber erftenS immer (fooiel 
befannt); na^ ©uibo unb Slriöo aber 
ift baS ÖuiliSma halb lang balb Eurz 
(varium tenorem habet). Sllfo Eann 
biefe Eieine Cinie ber ^anbfehrift oon 
ÜJZontpellier nicht baS Cängczei^en fein, 
ferner ift eS etwas Eühn, in ber ge* 
fchlängelten Cinie bie horizontale©ui* 


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IV. Weitert JUgrifr gegen Me J*ntf»r»U|ten. 


49 


boS wieberjuerfennen. hingegen weift biefe 
fjorm eher borciuf bin/ bafe jetteS 3 e *^ cn 
ben qleid)fant gewunbenett, jittern ben 
Jon beS OuitiSma als folgen, nicht in 
bejug auf feine Sauer fennjeidjne. Sar» 
um ftcljt eS auch bei jebem OuitiSma, 
fleht aber in ber Stouinenfchrift nicht, 
wo bie Schleiftötie felbft gefd)längelt no» 
tiert finb. 1 ) ^cf) wieberbole: jnm aller* 
minbeften ift, toaS P. 33ioelI beibringt, 
fein SBeweiS, fonbern baS ©egenteil fo 
gut wie erwiefen. .fpat er aber wenigftenS 
bargetan, bafe ©uibo wirflid) oon irgenb 
einer Sucfeftabenfcferift rebe. ffir ftüfet 
ftch auf ben anfefeeittenb guten ©runo, 
bafe ©uibo fagt, eS werbe oaS Strid)tein 
bem 3iotenbudbftaben (Jittera) beige* 
fügt. Sie UWenfuraliften nehmen hier 
littera einfach als Benennung beS SotteS, 
wie wir fagett: c unb d fingen ober 
fpielen. ©el)t baS an? Ser ©ebraueb 
beS SöorteS littera = ©uefeftabe in bem 
(Sinne oon Son, Stote ift oon mir flar 
erwiefen worben. Sunächft für baS 
12. ^ahrljunbert auS ber Prsefatio (S. 
Bernardi) de correctione Antiphonarii, 
wo mehrfach littera für Son ober Stote 
fteht, j. 53. am Schluß: f ,Ser Umfang 
ber ftebenten Sonart fehltest bei bem* 
jenigen Sone ab (pausat in ea littera), 
mit bem bie Sonart niemals anfängt, 
Wa8 überhaupt aattj unfiatthaft. Senn 
jebe Sonart ntufe mit benjenigen Sönett 
(litteris) enbigen, mit beneti fte häufiger 
anfängt." ©uibo felbft aber fefereibt De 
ijp. cantu (M. 141, 425): „2öenn man 
bte Sötte (litteras), bie jebe Steutne hot, 
auf bem SOtottocborb erftingen läfet..." 
Qa, auS ber Stelle felbft, oon ber wir 
hanbeln, ift ber ©ebraud) naefejumeifen. 
2Bie anfangs gefagt würbe, helfet eS bort, 
eine muftfalifcfec „Silbe" föttne auS 
einem, jpoei ober brei Sönett beftehen, 
unb biefe werben auSbrüdlich mit ,,53ud)* 
ftaben" oerglidjett; wenn nun baS er* 

*) SBa&rfcfceinlid) bedeutet baö .Seidjen * «teftt 
einmal ben ^»tterton al$ folgen, fonbern ift ba« 
fo oft oorfommenbe Reichen ber Äüvjuitg in nid)t 
uollftänbig au§gefd)riebenen Wörtern unb ftebt 
beäbalb iiber ben SBudjftaben. $ie öcijreibioeife 
d e f ift oerfürjt au$ d es e f unb wirb barum 
d 8 f gefebvieben. fcheint mir eine ganj ein* 
fadje (SrHäning ber 0acbe; biefeö Äürjungäjeicben 
ift bann jugleicb für bie roirtlid) notierten $öne 
sömbungS&eicben unb ftebt belegen oielfacb ober 
meifteuä nicht über einem ^uebftaben, fonbern 
juufcben jroeien. 

$aberl, Ä. 3)t. OaQrbiuft. so. 3at)i> 


wähnte Strichlein in ben $anbfd)riften, 
wie eS tatfädjlidj ber galt ift, mit Neunten 
oon ein, jtoei ober brei Sönen oerhuuben 
wirb, fo fann ©uibo ganj natürlich 
fortfahren, eS werbe bem ©uchftaben, 
b. h- her Stoume angefjängt. 3 n heu 
Alise Guidonis Reg. fjeifet mit 53c*. 
jiefjung auf baS SDtonodjorb (SJfiane 141, 
415): Voi vel littera c; alfo liegt bie 
©ertaufdjung oon Son unb Sonhuch* 
tobe ben Sllten fehr nahe. Stoch mehr; 
d)on in ben Stotfer ©albuluS juge» 
eferiebenen Octo modi „flingt" ber amte 
„©uefeftabe" boppelt fo hoch als ber erfte 
©uefeftabe (üttigtte 131, 1175). Sa bie 
„©uefeftaben" clingen, fo finb fte offen* 
bar Sötte." Ser Sprachgebrauch littera = 
„Son" ift fotnit flar erwiefen für baS 10., 
11. unb 12. 3ah*h wn bert. Sftit Unrecht 
wirb baher als ficher oorauSgefefjt, ©uibo 
habe in biefent Sfapitel eine ©udjftaben* 
fchrift oor fich gehabt. Sa8 erhellt auch 
auS folgenben Umftättben. ©uibo miß 
flar machen, bafe ber fDtoftfer wie ber 
Sichter §uttt oorauS beftimnten müffe, 
toeld)eS Die rhhtbtnifdjen ©runboerhält» 
ttijfe feiner Arbeit fein follen, unb fügt 
bet, baS taffe ftd) beffer tttünblich (an 
oorliegenhen SOtolobiett) als fdjriftlid) flar 
machen. SarauS geljt Ijeroor, bafe ©uibo 
an bie Sieumenfdjrift benft, weil bie 
33uchftabenfcbrift bie hier gemeinten rhpth* 
mifchett Scrhältttiffe nicht atijeigt. SBeiter 
fchreibt ©uibo, bafe eS baftpli|che, fpon* 
beifche unb jatttbifche Neunten gebe; haS 
fann ntan an ber Sucfeftabenfchrift nicht 
ablefett. 53ioelI fud)t bie Saftplen unb 
Sponbeen im Seyt (©reg. ©ef. S. 88). 
?lber 1. wo bleibett bie oott ©uibo er* 
wähnten Jamben, bie 33ioeß auf feinem 
SBege nicht fitiben fann? 2. erfcheitten 
biefe 5?erSfüfee als folche wirflich in ber 
SKelobie, bie nur einen gleichen Sauer* 
wert ber Stoten fennt unb ohnehin int 
meliSniatifchen ©efang nur gelegentlich 
ben Souoerhältnijfen beS Se^eS ftd) 
anfchliefet? Söetitt ferner am Sdjlufe beS 
SfapitelS ein 53eifpiel für bie liqueSjicren* 
ben Sötte gegeben wirb, fo hat, wie 
P. 33ioett fagt, unter ben ihm ju ©ebote 
ftehenbeu oier Slbfdjriften eine bie Sfeu» 
menfdjrift, bie attberett gar feine Reichen. 
P. 'i^ioetl meint nun, ©uibo müffe boch 
im Original bie Söudjftabenfchrift angc* 
weubet gaben, weil fonft baS CiqueSjieren 

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50 




hoppelt bejeidjnet Wäre, nämlich einmal 
beutlid) genug in ben Deumen unb bann 
nod), tote in biefem SBapitel gejagt ift, 
bur<f) einen ißunft. $)a8 läfjt ftd) pören; 
aber ©uibo fagt auSbrücflicf) bafj bem 
„'Sone' 7 (voci), nicf)t bem „Budjftaben" 
her ißunft untergeftedt merbe. ©8 
ftnben ft cf) aber auch SfteumentabeHen 
(f. fßotljier'ftienle ©. 65), in benen bem 
NeuntenZeichen beS liqueSjierenben SoneS 
ein fßunft beigefdjrieben ift. @8 bleibt 
alfo zweifelhaft, ob eS nicht in ©uiboS 
Slutograpb ebenfo mar. ©8 fonnte um 
fo eher gefdjehen, als ©uibo beifügt, eS 
fei oft beffer, ben Son nicht jjerjiiefcen 
ju taffen; mo eS alfo hoch gefdjehen fofite, 
mochte er ein befonbereS 3 e ^ en & a fü* 
bei berifteume anbringen. Bewiefen ift 
fomit noch immer nicht, baff bem ©uibo 
in biefem Kapitel bie Budjftabenfchrift, 
etma her $anbfdjrift Oon fütontpettier 
oorlag. ($n biefem Stöbe? ftehen bie 
Söne hoppelt bezeichnet, burch Deumen 
unb burch Buchftaben. *) 

@3 mirb hiefür nod) meiter geltenb 
gemacht, bap ©uibo in biefem Äapitel 
zweimal fage, e3 feien bie ©lieberungen 
oer SWelobie auch räumlich auSeinanber 
ju halten; biefeS aber gefchehe in bem ge» 
nannten Stöbe?. Slber baSfelbe Verfahren 
mirb in manchen £>anbfchriften,teitmeife in 
allen eingehalten, morauf fd)on DecheorenS 
mieberholt aufmerffam gemacht hat. ffinb» 
lieh toirb noch ein anbereS 3 e *^ en trn 
Stöbe? oon ÜRontpetlier jum Bergleich 
mit ©uibo herangezogen. ©3 ift bie 
SarfteHung ber DteperfufftonSnoten burch 
bie Berbinbung eines ©raoiS mit bem 
Slfut, nach Btoell in ber gorm be8 
unten abaerunbeten ißobatuS. SiefeS 
Reichen fleht nämlich im Stöbe? oon 
2/lontpelIier, menn ein Son einer ©ruppe 
oerboppelt merben foll, über bem einfach 
aefdjrtebenen Bucffftaben; e8 mirb aber 
fonft in ben §anb)'cf)riften nicht gefunben. 
S)ie8 ift ja bemerfenSmert; ob aber burch* 
fdhlagenb? ©ineS erregt baS ftärffte 

l ) $ie ItqueSjterenbe Dmamentncumc ift au§ 
einem ^unft entftanben; bie ©etfefcungbeS fünftes 
fonnte affo bebeuten, baft bie urfprünglicbe 9lote, 
ein ungefdfjroetfter ^utift, im ©efang roteber fjer* 
gefteüt merben foHe. — <£$ gibt Äbfcbriften, bie 
an teuerer ©teile 33utbftaben oerjeiebnen; einen 
^un!t bei ben 93ucbftaben §at man aber no<b 
nicht gefunben. 


Bebenf en: ©uibo fagt, bafj bie SBieber* 
bolung be8felben SoneS fomohl eine ©r» 
pebung als eine ©enfung (elevatio vel 
depositio) ju enthalten fcfjetne, je nachbem 
crescendo ober decrescendo gefungeti 
merbe. $ene3 3eichen (©raoiS + Slfut) 
bebeutet aber nur ein crescendo; biß 
alfo aud) baS 3 c *^ en für decrescendo, 
alfo baSfelbe 3 etc h cn ouf hen $opf ge* 

| fteHt, im Stonbe? üon URontpellier auf* 
getoiefen mirb, bleibt bie Bezugnahme 
I ©uiboS auf biefe £>anbfdjrift zweifelhaft. 

Übrigens fann in ber Buchftabenfcbrtft 
! baS genannte 3 e ^ en / haS bem auf 
unferem gefchriebenen ü wefentlidj gleich 
ijl, einfach ein fonöentioneöeS 3 etc h en 
für bie SBieberholung (SReperfuffton) 
ohne meitere Bebeutung fein, unb ba 
bie Buchftabenfdjrift fonft nichts als eben 
bie Sonfjöhe bezeichnet, fo ift biefe 2lu8= 
legung an unb für ftdj wahrfdjeinlicher. 
QnbeS miberlegt P. BioeltS ffir* 
tlärung beS QtxfytnZ unb feiner 
Bebeutung ihn felber. P. Bioell hat 
früher ©uiboS SBorte oon einem decre¬ 
scendo erflärt (®er greg. ©ef. ©. 101 f.), 
er tut eS merfmürbigermeife auch je§t, 
obfehon baS 3 e ^ cn (©raoiS 4* STCut) etn 
crescendo bezeichnet, (©regor. ffiunbfdjau 
©. 165). SRad) ber eigenen ©rflärung 
BioellS (an beiben ©teilen) pafjte alfo 
bei ber entfprechenben Sonpgur, nämlich 
bem ißreffuS, baS barüberftehenbe 3er<h e n 
nicht, unb eS folgt oielntehr, bafjeS etmaS 
anbereS bebeutet, nämlich bie blofje 
SSieberholung. Übrigens geht auS 
©uibo gar nicht herOor, bafj ©raoiS unb 
Slfut (oerbunben) nur ein 3eichen bilben 
foKen, fonbern eher, bap man fte über* 
haupt oerroenbete, gleichoiel ob getrennt 
ober nebeneinanber, fo oft man baS 
forte ober baS piano näher angeben 
mollte; ber gad bei ber Sonmieberholung 
beS ^reffuS mar bann nur ein ©inzel* 
fall auS oielen. 1 ) 

') P. SioeH ptte aut^ barauf aufmerlfam 
machen Jollen, ba§ ber (nette ©trieft JetneS.geicftenä, 
ber «tut, burtftaub nieftt immer fo ftoeft ftinauf« 
geftt nie fonft ber Sltut, ba§ bagegen baS 3ei<ften 
feftr oft oöUig ibentifeft ift mit bem Beiden für 
ben liqueäjierenben Spipfionuo, in roeteftem 3JioeH 
ben ^Junft niebereriennt, ben er in ben feanb* 
ftftriften ©uiboS oergebenä fueftt ( ^ ober ). 
@s JannbieS aberautft ber befannteSSerbinbungS* 
bogen fein; er toUrbe anjeigen, bafi baS Ornament 
ber liqueäjierenben 9iote mit biefer aufä innigfte 



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IV. {Heitere Angriffe grgrn Mt JUenruralilten. 51 


Damit ift nun aucfe bie britte (un* 
entbehrliche) VorauSfefeung P. ViüeßS 
htnföttifl, bafe ber 3 ‘*f 1 ,m fte$ in ber 
panbfcfertft oon TOontpeütev eine Don» 
oetlängeruna bezeichnen fotle. Dies famt 
fcfeon beSfealo ntcfjt richtig fein, weil baS 
Heiden, fooiel begannt, bei jebem Out» 
ItSma ftebt, nach ©uibo unb Slribo aber 
eine Verlängerung nur „mitunter" ein* 
trat. ©3 i|t ofenefetn fcfewer, in ber ge* 
fcfelängelten Cinie ( - ) bie oon ©utbo 
ermähnte horizontale (virgula plana) 
wieberauerFennen. Obenbrein erfcfeeint 
baS gleidje 3 c i^ en in bevfelbett §anb» 
fchrift bei einer 9lrt beS SFlimaFuS, welcher 
bie entgegengefefete Vewegung hat. P. Vi* 
nett müfe nun folgerichtig aucfe hier einen 
langen Don annehmen, währenb oon 
oornfeereht eher eine rafche ÜJuSführung 
anzunehmen märe. QebenfattS feanbelt 
eS fich bei Vioeß um VorauSfefeunaen, 
benen minbeftenS ebettfo waferfcfeeinficfee 
entgegengefteilt toerben Fönnen. 

Qm ganzen ift ber VeWeiS boch gar 
au fcfewacfe für bie Annahme, bafe ©utbo 
oen SFobey oon fßiontpeßier ober einen 
berfelben Qamilie gefannt höbe. Qcfe 
Weife überhaupt nicht, ob man bemeifen 
fnnn,bofe er bte Vucfeftaben beSSflpfeabetS 
Zur Dotierung oon SJielobien jemals 
gebraucht habe, obtoohl er fte gleich attberen 
Zur Vezeicfenung ber Däne auf bent 3Wo» 
nochorb oerwenbete. 2BaS nun aber bie 
Umbeutung ber ©teile anlangt/oon ber 
wir ausgegangen, fo erregt fte, wie ge* 

|u oerbinben fei. $iefe naheliegettbe (Srflärung 
ift beffer als bie 93orau8febung, man habe burch 
folcbc 3 cicf)en ber 9ieumenfchrift nachhelfen wollen; 
nein, man wollte, wenn nicht alles täufcht, ber 
rbpthmifch unoollfommenen ©uchftabenfcbrift, in 
ber bie Belchen wirtlich fteljen, baburd) aufhelfen. 
STud) baS Beichen ber Wepertufflon wirb bie enge 
Jöerbinbung ber 9ioten, bie wirtlich nötig ift, 
Anbeuten. $8 nimmt nur 511 m Unterfdjieb eine 
anbere Stelle ein. ^nbeffen ift bie eigentliche 
Kepertuffion, nämlich bie Sieberholung ber Sirga, 
nicht burch ba$ genannte 3 e i<h cn angebeutet; 
üielmehr wirb bei biefer ber ©uchftabe wirtlich 
jwei ober mehrmal gefegt, j. 93. Palöogr. III. 
£af. 190 3eile 3, 4 unb 5. 9tur bei Ornament* 
noten fontmen biefe Beteten jur 9*erwenbung; e$ 
fcheinen alfo aKerfjcichen für bie in 93uchftaben 
nicht auSjubriicfenben Bieimoten (StrophifuS, (£e* 
phaltfuS unb ©piphonuS) ju fein. $)er Birtumfles 
hat ro*hl nteift biefelbe 93ebeutung. 3)amit ift 
jeboch nicht auöjjcfchloffen, ba& fofehe 93inbung$* 
jeichen gelegentlich aud) anberS oerwertet werben 
fönnen. Db e$ gefchehen ift, wirb ein genaues 
Stubtum ber fcanbfchrift lehren. 


«igt, noch fooicl anbere ßweifel, bafe 
fee als unannehmbar ange|ehen werben 
mufe. SBarum laffett Wir eS nicht bei 
ber SluSlegttng, welche P. Vioeß felbft 
in ben £>anbfcferiften eben biefer ©teile 
beigefügt finbet (©regor. Siunbfcfeau 1905, 
©. 164)? Die eine fügt bem Deyte 
eine Virga mit einem ©tricfelein am 
Stopfe bei. ©8 hat allerbingS eine fpätere 
£>anb biefeS Reichen hinaugefchrieben; 
aber eS ift immerhin ein älteres 3eug* 
niS für bie SluSleguttg, welche bieiüten» 
furaliften auS ben biofeen Söorten heraus* 
gelefen höben. 91 tiefe bie »weite $anb* 
feferift oerbeutlicht bie ©teue nicht etwa 
mit einem ©uchftaben unb bem 3 c ^ en 
aus ber ^anbfehrift oon SWontpeflier, 
fonbern mit einem b o r i 3 0 n t a l e it ©triefe* 
(ein (baS ttaefe ©uibo ber Virga anju» 
fügen ift). DaS ©tricfelein ift an beiben 
ffinben ourefe eine ganz Fteine Cinie fefearf 
abgefefet (i-<); bieS genügt Vioeß, um 
au behaupten, fo fei baS ©tricfelein ber 
93irga in ben ^anbfeferiften niefet. Äuf 
alle Qäüe pafet auf baSfelbe bie Venen» 
nung bei ©uibo „horizontales ©tricfelein" 
weit beffer als auf bie gefcfelängelte Cinie, 
bie Vioell in Vorfcfelag bringt. Qa, 
wer fann bem befcferiebeneit 3 e ^) en eme 
anbere ©eftimmuitg oernünftigerweife 
auf^rciben, als bie, eine horizontale 
Cinie zu fein? ®nfe bie ©nben fefearf 
abgefe^t finb, feat barin feinen ©runb, 
bafe baS 3 e ^ en feiet niefet in laufenber 
©eferift oovfommt, fonbern oercinzelt unb 
für fiefe allein gefeferiefeen würbe. 

P. Vioetl fügt au biefen SluSlegungen 
in ben ^aubfeferiften bei: „Diefe liefe 
wiberfpreajenben ßeiefeen ftetten fiefe als 
leere Sftutmafeungen ber Sfopiften bar." 
Slber wenn er felbft auf jebem ©eferitt 
feine „fWutmafeungen" beitnifdjt, weil er 
ofene fee niefet weiterfommt, fo fottte er 
niefet fo rafefe über bie SFopiften aburteilen. 
Von ben „2Kutmafeungen" berfelben 
wufeten bie 3D?enfuraliften nichts unb 
feaben boefe beftimmt behauptet, eS fei 
im Dejrt ©uiboS tro§ beS anfangs auf» 
faHenben ?luSbrucfS „9?otenbucfeftaben" 
(littera) üon einem ©tridjlein bie Siebe, 
baS ber Virga angefeängt werbe, ©ine 
merFwürbigc llberetmtimmuna oon alten 
unb neuen „SRutmafeungen" 1 SBaS für 
ein „SBiberfprucfe" aber fott benn barin 
liegen, wenn ber eine SFopift bie Virga 

7* 


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52 


4K)y«ralla. 


mit einem Strichlein beifchreibt, bet 
anbere baS djaratteriftifche Strichtein 
allein/ beibeS gut ©rläuterung eines 
DeyteS, bet non einem bem Sftoteitjeidjen 
anjufügenben Strichlein tebet? (gn her 
Sahl DeS (JtotenjeichenS trifft nun bet 
eine SEopift mit bet „Wlutmafjung" bet 
SUlenfuraliften überein; bet anbete fpridjt 
ftdj nicht auS, aber fein Strid}lein finbet 
{ich in ben alten SMobien an bet Birga 
not — mieber ein merfwürbigeS 3 u fom* 
mentteffen! Sin ein OuiltSma hoben 
mofjl beibe überhaupt nicht gebadjt; bieS 
ftimmt ju bet non mtr oft auSaefprochenen 
„SDlutmafjung", bajj auch ©uibo baoon 
nicht rebe, fonbetn bafj bie tremula nichts 
anbereS ift, als maS et beifügt: „baS 
heijjt ein Don Bon fdjwanfenber (Dauer." 

gn S^r. 2 bet ©reg. fRunbfdj. biefeS 
galjreS hot P. Bioelt bte befte Schmierig* 
feit gegen bie SUlenfuraliften Borgebracht/ 
bie mit auS feinet gebet gu ©eftcht ge* 
fommen ift. gef) geftefje Bon Botnheretn, 
bafj mit eine flare Cöfung berfelben nicht 
jut $anb ift. Die Sdjutb liegt aber 
nicht an mir allein. ©8 honbelt ftch um 
einen honbfcbriftlicfjen gunb; ba hot aber 
P. Bioetl baS jut Beurteilung nötige 
Material nur unBollftanbig Borgelegt. 
Sir metben bieS fogleich feljen. ©in 
jweiter ©inmurf/ ben id) ihm machen 
mujj, bezieht ftd) auf bie fünftfidje ©e* 
fchraubtheit feinet eigenen SluSlegung, ja 
baburch wiberlegt fte ftch felbft, glei^oiel 
ob ich nun bie richtige Cöfung gebe ober 
nidjt. gn bem Sfobejc 2503 Der Siener 

S ofbibliothef, fol. 25, finben fidh in einet 
teile auS ©uibo oon Slrej^o (Aliae 
regulae de ignoto cantu; bet 2 Jtigne 
P. L. 141, 416) ben wichtigsten Begriffen 
beS DeyteS gut ©rlöuterung Deumen 
übergefchtieben, bie bann P. Bioetl in 
feinem Sinne auSlegt. Die Stelle lautet 
in feiner Überfefcung (ich füge nur bie 
lateinifdjen Sorte in ber Sflammet bei), 
toie folgt: 

„Sie bie Döne jerfliefeen (liqueS* 
jieren), unb ob fte jufammenhängen 
ober gefonbert feien, welche Döne att* 
holtenb (morosaej ober tremulierenb 
(tremulae) ober Donfprüttge (subita- 
neae) feien, ober wie baS ©efangftücE ge* 
atiebert (phraftert) werbe, ober ob ber 
folgenbe Don tiefer ober fyöfyev als ber 


BorauSgegangene fei ober auf gleicher 
Stufe ertöne, baS alles fann leicht an 
ber gigur ber Neunten felbft münblich 
erflärt werben, wenn biefe, wie eS ftch 
gehört, forgfältig gefdjrieben ftnb." 

Die SKenfuraliften hoben auch biefe 
Stelle attgerufen, um Betriebene bloten* 
werte im ©fjoral nachjuweifen: es wären 
ba bie anholtenben Döne „feljr ge* 
beljnte", bie plöblichen (subitaneae), 
bie BiBeH auf Donfprünae bezieht, „ganj 
fur^e" unb bie tremulierenben (tre¬ 
mulae) irgenbwie „mitteljeitige." BtoeU 
hingegen oerfteht unter anholtenben 
Dönen folche, bie mehrmals ju berfelben 
Stufe wieberfehren ober auch ftch einfach 
auf ber gleichen Stufe wieberljoten, unter 
ben tremulierenben bie ßiernoten beS 
OuiliSma ohne weitere Sftebenbeftimmung, 
enbltdj unter ben plöblichen foldje, bte 
nicht im gnteroaH ber Sefunbe fort* 
fchreiten, fonbern irgenbwie einen gnter* 
BaUfprung machen. — 9?un meine Be* 
benEen bagegen. 

Um mit bem lebten ju beginnen, fo 
ibt BioeH Eeinerlei Beweis bafür, baf? 
ie im Dejct beigefügte Neunte wirflich 
baS bebeutet, WaS er annimmt, nämlich 
einen fogenannten podatus saliens, ber 
eine ober mehrere Donftufen überfpringt, 
5 . B. c—e ober c—f. So Eommt biefeS 
Reichen, in bem gewollten Sinne, Bor? 
@8 fdjeint mir fogar eine ungeheure 
SiHfür in ber BorauSfe^ung BioeHS 
ju liegen. Sehen wir ju. 

3unächft eine Borbemerfung. Die 
oben befprodjenen 3 eid)en auS ber &anb* 
fchrift Bon ÜKontpeHier nehmen ftch in 
ber pbotographifdjen Siebergabe, wie 
fchon bemerEt, anberS auS als in einer, 
wenn auch im ganzen treuen fftachseich* 
nung. Bei allen Solchen gragen Ware 
bie Beihilfe ber Photographie fehr wichtig, 
bamit jebem bie Nachprüfung ermöglicht 
Würbe. g<h Bermiffe fte auch hier, mufj 
alfo oorauSfe|en, baff bie fraglichen 
3eichen auS oem Siener Äober biplo» 
matifch genau ftnb. DaS 3 e (0) etl für 
ben '„Donfprung" ift nun aber eine fdjräa 
auffteigeube Cinie, bie unten tinES uno 
oöen redjt 8 einen Slttfah (punEt ober 
Strid)lein?) hot. Bioetl ftetlt eS mit 
bem 3 e ichen ber Ouabratfdjrift für ben 
fprittgenben podatus auf gleiche Cinie. 


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IV. Weitere Jegriff gfgm Mt JRtnfttraUfttfl. 


©ehtbaSan? Die gewöhnlichfte Dua* 
bratfd)rift f)at ja jwei beutlidj gefchrie* 
bene Duobratnoten auf ber linfen 
(Sette an biefer 8tnte. SSBie fann man 
aber überhaupt ein Reichen ber Deumen» 
fdjrift mit einem ber Duabratfchrift, baS 
gar nicht fonberlid) ähnlich ift, ohne ge* 
nauen©ewei8 ibentifijieren? ©8 hätte 
auS ber SEBietter £>anbfcprift ober min* 
beftenS auS atiberen Duellen bie ©e» 
beutung beS Seitens flargefteHt roerben 
«tüffen. Dafs bieS nicht gefdjehen, fann 
man bem P. ©ibed nicht nadjfehen. ©r 
fcheint an bie Stotwenbigfeit beS Stad)* 
weifeS gar nicht ju benfen. SEBofjl gibt er 
fpäter ju einer anberen Stelle eine 
Steumenprobe auS berf eiben £>anbfd)rift 
(©reg. $. 1906, S. 22). Obgleich aber 
in btefer ein podatus borfommt, hot er 
nicht barauf berwiefen. ©8 war bietleicht 
flug, ba biefer podatus bon bem obigen 
Reichen d)arafteriftifd) berfd)ieben tfi. 
@r hot linf 8 oben einen beutlidjen $unft, 
Wäbreitb in obigem Reichen ftatt beffen 
recpt8 oben ein gefchweifter ißunft 
fteht. Die ^bentiftjterung ift alfo burd)« 
au8 jubjeftib. Daju fommt bie größte 
Sd)Wierigfeit. SEBarum fod jenes Reichen 
einen ,,Donfprung" bebeuten, ba eS nichts 
als ein einfacher podatus fein fönnte, 
jo gut wie ber genannte wirtliche podatus 
berf eiben £)anbfdjrift, bem SBioeH felbft 
einen Sefunbenfchritt juteilt? ©uibo 
jagte hoch, man fönne an ber ©eflalt 
ber Steume ihre ©ebeutung erflären. Der 
„Dotifprung" ift aber an ihr nicht ab* 
julefen. CDieje Deutung fann aljo nicht 
richtig fein, ©erabe fo gut fönnte baS 
Reichen für bie morosa (ein Torculus), 
baS borhergeht, einen „Donfprutta" be* 
beuten. SOBarunt rechnet ©tbett nicht mit 
biefem ©inwanb, ber feine ganje SluS* 
leguna umftöftt? Sie er fo gan* wid» 
ffirlicp berfapren ift, erhellt aua) auS 
folgenbem: 

©on ber ^jonbfehrift wirb gejagt, fte 
enthalte bie Italienifche Dottfcprtft unb 
flamme auS bem 12. Raljrhunbert. Siun 
gut. Paläographie I S. 154 unb Daf. 26 
ioirb eine Eßrobe ber echten ital. Dotation 
auS bem 12. $af)rfjunbcrt borgelegt. 
DaS Reichen, welches P. ©ibed für einen 
fpringenben podatus erflärt, ftnbet ftd) 
ba in ähnlicher ©eftalt bor. £>at eS aber 
biefelbe ©ebeutung? keineswegs. Der 


ifolierte podatus unb erft recht ber fpringen* 
be podatus hoben ba eine gang anbere 
frorm. D)aS anbere Reichen ift ein ber* 
bunbener podatus mit ber ©ebeutung 
eines SefunbenfchritteS. Unb bodj wirb 
nun ohne ©eweiS alles anbere behauptet! 

SDlit allem ©orbehalt (weil mir 
fein weiteres Material $u ©ebote fteht) 
erfläre ich baSfelbe Reichen auS ber 
Sieumenfdjrift alfo. Die auffteiaenbe 
Cinte bebeutet eine ©irga (ben $fut), 
bie beiben 2lnf)ängfel, bie gar feine beut* 
liehen fünfte ftnb, bebeuten einen funen 
©rabiS, wie öfter. Der an ber linfen 
Seite ift in bem wirtlichen ©obatuS auS 
berfel6en £>anbfdjrift (6ei ©tbeH S. 22) 
tu ftnben unb fomit erwiefen. ©r be* 
beutet nad) bem SlnonpntuS ©atifanuS 
eine fürjefte Stote (einen Eßunft). Der 
aefdbweifte Eßunft rechts oben fönnte ein 
©piphonuS fein, wie in ben St. ©aller 
Deumen. Die Neunten ber St. ©oder 
Schule ftnb nämlich ben auS ber SEBiener 
£>anbfdjrift gegebenen immerhin ziemlich 
ähnlich/ wenn auch ©ibeH festere für 
italienifche erflärt. Stad) meinem ©or* 
djlage hat bie ganje Steurne alfo folgen* 
)en Sinn: fte oeranfchaulicht an etner 
»ufammengefefcten ^igur bie fur$ abge» 
orochenen Döne, bte voces subitanese. 
©ine blofje ©ermutung bleibt, ber un« 
beutlid) gefchweifte ^itnft rechts oben 
fei ber ©piphonuS, welcher in ben St. 
©oder Neunten in ähnlicher SEBeife mit 
ber ©irga berbunben wirb (DechebrenS, 
Etudes music. II, 362). Der Slutor 
hätte fomit nach meiner Auslegung fehr 
berftänbig biekürje, in boppelter®e* 
ftatt, mit ber ©irga als einer einfachen 
Cänae berglichen. ©orläuftg ift biefe 
SluSlegung wahrfcheinticher als bie ganj 
Widfürliche ©leichftedung beS ReicpenS 
mit bent podatus saliens. ©ine »rt beS 
DorfuluS (Pal6ogr. I S. 128, A 2) ent* 
fpräche am genaueften ber bon P. ©ioed 
gegebenen ftornt; auch in biefem wäre 
ber erfte uno lefcte Don, nach ben Reichen 
ju urteilen, furj. 

SBaS baS mittlere Reichen, nämlich 
ein DuiliSma, angebt, fo fteht man in 
ber Sluffaffung bon P. ©ibed nicht, waS 
ber ^ortfafc oer befanttten R-ortn beS 
DuiltSma rechts oben fod. Stach P. ©i* 
bedS Deutung hätte fdjon baS Ornament 


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54 


fthtralia. 


bicfer Neunte, jtnei (ober brei) aefcßweifte 
fünfte, allein genügt, um baS OiuiliSma 
311 öeranfcßaulicßen. |)ier folgt nun nodj 
eine Virga unb obenbrein ein beutlicßer 
©raoiS. P. Vittelt glaubt ja, bie Men* 
furatiften baburd) ju wtberlegen, baß er 
auf bie ©ruppenneutnen ßtnweift, bie 
Bier gebraucht ftnb, unb beifügt, biefe 
ließen ftcß im «Sinne ber Menfuratifien 
nicht erflären. ßier muß er bojfj auch 
felbft in Verlegenheit fommen, meil mehr 
im glichen enthalten ifi, als er erflären 
fann. ©ir hoben aber fdjon eben ge* 
fehen, mie angemeffen für bie OarfteHung 
ber &ürje ein ©ruppenneuma gewähft 
werben fontite. Slucß beim OuiliSma, 
wenn bieS wirtlich » n £eyte ©uiboS ge* 
meint war, mußte zunäcßft bie Vircja bem 
Ornament beigefügt werben, weil nach 
ber SluSlegung ber Menfuraliften wenig* 
ftenS zunäcßft nur bie Virga, nicht baS 
Ornament als folcheS, bie mittelzeitige 
Stote ift. Oer folgenbe ©rattiS hotte 
ebenfalls einen 3 Wecf, weil er nach ber 
Auslegung ber Menfuraliften bie mittel* 
zeitige fliote in einer anberen ©eftatt 
Zeigt (ganz wie oben bei ber Stürze bie 
beiben £>aupterfcheinungen berfelben in 
bem ©ruppenneuma oereinigt waren). 
Oie Schwäche ber menfuralifttfcßen 2 luS= 
legung liegt nur in bem beigefügten Or* 
nament beS OuiliSma (ben jmei ober 
brei fünften). Man wäre gebrängt, ju 
fagen, baß bie fünfte beS OuiliSma zu* 
fammen ebenfalls ben Mittelwert in einer 
britten ©eftalt barfteHen. OaS ift 
feineSwegS ungereimt. P. Vtoell felbft 
fegt tiorauS, baß beim Ornament beS 
OuiliSma bie jjwei ober brei 3i ern °t en 
ju einem Scßletfton oerbunben würben; 
genau ben Mittelwert erhält man, wenn 
man fid) an bie Maßbeftimmung beS 
StnonpmuS VatifanuS ober an bie £>anb* 
fdjriften hält, welche baS Ornament beut* 
lief) als zwei fünfte feßreiben. 

e m ©anjen feße ich nicht, Warum 
rfläruttg auch biefeS ^eicßenS nicht 
ebenfo gut fein follte, mie bie 00 m P. Vi* 
nett oorgefeßlagene, bie bem ganzen 3 eidjen 
nicht gerecht wirb, fonbem bie Umbiegung 
ber Ouili 8 ma*Virga einfach ignoriert. 
Slber, wie gefagt, eS wäre jur ©ntfcßei* 
bung eigentlich ein genaueres Stubium 
ber ©iener ^anbfeßrift erforberlicß. 


3tobeffen baße ich febon öfter geäußert 
baß ich bafür halte, baä ©ort tremnla habe 
bei $ucbatb unb ©uibo nicht ben gleichen ©inn. 
Wie in ber etwas fpateren 3«it, bie eS bem 
OuiliSma gleich (Mte. @8 ift befannt, baß 
folche ©eßwanfungen beS Sprachgebrauchs öfter 
Dorf amen, baß j. ©. 3ob. be MurtS ben ®e* 
phalifuS mit bem Spanien ßltciS belegt. 2>ann 
Würbe nur folgen, baß ber ©cßretber biefer 
Reichen in ber ©iener #anbfdjrift wie Ärißo 
baeßte, ber fagt, er glaube, ©uibo habe mit 
bem ©orte tremnla baS OuiliSma gemeint 
P. SioeQ hätte über baS 2llter beS Stobejr unb 
übet bie mutmaßliche £>erfunft ber «Seichen, 
Womöglich« ein MeßrereS fagen tnfiffen; iefct 
heißt eS fehr allgemein: „Ob ber Jfobej biel* 
leicht Ärejjo jum ©ntftehungSorte hat?" ®a* 
mit ift Wenig ju machen. 

©ir fommen ju bem britten 3 eidjen. 
©8 befaßt auS bem nach linfS unten ab* 
gerunbeten ^ßobatuS, ber bureß einen 
©raoiS fortgefegt Wirb. OaS ift baS 
befannte §etd)en & eS SorfuluS, j. V. 
c d c. Vet biefem feßrt bie britte fftote 
oft auf bie Stufe ber erften jurücf, unb 
barum ift bieS naeß VioeH eine „an* 
ßaltenbe" Oottaruppe. SRun gut. @8 
fteßt aber hn Orucf ber ©reg. Shmbfcß. 
neben biefem 3 e ^ cn oben noch ein 
Stricßlein. ©enn baS Wirf ließ auS bem 
©iener Stobey ftammen follte, Warum 
berüeffteßtigt eS P. VitteK in feiner ©r* 
flärung nießt? Oen Menfuraliften fäme 
eS für ißren 3 h,ec ^ feßr wiÜfommen. 
Sie würben fagen, baS beS 2or* 

fuluS fteQe juerft in bem runben Stnfag 
ber aSirga eine Stürze bar (wie fte häufig 
erfeßeint), fobann bte Virga, Welcße bureß 
baS aüerbingS nießt unmittelbar oerbun* 
bene Stricßlein als lang ober oielmeßr 
gebeßnt (morosa) bezeichnet wirb: baS 
Wäre bie fßrobufta beS SfnonßmuS Vati* 
fanuS, wie fte beffen ©loffator auf ben 
fRanb gemalt hat. Sin Dritter Stelle 
folgte bann noch ber ©rattiS als mittet* 
Zeitige iflote. Oer Schreiber biefeS 3«= 
^enS in ber ©iener ^anbfeßrift ßätte 
bann zunt Vergleich mit ber ^irobufta, 
ober wie ©uibo fagt, morosa, bie Stürze 
unb bie mittelzeitige fflote mit jener »er* 
bunben. Oie ganze Stelle ©uiboS be* 
fagt, baß man an ben Sieumenzeitßen 
bie Vebeutung berfelben jebem üftießt* 
fenner leicht erflären fönne. ©ie Diel 
bei einer folcßen ©rflärung ber Vergleich 


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IV. Pritrrr Jtnjttffe gr|tn Mt Penfurtlllltn. 


65 


mit Weumen onberen ©erteS beitragen 
mußte, Hegt auf ber £>anb, unb e8 fchetnt 
ein feltfamex ©ittwuxf SioeHS, baß bie 
ermähnten Weuntenar uppen bie SluS* 
legung bex 9ü?enfuraltften non uornherein 
auSfdjließen. 91 ber feßen mix lieber oor» 
auS, baß baS feltfam geftellte ©tricblein 
neben bem genannten Reichen ein Dxudf» 
flecfen fei unb in bem stobey nicht fte he. 
Dann märe eine gebefjnte Wote, tm 
©intte bex Wlenfuraltften, eine Doppel» 
länge/ nicht bezeichnet. ($8 bliebe nur 
jene ©rflärung übrig, bie bex SlnonpmuS 
©atifanuS an bie .ftanb gibt. Diefex 
Ȋhlt unter bett langen einfachen Neunten 
ben ßitfumfler auf. (£8 festen bie 9)?ittel, 
um flaxjujteUen, wie ex ba8 gemeint 
hat. Unfex Weumenfchreibex in berffiienex 
©anbfchrift fönnte gemäß bexfeiben 
Webeweife in bem 3m um fl e £ eine ge» 
behüte Wote erfennen. 9lud) fo wäre 
*ux Slot ba8 betreffenbe Qetc^cn im ©inne 
oex 3Wcnfuxaliften erflärt, ohne baß ba» 
bei eine fubjeftioe ©orau8|efcung unfexex« 
feit8 nötig wäre. Ungern taffe ich wich 
auf rein ©ubjeftioeS ein. 

(£8 müffen nun aber auch einige 
Momente hexoorgehoben werben, welche 
Wenigften8 ebenfo ftarf gegen bie Deu* 
tung P. ©ioeHS fpreeßen. (£8 fott bex 
DoxruluS Wegen bex zweifachen ©erüßrung 
berfelben Donftufe eine „anhaltenbe", 
b. |. bebaxxenoe Weuttte (morosa) fein. 
Sbex ex bezeichnet buxchau8 nicht immer 
bie ©iebexfeßr *u berfelben ©tufe. 
DaS fantt man ißm, wie P. ©ioeQ ganz 
gut Weife, nicht anfeßen, e8 fei benn in 
gewiffen regelmäßig fteigenben unb fallen« 
ben Weutnenfcßriften; (per aber müßte e8 
bewiefen Werbern Dte in bex Dat be* 
haxrenbe Weutite fommt im Deyt evft 
weiter unten; e8 ift bex ©tropßifuS 

(»quisona. nämlich:.). Daher fann 

bex DorfuiuS burthau8 nicht bie „anhal* 
tenbe" Weume in P. 3Jioeü8 ©inne fein. 

Da8 ift aueß au8 anbexen Grünben 
unwahxfcheinlich. „9t nßal tenbe" Däne 
follen noch P. SPiuetl nicht oerlängexte, 
fonbern foldje Däne feit* welche biefelbe 
©tufe mehrfad) berühren; zweimal furz 
nadjeinanbex muß ihm genügen, ba unfex 
Reichen für ben anßaltenben'Don nur ein 
einfacher DorfuiuS ift, etwa c d c. ©ex 
rebet nun aber oon anhaltenben, eigent» 


lieh „fäumigen, oexweilenben" Dänen 
(moros*), wo ftch in einer SWelobie fo 
eine Donfoxmel ßnbet? Gewiß niemanb 
unb nirgenb8. P. ©ioeU fueßt zwar 
biefen Sprachgebrauch z u belegen. Ru* 
näcßft buxch fotgenbe ©teile: „Diefe Sn» 
tiphonen beginnen hößex unb enthalten» 
bex" (fäumiger, morosius). 3 U 
wirb ein ©eifpiel gegeben oon einem Sin» 
fang mit & G a G zu ben ©orten Exi 
cito, ein anbexe8 mit a a a E zu Mise¬ 
rere. Wiemanb wirb baxin etwas be» 
fonbexS RögexnbeS, 9t n halten beS ßnben. 
©ioeH gibt ba8 ©eifpiel in Ouabratnoten, 
bie feine langen unb furzen Däne ex» 
fennen taffen; ftanben an bereu ©teile 
nicht etwa Neunten mit 3 e ^ en / welche 
bie SWenfuxaliften für lange Woten ex» 
flären? Dann würbe man bie ©orte 
oexfteheu: „Diefe Slntipßonen fangen an» 
halten bex, b. h- z^gernber an." ©axunt 
fagt un8 P. ©ioeH nicht, Wa8 ba eigent» 
lid) für Woten ftanben? Daß biefe ©ei* 
fpiele unb bie beiben nod) beigefügten 
nicht mit einem DorfuiuS zu icßretben 
ftnb, weiß P. ©weil fefbft. ©8 foQte 
aber bex DorfuiuS erflärt werbett. ©in 
weiterer ©eweiS für bie ©ebeutung bex 
morosa foll in folgenber ©teile liegen: 
„Diefe Sintiphon hält fieß anbauernbex 
tn ber $öße" mit ©eifpiefen (in Ctuabrat» 
noten), bie wirf lieb betätigen fönnen, 
baß ftch bie SWelobte „anbauernbex in bex 
$öße hält." Da8 ift alfo in Orbitung; 
aber e8 Wirb überfefjen, baß bie ©e* 
beutung beS „anbauexnb" exft buxch bie 
©orte „fid) in ber $öße halten" be» 
ftimmt wirb. ©entt bagegen oon Dänen 
fdhlecbtßin gefagt wirb, fte bauerten an 
(voces sunt moros»), fo oerfteßt baS 
jebex oon ber Dottbauex unb nicht baoon, 
ob fte biefelbe ©tufe mehrmals berühren. 
DaS iß eine ganz gemachte Suf» 
foffung. 

Wicht oiel anberS fleht e8 auch mit 
bem, waS bei biefex Gelegenheit über 
baS©ort tenor („Stnfjalteu beS DotteS") 
in einer ©teile GuiboS oon Slrezzo be» 
tnerft wirb. ©uibo fprießt baoon, ob 
auf furzen ©ifbett ein langes „Sinhalten" 
unb auf langen ein furzeS „Slnßalten" 
geftattet fei. ftür baS elftere wirb in 
einer Slbfcßrift beS Guibofcßen ©erfeB 
baS ©eifpiel Perfice gressus gegeben, 
baS auf bex furzen ©ilbe fi brei Däne 


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56 


tftpuiUft. 


hot, F.$fütü jagt muvbie 'D'icuiuav- 
lifktnrrte« fidj, wenn fic glünfifceh, bo3 
,,2ln!?ߣten'' bcsieljc f?rfj auf Critt^cf-- 
tbtic. wie ba§ fBeifpi«! geige. Kt Ä Pmi 
Söttgtupjteii feie 0tefcc. Wber fpuüidfü 
tmn feer jjfBeite SSeü. Mt ßmbvi&ittt 
-'ßmfrfjvift ! iÄnfjalteu auf taugen 

giften*) mir auf einen ©tugelfon fiBer 
einet longen Silbe geben; Senn et? gstjei 
übet .mehrere. Time auf einer langen 
Silbe freljen bürften) mi'- firtirtfe •: im 
ISharot in feiner SSeife fra£|teiii fejk, 
iönfeern f>9$ftenS, oft e§ twgemejfen feu 
auf genuffip fefjt lang?« SilBen blö| 
einfn gätts fufjjeri £»u. Mi ieg£iu 'Sft. 
eS iiuu iwtter itdjetUdf feine 
Mt bat, eine. tcmgfc Sii&e 6lo| mit diiet 
gemölntlidieu Ülk'talmue §u petie-jen 
(Inas full auf jeher 'Beite cfnbetfefd mä 
eS alfo für je re Steten* feie Iper alfcirt 
irr Stenge fndten, Sfnöär [pri# biefe 
Stelle gerobeju für feie SKdtfuröliften 
unb gegen Jene, feie jidcS?e Stete» 

iiic^t anerFennen, '$Bfe .fmlBnote fees 
©pipfjiOHuS öbe.r (Jcplfajlif ul ftmnte feiet 
5Üd)t ttt g’tage fommeiv bö fie nie aßet« 
tu einer Bitfee, gefeören), 'J'ie BteÖe 
fffelägt nlfo Sinelt felfeft utife feie Sdfule 
non SoleSmcS. SeH« iuiü «feer feer 
jioeile Seif feer Sette ©iiifeoö fkfe niriji 
auf eine Soinjruppe lic^iefet, fo femf man 
auch feen erjte ti «wfef fo- «erflehe«. Tofe 
'2ö.urt tenor gebart gu. feeiben. ÜBrigenö 
fänn c4 feeii\liwenfi{i;btf^ett':;itn^er : biefen 
timfiänben gieiifegvilttg [eiiij, i>6 feie Ton*- 
gtuppe auf feer SSiltnfc- fi einen gefeelmten 
ober ferti •fnrf.e.SSne enthalte» wenn mit 
feie ^3örte ilntböS l$t|| imfe loutge SÜfeen 
im ISfeowif pwaufeütj««, Dbenbrei« er* 
fiart @aifen fen# teaor bon feer 

Teilet beSifinjelfcon^;^fl’niiür est mora 
aMofedaißsipie vökils> 3 fl. 

417). Itnoe^rifeficfe «fit feafv P. Sfipelf 
feiefe Bfurfe unterferüeft imb feie ini« 
»t ft felfe o t »örfeetgefeeiifeen mm Sfeipeif 

vT. 1 1 li'-fcH4.Tis• ’-iT... ‘^:L. 


' maifeen Emetin feer fange tenar auf einer 
Curjen Stl6e äü erflai'äi wat* fo muffte 
monjjcfe böd? otitfe über feen gwetten Stett 
feeö Saöee 9tetfjeufd)aft gefeen, uub suena 
«tön «inen Sa§ ptn ÄBemelä gdhmucfetp, 
nmgte man feaife aud) feen fölaenfeen 
leien. 

, % sü bev lifeerittnmg feerielfeen SteÖc 

• «US ßiuifeo reg S. .32;. feci&f e4 

bei F. Jtjin langer Son auf 

tiageu Silben imfe ein funer Sau auf 
IVitigeu Biifeeu erzeugt fein Mi[\6efeagcn> 

• Sarnadt feötte (Uiiifeu gerafee^u eine 
; 3ff3t)tferuifienujg wie fete non feem ofeigeu 
^ perfeee hlj unfeefeenfliefe eifluit (p auf . 

pet tinfe X). Iv JE auf tll ^ir feejiMateinii 
[dien Zexi «feer, wie ifert V, ^toeU gtin, 

: fteln »ee paret, son# ein Sße tboi ivj(4; p t 
SSafföttterfage« entijlUL i&ie joH cl feinF' 
■3« fe«"«:' ge>6febnüi§en: ulgefeen ifr and? 
tuu' fiii ®afeüt lud fecm lotetHififecH Sfrt 
feerandj'uievdi; Neu tenor iougu« in gai~ 
busdam brev'&m; sytjufeia aut bteyis in 
i: jiarlt 141,. 

; : fefeß). SDit* P. ißiueft 6ei feitiet Hoer* 
i lefeubg mfefc feen nmfefifolgenbcu Sßorteu 
Hüffens fertig Wirb, mfechtt id;, wtfteu. 

Tilg (Befiuiiie in feer £rfläru»g P. in« 

: uete tritt naefe inefer äuwge fenrd) feen 
'ikvutt’id) feer eben uub feer [ruhet be= 
irrOtfeenefi Stelle «uS @uiöo unfe einer 
Stelle fee) .£uebafb uub eitiec auS ISti&o; 

iJVmfe.o I; feofipelt io lanne (tremiu 
l'ierenbe. | bupvelt fo finge Sone 

©uifea II: ötii.ialtenfee fgebcfeHfe) - 

■ tit.u»«liererifee 5 ^ •• < * 8Ssa ^'' 


tonuS.\Böt groet Siwe unfe fermmi feie 
bopuefte S-ayer^ 'teuori, 'patfiriid), 9tia 
@5ninb wirb tdienfea aiigeführf; „Teoor 



liefe niiht ei'lrtUbf». llnfe io uielc (fui* 
iDtiife, b*c auf feer .fronfe liegen,- Fötiftte 
[irfj ein Sdinftttcflet bodi oudi feifeer 


ftiägkifiu iöei jSgerifrtß i ?&£ ird 
v .fiiulft ff'8Me m. -Styl) '•V;’ , rV 

Wribo: 

■. Mc;i.SdmeltigMP - 

•Tie rtfie imö ferittc Stelle evfltirt 
f/^ISdl'uonfeev ;>eüiKin« bet feie 
•’ Pon hitu- 

melweir uePiincfeeiieii Tiugen. futut 

p^^phf#c'-^<umpi^teündi>PDiie; R ^fwU 
.Hftmal »agfe bi«, fcrewnla fei .tiitigc.v'atS 
feie aefiwhulidie Tfutr, ii&ev gcnnger alS 
feie 8d)lu|feeliming,ft^reg. ifvinife[dii, 

| S.. l'JStl V imfe bann wtebei- 1 . lüi)6, Su 23% 
bnd T.tuüSnia foltm«: gimdö jtoct Seip 
atmen gteidj, ein önfeeniuil., fete ßetfe 
feciuei' fei nicht genau gu öemefjVn fl90ä, 


3 mal frorr 








IV. Pritert »«griff gegen Me JUnfuraUfUn. 


57 


©. 57: „2, 3 unb 4 Wöt<ben //l ). Die 
©er^ögerung bet #ucba(b ift gleichfalls 
für ©ioell nur ein SRttarbanbo. Wad) 
©ucbalb wirb bie tremula nur burd) bie 
uleumenfcbrift auSgebrücft, nach ©ioell 
auch burd) bie ©ucßftabenfcbrift, unb jwar 
foaar mit Angabe ber Reitbauer — frei» 
lid) fagt er baS oom 11., nicht üom 
10. ^a^rh u nbert; ober bie rfmthmifehe 
©ejeicbttung ber Döne hot fonft in ber 
fpäteren R e >t nur abgenommen. 

Die obigen ©teilen fönnen im ©inne 
ber Wenfuraliften in eine natürliche Über» 
einftintmung gebraut merben. Die „bop 
oelt fo lange" Sftote ift bie „aebefjnte", tft 
bie „©erjögerung" bei^jucbalbunb Slribo. 
Die „bopü'elt fofurje" ift bie „plöfcliche", 
ba „plöfjltdj" ebenfogut „burd) bie ©er* 
für^ung ber R^tbouer", als „burch 
bie Überfpringung eines ^nteroallS über» 
rafdjenb" bebeuten fann. Die tremula 
in ber Witte muß, mie immer mon fte 
fonft oerfteljt, fdfon wegen ihrer ©tellung 
jmifchen ben onberen ©ejeichnungen irgenb* 
mie „niitteljeitig" bebeuten, unb ©iöell 
fetbft nimmt baS 2Bort an ber erften 
©teile ja ebetifo. ©ei Slribo entflicht 
bie „Wittelmäßigfeit." 

©nblid) barf ich ü>ol)l auch einmal 
eine anbere grage anfchneiben. 2öie mir 
oben gefehen hoben, ift P. ©ioett fehr 
rafch bei ber $anb, baS ahjulehnen, WaS 
in ben .fjanbfcbriften bem Deyte beige» 

K ift. $n biefer ©teile auS ©utbo 
v :gen gilt ihm iebeS ber heigefdjriebenen 
Reußen als burdfauS juoerläffig, o6mohl 
er natürlich nicht behauptet, fte rührten 
Oon ©uibo felbft her. $;ch hebe nun her» 
öor, baß ber DorfuluS, oott bem bie 
Siebe mar, fo oerfchicben ift oon bem 
auS bemfelben SEobejr ©. 22 ber ©reg. 
fRunbfd). 1906 abgebrucften, baß beibe 
formen Wohl nicht oon einem ©djreiber 
fein fönnen, ebenfo ber ißobatuS, roettn 
eS anberS einer fein foö. Dann märe 
alfo bie ©rläuterung $u ber ^auptfteQe 

l ) 34 glaube, eö bebarf noc$ eineö genaueren 
öeroetfeä, bafi ein DuiliSma je nadj ber medjfeln* 
ben ©djreibroeife oerfd)ieben aufjufaffen fei. $er 
©loffator beö Slnon. JBatif. fc^retbt baS Quiliema 
mit brei ^ögelcben, obrooijl im lejt nur jroei 
Öreneö genannt finb. Ebenfo befielt in berfelben 
©loffe ber ©pipf)onu3 aus jmei Bögelchen ftatt auö 
einem, 2lucb ber ^obatuö erfctyeint öfter mit bop» 
pelter Krümmung §u Anfang ald pes quassus. 
$<t(er(/ Ä. Qabrbud). 80. 3a$rß. 


©uiboS nicht einmal oon bem Slbfdjreiber 
ber -fjanbfchrift. Diefe felbft wirb, ohne 
baß näher auf bie ©rünbe einaegangeu 
Wirb, bem 12. Qaljrhunbert augefdjrieoen. 
Darauf folgt bann, baß jebenfallS bie 
jur (Erläuterung bienenben Reichen auS 
einer Reit ftammen, ba bie Kenntnis beS 
©horalrhhthmuS noch SlriboS SluSbrucf 
„begraben" mar. Können fte bemnach 
eine fo große Autorität haben? ferner 
wirb für bie „aufatnntenhängenben" 9leu* 
men ein ©reffuS, für bie „gefonberten" 
ein KlimafuS als©eleg oerjeichnet. Kann 
biefe ©e$etd)nung richtig fein? Der 
KlimafuS ift hoch gewiß ohne ißaufe ju 
fingen^' maS fann eS alfo heißen, wenn 
hier bte Döne gefonbert unb beim ißref» 
fuS üerbuttben merben füllen? 2öte baS 
3eichen beS ©reffuS oon P. ©ioell ge* 
geben wirb, hängt eS in feinen Beiben 
©äfften/ worauf eS gerabe anfäme, nicht 
beffer jufammen als ber KlimafuS. Die 
^igur, au ber man bod) baS Rufamnten* 
hängen erfennen fotl, hängt fogar weniger 
in ftdj jufammen, als bie beS CuiliSnta 
ober beS DorfuluS Weiter unten. Kann 
ber ©djreiber biefer Reichen ba glficflid) 
in ber 2Bal)l geroefen fein? SEßenn ©uibo 
oon Dleumett fpricht, beren Rufammen* 
gehörigfeit man in ber ©cßrift erfennen 
fönne, fo wirb er nur gemeint hoben, 
baß ju einer muftfalifcßen ©ruppe oon 
Dönen auch ein ßdd)tn gehöre, beffen 
Deile möglidhft nahe jufammengefchrieben 
ober gerabeju oerbunben finb, baaegen 
§u Donen, bie mehr gefonbert ju ftngen 
ftnb, auch 3 c ^ et1 gehören, bie etwas 
weiter oonetnanber afjftehen. 1 ) Die Üluto* 
rität beS Reicßenfe^erS in ber SBiener 
ftanbfchrift ift baljer nicht aC|u hoch an* 
jufdjlagen; er hot offenbar ©uibo nicht 
oöllig oerftanben. P. ©ioeH hätte aud) 
hierüber einige Rtocifel äußern bürfen, 
wenn „er anberSWo fo rafch bei ber £>anb 
ift. Über bie melobifiße ©ebeutung 
ber 3 c ^ cn fpricht ©uibo erft nadhher 
(„ob ein Don tiefer ober höher ftehe..."); 
wie fann er alfo fdjon oorljer auSbrttcf» 
lieh oon Qnteroaüenfprüngen gerebet 

‘) ®ieä öefümmt burdjau§ bie 

fammenorbmmg ber 9Jeumen$ei(ben in ben alten 
Öanbfcbriften, mie befannt. ©uibo oerlanqt, bafi 
„ein 2lbfcf>nitt" eng jufammengefdjrieben unb oor* 
getragen werbe, eine muftfalifdje „©ilbe" aber 
„noch enger 1 ' (35ligne 141, 394). 

8 


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58 


6l|*raUft. 


haben? ©uibo hütet fteß überhaupt, Don 
Donfprüngen ju reben; er fagt nur, 
wag allein in ben meiften unb ben ölte* 
ften ©anbfcßriften abjulefen ift, „ob ein 
Don tiefer ober Ijöljer ftehe." 

(Somit mu§ icß aueß bejügtic^ ber 
lebten Stelle au8 ©uibo, tro§ ber ge* 
machten Seßwierigfeiten, an ber Don mir 
öfter gegebenen menfuraliftiftßen 9lu§» 
tegung feftßalten — bis auf weitereg, big 
nämlich P. 93iöeff bie geäußerten ferneren 
33ebenfen gegen feine Uluffaffung gehoben 
haben toiro. Damit bat e8 nocß gute 
SBeile. gcß habe micß nur barum fo 
eingeßenb mit berfelben befaßt, um ju 
jeigen, wie wenig geftcßert, nein, wie fo 
janj oerfehlt aueß hier bie weit berge* 
jolte Umbeutung P. 93ioeß8 ift. 2lße8 
teßt auf Stegen, an bie man nießt rüffren 
)arf, ober fte faßen um. 

V. Der offijieße (Sborai. 

Die ©efanggform, welcße ber £>eil. 
93 ater oorfcßretbt, ift befanntlicß eine 
teicßte ßWobififationbeg alten ©ßoralg 
aus bem 11.—13. gaßrßunbert. 
einzelnen ftnb bie ©runbfäfce ber £>er* 
fteUung nießt befannt gegeben; e 8 ift 
oerfprocben worben, baß e 8 fpäter ge* 
fcßeßen werbe. 2 J?an bat nun gar feinen 
©runb, gerabe bamit Weniger jufrieben 
u fein, baß nicht ftreng arcßäologifch Der* 
obren unb nießt jebe praftifcße IRüefftcßt 
beifeite gefegt würbe. Die ättefte gorm 
be 8 ©ßoralg ift Weber in aßen ©tnjel* 

? leiten ßerjufteßen noch für ben tatfäcb» 
icbett ©ebraueß ber ©egenwart ju etnp» 
fehlen. 2 Biß man fuß aud) nur er* 
innern, wie Diele Riernoten in ben frühe» 
ren 3 e i ten ben fcßliißten Sötelobien bei* 
gefügt würben, fo wirb man wenigfteng 
tn Deutfcßlanb fteß ©lücf wfinfcßen, ba* 
mit Derfcßont ju bleiben, gerner ift bie 
9?bptbmu8frage noch nießt ju aßgemeiner 
33efriebigung erlebigt, unb ber ©eil. 
Stuhl miß oa nicßtüorgreifen, fonbern 
überläßt fte au 8 brücflicß ber gelehrten ©r* 
örterung. 9?ocß mancßeB aber würbe im 
einzelnen bem ©efeßntaef ober ben 33 er* 
ßältniffen ber ©eqenwart nießt entfpre* 
eßen. Daß ba {feine Säuberungen Don 
einem gaeßmann Dorgenommen werben, 
fann nur wißfommen fein, ©ine prafti* 
feße SHuggabe muß bureßaug Don einer rein 


wiffenfcßaftlicßen unterfeßieben Werben. 
SHucß bie größere 2Bißfür, mit ber nun 
tatfäeßlicß bie ßanbfcßriftlicßen Cegavten 
6 eßanbelt Worben ftnb, geßt bie Sßrajig 
wenig an. 

3fßem STnfcßein naeß werben bie langen 
9Weligmen beg ©rabuale unb fomit etne 
anfeßnlicße Seßwieriafeit ber 9lu8füß* 
rung bleiben. Dag braueßt aber nie* 
manb neroög ju maeßen. SRacß wie oor 
barf Dieleg bloß remitiert werben; eg ift 
nießt nötig, aßeg mit einem Scßtage gu 
bewältigen „ unb wo eg überhaupt mit 
ben feßwteriaeren Partien nießt ginge, 
fönnte man fteß fo beßelfen. Die Dößtge 
Eingabe beg ©ßorleiterg an bag neue 
toirb inbeg meßr leiften, alg er fteß felbft 
anfangg Derfpreeßen mag. Slnleitungen 
jur würbigett SÄugfüßrung aueß ber feßwie- 
rigeren Deile finb ja in genüqenber 3aßl 
Dorßanben. ©benfo ßat oer Organift für 
bie ^Begleitung reicßlicße ülugwaßt; bie 
Derftänbigen ©runbfäße für bie £>armo* 
nifterung fommen in erfreuließer SBeife 
jum Dureßbrueß. Die ber 2Mobie unter* 
eorbnete unb monobifeße ^Begleitung muß 
ie für bie Donart unb bie melobifeßett 
SWottoe Formeln unb ©lieber) cßarafte* 
riftifeßen Döne ßerDorßeben unb fteß ba* 
bei mögließft an bie in ber Donart unb 
ber Sßielobie wirfließ Dorfommenben Don* 
ftufen halten. • 

9J?an barf fteß nießt beflagen woßen, 
baß ber ©ßoralgefana auf Äoften beg 
polßpßonen nunmeqr *u feßr betont 
werbe. !gn biefer §infi<ßt forbert bie 
neue Orbnung nießt meßr alg frühere 
©rlaffe. 3J?an fann gute polßpßone 
9Wuftf aufführen, fooiel man wiß, aueß 
fte teilweife mit Sßotaleinlagen Derbin* 
Den. 333ie ber Dom ©l. 33ater gewünfeßte 
93 olfggefang burcßjufüßren fei, roerben 
bie 93 erßältniffe entfeßeibett müffen; jeben* 
faßg wirb bie Scßule ba oorjuarbeiten 
ßaben. Die 2lu8jcßließung ber grauen* 
ftimmen, bie fein neueg @efe§ bebeutet, 
Derpflicßtet nießt anberg alg juDor; eg 
liegt auf ber ©anb, baß ba örtlicße 93er* 
ßältniffe Don oem ©ebot entbinben fön* 
nen. Dag bereite ©ingehen aber auf 
bie 2 Bttnfcße beg £>l. 93 a'terg, foweit bie 
93erhältniffe nießt bringenb aoratett, jießt 
ben Segen beg ©eßorfamg auf ben 
ffiireßengefang ßerab. Dbenbrein fteßt 
ber 933eg 51 t Dentünftigen 93orfteßungen 


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V. Per »ffltirUe Clpral. 


69 


6et ber junächft juftänbigen SBeljörbe unb 
burcb fte beim ©tuf)l immer offen. 
3wecfwtbrige8 wtß biefer ber SHrc^e nicht 
aufjtoinaen, unb borum hmrbe auch bie 
SBorfcfjrift felber in milber ftorm ge* 
geben. 

ÜÄan wirb nicht mehr erwarten, baß 
bie alte Seytunterlage, außer etwa 
in ©injelfäßen (waS felbft in ber 2lu8» 
gäbe Don ©oleSmeS gefchehen), abgeänbert 
werbe, üftan muß ftch atfo bamit Der» 
traut machen, baß afjentlofe, ja ganj 
turje ©üben mit längeren iongruppen 
Derfehen finb. $)a8 ißrinjip ber neueren 
SWuftf, baß ber Sortton faft immer mit 
bem rhpthmifchen £on ber SMobte ju» 
fammentreffeit müjfe, gilt für ben ,,tra» 
bitioneßen" CT^oral nicht. Qn ben In- 
stituta Patrum (©erbert I p. 6) heißt 
eS fogar Don ber ißfalmobie, baß fte im 
ÜluSflang faft aller iöne ben Sert unter» 
brflcfe unb mit ben ülfjenten ziemlich miß» 
fürlicß Derfahre (supprimit syllabas et 
accentus sophisticat). ©liaS ©alomon 
fcßrieb (©erbert III p. 44), baff im ©e» 
fang eine furje ©ilbe öfters einen langen 
£on unb eine gebefjnte einen furjen ion 
erbalte; benn ber Seyt fei ba unterge« 
oronet unb biene ber Dorherrfchenben 
Sttelobie (In cantu dictio corripienda 
quandoque longum habet accentum et 
e con verso quandoque producenda bre¬ 
vem habet accentum ... nam littera 
est ibi loco subiecti et cantui inservit 
in eo qnod cantus et cantus pradomi- 
natur.) 

©8 gibt einen boDpelten Seg, ber 
tatfächliqen 33efcbaffenl)ett ber alten 2J2e» 
lobien gerecht stu werben. üttan benft 
juerft an bie Ulbfdjwächung be8 Sort» 
toneS, bie aber mit ber SÜbfcgwächung be8 
melobifch*rhhtl)mifd)en SlfjenteS auf ber 
anberen ©ette ju Derbinoen wäre. @o 
träte wirflich ein SfuSgleicß ein, unb fiele 
ba8 ©törenbe in bem Stberfpruch ber 
Slfjente weg. ©ine Aufhebung berfelben 
barf jebod) barunter nicht oerftanben 
werben; Dielmehr ^at auch ber Settftrett 
Derfcßiebener ^Betonungen, bie Durchfreu» 
jung mehrerer Sßrinjtpien, einen hohen 
rtypthmifepen SReij, wie j. SB. Sflocquereau 
nachgewiefen hat unb au8 ber flafftfchen 
ßfletrif befannt fein bürfte. Sirb inbeS 
ba8 melobifche ©emicht einer mit Dielen 
Stoten belüfteten flüchtigen ©ilbe ju 


• 

fdjwer, fo fann wohl auch ein gegenteili» 
geS Mittel jur Slnwenbuna fommen, näm* 
Itcfi bie DerhättniSmäßig ftärfere Terror« 
hebung einer Sonftlbe im Seyt Senn 
*. 39. bie ßJtittelfitbe Don Domine ein 
längeres SttetiSma trägt, fo fann ein 
©egengewicht gegen bie ÜJWelobie, infofern 
fte biefe SWittelftlbe ju ftarf berDorhebt, 
baburch gefchaffen werben, baß man bie 
erfte ©ilbe beS SorteS, bie etwa nur 
einen einzigen £on hot, mit mäßiger 
@djärfe uno merftichem ßtachbrucf fingt. 
@ie trägt ja wefentlidj ben ©inn beS 
SorteS; man genügt alfo auf folcße Seife 
ber gorberuna beS SßerftanbeS. Oie Oon» 

K ber nädhften ©ilbe gibt nun bem 
SluSbrua, ba8 burdj ben ©inn 
beS SeyteS angeregt wirb, unb genügt 
fo bem ©emüte. vTuch in ben teytlofen 
SMiSmen, bejw. benen auf tonlofen @nb» 
ftlben, bie oft überlang jtnb, wirb ein 
fdjärferer Slnfafe ber Oeilgruppen baS 
ißrinjip ber Orbnung unb ©lieberuna 
beutltcher ju ©eljör bringen. 3J?an barf 
übrigens foldjen ÜMiSmen im atlgemei* 
nen bie äftljetifche Sebeutung beS SluS» 
ftngenS ber Iprifchen ©timmung nicht ab* 
fprechen; nur bürfen fte Dor allem nicht 
ungegliebert abgeleiert Werben. 

EüeSgleichen Wirb eine richtige 33in» 
bung unb ülbfejjung ber ßMooie über* 
haupt, bie auch immer burdj einen ©lieb» 
ober ©afcafjent ju fennjeießnen ift, bie 
©chönf)eit beS alten ©horalS mehr f)er* 
Dortreten laffen. @8 ift gut, baß bei 
©inführung beSfelben baS Eßrinjip ber 
©lieberung (^^ß^rafterung"), baS bie 
©djule oon ©oleSmeS ftetS würbia Der» 
treten h at , DielerfeitS wieberein gejajärft 
worben ift; Dielleicht wirb eS nun im 
neuen ©horal beffer als früher beobachtet 
werben. Oenn wenn auch gute ©änger 
wie oon felbft barauf geführt werben, fo 
bebürfen boaj mittelmäßige ©höre gar 
feljr ber Mahnung, nie einzelne Stoten 
Dorjutragen, fonbern SRotengruppen, ÜWe* 
lobte*2lbf^nitte unb ©äfee, unb fo bem 
Oh« ben Ülufbau, bie ©ntwicflung ber 
SDielobie fenntlich ju machen. 

3u einem folcßen 33ortrag gehört bie 
Ütuffaffung ber „ÜWotiDe", über bie ftch 
P. ©irfle eingehenb Derbreitet hot; auch 
bei SBioeH, 3ogn er u > 51* ßnbet man fchöne 
Semerfungen barüber. 3)?an mag über 
baS Sort fhreiten; benn aßerbingS be= 

8 * 


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60 


(gfyeratia. 


gieren wir eS meift auf gewiffe SBieber* 
gelungen unb ÜRadjabmungen in ber gn* 
ftrumentalmuftE. 216er 2lunlid)e3 ftnoct 
ftd) oft auih im ©boral, uno man Brauet 
ben ^Begriff nur etwas ju erweitern, fo 
befogt er nichts anbereS als bie in be= 
ftimmten Welobieabfäfjen merElid)er bet' 5 
oortretenbe ©timmungSäußerung, bie ftd) 
naturgemäß häufig Wteberbolt. @3 ge* 
hört ja ju ben auS ihrer innerften Statur 
beroorgefjenben ©eWobnbeiten ber WuftE, 
butcf) ähnliche oft wieberEebrenbe We* 
lobiegtieber bie begioerfte SBirfung auf 
baS ©emiit ju fiebern. 

'Die ©infübrung beS neuen ©b°ral8 
bietet überbauet bie fd)önfte ©elegenljett, 
ftd) bureb ©tubium unb forgfältigere 
Übung in ben ©eift beS echten JEircben* 
aefangeS tiefer einzuleben. ©ine naef)* 
läffige unb 6atbe Vorbereitung mirb ftd) 
geraoe je^t fd)wer rächen. 

Vei ber2lu8füljrung beS alten ©b ora ^ 
toirb baS O-uiliStna ©ebtoierigfeit 
machen. Darüber bot P. Vioed 0. S. B. 
eine IReibe lefettSwerter 2lrtifel gefdjrieben 
(©reg. diuttbfd). 1905). ©eine enbgültige 
©ntfcgeibunfy mit ber man ftd) ju|rieben 
geben wirb, lautet atfo: „Die zwei fünfte 
(beS OuiliSmazeicbenS), welche in ben 
(fünf Eopierten italienifchen) SReumenbanb* 
fchriften gtoifc^en D-F, F-a, a-c unb d-f 
fteben, 1 ) finb als 3 e * c b en für chromatifche 
uno enbartnonifche gnteroade aufzufaffen. 
©ie wodten aber fjöcbftwabrfcheinlid) oaS 
Vortamento barfteden, meines (im ©egen* 
jafj ju ben eigentlichen Donfcbritten in 
2lbfäben) ben unterften Don über bie bar* 
über beftttblidjen Eleinften Donftufen, ohne 
fie öoneinanber hörbar p trennen, bis 
jum böchften Done biefer Remote hinauf* 
liebt ober mie ein ©d)leppEleib ginauf* 
fd)leift ober wie ein gaß ^inaufroälgt, 
was nur mit bem ©timmorgane ober 
mit ber Drompete, nicht aber auf ben 
mittelalterlichen Daften* ober ©aiten* 
inftrumenten auSgefübrt werben Eonnte, 
heutzutage aber auf (enteren erzielt wirb, 
wenn man mit bem ginger auf ber ©aite 
binaufftreiebt." gtt biefent ©a|e ift fo 

S ’ :mlid) adeS gefagt, waS bie grage beS 
uiliSnta angebt. 

l ) HKcift fjanbelt e3 ftc^ um baö ^ er 

f leinen $er(f, me§r auänaljmsroeife um ein aubereS 
(gr. £era, Cluart, »ietteidjt Sefunbe). 


P. Vioed gebt bie ©rEtärungen ber 
WuftEtbeoretiEer beS WittelalterS bureb 
unb oergleicht bie ©djreibweife ber fianb* 
fchriften. 2luS Verno oon SReidjenau 
(11. gabrb.) ftammt bie ©rftärunq: „Die 
OuiliSmen, welche wir ftufenweife yleumett 
nennen, werben mehr mit ber Stimme 
als mit einem ©aiten* ober anberen gn* 
ftrumente mobuliert" 1 ) (©regor. SRunbfd)- 
©. 82). Die fünf obengenannten £>anb* 
fchriften aber taffen erEennen, baß man 
bie Eieinen SRoten beS CluittSma jwif^en 
ben äußerften SRoten einer Derg einju* 
legen bot/ fo baß fte j. 93. jwtfdjen a 
unb c ungefähr auf b unb h fielen, im 
©runbe aber mehr baS £)inüberfdjleifen 
beS a ju c bebeuten. 

Die alten. unb neuen DbeoretiEer 
ftimmen aderbingS in ber 2luffaffung beS 
CluiliSma nicht überein, waS bei einer 
bloßen Drnamentnote Weber iu oerwun* 
bem no<h oon größerem Velang ift. 
2Babrfd)einlid) wed)fette auch bie 2lrt ber 
2lu8fübrung; bezüglich ber fpäteren 3«t 
taffen bie $anbf driften barüber Eeinen 
gweifel. Von ben DbeoretiEent befdbreibt 
ber 2lnoni)mu8 VatiEanuS biefe Neunte 
einfach als auS z^ei kürzen (VunEten) 
mit folgenber Virga befte^enb, unb ber 
©loffator auf bem SRanbe teilt biefe Stuf* 
faffung, bie aderbingS nicht unmittelbar 
an einen ©djleifton benEen läßt. gobanneS 
be WuriS (14. gabrl).) feßreibt, baS Oui* 
liSma fei „eine gebogene SReume mit brei 
ober mehr 5Rötd)en, unb fteige halb auf 
unb wieber herab, halb umgeEeljrt."*) 
Wan bot, ba er aud) für anbere ÜReumen 
feine eigene ^Benennung bot, oermutet, 
er befchreibe ben DorEutuS unb ben ^ßor* 
reEtuS. DaS fdjeint mir hoch Eaum rieh* 
tig; benn eS fädt fdjon auf, baß biefe 
iwei SReumen bei ihm nur einen ÜRamen 
haben fodten; fobann fpric^t er bei aden 
anberen ÜReumen oon „SEoten", nur hieT 
unb bei bem flüchtigen ÜRacbfcblag beS 
©epbaliEuS oon „SRötcben." Die Ve= 
febreibung paßt aber wörtlich auf ben 
fügen. Doppelfd)lag, ber auS brei, unter 
llmftänben auS mehr Eieinen SRötd)en 

l ) Quilismata, quae nos gradatas neumas 
dicimus, magis gutturis quam chordarum vcl 
alicujus instruDienti officio modulantur. 

*) Quilisma dicitur curvatio et continet 
notulas tres vel plures, quandoque ascendens 
et iterum desceudens, quandoque e contrario. 


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V. Per «ffiflele Chtral. 


61 


befteht, entweber erft aufftetgenb unb bann 
abftetgeitb, ober umgefef)rt. gür Sioed 
ift mit SJecht bod) bic ermähnte 33emer* 
fung 33ernoS (11. 3af)vl).) maßgeblich, 
baß mir eS mit einem ftufenmäßig an* 
ftetgenben, Don Saften* unb ©atten* 
inftrumenten (roenigftenS bamalS) nid)t 
auSjufüfjrenbett Sone ju tun t)aben. 

StteD macht fidj fetbft ohne 92ot eine 
Scbtoierigfeit, bie bem ^meifel 5Raum geben 
Würbe, ob ©emo auch Wirtlich an baS OuiliS* 
ma, lote eS gewöhnlich eerftanben wirb, ge* 
badbt habe; benn baS non ibm angeführte Sei* 
fpiel, fagt P. Sicell, enthalte fein toirflicbeS 
OuiliSma. Allein hier haben bie Ausgaben 
SernoS ohne Zweifel bie Seifbiele mit ben 
Sejrfroorten unrichtig »erhunben. 3“ ber Se* 
fchreibung beS OuiliSma geboren bie näcbft* 
folgenben Seifbiele, bie in ben $anbfcbriften 
in ber Sat ein OuiliSma aufweifen. 

3ch überfefce bie einfchlagenben ©orte 
SernoS (ÜRigne P. L. 142, 1117) in fotgenber 
SBeife: „®ie jtocitc Sariante (beS erfien SoneS, 
ber authentifchen D-8eiter) fteigt »on ber lebten 
Silbe beS scecnloram, amen fcurdj oier Sone, 
b. h- bie 3toif<htntone jufammengereebnet, 
jnr finale herab, fo ba§ fie einen Son tiefer 
atd biefe [alfo eine Ouint tiefer als baS Simen 
fchße§t, nämlich mit C) anfängt. Saecalonun, 
amen: ant. Amen dico vobis.“ ®antit ift ber 
erfte ©ebanfe ahgefchloffen; eS folgt als j weit er: 

„Sie folgenben Antiphonen fangen nun 
jWar mit bem Schlugton an [alfo mit Dl, aber 
Weil fie mit DuiliSmen, bie toit Stufenneumen 
heihen, bie bielmehr in ber ffehle als auf einem 
Saiten* ober anberen 3nftrument herborge, 
bracht toerben, fo ftnb fte heffer mit bem Son 
ber genannten Sariante [C] als mit bem £aupt= 
ton beS authentifchen SoneS [D] auf bem 9J?ono* 
djotb angegeben. Saeculorum, amen; ant. Co- 
Iumna es; ant Enge serve bone.“ ®ie erfte 
Sariante fängt nämlich mit bem Sdjluftton, ber 
finale, bie Antipbon an, bie jweite mit bem 
nächft tieferen, tbie fotoofjl hier als fchon in 
ber ©inleitung hemerft toirb. ©S fagt alfo 
Semo, bie in fRebe ftehenben Antiphonen, in 
Denen baS OuiliSma ju Anfang fleht, j. S. 
Enge serve bone, gehörten jtoar eigentlich Jur 
erfien Sariante, aber toegen beS OuiliSma gebe 
man als AnfangSton (auf bem ftRonodjotb) 
beffer C als D an; benn ben Son D, ber ben 
Schleifton beS OuiliSma einfübrt, fonne man 
als folchen nicht mit bem 3nftrument angeben. 1 ) 


') 9BaS P. SioeB in biefen SteBen oon „^falrn* I 
fchlüffen" fagt, oerftelje ich nicht. ES ^anbett ftch j 
hier bei bem SBorte differentia um Sarianten beS 
Anfangs ber Antiphonen, nicht um ^falm* i 


9Wit Siecht ift in biefer ©teile bie ge* 
naue Ausführung ber rätfelf)aften Neunte 
ju erfennen. 2uIenfadS fann man jtcfj 
nun auch bie jwet Stürjen unb bie brei 
ober mehr SWtd&en beS Johanne« be 
SDfutiS in ähnlicher SBeife auSgcfüffrt 
benfen. 

SBaS bie .fpanbfchriften anlangt, fo 
fällt in fpäteren baS Ornament ber ge* 
nannten Neunte einfach weg/ wirb burch 
eine gewöhnliche ober burch eine rl)om* 
bißhe SJtote erfefct. ben Neunten* 

fobijeS, bie Dor adern in betracht fommen, 
erfcheint eS als jwei oerhunbene fünfte 
ober, in getounbener gorm, als jwei eben* 
fadS oerhunbene Söaelchen. daneben 
. ftnben ftch auch brei Sßgelchen, fo baß 
I man auf ben erften SBlirf an jwei ober 
brei ganj furje Söne erinnert toirb. $u 
benjenigen ^anbfehriften nun, welche baS 
melobifche Auffteigen auch bem Auge an* 
fchaulich ju machen fuchen, fteigen biefe 
fünfte ober ©ögelcfjen Don ber oorauS* 
gejuben üftote bis jur abßhließenben 
Strga nach rechts auf, unb P. 33ioed 
jeigt, baß in einjelnen genau abqemeffen 
werben fann, wie bie Örnamentftrichlein 
bie fleine Zerj in brei ^albtöne (an* 
nähernb) jetlegen. 3)iefe chromatifche 
unb enharmontfehe Teilung fann nun 
füglich eine S)arftedung beS ©chleiftonS 
fein; wenigftenS wirb man unter ?ln* 
jiehung obiger ©tede aus Serno oon 
ofeichenau biefe 9(uffaffung rechtfertigen 
fönnett. 2öem eine fchleifenoe Ausführung 
nicht jufagt, wirb im Anfchluh an bie 
fpäteren jpanbfdjriften eine einfache 
3wifchennote, oiedeicht eine ganj furje, 

fchlüffe. „diejenige Differenj beS Xoncs," fo h«ht 
eS in ber Einleitung, „roelche mit ber finale an* 
hebt, fefcen mir an bie erfte SteBe, bie jroeite an 
bie nächfte, unb fo hinab, foroeit ftch e <ne finbet.. 
Such 6 e * öen einjelnen „®ifferen$en" unb „Snti* 
phonen" ift oon beren anfang bie Siebe: „Sie 
erfte Eifferenj fängt mit ber (finale an ..." „®iefe 
antiphonen fangen einen Jon tiefer an ..." „Diefe 
antiphonen fangen eine tleine Jerj höbet als bie 
ginale unb einen Jon unter bem amen an." 
öemo roiU alfo, man foBe Enge serve bone mit 
C ftatt D anfangen (ober roenigftenS auf bem SDtono* 
chorb angeben); ebenfo fing er Amen dioo vobis 
mit C ftatt P an, nmbrenb bie Flotation oon St. 
(ftoflen ben anfangöton D hnt. — 3)ic 2tcUe aus 
ben Flores musicce (®reg. Sunbfch. S. H4): Qui- 
lisma est nota duplicem vocem inceptionis clavis 
servans, Überiehe ich: „... h at einen hoppelten 
$tarfth* a S feines .tcaupttones"; rlavis ift hier 
= „Ton", toic P. iüoeü ridjtig bemerft. 


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62 




fingen, ober baS Ornament (bie 2Rittel* 
note) fallen laffen. 

Oie liqueSgierettbe SRote ift im 
oatifanifdjen Äprtale nicht als quabra* 
tifefee ober als rbontbifefee SRote, fonbem 
gang wingig gebrueft; eS mirb baburcf) 
angegeigt, bafe fte ein biofeer Sftadjfcblag 
gu etnern tieferen ober einem beeren 
Oon ift. $jm erften gaHe hdfet bie 
©erbinbung SpipbonuS (ber SRachfchlag 
fteigt an), im gmeiten SepbalifuS (ber 
SRatfefchlag fällt ab). Oie ÜReumenfiguren 
beuten in ähnlicher Steife biefe ©erhält* 
niffe für baS 9luge an. Über bie Oauer 
ber 3iernote ftnb bie Anhänger ber 
©cfeule oon ©oleSmeS nicht einig. Oie 
flafftfche ©teile barüber fte^t bet ©uibo 
oon Sreggo 2Rigne 141, 396: „glüffig 
(liqueSgierenb) werben bie Oöne wie in 
ber ©pradje bie ©uebftaben in ber SBeile, 
bafe ber begonnene ©ortraa beS einen 
burefe gierlicije ©inbung in ben anberen 
überfliefet unb feinen eigenen Slbfdjlufe 
gu jtnben fc^etnt . . . SM man ihn 
tnbeS notier berOorbrinaen, fo fdjabet 
eS nicfetS unb gefällt oft noch beffer." 
(Liquescunt vero in multis voces more 
litteraram, ita ut inceptus modus nnius 
ad alteram limpide transiens nec finiri 
videatur . . . Si autem eam vis plenius 
proferre, niliil nocet, saepe autem magis 
placet.) Oie enge ©inbung beS erften 
OoneS mit bem fotgenben mirb alfo 
ohne Slbfefcen burdq ©htüberfchleifen 
bewerffteUiat, offenbar aber einfacher als 
beim OuiftSma, ba bie SReumenfchrift 
nur einen fleinen ©ogen aufroeift (auf* 
ober abwärts geneigt). Offenbar ift bte 
giernote als furg angufeben, ba fte ja 
auch Oöüia auSfaüen fann, gang nach 
©elieben beS ©ängerS. Oer ©ergleich 
mit ber ©praefee ift, wie man glaubt, fo 
gu oerftehen: ©ei Ooppeloofalen unb 
Ooppelfonfonanten liegt eS nabe, erftere 
einigermafeen in gwei aufgulöfen, g. ©. 
la-udant, unb bet leiteten einen ©ofal 
eingufchieben, g. ©. confunda(-e)ntur; 
unter Ümftänben wirb ein ©ofal gwtidjen 
bie Äonfonanten ehtgefdjoben, befonberS 
bei r: inter(e)fectus (oon ©eba begeugt, 
2Rigtte 90, 168). 2ßaS in ber Sprache 
ein ^effler ift, wirb im ©efang gur 
©eroorbebung ber ©ofale unb gur ©er* 
meibung oon fonfonantifchen gärten eher 
gebulbet. @o annehmbar biefe Srflärung 


erfcheinen mag, fo finbet ftd) ber fRa<h* 
fdjlag ber Oöne hoch nicht feiten unter 
anberen ©erbättniffen unb befonberS 
häufig unter ben genannten nicht, ©ei 
Dem gang allgemeinen SluSbrucf „nach 
9lrt Der ©uchftaben" b üt ©uibo Wohl 
an bie allgemeine Srfcljeinung gebacht, 
bafe bie ©pradjlaute ftch für gewöhnlich 
ohne Sbfefcen ber Stimme oerbinben, 
ber eine ftch unmittelbar an ben anberen 
fefemiegt, im ©efang bagegen grunbfäfclidj 
nach jebem Oon bie Stimme abfefet; im 
anberen gaHe entftebt eben baS „Schlei* 
fen", baS ©ortamento, beffen hä u fe9 e 
Stnmenbung ©uibo nicht empfiehlt. 

Oie SBieberbolung beS gleichen 
OoneS auf berfeiben ©ilbe ift eine 
Sigenbeit beS alten SboralS. 2Ran nennt 
fte SReperfuffton. SS fragt ftch alfo, wie 
wei ober mehrere Ouabratnoten auf 
etfelben Oeytftlbe unb berfelben ©öbe* 
ftufe auSgufüfjren feien. 3unäcf)jt ift 
flar, bafe bei ©äufung berfelben (fte 
fommen bis gu fteben oor) bie fd)on 
burch bie oatifanifebe SluSgabe oorge* 
nomtnette unb wirflid) hanbfc^rtftUche 
Oeilung, g. ©. in oier unb brei, eingu* 
halten tft. SS tritt auch gwifehen gwei 
ftch folgenben Oönen mitunter eine eben* 
falls in ber ©djrift angebeutete fleinfte 
©aufe ein. Oiefe behält natürlich il)r 
fRecht; eS liegt feine SReperfuffton Oor. 
Stenn bagegen gwei ober brei folcher 
ÜRoten eng gu oerbinben ftnb unb fo 
auch gefd)Tieben fteben, fo fweint eS jefct 
allgemeine ©ewobnbeit gu fein, einfach 
einen langen Oon gu fingen. 3Ratt fann 
ftch auch auS prafttfehen ©rünben, gumal 
für ben Sborgefang, babei beruhigen. 
SS mirb wohl febon früher ebettfo ge* 
alten worben fein, fo bafe bie SMeber* 
olung ber Ouabratnote ein blofeeS Reichen 
ber längeren Oauer war. 

Urfprünglich würbe aber bie Oon* 
wieberholung atiberS auSgefübrt. 3Ran 
unterfchieb gunächft bie eigentliche iReper* 
fuffton eines öoHen, nicht gu flüchtigen 
OoneS oon berjenigen einer furgen Orna* 
mentnote. OaS ßeidjen & er elften ift 
bie ©irga ober bie ©irga mit einem 
©trichlein an ber ©pi^e (/ = 1/ 7~ = I), 

mehrfach gefegt. Oie teuere fenngeichnet 
ftch als ©ergterung baburch, bafe fte als 



Original fro-m 

tlNIVERSITY OF MICHIGAN - 



V. Jtr «fftfirllt dljoral. 


63 


wieberholter gefchweifter ißunft erfdjeint 
(, = unb oen tarnen Slpoftroph führt, 

aleichütel ob in ber ©öf)e ober, tt)ie unfer 
somma, in ber Diefe getrieben. 

3uerft über bie SBieberholung ber 
©irga, bie eigentliche fReperfuffton. 2Ba8 
fagen unS bie Sitten Darüber? 06 ©uibo 
oon Slrejjo überhaupt bie SReperfuffion 
meint, wo er fagt, bie SReumenfchrift 
taffe erfennen, ob ein Don ^ö^er ober 
tiefer ober auf berfetben (Stufe fte^e 
wie ein anberer neben iljm (aequisona, 
ttRigne 141,416), biefe grage muh wohl 
Dahin beantwortet werben, bah tion einer 
Donwieberhotung über ber gleichen 
Dejctfilbe gar nicht bie SRebe ift. (Sv 
fpricf)t ganj allgemein. DaSfelbe gilt 
oon feiner ©emerfung, man beseicgne 
bei wieberholten Dönen öfters bie oer* 
fdjiebette Donftärfe mit Slfut unb ©raoiS 
(a. a. O. <S. 396). 2Rir ift feine Stelle 
befannt, wo fich bie Sitte* barüber auS* 
gefprochen bitten, wie man jwei ©trgaS 
über berfetben Silbe auSfübrte. Sieger 
machten biefe Döne nicht einfach einen 
langen Don auS; benn nicht nur ift 
baoon nie bie Siebe, fonberit auch unter 
ben ßeid/en für lange Döne fommt ein 
oerboppelteS Reichen nicht üor. (Die 
©erboppelung ber einfachen ©irga wäre 
auch jwecftoS; benn bie ©irga mit bem 
Strichtein bedeutete, wie wieberbolt 6e= 
aeugt wirb, bie hoppelte Dauer ber ein* 
fachen ©irga. Da aöer boch bie oer* 
hoppelte ©trga in ber SReumenfchrift oft 
erfcheint, fo würben bie Däne alfo nicgt 
ju einer Oänge Oerfchmoläen. SRad) De* 
cheorenS (Etudes music. II. S. 366 f.) 
ftnbet jtch in ber griecbifcben Slirchenmuftf 
in biefem gälte eine flüchtige ©erbtnbungS* 
note auf ber näcfjft höheren Stufe etn* 
gefaltet. Daft bieS auch bie SluSftthruttg 
tm Slbenblanbe war, fchliefjt er Daraus, 
bah in ber Ctuabratnotenfchrift öfter ein 
DorfuluS, alfo Drei SRoten, beren mitt* 
lere höher ift, als Überfefcung mein 
©irgaS ber SReumenfchrifteintritt. Sooiel 
barüber. 

3ufammengemorfen ift in ber Oua» 
bratfchrift bie genannte eigentliche Sie* 
perfuffton mit bem wieberholten Stpoftroph, 
alfo mit ber fogenannten Diftropha unb 
Driftropha, furj mit bem StrophifuS, 
wie man beibe jufammett nennt. Über 


baS SBefen beS StrophifuS gehen bie 
Slnfidjten Weiter auSeinanber. ©on praf» 
tifcher ©ebeutung ift eS nicht, ba man 
ohnehin in ber oatifanifchen SluSgabe 
bie beiben Sitten ber Donwieberhotung 
nicht ober nicht immer unterfdjeiben fann. 
Dheoretifch hot, Wie wir fdjon früher 
fahen, P. ©ioett auch hier einen laugen 
Don fehen wollen, um fo länger, je öfter 
baS Reichen ftch wieberholt. DaS ift 
aber »unäcljft faum ausführbar, wenn 
j. ©. jteben Döne auf ber gleichen Stufe 
erfd)einen. ©on ben Sitten ift eS auch 
nirgenbS bezeugt. Der wieberholte Sipo* 
ftroph ber SReumenhanbfchriften Weift 
jubem auf bie wieberholte SluSführung 
eines funen DoneS hin- (Der Umftanb, 
bah ber $unft gefchweift ift, ohne bah 
bafür ein faHigraphifcher ©ntnb erficht* 
lidj Wäre, läßt oermuten, eS fei jeber 
furje Don noch mit einem abfteigenben 
Ornamentnötdhen oerfehen worben. Das 
ergäbe ungefähr ben Dritter, nur bah 
bie flüchtige giernote fürjer als bie 
©auptnote Wäre, gn biefem Sinne fafjt 
DedjeorenS ben StrophifuS auf unb 
nimmt an, bah hie Döne ber Diftropha 
ober Driftropha jebeSmal an Dauer ju* 
fammen einer ßeiteinfjeit gteichfommen. 
DaS ßeugniS SlureliatiS oon JR6om6 
(9. gahrh.) in ber Musica Disciplina c. 19 
bezieht ftch ohne gweifel auf ben Stro* 
pgtfuS. <5r fagt Dort Oom ©loria beS 
»weiten autljentifchen DoneS, bah ntan 
Die 16. unb bie 14. Silbe oom ffinbe, 
alfo bie erfte unb le^te oom ©loria fo 
ausführen ntüffe: „mit einem Dreifachen 
fchnetten Don, wie Wenn man mit ber 
©anb einen Schlag gibt." Die Driftropha 
beftanb bemgemäh auS brei fchnetten 
Dönen, unb jeber berfetben fann Durch 
ein rafcheS Schlagen ber £)anb gemalt 
werben; eS ift alfo ein höherer unb etn 
niebrigerer Don in bemfelben oereinigt, 
ba bet rafcher ©eweguna baS Stuf heben 
ber $anb einem fchwäcqeren SRachftang 
beS DoneS entfpricht. Die unwitlfürliche 
©iegung ber $anb, bie ftd) wieber erhebt, 
ahmt bte erforbertiche gefchmeibiqe StuS* 
führung beS .^iernötdhenS nicht übel nach. 
So war alfo bte SluSführung im 9. gafjr» 
hunbert. gm 14. befchretbt gohanneS 
be 3RuriS (Summa music® 7, bei ©er* 
bert Scriptt III, 302) ben StrophifuS 
unter bem Siamen ißreffuS ähnlich: Pres- 


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64 


flpraH«. 


sas minor continet duas notas, major 
vero tres, et debet semper sequaliter 
proferri; alfo Diftropha unb Driftroplja 
haben gmei ober brei furge üftoten auf 
gleicher §öf|eftufe. Die Art unb Söeife 
oeS VortragS berfetben ift bei Aurelian 
burd) ben Vergleich ft^öner gemalt. Qeben* 
fattS ift bemnadj nicht an einen einzigen 
langen Don gu benEen, roofern ntcbt 
etma praEtifdje fRücEftchten entfcheiben 
müffen. ißothier fagt Dom ©tropfjiEuS: 
„Die eilten begnügten ftd) nicht bamit, 
bie Döne einfach gu üerlängertt, fte gaben 
ihnen Dielntehr eine leichte Dibrierenbe 
Vetoegung." ©r fügt bei, bah SBtrEung 
beS 5?hpthmuS beim ©trophiEuS unter 
anbetem ber ,beS DorEuluS ähnlich fei 
(in SUenleS Überf. ©. 117), unb baff 
biefe ÜJteume „nichts uon einer langen 
9?ote habe". (@. 118.) Sfienle felbft 
(©horalfchule, 2. Aufl., @. 138) brücft 
ftch etmaS fchmanEenb alfo auS: „Der 
©trophiEuS bebeutet eine DonDergterung, 
bie mit einem gebehnten Don in f^orm 
eines Dretnolo ober mit einer ©ttmm* 
bemegung oon einem ©ang* ober £>al6= 
ton auSgeführt mürbe, immerhin mar 
ber Don ein leichter ^iexton unb fehr 
Derfchieben unb gurücEftehenb an ®raft 
oor einem einfachen Done auf einer 
aEgentuierten Deytfilbe. 3 unjc ^ cn tjl bie 
Derlängerte Donbauer im rljhthmtfchen 
©efüge nötig, gumeilen ift fte lebiglid) 
Donoergierung,oie man übergehen fanit." 

Sine Donmieberholung finbet ftch auch 
beim fogenannten VreffuS. Die Oua* 
bratnote ift üerboppelt, unb gmar mit 
einem DorauSgehenben höheren Don Der* 
bunben unb burch einen folgenben tieferen 
abgefchloffen, g. 35. fo: (a) GGF. Die 
©d)ule Don ©oleSmeS fdjreibt alfo Dor, 
man fülle Don a herabfteigenb auf einem 
gebehnten G mit StachbrucE oermeilert 
unb bann leicht gum ©chluffton ber 
©ruppe, ber auch mohl als Eurg begeichnet 
mirb, übergehen. 90?ait fefct eben oorauS, 
bah Derboppelte Ouabratnoten nichts als 
eine Verlängerung bebeuten. ißvaEtifd) 
mag baS bequem fein. Aber in ber 
ftteumenfchrift fteht für bie Verboppelung 
eine einfadfe 3i e rnote, nämlich eine ge* 
fchlängclte horigontale Cinie,bie ftch 
nteift an eine Virgo als einen höheren 
Don anfdjliejjt. Den Abfd)luh ber ©ruppe 
bilbet ein ißunft, alfo eine mirEliche SEürge. 


SBie ift nun ber mittlere Don aufgttfaffen ? 
Die Alten laffen uns h^r im ©tid). 
DaS 3teuntengeichett, bie gefchlängeltc 
Cinie, melche an einer Virga hängt, tnuh 
aemih als eine aus Eleineit Bötchen be* 
ftehenbe Vergierung ber Virga angefehen 
merben; biefe felbft trägt halb ein c als 
Reichen ber VerEürgung, halb ein t als 
Reichen ber Verlängerung. Die 21 uS* 
füffrung mirb im elfteren Qalle (beim 
Pressus minor) einfacher gemefett fein. 
Qm gmeiten Qatle (beim Pressus maior) 
bereitet ftch regelmähig ber Slbfchluh 
eines ©liebes oor, unb bie Vergierung 
mirb entfprechenb oerlangfamt morben 
fein. Auf eine eigentliche Donlänge an 
©teile biefer Vergierung führt unS nichts, 
fonbern ber Vuäjftabe t meift nur auf 
bie Verlängerung ber Virga. DaS 3 e i= 
cf)en für bie Vergierung beutet auf mehrere 
Eteine 3mtfchentöue als Überleitung gum 
Eurgen Abfd)luh. Die Ctuabratnoten 
Eennen, mie gefagt, nur einen ißreffuS 
unb fchreiben thn mie bie allerbingS Der* 
manbte Diftropha. 

Auch anbere Neunten fliehen in biefer 
Verboppetung gufammen. Um Don bem 
Drigon, bem QranEuluS unb ber Virga 
mit ©piphonuS gu fchmeigen, fo möge 
noch ber OriSEuS genannt merben. ©r 
ift eine aufrecht ftehenbe, gefchlängelte 
Cinie; bie Dichtung betreiben befagt ohne 
3meifel, bah eigentlich ein höherer unb 
ein niebriger 3terton gemeint fei. 

Die ermähnten 3iernoten haben mir 
barum befprochen, meil fte als fSrobe 
baS Verhältnis ber Ouabratnoten gu 
ber älteren SReumenfchrift beleuchten, 
nicht als ob fte jetet für bie ißrayiS 
Vebeutung hätten. 2Btr haben gefehen, 
mie bie Donmieberholung ©teÜDertreterin 
einer gangen fReihe Don üfteuntengeicben 
ift, ihre Ausführung alfo urfprünalid) 
fehr mannigfaltig mar. ÜRur baS €iui* 
liSrna unb bie liqueSgierenben SRoten 
ftnb als folche itt ber oatiEanifchen Au§* 
gäbe beutlich EenntUd) gemacht. SBenn 
aber in ben meiften ber genannten Qälle 
ehebent eine Eünftlidje Vergierung ange* 
bracht mürbe, fo mirb man Ijeutgutage 
felbft beim OuiliSma, mo ntatt be|timmt 
barauf l>i ttgemiefen mirb, biefelbe Dielleicht 
lieber meglaffen. Speicher Art übrigens 
bie Vergierungen maren, läfet ftch nicht 
immer gang Elarftellen. 2Bie beim OuiliS* 


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VI. $*r JhcfklSrnng. 


65 


tna, fo banbelte eS ftd) nach bcr wa hrfcfjein* 
litten Sinnahme tßeter SBagnerS (9?eu= 
menfunbe II ©. 19 ff.) otelf ad) um 
d)romatifd)e unb enhamtonifche Sötte, 
bie gefaulte (Sänger oorauSfefcten. Sie 
fpäteren £>anbfd)riften bezeichnen bie 
Ornamente entmeber gar ntd)t ober Oer* 
änbern fte in mehrfacher SBeife. Senft 
man ftch aber alle jene 3ietaten in ben 
un$ geläufigen ©Ijoool ^inctn, fo erfcheint 
fein Sharatter ganz anberS. Sie ©e* 
mohnheit läßt unS bie Ornamente wie 
aud| ben alten SRhhthmuS leicht entbehren, 
unb barum fteht bte gegenwärtige Reform 
oon beiben ab; eine archäologifdje SBieber* 
herftedung war, wie ber ©taatSfefretär 
beftimmt oerfichert hot/ oon Anfang an 
nicht beabfiajtigt. SeSgleicßen würbe 
eine SluSgabe mit rhhthmifdjen 3eichen, 
welche bie attöndje Oon ©oleSmeS oer* 
anftaltet hotten, anfangs jwar oon ber 
römifchen Kongregation beftätigt, halb 
barauf aber bie Seftätigung für etwaige 
neue Auflagen jum üorauS jurücfge* 
nommen. 

VI. 3«r Slufftärung. 

Ser ^auptoertreter beS ÜDRenfural* 
rh^t^muS im ©Ijoral, P. SecheorenS S. J., 
hat tn feiner neubegrünbeten ^eitfdhrift 
Voix de St Gail eine fe^r eingehenbe 
©tubie über eines ber Kprie,. ber üati» 
fanifchen SluSgabe gemacht. Über biefe 
(wefentlich wiffenfd)aftlid)en 3toecfen bie* 
nenbe) Arbeit hot ©horbirertor Sictori 
in ber ©traßöurger ^ßücilia" einige ©r* 
Wägungen oeröffentltdjt, bie Gelegenheit 
bieten, mehrere prinzipielle fragen be* 
iüglich beS ©horalrhpthmuS näher ju be» 
[prechen. 

Sei ber ^erfteüung beS urfprüng* 
liehen ShotalS tommen junächft gewiffe 
allgemeine ©rmtbfäfee in Setradjt. Se* 
tanntlich ftnb wir für bie SWelobie an 
bie Qnteroall*£)anbfchriften, b. h- bie* 
jenigen ^anbfdjriften angewiefen, welche 
buraj Cinien ober auf eine anbere Söeife 
bie SWelobiefchritte genau bezeichnen. SluS 
ben älteren 9?eumenbücbem fann ftch nie* 
manb ein befriebigenbeS Sitb ber üfle* 
lobie machen, auch ber Kenner nicht. Sie 
wefentlich rfujtljmifchen SHeumenjeihen 
fteÖen unS tn ber Sat fozufagen gar 
feine 2J?uftf bar. Sa wir alfo bod) etn* 
mal auf bie fpäteren QnteroalI*$anb» 

Qabtxl, St, SR. 3a$rbu<$. SO. 3 ö$*0- 


fdjriften zutücfgeheu mftffen unb fonft 
wirtlich feine tWelobie üor unS hoben, 
fo fdjeint eS angemeffeit, bie Neunten 
gleich auf Cinien zu fefeen, mit ben Qnter* 
oallen nämlich, welche unS allein baS 
Stuf* unb Slbfteigen ber Söne beftimmt 
erfennen laffen. Qn ben Neunten felbft 
änbert Jtch bantit nichts, als baß fte ftch, 
ftatt auf einer fefjr unregelmäßigen Cinie, 
auf einem Cinienfpftem gefefcmäßig fort* 
bewegen. Slber, fo fragt Sictori, ift biefe • 
Übertragung zuoerläfftg? Sarauf ift 
ein 3 tt,e *f a ^eS zu erwibern. ffirftenS 
fteht bei genauer Angabe ber £)anbfd)rtf= 
ten fowo'pt für bie Neunten felbft wte 
für bie ÜMobiefcfjritte bie Kontrolle je* 
bem offen; genaue Slngabe ber einzelnen 
ffanbfcpriften ift freilich unerläßlich- 
SedjeorenS hot ba Wo^t nichts üerfäumt. 
SBenn §r. Sictori meint, er hätte über 
bie fünf ©t. ©aller öanbfcßriften SftäljereS 
fagen müffen, ob fte nämlich unterein* 
anber übereinftimmen, ober welcher £>anb* 
fehrift ber Überfe^er gefolgt fei, fo hot 
er ttberfehen, baß barüber ©eite 9 wirf* 
lieh nötige SluSfunft gegeben war. 
Sezüglich ber fD?elobtefdb ritte oerhält eS 
ftch fo. ©ä bleibt hier nichts anbereS 
übrig, als fie fpäteren ^anbfehriften zu 
entnehmen; baS tun benn auch olle ©h° s 
ralforfther. Qm ganzen gibt biefeS Ser* 
fahren auch eine genügenbe ©icherheit. 
Senn bie wefentlidje Übereinftimmung 
ber Cinienhaubfcßriften unter ftch, bie 
3ähigfeit ber firchlichen Srabition unb 
ber auch mefobifd) nicht nufelofe Sergleid) 
mit ben 9ieumenbüchem oeS 10. (ober 
gar 9.) Qaf)rhunbertS fönnen unS be* 
ZÜglich biefer fßeriobe beruhigen. 3u* 
oerläfftgfeit in allem einzelnen ift freilich 
feineSwegS ju erhoffen, unb ein fRücf* 
fchluß auf bte ßeit ©regorS beS ©roßen 
(unt 600) wäre Eaum *u rechtfertigen. 
Sie Aufgabe ber SBijfenfchaft fann fomit 
nur biete fein, ben ©horal ber Cinien* 
hanbfehriften (etwa feit bem ©nbe beS 
11. QahrhunbertS) burch baS ©tubium 
ber yieumeubücßer foweit zu ergänzen, 
baß Wir eine genügenbe ©emä&r bafür 
erpalten, ben um ein gutes Qahrhunbert 
älteren Kirchengefang f>crftellen zu tön* 
nen. Sie Sebeutung eines SerfucheS 
biefer Slrt liegt in oen überzeugenben 
Sinzeichen eines gerabe um 1100 um ftch 
gretfenben SerfadeS. Qn melobifcher 

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66 




S inftcht tfagen ja um jene ^ett bie 
chriftfteßer laut, baf? in bcn etnjelnen 
Stirnen fo üerfcßieben gelungen werbe. 
2Ran fann aßerbingS üerftänbigerweife 
antiehmen, baß biefe SBerfcßiebenheiten 
ben wefentlichen ©ang ber ßRetobie nicht 
berührten; aber fie tnaren bocf) fo groß, 
baß man gerabe bamalS burdj aßgemeine 
©infittjrung eines CinienfpftemeS ber 93er= 
mirrung ju fteuern fucßte. Sejüglicß beS 
* SRhpthmuS mar ber SBerfaß früher an* 
gebahnt unb jur 3eit ©uiboS üon Arejjo 
üiel meiter fortgeschritten. Die SReumen* 
bücßer taffen nun eine gemiffe Kontrolle 
auch in metobifdjer ©ejiehung $u; in* 
wiefern, barf hier unerörtert bleiben. 
Da aber bie fReumenfchrift in erfter Cinie 
eine Darfteßung ber SBortragSweife be* 
awecfte, fo tann man hoffen, auS ihr ben 
enteren ©horatrhpthmuS ber §)auptfacße 
nach mieberherjuftetten. ©rgänjung ber 
ÜDMobie unb Auffttibung beS urfprüng* 
liehen fRhhth 101 * 8 ift baS 3^/ bem bie 
Arbeiten bet SRenfuraliften juftreben. 
©o gibt benn auch DecheürenS in feiner 
©tubie über baS Äprie Te Christe sup- 
plices eine ißrobe baüon, wie bie fRe* 
ftauration beS ©fjoralS wiffenfdhaftlich 
geförbert werben fann. 9Rit ber praf* 
tifchen ©inftthtung einer fpäteren ©horal* 
form in ben ©ebrauef) ber Kirche, wie 
fte eben fe^t beoorfteht, fjot ba§ nichts 
ju fchaffen. Dies muß wegen ber un* 
begreiflichen immer noch umtaufenben 
ÜRißüerftänbniffe betont Werben. 

33ictori wirft bie weitere grage.auf: 
warum bie fogenannte „moberne" Über* 
fefcung bisweilen bie Dejrtunterlage ober 
anbere ©ittjelheiten änbere. @S fteCtt 
nämlich DecheürenS neben bie Wörtliche 
Übertragung ber fffeumen (oor allem in 
ihrer rhhtfjmifcben ©eftalt) eine zweite 
„moberne". Der 3we<f berfelben ift fdhon 
arg mißoerftanben loorben. ©ie ift näm* 
lieh taftmäßig georbnet, in unferem 
©inn, b. h- noch größeren 3eiteinheiten, 
*/*/ */s ober ®/ 8 , gegliebert. AIS ©in* 
heitSmafj beS alten ©horalS ift bagegen 
ber fog. chronos, etwa ein Viertel nach 
unferer Auffaffung, attäufehen. DaS foß 
beiden: in ber alten Dljeorie unter* 
feßieb man nicht auSbriicflicf) bie größeren 
©inheiten. Denn eS ift aßerbingS nicht 
glaublich, baß man folcfje praftifcß nicht 
empfunben höbe, ^m Orient feitnt man 


noch heute unfern Daft in ber Sfircßeti* 
mufit nicht, fonbern nur ben chronos. 
Dro^bem tonnte aber ein neugriecßifcher 
©horalfchriftfteller unferer Dage beßaup* 
ten, baß ber Daft in ben neugrieeßifeßen 
SRelobien enthalten fei, wenn er auch 
nicht gefchrieben werbe, ftnfofern glaubt 
alfo DecßeürenS burch Schreibung beS 
mobenten DafteS baS SBefen ber alten 
ÜRelobien nicht ju änbertt. @r will fei* 
neSwegS fagen, berfelbe ftehe in ben 
$anbfcßriften oergeichnet. 2Benn man oon 
einem Daft ber $anbfd)riften reben Will, 
fo fommt nur ber chronos in $rage, 
wie ihn bei DecheürenS bie wörtliche 
Übertragung barfteßt. ©ine jweite $$e= 
[timmung ber „ntobernen" Überlegung ift, 
burd) letchte ÜRobipfationen ber alten 
ÜRelobien unb' oorwiegenb ber Schreib* 
art, fte unferem ©efeßntaefe näher ju 
bringen, ©runbfäfclich muß biefeS 33er= 
fahren aebißiat werben; benn üieleS ift 
tm älteften ©horal fehr frembartig unb 
bie SRotenfchrift nichts weniger als üoß* 
fommen. ©cßon bie früheren Ausgaben 
üon ©oleSmeS hoben gelegentlich bie 
hanbfdjriftficbe SeSart, auch 8- bejüg* 
lieh ber Dejrtunterlage, abgeänbert, unb 
bap bie neue SSaticana ftch nicht überaff 
an bie $anbfchriften hält, ift fchon ftart 
genug Ijeroorgehoben worben. 3Ber einem 
ürafttfeßen 3wecfe bienen wiß, muß wohl 
ben alten ©horal ein wenig mobileren 
ober honbelt wenigftenS nicht unoernünf* 
tig bamit. ^m einzelnen mag matt ftrei* 
ten, ob ju einer Anberung ein genügen* 
ber ©runb üorlag, ober ob fubjeftiüe 
SBißfür fchaltete. 2Ran barf nun in 
unferem gaße nicht einwenben, baß eS 
ftch bei DecheürenS um einen praftifchen 
3wecf ni^t houbte. Darauf läßt ftch 
fagen, baß biefer ©ab in feiner ganjen 
Allgemeinheit nicht richtig ift. Die 33ati* 
cana ift nur für bie eigentltdj liturgifcßen 
©otteSbienfte üorgefchrieben. ©onft hat 
niemanb eine atibere würbige SRuftf üon 
ber Kirche auSgefcßloffen; tatfächltch brin* 
gen ia auch bte ^apeßnteifter bei anbe* 
ren Anbachten nicht ungern ihre eigene 
9Ruftf jur Aufführung, ©omit barf für 
bie nicht ftreng liturgißhen Anbauten 
auch ber ©horal beS 10. QahrhunbertS 
neben bem beS 11. unb 12. wenigftenS 
auSnahmSweife einmal gebraucht werben. 
Die Vaticana nimmt übrigens eine fpä* 


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VI. Jtur JUfklfirung. 


67 


tere mehr ardjoifiifche fRefortn beS Sljo* 
ralS felbft in 2tuSftcf)t ober Behält fie 
wenigstens oor. Sine entfernte STnbafj* 
nung berfelben fann nun nid)t Beffer 
gefd)ehen, als wenn man tierfucf)Sweife 
gelegentlich bie Srgebniffe ber ßljoral* 
forfcfjung auch in bie Äirdje einfüljrt. 
SRotn fann baS natürlich unterfagen, ()«t 
ei aber bis jef$t nicht getan. Sin ent* 
fernter praftif^er Rwecf ift fomit ben 
Arbeiten ber Styoralforfdjer nicht abju* 
fpredjen, fowentg fie auch baS SRecht 
haben, fid) an bte ©teile ber offiziellen 
Ausgabe m brängen. ©ie fteljen in 
biefer £rniftdjt, an unb für fich wenig* 
ftenS, auf gleicher ©tufe mit ben 2Ro* 
tetten ober$ircbenliebern oon biefem ober 
jenem StapeHmeifter. 2luS ber „mobemen" 
Raffung ber alten SRelobien, bie neben 
ber authentifdjen fteht, muß man jeben* 
falls feinerlei Vorwürfe gegen bie Stich* 
tigleit ber teueren hetfeiten. Qfene ift 
eine bloße gugabe, bie teilweife auf fub* 
jeftioer Sluffajfung beruht unb nur bem 
äjthetifchen Urteil beS SRuftferS, nicht 
ber hiftorifchen Sfritif beS Shoralgetehrten 
unterfteht. 9Ran ljot baS feltfamerweife 
nicht tierftanben, unb auch S3ictori fragt 
oerwunbert nach bem ©runbe einer fol* 
djen Slbänberung ber wörtlichen Über* 
fefcung. 

Sr fragt weiter, warum baS Sro* 
parium tion SRetierS bem ©rabuale ber» 
Selben ©tabt öorgejogen worben fei. SaS 
berührt bie grage ber Auswahl ber 
fwnbfdjriften. $u bem genannten Sin* 
jelfaHe ift bie Antwort nicht fcf)Wer; 
SechetirenS hotte ©. 9 f. feftgefteQt, baS 
Sroparium fei in einfachen Neunten ge* 
fchrteben unb fiamme auS ber erften 
$älfte beS 11. ^aljrhunbertS, baS ©ra* 
buale höbe bereits baS guibonifche Cinien* 
fhftem unb gehöre bem Snbe beS genattn* 
ten 3 Q h r h un ^ er t8 ober bem Anfang beS 
12. an. ÜRad) wiffenfchaftlidhen ©runb* 
fäfeen mußte alfo an unb für ftd) bem 
erberen ber 53orjug gegeben werben. 

^Bezüglich ber £>anbfdjriften bleibt bie 
Jfjauptiache, baß fie genau aufgewiefen, 
nach ihrem SBerte beurteilt unb nach fla* 
ren ©runbfäfcen benüfet werben. 9Ran 
fann bann urteilen, bejw. ftreiten über 
bie Auswahl, ben SBert ber einzelnen 
unb bie fBeftimmung ber CeSart. Slber 
ber Jfritif ift barnit baS SRaterial unter* 


breitet. Sie älteften ClueOen tierbienen 
naturgemäß z uer f* berücffidjtigt zu wer* 
ben; aber wtffenfdjaftliche Srwögungen 
fönnen hoch gelegentlich zugunften jün* 
gerer ^janbfchriften entfcheiben. Sarum 
muß baS hanbfd)riftliche 2Raterial immer* 
hin in einem gewiffen Umfange heran* 
gezogen werben, obwohl eS natürlich ouf 
bie 3ahl als folcße gar nid^t anfommt. 
SedjeorenS hat für baS Stprie Te Christe 
supplices zehn öftere ^janbfehriften be* 
nüfet, hot aber tion benjenigen beS 12. 
unb 13. ^afjrhunbertS gang abgefeljen, 
ohne biefen einen fubftbtären 2Bert ab* 
Zufpredjen. 

Sie ©rfinbung einer neuen ßeitfebrift 
Wie bie Voix de St. Gail fdjeint Die SBrittf 
herauSiuforbern, teils, wie oben gefagt, 
Die äfthetifdje über bie enbgültige mober* 
nifterte gfomt ber befjanbelten SRelobien, 
teils bie wiffenfdjaftlid)e über bie 2öal)l 
unb Auslegung ber £>anbfdjriften. S3ic* 
tori hot etnen Anfang Damit gemalt. 
Sa inbeS bei unferer ©ewöhnung an 
einen rhhthmifcß fehr tierfchiebenen Stirdjen* 
gefang bie äfthetifdje Stritif hoppelt fdjwer 
ift, fo erflärt eS ftd), baß bie wiffenfdjaft* 
lidje Stritif auerft hcruortritt. Sludß hier 
[teilt fich 9‘eith wieber bie grage ein: 
foH bie foq. alte ober bie moberne Raffung 
ber $rittf zugrunbe gelegt werben? SS 
fcheint nun, Saß SSictori ftch tiomehmlidj 
an bie lefctere hält. SaS bürfte fich 
wenig lohnen, ba bie Ijiftorifdje Sfrttif 
eigentlich nur bie attbere angeht. Sr 
fragt, warum bie tierfchiebenen $erftonen 
beS iStprie fchließlictj in tierfd)iebenem 
Safte gefdjrieben feien. SS bezieht ftd) 
bieS auf bie ntobente Raffung unb fomntt 
fomit weniger in ©etrad)t. Sa aber bie 
tierfchiebenen SBerfionen wirtlich fehr oon* 
einanber abweichen, fo Darf man ftch auch 
nicht wunbem, wenn fie eheoem rfjhthmifd) 
nicht gleich gebacht waren. SS fragt ftch 
nur, welcher Saft, einen foldjen etnntal 
oorauSgefegt, bem SBeftanb ber SRelobie 
am metften entfpreche. 9Ran muß babei 
fefthalten, baß bie SRobißfationen ber 
„mobemen" Übertragung teilweife ©e* 
feßmaeffaebe ftnb, bie mit bem menfura* 
liftifchen ©hftenie im ©runbe nidhtS zu 
tun hoben. Ungefähr baSfelbe laßt ftch 
auf baS Sebenfen antworten, baS wegen 
ber fdjeinbaren ßerreißung beS SorfuluS 
in ber mobemen Überfefcung erhoben 

9* 


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68 


<(l|*ratia. 


wirb. SaS menfuraliftifdje ©Aftern würbe 
nicht unmittelbar betroffen/ fonbem nur. 
Wie aucf) ©ictori felbft fagt, bie ©runb* 
reget einer gefunben 9Robernifterung beS 
alten ©efangeS. Slßein jene 3 erre 'B u ng 
einer -$ufanmtenget)örigen Songruppe ift 
in ber Sat nur eine fdjeinbare. ©in 
Saftftrich nacf) einem Sluftaft trennt bodj 
biefen nimmermehr oon ben fotgenben 
SRotenü Ser moberne Saftftrid) ift in 
biefem 0?aße gewifj Bein SrennungS* 
ei^en. @r beoeutet nichts, als bafj bie 
otgenbe SRote ben fdjweren Saftteil auS» 
macht ober baju gehört. Sie 3Relobie 
beginnt mit ber Kote, bie wir Stuftaft 
nennen, unb im ©runbe fängt auch h^r 
ber Saft an, obwohl ber Saftftrich erft 
unmittelbar Oor bem ©djwerpunft beS 
rhpthmifchen ©ebilbeS fleht. Sa8 ift 
mufifatifch eigentlich fetbftoerftänbtich. 

©ebr ernft ftnb bagegen bie testen 
©entercungen ©ictoriS. @S ift auch fdjon 
fonft wieberbolt betont worben, bafj, wenn 
ber alte ©poral je menfuriert gewefen 
Wäre, ber SihhthmuS mitfolcher©enauig* 
feit hätte bezeichnet werben müffen, bajj 
nie ein greifet ober ©chwanfen möglich 
gewefen wäre, ©o tut eS ja untere ] 
ytotenfchrift. ©ictori fügt ergänjenb bei, 
bafj wenigfienS gang beftimmte Regeln 
leitenb gewefen fein müßten, fobatb bie 
©injeljetcben bie nötige SHartjeit oermiffen 
liefen. Siefe t>orfta)tige ©rgängung ift 
fehr wichtig. SH?ie wenig Wir mit ber 
alten ©angeSweife befannt ftnb, geht ja 
fchon barauS *ur ©enüge heroor, bafe wir 
unS eigentlich noch weniger flarmadjen 
fönnen, wie man bei einer melobifdj 
fo unoodfommenen Sonfchrift jahrljun* 
bertelang ftehen bleiben fonnte, als 
warum man für ben 9?hhtbttut3 nicht 
alSbalb eine ooßfommen genügenbe ©e* 
aeidjnuitg fanb. Qa eS war für bie 
uRelobie fogar oon alterS h er eine ge* 
naue ^nteroaflfdjrift, nämlich in Such* 
ftaben, überliefert, unb bodj gab man 
biefe auf, um eine melobifth fo unooll* 
fommene wie bie ‘’Reumenfhrift einju* 
führen. 2Btr müffen uns alfo burchauS 
erft mit bem ©ebanfen oertraut machen, 
bafj bie SReumenfdjrift auch rücffichtlich 
beS SRh^thmuS nicht gerabe ooHfomtnen 
War. 2Bir ftnb burchauS nicht bered)* 
tigt, bie ©oßftänbiafeit unb ©enauiafeit 
unferer SRotenfdjrift ju oerlangen. 2Rit ] 


einer foldjen gotberung läuft man oicl* 
mehr oon oontherein ©efabr, einem 
©pftem beS <Sho^ctlrhhth mu S oaS größte 
Unrecht ju tun. Slnnefjmbarer ift bte 
©orauSfefjung ©ictoriS, bafj bie alten 
©änger hoch 'burdj beftimmte rhhthmifdje 
^Regeln geleitet würben. Slber auch hier 
bürfen wir nicht ber 9W e t o b i e oergeffen, 
bie BeineSwegS oont ©latt abjulefen war, 
wie unS bie SReifter ber alten 3eit beS 
öfteren unb taut genug oerftchern. 2BaS 
SBunber alfo, wenn eS mit bem 9U)t)tb= 
muS teilweife ähnlich befteßt war? SEBir 
wiffen aus juoerläfftgett 3eugniffen, bafj 
bie SReifter beS 11. ^ahrljunbertS über 
bie SRelobiefdjritte feitteSwegS einig wa* 
ren. ©on ber alltäglichen SRuftfprayiS 
fchreibt ©otton (11. Qahrt).): ,,©S fagt 
etwa einer: 2Reifter Srubo bot’S mich 
fo gelehrt; ber anbere aber entgegnet: 
Unb ich hobe bei ßReifter HlbinuS aefernt. 
Sarauf ber britte: ©idjer ift, baß ßfteU 
fter ©alomon gan$ anberS fingt. Unb 
um ohne Untfdjweife ju reben: feiten 
ftimmen brei in einem ©efange überein, 
gefrfjmeige benn taufenb; benn wäljrenb 
feber feinen Sefjrer oorfepiebt, jeriplittert 
ftch ber ©efang fooielmal als eS Celjrer 
tn ber SBelt gibt." SBenn eS fo mit ber 
ÜRetobie befteßt war, wie fönnen wir 
unS wunbern, wenn eS aud) fein ooß* 
ftättbigeS ©pftem oon Siegeln gab, um 
ben otel beweglicheren SHjhthmuS biS ins 
einzelne feftjulegen. 2Bie bei ber 3Re» 
lobte, fo trat betm SJhhtljntuS bie Sra* 
bition ergängenb ein, ohne felbft immer 
unb überaß auSjureidjen. 333aS aber 
bann? ÜRun, ba werben bie ©änger, 
be*m. wirb ber ©fjorleiter ftch felbft ge* 
holfen unb gebacht hoben, bafj ber ©e* 
fang nicht wefentlidj gefäfjrbet werbe, 
wenn man auch io ©inaelheiten oon ber 
urfprünglidjen Slbftdjt oeS Äomponiften 
abirre. 

SieS ftnb bie ©orauSfefjunaen, ohne 
bie man nicht an bie Sfritif oeS men» 
furaliftifdjen ©pftemeS gehen barf. 28ie 
weit man noch oon biefer ©orftcht ent* 
fernt ift, beWeifen fo manche fritifche 
Stuherungen. ÜRun jur ©ache. 

©ictori fonftatiert, bafj SecheorenS 
biefeiben 3et(hen oerfchiebener, ja fogar 
ber gleichen |)anbfdjriften auf oerfchie* 
beneSBeife wiebergibt. Ob baS in ber 
„mobernen" Überfe^ung ober in ber wört* 


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V. Jur »ufMfirung. 


69 


litten gefcfteften, ift nieftt näher angegeben. 
öS muß aber ba genau gefonbert wer« 
ben, wie wir noch einmal wieberftolen. 
öS muß, f(ar oorliegett, wieoiel ber wört* 
lidjeft Überfettung aufgebürbet werben 
fann. ©inigeS ohne 3 tt>e *f e I* £>ier °U° 
muß bie Sfritif einfefeen unb fragen/ ob 
bte Unregelmäßigfeit ftcft etwa aus einem 
feften ©eiche ober fonftwie erfläre. ©onft* 
Wie — j. 95. fcftreibt SecfteorettS $ Q u f e n, 
Wa 8 man iftm feftr oerübelt hat, unb 
«eftt fie oon ber lebten S'iote ab, wo* 
burd) biefe eine aubere ©eftalt befommt. 
Ser Cefer weift baS aber unb ftefjt ein, 
baft auch bte Alten Raufen gefannt haben 
müffcn. ©r mag über btefe unb jene 
ftreiten, ober er wirb nicht getäufcftt, unb 
bie burd) ein fofcfteS (übrigens fehr be« 
grünbeteS) ©erfahren entfteftenbe Un« 
regelmäßigfeit barf für baS ©Aftern nidjt 
mehr ernftlicft in fjrage fontmen; fte ift 
rein grapftifcfter fflatur. AuS einem feften 
©efeße ertlären fid) anbere Unregelmäßig* 
feiten. Sem ganjen ©ftftem ber fRftfttft* 
mifterung liegt ja bie genügenb begrün* 
bete ©orauSfefaung jtugrunDe, baß ber 
clironos bie rftfttftmtlcfte ©infteit bilbe. 
SEBo nun nach bem ©efef} beS chronos 
eine 9?ote gegen ihren aufcfteinenben Söert 
gebeftitt ober gefügt wirb, ba ift hoch 
©ictoriS jwetter frorberuna genügt, 
ffiirb man aber noch weitere Mugeftönb» 
niffe madjen bürfen, bejw. müffen, wenn 
bte Sfritif objeftin fein foH? ffiir glau* 
ben, ja. ©S gibt Anzeichen genug bafür, 
baß (unbefcftabet ber ßeiteinfteit beS 
chronos!) in manchen fällen bem ©änger 
größere Freiheit ber Ausführung gelajfen 
würbe. Sie Dominante ber fßfalmtöne 
5 . 99. wirb meiftenS ohne rhftthmtfcfte 
©erfcfticbenfteit mit ber SBirga ober 
einem liegenben ©trieft gefeftrieben. 99 ei 
bem mit jebem 9SerS wecftfelnbett Seyte 
wirb man eS bem ©änger freiaelaffen 
ftaben, felbft Abwechslung'in ben ©ortrag 
au bringen; benn baS ^falterium £>art= 
terS beweift, baß aneft ber ißfalmoortrag 
wirflicft rhhthtntftert würbe. f$ür 
ffiefen einer guten ißfalntobie ift eS aber 
in ber Sat oott geringem 95 elang, ob 
ber chronos einmal fo ober fo bargeftellt 
Wirb, wie bei ttnS, ob in einen« rejita* 
tioifcfteit ©efange etn a L Saft einmal fo 
ober fo auSgeführt wirb, fofern nur bie 
Safteinfteit erhalten bleibt. Sie 5 tei* 


heit würbe aber ehebent weiter auSae« 
beftnt. Sie foäteren #anbfcftriften be* 
»eieftnen ben fRgfttftmuS beS ©horalS über» 
ftaupt nieftt mehr, unb man hat barauS, 
ohne an ben äftnlidjen ©acftoerftalt be« 
ȟglicft ber Dftelobie ju benfen, ohne 
©runb ben ©eftluß gezogen, man habe 
einen menfurierten 93 ortrag nieftt gefannt. 
Sfteitt, bie Srabition unb ber ©efeftmaef 
ber ©änger beftimmte benfelbett, beoor 
er fdftließlidj 0 ollen bS in 93erfaU geriet. 
Auch niete ber befferett ßanbfdjriften 
ftellen ihn offenbar unooUftänbig bar, 
unb fogar in ben atterälteften ift fefton 
barum Die ©enauigfeit ber ©ejeieftnung 
nieftt biefelbe, weil nur wenige bie £>ilfS» 
bueftftaben gur ©eroollftänbigung oer 
Sotifcftrift herangieften. S0?an muß barauS 
fcftließen, baß oieleS einzelne im rßbtf)» 
mifchen ©ortrag bem Auge nieftt bärge* 
ftellt würbe unb objeftio nieftt bis inS 
fletnfte beftimmt war. ©8 ift unftatt« 
ftaft, bei biefer ©acftlage oon ber alten 
Sonfcftrift jtt reben, wie oon ber unfrigen, 
bie felbft baS ootle Cebett ja erft oon bem 
auSfüftrenben ÜDhtftfer erwartet. Sarin 
fueftt eben SecfteorettS ben ffiert feiner 
„mobemen" .Übertragung, baß fte mit 
oen Mitteln ber neueren Sonfcftrift ben 
fünftlerifdjen ©ortrag üerbeutlicftt, jeboeft 
im ©inne ber alten Sfunft felber, bereit 
©eift in ber metobifeft unb rhfttftmifcft 
nieftt ooHfommenen 9?eumenfcftrift fcftlum* 
mert. SBill man alfo feine pebantifefte 
$ritif üben, fo muß man ftcft nieftt ad* 
juoiel an biefe unb jene ©ingelfteit an* 
flammern, bie für baS Söefeit ber 3We* 
lobte oon feftr geringem 93elang ift, fon* 
bem nnterfueften, inwieweit bie Neunten* 
aeidjen unb bie 3 eu 3 oijfe ber alten 
©eftriftfteder unS fiefter letten, inwieweit 
bie Seutung problematifd) ift (fte bleibt 
eS bei ben meiften giernoten) unb wo 
ber Überfejjer burcftauS feinem eigenen 
©efcftmacfSurteil gefolgt $u fein fefteint. 
SDlancfterlei Unftcfterftett wirb inbeS im* 
mer ©toff junt ©treite geben. @8 ift 
in ber SKelobie nicht anberS, fobalb man 
bie üielfacft abweieftenben CeSartett ber 
£>anbfd)riften wirflicft nantftaft maeftt, 
ober firf) erinnert, wie wenig im 11 . Qaftr* 
ftunbert aueft bie SDteifter lelbjt überein» 
ftimmten. 2 Bie wir hörten, fing ©ictori 
nieftt oftne einigen ©runb mit ber f^rage 
an: Sarf man bieWeumen oftne weiterS 


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70 


5*UM§e |#r 


auf fetoi? mit anbeni Störten: 

©eben uivS bie Einieftban&idiriftejt in 
nierpfeibter fjfttftefjt eitle gen ßgenfce ’$p* 
loäbrfiir bie t£ange!tüe.tfe be! 10. ;^o^v* 
ijuttbertäV tilgen wir fdjHe&lidEi pt'^er* 
ftönbigung nncf} eine! l)tnp.v ^Sebcc 
Xcdicarenä nud^ ei» anbere? (Stioraf* 
Weiifuraliff totjfb bei? iSopFg# erfjefeeiv 
in bet fSiiüegung ber Okitmenptdjeu 


I: [effift immer iinö öfictoß M 3fe#e fcSjem 
) ^efembr« §w babe«. Senn 5m! %kt* 
f ftänbrn! be§ liienfaralrft'fdje». Softri»d t 
f l»ie. 35edjmrn! e! otifgefteilt dn 
tii reref iParc, fo mürbe mau gegen Um 
ab.ne ^metfel niel gewirff tigere We* 
toeife in!|>elb fübVcm at! ef Hafter 
gefdjefjen ift 

©raetm. l‘ &erf). ihUtw&nn. 


Beiträge 3ur <0bcfetfun5e. 



<j dje 

. * ' V* braute' auf 

1 TÖ fl. mt§ bei ^-eber öe! 
Ünteijeijimetcu „ikftväqe jitr 
©loitentunbc,'' 'Jidrtr werben bie S'toge^: 
beantwortet: 1, SÖeidie! Wotetial bot 
man bereit! pt Shifeitiguitg bon ©locfen 
nitfuertUei# fff), it mettben 

uub ©täften fbfinen 
mit bemfetben ©riinfctoüe gegtipli' 
ben^ ,(p. 12& fi’}. ^e;^iwtf#W8'^^ r - : - 
Irbett ertdäen m bem iiemi#*|ittcü %nfe 
gang bcöititibcii.iniififViliM)?« fuUjrburiie! 
(190?*) '.5. 16 ff. bewfd&eri meröerr 
bie fragen bcafttitmttet: 111. üSdtfje 
3»terßaUc laufen firij p einen? mirfürtg!-- 
öoüe-n ©deutle oeieimgcn? (@, 17 fi,;, 
TV, 33drfjes futb bte bebeutenbften 
©faden V(@. 40 ff,j 3}ie föfgeiibeu 
Sliifteitungeit triofleu lUnttnflrf geben auf 
bie ^rager 

V. 

©fübe 3«fdmfieft bat «nn Mir^lorf«» gea>ät}0' 

*iüi veiftlgebciie Seife mth uneben 
Imft ruft iäglub bie Jirdje byirfj ffijj 


1 



iiiöiefi aifee§ i5gpercn y eine! f)cüit>mt JÜpi- 
cb#i bifi-fefHtebetrufenb in ba! irblf^e 
£ebdt btä Söge« &em. gfäuMjj fltritiiii-- 

Th, ' ^tjfepfe Ümisv^t, rtfflrcptjertlcp, 

/jS$£' Ißfö, '0,'ST4- ifeib tvzei, 

uj , • jgtlcjjoflirfjcr föet fflf c&ct . *<m~ 

m'u« W ifftl» £tv\bv tw&* it*- 

p\i?M w ftm 

l ^ 1 tV 511 f qtä itrtn* 

tn . iMü ialis» 

.unb WuüH 

rtwtöe mit ifirri pi fywbi?. qetnwn. t\\wv 

; {eit.... m ftüet i>m bVt iiitiirQie 

mit r^r fyuiit va»d/ itvuui $^ri>aiu»itiÄ;>1l5| mfflfi 


,, in feeit n 

tcn beb Vebe «i uh b j'ebcö rin§elncnSage!'» 
bie ein!abeiibe W tiljiiunu bringen, übev 
b?m niebeten auch bce iiöijcni, nimm* 
| ; :üfi^en fieften! littet p nevgeffen*,) i'lbev 
ebem'o flnb biefe ©fötfeniä’rie and) Violen 
gu! bem ^»evjeu ber ßlirifteit, fmb Ü3il! 
jene! tjeihgen SBiberftnr.ge!, ber bitie 
«ott i>e\n Urnern fHufen be§ atte* 

min ja’ eetteutem 
Wuf&üdt p <ßptt, mm jur 9fii1jiu«g oll 
iinfetev llifefnujig noif) <&$$, im?? §iii« 
bemütigen, bnfjfertigen fflcbcn gn (Bp| 
«tu? ,j«m füödipett tttib greifenbeit ifiirtfe 
gegd.il 

Tie Oqorten begleiten imb beleben 
ober i?td)t nur bni fit^tietje,. fbtt&eni 


)vax a ttx mirffame Shitqcber bts hotifeliq cn 
%\\$qU . -ItaUntiit von : Jüevd in bt tt ^eitrebnugeiv 
Stdfttmifüi Üj*. Sdtl froste fiit ^br&mmof 
«itb be-?r iüuröf#e(t bot 

a(tf : ,:• 

MjK fvitt1 fer^ito in Mt fn^rc 

Ivfiftoraltk'.otr^ic. in -otn nwl^i ^abif.n;. luobf. 
tust\ fisten ui 

ut$ ^cfammeu. 

be^ b^fhibfUfeti otbritde ct fetdi 

Aebtt gilbt e für ben tivUeu tcöt . 

fau^c m& bifün muijer -^iebeüt.unij' ‘unb '■ mbnu 
.bcTuieibcti «nro^imb boi.' Mus. rä*?r: 

m<>> Z Ub. 

■'... S ijiftniteto .blui, tvie d.ou bem ^fte bei foiet* 
ll^eh itfiife , 0 m . ÖraW iinb ^ui• iotenTeirr, 
utrb mieluicam u<m ^gcQaub'rwÄr iiö jeict= 

abaib Wt @(DcrVi)toM ^en trculidi be 

rrkifti, - ein f-.nor»e* 5 - i’hrm« für ben %cbt0et, 
— »Xiub: isrxb iftte Äbeumn^ 

% fdlfmlifcljeti ^njclf' ^an^iböTtcaiifeV 

'4 iHuft ä’OTiGjmiora) ' 

®>; ptiüüitattimK digtiiÄca ßt v 

OuraGiiiv- Raiioti/iii? /f^norntu yflficlcifuni, Lih,L 
cjv; j t P^ r - mG|eU»?t stxt^i (nu. i* 

tfi 

,; o C. H‘. *&>. 


Go gle 


i frü 





71 


Seitrift {ur •ItAtataulr. 


überhoupt baS oolEstümliche ©emütSleben 
ju allen ßetten »nie mit intern &lang 
tm ©eläute, fo nicht minber mit ben 
ihnen auf gegorenen ^nfcljriften unb Sil* 
betn. Son früherer Seit an Ijat ins* 
befonbere baS beutfdje ©emüt ber ©lode 
unb intern Slang tiefen Sinn unb meilje* 
oolte Deutung Beiaemeffen unb bieS in 
frommen, ftnntgen Sprüchen unb Silbern 
auf ben ©loden felBft jum AuSbrud ge* 
bracht. @S liefse ftd) ein ganjeS Sud) 
Schreiben über bie Schiebungen beS ger* 
ntanifchen ©eifteS ju ben ©loden unb 
ihrem ©eläut, oon SEarlS beS ©ro&en 
©lodengufj *u Stachen Bis jum Cieb oon 
ber ©lode, oaS ©d)iller fang."') 


9Wit ber Anbringung oon Qnfcbriften 

f jing man in früheren Qabrhunberten 
parfamer um. SiSmeilen fehlt auf feljr 
alten ©loden nicht nur bie QahreSjahl 
beS ©uffes, fonbem überhaupt jegliche 
©chrift. £>ie ©prüche, anfangs nur in 
lateinischer ©prache Oerfafjt, ftnb furj 
unb hoch gefjaltooll. SSBir ftnben bie Qn* 
Schriften meift um ben ©lodenbalS herum* 
laufenb, seltener ftehen fte um ben Sranj 
(©cplag), oereinjelt trifft man mohl auch 
^nfcbrtften oben auf ber glatte (j. S. auf 
etner ©lode ber Satljarinenttrche jju 
Sranbenburg oon 1345, beSgleichen tn 
ber SElofierEtrdje ju S^ nna °ei Qüter* 
bogt oon 1491, ebenfo in ber ^ßfarrfache 
©t. ÜJiartin in Sßieterlen (Santon Sern), 
ferner auf ber großen ©lode (61,12 Str.) 
ber fatholifchen ^ßfarrEirche in 2J2onta* 
baut*) oon 1668) ober gar auf ber in* 
neren ftläche ber ©lode (j. S. an einer 
©lode oer SliEolaifirche in QüterbogE). 8 ) 
©päter beljnten fich bie Qnfajriften über 
ben gangen ©lodenteib (ÜJiantelfläche) 
auS, maS biefen in bemfelben üftafoe ent* 
ftetlt, mie langatmige ^nfchriften füllen 
präjifen an Schönheit unb «Bert nach* 
flehen. 4 ) SiS gum ©nbe beS XIV. ^al)r* 
hunbertS begegnen mir ben romantfehen 
ÜDlajuSfelformen, guerft noch in ber Ab* 


*) griebr. Süinfrib ©cfjubart, ®ie ©lotfen im 
frerjogtum 9CnI)alt Sin Seitrag jur ©efcfjictjte 
unb Stltertumstunbe Slnbaltä unb jur allgemeinen 
©toefenfunbe. ®e|fau 1896. ©. 41. 

*) llusica sacra 1903, ©. 53. 

*) Dr. £>einr. Dtte, ©lotfenlunbe. Seipjig 
1884. ©. 120. 

4 ) Dr. Äarl Saber, JurtnglocJen > Sücijiein. 
©ine SBanbenmg burc$ beutfdje SBädjter* unb 
©lodenflu&en. Sieben 1903. ©. 112. 


medjSlung mit 8apibar*©hiraEteren, bann 
rein gotifdjen Sögen. 1 ) $m XV. (oerein* 
gelt fchott oon 1360 ab) unb in ber erften 
fjälfte beS XVI. QahrhunbertS Eommt 
bie gotifdje (edige) URinuStetidjrift oor 
(foaen. ©itterfdjrift, eine Schriftart, bie 
nicht immer leicht §u lefen ift), melche 
bie ©iefjer für ihre SBerEe bis gum ©nbe 
beS XVI. QafjrhunbertS benufcten. S u * 
meilen begegnen mir auch fpätgotifchen 
ÜJlajuSEeln unb SRenaiffance'SWajuSteln. 
Um baS $aljr 1530 tritt aber fdjon Oer* 
eingelt bie mobeme SRajuSEel* unb 9Ri* 
nuSEelfchrift (bie noch heute übliche An* 
tiqua) auf.*) „3Me Siffern fmb bis gum 
Anfänge beS XV. IgahrhunbertS meift 
römifdje, erfl fpöter Eamen bie arabifchen 
neben oen römifdjen in ©ebrauef)."*) 
„35ie früheflen Qnfdjriften ftnb in ben 
SDlantel emgeErafjt unb grnar rechtSlaufig, 
fo bafj fte auf ber ©lode linESläufig er* 
fcheinen unb nur im©piegel gelefen merben 
1 tönnen (Smabifc, Pfarrhaus in ©röben, 
| ®oSborf). daneben Eommen häufiger 
bie mit Stempeln geformten Qnfdhriften 
Oor, mobei in <£)olg gefchnifcte Suchftaben 
in ben üftantel nebeneinanber gebrüdt 
mürben. Son biefen ift nun eine ganje 
i Anzahl unlesbar unb mirb eS moqt 
bleiben." 4 ) 

©ine fachliche Sorfchrift bejüglich ber 
Anbringung oon SilbmerEen unb Qn* 
fdhriften auf Kirchengloden lautet: ,,®ie 
©loden bfirfen Eeinerlei profane Silber 
ober ©prüche tragen, fonDern baS Silb 
j beS ^atronS ber «irche ober ein anbereS 
! heiliges SilbniS mit religiöfer^nfchrift." 6 ) 
| Qu* allgemeinen liegt ben mittelalter* 


x ) 3o§. Sfa^mgruber, Hosanna in ex- 
celsiß. Scittäge jur ©locfctifunbe auä ber 3)iöjcfe 
6t gölten, ©t. gölten 1894. ©. 277. - 

©c^ubart a. a. D. ©. 53. — Slrdjtu beS 
rif^ett Scrcinö beä ÄanionS 8crn. X. Sb., 
3. $eft Sem 1882. ©. 377. 

*) Dr. §einr. Sergner, 3ur (SHodeithmbe 
2§üringenö. 3ena 1896. 6. 42. 

•) §einr. Södeler, Setträge jur ©lodenfunbe. 
Sachen 1882. ©. 75. 

4 ) Sergner a. o. D. 6. 41. 

5 ) Act. Mediol. Instruct. fabricae et supel- 
lectilis ecclesiastic®. Lib. I. Bergomi 1738. 
cap. 26, pag. 586. — Dr. ©. 3afob, 3)ie ßunft 
tm !Dtenfte ber Äircbe. ©in öanbbticf) für Jyreunbe 
ber !ird)n$en ^unft. 4. Äufl. ^anbs^ut 1885. 
©. 274. — 3o&- ©erfjarbp, $ra?tifdie 9iatfcbläge 
über fircblid^e ©ebäube, Äircbengeräte unb 
mente. Sßaberbom 1895. ©. 138. — Dr. 2(nbr. 
©$tntb, Äeltgiofe ©innfprüc^e ju 3 n f^ft^ 


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72 


Jtilrfigt {ui SUtfitnlmntt. 


liefen ©lodeninfchriften tote Silbern 1 ) 
„ein emfter frommer ©tnn jugrunbe, 
häufig in ber gorm beS ©ebeteS. Die 
mittelalterlichen ©lodeninfchriften heben 
fuh barin öorteilfjaft ab oon benen beS 
17., 18. unb 19. gafjrhunbertS, bie oft 
einen ungebührlichen Umfang unb fdjioul* 
fügen ftnljalt haben, ja häufig nichts 
meiter ftnb als eine §lnetnanberretf)ung 
oon Namen oom CanbeSherrn bis jum 
SHrchoater, auf jioet ©loaen fehlt fogar 
ber Name ber grau ißaftorin, geborene 
fo unb fo, nicht."*) 

Die gnfehriften ber ©loden zu lefen 
ift feine gan$ leichte ©aefee. ©cpon bafe 
eS oft recht ferner ift, an bie ©loden 
heran^ufommen, bafe fte bunfel hängen, 
bafe fte beftaubt, ja befchtnufet ftnb, er* 
fchtoert bie (Sntjijferung berfelben fehr, 
mehr noch ober, maS bie ©loden beS 
SWittelalterS angeht, bie ©chreibmeife ber 
©djriftjeichen mit ihren Verzierungen, 
unb bie Datfacfee, bafe aerabeju ftörenbe, 
ftnnoermirrenbe ©chreiofet)ler feineSmegS 
feiten ftnb. Von lefcterem nur ein Sei* 
fpiel: felbft auf ber prächtigen ©lode ber 
(£briacu8*5?irdje in ©ernrobe, einem 
SReiftermerf, ift baS 28ort Signum arg 
oerfchrieben in SIGMV. Daju fommen 
noch bie häufigen unb feineStoegS immer 
ftefe gleichbleibenben Ülbfürjungen. Die 
SfenntniS aber ber ©d)riftenttotdlung ift 
für bie SllterSbeftimmung ber ©loden 
oon grofeer Sßefenheit." 8 ) 

Der ©lodeninfchriften finb Cegion. 
Siete oon benfelben ftnb wegen threS 
merftoürbigen QnhatteS, ben man oft 
als ©piegel ber gelten betrachten fann, 
namentlich für ben Kirchen* unb Stultur* 
biftorifer oon ganj befonberem gntereffe. 
Stuf ben fotgenben ©eiten bürften man* 
nigfaltige Selege hierfür ju finben fein. 

Die'ältefte, bis jefct befannte ©loden* 
infehrift ift biejeniae beS 5lbteS Norbert 
(835—864) oon CobbeS bei ©h Q rieroi, 
oon beffen ©lode eS helfet: testatur cam- 


Äirchengeböube unb firdjltdje ©egenftänbe in la* 
teinifcher unb beutfd&er ©pracf)e. Äempten 1899. 
©. 211 p. 

*) 2)ie $)en!malpPege. §erau3gegeben non 
ber ©chriftleitung beö 3 entralblatteö ber Sauoers 
waltung. Berlin 1904. VI. 3<P)*9 an 9/ ?• 

£eägl. 1905. VII. 9?r. 15- Pilger* ober 

SßaUfabrtöjeid^en auf ©loden. 

a ) ©chubart a. a. D. ©. 44. 

3 ) ©chubart a. a. D. ©. 53. 


pana percelebris ejus jussu facta et ec- 
clesi® nostrse donata, in qua sunt ver¬ 
sus, qui abbatem et factorem, vel ad 
quid facta sit, quasi ipsa de se loquente, 
hoc modo manifestant: 

Harberti imperio componor ab arte 
Paterni 

Nec Musis docta, en cantus modulator 
amoenos 

Nocte dieqne vigil depromam carmina 
Christo.“ 1 ) 

©iner feiner Nachfolger, 2lbt golfutn 
oon CobbeS (965—990), liefe für feine 
Kirche zwei ©loden giefeen unb berichtet 
felbft hierüber in ber ©hrottif beS $lo* 
fterS: 

„Folcuinus fecit et campanas duas 
majores, quarum unam, qnse maxima 
erat sancto Petro et aliam sancto Urs- 
maro dedicavit. In ista versus hii in- 
scripti sunt: 

Jussu Fulcuini me condidit artificis manus 
Danielis, ad iaudem Triadis. 

In alia istud tantum modo: 
Fulcuinus Deo et patrono suo sancto 
Ursmaro.“ *) 

1098. * AMIICDPvFsASTMIIICO 
IHVsMGTD 

Drohettborf, ÄreiSSernburg,.f)er* 
zogtum Inhalt — ©chubart (a. a. SD. 
©. 204 fl.) hat biefe gnfehrift in folgen* 


*) Folcuini Gesta Abbatum Lobiensium, 
bei ^erfc, Monumenta Germ. IV. 60. Migne, 
Patrol. latina CXXXVII c. 12. ^ßiper, ©in-' 
leitung in bie Monumentale X^eotogte. ©. 383. 
G. B. de Rossi, Campana con epigraphe dedi- 
catoria del secolo in circa ottavo o nono tro- 
vata presso Canino, im Bulletino di Archeol. 
crist. (1889) Ser. 4. Anno 5. p. 84. ©ebubart 
a. a. 0. ©. 550. 9tad) biefem Bericht lieb 8 bt 
§arbert für bie bortige Älofterlirche eine § 06 $** 
rühmte ©lode gie&en, welche er mit einer 3 m 
fchrift oerfah, bie (wie ber Ghronift befonberö f)tx> 
norhebt) biefen 3 lbt unb ben ©iefjer nennt unb 
bie Seftimmung ber ©lode in ber Sßeife angibt, 
al$ wenn biefe über fich felbft fprädje. 2 )ie auö 
brei noch reimlofen .ftesametern beftehenbe 3 n* 
fchrift lautet 5 U beutfeh etwa: „5luf s Xbt ftarbertS 
Sefehl burch JRunft bes Maternus nerfertigt, nicht 
oon ben Mufen gelehrt, hoch lieblichen ^langes 
ich werbe wach bei £<*8 unb Stacht weih’n ©h r jP° 
bem Jperrn meine lieber." Dr. 3 ul * ©chmibt. 
3ur Erinnerung an Heinrich Dttc. §aüe 1891, 
©. 22 p. 

2 ) Pertz, Monum. Germ. IV. 71. Migne, 
Patrol. latina CXXXVII c. 29. tßiper, EinleU 
tung in bie Monumentale Xheologie. ©. 849. De 
Rossi im Bullettino di Archeol. crist. (1889) 


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78 


Jeitrfige für floduwkun&r. 


bcr Deutung tuieberoegeben: Anno 

M'IIC be^tt). Anno Domini MIC Die 
Post Festum Archangeli Sancti Michaelis 
II Calendas Octobris In Honorem Yir- 
ginis Mariae GenTricis Dei; am beutfdj: 
iym $af)re 1098 ober im ftatjre be8 
$>errn 1099 am Dage nacf) oem gefte 
be8 ©rjengelS, be8 betltgeti 2Wid)aet, am 
30. (September, *u ffiljren ber Jungfrau 
äflavia, ber ©ebarerin ©otteS. 

1144. * ANNO • M • CXLEII Ab • 
INCAR(natione). D(omi)NI FUSa E(st) 
* CA/m) P(an)A* ($m Sfafyre 1144 Oon 
ber wnfdjroerbung be$ ©errn ab ift bie 
©lode gegofjen.) 

$gaenSbad) beiföengerSberg,Slmts* 
bejirf Deggenborf (9aebetbatoertt). Die 
Qnfdjrift tft burd) forgfanie$ ©inrihen in 
ben 9J?anteI entftauben. Die ©lode (}at 
eine f>öf)e oon 0,43 m unb einen unteren 
DurcbmefTer oon 0,35 m. Der Umfang 
beträgt oben beim ©djriftbanbe 0,82 m, 
in ber SWitte 0,92 m unb am unteren 
9tanbe 1,12 m. Die ©lode Ijat atfo 
eine bienentorbartige ^orm, äfjnlid) ber 
©lode ju DieSborf bet SWagbeburg. 1 ) 

Ser. 4. Anno 5. p. 84. SBte Ijier mitgeteilt ift, 
lieg 8lbt golfuin für ba3 Älofter £obbe$ imx 
©loden fliegen. SDie oben angegebenen ©erfe, 
welche auf ber größeren ©lode ftanben, lauten 
$u beutfch etioa: „9luf gulfuinö ©ehcig h a * mich 
ge&ilbet bie Äünftlerhanb 25aniel$ jum greife ber 
Xreieiniflfeit." $ie anbere ©lode trug bie oben 
mitgeteilte fur&e Sßibtnung, rocldje ^ier aud) in 
beutfcher Sprache folgen mag: „©on gnlfuin ©ott 
unb feinem 0chujpatron (bem früheren 2(bt unb 
fpäteren Sofalheiligcn oon £obbe$) Urömar ge* 
weiht." 3- Schmibt a. a. D. 0. 23. — 9luch bie 
Äunft, bie glatte gorm ber ©lode ju oerjieren 
(sunächft umsogen Stäbe, Hränje, ©lätter ober 
Saubgeioinbe ben ©lodcnhalä — Mantelfragen; 
Su ihnen gefeilte ficb halb ba$ Äreuj alö Spmbol 
be$ ©hviftentumö unb alä £eiljeid)en sroijchen ben 
einseinen Porten ber 3»fch^ift beliebt), roar fcfeon 
im frühen Mittelalter befannt. 3n einem ©üd)* 
lein oon „Dr. 3&f- 9teuroirth, bie ©autl)ätig!eit 
ber Sllemannifcben Älöfter 0t. ©allen, SKeidjcnau 
unb ©eteröhaufcn. Söien. Verlag oon ©erolb 
1884" f^reibt ber Serfaffer: $urch karlmann, ber 
nach feiner 9lbbanfung auf feiner Steife nach 
gtalien 741 ben heiligen Ort (klofter 0t. ©allen) 
brieflid) bem ©ruber empfohlen, erhielt Ottmar 
oon bemfelben bie Siegel beö heiligen ©enebift 
behufö Einführung in feinem kloftcr, loclchem 
^ioin eine reid) oerjiertc ©lode fdjenftc, bie lange 
3 ett hindurch bie Mönche jum Stubieren, £cfen 
ober ©cbet $ufammenrief. 911$ Duelle für biefe 
Stotis ift angegeben: Maper oon Änonau, Vita 
S. Galli. 

l ) ©. Schönermarf, £)ie Älteröbeftimmung 
ber ©loden, ©erlin 1890. 0. 10. — fr. Otte, 
$abtrl, St. M. 3 a&vbwcb. 30 . gfa&vg. 


1151. Der reimlofe jöejrameter auf bcr 
©linfa beSDomeS in 2J?erfeburg lautet: 
SIT DVM CLINSA SONAT TURBO 
PROCUL HOSTIS ET IGNIS. (gern, 
wenn ©linfa erfchatlt, fet ber «Sturm* 
winb, ber geinb unb ba8 geuer.) 

Allen i^ren ©igenfefjaften nach fann 
biefe ©toefe nur im 12. gahrljunbert ge» 
goffen fein; benn eine ftarfe fRtppe mit 
ftarfem Sir an je, runbe Öhre, melcfje ficb 
in matter Cinie ju einer Strone *ufam» 
menbiegen, fomie bie gorm uermetfen fte 
mit «Sicherheit in8 12. gahrhunbert. «Die 
SBörter ftnb burch Drett nun.gleichen nicht 
aefdjieben, nur am ©chiuffe hinter IGNIS 
ftebt ein ißunft; oon ben fRunbteüen 
merben fte rücfjicbtiSloS burchfebnitten. 
Die S3ucbfIabenformen ftnb übermiegenb 
römifcb; aber auch Uncialett, fogar ab» 
mechfelnb mit Cajpibaren# ftnb anaemen* 
bet. S3on ben munbteilen enthält ba8 
eine baS Detragrammaton AGLA, mel* 
cbe3 nicht nur öfter an ©lotfett, fonbem 
auch an anberen mittelalterlichen Stücfen 

S efunbett tuirb. @8 wirb al8 fabbalifti» 
her ©otteSname gebeutet, nämlich a($ 
bie SlnfangSbucbftaben be8 h e 6räifihen: 
Attah Gibbor L’olam Adonai = Du bift 
mächtig in ©migfeit, fierr. 1 ) ©. Schöner» 
marf febreibt (a. a. 0. S. 12, ?lnmer» 
fung 2): „©igene Untcrfudjung bot mich 
böüig überzeugt, bafe bie nermeintlichen 
fünfte jmifdjen M • C • LI jmar nicht 
eingebilbete, hoch ganj äufällige ©rböbun» 

§ en ftnb, bie feineömegS, mie Otte in 
er S e «tfchr. für djriftl. Archäologie unb 
Sfunft I. 83 unb in ber ©efebreih. Dar* 
ftellg. ber ält. Sau» u. Slunftbenfntäler 
be8 Streifeä ÜHerfeburg S. 158 für mög* 
lieh hält, bie gahreSjahl 1151 angeben 
foflen. Den ©runb für bie jufädige 
©ntftehung be8 ^unEteä jtoifchen C unb 
L fann man erfennen; um ein 9funb* 
teil $u machen, hotte ber ©iefjer anfangs 
hier feine 3'vfelfpibe eingefefct uttb be* 
reitS Streife, bereit Spuren noch ju fehen 
finb, gefdjlagen, ol§ er ftch ju einer anbe* 
reu, ber je§tgett Auorbnung entfchlofe." 

Kunftarchäologte. I. ©b., 5. 2lufl. fieipsig 1883, 
0 . 404. — fr. Otte a. a. D. 0. 89. 0d)ubart 
a. a. D. 0. 206. 

J ) Söiggert in ben 9Jeuen Mitteilungen beö 
thünug.-fäd)f. ©efeh.» unb SUtertumboereino VII. 
2 , 88. — Schönermarf a. a. D. 0. 12. — ©ergl. 
1490 München. 

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74 


ftitrfige jur CUdmikimie. 


1200. * 0 - REX - GLORIE - VENI - 
CM - PACE - MCC. 

^nfchriftingotifcheniÜiajuSfetn. Tiefe 
ftarf mit ’ßatina überjogene, no<f) gut 
erhaltene ©locfe (Turchmeffet 0,95 m, 
$öhe 0,74 in) ju ©t. m ortin am 
SbbSfetb in öfterreich erfdjeint, infomeit 
bie gahreSjahl in Setradjt fommt, als 
bie ältefte in ber Tiöjefe @t. gölten. 1 ) 
3 lud) auf ber altejien ©locfe (©oftaitna) 
beSÜMnfterS jugreiburgi. Sr. f teben 
bie SBorte: „Anno Domini MCCLVill 
XV Klas Augusti structa est campana. 
0 rex gloriae, yeni cum pace . me reso- 
nante, pia populo snccurre Maria.“ 
Unter aßen ©locteninfdjriften beS 9J?ittel= 
alterS feljrt feine fo häufig unb aßge* 
mein rnieber mie baS uralte ©locfengebet 2 ) 
0 rex gloriae Cbriste veni cum pace, 
fein ©prud) fommt biefem gleich an 
meiheooßer Tiefe mie an auSbrucfSöoßer 
SEürje beS Inhalts. ©r mar ©emeingut 
nicht nur ber oerfdfiebenen beutfcfjen SiS* 
tümer, fonbem auch anberer cf)riftlic^er 
ßlationen ©uropaS im ÜJWittelalter. ©o 
tragen j. S. in ber fßrooinj ©ad)fen 
aßetn über 70 ©locfen biefe ^nfchrift, 
unb unter ben etma 200 mittelalterlichen 
©locfen, meldje baS 8 anb ülnfjalt noch 
beftfct, fmb 20 , meldje mit biefem ©pruch, 
unb jmar 12 tn iüiajuSfel*, 8 in ßftinuS* 
felfchrift auSgeftattet ftnb. Qn granf* 
reich tft eine gan^e ßteihe oon ©locfen 
mit biefer Qnfchrtft gegiert.®) ©S ift 
bemerfenSmert, bafs auf franjoftfchen 
©locfen ber ©pruch anftatt in ber 0 -ortn 
beS ©ebeteS öfter in berjenigen ber 3lu8* 
fage oorfommt unb bann lautet: XPS 
REX VENIT IN PACE. $n Töne* 
marf ftnb mit biefer Qnfchrift auSge* 
ftattet bie ©locfen oon 1272 in 2 lar* 
ftaßer unb üon 1300 in ber ©t. SEnubS* 
Stirche ju Obenfe. 4 ) Qn $otlanb ftnb 
«oei ©locfen befannt, melche ben beregten 
©prud) tragen, bie eine in @cf)t oon 1272, 
bie anbere tn ^»erfenbofch oon 1273, unb 
jrnar bilbet berfelbe auf beiben ein fo* 

*) gatyrngruber a - a * ©• 125. 

*) ©$ubart a. a. D. ©. 533 fl. 

*) J. D. Blavignac, La cloche. Etudes sur 
son histoire et sur ses rapports avcc la so- 
ci6t6 aux diflförents äges. Geneve 1877, p. 170, 
179, 307, 377. 

4 ) C. Nyrop, Om Danmarks Kirkeklokker 
og dere Stöbere, in Kirkehistoriske Samlinger. 
Band IV. Kopenhagen 1882. S. 181. 


genanntes ©hronogramm, 5 . S. 1272: 
Veni reX gLorle CVM paCe. 1 ) $n 
©panien ift eS unter anberen bie be* 
rühmte ©locfe ber ©t. 97ifolai=$Eirche ju 
Setißa in Slragonien, melcher aufgegoffen 
ift: XPS REX VENIT IN PACE. TaS 
qeheintniSooße ©elbftläuten, meldjeS oon 
biefer ©locfe berichtet rnirb, foß angeblich 
ber SEraft biefer ^nfdjrift jugefchrieben 
morben fein.*) $n ber ©chmeij maren 
beifpielSmeife bie ©locfen beS ©rojjmün* 
fterS ju 3ünch oon 1428 unb 1451 
Trägerinnen beS genannten ©prucheS. 
Toa) maren biefe beiben ©locfen umge* 
offen auS alten ©locfen beS 13. Qagr= 
unbertS unb hoben mabrfd)einlicb oon 
biefen alten ©locfen bie Qnfchriften über* 
fommen.*) Qn Ungarn, im 9?eograber 
Äomitat, ift nach ben ÜKitteilungen ber 
f. f. 3 entTa ^ onTni *li^ on 1856, ©eite 64, 
auf ettier ©locfe auS bent Slnfang beS 
15. gahvhunbertS biefe ©ebetSformel fo 
oftmals mieberljolt, bafc bie ganje Ober* 
flache bantit bebecft ift. 4 ) Qn 9 ?u^lanb 
hat man oor etma 50 fahren eine ©locfe 
auS einem Sache auSgegraben, melche jur 
^nfdjrift baS 0 rex gloriae hat. 6 ) 
hegt auf ber £>anb, bah ber aßgemeine 
©ebraud) biefeS ©prucheS auch einen ebenfo 
aßgemeinett Slnlah unb Urfprnng ber ©in* 
führung beSfelben oorauSfeljt. £$uTeutfd)* 
lanb hat ber Sifchof Heinrich oon Cüt* 
tich im $af)re 1081 juerft bie treuga Dei 
ober pax Dei eingeführt. Tem Seifpiele 
feines ©uffraganen folgte 1083 ©rjbifchof 
©igimin üon SEöln. 6 ) „Tiefe 3 e ' t beS 

*) ©c^r au$füf)rlid)e 3«fammenftcHungcn über 
biefen ©pruc^ gibt ©. t>an öorffum-SBaalfeS, 
Jriefcbc Äloffe-Dpfc^nftcn in be Srije XVI, 
160. XVIII, 11—14. XIX, 93. Seuroarben 1885. 
1892. 1895. dv füf)rt eine überrafc^enb gro^e 
3a^I non (SModten btä 13. 14. 15. 3af)rf>iutberi3 
unb fpäterer 3 e ^ an > melche biefen ©pruc^ in 
roedjfelnber ©eftaltung tragen. 

*) Blavignac a. a. D. ©. 241. — Dtte a. 
a. D. ©. 122. 176. 

# ) geftfcbrift jur ©rinnerung an bie ©lotfen= 

I weifye im ©rofenuinfter in 3ürid)- 3^ri^ 1889. 
j ©. 10 fl. 12 fl. 

4 ) ft. Dtte, ftanbbuc^ ber ürc^lidben Äunft= 
ard)äologie. 5. 5lufl. £eipjig 1883. I. 445. 

5 ) 3Konatid)rift für ©otteöbienft unb fird^- 
| lidje Äunft. (Böttingen 1897. I. 407. 

•) 21. Klucf^obn, Öefd)idf)te beä ©otte^frie= 

| ben^. Seipjig 1857. — Semichon, La paix et 
la tr^ve de Dieu. Paris 1869. 2 23be. 2. 2lufl. 
— 3* tftottesfriebcn unb bie fat^olifche 

Mircbe beö SWittelalters. Slugsburg 1861. 



Original from 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 



Bfftrfigt jut •I.Atnbun&r. 


75 


©otteSfriebenS, ber Pax Dei, ftc wirb 
e§ fein, toetd^e bem, roa$ aller (Semüter 
beroegte, SluSbrucf gegeben bat im ©ebet, 
reelle rote ba8 Dona nobis pacem bem 
Agnns Dei in ber SQtejfe eingefügt, fo 
baS 0 rei glorise veni cum pace ben 
©loden aufgegoffen bat." 1 ) 

1212. hilf Got. Maria berot. vas. ich. 
pegin . dases. ein . gut. entgevint. 

IMCCXH. ar. 

SBiltben in Sacbfen. Ü)iefe ©locle 
ift im ^ani 1893 au8 bem £urme berab= 
genommen uitb umgegoffen roorben. S^, r 
©eroicbt betrug etroa 12 ßentner. Brot* 
fdfen ben einzelnen SBorten ber Umfcqrift 
roaren (Siegel angebracht mit bem Silbe 
ber heiligen Jungfrau 9Waria, bie bnS 
©btäftuSfinb auf Dem Slrme hält.*) 

l ) ©chubart a. o. D. ©. 542. — Son ben 
fel)r ©ielen ©loden, auf benen bicfc Snfchrift noch 
ju finben ift, mögen folgcnbe genannt fein: 1272 
@cf)t in §oHanb, 1273 §erfenbofcb in §oUanb, 
1281 greiburg i. Sr., 1299 ©ingig, SRegbeg. 
Äobleng, Jtemel in 9toffau 13. Sa^r^unbert, 9?om* 
bom in ftaffau 13. 3al)rh., föofjbad) in 9toffau 
13. 3abr^unbert, SBerfcöau in ftaffau 13. 3ah*§-/ 
1340 Kolgheim im ©Ifafj, 1397 Künftermaifelb, 
1404 Siebfrauenfirche in Dberwefel am 9tyein, 
1411 ©aub a. SRljein in -ftaffau, 1411 3Bürm bei 
Sinbern, 141ö 3ena, 1414 Sftieberfirchen, Segirfg* 
amt jtufel, 1417 granfenfelg, 2)iögefe ©t. gölten, 
1418 Karienfirche in ©reifewalb, 1424 SBrigberg* 
holgen bei |>ilbegheim, 1425 §eiligenftabt, 1436 
Äönigftein im £aunug, 1442 grühmefjglode ber 
grauenfirche in Küncben, 1443 2tbtei?ird)e beg 
ehemaligen ^ßrämonftratenferflofterg Jlbenftabt in 
ber Söetterau, 1444 Sangenbach, Dberlahnfreig, 
1451 ©rofjmünfter in 3üricf), 1451 2ßin!lerin ber 
grauenfirche in München, 1455 2Beife!ird)en a. b. 
SDonau, 1465 Slllerheiligenfirche in ©rfurt, 1467 
©igolgfjeim, 1469 ©oeft, 1470 SRottorf in Sraun* 
fchweig, 1475 Unterröppifch, ßreig SReuftabt, ©rofj* 
hergogtum ©acbfemSBeimarsSifenach, 1477$hontag* 
firc^e in Seipgig, 1487 greiberg i. ©acfjfen, 1492 
Meiningen, Dberelfafj, 1492 Seutergborf in ©achten* 
Meiningen, 1493 §aglach in Saben, 1494 Öfters 
cappeln, 1498 ©chneeberg, 1503 2)ungelbed bei 
^ßeine, 1506 ©t. ©eorgin ßötn, 1511 §erfchborf 
in Thüringen, 1512 SBehrftebt bei ©ilbesheim, 
1613 §ermgborf in Thüringen, 1515 ^ßöfjned in 
Thüringen, 1518 gainfpifc in Thüringen, 1518 
Sucha, tfreig ÜReuftabt, ©rofchergogtum ©achfen* 
3Beimar*®ifenach, 1518 SRübergborf in Thüringen, 
1519 ©chlettroein in Thüringen, 1524 -Kehrum 
bei ftÜbegheim, 1531 SRieberfroffen in Thüringen, 
1531 $ienftübt in Thüringen, 1536 Sattgenfchabe 
in Thüringen, 1642 2)infelgbühl, 1646 Kaugbad) 
bei ©tolberg, 1646 SRhein&öch/ 1646 Sinnich, 
1646 Künftereifel, 1679 ©tift 3irbagger, 2)iögefe 
©t. gölten, 1702 ©tabtpfarrfirche in ßremg a. b. 
2)onau, 1902 ©Igenborf, Unierwefterwalbfrete, 
1903 ©fchweiler*$umpe. 

*) SRainger Journal 1893, 9?r. 172, II. Slatt. 


1216. * sanCtVs Victor boDo nos fVn- 
Debat. 

^erringen bet ^amm. 1 ) 

1234. * AVE • MARIA • GRATIA • 
PLENA • DOMINVS -JTECVM • aNNO • 

MCCXXXnil • FVDTa • f VM- 

£>elfta bet ©Sieben. Sie grorm 
ber ©lodte ähnelt ber ber SWerfeburger 
©firtfa (ftel)e 1151), nur boft bie Sftippe 
fd)ott gefälliger ift. Qbre ©cbrift fte^t 
nerfe^rt tn einem non jmei @d)nüren 
begrenzten 33anbe. ®ie ©uc^ftoben be* 
fte^en nod^ in einföd^en fiinien unb tra^ 
öen in ber ÜKe^rja^l römifd^e 3 ö 9 e - 
Ungialformen finb menig ouSgebtlbet, 
fo bajj fte fteUenmeife an Äurftofc§rift er* 
innern. 9JieIjr ttocb ift bieS ber gaH bei 
ber in oter ©tüdPe gefc^iebenen Schrift, 
bie über ben Reifen beS @d)lageS eben*' 
foQS oer!ebrt fte^t. Qeber Seil fängt 
mit einem SBracteatenabjuffe an. uWatt 
lieft: * TITVLVP • TRIVfaLIS - iefyf • 
nazaRenyf_. Rex ivDeor — ex tot cen- 
tenariif fV XVIII (Sluffdjrift beS ©ie*= 
aeS quS üftajaretlj, ber Äöitig ber 
iyuben. 21 uS fo oielen 3 entnern &in 
icb 18). 2 ) 


! ) 3n bie 3 e '* groifchen 1215—1233 ©erlegt 
©chu&art (a. a. 0. ©. 423 fl.) ben ©ufc einer 
©lode für bie flirre in Sleppidjau, Äreiö 2)effau, 
öergogtum 5lnhalt, mit ber 3 n fcbrift: VAS DEVS 
HOC SIGNA PLE(B)S SI!(A)LVA SIT AVRA 
BENIGNA (^>ieö ©efäfe, ©ott mott’ eö meihen, 
bem Solle fei §eil, im Ketter ©ebenen). 2)urch* 
meffer 0,80 m. 2lm Anfang unter bem rechten 
etroaS oerlängerten Querbalfen be^ ©röffnungös 
IreugeS geigen bentlich feine, 7—11 mm grofje 
Suchftaben bie Snfchrift: „@ife oon 9lepgon)' , , oon 
welcher eine münblicbe Überlieferung roufete, unb 
bie ©emeinbe befifct fomit in biefer ©lode, bie 
ben tarnen beS berühmten Serfafferg beö auf bem 
gallenftein im ©elfetal gefchriebenen ©achten* 
fpiegelä, beg ©ile oon 3iipe^on)e trägt, ein 3llter* 
tum oon h°h«nx gefchid^tlichen SBerte. Sielleicht 
fleht auch bie Segeidjnung „Sauernglode", wie 
biefelbe bort genannt wirb (fie h a * »o« QÜen 
3 eiten her bagu gebient, bie Ortginfaffen gur Se* 
ratung auf ben ©emeinbeplafc „gum Sauernflein“ 
gufammengurufen), mit biefem ihr aufgegoffenen 
tarnen beg altfäd&fifchen ©d^öffen in Serbinbung. 
©chubart a. a. D. ©eite 425. — gider, Über 
bie ©ntftehungggeit beg ©achfenfpiegelg. 3«ng* 
brud 1859. 

*) Sergl. 1270, 1479, 1512, 1617, 1752. 
Über bag le^te ©tüd biefer 3 n f^ ri Ü f«h 

gu bem, wag oon ©röfeler in ber 3eitfchrift beg 
öargoereing 1878, ©. 26 ff. hierüber ©eröffent* 
licht war, bahin geäufeert, ba& nicht cincinariis, 

10 * 


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76 


JStitrSgt jur Cltdttnkunlt. 


1251.* ANNO i DOMINI :MILLESIMO 
! DVCENT: L:I i_A:IACOBO! FVSA 
: SV:PCVRANE; GERARDO 

(3jm $aßre 1251 bin icß üon Qafob 
aegojfen unter ber giirforge @erarb$.) 
Die 33ucf)ftaben finb in Doppelftricßen 
leicßt eingeritet. Der SRaum jtuifcben 
folcßen Doppelftricßen ift ßäußg in mäßi* 
oer Sßeife Don einigen 33artb= ober 33Iatt* 
Iinien belebt. Den Slnfang fenn*eicß* 
net ein Sfreuj. Rur Drennung ber Sör» 
ter ftnb je nadjbem 3Mafce je jwei ober 
brei i'tbereinonber ftenenbe fünfte Der* 
menbet. ©troa in gleicher Rabl beftefjt 
bie (Scßrift aus römtftßen ober unjialen 
SWajuSfeln. Die Slbfüraung DVCENT 
(ESIMO) P = PRO in PROCVRANTE 
unb bie Rufammeitjjießung be8 N in bie* 
fern SBorte ftnb beacßtenSmert." — ©locfe 
im Dome ju SKinben. 1 ) 

1258. * me resonante pia populo suc- 
curre maria. 

9Münfter in greiburg i. 33r. 

1261. * horrida sum stolidis latronibus 
ac homicidis, ac commune bonum ser- 
vio dando sonum. magister iacobus de 
croisilles nos fecit anno dni MCCLXI 
i. kl. mar.*) 

Üladjen, größte ©lode ber (Sanft 
^ßetergpf arrf irdje. ®) 

1262* 

Die alte 9Weß* unb fteuerglode be8 
©roßmünfter8 in Riiria) trug in go* 

fonbent centenariis ju lefen unb alfo nicht „auS 
fo nielcn Älingerinnen", b. h* ©locfen, fonbern 
„aus fo Dielen 3entnern bin ich 18" 3 U überfein 
fei." ©djönermarf a. a. D. ©. 13. Dtte a. a. D. 
0. 124, 133. 

l ) ©chönermarf o. a. D. ©. 14. 

*) gurchtbar bin ich ^ cm SRäu&ergeftnbel unb 
ben 9Jiörbern, jum gemeinfchaftlichen SGBohle biene 
ich burch mein Sönen. Sfleifter 3a!ob non Eroi* 
fiUeS hat und gemacht im 3®h™ fcerrn 1261 
am 1. 9Jiär$. — ©ergl. 1536. 

8 ) ©öcfeler a. a/ D. ©. 13 fl. — ©ergl. Dtte 
a. a. D. ©. 48. ©ergl. 3» Soffen, ©efchichte 
beö beutfehen Sollet. II. 58b. 16. Slufl. gret* 
bürg i. ©r. 1891. ©. 584. — Dr. ©ergtter, 
3 ur ©lodenFunbe 5Chüringenö. 3<ma 1896. ©. 27. 
— ©ergl. 1643. — Sie ©turmglotfe auf bem 
Surme ber euangel. ©tabtlirche in griebberg 
in ber Söetterau (Reffen) trägt in gotifefjen äJtajuö= 
lein fotgenbe ^nfärift: PRÖDITÜR * HIIS * 
SIGNIS * LATRO * FÜR . MORS . HOSTIS 
ET IGNIS. 


tifdjen 2Jfaju8fetn al8 Umfcßrift einen 
gereimten £>eyameter be8 $nßalt8: 

ißU8<S0$R üfl©S@© 

iß0$U82l9?3<S @D 3@$3<S SM0 
3K©© 83E&V) 

1268. 

(Sehr ßäuftg ßnbet man al8 $nfd)rift 
bie Rufammenfaffung ber ©efamtbeftim* 
mung ber ©loden, juerft itadjgemiefen 
auf einer ©lode in (Sanft ©eora ju 
$a genau: Coetum voco, nuncio festa, 
pando fori gesta, produco funera moesta, 
unb feit bem 14. ftaßrfjunbert in ben 
feßon Don ftoßann ©erfon*) ertoäßnten 
leoninifcßen*) £>eyametern: 
laudo deum verum, plebem voco, con- 
grego clerum, 

defunctos ploro, pestem fugo, festa decoro. 
convoco, signo, noto, compello, concino, 
ploro, 

arma dies, horas, fulgura, festa, rogos. 
vox mea, vox vitse, voco vos ad sacra 
venite. 

funera plango, fulmina frango, sabbata 
signo, 

excito len tos, dissipo ventos, paco cru- 
entos. 

nuncio festa, metum, nova qusedam, 
debile lethum 

mit feßr Dielen Varianten j. 33. 
sabbata pango, funera plango, noxia 
frango; 

excito lentos, paco cruentos, dissipo 
ventos; 

nuncio festa, metum, nova qusedam, 
debile lethum; 

defunctos ploro, nimbum fugo, festaqne 
honoro; 


*) 3«h roerbe geläutet für bie 3 e *$ cn ber 
5pfarrmeffe unb beä geuerö. 3m 3 a ^ rc 1262. — 
geftfd)rift jur Erinnerung an bie ©locfemoeihc im 
©rogmünfter in 3ürich. 3 ür ^ 1889. ©. 17. 

s ) Tract. I. de canticis. Opp. III. 2, 628. 

8 ) S. h- ^ejameter, bereit erfte unb jroette 
§älfte ftd) reimen, j. ©.: Vox mea sit grata tibi 
virgo Maria beata, ober: Per crucis signum 
fugiat procul omne malignum. £eo ober 2eo* 
ttinu^, ein ajJönd) beä 12. 3af)rbunbertS, foH ben 
©ebrauch biefer ©erfe eingeführt haben, ©chubart 
a. a. D. ©. 54. Dr. Dtte, öanbbud) ber fireb* 
liehen ^unftarchäologie, I. ©anb, £eip$ig 1883, 
©. 412. Dtte a. a. D. ©. 126 ft. ßrünifc, En* 
cpflopäbie 7, ©.99. ©Jeher unb Sßelteö Kirchen* 
lesifon, 2. 9!ufl., 5 ©b., greiburg 1888, ©p. 703. 
©brfeler a. a. D. ©. 74. 


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9tlttrf«r |»r •UAnrimakt. 


rr 


dmnones ango, cordaque tango, funera | 
plango; | 

humilia pango, festaque claogo, fulmina ! 

frango. j 

TMc fogenannten flehen £ugenben ber j 
OHotfc (virtutes campante) nennen fol« j 
genbe $»eyameter: j 

Laudo deum verum, plebem voco, con- j 
grego clerum, j 

Defunctos ploro, pestem fugo, festa decoro, 
bist mea cunctorum terror vox dsvino- 
niorum. 1 ) 

1270. 

Huf einer ©lode aus Sturgborf, 
welche fleh jctjt im ^erjogl. 'SMufcum in 
SRraunidiweig beflnbet, lieft mau: | 

«9* ANNOvDNI • M: DD: Lxx: FACTA \ 
KST: MAlOH * ADLAVDE: DNINRI : i 
IhVXPl * hAO* IN: OAMPANA: SIT j 
: LA VS TIBI XPE SONORA 
(§m ^ahre beS ^cvvn 1270 ifl bie | 
gröflere v©lodc') gemacht worben t,cS bot ’ 
aifo wohl nodj eine Heinere gegeben, auf , 
welcher eine entiprechenbe ^dmft jtoub'i 
»um Pobe beS .fyrrn (ber JituluS INRI ! 
foä beionberS wegen beS feblcnbcu — , 
ober mit bem eben oorhergegangenen I ; 
vereinigten -- I oiellcuht wivflid) als 
Jitel ängcfeben werben unb ift bevShalb ! 
fo gu öljerfe^eu P beS 2t'a$arener, beS 
SfönigS ber ^ubcn, $efu iShrifli + £der 
in ber ©lode fei bir o In'iftuS ein Hin* 
genbeS Poblieb."*) 

1270. J'ie grofle ©lode beS 1>omcS in 
UHinbcn enthält bie^ahreSjahl 1270 
in ^Sejametev ciugefleibet unb beS 2*erS* 
mafteS megen in J'iftributiojahlcu auS* 
gebrüdt, waS nur burd) «Rechnung ent* 
Aijfcrt mcrben fann: i 

Eoee sub luv titulo tua dieor, sancta Maria, 
Ora pro populo, dum sono, virgo pia. 
Aunis a Christo plonis ereor ere sub isto • 
Bis decies denis miUcnis soptuagonis. 

1275. 4» eoneordans socite merito cou- 
cordia dicor 

nubila tristieie pell »ns relevo po- 
puli cor. 

Püttid) (v*t. i*auD, gegoffen von 
Johann unb ©erarb von Püttich. 

M iVotuttfctoritt filv OtattrtfticHft unb fivct)lut*c 
5hmft, II. ^abn\. oU'ithuKN c* 23, 

a. a, C. &. 14, — 

12H4, U79, läl2. 1017, 17 öl\ 


1278. Signo dies festes, fleo defunctos, 
voco vivos, 

Oühnbe bei ^ilbeöbeim. 

1280. 

©tue merfmttrbige ^nfchrift fleht auf 
ber Heinften (Saufglocfe, 56 cm TMnxh* 
nteffer'i ber bvei altertümlichen ©loden 
in ber SHrdje ad sanctam Mariam in 
ffccflnih im iStabtfreife X'effan. Awet 
fktar breite ^tSbc hüben um ben $>al$ 
ber ©lode ein 4,50 cm breites >Sd)rift* 
banb. X'ie v tnfd)rift, weldje oon einem 
Sfreuje eröffnet wirb, enthüllt fid) bem 
ernannten Huge als. bie ^Reihenfolge ber 
©roftbuchftaben beS HlphabetS oon A bis 
T. 5>ie jiemlich unbeholfenen Schrift* 
»eidjen, welche fehr fantig heroortreten, 
mtb mit bem ©riffcl in herben Strichen 
freihdnbig unb unmittelbar in ben Pehut 
ber ©lodenform eingeribt worben, ein 
iRerfmal frühjeitiaer ©ntftehung bet 
©lode, etwa in oerürubjcit beS IX ^ahr* 
hunberts. t'ie 'Sdtveibweife ift faft für* 
fioartig unb jeigt ein ©entifd) oon Papi* 
bar* unb Unüalform. v Stvifihen bem P 
tmb bem Q i|t eingefügt eine fehr im* 
beutlid) gewidmete iMejtält, bem Hnfcheine 
nach ein bahinfdtveitenber IRantt. Unter* 
halb beS ediriftbanbeS auf einanber ge* 
genüberliegenben Seiten ift jweimal ent 
NTeujigungSbilb aufgegoffen. T'ie 3 f id)* 
ttung i|t eine fehr ur^eitlidje. I'aS Ä'reuj 
ift breit unb ohne iebe 'fkrfpeftioe ge* 
n'ichuet; ber .f>err trügt um baS erhobene 
]j>aupt ben ^etligeufcbeiu; bie Hxnne fmb 
wagerecht geftrerft, bie fs-üfu' gefrümmt, 
aber uebeneiuanbcv; unter bem Hwige 
fteht auf jeber 'Seite eine ©eftalt mtt 
^eiligenfdieiu, bie iRedtte flagenb er» 
hoben, bie Pinfe in bie Seite geftemmt 
v'lUaria unb Johannes'': oben in ben 
Sfreujwitcfeln fteht mau, ein auf ©loden 
überaus feltener fvall, bie <§otmc unb 
ben 'IRonb in ©ngelSgejtalten oerförpert. 
rie ganje Widmung hat baS ©eprfige 
hohen HltcrtumS an ftdt. ©S brüugt fid) 
bie fyrage auf: 2PaS hat bie feltfamc 
^nfdirift ju bebeuteu? Dr. Ctte fpeift 
in feiner ©lodenfunbe bie ihm nur ge* 
rüditmeife befaunt geworbene Jatfadic 
beS 2'orFommenS beS HlphabetS alS 
©lodeninuhrift in einer Humevfung ab: 
,,©S fdieiueu im ^oütnüttelalter 'JOftuuS- 
felfdirifteu oorjufommeu, bie, weil fie 


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78 


Beiträge |ur ftUdtenkutibe. 


au§ wißtürlich aneinanbergereiften Vutfj* 
ftaben beftehen, wenn eS ntc^t bocf etwa 
Sauberformetn ober Sfrhptogramme fein 
foßten, lebiglid) nur als Dekoration an* 
gebracht fein Eönnen. @8 fotten felbft 
Vudfftaben beS Slbc in alphabetifdjer 
^Reihenfolge öorfotmnen." 1 ) ©. (Schöner* 
marf erwähnt 2 ) bagegen eine ©lode in 
SchmilEenborf im Greife SBittenberg, auf 
welcher baS Slbc in SRinuSfeln aufge* 
goffen ift. Sr gibt in begug auf biefe 
©lode folgenbe Ausführungen: „SJftt ber 
Seit ber Vermenbung oon SJÖadjSmobel* 
len für bie Schrift tritt eine merfwürbige 
Srfdjeinung auf, bie nämlid), bafj man 
finnlofe ^nfchriften anbringt, b. % $n* 
fünften, beren eingelne Vucfftaben, wie* 
Wohl beutlidj erkennbar, nicht au 2Sör* 
tern, fonbent nach SBißEür gufamtnen* 
aefteßt finb unb ftd) beSfalb nicht lefen 
taffen. Solange bie Schrift burdj Sin* 
ri|en heroorgebradjt würbe, mufete ber 
Verfertiger lefen fönnen, er fchrieb alfo 
nichts StnnlofeS; bie SBachSmobeße mach* 
ten eS bem ©iefjer auch möglich/ feine 
©lode mit einer Schrift gu oerfehen, 
wenn er ni<ht lefen fonnte. ®r brauchte 
feine 2BachSbuchftaben gu einem Schrift* 
banbe nur gufammengureihen; ob SCßörter 
ober gar SBorte entftanben, baS War 
etwas anbereS, genug bajj ber Sdjmucf 
eines SchriftbanoeS nicht fehlte; unter 
ben Vefteßern oerftanb gumeift auch nie* 
manb gu lefen, unb fo War ber Sinn ber 
Vuchftabengeichen gleichgültig. Den Ve* 
weis mag eine IJnfcbrift bilben, nicht mit 
einer Steilje beliebiger Vuchftaben, wie 
folche Schriften in aßen ©locfenfunben 
ftehen, foitbern eine feltene unb in mehr* 
facher ^inficht beachtenswerte. SS ift 
oie einer ©lode in Sdjntilfenborf im 


Streife SBittenberg; fte lautet: hüf9°t. 
iohanS . oon . loboa . machte. mich • a b 

cbefghitlninopctrfStuojchä 

— t — g. Der ©runb, bafe wir hier an* 
fangS etne furge ©ebetSformel unb ba* 
nach eine gefchidjtlicfe Eingabe lefen, ift, 
bafj Qohan oon Cobba aßerbingS bie 
Slufeinanberfolge ber Vuchftaben unb 
Wörter gu bie|en an faft aßen feinen 
©loden wieberholten Säfjen enblidj be* 
halten hotte, $n biefem ffaße aber füß* 
ten fte baS Scfriftbanb noch nicht auS, 


«) Dr. Dtte a. a. D. 135, 3tnm. 1. 
*) ©djönermar? a. a. O. ©. 18. 


als feine SBeisfjeit gu Snbe war; um 
nicht beliebige Vuchftaben aneinanberfe^en 
gu müffett, oerfiel er auf etwas, baS ihm 
jebenfaßS hoch noch ftnnreicfer bünfte, 
er fe|te baS SUpljabet baran. 2118 bann 
baS |)alSbanb gefüflt war, blieben wie* 
ber Vuchftaben übrig; biefe nicht auch 
gur ©eltung fommen gu laffen, fcheint 
thm wohl leib getan gu haben unb bafjer 
fe|te er fte ohne Vejtnnen nod) unter 
bie Steilje." Diefe „gange SluSeinanber* 
fefcung, bie fchon in ftch felbft wiber* 
fpruchSüoß unb gang unmahrfdjeinlich, 
bagu für Sofan oon Sobba unb feine 
Seit ehrenrührig ift unb bie nur befun* 
bet, bafj nicht &ohan oon CobbaS, fon* 
bem hier ©. S<höneratar!S „VJeiSljeit 
gu Snbe mar", wirb hinfäßig fchon burch 
oaS 21VS ber ©lode gu Sejjnife; benn 
einerfeitS ftnb hier bie Sdjriftgeichen 
EeineSwegS über SöadjSmobeße gegoffen, 
fonbern ungweifelfjaft freihänbig ber 
©lodenform eingegeicfnet, unb gwar in 
SRajuSfeln, unb anbererfeitS ift eS ba* 
burch auSgefchloffen, bafe ber ©ebraudj 
beS SllpfabetS als ©lodeninfdjrift nur 
unb erft ein ftnnlofer Sinfaß beS ^otjan 
oon Cobba gewefen fei. 2Bir finb tn ber 
gtüdlidjen Sage, bafür unb überhaupt für 
bie Sllpljabet* ©loden noch eine gange 
Steifje oon weiteren Veifpielen anfitfjren 
gu fönnen. Um gunächft inDeutfdjlanb 
gu bleiben, fo beftfct bie Stircbe gu Stöbelmifc, 
WreiS Saalfelb in Sachfen*3Reiningen, 
eine ©lode auS ber Seit um 1400, auf 
welcher nur baS Alphabet als ^nfdjrift 
fteht unb gwar in SRinuSfeln. 1 ) ferner 
befinbet fiep im ©rofofergogtum Sachfen* 
Sßeimar in Sulgbad) (Vegirf Slpolba), 
in Simmerbach, ©raitfehett, Cehnften, 
Ofemari^, fRobigajt, Siegenhain, $ena* 
löbtti^, SRennSborf (Vegtrf' ^ena), im 
Dergogtum Sachfen=Altenbura in ®ro&* 
tröbi^ (SBegirE ^atjla) je etne ©lode, 
welche mit einer Steife oon 11—2533uch* 
ftaben in SRajuSfelfcfrift oerfehen ift, 
gwar nicht in ber Steifenfolge beS Sllpfa* 
betS, aber boef Wohl als Vertretung beS* 
felben, wie benn bie ©lode gu SRennS* 
borf tatfächlid) ben Slnfang beS Sllpba* 
betS oon A bis E bringt. 2 ) SluS ber 


1 ) Dr. §einricf) Sergncr, 3 ur ©locfcnfunbe 
2:^iiringenä. 3ena 1896. ©. 75. — Sc^felbt, öau= 
unb Äunftbcnhnäfer 2:^üringcnö VI. 44. 

2 ) 33crgner a. a. D. 6. 63—66, 64. 


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ftitriit |«r f l«*r«lmakt. 


79 


Schmeiß berichtet Dr. 9tüefd)e(er=Ufteri 
oon bcr deinen ©lode bcr “ißfarrfirche 
ju Siel folgettbeS: „Diefe ffetnfte ©lode 
enthält iti flotifd^cn UWajuSfeln auf brci 
Stuten bie oielfad) oerbrehten Suchftaben 
beS dlphabetS, juerft tcilmeiie (A—K) 
uttb fjemad) gaitj, moooit 12 Suchftaben 
non linfS nach rechts unb 12 oon rechts 
nach ItttfS ju lefen ftnb.'' 1 ) ^n ber 
„Sammlung aller thurgauifchen ©loden* 
infchriften" ' oevjeichitet Pfarrer £>• ©. 
Sutzbcrger auf S. 87 unter 9Jr. 99 eine 
©locte ber Sd)tof}firdje ju öttliShaufen 
mit f olgenber ^nfd) rift :+RPNMWAX* 
TPWDPIBYHCOFWKSEL. Son 


einer ft(pbabet*©(ode, freilich ohne felbjt 

§ : als eine folche ertannt ju hoben. 

berfe^t lautet fein Scridjt: „Die ©lode 
oon St. 9J?6barb*en*2atIe, gegoffcn im 
fVahre 1605 burch S. iDt. Canbvault, 
S. 3JJ. ^Mannet unb $>urt, zeigt ein 
Äreuz, beffett drtne unb beffeit Sodel 
auS Suchftaben gebilbet maren, beren 
(Sinn jeboch bisher rätselhaft geblieben 
ift. Die Suchftaben ftnb in folgenbet 
Orbitung unb «Seife gcftellt: 

OQ 

O 

AD Y 


biefett Suchftaben ftnb mehrere, unb jtoar 
nur lieh mieberholcttbe, als unbeutliih ober 
fraglich bezeichnet, fo bafe oon uornljerein 
bereu fHidgtigfcit zweifelhaft ift. Der 
Serfaffer bemerft ju biefer Qnfchrift: 
„Den Sinn ber Qnfajrift ber ©lode, bie 
mit fehr alten, immer mehrere uon* 
einanber ftehenben, nur an jmet Stellen 
nicht ganz betulichen, großen gotifchen 
Suchftaben gefchrieben i|t, fonnten oer* 
fdjicbene dltcrtumSforfcher, bie ju SRate 
gezogen mürben, nicht herausbringen, 
viaef) betn einen fotlen bie einzelnen Sud)* 
ftabcii (19 Äonfonanten uito 5 Sofale) 
nur Serjierungen, nach anbereu (toaS 
baS mahrfcheinlidjftc ift) bie Anfangs* 
buchftabeti non SBorten fein.* Sdjon Die 
richtig angegebenen fohlen „19 Äonfo* 
nanten unb 5 SoEale, alfo 24 Suchftaben, 
hätten ju beS 9täticlS Söfung führen 
fönnett. Denn uns ift eS fein 3wetfel, 
baff auch bie ^itfdjrift biefer ©lode nichts 
anbereS enthält, als bie Suchftaben beS 
SUphabetS, meint auch burebeittauber ge* 
mürfelt. Der Ccfer motle ftd) überzeugen, 
bafe alle Suchftaben uorfjattben ftnb, auS* 
genommen G Q V unb Z, rnelchc aber 
ourd) bie ftd) miebcrholeubeit unb als 
unbeutlid) bejcichncten Suchftaben ju er» 
gfinjen fein mcrbeit, nämlich G burch 
DaS jmeite P, baS Q burd) baS britte P, 
ba in ber SRajuSfelfdjrift oft baS umgc* 
fehrte d für Q fleht, baS jmeitc W für 
Y unb baS britte W für Z. fjür fyrattE* 
reich bringt ber ?lbb6 ^arbtac in „No¬ 
tice sur les cloches de Bordeaux,“ 
SariS 1858, Seite 31, 32, baS Seifpiel 


Q 

H 

0 

M 

X Y YX 
HNLKI 
ZYYXV 

Die als rätfelhaft bezeichnte $nfd)rift 
enthält jmeifedoS baS Alphabet, uttb zwar 
oon A bis N in richtiger Steihenfolge, 
beSgleichen oon V bis Z in unterfrer 
9tethe. Sei ben übrigen Schriftjcichen 
barf man um fo mehr ättnehmen, bah fte 
nidjt richtig gelefeit morben ftnb, als eine 
3äf)lung atlcr Schnftjeichen bie 3 l1 bl 24, 
alfo genau bie 30 h 1 öct Suchftaben beS 
SllphabetS ergibt. ^n (ittglattb hat 
ein ausgezeichneter ÜJIeifter, $utgh SBattS, 
in ben fahren 1609—1610 ettoa ein 
Dufoenb ©locfett gegoffett, oott benett eS 
heifft: these excellent bells, all from 
Hugh Watts’ foundry, are what are 
termed alphabet bells; all having the 
alphabet or portions of it, upon them 
in lieu of inscription, — in the ornate 
Gothic eapitals. 1 ) QttSbefottberc hat allein 
bie SWarieitfirche in Utarfton SMoretaine 
fünf ©loden, auf betten allen baS dlpha* 
bet in prad)toollcn, aufs reichftc oerjier* 
ten gotifchen ©ropbuchftaben aufgegoffen 
ift. 4 ) 2lud) brei attberc ©loden, oon 
ben mohlberühmtcn Weiftern DhotttaS 
unb ©bmarb 'Nemcontbe int 16. (lahr* 
hunbert meifett baS Alphabet halb rücf* 


1 Th. North. The churoh bells of Bedford- 
*) Slnbio bed biftorifeben SSeretnä bed Äan* shire. London 1883. 8. 82. 

tond Sem, X. $b., 3. i>oft. öern 1882. 8. 270. , ^4* 9iortl) a. cu 0. 8. 170. 


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80 


9 ritrffge jur Hlokenkunbr. 


raärtS, f|at6 oorraärtS gefcbrieben auf. 1 ) 
Unter ben lefctgenannten ift auch bie in 
©nglanb unter bent Bornen „Bunyans 
bell“ befannte ©lode in ©Iftoro/) nietete 
als Qnfcbrift Seile beS StlpbabetS in 
folgeuber SBeife bringt: 

* ABCDE^G . yByDE • SSiLAAY- 
©3 fott bieS bie ©lode fein, an raelcher 
$o(jn SBunqatt, ber befannte SSerfaffer 
beS raeitoerbreiteten ©rbauungSbudjeS 
„Sie sßilgerreife", in feinem ©eburtS* 
orte ©Iftora als „an enthusiastic ringer“ 
feine ^Begeiferung. für baS ©todenfpiet 
geraonnen unb geübt bat.*) Sliacb einer 
ÜJiitteilung beS Strcbiteften g. Ulball in 
SlanberS gibt eS auch in Sänemar! 
noib eine Slnjahl ©loden, raetdje als 
2llphabet*©loden aitjufeben ftnb. Singe* 
ficbtS ber hiermit raohl genügenb erbrach* 
ten ^Belege ber Slnraenbung beS SllpbabetS 
als ©toaeninfebrift, raie in beu oerfebie* 
benften ©egenben unb fiänbern, fo in 
weit auSeittanberliegenben 3 e ^ ten (bie 
ältefte ber angeführten ©locfen, raobl bie 
non Qefjni^, ift etwa Don 1280, bie 
jüngfte biejenige ju SRifelb 4 ) ift Dom 
Qabre 1639), fann ein 3 we if e ( bariiber 
taum noch bleiben, bajj btefe Slnraenbung 
beS SllpbabetS EeineSraegS eine blofe ©e* 
banfenlofigfeit ober ein oereinjelter ftnn* 
lofer ©infall eines lefeunfunbigen ©iefcerS 
ift, bafj berfelben oielmebr eine flarbe* 
mufte, beftirnmte Slbficbt jugrunöe liegen 
mu|. Slber welche? SaS römifebe *ßonti* 
ftfafe für bie in ber Eatljotifcben Strebe 
Dorgefcbriebene Kircbraeilje unb ©locfen* 
feanung ift bie Ouelle gar mancher mit* 
telalterlicben ©lodeninfebrift j. 33. „0 rex 
glorie cliriste veni cum pace“ ober „Ecce 
crucern domini fugite partes adversae“ 
u. a. m. SluS bemfelben ^Sontififafe rairb 
auch bie Slnraenbung beS SllpbabetS als 
©locfeninfcbrift ihre ©rflärung finben. 
Ser febr alte 9tituS ber Kircbraetbe 5 ) 
febreibt nämlich unter anberent auch fol* 
genbe £>anbtung oor: Sluf ben gufjboben 
ber ju raetbenben Kirche rairb Slfdje in ber 

*r®f>enbä ©. 150, 180, 203. 

») @6enba 3. 160. 

s ) Setgl. Ä. 2Jt.3af)r6. XIX. ©. 17, «um. 1. 

*) 9?ort6 a. a. D. ©. 180. 

5 ) 3(rn. SteffenS, förckroetfje unb QUodcn* 
fegnung auS bem römifdjen ^ontififaie mit beut: 
fcfjer Überfefcung. C^ffen 1893. — 2Be$cr unb 

JBette’S Äirdjenlesifon. 2. Stuft. VII. 33ö. grei: 
bürg i. $. 1891. 0p. 724 ft. 


fform eines fdjrägliegenben (gried)ifcben 
ober SlnbreaS*) KreujeS ober oeS griecbi* 
feben SucbftabenS X, als SlnfangSbucb* 
jtabenS beS ÜKamettS ©brijti, geftreut, 
eine Cinie Don ber linfen unteren ©de 
ber Kirche nach ber rechten oberen, unb 
eine jraeite Cinie, bie erfte freujenb, Don 
ber ltnfen oberen nach ber rechten un* 
teren ©de. SBäljrenb nun ber Cobge* 
fang beS 3 a( ^ ür * ag / baS Benedictus 
Dominus Deus Israel, gefungen toirb, 
nimmt ber raetbenbe ©ifcbof, mit ber 
SQ?itra befleibet, feinen ©irtenftab unb 
iebreibt mit bem unteren ©nbe beSfelben 
in bie Slfdje auf ber erften Kreujlinie 
baS griecfjifdje Sllpbabet, fo baf bie 33ucb= 
ftaben fid) über bie gange ©tretfe gleich* 
tnäfig «erteilen; fobann febreibt "er in 
leicber SBeife auf ber jroeiten KreujHnie 
aS lateinifebeSlipbubet. 1 ) Sn bem©afra= 
ntentar ©reaorS beS ©roßen beift biefe 
3eremonie baS ABCtuorium. Surdf 
biefe ^atiblung fotl angebeutet raerben: 
1. baf bie Kirche für ©briftuS in ©eft| 
genommen ift, 2. baf foraobl bie 33ölfer 
oeS SJtorgenlanbeS als bie beS STbenb* 
lanbeS jur Kirche ©brtfH berufen, a6er 
nur SBufe unb Semut bie ©runblage 
aller ©inbeit in ©brifto ftnb,*) 3. baft 
bureb bie Kraft beS KreujeS ©briftt bie 
SSölfer oon oerfebiebenen ©prad)en unb 
©Uten in eine Kirche oerfammelt raor* 
ben ftnb, 3 ) 4. bafj ein jeber ftcb inS öerj 
febreiben foü, raaS er in ber Kirche hört, 
eraenommen oon biefem 33raucb bei ber 
irebeinraeibung rairb baS Sllpbabet auch 
als Qnfcbrift für bie ju raeibeitben ©lof* 
ten Slnraenbung gefunben buben, unb 
jraar mit berfelben 33ebeutung raie bort. 
©oUten nicht hiermit nueb bie uuf mit* 
telalterlicben ©loden ber SKajuSfeljeit 
fo häufig aufgegoffenen 33ucbftaben Sllpbo 
unb Omega in gerotffer ©ejiebung fteben? 
SBeil baS Siecht ber Kircbetnroeibung unb 
©lodettfegnung allein bem 33ifcf)of 4 ) ju* 

1 ) 5(. Steffens a. a. 0. 0. 7, 59. 

2 ) Mirctjcnicrifon a. a. D. VII. 0p. 728. 

5 ) SGergt. ®p^ 2 , 14 ff. ©alater 3, 28. 

*) (Sine ber älteften ©torfenroeitjen ift bie, 
iueld)e $apft 3°i)anneo XIII. (965—972) im 
3abre 968 uoU^og. ®iefe <5Uocfc, roclcfjer ber 
4>apft feinen eigenen tarnen gab, nnirbe für bie 
ilafilüa 5 um ^eiligen Jobanneöi im Sateran in 
3iont gemeint. Cäs. Baronius, Annales eccle- 
siastici ad ann. 968, n. 93. — Seit jener Qeit 
mürbe e$ 0itte, bei ber 3£cifje ben ©lotfen be* 



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Jeitrfge für «UAenknnbe. 


81 


ftefft, wirb man auch oermuten bürfen, 
bafj bic auf ber ©lode §u jwi* 

fcben bem P unb Q eingejeicbnete ©e* 
ftalt nichts anbereS fein foU, als ba8 33i(b 
oeä babinfcbreitenben, ba§ ABC fcbreiben* 
ben, weifjenben S9ifcf)ofg. 93on ^ier au8 
wirb e8 auch üerftänbficb, bafe auf ber 
erwähnten ©lode oon St. 9R6barb=en* 
3;aIIe fo fünftlicl) auS ben SucbftaBen 
be8 9llpha6et§ ein Streu* gebilbet worben 
ift. 33on bier au8 becommt auch ba8 
©röffnungSfreuj, welches auf ben nieiften 
ber angeführten ©loden bent SlTp^aBet 
oorangefteHt ift, noch feine befonbere 33e* 
beutung. ®em Sllphabet als erfieS ßei= 
eben ba8 Streuj ooraiuuftetten. War im 
9Rittefalter allgemein fromme (Sitte, fo* 
gar in ben Oftbein ber Stinber; batjer 
fdhretbt fid) aud) bie in granfreid) ae* 
bräud)ü(be SRebenSart, öon einem Stinbe, 
baS eben erft anfängt ju lernen, unb 
bitbiieb überhaupt »on jemanbem, ber 
beim erften Anfang einer (Sache ift, ju 
fagen: „l’enfant est ä la croix.“ 1 ) 

1281. 

P • CRUCIS • H * SIGNV * FUGIAT • 
PCVL • OB • MALIGNVM • ORE * TVO 
• XPE • BNDICT • SIT • LOC • ISTE* 

(®urdh biefeS Streujjeicben 4« möge 
weit fortgejagt werben alles Schlechte; 
oon beinern 2Runbe, ßfjnftuä, fei gefeanet 
biefer Ort.) Oie jpalSumfcbrift btlbet 
einen leoninifdjen 33er§, ein Oiftichon, 
wie eS fo beliebt im 2Rittelalter war. 
— St. 2Rori$tir<he in £>alberftabt.*) 
Ourcbmeffer: 1,25 m, Oon: f. 


fonbere tarnen ju geben, flirdjenlqrifon a. a. 0. 
V. ©p. 705. 

*) Pardiac, Notice sur les cloches de Bor¬ 
deaux. Paris 1858. p. 22. — ©djubart a. a. D. 
@. 311 fl. — Dr. ftr. ©pitta imb Dt. 3ul. ©menb, 
3Ronatftf)rift für ©otteäbienfi unb firdjlidje ßunfl. 
©öttingen 1898. ©. 16 fl. — Dr. 33ergner, 
3)ie ©locfen beö §er&ogtum3 ©ad>fen*2Reiningen. 
$ilbburgfjaufen 1899. ©. 321. 

*) ©cbönermarf o. a. O. ©. 15. $ergl. 1760 
— ©ine ©lode in ©röna im fcerjogtum Änljalt 
au« ber erften öälfte be8 13. 3af>rfjunbert3 trögt 
folgenbe Jnfcbrift: ^ Dom resono Christe bene- 
dietvs sit locvs iste. ©ebubart a. a. D. 0. 264. 
2luf febr alten ©locfen in granlreicb unb ©ng* 
lanb fommt ein roenigftenä ebenfo gereimter $eja* 
meter nor: 4« Coelorum Christe placeat tibi rex 
sonus iste: C£^rifte, lafi bir gefallen, o Äönig beS 
ipimmelö, mein ©fallen. 

$abev 1/ Ä. SW. 3a$v5uc$. so. 3abifl. 


1289. Anno Domini MCCLXXXV1II1 
ad honorem Dei et Beatm Mariae Vir¬ 
ginia et Sancti Thomae Apostoli tem¬ 
pore fratris Joannis de Leodio ministri 
factum fnit hoc opus de legato quondam 
domini Rikardi Domini Papse notarii 
Giudottns Pisanus me fecit. 

©lode au8 bem alten ©elänte oon 
St. ^ßeter in fRom. 

1296. Anno milleno sexto noviesque deno 
meqne centeno bis Albraht fudit seno. 

ißfarrftrebe in Seligenftabt, ÄreiS 
Offenbacb in Reffen. 1 ) 

1299. MARIA RECTOR CELI NOS 
EXAVDI TV D1GNARE NOS SALV- 
TARE 0 ET ALPHA NOS ADIVA. 
0 REX GLORIE VENI CVM PACE 
ANNO DOMINI MCCLXXXXIX 
MENSE MAI FVI FVSA. 

©rofee ©lode ber fatljol. sßfarrfirdje 
in Sinnig a. b. fRegierungSbejirf 
ftoblenj. 

1306. 4* o maria gote£ ceÜe bah in buot 
Wa8 ich uher fchette. 
anno bomini MCCCVL 1 ) 
©rfingen in SBürttemberg. 

1313. 

Me veterem fidus renovat Abbas Gode- 
fridus, 

Fudit Suardus, mea vox dulcis qnasi 
nardus. 

Annis millenis ter C . tres addite denis . 
Qnater snm nata, quater Christina vocata. 
St. Pantaleon in Äöln. 

1318. Sub Hainrico praeposito de xxvi 
centenariis facta snm. 

St. glorian bei 8inj. s ) 

1330. Per crucis signum fugiat procul 
omne malignnm. 

©lode im Scblofjturme $u S o $ m i g. 4 ) 

*) SeH, Sefigenftabt unb feine 2)!erln>ürbig< 
leiten, ©eligenftabt 1879. ©. 30. ©ef^iefttäbtättet 
für bie mittelrfjeinifc^en Sistümer. SRoinj 1885. 
2. ga^rg. i»r. 6, ©. 187. 

*) Sergteicfje 1466. — äuf einer feftr alten 
©fotfe in Unterlaß im frerjogtum ©aebfen^ 
SDieiningen fiept am füantelfragen (leoninifcper — 
gereimter — Jpejameter): PROTEGE • REX • 
CHRISTE * QVOS • CONTINGIT * SONVS * 
ISTE • AMEN - (Sc^ü^e, Äönig (Sprtftuä, bie, 
roeldje biefer Zon erreicht). 

») Dtte a. a. D. ©. 133. 

4 ) ©ebubart o. a. 0. ©. 233. Sergl. 1760. 

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82 


Beitritt j»r •l»*«k»«kt. 


1331. 

£>ie Qnf^rift bcr früheren SKeune* 
glocfe tm ©rofjmflnfler ju be* 

ftanb auS gotifdjen 3ftaju$fein, bübete 
einen^jeyameter utib lautete: 

m® 3H£®omm(£ ^ 0^9303 

3H©3tt09i (£©£0 SWÄ». «9MO 

aK.eee.m 3 . 1 ) 

Die ©lode Ijatte ein ©etmd)t non 
8/70 3tr. unb ift je|t umgegoffen. — 
©anj äbnltd) lautet bie ^nTdjrift ber 
größten ©lode int $)ome ju Cimburg 
a. b. Öaf)n, toeldje au§ berfelben 3 C *1 
flammt: Me resonante pia da prospera 
cvncta Maria. Amen.*) — Stuf ben öier 
Meinen 2Bappenfd)ilbern, bie ftd) unter* 
halb biefer Qnfcbrift beftnben/ ftnb im 
einzelnen ber beutfebe SReicbSabler, baS 
ÜKainjer Stab unb bie 'DarfieHung eineg 
ÜKanneg, ber ein UKujtfinfirument fpielt, 
erfennbar. 

1335. + at clangam magne conserva 
me pie magne. 

93raunfcbmeig, ©t. SKagnuS. 

1349. In . sante . Maoricien . Ere. so. 
lute. ich . gar . sere. Meister . Andres . 
von. Kolmar. mathe. mich. Anno. Dni. 
M.CCC.IL. Amen. 8 ) 
aWulfcig im Gslfafj. 

1349. ©ont. bar . in . je . SJfeffe . baS . 
©ot. iner . niemer . fir . geffe . Simen. 

Aye Maria. 4 ) 

SJiulfcig im ©Ifafj. 

1350. lacas mathens johanes marens 
jaspar melchior balthasar. 5 ) 

Oberclee, ÄreiS SEBefclar. — 1418 
Cimburg a. b. 8aljn. 

*) ffiann ic$ fromm ertöne, fo fei be$ SJolfeä 
eingebenf, SJtoria. 3m 3<*h« 1331. — geftfdjrift 
jur Erinnerung an bie (Slocfenroeifje im Grofc 
münfter in 3üric§. 3üricb 1889. 3. 15. — 

3Ror. 3utermeifter, bie Glocfen oon 3ürtd). 3üridj 
1898. 3. 38. 

*) 2 Benn ich ertöne, gib, o gütige SJiaria, 
jegliches Glücf. Simen. — 3* 3& ac *>' *>er ^ om 
oon £intburg. geftfehrift ju feiner im Sommer 1877 
ooüenbeten großen fteftauration. Äitnburg a. b. 
Saljn. 6. St. &er 5 , 3. 30. — Masica sacra 1901, 
3. 133 fl. 

*) Umgegoffen 1851. 

4 ) Umgegoffen 1851. 

5 ) SSergL Modeler a. a. 0. 3. 74. Dtte a. 
a. 0. 3. 124. Sie^e 1382. 


1353. Non ego cesso piam 

sonitu landare Mariam. 
©anlfelb in Sböringen. 

1357. MCCCLYH.'V. KL. SEPT. FCM. 
E. HC. OPUS. IN. HOE. SCE. MARIE. 
SVB . DO . JONE . ABBE.XXXI. A . 
FRATERE. NICOLAO . DCO. SNITZ. 
SACE . ET . MONACHO. 1 ) 

(Srbad) im Obenmalb.*) 

1360. 4< en tuba sum regnm populum 
voco congrego clerum 
et sanctos lando tonitrum fugo 
funera plango. 

Sliterbooen. 

1382. ave. maria . 

lvcas . marevs. mathevs . joannes. 8 ) 
^ßfarrfirtbe in SBinfel im JHjeingau. 
®ie ©lode ift 1897 umgegoffen moroen. 

1383. datum. anno . domini. m. ccc. 
lTTxiii . feria. sexta. post. diem. beati. 
michahelis . archangeli. ista . campana. 

facta . et. vocor. maria. 
3l{jmann8b au fen/ ÄreiS Stljein* 
gau. 4 ) 

1387. XPJ. PE SONITUM FUGIAT 
PROCUL OMNE MALIGNDM A NNO 
DOMINI MCCCLXXXVH SUB DTT- 
MANO ABBATE_OTTO FECIT ME 
PER XPM DMN NRN AME. 5 ) 

©fotfe in ber eöangelifdjen ©d)(ofe= 
firdje in SWei&enbeim. $)ie ©lode 
tourbe am 10. gebruar 1641 au£ bem 
SMofter 2)tftbobenberg nadj ÜKeifenbeint 
in ber gebracht. 


l ) 3^** 1357 am 28. Sfoguft ift biefeS 
Süerf $u Eb^n ber ^eiligen SRaria unter frerrn 
3ob<*nne3, bem 31. Slbte, oom 33rubcr SJifolaus, 
genannt Sniß, ^riefter unb SRöncb, gemalt roorben. 

*) £ie Glocfe ftammt auS bem ehemaligen 
Älofter Schönau bei ftei&elbcrg unb rourbe bei 
beffen Slufbebung im 3 Q 5re 1563 nach Erbach 
gebracht. 

•) Stergl. 1350, 1418. 

4 ) Dr. 2B. £oh, bte 6auben!mä(er im 3tegbes. 
3Öiesbaben. Berlin 1880. 3. 15. 3- 3 aun * 
träge jur Oefc^ic^te be3 SanbfapUelö ?tb«ingau 
unb feiner üterunb$ioanMg Pfarreien. SBiesbaben 
1879. 3. 303. 

‘) Ebriftuö 3cfuö! SJiöge burcf) mein Geläute 
weit roegfliehen aUeö Unljeil! 3 m 3öbre 1387 
unter 2lbt Ditman bat Otto mich gefebaffen bureb 
(Sbriftum unfern öerrn. 3lmen. ^fälMfcbes 3Äu= 
feum. tfaiferslautern 1895. XII. 3 a ^9- ^ r - 
3. 13. 


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ONIVERSITY OF MICHIOAN^ 



lkitiift (ir UMknlnit. 


83 


1391. | 

maria. rose. heysen . ich. 
dvnre . yyer. vinde. weder. verdryven . 
idi. 

mevsder. dvsterwa ld ^goys. jnic h anno ■ 

o. maria . der. svnder . troyst. 
helvt . vns . dat . wir . van . zvnden . 

werden. verloyst i 

ffteuenab?. Xon: as. 3 n f £ ^ r ^ t ’ n 
qotifcben 2JHnu«feln. 

1397. ME TU REX GENTES BENE 
PROTEGE PERCIPIENTES, DEMO¬ 
XIS INFESTI NEC NON A C RI MINIS j 
ESTO . ANNO DOMINI MCCCXCVn. 1 ) j 
SoUjhinbengfotfe bet ^afobtfirdje ) 
in f>am6urg. 

1414. 4 st agatha heischen ich 

gregorius van trier*) gois mych 
anno dni MCCCCXIV. j 

©ttmbad), 9?^emprootnj. j 

j 

1415. 4 quando maria sonat tempestas j 
undiqne cessat anno müleno CCCC qua- i 
ter quin qnoqne deno joannes abbas : 

h nmilia de troistrop me fecit 
9Hö nd}en*©labbadj. 

1 

1417. 4 signnm dono choro fleo fonera ; 
festa decoro. a. d. MCCCCXVIL 
Öippftabt (SRarienftnbe). | 

1418. 

Mathevs . Johannes . Lvcas . Marcvs. , 

fBappen be« Stifte« §«m bl. ©eorg j 
in oblonger, feböner §orm unb ein an= , 
bete«, ba« einen gebamifebten tRitter mit 
einem Stbilbe barfteHt, in bejfen 3Jlitte j 
ftd) ba« befannte ftreuj bet Herren au« < 
bem beutftben 3titterorben befinbet— I 
$urd)meffer: 1,025 m. — Xotn in 5 im* 
butg a. b. Caf)n.*) — 1350 Cberclee, 
»ret« SBe^lat. — 1642 £infel«bübl. 


*) Xvr Sönta J*r libten mitb uns 

bi« Sölfer, bie meinen Slang «mebmen, por fcem 
ISöfen unb por DiitTftat. Jabre Sjemt 1397. 
— gn'cbrift in gotntbfn Diajusfeln. 

*1 Sergl. bie ®[ocfengiefcer=5Yanrilie pon Trier 
m «neben (1410—1470 unb ihre ©erte. ^octeler 
a. o. C. S. 16 jt — ®regorius;8latt. «acben 
1881. 6. 134 fL 

*) Magie« sacra 1901, 2- 134. 


1418. 

Ave regina celorum, mater regis ange- 
lorum, 

O Maria flos virginom, velud rosa vel 
lilinm. 

Fände preces ad filium, pro salute fi- 
delium. 

O rei glorie, veni com pace. 1 ) 
9J?arienfircbe in ©retf«malb. 

1420. Verbum caro factum, ex virgine 
natum, depellat omne noxiuni et suis 
servulis, Filius Marie . Matth. Marc 
Luc. Johannes. 

92euftabt a. b. f>. 

1422. 4* margaretha is min naem dat 
si got vernaem int jaer ons heren 
MCCCCXXU. 

Uetbingen. 

1424. 4 anno milleno C quater bis duo- 
deno ecce maria vocor de horis com- 

moneo cor. 
3Ründjen*©labba<b. 

1425. Ann o Domini MCCCCXXY. 
Invigila Sancte Gregorie. Amen. 

(Sbangelifcbe Sirtbe in 9leunftrd)eti 
im Cbenroalb. £ie ©lode mürbe 1885 
umgegoffen. 

1426. 4 en ego divinoque manere dicta 
maria convoco concordem divorum fe¬ 
dere plebem digne chricolis resonans 

valedico sepultis. 

©elfenfitcben, 9fegierung«bejirf 
Hnt«berg. 

1428. o rex glorie veni cvm pace ano 
dni m cccc xx viii fvsa svm mense 
septembris | s maria s recrvla s felix 
s karole orate pro plebe ista 4 defvn- 
ctus plango festa colo fvlgvra frango. 

(© Sönig ber Gbren, fontnie mit 
^rieben, $m ^abre be* |*rm 1428 
bin itb gegoffen im SRonat Septem6er. 
£>. s JRaria, b. Sfegula, b. fyeliy, b- Sari, 
bittet tut biefe« voll. X'en Xoren läute 
idj, bie ^ejie ebre icb, bie 53lifce breebe 
itb.) — ©roftmiinfter in 
goifen oon ^eter^üßli- ©emiebt: 42 3 rr - 
X'ie Umidjrirt ftaub am 'Piantellragen in 
gotiieben ÜJlinuefeln aut jroei Sitiieu.* 

1 Ctte a. a. C. 3. 1*22. 

5 £ie Öiocfe ift je$t u:ngego»ien. 

ir 


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84 


^eitrige far «UAtakaake. 


1429. * gloria • in • excelsis * deo * et * 
in * terra * pax hominibus * bone * anno ‘ 

dni * m • cccc • xxix. 

@tmultanFird)e in ©bern&urg in 
ber ^ßfalj. 3)urd)tneffer ber ©lode 0,90 m. 
Unter ben SBorten gloria unb hominibus 
(bie auf ber ©lodenroanb einanber gegen* 
überftef)en, atfo auf ber 93orber= unb 
9?iidfeite) befinben ftd)j$mei deine, bübftbe 
$reujigung3gruppen, SfjrtftuS am Shreuje 
unb borunter ftefjenb Waria unb Qofjan* 
neS. 1 ) 

1430. Anno.dni. M.CCCC.XXX.me. 
vas. ere. sum. que. fudere. laude. deo. 
data . sic . et . sum . Maria (folgt ein 
etma fingerlange« WuttergotteSbilb) vo- 

cata if- 

Qnfdjrift in gotifdjen WinuSfeln. — 
Vierte ©lode ber ©t SonifatiuSfird^e 
in SEBieSboben.*) 

1431. Dolce melos tango, 

Sanctorum gaudia pango, 
Osanna in excelsis.*) 

©rofje $)omglode in Berlin. 

1434. matbys . mencer . anno . dni. 
mccccxxxiiii. Osanna . heis . ich . xpm . 
bitten. ich . das . myn . done . vertribe . 
alles . schedelich . vngewitter. amen. 

©oongel. Ätrdje in Saub a. 9?f)ein. 

1440. 

Qn biefem Qaljre mürbe bie grofje 
©lode beS ehemaligen 3iftcräicnferflofter§ 
Waulbronn oon Äottrab©nodfjamnter 
in Nürnberg umgegoffen. Convocat hoc 
signum fratres, turbatque malignum — 
Ut psallant digne flagrantes pneumatis 
igne. — Ave Maria gratia plena. — 
Annis millenis quadringenis quadra- 
genis. — In Nürnberg fusum . Mule- 


') fßfälnfcbeS äRufeum. Wonatsfcbrift für 
heimatliche Literatur unb Äunft, ©eicbicbte unb 
ilolfSfunbe. 12. Jahrgang. ÄaiferSlautem 1895. 
Seite 13. 

*) Die ®lode ift ein ©efcbeit! beö JperwgS 
9lbolf oon Staffau unb ftamint aus ber SßallfabrtS» 
firdje in Sornfjofen a. Stbein. Sergl. 1440, 
1444, 1702. — ©. ftilpifcb, flurje ©efcbicbte ber 
Jatbol. Pfarrei SBieSbaben oon ben älteften feiten 
bis nur ©egenroart. SBieSbaben 1873. S. 39. — 
5- SB. 6. 9totb, ©efcbicbte unb ^iftorifcfte Dopo= 
grapbie ber Stabt SBieSbaben im Wittelalter unb 
ber Steujeit. SBieSbaben 1883. 3. 318 ff. 

s ) (sin fiifjeS Sieb fcblag ir£j an, icb finge bie 
greuben ber öeiligen, §ojanna in ber §öbe. 


brunn sibi vindicat usum . Magister 
Conradus Gnockhamer me fudit. Abbas 
Johannes de Wormacia. J . N . R . J . 
Sanctus Stephanus . Sanctus Nicolaus . 
Sanctus Lorencius . Sanctus Bernhardus. 
Unter ben Manien tiefer ^eiligen mären 
ihre Silber. (SfjriftuS fel6ft mar am 
SFreuae bargefteüt, barunter neben ihm 
Warta unb QohamteS. Qm Qaljre 1832 
mürbe tiefe ©Tode, meil jerfprungen, aber* 
ntalS umgegoffen,') unb barauf bie $erfe 
au8 ©djiUerS ©lode gefegt: 9lur emigen 
unb ernften Gingen u. f. m. 

1440. Anno . dni. M.CCCC.XXXX. 
me . vas . ex . ere . sit. que . fudere . 
laude . dei. data . cn. Maria (4<) vocata. 

Qnfdjrift in gotifdjen WinuSfeln. — 
dritte ©lode ber ©t. 93onifatiu§!irdje 
in SBieSbaben.*) 

1444. al x meber x oerbrioen x icf> x 
maifter x tilman oan Ijacenbordj guff 
mich x mxccccjrlttu. 
^rid^ofen, SJreiS Simburg.*) 

1444. Ex aere sum fusa, ad laudem 
dei dicata, nomineque Maria vocata. 
Höstes repellam undique, cum sim pa- 
trona reginaque gloriae. 
SBaHfahrtSFirdje in Sornljofen am 
SH^etn, ShreiS @t. ©oarSljaufen. 4 ) 

1447. aue maria gracia plena domi¬ 
nus tecum. 5 ) katrin heissen ich 
sub anno domini mccccxlvii. 
^farrfircbe ©t. Katharina in 9?ic* 
bererbacb, ÄreiS SBefter&urg. 


•) 6. ß. ßlunjinger, Die ©iftercienfer=3tbtei 
SRaulbronn. ßarlörube 1862. — Dr. 6b. SßaufuS, 
Die 6ifterjieufer=2lbtei SRaulbronn. 3. Auflage. 
Stuttgart 1890. S. 100. Sergt. 1506. 

*) Die ©lode ftanimt auS bem 1813 aufge* 
bobenen ftranjisfanertlofter 'öornfyofen a. S^ein. 
Sfergl. 1430, 1444, 1702. 

*) Die Slamen ber ©lodengie&er, in bie 3 1I: 
fdjriften uerflodjten ober benfelben am Sdjluffe 
binjugefügt, finben ficf) anfangs feljr fetten, werben 
erft im £aufe beS 15. 3abrbunbertS, roo ficb über* 
baupt baS Subjeftioe in ben 3t»f<f)riften breit ju 
machen anfängt, häufiger unb feit bem 16. 3abr* 
bunbert allgemein. Dtte a. a. D. ©. 134 fL 

*) Die ©lode ift 1702 jerfprungen. Ser* 
gleiche 1702, 1440, 1430. 

„Wich bat man aus ©rb formirt, 

3unt iiob ©otteS tebicirt, 

Wid) 'Diariam auch wobt genennet. 

SBeilen ich bin ein 5kfcbüberinn, 

2(ucb jebt ber ©lorp ßönigintt, 

©tiirbe bie gonnsc an alle ®nbt.“ 

5 ) Sßergl. 1234. 


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fcitrigt {»r gUAtnkaakr. 


85 


1448. 

*S> Insignis status ecclesise providnsqoe 
senatus 

Concilii sancte pariles votis civitatis 
Hajos, com reliqois gemini sexos Deo 
notis 

Denoo conflaridant mesimuletrenovari, 
Somme Christifere, Petri, Begom sob 
honore. 

Cantom reddo choris vetitom pro sin- 
golis horis, 

Terqoe reformata, qoartopreciosa vocata, 
Mille qoadriogeotis qoadrageois octo 
donatis. 

Dom sono tristator demon .*) X. ps. 
venerator. 

Brodermann Heiorich, Cloit Christian 
hant gemachet mich.*) 

©emitijt: 224 3entner, Surdjmeffer: 
2,41 m, Sott: g. Äöln, ^reciofa in 
ber Somfird)e. 

1448. 4« maria heischen ich 

in die nam godts loden ich 
all ongedorempt verdrieven ich 
hermann von alffter goss mich 
ao. MCCCCXLVin. 

SRofellen. 

1448. 4« ottno bni nt cccc jloiü tare gott 
bcnte alnted)bigen jo lobe on ere marien 
t»n iobanfen ben idj gegofe. 

^ena, ©lode int ©rünen Sürtndjen. 

1449. 

«I* Sum grandis sonorose soror, testis 
michi factor, 

Coios heros fani decor et resonantia toni 


*) Bergl. unten 1511 3mmenborf. 

*) 2>er erlaubte ÄleruS, ber weife Senat auch, 

SRit ben SBünfchen beS SRats biefer ^eiligen Stabt 
ftch oereinenb, 

3eben @efchlechte$ bie übrigen, welche (Sott nur 
befannt ftnb. 

Sieben mich roieberum gießen, §ugleic^ mich roieber 
erneuen, 

(ShnftuStragerin, bir, ben Königen, $etru$ jur^^re. 

Söieberbring’ ich bem Qf)ov ben verfugten (Sefang 
für bie Stunben, 

dreimal umgeformt, jum vierten als löftlich ge* 
priefen, 

3US eintaufenb vierhunbert unb adjtunboierjig ge= 
jählt warb. 

SBenn ich tone, betrübt eS ben Teufel, bringt 
©hriftuS bie 6^re, 

Brobermann Heinrich, ©loit (£§riftian ^aben ge* 
macht mich. 

©regoriuS*Blatt. Bachen 1876. I. S. 25. 


Movit, qaod fieri dant me sob honore 
patroni, 

Ut sociem sociam reddendo tonis melo- 
diam. 

Pello nimbosa, vocor idcirco speciosa. 
Annis germane semel 1 ionctom mihi 
plane. 

Joannes de Vechel. 1 ) 

©etoidjt: 128 3 entr - Surdjnteffer: 
2/04 m. üton: a. Äbln/ ©peciofa in 
ber Sontftrdje. 

1450. Sit aara pia dom rogat ista maria 
est soa voz bambam potens repellere 
sathan tonitroom (!) rumpo < mortoom 
defleo sacrilegiom voco. Santos dionisios. 

episcopus sob anno domini m.cccc.l. 
SBillmenrotb, Shreig 2Befter6urg.*) 

1451. 

4« Wlana griffen idj 
oHe boffe tneber oerbriben idj 
nteifler bilmon oon bacenburgb®) goijjmid) 
Saturn anno bomini MCCCCLI. 

$nfd)rift in gotifeben 9J?aju8?eln. 
£> a ba nt ar, SeiS Cintäurg a. b. Safjn. 

1451. o rex glorie xste veni nobis com 
pace m cccc li o sancta maria ora pro 

nobis. 4 ) 

©rofentönfier in ©egoffen 

oon $ßeter güfjli in (t 1476). 

©etoidjt: 75 ßtr. Surdjtneffer: 1,74 m. 
Unterljal6 ber in gottfdben SftinuSfeln 
aufgegoffetten 3 n f c ^ r 'f t Wöttn auf ber 
flaute ber ©lode oier 13 cm [jotje unb 
3 cm breite/ auf fpifc julaufenben Srag= 
fleinen fiefjenbe Figuren abgebilbet: 


') Schwerer ber großen, flangreichen bin ich, 
fo bezeuget ber äünftler, 

2)eren bie Äinber beherrfchenbe 3'** unb 
bes £oneS 

(Srunb toar, warum man mich goß, bem heiligen 
Patrone jur @b re > 

$>aß ber Gefährtin gefeilt ich ber £öne SBohlttong 
gewähre. 

SSeil ich vertreibe bie ftürmifchen SBolfen, bie 
Schöne ich h e '6«» 

3u ben Sohren ber Schweftem eins vollenbS ge¬ 
fügt ift mein Blter. 

©reg.=Blatt 1876. I. 26. 

% ) Bergl. 1511, Bnmerfung. 

8 ) Dtte a. a. D. 3. 211. — Sö. 2ofc, bie 
Baubenfmäler im StegierungSbejirf 'SMeSbaben. 
Berlin 1880. S. 205, 559, 560. — {ylieg. Blätter 
für fath- Äircbemnuftf. ittegensburg 1905. S. 24. 

4 ) Seftfchrift jur ©rinnemng an bie ©loden* 
weihe im ©roßmünfler in 3**^$ oonntag ben 
18. Buguft 1889. 3ürich 1889. 3. 11. 


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86 


geitrfigc (ur iltdirnlmnbe. 


ftuS mit erhobener rechter $anb, gegen 
bie in gront borgefteßten btei ©tabt* 
^eiligen oon 30 **$ febouenb, melcbe bie 
obgefrfjfagenen Söpfe tn ben £>änben 
trugen, junäcbft ©t. SRegula, mitten @t. 
gelty, bann ©t. ©yuperantiuS, baneben 
ein mehrfach gebogenes ©prudjbnnb mit 
bem 93ibeloerS (Sftättf). XXV. 34): venite 
benedicti patris mei (Sommet, ihr ®e* 
fegneten meines 33aterS). 'Die ©locfe ift 
je§t umgegoffen. 

1451. 4« lncas marcus johannes mattheus 
bis dass der herr sels kot 4 « anno dn 
mccccli 0 rex glorie veni cum pace. — 
Lis mich der alt maister pauls gos mich 
gib gruss den lebendigen die doten klag 
ich gib sturmes don got geb dem mai¬ 
ster den ebigen Ion chsts v r s 1 ) ave 
maria gracia plena dominus tecum bene- 

dicta tu in mulieribus amen. 

©etoiebt: 36 3entner. Don: dis. — 
9Kü neben, 2BinElerin in ber grauen* 
Eirebe. 3 ) 

1452. 0 rex glorie xste yeni cum pace 
anno dm mcccclii vnd ist vol pracht 
pei her kaspern aindorfern ich lob Jesus 
Maria Johannes vnd sand kaspern ich 
hais die guidein krön got geb maister 
paulssen der mich gos den ebigen Ion. 

3»ifd)en bie einzelnen 2Borte finb 
Eieine ©löcEcben aufgegoffen. ©emiebt: 
45 3tr. Don: eis. äftiineben, Jtofen* 
EranjglocEe in ber grauenEirtbe. 3 ) 

1454. Hh an * M • cccc lim + weter * es • 
mine * nam ■ mine * lwt • si • gode • be- 

quame. 

2Bietirobe am $arj. 4 ) 

1455. «fr maria mater gracie mater mi- 
sericordie - ty - nos - ab - hoste - pro- 
tege - in - hora - mortis - suscipe - 0 - rex 
- glorie - christe - veni - cum - pace - 

anno -j- domini f mf ccccf lv. 

2BeijjenEireben an ber Donau. 
Durdjmeffer ber ©lode: 1/42 m. DicEe: 
115 mm. Don: es. ©ine ber fünften 

Christus vivit regnat 

semper. 

*) Vergleiche 1490. 

8 ) Vergl. 1490. 

4 ) 3m 3ahre 1454. Söeter ift mein Mailte, 
mein (Seläut fei ©ott angenehm (bequeme). Dtte 
a. a. D. ©. 132 f^reibt, bajj biefe Formel im 
10. 3«^h- in 9Meberbeutfd)tanb beliebt qeroefen fei. 


©focEen ber Diöjefe ©t. gölten. 31 m 
©(blagring ein 93anb oon p^antaftifc^en 
Diergeftalten. Sßtan bemerEt ferner 23 
Eieine mittelalterliche ÜKön^en, bie ber 
9Waf[e eingebriidEt finb. Daraus mag bie 
©age entftanben fein, bajjneibifcbe|)änbe 
burd) eingefdjlagene 9tägel ben Slang ber 
©focfeju beeinträchtigen oerfuebt haben. 1 ) 

1456. ülli beft gbegaten meifter $ennigE 

oan petne, 

De hoben 6emene iE grote unb deine, 

De teoenbegben rope iE to gabeS benfte 
unbe ereit 

33liyem bonre belpe iE afEeren. 

©t. ©ottbarbEircbe in Sranben* 
bürg. 

1457. »fr sancte fio crucis ad honorem 
et vere lucis anno domini MCCCCLVII. 

31 a iben (©t. ©aloator). 

1461. 4 jesus maria is myn naam 
myn geluyt is gode bequaem 
de doede beschreye ick 
de levende verbleye ick. 

©egoffen oon 28. be 2Bou. — gut* 
PbaaS. 

1466. »fr maria . goteS . ceße . 

bab . in . bat'. toaS . i(b . bberfdjeße . 
anno . bomini. m. cccc. lyüi. 3 ) 
©oangelifdje Sfirc^e in ©ronberg int 
DaunuS. — 1474 SlofterEircbe ber ehe* 
maligen 3iflerjienferabtei (jefjigen ©traf* 
anflalt)©berbadj imJtbeingau. —1855 
ißfarrEircbe ju 333 in Ce 1 im 9?beingau. 
Die ©locEe mürbe 1897 umgegoffen. 

1469. «fr dum trahor audite voco vos ad 
gaudia vite. o rex gloriae christe veni 

cum pace. 

©egoffen oon gobann oon Dort* 
munb. — ©oeft (@t. ißatroEIuS). 3 ) 

1470. Do laudnm signa, mihi nomen 

dulce benigna, 

Atque deo digna voco cantica, pello 
maligna. 

Sa bla in Dbüriitgen. 


l ) Aüljn'gvubcr a. a. D. ©. 221. Sergt. 
tjierju: „^iitger* ober "ffiaHfahrtsjeidjen auf ©loden" 
in ber 3eitfc|rift: Sie Senfmalpflege. VI. 3d> r 3- 
«erlin 1904. 9fr. 7. VII. 3a(jrg. 9?r. 15, 16. 
33ergl. aud) Dtte a. a. D. ©. 136 fl. Siefje aud) 
©djubart a. a. D. ©. 49. 

*) S!ergtei(fie 1306. 

*) «ergl. 1895 ÄölmSeufc. 


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Sritrifc fsr «Mnksate. 


87 


1470. 

Me fecit Hans Blome, hic pendeo to dem 
dorne, 

non campanari nee campana vocitari, 
sed debeo horas per me discutere cnnctas. 

Ubrglotfe auf bent ®ome ju falber* 
flabt. 

1472. 4* jhesas maria sanctos iohannes 
vocor. 

Cünern, £reid $atmn. 

1474. 

In Christi lande snpplex Erfordia gauda. 
Et per Osanna pium sibi qnando perfero 
pnlsnm, 

sed com der reboo bie christiferum ter 
aveto. 

Cfanna ber SeoeriEirtbe in Grfurt 
©emicbt 90 Qtt. ©egojfen non 3Wetfter i 
©laudaud95?flblbaufen,9?egierungdbcjirt ] 
Crfurt 1 ) ] 

1475. 4* kilianns heissen ich 
allebosseweder verdriben ich m cccclxrv. 

Ser ob, Jtreid SBefterburg.*) j 

1476. ave . maria . gratis. plena. do- | 
minvs.tecvm. anno . dni.m.cccc.lrm. j 

Goangel. Sirdje in Gleeberg, ffreid ’ 
Ufingen. £ad ©lötfcben im Dodpreiter ! 
bed bortiaen Surgbaufed, gegoffen 1481, ; 
trägt biefelbe ^nfcbrift.*) 


1477. 4* osana. heissen. ich. meister. 
martin . moller . von. frackfort(!). gos. 
mich . anno . dni. m .cccc.lnvn. 
fjfarrfirtbe in Ratten beim im 
I 97betngau. Ston: es. 

| 1479. J. N. B. J. 

titnlns triamphalis 
cnstodiat nos ab omnibns mal« 1 ) 
97euftabt in Sbüringen. 1512 !£au* 
tenburg in ibötingen. 1508 Äönifc in 
Thüringen. 1586 ftaidbeim. 

1480. Osanna vocor, 

laus deo sit cum pnlsor. 
fiangenfdfabe in ^b&rtngen. 

1480. * maria ^etffen itb. 
alle bofe Weber oerbriben id). 
in err gotd luben itb. 
o maria gebenfe baran, 
bad bu onfe mober btf, 
anno bomini m cccc lyyp. 

(Soang. Äirtbe in 97a ff au, Unter* 
labnfreid. 

1481. 4< anna heischen ich 
in gods namen Inden ich 
all nngedormpt verdriven ich 
berman von alffter und beraet 

gossen mich 
ao. MCCCCLXXXL 
97ofeIlen. 


1477. 4< bcr lieber gott hilf önd aud not j 
— Stlb bed guten Wirten. — ©lode ber 
früheren Jegernfee’ftben Stblofffapelle ! 
(St 97ifolaud tn 91 1 ^leite n, befinbet fttb ■ 
je$t im Xiöjefan^iDTuieum ju St. polten. 

1477. 0 rex gloriae veni cum pace. 

Vivos voco, mortuos plango, tonitru , 
quoque frango. Jesus Christus . Sanctus 
Thomas . Sancta Maria Magdalena, ora 
pro nobis . Gr 97icfolaud Gifenberg bot 
biefe bebbe gegoffen. ; 

ütbowaäfirtbe in ßeipjig. 4 ) 


*) ft. 9. @lei$, ©eicf)iditlirf)e4 über bie grofee 
©lode bei Xcmtes, foioie bie übrigen ©loden bei 
Xomes mb einige ©loden ber Seoerifir^e ju 
erfurt. 40. ÄufL erfurt 1897. ©. 9. 

*) 2o$ a. o. C. S. 25. 

*) jyerö. 2ut§iner, bie Sau» unb ftunftbenl» 
mälet bei Stegierungsbejirtü tBiedbaben. II. 9b. 
Arantrurt a. 9R. 1905. B. 166. 2o$ a. a. C. B. 60. 
*) ftrünib, Oec. ©ncqtlopäbie. leil 19, B. 103. 


’. 4« maria vocor in nomine jhesu 
pulsor. 

©egoffen oon l^afob oon SSenroq. 
97beqot 

1482. 4« anno f bni f m f cccc 111 y?pi t 
offana f b«5 f id) t meinfter f jorg f ju f 
fpier f god f mid) t in f $ f petrud f er 
f lub f itb 4*. 

«uf ber einen Seite ift ein SJTutter* 
ottedbilb, auf ber anbern St $etrud unb 
ad £albergftbe SBappen. — £>errnd* 
beim bet SBormd. 

1482. 2J7an fal ntte alle frtbage lüben, 
bat fdjall und be padben behüben, wente 
got up ben frigbatf) lebt ben hobt. 
Gienj im |>arlingerlanb.*) 

*) Sergleitbe 1234, 1270, 1512, 1617, 1752. 
*) Setiebt fttb öuf bas greitagsläutcn. Ser» 
gleicb* 1486. 


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88 


9eitri|( fttr 6Udmtkaitkr. 


1483. 4« sanctus antonius vocor gherar- 
dus de wou 1 2 ) me fedt MCCCCLXXXm. 

93enlo. 

1484. 

Salos sum dicta, 

Mortuos defleo, tempestatem depello, 
Plebanam convoco, laadem dei denuncio. 

©taöa in ^dringen. 

1485. 4< urbaen heiten ich 
in godes eer Inden ich 
doenren en de blitzen verdriefe ich 
hennrich overaet goit mich 
anno dni MCCCCLXXXV. 

SifjeJjbt. 

1485. vox clamantis in deserto, parate 

viam domini. 

Unterwellenborn in Düringen. 

1486. 4« s. margareta so byn ich genannt 
geboren van den heyden 

van ich rope so komt to hant 
dat gy van gode nicht enscheiden 
anno d. MCCCCLXXXVI die ki- 
liani I. H. S. 

©egoffen non Qohann tton $>ort» 
muitb. SW etiler, $ret8 f>amm. 

1486. Jesus autem transiens per me¬ 
dium illorum ibat.*) 

ÜHagbolenenürdje in ©cnf. 

1486. vivos . voco . mortvos . plango . 
fvlgvra . frango 4* miserere . domine . 
popvlo . qvem . redemisti . sa(n)gvine . 
tvo • anno . domini. m . cccc. lxxxvi. * 


1 ) 3 <^rc „1480 war eine ©lode tum ©ert 

oan SBouro aug ©ampen an ber Spot) angefommen, 
bie jroölf Männer oerlaben mu&ten." Dr. SRob. 
©djolten, 3 ur ©efchidjte ber ©tabt ©leoe. ©leoe 
1905. ©. 395. ©eert (©erwarb) oan Söou be 
©ampis roar geboren 1474 unb ftarb 1527 mit 
§interlaffung oon oier Söhnen. 1484 goji er für 
bie Siebfrauenlirdjc in 3*0 olle ein ©eläute: mi 
17,31 Rentner, fa 13,11 3entner, sol 9,26 3tr. 
Vödeler a. a. D. ©. 51. ber 3 nter = 

nationalen Atufifgefellfcbaft VI. 3af)rg., £eft 7, 
©. 276 fl. Äunft; unb ©eroerbeblatt für baS 
Stönigreid) Vagem 1868, LIV. 325—350; 384 
bis 427. fcerni. oon fcelmholfc, bie Sehre oon ben 
Tonempfinbungen. 5. 5luög. Vraunfd)roeig 1896. 
©. 125. Ter ©lodengiefjer ©erwarb be SL'ou aus 
Rampen. Beiblatt jur Atogbeburger 3eitung 1889. 
Ar. 22. Vergl. unten 1497. 

2 ) Sufas 4,30. Tiefe ©djriftftelle finbet fid) 
aud) auf Talismanen, benen man bie Äraft au* 
fdjrieb, ben Träger unfidjtbar ju machen unb ihn 
baburd) oor Verfolgern ju retten. J. Dan. Bla- 
vignac, La cloche. ßtudes sur son histoire et 


(£)ie 8e6enben rufe td); bie ütoten 
betlage idj; bie IBlifce breche td). (Srbarme 
bid), £>err, beS 33olfe$, baS bu erfauft 
ijaft mit beinern Slute. Qm Qafjre beS 
£>erm 1486.) ®tefe lateintfcfje Qrtfchrtft 
fteljt an ber Sfrone in gottfdjen *3WinuS= 
fein unb ift burd) ©d)tUer3 Sieb oon ber 
©locfe allgemein befannt geworben. 31m 
unteren Jtanbe ber ©lode, an bem aber 
ein ©tüd betauSgefprunaen ift, fteljt ju 
lefen, ebenfalls in gotifepen SDftnuSfeln: 
Dfanna . beiS . td) • in . bem . tiamen . 
oc. warb . id). in (in ber jefet folgen* 
en Cüde, welche bureb baS abgefpruitaene 
©tüd entftanben ift, ftanben nab 9$aj3* 
abe ähnlicher Qnfdjriften wahrfcheinltd) 
ieSEßorte: ber . er. aller heiligen. ft) iftet 
. man . mich . ber . hod)wtrbtg . her . her 
coonrat. bitifoffer . apt. öo. fchafhofett. 
macht. mich . (obwig . getger . oon . Bafel 
. goS . mid) . maria. retni . mooter . Bit . 
fotr . otttS 4«. — ©rofee ©lode (@d)tller* 
glode) im SDTfinfter ju ©d)affhäufen. 1 ) 

1487. 

Unfere kanten ftnb wohl befannt, 
wir ftnb hier Patronen genannt. 

UWeifter ©erharb oon 2öou WctS be9Kann, 
ber unS büffen ©and lebe an. Anno 1487.*) 
©t. $etrifircbe in Hamburg. 


sur ees rapports avec la sociWfe aux difftaents 
äges. Gen6ve 1877. p. 382. 

*) Tie Atünftergloden $u ©c^aff^aufen. 3 ur 
©rinnerung an bie ©lodeuroeihe ©onntag, 27. Ao* 
oember 1898. Schaffhäufen 1899. ©. 4 fC. 9, 

11, 13 fl. Vaber a. a. D. ©. 110. tfriinifc, 
©ttcpflopäbie Teil XIX. ©. 99. Tie $ö^e ber 
©lode beträgt 1,75 m, ber Turdjmeffer 1,80 m, 
baS ©eiuicbt, meines man bisher mit 230 3^* 
angegeben f)at, beträgt nur etma 90 3tr. Ton: as. 
Äonrab Tetifoffer oon tfonftanj regierte oon 1468 
bis 1491 bas Jülofter Allerheiligen, fiubroig ^eL 
ger roar oon 1470 bis 1496 als ©lodengiefeer in 
Vafel tätig. 51m ^.fingftmontag 1418 fam ber in 
Äonftanj neugeroählte ^apft Martin V. auf feiner 
§eimreife burch Schaff häufen. 3n allen Stabten, 
burd) roelche fein SBeg führte orbnete er an, ba| 
jeben greitag Alittag bie gröfete ©lode 311 m 5ln* 
benlen an baS Seiben unfereS §errn geläutet roerbe, 
roaS nod) ie^t gefchieht. Um baS 3«h r 1700 fprang 
am unteren Aanbe ber ©lode ein ©tüd ab im 
©eroicht oon ungefähr 60 ^funb. * Ter bamalige 
Dberoogt oon Vuchtbalen, §ans %alob ©ntlibucher, 
bat auf feinem Sterbebett (1707) ben Aat, biefeS 
©tüd ber ©emeinbe Vuchthalen 311 überlaffen jum 
©116 einer neuen ©lode für bie im 3ahre 1705 
erbaute Kirche, unb bie Vitte rourbe erfüllt. Tie 
betreffenbe ©lode ift aber nicht mehr oorhanben. 

2 ) Tie ©lode roog 100 3^ntner unb roar ben 
5(poftelfiirften ^etrus unb ^auluS geroeiht. Sie 


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Irttrlge ]ur 


89 


1487. Celsias excelsa dicor super omnia 
celsa A residente poli donatum la micbi 
soli gherardus de Woa me fecit . Anno 

domini MCCCCLXXXVH 1 ) 

97ad) bcm Slbbrud) bcr uralten $>om» 
tirdje juöamburgim ^a^re 1804 ging 
btefe ©lüde ln ben ©efifc ber ©t. ümlo» 
tabStircfee in ittltengamme über, ©e» 
micfet: 40 ßtr. £on: c. 2lm 28.9Wärj 
1904 ift baS bcrrlicbe ftunftroerf teiber 
aefprungen, nadjbem e8 länger alä 400 
ftat)re feiner ^eljren ©eftimtnung gebient 
qatte. 

1488. ave maria gracia plena domi¬ 
nus tecvm anno domini mcccclxxxvm. 

SlrnolbSboi« im Taunus, Strei« 
Ufingen. 

1489. Hb sanctus georgius vocor. 
gy heren machtich 
blieft eendractich 

ende volget de reden 

do gi dat 

so sei ustat 

wel staen yn vreden. 

anno domini MCCCCLXXXIX 

gherardus de wou me fecit. 

Slmergf ort. 


I>atte neben fldj noch fechä ©efchtoifter: bie grobe 
©lode im ©en>id)te oon 180 3*** m ’t bem Silbe 
ber heiligen 3ungfrau SJlaria mit bem 3efusltnbe; 
bie brüte ©lode mit bem Silbe ber h>- Sorbara; 
bte »ierte ber t)l- ©lifabeth geweiht, beren Silb mtt 
einer ©iejjtanne unb einem (fifd) in ben SJtantel 
graoiert roar; bie fünfte mit bem Silbe beo bei’ 
figen Mntoniud; bie fechfte mit bem Zone h, welch« 
auch ju bem ©lodenfpiele gebraucht mürbe unb 
folgenbe 3nfchrift trug, bie und einen Inhalt ge* 
mährt für bie Zauer cined ©lodenguffed: 

Sech« ©loden auf fed)d Stoten gegoffen »on mir, 
3n brei SJtonben jroei Zagen unb SBochen »ier. 
Sie jeigen nach tStjrifti Weburt bad 3°h r * 

Unb ben Mauten bed SJteifterd offenbar; 
gut (Ehren ber ^eiligen Zreifaltigleit, 

Unb jum frommen ber fterjen ber ©hriftenheit, 
$and Schröber, Claus ftoppe, bie Sitten oon Saljren, 
Zie 2 henriche Voller JUrcbgefchmoreue roaren. 
©erharb ooit SSou. Anno 1487. 

Zie fiebte ©lode brachte „jurn Sol bad tla" 
unb jeigte bad Silb bed hl- «ope, bes S^ron« 
bet ©olofchmiebe. Sämtliche fieben ©loden hotte 
Steiftet ©erharb SGBou oon Äainpen gegoffen unb 
alle gingen bei bem grofjcn Stabtbranbe im 
3af)re 1842 jugrunbe. Stob. Horner, 3“* ©*• 
fchichte ber ©lodengie&er in Hamburg. Hamburg 
1906. S. 11 fl. 

*) ,port)erf)abene hetfie ich, bie über alle# ©r* 
habene. Zer im Fimmel refibieret, h at mir allein 
bad la oerliehen. 

Robert, ft. SW. 3abvf>ucb. 80. 3abvg. 


1490. Susanna haiss ich in Jhesus Maria 
vnd Inkas markus matheus vnd Johan¬ 
nes in der nameu gos man mich der 
durchleuchtig hochgeborn furst vnd herr 
herr Albrech pfalzgrave pei rein hertzog 
in obern vnd nidern pairn was Stifter 
mir von regenspurg her pracht er mich 
die posen weter vertreib ich den toden 
peere ich hanns ernst der gos mich als 
man zält von gottes gepnrt tausend vier 
hundert vnd in dem newnzigsten jar 
tetragramaton. 

©erntet: 125 gentner. £mrd)rtteffer: 
2,07 m. Sott: a. Wündjen, ©alte* 
©lode in ber gfrauenfirdje. Ätoifdjen ben 
einjeltten ©orten ber $nfd)rift, roeldje 
in brei ftd) oerfcfelittgenben feiten 
Sanbform an bem mlantelfragen auf» 
gegoffen ift, ftnb ©terndjeu angebradjt. 
Itersog 2llbred)t IV. Ijat bie $otirieftn 
burcf) ÜWeifter ßan3 ffimft in fRegenS» 
bürg aiefeen taffen. 35er ©ufe foftete 
1000 fl. uttb tourbe au8 bem 3J7etaH 
jener alten ©locfe aemonnen, mcld)e$er» 
jog Üllbredjt IV. nad) ber fretroiHtaert Uber» 
abe SteaenSburgS (1487) nad) uRüncfeen 
ringen Tiefe unb metcfee bereits am ©eil)* 
nadfktage 1488 jerfprungen mar. £>a$ 
ganje ©etäute ber $rauenfird)e beftel)t 
au8 jeffn ©lotfett mit ben »tönen: a, cis, 
d, dis, e, eis, fls, g, a, ais. 3)ie ©loden 
a, cis, eis'bangen in bent nörblicfeen 
Jurnte oon SRoroen nad) ©üben neben» 
einanber; bie übrigen befinben ftd) in 
bem füblicfeen Xurtne. 1 ) 

1490. «fr verhum caro factum est. 
^öfened in £(jürittgen. — 1517 
QnjerSborf, DÜJjefe ©t. gölten. 

1490. Pulcriter ornata, 
gloriosa sum nominata. 

^öfened in $t)ürtngen. 

1491. »fr etheris in arce magno reso- 
nanti deo sum dedicata . michi nomen 
est tuba dei. Georii spirensis me fecit 

docta manns 1491. 
fX)em grofeen ©otte, beffett ©timmc 
in be« Fimmel« gefte miberljallt, bin id) 

’) ^reunblich« '.Mitteilung oon P. SBifterp, 
Äapujiner^Dvbendpriefter in üiuffenhaufen bei SUtin* 
belljeim in Sägern. Sergl. auch Mus. sacra 18fH), 
S. 91. Saber a. a. D. S. 112. Dtte a. a. 0. 
S. 124. Sergl. 1161. 

12 


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90 


Iritrfigr jut ÄUAenkunbt. 


geweift. SWetn 9?ame ift^ßofaune ©ot« 
teS. ®ie funbtge f>anb be§ ©eorg Dort 
(Speier hat mtd) gefertigt 1491.) ®utd)* 
meffer: 1,23 m. — Offenburg in 33a* 
ben. 1 ) 

1493. Laude sum digna, 

cum sim vocata benigna. 
©ngerbo in Thüringen. 

1497. Laude . patronos . cano . glo- 
riosa ** Fulgur . arcens . et . demones . 
malignos ** Sacra . templis . a . populo . 
sonanda ** Carmine. pulso ** Gerhardus 
. wou . de . Campis . me . fecit. Anno . 

Dni. M. CCCC. XCUII »fr.*) 
©foriofa im "Dome ju ©rfurt. 35ie 
erfte, 1251 aegoffene ©foriofa, meld)e 
f<f)tt>erer gemefen fein foQ als bie ie|ige, 
mürbe am 19. Quli 1472 burd) S3ranb 
jerftört; bie tfoeite be§ 97amen3 mar 
1477 burd) ©lau3 Don SJUtijüjaufen ge* 
goffen morben unb nur 200 ßtr. fermer. 
8lfo fie nad) furjer 3eit gefprungen mar, 
mürbe bie jefcige ©lode am 8. Quli 1497 
mit Beiträgen ber benachbarten J^ilrften 
unb Herren, fomie ber ©rfurter ^Bürger 
auf Soften be8 $)omfapitefo tion ©erwarb 
SEBou au8 Sampett gegoffen unb tion bem 
2Beil)bifd)ofe Johann oon Caäplje ber hl- 
Jungfrau SWaria gemeibt. ®a§ @emid)t 
ber ©lode mürbe früher auf 252 3tr. ab* 
gefd)äfct, nach fpäter angeftellten Serech* 
nungen tion ©fodengiefjern foß e§ 275 3tt- 
betragen. Qm Qafjre 1900 hot man bie 
©lode gemogen unb ba8 ©rgebniS mit j 
227^4^tr. amtlich feftgeftellt. ifcer!£>urd)* 1 
meffer beträgt 2,58 m. £)öf)e: 2,06 m. 1 
Slöppelgemiipt: 11 3tr. £oti:e. DieQn* j 
fchrift, ioelche in einer 3 e 'i e om 3J?antel* , 
fragen fteljt, bilbet mit 3lu3fd)luf} ber 
(Schlupf(brift eine fapphifd)e (Strophe £>ie 
einzelnen SBörter fhtb burd) h cr otbifche | 
Cilten, bie einzelnen 23erfe burd) je jroei 
SRofett unb bie 3ohijeichen burd) fünfte 
getrennt. i 

_ I 

l ) 9 . SSalter, bie ©lorfen ber ^farrfirchc unb 1 
bie brei ©chufcpatrone ber 6tabt Dffenburg. Offene ! 
bürg. 21. fteiff & CEic. ©. 4 fl. 

s ) 3$ beftnge mit glorreicher Sobpreifung bie 
©chuhheilisen, abroenbenb ben 23lifc unb bie bos>= ' 
haften ©eifter, unb oerfünbe bur<h3 Säuten bie j 
Opfer in ben iempeln mit bem oom Solle tönen* j 
ben Sieb. Sflid) oerfertigte ©erharb 2Bou non ; 
Rampen im 3aljre beS §errti 1497. ©leih a. a. j 
0. ©. 3 fl. 7, 10, 16. 2Ö. 3. 21. Freiherr non j 
$ettau, ber ÜReifter unb bie Soften beö ©uffeS ber 
grofcen $omglode ju ©rfurt. ©rfurt 1866. Otte 1 


1497. 

Arte Campensis canimus Gerhardi 
Tres Deo trino, en ego sol, Gloriosa ut, 
Mi sed Osanna, plenum sic diapente. 
Anno Domini M.CCCC.XCVIL 1 ) 

ftnfdjrtft ber 6ei bem jtnetten Sranbe 
im &a6re 1717 gefdjmoljenen Ofonna* 
©loae oeg ®ome3 in ©rfurt. ^r ©e* 
nndjt Betrug 80 3 eu * n e r - 
1497. Vincencia Severiani collegii pa- 
trona vince nostram acidiam et omnia 
Christi tui populo perniciosa, opus Ger¬ 
hardi Won Campensis. Anno Domini 
M.CCCC.XCVII.*) 

$)er fogenannte ©djreter ber ©euert* 
firdje $u ©rfurt. ®etxrid)t: 60 3^ntner. 
Die ©lode trägt gartj ba§ ©epräge ber 
©loriofa, fomof)( in gorm ber ©d)rift 
als auefj in ber SJergierung. 

1498. 

Da8 „SSefpergtögglt" im ©rofcmün* 
fter in 3ü*td), gegojjen 1498 non $on§ 
©teinbrüd)el in 3ürid), fjatte folgertbeg 
DifticBon jur $nfd)rift: 

Qnandocunqne eiet sonitnm campana 
sub ortum lucis et occasum, spem re- 
quiemque eiet. 3 ) 


a. a. O. ©. 162. SWagbeburger 3 e ^ un 0 1889, 
2tr. 22. Ärünih. ©ncpflopäbie 33b. XIX, ©. 97. 
Urania, aWufif-'geitfd&rift, ©rfurt unb Seipjig 1867, 
©. 164. ©regoriu^33latt 1897, ©. 78. 1901, 

©. 60. 1905, ©. 100. 23aber a. a. 0. ©. 89. 

0 $urch bie Äunft be3 ©etf)arb non Rampen 
tönen mir brei bem breieinigen ©ott (511 
fiehc ba, ich so! (nämlich ich Vincencia ber 0e* 
nerüirche mit bem Xone sol, bae ift bie Quinte, 
hier ber £on h), Gloriosa ut (ba$ ift ber ©runb* 
ton, hier e), ich Ofanna aber mi (baä ift bie grofee 
Xer§, hier gis), baö ©anje fo bie Quinte (mit ber 
Quinte h ben Sreiflang e, gis, h fchlieftenb). 
2 )ie brei ©lorfen bilbeten alfo miteinanber ein 
harmonifcheS ©eläute. 9. 2)1. Sahrbuch, 19. Sah^öv 
1905. 0. 18. Dtte a. a. Q. ©. 133. ©leih a. 
a. Q. ©. 6, 12, 14. 0 . £ettau a. a. 0. 0. 5. 
33ergl. oben 1483. — 2luch in bem ©eläute gu 
Sei 9 lau (1851) unb in bem ©eläute ber fath. 
^farrftrehe in ?ßfaljel, 3)e!anat ©h^ang bei 
irier, finb bie 2 :onoerhältniffe ber ©lorfen (in 
lehterem Orte (1776) mit: fa, sol, la, ut) in ben 
Jnfchriften mit in ^-Betracht gezogen morben. 

a ) Vincencia, ©djuhheilige be$ Äollegiatftifte^ 
beä hl* ©eoeniö, befiege bu bie öärte unferer 
Serben unb alle^, maö beinern chriftlichen 33olfe 
©djaben bringt, ©in 2 £erf beö ©erharb 29ou oon 
Kämpen. 3m 3ah*e beö §errn 1497. ©leih a. 
a. D. 0 . 6 . 0 . fettau a. a. Q. 0 . 6 . SSergt. 
oben 1483. 

8 ) 0o oft bie ©lorfe beim 2luf-' unb Unters 
gang be$ Sid)teö 0d)all erregt, erregt fte Hoffnung 
unb 2tube. — 2>ie ©lorfe mürbe 1604 umpegoffen. 


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Befolge jnr 


91 


1498. santa aldigain . heissen . ich . 
boisse . weder . verdriven. ich . 
peter van echternach gavs mich 

mccccxcvm. 

Willmenroth/ ftrei«©eflerburg. 1 ) 

1499. Dulce melos clango, sanctorum 

gaudia pango, 

Defnnctos plango, vivos yoco, 
fulgnra frango. 
fRubolftabt. 

1502. * o authe maria bis in gebende 
meine« foltfi« fo man midi teuten ift. 

8id)tentanne, ©ro&häßt- ©ac^fen* 
Weimar*ffiifenach, Sfrei« SReuftabt.*) 

1503. 4* roeland de groot is myn naem 
cot godsdienst ben ik bequaem ik luyde 
somtyts ten brande of als ’t zaem is 
yan vyanden gerrit van wou die my 
goot MCCCCC ende drie na gots geboort. 

fmarlem (Ubrglotfe). 

1504. 4« oepan is min name 

min gelut dat is gade bequaeme 
doden bescrige ik 
hagel nnde donder berke ik 
herman vogel XVcIIII. 

©erge, Strei« $ömm. 

1506. 

4< maria iohannes baptista heischen ich 
die levenden roffen ich 
die doden beklagen ich 
gregorius van trier 8 ) gois mych 
anno dni MDVI. 

^ün«boöcn bei ©eileitftrchen, 
SRfyetnpTomnj. 

1506. 

4< osanna vocor populos orare hortor. 
ave maria ait angelns gratia plena. 

®om in SBfltjburg. 

1506. 4« sancti viti campana contorque- 
at omnia prava que styx per reclum 
fnndit noctes que diesque istum per 
nnmerum conflatio constat ejusdem quin 
gentisannis milleno bis tribus auctis . 
facta per iohannem venrade et gerhar- 
dum de venlo utrnmque magistrum. 
2Rfind)en*©labbacl). 


1506. 4 jhesus maria johannes baptista 
is myn nam myn ghelui is vor god be- 
qname den levenden roepic den dooden 
overlndic wilhelmus won me fecit anno 
MCCCCCVI. 

©oeft im SRegierungSbej. 2lrn«berg. 


1506. 



flRaulbronnin Württemberg (9leb 
farfrei«), Älofterfirdie ber ehemaligen 
giftergienfer^btei. 1 ) 


1507. Cnm tumulnm sternis, 
cur non mortalia spernis, 
tali namque domo, 
clauditur omnis homo. 

Cippred)terobe.*) 

1508. Benedicta heis ich. 

die hochzeitlichen fest belevt ich, 
dieschedlichen weter vertreib ich, 
und die doten bewein ich. 

Stbnifc in Thüringen. 8 ) 

1508. 

Appellor Maria hac quod inurbepatronae 
Sancta dei genitrixque sodalibus Ursula 
junctis 

Craftque moguntina fudisse 
Georgius in urbe 

Me fertur nostris pro civibus atque ma- 
gistro 

Dret apud superum nunc quoque pa- 
trona tonantem. 

^farrtircbe in Oberurfel, ÄreiS 
Obertaunu«. fciefe ©locfe mürbe im 
Qjabre 1508 uon ©eorg ©raft ju 9Rainj 
gegoffen unb hat ein ©emicf)t uon 843tr. 
1622 am 11. 3 uni f* ct f te 
brennen be« Surme« burch bte ©cbmeben 
herab, blieb aber unbefcf)äbigt. £rofc» 
bent foüte fie uerfauft merben, ma« aber 
bie beiben ©ürger ©dharbt un & SEßteber» 
holt glüdlid) 8 U öerhinbern mufjten. ßum 
«nbenfeit baran mirb notf) heute bei bem 
©egräbniffe ihrer SRachfommen bie grofee 
©lode geläutet." 4 ) 


*) Bergl. 1460. 

*) B. 2iebe«linb, bie ©loden beä Beuftäbter 
«reife«. 3ena 1906. 0. 12. — 1601 in Zt>vb 
nlf), Äreiä Beuftabt. 

») Berat, bie ffltodengiefier^amilte oon Xrter 
in Bacben (1410—1470) unb ihre fflerfe. Bödeler 
o. a. D. 0. Iß fl. — ®regoriu8*Blatt. Ba<ben 
1881, 0. 134 fl. 


l ) Bergl. 1440. 

*) Bejtebt fld) auf ba« ©rabtäuten. 

•) Dr. $>. Bergner, Sur ©lodenlunbe 2l)tt> 
Ingen«. 3ena 1896. 0. 46. 

4 ) Bergl. Sog a. a. D. 0. 356. @tatt ber 
lort angegebenen 3 a b ce ^i a 5l 1646 mufc 1622 ge= 
ef)t werben. 


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92 


Beiträge für 6ltAritfra«be. 


1508. ©toriofa IjeiS idf bi hoheitlichen 
feft betetot «b bi fcbeiblicben meter oot= 
treib icb on bi toten bewein icf) mary 

rofTberger go« mid). 1 ) 

2Rüncbenbern«botf, ©ro&hetäog* 
tum @acbfen*3Beinar=(£ifenacb. 

1509. * MATER f REGIS + ANGE- 
LORVM f 0 MARIA f FLOS f VIR- 

GINVM. 

ftnfdjrift in fpätgotifd)en 2Raju«Eetn. 
— Jurcbmeffer 0,76 m. — Röhring, 
CDiöaefe ©t. gölten. 

1509. 

•fr est maria nomen mihi sacros in usus 
canto sonans homines ad pietatis opus. 

Serffen. ©iefjer: 28. Stefterbue«. 

1511. »fr sca. maria heischen ich 

tzo den dienst gots luden ich 
den duivel verdryven ich 2 ) 
gregorius van trier gois mych 
anno dni MVcXI. 

$mmenborf, SRbeinprooinj. 

1511. >fr s. petrus et paulns heischen ich 
die hilge kyrch bescyrme ich 
die sunder troisten ich 
gregorius van trier gois mych 
anno dni XVcXI. 

gmmenborf, SRIjeinprooinj. 

1512. Jesus Nazarenus, Rex Judaeo- 
rum. Titulus triumphalis defendat nos 
ab omnibus malis. 3 ) — QJfaifter Qorg 
Ulm gufj mich, für $agel fcbürme mich. 

Ülujjerbem ftnb oufgegoffen auf ber 
einen ©eite bie Silber ber fet. Jungfrau 
■äRaria, be« t)t. Johanne« Säufer« 


1 ) 3)erfelbe ©prud) aud) 1511 in £>öl)ren, 
ßreiä SReuftobt, ©roftöerjogtum ©a$fen*2ßeimar= 
©ifeiiad). 

2 ) 3n Sufcbad) (©ro^crjogtumiReffen) lefett 
nur eine 2lnfpielung ber ©lode auf ifyren eigenen 
Älang ifjr auf ben SeiD gefdjrte&en: „Est mea i 
vox bam, bam. potens repellere Satan. 14 (Grebin 
für ^efftfe^e ©efd)id)te. XV. ©. 492.) 33on ba , 
jutn ©dberj roar nur ein ©d)ritt, uub rote ^ätte ! 
ber 33oltsroifc bie ©lode ungefdjorert faffen lönnen?! ! 

23aber, Xurm= uub ©lodeubiid)lein. ©ie&en 1903. 
©. 96. 3kt*gl. oben 1448 Äöln, 2)otnglode $re* j 
ciofa. — 3n Erfurt lautet ein ©pridjroort: „$te | 
grojje ©ufamta treibt alle Teufel non battna." ! 
®ergl. 1474. — 2tuf einer ©lode in ©arneu, | 
Unterroalbeit, aus bem 3af)t*e 1493 ift au lefen: , 
„?ln bem £üfel roiH i(b inicb redjen, mit ber §ilfe | 
©oj alle böfeit fetter a^bredjen/' SSergl. 1450 ; 
2BiUemenrotb. j 

a ) Sergf. 1479, 1617. ' 


unb be« f)t. 2lugufHnu«, auf ber anbern 
©eite ba« öfterreiebifebe Stoppen, ba« 
Stoppen be« Stlofter«, fomie ba« oe§ Slbte« 
^jobofu«. — Jtoqgenburg, SiStum 
»ng«burg, ©tiftäEtrdje ber ehemaligen 
Sßrämonftratenferabtei fRoggenburg. — 
©emtdjt: 52 ßtr. Jon: des. J)a§ berr* 
liebe ©eläute mit ben Jönen: des, f, as, 
b, c, des ift in ber Steife oerteilt, buff 
bte beiben großen ©locEen auf bem nörb* 
lieben, bie oier Eleineren auf bem füb* 
Heben Jurme hängen. Son ber großen 
©lode rühmt mit 9?ed)t eine Sefcbretbung: 
,,©ie läfjt jenen wunberfebönen, fyoa)* 
feierlichen Jon erfüllen, ber in ber 
ganjen ©egenb roohlbeEannt ift unb in 
aßen umtiegenben Drtfcbaften an ben 
gefttagen fö gern gehört wirb." 1 ) 

1515. * servatius servavit plebem do- 
mini servando et orando meruit quod 
credidit serva tuo precamine christi red- 
emptos sanguine ad tua festa voco po- 
pulum clangore cujus nomine dicor . 
ego wilhelmus et jaspar moer confra- 
tres me fecerunt anno verbi incarnati 
MCCCCCXV. 

3Raa ft riebt (©t. ©eroatiuäEircbe). 

1515. Ave regina celorum, mater re- 
gis angelorum — o Maria flos virginum 
velut rosa vel lilium — funde preces 
ad filium tuum. — ©ot ju Cob unb $u 
©r unb bem gemain 3Ran ju ein Ser — 
praiSt ©ot biefer 9Raifter fein leben lanE 
— ber mir hot gegofen ben Stlanc — 
Cafsla Stac^Eo biert er gefproeben — unb 
hat mich gemacht in ber Snbla« (Star) 
rooeben 1515. 

Xmrcbmeffer: 138 m, §>öbe: 1,03 m, 
Jicfe: 105 mm, Jon: d. — 333ei^fir= 
eben a. b. Jonau in iöfterreicb. 

1518. »fr virgo deo digna — matter no- 
stra Clemens voce pia ad dominum be- 
nigna ora — anno mvxviii. 

Jurdjmeffer: 1,38 m. SReuhofett, 
Jiöjefe @t. gölten. Jer ©age nad) 
touroe bie prächtige ©toefe oon einem 
Cehrlittge gegoffen, al« eben ber SReifter 
einige 2lugeublicfe abmefenb mar. J)er 
Qunge lief entfett über feinen Sorroi^ 
baoon unb warb nicht mehr gefehen. 2 ) 

*) greunblidje Dütteilung »on P. SiMfterp, 
JtapusincrsDrbenspriefter in SJiuffen^aufen bei 9Win= 
belfjeim in Sapern. 

*) Jfflbmgruber a. a. O. 3. 136. 


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Ititrigt pur flaAeakaiikr. 


93 


1519. Aqua portat lignum, lignum 
corpus cristi dignum. 

®otljen in 5£ljfirtngen. 

1520. 

^d) Bit bicf) f)et jfjefn crifite am crp$e fron 
bu metleft gefengne nitnen tfjon 
baS er alle ungtoitter uertreib 
unb Bittet ben menfcben fei onb leib 
burcb firbit marte ber muoter bin 
ban im oimer td) goffen bin im jar I.5.2.O. 
©ulbengfotfe in ©tu kt gart 

1521. St Michael heiss ich. 

In unserer Frawen Ehre lüt ich. 
Hans von Bruchsal zu Speier 
goss mich 1521. 

SRu&fjetm in ber $ßfal$. 

1522. 4« laudate dominum omnes gentes. 
©olmSborf in Sfjüringen., 

1522. 4< Slnno bomini m ccccc jryti iar 
o ^eiliger l)er © nicolfjbf pit got oor mein 

öolcf man man mich leotben ift. 
88berfcbü| in Sljfirtngen. 1 ) 

1523. 4< maria hete ick 

de levendigen rop ick 
de doden bescre ick 
wolter westerhues*) godt mi 
in den jar MCCCCCXXin 

1530. if sancta maria is min name min 
geleit is gade was bekand i rope de 
levendigen zo kerken. 
Cippftabt (üWarienfirdje). 


1535. Hb maria heiscen ich 

in die ere gotz luden ich 
die doden beschriden ich 
den donner verdriefen ich 
jan van treer burger zu aich gois 
mich 

anno domini XVcXXXV. 
©rfeleng, SRIjetnpromnj. 

1535. 4< IN NOMINE IESÜ OMNE 
GENU FLECTATUR. MVXXXY. 

©pätgotifdje3JIaju3feln. Durdjmeffer: 
0,79 m. üftidjelbadj bei ©tift ®ött= 
meig in äöfterreid). 

1536. ©turmatoct Ijaig iiIj, 
erfdjroaentlid) bin id), 1 ) 
ju Sfdjlagen unb ju leiten 
all alt unb jungen leuten. 
ba8 mort gotteS bleibt emiglitb, 
©aSpar ferner goS midj 1536. 

@t. ©eorgSftrdje in üftörblingen. 

1537. 4« jesus is dei name myn 

tho gades deinste ich bereit sin. 
©amen, StreiS $antm. 

1539. Hoc opus sparsis vbique bello- 
rum romoribus vt ad petendam a Deo 
pacem homines excitarentur Vitus Scar- 
pus: D. M. et pharmacopola templi S. 
Petri aedilis f.(ieri) f.(ecit) Anno (15)39. 
Gert van Mervelt got mi to Flensborch.*) 
@t. sßetrifirdje in Hamburg. 


1531. Verbum Domini manet in aeternum. 
ÜJienftabt in S^tiringen. 

1532. «f* jhesus maria vocor gloria in 
altissimis deo et in terra pax hominibus ! 
bone voluntatis . per me iohannem tre- j 

viris anno dni MVcXXXII. 
^affenborf, föcetö Sergfjetm. 

1533. 4* salvator mihi nomen inest ad 
ovile sacrarum voce gregem vocito voce 
repello lupos. ©egoffen oon 3- 9)7oor. 

©raunfdjmeig (©t. Äatljarinen* 
ftrdje). 

*) Server a. a. D. ©. 60. 

*) SBolter 9Befterf)ued (1490-1525) gilt ald ■ 
einer ber bebeutenbften ©lotfengie&er bed fünfter? j 
lanbed. »ergl. 3 . 33. 9torbl)off, Über bad Sieben 
unb bie Arbeiten bed SBolter SBefterfjued, ©loden? ! 
gfefcerd ju SRünfter, oeröffentlid)t im Organ für j 
cbriftlidje Äunft 1868, »r. 4 unb 1869, 9*r. 2. — \ 
»ödeler a. 0. ©. 57 fl. ! 


1541. * salyym - fac - popvlvm - tvym - 
et - benedic - hereditati - tvaß - m-d-xli. 

©t. SWartin bei SBeitra in Öfter* 
reid). 


1 ) »ergieße 1261. 

*) 2)iefe fogen. ©tunbenglode Ijat ber Sipo? 
tiefer unb Dr. med. »eit ©d)arp 1539 geftiftet, 
„bannt bie äRenfdjen angeregt merben, ©ott um 
grieben ju bitten, roeü überall je$t Äriegsgetüm? 
mel fyerrfdjt." Dr. med. »itud ©djarpius „mar 
1539 3urat ju ©t. ^etri 4 '. £)er ©lotfengie&er 
©ert oon SJteroelt mar einer ber berüfjmteften 
SReifter feiner 3eit. ©r ftarb am 16. Oftober 1557. 
2luf feinem ©rabftein in ber ©t. ^ifolaifirdie in 
glendburg lad man bie Söorte: 

Qui moritur Christo vivit, qui vivit in illo 
Non moritur non est mors ubi Christus adest. 
fßer in ©Ijrifto ftirbt, ber lebt; 

Söer in ifpn lebt, ber ftirbt nictit, 

2)er Xob ift nid)t ba, roo ©briftud ift. 

2) ie ©lode mürbe im 3 a § re 1842 mit ifjrett 
übrigen fieben ©efdpoiftem in bem grofeen »ranbe 
ein ftaub ber glommen, »ergl. 1&7. 


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94 


Sritrfigr ;ur •laAenkankr. 


1546. ©otteS wort bleibet in emigEeit. 
$ena. 

1550. 

+ IN - NAMEN - JESU - CRYSSTY - 
PIN - ICH - GEFLOSEN 
MICHL - DOBLER - HAT - MICH - 
GOSSN - 1650 - LAR 
©tafcenborf bei SEremS. 

1550. 

+ o vos aadite voco vos ad gaudia vitae 
quietos plango yiyos voco fulgura frango. 
Uentrop, ÄretS £>amm. 1 ) 

1556. 

LOBT * DEN • HERN • ALLE • SEINE 
• WERCKE * AN • ALLEN • ORTEN • 
SEINER • HERSCHAFT . ANNO 1656. 
BENEDICTUS DOMINUS IN OMNI- 
BVS OPERIBUS SVIS : ANDREAS 
BACHER GOSS MICH. 
Prettin. 

1557. 4« lambertus vocor renovata sum 
ao. 1557 in jnnio pastore r. d. ioanne 
verhaer ultrajectino et 1. w. kerpen vi- 
cario henricus a trier*) me fecit 
Ceutb bei SEalbenEirdjen, SH^etnprot». 

1557. 

©anctuS 2Rarttnu$ bin i<b genannt, 
Den non SWarEotenborf toof)t beEannt, 
Defe mfijfen fte oft unb tuet geniefeen, 
Darum fie mid) aud) liefeen gtefeen. 
SWarEoIbenborf bei ©inbecE. 

1566. Da pacem Domine in diebus no- 
stris, qnia non est alius, qui pngnet pro 

nobis, nisi tu Deus noster. 
Durdjmeffer: 0,74 m. ©egoffen oon 
2)erg SEonbler aus SBubtoeiS. @t. fiau* 
renttuSfircbe in g)fper, Diöjefe @t fßöl* 
ten.*) 

1567. ©cEbart SEued)er go§ mid) 

©en Stfabel geboer i(b 
Hu ruffen 

Die djriften ju §offe 
DaS fe leren 
Den mecE beS tyxen. 
föiagbala in Dl)ürtngen. 


*) 2>ie uralte ^ßfarrfire^e in beni im brei&tg* 
jährigen Kriege ausgegangenen SDorfe ftabenfdjetb 
(Unterlabnfreiö) ^at jroei alte ©loden, bie eine 
mit ber 9luffd)rift: Vox ego sum vite voco vos 
orare venite; bte anbere: 0 rex glorie veni 
cum pace. £ofc a. a. D. ©. 201. 

*) 33ocfeIer a. a. 0. 3. 22, 33 fl. 

3 ) Jafjmgruber a. a. 0. 3. 234. 


1569. De Söadjterglocfe bin icE genannt, 
Stilen fudbten broberö molbefannt, I 
Kroger, men bu borft mienen lutb, 
©o ja cf) be gejte tom bufe utb- | 
SBierglocEe auf ber SJfarienEircbe in 
©reifSmalb. 1 ) 

1573. VERBUM DOMINI MANET IN 
AETERNUM. — PAULUS ME FECIT 
DE FRAISTADIO ANNO 1573. 
JReliefS: ©in ^reu j unb ©t.@tepbanuS. 
©tepbanSb^t/ Diöjefe ©t. gölten.*) 
1575. SBoblan alle, bie i^r burftig fetjb, 
fotrnnt t)tx jurn SBaffer, unb bie ibr nicht 
©elb habt, Eomrnt, Eauffet unb effet, 
Eomntt fax, Eaufet ohne ©elb unb um* 
fonft, beibe 2Bein unbSOiild). Is.LV. l.— 
28er ©ott oertraut bat mobl gebaut 
^oaebint 9?oelS oon 2Barburg me fecit 
anno Christi 1575. Aes sum confectum, 
sed dum trahor ad voco rectum ]j Ad 
sacra venturum, sed spe sine respuo 
darum. 

SBetter bei ÜRarburg a. b. 8abn. 
©emidjt: 50 3 entner - 

1579. Hagios o theos, hagios ischyros, 
hagios athanatos eleyson ymas et libera 
nos a grandine. 

Dinfelfdjerben, StxeiS ©(bmaben. 

— 1750 SWering, SreiS SDberbaqetn. 
1582. 4« laudatus. Deus . spiritu . atque 

. sono . tubse . anno . salutis 1582.*) 
Dimmenrobe. 

1584. 

GOTT ALLEIN DIE EHRE 
DURCH FEUERS HITZ BIN ICH 
GEFLOSSEN 

CASPAR SENGER ZU ZWICKAV 
HAT MICH GEGOSSEN 1684. 
Drebnifc, SEreiS SWerfeburg. 

1585. 

In conspectu Angelorum Psallam tibi, 
adorabo ad Templum sanctum Tuum. 

Qn ©otteS $au8 gib icb ein liebltd) ©etöit, 
.£>an8 grep oon SEempten ©ofe mich allste 
fo fd)ön. 

') Dttc a. a. D. ©. 130. 

-) ga&rngruber a. a. D. 3. 195. 

3 ) ©ott ift gelobt burdj ben ©eift unb ben 
3d)aU ber ^ofaunen. 3m beS §eils 1582. 

— £)ie 3)2imiofeIinfd)rift ftefyt am SJtontelfragen 
unb ift oon Sanbftreifen eingefajjt. 


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JeitrSge ;ur SUibenkuntf. 


95 


Dam sacrum Mysterium cerneret Jo¬ 
hannes, 

Archangelns Michaelis Taba cecinit. 

SWündjen, SKidjaelgglotfe in bcr 
©t. 2D?td)aelgftrd)e. 3Me bortigen öier 
©locfen ftnb ein ©efdjenf beg ^erjogg 
Qferbinanb, beffen Vilb unb Söappen fte 
trogen. 1 ) 

1585. Ave Regina Coeloram, Domina 
Angelorum, Salve Radix sancta. — Salve 
Regina, Mater Misericordiae, Vita Dul- 
cedo et Spes nostra Salve. — $u ©otteg 
Cob fyat mid) Ijie goffen $ong grety non 
Stemmten Untierbr offen. 

SK finden, Wöe4Karia*©lodEe in ber 
©t. SKidjaelgfirdje. 

1585. In omnem Terrain exivit Sonus 
Eorum et in Fines Orbis Terrae Verba 
Eorum. — Petrus Apostolus et Paulus 
Doctor Gentium docuerunt Legem tuam. 

— 2luf meinen Sttang fommt all Ijerbei, 
Unb greifet ©ott mit SWeifter $anfen 

gre^. 

SKün^en, Slpoftelglocfe in ber @t. 
9Kid)aelgfird)e. 

1585. Hoc Signum Crucis Erit in Coelo. 

— Dicite in nationibus: Regnavit a 
Signo Deus. — £>ang greq naljm mich 
©djledjt SWetaH, Unb macf)t oug mir 

einen englifdjen ©d)aH. 
SWündjen, Agnus Dei-©lo<fe in ber 
@t. SKidfaelgfirdje.*) 

1588. SKein Anfang onb ©nt 
fbet alleg in ©otteg $enb. 
£eid)tt>eiben in ^dringen. 1682 
©eljren in Düringen.®) 

1590. 

Qd) ruf euch alle burdj meinen $tancf. 
®er ©eift euch troft burd) fein ©fand 
23ig bag ir fomet in kirnet binnein 
‘Do^e ewiger ©a6at unbtgreuo wirb fein. 
SBormftäbt in Sfjtiringen. 


*) greunblicfje SRttteUung oon P. Sßifterp, 
Äapuainer*Drben8priefter in HJhiffenfjaufen bei 
SRinbeCbeint in Söaperit. 

*) SßäfjereS hierüber in einem drittel be3 efje* 
maligen ©ubbiafonä ber ©t. 3Rt$aeIö*§offlrc|e, 
Otto (SarieS, im ^aftorafbfatt für bie (Erjbiöjefe 
9Rüncben=^cifing 1862. 

•) Dr. §. SBergner, 3 ur ©locfenhmbe ZfyiU 
ringenS. 3ena 1896. ©. 44. 


1592. Qtt Keinftäbt Ifang idf 
ufteinen Älancf gebe idf 
Sillen ©Triften ruffe idj 
SO?etd)ior SKoeringf gog mich. 

Keinjläbt in ^dringen. 

1595. SDIein ©timm tlfut brummen 
©oUft fleißig ju ber SHrdfenEummen. 

©egoffen non ©eorg Raufer. 

Q-elbEirdf in Vorarlberg. 

1595. 

En ego mandato mihi munere sedulo 
fungor, 

Hoc tarn sublimi clangere iossa loco. 

Silicet humano veniant ut sanguine creti, 

Auditum Christi clangere verba sono. 

Tempora discerno, sua votaque solvere 
Christo 

Illius admoneo fune petitio gregem. 

Adde tarnen vires Deus, antego prorsus 
ianne 

Aes fuero populi ductores ipse tui. 

Joh. Fett conf. A. D. 1595. SKeifter 

$anfc Verge oon ©fdfwege gojj mid). 
Soli Deo gloria. 

Vetglode in SBetter bei SKarburg 

a. b. 8af)n. 

1596. + wolff goller hat mich gossen 
durch das fueier bin ich geflossen. 

Vraunfdfweig (©t. SKartingEirdfe). 

1596. 4« ich rof die Christen bei die handt 
gottes nordt zo leren 
und ein basun bin ich genant 
van sunden zu bekeren 
im für bin ich geflossen 
gan van trier 1 ) hat mi gegossen. 

Koffern bei ©limbad), Kffeinprooin j. 

1599. Qm Kamen Qefu ©Ifrifti ftofj id) 
ißaulug gintmermann in Kfainj 
gojj mid) Slnno 1599. 

Verob, Sreig SBefterburg.*) 

1601. 4* eine klingende schelle beire icli 
die lebendigen de rope ich 
die doden beklage ick 
dervik slüter heft mi gegathen. 

ßdnern, Sreig §amm. 


■) «ödetet 0 . a. D. ©. 21, 29 fl. 

*) fiofc a. o. D. ©. 25. ®erfelbe Dieiftcr go& 
1605 «ine ©lode für Uiontabaur. 


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Original ftom 

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96 


ftitrigt far 6Udttnk«ulr. 


1601. 

dMdjior dKoeringf gofj mid), 

Rur 93erfamm(ung bcr ß^riften rufe tdj, 
$>a8 jte mit ^erjett, ©tnne unb dWunb 
©ott loben unb pretfen ju oder ftunb. 
dieumarf in S^üringen. 1 ) 

1604. 

$m Qa§re 1604 mürbe baS „SBefper* 
gtöggti/" meldjeS in bent „SBättgloggen» 
t()ümlt" beS ©rojjmünfterS in Süricb 
bing, umgegoffen unb erhielt folgenbe 
Snfcbrift: 

§ ft dieum gegoffen im 1604. Q; a b r - 
auberr ©err £>anS Qaco6 grieS mar. 
£>a mar td) 106 $af)r alt, 

SBerlobr mein $b on ^urd) einen ©palt, 
^ßeter ber Sllt unb ^ßeter ber ^ung 
£>ie giiefolt goffen mtd) mieber um. 

2>te alte lateinifcbe ftnfdjrift oon 1498 
mürbe beibebalten. Sn brei ©teilen 
maren ein ©b eru & unb etliche ©albet* 
blätter ausgeprägt, ©emicbt 5,56 3tr. 

1605. 

Laadate Dominum in cymbalis bene- 
sonantibns: 

Laudate eum in cymbalis jubilationis: 
Omnis Spiritus laudet Dominum, 
dftnrta b e ‘® id)/ ju ©otteS ©b re braucht 
man mich- 

^auluS 3i mmerm ann oon dWehtfc gojj 
mich anno 1606. 

©tabtpfarrfircbe in ÜWontabaur. 8 ) 
©emicbt ber ©lode: 26 3^- ®itrrt}= 
meffer: 1,40 m. $on: f. 

1605. 

Zelo fvsa bono campanis consono priscis, 
Lyi postqvam tenebras exvperasset atras. 
Fvlgyra non frango nec plango morte 
peremptos; 

Aes ego viventes ad pia sacra vocans. 

£aufglode in ©djaffbaufen.*) ®ie 
in lateinifcben dftajuSfeht an ber Ärone 
oufgegoffene Qnfdjrtft b<*t oerfafet Qo= i 
banneS Regler. 4 ) 


') Dr. 6. ©crgner, 3 ur ©lodcnfuitbe Xtiii= 
ringenS. 3eita 1896. ©. 46. 

*) @regoriuS=4Uatt 1905, ©.111 fl. Musiea 
saora 1905, 3. 100. — SSergl. 1668. 

s ) ®ie 2)fünfterglocfen ju Sclirtfffjanfcn a. a. 
0. ©. 8. «ober a. a. D. ©. 114. 3?erg(. 1486. 

4 ) ®eboren 154:1, 'Xorftcbcr ber latcinncficn 
Steide, mürbe 1600 'Pfarrer am ©pital, 1614 iln* 
tifte s unb ftarb 1622. Xic tt&erfefcuttg ber 3 ns 


1606. 3 U ©otteS Cob unb ®ljr braucht 
man mich fo runbt, 

SSalentin Sllgeier in Ulm gofj nticb 
ju guter ftunbt. 

Äa iS beim bei $)onaumörtlj. 

1611. 

Divorum vanis seruiui cultibus olim, 
Scilicet sic voluit coeca superstitio. 

At nunc, Christo, tuo seruire vnius honori, 
Vera fides, pietas, religioque iubent. 

An. M.DC.XL 

©rofje ©lode int fünfter ©>t. S3in> 
jenj in S3ern. ©egoffen: 1611. ©e* 

micpt: 232 3tr. Durdjmeffer: 2,40 m. 

I $öf)e: 1,84 m. $öppelgemid)t: 7,30 S^- 1 ) 

! 1613. 2Ban idj gebe an einen 35orbt,*) 
fo ift 2lufrubr, 93ranb ober 3J?orbt; 
aber auf |>anbgifteS Stad}, 3 ) 
fo ift an betbe ®orbt mein ©djlag. 
©bemalige Sranbgtode ber dftarien* 
fircbe in OSnabrüd. 


fdjrift lautet: 3(u8 gutem ©ifer gegoffen, ftimme 
! ich mit ben alten ©loden jufammen, nachbem ba§ 
j Sicht bie fchroarje ginfternte überrounben hat. Sie 
| 93li$e breche ich nicht unb beflage nicht bie oom 
| Sobe Safjingerafften. ©rj bin ich, baö bie Gebern 
| ben jutn ©otteäbienfte ruft. Son ber ©lode: cis. 

$>öbe mit Krone: 1,43 m. Surchmeffer 1,38 m. 

1 Umfang beS unteren 9tanbeS: 4,33 m. ©emicht: 
j 30,90 3tr. ©egoffen oon Job- £einr. Sampredjt 
i ju Sdjaffhaufen, geftorben 1618. Umgegoffen 1898 
| oon SRüetfchi in 3larau. Dtte a. a. D. ©. 128 
bat bie Jnfd^rift ber alten ©lode unoollftdnbig 
unb nicht getreu roiebergegeben. SSergl. 1872. 

l ) ^rünib, ©nctjflopäbie 93b. XIX, S. 98. 
Dtte a. a. D. ©. 128. 

*) 2ßenn ber Klöppel bei fcbmacbem Slnjiebcn 
beä ©lodenfeileä roieberbolt nur an einer Seite 
ber ©lode anfcblägt. 

s ) Xtv ^ag, an bem ju 9Göeihnacbten bie 
Xrinfgelber au^gejablt mürben. — ®aö untere 
fcbiebliche Säuten berfelben ©lode ^atte atfo jebeö* 
mal eine anbere SBebeutung. — 9luf einer ©lode 
| ber Stabt!ird)e 511 Marburg ift man befUffen 
gemefen, alle nur benfbaren 3 roe ^ e » benen bie* 
felbe bient, in folgenben keimen ^umortftifc^ ju 
fpejialifieren: 

So lang ich ft^e, bin ich ftumm, 

2 ) och fcbming’ ich roi<b iw ^hurm hctum 
Unb roerf mein 3 un geit i)\\\ unb her, 

So ruf’ ich bich 311 ©otteS ©h r ’# 

3 ur ^rebigt, Orgel unb ©efang. 

3) en i)ieb ruf’ ich jum ©algenftrang, 

Sen Sßittroen bring ich ^raurigfeit, 

Sem Brautpaar bring ich frohe 3 c ü/ 

Such beä creirten Soltorö 3iuf)m 
93crfünb’ id) in ber Stabt herum. 

3u dürften, Schlachten unb ju 93ranb 
9tuf’ ich bie gan^e Stabt ju ^>anb. 

2ßa3 man «erlieft bei meinem Schall, 

©in jeber 93ürger miffen foll. 


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Beiträgt jur «UAenlmuif. 


97 


1617. 3u ©otteä ©r fjat mtd) aegoffen | 
2Weifter33artljolomä2öengle oonUNüncben ! 
onoerbtoffen im g. MDCXVIL 
©emi#: 60 Btt. Son: cis. 9flün= 
eben, grauenglocfe inber gtauenfirdje. 1 ) 

1617. Vox egoBennonis creperum Jovis 
arceo fulraen, et placo ccelum ne sata 
grando necet, pello striges, cogo popu- 
los ad numinis aras quas colerem, si 
non vox sine mente forem. 

Sennoä (Stimme entfern’ icf) be§ Öint» 
ntelS fdjQuriae SMifce, 33änbige .frage! unb 
Sturm, baf fte nicf)t töbten bie Saat. 
Raubet oertreib’ id), bie ©laubigen ruf’ 
id) ju ©otteS Altären. S3eten miirb’ icf) 
bort felbft, Ijütt’ icb jur Stimme 33er* 
ftanb. — ©emid)t: 40 3**- £° n: d - 

©egoffen oon SBartfjolontae SBengle. 
■Jftündjen, 93ennoglode in ber grauen* 
fird)e.*) 

1617. Jesus Nazarenus Rex Judaeorum. 8 ) 
2lu3 bem geuer bin id) gejloffen, oon 
franS 33raun in Ulm marb tdj gegoffen. 

Anno 1617. 

SBappen be8 StbteS 9Wid)ael mit ben 
33ud)ftaben: M. A. R. — Son: des. — 
Jtoggenburg, 33i6tum Augsburg, 
StiftSfirdje ber ehemaligen fßrätnonftra- 
tenferabtei fRoggenburg. 4 ) 

Dtte a. o. D. ©. 130. — Vergl. Daheim 1883. 
Beilage ju Str. 27. — ©iefe 3Serfe werben man* 
dien 2efer an ben befannten Spruch erinnern: 
Sin bie große @lo(fe Rängen! ®S gibt wolfl 
recht niete, bie biefe Sebenäart nicht feßou gehört 
ober gebraucht ßätten; boch nur fchr wenigen 
bürfte etwa« über bie @ntftef)ung berfel&en be* 
farmt fein. ©ie genannte Jiebensart tarn in Um* 
lauf, als ber fiegretdfe unb mächtige flönig 3h9= 
munt (SigiSmunb I.) oon Sßolen (1506—1543), 
ber für f^ötberung bes SlcferbaueS unb ber _ ®e= 
merbe, fomie ber äBiffenfdjaften fehr oiet in feinem 
Sanbe getan hat, in bem über ber ©afriftei beä 
Ärafaucr ©tßloffeö befinblichen ©urme eine fehr 
große ®lode aufhängen lieh. ©iefelbe war fo 
fchwer, baß acht fräftige Männer nötig waren, um 
fie in Bewegung ju feßen. Sa bie ©locfe nur bei 
äußerfi wichtigen Stntäffen geläutet würbe, fo hörte 
man in Jtrafau halb bei irgenb einem 2ärmmad)er 
unb SBicßtigtuer bie Siebe: „®r will eS an bie 
große ®locfe hängen." Von Sralau auä fanb biefer 
StuSbrucf in furjer 3 e 't öie weitefte Verbreitung. 
@regoriuS:SIatt 1882, ©. 22. 

*) Vergleiche 1490. 
s ) Vergleiche 1490. 
s ) Vergleiche 1479, 1512. 

*) ®iitige Mitteilung oon P. iüilterp, Kapu* 
jiner*brbenSpriefter in Muffenhaufen bei SSHnbet* 
|eim in Vapern. 

©aberl, «. SR. Sabvbu*. 80. 3abrg. 


1624. <i> Verleihe un3 freben gtiebtalid) 
f)err gott ju unfern jetten, ©egoffen 
oon 33. fremont unb 91. ©omon. 
SBraunfdjtoeig (St. 2Jiartin8firdje). 

1628. 

Divum sacra meum sibi poscit Helena 
fragorem, 

Fulgida quo stygius deserat astra fragor. 
Franz Brulet me fecit 1628. 

©rofje ©lode int ®om in Stier. 
©emid)t: 146 3tr. üDurdjmeffer: 2,38 m. 

1631. <i> patricins ioannes heischen ich 
zu den dienst gottes lenden ich 
die doden beclagen ich 
hagel blitz donner verdreibe ich 
Claudius michelin und hans vail- 
lant gheust mich. 

©itorf. 

1631. martin heischen ich 

zum ambt der h. messe leuden ich 

ihr sunder bettet euch 

so gibt euch gott sein ewich reich. 

©itorf. 

1631. * petrus heischen ich 

das heupt der kirchen bin ich 
gottes ehr befördert ich 
aller ketzer pfaU betrübt mich. 

©itorf. 

1632. ©otteS Söort unb CutijerS Celjr 
oergeljen nun unb nimmer mehr. 

©öfdjtoifj in Sf)üringen. 1718 ge* 
nalöbnifc in Sljürittgen. 1 ) 

1633. <|< solvit in hoc dono pia plebs 

sua vota patrono. 

Soeft (St. SßatrofluS). 

1633. 

regina coeli ora pro nobis anno 1633. 
als geworden pastor behrendt hier do 
sein wir beiden gehangen . der höchste 
gebe dem leser und ihme barmhertzig- 
keit auch allen menschen die ewige 
freud und selikeit . £ ioannes paris ä ) 
frater laicus minoris observantiae s. fran- 
cisci me fecit. 

Jtfjtjnern, Äretö §amnt. 

*) Dr. .£>. Vergner, 3 ur ©lotfenfunbe ©ßü* 
ringenä. 3ena 1896. @. 44. 

*) Dtte a. a. D. ©. 205. — Vödeler a. a. D. 
©. 64. — ®regoriuS»Vlatt 1905, ©. 135. 

13 


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98 Vfürtgt jnr 

1634. * ©ott ift unfere Huoerftiht unb ! 
Störte eine |)üffe in großen 9iötfjen bie ! 
unS betroffen hoben, ber £>err Zebaoth ] 
ift mit unS, ber ©ott Jacobs ifi unfer ; 
Scfeufj in biefen noch mährenben betrüb* J 
ten SriegSjeiten ba biefe ©lode gum ©e* I 
brauch beS magren ©otteSbienfteS (Ps.46) J 
cbriftlidjet Zeremonien gesoffen mürbe in j 
©raunfcfemetg. 

©raunfchmeig (St. 9D?agnuS). @e* 
goffen oott Q. ganten unb 8. Siegfrieb. 

1634. Laudo deum verum, plebem voco, 
congrego clerum 

Luctus doque tonum laetitiaeque sonum. 
iltifolnif raffe in Ceipjig. 

1638. En camp&na sonans, nuuquam 
denuncio vana; 

Laudo Deum verum, plebem voco, | 
congrego clerum. I 

?Tioba in Thüringen. 1 2 ) j 

1640. * ©fai 2. cap. Stompt taft unS | 
*um £>aufe beS sperren gehen bafe er unS 
lere feine SEBege unb mir manbetn auff 
feinen fteigen. 

©egoffen oon Stäube Camirale,*) 
91. ©ariS. 3 ) Cippftabt (St. Qafob). 

1640. cantabo domino canticum no- 
vum laudes ipsi sonabo. 

©egoffen oon ©taube Camirale, 9ltt= 
toniuS ©ari§. Cippftabt(2flarienfird)e). 

1640. + ad majorem dei gloriara et rei- 
publicae utilitatem campana hsec repa- 
rata est 

©egoffen oon ©taube Cantirate, 2ln* 
toniuS Claris. 8 i pp ft a b t (Sülarienfirche). 

1643. 

Allein Schall ttjut funb ber (Stabte 9iotf), 
£>err ©ott behüt für Sftorb unb Ütobt. 
Sturmglocfe in Strafeburg. 4 ) 

1648. + Salvet Christus, Bonifacius et 
Benedictus, 

Simplicius, Faustinus, Processus, Mar¬ 
tinianus. 

Destruetonitrua, tu fulgura stella Maria, 
Cum sancto Sturmi quoties pulsatur Ho- 
sanna. 

1 ) 2)iefe ®loc!e ift fpöter umaegoffen toorbcn. 

2 ) Dtte a. a. D. ©. 200. 

*) Dtte o. o. D. ©. 205. 

4 ) 'Bergt. 1261. Sie ©turmgtode ju }> o n= 
toife trögt bie 3 n f<ttift: Unda, unda, unda, 
unda, unda, unda, unda, accurrite cives. 


•leAmkuubf. 

Quem annis bis duo millenis quinque 
triginta, 

De Merlaw Primas me primum fecerat 
Abbas, 

Me Assam a Gravenegg Baro isthac 
mole restaurat, 

Quadraginta octo sexcentis millibus annis. 

ftulba. £>iefe alte Ofanna*©^^ 1 } 
ift gefchmoljen in ber SWitternacfetftunbe 
oom 4. jum 5. $uni 1905 bei bem 
fchrecfUcfeen Efcurmbranbe beS !DomeS. 

1648. 

In Gottes Namen bin ich geflossen, 
Otto Strafe hat mich gegossen. 

Reliquis quinque sororibus ad complen- 
dam istarum harmoniam Dei gratia ad- 
juncta.*) 

^infenmörber. 

1650. 

©ott ju bienen unb ehren bin id) 2Waria 
genannt, 

236 johr oon mir gegeben meinen Sflanof 
meiin ber rechte S£hon enblid) bep mir ab* 
gefontmen, 

hab ich benfetben mit bem STeutfcfeen f^ric* 

* ben mieberbefotnmen 
bei fperrn SEBilhelnt Schefern paftoren, 
^ohan SBUhelm Cangenbachen, Syrier. 
Schufthefen, 

^ohan £mt unb Slbam ©ädern beibc 
©urgermeifter 

burch 9W. 9fntoniuS ©arl§ Cotharingunt. 
Slnno 1650. 

©amberg, ÄreiS Cimburg. 3 ) 

1650. 

Dicata sum anno jubilaei 1650 rnagnae 
Dei matri, virginum virgini in coelos 
gloriosissime assumptae sacra. 2J?it ber 
|>ilfe ©otteS bin ich burch ba§ geuer 
geffoffen Simon Urnborfer oon Steir 
hat mich soffen. 

"Durchmeffer 1,16 m. ßroettl, ®<i>= 
jefe St. ©ölten. 4 ) 


*) ®regoriuö=»latt. Eüffelborf 1905. ©. 135. 
1898, ©. 6. Äriimfc, ©ncqflopäbie 8b. XIX, 
0. 103. £>er $om ftulba. ©ine furjc $>ar* 
fteßung feiner ©cfcbicl)te, 8auart unb aWerfunirbig* 
feiten, ftulba 1855. ©. 51. 

*) S)eu anberen fünf (Scbroeftern jur SJeruolI* 
ftänbigung be$ 2ßof)lftangeö berfelben burdj bie 
©nabe ©otteS beigefeßt. 

8 ) ©regonus*81ött. 2)üffeIborf 1905. ©. 135. 
4 ) Jabrngruber n. a. 0. ©. 239. 


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Beiträge jut* «taibenkimbt. 


99 


1652. 4* jesus raaria heissen ich 

der gemeinden za echtz dienen ich 
zum gottesdienst läuten ich 
frantz van trier 1 ) goss mich. 
©d)j bei ®üren, Pheinprooinj. 

1653. Slug bcnt fteuer ffofe id), 
Ceonfjatb ©rnft in SPentmingett *) 

gofj mid) 1653. 

$on: b. — ©rElfeim in ©apern. 

1654. 

4« Maria DICor sine Labe genlta. 8 ) 
M . ANTONIUS PARIS ME FECIT. 4 ) 
^obomar, Sfreig Cimburg. 

1655. 4« corpore consto novo nunc ter 
rediviva per ignem ter pulsata voco 
ter gabrielis ave. 

©rmitte. 

1655. 4< in honorem jesu christi salva- 
toris unici laudetur sancta trinitas unna. 

Sippftobt (©t. Qa!o6§ftt(bc). 

1656. 4« Sobet beit Öerrit in feinem £ei* 
ligthum lobet ilpt in ber SBefte ferner 
Ptad)t. Sltleg mag Obern fjat lobe beit 
.fierrn. Ps. 150. — ©egoffen bon ßubolf 

©iegftieb. 5 ) 

SBraunfchmeig (@t. SEatharina). 

1656. 4« ^aucljjet bem $errn alle SBelt 
unb bienet bem £>errn mit greuben. 
flommt bor fern Slngeficht mit gro^locfen. 
Ps.100. — ©egoffen oonCubolf@iegfriebt. 
SSraunfchmeig (©t. Katharina). 

1658. Nos cum prole pia, 

benedicat virgo Maria. 

Balthasar Heroldt Vienne me 
fecit 1658. 

‘Durdjtneffer 1,03 m. $ftrm, ®tö= 
•jefe ®t. gölten. 


■) Bödeler a. a. D. @. 23, 35 fl. 

*) Setgleirfjc 1753. 

») ,,gd) Reifee Maria, bi« oljne Süttbe @inp= 
fangen«." ®emnatf) ifl biefe 3mntaIuIata*©lotfe 
gerabe 200 3aljre uot ber feierlid&en ®ogmati= 
fterung ber unbefledten ©ntpfängniä Mariä gegoffen 
worben, giieg. Blätter für latf>ol. Äir<$enmufil. 
Segenäburg 1905. ©. 23 fl. — 2B. 2ofc a. a. D. 
@. 205. — 3. SBagner, bie JRegentenfamilie oon 
9 taffau*§abamar, I. 33b., ffiien 1863, ©. 79, 31 n= 
mertung 2. 

*) Dtte a. a. 0. ©. 205. 

*) Dtte a. a. D. ©. 210. 


1660. ©ine ©locfe beg $>orfeS Söebbel 
bei öraunfchmeig trägt bie tnerfmürbige 
Qnfc^rift: 

©ott giebgrieb/SBrob, ©efunbheitSBebbel, 
benn bein Pahm ift löblich unb ebel.’) 

1665. Sub tuum prsesidium confugimus 
S. Dei Genitrix. 

SBappen beg Slbteg fjrauj ®ofer mit 
ben SBucbftaben F. A. R. — £on: c. — 
Poggenburg, S3igtum Sluggburg, 
©tiftgfircfje ber ehemaligen ^ßränionftra* 
tenfer*Slbtei Poggenburg.*) 

1665. ©ott gieb men man fcf)laegt an 
bie ©locf, 

bog fte ung ju ber SBufje locf. 
SBeifjen in Thüringen. — 1685 
fJartfchefelb in Thüringen. 

1668. 

Slm SPantelfragen: Ex Prioris Anni 
MDCLXVH Die XIV Decembris Incen- 
dio Vetos Opus Destructum Deo favente 
Carolo Casparo Archipraesule Nostro Suf- 
fragante et Populo Benigne Opitulante 
Refusum Anno MDCLXVHI. (®ag burcf) 
Steuer am 14. ^ejember beg oorigen 
^a^reg 1667 jerftörte alte SBerf ift mit 
ber ©nabe ©otteg, mit Unterftübuug 
unfereg ©«bifchofg Sfarl Sfafpar unb ber 
mo^lmoKenoen 33eif)ilfe beg fBolfeg aufg 
neue gegoffen rnorben im Q n ^ rc 
Slm ©rfjlagrittge: ©eorg ©djelchghoi'H 8 ) 
oon Pegengburg hot mich gegoffen | Slug 
bem geuer bin ich gefloffen. Oben auf 
ber glatte: S. Petre ora pro nobis. Stuf 
ber Plantelfläche befinbet ftd) bag ©tabt= 
moppen mit ben ©uchftaben: W. M. 

©tabtpfarrfirche in SPontabaur. 4 ) 
©emicht ber ©lode: 61,12 3tr. $urdp 
meffer: 1,65 m. 2mn: des. 

1670. 4* Qohanneg be la ^ai£ oon Slrng* 
berg 5 ) hat mich gegoffen 
burch bag geuer bin ich gefloffen. 
g-lierid), Sfreig |>amm. 

*) 3)ie Dentmalpflege. Berlin 1901. III. 3“^= 
gang, 9lt. 15, ©. 116. 

») ©ütige Mitteilung oon P. SBtlterp, Äopu* 
jinersDrbenSpriefter in Muffenbaufen bei Mtnbel-- 
beint in Bapern. „ . 

*) über biefen Meifler beratet bie Musica 
sacra 1903, ©. 22, 30 fl. 

4 ) Siebe Musica sacra 1900, @. 86. 1903, 
6 . 53 fl. 1905, ©. 100 fl. — Bergt. 1605. 

*) Dtte a. a. D. ©. 205. 

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100 


Seitrfigr jur ftUAtnkutikt. 


1672. ©leidjroie bie ©locfen fein jufam* 
men ftimmen, alfo fod auch unfer Ceben 
mit ©otteS 2Bort übereinftimmen unb 
eine feine §)armoniam mit bemfelben 
machen. Qai per campanarum pulsum 
excitare se non patinntnr ad peragenda 
sacra, mulis et equis sunt stolidiores. 
Streifcho bei ÖippotbiSmalbe. 1 ) 
1674. 

Ad Sacra Summa Voco, Generaüa 
Funera Plango, Horas Designo 
Nocturnas Atque Diurnas.*) MDCLXXIV 
Refusa Est A Jacob Wentzel. 

fiiebfrauenfirdje in|)alle a. b. ©aale. 

1674. SBenn ich thoene 

Styl tijh mit ©ott oetfoehne. 
Oberpreilipp in Thüringen. 

1680. Sancta Maria ora pro nobis. — 
©egoffett oon ©. be lo *ßaiy. 
Cieäborn bei Cippftobt. 

1680. Arceat alma trias vim belli, ful- 
minis, ignis. 

Oberpreilipp in £f)üringen. 

1680. In Thomm laude resono bim bom 
sine fraude. 

£()omaei=©locfe (©reat £om) in ber 
(Shriftcburch in O y f o r b, ©emicht 146 3tr., 
tööhe 2,119 m, ©cplagbicfe 0,16 m, be* 
fanb fiep urfprfinglicp in ber Slbtei Ofe* 
net} unb tarn erft 1545 an ihren jefcigett 
SeftimmungSort. 97o(hbem fie jjmeimal 
gefpruitgen mar, mürbe fie juteijt 1680 
auf Soften be§ SifcpofS oon Oyforb uni* 
gegoffen. 

1687. 3 U ®otte§ Söort ich *uff bie Ceutl), 
£)er heilge ©eift ba§ perj bereit. 
Rolfen felben in Thüringen. 


1690. Campanae pulsus vacuus ne com- 
precor imis 

Cordi auditorum, Christ« benigne, 
sonet 

Reilingen in Shd™*!! 611 - 
1693. 4« laudate dominum in cimbalis 
benesonantibus ps. 150. petrus a trier*) 
me fecit s. laurentius a. s. a. g. 
SD7ünchen*©lobboch. 

1696. Ecce crucem 4* Domini, fugite 
partes adversae. Anno 1696. Maria opti- 
mam partem elegit. Luc. 10. Vicit Leo 
de tribu Juda, radix David allel., allel. 

Qn einem 2J?ebaitton ber 97ame be3 
©iefjerä: ^ofjantieä diogter. — Silber: 
StrcuäigungSgruppe, @t. ddaria, ©t. Qo= 
hanneö, @t. $°f e Ph- — £on: es. ©e* 
micpt 28 3^* — ^jchenljaufen, ®i3= 
tum SÄugSburg. 2 ) 

1696. i* Reverendiss. et ampliss. Dom . 
Dom . Christophorus praesul Hippoütfi? 
fundi fecit anno 1696. - 3 U * ©otteS - 
@h TC - teil - ntan - mich - bie - Cebenbe - 
beruef - ich - oerftorbene - bie - bemeine - ich 
- 2)iatf). ^ßrimnger 8 )g. m. in Strembä 1696. 

Ü)urhmeffer 1,89 m. ©t. gölten, 
grofee Oomglocfe ^mmafulata. 

1697. üdir gilt nicht SBepf; noch £anf> 

ettt anticpriftifd} Seichen, 

£>ocf) fotl mein heller SHang jum ©otteS* 
bieuft gereichen. 

©ott lafe mich aUejeit ju feiner @h re 
fchallen 

Unb ja nicht mieberum in alten 9Q7ih s 
Brauch faden, 

Si3 bafe ber £a$ be§ |>errn erfcheinet 
jum ©ericht, 

Unb mit bem lebten Stnad bie 333elt in 
©tücfen bricht. 

grauenfircpe in ^üterbogf. 4 ) 


1688. 4* salvator mundi salva nos, vi- 
vos imploro, mortnos deploro, deum 
adoro. sancta regina romanae orthodoxae 
ecclesiae rienensis patrona. — ©egoffen 
oon ©. be la $ßaiy. 

Jihhnern, Streik §amm. 


■) Dtte a. a. D. ©. 128. 

*) ,,3 d ) ruff an f)of>en $cf t: unb «ufitag bie 
©emein 

Unb Icute mit )u ©rab mann große Seiten fepn 
2lud> riiijrt ein »arnmer midi unb jeigt mit feinem 
3d)lag 

Die Stunben an foroot)( bct)92ad)t alö an bem lag." 


‘) öötfeter a. a. D. ©. 34 fl. 
s ) ©ittigc ^Mitteilung non P. 2Bifterp, tfapu; 
jiuersDcbenspvieftcr in fflluffentjnufen, kapern. 

8 ) 21on biefem .l'ieiftcv belichtet bas Sterbe= 
bud) in Ärernbö, bafe 'JJiatljias ^rininger „bürgert. 
©tudl)= unb ©lodengiefjer mit bem ©rohen ©leit 
! in ©t. iieits ^fanfreptbof begraben roorben — 
66 o. alt, am 24. Juni 1718." — ©ein „2)Jeifter= 
ftudp" ift jebenfallö bie 8624 kg fdjioere oberöfterr. 
©locfenfönigin im „2(ngftturme" beo ©tiftes ©t. 
^torian, 1717, Durdnneffer: 2,37 m, Ion: f, 
©efamtfoften 13000 fl. — ftafjrngruber a. a. D. 
i ©. 168, 249. 

4 ) Dtte a. a. 0. ©. 127. liefe ©totfe ift 
1 am Ariebensfefte 1871 gefpruitgen unb mürbe 1872 
i untgegoffcn. ©ief»e 1872. 


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Pritrigt ]ar «bArnttunbe. 


101 


1702. Campanam. hane. anno. domini. 
M.CCCC.XLIV. primo . fusam . aetatis . 
modern«. pnlso(u). confractam . Johan¬ 
nes . Hugo. d. g. archiepiscopus. Trevir. 
princeps. elector. eps. || Spir. prep.Weis 
. admin. Prnm . perp. «re . nova . re- 
fnndi . et gloriosae . Mariae . nomine . 
enusis. voeari. volnit. anno. domini 1702. 

SBattfafjrtSfirdje in SBotnljofen am 
SHfjetn, $rei8 ©t. ©oarSBaufen. 1 * * ) 

1703. 3)ie fcBlafenben wed td), 
bie ©unber fdfred id), 
bie botten Bernern idj, 

baS jungften geridft erinre id). 
ftn gotteS namen ftoS id), 

35ilman @d)mib non 9l8lar go8 mich. 
Goattgel. ©tabtEird)e in ftriebberg 
in ber SBetterau (Reffen). ©tfuBrgtode. 
©cwid)t: 18 3t*- 

1705. S. Floriane, ab incendiis nos pro- 
tege. 3J?at§. 33rininger in $remb3 
a. 1705 gofo mid). 
35urd)meffer 0,79 m. 3eif eimauer, 
Sttöjefe ©t. gölten.*) 

1705. Quaerite, dum resono, Christi pia 
tecta frequentes, 

Fondite vota doni, sic ero sacra deo. 
ißoefjned in Xfyüringen. 8 ) 

1709. *i« Deo deiparae et s. petro ec- 
clesiae patrono laudem vesper« et mane 
et meridie annnntiabo. Ps. 54. — ©e= 
goffen non ißeter ©bei. 
Uerbingen. 

1709. »i* Deo divae catharinae et jnstitiae 
dedicata . justitia et pax osculatae sunt 
Ps. 84. — ©egoffett oon $oB. ^Jeter ©bei. 4 * ) 
Uerbingen. 

1711. ©ott allein bie ©Br id) gebe, 
SEBeitn id) meine ©ttmm erBebe. 
©ro&Bettftebt in $B*Mngen. 


l ) 2)a3 neben ber Äirdje fle^enbe (vranjiS* 
fanerflofter nmrbe tm 3at) rc 1813 von bem gürften 
5Jriebri4 äBilfjelm oon 9taffau aufqeljoben «nb bie 
©lode ber fatl)ol. ©emeinbe in 3BieShaben ge: 
fdjenlt. Jn ber bortigen SSt. Sonifatiusfirrfje 
Bängt fie beute no<b als jroeite ©Code im Turme. 
— Sergl. 1444, 1440, 1430. 

*) gafimgruber a. a. 0. ©. 236. 

*) 'iSergner a. a. D. ©. 47. 

4 ) ©lodengiefier in Strasburg. ®etfelbe lte= 

ferte 1707 eine ©lode für ©t, ©eoerin in Jlöln. 


1711. 

0-ür ben ©t. ©tepBanSbom in 333ien 
Bot ffiaifer QofepB I om 21. $uli 1711 
oon bem ©tüdgiefjer ^oB- 2ltd)Bammer 
au3 Oielett oon ben dürfen bei oerfdjie* 
benen ©elegenBeiten, namentUcB bei bem 
©ntfa^e ber ©tabt SEßien im QaBre 1683 
eroberten Kanonen eine ©lode gieren, 
oon ftranj fjferb. ^reiBerrn Oott murnel, 
bem lebten gürftbtfdjof oon 2Bien, am 
15. 2)ejember feierlitf» ju ©Bren ber un= 
befledten ©mpfängnig meiBen unb bann 
auf ben 139 m BoB cn / im $aBre 1433 
üonÜlntonEßilgram oollenbeten©tepBan3* 
turnt*) bringen taffen. 91adj bem ßeug» 
niffe be§ P. meifenftuBl, ber bie ©loden* 
prebigt fyielt, beträgt baS ©ewid)t biefer 
jRiefenqlode 324,3i 3entner (nacB an* 
beren Angaben 198 Meterzentner). 35er 
Klöppel toiegt 15,70 ßentner. 35er ®urd)* 
meffer Bat eine Sänge oon 3,16 ro. 35er 
£>eltn, an weld)em bie ©lode bängt, 
wiegt 64 ßentner. 35a3 ©ifenwerr, mit 
Weld)em ber Äolofe am $od)e befeftigt 
ift, Bat ein ©ewidjt oon 82 3 e ntnern. 
ßum Cäuten btefeS eBernen §erolb8 ftnb 
Zwölf ÜDlänner notwenbig. 35iefeS ge* 
fcBab jum erften 30?ale al3 SEaifer Äarl VI. 
im E&aBre 1712 am 27. Januar oon ber 
Krönung nacB 2öien jurüdfeBrte unb 
feinen ©tnjug in ben ©t. ©tepBanäbom 
Bielt. Unter bem SReliefbilbniS ber Bet* 
ligen Jungfrau ‘ülaria ftefjt folgenbe 
$nfdjrtft: Deiparae sine originali labe 
conceptae, Josephi Dei in terris Nutricii, 
Leopoldi Divi Marchionis, Triadis Au- 
striae tutelaris, sanctissimis maximisq. 
nominibus victricem tempestatum ful- 
minnmqne machinam solemni ritu in- 
signivit, sacravit Francisc. Ferdinand, 
ex Baron, de Rumei S. R. J. Princeps 
Episc. Viennens. Unter bem SReliefbilb* 
ni8 be§ B 1 - 9°f e P^ ift S u tefcn: Josephus 
Rom. Imp. semper Aug. aream hanc 
molem munificentiae suae magnitudine 
haud indignam, ut ob tottantasqu. Vi¬ 
ctorias ad gratias numini secum agen- 
das subjectos populos grandi sonitu ex- 
citaret, fieri Albertinaeq. turris ad sin¬ 
gulare decus istuc attolli jussit. — ©eit 
©nbe be£ ^joBreö 1877 ift biefe 9?iefen* 


l ) tiefer J:urm fü^rt auefj ben tarnen turris 
Albertina. Ärttnty, (Snc^fropäbte XIX, 3. 9 ft. 


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102 


Jkitrfigt jur «lo&enkuKbt. 


gtocfe junt ©cbtoeigen öerurteilt, 1 ) meit 
beim bauten bie Sturmppramibe in ein 
©dpoanfen oon 15 bis 20 ßentimetern 
gerät. 

1712. Hsec in sammi numinis gloriam 
et hujus ecclesiae usum est restituta. 
Cippftabt (©t. SftifolnuS). 

1715. 'Durch baS geuer bin idj geftoffen 
©obfrit gindelmeper ^at mich ge* 

goffen anno 1715. 

^ßforrfirebe in Äentpen int Jiegie* 
rungSbejirf Düffetborf.*) 

1716. 

$m ^alfre 1716 mürbe baS „33efper= 
glöggli," meines in bent „SBättgloggen* 
tfjürtili" ju ßüricb fjtttg, abermals um* 
gegoffen unb erhielt fotaenbe ^nfebriften 
(o6en an bem 9J?antelfragen in einem 
.fpeyameter): 

IPSA EXPERS MENTIS PIA SÜADEO 
VOTA PRECESQUE.») 

Stuf ber SBanbung fteljt gefdprieben: 
CAMPANAM HANC FISSÜRA 
LAESAM DE 1NTEGR0 FÜNDICU- 
RAVIT JOH: CASPARÜS HOFMEI- 
STERUS COLLEGE CAROLINI 
PRAEPOSITUS. 4 ) 

Diefer !3iifd)rift gegenüber lieft man 
in einem ooalen ©djtlbe auf ber ©lode: 
907ori(j ^üeSli gofe mich ju 3ürid) 1716. 5 ) 

1716. Rhx SJirtb unb ©djul bereite bid), 
©obalbt bu bocreft flingen rnid). 

SWagbala in £büringen. 

1718. SBor ^ßabfteS Sehr, Abgötterei 
bebüt unS $err unb mad) uns frei. 

9feuftabt in ©aebfen. 6 ) 

1719. Sancte Dominice virtute pietatis 

rosarii assiste nobis. 

Silber ber fei. ©otteSmutter unb beS 
fjcil. DomhtifuS. — ©emidjt: 36 ßtr. j 

') @regoriuö=Slatt 1877, SRr. 6, ©eite 4«. \ 
«aber a. a. D. ©. 95, 125, 131, 167, 161. 

*) Sie ©lode bat einen Surdjmefter non 
1,86 in unb eine öotje non 1,42 m. 2tuf ber 
plante ift bas Kempener unb Kölner SBappen an» 1 
gebracht. 2)as ©eläute beftefet auö ben Sönen: j 
b, des, es, f. j 

5 ) vict) felbft otjne ©eele rebe bie frommen ■ 
©eliibbe unb Sitten. 

4 ) Siefe burd) einen ©palt befähigte ©lode | 
liefe gol). Äafpar ipofmeifter, tropft bes Kollegium t 
Karolinuin, non neuem giefeen. 
s ) Sergl. 1604. 

•) Otte a. a. 0. S. 125. 


Don: d. — ©egoffen oon ^bcobor ©mft 
in Ulm. ©bemalige Dominifanerfirtbe, 
jefciae fßfarrEircbe tn Obermeblingen 
in Samern. DaS ©eläute befielt auS 
beti Dünen: d, f, a. 

1721. Benedicta sit sancta Trinitas, 
Pater et Filius et Spiritus sanctus Amen. 
P. ülleyaitber fD?augg 0. S. Sp. Vicarius 
ju ©rfbaimb. Anno Dom. 1721. Sigis¬ 
mund Magister H. W. — 91 uS gfeuer 
unb flammen 6in icb geftoffen, burd) 
97ifolauS unb Sllepanber Slmolbt — 
SBeebe ©e6rieber oon DinEelSpibll — bin 
icb geftoffen. Anno 1721. 

Jon: es. — ©emidjt: 26 3tr. — 
©rfbeim in Sapern. DaS ©eläute 6e* 
ftebt auS ben Dünen: es, g, b, es. 1 ) 

1721. 

SoLVe Deo grates qVotles CaMpana 
LeVatVr, 

Mens pVLsV, CorDIs se sVpra astra 
LeVet. 

©ine ©locfe ber Domfird)e ©t. ^o* 
banneS in 93reStau. ©egoffen 1721 
oon $olj. ftaf. Srumpfer! ©emiebt: 
113 3tr. Suüppelgemidjt: 3,24 3**-*) 

1721. Per Signum Crucis de Inimicis 
Nostris Libera Nos Deus Noster. 9lbam 
9Kofer unb 2Widjaet fintier, SBeebe £>ai* 

ligpfleger gu ©rfbaimb. Anno 1721. 
£on: g. — ©rfbeim in Sapern. 

1722. St. Joseph ist mein Nahmen, 
Gutthaten trvgen mich zvsamen. 

Auf ber grtanfe baS SMlb beS heiligen 
^etruS.*) — Cimburg a. b. Calpt eine 
ber oier fleineti Domglodeit. 

1722. O beitige Dreifaltigfeit 

28ir loben bidj in ©migfeit. 
JiobiaS in Dbüringen. 4 ) 

1722. |)üd)fter fd)icfe beitien ©egen, 
auf bie, fo geforgt für mub, 
baß fie gehn auf beitten SBegeu, 
meil fie feljr bemühet fid), 


’) ©efnllige SWitteilung oon P. SBitterp, Kapu» 
Mner»Drben$priefter in 3Ruffenljaufen, Sapern. 

*) Kriinip, ©ncpflopäbie. Sb. XIX, ©. 98. 
*) Musica sacra. Segeneburg 1901, ©. 134. 
*) Dr. p. Sergner, 3 ur ©lodeitlunbe itfjü» 
ringenö. 3tna 1896, ©. 44. 


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Beiträge j»r SltAenkunte. 


bafj idj glütfüd) bin geaoffen, 
mad)e fic ju £>au 8 geno|[en 
beitte 8 9mdje8 z u ber Reit, 
wann angebt bie ©wigfeit. 
Sd)öne 6 ed, Ärei 8 Sttieberbarnim. 1 ) 

1722. 

Finem usumque campanarum sequentes 
comprehendunt versus: 
Laudo deum verum, clerum voco, con- 
voco plebem, 

Errantes re voco, fleo funera, festa decoro, 
Ad res divinas cunctispia classica canto. 
©§in im ^oocttanbe.*) 

1722. 

Orofc ber Leiber Streit unb hoffen, 
Wein ftlang rübmtben, ber mid) gegojfen. 
.fjegermüble in ber Warf.®) 

1723. fVsob appeLLatUb DebCkIYs 
MeInVnq.® habItans. 

O iefe ftnfdjrift ftebt am Wantelfragen. 
Auf ber glanfe ift ju (efen: 

$dj rufe babin wo man teeret ohne 
trennen 

n einem brei, in breien ein 8 befennen 
omrnt lernet bodj oom 33atter Sobn 
unb ©eift 

Oafj er ein ©ott in brei ^ßerfonen Reifet. 

Sdjlofjfirdje in Weiningen. Oon: 
b. Ourd)meffer: 0,82 m. 4 ) 

1723. Sßenn mein Sdjafl burdj beine 

lueffte bringt. 

So f(baffe, ba 8 bet bir be 8 böcbfteti 
lob erflingt. 

$ena. 

1724. Dir rohen sVnter rVffe ICh hlher 
thV bVss bekere DICh. 

Oreifjigader in Sad)fen*Weinin= 
gen. 

1726. Ecce crucem Domini; fagite par¬ 
tes adversse, vidt leo de tribn Juda, 
radix David. — Ru ©otteS ©b* &in «b 
gefloffen, ^erb. Oradb 5 ) in $rentp 8 bot 
mid) gegoffen. a. 1726. 
Ourd)meffer 1,61 m, ^> 8 bc 1/23 m. 
2)bb3, Oiözefe St. gölten. 


') Dtte a. a. D. ©. 126. 

*) Dtte a. a. 0 . 6 . 128. 

s ) Dtte a. a. D. S. 135. 

4 ) Dr. Sergner, bie ©locfett beS $erjofl* 

tumö @a$fen»9Hetningen. £tilbburg^aufen 1899. 
@. 35. 

5 ) gerb. 2 )ra<ty, Sofin be» Seonljarb ®radf>, 
geweften @enfenf$miebe 8 3 U Wicbeiborf, rtjelicfrte 


103 

1728. In honorem sanctse crucis exal¬ 
tatm me fundi curavit ven. communitas 
civitatis Offenburgensis ex elemosinis 
Christi fidelium anno 1728. 1 ) 

Oer untere fRanb trägt bie Qnfd)rift: 
^obann 33aptift AQgaier bat goffen micb.*) 

Offenburg in Sabett (Shvujglode). 

1729. 

Oie Oreifaltigfeit 8 fird)e in Canbau 
bejtfct eine ©locfe mit einer äufjerft um* 
fangreidjen $nfd)rift. ©rwäbnt fei ba* 
oon nur bie obere Untfdjrtft: Me facie- 
bant Hem. Lud. Gosmann et Christoph 
Zimmer mann cives Landau 1729. — 
SBäbrenb bie* ©ro 8 mann unb Rimmer* 
mann al 8 ©tefjer in ©efdjäftSuerbinbung 
ju fteben fcbeitten, nennen bie zwei wei* 
teren, gleichzeitig für biefe Shrdje ber* 
gefteHten ©loden al 8 ©iefjer nur © 08 * 
mann. Oie brei ©loden trugen aufjer 
ber lateinifcben ^nfcbrift, melcbe bie Stif* 
ter, ©iejjer, ba 8 Stiftung 8 jabr u. f. m. 
nennt, nod) je eine beutfcbe ^nfcbrift, bie 
intereffant genug ftnb, bie* nuebergegeben 
ju werben. Oie erfte fagt: Qdj bin ber 
grofje 33är, wenn man micb bö*et brunt* 
men, muff atle 8 umb micb ber erzittern 
unb erftummen. — Oie zweite: F^cb bin 
bie Iftadjtigall, wenn idj beginn zu fingen, 
bört man ben beQen Sd)atl burd) ßufft 
unb SBolfen bringen. — Oie britte: 
bin bie Heine ©riü, bodj freufd) id) 
überlaut, bafj aHe 8 umb micb be* be* 
gierig auf micb fdjaut. — Sinb bie la= 
teinifdjen Qnfdjriften toobl auf Anregung 
ber Auftraggeber bett ©loden angefügt 
worben, fo' glaube icb, bafj bie beutfcben 
bem ©iefjer felbft zuzufdjreiben ftnb, ber 
noch ein Stüdd)en Fßoefie früherer Reit, 


alö bürgert. ©tudfj: unb ©lodengiefter 1726 bie 
&nna 3W. %fterefta feäiger, §ammerf<$mieb$tod)ter 
in SReljberg, ftarb 1753 (,^«nna(ifler Spitäler 1 ') 
unb imirbe 311 ©t. Äntoni (ffieinjierl) begraben, 
©ein i>auptu>ert in ber ©tiftsfircbe ber 
jienfersMbtei 3roettt. gahrngruber a. a. 0. ©. 249, 
239 fl., 231 fl. 

1 ) Bu ©Ijren ber ^eiligen Äreuj-Sr^ö^ung lieft 
micb bie ehrbare Semeinbe Dffenburg auS frei' 
willigen ^Beiträgen ber (^^riftgläubigen gieften im 
Safjre 1728. 

*) Ä. Stolter, 2 )ie ©loden ber ^Jfarrlircbe unb 
bie brei ©cftufcpatrone ber ©tabt Offenburg. Offene 
bürg. ^)rud oon 91. SRetff & die. ©. 7. 


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104 


ieitrffgt |«r SUArnkunftt. 


bieftdjin an bereu vif ten alter©locfen= 

iefeer einft funbgab, in fein Qa^unbevt 
erü6ergenommen ju haben fdjeint. 1 ) 

1730. $tlf lieber $err unb ©ott, bafj 

jeber ©locfenfcblag 
Den funbern tyt jur Sufe an« 
£>erfce fdjlagen mag. 
Srippenborf in Dbütingen. 

1730. 

Ich fiel and sprang als gethönet hundert 
Jahr 

durch Derckens Guss bin ich nun wieder 
die ich war. 

Mensch denk an deinen Fall in dieser 
Gnadenzeit 

so f^LLst DV nICht DereInst Ins 
Weh Der eWIchkeIt. 

£) e r p f, ^erjogtum Sadjfen * 2Wei* 
tiingen. 

1731. Exurgat Dens, ac fugiant inimici 
nostri . Nos cum prole pio benedicat 
yirgo Maria per intercessionem ss. Leo- 

nardi et Walburgse. 

©emicbt: 21 3tt. — £on: f. ißfarr* 
unb SBaUfabrtSfircbe in Sdjieffen bei 
SRoggenburg in Sapern. 

1735. 

2 luf meinen Slang folgt ©otte« SBort, 
Drum fäum bidf nicht unb eile fort. 
fDiaina in Dbötingen. 

1735. 

Die bujj unb betbglocf fd^tag ich an/ 
bört ©otte« Stimme jebermann. 
beben! ba« enb, (afet eure pfticpt 
auf ©ott unb näcpften fepn gericpt. 

©ott gib frieb in Deinem länbe, 
glüd unb beit ju allem ftanbe. 
yft ©ott mit un«, toer magmiber un« fepn. 

SUlertnöbe bei Hamburg, ©iefjer: 
Johann Slnbtea« SBieber in Hamburg 
(1694—1763). 8 ) 

1736. 

Maria werde ich genannt, 

Mein Klang der kommt zu Gottes Hand, 


') flfäpifdies aRufeum. aRonatäförift für 
fyeimatlidje Literatur, fiunft, ©e)d)td)te unb 3>olfö= i 
funbe. Jtaiferstantern 1895, 6 . 42. 1 

*) ©ine im Turine ber 6 t. Seuerinifirdie in 
flircbroärber bcfinblidje 1739 gegoffene ©lode I 
biefeS 3Reifter$ ftimmt tjinfidjtlid) ber Jnfdjrift j 
mit ber StUertnöIjcr ©tode jum Seit überein. 


| Und Wurket aus denen Kindern Mein 
Dass Sie vor Schaden bewahret seyen. 
I JOS. FRANTZ COLAS GLOCKEN- 
| GIESSER IN LANDAV 1736 FVER 
| DIE KATHOLISCHE GEMEINDE IN 
| BOBENHEIM A. R. H. 

Sobenbeim (fRbeittpMs)- 

1736. 9D?ein Slang ruf Sud) *um SBort 
ba« an biefem getigert Ort 
brutn fotnmet recht ju böten 
bocb bötet nicht allein 

ibt müfct euch auch beftreben 
Dhdter be« 2Bort« ju fein 
noch folchem recht §u (eben 
men $efu§ 2Bort addier 
©nab Droft unb $etl anbeut 
unb bem ber« treulich bütt 
giebt emge Seligfeit, 
©umpelftabt, ^erjogtunt Sacbfen* 
SWeiningen. ©egoffen: 1736 oon Johann 
9J?elchior Dercf.*) Durcbmeffer: 1,10 m. 

1737. acclamant mentes serva bene- 
dicta clientes laus divina sonat dum 

tuba nostra tonat. 

©egoffen oon Sartbol. ©unber.*) 
SD7ünchen*©labbach (Sflfinflerftrcbe). 

1739. 

In cineres abiens ceu phoenix funere surgo, 
Aes ex aere bonos, en mage prodo sonos. 
Bertholdus vestro me restauravit honori 
Petre et Paule novos suscipitote tonos. 
£)ie mar ich burdj bie $i§e jerfloffen, 
Slnbrea« Slein bot mich größer qoffen, 
Dafj ich auch ißetri unb ^ßauli @bten 
3)?it neu unb größerem Slang foHt mehren. 

Stift«firdje S.S. ißetri unb ißauli 
ber 33enebiftinerabtei SW elf a. b. Donau. 

I Diefe grofje ©Iocfe mit einem Durch* 
i meffer oon 2,36 m mirb auch „^Jefperin" 
genannt, meil fte f)auptfäd)licb jur S3efper 
j ber gefte erfter SlafTe geläutet mirb. 

! SBeaen ihrer ©vöjje ift fte bie ©locfen* 

| föntgin ber Diö§efe St. gölten. 3 ) Da« 
öftimtnige ©eläute ber Slbteifircbe hotte 
einen aufjerorbentlichen Dienft ju leiften 
gelegentlich ber Slnfunft be« ißapfte« 
piu« VL am 22. Slpril 1782. Ceiber 


*) 3o(jann SRetc^ior Serd, 1717—1753 in 
Meiningen unb ebenba ^eraoglidjer 0tiicfgie&er, 
^auinfpeftor unb $3ürgermeifter. 

*) Dttc a. a. O. ©. 191. 

*) ga^rngruber a. a. D. 0. 130. 


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feiträgr tut «UAenbunbe. 


105 


mußten bic ernten §erolbe aucf) mit» 
fjelfen, in beg 33aterlanbeg SRöten bic 
erzwungene |>ulbigung ju mehren, bie 
bem fiegreidjen Napoleon I. gu erweisen 
war, alg berfelbe auf adjtfpännigem 333a» 
gen eingog (1805 unb 1809). 

1740. 

9Wein SHang erfdjatlt gu ©otteg ©f)t, 
Seruft bag Sol! gu ©Ijrifti ßetjr. 
Verjagt wilb SBetter, ©türm unb SBinb, 
©rfajredt ba8 IjöQifdj Baubergjtnb. 

SBedt alle gu |>ilf in Sranb unb Jtrieg, 
Serfünbigt gvieb unb grofje ©ieg. 

©r führt gum ©rab mit $lag unb ßeib, 
21n ©grentagen geigt er ^reub. 

Untere -ättutter uftariam, 

Stuft er um ©djufo unb Seiftanb an. 
©rf)alt bie8 ßanb unb biefen Ort, 

$m ©djoojj ber Stird) bei ©otteg 333ort. 

©ewidjt 35 3 cntncr - 2on: es. — 
$önigghofen i. ©rabfelb, fatl). ißfarr* 
firdje. !£>ag ©eläute beftefjt aug ben 
3Tönen: es, g, b, e, d, es. 

1743. 

$dj bien in fjrreub unb ßepb, erwecfe 
gum ©ebetb, 

Seruff gum ©ottegbienft bie Sttenfdjen 
fruelj unb fpaet. 

9Uedjf)eim in Springen. 

1743. In virtute sanguinis incarnati 
et in essentia patris seterni et in vir- 
tute spiritus sancti discedite a territorio 
nostro spiritus maledicti in n. P. et F. 

et Spir. S. 

Otmar in g bei griebberg in Sapern. 

1744. * FVSA EGO SVB PASTORE 
EKARD VOCO IVNCTA SORORI 
VEROS CATHOLICOS, CREDYLA 

TURBA YENI. 

$d) bin bie (Stimme beg SBafjren $irtf)g, 
UJlein ©djaaff Allein mid) fennen, 
®rumb wenn id) 9?ueff, 333ag fommeit 
wirb, 

£§ut ftd) catfjolifd) nennen. 

31m ©djlagranb war 1 ) gu lefen: ©oft 
ÜJftdj $o(jann iDhdjael ©teiger in 2)tann» 
fjeirn 1744. — frreimergffeim in ber 

Wi- 


*) 3)ic(e ®locfe ttutrbe im Sunt 1894 um« 
gegoffen. 

$a6ert, ft. TO. Sabrbutb SO. .tafjvg. 


1747. 8h benedicamus patrem et filium 
cum sancto spiritu . pancratius yocor 
m. legros 1 ) me fecit. 
Sßfaffenborf, Äreig Serglieim. 

1747. 4* benedicam dominum in omni 
tempore semper laus ejus . urbanus yo¬ 
cor . m. legros me fecit. 
sßfaffenborf, Sfreig Sergljeim. 

1747. 8h jhesus maria joseph vocor . 
charitas fraternitatis maneat in yobis . 

hebr. 1. j. c. m. legros me fecit. 
Pfaffenborf, Streig Sergljeint. 

1748. Ihr Menschen merket Euch 
Den Entzweck, den ich habe; 
Mein Schall durchdringt die Luft 
Und theilet Eure Zeit 

Zur Busse, zum Gebet, 

Zur Predigt und zum Grabe, 
Zum Beistand in der Noth 
Und auch zur Dankbarkeit. 
Stltenwalbe. ©ewidjt: 21,04 Rtr. 
©iefjer: $of). Slnbr. Sieber. 

1751. 

Mein Klang verging, als ich geklungen 
Zwei Hundert drei und Vierzig Jahr. 
Durch DerkensHand, dem ich verdungen 
Kling ich nun wieder hell und klar. 
Beklage Sülzfeld Adams Fall 
Dein Herz und Sinn zu Gott hinrichte 
Bedenke der Posaunen Schall 
Der dich einst ruft zum Weltgerichte, 
©ülgfetb in ©acbfen»9Weintngen. 

1752. Ecce panis angelorum factus 
cibus viatorum. 

©anblungglode.*) — Ourdjmeffer: 
0,96 m. Suln in Ofterreid). 

1752. Jesus Nazarenus rex judseorum. 
Deo optimo maximo, uni ac trino, ad 
quem quo se altius uti animo ita opere 
veluti alis duabus attollat, — utramque 
hanc turrim exstrui, hanc seris campani 
machinam cum templi augusta fronte 
fleri curavit, tactamque voluit Odilo 

*) SJiartin Segroä, geb. 1704, geft. 1784, 
Siltget oott Jtöln. Dtte a. a. D. ©. 200. 

*) $ie jctjrift ber SBanblungglode im $ome 
ju Äöln lautet: ►!« En eelum! matre quem terra 
parit sine patre panis monstratur, Deus est, 
caro viva levatur. — äier ift ber Fimmel! ben 
jungfräulich bie Diutter ge6oren, Sott ift in 8rot§« 
geftalt l)ier, ber lebenbige 2eib roirb erhöbet). 
I ®iejjer unb ®ntftehung8}eit ber ®locfe fmb nicht 
genannt. ®regoriu8*8latt 1876, I, 26. 

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106 


»titrStr {nt 


Abbas Gottvicensis anno MDCCLII. — 
ut ad landes divinas quas semper im- 
pense amavit, perenne dicendas tarn 
alios incitet, quam una et ipse sic per- 
petim dicat. — 2lu8 bem geuer bin id) 
gefloffen, gerb. 938tterledjner') in StremS 
bat mtd) gegoffen 1752. 
Surd)meffet 2,18 m. ^ßrälatertglode 
in ber ©tiftöfirdje ber ©enebifttner- 
2lbtei ©öttroeig. 

1753. gobann unb üüieldjior ©rnfl 2J?em* 
mittgen*) gofj mich 1753 . Magister Sigis- 
mnndus Praelatus Memmingensis et | 
Wympingensis. ! 

Son: es. — ©rfbctnt in Seibern. ; 

1753. In honorem Dei et commodum j 
ecclesiae. ©egoffen non SB. freinr. griefe. 
Cippftabt, ©t. gafob8fird)e. 

1753. 

Anno 1441 marb id) juerft gebraut in 
©tanbe 

Anno 1637 ber ©d)mebe biefe ©tabt ab* | 
branbte 

®od) mun ber lieb erhielt mief) ©ott 
gu ber fo großen geueränotl) 

Anno 1656 ©burfütfi gobann ©eorg be8 
g. Xobeg gaß 

Senobnt im Stauern mir beu ©dfaß 
2lber bureb ©otteg ©uitt unb ©nab 
Anno 1661 Sißig mtd) umgoffen bnt 
üDocb ba id) brauf bebauern moflt 
Sen Sob beS Äaepferg Ceopolb a. 1703 
Serlor id) ein ©rofe ©tiitf ßWebaß 
Unb büfjte ein ben «origen fraß 
33ig jefet bureb ©otte3 grofje ©nab 
SDIid) SBeinbolbt neu gefertigt ^at. 

Sic me fieri senatus ioci fecit — 1753. 
©ebntiebeberg bei JBittenberg. 3 ) 

1756. 2luf, auf! gur ©rube ruf’ id) eueb, 
bie ieb oben fteb; 
fo oft ibr in bie Siefe fahrt, 
fo benft in bie fröb- 
©ergglödcben oon ©t. ^eter in grei* 
berg. 


') gerb. Sötterlechner, Sot)ti bes lobias 
Sötterlecbner, geiuef. bürgert, guljrmannä in Jftet)- 
berg, feit 1742 »ermätjli mit gutiana ©törfin 
(früher Äellnerin beim Vöiueioirt in Strems) ftarb 
alä bürgerlicher ($ioctengiefjer unb rourbe im ©t. 
Seite, gregtbof beerbigt 1762. gabrngruber o. a. 
0. ©. 249, 63. 

») Vergleiche 1653, 1757. 

3 , ötte a. o. D. ©. 134. 


•Itdtrnkunbe. 


1757. 

Ornamenta mihi confert Wolfgangus ah 1 
Ostein 

Muneris aurati fervida testis ero. 1 ) 

^Darunter ift bag SBappen ber Oftein* 
fdjen gantilie. 21 uf ber anbern ©eite fiept: 
Aeterni Regis Crucifixi lando triumphum 
Hostibus immundis vox mea terror erit.*) 
©rofje (fretlanbg*)©locfe ber ©anft 
Sßetergfird)e tn 3)?ain j. ©etotebt: 713tr. 
Son: b. ©iefeer: gobann Sßeter 33adj in , 
Söinbecfen bei franau. i 

1757. Sacrosanctae et individuae trini- 
tati, uni utpote in essentia trinoque in 
personis Deo, yero infinitoque bono jugis 
esto honor. Anno 1757 g. nt. gerb. 
33ötterledjner in ©tembg. 

Surcbmeffer 1,08 m. 2lrbe3bad), 
Siöjefe @t. gölten. 

1757. 

Miserere, barübet bag 23ilb ©briftug 
am Streune. Nos cum prole pia bene- 
dicat (virgo Maria), barüber bag 23ilb 
ber heiligen ©ottegmutter. A morbis et 
pestilentia, barüber ©t. ©ebaftian. A 
fulgure et tempestate, barüber ©t.grait* 
jigfug Xauertug. — ©eroid)t: 28 ßtr. — 
:£on: es. — ©egoffen 1757 oon SWeldjior 
©rnft in ßWemmingen. — £ürtl)eim 
in Sapern. 3 ) 

1757. .frört ihr mein tönenb klingen, 

$uf ich jum ©ebet unb ©ingeit, 
gd) jeige an greub unb 9eib, 

SBie eg mit fta) bringt bie .Reit. 
9Hebertrebrn in Sbüringen.*) 

l ) ©län^enbcn 6cfjinucf gab mir ©olfgang ber 
@ble oon Dftein, 

j Äunb geb’ ich miijvreub’oon bemgolbenen©ef<bent 
*) fiob fpenb’ xcf) bem Triumph be$ ewigen 
! ÄönigS am Äreuje. 

Jvcinben unreinen ©inn$ fei meine ©timrne ein 
©chrccf. 

^Darunter ba$ 5BiTb :(£i>riftuö am Äreuje. — 
greunblicbe 9)iiltei(ung beö ^errn 2Bilf). TOttnad^t 
in SWainj. ~ 2)ie brei übrigen (^lorfen bie 

£öne: c, d ? e. — 3)ie zweite (3Rutter;<§totte&) 

©ioefe mit bem ^one c t>at folgenbe ^nfebrift: 

| Virgineio nomen Matris mihi priestat honores 
Virginei Cultus nuntia semper ero. 
fielen Siuljm oerleibt mir ber ^ame ber SWutter 
uitb Jungfrau, 

3olcb einer Jungfrau (rl)r’ mache ic^ immerbar !unb. 

9 ) Vergleiche 1763. (Gefällige SWitteilung oon 
P. 3£itterp, Äapuainer*Orbenöpriefter in ®hiffen= 
häufen in Vapern. 

4 ) Vergner a. a. 0. 3. 48. 


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107 


Beitrüge {Mt dUaettkunbe. 


1758. ftd) rufe ©otteS SSolC jufommett 
©ieb ©ott nur nicht bei geuer* 
flammen. 

Sürget in Thüringen. 1 ) 

1758. Insona qVVm fVebIt nVnc bIte 
befVsa 80AbIt sVaVItee atqVe DIV 
nVntIa paCIs ebIt. 
Jölanfenburg in Thüringen.*) 

1760. Sit nomen Domini benedictum. 
3ofeph ©djeidjel gofj mich in Sien. a. 1760, 
3ell an ber g)bb8, ®iöj. ©t. gölten. 8 ) 

1760. ©ro^er ©ott in3 Rimmels Xhron 
©rßalte bie Steligton 
Uno Iah nach fo oiel 33lutüergieheu 
$>en ließen grieben uit8 gentehen. 
SWecffelb in Thüringen. 4 ) 

1760. Ecce cracem Domini 
fugite partes adversse 
per crncem et passionem tuam 
Benedictio Dei omnipotentis Pa- 
tri8 et Filii et Spiritus sancti. 6 ) 
9?ottenbuch/ Dberbapern. ©ieher: 
Abraham SBranStmapr unb ^ran^iäfuS 
tem in SlugSbura. 3 U btefer alten 
©lode mürben im &ahre 1898 oier neue 
©loden oon grife §ainm in SlugSburg 
aegoffen. 3)a$ ©eläute hot jeßt folgenbe 
©timmung: b 57 ßtr., es 24 ßtr., f 
18 3tr., g 13 3tr v b 8 3tr. 

1765. A fulgure, grandine et ab omni 
mala tempestate, 1. n. D. §cß Hing ju 
©otte$ @h r / ru f e in bie SHrd) bie Cetjt, 
3r. $of. ©cheicßel ntief) in Sienn l)ot 
jubereit. 1765. 

J)urchmeffer 1,32 m. $bb8, ®iö* 
jefe ©t. gölten. 6 ) 

1766. 

e dj ruf eud) bei greuben unb Ceiben, 
ßr foüt euch $nm ©imntel bereiten, 
©eßmeinifc in Thüringen. 7 ) 

1767. 

©8 rufft mein ©cßaU euch liberal 
33on Seltgetümmel ßiti nach bem $immel. 
©rohichmabhaufen in Thüringen. 

') Sergner a. a. D. @. 44. 

*) ©ergner a. a. 0. 8. 49. 

*) ffahrngruber a. a. 0. ©. 236. 

*) Dr. ö. ©ergner, 3«t ®(ocfenfunbe 
ringend. 3ena 1896, ©. 44. 

s ) SefäUtge Mitteilung oon ©and .‘ööbete, 
Sefjrer in Sottenbud). ©ergl. 1281, 1330. 

®) 5oi)mgru6er a. a. 0. ©. 232. 

7 ) ©eigner a. a. 0. 6. 48. 


1768. 4« pro honore sanCtl beneDICtl 
sVb LVDgero abbate refVnDebar. 
CieSborn bei Cippftabt. 

1768. 4» Sit nomen Domini benedictum. 
— ©egoffen oon 3 r - 3*>f- ©djeidjel. 

Sien 1768.‘) 

Slirmla, 'Diöjefe @t. gölten. 

1768. ^einricß ©ßriftian Xürf (jat juerft 
50 ©ulben bajugethan 
QoßanneS Sagner geht eben mit 30 ©ul* 
ben biefe Sofjn 

$)ah ich euch nun balb an £ob erinnern 
fann. 

©o ruf ich euch ih* SRenfcßen j$u: 

Sie balb, mie balb, roie balb! 

$)enn ßier hobt ihr bod) feine Stuß 
Sie balb, mie balb unb falt 
Sie balb feib ihr hoch tobt 
Srutn ruf ich ftetä mie balb, mie balb!*) 
Sei Eer8 häufen in ©achfen*2Rei* 
ningen. Diefe ©lode ift jeßt umgegoffen. 

1769. 

3m 3aßre 1763 geriet ber ©loden* 
türm be8 ©rohmünfterö in 3ö r id) i» 
SSranb unb bie 9ieune*©lode erlitt burd) 
bie ^iße foldje SBefcßäbigung, bah f* e 
abermals umgegoffen merben muhte. ©e= 
müßt: 15 3tr. Uuf ißt ftanben oben 
am SWantelfragen in römifdjen ÜRajuS* 
fein bie einen fecßSfühigen 33er8 bilbem 
ben Sorte: AD SACRA MORT ALES 
VOCO TV TRAHE CH RISTE VOCA- 
TOS. ANNO DOMINI MDCCLXIX. 8 ) — 
3n ber üttitte be§ 2Rantel$ mar auf einem 
ooaleit ©cßilbe in brei Cinien ju lefen: 
AVS HITZE VND FEVER BIN ICH 
GEFLOSSEN, MORITZ FVESSLI 
VON ZVRICH HAT MICH GOSSEN. 
®ie ©lode iftfpäterumgegoffen morben. 

') granj 3ofeph Sdjeichel arbeitete in JBten 
oon 1760 bid gegen 1783. 

*) „®d fcheint, ald habe ber ©chultljeid (Safpar 
®5gel) biefe flniitteloerfe felber gemacht, um beren 
willen er einen 'piafc in jeber Siteraturgefdjicbte 
oerbient, Man mürbe nicht für möglich holten, 
bat biefe ©erfe in ber ©liitejeit unferer llaffifchen 
Literatur gemacht finb. ©ie beroeifen, bat unfere 
31ation jugleich bas .öerrlicfifte unbSlenbefte neben 
einanber fjeroorbringen fann, nur bat bie ©erfe 
Schiller« auf Siöfchpapier gebrueft, bie bes 29elfer«; 
häufer ©chuljen in ®rj gegoffen mürben.“ Dr. 
£>. ©ergner, T)ic ®(ocfen bed .'öorcogtums ©achfen= 
SÄeiningen. »ilbburghaufen 1899. ©. 43, 127. 

s ) 3««‘ Öottedbienft ruf’ ich bie Sterblichen, 
bu CEßriftuS jiehe bie ©erufenen }u bir. 3m 3ohre 
bed ©errn 1769. 

14* 



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108 


9titrfigt für 


1769. 

Set bem SBranbunglüdE beS ©rojj* 
miinjterS in 3firicp i. 3 . 1763 jerfprang 
auch bic alteWefc unb geuerglocEe auS 
bem Qapre 1262. ©ie warb Deshalb 1769 
mit ber eben genannten ©lode oon bem= 
felben Weifter untgegoffen unb mit fol* 
genber ftnfcprift in römifcpen 9JlajuSEeln 
oerfepen: MVTAEGO VOCOVTINAM 
NON SVRDOS . ANNO DOMINI 
MDCCLXDL 1 ) 

1770. •{• sancte laurenti esto defensor 
et liberator a folgere et tempestate. 
©egoffen oon Wartin CegroS. 
Ceffenicp. 

1770. ecce tuo o jesu care suave sa- 
cratur honori campana sonet longos 
iüaesa per annos. 

©egoffen oon Wartin CegroS. 
Ceffentcp. 

1770. corporis ac animae longe hinc 
averte pericla proqoe tois orans sis 

sancte nicolae servis. 

©egoffen Oon Wartin CegroS. 
Ceffenicp. 

1771. Soli Deo gloria. 

$rei ftapre mirb garantirt 
35aS ©ewiept nidjtS oerliert. 
©egoffen oon Wicp. $of. ©todeg. 
Uentrop, SreiS ^amm. 

1771. 3)iefe ©locfe fei ein SBepr gegen 
ade ReuerSgefapr, oor ber ©öden ©lut 
bewagr, Agatha in beiner @pv Deine Sin ber 

inSgemein, bie jurn ©oerSberge fein. 
(SoerSberg, SreiS Wefdpebe. 

1772. Clamor meus ad te veniat. Qac. 
£>agenauer in ©tepr a. 1772 gofe tnief). 

®ur(pmeffer 1,06 m. 2)bbfife, ®iö= 
jefe ©t. gölten.*) 

1772. 

üBenn ©djafau bu ben Slang wirft fpüren, 
2Biö QefuS auf bie 21 u biaj führen, 
©epafau, SreiS ©dartSberga. 8 ) 


') ©tummeö rufe id); o müßten es nicht 
2au6e fein. 3m 3a^re beS £>errn 1769. 

*) gabtngnibei' a. a. D. 233. 

’) £>ier ift ber öeftimmungSort in Serbinbung 
mit einem 2Bortfpief eingekochten. 


•UAenkunbr. 


1773. gebMabIa InsIgnI aknonLe 
tbIennIs bt neCIs atboCItatb DIYI- 

nItVs LIbbbata. 

SHopra in Xpitringen. 

1774. A fulgure et tempestate I. n. D. 
Jesu Christe. — Reverendiss. d. Franc. 
Ignatius Grabmer, eminentiss. principis 
Passav. eonsil. — ecclesiae B. V. than- 
maturgae Mariae Taferl administrator. — 
iBorptn ein geltgefcpü^ L ) mit meinen 
ÜDonnerfnallen oft foripterlicp bem geinb 
aud) fcpablidj bin gefallen; nun aber mit 
mein Slang all fromme labe ein ju allem 
bem, wa8 ©ott fann Wohlgefallen. — 
3?r. 3of. ©cpeicpel ju SBien i. b. Ceo- 

polbft. g. tn. ben 11. $uni 1774. 

3) urcpmeffer: 1,80 m, 5£on: h, ©e= 
wicht: 66 3tr. 2SaHfaprtSEircpe Warta 
Saferl in Öfterreidj.*) 

1774. Ad sacra voco, funera plango, ho- 
ras designo, nocturnas atque diurnas. 

9?ieberrofjla in Thüringen. 

1775. •{• in nomine domini matris pauli- 
que petrique accipe devotum parvum 
licet accipe munus quod tibi christe 
datum petri paulique triumphum ex- 
plicat et nostramqne petit populiqne sa¬ 
lutein ipsorum pietati darf meritisque 

refundi et verbum caro factum est. 

| ©egoffen oon CouiS SaHibier. ©ewiept: 

314 ßtr. 9?om, @t. ^eterSEirtpe. 

1783. 

3u beffrer ©arntonie gof? man miep um, 
Wit ©otteSSÖort ftintm euer ©priftentum. 

.fjeggenborf bei 2lllft8bt in £pü= 
ringen. 8 ) 

1784. Wich beforgte bie ©emeinbe, 

2öei( fte waren ©otteS greunbe. 
ftpre bahnten fepreibe ©ott, 

T>aS fte biefeS 2BerE getpan 
Wit bem tpeureit QefuS 33lut 
ewig in bem £)itnmel an. 
STrodenborn in Thüringen. 4 ) 

1789. ©ott ju (oben beine Wadjt 

ftnb wir brei *u *wei gefepafft. 5 ) 
©egoffen Oon 21. tpettt. ißfarrEircpe 
in £) a g e n. 

') Ä. 2R. 3abrbu<f) 1902, ©. 120. 

2 ) ftaljrugruber a. a. D. 6. 123, 254. 

*) Söergner a. n. D. 6. 48. 

4 ) Söergner a. a. D. 6. 50. 

5 ) 9lu3 brci ©roden ftnb jroei gegoffen worben. 


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109 


HettrSge }«r «U*mhu«b». 


1789. Saterlanb unb £aaen fei 

t»on ben UnglfidSplagen frei. 

©egoffen oon a. Ißetit. Sratfe. $farr* 
Eiwfee in ^pagen. 1 ) 

1798. Ru greub unb Seit 
Sin td) bereit 
gtt Slotfe unb £obt 
Sin id) ber Sotlj. 

Seiner ft abt in @ad)feu*2K einingen. 

1801. Rur greitbe tön idj, 

!gn ber Stotfe Elage id), 

&er Stirne bien tcfe. 

ÄönigSfeofen in Sfeütingen. 

1806. Sit nomen Domini benedictum. 
Qof. ©djmibt in 2Bien a. 1806 gofe rnicfe. 

Reifelmauer, Oiöäefe @t. gölten.*) 

1806. Ob flein id) bin, mein ©ingen 
SBirb eucfe bocfe gteube bringen 
ftnt oöfligen äEEorb. 

Rd) teile greub’ unb Seiben 
5Ö?it eucfe ju allen Reiten, 

0 gönnt mir biefen Ort. 

Safe ©ott in oielen gaferen 
Slicfet ©rfelftebt erfahren 
Ärieg, $unger8notfe unb Sranb. 
©ieb gvömmigfeit unb SEugenb 
®em alter unb ber $ugenb, 

©lürf unferm Saterlanb. 

©rfolftäbt in ©ad)fen=3tteiningen. 3 ) 

1810. 2Ba8 man ben armen geben tfeut, 
3)a3 roirb erfefet burcfe gefu Slut. 

Sranb im fieibenreicfefteiner SBalbe 
in Ofterreicf). 

1819. 

anno 1819 gofe micfe gofepfe Reefebauer 
u. ©walb ©cfeott oon 3Wainj. 

Stoen idj nun fdjöner wie id) foö 
gebührt $errn Slafcfe be8 banEeS jod 
m3 beSSre bagein rief mid) er 
allein id) warb onb war nicfet mefer 
wie fcfenell feat micfe ein miSaefcfeirf 
be8 ebeln manneö wercf jerjtoert 
bodj fealf mir wieber Eonft onb gluicE 
jor freooe eod) bie ihr micfe feoert. 

JEatfeol. 9$farrEird)e in @1 teilte am j 
Sifeein. ®ewidfet: 38 Rtr. Xon: d. 4 ) | 


') »ödeler a. a. D. ©. 98. Dtte a. a. D. ©. 125. i 
s ) ^al)rngruber o. o. 0. 3. 235. 

») »eigner, bie ® loden beä fcerjogtum« i 
Srt<f)fen«9Jleintngen. §ilb6urgljaufen 1899, ©. 129. j 
*) 3aun o. a. D. ©. 38. Sofc a. o. D. S. 99. i 


1828. Ich läute zum Gebet, 

Zur Predigt, zu den Leichen. 

Ich melde Feuer und Krieg 
Und gebe Friedenszeichen. 

Gieb Jesu, dass mein Ton 
In Frieden stets erschall. 
Bewahre Dorf und Land 
Vor Feuer - und Ueberfall. 
©üläfclb in ©adjfen*9Keiningen. 
1833. 

Mir gab fVer wenig Lohn 
kVnstglesser aLbreCht VnD sein sohn 
zV CobVrg gVden starken ton. 

©iSfeaufen in ©adjfen*3tteiningen. 

1842. 

Slimmer oerEünbe mein fetter Sfang 
Unheil baS frieblidje Stfeal entlang. 
©Triften! Sernefemet bie ©timme be§ 
£>erm: 

Siebet mein Sflunb, fo folget ifeni gern, 
jftuf id) jum Seten, 5 ur SEircfee, $um ©rabe, 
gmmer iftö ein«, wa8 id) ju brtngen E»abe: 
grieben ben grommen, ben ©ottlofen 
©ajrerfen, 

alle jum neuen Seben au werfen. 

©tepferSfeaufen tn©a^fen*2Wei= 
ningen. 

1842. VOX EGO SUM VITAE 
CHRISTUM LAUDARE VENITE. 
©egoffen oon ©ebr. Sinbemann. 
SEatfjoI. tircfee in ©benEoben in 
ber ißfalj. 

1844. Sola, quam Augustana profitetur, 
fldes in Jesum Christum, Dei filium, 
salvatorem justiflcat. 

Srieft bei ißaffow. 1 ) 

1847. Me resonante pia 

laudetur virgo Maria. 

Fusa sum per magistrum Wolfgang 
Hubinger 1874. 

©ewicfet: 18 Rtr. $on: fis. — 2J?ün* 
dien, aWittaggglorfe in ber grauenEirdje. 2 ) 

1851. 9Wenf(feenwerE ift teicfet jerftört, 
greube fcfenell in Seib oerfefert, 
Säglicfe ruft eucfe biefe Sefere 
gn ba§ eitle $er$ mein Saut: 
2 Ba3 ifer tfeut, gebt ©ott bie ©fere, 
$eil wer ifem fein SSerE oertraut! 
(Salbungen in©acfefen*9Keiningen. 


l ) Otte a. a. D. ©. 125. 
*) 33erQl. 1490. 


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110 


$fitr£$f für 9 UAtnlwnbt. 


1851. 

CäutetS tiottt Shnrnt, faljr auf crfrfjrocteit! 
Me ©locfen ftnb arme ©ünberglocfett. 
<Ste rufen (aut über Cebeitbige unb Sote 
©otteg ^eilige ^eljn ©ebote. 

Sann fa(t’ betne $jänbe: .'perv ©ott 
öer jeilj! 

Unb bete, baff er bir gnöbig fei. 

©tepferghaufen in ©achfen»2Reh 
uingen. 

1851. 

$ch bin bie gröfjte unter brei 
wein Jon unb Sftarne Ißrinta fei. 

URein Älanq ermahn bei ftreub unb Ccib 
3ur Vlnbacijt unb Sienftfertigfeit 
3u Ceiglau’g £>eil in ©toigfett. 

3ur greub ertön’ ich, jur Slnbacht ruf ich, 
ytt ber SRotfj flag’ ich, ber Äirdje bien ich. 
Ceiglau in ©nd)fen*3Reiningen. 

1851. 

3dj bin bie jtoeite unter brei 
ÜKein Sun unb Diame Serje fei, 

©ott 33ater, ©opn unb heiliger ©eift 
©ei hier unb überall gepreift! 

$u Ceiglau fchier am allermeift. 
auch tonenbeg @r$ 

Suvd) Ciebe gemetht 
3ft ung ju bem Sienfte 
Seg |>öcf)ften bereit. 

Ceiglau in ©achfen*2Reiningeu. 

1851. Qd) bin bie fleiitfte unter brei 
weht Sott unb 9iame Quinte fei 
Ser £>öd)fte nehm in feine öanb 
©auj Ceiglau unb bag Saterlanb! 
Unb all’ utnfdjling ber Ciebe SBanb! 
Ceiglau in ©achfemSWeiningen. 1 ) 

1852. 

fRuf ich ä um |>errn, fomm, bien ihm gern! 
3fnf ich jur SRuh, int £>errn ruh bu! 
SBifcelroba in ©achfett*9Reiningen. 

1862. Ecclesiae Metropolitan* navi per¬ 
fecta ad ciendum pleniorem campana- 
rum concentum fabricae sumptibus fusa 
et sanctae Ursulae civitatis Coloniensis 
patronae dedicata A. D. MDCCCLXII. 
Jos. Beduwe Aquisgranensis me fudit. 8 ) j 

*) Dr. öergner, £)ie ÖUocfen be$ §er&og: 
tums SadEjfen* Meiningen 1899, 6 . 131. $er- , 
gleiche 1497. j 

2 ) 911$ baä Schiff ber 2 )omfird)e uoUenbet i 
nmr, um eine »ollere Harmonie ber ©locfen 511 | 
erfanden, auf Äoften ber Jö&rif Stoffen unb ber j 


©emicht: 51,70 3tf- Surchmeffer: 
1,55 m. Sun: c. wöln, Urfulaglocfr 
in ber Somtirche. 

1868. o st. Dionysi, benigne curator 
inflrmorum cura morbos animarum tibi 
fldeliter servientium. 

O maria rein 

lass Kiederich dir empfohlen sein 
erbarme dich der svender dein 
die zu dir o mvtter schrein 
ineister hooghvys von brvegge goss 
mich fein m d ccc lxvrn. 
‘ißfarrtirche in Äieberich im 9?heim 
flau.*) 

1869. 

©eguffen nad) bem SBruberfriege in Satt- 
fegtagen 1452 

SBarb ich uon einer faiferlichen Äuget 
gerfchlagen 1633 

2 Bieber gegoffen trofc Ärieg unb betrübter 
ßeit 1634 

Siente id) 233 ^a()re in greube unb Ceib. 
Mt ©terbetage beS .'perrn bin ich beim 
Cäuten »erfprungen 1867 
©ott ju ©fjr’ unb $reig ift mein britter 
©ufj gelungen 1869. 

©rojje ©locfe ber SRifolaifirche in 
Ceipjig. 

1872. Venite exultemus Domino, jubv- 
lemus Deo salutari nostro. Ps. 94,1. — 
Rex gloriae, veni cum pace. — Dominus 
recordatus est nominis mei. Is. 49,1. 
— Dominicus abbas Seitenstettensis; 
P. Michael Koller vicarius paroch. hujus 
a. s. 1872. 

?) b b f i , Siöjefe @t. gölten. Surd) s 
nteffer: 1,37 m; gegoffen oon $gnaj 
£)iljer in 2öiener«9ieuftabt. 3 ) 

1872. 

3 um römifepen 2Jfijjbrauch erft geirouttgen 
<ftab’ ich mit 0-reuben Sanf gelungen 
Aum auferftanbnen ©ottegioort, 

Sa8 bleibe biefeg 93olfeg £ort! 


fjciügen Urfula, ber Patronin ber Stabt Äöln, 
gemeint im 3al)re IÖ62. 3o?epl) 33ebun>e in Slawen 
|at mitf) gegoffen. — @reg.-*$l. 1876, I. 26. 

1 ) 3* 3<mn, ©efdjidjte beö Drteö unb ber 
Pfarrei Ätcberidj. 2öie$baben 1879 # ©eite 122. 
iiofc a. a. D. S. 254. 3. 3mm/ Sanbfapitet a. 
a. C. ©. 126. 

2 ) tiefer 3Kciftev mar tätig uon 1851—1880. 


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IritrS|e }ur «lerftmltunif. 


111 


91(3 ©otte$ £>anb nn$ grieb’ errungen j 
9iad) (angent Äarnpf, oor greub’ ge* 
fprungett 

Qft mir bu Qhj unb 9Wunb jugleid) 

£$ui ouferftanbnen Deutfdjen SReid). 

Da f)at ber Danf baS $olf gebrungett, 
‘Die Süten gaben unb bie jungen, 

9fuu rufe id) mit neuen .Rungen: 

Dafj balb erftefje ©otteS weid)! 

8 rrauenfird)e in ^üterbogf.') 

1874. 

Die JEaiferglocfe in SEöln mürbe im 
^a^re 1874 oon Slnbr. $amm in grün* 
fcntbol gegoffen (nad)betn ber ©ufj jmei* 
mul mißlungen*) mar) auS ämonjig im 
beutfd)=fran}oftfcben Kriege eroberten SEa* 
nonen nebft einem entfpred)enben 3üw* 
äufafc unb bot ein ©emtd)t oon 27075 kg 
— 541,50 3tr-/ eine £>öbe Oott 3,25 m 
unb um Sd)allranb einen Durcbmeffer 
oon 3,42 m. Die Dicfe ber SBanbung 
am Schlagring beträgt 0,288 m, an ber 
SErone 8 cm. Der wlöppel ift 3,13 m 
lang unb miegt 1050 kg = 21 St*- 
Die eiferne ©Traube, meltbe bureb bie 
ÜRitte ber SErone gebt, miegt 492 kg = 
9,84 Rentner uno bie btet^u gehörige 
a»utter 89 kg = 1,78 Rtr. Die fecb$ 
2(rme, meldje bie SErone btlben, ftnb mit 
(SngelSföpfen gejiert unb taufen unten, 
mo fie bie ©locfe halten, in Cömenflauen 
auS. Die ©locfe bängt an einem abge* 
fröpften 3;ocbe, roeldjeS auS ftarfem ©ifett* 
blecb jufammengenietet ift unb etma 
250 ßtr. miegt. Die ©locfe fotlte als 
Unterquinte »u ben oorbanbenen großen 
Domglocfen (g, a, h, c) ben Don c an* 
geben. Derfelbe Hingt aber ju bod), fo 
bajj er jmifeben cis unb d febmebt. 3 Us 
näcbft unter ber SErone, in brei runb um 
bie ©locfe ftd) binsiebenben Beilen, ift 
in gotifdjen $ud)ftaben bie Qnfcbrift an* 
gebracht: 

„Gitilelmus, augustissimus imperator 
Germanorum, rex Borussorum, pie me* 

*) JDtte a. a. D. 3. 127. ®erfaffer biefer 
3nfd>rift ift ber nerftorbene Pfarrer Senneö in 
Jüterbog!. ®ergl. 1697, 1605. 

*) |»ierju bemerlt ber ©lotfengU&er ©. ®ojj 
in Stettin, bent eine öOjäfjrige beroäfjrte i*rajio 
jur Seite ftebt, in ber „®oii)te(bmf<hen ®efeU= 
fäaft": 2)ajj ber ©ufj jroeimal mißlungen ift, barf 
bem ©locfengie&er nid)t jum ®orrourfe gemacht 
»erben; ein SKtftlingen lann bei einem fo bebeu< 
tenben ©eroichte oon 600 3^ iebem paffteren." 


mor caelestis auxilii accepti in gerendo 
felicissime conficiendoque nuperrimo 
i bello Gallico, instaurato imperio Ger- 
< manico bellica torinenta captiva seris 
! qninquaginta millia pondo jussit conflari 
j in campanam suspendendam in hac ad- 
mirandae structurse aede exaedificationi 
: tandem proxima. Cni victoriosissimi 
i principis pientissimae voluntati obsecuta 
societas perficiendo huic templo metro- 
politano constituta F. C. Pio IX. Pon- 
tifice Romano Paolo Melchers Archiep. 
Coloniensi A. D. MDCCCLXXIV.“ 
2Bilbeltn, ber allerburcblaucbtigfte 
beutfdje SEaifer unb SEönig oon ^reufeen, 
in frommer ©rinnerung an bie bimm* 
lifd)e $ilfe, bie ihm bei oer fo glücflidjeti 
Rührung unb Seenbigung beS jftngftett 
franjöftfcben SEriegeS jutetl mürbe, b«t 
nach SBteberaufrtcbtung beS beutfeben 
ÄaifertumS au§ eroberten ©efd)fipeu im 
©etoidjte oon 50 000 ^Jfunb eine ©locfe 
*u gieren befohlen, bie auf biefetn tjexx* 
lieben, feinem HuSbau enblid) nabegeriief* 
ten ©otteSbowS auf gehängt merben foKte. 
Solchem frommen SßiOen beS jteagefrön* 
ten dürften entfprecbenb, b at her §ur 
SSoHenbung biefeS DorneS aegränbete 
SJerein biefelbe b er fterien laffen unter 
bem römifeben ^Japft ^ßiuS IX. unb bem 
ffirjbifcbof oon SEöin ^ßouluS 90?eld)er$ 
im ^ctbre beS £)errtt 1874. 

Über bem iöilbniS beS ty\l. ^ßetruS 
lieft man folgenbe Difticben, oon meldjen 
baS erfte ben religiöfen Seruf ber ©locfe 
unb baS jmeite ipr fpeUeHeS SBerbältniS 
jur JEircbe anbeuten foU: 

„Voce mea coeli populo dum nuntio sortes 
Sorsum corda volant aemnla voce sua. 
Patronus qui voce mea templi atria 
pandis, 

Janitor et coeli limina pande simul.“ 
SEilnb’ ich mit meiner (Stimme bem $olfe 
bie bimmlifebe 33otfcbaft, 
Scbmingen bie (Seelen ftd) ouf, fttmtnett 
ooll ©ifer mit ein, 

Der bu bureb meine Stimme beS Dem* 
pelS fallen eröffneft, 
öffne beS ßimmelS Dör, bimmlifeber 
Pförtner jugleidj. 

Dem iBilbniS beS Sircbenfürften ge* 
genüber ift baS beutfebe SteicbSmappen 
ange6rad)t unb baräber bie jugebörige 
Strophe: 


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112 


Jltilrfigt ;ut 6U*rnkuatr. 


Die SEaiferglocEe beif? ich 
Deg SEatferg @^ren preig ich 
2 luf ^eü’gev SBarte fteb ich, 

'Dem Deutfcben 9Jetd) erftel) irf) 
Dajj frrieb uttb SBebr 
Bbnt ©ott beferer! 

Qn ber erftgenannten Qnfdjrift er* 
blicEt man noch Dag er jbif (höfliche SBap* 
pen, aufjerbent merben bie ©innfprüdje 
bureb jwei ©uirlanben gotifdjer 2lrabeg* 
Een gefcbmücEt. Unten am ©dflagranb 
jie^en ftd) parallele 9Ringe um bie ©locEe. 1 ) 

1876. Deum verum, unum in trinitate 
et trinitatem in unitate venite adoremus. 

Durcbnteffer 1,55 m. (Sonntag* 
berg, 2 ) Diöjefe ©t. gölten, SBattfabrtg* 
Eirebe jur atterbeiligften DreifattigEeit 
unb jum bl- ©rjengel ilfticbael. 

1876. 

©t. ©eorgiuS! Du Sigtbuntg Sßatron! 
Deffen fianje ben grimmigen Drachen 
ueberwunben, 

Sitte, bag ©ott ung norm Drachen ber 
3 wietra<f)t oerfebon’, 

Unb bafj unter ung nur werbe ©intradjt 
unb ^rieben gefunben. 

Vivat Concordia! 

^farrEtrcbe in Oeftrid) int SR^ein* 
gau. Die ©lode würbe gegoffen oon 
g. SB. SRincEer in £>of ©inn bet £>erborn. 

1876. 

©t. ÜKartinug fott mein 9?ame fein, 
3 d) rufe: ©djrotet febnett ben SBettt; 
Der SBhuer fott baoon ja leben, 

Unb reichlich auch ben Firmen geben! 
Dag ©djroten fott euch glueden, 

Der SBein nicht euch beruecEen! 

Oe ft rieb im fRbeingau. 

1876. 

©t. 2lnna werbe ich genannt, 

9J?etn SRufen ift eud) woblbeEannt. 

*) ©regoriu3:93latt I. Slawen 1876, 8. 49, 81. 

1877, 0. 99. 1878, 8. 63. 1880, 8. 80. 1883, 

8. 34. 1887 , 8. 47. Blätter, Segens* 

bürg 1877, 8. 74 fl. (Suterpe, 34. 3ar>rg, £cip* 
jig 1875, 8. 139. SBocfcler a. a. 0. 6. 147. 
0ttc a. a. 0. 8. 163. St. m. Safjrbucb 1902, 
8. 130. 1905, 8. 33 fl. — SB. Hertmann, $ie 
Äölncr Haiferglocfe. (Enthüllungen über bie 2lrt 
unb SBeife, roie ber Kölner $om ju einer mifc 
ratenen ©locfe gefommen ift. s £onn 1880. — 
91. $übner, 2)ie ÖHocfe in frumtner 8d)n>ingungs; 
adife. SJonn 1875. 

*) gahrngruber a. a. D. 8. 188. 


Bd) rufe junt ©ebet unb ©ang 
Unb mach’ bag £>erj ber ©ünber bang. 
Oeftricb im 9?beingau. 

| 1877. Gloriosa nomina Guilelmus im- 
! perator dono dedit. 

21 uf ber einen ©eite bag ^frankfurter 
©tabtwappen, auf ber anbern ©eite ber 
beutfebe 3Reicböabler. Die ©toefe ift ge* 
goffen aug franjöjtfcben ©efebü^ett, tt>e(d?e 
sEaifer SBilbelm L für biefen 3 roec f ge* 
fcbenEt bnt. ©emiefjt: 245,30 Rentner, 
Durcbmeffer: 2,6 m, Don: e, SElöppelge* 
wicht: 8,54 3entner, gegoffen non Q. ©. 
©roffe in Dregben. — Rfaiferglocfe, (54lo= 
riofa im Dome in gfranEfurt a. SD?. 1 ) 

1877. 

©otteg ©timme bin ich an bie SEinber ber 

Beit, 

Eommet ber ju mir, eg ift atteg bereit. 
Qobannegfircbe in Dregben. 

1877. 2llg in ber SDRitte, 

trag ich DanE unb Sitte 
aug ber SDRenfdjen ©b ot 
ju ©ott empor. 

QobannegEircbe in Dregben. 

1877. Die Eleinfte im Sunbe, 
regiere ich mit buttem SORunbc 
bie flüchtige ©tunbe. 

^obannegEircbe in Dregben. 

1878. ZVß HVELFE LAEVT’ ICH, 

! ZVß ANDACHT LAD’ ICH 

DEß CHRISTEN CHOR 
VM TOTE KLAG ICH, 
GEBETE TRAG’ ICH, 

ZV GOTT EMPOR. 
Bübenberg, Äreig Sitterfelb. 

1878. ZVM TAGWERK WECK ICH 
! AM ABEND WINK’ ICH 
| ZV SANFTER RVH. 
Babenberg, !?Ereig Sitterfelb. 

! 1878. DEN SH3VGLING GRVESSICH, 
DIE LIEBE FVEHR’ ICH 
DEM ALTAR ZV. 

Bübettberg, ^teig Sitterfelb. 2 ) 

*) it. 3». Jafirbud) 1905, ©. 39. 

| 2 ) 9luf ber großen ®Io<fe ju Hamburg in 

8ad)fen;3JJeiningen finb biefe brei 3nfd)riften 
I Bereinigt. 


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JeitrSge («t •UAenkunbe. 


113 


1879. 

©t. 3«>fa>h h^fe’ i<h/ 

©otteS 8ob üerfünb’ Uh, 

3 ur .tirche ruf’ id), 

Die Doten befrag’ ich; 

©in Pflegevater will treu ich fein 
$nt Ceben unb Dob ®ud) ©rofe unb Sttein. 

©ewicht: 30,80 ßentner. Don: cis. 
Durdjmeffer: 1,39 m. ©egoffen von 
5£. ©ouffet*ftrangoiS in 3Ke§ für bie 
©t. ^ofep^tirebe in Duisburg. 

1879. SWutter Änna will idj Ijeifjen, 
Die Papft 8eo §at ersöfft, 

SSitl bie ©ttern tönenb preifen, 
Die in ©intraefjt unb ©ebet 
©btiftlicb fromm bieSHnber führen; 
^intmelSfrone foH fie jieren. 
©ewicht: 21,84 3tr. Don: dis. Durch* 
meffer: 1,24 m. ©egoffen von §. ©ouffel* 
fftangoiS in 2Ke§ für bie ©t. ^jofephS* 
nrche in Duisburg. 


1879. Sernarb bat man mich genannt: 
SBifchof Sernarb ift oerbannt, 
Paftor SSetttarb ruht im ©rab; 
©err, uerwaift bie .fjerbe flogt, 
$iS ber ffrtebenSmorgen tagt, 
JBenbe batb bie Seiten ab! 
©etoicht: 17,50 3tr. Don: e. Durch* 
meffer: 1,16 m. ©egoffen von $. ©ouffel* 
grangoiS in 9We$ für bie ©t. QofephS* 
firche in Duisburg. 1 ) 


1879. 

öeil’ger SaurentiuS, unfer Patron! 
§(ehefür©tabbach am bimmlifeben Dhron, 
Da| eS bir folge in ©laubenStreue, 
Da§ ftch bie grömmigfeit ftetS hier erneue. 

©ewicht: 27,20 3tr. Don:des. Durch* 
meffer: 1,33 m. ©egoffen üon ©ouffel* 
ffrangoiS in 9We$ für 39erg*®labbach 
(&i^ctnp>romng). 


1879. 

Du ^eil’ge Jungfrau, ohne ©ünbe! 
9Warta btn ich jubenannt, 

Damit ich ftetS weit burch baS Caitb 
Piit lauter ©timm bein 8ob oertünbe. 

©ewicht: 18,70 3tr. Don: es. Durch* 
meffer: 1,18 m. ©egoffen üon ©ouffet* 
ffrnngoiS in 9Wefc für 33erg*©labbach. 

*) @regoriu$«Blatt 1880, ©. 79. 

Robert/ St. fltt. Qa^vbutb. 80 . $a$rg. 


I 1879. Exule episcopo 
| quarto jamjam anno 

Petras me donavit 
Petrus me vocavit. 

j ©ewicht: 13,24 3tr. Don:f. Durch* 
meffer: 1,6 m. ©egoffen üon ©ouffel* 
ftrnngoiS in ÜRefc für ©erg*©labbach. 

1879. 

©anct Qofeph nennt man mich, 

3 ur Äirdje ruf’ ich bich; 

wenn bu mir folgft in ©lücf unb fftoth, 

Söirb ficher bir etn fel’ger Dob. 

©ewicht: 10,80 3tr. Don: ges. Durch* 
meffer: 0,99 m. ©egoffen üon ©ouffet* 
ftrangoiS in SWefc fürSerg*©tabbach 
(yihcwproüinj). 1 ) 

1880. Ave Maria gratia plena Dominus 
tecum benedicta tu in mulieribus et 
benedictus fructus ventris tui Jesus, 
cujus incunabula Caspar Melchior Bal¬ 
thasar stella duce venerati sunt, Petrus 
fllium D ei vi vi professus est. Fusa 
a. MCCCCVili disrupta procurante Hen- 
rico Mering prbo. canonico magistro 
fabricae per Joannem Bourlet refusa 
a. MDCLXXXXIII. Joseph Clemens 
archiepiscopus Col. S. R. J. Pr. El. Utr. 
Bav. dux metallum supplevit. Disrupta 
denuo et sumptibus fabricae ecclesiae 
metropolitanae per Josephum Beduwe 
Aquisgrani refusa a. MDCCCLXH. — 
PraeCLarls reglbVs sVM DICata tVr- 
rlbYs perfeCtls renoVata. Sumptibus 
fabricae ecclesiae metropolitanae J. G. 
Grosse me refudit Dresdenae a. d. 

MDCCCLXXX. 2 ) 

Durchmeffer: 1,75 m. ©ew.: 75,90 3tr. 
Dott: h. Sföln, Dreitönigengtocfe im 
Dom. 


■) ©regoriue=Blatt 1880, ®. 42. 

*) ©egrüjjet feift bu, SWori«, uoU ber ©nabe, 
ber Serr ift .mit bir, bu Mft gebenebeit unter ben 
SSSeibern, unb ge6enebeit ift bie Jyrucfat beines 2ei= 
beä, 3efus, beffen ftinbheit Äafpar, SHeldjior, 
Baltbafar, oon einem ©terne geführt, uerehrten, 
ben betrug als ben ©offn beö lebenbigen ©otteS 
befannt hat. ©egoffen im $ahre 1408, fpiiter ge= 
fprungen, rourbe ich burch b' e Bemühungen beö 
fJriefterä unb Domherrn Heinrich SWering, beä 
$om!ircbmeifter3 umgegoffen oon Johann Bourlet 
im Jahre 1693. Jofepl) Siemens, ©rjbifchof oon 
Köln, bcs heiligen römifchen SHeicheS Äurfiirft unb 
§erjog oon Baiem, ergänjte bas SKetaH SJieber 
gefprungen unb auf Jtoften ber gabri! ber SRetro* 
politantirche oon 3ofeph Bebuioe ju flachen um« 

15 


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114 


JkitrSgr }ur •(«bttikuntt. 


1884. 

Qd) tuttt bie Ceöenben jum Hödftten leiten, 
T)ie Heimgegangenen juni ©rab begleiten: 
ßu ßfreub unb Ceib tftut eud) mein eft’rner 
2j?unb 

$)eg@m’gen *ßreig unb©bre mächtig funb. 

©üattgelifcfte ©farrfirefte in ©ren j* 
baufen. ©emieftt: 14,10 ßtr. ©iejjer: 
2lnbr. Hamm in ßranfentftal. 

1884. 

Offerte Domino gloriam et honorem, 
Offerte Domino gloriam nomini ejns: 
adorate Dominum in atrio sancto ejus. 
Ora pro urbe nostra sancta Susanna, 
ut unum sint omnes habitantes in ea. 

©rofce ©loffe ber fatft. ©farrfirefte in 
©aeftaraeft a. &Rft< ©etoieftt: 64,30 ßtr. 

1884. ®en Joten jum ©eleit, 

Qit ©efabren mit jum Streit 
Qm ©läff alle ßeit 
©in icb Bereit. 

©Dangel. förefte in Ql on beim in 
Hoffen. 

1885. Qcft miß bicb täglich loben unb bei* 
nen Stauten rühmen emiglicft. Ps. 146, 2. 

©oang. Sircfte in ^>arpt) e i*Ti in Heften. 
£on: cis. ©erniebt: 3,78 ßtr. ©iefter: 
Slnbr. Hamm in Qranfentftal. 

1885. Sancte Petre, praedicator verita- 
tis et Sancte Paule, doctor gentium, 

intercedite pro nobis! 

Statljol. ^Jfarrfircbe in ©ronberg 
im $aunu8. ©eläute: f, as, b, c. 

1886. lieber jur SCiefe aug ber Höb c 
rufet bie ^eilige Stimme^ baft fub jur 
Höbe äug ber $iefe febminge beg ÜJteti* 
fcbeit ©emüt. — ©egoffen non ©ebr. 

©Öffner in 2öien 1886. 
SHeinpecftlarn a. b. Oonau. 

1886. Dum trahor audite! 

Voco vos ad sacra, venite! 1 ) 

©offenbaufen im Xaunug. ©e* 
toidjt: 3,20 ßentner. 

gegoffen im 3aljre 1852. — Den erhabenen Äö« 
nigeu bin irf) gemeint, nadj 93oQenbung ber Dttrme 
mürbe icfi erneut. Stuf Äoften ber lyabril ber 
9Jletropoiitantird)e go& 3- ®. (Mroffe ju DreSben 
ntirt) um im 3al)re 1880. — ®reg.=59iott 1880, 
S. 142, 70. 1876, ©. 26. 

*) 33ergl. 1469, 1895. 


1886. 

®en Flamen Qofepb trage icb, 
©flegeDater Qefu mar icb, 

Scftu^patron ber Stircfte bin icb, 

©ueb ©briften junt ©ebete rufe icb, 

Qm Ceben unb im SEobe febirme id), 
2öenn fromm unb gerecht ii)r feib mie ich. 

SBilmigbeim im ©Ifafj. ®emi<bt: 
17,20 ßentner. 

1887. ©aecilia finge 

§ um Himmel bringe 
> ©otteäbraut 
Oein QubeHaut. 

Steffarau in ©oben. 

1889. 2lHe3 mag Obern bat, lobe beti 
Herrn! 

©emieftt: 81 Rentner, ©egoffen Dort 
Sfetter in Unterffraft 1889. ßü rieft, 
©rofte ©loffe im ©rofjmünfter. 

1893. Qoftanneg fteift «ft/ 
ßur ©ufte ruf ieft, 
ßum ©egräbnig lab ieft, 

Hamm in Qranfentftal goft mid). 
Söinfel im 9?9etngau. £on:h. ©e* 
mieftt: 5,28 ßentner. 1 ) 

1893. Sanft 3J?artin fromm unb gut 
Stimm Jfönigftein in beine H ut - 
Sfatftol. ^ßfarrfirefte in Jtönigftein 
im Saunug. £on: h. ©emieftt: 5,26 ßtr. 

1894. 

So ruf,’ als ob’s Qobatttteg mär, 
ur ©uff mie auch aur ©otteS ©ftr, 
inn’re SinbeS SHnber bran 
2Bag fleift’ge Hanb erringen fann. 
©eftiftet Don Qoftanneg Qalf DI. uttb 
feiner ©ftefrau Slntonie, geb. Sirfcftftein. 
SDtainj. 

St.©onifatiugfircfte in SOta ittj$. £on: 
b. ©emieftt: 49,70ßtr. ©eläute: b,d,f,g. 

1894. 

Bonifatii Patroni nomen 
Bonum fatum: lsetum omeu 
Ex donatione benefactorum, 
quorum nomina scripta sunt in coelis. 

St. ©onifattugfirefte in SJtainj. 
5Eon: d. ©emieftt: 28,40 ßentner. 

! _ 

l ) 3m 3afjre 1897 rourbe ba3 ganje ©eiäute 
umgegoften in: d, f, g, a. 93ergleidje Ä. 9R. 3 a § rs 
: bu$ 1905, 0. 34 fl. 


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HrÜrSgt |ur 4l«dirtifiutibr. 


115 


1894. Sancta Trinitas, miserere nobis. 
Quoties sono toties voco: Orate pro 
fundatoribos meis J. Gonaus et J. Wie¬ 
singer. Fusa sub A. R D. Jos. Ertl, 
parocho 1894. 

üDurdjmeffer: 1,15 m. SHrdjberg o. 
b. Ißieladj in üfterreidj. 

1894. O Maria, virgo Clara, 

Audi plebis pia Vota! 

Java nos, o mater alma 
Nunc et mortis nostrae hora! 
Sirn o. b. SRalje. ©eiäute: es, as, 
b, c.') 

1894. 2Bir Jeutfdjen furchten ©ott 
©onjt nichts auf bet ©eit. — 
(Sine fefte 33urg ift unfer ©ott, 
eine gute ©eljr unb ©affen. 

@oang. ©arnifonfirdje in 2Hötdjin« 
gen in öotfjringen. ©eiäute: c, f; a, c.*) 

1895. 

Te Joseph celebrent agmina Ccelitum 
Ut tandem liceat nos tibi perpetum, 

Da gratum promere canticum! 

©ecfenljeint in 53aben. Jon: b. 
©etoidjt: 6,10 ßtr. Sübbilbung: $1. $o* 
feplj mitberCilie. ©eiäute: es20,20Rtr., ! 
g 10,20 3tr., b 6,10 gtr., c 4,32 3tr. 8 ) 

1895. Venite exultemus Domino I 

jabilemas Deo salutari nostro! 

®öln*J>eufc. ©tocfe im ©fjortürm* 1 
djen. Jon: c. ©etoidjt: 4,56 3tr. j 

1895. Dam trahor audite ! 

Ad sacra venite! I 

Äöln*J>eufc. ©lötfdjen int ßljor= I 
türmten. Jon: es. ©etoidjt: 2,84 3tr>) j 

1896. Ultima in mortis hora ! 

Barbara pro nobis ora 

Bonam mortem impetra 
Virgo praeclarissima. 
©elfenfirdjen* STCeuftabt. ©e* ! 

toidjt: 10 ßentner. Jon: g. Slbbilbunq: 
$t. Barbara. y 

1898. 

Ave Maria heiss ich 
Fritz Hamm in Augsburg "goss mich 

St. SR. 3aljr&. 1905, ©. 36. 

Jt. SR. 3af|rb. 1905, ©. 35. 

St. SR. 3<*f>rb. 1906, ©. 35. 

SergL 1469. — Stuf einem SlöcJdjeii im 
©tröffe beä (Jrei^errn Don ©rtanger in Stiebet* 
ingelljeirn «• Bljem ftefjt ju lefen: 

Dum pulsor amici sereni 
Currunt ad cettulam Rheni. . 


Die Pfarrgemeinde Rottenbuch schenkte 
mich 

Ihr gehör und will verbleiben ich. 1 ) 

9?ottenbudj in Oberbaüern. Jon: 
b. ©etoidjt: 57 3**- 

1899. 

Christus adest nobis, hominum lumen- 
que salusque; 

Ire viam Domini vox mea vos doceat!*) 

@t. (£ruci§firdje in ©rfurt. ©iefjer: 
Äarl Qfriebridj Ulrtdj (^jofglodengiefeer* 
meifter granj ©Gilling) in 2bolba. Jon: 
fis. ©etoidjt: 15 3tt. 

1899. 

Coelicolum regina potens, o sancta Maria, 
Sis patrona favens plena dolore tuis! 8 ) 

©t. ßrucigfirdje in ©rfurt. ©iejjer: 
£>ofglocfengie&ermeifter granj ©djiütng, 
ingirrna: $ar( griebr. lllridj inStpotba. 
Jon: a. ©etoidjt: 9 3 en tner. 

1899. 

Inveni signum Domini; mundique salutem 
Hocce tulit lignum corda beans homi¬ 
num. 4 ) 

©t. (Sruciöfirdje in Qrrfurt. ©iefier: 
Stanj ©djiöing in Slpolba. Jon: h. 
©etoidjt: 7 3entner. 

1899. 

Gratia, quae domini sit, vivens saepo 
rogavi: 

Tu deus es solus, lux mea, tu requies! 5 ) 

@t. (SruciSfircfje in (Srfurt. ©iefjcr: 
granj ©djiHing in Slpolba. Jon: cis. 
©etoidjt: 5 3 ent ner. 


l ) $er lefcte S$er3 erinnert an forgenbe ©lodern 
infd&rift in ©t. ^aulS in $irol: 

3lnna Sftaria beife id), 

9Itte Sßetter weife id), 

Kfle SBetter oertreib* id), 

3 n ©t. $aul$ bleib* icf). 

Organ fftr djriftlidje ßunft. $üffe!borf 1866. 
©. 19. Dtte a. a. O. ©. 171. 

*) (SljriftuS ftefjt un§ bei, er, ber ÜÄcnfdjen 
£icbt unb Kettung; ben Söeg beS §erm ju geben, 
foU meine ©timme euch lehren. 

Ä ) 2Jläd;tige Königin ber §immeIöberoof)ner, 
o IjeUige 9Jtoria, fei $>u ben deinen eine IjulbooHe 
Patronin, 3)u ©djmerjen$reid)e! 

4 ) 3$ §abe ba§ ßreuj bes §errn aufgefunben, 

| unb biefes $otj, roeld)cä bie £er§en ber Sttenfdjen 
! begiüdft, ^at baö §eU ber Söelt getragen. — Äuf 
biefer ©lode ift bie $1. Äaiferin Helena abgebilbet. 

ö ) Oft $abe ic§ im Seben geformt, worin bie 
©nabe beö §erm befiele: bocb 2)u, o ©ott, bift 

15* 


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116 


«tw«* tum 15. Bapitel ft» IKikriUgu*. 


1900. ©eil flingt mein SRuf burd) bie Cüfte 
Unb lobet aunt Slltor ben SBeter 
3um©eilano ben reuigen Siinber. 1 ) 
Ste. Petre, ora pro nobis! 

Statfjol. ^forrfirdbe inWontabaur. 
©emidjt: 14,20 3tr. 3)urd)tneffer: 1,04 m. 

1900. 

@onft Wayintug, beine ©bre 
^erfünbe biefer ©lode Wunb. 

Sei ©türm unb SBetter, Sroitb unb Utt* 
glüd 

£u bicb olS Sdju^patron ung futtb. 

©roße ©lode tn ©ttringen, Sfreig 
Wapen. ©eläute: d, f, g, a. 

1901. Söute jum 9?ut)me beg ©errn 
@^re beg SaterS ©ebäc^tniö 
Oben in luftiger ©öp’! 

Ceo=©lode ber fatfjol. $ßfarrfitd)e ad 
S. Mariam in Siebrid) o. 9?l)ein, qe= 
ftiftet xur ©rinnerung on bo§ öOjäbrtge 
93ifcbofgju6iläum (Sr. ©eiligfeit beg fßap* 
fte§ Ceo Xm. om 19. gebruar 1893 unb 
jum 25jä§rigen Sefteben ber bortigen 
tatijolifdjen ’pfarrfircbe. £on: f. @e= 
läute: d, f, g, a. 

1902. 

Sancta Caecilia, Musicae Sacrae patrona, 
Assidue pro nobis ora, 

mein Sid)t, Su meine 9htlje allein! — Sie ©lode 
trägt ein SilbniS beS Ijt. Kuguftinuö. 

') Siefelbe Stuffdjrift befinbet ftd) aud) auf 
einer ©lode (1899) ber SSt. Slntoniusürdje in 
ftranffurt a. 9Jt. 


Ut concinamas omnes 
In coelo et in terra: 

Deo patri sit gloria 

Ejusque soli Filio 

Cum Spiritu Paraclito 

Nunc et per omne sseculum. Amen. 

©ro^e ©lode ber (St. ©äcilienftrdje 
in Siegengburg. 1 ) $on: c. ©emitfit: 
42,48 3tr. ©efäute: c, d, e, g, a. 

1902. O Francisce, deviantis 
Sidus et lux Indiae, 

Esto fax et militantis 
Clara nostrae patriae, 

Ut servetur semper fides, 

Pignus aeternae gloriae! 

3tt)eite ©lode ber (St. ©äcilienfirdje 
in Sfegengburg. $on; d. ©emidit: 
24,04 3 en tner. 

1902. Laudo Deum verum, plebem voco, 
congrego clerum || Defunctos ploro, 
nimbum fugo, festaque honoro. 

®ritte ©lode ber St. ©äcilienfirtpe 
in Sfeqengburg. $on: e. ©emitbt: 
19,68 Rentner. 

1903. Maria virgo laudetur 
Mea dum vox audietur. 

Sfatljol. sßfarrftrcpe in ©fdmeüer* 
‘ißumpe. 

') »ergleidie St. St. 3af>rbitd) 1902, ©. 134. 
1905, @. 36. 

Stontabaur. 

SHarl »alter. 


-- 

(Etwas jum (5. Kapitel Oes IRfftologus oott <5ui0o aon Kre$jo. 

-- 


Saft bag aattje Wittelalter ptnburdj 
ftanben bie Scpriften ©uibog oon Slrejao 
in ^öc^ftem Wnfebett, fte toaren überall* 
bin oerbreitet, mürben häufig f omnten* 
tiert unb im 3meifel polte 'man aug 
ihnen ben beften 9?at in muftfalifcben 
gingen. Sein Wifrologug mar eine 
gebrängte 3ufantmenfaffung aHeg bejfen, 
mag bie bantalige Wuftfmijfenfd)aft um* 
faßte; er enthielt nicpt bloß alleg bag, 
mag einem Sänger j$u miffen notmenbig 
mar, er gab aud) Slnmeifung »ur Äotn* 
pofttion oon ©efängen, befpraai bie $)ia* 


j pbonie unb pob fte um eine Stufe höbe*, 
i alg fte $ur 3 e ^ ©ucbalbg geftanbeti 
I mar. Setne größte, oon ben meittragenb* 
fiten ©rfolgett begleitete 2at mar bie ©er= 
ooUftänbigung beg Cinienfpftentg, fomte 
fein ©eyacporo mit ben Silben ut re mi 
fa sol la, meid) teptereg ftd) in ber 
golqe jum Solmifationgfpftem augmucpg. 

2llg um bie Witte beg Oorigen ^apr* 
punbertg bie fReftauration beg ©boralg 
in Eingriff genommen mürbe, griff man 
teilmeife auf ©uibo jttrild unb fucpte in 
feinen Sfbriften bie nötige ©eleprung. 


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Ctm« ?uw 15. Kapitel in Pihrolegu«. 


117 


$>iebei war eg ber SWilrologug, melier 
gute £>ilfe ju bieten festen, namentlich 
Her Slnfang beg 15. ßapitelg. $)a man 
aber in neuefler .ßeit einige unhaltbare 
Äouflufionen baraug gezogen fjat unb 
big je|t auch ein ÜTetl mifjoerftanben 
roorben ift, fo möchte eg gut fein, biefen 
£eil beg SWitrologug nödjntalg §u be¬ 
sprechen. $ch fe^e alfo ben lateinifchen 
Xert mitfamt einer beutfehen Überfefjung 
hieper. 

Cap. XV. 1 ) 

De commoda componenda modu- 
latione. 

Igitnr qaemadmodum in metris sunt 
litterae et syllabae, partes et pedes, ac 
versus; ita et in harmonia sunt phthongi, 
id est, soni, quorum unus, duo, vel tres 
aptantnr in syllabas, ipsaeque solse vel 
duplicatae neumam, id est, partem con- 
stitunnt cantilenae; sed pars nna vel 
plnres distinctionem faciunt, id est, con- 
grunm respirationis locum. De qnibns 
illud est notandom, qnod tota pars com- 
presse et notanda et exprimenda est, 
syllaba vero compressius, tenor vero, 
id est, mora ultimae vocis, qui in syl¬ 
laba qnantoluscanqne est, amplior in 
parte, diutissimus vero in distinctione, 
(hoc) signnm in his divisionibus existit, 
sicqne opus est, ut quasi metricis pe- 
dibus cantilena plaudatur, et aliae voces 
ab aliis morulam duplo longiorem, vel 
dnplo breviorem, aut tremulam habeant, 
id est, varium tenorem, quem longum 
aliquotiens litterae virgula plana appo- 
sita significat: ac summopere caveatur 
talis neumarum distributio, ut cum neu- 
mae tum eiusdem soni repercussione, 
tum duorum aut plurium connexione 
flaut, semper tarnen aut in numero vo- 
cum aut in ratione tonornm neumae 
alterutrum conferantur, atque respon- 
deant, nunc aeque aequis, nunc duplae 
vel triplae simplicibus* atque alias col- 
latione sesquialtera vel sesquitertia. 

»eue Überfetpng. 1 ) 

15. Äapitel. 

Anleitung gute ffWelobien ju 
fertigen. 

Sttun, Wie eg in ber ©erglunft ©ud)* 
ftaben unb (Silben, ©lieber/ ©ergfüfje 

*) ®er&ert, Scriptores II, 14, 15. 


unb ©erfe gibt, fo bebient fid) auch bie 
2 Kufil ber klänge, bag Ijeifjt ber £öne, 
non welchen einer, jwei ober brei ju 
Silben benfifjt werben; biefe Silben btl* 
ben bann enttoeber einzeln ober üerbop* 
pelt ein 9ieuma, bag ift ein ©lieb ber 
■sWelobie; ein foldjeg ©lieb ober mehrere 
machen einen Slbfdjnitt, bag Reifet eine 
ium Sltmen paffenbe Stelle. Riebet ift 
oag jju beachten, bafi bag ganje ©lieb 
jufammenhöngenb ju fchreiben unb aug* 
auführen ift, noch mehr jjufamntenhänqenb 
bie Silbe. ®er TGnor aber, bag Reifet 
bie Dehnung beg lebten £oneg, welche 
bei ber Silbe faum merlbar, bebeuten» 
ber beim ©liebe, am bebeutenbften aber 
beim Slbfchnitte ift, gilt alg ßeichen für 
' biefe Slbfchnitte; unb fo ift man genötigt, 
bie SWelobie wie nach metrischen ffüfjen 
augjuführett, unb fo haben*bie einen Stöne 
oor ben anberen eine hoppelt längere 
ober hoppelt fürjere £)auer ober ein 
Tremolo, b. i. jie jtnb oon üerfchiebener 
$)auer; bie Cäitge wirb manchmal burch 
ein über bem ©udjftaben lieaenbeg Strich* 
lein aitgeseigt. ©orjügtid) beachte man 
eine foldje Slnorbnung oer Deumen ober 
©lieber, bafj, mögen oiefelben nur in ber 
SBieberholung begfelben Xoneg ober in 
ber ©erbinbung jweier ober mehrerer 
£öne beftehen, fte hoch immer entweber 
nach ber 3 a hl ber Xöne ober nach ber 
jtongröfje in ©e$iebung gebracht Werben 
unb ftch gegenfeittg beantworten, b. h- an 
3 ahlglei<he gleichen, ober bem einfachen 
j£one jwei ober brei üerbunbene £öne, 
unb im anberen gatle Quinten ober 
Quarten entgegengefefct werben." 

©ei nochmaliger grünblicherer ^ßrü= 
fung unb ©etracqtung ergab ftd), bafj 
auch biefer erfte Stbfdjnttt beg 15. Äapitelg 
beg Üftifrologug wie bie übrigen Slbfä^e 
oon ©uibo nur für Sftelobien mtt 
metrifcheu ober quasi-metrifchen 
STepten gebacht unb gefchrieben ift. 

Ohne biefe Sinnahme leibet biefer 
Slbfafc an einer ©erfchwommenheit, aug 
ber eg leinen Slugweg gibt, ©uibo hat 
ftch wohl aud) oon bem ©ebanfen leiten 
affen, ben ber um etwa 100 $ahre fpäter 
ebenbe Qoljanneg ©ottoniug 1 ) im 17. Sla- 

l ) ©ine Überfefcung biefeö ßapitelä ftnbet fid) 
in „eäctlta" ($erme3borff, fcrier) 1875 9ir. 10 
Don SR. fcermegborff, unb im (Säcilienfalenber 
1884 pag. 36 t>om SSerf. 


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118 


(Staat fuu 15. Hapitrl btt PikraUgn*. 


pitel fcineS JraEtateS auSgefprocßen ßöt, 
inbetn er fdjreibt: „Obwohl nun ober 
bie genannten fjetligen dttänner bie offt* 
Sieden ©efänge für bie Sirene Eomponiert 
haben unb auch nicht fange öor unferer 
3eit eS ©efangSEontpofitionen gegeben fjat, 
fo feße id) nicht ein, was unS «erbieten 
fodte, aud) ©efänge ju fdjreiben. J)enn 
wenn auch jefct neue ©efänge in ber 
Äircße nicht notwenbig ftnb, fo Eönnett 
wir hoch in bem ©efange oon Sthhtljmen 
unb tprifeßen Werfen ber dichter unfer 
Jalent üben. 2Beit wir nun bie Freiheit 
ju Eotnponieren unfererfeitS geben unb 
auch für unS fefbfi in Slnfprucß nehmen, 
fo fcheint eS angejeigt, baß wir bie Bor* 
feßriften für bie Anfertigung eines ©e* 
fangSftüdeS Eunbgeben." 

SBir müffen bie Ceßren, bie ©uibo 
hier gibt, auf baS dftetrum beziehen. 
J)ieS geht fchon ßeroor auS ben SlnfangS» 
Worten biefeS SEapitelS. §ätte eS für 
ade SEompofttionen ©eltung, fo würbe 
©uibo ficherlich angefangen höben: „Igi- 
tur quemadmodura in grammatica,“ nicht 
„in rnetris“ unb nicht jugleicß oon @il= 
ben, BerSfüßen, ©liebem unb Berfen 
aefproeßen höben. J)er Vergleich, ben er 
hier »nacht, ift aderbingS nidht befonberS 
oodEommen. damals gebrauchte man 
ficherlich als Unterlage für bie außer* 
kirchlichen SJielobten ntetrifche ober quasi- 
metrifeße Jeyte, wie bieS auch h eute noch 
ber gad ift, wo man bei folgen weit* 
liehen ©elegenheiten immer Berfe als 
Jeyte benüfet, fo baß auch bie geringften 
©efange (felbft bie „©fangein", „©cßnaba* 
hüpfeln" ber Bauemburfcßen) in Werfen 
«erlaufen. 

BorauS fei noch bemerft, baß auS 
einzelnen biefer Belehrungen ©uiboS fteß 
bie Slnftcßt aufbrängt, als hätten btefe 
alten 3/Eeifter ihre bieSbejügltcßen dfle* 
lobien nicht unmittelbar auf ben Jeyt, 
fotibern oielmeßr auf baS SRetrum adein 
(mit Berütfficßtigung beS GßaraEterS) an* 
gefertigt unb bann Den betreffen ben Jeyt 
untergelegt. Jtefe Sinnahme fcheint auch 
eine ©tüfce ju höben in bem Umftanbe, 
baß man Damals bie ©ebießte gewöhnlich 
nicht mehr nach ber Quantität anfertigte, 
fonbern häufig auch nicht einmal ben 

*) ©erbert, Script. IT, 253. — $Bgl. 
^a^rbueb 1888 pag. 16. 


©predjaEjent jugrunbe legte, fonbern 
bloß bie ©ilben oeS BerfeS jählte.') 

Jer SEomOonift ging wohl fteßerer, 
wenn er ftch bloß an baS dftetrum hielt, 
um nicht *u irren, Nehmen wir *. 33. 
bie erfte 3eile beS $pmnuS jur ©eyt, 
fo fod biefer jambiftheS BerSmaß höben ; 
nimmt man ihn aber nadj bem ©precß* 
aEjent, fo erhält man baS ©egenteil, 
nämlich baS trochäifche BerSmaß: 

„Rector pötens vSrax Deüs.“ 

£>ier muß man auch beachten, bafj 
eS banialS nach alter ariecßifcher Übung 
Siegel war, bei foteßen ©efätigen auf ein e 
©ilbe nur einen Jon ju fefcen; ber 
©runb hieuon war unjweifelfjaft ber, baß 
ber geregelte ©ang beS dJietrumS nicht 
aeftört werbe, fonbern Elar fjeroortrete. 
StotEer, ber erfte ©equenjenbießter, »ourbe, 
als er feine erften ©equenjen feinem 
Oeßrer $fo oorjeigte, oon biefem getabelt, 
baß er auf einzelne ©ilben mehrere Jöue 
gebracht habe, unb belehrt, baß bei me* 
trifeßen Jeyten nur ein Jon auf jebe 
©ilbe gefegt werben fode. 2 ) 

©utbo rebet «oit ©ilben unb feßränft 
fie feßeinbar auf brei Bucßftaben (Jöne) 
ein. Jaß er aber eine folcße ©infehrän- 
Eung nießt wid, fonbern nur in fontpeit* 
biöfer SBeife fprießt, geßt ßeroor öuS 
einem weiteren BöjfuS (L c. pag. 16 - ), 
Wo er bem ©cßüler empfiehlt, baß er 
nießt bloß „dissyllabse neumse“, fonbern 
auch „trissyllabae“ unb „tetrasyllabae 
neumae“ benüfcen fod. Jiefe SluSbriicEe 
Eönnen hier nur als jwei*, brei*, oier» 
teilige Sieumen ober Berbinbunaen oon 

S iei, brei, oier Jönen, welche über eine 
ilbe ju fefjen ftnb, oerftanben werben. 

x ) 1. c. I, 33. Aarelianus Reom.: „(Musica) 
Rhythmicaest, quse incarsionem requirit ver- 
borum, utrum sonus bene an male cohaereat. 

) Rhythmus namque rnetris videtur consimilis: 

qum est modulata verborum compositio, non 
| metrorum examinata ratione, sed numero syl- 
labarum atque a censura diiudicatur aurium, 
ut pleraquc Ambrosiana carmina . . . Metrica 
est, quae menstiram diversorum probabili ratio¬ 
ne cognoscit metrorum, verbi causa heroicum, 

I elegiacum. w 

*) Herbert, De Cantu I, 410 ff. — P. Knfclm 
Staubiger, 2)ic ©ängerföule oon ©t. ©allen (©in* 
ftebeln, Seliger 1858) pag. 39, $afel 91r. 34. — 
©ine Häufung oon Xönen pnben mir bet ben fireb* 
lieben .^qmnen nur am Anfänge ober am Scbtuffe 
ber 35erfe, n>o fie ba$ 9Retrum am roenigfien be* 
einträchtigen. 


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-Qrigiral frofn 

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Ätwo* fum 15. 9«pitt( be* JBikrilagu*. 


119 


?tudt) tn ben £)pmnen beS DffijiumS 
finben wir brei, oier, fünf... Söne über 
einer Seytfilbe oereintgt. Qn neuerer 
3cit bot man biefe SBorte ©uiboS bloß 
nach bem Vucbftaöen genommen unb bie 
tnuftfaltfche (Silbe auf brei Söne einge* 
fchränEt. 1 ) Qn neuefter 3*tt bot man 
ben Vergleich bis jjur SRebeEunft weiter* 
gezogen unb behauptet/ bie ©horalform 
fefee ficb auS lauter zwei* ober breiteiligen 
3ttotioen jufantnten, beStjalb foö jeber 
3. ober 4.Son einen neuen Stfjent erbalten. 

Siefe Cebre fefct oorauS, baß ber 
Somponift feine SRelobie nur auS jwei* 
ober breitönigen SRelobieftüdtlein jufam* 
mengefeist habe; foldjeS aber wiberfpridbt 
fowobl bem freien SibbtbmuS als auch ber 
melobifchen Sfompofition, unb ftnbet auch 
nirgenbS einen 9tücfbalt. So oiele SIE* 
zente Eönnen ben frönen Qluß ber 2Re* 
lobte nur fdjäbiaen; überhaupt aber haben 
bie SlEjente nidgt bie Aufgabe, bie 5welo* 
bie ju zerftücfeln, fonbern berfelben öeben 
unb fepöne Bewegung ju oerleihen. 

SBetttt jebod) ©uioo wir fl ich nur brei 
Vuchftaben ber Silbe ^teilen will, fo 
werben wir in ben syllabis bie einfachen 
pedes erblicEen müffen, oon benen er 
hier überhaupt nicht ipridjt. 

Sei obengenannten ©efängen Würben 
in ber Siegel bodj nur Versfüße bis ju 
brei Silben gebraucht, nämlich Jämbus, 
Trochseus, Spondeus unb Däctylus, unb 
einjtlbig als abgeEürjter Versfuß, wie 
*. V. beim ^entämeter unb im trocßäi* 
fchen VerSmaß, wenn ber VerS mit einer 
männlichen Silbe fchließt. 

©r fährt bann fort: „ipsseque solae 
vel dupiieätae neumam ..= entweber 
oereinjelt ober oerboppelt geben bie Sil* 
ben etn Sieuma, b. h- fie machen ein 
©lieb ber ÜDielobie auS." 

Qdj glaube ganj recht ju tun, wenn 
ich & le etnfachen peaes unter bie Silben 
rechne. SBenn ©uibo nun im Verläufe 
beS £apite(S fagt: „cum et neumae loco 
sint pedum et distinctiones loco ver¬ 
säum“ (pag. 16), fo bat er zweifelsohne 
hier ben jambifeben ober trocpäifcqen Si* 
meter int Sluge, welker ftd) in jwei metra 
ober ©lieber fdjeibet, oon benen jebeS 

*) SSergl. „(Ifjoral unb Siturgie", ©$affljaufen 
1865, 5- §urterfd>e $3ud»f)anblung, pag. 130. ®et 
ßongrefe oon Strejjo 1882 glaubte in biefem Jtopl* 
tet alle SortragSregeln besi Stjorale ju finben. 


jwei einfache Versfüße enthält. Sie be* 
treffenben Verfe hatten alfo jwei folche 
©Iteber, unb ju SiftinEtionen oereint 
waren fte ganz ober faft ganz gleich, 1 ) 
alfo „duplicatse (sc. syllabae)“ waren nur 
bei metrifdjen ©efängen ju finben, j. V. 

ferner fagt er: ,,Sobann ein ©lieb 
ober mehrere oilben eine SifiinEtion, b. h. 
eine jum Sltmen geeignete Stelle." ©ine 
SiftinEtion bilbet gewöhnlich eine VerS» 
Zeile, je nach bem VerSmaß. Qm fap* 
pjjifchen Versmaße bilbet bie le^te 3 e “ c , 
ein einzelnes ©lieb, eine SiftinEtion (ogl. 
„seändere sedes“ im $pmnuS „Iste con- 
fössor“). 

SBeiter fdjreibt er: „Saöon ift ju be* 
merEen, baß baS ganze ©lieb compresse, 
b. b- enge foWobl gefeprieben als auch ge* 
fungen werben muß, bie Silbe aber muß 
noep enger zufantmenbängen." SieS ift 
notwenbig, bamit bie einzelnen Seile fo* 
wohl in ihrer Selbftänbigceit als in ihrer 
ßufammengebörigteit ju einer SiftinEtion 
Elar zu erEennen ftnb. 

Sluih oon einem „T6nor“ rebet ©uibo; 
er oerfteht nämlich barunter baS Inhalten 
ober bte längere Sauer ber lebten Silbe 
unb biefe fotl bei ber Silbe ober bem 
SSerSfuß gering genommen Werben, beim 
„pars“ (©lieb) länger unb am längfteit 
bei ber SiftinEtion. ©S fcheint bemnach 
ber ©ebrauch gewefen zu fein, wie auch 
fchon ^sucbalb oorfchreiot, bie le^te Silbe 
als lang ju hatten.*) Siefe Verlängerung 
ber lebten Silbe Eann fich leicht oou felbft 
ergeben, wenn langfam rezitiert ober ge* 
fungen wirb, inbem biefe Silbe geit pat 
auSjuElingen. ©inige erklären biefe „mora 
ultimse vocis“ als ein suspirium, eine 
^ßaufe oon entfpre^enber Sauer. Qtt 
früheren ßeiten bat man baS Offtjium 
ftcherlich langfanter gefungen unb remitiert, 
wie etwa heutzutage noep bie Starthäufer 
tun, welche bet jebent asteriscus (*) eines 
ißfalmoerfeS unb am Schluffe beSfeiben 
eine ^Jaufe machen, währenb welcher man 

l ) 1. c. pag. 16 fagt ©uibo: „Sunt vero quas 
prosaici cantus, qui Wc minus Observant, in 
quibns non est cune si alise maiores, ali® mi- 
nores partes et distinctiones per ioca sine dis- 
cretione inveniantur more prosarum.“ 

*) 1. c. I, 183: „Ego sinn via, veritas et 
vita. Alleluja, alleliga. Sol® in tribus meui- 
bris ultim® long®, reliqu® breves sunt. u 


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120 


S1«m {um 15. Itapittl Hfl Jiikrtltgu*. 


bequem „Aye Maria“ fpredjen fann. ©in 
fo langfameS fRejitieren ober ©ingen beS 
OffijiumS geht auch auS ber Sieget beS 
heiligen SöettebiFt (jevoor, melcher für bie 
2 ftatutin burchfcbnittlich jmei ©tunben 
feftfejjt, U)äf)renb mein jefjt bei fcfjnetlerent 
fRejitieren baSfelbe Offtjtum in ®/ 4 ©tun» 
ben perforiert. ©ine foldje mora be* 
nterEen mir audj bei unferem ©efange, 
namentlich ber ^pinnen, unb Stoar nicht 
blojj am ©nbe eine« SerfeS, fonbem 
häufig auch bei ben ©Hebern, menn bie 
©Heberung beS DejjteS mit ber ©Hebe» 
rung beS mietrumS ober ber SWelobie $u» 
fammentrifft. 

Dicfe Dehnung erElärt ©uibo als 
Reichen (signum) befonberS ber SerSab* 
fchnitte, nnb eS geigt ftch, bajj einige 
Däne länger als anbere auSjuführen 
feien, ©r fagt nämlich, bajj „bie einen 
Düne hoppelt länger, bie anberen boppelt 
Eürjerfttib; manchmal ift auch über ben 
Sudjftaben — mahrfcbeinlicg über ben 
Donbuchftaben, ba man oom Dejte noch 
abfehen mujj — eine virga gefegt, um 
ihre Sänge anjujeigen." Der SluSbrucE 
„cantilena" beutet auch auf bie Gelobte 
allein, ohne Deyt, hin. Demnach mirb 
burch biefe fäbfdjeibungen (morse ober 
suspiria) leicht erEannt, bajj ber ©efang 
mie nach metrifchen jfüfcen fich uoH= 
jiehen fotl, inbem ber SSedjfel ber langen 
unb Eurjen Däne in gemiffer Orbnung 
je nach bem SerSmafje gefdjieht. DaS 
trifft bei profaifchett ©efäitgen nicht $u, 
inbem bie fülelobien berfelbeit überhaupt 
nicht nach einem SerSmajje Eomponiert 
unb bie ©lieber berfelben fehr ungleich 
unb oerfchieben ftnb unb jubem man nur 
ju oft in ßmeifel gerät, maS alles man 
311 einem ©liebe rechnen fotle. 

Der legte ©ag ift $mar lang unb 
fcheint arojje ©chmierigEeiten 51 t haben, 
melche ftch aber Eiären, fobalb man ihn 
blojj auf ntetrifche Äompofitionen an» 
menbet. 

©uibo rebet hier °an nur jmei oor» 
hanbenen ©Hebern (alterutrum), meldje 
menigftenS ber ©runblage, b. h- bem 2Re= 
trum nach, gleich ftnb. |jier haben mir 
rnieber ben Dimeter. 1 ) 

l ) 51ud) bei anberen ^eräarten, 3 . 53. beim 
fappfjifdjen, Gilben jroei einfache 53eröfiifce ein ©lieb 
be$ 53erfe$, j. 53. Ist6 cönf^ssör | DömTni cfi- 
1 entes . 


©r gibt nun bie Slnmeifuug, um 2 Ro* 
notonie ju oermeiben: 

Die beiben ©Heber foff man fo be» 
hanbdn, bajj I. numero voenm entroeber 
a) bie beiben ©lieber gleichoiel Döne 6 e* 
Eommen ober b) bajj, menn im erften 
©Hebe nur einzelne Däne über ben ©5il* 
ben ftnb, im jmeiten ©Hebe an ben 6 e» 
treffenben ©teilen jmei ober brei Däne 
gefegt merben; ober II. ratione tonorum 
bajj, menn im erften ©Hebe nur Eieine 
Qnteroalle benügt ftnb, ober baSfelbe fidj 
in tieferer Sage beftnbet, ba$ jmeite ©lieb 
entmeber größere ^nteroade, Quarten 
ober Quinten, bringt ober in biefen ^n* 
teroallen auffteigt ober unmittelbar in 
höherer Sage fingt unb umgeEefjrt (ein 
^nteruatlfprung über bie Quint hinaus 
mar nicht erlaubt). — Die oerfeptebene 
Slnmenbung ber legten jmei Sehren fege 
man in ben Ehelichen ^pntnenmelobten, 

E F. E 1) G G »c <• 

t. S. Pange lingtta glori-o-si (bie ÜWe» 
lobie ift älter als ber Deyt de SS. Sacra- 
mento). 

DieS ift ber einzig richtige unb hie* 
her paffenbe ©inu ber legten SemerEung 
©uiboS. Die Söorte „sesquialtera“ unb 
„sesquitertia“ bebeuten nicht eine $ro* 
portion bezüglich ber fDtenge ber Döne, 
fonberit fteftnb bießahlenoerhältniffe 
ber ,Quint unb Quart. 

Über allen Steifet ntirb aber biefe 
©rElärung erhoben baburd), bajj ©uibo 
unmittelbar an biefen ©ag, ohne alle 
meitere SemerEung oorher ober nachher, 
jtoei Diagramme fegt, melche bie SBorte 
„sesquialtera“ unb „sesquitertia“ nufS 
beftimmtefte erElären, inbem er nicht blojj 
bie SluSbrücEe, fonbern aud) bie 3 °hien* 
oerhältniffe unb bie Qnteroalle mit Such* 
ftaben beutlich Eunbgibt: 1:2 = Dia¬ 
pason (Oftao), A—a; 2:3 == segqui- 
altera = Diapente (Quint), A—E; 
3:4 = sesquitertia = Diatessaron 
(Quart), A—D; 8:9 = Tonus (®anj* 
ton), A-B (H). 

9lud) auf bie folgenben Setehrungen 
©uiboS haben biefe Diagramme nicht beit 
minbeften Sejjug. 

„Ratio tonorum“ fjei&t hier bie „Se* 
rechnung ber ^ntertmUe" unb Eann nicht 
mit „bejüglidg" ober „im SerljältniS" 
überfegt merben, fonft macht man ftch 
eines $leona$mu$ fdjulbig, metchen fchou 


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121 


Staat |um 15. mqiitfl be« ftitrtlagui. 


ba$ auSfchliefjenbe aut—aut »erbietet. 
Proportion ber £öne anjunehmen qefjört 
gu „numero vocum“, eS mürbe ftcfj ja 
mieberum nur um eine äRenge »on Xönen 
honbeln; aud) fonft ift nirgenbS »on einer 
berartigen Proportion bie SRebe. 

Alfo Proportionen hoben hier feinen 
pia§, mie man bisher angenommen hot, 
um fo meniger aber ber Berfud), burd) 
gufammenmerfung ber S^ongahlen melj* 
rerer ©lieber eine „fc^öne" Proportion 
gu gemittnen, maS eine totale Berirrung 
über baS mufifalifcbe ©ebiet hinaus märe. 

ÜRan fönnte f)ier baS SBort „Pro» 
portion" nur als einen allgemeinen Be« 
griff, eine gemiffe Symmetrie ober ein 
gemiffeS ffibenntafe faffen; ber freie 9t^t^> 
muS, namentlicb in ben profaifdfen @e* 
fänaen, »erträgt feine beftimmten 3ahlen* 
»erqältniffe. 

Schließlich möchte icb nod) eine Be* 
merfung ©uiboS Ijiefyer fe^en, rnelche mir 
nicht unmichtig gu fein fcbeutt. ©r fdfreibt 
nämlich (L c. pag. 15 u. 16): 

„Musicus non se tanta legis neces- 
sitate constringit, quia in omnibns se 
haec ars in vocum dispositione rationa- 
bili varietate permittat Quam ratio- 
nabilitatem etsi ssepe non comprehen- 
damus, rationabile tarnen creditur id, 
quo mens, in qna est ratio, delectatur. 
Sed hsec et huiusmodi melius colloquen- 
do quam conscribendo monstrantur.“ 

* * 

* 

£>a fid) in neuefter 3eit ein befonberer 
»JorfchungSeifer auf bent ©ebiete beS 
©horatS ju geigen fcfjeint, fo erlaube icb 
mir, einige ^orfcbungSobjefte namhaft gu 
machen, beren Cöfung nfifslichet unb me» 
nigftenS für bie 2Rufifroiffenfchaft »on 
2 Btcbtigfeit unb ^o^em Qntereffe märe. 
f$ch oerbeble mir nicht bie (Schmierig* 
feiten, melche mit ber Cöfung biefer gva* 
gen »erbunben ftnb, einige mögen »iel* 
leicht fogar unlösbar fein, aber ein 33er* 
fud) mürbe nicht fcbaben: 

1. ®er Übergang beS altgriechifchen 
SonfpftemS in baS mittelalterliche. 

2 . $)ie SReumenforfchung ift noch nicht 
gu ©nbe geführt; man t>at bisher meh* 
rere Sleumenfpfteme aufgeftettt, aber fte 
motten nicht »ötttg floppen. Aud) begüg* 


lieh ber $fnter»atle hätte man ftdjerlid) 
etmaS eruieren fönnen, menn man bie 
Tonarten beigejogen hätte, maS man 
jeboch bis jefct unterlaßen E>at. 

3. Qn ben älteften SReumenbüdjern 
»on <St. ©allen (C. 1. 359) unb ©in* 
jtebeln (C. 1. 121) fommen mancherlei 
Bud)ftaben über ben SReumen »or. 2BaS 
bebauten biefelben? £>ie ©rflärung beS 
9ltphabeteS, melcheS SRotfer 1 ) gegeben hot, 
reicht bei meitem nicht aus. 

4. $n ben »on ©erbert unter bem 
SRamen $ucbalb herausgegebenen Xraf* 
taten merben brei Bud)ftabenffalen nam* 
haft gemacht; mann, mie, mo mürben 
biefelben angemenbet? 

5. SBetdjeS mag ber ©runb fein, baß 
bis je§t fo äufjerft menige SWanuffripte, 
ref». Fragmente oufgefunben mürben, in 
melchen oberhalb ber Neunten bie 3Relo* 
bien auch «och mit Bud)ftaben einge* 
geidjuet enthalten finb? 

6 . Cäßt fid) ein Unterfdjieb bezüglich 
ber metobifd)cn 0-aftur gmifchen ben fog. 
trabitionetten äRejjgefättgen unb ben »om 
12. bis 14. Qaljrbunbert fomponierten 
<£)eiligenoffigien*) fonftatieren ? 

7. ©ine ©efdjid)te beS ©horaloor* 
trageS. 

Berichtigung: $m »origen neun* 
unbgmnngiaften Qaqrgang biefer Beitfdjrift 
Seite 183 höbe ich bezüglich ber Brofchüre 
beS Dr. SfrafuSfi infolge meiner ©rblin* 
bung fein Boraeljen unrichtig aufgefaßt, 
inbem ich annahm, er höbe bte SRelobien 
an feiner eigenen &h eor ie prüfen motten. 
Run »erhält fid) aber bie Sache umge* 
fehrt: ©r prüfte bie Theorie an ben 
ÜRelobien. $d) bitte baS auf biefen 
Punft Bezügliche rid)tigftetten gu motten. 
ÄtteS übrtge behält feine ©eltung. 
ttRetten, im September 1906. 

P. »ffa Jttatnmüfler, O. S. B. 


1 ) ©erbert, Script. I. pag. 95. 

8 ) 3» 3*. ba§ Dffijium Sanctse Afrae oon 
.^ermann Äontraftuä (©rofeb^JogCtc^e Sibliot^ef, 
Äartörube); bte Äeimoffijien oon ben ^eiligen 
granji^tuö unb 2 lnioniu§ non Julian non @peter, 
^erauögegeben non Dr. ©. 2öei& (3Kiincben 1901, 
Zentner); bte SRiinctyener ©taotSbibltot^e! be^ 
inafjrt auc^ berarttge Dfftjien, 5 . SB. ba$ nom ^t. 
©mmerant, nom $ 1 . SBolfgang, ufm. 


Robert/ ft. 9H. ^abrtuub. 30. 


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£f«»l)ari> Jlamtngrr. 


123 


für ©cbulprograntme, eine Arbeit, bie 
<£f)*iftfelg traf. (Dag Sorijanbene mürbe 
nicht Hofe aBgefc^rieben, fonbern aud) 
aHeg über fßaminger jjufammengefucbt, 
tt>ag bem fSirfd} entgangen war; manche 
9tacbri<hten begfelben oerbeffert ufm. 
(£>er Xitel beg 3J?anuf!ripteg lautet: 
„Leonhardi Sophoniae et Sigismnndi 
Pamingerorum Virorum sec. XVI. Cla- 
rissimorum, vitam, eruditionem et fa- 
mam e tenebris ernit, rei publicaeque 
literariae feliciter restitnit, simulque 
plurimarum in Austria, Bavaria et Pa- 
latinatu saperiore scholarum deperdi- 
tarum notitias exhibet Carolus Chri¬ 
stianus Hirschius, Diac. eccl. Laur. 
Noribergens. (Die Sorrebe oon ©. A. 
2BiU, „comes Palatini Caesarei et Prof. 
Publ. Ord. Altorfini“, folgt bem Xitel, 
barauf bag Prooemium Hirscbianum. 
Abgefd)loffen ift biefeg Sortoort beg 
©briftfetfiug „ad d. V. Id. Mart. 1764“. 
(Die Anmerfungen Sfjriftfelg’ junt Xeyte 
beg £>irfcb, ber in §§ mit römifdjen 
Ziffern eingeteilt ift, folgen in 3 ° bien, 
bie Anmerkungen beg £>trfcf) felbft ftnb 
burd) Sud)ftahen unb noch näher burd) 
* gefennjeidjnet. 1 ) 

L 

©in Cuftrum üor jenem ^atir^unbert, 
bag bie gemaltigenUmmaljunaeu in (Staat 
unb Kirche gebären foHte, erbliche Ceon* 
barb tßaminger bag ßid)t ber SEBett; ber 
(Sonntag „Laetare“ (29. 3J?ärj) beg 
£$af)reg 1495 mar fein ©eburtgtag. Acht 

’) 3ur ©rgäiijung bes obigen ffierfes bienen: 

Sophoniae Pamingeri Patavini Poe- 
matum Libri Duo. Primus Elegiarum et 
Epigrammatum, ad Prudentissimum Senatum 
Tekhendorffensem. Secundus Funerum et Lyri- 
corum versunm ad Clarissimos Viros D. Ortbol- 
phum Fuxpergerum, Reipubl. Pataviensis Syn- 
dicuro. Et. M. Joannem Kappenstill, Archi- 
grammatseum. 

Hi8 accessit Liber Poematum Balthas- 
sari Pamingeri, ad Reverendum Dominum 
Augustinum Munich Ranshovianum Antistitem. 
Norimbergae, In Officina Typographica Valen¬ 
tin! Neuberi. M. D. LVII. (9Ründ)ener §of* unb 
etaotsbibliot^c! P. 0. lat. 1116.) 

*OAO0YPMO2' Sophoniae Pamingeri 
P. in Inelyta Norimbergensi Reipub. Privatim 
docentis, de morte piiss. honestissimaeque Ma- 
tronae, Annae Weinzirlin, Uxoris suae ca¬ 
riss. ab eodem in medio luctu scriptus. 

Norimbergae, excudebat Nicolaus Knorr. 
Anno M. D. LXXXVT. (SRüttcbener §of* unb 
<5taatMMiotf>el P. 0. lat. 760 [6].) 


ÜWeilen unterhalb Saperng ©renjftabt 
Eßaffau, in bem oberöfterreidjifdjen Orte 
Afajau (Afcbacb) ftanb feine SEBteae. (Da* 
ntalg geboten bie ©rafen üon ©d)autn= 
bürg über biefen ©trieb Sanbeg, ber 
bann fpäter nad) bent ©rlöfdjen biefer 
Öinte in ben Sefi§ ber ©rafen oon 
©arradj überging, beren prächtiges ©cblofj 
geute noch bie blauen SEBeßen ber (Donau 
grüßen. CeonfjarbS Vorfahren ftanben 
in (Dienften ber bamaligen ©rafen unb 
febeinen ftd) eineg bebeutenben Anfefjeng 
erfreut ju haben; fo mirb ung oon fei* 
nem Sater Anbreag berichtet, baft er bie 
XBiirbe eines ©enatorg befleibete: 


Nec genus obscurum spreta de plebe 
trahebat 

Huic pater eximia laude Senator erat. 1 ) 

Auch bag SBappen ber Familie fßa* 
minger liefert ung einen SSemeiS htefür: 
auf einem breigipfligen £>ügel erhebt ftd) 
ein belaubter Saum, auf peiben ©eiten 
ein ©tern mit fed)g ©trabten, barunter 
ein gefcbloffener £>elm mit jrnei Abler* 
febern unb einem grünenoett 3 tt,e t8- 
Ceonbarbg ©obn, ©opboniaS ißaminger, 
erflärt bie ©ntftefjung beg SEBappeng alfo: 

Haec sunt praemia, quae gens Pamiu- 
geria quondam 

Pro recte factis et pietate tollt. 

2 Bag ben Familiennamen felbft be* 
trifft, fo lautet berfelbe eigentlich unb 
ursprünglich fßäminger; fo menigfteng 
fdjreibt Ceonharb auf feinen fpäteren 
in beutfeher ©prache abgefafeten Söerfen 
unb ebenfo ©opboniag (fogar in bem 
lateinifdj aefd)riebenen Ms. Z 24 ber 
Serliner Sibliotbef).*) (Die gorm *ßa* 
minger ift alfo nur bag latinijierte 
^äminger unb bot fid) üon ben latetnifd) 
getriebenen SEBerfen, fpejieß beg Opus 
musicum, in unferer Sibliograpbie aßcje* 
mein eingebürgert, ©ine mettere ©chretb* 
toeife lautet: $eminger; fie finbet ftd) in 
bem „Album Academiae Vitebergensis“, 
in meinem ber junge Unioerfitätgftubent 
©opboniag folgenbermafoen eingetragen 
ift: Peminger Sophonias Bataviensis, 
Bavarus, Junius 1545. 8 ) Alg Oerborbene 


l ) SBergt. Praefatio Sophoniae ad Epitaphia 
in obitum parentis et Epicedion B. Nusseri in 
obitum Leonardi. pl. E 4. 

*) ©ie§e ©. 133. 

s ) Cf. HHonotöbefte für SJluftfgefcbicbte 1894, 
©. 120 . 

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124 


£tattl)«rb Paminger, 


Slbweidhungen rnüffen gelten: Paming unb 
33 aminger, auffäHta bagegen ift bie §orm 
Panntnger. Dtejelbe gebraucht burch* 
Wegs 23rufcl), ber felBft in Paffau teBte 
uno ein ftreuttb unb ©eftnttungSgenoffe 
beS Ceonqarb p. war/) j. 39. tn feiner 
im Raffte 1552 tierfafeten furzen ©e* 
fdjichte ber kröpfte tion St. 9licola (ent* 
galten in bem 1692 ju 253ien tion Daniel 
tion SReffet herausgegebenen Supplemen- 
tum Bruschianum) S. 95: Thomas Gun- 
nerus... utrumquePanningerum,Leon- 
hardum et Sophoniam alit musicos in- 
signes etc. $n bem 1553 gu 23afel ge* 
brudten 33u<he beS gleichen SBrufd^ „De 
Laureaco et Patavio“ begegnen wir je* 
boch ber richtigen ©cbreibwetfe: Pantiuger. 

Ceonfjarb war ber jilnafte Sohn 
feiner Sltern unb fcheint in feinen Äin* 
berjabren tion fc^wöd^Itd^er ©efunbljeit 
gewefen *u fein/ ich fd^tie^e biefeit lefcte* 
ren llmftanb auS einer gelegentlichen 
2)emerfung (in ben Poemata Baltliassari), 
wo eS helfet, bafe ifern manche aufeer 
briicfenber Strmut auch eiu furjeS geben 
oorauSfagten.*) Doch er machte biefe 
Propheten unb Prophetinnen f<htnählt<h 
jufdhanben; unter ber liebenben 9Kutter 
Sorge Fräftigte ftch feine ©efunbi/eit unb 
er wuchs ju einem frifchen Knaben heran, 
freilich, oeS CebenS 9JJühfale mufete er 
fd/on in ben Frühlingstagen feiner Äinb* 
beit reichlich toften. SCßenn wir auch ben 
^nhalt ber SBorte aus bem obigen ©e* 
bichte: 

„Malta tulit puer et primis nutritus 
in annis 

Est nimium parce, pertenuique cibo“ 
noch als biätetifcfjeS Heilmittel für feine 
©efunbfeeit auffaffen fönnten, fo geben 
unS hoch bie folaenben 93erfe ben Schlüffel 
u beS 9?ätfelS Cöfung. Sltot unb 2lrmut 
önnen eS hoch wohl faum gewefen fein, 
bie in bem wohlbefteßten Haufe beS an* 
gefehetten Senators 2lnbrea8 Paminger 

S folcfeer SBehanbtungSweife beS jüngften 
pröfelingS brängten, eS mufe tiielmehr 
ber Mangel an österlicher unb gefchwi* 
fterlidjer Siebe bem Seinen Ceonljarb biefe 

') f 1557 alö lutljerifcfeer Pfarrer ju fettem 
borf in ber Dberpfalj. 

*) Preedicunt autem quidarn huic puero esse 
tenendam 

Pertenuem vitam, pauperieroque gravem. 

Sed nie tan) statuunt ilu, finemque laboruni .. 


fdjwere 3 e *t bereitet hoben; ber llmftanb, 
bafe er alle feine ©efdjwifter unb ben 
93 ater als „asper“ unb nur bie üftutter 
als „benigna“ bezeichnet, nötigt förmlich 
au biefer Annahme. Dod), wie bem auch 
fei, Ceonharb fiel eS unter folgen brüF* 
fenben Serljältniffen jebenfaüS nicht fch wer, 
als zehnjähriger Stnabe oon bem elter* 
liehen Haufe Slbfdjieb m nehmen unb 
bie Äaiferftabt 2Sien als neue Heimat 
ZU begrüfeen. 

Zwar melbet ©httftfelftuS im erften 
Programm nur eine Öberfteblung Ceon* 
harbS nach ®»en (1513)/ ober auS ben 
obengenannten „Poemata“, welche bie 
„Puerilis et perbrevis descriptio educa- 
tionis Leonarti Pamingeri Musici prae- 
stantissimi, Patris sui charissimi“ enthal* 
ten, geht beutlich ber erfte Aufenthalt beS 
Zehnjährigen in 223ten heroor (1505).') 
Ceonharb begann bamalS feine fenma* 
niftifchen Stubien unb fette fie eine 
9?eihe oon fahren mit gro|em ©rfolge 
fort.*) Denn bafe ber fpätere 2J?eifter 
über ein hohes Ütfafe tion ©ilbutig oer* 
fügte, baS faaen unS in unzweifelhafter 
3H3eife feine ffierfe; Wann aber fotl er 
ftch biefelbe anqeeignet haben, wenn nicht 
in biefer Zeit, ba SophoniaS tion bem er ft 
Sichtzehnjährigen bereits fagen tonnte/) 
bafe er „lieber betteln gegen als ben 
SDtufen untreu werben wolle", üftad) 
feinem Slbfcfeiebe tion 223ien, wo er baS 
„Hungerleiben gelernt hatte", 4 ) irrte er, 
jeber oäterlichen Unterflüfcung bar, lange 
Zeit in ben heimatlichen ©efilben um* 
per, 5 ) bis eS ihn nach Salzburg trieb; 
bod) als er auch fp er bitter mit $ot unb 


’) ®e^ti befinbet fiep alfo im 3rrtum — auch 
froste (Mus. div. tom. IV. p. XXVIII)., — roemt 
ec (Gäcilia, 26. Qa^rg., ©. 199) 2eonI|arb „in 
bem oom Slbte Jljomas ©unner bei $affau ge* 
ftifteten Ätofter jum 1)1. 3fifolaus" erjogen roeeben 
lägt, ganj abgefefeen baoon, bafe bas 9luguftiner< 
Gfjorfeerrenftift ©t. 'Jiifola bei ißaffau niept oon 
Jfeomaä ©unner, fonbern oon bem fei. SBifcpof 
SUtmann oon ^laffau geftiftet roovben ift; nias 
tropft ©unnet ftiftete, toar eine Älofterfcfeute 
bei bent ©tifte, n>ie aus Srufcfe’ oben jitierter ©e« 
fefeiefete ber ‘pröpfte oon ©t. 9licoIa ju erfefeen ift. 

*) Heine format mores ingeniumque suum. 
Indolis illius vis tantum accrevit, ut amplam 
Spem de seignotis fecerit, atqne suis. 

*) Preef. ad Epitli. 

*) Ferre famem didicit, duros etferre labores 
Paupertas semper valde gravabat eum. 

6 ) Finibus in patriis errabat tempore longo 
Et patris auxilio prsesidioque carODS. 


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feanbarb Paminger. 


125 


(älenb fümpfen mußte; fudjte er aber* 
tnalS feine ©eimat auf, aller bin gS um 
fte fcf)on balo mieber ju uerlaffen unb 
nochmals feinen JBeqnaa) SBienju nehmen, 
©eine geiftige ÄuSbübung unb bie 93oU* 
enbung feiner ©tubien blieb fein nach* 
fteS 3id; Johann 8etb, ©ebaftian be 
gronleuten, Johann £rapp, ©briftopb 
SCitber unb ÜRartin Sblinger merben unS 
als feine ßebrer genannt. Unb in ber 
Xat batten biefe 2J?ämter an Ceonbarb 
Sfianthtger feinen unmütbigen Schüler; 
„ei in ütteris lanrea prima datnr“ mel» 
bet ber ©bronift. freilich, junger unb 
®urft Dermod)te biefer ©iegeSlorbeer 
nicht ju füllen, unb fo begann aufs neue 
ber Stampf mit beS ÖebenS Sftotburft. 

9US enblicb alle ©tipenbien erntangel* 
ten, fanb Ceonbarb auf feiner greunbe 
©erwenbung SÄnfteUung auf bent SDiuftt* 
chore non @t. Stephan, wo er wegen 
feines „tiefen ©affeS, ber StenntniS ber 
cythara, testudo unb tibia“ febr beliebt 
war. @S ift bieS für unS bie erfte ae* 
fchichtlicbe SRacbricbt über bie tnujtfalifcben 
Gigenfdbaften beS SjünglingS; wir bfirfen 
atfo annebmen, baß öeonljarb neben bem 
wtffenfcbaftlicben ©tubium aud) bie pflege 
ber3Ruftf ftcb b Q tte angelegen fein taffen, 
wie bie Kenntnis ber ©efangSfunft unb 
ber obigen ^nftrumente beweift. ^wd)* 
intereffant unb für unS äußerft wtebtig 
ift eine furje S^oti*, Welche über fein 
tbeoretifcbeS mufttaltfd)eS ©tubium fpe* 
jiell in ber StompofitionSlebre SÄuffcbluß 
ibt: „Nullo usns duce, harmonias 
idicit iungere — er war alfo 2luto= 
bibaft, ein Umftanb, ber unS faft 
wunberung abnötigt, wenn wir bte auS* 
gezeichneten Stompofttioneu betrachten, 
wie er fie Später in feinem großen Opus 
musienm niebergelegt f»at. 

@o febr beit eifrigen Stunftjünger bie 
neu errungene ©tetlung uott ©t. Stephan 
erfreuen fonnte — gab fte ihm ja für 
feine ©yiftenj bie nötigen füMttel —, fo 
war fte bodj nicht imftanbe, feinem ©tre* 
ben nach SJBiffenfdjaft unb Stunft oolle 
©efriebigmtg ju gewähren, unb ba er 
nun befürchtete, baß ihm je§t mehr ©e* 
legenbeit geboten fei „amicis et otio quam 
studiis operam dandi“, machte er furjen 
^rojeß, gab 1516 feine ©tetlung auf 


unb ging nach ißaffau. 1 ) 2Beld) bell* 
ftrablenbeS ßirfjt Wirft biefer b^oif^e 
©ntfebluß auf bie Satfraft unb zugleich 
auf ben wiffenfcbafttichen unb fünftlertfcben 
Gfrnft beS Damals einunbjWanjigjäbrigen 
Jünglings! 

SBeldje Stellung Ceonbarb fßaminger 
nach biefer feiner ftberfteblung befleibete, 
ift auS ben 2)ofumenteti nicht erficbtlid); 
biefelben metben unS nur, baß er „fpä* 
ter" Siettor an ber ©t. SRifolauSfcbule*) 
würbe; jebeitfaKS aber muß ftch ber junge 
9 Jiann halb eine fiebere ©jiftenj errungen 
haben, benn fonft wäre eS ihm wobt 
nicht möglich gewefett, febott ein fjabr 
nach feiner ^affauer Slnfunft ftch etnen 
eigenen ©auSftanb xu grünben unb (Sit* 
faoetb SlgneS als feine ©attin in fein 
$eim ju führen (1517). Qa, ich glaube 
nicht febläugeben in ber Slnnabme, baß 
ißamiuger fd)on 1517 als ßebrer an biefe 
@d)ute berufen würbe; ben ©eweiS t)ie= 
für finbe ich in einer ©teile ber Poemata 
beS ©opboniaS, bie betagt, baß ßeonbarb 
„1557" bereits 40 ^abre „in pulvere 
scholastico sudasse“. 9lu<h baS $al)r 
feiner ©rnennung jum SReftor bei @t. STK* 
fola bürfte ftch beftimmen laffen. ®aS 
fßaffauer X)töxefnn*©ifitationSpro* 
tot oll oerjeiepnet nämlich „1558" als 
Siettor an ber Stlofterfchule einen aewiffen 
ÜTiattbä SReintaler uttb nicht mehr ßeon* 
harb Sßantinger; biefer fdjeint alfo 1557 
auS feinem 91 tute aefd)ieben jtt fein. 
STiathbem aber nach etner weiteren STiotij 
beS ©chulprogramntS ßeonbarbS SlmtS* 



£er 9Rann, ber ftch um bie 9luS* 
breitung ber „neuen Cebre" in Sßaffatt 
befonberS bemühte, war Ceonharb Staufer, 
ein geborener Sßnffauer; feine ©tubien 
batte er an ber Unioerfität SBittenberg 
gemalt, wafirfcfjeinlict) als ein ©dpiler 
ÖutberS. tapfere Ülnftrengungen febei* 
nen aber nicht befonberS erfolgreich qe= 

*) 3n einer 2tnmerlung beä ^Irogrammä pnbet 
ftd) auef) eine Ableitung be8 SBorteä „^affau" oon 
„?a6" unb „9tu". (!) 

*) ©t. ?Cifola roar baä uon SMfd^of Jlltmann 
1076 gegrünbete unb uon §eiuricb IV. fpäter ber» 
oorragenb botierte Älofter auf bem linlen Ufer bes 
3nn, an bem ^iafee, roo früher bie $iarrtird)e ju 
St. Unbreaä „ad lapides„ geftanben ho««- 


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126 


ft«nl)«rft Ptmltiftr. 


roefen ju fein, bcmt nad}bem er 1526 in 
$affau ben 3ßtoteftauttSmuS etruufütjreit 

S efudjt, würbe er bereits 1527 oon 39i* 
fjof Grnft auS feiner 33aterftabt t»er= 
trieben. 2Rebr Grfolg batte ber fßrebiger 
am 35om in *ßaffau, Urban ©adhftetter; 
er fanb fräftige Unterftübuna an bem 
33ifd)of Söoffgang I., „melier bem neuen 
Goangelium fefjr ergeben mar." 

35er Übertritt oom SfatholijiSmuS 
xur neuen Cebre brachte ißaminger mit 
bebeutenben SWännern ber ^Reformation 
in Serüfjrung. Gr ftanb in ftanbigem 
33riefwechfel mit SBituS StheoboruS, Stbom. 
33enatoriuS, $aul Gber, ^ob. £>iqeliuS, 
©tephait Sßocfenrteber, ©tephan gerber, 
$oad). geller, Ghriftoph ©tarl, 333olf* 
gang ©tingel; befonberS bemerfenSmert 
aber ift feine greunbfdjaft mit 2Relanch= 
tbon unb Sutfjer. SRelanchthon, „in 
comitiis Ratisbonensibus viventi“ bebi* 
jierte er j. 33. bie Jfompofttion ber ?ln= 
tipbon de apostolis ex Matth., X. 16., 1 ) 
fomie bie beS SEeyteS: Philippe, qui yidet 
me, alleluja.*) Über fein 33erbäftniS 
ju Cutf)cr berichtet unS ®. 3Rich. ^ßreu 
in einem ©cbulprogramm. 3 ) Qa ber 2Re= 
formator liefe eS fid) nicht nehmen, fei* 
nem greunbe eine feiner ©eferiften ju 
übermalen; mit eigener £>anb febrieb er 
nach mehreren ßitaten auS ber fettigen 
©ebrift (Ps. 26, 27. Act. 17, Ps. 21, 22) 
bie rubmooöe 3Bibmung an Paminger: 
Martinus Lutherus D./Suo Leonhardo 
Pamingero, fideli institutori pueritise 
Christianse et Musico inter primos lau- 
dabili. 4 ) 

l ) Cf. Op. mus. Tom. I. p. 191. 

*) Cf. Tom. II. p. 84 SB. 

3 ) Apud M. Godofr. Ludovici in historiam 
scholarum P. III. p. 288. allgemeinen 3m 
tereffeS falber möge ber Xe^t (per folgen: 

Cognita illius in veritate coelesti ac morum 
integritate, Constantia, qua munitus bis loco 
cedere, quam ad uoguem ab hac deficcre ma- 
luit, Lutherus eum ct necessitudine, et crebro 
literarura comraercio dignum iudicavit. Atque 
hoc vinculum eorum voiuntatos tarn arcte co- 
pulavit, ut neuter pnecipuam ab altCTo fortu¬ 
nain postularet. Inde evenit, ut Pamingerus, 
Luthero superstes a Deo consuetudinem cum 
familiari suo ccelestem multis precibus expe- 
tcret, donec Patavii .... placide defunctus 
voti sui compos factus est. 

Cf. auef) beö ©opljoniaö SJorrebe ju ben 
Epitaph. & Threnod. pl. A. 4 unb bie SJebifa* 
tionSuovrebe $um tom. I. beö Op. mus. 

4 ) D. Mart. Lutheri Commentarius in Epi- 
stolarn S. Pauli ad Galatas. Wittenb. 1588. 4°. 


33ei biefer innigen greunbfdjaft, roelcbc 
bie beiben 9Ränner oerbanb, ift eS er* 
flärlicb, bafe Paminger ber neuen Sehre 
mit 33egeifterung bis jum testen Sltent* 
juge ergeben mar; baS Epiced. Balthas. 
Nassen bezeugt unS baS: „er fürchtete 
niibt biejentgen, bie ihm brot)ten, ba| er 
nicht fircblidj beerbigt mürbe, wenn er 
nicht mieber fatholifcg mürbe; auch wenn 
man feine ©ebeine in ben Qnn werfe, 
febre er nicht jurücf." freilich blieb ihm 
beSwegen manche harte unb febwere 
©tunbe oon feiten feiner Umgebung 
nicht erfpart. 

fieonljarb ^amingerS 33erufSaufgabe 
mar alfo nicht bie eines 2RuftferS, fon* 
beru bie eines miffenfcfeaftfichen CeljrerS 
unb GnieherS. Gr erfreute ftch h* cr * n 
einer allgemeinen Sichtung unb 33eliebt* 
heit wegen feiner heroorraaenben Gh«* 
rattereigenfehaften; baS melbet unS ber 
Gbronijt mit SSBorten ^öefeften SobeS: 
„propter gravitatem, ’candorem, integri- 
tatem, humanitatem, in rebns agendis 
prudentiam, fidem et jnstitiam, summa 
in anctoritate, maximo in pretio apud 
omnes bonos fuerat.“ Unb in ben Gpi* 
taphien lefert wir abermals ben 3^reiS 
feiner Ütugettben: 

„Gratus erat multis, Omnibus aequus 
erat“, unb hinroiebenim: 

Magna illi pietas, gravitas, prudentia, 
virtus. 

Curaque sincorse religionis erat. 

$)afj ben SReftoren ber bamaligen 
miffenfchaftlidhen ©cfjulen ein weniger 
forgenfreieS Ceben befchieben mar, als 
heutzutage, jeiqt fefeon ber Uniftanb, ba& 
Ceonljarb 23 iyahre lang neben feinen 
SReftoratSgefdjäften baS Sfatt eines ©e= 
fretävS bet ©t. ÜRifola oerfah, jebettfallS 
baju genötigt burch feine geringen Gin* 
fünfte als SReftor; buch trübte baS nicht 
feine ©eelenruhe: „pertenui tarnen sti- 
pendio contentus erat.“ 

1558 mar Paminger, wie mir bereits 
oben gefehen hohen, nicht mehr SReftor; 
welche Utnftanbe feinen SRücftritt bewirf* 
ten, ift nicht befannt, oielteicht hängt 
jebod) berfelbe mit ben ©chicffalen feines 
33orgefehten, beS 3Jropfte3 oon @t. 5Ri= 

(Slufbeiuafyrt in ber 53i6liotf)ef be£ 3lb. ©. 2Rid)el 
,,supremi per R®tiam rerum sacrarum Anti- 
stitis. u ) 


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£t«nt|art Paminger. 


127 


?ola, Skontos ©unner (feit 1548) gu* 
fammen. ‘Diefer brachte baS $tuguftiner* 
©boT^errenftift ©t. StiEola in eine äufoerft 
mi&liche Soge, fo bafj eS bis gunt ^o^re 
1571 einem Saien, bem SElofterrtcbter 
$f enningmann, in Slbminiftration über* 
geben «erben mufjte; gmifdjen 1552 unb 
1558 mürbe er mit bem *ßrior unb einem 
Xeile beS SEonöenteS lutherifd) unb mufete 
beShülb nad) Cfterreid) flüchten, mo er 
1560 ftarb. ©S ift nicf)t unmahrfcheinlidj, 
bafe mit ber gludjt beS EßropfteS unb 
feiner SlmtSentfefeung auch ber SteEtor 
ber ©chule, ber ja ebenfalls gut neuen 
Sehre übergetreten mar, Slmt unb ©tel* 
luna oertov. Seiber uerfdjmeiaeti bie 
X)ofumente bie «eiteren Seruf3fd)i<ffate 
sßaminaerS; mahrfcheinlid) mürbe ihm 
bie ©erretärfteHe bei ©t. StiEola nicf)t 
genommen, 1 ) fo bafj er menigftenS für 
feinen SebenSabenb bie aüernotmenbigften 
SWittel befafj; freilich, ein freubiger SebenS* 
abenb mag eS für Ceonfyarb nicht ge* 
mefen fein. 

Vielleicht aber mar ihm gerabe tu 
feinen trüben ©tunben bie SDtufiE eine | 
gütige Xröfterin, benn feine gange freie 
3 eit mibmete er „arti musicae“, unb gmar 
nur ben Stompofitionen „heiliger Xejrte". 
Qn biefer 3 e ^ mag baS Op. mus. ent* 
ftanben fein. 

£>ie ©üte unb XrefflichEeit feiner SEom* 
pofttionen errang ißaniinger halb auch 
auf biefern ©ebiete Cjo^en Stülpt, mie 
mir fchon oben auS SutljerS XebiEationS* 
morten gur ©enüge erfehen haben; auch 
©hnftfelfiuS nennt ihn unter ben SDtuft* 
Eern feiner Beit „celeberrimum“, unb 
gSatentinuS XilgneruS fchreibt in Epi- 
cedio über ihn: 

„Ingenio felix, prudens in rebus agendis 

Candidas et canctis offtciosus erat. 

Masicas excellens, quo non praestan- 
tior alter 

Arte locare notas, eorda eiere sono 

Errantes doeuit magno discrimine vitse 

Solius Christi fldere morte sacra.“ 
Viergig ^ahre lang hatte ^ßamingerS 
©attin fagneS Seiten unb freuten ber 
©he getreu mit ihrem ©atten getragen, 
als ne ber unerbittliche Xob in ein 


*) Dafür [preßen aud) bie Ditel feinet SBerle, 
auf benen iljn ©opljoniaS niept Sieltor, roolfl aber 
überall „ad D. Nicolaum Secretarium“ nennt. 


beffereS^enfeitS abrief am 19.3lpril 1557. 
günf ^ahre blieb Ceonharb SEBitmer, bann 
heiratete er gum gmeiten SDtale, unb gmar 
eine SBitme namens Varbara. Xie ©he 
mar EittbcrloS unb fchon nad} gmei fahren 
ftarb SeonharbS gmeite ©attin. 9tid}t 
lange mehr unb auch er foHte ihr nach* 
folgen. 9lm 13. Slpril 1567 geigten ftch 
bie erften JEranEheitSerfcheinungen, eS 
trat ein allmählicher Äräfteüerfad ein 
unb am 3. SDtai ntorgenS 5 Uhr nafjtn 
ber vielgeprüfte SQtann 2lbfd)ieb tion bie* 
fern Seben „in vera agnitione et invo- 
catione filii Dei“. 

ßeonharb ^ßaminger mar ein Socann 
ber SBiffenf^aft; baoon geugen bie ©chrif* 
ten, bie er Ijinterlaffen; mir mollen fte 
im folgenben bem STitel nach aufgätflen: 

1 . Überfefcung öon 13 Somöbten beS 
VtautuS, Vereng, SOtacropebiuS u. a. 

2 . ßateinifcher Xialog gegen bie neue 
Theorie „de retinenda varietate signo- 
ram et proportionum Musicalium“. 

3 . ©chriften gegen bie Eßapiften, 2lna* 
bapiften, ©aEramentarier unb bie ©egner 
ber „reineren Sehre beS ©ohneS ©otteS". 

®iefe brei Stummem mürben bisher 
noch nicht aufgefunben; 1 ) beEannt unb 
noch oorhanben ftnb folgenbe: 

4. „©in fchön ©ebet Seontjarten $ä= 
minger gu ©ott bem heil. ©cift* /y 

5. Epitaphia sc. öermanicum et La- 
tinum in obitum Rosinae, conjugis filii 
Sophoniae. 

6 . XiologuS ober ©efpröch eines 
©hriften mit einem Söiebertäuffer, tn 
meinem bie fümehmften 3 Sßiebertäuf* 
fifche ^rrthümer (de paedopatismo, de 
magistratu, de matrimonio) refutiert unb 
miberlegt «erben. Steimmetfj geftellt 
burdj ben ehrbaren, mohlgelehrten unb 
berühmten Seonarb Eßäminger, meilanb 
©eEretarien gu ^ßafeau bei ©. Sticola. 
1567. 4°. «uf ber StücEfeite beS Xitel* 
btatteS baS SilbniS („non bene sculpta“) 
Pamingers mit brei Xifticheu. ©püter 
(cf. Op. mus.) mürbe ein anbereS, beffereS 
^ßortrStgefertigt, unb ©ophoniaS fchrieb 
biefeS 9Wal barunter, bafe eS gut fei. 
darauf folgt eine beutfehe IBorrebe, ge* 
fchrieben in StegenSburg am Xage beS 

l ) Die „SCUgentetne beutfehe aiograp^ie (Seip* 
jig 1887, 25. 8b. ©. 113. ad v. Paminger) fpricfjt 
aud) nod) uon einem „ 5 um $ru d norbereiteten 
m beimerr. 


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128 


feonf|ark yamingrr. 


heil. SDtidjael 1567 Don ben Stübern 
©ophoniag unb ©igigmunb an ©igm. 1 
^faffenljofer, in welker fte biefen SDtäce* 
nag bitten, er möge für bie £>erauggabe 
beg Op. mus. forgen, ba innert bie Mittel 
[)teju fehlten. 

7. Kurger Seridjt oon ben korrupte* 
ten unb $rrt(jumen, bie ©egenmärtigEeit 
beg wahren 8eibg unb Stutö unferg 
fterrn unb £>eilanbg Qefu ©hrifti im 
©eil. Slbenbmahle 6elangenbe. Surd) 
Seon. ^ßäminger, meilanb ©ecretarien gu 
$affau bei ©. Sticola, Eurg oot feinem ' 
©übe gefteüet. ©ebrucEt gu Stegengburg 
burth ©einrichett ©eiSter 1567. 4°. Sluf 
ber Stücffeite bag oben ermähnte ^ßor* 
trät mit ben brei Siftidjen. Sann folgt 
bie Sorrebe unb SebiEation an Slbam 

offmann („viro nobili et patrono“). 
egengburg Sim. et Jud. a. 1567 a 
Soph. et Sigismundo fratribus Pamin- 
geris. 

8 . ©itt fcf)ön Eurgtoeilig unb nüjjeg 
£>odjgeitg*©efpräeh oteret ©^efrciuen, roie 
man ben heil. ©beftanb mit ©ottegfurdjt 
anfangen, djriftlidh unb einig barinnen 
leben foQ. Surd) Ceonarten ißäminger, 
weil, ©ecretariutn gu fßaffau bei @. Sti* 
cola, Steimmeifj gefteüet. 1578. 4°. 

9. Opus musicum, beffen bibliogra* 
phifche 93efcpreibung im EL Seil folgt. 

SBerfen mir noch einen Eurgen Slitf 
auf bie gamilie, bie Kinber ^amingerg. 

Ser überaug glücElichen ©he mit 
ülgneg („in summa concordia“) ent* 
fproffen brei ©öhne unb öier Söchter; 
bie leiteten ftarben aber fchon in ihrer 
Kinbheit, fo bafj Ceonharb feine §off= 
ttungen auf feine männlichen ©proffen 
fe^eit Eonnte. 

Ser erftgeborene mar Saltljafar; er 
mufj in feiner ftugenb ein Sßunber oon 
Salent gemefett Jein — menigfteng nach 
bent ©pttaph feineg Sruberg ©ophoniag 
gu fcbüefjen — hoch Kranfheit unb ©iech* 
tum htnberten feine ©ntmicElung. 

©cpon in feinem elften $ahre niufote 
er megen ©efdjmüren, bie ben gangen 
Seib bebecEten, gelegt unb getragen tuet* 
ben; ein unheilbareg Kreogleiben (jottc 
feinen Körper befallen, ein 3?ujj mürbe 
ihm abgenonttuen, ber ©chäbet fing an 
gu eitern, Eurg, er mar ein gmeiter 8a* J 
garug. Siefeg furchtbare 8eiben trug er ! 
„bei ©tyrtfluS Sroft fucheub" gange gioölf ; 


$ahre lang, unterbefjen, „fomeit er oer= 
mochte, ber SBiffenftpaft lebeitb". 3lucf) 
eine $ßrobe feineg muftfalifchen Könnens, 
bag er jebenfaUg bem oäterlichcn Unter® 
richte öerbanEte, hot er gegeben in „brei= 
unb oierftimmigen £>t)mnen für bag ganje 
Kirchenjahr"; bag Opus musicum feines 
Saterg enthält oon ihm neun Kotnpo® 
fttionen. ©in fünfter Sob erlöfte ben 
23jährigen, h c töenntütigen Sulber am 
23. yanuar 1546. 

Sietbemegt marert bie Sebengfdjicffale 
beg ©ophontag Paminger, SeonharbS 
gmeitem ©ohne: „constantis Evangelil 
confessoris et exulis, eximii poötse, do- 
ctissimi scholae praeceptoris atque viri 
in arte Musica peritissimi.“ @g liegt 
außerhalb beg Stahmeng unferer Arbeit, 
biefen intereffanten SJtann, in beffen 
SBerbegang fich ein ©tücE geitgefdpchte 
fpiegelt, yitx näher Eennen gu fernen; 
nur bie notmenbigften gu unferem 8ebeng* 
bilb gehörigen Säten feien Eurg ermähnt. 

©ophoniag erblicEte am 5. gebr. 1526 
gu ißaffau bag Sicht ber SBelt. Stach 
Sßoüenbung feiner humaniftifdjen ©tubien 
in Stüntberg begog er bie Itnioerfität 
SBittenberg, oon fernem 93ater mit ©mp* 
fehtunagbnefen an 8uther, SOtelamhth 0 » 
unb Storariug reichlich auggeftattet. 
1545 ging er gum Sehrfach über unb 
eröffnete feine miffenfchaftliche SätigEeit 
an ber Schule feineg SSaterg gu ©t. Sti* 
fola in )ßnffau. @g folgten nun ftür* 
mifche ftahre; olg treuer Anhänger unb 
SBerteibtger ber neuen 8efjre mufjte er 
oft unb fchnell bie ©tätte feiner 3Birf* 
famEeit mieber aufgeben, um fich on an* 
beren Orten eine neue Heimat gu fuchen. 
@o finben mir ihn nacheinanber an 
oerfchiebenen Schulen 1 ) in Seggenborf, 
Straubing, Stegengburg, Arnberg, Stab* 
bürg, Stegengburg, Ottingeu — qier mar 
er gugleicp SDtufifoireEtor imb ebierte auch 


*) 3 U 9iu| unb Summen unb jum $rofh 
aller berer, bie an ©deuten roirfen, feien ^ier beö 
©opboniaö jammertjotte Sßorte (alö eine§ ^äba» 
aogen aus bem 16. gabr^unbert) angeführt: „Tot 
labore8, serumnas, curas animiquc molestias 
expertus sum experiorque, ut affirmare ausim, 
eos, qui scholis pie et fideliter priesunt, 
omnium mortalium longe esse miser- 
rimos. Atteruntur enim et labefiunt totius 
corporis vires, non docendi dicendiqne labore, 
quantum cura perpetua animique dolore.“ (In 
praef. Poömatum Balthasaris fratris pl. I. 3.) 


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fronl)atb Jtamingcr. 


129 


bcn Tom. I. u. II. beS Op. Mus. — Siötb* 
fingen, Nürnberg, wo er im Quli 1603, 
7 7 V/ 2 ^a^re alt, fein mübeS Vaupt juv 
3^ut)e legte. 

©eine erfte ©h e frau, Stofina Kunb= 
liitger, fdjenfte iljm fet^S £öd)ter unb 
jroei Söi)ne, bie bis auf eine Dodjter ade 
frfibaeitig ftarbcn; nach llV 2 *iäl)riger 
©fee fegnete aucf) fie baS 3 e Wi^ c * ©o* 
pljoniaS heiratete ein Qaljr barauf (1563) 
bie SBitroc Slnna beS ^ßrebigerS QsraS* 
muS godner. liefet/ ein qeborener 
9RegenS6urger (1502), mar früher ©ene* 
biftinermönd) im K( öfter St. ©mmerant 
in S?egenS6urg, trat aber bann jur neuen 
Celjre über unb mürbe ber erfte ^ßaftor 
an ber Steupfarrtirdje; er mar aucf) ber 
erfte oon ben Stegen Sburger ^ßrebigern, 
bie heirateten. Diefer ©he entfprofe nur 
ein So^n, SopjjoniaS, ber bereits nach 
25 Stagen biefeS irbifdje tränen tat mieber 
oertiefe; 1585 ftarb beS SopljoniaS jmeite 
©attin. Stad) brei fahren trat fßaminger 
jum britten SRale an ben Slttar unb wer* 
ehelichte ftd) mit ©arbara Verolb, ber 
$ocfeter beS ißaftorS an ber ^>1. ©eift* 
Hrdje ju Slümberg; fie gebar tljm einen 
Sohn, ber aber noch Oor feinem ©ater 
ftarb. So hinterliefe alfo SopljoniaS gar 
(eine leiblichen Kinber, aber um fo mehr 
geiftige: „literarum monumenta et poe- 
mata omnibus numeris suis perfectis- 
sima. u ©on feinen Kompofitionen ent* 
hält baS Opus mus. jegn Stummem. 
Seinem ©ater fe^te er in ben fdjon 
öfter zitierten ©pttapßien unb in ber 
Verausgabe feiner SBerfe ein pietätoodeS 
DenEmal. 

SeonljarbS britter unb jüngfter Sohn 
mar SigiStnunb, „vir pietate, erudi- 
tione, arte Musica et virtute praestan- 
tissimus.“ ©eboren ju ©affau 1539, 
ging er juerft pu feinem ©ruber Sopßo* 
niaS in bie Schule unb bann jur ©od= 
enbung feiner afabemifdjen Stitbien mie 
fein ©ruber auf bie Uniöerfität ©Sitten* 
6 erg. 1561 ift er bereits Kollege feines 
©ruberS „in erudienda iuventute“ in 
Straubing unb teilt oon ba an beffen 
unfteteS wanberteben. ©r fcheint aber 
beSfetben halb überbrüfftg gemorben ju 
fein, beim 1566 begibt er ftd) ju feinem 
©ater unb mibmet fid) Dort mit att* 
bauernbem ©ifer bem StedjtSftubium, ber 
SRuftf unb ißoefte. Stad) bem Dobe beS 

Vabevl, ft. 2K. Sabrbiub. 80. 3abrg. 


©aterS ermirbt er ftch 1577 in St. ftlo* 
rian ben Dottortitel unb mirb Cegrer 
unb bann Stettor an ber SJrooinjialfdjule 
in Cord) (Laureacum, ©nnS bei Cinj). 
©on h^r auS folgte er einem Stuf jur 
Steformierung beS 1112 aegrünbeten 
KlofterS Seitenftetten in Steiermarf; 
bort ftarb er 1517 im blüßenben Sllter 
oon 33 fahren, mie man oermutet an 
©ift, baS igtn beigebracht mürbe., 

SllS echter Sogn feines ©aterS, hot 
auch er fid) in ber Kompofttion oerfud)t; 
13 Stummem auS feiner geber enthält 
baS Opus musicum. 

Untere Darlegungen haßen gezeigt, 
bafe mir eS bei oer ^amilie ^amtnger 
mit einer „Künftlerfamtlie" ju tun haben, 
in bereu Scfjofee ©Siffenfcfjaft, ^oefte unb 
SRufif äu hehrem ©unbe ftch ernten, mie 
ifjr ©iograpß fc^ott am Slnfange feines 
©JetfeS fiinbet: „Ad Pamingeros nunc 
provocamus, quorum vitas dum hic ex- 
posituri sumus, simul etiam poesim et 
literas cum musica optime et in uno 
eodemque subiecto cohabitare posse sa- 
tis luculenterque docebimus.“ 

Qn bent nun folgenbett jmeiteti Steil 
fod eS ftch für unS nicht um einen äftl)e* 
tifdj*fritifdje ©3ürbiguitg, fonberu um eine 
bibliographücf) tnöglichft genaue Slufjäl)* 
lung unb gufammeufteUung ber .Kontpo* 
fitionen Ceonßarb ißamingerS ßanbeltt. 

II. 

DaS ntufifaltfche SebeitStoerE Ceon* 
ßarb ^atningerS ftttb feine Cantiones 
ecclesiasticae für baS gange Kirchenjahr 
in oier ©änben. Die SluSgabe biefeS 
Opus musicum toar urfprüttcjliri) in acht 
©änben befchloffen; SophontaS änbertc 
bann feinen ©latt unb rnoüte gehn 1 ) 
barauS machen, bocß fittb nur oier ©ättbe 
erfchienen. Der ^ßlatt für ad)tbanbigc 

l ) 9Cuf biefe beabftcbtigte ßintcilung fdjeint 
ein Ms. ber SWünc^ener ßgl. u. 6taatöbib(io* 
t^e! Ijinjuroeifen. 2)a3?etbe finbet ftd) toeber bet 
9Jtaier (bie ^anbfdjriften ber 9)Uind)ener unb 
©taatöbibliot^ef) uoc^ bet ©itner (DueUenleEifon) 
oerjeidjnet, ba e3 erft 1894 burc^ 3luötaufc^ mit 
bem ÄreiSardjit) Nürnberg in ben ©eftfc ber Ägl. 
Sib(ioti)e! gelangte; eg trägt bie Signatur Mus. 
Mss. 4482, gr. 8°. mit 33 betriebenen Sölättern 
unb bem Xitel: 

Quinta vox ber 10 Tomorum Leonard Pamingcri 
fec^fter Xeiü. 

6ein Sn^alt ift folgenber: 

Mit achten. 

D Jperr Xu ^eilger ©eift. 

17 


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180 


funliarti Paminger. 


Anlage ift unS in ber prsef. Epitaph, ad 
Guil. Hartelium nocf) aufbemabrt; bic 
ad)t Sätibe fottten enthalten: 

I. & n. Evangelia, Epistolas aliasque 
(quas Motetas vocant) ecclesia- 
sticas cantiones de tempore et 
festis totius anni. 

III. Missas. 

IV. Historias. 

V. Psalmos. 

VI. Simplicem illamPsalmorum octo 
tonorum cum omnibus differen- 
tiis concordantiam Magnificat et 
Hymnos. 

VII. Germanicas cantiones, sacras et 
profanas. 

VIII. Amicorum symbola, Hymenseos 
et Epitaphia. 

DieöerauSqabe beS Op. mus. erfolgte 
erft nocq bem Dobe beS Ceonfjarb burdj 
feinen ©ofjn ©ophoniaS. Qm^ahre 1568 
mar berfel6e uon bem ©rofeti Cubmig XVI. 
oon Ottingen on bie bortige ©d)ule be* 
rufen morben unb hier ebterte er mäh® 
renb feines fünfjährigen SlufenthalteS 
(aufjer feinen Threnodia de morte Sigis- 
mundi unb feines SaterS „©chöneS furj* 
meiligeS £>od)äeitS*@efpräcb") ben Tom. 
I. & Ü. beS Op. mus.; 1575 ging ©o= 

Mit sechsen. 

6t)rift, ber ift erlauben 
©ueffer »ater, Ijerre got 
2)er bu ba§ §au6 3frael Megierft 
9hm bitten mir ben heiligen ®eift 
ffiie foil 34 micf) nur rool geboten 
2ttf) toem fott icf) botb (tagen 
3<b bin »erfagt gege aine magb, 

3tb toaid ein ftolljed maijblein. 

Mit fünfen. 

21 d) got ioa3 fott 34 armer tbun, 
gnilaubet ift ber matt, 

Jpalt ®i4 ganb 
$er weite lauff 
©ueffer »ater, b crtc ®ot 
Jßas i»irt er bort 
®er einig ®ot 

25er bu baä §auj» Sh“« 1 regierft 
§err unfer iperr 
Serben icb trag 

2Bie mag 34 b e ^r »ergelten 2)ir 
SDiitten unfrer lebend 3 e *t 
3efus Sbriftud unfer fSailanbt, 

Stein got unb .perrn 
®ot Sater ©un ^eiliger geift 
2)ein .... (folgen »on fpäterer &anb l)er= 
rübrenbe Äafuren) 

Jtain lieb on taib 
leib fo hart 

9tur niirrifd) fein ift mein monier. 


pboniaS „post multa itinera, ut otium 
adipisceretur ad Msecenates conquiren- 
dos“, meld)e bie meitere ©bition beS Op. 
mus. ermöglichten/ unter Stufgabe feiner 
©tettung in 97örbtingen mit feiner gonjcn 
gfamilie nach Nürnberg iu bem 33uch= 
bructer Dietrich ©ertad), oer bie obigen 
beiben erften Sänbe bereits 1573 pubti® 
giert hatte. SltS er bort anfam, ftarb 
©erlnd) unb baburd» mürbe bie ©bitton 
abermals oerjögert, fo bah & cr brittc 
Sanb erft 1576 in officina typ. Katha¬ 
rina, Gerlachii relictae viduae et haere- 
dum Joh. Montani gebrucft mürbe, ber 
oierte Sanb gar erft 1580 bei 9?ic. 
Knorren. 9Köge nun eine bibtiographifch® 
genaue Sefdjreibung beS michtigen 2Ber= 
EeS folgen. 

PRTMVS TOMVS ECCLESIASTI- 
CARVM CANTIONVM, QVATVOR, 
QVIN|QVE, SEX, ET PLVRIVM 
VOGVM, A PRIMA DOMINIGA AD 
VENTVS, VSQVE AD PASSIONEM 
DOMINI ET SALVA TORIS NOSTRI 
JESV CHRISTI, j Per | LEONARTVM 
PAMINGERVM ASCHAVIEN | sem 
Austriacum, Olim Patauij Bauariae ad 
D. Nicolaum Secretarium, | Musicum 
clarissimum, compositarum. | BAS- 
SVS. | CVM GRATIA ET PRIVI- 
LEGIO | Caesareae Maie, ad annos sex. 

| NORIBERGAE. | IN OFFICINA 
THEODORICI | GERLAZENI. I M.D. 
LXXIII. 

(2. ©eite.) 

LEONARTI PAMINGERI ASCH- 
AVIENSIS, | VIRI PI ET ATE, ERV- 
DITIONE, ET VIRTVTE PRAE| 
STANTIS, MVSICI GLARISS: OLIM 
PATAVII | in finibus Bauariae ad D. 
Nicolaum Se-jcretarij effigies. | 



I. 


> 

Porträt. 

p 

»—( 


*ra 

. 


Stingstjeium: 

I. ISTA LEONARTI PAMINGERI 
EFFIGIES EST | 

II. CORPORE PRAESTANTIS IN- 
GENIOQVE VIRI | 


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feralptrt Jtamtnarr. 


131 


III. QVI BENE CHRISTICOLA DE 
POSTERITATE MERENDO 

IV. VESTIIT HARMONICIS DOG- 
MATA SACRA MODIS. 

Obijt ibidem in vera agnitione & 
inuocatione filii Dei, Anno Salutis | 
M.D.LXVII. Die III. Maij, Anno ASta- 
tis LXXin. 

(8. ©eite.) 

EPIGRAMMA | SOPHONLE PA- 
MIN-|GERI P. DE PIISS: PARENTIS 
SUI, LEONARTI PAMINGERI, LV- 
cubrationibus. | 
folgen 18 ®tfttd)ü. 

(4. ©eite.) 

INSIGNIA ILLVSTRIVM ET GENE¬ 
ROSISS : 

Comitum in Otingen. Baronum in Lympurg. 
(SBappen.) - (SBappen.) 

SECVNDVS TOMVS EC|CLESIA- 
STICARVM CANTIONVM, QVA-| 
TVOR, QVINQVE, SEX, ET PLV- 
RIVM VOCVM, A PAS sione Domini 
& Saluatoris nostri JESV Christi, usq; 
ad 1 primam Dominicam post Festum j 
S. Trinitatis, | Per | LEONARTVM 
PAMINGERVM ASCH AVIEN-|SEM, 
AVSTRIACVM, OLIM PATAVH AD 
D. | Nicolaum in finibus Bauariae Se- 
cretarium, Musi-1 cum clariss: compo- 
sitarum. | TENOR | CVM GRATIA 
ET PRIVILEGIO CASSAREiE 
MAJESTATIS AD ANNOS SEX. 
Norimbergae | In Officina Theodorici 
Gerlatzeni. | M.D.LXXIII, 

(2. ©eite.) 

2Bie beim Primus Tomus. 

(3. ©eite.) 

SO PHÖNIX PAMINGERI P. EPI¬ 
GRAMMA | ENCOMIASTICVM DE 
MVSICA. 
folgen 22 

(4. ©eite.) 

28te beim Primus Tomus. 

(5. ©eite.) 

EPISTOLA DEDICATORIA | IL- 
LVSTRIBVS ET GENE-|ROSIS DO- 
MINIS, DOMINO GOTFRIDO, D. 
LVDOVI|CO, ET D. ALBERTO 
FRATRIBVS, COMITIBVS IN OTIN¬ 
GEN, DO-|MINO CHRISTOPHORO, 
ET D. FRIDERICO AGNATIS, BA- 


RONIBVS IN | LYMPVRG semper 
liberis, & sacri Rom: Imp: Pincernis 
haered: nunc eorundem ge-[neroso- 
rum Comitum Otingensium Tutoribus, 
Dominis &Maecenatibus | suis clemen- 
tibus, SOPHONIAS PAMINGER P. | 
Euangelicae scholae, qu§ Otingae est, | 
moderator. | S. P. 0. 

golgt ba 8 ®ebifation 8 fd)teiben auf 
6 V* ©eiten. 

TERTIVS TOMVS ECCLE-jSIA- 
STICARUM CANTIONVM, QVATV- 
OR, QVINiQVE, ET SEX VOCVM, 
A PRIMA DOMINICA POST FE¬ 
ST VM | S. Trinitatis, vsq; ad primam 
Dominicam Aduentus Domini & Salua-| 
toris nostri JESV CHRISTI. | His COM- 
MVNE de Sanctis Ecclesiae DEI, & 
quaedam Fragmenta ex Canticis Can- 
ticorum Salomonis, accesserunt. | AV- 
CTORE | LEONARTO PAMINGERO, 
ASCHAVIENSE, | AVSTRIACO, O- 
LIM PATAVn AD S. NICOLAVM, 
IN | finibus Bauariae Secretario, Musico 
excellentissimo. | TENOR. | CVM 
GRATIA ET PRIVILEGIO CASA¬ 
RE.® MA-|IESTATiS AD ANNOS 
SEX. | Impressae Noribergae, in Offi¬ 
cina typographica Katharinas Theo¬ 
dorici Gerlachij relictae Viduae, & Hae- 
redum JoannisMontani. j M.D.LXXVI. 

(2. ©eite.) 

28te beim Primus Tomus. 

(3. ©eite.) 

SOPHONIiE PAMINGERI P. | 
EPIGRAMMA. | 

folgen 26 ®tfttd)o. 

(4. ©eite.) 

INTER AVES ALIAS VELVTI 
JOVIS EXERIT ALES, | 

SIC INTER TERRAS AVSTRIA 
CVLTA, CAPUT. (SBappen.) 

(5. ©eite.) 

EPISTOLA NVNCVPATORIA. | 
REVERENDIS, INCLYTIS ET | GE- 
NEROSIS, NOBILISSIMIS, AMPLIS- 
SIMIS ET | PRVDENTISSIMIS DO¬ 
MINIS, DOMINIS N. N. CELEBERR: 
ARCHIDV-jcatus superioris Austriae 
Statibus, & eorum Vicarijs designatis, 
Dominis suis benignissimis, | & reueren- 
ter colendis,SOPHONIAS PAMINGER. 

17* 


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132 


Jlamingrr. 


P. feli-ciss. hujus Anni auspicium, ä 
CHRISTO Im | manuele precatur. (0fot= 
gen 4 ©eiten Deyt.) 9118 ‘Datum |tef)t 
am ©cblujj: Noribergae, ipso die S. Pauli 
Apostoli, ante annos 1542. misericor- 
diam consequuti & conuersi, Anno re- 
paratae salutis, M. D. LXXVI. 

QVARTVS TOMVS CANTIO 
NVM ECCLESIASTICARVM QVA- 
TVOR, QVIN-IQVE, ET SEX VO- 
CVM. | Continens, 1. Psalmos. | 2. Sin- 
gulorum Tonorum, & eorundem diffe- 
rentiarum (quam contrapunctum vo- 
cant) Psalmodiam. | 3. Aliquot pias 
preces, & sacrae Scripturae Sententias. I 
Autore | LEONARTO PAMINGERÖ 
O. A. AVSTRIACO, OLIM | Patauij, 
in finibus Bauariae, ad D. Nicolaum 
Secretario, j Musico clariss. TENOR. 
■ NORIMBERG A3. | IN OFFICINA 
TYPOGRAPHICA NICOLAI KNOR¬ 
REN. | Anno M. D. LXXX. | 

(2. ©eite.) 

SO PHON LE PAMINGERI. P. IN 
QVARTVM, LEONARTI | PAMIN¬ 
GERI, Parentis sui cariss. piarum 
Cantionum, Tomum, Praefatiuncula. 

folgen 25 Diftidja. 

(3. ©eite.) 

EJVSDEM SOPHONLE PAMIN¬ 
GERI ELEGIA, QVIBVSDAM PSAL- 
MIS, PRIDEM AB IPSO | elegiaco 
uersu scriptis, & Nobili, clarissimoq; 
Viro, &c. D. HIERONYMO BAVM- 
GARTNERO, Patricio & Septem Viro 
Norimbergensi, Domino ac patrono 
suo obseruando, & bene de se merito, 
dedicatis praemissa. 

folgen 28 Difticfja. 

(4. ©eite.) 

NON EST, NEC DICI DEBET 
RESPVBLICA FELIX, | QVAM NON 
CVSTODIT QVI REGIT ASTRA 
VIGIL, | (Söappen mit Doppelabter 
unb Königgfrone.) 

CVSTODIT VERO JVSTVMQVE 
PIVMQVE COLENTES: | EX VLAT 
A PRAVA COLLVVIONE SALVS. | 

(5. ©eite.) 

EPISTOLA NVNCVPATORIA. 
AMPLISSIMIS, PI ET ATE, NOBI- 
LITATE, VIRTVTE, ET SAPIENTIA 
CLARISSIMIS | VIRIS, DOMINIS 


! CONSVLIBVS, ET VNIVERSO SE 
! NATVI, INCLYTA3 REIPVB. | NO¬ 
RIMBERG ENSIS, Dominis, & Patronis 
suis reuerenter colendis, SOPHONIAS 
PAMINGER, P. | Ibidem priuatim do- 
cens, ingredientis Anni feliciss. suc- 
cessum, Per JESVM CHRISTVM, | 
DEI & Mariae Filium, Immanuelem 
nostrum, ex animo | precatur. | (f^olgt 
©rief big auf bie 11 . ©eite.) Unter* 
fcfjrieben mit: Ex Musaeo nostro, sub 
initium anni 1580. 

(6. ©eite.) 

Porträt ^amingerg mit Deyt, »nie 
bei I.—HI. Tomus. 

©g ift für bie bibliograpl)ifd)e SBiffen* 
febaft non 93ebeutung, aud) bie 

SOIanuffripte fennen 311 lernen, in betten 
fid) Kompofitionen ^ßamingerg pnben. 
Die ber öffentlichen Sibliotljefcn bat 
©itner in feinem OueHenleyifon (VII. 93b. 
©. 306) regiftriert, menn auch bie 93oH* 
ftänbigfeit öcrfelben fel)r in 3 'öetfel ge* 
iogettmerben ntup. ^ebeufaQg ift igm 
oiefe 33otIftänbig!eit in bejug auf bie 
faft unjugönglfche sßrogfefd)e 93ibliotbef 
in fReaengburg nicht gelungen, benn er 
»erjeiebuet (a. a. 0 .) nur f^olgenbeg: 

1 ,,$»t Ms. 940 ber B. ißrogfe einige Don* 
j |ä§ebamitfinb bie jtoei nierftimmigen 
[ ©efättge „Dixit Dominus“ unb „Dis- 
i cumbentibus illis“ gemeint, bie fid) in 
Kob. 285 unter SRr. 275 unb 310 pnben. 

1 $d) bin nun in ber glitcflicben Sage aug 
biefer 93ibliotpef noch 10 Kobb. mit 
43 Kompoptionen ißamtngerg — bie n. 
unb III. Deile berfelben nicht mitgereeb- 
net — namhaft ju machen, in benen 
Paminger mit 122 anbereit mehr ober 
ntinber berübmten Kontponiften jufani* 

1 meit uerjeiebnet ftel)t. Der Kürje halber 
1 gebe id) nur bie Hummern, ber Kobb. 
mit 93e[timmung ber SRieberfd)rift, - 
fotoeit fid) biefe ermitteln liep — nur 
bei Kob. 285, bem intereffanteften ber 
aug ber ißrogfef<ben ©ibliotijef ftammen* 
ben SRanufEripte mögen nähere SRotijen 
-folgen. 

Stob. 237; Kob. 267: 1573; Kob. 269: 
ca. 1575; Kob. 271: ca. 1570; Kob. 272: 
ca. 1579; Kob. 274; Kob. 275; Kob. 276: 
1568; Kob. 278: 1579; Kob. 284: 1578; 
j Kob. 285: 1557 mit ben 93 ud)ftaben 
! W. K. R. = WolfgangKüfferRatisbon.. 


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feonljarb (Tamingfr. 


133 


Wach fol. 40 ftefjt bie ^ahreM 1559 ; 
auf fol. 43 ein 33rief (^bfc^rift) Cuther« 
an ©enfl. bemfelbeit werben bie 
baperifchen dürften, obwohl fte Cutter 
nicht febr gewogen feien, wegen ber pflege 
ber Söluftt feljr gelobt. Cutter will Don 
ßubwig ©enjT etn In pace in idipsum 
fabelt, ihn jeood) nicht erft mit bem Äom* 
ponteren plagen, ba ,er DieHeicbt fdjon 
ein fomponierte« befifce. $)er 33rief ift 
batiert ßoburg, 4. Oet. 1530. 3)er Stob, 
trägt bie Üluffchrift Cantica latina, ger¬ 
manica, et gallica. 

£)ieju Eomnit noch ein Äob. Z 24 ber 
Ägl. 33ib(iotf)ef in 33erlin. (Sitner fagt in 
feinem Dueöenleyüon (VII 33b. ©. 307) 
ttou biefent fülanuffriptbanbe: „(Sfjorbuch 
non 1599, gefchrieben Don ©ophonta« s }Ja* 
minger, enthält neben 3faac« Constant. 
Choralis Xonfäfce Don ©enfl unb 33 Doit 
ß. «ßominger. ßefctere ßaljlenangabe ift 
nicht richtig; icf) habe bett Äob. an Ort 
unb ©teile ftubiert unb bie Äompofitio* 
nen fßaminger« teilweife fopiert, e« ftnb 
nid)t 33, fonbern 37 Wummern. 

©ielleidtt bürfte eine tune SBefdjrcibuttß 
bitfeS ebenfo foftbaren toie bodfintereffanten 
IRanuitrtpteS, baS oollftänbig oon ©amin= 
gerS Sohn, SophoniaS, gefchrieben ift, oon i 
iibfiograpt)ifd)etn äßerte fein. 

Äob. Z 24, 44 x29 cm, in Seber gebunbett, 
enthält 240 fol., 2 Öorfeplätter mit SDebifotion 
unb ^ttbaltgangabe. ?lm Sorberbecfel (linfS 
oben): Ex collectione Poelchau. ?lm hinter- 
bedel baS gcbrucfte ©ilbniS unb 2ßappcn beS 
Cconharb ©amittgcr. ©apier etmaS bünn, Tinte 
gebt manchmal bereits etiuaS ins ©raune fiber, 
fonft febr fd)ön unb beutlich gefchrieben; nur 
gegen Schluß oerliert bie (Schrift etroaS an 
Sorgfalt. 

1. ©orfe&blatt: 

Nobilibus, Magniflcis, prndentibus, sapientis- 
sirnia viris ac dominis 
Dominis Consnlibus, amplissimoque in- 
clyt* Reipublic* 

Noribergensis Senatui,Vigilantissimis . 
patrim 

Patribus, Dominis et Patronis suis 
Pro num mis in se beneticiis 
grato pectore colen- 
dis Sophonias 
Pämingeras 
sn« ho¬ 
nest« fa- 
miliae 
postre- 

mns ^ 

emerit« senectutis atq. adeo totins 
Vit« mrumnarom pertmsns 
disolri et cnm CHRI¬ 
STO esse desyderans. 


hunc Librum liar- 
monicum, sui 
cariss. Paren- 
tis pi« me- 
moriffi 

Mann scriptum, dementer susceptum 
et, vd infimo') snbsellio, collocatü 
iri sperans. hnins imminentis 
anni Millesimi quin gen- 
tesimi nonagesimi 

noni, totinsq vi- 
t« felicissimos 
snccessns, et 
saintarem 
Rdpub. 

gubernationem aDEO PATRE Domini etErnii- 
nnelis nostri—IESU CHRISTI, ex animo 
precando stren« loco, cum hnmillima 
sni commendatione, offerri cnravit. 

2. Sorfehblatt: 

CONSTANTien: 

CHORALIS 
COMPOSI- 
T10 PER 
HENR: ISAAC. 

ADDITA QVAJf 
DAM PER 

LUD: SENFL, ET ALIos 
PLURIMA PER 
LEONH- PÄMINGER. 

Tiefe „alii“ be-3 Titelblattes ftnb aufjcr 
bem bort bereits genannten Subm. Senfl noch: 
©. Schach, ©eorg ©loct, ©eorg SiaconiuS 
i EPS. VIENEN. 2Ba8 bie Äompofitionen felbft 
anbetrifft, fo ftnb bie meiften für ttier gemifchte 
Stimmen (boch finben ftd) auch mehrere fünf 
ftimmige Stiicfc) unb in ber 'JiotationSiueife 
ber bamaligen eit eingetragen: 
linfS oben: Sopran red)tS oben: 2Ut 
unten: ©afe unten: Tenor. 

©« möge nun bas 33eräeid)ni8 jener 
Äompofitionen sßaminger« folgen, welche 
in bett bi§ jefjt begannt geworbenen 
üftanuffripten enthalten ftnb; baratt 
fchliefje ftch ba« Sßerjeichni« beseitigen 
Äompoitiften, bie in ben fD?anu|!ripten 
ber ^roSfefchen 33ibliothef mit fhimtn» 
ger jufammen Derjeichnet ftehen. fWeine 
Slbficht, ein weiteres ©efamtoerjeichniS 
ber Äonipofttionen fßaminger« — alfo 
auch ber gebrueften — ju bringen, habe 
ich ber hohen ©a^foften wegen aufge* 
geben; ba«felbe ift jeboch h Qt, bfchriftitct) 
oollenbet unb fteljt bei mir ^ntereffenten 
bereitwilligft jur 33erfiigung. 

®er 33erfaffer fdimet^elt ftch fetneö* 
ntegS mit bem ©ebanten, mit Dorliegett= 

! ber ©tubie etwa« fehlerfreie« geboten 
ju haben — bie gorfchung ber ßw^nnft 

*) instruetiss. Bibiiothecse (fo auch int Ori= 
gitml). 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



134 


ft«nt)arfe yamiuger. 


lüirb übet manchen buntfeit ^ßunft in bem 
fiebenä* unb SBerbegattg bieget marfon* 
ten $erfön(id)fett in bet aJJuftfgefdjidjte 
beS 16 . ^o^rbunbertS neues Ctcfjt »er* 
breiten — er ift oieintefjtjufrieben, wenn 
er auf feine Slrbeit bie Sßorte anroenben 
barf, toeldje ber ^eilige ^jteron^tnuS in 
feinem Prologus galeatus non bem Stempel 
©otteS fpridjt: „In templo Dei offert 
unusquisque, quod potest: alii aurum, 
argen tum et lapides pretiosos: alii bys- 
sum et purpurain et coccum offerunt et 
hyacinthum: nobiscum bene agitur, si 
obtulerimus pelles et caprarum pilos.“ 

ber in ben UTanuffripten enthaltenen 
Kompojtttonen Pamingers. 

21$ (Sott, roemjotl i$§ f lagen/Ms. X.B. fceilbronn. 
Agni n nA 1X 

A 


k gni paschalis esu, Z 24.^) 

Ueluia. Adducentur rem virgines, Z 24. 

„ Audi filia et vide, Z 24. 

„ Geli enarrant, Z 24. 

„ Conversus Jesus ad Mariam dixit, 

Z 24. 

r Ecce sacerdos magnus, Z 24. 

„ Exultent iusti, Z 24. 

„ Laudate Dominum omnes gentes, 

5 y. P. 269.*) 

„ Laudate Dominum, 5 v. P. 275, 
Nr. 873, 1. 

„ Mirabilis Dominus noster, Z 24. 

„ 0 celestem Margaritam, Z 24. 

„ Pretiosa in eonspectu Domini, Z 24. 

„ Sacra virgo Maria, Z 24. 

„ Virga Jesse floruit, Z 24. 

Amen dico voois, Z 24. 

Ante diem festum Paschae, 4 v. 

(II. p. Venit ad Petrum) P. 274, Nr. 865, 1. 
Ante sex dies solemnes Pasclim, P. 274, 
Nr 865 4. 

Ascendit Deus in jubilatione, 6 v. Ms. Cod. 
Mus. 132 = Mus. Mss. 1536 B. München. 
(II. p. Et Dftus in voce tubae, III. p. Gloria 
Patri et Filio) P. 276, Nr. 877, 4. 
Cognovi Domine, Z 24. 

Confundantur superbi, Z 24. 

Cum inducerent puerum, 5 v. (II. p. Nunc 
dimittis), P. 272, Nr. 858, 3. 

Cum pertransisset Sabbatum, 4 v. (II. p. At 
ille dixit eis). P. 275, Nr. 873, 4. 
Discumbentibus illis, 4 v. (II. p. Signa eos, 
qui in me cred.), P. 285, Nr. 310. 

Dixit Dominus, 4 v. (II. p. Juravit Dnus), 
P. 285, Nr. 275. J 

Dixit Dominus ex Basan convertam, 4 v., Z 24. 
Domine ad adjuvandum, 5 v., P. 269. 

Duo ex discipulis Jesu, 5 v. 


») Z 24 = Äob. Z 24 ber Ägl. 9Rufif‘8tbUotE>ef 
in ^Berlin. 

*) P. 269 = Äob. 269 ber $ro8lefd>en «i* 
Miotf)ef in SlegenSburg. 


(II. p. Respondit Cleophas, III. p. Dixit 
ad eos: 0 stulti, HL p. Et factum est, 
cum recumberent), P. 275, Nr. 873, 5. 

Ecce oculi Domini ; 4 v., Z 24. 

Ecce virgo concipiet, 4 v., Z 24. 

Et Dominus exaudivit eos, 4 v..Z 24. 

Exiit edictum a Caesare (II. p. ijofepl), lieber 
IJofepf) mein!?), P. 271, Nr. 855, 2. 

Feci iudicium et iustitiam, Z 24. 

Haec est dies, quam fecit, 5 v. 

(II. p. Hodie Deus homo factus, III. p. Id 
quod fuit, permansit 3 v» IV. p. Et quod 
non erat, 3 v., V. p. Ergo exordium), 
P. 272j Nr. 860, 6. 

Haec est dies quam fecit Dfius, 4 v. 

(II. p. Hodie Deus homo factus, III. p. Id 
quod fuit, permansit), P. 272, Nr. 860, 7. 

In duici jubilo, 3tuu finget, 4 v., P. 271, 
Nr. 855, 11. 

In duici jubilo, 4 v., P. 271, Nr. 855, 12. 

Ingressus Angelus ad Mariam, 4 v., P. 272, 
Nr. 860, 9. 

Justorum animae in manu Dei sunt, 6 v., 
Ms. XCVII, 1. B. Zwickau. 

Locutus est Dominus ad Achaz, 5 v. 

(II. p.Propter hoc dabit), P. 272, Nr. 860,5. 

Loquetur Dominus pacem, 4 v., Z 24. 

Missus est Angelus, 4 v. (5. vox ad placit.), 
P. 272, Nr. 860, 10. 

Missus est Gabriel, 4 v. 

(II. p. Ecce concipies, III. p. Ave Maria), 
P. 272, Nr. 860, 8. 

Missus est Gabriel Angelus, 4 v. 

(II. p. Ecce concipies, III. p. Ave Maria), 
P. 294, Nr. 987. 

Nascetur nobis et vocabitur, 4 v. 

(II. p. Cujus potestas. III. p. Ecce adve- 
niet), P. 284, Nr. 931. 

Nos autem gloriari oportet, 4 v. (II. p. In 
quo est salus), P. 274. Nr. 865, 1. _ 

Novu 8 annus hodie, 5 v., P. 271, Nr. 85o, 22. 

0 felix proles, 5 v., Ms. 18828,15 Hof.-B. Wien. 

0 profunditatem divitiarum, 16 v., Ms. 15613, 
19 Hof-B. Wien. 

0 Regem coeli, 6 v. _ 

(p. II. Stabulo ponitur), Ms. LXXIV, 1 B. 
Zwickau. 

0 Trinitas inaestimabilis, 5 v. (II. p. Mise¬ 
rere qui passus es), P. 278, Nr. 886, 2. 

0 vos omnes, qui transitis, 4 v. (II. p. Ecce 
vidimus), P. 275, Nr. 865, 2. 

Petre, summe Christi pastor, 4 v., Z 24. 

Principes persecuti sunt me gratis, 4 v., Z 24. 

Puer natus in Bethlehem. 4 v., P. 271, 
Nr. 855, 14. 

Quicumque fecerit voluntatem, 4 v., Z 24. 

Quod dico vobis, 4 v., Z 24. 

Senex puerum, 5 v. (II. p. Ipsum quem ge- 
nuit), P. 272, Nr. 858, 1. 

Sacerdotes tui Domine, 4 v., Z 24. 

Semen ejus in aeternum, 4 v., Z. 24 

Senex puerum, 5 v. (II. p. Ipsum quem por- 
tavit), P. 272, Nr. 858, 2. 

Sic enim Deus dilexit mundum, 5 v. 

(II. p. (Jt omnis, qui. 1U. p. Non enim 
misit), P. 278, Nr. 886, 3. 

Signa eos, 4 v., Z 24 


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UNIVERSITT OF MICHIGAN 



ftn hart Pamtagfr. 


185 


Spiritus Itoaüüi KplftVit, ü v. (II. p. (/öu- Te Dean» I J WtWia Vufttnimffi, -4 v-, l\ 278, 
grsta fee), R M Nr. s:7, IO, ' Nr. 886, k 

Stabat Mater fi>ris a<J 5 r, -4 v.,F 278 Nr. 886, 7. 

(II. p Malier, quid piw&s), V. m, Nr. 873,2. f Ttmete Darammn etuiie» sancd eins. 4 v,. X 2k 
stellt .lernt*, m.niedre feapatoraffi, 4 v. Vpfli Ke ^, l( p«,r «entinw, 4 v. 

(ItV aÄ <IT p a &i v 

snmuije Triaitstt, 4 v. 471. p. Qm touite sab- latw ^Jt «Jan», , \ v . 1 • 1 y Nr- «i. • 

<m r m p. 'Pr^tBofe&gwtöÄiöi^m t ,;~. ■ "• 

Nf. tfcfi, k Vjct-HBw- pasebab, 4 v„ & M 

Te decas et Imperium, 4 V.. P. 278, Nr. 886, 6.. niiracnlttm, i y. 

IV de«» Patisya iogrtiitut» (PL p. Saoetei« '•. (ff. p. Staus oruata, UL p. Virgo eeoenpit 
ftt iadivii Tria.).« t„ T*. 278, Nr. 886. i st. Virgo peperit), P ä75; Nr. 858, 4. 

•;*, : : 'pttfeijpü ' * , 

6er mit Paminger in t>en Hiamijtripien 6er prosfefcfjten öibliottjef eittfyaftenert 

Kömponipen. 

SSreUet, 285.., 

©rujibtrt, ?Incl, 2S5. 

©ttKweii^aiitter, 'Äbain, 237. 

J^arimantt, ^U«d, 3SM. 
aoeltintf, Supttä; • 389; f-r-nal) 

275. k-rtl I 285. 


Ui-äiitbrit.. Wi v$r>. 

'9J>yo'lvt : , ^ob. t?», St,!», Jfä; 2 ?jS<. 
tSvtti'iefetf/ i(wjri..-. -PS. • • 

$Mt«v stpptH; 

•NKKiljHrt. aadläi, m 
■#&»&•'j\*m bk $E? 2 . 

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»'Bit #?K 0 ffeiftu&M<V2»9 

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jtM&'v 2?v5. 

ÄutM, ijwa», »v JSfr. .Äfc. 

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tSäbvtir Viela 278. 

feftMlftf, SinUm. 385 
ÖfsftbtM, 

0)«'ij9Cfts tuet iMpö. 237, |6ft® 

öi/rfii,; 'ei/ . ! 4 e,j ; ‘475, 

tVmt, yriiTp 

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ÄÖffei Sitfüö|l,,r 23?; 




.1 e.ti h ie ; -.' 3 »@l 11 ,, '£■& : 


'JVeiOft; ÄS«it(M’ö'W. i3.it. 
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Eif. riKtr.i'ai rifoüwiK c'.V. ii 
■ ■ • .'■■ 

«tlutte» lÜlttofc . ; i;; 

gmurafttiuiB, : 
J7b, Ö78, 

PrettS, iirott>. 27li' ( 


iietncl, Stgtemimb, 285. 
w| ii, 
jpottiinbcr. ttbrijl., 271, 

■j toottattt, ©ebnft„ .28S, 

| Sfaac. öent«, 271. 274. m, 
I 278, 2A\ 

; fiadjet, M>. 
i ‘Jitnin, 28T>. 

; ^acgtifi, -269, 274. 275. 

! 275. 

iVo^euin Or iVrte, 869, 285. 
äunf«?p ®bt< 376, 285, 
Rede, 273, 

274. 275, 376, 378. ; 
St«tf«r, 5aadi., 285. 
Seufecitftoif, gwL, 285. 
Siiefeiuil, 3ri).. 337, 275. 
öu Sa;!?, 2~C«. 

SafTö, vrtaubo bi, 337, 369, 
871,272,274,275,276,278,284, 
;.’?6. 

ßatre, beV 278- 

i'atinöe, br, 272. 


J; ^epet, ^ilftnre, 376. 

Ilctit, dbriOD, 285. 

IV u &’araent,'Ki«rtin, 275,878. 
Pionier. 285. 

(Öintiimro, ilrötK;, 276. 

^ö|ing«t, Sob-. 285. 

'Erfimti, @cora, 276. 
fegnatt, gm., 271, 372. 274, 

m.m. 

föeirt, (ienrab, 274, 285,. 
9ten«, Vlbani, 371. 
9(cfuianu3 f SBalt^afat. 272; 

274,275. 
iHidmfott, 285. 

SRiaolo, fixem, be, 276, 

;Kove, ©ipriaup, 276, 

JJUifiuS, Sin«., 885. 
«canbeß«,§ f ÄnL, 271, 2,47. 
Sdjalreuter, $aul, 385. 

S diumctulimisv vmSM. 269. 
©cafS, Ötds., m, .273,374, 275, 
284, m. 

3«ir, Valentin,. 271. 

Soli luitt, goröf., 274. 
SpeTKiWf, 2«joru5, 385. 
©(tfljtf, ;4ot,r 385f . , 
'.©tM|et 2-tloni., 271, 275, 276, 

m. 

©pU'iinu#, 3tpbr., 285;. 


Ö’^rUier/Äm 
ßoo®'. '#m. t 376, V 
Supt, vtöa., 276, 278, 

Öapino, .»Ät, 374, 276. 
ö 6 pa 6 ,. m, m. 

S3iu5U, Sn'pt)., 272, 2?o. 
i&töißflfl, 376, m 
ilbuurfjicourt iVtr., 385. 

__ , , . , , ; , $lt>rifoia3,‘IJctr., 276,v ; •-■ 

ptf, 4>s'* >•(.. •"*•-<. | .:’2JN%itb; Aue., 269, tnbu-5i 257 , 

,'?fnet, $am*oit,. ■369.'273;^S|Sit5i : 5^§/: --76 <9)tfiil.), ‘284, 

yJtorale?) 284. 

. IVioret bfem- 285. 

Vimo. 'öt-rrtl,.; 2.87. 

:j iUloniou, ./loa., 385.-. 

•j TJlntter. v \otj., 2 m5. 

■ i'Obre'374, 

€ UjimKer, t|4ejp., 276, i imur) 


Segnet, SjiwsM fm 373; 394., (' .Stsrtfmv 'IRitb., 337. 275, 276, 


»fctv; 


&% 

fbogituü» 6 , vtoiVli 
<fti»6icutu2'. ,veb.,. 265, iS0, 
tiiirbum, 38,5. 
®<w«dn»c. 268. . 

®oir»berti ^<U’p{ v 373, 
^jeftnp/r. ISMbfci 38-5/ 


') 286-Äob- 2tti«. 
iHcgetiebure- 


Ctbmavu‘5 386 . 


Uitenöfil, liier., 357,, 269, 372, 
•27.'»; 376. 381. 

®ä«4, A"--'- 211 . 

®eed)io, 5 >pviin«i; -iäi . 
®niatovtuo, rJioiü, .‘J8ü, 
Ulttilo. A9o be-, 3! i, 2« 5, 216, 
■ 278 . 

Ölerbetot, pp, 365,276. : .i85 
itillo A-om, 27»>. 

TÖultber, ^eli- 251»; 

871, 267, 

Jlikmfortr, öerm, tUiulb.. 279, 
Berl, Aadira, 2:V7, 2P2. M. 
Sillostiv , 4'br,, 37k 

270, ‘JjtH - Ihm», -K\ 851. 
ätUtjl, llaul, 38'*; 

3.Kd!uu2, 876. 

Hcrliitttk. 279. 

Birler, iÄteplj., 377 

Dh üdiX 7a6ri»«aiin. 





f Dr. (Scorg 3acob, 

®ct(tlidK’r Kat un5 SombcFan in Hc^cnsbur^ 

Irino. &!i ; w (eiiift &(v.it« inte '.'irlH'itenj im Xicftite bitte lici(i v jo;i 'Ühtfif. i'tUnWKMt mm it-nu'tn 
btiiiiinuvn Siixilm Sf.inointuC' I)r. j>. Stfiuu'rh\. f^urftt. Jnoifnplflit iir 


/,'dni i -J, Tsnli J9ifiavR in }H<?= in y.iebc Imb Taitt'tnnXvit find ühC* fort 
bet boiijiwtfbiffic. .fjcrv ibiifti*; ijrttcnfen uub bc* fagciftettcn Ücliv«^,, 
SKit i|w ift. bc$- rmifietbcifioii, ftfeftEteü ^EiefieärS nie 
ftitct: öjw • f&tftrnnnb- -bfi-bicitfiliiliSieit nerpffe» snevbm. ©rfaijnuljj aber 
v ^‘t räriioi nini^e ^ieiibSi b® $!h?$n&- bftft. lieiotibeEd. in Uhftrer rnt$-- 

(inrfiet' ■^|i»i,cjniiFietii§ ' bent Vebeii leücnbcu feie ilnnnenun] j'd&ft nn 
aeltiiieben. ür AÖiiife itn Vollen i'iete bk nvcöieni'U'bft^e« .'JÖiiinrter ‘nur' tuvje. 

'SclmU-t »nb ^’wunbe, bie tjeiuifr iciuei Heu Domt tmb innf) iucntfi . 3 . oh von 






Dr. ffrsrg flac»b. 


137 


fdjon ihre Siamen nur mehr fetten ge* 
nannt werben." l ) Obwohl tnir lefctereS 
für f £>erm XombeEan $acob nicht 
einen Slugenblicf Befürchten, bürfte eS 
ongegeigt erfcheinen, aerabe ihm, ber 
mit ben firdjenmufifalifcben Berhältniffen 
9Regen8burgS aufS engfte oerwachfett mar 
uno a>:d) mit Bern „KircbenntuftEalifchen 
Jahrbuch" in engfter güfjtuna ftanb, 
tn biefen ©gatten eine auS Den ©efüplen 
ber ©ijrfurcht, Siebe unb banEbaren Sin er* 
fennung refultierenbe fteinc Biographie 
gu mibrnen. 

©eorg $acob mar als nieberbap* 
rifcIjeS Kinb am 16. Januar 1825 in 
(Straubing geboren. 9Jiit ©oben beS Ber* 
ftanbeS Wte beS £>ergen8 reich gefeatiet, 
traterin baS ©pmnajiumfeiner Baterftabt, 
baS er mit 2luSgeid)nung abfoloierte, um 
aisbann an bie UniDerfität 2Rünchen zu 
überfiebetn, mo er fich all ^ögltng beS 
herzoglich *baperifchen ©eorgtanunt ben 
phüofophifchen unb theoloaifchen ©tubien 
mit ßrifer mibmete. £)ie Zeitige Sßriefter* 
meihe erhielt er nach oorauSaegangenem 
einjährigem fßraftiEum im ißrtefterfemi* 
nar fRegenSburg am 9. Qiuli 1849 Don 
Dr. Baientin Don fRiebel, Bifdjof Don 
9?egen§burg, mit bem ihn halb innerfte 
miffenfchaftiiche Beftrebungen näher Der* 
binben foltten. 

Schon als SltumnuS in äRünchen 
trat er in freunbfchaftlidhen, anregenben 
Berfehr mit feinen Kurs* unb ©tubien* 
genoffen, wie auch mit ben Borftänben 
unb ^ßrofefforen, unb fegte Damit ben 
(Storno ju bem weit Derjweigten, bie 
uerfchiebenften BerufSElaffen umfaffenben 
BetanntenfreiS, mit bem in ftänbiger 
mfinbticher unb fdjriftlicher Korrefponbeng 
*u bleiben ihm zeitlebens £>ergen8fache, 
Daher BebürfniS war. 

$Rur ein $al)r fottte ber ÜReupriefter 
in ber unmittelbaren ©eelforae wirten, 
nämlich als Kooperator in rlbenSberg, 
unb fchon 1850 erqielt ber erft 25 ftafjre 
3ählenbe bie Berufung jum Sßräfeften 
an baS KleriEalfeminar in SRegenSburg, 
beffen Borftänbe Damals ber gelehrte 
SRegenS Dr. Slmberger unb ber fromme 


*) 0o beginnt eine furje, für djriftlic^e 
Stolf berechnete Sebenöbefchretbung, bie Dr. % 
Ä(agerer) feinem greunbe mit funbiger §anb unb 
warmem öerjen in ben „Äalenber für fat^olifc^e 
S&riffcen" (©ufybacb i. D. 1905) geförie&en hat. 
$abevC/ ft. SDR. Qafcibuifc. so. Qaftrg. 


©ubregenS ©rillmeier Waren. $n welcher 
SBeife unb mit wettern ©rfolge er au 
biefent neuen, für feine Weitere Caufbahn 
nicht belangtofen Sßoften wirfte, möge 
weiter unten bei Befprechung feiner 
fdjriftftellerifchen Strbeiten erörtert wer* 
ben. 

©. Qacob riiefte 1861 feiner Eünftigen 
Stellung immer näher, unb zwar gu* 
nächft in ber ©igenfehaft als £> o m o i E a r— 
eine Stellung, in weither er bis 1881, 
alfo 20 Qahre Derblieb, nachbem et unter* 
beffen mit bem Xitel eines Bijchöflid) 
©eiftlichen SRateS ausgezeichnet worben 
war. $m genannten $af)re würbe er 
feitenS beS Kapitels gum OomEapi* 
tular, unb nach weiteren faft 16 fahren 
burch Kgl. OeEret Dom 8. 2Rai 1897 
zum XombeEan ernannt. Qacob zählte 
bereits 72 Qahre, war aber an Körper 
unb ©eift jugenblich geblieben. ©oDiel 
über feinen SebeitSlauf. 

®a aber ber äufjere CebenSaang eines 
SRantieS oft unb eigentlich nur Der äu|cre 
SReffey feines inneren SßerteS unb feiner 
feelifchen Bebeutuna ift — eS ift aller* 
bingS nicht immer jo —, fo erwächft unS 
als Weitere Aufgabe, baS geiftige ftd) 
biefeS feiten innerlich angelegten 3Jienfd)eit 
unb priefterlichen ©eiehrten näher, wenn 
auch nur Eurg, zu analt)fierett. 

©eorg Q;acob war ein ausgeprägter 
greunb, ©önner unb Kenner Der heil. 
SBiffenfchaft wie ber weltlichen unb Eirdj* 
liehen Kunft unb Kunftwiffenfdjaft. 
@8 fotl nicht näher bie fRebe fein doii 
feiner fjeroorragenben ©elehrfamEeit itt 
ber hl- Xheologie*— h at ev bie 
grojje ^Jaftoraltheologie feines BringipalS 
Dr. Slmberger als „ftißer äRitarbeiter" 
mit geiftDollen unb tiefen ©ebanEen (be* 
fonberS Citurgie betreffenb) bereichert uub 
burdh 6ead)tenSioerte t(u6(iEatioiteu u. a. 
über SllbertuS SRagituS unb ben Brebigcr 
Bertholb Don fRegenSburg Dorteilhaft Don 
fi^ reben gemacht —, feine.fjauptftarte 
lag auf bem ©ebiet ber Eircf»liehen 
Kunft im allgemeinen wie ber Eirch* 
liehen ÜRuftE im befonbereti unb bilbete 
(wie beEannt) fein fchriftfteflerifdjeS $aupt* 
werE: „®ie Kunft im Xienfte ber 
Kirche", baS wir füglich als fein „Eunft* 
wiffenfthaftlicheSKrebo" bezeichnen Dürfen, 
wooei aber nicht gefagt |eiit will, bafe 
©. $acob nur feine perföitlichen Kunft* 

18 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



138 


Dr. Sttrg 3ac»b. 


anfcßauungen batin niebergelegt hätte — 
feine ©teUung gegenüber oer Sunft roar 
eminent firtßltcß, weil biejenige ber Sirdje 
felbft. 

Anfangs war bieö nur ein EleinereS 
©cßriftcßen, angeregt oon bem bamaligen 
Borftanbe beS Eircßlichen DiöjefanEunft* 
oereinS $Regen3burg,Dompropft Dr. Rarbt 
(f 1862), als BereinSgabe für bie 9Rtt= 
glieber biefeS 93ereittS gebacht, ju bem 
auSgefprodjencn ßroede, benfelben auf 
bem 2öege beS ©elbftftubiumS eine tiefere 
(Srfaffung be§9BcfenöCirc^fid^er 
Sun ft ju erf cf) ließen, „roie biefe auf 
bem SBooen ber Sirene, auS ihren An* 
fchauungen unb Borfcßriften, alfo Don 
gnnen h c *au8 ermachfen ßnb unb fort 
unb fort crtoachfen müffen" (p. V). — 
9Rit foldh prägnanten, programmatifchen 
©ä§en beainnenb, hotte fiep ber jugenb* 
Uche ißräfe?t in feinem Bortoort jur 
1 . Auflage (1857) an eineroeitere £>ffent* 
licßEeit geroenbet. 

©ein ©tanbpunft roar uon Anfang 
an ber autoritatioe, nichts ging ihm 
höher als bie Darlegung ber Eird)liehen 
Seftimmungen. „©beit in ber SenntniS 
ber Eircßlicßen Anfcßauungen unb ber 
barauf ruhenbett 33orfcßriften, fo fagt er, 
ift ber eigentliche 33oben für alle 
EirdjlicßeSunft gelebt, bie Dßeotie Oor 
jeber fubjeEtiüen SRetnung, bie ^SrajciS 
oor ber in ber Sircße fo unberechtigten 
©efefcgebung beS ©efcßmacfeS unb ber 
9Robe allein gefrdhert" (p. VII). „'Die 
ürchlichen Seftimmungen aber ftnb her* 
oorgegangen auS bem aemeinfamen ©eifte 
ber Strcße, unb ftnb eben barum mehr ju 
achten als alle Beftimntungen ber Aftf)e= 
tif, bie etroa bagegen fpreeßen möchte" 
(p. YIII). — DaS froine 93ucf) roar inner* 
halb gaßreSfrift ttergriffett, erfeßien aber 
erft 1870 itt jtoeiter, 1879 in britter, 
1885 in oierter unb 1901 als ftattlicher 
Sanb oon 532 ©eiten Deyt unb 20 iQu* 
ftrierenben Dafein in fünfter Auflage. 
„Die bebeutenbe Vergrößerung ber AuS* 
gäbe erflärt ftch auS ber größeren Ve* 
rüdfidjtiqung ber gerichtlichen ©eite beS 
ViicßeS, oa eS nottoenbig erfchien, einer* 
feitS bent ßefer baS SRacßfcßlagett oieler 
unb oft umfangreicher Eunftgefchidjtlicher 
Söerfe $u erfparett, anberfeitS mit noch 
größerer ©ntftßiebenßeit bie Eatholifcße 
Auffaffung ber Sunftgefchicßtc junt 


AuSbrucf ju bringen. Arbeitet ja gerate 
je$t bie moberne fogenannte ÄftßettE mit 
einer ganj rafßnierten Sonfequenj, um 
auch btefeS ©ebiet oon allem Übernatür» 
ließen grünblich ju purißjjieren unb bie 
©ntroialung ber Sunß tn jebem ihrer 
groeige auS ber Baßn oer Sirene 
gefcßiißtlicb unb praEtifcß ßinauSäubrängen 
(p. X). SllS lapibar unb allein für ftdj 
fpredjenb bürfte hier ber @a| öefottberS 
unterftrichen roerbett: „ffiiner Sunft, 
bie baS„nonserviam u fo ungefcheut 
als ßofungSroort nimmt, röirb bie 
Sircße fid) nicht bebienen Eönnen" 

(p. xn). 

2öaS gacob über bie ©elbftänbigEeit 
ber Eirchlicßen Sunft in brei ntarfanten 
fünften barlegt, mögen ^ntereffenten 
(ebenbort) felbft nachlefen, rote auch (1. c.) 
bie geinbe ber Eireblichen Sunft 
(^nbtoibuali8muS,QnbuftrialiSmuS,©ur* 
rogatiSmuS), beren ftanbßafte Abroeßrung 
ben ^Jrieftern angetegentlicßft nahegelegt 
roirb, Eurj unb treffenb geEennjetcbnet 
roerbett. Daß biefett VorbenterEttngen 
entfpreihenb bie Ausführungen beS treff* 
ließ biSponierten SBerEeS „Die Sunft im 
Dienfte ber Sircße" 1 ) gehalten ftnb, braucht 
nicht roeiter bargelegt ju roerben, ju mol 
für bie faeßntännifeßen Steife, in bie eS 
länaft feßon feinen 2Beg gefunben. @8 
erübrigt nur bie VetnerEung, baß gacob 
noch als 76jäßriger ©retS ßdj Eeine 
ÜRüße oerbrießen Iteß, an bie 5. Auflage 
biefeS feines f<ßriftfteUerif<ßen«£)auptroerEe3 
unb DeftamenteS jugleich mit größter 
Sorgfalt unb AEribie bie lebte geile 
attjulegen. 

Der ©afc beS Dichters „©rau ift 
alle Dßeorie" barf auf biefeS Buch Eeine 
Anroettbung ßnben; benn roaS gacob 
hier itt BJorten gelehrt, roar nicht bloßes 
BJort — etroa getrennt uon praErtfcßer 
Betätigung, oor allem nicht bei ihm 
felöft: er hat als Referent über Streßen* 
neubauten, SReftaurationen, Attfcßaffuitg 
Eird)licßer (SinrüßtungSgegenftänbe, fage 
uttb feßreibe über oierjig gaßre hin* 
bureß überreiche ©elegenßeit gefunben, 

') ®rucf unb Vertag ber 3of. S^omannfc^en 
3Jud)banbtuug, Sanbä^ut, ö. Stuftage 1901. &ie 
£c!tiirc biefeö Sßcrfeö, ba$ in feiner Ärt noch 
unübertroffen ift, fei jur (SJrunbteoung oon © tubien 
über ürd&lidSMfattjoIif d)e Äunft angelegent* 
(icbft empfo^ten. 



Original fro-m 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 



Dr. Sw# Jakob, 


139 


btefe ©runbfäfce ju oertreten unb zu 
Werroerten, fo bafe eS eigentlich niemanben 
ju öerwunbertt Brauchte, wie er Bei pri* 
waten fRatSerholunaen mit oerBlüffertber 
SRafchheit unb ©elbftoerftänblichfeit bie 
betaiflierteften SluSfünfte, 5 . SB. über 
OualitätS* unb 2Raf}öerbältnijfe öon 
SHrchenpatamenten, ßubereitung, (Stoff, 
Bezugsquellen ju geben toufete. SBaS er 
bieSbezüglich in summa als langjähriger 
SBorftanb beS ParamentenuereinS gewirft, 
ift nur ihm unb — ©ott 6 efannt. 

28ie hot nun ©. ftacob im Oienfte 
ber Eirchlichen SRufif gewirEt?wieber* 
um theoretifdj unb praEttfd). 

Qn bem eben genannten SöerEe, welches 
für fäintliche ßweige ber Eirchlichen 
Äunft bie normierenben ©runbfä^e bar* 
legt, ift ein eigenes (3.) £>auptftücf ber 
Eirchlichen Poefte unb 9Rufif gemibmet 
(p. 384 — 501), baS Fi<h, wenn mir nur 
le$tere in SBetracht ziepen, über bie grunb* 
legenben SBeftimmungen betreffenb Eirch* 
liege üfZuftE (p. 391 ff.), über bie gefchicht* 
Uchc ©ntwicflung beS gregorianifqen unb 
polgphonen ©efangS, ber ^nftruinental* 
mufif, fomie über praftifclje SBerbefferung 
Eirchlicher ÜJiuftE unb ju guter Ce^t über 
bie lattbläufigen ©inwürfe oerbreitet, 
welche gewöhnlich gegen bie Söieberein* 
führung beS gregorianifchen ©efangS 
unb ber ftrengeren auf ihm berufjenben 
älteren PlufiE oorgebracht werben (p.490ff). 

SBar $acob, wie Bereits bemerEt, fchon 
als junger Präfeft in ber gfinftigen Sage, 
feine ©runbfä^e über firdjliche P?u|tE 
beu Alumnen beS ©eminarS in an* 
jiehenber, inftruEtioer SJBeife oor^utragen 
unb in biefem ©inne gleichzeitig ben 
überörtlichen ©rlaffen beS Vifdjofs Va* 
lentin, feines hohen ©önnerS, Oorjuar* 
beiten, 1 ) fo bot fld) ihnt in ben fahren 
feines 35omöiEariateS erft recht Slttlafj 
über Sünlafj, feine muftEalifchen SJunft* 
anfchauungen in einzigartiger SBetfe an 
ben fülann ju bringen. 3 n hen fec^jiger 
unb anfangs ber fiebriger Qahre beS 
lebten yahrhunbertS, als bie SRegenS* 

■) Stätjerfjin fyanbelt es fiep um bie Slbfaffunfl 
bet berühmten Serorbnutigen über Stirdjcnmufu, 
rotldje öifdjof SBatentin am 15. ®ejember 1851 
unb bejonberS am 16. 2lpril 1857 an ben ©efaint* 
fleruS bet $iöjefe iNegenSburg etlaffen pat (übet 
ben Sßortlaut oergteitbe ben Ubbruct im £üci< 
lienfaienber 1884, p. 44 - 52). 


Bürger SRufiE unter ©djremS, ^antfeh, 
SBejfelatf k. ihre erften SBlüten trieb, 
traten nicht wenige priefter unb Caieti 
aus oerfchiebenen 5)iöjefen (DeutfchlanbS, 
welche Eürjere ober längere geit muft* 
Ealiicheu ©tubien in ber ®onauftabt 
oblagen, mit bem ©ubEuftoS beS OomeS 
in Verfefjr, bem zugleich bie Slufftcht 
unb Verwahrung ber 00 m bifchöfudjeh 
©tuhl erworbenen Dr. proSfe * 2Rufit* 
bibliotfjef (bis zu feinem 2 Pbe) übertragen 
war. VollenbS, nachbem bie SEirchen* 
mufiEfchule im ^alfre 1874 als Pri* 
oatunternehmen in bie £)ffentlichEeit ge* 
treten war, foüte für Igacob eine Sehr* 
tätigEeit beginnen, für welche er (neben 
Dr. paberl unb Malier) als britter im 
Vuttbe wie wenige qualifiziert war. SRicht 
weniger als 29 gabre ( 0U{ ^ j n ^ nci . 
hohen SBürbe als Oombefan) erteilte 
Öfacob in brei Söochenftunben an ber 
SfirchenmufiEfchule Unterricht in ber Ci* 
turaie, ©efchidhte ber Stirchenntuftf unb 
Säftqetif: bieS war für ihn CieblingSbe* 
fchäftiaung, aber nicht lebiglich ©port 
ober ©piel, nein — VerufSfache, benn 
fie Eani öon Qfnnen. 

^n biefem gufammenhang fei eS auch 
eftattet, feine Prinzipien über Eirch* 
iche ÜRufiE näher, hoch für* Elarzu* 
legen, wie er fie als Sllöhn unb Omega 
ferner Eunftwiffenfdjaftlichen Überzeugung 
feinen öielen ©chülern auS aller Herren 
Cänberti üorautragen nicht mübe würbe. 

£>er tieffte ©runb unb Stern feiner 
(ftetS freien) Vorträge lag barin, bie 
jungen HRuftfer in ein embringenbeS Ver* 
ftänbniS ber gotteSbienftlichen.patt Ölungen 
einzuführen burch wieberhofte ^inwetfe, 
bap baS „^eilige heilig" z u behanbeln, 
fomit Unl)etlige 8 öon bem ^eiligen fern* 
jubalten fei. OeSwegeti gibt eS, fo 
führte er auS, auch nur ein wahres 
Prinzip für bie SHrcbenmufiE: eS 
ift ber liturgifche ©efang. Sille 9P?ufif, 
bie Einstich fein fotl, mufe Uturgifch 
fein, für bie Citurgie beftimmt, öon ber 
Citurgie normiert unb mit ihr üerbunben. 
Sille £irchettmuftf mu| aufgebaut fein 
auf bem liturgifdjett ©efang. S)ieS ift 
baS Prinzip für alles SBirfen auf bem 
©ebiete ber StirchenmufiE, ber ÜRafsftab 
für bie Veurteilung aller Eircpen* 
mufiEalifchen SöerEe. ^n neuerer 
3 eit öerwechfelt man fo gerne bie SBorte 

18* 



Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



140 


Dr. $terg 3arob. 


„dhriftUcbe" unb „Eirdjliche" Äunft; unb 
boch beftefjt eilt Unterfct)ieb jmifchen beiben. 
SDtatuheS Söilb ift eminent cf)viftlicb ( 5 .93. 
ftefuS als Sfinb heimEehrenb non ber 
Schule) — für bie SEirdje jo, aber für 
ben Slltar pafjt eS nicht; fo ift eS auch 
mit ber Eirchlichen SDiujtE. Sticht ade 
SJiuftE, bie chriftlich/ ift barum auch 
ffrchlich- Sticht alle SDiuftE, bie erbauenb, 
ift barum auch Eirchlidj. St irdj liehe 
SDtufiE ift nur jene SDtufiE, bie auf 
bem ©runbe beS liturgifdhen ©e* 
fanaeS auf gebaut ift. £)tefer ift ber 
firchltche ©efang; jebe anbere SDtufif, 
melche ber Stirere in ihrem ©otteSbienfte 
bienen miß/ mufj biefem ©efange fid) 
anfchliefeen; maS ihm nicht entflicht/ 
bringt Uneinljeit unb ©iberfpruch in 
bie Schönheit ber Citurgie. 1 ) Stur jener 
liturqifd)e ©efang ift aber ber Eirdjliche, 
ben »tont unS gibt. 

2 )en 93orträgen über ©efchichteber 
StirdjenmufiE fdjicEte er immer einige 
©orte über bie Aufgabe biefer Slrt oon 
©efchichte oorauS. „£)ie ©ntmicElung 
ber Stirchenmufit Eonnte ju aßen 3 e üen 
nur in unb mit ber Citurgie üor fich 
gehen. $)eSmegen gilt eS ju feigen, in 
melcher ©eife bte SDtufiE burch bie ^ahr* 
hunberte in unb aus ber Citurgie 
fich entmiefelte, unb jjmar fomoljl ber 
eigentlich Uturgifdje (gregorianifche) ©e= 
fang als auch jebe anbere SDtufiE, toelche 
in ben ®ienft ber Citurgie jugelaften 
mürbe. $>ie ©pochen ber ^irajenmufif* 
©efchichte beftimmt alfo (mie bei ben 
übrigen Eirchlichen fünften) nicht fo faft 
ber ©rab fortfdjreitenber XecbntE, foubern 
oielmehr ber ©eift, b. h- ber geringere 
ober höhere ©rab beS ©ingefjenS in bie 
Citurgie unb beS gefthaltenS an ber 
Citurgie."*) 

SBetreffenb bie 93orträge über Citur* 
giE unb StifthetiE fagt er felbft 311 ben 
©leben: Sticht Citurgie, mie fte ber 
©eiftliche ju ftubieren hat/ fotibent Ci* 
turgie ber StirchenmufiE, nicht eine 
philofophifdje Sifthetif, fonbern chriftliche 


l ) cf. Musica sacra 1902, 89. 

*) 3<ko& legte feinen Vorträgen alä SAarnu 
ffript gebrutfte furje Kolleghefte als Seitfaben in» 
grunbe. ©ämtlicfje brei berfelben (über £iturgif, 
(^efchichte unb Slftfjetif ber Kirdjenmufif) gebenfe 
ich alö banfborer ©djüler in erweiterter ftorm im 
ßauf ber 3*it fjerauöjugebtn. 


^IfthetiE unb tftheti! für Stirchen* 
mufiE foß eS fein, montit Sie hier in 
ber ÄirchenmufiEf chule beschäftigt merben. 1 ) 

3um Eieinen 93emeife, mie Eurj unb 
Elar, babei tolerant, ruhig unb fein 
Dr. ftacob über michtige fragen ju 
urteilen oerftanb, möge nur an einem 
93eifpiel gezeigt merben. ftn feiner ,,©e* 
fd)id)te ber Eirchlichen SDtufiE" fagt er 
ft>. 81) u. a.: „SDtan hat in neuester 
3 eit mieberholt ftd) bemüht, ben ©erfen 
etneS 93ach, £>apbn, SOtojart, 93eethouen 
ben ©haraEter ber ShrchlichEeit ju 
üinbijiereit, balb auf ©ruitb beS per* 
fönlid) frommen Sinnes ihrer SOteifter, 
balb auf ©runb ihres ©inbrucEeS auf 
bie 3 ll hörer, balb auf ©runb einer rein 
Eünftlerifchen 93eurteilung — allein ber 
©haraEter ber StirchlicbEeit ift non 
ganj anbereit ©runblagen abfjän* 
gig." ©ibt eS eine fachlichere Steßung* 
nähme gegenüber biefer fogeitannten Eon* 
jertierenben SDtufiE? ©r hotte auch (mie 
oießeicht anbere) bie ©eifiel fdjmingen 
Eöntien, um ben 93ortrag piEanter ünb 
mirEfamer ju machen. @r tat eS nicht — 
baS mar feine Slrt nie. 

©. $acob mar ein auSgcfprodje* 
ner Qbcalift; als $bealift miberfu/jr 
aber auch ihm — marum foflten rotr eS 
oerfchmeigen? — baS CoS aßer $bea* 
liften: bafs er oft, recht oft, ja in ganjen 
Partien feiner logifch tief burchbachten, 
babei fchmuitgreichen 93ortväge — mie eine 
Spinne fpann er immer fort — oon ben 
ihm laufchenben 3uhörent, Junta! oon ben 
StichtaEabemiEern, nicht genügetib ober — 
überhaupt nicht oerftanbeu mürbe. €> bu 
mein lieber, gar oft fo graufamer, bafjer 
unbequemer, aber hoch fo unentbehrlicher 
QbealiSmuS! 

Stehen biefen orbentlichen „SBorle* 
futtgen" (eS maren aber freie 93orträge) 
nahm ber Ijochmürbige |>crr ‘DombeEan 
als Sieftor beS SehrerroßegiuntS bei bem 
jemeiligeti 93egintt unb Schlufs beS 
Sechsmonatigen ÄurfeS ber Kirchen^ 
ntufiEfchule baS ©ort, um mit befonberer 
^nnerlichEeit unb 93egeifterung bie 3ög s 
ltnge teils auf baS SEonnnenbe oorju* 
bereiten, teils in ben gemonnenen ©runb* 
fä^eit unb Slnfchauungen übet eigentlich 
Eirchlidje SDtufiE momöglich bauernb 511 

Musica sacra 1902, 14. 


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Original fro-m 

UWVERSITY OF MICH GAR 



Dt. feirg 3nr»b. 


141 


befeftigen. 'Da biefe wohtbi#ponierten 
Vorträge, beren befonberer 33orjug eine 
gewählte Äürje war, feit 1896 tu ber 
„Husicaf sacra“ publiziert mürben, fo finb 
niefjt nur bie früheren ©leoen, fonbern 
alle jene, bie e§ werben wollen aber nicht 
mel)r merben fönnen, aber bod)'mit$n* 
tereffe gerne biefelben profitieren wollen, 
in ber Sage, fie nad&julefen; e# möge 
beäfjalb genügen, l)ier wenigften# bte 
Dljemate ju fixieren, über welche biefe 
inftruftioen Vorträge ftd) oerbreitet haben, 
— feber berfelben ift ein Sabinettftücf, 
unb bod) ober eben gerabe Weil nieift oon 
oerblüffenber, au#gereifter ©infachheit. 1 ) 

©o oerbreitete ftd) Dr. Qacob u. a. 
im Raffte 1896 über bie brei Dinge, 
Welche nötig ftnb, wenn bie Stegene* 
rierung ber Sirchenmufif geoeihen 
fotl: 1) ba# richtige 33erftänbni#, 2) bie 
tüchtige Kenntnis, 3) bie ait#reid)enbe 
©rfabrung (Mnsica sacra 1896 p. 169), 
1897 über SRetfjobe unb $wecf ber 
Stegen#burger Sird)enmufiffchule 
(Musica sacra 1897 p. 29) unb über 
bie 33eruf#treue, bie ein breifad)e§ 
in ftd) fafft: bie Sefeftigung, bie Pe* 
fahigung unb bie Aufopferung im Berufe 
(ibidem p. 181); 1898 über ba# ge* 
betuliche ©tubium ber Sircbenmu* 
fit (Musica sacra 1898 p. 29) unb über 
bie Siebe jutn fird)lid)en ©otteSbienfte 
al# gunbatnent ber jftortbilbung im 
Firdjemnufifalifchen SBirfen (ibidem 
p. 161); 1899 über bie brei Söegweifer 
jur ©rreidjung be# ßiel# in ber Kirchen* 
mufiffchule (Musica sacra 1899 p. 30) 
unb ba# befte üßittel jur Bewahrung 
ber geftigfeit in ben Eird)tid)en 
©ruttbfäljen (ibidem p. 174), 1900 über 
ba# sßrinjip wahrer Sirchenmufif (Mu¬ 
sica sacra 1900 p. 13) unb bie ©nt* 
fd)lüffe am ©djluffe be# CehrEurfu# 
(ibidem p. 96), 1901 über bie grage: 
S0511 finb ©ie nach Stegen#burg ge* ; 
fommeit? (Musica sacra 1901 p. 13), j 
1902 über ba# breifache gunbament 
ber Sirdjenmuftffdjule Stegen#burg (Mu- 1 
sica sacra 1902 p. 13) unb bie brei | 
Früchte be# ©tubium# ber Streben* 
mufiE (ibidem p. 89), 1908 über Art 

*) Dafj fo jiemlicb jeber Vortrag 3 <ko6ö bie 
Dreiteilung alö Dtepofttionäfc^ema aufroeift, n>ar 
ifjm fel&ftnerftänblid) unb erroarteten bie 3uf)örcr 
auch nadjgerabe nid)t meljr anberS. 


ünbSBeife be# ©tubtum# berSirdjen* 
mufiE (Musica sacra 1903 p. 13). 

Sefonberen DanE fchulben fobann 
bie jüngeren SRufifer bem fleißigen Dom* 
beEan befonber# auch für feine gelegent* 
liehen Auffä^e unb Abhanblungen, 
au# bem ©ebiete ber StegenSbnrger 
Sirdjenmufif gefehlte, bie er felbft mit* 
erlebte, fo oor allem für bie 8eben#ffizzc 
„Dr. Sari sßro#fe" (im ©äcilienfalen* 
ber 1877 p. 31—41). Diefelbe führt 
(al# ©rgänjung ju ber oon Dr. Dom. 
SRettenleiter oerfafjten $8rofd)üre „Dr. 
Sari $ro#fe", ein Cebenöbilb. Stegen#* 
bürg, 53öffenecfer 1868 , 2. Aufl. 1905) 
mit fadjfunbiger, ftcherer £>anb in ben 
reichbewegten, Oon ber göttlichen 93or* 
fef;ung be|onber# gefegneten 8eben#gatig 
be# „Restaurator ingeniosissimus mu- 
sicae divinae“ ein, ber burch ben 93erfel)r 
mit Stegenäburg# großem Sifcpof ©ailer 
ba# würbe, wo# er in früher ftugenb 
mit frommem ©inn ftd) erträumt hotte, 
m Umrijj Eur^ aber intereffant fchilbert 
acob bie 3 italtentfdjen Steifen Dr. ißro#* 
Ee#: bie römifdje 1834—35, bie etru#* 
Eifche 1837 (^Bologna, Florenz unbpiftoja) 
unb bie oenetiänifche 1838 fowie bie 
allmähliche Anfamntluitg, ©onbieruttg, 
überhaupt bie in ihrer Art einzige Steich* 
haltigfeit ber Pro#fe=33ibliotheE, für 
Deren gfortbeftanb Durch ben Anfanf 
feiten# be# bifchöflichen ©tuhle# in Sfe* 
genäburg anno 1861 für alle 3 e >ten 
Stechnung getragen würbe. 1 ) Da ff biefe 
Stiefenfammlung in bennächften45fahren 
wenig ober gar nidht üerweriet würbe 
unb nicht einmal ooUftänbig Eatalogifiert 
liegen bleiben füllte, hot pro#fe freilich 
niipt geahnt. 

©in ähnliche# Qntereffe beanfprucht 
bie weitere ©Ei*Z e über ba# 8ebctt unb 
SBirEen be#Qol). ©• 3Jtettenleiter, il )ber 
in bem SBerEe ber 2Bieberherftellung hei* 
liger SRufif beinahe 20 Qaf)re (1839—58) 
bie rechte £>anb Dr. ^ßro#Ee# war, bicfen 
in Sopierung unb ßufammenftellung 
wertooQfter Partituren au# erftElaffigcn 

Die p. 39 genannten ^.Uäne Dr. ^rosfeö, 
refp. $orfrf)läge betr. ^u&lifation ber it)m U- 
fonberS am fterjen geregelten 2öerfe (mufifalifdjer 
unb fpftorifdjer föidjtung) f>abe id) mir genau ad 
notain genommen unb fjoffe nach SBerflufe oon 
Safjrjefjnten biefe äöünf^e erfiiUt feljen ju fönnen. 

Dr. Bäuerle. 

*) 3m 6äciltenfa[enber 1878, 1 ff. 



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UNIVERSITf OF MICHIGAN 




142 


Dr. Srorg Sarsb. 


drudfen unb £>anbfchriften eifrigft unter* 
ftüfete unb bie Reform ber ÄirdhenmuftE 
nicht blojj junftc^ft burd) Verbreitung 
beS gregorianifchen ©horalS (im beEannten 
Enchindion chorale f amt Orgetbegleitu ng) 
jmeifentfprecbetib uorberettete unb prat* 
tifd) anbahnte, fonbern in befonberS 
mirEfanter Sßeife burcf) 2luffül)rung non 
ÜBerEen älterer JEirdjenmufiE (jum größeren 
deile auf bem SfluftEchore beS Slollegiat* 
ftifteS B. M. V. ad Veterem Capellam) 
eS bal)in braute, entfprechenb ben $n* 
tentionen Dr. SßroSEeS, ber if)m „Öehrer, 
$reuttb unb alles mar", baS Uneble 
Zurücfeubrängen unb an beffen ©teile 
eine ytille beS ©belften aus ber 33er* 
gangenfieit mieber in ben ^eiligen ©e* 
brauch bei bem ©otteSbienfte gurücE$u* 
führen. dafj unb mie Sütettenleiter als 
frommer SDtfenfch aud) jeberjeit inner* 
lief) bei ber©acf)e mar, meife Dr. (^acob 
als fein beobadjtenber ^ßftjd^olog in eben 
biefer ©Eizze meifterlicf) etn^umeben. 

3ttich perfönlid) (unb mefleidjt noch 
anbere) interefftert bie fur^e 9iotij (p. 6), 
„bafj SWettenleiter aud) tn ber ©bition 
ber „Musica divina“ feinen gfreunb 
Dr. VroSEe praEtifdj unterftüfcte unb 
bie ganze JtorreEtur beforgte". 

2ln aufjerorbentlichen Vorträgen 
ftnb, ba fie für bie Öffentlichkeit 
beregnet maren, befonberS jm e i in meitere 
Greife qebrungen, bereu «BirEung jeben* 
falls oo'n einfdjncibenber, meil prinzipieller 
Vebeutung mar, ohne baff jte freiltdg auch 
nurannäljernb EontroUiert merben fönnte. 
der eine berfelbeit 1 ) mar an bie erfte 
©eneralüerfammlung beS diözefancäci* 
lienoereinS IRegenSburg oom 5. Sluguft 
1879 gerichtet unb oerbreitet ftdj über 
Jacobs CieblingSthema „Vom gunba* 
ment ber SEirchenmufiE", b. h- öont 
gregorianifchen ©efang; ,,er a ) mujj für 
alle feiten Quelle unb ©runblage ber 
Ehelichen SDiujtE bleiben unb gibt bem* 
nach auch allein ben attafeftab für bie 
richtige ^Beurteilung berfelben." „SEBiOL 
atfo eine 3JiuftE auf biefem gunbamente 
fufcen unb firdjliche 2)?ufiE fein, fo muh 


*) 9l6gebrucft im (Säcilienfatenber 1880 p.59ff. 
*) ©o Reifet eS in bem obengenannten Wirten; 
fcbretben $3ifd)of Valentins non 9iegen$5nrg oom 
Safyre 1857 — man Ijalte bod) baS Motu proprio 
be$ gegenwärtigen ^ßapfteS oom 22. ftoo. 1903 
baneben! 2)od) baoon furj nod> weiter unten. 


fte mit bem liturgifdjen ©efange ein 
dreifaches gemeinfam hoben, nämlich 
1 ) gleiche deytauffaffung, 2) gleichen 
3Mobienbau unb 3) gleiche donalität." 
der Vortragenbe felbft bemerEt, bah ^iefe 
©runbfähe nicht ju ftrenge feien. Sflar* 
heit in ben Vwnjipien macht milbe in 
iljrer 2lnmenbung, nur bie UnElarljeit 
macht rigoros." 1 ) 

©ine meitere öffentliche Slttfprache, 
burch melche Dr. ^acob (obmohl fdjon 
75 Qahre alt) fehr oieleit älteren unb 
noch mehr jüngeren aWuftEern eigentlich 
erft perfönltch beEannt gemorben tft unb, 
mie man hö«n unb lejen burfte, burch 
bie majjootlc 3iube feiner ernften VSorte 
ungemöhnlich groben ©inbrucf gemacht 
hat, hielt er bei ber 16. ©eneraloer* 
fammlung beS Slllgemeinen beut* 
fdjen ©äcilienoereinS, bie oom 19. 
bis 21. Sluguft 1901 in ber bamalS 
noch nicht benebijierten neuen ©äciüen* 
Eirche in jRegenSbura tagte, damals oer* 
breitete er ftäj über baS breifache Vanb 
ber ©inheit, baS ben ©äcilienoerein 
ftetS umfd)lingen foH: daS fffefthalten 
an ber gemeinfatnen Aufgabe, an ber 
aegenfeittgen Ciebe unb an bev Eirchlichen 
Unterorbnung. 

da biefe 9?ebe im drucf erfchienen 
ift (Musica sacra 1901 p. 135), jo möge 
biefer Eurje .^inmeiS hier genügen, um 
auch foldje für biefe grriebenSrebe gu 
inteteffiereu, bie ber ©eueratoevfammtung 
nicht anmohnten unb hoch bie denE* 
unb 9tebemeife Dr. Jacobs gerne Eentien 
lernen mollen. 

SBenn mir in ben bisherigen 9luS* 
führutigen noch gar nichts über bie 21 uS* 
jeid)nuugen biefeS auherorbentlichen 
mianneS ermähnt hohen, fo hoben mir 
ftcher zugleich auch beffen innerftem ^biom 
Rechnung getragen. Qebodj bie Voll* 
ftänbigEett oerbietet auch an biefem Ort, 
*u fdjmeigen, mo ©chmeigen Eeinen eigent* 
liehen ©inn mehr hot. dafe ^acob 
(obmohl fo geräufchloS unb persönlich 
in benEbar bebürfniSlofer SEBeife mirEenb) 
ben berufenen Vertretern oon Shcnft unb 


©o richtig unb Tapibar biefer ©rfa^rung^ 
fa^ ift, fo biirfte oom ©tanbpunlt eines gemäfcig* 
ten 5ortfrf)rittS, o^ne ber ftrengeren Dbferoanj 
etwas ju oergeben, fjeutsutage oiettcic^t im 2. unb 
noef) me^r im 3. 2(bfd)nitt bie eine unb anbere 
5)tobifijierung anjubringen fein. 


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UNIVERS1TY OF MICHIGAN 



Dr. Stars Straft. 


143 


Sßiffenfdjaft nicht entgegen tonnte, ift | 
offne meitereS einleud)tenb. 2118 er nad) 
22 VifariatSjal)ren junt £)omfapitu(ar 
ertoäljlt mar, mürbe er einige SDtonate 
borouf — eine hoppelte Stjrung nach 
langer ©ebulbprobe, alfo aud) hoppelt 
oeroieitt — oon her Stgl. Untoerfität 
Söürjburg anläfeUcf) beren Jubiläums* 
feier 1882 jum Dr. Theologiae honoris 
causa ernonnt, eine 2fuSzeichnung, bie 
if)n inS Qnnerfte feines gterjenS traf 
unb aucfe allermärtS mit märmjter ©ptn* 
patfjie Begrübt mürbe. 

Qm Qahre 1899—17 Qahre fpöter — 
tonnte Dr. Qacob fein goloeneS fßriefter* 
jubilänm feiern, unb mürbe ihm als 
35ontbefan unb geborenem „Prälaten" 
auS biefem 2lnlafe eine — ftaatlicfje 
ÄuSjeidjnuitg zuteil: mit größter freier» 
licpfeit mürbe beni in treuen £>ienften 
unb Verbienften „grau ©emorbenen" im 
Kapitelfaal tior oerfammeltem ® omfapitel 
burdj einen Ijofjen RegierungS6eamten baS 
©hrenfreuz beS CubmigSorbenS auf 
atlerhöchften Vefefjl beS Regenten über* 
reitet. 

öaunige 3 un $ cn nennen biefe Stgl. 
baperifdje StuSjetcpnung ben „©terbe* 
orben" — bod) Dr. Qacob arbeitete in 
frifc^er ©efunbljeit fort bis jum Qal)re 
1903, baS fein lefcteS Qäf)rtein fein Tollte. 
@r ahnte es, moöte eS nid)t glauben, 
arbeitete fort unb fort, lieferte tro§ 
förperlidjer ©ebrechett feine amtlichen 
Steferate bis -jurn lebten Sage unb rnollte 
aucf) bie ihm anS $erj gemad)fene, baber 
jutn ©ebürfniS gemorbene Cehrtötigfeit 
an her Stircpenmufiffcbule burchauS nid)t 
laffen. 2lufeerftattbe, ben etmaS meiten 
2Beg in bie 9teid)Sftrafee iu gehen, liefe 
ber bruftmafferfüdjtige, oaju nod) an 
Cungenoerfalfung uni)eil6ar leibenbe 
SobeStanbibat fid) menigftenS möchent* 
lid) jmeimal ju feinen Vorlefungen per 
Kutfcfje fahren, um mit bem 3ltem — 
hoch nach aufeen faum nterf lid) — fämpfenb 
mit lefcter Kraft oon feinen eminent 
firchlid)en ©runbfäfeen ßcugniS zu geben. 

Sei ber ©chlufefeier beS KurSjabreS 
1903 mar Dr. Qacob als zum 29. SOtale 
— nicht mehr perfönticf) anmefenb. 2lm j 
1. Quli bielt er feinen lebten Vortrag. | 
7. Quli fchrieb er noch an ben 
beseitigen ®ireftor: „ÜWeine in lefcter i 
3eit opnehin fparfamen Kräfte tjaben | 


| nun fo auSgelaffen, bafe ich Iciber meine 
Vorträge in ber 2J?ujtffchule nicht beenben 
fann. Qcf) bitte ©ie, nebft meinem Ve* 
bauern ben Herren baS mitjuteileu unb 
mich ihrem 2tnbenfen ju empfehlen, baS 
ich um fo höh« i<häfee, als ich mirflich 
mährenb beS ganzen QahreS ihr unauS* 
gefegtes Qntereffe mahrnehmen tonnte 
unb bezeugen mufe. 2Bie leib tut eS 
mir, auch Qh nen hmburch Verlegenheit 
*u bereiten! aber eS geht nimmer. Qit 
Ciebe Qh r ergebenfter Dr. Qacob, $)om* 
beton." 

„2lm ll.Quliunterfd)rieb er 14©tun* 
ben üor feinem Stöbe mit zierlicher, aber 
fefter $anb bie fämtlichen 3eugniffe ber 
Herren ÜJtufifeleoen, benen er mtt freube* 
ftrahlenbent 2lutlifee gleid)fant bie ®eüifc 
feines eigenen ßebenS mit bem einen 
SEBorte: „unermübet" einfehrieb — hotte 
er bod) als mal)rer Qfinger ber heiligen 
(Säcilia, für beren Kirche er burd) an* 
fehnliche ©efdjenfe beigetragen hat, immer 
als apis argumentosa (emftge Viene) ge* 
arbeitet" (Musica sacra 1903, 92). 

Dr. Qacob ftarb am 12. Quli 1903 
unb bie Veifefcung in ber ®omfapitelfd)en 
©ruft auf bem miebhof unterer ©tabt 
fanb am 14. Quli nachmittags ftatt. 
£)iefel6e geftaltete fid) z u einem grofe* 
artigen 3 eu 9 n ^ ber viebe unb Ver* 
ehrung, meldet ber oerblichene $>om= 
befan in allen ©ehrten ber Veoölferung 
fRegenSburgS fid) erfreuen burfte. 

Stoch lange nachher oermifete man in 
StegenSburg ben guten, alten, freunblid)* 
liebenSmüroigen §errn, mie er im £a* 
lar einfachfter Slrt, ben er feberjett mit 
fchmarjem 3mgulum gürtete, Überzieher, 
ben er immer offen trug, unb 3^ tn b«= 
hut, ber feine etmaS mehr als Keine ©e= 
ftalt einigermafeen erhöhte, meift allein fo 
langfam*gemeffenen ©djritteS bie ©trafee 
bahtngtng, ba unb bort ftehen bleibenb 
unb bie eine ober anbere ihm längft be* 
tannte ©ehenSmürbigfeit (unb mar fie 
auch meit oben am ®ome angebradht) ju* 
rüctgebeugt mit freiem Sluge (Dr. Qacob 
trug feine VriHe) mit neuem Qntereffe 
betrachtete. 

j 9118 ÜÄeitfch unb ißriefter toar er 
I ja fo einfach, befefeeiben, anfpruchSloS 
; unb genügfam, als eS überhaupt möglich 
j mar — ein exemplum migrans für Stau* 
I fenbe feines ehrmürbigen ©tanbeS. Qcp 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Ui tiuflilfi lUtpftafift «nb fnwtf $$uit w*f ;bd*jUtMtftfe? lUY<bftU<rtf> 

badjte oft: fo imi| SBifdjof Sailer gelebt frfjvciteu fo!)i I »t* pocofi mar et» fdh’nei ; 
l'tiiy gewirtl fctfieit, 3t(^ <^tubi?r*, , Mond) ; »»tb ' »miffcvlioftcv TteneY ■&<# 
brito- unb Säjlafgnmmw inglcidi beitiigie j |iem. > 

'n fctVS' tidiijfe uub (nu'tf {«eijeii Stovben ; (|ftie8 nur märe ibm., bau UnevimD 
gelegen) bri* 'iinqcinnbefte, oonben freunö* beten, sto4 .V 1 wönjdjeii gewefen: : bo«r 
lid) eriuftnncttbcu Sitüiflertber Sonne fo i er imd) nur eilt ()nlfie§ $al)r tätig®* 
gut wk-nie bes'aujjet* c\c(cl*t* (£s wäre iljm eine;t$«niii\tuun$ 

orbeiitibb geräumigen X-ecijatiteitjebßiibcS. zuteil geworben. wie fw bem fct&ftlonm, 

Vlu? ftoliege au Öer 5B^ufl?fd)ule war .tieffftblenHii, jeberjen Kavfdienbetv i»«( i 
et, bet Senior/ örc ^umietfjrtiMtek tuib ins •^anevftc ber belügen Liturgie, eiu- 
.sjecobifiiTiitui jelfift, ur.b bemi^e irti ftl$- gebrwutcimt fpricfterqre'tS niefit l)ei$K<!)cv 
bantaUgcr ^fitjümh! iwY'ebvcrfolteqmm ju gfimnm gewefen märe: .Tic föhni!» 
mit pietärstmtlfier §venbe biefe feilen, oerorbniHitj be§ nruqewäfiiten fßapftw 
um für bie■ wieleit uiwefcöienten ßiriweife ' ißiuS X. öcm 22, ^oueatber öc^iciüefi 
feinet uätetlidfeu ^obfw.öltenS (net enb- 19u8. DiefeS widtbeffumt. tp 

gültig weittem üctilidjfteit 3>attfe &«#» motöeue „Mottt ^ropri^v ifi fa fdfiteipdb i 
bciUT ju geben. $ugfeid) mit bet Beviklnv Hiebt ntebr utiö tti(bt weniger ril§ Sie 
hing ineitu'S Jlemöüto perpetußne ftiv be5 .Ouintitjfenj aller fivebentmififafnd)4ifttY 
Berewißtim treue unb teuere Seele.. '£cr oifdieu Viitfdiaujfiige.!;, ©rtinbiätic, ’|?!äne 
Bcrfilirtieite wem in persona ein iuöeol iwb Stmattmtgen,. we!.be wteCc fiebern 
hefütiber« in Betätigung ber palfttteti. tenöe iDtufifev ^eutfiblon&S — lijve 2<!a 
$uqaib*M'4r. fte fitib jo bort) bte ebelftc« men fivaudjen tsufjt genannt werben — 
lior $ott onb hen s 3Henfdf«i unb fernen •[ jirtt ^öfitjeMen emS imtcriteit Gefühlen 
uns ftbwetgettb unb bodi fo fietebt fdfon ; gehegt batten, unb nidjt mit; wcwgfien 
mw fern, »liefe ©eifteSSitib einSÖienfiben* l'.ür. ^acub feit feiner 'ßnefterWetbe int 
U*cfetj ijfi ~ inutientlteb ittüiiowljevgefebeu S Ra^ce 1849:^ etlf» r>3 ^af;rc taug burdf 
Hüuugeuctnmw. fotift aufregeiibeu 2)?0' | SBort, ednift unb IcbcnbigeS Beifpiet' 
menten roufj mau Ujn gefet)en unb fie? ! fonfequent/ weil jielficnju^t, 5» ben [ei- 
obmlitct fiofieit, bn war er bic fietlige | uigen gennubt batten. @S fft bieS eine 
:Kni)e feififf, wie aurf) feine ilm eigenovtig wevEwürbige ^bentität ber Beftrefiwijicu. 
,pcve»ibe ; ieberunum iinponiercnbe, 1 mm Dt. ^neo6 in gliicflirfiftcv ^Jeifv ontt^ 
ivrgeiftigtc iBürbe oem wweriieffeiv filetfit,, : ^iniert, unb ft) bä'tte fein letJteo 5öoit. 
bcrt{)ii, beu ÖUiitgeti «bb tikurgifer in !: teilt lefefer ^aug iiicfit mtbiwS, lauku 
einer iterfon, nkd| tniv el u m 01 bei 1 tMrtcii/ als beS greifen •Simeon freubigft 
.fie» liturgifibm ^nnhibnen im J)ome/ : bewegter Siusruf: ..Xiwe äimittfs set- 
idj weine fpeijtellbei ber 8td$- «üb ittm luutn. Domine, secundmn vnrbum 

nro^cffitw, olSOffbivatof wie einen Bw tuurn in paiiet qnia vielerwnt oeuii 
triindjen in Süfierbaoren in lieffier T-c? ! woi .salWarc tu nni." 
umt mib benffinrüer ©djliit/tbeU bubin- ' V n alo W avo pta anfnift et (.‘aiiiVuiissuatt! 



Dev (Einfluß ^Uopftocfs ixnb feiner Schule 
auf j hM fatholtfdk liiix’hcnlicb. 

■ -—• A ; '-/f .', ■ .. ■ 

. 

;• fivtbeiilTeb ift enr : eleison , 11 oic bem beutiibcH: f ü y>en, 

• • oe»i itenffftr, fie» erbarme bid^. entipmiKn.’-) 

'icw.uiiw-. Cnw, anS ber gvie» ÜtS ;M%- ^brtjteutmit im afieubliiiu 
m • '• lateirtipe SUtrfje.} bifdien buöTtfdjcn ü'lehtie eiHgefiilirt unu» 
lievüitevgcminuneueH Mmn beo BolteS; >iö■ twnttir 

,.kyne eleison r Chrbäu flei^vUs kvne ’• ,e^tr;a .ff 





Per «inpitft unb feiner JMjult auf bat hntljelif^e Sirdjenlieb. 


145 


ben war, blieb nämlich bie lateintfehe 
(Sprache, in ber bet firchltche fftituS 6e* 
reitS fefle ©eftalt angenommen hatte, in 
®eutfd)lanb bie liturgtfcbe ©pracbe ber 
Ätrdje. £)entgentäfe mürbe auch ber la* 
teinifebe ^^mnengefang, ber in fich %u* 
fammenfafete, mal bie SRuftf jener Stage 
(grgreifenbeS unb ©ofje§ enthielt, unb 
ber febon bureb fein Sitter fettig unb efjr* 
öjflrbtg mar, beim ©otteSbienfte beibe* 
batten. ®a$ einzige altfirdjHcbe ©tücf 
ber Citurgte, an bem baS SSolf fid) be= 
teiligte, mar noch für Qabrtjuuberte bie 
„Citanei oon affen ^eiltgen", 1 ) bie nach 
ben o6en ermähnten SB orten: „Kyrie 
eleison“ ihren tarnen erhielt. 2 ) 

®a8 ©inftimmen in biefen einfachen, 
aber inhaltreicfeen fRuf genügte inbe§ bem 
fangeötuftigen beutfdjen Bolfe mit ber 
3eit nicht mehr. 3 ) SDaS BebürfniS, ©ott 
auch in ber SRutterf pracbe bie ©efüble 
ber Stnbetung, be8 2)anfe8 unb ber Siebe 
im Siebe auSjufprecben, erhob fdjon früh 
bie beutfebe Sprache *u einem größeren 
SReebte. gaft ju gleitet gett, nach ber 
■äRitte be3 9. QahrhunbertS nämlich, als 
dotier BalbuluS 4 ) bie teptlofen ^ubet* 
töne, metebe auf ba8 Slffeluja in ber hei* 
ligen 2Reffe folgten, mit begiehungSreidheu 
Zeiten oevfah, backte man auch baran, 
bie einfachen Anrufungen ber Citanei in 
beutfeber (Sprache in SBort unb Ston 
ftlnftlerifcb ju ermeitern unb fo. bebeu* 
tungäöoll unb lebenbig ju machen. 

Als Beifpiel bafür gelte ba$ Sßetru8= 
lieb, baS jmar al8 etitjigeS SDenfmal 


*) 93gl- §offmann oon gaßeräleben, ©efchidjte 
beö beutfehen ßirchenliebeS, ©. 11, ©Kletterer, 
©efdjichte ber geiftl. Dichtung 181, unb berfelbe, 
Überftchtliche $arfteßung ber ©efehiepte ber tirdj* 
licken Dichtung, 31—32. 

*) ©o nennt man auch §eute noch ba3 Credo, 
bad Magnificat ic. nach ben SlnfangSworten biefer 
©ebete. SBergl. ßoberftein, ©runbrifc ber ©efch. 
b. b. 9totional*Siteratur I. 80—82. 

8 ) $gl. ©pleiterer, ©efep. w. 182 u. §off= 
mann 21—22. 

4 ) $gl. 2Ö. SBademagel, ©efep. b. b. Sit. I. 
82 u. §offmann 21—22. $ie erften Anfänge 
einer religtöfen beutfeben ^oefte überhaupt finben 
mir in unferem Slaterlanbe erft im 9. Saprp. 
©ie gingen non ©eiftlicpcn au3, bie in gorm 
eines Siebeä cpriftlicpe Sehren k. bem $ol!e bar* 
fteßen wollten, um fo £eibnifcpe$ bureb (Sprift* 
licpeS su oerbrängen. 2)ieS bezeugen bie erhaltenen 
2>enfmftler, wie ber fcelianb, DtfriebS unb 
anbere. 

$aber X, ft. SR. 3ahrbuc$. 80. 3abrg. 


jener geit bafteht, beffen ftngbare SBeife 
aber gu ber Annahme berechtigt, bafe e$ 
folcber Sieber bamalS noch mehrere gem¬ 
achen. 1 ) Stud) bürgt mohl ber noch bureb 
^ahrhunberte beftebetibe ©cblufeoerS ber 
meiften Sieber, ba8 „Kyrie eleison“ unb 
ein otelfacfe an beffen ©teile tretenber 
.ftebröerS für bieje ©ntmicfelung beä 
Äircben Uebe8. 

®er oft au$ mehreren ©trophen be= 
ftehenbe BolfSgefang behielt auch bann 
nocfe feinen SRamen, al8 ber Refrain be§ 
Kyrie bereits fortgefallen mar. Kyrie- 
leisen, fpäter einfach Seifen, 2 ) mar nam= 
lieb bie Se^etcbnung für bie zahlreichen 
©efänge, bte ba, mo ber latetnifcbe ©es 
fang etne Sücfe liefe, ober bei öffentlichen 
SlnoacfetSübungen, mie bei SBallfahrten, 
auf Bittgängen, bei Äirchmethen, an 


') „Unsar trohtin hät farsalt 
sancte PStre giuualt, 
daz er mac gineijan 
ze imo dingänten man 
kyrie eleyson, christe eleyson!“ etc. 

SBilb- SBacfcrnagei, SlltbcutfcbeS Sefe&ucb 277. 
— 2)aJ biefer So&gefang mirüicb gefungen mürbe, 
bejeugen bie bem alten SJtanuffripte, baS 3)ocen 
aus ber greifinger £anbfcbrift juerft befannt ge* 
macht b<d/ beigefügten Deumen ober Xonjeicben, 
„bafe roenigftenS jum ©tngen für baS SBolt ge* 
bittet mürbe, beroeift ein Zeugnis. 3)er ©t. ©aßet 
SRöncb 3taipert oerfafete ein beutfebeö Sieb sum 
Sobe ©otteö, unb jroar für baS Sßolf. Seiber 
finbet eS ficb nur noch in einer lateinifeben Über* 
fe^ung ©flebarbS IV. (f um 1036)." ^offmann 
22—23. Sltatpert ftarb um 900. 3Jiebr über ihn: 
SlbefonS oon 3lr %, ©efebiebte oon ©t. ©aßen I. 
95—97. $gl. ©cbletterer, ©efehiebte b. g. $icbt. 
345, §ölfcber, baS b. ßircbenlieb 45. 

*) 2)aS Söort SeiS, Seid), Sai, Sap, SaiS mirb 
oerfebieben erflärt. Seidb (altbocbb. leih; altnorb. 
leiko ©piel, leika fpielen; gotb- laiks Xanj, 
laikan fpringen, hüpfen) beutet im ©egenfab 8U 
bem eigentlichen SolfSüebe (chanson) auf eine 
2lrt ^anjlieb, ebenfo Sai, Sap (SOlebrj. Lais oom 
celt. llais, laoidh, laoi ©ebaß, Sßelobie, Sieb) auf 
eine 2lrt Iprifch^epifcher ©efänge (31ol!sbaüaben), 
mie fte bie anglo*normannifcben Trouv^res fangen 
unb fpäter bie 2fleueftrel3 unb Jongleurs unter 
bem Solle oerbreiteten. Slnbere meinen, bafe bie 
Benennung SeiS auä einer Äorrumpierung beö 
9htfeö „Äprie eleifon" in Äirleiö" — franjoftfebe 
Sprieße" — entftanben fei, meines bei ben Söb s 
men in „Kries“, in einigen ©egenben ju Säufcben 
unb Soipfen (baoon Soipfenbrüber) oerberbt, bei 
ben ©laoen ber Skerfeburger ©egenb fogar in 
„Ulrioolfa" umgemanbelt, fo bah „leifen" — fooiel 
ald fingen bebeutet, lorrumpiert in 5tirleiö, bann 
weiter oerberbt $u Soipfen (baber Soifclenbrüber) 
unb Säufcben, melcbeä ftch noch in ben „Säufcben 
unb SRhnelö" bei SReuter finbet 93gl. ©rfcb unb 
©ruber 200. 

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146 


5rr «influfi Hupft»*» unk feiner S*ulr auf bas katt|olifd)r Hirdfenlieb. 


$abre§feften ber ©(^u^ctligcn, bei ©r* 
tnnerungäfetem zc. gelungen würben. 1 ) 

2Ba§ nun ben Sijarafter ber erften 
Anfänge be§ StirchenliebeS, ber einfachen 
unb fpäter erweiterten $ubilo8 be8 „Kyrie 
eleison“ betrifft, fo bot man lief) biefelben 
al§ epifd)4brifch ju benfen; benn obwohl 
ba§ lljriidje Element bie Duelle oller, 
namentlich ber geiftlidjen ^ßoefte ift, fo 
würbe biefetbe boch burch Anlehnung on 
einen epifdjen (Stoff, on ißerfonen unb 
Begebenheiten ju einem epifch*lt)rifchen 
©e6ilbe. ffirft in ber Stauf en^eit, mit 
ber 9Ritte be8 12. QahrhunbertS, al§ bie 
d)riftlid)e Sehre affe CebenSoerbältniffe 
burcbbrungen botte unb ba§ beutfafe Sßolf 
in ben Jfreujjägen feiner begeifterten re* 
ligiöfen Stimmung SluSbrucf oerlieh,*) 
nahm bie geiftlidje ^ßoefie, wie bie ißoejie 
überhaupt, einen rein lijrifchen @b ara Ü ev 
an. Sie ift ber unmittelbare freie ©r* 
guff beS ©efüljlS, ba$ ficb funbgibt in 
einer reinen, jjarten ©otteSliebe, mit 
einer $nnigfeit unb SEßabrbeit, einer 
Ceicbtigfeit unb Slnmut, wie jte feiten 
efunben wirb. 3 ) 2ludj ift jie noch nicht 
ebingt burch „eine fiinftlicfje Beräform" 
unb bte „ftrenge Beobachtung be§ DeimS" 
wie in ben folgenben Qabrbunberten, in 
beneit „burch ben größeren ©influff auä* 
länbifcher ‘»ßoefte unb baS ©inbrinqen 
gelehrter Sfentniffe" ba§ geiftlidje Öieb 
„an grifdje unb ©infachbeit oerliereti 
mufste unb beShalb wieberum ba§ ©e= 


0 Sgl. ßoberftein I. 262 unb §ölfd)er, ba3 
beutfäe Äird&enlieb 35. 

2 ) 3n ber ©dpadjt bei £uefulum 1167 rourbe 
ber beutfe^e ©efang angeftimmt: 

, jn gottes namen faren wir, 

Seiner genaden begehren wir, 
das hallt uns die gottes krafft 
und das heylige grab, 
do ^ott selber inne lag 
Kyrieleis, Christeleis, Kyrieleis.“ 

(©cd, ®efd). beä fall). Äird)enl. 84.) 

8 ) einer ber frü^eften 9)linnefänger „0peroogel" 
fjat unö unter anberen fdjönen Siebern baä SBrucfc 
ftiief: „Würze des waldes“. unb baä SöeÜjnadjtä; 
lieb: „Er ist gewaltic unde starc“ fpnterlaffen. 
2B. SBadernagel, 2Utb. Sefeb. 403—4. — „9Jton 
wirb bie fcfjönen Sieber Sperpogelä, beä non 
rnaä, 3Saltl)erä non ber SSogeltueibe uff. ber an« 
beren 2)idjter biä ju Giebel 93ef)emä (befangen — 
nid)t anberä benn fird)ltd)e nennen fönnen; fte 
bezeugen auch bie uoUfommene iöefnbigung ber | 
3eit jur Terror bringung non Streben liebem im i 
engeren Sinne, foroo^l n>aä bie Äraft ber @r= ' 
fenntniä alä bie ^ßoepe beä Siuäbrucfä betrifft." j 
SSadernagel, b. b. Äircbenlieb. Sßorrebe VI. ! 


müt beS BolfS unb feine ffaffung3ga6e 
nur weniger anfprechen fonnte". 1 ) 3In= 
berfeitS wirb bem geiftlicffen Ciebe eine 
immer reichere Behandlung juteil.*) 

©ine gan$ befonbere grudjtbarfeit 
erlebte bie getjHidje (Dichtung im foge* 
nannten Zeitalter beS beutfdjen Sfirchen* 
liebeS, in bem ber Deformation, obwohl 
fonft bie ^ßoefte in bamaliqer 3 C ' 4 * n 
Deutfchlanb febr oon ihrer £>ölje f)ev ab* 

I iefunfen war unb man Wenig Sinn 
ür offene, freie Sprit geigte. 8 ) ©eroinuS 
aat oon ben $ird)enltebem jener 3*U: 
„2Ba3 ben angebt, fo war baS 

feichtigfte, bafe bie Btbel baburch mehr 
oerbreitet würbe; bieS fchabete bem for* 
meHen SBerte biefer Dichtungen. — 2BaS 
ba8 Kirchen lieb jur Bwittergattung 
machte, war, bajj e3 auf bie SReinungen 
toirfen foHte unb auf 3lnjt<hten, unb bte3 
»war burch ©efang." 4 ) Durch Unter* 
legung biefer bogmatifchen Denbenj trat 
ber £eyt immer mehr in ben Borber* 
grunb; fobalbaber „diu wort“ ba§ Über* 
gewicht über „die wise“ erhalten, ift bem 
Beitgeifte ber B utr *tt eröffnet. Diefer 
machte ftch bann jjum Schaben beä Sir* 
d)enliebe§ auch tmmer mehr geltenb. 
©ebörte e3 *ur B^it ber jweiten fchlefi* 
fchen Dichterfchule hoch fogar §um guten 
Done, einige geiftlicbe Cteber oerferttgt 
ju haben! Daß bei biefem banbmerfö* 
mäßigen Betriebe ber geiftlidjen Dicht* 
funft btefe ©attung allgemeiner ©ering* 
fchä^ung oerftel, fann nicht wunber* 

') »offmamt, 33. 

*) Son 1470 6iS jutn 3 a ^ te 1Ö17 mären 
gegen 32 uerfditebene Sammlungen heutiger Äir= 
^enlieber nor^anben. ®gl. ©ed 146 u. 3 . Äe^rein, 
®a8 beutfefje fatp. Rirrfjenlicb 51. Sie Sieber 
beS 14. u. 15. 3a^rl)unbertb befielen oielfacp auä 
Siebern ber SDl^ftifer (fo bas befannte Sieb 2au= 
lerö[f 1361]: „Uns kompt ein Schiff gefahren“), 
ber ©eitler, auä Überfe$ungen unb Umbilbungen 
lateinifc^er Sieber unb Jbpmnen, auä GHoffentiebern 
(fo baä „Ave maris stella“ beä §einridj non 
Saufenberg), auä JJiifc^liebern (roie baä jurtt ©olfä* 
lieb geroorbene „In dulci jubilo — 3lun finget 
unb feib froh“) unb auch auä geiftlidjen ©arobien 
(roie baä fDCuälatellerlieb: „Den liebsten bulen, 
den ich han,“ baä umgeönbert rourbe in: „Den 
liepsten Herren, den ich han“). 

s ) 3n biefer 3 e 't jat ftd) Sutjer ein grofeeä 
[iterarifebeä Serbienft um bie pflege beä fttrdfen* 
liebeä erroorben. 

4 ) ®eutfcje SJidjtung III. 10. ©gl. 3Ö. SBacfer* 
nagel, (Sefcf». b. b. Siteratur II. 86—87. 


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Jer (HnfUfi 1U<p|UAf unb feiner ftripilr auf bat katljtüfdjr Birdjntlftb. 


147 


nehmen. 1 * ) !gm 17. unb 18. fta^unbert 
macht ftd) baju immer mehr ein lehr* 
bafter, moralijterenber Don in ben geift* 
Heben Siebern Bemerfbar, ber um bie' 
SÖHtte ber fünfziger $abre beS 18. Qafjr* 
bunbertS fogar ber aHeinberrfchenbe 
mürbe. DaS Äirdjenlieb in feiner 6ilb= 
unb fchmunglofen gorm butte nur mehr 
ben ßmed, über bie ©ittenleljre, ben 
©tauben, bie befonberen 8e6enSüerhä(t* 
niffe Untermeifungen *u bringen. 

Do bie ^ßoefte nicht mehr auS bem 
^per^en tarn, fonnte fte aud) bie ^erjen 
niebt mehr ermärmen. 

3lucb baSfatbotifcbeJfircbenlieb machte, 
oereinjelte SluSnabmett*) abgerechnet, 
biefe Ummanblungen mit. 3tn ber ©rettj* 
febeibe beS 18. unb 19. Qabrbunbertg 
begegnen unS bann Männer mie non 
SBeffenberg, ©aiter unb DeniS, bie, an* 
geregt burib bie proteftantifeben Siebter 
ihrer 3®it, namentlich bureb ©etlert unb 
JMopftod, baju beitrugen, bafj bereit 
Dichtungen unb DidjtungSformen in 
fatbolifc^en ©efangbüehern eine toeite 
Verbreitung fanben. | 

Um 6efonberS beS festem ©influfe ! 
beffer mürbigen ju fönnen, mirb eS not* 
menbig fein, unS auf ben Voben ber 3«it 
ju fteflen, ber er angebörte. 

Da8 18. ^abrbunbert ift baS 3 e tt* 
alter beS Nationalismus,*) aud) mobt 
baS aufgetlärte unb baS p^üofop^ifc^e 
genannt. 

Die NeligionSftreitigfeiten beS 17. 
QabrbunbertS butten bie Gilbung Der* 
fcbiebener©eften jjurftolge gehabt, bie ficb 
mieber gegenfeitig mit großer ©rbitterung 
befämpften. »©egen bie ftarre.— Ortbo* 
boyie 4 ) erhoben ftd} jmei mächtige Sei 

l ) (Sä war nicht ju oerrounbern, baß folc^e 
©rjeugniffe ber geiftlic|en Sieberpoefte nicht bloft 
ben guten ©efepmad, fonbern auch baS ftttlicpe 
©eftipl beleibigten. Sergleicpe Dambach, Dntpo* 
logte jc. 3 ff. 

*) (Sä gehören ^ter^er etwa bie poettfdjen @r* 
jeugniffe eines ©pee unb eines SlngeluS ©ilefiuS. 

•) „$er DationaliSmuS," fagt Saur, „baS 
Äircpenl. k." 40—41, „ift bie t§eoI. 2luSprägung 
beS ungeheuren SrrtumS, baß bie menfdjliche Ser* 
nunft in ihrer gegenwärtigen natürlichen Sefchaffen* 
heit jur §erfteHung beS ooHfommenen SebenS, jur 
&efd)affung beS §eilS hinreiche." 

4 ) „ 3 n ber pn>t. Kirche heißen Drthoboje bie, 
welche ben Sehrbegriff ber Sefenntnisf chriften ber 
Deformation gegenüber ber Äritif ntobemen 3)en* 
fenS als unfehlbare göttliche Wahrheit fefthalten." 

SrodhauS, Äono.*Sesifon. 


megungen, nämlich erjt brHßietiSmuS 1 ) 
uno, an biefen anfcbliefjeitb, ber Nationa* 
liSmuS. Übrigens aber unterlag in - ber - 
anjett lutbertfchen Kirche ber Pietismus 
en teils oermanbten, teils feinblicheit 
raHonaliftifcben Vemegungen." 3 ) Der 
$errfdjaft eines ©efüblScpriftentumS folgte 
alfo baS VerftanbeSchriftentum, bie 3 e 't 
ber nüchternen 9lufflärung, in ber bie 
gunbamente ber Stirche ftch fiu lodern 
febtenen unb baS gange VolfSleben um* 
geftaltet mürbe. 

Diefe^citrichtung blieb natürlich nicht 
ohne gotge für baS SHrdjenlieb; eS fam 
um bie fÖtitte beS 18. ^abrbunbertS gu 
einem plö^ticben mtb Döuigeit Vrudj mit 
ber Drabttion. Den alten, oon reli* 
giöfem ©efübl burchbrungenen unb aus 
tnbrünftiger 3lnbad)t unb finblichem 
©tauben beroorgegangenen Sfirchenliebem 
tonnte bie gebiloete unb aufgetlärte 28elt 
feinen ©efebmad mehr abgeminnen. 
„Nian nahm 9lnftofe an oeralteten 28ort= 
formen, behauptete, baS ©Ubenmafj fei 
unrichtig unb ber Neim oielfach gejmun* 
gen. Diefer Vormurf mar baS natür* 
liebe (SrgebttiS ber aWetbobe, melcber ©pee 
unb bie fcblefifdje Di^terfcbule in oer 
Äunft |u bitten gefolgt maren. //4 ) 

5BaS ben ^nbalt anbetrifft, fo mürbe 
bie alte finblicbe ©infalt je^t beifeite 
gefebt, ber Verftanb hotte mitxureben; / 
bie-iiieber.foflieit flar unb beutlich feiner' 
fte füllten belehren. Äurj, man unter* 
legte bem Äirchentiebe eine Veftimmung, 
bie feinem ganzen 2Befen fremb mar; 
unb eS fanoen ftch auch Dichter, bie 
biefem allgemeinen Verlangen Nechnung 
trugen, „rlber allen Siebern biefer ßeit 
freht man an, bafs fte bie Q-reigetfter 

! ) 2 )er oon ©peneo begrünbete Pietismus 
fonnte um fo weniger ohne (SxnfCuß auf bie reli* 
giöfe Sieberpoefte bleiben, als er ja baS §aupt* 
gewicht auf baS religiöfe Seben legte. Sgl. Dam* 
badj 1 . — „$)aä bibaltifche Element tritt in bent* 
felben mehr jurüd, unb ber $on ber fubjeftioen 
©mpfinbung — wirb oorwiegenb. — Xie geiftlichen 
^ßoefien ^erfteegenS," 5 . S., „tragen buräjweg ben 
©heiter beS tief innerlichen, mpftifchen ^Oriften* 
thumS. ©injelne feiner Sieber laffen ihn als ifen* 
ner ber ©chriften ^auler’S oermuthen, wie er an* 
berfeitS manche feiner (SJefänge auf Öebanfen auf* 
baute, bie er ben ©chriften beS feligen $homaS 
oon äempen entlehnte." Sedt 185—186. 

*) Sunde, „löer ift ein ^ietift?" 118. 

s ) Säumler, „$a$ fatholifche beutfehe Äirchen* 
lieb" 7. 

19* 



Original fro-m 

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148 


JJrr «influR H#pRoA» unb ftintr Stillt auf baf kati|tlifd)t Hrdjtnlifb. 


überzeugen wollen/ bafj fie feinen Söoben 
mehr Oermuten/ auf bent fte mit ben 
alten, einfältigen üftittefn augreichen. 
Daä Sljriftentljum ift nicht mehr ein nn= 
angefochtener Sefifc, eg ift ein ©igentljum, 
bag gefährbet, angegriffen, $u üertfjeibigen, 
ju rechtfertigen ift, bie Dichter finb alle 
auf bet D efenftoe."*) 

Qn biefer ulaubengfchwachen ßeit trat, 
oon heiliger SBegeifterung für bie 9Reli* 
gion erfüllt, ein Dichter auf, ber in fei* 
nem 2Reifterwerfe ben Dob unb bie Auf* 
erftehung $efu 6efang unb burd) feine 
fchwunaoode ^Joefie einen zweiten g-rüh* 
ling unferer beutfdjen Dichttunft eröffnete. 

@g mar ber gleich ©edert oon ber 
ÜRitwelt, bie ftch „aug ber falten Atmo* 
fphäre ber ftreigeifter" heraugfeljnte, mit 
hoher Verehrung gefeierte junge Slopftocf. 

gfriebrich ©ottüeb Slopftocf (1724 
big 1803), aug ben Sreifen-beg ißietife- 
mug — mit feinem ftarfeit 3 u 9 e junt 
Unionigmug — heroorgehenb, paarte mit 
heiterer ©efedigfeit ein liebengwürbigeg 
©emüt, reliqiöfen (Srnft mit Überfcf)Weng* 
lichfeit beg Augbrucfg unb hohem Oben* 

) fchwunqe. ,,$nt ©egenfajj zu ber ntora* 

I lifterenoen bibaftifchen SBerftanbegrichtuna 
/ ber ©ellevtfchen Schule oeijucht er burep 
f Führung, burdj energifche ©rreguug beg 
©efüljlg auf bie ©entüter einjutoirfen 
uub fte im hohen Schwünge ber 33e* 
geifterung gleichfam aug ber ©nge ber 
profaifchen Sebengauffaffung in ibeale 
Sphären heraugjureiBen." 2 ) 

SSereitg im Qahre 1756 hotte Slop* 
ftoef auf alle hohen f^efle mit Augnahme 
oon 2Beif)nachten lieber oerfertigt auf 
bie 3Relobie: „£>err ©ott, bich loben 
wir." Ani 8. SRooember fchrieb er bieg* 
bezüglich oon Kopenhagen aug nach 
Oueblinburg an feinen ißater: ,,Q<h ^abe 
eine Sache angefangen, bie ich für tnettten 
weiten Seruf halte. 3<h Ijabe Sieber 
ilr ben öffentlichen ©ottegbienft gemacht. 
$ch halte bieg für eine ber fd)Werften 
Sachen, bie man nur unternehmen faitn. 
dlian fott, wo nicht betn gemeinen ^>au* 
fen, buch ben meiften oerftänblidj fepn, 
unb hoch ber Religion würbig bleiben, 
^nbefj fcheint eg mir, baf? mir ©ott bie 

') ©eroimt«, IV. 198. 

*) Söefcftein, 7)a$ beutfdje Jlirc^entteb, 6.115. 


©nabe gegeben unb mir biefe Arbeit fyat 
getingen taffen." 1 ) 

^jm Derbfte 1757 (mit ber Jahres* 
jaht 1758 auf bem Ditelblatte) ließ Slop* 
ftoef ju .Kopenhagen unb Seipjig beit 
erften Sanb feiner geiftlichen Sieber int 
Drucf erfcheinen, unb im ftah*e 1769 
folgte jenem ein ^Weiter. Diefer trug 
tm wefentlichen bag ©epräge beg erfte* 
ren, hoch waren bie Stimmen ber Krittf 
nicht ganz nufclog oerhallt. 

Qn ber 33orrebe ju biefem lederen 
SBanbe fprach Stopftoa foaar bie Abftcht 
aug, ein proteftantifcheg ©efangbuch hör* 
augjugeben, anfeheinenb mit bem ©e* 
banfen, baf} auch hie Satljolifen biefe 
Sammlunq benüfcen würben; benit in 
ber SBorrebe heifet eg wörtlich: „SMel* 
leicht wirb eg auch ben Satljolifen, un* 
fern Srübern alg Deutfchen unb — alg 
©fjriften, nicht gan* unbrauchbar fein."*) 
Die gleichgültige Aufnahme, ben biefer 
^Weite Deil feiner Sieber erfahren, mag 
thn oon biefem Vorhaben abgehalten 
haben. 

2Bie fdjon aug obigem ^Briefe ju fehen, 
erfannte Slopftocf wohl bie Schwierig* 
feit, bie für iqn, ben Obenbicf)ter, in ber 
Anfertigung oon geiftlichen Siebern lag. 
„Ohne her SSürbe ber Religion etwag 
ju oergeben unb ohne jur unfüuftle* 
rifchen $rofa hcrabjufinfen, mufjte er 
oerfuchen, adoerftänolid) für eine ganze 
©emeinbe, auch für bie weniger begabten 
unb weniger gebilbeten 9Jiitglieber ber* 
felben, ju bichten." 3 ) 

Die theoretifchen ©runbfäfce, bie Stop* 
ftoef in ber SBorrebe ju feinen geiftlichen 
Siebern über bie Aufgabe unb bag 2öe* 
fen ber fircljlichen Dicfjtfunft ung barlegt, 
ftnb burchaug richtig. 53or adern empfiehlt 
er bem geiftlichen Sieberbichter bie origi* 
nede SRachahtnung ber ißfalmen. Anftatt 
biefelbeu einjutetlen, gibt er nur «oei 
Arten berfelben, erhabenere unb fanftere 
an; bie erfteren nennt er ©efänge, bie 
leiteten Sieber. Qene feien bie Sprache 
ber äufeerften (Sntjücfung ober ber tief* 
ften Unterwerfung, biefe ber Augbrucf 
einer fünften Anbacht unb einer nicht fo 
erfefjütterten Demut. 2Bem eg gelänge, 
Sieber ju machen, bie auch bem gefielen, 

l ) Älopftodf^ SGßerfc. X. 420— 421. 

*) ©ciftHc^e ßteber, S5orrebe 4. 

3 ) Fünfer 307. 


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149 


Per Einfluß Pltpßaik« uni feiner Säjulf ouf bat hattiolifd^e Pirtfjrnlirb. 


ber bem ©efange, ber Obe folgen fönne, 
fdjrei6t Sflopftoa, ber Ijabe öortrefflicbe 
Sieber gemalt; unb folcbe Sieber mollte 
er fetfjft auaenfcbeinlicb liefern. 

ferner geifet eg in ber 23ovtebe, ber 
Slugorucf ber ©mpfmbung beg neuen 
Sejtamenteg, in meteper unfere Anbetung 
oft gur ©ntgücfung wirb/ fei ber $aupt* 
ton beg ©efangeg unb beg Siebeg, — ber 
Inhalt bie Stebe ©otteg unb unfern 
■äJZitmenfcben. ©in Siebter, ber eg nicht 
Oon gangem fielen mit ber Religion 
meine, fei unfäfjtg, ^eitifle ©ebiebte gu 
machen. „Slug tiefen SSeftimmunaen, 
bie gum Shell feinen Sabel gegen ©ellert 
enthalten, fteht man aber, bafe, wenn 
©iner, fo @r auf bem SBege unferer alten 
freubigen Sieberbicbter fteht; babei batte 
er gernife alle inneren ©aben unb oagu 
bie äußeren 33eaünftigungen ber tn 
(Sprache unb poetifebem Slugbrucf oorge» 
rücften ßeit. 2Barum befriebigte ben* 
noch fein Sieb noch meniger alg felbft 
©eöertg?" 1 ) 

Sflopftocfg Siebern mar bie einfache, 
finblicfee 33orftetlungg* unb Slugbrutfg* 
rneife, bie ber ©runbefearafter beg Stirnen* 
Itebeg ift, oöHig fremb. @r bemüht fiel) 
mol)l, feine $nbioibualität in etrna ab* 
guftreifen, fich in bag ©emüt beg 33olfeg 
gu oerfefcen, gum SSolfe hcrabgufteigen; 
aber ben 28eg bagu finbet er nur mit 
£>ilfe ber SRcflerion. SBag allein bag 
SBerE beg empfinbenben £>ergeng fein foK, 
rnirb bei ihm nur erreicht bureb ÜRitbilfe 
beg beftänbia prüfenben, nüchternen 33er* 
ftanbeg. Älopftocf fehlte eg an ^nnia* 
feit unb Seibenfchaftlicbfeit beg ©efühlg 
aernife nicht, aber ber ©ebanfengang in 
feinen geglichen Siebern ift nicht einfach 
genug, baß ihn jeber fofort üerfteben 
lönnte. £>anblung mar in Älopftocfg 
Siebern feiten, in ihnen übermog bie 
^Betrachtung, unb fo maren fie feinen 
Oben nur gu ähnlich- 

SBar ber ©inbruef, ben bie ÜKeffiabe 
bei ihrem erften ©rfebeinen machte, ein 
übermältigenber unb bie ©inmirfung bie* 
fer Sicbtunggart auf bie SDZitmelt eine 
überaug grofee, bie fich fogar funbgibt 
in ber religiöfen ©pif eineg Sabiglaug 
sjjprfer,*) fo mar ber ©influfe, ben unfer 

*) ®en>inuS, IV. 199—200. 

») ffir>6if(f|of oon (grlau (1772-1847). 


Sichter bureb fein SHrdjenlieb augübte, 
obmohl biefe Sichtunggart faft allgemein 
alg eine oerfehlte begeidjnet mirb, boeb 
auch fein geringer. Stlopftocf beoorgugte 
folche alte SEirdjenmelobien, melcbe an 
bie fübne ££orm ber Obe erinnerten, 
unb ba mar eg namentlich biefer hohe 
Obenflug, ber bie Sftitgenoffen begeifterte 
unb fajon früh anbere Üircbenlieberbichter 
ftd) an Älopftocf artfcbliefeen liefe. 1 ) 

„Sin ber gangen SZorb* unb Oftfee 
bilbete fich eine jüngere Sidjterfcfeule, bie 
Sllopftocfg garbe niept oerleugnen fonnte. 
Unter allen feinen erften Slnhängern, 

E reunben unb ©eiftegoermanbten fteht 
. ST. ©ramer obenan."*) Siefer teilt 
mit ibm bag Streben, fiep über bag ©e* 
möholichc gu erheben, unb üerbinbet mit 
bem hohen ©cbmunge Slopftocfg bie Star* 
beit eineg ©ellert. Obmohl er aber bem 
festeren, feinem ^reunbe, richtig oor* 
hielt, bafe Sieber feine Sehroben fein 
bürften unb mehr aug ©ntpfinbungen 
alg aug SSetracbtunaen befteheti müfeten, 
oerfiel er boefe felbft nur gu oft in bie 
bogmatifebe Sibayig." 

Sluf religiös Iprifchem ©ebiete lehnte 
fich auch Saoater, ber fpäter alg alle be* 
beutenberen Sieberbicbter bamaliger ßeit 
feine Sieber Oerfertigte, an SUopjtocf an. 
,,©r hat aröfeere Slnforberungen an bag 
geiftliche Sieb gemacht, alg Slfle, unb hat 
meit geringere geliefert." 8 ) 

Ste ©dfüler Stlopftocfg, bie an poe* 
tifcher 33egabung meit unter unferm Sich* 
ter ftanben, aemannen gu ihrer 3eit faft 
ein ^ö^ereS Slnfebeu auf biefem ©ebtete 
ber Sichtfunft alg ihr grofeer SDZeifter 
felbft. 3tö re ^ßoefien oerfebafften ftch, mie 
mir noch feljen merbett, febott ben ©in* 
gang felbft in fatholifebe ©efangbücher, 
mährenb man ftch bei Sftopftocf noch mit 
ber SZaebahmung feiner Sichtunggart 
begnügte. 

l ) „@r mar 1751 nad) Kopenhagen berufen, 
roo fcboit früher burd) ©lia§ ©djlegel eine beutfd)e 
literarifebe Kolonie eröffnet ttmr; Klopftodf jog 1753 
SÖafeboro nach ficb, 1757 3 . SC. ©ramer unb biefer 
roieber ©. gunef. ©ine SBeile lebte fpäter auch 
(SJerftenberg in ber Stäbe." ©eroinus, IY. 195—96. 
— „$ie ©eifter feiner Qeit unb ber Stammelt 
haben ftcb nid)t allein bureb i^n gebilbet, fie haben 
ftcb an ihm entjünbet; er ift — ber SJteifter berer, 
bie um ihn ftanben unb nach ihm famen; biefe 
feine Sünger." Hilmar 497. 
s ) ©eroinuö, IV. 196. 
a ) ©eminu^ IV. 193. 



Original fmm 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 



160 


9er ginßuft lUopftodts unb feiner $d)u(t auf bo linttiolifdie Hirdjenlieb. 


VanS $aEo6 gra6er, ein greunb SHop= 
ftocES auS ©omburg/ machte bet einem 
Slufentbalte in 28ien ben Qefititen SWi* 
cbael ©entS nuf SElopftod unb feine poe= 
tifdjen SBerfe aufmerEfant. tiefer brachte 
bem 9J?efftaäbicf|ter in ber golgejeit eine 
begeiftevte Sereßrung entgegen unb gab 
Seranlaffung, baß beffeit geiftlidje SpriE 
lieb über bie ©renjen ber proteftan tifdjen 
Stirere in bie fatfjolifdje Stircbe ber Stuf* 
ElärungSjeit oerpflanjte. 1 ) ©ettiS mar 
im Qafjre 1759 an bie ©bereftanifebe 
2lEabetnie berufen morben unb entflammte 
nidjt nur bie abelige ftugenb für ben großen 
©idjter, fonbern mußte aud) feine Segeifte* 
runa auf anbere priefter ju übertragen. 

©eniS mar felbft Siebter, ©lürflidjer 
als Älopftotf bot er baS SEirdjenlieb ge* 
pflegt, unb feine reliaiöfen Poeften atmen 
tiefe unb mabre fReligiofität; — er bat 
StlopftocE naebgeabmt unb fanb felbft mie* 
ber jabreicbe fftaebabmer, 1774 gab er 
fein Sttcbleiu: „©eiftlidje Sieber jjum 
i ©ebrauebe ber ffo^en üfletropolitanfircbe 
1 bei @t. ©tepban in SBien unb beS gan* 

, jen mienerifeben ©rjbiStbumS" 2 * * * * * ) betauS. 
©ie eigentümticbe 21 rt ber geiftticben 
Sieber SElopftocES, bie lebhaften Silber, 
bie ungemöbnlidfen 28enbungen, bie feu* 
rtgen ©ntpfinbungen, mobureb ftcb biefe 
über ben ©on ber anberen Sieber erbeben, 
fpiegelt fidb bei bem öfterreiebifdjen ©ich* 
ter mieber. Son feinen ©efängen, bie 
ftcb fdjon ju feiner ßeit einer großen 
Popularität erfreuten, finb manche Sieb* 
lingSgefänge beS beutfeben SolEeS bis auf 
ben heutigen Stag geblieben. 

©ie fogenannte „beutfebe ©ingmeffe": 
,,©ier liegt oor beiner- 2Rojeftät" tc., 
melcbe gemöbnlicb ©eniS ^ngefebrieben 
rnirb, 8 ) finbet ftcb guerft ttt bem ooit 


l ) „©ein SterfyältniS 511 bem großen prote* 

ftautifdjen Siebter feiner 3 eit ift — oorbilbenb für 

baö innige $erf)ältni$, in roeldjem 2 )eutfcbfanb ju 

Öfterreid) trofc oieler 3 ro ' c ?Pöitigfeiten ficb befin* 
bet. Älopftod fd)rie& feinen SJleffias unb felbft 

feine geiftlidjen Sieber auöbriidlicb auch für bie 

iatfjolifdjen Sänber. — Wiemanb anberS fonnte in 
biefem ©inne — für ifjn fo tätig fein unb babureb 

— ba$ jerriffene geiftige S3anb aioifcben JDeutfcb* 
(anb unb Öfterreid) feft jufammenioeben, toie3)eni3." 
£)eutfd)e 9iat. Siteratur, 48. $anb, 157. 

8 ) 2>ie liiert in ber SiteraturaugaBe oerjeicb* 
neten ©efangbüdjer finb ju finben in bem SBerfe 
33äum!er3: „$aö fatb. Äircbenlieb." 

•) ©eroeife bafür> bafj 3 )eni$ ber Sßerfaffer 
ift, ^at $3äumfer trofc ber forgfältigften Wacbfor« 


©. $obl6renner berau$gege6eneit 
©efangbuebe oon SanbSljut auS bem 
Qabre 1777.^ SäuntCer bat naebgemte* 
fen, baß folgenbe fecbS Sieber oon ©eniS 
in biefeS ©efangbueb übergegangen finb: 
„©rfreut euch, liebe ©eeten," 121, 

„ftn ©ott beS SaterS unb beS ©opneS" 56, 
„sfontm bl- ©eift! 0 britte Perfon" 81, 
„fierr! mir ftnb getroffen" 167, 

„0 ©Töpfer! beffen 2lHmacbtSmort" 108, 
„©bauet, ©immel! ben ©ereebten" 64. 

©aS Such, baS in oieten feiner Sieber 
ben ©inftuß ber SElopftotffdjen Obenpoefte 
äu erfennen gibt, mürbe „oon ben meiften 
Sifcböfen ©eutfdjlanbS approbiert unb 
an oielen Orten naebgebrueft ober ep* 
cerpiert.*) 

trägt baS auf Sefebl 2J?arta ©b ct *fia§ 
aum ©rucE bef örbprte ©efangbudb SöienS,*) 
baS in bemfelben ^abre mtt bem ©eni§* 
feben SerEe erfdpen, eine 3teibe oon 
beffen Siebern aufgenommen bat, unb 
an bem, mie einige Oermuten, ©enis 
unb fein greuitb ufeaftalier 9J?itarbeiter 
fein fotlen. ©ie Sieber tragen, obmobl 
ftcb £lopftocES ©influß nicht oerEennen läßt, 
oielfacb einen platten unb Eatten ©on. 

©eniS’ Seifpiel in ber Verausgabe 
eines ©efangbucbeS fanb bte eifrtgße 
9lacbabmung. Siele Sifcböfe, fo bie oon 
©raj unb Saibadj mie ber ©rjbifcbof oon 
Salzburg emofablen ben ©ebraueb beut* 
feber Sieber beim ©otteSbienfte. 

2luS ©eniS’ ©efangbueb gingen fünf* 
jebn Sieber in bie „©ammluna geiftiieber 
Sieber. Son ©rnft 3£aoer ©urtn. 3Wainj 
1778." über, mie auch ©urin felbft in 


fdjungen nic^t finben fönnen. 3 )erfetbe fagt in 
feinem 2öerfe über baö ßirdjenlieb ©. 303: „2)ie 
beutfd^e ©ingmeffe fte^t juerft im Sanbg§uter ©e- 
fangbuc^e uont 1777. Sßenn ftcb Jnocbroeifen 
liebe, bab 9Jt. ^eniö 3Jlitarbeiter an biefem 33 u$e 
geroefen märe, ober bab feine $ubüfationen oor 
bem Sabre 1777 bie beutfebe ®ieffe enthielten, 
bann wäre bie ©acbe !lar. (Srftereö oermag id) 
nicht ju beroeifen. dagegen b a ^c id) nach glücf* 
lieber $lufftnbung ber erften Auflage ber geiftlicbeu 
Sieber oon 3)eni3 (SSien 1774) feftftellen fönnen, 
bab bie Sieber ber beutfeben ©ingmeffe nicht barm 
enthalten fitib." 

1 ) „ 2 )er heilige ©efang junt ©otteöbienfte in 
ber römtfebsfatbolifeben Äircbe." 

*) ^äumfer 9. 

3 ) tfatbolifebes (SJefangbucb, auf allerböebften 
Sefebl 3^er f. f. apoft. SWajeftät Starten Xf)t^ 
reftenö jum 2 )rud Beförbert, SGßten. Serlag ber 
fateebetifeben öibliotbef." 


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151 


Per «inguft |Utp|l»dti uni feiner $d)utr auf bi« hotl)elifd)e Pir^enlieb. 


feinen eigenen Oid)tungen ben SElopftocE* 
fc^en Obenton oerrät. 1 ) — „Qn bem © 13 * 
ftifte Orier erfdjien ebenfalls ein beutfdjeS 
©efancjbuch mit ben OeniS’fcben Ciebertt; 
in Söatern forgte neben bem eigentlich 
Baierifdjen ©efanabudje befonberS ^ofep^ 
<3perl*) für beutfdje Cieber." 3 ) 

Oa bie bisher genannten ©efang* 
Bücher bie ©rurtblage einer großen 9ltt* 
gab! fpäterer mürben, ift eS leidet erElär* 
lieh/ bafj auc^ ber JfloüftocEfche ©influfj 
ftd) immer meiter nad) oem korben unb 
<Süben unfere8 SaterlanbeS oer6reitete. 

©inen üftacbahnter aud) im 33erbeffern 
alter SEirdjenlieber hat StlopftocE nament* 
lieh in JRuboIf Oeutgen gefunben. 4 ) Oie 
oon biefern auS früheren ©efangbüchern 
unb Oon anberen Autoren übernommenen 
Cieber ftnb fo auSgebeffert unb oerän- 
bert, bah jum gropen Oeil eine ganj 
neue ©eftalt angenommen haben. 2US 
33eifptel fei nur hinfl^oiefen auf baS 
Sieb: „ber untätige ©taube" ©. 290, 
eine ooUftänbiae UmfteHung unb 93er* 
änberung beS ©eHertfchen ©efangeS: „ber 
thätige ©taube," ber aber burch biefe 
Umgeftaltung nichts oon feiner mäfferiaen 
SDloral oerloren hat, fonberit, menn tnog* 
(ich, noch mehr einer nüchternen @tanb* 
rebe- in keimen gleicht als juoor. — Qn 
manchen feiner Cieber, namentlich in 
ben Oan!*, Cob* unb SfttbetungSliebem 
herrfcht inbeS ÄlopftocES Obenton oor. — 
OaS ©efangbud) ift trofc beS falten 
©eifteS, ber tm allgemeinen in ihm rneht, 
mieberholt unb an oerfdjiebenen Orten 

*) 2)etn ttmftanbe, bah 5Curin jebem entlehn» 
ten Siebe ben Stamen beS SerfafferS beifügte, »er» 
banfen mir, a&gefehen non manchem anberen bie 
RenntniS banon, bah 3)eni$ ber 33erfaffer beS nor» 
genannten geiftiiehen SieberbüchteinS ift. 

*) f aß Pfarrer ju Scbneibheim i. 3- 1832. 

*) »ect 215. 

*) „SJeues latljolifcheS ©efangbuch, jur 33e= 
(ehrung unb ©rbauung ber ©hriften für ben öffent¬ 
lichen ©otteSbienft unb jur ^ßrioatanbacht eines 
ieben Shriften, mit beigefefcten alter Orten be» 
fannten unb befonbern gart} neuen SRelobten. 
iügtiche — fefttägtiche — nermifchte ©efänge unb 
©ebethe. Stört SRubolf Seutgen, SSilariuS unb 
33ibliothefariuä ber Domfirche }u ÖSnabrücf. Stach 
bet brüten oerbefferten Stuflage. 3Jtit ©enehmi« 
gung hoher geiftlidjer Obrigteit. SJiünfter in ber 
Stfchenborff’fchen Suchhanblung." 3« ber Sorrebe 
heifjt eS: „3m ©anjen ift alte Slnjfiglichteit »er» 
mieben, nur ftnb hier unb bort einige Sehrfähe 
ber chrifttichen Sletigion überhaupt unb einige ©e> 
bräune unferer ftirche erftätet; metchel feinein an' 
ftöfjlich fepn lann. ic." 


gebrueft morben. Qn OSna 6 rücE unb 
unb einiqen anberen Oibjeien ift eS heute 
noch niegt auper ©ebraud). 1 ) 

©inen großen ©influp hat Oeutgen 
auf baS „fathotifche Danbbucg" oon £>am* 
mer,*) ber allein 79 Oeyte oon ihm über* 
nahm, unb auf ben „hl. ©efang" oon 
|jerolb *) auSgeübt. 

Unter ber ©inmirEung ber ÄlopftocE* 
fdjen CpriE fleht auch baS ©efangbuch oon 
Säger in Orenfteinfurt oom $ah« 1781» 
baS burch feine ganje Einlage ben Stud) 
mit ber Orabition repräfentiert. @S iji 
baSfelbe mie baS 1798 erfdjienene ,,©e* 
fang* unb ©ebetbuch jum ©ebrauche ber 
fHömifcpEatholifchen" in Orenfteinfurt. — 
Über bie Hälfte ber Cieber ftnb bem 
CanbShuter ©efangbudje entnommen, 
bann ftnb auch bie Cieber ÜEurinS be* 
nü^t. Oie hohe Obenbegeifterung, bie 
jich mit befonberer Kühnheit auffchmingt, 
ift ber oorherrfdjenbe Oon in faft allen 
Ciebern. 

Söger in Orenfteinfurt mar mieber 
3Jorbilb für baS ©efangbuch oon ©fjrt* 
ftoph ©ernharb 33erSpoeH, baS 1810 in 
tlWünfter erfdjien. 4 ) 

Oen inbireeften ©inftufe ÄlopftocfS 
sjeigt auch ff OaS Eieine Oilingifche @e* 
fangbüdhgen" 6 ) oom ^jahre 1787. — Oie 
Cieber ftnb juni Oeilber 1780 in Oil* 


l ) 2)a£ ^ilbe^eimer ©efangbuch, baö noch 
immer neue Auflagen erlebt, ift im ©runbe ge= 
nontmen nur ein um einzelne Siebertejte ner^ 
me^rter Reuigen. 

# ) Sluguft Jammer, Sieg. ©Ijorl). beö Slugu^ 
fttn ju ©t. 3o^ann in §alberftabt unb ehemaligen 
^aftorö, Äatholifcheä |>anbbudj, ba§ ift ©ebeth*, 
©efang* unb ©oangelienbud), jum 9luhen unb jur 
SÄnbaebt fatholif(her ©Triften aufä neue jum $rucf 
beförbert non T. C. P. H. (T. Contzen Prsepo-, 
situs Halberstadensis). ©ebrueft ju §alberftabt 
bep ^eliuö 2öittroe unb Heinrich SÄatt^iaö. 1801/' 
53äumfer 116. 

8 ) „2)er hl. ©efang ober ooUftänbigeS ?athos 
Ufcheö ©efangbuch für ben öffentlichen ©otteäbienft 
unb bie häusliche ^Inbacht. ®erau§gegeben non 
3R. 2. ^erolb" (geb. 1753, + 1810), „roeilanb 
Pfarrer ju §oinfhaufen im $erjogthume Sßeftphalen. 
9Jttt ©utheifeen ber geiftlxd^en Sehörbe. 2ld)tjehnte 
Auflage. Sippftabt 1843." 3)ad Buch enthält 
jmei intereffante 3lpprobationen. 

4 ) „©efänge beim römifch j tatholifchen ©otteä* 
bienfte." 

6 ) „Ober Sluäroahl non Siebern unb 3Mo* 
bepen bep ber heiligen 3Reffe, unb anbent ©otteg* 
bienften nach bem ©rauche ber Wormalfchulen in 
ber h^chfürftlich bifchöfl. Siefibenjftabt Ailingen. 
3Wit ©rlaubnift beS Augsburg. ©i< 

fariatö in biefer Sorm anö Sicht gegeben." 


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152 


Per ftinflufj Jlopftodt* uni feiner $d)ule auf iu katijelif<)( lirdjenliei. 


lingen erschienenen „£>arfe DaoibS" ent* 
nommen. Dieses ©efangßuch geht auf 
baS gulbaer oon 1778 unb bie „Statecße= 
tifeßen ©efänge", 28ien 1778 jurüdE, oon 
benen erftereS einen großen Steil ber 
Siebet oon Denis entlehnte. 

9tuS nieten ber in biefen ©efang* 
buttern enthaltenen Siebern fpxic^t ber 
gatue gofep|inifthe ©eifL. 

' "Dräger Kiefer rationaliftifcßen ©trö* 
mutigen mar auch oon 2Beffenberg,-aIg 
beffen 2Berf baS „©hrtftEatfj. ©efang* 
uni» SlnbacßtSbuch für baS SiSthum ©on* 
ftan* 1812" anjufeßen ift. — 9We Sieber 
SBeffenbergS tragen mie bie StlopftocfS 
einen auSgefproißenen fubjeEtioen ©ßo«- 
rafter unb ftnb mie oiefe StefleyumS* 
poefiett; „metrifdhe unb rhpthmifeße ©in* 
Eleibung, iöerftfifation, ©teganj beS 9luS* 
brucES, Feinheit unb SEBohlElang beS 
9teim§ laffen h^r nichts *u müttfeßen 
übrig; aber eS fel)lt nieten Siebern jener 
tief chriftliche ©eift, jene finblidje ©in* 
falt unb Slnmut, jene Qnbrunft ber 9ln* 
bad)t unb ©lut ber SBcgeifterung, melcße 
bie alten SEircßentieber auSjeiißnet; fte 
bieten überhaupt ein mehr äftßetifcßeg 
als EircßHcßeS ftntereffe." 1 2 ) 

91 n baS SEonftanjer ©efaitgbuch fehltest 
ftch baS Stotmeiler an, baS 1834 in 
5. 3tuftage erfchien unb niete Sieber non 
Denis unb auS bem SanbSßuter ©efang* 
buch enthält. 

DaS non ^oßann Oon ©eijfel*) be* 
aonnene unb noUenbete ©efangoud) non 
@peier 1843 ift eine ©antmlung ber 
oorjüglicßften ©efänge auS norgenannten 
unb anberen Sieberbüchern; biefelbe ift 
noth bureß eine St ei he neuer Dichtungen 
oermehrt.*) — ©eiffel fetbft Befaß eine 
nicht geringe poetifeße Begabung, unb 
feine Iprifcßen 33er[ucße ntüffen als burch* 
auS gelungen bezeichnet merben. 2Bte baS 
Sieb: „^ulbigung bem QefuEinbe", 49. 

©tropße I. 

„@rbe finge, * baß ertlinge 

Saut unb ftarf bein Qubellieb; 


1 ) 3- SReumaier, ©efcfjtc^te ber cfjriftl. ftiinft, 
I. 359. 

2 ) ilarbinal 3ofjamte3 oon ©eiffel, f alö ©rj* 
bifdjof oon Äöln 1864. 

8 ) „3*fu3 Gljvift ift f)ier jungen/' 209 nad) 
Sailer. „©eg gegriifjt, bie auöerforen," 220 nach 
©totberg. „§eU’ge, §oc$gebenebeite," 221 oon 
ÜRabernumn. 


ßimrnel alle * ©ingt jum ©(halle 
DiefeS Siebes jauchjeno mit; 

©ingt ein Soblieb euerm SKeifter, 
greift auih ihr i^rt, £>immetSgeifter; 
2öaS er fchuf, maS er gebaut, * greift 
ihn laut." 

bie bekannten ©efänge: „O bu hoch* 
heil’geS Äreitje," 117, „Söunberfcßön 
prächtige, £>oße unb SWäcßtige", 223, fo 
ftnb bie meiften SEircßenlieber ©eiffetS in 
bem hohen Obentone ÄtopftocfS, gebichtet. 

Johann SJEicßaet ^©ailcr f im allge* 
meinen ein feßarfer ©egwer ber „3ofegl)i* 
nifeßen Stiftung" unb ber 9Tuftlärung, 
«igt fuh in ben in feinen ©ebet* unb 
©rbauungSbüchern eingemebten ^poeften 
non Saoater, bem ©cßüler SEtopftoctS, 
beeinflußt; er felbft mirfte mieber auf 
Stticßael ^enneberg unb ©hriftoph non 
©thmib ein. 

Sticht ju übergehen ift bie 33ebeutung, 
bie SlopftodS geiftlicße Sprit für Staber* 
manu, non bem noch fpäter bie Stebe 
fein roirb, hotte. Diefer betennt felbft 
in ber Sorrebe gu feinen ©efang* unb 
©rbauungSbüchern, mie in bem „Opfer 
oor ©ott" unb ,,9lm ©rabe meines ©r* 
löferS": „Die in bie “profa hin unb 
mieber eingeftreuten einzelnen ©trophen 
ftnb großenteils auS SElopftocfS Siebern." 
Dodj auih in feinen ja^lreic^ert eigenen 
Siebern unb Stacßbübungen lateinifcher 
Deyte geigt ftch biefer erfahrene ©cßul* 
mann als ein burchauS nicht unaefcßiiEter 
©chüler ÄlopftocES. ©timmte bod) eine 
bemunbembe Stachahmung beS großen 
Dieters feine Seiet. 2Bte bei oiefem, 
fo mar audj bei iljm ber oorherrfeßenbe 
©haraEter ber ^Soefte geuer unb ^n* 
brunft ber Slubacht unb eine ftd) h^ unb 
ba bis jutn Obenfcßmunge erßebenbe 33e* 
geifterung. ©rinnern fißon bie allge* 
mein gehaltenen Überfcßriften ber in bie 
Sßrofawerte eingeffoeßtenen Sieber: ©ott 
bem ©ißbpfer, ©rlöfer, heiligen ©eifte, 
©ebanEen an ©ott zc., an StfopftodE, fo 
preift er auch in benfelben mie biefer 
norjugSmeife ben ©migen, ben 9lKerhöd)= 
ftcii, benSluferftanbenen, beit Unenblicßen, 
monon ©teilen mie: 

„Unb biefer ©eift, 

Qm ©nblicßen fo Eiein, 

2 Bie unterfängt er fuß 
Den Unenblicßen ju erfaffen? 
ßu tneffen beS ©migen ^öfj’u, 


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Iler SinfUff fklepfli*« uni feiner Sdjule auf ias katl|«lifd)e üir^enliei. 


153 


Der baS Ka’ erfdjuf, 

Unb baS 2UT befeelet?" 48, ober: 
„^gegenwärtiger, ber im ©erborgnen 
fiehtl 

©ieh, au« ber (Srbe nieberm ©taube 

t ebt allgewaltig mich ber ©laube 
n’S ^ög’re, retn’re Cic^tgebiet!" 26. 
©etrad)ten wir al« fßrobe nur eine 
©tropfe be« Siebe«: „Himmelfahrt 
3efu" 48: 1 ) 

„"^rei« bem Überwinber, ©h rc / 
übel ihm, er hot ooHbracht! 

;n be« lichten Sether« Sphäre 
ährt er auf in ©otte« Fracht! 
errlid) hot’S ber H crr Vollbracht 1 
Um ihn jauchgen Himtnelchöre! 

t alleluja! ©otteSfofjn 
teigt im SBolEenglatig gum Dh* on !" 
@o rafch Slopftoa« Obenton auf Ea* 
tholifcher ©eite greunbe unb Stacfjahmer 
fanb, feinen eigenen geiftlidjen ^ßoeften 
blie6, wie oben bemerft, ber (Eingang 
in bie Eatholifchen ©efangbftdjer auch 
bann noch Oerfdjloffen, als bie ©etfertfche 
geiftliche Cgrif unb bie fßoefien ber übri* 
gen ©chüler SlopftocfS h^r fchon eine 
weite ©erbreitung gefunben hotten- ©o 
weift „ba« fatholifche Sirdjenlieb" üon 
©äumEer, baS bie befannteften Eatljo* 
lifdjen ©efangbiicher beS 18. 3 Q ^ r h uns 
bertS mit ben oon proteftantifdjen 2luto* 
ren übernommenen Siebern anführt, nach, 
baß bie ©efänge ber ©chüler SlopftocE« 
fchon in großer 3 Q ht oertreten finb gu* 
nächft in bem ftarE rationalifiifd)en ©e* 
fangbuche ber HofEapelle in SBürttem* 
berg oon 1784 unb in ber bebeutenb 
oermehrten Auflage oon 1797. Sticht 
minber gasreich frnben fte ficß in bem 
in gleicher SEBeife ben Stempel ber 3 e tt 
tragenben „Stath- ©efangbuch gum ©e- 
brauche bei bem öffentlichen ©otteSbienfte, 
ber häuslichen 9lnbad)t unb bem ©dpi* 
unterrichte, nebft einem Slnhange oon 
chriftlichen ©olESliebern*) — 1798", h er ’ 
auSgegeben oon H°°9 en nnb Siemens, 
ferner finb fte enthalten in ben gum 
größten teil auS proteftantifchen Siebern 
beftehenben: „©hotftlichen ©efängen, oor* 
üglich für bie öffentliche ©otteSoerehruna 
er SatholiEen ac. Nürnberg 1800", unb 

*) ©eiftlidje Siebet. 

*) }. 33. „Würfe Mofen, Sofen Blüfj’n", „Ko» 
fett auf ben SBej geftreut", „SBaS frag itb »iel 
nach ®elb unb @ut". 

e>aberl, ». ®f. gofirbu*. so. 3>'T,un. 


in bem®efangbuche: „Satholifche Sirdjen* 
gefänge herausgegeben oon ©eorg (Safpat 
ijarli, beS ritterlichen beutfdjen OrbenS 
ber ©aßet) ftranEen fßriefter, ber ©otte«* 
gelehrtheit DoEtor, unb fßfarrer gu 9?eim* 
fingen. Augsburg, bei SticolauS Doll. 

18Ö0." 

Se^tereS ©efangbuch ift baS erfte unb 
eingige oon ©äumEer« ©ammlung, baS 
ein mit SlopftocE« Stamen begegnete« 
Sieb enthält. — Diefe« ift pbem noch 
ber oon Sutfjer überfefete unb bann Oon 
Slopftod öeränberte „Smbroftanifche Sob* 
gefang", beginnenb: „Herr ©ott, bich 
loben wir/' -— 

3u Anfang beS 19. QafjrhunbertS 
begegnen uns fchon mehr SfopftocEfche 
Sieber in Eatholifcßen ©efangbttchertu. 

2BaS nun bie oielfachen Sicherungen 
betrifft, bie mit benfelben oorgenommeit 
finb, fo hoben wir bie ©eranlaffung unb 
ben Hauptgrunb bafür wohl in Slop* 
ftocfS eigenem ©orgeljen gu fuchen. Die* 
fer gab mit bem erften ©anbe feiner 
Sieber außer ben ©rgeugniffen feine« 
eigenen ©eifte« nodh etwa breißig alte 
Strd)enlieber in üeränberter ©eftalt t/er* 
au«. ©« waren meiften« Sieber au« bem 
16. unb 17. ^ahrhunbert, bie burdj ihren 
unpoetifchen Inhalt unb SluSbrucE ben 
an ©ellertfche Slarljeit unb oerfiänbige 
D urchftchtigEeit unb Slopfto<ffchen©ch wung 
gewöhnten unb in ihrem ©lanben ge* 
fchwächten „©ebilbeten" be« 18. ^agr* 
hunbert« unerträglich geworben waren. 
Sllein Slopftocf ging fchon in feinen 
Snberutigen gu weit unb mit ftnljalt 
unb Sprache gu gewaltfant oor, fo baß 
ber urfprünglidje Inhalt unb ber ©eift 
ber Sieber nicht mehr gu erEennen mar; 
alle« Würbe unbeftimmter, allgemeiner. 

Hatte er nun felbft burch feine Um* 
änberungen ben Ülnftofj gu ber grofear« 
tigen fogenannten ©efangbuchreüolution 
gegeben, fo mufjte er e« auch erleben, 
bag feinen eigenen Dichtungen noch gu 
feinen Sebgeiten ba« gleiche ©^icEfal 
wiberfuhr. 1 ) SBar both auch on Slop* 
ftocfS Siebern manche« au«gufe$en. 

©on Houfe au« ein ©egner be« 
fReim«, wußte SlopftocE auch in feinen 
geifUidjen Siebem wenig bamit angu* 

x ) 2113 23eifpie( fei ttur ^ingeroicfcn auf ba$ 
Sorge^en beg Oberfonpftorialrateg SDiterid^. 

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154 


Jlrr Sinflnfj UltpfleA« unk feiner SdjuU onf Da* hflUielifdje Hirdjritlitb. 


fangen. (Sr wählte t>äufig ben fogenann* 
ten „reichen Steint", aber ohne barauf 
ju achten, ba| bie ©ebeutung ber gtei* 
eben ©Örter eine oerfdjiebene fein tnufj. 
konnte er einmal baS rechte Steimroort 
nicht finben, fo mieberljolte er leichthin 
baSfelbe ©ort, wie eS ihm auf einen 
unOoHftänbtgen ober unreinen Sietm auch 
nicht gerabe anfam. ©eifpiele mie: 
„Unb berer, bie entfchlafen ftnb, 

Unb berer, bie noch fierblich ftnb." 
,,©on einer Klarheit, 

3u einer anbern Klarheit", 

„Denn roaS hßtt’ft bu nicht ooHbracht, 
2118 bu riefft: @8 ift OoHbracht!" 
fittben ftch oiete. — ©ei ben einzelnen 
(Strophen be8 nämlichen Siebes mechfelte 
Klopftocf mol)l bie HMobie, um e8 |u 
ermöglichen, bafj ber Qnholt ber Diaj* 
tung immer mit ber mtelobie überein« 
ftimme. SJUt bem rhpthntifchen ©au ber 
(Strophe fiel bie logifdje ©lieberuna ber 
Sähe auch nicht immer jufammen. Dann 
beoorjugte Klopftocf abftrafte ©egriffe 
unb SluSbrüde, fobafj feine Stebemeife 
ber jur Slnbacht oerfamntelten ©enteinbe 
oft unoerftänblidj mar. 

Diefe unb ähnliche Umftänbe oeran* 
lohten nun KlopftocfS HRitmelt unb erft 
recht bie Stammelt, an feinen Siebern 
2tnberungen oonunebmen. So fehen mir 
auch unfern dichter in ben oerfchiebenen 
©efangbüchern teils nach bem mechfeln* 
ben ßeitgeifte, teil8 in boamatifcher unb 
teil8 in fprachtidjer ^inftcht üeränbert, 
mie e8 auch nicht feiten oorfommt, bah 
aHe brei ©emeggrünbe bie Urfadje ber 
Deytoeränberung bei einem einzigen Siebe 
mürben. 

DaS fatholifche ©efangbuch, ba8 1810 
in HRftncben in brei ©änben erfchien, 
enthält im erften Deile aHein breiig 
Sieber KlopftocfS, oon benen manche ben 
ßeitanfprüchen nicht mehr au genügen 
djienen. Sprachliche Stücffichten mögen 
>en ©erfaffer genannten ©uche8 oeran* 
lafet h°6en, in bem Siebe: „3eige bich 
un8 ohne £)üHe", S. 7 bie Aeilen: 
,,©a8 ich über« ©rab einft höre" in 
,,©a8 ich überm ©rabe höre" ju änbern. 

$n bem ©efange: „$rei8 ihm, er 
fchuf unb er erhält", S. 31, hat äugen* 
jcheinlich ba8 Streben, ben SthpthmuS 
ber erften geWett beijubeljalten, ©eran* 
laffuitg gegeben, bie jtoette 3 c ü e jeher 


Strophe um eine ©orfchlagftlbe ju oer* 
längem. 

So fchreibt j. ©. Klopftocf: 

,,©rei8 ihm, er fchuf, unb er erhält 
Seine munberoolle ©ett." 

,,©irb ein ÜRenfch, ftirbt, in ber 3 c * t/; 
DaS ÜJtüncfjener ©efangbud): 


„3Jtit SOtadjt unb ©üte feine ©eit." 
„(Sr mirb ein HRenfch, ftirbt in ber 
3eit" ufm. 

Klopftocf fafjt in bem Siebe: „3h* 
Httitoenoffen, auf jum Streit" ben Dob 
als tßerfonififation auf, baS 2Rün<hener 
©efangbuch S. 129 läfet ftch bei ber 
Slnberung burch ben ©ibelteyt leiten: 
Klopftocf: 

„©er überminbet foH ben Dob, 

Den emigen nicht fehen." 

DaS Hwündjener ©efangbuch: 

„3n (Smigfeit nicht fehen."; 
aujjerbem muffte, um gröbere Deutlich« 
feit au erzielen, „ber ööüe ©raun" 
bentSluSbrucf „berfwde Stacht" meiden. 

Schon mehr^tnberungen Qat baS Sieb: 
„Du, befc ftch alle Simmel freun" S. 288 
erfahren. 3 un ö £ hft ift ftatt ber ©ieber* 
holung: „$err, |>err! bah bu mein 
©ater bift" = „Dah bu, ©ott, unfer 
©ater bift" gefegt. Dann fcheint bie 
SluSbrucfStoeife ber britten Strophe bem 
SRündjener ©efangbuch ju hoch ober ju 
untlar gemefen ju fein. 

Klopftocf, Strophe III. 

„Du herrfc^efl; ©ott, mer herrscht 
bir gleich? 

Die ©eiten alle finb bein Sieich. 
2lm oäterüchften 6errfc^eft bu 
Durch ©h*tftum! ©ieb unS ©h*ifti 
Stuf): 

Du bift oerföhnt!" 

SDtünchener ©efangbuch: 
„©erbreite beiner ©nabe Stuhnt 
Durch $efu (Soangelium! 

ÜDtach unfer|)erjj thm unterthan! 
So beten mir btch freubig an! 
Sillgütiger. 

3n ber fünften Strophe beifjt eS: 

©ei Klopftod: 

„3n unferS SeibeS Eieinern Stoth 
Set) mit unS! ©ieb unS unfer 
©robt! 


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155 


Per «influfj uni feiner Sdpnle «uf b«f hat^dif^e lirtfjeulirl. 


Sabft bu bcn Set6; ficfft bu ihm 
Schmetj: 

t£roh, ftill, ooll Sant, fep unfer 
©er*! 

©rhalt und btt! 


$nt Wünchenet ©efangbuche: 
„2Bad unfct Seben hier erhält, 
®ieh und, fo lang ed btt gefällt! 
Soch gieb und aud) ein ©erj habet, 
Sad banfbat unb genttgfam fep, 
Unb bir tietttau! 

Welobie unb St^t^mud ftttb totebet 
bei ben Siebent: „Tier ©err ift ©ott! 
bet ©err ift ©ott" 293 uno „(ßreid 3hm, 
er ic§uf, unb et erhält" 31, SSeranlaffung 
ui Keinen Anbetungen getoefen. Aid 
‘probe möge folgenbed (Betfpiel bienen: 
Klopftocf: 

„Der ©err ift ©ott, bet ©ett ift ©ott! 
3efu ©^tiftt Wittlertob," 

©otliegenbed ©efangbud): 


„Senn ^efu (S^tifti Wittlertob," ufto. 

Set oon Cutter überfe$te l ) unb oon 
Klopftocf bann oetÄnbette 67. (ßfalm: 
,,©d tooße ©ott und gnäbig fein" 533 
ift mit nur einet Keinen Abweichung 
oon Klopftocfd Seyt übernommen. 

3« folgenben oon Klopftod entlehnten 
Siebent ftnben ftdj nur unbebeutenbe, 
meiftend aud forachlichen ©rünben üer* 
anlafcte 93erbefferungen: 1) „2Bie toirb 
mir bann, o bann, mir fepn", 534; 
2) „©inft reift bie (Saat; mein (Staub 
erfleht," 537; 3) ,,5$iete ftnb ju ©otted 
©eil", 540 ; 4) „yd) bind, oott Buoer* 
ftc^t: am ©nbe." 544; 5) „©in Beuge 
bed ©ertn toat fonft bet," 546; 6) „Seltg 
ftnb bed ©immeld ffirben," 586. 

Kafpar Anton ßfr. oon Waftiaur,*) 
bet fdjon 1786 in ©tfutt „©hriftltd)e 
Sieber" im '©tuet hatte erfefjeinen (affen, 
gab 1818 in «netter Auflage bad „®e* 
fangbuch bet loniglidjen ©(ementat (Bolfd 
(Schulen ju Wündjen" her aud. ffid ift 


*) 93gl. 9leumaier, 346. 

*) 6. 31. Don SWafitauj, geb. gu Sonn 1766, 
1786 $om§err gu 3lug3burg, 2)omprebiger unb 
©eljeimrat, trieb mit gieife, ©inftebt unb ©efebmaef 
bie fWufif. ©eine uielen Äirdjenfompofitionen un* 
gerechnet, beforgte er 1810 ein fatfj. ©efangbud), 
famntelte bie befielt alten unb neuen SNelobien, 
fdjrieb über ©boral* unb Äircbengefaitg unb fefcte 
^elberfl Siteraturgeitung für !atf>o(if$e Religion«* 
leerer fort." 


badfelbe toie bad nach Waftiauy’ Sobe 
1832 in München etfehienene „Kath- ©e* 
fangbuch junädjft für bie (Schuten im 
Königreiche Satjern." Aud) Waftiauy 
hat bie ©menbationdpoefte betrieben unb 
an ben gablreidj übernommenen Siebern 
Klopftocfd manched ju änbern gefunben. 

Qn bem Siebe: „Beige bid) und ohne 
©üfle" <S. 3, bad Klopfiocf auf bie We= 
(obie: „Sd)mü<fe bich, o Hebe Seele," 
gebidjtet hat, ftimmt bie Abänberung 
mit bet bed München et ©efangbuched 
Oon 1810 überein. 

ffolgenbe acht SBerfe bed Siebed: „21 ud 
©otted throne flie©t // 7, ftnb audge* 
toählt, um bei bet SBaffertoetlje oon 
Oftern bid fßfingften benufet ju toerben: 
„Aud ©otted Tempel (im Seyt: Simone) 
fließt 

©in Strom, bet ftdj ergießt 
Surd)d ©eiligtfjum mit füfcem Schaß, 
Sebenbig, rein, Ijeß/ wie Krpftaß. Äße» 
luja. 

An ihm fteb’n Sebend4Bäum’ unb blüh’n, 
Süt Afle, bie bet SBelt entfHeh’n. 

©t tränft bie Sd)mad)tenben, 

©r labt bie ^lieljenben. Aßeluja." — 
Sie ftnb in biefet ©eftalt in oiele 
anbere ©efangbüchet übetgegangen. Sie 
beiben lebten 3 c üen lauten im Urteyte: 
„ffit labt bie ftliehenben! 
ffir ftillt bet Pilger Surft! 

Sie einjelnen Strophen bed Siebed: 
„Saffet und betoeinen" 21 ff. ftnb auf 
bie oerfchiebetten Seile bet heil. Weffe 
oerteilt unb mit fftücfficht hierauf man» 
nigfacb geanbert. Sud bogmatifd)en ©rttn* 
ben ift oießeicht bie Steße: „©öttlid), 
göttlich trauern" in „©ühenb (aßt 
und trauern" umgeänbert. 1 ) S)ad freie 
93etdmafc Klopftocfd ift oermieben itt bem 
Siebe: 

Klopftocf: 

,©etr, ich (omm unb fuche 

- s«/ 

Sein 23aterangeftcht! 

Silg aud beinern (Buche 

Wich ©tbatmenber nicht." 


*) Sei ^abenuann finbet ftc^ inbe« bicfclbc 
©teile ©. 36: „3ld), lag mit §etl’gem ©djauern 
Un« göttlich, göttlich trauern." 

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156 


Ptr Sinflufj lUopßtdtg ttttb ftintr fdjulr »nf lo< batlpatirdic Utrdjenlirii. 


%laü) 2Waftiauy: 
„Sja, idj fomme, fudje 

- - V-/ 

.£>err, beiit Slncjeftdit! 


äWicp (gtlöfcr ntdpt." 

Die jur peiligen Kommunion ju 6c* 
nufcenbe «Strome meift folgenbe Ser* 
änoerungen auf: 

$to$>ftoif: 

„©prifti Siebe bringe 
2Wicp, bamit icp treu, 

<f>tanbfjaft bleibe, ringe, 

Überminber fei}! 

Safe jum $eil micpS fcpreden, 

Dafe idp, acb bafe icp fiel! 

9Wicp oom ©(plummer mecfen, 

t err, baS ftleinob am 3^! 

ater unb Sergefter! 

©opn, ber für mid) ftarb! 

©eift beS ©opnS unb Sater! 
aWaftiauj.-: 


©tanbpaft, rnutpig ringe, 

$>afe icp ja gen b fiel 

$err, ber Stranj am 3«l 

©otteS ©opn, (Sriöfer! 

©eift, erbarm bicp unfer!" 

Son bem Siebe: „£>err, bu moßft 
un8 oorbereiten" 65, ftnb bie einzelnen 
©trop^n als Slntippone jmifcpen bie 
©efänge bei ber gronleitpnamSprojeffton 
»erftreut. atadj bem erften ©egen folgt 
oie ©tropfe: 


„$err, bu moUft fie oo(l6ereiten, 

3u beines ÜWaleS ©eligfeiten! 

©ep mitten unter ipnen, ©ott! 
Seben, Seben ju emppapen! 

Safe fie, o©opn, fiep mürbig ttapen, 
$>ur<p bidp oergeffen ©ünb unb £ob; 
£)enn fie finb fünberein! 

©inb, SRittler ©otteS, beiti! 

©inb unfterblidj! 

Safe, lafe fie fepn, 

£*n beinen £jöpn, 

Sott fern ber lleberminber Soptt!" 


aWaftiauy: 

„|>err! bu mollft unS oor6ereiten 
3u beiner Siebe ©eligfeiten! 

©ei mitten unter uns, o ©ott, 

Söenn mir unS bir mit ©prfurcpt 
napen, 

®i cp anjubetpen gläubig napen! 
Safe unS oergeffen ©ünb unb Stob! 
©rlöfer, mir finb bein! 

®ein lafe unS ernig fepit! 

Simen. Simen. 

Slnbetpung bir. 

@inft fepern mir 

£>aS grofee Slbenbmapl bep bir!" 

£)aS SElopftotffcpe Sieb: „ber Äampf 
ber ©treitenben": „ftpr ÜWitgenoffen auf 

S m ©treit" 172, (ft für ben ©onntag 
eptuagefima bis auf ben unricptigen 
Sietnt „@rbe" ju „merben," für ben 
aWaftiauy bie rieptigere 0-orm „Gerben" 
gefept pat, uttüeränbert übernommen. 

„SBer überminbet, ber emppäpt oom 
Saume" oon Älopftod, „bie grofee Ser* 
peifeung" betitelt, ift Oon lOZaftiauy für 
ben ©onntag in ber Ouatembermocpe 
angefept. Runädjft pat bie alte 5 orm 
„emppäpt" oer neueren „empfängt" mei* 
epen müffen, bann ftnb am ©epluffe nodj 
einige SluSbrütfe mie „©etöbteter" burep 
folipe, bie bem 3«t<}eifte mepr entfpra* 
ipen, erfe^t. 

£>ie Sieber ÄlopftodS mürben aber 
niept nur einer Umänberung unterzogen, 
fie mürben auep gefürjt. 

$ft eine Sfürjung an unb für ft<p 
noep leidpter ju ertragen als eine burep* 
greifenbe Stnberung (fonimt eS ja mopl 
oor, bafe ein Sieb, anftatt ju oerlieren, 
baburep geminnt), fo fotl man {tep im 
allgemeinen boep auep baoor püten unb 
eS lieber ber ©emeinbe überlaffen, bei 
üorf ommenben ©elegenpeiten einige ©tro* 
ppen meniger ju fingen; bietet ftep botp 
oft ©elegenbeit, beim ©otteSbienfte ein 
längeres Sieb eingufepieben. 

2BaS bie Sürjungen DeS näperen 
betrifft, fo ift eS junäepft mieber baS 
SJiüncpener ©efangbutp, baS bereu neben 
ben Serbefferungen eine fReipe aufju* 
meifen pat. $n bem Siebe: „bie täg* 
lidje Sufee", beginnenb: ,,^cp ©taub oon 
©taube, mer bin icp?" 136, ftnb bie 
beiben erften ©troppen ÄlopftoctS, mapr* 
fcpeinlicp um unftare ©teilen mie: 


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Iler Cinflnt DUpftaAs unk feiner S^nle auf kos ttatjjiliftt Hir^enliek. 


157 


„Die SRiffethat’ lote nah gränjt ftc 
Sin einen gehl, ben ©ott üer^ief)!" 
fortjulaffen, ju einer ©trophe jufammen» 
en. 

uS ähnlichen ©rünben ftnb in bent 
Siebe: „Saucbat, £>immell ffirbe, freue 
btd^ y/ 313, bie beiben lebten ©trophen 
fortqefallen. Söegen ber oft Eurj be* 
meffenen 3 c * t gtxnfc^en bem Sprie unb 
bem Gsoangeliunt ftnb oon bem oon Slop* 
ftoef umaearbeiteten Siebe ^ßf)iUpp SRifo* 
iaiS: „Sßacbet auf! ruftunS bie©timrne", 
nur gmei ©tropfen mit unbebeutenben 
Slnberungen übernommen. „Der am 
Sreu* ift meine Siebe" @. 290, bieS oon 
Slopfrocf oerbefferte Sieb, baS nad) ben 
„SRadjrtcfjten oon Sieberbid)tern" >) oott 
$aul ©evfjarb ober $aul ©toamann 
herrüpren foH, nach Sllbert Snapp 2 ) aber 
©rebing jugefdjrieben mirb, ift üom 2Rün* 
ebener ©efangbud) oon Slopjiocf über* 
nommen, bann aber toieber aeänbert 
morben. Die brei testen ©trophen ftnb 
ju einer jufammengejogen: 

SRüncbener ©efangbud). ©tropfe IV. 
„35er am Sreuj ift meine Siebe 
Shdjt ©emalt, nid)t ©olb, nod) SRuljm 
fRetffen mid) oon biefer Siebe, 
Snqel nicht, fein gürftentfjum! 

Sefu ©hrifte, i«) bin bein! 
Sebenb, fterbenb bin icb bein! 
©otteS Samm! bu ©obn ber Siebe! 
©mig bift bu meine Siebe! 

Slopftocf: 

4. ©tr. 1. 3- 35 er am ^reuj ift meine 

Siebe 

5. „ 5.,, 5Rid)t ©emalt! nicht ©olb! 

nicht fRubm! 

5. „ 4. „ SReifjt oon bir mich, 
Sefu ©brift! 

5. „ 6. „ ©ngel nicht! fein gürften* 
tbum! 

5. „ 7.,, 35ir, bir toill id) lebenb 
trauen 

5. „ 8. „ ©terbenb bir! bid) 

merb ich flauen! 

6. „ 8. „ Du biftetoigmeineSiebe! 
35er jmeite SBanb beS 2Ründ)ener ©e* 

fangbudjeS enthält noch bie Sieber Slop* 
ftocES: „SfuS ©otteS Dbrone fließt" 70, 
„Sluf Reifen liegt ber Sircbe ©runb" 72, 
„ißreiS bem DobeSübetminber" 83, „$al= 


>) @c$roa5a<$ 1775. 
*) Siebetfc^a^ 267. 


(eluja, bie Beit" 393, „SBenn ich einft 
oon jenem ©djlummer" 569, in gefürj* 
ter unb oeränberter ©eftalt, unb ber 
britte 33anb bie bis auf ein 28ort un* 
Oeränbert übernommene „gürbitte für 
©terbenbe": „35u motlft erhören, ©ott, 
ihr glehn". 

SRafHauy bat in feinem 1818 in tmei* 
ter Sluflage erfebieuetten ©efangbuebe 
„35ie ©röfje beS ©Triften": „$err, meid) 
£>eit fann ich erringen," 14, in Oerfürjter 
unb mabrfdjeinüdj auS bogmatifdjen©rün* 
ben audj in oeränberter ©eftalt für bie 
Sicbtmejjprojeffton aufgenommen, ©teilen 
mie: 

„0 bu SBort OoU beilgen 33 eben 3," 
„2Rit bem göttlicbften ©ntjücfen," 
„Sb* näbrer ©ott" 

ftnb miebergegeben bureb: 

„£) bu SBort ooH heiligen SebettS," 
„ÜWit bem beitigften ©ntjücfen," 
„35ein £>err unb ©ott". 

©tatt: 

„ÜRidjt Söabrbeit nur; auch fRub 
©trahlft bu unS, ©ottmenfdj, ju, 
©eetenfrieben! 

35u baftS oollbracbt! 

DeS grrtbumS SRad)t, 

Der ©ünbe bunflre fRadjt ift hin!" 
febreibt SRaftiauy: 

„SCSie ftrahlt bein Slngeficbt oon 
£ulb! 

Doch im ©eridjt’ bift bu heilig! 
Sobfinaet ihm, 

Sh* ©perubim! 

Sobfinat bem $errn 
Sn ©mtgfeit!" 

SRur unmefentlicbe Sicherungen hoben 
bie erften ©trophen beS SiebeS: „Sich, 
mie hot mein ^)erj gerungen" ©. 174, 
erfahren. 3n>et ©trophen ftnb bann ju 
einer aufammengeaogen, unb bie lefjte 
©troppe ift fortgefaUen. S n biefer trtfft 
Reh bie SlnfdhauungSmeife SlopftocfS mit 
oer unferer großen Slafjtfer, bie aud) 
mohl mpthologifcbe 53orftetlungen mit 
ihren religiöfen Gegriffen oerbinben. 

SBei Slopftocf nämlich Reifet eS: 

„Dennoch traut er bir, o SRetter! 

Dir Seh oön , ©ott ber ©ßtter." zc. 

SluS gleiten ©rünben ift üietleicbt in 
bem Danfliebe: „Sluf emig ift ber fperr 
mein Dheil" 181, bie britte ©trophe 
meggefaUen, menigftenS boeb megett ihrer 



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158 


Per Cinfluß Plopftedu unk feiner $d)ulr auf tat hatljelifdjf Pird)rnltrk. 


Untlarheit. Qn teuerer ©inffcpt ift aud) 
bic ©teile: 

,,©in ich beS ©errn; tft« in mir 
©ein göttliches ©efdjäfte!" 
umgeänbert in: 

,,©err, gtaubenb fliehe ich guDir, 
Du gieoft ben ©d)Wachen Prüfte." 

DaS ©fterlieb: „Stuf Reifen liegt ber 
SEirdje ©runb" 197, baS SUopftoa auf 
bie 'OJMobie: ,,©err©ott, bich fo6en mir/' 
aebidjtet, ift, um auf eine anbere 3D?e* 
fobie gu paffen, oeränbert unb gufam* 
ntengegogen. Um alte formen gu oer* 
meinen, fttib g. 33. bie feilen fortgefaden: 
„$reiS, ©err, bir, baff bu auferftanbft! 
Unb überwanbft! unb überwanbft! 

Die ©rbe gitterte, ba fprung 
DeS ©rabtnalS ?|elS gurtief! ba fcf)Wung 
Durd) ben mein ©taub einft auch erwacht, 
©ich auS beS furgen DobeS Stacht ! 7/ 

Die ©trophen: 

„@inb wir etwa ©ünber nur? 

Unb nicht auch ©erföhnte ©otteS? 
Dürfen wirS nicht wiffen, ©ott 
©eb unS einft beS üüiittlerS ©rbe? 
©oll bie Stleinmutfj bie entweifjn, 
Deren ©anb einft Halmen trägt?" 
„Deren ©aupt bie $roti umftrahft, 
welche nte herunterffnft? 

SBiffen, wiffen bürfen wirS, 

©ott geb un8 beS 2RittlerS ©rbe! 
Dürfen wonneooll hinauf, 

SBo fein Sid^t unS leuchtet, fchaun!" 
finb oon dRaftiauy in bem Siebe: „Safft 
unS unferS ©aterlanbS" @. 261, geftri* 
djen „worben. 

ähnliche Sfürgungen unb Sinterungen 
finben fich noch in ben Siebern: „Rreu 
Dich, ©cele, rilhnt’ unb preife" 65, „$reiS 
ihnt! ©r fdjuf, unb er erhält" 104, ,,$d) 
binS ooll Ra^fi^t" 116/ //3 Q uchät, 
©immet, ©rbe, freue bich" 247, „28a<het 
auf, ruft unS bie ©timme" 263, „Du, 
beff pch alle ©immet freun" 266, „Stuf* 
erftehn, ja auferftetjn" 294, „2Senn ich 
einft oon jenem ©chtummer" 300. 

ftntereffant ffnb noch bie $nberungen, 
bie U)?aftiauj an bem Siebe, „bie SBeni* 
gen": „©err, welch ©eil fann ich errin* 
aen", oorgettommett (jat. Die erfte 
©tropbe folgt im urfprünglichen Derte, 
bie beiben folgenben ftnb wegen oeS 
Sflopftocffchen höhen ©ebanfetiflugeS, ber 
fich barin Eunbgibt, auSgetaffen. Die 
brüte ©trophe bei 2ftaftiau;r ift entftan* 


ben auS einer Umfteßung ber eingelnen 
feilen ber fünften unb fechften ©trophe 
beS Siebes unfereS Dichters. 

ÜRaftiauy: 

„333er ift Ettfjn unb fromm genug, 
furchtlos ba hinauf gu fchauen, 

33$o bie Saufbahn cubet, wo 
31 n bem Riel baS Stleinob ftralilet? 
3Rit heilüotlem Rittern laff, 

SRittler, ftetS bapin mich fchauen." 
SElopftocf: 

.5. ©trophe, 5. Reite 


• 5* n 6* n 

• 6 . „ 1 . „ 

• 6 * // 2 . „ 

. 6. „ 5. „ 

• 6. n 6* n 


Die folgenben ffeben ©trophen, in 
beneit ©tetfen oorfommett wie: 

„Sich, n>er überwinbet, foU 
fuf beS SDTittlerS Dhrone ffffen! 
Überwunben hat er felbft, 

Unb fffct auf beS ©aterS Dh^ane." 
ffnb erfejjt burch bie beiben ©tropffen: 
„Seitet mich, ü) r ©eilige, 

S er einft unb Wenfchen, ©rüber! 

ein SBort ber ©nabe euch 
©tärfuna auf bem fchmaleit SBege? 

O fo ruft oon eurer ©öl)’ 

2Rir bieff SDBort beS ©errn herab V 
„Daff auch i<h ooll @laübeuS=Rraft, 
9?ad) beS ©intmelS SHeinob eile! 

Daff mein ©erg auch ftaubhaft fep, 
Unb gur Dpat ber ©orfafc werbe! 
Daff mir fanft beS SWittlerS ^ocff, 
Seicht mir feine ©ürbe fep!" — 
SRabermann, ben wir ftpon als eifrt* 
aen Nachahmer ber Älopftocffdjen Sprif 
rennen gelernt haben, hat auch eine 
fReihe feiner Sieber, unb gwar wieber als 
gelehriger ©dhüler ni^t ohne ©erättbe* 
rungen in fein Sieberbuch aufgenommen. 
DaSfelbe erffhiett guerft im ^ahre 1810 
unter bem Ditel: „©eiftliche Sieber nebft 
einigen ©ebeten unb Sitaneien gum got* 

I teSbcenftlichen ©ebraud)e für fathotifcffe 
j ©pmnaffen." — ©ermann Subwig 97aber= 
mann, Seljrer unb fpäter Direftor beS 
j ©pmnaffumS gu SRünfter, gab ebenge* 

; nanttteS ©üchlein auf Anregung beS ba* 
maligen ©pntnaffalbireftorS SfiftemaEer 
anontjm heraus. @S war gunächft für 
: baS ©pmnajium gu SRünfter berechnet, 
wofelbft biSper faft nur fateinffche ^ir* 
| chenlieber gefungeti worben waren, 


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l*r finflulj SUpfUAs uni feiner Mple «uf io* katl|«lifd>e SirdjenCieb. 


159 


enter in ber ©dfrift oon 33. ^)ölfcf)er 
über Dobermann abgebrucftcn SErttif ber 
genaifchen allgemeinen Sit. 3 c ' tun 9/ 
|\u£i 1812, ©eite 184, heißt eg oon biefer 
©atnmlung: „gn einem gan$ anberen 
©eifte als oiele ber gemöljnlichen Sieber* 
fammlungen für @<hulen unb ©pmnafien 
ift biefe ©atnmlung angelegt unb gefer* 
tigt. s Jiid)t öerfificterte Sitten um 91 uf» 
merffamfeit, gleiß, golgfamfeit u. f. m. 
finbet man hier, fonbern nur Slugflüffe 
einer eblen Segeifterung an ben ergaben* 
ften SBaßrßetten unb Statfachen unferer 
hl. SReligion." — 


©ine Sergleidjung gleich beg erfteit 
Siebeg: „93a ter, ©ott ber ©migteiten," 
©. 3, mit betn Siebe .tlopftocfg: „3eige 
bid) ung ohne £>ülle", läßt ung leidet ben 
urfprüngticf)en Serfaffer erfennen. 
Slopftod: 

zweige bich ung ohne |)ülle! 
©tröm auf ung ber ©naben gülle, 
Daß an biefem ©ottegtage 
Unfer $)erj ber 2Belt entfaae! 

Daß, o bu, ber ftarb, oom Söfen 
Ung ©efaHne ju erlöfen, 

Daß bie glaubenbe ©emeine 
gjltt bem Sater fid) oereine/' 


Dobermann: 

„Sater, ©ott ber ©miafeiten, 
öilf ung, unfer öerj bereiten 
Qu bem großen ©ottegtage, 

Daß eg aanj ber 2Belt entfage! 
©ieb, o ou, ber ftarb, oom Söfen 
Ung ©efatt’ne ju erlöfen, 

Daß toir toürbig bich anbeten, 
gfjein in beinen Stempel tretend 
Dag Sußlieb: „Du bift oiel gnäbiaer, 
alg ber Sfteufch erfennt" 29, jetgt fchon 
in allen ©tropfen Umänberungen. ©rei* 
fen mir alg Seifpiel nur bie le^te ©trophe 
heraug. 

Stlopftocf: 

,,2Bir hielten un8 ni<ht mehr beg 
emgen Sebeng merth! 

O bu, ber, bei) ftd) ©elbft, ©efallenen 
©nabe fdpoört 

©rbarm, erbarm, erbarme bich! 

Deg ©ohneg Slut oerföhne bich! 

9ldh, h& r in beinern ©rimme, 
©ott, biefeg Sluteg ©timme!" 
Dobermann: 

„2Bir finb, o ©ott, nicht mehr beg 
emgen Sebeng merth! 


Doch bu, ber bei ftch felbjt ben ©ün» 
bem ©nabe fdpoört, 


Dag Stut beg öerrn, mag einft 
im ©arten floß, 

Dag Slut, mag oon bem JEreuje 
ftofe, 

Serföfjne, dichter, bich! 

$ier hat bie neue ÜWetobie 1 ) mofjl 
oiel jur 93eränberung beg Seyteg mit 
beigetragen. 

Die auch oon Dobermann Übernom* 
mene „gürbitte für @terbenbe // 138 
jeigt bie erften Serbefferungen erft in ber 
fünften ©trophe; oon bem Siebe: „greu 
Sich, ©eele, rühm unb preife // 55, finb 
smei, unb oon ber „9luferfte(jung gefu": 
„$teig bem Dobegüberminber" 40, fünf 
©trophen fortgefaUen. 

Dag Sieb: „$reig ihm/ bem aller* 
höchften ©ott" 69, ift bag in SRüdEftcßt 
auf eine anbere fDlelobie in jeber ©trophe 
um jmei 3 e ü en oertängerte Sieb Sttop* 
ftocfg: ,,^rei§ ihm! er fchuf unb er er* 
hält." 

Son bent Sßechfelgefange jpoifcheu— 
©hoLmib ©emeinbe: „©eltg ftnb beg 
.ßimntelg ©rben" f)ot Wabermantt bte 
Partien beg ©fjorg fortgelaffen unb bie 
fteben ©trophen ber ©emeinbe: „©taub 
bei ©taube ruht ihr nun" 144, alg felb* 
ftänbigeg Sieb aufgenommen, gn biefer 
©eftalt ßnbet ftch Sag Sieb bann in ote* 
len fpäteren ©efangbüdjern, fo in bem 
„ÜJaberbomer SEirchengefänge für fatfjo* 
Ufche ©tjntnaften ing Sefonbere junt ©e= 
brauche beg Dheoborianum" ©. 106, bag 
1855 erfcßien, unb in bem „©ebet* unb 
©efangbuch für gunggefellen ©obalitäten. 
fünfter 1846" ©. 354. 

Dag Sieb: „Du, beß |icß alle Fim¬ 
mel freun", bei jtabermann: „©ott, beß 
ftch alle Fimmel freun" 96, ift in ber 
neuen ©eftalt unter anberen in bag im 
gahre 1826 in ©obelens erfchieneneSud): 
„Sollftänbigeg ©efang* unb ©ebetbud) 
für bie ftubierenbegugenb" übergegangen. 
Dag Stoblenjer ©efangbuch h a t aU( h bag 


x ) 3)ic SWelobicn ju 5Rabcnnanng ©efangbudj 
^at ber bamaligc 2)omoraonift Slntoni) jum %til 
jclbft fomponiert, einige jtnb non ber ^rofefforin 
Sdpter, anbere non bem ^ret^errn SRaj non 
^Drofte, jum ^etl finb fie auc^ anberen Siebern 
entlehnt. 


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160 


Jer CinfUfi lUpfleA* und feiner Ädjule auf Das kath*lifd)e Hirdjenliei. 


befannte, oon Sflabermann fdjon geEürjte 
Sieb: „jßreiS bem XobeSübermmber", mit 
einer abermaligen SBegftreichung oon brei 
©tropfen oon biefent übernommen. 

S3ier Sieber JElopftocfS finb in ber 
burdj Dobermann erhaltenen ©eftalt in 
bent Sieberbudje „Te Deum laudamus“ 
tu ftrtben, beffen ooßftönbiger Xitel 
lautet: „©rofeeS, fatholifdjeS, geiftlic^eS 
Sieberbuch auf ©runb fatfjofifcfjer ©efang* 
büc^er, Anthologien unb literarifcher Denf* 
mäler auS allen c^riftUc£|en ßeiträumen 
gefammelt, georbnet unb oerfefjen mit 
einer einleitenben fritifdjen Slbhanblung 
über baS fatholifcbe ftrd)fid)e Sieb über* 
Ijaupt unb baS beutfche inSbefonbere oon 
SBilfjelm ©ärtner." III 33ätibe. 

Der I. S3artb enthält bie Sieber: 
„greu bid), ©eele, rühm unb greife" 417, 
„^Sreiö bem XobeSüberminber." 257. 

Der UL 33anb: 

„Du toollft erhören, ©ott, iljr glef)n" 87, 
unb „Du, bejj ftd) aüe^immel freun." 344. 

DaS oben näher besprochene ©efang» 
buch oon .^erolb meift in achtzehnter 
Auflage oom galjre 1843 baS Sieb SHop* 
ftoaS auf: ,,gd) ©taub oon ©taube, mer 
bin ich" 53. @S ift in folgenber SBeife 
umgearbeitet: 

Älopftocf. L ©troplje: 

„geh ©taub oon ©taube, mer bid) ich 
Der ©ünber, bafj bu meiner bich 
9toch ftetS, bu ^eiliger, erbarmft, 
Söeltridjter, meiner ftetS erbarmft? 

II. 

Runt ©tauben unb juni Xhuit zu fchtoach, 
©iebt oft mein fierz ber ©ttnbe nach! 
geh Eäntpf’, o $ater, nicht gcttttttg 1 ) 
Den Äantpf ber erften Heiligung! 

IV. 

Die 2J?iffetf)at, mie nah grünet fte 
2ln einen gehl, ben ©ott oerjiel)! 
$err, «fjerr! mein ganzes £jerz er* 
fchridt, 

2öenn eS in biefen Stbgruub blicft! 
£)erolb. I. 

„geh ©taub oom ©taube, mer bin ich, 
Dafe bu, o ©ott! ftetS meiner bich 
©rbarmft? baß bu itod) immer 
fchonft, unb mich nicht nach 33er* 
bienften lohn’ft? 

*) Sergt. nur ©oetfje, }. iö. in: „Steine 
iUumen, Heine SStätter, 3. ©tropfe, 4. 3eilc : 
„Unb ict) bin belohnt genung." 


H. 


ga! bie SSerfuchung bämpf’t td) 
nicht, 

3öie eS öerlangt bie^^riftenpflic^ t. 

IV. 

2tn gehler, bie mir ©ott oerzieh! 
SEBiebalbmirb greoel fei b ft oerübt! 
SBennman erft ©chmaihheitSfehler 
liebt? 

Die folgenben ©trophen ftnb fort* 
gefallen. Die in biefem unb in anberen 
Siebern oon £jerolb üorgenommenen 33er* 
änberungen Ljobert ben Siebern jicher 
feinen höheren poetifchen Söert oerliehen, 
mie überhaupt in ben meiften Siebern 
nicht oiel oon bem marmen belebenben 
©eifte ber Kirche ju finben ift. 

33oti ^>erolb fcheint Xöpler baS oorge* 
nannte Steb übernommen ju hohen, oer 
1836 in ©oeft „2llte ©horat*ÜMobien 
nebft Xeyten jutn fird)li<hen ©ebrauche" 
herauSgeaeben hot. Xöpler belehrt unS 
in ber 3$orrebe über feine flftotioe bei 
ben Xertoeränberungen f olaenbermafeen: 
„2BaS bie Xerte betrifft, fo ift geftrebt 
morben, biefelben burdj 33erbefferuncj 
ber oeralteten unb unpaffenben üluSbriide 
brauchbarer ju machen. 33iele erfcheinen 
ganz ober jurn Xeil neu abgefafjt jc. 
SlUe biefe XeptOeränberungen bat £>err 
©djieoenbufdj, Sehrer in 5D?efjlem be* 
forgt." Derfelbe hot bonn auch mohl 
ben in ©erolb oorfommenben Xejct beS 
Älopftoafdjen Siebes für ben urfpriing* 
liehen geholten. 

Unoeränbert übernahm baS oon^erolb 
umgeftaltete Sieb „ber fatfj. Sieberfcfjafc" 
oon Sftouffeau. DaS 33udj enthält fein 
Xitelblatt, ba eS aber aufter Siebern oon 
oorgenanntem 3?erfaffer, ber 1810 ge* 
ftorben ift, auch foldje oon 9Iabermann, 
ber im gabre 1810 feine Sieber juerft 
oeröffentlichte, enthält, mufc eS nach 
biefem gahre herauSgeaeben fein. 33on 
Sftabermann ift baS $lopfto<ffdje Sieb: 
„greu bich ©eele, rühm unb preife", 
unoeränbert übernommen. Slufeer biefen 
beiben enthält ber „Sieberfdjafe" bie Sieber 
$lopftocfS: 

„^ßreiS ihm, er fchuf unb er erhält" unb 
„9luS ©otteS Xljrone fließt" ©. 209. 


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irr finflüt lUtpfU** uni ftiner £4)Ult auf bat kaH)»lifd)t lirdjtnliti. 


161 


Stt bem ©efangöuche oon ffifjreit* 
breitftein oom $a£>re 1827: „Derjenige 
©efang ober Sfritf). ©efang* unb ©ebetq* 
Buch bep bem öffentlichen ©otteSbienfte" 
hat baS oon Älopftocf teränberte Sieb: 
,,8efu$ meine Buoerficht^mitSluSlaffung 
zweier ©tropfen füufnahme gefunben. 

Die „SOfelobien ju bem tn 8iegni$ 
im Drucf evfdjienenen fatl). ©efangbudje. 
3um ©ebrauch für Schulen. 1828." ent* 
halten auf ©eite 6 auch eine 2Mobie 
gu bem Ätoüftocffchen Siebe: „Sluferftehn, 
ja auferftepn", baS bei ber großartigen 
^Begräbnisfeier am 16. ÜWära 1803 ju 
Cttenfen bei ülltona am ©rabe beS 
Ijochoerehrten Dichters ihm nachgefungen 
würbe.*) 

@8 finbet ftch auch noch in ber 1832 
erschienenen Sieberfammlung oon Deutfeh* 
mann ©. 263, n. Auflage, SreSlau 1838. 

ßtoei etwas oeränberte ©troppen 
biefeSOfterqefangeS enthalten bie 
©efänae jur öffentlichen ©otteSoereljrung 
in fatfj. Kirchen. III. Auflage. 2Üug8* 
6urg 1840." 92, bie oon ßh'riftopf) oon 
©chmib, bem SSerfaffer ber „Öftereier", 
bem fjreunbe unb Schüler ©ailerS, ge= 
fammelt unb 1807 juerft erfchienen finb. 

(Sine unoeränberte Strophe beS ®lop* 
ftocfßhen Siebes: „Selig finb beS Rimmels 
@rben", finbet ftch in bem „Statp. ©e* 
fang* unb ©ebetbuefj oon JBeter SBenebift 
©anbfort, III. Auflage, üwünfter 1841" 
©>. 479, unb baS etwas geänberte Sieb: 
„SßreiS ihm, er fcpuf unb er erhält" 
©. 365 in bem „Sfatb. ©efangbuch für 
baS 39 iS tum ©peier", baS oom ffarbinal 
Johannes oon ©eiffel als 33ifcpof Oon 
©peier gefammelt unb oon feinem Stach* 
folger im SifcpofSamte 1843 perauSge* 
geben würbe. 

DaSfelbe Sieb ift auch in bem SEatp. 
©ebet* unb ©efangbuch: „Die cpriftliche 
©emeinbe in ber Slnbadpt, SEöln 1846", 
baS 1840 in erfter Auflage erfchien, 
enthalten. 

$n bem ©efangbudje für bie Diöjefe 
Drier, oom $apre 1846, finbet fich baS 
gefügte unb oeränberte Sieb ÄlopftocfS: 

„’ßreiS bem DobeSüberwinber", 


*) ©effeti fpäter rtodj ffirroäfjrmng gefcbefjtn 
wirb. 

*) ®raun fyat baS Sieb 1759 als eine Ärie 
tamponiert, unb e8 ift feitbem an ®räbem oft 
gefunden worben. 

#abcr(, 3al)rbu<$. SO. Qa^rg. 


baS feine ©piftenj noch bis in bie neuefte 
Auflage oon 1899 hinein gerettet hat. 
Die entfpredjenben ©tropfen lauten: 
SUopftocf: 

„3ßreiS bem DobeSüberwinber, 

©ieh, er ftarb auf ©olgatha, 
ißreiS bem ^eiliger ber ©ünber! 
^ßreiS ihm unb Sllleluja! 

©ieh er ftarb auf ©olgatha! 
©ingt beS neuen SunbeS JEinbev, 
9lu8 bem ©rab eilt er empor! 
©inget ihm in pöberm ©hör!" 
„Saßt beS SunbeS £arfe Hingen, 

Daß bie ©eele freubig bebt! 

Saßt uns, laßt unS mächtig fingen 
Dem, ber ftarb! unb ewig lebt!" 
Drier 1899: 


Der ba ftarb auf ©olgatha, 
Dem ©rlöfer oller ©ünber, 


Saßt beS 33unbeS £)arfe Hingen, 

Saßt oon ^eraen froh unS fingen: 
Sltleluja, $efu8 lebt, 
ftefuS lebt, ^efuS lebt, 

Alleluja, :gefu8 lebt. 

Die folgenben beiben Strophen finb 
Umarbeitungen ber ©troopen StlopftocfS, 
unb bie oierte, bie ©dplußftroppe, ift bie 
fechfte unfereS DichterS: 

SHopftod, Strophe VI.: 

„SEßenn ich auS bem ©rabe gehe; 

SBeitn mein ©taub 25erflärung ift, 
2Beitn ich £>err, bein Slntlifj fe^e, 

Dic^, mein üWittler, ^efuS ©prift, 
Dich, 33erElärter, wie bu bift! 

O bann, Wenn ich auferftehe: 
ab ich, bu ber ©ünber $eil! 
an$ an beinern Seben Dpeil!" 
©chlußftrophe: 


2öenn mein ©taub oerfläret ift, 


O mein SOtittler, $efuS (S^rtft. 

28enn bu bich mir haft enthüllet, 
^ft mir jeber SBunfcp erfüllet, 
Sllleluja, $efu8 lebt, jc." 

2Bir begegnen biefem Siebe außer* 
bem in beni werfe: „©efänae unb ©e* 
bete beim SEatp. ©otteSbienfte. 3)7ün» 
fter 1850, oon ©. 33. 33erSpoetl" 203, 
unb in bem 1849 oon fÄplemeOer, ^ßa* 
berborn, herausgegebenen Steoerbucpe: 
„Deutfaje unb latetnifche SEircpengefänge 

21 


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162 


Jer «iitfluK llipflodif uttfc feiner fcdjulr ouf 5ns hott)o(ifdjf Jkirdjrnlieb. 


famt bereit Welobien für Eatbolifche 
©pmnaften", S. 90. ©g ift nach bcm 
Trierer Sejte noch etmag umgeftaltet 
morbett; fo tautet ber Scfelufe ber erften 
©tropfe ^ier: 

„Gafet beg 33unbeg |)arfe Elingen, 

Gafet aufjubetnb beut’ ung fingen: 
Sllleluja, 3efug lebt!" 

ftn ber erneuerten Sluggabe beg 
3fucpe8 uun 1862 hat eg auf S. 92 noch 
feinen $ßla§ behauptet, in bem neuen 
©efangbucfee ^ßaberborng, bem „Sursum 
Corda“, ift eg inbeg nicht mehr enthalten. 

Sei ber $>urchjtcht biefer oeränberten 
Gieber fragt man fid) ttnmillEürlich: 
„Sareit benn alle biefe Serbefferungen 
burdjaug nottoenbig? — Slbgefefjen uon 
bem für bie Wenge mirElicfe ju tyohtn 
©ebanEenftuge ÄfopftodS, ber ihn über 
feine eigenen gmeifel hinmegaehen 1 ) unb 
ben ©eoanEengang gumeilen fo geftalten 
tiefe, bafe ber Inhalt ftreug genommen 
mit ben Gehren ber Kirche nicht mehr 
übereinftimmte, tnufe man geftehen, bafe 
biefe ©menbationgpoefie etmag gu weit 
getrieben ift. ßubem genügen ja audh 
biefe Steuerungen fomohl in ftiliftifdjer 
mie in grammatifalifcher unb poetischer 
Sejiehung oft burcfeauS nicht. Sag 
fcfeabet eg auch, wenn „ber 93er8 etmag 
hotperidjt unb rauh ober ein SReint et- 
mag unrein ober auch ein Stugbrucf ein 
menig altoätertich ift?"*) 

§>aben benn etma unfete einfachen 
Sürger unb Säuern ein auggebilbetereg 
ober ein feinereg ©ef)ör alg bie gelehrte 
Seit? gaft fottte man annehmen, bafe 
biefe „Kirchenlieberoerbefferer" ®) biefer 
Slnftcht mären; benn unfere dichter mie 
Uhlaitb, greitigrath, fetbft ©oethe nehmen 
aar Eeinen Stnftanb, ben gebitbeten Greifen 
fotche alte Sortformen unb 2lrd)aigmen 

') „Unb boti), jo fcf)roungt)aft feine Seele jeben 1 
3roeifel ju überfliegen fdjeint, ganj au<3 bem 33e« 
reiche bes 3ettgeifte8 ift er fo wenig fjerauäge* j 
fommen, toie feine Jiatfjaljmer, bie bem Sluge beS 
'JKeifterä ju folgen, ja in &od)tra6enber Sgril iljn 
noi) ju überbieten fudien. fflefcftein 115—116. 

’) Sreoeä 8‘1. 

*) Später, nl3 bas Seränbern ber alten Sieber j 
iiberljanb untjm, foU er, Slopftocf, uacf) einem 
SBriefe feines Jreunbeä Juni, ber iffm in inufila» , 
liföev öinft<f)t befjülflid; geroefen toar, „feine Sir» | 
beiten biefer Slrt faft bereut" Ifaben, unb Juni 
felbft finbet eb bebenflid), fottte Sieber in lird>= ! 
lic^e Gtefangbttdjer aufjunebmen unb fie fo ber t 
©emeinbe aufjubrängen. SSefjftein 109. 


gugumuten, unb nicmanb fällt cg aurf) 
nur ein, an eine gebelferte Sluggabe, 
st. S. ber beutfdhen KlafftEer gu benEeu! 
St ber marum, möchte man fragen, müffen 
fte benn gerabe aug ben Kirchettliebern 
entfernt merben? ©hren t°ir bie Grgeug- 
niffe unferer meltlidjen ^ßoeten, fo Eönnen 
mir biejenigen unferer geifttichen Richter 
boch auch a(g ein tie6emerteg SBeratächt* 
nig unferer 2$orfafjren betrachten unb 
fie in Wetät in ihrer urfprüngtidjen 
fjorm belaffen, bo<h „nsus esttyrannus!“ 
unb bag S3erbeffern mar einmal Wöbe! 

©tütflichermeife ift nicht gegen alle 
ßieber Klopftocfg mit gleicher iRücEftcfetg- 
loftgEeit oerfahren, unb man hot einigen 
bie „(Signatur ihrer ^eit" nicht genom¬ 
men. 

So beläfet bag fchon Diel genannte 
Eatbol. ©efangbuch aug Wüncijen Dom 
Qahre 1810 folgenbe elf Gieber ttnfereg 
®ichterg in ihrer urfprüttqlichen ©eftalt: 

1. „StärEe, bie gu biefer geit", S. 196, 

2. „@g mar nodq Eeine ßeit", 210, 

3. „*ßreig fei bem SSater," 212, über 
meldjeg fchon bie „StQgemeine beutfehe 
SibliotheE" Dom ftahre 1771 folgenbe 
intereffante SBemerEung macht, bie ung 
einen ©inblicE in bie iDenEmeife ber geti¬ 
gert offen Klopftodfg über feine geiftlidje 
GpriE gemährt: 

„3;n bem Giebe: *ßreig fep bem SJater: 
beifet eg: 

Sag bift bu beg ÜCobeg ©rauen 
Senn ich einmal, 
fjrrep Don bir, ©ott fei)! 

SRur ein Derflogner 
Nächtlicher £rautn mar 
“Deg Sobcg Schrecfen. 
lier le£te S^meife beg Streiterg, ben 
nicht Ceiben, 

Selbft beg £obeg Geiben, 

SBon bir, 33oöenber feineg ©laubeng, 
fcheiben 

Wittler! bir leb ich! 

Simen, bir fterb’ ich! 

Senn biefe hier mit einanber Der- 
bunbeneit Qbeen für Diele Sänger Klar¬ 
heit hoben, fo roirb eg ein ©lücE fepn. 
Ung ftnb fie bunEel; Sag foU ber le|te 
Schmeife beg Streiterg ba? fo mar auch 
ein Derflogner nächtlicher Xraum, mufe 
eg moht heifeen foKen, benn fonfjt fehlte 
eg bem Subjecte an einem ^ßräbteate. 
Sie a6er ber Schmeife eineg Streiterg 


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9er «influfj 9l#pft«di* unb fettirr Sdjult auf Sa« kntl)otifdjt lird)fnlieb. 


163 


mit bem nächtlichen Xraume (önnett oer 
glichen werben, ift unS ju hoch-" 1 ) , 

4. „Slufewig ift ber $err mein Deil" 216, j 

5. „Shiferftefjn, ja auferfteßn," 218, 

6. „$err, meid) $eit Eann icf) errin* 

gen," 222. 

DieS (entere, bem ^weiten Steil ber 
SUopftocffcßert geiftlicßen ©efänge an ge* 
ßörenbe Sieb oeranlaßte bie „Slttgemetne 
beutle SSibliotßeE" *u ber S3emerEung: 
„(So weit wir mit Dem, maS in ben 
Sachen ber Neligion ben einfältigen 
©ßriften erbauet uttb rühret, befannt 
ftnb, fo bünEt unS, bie Älopftocffcßen 
Sieber, bie für ©eifter auS einer feeren 
Sphäre als bie gewöhnlichen Nienfcßen 
finb, oietteießt oortrefflicß feßn würben, 
finb ben ftäßigEeiten beS größten StheüS 
ber ©hrijten oießt genug angemeffen. 
Sollte woßl z- 33. bei ber erften Strophe 
beS Siebes, welches $. St. bie ©röße 
beS ©ßriften betitelt: 

©err, welch £>eil !ann ich erringen ! 

&rt welche fpößn barf ich mich feßwingett! 
wZein Sanbel fott im f)immel feßn! 

O bu Sott ooU heilgen SebettS! 

93olI Sonne! Sort oeS ewgen SebenS: 
ftm ©tmmel fotl mein Sanbel feßn! 
fteß ftnE erftaunenb hin! 

©mpßnbe, wer ich hin! 

Ser ich feßn fann! jc., 
fotlte ba nur ber ßunbertfte oou benen, 
bie eS fingen, wohl würflich ooll heilt* 
gen 33ebenS werben, ober erftaunenb 
ßinftnEen?" 2 ) 

7. „Sich wie hat mein £>er z gerungen" 225, 

8. „©rßeb unS ju bir, bu ber tft," 239, 

9. „SinE ich einft in jenenSchlummer", 521, 

10. „Oßn ©rbarmen wirb jie fein," 

531, unb 

11. „Ser überwinbet, ber empfängt" 545. 
^ntereffant ift bie ©rfeßeinung, baß 

baS SNüncpener ©efangbuch auch jtoei 
ältere Sieber, bie öon SflopftocE einer 
Umättberung unterzogen worben ftnb, 
nach unferm Dicßter unoeränbert auf* 
genommen hat. Der 33erfaffer beSfelben 
befaß wahrfdjeintich über ben eigentlichen 
Urfprung biefer Steber Eeine ©emißßeit. 

©S ift ber ©efang: „O großer 
©ott öon Niacßt," S. 527, ber nach 
ben „Nachrichten oon Sieberbichtern beS 


>) 134-135. 
J ) ©. 134. 


Slugfpurgifcßen ©efangbucßS" 1 ) bem Ntit* 
arbeiter an ber Setmarifcßen 33ibel, 
Qoßann NtattßäuS SNeßfart iuzufeßreiben 
tft, 2 ) unb ber ©efang: „yefuS meine 
3uoerftcßt", 601, ber nadß ben „Nach* 
richten oon Sieberbichtern" oon ber $ur* 
fürftin Suife Henriette oon 33ranbenburg, 
nach Scßletterer 8 ) oon genannter gfirftin 
ober oon ©ertn oon Siffig ßerftammen 
fott. — Nach bem „©oangelifcßen Sieber* 
fcßajje oon Sllbert Stnapp" *) lautet bie 
erfte Stropße: 

$nt Urtexte: 

„$efuS, meine 3 u °erft(ht 
Unb mein ^jeilanb, ift mein Sehen! 
DiefeS weiß tcß, fottt’ icß iticßt 
Darum mich jufrieben geben, 

SaS bie bange XobeSnacßt 
ÜNir auch für ©ebattEen maefjt?" 

33ei Älopftoc! unb int NMlncßener ©e= 
fangbuch: 

Niein 33erfößtter, ift mein Sehen! 

Slucß ju fterben, mich ergeben? 

Sie baS ©rab, baS einft mieß beeft, 
Niein ju fcßwacßeS £>erz atteß 
fcßrecEt!" 

Der II. 93anb beS Niüncßener ©e* 
fangbucßeS ßat baS reimtofe SeißnacßtS* 
lieb: „DeS ©migen unb ber Sterblichen 
Soßn" 390 als ©ßntnuS unoeränbert 
aufgenommen, unb baS oorgenannte ©e* 
fangbueß für Eöniglicße ©letnentarfcßuleit 
oon Niaftiauj enthält bie unoeränberten 
Sieber StlopftocfS: 

1. „DeS ©migen unb ber Sterblichen 

Soßn" 97, 

2. „@S war noeß Eeine 3 c iV / 223 unb 

3. „Sie wirb mir bann, o bann" 293. 
Ntit 33ergleid)ung biefer wenigen, auS 

rationatiftifeßer unb ßalbrationaliftifcßer 
ßeit ftammenben ©efangbücßer möge 
biefe Eieine Stubie über ben ©influß 
ber Sflopftocffcßen geiftlicßen ^ßoefte ißren 
Slbfcßluß ftnben. 

Daß fteß troß ber wenig günftigen 
Slufnaßme, bie ÄlopftocfS eigene geiftlicßen 
Dichtungen im allgemeinen fanoett, boeß 
nod) einzelne bis tn bie neuefte 3 eit m 
Eatßolifchen ©efangbücßern erßalten ßabeu, 

») ©diroabad) 1775. ©. 32. 

*) 134. 

•) Übetf. 3)arftet. b. ©efä. 198. 

♦) + 1642 ju ©rfurt. 

21 * 


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164 


Per CSitifluft ItlopfloA» unb feiner SAule auf Da* katyolifdie PirAenlieb. 


Hegt, abgef elfen oon bcr Scßmierigleit, 
einmal eingebürgerte Sieber abgufc^affert, 
mof)l barin 6egri'mbet/ baß bie jutn ©otteS* 
bienfte oerfammelte ©emeinbe Beim Sin* 
gen ber non ben Söneit ber Orcjel Be* 
leiteten Sieber junöcßft bie SÖirlung 
e§ ©efangeS an ftd) erfährt, ber abge* 
feßen üon jebem untergelegten £ejrte 
erfahrungsgemäß mächtig baS ©emüt 
Beeinflußt unb e8 in eine ganj neue 
2Bett ber ©mpfmbung ju oerfefeen Oer* 
fteßt. liefern Umftanbe hat Stlopftod, 
mie mir fcßon im Saufe ber Slbhattolung 
erfahren, SRecßnung getragen, inbem er 
feine Sieber in gefcfjtcfter SBeife ben alten, 
Beim 93olle Beliebten ©ßorafntelobien an* 
paßte, „melcße burd) einen freieren SBecßfel 
oon lurjen unb langen, halb jantbifcß, 
Balb trocfjätfif) Beginnenben 33er8jeilen 
noch am erften an bie lüßnere gform 
ber Obe erinnerten." 1 ) ®aß aber e6en 
biefe £)id)tung8art fo oiele SRatßaßmer 
unb aufrichtige 33emunberer fanb, ift 
moßl auf ben Umftanb jurüdjufiißren, 
baß Älopftod in feiner Stjrif ber 2Rit* 
melt etma$ bot, maS biefelbe nicht Befaß. 

2Bie Belannt, mürbe bie $oefte in 
ben testen ^aßrßunberten oor bem Qsr* 
fcheitten be8 9Reffia3bi<ßter3 aUju oer* 
ftattbeSmäßig Betrieben, oft als eine ßanb* 
merlSntäßige SRebenbefchäftigung neben 
ben fonftigen SerufSpfficßten. 2 ) ®a trat 
SHopftod 8 ) auf als ber erfte Richter, ber 

') Stundet 307. 

*) Srfdjien bod) norf) 1742 eine Slnleitung 
jum Serfemadjen non 3olfann .^überers, bie a(8 
Slufternerfe geiftltdjer ^Soeften Stellen anfiif)rt wie: 
„D Sioigleit, bu Donner »SSort! 

D Srfircerbt, barf burd) bie Seele boljrt! 

D Anfang fonber ©nbe! 

D ©roijjfeit, 3eit ofjne 3*ü! 

3dj roeife oor groffer Iraurigfeit 
'Jiirfjt, loo id) mid) fjtmocnbe. 

Stein ganfc erfcfcroden §er$ erbebt, 

Da& mir bie 3 un 3 am (Saumen Hebt." 
ober: 

„Srbarm bi cf) mein, o Sperre (Sott! 

9tarf) beiner grofen SarmJ^erjicjleit, - 
SBafrf) ab, mach rein mein Sitffetljat, 

3d) erlenn mein Silnb, unb ift mir leib; 

2ln bir allein id) gefiinbigt l)ab, 

(Darf ift roiber mid) ftetiglirf), 

Da8 23öS für Dir mag nirf)t befte^n, 

Du bleibft geregt, ob man urteilet birf)." 

S. 108. 

s ) Stiller nennt fttopftod einen mufifalifdjen 
Dieter, unb Berber behauptet: „Die ftmpelften 
feiner Oben — ftnb Däne auS DaoibS §arfe; 
oiele feiner Sieber unb bie tunftlofeften ©efänge 


leinen anbem SBeruf hotte unb baju, 
ber ßerrfcßenben Slnfnßt entgegen, Be* 
hauptete, bie $)icßtlunft löntte nicht er* 
lernt rnerben, fie müffe auf einer urfprüng* 
ließen genialen Begabung beruhen unb 
bie Sprache müffe bem inneren Sdjmunge 
angemeffen fein. 

„28ir ftnb an bie auf SHopftocf auf* 
gebaute Sprache tor. filütejeit unfern- j 
Siteratur burd) unfere großen Sllafftlerj 
oon $ugenb an gemößnt; jeboch feinen 
Reitgenoffen feßien eS, als menn er mit 
©ngeljungen rebete. SSelcße 2öürbe unb 
Schönheit, roefche Straft unb SBucßt ber 
SBorte, meid) erhabener Scßroung ber 
©ebanlen! — ©leid) menn Älopftoa eine 
neue unb boeß Belannte Sprache rebete, 
hatte er eS oerftanben, ungeahnte Schäle 
ber SRutterfpracße ju heben." 1 ) , 

„Seit länger als einem ^aßrßunbert 
mar lein 2Rann oon ähnlicher SBebeutung 
für bie Sprache erfchienen";*) SUopftoa 
befreite fte oon ißren fteffeln unb Baute 
fo baS g-unbament für bie ®icßterfprache, 
an ber Seffing unb SBielanb meiterge* 
arbeitet haben, unb bie bureß ©oetße 
unb Scßiller ißrer 93otIenbung jugefüßrt 
mürbe. 

SHopftod mar fteß beffen, maS er für 
bie Spracße unb ^Religion geleiftet, moßl 
Bemußt, unb bie Slnerleitnung ber 9iacß* 
melt oorauSfeßenb, fagt er in ber Obe 
„Sin g-reunb unb fjeinb":®) 

„®te ©rßeBung ber Spracße, 
ftß* gemäßlterer Scßatl, 

Semegterer, eblerer ©ang, 

Oarftetlung, bie innerfte ^raft ber Oicßt* 
lunft, 

Unb fie, unb fte, bie ^Religion, 

©eilig fie unb erhaben, 

§urcßt6ar unb lieblich unb groß unb ßeßr, 
tBon ©ott gefanbt, 

©aben mein 2Ral errichtet." 

IRagbeburg. ^iHteguttba 


— fjaben unfrer Spraye eine (ginfait unb 
^eit beS Iprifdjen ©efangeö eigen gemalt, bie 
mir bei unfern giänjenben 9?ac^barn uergebli<b 
fuc^en btirften/ 1 ®om ©eifte ber ©bräifeben 
^Joefte. ©. 343. 

l ) $einemann ©. 30. 
s ) ®eruinuö ©. 137. 

8 ) „Älopftorfö fämtlicbe ffierle^, IV. 33anb, 
©. 261-262. 

4 ) S3on ber ©enoffenf(baft ber ©«brcefiern ber 
cbriftlicben Siebe. 


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Iler finfluft llejiftoAs uub feiner ftfeule auf bas katfjolifdie lUrdjenlieb, 


165 


cjrtferalur 


Slblemeper, „Seutfcbe unb (ateinifdje Äireben* 
gefänge", ©aberbom 1849 unb 1862. 

Stfrotann, 3- ©•/ ©oUftänbige? ©efang* unb 
©ebetbucb", Äoblenj 1826. 

©äumler, SiN/eltn, ba? latbolifebe beutfd^e 
Äitebenlieb in feinen ©ingiueifen, III. ©b., 
gfteiburg i. ®. 1891. 

©aut, Silbelm, ba? Äirebenlieb in feiner ®e= 
fcf/id/te unb ©ebeutung, ffranlfurt am Wtain 
1852. 

©ed, Äart Stuguft, ©efcbicbte bei fatbolifeben 
Äircbenliebe? non ben erften Anfängen bi? 
auf bie ©egenroart, Äöln 1878. 

©Bger, „©efang* unb ©ebetbueb junt ©ebraud) 
bet siömifdjlatbolifeben", Srenfteinfurt 1798. 

Sollend, 3?r., ber beutfdje ©boralgefang bet 
latbolifeben Äirdje, Sübingen 1851. 

„6^riftfatbolifcbe§ ©efang* unb Slnba<bt?bucb", 
5. Stuflage, Wotroeil 1834. 

Gramer?, 3o^ann Slnbrea?, Sämtlidje ©ebicbte, 
I. Seit, Äarl?rube 1783. 

Gunj, gf. St., @efd)id)te be? beutfeben Sircben* 
liebe? nom 16. 3aljrf)unbert bi? auf unfere 
Beit, II. STeil, Seipjig 1865. 

„Sa? Heine Silingifefje ©efangbüebgen, Silin* 
gen 1787." 

„Ser heilige ©efang jc.", ©brenbreitftein 1827. 

Seuigeti, 91., „9teue? latb- ©efangbueb jc.", 
III. Stuflage, D?nabrüd (I. Stuft. 1781.) 

Seutfdjmann, „Sieberfammlung", II. Sluflage, 
©re?lau 1838. 

„Sie d)riftlid>e ©emeiube in ber Stnbaebt" 
(I. Sluflage 1840), Äöln 1846. 

Siftellamp, $. Wt., „©efang-- unb Stnbaebt?« 
buch", Wtünfter 1842. 

Sreoe?, ®. SW., ein Sort jur ©efangbuebftage, 
gfreiburg i. ©. 1884. 

©rfeb unb ©ruber, Slllgemeine ©ncpllopäbie bet 
Siffenfebaft unb Äünfte 36. Steil, Seipjig 1884. 

fffunde, 0., 2Ber ifi ein ©ietift? im @üter?lober 
3abtbud) 1893/94 

©ärtner, Silbelm, „Te Deum laudamus“, 
III ©dnbe, Sien 1855. 

„®ebet* unb ©efangbueb für 3iutggefeHen=@o* 
balitdten", Wtünfter 1846. 

©eiffel, 3. n., „Äatbolifcbe? ©efangbueb", Speiet 
1843. 

©eOert, ©. g., ©eiftlidje Oben unb Sieber, 
Unioerf. ©ibl. non 9leclam, Wr. 512. 

©erninuS, ©. ©., ®efd)i<bte ber beutfeben SDicb® 
tung, III. ©anb, IV. ©anb, Ceipjig 1873. 

„©efangbueb für bie Siöjefc Strier", Srier 1846 
unb 1899. 

©bringet, @rnft, Siteraturbeiträge au? ©t. 
©allen, ©t. ©allen 1870. 


©rimm, Seutfcbe? Sörterbud), VI. ©anb. 

^amel, Wicbarb, Seni?, Stnbang ju Älopftod? 
Serien, beutfdje Wat. Sit 48. ©anb. 

$einemann, Ä., Älopftod? Seben unb Serie, 
©ielefelb 1890. 

£>erolb, 8., „Set heilige ©efang jc." (I. Stuf** 
läge 1808), 18. Sluflage, Sippftabt 1843. 

$offmann non g?aller?Ieben, ©efebiebte be? 
beutfeben Äircbenliebe? bi? auf Sutber? Beit, 
$amtooer 1854. 

fcölfcber, ©., ^ermann Subroig Wabermann 
al? Siebter latbolifcber Äird)enlieber, Progr. 
Wedlingbaufen 1869/70. 

— — Sa« beutfdje Äirdjenlieb nor ber 
Deformation, Slünfter 1848. 

$oogen unb Giemen?, „Äatbolifebe? ©efang* 
bueb jc", Süffelborf jc. 1798. 

„Äatb- ©efangbueb auf atlerböebften ©efebl 
3brer L t. apoft. Wlajeftät Wlarien Sberefien? 
jum Srud beförbert", Sien 1774. 

„Äatbolifebe? ©efangbueb jc." III ©dnbe, 
ÜJlüneben 1810. 

Äebrein, 3-» 2>a? beutfebe latbolifebe Ätreben* 
lieb in feiner ©ntroidlung non ben I. Sin* 
fängen bi? jur ©egemnart, Weuburg a. S- 
1874. 

„Äirebengefdnge für latb. ©pmnafien", ©aber« 
born 1865. 

ÄlopftoclS fdmtliibe Serie, IV. ©anb, Seipjig 
1854, X. ©anb 1855. 

Älopftod§ geiftliebe Sieber, Äopenbagen unb 
Seipjig, ü Seile, 1773 unb 1769. 

Änapp, 9W. Stlbert, „©nangelifeber Sieberfebaft", 
©tuttgart in Sübingen 1850. 

Äoberjtein, Stuguft, ©runbri§ ber ©efdfiebte ber 
beutfeben WationabSiteratur, I. ©anb, Seip= 
jig 1847; V. ©anb 1873. 

Wlaftiauf, 6. St. 0 ., „©efangbueb ber lönigl. 
6lementar=Solt§febulen, II. St. SDtüneben 1818." 

-„Äatbolifebed ©efangbueb", SBüneben 1832. 

„SDtelobien ju bem in Siegnift im Sruel erfcbie= 
nenen ©efangbudbe", Siegnit) 1828. 

SDlijler, 3°b a nn ©ottlieb, Waebriebten non 8ie= 
berbiebtem be§ Stugfpurgifeben ©efangbueb?, 
Sebinabaeb 1775." 

SDJunder, granj, griebrieb ©ottlieb Älopftod, 
©tuttgart 1888. 

Wabermann, £>. S., „Slm ©rabe meine? ©r= 
löfer?", SWünfter 1830. 

— ©eiftliebe Sieber", Wlünfter 1822, 1837 unb 
1847. 

— „Opfer nor ©ott", 3. $tu?gabe, Wtünfter 1834. 

Weumaier, 3 0 b a un, ©efebiebte ber cbriftlieben 

Äunft non ber diteften bi? auf bie neuefte 
Beit, I. ©anb, ©ebaffbaufen 1856. 


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166 


•rpl|t« jrttdjl. 


Dticolai, ffricbrid^, SlHgemeiite beutfdjc 8ibliotl)et, 
be? funfjetjnten 8anbe? erftc? ©tuet, 8erlin 
unb (Stettin 1771. 

greifet, Sie geiftliche Sichtung uon Sut^er bl? 
Älopftocf, Stuttgart 1864. 

3t ambad), 3 ., 5lntI)ologie djriftlidjer ©efänge 
au? allen 3abrl)unberten ber Äirdje, IV. 8b. 
Slitona unb ßeipjig 1823. 

Stouffeau „Ser fatfjolifdje ßieberfd)a£" (Ohne 
Sitclblatt.) 

(Sailer, 3 . 911., „SBotlftänbige? ©ebetbud) ic." 
(I. Auflage 1783), ÜJlündien 1818. 

©anbfort, 8., Äatholifcbe? @cfang= unb @ebet= 
bud), III. Stuflage, üllünfter 1841. 

Scbletterer, ß». SW., ®efd)id)te bet ®eiftlid)en 
Sid)tung unb Äircfjlic^en Sonfunft, I. 8anb, 
ßjannooer 1869. 

-Überfi<btlid)e Sarftellung ber ©efcbidjte ber 

fird»lid)en Sid)tung unb geiftlidjen 9Jtufif, 
Rörbltngen 1866. 


I ©djmibt, ©f)., „ßbriftlicbe ©efänge", III. tlujt., 
2lug?burg 1840. 

Suljer, 3°b a nn ©eorge, Allgemeine Ih«oHe 
ber frönen Äünfte, II. Seil, ßeipjig 1774. 

S&pler, Alte ©Ijoralmelobien, ©oeft 1836. 

$er?poell, 8., ©efänge unb ©ebete beim rö- 
mifd) fatljolifcben ®otte?bienfte", IDlünfter 
(1810), 1850. 

JBacfernagel, Philipp, $a? beutfdje &ird)cnlicb 
oon ben älteften feiten bi? }u Anfang be? 
XVII. 3abrb., II. 8anb, ßeipjig 1867. 

— SEBilljelm, ©efdjidjte ber beutfden ßiteratur, 
I. unb II. 8anb, bearbeitet oon 9Jlartiti, 
8afel 1875. 

-Altbeutfdje? ßefebueb, 5. Auflage, 1873. 

SBeffenberg, w (5l)riftfat^olifc^e§ ©efang* unb 
Anbad)t?bud)", II. Auflage, Sonftanj 1814. 

©efefteiu, $a? beutfebe ftircbenlieb im 16., 17. 
unb 18. ^aljrbunbert, Reuftrelitj 1888. 

2Bürfl, ©b-» ®> n Beitrag jur Äenntni? be? 

I ©pratbgebraud)? Älopftotf?, SBien 1887. 


<Drpfyeo Decd?i, 

eine Stubie über beffen Ceben unb XDerfe. 


e norbitalienifde Sdufe h°t ' 
fitf) in ber lebten ©älfte be? j 
16. ^ahrhuubert? ohne 
fei burd bie ©in Püffe ber Oe* 
netianifden SBeltftabt, ber Eunft* unb 
pracfjtUebetiben gürftenhöfe *u gewaro, 
SDtantua, SRobena, ber großen £>oupt s 
ftäbte Qfforenj unb SDloilanb unb ber 
SEathebralen in 33refcia, Ißabua unb an* 
berer, nidt nur burd außerorbentlide : 
Sdoffen?freubigEeit unb DfidtigEeit, fon* , 
bertt auch burd) freieren (Stil, größere 1 
CebfjaftigEeit be? 2lu?brutfe?, Eütjere j 
Raffung ber titurgifd&en Dejctroorte unb 
lebhaftere SR^tjt^miC non ber römtfden 
(Schule unterfeijieben. 

(Die SEompouiften unb ÜWufifer bien* j 
ten nicht nur ben dürften utib 9tepu* 
bltEen für bie meltlichen fteftlidEeiten, 
fonbern auch ben reicheren unb letftung?* 
fähigeren Dom* unb Stift?fapiteln ooer 
^atronat?Eirchen. Die SEomponiften felbft 
aber waren noch tüchtig gefd)ult, oev* 
ftanben ihren SEontrapunEt unb oerfud» 
ten ftch in allen formen beSfelbeit, frei* 
lieh oft in oerEürtftelter, befonber? rhpth* 
mifd *u fehr gebrodener 3lrt. Um nur 
ein Söeifpiel anjufüljren, h Qt 3Rctrcan* 



tonio ^ngegneri, ber Cehrer oon ÜRonte* 
oerbi (oergl. meine (Stubie im Eirdjen* 
ntuftEalifchen Qahr&ud 1898), fdjon 1588 
bie 27 iRefponforiett für bie Äarioodje 
in einem Stile gefdrieben, ber ebenfofehr 
geläuterte SEunft al? aud feinen Sinn 
für Dej’teäbeElamation unb tiefreligiöfeu 
2lu?brucE beEunbet, fo ba§ biefe $ompo* 
fitionen bi? in bie neuefte ßcit al? SBerE 
s (ßaleftrina? auSgegeben unb gehalten 
mürben. 

3ur Sdar biefer oberitalienifden 
SReifter gehört aud Orpheo SSecdi, 1 ) 
ein SRamen?genoffe be? beEannteren 
Orajio Söecdi; legerer ift in ber 
9D?ufiEgefdidte h^öorragenb burd feinen 
Amflparnasso (1597), ber erft in neuerer 

l ) 2)ie richtige Schreibart ift: ®ecchi (nicht 
SBechi), in beutfeher Sprache etroa mit „2Ut" ju 
iiberfehen. SC 110 bem 16. 3oh r § un ^ ert ftammt 
noch ein Sorenjo Secchi, 2)omoifar in Bologna, 
ber 1605 einen SBanb achtftimmiger Neffen er* 
fcheinen lieft, unter benen fidj ein fehr roürbigeä 
Requiem befinbet. ©egen ©nbe bcs 17. Soh^h* w>^r 
ein ©iufeppi ißecd)i Senior ber päpftlichen Äapeße. 
(Sine 33lutöoeriüanbtfd)aft biefer oier ^ßerföulich s 
feiten ift nicht roahrfcheinlich, roenigftenö nicht 
na^roeiöbar. 5llö Sruber beö Drpheo 93ecc^i 
roirb unö unter bem 3<*b re 1604 ©iooanni öat* 
tifta begegnen. 


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167 


ßeit von dt. (Sitnev im 26. 33anbe ber 
©efetlfcfjaft für MuftEforfchung neu ebiert 
worben ift. Ä. ßatelani bat 1858 eine 
eigene, wenn auch in bibliograpljifcher 
39ejjiehung nod) feijr ergän§ungä6ebürftige 
Monographie biefeS MeifterS ooit Mo* 
bena oeröffentlicht. 

SlrchioarifcheS Material über baS & e* 
burtSjahr beS Orpheo 33ecdji fteht 
auaenblicflich nicht jur Verfügung; wir 
jtno atfo einftweiten nur auf bie gebruef* 
ten Angaben unb Kombinationen in ben 
SSBerEen beSfelben angewiesen, fowie auf 
magere Daten auS ben Diteln, Debi* 
fationen unb 33orreben berfelben. 

5uerft begegnet unS ber Name Orfeo 
(OrpbeuS) 3Becd)i in einem DrucEe 
uon 1590. 

N. ©itner leitet tm 7. 33anb feine« 
OueüenlejiEonS bie biblioaraphifchen Sin» 
gaben über Orpbeo 33eccf)i mit ber 33e* 
merfung ein, ba| im EtrcfjenmuftEafifchen 
Jahrbuch 1886, S. 33, nach einem Do* 
fument im ©onjaga*2lrchiö ju Mantua 
ein Orpbeo 33ecd)t als ißofaunenbläfer 
im Dienfte beS gerrante ©onjaga, ba* 
maligen Statthalters in Mailanb, unter 
bem 25. Januar 1550 erwähnt werbe, 
unb bejwetfelt, bafe biefer Orpheo iben* 
tifch fet mit bem KapeHmeifter an ber 
ScalaEirclje ju Mailanb. 

fchrieb a. a. O., Jahrbuch 1886: 
„1550, 25. ^an. ^ratu ©onjaga be* 
ftettt in Matlanb etne $ofaune (trom- 
bone) bei einem beutfdjett f^nftrumen« 
tenmacher. Sie foftet 12 Scubi (bei* 
läufig 60 ME.) unb Orfeo, 1 ) MufiEer 
besfrerrante ©onjaga, (Statthalters 
in Mailanb, erhält ben Sluftrag, bie* 
felbe ju prüfen." 

S$or 20 fahren alfo hielt ich biefen 
SBläfer für oen fpäteren KapeHmeifter 
Orpheo sßectfti; heute bin ich jjur 53er* 
mutung geneigt, bafe berfelbe ber 33ater 
beS Komponisten gewefen fei. Sicher 
war legerer ein gebomer Mailänber, 


l ) „Drtenfto Sanbo nennt im 7. feiner &u 
35enebig 1552 u. 1553 publizierten Äataloge ben 
Orfeo milanese al§ meifter^aften Släfer unter 
ben bejten SRufifern feiner Seit. Dl)ne 3 ro *if cI 
haben mir e$ §ier mit D rfeo $e cd>i ju tun, unb 
g. gelte ift im grrtum, menn er beffen ©eburte* 
jaljr auf 1540 feiert. £)a$ ^obeöja^r bei gelte 
(1613) ^be id> im Vorwort &um 28. 5)anb ber 
$aleftrina^u8gabe forrigiert; Orfeo mar 1604 
ntdjt me^r am geben." 


benn ber (Shronift Morigia erwähnt ihn 
auSbrücElich unb läfet ip bereits 1595 
bortfelbft angefteUt fein, immerhin 
bürfte bie Slngabe beS ©eüurtSjahreS, 
c. 1540, bei f^etiS unrichtig fein, ba bie 
fmupttätigEeit uon Orpheo 33ecd)i in 
baS lefcte Dezennium beS 16. ^ahrljun* 
bertS fällt. 

$. ©. SBalther weife in feinem muft* 
Ealifchen SejiEon, Ceipjig 1732, t»on ihm 
ju fchretben: 

„33ecdjt (Orfeo) ein piefter unb hoch* 
berühmter ©apeHmeifter an ber Kirche 
di S. Maria della scala ju Maplanb, 
ju SluSganae beS 16. Seculi, hot bis 
24 MupEafifche SBercEe an Motetten, 
^falmen, Meffen, ©anjonen, unb an* 
bem üon 4. 5. 6. unb 8 Stimmen 
herausgegeben, f. Piccinelli Ateneo, 
p. 436 unb Morigia Nobilita di Mi¬ 
lano, lib. 3. c. 36. p. 185." 

Nachweisbar finb nur folgenbe 393erfe: 

1590. Cantus. Missa, Psalmi ad 
Vesperas Dominicales, Magniflcat, Mo- 
tecta, et Psalmomm modulationes, quse 
passim in Ecclesijs nsurpantur. Auctore 
Orpheo Vecchio Mediol. Praesb. apnd 
S. Mariae ä Scala Capellae Magistro. 
Octonis vocib. Mediolani. Apud Fran- 
ciscnm, et haeredes Simonis Tini. 1890. 
8 Stb. 4°. 12 Gesge., am ffinbe Falsi 
Bordoni. 

^n ber Kgl. SBibliotfjeE au SSertin 
ift nur ber Cantus beS 2. SgoreS oor* 
hanben, auS bem obiger 2itel Eopiert ift. 1 ) 

3?. (Jitner bemerEt im Ouetlenleyifon, 
bafe Orpheo 33ecchi fich feit 1598 als 
KapeHmeifter an S. Maria a Scala be* 
aeiefene. Diefer ^rrtum wirb fchon burch 
biefen erften btbliographifch nachweiS* 
baren DmdE wiberlegt, benn O. 33. 
nennt fich hier fchon peSbpter unb Ma* 
aifter an S. Maria a Scala. Die Kirche 
jteht heute nicht mehr, Wohl aber baS 
berühmte Teatro Seala. 

Den ^nfealt biefeS SBerEeS für acht 
Singftimmen bilben:*) 


') Dem Ägl. SSibliot^elar Stlbert flopfetmann 
oerbantt bie Stebaftion litet, Sn^alt unb Sßorroort 
biefeä etnjigen auf bie 9}at^roelt gelommenen 
©timmbefteS. 

*) D6n)ot)( baa SSorroort leine 9Jotij über ben 
Üilbungsgang unb bie Sebenänerfcfittniffe oon 
Crajio Seccfjt bietet, oerbient es bod) weitere S3er= 
breitung, ba wir au« bemfetben ben @rf)(ufc jieben 


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168 


0rpl>eo Jffdji. 


Missa, Octavi Toni. ©. 1 

Domine ad adjuvandum 7 

Dixit dominus 1. Ton. 8 

Confltebor 2. Ton. 9 

Beatus vir 4. Ton. H 

Laudate pueri 6. Ton. 12 

In exitu 8. Ton. 14 

Magnificat 7. Ton. 16 

Osculetur me 18 

Decantabat populus 19 

Sanctificati sunt 21 

Falsi Bordoni (8) 22 


bürfen, bafj D. $. fdjon im gereiften 9Uter ftanb 
unb in ben fjöberen ©tftnben ©cbttler f>atte. 
lautet: 

Nobilibus viris, sibiq; admodum colendis Dominis, 
DD. Hieronymo Homato, ac Jo. Jacobo 
Vitali, 

Orpheus Vecchius S. D. 

Neq; potui vos, Nobiles viri, neq; debui io 
summa animorum, studiorumq; coniunctione ab 
eius rei comunione seiungere, de qua vestrum 
uterq; iam inde k prima aetate ut optimö mo- 
retur in dies, sic ab ipsa vicissim haud obscu- 
rum petit virtutis, et nobilitatis ornamentum. 
Uterq; pridem doctore me (quod mihi quidem, 
ut par est, fixum haeret in animo) duce verö 
natura vestra aeque virtutum, atqu; yocum cö- 
centus amicissima, musicis legibus, munerisqu; 
pari animi alacritate in pari docilitate operam 
dedit. Uterq; postea, quae fuit semper in utroq; 
egre^ie constituti, sibiq; perpetuo consentientis 
animi vis, aequales fecit in ea facultate, atq; 
in aetate progressuB; ut eos labores, quos ego 
pro virili parte instituendis vobis, ornandisq; 
suscepi, suavissimo quodam. eodemque uber- 
rimo voluptatis, ac letitiae fructu uterq; quoti- 
die cumulatö compenset Quamq, ut lucubratio- 
ncs meas vobis, potissimüm dicatas veilem, 
mihi non ista, solüm ratio persuasit. Nimirü 
est hoc, quod modo commemoravi, vobis facild 
commune cum pluribus, iUud verö vestri raa- 
xirnö proprium, atque adeö singulare, quod suc- 
cisivis exercitationibus et voce, et fidibus mo- 
dulatö canendi cum illud sitis consequuti, ut 
lectissimum quemq; Musicorum ccetum non me- 
diocriter decoretis; tarnen illa vos ratio de- 
lectat in primis, quae divinae rei ob sui gravi- 
tatem accommodata mortalium animos fluxarum 
molestia rerum, ac raobilium ita relevat, ut 
simul cselesti quodam sensu dulcedinis, ac vera 
suavitate perfundat. Pergite sane, nobiles 
viri, ut instituistis, eas assidue artes excolere, 
quae suos alumnos ipse ac per sese cüra satis 
amplis fortunae bonis, clarisq; animi dotibus 
locupletent, tüm verö eximijs apud homines et 
honoris augent insignibus, et amoris offieijs 
persequuntur. Interim verö accipite hoc pro- 
pensis auimis sive amoris pignus erga vos mei, 
sive praemium virtutis vestrae, sive praeconium 
ejus studij, quod hactenus pulcherrimae, et li- 
bero viro dignissimae facultati laudabiliter 
tribuistis. (Ofpte T)atum.) 


DaSjjtoeite S33crE oon Drf. 33ccd)i ift: 
1596. (Ditelötatt mit ornamentaler 
SBorbüre; in btefer iflt oben ein Staunt 
für 33e*. b. @tb. auSaefpart.) 

TENOR | PSALMI INTEGRI | IN 
TOTIVS ANNI | SOLEMNITATIBVS, 
Magnificat duo, Antiphonae quatuor ad 
B. V. post Completorium, | & modula- 
tiones octo, quae vulgö Falsibordoni 
nuncupantur. | Quinque vocibus. | OR- 
PHEI VECCHII MEDIOL. | Ecclesiae 
Diuae Mariae Scalensis Reg. Duc. | Mu- 
sicae, & Chori Magistri. | MEDIOLANI | 
Apud haeredes Francisci, & Simonis 
Tini. | M. D. XCVI. | l ) 

Der le^te Sanb Ijat ben Xitel: 
BASSO | PRINCIPALE | DA SO¬ 
NARE | DELLI SALMI INTIERI I A 
CINQVE YOCI | Di Orfeo Vecchi | (»i. 
qnette | IN MILANO, Appresso V herede 
ai Simon Tini, & Gio. Francesco Be- 
sozzo. | M. D. XCVIII. | 

Oljne Debifation. 39 paginierte @et* 
ten unb eine nicfytpaginierte ynbeyfeite. 2 ) 


1 ) $er ©üte beö $errn gof. SRantuani an 
ber f. !. $ofbibliot§ef in SBien nerbante xd) itad)-* 
folgenben SBortfaut ber 2)ebi!ation unb ben 
Ijalt be3 2Ber?e$. 

2)ebi!atton (Ornamentale ftopfleifte): 
ILLVSTRI. | ET MVLTVM REV.do CAPIT VLO, 
CATHEDRALIS ECCLESIAE, NO V ARIEN SIS.| 

jjlHIL mihi fuit optatius vnquara, Viri 

_ admodum Religiosi, ex quo singulärem 

vestram erg& me humanitatem, & offteia ex- 
periri coepi, quäm vt aliquam mei vobis debiti 
studij & obseruantiae, significationem vicissim 
darein. Cum enim superioribus aliquot men- 
sibus sacras quasdam modulationes Musicis nu- 
raeris compraehensas quantum in me fuit per- 
fecerim, eas Vobis (qualescunq; sint) quos his 
etiam studijs non mediocriter delectari certe 
scio, & quorum aliquos in ea facultate cum 
peritis omnibus & perspexi semper, & admira- 
tus sum maxime, libentissimo animo dico, de- 
dicoq, voluntatem solam qua offeruntur, specta- 
turis, & amanter Ästudiosö accepturis. Valete. 
Mediolani, Idibus Januarij. M. D. XCVI. 

Orpheus Vecchius. 

5 Stb.; 

Cantus: feljlt. 

Altus: 33 ©., pagtn., 1 gnbejrfeite o$ne $agin. 

Tenor: 33 „ „ 1 „ „ 

Bassus: 33 „ „ 1 „ „ „ 

Quintus: 33 „ „ 1 „ 

2) iefe ©tb. Ijaben alle genau benfelben 2Bort= 
laut be$ $itel3 unb auf ber SBenbfeite beö Titel¬ 
blattes bie 2)ebifation. 

*) 3 n f) a 11 (nad) bem £enorbanbe). 

1. Domine ad adiuuandum (mit „Alleluia“ unb 
„Laus tibi Domine“). 

2. Dixit Dominus (septimi toni). 


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•rpl|eo Pecdji. 


169 


Xiefe «ßfalmenfammlung ift nur aug 
tBien nadpueigbar, wo jebod) leiber bcr 
Cantus fehlt. 

1598 a. Orphei Vecchii Mediolanen- 
sis in Ecclesia DivsB Mariae Seal. Reg. 
Duc. Musicae, & Chori Magistri, Missa- 
mm Quinque Vocibus Liber secundus. 
Quibus Missa pro defunctis, aliquotque 
sacne Cantiones accessere. — (Vignette.) 
Mediolani, Apud haeredem Simonis Tini, 
& Jo. Franciscum Besutium. 1598. — 
In 4°. Basso passo priucipale. 

Stuf bcr 9?üdfeite biefeg Xitelblatteg 
finbet fidj bie Xebifation, 1 ) bic jebod) 
feinen nennenswerten ^Beitrag jurSio* 
grapste enthält. §n ^Bologna ift nur 

3. Confitebor (quarti toni). 

4. Beatus vir (1. toni). 

5. Laudate pueri (2. toni). 

6. In exitu (8. toni). 

7. Laetatus »um (6. toni). 

8. Nisi Dominus (5. toni). 

9. Lauda Hierusalem (3. toni). 

10. Laudate Dominum omnes gentes (3. toni). 

11. Credidi (2. toni). 

12. In convertendo (8. toni). 

13. Domine probasti (1. toni). 

14. Beati omnes (3. toni). 

15. De profundis (4. toni). 

16. Memento Domine Dauid (8. toni) 

17. Confitebor tibi Domine [Ps. 137] (2. toni). 

18. Magnificat (7. toni). 

19. Magnificat (8. toni). 

20. Salve Regina. 

21. Alma redemptoris mater. 

22. Ave Regina. 

23. Regina cobü. 

24. Falsi bordoni (für bie 8 Toni). 

2)er 3nbe$ ftimmt mit ber tatföc^lic^en SRetyert* 
folge unb mit beit ©ettenja^Ieit. 

*) Illustri, et M. R. Mathise Zaffiro Protho- 
not et Subceconomo Status Mediolani, et Prae- 
posito Ecclesiae Patronalis Collegiat» S. Gau- 
dentii Novar. Religiosisque ejus Capituli Ca- 
nonicis Orpheus Vecchius S. D. 

Quae plurima et maxima officia, tum omnium 
vestrum, tum singulorum eximia liberalitate, 
et prsestanti benignitate in me collata, jam 
diu devinxerunt, haec eadem ad omnia vobis 
paratissimum esse compellunt: cumque pares 
referre gratias non modo sperare, sed nec ex- 
optare ut valeam, virium mearum imbecillitas 
efficiat; id saltem aliquo Studio, et officio gra- 
tiam, quam maximam vobis habeo, declarare 
constitui. Hos igitur modos, qui Missae et 
Motecta nominantur, vobis dico, vestrique no- 
minis inscriptione publico; atque spero fore, ut 
hoc meum munusculum graturn vobis accidat, 
cum animorum vestrorum in me propensionem 
cognitam, et perspectam habeam singularemque 
vestram humanitatem saepissime sim expertus; 
cumque quantum Musica facultate delectimini 
omnibus pateat, valete, vosque incolumes ut 
semper servet, Deum ex animo preoor, 
$a&erJ, ft. 911. ftafcrbuä. 30. ftaövg. 


ber Basso continuo oorhanben, in ber 
£)ofbtbliotl)ef ju Sßten fehlt ber Safe unb 
bie 5. «Stimme. 1 ) Slug bent Xitel jeborf} 
ift ju entnehmen, bafe biefem Liber II. 
ein er ft eg 33udj oorauggegangen fein 
mufe, bag big beute nodj nicht aufgefun* 
ben worben ift. £>er Umftanb, bafe bie 
bebeutenbfte SBudjbruder» unb Verleger* 
fantilie 9J?aüanbg jener Reit*) Söerfe 
Oon Drpbeo 5Becd)i berfteute (fte bat auch 
oiele Söerfe oon Orajio 33ecd)i zutage 
geförbert) läfet üermuten, bafe fein Viame 
tn Sftailanb guten ff lang butte. 

1598 b erfdjien Orphei Vecchii Me- 
diolanensis in Ecclesia Divae Mariae 
Scalen. Reg. Duc. Musicae, & Chori Ma¬ 
gistri Motectorum Quinque vocibus Liber 
secundus. — Mediolani, Apnd haeredem 
Simonis Tini, & Jo. Franciscum Bisu- 
tinm. 1598. — In 4°. $n Bologna 
fehlt nur C. Xag SEBerf enthält auch je 
ein SDtfotett oon ®ioo. oon SWacque unb 
Slnbrea ©abrieli. Über ein erfteg Such 
fünfftimmiger 9J?otetten, bag oor 1598 
gebrudt ift, fehlt S'iotü; über einen 91 eu* 
brud beg erften SBudjeg jeboeb fiefje 
unten 1599. 

1598c bewahrt bie SBibliotbef in 
fföniggberg (f. $of. ÜWüHerg ffatalog 
oon 1870) Orphei Vecchi Mediolanensis 
In ecclesia D. Mariae Scalen. Reg. Duc. 
Musicae, et Chori Magistri Motectorum 
Sex Vocibus Liber tertius. Mediolani 
Apud haeredem Simonis Tini & Jo. 
Franciscum Bisutium MDXCVIII. 

@in 1. unb 2. SBucfj fed)gftimmiger 
9J?otetten ift noch nicht befannt. 

1598d befifctSoloana nur ben Basso 
Principale da sonare aelli Salmi intieri 
a Cinque voci di Orfeo Vecchi. — In 
Milano, Appresso 1’ berede di Simon 
Tini, & Gio: Francesco Besozzo. 1598. 

*) ®en 3nf|alt hüben: 

1. Missa in Deo speravit (natf) b. itenorbbe.) p. 1 


2. Missa secunda 8 

3. Missa tertia 14 

4. Missa pro defunctis 20 

5. (Motette) 1. pars: Peccavi super nu- 

merum 26 

2. „ Miserere mei Deus 27 

6. „ Praeparate corda vestra 28 

7. n Dominus, qui eripuit me 29 


Stuf ber SBenbfeite beä testen Slatteo (nid)t 
paginiert) Qnbej. 

s ) ©ielje über biefe ®ruderei Dr. 8(16. SJogel, 
Sibliot^ef ber gebrüllten roeltlidjen Sßofalmufif 
gtnlien«, IT. Sb. ©. 631. 

22 


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Orptjro itcdii. 


- In 4°. DaS 2BerE ift ibentifcf) mit 
1598; fiehe oben ben Ditel auS ber 
SBiener SibliotheE. 

1599 finbet ftd) in Sologna A., T., 
B. unb 5. vox, eine Neuauflage beä 
erften Suchet ber fünfftimmigen 9Jio* 
tetten, beffen erfte Ausgabe (oergl. oben 
unter 1598 b) nodj nicht entbecft ift. — 
Motetti di Orfeo Vecchi Maestro di Ca- 
pella di S. Maria della Scala, e d’ altri 
eccellentiss. Mnsici. A Cinque voci. 
Libro Primo. Con diligenza reuisti, 
& ristampati. — In Milano, Appresso 
1’ herede di Simon Tini, & Gio. Fran¬ 
cesco Besozzi. 1599. — In 4°. 

Qn biefem SöerEe finb auch jloei 2fto* 
tetten oon ?ßaleftrina Snrge propera 
amica mea unb Quanti mercenarii (fünf= 
ftimmig) auf genommen; fie ftnb nicht Dri* 
ginalEompofittonen, fonbern Searbeitun* 
aen mit lateinifchen Deyten Oon jmei 
StWabrigalen ^ßaleftrinaS, bie Orpfjeo 
Secd)t beforgt ^at (ogl. auch unten 1604). 
Da§ jroeitetlige Snrge nämlich mürbe 
auä bem ÜWabrtgal Vestiva i colli, ent* 
halten im 28. Sanbe ©. 239 ber ©ef.* 
SluSg., baS Quanti mercenarii auS bem 
SDtabrigal Io son ferito (28. Sb. ©. 179 
ber ©ef.=ülu3g.) bearbeitet. Qm gleichen 
Drucf finbet ftd) noch ein uttotett oon 
9tuga. ©totanelli Dens, Deus mens 
unb »nnibale 3otlo Nigra snm. Son 
biefem erften Such ber fünfftimmigen 
SWotetten eyiftiert in Sologita bie ooD* 
ftänbige gebructte Partitur oon 83 ©eiten, 
aber ohne DebiEation, oom Qal)re 1603 
(f. unten 1603d). 

1601 beftfct bie SibliotfjeE Königs* 
berg ein EompletteS ©yemptar ber fecqS* 
ftimmigen Sufepfalmert in SNotettcnform 
unter ber Sejeichttung Liber IV. — 
Orphei Vecchii Mediolanensis in Eccle¬ 
sia D. Mariae Seal. Reg. Duc. Musicae, 
& Chori Magistri, in septem Regij pro- 
phetae Psalmos vulgo poenitentiales sa- 
crarum modulationum, quae Motecta 
nuncupantur, et senis vocibus concinun- 
tur, Liber Quartus. Mediolani, Apud 
haer. Simonis Tini, & Franciscuin Be- 
sutium 1601. — In 4°. Qn Sotogna ftnb 
nur Tenore (E), Basso principale (N) 
oorhanben. Die fteben Sufjpfalmen ftnb 
auf 20 Ntotetten »erteilt. 

1600. Falsi Bordoni Fignrati So¬ 
pra Gli Otto Toni Ecdesiastici Distinti 


in diversi Ordini Magnificat, et TeDeum 
laudamus, ä 4, k 5, et ä 8 voci. Aginn- 
tovi gli Hinni di tutto 1’ Anno, ä 4. La 
Compieta con le Antifone etc. Letanie 
della B. V. & 5. Et Letanie de Santi, 
ä 8. Di Orfeo Vecchi Milanese 
Maestro di Capelia in S. Maria della 
Scala di Milano. In Milano Appresso 
1’ herede di Simon Tini, et Gio. Fran¬ 
cesco Besozzo, compagni. L’ Anno dell 
Signore 1600. 

Die DebiEation ift (ö. 18. SWärj 1600 
an bie Reverende Signora Clara Fran- 
cesca et Gieronima Goseline et Clara 
Pompilia Adda) ohne bemerfenSmerten 
Qnbalt. Der fjfoliobattb enthält bie ©in* 
jelftimmen geaenüberliegenb unb mürbe 
bem Unterjeichneten oon £>errn SftuftE* 
profeffor ßaoaliere ©iufeppe Derrabugio 
in SNailanb für einige SWonate grofe* 
mütig ju Serfügung geftedt, fo bafj ein 
arofjer Deil ber intereffanteren Donfäfje, 
befonberS alle Qalfiborboni ju 4 unb 
5 ©timmen in Partitur gebracht merben 
Eonnte. 1 ) 

Da§ 2BerE enthält alfo 151 oier* 
ftimmige unb 120 fünfftimmige, teytlofe 
ftalfiborboni, jene ÄompofttionSart für 
’ßfalmeu, melche ffinbe be§ 16. Qaljrbun* 
bertS befonberS in Oberitalien burch 

l ) 3)en 3n§alt biefeö ©anbeö hüben: je 20 
teytlofe 4ftimmige galftborboni im I. u. II. Xon ; 
15 im IO. Xon, je 20 im IV., V., VI. unb 
VII. £on, unb 16 im VIII. Xon. 2)iefe galft= 
borboni fcfiliefjen mit golio 26. darauf folgen 
Magnificat in ben a$t Äircfientönen unb (gol. 33) 
baä öftimmige Domine ad adjuvandum me mit 
fünfftimmigen galftborboni, unter benen je 12 
im I., II. u. III. Xon fief) befinben. 3 m Hi- ^ on 
ift unteridjiebenjmifcben galftborboni all’ alta (12) 
unb alla 4 et 5 bassa; oon lederen ftnb eben* 
fafl$ 12 fomponiert. 

$er Unterfdfteb liegt in ben ©djlüffeln. 3)ie 
erfteren 12 ftnb im (Sopran-, 2ttt*, tenor* unb 
58afcfcf)lüffel abgebrudt, oertragen alfo eine Ijöbere 
3ntonation; bie lefcteren 12 fteben im Siolim, 
HRe&äofopran-, 2llt* unb $3aritonfd)lüffel unb fön* 
nen um eine Quarte ober Quinte tiefer intoniert, 
b. b- mit ber Orgel begleitet toerben, bie ja ba* 
malä toenigftene" eine Xerj über bem jefcigen 
Äammerton geftimmt toar. 

golio 42 folgen je 12 fünfftimmige galftbor* 
boni im IV., V., VI. unb VII. $on, golio 50 
12 im VIII. $on all’ alta mit ben gewöhnlichen 
©cblüffeln unb 12 alla bassa mit ben Chiavi 
trasposte im VIII. £on. 

golio 64 u. 66 biö 70 fcbliefit ein Te Deum, 
beffen 1. (Shor oierftimmig Te Dominum con- 
fitemur unb 2. ($hor fünfftimmig Te aßternuui 
Patrem fomponiert ift. 


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171 


•rpljts JJtcrfji. 


<£äfar be ßacharitS unb 8ub. 33iabana, 
am umfangretchften ober üon 0. S3ecd^i 
in bem 6et Sitner nicht aufgeführten, 
beShalb hier etngebenber betriebenen 
Xnrucfwert beliebt War. £)em 2öunfd)e, 
welchem piuS X. im Motn proprio 91u8* 
brud gab, bafj nämlich bie fralftborboni 
befortberS bei ben 33efperpfaTmen fleißig 
benüfct werben mögen, fann alfo auS bem 
SBerfe Don 0. 33. auS bem ^afjre 1600 
in reichftem 3Jiafee entfprocben werben. 

®er33onb enthalt 70 SBlätter. £)em 
mir oortiegenben 3JZoilänber $rud ift 
ein ^weiter mit felbftänbigem Xitel unb 
eigener Paginierung beigebunben. Stuf 
golio 1 ift ju lefen: Hymni totius Anni 
secundam consuetudinem S. R. E. qua- 
tuor yocibns. Completorium item cum 
Antiphoiiis, et Litanijs B. M. V. quinq. 
vocibus concinendis. Litaniae quoq. San- 
ctorum alternatis choris. Orphei 
Yecchi Mediolan. In Ecclesia D. 
Mari» Seal. Musicae, et Chori Magistri. 
Mediolani, apud haeredem Simonis Tini, 
et Jo. Franciscum Besutinm socios. 
Anno salutis 1600. 

®iefe Abteilung enthält juerft üier* 
ftimmige ^tjmnen beS römifchen SreüterS, 
Dann baS Sfompletorium mit ben ma* 
rianifchen Stntiptjonen Salve Regina, Ave 
Regina, Regina coeli unb Alma Redem- 
ptoris. Xiefer jweite Xeil fehltest mit 
gol. 38 ; ihnt folgt als 3. gaSjtfel nach* 
folgenbeS SBerf: Hymni totius anni Se- 
cundum consuetudinem Ecclesiae Am¬ 
brosianse quatuor vocibus. Completo¬ 
rium item cum Antiphonis, et Litanijs 
B. M. V. quinq. vocibus concinendis. 
Litaniae quoq. Sanctorum, alternatis 
choris. Orphei Vecchii Mediolan. 
In Ecclesia D. Mariae Seal. Musicae et 
Chori Magistri. Mediolani apud haere- 
dem Simonis Tini, et Jo. Franciscum 
Besutium socios Anno salutis 1600. 
unb umfajji 44 polien. 

35ie brei SBerfe mit felbftänbigen 
Xiteln würben ohne pweifel auch einzeln 
abgegeben, ba ber brttte auSbrüdlidj für 
biejenigen SEirchen beftimmt ift, welche 
naa) bent ambroftauifdjen 9iitu8 ©otteS* 
bienft feierten, ber jweite auch außerhalb 
beS dflailänber SEirchenfprengelS braud)* 
bar gewefen ift. 

mtS bem Umftanbe, bajj biefeö 28erf 
öon Orpheo 33ecd)i baS einzige in großer 


Partiturform, alfo eigentliches ©horbud) 
gewefen ift, währenb ade übrigen SDrucEe 
in ©injel heften IjerauSEamen, barf ber 
©chlufe gezogen werben, bafj biefe 2lu8* 
gäbe für bie nachmittägigen 33efpern im 
täglichen ©ebraudje im ®h or ber foge* 
nannten Mansionarii (93iEare unb 33erte* 
ft^iaten) an beit bamalS zahlreichen SEol* 
(egiat* unb SElofterfirchen gebraucht würbe. 

1602 erfchien als britteS 33udj fünf* 
ftimmiger P?effen ein XrucfwerE, baS 
aufter ben fünf ©timmljeften noch ein 
fedffteS als Basso continuo enthält. Qn 
j ber SBibltot^ef ju Upfala fehlt bie fünfte 
! ©timme, bte fpofbibiiothef in SBien be* 

| fifct baS oolljtänbiae 2BerF (ugl. oben 
1598a ein zweites Such fünfftimmiqer 
SWeffen). 

| TENORE | j ORPHEI VECCHII | ME- 
DIOLANENSIS | In Ecclesia Diuae Ma¬ 
riae Seal. Musicae, | & Chori Magistri. 
MISSAE VM | QVINQVE VOCIBVS 
LIBER TEBTIVS. | (Signette. CitiES 
baran, üertüaf laufeno: vibtvti sic — 
rechts: cedit invidia) | MEDIOLANI, 1 
Apud Augustinum Tradatum. M. D. CII. j 
Superiorum permissu. | 

2)er Xitel ift ornamental umrahmt; in ber 
oberen Seifte ift ein iHectjtecf für bie Sej. b. 
Stb. auSaefpart. 2luf ber SBenbfeite be? Xitel; 
blatte?: Äopfleifte, bann $ebifation: 

ILL.M- D. D. CHRISTIERNO | GONZAGAE, 
EX MARCHIONIBVS MANTV^E | Sacri 
Romani Imperij Principi, ac Solpherini | Do¬ 
mino. | Orpheus Vecchius S. P. D. | 

i aWD eos, qui ingrati animi vitium effugere 
cupiunt. pertinere in prirais arbitror, 
vt si minus emdunt, quüm debent, conten- 
dant certe quantnm posaunt. Iddrco &si 
familiae Gonzagi® menta in me tanta sint, 
vt nnllam eorum, non modö referenda sed 
ne cogitanda quidem gratia consequi pos- 
sim; nasce tarnen meas, qualescunq; lucu- 
brationes, tuo Illustrissimo nomini consecra- 
tas, in lucem edendas curavi, vt essent apud. 
omnes. & tu* familiae erga me beneficen- 
ti®, & me® erga illam addictissime vo- 
luntatis parua quqdam significatio, simnl 
etiam futurum sperans, vt ei, quem pietatis, 
& musicorum perstudiosum omnes norunt, 
hi Musld concentus, dininas praedpue laudes 
continentes, non omnind ingrati, & iniucundi 
fuisse videantur. Kai. Mali anni 1602. 

6 Stb. 

Canto Xitelbl. u. 20 ©. u. ^Snbeybl. 


Alto 

Tenore 

Basso 

§ uinta parte 
asso prindpale 


• 30 „ 
» 16 „ 
n 30 „ 
„ 20 „ 
„ 20 „ 


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172 


Arpljr« 

1 . Missa Sicut lilium in fümtl. ©t 6 . p. 1 

2. Missa Venidilecte mi „ „ „ „ 6 

3. Missa Corona aurea „ „ „ „11 

4. Missa sine nomine „ „ „ „ 16 

$m Denorbanbe fehlen bie beiben 
lebten ©lütter, enthaltenb: Et in terra, 
Sanctus, Benedictas, Agnus ber Missa 
sine nomine. — Der ©fite beg öerrn 
Sjof. üKontuont üerbanfe idj Ditef unb 
ynhaltgoerjeichnig. 

1603 a. Orphei Vecchii Mediolanen. 
in Ecclesia S. Mariae Seal. Musicae, et 
Chori Magistri. Motectorum qnae in 
Communi Sanctomm Quatuor Vocibus 
concinuntnr. Liber Primus. — Medio- 
lani, Apud Augustinum Tradatum. 1603. 
— In 4°. Cantus, Tenor, Altus, Bassus, 
et Partitio. Die Debifation: „Perillu- 
stri D. Francisco Bernardino Cassinae 
Baroni de Boulers“ enthält inbaltgleere 
Formeln. 

SJterfwürbig jeboch ift, bafj bie ©ar= 
titur nicht als basso continuo, fonbern 
alg wirtliche ßufammenfaffung ber oier 
(Stimmen auf nier getrennten Cinien* 
fyftemen ijergefteöt ift. 1 ) Sind) hat fü 
etne eigene Debifation: „Nobili viro Mu- 
sices Peritissimo Antonio Goretto Do¬ 
mino meo colendissimo. Orpheus Ve- 
chius.“*) 

1603b erfdjien 311 Slntwerpen ein 
Sttacfibrucf ber 9luggabe non 1598c, bem 
britten Such fechgftimmiger üftotetten, 
bei ©aleftug, non welchem bie ©ibliotfjef 
©rügte Alt unb Denor unb bie ©rüffeler 
bie V. vox beftfct. 

1603 c erschien bog erfte Sud» fünf* 
ftimmiger Magnificat, non bem in ber 
©ibliotljef ©rogfe Cantus, Tenor unb 
V. vox oorf)anben ftnb. Orphei Vecchii 


’) $ie erfte äljntidje Partitur im 16. 3aljr= 
Ijunbert rourbe 1577 in Senebig bei SJngeto ©ar= 
bano ftergefteUt (f. Ä. Dt. gahrb. 1898, ©. 24); 
baSfelbe enthält bie »ierftimmigen Diabrigalc non 
Giprian be Sore. 

*) SJiefer ©oretti roar ein gerrarefe unb nicht 
nur mufiftunbig, fonbern auch ein großer Wönner 
ber SNuftfer, roie auä folgenbem ©a^e ber $ebi= 
tation beä D. 33. heroorgeht: „Vere enim hoc 
mihi dicere vidcor, te parentem, et ut ita di- 
cain, Maecenatem Musicorum orunium existerc, 
domus coim tua, cum Omnibus perhospitalis 
est, tum maxime Musieis, qui Ferrariam se 
conferunt, patet; quos tarn liberaliter, bumani- 
»erque tractas. 


Jtfd)i. 


Mediolanensis in Ecclesia Divae Mariae 
Scalen. Mus. et Chori Magistri. Magni¬ 
ficat quinque vocibus Liber primus. 
Mediolani apud Augustinum Tradatum. 
Dag 28erf in ©injelftimmen 4° ift ben 
©rälaten, ftanonifern unb bem Stapitel 
in ©ergamo non Orpljeo ©ecd)i gewib* 
met. $n ber Debifation ift nur ber Safe 
6 emerfengwcrt: „Conjicere possum, quod 
meae nonnullae cantiones aures vestras, 
non mediocriter oblectarunt.“ Slug bie* 
fern ©runbe höbe er ihnen biefe Magnificat 
gemibmet. Den Qu^att ßilben 24 Sftunt* 
inern, unb jwar: 8 in ben acht Dünen 
ü 6 er bie ungeraben (1., 3., 5.) ©erfe, 
8 über bie geraben (2., 4., 6 .) ©erfe unb 
8 burdjfomponierte. Dem Stile nach 
leichert jte ben im norigen Jahrgang 
eg Qahrbucheg abgebrueften 8 Magni¬ 
ficat non granc. Suriano unb oerbten* 
ten, mieber in bie ©rayig eingeführt §u 
werben; leiber jeboch fehlen' 9llt= unb 
©afjftimme jur Anfertigung einer ©ar* 
titur. 2 Bo ntügen fie nerborgett fein? 

1603d ift brüte Auflage beg unter 
1599 aufgeführten erften ©urfjeg ber fünf* 
ftimmigett ©lotetten unb in ©ologna nor* 
hanben. Der Ditet lautet: „Partitura 
del primo libro delli Motteti a cinqne 
voci di Orpheo Vecchi, e d’altri eccel- 
lentiss. Auttori. Terza Impressione. — 
In Milano, Appresso 1 ’ herede di Simon 
Tini, & Filippo Lomazzo, compagni. 
1603. — In 4°. — Die Partitur h°t 
83 Seiten. 

1604. Scielta de Madrigali a’ cin- 
que voci de diversi eccel. Musici, Ac- 
commodati in Motetti da Orfeo Vecchi 
Con la Partitura d’ essi Motetti. Nuo- 
vamente data in luce. In Milano Per 
1’ herede di Simon Tini, et Filippo Lo¬ 
mazzo. MDCIÜI. 

Qn gerrara eyiftiert oon biefem 
Sßerfe ein ooüftänbigeg ©jemplar (bie 
fünf Stimmenhefte mit Bass, cont alg 
fünftem), in ©erlitt Cant., in meiner 
©ibliothef Bass. Die Debifation an 
©. D. Cucagfrancigcug, Slntbrojtug unb 
oljann ©aptift, ©rüber ber Familie 
ripii ift aug s JO?ailanb Calendis Apri- 
lis 1604 batiert unb flammt 001 t feinem 
©ruber Johann ©aptift ©ecchi. 3 n ber* 
felben beflagt ftof). ©apt. ben Dob fei* 
neg ©ruberg, ftatt beffen er biefe aug 
Wabrigafen, jeboch mit fircfjlichen lotet« 


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I 

UMIVERSITY OF MICHIGAN I 

k 



•rpl)fo Pecd>i. 


173 


utfd^en Seiten oerfeljenen Motetten ^er* 
auSgegeben ^obe. 1 ) 

®en Inhalt ber au$ bcn SKabrt» ! 
galen bura) O. 33. in latetnifche 2)?o* | 
tetten mit Pirc^tidjem Seyte üermanbcttcn 
Xonfäfce teile irf) in Slitmerfuttg mit. 2 ) 
2Ba3 er 1599 mit je einem 2Wabrigal 
oon ^oleftrino unb ©iononelli fdjon uer= 
fudjt bitte, führte er hier in größerem 
SWafjftabe ou§. £)er ernfte ©til ber 
SWobrigole ttmr noch bem ©efdhtnacf jener 
Reit, in ber man e8 liebte, jeber £eyt* 
filbe nur eine ober wenige Stoten ju* 
iuteilen, geeignet, auch in ber Stirere als 
uWotett §u bienen. Über ein ähnliches 
Unternehmen — Ummanblung weltlicher 
3Habrigale in religiöfe italienifche Seyte 
— in 9?om burch ben Oratorianer 
P. Qjuoenat Slncina ftehe firchenmuftfa* 
lifdjeS Jahrbuch 1901, @. 46 ff. 

x ) $3ei ber (Seltenheit be§ $)rucfe3 wirb ber 
Wortlaut ber $)ebifation intereffteren: 

Illns. bas viris DD. Luc« Francisco, Am- 
brosio, et Jo. Baptist® fratribus Bripiis 10. 
Baptista Vecchius S. D. Inter alios ingenij 
feetus, qui plurimi extant, hunc postremum 


1608 erfchienen Orphei Vecchii Me- 
diol&nensis in Ecclesia B. M. Scalen. 
Reg. Duc. Chori Magistri Cantiones 
saerse quinque vocum Nunc primum in 
lucem edite. Tenor. Antverpise Excu- 
debat Petrus Phalesius MDCVHI. 

ftn meiner 33ibltothe? nur Xenor, 8 ) 
bei $ro8fe T., B. unb V. vox, in 33er* 


peperit Orpheus Vecchius, quem in lucem et 
hominum conspectum editurus, eo ipso tem¬ 
pore, cüm de hac ipsa re meditaretur, vitam 
cum morte eoöiutavit. Ego verö, qui eum (vti 
facere par erat fratrem) semper amavi, dum 
vita frueretur, et propter egregias ipsius animi 
dotes (neq; enim vera laude ornare fratrem 
meum pudet) summa semper colvi observantia, 
erg& eundem mortuum fratris officio fungi non 
recuso. Prodeat igitur in lucem Orphei novum 
opus, quod ipse typis mandandum curavi: sed 
cuius, aut quorum auspiejs? eorum certe, qui 
et pr&claro sui nominis splendore hunc Orphei 
partum illustrabunt, et quandoquidem musicis 
concentibus plurimüm delectantur, aliquam inde 
hauriant, ut spero, animi iucunditatem. Acci- 
pite igitur, illustres viri, hoc veluti munuscu- 
lum, quod vobis, et omnibus, meam erga vos 
observantiam declarabit, et sic habetote, mc 
vobis devinctissimum esse ac semper fore. Va- 
lete! Mediolani, Calendis Aprilis 1604. 


*) Tavola de Motetti, et 
Motetti. 

Domine in virtute tua 
Domine quid multiplicati 
Mariae Magdalena 
Quemadmodunv desiderat 
Sitivit anima mea 
Ad düm cüm tribularer 
Assumpta est Maria 
Tu es gloria mea 
Deus Judex iustus 
Nos autS gloriari 
Levavi oculos 
Principes persecuti 
Vidi humilitatem 
Lmtamini in domino 
Vadam, et circuibo 
Quam pulchra es 
In te domine speravi 
Domine ne in furore 
Cantate domino 
Ego dormio 
Audite disciplinam 

3 ) bemfelben laffc 
Benedicam Dominum 
Veni sancte Spiritus 
2. pars. In labore. 
Hymnum cantate 
Perambulavi hortos 
Repleatur os meum 
2. pars. Exurge gloria 
Psallite Deo nostro 
Lapidabant Stephanum 
2. pars. Positis autem 
En dilectus meus 


Madrigali de diversi Auttori. 

Auttori. (!) 

Palestrina. 

Claudio Corregio. 

Marc. Ant Ingegnero. 

Giacches Vuert, 

Secunda parte. 

Pietro Vinci. 

Gio. Maria Nanino. 

Filippo Monte, 

Secunda parte. 

Gio. Gabrieli. 

Annibale Zoilo. 

Gio. Maria Nanino. 

Secunda parte. 

Nanino. 

Giacches Vuert. 

Secunda parte. 
Christoforo Malvezzi. 

Malvezzi. 

Bartolomeo Roi. 

Ruggero Giovanelli. 

Orfeo Vecchi. 
ich 3nholt3neracichnis abbruefen 
! Congratulamini mihi 
1 Isti sunt qui viventes 
Omnes gentes plaudite 
Ad Dominü cum tribularer 
2. pars. Heu mihi 
H®c est dies quä fecit Dös 
Consolamini popule meus 
i Domine quando veneris 
Gaudent in coelis 
Pater noster 
i Vox exultationis 
• 0 vos omnes qui transitis 


Modrig cdi. 

Jo felice sarei 
Mirami vita mia 
Tall’ hör per trovar paee 
Cara la vita mia 
Poiche con gPocchi 
Sappi Signor 
Amor den dimmi come 
Che fai alma 
Tall' hör tace la lingua 
0 ricco mio tesoro 
Qui caddi al laccio 
Erano i capei d’ or 
Non era l’andar suo 
Morir non puö 
D’ un si bei foco 
Scorgo tant* alt’ il lume 
Vago, dolce, e bei Arno 
Occhi miei che vedeste 
Quando termineranno 
Dolcemente dormiva 
Ex proverbijs Salom. 

Puer qui natus est nobis 
Tanto tempore 
Domine ne in furore 
Venite exsultemus Domino 
Surgens Jesus 
Tanquam cera liquescens 
0 dulcissime Jesu 
Lauda S^on 
Angelus autem Domini 
Audivi vocem de coelo 
Salve radix sancta. 


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174 


Ärpljeo Jrrdji. 


Iin / nad) 3lnhn6e @itner§ im Oueften* l 
leytfon, fontylett. 

©in Trucftuerf, baS in ber 95t6(iot^c! 
bev s 3ftuftffreunbe in SBien fid) tmrfinbet, j 
mürbe non ^of. 9Wantuam auf Slnfudjen 
in bnnfenSmerter SBeife 6efdjrie6en tote 
folgt: 

1614. SALMI INTIERI | A CIN- 
QVE VOCJ, CHE SI CANTANO ALLI 
VESPERI | nelle SolennitA di tutto 
T Anno. Con duoi Magnificat, Falsi bor- 
doni, & le quattro | Antifone per la 
Compieta. | DI ORFEO VECCHIO MI¬ 
LANESE, | Maestro di Capella in S. 
MARIA DELLA SCALA | Regia Du- 
cale di Milano. | NVOVAMENTE RI- 
STAMPATI Con il Basso Continuo per 
TOrgano. J (Trucferaeidjen.) IN MILANO 
Appresso Filippo Lomazzo. | M.DC.XIV. 

Der Titel ift ornamental umrahmt. 
— Sluf ber SBenbfette be8 Titelblattes in 
aßen ©tb., ausgenommen Basso princi- 
pale, folgenbe $orrebe: 

FILIPPO LOMAZZO 
Al Benigno Lettore. 

(Vignette.) 

Le continue instanze, e radoppiati 
prieghi, che di nuouo fauoriscono la 
presente Opera, mi hanno forzato ä 
farla ristampare; si per compiacere ä 
molti con vn beneficio vniuersale; si 
anco per conseruare viua la memoria 
del non mai ä bastanza lodato M. Reuer. 
Sig. Orfeo, giä mio molto amico, e pa- 
drone; assicurandomi ch’ essendo stata 
tanto aggradita Y Opera pe 7 l passato, 
molto pifi grata sarä per Tauuenire, 
come per isperienza prouo, che accade 
all 7 altre Opere dell 7 istesso Autore, 
che perciö non ho voluto publicarla 
sotto l 7 ombra d 7 alcuno particolare, si- 
curo che da tutti sarä fauorita, e dif- 
fesa per la sua perfettione, & accettata 
la mia buona volontä & l 7 ardentissimo 
desiderio di compiacere, & giouare ä 
tutti. Viui felice. 1 ) 

l ) darauf 14 (paginiert oou 1—28) 
SWufil in ben 5. ©timmbücbern. (3m ©antuöftefte 
finb bic ©eitenja^Ien be3 testen SJlatteö nerbrueft: 
ftatt 27, 28 Reifet es 31, 32.) 

Snialt: 

1. Domine ad adjuvandum. 

2. Dixit Dominus (7. toni). 

3. Confitebor tibi Domine (4. toni). 

4. Beatus vir, qui timet (1. toni). 

'). Laudate pueri Dominum (2. toni). 


TaS SBerf ift aIfo laut $nbey 
ein Sffiieberabbruct Ooit 1596 , je- 
bocf) mit italienifdjem Titel. 


6. In exitu Israel de Aegipto (8. toni). 

7. Laetatus sum in his (6. toni). 

8. Nisi Dominus (5. toni). 

| 9. Lauda Hierusalem (3. toni). 

10. Landate dominum omnes gentes (6. toni). 

11. Credidi propterquod locutus sum (2. toni). 

12. In convertendo (8. toni). 

13. Domine probasti me (1. toni). 

14. Beati omnes, qui timent (3. toni). 

15. De profundis clamaui (4. toni). 

16. Memento Domine Dauid (8. toni). 

17. Confitebor tibi Domine in toto corde (2. toni). 

18. Magnificat (7. toni). 

19. Magnificat (8. toni). 

20. Salve Regina. 

21. Alma Redemptoris. 

22. Ave regina coelorum. 

23. Regina coeli laetare. 

(24) Falsi bordoni (für alle $öue). 

2>a$ 6. ©timmheft (Basso princ.) f)at feine 
33orrebe, fonbern beginnt auf ber Söenbfeitc ber 
muftf. 3Tejt. enthält 37, otelfadj nerbrudt 
paginierte ©eiten. 

3)asi lefcte SUatt ift in allen 6 ©tb. nidjt 
paginiert unb enthält auf ber erftett ©eite: „Index 
eorum omnium, quse in hoc libello continentur“ 
nad) ber Reihenfolge im $ud)e. 

Ruf ber ülöenbfeite: „Opere stampate del 
Molto Reuerendo Signor Orfeo Vecchio.“ 

1. Motetti Commune Sanctorum ä 4. conPartit. 

2. Motetti primo, secondo, terzo, quarto, e 
quinto libro ä 5. con partit. 

3. Scielta de Madrigali fatti in Motteti & 5. 
con partit. 

4. Motetti primo, secondo libro ä 6 & il teTzo 
con la partit. 

5. Sette Salmi 4 6 con basso continuo, libro 4. 

6. Messe a 4. con il Basso lib. I. 

7. Messe ä 5. lib. primo. 

8. Messe secondo, e 3. libro 4 5. con basso 
per suonare. 

9. Messa, Motetti, Salmi, Magnif. Falsi bord. 
4 8. 

10. Vesperi 4 5. con basso. 

11. . . . Idem 4 Versetti 4 5. con basso. 

12. Magnif. intieri, & 4 versetti 4 5. con basso. 

13. Falsi bordoni 4 4. 5. 4 8. con Magnificat. 
a 4. 5. & Te deum cum basso. 

14. Himni Romani con la Compieta, Antifone, 
Letanie a 4. con basso. 

15. . . . Idem all’ Ambrosiana con basso. 

16. La Donna vestita di Sole Madrigali Spi- 
rituali 4 5. 

Le sudette Opere, che non hanno basso, 
ouer partitura, si anderanno facendo alJa gior- 
nata, acciö che ogni virtuoso se ne possi ser- 
uire. 

In oltre le sudette Opere stampate, ne 
lasciö molte scritte 4 penna de quali Opere, 
parte ne sono appresso di m4 Filippo Lomazzo, 
che le fard stampare, & in particolare, vn ? 
Opera 4 tre chori degna d’ esser stampata (come 
spero di fare,) acciochd le fatiche di tanto Ec- 
cellente Autore siano riconosciute. 


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0rpt)t« 


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J)ie Codierungen au$ biefen biblio* 
graphffdfen Notijen be8 #errn ^of. Nian* 
tuont ftnb wertüoll unb ergänzen ba$ 
oötge unb baS bibliographifdje Material 
ffittnerä in mehrfacher SBeife. gilippo 
8 onta$o ift Nachfolger ber berühmten 
33ud)bruclerfamilie Jini in Ntatlanb, 
welche nach Dr. ©. SogelS Angaben in 
ber Sibliotljef ber gebrueften weltlichen 
Sofalmuftf Italiens ©• 531 juerft mit 
ber girnta: Tini Francesco et Simone, 
bann: Tini Francesco et gli beredi di 
Simon, bann: Tini berede di Francesco 
et Simon jeidjnete, bann: Jini SNichele, 
weiter Jini petro unb Jini ©intone; 
im Serlauf: Tini herede di Simon et 
Besozzi Francesco, fdjliejjlich: Tini he¬ 
rede de Simon et Lomazzo FiL, unb 
enblidf um 1614 nur gilippo Comajjo. 

Niit biefen ®rucEern unb Verlegern j 
hatte alfo Orpheo Secchi ftetS in ©e* 
fchäftSöerbinbung aeftanben unb fte be= 
f affen auch feinen hanbfcf)riftlichen muff* 
talifchen Nad)Iaf}, beffen Sublifation Co* 
maföo leiber nicht burchfüffrte, fei e$ 
burä) ben Job oerlfinbert, fei e£ burch 
eine anbere ©efdjmadSrichtung im Kirchen* 
ftil abgehalten. 

®er Anhang ju bem Nad)brucf oon 
1614 jäljlt erfreultcherweife fämtliche ge* 
bruefte ^ßublifationen oon Orpheo Secchi 
auf. 31 uf biefent 333ege erft erfahren wir, 
wie fruchtbar ber Nlailänber SNeifter an 
ber ©calafirdfe gewefen ift, nämlich: 
a) ein Such öierfttmmiger Ntotetteu aus 
bem Commune Sanctorum (oietleicht ®bi* 
tion 1603a); b) 5 Sttcher fünfftintmtqer 
SNotetten, oon benen bie obige Sibfio* 
graplfie nur baS er fte Such (1599) unb 
oa$ $weite (1598b) nachjuweifen oermag; 
c) bte aus Ntabrigalen umgearbeiteten 
SWotetten (f. 1604); d) oon ben brei 
Südjern fechSftinuniger 9Notetten ift unter 
1598c nur ba8 britte nachjuweifen (ogl. 
jeboch 1603 b); e) bie 7 Sufepfalmen 
(ogl. unter 1601); f) oon ben oierftim* 
mtgen Nteffen ift heute feine mehr nach* 
uweifen; g) oon ben fünfftinimigen fiehe 
aS britte Such unter 1602 unb ba8 
jweite unter 1598a; b) bie achtftimmigen 
©efänge (f. 1590). 28a8 int Negifter 

Coma$o8 oon 10—16 aufgeführt ift, 
bürfte mit ben ©bittonen oon 1603 c 
unb 1600 ibentifch fein. 


Cür einen ÜWailänber ober Oberita* 
tiener Wäre eS eine patriotifdje Jat, ben 
fräftigen ©puren biefer bibliograpljifchen 
Notizen nachjugehen unb ein alphabe* 
tifdfeS Negifter fämtlicher Kirchenfompo* 
fitionen Oon Orpheo Secdff jufammenju* 
{teilen. Um fchneuer unb fixerer ju ar* 
beiten, fei biefem 3 u funft$bibliographen 
ber Nat gegeben, ein thematifcheS ©chetna 
au8juarbetten. 

fttt gebrueften ©ammelwerfen ift 
Orpheo Secchi gegenüber feinem NantenS* 
oetter Orajio nur wenig oertreten, ©itner 
jählt in ber Stbliograpljie ber ©ammel* 
Werfe, fowie in einem Nachtrag im 
Ouetlenlejrion nachfolgenbe Jepte auf: 
En dilectus meus loquitur, 5 voc. 1611! 
©chabaeuS III. Nr. 106. Gloria in excel- 
sis Deo, 6 voc. 1611. ©ehabaeuS L 
Nr. 13. — 3 voc. c. B. 1627. J)ott* 
frieb IIL Nr. 34. 

Hodie lticerna ante solem, 6 voc. 
1611. ©djabaeuS III. Nr. 18. In con- 
vertendo dominus, Dialogo 8 voc. 1688 b. 
Barre p. 29. La sua bassa fortuna. 
6 voc. 1698b. Vincenti p. 11. 

Non son risavicenda, 6 voc. 1604c. 
©iarbino p. 17. Quem quseris Magda¬ 
lena, 6 voc. 1611. ©dfabaeuS II. Nr. 5. 
1621. Sobenfchafe H Nr. 98. 

Son le ris avicenda, 6 voc. 1604c. 
©iarbino, p. 16. ©ielje auch Nachtrag 
im ©ammeiwerf ©. 946, 1610, oon 
Serti, Missa brevis 6 voc., Missa Do¬ 
mine multiplicati sunt, 6 voc. SNotett 
0 dulcedo melliflua 6 voc. unb Cantanti- 
bns organis 6 voc. In convertendo Do¬ 
minus unb Puer natus est, Assumpta 
est Maria unb Magnificat II. Jon, alles 
*u 6 ©timnten. JiefeS ©ammeiwerf ift 
tn Königsberg unb $ofbibliothef 28ien 
üorhanben. 

j $m Oueflenlejpifon erwähnt ©itner 
| noch ein Pater noster 6 voc., auS ©a* 
buffiS unb SeHegriniS ©ammeiwerf oon 
■ 1619, eine oterftimmige ÜNeffe in ßuciitoS 
©oncerti oon 1617, ein Magnificat, 6 voc. 
in Salb. SialarbiS Missae o. 1624 unb 
3 $nftruntentalfäfce in ©aftolbiS 1. Such 
della Musica a 2 voci, SNailanb 1598. 

Qn Dr. ©mit SogelS Sibliothef ber 
, gebrueften weltlichen Sofalmufit $ta* 
i iienS ift Orpheo Secchi nur in oem 



Original fro-m 

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•rpljt« Pecdpi. 


Sammeltoerf oon Sltiqelo ©riQo, „Pietosi 
Affetti“, Venetia, Giac. Vinzenti 1598, 
mit bem ©efange La sua bara portava, 
öftimmig, Pertreten uttb toirb bort Mon¬ 
signore genannt. 

33on ber (Sammlung 1604, in meiner 
Orpbeojöeccbiöftitmnige Sttabrigale mit 
italienifcben Seiten in lateinifdje Motetten 
oermanbelte, unb felBft ben £eyt ,.Audite 
disciplinam et estote sapientes“ öftimmig 
Eomponierte, mar oben unter 1604 ein-- 
gebenb bie Siebe. 

ftn üflanufEripten führt St. ©itner 
im ClueHenleyifon an: SluS ber Stgl. 
33ib(iotbeE ju 93erlin bie fecbSftimmige 
SJtotette Maria Magdalena et altera 
Maria; aus berStabtbibliotbef in ®anjig 
baS Kyrie unb Gloria feiner fedjSftim* 
tnigen Missa brevis unb infomplette brei 
SJtotetten ju fedjS (Stimmen (nur C., A., 
T. oorfjatiben); a) Quem quaeris Magda¬ 
lena, b) Surrexit pastor, e) Consolamini 
popule meus; auS ber SBiener ^>ofbi* 
bliotbef bie fecbSftimmigen SDiotetten: 
a) Aspice Domine de sede, b) Hodie 
itiuxit, c) Sit porta Christi, d) Alleluja! 
jam non moritur (ftebe auch Dr. Qof. 
SWantuaniS SEatalog ber SJtuftfmanu* 
ffripte in ber Eaiferlicben 33ibIiotljef au 
SBien, 1897). 

®ie SBibliotbef ißroSfe befifct in einem 
SJtanufEript4tobe£ Pon 1610 baS fedjS* 
ftimmige Consolamini popule meus zrnei* 
mal, im £obey 945 unb 998, unb baS 
fecbSftimmige Vidistis pastores breimal 
im Äober 945, 998 unb 1012 (bamad) 
i[t bie Angabe ©ittierS 1. c. ju berirb= 
tigen). 

$n ber StabtbibliotbeE ju ©reSlau 
(f. Dr. ©. SobnS Katalog Pon 1890) 
ftel)t Kepleatur os meum. 

®ie reidjfte Ausbeute für bie Kirchen» 
fompofitionen Pon Orpbeo 5ßecd)i bürfte 
mof)tnad) ben furzen Slnbeutungen ©itnerS 
im OueHenleyifon baS Domarcbio in | 
SJtailanb bieten. ®S fei biemit ein bi* ! 
bliograpfjifcb gefaulter ^riefter ober Caie j 


ber lombarbifdjen ^jauptftabt gebeten, 
einen eingebenben Sfatalog ber bort auf* 
bemabrten gefebriebenen unb gebrueften 
Äircbenmerfe pon Orpbeo ®eccbi ber 
öffentlidjfeit ju übergeben ober bem 
Unterzeichneten zu Verfügung au ftetlen, 
bamit menigftenS ein alpbabetifdjeS 93er* 
ZeidjniS fämtlidjer SEirdjenmerfe biefeS 
oerbienten SJtailänber SJteifterS anqefer* 
tigt unb möglicbermeife auch bie parti* 
turen trofc ber ®efefte in einzelnen 93i* 
bliotbefen fjcrgeftellt merben fönnen. 

®er Unterzeichnete ift gefonnett, eine 
reiche Sammlung ber uier* unb fünf* 
ftimmigen, teytlofen ftalftborboni beS 
Orpbeo 95ecd)i als SWuftfbeilage ber ÜWo* 
natfebrift „Musica sacra“ ober beS „<£n* 
cilienoereinS* Organs" im Qafjre 190? 

? u oeröffentlicben unb eine Anleitung z ur 
Interlegung ber ^ßfalmteyte beizufiigen; 
beim für bie fünftlerifdje ©eftaltuug etner 
liturgifeben 33efper ift nichts geeigneter 
unb empfeblenSmerter als btc fdjöne 
Oeflamation ber ^ßfalmoerfe unter 33e* 
nüfcung ber ooit ben Sfteiftern am Schluffe 
beS 16. ^abrbunbertS gefcbaffeiten Q-alft* 
borboni. $)ie Urfadje beS Verfalles 
biefer SfompofttionSgattung liegt ganz 
allein in ber Stad)läffigfeit, bem Unge* 
febmad unb Sd)lenbrian ber auSffibreu* 
ben Sänger, welche ohne leitenbeS prin* 
Zip, ohne CDirefHort unb genaue Seyt* 
unterläge ben fo einfadjeit unb bennoeb 
funftPouen ^ßfalntengefang in ärgerlicher, 
ebaotifeber, ja empörenber SBeife guni 
93ortrage brachten. 

Orpbeo 9Secd)i gehört nicht zu ben 
bebeutenbften unb probuftioften Kirchen* 
mufifern ant@nbe beS 16. Qa^r^mtbertS; 
aber fein faft auSfd)(iefilicb ber firtblidjen 
PrayiS gemibmeteS SBirfen ftebt nach 
ben bis beute ijergeftellten Partituren 
fünftlerifd) höher uno praftifcb heute noch 
oermenbbarer als bie Unmenge zopfiger, 
ja lächerlicher ^ßrobuftioneit feines ßeit* 
unb StamenSgenoffen Oratio ©ecd)i. 

?Regen$burg. Jf. <?. £a8<rf. 


b v Google 


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Jler tractatus musicee seiend« bei •obeliaus JJerfon. 


177 


Per tractatus musicas scientise fces ©obelinus Perfon 

« 358 -M 20 . 


n ber »tocitcn öffentlichen 93er* 
famntlung beS tntemationolen 
©Ijoralfongreffeg ju (Strafe* 
Burg f)ielt(am 18.2luguft 1905) 
91. ©aStoue (Sßarig) einen 93ortrag über 
bag Sterna: Snr l’int&rßt de l’6tnde des 
traites dn moyen-äge et de dem trait6s 
perdus ;*) er fteHte gleich ju Anfang ben 
Sa§ auf: Les grögorianistes n’Studient 
pas assez les anciens auteurs qui ont 
trait6 de musique eccl6siastique. Unb 
auf bem zweiten Äongrefe ber internatio* 
nalen SIRufiEgefeUfcbaft (ju 93afel) tourbe 
in ber am 27. Septem6er 1906 abge* 
^alteuen ©eneraloerfammlung u. a. fot* 
aenbe ton ©. 2lbler, S)3. SEBagner unb 
J. 953olf Unterzeichnete SRefolution jur 
Aufnahme in ben Äongrefebericht burdj 
9lbfeimmung angenommen:*) „2>ie Jnter* 
nationale 2RuftfgefeUfd)aft erflärt eg als 
ein bringenbeS* SBebürfitiö ber 'JRuftf* 
toiffenfehaft, bie Ctuellenfcbriften ber 
mittelalterlichen SIRufif in einer neuen, 
allen mobernen SÄnforberungen entfpre* 
djenben 91rt ju publizieren." 3 ) SRachoem 
fo bie 21ufmerff amfeit weiterer Streife in 
ber lebten Seit toieber auf bie mittel* 
alterlichen SjRufiftljeoretifer gelenft ift, 
barf bie oorliegenbe 93eröffentlichunq eineg 
SIRuftftraftateS beS toeftfälifchen ©efdiiiht* 
fdjreiberg ©obelinuS SJ3etfon (1358—1421) 
oietleicht hoffen, unter ben greunben beg 
Jahrbuches ben einen ober anberen Cefer 
ju ftnben, ber fie ohne aUju grofeen ärger 
mit in ben Stauf nimmt. 

£)ie Citeratur über ©obelinuS Sßerfon 
finbet ftdh oerjeichnet bei Sßottfjaft, Biblio- 
theca hist med. sevi, 2. 91uft. / 93b. 1 
(93erlin, 1896), S. 532 f. 9luSfrthrlicher 
noch in bem foeben (Sßarig, 2luquft 1906) 
auggegebenen fiebenten Jagjifel ber zwei* 


*) SSeridjt beä internationalen ftottgreffeä für 
gregorianifc^en (Sfjoralgefang (Strafjburg, 2e SRouj, 
1905) 0. LVI unb 80—87. 

# ) ber Snternationalen SKufifgefett* 

fefjaft, 3abrg. VIII, fceft 1 (Dttobev 1906), 0. 3. 

8 ) 0<f)on int Ätrdjenmuftfal. 3afjrbuc$ 1895 
finben fid) im 9lrtifel £aberl$ über Ugoftno non 
Oroieto ä^nlic^e Gebauten; a. a. 0. 0. 41. 
$abert/ St . SW. 3a$rbu<$. so. dabrg. 


ten Auflage ber 93io*93ibliographie uon 
©heoalierg „Repertoire des sources histo- 
riques“ (Spalte 3584 f.). 'Dazu oergleiche 
man baS oon 93ömer oeröffentlidjte „hi* 
ftorifch*geographifche SRegifter ju 93anb 
1—50" oer „3eitfchrift für oaterlänbifdje 
©efdjichte unb 9l(tertumgfunbe", bie ber 
„Verein für ©efchichte unb 9lltertumg= 
funbe SBeftfalenS" ebiert (93ömer, SRe* 
gifter etc., 7. Lieferung. SWünfter i/353. 
1906, S. 126 f.). Sobann aug ben fpä* 
teren 93änben ber genannten 
folgenbe oon ©h cti( mer teilg ntcht, teils 
ungenau zitierten 93emerfungen uub 2luf* 
fäfee: 93b. 52 (1894), H äbt., S. 77; 
93b. 53 (1895), H. 91bt., S. 151; 93b. 56 
(1898), 1.2lbt., S. 65-74; 93b. 57 (1899), 
II. 9lbt., S. 3—34. »ferner ft. SB. Äantp* 
fd)ulte, bie Unioerfttät ©rfurt; ©rfter 
£eil: (Der £)umaniSmug (Syrier, 1858), 
S. 12; J. 93. ©rete, ©efchichte ber 93ene* 
biftinerabtei9lbbinghof (Sßaberborn, 1894) 
S. 92 ff.; 933. SRtcfjter, ©efchichte ber 
Stabt Sßaberborn (93b. I, Sßaberborn, 1899, 
S. 22, 37, 43, 95; unb 93b. II, $aber* 
born, 1903, S. 203); SR. SßauluS, „93oni* 
faziug IX. unb ber 2lbtafe ton Sd)u(b 
unb Strafe" in: „3eitfchrift für fatljo* 
lifrfje Rheologie", Jahrgang 25 (1901), 
S. 338—343; SRealenzpfl. f. prot. Dljeol. 
unb Äirdfe, 93b. 6 (1899), S. 740; 2lfteu 
beg 5. internationalen ÄongreffeS fath- 
©elehrter oom 24.—28. September 1900 
(SRündjen, 1901), S. 270 f.; SIR. Janfeu, 
93opft SSonifaziug IX. unb feine 93e* 
Ziehungen z u * beutfehen Äird)e (Jrei* 
bürg i. 93., 1904), mieberholt; ©idhoff, 
„©in 93ietefelber SIRufiffchriftfteller oor 
500 Jahren" in: SRaöengberger 93latter. 
für ©efchichtg*, 93olfg» unböeimatgtunbe, 
Jahrg. 4, SRr. 7/8 (Juli, Sluguft 1904), 
S. 52 f. 

®ie befien 9luffchlüffe über ©obelinuS 
Sßerfon gibt bag oon ©h eua ^ er gleich* 
faQg überfehene 953erf oon Dr.' SIRay 
Janfen, Cosmidromius Gobelini Person 
(Veröffentlichungen ber öiftorifchen Äom* 
miffton für 953eftfalen, SIRünfter i. 953., 

23 



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Gok igle 


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178 


Pfr tractatus musicae scientise bn Pobelinui JJtrfon. 


1900). Oie oon Janfen tjtcr gebotene 
CebenSgefc£>tc^te ©obelinS enthält nicht 
nur „manche^ SReue" ($. 33ahlniann in 
ben Jahresberichten ber ©efehiefetsmiffen* 
fd)aft r Jahrg. 23, 1900, II, 208); burch 
Janfen tft „jefct enblich eine fofibe ©runb* 
läge für ben bisher recht Stiefmütterlich 
behanbeiten ÖebenSlauf beS oielfeitiaen 
meftfälifefeen $iftoriEerS . . . gefchaffen 
roorben" (©. ©efeufter ebenba, II, 454). 
9luch mer bie jüngft erfchienenen Keinen 
ufammenftetlungen oon SebenSbaten 
erfonS in .^erberS SEonoerfation8=ßeyi= 
!on, 33b. 3 (1904) ©p. 1466, unb im 
SEirdhlicfjen £)anbleyiEon oon 33ucfeberger 
(ßief. 18, 1906, ©p. 1724) oermenben 
mitl, toirb Janfen mit SRu^en ju SRate 
jiehen. 

©päter hot fiefe Janfen nochmals mit 
ber Jrage nach bem XobeSjaljr beS ®o* 
belinuS $erfon Beschäftigt. Jit bem $ifto- 
rifdjen Jahrbuch ber ©örreSgefetlfchaft, 
33b. 23 (Jahrg. 1902), ©. 76—80, fteüt 
er mit „stemlicfeer Sicherheit" 1421 als 
XobeSjafjr feft. danach ftar6 $erfon 
am 17. SRooentber 1421. 

Jn bem gleichen Jahröudje befpricht 
(33b. 25, Jahrg. 1904, @. 190—192) 
SU. Cöffler ^ßerfonS Vita Meinulphi nnb 
ihr 33erhältni8 jjutn Cosmidromius. 

Namentlich für bie 33eurteitung beS 
©haraEterS ^ßerfonS erfefeeint mir bie 
Siejenfton als michtig, bie in berfRötni* 
ichen Ouartatfcferift Jahrg. 15 (1901), 
©. 336—339, über JanfenS SluSgabe 
beS Cosmidromius oeröffentlicfet mürbe; 
i(h glaube nicht, bafe eS nötig mar, in 
einer anberen geitfdjrift QU f &te „freunb* 
liehe 2Rilbe" JanfenS in ber 33eurteilung 
ber hier in 33etracfet Eontmenben 33erfjält= 
niffe eigenS mit geftreeftem Ringer hitiju* 
meifen (ögl. £jiftorifd)e ßeitfeferift, Sb. 89, 
1902, ©. 507). 

©ine Enappe ^ufammetifaffung ber 
burch Raufen in ferner 9?euauSgabe beS 
Cosmidromius firierten ßebenSÜmftänbe 
unfereS meftfälifchen ©efd)icbtfd)reiber8 
gibt 9t. ^ßautuS in ber 3 e itfchrift für 
Eatholifche Rheologie, Jaljrq. 25 (1901), 
@. 305 f., mit folgen ben ©ä§en: 

„©obelinuS (oulaäre Jfornt für ©obe= 
fribuS) ^ßerfon mürbe im Jahre 1358 in 
ber Oiösefe, mahrfcheintich in ber ©tabt 
Sßaberborn felbft geboren. 2Bo unb mie 
er erjogen mürbe, ift nicht beEannt. ©rft \ 


ttachbem er ftch bereits jum SDtanne ent* 
midtelt hatte, begegnen mir ihm mieber 
unb jmar im Jahre 1384 ju ßueeria in 
©ampanien, mohin er jtdj mit ber .fturie 
begeben hatte. ©obelinuS mar, mie fein 
berühmterer ßanbSmann Dietrich oon 
Stieheim, über bie SUpeti gezogen, um 
am römifchen $ofe fein ©lücE ju machen. 
3Bährenb Dietrich ber hänslet angehörte, 
trat er in bie apoftolifdje SEammer ein. 
33iS jum Jahre 1386 blieb er in ber 
Nähe beS ’ßapfteS Urban VI. unb teilte 
mit ihm oft eine fel)r mifelidje unb gc* 
fahrooUe Sage. SRacfebem er am JEar* 
famftag 1386 in ©enua jum firiefter 
gemeiht morben mar, oerliefe er für immer 
Die Äurie, um in bie Heimat surücEsu* 
Eehren. Jn ^ßaberborn erscheint er bereits 
im Jahre 1387. ßunächft erhielt er eine 
sßfrünbe am Oome; bann mürbe er 
Pfarrer an ber ^BanEratiuSEirche. SBegen 
©treitigEeiten mit bem 2Ragiftrat oer* 
Sichtete er 1405 auf biefe ©teile, um 
Pfarrer an ber SlnbreaSEirchc in 3Bar* 
bürg su merben. £>ier liefe er jtd) jeboch 
burd) einen 33iEar oertreten, mäljrenb er 
felbft bem 33ifd)of Söilhelm oon s $aber* 
born als Offisial sur ©eite ftanb. SReue 
SonfliEte mtt ber ©tabt ^ßaberborn be* 
mögen ihn, 1411 nach 33ielefelb übersu* 
fiebeln, mo er suerft SEanoniEuS, bann 
OeEan an ber WtarienEirche tourbe. Jot 
Jahre 1418 sog er ftch in baS SElojter 
33öbbeEen surücE^ bei beffeti ^Reformation 
er früher eifrig mitgetoirEt hatte, ©r 
ftarb bort am 17. s Jtooem6er 1425." 

£>afe als XobeSjaljr mol)! 1421 an* 
Sufeteen ift, ift oben bereits ermähnt 
moroen. 

Oie Hamburger ©tabtbibliotheE be* 
mahrt bie £>anbfcferift eines 2RuftEtraE= 
tateS auf, ber ben ©obelinuS perfon 
Sum Serfaffer hat. ®ie Signatur ift 
„fRealEat. N D VI. 9lr. 4582"; Jor= 
inat 4°; teils Pergament, teils Rapier. 
29 Sfätter; baoon 2 1 / 2 unbefchrieben; 
üott le^teren l 1 /* mit leeren fRotenlinien 
oerfehen. Schrift beS 15. JaferhunbertS. 
Ohne ltberfchrift. Den Xitel beS 353erEeS 
gibt baS Explicit (f. unten ©. 179) an als 
„tractatus musice scientie“. OaS erftc 
(33orfab*) 33latt trägt auf ber Jnnenfeitc 
baS „Ex libris bibliotheese D. Zach. 
Conr. ab Uffenbach“; bie ^)|. gehörte 
alfo bem JranEfurter ^ßatrister SEonrab 



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Per tractatus musieee scientiee bes «obelinus Perron. 


179 


üon Uffenbadj (1683—1734). Statt 2* 
trägt ettte fftuffcbrift, bie roobl auch Won 
Uffenbad) felbft berrübrt. CDartn roirb 
ber SraEtat begegnet als „scriptus car- 
minice cum explicatione prosaica“. SluS 
bcm „carminice“ tft bureb einen rnunber* 
ticken SrudEfebler im gebrucfteti Katalog 
ber Uffenbacbfcben SibüotbeE auS beni 
Qatjre 1720 „germanice“ gemorben. 

ber föEüticbener ©taatSbibliotbeE 
liegt nämlich ein Gyemplar beS SEatalogeS 
ber Uffenbacbfcben SibliotbeE („Bibliothe- 
ca Uffenbachiana... Halae Hermunduro- 
rum,Impensis Novi Bibliopolii MDCCXX) 
auf. $ n ber „Pars Quarta“ ... beijjt 
eS auf ©patte 124: „Vol. CXVin 4 t0 . 
Constans et membranaceis et chartaceis 
foliis. Continetur hoc Codice; Gobelini 
Decani oppidi Bilveldi (taut S^otig in 
ben „Errata“ am ©cblufj beS SEatalogeS 
tft bafür Bilveldi® gu tefen) Paderbor- 
nensis Dioeceseos Tractatus music® sei¬ 
ende collectus 1417. Scriptus germani¬ 
ce cum explicatione prosaica.“ ftd) Oer* 
banfe biefe Sftotig ber greunbücbEeit beS 
rm cand. pliil. ^ermann 9Jteper gu 
finden. 2lu8 bent S^ac^taffe Üffen* 
bad)3 Eam bie $f. nach Hamburg in bie 
„bibliotheca Wolfiana“, roie baS GrlibriS 
auf ber $nnenfeite &e8 GinbanboecEetS 
bezeugt. Son ba ift fte an bie ©tabt* 
bibliotbeE gelangt. 

SeEanntlicb mar ber jüngft (am 18. 
ge&ruar 1905) im JEranEenljaufe ftepbata 
bei Srepfa (Reffen) oerftorbene ange* 
fetjene SDEuftEgeleqrte Slrretj ton Sommer, 
beffen „fpanbbucb ber ‘äftuftEqejcf)icbte // 
feit einiger 3 e ^ bereits im Smbbanbel 
«ergriffen ift, oon 1873—1889 erfter 
©ecretär an ber Hamburger ©tabtbibiio* 
tbeE. Gr mürbe auf biefe £)f. aufmerE* 
fant, machte ftcb baran, fie abgufebreiben, 
unb beabftdjtiate rnobl, fte berauSgugeben, 
bat aber auf bie $erau8ga6e fpäter wer* 
iebtet. Gr Eam mit ber 5lbfcbrift bis 
urg oor ben testen Ülbfcbnitt („Excusatio 
irregularitatis cantuum“) ber eigentlichen 
Xtyoxk; er brach mit ber ßeite „Cui 
favet propria quintam vix tangere nor- 
raa“ (unten ©. 195). 

$tn $abre 1889 ftief; Profeffor p. 
GicEboff in SBanbSbecE bei ber 9tacf)for* 
ebung nach älteren WufiEmerEen, bie er 
tir feine mufiErbhtbmifcben ©tubien an* 
teilte, auf ben Äobey. 9lucb er febrieb 


ihn faft gang ab (bis „oratio admittitur, 
qu® simpliciter esset nugatoria apud 
grammaticos“); (unten ©eite 195) unb 
machte in einer Sietefelber Heiturta unt 
1889 ober 1890 bureb eine Eurge iftotig 
auf bie £»'. aufmerEfam. 

Raufen ermahnt in ber S^euauSgabe 
beS Cosmidromius (1900) biefe muftEa* 
lifebe Slbbanblung ©obelinS, nennt fte 
aber — ich meijj nicht, auf melcben ©runb 
bin — Tractatus musicalis sciencie. 

GicEboff forgte bafür, bafj in GihterS 
OueHenleyiEon (Sb. 4, Ceipgig, 1901), 
©. 289 eine Eieine 97otig über ©obelinuS 
aufgenommen mürbe; leiber bat Gitner bie 
betr. Sftotig nicht gang entziffert unb gutn 
Seil oerbreljt. ©päter tyat GicEboff noch* 
ntalS ftcb feines CanbSmanneS ©obelinuS 
Perfon angenommen in bem oben bereits 
genannten Sluffa^e ber „StaoenSberger 
Slätter" (1904). 2lu8 biefent SlrtiEel mie 
auch auS einer orieflicben 9Jtitteilung GicE* 
boffS (ootn 9. Segember 1906) ftttb bie 
obigen Eingaben über bie ©cbicEfale ber 
£>anbfcbrift gutn Seil gufammengeftellt. 

Sem Unterzeichneten \)at bte Ser* 
maltung ber Hamburger ©tabtbibliotbeE 
unferen $obey in liebenSmürbigfter SEßeife 
bureb längere 3 c ft 3 llr Verfügung ge* 
ftedt. Qd) fpreebe i^r gerne öffentudj 
bafür ben aufrichtigen SanE auS. ©lei* 
eben SanE febutbe unb goHe ich £>erm 
Prof. GicEboff für bie freunblidje Sereit* 
miüigEeit, mit ber er mich unterftüfcte 
unb mir geftattete, feine CeSarten gu 
oermenben. 

Ser untenftebenbe SlbbrucE ber fUhtfiE* 
tbeorie ©obelinS beruht auf einer felb* 
ftänbiaen Äopie. 9iacbträglicb habe ich 
fomob'l bie GicEbofffcbe mie bie Sommer* 
febe Slbfcbvift — (entere fcbenEte o. Sont* 
mer febon oor fahren betn ‘profeffor 
GicEboff — mit 97u^en oerglicben unb an 
einigen ©teilen meine Öefuna barauS 
Eorrtgiert. ^ür biefe SeröffentUcbung ber 
fOEufiEtbeorte glaubte ich, auf bie Seiga6e 
ber guibonifeben $anb, beS über tonarius 
u. f.'f. oergiebten gu bürfen. SeSgleicben 
habe ich ohne befonberen SermerE dya- 
tesseron, hystoria u. äbnl. in bie beute 
übliche Orthographie umgefd)rieben unb 
an einigen ©teilen bie großen unb Eleineti 
9totenbucbftaben ftidfcbmeigenb Eorrtgiert, 
mo ein ^rrtum ober eine QnEonfequeng 
oorguliegen fcbieit. Slucb bie ^jnterpunE* 

83* 



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180 


f er tractatus music» seiend» bei gobeltnti* yrrfstt. 


Hott fjabe ic^> beigefügt. gür bie attge= 
beuteten „Eingriffe" in bett £eyt oet 
£>f., auch für Die gälte, wo 3 . 93. einige 
Söorte burd) 93erfel)en auSaeblteben waren 
unb auf bent fftanbe ber $jf. nachträglich 
angemerft würben, müfete man in etner 
pbilologifdjen, ftrengtritifcfjen 9lu8gabe 
bie Cegitimation bieten unb auch bie 
fletnfte 216Weisung uon ber .£>f. genaue* 
ftenS angeben, geh glaubte hier bar* 
auf Dcr$id)ten $u fönnen unb *u foüen. 
2Benn etnmai ein grofjeS, fritifdgeS „Cor¬ 
pus scriptorum musicorum medii sevi“, 
ba 8 alle 93eteiligten febnltcbft tjexbeu 
Wünfcben, uorberettet wirb, mag auch ber 
Straftat unfereS weftfälifcben 8 anb§* 
mannet barin feinen ^la^ ftnben. ©inft* 
weilen Wollte i(b, auch über bett engen 
SlreiS ber nädjften gaebgenoffen hinaus, 
bureb biefe fleine Arbeit auf unferen 
©obelinuS ißerfoti als 90?uftftbeoreHfer 
pro modulo meo bittweifen. 

gür bie 93eurteilung ber $erfönltcb* 
feit unb beS 8 ebenS ^ßerfonS bietet biefet 
Straftat frei lieb tiicfjt gerabe oiel; immer* 
bin aber meines ©radjtenS etwas mehr, 
als man nach ganfettS Cosmidromius 
@. XXXVII Dermuten möchte. Slucb 
bie SDJujtftbeorie wirb faum wefentlicb 
neue Sfemttuiffe aus ©obeltnuS feböpfen. 
2 lbet tttanebe Probleme fowof)l tejt* 
frtHfdjen als auch namentlich literär* 
fritifeben (SfjarafterS, bie unfere mittel* 
elterlichen SWuftftbeoreHfer fo überreich* 
lieb barbieten, fönnen bureb ©obelinuS 
eine neue, fteuenweife überrafdjenbe 93 e* 
leuebtung erfahren. 9D?an fel;e j. 93. baS 
93erbältniS ©obelinS einerfeitS jurn go* 
anneS ©ottoniuS, anberfeitS jum $ar* 
tböufer. ©tntae parallelen, wte fie mir 
bei flücbHger ®urd) ficht ber 93änbe ©er* 
bertS unb ©ouffemaferS auffielen, ba&e 
idj unten angemerft. ®a| icb babei bie 
Stbeorctifer in ber SBeife gitterte, wie fie 
feit ©erbert unb ©ouffetnafer nteiftenS 
genannt werben, obne x. 93. auf bie 
fragen bejügl. ber 2 lutorfcbaft ber unter 
bent kanten beS Joannes be 2JhiriS 
laufenben Straftate einjugeben, War nicht 
gut tu oernteiben. 

(sscbliejjlicb feien bie paar Sfürjungen 
noHevt: C=Codex; C. S.=Coussemaker, 
Scriptor. de musica medii aevi; G. 8 .= 
Gerbert, Scriptores de musica. 9iun= 
mehr mag ber Straftat felbft folgen. 


Quamvis l ) inter artes liberales musica sit 
digne numerata, ipsa tarnen quorundam 
cotidiano vilescit sic abusu, quod nonnulli ipsi- 
us regulis inexperti, dum, usui soli*) inni- 
tentes, aliorum cantuum melodias usurpantes 
novos pro divinis officiis cantus quadam ani- 
mi levitate praesumunt fabricare, et dum ex 
similibus argumentari se licenter arbitrantur, 
similitudinis fundamenta nescientes trans- 
gressis artis limitibus cantus irreguläres edunt 
et deformes. Qui quidem cantus eadem, qua 
facti sunt, levitate ab aliis in ecclesiis nonnun- 
quam decantantur; de quibus quidam hujus 
seiend» pr»clarus informator versificando 
sic ait: 

Insipide 8 ) psallunt, qui non ex arte, sed usu; 4 ) 
Usus abusio fit, et abusio venit ab usu; 
Corrigit ars usum, non usus corrigit artem. 
Officiare chorum si quis pr»sumit 6 ), et audet 
Historias 6 ) formare novas veteresque docere, 
Officit officians, nisi noverit officiare. 

Pr«ter et officium facit hinc, neque proficit, 
immo 

Deficit; et, quia se male pr»ficit, inficit ipsum 
Diffuse, quod confuse sapit insipideque. 

Scire quidem proprie per causas scire; per 
usum 

Pica seit, ex usu seit capra domum remeare. 
Scire, quod est commune feris, nescire sciatis. 
Decipitur, qui sic loquitur bene scire per 
usum. 

Ut igitur musicalium regularum notida 
sectantes usum et artem ignorantes valeat 
efficere caudores irregularitasque et deformi- 
tas cantuum facilius possit deprebendi et de- 
prehensa justius recusari, compendium quod- 
dam de hujus seiend» principiis duxi con- 
scribendum; non quidem, quod ego peridam 
music» artis habeam, sed quod ea, qu» 
sparsim in diversis libris contineri perspexi, 
breviori, qua possum, summa concludam. 
Capitulum primum: De diffinitione mu¬ 
sic» et speciebus ejus. 

Musica a quibusdam sic describitur: 
„Musica est ars vocum distantias sym- 
phoniasque proportionabiliter diju- 
dicans.“ 

*) 3 oanuc * Sottoniu* cp. 2 (G. S. II, 232 j.) 

*) G: solo. Ober ift „usu solo“ $u Ufen unb bei 
bem usui ber £>[. ein 0d?rcibjebler ju vermuten? 

3 ) C: insipe. 

4 ) TOan wolle jid) bavcui erinnern, bas bae ii'ert 
„usus“ für Den Chcralj&nger eine bejenbere $fbcutinig 
bvittc; »gl. 3. 23 jp. Tagner, Uinfiibrung in bie greg. iVd. 
2. ^Infl., ^weiter 'Icil: ^cumenfunbc (greiburg i. 0d>w. 
ll)0. r >), 0. 08, IG.’). 

5 ) G: praesumet. 

; ®) Über bcu Uuterjc^ieb juüjcbcn officium uuD 

I historiae j. 3. itommfiUer im Hircbcmn. 3abrb. 1888 , 


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181 


Per tractatas musice seiende bei •obelinus Perfon. 


Et dicitur musica a „rnoys“ gr»ce, quod 
cst „aqua“ latine, et „ycos“ grece, quod est 
„scientia“ latine, 1 ) quoniam circa aquas a 
grsecis inventa perhibetur. 

Musica ab Isidoro*) tertio etymologiarum 
in tres partes distinguitur; videlicet queedam 
est musica harmonica, alia dicitur musica 
organica, et tertia dicitur musica rhyth- 
mica. 

Musica harmonica consistit in vocibus 
humanis; et illa ab exordio creationis hu¬ 
mane habuisse videtur initium. 

Musica organica est, que fit per flatus, 
prout fit in fistulis; et hujus inventor Moyse 
teste Jubal*), filius Lamech, septimi ab Adam, 
fuisse dicitur. 4 ) 

Musica rhythmica est, que fit per 
tactus nervorum et cordarum, que exercetur 
in citharis et silibus; qua Amphion, qui apud 
Thebas Grecie regnabat, post tempora 
Jubal*) predicti quasi annis tribus millibus 
quadringentis primus claruisse refertur. 

Post quem quasi annis sexcentis Pytha¬ 
goras philosophus, qui temporibus Cyri regis 
Persarum claruit, certas regulas music» seien¬ 
de primus tradidisse creditur; quare Greci 
dicunt ipsum fuisse musice seiende inven- 
torem. 

Boethius vero Senator Romanus et exeon- 
sul musicam transtulit de Greco in Ladnum. 

Capitnlum secundum: De nominibus 
graduum scale musioalis. 

Sciendum est igitur, quod certa nomina 
designantia gradus ascensuum et descensuum 
cantuum a musicis sint prioribus instituta; 
quorum ordinationes graduum secundum, sub 
et supra formam seu aggregatum ex iisdem 
a nonnullis „scala musicalis“ et ab aliis „scala 
tonaria“ nominatur. Pro quorum quidem no- 
minum compositione septem prim» littere 
alphabed cum his sex vocibus: ut re mi 
fa sol la, que littere „claves“ nominantur, 
a Latinis sunt recepte. 

Advertendum est autem, quod vetusds- 
simi musici tantum quindecim, secundum 
alios quatuordecim gradus in scala musicali 

0. 19, 2lnm. 1. 93efonber$ SBfiumer, ©ejc$. be« ©rebierS 
(Jmburg i. ©. 1895, 0. 358); ÜBagner, (Sinfitynutg in 
bie greg. 2. Stuft. (xrfiev Xcil; Utjpnmg unb 6ntn>. 
btr liturg. ®ejang$jormen (Jroburg i. 0djw. 1901), 
8. 134, 311. 

*) ^icfclbc Ableitung finbet fid), neben anberen, aud) 
enva^nt bei Joanne« be fDturiÄ De numeris G. S. III, 
285. Reiften« fehlt jonft ba$ ycos - scientia. 
Moys-aqua *gefyt auf bie Vulgata, Ex. 2, 10. $et)t 
ycos auf eixcbv, eixog, rjz°s> VX™? 

*) 2)ie 0teOe fte^t bei G. S. I, 21. 

*) G: TubaL 

4 ) Gen. 4, 21. 


posuerunt; unde ab A re inceperunt et in aa 
la mi re terminaverunt. Sed posteriores mu¬ 
sici, considerantes, quod secundum tonos quin- 
que sub suo finali requiritur diapente, appo- 
suerunt unum gradum in principio, cui attri- 
buebant g litteram, que in processu graduum 
predictorum immediate sub A etiam ponitur, 
sed sub figura greca, que talis est: Z 1 , ad 
insinuandum, quod musica a Grecis ad eos 
foret derivata; et addiderunt ei hanc vocem: 
ut, que etiam in processu predictorum sub 
re ponitur; et sic nomen illius est: gamma 
ut, quod ita debet scribi: r ut Insuper ad- 
iecerunt tres, secundum alios: quatuor ex- 
tremos gradus. Et sic sunt numero decem 
et novem gradus scale musicalis. Etiam ad¬ 
diderunt b molle, quod prius non habebant, 
— unde, ubi nunc dicimus b fa fy mi, ipsi 
antiqui dicebant j} mi —; sed gradum eun- 
dem cum b quadrato sibi reliquerunt; et 
nihilominus voces in b fa et mi sibi dis- 
sone remanserunt, et propter hoc sibi in- 
vicem commutari non possunt. 

Bis septem veteres contenti clavibus olim 
Gontentos propria voluere tonos quoque 
norma. 

At claustris adeo strictis tantum retinere 
Nolentes juris plus apposuere moderni. 
Gamma ut ergo nova scale fuit addita corda; 
Quatuor et celsas adjecit gratia cordas. 

Gum b fa dicas, per se mi quoque, per se 
Divisumque vides, quasi tollatur sibi nomen, 
Gum bis dicatur b b. Sed fac b rotundum 
Primo, quod molle per multos et vocitatur; 
Da b quadratum reliquo, sed idem quoque 
durum 

Dicitur. Est vocis prim um gravis, istud 
acute; 

Artificis cantus prim um die esse, secundum 
Naturale canit; sic est discrimen in illis. 

Vox et scriptura perhibent ergo sua jura, 
Fiat ut ipsorum collatio nulla sonorum. 

Sed commune pari nequit istud in hoc va- 
riari, 

Dum non est equidem simul et semel his locus 
idem. 

De litteris graduum. 

De litteris supradictis est notandum, quod, 
constante primo gradu sub greco g et voce 
ut, sicut dictum est, pro ceteris gradibus in- 
cipiendo ab A re singul» littere juxta ordi- 
nem suum tripartita distributione singulis 
gradibus sunt attribute. Unde A attribuitur 
A re, B B mi et sic de aliis. Secunda dis- 
tributio incipit in a la mi re in linea. Et 
tertia distributio incipit in aa la mi re in 
spatio et deficit in tribus ultimis litteris. 

Est autem triplex harum litterarum 


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182 


|ler tractatus musicae scientiae btt 6obflittus perfoti. 


juxta hanc triplicem distributionem dif- 
ferentia. 

Primae septem litterae scribuntur capita- 
lium litterarum sub figuris. 1 ) Sequentes 
septem litterae scribuntur sub figuris minutis. 
Et quatuor demum sequentes scribuntur sub 
figuris minutis, sed duplicatis. Quamvis a 
nonnullis tres ultimae litterae secundae distri- 
butionis proferuntur et scribuntur sub figuris 
duplicatis propter differentias graduum in- 
feriorum. Alii determinant illas differentias 
per lineam et spatium, quod magis a peritis 
musicis approbatur. 

Alia differentia harum litterarum est, 
quod littera, quae prius est in linea, cum 
in sequente distributione repetitur, est in 
spat io, et hoc in ascendendo; et littera, 
quae prius est in spatio, consequenter est in 
linea; et sic suo modo fit etiam descendendo. 
Est alphabetum triplex, quod scire labores: 
A capitale caput primi, a planumque secundi, 
aa duplicatum tertii principium perhibetur. 

G capitale tibi finem vult ponere primi, 
g que sequens erit planum; post a duplica¬ 
tum, 

Gamma ut in numero non ponit eamque ve- 
tustas 

Haud habuit, quamvis ponatur prima mo- 
demis. 

Primae sunt claves alphabeti capitales, 

Atque sequentes erunt planae, tertiae dupli- 
catae. 

b tibi sit duplex: b planum molle rotundum, 
Seu b quadratum; denunciat idem b fa tf mi. 
Linea cum spatio claves discriminat omnes: 
Linea dat gamma ut, spatium determinat A re, 
Linea fert B mi, G fa ut spatio volo poni; 
Sic ad dd la sol tendas, quam linea mon- 
strat. 

Tertia 2 ) differentia litterarum est, qua 
primae quatuor dicuntur gra ves propter soni 
gravitatem. Sequentes quatuor dicuntur fi¬ 
nales, quia in illis omnis cantus terminatur. 
Deinde quatuor sequentes dicuntur acutae 
propter sonum acutum, quem reddunt. De¬ 
mum aliae quatuor sequentes dicuntur super- 
acutae, quia acutas acumine soni superant. 
Et tres ultimae, propter soni gracilitatem, qua 
superacutas excellunt, vocantur excellentes. 
Versus 

Gamma graves, D finales, a praebet acutas, 
e super; excellunt, quas inchoat a duplicata. 3 ) 


*) #gl. Beamte* (SottouiuS cp. 5 (G. S. II, 235). j 
*) ä?$l. Scanne« (SottomuS cp. 5 (G. S. II, 235). \ 
s ) 3 11 ber -Öj. ijt Gum ä?crfiäuCm6 ticfeS 3?crfe$) ! 
biutcv super ££cvt acutas unb hinter excellunt ein I 
ea; über bev ^cilc rcnuerlt. o 11 hi'iiiicmafcvtf hfitieu . 
(G. S. II, 443) l'ciüt bei Iht* beim rtavtljäujcv: Et 


De vocibus graduum. 

Dicto de litteris dicendum est de vo¬ 
cibus. 

Sex 1 ) vocibus latini musici utuntur, vi- 
delicet: ut, re, mi, fa, sol, la. Quae dicuntur 
receptae ex illo hymno: „Ut queant laxis,“ 
cujus primae sex distinctiones seu metra prima 
sex primis syllabis suis continent has voces. 
Ut patet in his dictionibus ut resonare mira 
famuli solve labiis. Fertur enim, quod, 
dum Paulus, diaconus ecclesiae Romanae, de- 
buit ad benedicendum cereum paschalem illam 
benedictionem „Exsultet angelica turba coe- 
lorum“ et raucitate vocis nimium tenebatur 
impeditus, reducto ad memoriam, qualiter 
meritis beati Joannis Baptistae patri suo Zacha- 
riae muto vox fuit restituta, hunc hymnum 
in honore beati Joannis composuit et vocis 
sonoritas ei statim fuerat restituta. Et inde 
placuit has sex voces recipi pro vocibus mu- 
sicalibus. 

Et sic. ex eis et litteris supradictis no- 
mina graduum praedictorum sunt conjuncta. 
Sed ante illa tempora per ipsas litteras a b 
c etc. introductiones fiebant in cantum ipsum. 
Aliae gentes alia signa ad hoc habebant, prout 
habent. 

Summo pontifici Paulus famulando levita 
Vespere paschali, cum cereus ipse sacrari 
Debuit, ac voluit solemniter initiare 
„Angelica exsultet coelorum turba,“ repente 
Vocis iter perdit nec solum promere verbum 
Praevaluit, stupet, amissa doluitque loquela. 
Spes tum una manet, cum de genitore Joannis 
Gogitat eximio Ghristoque Deo, Zacharia, 
Qualiter ad sacram famulans obmutuit aram, 
Dum puero nomen tribuit scriptura Johannes. 
Ergo bonum Paulus super his exeogitat 
hymnum, 

Ut, qui nascendo solvit prius ora paterna, 
Ipsius meritis sibi redderet organa vocis, 

Quo neque surrexit major natis mulierum. 
Unde notas tales assumpsimus initiales, 
Clausula prima dati declarat ut illiushymni: 
Ut resonat mira famuli solvas labiorum 
Labern, qui triplici gaudes serto, alme Jo¬ 
hannes. 

Franci, Teutonici, Hispani his utuntur et Angli, 
Sunt aliae gentes aliter modulando canentes; 
Introductive quidam cantant: a, b, c, d. 

Nos: ut, re, mi, fa, dicta prius ordine causa. 

Praeterea sciendum, quod gradus supra- 
dicti apud Graecos alia consideratione certis 
nominibus graecis nominantur. Pro quo no- 

super excellunt quas inchoat a duplicata. ift 

mehl nad> bem oben Witctcteiltcu \i\ terriflicren. 

’j stgl. ^cauuce luMtcniuvS cp. 1 (G. S. II, 232). 


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Per tractatus musicte seiend« bes iobelinus JJerfon. 


183 


tandum, quod 1 ) antiquissimi musici apud 
Grecos quatuor tetrachordia in monochordo 
disposuerunt. Primum fuit ab A usque D; 
et hoc vocabant tetrachordum principalium, 
eo, quod ill« not« in principio locatee easent. 
Secundum est ab E usque ad a; et hoc vo¬ 
cabant mediarum, quod per eas medias, id 
est mediatrices, cantus a gravibus ad acutas 
progrederetur. Terdum a % usque e; quod 
appellabant disjunctarum, quod per eas a 
preecedentibus disjunctas, id est differentes, 
videbant et in figura et in soni accentuatione. 
Quartum vero fuit a premissa e usque ad 
aa duplicatum; et hoc vocabant excellentium. 
Et hac quadripartita distributione incipiendo 
ab A re vocabula musicis vocibus imponebant. 

Unde apud eos A vocatur proslambano- 
menos, id est acquisita sive assumpta, 9 ) 
quia primi musici eam non habebant. Sed 
incipiebant a B, quam ipsi vocant hypate 
hypaton, id est principalis principalium. G 
vocant parhypate hypaton, id est juxta prin- 
cipalem principalium. D vocabant lichanos 
hypaton, id est digitalis principalium. E vo¬ 
cabant hypate meson, id est principalis me¬ 
diarum. P vocabant parhypate meson, id 
est juxta principalem mediarum. G lichanos 
meson, id est digitalis mediarum. a acutam 
vocabant mese, id est media, scilicet inter A 
capitalem et aa duplicatam. Nulla enim nota 
apud illos vetustiores ter repetebatur nisi 
ista. b quadratum appellabant paramese, id 
est juxta mediam. c dicitur trite diezeug- 
menon, id est tertia disjunctarum. d dicitur 
paranete diezeugmenon, id est juxta ultimam 
disjunctarum, quia est juxta eam, qu« voca¬ 
tur nete diezeugmenon, id est ultima disjun¬ 
ctarum. Sequitur f, quae vocatur trite hy- 
perbolaeon, id est tertia excellentium. g di¬ 
citur paranete hyperbol«on, juxta ultimam 
excellentium, quod est juxta aa, quae vocatur 
nete hyperbolaeon, id est ultima excellentium. 
Et ibi terminabant veteres scalam musicalem. 

De triplici cantu et vocum distmctione. 

Gapitulum tertium. 

Gantus in tres species distinguitur, 
Unus vocatur bduralis, alius naturalis et 
alias bmollialis. Gantus bduralis semper 
incipit in g. Et g ter ponitur in scala mu- 
sicali. Unde tres sunt cantus bdurales: pri- 
mus incipit in r ut, secundus in G sol re ut 

1 ) S)er iefct folqenbe ^affuä ftcfjt faft tvörtlid) bei 
3 oanuc$ (SottoniuS cp. 13 (G. 8 . II, 246—8). 

*) G: antiquitas sive assumptas. „anti- 

quitas“ mir »erfd>riebeu ift für acquisita, ergibt fi(f) 
ftar ctuS 3oanue« (SottouiuÄ (cp. 13). 2$gl. übrigen# 
aud) bie Musica practica Bartolomsei Rami de 
Par eia (h*g. l ' ou 3* 2Solf, £eip$ig, 1901), 3. 8. 


et tertius in g sol re ut. Gantus naturalis 
semper incipit in c. Unde duo sunt cantus 
naturales: primus in C fa ut, secundus in c 
sol fa ut. Gantus bmollialis semper inci¬ 
pit in f. Unde primus incipit in F fa ut, et 
secundus in f fa ut. 1 ) 

Et propter tarn diversas species cantu- 
um oportuit voces in certis gradibus plus 
vel minus multiplicare. Unde primus gradus 
scal« musicalis, qui est principium primi 
cantus bduralis, pro prima sua syllaba ha¬ 
bet litteram g, videlicet gamma, grmcarn lit- 
teram, cui addita est h«c vox: ut sola, quia 
alium cantum nofct recipit; unde nomen ejus 
est r ut. Et sic suo modo nomen secundi 
gradus est A re, nomen tertii B mi. Quartus 
vero gradus C litteram habet, cui ex parte 
primi bduralis datur hsec syllaba: fa, et ex 
parte primi naturalis, cujus ibidem est ini- 
tium, additur ei hsec vox: ut; unde nomen 
ejus est G fa ut. Et sic suo modo quintus 
dicitur D sol re et sextus dicitur E la mi. 
Septimus gradus pro sua prima syllaba ha¬ 
bet litteram F et ratione primi cantus natu¬ 
ralis hanc vocem: fa, et ex parte primi bmol¬ 
lialis hanc vocem: ut, quod est principium 
ipsius primi bmollialis; unde nomen ejus est 
F fa ut. In octavo vero gradu praedictis lit- 
teris iterato resumptis G litteram primam syl- 
labarum illius constituit, cui ex parte primi 
naturalis sol, ex parte primi bmollialis re, 
et ex parte secundi bduralis, qui habet ibi¬ 
dem initium, ut syllab« sunt adjunct«; unde 
nomen ejus est G sol re ut. Et sic suo modo 
gradus immediate sequens dicitur a la mi re. 
Decimus vero gradus duas litteras b habet« 
Unde sciendum, quod, prout superius dictum 
est, iste gradus in una voce augmentatus est 
videlicet fa, cum prius solam habuerit mi; 
et quia ist« voces sunt sibi disson«, quia 
mi est altius ipso fa, prout plenius infra di- 
cetur, cuilibet voci propria littera est appo- 
sita. Hic namque gradus ex parte primi b 
mollialis habet fa, cui pr«ponitur b rotun- 
dum; et habet mi ex parte secundi bduralis 
cui pr«ponitur b quadratum. Unde nomen 
ejus est b fa Jf mi. Undecimus gfradus c lit¬ 
teram pro sua prima syllaba habet ex parte 
secund« distributionis litterarum, et habet 
sol ex parte primi bmollialis, fa ex parte 
secundi bduralis, et ut ex parte secundi na¬ 
turalis, qui habet in eo initium; unde nomen 
ejus est c sol fa ut. Et sic de ceteris gra¬ 
dibus suo modo. Versus: 

l ) ©obelinu# (treibt fyier felbft gg sol re ut uub 
ff fa ut, gernäfe ber ^rajri« ber „nonnulli“, i>o» bencu 
cv oben |>rad). SDic 6 (^reibung ber Söuc^ftaben ift über¬ 
haupt in bei .v)f. nicht gaitj fonfequent. 


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184 


9er tractatas musicae seiend« bet ••belinuf Jerftm, 


Gamma 1 ) ut in capite ponatur pollicis; A re 
In medio; B mi radice manu bene pansa; 
Indicis in pede G fa ut; hinc D sol re, E la 
mi que, 

F fa ut articulis iuncturis*) medii medicique 
Auricularis erunt ascendendo seriatim, 

Ut manus ipsa docet, quae solfatoria fertur. 
Usque in dd la sol et eo descende tenore, 

Quo prius ascendens tribuisti; notaque cuique 
Articulo. Nec erit labor omnia promere 
promptu. 

De mutationibus vocum et diversitate 

modorum. Capitulum quartum. 

Ex diversitate cantuum supradictorum 
in progressu cantandi oportet s«pius voces 
invicem mutari. Quare de mutationibus ea- 
rum consequenter est videndum. Sed quia 
mutationes huiusmodi, propter adventum no- 
vi modi fiunt, aut quia cantus cantum ex- 
cedit, prius dicendum est de modis. 

Pro quo notandum,*) quod no vem modi 
sunt, quibus omnis melodia contexitur: vide- 
licet unisonus, semitonium, tonus, semidito- 
nus, ditonus, diatessaron, diapente, semito¬ 
nium cum diapente, tonus cum diapente. 

Unisonus dicitur quasi unus sonus; 
est enim ejusdem clavis seu vocis repetitio, 
sic dicendo re re. 

Tonus est cohserentia duarum vocum, 
ubi nulla alia vox intermediäre seit. Et di¬ 
citur a „tono“, quod est „potenter sono“, 
quia fortem habet sonum respectu semitonii. 
Et sunt ista: ut re, re mi, fa sol, sol la. 

Semitonium est imperfectus tonus. Et 
dicitur a „semis“, quod est „imperfectum“, et 
„tonus“. Et sic a Vergilio Phryges 4 ) dicuntur 
semiviri, id est imperfecti viri, propter mol- 
litiem vestium. Alii credunt, quod semito¬ 
nium dicatur a „semis“, quod est „dimidium“, 
quasi „dimidius tonus“ 5 ). Sed hoc a peritis 
musicis reprobatur. Nam tonus continet in 
se duo semitonia, quorum unum est majus 
altero. Unum majus semitonium dicitur apo- 
tome grsece, quod est „decisio“ latine, et minus 
semitonium dicitur diesis, et comma dicitur 
excessus majoris semitonii super minus semi¬ 
tonium. Et sic tonus non potest mediari 

*) «Bur 6rflärung ber „manus solfatoria“ ogl. 
Engelbertus Admont. G. S. II, 292; Elias Salo- 
mon. G. 8. III, 21—4.; Joannes de Muris, tractat. | 
de musica, G. S. III, 206 jf.; Hieronymus de 
Morav. G. S. I, 21; Joannes Tinctoris tractat. de 
musica G. S. IV, 2 ff. 

2 ) C: juris; bic fiejung juncturis lie^t nabe. 

3 ) ^iim *olgenben ift „Joanne* £ottonin* cp. 8 

(G. S. II, 237—8) oergleidien. 

*) Tic Stelle fiubet Aen. 12, 99. 

5 ) Zo j. Aegid. Zamor. G. S. II, 884. 


directe in duas proportiones «quales, quo- 
niam nulla proportio sesquioctava est media- 
bilis secundum proportiones rationabiles, id 
est divisibilis in duas proportiones rationales 
«quales. Unde tonus est proportio, qualis 
est octo ad novem, et est semitonium, cum 
cantatur mi fa vel fa mi. 

Ditonus habet in se duos tonos, scilicet 
ut, 1 ) fa la. Et dicitur a „dyo“, quod est 
duo, et „tonus“. 

Semiditonus dicitur, quod non sit 
plenus ditonus. Hujus sunt du« species. 
Una constat ex tono et semitonio, ut dicendo 
re fa, sol mi. Altera semitonio et tono, ut 
dicendo mi sol, fa re. 

Diatessaron constat ex quatuor voci- 
bus. Et dicitur a „dia“, quod est „de“, et 
„tessaron“, quod est „quatuor“; ut dicendo 
ut fa, re sol, mi la et econtra. 

Diapente constat ex quinque vocibus. 
Et dicitur a „dia“, quod est „de“, et „pente“, 
quod est „quinque“. Et habet in se diatessa¬ 
ron et tonum. Et fit quatuor modis. Primus 
inter G et G, secundus inter D et a, tertius 
inter E et Jf, quartus inter F et c. 

Semitonium cum diapente significat 
sonos duorum graduum extremorum, com- 
prehendentium tres sonos cum duobus semi- 
toniis, ut sonat c sol fa ut respectu E la ml 

Tonus cum diapente est, quando to¬ 
nus apponitur ad diapente. 

Et hi duo Ultimi modi rarius occummt 
in cantu, unde quidam musici eos vocant 
„intervalla“. 

Additur autem pradictis modis diapa- 
son, quem tarnen musici non reputant mo- 
dum distinctum a pradictis, quia videtur 
earundem vocum reprasentare consonantiam. 
Et comprehendit octo voces et interpretatur 
„de omnibus“, quia omnes voces in se com¬ 
prehendit. Unde 1 ) sicut omne tempus per 
septem dies decurrit, sic musica per vo¬ 
cum septem varietates inter se dissonas gra- 
ditur. Et sicut octava dies concordat cum 
prima, sic octava vox cum prima. Unde 
Guido in micrologo suo capitulo sexto 8 ) dich: 
Primas et octavas voces naturali concordia 
consonare sentimus. Item Aristoteles 4 ) in pro- 
blematibus qu«rit, quare diapason videtur 

1 ) .$ier ift im Äober offenbar ein „mi“ berjefyeuilid' 
auftgeblieben. 

2 ) i>gl. ^canneS tSottoniu* cp. 9 (G. S. II, 239). 

3 ) Tie 3teUc fte^t im 5« Kapitel be* Micrologus 
bei G. S. II, 6. 3 U biejer längeren SlitSfitfjnmg über 
ba$ diapason Dgl. $. 8. auch Engelbertus Admont, 
bei G. 8. II, 300; Marchetus de Pad. Lucid. G. 
8. III, 86 j.; Hieronymus de Moravia G. 8.1, 30. 

*) i'om diapason baubeit Aristoteles probl. XIX. 
18 f. 


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185 


Per tractatus musicte scienti® ftrs tfobelinas perftii. 


esse unus Bonus, Et Boethius prope finem 
music® su® ostendens, quomodo Ptolomseus 
contra Pythagoricos declaravit diapason cum 
diatessaron facere symphoniam, dicit Ptolo- 
ffiüum se fundare super hoc, quod diapason 
talem conjunctionem vocis efficit et est talis 
consonantia, ut unum quodammodo efficiat 
sonum. Et continet in se diapason diapente 
superius et diatessaron inferius. Unde di- 
xerunt Pythagorici, quod tantum tres sunt 
consonanti® musicales simpüces, auditum 
humanum perfecte delectantes, scilicet dia¬ 
pason, diapente et diatessaron. 

Sequitur de mutationibus. 1 ) Undeno- 
tandum, quod primi tres gradus propter plu- 
ralitatis vocum defectum nullam mutationem 
habent, et in ceteris omnibus vox prior 
mutatur ascendendo in vocem sequentem sive 
mediate sive immediate. Propter quod sol in 
fa in c sol fa ut et cc sol fa, et la in sol in d la 
sol re et dd la sol, qu« fiunt descendendo. 
Et omnis vox posterior mutatur descen¬ 
dendo in pr®cedentem sive immediate sive 
mediate. Propter quod ut re in Q sol re ut 
et in g sol re ut, et re mi in a la mi re et 
in aa la mi re, qu® fiunt ascendendo. Exci- 
pitur etiam b fa Jf mi, quod propter vocum 
dissonantiam nullam habet mutationem, sicut 
patet per superius dicta. 

G fa ut igitur duas habet mutationes, 
scilicet fa ut ascendendo de primo bdurali 
in primum naturalem, et ut fa descendendo 
de primo naturali in primum b duralem. 

G sol re ut habet sex mutationes, sol 
re ascendendo de primo naturali in primum 
bmollialem, re sol descendendo de primo b- 
molliali in primum naturalem, sol ut ascen¬ 
dendo de primo naturali in secundum bdura- 
lem, ut sol descendendo de secundo bdurali 
ad primum naturalem, re ut ascendendo de 
primo bmolliali in secundum bduralem, ut 
re ascendendo de secundo bdurali in primum 
bmollialem. 

Sic a la mi re suo modo. 

c sol fa ut sex habet mutationes, scilicet 
sol fa descendendo de primo bmolliali in se- 
cnndum bduralem, fa sol descendendo de se¬ 
cundo bdurali in primum bmollialem, sol ut 
ascendendo de primo bmolliali in secundum 
naturalem, ut sol descendendo de secundo 

x ) Aegid. Zamor. G. 8. II, 380; Marche- 
tus de Pad. Lucid. G. S. III, 90 f.; Hieronymus 
de Moravia G. 8. I, 23 ff.; Joannes de Garlandia 
Introd. mus. G. 8. I, 160 ff.; Joannes Tinctoris 
tractat. de musica G. 8. IV, 10 ff.; Anonymus XI 
G, 8. III, 420 ff.; 'Joannes de Grocheo (b&j. fcou 
3. 3Bolf in ben 3ammelbänbeu fcr 3utcni. SKufifgefcfc 
föajt, 3fl* 1» Ö7; sgl. basSfelbft 3g. 4, <5. 365). 

$aberl/ ft- 9}?. 3a$rbu<b. 90. 3abrg. 


naturali in primum bmollem, fa ut ascen¬ 
dendo de secundo bdurali m secundum na¬ 
turalem. 1 ) 

Et sic suo modo de d la sol re et ceteris 
gradibus secundum supradicta. 

Et h®c omnia patent his versibus: 
Mutandi modulos hinc pertractare libebit. 
Gamma ut, A re, B mi debet mutatio demi. 
Mutandi formas G fa ut tribuit tibi binas; 
Per fa ut ascendens, ut fa descendere tentans. 
Sursum sol re facit, subtus D sol re re 
sol dat. 

Fert E la mi la mi sursum, mi la que deorsum. 
F fa ut ascendens fa ut, ut fa sub iuga tendat. 
Sexque modis G sol re ut variat tibi formam: 
Sol re, re ut, sol ut, ut re, die cum petis alta; 
Die re sol, ut sol cum tendis ad inferiora. 
Sexque modis a la mi re potest variare 
figuram: 

La mi, mi re, la re, re mi fit in ardua clare 
Atque re la, mi la dicas, cum tendis in ima. 
Esse modos binos 8 ) qui dicunt b fa 1} mi, 
Fa mi scandendo, mi fa subtus variando. 
Sed longe secus est subtilius inspicienti; 
Ostendatur enim, quod ei mutatio nulla. 

Sex c sol fa ut variando dat tibi formas: 
Ergo fa ut, sol ut, qui vis ascendere, dicas; 
Sol fa, fa sol, ut sol, ut fa descendere tentat. 
Sex d la sol re moduüs credas variare: 
Ergo sol re, la re doceas ascendere clare; 
Sol la, re sol, re la, la sol subdendo revela. 
Fert e la mi la mi sursum, mi laque deorsum. 
Sexque modis g sol re ut, prius ut tibi dictum; 
Sex aa la mi re modis variat dictis prius odis. 
Fac tibi mente premi, quod non variat bbfa^mi. 
Sol fa cc sol fa, fa sol formst descendere, si vis. 
La sol dd la sol, sol la descendit utrimque. 
Sunt bb fa mi qui memorant bifide variari, 
Ponentes fa mi sursum, mi faque deorsum. 
Nos autem claves subtilius inspicientes 
Naturamque soni, quoniam mutatio quaevis 
Unisone soleat fieri nec debeat illo 
Hinc differre sonos, servare nec id b fat)mi 
Directe valeat sine judicio meliori, 

Dicimus hac parte, quod sit mutatio nulla; 
Ulla ve si tribuatur ei, minus est gravis ista 
Ac in continua quasi quodam limite facta. 
Limma Plato dicit, quod semitonium voci- 
tamus. 

Credunt dimidius quidam quod semitonius sit 
Phthongus. Falluntur. Tonus „imperfectus“ 
habetur. 

„Semi“ „imperfectum“, „semis“ tibi „dimi- 
dium“ sit. 

Semideos vel semiviros vel sic vocitamus 
Imperfectos esse viros. Sic et Maro dicit 

*) £ine Imitation ijt fyiev iibcrjc^en. 

2 ) >V'' CV Weint „sunt“ in ber £>j. auSgctafjcn ju jein. 

24 


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186 


Jer tractatus musicce scientia 5er ftebelimis {lerfon. 


Semiviros quoque Phryges muliebrem propter 
amictum 

Mollitiemque suam, quam reddit inertia luxus. 
Sic neque b simplex neque b duplex variandi 
Formam prabebit, neque B grave se variabit. 
Nec ratione caret, quod nulla b vice mutat, 
Gum sit principium, per quod cantus variatur. 
Hoc alphabeto poteris cognoscere quoquo 
Ponitur a primum, sed non variat tibi cantum. 
a licet est primum, b voce tibi manifestum 
Principium de principio primoque secundum: 
a primum, de quo b, per quod vox variatur. 
Sic alphabetis aliis speculeris ibidem. 

Hoc ergo medio monstrabitur haud variari 
b debere tibi, neque mutari bfafymi. 

Ut monas in numerum proprie non ponit 
idemque 

Principium est numeri numerus, sed non duo 
primus, 

Sic quoque principium numeri binarius extat, 
Gum nullus vere numerus pracedat eundem. 
Sic tonus unisonus non est mediumque to- 
nandi 

Ditonus est, per quod vel quo sine vix mo- 
dularis. 

Possumus illud idem perpendere de bfajfmi, 
Gur non attribui mutatio debeat ipsi, 
Appellatio cum sit ei quasi dictio duplex. 
Gum bfa dicas 

Et cetera supra secundo capitulo. 

Ut igitur pramissa clarius valeant intel- 
ligi, videatur figura manus sinistra infra de- 
picta cum annotatione antiphona „Ter trini 
sunt modi“. 

De introductione tonarii et tononuiL 
Capitnlum quintum. 

Declarata scala tonaria seu musicali re- 
stat subiungere declarationes libri tonarii et 
prasertim juxta mentem versuum quorundam 
ex micrologo Guidonis, musici peritissimi l ), 
compositorum, quos etiam suis in locis cum 
ceteris infra dicendis annotabo. 

Primo igitur notandum quod tonus mul- 
tis modis accipitur. 2 ) Uno modo tonus idem 
est quod accentus. Et ita accipitur a Do- 
nato in barbarismo, cum dicit: Toni quoque 
per has species commutantur. Et sic non 
est ad propositum. 

Alio modo tonus dicitur nota tendens 
a linea in spatium proxiraum vel e con* 
verso, plenum sonum faciens. 

Item tonus est propria notificatio 
cantus per „Saculorum. Amen“. Et de 
his infra dicetur. 

l ) „musicus peritissimus“ bcifn ÜJitibc aud) im 
Explicit De* Micrologus bei G. S. II, 24. 

-) ;l>gl. Den jtarttyäu|a C. »S. II, 434 j. i 


Item in alia significatione sumitur tonus 
et describitur sic. Tonus est „regula de 
unoquoque cantu maxime in fine di- 
judicans“. 1 ) Et dicitur tonus a „phthongis“ 
greece, quod est „sonus“ latine. 

Tonus sumptus in hac significatione sic 
dividitur. 2 ) Tonorum alius authentus et 
alius plagalis; hoc est alius est principalis 
et alius collateralis. Et quia Grad dicunt 
„authentum“, quod sonat latine „autoritas“, 
inde sonus authentus dicitur „magistralis“. 
Et plagalis exponitur „partialis“ seu „colla¬ 
teralis“, a „plaga“, quod significat „partem 
terra“, sicut dicimus: in illa „plaga“ terrae, 
id est parte vel regione. 

Quatuor fuerunt toni apud Gracos 
antiquos, et non plures. Primus vocabatur 
protus, id est primus; alius deuterus, id est 
secundus; alius tritus, id est tertius; alius 
tetrardus, id est quartus. Quos tarnen ipsi 
aliis nominabant nominibus, videlicet a gen- 
tibus, apud quas inventi vel magis frequen- 
tati fuerunt. Unde protus vocabatur dorius, 
quod in Cappadocia dicebatur repertus. Deu¬ 
terus dicebatur phrygius, quod in Phrygia, 
ubi Troja fuit condita, fuit inventus. Et 
tetrardus dicebatur mixolydius. Unde dicit 
Boethius: Musici tropi gentium vocabulis de- 
signantur; et: Gens modis gaudet ad morum 
similitudinem.*) Et in signum hujus quadri* 
partita divisionis tonorum adhuc habemus 
tantum quatuor finales tonorum, de quibus 
supra dictum est. 

Sed postea alii musici, 4 ) videntes cantum 
ejusdem modi nunc in gravibus principium 
habere et circa ipsas vagari, similiter in 
acutis inchoari et ibidem maxime commorari, 
ad evitandum dissonantiam, unumquemque 
pradictorum tonorum in duos diviserunt. 
Et sic principalem vocabant authentum, qui 
magis versatur in acutis, et alterum voca¬ 
bant plagalem, qui magis versatur in gravi¬ 
bus; et sic octo tonos instituerunt. Quo¬ 
rum primus vocatur authentus protus, quod 
apud nos dicitur simpliciter primus tonus. 
Secundus dicitur plagalis proti, quem nos 
vocamus secundum. Tertius vocatur authen- 

1 ) §icr mag aud; bic 'Jtotij pafjiercn, baj? bei C. 
S. II, 492 in bem tractatus de musica plana et or- 
ganica eine* Anonymus, n>o bei* „tonus“ Definiert 
uuiD, pucimal „dijudicat 44 ftatt „dividicat 44 511 icjcu ijt. 
Xie beiten ii'cribilDcr iiitD jo älptlid), bajt bieje l'cnvcch^ 
lang leidjt cillävlid) ijt. 

2 ) ’^gl- tyievju 3 l5aune ® liottoniuö cp. 10 (G. 
8 . II, 242). 

s ) Tic beiben Stellen t'cu üttoctl;iu$ j. aud> bei 
vcnmniie oou 'liiäfyreu (G. S. I, 16); bic »vajjimg nt 
cnra$ anbcvS. 

{ j Üi'itciiiu* cp. 10 vG. »S. II, 242;. 


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|ler tractatus musicee seiend» des 6abelinu§ JJerfon. 


187 


tus deuterus, id est principalis secundus. 
Et quartus vocatur plagalis deuteri. Quintus 
vocatur authentus tritus, id est principalis 
tertius. Et sextus dicitur plagalis tertii, 
id est collateralis tertii. Septimus dicitur 
authentus tetrardus, id est principalis quar¬ 
tus. Et octavus dicitur plagalis tetrardi. 
Et hos plagales tonos Graeci per hanc prse- 
positionem „hypo“, qu« valet „sub“ latine, 
appositam prioribus vocabulis tonorum de- 
terminabant. Unde hypodorium dixerunt pla- 
galem dorii, hypopbrygium plagalem phrygii. 
Et sic de aliis. 

Dicitur 1 ) »quivoce tonus accentus, nota, si- 
gnum, 

Estque tonus cantum regula fine probans. 
Quatuor 2 ) esse tonos voluit discreta vetustas, 
Finales testor quos retinemus adhuc. 

Sed quia discutiünt subtilius omnia, nostri 
Censebant discors esse sonoris opus. 

Nam gravitate simul et acumine saepius unum 
Oppositum sibimet comperiere modum; 
Denique se gravia non compatiuntur acutis, 
Altaque submissis dissonat oda sonis. 
Errorem veterum nostri sedare volentes 
Quemlibet in binum dissecuere tonum. 
Authentus tonus est, quem plus extollit 
acumen; 

Quique magis gravis est, dicitur ille plagis. 
Sunt protus et deuterus, tritus, tetrardus; 
et horum 

Cuilibet authento collateralis adest. 

Dorius et phrygius, lydius mixolydiusque 
Authentus suberunt, si cuilibet additur „hypo“. 

De proprietate tonorum. 

Habent etiam proprietates suas, qu® 
tarnen non multum advertuntur. Ut tarnen 
notitia illorum omnino non pereat, aliquid 
de his delectat recitandum. 3 ) 

Unde primus motivus et habilis est ad 
movendum animum ad varios affectus. Unde 
plerumque tamquam egregius advocatus hi- 
storiarum in initio prseponitur, ut „Virgo 
prudentissima“ de assumptione,et,,Opulchra“ 
in nativitate Beat» virginis, et de sancto Ni¬ 
colao „0 pastor“. 

Plagalis ejus, videlicet secundus, flebi- 
lis et gravis, ad materias tristes aptus est. 
Unde omnes ill® antiphon» „0 sapientia“ et 


*) 'Tieie beiben 5>erjc finbeu ticb in etwa# auccvcv 
»vajjung beim .Kartbäujcr G. 8. II, 434. 

s ) 3» bcu jclgenbcn i'evieu vgl. beit .Üarthäujcr G. 

S. II, 436. 

3 ) biejer $arftc(lung ber d'arafterijtijchcu (rigem 
jehafteti ber einzelnen Cftaveugattuugeu vgl. Den Xarthäujer 
C. S. II, 448 Z. auch Ae*>id. Zamor. (G. 8. II, 387 j. 
(«•ine gujammcniajjeubc l'TÖrtevuug bei ilbert. $ic iVitfit 
anjchauuug Des iUiuelaltevs, .palle a. Z., IOOj, Z. 235 jj. 


sequentes de adventu Domini secundi toni 
sunt, et in ascensione Domini „0 rex glori»“. 

Deuterus, id est tertius, severus et ad 
bella provocare dicitur. Unde primum Re- 
sponsorium in resurrectione Domini, videlicet 
„Angelus Domini“, tertii toni est, ubi Christus 
mortem vicisse commemoratur. Et sic iste 
tonus apte ponitur, ubi aliquid potentise vel 
fortitudinis innuitur, ut patet in antiphona 
„0 crux“. 

Plagalis ejus, id est quartus, adulatorius 
est et blandus et idoneus supplicanti, ut patet 
in hac antiphona „Sancta Maria, succurre 
miseris“. 

Tritus sive quintus l»tificativus et dulcis 
est, eo quod b molle sibi frequentissime deser- 
vit, ut in his antiphonis „Verbum caro fa¬ 
ctum est“, et „Alleluia; resurrexit Dominus“. 

Plagalis ejus, id est sextus, omnium dul- 
cissimus, animum ad pietatem et ad lacrimas 
provocat, ut in hac antiphona „0 quam sua- 
vis est, Domine.“ 

Tetrardus sive septimus saliens est et 
lascivus, ut in his antiphonis „Assumpta est 
Maria“, „In civitate Domini“. 

Plagalis ejus sive octavus senior est, ut 
puta morosus et suavis, ut in hac antiphona 
„Dum ortus fuerit sol“. 

Sicut *) ergo non omnium ora eodem cibo 
delectantur, ita profecto non omnium aures 
ejusdem modi sono delectantur. Aiios namque 
morosa et curialis vagatio primi delectat, 
aiios secundi gravitas capit, aiios severa et 
quasi indignans tertii persultatio juvat, alios- 
que adulatorius quarti sonus attrahit. Alii 
modesta petulantia quinti ac subitaneo ad 
finem casu moventur, alii voce lacrimosa sexti 
mulcentur, alii septimi* saltus libenter au- 
diunt, et alii decentem et quasi matronalem 2 ) 
octavi canorem diligunt. 

*) 2?gl. Joanne# (fottoniu# cp. 16 (G. S.II, 250—1); 
ferner beit tractatus de musica be# Joannes de Muris 
in G. 8. III, 235. 

2 > l\r# üstort ijt in bei* Öj. jebtver 51 t Icicit. Jd> 
glaube, bau bie Hbfüvtung wahrjdicinlidi „mronalem“ 
;u Icfeu ijt. llitb Da# würbe $u bei* oben gegebenen 
löjimg „matronalem“ führen. Jviiv Joanne# (Sottettiu#, 
an beit jidi (^obclinuo ^'erjon hier auf# genaue jtc an 
ichlicfit, bietet ber Trucf: „intonalem“ (G. S.II, 251). 
Jur ^iot licjte fich vielleicht bei Ö'cbelimt* Reifen „in¬ 
tonalem“ hier lcjcit ftatt „mronalem“; aber id> glaube 
Doch, bajt ba# über bem ihknte ftchenbe ftitrgungäjcichcu 
eher „mronalem“ verlangt. Übrigen# bietet „intonalem“ 
teilten guten 3inn. 'ilbgcfchcu von beut nicht gerate gut 
haffcnbeit „quasi“, feheint mir and) au uiib für fid' bie 
Temuitg, bie 3 . 25. <v\ rHbcrt <£ic ^iufifanjdiauung be^ 
üKittelalter#, \\tllc a. Z. f 1005, Z. xHitm. 4) ihm 
gibt, nicht bejouber# emvfehlen#ivcrt tgt feilt, Jdi nehme 
eher an, bajt and' bei Joanne# («otteuiu# ha# „intonalem“ 
in „matronalem“ 31 t dnbern ijt, wie ich c# aud> nicht 

24* 


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188 


Jer tractatus musicse seiend® 6cs Habelitmf {Jerftn. 


Mobilia est babilisque protus, quia venit ad 
omnes 

Affectus homini fiectere neuma proti. 
Flebilis atque gravis est primi collateralis; 
Triatibu8 et miaeria convenit ille modua. 
Tertiua ad furiaa tonus incitat, eatque se- 
verus; 

Grudeles decet hic, bella movere sciens. 
Aptus adulanti tibi quartus competit ordo; 
Garrulus et blandus dicitur ille modua. 
Auditum solita est mulcere modestia quinti; 
Lapsos spe recreat, tristia corda levat. 
Flebilis atque pia phthongi modulatio sexti; 
Provocat ad lacrimas corda sonore suo. 
Lascivire aolet jucundia septimus odis; 
Autumo plus tales tale decere melos. 
Octavus morulus, gaudens gradiensque de- 
center; 

Greditur esse magis gratus in ore senum. 

De ornatu et pausis cantus. 
Notandum l ) est etiam, quod queedam con- 
sideranda sunt circa cantum, qu© magis ad 
ornatum fiunt quam necesaitate artis, ut can¬ 
tus in materia tristi deprimatur, ut in offer- 
torio „Dum fabricator“, et prosperis et laetis 
elevetur, ut „Gum rex glori©“ et „Sedit an- 
gelus“. 

Item quod caveat, ne vitiosa repedtio 
vocum fiat. In quibusdam autem pulchrum 
est, si bis e»dem vocea repetuntur, sed non 
ultra continue, ut per 2 ) infinita scecula. 

Sciendum etiam, quod in principalibus 
ad finern cantum pauladm ducere laus est, 
in collateralibus praecipitare decet. 

Item *) ornat cantum, si secundum sensum 
pausado fiat. 

Item cantus subiugalium seepius finem 
revisent, in quarta rariasime pauaent, in 

fiir auÄvjefc^fofien tyalte, bafe Joanne« bc üfturi« in ber 
(fharafteriftit be« erften leite«, n>ie Cottoniu«, urs 
ipviiiKjIid) „curialis“ mtb nid't „terminalis“ gefebrieben 
bat. 2 ad?c ift einer fritifebeu ^achvriifung an ber 
£>anb ber 3ttaiuiffripte tt>crt. — Ju bev ^eicbming 
„matronalis“ bgl. and; Aribo Scholasticus G. S. II, 
205. — 'liachtrciglüb fefye id;, bafi ttonnmiUer bic Oha; 
ratterifienmg be« 8 . lene« bnreb Oottoniuö fclgcnbcv: 
matten überjetjd: „anberc enbtich lieben ba« befdjeibene, 
matronenhafte 'Taftinjdjveitcn be« 8 . leite«" (Jilircbenm. 
Jabvb. 1888 , 2 . 14). l'a er («gl. Jb., a. a. C. 2. 1 .) 
„manche Unridjtigfeitcn bev ifierbcrtfdien ßbition" nad> 
^crgleidumg mit 2 £Mf. oerbefierte, (.pofbibl. ü)innd>cit 
G. i. 2599, unb l'atitan. söibl. iKcg. 1191»; anberc £ff. 
be« Irattate« f. bei Critner, CucUculcrifen, öb. 3, 2. 81), 
tiubet fid; alfo and? für Oettonin« ba« „matronalem“ 
offenbar banbfdniftlid? bezeugt. 

*) Joanne« liettoniu« cp. 18 (G. S. II, 253 j.). 

2 ) .picr ftel)t ein Heine« 9iotenbeij>iel. 
s ; Joanne« öettonin« cp. 19 (G. S. II, 254); 
mon. Garthus. G. S. II, 451. 


quinta a finali numquam; sed si quintam 
contigerit plagalis, raptim et quasi formidando 
recurrat. Authend autem magis in acutis 
vagentur, et postquam in quinta bis vel ter 
pauaaverint, finalem repetant, rursusque fe- 
sdnando ad superiora se transferant. 

Gaveant autem plagales elevationem dia- 
pente omnino, diatessaron vero supra et in- 
fra libere fiat; quarti tarnen toni cantus com- 
petentius per diapente quam diatessaron ca- 
dit et resurgit. In authends pulchrum est 
per diapente elevari et deponi. 

Cantus etiam plagalis quintam infra fina¬ 
lem propter nimiam gravitatem et quintam 
aupra finalem propter nimiam sonoritatem, 
ne authento attribuatur, rarisaime tangat. 

De distinctionibus et pausis. 

Notandum igitur, quod, 1 ) sicut in prosa 
considerantur tres distinctiones, qu» paus© 
vel pauaationes posaunt appellari, acilicet co- 
lon, id est membrum, comma, id est inciaio, 
et periodus, id est clausura vel circuitus, ita 
etiam tres paus© advertantur in cantu. 

In prosa quippe, quando suspensive le- 
gitur et unus punctus ponitur, colon vocatur, 
quando per legitima puncta sentenda dividi- 
tur, comma est, et quando ad finem sentenda 
deducitur, periodus est. Verbi gratia: „Anno 
quinto decimo imperii Tiberii Caesaris“, hic 
in omnibus punctis colon est, demum, ubi 
subditur „sub principibus Anna et Caipha“, 
comma est, in fine autem versus, ubi dicit 
„Zacharias filium in deserto u , periodus est. 

Similiter, cum cantus in quarta vel in 
quinta a finali voce per suspensionem pau- 
sat, colon est; cum in medio ad finem redu- 
citur, comma est; cum in fine ad finalem per- 
venit, periodus est. Ut in hac antiphona: 
„Ecce nomen Domini“ „Emmanuel“ est colon, 
„quod annuntiatum est per Gabrielem“ comma 
est, et in fine, ubi dicitur „magnus rex“, pe¬ 
riodus est. 

Habent tarnen hae pausae in musica 
alia nomina, acilicet diastema, systema et te* 
leusis. Significat enim diastema „disdnetum 
ornatum“, qui fit, quando cantus non in finali, 
sed in alia decenter pausat. Systema „con- 
junctum ornatum“ indicat, quotiens in finali 
decens melodiae pausado fit. Teleusis „finis“ 
est cantus. 

Est diastema cantus distinedo prima, 

In medio systema facis, sed fine teleusim. 
Utque colon membrum vel comma incisio, 
sive 

! ) £a« folgcnbc finbet ficb faft ivovtlich bei Joanne« 
dottoniu« cp. 10 (G. S. II, 241—2). Sb'gL aud; ixn 
Jtartyäujer G. S. II, 445 f. 


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Per tractatus music« scienti« bn Htbelinits Perfan. 


189 


Clausula periodus, horum conformis ad instar 
Musica grammaticae respondet pausula paus«. 

D© finalibus tonorum. Capitulum sextum. 

Quia 1 ) quatuor toni antiquorum musico- 
rum divisi sunt in octo, ita ut quilibet eo- 
rum in duos esset divisus, duo et duo eun- 
dem finalem retinent, videlicet authentus cum 
suo plagali; per quem quilibet cantus discer- 
nitur, cujus sit toni. Unde protus cum suo 
plagali habet finalem in D sol re. Deuterus 
et plagalis ejus habent domicilium suum in 
E la mi. Et sic quintus et sextus in F fa ut, 
et septimus et octavus in G sol reut Et 
quamvis cantus per ascensus et descensus 
varios fit dubius, a fine tarnen, cujus toni 
sit, judicatur. 

Unde versus: 

Claves 2 ) finales constat bene quatuor esse, 
Quarum judicio subjacet omne melos. 

Nam medium cum principio quocumque fe- 
ratur, 

IDius est phthongi, quo tibi fine datur. 
Convenit authentus in eadem sede plagali; 
Vult et in hoc similis filius esse patri. 

A seniore tarnen discerni junior astu 
Quo velit, ars reserat normaque certa docet. 

De ambitu tonorum.*) 

Advertendum est insuper, quod quilibet 
tonus habet ambitum suum, in quo regula- 
riter decurrit. Unde ambitus est „distan- 
tia sive spatium proprium, quod re- 
gula unicuique tono in scala musicali 
tribuit.“ 

Et iste ambitus omnibus est «qualis in 
numero vocum, quod quilibet tonus ambitu 
octo vocum concluditur regulariter. 

Primus igitur et octavus eundem habent 
ambitum a D finali ad d acutam inclusive. 
Ambitus secundi toni est inter A gravem et 
a acutam. Ambitus tertii toni inter E et e. 
Quarti inter B gravem et b acutam. Quinti 
inter F et f. Sexti inter C gravem et c acu¬ 
tam. Septimi ambitus est inter 4 ) G finalem 
et g superacutam. 

Et licet idem sit ambitus primi et octavi, 
differunt tarnen in hoc, quod D finalis et d 
acuta sunt termini primi toni ut authenti, et 

*) 23g(. beit mon. Carthus. C. S. II, 440. 

*) Die teiben erften SÖerfe finbeit fief) auef) beim 
ttavt^aufer C. S. II, 440; bie beiben folgenbett ebcnbo= 
felfcft 435 (in etwas anberer Raffung). 

8 ) 3ur 8acfye fami uerglicben werben: icrafu©fi # 
Über ben ÄmbituS ber gregorianijefjen ütfefogejauge, (5*ret= 
bürg i. ©<$w., 1903); ferner ÄorumiiÜer im Äircfjcum. 
3at)rburf) f 39- 19 (be^m. 29), 1905, 8. 183—9; and> 
SSkinmann, Hymnarium Parisiense (DtegcnSburg, Kom= 
miffionSberlag »on ^ßamelet, 1905), 8. 22—5. 

4 ) $>ie ^aiibfd^rift fyat ba$ „inter“ dreimal. 


sunt termini octavi toni ut plagalis. Preeterea 
D et d non sunt eodem modo termini primi 
et octavi. Nam D finalis est terminus primo 
tono ut dicitur ejus „domicilium“; sed est 
terminus octavo tono non ut dans ei domi¬ 
cilium, sed ut recipiens ejus ultimum de- 
scensum. 

Unicuique tono claves quia norma dat octo, 
Ambitus est certus, eadem quem littera 
monstrat, 

Si seriem quaeris alphabeti; docet ordo: 

A gravis atque levis includunt clima secundi; 
B que gravis cum b quartum mensurat acuta; 
C quoque te cohibet, dulcissime sexte, bi- 
formis; 

D cubat in medio dominans de climate bino; 
E claudit triti vires geminata severi; 

F retinet quinti modulum duplicata modesti; 
G quoque, lascive, duplex claudens repri- 
mit te. 

Octo tonos septem distinguunt climata, di- 
stant 

Primus et octavus contenti climate solo. 
Ambitus est idem, non est tonus unus et 
idem; 

Conveniunt spatio, difformes sunt ratione 
Hospitii proprii; distantia separat ambos: 
Hic est authentus, est alter collateralis. 

Nec obstat, quod super g acutam sunt 
quatuor claves. Quia, licet priores musici 
illos non habebant, quoniam videbant, quod 
g acuta viribus human« vocis extitit meta 
sufficiens, et secundum hoc scala tonaria fuit 
proportionata per eos, tarnen posteriores, 
considerantes, quod toni aliquando per licen- 
tiam excedunt limites suos et cantus quan- 
doque transponitur, addiderunt illas quatuor, 
vel secundum aliquos tres supremas, quas 
excellentes, ut supra dictum est, nominabant. 
Et sic tantum sunt septem climata tonorum et 
octo toni tantum sunt. Nam si esset aliquis 
tonus supra octo tonos, oporteret illum do¬ 
micilium habere in acutis et in aliqua ista- 
rum clavium a, b, c, d. Quodsi sic fieret, 
tune ille cantus non differret ab illo tono de 
istis octo, qui jam habet domicilium in una 
istarum clavium, qu« finales jam dicuntur. 
Ipsaque natura metuit, fore climata plura, 
Gum vox humana transferri nesciat ultra. 

Si tonus alter erit, vox hunc de quatuor una 
Finiet, et fiet non alter, sed tonus idem. 

Ergo necesse fuit tantum fore climata septem, 
Octo tonos propri« natur« quos secat ordo. 

De differentia tonorum et eorum con- 
venientia. Capitulum septimum. 
Sequitur videre de differentiis et con- 
venientia tonorum. Ubi sciendum est primo 
de quolibet authento cum suo plagali, deinde 


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100 


Jlrr tractatus music« seiend« brs tiobrltnuf JJrrfon, 


de authentis inter se, et demum de plagali- 
bus inter se. 

Pro quibus est notandum, quod clavium 
allse sunt propria, ali« communes. Propri« 
sunt, quae alicui soli tono tangend« deben- 
tur, quemadmodum A gravis soli debetur 
propria secundo. Communes sunt, quae plu- 
ribus tonis communiter tangendo concedun- 
tur, quales sunt F et Q finales. 

Comparando ergo quemlibet authen- 
tum cum suo plagali, notandum est, quod 
quilibet 1 ) authentus tres habet claves supra 
Bibi soli proprias, quas attingere non habet 
plagalis; et totidem claves plagalis habet in¬ 
fra inhibitas authento; quinque vero habent 
inter se communes utrisque. Et ratio hujus 
est, quia ambitus uniuscujusque toni non 
excedit, ut dictum est, metam octo cordarum. 
Cum ergo authentus et plagalis conveniunt 
in domicilio, et differunt in eo, quod authento 
sub suo finali nulla datur corda tangenda, 
plagali vero quarta sub finali, manifestum 
est, quod tres cordas sortitur sibi plagalis 
infra proprias, authento inhibitas. Similiter 
et authentus, cum supra finalem tangere habet 
octavam, plagalis vero tantum quintam, patet, 
quod authentus tribus clavibus excellit suum 
plagalem; unde tres cordas sortitur proprias 
sibi supra. Quinque vero claves intermedi« 
manent eis utrisque communes. Non tarnen 
eodem modo per totum. Nam quintam cor- 
dam, quae suprema est ipsius plagalis, quasi 
violenter usurpat sibi, quam ipse authentus 
vix sinit tangi ab ipso plagali. 

Communes aliae, claves aliae propriatae. 
Communes quinque, proprias tres constat 
inesse. 

Tres major supra, totidem minor occupat 
infra; 

Et sunt extremae. Communes sunt mediatae. 
Sed tarnen excelsa tibi, phthonge novissime, 
corda 

Vix est tangenda, non saepius aut repetenda. 
Nam tua suprema cum sit communis in ipsa, 
Authentus vires sibi non vult esse minores. 
Ac certe reliquas defendis nec sinis illas 
Auferri, corda satis es vim passus in una. 

Sequitur de differentia authento rum 
inter se. Ubi notandum, quod quatuor au- 
thenti propter domicilialem differentiam, qua 
a se maxime distant, in hoc etiam differre 
volunt, quod, licet inferiores possunt intrare 
climata superiorum, tarnen superiores in in- 
feriorum ambitus relabi non possunt. Qui¬ 
dam tarnen ex his habent aliquam clavem 
sibi propriam, quidam autem nullam. Primus 
habet propriam sibi soli D finalem, et septi- 

x ) i'vjl. hierzu ecu JUithäujcv C. S. II, 439. 


mus similiter in altis habet g supremam sibi 
soli propriam. Ali« vero claves intermedi« 
sunt communes ipsis authentis. Sed differen¬ 
ter. Nam qu«dam intermedi« communes 
sunt duobus authentis, ut E finalis primo et 
tertio, et similiter f suprema communis est 
septimo et quinto. Ceter« medi« communes 
sunt aut tribus authentis aut omnibus au¬ 
thentis. Verbi gratis: tribus authentis com¬ 
munis est F finalis, scilicet primo, tertio et 
quinto; omnibus authentis sunt communes 
G a b c d. 

Bis binos fratres etiam sua norma refrenat, 
Hospes ne levior gravioris climata tangat; 
Cuique per alterius ascendere regna licebit, 
Ad loca nemo tarnen subjecta venire sit ausus. 
Quorumvis quisque gravis ascendendo levio- 
rum 

Introeat fines, non mutua gratis fratrum. 

D, prote, finalis soli tibi propria clavis. 

E tibi, trite, datur; tibi primus in hac so 
ciatur. 

F que tribus servit, quinto tritoque protoque 
g suprema tibi debetur, septime, soli. 
f quoque, quam sequitur, tibi cum quinto 
famulatur. 

e que subest «que vobis, trite, septime, 
quinte. 

d quoque supremam cum cordis quatuor 
infra 

Omnibus authentis communes esse notabis. 

Sequitur de quatuor plagalibus com- 
parandis inter se. De quibus breviter scien- 
dum, quod, sicut uterque authentorum ex- 
tremus habet sibi unam propriam clavem et 
reliqui authenti nullam, eodem modo uterque 
extremorum plagalium habet unam sibi pro¬ 
priam clavem ac reliqui plagales nullam ha¬ 
bent sibi propriam. Nam claves intermedi« 
aut communes sunt duobus plagalibus aut 
tribus aut omnibus. Sed differunt in hoc ab 
authentis, quod non sunt e«dem claves istis 
et Ulis. Nam sicut ambitus plagalium inferi¬ 
ores sunt ambitibus authentorum, ita et cla¬ 
ves eorum variantur, et sunt clavibus authen- 
torum inferiores. 

A gravis est soli tibi propria, prime plagalis. 
B gravis est pariter quartique cujusque sub 
alis. 

Gque subest sexto, quarto simul atque se¬ 
cundo. 

d quoque supremam solus rapis, ultime, 
cordam. 

c vobis binis, octave sexteque, substat; 
b tribus: octavo, sexto, quartoque ministrat. 
Communesque pari tot habent ratione pla¬ 
gales; 

Intima D prior est, vicinas quatuor adde. 


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Original fro-rn 

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191 


Per tractatus music® scientiee des Sibtlinuf Perfan. 


Notandum etiam, quod omnes toni, sive 
authenti sive plagales, in duabus clavibus 
conveniunt, scilicet in G finali et a acuta. 
Raro enim aliquis claves illas pretermittit. 
Et quanto ceter« claves illis sunt propin- 
quiores, tanto sunt communiores. 

Sola G finalis cum clave sequente suprema 
Omnibus authentis est publica consociisque. 

Et h®c supradicta patent in figuris in 
alio latere scriptis. 1 ) 

De differentia authenti et plagalis. 

(Tstud capitulum stabit post figuram.) 

Gum authentus tonus et plagalis ejus ha- 
bent eandem clavem finalem, non semper fa- 
cile est cognoscere, an cantus sit authenti 
toni vel plagalis. Unde ad discernendum 
hoc tales traduntur regul®.*) 

Prima est: Omnis authentus sive can¬ 
tus authenti toni potest regulariter ascendere 
per diapason, hoc est ad octavam vocem 
_ supra suum finalem; et licenter sive de li- 
centia ad nonam vel ad decimam, sed hoc 
raro. Infra finalem vero non descendit re¬ 
gulariter; sed de licentia descendit per to- 
num; quod conceditur omnibus pr«terquam 
quinto, quia ille non habet tonum sub suo 
finali, sed habet semitonium. 

Secunda regula: Omnis cantus plagalis 
toni potest regulariter ascendere supra fina¬ 
lem usque ad quintam, et per licentiam pot¬ 
est tangere sextam, sed raro, et aliquando 
septimam, sed rarius, ut patet in his anti- 
phonis „0 sapientia“ et ceteris. Et descen¬ 
dit infra finalem regulariter ad quartam, et 
quandoque de licentia ad quintam. Nonnum- 
qnam etiam ascendit de largissima licentia 
ad octavam. 

Tertia 3 ) regula talis est: Si cantus a fi¬ 
nali ascendens quintam supra finalem ter vel 
amplius percusserit, licet quartam sub finali 
attigerit semel, potius authento quam plagali 
deputabitur, ut patet in hac antiphona „Ecce 
tu pulchra es.“ 

Quarta regula: Omnis cantus tangens 
quintam, non descendens sub finali, infalli- 
biliter est authenti et non plagalis. 

Quinta regula: Omnis cantus tangens 
quintam non iterando eam nec moram fa- 

*) §iert)«r gehört ein in ber £j. cinge$eic§netc« 
otbema, ba« bie gaiqe fotqenbe Seite füllt. Der mit 
bem Pergament fparfam umgeljenbe Treiber f)at aber 
ccn Dert fortqefc^t. Daran« erflärt fid> bie 9totij bei ber 
Uberfdjrift, bie unmittelbar folgt. 

*) Joanne« (iettoniu« cp. 12 (G. S. 245). Die je 
beiben erften iKcgcln j. auch bei Henricus de Zelandia 
C. S. III, 115. 'Dgl. auch beu arttyäujer C. S. II, 438. 

s ) 3» bieten Regeln mon. Garthus. C. 

S. II, 444. 


ciens in ea, et sub finali s®pe descendens, 
est plagalis et non authenti. 

Sexta regula: Omnis cantus non tangens 
quintam supra finalem, sive descendat infra 
finalem sive non, est plagalis et non authenti. 

Septima regula: Si cantus totiens de¬ 
scendit sub finali, quotiens supra tangit quin¬ 
tam, plagalis est. 

Unde versus: 

Norma *) dat octavam nonamque licentia vocem 
Authentis supra, differre scias tarnen ista: 
Nam tanges licite, quas dat tibi regula, claves; 
Quasque licentia dat, debes attingere raro. 
Et sinit et prohibet decimam contrarius usus. 
His tonus est subtus, quem non dat norma, 
sed usus; 

Hinc sub fine tonum, quem non habet, ex- 
cipe quintum. 

Scandere permittit quintam non s®pe pla¬ 
galis 

Regula; vix sextam semel aut bis tangere 
fas est; 

Septima corda datur tarnen et quandoque 
licenter; 

Hoc „Sicut cedrus“ probat et sexto Nicolaus. 
Subtus eis quartam dat norma, licentia quin¬ 
tam. 

Cantus multotiens iterans in acumine quin¬ 
tam, 

Ad quartam quandoque licet se defoederat*) 
infra, 

Serviat authento potius quam collaterali; 
Pr®valet authentus tarnen, probat „Ambulat 
ecce.“ 

Qui tarnen ad quartam caput extollit saliendo, 
Incipit indiciis servire plagi quasi certis; 
Nam sicut vires authentis dat diapente, 

Sic quoque virtutem plagibus diatessarou 
affert. 

Fortius et quintam tangens, non subspati- 
ando, 

Authento subdi debet, nunquam dubitando. 
Subspatians crebro, si quintam non iterando 
Attingit, maneat sub lege plagalis oportet. 
Non tangens autem quintam, seu subspatiari 
Contingat seu non, plagibus debet sociari. 

Si, quotiens tangit quintam, totiens et ab 
imis 

l ) Dgl. bie ctynlidjen Derfe im tractatus de musica 
be« „Aristoteles quidam“ G. S. I. 264. ©. aud) beu 
| ttartfyäufer G. S. II, 439 f. 

| s ) C Ijat „defederat.“ Da« wirb n>ol)l „defeedc- 
1 rat“ $u lejen fein. Ducange fennt „defoederatus“ in 
ber Dcbcutuug: „rebellis, feedifragus.“ Jorceh 
liui l)at meber „defoederare“ noch „defoederatus.“ 34 
fiattc jimäcbft an „defenderat“ gebaut, fam aber bureft 
Dvof. (jicftjof ju „se defoederat ad.“ (H bat offenbar 
bic Dcbcutung „in unberrecfytlicfyer, mortbriidjiger 'ir'ciic 
fid; »erbinben mit, abfatlen ju“ o. bergt. 


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1,92 


Der tractatus musicae scientiae fers dofeelinuf {Ferien. 


Vires descendens recipit, fit et ille plagalis. 
Ne fas excedat, cantus caveat, quia nulli 
Gratia tanta datur, nisi qui ratione iuvatur. 

Ex preedictis posset quis dubitare: Ex 
quo septimus tonus potest vix tangere deci- 
mam sopra finalem, ad quid deserviunt ce- 
terae claves excellentiores? Ad quod respon- 
detur, 1 ) quod tres excellentes non sunt causa 
necessitatis additae, sed causa commoditatis, 
ut, cum aliquando cantus transponitur, quo- 
que tune commode per illas possit cantari. 
Septime, cum decimam vix ausis tangere 
cordam 

Sursum, de celsis redit hic dubitatio cordis: 
Gur sint inventse, si non contingere fas est. 
Non opus est harum, sed cum transponere 
cantum 

Interdum volumus, plus commoditatis habe- 
< mus. 

De tenoribus tonorum. Gapitulum 
octavum. 

His visis notandum, quod, 9 ) sicut octo 
tonos habemus, ita octo tenores tonorum 
habemus, hoc est tonorum inceptiones. Unde 
nota deserviens illi syllabse „See“ in ista di- 
ctione „Saeculorum“, „tenor“ dicitur. Et 
sicut quatuor sunt finales claves omnium to¬ 
norum, ita sunt quatuor claves initiales „see- 
culorum.“ Sed differenter. Nam duo toni, 
scilicet authentus et suus plagalis, semper 
unam et eandem clavem finalem sortiuntur. 
Tenores vero aut tres simul unam clavem 
sibi vindicant aut unus tenor unam clavem. 
Primus enim, quartus et sextus habent su- 
um tenorem in a acuta. Tertius, quintus et 
octavus in c acuta. Solus vero secundus 
usurpat sibi F finalem. Et solus septimus 
d acutam. 

Qualiter octo tonis cantus distinguitur omnis, 
Sic et eorundem distinguimus octo tenores. 
Quatuor ut claves illorum finibus addis, 

Sic istis claves sunt quatuor. Haud tarnen 
eeque: 

Illic quippe duos sibi phthongos vindicat 
una; 

Hic unum vel tres clavi coniungitur uni 
Primus, quartus, sextus habent a la mi re 
tenorem. 3 ) 

F fa secundus habet; et septenus dlasol re. 
Octavo, quinto, trito c sol fa ut addes. 
Singula jure tenent loca septimus atque se¬ 
cundus, 

l ) tyinc anbere fcfuitg beim an häufer cp. 11 (G. 
S. II, 439). 

*) o. jcanncö (5citcmu8 cp. 11 (G. S. II, 243) 
11110 cen mon. Carthus. G. S. II, 450. 

3 ) Kal. biefen 'Kerfen ben tfucimmu* in G. 

S. II, 497. 


Pree reliquis minimus hic cum sit et ille su- 
premus. 

De differentiis tonorum. 

Omnibus l ) tonis commune est non habere 
tenorem sub suo finali et ultra quintam non 
habere tenorem; excepto solo tertio, qui te¬ 
norem suum habet in sexta. 

Conveniunt autem omnes authenti spe- 
cialiter inter se in hoc, quod omnes tenorem 
suum incipiunt a quinta, excepto solo tertio, 
qui incipit a sexta- Item conveniunt authen¬ 
ti in eo, quod suos tenores habent supra 
tenores plagalium suorum ad duas cordas, 
excepto solo septimo, qui octavum transcen- 
dit tantum in una corda. Item notandum, 
quod omnibus plagalibus est commune, 
quod tenore suo reflectuntur ad sua domicilia, 
quod minime convenit authentis. 

Est commune tonis, sub fine suo quia nulli 
Nec supra quintam tenor est, illi nisi trito. 
Incipit authentis magis officiosa tenorum 
Quinta, capit sextam pro qua tenor ille se- 
verus. 

Glavibus et binis authenti collaterales 
Transcendunt, sola superat sed septimus una. 
Est plagibus commune, sui quod fine tenoris 
Hospitium repetant; non hoc natura supemis. 

Sequitur videre, in quibus clavibus in¬ 
cipiunt „Gloria Pa tri“ uniuscujusque toni. 9 ) 
Ubi notandum, quod primus tonus, quintus 
et sextus incipiunt suum „Gloria“ in F finali, 
sed primus et sextus gradatim ascendunt per 
fa sol la et quintus fa la re fa. Secundus 
incipit suum „Gloria“ in G gravi per ut re. 
Tertius et octavus incipiunt in G finali per 
ut re. Quartus incipit in E finali per mi 
sol la ascendens. Et septimus incipit in b 
quadrata ascendens per mi fa sol. 9 ) 

In G secundus habet, in E quartus „Gloria“; 
primus, 

Quintus, sextus in F; octavus, tertius in G. 
Est b quadrata sedes tibi, septime, prima. 
Sunt igitur quinque claves ad „Gloria“ 
phthongis, 

*) Kgl. ben itartbäujer C. S. II, 451. 

*) Kgl. Joanne* (SottcmuS cp. 11 (G. S. II, 243); 
oun vierten len f. bic Kemcrfung rformuüUcrS im 
Xircbenmnftf. 3al)i‘b. 1888, Z. 11, Änm. 1. 

3 ) Xi e vier testen Kerfe bc$ fclgenbeit Slbfafcc* („Pri¬ 
mus cum sexto“ etc.) älmlidj im tractatus de tonis 
bc* Petrus de Gruce G. S. I, 283. SlnberS beim 
„Aristoteles quidam“ C. S. I, 262 unb bei £>envicuti 
bc .^elanbia G. S. III» 115. Kei £>cnricu* bc ^elanbia 
ift übrigen* im elften Kete mobl „Primum“ ober „Pri¬ 
mus“ $n lefen ftatt „Finales“; unb beim „Aristoteles“ 
ift im britten Kerfe vor „tibi“ mabrjdjcinlicb ein „sit“ 
ober „dat“ cinjufc^icben. Kgl. and} ben itartfyäufcr G. 
S. II, 451, ber am Anfang „Primo“ bietet (meniqftcn* 
nad; licnfjcmater), nub ben ?lnont)mn$ G. S. II, 497. 


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Per tractatus music« sciehti« bes Äobflinus (lerfoit. 


193 


Tertius, octavus canit ut re; sicquesecundus; 
Septimus est mi fa sol; quartus mi sol la 
tenebit; 

Usus multarum variant quamvis ecclesiarum. 
Primus cum sexto cantu fa sol la tenebit; 

His quintum subdes, cui fa la re fa bene 
junges. 

De differentiis „8«culorum.“ 

His habitis restat dicere de differentiis 
„S«culorum.“ Ist« autem dififerenti« se- 
cundum diversitatem principiorum variantur 
et multiplicantur. 

Primus tonus habet quinque principia 
et sex differentias. Primum est G gravis, se- 
cundum est D, tertium F, quartum G finales 
et quintum est a acuta. 

Secundus tonus habet quatuor principia 
et nullam difFerentiam. Primum principium 
est A gravis, secundum G gravis, tertium 
D finalis et quartum F finalis. 

Tertius habet tria principia et tres dif¬ 
ferentias. Primum principium est E finalis, 
secundum G finalis, tertium c acuta. Quidam 
volunt, quod iste tonus nunquam recipit 
b molle. 

Quartus secundum quosdam habet sex 
principia et sex differentias. Primum est 
G gravis, secundum D finalis, tertium E fina¬ 
lis, quartum F finalis, quintum G finalis, sex- 
tum a acuta, quod non habetur nisi cantu 
transposito, ut in antiphona „Quserite Domi¬ 
num“; nec sextam diflferentiam habent libri 
nostri. 

Qnintus habet tria principia et unam 
difFerentiam. Primum est F finalis, secundum 
est a acuta, tertium est c acuta. 

Sextus habet duo principia et unam 
differentiam. Primum est G gravis, secun¬ 
dum est F finalis. 

Septimus habet quinque principia et 
quatuor differentias; sed quidam addunt quin- 
tam. Primum est G finalis et ceterse qua¬ 
tuor superius sequentes sibi continu«. 

Octavus habet septem principia et qua¬ 
tuor differentias. Primum est G gravis; ul¬ 
timum c acuta cum omnibus clavibus inter- 
mediis excepta b acuta. 

Primum principiant G D vel F atque du« post. I 
A G D primas Fque secundus habet. I 

E vel G cum c tibi sunt exordia, trite. 

A C gravi quartus ordine sena tenet. 

F prior a que minor, c sunt primordia quinti. 
Principium sexti G gravis F que tenent. j 
Quinque tenent serie septenum, G prior extat. 
b sine, c duo vult ultimus hepta tenens. j 
Primus cum quarto discrimina ter duo com- j 
plet. 

Bis duo septenus et sibi junctus habet. 
.$aberl/ Ä. 2K. 3a&rbuc&. 30. Sa&rfl. 


Ter tritus diflfert, quintus sextus semel a se; 
Se tantum primi collateralis habet. 

Girca pnemissas differentias est notan- 
dum, 1 ) quod differentiarum, qu« tonis adscri- 
buntur, alias sunt competentes et necessari«; 
ali«, etsi competentes, non tarnen sunt ne¬ 
cessari«; ali« sunt neque competentes neque 
necessari«. Gompetentes et necessari« 
sunt, quas usus cantorum habet ab antiquis 
musicis constitutas. Gompetentes et non 
necessari« dicuntur, qu« solius curiosi- 
tatis 2 ) causa adjunguntur, ut quinti toni ,,S«- 
culorum. Amen“ in „Alma redemptoris 
mater.“ Neque competentes neque ne¬ 
cessari« dicuntur, qu« solum ad libitum 
canentium adaptantur, ut quidam dicunt de 
diflferentia antiphon« „Nos qui vivimus.“ 
Unde quidam, etiam allegatus supra, sic ait 
versificando: 

Consuetudo loci, quod non est, approbat esse; 
Esse, quod est, reprobat. Tanta est distantia 
vocum! 

Absurdum nobis concordans cernitur illis. 
Quemque suo sensu genus esse videtiy: ab- 
undans, 

Ad numerum capitum sententia sic que red- 
undans, 

Unde modus non est idem, nec forma to- 
nandi 

Omnibus «qualis, quamvis ars est generalis. 

De convenientia authentorum inter 
se et plagalium inter se. 

Omnes authenti toni in hoc conveniunt, 
quod nullus eorum habet principium infra 
suum finalem, pr«ter primum, qui habet 
principium in G gravi. Item conveniunt in 
hoc, quod omnes habent sua principia in 
quinta supra a suo finali, excepto tertio, qui 
pro quinta quandoque habet sextam. 

Item plagales talem habent convenien- 
tiam, quod nec infra nec supra habent prin¬ 
cipia sua ultra quartam. Unde patet, quod 
errant, qui volunt antiphonam „Ista est spe- 
ciosa“ esse quarti toni, cum ejus initium est 
in c acuta; et satis patet consideranti supra- 
dicta, quod ipsa est tertii toni. Hic tarnen 
excipitur octavus tonus, qui quandoque ha¬ 
bet principium in G gravi. Unde sicut ipse 
protus inter authentos solus excedit authen¬ 
torum convenientiam, sic et ultimus plaga- 

1 ) ä$g(. Joanne* ßottoniuä cp. 22 (G. 8. II. 262.). 

2 ) G. 8. U, 262 fjat §ier für GottoniuS 

„curialitatis“; bit gefung „curiositatis“ ftetyt für 
©obelinuS tytx\on auf ©runb mifcrcS Kober feft. Korns 
müUcr überfc^t ben (Sottoniu$ (Kirdjenm. 1888, 

3. 20): „ber geierlidtfeit wegen": ba« beutet auf ben 
©crbcrt)ct>en Xert. £aben bie £>fj. für (Sottoniu* tyier 
teinc ißariaiuen? 

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194 


Per tractatus musicae scientiee btt ftobelimts Jlerfoit. 


lium, scilicet octavus, solus excedit plaga- 
lium convenientiam. 

Ast inter fratres est convenientia quaedam 
Authentos et consortes specialis, ut edam: 
Namque sub hospitio contemnunt initiari, 
Est natura quibus potior super alta levari; 
Quamvis ipse protus, yirtute potentior, infra 
Hospitium cor dam solus sibi vindicat unam. 
Conveniunt et in hoc, quinta nasci quia no- 
runt, 

Pro qua plus aptam tu, trite, capis tibi sex- 
tam. 

Conveniunt alii, quod non infra neque supra 
Excedunt quartam ; si sit semel ultimus extra, 
Solus et excessor sicut* primus fuit illic, 
Solus transgressor sic est postremus et istic. 

Cavendum est etiam in cantu, ne quis, 
nimium intendens principio, putet ex hoc se 
tonum posse judicare; l ) cum saepe contingit, 
quod diversorum tonorum cantus eadem ha- 
bent initia. Verbi gratia: „Iste puer“ primi 
toni et assimilatur antiphonis quarti toni, ut 
sunt haec „In odorem“, „Ante toium“. Item 
„Dirftpisti Domine“ septimi toni; „Da mer- 
cedem“ quarti. „Malos male“, „Novit domi¬ 
nus“ octavi; „Domine spes“, „Tu Bethlehem“ 
sunt tertii. Item „Cum audisset Job“, et 
„Cum inducerent“ sunt primi toni et viden- 
tur similes in principio ilii antiphonae „Qui 
de terra est“, quae est tertii. 

Insuper 3 ) notandum est, quod differentia 
est inter ascensionem et descensionem ex 
una parte, et intensionem et remissionem ex 
alia parte. Ascensio et descensio tonorum 
est certa lex vel regula ascendendi a finali 
et descendendi infra finalem. Intensionem 
vero et remissionem dicimus certitudinem 
illam, qua determinatur, per quanta inter- 
valla vocum a finali quisque suum princi- 
pium habere debeat. 

Omnes itaque authenti intendunt sua 
principia usque ad quintam praeter tertium, 
. qui recipit sextam, ut in antiphona: „Sic 

J ) SJcjt. Joanne« (Scttoniuft cp. 15 (G. S. II, 250). 
2*ic((cid)t iit bic $cobad}tung liid't ebne Jutercjfe, bafi 
aud> bev tm$e Ivaftat au« bev 'oatif. ^ibltotbef, 'eoit bem 
bic Paläographie musieale (2to. I, 3. 102) einige 
iätje braute unb bcu . Tagner cvjtmal« tcUjtäiibig in 
bev Rassegna Gregoriana 1904, 3p. -ii<2—4 ucr; 
efjemltdne, fid) tve^ feines geringen Umfange« mit $icnu 
Ud)cv iluSfiihrlichfcit auf eine ähnliche >yrage, and) auf bas 
„Malos male“ eiuläfet. (5« ijt berfelbc Ivattat, beffen 
^ebcutimg für bic Vebre reit ber älteren libcralrbutbinif 
in bev jeeben erjebienenen Keinen, aber ausgezeichneten 
„(9ejd>idüc ber Kivdjcmnufif" reit Kart äfteinmann (Kemp' 
ten unb lUiincbcn, 1900) fyereorgetyoben roirb. (S. ‘2tj.) 

-) ®gl* Joanne« (Scttoniuft cp. 12 (G. S. II, 245 
uuD 240). 3. auch beit mon. Carthus. C. 8. II, 451. 


eum volo manere“ et „Tertia dies est“, ct 
remittunt ad eam, quae est sub finali, proxi- 
mam, praeter quintum. 

Subjugalibus vero licet sua principia vel 
etiam hemitonia ad quartas intendere, et ad 
quintas interdum remittere. Hemitonia si- 
quidem in sequi vocatione dicuntur inceptiones 
vocum, quae fiunt post pausationem in medio 
cantus. Proprie tarnen hemitonia semitonia 
dicuntur. 

C&pitulum nonum de regularitate et 
irregularitate cantuum. 

His visis jam colligi potest, quis cantus 
regularis sit censendus, et quis irregularis. 1 ) 
Illum cantum regulärem dicimus, qui fas 
sibi indultum non excedit. Irregulärem di¬ 
cimus illum cantum, qui, sive sursum sive 
deorsum, excedit metas praescriptas. Simi- 
liter et irregulärem dicimus illum, qui pro¬ 
prio principio vel proprio caret domicilio. 

Seiend um autem, quod quaedam irregu- 
laritas excusabilis est, quaedam vero non. 
Irregularitas excusabilis est illa, quando can¬ 
tus decenter et moderate et propter aliquam 
rationem transgreditur metas in suo medio. 
Inexcusabilis vero est, quando cantus errat 
a proprio domicilio vel principio, vel etiam 
quando immoderate et sine ratione excedit 
metas in suo medio. Unde notandum, quod 
si authentus usus est clave, quam licentia 
indulget infra eidem, nequaquam ultra deci- 
mam poterit ferri supra, et eandem decimam 
vix tanget. Et similiter, si ad quartam de- 
scenderet infra plagalis, ultra octavam vo- 
cem nequaquam ferretur supra illum descen- 
sum, et nihilominus vix tanget ipsam quar¬ 
tam. Quod si toni limitatam non haberent 
licentiam, contingeret relabi in veterum dis- 
sonoritatem et errorem, ad quorum evitatio- 
nem octo tonorum distinctio ordinata est. 

Item notandum, quod, sicut authenti ra¬ 
tione excusante transgrediuntur normam vel 
infra vel supra, sic et plagales similiter, licet 
non tanto excessu- Plagales enim infra am- 
bitum suum ultra unam clavem descendere 
non possunt; si vero septimam supra tangere 
voluerint, oportet, quod infra ambitum non 
excedant, sicut dictum est de authentis, quia 
infra et supra pariter excessus omnino in¬ 
excusabilis habetur. Conveniunt igitur in 
hoc plagales cum authentis, quod sicut au¬ 
thenti non possunt tangere decimam supra, 
nisi infra suo ambitu sint contenti, ita nec 
plagales septimam attingere possunt supra, 
nisi infra contenti sint sua norma. 

l ) ilgl. $um golgeitbeti ben Kanbäufcr G. S. II, 444 f. 


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Jer tractatus musicae seiend» des Sobelinns Jlerfon. 


195 


Excedens igltur, seu sursum sive deorsum, 
Praescriptas metas canor a norma removetur; 
Sic quoque nec subici vitio constat leviori 
Hospitio vel principio fretum peregrino. 
Nescius cst alter. Alter, ratione juvari 
Dum petit, excessus non cursitet immode- 
ratus, 

Sed quasi virgo pudens vetitas vix tangere 
cordas 

Ausit, mox rediens, ceu pceniteat tetigisse. 
Non tarnen authentus ultra decimam petit 
alta, 

Si functus corda fuerit, quam fas dedit infra. 
Quartaque sub fine, rex est ubi collateralis, 
Non datur his, totum fas defoveat nisi sur¬ 
sum; 

Vix et adhuc quartam patitur semel ipsam; 
ln chaos antiquum ne forte melos ruat ip- 
sum. 

Sicque solet sei tarn ratio plagibus dare cor- 
dam, 

Gui favet propria quintam vix tangere norma; 
Sed tarnen his corda datur infra nonnisi 
sola. 

Septenam dat et his, sicut quartam dedit 
illis, 

Nec subeant pactum, quod erat cum fratri- 
bus actum. 

Et sic majores fratres simul atque minores, 
Quos natura secat, par gratia jungit et aequat. 

Excusatio irregularitatis cantuum. 

His habitis sciendum est, quod cantus 
excusabilis tali habet ratione excusari, quse 
sit idonea, ut puta per antonomasiam, per 
exclamationem et per hujusmodi. Sicut 
enim contingit in grammatica, quod aliqua 
oratio, quse apud communem usum simpli¬ 
citer est incongrua, habito tarnen respectu 
ad intentionem auctoris non solum admitti- 
tur, sed etiam ut color rhetoricus tamquam 
pondus importans plerumque approbatur: sic 
accidit et in musica, quod aliquis cantus, qui 
simpliciter est irregularis, habito tarnen re¬ 
spectu ad rationabilem intentionem ipsius 
imponentis, admittitur et coloratur, sicut patet 
in multis. 

Beatus 1 ) enim Gregorius ratione altitu- 
dinis materiee alicujus excellentis quando- 
qne ex cedit, ut altitudinem et excellentiam 
tarn cantu quam verbis innueret. Et ut can- 
tum magis redderet materiee convenientem, 
quandoque cantum extollit audacter supra 
tonum suum, sicut patet in responsoriis „Ho- 
die“ in nativitate Domini, et de Beata Vir- 
gine „Sicut cedrus“. 

J ) Bgl. oen Kartyaujcv C. 8. II, 445. 


Etiam ratione exclamationis cantus ultra 
tonum extollitur, ut de sancto Nicolao „O 
Christi pietas“. 

Item ratione indignationis vel causa 
d ölen di videtur cantus excusari, ut in illo 
responsorio de passione Domini „Viri impii 
dixerunt“. Imponens enim, considerata ir- 
regularitate impietatis, de qua materia tracta- 
bat, cantum irregulariter, ut rei consonus 
esset, imponebat. 

Item, sicut causa majoris demonstratio- 
nis aliqua oratio admittitur, quse simpliciter 
I esset nugatoria, apud grammaticos, ita et in 
' musica causa majoris devotionis plerumque 
I excusatur enormitas, sicut in responsorio 
„Beatus Nicolaus“. 

Preeterea sciendum, quod quidam cantus 
in proprio cursu deficiunt et alienas sibi finales 
usurpant. In quibusdam enim cantibus pertur¬ 
batio tolerabilis evenit. Et sunt protus, deu- 
terus et tritus. His enim legis transgressio- 
nem musici idcirco ignoscunt, quia affines 
habent Affines autem illas voces dicimus, 
quee in elevatione et depositione concordant. 
Verbi gratia: D finalis cum acuta a concor- 
dat, ambo enim tono deponuntur et tono et 
semitonio elevantur. Item E finalis deuteri 
cum b quadrato similiter deponitur et ele- 
vatur. Et F finalis triti cum c acuta in de¬ 
positione et elevatione convenit. Propria 
autem affinitas non est in depositione vel 
elevatione, nisi utraque fiat vel nisi dupli- 
citer elevetur. Sed quoniam finalis tetrardi 
hujusmodi affinitatem non habet, ideo venia 
caret. Oportet enim, ut qui vicarium non 
habet, ipse suum officium per se convenien- 
ter administret. In aliis autem, si cantus in 
proprio cursu deficit, in affinibus cantetur, 
ut absque errore ad finem debitum perveniat; 
ut in hac antiphona „Magnum hsereditatis“; 
„De fructu operum“; et in antiphona „Tu 
Domine“. 2 ) 

Antonomasia valet hic, cum vox simul et res 
Thematis eximii sublime volunt sociari, 

Aut exclamandi virtus, aut causa dolendi, 
Aut pia vota precum cogunt descendere 
cantum. 

Amplius excedens aut principio vagus ipso 
Fine ve distortus, raro ratione juvatur; 

J ) Bgl. ^oanncS (SottomuS cp. 14 (G. 8. n, 248); 
autffiihrlicber beim Äarthäufer C. 8. II, 440 —2. 

*) £ur 3adK in l)ier nricbtig ba$ 'Bert oou (tyuftao 
Jafebätbal „Tie (bvomatiföe Alteration im lihtrfliüfrcn 
©cfaug bcr abenbläubijcben Äirtftc" ('Berlin, 18U7); Dfll. 
aiTd> ©. ©ictmaun im Jlir$cnm. ^atyrb. 1898, 6 . 191 ). 
unb JclkimteS ^olf, @c|'c^id)te bcr B?eiijural'91otatien 
oou 1250—14130; leil I (2eipjig, 1904), 3>. 109. 

25 * 


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196 


Per tractatus musicae scientiae brs üobelinu* Perfan. 


Namque licet medium supra varietur et infra, 
Principium norma finemque jubet fore ficta. 

Adhuc notandum est, quod cuilibet tono 
debetur sua neuma, per quam tarn quam per 
signum posterius consequens in fine cantus 
ab altero distinguitur. 

Item notandum, quod juxta octo tonos 
sunt modi sive melodiae incipiendi psalmum 
secundum suum tonum, qui nec in principio 
nec in medio, sed in fine versus solummodo 
secundum diversas differentias tonorum di- 
versimode variatur. 

Item nota, quod secundum octo tonos 
octo sunt modi cantandi versus ad respon- 
soria in antiquis cantibus. Versus enim re- 
sponsoriorum non vindicant sibi aliquem spe- 
cialem tonorum, sed continentur sub tonis 
suorum responsoriorum. Sciendum igitur, 
quod versus responsoriorum, qui in cotidiano 
usu sunt, sic ordinati sunt, quod quilibet 
versus ibi habet principium, ubi tenor sive 
„Saeculorum“ illius toni principium habet; 
excepto secundo tono, qui hoc non semper 
tenet. 

@3 folgt in ber $anbfcf)rift bie Slbbilbung ber 
©uibonifdjen §anb. 

darauf baS mit s Jioten nerfefjene, 1 ) belannte 
Schema ber gnteroafie: „Ter terni sunt mo¬ 
di“, ba3 auch Soanneä (SottoniuS nennt (G. 
S. II, 238); e3 ftefjt — abgefeijen non einigen 
fleinen änberungen — bei G. S. II, 152 f. am 
©cf)luffe be3 2Jlufiftra!tate3 beö £ermannu$ (Son= 
traftuö abgebrucft. $ll$bann folgt ber über to- 
narius mit 9toten. SSennutlid) ift e3 (jum Xeile 
roenigftenä) ber £onar be§ 3oamte8 (Sottoniuö, 
ben (Herbert II, 265 leiber nid)t jum Slbbrucfe 
bringt. 2)ie au3 bem gifterjienferllofter Silber^ 
bad) ODiöjefe $affau) ftmnmenbe £anbfd)rift G. 1. 
2599 ber ftgl. §of-' unb 8taatöbibliotf)ef in 
2Äünd)en bietet, gemäfi ÄornmüHer im ßirdjenm. 

1 ) Öci bem Enternd „Semitonium cum diapente“ 
bat iid) ein 2dncibjcl)lcr eingei(Mid)cn. 


Sa^rb. 1888, ben über tonarius bed Joannes 
(SottoniuS mit ftoten. 1 ) 

§ie unb ba ftnb im über tonarius beä 
®obelinu$ Heine Semerfungen jroifdjen bie 9iotcns 
beifpiele eingeftreut. dotiert fei barauS bie 9Cn* 
merlung beim 8. %on: 

Nota. Quidam addunt hic unam aliam 
differentiam octavi toni, quam vocant „tonum 
peregrinum“. Qui a peritis musicis antiquis 
non traditur. Nec etiam in pluribus ecclesiis 
admittitur. Et quod non cadit sub octavo 
tono, patet ex eo, quod octavus tonus habet 
suum tenorem in c sol fa ut, et ista differen- 
tia habet eum in G sol re ut. Item omnis 
plagalis tenore suo refiectitur ad suum do- 
micilium, quod hic non fit. Et ergo non est 
octavi toni illa differentia. Nec potest dici, 
quod sit distinctus tonis ab aliis, quia plures 
quam octo non sunt. Et ergo aliqui ponunt 
hanc antiphonam „Nos, qui vivimus“ sub 
prima differentia octavi toni, ut hic etiam 
posita est. 

Unb bie Sdjlufjbemerfung be$ über tona¬ 
rius lautet: 

Notandum, quod quaedam ecclesiae ha- 
bent plures differentias tonorum, quaedam 
pauciores. Et quaedam habent alia principia 
cantuum etiam ejusdem toni, quam alise; 
quod tarnen plerumque magis ex errore 
quam ex arte contingit; quare expedit can- 
torem esse circumspectum in illis, ne temere 
judicet de quolibet cantu, et pnesertim in 
libris antiquis. 

2)aran fdjliefjt ftd) bie S^otij: 

Gollectus est iste tractatus musicae seien- 
tiae a domino Gobelino, decano oppidi Bilvel- 
; diae, Faderbornensis *) dioecesis, anno Incar- 
' nationis Dominicae MGCGGXVII mensis Au- 
| gusti. 

^aberborn. Hermann jRftller. 

x ) 2ictyc and) dticmann, $aubbucb ber SKufifgcidücbtc, 
| (Srfter üPaub, ^weiter Sctt (Veipüg, UK)5) f 2. .'»*)—<>2. 

*) G: padeburnen. 



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197 


jlbtr $eitunierUge unb k Sritbehanblung in fctni)U<i)rn fconroerhen. 


Über Ceytunterlage unb CeytbefjanMung 
in ftrd?lid]en Comrerfen. 

(Eine Stubie non 3. (Quabjlieg, Scßulreftor in <£lberfelö. 

II. ISeiC. 

Sie 9Jlobcrttctt. 


ie fo Elaren, auf ber natür* 
ticken, organifdjen @prech= unb 
©efangStechnif bafierenben Sie* 
geln einer guten Seytunterlage, 
mie fte int erften Seile biefer ülbljanb* 
lung (fieße Robert, ÄirdßenmufiEalifcheS 
QaljirBuch 1903, pag. 108—128) aus 
ben alten Eircßlichen SSoEalwerEen eytra* 
ßiert würben, blieben nicht gar lange Beit 
nach ^ßaleftrinaS Sobe in ©eltung. ©epon 
halb tritt mit bem SBerfaHe ber Elaffifchen 
SBofaltnufiE, an meinem bie übermäßige 
SSielftimmigfeit, ber ©ebrauefj begleiten* 
ber Qnftrumente, bie ÜRonobte 2 c. ihren 
befonbern Anteil bähen, bte SRißacßtung 
ber bis babin in ©eltung unb Slnfeßen 
gewefenen Siegeln immer mehr zutage; 
einzelne Ausnahmen — felbft in fpäteren 
Betten — Eönnen nur als SBeweife für 
obige Seßauptung gelten. 

2Benn ber Unterzeichnete nun in fol* 
genbem, als bem zweiten Seile ber ©tu* 
bie „Über Sejrtunterlaae unb Seytbe* 
banblung in Eircßlicßen Sonmerfen", an 
bie ^Betrachtung ber Seytunterlage unb 
Seytbeßanblung bei ben „SRobernen" 1 ) 
fteß begibt, fo ift er ftd) ber eigenartigen 
©cfjwierigEeit feiner Aufgabe, bereu 8ö* 
fung „sine ira et Studio“ nur ber guten 
©adje bienen fotl, toobl bewußt. Sa 
aber auch bei biefer Ülbßanblung einige 
Stotenbeifpiele — gute unb fcßlecbte, auch 
folcfje noch (ebenber SEomponiften — nicht 
gut entbehrt werben Eönnen, ja jur 
Elaren 33eranfcßaulichung ftd) unbebingt 
notwenbig erweifen, fo ift bie Slennung 
non Slamen nach SRöglichEeit üermieben. 
SBenn hier unb ba einige Eieine ©eiten* 
fprünge in bie Elafftfdje unb moberne 
SßrofanmuftE, ober auch jurücE in bie 
„alte" 33oEalmufiE, gemalt werben, möge 
man bieS bem S3erfaffer, bem eS um 

$)ie fogenannten Älafftfer ber ^nftrumental* 
Hirdhenmuftf, Seethooen, SJtojart, £>apbn ufn>. 
bleiben im großen unb ganzen außerhalb beS 
SfahmenS biefer AbhanMung. 


möglicbfte Klarheit ju tun ift, jugute 
halten. 

2ln ber ©pifce mögen einige ÜtuS* 
laffungen angeführt fein, Welche als grunb* 
legenb' unb beftimmenb für ben ©ang 
ber Untersuchungen gelten Eönnen. Qm* 
mer wieber gipfeln oiefelben in ber gor* 
berung: „Ser Eirchliche Seyt ift bie 
^jauptfadje, bie SRufiE baS mehr 
ober weniger feierliche ©ewanb 
beSfeiben." Qn oem für jeben SEontpo* 
niften ftubierenSwerten SEßerEe oon $ater 
SWagnuS Ortwein 1 ) „Über ©prachge* 
fang" heißt eS: „gür ben SEomponiften 
Eircplidjer ©efänge ittSbefonbere ift eS 
ftrenge Pflicht, juerft ben Seyt *u be* 
rücfftchtigen unb ban ad) bie SRuftE hier* 
für ju geftalteu, weil bie heilige SHrche 
immerhin in erfter Cinie baS SBort 
gewahrt wiffen will, unb zwar nicht bloß 
tn bejug auf bie SBollftänbigEeit (in- 
tegritas), fonbern auch tn ^nnfteßt ber 
SerftänblicßEeit (intelligibilitas) beS 
SeyteS, unb baju trägt bie fpracßge* 
fang ließe IBeßanblung Oon feiten beS 
SonfefcerS feßr oieleS bei, ja: 33oEal* 
mufiE nach bem©pracßgefang Eann, Wenn 
biefe ^Bezeichnung nidgt gegenftanbSloS 
fein foö, unmöglich etwas anbereS be* 
beuten als — nach ben mufiEalifchen 
Sonüerhältniffen gefteigerteS 
Sprechen." — Ser ^Reformator ber 
SEircßenmuftE, Dr. 3Bitt, bemerEt: „9Rit 
ber ^Beobachtung ber wießtigften Siegeln 
ber „Sllten" muß nicht notwenbig ein 
kopieren berfelben öerbunbett fein. Qd) 
(SBitt) nenne eS, nicht: bie Sllten Eopieren, 
wenn man ber Überzeugung ift, bie eilten 
hätten richtigere Siegeln Der Eircßücßen 
SRelobiebilbung unb StßptßmiE ge* 
ßabt als bie SRobernen, wenn man alfo 
bie Siegeln ber älteren ©efangSEunft an* 
wenbet. Saß bann eine gewiffe Slßnlid)* 


l ) 9Wit bejjen Ausführungen nur allerbingS 
in mannen (Sinjelhetten nicht ganj einoerftan-' 
ben ftnb. 



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198 


Über Cestunterlage unb ©ntbeljanblung in kird)lU)tn tonrarrken. 


feit ber ©efanaSweife, unb bantit bet 
Setonung, beS SltmenS entfielt, ift jwar 
ttmljr; aber bog ift rein äußerlich, baS 
ift nic^t ber ©eift ber ©adje." — $)er 
jefcige ©eneralpräfeS beS ©äciliettDereinS, 
Dr. Robert, führt auS: „Qn ber Kirchen* 
mujtf fod ber 2 eyt richtig, finnood, an* 
bächtia beElamiert werben, SBahrljeit 
unb SEBürbe niüffen wiberfcheinen, ©e* 
horfam gegen bie 2 $orfchrifteu ber 
Kirche muß in allen teilen beobachtet 
werben; bie DNelobie muff einbringlich, 
ernft fein unb fod ben ÜLeyt nicht jerpflü* 
den; berborf nichttanbeln ober 
[ich in inftrutnentolen formen äußern; 
bie §artnonie ober polyphone Imitation 
hot fich in ben ©renjjen ber üblichen Sie* 
geln unb ©efefce ju bewegen." Sin einer 
onbern ©tede fagt er: „3)ie Kunft (ber 
SWufiE) befofet fichmitüftelobie, Stfjhif)* 
muS unb Harmonie, unb h öt biefe 
©lemente bei ber ©efangSEompofttiott 
mit bem Seyte 511 einem einheitlichen 
©onjen jufammenjufchliefjen. ©tel;t ber 
£eyt im SJietrum, fo bilbeit fid) oon 
felbft, wie bei ben .£>qmnen, rhpthmifch 
unb melobifch abgeteilte ©äfce; fteht er 
in ^ßrofa, wie bei ben wcchfelitben unb 
feftftebenben üttefjgefängen, fo unterliegt 
bie melobifche unb rhpthmifche 23Ubung 
ber Siegeln ber 2Bort= unb ©abbe* 
Elamation." — Sftonftgnore ^gn. wtit* 
tererfchreibt: „Setreffenb bie Sefjanblung 
beS jeyteS im Kirchettgefange geht ber 
SBide ber Kirche bahin, bafj berfelbe (ber 
Xeyt) ftetS E l a r unb D e r ft ä n b l i d) fjeroor* 
treten, baff berfelbe burch bie SJiufif nicht 
gleidjfam oergraben, oerjerrt unb Der* 
wirrt werben, baff er nicht burch 2 $er* 
ftütnmelung ober $)urd)einanber* 
werfen ber SüBorte alteriert unb nicht 
burch ungebührliche Söieberholun* 
gen in bie Cänge gezogen werben fod." 
TWmEapitular Dr. ©elbft bemerft: „35ie 
Kirche fchreibt nid)t blof oor, baff irgenb 
etwoS gefungen ober inufijiert werbe. 
£)urd) ade bie johdofert lird)licheu SBerorb* 
uungen über Den Kirchengefang &ieljt fich 
Wie ein roter Qfaben bie f^orberung, eS 
fode nur gefungen werben, waS für bie 
freier beS betreffenbert £ageS intSJtefjbuche 
ftefjt unb waS auch Dom ^ßriefter om Stltare 
gebetet wirb; eS bürfc Don ben oorgefchrie* 
heuen ©ebetSworten nichts ouSgeloffen, 
üerEürjt ober Derftümmelt werben; eS 


müffe Dielmehr odeS beutlid), oerftanbtid) 
gefungen werben, fo bafj nicht bie SBorte 
burch bie ju Eunftfertige SBerfchlingung 
ber ©timmen ober ben Klang ber $n= 
ftrumente oerbunEelt ober gleichfom Der* 
graben werben." — KrutfajeE, ber Der* 
bienftDode 23erfaffer beS SBerfeS „$)ie 
SfluftE noch bem Söiden ber Kirche", 
führt auS betreten 2 c. an: „®S fei nidjt 
ju geftotten, bafj ber £eyt ber ^eiligen 
©chrift merElidj aeänbert werbe burch 
S3erftümmelung, 33or* unb Siadjftedung 
unb 23eränberung ber SBorte unb beS 
©itmeS, nm fte ber Kompofition anju* 
paffen, fo bafj nicht bie SWuftE ber^ei* 
ligen ©chrift, foitbern festere jener 
p bienen fcheine." — „©benfauS ift 
jebe überflüffige SBieberholung ber 
XBorte ju nteibeu, beren Slbfinberung 
ober widEürlidje ©urcheinonberwer* 
fuitg ohnehin immer Derboten bleibt." 
— ,/©ie mäfjige Söieberholung einjel* 
ner Söorte ober Iß^rafen, welche biefen 
met;r ©ewicht Derleiheu fod, ift geftattet, 
nicht aber bie SBieberholung eines gon* 
*en ©tücEeS." — „Qebe SWufiE ift Der* 
boten, in welcher aucf) nur boS ger ingfte 
SBort beS liturgifchen STeyteS weage* 
loffen, oerfefct, xerftücfelt, ju oft wieoer* 
holt, ober unDerftänblich ift." SlfS(paupt* 
grunbfo^ muh otfo auch nach Kcutfd)cE 
gelten: „ 1 )en ganzen, unoeranber* 
ten £eyt ju fingen, ift bie £>aupt* 
fache; titurgifche SEidjtigfeit ift bie 
erfte gorberung ber Kirche unb baber 
auch Don ben Komponiften h a . u Ptfö c hlid) 
511 beobachten. ®ie mufifalifche ©e* 
ftaltung beS SeyteS Eontmt erft an 
Zweiter ©tede in ^Betracht, tft aber beS* 
halb EeineSWegS aeringjufchähcn unb ju 
oernad)läffigen; fte ift nur boS Kletb 
beS XeyteS, baS natürlich $u bemfclbeit 
paffen unb nicht unheilig, weltlich 
ober theatralifd) fein fod." 

Stach Obigem h°t fich olfu bie dov» 
Uegenbe Slbhanblung ju Derbreiten: 

a) über ben Sfceyt, 

b) über bie SMobie, 

c) über ben SthhthmuS, 

d) über bie Harmonie. 

a. $*er !Üejt. 

T)ie Don ben Derfchiebenften Eirchlidj* 
autoritatiDen ©teden 311 ben oerfchiebeu* 
ften ßeiten über ben £eyt gegebenen 


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Über leitunterlage unb KeztbeljanMiing in kirdjlid)rn Conoerken. 


199 


Sorfdjriften, welche hier in Setracht fom* 
men, beziehen ftc£| fur$ gesagt: 

1 ) auf bie liturgifdje 35oIIftänbig* 
feit, 

2 ) auf bie SRidjtigfeit, 

3 ) auf bie Deutltdjfeit, 

4 ) auf bie rechte füufeinanberfolge, 

5 ) aufbieSöieberljolungberSBorte; 
bagu fommt noch non feiten ber 
Äunft bie gorberung, 

6 ) bie finngemäjje 3ufamtnengehö s 
rigfeit be§ XeyteS (ber ©a^teile 
unb Sä§e) ju magren. 

Ad 1. (Die gorberung ber liturgifchen 
Sotlftänbiqfeit oerlangt, „eS barf non 
ben oorgefdjriebenen ©ebetSworten (bem 
Xeyte) nicfit-S auSgelaffen, nerfürjt ober 
oerftümmelt werben", unb „bie SBorte 
tnüffen affe bergeftalt gefungen werben, 
bafj feine Ijingugefögt unb feine banon 
auSgelaffen werben", fflun füllte man 
glauben, eS gebe faunt ein ©efefc, bem 
bie Sfomponiften fo leicht nachfotumen 
fbnnteu, wie biefem, unb bod) gibt eS 
bis in bie neuefte 3 e it hinein Heinere 
Serftöfje bagegen, wenn auch burch ben 
Säctlienoeretn eine gan§ bebeutenbe 2öen* 
bung jum Seffern eintrat uitb ber Ser* 
einSfatalog eine ftrenge unb gewiffeu^afte 
5 ?ritif gegen folcf)e Äonterbanbe auSübt. 
Seim ©goral freilich, ber ©runbnorm 
aQee firchlichen ©efangeS, ift bie litur* 
gifche Soöftänbigfeit beS XeyteS per se 
gewährleiftet, unb bod), wie oft blieb in 
ber 2 luSfüf)rung j. S. berjenigen Kyrie 
eleison, welche nicht für jebe ber neun 
Slnrufuttgen eine befonbere SÖJelobie auf* 
wiefeu, baS „ter“ ober „bis“ unbeachtet! 
2 ßie oft würbe ftatt ber Söieberbotung 
beS ganjen (gntroituSteyteS nur bie 
Intonation (alfo: Salve sancta pa- 
rens etc. etc. sseculorum. Amen. Salve. 
Sunft! Schlujj!) wieberholt, weil nur 
biefe im Gl)ora(6uche (eö war baS alte 
Cütticher ©rabuale) notiert ftanb! Unb 
wie fein unterfdjieb ber Lüfter eines 
OrteS unweit ber Heimat beS (Schrei* 
berS! Sin 3 Berftagen fang berfelbe 
notn Strebo nur bie Säfce: Patrem omni¬ 
potentem, factorem cceli et terrae, visi- 
bilium omnium et invisibilium. Qni 
propter nos homines et propter nostram 
salutem descendit de coelis. Et incar- 
natus est de Spiritu sancto ex Maria 


Virgine: Et homo faetns est. Et vitam 
ventnri saeculi. Amen. 1 ) Sonntags 
famen baau alle Säjje jwifdjen invisi¬ 
bilium unb Qui propter nos. ©rfchien 
bann bie haftenjett, fo gabS nach bem 
Et incarnatus est noch ben Sa$ Cruci- 
flxns — sepultus est; $u Oftern fam 
baju baS Et resurrexit, am Fimmel* 
faljrtSfejte hierzu noch baS Et ascendit, 
unb enblich ju ißjmgften fam bann auch 
ber ^eilige ©eift inS ®rebo hinein* Seicht 
beffer erging eS bem „Dies irae“, ber 
Sequenj in ber fRequiem» 2 tteffe. (Drei 
Sälchen ju Slnfang unb bann Pie Jesu 
bis Amen; baS war aUeS. — Sßie eS 
in biefem fünfte bei ben SUafftfern ber 
$nftrumental*$Urcbenmufif unb erft recht 
bei ben dii minorum gentium auSfah, 
barüber hot SBitt befonberS in ben oielen 
9 luffä$en feiner 3 eitfchrift „Musica sacra“ 
unter bem Xitel „Xonbilber in bunter 
JReihe auS mobernen Sfirchenfompofitio* 
nen" allerlei ^ntereffanteS mitgeteilt. 
2 Bie felbft Sach unb Seethooen in ihren 
berühmteren SWeffen, ber „H-mollsüfteffe" 
unb ber „Missa solemnis“, mit bem firdp 
liehen Xejde recht eigenmächtig »erjithren, 
jeigen bie SHauierauSjjüge, bie ja um 
ein billiges ju hoben ftnb. $ n mehr* 
ftimmigen Äompofitionen neuerer 3 e *t, 
fagen Wir „ber cäcilianifcheit $ra", ftn= 
bet mau jjuweilen baS Agnus Dei nur 
j zweimal fomponiert, unb jwar fo, bafj 
baS erfte nicht wieberholt werben fann, 
ober baS erfte Agnus Dei ift fo auSge* 
behnt, bafs bie 3 e it Jur breimaligen @ye= 
futierung nicht auSreicht; festeres ift bei 
ben Stlten recht ^äuftg ber ffaH. £)ierju 
bemerft Sfrutfchef: „$ft in einjelnen 
Stteffen baS Agnus Dei nur zweimal 
fomponiert, fo mufj entweber baS erfte 
wieberholt werben, ober, wenn baS nirfjt 
geht, Wirb oorfjer ein Agnus Dei are* 
orianifch gefungen, feineSfaltS aber 
arfman fid) mit bem jWeimaligen 
Agnus Dei begnügen. Äantt man 
legerem unbebingt juftimmen, fo muff 
hoch bemerft werben, bafj eS paffenber, 


*) 9!aci) bem 3ufammenl|ang biefer ruinhirlid) 
entnommenen ©äfce märe alfo ,,@ott, ber allmäct) ! 
tige iß ater, für uns oom Simmel berabgeftiegen, 
hätte oom ^eiligen ®eifte auö Diatia ber 3ung= 
fr au Tvteifd) angenommen, fei 4)ien[d) — unb ein 
julünftigeb, einige« Sehen geroorben. — Sßetct)’ 
heillofe ©innoerröirrung beS Ärebo=2ejtebl 


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jibtr Irxtunterlagr unk ®fitbtl)anblung in ktrd)lid)rn Stutorrbtit. 


200 


weif ftileinheitlidjer, alfo fünftlerifdher 
ift, ftatt eines Agnus Dei im cantus 
gregorianus (baS bod} immer einer Äir* 
djentonart angehört unb nur einftimmig 
unb ohne Saft gefungen merben fonn) 
eine fürgere im (Stile ber SRefcfompo* 
fition entmorfene, ntehrftimmige Regita* 
ttonS=M'abeng eingulegen, mie Schreiber 
biefeS bei ber oon ihm herausgegebenen 
Rfeffe „O quam gloriosum est“ oon 
Vittoria, unb mie Säuerte erftlicf) bei 
ben beiben SReffen VittoriaS „Ave Maria“ 
unb „Simile est regnum ccelorum“ unb 
nunmehr audj bei ben gehn oon ihm in 
britter Auflage herausgegebenen SReffen 
^JaleftrirtaS getan. 1 ) ©tner oor mehr 
atS 30 fahren in ben Katalog aufge* 
nommenen Rleffe fehlt nicht nur ein 
Agnus Dei, fonbern bei bem lebten finbet 
jtd) in aßen (Stimmen nur ber Seyt 
„Agnus Dei, dona nobis pacern“; bie 
2 öorte „qui tollis peccata mundi“ finb 
atfo gang auSgelaffen, tro^bem ber mufi* 
falifd) breit angelegte Safe biefeS testen 
Agnus Dei mehr alS 20 Safte umfaßt, 
unb — bie Referenten ermähnen biefen 
liturqtfdjen SRangel nicht einmal. Qu 
ben Seilagen gu einer ber erften firchen* 
mufifatifchen geüfehriften fc^liefet baS 
Offertorium ber Requiem* 9 D?effe mit bem 
erften „Quam olim“; ber y. Hostias unb 
bie SBieberholung beS „Quam olim“ fehlt. 
(Sine SRenge fleinerer Veifpiele, möge 
benfetben nun eine gemiffe ©leichgültig* 
feit ober Rachläffigfeit*) ober nur Über* 
fehen gugrunbe liegen, geugt bafür, baß 
noch immer nicht aßeS ift, mie eS fein 
foUte. SBirb g. V. in ber Anrufung 
„Cor Jesu, spes in te morientium“ baS 
2 Bort „spes“ — baS midjtigfte öon aßen — 
auSgetaffen, fo gibt bie Seytfteße feinen 
Sinn mehr, ©oenfomenig ift eS geftat* 
tet, baS Söort Crucifixus oon einer 
Stimme gmeimal fingen gu taffen unb 
bafür in berfeiben Stimme bie SBorte 
„etiarn pro nobis“ gu unterbrüefen. ©benfo 
tft eS gu beanftanben, menn benedicta 


*) ©ielje ebenfalls bie Agnus Dei=9tejitationg= 
fiabenjen t>e$ Unterjeicijneten im Säciliennereins- 
fiatalog ju ben ’JJummern 2700, 2845 unb 2955. 

s ) SBürbe eä roofjl einem fiomponiften, unb 
fei er noch fo forglos, paffieren löttiten, bei ber 
ßontpofition beS Siebeg „SBer bat bief», bu fdjbner 
©alb" etwa ba8 ©ort „ffialb" ober auch bas 
©ort „ftfiöner" nuöjuiaffen? 


in mulieribus ftatt benedicta tu in mu- 
lieribus; Et in unam ftatt Et unam; 
Et unam catholicam ftatt Et unam, 
sanctam, catholicam; Et tibi redde- 
tur in Jerusalem ftatt Et tibi reddetur 
Votum in Jerusalem; in gloria Patris 
ftatt in gloria Dei Patris; propter glo- 
riam tuam ftatt propter magnam glo- 
riam tuam; Et ex Patre ante omnia 
saecula ftatt Et ex Patre natum ante 
omnia saecula; Deum verum de vero 
ftatt Deum verum de Deo vero; Qui 
propter nostram salutem ftatt Qui pro¬ 
pter nos homines et propter nostram 
salutem u. ä. mehr oorfommt. 

Ad 2. ©tntgeS oom Vorgenannten 
greift fchon in bie gmeite gorberuna, bie 
»Richtigfeit" beS SeyteS betreffend 
ginein. hierhin gehören beS meiteren 
1 ) gehler in ber ißrofobie, hegm. falfcfje 
Seflamation unb Slfgentuierung mancher 
üöörter, g. V. resurgeret ftatt resürge- 
ret, munera ftatt münera, ober offerent, 
permänes, impetus, erlpe, Virglne, com- 
mödat, ädducent, fidei, mulieres ufm.; 
moS noch auffäßiger mirb, menn (in einem 
neuen Äongert*Requiem) innerhalb oon 
fteben Saften baS SBort libera je einmal 
auf ber erften, gmeiten unb britten Silbe 
6 etont mirb, fo bafj ein Veridjt Oon 
„einer biSmeilen feltfant anmutenben 
Seflamation" fpricht; 2) falfdje Silben* 
behanblung, g. V. qui als qu-i, bagegen 
cu-i als cui, dextram ftatt dexteram, 
gloria unb gloriam (2ftlbig) ftatt glo-ri-a 

unb glo-ri-am, fllms (=* filjus) ftatt fili- 
us ober lin-gu-a-rum ftatt lin-gua- 
rum; ebenfo foflten SBörter mie Isa-ac, 
Mo-y-ses unb Ky-ri-e (festeres tr o(< 
ißaleftrina!) ftetS breiftlbig behanbelt 
merben; namentlich auS ber noch oft oor* 
Eommenben gmeiftlbigen Vefjanblung beS 
SfBorteS Kyrie mirb beim Vortrag burch- 
gehenbS Kyrje; 3 ) falfche Gnbungen mie 
Et unurn sanctam ftatt Et unam san¬ 
ctam, tui famull ftatt tuis famulis, pre- 
tiosi ftatt pretioso, hoc passionibus tem¬ 
pore ftatt hoc passionis tempore etc. 
Qebetn Komponiften, befonberS ben Caieit, 
fei beShalb nochmals bie SRaljnung anS 
|>erg gefegt: „Richtige Seytmiebergabe 
ift baS erfte ©rforberniS für (liturgtfche) 
Vrauchbarfeit einer firchlichen ©efangS* 
fompofttion." 


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201 


$btt tritunttrUgr und futbtljaBblnng in kirdjlidnn gtnmrrktn. 


Ad 3. Der „jDeutltcfjCeit" beg Dejc* 
teg tut eg oor adem Abbruch, «jenit bie 
SB orte begfelben ju fefjr 1 ) burcheinanber* 
gewürfelt werben. $unädjft fei Ejier be* 
merft, baß man an bte Deutlicßfeit, bejto. 
„ttare SBerftänbtii^feit" beg Deyteg, t>otI= 
enbg bet ©bottorträgen, ntcfjt ju hohe 
Anfprücße fteden Darf. SEBenn eg fefbft 
fünftterifd) norgebitbeten, mit adenSprecß* 
fcßtfanen (3ifd)* unb Stojjlauten, geljäuf* 
ten Sonfouanten jc.) oertrauten ©efancjg* 
Soliften nicht immer getingen Und, 
bei i^ren Solooorträgen oon aufmerf* 
fanten ßubörern burchweg berjianben ju 
werben (unb bafe bieg fo ift, wirb burdj 
bie Sßotwenbigfeit ber De;rtbücber für 
Stüter unb Konjertfaat bewiefen), wie 
fott man bei einem ©boroortrage er* 
warten bürfen, SBort für SBort ju Oer* 
fteben! S3on unaünftiger Stellung beg 
©boreg in manchen Sirrf)en, fcßlechter 
Atufiif, Stacßbad, ©eräufdj, Unrube unb 
bergt, faft unöernteiblicben Umftänben 
fott nicht einmal bie Siebe fein. SEBie 
oiete gelebranten (atfo Soliften) mag eg 
geben, benen eg gelingt, jebeg SBort 
ber fßräfation, ber Orattoiten, beg ©Oan* 
geliumS x. flar oernebmbar an bag Of)r 
ber 2Jienge ju bringen? Alfo: bie An* 
forberungen an bie beutlicbe S3emebm* 
barfeit oder Deytworte bürfen nicht §u 
hoch gefchraubt werben. Ader anbern 
Sirchenmujtf oorauf bot auch bj er lieber 
ber ©boral wegen feiner ©inftimmigfeit, 
bie eine gleichseitige Deytaugfpracße Durch 
ade Sänger bebingt, bei weitem beit S3or* 
rang, wäbrenb felbft bag beutfehe, eben* 
fadg einftimmige Äirc^enfieb (tro§ beg 
beutfehen Deyteg) bet ber geringeren 
Sorgfalt ber Sjolfgmenge im Sprechen 
feßon bebeutenb im Nachteile ift. 

Dem ©boral am nächften fteben bie 
burdfaug homophon gehaltenen mebrftim* 
ntigen Sonipofitionen, bei welchen fuß 
ja feine einzige Stimme aud) nur mit 
einer Silbe oon ber anbertt Stimme 
entfernt. Solche Sompofttionen ftnb eg, 
welche oon Oieleit ©hören (unb Dirigen* 
ten) für bie „leicßtefte" Sircßenmufif ge* 
halten unb oorjuggmeife jur Aufführung 

l ) 5X>crg bet polppfjoner ©atjroeife auf ein* 
unb bemfelben £aftteile alle mer Stimmen eine 
anbere ©ilbe ausfprec^en, ift bei weitem tiicfjt io 
0 efä§rli$, bejro. perwirrenb, alö P. 9)?. Ortwein 
barlegen mftdjtt. 

jpabevf, ft. 3abr6udj. 30. äafcvß. 


gewählt werben. Ob bann balgbreche* 
rifdje Schwierigfeiten in bett Qnteroal* 
len (für bie ©njelftimmen j. 33. cßro* 
mattfeße ©änqe unb abfolut unmelobifche 
Rührungen), ober in ben Harmonien 
(für bie ©efamtftimmen j. 33. fchwierige 
SHobulationen unb biffonierenbe Afforbe) 
ober bezüglich beg Sihpthmug oorfommen: 
bag wirb überwunben, wenn nur „bie 
SBorte nicht burcheinanbergeßen", wenttg 
nur möglichst gefchloffen oierftimmig 
weitergeht, ohne Raufen, ohne gäblen, 
ohne ©infähe. Diefer SSorjug ber bomo* 
Phonen Saßweife bezüglich ber SSerftänb* 
iichfeit ber SEBorte wirb aber auf bie 
Dauer nur gar 3 U leicht jum größten 
Stacßteile für bie Sunft. Unb wenn 
P. ÜW. Ortwein einwenbet: „Sftufj benn 
ber liebeoode ©efüßlg* unb Stimmungg* 
augtaufch einer Aitjahl benfenber unb 
oemünftig füßlenber Sftenfdjen (*= ber 

S olppßone ©bor) fo ftattfinben, bajj 
iebei bie oerfebiebenen freien Stimmen 
i in ihrer Sladjabntung burcheinanber 
1 fpreeßen? SEBenn in einer betenben ©e* 
meinbe adeg burcheinanber murmelt, fo 
gilt bieg alg „unfeßön"; adeitt ber ©ßor, 
welcher bag beten be 33 olf oertritt, fod 
wader „imitieren", Deyt jerpflücfen, Deyt 
oerwirren, Seyt wieberbolen bürfen, unb 
bieg fod fogar alg befonberg „fchön" 
gelten", — bann fdjiejjt Ortwein auch b>tcr 
weit überg ßiel hinaug; er überftebt ben 
großen Unterfcßieb jwifchen einer uttbiggi* 
plinierten „reaedog murmelnben S3oltg* 
menge" unb oent nadj genauen £öneit 
unb rbhtbmifcher ©lieberuitg geregelten 
SWufifoortrage eineg bigjiplinierten (Sßo* 
reg, unb feine ©inmenounc} wäre leicht 
mit Steden aug feinen etgenen Sont* 
pofitionen ju entfräften. greilid) fanti 
felbft mit ber flagge ber Sunft bie Seyt* 
oermenaung in S3ad)g H-moll*3Weffe nid)t 
uodftänoig jugebeeft werben, wenn bort 
in Str. 7 (!?) beg Srebo, einem Duett 
»wifchen Sopran unb Denor, (euerer 
Den Sa^ „Domine Deus, Rex coelestis, 
Deus Pater omnipotens“ ftnat, Wäbrenb 
erfterer gleichseitig (wobloerftanben: alg 
Duett!) ben folgen ben Sa§ „Domine 
Fili unigenite, Jesu Christe altissime“ 
(sic!) s« fingen bat. Ähnlich ift’g im 
Srebo ber Seetbooenfchen Missa sole- 
mnis an ber Stede, wo ber Sopran ben 
Sa$ „Qui cum Patre“ unb ber Alt „qui 

26 


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202 |(brr SrxtunUrlagt uni teitbfljaiiMuiia in fcinhliihtn fonioerluu. 


locutus est“ fingt, mährenb Senor unb 
Söafe ba8 ©ort „Credo“ ^tneinrufen. 
Stod) fdhlimmer aÜerbtngS ift e3 mit 
einemfürben üturgifcpen ©ebraud) 
gefcfjriebenen fünfftimmigen „Libera“ 
uon @tt beftedt, in meinem (mahrfdjein* 
lieb um mit bem oorffanbenen Seyt „bäl* 
ber aufzuräumen") jebe ber fünf Stirn* 
men einen anbern Seytfafc ftngt, io bajj 
(teytlid) bargeftettt) folgen be merfmür* 
bige „ißartitur" entfielt: 

I Sopran: LiberameDomine.tremenda. 
Alt: Quando coeli . . per ignem. 


I. Tenor: Dies illa.valde. 

n. Tenor-.Tremens faetus sum . . ira. 
Bass: Requiem.eis. 


fo bafs alfo bie 5 (Stimmen gleichzeitig 
mit ben Silben Li, Qua, Di, Tre unb 
Re beginnen unb mit ben Silben da, 
nem, de, ra unb is ebenfo gleichzeitig 
fchliefjett; maö bazmifdjen liegt, ift eben* 
falls oont Söfeu. Sturz wirb baburch 
bie Suche, aber heiHoS burdjeittanber unb 
für bie Citurgie unbrauchbar auch, ba 
neben ber fummarifchen Seytuermengung 
auch bie liturgifd)e ftorm beS „Siefpoti* 
foriumS" bezüglich ber ©Überholungen 
uernichtet mirb. ©ie eS mit bem „2lu3* 
brucE" beS fünffachen SeyteS befd)affen 
fein muff, (äfft ftd) ben!en. — Sin einer 
SWeffe @tt3 tabelt ©itt, baff in einem 
Seile berfelben ber Seyt fo „ineinatiber 
gefchachtelt" fei, bafj bie fö'ontpofition 
unoermenbbar tourbe. Sin anberer Stelle 
tabelt er irgenb einen ^omponiften: 
„S>a8 muftfalifche Shema Z um Agnus 
Dei ift meuig glücElid) erfunben, unb 
menti bie Soloftimmen ben Seyt fo „zer* 
pflücten", bafj bie erfte „Agnus“, bie 
Zmeite „Dei“, bie britte „qui tollis pec- 
cata“ fingt, unb bie oierte mit bem btofjen 
„mundi“ abfd)liefjt, fo ift baS fdjon mehr 
gefcljmacfloS als finnreicf)." @in geljfet 
gegen bie Citurgie ift eS auch, //Wenn 
tn einer 2J?effe ber ©afj gegen alle 
Orbnung in oaS Christe eleison ein 
Zweimaliges „Kyrie“ eleison hinein» 
fingt." Ocbenfomenig lobeuS* mie nad)* 
ahmenSmert, ift eS aber auch, Wenn bei 
©aleftrina $hnlid)e8 z u ftnbett ift. S)a3 
„Et incamatus est“ ber 4 ftimmigen 
Sfleffe „Dum esset summus Pontifex“ 
ift fo furz gehalten, ber Seyt fo „in» 
einaubergefcfjachtelt", bafj uon (amtlichen 
oier Stimmen ber Senor allein bie fo 


miebtigeu ©orte „de Spiritu Sancto“ 
ftngt, unb bafj ber ©af? fchon mit „ex 
Maria eiitfefct, möhrenb ber Sopran noch 
baS te§tc ©ort „est“ Oon Et incamatus 
est ftngt; baS „et homo faetus est“ ba= 
gegen nimmt fedjS Safte für ftd) allein 
ein, unb baS ift ebenfooiel, mie bie 
f amtlichen oorbergehenben ©orte ein* 
nehmen. — @ine noih fd)limntere Som* 
pofition als baS Libera oon Qrtt ift bie 
beS OrlattbuS CaffuS über ben Seyt 
„Super flumina Babylonis etc.“, ber ooll* 
ftönbig in Silben unb ©uchftaben 
Zauft unb mieber z u f an tmengefd)meif5t 
mirb (alfo bie Slnmenbung ber fpntlje* 
tifdjen Cefemethobe auf bie imitatorifchc 
SompofttionSmeife); bie einzelnen 5 Stint* 
men fingen bann S, u, Su; p, e, r, per; 
Super; f, 1, u, flu; per flu; Super flu; 

m, i, mi; flumi; per flurni; Super flurni; 

n, a, na; mina (sic!); flumina; per flu¬ 
mina, Super flumina; et cetera! ©eld) 
munberliche $bee unb übermütige Som* 
poniften*8aune! Serfelbe geiftreiche ßaffnS 
hat ben befannteit „Solmifatiou3*£)hm* 
nuS" zum heiligen Johannes fo fompo* 
liiert, bafj er bei ber erften 3eile bie 
Silbe unb S'fote „Ut“, in ber zmeiten 
bie Silbe unb ben Son „Re“, in ber 
britten 3 e ile Silbe unb Son „Mi“ 
unb fo meiter, unisono (beim. oon 
einer Stimme) fingen unb erft bie je* 
meilige zweite Silbe fünfftimmig er» 
ffingen läfjt, maS fich, nebenbei gefagt, 
gar nicht fo übel anhört, obmofjl bie ^bee 
nicht mit Utirerijt unter bie „Spielereten" 
einzureihen ift. Unb felbft ©aleftrina 
fefct (bie Shemeit oerfolgenb) in feiner 
oierftimmigen SJieffe „Ave regina coelo- 
rum“ mitten zroifd)en baS Glorificamus 
te ber brei übrigen Stimmen baS Ado- 
ramus te beS SenorS, mie folgt: 


tc, Glo - ri - fi - ca- 



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Über dutuntertage unb Iritbeljaitblung in kirifctiffyeii domnerben. 


203 


mus tc. 



+jg*- 


mus 



Glo 


ri - ti - ca - mus 

|J J ! 


te. 




£ 


mus 


tc. 


2 ln biefer ©teile feien aud) bie be* 
ad)tengmerten SEBorte SMermanng an* 
geführt, melchev will/ „bafe bie le^te ober 
oorlefcte ©ilbe beg unter bag £tyema 
gelegten Xerteg §u einem türjeren ober 
längeren SWeliStno benufet unb fold)e 
einer ©übe jugebaebte Sonreihe nicht 
bureb unnüfce Söortmieberholungen jer= 
riffen merbe, bamit bie £)eutlid)feit ber 
neu eintretenben ©timme nicht öerbunfelt 
mirb. ©ine folche £eytbel)anblung l)nt 
juni 3 metfe, bafe man, mäljrenb bie erfte 
©timmefolfeggiert, beutlich bieSöorte 
ber neu hiuzutretenben oerftehen 
fann." £)ie Klarheit ber fchönen guge 
in Jpänbelg 2 J?efjtag „$>urch feine SCBunben 
ftnb mir geheilet" febreibt SBellerntann 
xnm großen STeit ber meifterhaften 
XBortunterlage ju, mäbrenb er an 
ber 9ftenbelgfohnfd)en §uge aug ^aulug 
„®enn alle Reiben merben fommen" 
tabelt, „bafe bureb grofee ©ilbettüber* 
f)ä ufu n g, Sföi e ber h ol u ti g ber Seytmorte unb 
SWangel an 2 tnmenbung ber 9Mi8men 
ober ©olfeggig ber fRuhe unb Klarheit 
aefdjabet mirb, ba man, menn alle fünf 
©timnten jufammentreten, bie aHeröer* 
febiebenften ©üben 51 t gleicher Heit h^t, 
fo bafe feine ber oorhanbenen ©timnten 
beutlich z u oerftehen ift." 

gajit: ®er®eutlicfjfeit beg £eyteg 
möge oon feiten ber Sfontponiften bureb 
ntöglidjft flare 2 lnorbnung ber Slompo* 
fition (faßliche £h emen / natürliche ©rup* 
Gierung beg £eyteg, 2 lbmed)felung jmifeben 
polyphonen unb homophonen ©teilen ic.) 
unb oon feiten ber 2 lugführenbett burey 
forrefte 2 lugfpradje bie meüeftgehenbe 
^Beachtung gefdjenft merben! 

Ad 4. yn bezug auf bie rechte „21 uf* 
einanberfolge" ber £eytmorte ift nur 
toenig ju erinnern, ba in ben Söerfen 
beg Säe.« 23er. »Sfatalogg in biefer 23e« 


^ieljung bie gröfete Jforreftheit oorhanben 
tft. 2 lm fuuöeränften unb unbefümmert* 
ften geht Söeethoöen in ber „Sortfolge" 
ju SEBerfe. $n ber Missa solemnis läfet 
er ben 2 Ö orten „non erit finis“ noch ein 
breimaligeg, befräftiqenbeg „non, non, 
non!“ folgen, SRutt ift bieg ja feineg* 
megg finnmibrig unb im Äonjertfaale 
geroif recht effeftooH, eg mag fogar alg 
energifcher 2 lugbrucf feiner perfönlidjen 
Überzeugung gelten bürfen, jeboch — 
Uturgifch angängig ift’g nicf)t. ©benfo 
folgt beim Gloria ben ©chlufjmorten „Dei 
Patris. Amen“ zu mieberholten totalen bie 
Intonation „Gloria in excelsis Deo“ unb 
biefem enblidj (ja — enblich!) noch etu 
breimaligeg „Gloria, gloria, gloria“ in 
energifchftem Sihpthmug! 33on bent „ 0 ! 
miserere nobis“, bem „Quoniam tu solus 
sanctus, quoniam tu solus Dominus, 
quoniam tu solus altissimus“, bem 
Credo in unum Deum . . . Credo 

in unum Dominum., Credo in 

Spiritum sanctum . . . Credo in 
unam sanctam . . . bem „Agnus Dei 
miserere nobis“ unb „Agnus Dei dona 
nobis pacem“ fei nur öorübergehenb SRotiz 
genommen. — 33 on einer neueren ftn* 
jtrumentalmeffe helfet eg in bereu 23e= 
fprechung: „®er £eyt liegt im Gloria 
ftarf im argen, ja er ift teümeife ganz 
ohne ©inn, fo finb bie SBörter oer* 
jefct. $rebo fteht: Et incarnatus 
est ex Maria Virgine de Spiritu san- 
cto“, unb öor bem dona fingt ber ©olo* 
fopran ganj Q üein bag SSBort „miserere“. 
©benfo überflüffig mie unrichtig ift eg 
auch, menn ein anberer Iftomponift bem 
Hosanna in excelsis am ©chtuffe nod) 
bag ©inzelmort,, Hosanna“ aufpfropft. — 
jfrür bie lauretanifche Citanei ift für bie 
golge zu beamten, bafe bie neu hitiäu* 
gefommenen 2 lnrufunaen an ber rechten 
©teile einzureihen ftnb, unb bafe ältere 
Sfompofitionen berfelbeit in entfprechen* 
ber SfBeife ergänzt merben füllten. 

ffazit: mtd) bie „rechte 2 lufeinanber* 
folge" ber £eytmorte ift zu beachten, 
mag hoch feinerfei ©chmieriafeit bereiten 
fann, ba ber oorfchrifigmäßige £eyt in 
forrefter Raffung oorliegt unb jebem 
juganglid) tft. 

A d 5. bezüglich ber „SBieberhotung" 
einzelner SBörter, ©a^teile ober ©äfce 
genaue unb allgemein gültige SRormen 

' 20 * 


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204 Über CrxlunUrlagr iinb SalbebanMung in kirAiidieii Sanrorrkrn. 


aufeuftellen, ift fd)(ecf)t()tit unmöglich. 
(Suchen wir auf anbere ©eife ber Sache 
heijufommen. SDer ß^orat roieberEjott 
fein ©ort; bafür aber ift feine 2 Ruftf 
auch bloße 2 Relobie, welche ben ©efefcen 
ber ißolhphonte nicht unterfteljt. $)a 8 
breimalige „Kyrie, Christe, Kyrie elei¬ 
son“, „Agnus Dei“, „Alleluja“, „Lumen 
Christi“, „Ecce lignum“, fomie bie 8 lnt* 
wortfäfce (Lumen ad revelationem 1.. 
Gloria, laus et honor..., Commendo 
Spiritum meum etc.) bei Siefponforien 
u. f. tu. ftnb nicht als ©Überholungen 
in obigem Sinne, fottbern mehr als ein* 
bringliche Steigerungen (ber Sitten, 8 o 6 * 
pretfungen jc.) au betrachten, waS ftd) 
bei eintgen bura) bie jebeSmaltge Stet* 
gerung ber Tonhöhe flar ergibt. ©otlte 
man auch t»ei mehrftimmiaen Sfompo* 
fttionen ohne jebe ©Überholung aus* 
fommen, fo bürfte man lebiglid) bie 
Homophonie antoenben. @8 gäbe bann nur 
Abwechslung in ber Röhl Stimmen, 
unb man märe mohl balb am ßnbe aller 
Sunft angefommen. Sobalb jeboch bie 
polyphonen gormen ber Imitation gur 
Slnmenbung fommen, geht eS ohne ©über» 
holung uon lEeytroorten nicht ab. Schon 
ber alte SetfjuS ßaloiftuS fdjreiBt: „Qm 
Cantus planus mieberholt man niemals 
ein ©ort ober eine Silbe, im Cantus 
flguratus jeboch ftnb folche ©Überholungen 
juläfftg, jwar nicht einer Silbe ober 
eitteS ©orteS, aber hoch eines Sa$* 
teils, wenn ein felbftänbiger Sinn 
barin ift." 2 )ie alten Weifter fcheinen 
freilich manchmal unerntüblich au fein 
in ber ©Überholung einzelner ©Örter, 
mie SlUeluja, öofanna, u * &•/ f ie 
fönnen ihrem Qubel unb ihrer QefteS* 
ftimmuna faum genug tun. fabeln mir 
fie beShalb nicht; Denn ihrer Qreube baratt 
haben mir manches firchenmuftfalifche 
Quwel, manches begeifterte £onftücf ju 
oerbanfen. H cut ä uta 9 e ftnb wir etmaS 
weniger entjücfungSfnl)ig unb fönnen 
unS für „himmlifche Sängen" bei weitem 
nicht mehr fo fel)t begeiftern; bafür aber 
ftnb mir praftifcher geworben unb be¬ 
gnügen unS gern mit ein paar ober 
gar mit einem SlUeluja, waS unter Um* 
ftänben betn „SlHjuüiel" oorjugtehen ift. 
— Qu einer im Aufträge ißiuS IX. öor 
aenau 50 Qaljren erlaffetien 3irfular 
heißt eS: „&Ü ©orte ftnb bev ntuftfa* 


lifchen S'ompofttion in ber nämlichen 
^Reihenfolge ju unterlegen, wie ber hci= 
lige £ejt fte angibt. SRadjbem ein Sa§ 
fernem ganaen Qnljaltenach^auSgefprochen 
worben, ift eS jwar geftattet, einzelne 
©orte ober ^ßh ra fe n / wenn eS nötig fein 
foHte, ju mieberholen, jeboch ohne Ser* 
fchiebung ober SinnentfteHuug unb mit 
ber öorgefchriebetien ÜRäßigung." Rur 
genaueren Darlegung fügt ©itt unter 
anberent hins u: „&aß bie enblofen 
©Überholungen Q. HapbnS*) läftige unb 
ftnnentftellenoe unb übertriebene" (ohne 
bie öorgefchriebene „ 2 Räßigung") ftnb, 
Wirb ntetnanb bezweifeln. ©überho* 
lungen jeboch, wie |ü bie Missa „Papa 
Marcelli“ bringt, hot bie Kirche 511 allen 
Reiten für erlaubte, „mäßige unb nicht 
läftige" angefehen. $>ann fährt ©itt 
fort: „©iß man genauer barlegen, roaS 
unter „mäßigen ©ieberholungen" 
ju begreifen ift, fo fann ein Ülnalogon 
(wie ich glaube) ©infe geben, ©enn 
ein ^ßrebiger wichtige ©orte ober Schrift* 
füllen öfter mieberholt, fo fann er ge* 
rabe bamit große ©irtung, Klarheit 
unb ßinbrinqlichteit (burch Heroorf)ebung 
beS ßntfcheibenben ,'c.) erreichen. „£)er 
Sohn ©otteS, ber ewige Sohn beSSaterS" 
u. ä. ftnb feine läfrtgen ©ieberholungen; 
ebenfowenig, wenn ein Äomponift ftngen 
läßt „et homo, homo, homo factus est“ 
ober „ex Maria, Maria Virgine“; benn 
baS ftnb ja ©orte, bie man beut Hörer 
ju tiefft einprägen möchte. Hier ift 
alfo bie ©ieberholung burch ben Qnhalt 


J ) 2)a$ ift nicht fehr genau auSgebrücft, bient 
alfo wenig §u ootter Klärung ber ©ache. 

*) 3n beffen C-dur-3J?cffc ftnb bie SSBorte 
Kyrie, Christe eleison im ©oprati 30mal roieber* 
holt, ungerechnet bie 41 Raufen, bie biefe Stimme 
hat; in ber SJteffe in D-moll noch öfter, unb in 
ber SNeffe in D-dur finb bie SBieberfjolungen 
wegen ber langen guge gerabeju unzählbar, din 
Benedictus hat 133, bas dona nobis 160 2a!te; 
wie oft ba bie SBorte Benedictus unb dona 
nobis mieberholt werben, fann wohl jeber felbft 
ermeffen! 3 m Gloria ber ^eetl)ooenfchen Missa 
solemnis fingen bie oicr ©timmen inSgefamt ba$ 
©chlufewort Simen 286*, im ftrebo gar 312mal, 
immer wieber uon ben gugenworten unterbrodjeu, 
fo ba^ ber ©eblufefafc „Cum sancto Spiritu“ beö 
Gloria 14 ©eiten (- 225 Xafte), ber beö Ärebo 
„Et vitam“ mehr als 13 ©eiten (= 177 2:afte) 
beö Älanierausjugeö umfafet, währenb Öach für 
baö Cum sancto 11 ©eiten (= 128 Xafte), für 
baö Et vitam aber nur 3 ©eiten (= 45 Xaftc) 
braucht. 


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liker Vrxtuntrrlagr unk tnstbUianblung in hir^U^en Ctnmerken. 205 


be3 DejteS aufg hefte motioiert unb ge* 
rechtfertigt. Sie fönnett aber auch oft 
burd) bie ©truftur unb Slrchiteftonif beä 
ntufifalifchen SafteS begrünbet unb 
berechtigt, ja eine befonbere Schönheit 
fein. (Sä Wirb für Äomponiften nicht 
unwichtig fein, wenn fte Sorte toieber* 
holen wollen, fich ju fragen: „Sie 
Würbe ein Sfattjelrebner bie Sorte wieber* 
holen? ©ibt bie Sieberholung einen 
Sinn? ©ntftmcfjt fte bem Inhalte? Sinb 
bie wieberholten Sorte wichtig?" — 
gfür bie (Stellen beS Dejte§, für welche 
eine liturgifche Slftion oorgefchrieben ift, 
faat Sitt an berfelben Stelle folgenbeS: 
„Sei jenen Stellen, bei welchen eine 
liturgifche Slftion (j. SB. detectio capitis 
= Sirettabnahme, SSerneignng zc.) oor* 

S efdjrieben ift, wie beim Adoramus te, 
esu Christe, simul adoratur, Tu rex 
gloriae etc., fommt bie Siegel in Sin* 
wenbung: Die Sieberholung ber Sorte 
barf nicht fo gefcheljen, bafe bie liturgifche 
Slftion geftört wirb. Senn alfo 3 . SB. 
ein Et incarnatas est big et homo fa- 
ctus est 15—30 unb mehr Minuten (! ?) 
bauert, wie wir e$ an Dielen, Dielen 
üfteffen 1 ) fehcn, fo fann unb mufj ba§ 
immerhin al 8 Störung ber liturgifchen 
Sfftion betrachtet werben." Sin aitberer 
Stelle fchreibt Sitt: „Selche Sieber* 
holuna ift mäfjig? Doch nur jene, Welche 
ben gelebranten nicht ohne SRot unb 
an ber unridjtigften Stelle, wie bei ber 
Sanblung, alfo beim Sanctus,Benedictus, 
auf hält; hoch nur jene, welche nicht 
Währenb ber Sanblung abjuftngen ift." 
Üßer bie angefochtene,bramatifch wirfenbe 
Sieberholung ber Sorte „Quis est ho¬ 
mo?“ in feinem herrlichen Stabat mater 
(op. 7) läfjt fich Sitt be 8 weiteren au 8 
unb fagt unter anberem: „S 3 or allem 
benterfe ich, bafe biefe Sieberholung ber 
brei Sorte, bie für fich ein Sälchen 
bilben („Ser ift ber 9Renfch?"), ben 
firchlicheit ©efe^en nicht wiberfpridjt." — 
Dann geht Sitt jur logifcfjen SBegrünbung 
unb jur iHuftrierenben (Erläuterung ber 
Stelle über, benen folgenbeS entnommen J 
fei: „Senn ein SRebner ftch etwa fo auä* j 

l ) ^Dagegen ftnb aücrbingö bic „Et incar- ! 
natus est“ tn S9eetf>ot>en§ Missa solemnis (32 $afte 
Slbagio) unb H-molhSReffe (49Xa!te Sargo) 
wäfcig ju nennen. 


brücfen würbe: So ift ein SReitfch, ja 
Wo ift ein SDlenfcfj fo hott nnb gefühllos, 
bafj er nicht weinen würbe, wo ift ein 
fDienfd}, ber nicht ergriffen würbe, Wo 
ift ein SWenfcß, ber (Shfiftt SRutter in 
folgen feinen fälje u. f. w., ift biefe 
Sieberholung nicht eher eine rljetorifche 
Schönheit?" .... „Die Dom ®h orc 
Wieberholten Sorte „Quis est homo?“ 
Wollen ein guruf, ein Siefrain fein." . .. 
„Dafe aber ba£ „Quis est homo“ fcter* 
mal wieberholt wirb, gibt hier einen 
befonberen Sinn. 97ad)bem nämlich bie 
Soliften bem 93olfe (Shore) Dorgeführt 
haben: „So gibt eä einen 9Renfchen?" 
wieberholt ber ©h°r Doll SBerwunberung: 
,,©ibt e§ wirtlich einen folgen?" Dte 
Soliften: „Der nicht weinen würbe?" 
Der ©hot* „Da$ ift ja gan$ unmöglich, 
bafj eä einen folchen gibt" (baS bebeutet 
nämlich baS jWeite „Quis est homo“ beä 
(Sfyoreä). Die Soliften: „Senn man 
bodj ©hrifti 2Rutter fieht!" Der Sfjor 
piano, weil Doll Drauer, ftngenb: „SUfo 
gibt e 8 boch einen folchen 2Renfchen, ob* 
wohl man e 8 nicht für möglich h a ten 
follte!" DieSoliften: „Sei folcherSßein?" 
SRun fann ftch ber Shor nicht mehr halten, 
er bricht in ben „furchtbar brofjenben 
fRuf" (Daft 53 f., Währenb oorfjer ber 
Schritt b, c, b einen gattjen Don auf* 
weift, wirb berfelbe hier in c, des, c im 
2Roltgeichlechte Derwanbelt — unb einen 
Don gefteigert!), ber bie ganje SBogljeit 
fo ungeheuren Unbanfg wie mit greller 
gacfel beleuchten foH, auS:" 



Selcher Unbanf! 9lHe ^Begleitung 
fdjweigt, erft bei ber lebten iRote fällt 
bie iÖrget ff. gleichfam juftimmenb mit 
mächtigen Schritten ber SBäffe ein, um 
bann ju rührenber SHage in F-moll 
hinüberguleiten unb burdj fanfte Sorte 
baS ^erj beä Unbanfbaren ju rühren.".... 
„Senn alfo ein Sßrebiger bie Unbanf* 
barfeit ber äRenfdjen fchilbem würbe, 
unb feine Ruhörer würben ihn halb 
flagenb, halb broljenb, halb Derwunbert 
mit ben Sorten: „$ft eä möglich?" 
ober „Selch einUitbanf!" unterbrechen, 
Wäre ba 8 unpaffenb? ©anj ba 8 näm* 



Original fro-m 

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206 


Über Stxlunlttlage unb Srxtbthanblung in hirdilidirn Stnnitrken. 


ließe fügt bie Kompofttion, fomeit bag 
bie fDiuftf ju fügen imftünbe ift!" ... . 
„Slber üud) in bramatifcher Sephung 
ift bie ©teile nicht p beonftünben; benn 
ber Oeyt enthält eine gfrage, gerietet 
on anbere, er enthält einen guruf an 
anbere, unb biefe ünberen taffe id) eben 
pr SBerftärEung ber grage unb beg 
3 urufg Antwort geben. Reicht überall 
ifteineSlntmortam'fßlaße. SEBenn irgenb* 
rno, fo biet! 1 ) Slucß melobifdj mieber* 
holt ber ©h or nur, mag ber ©opran 
(©olo) oorgefungen hat." — SSenn über 
in einem „Yeni creator“ fo oiele üteyt* 
mieberholungen oorEommen, baß ber 
Komponift im fRaume öoti 54 lüften 
nicht über bie erfte ©tropfe (4 Eurje, 
üdjtfitbige ßeilen) hinnugEonimt, fo ftnb 
foldje SBieberholungeit nicht mehr mäßig. 
Oag 2Raß fehlt auch, menn ber gnnp 
(nicht einntül thematifdj, fonbern faft 
rein homophon gehaltene) ©aß „Bene- 
dictus qui venit in nomine Domini“ in 
ben öerfcljiebenften SRelobien bejm. ßar= 
tnonifcheit Unterlogen öiermnl geboten 
mirb, oon Eürpren ober längeren Orgel* 
folig unterbrochen. 2Bag foQ nton nun 
erft fügen p 33erlegenheitg*3Bieberho* 
lungen mie „et propter nostram, no- 
s t r a m salutem“; „gloriam t u a m, t u a m;“ 
„dona nobis, nobis pacem;“ „Cruci- 
fixus etiam, etiam pro nobis, no¬ 
bis;“ „in gloria Dei Patris, Patris;“ 
„miserere nobis, nobis;“ etc., etc. 
„©eben biefe Söicberholungen einen ©inn? 
©ntfprecßen fie bem Inhalte? ©inb bie 
toieberholten SBorte mistig?" — Ober 
fteht »non nicht ouf ben erften ©lief, büß 
fie nur glicfftiicfe finb? Unb hoch Eommen 
gerobe fie p Oußenben (auch in SBerEett 
beg ©äcil»en*33ereing*KataIogg!) oor. 
Oer einfache Ocyt reichte in irgenb einer 
©titnrne nicht, unb bo mirb bann aufg 
©erotcioohl bog erfte hefte (ober auch 
fchlechtefte, meil unpaffenbfte) Söort 
mieberhott; mag fofl nton noch lange 
noch bem ©inne fragen? 

Facit: Sei ber 28ieberl)olung oon 
Oeyttoorten: ©a^teilen, ©äßchen, gra* 
gen, Slugrufen »c. Eommt eg eben oud) 
feßr auf bag „SBie" ber Kompofition 

l ) 2)ian ftubicre au d) ben fo immberbaren 
Aufbau beö betannten SBittfdjen Dffertoriumä 
„Quis asccndet“; eine mufitalifcf)e Wrdjiteftonif 
feinfter, geiftreidjfter 2lrt. 


an, unb ber SEomponifl tann babei feinen 
guten ober fcßledhten ©efeßmaef, ©orgfolt 
ober glücßtigEeit, ©rftnbungggabe ober 
Slrmut, ©eme ober ^onbmerf manchmal 
ungemotlt oerraten. Oegßatb feien obige 
grageti SEBittg recht ernfter, aöfeitiger 
©eherjigung unb Beachtung empfohlen. 

Ad 6 . ©egen bie $uf ammenge* 
ßörigfeit ber Oeytmorte, ©afcteile unb 
©äfce mirb gar nicht fo feiten gefehlt, 
alg man anpnehmen berechtigt märe. 
Oie SWelobie (bie muftfalifcße fßßrafe) 
macht Slbfcßnitte, ®anj= unb £>albfd)lüffe, 
mo ber Oeyt meber Komma noch $unft 
hat, unb umgeEeßrt geht fie über teytlidje, 
bem ©inne angepaßte Slbfcßnitte ohne 
^Beachtung fpumeg. Slug bem Unfinn 
beg ©aßeg: „gehn 0 -inger hob’ ich an 
jeber $anb, fünf unb jmanjig an £>änben 
unb jjüßen", mirb fofort etmag SSer* 
ftänbltcheg, toenn pfammengeßalten mirb, 
mag pfammengeßört, alfo: „gehn Ringer 
hab td), an jeber £>anb fünf, unb xmanjig 
an ©änben unb güßen." Unb |ottte eg 
gleichen ©inn haben (unb bürfte man 
alfo bie muftEalifcße ©ßntay (^ßh^afe) 
nach ©elieben bilben), ob man lieft: 
„SBetet nie! Ohne Oemut lebet in ber 
SBelt! SRur für ©ott tuet nüßtg! SBag 
©ott mißfällt, bag alleg ift lobengmert," 
ober ob man pfammenhätt: „33etet nie 
ohne Oemut beg £jerpng! Sehet in 
ber SBelt nur für ©ott! Üuet nichts, 
mag ©ott mißfällt: Oag alles ift lobeng* 
mert." — 2Bie eg alfo eine fpracßlich* 
fcßriftlicße QnterpunEtion gibt, mie beim 
richtigen ©preeßen unb SReaitieren (felbft 
in gebunbener Siebe) bag fpracßlich unb' 
bem ©inne nach 3 u fantmengehörige p* 
fammengeßalten mirb, fo foU eg auch 
in ber SBoEalmujtE, oorab in ber Eircß= 
liehen S3oEalmuftE fein; benn bie 3Ser= 
ftänblichEeit beg Oeyteg hängt mefentlich 
oon ber Beachtung ber ^nterpunEtion 
ab. Roller fagt: „@g ift mol)t 511 be* 
achten, baß nie getrennt merbe, mag 
grammatiEalifch pfammenaehört. ©g 
märe x.33. finnlog, oiefßr&pofition propter 
oon ben oon if)m regierten SBörtern 
magnam gloriam tuam ju trennen." 
©benfomenig barf in ber Siegel bag Slttri* 
but 00 m ©ubftantio ober bag fßräbiEat 
00 m ©ubjeEt getrennt merben. Sind) bei 
Oeytmieberl)olungen ift p beachten, baß 
nur 3 ufammengehörigeg, einen ©inn 


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207 


Über trituntrclagf unb Stxtbrlianblung in hird)litf)rn Sonrorthtn. 


©cbeubeS (uic^t ©ahtrümmer ober ein* 
jelne SBörter) wieberholt werben, alfo 
nicht baS 2öort mundi allein, fonbern 
peccata mundi. kleinere Seytrepetitionen 
rein bpnamifcher 2lrt, welche alfo 
nicht burch ein fefteS SJWotiu, burch the* 
matifche Arbeit bebingt finb, füllett annj 
üermieben werben. Sei ben (Singel(tim* 
men ift bafür §u forgen, bafe fte gefchieft 
abtreten unb wirfungSooß, nicht oeraebenS, 
wieber einfe^en. Slbfchnitte unb fünfte 
im Seyt fünnen in ber ßftufit nicht burch 
©eptimenoKorbe ober aitbere Siffonanjen 
bargefteftt werben, ßuoiete rlbfchtüffe 
aller ©tinimen jeboch bringen ben ©in* 
bruef ebenfo üieler, nebeneinanber ftehen* 


! ber, lofer ©ä£e hertior. 8e&tereS geigt 
J fich neuerbinaS bei manchen SWefeEom* 
pofitionen befonberS beim breimaligen 
Kyrie eleison, beren jebeS ein homophones, 
üoflfommen abgefchloffeueS ©ä^chen oon 
jwei ober mehr Salten bilbet, wie eS 
eigentlich nur ber Citaneienform ent* 
fpricht. Son ©teilen, wie „Jubilate | Deo 
1 omnis terra“ gilt baS SBort SlichtngerS 
[ (1607): „teils fangen bie SBorte unb 
ber sensus nit reept aneinanber", waS 
er alfo für nötig hält. Srofc beS Oon 
SBagner in feinen Hlufifbrameit bis ju 
ben äufeerften SEotifequenjen auSgebitbeten 
©pradjgefangeS hört man manche (Slifa* 
beth (im Sannljäufer) ftngen unb atmen: 



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ein = ge * f>c in bein | fe * lifl Seid); 


unb währcitb (im Cohcngriit) bie SelrammtbS unb OrtrubS im unisono mciftcnS 
folfch jufamtnenhalten: 



bie i()r int )ii* ßot | 3d)laf oer * lo < ren; 


phraficreit bie meifteu ©araftroS (in fOTojartS ^nuberfTöte): 



oteivft mit - bult> | fic in (#e * faf)r! 


Sei ftrophtfeh Eomponierten Ciebern, 
.öpmnen, $tircf)enliebern, finbet man häu* 
feg, bafe bie mufifalifdhe ^ßfjrafe, ba§ 
©ewanb, nur ber erften ©trophe (ihrer 
©ah s nnb SBortform) auf ben Öeib ge* 
fchmtten ift unb ihr alfo fdjön „fi§t", 
währenb es für ben Seyt weiterer ©troptjen 
total „üerfchnitten" erfcheint. Sie profane 
©efangSliteratur liefert für aufnterffame 
^uhörer reiche SluSbeute an folgen Ser* 
}töfeen. Sa mufe eS j. S. heifeen: „Sie 
©onne fd)cint nicht mehr fo fdjön, | als 
wie Dorffer"; barauS wirb bann ber 
Seytjeile juliebe: „Sie ©onne fefeeint 
nicht mehr | fo fchön als wie oorher", 
ober ber Seyt fagt: 


„Sfaitn brechen, fann löfen iljn | fterb* 
liehe öaub?" 2Beil aber „löfen" baS 
lefete SlBort ber ©ebidjtSjeilc unb barutn 
auch berfDZelobiejeile war, würbe barauS: 

aitn brechen, tann löfen I (ßäfur) ihn 
fterbliche .'panb?" — Gsbenfo „Unb bie 
einfante | (rttem) Sräne rinnt", ober: 
„Slicfe oon | ber fleinen CSröe | 

3u bem ew’gen | ©lanj empor!" — 
Qn bem SUrcqenliebe „©hrifti Uftutter", 
ber Überfettung beS berühmten „Stabat 
mater“, reifet an einer ©tefle baS ßeilen* 
enbe (burch bie fyermate) Attribut unb 
©ubftantio auSeinanber, eS fjeifet alfo: 
„Ser bie ßflutter mit bem lieben | (fßaufe) 
©offu in folcher 9lot erblicft." 


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Uber Stxtunterlagr unb Äf*tbrt)anbtung in hirdjlibjfti Ctuutrrhrn. 


208 


3» einem aitbertt Siebe fämpft man 
uergebenS Qaf)t fiiv $ahr gegen folgenbe, 
burd) bie metobifche ^ßhröfe oeranlahte 
©orttrennung an: 

z/DaS fehn(id)ft ermarte* 
te göttliche ©ort;" 

[gehe ber (f)ter fchulbtragenbe) Deyt etwa: 
„DaS fel)nlicbft erhoffte, 

DaS göttliche ©ort", 
io märe afleS in befter Orbnunq. Slod) 
©d)limmereS gibtS in einem Siebe für 
bie gaftenjeit gu ^ören, roetdjeS am 
?Ifcbernuttmoch juerft gefungen mirb unb 
beffen erfte Qz\te tautet: 

„^ih übergebe mid) aufs neue;" 
bie jmeite 3*ile bringt bann (atlerbingS 
nad) reichlicher ^ßaufe) bie ganj anftänbige 
Söfung: 

„O bii/ mein |>err unb ©ott, an (sic) 
bit^!" 

Unb ber ganjen SluSfüljrung Stern 
heifjt: „Deyt unb SJMobie ftimmen im 
©a^bau nid)t überein." 

$ft eS benit nun etroaS SöeffereS/ menn 
ber ©eiftliche am ülltare fingt: 

„Deus in adjutorium | meum intende“, 
ftatt erft nach „meum“ ju atmen (ober 
ober nach Deus unb bann in einem 2ltem 
bis intende), ober „et ego resuscitabo | 
eum in novissimo die“, ftatt baS eum 
noch jum erften Deile §u jietjen unb 
nach eum erft ju atmen. 93ei bem 
altem gilt mohl bie etroaS ber 6 auSge* 
brüefte (nicht oon mir ftammenbe) 3ttter= 
natioe: „Qft baS atte ©emohnheit, an* 
erlogener ©dflenbrian, eingeniftete 3 er= 
ftreutheit, ober gar ©ebanfenlofigreit, 
Unoerftanb/bemitleibenSmerte53efd)ränft= 
heit?" s Äber nein, baS mufj fo ^iemltd) 
in jtoei gleidjuiähige Deite nad) ber 3 Q f)t 
ber (Silben 5 erfegt merben, unb nach 
fotd) äuherlid)en ©runbe mirb bann ge¬ 
atmet unb in ben Deyt eine Sücfe ge* 
macht, mo feine fein barf. — $ft eS aber 
ettoaS anbereS, menn bie Äomponiften 
immer mieber phrafieren: 

„in gloria Dei | Patris, Amen,“ ober 
„Crucifixus | etiam pro nobis,“ „ 
„Etin Spiritum |Sanctum, Dominum“, „ 
„sub Pontio Pilato | passus et sepul- 

tus cst“, „ 

„Ave verum 1 ) | corpus natum de M. V., „ 


*) ^Jiojart !omyoniert etnroanbfrei: 

Ave, Ave, | veruin corpus | natum de M. V. 


„Confirma | hoc Deus.“ ober 

„etbenedictum | fructumventristui“, „ 
„qui in diebus | suis placuit Deo“, „ 
„et tibi reddetur | votum in Jeru¬ 
salem“, „ 

„ne absorbeat | eas tartarus“ etc., etc. 

Da ftimmt bie muftfalifd)e DeEla* 
ntation nicht mit bem lateinifchen ©prach* 
geniuS überein, ^Nichtbeachtung ber ^nter* 
punftion unb £)inüberareifen einer mu* 
fifalifthen ^ßfjrafe in einen neuen Deyt* 
ia§ ober ©leichgültigfeit gegen bie 3 Us 
famntengehörigfeit ber ©a^teile jmingen 
jur Annahme, „ber Stomponift fenne 
höchftenS bie Söebeutung unb ben ©inn 
ber lateinifchen ©Örter, baS ©rammati* 
falifche berfelben aber fei ihm qänjlid) 
fremb." — hierhin gehört eS auch, menn 
in bem Offertorium „Confirma hoc“ 
(^Sftngften) bie ©orte „tibi offerent“ fo 
behnnbelt ftnb, bah f tc — nad) 3 U oft* 
maliger ©ieberljolung beS a templo tuo 
unb oeS quod est in Jerusalem — einen 
neuen, unabhängigen ©a§ hüben; 
ober menn in einer Certonung beS Offer* 
toriumS „Tulerunt Jesum parentes ejus 
in Jerusalem || ut sisterent eum , Do¬ 
mino“ |, ber erfte ©ab in ber 2 Beife 
jerriffen mirb, bah bie ©orte „Tulerunt 
Jesum“ (bie hoch für ftch allein feinen 
©inn geben) jjmeimal fomponiert ftnb 
unb baS jmetteinal bei Jesum eine 
auSgebehute ©djluhformel (©anjfdjluh 
in ber Oberbominante) angebracht, atfo 
ein mufifalifcher *ßunft gemacht ift, mo 
er nicht hingehört; menn bann meiterhin 
bie ©orte „parentes ejus“ ju ber Orts* 
beftimmung „in Jerusalem“ gezogen, alfo 
non „Tulerunt Jesum“ oollftänbtg getrennt 
ftnb; menn ettblid) bent jmeiten Deile 
ähnliches Unrecht gefd)ieht, ba baS mu* 
ftfalifche Dhema ihn folgenbermahen jer* 
reiht „ut sisterent | eum Domino“, mo 
hoch baS ©ort eum unbebingt $u ut 
sisterent gehört unb nicht gu Domino. 
Süchtig unb einmanbloS tonnte unb burfte 
eS nur in jmei ©ä§e unb öier Deüe 
^erlegt merben. — ©in anbereS Cebenfen 
betrifft bie ©ieberholuttg ber erften Deyt* 

| hälfte eines ©afjeS, menn 3 . C. in bem 
! Offertorium „Dcxtera Domini“ nad) ttoll* 

I ftänbig behanbeltem Deyte nochmals bie 
1 ©orte „Dextera Domini exaltavit me“ 
als ©d)luh mieberholt merben; ba boch 
i ber liturgifche Deyt mit ben ©orten 


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Uber fextunterlagr uni (Rrxtbehoniliing in kird)tid|tn Vamvrrkrn. 


209 


„opera Domini“ abfchliefjt. ©in meitereS 
©ebettfen mac^t ftd) geltenb bezüglich beS 
StimmungSauSbrucfS, menn 3 . 53. in 
einer Sfompofition beS Offertoriums 
„Angelus Domini“ (bei beffen $eyt bod) 
ber Schmerpunft nicht in ben 2Borten 
„quem qumritds?“ fonbern in bein öfter» 
freubigen „surrexit sicut dixit“ liegt), 
eine elegifdje Stimmung oorherrfd)t; 
ba3 fteht feiiteSfallS im ©inflange mit 
ber ?luffaffung ber Kirche. — Oentnadj: 
,,©ine gute Sfompofition mu| ben logi» 
fchen ©au einer Siebe jeigen. Selbft 
menn fte nicht fcbmunqootl, begeiftemb, 
glanj» unb gebanfenooU märe, fie mufe 
logifch richtig gebadjt fein." Stompo» 
fttionen, benen oiefer logifche 3 u fömmen» 
hang fehlt, nennt 2Bitt recht berb „geiftige 
Krüppel" unb „ftnnlofeS ßeug". 93on 
ber Trennung jufammengehöriger 3Börter 
burch bie Stomp oniften mar fchon bie 
'Diebe, manchmal liegt auch bie Sdjulb 
an ben Sängern, menn fte 3 . 33. burch 
9Itmen trennen bonse | voluntatis, pro- 
pter magnam | gloriam tuam, et pro- 
pter nostram | salutem, qui tollis pec- 
cata 1 mundi u. f. m. SBenn nun erft in 
einer dftefjfompofition, bie ben auSge* 
fprochenen 3 wcc f »erfolgt, als „33orftufe 
ju ben Ültten" ju bienen, nach ©orfcqrift 
(bejm. ©tnjeichnung) beS Stomponiften 
fogar einseine SBörter burch Sltmen 3 er» 
riffen merben, 3 . 33. Glori | ficamus te, 
Et in | carnatus est, et sepul | tus est, 
et conglorifl | catur, Bene | dictus u. m. a., 
roaS bann, ootlenbS menn baburch auch 
richtig (logifch) gebilbete mufifalifd)e 
$h*oi e n ober SJieliSmen serftört merben? 
®afj für ©ffeftmittel rnie Trennung oon 
Silben beSfelben SBorteS burch Raufen, 
etma 



c - lc - i - son a - men vi - vos 



vi - vob pec - ea - ta pa-cem, pa-cern, 


in ber fatholifchen Sfirchenmuftf be$m. 
in firchliehen Stonmerten fein ißla§ ift, 
oerfteht fich oon felbft. 

„Sludj eine fchlechte 3f rt, bie 3 ufammen* 
gehörigfeit beS SeyteS 3 U mähren, einer 
einfachen guge ober Imitation SBorte 
ju unterlegen, ift eS, menn man junt 
i&erte nicht einen einfachen, furjen Sa§ 
mäplt, meldjer in ben üerfchiebenen Ottrch* 
führungen immer auf biefelbe Sßeife 
unterlegt merben fann, fonbern ftatt 
beffen einen aus mehreren Säfcen 3 U* 
fammengefefcten, oieUetcht bie 3 eilen eines 
©ebichteS, unb nun mit bent £h emn ^alb 
biefe, balb jene SBorte fingen läfjt. git 
einer guge * n ©chiHerS „3Mad)t beS 
©efangeS", fomponiert oon 31. ÜRomberg, 
benu^t biefer für bie folgen ben oier 
3ei(en (33erfe): 

„3Bie menn auf einmal in bie Streife 
Oer greube mit ©igantenfehritt 
©ehehnniSootl nach ©eiftermeife 
©in ungeheures Schicffal tritt" 

ein unb baSfelbe Otjema." 

Ob eS überhaupt logifch juläffig ift, 
obige oier 3 «len fo äußerlich£u trennen 
unb ben fo oerfdjiebenarttgen Xeytinljalt 
mit bemfelben muftfalifchen 9luSbrutf 
3 U oerfehen, mag jeber Sefer ftch felbft 
auSbenfen. SiichtS anberS jeboef) ift eS, 
menn bei polpphoner Sefjmetfe ein Stom» 
ponift (menn auch ber „Stürje" halber) 
einen imitierenben Safc fo einrichtet, bafe 
(bei fünf Stimmen) folgenbe Oeytpar* 
titur entfteht: 


1. et. 

2. et. 
3. u. 4. et. 

5. et. 


Conflteor unum baptisma in remisaionem peccatorum, 



11 


n 


n * 

-peccatorum, 


fo bafe atfo bie jule§t mit ber gmitation 
einfefcenbe Stimme 00 m gansenSafce blofc 
baS lefcte 2öort „peccatorum“ bringt. OaS 
nennt man ben £eyt jerpflüefen, ihn 
logifch serreifjen, krümmer bieten, gn 
gelinberer gorm fommt bieS in neueren 

fyabtxi, St. SW. 3a$vbu$. SO. 3o$vfl. 


Söerfen häufiger oor, als eS bei flüchtiger 
^Beobachtung pheinen mag. — Seyte aber, 
bie gleichartigen grammatifalen unb lo= 
giften 33 au geigen, bie alfo ben foge* 
nannten ^aradeliSmuS ber ©lieber nach 
Inhalt ober gorm, ober nach Inhalt 

27 



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210 


libfr fttstuntrrlftijr unli ftrjUirltnaMtt#® in ltud>Utl)fn fiomtrhett.. 


Unb tyvtm töifaw'ifctt, toa# ropftf am 
Ijäufigffew in. >en pfdimett iioifannm/ | 
mögen atidj in filctc^er ober ätjnlidjer [ 
■^mtn (melobtjd), rlnjtlnmfd) onb fjormo- ;; 
mfdj in ©eguen*cir aber (g-teigevnngen ■ 
rntdifültjd) wämiiet Serben. & «t 
dagegen ntdjt nur nidjtS cmpivcnöcu,- 
fcmfcern e§ fat'in- :ba$ [ogar 31 t einer 
graften ©äjöufteit beerben. ijjn bejonbetö 
idröneS ^Beifptel brefet 9(rt erläutert Sltt 
(Musica sacra, 1874, pas?. ftö) ntigatbem 



,,3^’r ber öbMttte« iHiUjrlgfeit bev 1 , . , s®,. .. . ■ &&&.;. 

Stimme» in bei, „alten" gfelen ftnbiU» M« 

bte Ötriiäi'e imb ’iHbfcljUiife jebet ©timme? I ^Pflnbeifotge» ömulffoxben.^ vr,».-iuyli,i 
bie -Behntiutg ber {•angeil unb bie 9iid)fc*. j (^unal; c,, !.s 1,e ?W<bcstCb: ; ' 
betoiamg bev f«r$en ©ilben »,on unbe---; 
tdjretbftifjer ^Biditigfett. Sicfimcn tmr 
falgeube SÖß«bnlqtfän nude crude: 


gewtmieo. Söte tautet, nun bMc ,; -SteUe 
In ipateftEtmib Missa „Aetfetiaa (Ihristi 
nmoera?“ 


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^ptejtfina fjat f)ier ttieaen bc§ qteidjen, j 
^ertinljoUe^ „®ott oon ©ott, Gicftt wom ! j 
ßfttt, mafiter ©ott aom tiia|reti @attw 
btcituai btc gleiche SÖ?abulattan ‘} pnge«, i 
wenbet. SSä tji nngtaiiblieb/ wie Ijetrlui) 1 

‘5 W önrmonie, ebcnfoUs (jW^e Mts 
iyhU ■ jitail teapptn Jmitatimie» diteyiniS jtuifdien : 
Sopran unt» StU, oirtcrerfeitq jioitdicn T«nor »mb 
Waft, baju tuid) furjeä eibtteicn brr Stnminn, 
bann ^iaitfe, unb rnerftnßrö, loirffantrb ^r.iueifs)) 
mtb gfsidicn 3(()ntbinuc- QV D<) ' 


btefe ©teile bei md)t p rajdiem ?:empa 
(JL M. -4 -• 84 — 88 } initEt/ wenn jcbe 
©ttmme^ritfttig betont. T>n '£oft tritt 
bntmrcb ganj jitvnrf, öa£ ©iftranfenlofe 

unb bainit ön* (Swige tritt tienior.“ . 

her jÜ&orat weilt nirtit ieiten ioicfiett 
^nraflelidmud juiifctjen leif unb Utfuftf 
(‘Mtflabiei auf; 3 IugefiU)rt fei in 'Dtotcn 
Ijier ait§ bent §ntmtnä „In nomine 
.le«a“ nur bie ©teile 


Go gle 


aina-J frerr 




Jlber geztunterlage unb datbrljftnblwna in kir^lidjen fcomuerhen. 


211 



coe - le 


sti - um, ter - re - 8tri - um, et in - fer - no 


b. (). (bie Änie) ber ^imntlifcben, ber 
§rbifdhen unb ber Unterirbifdjen, 
mobei bte Sütelobie bem Teyte in ein* 
fa^fter Tonmalerei abäquat mirb. 1 ) 
JBeitere Sboral6eiföiele ftnb 1) bie beiben 
nad) *$form unb ynfjalt gletchen ©ä^e 
beS 93erfe§ au8 bem Gradaale be8 ^efteg 
oom aßerheiligften SJlute (Grad. Rom. 
Med.: p. 317); 2) bie beiben gleidjför* 
migen fragen im Offertorium „Calix 
benedictionis“ beäfelben 3fefteä (G. R 
M., 319): „nonne . . . est“? 3) bie 
Communio be3 $irchmeihfefte8 (G. R. M. 
[53]) „Domusmea“ mit ben brei gleich* 
artigen Serfjeifjungen; 4) in ber Com- 
munio ber 33otiomeffe de Ss. Sacramento: 
„Quotiescumque“ (G. R M. [67]) bie 
Stelle „manducayerit panem“ mit „vel 
biberit calicem“, fomie „corporis“ mit 
„et sanguinis.“ — 

©oldje unb ähnliche Teyte mögen aud) 
Begrünbetermeife in ber menfurierten, 
metirftimmiaen 3Wuftf in einanber gleicher 
ober ähnlicher Raffung oertont merben, 
roenn bieS fo fd)ön gelingt, mie in obigem 
Seifpiele oon sßaleftrina. 9ln Teyten, 
bie f)terf)in gehören, mürben aujjer obigen 
noch ju nennen fein: Tie beiben ©äfce 
Domine Deus, Rex coelestis, Deus Pater 
1 2 
omnipotens, unb Domine Deus, Agnus 

Dei, Filius Patris; ba3 jmeimaüge „ 2 Qui 


tollis peccata mundi“; bann coeli et terrae; 

visibilium omnium et invisibilium; simul 

1 

adoratur, et congloriflcatur; Te decet 
1 2 1 
hymnus Deus in Sion, et tibi reddetur 

t 2 

Votum in Jerusalem; de poenis inferni 
2 1 

et de profundo lacu u. m. a. 2Benn ba* 

2 

gegen (Sljerubini in feiner StrönungSmeffe 
oem erften mie bem jmeiten Teile folgen* 
ber TeytfteHen judicare vivos et mortuos, 
1 * 

fomie „cujus regni non erit Anis“ im 

1 2 

©efanggfa^e biefelbe Raffung (nur bie 
^Begleitung über einem basso obstinato 
oariiert rec£)t befdjeiben) gegeben h<*t, fo 
läjjt ftd) ba8 nic^t begrünben; e§ ift Blo|e 
gormfache. ®benfo'„ift e8 offenbar ein 
uWangel, menn in einer 'äftefjfompofttion 
bie ©äfce »cujus regni non erit Anis“ 
unb „Et in Spiritum Sanctum“, metcfje 
inhaltlich fo fe^r ooneinanber oer* 
fdjieben ftnb, genau benfelben mufifa* 
lifchen 3lu8briuf haben." Rn bemfelben 
Thema be§ ^ßaraßeli§mu8 ber mufifa* 
l i f ch e n gornt ohne ben $aratleli3muä 
beS SöortftnneS gehören u. a. folgenbe 
beiben SSeifpiele: 



me - re - an - tur e - va - de - re ju - di - ci - um ul - ti - o 


*) 3n $om $ot§ier8 Liber Gradualu bic Raffung ber 3)ie(obie anberS. 


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212 


Über ffiluntfdagf unb Cextbrljonblung in kirdjlidjfn Sonwrrkrn. 


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Facit: ®ie fiitngemäfte 3 u f a rcimen= 
gebörigfeit bet Sorte forafältig ju be* 
ad)ten, fann ben Äontponiften, 6efottber8 
betten au8 ber Satenwelt, nicht bringenb 
genug empfohlen toerben. 21(8 ein Serf, 
wetd)e8 in biefem ©inne nic^t blofj tabel* 
lo8, fon bem gerabeju oortrefftid) jutn 
©tubium ber „3ufanmtengef)örigfeit be8 
£eyte8 7/ geeignet ift, fei £)aller8 opus 80; 
35 Offertorien (©uftet, SRegen8burg, ©äc.» 
©er.=&'at. 0ir. 2663) genannt. 

b. $ie ÜJMobte.') 

Sa8 ift „Sftelobie? 77 Ser fönnte 
u>of)l auf biefe fjfrage eine erfd)üpfenbe 
2lntmort, alfo eine untfaffettbe ©e* 
griff8erflärung geben? Malier fagt 
tn feiner Slompofttion8tebre: „Unter 
3J?e(obie oerfteben mir bie fjolge mehrerer 
nach $öbe, $iefe utib ßeitbauer too t)U 
aeorbneter £öne, alfo ein woblgeorbnete8 
©teigen unb gaEfett ber £i)ne, ntit aiibern 
Sorten: eine in Tonfall unb ^thb^)* 11118 
georbnete infolge." -öaberl befiniert 
int Magister choralis: „uRelobie ift eine 
ttnd) mufifalifcben ©efe^en georbnete 9?eibe 
oon !£öneti, bie bem Ogre nad) £)öbe 
unb £iefe, Sänge unb Stürze, fotoie burd) 
Sed)fe( in ben ©raben ber ©tärfe att* 
genebnt erfdjeint/ 7 ©ellermann fefct 
auSeinanber: „Unter Welobie oerfteben 
wir eine 2lufeinanberfolae oon £önen, 
welche auf unfer Oljr im ©orüberflingen 
einen angenehmen, ober, wenn man fo 
fagen Samt, barmonifcben*) ©inbrucf 
machen. 77 Seiterbin fagt er bann: „Über 


bie ©ilbung oon URelobien läfct fttb toenig 
fagen. ©8 bleibt hier faft alle8 ber Gn> 
ftnbuttg be8 ©enie8 überlaffen: fe^r häufig 
finbet man entfernte ^nteroade ange= 
toanbt, djrontatifcbe unb biatonifcbe Sötte 
miteinanber oerbunben unb Übergänge 
oon einer biatonifdjen Sieifje in bie attbere, 
ohne bafe baburcb ba8 ©ebbr un* 
angenehm berührt mürbe/ 7 — 2ln 
©enauigfeit (affen oorftebenbe 3)efitti= 
tionen 'getoifj ju münfcben übrig, toa8 
noch fdjlimmer ju werben brobt, wenn 
oon „firdjlidjer SDtelobie 77 bie 8tebe ift. 
ffilr ©ellermcmn ftnb „bie flreitgen ©efefce 
ber SMobiebilbuna be8 ©b ora ^ unb 
ber a(ten 2Renfura(mufif ber St'obey für 
alle wahre SHrdjenmufif; bie ©efe|e, 
welche biefer 2ftufif ben ©tempel ber 
erhabenften ©infad)beit unb reinften ftrcfc 
lieben Sfeufcbbeit aufgebrütft hoben, unb 
mit beren ©erlaffen ber ©erfüll ber 
Äircbenniuftf in ben erften 3al)täebnten 
be817.3af)rbunbert8 begonnen höbe/ 7 — 
,,35ie SReifter be8 16. QabrbunbertS haben 
ihre äRelobien, auch bie frei erfun* 
betten, nicht blojj bie bem gregorianischen 
©boral entnommenen ober nadjgebiU 
beten, ftet8 ohne bie „Slarjeraitter" ber 
Saftftricbe niebergefebrieben. ®aburd) ift 
Ür gute ‘‘ßbrafterung, für ba8 2ltmen, 
tir bie 3ufamntengebörigfeit ber 3J?e* 
obieglieber, für bie Stonfarben, 2lfjeit= 
tuierung, ©efd)leunigung, fowie für bie 
2lbftufung ber ©tärfegrabe eiti bebeut* 
fattter 2lnbalt8punft gegeben/ 7 — CDajj 
j. ©. folgenbe SWottoe (SÖtelobien): 


- 1-i- — 1—--i n 

- 7 -'- 1 - 1 (im n 

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1. Bo - num est oon - fi - te - ri Do - mi - no, 2) et psal - - - - le - re, 


l ) oon ber Betrachtung ber interoaUifdjen (Stemente ber SJMobie bie rbptbmifdjen nitiht gc= 
fliehen werben fönnen, bafj lefctere bei ber menfurierten SJiufif immer toieber in erftere hinübergreifen, 
fei hier nur angebeutet 

*) 2). h- h ie * footel wie „wohlproportionierten". 3 . CX. 


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Über CtctnnUrUgt unb fatbtljanDlung in kirdjliditn ftnmtrktn. 


218 



me, 6)Al-tis - i 

Spradhmelobie, Sprachgefang genannt 
werben bfirfen, fteEjt bodj wo(jl aufeer adern 
fjweifel. „333er atfo ^ßaleftrinenftfrihe 2Jie* 
lobiebilbung fennen lernen unb in jtd) 
aufnehmen will, fdjreibe ftc^ auS beffen 
Sfompofttionen recht »tele ©auptmotioe 
mit Seyt in ähnlicher Seife, offne bie 
beengettben Saftftriche ab (ob er ba6ei 
halbe ober Viertelnoten Beoorjugt/ ift 
gleichgültig) unb präge fte burch öftere 
ungeainftelte VortragSoevfuche fernen 
©innen ein." 

«Suchen wir bem Qbeale ber „firch* 
liehen itfielobie noch auf anbere Seife 
nahejjufommen. Sin ©igenfdjaften für 
biefelbe wirb oerlangt; fte fei: 
gefangooll, Würbig, flar, ebet, lieblich/ 
lart, ungezwungen, gefchnteibig, felbftän* 
big; fte wachfe auS ber SJiebttation beS 
SeyteS heraus unb weife „fchöne Cinien" 
auf. ££a[t noch reicher ift bie SluSwahl 
in ben ©igettfehaften, bie fte nicht hoben 
foH; fie fei nicht: 

unfanglith ober gefangSwibria, gewöhn* 
lid), oerbraucht, banal, weidlich, fenti* 
mental, leibenfchaftlicf), aopfig, triüial, 
hanbwerf Smäfeig, ärmlid), hauSoacfen, öbe, 
ftarr, gefchranbt; fie enthalte feine Sen* 
bungen unb Sinbungen, fei nicht uom 
mobemen ißeriobenbau abhängig, weife 
nicht „zu unruhige Cinien" auf, jc. jc. 

„Obigen Slitforberungen entfpredjenbe 
mit Seyt uerbunbene „firdjliche" 50ielobie 
entfielet auS bem oerftänbniSooßen, grant* 
matifalifch wie fprachlid) richtigen unb 
beflamatorifd) gehobenen Vortrage ber 
(firdhlichen) Seyte unb Säfce ;" fte fann 
alfo Sprachmelobie genannt werben, gfir 
fotche ©oradjmelobie (= Sprachgefang) 
fteßte Sttt bie befannten brei ^Regeln*) 
auf: 

1) „Sie betonten Silben foUen länger 
bauern, als bie unbetonten; 

*) SRegel 1 unb 3 gefjen jugleicb ben 
wui3 mit an. 


- me, 7) Al-tis - si - me. 

2) fte foUen in höherer Tonlage ftehen, 
als bie unbetonten; 

3) fte follen auf bie guten Saft* 
fdjläge (Saftteile) fallen." 

Senn er (Sitt) nun baran anf nüpfenb, 
fagt: „Sie Sllten wollten überhaupt 
nicht ben Seyt beflamieren; fte fragten 
ftch überhaupt nicht, wie ift baS Sort 
Kyrie ober Sanctus ju beflamieren, fon* 
bem fte nahmen ihr Shema, bearbeiteten 
eS nach ihren Siegeln, unb bie Sänger 
legten ben Seyt im einzelnen unter", 
fo ift baS eben fo ungeheuerlich unb unbe* 
grünbet, als wenn er wegen ber Stelle 



fragt: „SaS ift baS? ©ine Seytbefla* 
mation? SW baS Sprachgefang: Sa-a- 
a-a-anctus? Sßein, fonbem ein Solfeg* 
gieren auf bem Vofal a, ber ebenfogut 
e, o ober u beifeen fönnte. 1 ) $Ufo, a ) 
oon einer «Sorgfalt in ber Seyt* 
behanblung uno Seytbeflamation 
wie Wir fie meinen , fann feine Siebe 
fein!" — Stehen wir nun ben Spiefe 
einmal um unb nehmen bie Sache, „wie 
wir (Sitt) fte meinen", fefcen baS San¬ 
ctus aus SittS Missa XI. Toni = 



San - ctus, 


hierher unb fragen: „Qift baS Sprach* 
gefang: Sa-a-a-a-a-a-a-a-a-anctus ? Soll 
alfo auch bei Sitt oon einer Sorgfalt 
in ber Seytbehanbluna unb Seytbefla* 
mation feine 9?ebe fein? — Sodj — unb 
taufenbmal bod)! VeibeS ftnb fogat ganz 
oortrefftiche Veifpiele folcher Sorgfalt; 

*) @i, ci; aber nidjt bod)! 2)amt f)iefje e$ 
ja Senctus ober Sonctus ober Sunctus! 

*) $iefeä „alfo" $at Söitt ftc$ fe|r leicht 
gemalt. 


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214 


jlbrr textunterlagt unb ®«tbtl|onMung in kird|ltd)tn ftnntrbtn. 


jenes (^ßa(eftrina) toürbeooH*ruhig, biefeS 
(Sitt) feierlich * lebhaft. — ©benfotoenig 
trifft SBittÖ 2$ortourf *u, „bafj bie Sitten 
bie Sorte ohne jegliche SRücfftcht auf 
Sltjent unter ihre Sftoten fchoben 1 )"; 
freilich barf man nicht „Slfjent" unb 
„fdjtoere Sattheit" miteinanber ibenti* 
fixieren.— Unbebingt juftimtnen muf? 
man Sitt aber, wenn er fagt: „Ser 
fid) über Spradjgefang (=3Welobie) nicht 
Har ift, ber möge baS komponieren (unb 
baS Sfritifteren) oon ©efangSmuftf getroft 
aufgeben. @r wirb ben £eyt (unb ber 
ift für bie Stirdje bte öauptfadje) nie 
richtig behanbetn ober beffen SBehanblung 
(burcp anbere) richtig beurteilen." . . . 
„gär foldje, bie nicht beS Cateinifdjen 
mächtig ftnb, bie nie bie ©efdjichte ber 
lateitiifchen Sprache ftubiert haben, ift 
eS aufjerorbentlich ferner, in ber melo* 
bifchen Stimmführung alle geiler §u 
meiben." .... „£)ie Utfelobie ift baS 
Sefentlichfte, bie Seele ber SDHtftf; bie 
äftelobie (fobalb fte einmal rhpthmijiert 
ift) bebingt hauptfächlich ben StuSbrucf 
unb bamit bie Sfirdjlithfeit ober Uttfirdj* 
lichfeit, bann aber auch bie Sirfung 
(ben ©ffeft) ber Sfluftf." — gebodj toiu 


Sitt nicht „bie abfolute ^errfdjaft ber 
SDielobie über ben £eyt, toeil baburch 
Sünben gegen bie richtige ®e£lamation 
entftehen." Unb toieberum: „3)er $eyt 
allein tutS nicht, toenn bie 3)?elobie nicht 
ftimmt." 3u einem ernften Xeyte eine 
fröhlidh«^eitere, gu einem erhabenen ÜCeyte 
eine getoöhnlid)*banale, gu einem fröh* 
liehen £eyte eine ernft=traurige üMobie 
gu fefeen, — baS ftimmt nicht; Sort 
unb Xon müffen ftd) möglichft beefen. 
„Senn bie muftfalifchen *ßerioben nicht 
auS bem 5£eyt bireft herauSioachfen, fon* 
bern lefcterer nur in bie erfteren „gelegt 
roirb, toenn mehr auf ©lang unb Aufjer* 
lichfeit als auf bie ÜRebitation beS lu 
turgifchen SeyteS gefehen toirb, fo ift 
baS recht bebenfUd)." 

©eben toir nunmehr gu ben lanb* 
läuftgften 9J?ängeln unb gehlern über, 
toelche bezüglich ber SJielobte bei ben 
„Sftobernen" oorfommen. ®at)itt ge= 
tjören: 

a) Unbetonten Silben fpruttgtoeife 
einen hohen £on gu geben, toaS gu falfcher 
üDeflamation uno Ausführung oerleitet, 
i- 33. 


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S=T 



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ZT. 

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dex - te - ram Pa - tris, 

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2) 

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Spi - ri - tu 

F=— 

San - cto, 

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3) fa - 

cta sunt, 

w=* 

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s* 1 +- J -+ 1 

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4) o - mni - a fa - cta sunt, 5) Lau - - da 6) Quo - ni - am 


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—r- P -1 l 1 II C I 

1 1_ 

£=r+d 

u ' 

r + 

1 JJ 


+ 


7) Con * fi - te - or, 8) Tu so • lus 

b) bie unbetonten Silben int SMiSma gu beüorgugen ober gu fehr gu 6eitach= 
teiligen: _ 


-O- 


r-#—Ift.- 

L 




i —r- t— J— a- P 1 — an 


i—— i 

Y 

i 


§ 


1= 

B 


t= 

■ 

_|EZZ 

^ 7 = 




3 


- 


l/ + + + 

1) mi - - se-re • re 2) de Spi - ri - tu San - - cto 

fceffer: rai - se - re - - re de Spi - - - ri - tu San - cto 


c) figurierte „Sinbungen unb Senbuttgen", tote fte befottberS bei ben „9?eu= 
italienern" in ©ebrauch ftnb: 


r -ß- sk-1-1- 

. I t - _ ^ . K-1- F m F 1 ^- -1-1- 


toTFH-P 

J -j". 1 :: 


1) lu - mi - ne de De - o 2) tu so - lus Al - tis - si - mus, 

+ + + + 


‘) 2BeI$ Ijä&lictiee Sßoril 


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ilber dfituitterlage ttttb (KrztbelianMuitg in kirdjlidjrn f imuerkni. 


3) dum ctu 


ci - fl - xis-sent Je 
+ + + 


sum Ju - dse 


$tn lebten SBeifptele ift nur baS SBort 
„Jesum“ gut beflamiert; bagegen ftnb 
bet allen breien „bern liturgifcpen Seyte 
Dehnungen unb ©todungen augefügt, 
burch bie eine fchroungootle Seflaniation 
gehemmt wirb." 

d)©röf}ere Qnteruallenfprünge, welche 
ber SWelobie bie „©djönheitSlinien" rau* 
ben: 


e) 3 « liebmäfjig KlingenbeS: 



1) Ho-san 


na, ho-san 



in ex - cel 



d- 

rn 


ri 


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Bis 

i 



golgenbe Sequenzen nennt SBitt ge* 



flo - ru 


f) Vejüglicf) ber Teilung einer Ufte* 
lobienote tn jroei gleite Hälften unb ber 
jugehörigen Seytuntertage ift eS nötig, 
etwas weiter auSjufyolen. SBenn Sßitt 
(unb mit ihm Ortwein in ber ^ßolemil 
gegen ÜBeber) folgenbe ©teile auS $a* 
lejtrinaS Missa „JSterna Christi mu- 


it, et re - flo - ru - it, 

i Viertelnote in jwei Siebtel, beim 9111a* 
brebetaft bie Teilung einer falben in 
gwei Viertel) gemeint, waS SSBeber 
etwas ungenau auSgebrüctt unb SBitt 
recht ungenau auf gefaxt f)at. 3Betin 
man fdjreibt: 


Pa-trem o - mni-po-ten - tem fac- 

als foldje bon SBeber perhorrefgierte Sei* 
lungen einer Sftote in jwei $alften an* 
pet)t unb fte nun feinerfeitS auch „un* 
natürlich betlamiert, unfd)ön, gezwungen" 
nennt, fo treffen feine @d)fäge wteber 
einmal neben oaS 3’ e ^‘ henn $aleftrina 
fdjrieb ja nicht 


1) bo - nae ro ■ lun • ta - tis, 
ober 2) ho - mi - ni ■ bus bo - nte, 

fo ift gegen bie Seflamation unter 1) bon 
©pradjgefangSwegen gar nichts, gegen 
bie unter 2) aber um fo mehr einjuwenben; 
benn erftereS Hingt natürlich unb fingt 
fidj gut, lefctereS ift gezwungen unb fingt 
ficb unfehön. Veifpiele foldqer fchleajten 
$>e!lamation wie unter 2) gibt eS ju 

t unberten auch in ber Citeratur beS 
äc.=Ver.*KatalogS. — Srofcbem bie flaf* 
jtfehe Konjertmuftf (nicht am wenigften 
Vach unb $änbelunfer Ohr an bie 
Verbinbung jweier 9ld)tel auf jeber ©itbe 
gewöhnt hat, fottte ftch bodj ber Kirchen* 
fomponift ben gehäuften ©ebraudj biefer 
91 rt berfagen unb nicht fdjreiöen: 


1) mi - se - re - re, mi - se - re - re, 2) dum cru - ci - fl - xis - sent, 
•) ©etege Fjitrju bietet jeber fitaoierauöjug if)rer Oratorien in §ilHe unb gülle. 



Pattem o - mni-po - ten-tem fac- 

TÜbrigenS war bon SBeber ficher nicht 
bie Seilung einer „SRote" in jWei Hälften, 
fonbern bie Seilung einer »Saftjeit" 
(alfo beim 4 / 4 *Saft bie Seilung einer 



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216 


übrr dntnntfrlagf unb QeztbflianMung in hirdjlidjtn ftomocrktn. 


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3) facto - rem vi - si - bi-li-um o-mni-um 4) Et ex Pa-tre na - tum an - te 


©ereinjelter ©ebraueß jweter SÄdjtel 
mit folgenber neuer ©itbe ift weniger 
ftörenb, wenn bie (Silbe burd) feinen 
ober nur einen Äonfonanten getrennt 
(fieße 1 u. 2 ), als wenn beren mehrere 
oorßanben jtnb (fteße 3 u. 4.). 




1) in e 

---Z-- 

a, 

2) Do - 

mi - nus, 

3> no 

stram, 

4) sa 

nctus. 


Über bergleicßen ©teilen 1 ) fagt 2 Bitt: 
,,$d) bin nicht ber Meinung, baß ein 
mobemer Äomponift fiep eine foldje ©teile 
nie erlauben bürfe, aber ein f)erauS* 
geber alter SBerfe barf fie nießt aufof* 
troieren." 

üftit lefcterem wäre ber Übergang 
»um britten fünfte fd)on eingeleitet/ ber 
ficf) oerbreiten foU über ben 


e. 


ÄornmüßerS Seyifon gibt oon bem i 
©egriffe ßtbptßmuS folgenbe Deßni* 
tion: „SRßptlimuS ift bie oon einem mu» 
ftfalifcßen Äuti ft werfe auSgefüOte ^ett, 
infofern biefelbe burd) bie ©eftanbteüe 
beS -BleloS ober beS fpraeßließen SejteS, 
für ba$ ©efüßt beS 3 u ^rer 8 bemerfbar, 
in beftimmte gefeßmäßige SIbfcßnitte 3 er* 
faßt." — (DaS flingt gewiß recht bunfel 
unb gewunben. ©eüermatin unb §aßer 
fchwetgen ftd) in aßen (Äircßen* unb mo* 
bernen) (Tonarten auS über biefe ßftaterie. 
ftieimann fagt: „9?ßt)tßmif ift bie Sehre 
oon ben burd) bie oerfeßiebene (Dauer ber 
Söne (Sänge unb Äürje) entftehenben 
Äunftwirfuhgen." DaS ift Weber ßeßer, 
noch ungewunbeiter;*) waS alfo nun: 

*) &uf bie 2 flelobielofigleit ber SRittel* 
ftimmen in vielen neuen (befonberä in ben (eichten, 
homophonen) ftompofitionen eingugehen, liegt lein 
9lnia& vor, obfehon gerabe biefe e3 finb, bie ben 
ICatalog, ber ihnen „ber ©cijivacben wegen“ Bufc 
nähme gewährte, fd)on mannen Angriffen au$ge* 
fefct haben. (S$ fei nur benterft, bafi gerabe bie 
SRittelftimmen bei rufjenber Welobie (in ber 
1 . Stimme) bie ©eivegung vor ©todungen be* 
wahren follen. 

a ) ( 5 ö geht alfo in ber SWufi! mit ber 2 >eft' 
nition bes dthqthmuS, wie in ber SWathematif mit 
bev ©egripbeftimmung be$ SBinfetö. 


§ft SißptßmuS nur Saft; ift Saft immer 
ßtßptßmuS? Sft ßißptßmuS nur ©e* 
wegung? gleichmäßige ober ungleich* 
mäßige? georbnete ober wiflfürliche? 
©Mutiger als eine genaue ^Beantwortung 
biefer fragen feßeint mir bie ©emerfung 
ftteimannS §u fein, „baß bie Sänge gegen* 
über ber Stürze berußigenb, bie Äürje 
gegenüber ber Sänge anregenb wirft; 
bie golge einer größeren Slnja^t Äürjen 
ift baßer unruhig, aufregenb, bie gotge 
einer Slnjaßt Sängen feierlich/ würbe* 
ooß." 1 ) — Söeitere allgemeine 2luS* 
fprüdje über biefe dftatene ftnb: „SBenn 
ber Äomponift bie ÜDMobie fo erfunben 
hat, baß fte an bie profobifeßen unb be* 
flamatorifcßen ©efeße ber ©praeße ficß 
anfeßmiegt, ja auS benfelben ßerauSwächft, 
bann wirb ber SRßßtßmuS biefer 9We* 
lobie äßnlicß fein ber ©praeße, ißrem 
©a§* unb ©eriobenbau." — „Sie fjjeffe* 
tung beS SerteS in ben ©anben beS 
IRßptßmuS*) ift ber oofalen SWufif über* 
ßaupt unb — taut ben pofttioen ©or* 
feßriften ber Äircße über ffiaßrung ber 
©erftänblicßfeit, Integrität ufw. be# 
SBorteS — ber fircßlteßen ©ofalmufif 
inSbefonbere burcßauS unwüvbtg" — 
„DaS ernftefte unb erßabenfte ultotio 
(= 3Mobie) fann bureß oerfeßiebene 
ßtßßtßmifierung funb anberweitige 
Umijeftaftung) weichlich/ fentimental, let* 
benfcßaftlicß, luftig/ ja jum perfeften 
Sanje werben." Statt nun weiter über 
ßüpfenben, ßinfenbeit, jerpftücften, ge* 
hämmerten, marfcßmäßigen,fteifen,ftoßen* 
oen, oerjwicften, fpraeßwibrigen u. f. w. 
StßptßmuS ju oerßanbeln, tft eS woßl 
praftifeßer, an ber £>anb oon ©eifpielen 
ber ©aeße näßer ju treten, ©inem feinen, 
fließenben StßptßmuS wiberftreben: 

a) fcßlecßte, unfeßöne, unfaitglicße, ja 
für bie ntenfcßlicße ©timme unnatürliche 
©inbungen, wie: 


*) £>ie$ wirb beftatigt burc^ bie getragenen 
Slllorbe unb beren feierliche Söirlfamleit bei ben 
iveitauö meiften Et incarnatus cst ber ?Uten. 

’) §iex fann nur ein einförmiger, ungeorb« 
neter, ftarret* gemeint fein, nicht ber 

freie, ber bie Xaftfeffeln möglicbft 5 U lodern ober 
ju Ibfen fud)t. 


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Original fro-m 

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Jibrr Brxtunterlage unb Ätilbetianblung in hirri)Ud)rn fdtmtrhtn. 217 



+ + + 


1) no - - - - bis, 2) Pa - tris, 3) ho - mi - ni - bus, 



-■=+- r ' 5; + 

4) no - bis, 5) in vo - ce, 6) na - tum, 7) pro no - bis, 


jte erfchmeren bem ©ättger bie richtige I b) 33inbunaen, bet welchen betonte 
^Betonung unb machen auf ben ßuljörer Silben auf fdjlechtem £aftteile beginnen 
ben (SinbrucE beS Ungelenfen, beS Stot= unb bann auf ben guten, oertängerten 
fenben. Staftteil mit oerfdjieoener Stonftufe hi« 5 

übergefchoben werben, j. 33.: 



1) Ky - ri-e, 2) San - - ctus 3) a - ni-mas o - mni-um, 



4) Do - mi - nus De - ns Sa - ba - oth. 


Solche Vinbungen oerurfadjen a[Iemal ' rhhthmifcbe 33erfc^iebung einer fefjr guten 
einen rhhtOmifcben Stofe, einen 3lEgent= rfebthmifchen Rührung unb 9lfj$entuienmg, 

tnoten, öotlenbS bei gehäuftem motioi* gegen bereit Raffung in folgenber ®e= 

fetjem Auftreten ober forglofer SüuSfüfj* jtaltung: 
rung. ®iefe 33inbung ift eigentlich eine 



Ky - ri - e, San - - ctus, a - ni-mas o - mni-um, 


nichts einjuwenben ift. freilich liegt h Q &en. ©benforoenig ift eS *u tabeln, 
hier bie Sache auch ganj attberS, ba hier wenn bie erfte 9tote eine halbe ift ober 

bie erfte Viertelnote (bejw. Sfenfope) toenn bie 33iertelbewegnng fdjon früher 

auch als betonte Sattheit erfcheint, beibe begann, j. 33. 
alfo gleichwertige rhhthmifche Slfjente 





ni-mas, 






c) Mehrmalige Teilung ber betonten 
^aEtjeit in jwet Siebtel, mährenb bie 
unbetonte immer eine 33iertelnote be= 
fotnmt, $. 33.: 



$a6crl/ £. tttt. 3afcvbuc$. 80. $a&vg. 



„ähnliche rhhthwifche SonberlichEeiteit 
unb 33erämicftheiten, bie ben Sinbrucf beS 

28 



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218 


Über textunterlagt unb 9»tbel)anMung iu kirtfpidjtn gonroerkm. 


£>üpfenben machen, oerunftalten auch 
manches „alte" ©tü(f, unb jmar mitten 
jmifchen getragenen, melobiöS mie r£)pth= 
tnifch unb fjarmontfdj Breit angelegten 
©teilen, j. 35.: 



ober menn $a8ler in ein feierlich begin* 
nenbeS Veni Sancte Spiritus folgenbeS 
5t^ema 


IH 1 


al 


le 





bineinmirft unb 16 Satte lang fo meiter 
hüpft. $ft ba$ nicht eine Verhunzung 
beS eigenen 3BerfeS? ein fjäfjlicberStlump* 

I ufe an einem frönen Sörper? ;/ — $üp* 
enb ift auch — allerbingS nicht fo ganj 
djlimm — bie Teilung ber betonten 
Sattheit in jmei Sittel, mäljrenb bie 
unbetonte bie Viertel behält: 


HK n -1.i 

-_ 

~~tn 


i itn j m » w r i i r i 1 t rj i 



1 -1 — 

. 11 


pax ho - mi-ni - bus bo - n» vo- 


(Serabju hittfenb mirtt ber fortge* 
fefcte SrocpäuS: 

J-^J J | J J 1| 

35ei baftplifchen SBörtem artet ber 9thh^ s 
muS leicht in eine 31 rt „©chmiebemotto" 
auS: 

i 1 * J J I I 

d. Sie 35ehanbluna bret* unb mehr* 
jtlbiger Söörter ober ber Übergänge ju 
neuen SBörtern, mie bteS folgenbe üKufter* 
farte zeigt: 

—r 1 r t t f rl 

ho - mi - ni - bus bo - nse, 

de Spi - ri - tu San - cto, 1 ) 

Qlo - ri - fi - ca - mus, 
dex - te - ram Pa - tris, 

a - gi - mus ti - bi, 

Do - mi - ne De - us, 

glo - ri - a tu - a, 

sus - ci - pe de - pre- 

ober 

—g g i r t t rr~'h 

u - ni - ge - ni - te Je - su, 
be - ne - di - ci - mus te, 

ober 

g g g glg g g g rri 

re - sur - re - iti - o - nem mor-tu - o - rum. 



sus- ci- pe de - pre-ca - ti - o - nem no-stram, 


...J | l J'. ü-j-j-j-i 

Et in Spi - ri - tum San - ctum Do - mi - num et vi - vi - fi - can-tem, 


oki: nr-fTrtrprri 

ober 


-0 , . . . ... -K 

- 1 “ 


p j 

. tfi « 


J J* 9 

W f f 1 


h _L .. __ 


Et in ter-ra pax ho - mi-ni - bus, 


unb bergl. mehr in beti mannigfaltigften 
unb fiihnften Variationen, für melche 
non ber Stritif bie artigften ^Benennungen 


. | f 7 Safte 

obet: b g r g g r [jsz 

geprägt mürben, j. 35.: „ermübenb ge* 
flopfte, ftch einbohrenbe, marfchartige, 
geljacfte, trauermarfchartige 
rhpthmifche ^eitfihenhiebe, ftereotppe $n* 
ftrumentalrhpthmen, Seytbrefcherei, Buch* 
ftabierenbe (beffer fpQabierenbe) Älopf* 
geifter eines fpradjroibrigen fRbpthmuS, 
athpthmus beS fchlenbernben Sflajurfa* 


*) daraus wirb beim SSortrage meifieit§: Spirittu, hominibbus, suscippe, Pomlnne etc. 


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8fc»r Stztunterlage unb Ceztbt^anbiung in feirdjli^tn ttnwtrkrn. 


tanaeS, 33errenfung bet jappelnben Seyt= 
alieber burd) rhhtljmifche (Schläge" x. 
iourdj ^otno^i^one üftei^rftimmigfeit 
tmrb bie (Sache nod) fd)ltmmer: 


noten tierfchiebenen Xöörtern angelten, 
8- 33.: 



Pa - ter 

o - mni - 

po - 

tens, 

se - des 

ad dex - 

te - 

ram, 

Mi 

1 

o 

CD 

al - tis - 

si - 

mus, 

tol - lis 

pec - ca - 

ta. 



Bus - ci - pe de - pre - ca - ti - o - nem. 

SBeniger fchlimm tmrb eS etnpfunben, 
wenn bie beiben (Silben auf beit Sittel* 


e) Unüermittelte Übergänge non xfytf)* 
mifd)en Sängen in ftüraen unb umge* 
feljrt, atfo ju großer Slbftonb in ber 
SJiotenbauer, 

1) tn ffiinjeljtimmen: 



ja-di - ca 


De - us ju - sti-ti - » 
De - us Ire - ti-ti - re 


Et vi-tam ven - tu - ri, 


baS öerlöfdjt bie „fdjönen Sinien" monier an ftd) nicht üblen 2We(obieit. 
2) iin ©hör: 



i 1 ^ j j 



Glo - ri - fi - ca - mus te 

c) galfche 3ufamntenjie^ung beS SüWeloS int breijeitigen Saft: 



Pro - phe - tas, 
ftott: Pro - phe - tas, 


ta - tem me - am, 
ta • - tem me - am, 



sa - cri - fi - ci - um no - strum, Et in 

ftatt sa - cri - fi - ci - um no - strum, 

S)a$ SBiberlidje unb Unrichtige eines 1 biefer Saftart fo ehuuridjten, bajj bev 
folgen SeflamationSrhhthmuS liegt offen I ülfjent nicht ju fd)arf unb nicht in tut» 
am Sage. 33e*üglich ber SBefjanblung i unterbrochener golge heroortrete. 


beS breiteiligen Saftes foö in ber Äirchen* 
muftf ber ©runbfafc befolgt toerben, bie 


f) S)aS 2lbtreten bejto. Slbfnappen 


rhhtfjniifche ©eftaltung in <Sä$en mit j beS SeyteS mit jmei staccato*93iertel* 

28 * 


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220 


|Utr ffituntfrlogt unb Sextbe^anblung in kirdjlidjm Conmtchni. 


notcn (ober gar mit einem Siebtel), unb 
natbfolgenber ißaufe: 

-1 i-i 11... \ 

Sacra-men-tum, 
dexteram Pa - tris, 
coeli et ter - mb, 
secundum scri-ptu - ras, 


ober: 


ryr tt 


S 8 B - CU - la, 
Sa - ba-oth, 
Ec-cle - si - am, 
o-mni-pot-ens, 


ober gor: 









tu 


a, coe 

Pie - ni sunt coe 


m 


mm 

rlo-ri - a tu - a 




li 

j. 


:f_f .fJU 






glo-ri * a 

2öie ganj anberS unb mie oiel 
6 eff er malten ba8 bodj bie Eliten unb 
felbft ©ad) in ber fd)on mehrmals er= 


Pie 


ni sunt coe - li 


mahnten H-molMWeffe, wo er im Gra¬ 
tias folgenbeS breit angelegte STbenta 
burcbfütjrt: 


UPf 


£ 


£ 


Gra - ti 


as 


gi-muB ti - bi; 


()ätte er gefdj rieben: 




£ 


Gra - ti - as 


+ +. + . 

gi - mus ti - bi, 


fo mürbe tiefer berrlicfje @a^ noch meljr riam tuam“ beginnen ober mieber bic 
ben //Eliten 7 ' jtd) nähern, als er bieö fo furgen iRf)t)tf)men unb langen Stolova- 
fdjon tut; bet „propter magnam glo- turen. 

g) Allerlei anbereS: 


I I 


rTT"=1l-rrii7 r-rttr 


in re - uns - si - o - nem, 
+ 


bi - bit, 
ma-net, 
re - ple, 
sal-vum, 
tu - a, 


man - du - cat, 
ge - men-tes, 
na - tu - ra, 


Vir-gi - ne. 


@o(d)en (a—g) rf)t)tl)mifd)en Mängeln 
gegenüber feien empfohlen: natürltd)e, 
erfrifdienbe, ftarfe, belebenbe, fcbmung= 
Dolle 9it)t}tl)men unb fräftige ©tjnfopie* 
rungen. 


d. Harmonie. 

®ie ^amtonifebe (afEorbifdje, biato= 
nifd)e, mobulatorifebe, ebromatiftbe) ©eite 
bev'jejtunterlagc mtb befonberS ber Steyt* 


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221 


JUrr trztunttrlagr nnb tritkrl)anMnng in kir^H^en ftnmrrkrn. 


behanblung erfc^öpfetib ober auch nur in 
annä()ember Boliftänbiafeit ju behan* 
beln, mürbe bem f)ier beabjtchtigten 3*oecfe 
nicht entsprechen utib fomohl ben 9tat)men 
biefer Ülbljanblung als auch ben jur 95er* 
fügung ftehenben SRaunt roeit überfchvei» 
ten. @£ mären Bönbe barüber ju fchrei* 
ben unb augerbem mügte bem Berfaffer 
nicht blog bie ganje (alte unb) mobente 
Citeratuv (fpejteß Sämtliche 28erfe beS 
SfatalogS) ber SEirchenmuftf ju ©ebote 
fteljen, Sonbem er mügte aud) ©elegen* 
heit hoben, menigftenS bie prägnantesten 
SBerfe ber einzelnen Stilarten mit eige* 
nen Ohren ju hören. 2öir müffen unS 
alfo hier beSdheiben unb fönnen nur im 
allgemeinen in bie Behanblung biefeS 
fünftes eintreten. £>ie Harmonie (2lf= 
forbe 1 ) unb ihre Berbittbungen) fann 
als baS ©rgebniS ber Begleitung einer 
gegebenen ober erfunbenen ßttetobie,*) 
aber auch als baS SRefultat beS ßufam* 
meuflangeS einer 91 n ja hl SriÖftänbig*) 
geführter (Stimmen erscheinen. Qm erften 
gaQe Spricht man oon homophoner, 
im jmeiten oon polpphoner Sag* ober 
SfompofttionSmetSe. Beibe, Homophonie 
unb ^ßotpphonie, hoben ihre be[onberen 
©ejege unb ftnb befonberS bet geqen* 
fettigem SBedjfel oon auSgejeichneter 3ßir* 
fung auch bei ber Bertonung beS fird)* 
liehen SteyteS. UnauSgefegte Slnroen* 
bung ber Homophonie mürbe 2ttonotonie, 
Cangemeile, ober jur Berhütung berSel* 
ben gcfünftelte S^hpthmen unb überfei* 
nerte ©ff e fte in ber BortragSmeife er» 
zeugen, mährenb juftarfe, ununterbrochene 
Bolpphonie ju oiel Unruhe heroorbrächte 
unb feine gefammelte «Stimmung auf* 
Eotnmen liege. 21iS ©injelheiten, meldhe 
hier angeführt ju merben oerbienen, mö* 
gen folgenbe fünfte ber Beachtung emp» 
fohlen fein: 

a) ®a8 Übergemicht Soll ben reinen 
$)ur* unb 3Woßbreiflängen (aber nur ja 
nicht in fteifer 2(neinonberreihung mit 
immer fpringenbem Bag) eingeräumt 
merben, in allen möglichen Sagen unb 

l ) (Erft oon ber 2>reiftimmigfeit ab fann alfo 
oon eigentlicher Harmonie (= 3ufammenflang oer= 
fc^iebener $öne) bie SRebe fein. 

*) *$rür bie baju nötigen Äenntniffe forgt bie 
Harmonielehre. 

•) 2)afür birgt bie gomenfeljre (ber fogen, 
Äontrapunft) baS nötige SRüftjeug. 


Umfehrungen, nebft biffonierenben Bor* 
holten ufm. Qrei eintretenbe Ouartfeyt* 
offorbe, bann Septimen* unb üftonen* 
afforbe mögen Sorgfältiger unb Seltener 
Slnmenbung empfohlen fein, meil fte gor 
ju leicht ju 2Beicf)tichfeit unb falfcher 
Sentimentalität l ) führen, melche beibe 
ber SEirdjenmuftf in feinem ihrer Seile 
gut nnftehen, nicht einmal bei ben 
„SWariengeSängen". 

b) ftbertabungen an Harmonien, me* 
lobifdjen Berjierungen ober Stimmen* 
bemeguttg ober auch an rhpthmifchen 
ffiigeugeiten rufen je nachbem Schmer* 
fälligfeit ober ju groge Unruhe heroor. 
Qu biefem fünfte fann nur ju einem 
eblen, menn eS fein mug, entfagenben 
SWagljalten angeraten merben. — 30tan* 
eher Sfomponift meig (muftfalif^) ju oiel 
ju jagen. £)a§ märe noch nicht ftylimnt, 
menn er nur nicht auch aßeS jagen mollte, 
maS er meig. S)agegen miffen anbere 
Sfomponiften nichts ober recht menig ju 
Sagen, unb ihnen mug man eS mirfltd) 
übelnehmen, bog fte nun — hoch etrnaS 
Sogen. 

c) Sog an beSonberen Stellen fleine, 
bem Seyte entSprechenbe Söort* bejm. 
Tonmalereien angebracht merben, ift ju 
natürlich, als bag eS anberS fein Sollte; 
menn eS nur mit SDtag unb nicht in gar 
ju äugerlicger ober unmürbiger 2Beife 
gefchieht. Söenn aßerbingS jmifchen ccbü 
unb terrae ober jmifchen „Gloria in ex- 
celsis Deo“ uno „Et in terra pax“*) 
immer eine halbe ober ganje JDftaüe 
Unterfchieb Sein fotl; menn beim Cruci- 
fixus immer mieber Stauer unb ©nt* 
Segen heroorgerufen merben Soßen, mie 
eS bei ber Sfreujigung mtrflich gefchoh; 
menn bei judicare vivos et mortuos in 
ber Qnftrumentalmuftf mirflich bie fyo* 
Saunen*) (menn auch nicht bie beS jüng* 

l ) 2 )crcn übrigens in manchem gan$ biato-* 
nifchen 2 :onftüd mehr ffeefen fann, als in einem 
anbem t>om ©hroma ©ebrauch tnachenben; eS gibt 
alfo feichte, fentimentafe Xiatonil, mie eS auch 
ernfte, ja ^erbe (Shromatil gibt. 

a ) Söach bringt nach bithprambifcher öeroegung 
fiebiiehe Siuhe, mährenb 33eethooen oom (himnu 
lifchen) 3 ubeI in bie (irbifche) Änie ftnft. Söeibe 
bringen baburd; ©ffefte hcn)or, melche mohf reli¬ 
giös, fonjertmäfeig, aber nicht gebetSmä&ig unb 
ftrehlid) 3 U nennen ftnb. 

*) Sgl. Serlioj’ „Requiem“ mit oier befon* 
bern SlaSorcheftern, melche nach ben oier Wimmele* 
(bejm. ÄonjertfaalSOö^Ö^c« ©erteilt ftnb. 



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222 


llber tutunUrlagf null Seitbrljaniiluitg in kiriprfirn tomoerken. 


ften ©erid)tS) alles übertönen, ober menn 
int Stabat inater bie £>armoniefolgen 
fid) martern unb minben, fo ift baS eben 
übertriebene Tonmalerei. (Solche bot 
ben Referenten eines mobernen Stabat 
inater p folgenben teils entrüfteten, teils 
farfaftifdjen ©orten oeronlafjt: „Tie 
reiitfte Jungfrau bot ftdj nicht mie ein 
©urnt unter bem Streune gefrümmt, unb 
fonoulftoifcbe gucfungen, ^ie f te burd) 
förderliche unb feeliftbe Geiben bei fenfi* 
tioen ©erfotten üorpfotnmen pflegen, 
ftnb ibr nach bem augemeinen ©tauben 
erfpart getoefen. Tag auch fogar bie 
paradisi gloria noch chromatifd) oerfaljen 
unb oerpfeffert mirb, Oerminbert baS 
©erlangen nach foldjer ©arabiefeSberr* 
liebfeit!" — ©enn freilich jebe aufftei* 
genbe Tonreibe bei „ascendit“ unb jebe 
abfteigenbe bei „descendit“ u. ä. als 
äußerlicheTonmalerei angefreibetmer* 
ben foH, fo tft baS ebenfo ungerecht, 
als toenti man ben „Sitten" prn ©or= 
murfe macht, bafe fte bei ©örtern mie 
gaude, laetare, jubilate ufm. ihre fjreube 
itt meift ähnlicher rbbtbmifcber unb me* 
lobifdjer ©emeaung funbgeben. freilich, 
auch t)kx mug eS betfeen: „SlueS mit 
Rfaft!" 1 ) 

d) ©ie fchon einmal öon Slbfd)Ittffen 
an falfcher ©teile, oon p häufigen 216 * 
feblüffen unb ©tüatoerf mit fleinen ©ä§= 
eben bie Rebe mar, fo fei hier einer guten 
©erteitunq ber ©dflüffe, ber ©anj=, 
|)alb* unb Truafchlüffe, ber Rtobutatio* 
nen ufm. je nach ben Slnforberuttgen beS 
TeytinholteS baS ©ort gerebet. 

e) Steine ©tiloertnengung foüte eS 
geben, ©enn mobent, bann mobern; 
menn alt, bann alt; aber feine ©erbrä* 

S moberner unb bhP crm °t , cmfter 
:n mit ardjaifierenben ©enbungen 


in ben Slfforbfolgen, ober mit SRotioen 
auS bem ©b ot; ol, ober gar ©borolmelo* 
bien mit mobemfter, chromatifterenber 
^armontfterung auSgeftattet. 

f) Ter Stompontft fuche nicht, auf p 
oielett (Schultern tragen, b. b- feine Storn* 
pofttionen für -tu oielfathe SluSfübrungS* 
möglichfeiten (Slrt ber ©efefcung) etn* 
richten p moflen. Ter mebrfttmmigc 
grauenepor bebarf einer anbern ©egtet* 
tung, als menn berfelbe ©a$ burcf) 
Rtännerchor auSgefübrt mirb, unb mie 
öbe unb nidjtSfagenb feben meift Tenor 
unb ©afj bei nachträglich pr ©ierftint* 
migfeit ermeiterten Slompofttionen auS, 
menn obige ©timnten nur aus ber ©e= 
gleitung berauSgepgen mürben! TaS 
reine g-Üumatertal! ©bettfo fann bie 
Orgel ober gar baS Harmonium allein 
niemals eine orcbeftral fonjipierte Stom* 
pofttion p rechter ©eltung bringen. 

g) Utan laffe ben ©efangSiafj, ber ja 
baS ©ichtigfte, ben Teyt, p oertonen 
bat, nie pr Rebenfache, pm ärmlich 
bebadjten Slfdjenbröbel merben (eS ift 
fchon mehrfach p beflogen gemefenl) 
gegenüber einer gar p reich gefleibeten 
Orgel* ober einer in fdjiHernbem ©rächt* 
gemanbe einberfchreitenben Ordjeffer* 
begleitung! 

h) Tie Slbtoechfelung gmifeben unisoni 
unb Rfebrftimmigfeit bei begleiteten 
©tücfen fei mobl überlegt! ©rftere foCU 
ten nicht für baS le^te ©ort eines ©afeeS 
ober gar für ©orttrümmer pr SRepr* 
ftimmigfeit übergeben, alfo nicht etrna 
unisono: „qui locutus est per Pro-“ unb 
bann bie beiben ©üben „phetas“ mehr* 
ftimmig.*) ^n reinen ©ofalfäben füllten 
ftilgerecht feine unisoni pr fnnmenbung 
gebracht merben. 


') ®er ertaubten unb unerlaubten (bejro. ju beanftanbenben, »eit unfirdjlidjen) Tonmalerei in 
ber Äirdjenmufit »ürbe allein ein ftarter ©anb ju »ibraen fein. 

*) 3lur ein ©eifpiel für niete: 



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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHtGAN 



äbtt ftfxfMfntaig'f «mb ftitbfbunMun« in hUAlütn«« ftonnrnttni. 


223 


i j&wno^ijonen tote m pohto^ 
neu Sage feilte brto s 3tn« itnö Untet* 
bringen öon ^IMwitototn (etwa 61 ofr uw." 
>c»t i»eifthumii?en juitt btetflinu 
mtb (egtken §,um we$htni»igen 
' siiqrficu) fevnücben werben. 

k i Sei polupbfueti, imuatoxifcb an¬ 
gelegte« SfMett toäble man furje Xcyto 
woeto iiir bte SRotife,- iovgc fiir bereu 
$toötont|pmi)eribe SentDertattg, fitt ftateti 
i$in tritt ber neu (nuptvelenbeu ©iw?' 
men, tote mul) für gtin'bnete Betoetfitag, 
ob ne Slörftwgen um», ufui! 

Süiinfj: Saft in Sorfiebdibeitt füllt 
öffee enthalten ifty tonet etwa no# gejagt 
werben ftumto, bafr bev eine ben ,£)iu- 
\mi$ auf ttiefeS, ber anbere ben |>inö»et§ 
mif eüoaö öHbcreS »erttü^t/bafj wtobet 
anbett tn bem ©cjogterr fiele einfache 
»nb feltifttjerftanblidje 'Singe, iogenanntc 
vStHfeutoaljrfjeitew-"., finben, feit aUe-S 
genu- jugeftanben fein. (Codi förttten, 
tote bie Sfeferate be^ ßiiCv^Ser^Statflteg^ 
bewettern, jetdje Sal)rbcttcn rtitot ju oft 
: toiebeTfröfc; »oerben, /3ft beet» AUdj 5 . S, 
bitS 7 . ©ebntr (f T)n. fßltiVmdW ftefiten!'-' 
eine iolü'jc Smtoimnto)v(]eit, niib - tote 
noil iteefen bic ©efäncinnfe firn Sieben! 


i*ht bret trefftiiften, &ebevji f !eHeiocr^ 

ton : iJÄafjriii«gen «nöetetit Win ü bc 

iflMjte bev linter^eiibnete Wbfdjtnb iu>m 
geneigten \tofer nebtnen, Robert malmt: 
f; 0et tßentgfienS fethä Stoffen üiib 

bieijfig älJototteTi wu foieftom« und) 

alle» 5Öe$tebnngen ftubiert unb ana* 
itjfiert bat, tollte ben Bctfud) tiidji |p$§ 
gen, polnfiiione Sofalfa|e bwifeü j» 
[offen, eijc er fte befimbet^ tjöd) vbqtln 


mifdHeytlttfjet Sette wtobcvbolt gefeilt 1 ) 
bat/-* 

äÖitt oetfitbertv ift leutc grafre 
Äunft, wenn man er ft in ber^ofyfrfyottK; 
Müfrtig ift, and) mit dimnabnfjen uub 
cnfrqrmonifdjen öfängc»> Senbinigcn unb 
äi>«tid)crt üunftftiirfeit nmjtiff.ringen. 
iSber eine grafte f^rage ift > ot man webt 
btxrdj tSbrijinqtiif, befonberä toenn fte 
uidjt fel)v f pari am iingewenbet ift, an 
ühitje u tib 3ß ü x b e portiert, umS 
mim ahDfeicbftnn tmö Hbtoecbfctang bet 
Itovrmmien gewinnt. SBet btc imton 
tonnt, bev nnbet au üjtct Tu lebeftooolton 
pohtobonen Bctoeguitg ötcl trie i>v 
iArenbe iinb (f}enu|y trb^ ibrev Sia-- 
tottif, als an aller SbcDtuatif unb (£it^ 
bamonif bet UWoernet?.'' 

SJiittorer enbltdi fditetbr. 
gebenber ytntoenbittig her jSbVßtndtif .tttib 
e.votbttmttor Sexwenbung bet woberaeu 
fUlübulattonotnittd fei geiwartu! üJtobt 
i0?üi|a(teu in bieten: fünften «Pbr 
ben abfotuteii ^uiifttoert iütb' fttojtefi bie 
Ürdbtidj.-titnvgifdjc 'Dualität tocfeittlid)." 

Slm Sibfüffe unfereÄ yielfact) ntilfte- 
»ottcH unb binuigen §Bege§, null mm 
©efmipp/ ®?t^toad)ö unb tlcinereüt Un- 
haut, fei jebodj ititljf ber fielen blüijcti- 
ben Sif){Hibeiteu ünb ber buftouben <Se« 
u'äüjfe in betn int ganzen tfablbeftotUt« 
©arteit fe betittgttt ; fircbltebeto iruittiinto 
oi-vgeffeu, mm toeirfien ber ÜäcüietnSct- 
eind-.ttoiqtog faft Blatt |iltISlrttt 
gibt. JDfefe# n'ub aito« 

Ad .nt.ajo.retu Dei gioriam! 
©ttefeft, . 

*•.• x *;*. v* '-'y.’S*X'ü *•■".■• ’.-’/v :' 1 ’', y : \ 

tvctm oi,c eigene Jveite ift'r 


':W 



Ormiral frort 


UKIIVER3 


Go gle 



224 


ÄriltliMi uh& tUferaie. 


Kritifen xmb Referate. 



^oljanneö 5ß>i't{ Gtefdjidjtf OfV 'JPiejls 

ftt¥fllnal(illön nun 1250 —1460* 

SRa$ kfv tljtoKliftjjet» unb oraftifck'it Cluef-- 

»co Gearbeitet- 3 ©änbe. Breit? 

M’f unt fHihld lOol. 

f$# .©>« 3of)tcfmt> fejt= 

t>r v SBoff, Unfein- 

a.M ; «nt ffir' ®uijftot0?Tifiiiaft cm feer 
^ lOfffeetfitaf IStlitn, «nie oitf ägeucr 
■ • fcentlie«'« dtefebtdjtc feer ShVir 
ftiraltiofaHon in tev feilet nje«ig nni? »ind 1 
toOMift« flcibiMid) fcefianfeelten ^etfefeodfeb bwi: 
Wv'JKitte fee# IS. bi^ jurl>iittc be« i&,rwT)V!;uii* 
bebt« fcer Cffcntlidj/cit iibergab, ^rdfellanfetg, 
U>te fegS Setf angefegt h\tv e« iebtnfafl« feaau 
geeignet, nicht geringes äuffdfen fcffefi ober 
lucfmebv gerate bei ter fatfmtatsnififcen Tjunft 
iw errege«; berat nur wenig 5Üioimte bauerte 
cS, ttttb efefdätu alöbglfe fdSjtteflfleir ©drittes 
ein iugenblicber 'Uattner, ber, angetan mit allem 
fdtgrfen SRüftreug ber törittf. fccm Sßerfe niebt 
ungefäfirlidj ju werben brühte. tfr. Uubitrig 
'(idt 1*731 puMi.jierle in ben Srttumefbänbm 
bet 3’.üit» Sfafergang VI (180&) £eft 4. 597 

'-ffgg«-44 (Seiten) tiuifaifenbe, ein* 
gebeitbpe jBefiyrednnig tiefe* brciteiligcü Sbr* 
tet, feie feibft wiederum »ocrfcWt In ©on utifc 
IctibcHj" auS «tebteren Trauben eine längere 
fwjfpt feiten« fee* (roie ftd» benten lagt) mehr 
als iiberrafebten tittfe nod? nie^r angegtiffcneit 
Bcrfaffer« (Saiomelbäntc feer 3$R©-' Salm 
gang Til $eft V herteimid. 

ift fidier ton grogem IJntetcfTe» HcfeS j 
fdbarfc. oft rcijilidie ‘Jimitet feer beiten 4 n'- 
lefvriat, bte ja ooramSficbtUcb bodi tereiuft baS 
Tertien fl «m j 5 lb;©itr(Sfi?rf dbmig btef efl tnttfif- 
gcfdütiitiic&eo Sbe^tafgebieteS gerne infam tei-' 
ten werben, genauer ;,u texfelgcn, SRefetent bat 
fidj trine 3 eit unb ®t«be oerbrtc^cn taffen, tu 
tiefe firitif tmb öfcgenffitif firib ju bertiefeu, j 
tote midi juniiebu baS SßerHefbft e'mcr nabe? 
reit ®urcbftd)t jk trtirbigen; er glaubt aber, tcr 
VUlgemetnlmt mehr jtt nügcu, »eint er 
feiefelbe not» rer Bentilkvitiig non fietnen unb) 
«öd) lucTiv. Keinticfte« Ebndfeetten bcvfdjoni, 
mait aii ter i, Sfuöage $u belfern Ui. wirb 
•ft. 'iü 4 »H U'oftl fetbjl am itwerltdjffen fühlen . 
titlb (feenle ldh tmffeUficffett bereits geanfeert 1 
f)afcen_ - bafttr «bbri : iipM-.fr iiiiets' gefd&fcbt. 1 
rieiaiigeit i'imfte eigens lieratiSsuilelkn fiidn, j 
über nveltic ft«J» bieäthififtoifienkböft bereit^ober 
riuiimebv eine gehtotben ift, ofcet krtobe tveing- 
ItftiS: bebattereif, baber fccbaiteWrt eyldteutatr' ? 


Ctit’füv’ Hl aber eine gfcidsjcifige mlialtüdu' 
fttfc be« 5y«ibeS and #rü«feeu bcS ^uiauime.i 
bangcS geboten. 

Ser 1. 'Banfe bat aSerfeöy bev jwglei* 
feer feoertooüfte unb ioicättigfie ift, feg er bte fSte» 
fultafe perfüniiefeer iyorfdbmtgett entbalt (feie 
begretpidjeWeife ron ben bamit oerfeunfcene« 
Opfern an 3eit, ©elfe unb <$efi»ibfceit aid>t 
ifofröt merfeen bftrfcn), feifbet feie „©efdbisfet= 
lifbc ©arftettung" X tmb 424 Seiten), 
ioelcfee gcrabeju beu fbftematifdtem tSepräge 
Iftv.Bja« gfeidä feie Einf ettung ernjcifi. ifft 
cev iefeteven bemüht ft* Dr ä SSBolf, feie 'Bit- 
fungfejeit ber ©beoretiTer fee« 15. QafjrbunberMi 
auf ben hibfreften ^öegejt pott ^rtfeiiieiibeirei 
fett cbronologifdb feftjutegcn. 

'Btcrm und) feie fvranfa-grage uütjt cti'r 
giifiig gelöR evfdieint, ie ift Re feyft mit Seirtuif turn 
©rftnelttfifeit uemiliert, itde g«c& (S. 4) öec ®t» t< 
ioicJ-t.ungsgang feer sein ibre r > is.Uu feer vians 
öfc Kjeorie anfdtjaulid) bargelcgt roirfc:' ,,fe« .scaui- 
brevis ging toahtfaieinlich au*5 feer idroeUeifung 
feor brevis benwr“ (feaO liegt Do* loofet fdion iü 
feer Sicjeidjming 1) ... . 1) „Der ©eferau* oon 
meljr als bvei (2—7) semibreves aut feen l 3iicn 
einer brevis unb 2) feie Itnroenfeung best Limites 
•i«r 'Xßgveujimg feer brevis,Ißerte mitfe mifSße-tt nv 
fee, ffif Uce »uriidfgefübrt (B. 9). „^n bieiem fiaben 
mir einen älteren: Jeügeitoffcn feer ‘^riinffetten gu 
etJennen’'„feinei'aufbabn beginnt oer'Jranto..'' 
„(Sine geregelte flaufentetire treffen mir iuetft bei. 
)sobaittieti fee ©arlitnfeio" ( 5. 10) ., . (roeifeteO 
über feie iSnnoicflung feer ifeaufeniefere fte&e £. 11). 
Die mebvftimmigen Söerfe tum Efeeirn fee I a §a 1 1 -, 
fees befecutenfeftcn SKiiftlers feeO 13, ^ivferfeurrbcft#, 
lucrbe« näfeer tmterfudit (<S. 11 ff.). „ä>4it tiem 
liriier Sicherheit üifjt fieft fagett, Bgfe.imilcfeen 12ä0 
biö 1260 feet Söofeen bereitet mut., ituo feem rtn 
A-ranlo bevmiCToatfiien formte“ (0.14) r r.gt i§SÖ 
fept feie Dätigfeit Arttnfos mdü ein ( s, |A> . 

Die SS) ix ff ainfisi t ; <’( feg ms fee iitioatr neboU'H 
mir um 1250 an utife teften ilm u!s (ifsewn )ieu, 
genoffen feer jfranfontn an, mit Ovre» iceiirmi a 
auefe fpwft tibm-iuftimnii f ©. 15) . . Die. tpertobe 
feer ürtöitfonen if) Sogar nidit oor L2K0 nnjufefeen ... 
feer ältere ^o'fitrttue4 fee-«ufeta (itrfa 1190 
in (5'ngtaufe geböven) ftüfeierie unfe miftte irr itariw 
uon 1210 bis feßlfe uadi 12B2 ... Die 'löirhtngs-- 
jett bce. 'iterotinusS tfeeffeit ?!orgä|tget Oeyjiimis 
bereits „optimus orgiuilyt-n" genannt totrfe) ift in 
feen lebten Qafjraefmten (Testes SStetfel) bc§ 12. Jabr- 
bunfeertS )u inrtjen (@. 1.7) . . . feie ©mfübrung 
ft£fr Siötemoerie ocffjog fidj in feer 'Cetiooe fee-) 
fscratinuO (©. iS) . . . feie «eielje bes fee 

Oiatlanbiit finfe ein Wicfeetfcfelug feet !''tonu<i'fiftofien 
W& fecu'tiuus, feie bis tu feie ifrautoniStbett ifej, 
ten als tfeiufler geltm . . . Der cngfifite ^notifei 
imi‘5 IV ift ein .jieitgenoife her Jraufoirten, OeReu 
tmr 1272 ni*t gcfduiebeit ift s© 15i>. Dkie- . 

tf f-j'.'buuie bietet allein iefean feie-@tnick 
tun 9- 


/i);- 




Iritilmt unb j^efeVate. 


225 


SRaherbin ift im 1. Slbfcbnitt oon ber 
„ars antiqua 44 (1250-1325) bic SRebe; fpeaiefl 
banbeit ba« 1. ifabitel, ba« mit einer SBörbi- 
gung ber ©ebeutung ber granfonen beginnt, 
oon ber ©ntmicflung ber Dotation in grant* 
reid& unb ©nglanb (bei ‘‘ßetru« Ie ©ifer, 2Bal* 
ter Dbington, 3<>b- be ©arlanbia minor), ba« 2. 
oon ber (Snttoidlung ber Heineren SRotentoerte 
bei ben 3talienern (bt« SRarcbettu«, beffen 
Sehre genau bargefleflt mirb). 

„(Sine fpejiftfch * itaüenifche aRenfuraltfjeorie 
fdjeint erfk oon ^ctruö be ©ruce 9lu«gang genont* 
men &u hoben" (©. 28). „Der jeitmeilige Sthpth* 
rnu« tritt in Stoßen jefct gleichwertig neben ben 
burch ben 33ergleid) mit ber heiligen Dreieinigfeit 
fanftionierten breiteiligen SHhpthmu« (6. 29)". — 
Die Dotation be« s l)larcheitu« mar rool)l iinftanbe, 
ber auf jiemlich hohen ©taub befinblicheit bama* 
ligen ‘äßrasiS ju folgen; e« gelingt ihr aber nicht 
immer, rfjothmifche SJerhältniffe jmeifelloö barp* 
fteßen. „Die Dotation hot noch etroas ©chroerfäü 
lige« unb Unfertige« an ftch, fte ift noch nicht pt* 
Steife gelangt, fteht noch nicht auf ber §öhe" (©• 36). 

3m 3. unb lefcten Ä?abitel be« 1. Slbfcbnit* 
te$ ftnb bie au« ber «Seit bon s Uetru« be ©ruce 
bi« jur ars nova erhaltenen prattifcben Den!* 
maler oeraeidjnet, befonber« ber Roman de 
Fauvel, toelcber ba« bebeutenbfte auf un« ge* 
tommene Denfmal frangöftfcher Äunftübung 
bor ber ars nova ift. @r ift genaueren« be* 
törieben. 

SRunmebr (im 2. Hbfdbnitt) folgt bie Dar* 
fieflung ber franaöftfchen „ars nova 14 , bie ®r* 
finbung be« Philippe be ©itrh, bie übrigen« 
Dr. 2Bolf nur eine „Neuerung 11 nennt, infofern, 
al«fte „nur eine geniale SBeiterenttbidlung ber ars 
antiqua 44 bebeutet (©. 64); fie ift int 2. 2lb* 
fcfcnitt fehr tlar, aber auch umfaffenb au«gefaflen 
(©• 63 bi« 152), toe«balb ich fte hier nicht einmal im 
8u«aug toiebergeben mochte. «Subem „ift ben 
Darlegungen ber einzelnen Kapitel, fotueit fie 
bie Detail« ber Dotation angeben, im mefent* 
tidben beiaufHntnten" — fo g. Subrntg 1. c. ©. 60. 
„Die hier niebergelegten gorfdbung«refultate 
legen «Seugni« ab bon au«gebehnter Durchar* 
heitung be« fiattlichen 2Raterial« M (idem ibi¬ 
dem). 

Seboch mögen roenigften« bie 33 e r b i e it ft e b e« 
3$hilipP c be SSitrp hier aufgejählt fein — fte 
füllten in pfünftigen Äompenbien ber SJluftfge* 
fchichte nicht mehr fehlen —: 

1) Die ©elbftänbigfeit ber „minima“ aner* 
famtt au hoben, 

2) ba« 33erhältni« oon longa ju brevis auf 
brevis unb semibrevis foioie semibrevis unb mi¬ 
nima übertragen p hoben, 

3) bie quaternaria unb senaria perfecta aus 
ber itaüenifchen 3ßrajis eingeführt p hoben uno 

4) entfprechenb ben Gegriffen modus unb 
tempus für bie Deilung ber semibrevis ben 39e* 
griff prolatio geraffen $u hoben; bie eigentliche 

$a&CTt, ft. Vt. Sahrftiuft. SO. 3a&rg. 


©rofetat Philippe be S3itrp« ift: ba« 23er* 
häftni« oon longa $u brevis auf brevis unb semi¬ 
brevis foroie semibrevis unb minima übertragen 
p hoben (©. 64). 

3<b perf onlich begrübe e« noch al« glücfltchen 
©ebanlen, ba§ im ©chlu§fapttel eine Snlei* 
tung gegeben toirb, bie ßRenfur ohne befon* 
bere Daftaeicben au erfennen. Die «Sufamnten» 
fteflung oon 34 Regeln macht bem 4>iftorifer, 
noch mehr bem „Doaenten" afle @hre — unb 
niete bantbare ©chüler (auch in ber gerne)! 

Dem britten Slbfchnitt (©. 153—225) ftnb 
bie franaöftfchen Denimäler ber ars nova im 
14. 3ohrhunbert (unb bereu Dotation) augeteilt, 
naberbin honbelt e« ftch hier um bic franaoftfdje 
Dontunft bi« aur «ßeitbe« Übergang« gegen @nbe 
be« 14. 3ohrhunbert« (©uißaume be SRacbaut*) 
unb bie Denfmaler ber Übergang«aeit au Dufab, 
©inchoi«. 

„3entrum aller muftfalifchen ©ilbung mar 
bi« jur 2. Hälfte be« 14. ^ahrhunbert« $ar i« ... 
gegen ©nbe be« 3ahrbunbert§ betam aber bie 
©dple oon ©ambrai ubergemicht (6. 185) . . . 
Die Stieberlönber [teilen fleh on bie ©pifce bet* 
aÄuftfentmicflung." 

„©tma im 4. gahrjehnt be« 15. 3ahrhunbert« 
fcheint ftch ber Umfchmung au« ber ooUen roten 
in bie leere fchmarje (roeifje) 9^ote ooHjogen p 
haben, oeranlafet burch bie gröbere ©equemlichfeit, 
melche bie Slnmenbung nur einer Dinte bot. 3Bir 
l fehen bie roeihe Stote alle gunftionen ber roten 
1 übernehmen (0. 213) . . . „Die 9totation«fünfle* 
leien mittel« ^mperfeftion unb ©qnfopation tre^ 
ten jurüct; e« macht ftch allgemein ba« ©treben 
nach einfachen 9totation«oerDältniffen geltenb." 
(©. 214.) 

3m oierten bi« fechften Äbfchnitt 
(@. 215—357) toenbet ftch bie Darfteßung ber 
italienifehen Dotation au^ aunä^ft ihrer 
©nttoicflung oon ßRarchettu« bi« aur SRücffebr 
be« päpftlichen ©tuhle« (toorüber aßerbing« 
nur toenige thcoretifdbe Oueflen oorliegen), 
alfo rein italienifch^ bann italienifch s franaoftf(h. 
Die Jtlarlegung ber reinen itaüenifchen SRota* 
tion erfolgt an ber £anb be« Tractatns pra- 
ticae de mnsica mensurabili ad modum Ita- 
licorum be« ^ro«bocimu« be ©elbemanbi«, 
ber e« oerftanb, biefe SJJaterie am treueften 
toieberaugeben, toenn er auch erft bem änfang 
be« 15. 3ohrhunbert« angehBrt, too bie ita* 
lienifdhc Dotation bereit« in ©erfaß geraten 
mar (©. 216). 

Der fünfte «bfd&nitt (©. 226-288) ift 
ber italienifchen ‘JJrayi« im 14. Sohrhunbert 
gefcibmet, aunachft bi« aum 3ohre 1377. Dr. 2Botf 


x ) Ü6er bie Dotation be« ©ui Hau me be 
SJtachaut cf. ba« Nähere ©eite 167 — 175, über 
beffen poetifdje unb muftfalifcbe 3ä3erte furj ju* 
oor ©. 156—166; bah er ftch ber Dattjeichen gar 
nicht bebient, foU eigen« betont roerben (©. 185). 

29 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Kritiken utib Referate. 


226 


bat gerabe biefeg 3abr bcr Wücffebr ber päpft* 
liehen Wegierung oon Sloignon nach Wom ge* 
toäblt, um einen Umfchtoung ber Wotenoerbält* 
niffe in Italien in ftatuieren, — meineg @r* 
aebteng mit Wedft; ich benfe fo: 

Sßenn and) hiftorifche $ofumente junächfi noch 
fehlen, fo liegt eS bock fehr nahe, bafj bie nach 
Italien im ©efolge be3 ^apfteä l)eimfef)rcnben 
©änger - vermutlich ber gröfieren 3 a *)l nach 
9tid)titaliener, ba ba$ Angebot an folgen in granf* 
reich minbeftenS fo grofe fein mochte als bie 9lach= 
frage — auch bie nichtitalienifche Dotation mit* 
brachten. SBoHte jemanb oon 1377 an in SRom in 
bie Kapelle eintreten, fo muffte er mohl ober übet 
bie neue Dotation ftubieren, bejm. fchon ftubiert 
unb „los" h a & e n- $aju bebarf e3 feines päpffc 
licken ©pejialerlaffeö jugunften ber franjöftfchen 
Dotation, toie Dr. Lubroig annchmen möchte, ba 
er meint, bie ^äpfte bitten „nach ihrer SRücf-- 
febr nach 9iom junöcbft eine 3eülang anbere 2)inge 
*u tun gehabt, als fofort ihre ©änger fraitgöfifche 
Dotation in Italien oerbreiten ju iaffen." 3)iefe 
Verbreitung ging fidicr nicht programmatifcb, fom 
bern allmählich auf bem Voben ber neuen 3ritoers 
hältniffe oor fich, unb Jönnten mir, ohne befaate 
SRttcffehr als „afuteä ©reigniS" ju bejeichnen, fa* 
gen: bie fteimfehr au3 Sloignon bitbet nicht bie 
Urfacbe, fonbern höfhftens ben Slnlafj, baju noch 
einen jiemlich äußerlichen Slnlaß jur Veränberung 
ber italienif<hen s Jtotation3oerbältniffe. Slnfangö 
franjbfifche (Spezialität in SHom, bann Liebhaberei 
(unb Liebhabereien fteefen befanntlich an — trofc 
(Srlaß ober ©egenerlaß), aisbann Slormatio, julefct 
Storni, baneben fortgefefcter 3 u Jug aus granfreid) 
unb Stieberianb: bieö toirb ber natürliche ©ntmief* 
lungöprojeß biefer -Dtethobe (fürjer „SJtobe") zu* 
nächft in Siom, herauf sensim sine sensu 
außerhalb 9iom3 geroefen fein. SBie? 

Befonberg ber (Srtoäbnung unb beg ®an= 
feg toert in biefem 5. Slbfcbnitt (1. Äap.) ift 
ber nähere (Sinblicf, ben un$ Dr. 933olf in ben 
Codex Pal. 87 getoäbrt, toelcher pi e ergie* 
bigfte Duelle toeltlidjer italienifcber W?uftf beg 
14. 3abrbunbcrt$ ift unb alg eine Bergament* 
banbfehrift in golio eineg ber ^runfftiiefe ber 
an foftbaren 4>anbfd)riften reichen Bibliotheca 
Medicaea-Laurenziana in glorenj bilbet 
(cf. bag 9?ä^crc befonberg auch nach 3nbalt 
©. 228 f.); außerbem Serben an Duellen be* 
fchrieben glorenj Nation. Panc. 26, Paris Na¬ 
tion. fonds ital. 568 — toohl bie ältefte ber 
großen Sammlungen über bie italienifche B*a 5 
jrig beg 14. 3abrhunbertg, — Babua 684 unb 
1475, 1115, Paris Nat f. fr. n. acqu. 677 
(Reina) unb Sonbon, Br. Mus. Addit. 29987. 

®ag 2. $?apitel behanbelt bie italienifche 
Dotation in ihrer Blüte (3oh. be glorentia, 
3ac. be Bononia, Bartolinug be Babua), bag 
1. unb 2. $ap. beg 6. Slbfchnitteg biefelbe im 
Sichte ber Sheorie unb ^rayig oon 1377—1400 
(rote Wote fehr fbärlidh). bag 3. «ftabitel bie 
9?otationgbrayig oon 1400—1425 (bie tote 9?otc 


ein oielgebrauchteg SWittel jur®arftellungrhbth* 
mifchen S®e<hfelg). 

Slig Lehrfrüchte ergeben fich fü r bie^eriobe 
oor $ufap: bie Dotation toirb um fo llarer, je 
näher 3)ufap fommt, auf ©chritt unb £ritt ge= 
mähren mir eine 3 ß it ber 3lbflärung — auch in 
Statten treibt bie Äunft auf $ufap h*n (bie m 2Ho* 
toren'' maren ja granjofen unb 9iieber(änber). 3Kit 
ber 3*it um 1425 beginnt bie unumfehränfte ^err^ 
fchaft ber franjöfifdien Dotation. 

®er fiebte »bfchnitt (©.357-376) be= 
hanbelt bie ®enfntaler ber lontunft in 6ng= 
lanb (oon jirfa 1325—1460), Äunachft bie 
ältefte Drgeltabulatur, 1 ) beren Dotation eilte 
S3erbinbung oon Wenfural* unb Suchftaben^ 
Dotation ifi (©. 358), aber burchaug nicht bie 
UnooDfommenheit unb Unbeholfenheit eineg 
erflen ®erfudheg aeigt. 

3luffallenb finbe ich eö aber hoch, baft anbere 2)enf= 
mäler biefer Xabulatur in ©nglanb nicht auf uns 
gelommen finb, unb bis jur jmeiten Hälfte bes 
— 16. 3ahrhunberts jegliches 3)ofument für bie 
SBetterentrotcflung ber Drgelmuftf fehlt (©. 364). 

3>ie englifdhe SJofalmuft! beg 14. 3abr s 
hunbertg bringt ioenig braftifche ©elege für 
bie neue ihtnftbetoegung (inter arma silent 
Musae?), anbereg bringt bie SBettbe beg (14.) 
3abrbunbertg — bie ©nglänber beginnen neben 
ben 9?iebertänbern eine fühtenbe Wolle iu foie* 
len oor unb mit ®unftable.*) 

®ie Slnmenbung blauer Woten ift h^t 
befonberö oon Sntereffe. (©. 376.) 

3m achten Sbfdbnitt fommt enbfich 
®eutfchlanb an bie Weihe, bag, toeil oiel ju 
lang am cantus planus fefthaltenb, für ben 
Slugbau ber SKenfuraltheorie fo gut loie nicht 
in Betracht in fomitien fd&eint, ba bie gran!o= 
grage noch nicht enbgültig gelöft ift. 

„©idjer ift, bafe ju gleicher 3 ci t jmei grait^ 
fonen in V<*riS gemirft höben. 9114 eigentlicher 
Steuerer tritt feiner oon beiben auf'' (©. 377). 

3n biefe 3eit faßt (toie befannt) Bau* 
m a n n g „fundamentum organisandi tt (1452), bie 
ältefte beutfehe Drgeltabulatur, bie eine 993er- 
nigerober ^anbfehrift betoahrt. 3b*e erftmalige 
Bubliaierung erfolgte burch g. 993. Äntolb 
(über bie Wotation berfelben cf. ©. 390). 

3m 9. unb lefcten Slbfchnitt beg erften 
©anbeg ift noch bie Webe oom Umfchtoung in bie 
leere fchtoar$e (= toei§e) Wote, beren immer 
häufigere Beriocnbung praftifchen Borteilen 
(einerlei Üinte, fchneQereg 993eiterfchreiben, ju* 
mal großer ©horbücher, alfo große ^riterffcar* 
nig) Borfchub leifteten. 

') NB. 100 3ahre früher alö in 2)eutfchlanb 
©. VaumannS „Fundamentum organisandi“*, bas 
bisher für bie ältefte Tabulatur galt! 

*) (Sin oollftäubigeS Verjeichniö ber Stompo'- 
fitionen $unftableS finbet fich in ben ©ammelbän* 
ben ber II. 1 ff. — Sluffafc oon ©äc. Stainer. 


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227 


Kritiken unk JUferate. 


SemerlenSroert mag e« erfcöeincn, bag biefec 
9totation«umfcgi»ung in fege befcgleunigtem Tempo 
oot ft cf) gegangen fein mug, ofjne bag bie Theorie 
barüber ju Sftem lam — „nicht mit einem ©orte 
gebenft fie biefer lXmroäljung" (8. 393). 2tlö 
3eit be 3 Umfehtoung« roerben mit (roollen mir 
ber SBagrgeit nage fontmen) allgemein bie 3agre 
14öO—1455 annebmen (©. 396) — aHerbing3 eine 
lurje, fegt furje $eit! 

Hat ber ©erfaffer inganj richtiger 2luffaffung 
feine« Sehrberufe« eS nicht »erfäumt, nach langer 
au«gefponnenen Darlegungen bureg lurje, präg* 
nante Bufammenfaffung ba« (Ergebnis, fagen 
toir bie Duinteffenj (in be« ©Borte« eigentlich» 
fter ©ebeutung) be« borgetragenen Sehrftoffe« 
geranSjufteDen unb baburdg ein fiberftcgtlicge« 
©tubiurn bebeutenb ju erleichtern, fo gibt er 
am ©cglug ber gefchichtlicgen Darfledung be« 
ganjen Sanbe« einen SRüdfblicf, ber ign fetbft 
in Hinficgt auf bie obferreiege Seiftung, bie er 
ju bieten in ber Sage toar, getoig megr at« 
beliebigen burfte (©. 409 ff.) — er ift in fei* 
net Ärt jugleidg bie getungenfle habet inbalt«» 
reidgfte ©tilprobe unb Krönung be« 1. ©an» 
be«; bag ein ausführliche« SRegifter gleidgfam 
al« ©dglüffel ju biefem toertpoflen äRagajin 
beigegeben ift, fei al« toillfommen !urj be* 
merft. 

3<h ahne nun, bag bie grögere unb eigent* 
liege mügeoolle Arbeit in ben jtoei toeiteren 
Sänken fteeft, toeldge ben nottoenbigen, nüfc* 
liegen unb angenehmen Kommentar bilben, aber 
auch bie ©infiegt in bie felbflänbigen, toeit felbft* 
tätigen ©erarbeiten »ermitteln, ohne toeldge eine 
OueQenfenntni« unb bementfprecgenb eine au« 
bireften Duellen entfbringenbe Hifiorif ein Ding 
ber Unmögticbfeit ift. 

Da e« aber an bent Inhalte biefer beiben 
©änbe hiegt oiel ju befdjreiben gibt, »ielmebr 
perfonlidge ©infidgtnagme unb nachhaltige« ©tu» 
bium (toenigften« für ben tfaegmann) unerläg* 
lieg ift, fann ich niidg hier !urj faffen. 

Der atoeite ©anb, ber fich al« „Äunbe 
ber ganbfdgriftlicgen Duellen gemeffener SRuftf 
be« SRittelalter«" einfügrt, entgalt alfo „ntufi» 
talifdhe ©djriftproben be« 13.—15. Sagt« 
gunbert«", nagergin 78 ßompofitionen au« ben 
Hanbfdgriften in berDriginatnotation,oon 
benen bi« iefct nur toenige butdg ben Drucf be* 
tannt toaren. 

Der britte ©anb bringt bie Übertra* 
gungen. 3<h möchte ben lehrhaften <3toecf 
beiber ©änbe in ben ©orbergrunb fteden, 
um fo mehr al« gier nunmehr reicher Übung«* 
floff für fetbftänbige Übertragungen »orliegt. 

„SacftmileS barjubieten ging über bie Äraft" 
be« Herausgeber« unb ift „bie grogte ©lüge 
barauf oertoenbet toorben, ben ©tidg au einem 
annägernb »oügültigen ©rfap ju geftatten. Di«* 


frepanjen, bie nicht ju umgehen toaren, toer* 
ben ftdg hauptfacglicg nur in ber Deptunter* 
tegung unb ber genaueren ©aufengebung offen* 
baren" fagt Dr. ©Bolf felbft (©. VIII), fo toie 
„für bie 3lu«toahl ber Jfompofttionen toeniger 
ihr funflgefdgicgtlicger ©Bert at« igre notation«* 
gefdgicgtlicge ©ebeutung beftimmenb toar. ©on 
einer SRebuftion ber ©Berte ift grögtenteil« Slbftanb 
genommen toorben, 1 ) um ben auf notationSge- 
fdgicgtfichent Oebiete toeniger ©etoanberten nicht 
ju »ertoirren, unb bürfte e« feinerlei ©chtoie* 
rigfeiten bereiten, au« ber Jtompofttion gerau« 
in jebem (?) §all ba« richtige Dempo ju toäg* 
len" (ibidem). 

Über oen britten ©anb fpeaied urteilt 
Dr. Subtoig (1. c.): „@s mug lebhaft anerfannt 
toerben, bag im ©egenfag ju ben meiften ©er* 
fudgen früherer Sorfcger bie Übertragung be« 
rhhtgmifcgen ©Berte« ber einjelnen fRote bei 
©Bolf auoertaffig ift unb auf metgobifeg fo 
ftdgerem gunbament ruht, bag aueg fo fegtoierige 
Übertragungen, toie fie j. ©. au« ©gantidp unb 
SRobena geboten toerben, in biefer ©ejiegung 
buregau« gelungen finb." Sufficit! 

©« toare enblidg toeniger al« höflich, toollte 
ein ^Referent bie oon äugerfter ©fribie unb 
Hingebung auf ieber ©eite aeuflenbe Drud* 
legung unb gerabeau prächtige $lu«ftat* 
tung feiten« be« ©erläge« ©reitfopf unb Här* 
tel al« febftoerflanblicg PorauSfegen unb bager 
nur auch furj ju erwähnen oerfäumen ober gar 
— »ergeffen. 

fRegen«burg. Dr. ft. Sääuerfe. 

Dr. ©. geberer, Über Heimat ttttü Ur= 
fprunß her megvftimtnigett Donfunft. 
®in ©eitrag $ur Pufth» unb allgemeinen 
$ulturgrjiljid)tr bes Pittelalters. Herau«» 
gegeben mit Unterflüfcung ber ©efedfdgaft 
jur Sorberung beutfdger ©Biffenfdgaft, Äunft 
unb Literatur in ©ögrnen. ©ortebe: Äel* 
tifdge fRenaiffance (VIII u. 56 ©.). 1. ©anb 
(XIV u. 429 ©.). Seipjig, 6. ft. ©3. ©iegel 
(fR. Sinnemann) 1906. 1,50 M unb 12 .« 
®in mit ungewöhnlicher ©aegfenntni« unb 
fpracglidger 2Reifterfcgaft abgefagte« ©ueg über 
ba« $inbgeit«fiabium ber ÜRegrftimmig* 
feit, welche« für biefütufifforfebung be« dRittel» 
alter« »orau«ridgtlidg »on einfdgneibenber Se* 
beutung fein toirb, — in biefe ©Borte möchte idg 
ben (Sinbrucf fleiben, ben bie Seftiire be« mit 
origineller Srifcge, bager bureg fteg felbft un* 
mittelbar toirfenben ©Serie« auf mich gemacht hat. 


’) 3 u m grofjen Unterfcgieb noit ben bebeu* 
tenb rebusievten Übertragungen oon Dr. .p. Sie» 
mann! 

29* 


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228 


Kritiken unfe Weferate. 


®en geteerten Ausführungen fdjicft ber ©er* 
faffer in einer ©orrebe einen Prolog »oran, 
bie er aus ©rünben ber „©orficht, ,3toeclmäßig* 
feit unb Pietät" äu§erticf) getrennt herauSgibt 
unb „fleltifche Nenaiffance" betitelt. $ie* 
fetbe fofl in ftiliftifch* unb inhaltlich freierer, 
»on ber fhreng »iffenfchaftlicben Argumenta* 
tion ber eigentlicben Unterfucbung abftechenber, 
baber leichter lesbaren Farm bcm SEBerle pra« 
lubierenb baS 3ntereffe für bie allgemeine fful* 
turbebeutung ber Gelten toeefen. SEBohl ift ber 
©erfaffer, ber »on einer ©egeiftcrung burch* 
glüht ift, beren nur ber Optimismus fähig iß, 
»on ber erjten ©eite an auf bie uuauSbleib= 
liehe „prinzipieße Oppofition" gefaßt, ba bie 
»on ihm „propagierten Anfichten ber berrfchen* 
ben Meinung ju fcfjroff gegenübertreten". SBenn 
er baher felbft auf ©eite 1 bie Frage erhebt: 
SBie toirb eS ba bem »orliegenben SEBerl er* 
gehen? — um t»ie»iel mehr »erben audh bie 
ßefer, »oÜenbS bie bisher als Fachmänner gel* 
tenben ßefer unb ©päber mit fritifchem ©tifte 
ihre Fragezeichen ad marginem notieren. 

®od>, bie Oppofition, bie bereits (ich möchte 
fagen, fonberbarertoeife) auS ber ffolonne ber 
„jungen" einen Vertreter gefunben hat, 1 ) toirb j 
auf bie $auet nicht ju fcharf »erben, ober 
»enigftenS geeignet fein, bie «Situation um fo 
eher unb früher zu ftären. 

©ntfprecbenb bet ©ebauptung, baß unfere 
©eifteSlultur bireft ben alten ©ritanniern unb 
©coten, ben ffpmren unb 3ren, mehr als ben 
©riechen, Nömern unb ben gefamten Orienta* j 
len jufammen genommen »erbanft, fuebt ber 
©erfaffer „ben Urfprung unterer poipphonen 
SJiufil im ßanbe beS heiligen ©ral bei ben 
©arben beS feltifchen ©ritannienS unb toeift 
beren ©rben, Nachfolger unb ©olfSgenoffen in 
Jenen »anbernben ©ängern, ©piefleuten, 3on* 
gleuren, NJeneftrelS ic. nach, »eiche, bie bri* 
tannifchen ArtuSfagen unb SNinnelieber auf bem 
Kontinent »erbreitenb nicht nur bie ßehrtneifter 
aller mittelalterlichen dichter unb ffomponiften, 
Üroubaboure, Niinne* unb ftfteifterfinger »aren, 
fonbern zugleich auch ber romantifch=belbenhaf* 
ten ßebenSauffaffung ber alten ©ritannier in 
bem Nitterleben unb ßJlinnebienft beS ftNittel* 
alters einen ge»altigen Nachhall fchufen,—auf 
biefe SBeife führt ber 2Beg unferer mufif»iffen* 

l ) 3 m Sulißeft ber 3citfchrift ber 
publizierte Dr. %x. Subimg*©traßburg eine baö 
oom SBerfaffer felbft erbetene i)!afi rooijlroollenber 
9tad)fict)t nicht berüdfießtigenbe, umfangreiche 3)e* 
fpredjung biefcs Alertes, bie bureß frappante Kennt* 
nie feßr oieler © i n} e l h e i t e n imponiert (— man 
bentt uniuiUtüvlicß an bie neuließe Aezenfionsfeßbe 
„3Bolf=8ubteig" —) unb feßließließ bem mutigen Aer* 
faffer bes SBerfes nur — nüßließ, baßer roillfom* 
men fein lann. 


fchaftlichen Unterfuchung mitten hinburch burch 
bie ©oelte, bie ßebenSoerljältniffe unb bie fojia* 
len ©runblagen beS SNittelalterS unb münbet 
— in ber aDgemeitien ffulturethif" (©. 4). 

9Nit ©efriebigung lefen ftch bie ©eiten, auf 
»eichen Dr. ßeberer für bie toelthiftorifche 
©ebeutung ber Jonlunfl, in specie für 
baS Anfehen ber 9)lufif»iffenf<haft inner* 
halb beS ©efamtbetriebS ber Unioerfitäten ftch 
er»ärmt, inbem er bartut, baß bie SNufil* 
toiffenfdjaft nicht bie iüngfte, fonbern bie ältefte 
moberne UnioerfitätStoiffenfcbaft ift. 3EBenn bie* 
felbe aber ba unb bort, »ießeiebt auffallenber* 
»eife bie gebübrenbe Achtung nicht gefunben, 
refp. in ftWißfrebit gelommen, fo »äre meines 
©radftenS immer noch ju unterfcheiben ge»e* 
fen jtoifchen fNuftt als ffunft unb SNuftl als 
SBiffcnfchaft. SEBentt baS eine ober baS attbere 
biefer beiben ©ebiete gelitten, fo lag baS »iel* 
fach nicht an ber ©ad>e, bie man »ertreten, 
fonbern gar zu oft an ben Herren ©ertretern 
felbft, bie burch bie „@thil“ ihrer eigenen Sehens* 
führung „dam in malitia perseverant“ 
(©.353 Fußnote 1 ) baS©ertrauen »eiterer ffreife 
erfchütterten unb bamit baS Necht »ertoirltcn, an 
ber ©rjiehung ber Nienfchheit mitzuarbeiten. ®a§ 
nur ber zur ©rziebung taugt unb berufen unb 
berechtigt ift, ber felbft erzogen ift, hübet 
ein päbagogifcheS Ayiom, baS befanntlich nicht 
betoiefen zu »erben braucht. SBenn baher ber 
©erfaffer refurrierenb bemerft: 3Roge bie 
Niufi?»iffenf<haft „»iebet gebübrenbe Ach* 
tung unb Seachtung finben", fo toirb er allge* 
meines ©inoerftänbniS auf ber ganzen ßinie 
etnfter F»rfcher unb djaralterfefter ©elehrter 
finben. SNogen bie »ahren „ßJlufiler" felbft 
bafür beforgt fein, baß fie nie mehr auf baS 
Ni»eauber „Niufilanten" he rabgebr fielt 
»erbenl $aß eS nicht bloß int ©piele ber 
Jone eine Harmonie gibt, fonbern auch eine 
©eelenharmonie, burch »eiche ber innere 
Niufiler iebem mufitunlunbigen ©ebilbeten 
»on felbft überlegen ift unb fein muß, feilte 
nadjgerabe nicht nur benen betannt fein, benen 
bie Ausgeglichenheit z»ifchen ßeib unb 
©eele 3beal unb SBirtlidjleit zugleich ift- 
®och genug. „Um eines möchte ich bitten: 
beStoegen leinen ©roß! »egen ber (meini* 
gen) ©orrebe— leine üble Nachrebe!" (©. 43.) 
.. _ - _ 

') $er ßier fotgenbe, ganz unnötig geführte 
hieb auf bie Äirdje (©. 4) geht nach meiner An* 
fiept ganj baneben, ba fie (ebenfalls ihre ©riinbe 
hatte, roenn fie fiep in ber Verfolgung biefer Kunft* 
oaganten (oieUeicßt roaren unter biefen Vagabun* 
ben bie „lugenbbengcl" fo feiten roie bie roeißen 
(Haben? 1) „gar nießt genug tun tonnte". Kein 
! oerftänbiger Väbagog fcßilt eine ibealgefinnte SWut* 
ter ob ber ©treieße erioacßfener Sotterbubcn. 


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229 


An bie ©pi®e feine« SBetleS ftellt ßeberer 
eine Hefe, „fei eS auch auf bie ©efabt, ba§ 
biefetbe aunädbft paraboy Hingt": 

SBaleS ift bie Heimat ber ©olppbo* 
nie, in bet Kunft ber leltifcben ©arben liegt 
bie SEBurjel berfelben. ©eit ber ©roberung 
Don SEBaleS burdj ©nglanb (1282), jum Seil 
fdjon in ben oorbergebenben 3 «hrbunberten, 
hat bie ebebent teltifdbe üRationalfunft 
ber geregelten URehrftimmigteit fich ju» 
erjt in ©nglanb unb @nglifch=granfrei<h, bann 
auch im übrigen granlreich, Italien unb Seutfcb» 
lanb »erbreitet. Aber »on ©tubengelebrten mi§» 
toerftanben, »on ©tümbern mifjbanbelt, artete 
fie aunäcbft überall, too ibr bet beimifche ©o= 
ben fehlte, au« unb »abre ©ebredgefpenfter 
»on mufifatifeben Kompofitionen charalterifie» 
ren bie Abirrungen beS 13. unb 14. 3abrbun» 
bertS. Sa fammelte bie alte ©arbenfunjt gu 
©eginn be« 15. Sabrbunbert« am beimifchen 
£>erbe neue Kräfte unb fanb in 3»bn of 
Sunftable einen ÜKeifter, beffen 5Rame unb 
fRubm bie ganje SBelt erfüllte, einen Künfiler, 
ber mit einer ftbeinbar neuen, im ©runbe aber 
nur mit ber un»erfälfcbt alten, reinen unb 
febenen Kunft eine allmächtig toerbenbe SRe* 
formation ber ÜRuftl ©uropaS »oHbracbte unb 
bamit ben ©runbftein 31 t unferer Sonfunjt 
legte. 

©0 fetbftänbig unb fiegeSgetoifj biefe SReful« 
täte ftdb präfentieren—gana neu finb fie benn be» 
Fanntlicb bodb nicht, ©chon gStiS machte auf ben 
norbifeben Urfprung ber SRebrftimmigleit 
aufmerifam, inbem er behauptete, bie ?Ror» 
mannen hätten ber europäifdjen 2RufU baS 
©tement ber Harmonie 3 ugefübrt. SReuerbhtg« 
ifl eS aber befonberS #. fRiemann, ber in 
feiner 1898 erfdjienenen „©efchichte ber ÜRuftf» 
tbeorie im 9.—19. 3«l>rbunbert" — eS ift bi« 
beute bie erfte unb einjige SRonograpbie über 
bie ©efchichte ber ÜRebrjtimmigleit — (©or= 
»ort ©. IX), »enn auch nodb febr »orfidbtig, 
bemerhe: „5Rit einiger SBabrfdbeinlichteit bür» 
fen mir • . . bie ausführliche ©eftätigung 
bafür erwarten, ba§ »or Sunftable ber torrelte 
mebrftimmige ©ab in ©nglanb 3 U £aufe J»ar, 
toie benn überhaupt ber erfte Anftoöaur 
SKebrftimmigleit wab*fd)<i®lt<b »on@ng» 
lanb ausgegangen ift (bie <3eugniffe beS 
©cotuS ©rigena unb beS ©iralbuS ©am» 
brenfiS eröffnen „überhaupt ganj ungeahnte 
©erfpettioen . . .“)• 

Serfelbe feinfüblenbe iERufiffdbriftfieKer 
ftreibt in bem 2. Seile beS 1. ©anbeS feine« 
fmnbbucbeS ber üRufitgefdbidbte (1905) im 
XII. Kapitel „bie Anfänge ber mebrftimmigen 
ÜRufif" ©eite 136: „3n ber Sat ift, toie eS 
febeint, ber Urfprung ber mebrftimmigen ÜRuftl 
bei ben ©Blfem beS nörbliehen ©uropa 


3 u fudben, »enn auch bie grage nodb offen ge» 
laffen »erben mu§, „ob bei ben Kelten ober 
bei ben ©ermanen" (man lefe bie »eiteren 
Ausführungen bort felbft nach). 

2BaS biefe ©teilen fchlieplich noch als 
#ppotbefen erfebeinen liefjen, ftellt Dr. Seberer 
als Sbefe auf — barin liegt alfo naberbin 
baS „ÜReue". 3n»ie»eit eS nun bem ©er» 
faffer gelungen ift, ben ©etoeiS butdbsnfübren, 
bieS im ganjen Umfang feftjufteUen, ift lei» 
ber in biefem Augenblid nodb nicht möglich, 
ba erft bet 1. ©anb »orliegt, unb ber adern 
Anfchein nach toichtigere 2. ©anb mir toenig» 
ftenS bis aum Augenblid (5. Seaember) noch 
nicht befannt ge»orben ift. SeStoegen mag 
eS für bgute genügen, »enigftenS eine alt ge» 
meine Überficht über ben 3«balt beS 
erften©anbeSau ffiaaieren, ber „aller©bra* 
fen entHeibet, lebiglich als eine ©peaialarbeit 
über bie mebrftimmige fpeaied englifche ÜRuftf 
beS 15. 3<*brbunbertS fid) barfiellt" (l. c. .Seit» 
febrift 3ÜR@. 190« ©■ 405). 

Siefer 1. ©anb bebanbelt in 6 Kapiteln 
näberbin: l)3»bn of Sunftable, ber Ahn» 
berr unferer Sonlunft — hier ftnb bie bisher 
mehr ober »eniger bereits befannten fRotiaen 
übet Sunftable aufammengeftellt unb ad hoc 
»ertoertet (betreffenb ©inaelbeiten cf. gr. 8ub»ig 
1. c. ©. 405 ff., toaS auch für bie folgenben 
Kapitel beachtet »erben möge). 

2) ©balefpeare als ßeitftern ber mufif» 
biftorifdben gorfebung. 

3) Sie ÜRorgenröte ber ÜRufifreformation 
— „biefeS ganae ©ebäube geberetS ift nur ein 
guftfchlofj" — bemerft g. 8ub»ig. 

4) Sie britifebe Komponiflenfcbule be« 
15. 3abrbunbertS — „mu§ idb bie Ausbeutung, 
bie geberer feinen biftorifdben Duellen gibt, in 
ben »ef entliehen ©unften ablebnen, fo fei boch... 
betont, bafj ber £intoeiS auf biefe Duellen, bie 
gern unb »iel »on ber ÜRuftf unter Heinrich V. 
fprechen, böcbft intereffant ift" refumiert über 
biefeS Kapitel g. gub»ig (©. 409). 

5) „0 rosa bella“, ein ©tüd praftifcher 
Sonfabtebre auS ber grübaeit beS enttoidetten 
KontrapunfteS — baS folibefte, an ütefultaten 
ergiebigfte Kapitel beS ©ucheS. 

©nbticb 6) bie ÄompofitionStechnif 
SunftabfeS unb feiner Seit - „ein toeiteS 
gelb pbantaftifdber Kombinationen (fo baß eS 
fich nicht »erloijnt, bem ©erfaffer hier im ein» 
aelnen a« folgen), ohne Kenntnis ber älteren 
mittelalterlichen SRufif fotoobl beS gregoria» 
nifchen ©efangeS »ie ber älteren 3Rebrftim» 
migleit gefdbrieben" — fo Dr. 8ub»ig (1. c. 
©. 413). 

3ur ©otlfiänbigfeit feien »on bem noch 
auSftebenben a»eiten ©udb einfttoeilen bie Sitel 


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230 


ftritiken unb ftrfrrate. 


ber Sfapitel mitgeteilt: 1) bie Heimat ber#ar= 
monie (biefeS Äapitel mirb unb nu:§ für bie 
JPritif ber Sebererfcben gorfcbitng auSfchlag* 
gebenb merben), 2) bie Barben Britannien«, 
3) bie 2)?ufif im BolfSleben ber JJpmten unb 
3ren, 4) Ijiftorifdje Betoeiebofumente, 5) Ut= 
fprung ber Brippbonie, 6) 2lu«blicfe. 

Schließlich toirb niemanb ben Sbeotogen 
ba« Bertounbern oerbenfen bar über, baß fie 
in biefent Buche nidbt feiten (ju ihrem eigenen 
Bebauern) ©teilen lefen fotten, bie ganj ohne 
9?ot (unb, toenn fcbließlicb unoermeiblicb, ju 
febr) mit feinen unb groben SZabelftichen gegen 
bie „röntifdje ßirdje" reichlich oerjehen finb. 

©otche Saftif ift für gegenfeitige« ,3u* 
fammenarbeiten auch in mnsicis benn boch 
toenig geeignet unb erinnert jn fehr an ben 
fatalen ©runbfehler, in ben jum größten ©cbmerj 
ber ganjen ÜEBelt ober toenigflen« tolerant ge* 
finnter Scanner »or bemnachft 400 fahren ein 
entgleifter DrbenSmann oerfatlcn ift: biefe 
ober jene fDZißgriffe einjelner ‘’Perfönlidjfeiten 
ober SDZißflänbe in ber Äirche mit „ber 
ifirche" ju oertoedjfeln. Seiber, ja leiber! 

Dr. S>. 23änerfe. 

Dr. f>. fRtemann. &ailMtt<& ber Wttfif= 
ftCjcftichtc. i. Banb in 2 Seilen: 1. Seil: 
Sie 2JZuftf be« flafftfchen Ultertum«; 
2. Seil: Sie üftuftf be« fDZittelalter«. 
Seipjig, Breitfopf unb Bärtel 1905. 8°. 
1. Seil, XVI, 258 ©., brofdj. 5 2JZf., ge* 
bunben 6,50 5DZf.; 2. Seil 374 ©., brofcbiert 
9 2W., geb. 10,50 5D?f. 

©alt in ben lebten 3abrjebnten unb gilt 
heute noch ber geiftreicbe 31. SB. 21 m b r o « al« 
ber 2)iufiIbiftorifer unb ÜJZufiffcbriftftefler par 
excellence, fo ift ihm in ben lebten fahren 
ein 3JZamt oon gerabeju ungläubiger 2lrbeitö* 
fraft al« ftiioale an bie ©eite getreten, oon 
bem man getroft behaupten fann, baß er jefct 
fchon feinen + SEBiener Äoßegen ablöft, ja 
ganj bebeutenb ihm über ben Äopf getoachfen 
ift. Sen Beloei« führt $. fRiemann felbft 
burcb feine fehr jahlreicben 'ßublifationen (toir 
nennen nur bie jrnei Sußenb ffatechiSmen 
über alle ©parten ber iDZufif al« Sunft unb 
SSiffenfdhaft, befonber« ben $atecbi«mu« ber 
ÜWuftfgefchichte, ber ba« liirjefte, babei geholt* 
ooUfte Sfompenbium feiner 2lrt repräfentiert, 
ferner feine „©efcbicffte ber SRufiftbeorie" (1898), 
feine „mufifalifcbe Slfthetif" (1900), enblich ba« 
„fDiufifleyifon", ba« (in 6. 3luflage oorliegenb) 
bereit« tonangebenb getoorben ift. 

Siefen SBerfen reiht ber mitteilfame, oor* 
jiigliche Seipjiger fiehrer ein £>anbbu<b ber 
ÜUZufifgefcbicbte an, bcffen erfter Banb 


in jrnei getrennten Seilen (1904 unb 1905) er* 
fchienen ift. 

3ttber©inleitungbeSerften Seile« 
fpricht ber 3lutor felbft oon ben ©chtoierigfei* 
ten einer allgemeinen ©efcbichtfcbreibung ber 
ÜWufif unb bejeidjnet in befcbeibener ffieife fein 
#anbbuch al« einftmeiligen Berfudj. „SZicbt 
eine Bibliographie ber Literatur über ©Zuftf* 
gefcbichte, fonbern eine ^Bufanirneiifaffung ber 
©rgebniffe ber bi«herigen muftfbiftorifcben gor* 
fchung in einer le«baren überficbtlicben Sar* 
ftellung ift ber «3i»ccf, ben ber Berfaffer im 
3luge hatte" — fo miß er fich felbft oerftanben 
miffen. 

Bon langen ober furjen 3lbhanblungen 
über bie fDZufif ber 3lgpptier, Babplonier, ©bt* 
nefen, 3nber fieht ber Berfaffer baher mit 
Stecht ab, ba bie SBiffenfdjaft fdbmerlidh in bie 
Sage fommen mirb, oon einem ertoeiSlicben 
©influß einer alten fDZufiffultur be« fernften 
Dften« auf bie ©ntmicflung ber mufifalifcben 
ffunft be« SBeften« rcben ju fönnen. 9)Zit pro* 
phetifchem ©eherblicf fchaut er jetjt fchon in 
ber gerne bie unausbleiblichen SEBiberfprechen* 
ben, bie übrigen«, trenn fte lebiglidb „toiber bie 
© a ch e" finb, ohne perfonlidj ju merben, fchließ* 
lieh nach unferer Stnfidht ja fo nottoenbig finb mie 
bie Sefenbenten. Befonber« in ber grage ber 
SDZebrftimmigfeit bei ben ©riechen fteßt fich 
ber Berfaffer in febarfen ©egenfat} gegenüber 
ben bisherigen Sarfteflungen oon SBeftphal 
unb ©eoaert. 

5?lar mirb über ba« griechifche @po« unb 
SZomo« abgehanbelt, bie Sarlegungen über bie 
gefte unb geftfpiele bet ©riechen lefen fich bril* 
lant, bie gnftrumente ber ©riechen merben auf 
40 ©eiten eingehenb befprodten, beSgleichen bie 
SButjeln be« Srama«, bie ©teflung ber ftJZufif 
jum antifen Srama. SJZebr al« erftböpfenb 
gelangt bie griechifche ©falenlebre jur Sar* 
fteflung, bie griechifche SZotenfcbrift unb bie er* 
haltenen Senfmäler. ©in alphabetifdhe« forg* 
faltige« fttegifter befchließt (mie eö fich gehört) 
biefen erften Banb, an bem befonber« auch 
noch bie <3ufantmenfteflung ber Dueßen (grie* 
cfaifchen unb römifchen ©chriftfteßer überfDZnfif) 
ju preifen ift. 

Sluch bie jmeite Slbteilung be« erften 
Banbe«, meldhe bie fDZuftf be« SÖZittelalter« 
(bifl 1450) enthalt, miß niit fo faft neue, bi«* 
her unbefaunte archioalifcbe ©ntbeefungen an* 
einanberreihen, al« oietmebr ba« bi« jeßt oor* 
liegenbe Gueflenmateriat in .Sufantmenhang 
bringen unb für eine ineinanbergreifenbe ©e* 
fcfjichte ber SDZuftf oertoerten. Betreffenb bie 
neue 3luffaffung über bie fft h P t h ni i t be« alten 
ÄirchengefangeS möge anerfannt merben, baß 
fie burcb unb burcb geiftrcich ift* fich mit an* 


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Kritiken unk Referate. 


231 


feeren Auffaffungen nobel auSeinanberfefet, »iel* 
leicht aber mit feen Angaben feer Autoren (cor 
allem mit feem hier befonber« in (Betracht fom* 
menben Anonymus Vaticanus) fid? etwa« }u 
wenig in Fühlung fefct unb baburcb beinahe 
aUju felbftänbig — aprioriftifcb auftritt. 
6« foßte mich aber perföntiefe ungemein freuen, 
loenn Dr. (Riemann über bie Äöfefe feer Herren 
2feeoretifer hinweg nachträglich ba« Süchtige 
entberft unb burcfe fein bewährte« Feingefühl 
feen „immanenten (Rhfethmuö“ förmlich herauf 
gefühlt hatte. «Schon ben lerminu« „imma¬ 
nenter ÜRfefethtnuS" halte ich für eine befonber« 
gtücüiche (Bezeichnung. 

2>ocfe nicht in Ginjetfeeiten Wollte ich mich 
oerlieren. 3tt fdharfumriffener, baher überaus 
tlarer 2>i«pofition wicfelt {ich bie reichhaltige 
dRaterie ab, bie in jwei £>auptteileit (ber alt* 
lirchlidbe titurgifche Gefang unb ber Gefang 
im zentralen dRittelalter) behanbelt wirb. ®ie 
mnftfwiffenfchaftliche giteratur ifi nicht nur 
oo&ftanbig gufammengefteüt, fonbern (teilen* 
weife gleich nach GefichtSpunften überfiehtlidj 
gruppiert; bie (Rotenbeifpiele finb nach 
(Riemann« (feit mehreren Suftren toollauf be* 
Wahrter) dRetbobe in lleinften rhtothmifchen 
(Berten unb mobernen Schlüffeln Wieberge* 
geben, wa« bie Überficht wie überhäufet ba« 
ganze Stubium ebenfalls nur erleichtert. 

Über bie 8lrt ber (DarftellungSgabe 
(Riem an nS fei für Fernerfiehenbe iw aflge> 
meinen noch orientierenb bemerlt: (Riemann 
gibt toor allem feine Salonmuftlgefcbicbte; bon 
einer Sammlung hohler Shrafen feine Spur. 
2Ber tiefe Art al« ^aufetoorjug eine« dRufif* 
gefcbitbtawerf« fereift ober oerlangt, fommt nicht 
auf feine (Rechnung. 2Ber aber (Belehrung 
minbeften« fo hoch fcfeäfet al« Unterhaltung, 
alfo fi<fe wirflich belebten taffen Wifl, grünblich 
lernen, be nf en wifl — wirb hochbefriebigt fein; 
benn (Riemann — er ifi jurjeit unbeftritten 
„optimus Musicoram praeceptor“, wie ich ihn 
nennen möchte — bojiert erfchöfefenb nach 3n* 
halt, ruhig in ber Form. 3rrli<htern riicft er 
ohne Furcht „zu Seihe", überfliiffige „Sichter" 
bläft er mutig au«,Gnten erlegt er mit dReifter* 
fchaft, alteS, fchwere« Gerümpel wirft er ener* 
gifcb bahin, Wohin eS längft gehört: in bie 
berühmte Jfammer, luftige £fepothefen über* 
läfjt er bem SBinbe, unb Wo £fepotfeefen unter* 
weiblich ftnb, holt er fie nicht au« bem £ocb* 
lanb ber Abrufe, er fdjweift nicht in bie Feme, 
fonbern greift mit glücfticher $anb bireft nach 
bem Ginfachen unb Guten — es liegt befannt* 
lieh „nahe". 

Schlie§li<h Ware oiefleiebt ba« Gine au«= 
jufefeen, bah bie (ungewöhnlich reichen) S i* 
tateinnerbalbbeSÄonteytc« ihreSteße 


gefunben haben. 3bte Anbringung in Fu&noten 
Würbe einerfeit« bem literarifchen (Brauche mehr 
entfferechen, befonber« aber bie Seftfire be« 
SBerfe« oereinfachen unb (weil ohne »iele Stö* 
rangen) seitlich — um oiele« fürjen. 

Soß ber Anfang be« 20. 3ahrhunbert« im 
ganzen grunblegenb Werben für einen gebiege* 
nen Setrieb ber toeriüngten dRufilwiffen* 
fchaft, fo bfirfen imbefonberen bie „jungen" 
mit Warmem SDanfe an ben Autor iefet fchon 
fiefe gratulieren, ba fie in biefer Sparte bereit« 
ein 2Berf begrüben bürfen, ba« Re ficb fchon 
längft geWünfht: ein grünbliche«, auf bie 
neueften (Refultate geftimmte«, nidht 
ju ausführliche* „tfanbbudj ber dRufif* 
gefchichte", ba« hoffentlich recht halb abge* 
fchloffen Wirb. ®ie dRufifgefchidjte be« 16.3abr* 
hunbert« (von (Riemann bargefteßt) fann ich 
feerfönlidh wenigften« faum erwarten. 

Dr. Stüuerfe. 

Dr. dRennife Äarl: §«ffe UttÖ Mt ©riiÜer 
®ratm al$ Sfempbotttler, nrbfl Biogra¬ 
phien unb ttjematifdjen $atnlogen. 568 S. 
Sreittopf unb Bärtel, geifejig 1906. 20 M. 

Gin ausgezeichneter Seitrag jur Ge= 
fchichte ber Sfemphonie — möchte ich 
gleich hier furz »otieren. 

Unter ber Sernachläffigung, welche bie äl* 
tere Forfchung ber reichgeglieberten giteratur ber 
3nfiramentalmufif hat zuteil werben taffen, 
hat auch bie Gefchichte ber Sfemphonie ge* 
litten; bie bisher toorliegenben 3>arflel* 
lungen ber GntWidlungSgefchichte ber Sfem* 
fehonie ftnb in ber $auptfache Gffafe«, Weiche 
bei ben dßiener Älafftfern einfefeen unb ent* 
widtungSgefdjicbtlichen Unterfuchungen au« bem 
Sßege gehen; felbft bie Arbeiten oon 3ahn 
unb Sohl Rnb in biefer #inficfet merfwürbig 
abgegrenzt. ®ie im |>erbft 1902 oon (Rie* 
mann publizierte Auswahl dRannfeeimer 3n* 
ftramentalfompofitionen hat für bie Gefchichte 
ber »orfeafebnifchen ') 3nftTumentalmuftf ent* 
fcheibenbe« dRaterial zutage geförbert unb ben 
SeWei« erbracht, baf? ber S dj ö p f e r be« m o* 
bernen3nfirumentalfiilSnicht|>abbn, 
fonbern 3obann Stamife ifi; ferner hat 
(Riemann in feine Sammlung Collegium mnsi- 
cum SBerle mehrerer oor Stamife ju fefeen* 
ben ffiomponiften jum üweefe bet Genealogie 
be« neuen Stile« aufgenommen; biefe beiben 
Sammlungen bieten »etläfjliche Stüfcpunfte, 
oon benen au« bie Sfemphonien £affe« unb 
ber Stüber Graun mit einiger Sicherheit beur* 
teilt werben lönnen. 


') SBarum immer „prähapfenfefe"? märe ober 
tft »orhapbnfcfe niefet ebenfo oerftäubUcfeV 


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232 


Kritiken unk JUferute. 


3n bem 8or»ort fagt ber ©erfaffer — 
»ir »offen thn am heften felbjt fprechen 
taffen —: „Die oorliegenbe Unterfudßung ge* 
hört )u jenen Sorfchungen, bie fich übet ein 
dRateriat erfirecfen, toeldjeS in ganj ©uropa 
jerffreut liegt unb teil»eife erft gefunben »er* 
ben (off. Solche Unterfud&ungen, meinte ©hrp* 
fanber, feien faum (eichtet noch mttbfamer als 
natur»iffenfdjaftliche (Reifen in fernen gänbern. 
2öenn bie SBerbienfie #affeS bisher noch 
nicht gemürbigt tootben finb, fo liegt baS »enig* 
ftenS jum Heil an ben befonberen Schwierig» 
feiten, mit benen hier ber #iftorifer ju lamp* 
fen hat. Schon bie Seftlegung beS ©iogra* 
phifcben bereitet große dRühe. SU« ©erber 
fein geyifon fchrieb, Wagte er in ber ©orrebe, 
er habe allein für ben Artifel „#affe" 36 D ue 1= 
len benüfeen müffen, unb an anberer Stelle 
bebauert er ben (Diangel an ff onjert * unb 
Theaterberichten auS DreSben, UBien ic. fchr 
embftnblich. 

Die ©iographie garouffe nennt bie -£>affe* 
Sorfdjung furj eine gebensarbeit, unb Hermann 
ffretfchmar hat mehrfach betont, baß jur 
göfung biefer Aufgabe Diele £änbe interna* 
tionat ineinanber greifen müßten. Obwohl nun 
ber ©erfaffer feine Aufgabe oon oorneherein 
abgegrenjt hat, barf er nicht hoffen, baß fein 
©erfud) in affen 'fünften geglücft ift; trotj ber 
dRängel, bie ftch »erniutlich in ben biogra* 
phifcben Teilen unb ben ffatatogen am eheffeu 
bemerfbar machen, hofft ber ©erfaffer, baß 
feine Arbeit fich fttnftigen Sorfehern 
nichtig erWeife." 

Auö biefen feiten erhellt jur ©enüge ber 
große Steiß unb bie »obltuenbe ©efebei* 
benheit, bie jebem, befonbere jüngeren @e= 
lehrten, nur jur ,3ierbe gereicht. 

Dem erffen Abfdbnitt über bie ©nt* 
»icflung bee mobernen 3nflrumentaljtilS »er* 
ben in ber ©inleitung fdjarf charafterifferenbe 
©etuerfungen oorauegefdhieft über bie begriffe 
„mobem", „3nftrumentalftil", „altere" unb 
„neuere" dRuftf, über bie Vertreter ber alteren 
(Richtung: ©orefli, Abaco, ©ach unb £anbel, 
bie neuere (Richtung oon #apbn, dRojart, ©cet* 
hooen (S. 11 unb 12). Der erfte Abfdjnitt 
(S. 26—89) oerfuebt auf bem SBege ber ge* 
fchichttichen Orientierung bie Srgebniffe ber 
bisherigen Sorfdjung fritifch jufammenjufaffen. 
Die folgenben Abfdjnitte befdhaftigen ficb 
eingehenb mit ber Xedjnit unb bem gciftigcn 
©eßolt ber Ouocrtüren unb Shmpbonien oon 
€>affe unb ben ©riibern 3obann ©ottlieb unb 
ffarl Heinrich ©raun, beftreben fidb, baS ©er* 
hältnifl ber Opernfhiupbonie jum Drama 3 u 
Wären, unb unterfuchen auch eingehenb ihre in* 
ftrumentalc ©inWeibung; in ben Abfchnit* 


ten über bie 3»ffrumentation unb über bie 
„Ouoertüre unb baS Drama" hat ftch ber ©er* 
faffer nicht barauf befdjränft, ein ©ilb bcS oon 
$affe unb ben ©rübern ©raun ©rreiebten unb 
©rflrebten ju geben, fonbern er hat »eitere 
AuSblicfe ge»agt. 

3n ber dßertung beS äffbetifdjeu bemüht 
fich ber ©erfaffer mit (Recht, fich »on ber „bil* 
ber»ütigen ©bantajtif" fernjubalten, »eiche bie 
moberne (Dtufifliteratur pflegt. £>inficbttich ber 
Raffung beS mufifalifcb-tetbuif<beic AuSbrucfeS 
haben ihm bie dBerfe oon (Riemann, beffen 
Schüler er ift, jum ©orhilb gebient. 

©ine eoentueffe ©Tarnung, beu Tenbenjen 
ber dRannheimer feine affju große (Refonanj 
beijumeffen, »irb a priori als „tenbenjiöS" 
jurüefgetoiefen. 

3m Schluß»ort geftattet ffdh ber ©er* 
faffer einen AuSblicf auf bie Opern £>affeS unb 
ffarl Heinrich ©raunS, ba biefe fchließlich bodh 
für bie 2Bertung ber abfoluten 3nftrumental* 
muftf biefer ffomponiften ben ibeeflen hinter* 
grunb bilben. Die Shmphonien biefer beiben 
Opernfomponiften finb bie reifflen Tppen ber 
italieuifchen Theaterfpmphonie; für bie ©nt* 
»icflung ber ffonjertfpmphonie finb fie ohne 
nennenswerten ©inftuß geblieben. Dagegen ift 
ber ffonjevtmeifter ©raun ein mobern fubjef* 
tioer ffiinftler, ber jwar nidht in gleiche (Reibe 
mit ben £>auptrepräfentanten ber dRannheimer 
Schule ju fefceit ift, aber in einjelnen lang* 
famen Sähen ooflentwicfelte Tppen beS mo* 
bernen 3nftrunientalfti(S geraffen hat. 

Die ©eigabe oon©iograph«en »iff 
einem tatfächlichen dRangel abhelfen. Unter 
ben ffatalogen »iff bie Abteilung für 4>affe 
ber fpejieffen ^affe jorfchuiig ein brauchbares 
Sunbament geben; oonben @raun=ff atalo* 
gen bürftc namentlich ber über ffarl Heinrich 
©raun am »enigfteit einer fforreftur unb @r* 
gänjung bebürfen. 

Dr. j*. |3&uerfe. 

©alentin, ffaroline: (öcjchichte NrWufit 
in ^Vrtnffnrf a. 9JU ©om Anfänge bes 
14. bis jum Anfänge beS 18. 3ahrhunbertS. 
280 Seiten, ff. Th- ©olferS ©erlag, ffranf« 
furt a. (Dt. 1906. 

©in fchoueS Stücf gofalmufifgefchicbtc 
aus ber jarten #anb einer emfigen, gelehrten 
Dame öon feinfühlenber Auffaffuug, »eiche 
gleich in bem erften Sähe oon ber ©erfafferin 
in bie (Borte gedeihet »irb: „DaS mufifatifdhe 
geben innerhalb eines Weinen ffreifeS burch 
mehrere 3ahrhunberte ju oerfolgen, fein 2Ber* 
ben unb äöadjfen jur jufammeuhängenben Dar* 
fteflung bringen ju »offen, heißt eine Arbeit 
auf ftch nehmen, beren 2Bert tn ber Sülle bes 


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Kritiken ttnfe ©eferate. 


233 


ntueit, 6efannt«ugebenben, inbicibueH geform* 
ten Stoffe« toeniger in neuen ©rgebniffen ad* 
gemeiner Mit befielen fann. 3mmer aber toirb 
hinter ben befonberen ©efcßebniffen be« einen 
Orte« bie allgemeine ©efchichte aufragen al« 
ein tfintergrunb, ber allein Sehen, liefe unb 
©ebeutung gibt — „3ufammenbang unb 2Be<hfel* 
bejiehung be« ©roßen unb be« kleinen, be« Se= 
beutnng«ooQen unb Sertoeljenben toirb aufge« 
jeigt toerben müffen." Mu« biefer inneren, gut 
getroffenen Muffaffung lofalbifforifcher gor* 
fcßung toäcbff bie äußere Darftellung betau«, 
toelche fpeaiefl für granlfurt a. SD?, über bie 
djronotogif eben ©ublitationen ton 3«rael (©. III) 
hinau«gebt, teiltoeife an bereit« erfebienene Muf* 
fäbe, j. S. ,,SD?ufifbihliograbbif<ht« au« granl* 
furt a. SD?" (©?onat«f>. für SD?©. 1900/1901) 
anfnübfenb unb eigene Referate „über bie SD?ufif 
in granffurt a. SD?." unb über „SDlufilbanbel 
nnb 9?otenbrucf" jur Mu«geftaltung be« Stoffe« 
ertoeitemb. 

Die archioatifdhen Duellen unb bie ein* 
fcßlägige Literatur toerben in ffattlichergüüe 
genau angegeben (©. VI unb VII), allein fdßon 
»on großem Sntereffe für ben gadjmann n>ie 
für ben ?aien. 

Der eigentlichen Darffellung iff eine Sor* 
gefdjichte »orangeffellt, Welche lurj unb gut 
über bie atoeioltaoige ©lala, ffireßentone, Mrt 
be« ©ortrag«, Sftotenfchrift, 9D?ebrftintmigteit, 
Organum, bie gabrenben, böfffeße Shmff, geiff* 
liebe unb weltliche SD?ufif orientiert. 

S5ie@infübrung berXonfunff ittgranf* 
furt wirb in bie geit ber erften firtblicben ®rün* 
bungen oeriegt (Seit Karls be«(Proben unb Subroig« 
be« (Deutfdjen). MS. 118 (au« ber (Sombibliotbet) 
noch bem 11. gabrbunbert angefjörenb, enthält 
Neumengruppen, bie fidj mit benen be« St. ©aller 
Jtobej 339 au« bem 10. 3afjrljunbert al« über* 
einftimmenb erlernten (affen; nur (eigen bie 
granlfurter Neunten beutlicbere, Iräfti* 
ge re gor men (ähnlich benen be« ©amberger 
C&ntatorium (Seite 6). gm 13. gabrbunbert 
fueßte fid) bie Äloffergeifflicbfeit in ihrem ©efange 
vielleicht burd) Mnroenbung ber Webrffimmig* 
feit au«ju(eicbnen. 

Die eigentliche Darftellung iff in hier 
Mhfchnitte gruppiert, von benen ber erffe ff<h 
über geiffticbe unb Weltliche SD?ufi! ab 1300 
bi« gur fReforntation«aeit »erbreitet, 
gließenb lefen fich bie Darlegungen über bie 
älteffe Drgel, SDlufil bei ©rojeffionen, ©af« 
fion«fpiele, Simburger Gbronif, ©?eßorbnung, 
3D?ufflunterri(ht, Orgelbau, SDIenfuralmufit, 
SDtenfuralnotation, ©intoirfung ber nieberlän* 
bifdjen Äunft, ©ange«meifter3ohann »on©oeft, 
©efang in beutfeßer ©brache, Dang, SD?ufifanten* 
tum, Durm’blaferei (intereffant!), ©feifer* 
gericht. 

$aber(, ft. SR. gabrbuib. so. Safcrg. 


MI« Sebrfrücbte notiere icb fpejiell bie Unter* 
febeibung oon „gieblem" unb „©feifern" (©. 14, 
16), bie ©feife a(« Starftbinffrument bi« gegen ba« 
gabr 1800, ben ©erlauf ber Siturgie bei ber Raifer« 
maßt (S. 19), ben (Tenor ber @ibe«formel für ben 
Cantor, Succentor, Organist unb Rector sco- 
larium, ba« Missale Rorbach oom gaßre 1466, 
Missale Moguntinense oom ggbre 1482, „toelcbe« 
toegen feiner unoerfennbaren Mbnlicbleit mit bem 
älteffenbeutfcben©boralnotenbrud: bem 
SRainjer Sitffale oom 8. Nooember 1481 au« ber 
Dfff(in g. Nepfer« (u äßürjburg, biefem ®rüder 
ebenfall« (ugefebrieben werben muß" (©. 26). — 
(Sinffuß be« blinben Drgelfpieler« R. ©aumann 
auf Neuerungen im Orgelbau (©. 29). 

3m atoeiten Mhfcßnitt iff bie SRebe »on 
SRufil, 3D?uff!6anbel unb SRotenbrud »on 1620 
hi« 1620. ©lernt an ber Serfafferin im all* 
gemeinen au lohen iff, baß fie hei ber 3eid>* 
nung ber Detail« ben SRahnten ber Möge* 
meingefchichte ber SD?uffI nirgenb« außer acht 
laßt — hier twirb fie entfehieben ju hreit unb 
bringt Dinge aur ©brache, bie »om 8aien »iel* 
leicht mit Sefriebigung begrüßt, »om Kenner 
aber faft täffig embfunben toerben. 

Nicßt unintereffant iff ber ©affu« über ben 
erffen beutfeben ® rüder, ber ben bureb ge ben« 
ben (Eppenbrud amoanbte: ©briffian @gen* 
olff in granlfurt (©.60 ff.) um ba« gabr 1630, 
beffen ©erfahren a(«balb oon ben Nürnberger 
2) rudern aufgegriffen unb wefentlicb oerbeffert 
würbe; bo<b barf bie (Tattraft ©genolff« immerhin 
refpeftabel genannt werben; er tff ber erffe unb 
jugleicb tüchtige ©ertreter ber granlfurter ©ueb« 
bruderfunff (©. 66). 

©roßere 2Bid>tigfeit für toeitere Greife 
lege ich bem britten Mhfdßnitt hei, ber über 
ba« gehen, bie ©erfönlicßteit unb Sebeutung 
»on 3oh- Mnbreaö $erbft') al« ßomponift 
unb erfter ffäbtifcher ÜÄufifbireltor nähere gut 
»erhürgte 9?ad)richten bringt, bie hefonber« ben 
SDlufiflejrilograbhen ertoiinfeht fein toer« 
ben, ba audh bie „9?euen hiographifien Sei« 
trage" »on S. Sßibmann (in Siertelj. f. SD?2B. 
1891 ©. 464 ff.) unb in ihrem ©efolge ©itner, 
D.*8. V, 116 unb ffiiemann« SD?uftflerilon (6., 
neueffe Muff.) burch fte eine ©rgänaung finben. 

3ur Kenntnis feiner lompofftorifihen 
©^reihtoeife iff ber 1. ber „S?eujahr«ge* 
fange" über ben ©falm „8obet ben £>enn, alle 
I Reiben" in ©artitur (öffimmig mit ffontinuo* 
hegleitung) ahgebrutft — SRefpelt »or biefem 
©tabtmufifbireftor. beffen Dalent im »olalen 
©ringip touraette, um bann aber al«balb ffdb 
bem italienifchen Äonaert mit 3nffrumenta(* 
hegleitung auautoenben. 

') $aß e« ficb in g. Sl. &erbff um jenen 
graufamen (tbeoretifer ßanbelt, ber in feiner 
„Musica poctica“ 1643 ba« ©erbot ber oerbedten 
Quinten unb Dltaoen »erbrochen bat, fei neben* 
' bei erwähnt. 

30 


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234 


ftritihen unb jteferate. 


SBeitere Verbreitung oerbient bas (s n b u r t e il 
über 3. 91. ß e r b ft, ber „ju ben nieten fcßäfcend* 
roerten Xonfefcern feiner 3 e 't gehört, in ber ÄtteS 
unb 9teued jufammenflieit, in ber auf alten ®e* 
bieten eine Umformung ftattfinbet, bie baßer reicher 
an nütbauenben als an genialfcßaffenben 3)!eiftern ge-- 
roefen ift. 3Bir tonnen if>n aud) alb Xfjeoretifer nictjt 
ju ben neue, burdjfcßlagenbcöeficßtSpunJte eröffnen» 
ben, jonbem ju ben baä Sorfjanbene nuö ®rfalf* 
rung unb ^Sragid nermittetnben ©cßriftftellern 
jäßlen." 

2)ad 39 1 tbn i6 (Seifage VII) bed Nieifterd 
- mit bem Germer! „natus 1588“ — überjeugt 
und auf ben erften ©lief junaebft bon beffen @ut= 
mütigfeit unb lörperlicber „HBoblbabenbeit", ba* 
neben aber »on feinet hoben Sluffaffung bet 
Äunft, bie und auf betnfelben SBitbe feine 2)eoife 
jeigt: „SNujif bleibet etoig" (sc. bad Serfönlid&e 
feßminbet bin). 

9(ucß über feinen erften 4 J!acf)fo[ger 30 bann 
3eep, ber auf feiner ßerreife nach granffurt mit* 
ten unter ben ©eßreefen beö 30iäßrigen Ärieged 
mit Söeib unb Minb achtmaliger Vlünberung aud* 
gefegt mar, finben fid) intereffante Stotijen. 

2 )er oierte unb lebte Slbfdbnitt übet bie 
Nachfolger ßerbfld bid jum Abgänge ®. Sbil- 
SCelemannd (oon ffrantfurt nach Hamburg) 
1721 bringt »Darlegungen übet bte proteftan* 
tifebe Stirchenmuftf jur «Seit bed Sietidmud 
(Sb. 3 - ©pener ab 1666), über 2 >aniel 80 m* 
m e r, bet ald Nachfolger bed $erbft 1682 ftarb, 
übet beffen Nachfolger Äapedmeifter ©tratt» 
ner, beffen Name bureb bie Neuaudgabe ber 
Sunbedlieber Neanberd (1692) befonberd be» 
fannt gemorben ift, unb ber 1705 in ÜBeimar 
ftarb, über ©. Sb- leleman«, feine Serufung, 
gebendoerbaltniffe, ©til feiner fircblicben jfan* 
taten, Seifbiele berfelben, bie oon einer befo» 
ratio äußerft günftig mirfenben ifunft jeugen, 
toie fte bie Sarodgeit auch auf anberen ©ebie» 
ten jur Slüte brachte, ferner über bad Ser* 
bältnid Uelemannd jur Äunft 3. ©. Sa<hd, 
feine ©elegenbeitdfompofttionen, feine Seru» 
fung nach Hamburg 1721, Uätigfeit bafelbft, 
enblich über Jelemannd Sebeutung für 
ffranffurt ald 1 . moberner SNuftfer bafelbft 
(©. 254)._ $>en Slbfdjluß biefed Hbfcbnitted bil» 
bet ein Überblicf über bad mufifatifebe geben 
Sranlfurtd bid in bad 19. Sabrljunbert, foloie 
eine Nefapitulation ber muftfalifdben ©ntmief* 
lung ffranffurtd bureb eier 3abrbunberte (©. 259 
bid 262). 

@in forgfältiged Namen» unb ©aebregifter 
fotoie acht pbototppifcbe Seilagen (Neumen» 
broben, guibonifebe £>anb, Silbniffe bed 3af. 
Nieilanbud, 9N. 8 - ©rijarbi, 3 - 21 . ß erb ft, 
©. Sb- 2: eie mann), toeldbe bie Sraucßbarfeit 
nur ju erhoben oermögen, befdjließen bie 
fleißige ©pejialftubie, ber mir auch für 
anbere ehemalige Neicbd» unb Sifcßofdftäbte 


ähnliche arcßioalifeh'biftorifcbe ©<hmefter»ÜJto* 
nograbbien münfeben möchten. Viribus unitis! 

Dr. 4». fütterte. 


^cttfmälcr beutfdtev £ottftmff. 

dürfte Ifolge. ßeraudgegeben oon ber mufil* 
gefcßicßtlicben ßommiffion unter geitung bed 
mir!lieben ©eb- Nated Dr. theol. unb phil. 
tjfreiberrn oon giliencron. 

©rtttfe XIX. Urien oon Ubam Irieger. 

$eraudgegeben oonätfreb #euß. geipjig, 
Sreitfopf unb Partei. 1905. XXX unb 
160 ©eiten. 

2lbant Äfrieger, ©obn bed furfürftlicb 
faebfifeben ftelbbauptuiannd a. 2). ©regoriud St. 
oon SBattruberg, marb am 7. 3anuar 1634 31 t 
2)riefen (Neumart) im heutigen Negicrungd* 
begirt ffranffurt a. 0. geboren. 2)aß er ein 
©chüler bed befannten ©eheibt in -£>ade ge» 
mefen, ftebt außer adern ÜJmeifel. Son 1650 
bid 55 finben mir ihn in geipjig, mofelbft er teild 
ben ©tubien oblag, teild an ber Nifolaifirdje 
ben Organiftenbienfl oerfab, unb jmar bid 1655 
ohne ©ntgelt, b. i. ohne fefte Slnfteöung, oon 
1655—57 ald förmlich ermäbiter Drganift. 2Bir 
haben alfo an ihm einen außerorbentlidj früh» 
reifen Zünftler oor und, ber fieb bereitd in 
einem 2llter oon ungefaßt 23 3<»bren ald 3Nei* 
fter fühlen burfte. Nicht lange nachher begab 
Ärieger ftch nach 2)redben, mürbe bort 00 m 
iturfürfien ald geßrer für bie Srinjefftn im 
5?laoierfpiele berufen unb 3 um hlrfiirftlicßen 
Kammer* unb -ßofmufiler ernannt. 1663 führte 
ihn eine Neife nach Saireutb; 1666 am30.3uni 
ftarb er, erft 32V* 3abre alt. 

2ln mufifalifchen 2Berfen für tirebliebe 
,3me<fe finb oon Ärieger nur jtoei größere, in 
Äantatenform tomponierte lonfähe erhalten, 
außerbem ein nach bamaligem Srauehe bejif* 
ferter ©boral, ben bad ©efangbudj ber ©tobt 
Nürnberg oon 1668 enthält, ©eine Sebeutung 
grüubet ftch mefentlich nur auf bie nach feinem 
£obe beraudgegebenen Strien oon 1667, bie 
1676 neu aufgelegt unb um 10 Strien ertoeitert 
mürben. 2)iefe jmeite Auflage liegt auch ber 
gegenmartigeu Neuaudgabe jugrunbe, melehe 
mit großer Slfturateffe beforgt morben ift unb 
ben untoiberfprecblichen Semeid baffir liefert, baß 
mir an itrieger einen feßr begabten fjörberer 
ber ©ntmieflung unferer beutfdjen giebform *u 
refpeftieren hoben. @d ift oodfommen richtig, 
mad ber oerbienftoode $ieraudgeber ©. XXX 
fagt: „2)te biftorifebe SDfiffioit Jtriegerd beftanb 
barin, bie noch ungenauen <3telc.ber beutfehen 
giebfompofttion in ganj beftimmte Sahnen ge* 
lentt *u haben, unb jtoar in foldbe, bie ade 


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Iritihen unb Jteferate. 235 


fpateren Slüteperioben beS beutfdjen Siebes 
toieber betreten füllten, meil fie mit feinem 
eigenßen SEBefen gufammenbängen. gür ftd> 
betrautet, ift Ärieger ein fraftcoDer SDlußler 
»oll Tiefe unb Originalität, ber auf gang fei* 
tene Art reifen 3nbalt mit »oflenbeter gorm 
oereinigte." 

@o bürfen mir eS mobt als eine überaus 
fdjahenSmerte Tat betrauten, baß biefe ^Bubli* 
fation ben beinahe »erfcboflenen tarnen 8 b a m 
flrieger ber Sergeffenheit entriffen bat. 

Saufe XI. 3obann Abolph Haffe, 
La Conversione di Sant’ Agosttno. 
Oratorio. HerauSgegeben con Arnolb 
Schering. Seipgig, ebenba. 1905. — XIV 
unb 125 ©eiten. 

Ta eS Aufgabe ber „Tenlmäler" ift, ben 
(Sang ber ßJlußlgefcbicbte an einzelnen tppi* 
fcben ©rfdjeinungen ttacbgumeifen, fo Tonnen 
toir bie »orliegenbe fßublilation nur freubig 
begrüßen, um fo mehr als mir bisher au§er 
ben fßafßonSmußlen »on 3. ©. Sach unb 
beffen Sfantatengptlen fomie HanbelS großen 
Serien fo»iel mie nichts beßfcen, maS unS 
Aber bie mußlalifdje ©ntmidlung beS Drato* 
riumS im eigentlichen ©inne beßimmte Sin» 
baltSpunlte bieten lönnte. Unb hoch entßan* 
ben im Saufe beS 18. 3abrfjunbert8 eine SWenge 
berartiger 2Berle, beren ©toffe teils biblifdbe 
nnb bagiograpljifcbe, teils «üegorifche Tept* 
flrunblage aufmeifen. 

TaS hier in neuer Ausgabe, meldbe nur 
nad» Hanbfchriften bergeftetlt mürbe unb burcb* 
Weg ben großen Äünßlerßeiß ©cberingS be= 
fnnbet, »orliegenbe Oratorium ift nun fo recht 
geeignet, ben ©baralter biefet SWufilgattung 
in bamaliget .Seit gu illußrieren. Ter Anlage 
nach gehört HaffeS „Conversione“ gur ©attung 
beS TramaS, bem 3nhalte nadb gu ben Tar* 
fteHungen auSbem ©ebieteber Heiligengefdjichte. 

Ter Teyt flammt Don niemanb ©eringe» 
rem als »on ber älteften Tochter beS haperi* 
fcben Jturffirßcn unb nachmaligen ÄaiferS 
ftarl VII. Ulbert, ber miffenfcbaftlicb mie mufi* 
fatifcb gleich bodjflebilbeten fßringeffinßJla* 
ria Antonia SBalburga. ©eboren gu 
ÜKüncben 1724, mar fie 1747 als SBraut beS 
fpäteren f?urfürften griebridj ©fjrifttan »on 
©achten in TreSben eingejogen, umiubelt »on 
Zünftlern allerart unb hatte, bereits ©nbe beS 
3abreS 1749 bie hier einfcblägige, redjt bübfdje 
unb bramatifch lebenbige italienifdje Ticbtung 
ium Abfdjluß gebracht. Ter Äomponiß, 3o* 
hann Abolf Haffe (1699—1783), mar bamafS 
HoflapeHmeifter in TreSben. ©r batte gleich 
ben meiften Äomponiften jener Seit fafl nur 
italienifdje Äunftrichtuug Tennen gelernt, im 


©üben bereits förmliche Triumphe gefeiert unb 
ftch allenthalben ben jRuhm eines auSgegeicb» 
neteu TonfefcerS errungen. Such bie ÜJiußl 
gu unferem Oratorium gibt Zeugnis »on fei* 
ner SReißerfchaft. 9teun große fog. Da-capo- 
Arien »oH ber Ijerrlicbften Tonfchilberungen 
unb gmei hocbfeierlicbe ©höre madhen in 33er* 
binbung mit ben fchön gehaltenen fRegitatioen 
ben Umfang beS ©angen aus, baS burcb einen 
furgen Snftrumentalfafc eingeleitet mirb. Ter 
außerorbentlicb toählerifdje Autor nimmt in 
begug auf inftrumentale 33efe(jung eine eigen» 
artige, aber auSnebmenb intereffante ©tellung 
ein: er befdjränlt ftd) feljr häufig auf breiftim* 
migen ©ah mit ©ernbato unb laßt eine größere 
Angabi »on 3nftrumenten »erhaltniSmaßig fei* 
ten unb ba ftetS mobl motioiert eintreten. Tie 
Hauptfache ift unb bleibt ihm bie ©ingftimme, 
bie er fomoljt im ©olo als auch im ©hör 
burdjmeg mit fidjtticher ©orgfalt behanbelt. 

©inige Ausführungen beS fehr geehrten 
Herausgebers (©. VII, X/XI), bie mieber ba* 
»on Zeugnis geben, baß latijotifcbe Anfdjau* 
ungen nur gu oft nicht »erjtanben merben, meil 
fie fich mit ben betreffenben proteftantifchen 
nicht beden, moQen mir nicht gu hoch in An* 
fcblag bringen. @S ift eben oft ein fdjmierig 
Ting um ftrenge Obieftioitat. 

©ottfe XXI. unb XXII. ßefammelte Perke 
non Jriebr. PHI). Jadjoto. HerauSgege* 
ben »on 2J?ap©eiffert. Seipgig, ©reitlopf 
unb Hartei. 1905. — XIV unb 376 ©eiten, 
©teich bie erften feilen beS SSormorteS 
belehren uns, baß ber erfie unb eingige Seljrer, 
ben ber große Hänbel in ber üWuftf hatte, niiht, 
mie bisher allgemein angenommen, griebr. 
2Dilh- Sachau, fonbern Sachom geheißen 
habe, am 14, fRo»ember 1663 gu ßeipgig ge* 
tauft, alfo mohl tagS gu»or geboren mürbe, 
fpäter an ©teile beS 1684 »erftorbenen ©a» 
muel ©hart ben Organiften* unb flirren» 
mußlbireltorSpoften an ber SJtarftfirche in Halle 
erhalten habe, mo er nach faß 28jäbrigem 2öir* 
len am 7. Auguß 1712 mitten in ber beßen 
©chaffenSlraß »on einem plötzlichen Tobe ba* 
hingerafft marb. Hänbel fprach »on ihm nur 
in AuSbriiden hoher Achtung unb bemieS bie 
treue Tanlbarleit burcb tatlräßige Unterßüfcung 
ber »on Sachom hinterlaffenen armen ffiitme. 

Um einer entfpredjenben Sßürbigung ber 
Äenntniffe unb ßeißungen beS »ielfacb gang 
unbelannten fDteißerS fomie feines lünßleri* 
febert ©inßuffeS auf Hanbel bie unerläßliche 
©runblage gu »erf(haften, hat ber unermüb* 
lidje fßrofeffor Dr. ©eiffert eS in biefem 
Toppetbanbe unternommen, alle noch auffinb* 
baren ffompoßtionen SachomS neu gu publi» 

80 * 


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236 


Kritiken unb Jtefrrate. 


jieren — eine lat, für Welche ihm bie ganje 
mufithiflorifcb intereffierte 2iictt um fo höheren 
®anf fchulbet, ie beutlicßer auch auß biefer 
©ublilation Seiffertß beWunberungßwiirbige 
Sorgfalt unb peinliche ©enauigteit Seite für 
Seite heroortritt. 

@ß ftnb im ganjen 66 Äompofttionen, bie 
mir hier oereinigt finben, nämlich 12 religiöfe 
Kantaten für Soli, Ghor, Orchefler, Gern» 
balo unb Orgel (S. 3—303), 1 Missa bre- 
vis (Kyrie unb Gloria) für ©hör unb Orgel 
(304—310); beß weiteren an ffammermufif ein 
Sr io für glöte, gagott unb ©ontinuo (313 
bi«319); enblid) 52fürjere SBerfe für Orgel 
ober Älaoier, barunter 8 freie formen (©ra* 
lubium unb guge, gantafie, ©apriccio) unb 
44 ©horalbearbeitungen (323—375). Unß bat 
bie ®ur<hficht all biefer Arbeiten orbentlicb 
fRefpeft eingeflößt: man fiebt überall, audb im 
fleinflen Säße, ben burcb unb burch fein ge» 
bilbeten $omponijlen, bet jegliche mufifalifdbe 
gorm grünbtidb beberrfcbt. — 

2Bir glauben oielen einen SDienjl ju tun, 
wenn wir an biefer Stelle bie gebiegenen Suß» 
fübrungen Seiffert« über ©ebeutung unb ©e» 
brauch beß © e m b a 1 o (S- VII) wiebergeben: 
„2Ber fich einmal mit ber @eneralbaß=©rafiß 
$3adb« unb l'attbelß oertraut gemacht bat, Weiß, 
baß in ber Äircbenfantate nicht allein bie Dr= 
gel, fonbertt Wefentlicf} audb baß ©embalo alß 
©eneralbaß«3nftrument mitjuwirlen batte. ®ie 
©runbregel, oon ber in befonberen gäUennatür* 
lieh gelegentlich abgewichen Werben burfte. War 
bie, baß bie Orgel flangfüüenb nur ben ©hör» 
faßen fich beigefetlte, baß ©embalo alle Soli 
unb bie rein ordßeflralen Partien begleitete. 
$ie Orgel befhritt ihren Spielanteil in ber 
(Regel unb in ber #auptfadhe auß bem, waß 
ber ©bor fang (come stä in parti, fchreibt 
#änbel oft oor); baß ©embalo bagegen batte 
unabhängig baoon fich nach ber ©ejifferung ju 
richten unb auf bie flangliche©erfchmeljung ber 
SEonförper ju achten." 

föattb IXIII. ILusgrmähltr Perke oon 
|jieront)mu* Jlrätorius. £eraußgegeben 
oon & u g o 8 e i <h e n t r i 11. Seipjig, ebenba. 
1905. — XIV unb 174 Seiten. 

#ieronpmuß s 43ratoriuß, geboren am 
10. Suguft 1560 ju Hamburg, geftorben am 
•27. 3anuar 1629, oerbrachte beinahe fein gan- 
jeß Sehen an bem gleichen Orte, in feiner ©ater* 
ftabt, unb gelangte hier atß Organifi an ber 
3a!ol'ifirche, Welche Stelle er oon 1582 an alß 
Sbjunft feineß ©aterß, nadh beffen ®obe 1586 
lebenßlang felbftänbig betleibete, ju hohem Sn» 
feben. £>iefür liefert febon ber Umftanb hin» 
reidjenben ©eweiß, baß eß ihm gelang, in ben 


fahren 1616—1625 eine ©efamtaußgabe feiner 
ßontpofitionen in fünf ©iichern herfteKen ju 
laffen, aKetbingß bei oerfchiebenen Hamburger 
Verlegern. ®iefe fd>ön außgeführte ©efanit» 
außgabe enthalt nicht Weniger alß 102 SRotet* 
ten, barunter nur 6 über beutfebe Äircfcen* 
teyte, ferner 9 2J?agnifi(at unb 6 fDieffen. 2)ie 
Stimmenjahl bewegt ftch innerhalb beß Um* 
fangeß oon 5 biß 20. 

®er #eraußgeber beß oorliegenben San» 
beß bietet nun eine Sußwahl oon jufammen 
16 (Ruinmern nach ber eben genannten ©e* 
famtaußgabe; eine Srbeit, Welche oor ber Äri* 
ti! ftdher befleht, ba fie fleißig unb ftreng ge* 
Wiffenhaft oolljogen würbe unb ganj geeignet 
ift, ben SJieijter nach ben oerfchiebenen ®e* 
fidjtßpunlten, bie in feinen ©Serien heroortre* 
ten, oötlig entfpredhenb ju Würbigen. ®er 3n* 
halt gliebert ftch in eine SReffe, einen fipmnuß, 
ein SRagnifilat, jehn lateinifche ÜRotetten ober 
motettenartige Säße unb 3 SRotetten mit beut* 
fdhem ®eyte. ©ieleß baoon ließe ftch heute 
noch in ber fatholifdhen Siturgie oorteilhaft 
oerWenben, audb bie Missa IV super: „Ange¬ 
lus ad Pastores ait“ ju 8 Stimmen (jwei* 
(hörig), wenn fte in ihren manchmal aQeß föiaß 
überfchreitenben Jeytwieberljolungen gehörig be= 
fchnitten würbe. ®ie ®urcbfi<ht beß ©anjen 
laßt auf eine hohe ©egabung unb echt fünfl* 
lerifdhe Sußbilbung beß Hamburger Äomponi* 
ften fdhließen, ber gleich £>. 8. Raßler unb 
Sweelindt ben ©runbfäßen beß oenctianifchen 
©olalftilß audb außerhalb 3talienß ©eltung ju 
oerfdbaffen Wußte unb mit erjleren ju ben be= 
rühmtefien ffontrapunltilern ®eutfcblanbß ge» 
hörte. Seine außerorbentliche ©orliebe für 
oielfiimmigen Safe fowie bie juweilen ganj 
offenfichtlich jutage tretenbe ©emühung, mög* 
(ichft oiel SBoblflang ju erjeugen, charafteri« 
fteren feine Arbeiten burdhweg oor oielen an« 
beren ftrengerer (Richtung. @ß muß beßwegen 
biefe Sußlefe anß feinen ©Berten ohne fRücf» 
halt alß ein oerbienftooDeß Unternehmen be* 
jeichnet Werben. ©Barum aber ber £>eraußgeber 
bie (Reihenfolge feineß Originaleß nicht burch* 
Weg gewahrt uitb inßbefonbere ber ©Reffe, bie 
bo<h int 3. ©ud?e fleht, noch ÜRotetten auß bem 
1 . ©uche beigegeben hat, ifl unß nicht flar. 
Such bejüglich ber Sfjibentaien hatten wir ba 
unb bort abweießenbe ©Reinung ju begrünben. 

©mtb XXIV unb XXV. $}ans fro 
Hakler« Perke. Pritter Panb. Saeri 
ConeentD8 für 4 biß 12 Stimmen, (perauß* 
gegeben oon 3ofepbSuer. Seipjig, ebenba. 
1906. — xxn unb 315 Seiten. 

Die neue Sußgabe ber £>aßlerf<ben Sacri 
Coucentus gefdhah nach bem erften Original* 


Digitized b) 


Gougle 


Original fram 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 





Kritiken uni Keferate. 


237 


bturf Bon 1601 unter SSergleidbung mit ber 
gmeiten Auflage au8 bem Sabre 1612 , non 
meldj leljterer nur mehr ein eingige# ©yemblat 
emittiert, unb gtoar in ber Jfgl. ©ibliotbef gu 
SBerltn. ®a# bebeutenbc SBerf umfaßt nicht 
meniger al# 63 größere unb Heinere Äombo» 
fitionen, »on benen 52 bereit# in ber Ausgabe 
»on 1601 ftcb finben, »oabrenb bie übrigen 11 
erft in bie jtoeite con 1612 eingereibt mürben. 
2Rit Ausnahme eine# adbtflimmigen, gloei» 
(hörigen Miserere unb 4 inftrumentaler üan« 
gonen begtu. fRicercari beftebt ber gefamte 3n* 
halt nur au# SRotetten unb ähnlichen ©äßen. 
®ie SEeyte finb auönabmölo# lateinifch, Biete 
berfelben mit benen unterer Siturgie »ötliggteich» 
tautenb, anbere mehr ober weniger abtneidjenb; 
nidjt menige ertoeifen ftcb at# l'tioatatbeiten 
(religiöfe liibtungen) broteflantifcben Urfbrun» 
ge#. $em Snbatte nach umfaffen fte beinahe 
alle Srefle unb tjrejigeiten be# Äircbeniabre#. 
1er lonfafc ifi burdbtoeg at# Haßlerfdje fotnft 
erfenntlidb. Bumeilen tritt biefe ia weniger 
beroor, manchmal mifcbt ftcb auib fo etma# 
toie Härte unb Derbheit unb — bütfen mir e# 
tagen? — toie Äomboniftenlaune barein: aber 
im gangen geigt ftdb un« bodj immer ber be» 
tounbernßmerte 2Rei(ler mit feiner genialen 6r» 
finbungSfraft, feiner ootienbeten Sebcvrfcbung 
aller formen ber ^ott>bbonie, mtt feiner echt 
beutfdben ©igenart, bie gerabe ibn un# fo Ber» 
ftänblidj macht: batb redenbaft !übn, bann toie* 
ber unfagbar gemütötief; hier fraftooH unb ge» 
meffen nach e<hter 2RanneSart, bort anbacbt#» 
ood mie ein fromme# ffinb. ®etoiß, Ion» 
inerte mie ba« 8ftimmige, auf 2 ©höre Ber» 
teilte Miserere, ba# bi# in bie tnnerfien 1ie= 
fett be# bergen# bringenbe, ebenfalls Sftimmige 
0 Domino Jesu Christe ober ba# entgüdenbe 
7ftimmige 0 sacrum convivium foöten neben 
Bieten anberen fRumntern ber Sacri concentus 
ebenfo mieber ©emeingut aller größeren fatbo» 
tifchen Äir<henchöre merben, mie ba# 4fiimmige 
Cantate Domino e# auf ungäbtigen Heineren 
©hören ift. 

Die fReibenfotge ber hier Bereinigten ®e« 
fange ftnbet fidb in ben beiben Originatbruden 
na<h ber ©timmengabl georbnet; bie Ausgabe 
non 1601 beginnt alfo mit 10 oierftimmigen 
©üben, metdben 10 fünfftimmige, 10 fecbs» 
fHmmige, 2 ftebenftimmige, 15 adjtftimmige, 1 
neun» nnb 2 gebnftimmige, enbtidb 2 gmölfftirn» 
mige fidj anfhtießen. ®ie Ausgabe Bon 1612 
reibt noch 3 fRummern gu Bier, 1 gu fünf, 2 gu 
fedjß, 41 gu acbt unb 1 gu gehn ©timmen ein. 

SD?ag man alfo ba# SBerf nach biefer ober 
jener ©eite befeben, immer mirb man e# at# 
eine hoch bebeutfame ©rfcbeinung in ber SRuftf» 
gefdbidjte be# 17. 3<»brbunbertfl anerlennen 


miiffen. 53on biefer Anfdjauung geleitet, bat 
auch ber Herausgeber feine 2Rübe gefdjeut, um 
bie ‘hublifation in ben „lenfntälern" ntöglichh 
genau nach ben Driginalien unb möglich ft feb= 
lerloß gu gehalten. SBenn troljbem fchon auf 
©eite 2 im lenor be# lebten lafte# überleben 
mürbe, oberhalb ber erften halben fRote eiu V 
eingufefcen, fo möge man ba# freunbUcb ent» 
fdbulbigen. 3meifeüo# merben ber Arbeit noch 
anbere ÜRanget folcber Art anfleben: aber mer 
meiß nidjt, mie toenig fetbft bie außerfte ©org» 
falt bei berartigen Ausgaben Bor aller unb 
jeber Ungenauigfeit ftdjerftellt? 

$ie SJorbcmerfungcn, melcbe ba# ®ange 
einleiten, haben mit Ausnahme be# fritifdjen 
Kommentar# praftifcben 3med — nur bie unb 
ba mürben befonbere ©igentütnlichf eiten mit 
ein haar Sßorten dbaraHerifiert — ein über» 
fidbtlidbe# fRegifler foflte bie Hanbbabung er» 
ieidbtern. Auf ben rein lünftterifdjen SBert 
ber eingetnen Hummern auSfübrtidb eingugeben, 
mie ba# ein Jtritiler Bon ber Ausgabe ber 
Haßterfcben SReffen in 93anb VII »erlangt 
batte, hielt ber Üntergeidbnete hier noch meni» 
get at# bort für nötig: benn ber gebilbete 2Ru» 
ftfer meiß erften#, men er an Hüffler Bor fidj 
bat, unb mirb gmeiten# bei einigem ©tubiurn 
auch ohne ben oft febr taftigen SRentor 
bie befonberen ©djönbeiten halb feben unb 
fühlen; bem ©dbüler im eigentlichen ©inne 
aber fönnte böcbften# mit Analhfen gebient 
fein — unb bagu finb bie „lenfmäler" benn 
bodj nicht ba; ba# müffen mit at# Aufgabe be# 
Sebrer# begeidbnen. 

etfenborf. ?. <*»er. 

Settfmäler beutfdfet Zonfunft. 
Swtite ftolgf. jenhtnältt btt ®on= 
kunft in flatjem. Seihgig» Sreitfohf unb 
Härtel. 

fünfter Jahrgang» 

Perke Ijans #eo Häßlers. Imeiter Seil. 
Lieferung 1. SBenterfungen gur 8io» 
grabbie H®nfl Seo H®ßler# unb fei» 
ner Srüber, fomie gur SRufilgefdjidbte 
ber ©täbte fRürnberg unb Augßburg 
im 16. unb gu Anfang be# 17. 3abr» 
bunbert« oon A. ©anbberger. — 1904. 
— CXII ©eiten. 

®ie Hauhtfadbe, um melcbe e# fi<h in bie» 
fern überaus fdjatjbaren Sanbe banbeit, ift bie, 
enblid» einmal eine möglidbft erfchöbfenbe 8e» 
benßbefchreibung bou Han# Seo Häßler unb 
feinen gmei mufifalifcben Srübern 3atob 
nnb JJafoar gu liefern. Um fte herum reiben 
ftcb bann gang ungegmungen bie ungemein mert» 
BoÜen Ausführungen über ba# muftfalifdje 


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238 


Uritikrn uni Jteferatr. 


Treiben in ben Stabten, too ber $elb be« 
©äugen, 8. £>aßler, »ornebntlich gelebt unb 
getüirft bat: Nürnberg unb Augsburg. 

Seiber »erbietet un« ber gitgemeffeneNaum, 
auf ben intereffanten 3nßalt biefer Darlegun¬ 
gen naher eingugeßen; fo moUen wir wenig» 
ften« ba« SBicßtigfte barau« ßeroorßeben unb 
gunäcßft mit einem furgen AuSguge au« ber 
©iograpßie be« fo gefeierten „©ianleone" be¬ 
ginnen. 

Die Abftamtnung f>. 8. Raßler« gebt 
nachmeisticß fcbon urgroßoäterlicßerfeit« auf 
Nürnberg gurücf. #an« Raßler, feine« Stan» 
be« Striegöfcßreiber biefer Stabt, batte einen 
Sobn gleichen Daufnanten«, ber gum Srote» 
ftantiSmu« fibertrat unb nach SoacßimStal 
ftberfiebelte, mo er beffere« ©nfontmen er- 
boffte. @r fcbeint fich aber in biefer ©rtoar» 
tung getäufcht gu haben; benn »on feinem 
Sohne 3faaf, ber ein ganj tüchtiger üRufifer 
gemefen fein muß, toiffen mir, baß er „um ber 
Stunft unb anbermeiteriger gorberung miflen" 
mieber nach Nürnberg gnrücftebrte, bortfelbfl 
1555 ba« ^Bürgerrecht ertoarb unb bi« 1591, 
mo er ftarb, al« JDrganift an ber Spitalfircße 
amtierte. Diefer 3faaf nun ift ber ©ater un» 
fere« £an« 8eo. 

©eboren am 25. ober 26. Dftober 1564 
im ©egirfe ber St. SebalbSpfarrei, erhielt 
biefer feine muftfatifche Auöbilbung gumeift 
moßl burcb ben eigenen ©ater unb oertiefte 
biefelbe unter bent (Sinftuß SDrlanbo bi 8affo« 
auf ba« Stuftfleben feiner ©aterftabt unb gmeifel» 
lo« auch burcb bireften Serteljr mit Sechner 
unb Sinbner. Daß bie Stompofitionen »on 
Stiemen« Stephan, Scbulnteifter in @ger, auf 
Raßler pofttio eingetoirft haben, ift gefchitht» 
lieh nachmeisbar. 1584 reifte er nach ©enebig 
unb brachte hier unter Anbrea ©abrieli al« 
SDtitfcböler »on beffen Neffen ©iooanni ®a» 
brieli feine Stubien- gum Abfcßluß. An- 
fang be« 3aßre« 1586 !am er al« JDrganift 
($ofmufifer) be« ©rafen Dftaoian II. gugger 
nach Augsburg, mürbe am 4. Januar 1595 
famt feinen ©rübern 3a!ob unb Slafpar »on 
Staifer Nubolf II. in ben AbelSftanb erhoben 
unb erhielt jugleidj eine fog. ©Jappenbefferung 
»erlieben. (1604 ant 1. September geiebnete 
Nubolf bie brei ©rüber burch ba« Sräbifat 
„»on Nofenedß" an«; f>an« 8eo, bi«her „Staifer- 
lieber SRajeftät £ofbiener", mürbe im näm¬ 
lichen 3abre gu „Staiferlidjer SRajeftät mir! 
lichem ^ofbiener" ernannt. 3n leßteren Dienft» 
eigenfdhaften marb ihm fogar eine beftimmte 
jährliche ©efolbung guerfannt.) ©om Dobe 
SDftaoian« II. — l. Auguft 1600 — bi« ÜRitte 
1601 begegnen mir Raßler in Dienften be« 1 
Augsburger Senate«; unter bem 16. Auguft 


1601 Rebelte er nach langmierigen Untertan»- 
lungeu mit bem Nürnberger Senate mieber in 
biefe feine ©aterftabt über unb blieb bafelbft 
al« eine Art ©eneralmuftfbireftor unb Drga» 
nift bi« 1604. Son ba toanbte er fich jeßt nach 
Ulm, »erebelichte fich bort 1605 unb gebachte 
allen ©rnfteS, hier bauernben Aufenthalt gn 
nehmen, ©in Nuf be« Sturfürften ©ßriftian II. 
»on Sachfen »eranlaßte ihn aber 1608 gu einer 
Neife nach DreSben unb gur Übernahme eine« 
neuen, ftänbigen Amte« al« Stammerorganift 
am •ßofe be« ©enannten unb feine« Nachfol¬ 
ger« Johann ©eorg I. Schon lange an ber 
Schminbfucht teibenb, begleitete er ben (enteren 
boch noch an ber Spiße ber furfürftlicßen £>of= 
fapelle gur 2ßahl be« Staifer« Stathia« nach 
granffurt a. ÜRain — unb hier ereilte ihn ber 
Dob am 8.3uni 1612 früh 1 Uhr. Am 10.3uni 
mürbe er bortfelbfl mit hohen ©hren begraben. 

•£>an« 8eo« ältefter ©ruber, Stafpar Ra߬ 
ler, mar bereit« 1587, alfo mit 25 fahren, bei 
St. 8orenj al« Organifi angefleüt unb fcheint 
im mefentlichen übet Nürnberg nicht »iel bin- 
au«gefoinmeit gu fein. 1616 übernahm er noch 
ben ehrenvolleren Soften eine« Drganiften bei 
St. Sebalb, ftarb aber fchon 1618. 

Der britte ©ruber 3a!ob »erließ 1590 
Nürnberg, um auf Stoffen be« bortigen Note« 
unb ©hriftoph gugger« »on Augsburg nach 
3talien ju gießen. Nach feiner Nücffeßr be» 
gab er fich nach Augsburg unb trat bet bem 
genannten ©ßriftoph gugger in muftlalifche 
Dienfte. Später finben mir ißn am £>ofe be« 
©rafen ©itelfriß »on ^ohengollem in ©chtn» 
gen; »on 1602 bi« 1612 al« Stammerorganiften 
be« Staifer« Nubolf II. in Srag. Über feine 
ferneren 8eben«fchicffa(e läßt fich nicht« ©e= 
ftimmte« fagen; maßrfcheinlich ftarb er gmi- 
jehen 1618 unb 1625. — 

©eben mir nunmehr gu bem anfeßnlichen 
SDiaterial über, melcße« Srof. Sanbberger für 
bie ÜRufilgefchichte ber Stäbte Nürnberg unb 
Augsburg hier gutage forbert, fo ift ber erfte 
Stünftler, über beffen 8eben unb SEBirfen mir 
menigften« einigermaßen unterrichtet finb, ber 
altberühmte ^onrab Sau mann (1410 bi« 
1473). ÜRit 3ohanne«©ocßläu« (1479 bi« 
1552), ber 1510—1515 Schulreltor in Nürn¬ 
berg mar, beginnt eine Neiße gum Deil feßr 
berühmter Siuftfer, bie entmeber Dheoretifer 
ober Stomponiften, Drganiften ober Stantoren 
ober mehrere« baoon gugleidj maren. Se¬ 
balb C»epben g. ©., geboren gegen 1488 in 
Nürnberg, hat nach Sollenbung feiner Stu¬ 
bien ba« gange 8eben ßinburch in feiner ©ater» 
ftabt gemirft, guerfi (um 1519) al« 8eßrer ober 
! Stantor an ber Spitalfirche, »on 1525 bi« gu 
feinem 1561 erfolgten Ableben al« Neltor »on 


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Kritiken unk Jtrfrratr. 


239 


@t. ©ebalb. — Sconharb Seiner, gebo* 
ten um 1553 im ©tfchtal, erhielt in ben fahren 
»or 1570 buvdj Drlanbo bi Soffo höhere 2luS* 
bilbung unb mürbe ein hochangefebenet £»n* 
(eher. 1575 tritt er al« Äollaborator (©chul* 
geljilfe) bei ©t. Soreng auf; 1584—85 ift er 
ÄapeHmeifter bei bem borbin ermahnten @ra= 
fen ©itelfrifc in $edjingen; oon 1595 an hat 
er bie ©teile eine# <ßoftape(lmeifterS in ©tutt* 
gart inne, mo er 1604 ftirbt. — griebrich 
Sinbner, 1574—97 Äantor in Nürnberg, er» 
ftheint bornehmlich al« gemiegter SJtufiffenner 
unb fadjfunbiger görberer bon ©ublifationen 
ber Arbeiten gebiegener Autoren. — SBie meit 
ber ©influß reichte, ben bie beiben Seiten fo* 
mie Secbner« Nachfolger ©obhonia# ©a* 
minger auf bie lünftlerifche ©ntmicflung bon 
$>. 8- £>a§ler ausübten, laßt ftch nicht beflimmen. 

3n ben fahren 1573—1587 unterhielt ber 
Nat feht freunbliche ©egiebungen gu Drlanbo 
bi 8affo, mie er bann ilberhaubt ©erflanbni# 
für $unf)pflege auch auf mufifalifebem ©ebiete 
be# öfteren funbgab. 

3 )ie 3nftrumentenfabrifation, bon 
ber fchon ©nbe be« 14. 3«h*bunbert« ©erneife 
borliegen unb bie gu Nürnberg ftet« eine fleißige 
unb au#gebel>nte pflege fanb; bie mit feltenem 
©ifer betriebene 5Junjt be« Notenbrude« 
unb ber außerorbentlich rege $ anbei mit 
ben ©rgeugniffen beöfelben; bie fiobti= 
fchefDfufif mit ihren trolj aller ©efebbungen 
boch gang tüchtigen ©tabtpfeifern; bie brei 
ffurrentdjöre gu je gehn ©timmen, bie ftch 
größtenteils au# mufilfunbigen ©Gütern refru* 
tierten unb breimal in ber SBoche »or ben 
Raufern »ermöglichet ©atrigier um Älmofen 
fangen; bie mufifalifchen Ärangdjen unb 
förmlichen Niufifgefellfchaften; bie oft 
recht namhaften ©eiträge feiten# ber 
Sürgerfchaft gut pflege unb Hebung ber 
lonlunft: all ba# laßt un# einen gar erfreu* 
liehen Stic! in ba# muftfalifehe 8eben Nürn= 
berg# tun, mie e# ftch fpegieü mährenb ber 
hier gunäehft in ©etraebt fommenben .Seit, alfo 
im fechgehnten unb in ber erften Hälfte be# 
fiebgehnten Sahrhunbertö abgefpielt hat. 

©ollen mir un# »on Nürnberg ber alten 
NcichSftabt am Sech gumenben, fo merfen mir 
mit bem ©erfaffer gu»or einen »ergleicbenben 
©tief auf bie beiben. „@o »iele tüchtige Iheo- 
retifer, mie fte bie Nürnberger ©djulen auf* 
gumeifen haben, finb in3lug#burg nicht »or* 
hanben. Necht bebeutfam tritt erft ©nbe be# 
16. 3ahrhunbert# bort ber madere © u m p e l g= 
heim er her»or. 3)ie ©tabtmufif hält ber 
Nürnberger etma bie 9Bage; in ber burch* 
fchnittlichen ©ebanblung mufifalifcher Singe* 
legenheiten unb ©erfonalien bemahrte ber 


Slugöburger Nat im allgemeinen mehr SBoljl* 
rnoKen unb größere greubigfeit an ber ©ad>e. 
©on feiten eingelner Sürger unb ©atrigier mirb 
in SlugSburg mie in Nürnberg, menn auch in 
engeren Greifen, ©ebeutenbe« geleiftet; gang 
befonbern 3)anf aber fchulbet hier bie ©tufif* 
j gefchichte ben guggern. SBa« bie« ©efdjledjt 
an ben SNufifent feinergeit tat, finbet in Nüm= 
berg nicht feine«gleid>en. (Sin neuer funft* 
förbernbet gaftor enblidj, über ben Nürnberg 
nicht gebietet, finbet ftch gu Augsburg in ber 
©erfon be# ©ifchof« unb im lomfapitel. 
SBa« bie rnufifgemerbliche lätigfeit betrifft, 
fleht hingegen SlugSburg gegen Nürnberg im 
16. unb gu Anfang be« 17. 3abrljunbertS guan* 
titati» entfehieben gurüd, »or allem auf bem 
©ebiet be« Notenbrude« unb =hanbelö. Die 
<8ahl ber in Nürnberg hergefleDten SDtufifalien 
mirb »on ben Slugöburger ©reffen nicht ent* 
fernt erreicht." Daß e« beffenungeachtet in 
äug#burg angefebene Notenbruder unb ©erleger 
gab, lehren bie Namen Deglin, ©rimm u, 
SBirfung, 9)1. $?rie«ftein,©h. Ulharb u. a. 

Der Urfprung eine# eigentlichen mufifalifchen 
Sehen# fcheint in SlugSburg bereit# gu ber ,3ett 
gegeben, ba Äaifer SDlajimilian bafelbfl 
eine Ntufiffapelle unterhielt, bie aüerbing# 1496 
mieber aufgelöft mürbe, ©on 1515 an hielt ftch 
ber Drgelmeifter unb $omponifl ©aul £of= 
heimer bort auf, ber 1518 auch ba« Sürger* 
redjt »erliehen befam; 1516 traf ©enft ein. — 
©ebeutenben ©influß auf bie ©ftege echter Ion* 
funft übte bie Nücflehr ber ©tobt »ont ©rote* 
ftantiSmufi gut alten JKrche au#. SBa« ©ifchöfe 
mie Dtto,Drucbfeß»on SBatbburg, ©golf 
»on Knöringen, perfönlidj ein hochbcgeifterter 
Ntufiffreunb, SD? a r q u a r b IL, £ e i n r i d&, beffen 
Nachfolger u. a. für bie fletige göberung un* 
ferer Äfunfl getan, ifl noch lange nicht genug 
gemürbigt. ©golf oon Änöringen g. S. toarb 
»on Drlanbo bi Saffo hoch »erehrt unb biefer 
flanb feinerfeit« mieber in lebhaften ©egiebungen 
gum Domfapitel, ba« bie ©eflrebungen ber 
©ifchöfe in hoch rühmen#merter SBeife unter* 
ftüpte. Unb maijrlich — e« maren nicht minber* 
mertige Äräfte, bie auf folcbe SBeife gemonnen 
unb erhalten mürben I ©tan benle nur an 
3a!ob be Äerle, ©regor Slidjinger, ©r* 
bach, Ätingenftein. Slucb bie SlugSburger 
Älöfler, »otab ©t. Ulrich unb $1. Äreug, 
ließen e# an rühriger ©tuftfpflege nicht fehlen. 
Den ©ropft be« teueren, ©eorg gaigün, 
feiert be Äerle al# befonberen ÜJtacen; in 
erfterem hatten ftch fchon im SNittelalter Sbt 
Ubal«!alf (1126—1161) unb nach ihm3»hanne« 
»on ©ifchach (1355—1366) al# lichter unb 
ffontponiflen »on Äirchengefängen, fotoie al« 
Ihcoretifer heroorgetan; ?lbt 3»hanne« ÜJterf 


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240 


Kritiken unk Jtfftrafe. 


t»ar mit Slnbrea ©abrieli befreunbet — unb 
noch beute bietet bie flattlidje fReibe ber alten 
3Rufitcobice« in ber Slug«burger ©ibliotbef 
einen glcingenben ©emei« für bie entfigen ©e= 
mübungen um iebloebe ftörberung ber ars mu- 
sicae, bie in fotdjen Raufern ja nie aufbören. 
2 öar bocb ber Sebrer ©umpeljbeimer«, 3obof 
EnjemüOer, noch einige Seit iHoflerfdjfiler bei 
©t. Ulrich. 

Tod> — tt)ir tarnen an fein Enbe, moQten 
mir biefe Slu«fübrungen noch meiter fortfefcen. 
SBir benfen, bat? fie — unb ba« ifl unfer fiaupt* 
jmecf — menigflen« einigcrma§en ein ©ilb non 
bem überreichen Snbalte biefe« toftbaren ©anbe« 
geben merben, ber für bie ®efd)icbte ber 2Rufif 
»on fo meittragenbcr ©ebeutung ifl unb bteiben 
mirb unb an beffen ^Bearbeitung eine folche 
Unfummc »on ffleiß unb ©orgfamfeit bängt, 
ba§ nur ber Äenner fie tu fdja&en »erfleht. 
2Bir banfen bem hochgeehrten #errn ©erfaffer 
mit um fo größerer #erjti<hfeit, al« ja feine 
Arbeit »on Anfang bi« ju Enbe nicht« meniger 
at« Kompilation, fonbent ftreng quellen« 
mäßige Tarftellung ifl. 

— merke Han« feo Haklers. II. Heil. 
Lieferung II. <£anjimette hon 1590 
unb 9teue Zeutfäe ©efuttg ttott 
1590* Eingeleitet unb b*rau«gegeben »on 
SRubolf Schmorf}. — 1904. — XLIVunb 
250 Seiten. 

Tie „Eanjonette" finb ba« erfle SBerf, 
ba« $>. 8. Raßler burcb ben Truc! ceröffent-- 
licbte. 3brer fform nach fließen fie fich an 
bie gleichartigen Sieberfompofitionen ber 3ta« 
liener an, meifen mie iene beftimmt abge« 
grenjte Einteilung auf, tragen aber burcb« 
meg Raßler« Kunflgeprage an fich. Tie meiften 
finb brei», bie übrigen jmeiteilig. Sluffaüenb 
mag e« manchem »orfommen, baß'!ber eigen« 
tiimtiche Ebarafter ber alten Kircbentonarten 
hier nur ober taum nodb äußerlich gemabrt 
mirb, »ielmebr an beren ©teile bereit« bie 
mobernen Tongefcblechter Dnr unb 
Moll beutlich beroortreten. 3Ran braucht fich 
aber barüber gar nicht ju munbern. Tenn mie 
fdjon öfter barauf bingemiefen mürbe, baß biefe 
Eigentümlichfeit fich auch in einzelnen tirdb« 
liehen SBerfeit unfer« Slutor« geltenb madbt, 
fo feben mir an ben profanen Kompofitionen 
anberer Tonfefcer ben Trang, bie „geffeln" 
ber alten Tonarten ju fprengen, gegen Enbe 
be« 16. 3abrbunbert@ immer tebenbiger, ia 
unmiberfteblicher merben. 3n beu 24 »or« 
liegenben Kanjonetten flehen ben 6 in G-moll 
gefchriebenen ©tiiefen 6 anbere in G-dnr gegen« 
über, unb ben 8 auf a abfchließenben SRotlton» 


arten entbrechen 4 stummem in C-dnr. Tie 
Texte finb au«nabm«(o« italienifch, bie Korn» 
pofition«art häufig homophon, fonfl mit fleinen 
fontrapunftifdb'imitatorifcben ©afccben burdb* 
mebt — alle« aber in hohem ©rabe intereffant: 
felbfl ba, mo Raßler rein gleichseitig fchreibt, 
liegt ihm bie $auptfad>e in guter Rührung 
ber ©timmen — unb originell ifl er überall. 

Ta« anbere SEBerf be« SReifler«, ba« in 
biefent ©anbe neu publisiert ifl, bat ben Titel 
„SReue Teutfche ©efattg", mürbe 1596 jum 
erflenmal gebrutft unb ifl überhaupt ba« erfle 
beutfehe Ebormerf, ba« er »eröffentlicbte. Sicht 
Hummern finb »ier«, 7 fünf«, 7 fed»«« unb 2 
acbtftimmig. 3m mefentlichen tragen fie ben 
Ebarafter ber Kanjonette, öfter inifcht fich 
auch bie reichere mufifatifche ©truttur be« 
äRabrigal« in bie einfacheren formen ber 
erfleren, smei ©tücte gehören bireft xur ©attung 
ber ÜRabrigale. 3ntereffant ifl, baß bie Texte 
fpater alle in religiöfe ober moralifierenbe um« 
gebidjtet mürben, obfehon fie trofc be« faft 
burchmeg erotifdben Sharalter« im ganzen nicht« 
enthalten, ma« eigentlich anflößig mare. -Rum« 
mer 2 macht hier aflerbing« eine $u«nabme. 
Vielleicht lommen mir bem ©runbe jener Um« 
bichtungen am nachflen burcb bie Slnnabme, 
baß man bei ber ^Beliebtheit biefer ©cfange 
einerfeit« unb ber 92otmenbigleit, bie Ober» 
flimmen mit Knaben ju beferen, anberfeit« 
mit fRücfficht auf bie letzteren ju biefem SWrttel 
griff. Über bie ©chönbeit be« mufifalifchen 
©afce« brauchen mir an biefer ©teile gemiß 
nicht eigen« Sohfprüche ju febreiben — um fo 
meniger al« eine Hnjabl ber hier enthaltenen 
Sieber burcb bie meit befannten ©ammtungen 
»on 3- fRettner fen., SBüdner unb £>irfdjfelb 
obnebie« in fafl allen befferen ©efang«!reifen 
al« förmliche 8iebling«nummern beimifch ge« 
morben finb. 

Sluch ber f>erau«geber bat in einem „Sin« 
bang" 10 »ierflimmige Kanjonetten unb 2 »ier«, 
1 fünf«, 3 fed)«» unb 1 adjtftimmige« ©tücf 
au« ben „SReuen Teutfchen ©efangen" au«ge» 
mäblt unb burch forgfaltige Angabe ber Tempo« 
unb anbermeitigen ©ortrag«seicben febr ban* 
fen«mert für mobernen ©ebraudb eingerichtet. — 

Tie ©ublifation ber beiben SEBerfe in biefen 
„Tenfmäiern“ !ann nur al« rübmen«merte 
Tat, bie fRebaftion burch ben gelehrten ÜRufit« 
biflorifer Dr. $R. ©djmarh nur al« mufterbaft 
bezeichnet merben. 

6c<ftfter 3ahrfiang. I. Örtttb. Jliintberger 
Hleifler ber ;mrit(n Hiilfte be« 17. 3al)r« 
Ifunberts. ÖJciftlithc ftonjrrte ttnb 
Mtrchfttfötttfltfn. $erau«gegeben »on 


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Kritiken unk Keferote. 


Ntaj: ©eiffert. — 1905. — XLI unb 

195 ©eiten. 

Bon ©eite IX bi« XXXV oerbreitet Rcb 
bcv gelehrte Berfaffer über bie Gefehlte ber 
Nürnberger NhiRfpffege innerhalb be« 3e*t« 
raume« oon ca. 1650 — 1695, fefct alfo bort 
ein, loo Brof. ©anbberger in ber 1. Sieferung 
beö 5. Jahrgänge« biefev Bublilationen auf« 
gehört hat. $ie äuSfitbrungen ©eiffert« fuit 
nun feine«meg« meniger intereffant at« bie» 
jenigen feine« Vorgänger«, Re entmideln int 
Gegenteile ihren GegenRanb ftarer unb über» 
Rdjtlidjer. 3)a« barf auch gor nicht tounbcr« 
nehmen; benn bei ©anbberger gruppiert Reh 
bodj alle« mehr ober minber um bie Haupt* 
perfönlichleit non H- 8. Raßler. 

3nt großen gangen liegen bie muRlalifcbeit 
Berhältniffe Nürnberg« mährenb ber gmeiteu 
Hälfte be« 17. Saßchunbert« noch fo jietnücb 
fo, mie mir Re am ©ebluffe be« 16. unb meiter* 
hin gefehen haben. „Nürnberg mar," fo fdjreibt 
ber Herausgeber ©. XXXIV, „trop ber mirt» 
fchaftlidhen Schläge be« breißigiährigen Kriege« 
eine ©tabt »ofl blühenben muRfalifchen 8ebenö." 
$a« geigt Reh befonber« in ber großen ängaßl 
einheimifcher Nfufifer, feien e« nun 3nRru« 
mentenfpieler im allgemeinen ober SDrganiRen, 
Jbantoren unb .ffomponiffen. Bon ben tefcteren 
mahlen mir bieienigen gu befonberer, menn 
auch lurger Befprechuug au«, meldje ber Heraus« 
lieber burd) Veröffentlichung be« einen unb 
anbern SBerfe« hier gleidßfam al« £ppen ba« 
für aufftellt, ma« Nürnberg in biefer ’JJeriobe 
gut Bilbung ber heranmachfenben, proteRan* 
tifdjen Äircßenfantate beigetragen hat. 
Bießeicht bienen unfere Bemerfungen menig* 
ften« bagu, lang fortgefchleppte 3rrtümer in 
begug auf biographifche Eingaben enblich au«» 
gumergen. 

Baul Hainlein, geboren am 11. Stpril 
1626 gu Nürnberg al« ber ©ohn eine« Irom« 
petenfabritanten unb fpäteren ©tabtpfeifer« 
©ypeltanten, beteiligte Reh fchon al« gmölf» 
jähriger Änabe an ber ifompoRtion eine« 
Stauermarfche« (1638). Nach längerem Unter« 
richte in ber Heimat fepte er feine ©tubien 
1646 in Sing unb Nlitucben, 1647 in Italien 
fort, mobei er auch 3 3afjre hinburch ber ffom* 
poRtion oblag. 1648 lehrte er jurücf, rfidte 
aflmählig in bie Neihett ber NatSmuRfer ein, 
»erfah eine .Seitlang p e n JDrganiftenbicnß bei 
©t. ©gibieu unb mürbe enblich 1658 erRer 
OrganiR bei ©t. ©ebalb, al« melcher er am 
6 . ättguft 1686 mit 2ob abging. 

Heinrich ©chtoemmer, geboren am 
28. SRärg 1621 gu GumpertShaufen hei Haß* 
bürg in Unterfranlen, lam 1641 (naeßmeistieb 
1649) nach Nürnberg, mürbe bort 1650 „Ad- 

$abetl, ft. SU. 3ctkrbu<$. SO. Jaljvg. 


jnnctus“ an ber öorenger Schule, trat 1655 
an bie ©ebalbuSfdjule über unb erhielt 1656 
ba« SWuRfbireltorat an ber ffrauenfirchc fomie 
ba« Bürgerrecht. @r ftarb am 26.9Nai 1696. 

Georg Äfafpar Bieder erbtiefte ba« 
Sicht ber SEBclt gu Nürnberg am 2. äpril 1632. 
3 m 16. Sebenöiaßre burRe er auf bem ©ebal« 
buSchor bereit« ba« Negal febiagen. 1651, 
alfo in einem älter oon erft 19 fahren, mürbe 
er Drganift bei ©t. Biaiburg, 1654 bei U. 8. 
tfrau, 1658 in ©t. ©gibien, 1686 bei ©t. ©e« 
batb. ©ein JobeStag mar ber 20. äpril 1695. 

Bon 3oßann Bacßelbcl brachten mir 
fchon im ftireßenm. Jahrbuch 1903 ©. 153 ge« 
j iegentlich ber Befprechung oon Baub 1 be« 
gmeitcit Jahrgänge« ber baperifcheu „<Denl= 
mäler" eine furge Biographie. 

Über bie beiben Nürnberger Briiber 3o ; 
hann (1652—1735) unb Johann BßiliPP 
Krieger (1649—1725) brauchen mir ebenfafl« 
nicht« gu berichten, ba ihr 8eben«gang al« be« 
fannt oorauSgefept merben barf. 

Gehen mir auf bie lonmerle über, melche 
un« Bvof. ©eiffert in biefem Banbc oon ben 
eben genannten 6 Jfomponiften gur ifenntni« 
bringt, fo Rnben mir Hainlein unb ©chmennner 
mit je 1, Bieder mit 3, Bachelbel unb bie gmei 
Jfrieger mit je 2 Nummern pertreten. ©eßt 
fünRlerifdßen BJert tragen Re aße in Reh, menn 
man auch nicht behaupten mirb, baß Re in 
biefer Begiebung gleich mären, Biir perfon« 
l lieh giehen bie beiben erffen Nummern aßen 
anbern oor. 

$em unermüblidhen ffleiße unb ber bi« 
in« lleinRe ©etail Rcb erRredenben Sorgfalt 
be« oon un« fo hoch Perehrten Herausgeber« 
fei bie mahrlich reich oerbieute änerlennung 
freubig gegoßt. 

Sechfter 3fthrga»tg. II. öonb. Husgr» 
wählte Siecke non HgoRino Steffani 
(1654-1728). Gvfteir Ztü. heraus* 
gegeben oon Süfreb G'inftein unb älbolf 
©anbberger. Aufarbeitung bef Basso 
continuooonftrauj ©ennat.— 1905.— 
XLIV unb 173 Seiten. 

SWachbem in bem furjen ©ortoort bie @r^ 
flarung abgegeben ift, ba& im folgenben ©tef* 
fani getoibmeten ©anbe eine ©iograbhie be«* 
felben auf ®runb neuer OueHen erfd&einen 
tnerbe, fo erübrigt un$ eigentlich nur ber 4>in= 
meiö auf bie hier veröffentlichten SBerfe beö 
gu fo hohev Berühmtheit gelangten Mutor^ 
ber 1655 *u ©aftelfranfo im Senetianifchen 
geboren, 1667 nach 3Kündhen fam unb bort 
al« ©chttler oon 3. $?. ÄerU unb #. Sernabei 

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Uritihen unb §,mmt. 


feine muftfalifAe 3lu«bilbung oollenbete. 1670 
mürbe et bereit« Stammerntuftfer, 1675 £>of* 
organift unb 1680 neben Sernabei 3)ireftor 
ber htrf. Äammermufif. Son bem le^tge* 
nannten 3abre an mirb et al« fßriefier auf« 
geführt. 3n äRünAen fdbeint er bi« ca. 1690 
geblieben ju fein; benn oon ba bi« 1710 mar 
er Äabeflmeifter am herzoglichen $of au #an* 
nooer, blieb aber auch mahrenb ber noch fol» 
genben 3<Are größtenteil« in biefer ©tabt. 
3Iuf einer fReife ereilte ben mit meltlichen unb 
fachlichen fat«jeiAnungen allerart geehrten 
SRann ber Job — ju granffurt a. 2R. 1730. 

Ku« bem reichen ©Aafce feiner muftfa* 
lifchen Serie finb im Sortiegenben nachftebenbe 
ajompofitionenjufammengefiellt: 16 Kammer* 
bnette, 2 ©<herji, enblich 2 religiofe 
Kantaten. ®ie ®uettc haben burchmeg ita* 
lienifAe £eyte, ebenfo bie ©cherji, in rnelAen 
aber nur eine ©oloftintme fingt. 3«r Seglet» 
tung ber erfteren bient nur ber fogen. Basso 
continuo, mahrenb hingegen bei ben ©cherji 
noch Ztoei Siolinen binautreten. Son beit „geift* 
liehen flantaten“, melche über (ateinifAe $iA= 
tungen ju (Sbren ber feligften 3«ngfrau unb 
eine« hl. Sefenner« lontf>oniert finb, teilt ftch 
iebc in oerfAiebene ©äße, halb ©olo*, halb 
breiflimmiger (Sljorgefang (C. I u. II, B. —C. 
A. B.); gut ^Begleitung ift lebiglich ber Basso 
continuo in Änmenbung gebracht. ©« mag 
mobt ber SeaAtung mert erfcheinen, ba§ biefe 
jmei Kantaten einem Serie entnommen finb, 
melche« ©teffani im 3ahre 1685 bem &ur* 
fürften 2Ray (Smanuel gemibrnet hat. ©« 
tragt ben Üitel: Sacer Janus quadrifrons unb 
enthält 12 lateinifche Äantaten für bie Seiten 
unb gefte be« Äirchenjabre«. 

Sa« ben inneren ©ehalt ber eben ge* 
nannten lonftüde anbelangt, fo jeigt fich in 
benfelben überall ber Zfünfller, ber feine ÜRittel 
mit echter SDteiftcrfAaft au hanbhaben ©erfleht, 
©ibt ©teffani ftch audh be« öfteren noch al« 
Ä'inb feiner .Seit, fo fleht er in oielent boch 
eigentlich fchon über ihr. 3«benfatl« erregen 
feine Serie ob ihrer fchönen, manchmal faft 
übcrfimcbelnben $ontrapunftif, ber feinen SDle* 
lobiebitbung unb nicht jutetjt ob ber außerge» 
möhnlidjen ©rfinbung«gabe, bie ftdh in ihnen 
offenbart, bie Slnerfennung, ia Setounberung 
felbft be« heutigen 2J?uftlfenner«. 

3>en £erau«gebern gebührt hier ganj be* 
fonberc« 8ob. @ine Oueüenforfchung, mie fte 
bie ©eiten VIII—XIX belunben; ein fReoi* 
ftonöbericht fcoit ber ©enauigfeit, mie fte ftch 
oon ©eite XXVI-XXXIX in ieber Seile 
finbett läßt; ba« auögejci Anet gelungene thema* 
tif Ae SerjeiAni« ber Äammerbuetti unb © Aerji; 
enbliA bie eAt miffenfAaftliAe ©orgfalt, »on 


melAer bie ganje Slrbeit ein herrliAe« 3eug» 
ui« gibt: ®a« alle« nötigt ltnmiOfürliA hoA* 
aAtung«ootIften Seifall ab. 

©tfenborf. 3. jitut. 

tenfmäler Her 2ontonft in CfterreiA* 

$erau«gegeben mit Unterftflbung be« 1. I. 
SDtinifterium« für Äultu« unb UnterriAt. 
Unter fieitung oon ©uibo Sbler. 
SQBien, 1906. 

XIII. Jahrgang, (frfter Xeil. Untonio 
(Jalbara, Birdjentoerhe. Searbeitet non 
dufebiu« 2ßanbt;cjem«li. SDlit einem 
Porträt Salbara«. 

„Über Slntonio ©atbara« geben ftnb 
mir nur mangelhaft unterriAtet. Sir miffen, 
baß er unt 1670 ju Senebig geboren mar, in 
ber erflen Hälfte feine« arbeit«reiA«n geben« 
in oielen ©täbten 3talicn« (fRont, Sologna, 
Senebig, SRailanb, SRantua tt. a.) al« afirAen*. 
Jheater* unb Äantmerfombonifi gemirlt unb 
ftA einen glänaenben fRauten ermorben hat, 
oom Sfaifer Z?arl VI. am 1. 3anuar 1716 jum 
Sijehoffabellmeifter befteDt mürbe unb in biefer 
©tellung bi« ju feinem am 28. $ejember 1736 
erfolgten £obe in Sien oerblieb. 3oh- 3of. 
5uy (erfter £>offabeflmeifter feit 1715) mar 
hier fein Sorgefefcter." 

SrflaunliA ift bie 3<Al ber Serfe oon 
Salbara; noA erfiaunlicher aber ber Umftanb, 
baß man feine« berfelbett in bie $anb nehmen 
fann, ohne bie unbebingt ftAere, ineifterhafte 
SEeAnif unb bie feine ganje Seit Aarafteri* 
fterenbe fAöne Rührung ber ©ingflimme ju 
bemuttbern. ®a« 18. 3<Arbunbert jählt ihn 
ju ben beften SReiftern feiner Seit — unb mit 
SReAt. ©ein milbe«, freunbliche« Sefen, feine 
feine mufifalifAe SnibRnbung, fein tiefe« ©e= 
müt fpreAen ftA namentliA in ben Keinen 
formen am unmittelbarfielt unb ooDlommenflen 
au«, fo auA in feinen ÜRotetten, oon benen 
ber $erau«geber un« 8 ju 2 unb 3 ©timmen 
mit Orgelbegleitung mitteilt. JatfäAliA märett 
menigflen« einige berfelben, j. S. Nr. I „Caro 
mea“, El „Ego sum panis vivus“, V „Trans- 
flge“, VI „Miserere mei Domine“ unb VIII 
„0 sacrum convivium,“ e« mert, heute noA 
bei außerliturgifAen tircbliAen 9lnbaAten Ser* 
menbung ju finben. ©elbfloerflänbliA müßten 
Tte, meil leineömeg« leiAt, forgfältigft geübt 
unb mit all bem Slufmanb oon 3nnerliAfeit oor* 
getragen merben, ben ber $omponift barin nieber* 
gelegt hat. Sir ftnb überjeugt, baß bie« gerabe* 
ju beaaubernb fAöne aiirAenmuftl fein mürbe. 

3>a« gteiAe Urteil geben mir ohne ©Aeu 
auA über ßalbaraö Stabat Mater ab, nur 


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Uritiktn unk JUftrote. 


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mit ber ©nfdjränfung, bat eine gefchicfte H»nb | 
an ©teilen, mo aOju grote SuSbebnung beS 
©afceS turdj Sßieberbolungen, .Smifcbeufpiele 
n. bgl. eS nötig erfdjeinen latt, füraenb ein» 
greifen foflte. 3 m übrigen pfltcfcten mir bem 
Herausgeber gerne bei, toenn er fdjreibt, „biefeS 
Stabat Mater fei eine ber meibeboflflen ihr» 
djenfoiupofitionen beS WeifterS, im ©nft unb 
ber ©chönbeit beS SuSbructeS ben Wotetten 
nabeftebenb, auch in ber Bertnenbung ber 3n= 
ftrumente ben Weifler ber 3eit jeigenb. Wit 
groter ©efcbicflicbfeit feben mir ben $ompo= 
niflen alle Wittel anmenben, ber Wonotonie 
beS SeyteS (? fofl mobl beiten bev Jeytform) 
auS bem 2Begc 311 geben, unb mit befcnberer 
ihtnft s J?ücfficbt nehmen auf ben iflang." ®aS 
SBerf ift für 4ftimmigen Ebor mit Begleitung 
Bon 2 Biolinen, Biola, Srombone I unb II, 
Orgel unb Bat gefdjrieben. 

Sn britter ©teBe finben mir in biefem 
Banbe bie Missa Dolorosa. ®iefelbe b®t 
gleiche Befcfcung mie baS Stabat Mater, nur 
bie Jrombonen finb meggetaffen. gür bie 
titurgifche Bermenbung beS SBerfeS mirb fidb 
beutautage trofc beS grotartigeu unb bo<h nur 
fttnfllerifch erhielten ©ffefteS mobl itiemanb im 
©nfte begeiftern fönnen. ®enn ganj abge» 
feben üon ber gemaltigen ©chmierigteit, fte 
§ur Suffübrung ju bringen, ift bie Weffe, 
namentlich in ben brei erften groten ©afjen 
(Kyrie, Gloria, Credo) biel 3 U lange geraten 
unb faßt aubent nach bem blenbenb frönen 
Kyrie unb Gloria oout Credo bis aum ©bluffe 
an innerem ©ebalt bebeutenb ab. ®rofc aBem 
bietet baS ©tubium biefer festeren Partien 
recht oiele anregenbe Womente: ber ©eift 
EaibaraS mebt benn bocb aucb burcb bie min» 
ber gelungenen ®eile. 

®aS Te Denm mit feinen jtuei ie nier» 
ftimmigen ©efangSdjoren, bie »on 2 Biolinert, 

2 Biolen unb Ürombone ((entere auffaBenber» 
kneife mit ben Biolen aufammengelegt), Orgel 
unb Bat begleitet merben, macht ben ©nbrucf 
eines glänaenben, bocbfeierlicben HpmnuS. ®ie 
autergemöbnlicbe Ätarbeit beS muftfalifcben 
SufbaueS, bie natürliche Ungeamungenbeit beS 
©afceS, bie Seicbtigfeit, mit meldjer bet Äom» 
ponift auch fcbmierige Probleme 3 . ©. in ber 
prächtigen ©chlutfuge au lofen terfianb, taffen bie 
iubelnbe Sufnabnte recht mobl begreiflich finben, 
meldje bie bamalige «Seit biefem bebeutfamcn 
Äunftmerte Bon Snfang an entgegenbrachte. 
Biefleicht märe es nicht aBau fdjmierig, baSfclbe 
für ben liturgifdjen ©ebrauch untauarbeiten. 

SIS ©chlutnnmmer erfdjeint baS berühmte 
16ftimmige Crucifixns, „in bem mir biel» 
leicht baS mertnoflfte ©tttcf oon Calbara, je» 
benfaBS aber eine ber heften Äirchenfontpo» 


fitionen feinet , 3 eit befifcen." ®er fchöite, 
eble unb tiefe SuSbrucf, ber in ben Wotioen 
liegt, bie burcb ben Tontrapunftifcben Bau er» 
j reichte munberfchöne Steigerung, bie natür» 
liehe, fietS aielbemttbte ®e<hnif, enblich bie 
, grote, über bem ©anaen maltenbe einheitliche 
! 3bee: baS afleS aeigt unS ben Weifter im berr» 
lichften Sichte unb läßt fein Wer ! als ©affionS» 
mufif erften StangeS erfennen. 

2Bir banfen bem Herausgeber für bie ©n» 
fügung biefer (Sbelfteine in ben fRubmeSfrana 
ber ofterreidbiWen Wuftf®enfmäler unb für 
bie fhöne gaffung, bie er benfelben gegeben 
bat, mit beralicher Sufricbtigfeit. 

— XIII. 3oljt*ßang. 3 weitet -teil. 
Sltener llaoier» unb ©rgelrotrhe aus ber 
ftoeiten Hälfte bes 17. 3al)rl|unberts: 

Sleffanbro fßoglietti, gerbinanb So* 
biaS Siebter, ©eorg Sentter ber 
Sltere. Bearbeitet bon Hugo Bo tftiber. — 
1906. — XXI unb 104 ©eiten. 

2Bir lernten ben ftrebfamen, gelehrten Heraus» 
geber fdjon auS früheren Bublifationen als 
grünblichen gorfeher unb freuen unS, ihm hier 
mieber begegnen unb ein neues, fcimneS unb 
banfenSmcrteS ©aeugniS feines raftlofen gteibeS 
befprechen au bürfen. 

©S banbeit fich in biefem Banbe um brei 
®onfe(jer, melche neben anberen Wufifern mie 
3. Bachelbel, 2B. Ebner, ©eorg unb ©ottlieb 
Wuff at au ben Bertretern berSBienerSchule 
bon Älabiermeiftern geboren. ®er erfte 
ift Sleffanbro Boglietti, mabrfcbeinlich 
italienifcher Herfunft. SEBir begegnen ihm aum 
erftenmai in ben SBiener Hbfa<*blanttSrecbnun» 
gen, mofelbft er unter bem 1 . 3 uli 1661 als 
„Organift in ber faiferlichen HoffapeBe" ber» 
aeichnet fleht. 2 Bober er aber gelommen unb 
mie alt er bamalS mar, barüber fehlt bis aur 
©tunbe iebmebe Sufflärung; ebenfo menig 
meit man bon feiner mufifalifchen SuSbilbung. 
Such über feinem ferneren geben liegt aiemlich 
bichteS ®unfel. 1678 Heißt er „Hoff=Organijt"; 
baneben nennen ihn biele Huubfchriften „Comes 
Palatinus“ = Bfaljgraf — ein jitel, ber nicht 
etma irgenb mclchen SbelSrang, fonbern lebig» 
lieh eine SuSaeidjnung bebeutete unb bon beffen 
Berleibung mir mieber fein ®atum au erfahren 
bermögen- 1683, bei ber Belagerung SBienS 
burch bie Sürlen, fanb er feinen Job. „®ie 
Sartaren haben meinen Wann gemorbet" — foB 
bie troftlofe ffiitme bem ilaifer augerufen haben. 

®at er ein auSgeaeichneter Sflabiertechnifer 
unb »Äomponift gemefen, bafür aeugen bie in 
biefem Banbe beroffentlichten B3erfe: 2 ©uiten 

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Ttrilibru unb Iteferate. 


unb 1 ©anaon mit ©apriccio- ©cbftoerftänbltch 
bat er außer biefen noch Diele Weitere Sfom» 
pofitionen fflr Stafteninftrumcnte gcfchrieben- 
B3ir befitjen »on ibm aber and) eine ganae 
SReibe anberer tonfttnftlerifd&er Seiftungen, fo 
nidbt Wenige 3nftrumental»Balletti unb =©o= 
naten, ferner »erfdjiebene Bofalfontpofitionen: 
eine SReffe, Sauretanifcbe Sitaneien, ÜRagnififat, 
Dies ir* u. bg(. Auch ben fRubnt, SBerfaffer 
einer ÄontrapunftSlcbre au fein, »inbigiert ber 
Herausgeber unferm poglietti, gegenüber ben 
Ausführungen Dr. ©anbbergerS, mit guten 
©rünben; letjterer batte ben betr. Straftat 3ob. 
4?. Äerl gugefebrieben. 2Bir haben bemnacb 
an pogtietti Wirflich einen Stonfeljer. ber eS nach 
ber btftorifdbcn Wie braftifeben ^Richtung »er» 
bient,berBergeffenbeit cnblid) entriffenau Werben. 

»ferbinanb StobiaS SRichter ifl, wie 
Botftibcr barlegt, ni(bt in SBien, fonbern in 
ÜBiirgburg geboren. 2Rit SRücffccbt auf baS 
3Sotenbefchaubu<b ber «Stabt 2Bien, wo eS 
unter beui 3. SRooember 1711 auSbriicflich beißt, 
SRicbter fei bei feinem Stöbe 62 3abre alt gemefen, 
biirfte eS Wohl gerechtfertigt fein, als ©eburtS» 
iabr 1649 anaunebmen. Bon feinen 3ugenb= 
iabren Wiffen mir nichts. Unter bem 1.3uti 1683 
finben mir feine Aufteilung als Hof» unb 
&ammerorganifi in Sffiien, Wabrfcbeinlicb an 
©teile PogliettiS. Um 1692 übertrug ihm 
ifaifer ßeopolb I. ben Unterricht feiner Äinber 
in ber ÜWufif — unb fo Waren außer bem 
nachmaligen ifaifer Sofeph I. aller 2Babr» 
fcbeinlicbleit nach auch tote ©rabergoginnen 
Plaria ©lifabetb, 2J?aria Anna unb SDfaria 
Stbercfia feine Pfleglinge, ©r genoß über» 
baupt febon au Sebaeiten als iflaoier» unb 
Orgelfpieler, nicht minber als ifomponift großes 
Anfebcit unb fein 9fame War weit über feiler» 
reid&S ©renaen hinaus befaunt unb berühmt. 
3obann Padjetbel febäßte ihn hoch — unb Wer 
ihn feben unb hören tonnte, rechnete eS ficb 
au ©bre unb ©liicf. Die ©tatot jßien »erlieb 
ihm 1707 baS Bürgerrecht. Bier 3abre fpäter, 
1711, fegnete er baS «Seitliche. 

Auch feine ifompofitionen befchränten ftd) 
nicht auf klarier unb Orgel, fonbern bieten 
uns auch 2 Heinere bramatifebe SSerfe, 5 geift» 
liehe 2)ramen, 2 Oratorien unb mehrere Sn» 
ftrumental=©onaten unb Ballette. Oie 3 ©uiten, 
Welche famt einer Stoffata hier Aufnahme 
fanben, dbarafterifieren feine üReiflerfcbaft im 
Oonfaße in förmlich untfaffenber SCBcife- 

©eorg SReutter ber ältere, geboren 
1656, fod 1686 als Organift bei ©t. Stephan 
angeftetlt worben fein; icbenfatlS War er bieS 1694. 
1701 Würbe er auf faiferlidjen Befehl als Or» 
ganift an bie Hoffapetle berufen, behielt aber 


feine ©teile an ©t. Stephan bei, Würbe bort 
gegen 1714 neben 3- 3- iW gweiter unb im 
9Rara 1716 (nach ber ©rnennung »on ffup aum 
Hoffapethneifter) erfter 4fapetlmeifter. ©o 
lautete benn fein »oder Oitel ietjt: „ifaifer» 
lieber Hof» unb 4fammer»0rganift, erfter SfapeU» 
meifler au @t. Stephan." @r würbe 82 3abrc 
alt, ftarb am 29. Auguft 1738 unb biuterließ 
mehrere ©ohne, »on benen a'»e» Wieber ben 
Pfufiferberuf Wählten. Äarl, ber ältere, ge» 
boren um 1697, Würbe fpäter Organift bei 
©t. ©tepban; ber ameite, ©eorg SReutter, 
ber 3üngere, laut Staufprotofofl ber ©tepbanS» 
firche, am 6. Slpril 1708 (alfo nicht 1707!) ge» 
tauft, entwicfelte fleh aum Sfomponiften unb 
brachte eS bis gum Hoffapellmeifter. 

Oie Stonfätje, Welche wir ©eite 60-98 
»on ©. SReutter b. 31. finben, finb 6 ©apricci, 
2 ©angonen, 1 guga, 1 SRicercar unb 1 Stof» 
fata. Auch fte geben einen gar erfreulichen 
©inblicf in bie feine Bilbung beS Autors, feine 
meiflerliche ©cwanbtbeit in ben fontrapunf» 
tifdjen 3»rmen unb fein jtarfgeiibtcS ©efübl 
für SBoblflang. Dr. Botftiber fagt mit SRecfat: 
„2Ran muß fuh wunbern, baß bie SBerfe biefeS 
SOteifterS, ber bie »form mit ficherer Hanb unb 
echt fünftlerifcher ©ntpfinbung beberrfebt, fo 
Wenig befaunt geworben finb." Oatfäcblicb ift 
gerabe biefer toritte Steil beS BanbeS berjenige, 
ber am grünblicbften ftubievt, am eifrigften 
geübt werben fodte. Haben Wir boch gerabe 
im fDiangel ernfter ffontrapunftif ben Haupt» 
faftor ber gegenwärtig allenthalben bertortve» 
tenbeu mufifalifchen Berflacbung au fuchen. 
SBaS bie Berwenbung biefer ©tücfe, fowie ber 
Wunberbilbfchen, in ber borifdjen Oonart ge» 
fchriehenen Berfette »on dichter (©. 56 ff.) 
beim liturgifchen ©otteSbienfte betrifft, fo 
brauchen Wir gebilbeten unb »erftänbniSootlen 
Organiften gewiß feine eingehenbeit BJinfe au 
geben. «Subem erflärt ber Herausgeber gerabe» 
an, bie SEBerfe PogliettiS unb bie ©uiten SRich- 
terS feien nur für ftla»ier gebacht, bie SBerfe 
SReutterS aber aur SBtebergabe auf bem ffla»ier 
ober ber Orgel beftimmt. 

B)ir fchließen mit ben lebten Sähen ber 
©inleitung: ,,©S wäre nur au Wiinfchen, baß 
bie hier »eröffentlicbten ©tücfe nicht bloß ben 
©egenftanb funftbiftorifdher gorfebung, fonbern 
auch öffentlicher Aufführung bilbeten. Oie 
neu erwachte ntuftfalifchc SRenaiffancebeWegung 
läßt hoffen, baß biefcitt SEBunfcbe ©rfiillung 
Wirb. Unter ben Tjicntit bargebotenen ÜBerfen 
unferer brei 2Reifter Wirb fleh manches finben, baS 
wert Wäre, au tönenbem Sehen erWecft au Werben! 

©Ifenborf, 17. 2>eaember 1906. 

}of. Auer. 


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Original from 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



8tntr«Urgißtr. 


246 


(8eneralregifter 

*u bcn 30 rUibrqciiuien bc-S ÄircBenmufifalifdien 3a^tbuc^e8 (1886 — 1906) rcfp. Gäciiicnlalenbcr? 

(1876-1885), 

feeorbeitet oon Dr. ^enttarnt jSätterff. 1 ) 


1. Jforfonmcgilfer. 


SC. 

Slbaco, @. SCcllce ball’, fielen u. 

äßirten 03, 152. 

Slbbati?, 3 . 90, 78. 

2ld), 3ul. »on, 96, 17. 

Slbam bi' la ©affee, 84, 20. 
Slbam be 3=ulba, 93, 20; 22. 97, 
1 ff. fieben, Schriften, Äompo* 
fitioneu 02, 1. 

2lbam be la öale, feine©erbienfte 
84, 5; feine 3ftg. fHonbeany 
(nad) fyetiö) 84, 20. SBerfc 06, 

«elrebu? 91, 31 f. 

Slbami, 51., 97, 36 f. 

Slbler, 98, 113. 

Ö arri, 91, 97; 92, 93. 

arb ».Spott, 92,100; 05,118. 
Slgofiini, 90, 101; 91, 97. 

— 'fi., 95, 95. 

»gofiino, fi., 86, 45. 

Slgricola, St., 88, 48. 

Stple, 3- 91., fieben unb SBcrfe 
03, 147. 

2tid)inger, ®., 06, 239. 

SUbani (Sarbinal), 92, 8f. 
Sllbert, Jp., fieben?baten 05, 157. 
Sllberti, 9)1., 96, 23. 

Sllbinu?, 86, 2. 

Stlcuitt, 86, 3 (tractatus de mu- 
sica) 

Sllbrooanbini, ®., 92, 4. 

SlUaci, 8., 01, 49. 

Slllegri, ®., 91, 88; Miserere 
97, 47. 

Slloifi, ®. ©., 92, 7. 

Slloifiu? oon®onjaga, 86,31; 45. 
Sllppiu?, 86, 2. 

Simalar, 92, 100. 

Sltnberger, Dr. 3ofeplj, 06, 70. 
Slmbro?, 31. 2ß., ©ilbni? mit 
Seben?baten 77, 62; 86, 32; 
90, 98 ; 93, 124 ; 95, VIII; 
100. 96, 110. 

3tmepbcn, <5f»r., 91,84; 92,85; 87. 
SlmeUi, 88, 70. 


Slmorofiu?, ©., 90, 78. 

9lncina, 3-» 01, 48. 

P. Slnboper, über ©ljoralrl)t)tl}' 
mu? 06, 30 ff. 

Slitbrea?, 97, 25. 

9lnbrac, 6., 82, 74. 

9lnerio, gelice, 86, 51; 91, 86; 
95, 93. fieben?gang u. 2Berfe 
(mit ©ilbni?) 03, 28. 

Slnerio, @ioo. ftr., Sebett unb 
üßerre 86,51 ff.; 91, 97; 95,93. 
— Dct. 86, 52. 

Slngelo (Sobn be? ©ateftrina) 
86, 37. 

Singeln? Silefin?, 86, 22 f. 

9lngilbert (Slbt), 87,14; 94, 14. 

Slitglicu?, 97, 25. 

Sltumuccia, ®., 84, 33; 92, 10, 
91; 95, 93 ; 01, 40 f., 47. 

Stnonqmu? ((Gereimte? unb Un= 
gereimte?), 81, 45. 

3lpel, s Jiif., DJlcnfuralfobcy (dtie- 
mann) 97, 1, 4. 

Slppelio, 3v 95, 85. 

Slpuleju? o. 3)tabanra, 86, 2. 

Stqnaoioa, (51., 86, 54. 

Slrcabelt, %, 84, 33. 

b’3lrbe?pin, 9«., 96, 21. 

Slribo Scbolaftiiu?, 84, 7; 87,18 
(fieben unb 9Jtufiflet|re). 

Slrimino, ©., 97, 25. 

Slriofto, 86, 33. 

Slriftotele? (4fad)c©ebeutung ber 
SJlufif), 80, 5. 

Slriftotele? anonpmu?, (9J!enfu= 
raltljeorie), 98, 15. 

Slrnolb oon Srud, 84, 31. 

3lrtl)u? be ©cmolli?, 97, 25. 

31 ty, P. 3lbef. b’3l., 80, 22. 

3l?canio, X, 95, 67; 96, 17. 

Sil o la, 9ß., 95, 103. 

Slfprilio, ©., 90, 76. 

2luer, 3., (5äcilia? ®ebet (®e= 
biebt), 79, 67. 

— 2)te 16. ©eiteraloerfamm* 
lung be? 2lflg. ßäcilienoerein?, 
01, 119. 


Sluer, ©., 96, 20. 

Sluguftinu?, (6 ©iidicr de mn- 
sica), 86, 2. 

Stuleni, 97, 17. 

Slurclian oon IReome, 86, 3. 
Slurelio, ffl., 94, 63. 

Slutumnu?, 3- 21., 89, 69. 
3l»iBa, 3fab„ 86, 56. 

SB. 

©duerle, Dr. £>., 9Jeue 5lu3gabe 
non 30 nier* unb fünffümmi* 
gen TOeff en ©alcftrinaS 03,109; 
cbenba p. 136; 06, 300. 

— 8eben*ffine über Dr. ®. 
cob, 06, 136. 

©and)ieri, 51., 84, 32. 

©dutnfer, 3B., „fcucbalb", ein 
fieben§bilb, 80, 43 ff. 

— „Stabat rnater“, Sinter, 
Überfe£ungen unb IRelobien 
beleihen 83, 59 ff. 

— Dies irre. 5lutor, ttberfetjuns 
gen unb ®lelobien 85, 36 ff. 

— ©inb sutn Sobe ©otte^ aud) 
®efdnge julaffig? 87, 62 ff. 

— Sin uralte^ bentfdheS ftirdjcm 
lieb 87, 65 f. 

— „5Jlaria $u lieben" 91, 41. 

— 2)a§ beutjd)e TeDeum: 3)id)- 
4er, altefte leyte unb SRelobien, 
00 88 — 

©aini, ©., 94, 29; 35, 38; 13, 

©alb/,'8., 92, 7. 

©allojr, 3. (9Renfuvaltl)coric) 
98, 16. 

©altajar, 90, 79. 

©arberio, %, 94, 63. 

©arter (Orgelbauer), 91, 121. 
©arnaba^ (Urganift), 00, 5. 
©arnabei, ©., 96, 17, 

©arraga, über „Äuuft unb 
ioanomerl in ber^irebemnufit" 
81, 52. 

©arr6, 84, 33. 


! ) 3 Die 9leba!tion bed Ä. SR. % ftellte mir in freunblidjer 2 öeife ein 9)tanuf!ript non ß. Sßalter 
(^erfonen« u. 6 ad^regifter ju ben Sa^rgängen 1896—1900 be^ ft. SR. 3 .) Jur Verfügung, roeld)eS id) 
in ©erbinbung mit bem im Jahrgang 1897 enthaltenen „^Jerfonem unb ©actyregifter 311 ben 3ahr- 
göngen 1886—1895" nach Slbfcblufe meiner 3ufammenftellung nachträgtid) (fontrollierenb) betjog. 
Sur bie ©enüfcung felbft fei bemertt, bafi bie 1 . 3 a h^ fich auf ben Jahrgang, bte 2 . (red)tö oom 
ftomma)aufbie ©eitenjahl be^ bejeichneten Sahtgangd, 3 . ©. 97, 24—1897 ©eite 24, ober 05, 2 -= 
1905 ©eite 2 , bejieht. Dr. ip. ©. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



246 


Heneralrrgifter. 


©artolini, 88, III (geben 
unb ©ilbnig). 

©affani, ©. ©., 92, 3. 
baffere, 3/ 97, 25. 

©afferott, ©b-, 88, 48. 

©afiron, ©bv 88, 48. 

©afilo, 86, 34. 

©ütbori, W., 00, 2. 

Malier, %, über bie neue Orgel 
in ©aff au, 91, 119. 

©at)cr, 3-, eine Gngelftubie, 80, 
55. 

©catriy non Neapel, 00, 1. 
©ebingbant, 97, 25. 

©eereit3, 3-/ 3ÄufifaIif<f>c $i^' 
furfe 85,61; 86, 66; 87, 82 ff.; 

88 , 56 ff.; 89, 72 ff. 

©egutter, 5-/ 06, 41. 

©elanbo, 91., 86, 54. 

©ela3co, 21., 95, 78. 

©clafio, ©., 91, 87. 

©elaftra, <H., 94, 63. 
©elbotnanbiS, ©., 93, 9; 20, 22. 
©eüermann, ©efd)id)tl. ©e- 

merfungen über bie Dotation 
98, 1; cf. 88, 95. 

©elli, 3„ 92, 7. 

©elloti, 2., 90, 78. 

©onebiftö XIV. Gnjoflifa über 
Äircbentnufif, 92, 8. 

S. Beuedicti regula, 94, 10 . 
©enet, 3„ 97, 25. 

©eneuoli, O., 92, 29. 

©enigni, 97, 25. 

©emiat, ft., 06, 241. 
©entinoglio, 87, 71. 

©erarbi, 21., 90, 77; 92, 95. 
©erd)em, 3- be, 91, 115. 
©ctgeto, <p., 96, 23. 

©erlios, (©ilbni§) 76, 69. 
©entabei, Grcole, 91, 74; 94, 
59 

©ernabei, 3* 21., 82, 68; 91, 75; 
94, 59. 

Sernaccfyi, 21., 92, 3. 

Sernarbo, 86, 34. 

©erna^coni, 21., 91, 77. 
©ernelinuä, 87, 12. 

©ernbarb, Gb-, äBerfe 03, 118. 
©t. ©ern^arb‘6 OTufiftätigfeit, 

89, 1 ff.; 00, 136. 

©emo non Slcidjenau: geben 
unb ©Triften 87, 9; 94, 12; 
96, 56. 

©emouiUi, ®., 99, 139. 

©erfd)i, 21., 95, 85. 

©ertani, 86, 34. 

©ertolotti, 21., 91, 111. 
©ertolufiuS, ©., 90, 78. 

©ettini. St., 92, 87. 

©einerungc, £)., über bie Orgel 
in TOcujnootlj, 91, 123. 

— über englifdje Orgelbaufunft, 

00 , 66 . 

— ©tubic über bie ©öbrenpneu- 
matif, 05. 43. 

©iand)mi, 94, 79. 

©iand)o, ©., 00, 28. 
Öiber,©.ft.,geben*baten 05, 169. 


©iboit (Sänger), 91, 115. 
©ierfiebler, 89, 74. 

©itlid), Orgelbauer, 00, 36. 
»ind>oi$, 84, 22; 93, 1, 119; 97, 
25 (.üompofitionen). 

»IW, 3v 00 , 11 . 

©ifufti, »K., 96, 23. 

©ittcr, G. £)., 86 , 79. 
©leidjenbacb, 21., 89, 69. 
©lotagrio, SB., 96, 17. 

©loptni, 97, 25. 

©lumer, 2JI., 92, 29, 40. 

©oboil, 3„ 97, 25. 

©oetiuS (©luftflebre), 86, 3,10; 
87, 37. 

©ogaertS, P. 3 -, über mufifal. 

nrdfäologie 84, 57 ff. 86, 77. 

— ©rief geo§ XIII. Nos qui- 
dem unb bic offi§. Gborab I 
büdber, 02, 46. ; 

-- tfanoniftifdje SBürbigung ber ; 

ueueften Gboralbefrete 03, 52. 
©ol)n, ®., 87, 9; 95, 124. 
©oilbieu, Gr$äblung au3 ©.geben 
77, 63. ©ilbniS 77, 65. 
©olfena, 21. n., 92, 95. 2Iufscid)= 
nungeit, 97, 36. 

©onabiey (©obeitbag), 93, 1 . 

©t. ©onifajiuS ©crbienft um beu 
Äirdiengefang, 87, 40. 

©oniui, ©., 87, 80. 

©oniiani, 90 78. 

©onu3, G., 95, 82. 

©ontempi, ft., 86 , 58. 

©ontempo, 21 ., 00 , 28 . 

©ontiu§, 98, 98. 

Sonnicino, 21., 86 , 31. 

©oratio, ©., 94, 63. 

©ootb, 3 ., 91, 121. 

©oref, Gb., 90, 71. 

©orfetti 87, 70. 

©orrotnäu§, ©t. Marl, 92, 93. 
©o§d)etto ©oSdbetti, ®., 86 , 57. 
©offart, 3., Orgelbauer, 78, 51. 
©ourgoiS, 97, 25. 

©radiogin, 6 ., 95, 82. 

©rambad), ©., 87, 9 it. 13; 88 , 
62; 92, 21; 95, 116. 

©ranbt, S. 3 ., 90, 71. 

©raffart, 3 ., 97, 25. 

©rayatori§, 3> 97, 25. 

©remme, SB., 00, 136. 

©rimbfe, £)., 96, 21. 

©rugiS, ©., 97, 25. 

©rumcl, 21., 88 , 48; 99, 141; 
00,149. Missa de beata Vir- 
gine IV voc., 99, 141. 
»runeUi, 21., 91, 90. 

©runet, 3 ., 91, 84. 

©runS, 21 ., über ©ereinfadnmq 
beS 9?oten|oftem3 für firdif. 
ftiguralaefaug, 77, 89. 

©rusco, ©., 86 , 31. 

©ruto, Stcpl)., 86 , 54. 
©udmcr,3-, ÖcbenSbaicn, 95, 88 . 
©uci^, £>., 88 , 48 . 

©uct), 21., 95, 82, 

©ufl, 3 ., lieben unb 39erfe, 99,81. 
©unfen, 94, 81, 84. 


©urgo, 6 ., 95, 82. 

©urtyarbt, £>. 21., 94, 63. 
j ©uft, 3 ., 92, 19. 

| ©ufi, g., beffen .,11 Padre G. 

B. Martini“ im SluSaug biv 
1 arbeitet non ft. X. $., 92, 1 ff. 

I ©u3noi£, 21., 93, 1 ; 97, 25. 
©uytebube, ©. (gcbenSbaten), 
05, 157. 

©prb, 2B., geben unb 3Bürbi= 
gung feiner SBerfe, 99, 82. 

| Gaccini, 86 , 34. 

Caecilia Sancta. ©ilb non Gu 
mabue, 76, 32. 

— 3^ Sieben, SBirfen u. Ceibeu 
(nach Dr. ©ueranger) mit 21 b*- 
bilbungen, bearbeitet non ft. 
X. öaberl, 76, 33 ff., 77, 42 ff., 

— 39 r « ©crcljrung unb ©er= 
berrlid)ung bureb alle 3 aI ) r: 
punberte, 78, 26 ff.; 79, 28 ff. 

— ©arftcllung al§ „©atroniu 
ber ®lufil", mit loeidicm 91ed?t 
uitb in meld)em ©imt 2 (can- 
tantibus organis'» 78, 29. 

— ©ortifu» ber ©afilifa ber ^l. 
ßäcilia (9lbbilbung) 79, 29. 

— 2 luffinbutig be^ Seiber bjer Ijl. 
©äcilia burd) Äarbinal ©fon= 
brato, 79, 28 f. 

— 21 bbilbuug ber ^ 1 . Sdcilia 
im Sarfop^ag, 79, 32. 

— ©ilb ber 1 )^ 1 - Gäcilia non 
SJonatello, 79, 38. 

— Stafacl ©antiS Gäcilia. ©in 
äft^etifd)cr Serfud) non 21 . ft. 
SBalter, 79, 39 ff. (mit 2lbbib 
bung p. 40). 

— 2 )er |l. Gäcilia fieben unb 
Ceiben, ein religiöfcä ©rama 
mit ©rologen unb Gfjören, cnt= 
rcorfen non ft. ©clbft, 80,10ff. 

; — 2)ie bl. Gäcilia, ©ebidit non 
fy. Äörncr, 81, 20 . 

„Sancta C.“ lucftfälifdje Älo)ter.- 
gefd)icfttc, 81, 56. 
ßaefar, 6 . 9W., 96, 21. 

— 3. SW., 96, 21. 

— % ff., 96, 21. 

©afft, fyr., liebensbateil, 78, 25. 
(Jagin, ©., 91, 110; 92, 98. 
(Jagiiaroli, ff. SW., 94, 63. 
dalcaitt, 89, 78. 

(Jalbara, Ceben unb ffierfe, 06, 
242 

Galegari, ft. 21., 92, 3. 7. 
Calvisius, Sethus, tapferer ©er- 
teibiger ber ©olmifation mit 
fiebcit ©ilben (ftatt ber um= 
ftänblidtcn u. benttnenben ©er- 
tnecbSlungen ber ^eyacborbe), 
76, 1 (2lnnterfg). 

GatniUo, 95, 85. 

Gantpo, Ib- be, 93, 18. 

Ganal, P., „della musiett in 
Mantova“, 86 , 31; 88 , 49. 
Gappello, 21., 86 , 36; 38, 43. 


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fteneralregifter. 


247 


Garilocug, 89, 1 ff. 

Garo, 81. (Sinter), 92, 96. 
Garoli, 92, 13. 

Garon (Äomp.), 93, 1. 

Gariffiini, ®., 93, 83 f. (Sebeit 
unb SBerfe), 01, 49. 

Garlo, $•/ 95 , 85. 

- da Frascati, 86 , 34. 

Gorolo, 91, 102; 95, 82. 
Garpenn, J^., 96, 40. 

Gartari, ®., 92, 6 . 

Gaffioboru§, „De artibus ac di- 

sciplinis überalibus“ im %u& 
JUfl, 86 , 2 . 

- teilte ÜJlufiftheorie, 87, 41. 
(Sftffon, 2 ^., 00 , 72. 

GaftoriuS, Sß., 93, 96. 

Gaflro, Ö-, 94, 64. 

Ganger, |f., 00 , 44. 

Gatalani, £)., 86 , 57. 

Gaton, 3)., 90, 75. 

(koaliere, be, 01, 49. 

Gaoatto, SB., 93, 103. 

Geccarelli, 97, 55. 

- $., 97, 56. 

(Sellin (GoIliS), 97, 25 f. 
GenjorinuS, 86 , 2 . 

Geroanio, 96, 21 . 

Gbamber3, 81., 96, 21. 

Golobioig, 98, 98. 

Gbopin (»ilbniS), 76, 65. 
©briften, 6 ., 95, 85. 
Gbriftophoru3, 81., 97, 25. 
6 f)robegang 0 . SWefc, 87, 10, 42. 
©ifra. St, 91, 90. 

Giucan, X, 95, 82. 

Glarer, P. 2 b., 82, 77. 

(Siemens VJII, 91, 85. 

Clemens non Papa, 84, 28. 
Gleoc, 3 . be, 00, 28. 

GocblaeuS, X, 99, 133. 
ßoDebanbi, 3 ., 91, 115. 
Gompere, 88, 48. 

Gonjaloi, £)., 94, 80. 

Gonjoni, ®., 92, 4. 

Gonftantini, ft-, 86 , 55, 57. 

- 81., 87, 71; 78. 

Gonte, 92, 85. 

Gonttno, @., 86 , 2f4. 

Goppi, S.. 87, 80. 

Gopula, 90, 79. 

Gorelli, 93, 43. 

Gomago, X, 97, 26. 

Gortiagano, 8 (., 96, 17. 

- TO-/ « 6 , 17. 

- 81., 96, 22. 

Gorteggia, ft., 84, 33. 

Gorteumi, G., 86 , 58. 

Goftantini, 87, 74. 

GottoniuS, %, 2raftat über 

Pt 88, 1 ff. 

- über organum, 91, 1. 

Gouri, 81., 95, 82. 

GourtoiS, X, 84, 27. 

Gouffeau, 96, 22 . 

Goufin, 97, 26. 

Gouffemafer, G. 0 ., (burch feine 
^orfebungen auf bem Gebiet 
mittelalterlid)er 2 Rufifgefd)tchte 


[ßarmonic be3 12., 13., 14. 
galjrljunbertS] neben (Herbert 
unerreicht) biograph. Sfigge 
(mit 8 lufjäl)(ung feiner SBerfe 
nebft ®ilbni$), oerfafjt oon 
SR. Schlecht, 77. 74 ff. 

GrecquiDon, 84, 28. 

Gremonefo, X ®./ 96/ 18. 

GrefoHiu3, $., 92, 94: 95, 55. 

Gripeüi, X »-/ 91, 69. 

Grioellafi, G., 87, 79. 

Grioeüi, 81., 86 , 58; 91, 86 f. 

Groce, ®., 84, 32 , 49 f. 

; — Missa prima „sexti toni“, 1 
1 88 . (Beilage). ' 

— eine bio4>ibliographif<he ©fij^ 

1 ge, 88 , 49 ff. Grgängungen gu 
festerer, 99, 143. 

©. 

1 Daniel, Drganift, 00, 12. 

Danjou (SDtufifgelebrter), 91,10. 

DanfertS, ©., 84, 33; 92, 87. 

ÜDanji, ft., 91, 77. 

Dafer, 8 ., 94, 62. 

Danep, $., über bie fatty. ltom= 
poniften be§ 16. unb 17. ?jobt 5 
gunbcrtS in ßnglanb, 99, 80. 

2)<kf)cmteurä, 84, 20. , 

2)ed)e»ren3, 21., 96, 50, 60 f.; 98, l 
122; 99, 110, 139; befonber§ 
06, 65 ff. 

Decleoe, 3 ., 95» 119. 

Deering, !H., ÖebenSoerbältniffe, 
99, 84; 96, 114. 

Debn, ©. 9B., 90, 35. 

Deubel, D., 96, 18. 

Deifdier, ij., 93, 103. 

Delaoera, ft., 95, 85. 

Deffaucr, ©., 91, 100. 

Oeffouio, 3*/ 95, 85. 

DeStoucbeä, 96, 122. 

DIjam, &■' 95, 86 . 

DiaconuS, 3-» 92, 100. 

Diefenbecf, 2B., 95, 87. 

Diomebeä, 6 ., 90, 75. 

Dlabac,;, ©. 3 -» (Äünftlerleyifon) 
03, 82. 

Dörner, bie 2 luferftebungäfeier 
am Äarfam§tag, naaj bem sa- 
cerdotale ßomannm, 85,27 ff. 

: Domarto, 23., 97, 26. 

Domenifo (Orgelbauer, 1480), 
93 3. 

Dominico, 96, 22. 

Oonatedo (SBilb ©t. ©äcilia), 
79 38 

Donati, 23., 84, 32; 88 , 50 , 52. 

Donfrib, 3-» 86 » 57 f. 

Doni, ©., 86, 60. 
t Doniue, 3 . 23.. 80, 22; 92, 94. 

DorolanbS SJlerfönlidjfeit, 99,84. 

Dragoni, ©. 21., 91, 87. 

! Dreer, 3-» 82, 75. 

' Srefeler, O. (große Orgel in 
ffleingarien), 78, 51. 

| Dreoe§, P. ®. ®l., bnmnologifcbc 
©tubie über Angelus Silesins, 

, 86 , 22 ff. 


DreoeS, P. ©. 5>t., Beiträge jur 
@efd)i<bte be§ beutfeben Äir» 
df)enliebe§, 87, 26; 87, 101 ff.; 
88 , 29 ; 88 , 101 ff.; 89, 30; 89, 
86 ff; 91, 35 ff. 

Dreyel, 3., 96, 18. 

2)uciie3ne, 2., 91, 110; 92, 98, 
103. 

$uci3, 23., 84, 27. 

Dufat), ©., 84, 22; 87, 98; 93,1. 
Dnnftable, 3-» 93, 1; 96, 112. 
Mompofitionen, 97, 26; 06, 
226, 229. 

— ©rabfebrift, 99, 85. 

©hart, ©., 06, 235. 

©biter, 21 ., „©regor ber ©roßc 
unb ba§ römifebe 2 lntipbonar" 
92, 97. 

— ßanbfcbriftl. ©iubienüber ba-^ 
prseconium paschale, 93, 73; 
cf. 96, 32. 

©dbarbt, 3- ©., 92, 98. 
©fforbia, 3 - be, 93, 2 . 

©gberi oon 2)orf, 92, 101; 05, 
118. 

©genolff, 6 b., 06, 233. 

©ltner, SR., 96, 35; 99, 112 . 
©lert, %, 90, 78. 

©letto b’2Ilba, 86 , 41, 43. 

©Iia§ ©alomon, 89, 17 f. 
©üfborn, ©., 96, 18. 

©mmerid), SB. 3 » 86 , 80. 
©mring, ©., 95, 85. 

©nnio ©onifaji, 87, 77. 
©ngelbart, 23., 94, 64. 
©njemüUcr, 06, 240. 

©ppert, Sp., 99, 141. 

@rb, 2lbt 2lnfelm, 82, 75. 
©rbacb, ©b- (öebenäbatcn), 05, 
162; 06, 239. 

©rtel, P. 21., 00, 137. 

©tt, &., ©rinncrungcn an ©. 
91, 58. 

©utlibcS, 86 , 2 . 

©utiepuä, 21., 90, 78. 

@t)rf, 3 - oau» ber 1 . Darftetfcr 
ber bl. ©äcilia mit ber Orgel, 
78, 28. 

& 

faber, SB., 96, 18. 
yabri, ®., 00 , 28. 

Vabriciu§, SB., 96, 18. 
faiglin, ®., 06, 239. 
ranoenfelb, S9., 95, 85. 
yantoni, y., 90, 78. 
yafd), Ä. X, 92, 29. 

Vauguc^, 93, 1. 
yaufer, P. Jy., 82, 73. 
yelbiger, % Xr Slnmcifung guin 
Singen, 03, 138. 

Vel?gtt)ii$fi, S., 90, 68 . 
yeraboSco, 9R., 92, 87; 00, 28. 
yerbinanb, Äfbnig oon Neapel, 
00, 7. 

Jerrant, ®.. 84, 20. 
yerrara au§ 5-, 87, 79. 


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Gck igle 


Original from 

UNIVERS1TY OF MICHIGAN 



248 


tteueralrtcjtßtr. 


fterro, ß., 96, 23. 

$eruci, 3 . ß., 95, 85. 

Sefta, ß., 84, 33; 91, 93, 95. 
Senin, 51. bc (fiebenSbaten), 00, 
150. 

ftidrtmair, 95, 82. 

Siebter, 00, 44. 
tyicfole, 8., Silb 6t. ßäcilia, 
78, 26 u. 28. 
ftiUaao, 6., 87, 79. 

$ilt}, 51., fiebenu. SBerfe, 03,157. 
Sinf, fceirtricb, 84, 29 ; 90, 68. 

— Missa III vocum (unictim), 

90, 101. 

— Äompofttiouen, 97, 1, 14 ff. 
Stuf, Hermann, 90, 68. 
tfifcber, ß., 89, 69. 

§if^cr, 3 . Ä. 5 ., fiebert u. 2Bcrfe, 
03, 151. 

— ©amtliche SBerfe für Planier 
tmb 0rgel, 03, 160. 

ftleifdjer, 0., 98, 94, 122. 
^ötöoi, Ö., 2Jtufi! u. mufifalifcbe 
»erbältrtiffe in Ungarn am 
ßofe non Watt^ia^ ßorninu3. 
»eitrag jur 9Jlufifgefd)id)te be3 
15. 3abr^unbert^, 00, 1. 
ftörfier, %, 88, 101. 
prfel, 3 . 5lllg. ©efebiebte 
ber ÜDluftf, 01, 15. 
prfter, Ä., 90, 78. 
pfebiui, ©. 5-, 99, 139. 

Pffa, 3. 94, 60. 

JJranc. pllonica, 86, 36. 
pance^cbino, 86, 36. 
pance§co (Orgartift), 86 , 15. 
Panda, 6 ., 92, 91. 
partctecini, £f., 94, 64. 
panctecuä, ^ater, ßebo auf 
P. 2)rcoe3 ©orte jur ©cfattg* 
bud)§frage, 90,50 (nergl. auch 

91, p. IV). 

pant, 2W.(fiebeu3baten),05,159. 
panfo non Äöln, 84, 2 u. 21; 

91, 27 f. 98, 5. 

~ non $arte, 91, 27. 
partj III non ©onjaga, 86, 33. 
greifen, 3 -, 99, 140. 
pe^cobalbi, 2)om., 87, 81. 

— £>., fiebert u. 2Berfe, 87, 67; 
95, 102. 

peitbof, 3 oa( ^v 95, 79 lt. 82. 

— ^ob*/ 95, 82. 
pieauf, 9Jt., 94, 64. 
piebrid) Söilb- IH-, 91, 80 f. 

- - IV., 94, 81. 

poberger, 3 . 3 ., 87,80; 98,120. 1 
fiebeitebatert, 05, 167. 
krummer, 91., 95, 82. 

Surft, ©., 96, 22. 
piga, ßl)., 96, 23. 

Sugger, n., »erbienfte 11 m bie 
tflufif, 06, 239. 
ptttcone, 86, 34. 
harter, ©., 95, 82. 

Sur, 3- 3*, 93,47; 98,117. Wer 
9)ceffeu iu9teuattegabe,0ö,165. 


©ab(er, 3- (Orgelbauer), 78, 52. 
©abriel, D 6 , 18. 

©abrieli, 31., 96, 18. 

©abuciuS, 3., 90, 78. 

©alenjjo, ©abbatini, 89, 62. 
©aletti, 87, 80. 

©alin, P.^iffertonfdjrift, 81,61. 
©allcita, 3. SB., 94, 64. 
©aUicioli, 3. 92, 98. 

@a(tu§, 3af., 93, 31. 

— 9K., 00 , 28. 

©allufcn, 3 ., 95, 79. 

©alot, 90, 79. 

©aluppUB., fiebenSbaten, 78,25. 
©amä, P., series episcoporum, 

88 1 

©arlanbe, 3>ean be, 84, 20; 89, 
10; 91, 19; 93, 9. 

©artjia, ©., 95, 83. 

©aspari, ©., 89, 88 ; 91, 111; 

93, 123; 95, 124. 

©aöparini, fiebcn§bateii, 78, 
$25 

©aftel, ©r., 82, 75. 

©aftolbi, 84, 33 ; 89, 56. 
©aftouß, 911., 06, 34. 

©atti, ©., 00 , 28. 

©attmair, 94, 64 ; 95, 83. 
©aubio 9MI, 91, 89. 

©aptte, 97, 26. 

©eiger, 95, 83 u. 85; 96, 23. 
©enonefa, 3- 94, 64. 

©erarbirti, 94, 64. 

©erbert, 911. (»erbienfte), 82, 72. 
5lu3jug au§ beffert „Scripto- 
res eccl.“ 86 , 1 . 

©erbarbi, 95, 79. 

©eriger, 3v 95, 85. 

©ero, 84, 33. 

©enaert, ft. 51., 91, 1 u. 110; 

92, 97; 97, 91. 

©btfeiin, 3., 88 , 49. 

©iacometti, @. ».,86,44; 91,91. 
©iambattifta, 86 , 37; 90, 79. 
©ian ÜDomeuico, 86 , 34. 
©ibbonS, O., 99, 85. 

©ietmauu, ©., „rbt)tbmifcbe®lte* 
berurtg bc3 ßboralä", 96, 50. 

— ßboralia: 7 vluffätje, 05, 53. 
6 Sluffftfce, 06, 1 ff. 

©ilgi, 3., 96, 23. 

®i(on Serrant, 84, 20. 

©iorgi, 2)., 92, 98. 

©ionanclli, 91., 86 , 52; 91, 87; 
95 99. 

©obut, 51., 95, 85. 

©öbl, 6 - (»erbienfte), 82. 57. 
©öghnair, ©., 95, 83. 

©ötbe, 97, 37. 

©olbfcbmibt, £)., 91, 116. 
©ombert, 91., 84, 27. 

©omolfa, 91., 90, 75. 

©onjaga, 86 , 31. 

©orcjptfi, ©., 90, 80. 

©ojnnin, 51., 95, 79. 

©oubimel, ß., 81, 33; 91, 89 
unb 96. 


©rafen, ÜW., 95, 85. 

©ranara, 51., 94, 64. 

©raitbanr, Dr., 93, 43. 

©raubte, ». be, 91, 88 . 
©raiticjnt), ©., 90, 79. 

©raffer, ©., 95, 85, 

©raffi, »., 87, 76 u. 79. 

- P. 51., 94, 64. 

©ratiarti, £., ba »aguacanallo, 
92, 7. 

©raun, $. £>., fiebertebaten, 05, 
158; 06, 231. 

©rajiabio 5lntegnati, 86 , 34. 
©regor ber ©rofce, Sarfteüung 
auSbemtfanortbilb eine$ alten 
57tefjbud)e3 ju 911eö r 80, 21 . 

— ©r. urtb bas römifebe 5lrtti^ 
pbonar 92, 97. 

©regor au§ ©attof, 90, 68 . 
©regori, ®. S., 03, 152. 

©reiä, 3., 89, 29. 

©reD, ß., 88 , 100; 92, 29 ff. 
Äunftanfdrauung, 92, 84; fed)* 
jebnftimmtge 9Heffe, 92, 39. 
©renon, 97, 26. 

©ribi, p 92, 7. 

©riffi, £)., 86 , 56; 91, 86 . 
©rimaiti, (St. ßäcilia im »re- 
nier be§ tfarbinalS ®r.) 78, 29. 
©rimm, 91otcnbrucfer, 06, 239. 
©rifar, P., 92, 98. 

©rd§lirtger, 5-, 00, 41 ff. 
©roffin, 97, 26. 

©ttta, %, 91, 77. 

©rürtnittger, P. »ortif., 82, 73. 
©uerartger, 5lbt (»ilbrtif), 76, 
VI. 5lrbeiten, 90, 82 ; 01 , 66 . 
©uerrero, p 84, 33 ; 2Berfe 97, 
188 f. 

©uibetti, ©., 92, 93. 

©uibi, 3a!., 87, 77. 

©ttibiccioni, fi., 92, 94. 

©uibo non 5lre^o, biograpbifebe 
©fi^e non P. 11. .^ontmülfer, 
76, 49 ff. (mit 51bbilburtg);pcr? 
fört(id)e ßigeufebaftert 51. »er- 
bienfte 52 tf. fiebrmetbobe 57, 
auibonifdje $)artb 58, feine 
iJiapbonie 58, feine ©djriften 
58; ferner 84,2. 2)a^ 15. Aiap. 
beei 5Jlifrologu§ lat. u. beutfd) 
84, 36 ff. Aufammeitftellung 
unb 3ul)alt feiner Jvaftate 87, 
1 ff., bearbeitet ba^ 5lntipboitar 
89,2. au§ 5lre^o^ 

90, 95 ; 96, 105. @tiua§ jum 
15. Kapitel beS ilJli!rologu§ 
non ©uibo nort 51re3jo, 06,116. 
©uibo 001 t ßbaali«, 91, 11. 
©umpeljbeimer, 06, 239. 
©untbram (^örtig), 87, 38. 

& 

Öaberl, jy. X., ficbeit. SBirfen 
unb fieibeu ber ^eil. ßäcilia 
(nad) Dr. ©ueranger), 76, 33 
(mit 3 duftratiouen). Jyortfet^ 
jung, 77, 42 ff. »erebrurtq u. 
»erberrlicbung ber bl- ßäcilia 


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Gougle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 






6eneratregifter. 


249 


burdb alle 3<*h r ^unberte, 78, 
26 ff. ffortfefcung, 79, 28 ff. 
Quftanbefomnten ber ©aleftri* 
na *©cfatmauSgabe, 79, 13 ff. 
ftortfcfcung, 80 , 66 ff. SHad) 
©aleftrina inegen ©aleftrina, 
79, 6 ff. 9Joti$ett über ^Jalc- 
ftrina, 82, 83. SHecfyenfdjaftS* 
bericht über bie Äircbcnmufif* 
fäffile in SHegcn^burg, 84, 67. 
SRebe über „©djule ber Äiv* 
chenmuff!. — Äircbenmufif* 
fchule", 85, 20 ff. 3. 3Ratt$e* 
fon — bioflraphffche ©fijje mit 
Porträt, 85, 53 ff. 2)a3 2lrd)in 
ber ©onjaga in SRantua, 86, 
31 ff. ©ion. ^r., 9nerio, 8e* 
ben unb ©dbaffett, 86, 51 ff. 
SJtojart alä Äirdjenfomponift, 
87, 45 ff. £>. ffre^cobalbi, fein 
Seben u. ©Raffen, 87, 67 ff. 
(Sine tfompofition beä ftarbi* 
ital3 3- & e 2Rebici3 (Leoj>a- 
pa X) in einem IDtanuffript 
be3 16.3a$rljunbert3, 88,39 ff. 
©ion. ©Voce, eine bio*biblio* 

_ grapbifcfye ©fisjc, 88, 49 ff. 

feaberl, Jy. X., Subonico ©roffi 
ba ©iabana, eine bio*biblio* 
graplffidje ©tubie, 89, 44 ff. 

— *f. X.SBitt^Riniaturbilb feinet 
SebenS, 90, 28 ff. 

— $lrd)iualijcbe ©yjerpte über 
bie hergogl. batierifcfye £>offa* 
pelle, 91, 69. 

— ©ion. SR SRanino, eine bio* 
bibliograpffffcbe ©fijje,91,81ff. 

— ber Äorrefponbem non 
Drlanbo mit SBilhelm V. non 
©apern, 91, 98 ff. 

— P. ©ion. $8., SUiartini al§ 
SUhififer nnb ftomponift, (im 
2Tu3jug bearbeitet), 92, lff. 

*— 2)ie$arbinal§fommiffion non 
1564 unb ©aleftrinaS Missa 
„Pap* Marcelli“. 92, 82 ff. 

— 2>a3 ©rabmal be§ Drlanbo 
bi Saffo mit Slbbilbung, 92, 
117 ff. 

— Slrcbtnalifdje ©raerpte über 
Drlanbo u. feine ’Racbfommen, 
93, 61 ff. 

— 2)ie „Ars cantandi“ non ®. 
©ariffimi (mit ©tijjen über 
©ariffimi), 93, 83 ff. 

— 3of. öanifcb — SebenSfftsje, 
93, 97. 

— 3um 100. ©eburt£tag non 
Dr. k. ©ro3fc, 94, 22 ff. 

— 3um 50. JobcSiafyre non 3- 
3Baini,94,77 ff. (biogr. ©üjje). 

— ©pndjroniftifcbe Tabelle über 
Seben unb fficvfe non ©ale= 
fUiua — Saffo, 94, 86. 

— Ußolino non DrnietoS Seben 
unb ffierfe, 95, 40. 

fr. ©oriano£ 8eben3gattg u. 
5erfe, 95, 95. 


Jpaberl, ff. X., ©in beutfdbeö 
SDtiffale au3 bem 3 a ^ r 1529 
(bef<hriebcn non SH. non 8i* 
liencron) mit ftufäfeen m5 
feben, 96, 26. 

— Über Kataloge non ÜHuffb 
bibliotbefen, 96, 34. 

— Katalog ber ©t. SIRarienbi* 
bliotbc! ju ©Ibina, 96, 40. 

— $oma£ SuiS oe ©ictoria 
(Seben unb SBerfe), 96, 72. 

— ®ie feef)* Iricnter ÜRenfural* 
cobice3, 97, 24. 

— 2>aS trabitionelle SDtufifpro* 
gramm ber fiytinifdjen Kapelle 
(nach Slnbrea Slbarni ba ©ob 
fena), 97, 36. 

— 3ofepb Siftor non ©cbeffel 
über@rbart Öglinä Sieberbucb 
non 1512: 97, 66. 

— Über ^Ibrabam SDtegerle, Äa* 
pellmeifter unb ^omponift, au* 
lefct ©tift3fanonifu£ in n\U 
ötting, 97, 72. 

— 2Bie bringt man ©ofalfom* 
pofttionenbeS 16.3abrl)unbert§ 
in ©artitur? 98, 18. 

— 3^flcgneri ÜHarc * Antonio 
(8eben unb 2Ber!e), 98, 78. 

— 5Die ©ritnbung be$ ©dritten* 
nereinä nor 30 3abren, 9% 31. 

— ©in unbefamtte3 2Ber! be$ 
3obantie3 linftoriä. ©tubie 
aur 9Hufifgefd)id)te be§ 15. 
3aljrl)unbertS, 99, 69. 

— 25jdbrige (S^ronif ber Äir* 
cbenmuffffcbule in SHegeu^burg 
(l.Sßeriobe), 99,91. 2. ©eriobe: 
00, 104. 

— Suca äHarenpo (bio*biblio* 
grapbifebe ©fijje), 00, 93. 

— Über Äircbenmufif nor 100 
3abren, 01, 15. 

— ©eiträge gur italienifcbeit 8i* 
teratur be§ Oratorium^ im 
17. u. 18. 3obrbunbert, 01,45. 

— Über Orgelbau im 18. unb 

20. 3ab r bu n i> cr b 01, 128. 

— ©efebiebte unb 2Bert ber offb 
jiellen ©boralbüd)er, 02, 134. 

—JVelice ^Inerio, 8eben§gang u. 1 
ffierfe (mit ©ortrdt), 03, 28. I 

— ©in Äanitel au§ P. SlHeinrab i 

©pie§, 03,67. I 

— Drpbeo Sccdji, eine ©tubie 
über oeffen 8ebeu unb SBerfe, ! 
06, 166. 

£abermann, 3-/ Seben unb 
SBerfe, 03, 82. 

£>aberftocfb> ®bv 95, 80. : 

— 8., 95, 80. 

ßact, 21., 95, 78. 

ßäcfl, ©., 94, 64. 

toabrian I., 92, 100. 

MnM, X, 94, 64. 

Sagen, 2ß., 95, 85. 

gambl, 3. ©., 94, 61. 

Sainlein, 06, 241. 


Robert' St. ®i. 3ajv6ud|. 30. 3o$vg. 


fiaitnafg, X> 00, 55. 

Safenberaer, 2t., 90, 78. 

Satter, 9W., „TOebitationen über 
bie i|3oli)pbonte ber alten 3rf)tt= 
Ie" 81, 36 ff. ®a3 Sd)tüffel= 
ft)|tein ber 2ttten, 82, 78. 

— TOotioicruna be§ neufompo» 
nicrtcu 3. (ifjores in ben 6 
jinBIfftimmigen Äompofitionen 
$aleftrina§, 89, 38 ff. 

— 2tnatpfierung ber SOtiffa „0 
admirabile commercium“ oon 
tPaleftrina, 94, 69. 

— Uber bie Sdiule potppboner 
fird)I. 23ofa(tompofition,01,70. 

fiammerfebmibt, St., 05, 171. 

toanbot)§, X, 89, 10; 98, 17. 

£>anbt, (@atlu§), Sebenöbaten, 
05, 169. 

Saitblo, 9tob. be, 89,10. ©cfirif-- 
ten, 98, 16. 

Sanifcb, X' 8eben§f(ijje mit 
Porträt, 93, 97. 
larner, ©., 95, 78. 

»artig, 36. ß., 00, 81, 84. 
»artfer, 90, 84. 

ia§(er, $>. ß., 96, 128 * 06, 236 f.; 
©emertungen Jur ©iograpbic 
Safeterä, 06, 237 ff. 

$affe, Janftina, ßebenSbatcu, 
78, 25. 

6affe=3orfct)ung, 06, 232. 

Saufemann, ©., 94, 64. ßeben?= 
baten, 05, 159. 

t einbl, X> 95» 83. 
einrief), Dr. 3- ©•» ©rebigt 
über ba§ ©^riftmort „btc 
fVrömmtgfeit ift ju allein itüft= 
lieb", 85, 46 ff. 
eijerer, X, 95, 80. 
lelgetnaper, 3.» 91» 78 f.; 95,80. 
elm, ®., 95, 79. 
lerarb, 90, 79 ; 95, 85. 
»erbft, 3. 21., 06, 233 f. 
icrculei? ©onjaga, 86, 33. 
»erebia, ©., 86, 56. 
ierier§, Jb-» 84, 20. 
iermannu3 ©ontra!tu§, ßeben 
unb ©ebriften, 87,12; 91, 31; 
92, 21; 94, 7. 

ermatinuä be Sttrio, 97, 26. 
lermeSborff, W., 80, 22 ; 90, 83. 
lerjogenberg, S- »a»» 91, 112. 
»eufeler, 96, 18. 
lepben, ©., 06, 238. 
epne, 97, 26. 
iien, Xi 95, 83. 
iieronpmu§ be ÜJloraoia, 84,5, 
feine ©tufiflebre, 89, 14 ff.; 
ßeben unb SBerfe, 98, 15. 
»Hier, fjr., 94, 82 f. 
lippolpt oon @|te, 86, 37. 
lilbegarb, 99, 126. 
litter, X «•» 00, 33. 
interberger, 2t., 00, 37. 
lirfcbfelb, SR., 93, 16. 
iobred)t, ^., 84, 25. 
locbroart ((Sbronift), 94, 19. 
Wölben, 2B., 94, 64. 

32 


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Goi igle 


Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




250 


Gfontralrtgiftcr. 


fiölbt, 6., 95, 83. 
ipoffmann, 21., 00, 44. 
öofbeintcr, 84, 29; 06, 239. 

fiofftetter, i'., 95, 85. 
öoljner, 21., 96, 18. 

$ol»bauer, 3 ., Sieben «. Staffen, 
03, 149 f., 151. 
fionorat (2lbt), 92, 100. 
fiopferroiefer, Ä., 00, 36, 55. 
fiothbn, eine <5tubie jur 

9Jlnfifgefd)idjte beS 15. 3a^r= 
bunbcrtS ( 001 t P. U. Korn= 
müUcr), 1893, 1 ff. 
fiotbleita, SB., 93, 2. 
fioubarb, ©., 98, 12; 06, 26 ff. 
öucbalb, ein 8 eben§bilb 0 . SB. 
©fiumfer, 80, 43 ff., ferner 84, 
1. (Sd)te nnb unedjte ©djriften 
über ÜJlufif, 85, 50 ff.; 86 ,9 ff.; 
(Musica enchiriadis), 86 , 11; 
96 59 f. 

Jpüttenbrenner, 00, 42. 
fing, (Sb-, 95, 85. 

Swginiuä (Sobti be§ ©alcitrina), 
86 , 42. 

fipfcl, 5 . @., 00, 38. 

3- 


3acobeUi, 3 ., 90, 79. 

3ad)cttu§ ba Wantona, 91,115. 
3acob, ©., „Dr. t. *J5ro3fe", 77, 
31. „3- ©- Wcttenleiter" 78, 
1. ftunbament ber tirdbem 
nutfu (Vortrag), 80, 59. 
3acob, Dr., ©figge feinet Sebent 
unb arbeitend, 06, 136. 

I afobStbal, ®., 98, 106; 131. 
anaconni, ©., 94, 79. 
aneti, 3- ©•/ 96, 19. 
argebäfi, 21., 90, 79. 
can bc la ftontaine, 81, 20. 
bercr, 3R., 00, 41. 
ccp, 3 ., 06, 234. 
eger, 94, 64. 
ngegnen, Ware. Slnt., Seben 
unb SBerle, 98, 78, 131. 
3ngel3, ©t. 95, 83. 

3oanellu3, %, 94, 61. 

3oanne3 bc ÜJlebici3, 88, 39. 

— bc WuriS, 90, 85; 93, 17; 
06, 38. 

— ÜDiafonuS, 92, 100. 

— ©arlanbia, 89, 10 f. 

— Don 3*nft c in, 87, 101. 

— Sarisberiensis, 91, 33. 
3ol)ami (Drganifl), 00, 5. 
Joäquin bc ^re^, 81,25 f.; 88, 18. 
3or)c, 97, 26. 

3faaf, §., 88, 18; 97, 19. forn* 
pofitionen, 97, l, 67. Sebent 
baten, 05, 168. 

3ftbor (ber bl-), ,.Originum li- 
bri XX U 86, 2. 


3 uliau o. Speier, (S^oräle 311 
ben iHeimoffigicn be$ 5 J rau < 6 * r 
tu§= u. 9Intoniu$fefte3, 01,173. 
3 umiU)ac, $., 80, 22 . 

\uriften al3 Wufifcr, (X), 78. 
uff 010 , 3. a., so, 22. 


3 uocnal, 3 */ Wiffale mit 
$>arftellung ber bl. ßäcilia u. 
®alerian§, 78, 28. 


taing, 3 ., (Orgelbauer) 00 , 37. 
taifer, m, 86 , 34. 

Camper, 2Ö., 98, 39. 
tanblcr, 90, 35. 
tapäberqer, 3 > 87, 74. 
targ, P: $R., 82, 74. 
tarlS bc§ ®rofcen Serbicnfte 
um ben tirebengefang, 87, 41, 
74; 94, 13. 
tanter, 8 ., 89, 88 . 
tarpfen, ©., 95, 83. 

Äebrein, 3-/ Seben u. Sßirfen, 
01, 109. 

tempf, 3 ., „fioebamt u. ®efper", 
92, 71. 

terle, 3af. be, 86 , 34; 06, 239. 
terll, 3- 91, 70; 91, 60; 

01, 2 u. 4. 8 eben u. Sßerfc, 
03, 154. 

tbeiner, $1., 95, 80. 
toemater, 6 ., 91, 61. 
tbern, 3-, 95, 85. 
tbofler, 94, 61. 
t bolle, £., 96, 21. 
tbriner, 3L, 94, 64. 
tbumerer, $>., 95, 86 . 
tgurg, 8 ., 96, 19. 
tider, 90, 71. 
ticfeiuctter, 90, 35. 
tinblmann, P. t., 82, 75. 
tirdienfänger * $efaloa, 93, 32. 
tirdjer, 2 Uban., 80, 22 . 

Kleber, 8 ., 98, 133. 
tleefatl, P. kernig., 82, 72. 
tlein, ©., tonferengarbeit über 
liturg. ©efang, 91, 44 ff. 

— SJortrag über „tirdiennor* 
ftanb u. ©borregent^, 92, 65. 
tlingenftcin, 06, 239. 
tlopftotf£ unb feiner (Schule 
©influ§ auf ba3 fatb- tireben* 
lieb, 06, 144. 
tniper*, W., 95, 80. 

Äöbler, 3 . 6 b-, 92, 108. 
tobalb, 3 ., CK), 32. 
toenen, 3 ., 90, 36. 
tönig^perger, W., Seben unb 
ffierfc, 97, 32. 
töplein, 3-/ 82, 74. 
tolb, t., Seben u. Söerfc, 97, 30. 
tolberg, 3v 96, 40. 
tomponiften oor 5 }aleftrina, 81, 
17 ff. 

tonrab L, 91, 31. 
toppmaper, 3v 93, 85. 
tornmüHer, P. U., biograpbifd)e 
©üg^e itber„©uibo v. 2 lreggo", 
76, 49 ff. Crgelfugbette über 
a-b-b-a-c-h (51bbad)), 78, 64. 
9ted)t$fräftigc i 8 erovbnungen 
über SX ird) c 11 m ufi f, 79,16 ff. !£ ie 
Neunten 80,17 ff. Jrei ^ 8 cför= 
berer einer guten Äircbenmufif 
au^ bem 18. 3 °^ r b-/ 82,68 ff. 


$um Sortrag bc§ 6 bo ra l^e 
84 . 34 ff. ©n ©ingfnaben: 
inftitut au§ älterer 85, 
16 ff., befpriebt bic ©dirift 
Dr. $an^ Willlcr^ über cd)tc 
unb unedite Sdiriften JpucbalbS 
über Wufif, 85, 50 ff. SDic 
alten Wufiltbcoretiler I., 86 , 
1 ff.; 87, 1fr,; 89, 1 ff. 2>er 
Jraftat beö 3 °^* ©ottoniu* 
über Wuftf, 88 , 1 ff. 
Äornmüller, P. U., bie Paleo- 

f raphie musicale unb i4>rc 
enoeng, 90, 82. 

— ®ie alten Wurdtbeorctifer II. 

CBolppbonie), 91, 1 ff. 

— 2>ie Musica enchiriadis u. 

ibr ^citaltcr, 92, 21. 

— 3obann ipotbbi), eine ©tubie 
gur Wurdgefdbid)te be^ 15. 
3abrbunbert^, 93, 1 ff. 

— ©t. äBolfgang. 3ur©efdjid)te 
ber Ä. W. in J)cutfcblanb um 
ba^ 1. 3abrtaufeub, 91, 7 ff. 
— Wufiflcbre be§ Ugolino non 
Oruieto, 95, 19. 

— 3)ie s J?eumenforf(bung, 96, 8 t. 
— ©iebt e^ nod) ed)t gregoria^ 
itifdie Wclobieu? 01, 61. 

— 3obanuesi linftori^. Seben 
unb ©diriften, 03, 1. 

— äuffatgüber6boralftil,05,187. 
— 6tn>a3 gmn 15. Äapitcl be£ 
Wdrologuy oon ©uiba uoit 
5lreggo, 06, 116. 

Äotbe, f&., 89, 89. 
trab, ©., 94, 65. 
traff, W., 82, 74. 
trofft, 8 ., 97, 26. 
trautbauer, 88 , 71. 
trener, %, 90, 80. 
trieger, ©ebrüber, 06, 211 . 
trie^ftein, 3)1., 06, 239. 
tromer, |V., 89, 19. 
trüger, ©., 99, 141. 
trutfdjcf, 90,103. „Weifen^ 
tppu^ non ©apbn bi^ Sdnt 
bert^, 93, 109. 

— tireblid) u. meltlid), 91, 100. 
tuedier, SB., 95, 83. 
tueblmair, 3*/ 96, 22. 
tuepen, ©., 95, 86 . 
tubn, 8 ., 92, 42. Sortrag über 
„SBefen unb ®cbeutung be^> 
gre^orianifeben ©boraB", 92, 

— ^Jrebigt über bie „©ebcutung 
ber 8 iturgie für baö gläubige 
$olf", 92, 76. 

tubnau, 3., Seben unb SScrle, 
03, 146. 

turner, 6., 95, 86. 
tune, ?(., 91, lüsf. 


8. 

Saber, 3. 95, 80. 
Sänbcr, P. JJr., 82, 7? 
Sambertini, P., 92, 4. 


3. 


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Goi igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



geiurdregißer. 


251 


Sambilotte, / '„Antiphonaire de 
8 . Grggoire“, 80, 22; 90, 83; 
01, 65. 

Sanbi, ©t., 86 , 57; 91, 88 . 
Sang, ft., 94, 65. 

Sang, 3 . ©., 95, 86 . 

Sang, U., 90, 36. 

Sänger, ©., 94, 65. 

Sänger, @., bag non beutfebem 
®efang begleitete ftoebamt, 

96, 65. 

— 2 llter unb neuer ßboral, 

97, 111. 

— SBie ftebt ber ©äcilienoereiu 
jur 3nftrumentalmufif 8 98.62. 

— ©in mufifalifdjeg Manuuript 
beg 11. Sja^r^unbert^, 02,64. 

Sang, 3 ., 90, 83. 

Sapiciba, 88 , 48. 

(Orlanbo bi) Saffo — feine Mor* 
refponben§ mit SBilbdm V. 
oon ©apem, 91, 98. 

— fein ®rabmal (mit 2 lbbil* 
bung), 92, 117. 

— SlrcpinalifdtegräerptcüberD. 
unb feine SKadjfommen 93, 61. 

— Seben u. SBerfe, 94, 86 ; 95,49. 

— ®efamtauggabe(l— 2 . ©anb), 
95, 118. 

— Sier ©pejialroerfe über Saffo 
(Dedeoe, ©anbbergerg ©ei* 
trüge jur ®efdbid)te ber bapr. 
Öoffapelle, u. ©rograinmbud), 
$egtoud)eg), 95, 119. 

— Magnam opus musicura (3 
©änbe), 96, 127. 4. ©anb: 
97, 137. 6 . u. 9. ©anb: 98, 
132. 8 . ©anb: 99, 140. 
Saffug, 2 lnna (Munbprobt) 93, 
73. 

— ©rnft, 98, 69. 

— fterbinanb, 93, 65; 70, 71. 

— ®. ftrang, 93, 70; 95, 122. 

— ®. 2 Büf)elm, 93, 70. 

— 3 0 §<*nn, 93, 69. 

— 30 b. ©apt., 93, 70. 

— 3of., 95, 122. 

— Maximilian, 93, 69. 

— SKegina,geb.2öecfinger,93,65. 

— SRegina non Sieb, 93, 72. 

— SRubolf, 93, 67 f. 

— SBilbelnt, 93, 69. 

Saurertti, ©., 92, 4. 

Safari, ft. 21., 92, 7. 

Seiner, fi., 95, 77. 

Segrant, 97, 26. 

Segniartb/ 3-, 00 , 41. 

Seltner, ©., 00, 39. 

Seo IV., 92, 100 . 

Seo X., Äompofition - Manu* 
ffript, 88 , 39. 

Seo XIII., ©ilbnig, 1879. 

— ©rief „Nos quidem“ u. feine 
Iragiueite, 02, 46. 

Seobner, M., 00 , 41. 

SeoncUuS, 97, 26. 

Sconinug, 81, 20; 91, 17 ti. 26. 
Seopolita, 9)1., 90, 68 f. 
Sibanori, 21., 87, 69 f. 


Siberati, 2t., 91, 88; 92, 95. 
Sibert, 97, 26. 

Siliencron, 91. ftrh. non, über 
ein beutfdbeg Miffale aug betn 
Sabre 1529, cf. 96, 26 ff. 

— Seiter ber 2>enfmäler beut* 
fd^er lonfunft, 03, 145. 

Siliug (®iglio), ©., 90, 78. 
Sinbgren, 21., 88, 46. 

Sinbner, ft., 06, 239. 

Sigjt, 3f. (©ilbnig 76,73), 88, 75; 
94, 49. 

Sifter, S., 95, 80. 

Socfbenburg, 3-, 94, 65; 96, 19. 
Söwenfelb, $., 98, 133. 

Sommer, SD., 06, 234. 

Sorenjino, 86, 37. 

Sotti, 24., Sebengbaten, 78, 25. 
Subelcjpfg ©falter, 90, 75. 
Suca, 3 ., 91, 91; 96, 19. 
SucateÜi, ®. ©., 91, 87. 
Submigl. unb fein Serbältnig 
mr Mufif im 9legengburger 
2)om, 93, 103; oergl. auch 93, 
98 u. 101; 94, 35 f. 

Subroig ber fromme (©erbienfte 
um ben M’irdbengefang), 87,43. 
Subroig, Dr. ftr., ©tubie über 
bie ©efAiAte ber mebrftim* 
migen Mufif im Mittelalter, 
05, 1. 

Sugga, ft., 96, 19. 

Sufagjennq, 90, 80. 

Supacbino, 86, 58. 

Supo, 3- M., 91, 84. 

Suti, 21., 94, 65. 

Sutiug, M., 95, 80. 
Sutfcbonnigg über 6b ora ^ r ^lb J 
mug, 06, 22 f. 

Sugjagco Sugjagebb 87, 69; 75 
unb 78. 

Spnburgia, 3-/ 97, 26. 

9 ». 

Macculanug, ft., 94, 65. 
Macculini, £., 95, 86. 

MaAault, @. be, 95, 49; 06,225. 
Macpinger (ein Sieb), 97, 67. 
Maber, SB. 95, 80. 

Mär$, 3 ., 00, 41. 

Maggi, ®. ®., 91, 69. 

Magtfter ©etrug, 91, 27. 

Mabu, ©t., 84, 31. 

Matcpclbecf, 81. ft. (Seben unb 
SBerfe), 97, 28. 

Maier, 3* 3- (Nachruf), 91, 99. 
Maiot, 3 ., 97, 26. 

Mair, ftel., 95, 80. 

— ®eorg, 95, 80. 

Maire, ©arl be, „SBag rutU ber 
beutfebe ©äcilienoerein ?" 92, 
42. 

1 Maluicino, ©,, 94, 65. 

| Maloe^i, 6 ., 91, 87. 

Mainertug, 87, 38. 

Mancini, SD., 94, 65. 
Mauggraoettg, 96, 22 . 
Mantüani, 3., 98, 134. 

I Maragdji, ©., 00 , 9. 


Marajoüi, M., 97, 54 (Seben u. 
©ebeutung). 

MarAettug (non ©abua), über 
bie Quart alg Äonfonam, 84,2; 
über üiefig, 93, 10; 98, 17. 

Marcetlo, ©.,86,85(©iograpbie), 
92, 3* auch 78, 24. 

Marco Marcclli bc 6 crmi§, 86,54. 

Marenjio, Suca, 86 , 34; 90, 76. 
Seben unb SBerfe, 00, 93. 

Margarina, ©b-> 86 , 58; 91, 97. 

Margret, 3 ., 95, 86 . 

Marfomic, 3 ., 90, 76. 

Markant, SK., 97, 26. 

Marpurg, ft. SB., 93, 49. 

Marqueg, ©., 97, 26. 

Martbin, ®., 96, 22. 

Martinengo, 88 , 52. 

Martini, 81., 91, 85. 

Martini, 3-^7,48; „alg Mufifer 
unb Momponift", 92, 1; 97,26. 

Martini, P., 87,48; 01 ,49. Cra* 
torienfammlung, 01, 50. 

Mary, ©., 88 , 101 . 

Mattei, 3t., 92, 9 u. 19. 

| Mattbefon, ber oolffotnmeue Mit' 
pellmeifter,©yjerpte, 76, 2ff.; 
77, 4 ff. ©tograpbifebe Sfi$$e 
(mit ©orträt), 85, 53 ff. 

Mattbiag6orotnug(Mönig),00,l. 

Mattpiag (Drganift), 00 , 5. 

Mayqlewicg, ©., 90, 80 f. 

Maper, ft. 3 ., 00 , 79. 

Maperl, 81. non, 86 , 80. 

Mapr, 6 ang, 95, 80. 

Mapr, ©irnon, 94, 28 ff. 

Manrbofcr, P. 3 / 13. 

Mecpino, 00 , 11 . 

Mecbolten, 91., 95, 86 . 

Mebici, 3w Seben unb SBerfe, 
88 , 39 ff. 

Megerle, 81., 97, 72. 

Metlaubug, 3 ., 06, 231. 

Mcifter, 51.©., Seben u. SBirfcu, 
01, 114. 

Mclbrep, S., 94, 65. 

Melpcr, 3-/ 96, 19. 

Merf, 3 ., '82, 75. 

MerotPtugcr, 87, 38. 

Merqueg, 97, 26. 

Merulo, 84, 32 ; 86 , 36. 

- 3. 21., 91, 84. 

Metfcb, ©., Seben unb Söerfc 
97, 31. 

Mettenleiter, 3- biograpbifAc 
©fijje, bearbeitet oon ®. 3 afob 
(mit ©ilbttig), 78, 1 ff. 

— bag Enchiridion chorale. 
01, 65. 

Michael, 96, 24. 

Micbcli, SK., 90, 77; 91, 90. 

Mieiqemgfi, 90, 79. 

Miüer, S., 94, 65. 

; Mifter, ©., 95, 86 . 

1 Minnefänger — ©ingmeife, 84,5. 

I Minoriteuorben — Mufifer,92,4. 

i Migfieiuicj, M., 90, 79 f. 

Mitterer, 3-/ über ©cbönbeit im 
®efange,80,47 ff. 4)ie neuefte 
32* 



Original fro-m 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 




252 


üeneralredifter. 


Wemfion be$ Caereraoniale 
episcoporum, 86, 46 ff. 

SWittermair, SJl., 94, 65. 

SJtocquereau^, SfHjgtfjmuSleljrc 
06, 1. 

SJlöljler, 21., 99, 140. 

Wloiet, g., 96, 24. 

SJfolitor, ftaf., 95, 79. 

s JOiotttor, P. 9t.: bk ^JroDinjiaU 
fonjilten über bie ftirdjenmufif, 
98, 45. 

Monachus Elnoneusis, 84, 2. 

Wlouari OJWufUlctjrer), 92, 4. 

SWoniot, b’SrrciS, 84, 20. 

— be SJariS, 84, 20. 

WJontalbani, ©., 92, 6. 

WfontaneUo, %, 94, 65. 

Wfonteoerbi, g., 88, 52; 91,115; 

98 81 

Wor', 95, 79. 

Worabeüi, 23., 94, 65. 

Woraiee, 61)., 84, 33; 95, 123; 
96, 75. 

Worarj, 2t., 96, 24. 

— 23., 96, 21. 

— Jp., 96, 25. 

Word, P. @., 89, 10. 

Wordot (Wujifaeleljrter), 91,10. 

Worefiiti, 88, 52. 

Worin, (9., 91, 110; 92, 98 f.; 
93 72 

Wlorfellino, 3* 06, 19. 

Wlo^cou, 2., 00, 38 f. 

SWoffato, 91., 96, 19. 

TOoft, 96, 22. 

Wlofta, 3. 94, 65. 

Bouton, 3v Bcben3baten,00,150. 

Wlojart, (djer^afte SSer^errli^ 
djung (gebiet)!), 78, 75. 

— al£ ifirdjenfomponift, 87,45ff.; 
93,32. Missa brevis in B dur, 
89, 19 ff. 

— in Italien, 87, 47; in ©al 3 = 
bürg, 87,50 f., al* Freimaurer, 
87, 59. 

— fein Requiem, 93, 32. 

— s JWcffenti)pu§,93, 115; Missa 
brevis in B-dur, 89, 19. 

WUiller, Dr. Hermann, Rux 
fd)id)te be§ beutfeben Äird)cn= 
gefangen im fatf). Öotteöbicnft, 
öl, 90. 

— 3ur gefdnditc be* Crgel jpick, 
01, 99. 

-- llr!uublict)ci? $um gidjsfclber 
.U'ird)cngefang im 19. 3 a l) r; 
ljunbert, 02, 81. 2. 9(rtifel, 
05, 120. 

Xer tractutus musicfe seien- 
tue be* gobeliuu* ^erfon, 
06, 177. j 

Whiller, ßcinrid), 89, 69. 

Wluffat, georg, 93, 42 (2eben j 
unb SBerfe), 95,124; 05, 165. | 

— gottlieb, 93, 42 (2eben unb 
SBerfe) unb 47 f. 

®lurr, 87, 16. 

Wiuriuo, 9(., 93, 6. 

WhtriS, joi). be, 93, 16; 98,17. 


Whirfdjljaufer, J. £., 2 eben unb 
SBerfe, 01 , 1 . 

SWufiflakn — iljre S5flid)ten, 93, 
32. 

Whiftftljeoretifer ber älteren Reit, 

86 , 1 ff. 

; — bie alten ÜJlufiftljeoretifer über 
| ^olppbonk, 91, 1 ff. 
Wlutianu*, gaub., 86 , 2 . 

91. 

Waget, SB., 98, 135. 

! Walbiuo, ©., 91, 88 ; 97, 55. 
Wanino, g. Skrn., 91, 82, 83, 

87, 94; 95, 93. 

I — gion. 3JI., 86 , 44; bio*biblio= 

| grapbifcbeSfisje,91,81;95,93. 
i Wanquctte, ß., 95, 83. 

. Waoara, 3- 05, 86. 

I Weibfjarbt, ß., 94, 66 . 

| Weinner, Wf., 94, 66 . 

Wegri, ß., 94, 66. 

- ±, 94, 66 . 

— D., 95, 80. 

Weloi, 3. 3»., 92, 3. 

Werinfl, 90, 75. 

Wcubig, 3. 3t., 00 , 78, 83. 

, Weufncdjt, 31., 96, 19. 

! Weutomm, <B. 0011 , 00 , 18. 
Steumair, St., 95, 80. 

'Jteuntann, (£ 9 ., 94, 66 . 
Sterobaufer, 23., 94, 66 . 

Sticolau^ aus> fßofcn, 90, 71. 
Wicla«, SB., 95, 81. 

Wibermair, fr, 95, 79. 
Wibernffofer, 21 ., 95, 83. 
Wiemantt, SB., Stubien jur beut= 
f<f)ett Wufifgefd)id)te bcs 15. 
3abrf)unbert>3, 02 , 1 . 

Sttfarb, If)., 90, 85 ; 91, 108 f. 
Wijanfomsfi, 2t., 90, 81. 
Wobort, 8., 95, 81. 

Wotfcr I. S3albulu3, 86 ,7; 91,12. 

- Sobeo, 86 , 9; 91, 31. 

Wurfta, Söenebitt non, 93, 53. 
Stufet, (fl)-, 95, 86 . 

— 3o|\, 95, 86. 

©. 

! Obermatr, 2., 95, 79. 

! Obred)t, 88 , 48. 

! Dbbo non 6 lugnq„enchiridion u , 
j 86,16 f. 

| Cbington, SBaltcr, 89, 13 f. (de 
speculatione musicae), 92, 28; 
j 98, 15. 

! Ccgliu* Bieberbud) (SBefdjreU 
bung), 97, 66 . 

Dfegt)em, 84,22 f.; 93,1; eine 

potlftänbige ÜÖleffc, 97, 26. 
Drga*, ß., 90, 80. 

Crlanbiu, 21 ., 94, 66 . 

Crlaubi, B., 94, 66 . 

Orlanbo, 6 ., 91, 66 . 

€rti$, X., 81 , 33. 

Crtlieb, g., „Organ für firdd. 

Jonfunft", 90, 37. 

Orpheus, 94, 66 . 

Crtner, ®., (X), 43. 


DSculatti, 3., 90, 78. 
Öftermaier, ü., 96, 19. 

Öttoni, 6^., 95, 86. 

V. 

StoceUi, 2t., 90, 76. 

$ad)elbel, 3 ., fieben u. SBerfc, 
03, 153; 06, 241. Crgelfonv 
pofttionen, 05, 162. 

— SB. ß., Beben unb ©erfe, 
03, 154. Crgelfompofitionen, 
05, 162. 

SJac^ler, 5 ., 93, 51. 

Sßabuano, ß., 00, 28. 

SJaganini, ty., 94, 66. 
ftogaito, J., 96, 22. 

$aganu§, 90, 78. 

SJafeftra, W., 94, 66. 

$aleftrina, % ba, geburtsjaljr, 
Warne ber gltern, erftc Sin- 
Heilung, ^milicnDcr^ältniffe, 
Berufung tiadi Wom, 79, 9 ff. 
Wotijeti über SJaleftrina, 82, 
83 ff. Briefe $aleftrina^ an 
ßenog SBilljelm gonjaga, 86. 
35 ff. geburt^ja^r: 1526, cf. 
86, 42 f. 

— Beben unb SBerfe, 94, 86. 

— Bebenöbaten, 95, 49. Job, 
01, 41. 

Sialeftrina^SBerfe. ^uftanbelom= 
men ber Stolejtrtna 5 ®efamt? 
au^gnbe, 79, 13. gufammen* 
ftelliing ber (39) oierftimmigen, 
(28) fünfftimmigen, (21) ie^ 
ftimmigen, (5) ad)t)timmigen 
Wleffcu ^aleftrinaS, 79, li f.; 
n)eitereWotijen,80,66ff. Una~ 
Ipfe ber Missa „Iste Confes- 
sor u , 81, 36 ff. 

— bie 3 erften Stäube ber Wio- 
tettenSS-, burdjbefprocbeu non 
Dr. SBitt, 90, 1 ff. 

— bie Missa „Papse Marcellr 
unb bie ttarbinaläfommiffton 
oon 1564: 92, 82 ff. 

Waligoniuä, 90, 71. 

Ställaüicino, ö., 89, 56, 59. 
SJamingcr, fi., bio'bibüograplji^ 
fdie otubie, 06, 122. 

— ©., 06, 239. 

Stäntono, SJb-/ 04, 66. 

$anjau, O., Beben unb SBerfe, 

97, 30. 

Waoli, 87, 76. 

$aolucci, 3- 02, 9. 

SßapinuS, 43., 86, 58. 

$arigi, D., 95, 81. 

$ark, 3iffertonfd)vift, 81, 

61 ff. 

Stärifini, , 87, 49; 89, 88; 

91, 111. 

Stärfon, 88, 48. 

SJart, JHv 96, 19. 

SJa^cujino, 91, 60. 
v 5a6quali, ^., 92, 6. 

SJaSquini, 87, 69 ff.; 93, 43. 
Stäffarini, 5 ., 92, 6. 


Difitized 


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Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHSGAN 




9tntralrrgifUr. 


253 


Baftenoij, ©., 97, 31 (geben «. 
SBerfe). 

BaSafieipicj, 90, 80. 

Batart, 31., 90, 78. 

Baul (Crganift), 00 , 12 . 

Baulo, 86 , 36. 

BaulU‘3, SB., 95, 86 . 

Baumann, 3-< 96, 22 . 

- Ä., 99, 14 ff.;06,226,238. 
Baumgartner, 3v 95, 83. 
Bebrell, Bf)-, 9o, 122 . 

Beil, 31-, 91, 66 . 

Befiel, B., 90, 78. 

Bellegrini, Bl. 21 ., 91, 66 . 
Beuna, P. 8 ., 93, 2. 

Berdtjofer, Cif)., 94, 66 . 

Berger, ©., 96, 26. 

Berin, £)., 00 , 28. 

BerlaSco, B., 94, 61. 

Berlatio, 3 v 94, 61. 

Berno, 3., 94, 66 . 

BerotinuS, 84, 20 ; 91, 17 ff.; 
91, 26 f. 

Berfi, 21., 94, 66 . 

Bcrfon, ©obelinud, tractatus 
mnsic;e scientiae, 06, 177. 
Berftl, <£., 96, 19. 

Berti, @. 21 . (©tijjc), 92, 3. 
Bcroe, 91., 95, 97. 

Beter (gautenift), 00 , 10 f. 
Bföttner, Bl., 94, 66 . 

Bfröpfer, @ebid)t über f fcanifd), 
93, 108. 

Bbilippe be Bitrg’S, Berbicnfte, 
06, 225. 

BbiUpp oon Reffen, 89, 68 f. 
Bbilippö, B., 99 , 84 unb 111 . 

geben unb SBerfe, 99, 84. 
BbilippuS BeriS Oratorium, 
01, 38. 

Bica, B-, 94, 66 . 

Bicae, ©., 95, 86 . 

Biccioli, 21 ., 92, 7. 

Bieter, ©., 96, 22. 

- g., 95, 81. 

- SB., 94, 67. 

Bieger, £>., 96, 25. 

Biel, Bv 91, 112 f. 

Bierre be la (Sroiy, 81, 21 . 
Bicmid, ©., 97, 27. 

Biemo, ©., 94, 66 . 

Bietra, B- 21 ., 95, 83. 

Bietro, Bv 86 , 34. 

BülbiiiO Bv 05, 86 . 

BiÜoiS, 97, 26. 

Binello, 3- ®v 94, 66 . 

Bintoni, 6 ., 94, 66 . 

Binturicbio, B., „(Säcilia* Blar; 

tprium", 78, 27. 

Bio, 21 ., 94, 66 . 

Bipelare, 88 , 48. 

Bipin ber Äleine, 87, 38. 

Bifa, 21., 92, 93. 

Biftocd)i, fix. 21., 92, 4 f. 
Biftoriu§, B., 95, 86 . 

Biftrini, 2)., 95, 86 . 

Bitoni, 87, 70; ©ammlung oon 
Blufiferbiograpl)ien, 92, 7. 
BiuS IV., 92, 94; 95, 55. 


Biu3 IX. (Slbbitbung), 1879. 

BiuS X. Motu proprio (beutfeh), 
03, 185. 

— unb bie trabitionellcn ®c* 

! fange, 03, 192. 

, Blato, über bie etljifcbe 2lufgabe 
| ber Blufif, 80, 4 f.; über bie 
päbagogifa)c Bebeutung ber 
Blufif, 80, 5. 

Bierjel, % 03, 157. 

Blotagrio, SB., 96, 19. 

BociS, 6 f>., 96, 26. 

Bödb, 95, 84. 

Böttmger, g., 95, 81. 

Bötfd), ©., 96, 22. 

BÖS, fi. 6 t)v 94, 66 . 

Boggioli, 21 ., 86 , 58. 

Bogfietti, 21 ., geben unb SBerfe, 
06, 243. 

Bolibori, Bl., 92, 96. 

Bolingfi, 90, 70. 

Bohnar, ©., 95, 84. 

BoInifd)c.Hivcbenfoinponifteu, 90, 
67. 

Bolonos, 3 ., 90, 82. 

Bonto, ©., 94, 66 . 

Borger, £>., 96, 25. 

Borri, ®. 3„ 87, 78. 

Borro, ®. ©., 91, 70; 93, 72. 

Borta, (f oft., 84,32; 92, 7; 92, 92. 

Borta, ©ioo., 91, 77. 

Botf)ier, 3„ 90, 89 ; 01, 66 (li- 
ber Gradualis). 

— Befpernle unb ba§ ©trafc 
burger Bcfperale, 93, 35. 

BoSo, B., 95, 81. 

Bougnare, B., 97, 27. 

BraetoriuS, £>., geben unb SBerfe, 
06, 236. 

Braetoriuä, Bl., 80, 22. 

Branbftetter, 3., 96, 19. 

Brafdjicr, £>., 96, 19. 

Brebieri, 21 . (BlufiHef)rer), 92,2. 

BtelatiuS, 3 v 95, 84. 

Bretorio, ©., 94, 67. 

Brincipe, 3 - II95, 84. 

— ©., 94, 66 . 

Principes musiese, 95 49. 

Brioli, 3v 00, 28. 

BrioriS, 3., 88 , 48. 

Briy, 'Bl., 00 , 38. 

Bro§bojimu§ be Belbom., 93, 

Q- <13 IQ f • <18 17 

Broäfe,'eätfc Blu'fifal. 2lpl)ori3= 
! men, 76,27. geben§ffijje, oer= 
j faftt oon ©. 3af°5/ 77, 31. 
BtlbniS mit BamenSjug, 77, 
32; feine 3 Beifen nad) Italien, 
77, 35. ftberfiebt über bie 
Broedefcbc Bhififbibliotfjef, 77, 
38. ©eine projeftierten (Sbi= 
tionen, 39. Mus. divina, 40. 
Itreuj etjrifti (©ebiebt), 41. 

— über fein BerböltniS ju 3- 
Ipanifd), 93, 97 tf. 

. — junt 100 . ©eburtätag oon 
Dr. k. Btoöfe, 94, 22 ff. 

Brüfer, 21., 99, 141. 

, BtolemäuS, 86 , 2 . 


B«d)ter, 3v 94, 67. 

— SB., 96, 19. 

Bptbagoraet, 98, 130. 

o. 

Quabflteg, %, ©ad} regifter, 76, 
92 ff. 

— lertunterlage unb Jeytbc; 
fyaitolung in fird)lid)en SofaU 
werfen, 03,95.IL9lbbanblung, 
06 197. 

Ouabrio, ftr., 87, 70. 
öuagliati, ty., 86 , 57; 91, 87. 

nt. 

Bablcr, &., 00, 43; 00, 53 f. 
Baicic, 3 . B., 00, 38. 

BamiS, Bartl)., 93, 16. 

Bappatt, 3v 94, 67. 

Baufdjer, 21., 96, 19. 

Baoal, ©., 91,91 unb 95; 96, 39. 
Beali, 3 ., 94, 67. 

Bebi, If)v 92, 10 . 

Bcggio, ©. ba, 93, 2. 

Begtno oon Brüm: Tonarius, 
86 , 15. 

— gcbeuöbaten, 94, 12 f. 

Begiä, 3 ., 93, 1 . 

Begnartä, 3v 94, 67. 

Beidi, 3 ., 89, 68 . 

Beidicrftorffer, g., 94, 67. 
Beid)barbt, 92, 29. 

Beiuer, 3v 62, 74. 

Bcmbergcr, Bv 95, 86 . 

Bembolb, 3 ., 94, 67. 

BcmigiuS oon Sluycrre: Blufif; 

lebre, 86 , 5; 87, 38. 

— „de musica“, 05, 98. 

Bcncr, 21., 97, 67. 

Beni, ©., 78, 27 (,,©ficilia"=©e= 
mälbe). 

Beumontano, Bv 95, 86 . 
Beutter, ®. ber ältere unb jiln= 
gere, geben unb SBerfe 06,243. 
Bhabanuö Blaum?,87,45 ;94,14. 
Bgciuberger, 3-» über 3- 3- 
Blaier. 91, 99. 

Bboba, Baul be, 97 ,1 (SBerfe). 
Bgumpp, SB., 94, 67. 
BiccarbcUi, 87, 71. 

Bicbarb, Bonn. 89, 14. 

Bicbart oon ©enua, 94, 62. 
Bicbtcr, fi. X., geben u. SBerfe, 
03, 156. 

Bieter, fi. Üf)v geben u. SBerfe, 
06, 243. 

Bici, ^l., 95, 84. 

Bicieri, ®. 21. (Blufiflebrcr), 
92 3 

; SRibolfo ( 3 o^n be§ 5 }aleftrina), 
I 86 , 37. 

SRiemann, 88 , 101; 92, 98; 
95, 125. 

— ber 9ttcnfuralfobey bc^ 9Jia- 
atffer. 9Jic. ?lpel, 97, 1, 140; 
99,142. ß^oralrbpt^tnu^Ie^re, 

! 06, 14. 

! s Jlinalbo (Organift), 00, 5. 

! Sfipafta, ®., 87, 79. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



254 


Cenernlrrgilter. 


5Rift, 94, 67. 
iHittcr, 21. ®., 87, 104. 
JRioQvbini, ®. ®., 91, 67. 
9tioerae, $. $., 95, 86. 

Stöbert be öottblo, 98, 16. 

— bc Sabilone, 84, 20 ; 91, 27. 
9töct, 91t., 00, 30. 

Wollet, 3- »7, 27. 

9tomano, @., 78, 27 (©cmciibc 
„St. (iäcilta"). 

— X 23., 90, 26. 

— Wieweit, 90, 77. 

Woinanusi, D., 95, 86. 

9tomero, 3H., 96, 80. 

Woncagli, 23., 87, 79. 
WorantifteufoUegium, 90, 70. 
JRore, (Sppr. be, 84, 32. 
Wofenmftticr, (gcbenöbateit), 

05, 160. 

9tofeto, X St., 96, 19. 

Wofino, X, 94, 67. 

Woffini, 3 . (Silb), 76, 77 (uid)t 
X SRepcrbeer, wie angegeben). 
9toffo, 3- 6., 94, 67. 

Wooigo, ff., 00, 28. 

9tot), 23., 91, 87. 

9too, 95, 79. 

9tuc, % bc la, 88, 48 ; 00, 149. 

— Missa „Ave Maria“ IV voc., 
99, 141. 

Wucffen, @., 95, 86. 

9tuffo, 23ittc., 92, 92 ; 98, 80 
(geben unb SSierfc). 

Dinger (Crgchncifter), 94, 19. 
Wnnge, 'f3., 98, 136. 
Dtungcnl)agen, 92, 29, 32. 
Wnpcrt, ff., 96, 26. 

Wnpfd), 6. (15. ?lal)rl)unbort), 
97, 1, 17. 

e. 

©aal, ©t., 95, 84. 

Sabilonc, 9tob. bc, 91, 27. 
Sailer, $. 95, 81. 

Sailer, 3- ©ifd)of, feine 
Stellung gur Kird}eumufi& 
rcorgamfation unb TOemorialc 
über biefelbe, 93, 98*. 94, 36. 
©ale, ftr., 94, 67. 

Sale3 86, 34. 

©alice, 9Jt., 97, 27. 

SalinaS, ft., 84, 33. 

©alrn, ft., 94, 67. 

Salomon, ®lia§: „seientia artis 
musicae“ 89, 17. 

©alüieti, 91t., 94, 67/ 

Sambcv, 3- 53. 93, 43. 
©anbberger, 51., 95, 120 ft.; 96, 
119; 06, 237 ff. ©ergeicpniS 
ber SBerfc non @tt, 91, 67 ff. 
©aitbradjino, 00, 10. 

Sanbnale, 86, 34. 

Sanof, @rca. non, 90, 68. 
©anti, Jarftellung ber ^eiligen 
Cacilia, 79, 39. 

Santini, ft., 91, 36. 

Sartorio, v 4$., 91, 67. 

Scacdji, 91t., 86, 53; 90, 77. 

— 86, 56. 


©d)aff)dutl, Dr. ®., 88, 67. ®r* 
inner ungen an ß. @tt, 91, 58. 
©diarb, 6., 96, 19. 

©djarmoit, ß., 94, 67. 

©d)a£, i^ofepb: £eyt gu ben Sie* 
bern be3 0. non 2Bolfcnftein 
05, 172. 

©d)ed)inger, ß., 96, 19. 

©djeffcl, 3. ©., 97, 66. 

Sdicfflcr, 3., 86, 22. 
Sdjeglmann, Dr., 2)ie uorgüg* 
licbflett ftrantljeiten bc3 Äcljl* 
fopfc3 unb bereu tyomöopa* 
t^tf^e ©ebanblnng 77, 56 ff. 
(mit Mujkfltitwen) unb 78, 
45 ff. 

©dieibt, ©., 96, 20. 

©djenff), 5lc., 00, 32. 

©Aeng, SB., bie 5 ©falmen ber 
©onntaaeneiner 82, 57 ff.; 83, 
44 ff. Sie ©efperpfalmcn an 
SWarienfeften 8ö, 22 ff. 
©dieudjer, ft., 90, 41. 

©dbiffl, ®. 95, Bl. 

©mianber, ß:, 96, 20. 

©cpled)t, 9t., biograpl). Sfigge 
über ®. n. ßonffemafer (mit 
51ufAdf)lnng feiner für bie @e* 
fdjicbte ber mittelalterlichen 
911ufif bod)intcreffantcn ©d)rif* 
teil nebft ©ilbni?), 77, 74 ff. 
©d)leid)^ucbcr, 91t., 95, 84. 
©djlidü, 3-/ Äird)enmufifalifd)e^ 
au$ nerfd)iebenen Orten unb 
ocrfd)icbenen Beiten 76, 86 ff. 
©djmetj, 3- ©•/ ßeben unb SBir* 
len, 01, 117. 

©dimib, 2)., S. J., 86 , 87. ®a* 
Äunftfd)öne in ber Ä'irdjenmufil 
nad) ben ©ringipien ber Sum¬ 
ma theologica bc§ 1)1. Sdjontaä 
(dft^etifdie ©tubie), 83, 1 ff.; 
84, 1-17.; 85, 1 ff. 

- - dürften ber Sontunft, 95, 49. 
©d^muttercr, 00, 38. 

Sdmabel, 8., 94, 67. 

Srfmciber, ß., 96, 20. 

- 8., 00, 79. 

©d)ön, 91t., „2)er freugtvagenbe 
3efu3" (»ilb), 79, 53. 
©cbönfletter, SB., 95, 81. 

©d)öttl, ©., 96, 26. 

©d)oU, ß., 92, 107. 

Sdjonnefelb, ß., ®efchicf)te bet* 
Änabenftimmcn im 3)ienfte ber 
Äirdieumufil, 79, 57 ff. Äircb 5 
lieber Solfägefang, 80, 31 ff. 
®a§ lat^ol. beutfd)cHird)enlieb 
in feiner gcfcbid^tlic^en ®nt- 
inidlung, 82, 21 ff. 

3d)ott, 3., 89, 68. 
i ©djraiub, 91t., 94, 67. 

©ebremei, 3-/ 93, 103; Porträt 
93, 105. 

\ Sdmberty TI eff entppu^, 93, 109. 
| ©dmbiger, 51., 80, 22. 

Sd)üb, ß. 88, 52. 

Sdntibljeift, @., 95, 86. 

I 3d)uller, 91t., 00, 39. 


©dmmann, 9t., Driginalbricf (n. 

4. Slug. 1842), 77, 22. 
©c^mabl, 3 v M 8 um 8 »ete"f ®r- 
jd^lung auS bern fieben be^ 
©oilbieu, 77, 64. 

©djtnarg, ©eb., 95, 86 . 

- 21). 00, 36. 

©dpoemmer, ß. 06, 241. 
Sdjmenniuger, ß., 95, 81. 

©cipio ©ongaga 86 , 35 ; 95, 98. 
©cribano, 3-/ 84, 33. 

©ebaftiani, 3-f fiebenäbaten, 05, 

159. 

©ebaftiano, 51., 94, 67. 
©ebaftianuS auei Jelfjtpu 90, 68 . 
Sega, ß. ; 96, 26. 

©etbl, ©., Sergeidbni^ ber Äom= 
pofitionen unb ©Triften Dr. 
mm, 90, 110 . 

©eiffert, 91t., „?f- 3-$ a b crmauu * 
Seben unb äBerfe' 4 , 03, 81. 
©cflucpan, 3-, 90, 75. 

©elbft, ©tubie über ben Ur- 
fpruug ber Äatgenmurif, 78, 
58 ff. SBcltlidjc ^eier be^ ßä= 
cüienfeftcy, 80, 80 ff. 2 >er ^l. 
ßdeilia üeben unb Öeiben — 
ein religiofe? Iraina mit ^ro= 
logen unb 61)ören, 80, 10 ff. 
©efd)id)te be^ SNaingcr ©e? 
fangbne^e^, 81, 21 ff. pflege 
be3 ß^oralgefange», 82, 47 fj. 
Über aftiuc ©eteiligung be? 
Sollet am lituraifd)eu Arird?en- 
gefatia, 83, 14 ff. ßodiami 
unb ©tiflmeffc, 84, 62 ff. 2>ie 
ftiUe 9 te 3 itation be? Pater 
noster — eine liturgifdieJXiu 
terlaffungsjünbc, 87, 22 TT. 
©elnaggio, ©., 92, 85. 
©eneftrSt), %, ©ifdjof n. Stegen?- 
bürg (©iloni§), 84, 45; 93,26. 
©enfl, 8 ., 84, 30; 88 , 48 ; 97, 67. 

©ioarapfyie: 05, 161. 

©eneri, ft., 86 , 57. 

©epbler, 51., ©ortrag „über ben 
ergiebigen SBert ber Jlirdjcn* 
mnfir, 92, 111. 

— ®cfd)id)tc bc 8 Domd^orc? in 
®rag, 00, 26 ; 00, 52. 

Sepbler, 8 . Ä., 00 , 38 ; 00 , 50 f. 

I ©epffert, 90, 77. 

1 ©epfe, 3v 82, 74. 

©bafefpearc, 8 eitftern ber muüt- 
piftorije^en Jyorfc^uug, 06,22il. 
©iber, ft., 96, 26. 

©iebcnreid)cr, 90, 75. 

I ©iegebert oon ©emblour?, 89,11. 
1 ©icgmunb I., 90, 70. 

I - III., 86 , 53 ; 90, 76. 

! Silbermann, 51. (Orgelbauer'), 
j 78, 51. 

; ©ilcfinS, 5(ugclu§, eine bnmno 
logifcbe Stnbie, 86, 23. 

! Silnepra, St., 91, 78. 

; Simon be ijufula, 97, 27. 
©imonclli, 91t., 97, 56. 
©imonello, Sobivco, 00 , 11 . 
©imonibeä, 90, 79. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



0mralrfgi|tfr. 


255 


©ingenberger, 3 - ( 5 . (über 
©onifd»), 93, 104 f. 

Sirtiiy IV., 00, 9 f. 

Sfapita, SB., 90, 78. 

©ferle, 21., 00, 44. 

©opf)iul, 3., 95, 87. 

©oriano, %r., 86 , 41, 45; 91, 
87; 91, 91. Sebenlgang unb 
Kerle, 95, 95. 

Soto, ftr., 84 , 33 ; 91, 84 ff.; 
92, 87; 95, 93. 

Spoba, 8 ., 78, 27 (©emälbe 
„St. ßäciüa"). 

Spiel, P. SJteinrabl Kerfe unb 
SBerbienfte, 82, 68 ff. 

— @in Äapitel aus P. 551. ispieft, 
03, 67. 

©pof)r, 8 ., 89, 20; 97, 38. 
Squarcialupi, 8 ., 93, 3. 

Stabile, £>., 90, 78; 91, 87. 
Stabe, 3 ., 89, 63 ff. 

Stablmapr, 3-, 98,120. Sebent 
baten, 05, 166. 

Staljllfutf) (Orgelbauer), 91,123. 
©tainacber, 3„ 95, 81. 

©tami|, 3 ., geben unb Kerfe, 
03, 156 ; 06, 231. 

Stanblet) 97, 27. 

Stanicjerolfi, 21., 90, 78. 
Staporft, 80, 22 . 

Steberl, 94 , 67. 

Stecfl, K„ 95, 81. 

«tefan (Orgelbauer), 00 , 1 . 
Steffani, 2 lgoft., 86 , 83; 91, 71. 

befonberS 06, 241. 

S'eiu, 3 . ©., über „.Hinten» 
gelang im apoftol. Spalter", 
78, 8 . 

ftemeliul, @r., 82, 74. 
J&tepbanelli, ©., 86 , 51. 
ötepbani, 21., 96, 20. 

»ternegger, K., 95, 81. 

«tcuber, jR„ 00 , 28. 
ftepbtl, %, 94, 67. 
ftepr, 3 ., 95 , 87. 
tgtorfem, 3 ., 00 , 12 . 

Stollbrocf, 8 ., 93, 46. 

»toller, 2f)., 84, 29. 

»trabo, 2B., 92, 100. 

»traba, ®. SB., 86 , 52. 
r Öippol. 86 , 52. 

»trattner, 06, 234. 

Strempfl, 21., 00, 52. 

»tfiggio, 2 t. (Grfinbcr ber i'lo- 
„ uobie), 86 , 45. 

»tubenoobl, $>., 96, 22. 

Studier, 4., 00 , 48. 

Sturmb, 6 ., 96, 20. 

»'•ai-ej (über Äircbenntufif), 85, 
f. 

»«Wilfi, 3 ., 88 , 90. Über alte 
Polnifdje Äirdjenfomponiften 
unb beren Kerfe, 90, 67. 
Sooboba, 21., 99, 123. 

» 5 Ü Q (SBruber bei '^aleftrina), 
^ 86 , 37. I 

«jabef, II,., 90, 71. 

Sjamotullfi, K., 90, 69. 
»lolbrlfi, 2 t., 90, 82. 


X. 

lafratblfjofer, 3 . SB., ©ebicfite 
auf $iuS IX. unb 8 eo XIII., 
79 2 

lalafangi 97, 27. 
lalaoeva, g., 95, 84. 
laltil, li)., 96, 114. lOftimmige 
55lotette, 97, 138. 
lamburini, Sß. 2t., 97, 55. 
lamburrino, 21., 91, 88 . 
lanagliito, 87, 80. 

Inner, (£., 95, 81. 
larbiti, 86 , 57. 

Martini, 3 ., 92, 3. 
lafer, 8 ., 94, 62. 

— K., 94, 67. 
latep, 2 t., 00 , 28. 
lelentann, @. %, 06, 231. 
Xcminl, SB., 95, 87. 

lepl, Scfpocfier g>ilbcgnnba, 06, 
164. 

lerjo, 8 ., 96, 26. 

Ibabor, ©., 95, 87. 

Inaiiter, ©., 95, 81. 

Ibalbofer, 96, 33. 

Steile, 3 ., Sebenlbatcn, 05,160. 
Sljeoger non 25te|: 8 eben unb 
Sebre über SDlufif, 87, 18; 
92, 28. 

Sbepbner, £>. ©., 9-4, 67. 

Söoma, ©., 95, 84. 

Sgomal be ®io (ßaietan), über 
SDtufif, 85, 5. 

Sljomal non 2tquin§ 8 e|re über 
ben Äircbengefang, 81, 5 (3u|= 
note). „Slj. n. 2 t. 4 SriumpV' 
©emälbe non ©ojjoli, 81, 6 ; 
feine Äunfttljeorie ber SDtufif, 
84, 9; über bie ßuläffigfeit 
bei ©efangel beim ©ottel» 
bienft, 87, 63, f.; über firdjt. 
3nftrumenta(munf, 91, 33. 
Sboinal non ßelano, 85, 36 ff. 
lief, 8 ., 00, 34. 

linctoril, 3 -/ ©in unbefanntel 
Kerf, 99, 69 f. 

— Scben unb Kerfe, 03, 1 . 
Sinei, ©., 87, VI. 

Sorelü, 3-, 92, 4; 03, 152. 

Sorri, f|J., 91, 76. 

Souront, 3„ 97, 27. 

Iraboccbi, 2 t., 91, 88 . 

Sratter, SPletbobe ©altn=SBaril= 1 
©bene, 81, 61 ff. 

Sregian, Sebeitlbaten, 99,84. 
Sreyl, .'ö-, 96, 23. 

Sricarito, SB. ba, 92, 6 . 

Iriufiani, 2t., 94, 67. 

Xroiano, ©., 91, 87. 

— m„ 95, 68 , 81. 

Srombetti, 84, 33. 

liirrner, £>., 94, 65. , 

Xunber, ft., 8 ebeu unb Kerfe, 
03, 145. 

lurretini, P., 93, 3. 
lutilo, 94, 12. 

Xpe, 6 f>., 97, 13S. 


w. 

Ugcri, St., 86, 45. 

Ugiero, St., 94, 68. 

Ugolini, «., 86, 57; 95, 102, 

Ugolino non Drnieto: TOufif» 
lebre, 95,19. geben u. Kerfe, 
95, 40, 46. 

lllbarb, 06, 239. 

Urbino, ©., 86, 34. 

ÜB- 

Sal, be la, 88, 48. 

Salenti, @., 00, 28. 

Salentin, Sifdjof non SReaena* 
bürg: Serorbnung vom ^aljr 
1857, betr. Regelung ber fir; 
d)entnufifaltfcben Serbältniffc 
ber 2>iö$efe 9t., 84, 44. 

Salentiui, fj*/ 91, 90. 

Satlara, ft. ft. 9R., 93, 2. 

Sallotti, ft. 92, 3, 7; 91, 
29 f 

Saftainigli (üftuftflebrer), 92, 4. 

Seccbi, 84, 32; 86, 33. 

— Drpfjeo, Stubie über beffeit 
fiebeu unb SBerfe, 06, 166. 

Seccia, 51., 96, 75. 

— 6., 94, 91. 

— dl. 96, 75. 

Seggio, 9?., 90, 78. 

Seit, %, *2>ic Serliucr 3ing» 
afabemie", 92, 29. 

Selbtmeifter, 96, 20. 

Selut, @., 97, 27. 

Senerolo, ©., 95, 87. 

— ft., 95, 87. 

Sento, 3 ., 96, 20. 

Serbene 97, 27. 

Serbenct, 97, 2; 11. ,Hompo= 
fitionen, 97, 27. 

Serbonet, 88, 48. 

Serbelot, 84, 27. 

Serrecorenfiä, 84, 27. 

$ejaofi (ftorfd^er), 92, 98. 

Siabana, 80 b., fieben u. SBerfe, 
89, 44; 91, 97; 92, 7; 94, 68 . 

Sictoria, lomaS 8 ui$ bc, Scbcn 
unb SBerfe (©fi^e), 96, 72. 

— ©efamtau3gabe tom. I u. II, 
03, 157. 

— mobernifierte 97euau3gabc 
non Dr. Sauerle, 06, 200. 

Sictorinu§, ©., 86 , 55; 94, 68 . 

Siucenet, 97, 27. 

Sinceu^, 6 ., 96, 20 . 

Sincenti, 87, 80. 

Sincentino, 9?., 86 , 33. 

Sincentiuö bc s XRuffati^,91, 81 f. 

— $afp., 89, 62. 

Sinjenj ®on$aga, 86 , 32, 45; 
91, 95. 

Sifcbcr, 95, 87. 

— 8 ., 94, 68 . 

— %\). t 95, 87. 

— 3B., 95, 87. 

Sitelojji, S. (Äarbiual), 92, 86 , 
93; 94, 91. 


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Goi igle 


Original fro-m 

UNIVERS1TY OF MICHIGAN 




256 


«fwrralregifler. 


SSittori, 8., 61, 88. 

*itrp, W bc, 93, 18. 

SSioeti, P. über ©tyoralfragcn, 
06, 40 ff. 

Sogcl, ©., 91, 115; 93, 122; 96, 
36 unb 121. 

23ogcIei3, M., „fr. X. Murfd)= 
baufer“ — Seben u. SBertc, 
01, 1. 

iBorpaleftrinenfffdjc iiomponiften 
81, 17. 

m. 

Söagcnricbcr, 8., 95, 82. 

SBagner, M., 94, 68. 

— $., „ein italienifcbe£ Stabat 
mater tt ? 95, 92. betämpft bcu 
menfurterten ©horalrhgtbmuä, 
06, 33 f. 

— SRid). unb feine Stellung 3 um 

^Jaleftrinaftil, 86, 88. j 

Söalafrieb, Str., 87, 44; 92,100. 

2BaIbi3lau3, 00, 8. 

äßalter, Dr. 21. ft., „SRafael San* 
tiS ©äcilia“ in äffbetifeffer 
£>inffd)t, 79, 39. Die Popu¬ 
larität ber ftirdjeumufff, 80, 

1 ff.; 81,1 ff.; 82,1 ff.; 83,27 ff.; 
über cäcilianifd)e$ird)enmuffb 
SReform, 80, 26 ff. 

— bic Äomponiften oor fJJale* 
ftrina, 84, 17-33. 

— ©fetöfeft — ein ^Beitrag $ur 
©efdffdüe ber liturgifd)en Dra* 
men, 85, 75 ff. 

— ber Muff funterridjtinDeutfd)* 
latib — eine bjiftorifd^e Stijje, 
87, 36 ff. 

— Beiträge jur ©efd)id)te ber 
tirdil. 3nftrumentalmufif, 89, 
30 ff.; 91, 29 ff. 

— 3ah*^d)ronif, 93, 23 ff.; 94, 

1 ff.J 95, 1 ff. 

— Dr. 9Bitt§ Heugniä für *J}a- 
leftrina unb Drlanbo, 94, 48 ff. 

ÜBalter, Äarl, eine fleine 9Wuflt= 
tapelle au3 bcni Anfang be§ 
17. ^al)4unbert^, 89, 68 ff. 

— Beitrag §ur ©efdffdite ber 
Domorgel in Siuiburg,92,104. 

— Hur ©efct)id}tc ber Sing* 
fnabeuinftitute, 93, 52; 94,13; 
97, 58. 

— 2lrcbioalifd)e ©yjerpte .über 
bie l)er$oglid)e ipoffapelle in 
München, 94, 59 ff.; 95, 76 ff.; 
96, 17. 

— Söaufteine jur @efd)ic^tc bc3 
AlircbengefangS in ber Diöjefe 
Simburg, 98, 38; 99,61; 00,17. 


2Balter, Ä., Beiträge jur ® efdffcbtc 
ber ©Ijoralbegleitunjj, 00, 78. 

— Äcljrein, ÜJlcifter, Schmet* — 
eine Dria£ am Seminar in 
Montabaur, 01, 107. 

— Beiträge jur ©locfeufunbc, 
02, 119; II. »rtilcl, 05, 16. 
m. ^Irtifel, 06, 70. 

— 3- ?>• oon ftelbigerS 5tnmcU 
fung mm Singen, 03, 138. 

Sßalter Obington, 89, 13; 98,15. 
ffialt^er, 3>. S., (l^icon diplo- 
maticum), 8), 22. 
ffiafielewäti, n., 88, 46. 
ffiaffer, D., 00 40. 
ffiaiuell, S., 8Ö, 69. 
äBajlam, SjamotulSf i, 90, 68 f. 
SBeber, ©., über bie alten Äir« 
effenfompofitionen bc3 16. u. 
17. 3 a h r h un bert3 unb ihre 
2Bicbereinfüf)ntng beim tatgo* 
lifeben ©ottesbienft, 82, 38 ff.; 
über Spracfygefang, 83, 66 ff. 
SBectcr, ®. Ä., 06, 241. 
SBecfmann, M., Seben u. 9Berfe, 
03, 148. 

SBeibinger, P. %, „*ur ©Ijoral- 
frage“, 03, 184. 

SBeinmann, Ä., Mo-bibliograplff 5 
feffe Stubie über 8. fßatninger, 
06, 122. 

SBeinperger, 3?., 96, 21. 
ffieiff, $., 96, 126. 

Sßenbler, ®. 8., 96, 20. 
üöennger, 21., 95, 87. 
2Berfmeifter, 33., 99, 61. 
ffierner, ft., 00, 54. 

28erra, ®.d., Sacffregifter, 76,92. 

— oerfeblteDrgelbi3pofftion,90, 
105 ff. 

— ©eorg unb ©ottlieb Muffat, 
eine bio^bibHograp^ifc^c Stu¬ 
bie, 93, 42 ff. 

— 3.©ud)ner,8eben$büb,95,88. 

— Beiträge mr ©efdffdjtc be3 
tatlj. OrgelfpielS, 97, 28. 

SBert, ^af., 86, 33, 40, 43, 45. 
ffieftpbal, 88, 74; 91, 1. 

2Bet)t§ 9!icafiu3, 93, 2. 
ffiibl, 3-, 00, 61 f. 

SBibmer, St., 95, 87. 

SBibmaun, 21., 95, 84. 

— £>., 96, 23. 

SBibtmann, 51., 96, 21. 
5Bill)elm, ©onjaaa, 86, 31 ff.; 

91, 95; 95, 92 ff. 

— ooit 33at)ern, 86, 45. 
Söilljelm non £>irfd)au, Seben 

u. Sefjre über Mufft, 87, 15; 
94, 18. 

©illaert, 2lbriati, 84, 32. 


ffiinbarbt, ©., 95, 87. 
hinter %, 91, 77. 

3Bintcrfelb, Ä. uon, 99, 141. 
üBirfung, 06, 239. 

2Bifer, U. ©., 95, 84. 

SBi^rcitter, p., 96, 21. 
3Bi§reuttcr, s 2l., 96, 21. 
ffiitt, Dr. 5^. X., „©in beut|diev 
fJ}affion§gefang“, 79, 51 ff. 

— 3Jlogart§ Missa brevis in 
B-dur, 89, 19 ff. 

— Die elften 3 ©änbe ber Mo¬ 
tetten ^aleftrinaS, 90, 1 ff. 

— Miniaturbilb feinet 8eben$ 
unb ®irfen§, 90, 28 ff. 

— fteugntö für ^aleftrina unb 
Orlanbo, 94, 48 f. 

1 — ba3 Oratorium be^ 1)1. 
tipp 92eri ( s Äad)lafe), 01, 38. 
2Bitt Seibl, Scr 3 eid)ni§ ber 
1 Äompofitioneit unb Schriften 

i Dr. mm, 90, 110 ff. 

! SBobrprun, St., 94, 68 . 

SBolf, Dr. Beiträge jur 

®efd)id)te ber Mufif bev 14. 
3al)r()., 99, 1; 99, 31, 138. 
JBolfgaug, p. S 8 ifd)of, 94, 7. 
ffiolpo, 9)1., 95, 82. 
ffiolffeer, ©., 95, 78. 

SBürmbfcr, ©., 95, 87. 

s 

Zaccaria (^oricher), 92, 98. 
;ad)aria$ oe ieracina, 97, 27. 
(ad)OU), 5B., Söerfe, 06, 235. 
|änfl, «., 94, 68. 

(ajac (auei s ^3abianice), 90, 71. 
lajacje!, 90, 71. 
v ;ambonini, %, 85, 84. 

3anug, ©., 95, 87. 

Harbl, %, „Siturgie u. Älirdjen- 
mufft“, 79, 44 f. 
garlino, ©., 88 , 49. 

Hauner, 21., 94, 63. 

^eelanbia, $. be, 98,17; 99,1 f. 
Aeilid), U., 94, 68 . 

Heller, 9JI., 87, 97. 
kellner, ©., 96, 21. 

Heiter, Ä. ^., 92, 29 u. 31. 
Hersago, 3?., 94, 68 . 

Hibramonte, 21., 86 , 36. 
Hieleu^ti, 91., „heec dies u . 90, 71. 
Himmern, S. H-, Serffältni§ ber 
Mufft 511 ben anberen fünften, 
92, 58. 

Hoüo, 24., 91, 87. 

— 6 ef., 86 , 57. 

Hucd)eüi, 87, 71. 

Hmciglcr, M. f 96, 21. 

Hioinger, Seb., 95, 8 - 1 . 



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Gok igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




Snd)= uni ®rt*rejjifter. 


257 


2. ®rte«jiffer. 


Sf. 

Abbad), Drgelfugljette über a-b- 
b-a-c*h, 78, 63. 

Abfdfjaffung berÄircbenmuftf, 92, 

Ahentf 96,°85; 96, 102. 

21 ® ©ott, t»aS hat für Ipcrrlidb* 
feit, 86, 30. 

2lbmont, SBilb beS tBenebiftiner» 

e , 78, 33. 

te »ott 3- S- 2tnerio, 
2 ftimmig mit bejtff. Drgelbaß, 
86 , 61. 

Aestimatus snm, 98, 155. 
Afforbfdfrift, neue, 93, 41. 
Afuftit (Siteratur), 93, 38. 

Albt) (Silb beS fcomeS), 78,27. 
Aleplj, 96, 103. 

AlpbabctifcheS unb Surfjregiftcr 
über bie in ben „fjdiegenben 
SBIättern" unb ber „Musica 
Sacra" (feit ihrem ©rfcheincn 
biS 2>ej. 1875) enthaltenen 
Äompofttionen »on 3- jQuab» 
flieg unb ».©erra, 76, 92 ff. 
2llfo heilig ift ber lag, 89, 24. 
alteratio, 03, 14. 

AltaempS, 94, 40. 

2Htd)viftIid)e, lateinifche DJluftf, 
99, 140. 

ambitus, (nach SEinftoriS), 87, 
17; 03, 7; ber greg. aftcfjgc* 
fange, 05, 183. 

Amerbad), 96, 17. 

Analecta hymuica medii sevi. 
89, 86. 

Analpfe ber Missa -0 admira- 
bile commercium“, 94, 69. 
Anfertigung »on Orgelpfeifen, 
87, 21. 

Animam meam, 98, 98. 
Antiphonarium Romanum unb 
fßapft ©regor 931., 92, 97. 
ApoftolifcheS Hettalter, „über ben 
cfjriftl. itirqengefang im apo= 
ftol. Seitalter" ». % ®. ©teilt, 
78, 8 ff. 

Approbation ber Äirchenmufif, 
98, 53. 

Archäologie ber 37fufif unb ihre 
Ouetlen, 90, 86. 

ArdjaiSmen im Äircfjenlieb, 90, 
50. 

L’archMogie mnsicale, 91,108. 
Ard)i» ber ©omaga in ÜRantua, 
86 , 31. 

Arej^o, Äongrejj, 84, 52. 

Ars antiqua, 06, 225. 

Ars cantandi, 93, 83. 

Ars nova, 06, 225. 
artes liberales, 87, 37. 
astiterunt reges, 98, 153. 


AuferftcljungSfeier am ÄarfamS» 
tag nach bem sacerdotale Ro¬ 
manum, 85, 27. 

Aufgabe unb Aroecf ber Äir<ben= 
mtifif, 98, 48. 

Augsburg in ber OTufifgefcbicbte 
beS 16. u. 17.3ahrb., 06,237 ff. 
augmentatio, 93, 19; 95, 38; 
03, 16. 

B als Jonjeidten für H, 93, 94. 
Samberg, 99, 43 f. 

Bassus generalis, 89, 61 f. 
SatierifdYe fioffapeHe, 95, 120 f., 
76 f.; 91,69 f.; 93,61 f.; 94,59 f. 
Beiträge }u beren ©e|'cbi<bte, 
96, 119. 

Segrueffet feqft bu fünigin, 88, 
33 f. 

Benedictus Dominus Deus Is¬ 
rael, 97, 60. 

Serliner ©efanabud) »on 1713; 
86 23 

— ©ingafabemie, 92, 28 f. 
©euron, 97, 122. 

©ibliotl)et ber gebrueften lucltl. 

©ofalntufif ^talien^, 93, 122. 
$Böf)mifd)e§ ftirdjenlieb, 87, 27 ff. 
©rabant, 88, 2. 

©raunfdpueiger Äircffenorbnung 
(1528), 93, 53; ©djulorbnung, 
93, 59. 

©riyen, ytotijen jur @efd)id)te 
be§ ßdc. ©ereinS ©. 77, 106. 
©udfftaben als SEonjeichen, 86, 
17. 

©unte ©Idttcr, 96, 110. 
©gjantinifche 9ftuffftheoric, 92, 
26. 

«♦ 

ßdeilienfeft, weltlidjc $eier bc3 
ß., 80, 8 ff. 

ßdcilienfird)e, 99, 146. 
ßdcilienoerein: „3Ba§ will ber 
beutfdje ß. ?" Sortrag, 92,42 ff. 
Cseremoniale Episcoporum, 86, 
46; 87, 88. 

Caligayernut, 98, 106. 
Calliopea leghale, 93, 5. 
ßantionalien in ©ölen, 90, 75. 
Cantiones Bohemicae, 87, 100. 
Cantus gregorianus, nun l.*mal 
fo benannt, 87, 17; cantus 
mensurabilis, 93, 13. 

Cela sans plus, 88, 47. 
ßetnbalo, ©ebeutung unb ©e* 
braud), 06, 236. 
ßbarafter ber Äirchenmufif, 98, 
49. 

6l>arfreitaö§^Äird)entonjerte,93, 

30. 

ßljeironomie, 96, 85, 101, 106. 


£ateri, Ä. SW. Sabrfcu#. so. 3a^rß. 


ß^eue, @., Zifferntonfdjrift, 81, 
61 ff. 

ßbiaoette, 98, 3, 22. 
ßbiogaia, 88, 49. 
ßboral, rhptbmifcbe ©lieberung 
beS ßj)., 96, 50; 5Uter bc$ 
ßhoralgcfangS, 05, 117; alter 
unb neuer ßfj., 97, 111. 
ßfjoralbeglcüung, 93,27:00,78; 
©efdffcbte ber ßh-, 00, 78; 
©runbfäfce ber ßh. nad) 
©farrer S. ©effneiber, 00, 85. 
ßhoralbücber: ®efd)id)teu.2Bert 
ber offiziellen ßboralbücher, 
02, 134. 

ßhoralbefrete, fanoniftifc^e ÜEBürs 
bigung ber neuefien ßh-, 03, 

52. 

ßhoralfrage, jur ßb. Sine ruhige 
Antwort, 03, 162. 
ßfjoralgefang, über ©flege beS 
ßb., 82, 47; §um ©ortrag be§ 
ßjL 84, 34ff.; ©ortrag über 
„SBefen unb ©ebeutung be3 
gregorianifchen ßhoralä", 92, 

53. 

ßhoralia, 7 «uffdfte, 05, 53. 6 
Sluffdfee, 06, 1 ff. 
ßboralnotenfdjrift, 99, 139. 
ßhoralrhpthmuS, alte ßrfldrung 
be§ ßh., 05, 69. $Rf)ntl)mu3 
be§ morgenldnbifdjcn Kirchen* 
aefangä, 05, 79; über oratori* 
fd)en ß^oralr^t)tl)mu^, 05, 94. 
SBortafjent im ßboral, 06, 1; 
pringipteüe fragen, betreffenb 
ßboralr^nt^muei 06, 65 ff. 
ßboralftil (Sluffaft), 05, 187. 
ßboralftubien (neuere), 98, 122. 
„ß^oraloerein", 22. 
ßboraloortraa, 93, 27. 
ßborgefang, 98, 56. 
ßborfc^üler, 97, 61. 
ßborperfonal, 96, 8. 
ßgorregent, aud^ ein ߧ., 88, 53. 

— „ßb. unb Äird^enuorftanb^, 
ein ©ortrag, 92, 65. 

— 9ted)te, 93, 31. 

ßljrift ift erftanben, 87, 29; 91, 
35 (urfprüngl. SRelobie). 
ß^romatifcbe^llteration imliturg. 
©efang ber abenbl. Äird^e, 98, 

106, 131. 

chronos=Zeiteinheit in ber ori= 
entalifdjen Äirdjenmufif, 06, 
37; 66. 

ßbur, ©eairfScdcilienoerein, 77, 

107. 

ßimabue, ©., ©emdlbe ber ©t. 
ßdeilia, 78, 26. 

ßleru§ u. ^ir^enmuftf, 89, 88; 

90, 101; 91, 54; 92, 65. 
ßöln, ©üb be§ 2)ome§, 83, 5; 
©ereonStircfye, 83, 9. 

33 


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Original frnm 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



258 


Collegium germanicum, 96, 74. 
color (SBefen u. Sirien), 91. 23. 
©oloraturen im 13.3abrbunoert, 

89, 15. 

Compendium Antiphonarii et 
Breviarii, 88, 63. 

— Gradualis et Missalis, 88,63. 
compositio (melobifcbe), 89, 4. 
©ompoftella (©ntftebung bcr 

mebrftimmigen ©htftf bafelbft), 
05, 11. 

©oncorbanj (=6onfonans), 91, 
11; befouber«, 03, 18. 
conductus, 91, 20; (=Äompofi* 
tion), 05, 6. 

conjunctio(nacb ®inftori«),03,6. 
6ontrapunftiml5. Sfabrbunbert, 
93, 12ff.; nad) tmftori«, 03, 
17f.; befonber« p. 20f. 
©opula, 3 ., 90, 79; 91, 22. 
©ortifebc« Organ, 84, 12. 

©rebo non ©. ©. Martini (2*ftg. 

mit Drgelbafc), 92, 11. 
©urfu«, 96, 91. 

®a 3efu« an bcm Ärcuje ftaub, 

90, 129. 

©armftdbter ©efangbuA non 
1698; 86, 23. 

2) afia, Dotierung, 86, 12; 92, 21. 
©ecbant (2 Wirten), 84, 2. 
Decreta authentica bcr S. R. 

C., 99, 139. 

Decretorum über (1534), 91, 
115. 

deductio, 89,12, nad) Tinctoris, 
03, 5. 

©entmdler beutfeber lonfunft, 
96, 128; 03, 145, 151, 157; 
05, 161. 

— bcr ©onfunft in Öfterreid;, 
98, 113; 05, 164. 

©cutfcbe« t, 00, 37, 60f. 
©eutfcpe« gciftl. fiieberbud) mit 
SUtelobien, 96, 110. 

Diaphonia (Organum), 86, 13; 
87, 5; 88 , 80 ; 91, 1 ff.; 91, 
18; 93, 8f. 

©iaftema, 86, 13. 

©iatonif bc« cantus firmus, 93, 

10 . 

©iatonifdje ©fafa, 93, 38. 

3) id), Butter ©otte«, loben mir, 
86, 24. 

J)id), frame non ßirnmel ruff icb 
an, 97, 2. 

Dies est lsetitiae, 91, 38. 

Dies irae, SCutor, Überfettungen 
unb $ftelobien, 85, 36 ft. 
©ieft« im ©boral, 86, 12; 00, 
84, 86. 

difftnitoriurn (Xinftori«), 03, 27. 
diminutio, 93, 19 f.; 95, 38. 
discantus, 88, 80; 91, 12; @nt= 
ftebung, 91, 18. 

®i«corbana (ffiiffoitanj), 91, 11; 

befonber«, 03, 20. 
dispositio (mc(obifd)c), 89, 4. 


$adj« unb Grtfregifter. 


©omebor in ®raj, 00, 26. 
®rc«bener ©efangbueb n. 1694; 
86, 23. 

©ucrio« ©ilb „©cfangennabmc 
$efu", 79, 52. 

Durlacensis Codex, 87, 10. 

®u, fü&e taube, Seift, 86, 
29 

SDt) jef)en pott, 89, 25. 

©berbad), 2lbtei, 00, 80. 

Ecee quomodo ; 96, 150. 
©ieb«felber Äirebcngefang im 
19. ^abrbunbert, 02/ 81; 05, 
120 . 

©infüljrung in bie greg. 2Mo; 

bien, 96, 122. 

Sin Äinbclein fo, 88, 38. 
©infiebeln (©efebidfte be« &to* 
fter«), 94, 7. 

@lbina, 96, 40. 
eleison—nierftlbig, 93, 28. 
eleftro * pneumatifebe Drgeltrak 
tur, 00, 67. 

©mmeram4Regen«bg. (©efebiebte 
be« Stifte«), 94, 8, 16 ff. 
©n^elftubie non $. ©aper, 80, 

©nglanb unb bie mittclalterlicbe 
$ufif, 87, 39. 

©nglanb« fatb. Äomponiften im 
16. u. 17. 3abrl). 99, 80. 

— Orgelbaulunft, 00, 66 ff. 

@n mitten in be« leben« aept, 
89, 25. 

©ntftebung be« (iturg. ©efang«, 
91, 44. 

®fel«feft, ein ©eitrag *ur ®e* 
febidfte ber liturg. ©ramen, 
85, 75. 

©nonae, 96, 104; 98, 95. 
Exultet, ^anbfcbriftl. ©tubien 
barüber, 93, 73, 76. 

8 ?. 

ftalfoborbonc, 84, 2. 
frleurettc, 84, 2. 

Florern mirificum, ßpmnu« ©. 
ffiolfg., 94, 21. 

ftranffurt a. 5R, in ber ®e* 
febidfte bcr ®luftf, 06, 232. 
^replingbaufen« ©efangbueb n. 
1704; 86, 23. 

„Jfrömmigfeit ift jit allem nü§* 
lieb", ©rebigt be§ Dr. % ©ein? 
rieb, 85, 46ff. 

©♦ 

©t. ©aller ßanbfd)riften, iljre 
©ebeutung, 06, 26. 
©eneralbafc, 89, 61 f. 
©eneralnerfammlung be« allg. 
©dciUeunerein« 1894 in SR& 
gen«burg, 95, 111; 96, 14. 

— nom 3a|re 1901, 01, 119. 


®efang, ift foleber jurn Sobe 
®otte« mldffig? 87, 62. 

— Iiturgifcber, SBefcn, ©ntftc* 
bung, gmeef, ©eyt, ©pradje, 
91 44 

®cfangbueb«frage, 86 , 89 ; ©djo 
auf JP. ©reue« SBorte sur ©., 

90, 50. 

@efang«metbobe be« 17. $abr= 
bunbert«, 91, 116. 
@efang«unterriebt imSWittelaltcr, 
87, 43. 

©efebiebte ber ©boralbcgleitmtg, 
00, 78. 

— ber 2Hufif, 90, 98 ; 93, 121. 

— in ©nglanb, 98, 135. 

— 9Rufittbeorie, 99, 142. 

— be« Drgclfpiel«, 87, 104. 
©locfengufc, 94, 14; 96, 8 . 

i ©foefenfunbe (©eitrdge gur ©.), 
02, 119; 05, 16. 

©lodenmeibe, 93, 30. 

Gloria Patri et Filio, 98, 96. 
©rabualc unb 51ntipbonarium 
getrennt, 89, 9f. 

©raj, ©efebiebte bc« ®omd)orö 
in ©., 00 , 26 . 

©rajer ^abrt (mit Slbbilbungcn 
non ©.), 78, 30 ff. 
©regorianifeb, 95, 116. 
gregorianus (cantus), erftrna- 
lige« ©rfebeinen biefe« 
bruefe«, 87, 17. 

grieebifeb-römifebe SPluftf, 99, 
140. 

©rünbuitg be« ©dcilienncrcitt«, 
99, 31. 

©runbfdfce für Äircbencbörc, 
97, 56. 

©uibonifdje feanb (nad) linD 
tori«), 03, 4. 

* & 

“armonie, Anfänge, 91, 18. 
armonielebre, 88,101;91,112f. 
armonium, feine gutunft, 93, 
41. 

ßapbn« 3Jleffentppu«, 93, 108. 
ßebrdifcbc lempeimuftf/ 89, 33. 
herniola (proportio), 93, 19. 
Hispaniae scholse mus. sacra. 
95, 122 f. 

historiae=re 8 ponsoria, 88 , 19. 
biftorifd)e Äonjerte, 95, 124. 
ßoebamt unb ©tillmeffe, eine 
liturgifebe ©tubie, 84, 62 ff. 
„ßocbaint unb ©efper", ein Sor^ 
trag, 92, 71. 

ßoebamt, non beutfebem ©efang 
begleitet, 96, 65. 
boeb nom ©adbftein, 00, 50f. 
ßoftapellc, fgl. baper., arebina^ ‘ 
lifdic ©rjerpte nact) S. S- SWöier, 

91, 69 ff. 

ßobenjollcrn, ftatift.^Jotijen jum 
©äciliennerein in ß., 77, 108 
ßpmnoloaie (öiteratur), 93, 38 
ßpmnen'Jlbptbmu«, Oo 15. 


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Original fro-m 

UNIVERS1TY OF MICHIGAN 




Sad}* ttnfe »rtsregifler. 


269 


3. 

RabrbuA ber Bluftfbibliottiet 
peterS (1896), 96, 121. 

3abre§ Aronit (firAenmuf.), 1891 
big 92 : 93, 23. 

- 1892 - 93 : 94, 1. 

- 1893 - 94 : 95, 1. 

- 1895 — 96 : 96, 1. 

— 1896 - 97 : 97, 123. 

3A grug btd) lemtigg boftia, 
89, 25. 

3A weg ctjn blumleqn, 89, 28. 
Refuitenbrama, 99, 127. 

Jesum tradidit impius, 98,103. 
Jesus dulcis memoria, 00, 136 f. 
imperfectio, 03, 12. 

In dulci jubilo, 88, 38; 89, 29; 

91, 36. 

In natali Domini, 88, 37. 
Rnftruttiongfurfe (firAenmuf.), 

92, 41; 93, 26 f. 
3nftrutnentalmufff, Beitrüge jur 

©efAiAte ber tirAl. %, 89, 
30ff.; 91, 29ff.; 88, 86f. 

— ibrc Bcbeutung in ber Ci- 
turgie, 92, 51; 96, 8. 

— ber ©ücilienoerein unb bie 
3nftrumentalmufit, 98, 62. 

— Literatur über 3-, 93, 29. 
Rnftrumentcn=ftabrifation in 

■Nürnberg, 06, 239. 
SnpTumentc im 21. 96, 126. 

Introitus, 98, 97. 

In Vuolgangi, Sequentia de S. 

Wolfgango, 94, 21 f. 

3rlanb unb bie Bluff! im Biittcü 
öfter, 87, 39. 

Rrfee (Scbtoabcn), 82, 69 ff. 
Rubilen, 96, 97. 

.üaiton, 92, 10; 95, 103. 
Äataloge, 96, 34. 

Äatjenmupf, ber Urfprung ber 
k., Stubic non 5- 3- »elbft, 
78, 59 ff. 

Stantional non 2tnbrt)foroicj non 
1556; 90, 75. 

- Brtomiug (1578), 90, 75. 

— Btjojotogfi (1554), 90, 75. 

- Blarfooic (1600), 90, 76. 

- Gering (1587), 90, 75. 

— ©iebenreidjjer (1543), 90, 75. 

- Seflucpom (1556—1559), 90, 
75. 

Äeljlfopffranfbeiten unb beren 
bomöopatlffi A e Bel)anblung t). 
Dr. Sdteglmann, 77, 56 ff. 
(mit3lluftrationen) u. 78,45 ff. 
kirAettd)or—©igenfAaften, 2luf* 
fteDung, 93, 31. 

— ©runofäfte bei ©rridjtung u. 
Rurtbilbung eine§ Ä., 97, 56. 

Äirdtengefang, über ben cfjriftt. 
ft. im apoftolifdjen Reitalter, 
uoit 2t. ©. Stein, 78, 8ff.; 
über aftioc Beteiligung beg 
Bolfeg am liturgifAen ftir- 
Aengefang, 83, 14 ff. 


Äircbengefang, Rur ©efdjidjte 
beg beutfAen KirAenaefangg 
im fatbolifdten ©ottegoienftc, 
01, 90. 

ftirAenfompofftionen, bie ft. beg 
16. u. 17. 3 a b T b url bert3 unb 
ihre 2Biebereinful)rung beim 
latb- ©ottegbienft, 82, 38 ff. 
Äirdjenlieb, bag fatbol. beutfdje 
ft. in feiner gefd)idjtlid)en @nt= 
roidlung, 82, 21 ff. Beiträge 
jur ©efAiAte beg beutfAen 
ft. I, 87, 26 ff. ©in uralteg 
beutfAeg ftirAenlieb, 87, 65f. 
Beiträge tut @efd)id)te beg 
beutfdjen ft. II, 88, 29ff; 89, 
24 ff.; 91, 35 ff. 

ftirAenmufff, re^töträftige Ber* 
orbnungen über Ä., jufammen« 
geftedt non P. U. ftommüller, 
79, 16ff.; Popularität ber 
ft.=Bt. 80, lff.; 81, lff.; 82, 

1 ff.: 83,27 ff. fjunbament ber 
ft., 80,59 ff. ftunfü unb £>anb= 
roerf in ber ft.* Bl., 81, 52. 
®rei Beförberer einer guten 
ft.=Bl. au§ bem 18. 3abrf)un* 
bert, 82, 68. 

— bag ftunftfdiöne in ber ftir* 
Aenmufff nadj St. Jb oma § u. 
2tquin, 83, lff.; 84, 1-17. 

— bag Berl)ältni§ ber Bluff! }u 
ben anberen frönen ftiinften 
in ber Äirdje (Bortrag), 92,58. 

— ©er erjict)lid)e SSBert ber ft. 
(Bortrag), 92, 111. 

— Beteiligung ber ft., 92, 94; 
95, 55. 

— naA bem 2BiUen bet tf irdje, 
90 103. 

Äird)enmuft!alifd)e§ au§ oer* 

; fAiebenen Orten unb oerfebie* 
l benen Reiten (oon 3- ©djlicpt), 

I 76, 86 ff. 

ftirAenmufffreform, cücilianiffbe, 
eine etpmologifdje Unterfu* 
I d)ung uon 21. äßalter, 80, 26. 
Äird)enmufit(d)vtle in Beaeng* 
bürg: cf. bie Borroorte, 3<A r ' 
gang 76, 77, 78; nötjereg über 
biennansiclte fjunbicrting, 79, 
V ff.; ©eoife unb ©enbenj 
oon 2infang an, 79, VII; ocrgl. 
bie Borioorte aud) ju ben fol= 
genben Rabrgänaen, 1880, 
1881,1882,1883; BeAenf Aaft 
I über bie ft., 84, 67ff.; Bebe 
Dr. Ijjaberlg * n Blainj 1884 
über „SAule ber ftirAenmufff. 
i ÄirAenmufiffAule", 85, 20ff. 

— 25* jährige ©Ijronif ber ftir« 
AenmufiffAule, 99, 91. 

ftirAenoorftanb unb ©Ijorrcgent, 
92, 65. 

ÄirAliA® Reiten, 98, 61. 
ftlaoier, ©efAiAte beg ft., 00,162. 
ftlerug unb ©Ijoral, 98, 58. 


Änabenftimmen, ©efAiA*« ber 
Ä., 83,1:84,1; 85,1; 87, 43; 
89, 69 ; 90, 76 ; 92, 6; 93, 52; 
94, 13. 

Äolmarer SieberljanbfArift, 98, 
136. 

Äom^ojitionSleljre, 88, 101. 

ÄoptifAe ÄirAenmelobien, 99, 

120 . 

Äränje um ba8 ÄitAenjabr, 88, 

101 . 

ÄunftfAönljeit in ber ÄirA«n= 
muftt naA ben priitjipien ber 
Summa theologica be§ beit. 
©boma§, 83, lff.; 84, 1-17; 
85, lff. 

Äunftroert ber Rufunft, 86, 87. 

Äurrenbe, 93, 60. 

öambaAer Baffionäfpiel, 88,36. 

SanbfirAenAor, fieranbilbung, 
93, 28. 

Sateinif Ae ÄirdjenfpraAe, 91,52; 
93, 26. 

Saute, 99, 132. 

Sigatur in ber Btenfuraltbeorie, 
91, 16; 93, 14; 95, 36; be= 
fonber8 98, 29 ff. u. 03, 9. 

Simburg, ®efAiAt e ber ©om- 
orgel, 92, 104. 

— ©efAiAte be§ .Hirdjengefangd 
ber ©iöjefe 8., 98, 38; 99, 61; 
00, 17. 

Simma, 86, 12. 

littera. BotenbuAftaben, 06, 49. 

Siturgte u. ÄirAenmuftt, plau= 
berei, 79, 44. 

Siturgif A« ©efang (©ntfte^ung, 
SBefen, Rtoed, ©eyte, SpraAe), 
91, 44 ff. 

SiturgifAe Unterlaffunggfünbe, 
87, 22. 

SoAamer SieberbuA, 84, 28. 

3 ». 

Blabrigalc u. me^rftimmige ©e- 
fänge bc§ 16. u. 17. 3°b r ^.» 
96, 126. 

Magnum opus musicum, I, II, 
III, 96, 127; IV, 97, 137. 

Btainj, ©efAiAte oe§ 9B. @e= 
fangbuAeg uon 5- 3- ©clbft, 
81. 21 ff.; ®om ju Bl. (2tb< 
bilbuttg), 81, 25; 84, 4. 

manerise (=modi), 84, 4. 

Blantua, Biufifoerljältniffe nad) 
P. ©anal, 86, 31 ff. 

Blaria ju lieben, ÄirAenlieb, 
91, 41. 

Medicsea (editio), Bebattion, 
03, 38 f. 

i Blebrftimmiger ©efang, 98, 51. 

Blebrftimmigc Bluff! im Büttel 
alter, 05, lff. 

Blelopoiie (naA Bemigiu§),86, 7. 

Blemorialc über bie ÄirAen= 
mufft am ©om im BegeuS- 
burg, 93, 98f., 103. 

33* 


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UNIVERS1TY OF MICHIGAN 



260 


Bad)* unb Grtöregtfter. J 


Wettfur, ibr Sluffotnmen, 84, 2; 
91, 12. 

Weitfuralfober be3 ÜJlagifter s Ji. 
»pel, 97, 1. 

Wenfuralmuftf, 91, 12 ff.; 93, 
27 : 95, 29ff. 

Wenjuraltbeonc (ab 12. gabr* 
fjintbert), 91, 12 ff. 
Wenfurientng ber Orgelpfeifen, 
86, 9. 

WeffentppuS non Jpapbti bi3 
Sdjnbert, 93, 109; 94, 100; 
95, 106. 

Wetten, ®efd)i<btc be3 (Säcilien= 
nereinS W., 77, 108. 
Wifrologu§ non ®uibo, cap. 15, 
lat. unb bcutfd), foroie beffen 
©ebeutung, 84, 36ff.; 91, 6. 
Miserere non 2lUegri, 91, 61. 
Wiffale, ein beutfepe^, 96, 26. 
Wifjbräud)e in ber Äirdjenmuftf, 
98, 50. 

Wittelalterlicbe Wufifgefcbicbte, 
05, 1. 

Wobulatioit berÄird)entonartcn, 

88 , 101 . 

Wobn§Iebre, 98, 6 ff. -OB, 10. 
Wonat^efte für 3Jtuftfgefcbtd)te, 
91, 111. 

Wonod;orb, feine ©ebeutung, 86, 
17ff.; 88, 6; 91, 31. 
Wontpcllier, Wanuffript, 84,20. 
Monnmenta musicae sacr. in 
Polonia, 88, 90. 

Motetus (©orlöufer ber Wotette), 
91, 21. 

Wotette (©ntfte^ung), 05, 6. 
Motu proprio be§ $1. Saterö 
©iu§ X. (SBortlaut), 03, 185. 

— unb bie trabitioneUen @e* 
fange, 03, 192. 

Wüblpaufener®efangbu^(1738), 

86, 23. 

Musica divina, 86, 92 f. 

Musica enchiriadis, 91, 1 ff.; 

Zeitalter, 92, 21; 96, 57. 
Musica ficta, 93, 9; 95, 26. 
Wufif, 5lrd)äologie unb ihre 
Oucllen, 90, 86. 

— ©ncpflopabie, 93, 38. 

— ^nftrumente nadt) einer Wi= 
niatur be3 13. 3abrbunbert§, 
Slbbilbung, 81, 7. 

— Saien unb iljrc Pflichten, 
93, 32. 

— le^re ber ®ried)en nad) 9tes 
tnigiu3, 86, 3.; antifc Wufit 
lebre unb ibr Umfang, 87, 37. 

— Philologie, 90, 94. 

— tbeorie be§ 15. ^abrbnnbertS 
(Äontrapunft), 93, 12 ff. 

- untrrrid)t in 2>cnt|d)lanb, eine 
biftorifebe Sfi$$e, 87, 36ff. 

— — in Ungarn, 00, lff. 
Wufifalifcbe SDUFurfe, 86, 66; 

87, 82; 88, 56; 89, 72. 
Wufifalifdje ^nftnunente in ben 

bl. Schriften be§ Eilten Sefta^ 
mente§, 96, 126. 


Wufifbibliotbefen, 96, 34. 
Wufiffapetle au3 bem Anfang 
be§ 17. SabrbunbertS, 89, 68. 
Wufiffatalog ber laiferl. ©iblio= 
tbet in 23icn, 98, 134. 
®lufifleyiIon, 95, 125. 
Wufifprogramm ber ftytinifd;en 
Äapelle, 97, 36. 

Wufifunterrid)t in 2)eutfcblanb 
non ben älteften feiten, 87,36 f. 

— bei ben ^^anfen, 87, 36 f. 

— in (Snglaitb, 87, 39. 
mutatio, 89,12; nach linftoriä, 

03, 5. 

n. 

'Jicfrologe: OJiotjr, 93, 33 ; 91. 
©d)Ied)t, 93 , 33; Ißalßofer, 
93, 33. 

Sleumen, bie 91., eine ©tubie 
oou P. U. Äornmüücr, 80,17; 
90, 92. Sinn be§ Sorten 
„Neunten", 06, 28. 

— bie -Keumenforfcßung, 96, 84. 
Jfranffurter 'Jieumen, 06, 233. 
Noeane, Sebeutung biefer fjor* 1 

mel, 86, 4. | 

Dotation, 98, lf. 

Sfotenfdmft, 91, 26; ©efeßießie | 
ber SR., 98, 1. 

— toeiße, rote, ftßtoarje fRoten, 
93. 18. 

— 9?otenfdt»rift unb Sfotenbrucf, 
97, 140. 

Siotenfpftem, Sereinfaißung beö 
9 h für fircßlicßen ^iguralge* 
fang, ©in Seitrag jur Sbfung 
be3 sjgrobremS ßinfteßtlid) ber 
|)iffernmetßobe oon 2t. Srun§, 

— im 6t) oral, 89, 78. 
9lotenroerte(im lö.^aßrßunbcrt), 

03, 8. 

9 tun bitten mir ben $1. ©eift, 
87, 33 f. 

9fun fiet un§ toillefomen, 87, 65. 
Nürnberger ©efangbueß (1677), 
86 , 23. 

Nürnberg in ber ÜJhififgefdjicßte 
be§ 16. u. 17. Saßrß., 06, 237. 

o. 

oclietus. 84, 2; 91, 22. 

0 ©ßrift, ßie wert, 86, 89. 
„OffijieDer Sßoral", 06, 58 ff. 
Oratorium bc§ ßl. Sßilipp Neri, 
01, 38. 

— italieitifcbe Siteratur be§ 0. 
im 17. unb 18. ijaßrbunbert, 
01, 45. 

„Organis cantautibus“, ©intt 
biefer befannten Slutipßone, 
78, 29. 

Drganiften, 96, 17; 99, 131. 

— in Ungarn, 00, 4f. 

Organum, ©tfinbung be§ Org., 

84, 2; SBcfen nnb 2lrtcn, 86, 
13; 89, 18; 90, 88; 98, 4; fietje 
auch 91, 2 ff.; ©uibo über 
Org., 91, 6. , 


Orgel, ißr Sau, 89, 89 ; 8itera= 
tur barüber, 93, 29. 

Orgelbau im 18. unb 20. 3aßr= 
ßunbert, 01, 128. 

Drgelbiepofition, oerfeßlte, 90, 
105 ff., cf. 91, 117. 

DrgelbiSpofitionen, bie „große" 
0. in Steingarten, 78 , 53; 
im Ulmcr SMnfter, 91, 117; 
im Saffaucr SDom, 91, 119; 
in 9Wapnootß, 91,123; im $om 
ju Simburg, 92, 104; ju ©raj, 
00, 36, 54, 61. 

Drgelmacßer, 96, 17. 

Drgelmufit im 14. 2>aßrßunhert, 
99, 14. 

Orgeln, Slufjäßlung großer €., 
78, 54. 

Oraelpfeifeumenfurierung nad) 
Notfer, Cabeo, 86, 9; 2tumei= 
fung jur 2lnfertigung uoit 
Orgelpfeifen, 87, 21. 

Drgelpunft, 91, 20. 

Drgel{d)lager, 96, 17. 

Drgelfpiel, Seftimmungen (bc-3 
Cseremoniale episcopornm). 
86, 47 ff.; 87, 907.; 98, 59. 

— Literatur barüber, 93, 29. 

— Beiträge jur ©efcßidjte be-3 
fatßol. OrgelfpielS, 97, 28. 

— jur ©efcßidbte bei Orgclfpiel?, 
97, 28; 01, 99. 

Online du culte chretien, 91, 

Dttobeuren, 82, 74. 

Paläographie musicale, 90, 82; 
91, m 

Saleftrina ((Stabt), nad)')). megeu 
Soleftrina. meifefdbilberung 
oon ff. 36. ©abcrl, 79, 6. 

S)aleßrina=©til, Sortrag foldjer 
Sßerle, 93, 28. 

SJarifer ©ingfnabeninftitut, 85, 
16 ff. 

Safftonägefaug, „©in beutfeßer 
©tijje oon Dr. SBitt, 79, 

51 ff. 

SaffionSfpiele, 99, 128. 

Pater noster, ftiüe fRejitation 
refp. StuSlaffung beSfelben bc= 
treffenb, 87, 22 ff. 

Sfarrlicße '))tlid)ten, betreff, ben 
firdjl. ©efang unb @efang3 
cßor, 91, 54 ff. 

— Äircßenoorftanb unb 6ßor= 
rcgeitt, 92, 65. 

Nßraßerung (mufifalifcße) im 
©ßoral, 93, 35. 

— jur SßrajierungSbcioegung, 

Snfuma, 96, 104. 

©olcn3 alte .^irebenfomponifien 
unb bereit 2ßerfe, 90, 67. 

^Jolppbonie be§ 16. ^abrbunb., 
3 Stilgattungen, 86, 33. 

— bie alten OTufiftbeoretifcr 
iiber ©olgpbonie, 91, 1 ff. 


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Goi igle 


Original frum 

UNIVERS1TY OF MICHIGAN 



Satf)* mt b 0rt$regifttr< 


261 


Popularität ber Äird&enmufif, 
80, 1 ff., 81, 1 ff., 82, 1 ff., 
83, 27 ff. 

Popule mens, 98, 118. 

Praeconium paschale, Ijanb* 
fd)riftlid)c ©tubien, 93, 73. 

Prälubicn unb Stubien, 96, 118. 

Pressus, 06, 64. 

progressio (melobifdje), 89. 4. 

proportiones (in Prudfform), 93, 
20; befonberS 03, 24. 

proprietas (nad)TinctoriS), 03,5. 

ProDimialfongilien über flirren* 
tnufir, 98, 45. 

Pfalterium, 88, 62. 

Pfalteriumfpiel im 14. i^aljrlj. 
(®ilb), 84, 13. 

Puer natus in Bethlehem, 88, 
39; 91, 37. 

Puer nobis nascitur, 88, 32. 

Punftneumen, 06, 29. 

Punctus organicus (Crgeh 
punft), 91, 20. 

— divisionis, 03, 16; augmen- 
tationis, 03, 16; perfectionis, 
03, 16. 


c. 

QuabraPSlotcnfdjrift, 06, 39. 
Duart als Äomorbans unb ®if* 
fonanj, 84, 2. 

Quem pastores, 88, 37. 

g uilisma, 06, 53 ; 60. 
,uintennerbot, 88, 46. 

ft 

Recessit pastor noster, 98, 145. 
Steform ber päpftl.ftapelle, 92,85. 
Siegeln für ben 6f)oralgcfang, 
89, 15. 

StegenSburg, Tiöjefannerorb* 
nuttjj betr. Äirdjenmuftf, 84, 

Steidjenau (gefd)id)tl. 9?otig),94,7. 
SRepereuffio, 06, 62 f. 

Resonet in laudibus, 88, 31 f. 
9lf)t)tl)mi fdie ©liebcrung beS ßljo* 
ralS,96,50. d^ora(=Sil)ptbmu§' 
leljre nad) SRocquereau, 06, 1. 
Slitualbud) ber Tiöaefe ScbleS* 
mig, 99, 140. 

9Wf)renpneumatif, Stubie bar* 
über 05, 43. 

Slömifebe Dpfermuftf, 89, 31. 
SlomanuSbudfftaben, 96, 86; 06, 
40 ff. 

rondellus, 91, 22. 

SRottenburg, jur ©efd)id)te beS 
T)iö3efansSäc.4BereinS,77,108. 


Sd)lüffelft)ftem bereiten, 82, 78; 

aufterbem 98, 4 unb 19. 
©d)önl)eit im ©efang, 2lbf)anb; 

lung 80, 47. 
scholia, 86, 14. 

Sdmlerunvpige 97, 59. 


Sei beflagt, bu Äaiferbaupt, 
86, 27. 

Sei gegrüßt, bu ÄönigSJammer, 

86, 27. 

semibrevis, 99, 14. 

Sepnlto Domino, 98, 157. 
Sequenzen, 96, 109; 99, 125. 
sinionia, 89, 57. 
©ingfnabeninftitute, 87, 42 ff.; 

87, 99; 89, 69 f.; 90 , 76; 

92, 6; 93, 52; 94, 13; 97, 58; 
99 134 

Sijtinifdje Äapefle, 97, 41 f. 
SohnifationSfpftem, 89, 11. 
Spajiergang burd> bie liturg. 

9Jiuri(gefc{)id)te, 88, 67. 
Spradjgcfang, 83, 66 f. 

Stabat uiater, lidjter, ÜJlelobien, 
Übergebungen, 83, 59 ff., 86, 
79 f.; 88, '97 f. 

— italienifcbeS, 95, 92 f. 
Statuten beS 6äciUem>erein§, 

99, 52. 

Stava a piö della Croce (3*ftg.), 
95, 94. 

Steiermdrfer OTufifoerein, 00, 
39 f. 

Stilgattungen ber liolqpijonic 
be§ 16. 3jat)rt)., 86, 33. 
StiUmeffc unb $jod)amt, eine 
liturgifdfee Stubie, 84, 62. 
Stimmarten, 89, 16. 
Strafeburger Äircfeenmufif=Äon= 
grefe 06, 30 ff. 

StropfeifuS 06, 63. 

Spmpbonic, ©cfdiicfjtc bet St}tn= 
pfeonie, 06, 231. 

Spncope (fdjon bei be Sitru 93, 
21 f.), 95, 37. 

Systema (diastema), 86, 13. 

£♦ 

Taft (fdjlagen), 89, 18; 89, 77; 

93, 22. 

Taftftridbe, 98, 37. 

Tamquam ad latronem, 98, 89. 
Tantum ergo, 97, 69. 

Tenebr*e factae sunt, 98, 92. 
tenor, 06, 55 f. 

Te Deuin, Tidjter, ältefte Teptc 
unb Ttelobien, 00, 88. 

Ter§ als ffiiffonans, 88, 86. 
Tetrad)orb, SBefen unb Sebeu* 
tung, 86, 7; 91, 3. 
Teytbeljanblung im ßfjoral, 03, 
108. 

— unb Teytuntcrlagc in fird)* 
liefen Pofalinerfcn. 03, 95 
£nergl. 98,34). II. 2lbljanblung 

Tljeoreiifer, bie älteften, 87, 37. 

— beutfdje, 99, 133. 

Tinoli, Tempel ber Sibqlle (©üb), 
79, 8. 

Tonmalerei, ifjr 2Befen, 81, 15; 
mittels TaftrnedffelS, 98, 27. 

, Tradiderunt me, 98, 100. 


Tro^anSplab in Slom (©üb), 

trictae, 89, 17. 

Trient, Slotigen sur ®efd)id)tc 
beS ®töjefan^6äcilien^®ereinS 
Trient, 77, 109. 

Tricnter, 6 PtenfuralcobiceS, be* 
fdjrieben non Dr. ftaberl, 97,24. 

TrinitatiS-Sonntage, 96,29 ; 32. 

Tropen, 96, 104; 98, 99; 104 f. 

IrounereS, 84, 5 u. 20. 

Turmbläferei, 06, 233. 

Tgpenbrucf, 06, 233. 

U. 

Unbecime als Äoitfonang, 87, 18. 

UnS ift geporen, 88, 38. 

UnterlaftungSfünbe, eine littir- 
gifdje, ftiUe Stejitation beS 
Pater noster, 87, 22. 

Vagans 88, 42. 

Seitebig, Silber, 78, 19 ff. 

— mufualifd)e ftuftänbe int 18. 
$aljrl)uubcrt, 78, 25. 

33erf)ältniS ber OJluftf ju ben 
anberen Äünften in ber Äirdje, 
92, 58. 

Pcrfür^ung ber 50lelobien, 89,9. 

Sefper, bie 5 Pfalmen ber Sonn- 
tagSoefpcr, 82, 57 ff., 83, 44 ff. 
®ic®efperpfalmen anSOtarien? 
feften, 88, 22 ff. 

— „$oc^amt unb Sefpev", ein 
Sortrag, 92, 71. 

— 2luffät*e, 93, 30. 

Piertelial)rSfd)rift für 9Rufif= 

iuiffenfd>aft, 91, 111. 

visibilis cantus, 93, 15. 

PoIfSgcfang, firaffidjer, 2lb§anb' 
lung non ip. 2Ö. ©d^onnefelb, 
20, 31 ff.; über affine 93etei^ 
ligung beS SolfeS am litur- 
giftenÄirc^eitgefang, 83, Uff. 

— beim §ocbamt, 96, 65; aufjcr= 
bem 92, 116; 98 , 38 u. 55; 
99, 61. 

Porfc^riften bejftglicb bcS ©e= 
faitgS beim Jpodjamt, 91, 48 f. 

m. 

SBaleg, bie Heimat ber fßolp= 
pfeonie, 06, 229. 

2Batfd)au3 mufifal. SJergangeu- 
fecit, 90, 76. 

SBecfefelgefänge, ifere 3}erpfli(f)= 
tung, 93, 30. 

SBeingartcn, grofee Drgel (mit 
flilb), 78, 51. 

©ert ber iülufif, 92, 111. 

©efen bcd liturgifAen @efang?, 
91, 47. 

— unb Sebeutung bc§ grcgor. 
ßfeoralö, 92, 53. 

©illtommen, ebleg ifnäbelein, 
86 , 24. 


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> itfprtiftnt Ptrke. 


ffiirfungeit (20) bet SDluftf (narfi 
linctoriS), OB, 27. 

3* 

itfdjriften, ürcbenmufifalifdjc, 
im Wuilanb, 93, 33 f. 


— übet proteftantifdbe Äirdjen* 
muftf, 93, 37. 

.zelans einplus“, 88, 46. 


^ut^acf^ Ärei3 = ©öcilicnDercin, 

„zelans emplus“,8ö, 46. I 3»oerf beä liturgifd>en ©tfangeS, 
3«ffenitonfcbrift, SWetbobe ®aliii' ; 91, 47. 

t|Jari8=6J}eo6, 81, 61 ff. — bc8 ©tubiumS ber mtififal. 

Bifleunermufif, 00, 7. \ SBiffenfcbaft, 87, 15. 


3. Jlcfprodjcne Kforfee (Schriften unb Äompofitioiten). 


abler, Dr. ©., Ware antonio 
©eftfg ©übnenfeftfpiel 11 Po¬ 
rno d’oro (Prolog u. 1. äft), 
05, 166. 2. leil, 05, 168. 

— ©ottlieb SRuffatS Componi- 
menti musicali per il Cem¬ 
balo, 05, 167. 

— 3- 3- 5 T0 & er Ö ct ' 2B^fe 

für Orgel u. Manier, 05, 167. 
2. ©uiten, 05, 170. 3. Scbluft* 
banb, 05, 175. 

— ip. &. ©iber, 8 ©iolinfonaten 
mit Manierbegleitung, 05,169. 

— 6 Irienter $obice§, 1. au3* 
wabl, 05, 170; 2. auSmabl, 
05, 174. 

— 3- 3- 3 n ft rut ttcnta(^ 

werfe, 05, 172. 

agoftini, 2)., Hirtenbrief über 
lstituzione di nna scnola di 
cantori, 90, 101. 

Ulbert, £., arien, 1. u. 2. ab*, 
teilung (mit (Einleitung non 
£>. Meöfcbmar), 05, 157. 

ambroS, Äabe, 5. ©anb ber 
TOufifgefAifye, 90 , 98 ff.; 
(neue auflage) 93, 124.) 

ambrog, fReimann, 2. ©anb 
(3. aufl.), 93, 124. 

ambroS, ©unte ©lättcr (2. auf« 
läge), 96, 110. 

artigarum, 3-/ Le rythme des 
melodies gregoriennes, 00, 
144. 

auer, 3 ., Han§ Seo Hafcler» 
SBerfe (Weffeti), 03,149. Sacri 
Concentns, 06, 236. 

©äumfer, 2Ö., baä fatl). beutfebe 
Mrcbenlieb, 1. ©anb, 87, 102. 

— s Jtieberlänbif(be geiftl. Sieber, 
89, 84. 

— ©in beutfdseS geiftl. Sieber* 
buch mit OJcelobten au3 bent 
15. 3 a b*!)unbert, 96, 110. 

©ellermann, £>., ber ftonirapunft, 
88, 95. 

©enenoli, 0., SJeftmeffe unb 

t pmnuS sur ©inweibuttg be3 
aljburgcr 2>ome3, 05, 173. 
©entouilli, ©., bie ©^oralnoten* 
fdjrift bei Hpmncn unb ©e* 
quenjen, 99, 139. 

— arten non $. albert, 1. unb 
2. abteilung, 05, 157. 


©ertalotti, a., ftweifiimmige 
©olfeggien, 89, 90. 

©ertolottt, a., Mnsici alla corte 
dei Gonzaga in Mantova. 
91, 114. 

©ejecnp, ©., £>. 3fa<* c 8 Chora- 
lis Constantinus 1. Teil, 05, 
168. 

— 3- Hanblä Opus Mnsicum, 
05, 169. 

©iber, 8 ©iolinfonaten 

mitManierbegleitung,05,169. 

16 ©iolinfonaten mit Manier, 
05, 175. 

©indjoiS, @., — fRiemann,6brei* 
ftimmige Sf>anfon3, 93, 119. 
©irtle, ©., Äated)i3mu§ be§ 
©^oralgefange§, 05, 179. 
©itter, 6. &., eine Stttbie äum 
Stabat Mater, befproeben non 
Dr. SBitt, 86, 79ff.; 3ufdfce 
non ©. Süftner, 88, 100. 
©ölfdje, £y., au^gemäblte 3 n * 
ftrumentalwerfe non SW. JJrancf 
unb ©. Haufemann, 05, 159. 
©ogaert$, 3-# LeCongr&d’Arez- 
zo, 86, 77. 

©obn, ©., 50 bfftorifebe Äonjerte 
in ©re<?lau, 95, 124. 

Sologna, ©ibliot^ef be$ Liceo 
communale, Äatalog 2. ©anb, 
93 123 

©otftiber, ©acbelbelS 94 Atom* 
pofttionen, jumeift ffugen über 
ba$ Wagnifüat für Orgel ober 
Manier, 05, 172. 

— äßiener Manier* unb Orgel* 
werfe au3 ber 2. Hälfte oe3 
17. 3 a W- ( s ^oglietti, Widder, 
SReutter), 06, 243. 

©ratnbad), 2B., ©falter jum, 88,62. 

— bic9tcid)enauer@angerf^ule, 
89, 83. 

— ©regoriatiifd), 95, 116. 
©rernrne, SB., ber HpmttuS Jesu 

duleis memoria, 00, 141. 

— ©ciftl. Sieber non 2B. Wafa* 
tenu«, 03, 161. 

©uytebube, 2)., 3 n ft™mental* 
werfe (©ortatcu), 05, 157. 

— abetibmuftfen unb Mrdjeu* 
fantateu, 05, 158. 


<£♦ 


Caeremoniale episcoporum, 
neuefte SRenifion, 86, 46; fiebe 
audj 87, 88. 


©albara, a., Äirdtenmerfe, 06, 
242. 

©atalog (1. ©anb) ber ÜRuRf* 
bibliot^ef be$ liceo communale 
in ©ologna, 89, 88. 

©efti’8, 2R. a., ©ü^nenfeftfpiel 
II Pomo d’oro 1. leil, 05, 
166; 2. leil, 05, 168. 

©boralbüctjer gtom§ nom 3<i^c 

1886; Graduale Romanum, 
Epitome, Compendium Gra- 
dualis et Missalis Rom., Or- 
dinarium Missae, Manuale 
cborale. Officium et Missa 
defunctorum, Psalterium Ve- 
spertinum 2 befproeben 86,75 ff. 

— oa3 römi)d)e 2)cfret nom 7. 
3uli 1891 über bie offiziellen 
©fjoralbiuber, 95, 104. 

Compendium Antiphonarii et 
Breviarii Rom. nom 3^^^ 
1887,cf. 87, 94; 88, 63. 

©ultuäminifterium, ba^ fönigl. 
baperifebe ©., bie baperifd)c 
abgeorbnetenfammer unb ber 
©äciliennerein, 87, 96. 

Davey. By Henry, History of 
English Music, 96, 111. 

2)ecbenrcnv ©boralfdjriften, 98, 

122 . 

- Etudes de Science musicale, 
99, 110; 00, 116. 

— Les vraies m61odies gre- 
goriennes. 02, 193. 

Denfmdler beutfeber lonfunft 
(1. ^olge): I. ©aitb, ©. Scbeibt, 
tabulatura nova, 96, 128; 
II. ©anb, H- Hofier, 
Cantiones sacrae.96,128; III., 
IV., V., VI., VII., VIII., IX., 
X. cf.03,145; XI.-XVIII. ©b., 
05, 157; XIX., XX., XXL, 
XXII., xxm., XXIV. 06 , 
234 ff.*) 

— 2. »jrolge: 1., 2., 3. 3abrgang 
(1. ©anb), 03, 151; 3. 3abr^ 
gang (2.*©aub) unb 4. 3abr* 
gang (1. u. 2. ©anb), 05, 161. 
5. unb 6. 3ab*gang, 06,237 ff. 


9 2)er 3«balt ber einzelnen 
©änbe ift mtter ben tarnen ber 
autoren unb H^röuögeber ju fin* 
ben. 


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9tfrr*4m Perke. 


Senfmäterber Sonfunftin£)fter= 
reich. 1 ) ©anb I, II, III, IV, 
98, 113; fobann I. ©anb (1. 
u. 2. Jpälftc), II. ©anb (1. u. 

2. ßälfte), IH. ©anb (1., 2. 
u. 3. Seil), IV. ©anb (1. u. 
2. Seil), V. ©anb (1. unb 
2. Seil), VI. ©anb (1. unb 
2. Seil), VII. 3aljrg., Vffl. 
3ahrgang (1. u. 2. Seit), IX. 
(1. unb 2. Seil), X. (1. unb 

2. Seil), XI. (1. Seil), XII. 
(1. unb 2. Seil), 05,164. XIII. 
(1. unb 2. Seit), 06, 242. 

St ene§, ©. M., ein SBort jur 
©efangbudjfrage, befprodjen 
non 21. ffialter, 86, 89. 

— Cantiones bohemicae, 87,100. 

— bie Jpqmncn beä 3°b aT1I 'e£ 
non 3*nftein, 87, 101. 

— fträme tim? Äirdjenjahr, 88, 

101 . 

- Analecta bymnica medii 
aevi, ba§ $pmnar ber 2lbtei 
Moiffac im 10. ^aljrbunbert, 
89, 86. 

Sud)e$ne, S., Origine du cnlte 
ehret ien, 91, 110. 

©infteiu, 51., Sluägewäblte SBer* 
fc uon 51. ©teffani, 06, 241. 
(Sitner, $R., Monatshefte für 
9ftufiföc|d)id)te, 91, 111. 

— 60 chansons, 99, 142. 
Srbact), föfj., 5(u^gciüä^tc3Bcrfc 

für Orgel unb Jilaincr, 05,162. 
(Sypert, £>., Sammlung Les 
maitres musiciens de la re- 
naissance frangaise, 99, 141. 

& 

Selber, P. £., bic liturgifdjen 
s Jteimoffi$ien auf bie ^eiligen 
ftranciScuS unb SlntoniuS (oon 
y-r. 3ul. o. ©peier), 01, 170. 
34eifd)er, 0., s )leumenftubien, 
98, 91, 122; 05, 176. 

— ®efd}id)te beS ftlaoierS, 00, 
162. 

ijörfter, £>armonielebre, 88, 

101 . 

3fofd)ini, ®. fj., bie mufifalifdje 
2Cu3ftetlung $u luriti uom 
^a^r 1898 : 99, 139. 

Jrancf, M., MuSgeroählte 
ftrumentahuerfe, 05, 159. 
greifen, Dr. s Jiitualbucb ber 
SDiöjefe ©d)le3ung im ©littet 
alter mit fyiftorijdjer ©inlei* 
tung, 99, 140. 

Jroberger, X, 38 SBerfe für 
Orgel unb Manier, 05, 167. 
$uy, 3- 3-/ L Missa Ss. Tri¬ 
nitatis, 2. Missa Canonica, 

3. Missa Quadra^esimalis, 

4. Missa Purificationis, 05, 
164. 


—Motetten, 1 . Slbteilung, 05,165. 
— ^nftrumentalwerfe, 05, 172. 


©aiffer, Etüde sur „les 
Heirmoi“ de Päques dans 
TOffice grec, 05, 101. 
©aSpari, ©., Catalogo della 
biblioteca del liceo comu- 
nale di Bologna, I. 91,111; 
III., 95, 124. 

©eorge, M., jpavmonifation 2. 

Auflage, 96, 116. 

©eoaert, Les origines du chant 
liturgique, 91, 110. 

— M&opee antique dans le 
chant de l’6glise latine, 96, 
116; 97, 91. 

©ietmaun, ©., S. J., Mufft — 
äftljeiif, 00, 160. 

©lofiner, ®. Neffen uon $. 

3* ftuy, 05, 164. 

©olbfepmibt, Dr. $., bie ital. 
@efang3metf)obe be§ 17. 3 a ^ rs 
hunbertö, 91, 116. 

— ©tubien gur ©efd)ichte ber 
ital. Oper im 17.3af)ri)unbert, 

| 1. »anb, 02, 213; 2. »anb, 

05, 178. 

©raun, Ä. $>., Dper „Monte* 

, juma", 05, 158. 

©reit, ©., Sluffäfcc u. @utad)ten 
über Mufif, 88, 100. 

<paberl,J¥. £., Sßil^etm Sufap, 
eine Monographie, 87, 98. 

,Ad finem Laudum Tridui 
8acri (Benedictas non ©ale* 
i ftrina unb Christas factas est 
non 2lnerio), 87, 105. 
j — Repertorium musiese saerse, 

I fase., 1, 2, 3; 87, 105. 

— ©aleftrina, @efamtau§gabe, 
26. ©anb, 87, 106. 

S>abert, 3- ©•< ©eiträge jur Sehre 
non ber mufifalifchen Äontpo* 
fttion, 00, 153. 

— 4 Meffeu noit 3- 3 . Jtuy, 
06, 164. 

— Motetten non 3 . 3- ftuy 
(l. Slbteilung), 05, 165. 

— £>qmnen non 3 . ©tablmapr, 
05, 166. 

Malier, M., bie harmonifche Mo* 
bulation ber «irchentonarten, 
88 , 101 . 

fiammerfchmibt, 2(., Siatogie 
1. Seit, 05, 171. 

£>anb(, 3- (®adu3), Opus mu- 
sicam, l.Seit, 05,169; 2. Seit, 
05, 174. 

£aitif<b,3S., Drgelbegleitung jum 
Graduate, Vesperale, Ordi- 
narium Missae, Responsoria 
Missae, Completorium, 89, 90. 
^affe, 21., Oratorio „La Con- 
versione di Sant’Agostino,“ 
06, 235. 


$a§ler, Seo, SBerfe, 2. ©anb 
ber Senfmäter beutfdjer Son= 
funft (Meffen), 96, 125 ; 03, 
149. 3. ©anb ( 6 oncentu§), 06, 
236 ff., 240. 

— SSBetfe für Orgel u. Ätanier, 
06, 162. 

ßaftier, 3 ., SBerfe, 05, 162. 

paufjmann, ©., 2lu3gciuählte 
3nftrumentaln>erfe, 05, 159. 

£erolb, Dr. M. Spra, f 3 . SBih 
heim, Dr. Martin Sutherd 
beutf^e Meffe, 05, 163. 

$eu&, 2 l., 2 lrien non 2 lb. Ärieger, 
06, 234. 

Hispanite schola Musica sacra 
II. ©anb (SBerfe non j. ®uer= 
rero), 97, 138. 

Öoubarb, ©., ßhoratfd)i'iften, 
98, 122. 

% 

3afob3thaI, ©., bie diromatifche 
2 lIteration im liturg. ©efang 
ber abenblänbifdheit Äirdje, 
98, 106. 

3nternationaIe Mufifgefellfchaft, 
fteitfdirift unb ©ammelbänbe, 
00, 157. 

3foaf, $>., Choralis Constanti- 
nns, 1. Seit, 05, 168. 

8 . 

Äamer, P. Sambert, ber GleruS 
unb bie Äirdbenmufif, 89, 88 . 

Moder, 0., fed )3 Srienter © 0 = 
biceS. 1. Stu^inahl, 05, 170; 
2. 2lu3mabl, 05, 174. 

— 0. non SBolfenftein, gciftlidie 
unb meltliche Sieber, 05, 172. 

Äothe— 3 <*nfen, 2 Ibri 6 ber Mu= 
ftfgef(hid)tc, 01, 163. 

Äothc (— ©eibel), bic Orgel u. 
ihr ©au, 89, 89. 

Ärafuäfi, Dr. 5 ., über ben 2tm= 
bituS ber gregorianifeben Mc§= 
gelänge, 05, 183. 

Mrehfchmar, $., 3 gnaj 
bauert Oper „©untljer noit 
©chtnarjburg" 1 . unb 2 . 2 lb= 
teitung, 03, 149, 151. 

Mrieger, 2 lb., Sebcn, 2lrien 06, 
234. 

Mroper, Sh-, S. ©enP SBerfe, 
1. Seil, 05, 161. 

Ärutfdhet, ©., bie Äir<heumufif 
nach bem SBiden ber Mirdie, 
90, 103. 

S. 

fieberet, über öeimat unb 
Urfprung ber me^rftimmigen 
lonfunft, 06, 227. 

fieidjentritt, 5(u^gemä^lte 
ffierfe t)on $. »rätoriu§, 06, 
236. 

fiömenfelb, £)•> ficon^arb Kleber 
unb fein Orgeltabulaturbud), 
98, 133. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 




364 


Jefpwdjene Vertu. 


2un£ Br. ©., 16 ©iolinfonaten 
von ß. J. ©iber, 05, 175. 
2utber Dr. 901., bcutfcßc SReffe 
uttb Drbnung be3 ©otteS* 
bienfteS, 05, 163. 

m. 

9Wanbpcaero3fi, @., ©albara’3 
Äircqenroerfe, 06, 342. 
SRantuani Dr. %, 3- ßanbtö 
Opus musicum, 1 . Iei(, 05, 
169; 2. Üteil, 05, 174. 
ÜJlarccIlo, ©., sua vita e sue 
opere von 2 . ©ufi, befprocben 
uon ©rof. SBalter, 86 , 85. 
931ary — SHicmann, mufifalifcbe 
ÄompofitionSlebre, 88 , 101 . 
SRaper — SReinacb, 21 . ©raun§ 
Oper „Montezuma“, 05. 158. 
93lennicfe, ßaffe unb bic 
©rüber ©raun als Spmpbo- 
nifer, 06, 231. 

93t5bler, Dr. 21., bie griedbifebe, 

K ’edjifdjsrötnifcbeunb altcßrift' 
slateinifd)e 93htftf, 99, 140. 
9Jtolitor, P. SR., jur $orgefcbid)te 
ber üJlebicäa, 00, 165. 

— bie nadbtribentinifebe ©bwal« 
refonn 311 Nom, 1 . ©anb, 01 , 
143; 2. ©anb, 02, 216. 

— Wefomv=ßb ora h 01, 159. 

— 2 llter unb neuer ßboral, 01 , 
143. 

— 2 )eutf<be gboraliuiegenbrude, 
05, 177. 

SRorin, ©., Les väritables ori- 
gines du chant grägorien, 
91, 110. 

93tuffat, ©a., Florilegium pri- 
mum, 9 d, 124; 9leuau§gabe, 
05, 165. 

— Florilegium secundum, 05, 
166. 

ÜJJuffat, ©ottlieb, Componimenti 
musicali per il Cembalo, 05, 
167. 

93tüller,Dr. ßan§, ßucbalbS eebte 
unb unechte ©Triften über 
93tufif; 85, 50 ff. 

93lufiffatalog ber faifcrl. ©i= 
bliotbef in SBien, 98, 134. 

m. 

Nagel, Dr. SB., ©efdbidbte ber 
URufif in ©nglanb, 98, 135. 
NafatenuS, SB., ©eiftlidje 2ieber, 
03, 161. 

Nef, 4L, Sonate da Camera v . 

3- Wofenmüller, 05, 160. 
Nijarb, ib-, L’archeologie mu- 
sicaie et le vrai chant gre- 
gorien, publie par A. Kunc, 
91, 108. 

Notation musical of the Middle 
Ages, 91, 106. 


Officium in die Nativitatis I). j 
N. J. Ch.. 87, 95. ■ 


— Tridui Sacri et Paschatis, 

87, 95. 

— Defunctorum, 87, 95. 

— Hebdomadae Sanct«, 87,95; 

88, 65. 

— Ss. Rosarii B. M. V., 89, 89. 

— parvum B. M. V., 89, 89. 

% 

SMjelbel, 3 . u. SB. ß., Orgel* 
fompofuionen, 05, 162. 

— 3-/ 94 ßompofitionen (meift 
ftugen über ba§ Magniiicat), 
OB, 172. 

©dSler, St, 3*>b- ÄubnauS Äla* 
üierroerfe, 03, 146. 
Paläographie musicale u. ihre 
lenbens, 90, 82ff.; 91, 106. 
©aleftrina— ßaberl, 31. u. 32. ©b. 

ber ©efamtau^gabe, 93, 124. 
©arifot, 3-/ Rapport sur une 
mission scientifique en Tur- 
quie d’Asie, 00, 159. 

©ebrctl, ©bv ©efamtauSgabe ber 
SBerfe oeä 2. ©ictoria, tom. I 
unb III, 03, 157. 

©eterä, ^abrbud) ber 93tufifbi* 
bliotbef©., 2. 3abrg., 96,121. 
©iel, ©., ßarmontelebre, 91,112. 
©rdtoriuS, ß., 2lu3gemdblte 
SBerfe, 06, 236. 

©ro3fe, Musica div., nun mieber 
fomplett, befpr. 0 . 931. ßafler, 
86, 92 ff. 

©rüfer, Dr. 21, ©riefmedbfel 
gnnfdjen $arl v . SBinterfelb u. 
©. Ärüger, 99, 141. 
©faltcrium uon SB. ©rambad), 
88, 62. 


»♦ 

Wabl, SB., Choralis Constanti- 
nus be3 ß. 3faac (NeuauS* 
gäbe), 05, 168. 

Nefpiglji, ©., Giov. P. da Pa- 
lestnna e l’emendazione del 
Graduale Romano, 00 , 165. 

Wiemann, Dr. ß., Sinfonien ber 
©faläbaperifdjen Schule (Sta* 
mtfe, Siebter, ftilö), 03, 156. 

— 93tufifleyifon (4. 2lufl), 95, 
125. 

— ©rdlubien unb Stubicn, 96, 
118f. 

— Stubie über Notenfdjrift u. 
Notenbrucf, 97, 140. 

— ©cfd)td)te ber 93htfiftbeoric 
im 9.—19. 3 a b*bv 99, 142. 

— ßanbbucb ber 9Nufifgcfd)icbte, 
06, 230 f.; ficbe auch 06,14 ff. 

Wietfd),ß., Slutfat^ Florilegium 
primum,05,165; Florilegium 
secundum, 05, 166. 

Sitter, 21 . ©., jur ®efd)icbtc be3 
Orgelfpiel^, 87, 104. 

91ofcnmüUer, Sonate da (Ca¬ 
mera, 05, 160. 


Slunge, ©., bie Sangeämeifen 
ber Äolmarer ßanbf^rift unb 
bie 2 ieberbanbfdbrift 3)onau? 
efd)ingen, 98, 136. 

<3. 


Sanbberaer, 21., ©eitrdge §ur 
©efdbiqte ber baper. ßofta- 
pelle unter Drlanbo bi 2affo, 
96, 119. 

— 21u3gerodblte SBerfe oon ©., 

ball’ 2lbaco, 03, 152. 

— biograpbifebe 'Jlotijen über 
3. u. ß. fpad&elbel, 03, 153. 

— Slu^gemdplte SBerfe non 3 . 
Ä. Äerü (1. leil), 03, 154. 

— 2lu§gemdblte SBerfe oon 21. 
Steffani, 06, 241. 

Sdbafbdutl, ein Spajieraang 
bureb bie liturgifcbe SJlupfgci 
fd)id)te ber fatbolifeben Äircpe, 
88, 67. 

SÄcring, 21., 2>a3 Oratorium 
ßaffc’g La Converaione di 
Sant’Agostino, 06, 235. 

Scbntib, Z\)., S. J., ba»3 5hmft- 
merf ber 3 u futift, befprod)en 
non 21. SBalter, 86, 87. 

Sdmtibt, 21. SB., ßatnmerfcbmibt§ 
Biologie (1. leil), 05, 171. 

Sdjmarfe, SR., ß. 2. ßafjler, gan- 
jonette oon 1590 unb Weue 
beutfd)e ©efdnge uon 1596, 
06, 240. 

Sebafiiani, 3 ., ©affton^murifen, 
05, 159. 

Seiffert, 931., ©efdbidbte ber Äla- 
uiermufif, 00, 162. 

— 5- lunberS ®efang§iuerfe, 
03, 145. 

— 9R. SBecfmann u. 6b- Sern- 
barb, Solofantaten u. ©bor- 
merfe, 03, 148. 

— 3* 4i. ß. ©acbelbclä SBerfe, 
03, 153. 

— 3). ©ujrtebube, 2lbenbmuftfen 
unb ftirdjenfantaten, 05, 158. 

— Orgelfompofitionen uott 3- 
unb SB. 3* ©acbelbel, 05, 162. 

— 3- ©adielbel, 94 Äompoft- 
tionen, 05, 172. 

— Racboiu, 5 . SB, ©efammclte 
SBerfe, 06, 235. 


— Nürnberger SReifter ber 2 . 
ßdlfte be£ 17.3abrb. ©eiftlidbc 
Äonjertc unb Äircpenfantate, 
06, 240. 

Senfl, 2.’§ SBerfe, ©eburtSort 
Unb ßerfunft, 05, 161. 

Squire SB. ©arc(at), au^gc^ 
mäblte SRabrigale unb mepr- 
ftimmige ©efdnge be§ 16. u. 
17. 3abrbunbert3, 96, 126. 

Stabhuapr, 3-/ ©pmnen (Wen- 
au^gabe), 05. 166. 

Steffani, 2L, 2iu§gemdblte SBer^ 
fe, 06, 241. 

Stiebl, St, 3)ictricb ©uytebube^ 
3nftrumcntalmerfe, 05, 157. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 






PußMititojjtn. 


Sarjtpöm, MoDmuenta musicie 
silcr®. in Pnlonia, 89, 90', 
90, 6? u. 71. 

©uoboba, 21., $üuilrime 


.SSimeljaljtdiArift für IRtifü- tt’ie nöit £. n. %. galtet/ 

uufienfiimft, rebigiert neu 05, 102. 

Ubruföitba-- 3piUa -ilhtcr, ; Steiler ©oflii&liöt|cfilHufti- 
50, jll. fatglog, 5)8, 13t; >k), 151. 

5 ÖP0«t Pr.: <&., Qibiiotbe! bei 3ßitt Br, ft. X., &as fftt. baoer. 
gebmdteiv tueftlidjen SSotnl- | ivuUMtiiiiiifteriutn, H7, «iß. 
iltujif Italien?, 93, 122. 2iMtt Malier, ycbcnMvtlb, 5M>, 
cra 300. 

Ä * Sutf, Pr. fiftitopftb,. ©etanfl^ 

Stoffttet Br. ©nmljnuig m werfe putj %%. 2f hfc, 00, U7 
big öfe(iarioiii}d)en ü?ie.latntssfp::: flleiifitdrte bet UReitfvirolujj- 
9Ö, 122. fatiöK, Ö*?, 221, 

— 'Reumeufunbc, 06, 69. SfllfenfteOv, C'. ööity ijeiftiicfR 

SBß.gtier, iRicb., „Stabat. mitf-er“,.:' wnb ibcitti<be öieber, 0», 1751 

Mnolbribge, £. PJaiosoiiff 


genbidpe, 99, 123. 


Tuba!» codicam manu sm- 
ptonun in bibliotheea Pala¬ 
tina Vindobonensi asserva- 
tornni. Vw. X-, OO, 151, 
lebolbtni, (*., L’Arehivio M 1 . 1 * 
sicale della Cappella Ant»- 


tuana in Padova; 06, 130. - 
f beite, 3 ., ’Boffionamufifm, 05, 
. 150. 

Jbut*iB0, iS-, 5lbf)anblung über 
SeftRa ©eburtapri unb .y>er< 
fünft, CK*, 161. 

l«e, 6iv,, Missa „Enge bone“ 
VI vnc, (IjerauSgegdien tum 
(». ?lrlu«rigbtl, 97, 13 k. 


»an ’lksleltrina. 

üßeiü, Pr. 3-, bi« nmftfaliftben 
ijnftnnhetttrin beit |I.£dmf= 
ten bed 21 (ton 2cftainent«, 96, 
IM 

23ma, A, fcft, JifÄcrä 
lv Journal du Prime®ai*s, 
•9) Hobtafiid, 08, 151. 

— wmtlirfic Mette ("für Äidbier 
5 ß,3t?rgel) neu 3- & ftifdber, 

■ v,r- - (Kl, i«j. / ' 

iBöleiUin, bet ffitt* 5 - ’iludgeitinfjitc Serie coit 151). 

fif 1 ». ,vs.,*nff:ti! r, '\Ül ,(»5.2*12. : ©fvbiid), 1. feil, 05, 1(8*. in« 


and Medij&yai Stofe S'ocietyi 

99, 136.:;./ v v: .'/ : 


Bmbott», fr tffi.» (Mewttiv'lie 
Mette, m, 2ä& 

Btöe,. /fr. •Dütuoiiänuifdeiv non 
fr ScbaRiaiii uub fr Hpile, 
05, 159. 

fidler, 3 . IR., (SefcbicMe bed 
Älrdieiuu'iangee* m bcr$iö*eje 
iRöttenbnrg, 87, 97. 


3U«tvOi W. 5?., Missa ltrevis für 
Sot'Vrtit, äfft, leuor u. Söul!. 
1880 . 

• - Ailor«) fe, Iftg., 1886, Ol ff. 

Visem-!' Riet J88t>, iiftjrf. 
Oaii'löHtn. tf , "Missa pro d.i>- 
Fnuetis 3 voömi iCiinaljuRu 

1 "<>- Pf, 

— Mfesa pro (p-fuiiütiH ad :1V 

" ••'Vinsiis 

.ilrdce, iS'iOü., Slifesa Söcundn 
i'-itiv tolii (V yoe.V, 1899. 


Festo Ss. Cordis Jesu, 1876, - men, 1891. 

29 ft. Cvlanbo bt llaffo-• IRilicrer, 

— „TnesPeti’as“ iRvl JRdtitver'- Missa ..Puisqne j'av perdu“ 

diov. 1879, 3ff; tY r yoeuni, 1890. 

Äj«|!te!0 ein OftiminigcvS ällabri« 'flaleftrinä, Missa „Ö adinifa' 
adfC k „99er final, bcr. fingt“, bfle cofflinercit»ß‘‘ (V voej, 
PH 1891. . 

ein (iftiminigc‘3 Ulabflgai: USruMe, 11., Rif. 12,9. flivpra- 
frifm aüf^', iSfö; fiHidls (Utg, ÜRdttji^pt), 

P 1877. 27 if. 

tiHOi, RRarttuio, I fig. SWlcieHen, ■ iBiinuno, fyr., V11T MagnilH'M 
1900, . ’ (IV 1905. 

— JbrtffR uitö, -1901 ifiib 1902\liesjionsoria «d Passiodeni 

■Sdliufi, PKfR iftarfreilagi, JV Voc,, 1895. 

‘VRetlenleOer, J, Ailoiamus \ üinbuna. Missa „Crintabo P«- 
,(in Seppaliet Beiitbeituitö); { miiinf* Iftg., 1889. 

1878. S 9lit«viö, ifiibonica ba. Officium 

IRitterer, A. t pro P&pa* Rcspon- : iiebdomadüc-saucfee (t-dvmc.j, 
sarinin V et.Tl voc-. irifentiüi,- .189*1 . .: "VV",' ' ' 

187‘i. : : fi -- vftirtfebWfvg, 4"$97* V • - 

"9{autjui,. #15 (^ninatie lia- f?.'Sdi'UiR bet* Ofttc. .belidomu- 
nientuti(M)töfiir Iglciibe SiiiiU' d» sJincUC, 1898. 


fnginal from 

IIFY-OF MICHfGAN 


Go gle 




366 


3ntyalt &e$ K. m. 3of}rbudje$. 

(30. ^afyrgang 5es früheren Cäcilien-Kalenöers.) 


Seite 

33orinort ber Nebaftion . . . III 

I. «bljanMungen uni» Hufföfce. 

1) fö^oralia. 6 Sluffäfec non P. ©erb- 
©ietmann, S. J. I. Der SQSort* 

afgent im ß^oral .... 1—14 

II. &. SRienumnS ftanbbucb bex 

Ntufifgefebicbte . . . 14-30 

III. SJom ©trafeburger Äongrefe 

für Äirdjenmufif . . 30—40 

IV. SBeitere Angriffe gegen bie 

Nlenfuraliften . . . 40—58 

V. Der offizielle ©boral . . 58—65 

VI. 3ur Slufflärung . . . 65-70 

2) Beiträge gur ©lodeutunbe von 

Ä. SBalter.70-116 

3) ©ttna§ gum 15. Äapitel be§ aitifro* 
logu$ von ©uibo von Slreggo. ®on 

P. Utto Äornmüder . . .116 -121 

4) Seonfjarb Paminger. ®on Dr. Äarl 

SBeinmann.122 -135 

5) Dr. ©eorg Jacob, ®eiftlid)er SHat 
unb Dombefan in KegenSburg. 
8eben§ffigge. SSon Dr. Jp. Bäuerle 136—144 

6) Der ©influfe Älopftodä unb feiner 
(Schule auf ba§ fatljolifcbe Äircben* 

lieb. 3?on ftilbegarba Stepe. . 144—166 

7) Drpbeo Seccfei, eine ©tubie über 
beffen Seben unb Jßerfe. Sott 

X. Jpaberl.166—176 

8) Der tractatus musicae scientiae 
beS ®obelinu§ ^Serfon. 3Jon Dr. 

&erm. 5KüUer .... 177—106 

9) Über Deytunterlage unb Deptbe* 
banblung in fird)lid) en Doninerfen. 

©ine ©tubie t)on J. Cuabflieg, 
©cbulreftor in ©Iberfelb. II. Dcil. 

Die Ntoberncn .... 197—223 

II. Kritffeit un& Heferate. 

3ßolf, Johanne^, ©efd)id)te ber allen* 
furalnotation non 1250—1460. 9lad) 
ben tbeoreiifcben unb praftifeben 
Guellen bearbeitet. 3 33äube . 221—227 
Seberer, Dr. 31., Über Jpeimat unb 
Ursprung ber mebrftimmigen Don* 


I funft. ©in Beitrag gur unb 

i allgemeinen Äulturgefcbidjtc be$ 

j Nlittelalter§ .... 227—230 

; Niemann, Dr. §., ftanbbucb ber aHufif* 
gefehlte. 1. ©anb in 2 Deilen: 

1. Steil: Die üllufif be3 Hafftfcben 
2lltertum$; 2. Dcil: Die Nluftf bc§ 

a)littelalter§. 230-231 

ailennide, Dr. ftarl, ©affe unb bie 
trüber ©raun al3 ©pmpbonifer 231—232 
Valentin, Äaroline, @efd)id)te ber 
ÜJtufif in ftranffurt a. 311. 3Som 
Anfänge beS 14. bi£ gum Anfänge 
be§ 18. JabrbunbertS . . . 232—234 

©eite 227 - 234 befprocbeit non 
Dr. £. 93äuerl e. 

Denfmäler beutf d)cr Doufunft. ©rftc 
fjolgc: 3lrien non 5lbam Krieger; 

Johann Slbolpb ©affe, La Conver- 
sione di Sant’ Agostino. Oratorio; 
©cfammeltc SBcrfenon tfriebr.SBilh. 

Jacbom; 2lu3gcioäblte ®erfe non 
JjieromjmuS 33rcitoriu3; JpaitS fleo 
£afeler§ äßerfe. Dritter Sanb. Sa- 
cri Concentus für 4 bis 12 ©tim* 
j men ...... 234 -23/ 

I Denfmäler beutfeber Donfunft. Zweite 
j jyolge: Denfmäler ber Donfunft in 

| S a xj e r n; 2Berfe £>an§ Seo $>afeler3. 

I 2. Steil, fiieferung 1; 2. Steil. Sie* 

I ferung 2. ©angonette von 1590 unb 

; 9leue Steutfcbc ©efang non 1596; 

| Nürnberger 9Jleiftcr ber gioeiten 

! ftälftc be§ 17. JaferhunbertS. ©eift* 

liebe ftonserte unb ^irdjenfantaten; 

, 3lu§getnäbUe 2Ber!e von s 3lgoftino 

j ©teffani (1654—1728). ©rfter Steil 237 242 

, Denfmäler ber Stonfunft in Öfter* 

’ reidj. 3lntonio ©albara, Äirdjcn* 

■ mer!e; SBiener Älanier* unb Drgel* 

i merfe au§ ber jmeiten $älfte be§ 

17. $al)*bunbert£ . . . 242 214 

3. 234—244 befproeben von ^of. 

2 luer. 

aiamen* unb ©aebregifter gu ben 30 
Jahrgängen au^gearbeitet von 
Dr. §. Säucrlc .... 245 265 
Jnl)alt be§ .^t. NI. Jabrbucbe^ 1906 . 266 


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UNIVERS1TY OF MICHIGAN 




Verlag von Friedrich Pustet in Regensburg, Rom, New 

York & Cincinnati. 

Cäcilienvereinsorgan. 

Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik, 

gegründet von f Dr. Franz Xaver Witt. 

Eigentum des Allgemeinen Cäcilienvereins zur Förderung der kathol. Kirchenmusik auf 
Grund des päpstlichen Breve vom 16. Dezember 1870. 

Herausgeber: Dr. Franz Xaver Haberl, z. Z. Generalpräses des Vereins. 

42. Jahrgang 1907. Erscheint am 15. jeden Monats mit je 20 Seiten Text incl. des 
Cäcilienvereins-Kataloges. Abonnementpreis incl. des Vereinskataloges 2 Mk. 

Frühere Jahrgänge, soweit vorhanden, ä 1 M. 

Die Bestellung kann bei jeder Buchhandlung oder Postanstalt geschehen. 


MUSICA SACRA. 

Gegründet von Dr. Franz Xaver Witt (+ 1888). 

Monatsschrift ftir Hebung und Förderung der kath. Kirchenmusik. 
Herausgegeben von Dr. Frz. Xav. H ab erl, Direktor der Kirchenmusikschule in Regensburg. 

40. Jahrgang 1907. 12 Nummern mit ebensoviel Musikbeilagen. 

Erscheint am 1. jeden Monats. Abonnementpreis 3 Mk. Frühere Jahrgänge, soweit 

vorhanden, ä 2 M. 


Vereinskatalog. (Begonnen 1870.) 

Die von dem allgemeinen deutschen Cäcilienvereine empfohlenen und deshalb in den „Vereins¬ 
katalog 14 anfgenommenen kirchenmusikalischen oder auf Kirchenmusik bezüglichen Werke 
enthaltend. Eine selbständige Beilage zu den „Fliegenden Blättern für katholische Kirchen¬ 
musik von Dr. Fr. Witt“. Lexikon-8*. I. Band Nr. 1—1500 nebst Sachregister. H. Bd. 
Nr. 1501-2500 nebst Sachreg. HL Bd. Nr. 2501-3300, 5 Hefte. 

In 2 Halbchagrinbänden nebst Registern M 16. 


Generalregister 

zu Nummer 1 bis 3300 des Cäcilienvereins-Kataloges. 

Enthaltend Namen der Autoren und Komponisten mit Angabe ihrer Werke, 
der Preise und Verleger von Wolfg. Amberger. Preis 1 M. 


Von den zehn Jahrgängen des CacIlienkalenders (redigiert von 
Dr. F. X. Haberl) sind mit Ausnahme von 1884 sämtliche Jahrgänge noch 
vorrätig. Preis ä 75 S\. Die Jahrgänge 76—80 gebunden 3 Ulfe., 81—83 

und 85 gebunden 2 Ji>. 50 

vom Kirchenmusikalischen Jahrbuch (gleiche Redaktion) 

werden 1. Jahrgang (11. Jahrg. des Cäcilienkalenders) zu 1 i 20 2.-4. 

(12.—14.) k 1 .# 60 5.—11. (15.—21.) ä 2 Jk\ 12. —15. (22.-25.) 

k 2 M 60 16. — 20. (26. — 30.) ii 3 i abgegeben. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Faaz.- I. MiM&, r öroris u 

J. F* Aimm (0, VX K. Nr, 938.) Fat- 

titnr 60 4- SHmmeu ix JO 

.. 2. Lii&niae ImureUn&e ad 7 yoces inae- 

quates £t Sulv* Eegfo# 4 töcü auctor«?- 
X F. Ansrim ((• ¥. Jt : Nt, dS2J) Pur* 
titnr 60 A iö XV 

„ X Kte jiro I>cf«ö€tis ad 4 vöcos ina^-quales. 
axk<& t 'Cl.^ßa8cioIlni f 6radu^e : .# .Traefcoa 
$&& Ludrtv. öjtnsM da Viatoä. (CL* V. 

K. N*Vl5ßjL) Partitur 60 $ h St. & 10 y^, 

„ }. Mls^ö prima* r Sextl Toni** 5 yoenm 

Hsct. iTwe-'Crtwe. (XI V. K, Nr. 450.) 
Partitur 60 A V Stimmen X J0 XV 
„ 5, Missa «C&fti&bo yqu. fnaequäl. 

von Lud. Gross! du VMüm. Ex eo8i- 
clbns huprei&fc rp.desit Pr. Fr. X. HuberK 
(C. V. SL Nr. -13Ä) Partitur 60 & 
Stimmen & 10 4X 

„ 0 Cantiowes geleciae ex operihus eeetesb 

a$tMs Lud. Viadanae. (Ausgievv, Ge- 
säiig^atisdun ^irfcK^Äkompoai^uexi vdß 
* toi* Vtodiuia,) , .V. K, Nr. 1563.) 

Partitur 80 XX ..S.ütntuen- ä .15 X); 
n 7, Missa TilL Tö»! ^Ph1«4|tii> j*&y perdu* 
ad 4 voi’> ioaeqaai. auctore Orlando di 
iiä3Sov Usitf ,A^*0s vj 4 

Ign. Mitterer (C> V, iL Nr. 450;) Par*- 
titnr 60 Xp Stimmen a 12 4 ; 

„ 8. Quiiujue 4 vocifeus imqu&i. 

eoncincndae atteL JXamm Maria NatüiLti. 
(C. V. Kl Nr. 14<XL) Partitur 80 X*. . 
Stimmen A 15 X*. 

„ 10 fccrtta „Oetavi Toni* 5 yacum 

auct. Joaaue Maria t-mee. (0. V. K. 
Nr. 450.) PaiX BO 4* Sthuirmo & .12 S|. 

,, 10. 10 (Jff^rtorla a Onminlca m Scptua- 
asque ad JPeriai« V. In Ooena 
OmaSiil ad 5 •y'ojo^sr tflae^ualas • .. 

•3Oy u.PeOuley*. Praeuestino iPalestrina). 
(IX X £ Ni\ 1562.) Partitur 1 ’JfcX- 
yümmoA (Cantus 30, Aktts 30, Tenor 1 
und fl 25 i?). 

Oftiul 4L ’ 

r L 3tXX ifeM6«r4qM ItfX V *t VI voeinn 

supdv & toüoü Ganiiei ,.Magnifieai“ com- 
positi ab VI. 


apart A 5 ^‘ p^ Xlutzeiid 50 
F##., 2. 3# admirabile commeiditra* 

>• uuob Stimm PetraUrmn Pranuv^ 

lKstrina). (C. V. K v Nr. .16? )- 

titnr ^ Stiimja^n a 15 Xv 
v 3 Kesj>o*fsori& oborj ad Canlaia Ta^i 
1L % J 4 CiirlsM hx 0ntotn& PhAö 
et in PVm VI. in Paraseeve; .4 * 
auctore FrnneiÄe.n Xtinano. iCt r 
Nr. 1832.) Pari 60 %: Bu'tm 
„ 4—7^ Olfictum Ifefidomadai SiMi^Iäih | 
mms varlas Pantloues sacra* ax I 
.^la Äöcra Domim<uuir Pa Lm* m m. Fei 
in Cuerüt 0uuiiöi r Periay VI. ■ i ti ■ P 
ccye üt SAbbati Saiicti IV?■:•%y.-\ 
TOI ytiwm . auteafcqüi* 

4d aijto AdbtAjr TJj Oma? Ludnvkm. di 
toria Abnlensi«. tC. V. Kl Xr | 
Partitör ödhnwfe « 

Soprati-, Alt, TVf Kir- S timme i 1 iMa 

'. oj. ;. • v : 

X, n 6. • 3lls»ä toni 4 X 

vnei.rju& d»5»cidpta. A actore Joanne § 
i^ttce,- / gXÄüiiage,‘ '(Cr \X.‘Kn ^^ 
Partitur 60 Klimmen & 12 4*1 

„ 0. VII MotcetMNr l.7^ a Luca Mur* 

composlta ad IV ycKufi imrquälet 
dieniis Cbnrö ue«ceinmödavit M, lU 
[t V.&rJÖr-«eatjRan, 

„ 10. VII Äloiecta (Xr. 8-14). PartiturX; 
Stuftuiuu h 20 4* 

X 11. VII Motecttt iNr. 15-21), PartiturX 

Stimmen X 20 4* 

12. VH Molent«, (Nv, 22-27). Parüfnr X: 
Stituinou a..2u. 5?, 

„ 9—12. in eiliem: 7 ) ( H (iägVidkA^ : :M* v 4 «Ui 

gebunden Pniiifiir d m , Stimm# h$ 
gebiUMlen a ) Jh 

■' VtrtFf* - difliil. -V «14 

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- Alt -. .äjjte 

■:wfi iiUf hisiot .*'.'• niuott* ' 81 :^ 0 »%; 

;d4neel ysw -nla Plndcrut 

bfcii yjXfvt VtvUuiniMHki inV 

Ut. im' .Kv nu'fc'OiiUn 

cv »m . Lmiiiie 11 Kifenenx<fnq.'0rtOi4)n'n r 

ne tyfyfin A 

lei l*d’ ef^eiemi^AjyK-n;, uiljJ 
idvSt^jV^q Alt ußd Tanov- niou^Aumidcii^*' 

;A ö'Mtngit“ and ^XrfvSsgszeiebL^u yi5Y>«?ltrfTL. 


Mit einem Emlfiireblutt „Obm‘a]ver^e*y 
<C. V; K. XX. ÜOi.) Parlitnr 85 Xf 



Co gle 


VYrlf»^ yot» Friedrich Pustet in R egfl Bsburg . ?-.,> a>iv e.iichqAiuüi 

RonßHnrimn lUfucipsß <:i ^«pu<n;<H> •■•:■•■■) '• •; ■: -,. xyj,' 

nUpU! IUI * Ulli tliUdlblU daul d» ^,j«^uä'4lfe|S;. 1. i 

Unter 4iwm Titel sind bisher erschienen und ist jeder FasÄikei apart- zu haben/ 
Bttä l. i fjthmni-titSonran.fe i, 1 i, Alt .ft 1.2.1, 

.« 1,57. IFtß M I.BLi Die Chort 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




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Original fram 

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Qrigjral frcm. 

UNIVERSUM 0F MICHIGAN