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Full text of "Kleinasiatische Denkmäler aus Pisidien, Pamphylien, Kapodokien und Lykien: darstellender Teil"

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STUDIEN 
ÜBER CHRISTLICHE DENKMÄLER 



STUDIEN 



ÜBER 



CHRISTLICHE DENKMÄLER 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

JOHANNES FICKER 



NEUE FOLGE 

DER ARCHÄOLOGISCHEN STUDIEN ZUM CHRISTLICHEN 
ALTERTUM UND MITTELALTER 



FÜNFTES UND SECHSTES HEFT 




LEIPZIG 

DIETERICH'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 

THEODOR WEICHER 

1908. 



KLEINASIATISCHE DENKMÄLER 

AUS 

PISIDIEN, PAMPHYLIEN, KAPPADOKIEN 
UND LYKIEN 

DARSTELLENDER TEIL 

VON 

HANS ROTT 

NEBST BEITRÄGEN VON Dr. K.' MICHEL, I>. MESSERSCHMIDT 
UND Dr. W. WEBER 



MIT 6 TAFELN, 180 ABBILDUNGEN IM TEXT UND EINER 
ARCHÄOLOGISCHEN KARTE VON KLEINASIEN 



MIT UNTERSTÜTZUNG DER CUNITZ-STIFTUNG IN STRASSBURG 






LEIPZIG 

DIETEBICH'SCHE VERLAGSBÜCHHANDLUNG 

THEODOR WEICHER 

1908. 



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STUDIEN 
ÜBER CHRISTLICHE DENKMÄLER 



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X Vorwort 

SO daß wir eine bereits erfolgte Abschrift nie feststellen konnten. 
Zur Kontrolle der STERBET'schen Kopien haben aber auch in 
diesen Fällen die unsrigen ihren Wert behalten. Bei meiner Tran- 
skription der im Text veröffentlichten In- und Beischriften habe ich 
zur Erzielung einer einheitlichen Diktion und der allgemeinen Ver- 
ständlichkeit die Wiedergabe in klassischem Griechisch nach einigem 
Schwanken vorgezogen. Den Herren Oberkons.-Rat Dr. Ph. Meyer 
in Hannover und Prof. v. Dobschütz in Straßburg, die mir bei der 
Enträtselung der byzantinischen Inskriptionen helfend zur Seite 
standen, sage ich meinen allerherzlichsten Dank. 

Ebenso gedenke ich der nicht geringen Geduld und der hin- 
gebenden Fürsorge, die der Verleger, Herr Th. Weicher in Leipzig 
der Arbeit während ihrer leider etwas langen Drucklegung an- 
gedeihen ließ, wie auch der säubern Arbeitsleistung der Buchdruckerei 
von G. KREYsma daselbst. Dankbaren Gruß sende ich auch auf 
diesem Weg unsem deutschen Konsuln in Anatolien , Dr. Loytvet 
in Konia und Herrn Christmann in Mersina, die mit warmem 
Interesse unsere Pläne förderten. Am Ende sei des treuen jüdischen 
Dieners gedacht, den ich jedem wissenschaftlichen Forscher in 
Anatolien aufs wärmste empfehle. Auf dem Konsulat in Konia 
wird man jederzeit seine Personalien erfahren. 

Heidelberg-Straßburg, in den Märztagen 1908. 

Hans Bott. 



Abbildungen. 



Seite 

Taf. I. Kircheuruiue von Dere Ahsy in Lykien 1 

II. Säulenreihe auf der Aladja Jaila 17 

III. Fresken in der Höhlenkirche der Analipsis zu Gereine ... 81 

IV. Nördliche QuerschifFwand der Doghaliklisse zu Gereme . . . 225 
V. Die Yerfolgong des Johannes in einer Höhlenkapelle zu Gereme 231 

VI. Jüngstes Gericht in der Jilanliklisse zu Peristrema 271 

Abb. 2. Holztür in der Djumanün Djamisi zu Adalia 1 

3. Moschee in Islamkoi bei Isbarta 11 

4. Relief in der Medrese zu Aghras (Agrä), Pisidien 13 

5. Kirchenruine im Osten von Aglasun (Sagalassos) 15 

6. Inneres des Sarychans bei Avanos 22 

7. Der Paß von Ariassos bei Bajamatsch 24 

8. Kirchen unterhalb der Klimax von Döschembe 27 

9. Sarkophag von Ewdechan bei Adalia 29 

10. Inneres der Djumanün Djamisi (Kirche der Panagia) in Adalia 33 

11. Durchblick von Süden durch die beiden Ostarkaden der Dju- 
manün Djamisi 84 

12. Säulenkapitäl im südlichen Nebeuschiff der Djumanün Djamisi 35 

13. Pfeilerkapitäl im nördlichen Schiff der Djumanün Djamisi . . 36 

14. Südliche Narthextür an der Djumanün Djamisi 37 

15 a u. 15b. Kelie&tücke in der äußern Chorwand der Djumanün Dj. 38 

16. Chorummauerung der Djumanün Djamisi 39 

17. Tür und Yerdachung der Südmauer an der Djumanün Djamisi 41 

18. Grundriß der Djumanün Djamisi in Adalia 43 

19. Untere Kirche (A) von Perge 47 

20. Obere Kirche (B) von Perge 49 

21. Plan der obem Kirche (B) von Perge 51 

22. Perge vom Theater aus 54 

23. Torturm bei Göwerdjinlik, östlich von Aspendos 60 

24. Statue der Hera in Side 62 

25. Earchenruine zu Side (Eski Adalia) 64 

26. Fresko und Belief der Stephanskirche auf Nis, Egerdir ... 86 

27. Plan der Stephanskirche auf Nis im Egerdirgöl 87 

28. Fresko an der Nordwand der Stephanskirche auf der Insel Nis 90 

29. Römische Wasserleitung von Tyana 101 

30. Konstantinskirche von Eski Andaval (Audaballis) bei Tyana . 104 

31. Kirchenfassade von Eski Andaval (Andaballis) bei Tyana . . 106 

32. Tür in Semendre 110 

33. Grabrelief in Uluatsch 111 



Xn Abbildungen 

Stite 

Abb. 34. Römische Säule bei Enegil 118 

35. Felsengrab bei Enegil 120 

36. Höhlenkirche (A) im Soandere 125 

37. Höhlenkirche (B) im Soandere 127 

38. Münchiiklisse im Soandere 128 

39. Abendmahlsszene in der Balyqklisse im Soandere 131 

40. Die Akkilisse im Soandere 133 

41. Plan der Karabaschklisse im Soandere 135 

42. Kreuzigung in der Karabaschklisse 137 

43. Beliklisse im Soandere 140 

44. Plan des Säulenumganges der Beliklisse 142 

45. Säulenumgang der Beliklisse im Soandere 143 

46. Paraklission der Eustathiuskapelle 146 

47. Auferstehung Christi in der Barbarakirche, Soandere .... 148 

48. Georgskirche von Ortakoi 149 

49. Eski Djami (Eustathiuskirche) in Mauriziankoi 152 

50. Talas bei Caesarea, von Norden her 157 

51. Tschanliklisse zu Gereme am Argäus 162 

52. Tschanliklisse zu Gereme am Argäus, von Westen her . . . 164 

53. Die Kirche der Panagia zu Gereme am Argäus 165 

54. Die Kirche der Panagia zu Gereme am Argäus. Plan . . . 167 

55. Chor der Panagiakirche zu Gereme am Argäus 168 

56. Grab zu Gereme am Argäus 171 

57. Kirche (Monastir) zu Sati bei Ciscissus 173 

58. Armenisches Kloster zu Tomarza 179 

59. Kirche der Panagia zu Tomarza 181 

60. Panagiakirche zu Tomarza (Plan) 183 

61. Chor der Panagiakirche zu Tomarza 184 

62. HaupttUr an der Panagiakirche zu Tomarza 186 

63. Plan der Panagia zu Busluk-Fesek 188 

64. Kirche der Panagia zu Busluk-Fesek 189 

65. Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 193 

66. Plan der Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 194 

67. Chor der Vierzig Märtyrerkirche bei Skupi 195 

68. Ochsenrelief an der Nordostecke der Vierzig Märtyrer . . . 196 

69. Grab von Viranschehr 202 

70. Plan der Saradschaklisse im Susam Bayry 208 

71. Saradschaklisse zwischen Urgüb und Sinasos 209 

72. Hufeisenbogen-Fassade zu Gereme bei Urgüb 211 

73/74. Christi Himmelfahrt in der Vorhalle der Analipsis zu Gereme. 

Osthälfte und Westhälfte 212/13 

75. Abendmahl in der Analipsiskirche zu Gereme bei Urgüb . . 215 

76. Die H. Trias bei Abraham in der Tscharikliklisse zu Gereme 218 

77. Malereien in der Elmalyklisse zu Gereme 220 

78. Die Kreuzigung in der Elmalyklisse zu Gereme 221 

79. Grundriß der Doghaliklisse in Gereme 224 

80. Malereien in der Katyrdschydamy in Gereme 232 

81. Tschawusch In, von Süden gesehen 237 

82. Der Sarychan bei Avanos am Halys 239 

83. Portal des Sarychans mit innerem Tor im Hintergrund . . . 240 



Abbildungen XIII 

Seite 

Abb. 84. Fassade II zu Atscbyk Serai 243 

85. Fassade III zu Atschyk Serai 244 

86. Innenraum hinter der Fassade III zu Atschyk Serai .... 245 
87/88. Kapitale einer Kirche am Djardagh 247 

89. Oktogon von Suwasa 250 

90. Qrundriß des Oktogons von Suwasa 251 

91. Detail vom Innern des Oktogons von Suwasa 252 

92. Götterstatue von Suwasa (Zeus Stratios) 255 

98. Portal vom Alaichan 256 

94. Eingang zu einer Grabkapelle bei Tscheltek 258 

95. Plan der TschanlikHsse bei Tscheltek 259 

96. Die TschanlikHsse bei Tscheltek 261 

97. Die Kaleklisse zu Seime 265 

98. Plan einer Kirchenruine bei Halvadere 266 

99. Kirchenruine bei Halvadere 267 

100. Fassade zu Peristrema 275 

101. Plan der Kizilkilisse von Siwri Hissar 279 

102. Die Kizilkilisse von Siwri Hissar. SW 279 

103. Innere Kuppelkonstruktion der Kizilkilisse von Siwri Hissar . 280 
104/5. Relief eines Thronsessels in der Theodorkirche zu Melegob 285/86 

106. Plan der Andreaskirche zu TiU 287 

107. Inneres der Andreaskirche zu Till 289 

108. Relief vom Thronsessel in Melegob 294 

109. Kollektenbrief in der griecb. Schule auf Castelorizo .... 296 

110. Kirche von Dere Ahsy, Südseite 301 

111. Plan der Kirche von Dere Ahsy 303 

112. Das Innere (Südostecke) der Kirche von Dere Ahsy .... 307 
118. Das Oktogon im Süden der Kirche von Dere Ahsy .... 309 

114. Das Innere des südlichen Oktogons von Dere Ahsy .... 311 

115. Durchschnitt durch das Kuppel auf lager des Südoktogons . . 312 

116. Kirchenruine von Muskar 315 

117. Milieu der Kirche von Aladja Jaila 317 

118. Kirchenanlage zu Aladja Jaila 318 

119. Blick ins Innere der spätem Kirche zu Aladja Jaila .... 319 

120. TUrsturz an der Sudwestecke der Aladjaklisse 321 

121. Gebälkstuck von der Aladjakisle 323 

122. Kloster und Kirche des Heiligen Nikolaus von Myra .... 325 

123. Plan der Nikolauskirche von Myra 329 

124. Das Innere der Nikolauskirche von Myra 831 

125. Kapitale und Gebälkstücke in der Nikolauskirche zu Myra . 833 

126. Das Grab des Heiligen Nikolaus von Myra 335 

127. Sarkophag in der Nikolauskirche von Myra 337 

128. Relieö>latten von einem Grab bei der Nikolauskirche zu Myra 341 

129. Plan der Churma Medrese auf Rhodus 344 

130. Die Churma Medrese auf Rhodus 346 



-o- 



Notanda und Corrigenda. 



Alle diejenigen, welche eine Kopie der AbbildOBgen in dieser wie 
Dr. Michel's Veröffentlichung wünschen, bitte ich, sich an das Photographische 
Geschäft von Herrn Dr. Hollerith in Siraßburg, Poststrafle, wenden zu wollen. 

Durch ein verzeihliches Versehen in der Druckerei gelangte bei Abb. 16 ein 
ausgeschiedenes, ungenügendes Klischee statt eines guten zum Abdruck. Das 
letztere wird im kommenden Heft verwendet werden. — Folgende Verbesserungen 
mögen noch angebracht werden : Pag. 8 und p. 128 Panteleemou st. Pantelemon ; 
p. 50 Z. 18 desselben st. derselben ; p. 55 Z. 8 ccitov st. ccvrov ; p. 62 Z. 3 v. u. altum 
st. altrum; p. 88 Z. 7 vixa st. vtxa; p. 83 u. soQst /^gerdir st. Ejerdir; p. 114 Z. 13 
(iävoiuia&ri st. dvo^ida^r]'^ p. 115 Z. 8 Andrapon st. Andrason; p. 126 Abs. 2 Z. 4 
Kyriakos st. Kyrikos; p. 142 Anm. u. Sakerdos st. Sakerdon; p. 234. Der 2. Teil 
der Anm. u. als Notiz zur metrischen Inschrift daselbst gehörig. 



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Abb. 2. Holctfir in der Djamanün DJamiii xa Ad«li«. 



Durch Pisidien und Pamphylien. 



Am Karfreitag Morgen, den 13. April 1906, verließen wir das 
gastliche Haus des deutsehen Bahnmeisters Schulz in Nasli an der 
englischen Smymabahn und stiegen von Gontscheli aus zu dem 
Ruinenfeld vonLaodicea empor. Tags vorher hatten wir bereits 
Mastaura, die einstige Bischofsstadt der Eparchie Asien, aufgesucht, 
fanden aber die Stadttrümmer zum größten Teil weggeschleppt 
oder durch gewaltige Massen von Schwemmerde wie mit einem 
Leichentuch überdeckt.^) 

Wie Mastaura, so mußte auch Laodicea als billiger Steinbruch 
seine Reste aus dem Altertum an den englischen Bahnbau Smyrna- 
Diner abgeben. Trieb doch der Wirt von Gontscheli diese Ex- 
ploitierung von Laodicea so gründlich, daß er monatelang in das 
Gefängnis wandern mußte. Ein hügelreiches Gelände mit Steilabfall 
nach der Lykosebene trug einst eine weitausgedehnte Stadt, deren 
Bedeutung auch in der frühchristlichen Epoche genug bekannt ist. 



^) Hieroclis Synecdemus 659,8 u. Notitiae Graecae episcopatuum , ed. 
G. Parthey. — Die bei Parthey unvollständige Notitia VII, die als älteste 
aus der Pleracliusperiode (610—717) stammt, ist jetzt neu herausgegeben von 
Gelzer nach dem Kodex 522 des Metochions vom Heil. Grab Jerusalems in 
Konstantinopel y in , Ungedruckte und ungenügend veröffentlichte Texte der 
Notitiae episcopatuum*, Abhandlungen der Bayrischen Akademie der Wissen- 
Schäften, hist.-philos. Kl. XXI. 531 f. — Gelzer, Zeltbestimmungen der griech. 
Notitiae episcopatuum, in Jahrb. für protest. Theologie XII. — Zur allgemeinen 
Orientierung: Kiepert's Karten von Kleinasien im Maßstab von 1:400000. — 
W. Ramsay, The historical geography of Asia Minor, London 1890. — Karl 
Ritter, Kleinasien I u. II in seiner Erdkunde, Berlin 1859, wo die gesamte, 
bis dahin erschienene Literatur über Kleiuasien verarbeitet ist. 

Bott, KleinMiatitche Denkmäler. 1 



2 Laodicea 

Es ist eine mühevolle Arbeit, da Spuren der Vergangenheit nach- 
zugehen, wo bereits der Pflug breite Flächen überzieht. Gleichwohl 
konnte ich in der glühenden Sonnenhitze eben noch die Funda- 
mente von drei Kirchen feststellen, darunter auch eine im sog. 
Hufeisenbogen, einem Bautypus, dessen Stammland Kappadokien zu 
sein scheint.^) Die Stadt der christlichen Epoche dehnte sich der 
Hauptsache nach über die südwestlichen Hügel und Senken aus, 
eine dekadente Bauart weist hier dem Forscher deutlich die topo- 
graphische Spur. 

Ein großzügiges, unvergeßliches Panorama umgibt den Be- 
schauer auf den stummen, aber malerischen Hügeln Laodiceas. Im 
Süden umkreist es der Babadagh (Salbacus) in weitem Bogen mit 
prächtigen Silhouetten, südöstlich fächelt der schneebedeckte Konas 
(Cadmus) erfrischende Kühlung über die steinreichen Flächen, nord- 
wärts glänzt über die bereits verbrannte Lykosebene Hierapolis im 
schönsten Silbergrau seiner Berge herüber mit den breiten Kalk- 
flüssen seiner Versinterungen und dem leichten Dunstkreis seiner 
heißen Bäche, die in Cascaden am Südhang niederrauschen, in 
deren heilender Kraft einst mancher Römer noch die letzte Hoff- 
nung suchte, um seine Ruhe auf der großen Nekropole im Westen 
zu finden. Zu unseren Füßen liegen Säulenstümpfe, verfallene 
Mauerzüge laufen durch das der Ernte bereits entgegenreifende 
Korn, große gepanzerte Schildkröten schleichen über das Geröll der 
Ruinen, den wannen Sonnenstrahl suchend, während Millionen von 
Bienen über den Wald von Blüten und Blumen der steinigen Äcker 
hinsummen. Mag man einen Augenblick der Prophetie des Sehers 
von Patmos nachsinnen , wenn rings umher der Schritt der Zeit 
und der Vergänglichkeit hörbar klingt; dann fliegen die Blicke 
wieder talüberwärts nach Hierapolis, wo noch Theater, Thermen, 
Kirchen und Nekropolen in die Gegenwart hereinschauen. Auch 
sie werden einst begraben sein durch die stille, aber rastlose Arbeit 
der allgegenwärtigen Natur und ihrer geheimnisvollen Erdkräfte. 
Sie predigt hier in lauter Sprache ewige Jugend und stetige Schön- 
heit in den neuen Formen und wechselnden Bildungen ihrer ver- 
gletscherten Cascaden und rauschenden Sprudelbäche. Das tiefste, 
ruhigste Blau überfließt diese Erde, und durch Phöbus klare 

^) Da unser rühriger elsäßischer Landsmann G. Weber in Smyrna mit der 
Aufnahme der kirchlichen Denkmäler von Laodicea und Antiochien begonnen 
hat, überlasse ich ihm gerne den Vortritt in der Bearbeitung derselben, wie 
auch von meinem Begleiter demnächst die Basiliken von Hierapolis und Diner 
veröflFentlicht werden. 



Apamea 3 

Strahlen schimmern die fernsten Gründe in hellster Erscheinung 
und schärfster Wirklichkeit. So sah ich Hierapolis und Laodicea 
und nahm ein ewiges Bild in der Brust mit fort.^) 

An Colossä eilte das Dampfroß vorüber, über steiniges Land 
und prärienartige Ebenen, welche die Hirten durchziehen. Vor 
dem breiten Rücken des Gümüschdagh lagert der Adjituzgöl in 
stiUer Einsamkeit, bereits bis auf einen schmalen Silberstreif ver- 
dunstet. Spät am Abend saßen wir am geräuschlosen Bahnhof von 
Apamea-Diner bei der braven Griechenwirtin und trafen die 
letzten Vorbereitungen, um ins Innere aufzubrechen. Hier hat 
Apollo den Marsyas im Flötenspiel besiegt, die Kultur das Barbaren- 
tum. Bis hierher ist modernes Leben von Europa eingedrungen, 
von hier steigt man erst ins Herz des eigentlichen Türkenreichs. 
Von Kyros des Jüngern Palast und Park ist nichts mehr zu finden, 
nur die Kuine einer frühchristlichen Kirche nahmen wir auf dem 
östlichen Burgberg, der Akropolis von Kelänä, auf, einst ein Denkmal 
von trefflicher Bauart, heute nur noch ein wirres Chaos von Quadern 
und Gebälkstücken. Sicherlich löste dieses christliche Heiligtum hier 
wie an vielen andern Orten eine antike Kultstätte ab.^) Auch in 
die Höhle einige Minuten hinter der Basilika stieg ich tief hinab, 
fand aber nichts als die Vorratskammer eines Wolfes oder Fuchses. 
Als wir am Quell des Marsyas unsem heißen Durst löschten, war 
die Dunkelheit hereingebrochen, und eine sternhelle Nacht zog das 
weite Tal herauf mit hohem Lichterglanz über den wild verzackten 
Bergen Pisidiens und Phrygiens. 

In der nächsten Morgenfrühe ritten wir über die Einsattelung 
des Sultan- und Samsundagh auf dem alten Verkehrsweg aus dem 
Mäandertal nach Pisidien ostwärts durch die Dombai Owasi, wo 
links am Wege die Bunarbaschi, die Aulokrene der Alten, hervor- 
bricht, in deren Rauschen sich das fröhliche Geschwätz der Jurüken- 
weiber mischte. Über der Quelle liegen am Hang die Trümmer einer 
großen, rechteckigen Anlage aus byzantinischer Zeit, die sicherlich 
einer Station der hier vorüberführenden alten Römerstraße ange- 
hören. Diesem antiken Weg zwischen Apamea und Apollonia, 
der vielfach über dem Alluvialboden sichtbar ist, folgten wir auf 
schlüpfrigen Kalksteinpfaden zum Djebelidagh emporsteigend, auf 

') Schöne Abbildungen von Hierapolis bei Sabbe, Reise in Kleinasien, 1896. 

*) Einstweilen Weber, Dinair p. 34 u. Strzygowski, Kleinasien p. 56. — 
Le Qüien, Oriens christianus I, 1045. — Plan der Kirche auch bei Arundel, 
Discoveries in Asia Minor I im Anhang. 

1* 



4 Apollonia 

dessen Paßhöhe als Terminus der alten pisidischen Grenze noch 
der Meilenstein mitten in wilder Umgebung von Konglomeratblöcken 
und Höhenmooren steht. Durch die gewundene Schlucht des Po- 
patschai hinab traten wir in das fruchtbare Tal von Oluborlu, das 
sich sechs Stunden lang bis zum Egerdirgöl hindehnt, eines der 
üppigsten Gartenländer Kleinasiens, in dem die schon von Athenäus 
gepriesenen, köstlichen mordianischen Apfel wachsen.^) In einem seit- 
lichen Talwinkel zieht sich die alte ^Anokkwvia i) ngoreQov Moq^ 
öiaiov amphitheatralisch den südlichen Felsberg hinauf, den eine 
sehr steile Akropolis mit prächtigem Gebirgspanorama krönt. Hohe 
Befestigungsmauern mit einer Menge verbauter Inschriften und 
antiker Werkstücke sind oben noch zu einem großen Teil erhalten. 
Diese Burghöhe wird ausschließlich von einer alteingesessenen 
Griechengemeinde bewohnt, die seit urdenklicher Zeit zur Diözese 
des Erzbischofs von Pisidien gehört, der heute in Adalia residiert 
und in Baris einen Vertreter hat. Es sind Menschen mit trefflichem, 
ursprünglichem Charakter, in althergebrachter Tracht, mit einem auf- 
geweckten Pappas an der Spitze. Schon Abundel, der die Bewohner 
dieser Akropolis für versprengte Kolonisten der Metropolis Antiochia 
jenseits des Sees hielt, hat ihnen vor 80 Jahren ein ähnliches Lob 
gespendet.*) Er hatte auch auf der Burg von Apollonia eine Kirche 
von alter Bauart gesehen, die einer noch älteren übergebaut war.'^) 
Dies hatte uns hauptsächlich nach dem Ort eines ehemaligen Bischofs- 
sitzes von Pisidien geführt Der Engländer, der damals auf die 
Entdeckung der seven churches ausging, hatte freilich für archi- 
tektonische Chronologie noch wenig Verständnis. Wohl traf ich 
malerische Trümmerreste genug auf der Burgspitze, darunter Relief- 
platten von antiken Gräbern und mehrere Inschriften in die Außen- 
wände einer Kirche vermauert, die durch Hamilton und Stebret 
bereits bekannt geworden sind. Die Kirche selbst, die mit der 
von Arundel geschilderten identisch ist, stammt jedoch wie auch 
diejenigen der Unterstadt aus jüngerer Zeit und bietet architek- 
tonisch nichts Nennenswertes. Unfern an der nach Osten senkrecht 
abstürzenden Felswand, hart an dieselbe angelehnt, zeigten uns 
die griechischen Bewohner noch die geringen Fundamentreste einer 



') Athenäus, Deipnosophist. III cap. 20. 

*) Arundel, Discoveries of Asia Minor 1 234 f. 243. ,There was something 
so primitive in their manners and appearance.'* — IIamilton's Besuch in seinen 
Researches II 362. 

3) Ib. ,The church an ancient structure, though on the fouudation of a 
much carlier one.* 



Apollonia-Sozopolis 5 j 

I 

angeblich von Konstantin und Helena erbauten kleinen Basilika, d. h. . j 

nach griechischer Sprachweise eines sehr alten christlichen Heiligtums. ! 

Bislang war es auffallend, daß ApoUonia in Pisidien, welches 
von Stephanus Byz. unter den 25 damals bekannten, gleichnamigen 
Orten aufgezählt wird, sowohl bei Hierokles wie auch in sämtlichen | 

Bischofslisten der Notitiae fehlte. Wie schon Hirschfeld richtig 
vermutete, handelt es sich hier um die Umtaufe eines heidnisch 
klingenden Namens in der christlichen Kaiserzeit, ein Verfahren, 
das wir bei einer Reihe von kleinasiatischen Gemeinden in dieser 
Epoche beobachten können. Ich nenne nur Aphrodisias-Stauropolis, 
Dios Hieron - Christopolis. An Stelle von Apollonia wird in den 
kirchlichen Listen seit dem Konzil von Konstantinopel 381 so- 
wohl bei Hierokles wie in den Notitien die Stadt Sozopolis 
genannt^) Der Amerikaner Stebbet fand auch in der Wallmauer 
auf der Burg eine späte Inschrift aus der Zeit des Romanos vom 
Jahre 1069, welche er zwar ungenau wiedergibt, aus der jedoch 
W. Ramsay mit Recht den jungem Stadtnamen Sozopolis herausliest.-) 
Bei den wenigen Ruinen von ülukman im Tal, kaum vier Kilometer 
von Apollonia entfernt, stehen zerstreut wie in alten Zeiten die 
Sommerhäuser in den Gärten. Sie gemahnen in ihrer Umgebung an 
die „verheerte Stadt", die Jesaias in jenem poetischen Bilde „wie ein 
Häuslein im Weinberg, wie eine Nachthütte in den Kürbisgärten" 
schildert. Mit Unrecht nimmt Ramsay an, diese unbedeutende 
Ruinenstätte bei Ulukman sei schließlich Apollonia, dagegen Sozo- 
polis das heutige Oluborlu, indem die Bewohner der altem Stadt 
sich in der Kaiserzeit auf dem Burgberg angesiedelt hätten. Eher 
wäre indessen der entgegengesetzte Prozeß in jenen friedlichen Zeiten 
möglich. Stebbet sagt ebenfalls von der Ruinenstätte von Ulukman: 
„The debris is small and contains no cut stones."^) 

Wie lange der heidnische Name Apollonia sich erhielt, sehen 
wir aus der Passion des heiligen Zosimus, die in den Acta Sanctorum 
dem griechischen Text einer vatikanischen Handschrift entnommen 
ist.*) Die Lokallegende ist wichtig für uns, weil sie eine örtlich 



*) Pabthey p. 25 (673, 1) u. Not. ib. — Gelzer in den Abhandl. der Bayr. 
Akad. XXI, 541 (Notit. VII). 

*) Hirschfeld in seinem Heisebericht, Berliner Monatsberichte 1879, p. 318. 
— Sterbet, The Wolfe Expedition to Asia Minor. Papers of the American 
School (1888) III, 375 No. 545. — Ramsay, The bist, geography p. 400 f. 

") Ib. p. 352. — Der Autorität Rahsay^s scheint auch R. Kiepert in seiner 
neuesten Karte von Kleinasien 1:400000 gefolgt zu sein. — Vgl. im folgenden 
immer die Inschriften im Anhang. 

^) Acta Sanctorum vom 19. Juni, p. 813. 



6 ApoUonia-Sozopolis 

genaue Kenntnis zur Voraussetzung hat. Unter Trajan lebte zu 
Sozopolis der Heilige Zosimus. Dahin kam von Antiochien her 
Domitian, der Provinzialstatthalter von Pisidien, — „i?A*6v dk kv ry 
^Anoklatvti^ öid tvüv ^w^ovnohrüv nolaug^ — ließ Zosimus er- 
greifen und vor den Richterstuhl führen, weil der Heilige die Fahne 
der Cäsaren mit derjenigen Christi getauscht hatte. Nach ver- 
schiedenen Martern in Sozopolis fährt der Text fort: „MikXatv t^v 
odoiTiogeiav noula&ai inl tjJv Kovaviwv noXtv ixiXBvffev ds&ivta 
Tov (Adqxvga äxoXovd-Blv.^ Nach erneuten Folterqualen stirbt dieser 
in Conana: „'Erekeiwd'r] oiv 6 äyiog Zoiöifios fitjvi ^lovvitp i&' iv 
Tjf Kovapiuv noUt im AvToxQcczoQog Tgaiavov.^^ Ein heute be- 
quemer Paßweg, welchen die Post benutzt und den früher 
HiKscHFELD uud Stebbet gczogeu sind, führt in wenig Stunden 
südwärts nach dem benachbarten Gjönen, der alten Episkopalstadt 
Conana. 1) 

Wie der alte Name, so haftete auch Sektenwesen und altes 
Heidentum, wenn auch in veränderten Formen, in der berg- 
umschlossenen pisidischen Stadt fest, von welcher der Oriens chri- 
stianus neun Bischöfe namhaft macht.-) Die 65. Epistel des Basilius 
ist an die Presbyter von Sozopolis gerichtet, die den kappa- 
dokischen Kirchenvater wegen der entstandenen Häresie der Apolli- 
naristen um Rat gefragt hatten. Den Dienst der Fortuna, die 
einen Tempel auf der Akropolis besaß, scheint die Panagia im 
späteren Mittelalter übernommen zu haben, deren Bild ein wunder- 
tätiges Öl ausschwitzte. Der Mönch Theodor aus Sikeon im be- 
nachbarten Galatien, von Aemilianus, dem Bischof von Germe, mit 
der Herbeischaffung von Georgsreliquien beauftragt, kommt über 
Amorion nach dem Tempel der Gottesgebärerin in Sozopolis, um 
das Wunderbild zu sehen und einen langgehegten Wunsch zu be- 
friedigen. Vom dortigen Bischof Zoilus wie ein Heiliger empfangen, 
steigt er zur Kirche hinan: „Et in sanctissimae dei genetricis 
Mariae venerabile templum ingressus, ubi divino munere oleum 
manat, manibus in crucis speciem extensis precans oculos in admi- 
rabili imagine defigebat; cum oleum divino nutu effervescens in 



^) Auch das Menologium des Basilius, Act. saoct. 1. e. mit jüngerm Text, 
hat den Ausdruck: ,J^ AnollmvidSog tfjg iv ^^ajffOjroXct", und indirekt gibt auch 
dieses Conana als die Stadt an, wo der Heilige gestorben ist: „üCai slg trjv 
Kavtbiziöv (= Kovaveav) noliv iXuvvhxai acixog dfor/teiVa? iitl tgialv iiiLtQaig. 
Kai TtdXiv slg i^haaiv ax^tlg .... it^i^^ri ri\v xtqpaXtJv." — Ramsay, Geo- 
^raphy p. 400. 

*) Le QuiEN, Oriens christianus I, 1043. 



Baris 7 

oculos ejus insiliit eosque conspersit."^ ^^^^ vierzigtägigem Auf- 
enthalt in Sozopolis kehrte der wundergläubige Pilger wieder nach 
Germe zurück. 

Von einer Wunderwirkung dieses heiligen Öls von Sozopolis 
an einem unfruchtbaren Ehepaar aus Amasia berichtet auch die 
Vita eines Patriarchen von Konstantinopel unter dem 6. April. Als 
dieser für dasselbe gebetet, fährt die Legende fort: „Ambos unxit 
oleo sancto, tum eo, quod e pretiosa cruce, tum illo, quod ex sanctae 
puraeque dei genetricis semperque virginis Mariae dominae nostrae 
imagine solet scaturire Sozopoli." Es half.*) Weder eine Kirche 
der Panagia, noch ihr Wunderbild, noch eine Spur dieses Aber- 
glaubens fanden wir bei unserem Besuche von Apollonia-Sozopolis. 
Als Timurs Scharen, wutentbrannt über den Tod eines ihrer Groß- 
emire bei der Belagerung der Burg, diese mit Gewalt erstürmt 
hatten, wurden alle Männer niedergemacht, Weiber und Kinder 
aber in die Sklaverei verkauft. Damit war die geschichtliche 
Tradition für immer abgebrochen.-^) 

Der übernächste Tag brachte uns in einem scharfen Kitt nach 
Isbarta, dem alten Baris, einer Stadt mit bedeutendem Binnen- 
handel und blühender Teppichfabrikation. Von weitem grüßen schon 
die vielen schlanken Minarets und die grüngelben Kuppeln ihrer 
Moscheen, hinter denen der gewaltige, schneebedeckte Aglasundagh 
sich wie eine riesige Bühnenwand erhebt. Nicht mit Unrecht ist 
die Lage von Isbarta mit der von Brussa am Olymp verglichen 
worden.*) Baris, das im Altertum, wie auch die geringen antiken 
Ruinenreste beweisen, keine besondere Rolle spielte, schwang sich 
in christlicher Epoche zur Bischofsstadt empor, die schon auf dem 
Konzil zu Nicäa durch einen Bischof Heraklius vertreten ist und auch 
in dem Synecdemus des Hierokles wie in allen spätem Notitien 
genannt wird. Das rührige Griechenvolk, dem Isbarta hauptsächlich 
seinen Aufschwung verdankt, wohnt im eigenen Quartier der West- 
stadt, die durch höhere Sauberkeit sich von den übrigen Vierteln 



*) Vita des Theodor Sikeota in den Acta Sanct. zum 22. April , p. 32 f., 
53 f. — Der griechische Text dieser Vita, von Johannes Theophili in seinen 
ItvrnuTa uyioXoyiiid neuerdings herausgegeben, war mir unzugänglich. Wegen 
der lat. Übersetzung vgl. Kamsay, Asiana, im Bulletin de eorresp. hellen. 
XXII, 231. 

«) Acta Sanct. 6. April p. 548 f. 559. 

3) RiTTEB, Kleinasien II, 476. 

*) Eine Abbildung bei Läon de Laborde, Asie Mineurc V. — Ritter, 
Kleinasieu II, 539 f. und die dortige Literatur. 



8 Baris 

abhebt Schon Paul Lucas, der vor bald 200 Jahren als erster 
Europäer die Stadt besuchte, wunderte sich über die Erhaltung 
des christlichen Elements daselbst.*) 

Wieder ist es Abundel, der uns von 4 Kirchen aus den Zeiten 
des ältesten Christentums erzählt, namentlich einer halb unter- 
irdischen, die voll sei mit Malereien.*) Die zwei Basiliken des 
Nikolaus und des Georg gehen in das frühere Mittelalter zurück, 
bei beiden muß man tief hinabsteigen in dumpfe, verräucherte 
Räume, die jedoch heute völlig verbaut und mit dicken Mörtel- 
schichten verschmiert sind. Die einapsidiale Nikolauskirche mit 
Kuppel und Tonnenwölbungen über ihren drei Schiffen ist zweifel- 
los die älteste von den noch heute benutzten Kirchen Isbartas. In 
die frühchristliche Epoche reicht die Heiligkreuzkirche {Tot 'Aylov 
Zxavqov) zurück, die in kläglichen Trümmern draußen im Süden 
vor der Stadt auf der Anhöhe liegt. Kaum mehr als die Chor- 
wand dieser genau östlich orientierten Basilika steht aufrecht, 
die nach den Resten von Basen und Säulenstümpfen vor der 
Apsis zu schließen, eine dreischiffige Säulenanlage war. Die heute 
von einer hohen Mauer umschlossene Ruine, in welche noch 
antike Werkstücke sich verloren haben, gehörte ehedem zu einem 
Monastir. Die Hauptkirche des Ortes, die des H. Pantelemon, ist 
vor nicht langer Zeit zu einer stattlichen Metropolis ausgebaut 
worden. Von der alten Basilika scheint nur eine kryptenartige 
Kammer im Osten übrig zu sein, in deren Boden römische Grab- 
altärchen mit Inschriften als Bänke eingemauert sind. Den Ein- 
gang zum türkischen Tekke ziert ein schönes Türgestell mit 
Eierstab und Zahnschnitt, Volutenkonsolen an den Enden des 
Sturzes tragen die Verdachung. Ein ähnliches Exemplar wird uns 
in Adalia wieder begegnen; die nahe Beziehung zum Stil des 
Diocletianspalastes in Spalato bestimmt uns, dieses Tekketor ins 
IV. Jahrhundert zu datieren. Die in den Architrav eingemauerte, 
sicherlich spätere Inschrift ist dem Andenken des verstorbenen 



^) Paul Lucas, Yoyage dans la Gr^ce, TAsie Mineure etc., Amsterdam 1714 
p. 248: ,Le Christianisme s^est conserv^ dans cette ville plus qu'en bien des 
endroits.*' 

') J. Aründel, Discoveries in Asia Minor (1834) I, p. 349 £. ,. . . bis charch, 
which was almost below ground probably from tbe accumulation of soil in tbe 
course of ages. It was plentifiilly ornamented witb paintings. . . . Tbey asserted 
strongly tbe great antiquity of tbeir eburcbes, as baving been coeval er nearly 
80, witb tbe first establisbment of cbristianity." — Unricbtig Hir8Chfbld*8 
Beriebt von 13 Kircben, Berliner Monatsbericbte 1879 p. 312. 



Baris 9 

Bischofs Paulus gewidmet, durch den eine Kirche der Erzengel in 
Baris wiedererbaut wurde. ^) 

YnEPMNHMHCKAIANÄnAYCEUCnAVAOVEPIKSÄIOVANE 
KTIEENTONNAONTliJNAPXANrEAliJNINASr 

*YniQ fivriiirig xai ävanavattaq IlavXov km\(i]x{6nov), di* ov avixTi- 
üBV Tov vaov twv aQXfxyy^XffiV lvd{ixTiuiv6)g y.... 

Aus der Stadt mit den vielen plätschernden öffentlichen Brunnen, 
aus dem vom Oberlauf des Kestros durchrauschten Baris, ritten wir 
nordöstlich in die weite, fruchtbare Ebene, die sich zwischen dem 
See von Buldur und dem von Egerdir hin erstreckt. Schwarze 
Büffel oder Frauen zogen Holzpflug und Holzegge durch das schwere, 
nur teilweise bebaute Ackerland, sorgfältig Steine und Gestrüpp 
vermeidend, und Krähen ließen sich auf den Eücken der geduldigen 
Esel nieder, um den arg Gequälten Stechfliegen und anderes Getier 
abzulesen. Wirbelwinde jagten kreiselnd dichte Staubsäulen vom 
lockern Tuff- und Bimsgesteine empor, aus dem dieser vulkanische 
Boden besteht. Im Altertum war diese Ebene reich bebaut, und 
der arabische Geograph Hadji Chalfa erzählt im Djihan Numa, dem 
„Spiegel der Welt", daß 23 Dörfer in diesem Grund liegen, die 
man kleine Städte nennen könnte.*) Nicht weniger als fünf von 
den 26 Episkopalstädten Pisidiens, die Hierokles erwähnt, werden 
sich bis jetzt hier in engster Nachbarschaft nachweisen lassen. 

Unser nächstes Ziel war der Euinenort Selef, das alte Seleucia, 
dessen Bischof Eutychios schon auf dem Konzil zu Nicäa saß. Der 
Oriens christianus zählt «ieben Bischöfe auf, darunter als ersten den 
heiligen Artemon, der nach den griechischen Menäen (27. März) von 
Paulus und Bamabas eingesetzt worden sein soll, als diese von 
Perge nach Antiochien wanderten.^) 

An dem einst besiedelten, niedrigen Hügel von Güle Önü vorüber 
kamen wir nach Bajad, dessen kleine Moschee über einer alten 
Kirche errichtet ist, die schon ins Weichbild von Seleucia fällt. 
Omamentstücke mit bereits ganz romanischem Charakter, eine Stein- 
platte mit einer christlichen Inschrift und römische Grabstelen mit 



>) Vgl. auch C. I. Gr. 8860 und B. C. H. III, 343. Außerdem den AnhaDg. 
Leider wurde die Aufnahme durch das Ungeschick eines Photographen in Adalia 
zugrunde gerichtet. 

*) Die arabische Geographie Hadji Chalfas, übers, in Yivien de Saint-Martin, 
Description de l'Asie Mineure II, 651 f. 

«) Le Quibn, Oriens Christ. I, 1053. 



10 Seleucia 

Totenflguren sind in die Südmauer verbaut.') Die Türwange des 
Westportals ziert eine Ehreninschrift des Kaisers Claudius. 

Kaum eine Viertelstunde davon entfernt steigt aus der Ebene 
ein mäßiger Hügel auf, dessen kleiner Eücken die Akropolis von 
Seleucia trug, einer Stadt, welche schon Ptolemäus zu den fieaoytioi 
noletg ^^vyiag Iliaidiag zählt und die sich am Fuße der Erhebung 
nach Südosten hin ins ebene Land ausdehnte. Aufgeschichtete 
Reihen von Bruchsteinen und Ziegeln im Blachfeld deuten den 
Lauf der Gassen dieser offenen Unterstadt an. Der Hügel, welcher 
die öffentlichen Bauten trag, war einst zum Schutz der ringsum . 
wohnenden Landgemeinden mit zyklopischem Mauerwerk stark be- 
festigt, Treppen führten von Südosten zwischen engen Tordurch- 
gängen zum Plateau empor, und ein großer tonnengewölbter Gang 
verband die Oberstadt mit dem an die Ostseite sich anlehnenden 
Theater. Nirgends aber konnte ich sichere Spuren aus christlicher 
Epoche feststellen. 

An runden Grabbauten führte uns der weitere Weg vorüber, 
an der einstigen Gräberstraße Seleucias entlang. Auf dem südwärts 
weit in die Ebene sich hinein erstreckenden Hügelrücken, den wir 
nach einer halben Stunde querten, zählte ich über 50 Gräber, die 
in den flachen Steinboden einen halben Meter tief eingeschnitten 
waren. Die Sargdeckel von halbzylindrischer Form waren fast 
immer von ihrer Stelle gerückt und vielfach auf rohe Weise zer- 
trümmert. Jenseits dieses Hügels gelangt man in 20 Minuten nach 
dem Türkendorf Islamkoi, auf dessen großen Mesarlyks viele antike 
Werkstücke zu Grabsteinen verwandt sind. Ornamentierte Gesims- 
teile sind in die Tscheschme am Dorfeingang vermauert, darunter ein 
Türsturz, an dessen Stirnseite Säulenarkaden ausgehauen sind mit 
Palmetten und Kreuzen in den Zwischenfeldern. Darüber läuft ein 
Band, auf dem ich noch das Bruchstück von einer Inschrift kopierte: 

eprcjNeNXPHCTCjrABPiHATCJNeecjN. 

. . . ^Qycjv iv Xgiav^ Faßgi^k r£v &i[i]u)v .... 

Zweifellos entstammen diese byzantinischen Reliefs einer ehe- 
maligen christlichen Kirche in der Mitte des Dorfes, die in eine 
Moschee umgewandelt wurde (Abb. 3). Die östlich orientierte, drei- 
schiffige Säulenbasilika mit den trikonchenartigen Apsiden in der 
Ost-, Nord- und Südwand, ist heute an der Portalseite wie im Innern 
völlig zerstört und umgebaut, dazu sind Fenster in barbarischer 



1) Abbild, im folg. Heft. 



Islamkoi 11 

Weise eingebrochen. Pilaster, abgestufte Blendfenster und Ochsen- 
augen darüber belebten die Außenwände, die aus ziemlich regel- 
mäßigen Ziegelschichten mit eingebundenen Quadern errichtet sind. 
Die letztem entstammen einem altem Bauwerk, vielleicht einer ersten 
Kirche, während unsere Anlage schon der Technik wegen erst dem 
Beginn des zweiten Jahrtausends frühestens zuzurechnen ist. Säulen- 
trommeln von 0,60 m unterem Durchmesser mit kreuzverzierten byzan- 
tinischen Kapitalen liegen im Innem, von dessen Stützung nur noch 
die Wandpfeiler der 0,90 m dicken Mauer erhalten sind, die auf 
Einwölbung schließen lassen. Postamente, die vor dem Eingang 




Abb. 3. Moschee in lalamkoi bei Isbarta. S.O. 

liegen, scheinen einst die Säulen einer Vorhalle getragen zu haben. 
Ein tief profiliertes, jetzt aber fast völlig zerstörtes Gesims lief 
einst in Höhe der Fensterbank um den ganzen Bau herum. ^ 

Schon Sterbet hat die Inschrift + ^xn Mrjrgodwoov ima[x6nov] 
an diesem Ort gefunden und somit den Sitz eines Bischofs daselbst 
nachgewiesen.-) Trotzdem wir die engen Gäßchen und Brunnen des 
Dorfes, die von einer Unzahl antiker Basen, Säulen und Gesims- 
stücke erfüllt sind, genau absuchten, ist es mir nicht gelungen, 
eine weitere Inschrift ans Licht zu ziehen, aus welcher etwa der 
Stadtname sich ergeben hätte. 



*) Im Innern maß ich 8,20 m Breite und 12,50 m Länge aus. — Da die Kirche 
in die Häuser eingeklemmt ist, kann ich nur ein mangelhaftes Bild derselben geben. 
«) Sterbet, The Wolfe Expedition p. 334 No. 4G7. 



12 Agrä 

Nur eine kleine Stunde von Islamkoi entfernt liegt am Fuß 
des hohen Borludagh der ansehnliche Flecken Ägras, das alte 
pisidische Agrä. Wegen seiner geschützten Lage und des Reichtums 
seiner Gebirgsbäche scheint der Ort immer blühend gewesen zu 
sein. Schon Hadji Chalfa erwähnt in seiner Djihan Numa das 
Gebirgsdorf Agrach oder Agros mit dem Wohlstand seiner Kauf- 
leute und Handwerker. Auch die Notitiae episcopatuum lassen 
indirekt erkennen, daß dieser Flecken allmählich den ehemaligen 
Bischofssitz von Seleucia überflügelte. Die jungem Listen nennen den 
Bischof der Burgstadt: [0 2e?.evxiiag 6 rijg atdr^gag ijroi 'A}'()iüvJ) 
Seit den Friedenszeiten des römischen Kaiserreichs scheint die alte 
Bedeutung Seleucias als schützender Mittelpunkt dieser Demen ge- 
sunken zu sein; die Akropolis zerfiel, und schließlich blieb dem Bistum 
nur der nominelle Titel, dessen Träger nach Agras übersiedelte. 

Da, wo heute der stattliche Bau der Medrese steht, war einst 
die Hauptkirche des Fleckens. Die Schule und der sie umgebende 
große Kirchhof ist ein wahres Museum von antiken Inschriften, 
Grabsteinen und Totenbüsten, im Innern ist eine Eeihe christlicher 
Skulpturreste in Wände und Fußboden eingelassen, die aber alle 
ihrer christlichen Symbole beraubt sind. Nur barfüßig durfte ich 
dieselben aufnehmen, trotzdem ein freundlicher türkischer Menschen- 
schlag hier wohnt. Die Ornamente der Türen, die Schranken- oder 
Brüstungsplatten vor dem Mimbar haben große Ähnlichkeit mit 
den Relieftafeln von San Marco in Venedig und der Laura auf dem 
Berge Athos (Abb. 4). Wir werden sie deshalb frühestens dem 
IX. Jahrh. zuzuweisen haben, wenn wir annehmen, daß diese Ver- 
zierungsweise vom Orient zum Abendland wanderte. Christliche 
Inschriften, die sich auf Gebälkstücken im Fußboden befinden, sind 
leider völlig abgetreten, selbst über die alte Anlage der Kirche 
läßt sich nichts aussagen, da die Medrese unbekümmert um den 
frühem Plan errichtet wurde.*) 

Nach einem kurzen Besuch Egerdirs und seines herrlichen 
Sees mit der freskengeschmückten Stephanskirche auf der Insel Nis 
wandten wir uns wieder nach Isbarta. Dem Lauf einer alten Römer- 
straße teilweise folgend, machten wir in Findos, einem großen 
Doppeldorf, Mittagsrast. Die Masse bearbeiteten Marmors weist 
auf eine alte Siedlung am Fuß der dicht bewaldeten Höhen des 
Karlydagh. In der Mekteb fanden wir auch eine christliche Inschrift 



^) Hadji Chalfa, Djihan Numa p. 699. 
«) Notit. X, 489/90. XIII, 339;40. 
') Andere Reliefs im nächsten Heft. 



Findos- Bindeos 



13 



eingemauert. Hier suche ich das 
seit dem Konzil von 692 und in den 
spätem Notitien erwähnte Bistum 
Bindeos, dessen Bischof immer 6 tov 
Bivdiov oder Bivdaiov genannt wird. 
Auf dem Konzil von 879 waren so- 
gar ein Bischof und ein Gegenbischof 
anwesend, ein 2tk(f.avog BtvSaiov 
und ein Ilavkog Bivdaicov^) Viel- 
leicht ging der Ort ursprünglich 
aus einem kaiserlichen Landgut her- 
vor, da er keine Münzen prägte. Er 
hatte, wie alle offenen, burglosen 
Städtchen dieses Distrikts, wie Agrä, 
Conana, Minassos, Islamkoi u. a. 
seinen Mittelpunkt in der schützen- 
den Akropolis von Seleucia. Die 
heute noch weitausgedehnte Dorf- 
anlage von Findos, der moderne 
Name, die Lage an der alten Straße 
von Baris nach Prostanna am Fuße 
grüner Waldungen machen die Identi- 
fikation mit Bindeos sicher, Eamsay 
hat in seiner Geographie die Ruinen- 
stätte bei Kilidj für dieses Bindeos 
in Anspruch genommen und es mit 
Theodosiopolis gleichgesetzt. Aber 
seine Beweisführung ist voller Hypo- 
thesen und an sich höchst unwahr- 
scheinlich.-) 



^) Ramsay, Geography p. 430. 

*) Auch Saure fielen bei seinem Vor- 
beiritt an Findos die Menge der bear- 
beiteten Werkstücke aus Marmor auf. 
Sarre, Reise in Kleinasien p. 167. — Ram- 
sat, Geography p. 404 f. — Ihm ist wohl 
auch Kiepert in seiner neuesten Karte 
Kleinasiens gefolgt, der bei Kilidj den 
Namen Binda eingetragen hat. — Lb Quien 
zitiert im Oriens christianus I, 1061 drei 
Bischöfe von Bindeos. — Die Inschriften 
von Kilidj bei Sterret, The Wolfe Expedition No. 600—608. 







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14 Sagalassos 

Kurz vor Isbarta lenkten wir seitwärts nach Minassyn und 
ritten auf dem Boden des alten Minassos in einem wahren Urwald 
von Kultur und Wildnis umher, ohne auf eine Inschrift zu stoßen. 
Hier rauscht der Kestrosbach, von Baris im weiten Bogen her- 
fließend und beständig von Gebirgswassem gespeist, über viel Geröll 
nach Süden und bricht sich durch das Massengebirge des Pisidischen 
Taurus hindurch. Den raschen Bach von Isbarta sollten wir in 
kurzem als bedeutenden Strom hinter Perge überschreiten.^) 

Statt den weiten Umweg über Buldur einzuschlagen, stiegen 
wir, um nach dem alten Sagalassos zu gelangen, den steilen Gebirgs- 
pfad empor, der hinter Isbarta direkt südlich über den hohen 
Aglasundagh nach dem gleichnamigen Dorfe hinüberleitet. ^) Die 
einstige römische Kunststraße ist heute ein mühseliger, nur von 
Eseln begangener, beschwerlicher Paßweg, der an schaurigen Ab- 
gründen vorüberführt, in deren Tiefe der Kestros in wunderlichem 
Lauf zu Tale braust. Nach Überwindung des wild zerklüfteten, 
verschneiten Gebirgskammes, wo ein eisiger Wind die Glieder er- 
starren macht, stiegen wir, die Pferde beständig am Zügel nach- 
ziehend, in Serpentinen den Südabhang hinunter, der bereits völlig 
vom Schnee befreit war. 

Bald breitete sich zur Linken das hochgelegene Ruinenfeld von 
Sagalassos aus, das sich über eine Eeihe südwärts streichender 
Hügel und Senken hindehnt. Tiefe Schluchten und steile Berg- 
hänge umgeben schützend von drei Seiten die Stadt der Sagalasser, 
von denen Stbabo mit Recht sagt: „üxovTig ogt] rat^i^ovra riyi/ 
Xiigav avTOJV.^^) Auf den nördlichen Höhenstufen, dicht unter der 
steilen Bergwand, liegen in malerischer Abwechslung die ansehn- 
lichen Ruinen des Theaters, der Agora, von Tempeln und Grab- 
bauten, während der Blick nach Süden über üppige Niedeningen 
und die alpine Welt der Milyas und die dunkeln Waldgebirge von 
Kremna schweift. Zwischen die antike Stadt auf den Höhenrücken 
und die Niederung, in der heute das Dörflein Aglasun liegt, schiebt 
sich quer ein Hügel, der loq^og 6 ngo rfg nolewg,*) den in christ- 
licher Epoche eine Kirche krönte. 

Nach mühsamem Emporklettem zu den von südlicher Sonne 

^) Vielleicht unterstand Minassos, das mit Conana gemeinschaftlich MUnzen 
prägte, auch dessen bischöflicher Amtsgewalt Vgl. auch Ramsay, Geography p. 406. 

*) Der Weg ist beschrieben von Arundel, Discoveries II, 24 f. und Habiilton, 
Bescaiches 1, 186 f. Hier wertvolle geologische Beobachtungen. 

«) Strabo, Geographie 569 (XII, 6). 

*) Areian, Anab. I, 28. 



Kirche zu Sagalassos 



15 



glfihenden Felseuterrasseu gelangten wir von der Agora aus zu der 
Ostkirche der alten Stadt, einer dreischiffigen, ziemlich nach Osten 
ausgerichteten Basilika (Abb. 5). ^) Der Platz ist heute eine Wirrnis 




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von Quaderblöcken, Säulenstücken, Kapitalen und Gebälkteilen, aus 
der man nur mit Mühe die Anlage herauserkennen kann. Die Apsis 
hat im Grundriß nach meinen Ausmessungen, mit denen die von 



*) Lanckobonski , Reisen in Pisidien p. 131 f. 149 f. mit Plan Fig. 123 und 
Abbildung der Tür Fig. 103. 



16 Kirche zu Sagalassos 

Niemann aufs genaueste zusammenstimmen, einen überhöhten Bogen. 
Das Querschiff tritt nur mäßig über die Längsseiten hinaus und 
gehört, da die Mauerwinkel im Quaderverband stehen, zur ursprüng- 
lichen Kirchenanlage, ohne daß der voraufgegangene antike Bau 
etwa die Durchschneidung bedingt hätte. In Perge werden wir, ab- 
gesehen von der Westkirche hier in Aglasun^ ein weiteres Beispiel 
für das frühe Auftreten des Querschiffs antreffen. Die Mauern von 
1,20 m Dicke stehen nur an der Nordostseite noch bis gegen drei 
Meter aufrecht, sie sind aus Bruchsteinen unter reichlicher Ver- 
wertung antiker Werkstücke errichtet. Die Basilika mißt 31,30 m in 
der Länge und 16,60 m in der Breite, dazu kommt die Tiefe des Nar- 
thex von 3,95 m. Denn die Tür in der Mittelachse der Kirche, welche 
samt der Eingangspforte in den Naos dank einer trefflichen Verkeilung 
und Fügung von Pfosten und Sturz noch aufrecht steht, kann nur 
einem mit der Kirche verbundenen Vorraum angehören, obwohl die 
Mauern heute tief unter dem Schutt begraben sind» Fraglos aber 
entstammen die Gewände sämtlicher Türen antiken Gebäuden, trotz- 
dem in diejenige des westlichen Portals das Kreuzsymbol eingehauen 
ist. Nach Osten und Westen hin neigt sich das Terrain stark ab- 
wärts. Ein Atrium ist deshalb so gut wie ausgeschlossen, abgesehen 
davon, daß ich an Ort und Stelle keine Spur eines solchen ent- 
decken konnte. 

Über die exakten Feststellungen der LANCKORONSKi'schen Expe- 
dition hinaus läßt sich ohne tagelange Abräumung und Ausgrabung, 
was mir leider während meiner ganzen Reise versagt bleiben mußte, 
nichts weiteres beobachten. Vor bald 30 Jahren mußten die Öst- 
reicher schon zwei Meter tief graben lassen, um zum Stylobat und 
den attischen Basen mit jonischen Säulen zu gelangen. Sie erwähnen 
dabei auch kleine farbige Smaltwürfel von Mosaik, die den Schutt 
des Chors durchsetzten. Die Baulichkeiten, welche die Kirche nörd- 
lich und südlich flankieren, gehören keiner Klosteranlage an, wenn 
auch ihre kirchliche Bestimmung aus ihrer Lage hervorgeht. Der 
bedeutendste Rest dieser Bauten ist eine Mauer mit Tür nördlich 
hinter dem Querschiff, die durchweg aus älterem Material errichtet ist. 

Einst führten von Westen und Osten Treppen zum Kirchplatz 
empor, auf denen man wahrscheinlich vermittelst Säulen toren zu 
Wandelhallen gelangte, die den heiligen Platz umgaben. Denn die 
große Inschrift, die unter den Trümmern im Kircheninnern oben- 
aufliegt, meldet, daß wir hier zugleich auf den Fundamenten von 
Apollos Tempel stehen und daß die hohen Säulen mit ihren jonischen 
Kapitalen einst das reiche Dachgebälk seines Heiligtums trugen. 



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Die Westkirche zu Sagalassos 17 

Der reiche Überfluß antiker Bauten wirkte hier wie an andern 
Orten direkt lähmend auf die frühchristliche Architekturentwicklung 
dieser Gegenden. Die vorhandenen drei Sagalasser Basiliken sind 
größtenteils aus antikem Werkmaterial aufgerichtet, indem man die 
damals bestehenden Kultbauten abriß und im Basilikenschema wieder 
aufbaute. Die Größe der Kirchenanlagen gibt uns auch einen Finger- 
zeig für ihr hohes Alter, da sie noch eine zahlreiche Christengemeinde 
in diesen Orten voraussetzt, die bereits im frühen Mittelalter von 
Erdbeben heimgesucht und plötzlich für immer verlassen wurden. 

Im Nordwesten der Stadt, nur einen Steinwurf von der gewaltig 
emporsteigenden Bergwand entfernt, wo die Toten in ihren Fels- 
kammem ruhen, liegt die Westkirche von Sagalassos, die in ihren 
nordöstlichen Mauerteilen teilweise noch bis zum antiken Haupt-, 
gesims aufrecht steht.*) Am Chor mit dem höchst eigentümlichen 
Dreiachtel-Abschluß sowohl innen wie außen kann man noch die alten 
Zahlen der Quaderversetzung erkennen. Es sind so viele antike Werk- 
stücke für diese Kirche verwandt, daß ein so guter Beobachter wie 
HiBscHFELD nicht abgeneigt war, in dem Gebäude eine zu schau- 
spielerischen Übungen bestimmte Anlage zu sehen, weil das Chor- 
gesims mit tragischen und komischen Masken geschmückt ist. 
Tatsächlich löste auch diese Basilika mit ihren großen Abmessungen 
und weit vorspringendem Querschiff einen Dionysostempel ab, aus 
dessen Material das christliche Gotteshaus skrupellos erbaut wurde. 
Ein Narthex scheint mir im Westen wahrscheinlich, obwohl in dieser 
Schutthalde ohne Grabungen sich nichts Sicheres angeben läßt. 
Schon Abundel's im allgemeinen richtiger Plan läßt die Längs- 
mauem noch ein Stück über die Westseite hinauslaufen, ohne jedoch 
die äußere Abschlußmauer dieser Vorhalle anzugeben.*) Im Nord- 
westen liegt auch ein Eundbau in Trümmern, welchen der Eng- 
länder, dem Kirchen die Hauptsache waren, für ein christliches 
Baptisterium ansprach. Mag er immerhin später einmal diesem 
Zweck gedient haben, ursprünglich ist diese Kotunde auf Säulen, 
wie die Werkteile und Inschriften deutlich beweisen, heidnischer 
Provenienz. Die Anlage eines Atriums war hier des Terrains wegen 
schlechterdings unmöglich. Von einem rechteckigen Bau, der sich 
in christlicher Zeit an die Südostecke der Kirche anlehnte, ist außer 
einem südlichen Zugang nichts weiter mehr als Fundamentmauern 
vorhanden. 



*) Hirschfeld, Reiseberichte 1879 p. 310. — Lanckokonski, Städte Pisidiens 
141 f. 152 f. mit dem Plan Fig. 126 und zwei Abbildungen Fig. 112 u. 125. 
*) Arundel, im Anhang zu den Discoveries I. 
Rott, Kleinuiatische Denkmäler. 2 



18 Nach Kremna 

Hier oben, wo die wildverzackten Bergspitzen in den blauen 
Äther ragen oder Wolken über die Ruinenfelder hinfegen und durch 
die tiefe Talschlucht die Gebirgswasser von der nördlichen Paßhöhe 
niederbrausen, hier in hehrer Einsamkeit auf dem höchsten Punkte 
der Stadt brachte einst der Sagalasser dem heitern Dionysos seine 
Opfer, von hier drang christlicher Gesang ins Tal hinab. Ein Erd- 
stoß — und alles liegt in Trümmern. Nur die ernsten und heitern 
Masken grüßen immer noch von ihrem Postament herab, vom Chor- 
dach einer Kirche, einem einstigen Bacchustempel.^) 

Auf dem erwähnten untern Hügel fand sich eine dritte Kirche 
von mäßiger Größe, bis auf die westliche Eingangstür und den 
Chor fast zu den Grundmauern herab zerstört. Im Osten schließt die 
Apsis außen wie innen rund die Kirche ab, deren innere Länge und 
Breite ich zu 21,55 X 12,00 m ausmaß. Von Säulen, die wohl den 
Eaum in drei Schiffe geteilt haben, ist keine Spur mehr an der Stelle 
zu finden. Nur Rebhühner beleben heute in Scharen diese Höhen, 
und Wildschweine durchwühlen den Schutt und das Dickicht. 2) 

Mit dem jungen Hirtenvolk von Aglasun, das mit seinen 
mäckernden Ziegen und zottigen Schafen unter lieblichem Geklingel 
zur Jaila zog, ritten wir am nächsten Morgen südwärts nach Kremna. 
Die letzten Wolken vom nächtigen Gewitter wanderten über die 
silbergrauen Höhen durch den heiterblauen Morgenhimmel, die 
Silberpappeln des Dörfleins hinter uns schwellten im zartesten Grün 
und die vielen kräftigen Nußbäume verdeckten fast völlig die niedem 
Hütten. Der Esel stellt sich quer über den Weg und macht den 
Eindruck, als hege er tiefsinnige Betrachtungen über den eiligen 
Fremdling. Wir durchritten in rascher Gangart die breite Mamak 
Owassi, den „ager Sagalassenus über fertilisque omni genere fru- 
gum".*) Der Leiledjik und Adada blieben zur Rechten, der Mana- 
syrdagh zur Linken liegen. Über die Sattelung des Jumurtasch 
traten wir plötzlich aus der monotonen Ebene in eine nordisch 
anmutende, mit prächtigen Tannen und Fichten bewachsene Gebirgs- 
landschaft mit tiefen Tälern und manchem stattlichen Hirsch im 
dichten Gehölz. In dem kleinen Weiler Dewre, der in einem roman- 
tischen Felskessel liegt, teilten wir unser Mittagsbrot mit den gut- 
mütigen türkischen Bauern, die mit der gleichen Neugier unsere 



*) Le Quien, Oriens christianus 1, 1042 nennt vier Bischöfe von Sagalassos, 
Lanckoronski 1. c. 244 einen Diakon Theodor. 

-) Die Mauern sind 0,85 m dick, im Süden und im Norden sitzen noch die 
Schwellen der Eingänge in den ümfassungsraauerD. 

3) Livius XXXVIII, 15. 



Kremna 19 

Gewehre betrachteten wie vor 70 Jahren, als der Engländer Abundel 
als erster Europäer diese Schluchten betrat. In diese stillen Wald- 
täler ist kaum ein Schall der modernen Außenwelt gedrungen. 
Diese Menschen würden es als Schmach ansehen, wenn der Fremde 
mit klingender Münze den Honig mit Maisbrot und den köstlichen 
Jourt entgelten wollte. 

Auf halsbrecherischen, morastigen Saumpfaden kletterten wir 
an der westlichen Gebirgslehne empor, mitten durch den Urwald 
hundertjähriger Fichten und modernder Stämme hindurch dringend. 
Es ist einer der schlimmsten Wege im pisidischen Taurus. Nach 
Stunden öffnet sich plötzlich die Wildnis, und unter Girlanden 
von wilden Reben traten wir in die Lichtung hinaus. Es war 
das untere Plateau des Felsens von Kremna, auf dem der 
schönste Oleander eben blühte, während zur Eechten der Burg- 
berg drohend sich emporreckte. In einer traurigen Oda, durch 
die ein kalter Nachtwind blies, fanden Mensch und Pferde gemein- 
same Unterkunft. 

Am Morgen einer schlaflosen Nacht stiegen wir von Süden 
her zum isolierten Stadtberg hinauf. Der Weg führte auf halber 
Höhe an Grabbauten vorüber und durch ein großes Tor, dessen 
Bogen noch von der trefflichen Fügung ihrer Keilsteine sprechen, 
erreichten wir die Plattform. Wo die Ränder nicht von Natur steil 
abfallen, da türmte man zyklopisches Mauerwerk zum Schutze auf. 
Nun tritt man auf die Agora und ins Innere der Stadt. Nirgends 
habe ich, von der Akropolis von Syllion abgesehen, deren Burgberg 
auffallend demjenigen von Kremna gleicht, eine solche Urwildnis 
von überwuchernder Natur gesehen wie hier, wilde Birnbäume und 
Feigen, die im Domgebüsch emporsprießen, dunkle Stämme, die 
morsch in die Schwarzdomhecken und hohen Oleander niedergesunken 
sind, kräftiger Baumschlag, der Mauern und Gewölbe auseinander- 
gesprengt hat. Und zu Füßen blinkt, halb von Moos und Schorf 
überzogen, der Marmor der schönsten Säulen und Gebälke aus dem 
Chaos der lebendigen Natur hervor, und um das Bruchstück einer 
Lapidarinschrift, die aus ansehnlicher Höhe herabgestürzt sein muß, 
hat kräftiger Efeu bereits seine Arme geschlungen. Wir stehen 
an einer klassischen Schlummerstätte inmitten der wildesten Romantik 
der Gegenwart. Halb melancholisch, halb unbewußt schrieb ich 
damals ins Tagebuch : Und Marmorbilder stehn und sehn mich an . . . 
Die Hochgebirgsszenerie auf der Akropolis von Kremna in Pisidien 
hat nur im zweiten Faust ihr Gegenstück, hier ist ein Tabor der 
antiken Welt. 

2* 



20 Kirchen zu Kremna 

Bald sollte der Wachtelschlag im Busch aufhören. Finstere 
Wolken ergossen unbarmherzig ihren reichlichen Inhalt über uns 
aus, und stundenlang suchten wir nach christlichen Denkmälern, 
indem wir uns durch nasses Gebüsch hindurcharbeiteten. Seit den 
Forschungen der Östreicher hat die Verwilderung hier oben dermaßen 
zugenommen, daß wir bei den Kirchen kaum mehr das Festgestellte 
nachprüfen konnten. Die fast östlich orientierte Basilika am Westtor 
von 24,50 m Länge und 11,60 m Breite war durch Pfeiler in drei 
Schiffe abgetrennt, von den entsprechenden Eingäügen im Westen 
ist nur noch die Haupttür von 1,35 m Breite zu bestimmen. Über 
das Atrium läßt sich ohne vorherige Aufräumung mit Axt und 
Spaten zur Zeit gar nichts sagen; soweit ich klar sehen konnte, 
bezweifle ich die Zugehörigkeit dieser Westanlage zur Kirche.^) 

Erst gegen Abend fand ich auch die von Lanckoeonski erwähnte 
zweite Kirche, doch in so kläglichen Resten und so überwuchert, 
daß ich eine nähere Untersuchung für wertlos ansah. Man müßte 
es denn machen wie der Großadmiral des Kaisers Konstantin IL, 
Sisinnius, als dessen Marinesoldaten auf der verlassenen Insel Skiathos 
landeten und in der Panagiakirche, in deren Innern der Wald auf- 
geschossen war, ihre Andacht verrichten wollten. Da erzählen die 
Akten des Heiligen Demetrius, welche die Zeitgeschichte jener ver- 
heerenden Avareneinfälle treu wiederspiegeln: „EvQfjxwg %va rwv 
yevofiivajv hcBiae navayitav vawv aXatidt] xal ^vvkov xa&Barwraj t^ 
Bifixoq) üXQax^ initgBipBV %v (xigog avxov xa&aiQBiv'^.^) In christ- 
licher Epoche scheint die Stadt Kremna schon sehr herabgesunken 
zu sein. Der Oriens christianus zählt nur einen einzigen Bischof 
Theodor auf, welcher der VII. Synode beiwohnte.^) 

Um zu unserm Troß zu gelangen, den wir von Isbarta über 
Buldur voraufgeschickt hatten, verließen wir Girme, wie der heutige 
ärmliche Ort genannt wird, da das Wetter auf keine Besserung 
hoffen ließ. Durchnäßt bis auf die Haut stiegen wir die mäßigen, 



*) Lanckobonski, Städte Pisidiens p. 170: .Das 6,54 m breite Hauptschiff 
ist jederseits durch vier Pfeiler (0,6—0,7 X 0,52 m Gruadriß) von den rund 2 m 
breiten Seitenschiffen abgetrennt.*" — Vom Vorhof heißt es dort: .Westlich vor 
dieser Basilika liegt ein Hof mit Resten einer Säulenhalle ringsum. Die drei 
Säulen mit 8,2 m Achsweite sind in situ , die mittlere gerade in der Achse der 
HaupttUr, die beiden andern je vor dem der Mitteltür nähern Türpfosten der 
Seitentüren. An der Süd- und Nordseite standen je vier Säulen mit 3,67 m Achs- 
weite. Die Tiefe der Hallen betrug 3,4 m. Der ganze Hof war also von Nord 
nach Süd so breit wie die Basilika, nach Westen etwas größer.* 

*) Acta Sancti Demetrii martyris, Mignb 116, 1369. 

») Le QuiEN I, 1025. 



Budjak und Indjircban 21 

schönbewaldeten Höhen ira Westen von Kremna hinunter nach 
Budjak, einem ansehnlichen Flecken im Gebiet des im Sommer 
völlig ausgetrockneten Kesteligöls. In der nördlichen Dorfhälfte 
jenseits des Baches fanden wir ein Marmorbruchstück, in das die 
Lapidarbuchstaben M>4PAf... eingehauen waren. Tagsdrauf machten 
wir einen nördlichen Abstecher nach dem Indjirchan. Die mit 
Quadern trefflich aufgebaute Karawanserei aus der Seldjukenzeit mit 
ihren spitzbogigen Wölbungen und dem schönen Stalaktitenportal, 
geht allmählich dem Verfall entgegen. Mehi'ere antike Werkstücke, 
an der Außenseite teilweise geglättet, samt einer Inschrift sind in 
die Außenmauem verbaut. Es ist betrübend, wenn man heute in 
Anatolien allenthalben den traurigen Untergang dieser seldjukischen 
Bauwerke mit ansehen muß, für deren Erhaltung die jetzt regierende 
Dynastie auch nicht das geringste Interesse zeigt. Fast hat es den 
Anschein, als sehe es dieselbe im Gegenteil nicht ungern, wenn 
die gloiTeiche Vergangenheit eines einst dem Osmanen feindlichen 
Volksstammes völlig ausgelöscht würde. Die seldjukischen Bauten 
sind eine Gruppe mittelalterlicher Denkmäler, zu deren hoher Wert- 
schätzung man erst gelangen wird, wenn dieselben größtenteils 
verschwunden sind. 

Wenige Schritte davon sprudelt in dieser Talbucht eine kräftige 
Quelle aus harten Kalksteinfelsen hervor. Ringsum zerstreute 
Trümmerstücke weisen deutlich auf eine antike Stätte hin, von 
der auch General Köhler zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bei 
seinem Durchritt von Adalia nach Isbarta noch bedeutende Über- 
reste gesehen hat.^) Kurz vor unserer Ankunft hatten die Bewohner 
des dortigen Tschiflik einen Hypocaust aufgedeckt, wobei sie auch 
die von uns kopierte Inschrift fanden. Ich zählte noch etwa zwanzig 
kleine Säulen, die aus Rundziegeln aufgemauert waren, auf denen 
Steinplatten als Decke lagen.^) 

Nach kurzem Ritt hielten wir vor dem Dorfe Susuzkoi an 
einem alten, wohlerhaltenen Seldjukenchan Mittagsrast. Die Tat- 
sache, daß wir in den nächsten Tagen unterhalb der pisidischen 
Gebirgspässe noch zwei solcher großen Karawansereien antreffen 
sollten, zeigt deutlich, wie lebhaft noch im Mittelalter der Handel 
zwischen der Südküste Kleinasiens, vornehmlich Adalia und dem 



^) M. Leake, Journal of a tour in Asia Minor p. 151. 

") Das Portal des Indjirchans bei Lakckoronski , Städte Pampbyliens (I) 
am Schlufi der Einleitung , derselbe erwähnt im Band II, 187. — Kiepert hat 
beim Indjirchan fragweise Ceraea oder Cretopolis eingetragen. 



22 



Seldjukenchan bei Susiizkoi 



Mäandertal gewesen sein muß. Durch ein schön umrahmtes Sta- 
laktitenportal über dem Segmentbogen des Tores traten wir in 
ein mehrschiffiges, in spitzbogigen Arkaden gewölbtes Innere. Er- 
höhte Podien gewährten Raum für die Reisenden, während die 
tief erliegen den, anschließenden Flügel den Tieren zum Aufenthalte 




Abb. G. iDnores des Saryohant bei Avauos. 



dienten. In der Mitte des überhöhten Mittelschiffs steigt noch die 
Kuppel zu luftiger Höhe empor, welche außen durch sphärische Drei- 
ecke und schiefgeueigte Schmiegen, die zugleich als Widerlager dienen, 
ins Achteck übergeleitet wird. Den Absclüuß bildet ein hübsches 
Kranzgesims. Von altern Werkstücken, die in den Chan eingebaut 
sind, hebe ich nur zwei sehr zeretürte Engelfiguren am Eingang her- 
vor, die bereits General K(*)hler im Jahr 1800 bei seinem raschen 
Vorüberritt erwähnt und einer ehemalioren christlichen Kirche zu- 



Bajamatsch-Ariassos 23 

schreibt.^) Die schmucklosen, starken Mauern dieser Anlagen, welche 
zugleich fortifikatorischen Zweck in jenen unsicheren Zeitläuften 
hatten, sind durch schlanke Türme und Strebepfeiler, die bald rund, 
bald rechteckig, bald drei- und fünfeckig sind, malerisch gegliedert. 
Die treffliche Konstruktion, die wohlabgewogenen Proportionen und 
die Regelmäßigkeit dieser Seldjukenbauten verraten eine Bautradi- 
tion, der nachzuspüren sich verlohnen würde. ^ (Abb. 6.) 

Hinter der Kyzyl Owa treten die Berge wieder nahe heran, von 
Osten das Massengebirge des Ugurludagh, von Westen der Soghanly 
mit seinen eigentümlich zerrissenen Bergkuppen. Dann öffnet sich 
hinter Boghaskoi das Tal wieder und die südliche Flora beginnt 
plötzlich mit Eeben, Quittenbäumen und weißen Birken, an denen 
die Telegraphendrähte bis schier auf den Boden niederhängen. 
Dazu nehme man die offenen Zisternen mitten auf dem Weg, die 
von Früh Jahrswassern öfters durchrissene Straße, gestürzte Kamele, 
die meist die Füße gebrochen haben, die fliegende Post, die stets 
in bewaffneter Begleitung über das Land zieht, dann hat man schon 
im Straßenleben ein Bild, wie es im türkischen Anatolien aussieht. 

In der Westecke der größten Talbreite, von Bergen rings ein- 
geschlossen, liegt Bajamatsch mit seinen längst bekannten Ruinen. 
Der Stadtname Ariassos ist erst vor wenig Jahren durch Inschriften 
an den Tag gekommen. Hier ist der Ausgangspunkt für drei im 
Altertum begangene Päße, während heute fast nur der mittlere 
benutzt wird, durch den die Straße von Buldur nach Adalia führt, 
während der östliche, die Klimax der Alten, wegen seiner Schlüpf- 
rigkeit nur noch von Eseln begangen wird. Der westliche Paß, in 
dem die Reste von Ariassos liegen, ist durch niedergestürzte Trümmer 
unwegsam geworden und durch Gebüsch überwachsen, (Abb. 7.) 

An der Moschee des Dorfes vorüber, deren Holzpfeiler auf 
antiken Postamenten stehen, kamen wir nach einer halben Stunde zu 
einem Vorwerk der alten Stadt, einem nach Norden vorspringenden 
Hügel, der rings ummauert war. In der Mitte des künstlich ge- 
ebneten Plateaus erkennt man noch unter eng geschichteten Ruinen- 
mauem mit hohen Türpfosten einen Temenos samt dem alten 
Plattenbelag. Felsgräber und umgestürzte Sarkophage begleiten 



') Lbake, Jouroal 134 f. 

*) Lanckoronski , Städte Pisidiens p. 187 und Tafeln XXXII u. XXXIII. 
Abbild., Plan und Durchschnitt. — Für wichtig halte ich die seldjukisehen 
Karawansereien wegen ihrer Zusammenhänge mit den mittelalterlichen Kloster- 
anlagen und Xenodochien, und selbst mit den Anlagen der römischen Lager 
und sassanidischen Paläste. 



24 



Paß von Ariassos 



uns rechts und links das schmale Tal hinauf, das mit wenig Menschen 
gesperrt werden konnte. Plötzlich biegt der Paß im rechten Winkel 
nach Süden um, und wie in einer Wunderwelt werden wir durch 
ein mächtiges Triumphtor überrascht, das in drei Bogen das enge 
Defil6 überspannt, an dessen steilen Hängen beiderseits sich die alte 




Abb. 7. Der Faß von Ariassos bei Bajamatsch. 

Stadt Haus über Haus hinaufzog. Wohlerhalten ist eine stattliche 
Reihe der unzähligen Grabhäuser, die namentlich auf dem Sattel 
dicht gedrängt stehen, wo auch eine große Exedra mit Sitzstufen 
rechter Hand teilweise aus dem Fels gehauen ist und vielleicht ein 
kleines Odeon bildete. Hinter dem hohen Triumphtor, das wohl 
für einen Kaiser errichtet, im übrigen in wenig feinen Formen 
ausgeführt ist und eher auf kleinstädtische Renommage schließen 



Die Klimax 25 

läßt, liegt, fast völlig vom Schutt bedeckt, der Überrest der alten 
Marktbasilika mit apsidialem Abschluß und vielen Postamenten mit 
Ehreninschriften, von denen auch eine den Stedtnamen enthält. 
Dies Hauptgebäude des alten Ariassos wurde wohl später in eine 
Kirche umgewandelt, als die Stadt zum Bistum erhoben wurde. 
Denn ich konnte sonst nirgends in dieser Bergstadt, wo massen- 
haft Ruine auf Ruine in die Talfurche gestürzt ist, die Spur eines 
sonstigen kirchlichen Bauwerks entdecken, obwohl Hierokles wie 
alle spätem Notitien Ariassos als Episkopalstadt der Eparchie 
Pamphyliens nennen und auch der Oriens christianus drei Bischöfe 
hier namhaft macht') 

Den Troß auf dem Hauptpaßweg nach dem Kyrkgiözchan vor- 
aussendend, wählten wir den östlichen Weg durch das Defil6 der 
alten Klimax.*) Eine Talbucht zieht sich am Südende der breiten 
Ebene von Bajamatsch ostwärts, wo Frauen die schwarze Erde mit 
dem Holzpflug umwühlten, während die Männer auf Balkenschlitten 
hinterdrein die Äcker walzten. An Hafis Pascha Tschiflik vorüber, 
kamen wir nach IV« Stunden zu einer alten Ruinenstätte von mittlerer 
Ausdehnung, deren Hauptgebäude auf einem kleinen Hügel, heute 
Tschifliktepe genannt, standen. Die Befestigungsmauer ist im 
Norden und Osten noch erkennbar. Am besten ist ein kleiner Grab- 
tempel mit großen Gebälkstücken erhalten, der wie die übrigen 
Anlagen auf die römische Kaiserzeit weist. Diese erheben sich 
meist kaum über einen Meter aus der Schutthalde, einige unter 
ihnen zeigen apsidiale Abschlüsse, haben jedoch mit christlichen 
Kultbauten nichts zu tun. 

Bald hinter dieser antiken Siedlung lenkten wir südlich in 
den Gebirgspaß und folgten einer gut gepflasterten, meist trefflich 
erhaltenen Römerstraße, deren Kalksteinfließen jedoch vom Paßgang 
der Esel und Kamele so glatt geworden sind, daß unsere Pferde 
beständig niederstürzten, obwohl wir sie am Zügel nachführten. 
Nach einem einstündigen Marsch durch ein enges Defile hatten wir 
jenseits eines kleinen Talkessels den Gebirgssattel erreicht. Starke 
militärische Befestigungen aus römischer und byzantinischer Zeit 
sperrten einst diese Paßhöhe. An den beiderseitigen Bergwänden 



») Hierokles 681, 4. — Not. episc. VII, 221. VIII, 500. III, 399. X, 516 
(P ARTHEY). - Le Quien I, 1024. — Lanckobonski, Städte Pisidiens p. 99 u. 124 f. 
Tafel XXII, wo die Ruine noch als das alte Cretopolis angegeben wird. — Die 
ältere Literatur verarbeitet bei Ritter, Kleinasien II, 70H f. 

*) Auch Lanckoronski 1. c. p. 125: .Der Name Klimax gehört offenbar dem 
östlichen." 



26 Döschembe 

ziehen sich breite Mauern weit hinauf, hinter denen kasernen- 
artig die Kammern für das Militär lagen. Genau da, wo die Straße 
nach beiden Seiten hin abfällt, stand ein Säulentor, an das sich 
seitliche Hallengänge anschlössen. Von diesem Bayon aus konnte 
der hintere Talkessel bequem von drei Seiten bestrichen werden, 
wenn der Feind von Norden her in den Paß eindrang. An dieser 
Stelle oder vielleicht schon am obern Eingang zur Klimax bei der 
erwähnten Ruinenstätte scheint Perdikkas und sein Anhang von 
Antigonus besiegt worden zu sein. Denn nirgends sonst ist die 
Lage des alten Cretopolis zu suchen.^) Den südlichen Paßeingang 
von der Pamphylischen Ebene her konnten wenig Soldaten mit 
leichter Mühe verteidigen. 

Von dieser Höhe abwärts, wo sich ein entzückender Blick auf 
das leuchtende Mittelmeer eröffnet, begleiten große und kleine Grab- 
bauten und riesige Sarkophage aus Kalkstein die Straße, die mit 
ihren tief ausgefahrenen alten Geleisen durch die romantische 
Schlucht in starkem Gefälle zu einem zweiten Buinenort am süd- 
lichen Ausgang hinabführt. Heute ist dieser Verkehrsweg fast 
völlig außer Gebrauch, obwohl er bis zur Mitte des verflossenen 
Jahrhunderts die gangbarste Boute gewesen sein muß, da ihn 
Beisende wie Paul Lucas, Köhler, Schönbohn und Fellows nach 
ihren Schilderungen zu urteilen gezogen sind.'^) Unten fällt vor 
allem die Unmasse der Sarkophage in dem alles bedeckenden dichten 
Gebüsch auf, namentlich ein solcher, auf dessen Deckel ein mächtiger 
Löwe in ganzer Länge ausgehauen ist. Buckelschild und kurzes 
Schwert verkünden überall die römische Weltherrschaft, während 
die Inschriften in dem porösen Kalkstein völlig ausgewaschen sind. 
Am östlichen Hang wie in der halbversumpften Niederung stehen 
große Standlager und Kasemements aus mittelalterlicher Zeit bis 
zu ansehnlicher Höhe noch aufrecht, die auf den ersten Blick an 
Klosteranlagen gemahnen. Denn sowohl am höher gelegenen Tal- 
ausgang wie drunten in der westlichen Ebene trafen wir zwei 
Kirchen von mittlerer Größe an, die erst im spätem Mittelalter 
entstanden sein können, als hier unten, vielleicht im Anschluß an 
die Garnison, die Stadt sich nach Süden hin erstreckte. 

Die Oberkirche (B) war buchstäblich in den Bergabhang hinein- 
gebaut. Die drei- resp. zweiapsidiale Anlage war im Osten in 
syrischer Art durch eine gerade Mauer abgeschlossen, je sieben 

*) Vgl. auch Lanckoronski, Städte Pisidiens p. 16 u. 123. 
2) P. Lucas, Voyiige p. 8. — Fellows, Ausflug p. 86 f. — Leake, Journal 
p. 134 f. — ScuöNBORN, Der Zug Alexanders durch Lycien p. 19 f. 



Kirchen unterhalb Döschembe 



27 



Pfeiler im durchschnittlichen Abstand von 2,10 m teilten den Kaum 
von 25,80 m Länge (mit Chor) und 12,85 m Breite in drei Schiffe, 
zu 5,90 m und je 2,70 m innerer Weite. Die ein Meter starken Mauern 
sind aus Bruchstein aufgeführt unter Verwendung eines vorzüglichen 
Mörtels, nur an den Ecken sind glattbehauene Quader verwertet. 
Die Gußbrocken im Innern wie die Dicke der Mauern, die noch teil- 
weise mit Stuck bedeckt und früher sicherlich bemalt waren, machen 
mangels anderer Anhaltspunkte die Eindeckung vermittelst Wölbung 
höchst wahrscheinlich. Im Westen schloß das ungünstige Terrain 
die Errichtung eines Narthex aus, im Süden wurde eine starke 




P 



X 








Abb. 8. Kirchen unterhalb der Klimax von Döschembo. 

Stützmauer im Abstand von etwa 3 m aufgeführt, um Rutschungen 
des abschüssigen Baugrundes vorzubeugen. Treppen führten vom Tal 
sowohl zu den beiden Westeingängen wie zu einer schmalen Pforte 
in der Ostwand, durch welche der südliche Xebenraum des Haupt- 
chors zu einem Korridor mit schmalem Schlitzfenster gestaltet 
wurde. Von den ursprünglichen Fenstern konnte ich nur in der 
Oberwand der Südmauer noch die Ansätze von dreien, in der Haupt- 
apsis ein großes Doppelfenster erkennen, das durch einen mittleren 
Pfosten getrennt war. 

Von der Unterkirche stehen zwar die 0,80 m starken Umfassungs- 
mauern namentlich an der Ostseite noch mehrere Meter aufrecht, 
das Innere aber ist eine undurchdringliche Domenhecke, welche die 



28 Panemuteichos 

Kirche bereits überwachsen hat und aus der ich mich mit blutenden 
Fingern zurückziehen mußte, als ich die einstige Stützung feststellen 
wollte. In gleicher Technik ausgeführt unterscheidet sie sich von 
der Oberkirche durch den Narthex im Westen und den geraden 
Abschluß der Seitenschiffe. Die ebenfalls halbrunde Apsis von 
4,15 m Breite ist genau nach Südosten orientiert und öffnet sich 
nach außen in einem großen Fenster von 1,90 m Weite, das wohl 
gleich der Oberkirche durch einen Pfosten geteilt war. Nach den 
Wandpfeilem von 0,70 m Stärke, die ich im Innern an der West- 
und Ostmauer noch feststellen konnte, ergaben sich für das Mittel- 
schiff eine Breite von 5,30 m, für die Seitenschiffe je 2,60 m. Ent- 
sprechend der Einteilung führten auch drei Türen von 1,70 m und 
je 1,10 m Weite in den Narthex, welcher sich bei einer Tiefe von 
3,40 m vor die ganze Kirche legte und dessen Westwand zur Hälfte 
verschüttet ist. Nur auf Grund eines Säulenbruchstücks, das ich 
in meinen Notizen vermerkt, habe ich Säulen in den Plan ein- 
gezeichnet. Eine Einwölbung schien mir unwahrscheinlich; von den 
Fenstern, die hoch in den Mauern gesessen haben müssen, konnte 
ich keine Spur mehr nachweisen. 

Zwischen Kremna und Ariassos zählt der Synecdemus des 
Hierokles^) die Episkopalstadt Panemuteichos auf, deren Name 
wie Abonoteichos und Gordiuteichos die Beziehung zu einer Befestigung 
klar durchblicken läßt. Der Oriens christianus macht vier Bischöfe 
daselbst namhaft.^) Ramsay setzt den Ort, der außerdem in mehreren 
Konzilslisten erscheint, allgemein „near the pass from Pamphylia 
to the uplands of central Pisidia". Nun ist für den Westpaß der 
Name von Ariassos festgestellt, für den östlichen Paßausgang kommt 
daher nur Panemuteichos in Betracht, abgesehen davon, daß zwei 
Kirchen in Anatolien nach meinen Beobachtungen meist eine Bischofs- 
stadt zur Voraussetzung haben. Cretopolis, das in den kirchlichen 
Listen nicht genannt wird, das nach Polybius nahe „tu areva rd 
negl ttjv xakovfiitnjv KXifiaxa^ liegt, muß daher oberhalb zu suchen 
sein. Ramsay hat hinsichtlich der beiden Städte die Alternative 
aufgelassen, „that they are either two names for one city, or two 
neighboring places".^) Mit Ariassos und Panemuteichos wäre damit 
auch die weite Lücke von Episkopalstädten ausgefüllt, die nach 
der bisherigen Kenntnis von Adalia bis Kremna hin offen war. 

1) Hierokles 681, 3. 

-) Le Qcien I, 1031. — H. Gelzer, Geogr. u. onomatol. Bemerkungen zu 
der Liste der Väter des Konzils von 381. Byz. Zeitschr. XII (1903) p. 128. 
®) American Journal of arcbeol. 1888 p. 266. 



Tschibukchan 29 

Ein Saptieh auf einem Esel, mit einem Heckenmesser und 
Gebetsteppich bewaffnet, führte uns zunächst östlich nach dem über 
eine Stunde entfernten Djamili,^) dann stundenlang durch sumpfige 
Niederungen mit haushohem Gebüsch, in dem hie und da plötzlich 
nächtlicher Feuerschein aus den schwarzen Jurükenzelten heraus- 
leuchtete. Kurz vor Mitternacht langten wir endlich im schmutzigen 
Kyrkgiöschan an, der inmitten übelriechender Sümpfe gelegen ist. 
Am Morgen ritten wir auf dem Hauptweg noch eine halbe Stunde 
rückwärts zum zerfallenen Tschibukchan. Nahe- dabei bricht 
unter der felsigen Straße der Duden gleich als Fluß mit mächtigem 
Gebrause hervor, verschwindet aber bald in der terrassenförmigen 




Abb. 9. Sftrkophag von Ewdecban bei Adalift. 

Ebene, um oberhalb Adalias wieder als starker Wasserlauf plötzlich 
hervorzuströmen und in zahllosen Katabothren sich ins Meer zu 
stürzen. Die Arkaden im Hof des Seldjukenchans sind großenteils 
niedergestürzt, nur die stattlichen, von Türmen flankierten Um- 
fassungsmauern mit antiken Gesimsteilen und einer stark zerstörten 
griechischen Inschrift stehen noch aufrecht samt dem herrlichen 
Portal mit arabischem Spruch auf einer Marmorplatte. 

Ebenso verödet und verheert trafen wir den Ewdechan, zu dem 
wir nach mehrstündigem Ritt über einförmiges, ermüdendes Gelände 
kamen. Sein hohes Portal mit den reichen geometrischen Schmuck- 
bändem schaut noch aus der Wildnis weitläufiger, unübersichtlicher 



^) Dieser Ort mufi auf K. Kiepert's neuester Karte viel weiter östlich 
angesetzt werden, ebenso ist Döschembe, wo fragweise Osia eingetragen ist, viel 
zu nördlich eingezeichnet. 



30 Ewdechan-Eudokia 

Euinen heraus, über denen teilweise ein kräftiger Fichtenwald auf- 
gewachsen ist. Dazu ist die Triimmerstätte, soweit sie nicht nach 
Werkstücken für das unferne Adalia durchsucht ist, von den reich- 
lichen Kalkablagerungen mehrerer Leitungskanäle, welche die antike 
Stadt durchzogen, völlig versintert. Im Süden bemerkten wir einige 
Gräberstraßen mit einer Unzahl von mächtigen Sarkophagen, die in 
ihrem teilweise sehr rohen Schmuck eine entartete Kunst offen- 
baren (Abb. 9). Die Theken sind mit Darstellungen von Toten- 
malen, mit Ochsengespann, Medusenhäuptem, Buckelschildem mit 
Speer u. a. geschmückt und tragen vielfach Tafeln, deren Inschrift 
infolge des porösen Muschelkalks meist zerstört ist. Die satteldach- 
artigen Deckel sind größtenteils abgestürzt und gewaltsam zer- 
trümmert.^) 

Schon die Bauweise der Euinen verrät das späte Alter dieser 
antiken Stätte, die ihre größte Ausdehnung erst in byzantinischer 
Zeit gehabt haben muß. Daniels Stadtplan bei Spbatt, den man 
mit Rücksicht auf die verwiiTcnde Masse mittelmäßiger Ruinen 
trefflich nennen muß, zeigt drei christliche Basiliken, von denen ich 
zwei wiederfand. Von der dem Chan am nächsten eingezeichneten 
Kirche sind vor nicht langer Zeit bereits ein Teil der Fundament- 
mauem herausgeholt worden, die andere, welche hart an dem Weg 
von Adalia nach Istanoz beim Kawee liegt, war eine dreischiffige 
Säulenbasilika, von der nur noch ein Teil der runden Chorwand 
aufrecht steht, während die übrigen Mauern aus häßlichem Kon- 
glomerat bis auf den Grund verfallen sind. Im Innern liegen noch 
die Trommeln von Kalksteinsäulen, mehrere Stümpfe stehen vielleicht 
noch an ihrer ursprünglichen Stelle.*) 

Die Euinen um den Ewdechan sind zweifellos keine andern 
als die von Eudokia, worauf schon der moderne Name hinweist. 
In der ältesten Bischofsliste der Notitien wird Eudokia gleich 
hinter Adalia genannt, während frühere kirchliche Verzeichnisse 
die Stadt mit Termessos zusammen aufführen.») Nach dem Konzil 
von Chalcedon hat Eudokia aber seinen eigenen Bischof, außer dem 
Le Quien noch vier weitere nennt. Zwischen 451 und 458 war 

*) Die Ruioen vom Ewdechan erwähnt von Hirschfeld in seinem Reise- 
bericht 1874 p. 716. — Spratt and Forbes 1, 228 und kurz bei Lanckoronski, 
Städte Pamphyliens p. 19; Städte Pisidiens p. 121 u. 187 mit Abbild, des Chans. 

*) Dr. Michel gibt auf Grund nochmaligen Besuchs Kammern seitlich vom 
Chor an, die Länge der Kirche zu 21,6 m, die Breite zu 17,6 m. 

«) Gelzer, Abhandl. der bayr. Akad. der Wissensch. XXI, 541 (399). — 
Konzil von 431 und 448. Hierocles 680, 2: GsQ^tööbg xal £{>dox/a. 



Adalia 31 

die Stadt zum Bistum erhoben worden, nachdem sie schon vorher 
zwischen 421 und 431 den Namen der zum Christentum über- 
getretenen Eudokia, der Gemahlin des Kaisers Theodosius IL, an- 
genommen und den frühern anstößigen, Jovia wie ich vermute, 
abgelegt hatte.^) 

Unvergeßlich wird es mir in Erinnerung bleiben, als wir 
am 2. Mai in der abendlichen Dunkelheit zu Adalia durch den 
stiUen Bazar unter den gi'ünen Lauben von Platanen, Rosen und 
wilden Beben einritten, durch tuchüberdeckte Gassen, in die der 
Vollmond sein zerstreutes, magisches Licht warf. Ebenso über- 
raschte uns am folgenden Tag, als wir einen Rundgang machten, 
die malerische Lage der Stadt, die amphitheatralisch vom Halb- 
rund des Hafenbeckens aufsteigt, die Überfülle ihrer Gärten an 
Feigen, Mandeln, Orangen, Nußbäumen, Granaten, Kirschbäumen, 
Oliven, den mächtigen Kakteen und Oleandern. In vielen Kanälen 
rinnt das Wasser des Duden durch die Gassen und treibt vor 
seinem cascadenartigen Sturz ins Meer eine große Anzahl von 
Mühlen. Vom hohen Strand aus verfolgt das Auge die prächtigen 
Piks der hohen lycischen Berge, deren Häupter bis in den Sommer 
hinein von Schnee bedeckt sind, in nächster Nähe das Solymergebirge 
des einst verrufenen Geschlechts bis hinab zum Janartasch von 
Olympos, wo das Feuer der Chimära brennt. Leider ist es hier 
im Sommer vor drückender Hitze und Fieberluft kaum auszuhalten. 
Denn im Norden und Nordosten dehnen sich Sümpfe stundenweit 
aus, die in den heißen Monaten böse Krankheiten hervorrufen. Kurz 
nachdem wir Adalia verlassen hatten, war die Cholera daselbst 
ausgebrochen. 

Schon Hierokles zählt in seinem Synecdemus Adalia unter den 
Episkopalstädten der Eparchie Pamphylien auf. Unter dem Kaiser 
Alexios wurde es 1084 zur Metropolis erhoben.*) Zur Zeit des 
zweiten Kreuzzugs nahm es Ludwig VII. gastlich auf, der von hier 
zu Schiff nach Antiochien übersetzte. Denn den Küstenweg hielt 
Kilidj Arslan besetzt, der in seinem unzugänglichen Felsenhorst am 
Alaratschai kaum drei Tagereisen von Adalia entfernt hauste. Auf 



*) Vgl. auch Ramsay im Americ. Journal of archeol. IV p. 8, der aus altern 
kirchlichen Dokumenten die Redeweise zitiert: ^{inlenonog) TtQfiriaaov xai 
Eifdoxidäas xal *Ioßiag*. Deshalb auch seine sonst richtige Konjektur (Geo- 
graphy p. 18) in ,Zenodotu8 Termessi et Eudociadis civitatis Joviae* zu ver- 
bessern ist, wie ich auch seine Erklärung von Eudocia und Jovia als Epitheta 
von Termessos ablehne. 

*) Gelzek, in den Abhandl. der Bayr. Akad. XXI, 547. 



32 Die Panagiakirche zu Adalia 

unserm Rückmarsch aus dem östlichen Pamphylien besuchten wir 
das auf hohem Berg in märchenhafter Wildnis gelegene Schloß, an 
dessen Fuß der wilde Gebirgsstrom vorüberbraust Der arabische 
Geograph Ibn Batuta rühmt im XIV. Jahrhundert die Stadt Adalia 
als eine der schönsten in der Welt mit ihren doppelten Mauern 
und einem bedeutenden Emporion. Der letzten Kreuzfahrerflotte 
unter Pietro Mocenigo gelang es trotz rühmlicher Taten nicht, das 
osmanische Bollwerk zu erstürmen. Nur den gesperrten Hafen 
sprengte die Flotte und nahm die Kette mit, die als Siegeszeichen 
in der Sakristei von St. Peter in Rom aufgehängt wurde. ^) 

Paul Lucas, der erste europäische Besucher Adalias erzählt 
1714 in seinen wunderbaren anatolischen Berichten, wie er hier 
bei seinem Rundgang durch die Stadt, die er Satalie nennt, eine 
sehr schöne Kirche der Gottesmutter angetroffen habe, die in eine 
Moschee umgewandelt sei, daß über den Türen aber noch die christ- 
lichen Wappen, daninter auch dasjenige von Gottfried von Bouillon 
prangten. Auch wäre eine verschlossene Kapelle in der Kirche, die 
von den Mohammedanern nicht betreten werde, weil jedesmal der 
Besucher stürbe. Die einen glaubten dabei an Zauber, die andern 
an die Wirkung vieler daselbst verborgener Reliquien.*) Nach 
mannigfachen Umfragen bei den griechischen Bewohnern und der 
Geistlichkeit gelang es uns, in der Ruine der Djumanün Djamisi 
die alte Hauptkirche Adalias wieder zu entdecken.*) 

Nachdem ein Brand in den letzten Jahrzehnten den Dachstuhl 
der Kirche eingeäschert hat, geht sie einem raschen Verfall ent- 



>) Ritter, Kleinasien II, 643. 

') Lucas, Voyage dans la Gr^ce, PAsie Mineure etc., Amsterdam 1714, 
p. 244 f.: Les chrdtiens y avoient elev^ autrefois en ThoDiieur de la Sainte Vi^rge 
une fort belle Eglise: mais lorsque les Turcs sont redevenus les maitres de la 
ville, eile a etö changde en Mosqude. Ce bätiment est a voir, soit pour sa 
strueture, soit parce qu'il porte encore des marques de la bravoure des Fran^ois. 
C'est un beau Yaisseau d'uue grandeur, qui surprend et dont Parchitecture est 
d*un bon goüt. Partout sur les portes et sur les murailles paroissent encore les 
öcussons des Chrdtiens: Celui de Godefroi de Bouillon ay fait distiuguer par 
sa grandeur et par les premiöres places qu'il oceupe* etc. 

^) HiRSCHFBLD neunt in seinem Reisebericht 1875 p. 715 .eine einst pracht- 
volle byzantinische Kirche, von welcher nur ein Teil in eine Moschee Sultan 
Chorknd's hineinverbaut ist*. Es kann nur die Djumanün Moschee sein, da sich, 
sonst keine umgewandelte Kirche in Adalia befindet. — Über diesen Bau vgl. 
auch Lanckobonski, Städte Pamphyliens p. 26 f. u. Fig. 16 (EingangstUr), Fig. 17 
(Säulenkapitäl), Tafel X (Plan mit Längs- und Querschnitt), Tafel XI (Tür der 
Südseite und ein Pfeilerkapitäl). — Ferner von Adalia die schönen Heliogravüren 
daselbst Tafel I— V. 



33 




Abb. 10. Inneret der DJamanün-DjftmiBi (Kirche der Panagia) in Adalia. 



Bott, KleioaeiaÜBche Denkmäler., 



34 



Djumanün-Djamisi in Adalia 



gegen (Abb. 10). Schon stürzen die Seitengewölbe ein, und das Innere 
dient gewissermaßen als Schindanger, so daß wir nur mit Über- 
windung die Arbeiten an dem nicht leicht zu analysierenden Bauwerk 
beenden konnten. Niemann hatte während der österreichischen Expe- 
dition, die bereits den Bau in Verfall antraf, denselben als einstige 




Abb. 11. Durchblick von Süden durch dia beiden östlichen Arkaden der DJumanUn-DJamisi. 



christliche Basilika erkannt, jedoch nur einen ungenügenden Plan 
und eine noch dürftigere Schilderung desselben im Reisewerk ge- 
geben.^) 



^) Daher der leichtverzeihliche Irrtum Strzygowski's, welcher die Ruine 
als Kuppelbasilika rekonstruiert. Strzygowski, Kleinasien, ein Neuland der 
Kunstgeschichte p. 168 f. 



Djumanün-Djamisi in Adalia 



35 



Wir haben in der jetzigen Kirchenruine eine lange Architektur- 
geschichte vor uns mit verschiedenen Zerstörungen, Um- und Ein- 
bauten. Zu den ältesten Bestandteilen gehören die Untermauer 
des fast östlich gerichteten Chors einschließlich des umlaufenden 
Gesimses, fünf Säulen und Reste von Pfeilern und Kapitalen, Tür- 
umrahmungen und Türteile an der West- und Südseite. Das durch einen 
Pfeiler mit Halbsäulen getrennte Doppelfenster des Choi-s mit zwei seit- 
lichen Öffnungen erleuchtete von Osten her das Innere, während das 
Ochsenauge der Halbkuppel 
einer spätem Epoche, doch 
vor der Türkenzeit, angehört. 
Die nördlichen und südlichen 
Chorecken stoßen inwendig 
stumpf auf die Flügelmauern 
und die Längswände der spä- 
tem Pfeilerarkaden des Mit- 
telschiffes auf. Erst etwa 
einen Meter oberhalb des 
mit Palmetten und Eierstab 
verzierten Chorgesimses, das 
einst seitlich weiter lief, 
aber durch die nachfolgen- 
den Restaurationen abge- 
schlagen wurde, sind die 
spätem Oberwände von Chor- 
und Arkadenmauern bindig 
gemauert. Dies ist der 
sicherste Beweis, daß der 
Chor noch der ältesten Kir- 
chenanlage angehört. 

Diese war, wie Säulen- 
und Pfeilerreste im Plan es 
deutlich beweisen, einst eine 
fünfschiffige Basilika, deren 
rundbogige Arkaden aus Ziegeln errichtet waren (Abb. 11). An 
den beiden östlichen Durchgängen ins südliche und nördliche Seiten- 
schiff liegen die Bogen frei zutage, auch bei den übrigen kann 
man eben noch den Ansatz wahrnehmen. Die Kapitale der Säulen 
und Pfeiler sitzen in einer Höhe, dies neben anderm ein Beweis, 
daß die Stützen noch an ihrer alten Stelle sich befinden. Wir 
haben an verschiedenen Orten, wo sich weitere Träger vermuten 

3* 




Abb. 12. B&alenkapitftl im lüdlichea Nebenichiff 
der Djammniin-Djamiii. 



36 



Älteste Teile der Djumanün-Djamisi 



lassen mußten, bis unter den Jüngern Boden tief nachgraben lassen, 
aber keine Spur mehr weder von Säulen noch von Pfeilern finden 
können. Wenigstens hat sich damit die hohe Wahrscheinlichkeit 
ergeben, daß zwischen den alten, heute noch sichtbaren Pfeilern 
ebenfalls Säulen standen, da man die Pfeilerreste kaum so gründlich 
entfernt hätte. 

Die aus feinem Inselmarmor hergestellten monolithen Säulen 
tragen Komposit- und Kämpf erkapitäle (Abb. 12), die mit einem Ge- 
ranke von Efeublättem und distelartigem Akanthus in gleichmäßiger 
Flächenverteilung geschmückt sind. Klassischer im Motiv und in der 

Behandlung sind die 
Pf eilerkapitäle, deren 
harmonisch durch 
Perlschnüre abge- 
stufte Flächen band- 
umschlungene Roset- 
ten , Kreuze , stili- 
sierte Vasen, Wein- 
ranken mit Beeren 
und Blättern zieren, 
welche in ihrer spit- 
zen Behandlung mit 
den Efeublättem der 
Säulenkapitäle zu- 
sammengehen (Abb. 
13). Nach oben hin 
schließen die Pfeiler- 
kapitäle mit Eier- 
stab und einem ver- 
wilderten lesbischen 
Kyma ab. Der Pfeilerkörper unterlialb des Kapitals muß mit Marmor- 
platten belegt gewesen sein, da dies überall aus der Vertikalen aus- 
rückt. Die gleiche proportionale Flächeneinteilung finden wir bei 
der Südtür, die fast völlig im Schutt begraben ist. Reicher ge- 
gliedert war im Schnitt die Haupttür, die aus dem Narthex in das 
Kircheninnere führt, deren mit Zahnschnitt außerdem verzierte 
Verdachung von seitlichen Konsolen getragen wurde. Leider ist 
dieselbe, wie auch die entsprechende Mitteltür der Vorhalle jetzt 
fast völlig zerstört. Wir können an diesem Bau mit Hinsicht auf die 
Aufnahmen der österreichischen Expedition sehen, wie rasch der Ver- 
fall der Denkmäler in Kleinasien in dreißig Jahren fortschreitet. 




Abb. 13. PfeilerkapiUl im nördl. Schiff der Djamanün-Djamisi. 



Älteste Teile der Djumanün-Djamisi 



37 




Abb. 14. Südliche Karthextür an der DJamanÜn-DJamisi. 



Die Türgewände der das Hauptportal flankierenden Seitenein- 
gänge wurden bei der zweiten Kirchenanlage eingemauert; doch 
konnte ihr Standort noch bestimmt werden. Die beiden seitlichen 
Narthextüren sind regellos zusammengesetzt, indem jedesmal in 
gleicher Weise Gebälkstücke auf völlig fremde Werkteile auf- 
gelegt wurden (Abb. 14). Ihre Unterlager mit dem scharf gezackten 
Akanthus und der eigenartigen Profilierung darunter samt Zahn- 
schnitt und Eierstab gehören nicht an diese Stelle, so wenig wie 
die Quaderpfosten mit dem Einschnitt in der Mitte. Die letztem 
Werkstücke fand ich an der Oberwand der äußern Chormauer als 
Widerlagspfeiler eingebaut. An dem Sturz der südlichen dieser 
beiden Narthextüren bemerkt man bei schärferem Zusehen, daß 
dieser selbst wieder aus zwei etwas verschiedenen Werkteilen be- 
steht. Das linke Stück, das noch überflüssig weiterläuft und also 
nicht etwa ergänzend „nachgearbeitet" werden mußte, hat außer 
der gleichen Verhältnisteilung durch Perlschnüre auch denselben 
Eierstab und das verwilderte lesbische Kyma wie das Pfeilerkapitäl, 
das hier abgebildet ist. 

Als ich auf einer Leiter zu den romanisch anmutenden, tiefen 
Nischen des Chors außen hinaufstieg, entdeckte ich hier Reliefstücke, 
die bei der spätem geraden Abmauerung des Chors in die Strebe- 
pfeiler eingelassen wurden. Sie haben daselbst keinen zierenden 



38 



Älteste Teile der Djumanün-Djamisi 



4 

p 

8 



Zweck mehr, da sie von unten kaum gesehen werden konnten 
(Abb. 15a u. 15b). Da der Fries an einem Quadergefiige entlang 
läuft, das aus Läufer und Binder besteht, so glaube ich, daß diese 

Werkteile in der ur- 
sprünglichen Kirchen- 
anlage als Wandpfeiler 
von Brüstungen ge- 
dient haben. In der 
Behandlung ihres Or- 
naments wie im Mo- 
tiv offenbaren sie eine 
große Verwandtschaft 
mit Gesimsstücken in 
derNikolauskirche von 
MjTa, von der wir wei- 
ter unten zu sprechen 
haben: Eine kühn- 
geschwungene Ranke, 
aus deren Blattwerk 
Blüten und Früchte 
hervortreiben. Einmal 
erscheinen im Mittel- 
feld ein jetzt verstüm- 
meltes Kreuz und zwei 
Fische nebeneinander, 
das altchristliche Sym- 
bol. Den bedeuten- 
den Abstand dieses 
Bankenornaments vom 
Klassischen können 
wir lokal am Had- 
rianstor in Adalia, am 
Gebälk desNymphäons 
zu Aspendos und an 
der dortigen Bühnen- 
wand am besten er- 
kennen.^) 

Weitere Trümmerstücke aus der ersten Periode der Kirche 
sind in den spätem Obermauern des Mittelschiffs verwendet. Sie 




Abb. 15 a 



Abb. 16b. 



») Lanckoronski, Städte Pamphyliens p. 22. 38. 100. 111, Tafel VII. 



Älteste Teile der Djumanün-Djamisi 



39 



entsprechen in Form und Ornament genau den Pfeilerkapitälen 
im Untergeschoß. Zwei Kapitale sind in der nördlichen obem 




Arkadenmauer außen noch sichtbar, auf der entsprechenden Süd- 
seite liegen sie anscheinend auf zwei Strebepfeilern der spätem 
Mauer, die jedoch nichts anderes sind, als die Emporenpfeiler der 



40 Die zweite Periode der Djumanüu-Djamisi 

ältesten Anlage, die nur im Norden völlig in die spätere Wand 
einbezogen wurden. Alle vier Kapitale resp. deren zugehörige 
Pfeiler sitzen aber in den Achsen der entsprechenden Stützen im 
Erdgeschoß. Der Schmuck dieser Kapitale war auf Sicht von allen 
Seiten gearbeitet.') 

Wir können also die Emporenanlage der ältesten Basilika 
rekonstruieren, wenn wir zwischen die Pfeiler entsprechend dem 
Erdgeschoß Säulen einstellen. Die damalige Emporenmauer muß 
noch bedeutend über diesen Stützen in die Höhe gestiegen sein, da 
das Pultdach über den beiden Nebenschiffen nicht unmittelbar auf 
diesen Pfeilern gesessen haben kann. Eine Zwischenmauer muß 
auch in den Emporen über den Arkaden der Nebenschiffe ange- 
nommen werden, auf welcher dieses Dach in der Pfeilerhöhe der 
Empore ruhte, um mit seinen Enden an den Außenmauem des 
Mittelschiffs und auf den Umfassungsmauern aufzuliegen. Fenster 
in den Obermauem über den Emporen werden dem Mittelschiff 
Licht zugeführt haben. Diese älteste Basilika gehört, wie an 
seiner Stelle noch näher ausgeführt werden wird, dem V. Jahr- 
hundert an. 

Die Standfestigkeit der Stützen muß mit der Zeit bedenklich 
geworden sein oder eine teilweise Zerstörung durch Erdbeben oder 
Feuer in der Folgezeit stattgefunden haben. Die Kirche wurde 
spätestens im VII. Jahrhundert in eine Pfeilerbasilika umgebaut. 
Zunächst stützte man den Chor, indem die ganze Ostseite der fünf- 
schiffigen Anlage durch eine gerade Mauer abgeschlossen wurde. 
Der Chor erhielt somit seitlich rechteckige Kammern, die heute zum 
größten Teil zerstört, deren Fundamente aber an der Südostecke 
noch deutlich zu sehen sind, wo jetzt ein modemer Bau sich ein- 
genistet hat, in dessen Hof man auch noch den obern Teil der 
Verbindungstür der Südkammer mit den Seitenschiffen wahrnimmt, 
während hohe Schuttmassen den Zugang von den Schiffen her ver- 
decken. In Höhe der Chorfester schuf man durch Wlderlags- 
pfeiler und Tonnengewölbe eine Art Loggia nach der äußeren 
Schauseite hin (Abb. 16). 

Die übrigen Umfassungsmauern müssen auf den alten Funda- 
menten wieder aufgeführt worden sein, indem man dabei die Türen 
meist an ihrer alten Stelle beließ. Die Planzeichnung veranschau- 
licht dies Verhältnis am besten, obwohl sich hier Trennung von 



Auch die Emporenpfeiler waren mit Marmor inkrustiert. 



Die zweite Periode der Djumanün-Djamisi 



41 




Abb. 17. Tür und Yardachung der Südmauer an der Djumanün-Djamisi. 



altem Grundstock und von Mauerbestandteilen der zweiten Periode 
und vor allem der darauffolgenden Restauration nicht durchführen 
ließ. Es ist zuviel miteinander verbaut, und eine technische, tiefer- 
greifende Untersuchung wird in solch entlegenem Winkel Anatoliens 



42 Die zweite Periode der DjumanUu-Djamisi 

von den Behörden nicht gestattet, von dem baufälligen Zustand 
der Ruine ganz abgesehen. Auch die Vorhalle gehört spätestens 
dieser Epoche an wie die Anlage des kreuzdurchsetzten Vestibüls, 
das allerdings nachmals manche Änderung erfahren hat. Hohe, 
rundbogige Fenster sind heute noch in der Siidmauer des Lang- 
hauses sichtbar, obwohl sie neuerdings teilweise zugebaut wurden. 
Vielleicht gehören auch diese noch dem ersten Plane an. 

Die Nordmauer ist, wie wir gleich sehen werden, in späterer 
Zeit niedergerissen worden. Daß die heutigen Umfassungsmauern 
als solche in die zweite Periode fallen, beweist der Umstand, daß 
sie mit den östlichen Endmauern des Seitenschiffes — den West- 
wänden der seitlichen Chorkammern, die bekanntlich stumpf auf 
den Chor stoßen — , im Verband stehen, zweitens, daß die Nische 
mit der Verdachung über der ursprünglichen Südtür (Abb. 17) gleich- 
zeitig mit ihrer Mauer entstand. Die eigentümlich geschweifte Form 
aber ihrer Konsolen, ihre Verzierung wie diejenige der giebelartigen 
Abdeckung weisen auf eine Entstehung in nachjustinianischer Zeit. 
Das Kämpfergesims der Strebepfeiler am Choräußem schmückt genau 
dasselbe Ornament wie das Giebelgesims über jener Südtür. Diese 
Werkteile am Chor aber sind, wie jeder sofort sehen kann, eigens 
für ihren Zweck gearbeitet worden, eben damals, als der gerade 
Chorabschluß erfolgte. Der Grund für die Anbringung jener Nische 
am Südeingang ist wohl nur ein ästhetischer, um der Tür nach 
außen hin einen giebelförmigen Abschluß gleich einem Vordach 
zu geben. 

Im Innern ummauerte man die alten Stützen ungefähr in ihrer 
ursprünglichen Flucht mit breiten Pfeilern in der Weise, daß man 
die Säulen und Pfeiler teils frei stehen ließ, teils halb, teils ganz 
zudeckte. Wahrscheinlich öffnete sich damals das Hauptschiff 
zwischen fünf Pfeilern in vier großen Durchgängen nach den Seiten- 
räumen. Eine folgende Restauration hat nämlich später wieder die 
EinStützung der zweiten Kirchenanlage völlig in willkürlicher Weise 
umgestaltet. Am Spitzbogen aber der drei resp. zwei mittleren 
Arkaden beiderseits im Hauptschiff erkennen wir deutlich diese letzte 
Pfuscherarbeit. Nun sind die beiden östlichen und westlichen Rund- 
bogenarkaden noch in ihrer ursprünglichen Konstruktion erhalten. 
Sie haben die gleiche Breite und ihr rundbogiger Scheitel liegt in 
gleicher Höhe. Da diesen Durchgängen immer zwei Öffnungen von 
2,30 m Höhe und 1,25 m Breite in den Oberwänden entsprechen, 
diese aber im ganzen von acht solcher Fenster in gleichem Abstand 
durchbrochen sind, so entfallen demnach auf die vier mittleren zwei 



43 




Abb. 18. Grundriß der DJamanün-Djamisi (Kirche der Panagia) in Adalia. 



44 Die Restauration der Djumanün-Djamisi 

untere Durchgänge. Im Reisewerk von Lanckoronski ^) zeichnete 
Niemann noch die beiden hinteren Oberfenster ganz schmal und 
spitzbogig, während die übrigen wieder die gleiche Breite haben. 
Ebenso ist daselbst der Durchgang unter diesen beiden obern 
Öffnungen geschlossen und nur von zwei kleinen Fenstern durch- 
brochen. Dazumal stand noch in dieser Ecke der Mimbar, dem 
zuliebe man an dieser Seite hin die Wand möglichst abzuschließen 
suchte. Heute ist das türkische Flickwerk dieser Vermauerung 
im Unter- und Obergeschoß wieder verschwunden wie die Fenster- 
verschlüsse, die man in Niemann's Längsschnitt noch sehen kann. 

Über die Stützen und die Ein Wölbung der Seitenschiffe aus 
der zweiten Epoche läßt sich nichts vermuten, da die spätere 
Restauration gerade hier alles in der liederlichsten Weise gestützt 
und eingedeckt hat. Jedenfalls waren Kreuzgewölbe kaum ein- 
gezogen, da in der Südwand keine Wandpfeiler aus dieser Zeit 
vorhanden sind. Diese gehören der Restauration an und stehen 
mit der Wand nicht im Verband. Wo die Wölbung, wie am Ende 
der südlichen Nebenschiffe, eingestürzt ist, mußten wir diesen spätem, 
abgefallenen Wandpfeiler aufgraben. Das Mittelschiff war wohl auch 
in der zweiten Periode flach gedeckt, da am Ostende der heutigen 
Obermauem noch die Löcher für die Balkeneinlager sichtbar sind. 
Allerdings fällt die ganze Mitte der Oberwand samt den Pfeilern 
darunter, wie auch die Obermauer im Westen mit ihren beiden 
Fenstern in die spätere Renovationszeit, welche zur Verstärkung 
der Mauern auch nach dem Hauptschiff hin risalitartig vorrückte. 
Die zweite Basilika hatte keine Emporen mehr, da ich, von 
andern Beobachtungen abgesehen, auch keinen Aufgang zu solchen 
feststellen konnte. 

Die ganze nördliche Umfassungsmauer wurde anläßlich der 
Restauration, die nach einer argen Zerstörung der Kirche vor- 
genommen wurde, zum größten Teil niedergelegt und die Arkaden 
zwischen den ursprünglichen beiden nördlichen Seitenschiffen ge- 
schlossen. In die neugeschaffene Wand fügte man Fenster ein, die 
ein verzierter Holzbalken als Sturz oben abschloß. Ebenso brach 
man seitlich der Eingangspforte aus dem Narthex in das Kirchen- 
innere Türen hindurch. Die südliche ist noch mit dem Relief ihres 
Architravs gut erhalten, obwohl das Holz ganz schwarz geworden 
und zum Zweck einer Aufnahme getüncht werden mußte.-) Die 



*) Lanckoboxski, Tafel X. 

*J Siebe die Kopfleiste am Eingang dicRer Arbeit (^Abb. 2\ 



Die Restauration der Djumanün-Djamisi 45 

interessanten Schnitzereien mit ihren Greifen, Seelen vögeln und den 
spiralförmig endenden Kreuzen verraten deutlich ihre Zugehörig- 
keit zum zweiten Jahrtausend, und genauer, mit Rücksicht auf 
die konstruktive Anwendung des Spitzbogens bei der Restauration, 
etwa zum XII. Jahrhundert. 

In die Epoche der Restauration fällt auch die spitzbogige 
Wölbung des Chorbogens und die lässige Eindeckung von Narthex 
und Vestibül. 1) Das letztere Lst in türkischer Zeit nochmals stark 
verändert worden durch Abbruch und häßliche Neubauten. Den 
völlig modernen Eingang flankiert heute ein Minaret und in der 
Nordseite hat sich ein Bäcker eingerichtet. Über den ursprünglichen 
Charakter und Zweck des Vestibüls selbst, bei dem man natürlich 
am ehesten an eine Grabkapelle zu denken hat, wage ich bei dem 
heutigen Zustande nicht zu urteilen. 

Erst nach der liederlichen Wiederherstellung im XII. Jahr- 
hundert sind die Wände mit Stuck beworfen und noch später völlig 
bemalt worden. Beide Schichten kommen heute unter der Tünche 
der Türkenzeit infolge der Verwitterung und der Abwaschung durch 
den Regen zutage. Zwischen dem zweiten und dritten Oberfenster 
erkennen wir noch deutlich, auch ohne die leserliche Beischrift, eine 
Prophetengestalt in Überlebensgröße, eine Rolle in den gutgezeich- 
neten Händen haltend. In Farbgebung und Stil stimmt sie mit den 
Malereien zu Suwasa überein, die, wie wir später sehen werden, 
der Zeit des Kaisers Theodor Laskaris angehören. Unter diesem 
Propheten ist ein Buch aufgeschlagen, vielleicht die Darstellung 
der Etimasie. An der innem Westwand wie im Narthex kommen 
jetzt Malereien zum Vorschein, leider zu zerstört, um den Gegen- 
stand deuten zu können. Sogar die Wangen der Oberfenster waren 
figürlich bemalt. Bald aber nach der Ausschmückung wird die 
Hauptkirche Adalias in türkischen Besitz genommen worden sein. 

Als Material sehen wir im Chor Quadersteine mit glatter Fläche 
und paralleler Fügung verwertet, während beim Bau der zweiten 
Periode dieselben nur an stützenden Teilen, an Bogen, Fenstern 
und der Chorummauerung auftreten, hingegen die Wände im übrigen 
aus glattem Bruchgestein unter Verwendung eines trefflichen Kalk- 
mörtels errichtet wurden. 

Neben der südlichen Westtür der Vorhalle ist eine christliche 
Inschrift vermauert. In einem vertieften Feld unter einem Rund- 



^) Bei Niemann, Querschnitt Tafel X, ist die Halbkuppel des Chors rund- 
bogig gezeichnet. 



46 Perge 

bogen ist ein Kreuz mit etwas verlängerter Hasta eingehauen und 
zur Hälfte zerstört. Die beiderseitige Inschrift lautet: 



+ l<lBOH^HT0N^Ob'CO^/ 

rt 



NH 



^ A60NTA 



+ K{iQt)B ßovi&H TOP Soi{l6v) aov jliovxa 
6 XQ{taT)'jv na\n n\ag 
^I{ijaov)g X{giaT6)g Vi{x^)^) 

Kaum waren wir von Adalia weggeritten, so ließ die Ver- 
waltung eine gi'oße Mauer um die Ruine bauen. Denn gleich nach 
unserer Abreise war in unmittelbarer Nähe der Kirche die Pest aus- 
gebrochen, was ich für sehr erklärlich halte. Durch die Zernierungs- 
mauer ist also eine Gesamtaufnahme der Ruine unmöglich gemacht. 
Außerdem zwang mich ein Unfall, nach meiner Rückkehr von Alaja 
schleunigst nach Europa abzureisen, wodurch eine nochmalige Be- 
sichtigung des Bauwerks und weitere Grabungen unterblieben. 

Die übrigen Kirchen Adalias sind, so weit wir uns davon selbst 
überzeugen konnten, wie auch nach der einstimmigen Aussage 
unserer Freunde und der Pappaten sämtlich neueren Datums. Nur 
von der Philippuskirche im Stadtviertel Jenikapu steht noch der alte 
Chor mit Schlitzfenstern, aus kleinern Kalksteinquadern aufgebaut. 
Eine einfach profilierte Rundbogentür in dem Südeingang entstammt 
ebenfalls dem Mittelalter. 

Von Adalia aus ritten wir mehrere Tage hintereinander nach 
Perge, der alten Metropolis des kirchlichen Pamphyliens, hinüber. 
Stundenlang führt der alte verfallene Straßendamm durch verpestete 
Landschaft. Zu beiden Seiten breiten sich weite Sümpfe aus, in 
denen Millionen von Fröschen quaken und zahlreiche Störche auf 
Reptilien Jagd machen. Es sind die Wasser des Duden, die sich 
auf dieser letzten Treppenstufe der pamphylischen Terrasse nochmals 
in der Ebene stauen, um dann in prächtigen Fällen über die steilen 
Felswände ins Meer hinabzustürzen. 

Nach zweistündigem Ritt durch ermüdend einförmiges Gelände 
gelangt man in die Hügellandschaft, die im Frühjahr und Herbst 
einige tiefe Bäche durchziehen. Im trockenen Bett eines solchen 

*) Vgl. auch Lanckoeonhki , »Städte Pamphyliens p. 163 No. 27, wo die 
Inschrift ungenügend veröffentlicht ist. 



47 




11 '" "rr s 7J- 

Abb. 19. Untere Kirche (A) von Perge. 



48 Untere Kirche in Perge 

reiten wir linker Hand aufwärts und treten nach wenig Minuten 
an einem alten Stadttor und einer kühlen Quelle vorüber in die 
Ruinenstätte von Perge (Abb. 22).^) Welch wehmütiges Bild um- 
fängt uns da! Die herrlichen Bauten der alten Artemisstadt, das 
Stadion, die Thermen, Säulenstraßen, Basiliken, Ringmauern und 
Türme stecken tief im Sumpf und Gestrüpp. Mehrere Meter hohes 
Schilf ist hier empor gewachsen, in dem allenthalben zahllose 
Schlangen unheimlich rascheln und eine drückende Schwüle herrscht. 
Das Chaos dieser Ruinenwelt durchziehen Jürüken, deren schwarze 
Kühe unter den schiefen Gewölben des Stadions Schutz vor den 
Sonnenstrahlen suchen und beim Nahen der Pferde erschreckt her- 
ausschießen und das Weite suchen. Nur das Theater lehnt trotzig 
am westlichen Hügelabhang, noch imposant genug, um von seinen 
obersten Stufen aus die Akropolis von Syllion und Aspendos im 
Dunst der blauen Ferne erkennen zu lassen. Es gehört zu den 
größten antiken Schauspielhäusern und hatte für ungefähr 12 000 Zu- 
schauer Platz. 

Kommt man die von der Meerseite herführende Hallenstraße 
und tritt durch das Südtor der Jüngern Stadtumwallung hindurch, 
so liegt rechter Hand, bevor man zu dem großen Macellum gelangt, 
die Kirche A, ein nahezu östlich gerichteter Bau, ganz im Schilf 
und Röhricht versteckt.^) Der Chor steht noch einige Meter auf- 
recht, vom übrigen sind meist nur die Grundmauern zu verfolgen und 
selbst diese noch vom wildesten Gebüsch überdeckt. Ein breiter und 
langer Querraum legt sich zwischen Chor und Langhaus, rechteckige 
Kammern flankieren die Apsis (Plan in Abb. 19), welche samt diesen 
in der bekannten syrischen Weise außen durch eine gerade Mauer in 
der ganzen Breite der Ostseite abgeschlossen ist. Die Apsis mit 
überhöhtem Halbkreis im Grundriß, öffnete sich in großen Fenster- 
arkaden, deren Bogen und Mittelpfosten heute abgestürzt sind, nach 
außen. Erst in den Obermauern folgen dann seitliche Fenster, von 
denen nur immer die dem untern Hauptfenster zugekehrte Wange 
erhalten ist. Durch Pfeiler und Gurtbögen wurden die seitlichen 
Kammern, die von hohen rundbogigen Fenstern erhellt wurden, in 



*) Hirschfeld, Reisebericht 1874 p. 722 f. — Texier-Pullan, Architecture 
Byzantine p. 238 PI. XVI erwähnt Mosaiken aus einer Kirche von Perge. Sie 
stammen jedoch, wie sein Plan auch angibt, aus den Bädern, die wenig Mi- 
nuten westlich von der Kirche A liegen. — Lanckoronski, Städte Pamphyliens 
p. 33 f. 46 mit Stadtplan. 

*) Es war unmöglich, einen höhern Standpunkt zu einer photographischen 
Aufnahme zu gewinnen. 



49 




Bott, Kleinatiatiiche Denkmäler. 



50 Untere Kirche in Perge 

zwei Abteile getrennt und über ihnen, nach den Ansatzspuren zu 
urteilen, Kreuzgewölbe errichtet. Diese Kammern standen durch 
Türen seitlich des Chores mit dem Hauptraum der Kirche in Ver- 
bindung. Das Langhaus war durch je elf Säulen in drei Schiffe 
geteilt. Denn aus dem Abstände von drei Säulenstiimpfen, die mit 
ihren Basen noch in situ stehen, läßt sich die ganze Stützenreihe 
rekonstruieren. Dieselbe endete im Westen in Wandpfeilern, den öst- 
lichen Abschluß bildeten weit in das Querschiff hinein vorgeschobene 
Pfeiler, die wiederum seitlich überluden. Da diesen wieder an den 
östlichen Flügelmauern des Chors inwendig Wandpfeiler entsprechen, 
müssen wir auch zwischen ihnen Säulenstellungen annehmen, sodaß 
also gewissermaßen ein seitlicher Umgang aus dem Längshaus um das 
Querschiff hergestellt wurde. Die spärlichen Reste von korintlüschen 
Kapitalen und Gebälkstücken sagen zur Genüge, daß diese Kirche 
aus altern W^erkstücken aufgebaut wurde. Drei Türen führten aus 
dem Kircheninnern in den Vorhof. Vom Atrium konnte ich nur die 
Nordmauer in ihrer ganzen Länge verfolgen und im übrigen mehrere 
Eingänge resp. Teile derselben festlegen. Im Nord- und Südwesten 
ist auch ein Pfeilerkern erhalten, dem gegenüber an der äußern West- 
mauer der Kirche ein Wandpfeiler entspricht. Zwischendrin lagen 
zwei Säulen von 0,50 m oberm Durchmesser, etwa in der Flucht 
der nördlichen Säulenhalle, die man ringsum in gleicher Weise er- 
gänzen muß. Nur durch Grabungen könnte man zu weitern Resul- 
taten gelangen; diese Basilika wie die weiter nördlich gelegene 
würden eine tiefergeheude Untersuchung wohl verlohnen. In der 
linken Chorkammer an der Apsiswand sind noch Reste von Malereien 
erhalten, doch so zerstört, daß sich noch nicht einmal die l^mrisse 
des Dargestellten erraten ließen. Die Fenster, soweit erhalten, 
haben tiefe Einschnitte, um Verschlüsse einzustellen. Technik und 
Material am Bau waren ausgezeichnet. Die durchschnittlich 0,45 m 
hohen, glatt bearbeiteten Quader waren nahezu ohne Mörtel in 
parallelen Lagerfugen geschichtet. Alles deutet wie bei der Kirche B 
auf eine Entstehung im IV. Jahrhundert. 

Wandern wir in der Talsenke auf der Hallenstraße, in deren 
Mitte ein Wasserkanal abwärts floß, der nördlichen Akropolis zu, 
so liegt linker Hand, bevor wir den Burghügel hinansteigen, die 
andere ausgedehnte Kirche Perges, nach Lage und Größe wohl die 
erzbischöfliche Metropolis (Abb. 20). Die östreichisehe Expedition, 
mit ein paar lässigen Sätzen über die kirchlichen Bauwerke Perges 
hinwegeilend, gibt von dieser Basilika, deren Chor noch gegen 
15 Meter aufrecht steht, an, daß sie „möglicherweise" fünfscthiffig 



.-l!' 



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8.f9. .. 



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51 




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Abb. 21. Obere Kirche (B) vou Perge. 



4* 



52 Obere Kirche in Perge 

gewesen sei und „daß das Hauptschiff durch Pfeiler abgeteilt, die 
Nebenschiffe je durch eine Säulenreihe" getrennt waren.^) Daß 
die Basilika fünf schiffig war, zeigt ein Blick auf den beigefügten 
Plan, während ich von Pfeilern im Hauptschiff nicht das mindeste 
entdecken konnte, mit Ausnahme des östlichen Pfeilerpaares. Wären 
sonst noch derartige Stützen dagewesen, so wären sie neben den 
ordentlich erhaltenen nicht so spurlos verschwunden. Diesen beiden 
Pfeilern entsprechen nun an der Innern Westmauer "Wandpfeiler, 
während nach der Chorwand hin sich ein breiter Querraum gleich der 
Kirche A einschob, ohne jedoch die Längsmauer zu durchschneiden. 
Ebenso sind von der Säulenreihe, welche einst die beiden Seiten- 
schiffe der fünf schiffigen Anlage trennte, noch die Wandpfeiler an 
den Mauern der Chorkammem nach dem Hauptraum zu erhalten. 
Die Mauern an der Westseite, wo man die entsprechenden Wand- 
pfeiler nach der andern Seite hin sucht, sind zu sehr verschüttet. 
Bei dem Überfluß an antikem Material, das bei Errichtung der 
Kirchen in jener Frühzeit den Architekten hier zu Gebote stand und 
dem Vorhandensein einer Reihe von monolithen Säulen, die im Inneiii 
umherliegen, sind wir genötigt, eine Teilung der fünf Schiffe durch 
Säulenstützen anzunehmen (Abb. 21). 

Den Chor umgeben wieder seitlich die rechteckigen Kammern 
mit eingestürzten Kreuzgewölben, jede mit rundbogigen Fenstern 
und eigenen Zugängen nach dem Hauptraum. Eine gerade Mauer 
schließt die ganze Ostseite wie bei Kirche A ab.'-) Ebenso öfluete 
sich der Chor mit einem großen Mittelfenster nach außen, das 
durch ein oder zwei Pfosten geteilt war. Ihm entsprachen in der 
Obermauer des gestelzten Chorrunds seitliche Fenster, von denen 
wieder nur die eine Wangenseite erhalten ist. Die Halbkuppel 
darüber wurde aus Ziegeln und Gußwerk konstruiert und macht 
den Eindruck einer spätem Eenovation. Drei Quaderschichten 
über den Fenstern der Nebenräume, etwa in Höhe der Fensterbank 
der erwähnten seitlichen Chorfenster lief ein Gesims, 0,20 m aus- 
ladend, an der Ostseite und auch an den Längswänden entlang. Den 
Chorkammem selbst fehlt ein Obergeschoß. Sie müssen mit Rück- 
sicht auf die seitlichen Chorfenster durch Pultdächer abgeschlossen 

*) Die Flüchtigkeit der Angaben ist ebenso aus dem Plan ersichtlich, 
in dem die Chöre der eingezeichneten Kirchen jedesmal über die Ostwand 
hinaustreten. 

*) Die Pfeiler der Chorkammern sind mit ihren Wänden nicht im Verband 
aufgemauert, eine ursprüngliche flache Holzabdeckung wäre allenfalls möglich^ 
obwohl nirgends Balkenlöcher sichtbar sind. 



Die übrigen Kircheiinünen von Perge 53 

gewesen sein, die sich von West nach Ost, also quer zur Kirchen- 
achse neigten. Dementsprechend sieht man noch die westliche Mauer 
der nördlichen Chorkammer fast bis zum obem Ansatz dieses Pult- 
daches aufrecht stehen. 

Bruchstücke von Marmorplatten, die wir im Chor fanden, ge- 
hören zur ehemaligen Inkrustation der Innenwände, da dieselben 
allenthalben Löcher für die Haken des Belags aufweisen. Die nahezu 
östlich orientierte Basilika ist aus schön behauenen Kalkstein- 
quadem fast ohne Mörtelverband in gleichlaufenden Lagerfugen 
aufgebaut. Ein Kreuzrelief von einem halben Meter Höhe mit ver- 
längertem Stab ist an der Südostecke in einem kreisrund vertieften 
Feld ausgehauen. Im Westen liegt in völliger Breite der Kirche 
ein Narthex mit drei Eingängen und das Atrium, von dem ich mit 
Sicherheit nur zwei Pfeiler der innern Halle und einen Teil der 
nördlichen und südlichen Mauer bestimmen konnte.^) 

Kaum vier Meter von der Südwand dieser Kirche entfernt steht 
noch die Apsis eines antiken kleinen Tempels aufrecht, der in 
christlicher Zeit in eine Kapelle umgewandelt wurde. Der Unter- 
schied zwischen älterer trefflicher Bauweise und jüngerer Pfusch- 
arbeit springt hier sofort in die Augen. Zwischen diesem recht- 
winklig zur Kirche stehenden Bauwerk und unserer Basilika lief 
einst ein gedeckter Gang entlang. Eine Reihe von Balkenlöchem 
sind namentlich in der südlichen Außenwand der Kirche deutlich 
sichtbar. Auf dieser Seite liegen noch die Ruinen von Gebäuden 
mit Säulenumgängen, die zur Kirche gehört haben, deren Mauer- 
fluchten aber völlig von Schutt bedeckt sind. An einem Türpfosten 
ist das christliche Symbol einer Palme eingehauen, das die öst- 
reichische Expedition auch in Kremna an Türeingängen festge- 
stellt hat. 

Auf Stufen, die aus dem Fels gehauen sind, steigen wir am 
Ende der Hallenstraße zum Burghügel hinan, der nur von dieser 
Seite zugänglich ist. Quer vor den obem Endpunkt dieses antiken 
Weges zum altberühmten Artemision, dem Tempel der 'Agveuig 
Higyala, legt sich eine wahrscheinlich aus den Werkstücken dieses 
Heiligtums errichtete Kirche. Zwei Reihen von je drei Säulen 
teilten den quadratischen Raum von 13 m Seitenlänge in drei 
gleiche Räume. Nur ein byzantinisches Kapital fand sich unter 
den alten Trümmern. Hihschfeld sah noch vor mehr als 30 Jahren 
die tief verschütteten TonnengCAVölbe dieser Kirche, in deren 

*) Andere AV)bild. dieser Kirche im folg. Heft. 



54 



Die übrigen Kirchenruinen von Perge 




Schatten sich die 
Rinder geflüchtet 
hatten. Diese wie 
eine andere größere 
Kirche dieses obern 
Bezirks, welclie aus 
Ziegeln und Bruch- 
steinen errichtet 
war, weisen mit 
ihrer schlechten 
Bauweise auf das 
spätere Mittelalter. 
Bereits geht auch 
schon der Pflug zwi- 
schen ihren Mauer- 
resten dahin. Es 
waren hier die Nie- 
derlassungen von 
ein paar Anacho- 
reten oder M önchen . 
den letzten Nach- 
kommen jener wan- 
dernden Priester 
der Artemis , die 
ihr Bild mit sich 
führend in ihrem 
Namen bettelten. 

Schon sehr früh 
muß Perges Bedeu- 
tung als Metropolis 
des westlichenPam- 
phyliens gesunken 
sein. Die Gründe 
scheinen jene früh- 
mittelalterlichen 
Erdbeben gewesen 
zu sein, die auch 
die Bewohner von 
Kremna, Sagalas- 
sos und anderen 



Lara-Magydus 55 

Städten zwangen, den alten Ort zu verlassen. Sethon zur Zeit der 
Herakliusepoche wird der Metropolit von Pamphylien bezeichnet: 
nioyi}g ijrot 2v?Miov, ein Beweis, daß an der Stätte, wo Paulus 
einst predigte, nur noch der nominelle Titel hing.') Schließlich 
hat die IV. Notitia in der Aufzählung der Bischöfe den Eintrag: 
'0 JSvXaiov^ 6g xal ni(}yi]g ?JyBTai, dsvriQag üaficfvkiagf avd-* ov ivi 
viv 6 'ATTa?jag, inlaxonog fih wv rov Iligyijg, ^yu 8i vvv uiirgo- 
TfoktTiig yepofiBVog tov ronov atrot,^) 

Bevor wir Adalia verließen, um nach Ostpamphylien aufzu- 
brechen, ritten wir nach dem kaum zwei Stunden entfernten, süd- 
östlich von dieser Stadt am Meer gelegenen Lara hinüber, in dessen 
Nähe die alte Episkopalstadt Magydus, heute Monastir genannt, 
liegt. Ihr Bischof Aphrodisius wohnte bereits dem Konzil von Nicäa 
bei, Le QiiEN zählt außer ihm noch weitere fünf Bischöfe auf") 
Schon Ptolemäus erwälmt die Stadt zwischen den Katarakten und 
dem Kestros. Durch eine Unzahl von Dudenbächen mußten wür 
hindurchreiten, da es weit gefährlicher ist, sich den elenden Brücken 
anzuvertrauen. Noch erkennt man Reste vom Uferquai, durch das 
kristallhelle Wasser schimmern die Travertinblöcke der Molen 
herauf, und die versteinerten Wasserläufe, die von Norden her 
kommen, sind die stummen Überbleibsel eines versinterten Aquä- 
duktes. Von der bedeutenden Stadt der christlichen Epoche fanden 
sich außer einer Inschrift nur die Reste einer kleinen Kirche dicht 
über dem Strand, deren Chor und Südwand noch erhalten ist. Im 
Chor quillt ein Hagiasma, dessen Süßwasser bis nach Adalia hinüber 
gebracht wird. Auch Reste von Mosaikbelag sind noch im Boden 
sichtbar, und ringsum liegen viele Ziegeltrümmer. Nördlich davon 
ist teilweise auf den Fundamenten der alten eine neue Kirche auf- 
gebaut.*) Am Strande wächst in reichlichen Mengen das Süßholz, 
das eben in Säcken eingesammelt wurde, um über Alexandrette auf 
englischen Schiffen nach Europa zu gehen. 

Wir verließen das gastliche Adalia, das auch für Fälscher von 
Antiken ein sicheres Emporion ist, von dem aus „Antika" nach 
allen Himmelsrichtungen geschmuggelt werden. Am Karanlysu 
Kawe ließen wir Perges Ruinenfeld links liegen und ritten auf einer 

*) Ctelzer, in den Abhandl. der Bajr. Akad. XXI p. 534. 

«) Parthey, p. 138. 

') Ramhay, Geography 394. — Le Quien, Oriens christianus I, 1025. 

*) Beaufort p. 139: „vestigos of ancient biiildings, of having been in 
former ages a city of some magnitude.* — Ferner kurz erwähnt bei Lancko- 
R0N8KI, Städte Pampbyliens p. 19. 



56 Sylliou 

immer schlechter werdenden Straße ostwärts. Nach einem schlimmen 
Nachtlager in Solak, dessen Mesarlyk wir nach Inschriften ab- 
suchten, überschritten wir den alten Kestros. Auf den nahen Wiesen 
blühten hohe Lilien in herrlicher Pracht, ringsum aber dehnte sich 
endlos und trostlos eine weite Ebene aus. Nur im Norden schaute 
das Riesenhaupt, des Bozborun, „zu dem Alexander und Paulus 
emporgeblickt",*) auf Meer und Land herab, ein tröstender Weg- 
weiser in dieser Einsamkeit, wo die große Vergangenheit und der 
klägliche Ruin der Gegenwart sich in lauter Sprache an den sinnenden 
Wanderer wendet. 

Von weitem schon taucht aus dem Dunst der Ebene eine 
scharf markierte Akropolis auf, die sofort an den Burgfelsen von 
Athen erinnert. Es ist das alteSyllion, die nokig vifjtjkrj roig kx 
nigytig des Strabo.*) Am Mittag hatten wir den Fuß der steilen 
Höhe erreicht, die wir in heißer Sonnenglut erstiegen. Eine einsame 
Palme grünt noch auf halbem Bergeshang. Gleich beim westlichen 
Eingang zur Burg erwähnt Hirschfeld einen byzantinischen Kuppel- 
bau mit ein paar vermauerten dorischen Säulen; die östreichische 
Expedition sprach den mittelalterlichen Bau als eine „Moschee oder 
Kirche" an.*) Es ist jedoch nichts als eine der ansehnlichen Zisternen, 
denen ich noch oft in Kleinasien begegnen sollte. Die kleine Kapelle 
bei der großen mittelalterlichen Baugruppe zwischen dem Eingang 
und dem Theater ist verschüttet und überwachsen. Wie die Nach- 
barbauten und auch die große Kastellanlage aus byzantinischer 
Zeit war das unscheinbare Bauwerk aus altem Werkstücken er- 
richtet.-*) Das ist der ganze monumentale Beweis für Syllions 
kirchliche Vergangenheit, das einst der Metropole Perge den hier- 
archischen Rang abgelaufen hatte. 

Wie fürchterlich hier das Erdbeben hauste, sieht man am süd- 
lichen Abfall des Burgfelsens, wo ein kleines Theater aus dem Fels 
gehauen ist. Ein gewaltiger Erdspalt hat dasselbe mitten aus- 
einander gerissen. Eine grandiose Fernsicht von hier aus über 
Pamphyliens Ebene nach dem blauen Mittelmeer entschädigt un- 
endlich für das stundenlange, mühsame Umherklettern in Dorn- 
gebüsch und Trümmern. Es gibt keine Akropolis an der Südküste 



^) Lanckobonski, Städte Pamphyliens, Einleit, XVII. 

2) Stbabo, Geographie p. 667. 

3) ITiBSCHFELD, Reisebericht 1874 p. 724 f. — Lanckobonski, Städte Pam- 
phyliens p. 69. Siehe den Plan von Syllion. 

*) Bei Lanckobon*<ki p. 72. Im Plan bei G. 



ö 



Von Syllion bis Aspeudos 57 

Kleinasiens, die an Großartigkeit ihres Panoramas mit Syllions 
Burgfelsen wetteifern könnte. 

In Jankoi fanden wir tagsdrauf auf dem Kirchhof viele antike 
Marmorstiicke, die von Syllion verschleppt waren. Über viele 
morastige Bäche und durch Niederungen führte uns der Weg, Sümpfe 
ziehen sich hier südwärts zum Meer, die den Alten schon als die 
j^kijuvti evfiiyi&fig Kanqia^ bekannt waren.*) Aus den feuchten 
Gründen erhebt sich ostwärts ein mit herrlichen Zedern bewaldeter 
Hügel. In dem dort gelegenen Tschanaktschi verbrachten wir unter 
freundlichen Menschen eine ruhige Nacht, deren Stille nur zeit- 
weilig durch das Gewinsel der Schakale unterbrochen wurde. 

Als wir in der nächsten Frühe Aspendos zuritten, da klang 
es wie eine Morgenkantate aus den dunkeln Wipfeln der Zedern 
imd aus dem dichten Unterholz längs des Weges. Über Jründjikoi 
und Karadjik-Jurük ging der Ritt, über manchen schlammigen Bach, 
in den die Pferde bis zum Leib einsanken. Auf den Hügeln stießen 
wir zu den Zelten der Jürüken, einem der trefflichsten Hirten- 
stämme des Innern Kleinasiens. Die Männer flochten an ihren 
schwarzen Zelten oder strickten Strümpfe, die Weiber kochten in 
großen Kesseln die Süd. Als die Berge in weitem Kreis sich 
der Küste näherten, verkündeten die hohen Bogen einer Wasser- 
leitung mit ihren hydraulischen Türmen, daß wir uns dem Tafel- 
berg von Aspendos nahten. Am Rand der fast senkrechten Fels- 
wände der Akropolis, der ,,cix^a oxvgä xai anorofiog^,^) ritten wir 
hinter den wenigen Häusern von Balkis im di-öhnenden Trab 
durch die mächtigen Tonnengewölbe in das riesige Theater der 
Stadt, dessen gewaltige Bühnenwand uns wohligen Schatten spendete. 
Dieses Bauwerk, das einst unter Antonius Pius von Zeno, dem Sohn 
Theodors, errichtet wurde und heute noch ungewöhnlich gut er- 
halten ist, gehört „zum Bedeutendsten und Wichtigsten, was aus 
der römischen Kaiserzeit noch aufrecht steht".^) Prunk ging hier 
leider auf Kosten des schönen Stils. Nirgends ist von Aspendos 
ein Denkmal aus christlicher Epoche erwähnt. Und doch war die 
Stadt der Sitz eines Bischofs, und der Oriens christianus führt 
deren vier an.-*) 

Wir steigen durch die südliche Schlucht, welche den kleinem 
und großem Burgberg voneinander trennt, zum wild verwachsenen 

*) Strabo, Geographie p. 667. 
^) Arriax, Exp. Alex. I, 28. 
^) Lanckoronski, Einleitung XIII. 
*] Le Quien, Oriens ehrist. I, 1002. 



58 Kirche zu Aspendos 

Plateau empor, das durch undurchdringliche Wildnis den Felsen 
von Syllion noch übertrifft. Oben überrascht die prunkende Fassade 
des Nymphäons und die Größe der langgestreckten Basilika. Über 
Mauerfundamente, deren Mosaik frei zu Tage liegt, dringen wir 
nach der südlichen Hälfte des größern Burgfelsens vor, lassen in 
einer Querschlucht einen exedrenartigen Ziegelbau liegen, der als 
zweites Nymphäon nochmals die Wasser des obern Werks rauschen 
und spielen ließ. Diesem Bau gegenüber befinden sich die Reste der 
einzigen Kirche, die ich während mehrstündigen Suchens in diesem 
Urwald von Gestrüpp entdeckte.^) 

Der Chor steht noch über zwei Meter in dem Gebüsch aufrecht, 
vom übrigen sind nur die Grundmauern im allgemeinen erhalten. 
Nachdem wir der Wildnis, welche die Schutthalde bedeckt, etwas 
Herr geworden waren, maßen wir die Basilika aus in einer Gesamt- 
länge von 20,80 m und 12,30 m Breite. Zwei Säulen stehen allein 
noch mit ihren Basen an ihrer Stelle und zwar die beiden letzten 
der südlichen Arkadenreihe. Da sie von Mitte zu Mitte gemessen 
einen Abstand von 2,45 und 2,40 m aufweisen, diese Zahl aber in 
16,90 m, der Innern Länge zwischen West- und Ostwand des Naos. 
fast siebenmal aufgeht, so läßt sich die Säulenstellung durch sieben 
Stützen rekonstruieren, welche die Kirche in drei Schiffe teilten. 
Außerdem liegen sechs Säulenstücke aus porösem Kalkstein von 
0,45 — 0,50 m Dicke im Innern umher, wie auch viele Tonziegel, mit 
denen anscheinend die Kirchenwände bekleidet waren. Die Basilika 
mit ihren 0,70 m starken Umfassungswänden war nach Südosten 
orientiert. Von Türen und Fenstern konnte ich nur den Tür- 
ansatz in der Mitte der Westwand feststellen. Vor ihr liegen, 
nur in den Umrissen noch erkennbar, die Trümmer einer Vorhalle, 
die fast sechs Meter in der Tiefe mißt. Nordwestlich scheinen sich 
große klösterliche Anlagen anzuschließen. Ohne Feuer und Axt ist 
da jedoch nichts festzusetzen, und wir mußten uns mit blutenden 
Händen und zerrissenen Kleidern aus dem Wald von Dornen zurück- 
ziehen : Klägliche Reste einer Episkopalstadt, deren Bischof Domnus 
auf dem Konzil zu Nicäa den dritten Thronos unter den Bischofs- 
städten Pamphyliens einnahm, und die in allen kirchlichen Listen 
als solche genannt wird, vorübergehend wohl auch den Namen 
Primopolis führte. Von diesen Episkopalstädten Pamphyliens ur- 
teilt Ramsay in Hinsicht auf das spätere Mittelalter: „Considering 



*) Etwa da, wo auf dem Stadtplan von Aspendos bei Lanckoroxski p. 85 
die Höhe 59,8 m eingetragen ist. 



Von Aspendos nach Side 59 

the State of the empire in the twelfth Century, it is probable that 
all other bishops of the province were merely historical survivals".*) 

Als es zu dunkeln begann und das Licht nur noch vom Meer 
heraufglänzte,-) zu dem wir den Eurymedon in einzelnen Silber- 
streifen von der Akropolis aus hinabeilen sahen, da ritten wir am 
Fluß hinab, den die muntern Segelschiffe der Alten heraufkamen 
und auf dessen grünen Gebirgswassern einst das Freudengeschrei der 
Griechen erschallte, als Kimon seinen Doppelsieg über die Flotte 
und das Landheer des Xerxes erfocht. 

Im Köprüsü-Chan fanden wir nächtliche Ruhe, die jedoch schon 
früh am Morgen durch das Geschrei der Esel und Kamele gestört 
wurde, da hier allwöchentlich Markt abgehalten wird. Der ärm- 
liche Chan ist der letzte Überrest der Stadt Köprübazar, die im 
Djihan Xuma noch vor 250 Jahren erwähnt wird.-^) Eine mittel- 
alterliche Brücke überspannt hier in hohen Jochen den breiten, 
fischreichen Eurymedon, in deren Bogen sich Feigenbäume bereits 
tief eingewurzelt haben und so ihren allmählichen Ruin herbei- 
führen. Am Westufer stehen noch die letzten Pfeilerbogen der 
älteren Brücke, die auf noch höheren Arkaden hinüberführte. ^) 

Auf der von Adalia herkommenden Straße ritten wir ostwärts 
weiter. Sie ist von vielen Bächen und Gräben durchrissen und 
verschwindet nach einer Stunde völlig im Boden. Dafür lösen sie 
ein Dutzend Karawanenwege, Saumpfade und S(*hleichgänge ab, auf 
denen wir bis nach dem alten Korakesion weiterzogen. Tschakisch 
Tschiflik, Daschare und Bereket blieben rechts und links in näherer 
und größerer Entfernung liegen. Nach zweistündigem Ritt standen 
wir an einem kleinen Engpaß, den die ansehnlichen Hügel bilden, 
die von Norden und vom Meer her sich hier stark nähern. Mauern 
laufen von einer Erhebung zur andern, und zwischendrinn stehen im 
Dreieck ein schöner Grabbau und zwei Befestigungstürme, die wohl 
früher als Taubenschläge benutzt wurden, da heute die ganze Ört- 
lichkeit Göwerdjinlik genannt wird. Mehr als einen Wachtposten 
zwischen Side und Aspendos kann die Anlage nicht bedeuten. Auf 

*^ Ramsat, Antiquities of Southern Phrygia and the border lands, in Amerie. 
Journal of archeol. IV (1888) p. 8 und Geography p. 416. 

*) Richtig sagt Pomponius Mela I, 14: ,mare ex edito admodum colle 
])ro8pectat Aspendus*. 

*) Hadji Chalfa, Djihan Numa p. 697 : ,Keupri Bazar est une viUe situ^e 
a Test de Satalie" (= Adalia). 

*) Al)bild. bei Lanckoronski, Städte Pamphyliens Tafel XIIX. In der 
Taschzeichnung von Niema^'n kommen die hohen Brückenbogen und die alten 
Baumriesen am östlichen Ufer nicht zur Geltung. 



60 



Huiueii von Göwerdjinlik 




4 ^- 



dem südlichen Hügel muß nach den großen Quaderfundamenten zu 
schließen ein Heiligtum gestanden haben. Auch drunten in der 
kleinen Ebene zwischen den Mauern liegen viele kanelierte Säulen 
mit Kompositkapitälen. Das Grabhaus ist aus gewaltigen Quadern 
mit Bossen und Saumschlag bis 2 m Länge und 1 m Höhe über 
einem hohen Unterbau mit weit vorspringendem Sockel errichtet. 
Ohne Mörtel sind auch die Wachttürme aufgebaut, von denen 
der südliche mit seinen beiderseitigen großen Rundbogenöffnungen. 

den Schlitzfenstern und 
obem Brüstungsplatten 
zugleich der Torturm 
dieses Defiles gewesen 
sein muß (Abb. 23). Im 
Innern stecken noch die 
Konsolen, auf denen die 
Holzbalken der drei- 
geschossigen Anlage 
ruhten , während auf 
der obersten Quader- 
schicht noch ein Werk- 
stück vom Hauptgesims 
liegt. In der Nähe 
entspringt eine klare 
Quelle dem Hügel. ^) 

Bei dem verlassenen 
Mesarlyk, der so oft 
in Kleinasien die Ge- 
schichte fliegender tür- 
kischer Ortschaften der 
letzten Jahrhunderte 
erzählt, wandten wir 
uns in südöstlicher 
Kichtung der Meeres- 
küste zu, überschritten eine Reihe steiler Hügel, die immer mehr die 
Annäherung des Hochgebirges an das Mittelmeer ankünden und an 
der Küste einige kleine Vorgebirge bilden. Verkrüppelte Eichen. 
Myrten und Dorngebüsch bilden den einzigen grünen Schmuck dieser 
Höhen. Am Mittag rasteten wir im menschenleeren Peri, wo außer 

*) Vgl. auch Hirschfeld, Reisebericht 1><75, p. 124, der die Ruinen für Be- 
festigungswerke der den Aspendiern feindlichen Sideten hält. Im einzelnen sind 
seine Angaben fehlerhaft. 



I 




Abb. 23. Torturm bei Göwerdjinlik 
östlich Ton Aspeudos. 



Badeanlage zu Kumkoi. Side 61 

den Kindern ein Lahmer und ein Blinder als die einzigen sicht- 
baren Insassen des Dorfes uns Gesellschaft leisteten. Die kleinen 
Mädchen trugen als Kopfputz Münzen von aller Herren Länder in 
ihrem Haar, darunter auch eine Silbermünze Philipps III. von Spanien. 

Nach zwei Stunden rauschte das Meer zu unsern Füßen. Wir 
ritten auf einer Düne unter kräftigen Strandfichten zu einer Ruine 
bei Kumkoi, die Heberdey und Wilhelm wahrscheinlich nicht in 
unmittelbarer Nähe betrachteten und sie in ihrem Reisebericht als 
eine Kirche angaben.^)' Zu unserer Enttäuschung entpuppte sich 
dieselbe als eine umfängliche Badanlage, die ihre von großen Rund- 
nischen gleich einem Aquarium gezierte Schauseite dem Meer zu- 
kehrt. Der größere Teil der Ruine ist völlig im Fichtenwald versteckt. 
Hier vom Strand aus eröffnet sich ein hübscher Blick auf das kleine 
Vorgebirge von Side mit seinen hochragenden Trümmern. Die 
Thermen von Kumkoi sind auch zweifellos ein Werk der Sideten 
aus der römischen Kaiserzeit. Die Wölbungen und Nischen sind aus 
doppelten Ziegelreihen, alles übrige aus Bruchgestein mit Gußwerk 
aufgemauert. Friesartig bezeichnet eine Ziegelschicht jedesmal den 
Ansatz der Nischenbogen. An der Südwestecke führte ein noch 
teilweis erhaltener Turm vermittelst Wendeltreppen zu einem obern 
Geschoß, dessen gewaltige Gewölbebrocken im Innern am Boden liegen. 

Heftig blies der Seewind, als wir gegen Abend auf dem weichen 
Ufer nach Side hinabritten und jagte den Dünensand ins Hinter- 
land, der sich wie eine breite Totendecke über alles grünende 
Leben legt. Nur zähe Fichten mit ihren landeinwärts gekrümmten 
Wipfeln können hier gedeihen. Mitten durch die empörten Wellen 
schleppten an hundert nackte Menschen in großer Eile Holz nach den 
Booten hinaus unter steter Lebensgefahr und unter fürchterlichen 
Anstrengungen. Nicht anders haben die alten Cybiraten ihren 
Raub im größten Sturm vom Strand fortgebracht, mit lautem Ge- 
schrei, von stürmischen Wogen überrollt und von der Gischt hin 
und her geworfen. Auch die heutigen Anwohner sind noch echte 
Strandkinder vom rauhen, harten Handwerk. 

Kleine freundliche Hütten erheben sich seit wenig Jahren 
zwischen den gigantischen Ruinen von Eski Adalia, dem alten Side. 
Flüchtlinge von Kreta haben sich hier niedergelassen, und vielleicht 
erblüht wieder einmal ein kleines Emporion. Freilich schäumt 
heute die See einstweilen über die Reste der Molen und Hafen- 



*) Heberdey -Wilhelm, Reisen in Kilikieu, in Denkschriften der K. Akad. 
der Wissensch. in Wien, Hist-phil. Klasse XLIY (1896) p. 133. 



62 



Side Eski Adalia) 



dämme hinweg und spült eine Unmasse von Ziegelscherben ans 
schmale Ufer. Eine freundliche Göttin aus längstverschwundenen 
Zeiten begrüßte uns gleich in der ersten Morgenstunde. Da, wo 
die Mauer vom Theater herkommend an das Gymnasium, oder wie 
man die Anlage mit der Säulenhalle sonst nennen mag, anstößt, 
hatten die Kreter vor wenig Monaten die hohe Statue einer Hera 

ausgegraben,lei- 
der ohne Kopf, 
aber vom herr- 
lichsten griechi- 
schen Marmor 
(Abb. 24). Sie 
gehört zum Ty- 
pus der ephesi- 
nischen Hera in 
Wien. Der rechte 
Arm ist an der 
Schulter abge- 
brochen , der 
linke ist noch bis 
zum Vorderarm 
erhalten. Die 
Rückseite der 
Statue , die in 
ihrem gegenwär- 
tigen Zustand 
2,10 m mißt, ist 
in einfachen Li- 
nien behandelt. 
Wie ein rie- 
siger, unzerstör- 
barer Koloß er- 
hebt sich im 
Hintergrund der 

Landspitze das Theater aus trauriger Trümmerwelt und Ver- 
wüstung.^) Der Isthmus, welcher das „promunturium quod ab Sida 
prominet in altrum"^) vom hügelreichen Hinterland scheidet, ist 
teils versumpft, teils in ein Dickicht von Myrten und Lorbeer 

*) Über Side vgl. Lanckoronski, Städte Pamphyliens p. 125 f. mit Plan. 
Die Kirche an der mit ff bezeichneten Stelle. 
«) Livius XXXVII, 23. 




Abb. 24. SUtae der Hera in Side (Eski Adalia). 



Kirchenruine zu Side 63 

verwandelt, aus dem unter der sengenden Sonne böse Fieberdünste her- 
vordringen. Hier hatte sich Daniel, der tapfere und begabte Begleiter 
von FoBBEs und Spbatt, den Tod geholt. Niemann mußte während 
der östreichischen Expedition fieberkrank den Ort verlassen, so daß 
die Beschreibung der Euinen von Side in dem trefflichen Reisewerk 
von Lanckobonski eine dürftige geblieben ist. Um so bedauerlicher 
ist dies, als ich bei meinem Besuche über zwanzig Kalköfen dieser 
Kreter zählte, in denen der gesamte Marmor der alten Bauten 
verkalkt und zum Aufbau der Häuser verwandt wird. Von den 
Keliefstücken, die Hebebdey -Wilhelm in ihrem Eeisewerk er- 
wähnen, haben wir keine Spur mehr entdecken können. 

Auf der westlichen Landzunge steht noch die Apsis der großen 
Marktbasilika mitten im Chaos der größten Quadertrümmer. Nur 
ein Erdbeben kann diese riesigen Konstruktionen auseinander ge- 
rissen und die Blöcke gleich Schottersteinen rings umher gestreut 
haben. Diese Basilika scheint einmal zu kirchlichen Zwecken unter 
Verwendung der antiken Basen, Säulen und Gebälkstücke umgebaut 
und als Metropolitankirche verwendet worden zu sein. Die ge- 
waltigen Arkadennischen, die dieses ganze Areal nördlich begrenzen, 
müssen zum Markt in Beziehung gesetzt werden und können keine 
Badeanlage gewesen sein wie Petebsen meint. Die Schwierigkeit 
der Forschung an dieser Stelle hat er mit Recht hervorgehoben: 
mSo gewiß nun hier verschiedene Zeiten nacheinander und ineinander 
gebaut haben, so schwierig ist es, die spätem Zutaten von dem 
früher Vorhandenen zu scheiden."*) Nur umfassende Abräumungen 
und Grabungen können da mehr Licht bringen. 

Wie ein Zwerg hat sich in die große Basilika eine jüngere 
Kirche eingenistet (Abb. 25). Der einschiffige Raum war durch 
ein Tonnengewölbe eingedeckt; Gurtbögen, welche von Wandpfeilem 
aufstiegen, trugen dasselbe, und antike Werkstücke fungieren als 
Kapitale. Die 0,75 m dicken Umfassungswände sind meist aus 
yuadern antiker Bauten in ziemlich regelloser Schichtung errichtet. 
Pilaster mit abgestuften runden Ziegelbogen teilen die Längsmauern 
in drei große Blendarkaden, in deren Mitte ein kleines rundbogiges 
Fenster eingeschnitten ist. Die mittlere Blendnische ist bedeutend 
höher als die beiden seitlichen. In Höhe der Fensterbank umzieht 
ein Ziegelstreifen friesartig den ganzen Bau, etwa zwei Meter über 
dem heutigen Niveau.*) Die genau östlich orientierte Kirche schließt 
mit einem halbzerstörten Chor, den kleine Nischen seitlich flankieren ; 

Lanckobonski, Städte Pamphyliens p. 132. 
•-) Zie^feUtärke 0,05 m, Mörteldicke 0,04-0,06 m. 



64 



Kirchennline zu Side 






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eine jetzt fast völlig zusammengesunkene Vorhalle war nach Westen 
hin später angebaut worden.^) 

*) Rätselhaft blieben mir die südlich an die Marktbasilika sich anschließenden 



Nach Seleucia 65 

Wehmütig stimmen uns heute die Ungeheuern Trümmer jener 
kühnen Kolonie von cymäischen Äolern, die sich später als Stadt 
zum berüchtigsten und reichsten Piratenplatz und Sklavenmarkt 
Anatoliens aufschwang. Wie im Altertum, so stand Side auch in 
christlicher Epoche als Metropolis über den rivalisierenden Nachbar- 
städten des östlichen Pamphyliens. Auf dem Konzil zu Ephesus 
saß der Erzbischof von Side, Amphilochius, neben demjenigen des 
altberühmten Perge. Allmählich rückte aber sein Thronos mit dem 
Niedergang des Landes von der X. zur XIIL Stelle, und in der 
Ordnung des Andronikos Palaiologos Junior (1328 — 41) ist Side 
als Metropolis von der Liste verschwunden.*) 

Fieberträume des Nachts mahnten zum Aufbruch ins Binnen- 
land. In Sorghun stießen wir auf viele Eelief- und Werkstücke, 
die von Side verschleppt, in die Häuser des Dorfes eingemauert 
sind. Auch eine Inschrift kopierten wir daselbst. Von der ritter- 
lichen Zeit der Seldjuken von Ikonium zeugt das Kastell Assar auf 
einem Hügel über dem Manawgat, dem alten Melas, der noch eine 
Stunde aufwärts bei Bazardjik mit ansehnlichen Segelbooten be- 
fahren wird. Sein kühles Wasser — xpvxQov vöojg — vergleicht 
schon Pavsanias mit den Gebirgsbächen Kilikiens.*) 

In Sarilar genossen wir die liebenswürdige, aber etwas lang- 
weilige Gastfreundschaft des reichen Türken Djemal-Bej, der einen 
großep Teil des Landes zwischen Melas und Eurymedon sein Eigen 
nennt. Umfänglicher Wald liegt um den ehrwürdigen Herrensitz, 
dessen altertümliche Holzwände schöne Schnitzereien zieren. Mohren 
wuschen uns in großen silbernen Becken die bestaubten Füße, Tisch 
und Stühle zeigten den Einfluß Europas an. 

Stbabo erwähnt in seiner Geographie kleine Städte mit Oliven- 
pflanzungen auf den Höhen nördlich von Side und Aspendos: 
„Tivig öi xai vniq 2iöfiq xai 'AanivSov üautfvXixiZv nöXeuiv xari- 
Xovai yBUfXo<pa x^Q^^ iXavoyvxa navta, ta S' vnig rovrwv fjdrj 
ogiivd".^) In christlicher Epoche machten mehrere solcher Volks- 
vereinigungen einen Bischofsitz aus. Einige Stunden oberhalb Sarilar 
liegen auf den steilen Höhen über dem Dorfe Tschaitschi die 
Euinen einer ansehnlichen Stadt. Auf dem Weg dahin begegneten 



Räume, Damentlich der anderste, mit seinem quadratischen Grundriß und den 
TOD Nischen durchsetzten Mauern. JedenfaUs ist er späterhin, wie die Spitz- 
bogen beweisen, in eine Badeanlage umgewandelt worden. 

*) Ramsay, im Americ. Journal of arch. IV (1888) p. 8. 

*) Pausanias VIII, 28. 

^) Strabo, Geographie 570. 
Bott, KleinasiAtüohe Deukmäler. 5 



66 Seleucia 

wir an drei Stellen der langen Wasserleitung von Side mit ihren 
großen, halbversinterten Buckelquadern. Nachdem wir nordöstlich 
von Sarilar einen ansehnlichen, steilufrigen Nebenfluß des Melas 
auf einer aus alten Werkstücken errichteten Brücke überschritten 
hatten, stießen wir auf der Hochfläche über dem jenseitigen Ufer 
auf zerstreute Ruinen aus byzantinischer Zeit. Viele Scherben 
und Bruchsteine wiesen auf eine größere Ansiedelung. Vielleicht 
ist hier der alte Bischofsitz Manaua zu suchen, der beständig 
in den Notitien genannt wird und anscheinend dem Manawgattschai 
seinen Namen gegeben hat.*) Die kirchlichen Listen zeigen, daß 
Manaua 680 mit dem weiter oberhalb gelegenen Katenna als 
Episkopalstadt vereinigt war. Auch Eamsay setzt den Ort zwischen 
Katenna und das Meer an den Südrand der Berge.*) 

Unter dem doppelstöckigen Aquädukt, von dessen 16 Bogen 
noch vier erhalten sind, ritten wir das Tal von Tschai tschi auf- 
wärts an dem ärmlichen Dorf vorüber. Steile Pfade leiteten über 
waldige Höhen zur Gebirgsstadt hinauf. Auf einem breiten, nach 
Süden sich abdachenden Bergrücken liegen, durch eine kleine Talsenke 
in der Mitte getrennt, die ziemlich bedeutenden Ruinen, die nach 
dem Stadiasmus Seleucia angehören. Von Luschan wie Heberdey 
und Wilhelm haben sie nur flüchtig gesehen.^) Die Trümmerstätte 
würde indessen die Arbeit eines klassischen Archäologen reichlich 
belohnen. Auf der südöstlichen Neigung des Bergrückens liegen 
die öffentlichen Gebäude der Stadt, das größte wohl das Bathaus, 
ein Bau mit großem, exedrenartigen Abschluß, einer breiten Fassade 
mit zwei Fensterreihen und großen Eingangstoren im dorischen 
Stil. Von einem großen Tempel sind die mächtigen Stützen reihen- 
weis dahingestreckt, wie sie das Erdbeben umgeworfen hat. Eine 
einzige jonische Säule steht noch aufrecht. Auffallend ist neben 
der Schönheit dieser Anlage die charakterlose Bauweise späterer 
Jahrhunderte. 

Auf der westlichen Bergkuppe, wo ein Blick über die be- 
buschten Hügel und Triften der pamphylischen Ebene bis zum 
silberglänzenden Meer hin das Auge entzückt, trafen wir eine ver- 
schüttete, kleine Grabeskirche an der abschüssigen Bergwand. Die 
nach Südosten orientierte Basilika war durch Kalksteinsäulen in 



^} Schon Djiban Numa p. 666 kennt den «Manougat*. 
-) Ramsay, Geography p. 419. 

^) Lanckoronski, Städte Pisidiens (II) p. 186. — Heberdy -Wilhelm, Reisen 
in Kilikien p. 134. 



Kirchenruine zu Seleucia 67 

drei Schiffe abgeteilt. Zwei Säulen stehen noch anscheinend an 
ihrer Stelle, 3,20 m von einander und 2,50 m von der Seitenmauer 
entfernt, noch drei weitere liegen im Innern umher. Im Chor, der 
von dem ganzen Bau am besten erhalten ist und innen wie außen 
einen Halbkreis bildet, sind drei schmale Fenster eingebrochen, 
die Nebenschiffe enden ohne Apsiden. An der Südwand in der 
Mitte des Langhauses fanden wir ein großes Grab (2,50 X 1,30 m) 
aus Kalksteinplatten zusammengesetzt und halb im Schutt begraben. 
Eine große profilierte Rundbogentür, in deren Wange ich die einzige 
Inschrift dieser Ruinenstätte fand, führt aus dem südlichen Neben- 
5chiff in einen parallelen, etwas tiefer gelegenen Seitenbau, der sich 
mit sechs quadratischen Fenstern nach Süden öffnet. Die Balken- 
löcher und die Ansätze entsprechender Oberfenster beweisen hier 
das Vorhandensein eines zweiten Geschosses. Vor beide Räume legte 
man späterhin einen 4,75 m langen Narthex mit einer schön ge- 
schnittenen Tür im Westen und einem großen Fenster im Süden, 
dessen Archivolte mit einem halbzerstörten Kreuzrelief geschmückt 
ist. Ein Parallelbau flankiert auch die Nordseite der Kirche. Da 
beide Anbauten, wie am Chor ersichtlich, stumpf auf die Kirchen- 
mauem aufstoßen und unter sich ein einheitliches Ganzes bilden, 
haben wir es hier wahrscheinlich mit einer großen Hausanlage zu 
tun, deren Mittelraum in eine Grabkapelle umgewandelt wurde. 
Das ganze Areal mit den Annexen mißt 24,10 m in der Länge und 
20,85 m in der Breite. Der christlichen Epoche müssen auch die 
Grabkammem, wenige Schritte östlich von der Kirche, angehören 
mit ihren Rundnischen in allen drei Wänden. Sie sind trotz der 
Konstruktion aus Bruchgestein und vielem Mörtel noch gut erhalten. 
Da es dem jungen Efendi in Sarüar trotz unserer europäischen 
Eile gefiel, um 10 Uhr k la Franca aufzustehen, passierten wir erst 
um Mittag auf einer Fähre den breiten Manawgat. Auf kleinem 
Boten werden aus dem Innern Korn und Holz herabgeführt und 
hier auf größere Schiffe verladen. Durch die sumpfigen Niederungen, 
die sich östlich vom Melas zum Meer hinabziehen, war ein großer 
Teil der Bewohner von Bazardjik, das an der Fähre liegt, malaria- 
krank oder litt an den Folgen schlecht geheilter Fieber. Eine 
große Schar verfolgte die Frenki, die für den Orientalen alle Wunder- 
männer sind. Ismailhodscha, Arablar, Arghan und Tschauschkoi 
ließen wir rechts und links liegen, der hochgeschwollene Kar- 
pustschai wurde langsam durchfurtet, und mit der Dämmerung 
ritten wir den Hügel am rauschenden Alaratschai hinan, auf dem 
das freundlich gelegene Boztepe uns am späten Abend durch 

5* 



68 Karaburun 

seine liebliche Szenerie, namentlich das Alaratal hinauf, entzückte 
und erquickte. Unterhalb von Boztepe muß die jüngere Ruinen- 
stätte mit einer Kirche liegen, von der Beaufobt sagt, daß sie ein 
Strom rings umfließt.^) In der Nacht regnete es unaufhörlich, und 
das Dach über uns bot wenig Schutz. Am Morgen bewerkstelligten 
wir den gefährlichen Übergang über den reißenden Fluß, der hier 
in der Breite des Neckars bei Heidelberg seine kalten Wasser zur 
Regenzeit vorüberwälzt. Wer nicht durch die Flut reiten konnte, 
wurde auf ein herbeigeholtes Kamel gesetzt, der maulheldige 
griechische Diener voran, der vom Schwindel gefaßt auf seinem 
Hochsitz wie ein Kind schrie. 

Wir folgten den Spuren unserer mutigen Östreicher Heberdey 
und Wilhelm in der Richtung nach dem Vorgebirge Karaburun, 
wo sie in der Strandebene eine Kirche verzeichnen. Durch ziem- 
lich unbewohnte und ungesunde Gemarken, an steiler werdenden 
Höhen vorüber, wo Turmruinen und andere Befestigungsanlagen 
sich mehrten, gelangten wir in glühender Mittagshitze an den Küsten- 
ort, wo wohl mit Recht das alte Kibyra gesucht wird. Der Wind 
peitschte mit breiten Schwingen das Meer, und weiße Gischt um- 
schäumte das kleine Eiland zu unsem Füßen, als wir auf dem 
steil abfallenden Felsvorsprung über die auf mehreren Hügeln zer- 
streuten Ruinen Umschau hielten. In der östlichen Bucht erheben 
sich mehrere wohlerhaltene Grabbauten mit Hyposorien und Oberbau 
aus dem hohen Gesträuch. Nach Westen schreitend gelangt man zu 
einer aus älterem und jüngerem Baumaterial errichteten, teilweise 
noch sehr hohen Mauer, welche den mittleren Hügel umgibt, dessen 
südlicher Ausläufer in ein kleines, aber steiles Vorgebirge ausläuft. 
Ebenso zieht sich westlich von diesem nordsüdlich streichenden 
Hügelrücken eine Bucht ins Land hinauf, die antike Totenstadt, 
die ganz übersäet ist mit Grabkammern und giebelverdachten Sarko- 
phagen, deren muschelartiger Konglomerat stark verwittert ist. 
Auch Kreuzreliefs, die in den Grabbauten mit rundbogigen Flach- 
nischen im Innern eingehauen sind, deuten auf die Besiedlung des 
Ortes in byzantinischer Zeit. Ein steiler Hügel mit einstiger Be- 
festigung beherrscht im Westen den Zugang von der Land- und 
Meerseite her. In dieser stillen, homerischen Bucht mit dem kleinen 
Eiland sah ich auch einen nischenförmigen gewölbten Ziegelbau, den 
Heberdey und Wilhelm als Kirchenruine ansprachen. Dies ist sie 
keinesfalls; am ehesten denke ich wieder eine Badeanlage. 



^) Beaufobt, Raramania p. 145. 



Nach Alaja 69 

Droben auf der steilen Felsennase, wo von allen Seiten Meeres- 
kühle erfrischend herweht, liegen noch bedeutende Reste des Alter- 
tums. Mächtige Quaderfundamente, eine Reihe von Säulen, hohe 
Türpfosten und verwitterte große Gebälkstücke deuten auf eine 
Tempelanlage auf dieser freien, weithin sichtbaren Landspitze, die 
nach dem Innern zu durch eine kleine Senke abgeschlossen ist. 
Hier in der trauten Gegenwart grauer Vergangenheit verträumte 
ich eine der schönsten Stunden meines Lebens. Wenn im plät- 
schernden Wellengang die Okeaniden ihr einlullendes Lied singen 
und Helios Symphonien von Licht und Farben aus der Meerestiefe 
herauflockt, dann ist Auge und Ohr wach geworden für die klingenden 
Saiten Homers, dann ist für den Glücklichen die poesiearme Welt 
von Heute versunken Doch die Hören reiten schnell. — 

Über blumenreiche Hochwiesen, wahre „Gülbaghtsche" von 
Oleander, durch Dschungeln und morastige Gräben ging's ostwärts 
immer in der Nähe des Meeres weiter. Eine Menge Ruinen liegen 
am Strand, darunter eigenartige sepulkrale Rundbauten. Bei Ma- 
rasly stiegen wir die steile Anhöhe zu einer großen Ruinenanlage 
hinauf, während Bäche rechts und links an uns vorbei zum Meer 
hinabrauschten. Das west- östlich gerichtete große Gebäude mit 
seiner mittelalterlichen Bauweise ist zweifellos eine Klosteranlage 
gewesen. In der Ostwand ist ein Kreuz über Manneshöhe vertieft 
eingeschnitten. Nur Mönche konnten in dieser einsamen Berg- 
wildnis hausen. 

Doch der Abend mahnte zum eiligen Weiterritt, obwohl noch 
manche Ruine in der Dämmerung am Strande auftauchte. Viel- 
leicht sind unter ihnen die Kirchen zu suchen, die Beaufobt auf 
seiner Vorüberfahrt an der Küste bemerkte oder wenigstens für solche 
ansah.*) Dunkelheit war schon eingebrochen, während wir uns 
durch Pfützen vorwärtsarbeiteten. Eine Hütte am Strande gegen- 
über einem verlassenen Seldjukenchan gewährte uns endlich Obdach 
für die Nacht. Diese gehört, auch für weniger zärtliche Naturen, 
zu den abscheulichsten, die ich in Anatolien zubrachte. Die Gegend 
wird Scharapsa genannt. 

Während unsere Pferde in der Morgenfrühe das üppige Gras 
vor dem Chan abweideten, besichtigten wir diese alte Karawanserei, 
die ihrem Verfall längst entgegengeht. Antike Säulen- und Ge- 
simsstücke finden sich in den starken, von elf Seitentürmen flan- 

^) Beaufobt y Karamania p. 167: ,As we approached Alaja, we passed 
several rÜlages, Castles and churches. Though all ruined and deserted, they 
are coxnparatively of recent construction.* 



70 Alaja 

kierten Mauern allenthalben eingebaut. Sie stammen wohl von dem 
in dieser Gegend anzusetzenden antiken x^Q'^^ Aifyai.^) Die Ober- 
mauern sind später einmal restauriert worden. 

Der Tag sollte uns noch nach dem östlichsten Punkt unserer 
Frühjahrsreise, nach Alaja, dem alten Korakesion, bringen. Wir 
ritten durch Hintertäler, bereits ansehnliche Berge zwischen uns 
und dem Meere lassend, auf denen ich mehrere Befestigungen aus 
älterer und jüngerer Zeit gewahrte. Dann traten wir aus dem Hinter- 
land zur steilen Felsküste heraus, Felstreppen führten stracks hinauf 
und jäh hinunter, und der Eeiter muß behutsam sein Pferd am 
Zügel nachführen. Schon im Altertum hieß dieser verrufene Weg 
über die glatten Kalkfelsen am Meer die xaxr axdka. Unter uns 
brandete das Meer, zur linken stiegen die Berge himmelhoch empor. 
Auf dem höchsten Punkt dieser Steilküste erblickten wir den „Raben- 
felsen", Korakesion, der kühn ins Meer hinausspringt und nur durch 
einen engen Isthmus mit dem Festland zusammenhängt. Als wir 
die schmale, fruchtbare Strandebene mit plätschernden Brunnen und 
verfallenen Gebäuden durchritten hatten, zogen wir durch einen 
kleinen Bazar in die Stadt ein. Am Gestade der östlichen Bucht, 
die in einem weiten Kreis die Unterstadt umspült, fanden wir bei 
einem griechischen Gastfreund eine herzliche Aufnahme. 

Mit unserm Xenos erkletterten wir am folgenden Tag den 
Burgberg, an dem Straße über Straße, und Haus über Haus gebaut 
ist. Gewaltige Befestigungen allen Jahrhunderten angehörend und 
teilweise aus trefQichen Quadern geschichtet, steigen von unten bis 
zur Spitze hinauf. Hoch oben ist an die Meerseite der Festungsmauer 
ein Kirchlein eingebaut. Ein Tambour mit kleinen Fenstern trägt 
eine flache Kuppel. Die Nischen in den Wänden, die leichten Spitz- 
bogen unter der Kuppel, wie das gemischte Material, sagen deutlich, 
daß der Bau dem spätem Mittelalter angehört. Das rundbogige 
Portal, von seitlichen Pilastern eingefaßt, krönt eine kleine Ver- 
dachung, in der noch das christliche Symbol zu erkennen ist. Auf 
der Spitze des Rabenfelsens, am Knotenpunkt ausgedehnter Be- 
festigungswerke und unfern einer stattlichen Moschee, ist noch ein 
ähnlicher christlicher Zentralbau erhalten, über den mein Begleiter 
nach einer nochmaligen Besichtigung anschließend berichten wird. 
Eine finstere Kapelle mit verrußten Fresken auf halbem Weg 
zur Unterstadt bot nichts Bemerkenswertes, obwohl uns wieder 
das ehrwürdige Alter derselben vei-sichert wurde. Die Bemerkung 

*) Heberdey -Wilhelm, Reisen in Kilikien p. 136. 



Sinekkalessi 71 

Beaufort's: „the remains of some old Christian churches that have 
been long since converted into mosques" hatte mich hauptsächlich 
bis nach Alaja geführt.*) Ich traf nur diese unbedeutenden Zeugen 
einer dekadenten Periode. Aus jener Zeit, als Korakesion noch seine 
Bischöfe zu den Konzilien schickte, ist keine Spur mehr vorhanden.-) 

Unsere griechischen Wirte klagten mit beweglichen Worten 
über den kommerziellen und kulturellen Niedergang des Landes. 
Einst heimsten sie die Trauben in eigenen, ausgedehnten Wein- 
bergen, heute müssen sie ihren Wein von Cypern her beziehen. 
Noch vor 250 Jahren rühmt Hadji Chalfa die Eeben von „Alanieh", 
dessen Zidadelle so groß wie die von Bagdad sei. Freilich würden 
sich seine Bewohner durch Grobheit und Brutalität hervortun. 
Auch in diesem Punkt hat sich Alaja anscheinend verändert — zum 
Bessern.«) Die wundertätige Quelle auf der Landenge wird eben- 
falls von dem arabischen Geographen genannt. Es ist eine von 
den vielen Hagiasmen des Orients bei den Trümmern der Kapelle 
der Anargyriten. Wachsverschmierte und ven-äucherte Randsteine 
deuten auf die kultische Verehrung. 

Auf der Spitze des Kale's von Alaja winkten von bedeutender 
Bergeshöhe Ruinen einer befestigten Stadt herab. Sinekkalessi 
heißt die hochgelegene Bergstadt, die dem antiken Hamaxia oder 
Laertes entspricht. Auf die letztere scheint Steabo's Text, falls 
derselbe hier nicht verwirrt ist, zu passen: „Elia Aaiqvijg qgoiQiav 
im locfoy lAaGToiiSoxgvffOQiJLov iyov^K^) Schlimme, glatte Felsenpfade 
über Granit und Kalksteine führen in einigen Stunden zu der steilen 
Burg, einem wahren Seeräubemest , hinauf. Umfängliche Mauern 
aus schlechtem Material mit eingebauten altern Werkstücken ziehen 
sich rings um den Bergkegel herum, sehr zerfallen wie die Masse 
dichtgedrängter Ruinen im Innern, wo das Dickicht das Vorwärts- 
kommen und die Untersuchung sehr erschwert. Dabei herrschte 
eine fürchterliche Hitze, und nirgend murmelte hier oben ein Quell 
für den verlechzten Gaumen. 

Auf der Westseite der Stadt legt sich unterhalb eines zer- 
fallenen Tempels eine fast gänzlich zerstörte dreischifüge Kirche 
an die Stadtmauer. Säulen trugen einst das Dach des südöstlich 
gerichteten Baues, der 15,50 m in der Länge und 12 m in die Breite 

*) Beaüfort, Karamania p. 171. — Heberde y- Wilhelm, Reisen in Kili- 
kien p. 136. 

*) Le Quien führt vier Bischöfe von Korakesion an. I, 1008. 
^) Hadji Chalfa, Djihau Numa p. 665. 
^) Stbabo, Geographie 669. 



72 Aunesis 

mißt. Die zugehörige Vorhalle von 3,70 m Ausdehnung liegt über 
drei Meter tiefer auf dem stark abfallenden Gelände. Sie ist bereits 
mit den seitlichen Türmen in die Befestigung hineinbezogen. Kom- 
positkapitäle und Kalksteinsäulen liegen im Innern der Basilika 
umher, keine Stütze stand mehr an ihrer alten Stelle. Das Mauer- 
werk war aus der geringwertigen Breccia hergestellt und deshalb 
auch so gänzlich zerfallen. 

Schwarze Wolken wälzen sich indessen über die hohen Kämme 
der Bergriesen von Norden herab. Mit unsem treuen Pferden 
kletterten wir, öfters stürzend, die halsbrecherischen Abhänge und 
Schluchten hinunter. Ein ganzes System von Zwischenwerken und 
Kastellen zog sich zu unserer Linken auf den Felskanten von 
Kuppe zu Kuppe bis zum Meer abwärts. Als das fürchterliche 
Unwetter wolkenbruchartig losbrach, flüchteten wir in einer idyl- 
lischen Meeresbucht zu einer ärmlichen Oda, wo uns der brave 
Moslem den warmen Heuschober für die Nacht überließ. Am Strand 
lag auf einem kleinen Felshügel ein verfallenes Fort, das einst 
diesen Ort, den Ankerplatz Aunesis der obem Bergstadt, schützen 
mußte. Als der Sturm vorüber war, warf ich mich ins wogende 
Meer und trieb mit den Wellen umher. Beim Sinken des 
Abends bestieg ich das verfallene Gemäuer der kleinen Strandfeste 
auf dem Felsen, dessen Wände in hundert Grotten unterwaschen 
und ausgespült waren. Da lauschte ich dem Streit der Elemente, 
dem Donnern der Fluten, dem Gurgeln der Wasser und dem Nieder- 
triefen unzähliger Cascaden, während der alte Seeräuberspuk von 
Kybiraten, Isauriem und Kilikiem sich in buntern Bildern erneuerte. 
Dann kamen die Sterne herauf, das rastlose Meer wurde stiller und 
das Gestade versank in geisterhafte Einsamkeit. Als ich mich satt 
geträumt und geschaut hatte, schlüpfte ich durchs Gebüsch hinab, 
kletterte auf einer Sprossenleiter in den Schober und versank bald 
unter dem hohen Himmel Anatoliens in tiefen Schlummer. 

Hinter Scharapsa wandten wir uns am nächsten Tag land- 
einwärts, um den Weg nach dem obern Manawgat, möglicherweise 
Katenna, Erymna und Selge, jene alten Bischofsstädte zu erreichen. 
Auf einer Höhe mit Karaburun, das wir von hohem Plateau aus 
tief unten in einer Entfernung von etwa vier Stunden liegen sahen, 
erhebt sich ein großer Grabtempel an jenem Punkt, von dem aus 
der pamphylische Küstenweg über den Sattel ins hintere Alaratal 
führt. Durch eine Senke ritten wir nordwestwärts zum Fluß 
hinab, der oberhalb einer alten Brücke aus wildem Felsklamm 
hervorbricht. Inmitten der zerklüfteten Bergeswildnis reckt sich 



Zurück nach Adalia 73 

ein Bergkegel zu ansehnlicher Höhe empor. Schneckenartig winden 
sich Befestigungen an ihm hinauf bis zur Spitze, die das verlassene 
Schloß Ala-Eddins trägt. Die Romantik seldjukischer Ritterlichkeit 
schuf sich hier einen märchenhaften Königssitz inmitten der Sturz- 
wasser und Felsenschroffen. 

Mein braver Hengst, übermütig geworden als wir unter Stuten 
gerieten, rannte mir mit seinem Kopf den Anilinstift, mit dem ich 
während des Reitens zu schreiben pflegte, tief in die Hand. Die- 
selbe schwoll alsbald hoch an, so daß wir in Gewaltritten auf dem 
nächsten Weg Adalia zureiten mußten, um die Hilfe eines Arztes 
in Anspruch zu nehmen. Dieser bedauerliche Unfall hatte zur 
Folge, daß ich meinen Plan, von Adalia durch das Tschandyrtal 
nach Myra und dem westlichen Lykien zu gehen, aufgeben und 
die langwierige Heilung meiner Hand in Europa abwarten mußte. 

Zugleich als kirchliche Denkmälerstatistik gebe ich in Kürze 
das Programm dieser nicht ausgeführten Reiseroute: 

Selge, autokephalea Erzbistum. K.*) — Hibschfeld, Reisebericht 1875 
p. 136. — Lanckoronski, Städte Pisidiens (II) p. 178 f. 

Seraidjik im TschaDdyrtal. 2 K. — Spratt and Forbes, Travels in 
Lycia I, 175. 202 (Plan): ,One Christian church is about one hundred feet long; 
the roof was supported by eight piain columns, now prostrate.* — Lanckoronski 
11, 151. — Schönborn, Zug Alexanders p. 11 f. 

Acalissus. B., K. — Spratt and Forbes 1,167, ,The remains of two 
early Christian churches." 

Idebessos. B., R. — Spratt and Forbes I, 169. 

Olymp OS. B , K. u. Malereien. — Beaüport, Karamania p. 50. — Benn- 
DORP u. NiEMANN, Reisen in Lycien p. 140 f. 

Kekowa, Jalibai. 2 K. — Benndorf u. Nebmann 1. c. p. 27 f. — Ritter, 
Kleinasien II, 1087. 1093. 

Phellus. B., K. — Benndorf u. Niemann I.e. p. 131. — Ritter, Klein- 
asien II p. 1124. 

Bazyrgiankoi. K. — Petersen u. v. Lüschan, Reise in Lycien (II) 
p. 6. — Spratt and Forbes I, 57. 

Patara. B., K. — Fellows p. 113. — Ritter 1. c. p. 1061. — Benndorf 
u. Niemann 1. c. p. 115. 

P y d n ä. K. — Spratt and Forbes 1, 17. — Benndorf u. Niemann 1. c. p. 125. 

Pinara. B., K. — Spratt and Forbes I, 10 (Plan). — Ritter, Klein- 
asien II, 967 f. 

Xanthus. B., K. u. Kloster. — Benndorf u. Niemann 1. c. p. 87: , Mehrere 
Ruinen byzantinischer Kirchen." — Spratt and Forbes I, 50. Plan des Kl. 
p. 105: ,a large monastery of the middle ages, which Stands on the summit 
of the acropolis hill. It is a streng quadrangular building of about seyenty 
yards long. The fallen cells of the monks and the site of the church are easily 
made out within the strong walls which enclose them." 

*) K. = Kirchenruine. B. = Bistum. 



74 Kirchen von Arneä 

Sidyma. B., K. — Benndorp u. Niemann p. 78. 80. 
Kalabatia (Hafenort Sidymas). K. — Ib. p. 82. 
Kjoidjes Liman. K. — Fellows p. 125. 
Caunus. B,K. — Ritter, Kleinasien II, 916 f. 

Im Dezember kehrten wir von Ehodus nach Lykien um und 
besuchten Antiphellus (B.), Dere Ahsy, Muskar, Aladja Jaila, Jlyra 
(B.) und Sura, während mein Begleiter, Dr. K. Michel, noch weitere 
Abstecher in die Umgebung nach Fineka, Assar, Rhodiapolis (B.), 
Gagä (B.) und Arneä (B.) anschloß. Ich lasse dessen Bericht über 
Alaja und diese Orte hier folgen, während die übrigen Denk- 
mäler im Verlauf der Herbstreise an ihrer Stelle zur Darstellung 
kommen werden. 



Ergänzender Reisebericht 

von Dr. Karl Michel. 

Em es. — Am 8. Dezember nachmittags ritt ich westlich von 
Dere-A'sy durch das Gebirge in der Richtung nach dem schnee- 
bedeckten Ernesdagh bis an den Fuß der dem Emesdagh vor- 
gelagerten Bergkette, dann rechts ab über mehrere Wasserläufe. 
In 3 Vi Stunden von Dere-A'sy aus war der eine Teil von Josgat 
erreicht und in einer halben Stunde auch die andere Hälfte des 
Dorfes in bäum- und wasserreicher Umgebung. Nachdem ich in 
dem dortigen Oda die Nacht zugebracht hatte, begab ich mich am 
folgenden Morgen nach den wie ein Kastell auf Bergeshöhen 
thronenden Ruinen von Arneä in der Nähe des heutigen Ernes. 
Unterwegs unfern der unteren Hälfte von Josgat stellte ich einen 
sehr zerstörten Oktogonalbau fest, an dessen Seiten sich innen je 
eine apsidiale Nische anschloß ; einige Gewölbeansätze sind noch zu 
sehen. Vielleicht handelt es sich um eine byzantinische Grab- oder 
Taufkapelle. 

Auf dem ungefähr eine Stunde davon entfernten, ganz mit 
Gebüsch üben^^achsenen Ruinenfelde von Arneä fand ich noch inner- 
halb der teilweise gut erhaltenen Stadtmauer die Reste mehrerer 
Kirchen, die aber, aus minderwertigem Material aufgeführt, auch 
baugeschichtlich kaum etwas Bemerkenswertes bieten.^) Nahe beim 



^) Texier, Asie Mineure 111,204: ,une vaste eglise et iiu grand nombre 
d'autres monuments de la meme ^poquc." 



Kirchen bei Myra 75 

Westtor nach Süden zu liegt eine gi-ößere Kirche aus Kalksteinen, 
von der noch die genau orientierte, rechteckig hintermauerte Chor- 
partie teilweise erhalten ist; sie zeigt noch zwei Rundbogenfenster 
und rechts und links je eine anstoßende Kammer. Vom Hauptschiff 
ist die südöstliche Hälfte noch am besten konserviert, woselbst noch 
ein weiteres Eundbogenfenster zu erkennen ist. In dem schwer 
zugänglichen Innern liegen noch Reste von Kalksteinsäulen, deren 
Basen auf einem aufgemauerten Fundament geiniht zu haben scheinen, 
dazu noch allerlei Werkstücke, namentlich Teile von Gesimsen. 
Statt des Narthex haben wir eine größere Anlage mit mehreren 
Nebenräumen, von denen eine Kammer im Süden noch einen Aus- 
gang aufweist; außerdem scheint auch im westlichen Hauptschiff 
eine größere Doppeltür sich geöffnet zu haben. 

Von da ab weiter nach Nordosten befinden sich die Trümmer 
einer kleineren, aber was Anlage der Apsis und Baumaterial an- 
betrifft, völlig analogen Kirche; sie unterscheidet sich nur durch 
die noch sichtbaren Spuren von drei Eingangstüren im Westen und 
durch das frühere Vorhandensein eines vorgelagerten Narthex, an 
den sich weiter westlich ein noch größerer Raum, vielleicht ein 
Atrium, anschloß. Ein gewaltiger Säulenschaft ist dort noch vor- 
handen. Nördlich davon ist noch ein rechteckiger Bau mit schön- 
proftlierter Tür, möglicherweise ein frühchristlicher Grabbau, zu er- 
wähnen. 

Sonstige Kirchen bei Myra. — Am 13. Dezember 
verließ ich mit einem ortskundigen Führer das Kloster des heiligen 
Nikolaos von Myra und begab mich zu Fuß nach der unweit 
des antiken Theaters in der Höhe gelegenen mit dem Namen des 
heiligen Eustathios bezeichneten Stätte. Den Hauptraum nimmt 
ein mittelalterliches Kastell ein, von dem noch die Mauer und 
ein Turm gut erhalten sind; auch sind im Norden noch die spär- 
lichen Reste einer älteren, aus Kalksteinen, Ziegelbrocken und 
viel Mörtel erbauten Kirche zu sehen. Als ich von da aus auf 
der Höhe weiter westlich ging, traf ich nach einer Viertel- 
stunde in der Richtung auf das Meer eine kleine einschiffige 
Kirche, die ebenfalls aus Gußwerk errichtet ist. Die Lichtzufuhr 
geschah durch ein größeres Fenster in der Apsis und durch die 
Westtür, die noch jetzt einen gestelzten Entlastungsbogen zeigt. 
Der Hauptraum war durch zw^ei auf Wandpilastern ruhende Gurt- 
bögen gegliedert. Auch hier begegnet uns eine reichliche Ver- 
wendung von Ziegelstücken. Als ich dann in westlicher Richtung 
den Weg auf der Höhe weiter verfolgte, fand ich nach einer Stunde, 



76 Assar-Ony 

fast ganz im Gebüsch versteckt, bei Kfirksaß ein ebenfalls aus 
Gußwerk gebautes, einst ganz mit Fresken ausgeschmücktes ein- 
schiffiges Kirchlein. Als ich den Bau näher untersuchte, stellte 
sich heraus, daß die ursprüngliche Anlage zuerst dreischiff ig ge- 
wesen war und drei Apsiden und einen Narthex mit drei Eingangs- 
türen gehabt hatte, daß sie aber nachträglich auf den Hauptraum 
mit zwei Gurtbögen statt der ursprünglichen vier reduziert wurde. 
Die alte Hauptapsis war außen und innen rund, während die Seiten- 
apsiden mit einem noch sichtbaren Fries nach außen hin einen ge- 
raden Abschluß hatten. An die Südseite schloß sich ein kapellen- 
artiger Eaum an, der durch eine Tür mit dem übrigen Baukörper 
verbunden war. Im Inneren sind an Fresken im Westen noch die 
Spuren einer thronenden Figur und eines Reiterheiligen zu sehen, 
femer im Norden oben die Geburt Christi und die Magieranbetung, 
im Süden das Abendmahl und die Kreuzigung und darunter zum 
Teil noch gut erhaltene Heiligenfiguren. Bei dem fast gänzlichen 
Mangel an sonstigen Fresken in dieser Gegend verdienen diese 
Malereien immerhin Beachtung. 

Assar-Ony. — Ungefähr l^« Stunden von Fineka-Iskelessi, 
20—25 Minuten von Götschük und Vi Stunde von Assar-Ony ent- 
fernt, liegt ein kleiner, kirchlicher Zentralbau, dessen nach außen 
und innen runde Apsis mehr südöstlich als östlich orientiert ist. Der 
Bau ist auf einem nach Süden abfallenden Felsen errichtet, der an 
einigen Stellen nackt zutage tritt, und besteht aus harten, einst 
helleren, jetzt ziemlich grau gewordenen Kalksteinquadem, die direkt 
auf dem Felsen aufliegen und unter einander mit schmalen Mörtelfugen 
verbunden sind. Bei der quadratischen Anlage, bei der jede Außen- 
seite 5,85 — 5,90 m lang ist, überrascht das gänzliche Fehlen von 
Fensteröffnungen, die auf der West-, Süd- und Nordseite durch je 
eine in einen doppelt profilierten Rundbogen endende Tür mit einer 
Breite von 2,15 m ersetzt sind. Eine weitere Lichtquelle besaß 
der Raum nicht, da auch die das Ganze bedeckende Kuppel voll- 
ständig fensterlos ist. Die Zentralkuppel besteht aus einzelnen 
Kalksteinringen und ist im Inneren, das noch Spuren von Bewurf 
aufweist, nicht durch regelrechte Pendentifs, sondern durch nischen- 
förmig vorragende Steine mit den quadratisch gestellten Umfassungs- 
mauern verbunden. Nach außen hin scheint die ziemlich flache 
Kuppel einfach abgedeckt gewesen zu sein; die vier Balkenlöcher 
an jeder der Außenseiten scheinen mit dieser Abdeckung in Ver- 
bindung zu stehen und zur Befestigung eines Baugerüstes gedient 
zu haben. Ebenso einfach war die im Inneren noch mehr konchen- 



Kirchen von Gagä und Rhodiapolis 77 

förmig, im Äussern mehr exedrenartig gehaltene genau orientierte 
Apsis gearbeitet. Was die Bestimmung des Gebäudes betrifft, so 
läßt sich bei der Nähe zahlreicher paganer und mittelalterlicher 
Gräber auch am ersten an einen monumentalen frühchristlichen 
Grabbau denken. ^ 

Kirchen von Gagä und Rhodiapolis. — Am 23. Dezember 
bei hellem, klarem Wetter brach ich von Kumludscha nach Aktasch^) 
auf. Der Weg führte durch sumpfiges Gelände und mit dichtem 
Gebüsch bewachsene Niederungen hindurch; infolge von Über- 
schwemmungen der Gegend waren manche Umwege notwendig. 
Nach drei Stunden war Jenidscheköj und nach einer weiteren 
Viertelstunde Aktasch mit den benachbarten Ruinen von Gagä 
erreicht. Wenn man von Jenidscheköj den Weg über die Höhe 
herkommt, ist einer der ersten größeren Ruinenkomplexe eine 
ziemlich umfangreiche, nach Ostsüdosten orientierte Kirche, deren 
Inneres ganz mit Dickicht verwachsen ist. Die basüikale An- 
lage besteht aus mehr oder weniger regelmäßig behauenen Kalk- 
steinen, die mit reichlichem Mörtel verbunden sind und zahlreiche 
rötliche Backsteine als Zwischenlagen oder als Füllung haben; sie 
war dreischiffig und hatte einen innen runden, außen rechteckig 
hintermauerten Chor von 70 cm Mauerdicke, dessen Konstruktion 
zwei Reihen von je drei Backsteinen zwischen den Kalksteinquadern 
aufweist. Die Ji)eiden anstoßenden Seitenapsiden zeigen eine unter 
sich verschiedene Behandlung; während die südliche einfach als 
rechteckiger Raum gedacht ist und entweder flachgedeckt oder 
tonnengewölbt war, besitzt die nördliche, an die noch ein Neben- 
raum angegliedert war, noch deutliche Spuren eines Kreuz- oder 
Kuppelgewölbes. Ihre Wände waren einst mit Stuck bekleidet, 
wie noch an einer Stelle zu erkennen ist, und hier sind auch noch 
rötliche Farbenflecke als Rest einstiger Bemalung sichtbar. Das 
Hauptschiff war wohl mit Holz eingedeckt und besaß wohl, da von 
Säulen sich keine Spur findet, auch Holzstützen, die auf einer an 
dei' Nordseite noch erhaltenen Stützmauer ruhten. 



*) Abbild, im folg. Heft. — Lanckobonski II, 223 Fig. 109 mit Abbild, u. 
Grundriß. Niehann-Petebsen wollten seltsamerweise in dem Bauwerk ein Tor 
erkennen, , allerdings mit einer Nische, die wie ein Altar zur Aufstellung eines 
Heiligtumes gedient haben kann." Auf Kiepebt's Karte ist das Denkmal als 
„byzant. Kirche* eingetragen. 

^ Spbatt and Fobbes 1. c. I, 185: „some Christian churches are still 
Standing. They are got at with difficulty, being in the midst of marsh and 
jungle.* 



78 Kirchen von Gagä und Rhodiapolis 

Hauptapsis und Südinauer sind noch am besten konserviert; 
letztere hatte gleich vor der Apsis eine Seitentür, der oberhalb die 
Eeste von zwei Fenstern entsprachen. Außerdem sind an derselben 
Seite noch 2 — 3 weitere Fenster anzunehmen; außen lief ein Sockel 
um den Bau herum. Soweit an der Chorpartie noch Ansätze von 
Tonnen zu sehen sind, bestehen sie alle aus Backsteinen mit viel 
Mörtel; in der sehr zerstörten Südapsis ist an der Ostwand rechts 
eine umspringende Ecke und eine aus dem genannten Mauerwerk 
bestehende rechteckige Nische festzustellen. Im Westen besaß die 
Kirche einen ungefähr sechs Meter breiten Narthex, dessen Funda- 
mente noch an der Südseite zu konstatieren sind und von dem aus 
wohl drei Türen ins Hauptschiff führten. 

An der Nordseite der Stadt in der Nähe der Befestigungsmauer 
fand ich noch die unförmigen Trümmer einer weiteren Kirche; an- 
dere Bauten lagen in einem infolge der Überschwemmungen ganz 
unzugänglichen Gebiete. 

Am folgenden Morgen begab ich mich von Kumludscha nach 
dem V2 Stunde entfernten Scheköj und von da in einer weiteren 
halben Stunde nach den auf der Höhe eines benachbarten Hügels 
gelegenen Ruinen von Rhodiapolis.^) Hier fand ich an der Hand 
des Planes von Spbatt und Fokbes in der Nähe des antiken Theaters 
eine sehr zerstörte 23,80 m lange frühchristliche Kirche mit einer 
Mauerstärke von 0,62 m aus Gußwerk, in das viele Ziegel- und 
Backsteinbrocken vermauert sind. Die 13,80 m breite Anlage war 
einst durch noch vielfach umherliegende, 0,50 m im Durchmesser 
breite Kalksteinsäulen, die mit einfach profilieaten kämpferartigen 
Kapitellen geschmückt waren, in drei Schiffe eingeteilt. Erhalten 
ist noch im Osten (ganze Länge der Ostseite 15,00 m) ein Teil der 
nach außen hin geradlinig abschließenden ungefähr sieben Meter 
breiten Hauptapsis, die 1 — 2 große Fenster besaß und an die zu 
beiden Seiten zwei trapezförmige 3,00 und 3,50 m breite Neben- 
kammem mit je einer 1,15 m und 1,20 m breiten Eingangstür an- 
grenzten. Diese vielleicht einst mit Tonnen eingewölbten Seiten- 
räume waren im Norden und Süden durch je ein Fenster erleuchtet. 
Vom Hauptschiff ist noch ein Stück der Nordmauer zu sehen sowie 
ein Teil der narthexlosen Westseite, an der unmittelbar die Straße 
im Altertum vorbeiführte und die durch drei Türen den Eingang 
in die Kirche vermittelte; die Südseite dagegen ist fast vollständig 
zerstört. Dementsprechend ist auch die Südtür 1,10 m breit. Die 



*) Petersen u. von Luschan, Reisen in Lykien (II) Tafel XVI. Rhodiapolis. 



Alajah 79 

1,50 m breite Haupttür besaß ein mit Perlstab, Eierstab, Efeuranken 
und Akanthus reich ornamentiertes Gewände, von dem noch Reste 
über den Erdboden aufragen.*) Außerdem lagen noch eine Reihe von 
Gesimsstücken umher, im Süden auch einige Säulenbasen in situ: 
Abstand der Basen von der Mauer 3,80 m ; dreifacher Abstand der 
Säulen 8,65 m, was ungefähr sechs Säulen auf jeder Seite voraus- 
setzen würde. Im Norden war gleichzeitig eine 3,80 m breite, 
14,80 m lange Kapelle angebaut. Von einer zweiten Kirche, die 
Spbatt und Fobbes zwischen dem Nordhügel und dem Theater an- 
geben, ist jetzt nichts mehr zu erkennen. 

Alajah. — Am 31. Dezember frühmorgens langte ich nach 
außerordentlich stürmischer Nacht mit einem türkischen Dampfer 
von Adalia her in Alajah an und stieg alsbald zum hochragenden 
Kaleh empor, wo ich die oben in der Nähe der mittelalterlichen 
Stadtmauer gelegene byzantinische Kirche näher untersuchte. Sie 
ist 10,75 m lang und 7,45 m breit, aus Kalksteinquadem mit viel 
Mörtel und zahlreichen Ziegelbrocken gebaut. Im Osten befindet 
sich der älteste Teil: eine unverhältnismäßig breite (5,80 m) Apsis 
aus früherer Zeit ist später wieder verwandt und mit ziemlich 
dichtem Gußwerk ummantelt worden; in der Konche sind noch 
Backsteinbogen und aus demselben Material gebaute 0,30 m breite 
Pilaster sichtbar. Dazwischen befindet sich ein dreiteiliges, etwas 
spitzbogiges Fenster. 

Auf die Apsis folgt eine niedrige, 2,50 m lange Halbtonne, die 
an den Längsseiten eine Art Nische bildet und im Süden durch ein 
Spitzbogenfenster beleuchtet wird. Daran schließen sich seitliche 
Exedren an: 3,10 m breite, apsidiale Konchen, von denen die süd- 
liche ein doppelteiliges Rundfenster, die nördliche eine rundbogige 
Tür aufweist. Die oberen Bogen, auf denen die Kuppel auflagert, 
sind leicht zugespitzt, während der westliche Teil der Kirche mit 
einem hohen Tonnengewölbe eingedeckt ist. Der Westeingang ist 
ziemlich stark zerstört, zeigt aber noch deutlich außen einen Vorbau 
an aus Ziegeln, der auf den Türwandungen ruht. Während die 
Hauptapsis nach außen rund ist, sind die seitlichen Konchen an der 
unteren Außenseite geradlinig mit dem Hauptchor verbunden, dar- 
über aber oktogonal ummauert, um dadurch den Übergang zur Kuppel 
zu vermitteln. Die innen runde Kuppel empfängt durch acht Schlitz- 
fenster spärliches Licht; sie ist aus konzentrisch sich verengenden 



*) Abbild, der Türwange im folg. Heft. — Ebenso Ton der Kirche in Alajah 
samt Plan. 



80 Alajah 

Ealksteinringen gefügt, während an den Zwickelenden Gewölbetöpfe 
zur Verringerung der Last verwandt sind. Außen hat sie einen 
sechszehneckigen Tambur, der außer den eigentlichen Fenstern noch 
von acht Blendfenstern durchbrochen ist. Trotz des weit vorge- 
schrittenen Verfalls sind im Innern noch Freskenreste zu sehen: in 
den Zwickeln die vier Evangelisten, sitzend und schreibend, in der 
südlichen Nebenkonche eine thronende Madonna und an der unteren 
Längswand einige verblaßte Heiligenfiguren. 



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Durch Kappadokien. 



Am 11. September schieden wir wieder aus dem wohnlichen Gast- 
haus der Griechenwirtin in Apamea-Diner, in deren Stammbuch sich 
mancher für die Erforschung Kleinasiens klangvolle Name verewigt 
hat. Hatten wir gehofft, in einer eintägigen Gewalttour bis nach 
Egerdir zu gelangen, so wurde dies in Ketschiborlu vereitelt, wo 
augenblicklich kein Saptiehpferd vorhanden war und man uns — 
das einzige Mal während unserer Reise in Anatolien — für hoch- 
verdächtiges Gesindel hielt. 

Der Ort lagert sich um eine kleine Akropolis, die sicherlich im 
Altertum befestigt war und eine gewisse militärische Bedeutung 
hatte, da hier der Engpaß von ApoUonia ausmündet und die von 
Apamea kommende alte Straße etwa eine Stunde sudlich einer- 
seits nach Baris und Adalia, andrerseits über Conana, Seleucia und 
Agrä nach Prostanna abzweigte. Auf dem Mesarlyk, einem Museum 
von antiken Werkstücken, steht auch der römische Meilenstein dieser 
Route. In die Moschee ist ein byzantinisches Relief mit Kreuzen 
eingemauert, das fraglos einer vorgängigen Kirche entstammt;^) 
in einer Bäckerei liegt umgedreht und arg zerstört eine gewaltige 
Marmorplatte, die als Backtisch benutzt wird. Ich konnte nur die 
Umrisse einer Reiterfigur erkennen und den Teil eines Kranzes. 
Ich nehme hier die Episkopalstadt Eudoxiopolis an, welche Hiero- 
kles zwischen Apamea, Sagalassos und Baris erwähnt.-) Ramsay's 
Gleichsetzung von Eudoxiopolis mit Theodosiopolis und Bindos und 
dessen Fixierung zu Kilidjkoi lehne ich ab. Den antiken Ort 
Bindos glaube ich mit großer Wahrscheinlichkeit in dem heutigen 



») Abbild, im folg. Heft. 
*) HiEROKLES, Synecdemus 673, 5. 
Rott, Kleinuiatische Denkmäler. 



82 Von Apamea nach Konana 

Findos entdeckt zu haben, i) Der steile Gebirgssattel über Ketschi- 
borlu, den wir von Diner her passieren mußten, trägt den Namen 
Aidokmusch und hat vielleicht den alten Stadtnamen trotz der tür- 
kischen Verstümmelung bewahrt. 

Antike Gebälkstücke trafen wir auf unserm Weitennarsch am 
folgenden Tag bei der eine Stunde entfernten Erderhebung Kara- 
tasch, wo eine starke Quelle hervordringt, die nach den Trümmern 
zu urteilen, auch im Altertum ein kleines Heiligtum an der Straße 
besessen haben muß. Links blieb Paradis, wohl das antike Apo- 
ridos Kome, liegen. Wir zogen auf der alten Römerstraße ostwärts, 
die an mehreren Stellen, wo breite Rinnsale im Winter den modernen 
Weg durchrissen hatten, offen zutage lag. In einer Höhe mit Idedjik 
steht ein römischer Meilenstein, allerdings ganz im Schwemmboden 
versunken, so daß wir nicht feststellen konnten, ob er eine Inschrift 
trägt. Nähert man sich Gjönen, dann verschwinden die Spuren dieser 
alten Straße unter dem Alluvialboden. 

Am Südabhang des Tunazdagh liegt an einem brunnenreichen 
Fleck das alte Kon an a, dessen Name in dem modernen Gjönen 
fortlebt. Viele Werkstücke des Altertums, Sarkophagteile und eine 
Unmasse von Grabstelen, meist aus marmorweißem Kalkstein her- 
gestellt, sind in die Häuser und Tscheschme eingebaut. Drei kläg- 
lich zerfallene Moscheen mit eingestürzten Minarets, von denen die 
eine über den Fundamenten einer Kirche errichtet scheint, und 
mehrere große Mesarlyks weisen auf eine höhere Bedeutung der 
Stätte in vergangenen Tagen. Im Altertum hat der Ort die ganze 
nördliche Terrasse eingenommen; eine Menge von Ziegelscherben und 
ein alter Wasserlauf sind die einzigen Reste der obem Stadt, über 
deren Boden jetzt der Pflug einherzieht. Nirgends habe ich so viele 
Ochsenschädel an den Giebeln der Häuser und auf den Zäunen vor 
denselben als Zierrat aufgesteckt gesehen wie in dem modernen, 
von Silberpappeln ganz verdeckten Gjönen. Die vielen Bukranien 
auf den Stelen hier haben noch eine lange Geschichte. 

In dieser Stadt, die sich gemäß einer Inschrift in der Vorhalle 
einer Moschee eines gynmischen Sieges rühmte, starb nach den 
Heiligenakten wie wir gesehen haben, der H. Zosimus den Märtyrer- 
tod. Ein Bischof Helladius von Konana, das zeitweise auch den 
Namen Justinianopolis führte, wohnte bereits 381 dem Konzil von 
Konstantinopel bei. Eusebius erzählt in seiner Kirchengeschichte von 
dem Bischof Zoticus von Konana, daß er mit seinem Nachbarkollegen 



*) »Siehe oben p. 18. — Ramsay, Geography p. 404. 



Von Kon an a nach Ejerdir 83 

Julian von Äpamea jene schwanngeistige Bewegung der Monta- 
nisten bekämpfte. Zoticus versuchte die Prophetin Maximilla in 
Pepuza ihres Irrtums zu überführen, wurde aber von ihren Anhängern 
daran gehindert.^) 

Wir werden noch öfters sehen, daß größere Dorfstädte wie 
Konana, als Mittelpunkt von mehreren Landgemeinden, einen eigenen 
Bischof besaßen. Aus kirchlicher Zeit selbst haben wir in Gjönen, 
von einigen byzantinischen Reliefs an einem Brunnen abgesehen, 
nichts entdecken können. Zwar hat Collignon eine Inschrift, be- 
ginnend + ivxn üaTQixiov, im Hamam zu Isbarta gefunden, die 
nach der Aussage dortiger Griechen von Konana stammen soU.^) Es 
ist jedoch höchst unwahrscheinlich, daß der Stein nach dem alten 
Baris verschleppt wurde, zumal die edlen Hellenen daselbst auch 
mir das Unmöglichste vorgelogen haben. 

Gegen Abend ritten wir an der alten Kirche in Islamkoi vor- 
über, wo uns die freundlichen Dorfbewohner gerne als Gäste auf- 
genommen hätten. Bereits in dunkler Nacht stiegen wir über den 
Derbend, den Querriegel, welcher das Seebecken von Ejerdir von 
der Barenser Ebene trennt. An der Bergwand zur Rechten stehen 
noch vereinzelte Zedern, und die Hochtäler dahinter fand ich wald- 
und wildreich. Durch ein imposantes Felsentor, dessen eiserne Türen 
noch Paul Lucas vor 200 Jahren sah, ist der Zugang zur tiefer 
gelegenen Stadt hergestellt. In senkrechter Tiefe brandet hier der 
See, dessen breite Fläche man von dieser Höhe aus bis nach den 
Bergen von Jalowatsch-Antiochien hin übersieht. Mit den mächtigen 
Bergmassen ringsum, die abwechselnd in Schroffen zur See abstürzen, 
bald stille Buchten am üferrand bilden, und mit den beiden lieb- 
lichen Inseln erinnert der Ejerdir-Gölü lebhaft an die oberitalischen 
Seen und läßt in seiner weltabgeschiedenen Einsamkeit einen melan- 
cholisch-schönen Eindruck beim europäischen Reisenden zurück. Un- 
vergeßlich bleibt mir jene Szenerie, als ich im Frühling bei frühester 
Stunde zum Waidwerk an eben dieser Stelle vorüberkam und die 
See vom leisen Morgenliauch berührt aufschauerte, die Sonne eben 
über leuchtende Höhen emportauchte und ein Moslem auf dieser 
äußersten Spitze nach Mekka gewandt in tiefer Andacht kniete, 



*) EusEBiüs, Kirchengeschichte V cap. 16. 18. „Xal i^oiioloytia^ai diä xov 
nvtvficcTog xatavayxacciTO} tovg tots Ttagovzag, fig tb doxnidcai xal öiaXsx^ffVat 
TM 7tvhv\Luxi XaXovvxi ävägag doxinovg xal iniöxonovg Zarixbv ciitb Ko{LOLvr\g 
xamrig xal 'lovXiavbv ccjtb 'Aituntlag.*'' — Nicht Kumana in Ostkappadokieo, wie 
Oberhummer-Zimmerer, Keise in Syrien und Kleinasien p. 189 angeben. 

3) B. C. H. III, 343. 

6* 



84 Der Ejerdirgöl 

Während die schneebedeckten Häupter des Anamas und Borlndagh 
schweigend ringsum standen und keine menschlichen Wohnstätten 
den Frieden der weiten, einsamen Ufer störte. Unten im Talwinkel 
versteckt schlief noch die Stadt, und nur der Muezzin sang sein 
schläfriges Lied in den Morgen hinein.') 

Auf dem Siwridagh, der sich fast senkrecht über uns erhebt und 
wohl der Viarus Mons ist, welcher auf Stadtmünzen von Prostanna 
erscheint, sollen noch die Trümmer eines Kastells „Sivrij Naz" liegen, 
von dem Kiatib Tschelebi in seinem „Spiegel der Welt" berichtet, 
daß es von Sidy Battal Gazy den Christen entrissen wurde. Auf 
halber Bergeshöhe stieß ich, während ich im Schnee einem Stein- 
bock nachstellte, auf alte Kuinen mit schönen Quadern. Ich kann 
sie deshalb auch nicht näher beschreiben.-) 

Hibschfeld's Vermutung, daß Limnä der alte Name des Ejerdir- 
göls sei, ist durch Eamsay auf Grund SxERHET'scher Inschriften be- 
stätigt worden.^) Die nördliche Seebucht trägt den Namen Hoiran 
nach einer Festung, die noch zu Zeiten Hadji Chalfa's am Nordende 
des Ejerdirgöls stand. Bereits 325 wird ein Bischof von Limnä 
genannt, der nur auf der Insel Nis, die heute noch zur Hälfte von alt- 
eingesessenen Griechen bewohnt wird, residiert haben kann. Hier 
befindet sich die alte Tradition und die kirchlichen Denkmäler. Auf 
dem Konzil von Konstantinopel erscheint neben dem Bischof der 
Inseln auch sein Kollege Attalus von der Uferstadt Prostanna, dem 
heutigen Ejerdir. Durch einen Inschriftstein, den wir daselbst 
fanden, ist die Existenz der Örtlichkeit, die bei Ptolemäus als 
Prostama überliefert ist, auch im Altertum nachgewiesen. In den 
späteren kirchlichen lasten verschwindet das Bistum Prostanna, ein 
Zeichen, daß es einging und mit Limnä vereinigt wurde. Von diesem 
werden sieben Bischöfe im Oriens christianus namhaft gemacht. Einst 
wurde am Inselgestade ringsum, namentlich bei der Vereinigung der 
Tekmoren am Nordostufer, die heidnische Artemis hoch gefeiert; ihre 
Nachfolgerin wurde die 'Ayia ^eotoxog Aifivag.^) 



^) Außer den altern Schilderungen von Hamilton und Schönborn lese man 
vor allem die anziehende von Sarre, Reise in Kleinusien 1896 p. 146 f. Schöne 
Abbildungen daselbst Taf. LX— LXVIII. — Arundel, Discoveries I, 329: ,The 
view of the lake of Eyerdir is indiscribably beautiful.* 

') Erwähnt auch bei Arundel, Discoveries I, 334. — Hadji Chalpa, Djihan 
Nuuia p. 700. 

ä) HiRscHPELD, Reisebericht 1879 p. 299 f. — Uamsay, Geograpby p. 414 f. — 
Sterket, The Wolfe Expedition p. 273 No. 366, 85 86 hat freilich die Form 
TuXuLkttvg. 

*) C'onc. Nicaen. II, 787. — Le Quien, Oriens christianua I, 1051, 



Die Inseln im EjerdirgÖl 85 

Wenn gleich der europäische Keisende hier in einem der un- 
saubersten Chane von ganz Anatolien die Nacht verbringen muß, so 
ist er am Morgen dennoch von der malerischen Lage des Städtchens 
entzückt. Keck springt eine Landzunge in den See hinaus, auf der 
einst der größte Seldjukensultan Ala Eddin Kai Kobad I. ein Kastell 
mit starken Mauern erbaute. Heute stürzen die mächtigen Quader 
in die grüne Flut oder dienen dem Städtchen als Steinbruch. Von 
entschwundener Pracht erzählt auch die Medrese mit dem reichen 
Schmuck ihrer Pforte aus geometrischen Flächenmustem und In- 
schriftbändem samt der Stalaktitenwölbung. Im kühlen Hof, wo der 
Brunnen in der Mitte plätschert, ruhen die Arkaden noch auf byzan- 
tinischen Säulen mit Würfelkapitälen. Die Ornamentik der sich 
schwingenartig nach beiden Seiten legenden Blätter finden wir wieder 
in der Hagia Sophia von Konstantinopel. ^) In dieser Schule hat wohl 
zur Zeit des arabischen Geographen Ibn Batuta um 1330 der be- 
rühmte Gottesgelehrte Moslich Eddin unterrichtet, der nebst Nakch 
Bendy in „Ekerder" nach Hadji Chalfa's Zeugnis sein Grab hat.-) 

In einem gebrechlichen, kiellosen Kahn, einem wirklichen mit 
Teer über und über beschmierten Kasten, in dem wir bis über 
Brusthöhe standen und der zum Schutz gegen einschlagende Wasser 
mit einem Schilfbausch an den Rändern geschützt war, fuhren wir 
nach der kleinem der beiden Inseln hinüber, welche die Bewohner 
heute Djan-Ada, d. h. Glockeninsel getauft haben. Die verlassenen 
Ruinen, welche den kleinen Raum bedecken, gehören der türkischen 
Zeit an, und v. Richteb erzählt vor 60 Jahren, daß der Statthalter 
damals ein Landhaus daselbst hatte. Darauf weist auch die Schil- 
derung des arabischen Geographen Hadji Chalfa, der die Insel 
Gülistan = Rosengarten nennt. 

Über die lichtgrüne Flut mühsam weitersteuernd, landeten wir 
nach einer Viertelstunde am flachen Ufer der Insel Nis, wo herr- 
liche Platanen ihre Äste fast bis ins Wasser senken. Haus an Haus 
drängt sich auf der kleinen „Nisos", die man in einer Viertel- 
stunde umgeht. Auf dem einzig freien Platze sah ich große Marmor- 
säulen umherliegen. Von den 18 Kirchen, die angeblich einst am 
Ort standen, sind nur noch die des H. Stephan, des Theodor, des 
Michael und Gabriel und der Eudokia übrig, die letztere, in ihrer 
Anlage dreiapsidial, allerdings in eine Moschee verwandelt und dabei 



*' Salzesbekg, Altchristi. Denkmale von Konstautinopel, Bl. XV. — Abbild, 
bei Sarre, Reise in Kleinasien p. 147 u. Tafel LXV. 

*) Schon Arundel 1, 333 spricht von den byzantischen Säulen dieser Me- 
drese. — Djihan Numa p. 699. 



86 



Die Insel Nis 



gründlich restauriert. Nur die Kirche des Stephan, die durch ihre 
Lage an der See wie die ganze Insel an Torcello mit seinem Dom 
erinnert, beansprucht ein höheres Interesse und dies vornehmlich 
ihrer Fresken wegen. Helena soll wieder die alte Kirche auf ihrer 
Fahrt nach Jerusalem gestiftet haben. Ihr frommer Pfad, an dem 
sie nach der weitverbreiteten Sage so viele Heiligtümer erstehen 
ließ, führte sie allerdings nicht durch diese weltabgelegene Gegend 
mit ihren schwierigen Wegen. 

Es bedurfte stundenlanger Reden, bis wir den hartnäckigen 
Widerstand des stumpfen Pappas gebrochen hatten, der steif und 




Abb. 26. Fresko und Relief der Stephanskirche auf Nis, ^erdir. 

fest immer behauptete, nach unserer photogi*aphischen Aufnahme 
der Kirchenfresken käme kein Fremder mehr auf die Insel, um seine 
„Klisse" zu sehen. Er meinte damit den dauernden Verlust des 
Backschisches. Erst als der würdige Kirchenälteste erschien, mußte 
er nachgeben. Der Wein, den uns der griechische Geistliche vor- 
setzte, der kein Wort von seiner alten Muttersprache verstand und 
sich das Empfehlungsschreiben des Patriarchen von Konstantinopel 
ins Türkische übersetzen lassen mußte, war sauer und die Trauben 
faul. Vor ein paar hundert Jahren erzählte Hadji ChalFxV noch von 
36 Weinsorten, die hier gedeihen sollten. 

Mit einem gewaltigen Schlüssel schritt der Pappas zur Kirche 
vorauf, die ganze Griechengemeinde hinterdrein. Als wir dort 
ankamen, fanden wir die noch frischen Spuren einer grüudliclien 



Die Stephauskirche auf Nis 



87 



Erneuerung, der vor allem die Vorhalle zum Opfer gefallen ist. 
Im Innern des Naos hatte man glücklicherweise die alten Über- 
reste größtenteils geschont. Schon Sarre hatte vor zehn Jahren 
in seiner lebendigen Schilderung dieser Gegend geschrieben: ,.Die 
dem H. Stephanus geweihte Kirche ist ein interessanter mittelalter- 
licher Bau und verdiente, besonders der Malereien wegen, ein ein- 
gehenderes Studium." Freilich hatte er die Kirche baufällig gefunden 
und bei dem herabgekommenen Zustand der Malereien die Schwierig- 
keit einer genauem Untersuchung eingesehen.*) 

Die fast östlich orientierte 
Basilika ist ein Oblongum mit 
starken Umfassungsmauern, einem 
kleinen, im Grund- und Aufriß 
rundbogigen Chor und einer mo- 
dernen Vorhalle. Vier mäßige 
Wandpfeiler mit Kapitalen von 
einfachem Akanthusmotiv tragen 
die Kuppel der Mitte, die auf 
vier Quaderbogen ruht. Ein Ge- 
sims kennzeichnet die Stelle des 
Auflagers, wo die durch Pen- 
dentifs vermittelte Kuppelwölbung 
in die Rundung übergeht. Diese 
schließt kalottenartig durch stufen- 
weis vorkragende Backsteine und 
ist anscheinend später einmal re- 
stauriert worden. Das schmale 
Presbyterion ist tonnengedeckt, 
ebenso die Längs- und Quer- 
räume, die zum Zwerchkreuz zusammengeschrumpft sind. Je ein 
schmales Doppelfenster nördlich und südlich im Hauptraum und zwei 
kleine Öffnungen übereinander im Chor vermitteln das spärliche 
Licht. ^) Die fein profilierte, aber jämmerlich zerstörte Marmortür, 
die einst in ihrer Bedachung eine Inschrift getragen haben soll. 




Abb. 27. Stephauskirche auf Nis 
im Ejerdirgöl. 



*) Sabre, Reise iu Kleinnsieu p. 150: „Die Wände des Hauptraumes sind 
voUständig mit Malereien bedeckt, die leider bei dem geringen Lichte, das durch 
die kleinen Fenster fiel, schwer zu erkennen und auch durch Hauch vollständig 
geschwärzt waren. . . . Vor der Westseite liegt eine gleichfalls im Tonnen- 
gewölbe geschlossene Vorhalle, ungefähr ein Viertel des Kirchenraumes be- 
tragend.' — Abbild, des Äußern der Kirche im nächsten Heft. 

*) Im Plan sitzt das südliche Fenster über der äußern Wandnische. 



88 Die Stephanskirche auf Nis 

scheint einer älteren Kirche zu entstammen. Der innere Türsturz 
ist mit Ranken, Kreuzen, stilisierten Blättern und Früchten ge- 
schmückt (Abb. 26). Die spiralenartige Behandlung des Ornaments 
wie die Gesamtanlage der Stephanuskirche weisen frühestens ins 
Vin. oder IX. Jahrhundert. Rechter Hand vom Eingang steht noch 
der marmorne Bischofstuhl mit dem Kreuz auf der Rücklehne und 
dem XgKTTog vixa. Nehmen wir noch dazu eine alte zerbrechliche 
Ikonostasis aus geschwärztem Holz, hochlehnige, morsche Ältesten- 
stähle an den Wänden des Naos, dann ist das Inventar der Kirche 
erschöpft. Zu den Kirchengeräten gehörte auch einst ein silbernes 
Räuchergefäß, das Sarbe käuflich erwarb, ein seltsames Gemisch 
von Romanisch und Gotisch; selbst der Hufeisenbogen fehlt nicht 
im Ornament. Es gehört frühestens dem XV. Jahrhundert an. 
Noch später sind die Gürtelschnallen dieser Erwerbung mit dem 
Heiligen Georg und dem byzantinischen Reichsadler, den heute noch 
die Griechinnen von Karamanien auf dem Rücken ihrer kleidsamen 
Leibchen tragen.*) 

Die Bewohner der Insel behaupteten, bei den Restaurations- 
arbeiten an der Nordseite der Kirche ein Baptisterium aufgedeckt 
und wieder zugeworfen zu haben. Nach der noch sichtbaren, rund- 
förmigen Mulde scheint dies nicht ausgeschlossen zu sein. Die 
Phiale befindet sich in der großem Nische der Südwand und be- 
stand schon vor dieser Kirche, da fast die Hälfte der Mauer über 
ihr steht. 

Das ganze Kirchlein ist nun im Innern bis auf die breiten 
Tragbogen der Kuppel mit rauchgeschwärzten, teilweise völlig un- 
kenntlich gewordenen Fresken bemalt. Auch die einstige Vorhalle 
war mit solchen geschmückt, da die äußere Westwand des Haupt- 
raums noch Spuren solcher aufweist. Leider sind sie auch hier 
durch die Restauration fast völlig beseitigt worden. 

Durch längeres, vorsichtiges Waschen mit Brunnenwasser ge- 
lang es, wenigstens für den Augenblick, die von Schmutz und Rauch- 
schwärze fast unsichtbaren Malereien zu regenerieren, namentlich 
die Inschriften zu entziffern. Ziemlich resultatlos war das Bemühen 
bei dem älteren Zyklus im Chorraum und an den Oberwänden im 
Langhaus, da ein hartnäckiger Kitt über diesen Darstellungen lagert, 
der keinem Wasser weicht. Eine Aufnahme der erkennbaren Reste 

^) Von dieser Insel Nis stuminon wohl auch die Manuskripte Hikschfeld's, 
die in die Berliner Bibliothek gelangten und von denen neuerdings die Vita 
Euthymii publiziert wurde. C. de Boor, Vita Euthyraii, ein Anecdoton zur Ge- 
schichte Leo des Weisen, a. 8S6— 917. Berlin 1888. 



Die Stephanskirche auf Nis 89 

machte die Enge des Eaumes zwischen Chorwänden und Ikonostasis 
unmöglich. Die letztere wollten wir nicht niederreißen, um nicht 
den Unwillen der griechischen Gemeinde hervorzurufen, die ohnehin 
von unserer profanen Arbeit nicht sonderlich erbaut war. 

Als die Unterwände des Hauptraumes mit Jüngern Fresken ge- 
schmückt wurden, hörte man in einer bestimmten Höhe ohne Rücksicht 
auf die älteren Darstellungen plötzlich auf, so daß diese zur Hälfte 
noch mit den späteren Malereien bedeckt sind.*) An der Nord- 
seite sind somit die Fußwaschung und der Judaskuß zur Hälfte von 
den Jüngern Bilderreihen überschnitten. Dieser ältere Zyklus setzt 
sich nach Osten fort mit Isaaks Opferung 2) samt der Auferstehung 
Christi darüber. Ein Engel mit großen, ausgebreiteten Schwingen 
sitzt auf dem Stein des Grabes, um das die Soldaten herumliegen. 
Daß sich hier die zugehörigen Szenen der Kreuzabnahme, der Grab- 
legung, Beweinung und Auferstehung anschlössen, beweisen die Tituli, 
die infolge fortgesetzten Waschens zum größten Teil zum Vor- 
schein kamen. 

Die Kreuzabnahme und Grablegung: T6v viov i^iSrjaav avvovreg 
'Iaiaf](p fierd rov NixoSi^fiov anovSy .... fivQotg xal aivdovi hxrjStvai 
*Iwa^q> 6 'Agifiai^aiag. 

Die Beweinung: V imtutfiog &Qrjvog; IC—XC; 6 ayiog'Itodvvrjg 
6 0e6ko}^og; 6 eiaeßijg NixoStj/iiog; Mi^rrig 0$ov und ai fivQoq>6Qoi 
ywaJxeg, Das Malerbuch vom Athos enthält die genaue Schilderung 
dieser Szene.«) 

Die Auferstehung und Erscheinung: Olfioa^itw ^dvarog^ qSrig 
xkaiirWj <fvk[cc] TQ\6]7taiov. 

Ti xk{ai)Btg ß'anxovöa Xqiötov nag&ivB 
ndXiV )Mßovaa Ttjg x^Q^g rag iyyvag* 

*) Schon Sarre fielen die unter sich verschiedenen Malereien dieser Kirche 
auf, p. 150: ^Doch scheinen mir die Bilder nicht einer und derselben Zeit anzu- 
gehören, vielmehr unterscheidet man deutlich eine frühere und eine spätere 
Arbeit.» 

*) Abbild, im folg. Heft. 

^) Gr. Schäfer, Das Handbuch der Malerei vom Berg Athos, Trier 1855 
§ 303: .Ein viereckiger und großer Stein. Und auf demselben ist ein Tuch 
ausgebreitet. Und auf diesem liegt Christus nackt auf dem Rücken. Und die 
Heiligste kniet über ihm und küßt sein Angesicht und Joseph küßt seine Füße 



90 



Die Stephanskirche auf Nis 



An den Flügelmauern des Chors breitet 
sich die Doppelszene der H. Eucharistie, die 
sog. göttliche Liturgie, aus: Christus reicht 
hinter dem Tisch stehend und von einem 
Engel {äyyelog xvgiov) assistiert, jedesmal je 
sechs seiner ehrfürchtig nahenden Jünger 
Brot und Wein. Die Verkündigung an die 
Hirten darüber mit den fast lebensgroßen 
Personen, der noch halb klassischen Gewan- 
dung und den lebenswahren Gesichtstypen 
gehört mit der Liturgie zu den schönsten 
unter den erhaltenen Malereien, die wir in 
Kleinasien trafen. Sie treten aus dem her- 
kömmlichen Kreis des sog. Byzantinischen 
völlig heraus. Die fast ganz zerstörte Ent- 
hauptungsszene, die inmitten vieler Architek- 
tur sich wohl als Johannes' Märtyrertod deuten 
läßt und das ebenso verdorbene Weltgericht 
sind die einzigen Zyklen der Südwand. Man 
sieht noch Christus mit Maria und Johannes 
zur Seite nebst den 24 Ältesten, darunter 
rechts die Seligen, links die Verdammten, 
dem Feuerstrom und einem Höllenungeheuer 
zugekehrt, zwischen beiden Kreisen der Engel 
des Gerichts mit der Wage, „o ^vyog rfjg 
Stxaioavv})g^\ 

Künstlerisch tiefer stehen die spätem 
Fresken, die sich auf den übrigen Hauptraum 
verteilen. An der Westwand erkennen wir in 
den untersten Reihen die undeutliche Gestalt 
des Propheten Jeremias an der arabischen 
Beischrift el-kudus-nihajet = das Ende Jeru- 
salems. Ihm folgen die Heiligen Theophanus, 
Merkurius in kriegerischer Tracht, Onesimus, 
Antonius, Sabas, der Theologe Johannes, Gre- 
gor, Chrysostomus, Basilius, Nikolaus, Christus 
mit Buch und Maria die Hände bittend zu 
ihrem Sohn hingestreckt (Abb. 28). Die beiden sind als kleine 

und der Theolog seine Rechte. Und hinter Joseph ist Xicodemus auf die Leiter 
gestutzt und schaut auf Christus . . . und die andern Salbölträgerinnen reißen 
sich die Haare aus . . .• 



Die Stephanski rche auf Nis 91 

Medaillons zwischen die Kirchenväter hineingemalt und tragen einen 
blauen Nimbus resp. Kreuznimbus, während alle übrigen Personen 
mit goldnem Heiligenschein geschmückt sind. An Gestalten wie 
Basilius, Chrysostomus , Gregor und Nikolaus sehen wir bereits 
dieselbe Mal weise, wie sie das Buch vom Äthos ^) voi-schreibt. Wir 
haben keinen Grund, mit diesen Jüngern Fresken über das XIII. Jahr- 
hundert hinaufzugehen. Der Vorläufer und Maria mit dem Kind 
beschließen die untere Bildeireihe. 

In der folgenden erkannten wir in schlechter Erhaltung die 
Geburt Christi samt der Waschung, die Anbetung der Hirten und 
Magier. In besserm Zustand ist die Darstellung Christi im Tempel. 
Maria naht mit dem Kind, welches Simeon, der Gottesempfänger 
(6 ß-eoSoxog) auf die Arme nimmt, während hinter ihm die schöne 
Gestalt der Prophetin Hanna mit der Rolle ') und hinter Maria Joseph 
mit den beiden Tauben steht (Abb. 26). Im Hintergrund ist der 
Tempel gemalt mit der Beischrift: ^*H inanavji) tov xqiötov^ 
Daneben sehen wir die Opferung Isaaks, eine Szene, die bereits 
unter den altern Freskenreihen ei^cheint und bei der man den weiten 
Abstand der spätem Malereien von den frühern feststellen kann, die 
allerspätestens dem IX. Jahrhundert zuzuweisen sind.^) 

Der Eest der übrigen Malereien sind Heiligen- und Propheten- 
dai-stellungen. Zu erkennen waren mit Sicherheit: Nestor, Agatho- 
nicus, Auxentius, die Propheten Habakuk, David, Daniel und Elias. 
An der Nordwand sind Demetrius und Georg zu Pferd gemalt; 
bei diesem sind noch Drache und verfolgte Jungfrau sichtbar. 
Zwischen beiden Eeitern erblicken wir im Eundbild die halb 
klassischen Gesichtszüge des Erzengels Michael.^) An den Wangen 
der halbzerstörten Tür prangen noch die byzantinischen Adler, 
ein nackter Adam zieit die Nische links vom Eingang, und auch 
die Phiale an der äußern Südwand hatte ihre heute sehr zer- 
störten Malereien. 

In der benachbarten Kirche des H. Theodor, die dem späten 
Mittelalter angehört und in deren Chorwand außen noch ein paar 



^) Das Handb. der Malerei p. 309. 

*) Nach dem Malerbuch p. 175. 

■) Unteu am Berg der Opferung halten die Diener mit dem Ksel wie im 
Malerbuch p. 104. 

*) Eine Gestalt mit der verstümmelten Beischrift 'Avuq . . . und einer orienta- 
lischen Kopfbedeckung ist wohl auf einen von denjenigen Anargyriten zu deuten, 
die aus Arabien stammen und , welche auf ihren Häuptern zusammengerollte 
Schleier haben". Malerbuch p. 412. 



92 Abschied von Nis 

ältere Eeliefs eingemauert sind, wird ein Evangeliar aufbewahrt, 
auf dessen vorderem Buchdeckel von Silberblech der Gekreuzigte 
mit Maria und Johannes, die Evangelisten und zwei Personen in 
betender Stellung zu sehen sind. Da es unmöglich war, ohne Gewalt 
eine Aufnahme des Buchschmucks auf photographischem Wege durch- 
zusetzen, so kann die Arbeit nur ungefähr dem XI. — XIII. Jahr- 
hundert zugeteilt werden. 

Der anfangs so renitente Pappas hatte bald mit dem Waschen 
so kräftig begonnen, daß der H. Theophanus samt seinem Namen 
schier von der Wandfläche verschwand und andere Heilige vom 
gleichen Schicksal bedroht wurden. Ich war froh, daß er mir am 
nächsten Morgen klagte, er hätte die ganze Nacht vor Müdigkeit 
wegen gehabter Wascharbeit nicht schlafen können und sei außer 
Stande weiter mitzuhelfen. Es war auch allmählich hohe Zeit ge- 
worden, die sakrilegische Tätigkeit im Kircheninnern einzustellen. 
Im Halbdunkel hatte ich nacheinander zwei ölgefüllte Ampeln zu 
Boden geschleudert, die zum Schrecken der menschenerfüllten Kirche 
in tausend Scherben zersplitterten, während der Heilig-Schmutzige 
Inhalt sich mir über die Kleider ergoß. Ein schöner Blecheimer 
und ein Krug verschwanden beim Wasserschleppen in der Tiefe des 
heiligen Brunnens, morsches Holz hatten wir bei der Reinigung von 
den Wänden reißen müssen, der Marmorboden der Kirche war eine 
große Schmutzlache und das Blitzlicht hatte diese Griechen, die mit 
Gespenstern noch so vertraut sind, starr gemacht. 

Als wir nach beendeter Arbeit aus der Kirche heraustraten 
und unsere Hände gewaschen hatten, nahte sich der liebe Greis im 
schneeweißen Haar mit silberner Kanne und Patene und goß kost- 
bares Rosenöl in reichlicher Menge auf unsere ruchlosen Hände. 
Der Backschisch klirrte für das restaurierte Gotteshaus, ein Medschid 
verschwand in den langen Taschen des schmutzigen und zerrissenen 
Priesterrocks, dessen Träger wie nach einem Raub eiligst verschwand. 
Der Älteste aber di'ückte uns aufs herzlichste die Hände und stand 
mit den hilfsbereiten Inselbewohnern am Ufer, mit dem türkischen 
Fes in den Händen noch lange den Selam zuwinkend, während 
unsere zerbrechliche Barke in die windgepeitschten Wellen hinaus- 
fuhr. Ein letzter Strahl längst vergangener Größe schimmerte 
über dem würdigen Griechenhaupt mit seinen Kinderaugen, er der 
wenigen und letzten einer, die sich wurzelecht aus den Jahrhunderten 
bis in unsere Tage auf dieser weltabgelegenen Insel im Egerdirsee 
erhalten haben. 

Am Abend besuchten wir noch die kleine alte Ansiedlung Jaslar 



Von Egerdir nach Jalowatsch 93 

in einer fruchtbaren Bucht am Südwestende des Sees. Mitten in 
üppiger Vegetation steht eine verlassene Türbe, wo ein Tschelebi aus 
türkischer Vergangenheit feierlich ruht. Am Tekke Scheich Murads, 
dessen auch Akundel gedenkt,^) trafen wir einen antiken Inschrift- 
stein als Türstock verwandt. Gegenüber dem Derwischkloster mit dem 
alten Bad ist ein byzantinisches Ornament als Türsturz verwertet.-) 
An diesem abgelegenen Seeufer muß in christlicher Zeit ein Kloster 
gestanden haben, dessen Heiligen ein frommer Moslem abgelöst hat. 
Möglich ist, daß hier der Abt Epiphanios, der „riyovfisvog Tf,g 'Ayiag 
0bot6xov jiifivag^ hauste, dessen das zweite Nicänische Konzil 787 
gedenkt.*) 

Ein beschwerlicher Paß führt an der Ostseite des Ejerdirgöls 
nach dem alten Antiochien. Der gefürchtete Derbent, Demir-Kapu 
oder eisernes Tor genannt, ist einer der verrufensten Wege im Innern 
Kleinasiens, wie Abundel schon vor 70 Jahren schrieb, „one of the 
most terrible and perilous roads imaginable".*) Denn senkrecht 
stürzen hier die Ausläufer des Anamasdagh in den See, nur einen 
ganz engen Klippenpfad übrig lassend. Wir fuhren deshalb der 
ganzen Länge nach durch den See bis zur Höhe von Afschar. Mein 
Plan, den von Ramsay erwähnten Ort Gaziri am Nordufer des Göls 
aufzusuchen, wo eine Kapelle der Panagia angeblich christliche 
Wallfahrer aus Pisidien und Phrygien herbeizieht, wurde durch die 
völlige WindstiUe vereitelt.^) Denn über acht Stunden mußten die 
Leute in den Riemen liegen, da kein Lüftchen die bleierne Schwüle 
unterbrach. Als wir die sumpfige Mündung des Akkartschai, des 
alten, von Antiochien herabkommenden Xanthus hinter uns hatten, 
dessen hoher Schilfwald von vielen Wasserhühnern belebt ist, ver- 
sagten die braven Türken den Dienst. Während wir stundenlang am 
einsamen, verbrannten, nur von Jürüken besuchten Strandufer auf 
den Transport warteten, brach ein fürchterliches Gewitter los, vor 
dem wir unter einem aus ßuderstangen und Segeltüchern gezimmer- 
ten Zelt Schutz suchten. In einem offenen Schuppen zu Afschar, 
das eine Stunde östlich landeinwärts liegt, verbrachten wir mit 
vielen Menschen zusammengepfercht eine eiskalte Nacht und fuhren 
am nächsten Morgen in halbliegender Stellung auf einem Ernte- 
wagen mit musizierenden Holzscheibenrädem nach Antiochien, dem 
heutigen Jalowatsch. 



*) Abundel, Discoveries I, 336. 

*) Siehe Abbild, im nächsten Heft. *) Siehe oben p. 84. 

*) Abundel, Discoveries 1, 328. 

*) Ramsat, Geography p. 414. 



94 Antiochien in Pisidieii 

Die anfänglich einförmige, hügelige Landschaft zwischen den 
Limnä und Antiochien geht allmählich in die überaus fruchtbare 
und von mehreren Bächen bewässerte Ebene von Jalowatsch über. 
In diesen üppigen Gefilden hatte einst auch das Kreuzfahrerheer 
nach der Schlacht von Doryläum Ruhe und Erquickung gefunden.*) 
Im Eücken des betriebsamen Städtchens steigt der Sultandagh, zum 
Erschrecken öd und kahl, bis zu einer Höhe von nahezu 2000 m 
empor und schützt Antiochien vor der sengenden Gluthitze der 
Steppenwüste. Die anatolische Bahn bedeutet für den Ort und sein 
an Weizen, Wein und Obst reiches Hinterland noch eine große 
Zukunft. 

Draußen vor Jalowatsch mit seinen engen, unreinlichen Gäßchen 
liegen die halbversunkenen Euinen der alten kirchlichen Metropolis 
von Pisidien, deren größter Teil zum Bau von Neu- Antiochien ver- 
wandt wurde. Da die bereits von Arundel auf seiner Entdeckungs- 
fahrt nach den sieben Gemeinden erwähnten Kirchen nunmehr von 
unserm Elsässer Landsmann Weber in Smyrna erforscht werden, ging 
die Eeise nach kurzer Rast ostwärts zum Sultandagh.^) In die 
Tscheschme von Kujudschak sind byzantinische Reliefs eingebaut; 
andere antike Werkstücke hier und in Örkenes scheinen aus An- 
tiochien ebendahin verschleppt zu sein.^) 

Kein Muster von modernem Hochbau ist die große, neue Kunst- 
straße, die von Akschehr herüber ins antiochenische Gebiet führt. 
Sie steigt in so steilen und gebrochenen Serpentinen zur Paßhöhe 
empor, daß sie für einen Lastfuhrverkehr schier unbrauchbar ist, 
abgesehen davon, daß sie durch eine gewissenlose Vernachlässigung 
bereits wieder jämmerlich zerfällt. In der Nacht kamen wir in 
Akschehr, der Stadt des türkischen Eulenspiegels Nasr-Eddin- 
Chodscha an, besuchten am nächsten Morgen die seldjukischen Sehens- 
würdigkeiten, darunter die Taschmedrese des Sultans Kai Kaus L, die 
1216 von Hassan Emirdads Sohn Ali errichtet wurde und unter der 
türkischen Lotterwirtschaft jetzt einem raschen Untergang ent- 
gegengeht. Byzantinische Reliefs des ausgehenden I. Jahrtausend 
mit zerstörten Kreuzen sind zur Einfassung eines Seitenportals 
daselbst verwandt, im Hof der Medrese fanden w^ir Marmorsäulen 



*) Will. Tyrens. archiepisc. bist. III, 17 : ,iu regionem copiosam satis et 
ubere rivis, nemoribus et pascuis amoenissimam descenderunt juxta Antiocbiam 
minorem, quae Pisidiae metropol is.* 

*) Aründel, Discoveries I, 273 mit Plan im AnbaDg. 

3) Abbild, im folg. Heft. 



Konia 95 

und -Kapitale, die nach ihren Ornamenten teils dem Stil der 
Hagia Sophia in Konstantinopel, teils der Zeit der Heraklius- 
periode angehören.*) 

Auf deutscher Bahn, in schlechten Waggons, die längst invalid 
und ausgefahren aus einem deutschen Wagenpark angekauft und 
für Anatolien wieder aufgeputzt waren, wurden wir nach Konia 
befördert. Die Billete erster Klasse, die dem deutschen Forscher 
allenfalls zum Tarif zweiter Klasse gewährt werden, warfen wir 
in Konia wieder weg, als uns die dortigen Bahnbeamten unter 
Lachen bemerkten, daß wir mit unserm Gepäck ohne die Er- 
mäßigung billiger die zweite Abteilung benutzen könnten. So 
kommt man deutscher Forschung in Kleinasien von der sog. deutschen 
Bahngesellschaft entgegen. Die englische Smymabahn hat sich jedes- 
mal gentlemanlike und im weitesten Sinne zuvorkommend uns 
gegenüber bewiesen. 

Unter der sachkundigen Leitung unseres liebenswürdigen Kon- 
suls Loytved besuchten wir die Hauptdenkmäler Konias, darunter 
auch die Hallendjami Ala Eddins, deren Wölbungen von einem Wald 
byzantinischer Säulen mit interessanten Kapitalen getragen werden, 
die aus Tyana stammen sollen. Auch Hadji Chalfa berichtet in 
seinem Weltspiegel im XVIL Jahrhundert: „II ya dans ce chäteau 
(von Tyana) des voütes bäties de grosses pierres et soutenues par 
des colonnes de marbre. Lorsque le sultan Ala-eddin fit bätir le 
chäteau de Koniah, il en fit tirer les pierres et autres materiaux 
de cet endroit." ^) Auf dem Schloßberg, wo man den entzückenden 
Blick über die Seldjukenstadt mit ihren schimmernden Kuppeln 
und zerfallenen Minarets genießt, steht noch die angebliche Kirche 
des Bischofs Amphilochius von Iconium, ein mittelbyzantinischer 
Bau, der mehrfach restauriert heute als Uhrturm dient. In Ziegel- 
technik ist das von abgestuften Blendbogen eingefaßte Doppel- 
fenster der Nord- und Südseite und der runde Tambour mit der 
zweifachen Eeihe gegliederter Blendfenster ausgeführt, wogegen 
die übrigen Mauern aus Bruchsteinen und altern Werkstücken er- 
richtet sind. In den Kirchen von Side, Islamkoi und der noch zu 



*) Siehe die AbbilduDgen im folg. Heft. — Ein ähnliches Marmorkapitäl 
aus der Zeit des Heraklius (610—641) im Tschinili Kjöschk zu Konstantinopel, 
veröffentlicht von Strzygowski im Jahrb. der preuß. KunstRHramlungen XIY 
(1893), 73 f. Abb. 3. — Photogr. der Taschmedrese bei Sarre, Reise in Klein- 
asien, Tafeln XI— XIII. 

*) Hadji Chalfa , Djihan Numa p. 673. — Abbild, der Djami bei Sarre, 
Reise in Kleinasien Taf. XVIII. 



96 Eregli 

erwähnenden Tschanliklisse von Tscheltek hat die Amphilochius- 
kirche ihre Parallelen.^) 

Am 19. September betraten wir das am Fuß des Taurus ge- 
legene Eregli, ein armseliges Städtchen mit traurigen Erdhäusern 
und einem halbabgebrochenen Chan, wo wir an den europäischen 
Bettstellen den Einfluß der hier bereits vorüberfahrenden anato- 
lischen Bahn spürten. Von der ehemaligen Episkopalstadt Kybistra, 
von der Le Quien noch fünf Bischöfe nennt, entdeckten wir auch 
nicht die geringsten monumentalen Spuren.-) Nach vielstündigen, 
leidigen Pferdehändeln konnten wir am folgenden Tag den un- 
gesunden, staubigen Ort verlassen. Am alten Seldjukenchan Ala- 
Eddins und dem schönen, bandgeschmückten Minaret der Djami vor- 
über ging der Eitt durch den ausgedehnten Mesarlyk, wo meterhohe 
Obelisken von rohen Felsblöcken des unfernen Taurus mein Er- 
staunen hervorriefen. Je einer stand zu Häupten und Füßen des 
Toten. Als wir die kühlen Gebirgsbäche, wo Sultansöhnchen dem 
reichlichen Fischfang obliegen, überschritten hatten, wandten wir 
uns in nordöstlicher Richtung direkt Tyana zu. Die einstigen 
Troglodytendörfer, Ibris, mit seinem berühmten hettitischen Relief, 
Mindos Ealesi und Zanapa ließen wir rechts am Eingang zum mitt- 
leren Tauruspaß liegen, als wir vernahmen, daß die alten Anlagen der 
Mönche und Anachoreten meist zerstört und umgewandelt seien. Der 
letztere Ort hat noch seinen alten Namen bewahrt; seine 108. Epistel 
richtete Gregor von Nazianz an die Nonnen von Sannabadae, welche 
hier in ihren weltabgeschiedenen Gebirgshöhlen hausten.^) 

Auf unserm Weitermarsch winkten zur Linken die hochwipfe- 
ligen Bäume des Bektisch wie eine Oase inmitten der sich nun weit 
ausdehnenden Steppenlandschaft. Ein leichter Dunstkreis in der 
zitternden Luft verriet die heißen Sprudel des Ortes mit ihren selt- 
samen Sinterungen und Bodenbildungen. Hamilton hat die Schwefel- 
quellen dieser Gegend, die er „Kekrout" nennt, eingehend beschrieben 
und auch neuere Reisende haben sie flüchtig besucht.*) Während 
die Ebene zwischen Kybistra und Tyana im Winter überschwemmt 
ist, rann im September kein einziger Bach durch die öde Steppe, 
die von einem dünnen Salzausschlag wie bestäubt war. Das einzig 
nennenswerte, jedoch nicht perennierende Wasser hinter Bulgurlu 



*) Siehe Abbild, der sog. Amphilochiuskirche im folg. Heft. 
*) Le Qüien, Oriens christ. I, 402. 
^) Gregor, Opera II, epist. 108. 

*) Hamilton, Researches II cap. 48. — v. Schweinitz, In Kleinasien 
(1906) p. 66 f. 



Von Eregli nach Tyana 97 

ist der Azizietschai , der dem Kyzyldjasu zufließt. Während eines 
dreizehnstündigen Rittes trafen wir einen einzigen Brunnen mit 
schmutzigem Wasser an, aus dessen tiefem Schacht Turkmanen und 
Tschitschenen das spärliche Naß für die prächtigen Schaf- und 
Ziegenherden mit Ledereimem heraufschöpften. Nur Absinth und 
Wermut liefert die Weide in dieser Jahreszeit, und kein Baum noch 
Strauch grünt ringsum. Schon Strabo, der auch die tiefen Brunnen 
dieser wasserarmen Landstriche kennt, schildert diese Gegend: 
„!/f Si BayaSavia xaineg neÖidg ovca xai voTnorart] naawv (ino- 
ninrwxe ydg r^ Tavyq]) fioXig rcüv xagnifiwv n (figu SivSqoiv}^^) 
Das Dorf Bagad, inmitten dürrer Umgebung an den südlichen Aus- 
läufern des Hassandagh gelegen, scheint noch den Namen dieser 
seit Alters baumarmen Provinz Kappadokiens zu bewahren. 

Um die kleinen Ansiedlungen, die oft nach wenig Jahren ihren 
Standort wechseln, sind Erdliügel zerstreut, in denen die Bewohner 
ihr Stroh namentlich zur Ausbesserung der Wohnungen jahrelang 
aufbewahren. Andere Erderhebungen wie am Sindjerli Chan be- 
stehen aus dem daselbst aufgespeicherten Salpeter, der vom tür- 
kischen Staat zur Bereitung des Schießpulvers hier ausgebeutet wird. 
Er tritt nach jedem Eegen in ansehnlichen Mengen als Efflorescens 
aus dem Boden hervor. Samt der beigemischten Erde wird er 
in warmes Wasser geschüttet, worauf man ihn dann in Holz- oder 
Steintrögen durch die Sonne verdampfen läßt und den Niederschlag 
an die Regierung abgibt. 

Der Wind, der von Zeit zu Zeit Kühlung in dieser brütenden 
Wüstenhitze wehte, trieb hohe Staubwolken kreiselnd vor uns her, 
die wie Wasserhosen hoch in den blauen Himmel emporstiegen. 
Tnigbilder malte uns der ferne Horizont vor die Augen, während 
wir durch die wasserlose Ebene der alten Tyanitis dahin ritten. 
Längst könnten hier, wo nur verbranntes Weideland des Wanderers 
Blick ermüdet, üppige Fluren sich breiten, wenn diese ganze Ebene 
systematisch bewässert würde. So strömen im Winter die Wasser 
von allen Seiten rasch und nutzlos durch das Land und lassen statt 
goldner Ähren nur Sümpfe und die Malaria zurück. 

Wie trostlos aber auch die Prärie ringsum, so herrlich um- 
stehen diese Ebene die Eandgebirge, welche den müden Reisenden 
immer wieder mit neuer Geistesfrische beleben. In blauer Mittags- 
ruhe liegen rechter Hand die ewigen, sonnenüberglänzten Schnee- 
höhen des hohen Taurus, schön verzackte, feierliche Häupter, wie 

\. Strabo, Geographie 539. 

Rott, Kleinasiatische Denkmäler. 7 



98 Bor 

sie Segantixi's Pinsel nur in schwachen Tönen auf die Leinwand 
gebracht hat. Links tanzen die niedrigen Berge des Karadagh wellen- 
gleich in die große Salzwüste hinein und suchen über noch meist 
unerforschte Gegenden hineilend, den Anschluß an das Vulkangebirge 
des Hassandagh, dessen herrliche Silhouette sich für immer dem Auge 
einprägt. Der verdienstvolle englische Naturforscher Kleinasiens, 
Hamilton, schrieb im vergangnen Jahrhundert mit Recht von ihm : 
„Certainly nothing could be finer than the appearance of this 
insulated mountain, rising like a gigantic pyramid from its base 
to one conical point."^) Und in der Senke zwischen dem doppel- 
gipfligen Hassandagh und den nördlichen Taurusbergen sah ich 
in den ersten Morgenstunden schon in fernem Dunst den Argäus, 
den Riesen Kleinasiens, sein gewaltiges Schneehaupt 4000 m hoch 
erheben, der fortan wie ein Leuchtturm und Götterberg unsere 
Wanderungen in Kappadokien begleiten sollte. Als ein langer Tag 
zur Rüste ging und die Berge ringsum lange Schatten warfen, ritten 
wir in einem wahren Purpurschein von wunderbarem Abendhimmel in 
das Städtchen Bor ein, durch dessen üppige Gärten reichliche Wasser 
an Silberpappeln vorbeirauschen und die ersten herrlichen Trauben 
Kappadokiens sich an Hütten und Weidenbäumen emporranken. 

Am Morgen einer schlecht verbrachten Nacht in dem halbver- 
fallenen Chan, wo uns die Ratten nicht zur Ruhe kommen ließen, 
machten wir den Rundgang durch den schattigen Bazar, dessen 
Eingang von einer Djami und einem alten türkischen Bad mit 
Stalaktitensäulen romantisch flankiert ist. Unter den christlichen 
Kirchen von Bor ist nur die der fünf Märtyrer erwähnenswert, wo 
uns ältere Chortücher und Holzmalereien gezeigt wurden. Den an- 
sehnlichen Teppichwebereien der Griechen verdankt der Ort seinen 
sichtbaren Aufschwung, der sich sofort mit der Einrichtung einer 
stattlichen Schule ankündet. Die Inschriften, die wr hier kopierten, 
sind meist von Tyana her verschleppt. Der Ort selbst, den die 
steilen Tufffelsen wie eine Mauer umgeben, scheint aus einer uralten 
Höhlensiedlung hervorgegangen zu sein. 2) 

Im muntern Trab ritten wir nach Küsse Hissar, dem alten 
Tyana») hinüber, das seit der Verordnung des Kaisers Valens zur 
Metropolis von Cappadocia Secunda mit den Suffraganen von Cybistra, 

*) Hamilton, Researches II, 218. 

*) Hadji Chalfa, Djihan Numa sagt von Bor p. 672: ,entourö d'uue inu- 
raille de terre.* 

■) Eine kurze, wertvolle Geschichte Kappadokiens bei Oberhummeh-Zimmerer, 
Durch Syrien u. Kleinasien. 1899 p. 157—216. 



Tyana 99 

Faustinopolis und Sasima erhoben wurde. Der Oriens christianus 
zählt 28 Bischöfe daselbst auf.^) Den niedrigen Hügel der Semiramis 
fanden wir verlassen und tot; denn die Einwohner der kleinen 
Häuschen waren in ihre Sommerhütten in den östlichen Gärten 
gezogen, die von vielen kühlen Wasserläufen berieselt werden.-) 

Majestätisch ragen über die Kleinheit und den Schmutz der 
heutigen Welt die Bogen der römischen Wasserleitung, deren Pfeiler 
aus großen Scagliaquadem erbaut sind (Abb. 29). Einst trug sie 
köstliches Naß in die Stadt herab von dem östlichen Plateau, wo 
eine Reihe kleinerer Seen kristallklares Wasser aufsprudelt. Wir 
besuchten einige derselben, den Dibsisgöl, den von Kainartsche, den 
Üschgöl in dessen Nachbarschaft, und noch weiter südlich den Jenigöl. 
Zum Teil aus ihren verborgenen Quellen gespeist entspringt ^4 Stunde 
von den letzten Gartenhäusern Tyanas der Köschsu, wo der Beginn 
des alten Aquädukts zu suchen ist und eine mächtige Ader aus dem 
Fuß der Anhöhe entspringt, die nach wenig Schritten bereits eine 
Mühle treibt. Antike Werkstücke schimmern aus dem lichtklaren 
Wasser herauf, eine mächtige Steinplatte mit großem Kreuzrelief 
dient als Brückensteg des mittleren der drei Quellanne. In der 
Nähe steht noch ein zerfallener, älterer Quaderbau, anscheinend ein 
Bad aus türkischer Zeit, 

Wie sehr im Lauf der Jahrhunderte die Erde von den kahlen 
Bergen im Osten Tyanas herabgeschwemmt ist, läßt sich an dei 
Wasserleitung deutlich verfolgen. Stehen die letzten Pfeiler beim 
Dorfeingang noch fast völlig zutage, so versinken sie im Verlauf all- 
mählich bis zu den massigen Quaderbogen, in welche sich ärmliche 
Hütten untergebaut haben. Noch eine Strecke bildet der Wasser- 
kanal eine Grenzmauer für die Eigentümer, und schließlich ist der 
ganze Aquädukt, ein fast zweitausend Jahre alter Lebensspender, in 
der Schwemmerde verschwunden. 

Als wir unter dem Schatten eines Maulbeerbaumes draußen in 
einem Gartenhaus unser Mittagsmahl verzehrten, erzählten uns die 
gastlichen Türken von vielen Königen und Völkern, die einst hier 
gelebt, aber auch mit Seufzen von den schönein Zeiten, als das 
Wasser des Aquädukts noch von den Bergen herabkam. Da floß 
Milch von einer Klisse in den hintern Bergen in die Ebene. Einer 
hätte die Glocken geraubt, und seitdem höre der Segen auf. Auch 



*) Le Qüien, Oriens Christ. I, 396. 

*) Strabo, Geographie 537: „Ta öh Tvccva iitUtixai xaniaxi I^t^UQuiiidog 
T£ttixi<fniv(p xcf>Lc5ff.'* 

.7*> . ' 



100 Tyaua 

Levidis in seiner Darstellung der Höhlenkirchen Kappadokiens macht 
eine Kirche mit Hagiasma bei Dylmusun (Termissos) auf den Berg- 
hängen westlich von Nihde namhaft, die /aAart^iJ genannt ist.^ 
So hören die Nachkommen Muhammeds oder vielmehr die zum Halb- 
mond einst bekehrten Landesbewohner im Soandere immer noch, 
wenn ein eigentümlicher Wind weht, in jenen märchenhaften Tälern 
silberne (Jlocken erklingen und versichern dann, funkelnde Waffen 
und Goldschätze in deren Nähe gefunden zu haben, wo durch Berg- 
stürze die geheimnisvollen Labyrinthe verschüttet sind. 

Der kleine Hügel der Semiramis, auf dem heute dicht gedrängt 
ärmliche und schmutzige Hütten aus Lehm und antikem Flickwerk 
zwischen ausgedehnten Ruinen sich eingenistet haben, ist wie ein 
Steinbruch allenthalben tief durchwühlt und muß Marmor und Quader- 
blöcke für den Häuserbau von Klisse Hissar und aller umliegenden 
Ortschaften liefern. Denn überall starren die gewaltigen Mauern aus 
dem Boden heraus, und die Substruktionen der öffentlichen antiken 
Bauten erregen selbst das den Türken sonst fremde historische 
Staunen. Hadji Chalfa spricht noch in seiner arabischen Geographie 
von einem großen Schloß in Tyana mit quadergefügten Wölbungen 
auf Marmorsäulen, das zu seiner Zeit noch aufrecht stand. Durch 
die wilde Abteufung werden in wenig Jahren auch die Fundamente 
der antiken Gebäude verschwunden sein. Wo jetzt auf der Höhe 
des sagenhaften Erdwalles der hier reichlich gewonnene Salpeter 
zu förmlichen Hügeln aufgeschüttet wird,-) ragt noch einsam in die 
Luft die hohe Marmorsäule, die Hamilton vor 60 Jahren schon sah, 
als er den alten Asmabäus suchte. Bald wird sie ihr Los ereilen; 
denn als ich zwei Monate später südwärts zu Tyana hinaus den 
Pylen zu zog, da hatten die Barbaren die schönsten Marmorsäulen 
des Ortes weit hinaus geschleppt und zerschlugen sie eben zu 
Schottersteinen für die neu angelegte Gebirgsstraße. 

Die Stelle der Hauptmoschee auf der Höhe des Hügels nahm 
eine Kirche ein. Die Säulen, die sie stützen wie die vielen Reste 
von Basen, Kapitalen und Gesimsstücken der Vorhalle entstammen 
dem christlichen Gebäude. Der mich begleitende türkische Gast- 
freund versicherte obendrein, daß hier einst die „Klisse" stand. 
Die heutige Moschee ist wahrscheinlich diejenige des Sultans Ala 

*) Levidis, AI iv y.ovoUd'otg uoval t})s KunnadoyLiag y(-cd AvxccovUig. Kou- 
stantinopel 1899, p. 111. 

-) Wie zu Hadji Chalfa's Zeit schon. ,,Lc salpetre se tire des decoinbres 
de Kelissa Hissar, aiiciou chateau ou fortercsses. On le ramasse lorsqu'il 
pleut.* p. 673. 



101 




102 Von Tyana nach Andabalis 

Eddin, die der oben genannte arabische Geograph unter den 
damaligen elf Djamien erwähnt. Leider blieb uns keine Zeit, 
um den von Hamilton entdeckten Asmabäus, den heutigen Ortasan- 
göl aufzusuchen, so wenig wie die Höhlenkirchen von Kara Mah- 
mutlu, zwei Stunden südlich von Tyana, die ihre Fresken noch 
bewahren sollen. 

An eigentümlichen Erdhügeln ritten wir nordwärts vorbei, über 
die mäßige Erdwelle zwischen dem Hassandagh und dem Taurus 
und hielten kurze Rast am Hamamgöl, wo die Trümmerreste eines 
alten Chans an der Straße liegen. Irrtümlicherweise verlegt Eamsay 
hierher den Badeort Xanxaris, in dessen warmen Quellen Gregor 
von Nazianz Erholung suchte, und bringt damit auch das Kloster 
Paspa in Zusammenhang. Das Wasser ist jedoch äußerst kühl, und 
der zerfallene Chan wird wie alle Ruinen von den Türken Hamam 
oder wenn sie auf dem Berg liegen Kaie genannt.^) Die kleinen 
Orte Sasaltscha und Iftian Kasch seitlich liegen lassend, kamen wir 
gegen Abend nach Nihde, das wie ein Städtchen der Sabiner- 
berge von fern her grüßt.-) Der heutige Sitz des Erzbischofs von 
Ikonium war das alte Kadena, wo Sisinius, der nach der HeiTSchaft 
über Kappadokien trachtete, sein Kastell und seine Hofhaltung hatte.') 
Die Befestigungen, die noch in türkischer Zeit den schmalen Paß 
der Heerstraße bewachten, sind heute bedeutungslos geworden, und 
die alte Kirche des Johannes Prodromos ist seit 1861 zur statt- 
lichen Metropolis umgebaut. 

Wir verließen nach kurzer Nachtruhe die Stadt mit ihren drei 
hochragenden Minarets und engen, holprigen Gäßchen und ritten dem 
alten Andabalis zu. Auf einem Abstecher nach Eski Gümüsch, wo 
der kappadokische Forscher Levidis vor vielen Jahren noch Kirchen- 
ruinen gesehen hatte, konnten wir nichts mehr entdecken. Durch 
fruchtbare Weinberge ging der Ritt dann querfeldein nach der großen 
Landstraße, wo nur wenig Minuten von ihr die Kirche von Eski 
Andaval noch leidlich aufrecht steht.^) Wo einst der alte Ort sich 
den Bach entlang, der auch Xihde durchströmt, hinzog, sind heute aus- 
gedehnte Weinberge angepflanzt, die mit dem Dickicht von Bäumen, 
Schlingpflanzen und Schuttmauern eine Halbwildnis neben dem Heilig- 
tum bilden. Kühne Gesellen, die alsbald nach unserer Ankunft mit 

*) Siehe über die beiden Orte weiter unten und Ramsay, Geograi)by p. 347. 
«) Siehe Abbild, im folg. Heft. 

3) Strabo, Geographie 537. — Levidis, AI iv uovo/J&otg uovui p. 167. 
*) Eski Andaval zum Unterschied von Jeni Andaval, das etwa 20 Minuten 
nördlich von Eski (iümüsch entfernt liegt. 



Die Konstantinsbasilika von Eski Andaval 103 

antiquierten Flinten sich einstellten, entpuppten sich bald als harm- 
lose Schützen, welche die Stare in den EebeH verscheuchten. Neben 
der heute noch mit einer Mauer umfriedeten Kirche ergießt eine 
steingefaßte Quelle ihr köstliches Naß in einen alten Steintrog. Einst 
sicherlich das Hagiasma der christlichen Kirche, wölbt sich über ihr 
spitzbogig ein Brunnenhaus aus türkischer Zeit. Die Gjaur haben 
das angestammte Eigentumsrecht der Quelle durch Kreuzsymbole an 
der Stirnseite des Brunnens gekennzeichnet. 

Die Konstantinsbasilika soll wie viele andere Kirchen von Helena 
auf ihrer Wallfahrt nach dem heiligen Grab gestiftet worden sein. 
Schon Ha3iilton hat vor 60 Jahren die Ruine gesehen, neuerdings 
wurde sie von Smirnow kurz aufgenommen und darnach bei Strzy- 
GowsKi beschrieben.*) Ein heiliger Sagenkreis zieht sich schützend um 
die Stätte, wo so viele Völker vorübergegangen sind und Tausende von 
frommen Wallfahrern ihre Pilgerkreuze in die Wände eingehauen 
haben. Nur die Südwand ist bis nahezu auf die Fundamentmauer 
herab zerstört, und vor wenig Jahren hat man, um die Standhaftig- 
keit der baufälligen Kirche zu erhöhen, die Arkaden des Mittel- 
schiffs zugemauert, so daß wir heute in einen finstem, einschiffigen 
Eaum treten. Die ganze nördliche Längswand, wie der übrige Bau 
aus großen Quadern errichtet, hat sich aus dem Verband mit der 
Westmauer gelöst, so daß sie schon längst durch gewaltige Stein- 
blöcke verstrebt werden mußte. 

Die südöstlich orientierte Konstantinsbasilika (Abb. 30) ist durch 
je vier Pfeiler mit beiderseitigen Halbsäulen in drei Schiffe geteilt, 
von denen die Abseiten ohne Chor schließen. Die außen fünfseitig 
ummantelte Apsis des Hauptschiffes hat in Grundrißanlage wie im 
Aufriß der Halbkuppel den Hufeisenbogen, ebenso die Arkaden des 
Langhauses. Die Umfassungsmauern stehen überall im Verband, 
auch da, wo sie sich heute wie bei der Neigung der Nordwand aus 
demselben gelöst haben. Die Wandpfeiler wie die Obermauern der 
Arkaden stoßen im Innern stumpf auf die West- und Chorflügel- 
mauern auf, eine vorgängige andere Stützung ist deshalb möglich, 
jedoch nicht zwingend vorauszusetzen, da Material und Technik die 
gleiche ist wie bei den ältesten Teilen der Basilika. Die monolithen 
Pfeiler des Mittelschiffs tragen ein würfelförmiges, im Schmuck ein- 
fach gehaltenes Akanthuskapitäl, das durch Abschrägung der Ecken 
allmählich in die Rundung der angearbeiteten Halbsäulen übergeführt 



*) Hasulton, Researches II, 297. — Strzygowski, Kleinasien, ein Neuland 
der Kunstgeschichte p. 67 u. 201, Plan u. Abb. 55-57. 



104 



Die Koiistantinsbasilika von Eski Andaval 



ist. Der Hufeisenbogen darüber ist durch verbandmäßige Fügung 
nach der Tiefe jedesmal aus dem Widerlager und drei Keilsteinen 
zusammengesetzt. Die äußersten Bogen springen auf Wandpfeiler 
mit wenig ausladenden Kämpferplatten über. 

Die Fensterverdachungen des Chors, der Front wie der nörd- 
lichen Längsmauer treten um 10 cm aus der Wand heraus, ihre 
Hufeisenbogen sitzen auf einem profilierten Kämpferkapitäl. Die 
Archivolten sind mehrfach abgestuft, ihr Steg ist mit zickzack- 




Abb. 30. Konstantinskirche von Kski Andaval (AndabaÜH bei Tyaua. 



gestellten Lanzetten, ihre breite Kehle mit Zungenmusteni verziert, 
die hauptächlich in Kappadokien eine weite Verbreitung gefunden 
haben, obwohl sie auch sonst in Kleinasien anzutreffen sind. Wie 
ein Gesimsband lauten die konsolenartigen Kämpfer an den (.'hor- 
ecken durch. Noch sieht man in den Wangen der Öffnungen Löcher 
und Rillen zum Einsetzen von Fensterverschlllssen. Dem Schnitt und 
der Musterung der Fenster entspricht diejenige der Haupttür, nur 
daß in den 0,80 m hohen Türsturz noch gleicharmige Kreuzreliefs 
mit sich erweiternden Enden und in den ausgesparten Feldern Efeu- 



Die Konstantinsbasilika von Eski Andaval 105 

blätter eingemeißelt sindJ) Der fast völlig im Boden begrabenen 
nördlichen Seitentür mit einfachem Sturz und Pfosten entspricht 
wolü auch eine Südtür, die jedoch vollständig unter der heutigen 
Schutthalde verdeckt ist. Ebenso können wir, entsprechend den 
beiden Nordfenstem von 1,70 m Höhe und 0,55 m Breite, solche an 
der südlichen Längswand annehmen. Eine Eingangsttir war hier 
jedenfalls nicht vorhanden. 

Drei Quaderschichten über den vermauerten Chorfenstern sind 
noch die Eeste des Hauptgesimses sichtbar mit mäßiger Ausladung der 
Werkstücke und mit der von dem gleichen Zungemnuster verzierten, 
tiefen Auskehlung. Hier wie auch teilweise an den Rundbogen der 
Fenster bemerkt man Farbenspuren, die ich später noch besser er- 
halten an mehreren kappadokischen Kirchen antraf und die auf 
bunte Bemalung auch der Außenseite schließen lassen. Die oben 
umlaufende Rille im Kranzgesims diente zur Sparreneinlage des Chor- 
daches, da ich nirgends Ausflußlöcher bemerkte, an die man zu- 
nächst denken könnte. Die Quadern der Umfassungsmauern, welche 
teilweise die ansehnliche Größe von 2,60 m Länge und 0,85 m Höhe 
eiTeichen, sind ohne Randschlag und Werkzoll haarscharf versetzt, 
meist in parallelen Lagerfugen. Nur im Innern sind die harten 
Trachytblöcke durch geringen Mörtelguß verbunden. 

In dieser ursprünglichen Kirchenanlage waren die Seitenschiffe 
einfach durch Pultdächer abgeschlossen. In der äußern Oberwand 
der südlichen Arkaden sehen wir noch neun Löcher in regelmäßigen 
Abständen, welche das Einlager für die Balkenköpfe bildeten, wäh- 
rend entsprechend tiefer, inwendig an der nördlichen Längsmauer, 
die gleichen Einarbeitungen für die Balkenenden sichtbar sind. An 
der Innenseite der Front- und seitlichen Chonnauern ist außerdem 
die Schrägung der Sparren durch den schiefen Einhieb in die 
Wände kenntlich gemacht. Über diesen Pultdächeni der Nebenschiffe 
stiegen die Obermauern des Mittelschiffs noch über einen Meter an 
der Außenseite empor und trugen dann ein hölzernes Satteldach. 
Die obersten Quaderschichten des alten Chorbogens, welcher in 
seinem Oberteil über die spätere Einwölbung ein Stück hinausragt, 
haben nach Süden und Norden noch ihre ursprüngliche Abschrä- 
gung, um die Sparren der Dachkonstruktion aufzunehmen. Eine 
erste Einwölbung des Mittelschiffs ist unmöglich, weil die Ober- 
mauer des Chorbogens an ihrer Stirnseite unterhalb dieses Dach- 
auflagers glatt verläuft. Eine flache Holzdecke oder der offene 



*) Abbild, bei Strzyüowski, Kleiuasieu p. 67. 



106 



Die Konstantinsbasilika von Eski Andaval 



Dachstuhl schloß demnach den Mittelraum. Ebenso fehlten zu seiner 
Erhellung die Oberfenster; durch die großen Poital- und hohen Chor- 
fenster wurde indes genügend Licht dem Hauptschiff zugeführt. Nur 




die Halbkuppel des Chors war vermittelst mäßiger Quader- und 
Hackelsteine und Gußwerk darüber geschlossen, wofern die heute 
noch erhaltene Einwölbung überhaupt dieser ersten Kirchenanlage 



Die KoDstantinsbasilika von Eski Andaval 107 

angehört, da die spätem Chorfresken an sich nichts für die ur- 
sprüngliche Eindeckung der Apsis beweisen. Diese Halbkuppel 
schützte ein Zeltdach, dessen Sparrenenden in die Einkerbung des 
Kranzgesimses eingriffen. 

Der Fassade war, allerdings nachträglich, eine Halle vorgebaut, 
da zwei parallele Mauern rechts und links vom Eingang stumpf auf 
die Fassade zulaufen, mit beiderseitigen schmalen Zugängen. *) Die 
zehn Balkenlöcher der Fassade dicht unter der Bank des großen 
Doppelfensters sind für Streckbalkenlager geschaffen. Die Vorhalle 
trug wohl einen Oberstock, von dem aus Katechumenen und Frauen 
dem Gottesdienste beiwohnten. Latent sind hier die Vorbauten vor- 
handen, für die wir in Birbinkilisse und Daule mehrere Muster haben. 
In Tomarsa, Skupi, Sivri-Hissar, Gereme-Macellum am Erdjas u. a. 
werden wir im Verlauf ähnliche Kirchenanlagen antreffen, wo ei-st 
nachträglich nach eingetretenem Bedürfnis solche Vorbauten angefügt 
wurden. Ich bin geneigt, diese Basilikenklasse etwas früher anzu- 
setzen als die Kirchen, bei denen Vorhalle und Hauptraum gleich- 
zeitig entstanden sind oder wenigstens ältere Prototypen in ihnen 
wiederzuerkennen. 

Unsere Kirchenanlage gehört wie die noch unten zu behan- 
delnden Basiliken von Dschardak, von Tillkoi, von Gereme am Erdjas 
und Sivri-Hissar wahrscheinlich noch dem V. Jahrhundert an, in 
dem auf dem Lande außerhalb der großen Städte wohl die meisten 
christlichen Gotteshäuser entstanden sind. Wenig später sind auch 
die frühesten Kirchen von Birbinkilisse und von Isaurien, die west- 
lichen Ableger des ältesten kappadokischen Basilikentypus, anzusetzen. 

Wohl nach dem ersten Arabereinfall wurde die Konstantins- 
basilika von Andaval eingewölbt. Im Hauptraum wurden vor die 
Wandpfeiler und den zweiten und vierten Arkadenpfeiler weitere 
Stützen gestellt. Gurtbogen gesprengt und darüber eine Tonne aus 
Hackelsteinen und Gußwerk gewölbt. Die halbrunden spätem Gurte 
sitzen höher als der ältere, im Hufeisen geschlossene Triumphbogen. 
In gleicher Weise wui'den teilweise unter Zuhilfenahme von Gurt- 
bogen — der Auffänger eines solchen sitzt noch über der zweiten 
Arkade der Südwand — die Seitenschiffe eingedeckt. Heute ist 
nur noch die Wölbung des Mittelschiffs erhalten. In den Guß der- 
selben wurden breite Ziegel eingedrückt mit einem Sammelkanal in 
ihrer Mitte zum Zweck eines leichtem Abflusses des ßegenwassers. 

Aus der Zeit nach der Einwölbung stammt auch der bis auf 

*) Mehr konnte ich nicht feststellen, da sich hier hoher Schutt angehäuft hat. 



108 Arnos 

wenige Spuren zerstörte oder durch Schmutz und Rauch sehr un- 
kenntlich gewordene Freskenschmuck. Im Chor konnte ich nur zwei 
Heiligenreihen, darunter Gregor und Epiphanios, darüber den von 
Engeln umgebenen Pantokrator, am vorletzten Pfeiler rechts den 
H. Leukios unterscheiden. Im Langhaus ist bei dem schlechten Licht 
die Anbetung der Magier mit Sicherheit und allenfalls Konstantin 
und Helena mit dem Ki*euz zwischen ihnen noch herauszulesen. 
Die Fresken stammen alle aus der gleichen Zeit und sind nacli- 
ikonoklastisch.^) 

Erwähnen wir noch eine alte umlaufende Priesterbank aus 
Quadern, dann haben wir die ganze Kircheneinrichtung erschöpft. 
Ein alter zitternder Greis von griechischer Herkunft bewacht die 
heilige Ruine. Als wir im Dezember im Schneewirbel hier vorüber- 
kamen, kauerte er am spärlichen Reisigfeuer vor dem Portal und 
grüßte uns mit seinen vor Kälte erstarrten Händen aufs herzlichste 
wieder als alte Bekannte. Die Hodegitria hat ihm auch an diesem 
Tag ein Silberstück zurückgelassen. 

Kaum eine Stunde von hier an den nordöstlich streichenden 
Hügeln des Melendizdagh, am alten, heut verlassenen Weg von Nihde 
nach Melegob, trafen wir eine ehemalige Ansiedlung, Arnos genannt. 
Der Tuffuntergründ ist ganz von Höhlen, Kapellen und Toten- 
kammern durchwühlt, an der Oberfläche stehen noch Reste einstiger 
A\'ohnungen aus Bruchsteinen. Auch bearbeitete Marmorstücke fanden 
wir im Ruinenfeld. In den unterirdischen Kammern sieht man viele 
Nischen zum Einstellen der Gefäße und eine große Anzahl hufeisen- 
förmiger Konchen. 

In eine neuerdings eingestürzte Anachoretenkapelle, die von 
den Griechen auf die Panagia getauft wird, stiegen wir hinab. Es 
war ein einschiffiger, ehemals schön bemalter Raum, der durch 
Arkaden mit einem hintern Gelaß in Verbindung stand, aus dem 
wieder Gänge weiter in die Tiefe führten. Fingierte Gurtbögen 
tragen die aus dem Fels geschnittene Tonnenwölbung, die genau 
östlich orientierte Apsis schließt nach Grund- und Aufriß im Huf- 
eisenbogen und ist seitlich von kleinen Nischen begleitet, unter 
den frühmittelalterlichen Fresken, deren sorgfältige Ausführung 
namentlich die reiche Gewandung der dargestellten Figuren beweist, 
konnten wir durch die Beischrift den H. Dionysios Areopagita fest- 

^) Smirnonv will noch mehr gesehen haben. Stuzvgowski. Klehuusieu 
p. 201. — Trotz Doclimaligeu Besuches der Kirche, nachdem wir unsore Augen 
au Tausenden von verblicheuen Fresken in Kappadokien ge>chärft hatten, konnten 
wir mit (Gewißheit nicht mehr herauslesen. 



Arnos 109 

Stellen, über ihm die Madonna mit ihrem Kind, im blauen Rock und 
roten Mantel, von zwei Engeln begleitet, Niketas, Deraetrius, Blasius, 
Michael, Gabriel, Theodor, Simeon Theamates, einen Heiligen Api- 
karios (?) vor seiner Kapelle, um die ringsum die Eingänge seiner 
Höhlenbrüder liegen, eine der seltenen genrehaften Darstellungen aus 
dem Leben dieser unterirdischen Asketen. Im Chor thront der 
Pantokrator zwischen zwei Engeln; an größern Zyklen war nur 
noch die Verkündigung an der Südwand mit Sicherheit zu deuten. 
Nach Ausführung und Paläographie gehören diese Fresken noch in 
die Zeit des Ikonoklasmus, der seine Dekrete und Bannflüche un- 
möglich in diese nächtlichen Asyle bilderliebender Mönche hinab- 
schleudern konnte. Den Zugang von Süden her vermittelte ein heute 
zerstörter tonnengedeckter Freibau. Rings liegen die zugehörigen 
Bruchstücke von Kapitalen und Ornamenten aus marmorartigem 
Kalkstein. Die Hinterräume selbst sind schmucklos geblieben und 
dienten wohl zu Vorratskammern. 

In diesen Mönchsanlagen bei Nihde, die schon Paul Lucas vor 
zweihundert Jahren erwähnt,*) können wir vielleicht das Kloster 
Paspa oder Pasa erkennen, das zwölf Meilen von Tyana entfernt lag 
und zu dem Sprengel dieser Erzdiözese gehörte. In seiner 163. Epistel 
erwähnt Gregor von Nazianz den Abt „Feaigyiog 6 Haanaaivog 
äv^gwnog^, und Euphrantes, der Bischof von Tyana, bestätigt später 
die nähern Einzelheiten, die sich an diesen Kloster vorstand seiner 
Diözese knüpfen, auf dem V. Konzil zu Konstantinopel.-) 

Noch höher hinauf an den Hängen des Melendiz liegt der Ort 
Valisa, der im spätem Mittelalter gegründete Bischofsitz Balbissa, 
dessen Bischof Leontius unter dem Patriarchat Michaels Oxita im 
Jahr 1143 von Basilius aus Tyana der Häresie der Bogomilen und 
anderer Vergehen bezichtigt wurde. Auch sein Nachbarkollege, der 
Bischof Clemens von Sasima, der vorher „Sosandrorum monachus" 
gewesen, war in die gleichen Anklagen verstrickt. Dieser hatte 

*) P. Lucas, Voyage dans la Gr^e, rAaie Mineure . . ., Amsterdam 1714, 
p. 144: „Les coUines d'alentour sont pleines de Bouterraios travaiUes, qui res- 
semblent fort a des catacombes.* 

^ Die Akten bei Mansi, Sacr. conc. nova et ampl. coU. IX, 258: ,Ego enim 
ut et Tyaneosis ecclesiae episcopus constitutus et ex ipsa ortus provincia, veri- 
tatem expono. Praedium autem, quod dicitur Pasa, in quo et monasterium 
positum est, ciii tune praesidebat Georgias monachus, quem epistola Pasinum 
vocat, duodecim milliis Tyanensis distat metropoleos et sub eadem civitate est 
usque hodie.' Gregor, Opera II p. 135. Sonstige Höhlenanlagen bei Nihde er- 
wähnt bei Texier-Pullan , L'arch. byz. p. 40. — Smirnow bei Strzygowski, 
Kleinabien p. 149. 



110 



Semendre 



demnach in den abgelegenen Höhlen des Soandere als Mönch ge- 
haust, bevor er zu dieser Kirchenwürde emporstieg.^) 

Der Sonntag sah uns in dem schmucken Griechendorf Semendre, 
dessen Bewohner wie diejenigen von Uluatsch und Gitschatsch noch 
griechische Sprache und Kult bewahrt haben, die sich stattliche 
Schulen errichtet und aus ihren unterirdischen Schlupfwinkeln in 
hübsche Wohnhäuser gezogen sind. Eigentümlich sind die in Kreuz- 
form hier angelegten Türen ihrer Häuser, wie sie schon die alten 
lykaonischen Grabsteine in ähnlicher Form aufweisen, und die Ver- 
schwisterung von byzantinisierendem und arabischem Stil in den 

spitzbogigen Arkaden ihrer 
Veranden, die von Stalak- 
titenstützen aus schönem 
Tuffstein getragen werden-) 
(Abb. 32). Die Kirchen Se- 
mendi'es sind als Zeugen 
einer frühem Kultur fast 
alle Höhlenbauten, zu denen 
man von ebener Erde aus 
wie bei den römischen Kata- 
komben hinuntersteigt. An 
vielen Stellen treten die Lu- 
minare der unterirdischen 
Gelasse offen zutage, so daß 
sich die frühere Siedlung 
mit den Augen deutlich ver- 
folgen läßt. 

Das Kloster der H. Ma- 
krina ist ein altes Krankenhaus, das neuerdings auf den Namen 
der fünf Märtyrer Eugenios, Mardarios, Auxentios, Orest und 
Eustratios getauft wurde, nachdem dieselben in der Unterkirche 
durch den Traum einer Jungfrau entdeckt worden waren, die 
45 Jahre hier als Diakonisse diente und bei den heiligen Gebeinen 
beigesetzt wurde. In den obern Eäumen sah ich noch zu meinem 
Erstaunen das altrömische Triclinium aus dem Tuffboden ausgehauen, 
auf dem die Kranken der wunderbaren Heilung entgegenharren. 
Unten in der Höhlenkirche, einer regelmäßigen Anlage im Doppel- 

*) Le QuiEN, Oriens christianus 1,401. 406 f. — Levidis, 'ExxZ. iatOQia 
Kunnaö. p. 179. 

') Ramsay, Studies in the history and art of the eastern provinces of the 
Roman empire. 1906, p. 175 f. u. Abbild. 




Abb. 32. Tür in Semendre. 



Semendre 



111 



kreuz, lag in Nacht und Feuchte eine stöhnende Wöchnerin auf 
der Erde neben den angeblichen heiligen Gräbern und hoffte auf die 
Hilfe der Panagia-Eileithyia, die XQ^^^V ^^vxoog. Das Innere ist mit 
Tonnen gewölbt, die regelrecht aus dem Fels geschnitten sind; 
nur die alte Ikonostasis ist aus Kalksteinpfeilern mit Halbsäulen 
errichtet, deren Kapitale von primitiven Voluten an den Ecken ge- 
ziert sind. 

Ganz nahe bei diesem wunderwirkenden Ort, dessen Geschichte 
sicherlich ins Altertum hinaufreicht, steigt man zu einer kleinen 
Höhlenkirche hinab, die den seltsamen Namen „Hekader" führt, 
einem kreuzförmigen Eaum mit Eundnischen, in dessen Wände zur 
Füllung abgestürzter Teile antike Werkstücke mit Zahnschnitt 
eingesetzt sind. Die unfeme 
Kirche der Analipsis ist 1842 
zu einer dreischiffigen Anlage 
umgestaltet worden; die alten 
Säulen mit den ui*sprünglichen 
Kreuzreliefen wurden dabei 
wieder eingestellt. Der ältere 
Hinterraum dient als Beinhaus, 
wo die Gebeine vieler „Erenler" 
d. i. Heiliger, im Schutz der 
Kirche ruhen. Auch zwei christ- 
liche Inschriften werden hier 
aufbewahrt, von denen die 
eine in anthropomorphisieren- 
dem Stil die menschlichen Um- 
risse wiedergibt. Eine Grabstele von ganz ähnlicher Ausführung 
fanden wir im Hofe des Türken Ali Mehmet in Uluatsch (Abb. 33). 
Ein einfaches Oblongum mit Hufeisenchor und aus dem Fels ge- 
hauenen Stützen und Gurtbögen bildet die Kirche des H. Basilius. 
Die einst schönen W^andmalereien sind durch die Feuchtigkeit zer- 
stört oder blind geworden. In der Unterkirche des H. Georg ist 
zum Altarstein ein antiker Kalksteinblock verwertet, auf dem sich 
noch die Buchstaben XePGJN entziffern ließen. Eine hübsche Basi- 
lika im Spitzbogenstil hat sich vor wenig Jahren erst über dem 
unteren Heiligtum erhoben. 

Die hier und in den unfernen Nachbarorten zerstreuten Inschrif- 
ten, die im Anhang veröffentlicht sind, sprechen deutlich für eine 
Absiedlung im Altertum, wie auch der Umstand, daß sich hier eine 
ansehnliche griechische Kolonie inselgleich erhalten hat. Nach 




Abb. 83. Grabrelief in Uluatsch. 



112 riuatsch 

einigem Suchen in den kirchlichen Listen glaube ich den alten Namen 
unseres Ortes, JaofMipÖgov, entdeckt zu haben. Die „Talmis xSiv ino- 
xufiivwv fjiriTQonoXBUtv^ ^ die Gelzer aus einem Kodex des Metochions 
vom Heiligen Grab in Konstantinopel kürzlich noch veröffentlicht 
hat, zählt außer den alten fünf Suffraganbistümem Caesareas eine 
Eeihe neuer Gründungen auf, die auf Leo, den Vater des Konstantin 
Porphyrogenitos, zurückgehen.*) Außer Urgüb und Suwasa, wie weiter 
unten ausgeführt werden soll, wird auch Dasmendron genannt. Es 
wäre auch verwunderlich, wenn keine einzige Episkopalstadt auf der 
weiten Strecke zwischen Sasima und Caesarea gelegen hätte, auf der 
heute noch eine ansehnliche Zahl autochthoner Griechendörfer mit 
der Unzahl ihrer unterirdischen Kirchen angetroffen werden. 

Kurz vor dem Dorfeingang zu Uluatsch, am Weg nach 
Gitschatsch, liegt die Kirchenruine der H. Kyriake, im Volksmund 
Geregina genannt. Im genau östlich ausgerichteten, fünfseitig um- 
schlossenen Chor, der wieder den Hufeisenbogen im Auf- und Grund- 
riß zeigt, ist noch ein kleines Baptisterium erhalten, in das drei 
Treppen hinabführen. Vom übrigen Bau ließen sich nur die aus 
großen Quadern errichteten, ein Meter starken Umfassungsmauern 
des Hauptraumes und einer Vorhalle bestimmen, nebst einer Marmor- 
säule im Narthex. An der Südseite ist eine Flucht von Reihen- 
gräbern in den weichen Tuffboden eingeschnitten, von denen einige 
erbrochen sind. 

Die einschiffige Nikolauskirche im Dorfe selbst, im Stil des 
Hufeisenbogens teilweise aus dem Felsboden gehauen, ist genau 
nach Osten orientiert und vermittelst spitzbogiger Gurte eingewölbt, 
zwischen die große Tuffplatten durch Einfräsung der Tragbogen ein- 
geschoben sind. Eine Säule, tief im Boden begraben, ein jonisches 
und ein byzantinisches Kapital samt Freskenresten sind die deut- 
lichen Überbleibsel einer altem Kirchenanlage. 

Das einzige oberirdische chi-istliche Kultgebäude dieser Gegend 
ist die einschiffige Basilika des Reiterheiligen Georg in Uluatsch. 
Die Mauern des fast östlich gerichteten Kirchleins sind aus schönen, 
glatten Trachytquadern gefügt und von kleinen, schießschartenartigen 
Fenstern durchbrochen. Der Sturz der Eingangstür im Westen trägt 
das Relief eines griechischen Kreuzes im Kreis. Rings um die 
Kirche läuft als Hauptgesims ein Zahnschnittmuster, das in ver- 
steckter Weise die Balkenköpfe des Holzstils imitiert. Ein zweifach 



') Gelzer, Ungedruckte und ungenügend veröffentlichte Texte der Notitiae 
episcopatuum, in den Abhandl. der Bayr. Akademie, III. Kl. XXI, 550 f. 



Endivit 113 

abgestufter, runder Sockel leitet an der Außenseite der Apsis in 
die fünf Seiten eines Achtecks über, während das Chorinnere im 
Hufeisenbogen angelegt ist. Im Bema steckt noch verkehrt ein 
antiker Grabstein im Boden, der sich leider nicht ausgraben ließ, 
und von den Wänden fallen die verblichenen Wandmalereien allmäh- 
lich herunter.*) 

Eine Kuppelkirche im Kreuz ist die afus dem Tuff heraus- 
gearbeitete Kapelle des Basilius mit dem in Auf- und Grundriß ver- 
werteten Hufeisenbogen. In der flachen Kuppel ohne Trommel ließ 
man, die Wirklichkeit nachahmend, die Rippen stehen. Ein Fresken- 
stück mit einem Engel ist der einzige Überrest ehemaliger Bemalung 
der von Nischen reich belebten Wände. An dem Altarstein ent- 
deckten wir eine durch die Feuchtigkeit halb zerstörte Inschrift, eine 
andere am Kopf der in die Höhlenkirche hinabführenden steilen 
Treppe. In den Höhlenkapellen des Blasius und Andreas ist außer 
den Arkosolgräbem , den vielen Eundnischen und der monolithen 
Ikonostasis nichts Erwähnenswertes zu finden. In der vor zwei 
Menschenaltern zur Djami umgewandelten Kirche der Hagia Sophia 
steht noch eine große Marmorsäule mit Kompositkapitäl und eine 
einfache Schrankenplatte aus byzantinischer Zeit, während zum Tür- 
sturz ein christlicher Grabstein mit Inschrift verwendet wurde. 

Wandern wir eine halbe Stunde dem Bach entlang südlich das 
Tal hinauf, so gelangen wir an eine alte Troglodytenstätte , die 
Endivit genannt wird und noch vor wenig Jahren bewohnt wurde. 
In jähem Absturz treten die steilen Felsen bis nahe an das Wasser 
heran und sind völlig von Einsiedlerkapellen, Wohnungen, Vorrats- 
häusern und Totenkammern ausgehöhlt. Infolge der Unterwaschungen 
sind bereits ungeheure Trümmer ins Tal niedergestürzt. Vermittelst 
Schächte und senkrechter Treppen im Fels erstieg ich das obere 
Plateau, wo in den Bodeneinschnitten noch die früheren Hausanlagen 
zu verfolgen sind. An den Felsbrüstungen erheben sich die ver- 
lassenen Göwerdjinliks, kleine Tuffkegel, in welche halbkreisförmige 
Nischen eingehauen wurden und die dann den Bewohnern als Tauben- 
schlag dienten. Im Felsinnern sah ich noch eine Reihe von Roll- 
steinen, unsem Mühlsteinen vergleichbar, in den seitlichen Bahnen 
der schmalen Eingänge stehen, die in Zeiten der Gefahr wie ein 
Schieber vorgerollt werden konnten. 

Zwei aus dem Tufffels gehauene Anachoretenkapellen hebe ich 
hervor. Die eine, von den Griechen das „Kloster der heiligen Trias" 



*) Abb. der Kirche im folgenden Heft. 
Bott, KleinasUtiiche DenkmAler. 



114 Endivit. Gitscliatscli 

genannt, wird von zwei Tonnengewölben kreuzweis gedeckt, ihre 
Durchschneidung bildet eine Kuppel über Pendentifs und schmalem 
Gesimsband und gleicht einem türkischen Fez, wenn er gebügelt 
ist. Die Gewölbeansätze sind durch aufgemalte Zickzackmuster her- 
vorgehoben, die nackten Wände durch Mennigfarbe in quadratische 
Felder abgeteilt, welche die Marmorinkrustation im Stil nach- 
ahmen. Der Mennig .hat bei der Ausmalung der kappadokischen 
Kirchen eine reichliche Verwendung gefunden, und die einfachste 
Kapelle ist wenigstens in dieser geometrischen Dekorationsweise 
bemalt. Schon im Altertum rühmt Steabo den Mennig Kappa- 
dokiens als den besten von allen, der wegen seines Ausfuhrortes 
der Sinopische genannt wurde: ^Ev ök tji KannaSoxitf yivixav xal 
Ti Xiyofjiivri ^ivtamx^ fiikrog agiaxf] xäv naawv . . ., ovoiaugO-^ dk 
2!iva)nixr\ Sioxi xctxdyeiv kxBias elvi&Baav ol Hfinogoif ngiV ?) xu x(op 
*E<picl(üV kfinoQiov fJiixQ^ '^^^ kv&äde av&gwnuiv Sux^at,^^) In vielen 
freskengeschmückten Kirchen von Soandere und Gereme trafen wir 
unter den Malereien des IX. — XIII. Jahrhunderts eine Untermalung 
in dieser einfachen, dekorativen Manier, bei der allenfalls noch die 
symbolischen Zeichen des Kreuzes, des Palmbaumes, Zickzack- und 
Kautenmotive verwandt wurden. Ich stehe nicht an, in dieser Mal- 
weise den ältesten Stil dieser Höhlenkirchen, namentlich auch den 
herrschenden während der Epoche der Ikonoklasten zu erkennen. 

In nächster Nähe der 'Ayia Tgiag befindet sich eine tonnen- 
gedeckte Grabkapelle mit umlaufendem Gesims. Ihre durchbrochenen, 
aus Stein gehauenen Chorschranken sind von zwei hohen lateinischen 
Kreuzen ohne Ausladung geschmückt, neben der fast östlichen Orien- 
tierung ein Beweis für den ursprünglichen Charakter und das hohe 
Alter der Anlage. Eine kleine tonnengewölbte Vorhalle mit Pilaster- 
kapitälen legt sich im Norden vor den Eingang, in die Südwand ist 
eine Arkosolnische eingeschnitten, unter der sich zu ebener Erde 
das Grab befindet. Rings an den hohen Felswänden außen ruhen 
die Toten in ähnlichen Arkosolien. 

Im nahen Gitschatsch fanden wir die von dem Kappadokier 
Levidis in der Beschreibung seiner heimatlichen Höhlenkii'chen er- 
wähnte des H. Nikolaus zerstört, die des H. Georg neu aufgebaut, 
auf dem Kirchhof davor jedoch zwei Inschriften. Die Ruine des 
wundertätigen Charalambos besteht aus Unter- und Oberkirche, die 
letztere dient als Beinhaus. 

Nur in der schützenden Nacht dieser unterirdischen Schlupf- 



*) Strabo, Geographie 540. 



Sanzama. Jer Hissar 115 

Winkel von Wohnungen und Vorratshäusern konnten die Vorfahren 
der heutigen Griechen der unaufhörlichen Eazzia und den jahr- 
hundertlangen Einfällen der Araber in Kappadokien trotzen und in 
ihren reichgefüllten Silos, die das Auge eret in der Nähe bemerkt, 
die Kriegsstürme überdauern, welche auf dem flachen, offenen Land 
Menschen und Tiere wegfegten. Die byzantinischen Chronisten 
nennen während der Araberkriege manches Kastron, wie Malakopaia, 
Andrason, Thebasa u. a., die nichts anderes waren, als solche gut 
verproviantierten und schwer zu erobernde Troglodytendörfer. 

Über einförmiges, welliges Gelände gelangten wir hierauf nach 
Sanzama, einem halben Höhlendorf, das sich im amphitheatralischen 
Kund eines Talkessels malerisch aufbaut.^) Am Dorfbrunnen zankten 
sich die Saptiehs mit den türkischen Bauern wegen Abnahme des 
Zehnten herum, eine Szene, die wir in den nächsten Wochen noch 
oft sich wiederholen sahen. Hier schon beginnt das Grundübel 
der türkischen Verwaltung. Nordwestlich in einer Entfernung von 
etwa sechs Kilometern lag das alte Mustilia, das heutige Halb- 
troglodytendorf Misli, mit unterii-dischen Kirchen und Kapellen. Ein 
schmutziges, veiTufenes Griechengesindel haust daselbst ober- und 
unterhalb der Erde und sendet von Zeit zu Zeit Kolonisten in die 
Umgebung aus. 2) Trotz ihrer geizigen Armut haben sie dem 
H. Blasius eine der schönsten Kirchen Kappadokiens errichtet. 

Kurz vor dem Dorfe Jer Hissar in dem südwärts streichen- 
den Felsental ist eine ansehnliche Eeihe von Totenkammem und 
Kapellen aus den steilen Tuffwänden gehauen. Die Grabanlagen sind 
im Innern tonnengewölbt, rings sind die Totenbänke, welche das Ruhe- 
bett im Leben nachahmen, stehen geblieben, und kleine Nischen 
zu Häupten der Toten dienten für die Einstellung von Lampen oder 
Essenzen. Die niedrigen Türen, über denen ein kleines Fenster das 
Licht vermittelt, sind seitlich von Pilastem eingefaßt, auf hübsch 
profilierten Kapitalen ruht der mehrfach abgestufte Architrav, 
während ringsum der Fels fassadenartig geglättet ist und vor dem 
Eingang noch teilweise die Ruhebänke ausgespart sind, die wir von 
den römischen Gräbern her kennen. Spuren polychromer Bemalung 
sind allenthalben noch im Tuff sichtbar, seitlich der Fassade sind 



^) Ohne überzeugende Gründe verlegt Levidis hierher das Bistum Sasima ; 
seine Angaben und Ausfuhrungen sind jedoch wie meistens, so auch hier 
unzuverlässig. So verwechselt er den See von Güldjik bei Hassakoi mit dem 
Bergsee von Sorsovu im Gebiet des alten Nazianz. Lividis, Ai iv ^lovoli^oig 
Hoval p. 114 f. 

*) Siehe auch v. der Schweinitz, In Kleinasien, Berlin 1906 p. 106. 

8* 



116 Aitamas 

kleine Täfelchen aus dem Fels geschnitten, mit den flachen Brust- 
bildern der hier einst beigesetzten Personen. Leider sind sie durch 
das Wetter arg abgewaschen; doch kann man noch deutlich die 
Kinder von den altem Toten unterscheiden.^) Einstens war wohl 
der Name des Bestatteten in Farbe hier beigemalt. Meist führen 
mehrere Meter hohe, in den Fels gehauene Stufen zur Grab- 
kammer hinauf, deren Pilaster und Architrave von sorgfältig ein- 
gegrabenen Kreuzen bedeckt sind. Die noch halbklassische Form 
dieser Gräber mit der Tonnenwölbung statt der Flachdecke und 
den Steinbänken statt den krippenartigen Totenlagem rücken diese 
Anlage bis in die Konstantinische Epoche hinauf, aber auch nicht 
höher, da bereits die Giebelverdachung über dem Sturz und 
jedes plastische Ziermotiv fehlt.*) Zwischen den Grabkammern sind 
einige kleine Grabkapellen mit Chornischen und Schranken der 
sicherste Beweis für den ursprünglich christlichen Charakter dieser 
Höhlenbauten.*) 

Eine Stunde ostwärts von diesem Troglodytendorf liegt Ai- 
tamas, hinter dessen Ortsnamen sich '^Ayiog Qw^iäg versteckt. Ein 
starker Bach und die akropolisartige Erhebung bildeten die Ursachen 
für die Anlage dieses ebenfalls aus Höhlen hervorgegangenen Platzes. 
An dem westlichen Absturz des Felsens, dessen Hänge teilweise als 
Steinbruch benutzt werden, waren etwa 4 m über dem Niveau mit 
großen Buchstaben die Worte eingehauen: 
ANAPI 'AvdQi 

evreNK///// Eir^viM 
nAYAOY naviov. 

Von Malereien und Inschriften in Höhlenkirchen, die noch 
Levidls gesehen haben will, war nichts mehr zu entdecken, da die 
Höhlen samt und sonders in Ställe und Vorratsräume umgewandelt 
sind. Nur das Zickzackmuster von Mennigfarbe zierte einige 
Höhleneingänge. Aus Mangel an Holz lassen die Dorfbewohner 
den Kuhmist in unzähligen Fladen an ihren Hütten von der Sonne 

*) Auch unter den pbrygischen Felsengräbern haben einige Relieftafeln 
seitlich vom Eingang. Reber, Die phrygischen Felsengräber, in den Abhandl. 
der Bayr. Akademie, HI. Kl. XXI, 594 u. Abb. 17. 18. 

*) Ebenso haben die frühchristlichen Gräber Isauriens, die Düchene unter- 
suchte, ihre Triklinien vor dem Eingang. Bulletin de corr. hell. IV, 197. 

*) Auch Levidis erwähnt in dem eben zitierten Werk den Ort Jer Hissar, 
den er von dem alten Hierocaesarea herleitet. „'Agxata vexgotcctpsla xal o/xtJ- 
fucra XeXatoiiriiiiva xai ixTiXrißlai Xa^evtal fi^ SiatriQOVcai rag ayioy^atpiag. Tä 
igsinia ravta TcaXovvtat nagä totg ivxonioig MovaarrJQia.^'' p. 113. — Vgl. auch 
den Aufsatz von A. Kürte in den Athen. Mittel! . XXIII, 85 f. 



Enegil. Römische Säule 117 

dörren, ein häßlicher Estrich, dem wir oft begegneten und dessen 
Qualm wir so manches Mal am Kamin des Odas auszuhalten hatten. 
Schon Stbabü spricht von dieser Holzarmut Kappadokiens, „ul^vküv 
yccQ vnaqxoiarig axtöov n Tijg (svfisrdatjg Kannadoxiag^.^) Sie war 
mit ein Grund für die vielen Anlagen von Höhlenwohnungen und 
für die mit diesem Tiefbau verbundene Kunst des Wölbens. 

Mit der fürchterlichen Musik der archaischen Wagen auf Holz- 
scheibenrädem ging der Marsch östlich weiter über öde, steinige 
Flächen. Am verlassenen Ruinenort Imamli Ören, auch Monastir 
genannt, hielten wir Bast an einer kühlen Quelle, welche den 
einstigen Bewohnern, die sich um den kleinen Hügel herum ange- 
siedelt hatten, hier Wasser spendete. Sie haben nichts als die Bruch- 
steine ihrer längst dem Boden wieder gleichgewordenen Lehmhütten 
und eine Eeihe großer, fiberirdischer Sarkophage mit zertrümmerten 
Deckeln zurückgelassen. An vielen Stellen trat hier der weiße 
Kalk zu Tage, dessen Staub heftig in unsem Augen brannte. 

Heiß schien die Sonne, als wir über die alte Brücke des 
Buldurutschai in die Talsenke von Enegil hinabritten und uns 
auf freiem Feld mitten unter Heuschobern eine römische Eiesen- 
säule begrüßte, die der Vater Storch in Besitz genommen hatte 
(Abb. 34). Hier mündete eine alte Straße in die kappadokische 
Hochebene aus, die im Korkünsu talaufwärts ging und bei den 
Aquae Calidae in den großen Paßweg der Pylen einlenkte. Dike- 
litasch nennen die Türken des Ortes die hohe Säule, die heute 
noch aus zehn Trommeln besteht und sich über einem viereckigen 
Sockel erhebt. Hoch oben ist eine quadratische Nische eingehauen, 
in der nach Aussage der Umwohner eine Marmorplatte eingelassen 
war, die beim Abnehmen zertrümmerte. Die Trommeln aus Kalk- 
stein haben unten und oben einen schmalen Bandschlag und dazwischen 
geringen Werkzoll.*) Heute noch mißt die Säule, wenn man den 
Schwemmboden des Tales in Rechnung zieht, gegen 10 m. 

Ein Teil des dahinter liegenden Dorfes Enegil lagert sich um 
einen steilen Tuffhügel, der früher sicherlich eine kleine Akropolis 
bildete und den schmalen Taleingang zum Taurus beherrschte. 
Die hier unter Türken lebende griechische Kolonie hat vor wenig 
Jahren einen stattlichen Kirchbau aufgerichtet, der kaum bis zur 
Wölbung emporgeführt, bei einem Erdbeben auseinanderkrachte 



*) Strabo, Geographie 538. 

^) Das Basament mißt über dem heutigen Boden 1^50 m, die unterste Trommel 
3,45 m an Umfang und 0^5 m an Höhe; auch die folgenden Trommeln haben eine 
Höhe zwischen 0,70 und 0,80 m. 



118 




Abb. 34. Römiiche Säule bei Enegil. 



Pachomiuskirche zu Enegil 119 

und zur Ruine geworden ist. So gründlich ist bei diesem Volk der 
Faden der alten Tradition abgerissen. 

Hatten wir gehofft, auf Grund literarischer Quellen in Enegil 
einen Bau des VII. Jahrhunderts anzutreffen, so waren wir wie 
öfters sehr enttäuscht, als wir statt der Basilika des H. Pachomius 
nur noch den Überrest eines nordöstlich gerichteten Chores fanden, der 
nahezu bis zum Bogenansatz der Fenster im Alluvialboden begraben 
ist. In Grund und Aufriß herrschte der Hufeisenbogen, auch bei 
den Überbleibseln der Chorfenster, deren Archivolten eine klassische 
Profilierung zeigen und 10 cm aus dem Wandgefüge des Chores 
heraustreten, der außen fünfseitig abschloß. Die über 1 m starken 
Mauern aus schön gearbeiteten Travertinquadem mit scharfer 
Fügung und geringer Mörtelfüllung nach innen lassen auf ehe- 
malige Wölbung schließen. In den Fensterwangen sind noch die 
Löcher für den Verschluß sichtbar.^) Diese Kirchenruine aus dem 
Jahr 660 ist meines Wissens das älteste, datierte Beispiel für das 
Vorkommen des Hufeisenbogens an einer christlichen Basilika. Die 
Bogenform ist jedoch eine uralte, in den östlichen Teilen Klein- 
asiens einheimische Kunstweise, die mit dem Aufkommen des kappa- 
dokischen Mönchtums bis an die Westküste Kleinasiens wanderte. 
Mit den Höhlenbauten hängt sie aufs engste zusammen, da sie eine 
größere Lichtmenge dem Innenraura vermittelte und die Beschaffen- 
heit des Tuffs größere Freiheiten und Weiterungen in der von 
statischen Gesetzen hier fast unabhängigen Wölbungsweise zuließ.-) 

An die Ruine der Pachomiuskirche ist im späten Mittelalter 
parallel eine Kuppelbasilika im Kreuz mit einem Tambour an- 
gebaut worden, der das Dach dieser Kirche gegen 3 m überragt. 
Auf dem Chorboden des aus schlechtem Material aufgeführten Bau- 
werks fand ich eine halbzerstörte Kalksteinplatte'^) mit lateinischem 
Kreuzrelief und den Buchstaben darüber: 
TYAN//////// 

aafeT/7'7//. /" 

Im fruchtbaren Tal wanderten wir aufwärts und fanden an 
den abstürzenden Felswänden ein christliches Grab eingehauen, das 
nach seiner rohern Behandlung der Fassade etwas später anzusetzen 

*) Levidis, Al iv fiovoXld'oig fiovul p. 113. ^jicQ^aia fiovrj ^xovcu vabv TtQog 
xi[Lr\v xov ccyiov JTa;|rco|tiov fi*r* inr/Qatpfig: ^,Avxr\ i] nvXri xov KvqIov, tiatXtvßonai 
iv avxfj. ^'Exst ^uS'.*' 

*) Bei Texier's Unzuverlässigkcit in seinen Aufnahmen und Angaben kann 
die Datierung der Kirche von Dana vom Jahre 540 nirht als sicher geiteo. 
Texier u. Püllan, Architecture Byzantine p. 73 PL LIX. 

*) Rühe 0,76 m, Breite 0,45 m. Die Schrift ziemlich nachlässig eingehauen. 



120 



Monastir bei Enegil 



ist als die Sepulkralbauten von Jer Hissar (Abb. 35). Das Portal 
schmücken zwei lässig aus dem Fels gehauene Pilaster mit profi- 
liertem Architrav darüber und drei scheibenartige Verzierungen, 
die vielleicht Schilde vorstellen sollen.*) Im Orantengestus sind 
seitlich die Toten ausgehauen, bei denen man noch Reste von Farb- 
spuren bemerkt. In der Nähe trafen wir weitere Felsgräber mit 
den gleichen Totenfiguren. Im Innern w^aren noch die Totenbänke 
erhalten, die selbst die Metallfüße der Klinen des täglichen Lebens 
plastisch nachahmten. 

Zwanzig Minuten weiter talaufwärts liegen die Reste des Johannes- 
kirchleins, heute einfach 
„Monastir" genannt. Daß 
sich hier eine Mönchskolonie 
befand, beweisen die Höhlen- 
anlagen und Totenkammern 
in den nahen Felshängen. 
Auch auf dem dahinter auf- 
steigenden Hügel „Tepe" soll 
noch ein „Monastir der Ana- 
lipsis" in Trümmern liegen. 
Das Kirchlein des H. Johannes, 
das nach Aussage der orts- 
ansässigen Griechen schon 
mehrmals von den Türken 
demoliert worden ist, hatte im 
Westen eine kleine Vorhalle ; 
der Sturz der Eingangstür mit 
hübschem Kreuzrelief liegt 
zertrümmert im Ackerfeld. 
Mit der wunderbarsten Abend- 
sonne, welche im Scheiden 
die hohen Zinken des nahen 
Taurus vergoldete, schritten wdr am Bach hinab zum elenden Lager 
der Nacht. 

Auf dem Wege von Enegil nach Kara Hissar sollte nach Aus- 
sagen der hiesigen Griechen eine unterirdische Stadt liegen mit In- 
schriften und Marmorköpfen. Obwohl sich der Reisende bald an die 
spielende Phantasie der Orientalen gewöhnt, so muß er doch solchen 
Angaben nachgehen, da sie manchmal, Avenn auch ganz anderes, doch 
Wichtiges für die Geschichte ergeben können. Wir fanden am 

^) Vgl. Keber in den Abhandl. der Bayr. Akad. XXI, 593. Ajasin. 




Abb. 35. Felsengrab bei Enegil. 



Arabsin. Kara Hissar. Kejischlik 121 

nächsten Morg^en etwa zwei Stunden nördlich von Enegil eine ver- 
lassene Statte, Arabsin genannt. Ringsum lagen große Haufen von 
mehr oder weniger behauenen Steinen und Fundamentmauem einiger 
größerer Anlagen. Der Tuffboden dieser Hochfläche war maulwurfs- 
artig von langen Gängen und Vorratskammern unterhöhlt. Ich ver- 
folgte eine Strecke mit Kerzenlicht das Labyrinth ihrer Gassen und 
Durchschneidungen, gab jedoch ein tieferes Eindringen ins Innere 
auf, da keiner der feigen und verlogenen Griechen mir nachfolgen wollte. 

Diese Höhe beherrscht die ganze Ebene nach Westen bis Melegob 
und Hassakoi und zugleich das Defil6, welches die alte Heerstraße 
Tyana — Caesarea zwischen dem Hochland des Soandere und dem 
ostlichen Ütsch Perendjedagh passieren muß. Die nördlichen Ab- 
fälle des letztem zeigen die ersten Pyramidenbildungen des Tuffs 
und die kanonartig tief ausgewaschenen Täler, von denen das Tafel- 
land des mittleren Kappadokien durchzogen ist. In der Höhe von 
Zengibar mit seinem historischen Doppelgipfel erreichten unsere 
Pferde wieder den Wagen, der über Aschlama, Gördeles und Arabli 
den bequemen Weg genommen hatte. 

Von Kara-Hissar aus besuchten wir nach kurzer Rast das 
nordwestlich gelegene Troglodytendorf Kejischlik, dessen Name 
Monastir bedeutet.*) Eine großräumige Höhlenkirche im Schema des 
Hufeisenbogens ist zur Hälfte zerstört, namentlich der genau östlich 
zum Talabfall gerichtete Chor. Blendtüren und -fenster, eine mit 
Mennigfarbe imitierte Wandverkleidung deuten die Wirklichkeit an; 
die im Norden noch vorhandenen rohen Emporen sind an der Gegen- 
wand fiktiv aufgemalt. Die späteren figürlichen Fresken sind größten- 
teils von der Untermalung abgefallen, nur ein paar verblichene 
Heilige an den Unterwänden sehen auf türkischen Schmutz und 
Unrat herab, der sich hier wohnlich eingerichtet hat. Das Tonnen- 
gewölbe auf weitvorspringendem Sims muß noch eine ganze Familie 
samt Schafen und Ziegen vor Regen und Hitze schützen. 2) Wohl- 
tuend heben sich von diesen Troglodytenwohnungen die schmucken 
Häuschen der türkischen Kaufleute ab, die in Stambul ihre meiste 
Zeit verbringen und zu Wohlhabenheit gelangt, wieder in ihre 
Felsentäler sich zurückziehen. 

Nacht schritt schon durch die Täler, während wir über Schroffen 
und Schluchten nach Kara Hissar hinabstiegen und der Gipfel 
des Ai'gäus vor uns noch lange im Flammenschein leuchtete. Die 
nächste Umgebung des herabgekommenen Ortes, der den Zugang 

^) Levibis, Ai iv novoXld'OLg ^lovccl p. 143. 
*) Siehe Abb. dieses Ortes im folgenden Heft. 



122 Nach dem Soandere 

zum Soandere eröffnet, ist sehr fruchtbar, so lange er noch vom 
Helitschaktschai , wie der Unterlauf des Bulduru hier genannt 
wird, bewässert wird, bevor er in der trostlosen Steppe im Osten 
versiegt. Das Hintertal, welches zum Höhlenland des alten Soandus 
hinaufführt, ist reich an Reben, Aprikosen-, Quitten- und Nußbäumen, 
und aus dem schattigen Dickicht der Gärten glänzen die Silber- 
pappeln. Das Hochfeld darüber ist jedoch öd und vegetationslos 
und für die Kultur unbrauchbar, weil alle Niederschläge alsbald 
durch den porösen Tuffboden hindurchsickern. Daher ist auch das 
Trinkwasser in diesen Gegenden selten und muß in großen Krügen 
in den kühlen und trockenen Höhlen aufbewahrt werden. 

Nach zweieinhalbstündigem Ritt über Basalt-, Trachyt- und 
Peperinlager beginnen im Westen von Kara Hissar die eigentlichen 
Tuffkegel und die Höhlenbauten Kappadokiens, die schon vor zwei- 
hundert Jahren durch die märchenhaften Berichte des Sieur PAUii 
Lucas, der zudem diese Landschaften im Vollmondschein sah, dem 
Abendland bekannt wurden. Durch die erodierende Tätigkeit der 
Niederschläge und die Rinnsale sind die seltsamen Gebilde dieser 
meist vulkanischen Gegenden entstanden. Eine härtere Lavaschicht 
liegt über dem weißgrauen Tuff und bildet die Ursache für die 
kegelförmigen Ab- und Auswaschungen. Seitdem Haaiilton in den 
vierziger Jahren das Soandere aufgesucht und ihm eine kurze, aber 
zutreffende Schilderung gewidmet hat, ist es erst wieder in den 
allerletzten Jahren von europäischen Reisenden betreten worden. i) 

Da wo sich das Tal spaltet und in das eigentliche Soandere 
wie nach Ortakoi hinaufführt, stehen auf dem vorspringenden Felsen 
einige ausgehauene Grabbauten frei in der Luft. Aus einem ge- 
waltigen Felsblock ist ein rechteckiger Raum von 2,55 m Breite und 
3,00 m Tiefe geschnitten mit ringsum laufenden eingeschweiften 
Totenbänken und einer Tonnenwölbung. Der niedrige Eingang mit 
Oberfenster ist von Pilastem flankiert, auf denen ein profilierter 
Bogen ruht. An der allenthalben zurückgearbeiteten Portalwand 
sind Figuren mit Täfelchen und Kreuzen auf der Brust eingehauen. 
Bei einer Gestalt mit Flügeln und Heiligenschein entzifferte ich: 

ATlKHCei bei einer andern: //APrE / ; 

AC 

Li den Vertiefungen der Buchstaben ist noch die rote Mennig- 

^) Hamilton, Kesearches II, cap. 47. — v. der Schweinitz, In Klcinasien 
p. 126 f., wo man in der frischen Schilderung nachlesen möge, was ich hier 
übergehen muß. — P. Lucas, Voyage p. 143. 



Soaiidere 123 

färbe erhalten, und zwischen den beiden obersten Figuren ist ein 
lateinisches Kreuz von 0,30 m Höhe eingehauen. i) Eine Terrasse 
zieht sich hier westwärts mit Pfeilerbasen von 1,50 m Abstand im 
künstlich geebneten Boden. Über den Charakter der Anlage kann 
heute nichts mehr mit Sicherheit gesagt werden.-) Am ehesten 
ist an eine Wasserleitung zu denken, wie sie zu Hamilton's Zeit 
noch im obem Tal aufrecht stand und heute durch die Erosion 
des Baches zerstört ist. 

Nun treten wir durch ein Tor, welches durch einen ge- 
waltigen, niedergestürzten Tufffelsen gebrochen ist, in das Tal des 
Soandere ein. Senkrechte Felsklippen engen es ein, von deren 
Höhe durch die Wirkungen des Wassers und der Erdbeben riesige 
Trümmer zur Talsohle niedergekracht sind samt ihren Anlagen im 
Innern. So kann man einen Felsblock am Bach unten sehen mit 
einer ausgemalten Kapelle, deren eine Hälfte hoch oben am Abhang 
noch sichtbai' ist, während die andere unten im Tal ihre Decke dem 
Himmel zukehrt. Das Innere vieler Räume ist durch Abwaschungen 
und Abstürze bloßgelegt, manch freskengeschmückte Kapelle ist durch 
niedergegangene Felsmassen und Schwemmerde den Blicken für 
immer entschwunden. Mehrere unterirdische Kirchen, zu denen wir 
hier und in der Umgebung von Urgüb hinabkriechen mußten, werden 
nach kaum einem Menschenalter schon versunken sein und nur noch 
in der Sage fortleben, die hier in diesen Tälern üppig wuchert. 
Die Stufen, die ehemals zu Kirchen und Höhlenwohnungen liinan- 
führten, sind heute meist abgewaschen, so daß der Besucher des 
öftem auf Händen und Füßen zu ihnen emporklettern muß. Viele 
Bauten hoch oben in der Bergwand können auch in frühem Jahr- 
hunderten nur durch Leitern im Innern zugänglich gewesen sein. 
Noch sind die Löcher in den Decken erhalten, durch welche die 
Höhlenbewohner einst von Stockwerk zu Stockwerk stiegen. 

Von zwei kirchlichen Freibauten im untern Soanderetal sind 
nur die Fundamente der Umfassungsmauern und des. jedesmal 
nach Osten gekehrten Chores erhalten. Sie liegen hart am A\'eg, 
dessen einstige Stützmauern teilweise noch aufrecht stehen. Wo 
links das Balyq Dere d. h. Honigtal abzweigt, ist eine Fassade mit 



») Hamilton, Researches II, 287 u. Appendix No. 416 las ATIKHEOI , ,: / 
AIC und AOrE. — Boeckh im C. I. Gr. III, 4191 : ,Conjicias christiani titiili 
esse fragmentum.* 

•) Auch Hamilton erzählt nur: ,,1 found Ihe ruina of a square building 
of the samc style, surrounded by an extensive terrace marked hy numerous 
blocks üxcd in the ground and stiU remaining in situ.** ib. 



124 Felsenanlageu im Soandere 

sechs Hufeisenbogen-Arkaden aus dem Felsen der Berggabelung aus- 
geschnitten, aber durch die Umwandlung zu einer türkischen Woh- 
nung bereits sehr zerstört. Es ist der sich mehrfach wiederholende 
Typus jener Hufeisenbogenanlage, die Texiek in seiner Architecture 
Byzantine in phantasierender AVeise reproduziert hat und die an- 
geblich im Tal Gereme vorhanden sein soll. Solche Fassaden traf 
ich immer an herrschenden Punkten oder als Rückwand eines drei- 
seitig umschlossenen Felsenhofes. Besser erhalten ist im Balyq eine 
gleiche Zierwand mit zwei großen oblongen Räumen dahinter, die 
einst nach Aussage der Leute im Soandere als Schule gedient haben. 
Vielfach ist an der flachen Decke der ringsum mit Blendarkaden 
geschmückten Wände ein ungeheures Kreuz mit Nagelköpfen an den 
vier Enden ausgehauen. Zweifellos sind es Versammlungsräume ge- 
wesen, ob sie nun als Schule, als Refektorium oder Kapitelsaal 
dienten, ist nicht mehr nachzuweisen. Malereien kommen in ihnen 
jedenfalls nicht vor, außer wo ein Kirchenraum dahinter liegt. 

Wendet man bei der Talgabelung die Blicke an der rechten 
Felswand empor, so sieht man dort ein Portal, das in seiner ganzen 
Breite über den räumigen Eingängen von einem großen Zahnschnitt- 
gesims gekrönt ist. Dies Zahnschnittgebälk ohne Giebelverdachung 
ist eine Weiterbildung der Fassaden Phrygiens um Ajasin herum, 
die Reber in seiner Besprechung der phrygischen Felsengräber 
ins III. und IV. Jahrhundert setzt. ^) In dem graden Türsturz 
unseres Portals prangen noch drei große gi'iechische Kreuze, die mit 
grüner Farbe auf Menniggrund gemalt sind, das mittlere außerdem 
vom Kreis umschlossen. Vor Wetter durch den überhängenden Felsen 
sicher geschützt, aber wegen des davor abgestürzten Vorraums fast 
unzugänglich geworden, glaubt man eine vor nicht langer Zeit ge- 
schaffene Anlage vor sich zu haben.-) Senkrechte Stufen, die in die 
Wand sprossenartig eingeliauen sind, führen im Innern zu den höhern 
Gemächern hinauf, die in Jüngern Jahrhunderten meist zu Tauben- 
schlägen umgewandelt wurden. 

Unweit davon in tieferer Lage fanden wir die erste Höhlen - 
kirche (A) des Tals, einen durch je zwei kurze, stämmige Säulen 
in drei fast gleiche Schiffe geteilten Raum, der durch Längs- und 
Quertonnen und durch eine Kuppel über ihrer Durchschneidung fiktiv 

^) Reber, Abhandl. der Bayr. Akad., III. Kl. XXI, 532 f. 593. Tafel XII. 

') Eine Reihe von Aufnahmen wurden mir in Caesarea durch einen arme- 
nischen Photographen beim Entwickeln verdorben, ein Teil der Platten und der 
Blitzlichter ist durch Regen und Feuchtigkeit zugrunde gegangen, so daß ich 
von manchem Denkmal keine Abbildung mehr geben kann. 



Höhlenkirche (A) im Soandere 



125 



eingewölbt ist. Denn das Ganze ist aus dem lebenden Tufffels ge- 
höhlt, und nur die nordwestliche Ecke ist unvollendet geblieben. 
Es ist eine Grabkapelle; denn über eine Reihe heut erbrochener 
Gräber im Boden der Vorhalle schreitet man beim Eintreten hin- 
weg. Auch in Seitenräumen wie im Kircheninnem ruhen die Toten, 
teilweise unter hohen Arkosolnischen. Nur durch die Tür der Süd- 
wand und drei kleine Öffnungen im Westen wird das Innere er- 
hellt. Die vier Säulen stehen auf viereckiger Basis und einem zahn- 
radförmigen Zwischenstück; sie tragen über einem Wulst plumpe 




Abb. 36. Höhlenkirche (A) im Soandere. 

Kapitale, die samt der abgeschrägten Deckplatte mit Schilf blatt- 
und Rautenmustem in roter und grüner Farbe bemalt sind.^) Kon- 
struktiv treffen wir hier wie im ganzen Soandere, wie ich gleich 
für alle noch zu besprechenden Anlagen vorausnehme, durchgängig 
den Hufeisenbogen angewandt. In den drei Chören, die unter sich 
zugänglich gemacht sind, stehen die rohen Felsaltäre, vor denen 
einst die Mönche psallierten. An den teilweise in Nischen aufge- 
lösten Wänden zieht sich ringsum in Höhe des Wölbungsansatzes 
ein ehedem bemaltes Gesims; auch das Kuppelauflager ist durch 

*) Abb. im folgenden Heft. 



126 Höhlenkirche (A) im Soandere 

ein Ornament angedeutet, und selbst der niedrige Mauersockel 
fehlt nicht. 

Zweimal ist die fast nach Osten gerichtete Höhlenkirche aus- 
gemalt worden, in primitiver und figürlicher Weise. Erstmalig 
wurden die Wände in Nachahmung der Inkrustation mit Mennig 
linear geschmückt, ähnlich dem ersten pompejanischen Stil. Ein 
roter oder grüner Zickzack ziert die Bogen der Arkaden, und ein 
großes griechisches Kreuz im Kreis, rot auf grünem Grund zwischen 
stilisierten Palmbäumen, füllt die Lünette der Nordwand aus. Die 
Farben des altern Stils, fast nur Grün und Rot, wurden direkt auf 
die geglättete Tuffwand aufgetragen, während bei der spätem Aus- 
malung auf feinen Kalkbewurf meist al fresco gemalt wurde. Viel- 
fach ist dem Stuck zur bessern Bindung fein zerschnittenes Stroh 
und Werg beigemengt, die Bereitung des „ccaßiaTij ^i axvgov und 
fik atovni^ des Malerbuchs vom Athos.^) Öfters rauhte der Maler 
dui'ch Einhiebe mit der Spitzhacke die Wand, um die Haftbarkeit des 
Bewurfs zu erhöhen. Wo beispielshalber wie in dieser Höhlenkirche 
durch schlechten Auftrag oder Feuchtigkeit die Fresken abgefallen 
sind, kommt die frühere primitive Dekorationsmalerei an den Tag, 
über deren Alter wir bereits gesprochen haben. 

Im Innern sind aus der spätem Epoche nur Michael und Gabriel 
noch deutlich zu erkennen, in der Lünette der tonnengewölbten Ein- 
gangshalle der Pantokrator, IC XC, mit Kreuznimbus und Buch, an 
den Unterwänden die Heiligen Kuiidios, Kyrikos, Georg und Deme- 
trius zu Pferd. Die Landschaft, in welche die Figuren oder Szenen 
hineingestellt sind, ist typisch für den ganzen kappadokischen Kreis. 
Ein sattes Grün bezeichnet den Boden, ein meist zu Tuschschwärze 
verwandeltes Blau den Himmel, während der umgebende, goldgelbe 
Hintergrund wie eine Brüstungswand gedacht ist. Diese Farben- 
symbolik w^ie auch die koloristische Behandlung der Gewandung ist 
nahezu stereotyp ; mit dem satten Gelb und Grün, dem leuchtenden 
Rot und dem meist oxydierten tiefen Blau sind auch die Farben- 
töne dieser primitiven Meister der Höhlenkunst erschöpft. Nament- 
lich ein schönes gitterartiges Muster, welches diese Farben zu- 
sammen bringt, wird immer wieder dekorativ verwertet und spricht 
deutlich genug für die konservative Übung dieser autochthonen 
Mönchskunst, von den ikonographisch sich immer wiederholenden 
Zyklen ganz abgesehen. 2) 

1) Ilandb. der Malerei § 56 u. 57. 

*) Siehe dasselbe z. B. in der Kreuzigung der Balyqklisse im folg. Heft 
und u. p. 131. 



Höhlenkirche (B) im Soandere 



127 



Neben dieser Kirche sind zwei größere Grabkamniem aus Tuff- 
kegeln herausgeschnitten mit Arkosolgräbem im Boden. Die Ver- 
schlußplatte ist überall zerschlagen und die Gebeine aus der Tiefe 
hervorgewühlt. In die Lünette der hochgewölbten Nischen ist meist 
ein griechisches Kreuz im Kreis in den stehenden Farben gi-ün und 
rot gemalt. Den Arkosolbogen ziert der Zickzackfries, den auch 
die christlichen Felsgräber von Phrygien aufweisen.^) 

Gleich diesen Anlagen talüber beherrschte eine kleine Höhlen- 
kirche (B) das östliche Tal. Anscheinend sind die Mönche auf 
amphitheatralischen Stufen zu ihr emporgestiegen, während man heute 
auf Händen und Füßen zu ihr hinaufklettern und durch eine kleine 
Öffnung in die durch herabgeflossene Erde fast zugeschwemmte Kapelle 



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Abb. 37. Höhlenkirche (B) im Soandere. 

eintreten muß. Durch ein Portal mit Zahnschnittgesims, das auf 
fingierten Doppelsäulen ruht, gelangen wir in einen durch Stützen 
geteilten Vorraum, an den sich links ein flachgedeckter Versamm- 
lungsraum anschließt. Im Norden legt sich eine durch sechs acht- 
eckige Säulen in drei Schiffe abgeteilte Kapelle mit je drei fast 
östlich gerichteten Chören parallel an. Die würfelartigen Kapitale 
tragen die kaum einen Meter hohen Arkadenwände, von denen ein 
ringsimi laufendes 0,15 m ausladendes Gesims in das Halbrund der 
drei Längstonnen überleitet. Die Nordwand ist von Nischen belebt, 
die über einem nicht verkröpfenden Sims in Hufeisenbogen schließen. 
Die Bogen sind mit Zickzack, die Gesimse mit Rauten, an denen 



*) Reber 1. c. XXI, 593 Fig. 15 und Journal of Hell, studies 1882, 
PL XXVIII, 3. 



128 



Müiichilklisse im Soandcre 



Girlanden niederhängen, in roter und grüner Farbe geschmückt. 
Ein grünes Kreuz auf rotem Grund ist auf jede der Säulen gemalt. 
Die Kapelle ist später einmal mit Stuck beworfen, doch nicht mit 
Fresken versehen worden. 

Wenige Minuten westlich ist an dem gleichen Abhang eine 
kleine zweischifflge Kapelle aus dem Tuff gehauen worden. Je eine 
Säule, ein acht- und viereckiger Pfeiler bilden die Mittelstützen der 
von zwei Tonnen Wölbungen überdeckten sog. Münchilklisse. Es 
ist ein rein dekorativer Stützenwechsel, den wir noch weiter in den 
Höhlenbauten Kappadokiens antreffen werden. Blendnischen unter- 
brechen die Flucht der Tuffwände. Ein Tempion ist vor dem Beraa 
aus dem Mutterstein ausgehauen. An den Stützen treffen wir wieder 







Abb. 88. Münchilklisse im Soandere. 

die griechischen Kreuzsymbole, die wie der Rauten- und Zickzack- 
schmuck der Bogen und Kapitale dem altem Stil angehören. Die 
Jüngern Fresken sind teils heruntergefallen, teils durch die Zeit sehr 
unkenntlich geworden. Im Vestibül halten die Paladine der grie- 
chischen Kirche, Georg und Demetrius, wie die Dioskuren auf den 
antiken Sarkophagen Wacht. Denn auch die Münchilklisse ist eine 
Grabkapelle. 

VomTympanon der Vorhalle schauen die Heiligen Pantelemon und 
Enimachus in perlenreicher Tracht und goldnen Nimben mit Büchern 
in den Händen herab. An der Tonnenwölbung des nördlichen Schiffs, 
die durch eine dreigeteilte Bordüre am Scheitel in zwei Hälften geteilt 
ist, sieht man den Engel, der dem Hohepriester Zacharias vor dem 
Tempel erscheint mit dem Befehl, Maria mit dem Witwer Joseph 
zu vermählen, weiterhin die Begegnung Marias und Elisabeths und 
die sog. Fluchwasserszene aus dem Protevangelium des Jakobus: 



Die Balyqklisse im Soandere 129 

Maria und Joseph müssen zum Beweis ihrer Unschuld das Prüfungs- 
wasser trinken, das im alten Testament der Hohepriester dem des 
Ehebruchs verdächtigen Eheweib im Tempel reichte.*) Die Reise 
nach Bethlehem schließt die eine Bildhälfte ab. Die andere bringt 
Christi Geburt, die einzige noch erhaltene Szene. Im Chor thront 
der Pantokrator in Mandorla und Ki-euznimbus, von Cherubimen mit 
übergeschlagenen Flügeln umgeben. Kompositioneil sind die Dar- 
stellungen von Kanonesbogen eingerahmt, ein Zeichen für die Wechsel- 
wirkung von Wand- und Buchmalerei. An der Unterwand ist ein 
Behang hingemalt, der die Wandteppiche der Kirchen deutlich er- 
kennen läßt. Das hintere Schiff, obwohl mit Stuck beworfen, blieb 
wie manche Höhlenkirchen wohl wegen der nach der Tiefe zu- 
nehmenden Dunkelheit unbemalt. Neben der Münchilklisse war ein 
Raum zum Keltern von Wein oder zum Pressen von Öl hergerichtet. 

Eine ähnliche doppelräumige Grabeskirche treffen wir an, wenn 
wir das Seitentälchen desBalyq über Felstrümmer hinaufwandem. 
Da hier die Bergwand senkrecht nach Osten abfällt, so ist die Kirche 
aus diesem Grunde in der Richtung von Süden nach Norden hin aus- 
gehauen. Durch Pfeiler ist sie in zwei tonnenüberdeckte Schiffe 
mit eigenen Apsiden getrennt. Die Südwand des Vorderraums ist 
durch hufeisenbogige Blendarkaden aufgelöst, die durchbrochene 
Ikonostasis reicht bis zur Decke und war völlig mit Heiligen bemalt. 

An den Wölbungen des hintern Schiffs beginnt der Zyklus der 
Malereien mit der Verkündigung des Engels an Maria. Unter dem 
Dach eines Hauses begegnen sich Maria und Elisabeth, die erstere von 
ihrer Dienerin, H riEAHCKH {v naiSioxri), begleitet^ die \^ir in den 
kappadokischen Höhlenfresken fast immer bei dieser Darstellung 
antreffen und die der Maler regelmäßig mit klassischen Zügen aus- 
gestattet hat In der folgenden Fluchwasserszene, TO YAOP T8 
eA6////// (t6 vSfag rov kXB[yfiov]),^) ist der Hohepriester vor dem 
Tempel als ZAXAPIAC gedacht, wie ihn auch einige apokiyphe 
Handschriften so nennen. Er reicht Maria das große Trinkhom, 
während Joseph wartend dahintersteht. In der Lunette zieht Jakob, 
der Bruder des Herrn, der heiligen Familie auf dem Weg nach Beth- 
lehem mit dem Eßkörbchen am Wanderstab vorauf, wie das Prot- 
evangelium erzählt: „Sein Sohn zog den Esel und Joseph ging 
nebenher." Maria sitzt in Orantenstellung als Platytera auf dem 
schönen Sattel einer Eselin. Über der Darstellung steht die Inschrift: 



^) ProteYangelium des Jakobus cap. 8. 15. 16 und Kindheitseyangelium 
cap. 12 (E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen 1904). — 4. Mose 5, 11 £ 
«) Numeri 5, 18 (Tischend.). 
Bott, KleiiiMi»Üiche Denkmäler. 9 



130 Die Balyqklisse im Soandere 

HOCH* KATHrArO(!) ME AHO THC ONOY (7«(T^ip xarij- 
yayi fjie äno rijg ovov).^) An der Unterwand, halb zerstört, ist ein 
pflügender Bauer mit Ochsengespann in roter Farbe gemalt. 2) Es 
ist vielleicht die Darstellung aus dem Kindheiteevangelium des 
Thomas, wonach das Jesuskind beim Säen seines Vaters auch ein 
Korn mitsäte, aus dem hundert Kor Weizen sprossen. Über der Szene 
ist nur noch zu entziffern: 6AAN ? ? ? ? ? M ? ? APACAFIATKO 

An der Westwand geht die Erzählung weiter mit der Geburt 
Christi, H TeNHCHC. In der Krippe, H <l)ATNH, bei den Eseln 
liegt das Kind, Joseph sitzt abgewandt auf einem Stein, und Maria 
mit der Amme, M6A (uala), badet das große Jesusknäblein in einem 
kostbaren Badefaß, während Salome das Kleid bereit hält. Ein 
Hirtenjtingling zieht, dem Stern und dem Engel folgend, einen 
alten Hirten inmitten seiner langzottigen Herde an den Schultern 
herbei. Die Beischriften lauten: Y riHMENEC {ol notfiivsg) und 
nAYAXe ArPABAÖYTeC Y(!) TO ePEMA (navaare icyQavloiv 
rcff TO &Qiu^a), Von den an diese Szene sich anschließenden Per- 
sonen, die zwischen Palmbäumen sitzen und stehen, war nur der 
H. Theodor noch zu entziffern. Zwischen den beiden Darstellungs- 
reihen des Tonnengewölbes schweben sich zugewandt zwei schön auf- 
gefaßte Engel, die ein edelsteingeschmücktes Kreuz im Kranz tragen. 
Die Unterwände bringen die Opferung Isaaks, den H. Proklus und 
eine Person ohne Heiligenschein vor einem Baum, die vermutlich 
den Stifter dieser Grabkapelle darstellt. Beischrift: 

KY BOHen TON ^OYAO COY TOPfH KB THN A /;// 
KC(Qie) ßo^&u Tov Sovkop aov Foqyi xcci r;}r S[ovXriv tijv J«iva].*) 

Im Chor thront Maria auf perlenbesetztem Stuhl mit dem gött- 
lichen Kind zwischen Michael und Gabriel, zu ihren Füßen stehen 
an der Unterwand Johannes, Zacharias, Akindynus, Chrysostomus, 
Epiphanius, Gregor und Pegasius. 

Das östliche Kirchenschiff setzt den neutestamentlichen Kreis 
fort mit dem Abendmahl, O ^HnONC (6 öanvoq). Christus sitzt 
am ungeschickt entworfenen Tisch im Kreuznimbus unter elf 
Aposteln, Y MAeHTB, von denen Judas am Ende der Tafel ohne 

*) Protevang. cap. 17. Andere Lesarten haben : Sein Sohn Jakobus zog den 
Esel. — In der Begegnung, wie sie das Malerbuch vom Berg Athos darstellt, 
kommt auch das Söhnchen vor: ,,Vor ihnen ein kleines Kind, welches auf seinem 
Rücken ein Stöckchen hält und an dem Ende des Stöckchens ist ein Körbchen 
aufgehängt.« § 211. 2) Beide Abb. im folgenden Heft. 

^) Thomasevangelium cap. 12. — Oder ist Bezug genommen auf Matthäus 
XIII, 22? *) Der H. Gorgias hat am 5. Juni seinen Tag. 



Die Balyqklisse im Soandere 



131 



Heiligenschein eben mit dem Herrn in die Schüssel taucht. Messer 
und Gabel und der die Nachtzeit andeutende Leuchter mit goldenen 
Quasten fehlen nicht (Abb. 39). Nach links nehmen Krieger mit 
Streitäxten, Messern und Stangen unter Begleitung von Fackel- 
trägem Jesus gefangen, H PIPOAOCHA HC XC. Merkwürdig 
sind ihre zeitgemäßen Kopfbedeckungen. An der Gegenwand ist 
Christus gekreuzigt, neben ihm je ein Schacher, O AHCTHC 
(o Ifiarrig)^ am Doppelkreuz aufgehängt. Zu Seiten von Christi 
Kreuz, über dem Sonne und Mond sich verfinstern, stehen Maria, mit 
verhüllten Händen zum Sohn aufblickend, und Johannes, der nach 




Abb. 39. Abcudmahlszcne in der BalyqVlissc, iSuandore. 

der Weisung des Malerbuchs vom Athos betrübt die Hand an die 
Wange legt.i) Über der M P 90 die Worte: HTA AefH TH 
MHTPH AYTOY {eixa Uyu rf, fdi^Tgl avrov). Am Fuß des Kreuzes 
sehen wir in verkleinerter Gestalt den Hauptmann, O AMPHNOC, 
und den ysopreichenden Krieger, O eCOPIOC, darunter das schon 
erwähnte gitterartige Teppichmuster. Der Verherrlicher der Leiden 
Christi, der Syrer Ephrem, @ 6<l)P06(!)y steht rechts von der Kreu- 
zigung als Grans in priesterlichem Gewand. Fast völlig zerstört 
ist darunter am breiten Arkadenpfeiler der H. Eustathius gemalt, 
mit der den Akten des Heiligen wörtlich entnommenen Beischrift: 
„Y2 n?Mxi8ay ri f4B Siwxug] tÖov l^vsxiv aov naQSt^i kv rqJ ^outp rovrtp 

*) Die Abb. dieser beiden Szenen im nächsten Heft. 

9* 



132^ Die Akkilisse im Soandere 

6(p&f,vai (TOi,"i) Im Chor erteilt Christus als Pantokrator mit Buch 
in der Hand den griechischen Segen. An der Decke des Eingangs 
liegt ein Mann am Boden, vor ihm sehen wir ein enteilendes Pferd 
und hinter ihm einen die Landschaft markierenden Baum. Die 
Beischrift O AfHOC OPeCTHOC erklärt die Szene. Mit Thomas, 
Sosimas, Mamas, Thekla, Pachomius, Lotes (AOTHC)-) ist alles 
erschöpft, was mit Sicherheit gedeutet werden konnte. Denn so 
trefflich auch Farbe und Technik einst gewesen sind, so hat doch 
eine ruchlose Zerstörung hier den großem Teil der Fresken ver- 
nichtet. Dadurch ist auch der ältere Inkrustationsstil wieder zu 
Tag gekommen und eine alte Inschrift in Mennigfarbe: I 6€ö??? 
nö^Nö^rH/// (17 &BOV [jMi/riyp] navayi[a]). Gräber starren erbrochen 
im Innern der Balyqkirche wie im kleinen Vorraum, ringsum 
schließen sich enge Kapellen mit großen Kreuzen und geräumige 
Höhlenwohnungen mit Rollsteinen zum Verschließen an. 

Der einzige noch erhaltene Freibau dieses Tals ist die Ak- 
kilisse, die nach Osten schauend auf dem bereits unterwaschenen Fels- 
vorsprung an der nächsten Gabelung des Haupttals steht (Abb. 40), 
Die gleich Honigwaben durchbrochene Bergwand dahinter verleiht 
dem Kirchlein einen pittoresken Hintergrund. In einer dieser 
luftigen Höhlen haben wir mehrere Nächte in Kälte und Schmutz 
gehaust, um nicht den weiten und beschwerlichen Felsen weg nach 
Kara Hissar täglich zurücklegen zu müssen. Südlich lehnt sich 
noch der kleine Kirchhof der einstigen christlichen Talbewohner an. 
Nur einfache Kreuze sind auf den wirr durcheinanderliegenden 
Grabsteinen eingehauen.^) Die glatt bearbeiteten, schönen Quader 
sind in parallelen Lagerfugen geschichtet, und nur im Innern ist 
ein trefflicher Mörtelverband angewendet Die Türken haben die 
Kirche wegen der weißlichen Färbung ihrer harten Tuffsteine 
Akkilisse genannt, wie sie es auch sonst lieben, ältere Bauwerke 
nach dem Farbton ihres Materials zu taufen. Ich erinnere nur an 
den Sarrychan bei Avanos und die Kizilkilisse bei Sivri Hissar. 

Der außen fünfseitig abschließende Chor, der inwendig nach 
Grund- und Aufriß den Hufeisenbogen aufweist, und die auf dem 
gewachsenen Fels errichtete Nordwand stehen bis zum Dachansatz 
aufrecht; von der Süd- und Westmauer kann man eben noch unter 

*) Acta sanctorum VI p. 124 zum 20. September und u. p. 144 f. 

-) Der Heilige Lot oder Lotes kommt in alten Mönchserzählungen vor, als 
Freund des H. Joseph. Sein Tag am 22. Oktober. 

^) Hamilton, Researches II, 289 erwähnt schon die Akkilisse und gibt eine 
halbphantastische Zeichnung. Der Chor ist bei ihm rund abgebildet. — Levidis, 
AI iv iLOvoXl^oig fiovaL p. 188. 



133 




Abb. 40. Die AkkUisie im Soandere. 



den Trümmern die Flucht verfolgen. In Höhe des Bogenansatzes des 
einzigen 1,40 m hohen Chorfensters läuft, dieses einfassend, ein Ge- 
sims um, bestehend aus tiefer Hohlkehle und Zahnschnittmuster, 
das die Balkenköpfe des Holzstils imitiert. Die Ecken der Chorfltigel- 
mauem verkröpfend, bricht es an den Längswänden plötzlich alx 
Das gleiche, doppelteilige Kranzgesims zieht sich dagegen um den 
ganzen Bau herum und hat oben die rillenartige Einarbeitung als 
Auflager für die Balkenenden der Dachsparren und unten die in 
syrischer Weise geschweifte Einkehlung.^) Die Mauerdicke der 
Kirche, die eine innere Länge von 10,80 m und eine Breite von 5,30 m 
erreicht, und die Schuttmasse im Innenraum weisen auf Einwölbung, 
obwohl keine Ansatzspuren mehr vorhanden sind. Der Triumph- 
bogen mit Kreuzrelief am Scheitel ruht auf reich profilierten Pilaster- 
kapitälen. Von dem ganzen Freskenschmuck hat sich nur der Panto- 
krator mit zwei verblaßten Heiligenreihen darunter erhalten, obwohl 
einst alle Wände reich bemalt waren. Spätere Generationen haben 
viele Kreuze jeglicher Form in die Außenmauem eingegraben. 



') Deutlicher ist dies bei Hamilton's Zeichnung zu sehen, als das Kirchlein 
vor 70 Jahren noch hesser erhalten war. — Das Untergesims greift nur 0,52 m 
in die Längsmauem hinein. 



134 Im Soandere 

Immer zerklüfteter wird jetzt das Tal, steile Wände und chao- 
tische Felstrümmer engen es immer mehr ein. Zwischen diesen 
streichen herdenweise die Feldhühner umher, verwilderte Tauben 
schießen aus den Löchern hervor, und Geier hängen hoch oben über 
der Talspalte in der Luft. Nachtvögel scheuchten wir aus ihren 
finstem Schlupfwinkeln hervor, und vom Kerzenlicht versengt fielen 
die Fledermäuse scharenweis von der Decke der dunkeln Gänge 
herab. Viele Menschen sollen durch die Bergstürze ums Leben ge- 
kommen sein oder sich rettungslos in den unterirdischen Labyrinthen 
verloren haben. So erzählen die wenigen Troglodyten, die hier ihr 
einsames Dasein fristen und von denen einige türkische Deserteure 
gewesen sind. Unbestimmte Erinnerungen sind noch in diesen Moslems, 
deren Vorfahren sicherlich zur Panagia beteten, wach geblieben. 
Sie kannten alle die dargestellten Heiligen der griechischen Kirche 
und raunten uns beim ärmlichen Kuhmistfeuer in der Höhle von 
Schätzen und funkelnden Waffen, die in verschütteten Gängen ruhen, 
von den silbernen Glocken, die in unersteiglicher Felswand zu läuten 
beginnen, wenn ein bestimmter Wind durchs Tal zieht. Hartnäckig 
behaupten sie immer, wir Frenkis hätten ein Buch bei uns, in dem 
die verborgenen Plätze jener Herrlichkeiten angegeben seien. Durch 
unsere nüchterne Arbeit des Messens und Entzifferns wurden sie bald 
eines andern belehrt. Sie kam ihnen schließlich lächerlich vor, und ich 
mußte ihnen zum Teil recht geben, wenn ich das Glück dieser Natur- 
menschen sah, das in Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit besteht. 

In den letzten Jahrhunderten sind die höher gelegenen Kam- 
mern zu Göwerdjinliks umgewandelt worden. Diese Taubenschläge 
erkennt man an den runden Löchern, die von Kalk umtüncht und 
mit rohen Malereien wie Bogenschützen, Rädern und Vögeln ver- 
ziert sind, um Eigentumsrecht anzuzeigen und den Tauben ihr Flug- 
loch kenntlich zu machen. Das Innere dieser Anlagen, deren Vorder- 
wände vielfach abgestürzt oder abgewittert sind, zeigt reihenweis 
kleine Nischen, die den Tauben als Standort und Nest dienen. Über- 
eifrige Forscher mit einem für das Natürliche bereits getrübten Blick, 
die lieber im allergrauesten Altertum mit ihren Bücherphantasien 
weilen, haben diese Höhlungen der Wände und die einstigen Vorrats- 
räume für Öl und Wasser als Kolumbarien, die simplen Malereien 
als hieroglyphische Zeichen angesehen. In der Umgebung von 
Sinasos und ürgüb werden täglich noch solche Göwerdjinliks an- 
gelegt und durch groteske Malereien kenntlich gemacht. 

Die Taube wird noch heute von den Türken wie ein heiliges 
Tier ihres Dungs wegen geschätzt, der zur Befettung der magern 



Die Karabaschklisse im Soandere 135 

Vulkanerde, zur Trauben- und Gemüsezucht unentbehrlich ist. Der 
passionierte Jäger kann sich in diesen Tälern bösen Gefahren aus- 
setzen, wenn er es wagt, unter die massenhaft umherflatternden 
Tiere zu schießen. Viele Orte Anatoliens tragen deshalb von den 
in freistehenden Felsen eingehauenen Taubenschlägen, die römischen 
Kolumbarien zum Verwechseln ähnlich sehen, den Namen Göwer- 
djinlik. 

Es war ein eiskalter Morgen und der Argäus hatte mitter- 
nächtig ein weißes Haupt aufgesetzt, als uns ein biederer Türke mit 



*■- jf.. - 



^^^L/' 



i^ 









Abb. 41. Plan der KarabMchkline im Soandere. 

archaischer Feuersteinflinte das Tal hinauf zur Karabaschklisse 
begleitete, der Kirche des schwarzköpfigen Mönchs. Sie ist in der 
Ostseite eines von drei Seiten umschlossenen Felsenhofes ausgehauen. 
Vier Grabkapellen liegen, je zwei und zwei parallel, beisammen 
und sind durch Pfeilerarkaden und Gänge miteinander verbunden. 
Die beiden längsten messen mit dem Vorraum etwa 10 m. Sie 
sind mit Tonnengewölben auf Gurtbögen eingedeckt, und nur die 
vordere Kapelle ist während der Regierung des Kaisers Konstantin 
Dukas (1059 — 1067) völlig mit Fresken ausgeschmückt worden. Die 
schwer lesbare Inschrift, die innenwendig auf den Türsturz gemalt 
und gänzlich geschwärzt ist, lautet: 



136 Die Karabaschklisse im Soandere 

-biUAnfrmiOHAocrTociiHACYM 
A^onicniXAHmuroTocTiA'^Arior 

^oc^ejinAciAEoc ho NciANTwr 
nHnNocKo)NTec£rxa-&eA'rrrc 

AHATCjKRAnHN-- 

^Exal^ljiBQyTJd-t] 6 vaog olxog Siu GvvSgofiijg Mi^ai]?. ngonoanad-a- 

giov .... xai 'Exareoivf^g fiopay^iig) xcu Ni^rpopog {li^op)a{xoi) ini ßaai- 

liiüg KiavGTavxivov roi Jovxa 'ivovg ß\_fpy&'^ IvSixxmvog iS\ Ol «v(a)- 

yt{y)v(aaxovT6g 6{//«(Ti9^e aitovg 8iu tov x(voio)v, ä^^v. 

Gemäß der typischen Anordnung der Malereien in all diesen 
Höhlenkirchen stehen unten an den Wänden entlang die Heiligen, 
an dem zweigeteilten Tonnengewölbe die heiligen Zyklen. Von den 
sehr geschwärzten und abgeriebenen Heiligengestalten erkannten 
wir noch den Florus, Laurus, Prokopius, Kyriakus, Kosmas und 
Damian, Eugenius, Eustratius, Mardarius, Sergius und Bacchus, 
Orest, Epiphanius, Cyprian, Febronia, Viktor, Vincenz, Monas, Anem- 
podistus, Demetrius, Elpidiphoinis, Ausonius, Akindynus und Pegasius. 
In einer Nische der Nordwand knieen vor einer Gestalt, bei der 
wir noch die Buchstaben XHMIA entzifferten, die Stifter dieser 
Wandmalereien, Nephon und Eudokia. Über ihren Häuptern ohne 
Heiligenschein ist die Inschrift gemalt: A6ICIC T8 A8A8 T8 
eV NY<l)ONOC M0NAX8 {/fit]aig toC dov)iov tov &eov N^yoß- 
vog fiovaxov). Ferner ABICIC ThC A8AIC T» BY BYAO- 
KIAC (dirjaig rijg SoiHijg tov &bov EvSoxiag). In der nächsten Nische 
proskyniert die auch schon in der Datierungsinschrift genannte 
Hekaterine mit der Beischrift: A6HCIC TIC AÖAIC T» eY 6KA- 
TEPINHC MONAXIC {/linoig rng Sovlijg rov &bov 'ExareQivtjg fiov- 
ctxne\ Neben dem Brustbild der Maria ist die Deesis des Priesters 
Basilius, BACIAI8 f^ {BaaiXdov nQiiaßvtiqov)) dargestellt. Noch- 
mals finden wir die Madonna im Medaillon von Engeln umgeben in 
der Vorhalle, daselbst auch den Pantokrator, von Aposteln begleitet. 

Mit der Geburt Christi im Verein mit der Waschung und der 
Hirtenszene beginnt der heilige Zyklus an der rechten Hälfte des 
Tonnengewölbes. Bei der folgenden Darbringung im Tempel naht 
Joseph mit zwei Tauben im Gewand {Svo ntgiattgug üg x6 govxor 



137 



1^1 


^H^B^B^^P^ ^^^^B^^^lfl 


^^^^^^^^^^I^^^H 


MPi3wl9l3tifeHP9 ^ vi^Hj^V^Hlfiä^H 


^^^^^^^^^^^^^^^^IH^^^I 


NkJp ' -J^ä?^^MJi ' ^SFU^F'^^HT^DH 


^^^^^H^9^" 


^^^'*^'***^'^''^^"* "^^^ ^gg^jMB 


^Ih^i 


K fjMnMM 


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1 ff'J'KMv 


^K^KKu 




^^^R^^^PIb^I 




BryW/lH 


^B 1 ' 'fl^ V V^ 


Kf^'i'/ Wtt 




^Uljulg 





Abb. 42. Kretuigung in der KarabMchkliiie. 

nach dem Malerbuch), Simeon der Gottesempfänger, O 6€O^OXOC, 
nimmt mit verhüllten Händen das Kind entgegen. Hinter ihm steht, 
wie eine Sibylle gen Himmel schauend, Hanna, durch die Rolle in den 
Händen wie im Malerbuch des Athos als Prophetin gekennzeichnet.^) 
In der Mitte erhebt sich der runde Altartisch mit Kreuz und Buch 
darauf. Gegenüber ist die CTABPOCIC IC XC. Johannes „hält 
seine Hand an die Wange", und der Hekatontarch „hält seine Hand 
erhoben und preist Gott", wie das Malerbuch es vorschreibt.*) Der 
Gekreuzigte, mit Lendentuch bekleidet, steht auf einem Hypopodion, 
neben ihm Maria und eine der Myrrhenträgerinnen in der gewohnten 
Auffassung (Abb. 42). Weiterhin verkündet der Engel den Salböl- 
trägerinnen die Auferstehung des Herrn, auf einem Stein sitzend, 
mit dem Stab in der Hand und mit der Rechten auf das Grabtuch 
deutend.^) Daneben tritt Christus mit Kreuzstab ins Totenreich und 
holt Adam und Eva aus dem Limbus, wähi-end David und Salomo 
im Nimbus dabeistehen und der Teufel in Ketten liegt. „Viele 
Schlösser sind zerbrochen und die Tore der Hölle sind ausgerissen", 
welche durch das versiegelte Grab Christi dargestellt ist.'*) Den 

*) Abb. im nächsten Heft. — Malerbuch vom Berg Athos § 175. 
. «) Ibid. § 300. 3) Ibid. § 308. 

*) Abb. dieser und der nächsten Szene im andern Heft. — Malerb. § 306. 
„xXeidoviccis TtoXXccls xataT^axia^Livairg.*^ 



138 Die Karabaschklisse im Soandere 

Abschluß bildet die göttliche Liturgie im Chor. Christus, über dem 
Gottvater schwebt, reicht jedesmal sechs demütig nahenden Aposteln 
nach rechts und links Brot und Wein (^ (liväduifSig rov xvQiaxov 
aw/jiaTog xal uifiajog ngog roig unoarokovg). Engel assistieren 
dabei hinter den Tischend) An der untern Chorwand sind unter 
Arkadenbogen Heilige mit Büchern in liturgischen Gewändern ge- 
malt: Kurnutus, Modestus, Eleutherius, Epiphanius, Blasius, Gregor 
und Basilius. Über dem aus dem Fels gehauenen Thronsessel streckt 
die Platytera ihre Hände zu ihrem Sohne aus; die beiden Johannes 
stehen zur Seite. 

Unter dem obern Wandbewurf, dem feines Stroh zur Bindung 
beigemengt ist, tritt an mehreren Stellen eine ältere Malerei zu 
Tage. Nur eine schöne Frauengestalt vor goldenem Hintergrund 
hebt sich deutlicher heraus. Die herrschende Farbe der jungem 
Malereien ist ein helles Grün, die Falten der Gewänder sind durch 
Weiß aufgehöht. 

Die zweite Kapelle bringt nur zwei verlöschte Inschriften, die 
mit Mennig auf den Tuff gemalt sind: 

ZITITOM€rAMÖ ZtjTU t6 fiiya fiov ovofia t6 fiVQio\fj/r 

ONOMATOMYPIOM'I fiarov xai lAVQioavuytayov, 'U natr^Q 

<|)ICT0NK6MYPI0A /*ov kylvvtiak lAt kx riig /jtfjryog fiov xai 

NArArONOriATHPM ^7^ kyivvrtaa TtjV fAtjriga rwv rixvwv 

öereNiceMeeK i^ov xai aBflaaTo[i\. 

THCMHTPOCMÖKe Daß sich hinter diesem dunkeln 

eroereNNHCATH Spruch der Name Christi oder ein 

NMHTePATONTeKNO ähnliches Mysterium verbirgt, dünkt 

NMÖK6C6BACTO///7 mir das Wahrscheinlichste.«) 

2) eceNTOONO eedg kv Ttp ovo- 

MATIC8COCO fiati aov awaov 

MeK6eNTIz2iY fit xai iv ry 3v- 

AMICÖKPHNIC {v)dfiBi. aov ^xgiveig 

Me fie, 

KOCMAC Koöfiäg. 

^) Das gleiche Sujet in der Hagia Sophia zu Kiew und zu Seres in Make- 
donien. ScHLUMBEBQER, Epopee byzantine 1, 601. III. 444. 665. Ebenso die Fresken 
von Saut' Angelo am Monte Raparo in der Basilicata. Bertaüx, L'art dans Tltalie 
möridionale p. 122. 

-) Siehe ferner die Ausführungen von Dr. Webeb zu dieser Inschrift im 
Anhang. 



Die Karabaschklisse im Soandere 139 

Über dem großen Arkosolgrab der hintersten Kapelle ist mit roter 
Farbe ein Abt in Mönchskapuze gemalt mit der Menniginschrift: 

erOOBAeVCTPO ^Eya. 6 Ba&varQO- 

KOCOABACOnq^ 7(og 6 äß(ß)dg 6 noß)- 

AAKAMONHCTO Id Tcauwp Big rov 

NAONTOYTONKe vadv rotrov xal 

METATAYTAAnO ^«r« raZra ano- 

GANONeNGAKA »avu^v h»a xa- 

TAKHMeejeNPTe rax«^«!. Tri; v [i]ti^ 

GHNMHNH .^i;y utjvi »;'. 

Daneben ist eine Nonne Minia mit einer fast gänzlich ver- 
wischten Grabinschrift, und auf beiden Seiten von dieser zwei kleinere 
Personen in Mönchshabitus gemalt. Sämtliche tragen Kreuze und 
sind ohne Nimben. 

Wir haben also eine richtige Klosterkirche vor uns, die zwischen 
1059 und 1067 zum zweitenmal durch die Mitwirkung des Proto- 
spathariers Michael, des Mönches Nephon und der Nonne Hekaterine 
mit Fresken geschmückt wurde. Höchst wahrscheinlich haben wir 
unter diesem Protospatharier, einem Divisionskommandeur ohne den 
Excellenztitel Patrikius, den derzeitigen Befehlshaber des kappa- 
dokischen Themas Charsianon vor uns, das um 900 zur selbständigen 
Strategie erhoben worden war, während es vorher eine Kleisurarchie 
d. h. ein Divisionskommando zweiten Eanges gewesen.^ Mehrmals 
haben sich die kaiserlichen Adjutanten als Gründer und Restau- 
ratoren von Kirchen hervorgetan. Es hat den Anschein, als wollten 
sie sich nach dem Bildersturm durch Beweis ihrer orthodoxen Kirch- 
lichkeit die Gunst ihrer allerchristlichsten Herren sichern.^) 

Ein Ensemble von drei Höhlenkirchen gegenüber an der andern 
Talwand wird unter dem Namen der Beliklisse zusammengefaßt 
Einstige Wohnräume und Kapellen liegen in mehreren Stockwerken 
übereinander, Arkadenfassaden führen teilweise in das Innere dieser 
Felsanlagen. Nach außen hin ahmen diese Tuffkegel die Form der 
Kuppelkirchen nach mit Langhaus und Dach darüber. Der Tambour, 

^) Gelzeb, Die GeDesis der byzaDtinischen Themenverfassang. Abhandl. 
der Sachs. Akad., phiL-hist. Kl. XVIII (1899) p. 93 f. — Nicht zu verwechseln 
ist damit das kleine Thema Kappadocia II, welches die Militärgrenze um den 
Hassandagh hernm bildete. Ib. p. 103 und angehängte Karte. 

■) Vgl. Byzantinische Zeitschrift 1894 p. 3. (Strzygowski, Inedita der Archi- 
tektur und Plastik aus der Zeit Basilios I.) — Texdeb-Püllan, Architecture Byzan- 
tine p. 112. Die KazandjilarDjami, von Texieb irrtümlicherweise Saint-Bardias 
getauft. JMiLLBT bei A. Michel, Histoire de Tart. I, p. 147. 



140 



Die Beliklisse im Soandere 



in den Achsen von Fenstern durchbrochen und mit einem Zahn- 
schnittgesims bekrönt, welches die Balkenköpfe erkennen läßt, ist in 
der Weise des quadratischen Plattenbelags behandelt etwa wie unter 
den phrygischen Felsengräbern dasjenige von Hairan Veli (Maltasch). 
Auch die polychrome Bemalung der äußern Kuppel ist noch teilweise 
gut erhalten.^) Schächte und heute meist zerstörte Wendeltreppen 
ermöglichten den Zugang von einem Stockwerk zum andern.*) 

In auffallend grünlichen Farben ist das eine Kirchlein bemalt, 
welches in der höchsten Spitze eines solchen Felsturmes eingehauen 




Abb. 48. Beliklitso im Soandere. 

ist. Nur die Verkündigung und die Darstellung im Tempel sind 
noch leidlich erhalten. Die Innern Wände, durch Blendnischen be- 
lebt, tragen über einem weitvorkragenden Zahnschnittgesims das 
Tonnengewölbe.'^ 

Der gleiche kunstbeflissene Mönch muß auch die zweite dieser 
Höhlenkirchen ausgemalt haben, da Stil und vorherrschender grün- 
licher Ton der gleiche ist. Pfeiler mit Dreiviertelsäulchen an den 

^) Siehe Reber in den Abhandl. der Bayr. Akad. d.W. III. Kl. XXI, Tafel IV. 
') Siehe auch den Lichtdruck im nächsten Heft. 

') Konstantin und Helena mit dem Kreuz zwischen ihnen, Prokop, Orest 
und Anastasia waren noch, teUweise nach den Beischriften, zu deuten. 



Die Beliklisse im Soaiidere 141 

Ecken teilen den kleinen Raum in drei tonnengewölbte Schiffe, dessen 
Wände wie üblich durch die Hufeisenarkaden gegliedert sind. So 
reich einst auch der Freskenschmuck dieses Kirchleins gewesen ist, 
so ist heute doch das meiste untergegangen oder die Farben in 
diesem von Wind und Wolken umzogenen Kyriakon erblindet oder 
oxydiert. Die blauen landschaftlichen Hintergründe sind jetzt tief- 
schwarz geworden. 

In der Lunette der Westwand nach der Talseite hin ist die 
seltene Szene des Zachäus, der vom Baume herabsteigt, dargestellt: 
ZAKX6A CnenVON KATABIBI C?iM6P0N eN Tuü OIKU.^ 
CS i-ifcl M€ MHN-I (Zaxxaia anivaov xaTccflfj&t, atifi^gov iv rqt 
oiX(p (jov Sbi jtic fielvai).^) 

An der Tonnenwölbung stehen Petrus und Paulus vor dem Kaiser 
Nero, hinter dessen Thron eine weibliche Gestalt. 2) Von der sehr 
verblichenen Beischrift war noch zu entziffern: ///////NO?? PIC//////// 
N6P0N0c BACIACÖOC ANeXACI TÖC AHÖC n6TP0N KE 
riABAON (. . . . NsQuivog ßaffiXiojg uvlejra^u rovg äylovg IHtqov 
xai IlavXov). 

Hernach werden die Apostel ins Gefängnis abgeführt: FIETPOC 
K6 HABAOC 6N TH (DYAAKH. Die Schlußszene zeigt wieder 
die beiden Apostel mit einer Begleitperson und einer liegenden 
Gestalt. Beigeschrieben sind die Worte: 

KOPH BACIAIOC HYPECÖCA {Kogn ßaaiUiog nvQ^a\6ovca). 

Die Darstellung hat keine Parallele in den bekannten apokryphischen 

Erzählungen, auch nicht in den Petrus- und Paulusakten (ed. Bonnet). 

Im zweiten Feld der Wölbung treffen wir Johannes vor Grotten 

in einer Berglandschaft. Ein Engel gibt ihm den Befehl zu taufen : 

ißANNHC sueAee 6k TIC ePHMö zm ec to ba<|)Thc 

MAN {7u)uvvf]g i^eX&B ix Tfjg kgr^^ov, ^rtBi elg to ßunripfict). Weiter- 
hin kniet eine Person vor einer andern. Es ist die Wiedergabe von 
Matthäus 3,14, deren bildliche Darstellung in dieser Weise wir später 
nochmals in besserer Erhaltung antreffen werden. Das h. Abend- 
mahl und die Kreuzigung an der andern Hälfte der Tonnenwölbung 
kann man eben noch mit Sicherheit deuten. Im Chor steht Christus 
zwischen Maria, und Johannes, darunter der Kreis der elf Apostel. 
Das Hauptschiff bringt ein rätselhaftes Bild: Zwei Männer 
kommen zu einem bärtigen Mann, der vor einem Portal sitzt. Mit 
der Flucht nach Ägypten, der Anbetung von Hirten und Magiern 



*) Lukas 19, 5. Unter den dortigen Varianten auch die unsrige. 
') Abb. im andern Heft. 



142 



Die Beliklisse im Soandere 



und der Darstellung Jesus im Tempel ist der Kreis des Erhaltenen 
und Bestimmbaren erschöpft.^) 

Das hintere, dem Berginnern zugewandte Schiff ist wie öfters 
ohne Fresken geblieben, auch die architektonische Ausführung ist 
lässiger durchgeführt. Denn es bildet eigentlich nur einen Vorraum 
für zurückliegende Wirtschaftsräume. Gleich dahinter trafen wii' 
ein großes Kelterhaus an, mit amphorenartigen Vertiefungen im 
Boden, die ehemals mit Mörtel verpicht waren. Auch ist diesem 
Kirchlein, — eine Seltenheit in diesem Höhlengebiet — , ein Narthex 
vorgelegt. 




Abb. 44. Plan des Säalenamganges der Beliklisse. 

Die dritte der drei Beli genannten Tuffpyramiden ist die merk- 
würdigste des ganzen Soandere. Ich zählte sieben Stockwerke, die 
übereinander 'ausgehöhlt sind, darunter ein freskengeschmücktes 
Kirchlein. In der kleinen Kuppelbasilika im Kreuz sieht man als 
geringen Rest vieler Malereien: Die Verkündigung, die Begegnung, 
die Fluchwasserszene, die Geburt mit der Anbetung von Hirten und 
Magiern, die Flucht nach Ägypten und den seltenen Kindermord 
von Bethlehem. Die Kuppel auf Tambour und Säulen ist auch in 
der Felsspitze außen als solche kenntlich gemacht. Im Innern 
schwebt von ihr der Pantokrator hernieder, den die Apostel be- 



*) Dazu kommt die Reihe von Heiligen : Priskus, Akakius, Sakerdon, Elpi- 
dius, Candidus, Hesychius, Meliton, Katidianus, Leontius, Theodor, Mamas, 
Tarachus. Domnus, Theopiste, Konstantin und Helena, Hippolytus, Smaragdus, 
£u»tathius. Justus, Theopistus, Eustratius, Agnpius, Kosmas und Damian. 



143 




Abb. 45. Säulenumgang der Beliklisse im Soandere. 



gleiten. Nach Norden lehnte sich noch ein kleines Paraklission an, 
von dessen zerstörten Malereien außer dem Simon Stylites sich nur 
die Stifterfigur erhalten hat mit bei dem beistehenden Bittgebet: 

Ke BOiei TON AÖAON Co MIAAPION 
K{vqi)b ßor^&H Tov äoi'kov aou Mrjkd{)iov. 

Unter diesen beiden Kirchenanlagen ist ein kreuzgangartiger 
Raum ausgehauen (Abb. 45) Unverminderte Säulen mit würfel- 
artigem Kapital bilden einen allseitigen Umgang, der am ehesten 
an das Peristyl des antiken Hauses erinnert. Die Decke ist durch 
Tonnengewölbe über einem rohen Zahnschnittfries gebildet. Leider 
sind die hufeisenbogigen Arkaden teilweise zusammengestürzt. Vier 
südöstlich gerichtete Apsiden liegen nebeneinander und sprechen 
deutlich für die kirchliche Bestimmung auch dieser seltsamen An- 
lage. Durch eine Nebenkapelle schreitend stieg man auf einer 
kunstgerechten engen Wendeltreppe zu den Wohn- und ^\'irtschafts- 
räuraen der tiefern Stockwerke hinab. 

Noch einige hundert Schritte aufwärts trafen wir die letzte 
Felsenkirche des Haupttals, die Tschanavar- oder Wolfskirche. 
Der ganze vordere Eingang ist vor kurzem durch einen von der 



144 Die Tsclianavarkirche 

Höhe lawinenartig niedergegangenen Felsblock zerschmettert worden. 
Der Typus ist wieder derjenige der zweischiffigen, tonnengewölbten 
Grabkapelle. Unter den Pfeilerarkaden sieht man erbrochene und 
durchwühlte Gräber im Boden. Im nördlichen Raum war an der 
Wölbung die Geburt Christi und die Darbringung im Tempel groß- 
zügig dargestellt Den großem Teil des Südschiffes nahm das Welt- 
gericht ein. Noch sieht man Christus mit dem Kreuzszepter, vom 
blauen Mantel bekleidet, zu beiden Seiten seine Apostel auf Stühlen 
und dahinter Reihen der Vollendeten mit Kerzen in den Händen. 
Blumen und goldene Palmbäume deuten das Paradies an. Die Erz- 
väter Abraham, Isaak und Jakob mit Seligen in ihrem Schoßt) 
vollenden den Kreis dieser grotesken und sehr zerstörten Darstellung. 
Der Chor bringt die ebenfalls demolierte göttliche Liturgie mit dem 
segnenden Pantokrator darüber, mit Maria und Johannes zur Seite. 
Qualitativ gehören die Fresken dieser Höhlenkirche zu den primitivsten 
im Soandere; abstoßend häßlich sind die ungeheuren Nimben, die 
schematischen Barte und das öde Blaugrau der Gewandfalten. 

An der Akkilisse zweigt sich links ein kleines Tälchen ab, 
das wir hinaufwandem müssen, um die letzte der erwähnenswerten 
Höhlenkirchen dieser Gegend kennen zu leinen. Auf dem Weg 
dahin kommen wir an der halb zerstörten Eustathiuskapelle vorüber, 
deren geringe Freskenreste durch Smirnow bekannt wurden.*) 

Die Inschrift über dem Reiterheiligen lautet: 

^e^ilAATiToCOMT^AcnA-O'mo 
CRll^l^üAToKeclAZreTNCKi 

niÄHH- 

"^OnAAKUAATlMmoKK 
CNeKÄlMCKnZlPHMieN 

TosooTVToo^'O'hHecr- 

[K](i;^i)e yvlaire t6{v) a6{v) 8ov{kov) *Iui{dvvt3v) {nQaiTo)öna&dQto{v) 
enl t{ov) x9^{o(pv)Mxiov) vnaTo{v) xal ßXQaxrjyov rov 2!xBniSfjv{if). 



*) Bbockhaüs, Die Kunst der Athosklöster p. 142. 

*) Strzyoowski, Kleinasien p. 203 u. Journal des Minist, f. Volksauf kl. (russ.) 
328 (1900) p. 35. 



Die Eustathiuskapelle im Soanden» 145 

Der zweite Teil dieser Inschrift ist wieder wörtlich den Akten 
des heiligen Eustathius entlehnt.^) Hinter der Kapelle liegt ein 
tonnengewölbter Raum, dessen Gurtbögen von kreuzgeschmückten 
Wandpfeilem aufsteigen (Abb. 46). Ein Tempion ist aus dem Felsen 
geschnitten, das bis zum Chorbogen reicht. Vor kurzem hatten unsere 
türkischen Begleiter eine Tuffplatte wenige Schritte von diesem Oi-t 
ausgegraben, w^elche eine rohe Inschrift aufweist. Sie ist das 
einzige lapidare Zeugnis eines geschichtslosen Menschen Volkes, des 
Mönchstaates, welcher diese Felseinöden bevölkerte. Die in solche 
grausige Romantik flohen, w^aren wirklich lebenssatt. Nach dem 
hier wiedergegebenen Original lautet die übertragene Inschrift: 




4- 'ExiMfiiitfij 6 SovX{oi) loi &€ov Kofivrjvog xal fAaxaQi((uTaTog) 
gvB' + önov {ä)payvttia&g^) 

Wo dieses kleine Seitental in einen toten Winkel ausläuft und 
der grausig schönste Fleck des ganzen Soandere ist, fanden wir die 
Kirche der Heiligen Barbara, wie die früher besser erhaltene, 

*) Siehe auch oben p. 131. 

'^, Da, wie mir Oberkonsistorialrat Ü. Ph. Meyer freundlich mitteilt, der Titel 
(iccxtcQitoTaTog Kaisern und Bischöfen zukommt, so haben wir in diesem Komnenos 
einen Episkopus vor uns, der sich in <Ues abgelegene Klosterland zurückzog und 
im Jahre 897 hier starb. 

Rott, Kleinasiatiache Denkmiiler. 10 



146 Die Felsenkirche der H. Barbara 

auf Stuck geraalte Inschrift inwendig über der Eingangstür diesen 
Raum nannte. Mit Sicherheit ist jetzt nur noch zu lesen: 

/////////// PAC : eniBACHAHACKO ? ? ? ANTHNÖ ? ? ? ? AC ? ? V ? ö 

e?Ce??HI<|)????H????H?0??AP??MMAHö--. HChCTAC 

eAHACYN APOMHCBACH Aeiöziio AecnoTöi^en ? e ? ? ? v v ? 

ANArHNOCKONTeceYXeCTevnePAYTÖ^IASNKN. 

['AvBxaivlad-i] oder ixakXteQyi^ö'fj 6 navctntog vaog rf^g ceyiag BaQßä]- 

Qag knl ßaatkelag Kui[vaT]avuvov [xal B'\aa[ikBi]ov , • fir^{6g) 

Maiov .... «' Sid awSgofirg Baaikuov öioäeffn[oT']ov xai .... [Oi] 
avayi{y)vtiaxovT€g €i/;^€(yi9^6 vnig avxoi Siä t6{v) K{vQto)vA) 




Abb. 46. Paraklission der Eustathhukapelle. 

Zwischen 97(5 und 1028 wurde also diese Höhlenkiixhe ausge- 
malt. Sie selbst kann wie auch die Karabaschklisse schon längst 
vorher ausgehauen gewesen sein. Eine untere Freäkenschicht war 
nicht nachzuweisen. Nach der Ausschmückung wurde seitlich eine 
kleine sepulkrale Kapelle und unter dem Arkadenbogen ein großes 
Grab eingeschnitten, wo wahrscheinlich einer der Mönche dieses 
Felsenkirchleins beigesetzt wurde. 

An der Tonnenwölbung der Decke mit dem doppelreihigen 
Bilderzyklus erblicken wir in leidlicher Erhaltung zunächst die 

*) Vgl. Pridik im Russischen Journal des Minist, für Volksaufkl. 328 (1900) 
p. 35, u. Faksimile im Anhang daselbst, wonach ich den Anfang ergänzte. Obige 
Abschrift ist mehrfach genauer. 



Die Felsenkirche der IL Barbara 147 

Verkündigung. Maria hat sich vor dem Engel Gabriel, der mit 
Szepter in der Rechten genaht, von ihrem Purpursessel vor dem Haus 
erhüben, wo sie „das Gold und den Bergflachs und die Baumwolle 
und die Seide und das Purpurblaue und das Scharlachrote und 
den echten Purpur" für den Tempelvorhang spann.») Bei der Heim* 
i?uchung, O ACFIÄCMOC (o äanaöfAOQ lijg tfiotoxov fiera rijg 
'E)aaaßtT)^ und dem Trank des Prüfwassers ist die Architektur 
durch Kanonesbogen angedeutet. Die letztere Szene ist entsprechend 
dem apokryphen Text als Doppelbild gemalt. Bei der Beise nach 
Bethlehem in der westlichen Lunette treffen wir wieder den Sohn 
Jakob, der die Eselin führt. Bei der Geburt auf der zweiten 
Deckenhälfte baden Mea und Salome das Kind in einem großen, 
mit Perlen besetzten Becken, während rechts, dem Engel folgend, 
die Hirten mit langzottigen Schafen nahen. In der Szene H ANA- 
CTACHC überschrieben, befreit Christus Adam und Eva die Hand 
reichend aus der Unterwelt (Abb. 47). Auch David und Salomo, 
Kreuze in ihren Händen tragend, werden durch ihn erlöst, der in 
ilandorla mit Kreuzszepter auf den gefesselten Teufel tritt, dessen 
Pforten er zerbrochen hat (O A^HC). Die Nebenfiguren mit den 
Beischriften I N6KPY CK TON MNHMATON {oi vkxool ix rwv 
uviiuccTOJv) und ANICTANTOJ (aviaTcevTatv) erläutern die Erzählung 
des Matthäusevangelium (27, 52). An der Unterwand stehen zu 
beiden Seiten des doppelarmigen Kreuzes Konstantin und Helena. 
Ein schmaler Streif von Büsten in Medaillons zieht sich zwischen den 
beiden Freskenreihen am Scheitel der Wölbung hin; die Kirchen- 
heiligen bedecken ringsum die Unterwände und sind infolge ge- 
waltsamer Zerstörung schwer wiederzuerkennen.'-) 

Im Chor sitzt Christus auf kostbarem Thron, von den Evangelisten- 
süymbolen umgeben, Adam und Eva nahen sich in Proskynesis, und 
Cherubim verhüllen ihre Gestalt mit den Flügeln. Unter ihnen 
sieht man auch den Tetramorphos, jene auf Grund von Hesekiels 
Traumgesicht geschaffene zehnte Engelordnung, deren Gestalt aus 
den vier Evangelistensymbolen, einem Löwen, einem Ochsen, einem 

*) Die Abb. dieser und der nächsten Szenen im andern Heft. — Protevun- 
geliiim des Jakobus cap. X. (Hennecke, Die neutestamentl. Apokryphen.) 

*) Nach den Beischriften entzifferten wir außer den Prophetengestalten: 
Kurnatus. Athenogenefl, Leontius, Basillus, Blaslus, Hierarchus, Nikolaus, Theo- 
phylaktus, Meuas, Viktor, Vincenz, Nikephorus, Probus, Paraskeue, Katharina, 
Anastasia, Pauteleemon, Hermolaus, Niketas, Theodor, Merkuriup, Prokopius, Theo- 
dote, Cosmiis und Damian, Sabas, Georg, Theopistus, Agapius, Barbara, Michael 
und C'hristophorus mit Stein und Palme. 

10* 



148 




Abb. 47. Auferstehung Christi in der Barbarakirche, Soandere. 

Adler und einem Menschen gebildet ist mit Augen in den Flügeln.*) 
Feuerräder, H TPOXV (pl tqoxoi), sind nach Hesekiel die Begleiter 
jener phantastischen Wesen. Der Reigen der Apostd schließt nach 
unten hin den himmlischen Kreis. Die Decke des kleinen Korridors 
schmückt ein perlenbesetztes großes griechisches Kreuz mit A und 
12, die Lunette darunter die Gottesmutter mit Kind, von zwei 
Engeln begleitet. 

Ein eisiger Wind pfiff vom schneebedeckten Erdjas herüber, 
imd die Wolken fegten unter uns durchs Tal, als wir von dieser 
Stelle aus die steile Hochfläche erklommen, die Pferde hinter uns 
heraufziehend. Oben belohnte eine weite Fernsicht zum zweigipfligen 



'' Abb. im nächsten Heft. — Brockhais. Die Kunst der Athosklöster p. 154. 
Malerb. vom Berg Athos i^ 73. 



Die (ieorgskirclie vou Ortakoi 



149 



Hassandagh, zum Taurus, zum Argäus und bis zu den nord- 
kappadokischen Hochländern hin. Durch einen tiefen, künstlich 
hergestellten Schluchtenweg stiegen wir nach wenig Stunden ins 
Tal von Ortakoi hinab, das von den Griechen Potamia genannt 
wird. Im säubern Griechendorf, das auch Derekoi getauft ist, 
weckte uns am nächsten Morgen das anheimelnde, seit Wochen 
nicht mehr vernommene Glockenläuten. Denn klanglos beginnt dem 
ifoslem der Tag. 

Am südlichen Hang über dem Bach, von einer hohen Mauer 
umzäunt, liegt außerhalb des Dorfes die angebliche Heimatkirche 




Abb. 48. Creorgtkir<^e von Ortakoi. 

des St. Georg. Denn Ortakoi gilt als die Geburtsstätte des kirch- 
lichen Nationalhelden Kappadokiens. Trikonchenartig ladet die 
kleine Kirche in drei Apsiden aus, die außen fünf- bezw. sieben- 
seitig ummauert sind. Die Chorwand von 0,85 m Stärke erhebt 
sich auf einem 1,00 m hohen runden T'nterbau, der unter Ver- 
mittlung eines durch Holilkehle und Billen profilierten Gesimses 
ins Heptagon übergeht. Kleine Pfeiler mit •• 4 Säulchen darüber 
schließen die Ecken des Chors, dessen ganzer Oberteil in späterer 
Zeit höchst lottrig umgebaut wurde. Auf vier massigen Wand- 
pfeilern lagert über einem hohen Tambour die flache Kuppel, 
während die Konchen durch Halbkuppeln abgedeckt sind. Die 
außen achteckig ummantelte Trommel ist durch breite Blendbogen 



150 Die Georgskirche von Ortakoi 

gegliedert, in ihren Achsen sind vier schlitzförmige Fenster ein- 
geschnitten. Nach oben hin endet sie in einer zweifach geglie- 
derten Dachbekrönung. Durch drei schmale Öffnungen im Chor der 
genau nach Osten gewandten Kirche dringt nur spärliches Licht 
ins Innere, dessen Finsternis durch die fimisartige Schwärze der 
verrauchten Wände noch vermehrt wird. Der Heilige Eustathius 
zu Pferde, ein anderer Reiterheiliger, Gregor, Johannes und die 
Panagia mit dem Kind im Chor ist alles, was man mit einiger 
Mühe auf den einst zweimal mit Fresken geschmückten Mauern 
erkennen kann.*) Die Eliaskirche von Salonik, die Millet gegenüber 
Texiee ins XIV. Jahrhundert herabsetzt, bildet das Gegenstück der 
Georgskirche von Ortakoi, deren Typus zweifellos auf die Trikonchen- 
kirchen des Athos zurückgeht.«) 

Durch eine hübsch verzierte Tür des tonnengewölbten Lang- 
hauses gelangen wir in einen etwas späteren Vorraum, ein Para- 
klission, dem in jüngerer Zeit nochmals eine Eingangshalle im Spitz- 
bogenstil vorgelegt wurde.*) In der Nische des kleinen Neben- 
kapellchens sind drei Personen gegen Ende des XIII. Jahrhunderts 
beigesetzt worden. Die darauf bezüglichen, in die Chornische ge- 
malten Inschriften lauten: 

^^ AO) &V CT 

'ExoifA.rt&t] 6 SovXog rov &6ov Jovxag vlog xov rgt^yögt], hovg gwci 
f^f]{vi) 'ÄTiQikliov. "E&ero iv T(y) ayi(f iMo(v§) taixy. 

"Erovg gwä kxoifir&{fj) 6 dov{?^og) rov &eov Kovlirt fio{vax6g), Avi- 
&BTO xai avT6{g) kv rlfj) ayitf /*o(v]j) rfg M{fiTg6g) 0{eov)(?\, 

*) Unter der 1 cm dicken Oberschicht liegen noch Malereien auf 7 mm 
starkem, feinem Kalkstuck. 

*) MiLLET, Ilecherches au Mont-Athos, in B. CH. 1905 p. 87. — Tkxiek- 
PuLLAN, Architect.Byzantine PI. LII. 

^) Abb. der Georgskirche und dieser Tür im andern Heft. 



Baschkoi und Mauridjankoi 151 

GH SiK'T eiC KOM OCX ^/? HC f A if^-O' 
H K.£Ne NT H^ n^ f5? M «.2L K H l'^S /C^ 

^Ep tqf avTip i'TB{$ k)xoifiii&{rji) 6 6axxilfig(?) toi ii{ovaatriQlov) 
xal t&tix[a]v [aitov] ip r^ äyi(f fio{pfi) 

Die Georgskirche in Ortakoi ist also spätestens im XIIL Jahr- 
hundert erbaut worden. Sie ist ursprünglich aus einer Höhlenkirche 
hervorgegangen ; denn hinter ihr zieht sich westlich eine kapellen- 
artige Anlage mit Nebenräumen in den Fels hinein, in der Jahr- 
hunderte vorher wohl auch einmal ein Anachoret hauste. 

Die beiden andern Kirchen außerhalb des Dorfes, die des Kon- 
stantin und der Panagia sind ebenfalls klosterartig von Mauern um- 
schlossen, die letztere endet wie die Georgskirche mit siebeneckigem 
Chor* Vom Besuch der auf der Höhe befindlichen, auf Kiepebt's 
Spezialkarte als Tscharink Kilisa bezeichneten Tschanliklisse sahen 
wir ab, da dieselbe nach mehrfachen Versicherungen der Griechen 
von Ortakoi ein Trümmerhaufen geworden ist.^) 

Eine halbe Stunde westwärts das Tal hinauf, liegt das Dorf 
Baschkoi, von den Griechen Katabassos genannt, mit einer halb- 
verwilderten türkischen Bevölkerung. Bergstürze, welche täglich 
die ärmlichen Hütten bedrohen, haben eine Reihe von fresken- 
geschmückten Kapellen zertrümmert und begraben. In dem von den 
dortigen Türken Tschukurklisse getauften unterirdischen Kirchlein, 
in dessen feuchten Kaum wir rückwärts durch ein enges Loch hinab- 
rutschen mußten, trafen wir außer verdorbenen Malereien nur ver- 
stümmelte Inschriften, darunter ein Bittgebet des Mönchs Scholarios 
und einer Nonne, Monogramme und Kreuzsymbole. Konstruktiv war 
überall der Hufeisenbogen angewandt. 

Von dem rührigen Griechendorf sticht sehr ab das talabwärts 
gelegene Nachbardorf chen Mauridjankoi, das sich in christlicher 
Zeit höchst wahrscheinlich nach dem Mohrenheiligen nannte. Indessen 
war die noch erhaltene, aus einer Höhlenanlage hervorgegangene 
Kirche inmitten des Ortes dem H. Eustachius geweiht. Heute dient 
sie der türkischen Bevölkerung unter dem Namen Eski Djami zur 
Moschee (Abb. 49). Die fast östlich gerichtete Kuppelbasilika im 



*) Levidis, Ai iv fLovoU^oig iiovai p. 137. — Auch bei Ainsworth, Re- 
scarches p. 207 als „Chiring Kilisa*^ erwähnt. 



152 



Die Eski Djaini in Mauridjankoi 



Kreuz ist von Längs- und Quertonnen überdeckt, über deren Durcli- 
schneidung sich der Tambour aliein Iieute frei über Schutt und An- 
bauten erhebt. Er wird von vier Pfeilern getragen, von denen jeder 
ein anderes, mehrfach profiliertes Kapital aufweist. Der Innenraum 
wird außer den vier schmalen Schlitzfenstern des Tambours nur von 
einem Fenster der erneuerten Südwand erhellt, weshalb auch die 
erhaltenen Malereien der Kuppel ohne Leiter schwer zu deuten 
sind. Der • aus Quadern errichtete achteckige Tambour mit seiner 
flachen Kuppel ist noch völlig erhalten. Jede Seite mit schmalen 




Abb. 49. Eski Djami (Eustachiuskirche) in Mauridjankoi. 

Fenstern und Kreuzreliefen in den Achsen ist durch eine Blendnische 
im schwachen Hufeisenbogen belebt. Die Kreuze wie die zickzack- 
verzierten Kapitale der Eckpilaster und das mehrfach abgestufte 
und tief gekehlte Kranzgesims tragen noch deutliche Spuren roter 
und grüner Malereien.^) In die Westseite der Kuppel Wölbung ist 
eine sehr verstümmelte christliche Inschrift auf eine Kalksteinplatte 
eingehauen, deren Umrahmung oben im Hufeisenbogen schließt. Auf 
dem Jfesarlyk liegen ebenfalls alte marmorne Werk- und Pfeiler- 
stücke mit angearbeiteten Halbsäulen zwischen überirdischen und 

^) Breite einer Oktogonseite 1.80 m, Mühe des Ilauptgesimses 0,8.S in. und 
der Blendbogen 1,45 ni. 



Höbleuaulagen im Tal von Ortakoi 153 

eigentümlich geformten Sarkophagen, die aus dem gewachsenen 
Felsen gemeißelt sind. 

Wir untereuchten noch eine ganze Reihe von Höhlenkapellen 
in dieser Gegend, die einst alle bis auf das aus Stein gehauene 
Tempion ausgemalt waren, merkwürdigerweise aber gerade hier, 
wo orthodoxe Christen wohnen, sehr zu Grunde gerichtet sind, obwohl 
sie von den Griechen teilweise noch benutzt und am Tag des 
Heiligen die liturgische Feier daselbst abgehalten wird.. Nichts 
mehr der Erwähnung Wertes bieten die Kapellen des Pantelemon, 
des Charalambus, der Panagia, die Doppelkirche des Michael, die 
des Chrysostomus und die Kapalyklisse, deren doppelschiffiger Raum 
einst dekorativ schön ausgeschmückt war. Auch Felsenwohnungen 
mit ehedem bemalten Fassaden übergehe ich. In der Barbarakapelle 
an der südlichen Bergwand unterhalb Ortakoi fanden wir das 
einzige Mal die sieben Jungfrauen an der Ikonostasiswand, EflTA 
nAP06NY, daneben links Joachim und Anna mit Maria auf dem 
Schoß dargestellt mit der Beischrift: 

OTCAneJiOOei Oxt änedo&f] 

eNTONAOOC iv T(p vcttp dg 

TPIfeTHiOY TQteti^ovaav Saudhjv. 
CANJiAHAAhN 

Die Speisung der Heiligsten im Tempel durch den Erzengel Gabriel 
erklären die hinzugemalten Worte: 

KeAABOYCATPO<l>H/;; / Kai Xaßoiaa Tgo^r;{y) 

6KXeiP(iJCAI ; / // ^x x^^QO^ ar{Y^kovy) 

Am Mittag waren wir wieder an der untei*sten Talveraweigung 
angekommen, wo die oben erwähnten Gräber stehen. In dem be- 
nachbarten Miskian tschart schisi, das nur von einigen Hirten 
bewohnt wird, untersuchten wir noch einige Höhlenkapellen, die alle 
Östlich orientiert, mit Tonnen auf Gurtbögen gewölbt und deren Por- 
tale teilweise mit alten Wandkritzeleien versehen waren, denen kein 
Sinn zu entlocken ist. Arkadennischen beleben die Tuffwände, und 
die Form des Hufeisenbogens herrscht im Grund- me im Aufriß. 

Als wir dem Argäus zu zogen, konnte ich nach den Unter- 
suchungen der letzten Tage als sicheie Resultate feststellen, daß 
es sich bei den Anlagen dieser Täler der Hauptsache nach um 
Anachoreten- und Mönchsniederlassungen handelt, denen sieh in den 
schlimmen Zeiten der Arabereinfälle auch Laien zugesellten. Mit 

*) Vgl. Malerbuch vom Berg Athos § 391. 31^2. 



154 Hückblick auf die Höhlenkirchen im Soaiidere 

dem V. Jahrhundert scheint das mönchische Leben hier begonnen zu 
haben. Zwischen 500 und 800 sind wohl die meisten dieser Kirchen, 
Kapellen, Grabhäuser und Wohnungen systematisch ausgehöhlt worden. 
Den christlichen Ursprung der Anlagen beweisen die fast samt und 
sonders östlich gerichteten Kirchenräume, um die sich die übrigen 
Bauten herumgruppieren. Das schließt nicht aus, daß nicht schon 
in vorchristlichen Jahrhunderten Troglodyten hier vorübergehend 
hausten.. Was wir heute jedoch sehen können, ist die Geschichte 
einer Mönchskultur und Anachoretenarbeit. Im Soandere läßt sich 
eine noch bestehende vorchristliche Anlage nicht nachweisen.*) 
Weltentsagung oder Not trieb einzig in diese Einöden und Schlupf- 
winkel, und wenn Stallräume hier wie in den Anlagen um ürgüb 
herum fehlen, ist dies ein neuer Beweis für die Entstehung dieser 
Höhlenbauten zur Zeit des kappadokischen Mönchtums. Dies ist. 
denke ich, näherliegend als der Schluß: Weil die Bewohner dieser 
Gegenden gar nicht oder nur geringe Viehzucht getrieben haben, 
sind sie „die turanische Urbevölkerung" gewesen.*) 

Vorikonoklastische figürliche Fresken sind nicht vorhanden, da 
höchstens eine primitive Dekorationsmalerei bis zum Ende des Bilder- 
streites geübt wurde. Die Hauptmasse der späteren Zyklen stammt 
aus dem X. und XI. Jahrhundert. Die Datierungen, der ziemlich ein- 
heitliche Stil, der engumzogene ikonographische Kreis und die gleich- 
mäßige Technik ermöglichen die zeitliche Abgrenzung dieser auto- 
chthonen Mönchskunst. Jugendliche und weibliche Gestalten sind auf- 
fallend schön behandelt, namentlich die Heiligenbüsten in den kleinen 
Medaillons. Um so geschmackloser sind die ehrwürdigen Gestalten 
gemalt. Der Pantokrator, die Erzväter und Apostelfürsten sind oft 
geradezu widerwärtig moros wiedergegeben, was nach byzantinischen 
Begriffen das Feierlich-Erhabene ausdrücken sollte. Den trockenen 
Tuffwänden verdanken wir einzig die leidliche Erhaltung einer ver- 
hältnismäßig großen Anzahl von Fresken in den für Wind und Wetter 
offenen Felsenkirchen. Noch haftet im Gedächtnis der Bewohner die 
Sage, daß „Brussianer" und „Adjemler" in diesen einsamen Tälern 
gehaust haben, die das ewige Licht spät erhellt und in die sich 
früh kalte Schatten senken. 

*) Bblck, in den Verhandl. der Anthropol. Gesellschaft zu Berlin. 1901 
p. 501. 513, will im Soandere einen schön gewölbten, heidnischen Tempel ge- 
sehen haben. Ich bin eine Woche lang in allen Löchern herumgeklettert und 
kann mich nicht erinnern, einen solchen bemerkt zu haben. 

') Belck ib. p. 520. — Zum Vergleiche ziehe man auch die Höhlenbauteu 
Syriens heran. J. G. Wetzstein, Reisebeschreib, über den Hauran und die 
Trachonen 1860 p. 44f. 



Von Soandcre nach Caesarea 155 

Durch die von der Sonne ausgebrannte Steppe ritten wir in 
heißer Mittagsglut nach Indjesu. Die große Straße, von endlosen 
Kamelskarawanen belebt, ist verfallen oder teilweise vom Flugsand 
überdeckt, und eigensinnig suchen sich Mensch und Tiere ein Dutzend 
Nebenwege, um die harte Schotterung zu vermeiden, die immer noch 
auf die Walze wartet. Hat man eine niedrige Barre, die vom Erdjas 
her über die Ebene läuft, hinter sich, dann winken aus der Nähe 
die Rebenhügel von Indjesu, deren Trauben einen köstlichen Saft 
liefern. Malerisch ist das Städtchen mit seinen Moscheen, Bädern 
und Chanen in den Felskessel hinangebaut. Von der Karawanserei 
Kara Mustafas schrieb schon Sieur Lucas, daß sie gegen tausend 
Personen mit ihren Pferden aufnehmen könnte.^) Zu den riesigen 
Gewölbebauten dieses großen Chans, an denen man die statische 
Kenntnis ihrer Baumeister bewundem kann, lieferten die hohen 
Sandsteinbrüche um den Oii) das herrliche, rotglänzende Material. 

Niedrige Erdwellen und monotone Ebenen überschreitend 
kamen wir am 4. September zum Karasu^ dem alten Melas, in 
dessen trübem und langsam dahinschleichenden Wasser schwarze 
Büffelochsen Kühlung vor der Staubhitze suchten. Den engen 
Durchbruch des Melas, der in den nahen Halys mündet, verstopfte 
einst König Ariarathes hinter der BoghasKöprü und verwandelte 
die Moräste des Flusses in einen See, auf dessen Inseln er sich 
belustigte.2) 

Breiter wird jetzt die Straße, näher treten die Trabanten des 
Erdjas heran, dessen majestätischer Gipfel, heute von einem dünnen, 
silberweißen Gewölk umlagert, in das ruhigste Herbstblau hineinragt* 
Unzählige lärmende Holzkarren und unverschämte, zerlumpte Bettler 
künden die Nähe von Caesarea an. Zwischen kläglich zerfallenen 
Kirchhöfen, durch schmutzige Gassen an niedrigen Erdhütten vorüber 
geht der Ritt Plötzlich werden wir gewahr, daß wir uns inmitten 
Kappadokiens alter Metropole, der zweitgrößten Stadt Kleinasiens 
befinden, in der die einzige Hotelgelegenheit ein wüster, lärmender 
Chan ist. Kaisarie machte auf mich mit seinem Chaos von Griechen, 
Armeniern, Türken, Tscherkessen und Kurden einen düstern, um 
nicht zu sagen unheimlichen Eindruck. Eine baumlose, grau in 
grau gestimmte Ödlandschaft dehnt sich um Kaisarie aus, das von 
der Höhe wie ein großes Dorf erscheint. Schon Stkabo sagt von 
dem etwas höher gelegenen Caesarea-Mazaca und seiner Umgebung 

^) P. Lucas, Voyage p. 142. 

*} Strabo, Geographie 538: „tov Müuvos HLuxd rtvcc ettvu fx^vrog tt^v eig 
tbv Zilvv di^godor."' 



156 Caesarea und Slndjidere 

mit Recht: ^^A^vig S' ovv scarä noXXä t6 xüv Ma^axr^völjv ywglov 
ov ngoq xaroixictv.^^) 

Es war am Vorabend von Sultans Geburtstag. Orientalische 
Musik durchschwirrte helltönig in den Gärten der öffentlichen Ge- 
bäude die Luft und verstärktes Militär trieb sich in den Gassen 
um, da man armenische Unruhen befürchtete. Mir ist auch während 
dieser Monate kein Volk der Welt so keck zudringlich und politisch 
unbesonnen vorgekommen wie diese Armenier, vom Antiquitäten- 
fälscher an bis hinauf zu ihrem obersten Hirten, von der Unehrlich- 
keit und Verlogenheit der Durchschnittsmasse ganz zu schweigen. 
Nur in armenischen Orten mußte ich für unser Gepäck ängstlich 
besorgt sein und nur mit armenischen Chanschis mußte ich mich am 
Morgen oft stundenlang wegen unverschämter Wirtsrechnungen her- 
umbalgen und die beste Zeit verlieren. 

Ruhig, überlegt und im besten Einvernehmen mit der Landes- 
regierung steht der derzeitige griechische Erzbischof Gervasios da, 
der Nachfolger des großen Basilius, dem einst 50 Chorbischöfe unter- 
geordnet waren. In seiner Residenz Sindjidere, zwei Stunden südlich 
von Kaisarie genossen wir eine verschwenderische Gastfreundschaft. 
Statt Politisieren und Phantasieren kennt man dort den idealen 
Begriff des Arbeitens, vornehmlich im geistigen Sinn. In und um 
die Klosterburg daselbst erheben sich ein Gymnasium, eine Knabeii- 
und Mädchenschule und ein stattliches Waisenhaus. Das Johannes- 
kloster zu Sindjidere (Flaviana) ist das geistige Athen Anatoliens. 
Deutsche Arbeitsweise, deutschen Schulplan, deutsche Bibliothek und 
die wärmsten deutschen Sympathien trifft man hier an. Nicht umsonst 
hat der Vorgänger auf der Ruperto-Carola in Heidelberg studiert. 
Sein Grabmal vor dem neu errichteten Schulgebäude spricht von 
seinen ausgebreiteten Kenntnissen und seinen Verdiensten um Schide 
und Kirche Kappadokiens. Das mit dem derzeitigen Erzbischof her- 
verpflanzte albanesische Element bietet die Gewähr für einen hohen 
Aufschwung. Deutsche Sprache wird freilich jetzt nicht mehr gelernt, 
weil die deutsche Anatolische Bahn in ihren bereits bestehenden und 
noch über Angora nach Caesarea weiterzuführenden Linien als 
internationale Verkehrssprache das Französische eingeführt hat und 
die jungen Griechen mit ihrem Deutsch nichts anfangen könnten, 
falls sie eine Anstellung dabei wünschen. Im Ausland schämt man 
sich unter solchen Verhältnissen Deutscher zu heißen. 



^) Strabo, Geographie 539. — „A'ai tu xvx),oy di xioqiu t'xti rtltwg äcpoQu 
y.ccl ciYtmQYrju xccintQ övza -Jitdivd^ aXV iCriv (Iilucdöti xal v:T67ttTQcc.** ib. 588. 



Talas-Miitalaske 



157 



Da auf dem Boden des 
alten Caesarea für christ- 
liche Architektur nichts 
mehr zu finden ist als 
kärgliche Trümmer und 
Fundamentreste, lenkten 
wir unsere Pferde nach 
km*zem Verweilen nach 
Sindjidere.*) Draußen vor 
der Stadt führte der Weg 
an schönen, dem Unter- 
gang geweihten Bauten 
aus der Osmanenzeit vor- 
über. An den Yorbergen 
des Erdjas ziehen sich die 
Stützmauern alter Wein- 
berge hinauf, doch heute 
grünt nur noch tief unten 
die Rebe. Hinauf an den 
steilen Stufen, die aus der 
Ebene Caesareas in das 
isüdkappadokische Hoch- 
land führen, liegt das 
Städtchen T a 1 a s , das 
alte Mutalaske, der Ge- 
burtsort des heiligen Sa- 
bas (Abb. 50). Aus einem 
Troglodytendorf ist das 
heutige Talas entstanden, 
wo noch vor einem Men- 
schenalter eine Reihe fres- 
kengeschmückter Höhlen- 
kirchen aus den ältesten 
Zeiten zu sehen waren. Der 
rasche Aufschwung des 
Ortes hat die unterir- 
dischen Heiligtümer weg- 
gefegt oder A^öllig um- 
gewandelt. Erhalten sind 



^) Über die einstigen 
kirchlichen Denkmäler Caesareas vgl. die erwähnte Schrift voii Levidis p. 




34 f. 



158 Anastasios Levidis in Sindjidere 

nur die Höhlenkapellen der Panagia, des Georg und der Koimesis 
mit geringen Freskenresten. Dafür erheben sich heute protzige 
Hochbauten. 

Die amerikanische Kolonie treibt hier wie anderwärts kirch- 
liche und sprachliche Mission, voniehmlich unter den Armeniern 
und ruft, wenngleich in ihrem Sinne schuldlos, eine schlimme Auf- 
klärung hervor, die vom schlauen, materialistisch gesinnten Armenier 
zu seinen Zwecken ausgebeutet wird. In absehbarer Zeit werden 
wieder zwischen den beiden Erbfeinden die Dolche zucken. Denn 
die armenische Frage ist im Innersten diejenige der Macht. Der 
Existenzkampf wird dann den Deutschen wieder in Unschlüssigkeit 
und Unwissenheit überraschen, weil er nicht die unbedingte Freundes- 
pflicht geübt hat, den Türken in erster Linie geistig aufzurütteln 
und zu erziehen. Die Horden der Berge werden jedenfalls wieder 
das allerchristlichste armenische „Märtyrervolk" niedertreten. 

Vom Johanneskloster in Sindjidere aus unternahmen wir 
eine Reihe größerer Exkursionen in das südliche und östliche Kappa- 
dokien. Anastasios Levidis, ein jetzt halb erblindeter, würdiger 
Greis, unterstützte uns hier mit den ausgezeichneten Studien seines 
Heimatlandes. Er ist der beste Kenner Kappadokiens , das er von 
seiner Jugendzeit an meist zu Fuß durchwandert und erforscht hat. 
All die hetti tischen Denkmäler waren ihm längst bekannt, bevor 
sie zur Kenntnis der europäischen Gelehrtenwelt kamen. Türkische 
politische Engherzigkeit hat nur - den Druck von wenigen seiner 
Schriften zugelassen, und umfangreiches handschriftliches Material 
eine topographische, eine archäologische und eine naturwissen- 
schaftliche Beschreibung Kappadokiens warten Jahrzehnte schon 
auf den Druck. Freilich ist darunter ^iel Veraltetes, viel Spreu 
und viel Ungründliches, allein für den Forscher Kleinasiens würden 
sich manche Goldkörner darunter finden, namentlich weil die rasch 
steigende Kultur des letzten Menschenalters den größern Teil histo- 
rischer Denkmäler in Kappadokien zerstört hat, wie wir auf Schritt 
und Tritt leider negativ feststellen konnten. Levidis hat das Ver- 
dienst, griechischen Geist und Gesinnung in langer Wirksamkeit an 
der Schule in Sindjidere geweckt und verbreitet zu haben. Als echter 
Patriot hat er seine unschätzbare Münzsammlung Kappadokiens be- 
reits testamentarisch an das Kabinett in Athen vermacht. 

Die Klosterkirche des Johannes Prodromos in Sindjidere, 
das die Griechen Flaviaha nennen, ist angeblich aus einem Hj-po- 
gäon hervorgegangen und im Jahr 1728 unter Sultan Achmet III. 
erbaut worden. Sabas hat hier 10 Jahre seines klösterlichen Lebens 



Unterirdische Kirche in Sindjidere 159 

verbracht, bevor er nach Palästina wanderte. Zu seiner Zeit be* 
standen wohl schon die unterirdischen Kirchen der Metamorphosis 
und des Heiligen Georg. Die kleinen, dunkeln und seltsam ver- 
bauten Spelunken reichen ohne Zweifel ins höchste Altertum hinauf 
und werden vom Volk hochheilig gehalten. Die spätem Wölbungen 
der Metamorphosis stehen auf kleinen, teilweise antiken Marmor- 
säulen mit Säulenfüßen als Kapitalen. Ein kleines, reichverziertes 
Skeuophylakion im Chor, ein seltsames Gemisch von byzantinischen 
und orientalischen Mustern, ist leider von Steinfraß und Rauch sehr 
entstellt.^) In der Georgskirche, einer erweiterten, unterirdischen 
Kapelle, wird eine antike Säule wie ein Heiligtum verehrt. Der 
einzige ansehnlichere Rest aus römischer Zeit ist ein teilweise zer- 
störter Marmoraarkophag im Klosterkeller, eine Durchschnittsarbeit 
mit Bukranien, Girlanden und einer weggehauenen Frauenbtiste in 
der Mitte der Vorderwand. ^) 

Am 9, Oktober bestiegen wir den über 1800 m hohen drei- 
gipfligen Alidagh, den Vqoq tov ayiov BaaiMov, der im Altertum 
wegen der beiden am höchsten ragenden Spitzen Didymos genannt 
wurde. Nach der apokryphen Vita des Basilius von Caesarea, die 
fälschlich seinem Freund Amphilochius, dem Bischof von Ikonion zu- 
geschrieben wurde, ließ der Kirchenvater nach dem Durchzug Julians 
des Apostaten die Geistlichen und die ganze Gemeinde des eine 
Stunde entfernten Caesareas auf den Berg Didymos kommen zum 
Tempel der hochverehrten Gottesgebärerin. Im dreitägigen Gebet 
erschien Gregor das merkwürdige Traumgesicht von Julians jähem 
Ende, das er der erstaunten Menge dann mitteilte. '0 Nach dem 
Tode des Basilius wurde auch ihm eine Kirche an seiner geliebten 
Stätte auf dem Berg erbaut und mit Mosaik geschmückt. 

Als wir die mittlere Einsattlung des Alidagh, wo in den Stein- 
trögen einer alten, großen Zisterne das Wasser zu Eis gefroren 
war,, hinter uns hatten, fanden wir auf dem südlichen Berggipfel 
die erwähnte Ruinenstätte. Freilich sind die Quader meist als 
Baumaterial nach Kaisarie hinabgeschleppt worden, von der einen 

*) Abb. im nächsten Heft. 

*) Auch Levidis erwähnt denselben, Äi iv \LOvoXi^oLg \Lovai p. 69. „z/z^Xor- 
rca 61 xovxo xal ^x \LtyaXov fiaQ^xiQivov accQxocpdyov (pigovrog av^nlsyiia IcningS- 
tuxov ^%ov iaxQty,^fvccs xtq)aXäs ßoav xccl iv tat \LiO(o itvdyXvtpov %t(paXiiv yvvaixbs 
^gyov dt^iäg xtigdg.^'' 

*) MiüNK, Patr. Graee. Bd. 29. Prolegomena CCCIVf. Vergl. auchCoMBEFU 
u. Levldis p. 54. ^JlaQavxa ovv itQoaxdxxki tw 7(Xi]Q(a xai itavxl tw Xaot xf^g 
7t6lt(ag Gvv yvvai^l x«l -jtaidioig icvbX^tiv iv xü ÖQti xov ^idv^ov ^vd'a xifiäxui 
'AuX ngoaxvvttxaL xi)g Gtoxoxov Ttdvat'nxog vaogJ'^ 



160 Der Bor^ des Heiligen Basilius 

Basilika mittlerer Größe stand nur der im Hufeisenbogen angelegte 
( 'hör und ein paar Quaderschicliten noch aufrecht, Kammern schlössen 
sich an die des Terrains wegen südöstlich orientierte Apsis an und 
Reste von Pilasterkapitälen lagen unter den Trümmern. Noch vor 
Avenig Jahren nahmen hier die frommen Pilger prächtige Mosaik- 
stücke mit sich fort.') Hier hätten wir also ein Beispiel des Huf- 
eisenbogens etwa aus dem V. Jahrhundert vor uns. Ringsum sind 
in den Fels große Zisternen ausgehauen, die mit Tonnengewölben 
von feinster Quaderkonstruktion gedeckt und mit drei Öffnungen 
zum Heraufholen des Wassers versehen waren. Durch Auf- 
biauerungen ringsum wurde das Regenwasser in die Behälter ge- 
leitet. Die gesamte Ruinenstätte läßt sich nur als Mönchsnieder- 
lassung deuten.') Die Aussicht von der Spitze des heiligen Berges 
über die mittlere Halysgegend, über die weitausgebreitete Stadt 
zu seinen Füßen, zum dicht dahinter aufsteigenden Argäus, um 
dessen Lenden sich freundliche Griechendörfer mit üppigem Reb- 
bau und sprudelnden Bächen drängen, ist eine entzückende. Hier 
müssen schon die uralten Götter des Landes eine Heimstätte ge- 
habt haben. 

Wir stiegen das steile Trümmerfeld im Süden hinab nach dem 
Dorfe Endürlük, dem griechischen Andi-onike, aus dem ein an- 
gesehener Lehrer der athenischen Hochschule stammt. Der Besuch 
der näher und femer gelegenen Basiliken, der Georgskirche mit 
ihrem Hagiasma, der Kusutschakly Ini, der Tschanliklisse und des 
Analipsis- oder Pelemeklosters bestätigte uns nur, daß die letzten 
Jahrzehnte mit ihrem \virtschaftlichen Aufschwung einem großen 
Teil der kirchlichen Anlagen schlimm zugesetzt haben. 

Den. alten Wasserleitungen von Flaviana entlang reitend, brachte 
uns ein sechsstündiger Ritt nach dem am Südfuß des Erdjas ge- 
legenen Ewerek, von wo aus wir die Kirchenruinen Geremes be- 
suchen wollten. In dem stark von Armeniern bewohnten Ewerek 
ist die 1825 erbaute Kirche des Konstantin teilweise aus Säulen 
und Gesimsstücken der Kirchen Geremes errichtet worden. An 
einem der alten Werkstücke des weitausladenden, zungenverzierten 
Kranzgesimses sieht man noch ein Kreuzrelief mit einem Lamm(?) 
daneben, ein anderes mit Vögeln zu beiden Seiten der Arme. Ein 

*) Levidis, Ai iv ^ovoXid^oig uovcd p. 56. ^J^al klaiti evgiaKovai ^i(oodi%u 
XunTTgoTaxa^ uTttQ xaXovai Z4yiog BaaiXtios taai^ »Jtoi Tttzgag rov uyiov BaüiXeiov.*" 

-] Erwähnt schon bei Texier-Pillan. Arch. Byzant. p. v^7. — Die östr. 
Erdjasexpedition, in den Abhundl. der k. k. Geographischen Gesellschaft in Wien 
VI, 21 gibt nur unbestimmte Bemerkungen über diese Ruinen. 



(Tereme am Argäus 161 

in die Südwand vermauerter Stein mit zierlichem Kreuz trägt die 
Inschrift ZAXAPIAC, eine mit Tonne und Gurtbögen trefflich ge- 
wölbte, kryptenartige Anlage hinter dem spätem Chor scheint einer 
altern Kirche noch anzugehören. Das in der Konstantinkirche be- 
findliche Pergamentevangelium mit einfachem Buchschmuck ist eine 
Schenkung von Levidis in Sindjidere.^) 

Im nahen Fenese besuchten wir die armenische Kirche Surp 
Garabet (= Kloster des Prodromos), die zwar nunmehr renoviert 
ist, auf deren Kirchhof indessen moderne Grabsteine mit ganz 
archaischen Motiven stehen, ein auffallendes Fortleben alter Formen. 
Die Theotokoskirche in Ilipe ist im vorvorigen Jahrhundert im 
Barockstil über einer uralten Höhlenkapelle erbaut worden. Trotz 
den frommen Sagengeschichten des Pappas konnte uns das in dunkler 
Felstiefe gelegene Hagiasma nicht von seiner Wunderkraft über- 
zeugen. Wie im Soandere sind ringsumher Gräber und Toten- 
kammern in die Tuffwände geschnitten. 

Nach dreistündigem Ritt erreichten wir am folgenden Tag die 
Ruinenstätte Gereme, die in einer Talmulde auf dem Südrücken des 
Erdjas 1776 m hoch gelegen ist und nicht mit den gleichlautenden 
Höhlenbauten Geremes bei frgüb verwechselt werden darf, l'n- 
zweifelhaft ist dieser Name ein altkappadokisches Wort und be- 
deutet Höhle. Ich erinnere an die altarmenische Bezeichnung Kappa- 
dokiens als Gamir, das Gomer der Bibel und Gimir der assyrischen 
Keilinschriften, an Orte wie Germir, Görü, Koramasdagh, Kemer, 
(-'hamurdji u. a. Gereme liegt in einer kühlen, windgeschützten 
Hochgebirgslandschaft mit fruchtbaren Kornfeldern und imnier- 
rauschenden Brunnen. Leider erforderte die Aufnahme der Basiliken 
den ganzen Tag, so daß wir die übrigen interessanten Ruinen aus 
der römischen Kaiserzeit, die eines eingehenderen Studiums von 
Seiten eines klassischen Archäologen wert wären, nicht näher unter- 
suchen konnten. Hierher verlegt Levidis mit hoher Wahrschein- 
lichkeit das alte Macellum am Argäus, wohin die dem kaiserlichen 
Vetter Konstantins unbequemen Prinzen Gallus und Julian „zur 
standesgemäßen Erziehung*^ verbannt wurden.-) Sozomenvs erzählt, 

^) Ajo» Sergios ist jetzt erneuert, von Ajos Georgios ist nur der (-hör alt. 

*) Vgl. Greoob von Nazianz, Oratio III. u. Sozomenus, Kirchengoschichte 
(ed. Hcssey) V cap, 2. ^.Xagiov dk xovxo ßaaiXiTcbv ^gög tw 'Agyaico OQti^ opx 
&7tb noXXov tfjs KcciöaQtcjv TtoXtcog, (ityaXoTtQhTtfj rt ßaeiXtia i^ov xa\ Xovtqu xccl 
xrinovs xal -nriyccg ätvvuovg. "Ev&a dii d'tQantiag xai aytoyi^g ßccatXtxi)s ii^iovvro 
'xal iLad^rinaai xal yv^vaalois roTg xad^' i]Xi%iav txQibvxo xai Xoytav dtdccaxdXoig 
xcfl Totg vtpr^yr\xuig xdv uyiuiv yQaq)(üV, tog xal xXriQm iyxuxccXtyt)vai xal rjra- 
vuyivfoöxtiv TW XccM xccg ixxXr^aiaGxixug ßißXovg."" — Levidis 1. c. p. 57 f. 
Rott, Kleinasiatiicke Denkmäler. 11 



Die Tschanliklissc zu rieremt» am Argäus 163 

wie sie bei ihrem Aufenthalt daselbst die Kirchen fleißig besuchten 
und die MartjTien der Heiligen verehrten. *) Als die beiden Brüder 
damals über dem Grab des H. Mamas eine Basilika errichten wollten 
und im gegenseitigen Wetteifer an die Arbeit gegangen Avaren, da 
ereignete sich ein unglaubliches Wunder, von dem auch Gkecjor 
V(>x Nazianz ohne den Namen des kappadokischen Hirtenheiligen 
zu nennen berichtet. Das Werk des Prinzen Gallus türmte sich 
nach Wunsch empor, die Fundamentmauern Julians indessen stürzten 
immer wieder teils ein, teils wurden sie durch eine unsichtbare 
Macht fortgeschleppt. Damit wollte man auf seine schon damals 
versteckte christenfeindliche Gesinnung deuten. 

In dem Trümmerfeld haben sich nur ein paar elende und 
schmutzige Hütten eingenistet, die von Avütenden Hunden verteidigt 
werden. Hamilton ist der einzige Keisende, der dieser ()rtlichkeit in 
den vierziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts eine kleine Be- 
schreibung anläßlich seiner gefährlichen Besteigung des Argäus 
gewidmet hat.-) 

In der östlichen Talecke bemerkt der Ankommende zunächst 
die Ruine der Tschanliklisse oderPeleme mit ihren in die Luft 
springenden Gewölbebogen (Abb. 51). Der letztere Name soll nach 
Levidis altkappadokischen Ursprungs sein und der Analipsis im grie- 
chischen entsprechen.-^) Ein vom Querschiff durchschnittener, genau 
östlich orientierter Längsraum mit Eingangstür im Westen endete 
im Osten in einem nach Grund- und Aufriß hufeisenbogig gestalteten 
('hör. Er ist heute gi'oßenteils zerstört und schloß außen, nach dem 
Winkel eines Eckquaders zu urteilen, wie die weiter w^estlich ge- 
legene Kirche der Panagia fünfseitig ab. Die treffliche Fügung der 
rosig leuchtenden Trachytquader beweisen die 0,90 m breiten Trag- 
bogen der Durchschneidung von Längs- und Querschiff, die mit ihrer 
Hufeisenform über profilierten Kapitalen in die Luft ragen.*) Die 
Umfassungsmauern, aus glatten, scharfgefugten und teilweise über 
einen Meter langen Trachytquadern hergestellt, sind nur im Innern 

^) SozoMENUS ib. eap. 2 ^n^rtgl TtoXXov voiovtuvot rovs isQtug xui tovg aXlag 
tr/ccd^ovg -xul Tttgl döyuu onovScciovg ^ Toig rt tvxrriQtoig oixoig -O'ttftiiTovrf? xa\ 
Talg izqoür^novauLg xi\iuig rüg xiav uciQtVQiov ^i'ixcig '/tQuigorttg. T^jrixaÖTa yovv 
ffuolv ccvrovg aTtovdu^ovtag ntyiara :ttQilul^tiv o/'x© rbv xdffov Mdiiu tov ^lolq- 
Tx*gog tig €qi(fortQOvg utgiacu tu iQyov.*" 

') Hamilton, Researches II. 281 f. 

2) Siehe auch die Pelemekirehe bei Djebir am Erdjas, Levidis ib. p. 66 
und die Peleme in Gereme bei ürgiib (vgl. u.), wo jedesmal die Anlage auch 
den Xamen der Himmelfahrt Marias führt. 

*) Der Chor stand beim Besuch Hamilton's noch aufrecht ib. p. 281. 

11* 



164 



Die Tschanliklisse zu Gererae am Argäus 



mit einer dünnen Mörtelschiclit gefüttert. Da sich das leichte Vulkan- 
gestein dieser Gegenden gut zum Wölben eignete, so wurde die 
wohl ursprünglich schon gewölbte Basilika später durch Tonnen auf 
vorgemauerten Pfeilern eingedeckt. Bei der Masse des Schuttes 
im Innern konnte ich nur einen Teil dieser locker errichteten Stützen 
feststellen. Eine Marmorsäule von 0,60 m Durchmesser im südlichen 
Querschiff bildete ursprünglich wohl den Mittelpfosten einer ver- 
schütteten Eingangstür an dieser Seite, deren Breite sich ohne Aus- 
grabungen nicht ermitteln läßt. Im Innern hatte die kleine Basilika 




Abb. 52. Tichanliklisse zu Gereme am Argäus yon Westen her. 

bei einer Langhausbreite von nur 5,30 m jedenfalls keine Stützen. Ein 
0,50 m hohes Gesims mit gekehlter Schräge und doppelter Profilierung 
umgab die Außenmauern, die Fenster rundbogig umziehend und 0,10 m 
herausspringend. Über ihm stiegen an den Ecken der Portalwand 
Pilaster empor, welche das heute zerstörte Hauptgesims trugen.^) 
Nur ein Werkstück vom Kranzgesims mit dem Zungenmotiv fand ich 
im Westen der Basilika, die übrigen scheinen alle zum Bau der Kon- 
stantinskirche von Ewerek verwertet worden zu sein. Es hatte in 



^) Zu ihnen gehören die Kapitale, die Hamilton unter den Trümmern 
fand. Ib. p. 281 : , A few fragmcnts of ornamented capitals were lying about amidst 
the ruins.** 



166 Die Panaglakirclie zu Gereme am Argäus 

den Vertiefungen noch eine kräftige Bemalung mit Mennig. Mit der 
gleichen Farbe hat man an der Südwestecke eine Taube und am süd- 
lichen Querschiff ein griechisches Kreuz im Kreis gemalt. In den vor- 
kragenden Türsturz am Portal ist ein schönes Kreuzrelief im Kranz 
mit Flecht- und Eosettenornament zur Seite eingehauen, darüber 
führte ein 2,10 m hohes Fenster dem Innern reichliches Licht zu. 
Noch sieht man in den Leibungen aller übrigen ebenso hohen und 
rundbogig endenden Öffnungen die Vorrichtungen zu Verschlüssen. 
Auch die Chorpfeiler haben tiefe Einschnitte, um diesen Kaum von 
dem der Laien abzutrennen. Der von Levidis noch erwähnte, doch 
zerstörte Xarthex, gehört einer späteren Zeit an.^) 

Kaum eine Viertelstunde nordwestlich beschreibt schon Hamilton 
die Ruine einer andern Kirche; „A large church in the same style 
as that above described, ivith the remains of interior columns, sup- 
porting the arches of the aisles; the window^s were small and the 
whole formed a perfect Square with a semicircular bema to the 
east."*) Die Breite der Anlage ist bedingt durch die Steigung des 
felsigen Terrains im Westen und die Senke im Osten, durch welche im 
Frühling die wilden Bergwasser herabbrausen (Abb. 58). Der Ein- 
gang ist deshalb auch an die Südseite verlegt und die Westseite 
nur durch ein großes Doppelfenster durchbrochen, dessen Mittel- 
pfosten aus einem Pfeiler mit vorgelegten Halbsäulen bestand. 
Fünfseitig schließt der im Auf- und Grundriß hufeisenbogig er- 
richtete Chor mit seinen drei hohen Fenstern, dessen Halbkuppel 
aus Quadern noch fast völlig erhalten ist. Von den Säulenarkaden, 
deren Bogen im Westen auf 0,95 m breiten Konsolen ruhten, im 
Osten in die Wand einsprangen, ist heute nichts mehr vorhanden/^) als 
eine längere Trommel von 0,65 ni Durchmesser, die im westlichen 
Teil der Kirche liegt. Kaum 80 Schritte talabwärts trifft man an 
einer köstlichen Quelle die zugehörigen Marmoi-säulen und Kapitale, 
die zu Brunnentrögen und Fruchtmörser ausgehauen sind. Ein korb- 
förmiges Kapital mit einem geometrischen Kreuz jedesmal in der 
Mitte ist ringsum von hochstengligem Akanthus und einem Band 
von Rosetten und spiralenartigem Zickzack auf der Deckplatte 
geschmückt^) Es mißt an seinem untern Band 0,55 m im 

^) Levidis ib. p. 61. Außerdem sagt er: .l'I'/,rri dt xoricUiurog kcc) th-övcov 
dhv (paivovTai,*-*^ 

*; Hamilton, Researches II, 2>'2. 

^) Levidis ib. p. 61 sagt nur; „c'uqport(>w9'tr tov ß/juaro^ xiortg xcc) movo- 
'AQavcc i:vq}vibg y.artaY.tvuGuivcc,'" 

*) y^l. die Abb. im andern Heft. 



Die Panaglakirclie zu Gereme am Arglius 



167 



Durchmesser, genau soviel wie der Kopf der hier umherliegendeu 
Säulen. Die Trachytquader sind in der gleichen Weise wie bei 
der Tschanliklisse trefflich gefugt, dasselbe Gesims läuft, die Fenster 
rundbogig einfassend, um den ganzen Bau herum. In Anpassung 
an das Terrain steigt es an der Sudwestecke empor, um die Höhe 
des AVestfensters zu gewinnen und in nochmaliger Umbrechung die 
Dreiteilung des Innenraums anzudeuten. Die Chorecken krönen ohne 
Pilastervermittlung Wandkapitäle mit freistilisiertem Akanthus.«) 
Darüber lag das zweiteilige Hauptgesims, bestehend aus einem untern 
einst bemalten Zungenfries und dem Kranzgesims mit den konsolen- 




Abb. 51. Die Kirche der Pauagia za Gereme am Argäus. 

artigen Einschnitten und der obern rillenartigen Einarbeitung zur 
Gegenstrebung der Dachsparren, Zwar fand ich nur ein Werkstück 
dieser obersten Bekrönung unter den umherliegenden Trümmern vor. 
Meine damalige Vermutung, es könnte der Oberteil des Hauptge- 
simses sein, wurde nachträglich durch die Kirchen in ISati und 
Tomarza bestätigt, wo das ganze doppelte Dachgesims noch er- 
halten war. 

Der Triumphbogen, dessen Scheitel mit einem Kreuzrelief ver- 
ziert ist, ruht auf Wandkapitälen mit tief reliefiertem, ein- und zwei- 
reihigem, stilisiertem Akanthus und Kreuzen auf der Deckplatte. 
Die Südtür, halb im Schutt begraben, trägt auf dem 0,70 m hohen 

^) Ein Werkstück sitzt heute an falscher Stelle an der SUdosteeke iles Chor». 



(irabbau zu Gercme am Argäus 169 

ausladenden Sturz ein Kreuz im Doppelkreis mit Farbspuren in den 
Vertiefungen. Rundbogige Fenster von 2,35 m Höhe flankieren 
diese Portaltür, über der nach syrischer Art ein kleines, recht- 
eckiges Fenster ohne Profilierung angebracht ist. Über Wölbung 
und etwaige Emporen kann nichts ausgesagt werden aus Mangel 
an jeglichem Anhaltspunkt Die von den Höhen nördlich und west- 
lich herabgeschwemmte Erde hat das Areal dieser Kirche im Innern 
bis zur Höhe der Chorkapitäle und der Konsolen im Westen aus- 
gefüllt, und die nördliche Umfassungsmauer ist großenteils nur in 
den Fundamenten erhalten. Wegen der auf dem Architrav der Sttd- 
tür eingehauenen Buchstaben TT V (!) heißen die Griechen von Ewerek 
diese Kirche die Panagiaklisse. 

Über die Hälfte unter Trümmern und Schwemmland begraben 
ragt vierzig Schritte südwestlich von der Panagia ein noch 
gut erhaltenes Grabgebäude aus der Erde, das nach den Kreuz- 
symbolen im Innern zu schließen als christliche Begräbnisstätte 
gedient hat (Abb. 56). Hamilton verglich es mit den Gräbern von 
Hierapolis, während es die lokale Tradition eine ehemalige Bibliothek 
nennt. Der Bau mißt 5,60 m in Länge und Breite, und seine Außen- 
wände sind durch Eck- und Wandpilaster gegliedert, welche ein 
schön profiliertes und ausgeschweiftes Hauptgesinis tragen, in das 
ein wilder Birnbaum seine Wurzeln eingeschlagen hat. Das schwere 
Gebälk scheint wie die verwandten Grabbauten Syriens eine Pyra- 
mide als obern Abschluß getragen zu haben. Über den beiden 
kleinen Offnungen der Portal wand, welche das Innere spärlich er- 
hellen, legt sich zwischen die mittlem Wandpilaster eine halbzerstörte 
Fensterver dachung, an deren weitausladendem (5ebälk noch der 
Astragalfries zu erkennen ist. Durch die fast völlig verschüttete 
schmale Eingangstür mit gradeni Sturz kriecht man in den tonnen- 
gewölbten Innenraum, dessen glatte Quader haarscharf gefügt sind. 
In der Höhe von einem Meter läuft rings die vom eingeschweifte 
Totenbank herum mit zwei Konsolen in der Hinterwand, zum Auf- 
stellen von sepulkralen Gegenständen. In die innem Türpfosten ist 
rechts und links je ein Kreuzrelief eingegraben, i) 

Während ich diese Bauten aufnahm, stieg mein Begleiter weiter 
bergauf und fand eine dritte ebenfalls schon von Hamilton in besserer 
Erhaltung gesehene Kirche. Es ist eine dreischiffige nach Südosten 
gerichtete kleine Basilika mit fünfeckig ummauertem Chor und 
einem Narthex im Westen. Je eine Säule von 0,70 m Durchmesser 

^) Auch in die äuÜere Ostwand ist ein Kreuz eingehauen. 



170 Karnsiehli I)ei Gereme am Argäiis 

steckt noch vor dem Chor im Boden. Pilaster von 0,62 m Breite 
gliedern die 0,90 m starken Mauern aus Traehytquadem, eine Tür 
von 1,20 m Breite mit Kreuz im Sturz führt von der Westseite ins 
Innere, dessen drei Schiffe einst mit Tonnen gewölbt waren.*) 
Bei einer Quelle nordwestlich von dieser dritten Kirche, an 
einem Ort Karasichli oder „Platz des schwarzen Mönchs" genannt,*) 
waren noch rohe Monogramme, Kreuzzeichen und Inschriften in die 
Felsen gehauen, darunter die Buchstaben lesbar: 

AONrifi ePr'OAABö [Eixv ?] Aoyyivov 'Eg{r)oldßov. 

In kafionartig tiefeingerissenen Tälern ritten wir in südöstlicher 
Richtung zu Ewerek hinaus am Develidagh vorüber, auf dessen 
Kuppe die Buinenreste der Kirche des Kosmas und Damian samt 
einem wunderkräftigen Hagiasma liegen. Die zahlreichen Stein- 
brüche dieser Höhen liefern das schöne Trachytmaterial für den an- 
sehnlichen Flecken, der in seinen reichlich bewässerten Gärten halb 
verborgen liegt. Nach anderthalb Stunden hatten wir den Fels- 
klamm überstiegen und traten in eine weite fruchtbare Hochebene, 
die vorzüglich Weizen trägt. '^) An Aivanasch vorbei kamen wir 
nach Matasin, wo wir an Stelle einer alten Kirche nur noch ein 
paar ßelieftafeln fanden, die mit Arkadenbogen und schönen Kreuz- 
mustern geziert waren.*) Hinter Komedji gings eine steile Schlucht 
hinab, in der eine einsame Türbe stand ; statt der in Epidsche ver- 
sprochenen Inschriften fanden wir nur ein paar rohe Kreuze und 
Beiterfiguren an den Tuffwänden eingekritzelt. Am Mittag rasteten 
wir bei dem berühmten Hettiterrelief am Karasu, der sein träges 
Wasser in kurzem bei Fraktin in den Zamanti ergießt. Wo der 
Bach bis an die Felswand unmittelbar herantritt, sind die verhält- 
nismäßig noch gut erhaltenen Zeichen in den harten iStein ein- 
gemeißelt.^) 

Unfern von Besch Kardasch bewerkstelligten wir dann mit 
einigen Schwierigkeiten den Übergang über den tiefen und reißenden 
Zamanti, den alten Saros, der bei Mersina in den kilikischen Meer- 
busen mündet. Auf dem den Ort überragenden Felsplateau, welches 
das ganze Tal des vielgewundenen Zamanti beherrscht, fanden wir 

*) Hamilton, Kesearches II, 281. 

') Levidis 1. c. p. 59. 

^} Strabo sagt von den kappadokischen Hochebenen, Geographii* 5)^9: 
jAyud'ii ^^ icagnolg, iidXiata 6h cjitg) xat ^oaKrjuccai •nuvTodaTroTg.'* 

*) Abb. im nächsten Heft. 

*} Eine photographische Aufnahme derselben habe ich L. MeS'^erschmidt 
in Berlin, dem Herausgeber des Corp. Inscript. Hettitic. eingesandt. 



Vom Argalis zum Antitaiiriis 



171 



eine kleine Kirche mit vier Säulen im gleichschiffigen Innern und 
einen in Hufeisenform geschlossenen Chor. Nach den Wandpilasteni 
und dem runden Sockel im Chor zu schließen, handelt es sich hier 




Abb. 56. Grab zu Geremo am Argäus. 



um ein umgewandeltes Höheuheiligtum. Auch die hohen Basen, 
auf denen die massigen, nur 2,15 m hohen Säuleu stehen, sprechen 
deutlich dafür. Zisternen, Einschnitte in die Felsplatte wie Stein- 
ofräber am Abhang weisen auf eine alte Ansiedlung, von der aus 



172 Sali 

man durch einen noch teilweise erhaltenen Treppenschacht auf die 
Talsohle hinabsteigen konnte. 

Dem Fluß noch eine Strecke folgend, überschritten wir in süd- 
östlicher Wendung die Vorhöhen des Antitaurus und kehi*ten spät 
abends im Griechendörflein Sati ein, das vor einem Menschenalter 
wieder durch Kolonisten von Afschar her besiedelt wurde. Die neue 
,.Klisse" haben die freundlichen Ortsbewohner aus den Euinen 
ringsum zerstreut liegender Kirchen erbaut. Eine alte, halbzerstörte 
Basilika, die eine Stunde nordwestlich von Sati auf halber Berges- 
höhe einsam steht, ist dem Schicksal des völligen Abbruchs noch 
entgangen. 

In der Morgenfrühe eilten wir den steilen Hadjilidagh hinauf 
und fanden an einem Ort „Monastir" eine uralte Zeder, eine stein- 
gefaßte Quelle und den Chor einer Bergkirche noch aufrecht stehen 
(Abb. 57). Die Gesamtanlage der Kuine konnte trotz vieler Trümmer- 
haufen noch erkannt werden. Wieder haben wir in Grund- und 
Aufriß den Hufeisenbogen, ein Langhaus, das vom Querschiff über- 
schnitten, in einem fünfseitigen Außenchor endet. Durch den 
Wechsel von braunrotem Trachyt und marmorweißem Kalkstein 
wußte man malerisch zu wirken. Fensterumrahmungen, Chorpfeiler 
mit Kapitalen, Sockel und Hauptgesims sind aus Quadersteinen 
hergestellt, alles übrige aus glatt behauenen Kalksteinen. 

Die Wandkapitäle der äußeren Chorecken über den Fenstern 
zeigen zwei Reihen von Akanthus übereinander, dessen Blätter aus 
hohen Stengeln mit Knoten herauswachsen und tief ausgearbeitet 
stark überfallen. Auch ein band- und ein palmettenartiges Onia- 
ment ist verwertet. Das doppelteilige Kranzgesims bringt in tiefer 
Einkehlung einen Zungenfries, mit dem Lanzetten abwechseln, 
darauf das weit überhängende Konsolengesims, um dessen zahn- 
schnittartige Einschnitte ein verkröpfendes Band herumläuft. Das 
Hauptgesims war einst wie die Wandpfeiler der äußern Choreckeu 
rot, weiß und blau bemalt. Die tief ausgekehlten Fensterbogen der 
Apsis laufen sich in Höhe ihres Auflagers an den Leibungen tot. 
Hier sehen wir noch die tiefen Einarbeitungen für die Verschlüsse. 
Zwei Säulen, die vor dem nördlichen Querschiffarm liegen, trugen 
vielleicht wie in SjTien üblich eine kleine Vorhalle. Die Seiten 
des 4,70 m tiefen Querschiffes springen über den 12,50 m messenden 
Längsraum (ohne Chor) noch um 5,30 m hinaus ; Stützen waren im 
Innern bei den bescheidenen Breitenverhältnissen nicht vorhanden. 
Das stark abschüssige Terrain verlangte eine Auslenkung aus der 
gewohnten Orientierung nach Südosten. Nahe der Kirche entspringt 



Kirche zu Sati 



173 



€in kühler Quell dem Fels, unter den Scherben und Trümmern da- 
selbst las ich ein guterhaltenes Steinbeil auf. Das Hagiasma leitet 
seinen Ursprung wohl auf alteinheimischen Naturkult zurück, und 
Jehovas Dienst folgte einem kappadokischen Höhenkult, zu dem das 
pittoreske Bergpanorama ringsum noch heute herausfordert. 

Mehrere von Südwesten nach Nordosten streichende Höhen- 
rücken überschreitend ritten wir in das fruchtbare Gebirgstälchen 
von Kiske, dem alten Bistum Ciscissus, von dem uns der 
Oriens christianus die Bischöfe Plato und Soterichus nennt, i) Der 




Abb. 57. Kirche (Monastir) za Sati bei Ciicisius. 

Ort selbst ist einst aus einer Troglodytensiedlung hervorgegangen 
und bildete den Schlüssel zu einem Paßweg des Antitaurus über 
Farasch einerseits und Kara Eregli und Sis andrerseits. Land- 
strecken, die noch gänzlich unbekannt sind und des mutigen Er- 
forschers harren. In schroffen Felswänden tritt der Konglomerat 
schichtweise zutage, wo die Wasser sich eine tiefe Bahn ge- 
brochen haben. Gegen 40 Höhlen- und freistehende Kirchen will 
Lf.vidis noch vor Jahren hier und in der Umgebung gezählt haben. 



*) Le Quien, Oriens Christ. 1,394, — Der Ort wird aucb Kiskin auf 
mehreren Karten genannt. 



174 Ciseissus 

die zu der seit dem Jahr 692 erwähnten Episkopalstadt der Metro- 
pole Caesarea gehörten.^) Von alle dem steht jedoch fast nichts 
mehr aufrecht. 

Das Katholikon des Ortes, eine schöne Kirche aus Quadern 
und Marmor, rissen die Bewohner beim Bau der neuen Schule, die 
der Erzbischof von Caesarea stiftete, ab. Auf der das Tal nach 
Süden abschließenden Höhe stehen von einer aus Quadern er- 
richteten Basilika nur noch die Untermauern. Ein Querschiff 
von 16 m Breite durchschnitt einen fast ebenso großen Längsraum, 
der nach Südosten in einem Chor von hufeisenförmiger Anlage 
endete. Die sorgfältig gefügten Trachytmauern der Apsis und des 
Langhauses waren durch Pilaster belebt. Die hohen Kalksteinpfosten 
der Türgewände befinden sich im Westen, Süden und Norden noch 
an ihrer Stelle. Die Gebälkstücke mit dem Zungenornament und 
dem Konsolengesims, die ich auf dem anlehnenden Mesarlyk wie in 
der Umgebung dieses ebenfalls „Monastir" genannten Platzes antraf, 
offenbaren die nahe Verwandtschaft mit den Kirchen von Gereme, 
Sati und den bald zu besprechenden von Tomarza und Skupi. Die 
Säulenstücke in der Nähe können zur Einstützung des Kircheninnern 
nicht gedient haben, da die innere Breite des Langhauses nur 4,80 m 
beträgt. Vom Blitz geheiligte, verkümmerte Zedern zeugen noch von 
alter Vergangenheit. Das Relief eines Ochsenkopfes, welches aus den 
nahen Bergen stammen soll und jetzt in einem Haus zu Kiske 
ängstlich aufbewahrt wird, gleicht auffallend demjenigen auf dem 
Nabatäischen Altar von L-eh, den Butler in seinem Architekturwerk 
über Syrien veröffentlicht hat.'-) 

Da es bereits Mitte Oktober war, gaben wir unsern Plan, nach 
Farasch weiter vorzudringen, auf, weil die Wege immer schlimmer 
wurden und diese Gegenden völlig unerforscht sind. Zurückgekehrt 
nach Sati wandten wir uns nordöstlich den Bach hinunter, der sich 
bald in den dem Zamantisu zueilenden Umurlutschai ergießt. In 
der Mitte der schauerlich schroffen Felswände dieser dunkeln Tal- 
schlucht fanden wir an der Stelle, wo der Pfad aus der Felsspalte 
über den Bergsattel nach Taschdji hinüberleitet, die Beste einer 



^) Siehe die kirchl. Listen bei Ramsay, Geography p. 282 u. Gelzer in den 
Abbandl. der Bayr. Akad. III. VI XXI, 536. — Levidis ih. p. 102. „Htpl dk 
TtfV TToXtv TuvT7]v ^1' 7TX))^og uoi'ccaTj}()i(ov , TtöaciQcixoi'Ta rccovg inl rov i:tiitti- 
titvov kötfov i^Qi&^n^C(i ökovg Bv^uvrin^g ^'^^'/Ji's ii^trä 7Ttho{)uoi' i^tiQyaGiih'oiv 
U9io%\ oixii^Luta di TQiayXodvTty.a. uoxcau y,u).ovutra ac'4iijci{nic Ttolka.^* 

* Butler, Arohiteeture and other nrU p. 415. (Publieiitions of an American 
arch. expcdition to Syria 1899 1900.) 



HettitiKche Inschriften zu Suwasa und Taschdji 175 

hettitischen Inschrift. Ein weiteres Schriftdenkmal der gleichen 
Epoche, das wir wenige Wochen später bei Suwasa entdeckten, wird 
hier gleich im Zusammenhang von zustehender Seite besprochen: 

Bemerkungen zu den hettitischen Inschriften 
von L. Messerschmidt« 

Die Zeichnungen der beiden neu entdeckten hettitischen In- 
schriften, über die ich im folgenden handle, habe ich nach mir 
freundlichst zur Verfügung gestellten Photographien angefertigt. 
Beide Inschriften zeigen eingegrabene Zeichen, doch sind dieselben 
nicht wie sonst sorgfältig und tief eingemeißelt, sondern nur ober- 
flächlich eingeritzt. Dies, sowie die Beschädigung der Steinoberfläche 
und ihre teilweise Bewachsung durch Flechten sind die Ursachen 
dessen, daß die Inschriften nur lückenhaft wiedergegeben werden 
konnten, und daß manche Zeichen nur unvollkommen zu erkennen 
waren, so daß ihre richtige Form vorerst zweifelhaft bleiben muß. 
Dazu kommt, daß auch diese, wie alle neu auftauchenden hettitischen 
Inschriften ganz neue, bisher nicht belegte Zeichen aufweisen, deren 
Form natürlich nur dann genau festzulegen ist, wenn die Inschrift 
gut erhalten ist. Das trifft aber bei einigen der hier vorkommenden 
Zeichen nicht zu. 



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1*==^353 



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Fig. 1. Hettitische Inschrift zu Suwasa westlich von Newschehr. 

Aus dem zuerst Gesagten ergibt sich schon das Urteil, daß die 
Inschriften im Altertum ziemlich flüchtig hergestellt worden sind. 
Weiter spricht dafür, daß die Zeichen sehr unregelmäßig über die 
Fläche verteilt sind, und daß die Begrenzungslinien oben, seitlich 
und unten fehlen, welche sonst die Inschrift von der unbeschriebenen 
Fläche deutlich abzuheben bestimmt sind. Auch fällt bei der Vorder- 
fc-eite der Inschrift von Suwasa (Fig. 1 u. 2) auf, daß die Zeichen rechts. 



176 Hettitische Inschriften zu Suwasa und Taschdji 

am Anfang des Textes, groß und weitläufig, links dagegen enger 
und kleiner geschrieben sind. Ferner ist hier, links, ein Zeilen- 
Teilungsstrich zu bemerken, der sich jedoch nicht bis an das rechte 
Ende der Inschrift erstreckt, sondern deutlich auf etwa ein Drittel 
der Länge aufhört. Daraus folgt, daß der Schreiber zuerst groß 
und weitläufig schrieb, dann sah, daß er mit dem Baume nicht 
auskam, deshalb enger und kleiner zeichnete und sogar noch eine 
zweite Schriftzeile aus dem vorhandenen Platz herauszupressen 
suchte, mit der er jedoch da aufhören mußte, wo er an den groß 
geschriebenen Teil der ersten Zeile anstieß; das war etwa in der 
Mitte der Inschrift, wo jetzt die Zeichen fast ganz verwischt sind. 
Dies Verfahren spricht unverkennbar für die Flüchtigkeit des 
Schreibers. Daß es sich wirklich um zwei Schriftzeilen handelt, 
ergibt sich daraus, daß, während die Zeichenrichtung am rechten 
Ende nach rechts hin geht, also hier von rechts nach links zu lesen 
ist, die Zeichen links unten nach links gerichtet sind, so daß hier 
umgekehrt von links nach rechts zu lesen, also eine zweite Zeile 
zu beginnen ist 






i'ii 



Fig. 2. Hettitische Inschrift su Suwasa westlich von Newschehr. 

Über den Inhalt der Inschriften läßt sich nichts sagen, da die 
hettitischen Hieroglyphen noch nicht entziffert sind. Auch über die 
Zeit ist es schwer, etwas zu sagen, da uns noch alle näheren An- 
haltspunkte für eine Chronologie der Inschriften fehlen. Lediglich 
eine relative Chronologie auf Grund der Zeichenformen ist möglich, 
sofern es als naturgemäß angenommen werden darf, daß die aus- 
geführten Bilder-Zeichen älter, die vereinfachten, kursiven Formen 
jünger sein müssen. Auch scheint es, als wenn die älteren In- 
schriften meistens — nicht immer — in erhabenen, die jüngeren 
in eingegrabenen Zeichen geschrieben sind. Danach gehören die 
vorliegenden beiden Inschriften mit ihren eingegrabenen und meist 
kursiven Zeichen zu den jüngeren. 



Hettiterinschrift zu Suwasa 177 

Im einzelnen ist noch folgendes zu bemerken: Die Inschrift 
von Suwasa (Sivas) wurde nordöstlich von Akserai gefunden und 
ist angebracht auf Vorder- und Rückseite eines würfelförmigen 
Blockes, der von der Felswand ins Tal gestürzt war, wie solche 
zu Hunderten, wohl infolge von Erdbeben, dort niedergerollt sind. 
Es ist Trachyt mit einer etwas härteren Kruste darüber. Der Block 
mußte um mehr als einen Meter aus der Erde herausgegraben 
werden, um photographiert werden zu können. — Auf der Vorder- 
seite (Fig. 1), die, wie oben bemerkt, von rechts her beginnt, scheint 
das erste Zeichen das Vorderteil eines sphinxartigen, geflügelten 
Tieres zu sein. Darunter befindet sich ein Zeichen, das vielleicht 
einen Fisch darstellt. Beide begegnen hier zum erstenmal. Weiter- 
hin findet sich ein menschlicher Unterkörper, der auf der Rückseite 
(Fig. 2) noch zweimal wiederkehrt und bisher m. W. nur auf der 
Aleppo-Inschrift und in Boghazköi (s. mein Corpus Taf. III A und 
XXIX No. 11) begegnete, die zu den älteren gehören. Indessen 
wird man danach nicht eine frühere Ansetzung unserer Inschrift 
vornehmen dürfen, da die sonstigen kursiven Zeichenformen dagegen 
sprechen. Während die oberen Zeichen weiterhin unerkennbar sind, 
sieht man unten zweimal das sehr häufige Zeichen des Arms mit 
Schwert, das an zweiter Stelle, vielleicht infolge der Flüchtigkeit 
des Schreibers, verzeichnet ist. Am Ende links, auf der zweiten 
Zeile, sind übereinander zwei Tierköpfe dargestellt. Das untere 
Zeichen ist sicher ein solcher, wenn es auch ziemlich ungeschickt 
ausgefallen ist. Die Rückseite (Fig. 2) — übrigens ergibt sich aus 
der Inschrift selbst nichts Sicheres für die Entscheidung darüber, 
was Vorder- und was Rückseite ist — beginnt wiederum am rechten 
Ende, und zwar oberhalb des menschlichen Unterkörpers, mit dem 
Oval, welches das Götter-Determinativ darstellt. Beide Zeichen ver- 
einigt zu einer Gruppe, die wahrscheinlich einen Gottesnamen be- 
zeichnet, finden sich zweimal neben dem Relief einer Gottesfigur in 
Boghazköi. Dadurch wird unsere Inschrift ihrem religiösen Gehalt 
nach in eine gewisse nähere Beziehung zu den hettitischen Skulp- 
turen von Boghazköi gesetzt. — Unterhalb der Beine ist ein Tier- 
kopf erkennbar, wiederum sonderbar unnatürlich gezeichnet. Das 
ist jedoch in den hettitischen Bilderschriften durchaus nichts Un- 
gewöhnliches. Zu den übrigen Zeichen in Fig. 2 ist nichts weiter 
zu bemerken, als daß sie teilweise neu sind, so z. B. das Zeichen 
aus zwei gekrümmten, parallelen Linien, das öfter wiederkehrt und 
durchaus vollständig ist, so wie es gezeichnet ist. Zuerst vermutet 
man nämlich, daß es infolge von Beschädigung unvollständig sei. 

Rott, Kleiiiasiatische Denkmäler. 12 




178 Hettiteriirachrift zu "Taschdji 

Die Inschrift bei Taschdji wurde entdeckt an einer Felswand, 
fetwa vier Stunden ostlich von Fraktin, im Tal des Umurlutschai, 
der bei Taschdji in den Zaraantisu mündet. Die Talsohle muß 
früher viel tiefer gelegen haben. Ein Teil der Inschrift steckt 
offenbar noch in der Erde, ebenso wie die Figuren, deren Oberteile 
eben noch sichtbar sind. Es scheinen zwei Personen dargestellt zu 

Fig. 3. Hettitisclie Inschrift bei Taschdji am Zamantisu. 

sein, die sich nach rechts bewegen. Die Undeutlichkeit der nur 
matt eingerissenen Zeichnung nötigt zu dieser Unbestimmtheit des 
Ausdrucks. Zu weiterer Aufgrabung und Untersuchung fehlte bei 
einbrechender Dunkelheit die Möglichkeit. — Über die Inschrift 
selbst ist im einzelnen nicht viel zu sagen. Sie hat noch mehr 
gelitten als die erste, mit der sie inhaltlich kaum in näherer Be- 
ziehung steht, da die Zeichen hier und dort verschieden sind. Auch 
sie beginnt übrigens von rechts her, wie die Armzeichen beweisen. 
Mehrere Zeichen-Spuren müssen ungedeutet bleiben. — Von den 
Pei-sonen scheint die zweite die geballte Faust vor sich zu halten. 



Im Dorfe Taschdji, das auf der Anhöhe über dein Zamanti liegt 
und von Armeniern bewohnt ist, zeigten uns die Leute einen christ- 
lichen Grabstein mit fast völlig verlöschter Schrift, der von einer 
zerstörten Kirche der nächsten Berge herstammen soll In der 
Sonntagsfrühe des 14. Oktober verließen wir den unreinlichen Ort 
und ritten quer über die auf Kiepert's Karte als Suwagendagh 
eingezeichnete hügelige Hochfläche. Hinter Pungü stießen wir nach 
einer starken Stunde auf eine alte Ruinenstätte, Karadjören geheißen. 
Keine Inschrift konnten wir unter den Trümmerhaufen entdecken, 
obwohl uns eine Eeihe von mächtigen Säulentrommeln und Zisternen 
auffiel. Durch ringsum steil abstürzende Felswände war die An- 
siedlung, welche die weite Hochebene nach Westen hin beherrschte, 
in natürlicher Weise geschützt. 



179 




12* 



180 Tomarza 

Durch erschreckend einsame Gegenden reitend, erreichten wir 
zur Mittagszeit den von mäßigen Bergen eingeschlossenen armenischen 
Ort Söjütli. In der neuen Kirche sind alte Säulen und Kapitale 
wieder verwandt, die samt den Konsolengesimsen auf dem Kirchhof, wo 
sie als Leichensteine dienen, einer abgetragenen Kirche angehörten. 
Die Aufnahmen dieser wegen ihrer figürlichen Darstellungen inter- 
essanten Kapitale gingen bedauerlicherweise im Regen unter. Die 
kahlen und steinreichen Höhen verlassend, stiegen wir den schroffen 
Xordabfall dieses öden Hochlandes hinab in die fast noch trostlosere 
Ebene von Tomarza, in welcher der müde Blick des Reiters auf 
keiner grünen Baumgruppe ausruhen kann und sehnsüchtig nach 
dem so nahe scheinenden Riesenhaupte des Argäus hinüberschaut. 
Eine Stunde vor Tomarza untersuchte mein Begleiter in Köpy ver- 
schiedene Höhlen, wo er eine förmliche Klosteranlage in den 
Tuff f eisen gewahrte mit Zellen, Nischen, Kapellen und Malereien. 
Die Steinbrüche daselbst liefern das leicht zu bearbeitende, treff- 
liche Tuffmaterial für die Bauten in Tomarza. 

Dorthin war ich vorausgeeilt, um in dem bischöflich-armenischen 
Kloster, das malerisch in einer kleinen Felssenke liegt, nach gast- 
licher Aufnahme auf Grund eines Empfehlungsschreibens von Kon- 
stantinopel mich umzusehen (Abb. 58). Die allererste Frage Seiner 
Hochwürden an mich war, ob wir Geld für seine Waisenkinder geben 
wollten. Am Morgen des dritten Tages, nachdem der Bischof sich 
inzwischen nie hatte sehen lassen und uns elende Herberge im statt- 
lichen Kloster angewiesen, beschied er uns vor der Abreise zu sich 
und nahm eigenhändig den Bakschisch in Empfang, während er 
seinen Lieblingskater im Schöße hielt. Ein hochgestellter Geistlicher, 
der wegen Verführung eines Mädchens hier auf Strafposten saß, 
mußte während der Zeit des Aufenthaltes im Kloster uns stumme 
Gesellschaft leisten. In dem Kollegen zu Surp Garabet werde ich 
nachher das Alterego des Bischofs von Tomarza kurz charakteri- 
sieren. Nirgends haben wir auch während unserer Reisen eine so 
stumpfsinnige und dreistschlaue Bevölkerung angetroffen wie an 
diesem Ort. 

Das Kloster mit seiner großen Kirche ist ein Neubau aus den 
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Durch einen halbrunden 
Vorbau gelangt der Eintretende in einen weiten Hof, der in hübscher 
Weise von zwei Seiten mit Loggien auf steinernen Säulen um- 
geben ist. In der Tiefe der Südostecke erhebt sich die prunkvoll 
aufgebaute Kuppelbasilika mit Vorhalle und einem schön aus- 
gemalten Glockentürmchen darüber. Im Fayencestil eines reichlichen. 



181 




182 Die Kirche der Paiiagia zu Tumarza 

freundlichen Hellblaues ist das Kircheninnere ausgeschmückt, im 
Ornamentalen angenehm graziös, im Figürlichen geradezu liederlich. 
Sie haben in den Madonnen und Heiligen ihre eigenen blöden. groB- 
köpfigen Physiognomien hinporträtiert. Dafür entschädigt dann eine 
reiche Wanddekoration aus Fayence im Baptisterium und den 
übrigen Seitenkapellen. ^) 

Fremde scheinen äußerst selten an diesen Ort zu kommen ; denn 
eine nach Hunderten zählende Menschenmenge stürmte vor und 
hinter uns nach der am Westausgang des Städtchens gelegenen 
alten Kirche der Panagia und machte uns beim ersten Besuch der 
Ruine das Arbeiten schier unmöglich. In türkischen Orten ist ein 
derartiger Auftritt ausgeschlossen. 

Einsam liegt der Bau draußen in historischer Verlassenheit, 
und staunend fragt sich der Keisende, warum er nicht längst dem Ma- 
terialismus dieses Ortes als Steinbruch verfallen ist (Abb. 59 — 61). 
Leider bringen die nächsten Jahre schon den teilweisen Einsturz 
der Vierung, das übrige könnte noch viele hundert Jahre dauern. 
Die Panagia ist eine Kreuzbasilika mit einem fünfseitig endenden 
Chor, der in Grund- und Aufriß den Hufeisenbogen ausgebildet hat. 
Fünf Fenster von fast drei Meter Höhe durchbrechen seine Wände 
und treten nach außen 0,15 m aus der Mauer. Über einem 
niedrigen Sockel steigen die Wandpilaster mit mehrfach ab- 
gestuften Basen und Kapitalen empor. Die letztern verkröpfend 
läuft ein Gesims in Höhe der Ansätze der Fensterbogen diese 
umkreisend um den ganzen Bau herum. Über diesem deutlich mar- 
kierten Untergesims mit Schräge und zwiefacher Abstufung er- 
hebt sich eine zweite Ordnung, Zwerchpilaster mit schweren Kapi- 
talen, deren dreireihige Akanthusornamente meist zerstört sind. Diese 
Träger des Hauptgesimses sind architektonisch unschöne Bildungen. 
Das letztere bringt die bereits bekannten senkrecht gestellten Zungen- 
muster der tiefen Auskehlung, die einstens polychrom bemalt waren, 
mit dem weit ausladenden Konsolengesims.-) Die Zungen zeigen an 
ihrem Ende eine Eiform, in ihrer Bemalung neben Bot auch Blau. 
Die Eckpfeiler der Durchschneidung von Längs- und Querraum 
tragen über reich profilierten Kapitalen die Bogen der Vierung, 

^) Levidis erzählt noch yod Kellien, alten Malereien und griechischen 
Inschriften. Heute ist nichts mehr davon da. ib. 64. — Sterbet in den Papers 
of the Americ. School II (The Wolfe Expedition) p. 233 erwähnt auch Tomarza 
mit der flüchtigen Art seiner ungenauen Bemerkungen: ,With considerable 
traces of ancient remains, most probably Armenian." 



Das ganze Hauptgesims kragt 0,70 m aus der Oberwand heraus. 



Die Kirche der Panagia zu Tomarza 



183 



deren Obermauern in den Achsen von vier hohen, rundbogigen 
Fenstern (1,05 m hoch und 0,85 m breit) durchbrochen sind. In 
Höhe ihrer Bogenansätze beginnt die Wölbung der flachen Kuppel 
aus leichtem schwarzem Vulkangestein, die fast völlig abgestürzt 
ist. An der gleichen Stelle umgibt außen ein hübsches, 0,35 m 
hohes Obergesims die Vierungsmauer, zwei Quaderschichten darüber 
flankierten Wandkapitäle die vier Ecken, von denen nur noch eins 
an seiner Stelle sitzt. Hochstengliger Akanthus schmückt seine 
Seiten, an der Kante ist ein Kreuz herausgearbeitet, auf dessen 




Abb. 60. Fauagiakirche zu Tomarza. 

Armen Vögel sitzen; über dem Akanthus flattert ein Band gleich 
einem jonischen Polster. Eine hölzerne Dachpyramide wird dann 
das Ganze nach obenhin abgeschlossen haben. 

Die Mauern des Langhauses trugen ein Tonnengewölbe, das 
von Gurtbögen gestützt wurde, die den äußeni Pilastern entsprachen. 
Diese Tragbogen lagen auf 1,08 m breiten Konsolen, die an ihrer 
Unterfläche geschweift mit einer Unterkehlung in die Wand sprangen. 
Lanzetten, deren mittlere zur Kreuzform erweitert ist, schmückten 
diese Kragsteine. Das fast völlig abgestürzte Tonnengewölbe des 
Langhauses war aus großen Quadern konstruiert, ebenso die Ein- 



184 



<9. 




Die Kirche der Panagia zu Tomarza 185 

deckung der Querschiffe, die im nördlichen Flügel und im Chor 
noch erhalten ist. Außen an der Vierungsmauer erkennt man die 
Spuren eines Satteldaches, das senkrecht zur Kirchenachse die Neben- 
räume über ihrer Tonnenwölbung abschloß. Im südlichen Querschiff- 
flügel vermittelte ein Gesims, dem äußern entsprechend, zwischen 
Mauer und Halbtoune, während dasselbe auffallenderweise im nörd- 
lichen Querraum fehlt, ohne daß etwa eine später vorgenommene 
Änderung zu konstatieren wäre. 

Die durchgängig 1,15 m starken Umfassungsmauern sind aus 
geglätteten großen Quadern mit geringer Mörtelbindung im Innern 
errichtet, während die Stoß- und parallelen Lagerfugen haarscharf 
aufeinander treffen. Die solide Bauart bezeugen auch die Krampen- 
löcher der oberen freigelegten Quaderschichten samt Eisenklammern, 
welche die Mauern gegen die Gefahren der häufigen Erdbeben 
schützten. Das Material wurde wahrscheinlich in dem unfemen 
Köpy gebrochen, wo es in schön sich spaltenden Stufen zu Tage tritt. 
Selbst die großen Feldtennen vor dem Dorf sind mit diesen harten 
Tuffplatten ausgelegt. Mit bewußter Verwertung des roten und 
weißlichen Vulkangesteins ist eine höchst malerische Wirkung in 
der Architektur dieses Bauwerks erzielt. So ist am Chor immer 
die zweite Quaderreihe unter der Sohlbank der Fenster aus hellem 
Trachyt, ebenso die ganze Fläche zwischen Fensterbank und Bogen- 
ansatz, wogegen alles übrige im warmen Rot kontrastiert. 

Den schönsten Schmuck tragen die Eingänge des Langhauses 
und des Querschiffes, die leider von der Zeit sehr zerstört sind. 
Der geborstene Türsturz des Hauptportals, durch einen rohen 
Steinpfosten unterstützt, ist durch korbartig durchbrochene und 
geflochtene Kranzreliefs und ein zerstörtes Kreuz im Felde des 
mittleren verziert. Darüber zieht sich ein Fries mit hochstengligem 
Akanthus hin. Das übrige Türgewände schmückt ein ins Gewinde 
eingestelltes Blatt, eine Astragalschnur und ein Tierfries, in dem 
noch Vögel, Hirsche, Löwen und Ziegen zu erkennen sind (Abb. 62). 
Die ebenfalls sehr verwitterte Tür des südlichen Querschiffs trägt 
auf ihren Pfosten eine Musterung von Bandgewinde, Perlstab und 
eingesponnenes Gaisblatt, der Architrav die drei Kranzreliefs. ^) In 
dem Feld der mittleren sah man das christliche Symbol von 
doppeltem Lorbeerkranz eingefaßt, an dessen Blättern und Früchten 
die Vögel pickten.'-) Das Türgebälke des nördlichen Querschiffflügels 

*) Abb. im nUchsten Heft. 

-} Höhe der Haupttiir über dem J^chuttniveau 2,10 m, Breite 2,30 m, Tür- 
stiirz 0,70 m hoch. 



186 




Abb. 62. Haupttür an der Panagiakirche zu Tomarza. 



ist lierabgestiirzt. am zerfressenen Gewände ist nur noch das Ge- 
winde mit dem Gaisblatt zu erkennen. In die innere Ostwand des 
nördlichen Quersehiffes war als Graffitto die folgende alte Inschrift 
eingeritzt: 

KeBOHeTOZ\8AOC8e /// K(yQt)eßori&[ei] t6[v] Sov)i6[v] aov 0[coj- 

(l)?IAAKTOKeAYTI ////// (p[o]aaxTo[v] xai Ai5r[H- 

COAYTONAnonACHC ao[v] aitov Ano naam 

ANANKHC ccpdr^m. 



Grahmonumeiit zu Tomarza 187 

Eine spätere, jetzt längst wieder verschwundene Vorhalle vor der 
Westfassade hat ihre Spuren in den rohen Einschnitten zurück- 
gelassen, die man bis auf die Wandtiefe in das Gesimse machte. 

Nordwestlich in einer Entfernung von 50 Schritt steht auf hohem 
Basament eine massige Säule mit einem stark ausladenden Kapital, 
das von zwei Reihen sehr zerstörten Akanthus umstellt ist.^) Ein 
mächtiges Kreuzrelief dehnt sich über die halbe bauchige Säule 
aus und ist erhaben und gleichzeitig gearbeitet. Im Boden daneben 
steckt eine gleiche Säule tief in der Erde und gehört nicht an 
diese Stelle. Sie stand vielmehr nach der einstimmigen Versicherung 
der Bewohner auf dem hohen Unterbau neben der jetzt noch darauf 
befindlichen Säule. Das über dem heutigen Terrain noch 1 m sich 
erhebende Basament mißt an der mit einem Kreuz verzierten 
Schmalseite 1,45 m, die Breite der Stirnseite läßt sich ohne Aus- 
grabung nicht sicher feststellen, da die entgegengesetzte Seite halb- 
zeretört ist. Ringsum läuft ein größtenteils abgeschlagenes Gesims. 
Über einem 0,40 m hohen Sockel erhebt sich die Säule, die mit ihrem 
Fuß bis zum Kapital 3,15 m beträgt, an ihrer ursprünglichen Stelle. 
Es ist fraglos ein frühchristliches Grabmonument, bestehend aus 
Unterbau und zwei Säulen darauf, wie wir in Syrien eine ganze 
Reihe derartiger Denkmäler kennen.*) 

In der Nähe der Kirche und dieses Grabmonumentes sehen 
wir noch eine ganze Anzahl unterirdischer Kapellen und Toten- 
kammern in den Travertinboden eingehauen, deren Decke jedoch 
meist eingestürzt ist. Die stattlichen Neubauten der Kirchen und 
Privathäuser im Orte selbst zeigen, wie die maleriscJie Bauweise 
mit verschiedenfarbigem Stein noch in alter Weise geübt wird. 
Der Türke Kleinasiens hat dieses Motiv vor allem in den Segment- 
bogen seiner Türeinrahmungen angewandt. 

Zwei Stunden nordöstlich hinter Tomarza stießen wir in den 
Bergen auf das Miniaturbild der Panagiakirche. Dort wo eine 
höhlenreiche Schlucht nach Osten in der Hochfläche ausläuft, 
hausten einst Mönche auf magerem Fleck in sicherer Weltabge- 
schiedenheit und doch auf einer Hochwarte, von der aus ihre Blicke 
unbegrenzt vom Taurus zum Argäus und zu den nordkappadokischen 
Berghöhen streifen konnten. Sie ruhen längst in den sprachlosen 
Gräbern, die sie sich um den Schatten der Kirche herum in den 
harten Felsboden eingegraben haben. Die Nacht brach herein, ehe 

*) Abb. im andern Heft. 

*) Vgl. BrxLER. Publications of an American arch. exped. to Syria II 
p. 59 (Serineda\ p. 62 (Benabil), p. 63 (Kefr Ruma). 



188 



Busluk-Fesek 



ich die Kammern der Felswände untersuchen konnte, in denen die 
Kohorten des Basilius hausten. In solche Bergeinöden zogen sich 
die drei großen Kappadokier zeitweise zurück, um Welt und 
irdische Arbeit zu vergessen. 

Busluk-Fesek heißt der Ort, wo diese im Volksmund fortlebende 
„Kirche der Panagia" zum Teil noch aufrecht steht (Abb. 63 u. 64). 
Pilaster schmücken die Wände des vom Querschiff gekreuzten 
Langhauses und die Ecken des fünfseitigen Chores, dem wieder im 
Schnitt und Aufriß der Hufeisenbogen zu Grunde liegt. Über dem 
umziehenden Gesims erhebt sich der bekannte unschöne Zwerchpilaster 
von nur 0,70 m Höhe mit plumpem Fuß und schwerem Kapital.*) 




6 ■■ 2 J r y -' 

Abb. 63. Plan der Panagia.zu Busluk-Fesek. 

Das letztere zieren in seiner reichen Profilierung Palmetten, Rosetten, 
Kreuze mit Nägeln und vertiefter Zickzack mit Tropfen.*) Das 
(jesims, welches die Pilasterkapitäle der untern Ordnung ver- 
kröpft und die Fenster rundbogig einfaßt, bricht an der Xordseite 
zweimal um, indem es der Neigung des abfallenden Geländes 
Eechnung trägt und somit die fensterlose Nordwand belebt. Die 
Kehle des Hauptgesimses (0,38 m hoch) bringt wieder das beliebte 
Zungenmotiv, das an zwei Stellen durch Eeliefs von Vögeln und 
einem Buckelochsenpaar ^) unterbrochen wird; darüber liegen nur 
noch geringe Reste des aus Konsolen gebildeten Dachgebälks. Der 

\^ Fuß dieses Pilasters 0.43 m, das Kai)itJil 0,57 m hoch. 
-) Abb. des Kapitals und der Chorseite im nächsten Heft. 
^) Siehe ein gleiches unten p. 196. 



Die Panagia zu Busluk-Fesek 189 

Buckelochse, das indische Zebu, kommt schon auf den kleinasiatischen 

Denkmälern der römischen Kaiserzeit öftei'S vor. In Skupi und 

Atschyk Serai werden wir ihm nochmals an kirchlichen Monumenten 

begegnen.^) Kapitale und Hauptgesimse waren polychrom bemalt. 

am besten hat sich der kappadokische Mennig erhalten. Das 

Kapital südlich vom mittleren der drei 1,85 m hohen Chorfenster 

trägt die metrische Inschrift: 

KYPI60KATYK0N Kvqu 6 xaroixiLv 

TO?eONABOeee?AnAN/// / toM alUva ßon&^[L] Snav[Ta\ 

Darüber sieht man an der Deckplatte Palmetten und Vögel. 

Die Portaltür, wie die übrigen Eingänge einfach profiliert und 




Abb. 64. Kirche der Panagia zu Buslok-Fesek. SO. 

stark zerfressen, trägt im Sturz ein Kreuzmedaillon, wie ein solches 
auch oberhalb des rechteckigen Fensters über der nördlichen Quer- 
schifftür eingehauen ist. Von den profilierten Tragbogen, welche 
sich über der Durchschneidung von Längs- und Querschiff erhoben 
und von denen zwei heute noch in die Luft ragen, ruht der west- 
liche auf Kapitalen von Wandpfeilem, die wiederum mit dem Zick- 
zackornament und den Tropfen in den ausgesparten Feldern versehen 
sind. Die übrigen Bogen sprangen über einem schwach hervor- 
tretenden Wandkapitäl in die Mauern ein. In Ansehung der vielen 
Quadertrümmer im Innern ist die Annahme einer Tonnenwölbung 
und einer Kuppel über dem Mittelraum die wahrscheinlichste, ob- 

*) Perrot-Chipiez, Histoire de l'art III, 132. — Lanxkoronski, Städte Pam- 
phyliens u. Pisidiens II, 49. — Athen. Mitteil. XXIII, 151 Anm. 1. 



190 Von Tomarza nach Sindjidere 

wohl ich zugehörige Werkstücke daselbst bei der mir zu Gebote 
stehenden Zeit nicht finden konnte. Die Mauerkonstruktion hat 
wieder die gleiche treffliche Fügung und Versetzung der glatten 
Trachytquader samt einer geringen Mörtelbindung nach innen zu. 

Nur 15 Schritte südlich von dieser Kirche wird ein 9 m langer 
und 8,70 m breiter Raum von einer einen Meter starken Mauer 
umgeben. Über der dritten noch erhaltenen Quaderschicht sitzt 
das Werkstück eines tiefeingekehlten Sockelgesimses mit einer 
obern viereckigen Einarbeitung. Säulen und Basen, letztere mit 
einem Durchmesser von 0,65 m liegen rings umher. Zu ihnen ge- 
hörten kämpferartige Kapitale, deren Kanten, mit breiten, kunstlosen 
Blättern gedeckt, allmählich in das untere Rund von 0,60 m Durch- 
messer übergehen, welcher demjenigen des Säulenkopfes entspricht. 
Nun mißt die Basis dieser Stützen unten genau so viel, wie jene 
Einarbeitung des Sockelgesimses. Wir müssen uns daher einen 
säulenumstellten Bau rekonstruieren, der nach dem Schnitt der 
Blätter aus christlicher Epoche stammt. Ich denke deshalb an eine 
säulengeschmückte Brunnenhalle, in der das Wasser dieser dürren 
Hochflächen gesammelt wurde. Alle den Berg hinabverschleppten 
zahlreichen Säulentrtimmer gehörten diesem Bauwerk an, über das 
sich erst auf Grund einer Aufgrabung mehr sagen ließe. 

Indes ich mich noch nach Werkstücken rings umsah, war 
die Finsternis, die so rasch den Wanderer im Orient überfällt, 
die Täler heraufgestiegen, und wir mußten den halsbrecherischen 
Weg mit unsern Pferden hinabziehen und noch manches in dieser 
Einsiedelei unerforscht dahinten lassen. 

Die faulen Trauben von Tomarza reizten nicht zu längerem 
Aufenthalt. Dem Argäus zustrebend überschritten wir den west- 
lichen Höhenrücken Kütschük Tepe, auf dem wir an einer kleinen 
antiken Siedlung Katschakly vorüberkamen. Sary Mahmut und 
Suren blieben in einiger Entfernung vom Wege liegen. Kurz vor 
dem ärmlichen Gütschü wandten wir uns nördlich nach dem 
Felsendorf e Kelgin. Von einer einstigen Kirche trafen wir noch 
ein paar Werkstücke an und im Kamin einer Lehmhütte, durch 
den die Weiber fürchterlich heraufschrien, eine verstümmelte In- 
schrift. Ein Dorfbewohner führte uns zu einer kleinen, nördlich 
von Kelgin gelegenen Ruine, wahrscheinlich einer Klosteranlage. 
Ein mächtiger Pfeilerblock, mit großen griechischen Kreuzreliefen 
bedeckt, scheint zu einer nahen rechteckigen Gebäudeanlage zu 
gehören, die aus großen Quadern errichtet war. Auf der ver- 
wirrenden Trümmerstätte, die bereits unter den Pflug genommen 



Kabaclily. Tsehomachly 191 

ist, ließ sich ohne Grabung kein Plan feststellen. Am Mittag trafen 
wir in Kabachly ein, dessen altem Namen Drazala Levidis in öffent- 
lichen Verzeichnissen gefunden hat.^) Auf dem nordöstlichen Hügel 
stand ehemals eine aus großen Quadern erbaute Kirche, an einem 
Ort im Blachfeld, Monastir-Gjeri, deckten die Einwohner vor 
mehreren Jahren eine Klosteranlage auf. Die Werkstücke dieser 
Ruinen, mit Kreuzen und christlichem Ornament geschmückt, stecken 
heute in großer Anzahl im Boden des ausgedehnten türkischen 
Mesarlyk. Kaum mehr als Fundamentreste sind in Kütschük Indjesu 
von den ehemaligen beiden Kirchen erhalten; ihre Marmorsäulen 
sind zu Brunnentrögen ausgehöhlt. 

Die letzte Enttäuschung auf diesem Streifzuge erlebten wir 
in dem ungastlichen Tsehomachly. Von den 28 vor einem 
Menschenalter im Dorf und in seiner Umgebung sichtbaren Höhlen- 
kirchen und Freibauten fanden wir nur noch den Rest einer Kirche 
draußen auf dem Friedhof.-) 

Jedes Grab — es ist schmählich anzusehen — hat sich sein 
Werkstück von der einst hübschen Kirche geholt, die zu zwei 
Dritteilen in der Schwemmerde steckt In wenig Jahren ist der 
bequeme Steinbruch auch verschwunden. Hier kann man bemessen, 
welche Massen Humus von den jetzt zum Erschrecken kahlen 
Höhen ringsum niedergegangen sind. Der genau östlich orientierte 
Bau war eine vom Kreuz durchsetzte tonnengewölbte Basilika, 
deren Mauern aus schönen, glattbearbeiteten Tuffquadeni mit Zu- 
hilfenahme eines starken Bindemörtels im Inneren errichtet sind. 
Ein Gesims lief innen und außen um den ganzen Bau herum, die 
Vierungsbogen, von denen noch derjenige des Langhauses und des 
nördlichen Querschiffes aufrecht steht, sitzen auf schön profilierten 
Pfeilerkapitälen. Ein Tambour muß zur Kuppel hin vermittelt 
haben, da der Scheitel der nördlichen Quertonne heute noch um 
ein bedeutendes die Tragbogen der Durchschneidung überragt. 
Nebenräume schlössen sich an das ebenfalls tonnengedeckte Lang- 
haus im Quaderverband an, ohne jedoch Seitenschiffe zu bilden. 
Das Material der übrigen Kirchen ist zum Bau des rasch auf- 
blühenden, aber äußerst schmutzigen Armenierdorfes verbraucht 
worden. 

Nach kurzer Rast im gastlichen Kloster von Sindjidere zogen 
wir ostwärts über die hügelige und von canonartigen Tälern durch- 

*) Levidis, Al iv novoXi^oig itovai p. 64. 

*) Levidis, ib. p. 65. „'Eni dh riav nigt^ TtoXXuiv Xocpcav iigl^iir^Gu tiiioaiv öxrd* 
vaovg ßvsdVTivt'jg iTtoxfiS'" — Abb. der Kirche als Titelblatt im nächsten Heft. 



192 Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 

furchte Hochfläche, In der eine Stunde entfernten, von Höhlen- 
wohnungen belebten Felsenschlucht von Iskokson zeigt man noch 
das Hagiasma des Chrysostomus, dessen Verbannungsort Cocussus 
die umwohnenden Griechen hier suchen. Zerstört ist die alte, 
überirdische Kirche des Charalambos. Über Ispile, das seinen 
Namen von den unterirdischen Wohnungen herleitet (anrihxlov\ 
ging der Ritt dem Koramasdagh, dem „Gebirge der Höhlen", ent- 
gegen. Zu Janartasch machten wir im Kloster der Taxiarchen 
Michael und Gabriel kurze Mittagsrast. Der Phengitis, welcher 
dem Ort den Namen gab, leuchtet noch im Chorfenster der statt- 
lichen Hauptkirche, die auf der malerischen Höhe der Sage nach 
von Helena gegründet wurde. Dieser „Wunderstein" ist der gelb-durch- 
sichtige, in Kappadokien öfters vorkommende Lapis specularis, den 
schon Hamilton auf seinem flüchtigen Besuche von Janartasch als 
solchen erkannte. Im Sommer bildet der Ort eine Villegiatur für 
die Bewohner Cäsareas. Manche heilige Quelle trifft man auf dieser 
Strecke, deren köstliches Naß schon von den alten Einwohnern 
dieses wasserarmen Landes göttlich verehrt wurde. 

Hinter Evkere und Nirse sahen wir in weiter Einsamkeit eine 
hochragende Basilika, die von den Bewohnern des nahen Skupi und 
Ajernas das Kloster der Vierzig Märtyrer von Siwas genannt 
wird. Dieser Bau verdankt seine fast einzigartige Erhaltung dem 
Aberglauben, mit dem die Griechen vor alters und noch jetzt die 
frevelhafte Zerstörung einer Kirche zu hintertreiben wissen. Wer 
einen Stein wegreißt, verliert nach der Sage Hand oder Fuß oder 
stirbt bald eines jähen Todes. Wir werden im Verlauf sehen, daß das 
Oktogon von Suwasa und die Kizükilisse in Siwri Hissar der gleichen 
Legendenbildung ihre Erhaltung verdanken. Auch Eamsay be- 
richtet von ähnlichen Beobachtungen. Papa Nikolaus in Skupi, 
ein Künstler im Holzschnitzen, und sein Bruder, der Feldscherer 
Stauros, in dessen Wohnung wir das allereigenste Konterfei der 
Goetheschen Garküche fanden, leisteten uns brave Dienste und 
sorgten für ein leidliches Unterkommen. 

Die Kirche der Vierzig Märtyrer, der bekannte, kreuzdurchsetzte, 
einschiffige Basilikentypus endet im fünfeckigen Chor, der wieder den 
Hufeisenbogen nach Grund- und Aufriß in Anwendung bringt (Abb. 65). 
Vier Pilasterordnungen, jedesmal vom Gesims geteilt, erheben sich 
übereinander, die Wandflächen reich belebend. Nachträglich, doch 
nicht sehr spät wurden Diakonikon und Prothesis seitlich an die Apsis 
im Stil der letzteren angebaut, als eine reichere Liturgie auch eine 
Vergrößerung des Baues erheischte. Und noch später fügte man im 



Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 



193 




Abb. 65. Die Kirche der Vierzig Hftrtyrer bei Skapi. SW. 

Süden, in halber Kirchenlänge, ein Paraklission an, von dem jedoch 
heute kaum noch die Grundmauern zu verfolgen sind. Die Kirchen- 
anlage ist scharf nach Osten ausgerichtet. Ist das niedrige Querschiff, 
von den Längsmauem um ein bedeutendes überragt, senkrecht zur 
Kirchenachse mit Tonnen gewölbt, so war der Naos samt dem sonst 
von der Kuppel bedeckten Vierungssaum ursprünglich flach mit Balken 
bedeckt. Hinter den jetzt größtenteils abgefallenen, späterhin vor 
die Längswände gelegten Wölbungsmauern sieht man je vier große 
Balkenlöcher zwischen den Bogen der obern Fensterflucht, iii 
welchen die Enden der Querbalken saßen. Später wurde über dem 
Hauptraum bis zur Halbkuppel des Chors hin eine Tonnenwölbung 
in der Weise angelegt, daß man vermittelst acht vor die Wände 
gestellter Pfeiler einen Mauerrost aufführte, der die Halbtonne 
trug.^) Die konsolenartigen Kapitale dieser Arkadenwände haben 
rohen Zahnschnitt, Palmetten und Zungenmuster. Die Spuren jener 



*) Abb. des Innern im nUchston Heft. 

Rott, Kleinasiatische Denkmiller. 



13 



194 Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 

späteren Eindeckung sieht man sowohl an den tiefen Einschnitten 
der Arkadenbogen in die alten Mauern als auch an den runden 
Einhieben in die innere Westwand, deren Scheitel im obersten 
Werkstück des gegenwärtigen Giebels sichtbar ist. Die Verlängerung 
dieser halbkreisförmigen Einarbeitung, in welche die Tonnenwölbung 
hier eingriff, fällt nach unten direkt mit der Oberwand über den spätem 
Pfeilerarkaden zusammen, ein Beweis, daß die spätere Tonnendecke 
nicht auf den alten Umfassungsmauern auflagt Ein Satteldach schützte 
die Tonnenwölbungen der Querräume wie auch des Langhause&r 




1 

Abb. 66. Gnmdplan der Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi. 

Das Innere war durch zwei Reihen von Fenstern an der Längs- 
seite und drei Fenster übereinander an der Fassade (das unterste 
2,35 m hoch und 1 m breit) wie durch drei hohe Chorfenster reich- 
lich erhellt In sämtlichen Leibungen sind regelmäßige Löcher 
für Verschlüsse vorhanden. Noch vor der spätem Einwölbung war 
die Kirche bemalt worden. Nach den am südöstlichen Chorpfeiler 
und den Chorwänden vorhandenen Freskenresten, in welchen Ro- 
setten mit grünen und i'oten Ornamenten wechseln, müssen sie 
klassisch gewesen sein und der frühchristlichen Zeit angehört haben. 
Außer roten und grünen Farbspuren ist heute alles von der noch 



195 







13* 



196 



Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 



erhaltenen Stuckschiclit verschwunden. Um eine Verbindung für 
die nördlichen und südlichen Anbauten zu schaffen, brach man Türen 
in die Ostwände der Querschiffe. Die spätem tonnenüberwölbten 
Nebenräume zeigen die gleiche Anlage wie die Apsis und an der 
Seite tiefe, vom Hufeisenbogen geschlossene Arkosolnischen. Auch 
durch die Südwand des Querschiffs schlug man eine Tür, um die 
Kirche mit dem Paraklission zu verbinden. In den fünf Löchern 
über diesem Durchgang und an den südlichen Eckpfeilern von Chor- 
und Langschiff saßen die Balkenenden einer Holztribüne. 

An der Außenseite müssen vier Pilasterordnungen übereinander 
gestanden haben ; denn an der Südmauer kann man hoch oben eben 
noch den Fuß und das Stück eines Pilasters erkennen, welcher der 




Abb. 68. Oclisenrelief an der Nordostecke der ,, Vierzig Märtyrer" bei Skujii. 

vierten Reihe angehört. Jede ist durch ein verkröpfendes, den 
ganzen Bau umschließendes Gesims abgeschlossen. Die Chorecken 
zieren schöne Pilasterkapitäle mit Palmetten, Eosetten, Akanthus 
und Gewinde. Das über ihnen liegende Hauptgesims besteht aus dem 
bekannten Zungenfries und der tiefen Hohlkehle mit dem Konsolen- 
gebälk darüber. Auch einem Paar Buckelochsen begegnen wir hier 
wieder an der Nordostecke (Abb. 68). Am Westgiebel stieg dieses Dach- 
gebälk einst ebenfalls empor, doch ist dasselbe heute bis auf einige 
Werkstücke der untern Hohlkehle abgefallen. Der Sturz der reich 
profilierten Türen ist durch einen scheitrechten Bogen entlastet, von 
dessen Keilsteinen noch keiner aus seinen Fugen gewichen ist, ein 
Zeichen für die treffliche Bauweise. Über dem Portaleingang wie 
über dem des nördlichen Querschift'es prangt ein schönes griechisches 
Kreuzrelief in einem Kranz, der von antikem Perlstab und einem 



Kirche der Vierzig Märtyrer bei Skupi 197 

Steg eingefaßt ist Auch in die Stirnseite des Triumphbogens ist 
ein griechisches Kreuz in Medaillonform gemeißelt. Von der Um- 
schrift konnte ich noch entziffern: 
K6eA66IC0JN??6?IOT?inAI77/7 K{voi)B ain(fov...nui[6iov(;^)]. 

Als Material benutzten die Bauleute Trachytquader, deren 
warmes Eot von weither glänzt. Die glattbearbeiteten Werkstücke 
mit scharfen Stoß- und parallelen Lagerfugen sind nur nach innen 
mit dünnem Mörtelguß ausgefüttert. Da um den hochragenden Bau 
sich massenhafter Schutt häuft, so konnten die späteren Fundament- 
reste vor der Westfassade nicht genau festgestellt werden. An- 
scheinend trugen zwei seitliche Kammern eine Empore, von der aus 
die Frauen durch Vermittlung des großen Fassadenfensters dem 
Gottesdienst in der einschiffigen Kirche beiwohnten.*) 

Unter dem Boden des Langhauses läuft bei der Westwand be- 
ginnend in der Richtung der Kirchenachse mehrere Meter unter der 
Erde ein kryptenartiger Gang hin. Er ist sorgfältig ausgemauert, 
tonnengewölbt und an den Wänden immer im Abstand von einem 
Meter mit einem roten Kreuz bemalt. Nach einigen Metern neigt 
sich der Gang stark abwärts, und die steinerne Abmauerung hört 
auf. Da eine hohe, steile Felswand einige Minuten hinter der Kirche 
der Vierzig Märtyrer den direkten Zugang zum Tal und zu dem eine 
Viertelstunde entlegenen Dorfe Skupi sperrt, so nehme ich an, daß 
dieser Stollen, den ich etwa zwanzig Meter tief hinab verfolgte, im 
Tufffelsen ehemals bis auf die Talsohle hinabgetrieben war und 
jetzt wohl verschüttet ist.*) 

Eine Reihe von Inschriften sind sowohl in die älteren Wände 
wie in die späteren Pfeiler eingemauert worden. 

Am zweiten Pfeiler der Nordwand (Marmorstein 0,38 m breit 
und 0,47 m hoch) : 

+ eroonAnAce6iU(j)iA 7 +'£'/aj 6 7id7t{n)ag ee6(pa[og] 

OAMAPTOAOCI/; / 6 afiagrutldg filyot]' 

MENOCMAl'iAH / / /7 ^tvog Maiopijgi^) [nQoaiy 

(l)YrATINnANAriA // / yvya TfiV navayia[v. 'Sl]- 

KOAOMICATOn</ / / xoS6utm [top] t67io[v] 

KeTAKEAHAr/ 1'/ 1«//77 xai tu :cBX[k]ia .... [xai] 

') Levidis sagt in seiner Beschreibung der Höhlenkirchen p. 93: ,/Ev r& 
7[govdta svQiöxowccL noXXu \ivri[Lura^ iv olg svQiaxovrai aravQol xal xavSffkai, 
öTitiitov OTi tavtu tlal röbv iv rfj iiovy tuvztj iiova^ovroiv.**^ Heute ist von allem 
nichts mehr zu sehen. 

*) Auch Levidis p. 93 erwähnt dieses ,,v7t6ytiov d^oXarbv, slg o iidr^ytl xXl- 



198 Inschriften in der Kirche der Vierzig Märtyrer 

TONAPTHKANKeT /// t6{v) väg»vxa xal T[di] 

eYPACY/VKSATHCe /' &VQa[g]avv[i]x[u]aaTr,ee[to} 

TOKöKeCTABPON;/// toxov xai aravQÖv [ava- 

POCATHCeKAICI////,// A]«*« rf^e ix[x]lr,ai[ag]. 

2) KPATOCKeTAAl Keärog xai Ttt Xoi- 

nAAnepxpi3öA/ tiu äntq xef,^ovp 

KeTHA^eSOilOA^ xai Tijv ikodov 

KETOA/KOnOA/ xai t6v xönov 

OKCrHA/OCKH 6 K{i!g,o)s ytlr^vwaxu. 

3) WAEBPOAA^eCHNTON 'Iva wgw ävtfftv twp 

nOAONMöC<l>AA «o/.[i]«Sv ftov ayal- 

MATON + (lÜTup. 

Über dem Westfenster des südlichen Querschiffes: 
+ Yri A Ar AHETOY + ' Yyeia 'Ayanntoi 

KA0€OAOCIOY xa[i\ 0to8oaiov. 

Hinter dem zweiten, jüngst abgestürzten Pfeiler der Nord wand : 
+ YnePeYXHC + 'Ynig tvxf,s 

eWllA Guifiü 

APAKONA Jqäxova. 

Im nördlichen Querscliiff ist mit großen, aber fast verlöschten 
Buchstaben in Mennigfarbe auf die Wände gemalt: 

/ ,;,/CHNOXICM€r«\AICeYnHPH«\CTeK63AAHCKe 

KiNZioiNOYC?noeonpocTPexoNT€CKenfiTinpocK'//// 

OYaeYPOYE A6ÖCKeC0CM<\NTICYHXI ? ////// 
[. . . .ix r^s?] auvoxr,s fisytcXtjs äftogiasi?) re xai gültig xai xivSvvov 
o[v\v no&cp itQoargij^ovTeg xai maxei nQoax[vv]ov<nv eigovreg iXeog 
xai oüafttt rijs y^v^rilg] ....*) 

Ebenso an der Wand des südlichen Querschiffs: 

+ inöiNAXPA////// MHPTOYKY€nfcKIAC€NeNTOnOTOA 
n CO^KAT ? KOIC€N€NTO /// / 

*) Etwa nach Apocal. VII, 14 „ol {qx6iuvoi i* r^s 9litj)sa>s rijs f^s)'al»ls". 
Svvoxi^ und &7toQia kommen nebeneinander vor bei Lukas XXI, 25. Oberkon».- 
Rat Dr. Ph. Meter, der sich auch um die Interpretation dieser Inschrift mühte, 
weist darauf hin, daß das Wort „eäana" bei Theodor vok Siddion belegt ist. 
Er denkt auch an die Möglichkeit eines Verses : 

'Ex rfjg avvox^e luyälrig 

änogitts re xai SccXtj;. usw. 



Unsere Wirte in Skupi 199 

+ 'H navdxQci\yxog\ fA{^T)r]g tov Kv{o{ov) intisxlaatv iv rontp rqi 
äyitp x(ai) xaT\(p\xfiaBv iv rtß [vatp] . . . .^) 

Ein Türke, der uns beim Vermessen fragte, ob wir Abgesandte 
des Kaisers oder des Papstes wären, äußerte bestimmt, die Kirche 
müsse jetzt abgerissen werden, da man aus ihrem Material eine 
Reihe von Wohnhäusern bauen könnte. Und ringsum lag ein weites 
treffliches Feld, das zum allergeringsten Teil angebaut war. 

In unsem beiden Wirten von Skupi entdeckten wir einen 
wahren Wunderdoktor und einen Künstler. Die Offizin unsres 
Alchimisten sah toll genug aus. Da standen Retorten, Kolben, 
Büchsen, Arzneigläser, alte Rezeptbücher, Mineralien, Kräuter und 
andere Latwerge, Folterinstrumente, die jeder Antisepsis spotteten, 
Antica und Inschriften, echte und selbstverfertigte. Bei den letztern 
zeigte er uns schmunzelnd seine große Kunstfertigkeit, mit der er 
angeblich Engländer überlistet haben will. Papa Nikolaus brachte 
uns seine geschnitzten Schalen, Tabaksdosen und Stöcke, in die er 
ganze Heiligengeschichten im Typus der modernen griechischen 
Kirche eingeschnitten hatte, teilweise umfangreiche Szenen, die 
nur eine Künstlerhand in dieser Vollendung zustande bringt. 

Wir drangen in unsem Medicus, uns zu dem wunderbaren 
Elfenbein zu führen, das in dem unterirdischen Gang der Kirche 
gefunden und in den Besitz eines seiner Freunde zu Ajemas ga? 
langt sei. Nach langem Zögern bestieg er seinen Gaul, der einen 
fürchterlichen Auswuchs am Leibe hatte, und ritt mit uns nach 
dem Nachbardorf hinüber.*) Unterwegs kurpfuschte er einen Menschen 
und ein Rind. Vor der Kirche in Ajemas angekommen, verschwand 
er, während das halbe Dorf und wilde Hundebestien sich um uns 
scharten. Plötzlich kam er, trat mit uns in die Kirche, drehte ab 
und holte mit bedeutender Gebärde aus seiner langen Manteltasche 
einen rohbeai-beiteten heiligen Knochensplitter, an dem man allen- 
falls Spuren von Bearbeitung erkennen konnte . . . Doch weiter zur 
Wissenschaft, wenn es auch nichts verschlägt, an einem einzigen 
Beispiel zu zeigen, wie man zu ihr kommt. 

Rasch ging's in den Sattel und westwärts durch das Höhlen- 
dorf Dimitri, dann südwestlich durch das anheimelnde Gartendorf 



^) Im Dorfe Skupi selbst ist die Kirche der Koimesis erneuert, ebenso Ajos 
Georgios, in der ältere Werkstücke, z. B. der bekannte Zungenfries verbaut 
wurden. Westlich vor Skupi ist die Grarabklisse, eine tonnengewölbte HÖhlen- 
kirche mit Querschiff und einer Flachkuppel. 

^) Die Kirchen zu Bujük- und KütschUk BUrünges smd vollständig in 
Moscheen umgewandelt. 



200 Im Kloster zu Surp Gara'bet 

Gessi, das die Griechen heute noch Nia Kacaiavri zum Unterschied 
von Beligesi oder Ilakaia Kaamavt] nennen. Im armenischen Kloster 
SurpGarabet, das gleich hinter Evkere erscheint, beschlossen 
wir den Tag. Hier hatte Texteb noch Höhlenkapellen und Gräber 
gefunden, die wir zu untersuchen gedachten.*) Wir fanden alles 
zerstört, teilweise durch die Neubauten des Klosters. 

Dasselbe liegt an einer sonnigen Felswand, über einer nordwestlich 
sich weithin ausdehnenden Ebene, aus der im Sommer böse Fieber- 
dünste aufsteigen. In der Nähe hat Chantre interessante Gräber 
bei Kara Öjük aufgedeckt. Trotz der Empfehlung des Patriarchen 
fanden wir in der Residenz des armenischen Erzbischofs von 
Cäsarea kühle Aufnahme und schlechte Bewirtung. Seine Eminenz 
machte auf mich einen geringen, um nicht zu sagen, lächerlich- 
dummen Eindruck. Wir taten mit ihm einen Rundgang durch die 
finstern Räume, namentlich die Kirche des Johannes Prodromos, 
der dem Kloster den Namen gegeben hat. Sie ist trotz der hell- 
blauen Fayence düster und verbaut. Der kunstvoll getriebene 
Schrein, der Johannes' Reliquien bergen soll, hat längst seine Ver- 
goldung verloren und steht in der unsaubem Ecke einer Kapelle, 
zu der eine Türe mit prächtig eingelegter Arbeit führt. Der Erz- 
bischof fragte mich, wieviel diese wert sei und die abscheulichen 
Dutzendbilder, die zu Lumpen zerrissen im Vorraum hingen. Als 
ich eine Darstellung der Madonna auf Fayence als roh bezeichnete, 
verschwand er. Ich erfuhr erst später, welche Verehrung er für 
dieses Jahrmarktprodukt hegte. 

Nachdem wir im nahen Evkere einige dumpfe, mediatisierte 
Höhlenkirchen ohne sonderliche Resultate durchsucht hatten, lagen wir 
bereits todmüde im Bett, als uns Seine Eminenz nochmals zum Verhör 
rufen ließ. Rings im Kreise saßen im niedrigen Zimmer schwarz- 
vermummte finster dreinblickende Mönche und andere wenig zahme 
Gestalten, denen die Kugel in den türkischen Massakres durch beide 
Wangen gegangen war. Ich konnte mir jetzt lebhaft vorstellen, wie 
einst ein spanisches Inquisitionsgericht aussah. Und der Inquisitor be- 
gann herrisch abzufragen : Warum wir nicht arabisch, warum nicht 
hettitisch verständen, wieviel Kreuzfahrerkirchen wir zwischen Cäsarea 
und Sarmusakly angetroffen hätten, — er behauptete steif, die Kreuz- 
fahrer wären lange in der Gegend gelegen und hätten viele Kirchen 
hier gebaut, — ob wir kein Pharmakon hätten, um verlöschte 
Handschriften und Palimpseste zu regenerieren, was wir von 
Kloster und Schule zu Sindjidere urteilten, was Chantre über 

^) TExiER-PüLLAy, Architecture Byzantine p. 37 f. 42. 



Von Surp Garabet nach Cäsarea 201 

seinen Aufenthalt im Kloster zu Surp Garabet geschrieben hätte, 
ob wir uns auf alte Briefmarken, Arbeiten in Schildplatt und 
Fayence von Kutaia verständen, ob die Deutschen auch von den 
Hettitem abstammten wie die Armenier und was wir mit unsern 
Notizen machen wollten. Als der Schlaf uns schließlich niederriß, 
eröffnete er uns, daß wir am nächsten Morgen mit ihm offiziell in 
Cäsarea einfahren sollten. Um uns nicht auf dem heißen Boden 
dieser Stadt durch solche Demonstration einer Gefahr auszusetzen, 
sattelten wir, als der wachthabende Mönch mit fürchterlichem Klang 
die fünfte Stunde auf ein großes Eisen schlug, unsere Pferde, 
drückten einen reichen Bakschisch für den Erzbischof dem Stummen 
in die Hand und versprachen unsern ferneren Besuch in Cäsarea, 
was wir zwei Tage später auch vollführten, ohne viel an unserer 
Meinung über den höchsten Würdenträger der Armenier in Kappa- 
dokien zu ändern. 

Von den silbernen Schreinen in dem eine Stunde entfernten 
Armenierkloster Surp Daniel sahen wir nichts, weil niemand in 
der Morgenfrühe auf unser Pochen die hohen Pforten öffnen wollte. 
Unser wegunkundiger Führer, ein reitlustiger griechischer Barbier 
aus Sindjidere, führte uns hinter den Taubenschlägen von Evkere 
nach Taulusun und dem armenischen Derevenk (= fAov^ kv yxi- 
gctyyi) oder „Kloster im Tal". Von der dreischiffigen Säulenbasilika 
der Panagia stehen nur noch Trümmerreste aufrecht Die Wand- 
pilaster der Innenwände tmgen Kapitale mit spitzblättrigem Akan- 
thus, die Marmorsäulen standen auf sechseckigen Postamenten, 
und eine Tür führte im Süden zu einer parallelen Nebenkirche, 
vielleicht einer Grabkapelle. Die einstigen Fresken in der oberen 
Talschlucht, namentlich die der Theodorkirche, deren Hagiographien 
Levidis noch gesehen hatte, sind fast verschwunden. 

Den Sonntag verlebten wir beim Erzbischof Gervasios in 
Sindjidere, und ein herzlicher Abschied am hohen Burgtor trennte 
uns von vielen liebgewonnenen Freunden und von dem tüchtigen 
Mann, der Menschtum und Würde aufs Glücklichste vereinigt. 

Kein Altertumshändler und Forscher braucht sich in Cäsarea 
mit der Suche nach Antiquitäten lange zu bemühen. Alles Wertvollere 
und gut Gefälschte wandert durch die amerikanisierten Armenier 
nach dem westlichen Erdteil. Denn die Armenier von Cäsarea ver- 
stehen sich trefflich auf die Falsifikation von Silbermünzen, Bronzen, 
Terrakotten und Broderien. Als wir die unruhige Stadt wieder 
hinter uns hatten, besuchten wir eine Ruinenstätte, die uns auf 
dem Herweg von Ind Jesu schon aufgefallen war. Der Ort, Vi ran- 



202 



Grab zu Viranschehr 



schöhr (Örenschehr) oder Monastir genannt, liegt an den Vorhügeln 
des Suvermes Dagli hinauf, auf denen nach Aussage der Hirten 
noch größere Ruinen sich ausbreiten sollen. Kein Reisender hat 
bis jetzt dieses Gebiet durchquert. Eine halbe Stunde vom Weg 
entfernt stießen wir unterhalb eines Grabhauses auf viele Stein- 
gräber aus christlicher Zeit. Auf der Unterseite einer losgebrochenen 
Grabplatte waren deutlich die Buchstaben KVPIAKDC zu lesen 
mit einem großen, schön gearbeiteten giiechischen Kreuz darüber. 
Eigentümlich ist, daß wenig Schritte oberhalb dieser Sepulkral- 
anlagen ein ansehnliches Grabhaus leidlich gut erhalten aufrecht 




Abb. 69. Grab von Yiranscbehr. 

steht, das nach allen Anzeichen noch der heidnischen Zeit angehört. 
Vielleicht wurde hier in der Nähe der großen Heerstraße von Tyana 
nach Cäsarea in frühchristlicher Epoche ein Heiliger beigesetzt, der 
das ganze Mittelalter hindurch auch von dem Moslem in seiner 
Grabesruhe ungestört blieb. Denn erst neuerdings wurde der mit 
Quadern belegte Fußboden des kleinen Grabgebäudes aufgerissen 
und tief hinab durchwühlt. Im Innern der 12,10 m langen und 
7,20 m breiten Anlage sind kreuzförmig drei Nischen unter Rund- 
bogen in den Mauern ausgespart, die aus glatten, einschichtigen 
Quadern in regelmäßiger Werkversetzung errichtet sind. Mit 
Rötel ist in die Rückwand der Nischen ein Arkosolbogen gemalt. 



Ruinenort Viranschehr 203 

ein deutliches Zeichen, daß einst hier christliche Sarkophage standen.^) 
Noch sind die Balkenlöcher einer früheren Holzeindeckung sichtbar. 
Später wurde der kleine Grabtempel mit einem Guß aus Mörtel 
und leichtem Vulkangestein eingewölbt, der wieder größtenteils 
abgestürzt ist. Ein reich profiliertes Hauptgesims lief um den 
ganzen Bau herum. Auf der Freitreppe oben, die zwischen 1,50 m 
breiten Kämpen heraufführte und von der nur die untersten Stufen 
von 0,30 m Höhe erhalten sind, müssen Säulen gestanden haben, 
welche das Vordach trugen. Denn etwas tiefer als das Grabhaus 
traf ich eine mächtige Säulentrommel von über 1 m Durchmesser, 
die nur auf dem Stylobat des Pronaos gestanden haben kann. 
Wir müssen uns den Bau etwa in der Weise des Tempels der 
Fortuna Augusta in Pompeji, der Fortuna virilis in Rom und 
anderer römischer Bauten rekonstruieren, deren Rampen seitlich 
^er Treppe frei hinaussprangen. 

Wenige Minuten ostwärts sind auf dem gegenüberliegenden 
Abhang die Fundamentreste einer dreischiffigen Kirchenanlage er- 
halten, deren hufeisenförmiger Chor außen im Vs endete. Unter dem 
Apsis stieg ich eine Art Krypta hinab, die in den Tuff des felsigen 
Bodens eingehauen, aber leider eine genauere Untersuchung nicht 
isuließ, da sie völlig mit Spreu ausgestopft war. Levidis in 
Sindjidere hat diese Kirche einst in besserer Erhaltung gesehen.-) 
Viele Ruinenreste und Höhlenwohnungen, meist vom Schwemmboden 
fast völlig verdeckt, ziehen sich die Höhen hinauf und gehören in 
ihrem ansehnlichen Umfang einer alten Stadt an, die hier über der 
weiten bis zum Erdjas sich hinerstreckenden Ebene lag und nach 
Norden den Zugang zum Halys erschloß. Am obem Ende des kleinen, 
sich emporwindenden Tales liegt das Dorf Chamurdji, in dessen Namen 
vielleicht das alte Kamulia wiederzuerkennen ist, wenn man dabei 
Äuf die im Türkischen beliebte Umwandlung gewisser Konsonanten 
-achtet.») Zwei Kirchhöfe am Fuße dieser Hügel deuten auf die Be- 
siedlung der Ruinenstätte auch in nachbyzantinischer Zeit. 

Überraschend war der Blick, als wir hinter dem malerischen 
Tal von Indjesu mit seinem roten Sandstein plötzlich über öde 



*) Das Bruchstück eines großen Sarkophags liegt außen an der Nordseite 
■des Grahes. 

*) Levidis p. 96: „'Ev totcg) xakovitivm Bigäv-aex^^Q ^i^^t itoXis xatsargccmi^vri 
iTtl X6(pov vnfjQXt: MovaatrJQLOv, ovtLVog 6 vabg iMurictos Bv^avuvov qv^hov 
4fail^£tat iv iiigti icoixTiTOg.^' 

») Kemer, das noch seinen altkappadokischen Namen bewahrt hat, ist nicht 
der Ort des einstigen Kamulia. 



204 Urgüb-Prokopion 

Hochflächen hinweg an den westlichen Klamm gelangten, und mit 
einem Blick das ganze übersonnte Höhlenland von Kara In bis 
zum hochragenden Felsendorf Ütsch Hissar hin übersahen, mit der 
Unzahl von Tuifkegeln und den Tausenden seltsamer Erosions- 
gebilden. Über dem Goldton dieser seltsamen Landschaften, deren 
Schluchten und Tälchen von oben wie gelbe Mergelgruben aussehen^ 
breitete sich in diesen Tagen das tiefste Herbstblau aus. Eine 
kühne Straße führt neuerdings nach Urgüb, einem aufblühenden 
Städtchen hinab, dem man es kaum ansehen würde, daß seine früheren 
Bewohner Troglodyten waren, wenn nicht die wabenartig ausge- 
höhlten Felsen, die jäh über dem Ort hängen, es deutlich verklin- 
digten. Der griechische Namen des Städtchens lautet Prokopion, 
nach dem in Kappadokien hochverehrten Heiligen.^) Zur Zeit des 
Kaisers Leo Philosophos wurde Prokopion höchst wahrscheinlich zum 
Bistum erhoben, das jedoch bald nachher wieder einging.*) Aus 
Alabaster werden hier eine Menge von Gegenständen, namentlich 
Schüsseln und Vasen hergestellt, eine Industrie, die schon in den 
Tagen des Strabo in Kappadokien blühte.*) Wäre die Bahn von 
Angora nach Cäsarea bereits gebaut, so könnte aus diesen Tälern 
vielleicht die größte Weinausfuhr Anatoliens stattfinden. Der Auf- 
schwung des Städtchens Urgüb hat auch die alten Höhlenanlagen 
mit ihren Malereien größtenteils zerstört, auch den „Dikelitasch", 
den Texier noch in seinem Werk über Kleinasien abgebildet hat. 
Wir wandten uns deshalb in das Susam Bayry, eine seltsame 
Höhlengegend zwischen Urgüb und Sinasos, wo Pyramidenberge^ 
tunnelartig ausgehöhlte Rinnsale und Felsspalten, durch die sich 
der Wanderer kaum hindurchwindet, mit kleinen Rebenfeldern in 
höchst malerischer Verwirrung und überraschend plötzlich ab- 
wechseln. Nach kräftigem Klettern standen wir am Morgen des 
24. Oktobers am Eingang der reichgeschmückten Theodorkirche^ 
deren Fresken leider zu sehr verblichen sind, um eine Vorstellung hier 
geben zu können. Die einschiffige Höhlenbasilika ist mit ihrer flachen^ 
das Hausinnere nachahmenden Decke, fast genau nach Osten ge- 
wandt. Eine Grabkapelle wurde südlich parallel daneben gelegt,, 
deren fiktives Satteldach an die Sarkophagform erinnern soll. Auf- 
fallender Weise ist auch hier einmal in der Apsis und in den 
Arkadennischen der Wände der Rundbogen angewandt. Auf diese 

1) Acta Sanct. 8. Juli XXVIII p. 677. 

«) Der von Gelzer in den Abhandl. der Bayr. Akad. d.W. III Cl. XXI, 552 
(119) erwähnte Bischof, ö tov \dyiov UgoxoTtiov, kann nur hier gesucht werden, 
'; Strabo, (ieographie 540. 



Die Ilöhlenkirche des Theodor im Susam Bajry 



205 



und eine andere über ihr ausgeschnittene Totenkapelle mit ihren 
vielen Gräbern im Tuffboden beziehen sich die Inschriften, die in eine 
Nische seitlich vom Eingang zur Theodorkirche in die Tuffwand 
eingehauen und mit roter Farbe einst ausgemalt wurden. Heute 
sind die Schriftzüge bei der Weichheit des Materials sehr verlöscht. 

-)-KYMHCICHoAMNoYMoNAy.or nApAK 

Altt^hVU KA\TO^c/\ px/JNUoYCH HA 
Ni^rNHeTöKJ'MHTMP/öN/iöröfTHCnA 
PorC/ACTöY k7 KyflUöTH fOC H ns N £PX£ 
Tt^Ai^iTAnyflA^'^AfXAHVLAoiH K/1/4N 

riAu)ti t\nAHA KA\rAs?ibiÄCiÄn\zo\j\\ 

.'NIMM NACTAC/TCJN K/<\/KKnHM^/V6JN 

+ Koifirjaig 'Iwavvov fiova^ov. 
IlaQaxalw ovv vfiäe, ädeXyoi, äyantjToi, wg 8iu tov \x\v[qi6\v xa'i 
xoiig «ß;i;ayy[«]Aowc, ^»J «i'oi7i'i»[r]e rö xoifitirr'iQiöv uov \i]a>g rijs nag- 
ovoiag rov xv[Qiov] xai aar^Qog i3ft[ä)]v. 'Eo^ttai ya[(» ^]erd ftv- 
QiäS[<i>\v dcpxayyii.wv xai ayyiluiv, JUt^arjX xai raßgtfjl ö[a]i.^/- 
^d[i'Jr[(in' r]i}v ävdaTaat[y] rMf xexotfitjuiviov. 



+ OTJ€5 
e/l€5A 

tokCHn 

CeiWNHP 
eTICATO 
AVTHNei 
CKATOIKI 

AN€AVTW 

AVTIKATA 

HAVCICMOV 

eiCAIWNA 

AIOJNAAI 

WNA + 



+°0u i^sls^aro K{vßio)g Ttjv^ttiv, 

ifqtxlaaTO avrr/v el$ xaroixiav iav- 

Tip. Ai/Tti \{i\ xaranavaig fiov üe 

lüüva alüva alüva -f.') 



>) Vgl. Psalm 132 (131), 13. 14. (.Septua- 
ginta). 



206 Die Höhlenkirche des Theodor im Susam Bayry 

MdgrvQog QtoSwQOV [rot) axQaxriX]aTov xa(<) ivdol^ov^ knuöi) 
Sk kvixdlv^ ^) 

In der Höhlenkirche des Theodor treifen wir nun ältere und 
jüngere Malereien beisammen. Auf den im Tuff zurückgearbeiteteu 
Wänden breiten sich die jungem Zyklen aus, die künstlerisch hinter 
den auf dünnem Stuck aufgetragenen altern Fresken um ein Be- 
trächtliches zurückstehen. Beginnen wir mit der Nordwand. Bei 
Petri Fischzug ist das Meer mit grünem Zickzack angedeutet, 
bei der folgenden Auferweckung von Jairi Töchterlein das Bett 
unter eine hohe Architektur gestellt, weiterhin wendet sich Petrus 
(nach Matthäi 15, 23) unwillig ab, als das kananäische Weib 
Christum um die Heilung ihrer Tochter anflehte. Die Kreuzigung 
Christi mit Sonne und Mond, Maria, Johannes und den beiden 
Schachern, die mit gekreuzten Beinen an einem Baumstamm hängen, 
ist sehr zerstört; daneben liegt ein Märtyrer auf dem Rad, welches 
ein Henker zieht. Die dann vorspringende ursprüngliche Wand 
bringt die älteren BildeiTeihen : Die Flucht nach Ägypten mit der 
aus dem Tor tretenden Pereonifikation des Landes. Nebenan sitzt 
ein König auf dem Thron, von zwei Begleitern mit auffallend 
semitischen Gesichtstypen umgeben; weiterhin steht eine halbab- 
gefallene Figur, vor der eine andere kopfüber niederstürzt. Die 
Szene müssen wir aus den Apokryphen deuten, nach dem arabischen 
Kindheitsevangelium (cap. X) und demjenigen von der Geburt der 
Maria und der Infantia des Erlösere (cap. XXIII. XXIV). Das 
erstere erzählt nur allgemein, daß das Götterbild einer Stadt beim 
Eintritt des heiligen Kindes in dieselbe niederstürzte und der Sohn 
des Götzenpriesters von Jesus geheilt wurde. Nach dem andern 
tritt Aphrodisias, der Fürst der Stadt, die Sozomenos Hermopolis 
nennt, in den Tempel, wo die Götter vorher beim Besuch von 
Maria und dem Kind zu Boden gefallen waren, und betet den 
wunderbaren Sohn Marias in Staunen an. 

Neben dem Traum Josephs darunter steht ein Mönch in seiner 
Kapuze (xaXvfAavxi) und eine unkenntlich gewordene Orantengestalt^ 

^) Da» übrige ist durch eine später eingebrochene Tür zerstört. Die Inschrift 
steht auf einem breiten Kranz, der ein großes Kreuz umgibt. 



Die HöhleDkirche des Theodor im Susam Bayry 207 

zwischen ihnen das Symbol der Seligkeit, eine Palme. Zwischen 
oberer und unterer Bildreihe ließ man im Tuff einen großen Kranz 
aus konzentrischen, polychrom bemalten Eingen mit einem griechi- 
schen Kreuzrelief . in der Mitte stehen. Unter dem gleichen Orna- 
ment der Südwand nahen die drei bärtigen, als Könige gedachten 
Magier dem großen, buchhaltenden Christuskind. Daneben ist die 
Beischrift gemalt: ArBAOC OAhrON TÖC MAföC {ärytloq 
odtjywv toitg fiäyovg). Dann führen zwei Männer einen nackten 
hochgeschwollenen Menschen, den Wassersüchtigen, zu Christus, der 
imWundergestus unter seinen Jüngern steht. ^) Beim anschließenden 
Brotwunder sieht man fünf Fische übereinander und drei Brotlappen, 
die auffallend an die in Kappadokien so beliebten Maisfladen er- 
innern. Die Heilung der Aussätzigen, Christus am Jakobsbrunnen 
mit dem samaritanischen Weibe, sein Einzug in Jerusalem (?) und 
seine Himmelfahrt nehmen den Rest der Unterwände ein. 

Die Decke, durch eine Bordüre von Heiligenmedaillons in zwei 
Hälften geteilt (leserlich Anastasius, Smaragdus, Dometianus, So- 
phonias, Sakerdos, Akakius) bringt wieder die jungem Fresken- 
reihen der Verkündigung, der Begegnung Marias in Begleitung 
ihrer schönen Dienerin mit Elisabeth, das Fluchwasser, Johannes 
unter Edlen in der Wüste, die Taufe Christi mit den kleider- 
haltenden Engeln und Palmbäumen am Jordan, die Verfolgung des 
kleinen Johannes durch Reiter mit Lanzen und Bogenschützen, 
H ^HOXeT6 (oi dmxrai), und Elisabeth, die sich vor Herodes Rache 
in die Wüste geflüchtet hat, mit dem spielenden Johannes in einem 
grünen Haag.-) Die letzte Szene der linken Hälfte, eine Mutter mit 
Kind, dem ein heiliger Mann in Ehrfurcht naht, blieb mir unklar. In 
der andern Bilderreihe schreitet der schön gekleidete Jakob dem 
Zug nach Bethlehem vorauf, daran schließt sich Christi Geburt mit 
der Waschung, die Verkündigung an die Hirten, die flötenblasend 
unter ihren Schafen weilen, die Versuchung Christi durch den 
schwefelgelben Teufel in zwei Szenen, die Hochzeit zu Kanaan eben* 
falls in doppelter Darstellung: Christus mit seiner Mutter unter 
den Hochzeitsgästen und dann als Wunderwirker. Mit der Berufung 
Petri, dem Christus einen Fisch (?) darreicht, endet die Reihe. 

Im Chor thront der Pantokrator von den Evangelistensymbolen 
umgeben, darunter die Erzengel mit Feldzeichen und Kreuzschilden 
und die Cherubim und Seraphim, die ihre Gestalt mit ihren Flügeln 
verhüllen. Zwischen ihnen liest man: 



*) Siehe Abb. im andern Heft. 

«) Protevang. des Jakobus XXII. XXIII. — Malerb. vom Berg Athos § 425. 



208 



Die Saradschaklisse im Susam Bayry 



MYKPOCOTYnOCMerA?Oc|)OP???APANT?NTYnONThMA 
TONTOnON. 

MixQog 6 TVTtog (Bild), A^^y^W^L*'] yoQ[air 
ccfi'\äQavTlov] Tvnov, rifjia rov totiov. 

Wieder finden wir hier die gleiche Farbensymbolik in der Dar- 
stellung des Bodens und der Hintergrunde wie im Soandere und die- 
selbe Ornamentik in den Gitter-, Zickzack- und Rautenmustern. 

Inmitten vieler Felspyramiden stießen wir auf die kleine, hübsch 
ausgehauene, aber teilweise eingestürzte Saradschaklisse, eine 
dreischiffige Kuppelbasilika im &euz mit verblichenen Fresken 
(Abb. 70). Die Säulen tragen ganz romanische Würfelkapitäle mit 




Abb. 70. Gruudplan der Saradschaklisae im Sasam Bayxy. 

Eckknollen, und der Hufeisenbogen herrscht durchgängig. Über den 
Tragbogen der Säulen erhebt sich, vom Gesims unterschnitten, ein 
Tambour mit hohen Blendnischen im Kreise ringsum, in denen ehe- 
mals Heilige gemalt waren. Die Seitenschiffe sind durch Quertonnen 
und Kreuzgewölbe eingedeckt und aufs schönste dekorativ aus- 
geschmückt. Hier waren an der West- und Vorderwand die sonst 
seltenen Marienszenen dargestellt, ihre Geburt, ihr Tempelgang, 
TA HCOAHA THC BKOV, ihre Vermählung und ihr Tod, 
H KYMICIC THC 6K. An der Südwand konnten wir noch die 
Verkündigung, die Begegnung, die Geburt und Darstellung des 
Jesuskindes, im Chor den Pantokrator mit Buch zwischen Maria 



Die Saradschaklisse zwischen l'rgüb und Sinasos 



209 



und dem Täufer und an den Kuppelzwickeln die Evangelistensym- 
bole entziifern. Kopien dieser kleinen Höhlenkirche sind ringsum zu 
sehen, deren Kuppel durch eine gemalte Architektur vorgetäuscht ist ; 
Gesimse und Arkadenbogen ziert das bekannte Zickzackmusten 

Man muß im Vollmondschein einer lichtvollen Nacht die Tro- 
glodytenlandschaften zwischen Indjesu und Newschehr gesehen haben, 




Abb. 71. Soradschaklisse zwischen rrgüb und Sinasos. W. 

mit den gewundenen Labyrinthen ihrer Täler und ihren mon- 
strösen Gebilden, um die phantastischsten und schaurig-schönsten 
Eindrücke genossen zu haben. Die halbvergessenen Fabeln der 
Kindheit von Biskuithäuschen , von Hansel und Gretel, von ver- 
wunschenen Schlössern und dämmerigen Grotten wie die Walpurgis- 
nacht kamen mir immer und immer wieder in den Sinn. Hier 
führt unverhofft ein niedriger Gang zu einem heimlichen, säulen- 

Kott, KIeiiiasiati«che Dcnkroiiler. 14 



210 Das Höhlenland um Urgüb 

getragenen Winkel, dort tritt man plötzlich in große Hinterge- 
mächer mit völlig veränderter, fremdartiger Aussicht, hier weht 
mit einemäl eine starke Zugluft herein, die von einem andern 
Tälehen herkommt und bald weiss man nicht mehr, wo die liebe 
Sonne und der Mond steht. Dort steigen wir durch eine halb- 
eingestürzte Decke in eine Kapelle hinab, in der uns wttst erbrodiene 
Gräber mit ihren Gebeinen anstarren; dort kriecht man durch Reben- 
geschlinge und wilde Birnbaumhecken rückwärts durch ein enges 
Loch zu den Heiligen hinab, die allmählich Fleisch und Blut an 
den Wänden gewinnen, wenn die Augen sich von der blendenden 
Tageshelle zur Dunkelheit hingewöhnt haben; hier badet man 
tief im Wasser einer zum See verwandelten Kapelle, an deren 
Wänden Gräber eingeschnitten sind, deren Tote zum Bittgebet für 
ihr Seelenheil auffordern: Alles intime Wunder, die der Reisende 
bei einiger Ruhe des Verweilens an den Orten dieser „maisons 
pyramidales" des Sieur Lucas erleben kann. Fast eine Woche 
verbrachten wir in diesen Tälern, nährten uns von köstlichen 
Trauben, brieten unsem schisch kebaby täglich am Spieße, klommen 
und kletterten uns müde, ohne je völlig die Neugierde und Ent- 
deckerlust stillen und befriedigen zu können. Es bewahrheitete 
sich das alte Wort des englischen Reisenden Ha^hlton: „No de- 
scription can convey a sufficient idea of the variety and novel 
appearance of this extraordinary tract of country."^) 

Wer von Urgüb nach Newschehr an den Punkt des Weges 
gelangt, wo derselbe jäh in ein Tal hinabfällt und die Schlucht 
von G creme sich auf tut, sieht zur linken Hand einen mächtigen 
Felskessel, der rings von Pyramiden und Tuffwänden eingeschlossen 
ist. Dort ist das Zentrum einiger Höhlenkirchen und interessanter 
Fassaden, wie sie sich auch sonst im Gereme um die einzelnen 
Mönchsniederlassungen gruppenweise herumlegen. In der Südostecke 
daselbst zieht zunächst ein großes, leider zerstörtes Hufeisenbogen- 
portal die Aufmerksamkeit des Forschers auf sich (Abb, 72). Ihm 
liegt jene bekannte Fassade Texier's zu Grunde, die der franzö- 
sische Architekt aus der Phantasie mit gewohnter Leichtfertigkeit 
gezeichnet und in seiner Beschreibung Kleinasiens als eine im Tal 
Gereme vorhandene merkwürdige Arcliitektur veröffentlicht hat, 
die bis in die neuesten Handbücher übergegangen ist.-) Nur diese 
Fassadenwand kann er dabei vor Augen gehabt haben, da eine andere 

^) Hamilton, Researches in Asia Minor II, 252. 

«) Texieb-Pullan, Architecture Byzantine PL IV. Zuletzt in der „Baukunst 
des Islam* von Franz Pascha (Handb. der Architektur) p. 12. 



211 




Abb. 72. Hufeisenbogen-^Msmde in Gereme bei Urgüb. 



von dieser Größe und Mannigfaltigkeit im Tal nicht existiert und 
auch nicht vorhanden gewesen sein kann. Der Einbau, von drei 
Türen durchbrochen, ist durch Pilaster und Gesimse in untere und 
obere Felder geteilt und die letztern durch Arkadennischen im Huf- 
eisenbogen geschmückt, in deren Tiefe griechisch-ausladende Kreuze 
mit roter Farbe auf grünem Grund gemalt wurden. Darüber ragte 
eine Kapellenloggia balkonartig frei heraus, deren von zwei Blend- 
nischenreihen belebte Brüstungswand heute abgestürzt ist. Kuppel 
und Tonnen, von fingierten Wandpfeilem und Halbsäulen getragen, 
wölbten dieses obere Stockwerk ein, das zu drei großen hintern Räumen 
führte, denen auch im Erdgeschoß ebenso viele Kammern mit großer 
Tiefe entsprächen. Zickzack-, Schachbrett- und Rautenmuster zogen 
sich an Gesimsen und Blendbogen in Rot und Grün entlang. 

In einer. Lunette der Loggia sieht man rechts und links vom 
großen griechischen Kreuz Vögel und Bäume und das Monogramm 
HC XN. Durch die linke untere Tür mit ihrer hufeisenbogen- 
förmigen Verdachung treten wir in einen ehemaligen Speisesaal ein. 
Vermittels einer im langen Hufeisen durchlaufenden Vertiefung in dem 

14* 



212 



Die Analipsis- oder Pelemekirche zu Gereme bei Urgüb 



Tuff boden waren Tische und Bänke hergestellt, und die Tafel schloß 
an dem Ende wie bei der Trapeza auf dem Berg Athos mit halb- 
kreisförmigen Nischen.') Eine enge Treppe vermittelte von hier aus 
den Zugang zu den obem Etagen. 

Diese Fassade bildet die Rückwand eines von drei Seiten ein- 
geschlossenen Felsenhofes. Im Hintergrund führt ein enger Durch- 



^ 3 



S ^ 

2 5 







gang zu der sehr dunkeln Höhlenkirche der Analipsis oder 
Peleme, vor der eine schmale Grabkapelle gleichsam als Vorhalle 
liegt. Von der Himmelfahrtsdarstellung daselbst (Abb. 73 u. 74) hat 
die ganze kirchliche Anlage ihren Namen. Unter den 15 Zeugen 
die Christo nachsehen, sind Petrus und Paulus besonders charakte- 



*) Siehe Abb. im nächsten Heft, 
klöster p. 33. 



Brockhaus, Die Kunst der Athos- 



Die Analipsis- oder Pelemekirche zu Gereme bei ÜrgüU 



215 



risiert, auch Maria steht gegenüber im Kreis der Apostel und 
Engel. Nehmen wir noch die Palmen an den Bildenden hinzu, den 
Engelreigen um Christus, der in der Strahlenkrone auf der Welt- 
kugel thront, so haben wir eine Komposition, wie sie im Mosaik 
der Hagia Sophia zu Salonik getreulich wiederkehrt.^) Die Flug- 




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bewegung der Engel ist gut getroffen, dagegen streift die Gewand- 
behandlung der sonst ausdrucksvoll wiedergegebenen Personen direkt 
ans Häßliche. Zu Christi Füßen kauern zwei Gestalten ohne Nimben, 
vielleicht die Stifter oder Wohltäter dieser Kirche. Die Beischrift 
lautet: 



*) Die Abb. dieses Mosaiks bei Schlumberoer, L'Epop^e byzantiue III, 745. 



214 Die Analipsis* oder Pelemekirche zu Gereme bei Urgüb 

AeHCICTOYAÖAÖTOYÖY Jitiatg tov Sovkov tov &(io)d 
lOJeNTAAMAnPCOY 'Iw{dvpov) "EvraXfia nQ\%\ö\ßvxiQ]ov^) 
und AeHCIC [tov dovXov tov &€ov] FE ? ? ? ? AHÖ (rivpaSiov?). 

Die VerkOndigang an der Nordwand und die heilige Trias bei 
Abraham an der Südwand ist nebst ein paar Heiligen alles, was 
in dieser Grabkapelle heute noch erhalten ist. Unter der tiefen, 
hufeisenbogig gewölbten Nische reihen sich mehrere Gräber trog- 
artig aneinander. Ihre flachen Deckel aus Tuffplatten sind alle 
zertrümmert und das Innere durchwühlt. 

Die Finsternis, welche in der dahinterliegenden, nordöstlich 
orientierten Höhlenkirche der Analipsis herrscht, ist der Grund für 
die treffliche Erhaltung ihrer Malereien. Nur mit Fackellicht konnte 
dieser Raum einstens ausgemalt werden. Jeder von Bildern frei- 
gebliebene Fleck, selbst die Säulen und die Altäre, sind geschmack- 
voll dekoriert worden. Architektonisch ist die Anlage durch Säulen 
in drei Schiffe abgeteilt, denen ebensoviele Chöre im Osten ent- 
sprechen. Kuppeln und Tonnen wölben sich darüber in regelmäßiger 
Anordnung. (Vgl. die Lichtdrucktafel oben p. 81.) Folgendermaßen 
verteilen sich die erhaltenen Zyklen auf das Innere: 

An der Westwand: Die Verklärung Christi; seine Taufe mit 
der Personifikation des Jordans gleich einem schwarzen Teufel mit 
Hom und Kanne, Christus selbst ganz nackt im stauenden Fluß; 
die Auferstehung des Lazarus. 

An der Nordwand: Die Reise nach Bethlehem; Geburt Christi 
mit der Waschung, der Anbetung der Hirten und Magier. An der 
Unterwand der Erzengel Michael in Lebensgröße mit ausgebreiteten 
Flügeln, MH O XONIATHC (Mixa^X d Xatvidtmy) 

An der Südwand: Die Gefangennehmung Christi mit Petrus, 
der dem Knecht Malchus das Ohr abschlägt; die Kreuzigung Christi 
ohne die Henker. Außer Sonne und Mond sieht man den Hekatont- 
archen, O AONXHNOC, den ysopreichenden Krieger, O eCOPIOC, 
Adams Totenschädel unter dem Kreuz und Maria mit der Beischrift: 
HTAAerHTHMITPH Elva Uyu ry imtgi: 

HAeOYOCOY 'm 6 viog [a]ov. 

*) Mit dem Amt des Presbyteros oder Kloster Vorstandes sind nicht notwendiger- 
weise priesterliche Eigenschaften verbunden. Vgl. im einzelnen die Schrift von 
W. Nissen, Die Begelung des Klosterwesens im Rhomäerreich. Hamburg. 1897. 

^ In Chonä bei dem alten Kolossä hatte der Erzengel ein berühmtes Ora- 
torium. Die Akten über die Wunder daselbst sind ediert von M. Bonnet, Narratio 
de miraculo a Michaele Archangelo Chonis patruto. Paris. 1890. 



Die Analipsis- oder Pelemekirche zu Gereme bei Urgüb 



215 



Gegenüber Johannes mit Chi'isti Worten: 

H AOYHMIThPCOY ISov h fi^TtjQ aov. (Job. 19, 26. 27.) 
Hinter Maria stehen, wie das Malerbuch vom Athos es vorschreibt, 
die Myrrhenträgerinnen, € MYPOct)OPe.O 

An der Südwand: Die Auferstehung, H AN ACT ACH C. Christus 
erlöst Adam und Eva, David und Salomo aus dem Hades. Sie tragen 
einen Heiligenschein. Als korrespondierendes Bild zur Anastasis 
sind die drei Männer im feurigen Ofen, einem Hypokaust, darunter 
gemalt.-) Ein Engel hält schützend seine Hände über sie. 




Abb. 75. Abendmahl in der Anallptiskirche lu Gereme bei Urgüb. 

In den Lunetten: Das heilige Abendmahl, O AHRNONCC!) 
O MYCTYKOC (6 Stlnvog 6 ^varixog). Man sieht Christus und 
Petrus, letztem am Tischende, beide in der unförmlichen Mandorla, 
im Hintergrund Architektur und Leuchter, auf dem Tisch Messer, 
Gabehi, Kelchgläser und den großen Fisch. Auch Judas trägt einen 
Heiligenschein (Abb. 75). 

An der andern Lunettenwand: Die Evangelisten Matthäus und 
Lukas an ihrem Schreibpult, ihnen gegenüber entsprechend Markus 
und Johannes.^) 



*) Malerbuch vom Berg Athos § 300. '^) Wegen der mystischeo 

Ausdeutung der drei Männer im Feuerofen siehe Brockhaus 1. c. p. 66 f» 
^) Abb. im nächsten Heft 



216 Die Aualipsis- oder Pelemekirclie zu (Tereme bei l'rgUb 

Im südlichen Nebenclior: Abraham, uralt und moros; darunter 
das heilige Schweißtuch, TO AfHON MANAHN IC XC (7 o üyiov 
liav\Sv^i\Q\v 7f]aoig Aomrov); auf dem gesäumten Tiiche Christi 
Haupt mit Kreuznimbus.*). 

In der Hauptapsis : Die kleine Deesis, der Pantokrator auf dem 
Thron mit Maria und dem Täufer.-) Zu seinen Füßen zwei kleine 
barhäuptige, proskynierende Personen in weißen Gewändern und 
Schnabelschuhen ohne Nimbus mit den Beischriften: 

^eHCHC TOY AÖAOY TOY BY NHKHct)OPOY if 

- BACIAIOY 

Jltiatg 70V dov?.ov tov ö{ao)v A^tXliyOQOV 7TQBö(ßuTigov), 
^irjaig 9> •• ^» v Baat?Mov. 

An der I^nterwand die Heiligen: Gregor, Blasius, Chrysostomus, 
Basilius, Hypatius und Nikolaus, also namentlich diejenigen, denen 
die griechische Kirche die gebräuchlichen Liturgien verdankt.'^ 

In der linken Apsis: Die Panagia mit dem Kind. 

Im Tonnengewölbe des Hauptschiffs: Christi Einzug in Jeru- 
salem (»} ßaio^oQog sei. bOQT}]) als Doppelszene.^) 

In der Hauptkuppel: Christus segnend, in den Zwickeln Heiligen- 
medaillons. 

In der Kuppel des Presbyteriums: Christus lehrend mit der 
Rolle, auf der geschrieben: Ich bin das Licht der Welt, 

An den Arkaden- und Gurtbogen sind die alttestamentlichen 
Propheten mit Schriftrollen gemalt.^) 

Ein paar hundert Schritte nordöstlich hinter dem Felsentor 
ist eine kleine Säulenbasilika aus der Felswand gehauen, die von 
den zwei tiefen Fußspuren in dem Boden den Namen Tscharikli- 
klisse führt. Ein frommer Heiliger soll sie mit seinen Knieen im 
beständigen Gebet ausgehöhlt haben. In die östlich angelegte 

^) Brockhaus, Die Kunst der Athosklöster p. 76 f. — Wegen Abruhtim in der 
Prothesi.s vgl. Brockhaus ib. p. 65. — Das Keramidion habe ich nirgends gefunden. 

*) Vgl. das Kirchenmosaik zu Vatopädi auf dem Athos oder zu Grotta- 
ferrata, wo noch der Heguinenos dabei. Abb. bei .Schlumberger , L'Epopee 
byzantine I, 581. II, 560. 

*) Brockhaus ib. p. 64. 

*) Beischrift außerdem: I UrOATOXTEC nach Markus XI, 9. „oi ngod- 
yovttg xal oi dcxoXovd'ovvrtg txgcc^ov . . .'" 

*) Dargestellte Einzelpersonen; Katharina, Paraskeue. Eudokia, Gorgias, 
Abibus, Samonas, Agapius, Theopistus, Eustathius. Akepsimas, Asklas (V), Photiu», 
Anikitus, Kosmas und Damian^ Theodote, Eirene, Enuphrius, Tryphon, Orest, 
Mardarius, Konstantin und Helena mit Kreuz, Prokop, Eugenius, Eustratius, 
Auxentius, Sergius und Bacchus. Panteleemon, Polykarp, Epiphanius, Theophylakt. 



Die Tscharikliklisse zu Gereme bei Urgül) 217 

Kirche steigt man durch eine kleine Fassade, die mit Blendnischen 
arkadenartig gegliedert ist, in deren Tiefe griechische Kreuze poly- 
chrom geraalt sind. Vier Gräber im Innern sterapeln die Anlage 
zu einer Grabkapelle, deren Chöre, Arkadenbogen und Fassaden 
Tvie sämtliche kirchlichen Bauten zu Gereme im Hufeisenbogen an- 
gelegt sind. 

An der Westwand neigen sich in Deesis ohne Nimben ein Leo, 
^in Michael und ein Theognost, die beiden letztern barhäuptig, der 
andere mit einem Barett bedeckt, vor Christus, der in seiner Linken 
<len Kreuzstab hält.*) 

AEHCHC TOY AÖA8 TOY ÖY eeorNOCTOY 

- A6ÜNTOC 

- MIXAHA 
Jif](Jig Tov Sov?^ov tov &(€o)v Qtoyvatavov 
Jh'iGig V •• •• *♦ yliovTog 
/tii]aig •»« '• « -" Miyctiqh. 

In den Apsiden sind die typischen Darstellungen: Links Maria 
mit ihrem großen Kind,-) im Hauptchor das Trimorphon, Christus 
zwischen Maria und dem Täufer,^) darunter in gemalten Arkaden, 
die an die Kanonesbogen der Miniaturen erinnern, die Kirchenväter: 
Blasius, Gregor, Basilius, Chrysostomus , Nikolaus und Hypatius, 
in der rechten Apside die mächtige Gestalt des Erzengels Michael. 

Um eine umständliche topographische Beschreibung der Bilder- 
verteilung auf den einzelnen Wänden, Lunetten, Kuppeln und 
Gewölbetonnen zu vermeiden, zähle ich die Szenen der Reihe nach 
auf, da außerdem späterhin über ihre lokale Anordnung gehandelt 
-werden soll. 

Die Geburt Christi mit der Waschung, den Hirten und Magiern, 
letztere mit spitzen persischen Mützen und Körbchen in den Händen ; 
Pferde und Bäume im Hintergrund deuten die Heimkehr in ihr 
Land an.^) 

Die Taufe Christi mit der Taube, den beiden kleiderhaltenden 
Engeln und dem in einen Teufel verwandelten Flußgott mit Füll- 
horn und Kanne. 

Die Auferweckung des Lazarus Christus mit Thomas und zwei 
Dienern, von denen der eine den Stein wegwälzt, der andere den 
Toten aufwickelt. Dahinter viel Volk. 

^) Die Zeichnung dieser Darstellung und der Geburt im andern Heft. 
-) Brockhaus ib. p. 61. ^) Brockhaus ib. p. 96. 101. — Malerbuch 

vom Berg Athos p. 426. *) Malerbuch ib. i; 214. 



218 



Die Tscharikliklissc zn Gereme bei Urgüb 



Der Einzug in Jerusalem. Christo folgen Thomas und Petrus^ 
nackte Gestalten haben Kleider hingebreitet, andere steigen auf die 
Palmbäume. 

Die Metamorphosis. Christus steht im Strahlenkreis zwischen 
Elias und dem sehr jugendlichen Moses. 

Judas Verrat. — Die Kreuztragung.^) Simon von Kyrene schleppt 
ein großes Kreuz, dessen Balkenenden wieder kreuzgeteilt sind, da- 
hinter viele Soldaten, H CTPAlHOTe TON löA€ON. 

Die Kreuzigung ohne die Schacher mit Sonne und Moni — 
Christus, das Kreuzszepter tragend, in der Unterwelt 




Abb. 76. Die Heilige Trias bei Abraham in der Tscharikliklisie zu Gereme. 



Die Auferstehung mit dem Engel auf dem Grabstein. — Die 
Analipsis, Maria Orans steht zwischen den beiden Männern und elf 
Aposteln. Dazwischen Palmbäume. Unter dieser Szene die Mutter 
Gottes mit ihrem Kind zwischen Gabriel und Michael 

In der Hauptkuppel der Pantokrator als Lehrer, am Gesims 
des Auflagers sechs köstlich aufgefaßte Engel mit Szepter. In den 
Zwickeln die vier Evangelisten unter einer Architektur mit Schrift- 
rollen, davor Schreibpulte, an denen andere Rollen niederhängen. 



^] Siehe Abb. im nächsten Heft 



Höhlenbauten zu Gereme bei Urgüb 219 

Im Kuppelraum des Presbyteriums der Erzengel Michael.*) In der 
Lunette über dem linken Chor die heilige Trias (17 yiXoUf^ia rov 
AßQaüfi)^^) die im Hause Abrahams eingekehrt ist (Abb. 76). 

Wenige Schritte südlich von der Tscharikliklisse ist eine kleine 
Kreuzkuppelkapelle mit einer Darstellung des H. Mandilions im Chor. 
Unter dem Fresko des Reiterheiligen Georg steht die gemalte Inschrift: 

KeBOHeHTONA» K{{qi)b ßofi&n rov öoZ^ 

AONCÖAPKOAOIKON AoV aov 'Aqxolvxov. 

In die Blendnischen mit Hufeisenbogen außen am Portal sind 
schöne griechische Kreuze tief eingehauen, in der Vorhalle dahinter 
befinden sich beiderseits Arkosolgräber in den Wänden. 

Westlich von Texier's Fassade liegt vor einer ganz ähnlichen 
Kreuzkuppelanlage eine Grabkapelle als Vorhalle. -^ Reihenweis 
sind die Steinsärge, die über der Bodenflucht aus dem Tuff ge- 
arbeitet sind, hintereinander geschichtet, und in den Seitenwänden 
höhlte man tiefe Arkosolgräber aus. An dem Eingang dieser Grab- 
kammer zur hintern Kapelle lesen wir: 

KYBOYeH Kv(qu) ßoi»H 

TONAYAO Tov doxlolv] 

CYe<\M<\AH öov eauuSfj. 
An der linken Apsis: 

KYPH8 M KvQta ßorßH top Sovlov aov 

BOYGH 5c Mixaftl. 

TONAY A 

AONCY Y 
AH 

Nun steigen wir westlich talabwärts fast bis zur Felswand, die 
senkrecht aus der Talsohle aufsteigt, in welcher im Herbst nur ein 
Wasserfaden abwärtsrieselt. Bei wild verkrüppelten Apfelbäumchen 
kriecht man durch einen fast völlig verschütteten Seitengang in die 
Elmalyklisse, deren ganze Vorhalle in die Tiefe des unmittelbar 
darunter sich hinziehenden Tales abgestürzt ist. Wegen des ver- 
steckten und beschwerlichen Zuganges sind die Fresken dieser 
Höhlenkirche wenigstens nicht von Menschenhand mutwillig ver- 

^) Von Helligen sind noch erhalten: Eudokia, Barbara, Prokop als Ritter 
zu Fuß, Georg, Theodor, Paraskeue, Konstantin und Helena mit dem Kreuz 
zwischen ihnen, Kosmas und Damian, Andronikus, Probos und Tarachus. 

*) Brockhaus, Die Kunst der Athosklöster p. 104. 

•) Abb. im andern Heft. 



220 



Die Elmalyklisse zu Gereme bei Urgüb 



nichtet worden, obwohl der Stuck " bereits schichtweis von der 
trockenen Tuff wand abgefallen ist. Die bescheidene, nordöstlich 
orientierte Säulenbasilika ist von acht hübschen kleinen Neben- und 
einer Hauptkuppel eingewölbt, die Malereien verraten dieselbe Hand 
oder doch den bis ins. einzelne gleichen Stil, den wir in der Analipsis- 
und Tscharikliklisse angetroffen haben. 




Abb. 77. Malereien in der Elmalyklidse zu Gereme. 
(Jereiuias. Taufe Chriati und Gofaugenführung.) 



Von dem einstigen Bilderzyklus ist noch erhalten und sicher 
zu deuten: 

Die Geburt Christi mit der Wascliung, den anbetenden Hirten 
und Magiern. Hinter den letztern, welche knieen, sehen wir Berg, 
Palmbäume und Pferdetroß. 

Die Flucht nach Ägypten. — Die Taufe C'hristi (Abb.77). Johannes 



Die Elmalyklisse zu Gereme bei Urgüb 



221 



legt die Hand auf Christi Haupt, neben dem ein Kreuz auf Posta- 
ment im Jordan erscheint; Sonst wie .in den beiden andern Kirchen. 

Die Auf er weckung des Lazarus. Vor Christus und den ihn 
begleitenden Thomas tritt die schön umwickelte Mumie aus der 
rundbogigen Grabestür. Die Frauen knieen vor dem Herrn. 

Die Metamorphosis. Außer Elias und dem jugendlichen Moses 
drei Jünger. 

Das Abendmahl. — Der P^inzug in Jerusalem.^) Thomas hinter 
Christus, Kinder auf den Palmbäumen, Männer am Stadttor. 




Abb. 78. Die Kreuzigung in der Elmaljkliii« xa Oereme. 

Judas Verrat. — Gefangenführung (Abb. 77 oben). — Die 
Kreuzigung wie in der Tscharikli- und Analipsiskirche. Hinter 
Maria die Salbölträgerinnen, 6 MYPOct)OPe (Abb. 78), 

Die Grablegung. — Die Auferstehung. — Die Himmelfahrt, 
H ANAAHnCIC. Hier der herrliche Kopf der Maria noch sicht- 
bar und die Beischrift: 

ANAP€CrAAHA€Y "ApSgig rahkaloi, 

TH6CTHKAT€BAe ti iaTijxare ßU- 

nONT€CTONOYPANON novx^g rov oiqavov, 

Der schwebende Christus von Engeln getragen. 

M Abb. im andern Heft. 



222 



Die £lmalyklis8e zu Gereme bei UrgUb 



An der ünterwand: Die drei Männer im Feuerofen mit dem 
schützenden Erzengel Michael. Beischrift: H TPHC nEAeC EN 
TH KAMINO (oi rgelg naldss iv rg xafilvco). 

In der Hauptkuppel: Der lehrende Christus mit Buch samt 
den Evangelisten in den Zwickeln. 

In der Kuppel des Presbyteriums: Der Erzengel Michael, in 
den Pendentifs die Heiligen Auxentius, Eugenius, Orest, Eustratius. 

In den Apsiden dieselben Dai*stellungen wie in der Tscha- 
rikliklisse. 

An den Arkadenbogen : Die Propheten, unter denen Daniel am 
schönsten aufgefaßt ist. Sie tragen Rollen mit Sprüchen.^) Jesaias 
ist zerstört. 



Daniel : 

ANACTH 

CHOeCTOY 

OYPANOY 

BACHAHAN 

HTHCHCTÖ 

CeOJNACöi:^ 

??ct)eAPHceTe 

Salomo mit Erone: 

vocco 
ct)Ocect)P 

eNHRATe 

PANVOCAe 

Act)PONAV 

mMiTPi 

David mit Krone: 
AKÖCONAV 
PATei^ 
HZiONKe 
KAHNON 
TOÖCOY 

KeenHA 

AeOYTö 

.,7;/;;;//;// 



{Kai kv Talg ifiiQaig rSnf ßaaiXiiav 
kxtivwv) avaavriau 6 &€6g rot ovga- 
vov ßaaihiav^ rjng elg roifg alaivag 

(Daniel II, 44. Tischend.) 



Ylog aoyog ivtfgaivu 
naxioa^ viog Si ätpgwv 
Xini} [rfy] ^i]TQi. 

(Prediger Salomo X, 1.) 



*'Axovaov^ dvyavelj^], xal iöov xai 

xkivov To ovg {&)ov xal kmXdO'ov 

tov {Xaov aov xal tov oÜxov rov na- 

TQog aov). 

(Psalm XLIV, 11.) 



^) Die P.ropbeten-mit Schriftrollen beispielshalber auch auf den Mosaiken 
von Daphni und im Chor von S. Marco zu Venedig. Schlumbergeb, L'Epopee 
byzantine III, 1G9. 313. 319. 397 f. 



Die Elmalyklissc zu Gereme bei Urgüb 223 



Moses: 




6NAPXI 




HenvH 




ceNwec 


'Ev ägxy inoitjatv 6 &t6s 


TONÖPA 


Tov ovgavüv xai rrv ytj"' 


NONKe 


(Grenesis 1, 1.) 


THNr 




HN 




Jonas: 




(OKeOYX 




OYTYYAO 


*£i xvQis, ovx oiroi oi 


TYMOYe 


koyoi flOV, ^Tl ÖPTog 


THONTOC 


iv Ty yf, fiov; 


eNTHrH 


(Jona IV, 2.) 


MOY 





Jeremias: (Siehe seine Gestalt in der Abb. 77.) 

oeceNfH 

ZONerW V ^edg kyr/Ct^v iyii 

HMIAerH «f^'t ^«/e* xi/^toff, xai 

KC^OYXI ^*^* ***^^ n6$§w&ev. 
eCnOPO (Jeremia XXIII, 23.) 

AEN 

Unter der obern Freskenschicht liegt noch eine alte Unter- 
malung im dekorativen Stil. Die Anlage der Kapelle geht also 
in viel höhere Zeit hinauf als die besprochenen Zyklen, die samt 
denen der Tscharikli- und Analipsiskirche spätestens dem X. Jahr- 
hundert angehören.*) 

Nahe bei dieser Höhlenkirche las ich über den Blendarkaden 
im Innern einer Felswohnung über dem Bach die Worte: 

M'YXHMOYMeTANOHCON 

ct)ONHKö€nHTONYAATON 

Vvj^tj fiov fietav6r^(rop, 

fpu^vri 7:{vQi)ov ini twv iddxtüv. (Psalm 29, 3.) 

*) An Heiligen sind noch erhalten : Laurus, Kyriake, Sergius und Bacchus, 
Florus, Konstantin und Helena, Tarachus, Probus, Niketas, Andronikus, Georg, 
Demetriuß, Gorgias, Abibus, Anikitus, Photius, Prokop, Mamas und Mardarius. 



224 



Die Doghaliklisse zu (rereme ])ei Urgüb 



In der Talmitte erheben sich drei Tufftünne wie Nadeln schmal 
und spitz etwa 15 m hoch; man meint, der nächste Windhauch 
müßte sie schon umbrechen. Kletteni wir hier die Felsmasse, die 
östlich von der Höhe wie eine Lawaraasse herabkommt, einige 
Schritte hinauf, dann stehen wir vor der eingestürzten Vorhalle 
der größten Höhlenkirche in Gereme, der Doghaliklisse, die tief 



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Abb. 79. (trundriß der Doghaliklisie in Gereme. 



unter der Erde steckt und deren Zugang jetzt von Schwemmerde 
und Trümmei-schutt so klein geworden ist, daß man nur durch eine 
enge Kluft in den feuchten und finstern Raum hinabrutschen kann, 
der viele Zeit des Jahres unter Wasser steht und bei längerem 
Aufenthalt das sicherste Fieber bringt. In wenig Jahren ist diese 
unterirdische Anlage, wie manche hier zulande, wo die Natur un- 
ablässig arbeitet, in der stillen Erde verschwunden und lebt dann 
nur noch in der fruchtbaren Sage der Hirten fort. Diese erzählt, daß 






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Nördliche Querschiffwand der Dogaliklisse zu Gereme. 



Die Doghaliklisse zu Gereme bei Urgiil) 225 

Talbewohner im Chor dieser Kirche einen goldenen Ring gefunden 
hätten. Tiirkenmädchen würden hier unten von Zeit zu Zeit nächt- 
liche wilde Tänze aufführen. Da ging wohl ein ßinglein verloren. 

Wir stehen hier im Kyriakon von Gereme, der Sonntagskirche 
in der Einsiedelei der Mönche und Anachoreten, wo der Hegumenos 
die asketischen Bewohner aller Kapellen ringsum einmal in der 
Woche zum Gottesdienst versammelte. Deswegen treffen wir auch 
hier keine Gräber im Innern, wie noch heute auf dem Athos kein 
Toter in der eigentlichen Kirche beigesetzt werden darf.^ Der alte, 
teilweise gepflasterte Weg von Urgüb-Prokopion nach Newschehr- 
Neapolis führt ganz nahe am Heiligtum vorüber. Durch die Feuchtig- 
keit in dem Innenraum haben die Fresken sehr gelitten; im Quer- 
schiff ist der Stuck vielfach ganz abgefallen, und die Malereien sind 
schwarz verschimmelt. Nur wenn die Sonne am späten Nachmittag 
durch die schmale Öffnung am Eingang schi'äg hereinfällt, kann 
man die Bilderzyklen im Hinterraum unterscheiden. Die Orientierung 
der Anlage ist eine fast östliche. Hinter ein schief zulaufendes 
Langhaus legt sich ein breites Querschiff, das rechts durch hohe 
Blendnischen gegliedert, links durch Wandarkaden in einen parallelen 
Kapellenraum sehen läßt. Die Nord- und Südmauer des Querschiffs 
mit ihren Arkaden, Bilderfries, Blendnischen und Schildbogen ruft 
den Gedanken wach, es habe dem Steinmetz-Baumeister eine Hagia 
Sophia vorgeschwebt, die er mit seinen Mitteln hier im fernab- 
gelegenen Höhlenland nachbilden wollte. (Siehe den Lichtdruck 
gegenüber.) Drei Stufen leiten durch das hohe, aus dem Mutterstein 
gehauene Tempion in das Bema, das nach Osten hin in drei Apsiden 
mit Altären, Kathedra für den Proestoten und Sitzen aus gewachsenem 
Tuffstein ausladet. Der Nebenraum seitlich des Langhauses ist fast 
völlig mit Erde bedeckt, und seine Bestimmung bleibt unsicher. 

An den Wänden der Vorhalle entzifferten wir die Gestalt 
Johannes des Täufers und am Gewölbe Christus in der Glorie, 
ringsum von Aposteln umgeben, die mit Büchern auf hohen Thron- 
sesseln sitzen. An den Unterwänden des Langhauses zogen sich 
Heiligenreihen entlang, in der Tonnenwölbung darüber in zwei 
Hälften biblische Zyklen: 

Rechte Hälfte: Die Verkündigung; die Begegnung; die Fluch- 
wasserszene mit dem Hohepriester Zacharias; die Eeise nach Beth- 
lehem; die Geburt mit Waschung; die Verfolgung des jungen Johannes: 
Johannes vom Engel zur Predigt berufen; Johannes den Zöllnern 
H TEAONe (pi Te}.<avai) am Jordan predigend (Lukas 3, 12); der 

*) Bbockhaus, Die Kunst der Athosklöster p. 31. 
Rott, Kleinaalatiache Denkmäler. 15 



226 Die Doghaliklisse zu Gereme bei Urgüb 

Täufer vor Cliristus niederkniend (Matthäi 3,14) und ihn taufend; 
die Hochzeit zu Kanna, H N€OrÄMH (ol vBoyafioi); der Einzug in 
Jerusalem; letztes Abendmahl; der Judaskuß; Christus vor Pilatus. 

Linke Deckenhälfte: Die Weisen aus dem Morgenland; der 
Kinderraord mit ßahel, die sich die Haare rauft; die Flucht nach 
Ägypten mit der Personifikation des Landes; eine Mutter mit Kind, 
der ein Heiliger im Nimbus unter einer Architektur naht, vielleicht 
die Erzählung aus dem Protevangelium des Jakobus, nach welcher 
der Götzendiener in der ägyptischen Stadt infolge der Heilung seines 
Sohnes das Jesuskind dankbar verehrt; ein Mahl; die Prüfung des 
Petrus und Andreas; die wunderbare Speisung; Blindenheilung und 
Auf erweckung des Lazai'us; die Kreuztragung durch Simon von 
Kyrene; die Kreuzigung ohne die Schacher; die Kreuzabnahme; 
die Grablegung; die Höllenfahrt und Auferstehung; die Himmelfahrt. 

Künstlerisch höher als diese ganz verblichenen Malereien stehen 
die altem des Querschiffes. Die ganze Tonnenwölbung bedeckte 
die große Darstellung der Himmelfahrt Christi, die heute nur noch 
schwach durch Schmutz und Schwärze hindurchschimmert. Etwas 
besser sind die Bilder am umlaufenden Fries der Oberwände erhalten. 
Sie beginnen links an der westlichen Quermauer: 

Die Verkündigung; die Anbetung der Magier, YACTPOAO- 
rOYNT€C TON MAPON (ol äaTQokoyovvreg ruip fidywv); die 
Flucht nach Ägypten; die Darstellung im Tempel; Jesus im Tempel; 
die Botschaft des Engels an Johannes, ereNETO PIMA ÖY 
eni (OAN^HN TS ZAXAPIOY YION; Johannes kniet vor Christus 
und tauft ihn hernach; die Versuchung; Matthäus am Zoll, n€PI 
MATeeS TS TeAONÖ; Petri Berufung; Hochzeit zu Kanna. 

An der gegenüberliegenden Wand: Heilung des Königssohnes, 
nePI TOY BACIAIKÖ neAOC; Ei-weckung von Jairi Töchter- 
lein, nePITIC NEKPAC KOPIC; die Heilung des Gichtbrüchigen (?); 
die Auf erweckung des Lazarus; der Einzug in Jerusalem; «das 
Abendmahl. 

An der Oberwand der Ikonostasis sind nur die Lahmenheilung, 
das Scherflein der Witwe, die Heilung der Aussätzigen (?) und die 
Koimesis der Maria zn erkennen. Die Lunette über der Süd- und 
Nordwand des Querschiffs ist durch ein großes Kreuz geteilt. In 
die Blendarkaden der Unterfelder sind Heilige, in die Oberfelder 
biblische Szenen gemalt. Im Süden ist noch der Traum Josephs 
und die Keise nach Bethlehem mit der Höhle zu unterscheiden. 

*) Die genau nach der phot. Aufnahme hergestellten Zeichnungen dieses 
Zyklus wie desjenigen an der nördlichen und südlichen Lunette im andern Heft 



Die Doghaliklisse zu Gereme bei Urgüb 227 

Größtenteils zerstört sind die Chorfresken: In der Hauptapsis 
die Kreuzigung Christi mit Schachern zur Seite, Maria, Johannes, 
Longinos, dem ysopreichenden Soldaten und den Myrrhenträgerinnen. 
In der nördlichen Apsis die heilige Trias bei Abraham, in der süd- 
lichen der Pantokrator mit zwei Engeln. 

Eine lange Reihe von Heiligen zeigt das Bestreben dieser 
kunstbeflissenen Mönche, jeden Fleck der großen Wandflächen zu 
bemalen.*) Eine halbabgefallene Inschrift, welche den Maler dieser 
Freskenzyklen Konstantin nennt, zieht sich durch das ganze Quer- 
schiff über dem Bilderfries entlang: 

///////CONNAONieP \OY : ANKCTOPHCeN 

KONCTANTHNOCeKnOeoY : rPOCMON 19 Buchstaben 

. . lATONKOCMHINEÖPrONIKOChNCeBACMHecrPA 

cDONeNCAY TLX8 A?0? 

if AI K N YO NOCTOYC M AB HTAC OH AICENe YO IC 

AOrYCOCeniXOPTÖAI ? OI6T6I 25 Buchstaben TAXY 

APOMOCOnOCAlOIMACNeKPOCHCAAONeAeCN 

eKPOi /// ! 

. . . aov vaov iBQ\6v ix xai]vov (?) aviörogijöiv KwvötavtJvog \ 

ix no&ov ngog fiOv\aOTfJQiov iBgoltarov (?) [^i']x6afAU vßovg- 

yov üxoüiv oeßaofiiatg, ygdtpwv iv iav[Taig?'\ ngoSuxvvo$f{T)og \ 

rovg ua&rstdg dinXiaev &€ioig Xoyoig wg int xoQtov .... la^vögofiog \ 

öntiüg äi* rJfAug VBxgog Big qSov i]k&6 vexQÜv (?)... | 

Eine ebenfalls halbzerstörte Inschrift ist ringsum im südlichen | 

Chor gemalt: I 

/eKAAAI(OPHeHTOBHMATOYTO ;// 

<l>OP8AHACYNAPOMICT8ZiL8A8T8eYAeON"OCKO 

CTANThN8KeYANArHNOCKONTeCeYXece€Yn 

ePA ? ? ? CAHATONKNAMHN 

ixaUiiovg[y\r^&^ t6 ßi]ua tovto [inl Nixri](f6Q0V (?) öiä 

awSgofif^g rov dovkov rov &{so)v Aiovtog K(a\y'\aTavxivov xai ol ava- 
yiviiaxovTig bvxbo&b inig a\irov\g Siä rov K{vgio)v. 'Afirjv. 



*) Wir la.sen noch die Beischriften der Heiligen Modestus, Sakerdos, Gor- 
gias, Theopistns, Athanasius, Hermogenes, Menas, Macrina, Anastasia, Theo- 
dulus, Dometian, Eatidius, Panteleemon, Photius, Theodor, Konstantin und Helena, 
Katharina, Hieron, Georg, Christophorus, Viktor und Vincenz, Leades, Claudius, Iri- 
nachus, Gregor, Barbara, Tyrson, Leukius, Ausoniua, Pegasius, Orest, Eutychianus, 
Zeno, GermanuB, Theodor, Hypatius, Leontius, Nikandrus, Arsenius, Epiphanius, 
Blasius und Zosimas. 

15* 



228 Die Doghaliklisse zu Gereme bei Urgüb 

Bruchstücke einer Inschrift mit Darstellungen zweier Kuppel- 
kirchen sind an den Unterwänden noch erhalten: 

1) BACIAeYCöAAeNTeiKAKOCenYitACOTHAneAO 

KACThNeKÄCIANTYKAKOAOSYAPIANöC . . . 

BaOikBvg OudlevTrj xaxwg knolfjfsag, ori änedwxag Tr,v 
kx{x)X{ri)atav TOv[g] xaxod6iov[g] 'Agtavoig,^) 

2) I^BÖAOee K^i ßovX{)i)ai&elv]Tog(?) 
TOCTHCe tfjg kx{x)lfjöilag] 
KAICH ? Y2ATO fjvia[v]To oi 'Agiavol 
OIAPIANYTPIC ^^^'^ rifiigag (xai rgeig 

HMePAC ^'^^""^^•'^ 

3) I^M-ienAKÖCeeTeCOlKAKOAOSITÖANYRNeA^T^ 

TTöeYeKAICIAeCTPAcDICANI^NY/////// 

Kai fiTj knaxova&i[v]tig oi xaxoäo^oi, toi ävoiyrjvav avroig 
(= aitolg) r/ tov &eov kx{x)kr]aia, iargäffrioav xai [^]- 
vv\ata%avi^y\ . . . 

4) O^eAnOCBACIAeiOCCYNASACTÖC///////;/^ 

*0 öi äyiog BaaiXuog avva^ag rovg [oq&odol^ovg^ .... 

^) Die folgenden Inschriften sind, worauf mich Oberkonsist.- Kat Dr. Ph. 
Meyer freundlichst hinwies, zwei Bruchstücke der Erzählungen von Wundern 
des Heiligen Basilius von Cäsarea. Weitläufiger und im Zusammenhang finden 
sie sich in der angeblich dem Amphilochius von Ikonium zugeschriebenen Rede: 
,,Eig xbv ßlov xai ra ^aviiaxu xov iv uyioig TtaTQog ijiKav BaaiXsiov &QxiBniGx6nov 
Kaiaagsias Kanitadoyilocg^^ abgedruckt in Opp. Amphilochii Iconiensis, Parisiis 
MDCXLIV ed. Combekis p. 155 ff. Diese scheint dem Maler vorgelegen zu haben. 
Das erste Bruchstück ist verfaßt nach der Erzählung: „TTfpl ti*}s dvoi^sag Ti)g 
ixxXri6iag rijs iv NlxccLol'' p. 206 f. Die Beischrift 1 enthält die Worte, welche 
Basilius an den Kaiser Valens richtet, der die xccO'oXixtj ixxlr]öla in Nicäa den 
Arianern übergeben bat. Auf die Bitten des Basilius erklärt sich der Kaiser 
damit einverstanden, daß der endgültige Besitz der Kirche derjenigen Partei 
zufallen soll, welche die verschlossene Kirche durch ihr (lebet öffnen kann. 
Die Kirche wird versiegelt, und zuerst beten die Arianer drei Tage und drei 
Nächte. Die Kirche ötfnet sich nicht. Darauf bezieht sich das Bruchstück von 
Beischrift 2 und 3. Dann versammelt Basilius seine Gemeinde und betet zu- 
nächst in der Außenkirche des Diomedes, dann im Xarthex der Stadtkirche, und 
dieselbe öffnet sich. Diese Erzählung enthielt das Bruchstück 4. — Der Akkusativ 
für den Dativ ist die Sprache des spätem Griechisch. Das Verbum „porUovr" 
beim Versiegeln der Kirchtüre in der Wundererzählung gebraucht ib. p. 208. 

*) Inschrift 1 und 2 genau so, aber nur transkribiert bei Headlam, Eccles. 
sites in Isauria, Suppl. papers of the hell, society 1892 p. 22 (Ramsay). 



Höhlenkapelle der Theotokos zu Gereme bei iTgiili 229 

h) KYPie(|)PeMKAAHceoAxierHC 

KOnOCICeAeeFCTOeVCHACTHPHON 

Die Malereien im Querschiff der Doghaliklisse sind die ältesten 
und trotz ihres herabgekommenen Zustandes die schönsten in dem 
Tal Gereme. Da die Inschrift im Chor wahrscheinlich den Kaiser 
Nikephoros nennt, so neige ich dahin, diese Fresken in die Eegierungs- 
zeit Nikephoros I., in die Jahre 802 — 811 zu verlegen. Ein noch 
älterer dekorativer Stil kommt unter diesen Malereien allenthalben 
zum Vorschein und rückt damit auch die Erbauung dieser Höhlen- 
kirche in höhere Zeit hinauf. 

Einige Felsenstufen über dem Tuffkegel, in dessen Innere die 
Doghaliklisse ausgehauen ist, trafen wir in einer freistehenden 
Pyramide ein kleines, freskengeschmücktes Kirchlein, das sich nach 
der auf seinem Gesims hinlaufenden Inschrift den Naos der Theotokos, 
des Täufers und des H. Georg nennt. Sie lautet: 

eKAAHOYfrHHWWAöCTH/lANAfHAC 
^eWTOKör-JWANNOYTOYBAyr/CTA 
KAir£OPriOrTOrM£r/\AOYMAPTT 
f^C-t'i^H'\0^HHQr\''7AC" S'ÄHA 
CrNÄMf^HCTOYÄOrAorTOY-ffAN 

AroNKori^^eonHCThC'CtioNOMA 

TH[rrC}^T0YOI0Yl(^T}fAri2^nNCeY 

'Exa).{i,)iovgy[t}&']rj 6 vaog Ti][ff] Ilavayiaq OiOTOXOv, 'latuppov tov 

Bannatä xal Ficogylov tov u^yuXov ^UQJvgog firjvl *Iovviov 

Siä avvägofifjg tov äovkov tov &eov yivSgov[i]xov xai OeoniaTtjg kv 
ovouaTi [tov] n{aT)g{o)g xai tov Yiov xal tov 'Ayiov nv{ev(iaro)g. 
Evx^ad-t inkg tj\jacIjv']. 

^) Dieses Bruchstück stammt aus der Erzählung : ^ylltQl tov icyiov 'EvpQuty, 
tov Äpor", 1. c. p. 202 f. Es ist in der Inschrift von der ganzen Geschichte 
nichts erhalten als das Wort: „Kvqis 'E^pal'fi, y.fltvaoVy tiaslds tlg tb Cr/iov 



230 Höhlenkapelle mit der Verfolgung des Johannes 

Es ist eine einschiffige Kapelle mit nordöstlicher Orientierung, 
mit Hufeisenbogen im Grund- und Aufriß und Blendarkaden in der 
Vorhalle, wo sich Grab an Grab reiht. Auch in die äußeren Wände 
des Felsens sind Arkosolgräber eingeschnitten. 

Der Zyklus der heiligen Geschichten beginnt am Tonnengewölbe 
der Decke mit der Beräucherung des purpurnen Tempelvorhangs. 
Zacharias schreitet mit dem Rauchfaß vorauf, ihm folgen Maria mit 
ihren Begleiterinnen, dahinter Anna und Joachim.*) Daran schließt 
die Speisung Marias durch einen Engel im Tempel, der durch 
eine Kirchenarchitektur als solcher charakterisiert ist; die Ver- 
kündigung an Maria, welche am Purpur des Tempelvorhangs strickt; 
die Begegnung in Begleitung der Pediske; die Reise nach Bethlehem. 

In der Lunette über der Westtür die Geburt Christi mit Badung 
und Verkündigung an die Hirten. 

An der Südwand die Taufe und die Kreuzigung Christi mit 
den beiden Schachern am Doppelkreuze in gewohnter Weise. 

An der Nord wand die Grablegung: Nikodemus und Joseph von 
Arimathia tragen den Leichnam im Grabtuch ; Christus in der Unter- 
welt auf den Drachen tretend, Adam und Eva, David und Salomo 
aus dem Hades befreiend. Darunter hängt der heilige Georg am 
messerbesetzten Rad, an dem zwei Henker ziehen. In den zerstörten 
Apsiden ist noch der Pantokrator mit Engeln und Maria mit Kind 
sichtbar. Am Scheitel der Tonnenwölbung läuft eine Bordüre mit 
Heiligenmedaillons entlang.*) 

Durch den zusammengestürzten Chor hinausschreitend stößt 
man in Büchsenschußweite gegenüber auf eine freskengeschmückte 
Kapelle mit neun Gräbern im Boden der Vorhalle. Die Anlage 
ist mit dem Chor genau östlich ausgehauen. Im Vorraum sehen 
wir Prokop zu Pferd und Eustathius mit dem Hirsch, neben ihm 
die Legende: „Vi UXaxida, rl fie 3i(oxBig; hyw diu ob ndgeifii hv rtp 
^üitp TovT(p xal vno aov SiiaxofMBP.^^) Die parallel neben der Höhlen- 



ßi)lLa. KccXsl ü8 6 ciQxisnlaTtono^' ib. p. 204. Der Syrer Ephraim kommt, um 
Basilius kennen zu lernen, nach Cäsarea. Ohne ihn vorher gesehen zu haben, 
läßt ihn dieser alsbald durch seinen Archidiakon im Grottesdienst rufen. 
Bayet, L'Art Byzantin p. 175 Fig. 57. (XI. Jahrb.) 
') Die lesbaren Heiligen : Anastasia, Barbara, Katharina, Prokop, Theodor, 
Oeorg mit Speer und Schild, Athenogenes, Nikolaus, Gregor, Agapius, Eusta- 
thius, Theopistus, Justus, Panteleemon, Kyriakus, Mamas, Merkurius, Anempodistus, 
Elpidiphorus, Pegasius, Aphthonius. Sie tragen reich mit Edelsteinen besetzte 
Kleider. Gut hat sich hier der grüne Hintergrund erhalten; Mäander, Flecht- 
bänder und Schachbrettmuster bilden die Dekoration. 
^) Etwas andere Fassung als p. 131 u. 145. 



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Höhlenkapelle mit der Verfolgung des Johannes 231 

kapelle ausgehauene Totenkammer birgt eine Reihe großer und 
kleiner Gräber zur Erde und in Arkosolien der seitlichen Wände. 
Sie ist nach der Bemalung hergestellt worden. 

Die interessanteste Szene im Innern der Kapelle ist die Ver- 
folgung des kleinen Johannes durch Herodes. (Vgl. den Lichtdruck 
gegenüber.) Zacharias liegt, von den ausgesandten Bogenschützen ge- 
trofEen, vor der Tempelfassade. Nach den Apokryphen wird er aller- 
dings am Altar ermordet, was auch die Beischrift richtig wiedergibt : 
ZÄXAPHAC eC(|)ArH eN TO NAO. statt ins Innere des Berges 
ist Elisabeth mit Johannes in ein Gebüsch versetzt, das sie vor den 
Verfolgern, H AYOXT6 schützen soll. Auffallend ist die Krieger- 
tracht der Zeit. 

Es schließen sich die gewohnten Bilderreihen an:^) Josephs 
Traum, ArreAOC und HOCH*; der englische Gruß; die Heim- 
suchung der beiden Frauen, hinter Maria steht die Pediske mit Krug 
unter einem Torbogen; die Fluchwasserszene mit dem Hohepriester 
Zacharias vor dem Tempel; die Geburt Christi mit der Waschung des 
Kindes durch Mea und Salome, der Anbetung der Hirten und Magier, 
die als Jüngling, Mann und Greis aufgefaßte Könige sind, während 
Maria auf kostbarem Thron sitzt und hinter ihr Joseph steht, dabei 
die seltsamen Worte: CATOP, APenO, TeNeT;«) die Darstellung 
im Tempel, O NAOC TOY ZAXAPIA; die Flucht nach Ägypten 
mit Jakob und der Personifikation des Landes. Beischrift: 

HOCHcDHAPAAA 

B€TOntAHON ^Iwar^y naguXaßa t6 naiSiov xai 

K6THNMHT6PA trjv ^fjriga avtov xal fftvyt etg 

NA¥T8Ke(|)eBreHCe Alyvnxo[y,-\ 

r¥(|)TO 



*) Der Zyklus im nächsten Heft. 

') Es ist dies eine anagrammatische Zauberformel, die vollständig lautet: 

SAT OB uiid nach allen Richtungen hin gelesen werden kann. Sie kommt 

AB£FO schon auf einem koptischen Ostrakon des Berliner Museums vor, ist 

TENET in ganz Europa nachweisbar und wird bia in unsere Tage als Mittel 

OFEBA bes. gegen Tollwut, wie gegen Fieber und Brand angewandt. Vgl. 

BOT AS Verhandl. der Berl. Gesellsch. für Anthropologie 1880 p. 42 f.; 1881 

p. 35 f. Einen Wink für den Zusammenhang mit dem obigen Fresko gibt uns 

eine Stelle bei Toeppen, Aberglauben aus Masuren. Danzig 1867 p. 46. «Sprich 

das Gebet des Herrn. Unser Herr Jesus Christus, als er mit seinen Jüngern 

wanderte und sie ihn baten , daß er von dem Biß des tollen Hundes und der 

Hündin heilete, sprach er : Heilet mit Gottes Macht und mit des Sohnes Gottes 

und des H. Geistes Hilfe. Das Wasser im Meere stand still, als Gottes 

Mütterchen ihren Sohn badete; so möge denn das Tier stille liegen .. .'' — 

Eine apokryphe Erzählung liegt zweifellos vor. 



232 



Sonstige Hölileubauten zu G creme bei Urgüb 



Der Kindermord als Doppelszene : Herodes hält Rat, O NOTA- 
PHOC (o voTueios), und Soldaten töten die Kinder, O BPe(|)OKTO- 
NOC (6 ßge(foxT6vog), Eahel rauft ihre Haare, PAXHHA KA6ÖCA 
TA TEKNA AYTHC. 

Im Chor der Pantokrator von Engeln und Evangelistensymbolen 
umgeben, über ihm Sonne und Mond, die als Sol und Luna in weißem 
und rotem Feld personifiziert sind, darunter die 12 Apostel. Über 
den Heiligenfiguren der Südwand läuft ein gemalter Tierfries mit 
naturalistischer Wiedergabe von Raben, die aus Bechern trinken, 




Abb. 80. Malereien bei der Katyrdachydamy in Gereme. 

von Hasen, Habichten und Hähnen.*) An der innem Eingangs- 
wand stehen drei Mönche mit spitzen Kapuzen in Orantenstellung, 
Simso und Arsenius waren noch zu lesen. 

Etwa in der Mitte des Wegs, der steil die Höhe herabkommt, 
schaut man in eine halbzerstörte Kapelle hinein, von deren Fresken- 
schmuck Texier in seiner „Byzantinischen Architektur" eine Szene 
mit größter Wahrscheinlichkeit in seiner lässigen Weise veröffent- 
licht hat. Es ist die Anbetung der drei Magier, die ein edelstein- 
besetztes Kästchen dem Kind auf dem Schoß Mariens darreichen, 
welche auf kostbarem Sessel sitzt, während Joseph hinter ihr auf- 
recht steht.2) Hinter den Magiern schwebt ein leitender Engel. 

*) Die Heiligen sind die bereits bekannten Namen. 
*) Abb. im nächsten Heft. 



Sonstige Höhlenbauten zu Gereme bei Urgüb 233. 

Man sehe, was Texier in seiner kolorierten Zeichnung aus der Szene 
gemacht hat.^) Er sagt: „Peut-etre Saint- Jerome , qui offre au 
Sauveur une copie des Evangiles. Les anges assistent k la scene 
et paraissent prier pour que Toffrande soit bien regue." 

Auch ein Xenodochium hat in dieser Mönchskolonie bestanden. 
Wenige Minuten unterhalb der ragenden „drei Nadeln" eröfEnet sich 
rechter Hand ein Felsenhof, der von drei Seiten mit hohen Wänden 
umgeben ist. Im Innern sind Räume für viele Wohnungen, für Stallungen 
mit Krippen und Vorratskammern ausgehöhlt. Die Türken nennen 
die Anlage heute noch Katyrdschydamy oder Herberge. 

Eine kleine Grabkapelle in unmittelbarer Nähe dieses Unter- 
kunftshauses bringt eine eigenartige Darstellung, die sonst im Tal 
und in der Umgebung nicht gebräuchlich ist (Abb. 80). In Lebens- 
größe erblicken wir die hohe Gestalt des segnenden Christus mit Buch 
neben Maria, die ein Kreuz hält. Zur Seite steht im Bischofsomat 
der heilige Basilius und Daniel als Orans unter den Löwen in reicher 
orientalischer Gewandung.-) Zwischen ihnen sieht man eine kleine 
weibliche Gestalt ohne Heiligenschein und den Rest der Inschrift: 
CKYMMeHHAÖA/////// Exoifirj&f] i) äovk[v toi ^aoü n 8ava\ 

Außerdem die Anrufungen : 

ReBOieiTON 

AÖAONC8 K{vQi)^ ßofj&BL TOP doikov aov 

BACIAION Baailuov rov Jaßi{d).. 

TÖAABI^ 

KCBO 

IGHTON 1.7' w '<. A-.' 

A5AON A(f(>ije por^a-H rov oovaov 

COYGO ^^"^ ^''^^''' 

MAN 

Unter Prokop zu Pferde die Worte: 

IVHTÖ(|)IAOeC8 Mixitti^k) rov ^iXo&[i)ov, 

Im bescheidenen Vorraum sind 6 große und 4 kleine Gräber 
teils in Kniehöhe, teilweise unter Arkosolien in den Wänden ein- 
geschnitten. Einfache Steinplatten lagen auf den aus dem gewachsenen 
Tuff herausgearbeiteten und an den Rändern gefalzten Sarkophagen. 

*) Texier-Pullan, Architecture Byzantine p. 42. 236. Planche V. — Neuestens 
wieder abgebildet bei Oberhümmeb-Zimjierer, Durch Syrien u. Kleinasien. 1899 p.248. 

*) Die gleiche Darstellung Daniels im Menologium Basilius II der Vatic. 
Bibl. ScHLuaiBERGEn, L'Kpop^e Byz. II, 557. 



234 Die Hemsbey küsse zu G creme bei Urgüb 

Draußen unter den am Boden sich hinschlingenden Reben findet man 
noch die Gebeine der Mönche veratreut. Fanatismus und schnöde 
Habsucht, verbunden mit einem düstem Aberglauben, haben die 
Ruhestätten der zahllosen Toten hier entweiht. Auch heute noch 
könnte Gregor von Nazianz seine Epigramme, die er damals zu 
Hunderten gegen seine grabschänderischen Landsleute schleuderte, 
gegen das jetzige Geschlecht kehren etwa in den Worten: 
„Tvfjißoi xal axonial xal ovgsa xal naqoöiTai, 
xkavaaxe jvfißov kfiov^ xkavaan rvfißokitijv. 
^Hx^ 3' ix cxonehwv nvfidttjs onog avTiaxBirta 
twvSb nsQixTiovatv. KXaiaatt xvfißokitfjv,*^^) 

Die letzte beachtenswerte Höhlenkirche von Gereme ist nach 
Tschawusch In hinab in einem engen Seitentälchen versteckt und 
diente bei unserm Besuch als Traubenspeicher. Die kleine, dreischiffige 
Säulenbasilika war außer der Doghaliklisse die zyklenreichste Kirche 
in der Gegend. Eine längere Inschrift zieht sich am vorkragenden 
Kuppelgesims der sog. Hemsbeyklisse hin, die allerdings erst 
nach längern, vorsichtigen Waschungen vollständig unter dem Tauben- 
mist hervorkam: 

+ eNPHKATeAeONOeceKTONANO 

TOXÖNnPOCAABONANVywCeKTONKATO 

e(|)PEANOiBAenoNTece2ecTiKOTec 

XOPOCMAeiTONCYNTeKöCinAPeeNON 

nocHBAoncAcxepciN AYTöce ? ees 

IPeiCAn AYTYCÖP ? N8CAN ATPeXON 

KPiTiceAeNsinANTONAeponoNrcNoc 

AYOlCnAPeCTIKICANArreAONKYKAO 

ANAAOIKTIKOCOIMAGHTAITGJAAKTYAHON 

+ 'Ep y^ xarel&dv 6 ^sog kx jaiv ävu) 

t6{v) xovv ngoaXaßüJV avvxfxaa ix rwp xcctw, 
tifgi^av Ol ßkenovteg i^BöTr^xoT^g^ 
XOQog iia&fjxwv avv Taxovfffi nagd-evwv^ 
ntSg TivXoyTqoag x^Qoiv avvovg i[x^ d'€ov 
figO-t^g an avxoig Qvg\ä\vQVg avaxgix^v, 
KgiTt]g ikdy^ei nüv tiZp a{p)d'gwna)P yivog. 
Jvolg naQiaviqxriöap äyyikoiv xvxkq) 
ävaSeiXTixwg ol fia&rixai x6 Saxxvkiov. 

') Epigr.LXXVII bei Migne XXXVIII, 121. — Über das rhythmische Prin- 
zip, Krumbacher, Byzaut. Literaturgeschichte ^ p. 694 f. u. 700. 



Die Hemslieyklisse zu Gereme bei Urgüb 235 

Die Kuppel verherrlicht also den zum Himmel aufgefahrenen 
Christus; im Rund des Tambours standen die 12 Apostel.*) Im 
einzelnen verteilen sich auf die Wandflächen, Lunetten, Kuppeln und 
Tonnengewölbe die folgenden Szenen der heiligen Geschichte, mehr 
oder weniger verblaßt oder zerstört-): 

Die Verkündigung; der Traum Josephs; der Trank des Fluch- 
wassers unter einer rundbogigen Tempelarchitektur; die Begegnung; 
die Geburt Christi mit der Waschung und der Anbetung von Hirten 
und Magiern; die Darbringung im Tempel, dessen Kuppel auf Säulen 
ruht; die Flucht nach Ägypten; der Auftrag des Engels an Johannes 
zu taufen mit der bekannten Beischrift : ^Itaawrjg ä^eX&a ix rijg ipij- 
fAov, Cv^u Big To ßdntiöfia^ ; die Proskynesis des Täufers vor Christus; 
die Taufe des Herrn; die Heilung des Blindgebomen: Christus, von 
Thomas begleitet, rührt an die Augen des Blinden, der nachher vor 
einem Gebäude — es ist der Teich Siloah nach Joh. 9, 6 f. — sich die- 
selben wäscht; Zacharias auf dem Baum; Auf erweckung des Lazarus, 
der aus einem Grabhaus hervortritt ; der Einzug in Jerusalem ; das 
Abendmahl mit einem großen Fisch auf dem halbkreisförmigen Tisch; 
die Fußwaschung der Jünger und des Petrus, der auf sein Haupt dabei 
deutet, O NlflTIP (6vinTr,Q); Christus vor Hannas und Kaiphas; 
der Judaskuß; die Gefangenftthrung; die Verleugnung des Petrus, 
der an einem Mangal sitzt, vor dem die Magd, flGAlCKI, steht. 
Nach rechts geht er weinend und das Gesicht mit einem Tuch 
verhüllend ab; Christus vor Pilatus, der die Hände wäscht, hinter 
ihm seine Frau; die Kreuztragung des Simon von Kyrene, dem 
Christus von Soldaten geführt, nachfolgt; die große Kreuzigung: 
Die Schacher sind mit Seilen aufgehängt, Sonne und Mond auf 
roter und fahler Scheibe personifiziert; die kleine Kreuzigung mit 
Maria und Johannes allein, eine kleine Figur am Fuß des Kreuzes, 
die Nägel ausziehend (?); Christus in der Unterwelt; die Grab- 
legung; die Auferstehung; das Pfingstwunder über der Eingangs- 
wand: Die zwölf Apostel auf kostbaren Thronsesseln mit Bücheni, 
im roten Kreis ein prächtiger Altar mit Kreuz und einer Taube 
darüber. Von dem Kreis gehen zwölf Strahlen auf die Apostel aus. 
Unterhalb der Apostelschar viele Personen, das Sprachenwunder an- 
deutend, € PAOCe (al yXwaaai), eine Architektur im Hintergrund 
stellt den Tempel Jerusalems vor; der Tod der Maria im Kreis der 
Apostel, während Engel herabschweben. Eine Menge von Heiligen 



*) Über die Kuppelmalereien und deren Umschriften vgl. Bbockhaus 1. c. 
besonders p. 103. 

*) Zwei Szenen abgebildet im nächsten Heft. 



236 Die Heinsbeyklisse zu Gereme bei Urgüb 

füllt jeden noch verfügbaren Fleck an Archivolten, Gurtbogen und 
Zwickeln aus.^) 

Durch eine Reihe von Szenen ist der gewohnte Bilderkreis 
in der Hemsbeyklisse überschritten, der Stil und die Anordnung 
geht jedoch mit den Malereien der übrigen Kirchen, die Doghali- 
klisse abgesehen, Hand in Hand. Wir können deshalb mit Sicher- 
heit sagen, daß die bedeutenderen Freskenkirchen im Gereme, die 
Analipsis, die Tscharikli, die Elmaly, die Theotokos, die Kapelle 
mit der Verfolgung des Johannes und die Hemsbeyklisse dem X. 
und XI., die älteren Fresken der Doghaliklisse dem Beginn des 
IX. Jahrhunderts angehören. Außer den drei ersten weist jede 
der übrigen eine andere Hand auf, von den Malereien des Soandere 
unterscheidet sie die Reichhaltigkeit und die schönere Ausführung 
im einzelnen. 

Nahe bei dieser Kirche ist in einer kleinen Kapelle, die zur 
Aufbewahrung von Obst und Trauben dient, der Heilige Zosimas 
dargestellt, welcher der Maria Aegyptiaca das Abendmahl reicht. 
Ein Baum mit roten Früchten deutet die Wüste an. Die Bestattung 
der Heiligen durch den Löwen und den Mönch fehlt allerdings.*^) 
In dieser Felsenecke sind mehrere fassadengeschmückte Räume^ 
deren Wände durch ^j^ Säulen und Pilaster belebt sind, auf denen 
eine flache Decke mit Zahnschnittgesims liegt. Das sind wohl die 
vermeintlichen antiken Anlagen in Gereme, von denen Belck in 
seiner Beschreibung dieser Höhlengegenden spricht. 5) W^er genauer 
zusieht, bemerkt, daß die Decke in ihrer ganzen Länge von großen 
Balkenkreuzen durchzogen ist, denen wir noch weiter in bestimmt 
als christlich nachzuweisenden Anlagen zu Atschyk Serai be- 
gegnen werden. 

Am Talende nach Tschawusch In hinab ragt ein mächtiger 
Kegelberg isoliert empor, der von vielen verlassenen Wohnungen und 
Kapellen durchbrochen ist. Levidis w^ill gehört haben, daß die Um- 



*) Die erhaltenen Heiligen der Hemsbeyklisse mögen nur eine weitere Vor- 
stellung des Fresken r ei eh tums in dieser Höhlenanlage geben. Wir lasen noch 
die Beischrift: Capiton, Polykarp, Ktemon, Niketas, Theophilus, Tarachus, Kalli- 
machus, Theodote, Cyprian, Nikephorus, Athanasius, Blasius, Gregor, Orest, 
Ignatius, Proklus, Hypatius, Spyridon, Aniketus, Photius, Meletius, Alexandras, 
Tryphon, Mamas, Justus, Elpidius, . Kyriakus, Theodotus, Piaton, Sergius und 
Bacchus, Epimachus, Phokas, Sisinnius, Alypius, £phrem, Akakius, Leontius, 
Georg und Eustratius. 

2) Über Zosimas und die Maria Aegyptiaca vgl. Stadler, Heiligenlexikon 
IV, 170 f. 

*) Belck, in den Verhandl. der Berliner Anthropolog. Gesellsch. 1901 p. 513. 



238 Tschawusch In 

wohner den TufEfelsen Kislar Kalesi d. h. Mädchenschloß benennen 
und schließt aus seiner abgesonderten Lage, daß hier einst ein 
Nonnenkloster gewesen seL Indessen hörte ich die uns begleitenden 
Türken die Anlage deutlich als KisleKalesi d. h. Eircfa^nschloß 
bezeichnen. Das nahe Zusammenwohnen von Mönchen und Nonnen 
wurde bekanntlich auch durch viele kaiserliche Erlasse untersagt.*) 
Mehrere der untern Wirtschaftsräume, Wohnungen und Keltereien 
gehören wahrscheinlich einer spätem Epoche an. Darüber liegen 
dann mehrere Kapellen ^ die neuerdings in Taubenschläge umge- 
wandelt sind und deshalb unzugänglich waren.-) 

Durch das breite, trockene Sandbett des Baches von Gereme 
ritten wir nach Tschawusch In hinunter. Dort, wo hohe, fast senk- 
rechte Felsenmauem emporstarren, zieht sich das alte Troglodytendorf 
pittoresk seitlich die Schlucht hinauf. Die frühem Höhlenwohnungen 
sind jetzt zu einem großen Teil verlassen, ihre Vorderwände meist ab- 
gewaschen oder abgestürzt, und das grelle Sonnenlicht entwirft bunte 
Schattenbilder auf der glühenden Hinterwand des heutigen Dorfes. 
Auf halber Berghöhe sehen wir die klassische Vorhalle einer Höhlen- 
kirche mit Säulen und Zahnschnittgesims, größtenteils zusammen- 
gebrochen. Rundbogige Arkaden auf hohen Säulen mit ionisieren- 
den Kapitalen trennen das Innere in drei jetzt verbaute Schiffe, in 
denen Obst, Gemüse und Trauben in wirrem Durcheinander aufbewahrt 
werden. Der östlich orientierte Chor ist wieder im Schema des 
Hufeisenbogens angelegt, daselbst bildet eine tiefe Aushöhlung 
den Eingang zu einer Krypta oder einem großen Grab. Die Fresken 
sind völlig verblichen. Die Ainaly genannte Kirchenanlage mit 
ihren drei schön profilierten Türen samt gradem Sturz, die den 
Zugang zu dem weiträumigen dreischiffigen Innem vermitteln, gehört 
der frühchristlichen Epoche an und ist zweifellos der älteste kirch- 
liche Bau, den wir in den Höhlenlandschaften antrafen. Eine Stunde 
nördlich führt die alte Straße den Halys aufwärts, in nächster Nähe 
liegt Avanos, in dem ich das antike Venasa sehe, wo Tausende 
von Hierodulen des Zeus von dem Ertrag der breiten, fruchtbaren 
Ebene lebten, die sich vom Steilfelsen von Tschawusch In und Selve 
bis an das Städtchen am Halys ausdehnt. 

Vor unserer Abreise von ürgüb besuchten wir die Kirchen 
von Sinasos, dem alten Asuna, die des Johannes Prodromos, des 
Stauros, des Nikolaus und des Johannes Theologos, wo Levidis einst 

^) \V. Nissen, Die Regelung des Klosterweseus im Khomäerreich. Progr. 
des Johanneums in Humburg. 1897. passim. 
-) Levidis 1. c- p. 150. 



Sinasos und l-mgebuiig 



239 



noch die Datierung vom Jahre 848 las. Sie sind alle von den Be- 
wohnern des reichen Griechenstädtchens gründlich restauriert. Die 
alte Inschrifttafel der Prodromoskirche mußte einer neuen Kopie 




Abb. 82. Der Sarychan bei Avmnos am Hmiyi. 



weichen. Auf der alten standen die Worte: ^Bag&oXofiaiog hni- 
oxonog Tafiiffov kyxaiviaaf. rov naqovxa vaoV."^) Der kaum eine 
Stunde entfernte Ort Damsa mit dem gleichnamigen Bach, der da- 



*) Levidis 1. c. p. 122. 



240 



Der San'chan bei Avanos 



selbst entspringt und an ürgüb vorüber dem Halys zueilt, hat den 
Namen des spätmittelalterlichen Bischofsitzes bewahrt. Auch die 
Kirche des Theodor am. Usengitschai fanden wir neben anderen in 




Abb. 83. Portal des Sarychans mit iunercm Tor im Hinterirnind. 



einen Stall verwandelt. Fast auf der Talsohle dieses breiten 
Baches sprudelte eine Bitterquelle auf, deren Wasser bis nach 
Konstantinopel versandt wird. 



Der Sarychan bei Ayaoos 241 

Am 2. November verließen wir das gastliche Haus des Hiero- 
monachos in Urgfib und ritten im Bett des Damsatschai zum Halys 
hinunter. Eine halbe Stunde vom Flusse entfernt, am alten Völker- 
weg, stießen wir auf den teilweise schon in Kuinen liegenden 
Sarychan, einen stattlichen Bau aus der Seldjukenzeit, der seinen 
Namen von der leuchtend gelben Färbung seiner Quadermauem 
erhalten hat Durch ein demoliertes, reich geschmücktes Portal ge- 
langen wir in den großen, mit Quaderplatten bedeckten Hof, den 
links Arkadenhallen, rechts eine Flucht von Wohn- und Vorrats- 
kammern flankieren. Das Tor im Hintergrund leitet zu d^ 
Stallungen, einer hohen fünfschiffigen Halle mit Tonnen- und Kuppel- 
gewölben von eigenartiger Technik, alles auf starken Pfeilern und 
Spitzbogen.*) Eine gefährliche Kletterpartie an den abgebrochenen 
Stufen hinauf, die einst zum Obergeschoß des Hauptportals führten, 
belohnte mich mit dem überraschenden Blick in eine seldjukische 
Gebetskapelle, deren reizendes Innere wegen der Unzugänglichkeit vor 
Zerstörung bewahrt blieb. Ein Bach mit gutem Trinkwasser, der 
bei der Anlage des Chans künstlich hierher geleitet wurde, rinnt vor 
demselben vorüber. Bei eingehenderem Studium der so sehr vernach- 
lässigten Seldjukenchane wird der Beweis erbracht werden, in wie 
nahem Zusammenhange dieselben mit den kirchlichen Klosteranlagen 
des Mittelaltei-s stehen. Am Mauergefüge wie an der Wölbung 
muß man auch hier wieder Technik und statische Kenntnis der 
damaligen Baumeister bewundem. 

An diesem Tage überechritten wir auf einer langen Holzbrücke 
über Steinpfeilern den schmutzig gelben Halys und kehrten in 
A van OS ein, das einsam am bäum- und strauchlosen Ufer eine 
sonnenverbrannte Anhöhe hinauf liegt. Das breite Marschfeld, 
welches sich hier auf der Südseite des Halys ausbreitet, wird das 
Tempelgut der dreitausend Priester des Zeus von Venasa gewesen 
sein, das jedem jährliche Einkunft« von 15 Talenten lieferte, und 
welches ich hierher in die alte Morimene verlege.-) Trotz vieler 
Umfragen konnten wir keine Kuinen eines schönen Martyriums und 
eines Klosters finden, von denen Levidis in seiner Kirchenbeschreibung 
Kappadokiens spricht^) 

*) Siehe Abb. oben p. 22. 

*) Stbabo, Geographie 537. „'Ev dh rj MoptftTjt^J ro Ibq6v toD iv Mrivdaoig 
^ibsy IsQodovXav xatoixiav ix^v rgiaxilUov aiBd6v xi itaX %mQav l^Qav B^xuqnovy 
-stagiiovoav ngdaodov ivucvaiov rciXdvtoiv nevTS%al6B%a %& UqbV*' 

') Levidis 1. c. p. 98 f. und die Briefe des Basiliiu wegen des Diakonen Gly 
cerius in Venasa. Ramsay, Geography p. 292 f. u. Bulletin de corr. hell. 1883 p. 322« 

Bott, KleinMUUsohe Denkmäler. 16 



242 Die Felsbkuten von Atschyk Serai 

Wir waren froh, als wir den abscheulichen Chan hinter uns 
hatten, wo in dem einzig bewohnbaren Gelaß ein quacksalbernder 
Kurschmierer seine übel duftende Werkstatt aufgeschlagen hatte. 

Flache Hügel und trockene Rinnsale querten unsern Weg, der 
eine halbe Stunde südlich vom Halys den Strom abwärts führte. Am 
Mittag hielten wir im Höhlengebiet um Atschyk Serai. Im obern 
Tal begegneten wir zunächst tonnengewölbten Gräbern mit niedrigen 
Türen und Totenbänken im Innern, weiter nördlich mehreren zwei- 
und dreischiffigen Höhlenkirchen im Stil des Hufeisenbogens. Von 
den fast völlig zugrunde gegangenen Fresken waren nur die Meta- 
morphosis, die Analipsis, Konstantin und Helena mit dem Kreuz 
zwischen beiden zu erkennen. Charakteristisch sind weiter tal- 
abwärts die großen Felsenhöfe ausgebildet, Anlagen, die von drei 
Seiten durch steile Wände geschlossen sind und deren Rückseite 
immer eine große Schaufassade im Hufeisenbogenstil mit tiefen 
Gemächern dahinter einnimmt. Der christliche Ursprung und die 
mönchische Bestimmung dieser Bauten treten hier am deutlichsten 
zutage. Ich hebe die wichtigsten dieser Klosterhöfe hervor. 

Eine dieser Fassaden (I) an der Rückseite einer felsumschlossenen 
Hof anläge ist durch Fenster im Oberstock loggienartig durchbrochen, 
die Zwischenfelder sind durch Pilaster und Blendarkaden im Huf- 
eisenbogen belebt. Ein großer Raum dahinter mit Tonnengewölbe 
auf Gurtbögen läßt an den Kapitelsaal dieser Mönchskolonie denken. 
Die Nordseite flankiert eine dreischiffige kleine Säulenbasilika mit 
Vorhalle, die nach Osten in drei Apsiden ausladet. Kuppeln und 
Kreuzgewölbe decken in fingierter Weise das Innere, dessen Wände 
durch Arkadennischen gegliedert sind. Konstruktiv und im Grund- 
riß ist hier und in allen übrigen Felsbauten der Umgebung der Huf- 
eisenbogen angewandt. Gegenüber in der Südwand ruhte eine große 
Hausanlage einst auf zwölf Säulen, die eine flache Decke stützten. 
Große Räume für Küche, Keller und Vorratskammern umgaben diesen 
Hauptsaal seitlich und nach der Tiefe zu. Mit dem bekannten rot^n 
Zickzackmuster sind die vielen Bogenfelder daselbst geschmückt. 

Wie die Fassade dieses Hofes, so ist auch eine andere (II) weiter 
nördlich vom Regen sehr verwaschen. Die untere Wand mit Ein- 
gängen und Blendtüren ist durch Wetter und Menschenhand größten- 
teils zerstört. An der Oberwand laufen zwei Reihen von Blend- 
nischen entlang, die doppelt abgestuft, vom Hufeisenbogen geschlossen 
und einst bemalt waren. Die oberste Arkadenflucht ist durch 
Pilaster in neun Felder geteilt. Viele Räume legen sich seitlich an 
und hinter diese Fassadenwand (Abb. 84). 



Die Felsbauten von Atsehvk Serai 



.243 




Abb. 84. Faisade 11 zu Atschyk Serai. 



An die hochgiebligen Totenkammern Myras in Lykien mußte ich 
bei der hintern Schauwand eines anderen Felsentores (III) denken 
(Abb. 85). Die Fassade ist vertikal und horizontal dreigeteilt durch 
einen Vorbau, der auf Wandpfeilern mit trennenden Brüstungs- 
gesimsen aus der Flucht der Wand heraustritt. Am Bogenansatz der 
unteren drei Eingänge geht ein Gesimsband mit aufgemaltem Zahn- 
schnitt durch, die Pfeiler des Vorraums verkröpfend. Während die 
Seiteneingänge im Hufeisenbogen enden, schließt die Mitteltür mit 
einem von zwei kleinen Öffnungen durchbrochenen Tympanon, das ein 
Blendbogen unter einer von Rundstäben gebildeten Giebelverdachung 
einfaßt. An der Stirnseite des Brüstungsgesimses darüber ist in 
ganzer Breite ein Kreuzstab ausgehauen, ein griechisches Kreuzrelief 
ist auch auf dem rechten Wandpfeiler noch sichtbar. Alle durch 
Pfeiler und Gesims abgeteilten Felder sind nun mit profilierten 
Blendarkaden geschmückt, deren Hufeisenbogen und Vertiefungen 
mit Kreuzen, Zickzack, Rosetten und Flechtbändem genau wie die 
geschilderte Fassade im Tal Gereme polychrom ausgemalt waren. 
Drei große Räume entsprechen auch der vertikalen Einteilung der 
Schauseite. Die Wände des mittleren rechteckigen Saales sind durch 

16* 



244 




Abb. 85. Fassade III zu Atschyk Serai. 



Pilaster und Gesims in untere und obere Felder, die oberen nochmals 
durch Blendarkaden im Hufeisenbogen geteilt und belebt. Ein riesiges 
Kreuz mit sich erweiternden Armen und großen Balkennägeln gleich 
Buckeln ist an der ganzen Länge der Flachdecke ausgehauen (Abb. 86). 
Auf der Innenwand über der Eingangstür stehen einander zugekehrt 
die beliebten Buckelochsen Kappadokiens, deren Köpfe durch die 
beiden später eingebrochenen Schlitzfenster über der Tür und damit 
verbundene innere Zurückarbeitung der dicken Wand abgemeißelt 
wurden. Die linke Hofseite nahm eine jetzt größtenteils zusammen- 
gebrochene Kapelle ein. An diesem Platz möchte man das Kapitel- 
haus und den Sitz des Klostervorstandes oder Hegumen suchen. 

Westlich existiert in den benachbarten Berghängen ein Felsen- 
hof mit einer Fassade von gleichem Aufbau, die durch das 
Wetter sehr verwittert ist. Große Wohn-, Wirtschafts- und Kirchen- 



Arebsun 



245 



räume liegen in ansehnlicher Tiefenausdehnung dahinter oder in 
den flankierenden Felsenmauem. Wände und Decke sind wieder 
mit Pilasterordnungen, Blendarkaden und Kreuzen mit Buckelnägeln 
reich verziert; teilweise deuten nur die im Kreuz ausgemeißelten 
Buckelknöpfe die Balkenkreuze an. Spitze Giebelaufsätze sitzen 
über den Verbindungstüren.*) Viele Kirchen- und Fassadenbauten 
jener Täler sind zerstört oder von den hier hausenden Hirten durch 
die Umwandlung in Magazine und Ställe sehr entstellt worden. Die 
Formen und der Stil der Kirchen daselbst besagt aufs deutlichste, 
daß die Gesamtanlagen, bes. die Hufeisenbogen-Fassaden zwischen 
dem VII. und X. Jahrhundert angelegt wurden, in jener Zeit als 




i!i;(iiii(^iii'. ^ä^ 



Abb. 86. Innennom hinter der Fusade m zu Attohyk Serai. 



das kappadokische Mönchtum mit seinen unzähligen Kohorten die 
Schluchten und Einsamkeiten der Felsentäler bevölkerte und sich 
diese Atschyk Serai d. h. „offene Schlösser" schuf. 

Der Abend brachte uns nach Arebsun am Halys, das immer 
noch keine steinerne Brücke mit dem jenseitigen Ufer verbindet. 
Die Tufffelsen, die sich am Nord- und Südufer des Flusses hier 
allenthalben erheben, sind von unzähligen Wohnungen, Grabbauten 
und Kapellen durchlöchert, doch diese infolge roher Zerstörung 
meist in jämmerlichem Zustande. Eine Viertelstunde östlich von 
Arebsun bilden die schroffen Hänge einen amphitheatralischen Fels- 
kessel, Karschiklisse genannt. Eine aus Unter- und Ober- 
kirche (= Karschiklisse) bestehende Anlage im Berginnern ist den 
Taxiarchen geweiht. Durch die durchbrochene Kuppel der unteren 



*) Abb. dieser Fassade (IV) im nächsten Heft. 



246 Die Karschiklisse oder Taxiarchenkirche 

Basilika saheii wir in den oberen Raum, der gleich jenem mit seinem 
Chor im Hufeisenbogen nordöstlich gerichtet ist. In die Blend- 
nischen der Unter wände sind Heilige gemalt, an den Oberwänden 
und der Tonnenwölbung waren die Gemäldezyklen durch den Kerzen- 
rauch dermaßen verschwärzt, daß nur noch wenig kenntlich ist. 

An der Westwand war in breitem Rahmen das jüngste Gericht 
dargestellt mit dem seelen wägenden Engel und einem anderen, der 
die Verdammten mit einer Lanze in die Hölle stößt. Ein Teufel 
zieht dieselben an ihren Barten hinab, ein anderer reitet auf einem 
phantastischen Tier über schlangenumwundene Köpfe hinweg. Eine 
benachbarte Szene ist wohl als der Bethlehemitische Kindermord 
zu deuten: Eine Mutter legt schützend die Hände über ihre beiden 
Kinder, daneben der Rest einer Beischrift 9PHNOC K6 B . . . .^) 

Mit einiger Mühe enträtselten wir auch die übrigen Szenen, 
soweit diese überhaupt mit Gewißheit zu bestimmen waren: Die 
Taufe Christi, das Abendmahl, der Judaskuß, die Kreuzigung, Christus 
im Hades, seine Auferstehung und Himmelfahrt, die Koimesis der 
Gottesmutter im Kreis -der Apostel und herabschwebender Engel, 
und die Männer im Feuerofen. Die großzügigen Szenen stehen quali- 
tativ hinter denjenigen im Tal Gereme schon weit zurück und ver- 
raten die fortgeschrittene Verfallszeit. Die größtenteils abgefallene 
Inschrift am Chorgesims unterhalb der kleinen Deesis erzählt, daß 
die Höhlenkirche unter Theodor Laskaris im Jahre 1212 mit diesen 
Fresken ausgemalt wurde. 

/MiK'- oNnuYTorenHhTicHAeoHToc 
'ö't OD opoTÄÄc KÄ PH ^orct^rfcjrf 6 
cS\reÜHhnPHnY0Hftre 

.... avTOv kni ßtt6i.kB[v^ovTog OeoSciQOV Adaxaqi irovg gtpx* . . . 
lvS{iXTtdJVüg) le fi{fi)vl *A7tQik{k)iov r}{fii)Q(f xe'. 

Die Anlage der Kirche mit ihrem Hufeisenbogen-Portal geht 
jedoch in weit frühere Zeiten zurück, da auch ältere Fresken unter 
den Jüngern liegen.-) 



*) Vgl. auch Levidis 1. c. p. 100 f. — Matthäus 2, 18. Die Variante „^Qfjvos 
Ttal ßgvyiLog^^ daselbst (Tischend.). 

*) Unrichtig sind die Angaben über diese Michaelskirche bei Obebhummeb 
und Zimäierer, Durch Syrien u. Kleinasien p. 145. Kaie Anghy ist ein Zigeuner- 
-dorf jenseits des Halys. 



Newschehr 



247. 



um in Newschehr die Post abzuholen und die Kirche vom 
Djardagh zu besuchen, wandte ich mich bald hinter Arebsun süd- 
östlich, während mein Begleiter über Tatlar nach Suwasa weiterritt,, 
wo wir uns wieder treffen wollten. Kaum eine Stunde vor New- 




Abb. 87. Kapital einer Kirche mm Djardagh. (a) 

schehr erhebt sich plötzlich ein steiler Bergfels in die Luft, Kebes 
genannt, der wie das unfern gelegene Tschat von Höhlenwohnungen 
völlig durchbrochen ist. Die aufblühende Stadt Newschehr, eine 
türkische Gründung des XVIIL Jahrhunderts, zieht sich an einer 




Abb. 88. KapitAI einer Kirche mm Djardagh. (b) 

festungsartigen Akropolis hinauf und ist der Mittelpunkt eines leb- 
haften Trar.sithandels vom Schwarzen Meer nach Mersina. 

Um Mittag ritt ich mit meinem treuen Diener aus dem geräu- 
migen Chan mit seinen zierlichen Loggien den Hadji Ibrahimtschai 
hinauf an Görü vorüber, das von abgestürzten mächtigen Blöcken 
übersät und täglich von neuen Stürzen bedroht wird. Am Fuß des 



248 Kirche am Djardagh 

Djardagh, deralle Höhen ringsum weit übertrifft, liegt ein römischer 
Opferstein mit verlöschter Inschrift, der von der Höhe herabgerollt 
sein soll. Zwischen Göwerdjinlik und Djardaghkoi, zwei armseligen 
Höhlendörfchen, steht noch der Chor einer Kirche mit Besten der 
Umfassungsmauern einsam in verlassener Gegend. Zu den richtigen 
Bemerkungen samt guter Planaufnahme Smibnow's fuge ich noch 
einige hinzu.^) In der Leibung des rechten Chorfensters waren drei 
schöne Brustbilder mit klassischen Zügen und Gewandung gemalt,, 
in der Eoncha 13 Gestalten im Mosaikenstil, sicherlich Christus mit 
seinen Aposteln. Der Freskengrund zeigt mehrere feine Stuck- 
schichten über einem dicken Bewurf. Technik und Ausführung 
rücken diese Malereien, die heute nur noch Farbreste von Himmel- 
blau, Rot und Grüngelb sind, in die frühchristliche Zeit hinauf. 
Die Halbkuppel des Chors, teilweise eingestürzt, ist aus leichtem 
Vulkangestein hergestellt, die übrigen Mauern aus dunkelm Trachyt 
mit haarscharfer Fügung der regelmäßig versetzten Quader. Die 
Werkstücke des Langhauses, namentlich des Dachgesimses, sind 
wieder bei der Moschee benützt worden, die in die Kirche eingebaut 
wurde. Unter den alten Stücken, mit denen man den oktogonalen 
Tambour der ersteren aufbaute, befinden sich Säulenreste, die ver- 
muten lassen, daß die einstige Kirche eine dreischiffige Säulen- 
basilika war mit Wandpilastem. An der Chorwand außen las ich 
noch die Buchstaben und Zeichen: 

A€0//.'7 ^^"^"° Af -P4l| 

Der Schnitt der Konsolenkapitäle, auf denen die Fensterbogen 
des Chors aufliegen, ist derselbe, wie bei den Pfeilerkapitälen im 
Innern der zum Taubenschlag heute degradierten Apsis. Die Ab- 
bildungen hier bringen die schon nach Smiknow's Zeichnungen 
bekannten Chorreliefs in photographischen Aufnahmen, die unter 
schwierigen Umständen hergestellt wurden (Abb. 87. 88). 

Am 5. November ritt ich zwischen dem Bogha- und Tschatal- 
dagh an einer alten Siedlung, Refad genannt, vorüber und tränkte 
bald dahinter an einer starken Quelle, die nach einigen Hundert 
Schritten schon eine Mühle treibt, mein Pferd. Es ist der Ur- 
sprung des Tatlarsu, der bis jetzt nach unrichtigen Vermutungen 
Tchihatschef's bei Siwri Hissar gesucht wurde. Nach kurzem Ritt 
erreichte ich den toten, fast kreisrunden Atjigöl, der hart am 



*) Strzyoowski, Kleinasien p. 69 f. 



YoD Xewschehr nach Suwa^a 249 

Wege liegt und in dessen blauem Wasser sich ein mäßiger Berg 
spiegelt. Der See fällt und steigt je nach der Jahreszeit, obwohl 
kein Ab- und Zufluß zu sehen ist. Durch das äußerst elende Tob a da 
fließt ein Bach, Karatschai genannt, der nach einer Stunde bei Imamli 
sich mit dem erwähnten Tatlar vereinigt. Nordwestlich mich jetzt 
wendend, sah ich jenseits der Hügel hinter Juala in einem Talwinkel 
eine christliche Kapelle am frischen Quell, in ein Tekke Asambaba 
verbaut. Über baumlose Hochflächen, wo der fruchtbare Boden ein 
fröhliches Volk ernähren könnte, erreichte ich nach neunstündigem 
Ritt das kleine Höhlendorf Suwasa, wo ich mit meinem Begleiter 
wieder zusammentraf. Derselbe hatte die Höhlenanlagen von Tatlar, 
namentlich auch die Karadjaklisse besucht, jene unterirdische Höhle, 
in der Hamilton das geheimnisvolle, sagenumwobene Buch, ein 
Menologium, gezeigt wurde, das seither verschwunden ist.') Heute 
ist der Raum mit seinen Grabnischen und Vorhalle ganz geschwärzt, 
nur eine Verkündigung war zu erkennen. Grabkammern und Kapellen 
wurden auch zu Ipeklik Tschiflik und Belik Ören angetroffen. 

In vierzig schmutzigen Erdlöchem sitzen die Turkmanen von 
Suwasa; in einer solchen unterirdischen Spelunke wurden wir gast- 
lich aufgenommen. Die ganz unerforschte Gegend gilt mit Recht 
noch heute unsicher, denn Kizilbasch, Kurden, Turkmanen und 
Jurüken bevölkern mit ihren fliegenden Wohnplätzen diese welligen 
Tafelländer. Eine härtere Basaltkruste liegt vielfach über weicherem 
Vulkangestein, daher sich hier tiefe Schluchten mit senkrecht ab- 
fallenden Klippen allenthalben gebildet haben. 

Einige Minuten südwestlich vom ärmlichen Dorfe entfernt steht 
einsam auf einer Schutthalde ein fremder Gast, ein christliches Okto- 
gon, das schon teilweise zerstört, seinem allmählichen Untergang ent- 
gegengeht, aber von bester Bautradition und Technik in dieser Arm- 
seligkeit der Umgebung zeugt (Abb. 89. 90). Schlimm haben dem Bau 
die Erdbeben zugesetzt und die Menschenhände, welche die Bausteine 
des gestürzten Chors wegschleppten, so daß wir tief graben mußten, 
um zu den Fundamenten zu gelangen. Das Achteck, welches nach 
Osten in einem Chorbau von der Anlage des Hufeisens endigte, muß 
einen Umgang besessen haben. Da wir im Dorf große marmorne 
Säulenstücke und zugehörige Kapitale mit Zungenomament antrafen, 
die von der Kirchenruine stammen sollen, so können wir uns diesen 
rekonstruieren als Säulenportikus mit einem Dach darüber, dessen 
Sparren in die noch sichtbaren Balkenlöcher an den Obermauem 



^) Hamilton, Research es ir, 246. 



25Q 



Dhs Oktogon von Suwasa 



des Oktogons eingriffen. Hohe Schuttmassen decken freilich heute 
ringsum die Basen und Fundamente, auf denen diese Säulen standen. 
Jede Seite des Achtecks hat einen Durchgang, dessen hufeisen- 
bogige Archivolten auf Kapitalen ruhen, die mit senkrecht gestellten 
Zungenmustem, auch Efeu, Akanthusblättem und Vögeln geschmückt 
sind. Darüber sieht man immer je 6 Löcher für das Balkendach 




Abb. 89. Oktogon von Sawasa. 



des Umgangs. Oberhalb desselben öffnen sich in den Achsen der Zu- 
gänge die Fenster, deren Hufeisenbogen auf dem einfach profilierten 
Kapital lagert, während eine vorkragende halbrunde Verdachung mit 
konsolenartigen Balkenköpfen nach oben hin abschließt.') Im Innern 



*) Es sind immer zwölf solcher Konsolen, welche diesen obern Fenster- 
rahmen tragen. 



Das Oktogon von Suwasa' 



251 



läuft in Höhe der Fensterbank ein Gesims ringshenimy das aus 
Hohlkehle und Steg gebildet ist Ein Kranzgesims mit Kehle und 
weit ausladendem Konsolengebälk trägt das niedrige Dach, das 
mit großen rechteckigen Steinplatten und keilförmig dazwischen 
eingeschobenen Imbrices abgedeckt ist. Das Achteck wird zum 
Kreis der flachen Kuppel unmittelbar in der Weise übergeführt, 
daß ihr rundes Auflager, die Ecken überschneidend, etwas hinter 
die Mauerkanten der Mitte der Seiten zurücktritt (Abb. 91). Die 
Wölbung der Kuppel ist aus immer mehr sich verengernden Ringen 
glatter Quader hergestellt. Diese wie die Untermauern, die eben- 




Abb. 90. Grundriß des Oktogons Ton Snwaam. 



falls aus Werksteinen des harten Vulkangesteins in regelmäßiger 
Versetzung mit scharfen Stoß- und Lagerfugen geschichtet sind, 
sprechen deutlich genug für die vorzügliche Bauweise und das 
hohe Alter dieser Ruine. Die Werksteine, nach innen durch eine 
harte Gußschicht verbunden, haben annähernd immer die gleiche 
Höhe, nur dem Untergesims entspricht außen ringsum eine schmale 
<5uaderschicht. 

Dieser trefOiche Bau, dessen Errichtung ich unbedenklich ins 
V. Jahrhundert setze, ist nach einer verstümmelten Inschrift auf 
der südöstlichen Innenwand in der ersten Hälfte des Xin. Jahr- 
hundert bemalt worden. Das Bruchstück derselben, das mit den 
Fresken gleichzeitig aufgemalt wurde, lautet: 



252 



Malereien in den Oktogon von Suwasa 



'Ev ivBi. ^ . • . [jj kxxkfjaia (V) a]vaxB(pakaiiüfiivf3 nageXl^d-olvrog 
Auaxagi ßaaiXsvovtog Barar^fj {hTBXutiJ&fj?'].^) 

Leider sind von den Malereien nur noch Schattenreste vor- 
handen, und nach langem, geduldigem Betrachten konnten wir das 
Folgende fest bestimmen: Die Geburt Christi mit der Badung und 
der Anbetung von Hirten und Magiern; die Aufweckung des Lazarus; 
der Einzug in Jerusalem; das heilige Abendmahl; der Judaskuß; 
die Kreuzigung ohne die Schacher;*) die Grablegung und Christi 
Himmelfahrt. An Einzelfiguren sahen wir noch: Die Hodegitria 
mit Kind, H OAHriTPYA;«) Christophorus einmal mit Buch und 
Heiligenschein, ein andermal mit einer besiegten Person zu seinen 
Füßen; einen Reiterheiligen mit Schild, Chlamys und Lanze, unter 




Abb. 91. Detail yom Innern des Oktogons Ton Snwasm. 

ihm eine Schlange; zwei sich entgegensprengende Reiterfiguren,, 
unter ihnen Drache und Schlange, wohl Georg und Demetrius; Kon- 
stantin im Bischof somat; Gabriel und Johannes Theologus. Die 
Gestalten sind teilweise in Lebensgröße gemalt, mit schematischer 
Gewandbehandlung und ausdruckslosem Gesicht. Dagegen sind die 
Stoffe mit kostbaren Steinen und Perlen reich besetzt. 

Da, wo der Stuck abgefallen ist, kommen eine Reihe In- 
schriften zu Tage, die mit schönen Zügen in die Quader der Wand 
eingehauen sind: 



^) &vaxs(paXaioi}p = ävccxrlJ^eLv, also restauriereD, womit hier hauptsächUch 
die AusmaluDg gemeint ist, die unter Theodor Laskaris (1206 — 22) begonnen 
und unter Johannes Dukas Vatatzes (1222 — 54) vollendet wurde. 

*) Eine Szene^ in der ein Mann vor einer thronenden Figur steht, ist wohl 
als Nikodemus zu erklären, der Pilatus um Christi Leichnam bittet. 

^) Über die Hodegitria vgl. Bhockhaus 1. c. p. 107. 



Inschrifien am Oktogon von Suwasa 



263 



YHEPEY 

XHCAEKA 

NIAC 

AONTI 

NDYAN 

ArNOü 

CTDY 



+ 'Ynig eix^K Sexavlag 
jiovxlvov avttyvioatov. 



+ Yn€P€XH 
AEKANIACn 
AC?NOY + 

+ Yn€P€YXHC 

??AN?? 
?Y?? 



■\- 'Ynhg i{v]j[r,\ß\ dtxavias 
naa[t]vov +. 



+ 'Ynkg svxiie 



Ein Monogramm am Chorpfeiler: 



H 



Eine spätere christliche Inschrift fanden wir im Stall vor 
unserm eignen Schlaf räum: 

/;//€ ? ? ? THNTAneiNO/7///;' 
/ ////KOnONHoYKAIAcDecnAC////// 
[*EA]e[^;(ro(y)] rfjv xanHv6[xrixa fiov xai ror] 
xonov fÄOV xal ä(fig ncc6[aQ ras ccuagTiag],^) 

Daß das Christentum hier bereits eine alte Kultstätte vorfand, 
ist ersichtlich aus einer Götterfigur, die wir an der senkrechten 
Felswand hinter dem Dorf ausgehauen fanden. In einer rundbogigen 
Nische sitzt eine Gottheit, die den linken Arm erhoben hatte. 
Der Oberkörper ist unbekleidet und zeigt Reste von Brüsten, ein 
faltiges Gewand fällt über Schoß und Kniee hinab. Vier Stufen 



^) Ober koDsist.- Rat Dr. Ph. Meyer schrieb mir in freundlicher Weise, daß 
es sich hier anscheinend um eine liturgische Festsetzung handle. «Das zehnfache 
Gebet soll die Gegenleistung für eine Stiftung sein/ — Vgl. auch den Ausdruck 
tdnog oder TtccgaöTatixbv dsxavUcs in den christlichen Soldateninschriften bei 
Seleucia (Cilicien). Bulletin de corresp. hell. IV, 197 f. u. C. I. Gr. 9228 f. 

') Die Inschrift auf einer Kalksteinplatte. Höhe 0,60 m, Breite 0,80 m. Über 
.den byzantinischen Charakter von tociteivos cf. Cümont in den MSanges d'arch^o- 
logie 1895 p. 262. 



. 254 Götterfigur bei Suwasa 

führten zur Statue hinauf, der Raum davor ist geebnet und die 
Felswände rings geglättet (Abb. 92). 

Ich halte die Figur für den Zeus Stratios, dessen Kult in 
Kappadokien allenthalben verbreitet war. Schon König Eumenes, 
der dies Land und Paphlagonien beherrschte, wandte sich an diesen 
Zeus {nQog Jtog ^TQariov xai &e£v ogxiwv), als er den Truppen 
des Antigonus ausgeliefert wurde. Die asiatische Gottheit, mann- 
weiblich, bärtig und mit Brüsten dargestellt, trug in der einen Hand 
die Lanze, in der andern die Streitaxt.^) 

Zwanzig Minuten südwestlich von dem christlichen Rundbau ent- 
deckten wir unter den abgestürzten Felsen der steilen Wände die 
oben bereits besprochene hettitische Inschrift, die einer noch älteren 
Kultur am Orte angehört. 2) Jenseits des kleinen Felsplateaus, an 
dessen Südabfall das Götterbild aus dem Felsen gehauen ist, hat 
sich ein Anachoret ein kleines Säulenkirchlein in den Tuff gegraben 
und es mit Fresken ausgeschmückt, von denen der größere Teil 
untergegangen ist. 

Auch den alten Namen der christlichen Epoche glaube ich ge- 
funden zu haben. In der Metropolitenliste des Kaisers Leo wird 
unter den neugeschaffenen Bischöfen der Metropolis Caesarea vor 
Prokopion-Urgüb auch der von Sobeson, 6 ^o/Siaov, erwähnt. Die 
Pluralform hat sich im Namen Suwasa erhalten. «) 

Wir verließen unsere unterirdische Wohnung, deren baufällige 
Tuffdecke von rohen Gurtbögen unterfangen war und ritten in der 
Richtung auf den Alai Chan zu. Nach einer kleinen Stunde trafen 
wir byzantinische Säulen und Kapitale in der Djami von Gözdesin 
verbaut, die von dem nahen Ruinenort Adi Kemer stammen, wo noch 
weitere Trümmerstücke einer ehemaligen Kirche sich befinden. Kaum 
40 Minuten entfernt liegt ein anderer Ruinenort Kalekoi Ören. Hierher 
nach Gözdesin versetze ich das alte Argustana, das 16 Meilen nörd- 
lich von Akserä, am Weg nach Pamassos anzusetzen ist.*) In der 
Höhe von Dadasin sahen wir zur linken Hand einen 3 m hohen 
bearbeiteten Granitstein, Dikelitasch genannt, tief im Boden stecken. 
Unweit dieses Dorfes im Gebiet der Turkmanenniederlassung Mar- 
masin steht noch der Chor einer Kirchenruine aufrecht. Die kreuz- 
förmige Anlage, im Hufeisenschema erbaut, ist nach Osten fünf- 



^) CüMONT, Le Zeu8 Stratios de Mithridate, in der Revue de rhistoire des 
religions XLIII, 1901 p. 47 f. 
«) Siehe oben p. 175. 

2) Die Liste bei Gelzbb in Abhandl. der Bayr. Akad. III. Kl. XXI, 552 (118). 
*) Ramsat, Geography p. 286. 



Von Suwasa nach Akserai 



255 



seitig abgeschlossen und von drei Fenstern durchbrochen. Fresken- 
reste von Heiligen sind noch erhalten. In einer Anexe des halb 
zerstörten Alai Chan fanden wir in einem Stall die einzig mögliche 
Unterkunft, nachdem unser Saptieh ihn vorher erbarmungslos von 
mehr als 20 Insassen, fahrendem Gesindel, gereinigt hatte. Der alte 
Seldjukenchan dient jetzt als regelrechter Steinbruch (Abb. 93). 




Abb. 92. Göttentfttae Ton Sawftsa. (Zeaa StraÜM.) 



Auch der hochgewölbte Weresin Chan, zu dem wir über ein- 
töniges, welliges Hügelland reitend kamen, ist schon seiner ganzen 
Quaderbekleidung beraubt. Besser ist der gewaltige Ahsy Kara 
Chan erhalten, wohl neben dem Sultanchan die größte derartige 
Anlage Anatoliens, aber noch ganz unbekannt. Herrliche Stalak- 
titenportale zieren die Einfahrt und den Zugang zur großen Unter- 
kunftshalle. In der Mitte des Hofes erhebt sich turmartig eine 



256 Von Suwasa nach Akserai 

Moschee mit zierlicher Gebetskapelle im oberen Stockwerk. Ein 
Bach, der kurz vorher am Wege entspringt, versorgte die Karawanen 
daselbst mit reichlichem Wasser. Nach wenig Stunden standen wir 
hoch über Akserai, das unter uns in der Tiefe lag, vor uns die uner- 
meßliche Salzwüste, jenseits derselben die verschwommene Silhouette 




Abb. 93. Portal Tom Alai Chan. 



des Sultandagh, hinter uns der weiße Gipfel des Erdjas, zur Seite 
der nahe Hassändagh und der Taurus und weit im Norden über den 
Tatta lacus hinaus ^ie zerrissenen Linien des phrygischen Berg- 
landes. Die Erhabenheit dieser Hochlandsszenerie war überwältigend 
und hat nicht mehr ihresgleichen auf der asiatischen Halbinsel. Nach 



Von Akserai zum Hassan da gh 257 

einem jähen Abstieg durch die tiefeingewaschenen Talschluchten, 
wo der härtere kristallinische Peperin über dem gelben Mergel 
lagert, zogen wir am Abend zu Akserai hinein, das ein Wald von 
Silberpappeln umrauscht. 

Schon im Xu. Jährhundert wird die Episkopalstadt ('olonia — wir 
kennen sieben Bischöfe daselbst — von den byzantinischen Schrift- 
stellern mit dem türkischen Namen Taxara genannt In den Kriegen 
mit den Arabern spielte der Ort als Eingang zu dem kappadokischen 
Hochland und den Pässen des Hassandagh mit seinen Kastellen eine 
wichtige Rolle. Wer jedoch daselbst nach byzantinischen Denk- 
mälern sucht, wird enttäuscht sein.^ 

Der von europäischen Reisenden noch wenig erforschte 2400 m 
hohe Hassandagh war das Ziel der nächsten Tage. Nach kaum zwei- 
stündigem Ritt in südlicher Richtung stiegen wir dort, wo eine Lava- 
masse ganz steil nach der Ebene hinabfällt, bergauf und trafen auf dem 
breiten, künstlich geglätteten Vorsprung große massive Unterbauten 
und Strebemauem. Die gewaltigen Quader mit Randschlag und 
schön gearbeitete Werkstücke deuten unverkennbar auf eine Tempel- 
anlage. ^) Nur ein schmaler Engpaß führt durch eine steile Schlucht 
von Südwesten auf diese befestigte Höhe, die nach allen Seiten durch 
Absturz und im Rücken durch tiefe Schluchten geschützt war. Am 
Fuße der senkrechten Felswand, welche sich hinter diesem Plateau 
erhebt, liegt das Höhlendorf Akhissar, über dem sich noch weitere 
Ruinen, Kaie genannt, befinden sollen. Wahrscheinlich ist es eins 
jener zahlreichen, unersteiglichen Kastelle, welche die Byzantiner 
in ihrem Verteidigungskampf gegen die Sarazenen auf den Bergen 
dieser Distrikte anlegten. 

Auf dem Weitermarsch nach Tscheltek ging der Weg an 
schwindelnden Abgründen und berghohen Felswänden vorüber, bis 
wir auf dem Hochland zu einer großen Mönchsansiedlung gelangten, 
die in wilder Bergeinsamkeit liegt. Eigentümliche Grabanlagen und 
Höhlenkapellen trafen wir daselbst an, deren Eingangswände durch 
rundbogige Blendnischen mit hohen Giebelaufsätzen gegliedert sind 
(Abb. 94). Über der niedrigen Tür rahmt ein Hufeisenbogen die von 
Fenstern durchbrochene Lunette ein. Die Flachdecke der Vorhalle 



*) Siehe die Beschreibung von Akserä bei Sarre, Keise in Kleinasien, bes. 
Taf. XLI— XLII mit Blick auf den Hassandagh. — Le Quien, Oriens christ. I, 415. 

'^) Auch Hamilton, Researches II, 231, gedenkt dieser kleinen Ruinenstätte. 
£r hat sie für ein altes Kastell und die Station MomoasHum des Itinerars von 
Jerusalem angesprochen, die wir jedoch ein paar Stunden östlicher passierten. 

Rott, KloinasiatiBche Denkmäler. 17 ^ 



258 



Die Felsanlagen bei Tscbeltek 



ziert in ganzer Ausdehnung ein großes erhabenes Kreuzrelief mit 
weiteren Kreuzen in den vier Feldern. Ich dachte an syrisch- 
palästinensische Mönche, die der Arabersturm hierher geworfen hatte, 
als ich diese eigenartigen Arbeiten hier sah. Die Wände der fast 
immer östlich gerichteten Grabkapellen hinter diesen Vorräumen 
sind von Blendarkaden belebt, Luminare erhellen als Lichtschächte 
das Innere, dessen einstiger Freskenschmuck meist untergegangen 
ist. Die bereits besprochenen Felsenhöfe treffen wir daselbst in großer 
Anzahl an. Kleine Hochfelder mit magerer Ackererde boten diesen 
Cönobiten hier oben genügende Nahrung, auch Ackerbau und Vieh- 




Abb. 94. Eingang zn einer GrabkapcUe bei Tsoheltek. 

zucht wurde von einem Teil derselben, den „uixgoaxfjfjtoi^, die wir 
vielleicht mit den Tertiariern des Abendlandes vergleichen können, 
getrieben. Deutlich konnten wir eine Reihe von Stallanlagen mit 
Krippen und unterirdische Scheunen unterscheiden.^) 

An einem Abhang, wo Kapelle neben Kapelle im Boden sich fast 
den Raum streitig macht, steht als einziger Freibau die Tschanli- 
klisse d. h. Glockenkirche (Abb. 95 u. 96). Der Nordostflucht des 
ansteigenden Hügels folgt auch die Richtung der Anlage. Vier Pfeiler 
mit einfachen Kämpferkapitälen trugen die hufeisenbogigen Arkaden 



*) K. HoLL, Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mönchtum. 
1898 p. 200. 



Die Tschanliklisse bei Tscbeltek 



259 



einer dreischiffigen Basilika, der drei Apsiden von gleicher Bogen- 
form in Grund- und Aufriß entsprechen. Längs- und Quertonnen 
mit einer Kuppel auf hohem Tambour überwölben den Innenraum. 
Trotzdem nun zwei Pfeiler in den Diagonalen zusammengebrochen sind, 
schwebt das ganze Kuppelgehäuse fast frei in der Luft, ein Zeichen 
für die treffliche Bauweise. Freilich muß die Wölbung, die fast nur 
durch die Gegenstrebung der Tonnen noch gehalten wird, in der 




Abb. 95. Plan der Tschanliklisse bei Tscbeltek. 



allernächsten Zeit schon krachend niederstürzen. Die Außenwände 
sind durch Blendnischen aufs reichste gegliedert. Jede wird durch 
ein 3/4 Säulchen eingefaßt, dessen Bogen auf seitlich weit ausladenden 
Kämpferkapitälen mit knopfartigen Gebilden ruhen. In den Ober- 
mauem außen entspricht den Quertonnen des Innern ein großes, 
dreifach abgestuftes Blendfenster mit zwei kleinen Öffnungen, zwei 
seitliche Mauerblenden den übrigen Nebenräumen und den unteren 
Durchbrechungen. Diese Fenster sitzen schlitzartig in der Mitte 
der jedesmaligen, mehrfach abgestuften Blendnische der Längs- 
mauern und der fünf-, resp. dreieckig umschlossenen, von gleichen 

17* 



260 Die Tschanliklisse bei Tscheltek 

Wandbelebungen geschmückten Chöre. Die Obermauern der Apsiden 
umzieht eine weitere Reihe dieser abgetreppten Blendfenster, ebenso 
den zwölfseitigen Tambour mit seinen vier hohen Schlitzfenstem 
in den Achsen. Das horizontal abteilende Gresims wird ersetzt durch 
friesartige Ziegelstreifen, welche die Mauern mit ihrer regelmäßigen 
Versetzung von glatten Trachytquadern durchziehen. Eine starke 
Mörtelschicht ist zwischen die Ziegel eingebunden, welche auch zur 
Herstellung der Blendbogen verwandt wurden, i) Das flache Dach 
der Kuppel trägt ein Kranzgesims mit Hohlkehle und Konsolen, die 
mit einem aufrechtstehenden jonischen Polster zu vergleichen sind. 
Vom Dachgesims des Unterbaues sind nur noch ein paar Werkstücke 
mit mehrfacher Profiliening und Einkehlung über dem Chor erhalten. 

Neben diese Kuppelkirche im Kreuz wurde ein Paraklission 
parallel angebaut und dann mit Tonnen auf Gurtbogen eingedeckt. 
Im Grund- und Aufriß ist auch hier der Hufeisenbogen angewandt, 
selbst in der Einwölbung.-) Beiden Kirchen wurde dann eine gemein- 
schaftliche Doppelhalle als Narthex vorgelegt. Der eingeschossige 
Nordraum, zu dem eine jetzt zugeschwemmte Tür von Westen herein- 
führte, ist durch ein Tonnengewölbe, der zweigeschossige Südraum, 
mit Eingängen im Süden und Westen, im untern Stockwerk durch 
drei Kreuzgewölbe, im oberen durch eine Tonne quer zur Längs- 
achse der Hauptkirche geschlossen mit drei Emporenöffnungen, die 
den unteren Eingängen zum Innenraum entsprechen. Hinter dem 
nördlichen Ende dieser gesamten Vorhalle liegen Arkosolgräber im 
Fels, deren Zugang jetzt verschüttet ist.*) 

Beide Kirchen samt ihren Vorräumen waren einst reich mit 
Fresken verziert ; heute haben sich nur kümmerliche, verblichene Reste 
erhalten und auch diese teilweise schwer deutbar. Die einzelnen Räume 
sind zu verschiedener Zeit ausgemalt worden, die Bilderfolgen der 
Hauptkirclie sind qualitativ die besten. Bestimmen ließen sich: 

In der nördlichen Vorhalle die Geburt Christi, die Taufe, die 
Verklärung und das Abendmahl ; in der südlichen*) nur die Heiligen 
Kyriakos, Euphemia, Makrina und Barbara. 

1} Verhältnis von Ziegel zu Mörtel wie 0,04 : 0,05—0,06. — Höhe der Chor- 
fenster 1,85 m. 

^) Die Nebenkirche ist vielleicht zuerst flach gedeckt gewesen; jedenfalls 
sind die Stützpfeiler der Tonnenwölbung erst später vor die nördliche Umfassungs- 
mauer dieser und der Hauptkirche gestellt worden. Möglicherweise ist das Para- 
klission die ältere Anlage, von der man beim Bau der vordem Kirche die Süd- 
maucr niederriß und dann später vermittelst der Pfeiler einwölbte. 

"; Abb. der Kirche von der Chorseite im andern Heft. 

*) Hechts am Eingang zur südlichen Vorhalle ist noch eine Sonnenuhr sichtbar. 



261 




262 Die Tschanliklisse bei Tscheltek 

In der Nebenkirche die Geburt mit der Waschung, die Anbetung 
der Hirten, und der Heilige Florus. 

In der Hauptkirche an der Westwand in gut realistischer Auf- 
fassung ein Mönch und eine Nonne. Nach dem Bruchstück der Bei- 
schrift: MAPIA ZOC . - . ist es die Spendung der Kommunion durch 
Zosimas an die Maria Aegyptiaca. Ferner Christus mit der Sama- 
riterin, [CAJMAPHTIC, am Brunnen;*) Konstantin und Helena. 

An der Südwand die Geburt der Maria unter reicher Archi- 
tektur; die Erweckung des Lazarus durch Christus, den Thomas 
begleitet ebenso wie bei dem folgenden Einzug in Jenisalem. Nach 
dem Chor zu: vier reich bekleidete Personen, die auf einen Altar 
zueilen, vielleicht die Etimasie. 

An der Nordwand das jüngste Gericht, fast ganz zerstört. Vor- 
züglich ist der Schrecken der nackten Verdammten zum Ausdmck 
gebracht. 

Im Chor sieben überlebensgi'oße Heilige mit Büchern im reichen 
BischofsoiTiat, unter ihnen Theophylakt noch erkennbar; in der 
rechten Apsis die Madonna mit ihrem Kind, in der linken der Erz- 
engel Michael; darunter der Heilige Hermolaus. 

Ein helles Blau und ein tiefes Grün haben sich am besten 
erhalten, die Ornamentik ist reich und lebhaft. Die Malereien 
sind wie die Hauptkirche selbst wohl um die Wende des ersten 
Jahrtausends entstanden. 

Auf dem tieferliegenden Teirain im Süden der Tschanliklisse 
liegen die Reste des alten oberirdischen Mönchfriedhofes mit vielen 
Grabsteinen aus Tuff, deren Kreuze und Monogramme sehr ab- 
gewaschen sind. Auf einer Grabplatte stehen beiderseits von einem 
grotJen erhabenen Kreuz die Worte: 

TO?eeOYAOVAOC ToIC] &bov Sovlog 

KeXPICTOYeePAn?N yMl Xgiotov &Bod7i[wy, 

llONAZGüNn ANKIV ? ? IC ? uovdCiov nayyg[dT]io[g]. 

Mehr noch könnte in dieser Klostereinsiedelei gefunden werden. 
Allein es war schon Nacht, als wir die Pferde bestiegen und nach 
mehrstündigem Umherirren in den Schluchten den Ort Tscheltek 
erreichten. 

Nach wüster Nacht schlugen wir die Richtung nach dem Irmaq 
ein, um dort eine Reihe von Troglodytendörfern zu erforschen. In 
nordöstlicher Richtung ritten wir an einer kleinen Ruinenstätte, 
Kurtler Ören genannt, vorüber und standen nach zwei Stunden in der 

^) Abb. im nächsten Heft. 



Mamassun. Seime und seine Felsanlagen 263 

tiefen Sclilucht des gewundenen Flusses, auf dessen nördlichem Ufer, 
eine Viertelstunde die Höhe aufwärts, der Ort Mamassun sich 
ausdehnt. Hier ist die alte Station Momoassum anzusetzen, die nach 
dem Jerus. Itinerar 12 Meilen östlich von Akserä am Weg von 
Archelais nach Tyana lag. Das eine Stunde südlich von Mamassun 
befindliche Eski Nes scheint mir das alte Nanessos zu sein, das 
Ramsay mit Unrecht in Zusammenhang mit Momoassum bringt.^) 
Dieses ist aus einem Höhlenort hervorgegangen, und viele Kapellen 
und Kirchen sind in die hohen Felswände ringsum eingehauen. 
Zu unserm Leidwesen waren sie durch die Umwandlung in Magazine 
größtenteils zerstört oder wegen der Unmasse von Stroh und Spreu 
in denselben nicht zu erforschen, trotzdem Levidis von interessanten 
Malereien und Inschriften an diesem Ort berichtet.-) Die Siaret- 
klisse, angeblich die Kirche des Heiligen Mamas, wird von Türken, 
Armeniern und Griechen hochheilig gehalten und von vielen Wall- 
fahrern besucht. 

AVir stiegen wieder ins Flußtal hinab, wo die kühlen Berg- 
wasser rasch durch die engen Felsspalten abwärts eilen, um sich 
dann nach trägem Lauf durch die Steppe in den Salzsee zu ergießen. 
Weiterhin passierten wir den Bekertschai, der vom unfemen Apsara 
herkommt, talaufwärts das Höhlendorf Köstük, dem ein anderes, 
Kj'zylkaia, gegenüberliegt. Am Mittag rasteten wir im romantischen 
Seime, unter den fast senkrechten Wänden hoher Bergfelsen, die 
von unzähligen Höhlen durchlöchert sind. Hier am Engpaß zweigt 
ostwärts der Weg nach Sorsovu ab, wo ich das alte Xazianz suche. 
An diesem Punkt nehme ich auch die weitere Station Salambria oder 
Salaberina des Ptolemäus an, welche die Peutingertafel am Weg 
von Akserä nach Tyana aufzählt. 

In der Gluthitze kletterten wir zur größten Felsenkirche von 
Seime, der Kaleklisse empor, die etwa 80 m über der Talsohle liegt 
(Abb. 97). Durch Pfeiler und Säulen, welche einen dreischiffigen Raum 
abteilen, ist ein bewußter Stützenwechsel erstrebt, durch Blendarkaden 
sind die Seitenwände reich gegliedert. Dreiviertelsäulchen sind vor die 
Pfeilerecken gelegt und durch Bänder verkoppelt. Über den Arkaden 
vermittelt ein efeugeschmücktes Gesims zu der Tonnenwölbung in 
den drei Schiffen hin. Durchgängig heiTScht die Form des Hufeisens 
in den Bogen über den Säulen, der Eindeckung, den Wandarkaden 
wie im Grund- und Aufriß der Chöre. Das bekannte Zickzackmuster 
ziert die Arkadenbogen, herzförmige Blätter die Kapitale der Stützen. 

*) Ramsay, Geography p. 285. -) Levidis 1. c. p. 131. 



264 Die Kaleklisse zu Seime. Ibrasa 

Die Zyklen der umfänglichen Malereien sind meist bis zur Unkennt- 
lichkeit verblichen und geschwärzt. ^ 

An den Seitenwänden des kleinen Vestibüls sind christliche 
Inschriften in den Tuff eingehauen, die ehemals mit roter Farbe 
ausgestrichen waren und heute sehr abgewaschen sind. Die am 
besten erhaltene lautet: 

MIZ\ICT¥c|>0¥CTOTHOPe5HTO¥nA//;:/// 

n(üAO¥CrAP?AeceNlct>IAAPr¥PHA 

ICAP5rAPTA¥THX0¥CnVIA0CKAI/////;// 

MtiSüg Tv^ovcd'ia t^ oqb^u tov n)*[^ovTov], 

nok{X)ovg yccQ [w]lBüev i] (pikagyvgia, 

Ti üccq^ ydg TaiTy x^^^f TttjXog xal [ntTVQOP ?'],-) 

Die Kaleklisse bildet nur die Ostseite eines Felsenhofes mit 
Anlagen in den Flanken. In einem Raum des südlichen Flügels ist 
ein Kreuz über der ganzen Breite einer Tonnenwölbung ausgehauen, 
während die Oberwände durch die Hufeisenarkaden geschmückt 
sind. Im Saal daneben stehen im Rundbogenfeld über der Tür 
zwei aus dem Tuff gehauene große Vögel rechts und links von 
einem hohen Kreuzrelief. 

Fast imposanter noch sind die Felsenbauten von Ibrasa, das 
eine Viertelstunde oberhalb auf dem jenseitigen Ufer in einem Amphi- 
theater hoher Bergwände liegt. Die größten Kirchenfassaden sahen 
wir daselbst mit drei Reihen von Blendarkaden im Hufeisen- 
stil übereinander. Heute sind sie durch das Wetter elend ver- 
waschen oder infolge Umwandlung zu Wohnungen, Ställen und 
Vorratshäusern größtenteils außen wie innen barbarisch zugerichtet. 
Die warmen Quellen, die hier sprudeln, scheinen diese Talklause 
zu einer beliebten Mönchkolonie gemacht zu haben. Die Anlagen 
nennen die dortigen Türken heute noch Monastir. 

Jetzt ging unser Kurs in direkter Richtung auf die Spitze des 
Hassandagh zu, um das Gebirgsdorf Halvadere zu erreichen, wo 
Hamilton in den vierziger Jahren Kirchenruinen gesehen hatte. 
Seither hat niemand mehr diese Höhen besucht oder geschildert. 

^) Die Anbetung der Magier noch erkennbar. 

*) Um nur ein Beispiel für die salope Arbeitsweise des fleißigen Levidis 
£u geben, setze ich seine Lesart hierher: 

'lovöag VTtb ytmdovs yäg c:7t(aXi6d"ri (pUceQYVQias. 
7] accQ^ yciQ xavxr\ %ovg jtrjXbs x«i . . ." 
Levidi^i, Ai iv novoXid'oig iiovai p. 118. 



Halvadere. Viran Schehr 



265 



In der Nacht kamen wir im bergumschlossenen Halvadere an, wo am 
südlichen Ende ein kleiner See, von starken Quellen der Schmelz- 
lager gespeist, das Rund eines Kraters ausfüllt. 

Der arme, alte Pappas Nikolaus von Halvadere zog am folgen- 
den Morgen mit dem Sack auf dem Rücken wie der Kapuziner 
in Manzonis Verlobten uns vorauf zu dem hochgelegenen Ruinenort 
Viran Schehr. Nach drei viertelstündigem Steigen traten wir 
durch ein enges Felsentor, das den Namen Demir Kapu trägt, in 
eine von Süden nach Norden laufende Talmulde, einen ehemaligen 




Abb. 97. Die Kaleklisse zu Seime. 

Krater mit hohen Rändern ringsum. Wie durch eine Mauer geschützt 
liegen hier die Ruinen einer Klosterniederlassung und einer Berg- 
feste. Diese Höhe war gleich dem gegenüberliegenden Gipfel des 
Siwri Hissar mit Quaderblöcken von rotem Trachyt stark befestigt. 
Denn im byzantinischen Mittelalter bildete das kleine Thema Kappa- 
dokia mit seinen nicht weniger als 13 Kastren einen starken Grenz- 
wall um den Hassandagh heinim.*) Am östlichen Vorsprung formierten 
starke Mauern mit quergelegten Quadern eine Art Akropolis. 

Ein Wald von Kirchen und Kapellen nahm die Senke und 



*) Gelzer. Die Genesis der byz. Themenverfassung, in den Abhandl. der 
Sachs. Akad. III. Kl. XVIII (1899) 'p. 103. 



266 



Viranschehr 



die umgebenden Hohen ein, als die frommen llönche hier oben 
hausten. Denn die Reste von etwa zehn Kirchen sind heute noch 
nachzuweisen, trotzdem jetzt nur zwei eine Erwähnung verdienen. 
Da die eine an einen stark abfallenden Hang gebaut ist und sich 
nach Westen hin nicht ausdehnen konnte, übertrifft ihr Querschiff 
die Größe des Langhauses. Deshalb sind die beiden Zugänge auch 
von Süden her. Allenthalben ist der Hufeisenbogen, auch im Grund- 
riß des südöstlich orientierten Chors angewandt. Seit den Tagen 
Hamilton's, der diese Kirche für diejenige hielt, in welcher der Vater 




/ l 3 ff ^ /^ 

Abi). 1)8. Plan einer Kirchenruine bei Halvadere. 

des Gregor von Xazianz seines Amtes waltete, ist der nördliche und 
westliche Tragbogen der Kuppel über der Durclischneidung von 
Längs- und Querschiff abgestürzt.') Die beiden, die heute noch 
stehen, erheben sich über Pfeilern mit einfach profilierten Kapitalen. 
Gewaltige Gewölbebrocken aus Mörtel und leichtem Vulkangestein 
liegen im Innern und zeigen, wie die Kirche einst durch Längs- und 
Quertonnen abgedeckt war. Unentschieden bleibt es, ob die Kuppel 
unmittelbar auf den Pfeilerbogen oder einem vermittelnden Tambour 
auflag. Um die im Hufeisenbogen schließenden, 1.25 m hohen Fenster 



Hamilton, Kosearchi's II. 225 f. 



Kircheiianlagen um Halvadere 267 

läuft ein stark vorkragendes Konsolengesims an den drei Seiten des 
im ^/h endenden Chors herum, während die übrigen Wände ungegliedert 
blieben. Ein großes Fenster, wahrscheinlich durch Mittelpfosten 
geteilt, führte von Süden her reichlich Licht in den Querraum. 
Türen, Fensterumrahmungen und äußere Wandverkleidung sind aus 
glatt bearbeiteten, roten Trachytquadem, alles übrige aus gut ge- 
fügten Hackelsteinen mit reichlicher Mörteleinlage errichtet. Einst 
war diese Kirche wohl innen wie außen bemalt, über der Südtür des 
lianghauses sind noch deutliche Spuren davon sichtbar (Abb. 98 u. 99). 
An diese Anlage stößt im Westen auf höherer Stufe ein tonnen- 
gewölbter Quaderbau, der den Eindruck eines Grabgebäudes machte. 



4 


*- 




•^ 

^ 



Abb. 99. Kirchenrnine bei Halvadere. 

Südwestlich sieht man in eine große, trefflich ausgemauerte Brunnen- 
stube hinab, von denen wir hier eine große Anzahl trafen. 

Auch von der nur wenig Minuten entfernten Xachbarkirche, 
deren Umfassungsmauern noch zu einem großen Teil aufrecht stehen, 
spricht Hamilton in seinem Reisewerk.^) Es ist ein einschiffiger, 
ehemals tonnenüberwölbter Baum mit genau östlicher Orientierung.-) 
Auch diese Kirche hatte ihren mit einem kleinen Vorbau versehenen 
P^ingang an der Südseite. Ein Strebepfeiler auf hohem Sockel, der 
0,50 m aus der Wand heraustritt, nahm den Seitenschub des Triumph- 
bogens auf. Der fünfseitige Chor, innen im Hufeisen angelegt, 
war im Osten von einem untern und drei gekuppelten Oberfenstern, 

'': Hamilton ib. II, p. 22S. *) Abb. im nächsten Heft. 



268 Kirchenanlagen um Halvadere 

im Westen wahrscheinlich durch ein Doppelfenster erhellt, da unter 
ihm im Innern ein Pfeilerstück mit vorgelegten Halbsäulen liegt. 
Auf der Nordsäte der. Kirche ist eine große Zisterne in den Fels 
gehauen und durch Quader eingewölbt. ^) 

Im Talkessel, inmitten vieler tonnenüberdeckter Räume und tief 
verschütteter, zellenartiger Anlagen sah ich die Mauern einer ansehn- 
lichen Kirche mit fünfseitig endendem Chor, ganz im Schwemmland 
begraben, daneben nordöstlich eine ehedem tonnengewölbte von mitt- 
lerer Größe und breitem Querschiff, aus großen Quadern im Hufeisen- 
bogenstil erbaut mit genauer Orientierung. Bis zum Gewölbeansatz 
steckt sie heute im Boden. Eine halbe Stunde südwestlich fand mein 
Begleiter eine von Mauern rings umschlossene Anlage, Kaleklisse 
genannt, mit einer kleinen, tonnenüberdeckten Kirche. Er sieht 
darin ein befestigtes Kloster. Noch eine ganze Anzahl kleinerer 
und größerer Kirchen sind in der Talsenke, auf den Höhen und 
in weiterer Entfernung zerstreut, wie die Sütlüklisse auf den hintern 
Felsstufen, die Kirchenruine auf dem Jeschildagh, eine andere im 
Machal, oder die schon jenseits des Gebirges zu Karakapu bei 
Af schar Ören gelegene. 2) Von den übrigen Kirchenanlagen ist jedoch 
außer niedrigem Mauerwerk und Trümmerhaufen wenig mehr zu 
sehen. Die Werkstücke wurden teilweise zum Bau der neuen Nikolaus- 
kirche unten im Dorfe benützt. Mit unserm Pappas Nikolaus, der 
anfänglich um keinen Preis als Statist bei unsern photographischen 
Aufnahmen fungieren wollte, stiegen wir durchs „Eisentor", dessen 
Gitter angeblich nach Konstantinopel entführt worden sei, zum 
Dörflein hinab mit seiner herrlichen Hochgebirgsluft und rauschenden 
Kristallquellen. 

Wir verließen Halvadere in gutem Angedenken an die biedern 
und treuherzigen Menschen, die wir dort getroffen hatten und 
wandten uns in der Richtung nach Gelvere. Unser Weg führte 
an einem kleineren Ruinenort Djemal Ören vorüber, wo ein flinker 
Bach dem Irmaq zueilt. In einem kleinen Seitental dieses Flusses 
liegt Irchlara, zu dem man wie in einen tiefen Bergschlund 
hinabsteigen muß. Die heißen Quellen, die hier dem vulkanischen 
Boden entspringen, haben dem Ort seineu Namen gegeben. Eine 
christliche Höhlenkirche in der Mitte des Ortes, in deren Decke 
große Kreuze herausgearbeitet waren, ist heute zur Djami umge- 

*) Breite der Kirche im Innern 6,20 m, Länge 13,50 m, Wandstärke 1,00 m. 
Strebepfeiler 0,65 m breit. 

') Die letztere soll noch gut erhalten sein, doch hätte uns ihr Besuch zwei 
Tage gekostet. Es war schon 10. November und böse Kegen drohten. 



Irchlara. Geivere 269 

wandelt. Von dem steilen Felsvorsprung über Irchlara, den in 
schauerlicher Tiefe der Irmaq umbraust, schaut noch ein runder 
Turm, wohl eines alten Kastells ins Tal. Unterhalb des Dorfes be- 
ginnen in der Schlucht des Flusses die unzähligen Mönchswohnungen 
und Felskapellen von Peristrema. 

Hier oder talabwärts in Ibrasa ist das alte Xanxaris oder Zan- 
zaris zu suchen, in dessen heißen Wassern Gregor von Nazianz Heilung 
suchte. Geivere, in dessen Nähe sein Landgut Ärianz lag, ist kaum 
zwei Stunden von hier entfernt, und er konnte mit Recht sagen, 
daß ihn die Reise dahin weiter von Nazianz abführe. Von Irchlara 
geht ein Weg über Ortakoi nach Aspüsü, dem alten Aspenzinsos, 
das wir aus dem Testament Gregors kennen, und von hier nach 
Bor und Tyana, dessen Statthalter Olympus der Kirchenvater im 
Bad zu treffen hoffte.^) Wie wir aus einem weitem Briefe Gregors 
vernehmen, befand sich auch eine Klosteranlage bei diesen Bädern, 
was für unsere Örtlichkeit ausgezeichnet paßt. Der Kirchenvater 
bat den Statthalter, den kränklichen Klostervorstand Nikobulos auf 
einen andern Posten zu versetzen, da er die Klosterpflichten nicht 
mehr erfüllen, vor allem aber diese Einsamkeit nicht mehr ertragen 
könnte.-) 

Über fruchtbare Hochfelder ging's nun schnurstracks dem Ge- 
birgsstädtchen Geivere zu, dessen Bach uns unterwegs schon ent- 
gegenkam. In dem alten Carbala, wo unfern Arianzos lag, sind 
die alten Kirchen restauriert oder neu aufgebaut, wie diejenige der 
Marina und der Katharina, das Katholiken des Ortes, die Kirche des 
H. Gregor, die gemäß einer alten, jetzt zerstörten Inschrift auf Kosten 
des Kaisers Theodosius als Kreuzeskirche erbaut wurde. Noch wurden 
uns wertvolle Reliquien und Tafelbilder, angeblich aus Tziraiskes Zeit, 
daselbst vorgezeigt.^) 

Vielleicht der wildromantischste Fleck Kleinasiens ist das sog. 
Peristrema, die tiefe Felsschlucht des Irmaq zwischen Irchlara 



*) Das Testament Gregors in seinen Opp. II, 201 ; „t6 xti)ncc tb iv 
'Aanriv^tvao)** ib. 203. — Epist. CXXV. Gregor an Olympus, den Statthalter. 
,'E7tti6ri dh ntgairtgo) ytQoriyccYtv T}näs i] cc^Qoyatiu xal roig Auv^agiÖog (vel. 
Zciv^ugidos) ^tg^iolg X9V^^^^^^ icrayuatov iyivtTO, rav latgtov tovro aviißov- 
Xtvödvxcjv, ävr' iuuvtov 7rotoö^«t t« ypa^^ccra.*' 

'^) Ib. Epist. CXXVI. „Kai yag iitxQi ti]g iiovi)s ivsx^tlg, loart tivbg in tov 

Xovrgov Ttagafivd'iag rvxtiv, tltcc xi^v ci\v cvttvxiav iXitlaag , i^airpiTtg 

a-xiix^r^v vnb x^g cc^gtaaxlag . . .'* Dies Kloster verlegt Ra3Ihay an den Hamam- 
göl zwischen Tyana und Nihde, s. oben p. 102. 

=*) Vgl. auch Levidis 1. c. 126 f. 



270 Peristrema 

und Seime. Das Tal ist hier so eng und die Bergwände so hoch, daß 
kaum der blaue Himmel über diesem Felsspalt sichtbar ist, durch 
den die wilden Wasser des Flusses über gewaltige Trttmmerblöcke 
hinabstürzen und -brausen, welche von der Höhe in den Abgrund 
geschmettert sind. Zwischen dem Labyrinth der Felsmassen muß der 
Reisende beständig auf- und abklettem, um vorwärts zu kommen 
und die Flut mehrmals durchfurten. Es ist das Tal der Todes- 
schatten, in das kaum die Sonne eindringt. Dieses hatten sich einst 
die Weltentsagenden zum Aufenthalte erwählt und zahllose Kapellen, 
Wohnungen und Totenkammem in der grausigen Wildnis angelegt. 
Hier spricht eine Geschichte der strengsten Askese zu uns, wie sie 
nur ein dekadentes, aber zur äußersten Konsequenz hinstrebendes 
Geschlecht üben konnte. Es sind die Scharen derer , die Basilius 
und die Gregore zu völliger Weltverneinung in der unzugänglichen 
Naturwildnis begeisterten. 

Dieses wildromantische Tal mit seinen Mönchen und Bergklausen 
hat zweifellos Gregor, der im nahen Nazianz und Gelvere wohnte, 
auf eine prächtige Weise in einem Brief an seinen Freund Basilius 
kopiert, als er in launigem Stil dessen asketisches lieben am Iris 
ausmalte. Da keine Übersetzung die wunderbare Phantasiegewalt 
seiner Worte wiedergibt, so möge der Geist jener Zeit und der Geist 
dieses Ortes in ein paar Bruchstücken des Originals zu uns, den 
Spätgeborenen, sprechen, damit ein Zauber dieses Tal von Peri- 
strema belebe: 

,,'£ya) de <Sov tbv IIovxov d'ccvfiaCofiat xaJ rt^v IIovTiKiiv ^og)tjg)OQlav 
xai rr/v q)vytjg a^iav |Ltovrjv, tovg ze ircsQ x£(puXj]g kotpovg x«i d'tjQccg, dt 

TTJV niCXlV V}lß)V SoKlflCC^OVat, Kai TTJV VTtOXBL^VtJV iax^UTLCCV, f?r' OVV flVfO^UiV 

|Lt£Ta T&v aefip&v ovofiaxoiv tov q>QovTiaxr}Qlov xal xov ^ovaaxtiQiov xal xijg 
axokiig, kox^ag xe ayqluiv (pvxcbv kuI ßccd'VKQ'iifivcDP oq&v <sxig>avov, vg>* ov 
fiil axe(pccvovö^£j aXXa avyxleUöd'e, xov öh fiBXQOVusvbv cciga xal xbv no- 
^ov^evov ilXiov, ov üg diä xccTtvr^g avyd^ea^e, 5) ÜovxikoI Kt^^Qtoi ymI 
iLi]Xioi . . . '*Eaxi yaq oöov jLiiv Öiamfpsvye xag itlxQag %€CQadqi(ov, oOov de 
xag xaQccÖQag, ccKav^ehv^ xccl tj xmeQ xovxov ööbg, imKQrjfivog xe xcd d^g>i- 
xdkavxog xcov oöevovxtov xbv vovv avvdyovöa Kai yvfivä^ovöa ngbg aatpoi- 
leiuv, Iloxa^bg de xdxo) ^oxd'ei , , . y,uI oOx Ix^vo^oqog fiallov J) AtO'o- 
g>6Qog . . . "E<Trt yccQ fiiyag xal q)oßeQbg kccI viteqrix'^v xmv aVw xag tf/aA^u- 
dlagj" ^ Nicht mit der Last der Fische, sondern der Tracht der Felsblöcke 
donnert der Fluß zu Tal, der große und furchtbare, dessen Rauschen die 
Psalmengesänge der über ihm hausenden Heiligen übertönt."^) 

») Ib. Epist. IV Gregor an Basilius. (Opera II u. Mione XXXVII, 25.) 




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Felsbauten in Peristrema 



271 



Treten wii' über eine Schutthalde herabgestürzter P'elstrümmer 
in eine solche fromme Klause, die dem Gottesdienst geweiht war, 

ein. Siehe den Lichtdruck der folgenden Seite.) Eine ungeübte 

Mönclishand hat an die Westwand das Weltgericht mit seinen 
Schrecken gemalt. Leider ist der Zustand des Freskos ein recht 
schlechter.^) Unter dem von zwei Engeln umgebenen Weltenrichter 
stehen die 24 Ältesten und Heiligen mit Büchern und Kreuzen in 
ihren Händen. Unten links wägt ein Engel die nackten Seelen, 
während ihm gegenüber der Teufel O AHÖ^BOAQ, ein Schlangen- 
ungetüm mit drei Köpfen, die Unseligen ergi'eift. In vier Bulgen 
kauern diese schwarzen Gestalten bis zur Brust in roter Flammenglut. 
Über der ersten Abteilung stehen die Worte: 

HnHC<XH<XB<XA€C(!) H 7tia{a)a rj a/9aJ(ä)4v]. 
Über der zweiten: 

HAHMNHTönVPOC H lifivn xoi nvgog. 
Über der dritten: 

OT<XPT<XPOCHAHMNH o ruQvaQog i} ll^vti. 

In der vierten sehen wir vier schlangenumwundene Weiber, 
über denen noch drei Beischriften entziffert werden konnten. Von 
den Schlangen hat die Höhlenkapelle ihren Namen: Jilanliklisse. 



Über der zweiten: OPIÖ^nOC 
TP€<I>T<X 
NH 
RH 



Über der dritten: 



Über der vierten: 



OnöK<XTA 
A<XAH 

onön<xPA 

KPO<XTe 



"l)(nov) ovnwg 



"Onov xavdXaXoi. 



"Onov naqaxQoaxcti. 



Dui'ch alle diese Zonen windet sich das Schlangenungetüm 
hindurch. Die Seligkeit ist durch die Erzväter Abraham, Isaak und 
Jakob dargestellt, welche die Vollendeten in ihrem Schöße halten. 
Nur der erste ist bärtig gemalt.-) 

*) Eine Abb. der Oberwände im folgenden Heft. 

-; Ebenso auf dem Fresko der Kirche von S. Maria ad Cryptas in den 
Abruzzen. Bertaux, L'art dans ritalio mörid. p. 301. 



272 Die Jilanliklisse im Peristrema 

Die sonstigen erhaltenen Freskenreste sind : Die Auf erweckung 
des Lazarus, wobei die Frauen aufrecht hinter Christus stehen, 
den außer Petrus auch Thomas und Paulus begleiten; der Einzug 
in Jerusalem; das heilige Abendmahl mit Trauben und Kelch auf 
dem Tisch ; die Kreuzigung mit den beiden aufgehängten Schachern. 
Im Chor der Pantokrator, darunter die Madonna mit dem Kind 
auf einem Thronsessel, ringsum die zwölf Apostel mit Büchern 
und Kreuzen. 

Eine l^nzahl von Heiligen mit Schönheitspflästerchen auf den 
Wangen bevölkern die Unterwände und die Tonnenwölbung, außer 
den bekannten Namen noch: Chione, Lyanos, Samonas, Theodotus, 
Claudius, Valentinus, Sabas und Sisinnios. In die Nordwand ist eine 
tiefe Totenkammer mit fünf Reihengräbern über dem Boden ein- 
gehauen. Beim hintersten steht auf der Wand über dem Bild einer 
Deesis die geraalte Inschrift: 

OTAcDOC 

KOCMA 'f! ^^r^ 



npecBv 

T€POV 



Koüfjiä 
TtgeaßvTBQov, 



In der kleineu Vorhalle an der Südwand ist Zosimas in seiner 
Mönchskapuze abgebildet, wie er der Maria Aegyptiaca die Sterbe- 
sakramente reicht, mit der Beischrift: 

0<XrHOCZOCHM<XC c,, . „ . ,,. 

M€T<\AH^HTHN „j^ <^,.„^ ^agiav 

OCHANMAPHAN 

Bäume rechts und links deuten die Wüste an. Daneben be- 
stattet der Heilige mit der Hilfe eines Löwen die tote Heilige: 

OArHOCZOCH 
MACKH^eBTH 
THOCHANMA ^ "^'°^ Zwaifiäs xt]dev[s]Tai. Tn(v) 

PHiXNMeTiX ^"'"' ^'^"^'"" ^''" ^"''" 

AeONT<XN 

An der Westwand ist unterhalb zweier Zyklen, der Flucht 
uacli Ägypten und Daniels in der Löwengrube, welche die En-ettung 
der erlösten Seele darstellen, ein großes Arkosolgi-ab aus dem Tuff 
gehauen mit Kreuzen und den beiden Überschriften: 



Die Jilanliklisse im Peristrema 273 

T<X<l>OCM€ 

KRHRTHRiX* 

/\<XK€K<XAHM€NH 

KBAYRONöKeTHee 

OPOTÖCn<XNT<XCM6e6 

OPÖT<XC<|)VA»COKOCM6<X<|)<\T////// 
Tä(fog fie x^niu, Ilavkalv] xBxaktifiivr^v)j xai lomov ovxiri 
&$WQW Tovff navvag fis &twQoi{v)iag fptkovg. !ß xoofis ayatlt], 

???IC 
T?<l>»CTOTÖ 
OPeOTATönAÖTÖ 
nO AÖCr ? ? ? AO ACKeNH 
<l>HA<XPrYPH<X€NKYyONOA6 
K€H A€T ? TH ? eCYNePH<|)OBOCK€ 
? APOMOCK€0 AOCHN8KH A<XnOTe 

\^Mtjä]Bis T[y]yoha&(a rov (ogaiOTarov nkovrov, 

nok{k)ovg y\^cc^ ü^XwIbxbv f/ (fikag^^vgia. 

"Eyxvtf/ov ufäB xal läi T«[v]riJ(i') 

xai avv kgiyxp ßoaxB (?). 

['0] Sgofiog xal oSog r/v ov^iSr/notB.^) 

Über der Eingangstttr zur Kapelle ist ein gi-aßes Kreuz gemalt, 
zu dessen Seiten die Worte stehen: 

CT<XBPeTICe<|)eJkPYN<XC€ ^tavQi, ri a'i(paiS(jvpa6B; 
XCOeNeMYn<XnC XQiatdg 6 kv kfiol naylg. 

Unter den Reitergestalten des H. Georg und Theodor lesen wir 
die gemalte Inschrift: 
YneP<XN<MTAy€OCTHC YnkQ icvanaiaBu^g xf.g 

AöAHCTSeYePHNHC dovXrig rov &{bo)€ Elgrivng. 

Über dem Pferd des Kitters Georg steht das Monogramm: 
X |v| B Bei den Buchstaben X und B kann man an 

-P Xgiari ßor&Bi^ bei A und OJ an Apok. I, 8 



y\ I (j denken. Vielleicht bedeuten sämtliche einen 

^ Zaubei-spruch von der Macht des Kreuzes. 



*) Diese Inschrift in der Tuffwand ist sehr verwaschen. Die drei letzten Zeilen 
sind deshalb im einzelnen nicht gesichert, namentlich nicht das igitpog, das sonst 
in der Mystensprache gebräuchlich ist. A. Dietkkich, Mithrasliturgie p. 170 f. 
Rott, Kleinaaiatische Denkmäler. IS 



274 Felsenbauten im Peristrema. Karajedikklisse 

Inmitten wildester Zerstöning schaut, von weit überhängenden 
Felswänden geschützt, ein hübsches Portal hernieder, das noch so 
wunderbar erhalten ist, als wäre es gestern erst geschaffen worden 
(Abb. 100). Geräumige Anlagen, teilweise bemalt, dehnen sich dahinter 
in die Tiefe aus. Doch ist darunter keine Kapelle zu finden. Das 
Dachgesims über der Hufeisenbogen-Fassade gleicht etwas demjenigen, 
welches Texier mit viel Phantasie im Tal Gereme veröffentlicht hatJ) 
Nicht weit davon schwang sich einst eine steinenie Brücke über 
den Fluß, während wir uns beim Besuch der Kapellen und Höhlen- 
bauten auf den Schultern eines türkischen Christophorus durch das 
tiefe Wasser hinüber- und herübertragen lassen mußten. 

Wo der steile Weg am Felsenhang sich zum obem Plateau 
hinaufwindet, stehen die wenigen ärmlichen Hütten von Peristrema, 
dem Dörflein in „gewundener Schlucht", wo wir auch eine Inschrift 
auf einer Marmorsäule entdeckten, die als Dachwalze dient. Nicht 
weit von diesem Orte entfernt, wo die chaotischen Basaltmassen im 
Tal beginnen und den Eindruck hervorrufen, als hätten die Titanen 
hier im Klamm gehaust, hat ein ungeheurer Felsblock den einzigen 
Freibau ringsum, die Karajedikklisse oder Kirche des H. 
Hermolaus, zusammengeschmettert, als ob sie ein Kartenhaus 
gewesen wäre.-) Nur die nördliche Hälfte blieb vom Sturze unver- 
sehrt. Doppelt gegliederte Blendbogen beleben die Außenmauem 
dieses genau östlich orientierten Baues, der fast ausschließlich aus 
glatten Hackelsteinen in regelmäßiger Schichtung hergestellt wurde.^0 
Im Osten endigt die durch Pfeiler in drei Schiffe geteilte Anlage 
in einem siebenseitigen Chor mit drei schmalen Öffnungen zwischen 
Blendfenstern und zwei kleinen Nebenapsiden mit je einem Fenster. 
Eine Eigentümlichkeit dieser Kirche ist, daß in Anlage und Aufriß 
durchweg der Rundbogen angewandt wurde, eines der wenigen Bei- 
spiele dieser Bauweise in Kappadokien, soweit ich bis jetzt die 
Denkmäler kenne. Das Innere bildete eine Kuppelbasilika im 
Kreuz mit Längs- und Quertonnenwölbung. Über die Kuppel- 
konstruktion kann nichts mehr bestimmt werden. Die westlichen 
Seitenschiffe vor dem Querraum trugen eine tonnengewölbte Empore 
mit Öffnung nach dem Mittelschiff, Rundnischenabschluß nach Osten 
und einer Zugangstür von der Empore eines Narthex her, der in 
ganzer Breite vor der Kirche im Westen lag und im Unter- wie 

») Siehe oben p. 210. 
-) Abb. im nächsten Heft. 

3) Die Kirche mißt im Innern 18 m in die Länge (ohne Vorhalle) und 
10,70 m in die Breite. 



Die Karajedikklisse im Peristrema 



275 



Obergeschoß durch eine Tonne eingedeckt war. Über den Arkaden- 
fenstem des Querraums, deren Bogen mit Ziegeln errichtet, sind 
außen RelieiFs von Kreuzrosetten und Tiergestalten, wie Löwe, Adler, 
Ente u. a. eingemauert. 

Das Kircheninnere war einst bis auf die Leibungen der Fenster 
ausgemalt, die Fresken sind heute jedoch schwer deutbare Hiero- 
glyphen geworden. Im linken Chor erkannten wir noch Zacharias 
vor dem Tempel, vor ihm eine undeutliche Gestalt, hinter ihm 
Elisabeth mit dem Täufer, das Ganze wohl als die Verfolgung des 




Abb. 100. FMMde xrx Peristrema. 



kleinen Johannes nach den Apokryphen anzusprechen; daneben 
Zacharias im Tempel, die Hand an den Mund haltend, zum Zeichen, 
daß er stumm geworden sei; im Hauptchor die Darbringung Christi. 
Von einer zweizyklischen Darstellung ist eine Masse Volk sicht- 
bar, ein Wasser- und Landgott, ferner zwei Männer, die einen 
dritten herbeischleppen, während ein anderer einen roten Bock opfert. 
Es ist vielleicht der Auszug aus Ägypten und Mosis Bedrängung 
damit gemeint. Im rechten Seitenschiff waren Szenen aus der 
Legende des H. Georg gemalt, die durch den Regen schier bis zur 
Unkenntlichkeit abgewaschen sind. Einige Worte von den darauf 
bezüglichen Beischriften waren noch zu entziffern: 

18* 



276 Höhlenbauten im Peristrema 

I ? Ol ? eoBAC ? ? ? Yc ? ? AeYHreNEceeoino AiM ? ? 

AeXÖTAHAOYCOPeOYCKAinVPOeiNe 

eiNETONArHONI^e AAYNeCTeCcDOAPO ? 

OQ&ovq xal ftVQtü&rjvai [xai knirt\&fivai, rov ayiov xai 

kXavvaa&ai a(foSQ(!j[g]. 

///////€KY6AeON€AOIC 
//////7M?rAHOY€KHIOY 
///////A?OAYTONA€rON 

ccDOAPAreopnei^rHC 

? ? €N AYNAM8NTHCOYXN 

... kxBi ik&wv (kva[Bv?] f'Hy« f^ov kx vioi ... oAtov Xfywv 

CffoSga rm(ßyu xai nia[T6i.'] cvävpafiovvti öov X{Qiar6)v . . . ^) 

Mit der Figur des Täufers am Westeingaug und dem Spruch : Siehe 
das ist Gottes Lamm, den Heiligen Chrysos, Tryphon, Tarachus, 
Photius, Niketas und Alexandros, ist alles erschöpft, was ohne 
Zuhilfenahme der Phantasie über die Malereien gesagt werden kann. 

Levidis bringt in seiner Schilderung des Peristremas noch 
mehrere datierte Inschriften aus Höhlenkirchen daselbst, eine aus 
dem Jahr 600. Bei seiner absoluten Unzuverlässigkeit in solchen 
Dingen und dem sehr herabgekommenen Zustand der übrigen Felsen- 
kirchen, von denen auch jetzt mehrere verschüttet sein müssen, läßt 
sich aus diesen Angaben leider nichts sicheres schließen. Juppiter 
Pluvius goß in Strömen herab, und uns war versagt, die Studien in 
diesen Schluchten fortzusetzen, in welchen ein nachfolgender Forscher 
noch manch wertvollen Fund machen wird.-) 

Im abscheulichsten Wetter besuchte ich am folgenden Tag die 
Kizilkilisse oder „rote Kirche*' von Siwri Hissar, einem aus 
Troglodytenwohnungen hervorgegangenen Gebirgsdörfchen am Fuße 
des hohen, gleichnamigen Felsens, auf dessen Spitze sich ansehn- 
liche Reste einer alten Befestigung befinden.-^) Ich halte dieses 
Kastron für das von Strabo erwähnte Kastell Neroassos oder 
Nora, wo Sisinius seine Schätze aufbewahrte, während er auf dem 
Burgfelsen von Kadena, dem ein paar Stunden davon entfernten 
modernen Nihde, seinen Hofhalt hatte. Am Nordfuß des Siwri Hissar 

^) Vgl. auch die Erzühlungeu in den Acta sanct. III April p. 117—123 u. 
append. p. IX— XX. «) Levidis 1. c. p. 117 f. ») W. F. Ainsworth, 

Travels and rcsearches in Asia Minor. London 1842. I p. 203 mit Zeichnung. 



Die Kizilkilisse zu Siwri Hiesar 



277 



treffen wir heute noch das fast gleichlautende Nar oberhalb von 
Nazianz und Canotala. Nennt doch auch der römische Geograph die 
beiden Festungen Nora und Argos als an der Westgrenze von Kappa- 
dokien gelegen. Wahrscheinlich trug der Hassandagh im Altertum 
den Namen Argos und nach ihm auch die gleichnamige Feste, die 
vielleicht bei Halvadere, jedenfalls um jene größte Erhebung herum 
zu suchen ist.*) Als höchster und vorgeschobener Pik des nörd- 




Abb. 101. Plan der KizilkilisBe von Siwri Hiisar. 



liehen Hassandagh und der Melendiz beherrscht der Felsen von 
Siwri Hissar die ganze alte Morimene. 

Die beiden Höhlenkirchen von Siwri Hissar, die des H. Gregor 
und der H. Trias, sind in den letzten Jahren restauriert worden. 
Wandert man dann eine Viertelstunde das schmale Tal nach Süd- 
osten hinab, so verbreitert sich dasselbe plötzlich zu einer kessel- 

*) Stbabo, Geographie 537. „*Ev öh xalg alXaig o xt "Agyog igv^uc vi/^rjiöv 
ngbg r& TavQtp xal tu Nätga o vvv xalstrai NriQoaaaog . . ." Weiterhin sagt 
Strabo auch deutlich genug: ^^Eati dk xal inl t&v ogav tätv Avxaovixmv tä 
Fagoaviga xeoft(i?roZiff" (Akserae). — Mit Zengibar Kaie bei Karahissar, am Ein- 
gang zum Soandere, hat es nichts zu tun. — Auch Kamsay, Geography p. 308. 



278 Die Kizilkilisse von Siwri Hissar 

förmigen Mulde mit fruchtbarem Erdreich, die fast ringsum von 
Bergen eingeschlossen ist. In der Ostecke schaut eine einsame leid- 
lich erhaltene Basilika auf eine Reihe von kleinem Ruinen herab. 
Diese Baureste deuten auf eine uralte Mönchssiedlung in einem welt- 
fernen Erdenwinkel. Die Kizilkilisse, von den Griechen Gelveres 
„MovaaxrJQiov toi äyiov LfavtelB^fiovog^ genannt, ist der Typus 
der kappadokischen Grabeskirche, einer zweischifflgen Anlage, deren 
Seitenraum die Gräber der Heiligen aufnahm und deren vornehmstes 
Denkmal die Kirche von Ütsch Ajak^) im nördlichen Kappadokien 
darstellt (Abb. 101—103). 

Einem großem und einem kleinern Längsraum ist ein Quer- 
schiff vorgelegt, das eigentlich nur nach Süden hin in der Weise 
der kappadokischen Kreuzschiöanlagen über die Seitenmauern hinaus- 
läuft. Die trennenden Stützen der Arkaden bestehen aus harten 
Sandsteinpfeilern mit angearbeiteten Halbsäulen auf vorspringendem 
Fuß mit Wulstprofil. Einfache Kämpferkapitäle tragen an der Breit- 
seite Kreuzreliefs. Die nahezu östlich gerichtete Basilika schließt 
außen mit fünfseitigem Chor ab, während innen sowohl im Grund- 
wie im Aufriß bei dem Triumph-, den Arkadenbogen und sämtlichen 
Fensteröffnungen die Form des Hufeisens angewandt wurde. Da- 
gegen sind Längsräume und Querschiffe mit rundbogigen Tonnen ein- 
gewölbt. Oberhalb der vier Pfeiler mit einfach profiliertem Kapital 
steigen die Hufeisenbogen empor, auf denen die Vierungsmauern 
ruhen. Über einem hübsch gegliederten Gesims geht das Viereck 
durch Überschneidung der Ecken vermittelst Trompen in das Acht- 
eck hinüber. Hohe Rundfenster durchbrechen in den Achsen die 
Acjiteckseiten, in die Diagonalen sind kleine rechteckige Öffnungen 
eingeschnitten. Über denselben legt sich das flache Kuppelrand 
auf das achteckige Unterlager. Diese gesamte Wölbung ist aus 
glatten Quadern in trefflichster Technik ausgeführt und hat bis zum 
heutigen Tag jeder Erschütterung Trotz geboten, während Längs- 
und Quertonnen teilweise abgestürzt sind. Die jetzige Einwölbung 
der Längs- und Querräume ist späteren Datums, da sie aus Gußwerk 
von Mörtel und leichten Tuffbrocken besteht und im südlichen Längs- 
schiff noch zwei Reihen der alten Quadereindeckung erhalten sind. 

Auch außen, wo sphärische Dreiecke zum Achteck der Kuppel 
leiten, ist dieser Übergang durch ein Gesims gekennzeichnet. Hohe 
Fenster im Chor und an den Längsseiten (diese 2,50 m hoch), nament- 



*) W. F. AiNSWORTH, Travels and researches in A. M. I p. 162 mit Zeich- 
nung von Ütsch Ajak. — Erwähnung der Kizilk. ib. p. 203. 



279 




i' £ 



280 



Die Kizilkilisse von Siwri Hissar 



lieh eine große Öffnung an dem westlichen Portal, führten dem 
Innern reichliches Licht zu. Teilweise sitzen ihre Bogen auf konsolen- 
artigen Kapitalen. Ein reich gegliedertes Kranzgesims mit Kehle 
trägt das Dachgebälk, dessen Konsolen gleich Balkenköpfen weit 
überkragen. Dies Dachgesims, welches in gleicher Form die Kuppel 
außen krönt, stieg auch an den Giebel wänden des Querschiffs und 
der Westseite empor. Ein zahnschnittartiger Sims ziert den graden 
Sturz der Portal- und südlichen Querschiff tür, welche Kreuzreliefs 
im umschließenden Kreis tragen. Die Tonnenwölbung des nördlichen 

Längsschiffs sitzt tiefer als 
diejenige des südlichen; es 
war durch ein Pultdach ge- 
schlossen, über dem die Ober- 
wand der Arkadenmauer mit 
dem Kranzgesims emporstieg. 
Auch dies Pultdach lag auf 
einem eigenen Dachgesims 
der nördlichen Umfassungs- 
mauer auf. Diese ist mit der 
Portal- und der nördlichen 
Querhauswand bindig ge- 
mauert, namentlich ist auch 
der westliche Arkadenpfeiler 
gleichzeitig mit seiner an- 
schließenden Wand empor- 
geführt, so daß über die Ein- 
heitlichkeit des in seinem 
Grundriß seltsamen Bau- 
werks nicht der geringste 
Zweifel herrschen kann. 
Die Mauern sind innen wie außen aus schönen, glatten Quadern 
mit haarscharfen Fugen und dünner Mörtelfüllung errichtet. Die 
hellrote Färbung des vulkanischen Gesteins hat der Kirche ihren 
türkischen Namen gegeben. Ein niedriger, aber breiter Sockel um- 
gibt Chor- und Langhaus, eine kleine Vorhalle war später an die 
Portalmauer angebaut, von der jedoch heute nur noch die Funda- 
mente stehen. Die sechs Balkenlöcher in dieser Westwand sind über 
dem Gesims sichtbar. Das große Portalfenster ermöglichte wohl den 
Frauen, von einer Empore aus dem Gottesdienste beizuwohnen. 

In der Apsis steht der Best einer alten Kathedra, und rings 
läuft die niedrige Priesterbank. In der Brüstung des erhöhten 




Abb. 103. Innere KappellconBtrulction der Kizil- 
kilisse von Siwri Hissar. 



Arianzos 281 

Bemas wie an den Pfeileni des Chorbogens ist die Einfräsung 
für die Schrankenplatten zu sehen. Noch deuten allenthalben Reste 
von Malereien auf die Ausschmückung der gesamten Basilika bis 
zum Scheitel der Kuppel hinauf. Am besten sind die von Bändern 
umschlungenen Medaillons am Chorbogen in ihren gelbgrünen und 
hochroten Farbtönen erhalten, wenngleich die Brustbilder darin 
nicht mehr zu enträtseln sind. Von einem alten Sgraffito in der 
linken Chorwand ist nur noch der Name Johannes sicher zu ent- 
ziffern.') 

An der Süd Westseite der Kizilkilisse oder der Kirche des Heiligen 
Panteleemon stieg man zu einem hochheiligen Hagiasma, einer 
steingefaßten Quelle hinunter, die jetzt völlig von Trümmern ver- 
schüttet ist. Rings starren noch die Ruinen einstiger Häuser- 
komplexe aus dem Boden, das meiste ist jedoch von fruchtbarer 
Schwemmerde bedeckt. Der Grund für die seltene Erhaltung 
dieses alten Denkmals, das der frühchristlichen Zeit angehört, ist 
die mir von den Bewohnern Siwri Hissars berichtete Sage, daß 
jeder, der auch nur einen Stein von der Kirche entfernt, seine Hand 
verliert. 

Nach der topographischen Lage von Gelvere und dessen Um- 
gebung glaube ich in diesem abgelegenen Tälchen die Heimat 
Gregors von Nazianz, das mehrfach erwähnte Arianz, entdeckt 
zu haben und in dieser Kizilkilisse eine Grabeskirche, deren erste 
Gründung mindestens in die Tage des Kirchenvaters (329 — 389) 
fällt. Bekanntlich war das Landgut der Familie, „ro xtijua iv 
'Agiav^olg^j das beim Tode Gregors dem Diakon Gregor und dem 
Mönch Eustathius laut Testament zufiel, in der Nähe von Carbala, 
dem heutigen Gelvere gelegen. Dort lebte Gregor bei seiner Liebe 
zur heimatlichen Erde W'ährend seiner späteren Tage in strenger 
asketischer Abgeschlossenheit. Hiei- wurde alljährlich am 22. des 
altkappadokischen Monats Dathusa ein Fest von Märtyreni in der 
Kirche gefeiert, bei deren Anniversar auch der Bischof von Tyana, 
Theodor, von Gregor gebeten wurde, helfend mitzuwirken. Daß eine 
Märtyrerkirche daselbst sich erhob, geht aus einem andern Brief 
des Kirchenvaters an Valentinian hervor, der mit den zoment- 
flammten Worten beginnt: „'E^ikawouB&a KagßaXr^g dvoaiwrata^. 
Valentinian hatte Frauen, höchstwahrscheinlich Nonnen in der Nähe 
von Gregors Wohnsitz eingeführt, was den asketisch strengen 
Kirchenvater dermaßen verletzt, daß er sofort den Ort verläßt, dem 

^) Die Abb. vou der Chorseite im andern Heft, 



282 Von Grelvere nach Nazianz 

Neuerer aber drohend zuruft, ja nicht den heiligen Märtyrern nahe- 
zurücken oder ihren Frieden zu stören.^) 

Ich zögere nicht, die Kizilkilisse als den Ort anzusehen, wo 
die Gebeine dieser Heiligen von Arianz ruhen, und die Ruinen 
dieser Taleinsamkeit als die Heimat des Gregor. Die vorzügliche 
Bauweise, namentlich auch die treffliche Konstruktion der Kuppel, 
rücken diesen Bau in das V. Jahrhundert hinauf. Vielleicht wurde 
er nach Gregors Tod begonnen, und dann ist die Wahrscheinlich- 
keit groß, daß in der Heimatskirche auch die Gebeine des großen 
Kirchenvaters beigesetzt wurden und daß die heutige Kizilkilisse 
seine Grabeskirche ist. 

Da der Himmel erbarmungslos Tag für Tag seine Wasser über 
uns entlud, gaben wir Peristrema auf und zogen auf bequemen 
Wegen über die breite, fruchtbare Fläche, welche sich nordwestlich 
vom alten Nazianz ausdehnt, in der die Dörfer Demirtschi, Asch- 
likoi und Chidjib liegen, die nur in der kühlem Jahreszeit vom 
Bekertschai bewässert werden. Nachdem wir mehrere in diese Ebene 
streichende Hügel quer überschritten hatten, bogen wir kurz vor 
dem Dörflein Nenesi, hinter dem der ansehnliche Nenesidagh auf- 
steigt, bei alten Gräbern in das nördliche Seitental, an dessen Austritt 
in das Flachland das Höhlendorf Sorsovu liegt. Es ist die Schlucht 
von „Binbirkilisse", womit der Türke, wie im Tal Gereme und im 
Karadagh, die Unzahl der Kirchen bezeichnet, die in die hohen 
Felswände des westlichen und östlichen Talabfalls eingehauen sind. 
In einer Breite von 1 km zieht sich dieses Tal wie von Mauern 
geschützt nordwärts hinauf bis nach Nar und Canotala, wo Gregor 
das gleichnamige Landgut besaßt) und von wo aus man Gelvere in 
einer halben Stunde erreicht. Auch die alte unterirdische Wasser- 



*) Gregor von Nazianz, Opera II, 105, Epist. CXXII. „Xgecoatsis ^h xal 
Totg ayloig ^aQtvai ti}v 6i' hovg xi\Lr]v^ ?) iv 'Agiav^olg toTg ßotg eogtci^oiLBV rg 
hlxddi dtvT^Qtt^ Tov xad"' rm&g ^rivog ^ad'ovaa, xtxl a^a ovx dUya ixxXrißtaazLxmv 
ökitai xoivf]g diaaxi^tcDg.^^ — Auch Euphraotes, der Bischof von Tyana, bestätigt 
dieses Kirebenfest zu Arianz. ,Praedicatur enim in sacris diptycbis ita.*^ Mansi, 
Saci. couc. nova et ampl. coli. IX, 258. 

Epist. CCIII. Gregor von Naz. an Valentinian. „JloXXä yuQ ^^Xtiov i^v 
nQoygdiLiiaTi xriQv^ai tt^v V7toxooQr]ötv i} yvvair^lv, ag avxmQOGontovg rj^itov avvco- 
xiaag , , . tag av ft^rc xovg dyiovg vßQi^rjte ndgtVQag, ^rjte a^rol nXi^aariad's rfj 
jtaQoixia. 'Exetvo öh ngb Ttdvtav doqjaXLaaad'e, xCav xad^iegtofiiviav rotg luigwa 

Testament Gregors II, 201 f. „Tö xrjjfia iv 'Agiav^oTg tb ix xmv 'Priylvov 
xocxilQ-bv slg i7fta5." 

*) Opera 11,203: „xi]V ü}vi}v xov x^^Qi^ov KavoxdXav.'^ 



Nazianz 283 

leitung kam hier vom obern Defilee herab, deren Röhren heute teil- 
weise aus dem Boden gerissen sind. Die Bewohner von Sorsovu 
bedauern jetzt sehr den Wassermangel und können sich noch der 
Zeit erinnern, als das köstliche Naß herabkam. Die sichtbaren 
Ruinenreste, soweit sie nicht von den Abschwemmungen der west- 
lichen Höhe verdeckt sind, liegen auf einer breiten Stufe etwas 
höher als die Talsohle des Gebirgsbaches , waren also vor Über- 
schwemmungen geschützt. Von hier stammen die vielen Marmor- 
werkstücke, die man in die neuen Häuser von Sorsovu eingemauert 
sieht. Überall graben die Einwohner die Fundamente nach Steinen 
auf, so daß wir von der Konstantinskirche, wie die Türken die 
eine von zwei sichtbaren Kirchenruinen nennen, nur den Chor und 
einen Teil der Umfassungsmauern feststellen konnten. Der uns be- 
gleitende Türke, ein zuverlässiger Mensch, erzählte uns, daß er die 
Säulenreste an seinem neuen Haus hier ausgegraben habe. Die 
Einwohner des Dorfes versicherten, daß schöner Marmor hinter 
Siwri Hassar im Melendizdagh gefunden werde. Eine amphitheatra- 
lische, regelmäßige Vertiefung machte mir den bestimmten Eindruck 
eines kleinen Theaters. Die Felswände ringsum sind gänzlich durch- 
höhlt von Wohnungen, Klosteranlagen mit Zellen, Kapellen und 
Totenkammern. Aber die hier im Mittelalter hausenden Hirten, 
welche die Ebene mit ihren Herden durchstreiften, haben die 
Räume völlig umgewandelt und barbarisch ausgebrochen. Das 
W^etter tut noch das seinige, so daß von den vielen Felskirchen, 
die Levidis nennt, kaum eine jetzt eine eingehendere Schilderung 
verlohnt. Überall jedoch konstatierten wir in den Anlagen den Huf- 
eisenbogen. In diesem allseitig geschützten Tale, dessen enger Aus- 
gang in die Ebene leicht verteidigt werden konnte, lag das ehemalige 
Nazianz, mindestens der älteste Teil der Stadt. An der Stelle 
des heutigen Nenesi, eine Stunde nordostwärts ist dagegen die be- 
rühmte Stadt nicht zu suchen. Denn keine Spur von Ruinen hat 
sich dort gefunden, auch die Lage des elenden Dörfleins am Ende 
einer heißen, wasserlosen Ebene vor einem schrecklich kahlen Berg, 
ist die allerunmöglichste für eine antike Siedlung. 

Als flackernder Lichterschein aus den Höhlen talüber her- 
schimmerte, saßen wir bei den braven türkischen Bauern Sorsovus und 
teilten mit ihnen das Mahl und die Ruhestatt. Auch die Unmasse 
der byzantinischen Münzen, die sie uns brachten, ist ein weiterer 

^) Kamsay sagt, obwohl er Nazianz zu Nenesi ansetzt : „It is a smaU village 
wlth no traces of ancient history.* BuUetin de corresp. hell. VII, 828. 



284 Doghala 

Grund, hier Nazianz zu suchen, das zur Römerzeit eine unbedeutende 
Komopolis war, in christlicher Epoche aber, namentlich als Wirkungs- 
stätte des großen Gregor bekannt, zur Episkopalstadt und schließ- 
lich unter Romanos Diogenes (1067 — 71) zur Metropolis emporstieg. i) 
Auch Eregli war kurz vorher zwischen 1059 und 1064 zum Erz- 
bistum erhoben worden; denn Tyana war jetzt in partibus infide- 
lium. Allein 14 Bischöfe vom alten Nazianz sind durch den Oriens 
Christianus bekannt geworden/^) 

Unsere braven Gastfreunde gaben uns am nächsten Morgen 
das Geleit nach dem eine halbe Stunde östlich gelegenen Bergsee 
von Sorsovu, einem Kraterbecken von 1 km Umfang. Der See 
wird durch aufsprudelnde, unterirdische Quellen gespeist und ist 
ohne Abfluß. Einst soll ein Kanal durch den nördlichen Kessel- 
rand das Wasser in die Ebene geführt haben. Ein geheimnisvoller 
Ernst liegt über der Abgeschiedenheit dieses tiefgelegenen Sees, in 
dessen düsterer Wasserfläche sich hohe Berge mit dunkeln Grotten 
spiegeln. 

Um die Lage Doghalaszu erforschen, zogen wir nördlich hinter 
dem Nenesidagh über eintönige, hügelige Gegenden dem von Osten 
nach Westen streifenden Erdasch zu. Von einer angeblichen Kirche 
des H. Gregor auf dem Nenesidagh soll nach der bestimmten Aus- 
sage mehrerer Bewohner von Sorsovu nichts mehr vorhanden sein."*) 
Zwischen Doghala und der Melendizowa erheben sich mehrere iso- 
lierte vulkanische Bergkegel von mittlerer Höhe, deren oberer Krater 
noch deutlich zu erkennen ist. Dazwischen dehnen sich wieder frucht- 
bare Niederungen aus. Am Mittag kamen wir in dem schmutzigen 
Dorfe an, das am Fuße des Erdasch über der Ebene liegt. Ruinen 
befinden sich in der Nähe, und die Trümmer eines ansehnlichen Seld- 
jukenchans deuten darauf, daß im Mittelalter die Straße von Nazianz 
nach Cäsarea daselbst vorbeiführte. Hier lag zweifellos die alte 
Episkopalstadt Doara oder Doala der Eparchie von Mokissos, zu 
der außerdem Nazianz, Colonia und Parnassos gehörten.^) Aber auch 
als Bischofsstadt war es nur ein großes Dorf, und Basilius der Große 
nennt es geradezu eine Kome. Gegen seinen arianisch gesinnten 
Bischof Georgios geht dieser Kirchenvater als einen Menschen mit 
schlechtem Lebenswandel vor, und Gregor von Nazianz widmet dem 



') Gelzer in den Abhandl. der Bayr. Akad. der W. III. Kl. XXI, 547. 

*^) Le Quien, Oriens christ. 1, 409. 

ä) Vgl. jedoch Levidis 1. c. p. 125. 

*) Gelzer 1. c. XXI, 541 und die Notitiae episc. 



Von Doghala nach Melegob 



285 



neu ordinierten rechtgläubigen Nachfolger Eulalius von Doara eine 
Epistel.^) 

Da Tags zuvor die Post in der Nähe von einer Räuberbande 
niedergeworfen worden war und die Bewohner Doghalas freches 
Gesindel sind, so ritten wir ohne die angeblich hettitischen In- 
schriften in dem schrecklich kahlen Erdasch aufzusuchen nach Mele- 
gob hinüber. Nur ein paar kleine, trockene Rinnsale überschritten 
wir, die alle ihre Wasser zur Regenzeit nach Süden führen. Schon 




Abb. 104. B«liefs einet ThronseBsele in der Theodorkirche sa Melegob. (a) 

deswegen kann der Tatlar unmöglich auf dem Siwri Hissar ent- 
springen. Links ließen wir in einer Stunde vom Wege entfernt das 
Dorf Sile liegen, wo noch viele alte Höhlenanlagen und Inschriften 
vorhanden sein sollen, und kamen nach einem durch die Einförmig- 
keit der Landschaft sehr ermüdenden Ritt nach dem Griechendorf 
Melegob. Mühsam zogen die häßlichen Griechen weiber des Orts 



^) Basilius, Epist. X und (Tregor, Epist. XXX. — Levidis 1. c. p. 115. 133 — 
Le Quien, Oriens christ. I, 418. 



286 



Melegob 



das Wasser aus tiefen Brunnenschächten herauf. Denn die Tuffschicht 
geht hier sehr tief hinab, so daß die Bewohner von Melegob bis 
auf die härteren geologischen Schichten weit hinabteufen mußten. 
Daher sagt das türkische Sprichwort: 

,Wo das Wasser klar und reichlich, 
Sind auch Roß und Weiber schön.* 




Abb. 105. Beliefs eines Thronaessels in der Theodorkirche zu Melegob. (b) 



Einst bildeten die unterirdischen Gänge und Schächte des alten 
„Malakopaia" mit ihren Vorratsräumen eine natürliche Festung, die 
Harun al Kaschid im Jahre 806 durch Belagerung erobern mußte.^) 

Eine Reihe von unterirdischen Höhlenkirchen, wie die Meta- 
morphosis, das Kloster des Komas und Damian, w^o die Kranken zur 
Heilung in die Unterkirche gelegt w^erden, die Kapelle der Taxi- 

*) Theophanes coutinuatus (Bonn) 482, 4 f. ^^Kul jioXiogxi^aag TiuQhXaßt rb 
HgaxXfovg xdatgov öxvQwratov itdvv vnciQxov xßl rijr Qr'jßaaav xal ri^v MaXa- 
HOTicciuv xal T}]v ^'Avdgaitov xal rriv ^^LÖriQOTZcdov.''*' Grjßaau ist wahrscheinlich 
das vier Stunden nordöstlich von Melegob gelegene SUvescha. 



Kirchenruine des Andretts zii Till 



287 



archen und die Philippuskirche boten außer Inschriften nichts, was 
die Erwähnung lohnte. Die Reste des marmornen Thronsessels, der 
vor einem Menschenalter noch in der Theodorkirche gestanden und 
von Johann Tzimiskes gestiftet worden war, mußten wir von den 
Gräbern vor der Kirche herunternehmen (Abb. 104. 105 u. unten 
Abb. 108). Ähnliche Arbeiten treffen wir in San Marco zu Venedig 
und an der kleinen Metropolis zu AthenJ) 

Zwei Stunden von Melegob entfernt hatte der englische Reisende 
AiNswoRTH vor 60 Jahren eine christliche Kirche gesehen.^) Wir 
ritten deshalb am folgenden Morgen ostwärts am Sivritepe vorüber, 
den die Griechen Hagia Laura nennen, auf dessen Gipfel noch eine 
zerstörte Kirche liegt, und 




Xr 



erreichten nach einem ein- 
förmigen Ritt das zwischen 
zwei Tuff f eisen gelegene ärm- 
liche Till. Inder Tat fan- 
den wir am Ende des Dorfes 
bei der Tscheschme die Kir- 
chenruine des H. Andreas 
(Abb. 106 u. 107). Der ziem- 
lich nach Osten angelegte 
Bau ist eine zweischiffige 
Grabeskirche mit etwa 20 
Reihengräbern im Boden des 
nördlichen Schiffes. 

Die ursprüngliche An- 
lage scheint eine Säulen- 
basilika mit flacher Decke 
gewesen zu sein. Denn in 
der Nordwand sind aus der 

ersten Periode acht große Balkenlöcher erhalten, die in einer Höhe mit 
dem Ansatz der späteren Pfeilerarkaden liegen; außerdem waren keine 
Wandpfeiler an der inneren West- und Chormauer vorhanden. Ein 
Quader mit Balkenloch sitzt noch zu oberst in der südlichen Ober- 
mauer, ein weiterer Beweis für die flache Eind eckung. Später 
wurden Pfeiler zwischen die beiden Längsräume und auch vor die 



Abb. 106. FUn der Andreaakirche in Till. 



*) Auch für den Athos machte Johann Tzimiskes kirchliche Stiftungen. 
Brockhacs, Die Kunst in den Athosklöstern p. 36. 45. — Cattaneo, L'architettura 
in Italia dal secolo VI al mille circa, p. 247 f. — K. Michel und A. Struck, Die 
mittelbyzant. Kirchen Athens, in Athen. Mitteil. 1906 p. 279 f. 

*) AiNswoRTH, Travels and researches I. 207 (Kaiser Keuy)- 



288 Die Andreaskirche zu Till 

Südmauer gesetzt und darüber eine halbrunde Tonne gesprengt, 
die auf je drei Gurtbogen über Konsolen ruhte. Im nördlichen 
Schiff sitzt diese Wölbung tiefer als im südlichen Hauptraume. 
Die Kirche als Ganzes stammt trotz ihrer unregelmäßigen Anlage 
aus einem Guß , nirgends sind Nähte einer Verengerung oder einer 
Erweiterung in den Umfassungsmauern sichtbar. Überall ist, an 
Arkaden, Fenstern, Wölbungen der Rundbogen und im Grundriß 
des Chors der gestelzte Bogen verwertet. Außen ist die Apsis 
fünfseitig geschlossen und von drei Fenstern erhellt, von denen das 
mittelste die beiden seitlichen an Höhe (1,80 m) überragt. Der 
profilierte Chorbogen, im Wechsel von bunten Keilsteinen er- 
richtet, sitzt auf einem einfachen marmornen Wandkapitäl und trägt 
an seinem Scheitel ein Kreuzmedaillon. Am Chor außen sind noch 
Reste des einstigen Konsolengesimses, das den Bau umgab und 
das Dach trug, erhalten.^) Die Halbkuppel des Chors war aus 
einem Guß von leichtem Vulkangestein mit Mörtel eingewölbt, 
während die Tonnen der Längsräume aus glatten Quadern be- 
standen. Zwei Reihen von Fenstern erhellten von Süden her das 
Innere, von den oberen ist nur noch der unterste Wangenstein der 
beiden westlichen erhalten. Ein Gewinde ziert die Stirnseite der 
Fensterbogen, die Architrave der westlichen Türen hingegen ein 
hochstengliger Akanthiis mit spitzen Blattenden. Darüber sind 
Entlastungsbogen gesprengt, während man an den Türwangen noch 
die Ausarbeitungen für die ehemaligen Holzpfosten deutlich erkennt. 
Auch eine Vorhalle war hier im Westen wie an der Südseite angebaut. 

Die Pfeilerkapitäle im Innern haben alle verschiedene Motive, 
Zickzack, Gewinde oder eine Profilierung mit Kehle und Wulst. 
Nur die ältere Kirchenanlage war ehedem bemalt, und hinter dem 
halbzerstörten Arkadenpfeiler an der Ostwand treten jetzt die Reste 
einer fast völlig verlöschten Inschrift mit Mennigfarbe zu Tage, die 
schon paläographisch einer frühen Epoche angehören muß. Trotz 
langen Mühens an der unbequemen Stelle entzifferte ich nur wenige 
W^orte wie: . . tfg öUiTtigiag .... xal avanavag xai o maxBVWv .... 
Sixkav . . . 

Vor • der Kirche sind eine Reihe Gräber in den Tuffboden ge- 
schnitten, an die Südostecke stößt ein halbverfallener, mit Gurten 
und Tonnengewölbe eingedeckter Längsraum. In dem Türgewände 
der Westseite sitzt ein Inschriftstein mit Kreuzrelief und wenigen 
lesbaren Buchstaben: 

*) Es kragt 0,25 m aus der Wand und hat oben die llille für die Balken 
des Chordaches. 



Die Andreaskirebe von Till 



289 



l^-MHI??? Eine andere überirdische Kirche ist jetzt ab- 

AHTI???? gebrochen und ihr Material zur Herstellung 

r Y //////// / / einer Feldtenne verwandt. In der benachbarten, 
finstem Kirche des Heiligen Basilius fanden wir außer Freskenresten, 




einer halbzerstörten Löwenfigur und einer Unterkapelle nichts von 
Bedeutung. 

In einem fürchterlichen Wetter kamen wir wieder in Melegob an, 
wo wir im schmutzigen Chan unter viel Wagengerassel, Hundegebell, 
Geschrei von Eseln und Menschen eine schlaflose Nacht verbrachten. 



Rott, Kleinasiatische Denkmäler. 



19 



290 Melegob. Hasakoi 

Die Papaten bestürmten uns mit tausend Fragen, wie man am besten 
mit Wind, Dampf oder Elektrizität das Wasser aus den unergründ- 
lichen Brunnen heraufhiole, um durch europäische Technik ihre Weiber 
zu entlasten. Dann verlangten sie von uns neue Systeme für ihre 
Strickmaschinen, Empfehlungen für Absatz, machten unsere eigene, 
enge Kammer zum Tschartschi von Wollsachen und suchten Brief- 
marken und Münzen an den Mann zu bringen. Kranke baten um 
Heilung ihrer Gebresten, Bettler belagerten das Tor des Chans, 
durch das immer aufs neue Fuhrleute der gi'oßen Verkehrsstraße 
mit Gerassel und Gefluch ein- und auszogen. Die Sehnsucht han-t 
dem dämmernden Morgen entgegen und gedenkt der Worte des großen 
Gbeuor von Nazianz, der die Wegstation des nur wenig Stunden 
südlicher gelegenen Sasima oder Hasakoi mit aller seiner Un- 
ruhe und Qual in trefflicher Weise schildert: 

^TCi&^iog xig iativ iv ^arj kecotpoQOi 
xi}g KcmTtciöoKCJV, og (Sjjitz üg tQLOCrjv oöov, 
avvÖQog, äx^ovg ovö^ okcog ikev&SQog, 
öeivüg aTtevKtbv aal axevbv TicufivÖQiov, 
TiovLg Xic nuvTU Kai rlf6q)0i, tuxI uQ^iaxa, 
d^Qtjvoi, öTSVuyiiol, TtQa'KtOQsg, CTQißXai^ Ttiöai, 
kabg d^ oöoi ^ivoi^ te neu nkavcofievoi.^) 

„Einst alles wie heut" predigt der Orient auf Schritt und Tritt. 
Aber wie nach einem dumpfen Alp hebt sich am frühen Morgen des 
Keiters freie Brust wieder, wenn er die „Herbergen des Schmutzes" 
hinter sich hat, und das rings ihn umflutende Sonnenlicht den langen 
Feiertag der Natur heraufftthrt. 

Hinter Tirchin, in dessen alter Georgskirche noch viele antike 
Marmorwerkstücke umherliegen, kam diese Leidensstation Gregors, 
das Bistum Sasima. Die Kirche der H. Makrina, seit 1843 erneuert, 
soll angeblich die Gebeine von Basilius Schwester bergen, während 
dieselben in der Bergeinsamkeit am Iris ruhen. Zur Linken ließen 
wir des bösen Wetters halber das am kleinen See gelegene 
Göldjik, das griechische Limnos, liegen, um das sich einst der Streit 
zwischen Basilius von Cäsarea und Anthimus gedreht hatte, als 
letzterer den neugeschaffenen Metropoliten stuhl von Tyana erstieg.^) 

*) Gregor von Naziaxz, Poem. XI. IltQt rbv tavrov ßiov. Opera II, 496. 

'^) Vgl. darüber die Briefe des Basilius, namentlich auch den Brief Gregors, 
Epist. L. — Le Quien erwähnt im Oriens christ. I, 406 vier Bischöfe von Sa- 
sima. — An einem Ort bei (ir»ldjik, Monastir genannt, hat Lkvidis christliche 
Inschriften und eine Löwenligur gesehen. Levidts 1. c. p. 172 f. 



Von Tyana durch den Taurus nach Tarsus 291 

Hier ist auch Basiliscus, der Gegenkaiser Zenos, im Exil ge- 
storben.^) 

Im Regen und Schneegestöber kamen wir wieder in Tyana an. 
Ein eisiger Wind blies durch die niedrige, fensterlose Oda am Wege, 
und heißhungrige Köder stahlen uns die kärgliche Mahlzeit von der 
Erde. Im Nachbarhause lagen marmorne Reliefstücke im Hofe 
herum, eine verstümmelte Amazone zog der Besitzer aus dem Mist 
hervor und wusch ihr mit einer Gießkanne das Gesicht rein. Was 
ist aus dem Weib dieser Rechtgläubigen geworden! Als ich die 
Familie eines hilfsbereiten Türken photographierte, schaute das 
junge Weib, orientalisch neugierig durch die Türspalte, während 
ich die herzigen Kinder porträtierte. Dem Egoismus, nicht der 
Moral bringt der Türke das Opfer, das ihn um den äußern Reiz 
des Familienlebens bringt. 

So ging's zu Tyana hinaus. Die Pferde schritten auf dem 
Marmorpflaster einher, das eben aus vielen zerschlagenen antiken 
Säulentrommeln hergestellt wurde. Wehmut ergreift den fremden 
Wanderer beim Anblick solcher Stätten und Menschen. Wo die Völker- 
straße sich hinter dem Hügel der Semiramis zum Gebirge hebt, saß 
auf einem Granitfelsen ein Steinadler. Ich hätte ihn erlegen können, 
den Traurig-Stummen. Sann er wohl darüber nach, daß in wenig 
Jahren schon die nüchternste Gegenwart auch in die romantischen 
Täler des Bosanti, den alten Paß des Taurus einziehe, wo unzählige 
Völker hindurch- und nimmer zurückwanderten. Noch schreiten 
endlose Züge lasttragender Kamele mit Eisen, Petroleum, Salz 
und Getreide den alten Heerweg hinab, herdenweis lagern sie 
auf schmaler Trift am Bach, Feuerschein leuchtet zwischen auf- 
gestapelten Warenballen, bunte Gestalten bewegen sich in der 
Dämmerung, blinkende Gewehre aus der Vorväterzeit und schleichende 
Hunde; langhälsige Kamele recken ihre hohen Gestalten am Ge- 
büsch empor und verworrener Lärm dringt aus den Zeltlagern her- 
vor. Alles aber übertönt der rauschende Gesang des Wassers, ein 
ewiges Leuchten geht mitternächtig über die Firne des Madenschehr, 
der im Busen das Gold birgt. Dann wird die elendeste Hütte zur 
schönsten Ruhestatt unter der sternhellen Nacht. Bald schrillt in 
dieser wilden Einsamkeit die Pfeife und schnaubt die Berglokomotive. 
Dann wird es geräuschvoll, wenn die leichten Levantinerinnen die 
Aquae Calidae zum Sommeraufenthalt gewählt haben und die herr- 
lichen Tannen von Anascha den Spekulanten zum Opfer fallen. 

^) Kamsay, Geography p. 294. 

19* 



292 Anascha Kaie. Tarsus 

Ein schlauer Grieche hat dann Bier, Wein und europäische Bett- 
statt für Nimrode und Parforcereisende bereit. Damit ist die 
Paßstraße, die heute noch einen mühseligen Kampf mit Schroffen 
und Abstürzen führt, verschwunden, auch der römische Opferaltar 
im engen Klamm und die Votivkreuze, die fromme Pilger- und 
mutige Kreuzfahrerhand in die Felswände des Gülek Boghas ein- 
gehauen hat. 

Vom Ak Köprüchan klommen wir mit einem rüstigen Huf- 
schmied zum hochgelegenen AnaschaKale empor, wo noch eine 
Kirche aus der kleinarmenischen Zeit aufrecht stehen sollte. Wir 
fanden nichts als die halbzerstörten Ruinen eines schier unzugäng- 
lichen Kastells. Die großartigste Hochgebirgsszenerie entschädigte 
indessen tausendfach die müden Glieder. Wer auf dem Dach einer 
Hütte im Angesicht der unermeßlichen Schneefelder ringsum, hoch 
über dem Rauschen von Zedern und Fichten unter der ruhigsten 
Himmelsbläue den Jourt geschlürft hat, während ein ferner Schimmer 
vom Mittagsmeer heraufleuchtet, der weiß, daß ihm ein Genuß zu- 
teil geworden, den keine empfindsame Alpenfahrt bietet und daß er 
diesen nicht zum wenigsten dem treuen Roß verdankt, das ihm über 
das tollste Steinmeer hinweg bis zur höchsten Jaila folgte. 

Als wir am Morgen des 20. November nach zwei schlimmen 
Nachtkampagnen von der südlichen Terrasse des Taurus das weite 
Mittelmeer erglänzen sahen, da zog ein befreiendes Gefühl durch 
unsere Brust nach den wochenlangen Fahrten auf dem einförmigen 
kappadokischen Hochland. Ein tropisches Klima tat sich vor uns 
auf, während wir in die kilikische Ebene nach Tarsus hinabzogen, 
und eine heiße Luft dünstete über den feuchten Baumwollenfeldern 
und mahnte zu doppelter Vorsicht vor der hier gefürchteten Malaria. 

Vom alten Tarsus der christlichen Epoche ist nur wenig übrig 
geblieben. Die Klissedjarai d. h. Kirchenraoschee, die alte Paulus- 
kirche, ist mit ihrem Chor ganz erneuert, wenngleich über den 
alten Fundamenten. Die Uludjami, die an der Stelle der ehe- 
maligen Hagia Sophia steht, ist ein langer Hallenbau mit Pfeileni 
und Säulen im Stützen Wechsel, Die schönen Monolithe stammen alle 
aus christlicher Zeit, tragen jedoch heute keine Kapitale mehr. Die 
Stützen der Hofarkaden ruhen dafür auf Bronzefüßen, und vom alten 
Kirchenplan ist keine Spur mehr zu erkennen. Die armenische 
Pauluskirche ist vor fünfundzwanzig Jahren erst neu aufgebaut 

*) Ritter, Kleinasien II, 264 und F. Schaffer, Cilicia p. 81 in Ergäozungs- 
heft 141 zu dem Peterm. Mitteil. 1903. 



Kirchliche Bauten zu Tarsus und Manaz 293 

worden, aber nach Rissen und Aufnahmen des altern Bauwerks 
suchten wir vergebens. Nur ein Steinrelief mit dem byzantinischen 
Doppeladler liegt in der Sakristei als einziger Überrest der altem 
sog. Pauluskirche. In der linken Hofecke steht noch eine viel- 
hundertjährige, umfriedigte Eiche, die nach orientalischer Tradition 
natürlich in die Tage des Paulus zurückreicht. Im Hof wurden 
die Kinder wie im Gymnasion des alten Athen klassenweis unter- 
richtet, die dabei fast unaufhörlich hin und her wanderten. Schließ- 
lich ist auch die Kirche der Griechen, die Panagia, ein dem letzten 
Jahrhundert angehörender Bau.i) 

Langlois hatte in dem alten Werk über Kilikien Kirchen be- 
schrieben und gezeichnet, die bei Manaz in den Taurusbergen nörd- 
lich über Tarsus liegen sollten.-) Nach einem fünfstündigen Ritte, 
der teilweise durch die schaurigen Schluchten des Kydnos führte, 
standen wir auf einer kleinen Hochfläche, welche das ganze mittlere 
Kilikien beherrscht mit einem entzückenden Blick auf das Meer und 
die Küste. Die Klosterhöhe von Camaldoli über Neapel erinnert 
an diese Mönchsiedelei von Manaz, die noch im Namen die Ver- 
gangenheit aufbewahrt hat. Der Platz ist von den Trümmern der 
Klosteranlagen und Kirchen übersät, die letztern bis auf die Funda- 
mentmauern niedergerissen, auch diejenige, von der Langlois die 
Abbildung ihrer Fassade bringt. Der kühle Ort dient den Be- 
wohnern des ungesunden Tarsus zur Sommerfrische, und die statt- 
lichen Neubauten im Osten des Ruinenplatzes sind aus dem bequemen 
A\'erkmaterial der Kirchen und Klöster errichtet. 

Durch Unkenntnis unserer Führer verirrten wir uns und kamen 
an ein riesiges Felsentor, wo der Kydnos aus den Djehennen, den 
Teufelsschluchten, hervorbricht, die kaum von dem Auge eines 
Europäer je gesehen wurden. Im Unwetter gelangten wir in der 
Nacht nach dem ärmlichen Gebirgsdörfchen Hadji Hamzali, wo 
wir uns am rauchenden Kamin trockneten. In der nahen über 100 m 
tiefen Felsenspalte, durch die sich ein Arm des Flusses hindurch- 
zwängt, sollte eine merkwürdige Schrift an der Felswand tief unten 
sein. Barfuß kletterte ich mit einigen beherzten Türken die glatten 
Kalkfelsen an dem schaurigen Abgrund hinab, in dem unten die 
Gischt tobte. Ein einziger Fehltritt, und wir wären da unten be- 
graben gewesen. Die letzten 15 m wurde ich an einem Strick 
hinabgelassen, während der Regen unbändig niederrauschte. In der 



^) Vgl. auch Langlois, Voyage dans la Cilicie. Paris 1861 p. 317—25. 
^) Langlois 1. c. p. 358. 



294 



Hadji Hamzali 



unterwaschenen Felswand fand ich nichts als müßiges, unverständ- 
liches Gekritzel, das vor Hunderten von Jahren eine Hand in die 
Felswand geschrieben, als die Höhle noch von oben her zugänglich 
war. Als ich am Seil wieder über dem Abgrund schwebte und 
kaum in der Umschlingung Atem gewann, da schwur ich allen 
Oreaden, der alleinseligmachenden deutschen Gründlichkeit in Punkto 
Wissenschaft fürderhin in solchen Fällen eine Nase zu drehen. 




Abb. 108. Belief vom Thronsessel in Melegob. (c) 



Durch Lykien. 



Zurückgekehrt nach Tarsus verkauften wir unsere braven 
Pferde, da wir die Reise nach Sis und dem östlichen Kilikien wegen 
der Überschwemmungen des Seihun und Djihan aufgeben mußten. 
Wehmütig sieht man, wie die lieben, treuen Gefährten aus dem 
Stalle gezogen werden und uns verlassen müssen. Wie oftmals hatte 
mein Reitpferd im Oda unter mir hell gewiehert, wenn es seines 
Herrn Stimme vernahm, wie hat es ruhig um mich herum gegrast^ 
wenn unter dem schattigen Baum das Beisigfeuer knisterte und der 
Kebab dampfte. Möge ihm ein guter Mirachor Efendi geworden sein ! 

Nach einer mehrtägigen Quarantäne in Mersina fuhren wir mit 
einem östreichischen Dampfer nach Rhodus, wo wir unter stür- 
mischer See am 1. Dezember landeten. Sobald der Regen aufgehört 
hatte, ging's nach Makri und Castelorizo, von wo aus wir in 
das südliche Lykien vordringen wollten. 

Castelorizo ist heute der Hauptstapelplatz für Seefahrt und 
Handel an der Südwestküste Kleinasiens. Gegen hundert große Segel- 
schiffe der Inselbewohner lagen nach den furchtbaren Stürmen dei' 
letzten Tage im herrlichen, windgeschützten Hafen, mehrere auch, 
wie dasjenige unseres griechischen Gastfreundes, auf dem Grund des 
Meeres. Ein eingeborener Grieche, der brave Patriot und energische 
Schulmann Achilles Diamantara, leistete uns während unseres zwei- 
maligen Aufenthaltes auf der Insel die liebenswürdigste Gesellschaft. 
Die hübschen Kirchen sind alle neuern Datums oder gründlich restau- 
riert, da hier mit steigender Bildung und Wohlstand auch die natio- 
nalen und kirchlichen Interessen zunehmen. Wie die alten Basiliken 
früher wieder aufgebaut wurden, besagt ein Schreiben des Patriarchen 
von 1620, in dem die orthodoxe Christenheit aufgefordert wird, an 
der Wiederherstellung der zerfallenen Kirche des H. Georg auf dieser 
Insel Castelorizo (Megiste) mit Liebesgaben sich zu beteiligen. Der 
Inhalt des Kollektenzettels (Abb. 109), den ich in der griechischen 
Schule fand, lautet folgendermaßen: 



296 




Abb. 109. Kollektenbrief in der griech. Schule auf Casteloriso. 

KOTTOL, iv ccyco) TTvevfiaxL (r/aTDjtol (:deX(pol ymI ovkkiixovQyol. ^iO(pili(SxuToi 
ini(Sy.o%OL ivrt^onarot xA?/o^xoi, ivkußeCzaroL [(oftg, yo)^oiad)TaxoL ÜQXovtBg 



Castelorizo 297 

xal of lomol evkop^^ivot xQtatiavoi, xi%va iv Kvq[o) ayanr\Tu xi]g rjiicöv 
fi^XQiorrirog, x^gig euj v^tv ncd eiQT^vrj Hai eXeog ituqa Seav Ilavro'KQcctOQog 
xcd KvqIov 7jftcov 'Ir^doO XQiatov, naq i](icjv 6e evxr} xßl evkoyla xal <svy%(0' 
Qiaig. FvaCTOv v^lv eazda^ ort xara ttjv 7ta{TQLaQ)xi'7ii}v vfjaov KaazeXoQOitov, 
iyyvg xrjg inaqrjflag MvQmv, eiQlaxszo vcwg TteTiakmoDfiivog tucI aeaad^Qco- 
^livog [tiqo xq6]v(üv äiivtjfiovevTcav, itXiqCiov Tf]g ccylag MaQlvr}g, [eig t6 ov]ofia 
Tov aylov ivöo^ov fieyakoficcQrvQog Fecnoyiov zov ZQ07cau)q)6Qov. Nvv 6 
iKHCB evQiiSKOfievog nana KvQianog 6 oiii[ov6iiog &B]i(p ^rjX(a Kai iQCOzi kivj]- 
9elg, xonoig nokkotg xra ßaadvoig Tial öandvaig avyjysiQSV ix. ßä&Q(ov xal 
av^oxodo^riasv inl n{az)^ucQXLM^ (5x{av)qon^yl(ji dÖElagzvxiov naqa z&v Meyiazd- 
vwv, v(poSriy6g iaovzag{?) z^g "Aangag ^akdaarig ^"^ vntjQeztjg z&v iouiae 
TiQazovvzov xal CnEvöei ftV zikdav olxodo^rjv zov igyov xal elg xakkconiafibv 
xal ivnqinHav zov vaov, xal dnoQcbv öanav&v xal z&v koinibv xgeKoSav, 
log nokka e^oöucaag ngozeQOV^ xal firj ix^^ ^^ löl(ov, BQX^zai n^bg v(JLäg zovg 
ikerjfiovag xal Evaeßug (leza zov nagovzog yQa^^azog ikerifioGvmjg öeofievog 
xal ßorjd'elag elg zekeicoaiv zov aya^ov t^ov. ToLyaQOVv öe^dfievot avzov 
danaaloag xal [kagag avvÖQOfiijv xal ßo-q&eucv intSsl^azB avzip koyo) xal 
iQya xal ikerjiioavvtjv inldoze avz^ öta zriv avdxzrjaiv xal zekslmßiv zov 
vaov avzov, i^ cov svnoQehe dya^&v, 6 ^hv ngo^iatv, 6 6b öaQavzccQiov, 
6 öi cid£k(pdzov, xal akkog akko, Bxaazog [ä}]g ixei övvdfieag xal nQoaLQsaecog, 
xaxa zov KvQtov zov zovg ik£i^(iovag fiaxaQl^ovza xal zov dvaxaiviaiLov 
xal zjiv Bvnqintiav z(bv ^eicov ixxkyjaL&v ayanövza vniq zi akko, iv alg 
vfivetzat xal öo^d^izai z6 d^etov avzov ovofia xal dvziöiSovza ;ca^tv avzl 
XaQLZog xal zb XQ^^S '^? %^9^^ kafißuvovxa. Ovzio noirjCazs, dyan^jzoU ^al 
ßo}]^r}öaze tc5 dvcozigco Qi]%ivzi nana Kvq Kv^iaxcp xal oixovofiG) 6ia zbv 
avaxaivia^bv zod vaov avzov n^o&vfiCDg xal 6korl)vx(og, cog av dicc zfjg ßon]- 
^ilag xal awö^ofifig v^tov avzbg ^iv övvij&rj xakkanlcag xal eig zikog dna- 
yayilv zbv vaov avzbv, vfietg öh zbv a^iov fiia&bv üg vioi xzlzoQsg na^a 
Seov ixazovzankaßiova avzddßoize xal zbv fisyakofidQZVQa Feco^tov nqiaßvv 
xxtl ßori^bv BVQOizB iv ixelvy zrj 'i)(UQa xal zrjv alatviov t^rjv xhjQOvofi^- 
aotzE iv Xqiczö ^Itjaov rö xvqIo} i^fccov, ov tj x^Q^S xa2 zb änetQov eksog 
xal ri evxii xal tj evkoyla z^g fnicjv (iezQi6z7]zog ih] (lEza ndvzov rjfiav. 
a^irjv. ^Ev tzBi Ciozriqm axx.*^^) 

Herrlich ist der Blick von dieser Kirche und der dahinter in 
klassischem Stil erbauten Schule auf die gegenüberliegende Küste von 
Kleinasien, über die Inseln und Klippen, welche schon so manchem 
Schifflein den Untergang bereitet haben. In einem Segelboot setzten 
wir über den Seearm und fuhren in die stille Bucht von Sevedo. An 

*) oxavQonriyiov = jus figendae crucis, die Koiisekrirung einer Kirche; 
TiQod'iGig = Meßpfrlinde; oaQavxdgiov = quadrigies missarum pro defunctis, 
schließlich jegliche Kirchenstiftung; d6tX^idxov = fraternitas, hier Präbende. 



298 Autiphellus 

ihrem Südostende stiegen wir, wenige Schritte landeinwärts, in eine 
große Tropfsteinhöhle hinab, auf deren Sohle das kristallklare, grüne 
Wasser als Hagiasraa emporsprudelt. Die tiefe Grotte gibt tausend- 
fach das Echo zurück, und unter den seltsamen Gebilden der Kalk- 
niederschläge sucht die Phantasie nach den alten Göttern, nach der 
dämmerigen Wohnung der Calypso. Hier hat ihnen der Schiffer nach 
glücklicher Heimkehr sein Dankopfer gebracht. Dann nistete sich 
auch das Christentum in der geräumigen Grotte ein und richtete dem 
Nachfolger Neptuns, dem heiligen Schutzpatron Nikolaus, eine doppel- 
chörige Kapelle auf und schmückte sie mit Heiligengestalten. Nur 
das Bild und die Beischrift des Schutzheiligen auf dem Meer konnte 
ich noch in der Apsis entziffern. 

Als wir aus der Halbnacht dieser Grotte heraufgestiegen waren, 
flüchtete eben eine große schwarze Ziegenherde in ein klassisches 
Felsengrab, Boreas begann aus vollen Backen zu blasen, Juppiter 
Pluvius goß in Strömen, und nach langem angestrengten Kampf mit 
Wind und Wellen kamen wir endlich nach Andifilo. Heute liegt 
der kleine Hafen ungeschützt gegen jede Sturzwelle da, und haus- 
hoch schlug nach wenig Stunden die empörte Brandung am Ufer 
bis zu der Tür des kleinen Kawees empor, wo wir unsern Hunger 
stillten. Da türmten sich die grünlichen, schaumgekrönten Rosse 
des Meeres zu Wellenbergen auf, stürmten mit gewaltigem Donnern 
gegen die ausgelaugten Kalkfelsen heran, färbten sich mit weißen 
Kämmen und zogen dann gurgelnd in tausend und abertausend 
Grotten hinein, um in unzähligen Kaskaden niederzurinnen und 
beruliigt auf einen Augenblick vom granitenen Widerstand zurück- 
zuweichen, gleich wieder dasselbe ewige Spiel beginnend. Dann 
sieht man auf Augenblicke die versunkenen Trümmer einer dahin- 
geschwundenen Stadt, die Reste von Grab-, Schiffs- und Hafen- 
bauten des alten Autiphellus. Stumm und einsam steht der, welchem 
die Schönheit noch eine Welt bedeutet, auf den obersten Stufen des 
verlassenen Theaters, wo tausend lichttrunkene Augen vom heitern 
Maskenspiel des Lebens über die Bühnenwand hinausschauten aufs 
endlose Meer in sonnenbeglänzte Fernen. Wie oft dachte ich beim 
Anblick der steilen Ruinenplätze: Wie reich und stark wäret ihr 
Menschen, die ihr mit flinken Sohlen über die harten Felsen zum 
Musenspiel oder zum hochgelegenen Tempel emporstieget, um euer 
stummes Opfer darzubringen, die ihr noch begehrtet, im Tod auf Berges- 
höhen zu ruhen, die nur des Vogels und der Wolken Flug berührt, 
die Phoebus mit ewigem Licht umzieht und deren Grabhäuser die 
Natur beständig mit dem Frühlingskranz wilder Schönheit umwindet. 



Von Antiphellus nach Dere Ahsy 299 

Den Abend verbrachten wir beim Kaimakam Chukri el Asaly, 
einem feingebildeten Araber, der eine seltene Kenntnis der Ge- 
schichte, Philosophie und Literatur seines Volkstammes entfaltete 
und über die deutsche Reformation, Heinrich IV., die politische Lage 
Ägyptens und die Frauenemanzipation gleichen Bescheid wußte. 
Mit dem Satz von der persönlichen Verantwortlichkeit vor der Gott- 
heit rannte er beim gemütlichen Abendtisch unsern trefüichen Schul- 
direktor von Castelorizo mit seinem Glauben an die stellvertretenden 
Heiligen bald über den Haufen. Möge Alah ihn schützen! 

In Andifilo suchten wir jeden Fleck ab, um den von Texier 
veröffentlichten Rundbau zu finden, der seitdem so oft abgebildet 
worden ist.*) Da wir nicht die geringsten Spuren davon treffen 
konnten, obwohl wir den kleinsten Fleck durchsuchten, so glaube 
ich, daß es sich dabei um ein kleines, rundes Grabgebäude des 
Altertums handelt, das später allenfalls einmal zur Kapelle um- 
gewandelt wurde. Von der Kirche am Markt sind nur noch einzelne 
Fundamentmauern vorhanden, auf Grund derer sich nichts mehr 
für die ehemalige Basilika des Bistums Antiphellus folgern läßt. Sie 
war übrigens aus altern Werkstücken zusammengepfuscht. 

Ein mühseliger Pfad leitet an manchem lykischen Grab vorüber, 
das im trauten Holzstil errichtet ist, zur Bergeshöhe empor, wo unten 
die Welt eines Homer wie ein aufgeschlagenes Buch liegt. Hinter 
den hohen Bergen der Küste ist von aller Kultur abgeschlossen 
das ehemalige Regierungsstädtchen K a s c h , welches durch die Ver- 
legung des Amtssitzes nach Andifilo allmählich von der Karte ver- 
schwindet. Die Gassen sind ausgestorben, die Lehmhäuser verlassen, 
und nach einem Menschenalter wird der Reisende nichts mehr vom 
Kaimakam Kasch sehen als die Ruinen eines Konak und einer 
Djami.2) So lebt und regiert man in der Türkei. Der Gedanke, 
Castelorizo gegenüber eine rivalisierende Hafenstadt zu schaffen, 
ist vorzüglich, leider spritzt zur Stunde bei Hochflut das Wasser 
bis in die Fluren der Häuser Andifilos. Das fruchtbare Tal von 
Kasch mit seiner alpinen Szenerie könnte ein Dutzend Dörfer tragen. 
Kein einziges sendet zur Zeit seinen Rauch empor, mühsam mußten 
wir uns den Weg durch Dschungeln, üppige Brombeerhecken und 
Oleanderbüsche bis nach Dere Ahsy bahnen und viele kleine Bäche 
überschreiten, deren breite Fiumare das angrenzende Kulturland für 
immer vernichtet haben. Dort, wo der alte Myros durch ein großes 

*) Texier-Pullan, Architecture Byzantine p. 183 f. und in seinem Reise- 
werk über Kleinasien. 

*) Abb. des Konak bei Bensdorf-Niemann, Reisen in Lycien I, 138. 



300 Kirche von Dere Ahsy 

Felsentor in die wilde Schlucht zwischen dem Aladjadagh und den 
Höhen über Myra eintritt, machten wir bei einer armseligen Mühle 
Halt, um in der Nähe einem wichtigen Denkmal der byzantinischen 
Baukunst einen Besuch abzustatten. 

Am Ufer des Emes, welcher sich eine Viertelstunde abwärts 
in den alten Myros ergießt, steht auf einem der mit niedrigen 
Fichten bewaldeten Hügel die Kirchenruine von Dere Ahsy. 
Nachdem sie in den vierziger Jahren von den Engländern Sphatt und 
FoRBES und dem Franzosen Texieb besucht und mit völlig unge- 
nügenden Skizzen und Plänen bekannt gemacht worden war, ist sie 
seither nur noch einmal von der östreichischen Expedition in den 
80 er Jahren flüchtig gestreift und eine Abbildung in dem be- 
kannten Keisewerk über Lykien davon gegeben worden. Auf Grund 
der Tagebuchnotizen von Niemann hat dann 0. Wulff in seiner 
trefflichen Arbeit über die Koimesiskirche in Nicäa versucht, die 
Basilika von Dere Ahsy nach diesen und früheren Angaben zu be- 
schreiben.^) Im östreichischen Reisewerk selbst wird nur berichtet, 
daß Niemann eine neue Aufnahme durchführte, „bei der sich indessen 
erhebliche Berichtigungen Texiek's nicht ergaben."^) 

Somit hat man sich eigentlich seit sechzig Jahren nicht mehr 
um ein Bauwerk gekümmert, das trotz mannigfacher Zerstörung 
durch den Einfluß der Zeit zu den verhältnismäßig am besten er- 
haltenen orientalischen Basiliken gehört. Entlockte es doch schon 
dem Engländer Spratt den Ausspruch: „It is a noble fabric and 
one which excited on examination a deep interest." Zugleich hob 
er seine verhältnismäßig gute Erhaltung hervor.^) 

^) Spratt and Forbes, Travels in Ljcia, Milyas and the Cibyratis. London 
1847, I p. 105 f. mit Planskizze. — Texier, Description de TAsie Mineure III, 
202. 232. PL 205 und Texier-Püllan, Architecture Byzantine p. 183. — Benndorf- 
NiEMANN, Reisen in Lycien und Karien L 131 Taf. XXXVIII. Texier's Plan oft 
wiederholt, z. B. Salzenberg p. 133 Taf. XXXIX 6. 7; Hübsch p. 81 Taf. XXXII, 
3. 4 (Querschnitt). — Millet in der Histoire de l'Art von A. Michel. Paris 
1905, 1,145. — O. Wulff, Die Koimesiskirche in Nicäa und ihre Mosaiken. 
Straßburg 1903, p. 66 f. u. Fig. 16—20 u. neuem Längsschnitt. 

*) Kassaba oder Kasch ist die Bezeichnung des Ortes, der flußaufwärts liegt, 
nicht, wie Texier wohl angibt, eine Benennung für den Ruinenort oder die 
Kirche von Dere Ahsy. Was daher bis in die neuesten archäol. Handbücher 
als Kirchen von Dere Ahsy und des Kassabatais angeführt wird, ist nur die eine 
Basilika des letztern Ortes. Kaufmann, Handb. der christl. Archäologie p. 99 u. a. 

^) Spratt and Forbes, Travels 1. c. p. 105. ,a large Christian cathedral of 
early Byzantine architecture, one of the most interesting and picturesque, as well 
as best preserved ruins in Lycia* ; p. 106. ,The greater part of this cathedral» 
however, still remains perfect.* 



301 




308 Kirche von Dere Ahsy 

Seit den Tagen der östreichischen Expedition ist der Verfall 
des Bauwerks wenig vorwärts geschritten dank des trefflichen 
Binderaörtels und der w^eltabgeschiedenen Lage des kirchlichen 
Denkmals. Nur der hohe linke Fensterpfeiler im Hauptchor, die 
Abschlußwand des Diakonikons und der rechte Pfeiler des Exo- 
narthex sind zusammengebrochen. 

Eine Quelle mit köstlichem Wasser, die sich oberhalb der 
Kirche in den Ernes ergießt, w^ar wohl ausschlaggebend für die 
Wahl des Ortes. Auf der kleinen Anhöhe über dem breiten Fluß- 
bett war die Anlage gegen Überschwemmung durch die Winter- 
wasser geschützt. Leider hat sich der Fluß neuerdings der Kirche 
bis auf wenige Meter genähert und unterspült in absehbarer Zeit 
schon die steile Böschung, welche ihn noch von der Chormauer trennt. 

Der fast nahezu nach Osten ausgerichtete Bau ist eine drei- 
schiffige Kuppelbasilika im Kreuz, mit Liti und Vorhalle, mit 
Treppenhäusern und oktogonalen Anbauten im Norden und Süden, 
die jedesmal durch einen tonnengewölbten Gang mit der Kirche in 
Verbindung standen (Abb. 110 — 113). Starke Pfeiler trennen das 
Hauptschiff von den Nebenschiffen, eine Tonnenwölbung deckt den 
Hauptraum wie den Querraura, -welcher diesen und die Seitenschiffe 
durchschneidet Über der Kreuzung dieser beiden Tonnen erhob 
sich die Kuppel auf Pendentifs. Die Seitenschiffe sind, abgesehen 
von dem Querraum, doppelgeschossig und im untern wie obern Stock- 
werk mit Kreuzgewölben eingedeckt Die Emporen mit Obergeschoß 
setzen sich auch östlich von der Durchschneidung zu Seiten des 
Bemas fort und öffnen sich unten wie oben mit Durchbrechungen 
nach dem Mittelschiff hin, die jedoch im Verhältnis zu den übrigen 
Durchgängen ziemlich niedrig geworden sind. Dem Bema liegt 
je ein quadratischer Raum zur Seite, dem sich nach Osten hin 
Prothesis und Diakonikon anschließen, beide von quadratischer 
Anlage, aber nach drei Seiten in Rundnischen ausladend. Darüber 
erheben sich Halbkuppeln und Kreuzgewölbe. Die Nebenapsiden 
schließen wie der Hauptchor inwendig mit einem Halbkreis, außen 
bilden sie drei Seiten eines Achtecks und sind jedesmal von drei 
Fenstern durchbrochen. Die Wände des nördlichen und südlichen 
Nebenchors wie der linke Fensterpfeiler des Hauptchors sind jetzt 
abgestürzt, und auch der hohe Fensterbogen daselbst ist bereits 
niedergebrochen. *) 

*) Texiek läßt Haupt- und Nebenapsiden außen rundbogig enden und gibt 
den letztern ganz schmale Fensterpfosten. — Von Spratt und Forbes sind die 
Käume seitlich des Bemas ganz unrichtig gezeichnet. 



Kirche von Dere Ahsy 



303 



In Anlage, Eindeckung, Zugängen und seitlichen Öffnungen 
entsprechen die Oberräume der Seitenschiffe genau denen im Unter- 
geschoß, selbst über Prothesis und Diakonikon ist die reiche Form 
in der gleichen Art durchgeführte Die westliche und östliche Em- 
pore verband nun im Querraum eine eingeschossige Bühne, die auf 
zwei Stützen, höchstwahrscheinlich Säulen ruhte. Deutlich sehen 
wir noch die Ansätze zu den drei Kreuzgewölben, welche über diese 




Abb. 111. Plan der Kirche von Dere Ahsy. 



Säulen und die Wandpfeiler gesprengt wurden. ^ Dagegen trug die 
mittlere Empore nicht, wie Texier in seinem Werk rekonstruiert, 
Obermauern auf einer Säulenreihe; denn über den Eckpfeilern des 
Lang- und Querhauses ist das Gesims ohne Unterbrechung an der 



^ Pfeiler sind so gut wie ausgeschlossen, ihr Kern hätte hier, wo Menschen- 
hand nichts zerstört hat, nicht so spurlos verschwinden können. £s war mir 
unmriglich, am dritten Tag noch weitere Grabungen durchzuführen, da Über- 
schwemmung meinen Heimweg bedrohte und dann auch wirklich eintrat. 



304 Kirche von Dere Ahsy 

Völlig glatten Oberwand herumgeführt, ohne daß Ansatzspuren einer 
anstoßenden Längswand etwa sichtbar wären, wohingegen im Erd- 
geschoß die Stelle deutlich zu erkennen ist, wo der Arkadenbogen 
in die Wand einsprang. An der Nordwestecke (nicht am südöst- 
lichen Pfeiler wie Wulff nach Niemann's Angaben berichtet), 
sitzt das Werkstück des Hauptgesimses an seinem Platze, während 
es an den drei übrigen Stellen der Kuppelpfeiler abgestürzt ist. 
Jedesmal ist aber unter diesen Gesimsteilen das Einlager für ein 
Gebälkstück sichtbar, über dem wieder ein konsolenartiges Werk- 
teil aus Marmor liegt, das bei drei Kuppelpfeilern noch an seiner 
Stelle ruht. Wir müssen deshalb über der mittleren Empore eine 
Säulenbalustrade rekonstruieren, deren gi'ades Gebälk in die Kuppel- 
pfeiler direkt über der Umbrechung des Kämpfergesimses eingriff. 
Außerdem muß dieser Teil der Empore eine niedrige Brüstung in 
der Flucht dieser Balustrade besessen haben, da in einer solchen 
Höhe über den Arkaden jedesmal die Ecken der Kuppelpfeiler aus- 
gebrochen sind, was keine zufällige Zerstörung bedeuten kann. 
Texieb kann also bei seinen flüchtigen Zeichnungen noch deut- 
lichere Überreste dieser Emporenbrüstung vor sich gehabt haben. ^) 
Denkt man sich bei seinem Längsschnitt den Raum über der 
Säulengalerie nach der Tiefe zu offen und die nunmehrige äußere 
Abschlußwand durch drei Fenster durchbrochen, so gewinnt man 
ein richtiges Bild des tatsächlichen baulichen Zustandes. Freilich 
müssen dann auch die Wandpfeiler seiner Säulenbalustrade fallen.-) 
Dagegen scheinen die „jonisch-byzantinischen" Kapitale bei Texier's 
Rekonstruktion an ihrer richtigen Stelle zu sitzen. 

Die äußere, heute zerstörte Abschlußmauer dieser mittleren 
Empore muß einst drei Fenster besessen haben, da jedesmal die eine 
hohe Wange des nördlichen und südlichen Fensters noch vorhanden 
ist, diese aber immer genau in den Achsen der Unterfenster liegt. 
Zwischen ihnen entsprach ein mittleres Fenster dem Unterfenster resp. 
der seitlichen Eingangstür. Der überhöhte Bogenansatz dieser Ober- 
fenster befindet sich etwas über dem Hauptgesims, welches inwendig 
an allen Wänden, die Ecken verkröpfend, ringsherum läuft. Ein 
tieferes Gesims umzog in Fußhöhe der Emporenöffnungen die Längs- 

*) Zu Verankerungen oder Gegeustreben können jene l^Öcher über dem 
obersten Gesims nicht gedient haben, da keine Eingänge in den Pfeilerkern sicht- 
bar sind und die Ankereinlager der Quertonne gleich darüber erhalten sind. 

*) Das Fehlen von Fenstern in den TEXiER'schen Schildmauern über den 
Säulenarkaden der Empore hat seinen Grund wohl darin, daß zu seiner Zeit die 
entsprechenden Außenmauern des Chorraums schon zusammengebrochen waren. 



Die Kirch e von Dere Ahsy 305 

wände, brach jedoch beim Beginn des Chorhalbrundes ab, da es 
durch die Fenster roh durchschnitten worden wäre, welche nahezu 
bis zum Obergesims hinaufreichten. Ein drittes Untergesims liegt in 
den Seitenschiffen und Apsiden unterhalb der Zwickel ihrer Kreuz- 
gewölbe in einer Höhe mit dem Bogenauflager der Durchgänge. 
Dasselbe ist auch in gleicher Weise im Obergeschoß herumgeführt.*) 
Unter der mittleren Empore setzt jedoch dieses Gesimsband in der 
Mitte des Kuppel- und Wandpfeilers plötzlich an der Stelle ab, wo 
die Löcher für die Verstrebungen noch sichtbar sind. 

Der dreischiffigen Anlage wurde auch ein dreiteiliger Narthex 
vorgelegt, der sich nach dem Mittel- und Seitenschiff je in einem 
hohen und breiten Durchgang, nach dem Exonarthex in fünf 
Türen öffnete. Das Untergesims der Nebenschiffe treffen wir hier 
an der gleichen Stelle, an dem Bogenansatz der Zugänge durch- 
laufend, während es in der Vorhalle fehlt. Der dem Hauptschiff 
entsprechende Raum des innem Narthex wurde durch drei Kreuz- 
gewölbe und auch der nördliche und südliche Nebenraum durch ein 
gleiches Gewölbe eingedeckt. Während die letztern Wölbungen 
nach der Mitte hin durch Gurtbögen auf schmalen Wandpfeilem 
abgetrennt sind, entbehren die mittleren Kreuzgewölbe eines solchen 
Zwischengliedes. Das Obergeschoß, das als Westempore diente, trug 
eine Tonne auf Gurtbögen und öffnete sich nach dem Naos in drei 
Arkaden vermutlich zwischen zwei Säulen.-) Ich konnte bei dem 
jetzigen Zustand des Gemäuers über der Haupttür nichts mehr er- 
kennen, wie ich überhaupt keine Reste von Säulen oder Kapitalen 
in und um die Kirche herum gefunden habe. Hohe Durchgänge 
führten von den Seitenräumen der Westempore zu den obern Neben- 
schiffen. Querschiffartig setzte sich der Esonarthex seitlich in 
Treppentürmen von quadratischer Grundlage fort, die mit den Um- 
fassungsmauern der Kirche im Verband errichtet wurden und außen 
durch Wandpilaster gegliedert sind. Asymmetrisch liegen die Zu- 
gänge von dem innem Narthex zu den Treppen in der Diagonale des 
ersteren, nicht in gleicher Achse wie die Zeichnung bei Texieh und 
Spratt vermuten lassen. Der größte Teil der südlichen Anlage ist 
bis auf den Schutt herab zusammengebrochen.'^) Der nördliche Turm 
ist dagegen fast noch bis zur Höhe der Narthexobermauem vorzüglich 

*) Die Zeichnung der Gresimsprofile bei Wulff p. 78, Fig. 17. 

*) So Wulff nach Andeutungen in Niemann's Skizzen buch p. 69. 

^) Wohl war dieser Treppenturm schon zur Zeit, als Spratt und Fürbes 
die Kirche besuchten, zusanunen^estürzt. weil sie ihn mehrfach durchbrochen 
zeigen. L. c. p. 105. 

Rott, Kleinasiatiscbe Denkmäler. 20 



306 Die Kirche von Dere Ahsy 

erhalten.^) Zwischen den Umfassungswändeii und einem rechteckigen 
starken Mauerkern, der beim Siidturm am besten erhalten, beim 
nördlichen zerstört ist, lief eine Treppe auf einem schiefen Tonnen- 
gewölbe in vier Windungen bis zur Höhe der Westempore hinauf 
und führte durch eine Tür in den Oberraum des innem Narthex. 
Am Ende der Treppen lag eine Holzdecke, deren Balkenlöcher im 
Nordturm noch deutlich zu sehen sind, während das Obergeschoß der 
Treppentürrae, wie der nördliche zeigt, mit einer Tonne quer zur 
Kirchenachse schloß. Der Unterstock war durch ein östliches, der 
obere Treppengang durch ein nördliches und südliches Fenster erhellt. 

Der Exonarthex vor der innern Vorhalle gliedert sich ent- 
sprechend der Dreiteilung des Naos in einen kreuzgewölbten Mittel- 
raum, der durch seitliche Durchgänge von den Nebenräumen ge- 
trennt ist. Diese Kammern sind durch Quer-, die Zwischenräume 
durch Längstonnen eingedeckt, und um den Haupteingang hervor- 
zuheben, treten die beiden mittleren Fassadenpfeiler noch über die 
Wandflucht heraus. Der äußerste rechte Pfeiler und die ganze 
einstige Obermauer des Exonarthex sind heute eingestürzt, riesige 
Trümmer liegen vor den Westeingängen. Daß ein Obergeschoß 
hier vorhanden war, ist fraglos. Die Streben der nördlichen und 
südlichen Fassadenpfeiler wie die Kämpfergesimse hoch oben in der 
Narthexwand beweisen die ehemalige Existenz eines obern Stock- 
werkes, das wohl gleich der Westempore dui'ch eine Quertonne ge- 
wölbt war. Ein eingeschossiger Exonarthex würde den Eindruck 
des auf monumentale Höhe und Breite berechneten Baues durch 
seine Niedrigkeit sehr beeinträchtigt haben. Außerdem machen die 
Durchbrechungen der Obermauer zwischen Exo- und Esonarthex 
trotz der teilweisen Zerstörung ihrer Pfeiler eher den Eindruck 
von verbindenden Durchgängen als von ehemaligen Oberfenstem 
der Westempore. 

Die Wölbungen im Innern des Naos sind aus Ziegeln herge- 
stellt und zwar die nach Osten, Süden und Norden laufenden 
Tonnen aus zwei Reihen senkrecht gestellter, zwischen die eine 
horizontale Ziegelschicht eingebunden wurde. Die östliche Tonnen- 
abdeckung weist eine Stärke von zwei ganzen und einem halben 
Ziegel auf, die beständig im Wechsel senkrecht gemauert wurden. 
Über der Durchschneidung der Längs- und Quertonnen leiten Penden- 
tifs in der Weise in den Kreis der Kuppel über, daß man die 
Ziegel treppenartig vorkragen ließ. Ein steinernes Gesims, von 

^; Texier's Zeichnung in seinem Aufriß ist Phantjisie. 



307 




20* 



308 Die Kirche von Dere Ahsy 

dem noch kärgliche Reste erhalten sind, markierte diesen Übergang 
zur Kuppel, deren Durchmesser 8,70 m beträgt.*) Gleich darüber 
hört auch heute die Wölbung schon aut Nur außen erhebt sie 
sich etwa einen Meter noch aus dem umgebenden Mauerwerk heraus 
und schloß als achtseitiger Mantel.'-) Mit dieser Seitenzahl würden 
auch die acht Fenster stimmen, die Texier in seiner Eekonstruktion 
angegeben hat. Ich möchte die Kuppel nach Analogie des südlichen 
Oktogons wiederherstellen und gleich wie an diesem äußere Strebe- 
pfeiler als Widerlager der Ummantelung annehmen. Vielleicht sind 
die abgeschrägten Streben, von denen Texier hier spricht, auf solche 
Außenstützen zurückzuführen. Im Innern scheint die Annahme einer 
flachen Gewölbekuppel nach den vorhandenen Resten und ihrem 
Neigungswinkel sehr wahrscheinlich. 

Die Längsmauem der Kirche sind außen durch sechs Wand- 
pfeiler gegliedert, die den Gegendruck der innem Gurtbögen auf- 
fangen und ungegliedert von unten bis oben durchgehen. Dazwischen 
durchbrechen je fünf Fenster (immer eins über der Durchgangstür 
zu den Anbauten) und je zwei Türen die untere Wandflucht Die 
letztern führen teils ins Freie, teils in die seitlichen Oktogone. In 
der Obermauer saßen, wie wir bereits nachgewiesen haben, ent- 
sprechend sechs Fenster, Die westliche Tür der Nordwand hatte 
einen kleinen Vorbau, von dem jedoch nur noch die im Verband 
gemauerten Ansätze erhalten sini Die Tür in der Mitte der Süd- 
wand ist im Verhältnis zu den sie flankierenden Fenstern und 
übrigen Eingängen sehr niedrig; allerdings müssen wir die Masse 
von Schutt in Rechnung ziehen, der sich in und um die Kirche her 
aufgehäuft hat. Spuren einstiger Türumrahmungen oder Versclüüsse 
habe ich nirgends, auch nicht bei den Zugängen der ^Vestseite fest- 
stellen können. 

Was das Material betrifft, so sind sämtliche Bogen, Wölbungen 
und Nischen aus Ziegel, alles übrige aus glatt behauenen Bruch- 
steinen hergestellt, die in gewissem Abstände, namentlich bei den 
Ansätzen der Fensterbogen, mit Schichten von 4— öreihigen Ziegel- 
streifen binderartig durchsetzt sind und so das Äußere malerisch be- 
leben, das sonst einen recht unerfreulichen Eindruck machen würde.-') 

^) Hosios JjUCAs mißt nur 8,10 in in der Kuppel weite, Daphiii 7,85 iii, und 
Nea Moni 7,80 m. 

^) Leider ist heute das obere Dach der Kirche auch von dem Mutigsten 
nicht zu erklettern, und eine Leiter herbeizuschaiFen war unmöglich. 

^) Die Arkaden bogen des mittleren Querraums waren aus Quader-KeiUteinen 
errichtet, was auch wieder für die Annahme der Sfiulen an dieser Stelle spricht- 



309 




310 Die Kirche von Dere Ahsy 

An der Frontseite sind die friesartigen Ziegelschichten in gleicher 
Höhe regelmäßig durchgeführt.*) Auch zwischendrin wurden ein- 
zelne Schichten oder einfache Ziegelreihen eingebunden. Die Kalk- 
steine, die in allernächster Nähe gebrochen wurden, sind mit dem 
vorzüglichen Mörtel zu einem eisernen Kitt verwachsen. Nur 
diesem Bindemittel, das mit dem feinen Baes des nahen Flusses ver- 
mischt wurde, ist die leidliche Erhaltung des Bauwerks zu danken. 
Inwendig wie auswendig waren die Mauern durch einen Kalkmörtel 
verputzt, dem kleine zerstoßene Ziegelbrocken reichlich beigemischt 
wurden. Der Bewurf ist heute größtenteils abgefallen. Phantasie 
ist jedoch wiederum Texier's Behauptung von einem Belag der 
Wände mit Marmorplatten, von denen er selbst sagt, daß sie ver- 
schwunden seien.-) Ich wüßte auch nicht, w^oher der Marmor in 
dieser Gegend kommen sollte und wozu der Luxus in einer Barche 
entfaltet worden wäre, die zum gemeinschaftlichen Gebrauch von 
ein paar weltabgeschiedenen Dörfern gedient hat. 

An den Archivolten der Vorhalle, an den Fensterbogen wie 
an den Längs- und Quertonnen des Innern bemerken wir eine Eeihe 
von Löchern, in denen die Balkenenden der Verankerungen und 
Verstrebungen stecken. Ein schwarzverkohlter Holzanker ist noch 
im hohen Chorfenster teilweise erhalten. Diese Durchsetzung und 
Verspannung der Mauern mit Streckbalken sowohl zum Schutz gegen 
Erschütterungen wie zu größerer Stabilität ist ein im Orient be- 
liebtes Verfahren.^) Eine so ängstliche Bauweise, wie sie sich aber 
hier in Dere Ahsy in Anwendung der vielen Anker bekundet, beweist 
klar genug, wie man längst die alte Bautradition und mit ihr die 
Sicherheit und das Schönheitsgefühl im einzelnen verloren hatte. 
Trefflich ist indessen die räumliche Gliederung und die Überwölbung 
des Innern durchgeführt.*) 

Tonnengewölbte Gänge führten aus den Nebenschiffen zu okto- 
gonalen Anbauten, die in ungleichen Achsen zur Kirche liegen. 

^) Die Ziegel stehen zu dem Mörtel wie 1 : 1 und 1 : 2 sowohl beim Haupt- 
bau wie bei den Anbauten, ein deutlicher Fingerzeig für das jüngere Alter der 
Kirchcnanlage. 

*) Texier-Püllan , L'Architecture Byzantine p. 183: .Les murs dtaient 
revctus de dalles de marbre, qui ont disparu.** — Auch seine Angabe, daß die 
Außenmauern der Ilagia Sophia in Salonik mit Marmorplatten belegt gewesen 
waren, hat keine Bestätigung gefunden. "Wulff, Die Koimesiskirche p. 43. 

^) Choisy, L'art de batir chez les Byzantins p. 1157. 

*) Die Löcher der Verankerungen sind nicht zu verwechseln mit denen der 
Gerüsthölzer, die allenthalben sichtbar sind, nachdem der Bewurf von den 
Wänden abgefallen ist. 



Die Kirche von Dere Ahsy 



311 



Texieb hat sie in seiner liederlichen Art sowohl innen wie außen 
als regelmäßige Achtecke gezeichnet. Zwar sind die Korridore 
nicht im Verband mit den Umfassungsmauern der Basilika auf- 
geführt, doch stammen diese Bauten aus derselben Zeit und wurden 
gleichzeitig mit dem Hauptbau errichtet, wofür ein Blick auf Tech- 
nik und Material genügt. Der Grund, warum das linke Oktogon 
weiter nach Westen ge- 
baut ist, liegt wohl 
in einer großen recht- 
eckigen Anlage, die von 
Norden her senkrecht 
auf die Apsis der Kirche 
zuläuft und zweifellos 
altem Datums ist. Die- 
sem Hindernis wurde 
Rechnung getragen, in- 
dem man jenes Okto- 
gon aus der Querachse 
rückte. 

Dem nördlichen Ok- 
togon, dessen Grundriß 
der Plan angibt, liegt 
im Innern ein Kreis zu 
Grunde mit abwech- 
selnd runden und recht- 
winkligen Nischen. Die 
Ostseite ist einer Apsis 
wegen hinausgeschoben 
und schließt außen in 
einer eigenartigen, drei- 
seitigen Ummantelung 
ab.^) In den Diagonal- 
seiten, den Flachnischen entsprechend, sitzen doppelt abgestufte 
Schlitzfenster, die von einem Segmentbogen überdeckt sind, Blend- 
nischen zieren in den Achsen bei gleicher Höhe die Mauern. Inwendig 
läuft da, wo die überhöhte Halbkuppel der Wandnischen aufliegt, ein 
verkröpfendes Gesims herum, das aus einfachem Profil mit Schmiege 
besteht. Gleich über den Scheitelbogen der Nischen, 1 m über den 




Abb. 114. Das Innere des tüdlichen Oktogoni 
▼on Dere Ahsy. 



^) Die Chorseite ist bei beiden Oktogonen heute zerstört, so daiS ich fast 
einen Meter tief graben lassen mußte, um auf die Fundamente zu gelangen. 




312 Die Kirche von Dere Ahsy 

äußern Blendnischen und Fenstern ist das Auflager für die flache 
Kuppel, von der jedoch heute nur noch die Anfänge vorhanden sind. 
Über der äußern niedrigen Apsiswand geht das unregelmäßige Oktogon 
im Schnitt zum regelmäßigen Achteck über. Der durch den schmalen 
Gang mit der Kirche in Verbindung stehende Raum war also nur 
dürftig erhellt und einst bemalt, da innen wie außen, namentlich in 
den Nischen sich noch Stuck mit Farbspuren findet. In den Feldern 
zwischen den Nischenbogen sieht man heute die Löcher für die Gerüst- 
balken, auf denen die Bretterverschalung für das Gußgewölbe ruhte. 
Wenn auch im Grundriß dem nördlichen Oktogon gleich, so ist 
der südliche Anbau im einzelnen noch mehr gegliedert (Abb. 113 — 115). 
Die rechtwinkligen und runden Wandnischen des Innern, die hier in 
umgekehrter Weise angeordnet sind, öffnen sich 
nach außen in großen Fenstern (2,30 m) resp. 
Türen. An ihrem Bogenansatz läuft ein ver- 
kröpfendes Gesims von gleichem Schnitte wie 
im Nordbau ringsherum und kragt 0,15 m aus 
der Rundwand heraus.^) Außer dem Zugang 
von der Kirche her haben wir hier eine Tür 
Abb. 116. Dorciiichiiitt in der Westseite mit einem kleinen tonnen- 

durcb dms Kappelanflager 

det südoktogoM Ton Dere gewölbtcu Vorbau.') lu der Oberwand über 
den untern Öffnungen sehen Avir in der Längs- 
und Querachse drei von Blendbogen überspannte Rundfenster, welche 
die innern ebenfalls stark überhöhten Rundbogennischen durch- 
brechen, in den Diagonalen dagegen wieder abgestufte, rundbogige 
Blendnischen. Über den Scheiteln dieser obern Nischen und Rund- 
fenster und der Koncha der Apsis beginnt der zwölfseitige Mantel 
der Kuppel, die im Innern fast unmittelbar über den Wandnischen 
ohne Zwischenglied ansetzend, sich in zwölf ähnlichen Nischen kranz- 
artig gliedert und zwischen diesen ebensoviele tragende Rippen 
bildet.'^) Dieser obere Kranz ist wieder von rundbogigen Fenstern 
durchbrochen, die an den Außenseiten der Kuppelummauerung von 
Strebepfeilern und Rundbogen eingerahmt werden. Die Pfeiler dienen 
dabei als Widerlager für den Seitenschub der Kuppel, deren oberster 
Teil (die Kalotte) bis zum Scheitel ihrer Nischen abgestürzt ist. 

*) Diese untern Wandnischen messen über dem Schutt bis zu ihrem Scheitel 
4,50 m. 

") Es ist keine Apsis gewesen, da die obersten Ansätze des abgestürzten 
Mauerwerks um vieles tiefer liegen als die Koncha der Ostapsis. 

^) Vgl. den Durchschnitt in Abb. 115, dessen Durchmesser im Verhältnis zum 
Kirchenplan etwas größer genommen ist. 



Die Kirche von Dere Ahsy 313 

Der ganze Mantel war durch Holzbalken verankert, welche auch 
äußerlich durch sämtliche Oberfenster sich hindurchzogen, und deren 
schwarzes Holz noch teilweise in den klaffenden Löchern drin steckt. 
Hoher Schutt und Gewölbebrocken bedecken das Innere, so daß die 
Sohlbank der meisten Unterfenster unter ihm begraben ist. Der 
Unterbau besteht größtenteils aus Bruchstein mit Verwendung von 
reichlichem Mörtel und friesartigen Ziegelstreifen in Höhe der 
Fensterbank und der Bogenansätze. Aus Backstein ist dagegen der 
ganze Kuppelmantel errichtet, die Blend- und Wandnischen und 
sämtliche Fensterabschlüsse. 

Die beiden Oktogonalbauten haben ihre nächsten Analogien 
bereits im Jupitertempel zu Spalato, dann in den Anbauten von 
San Lorenzo, in den Baptisterien von Albegna an der Eiviera di 
Ponente, in Novara und Parenzo.*) Durch die Kuppelbildung wie 
den äußern Abschluß der Apsis stehen die Oktogone von Dere Ahsy 
wohl einzig in der Geschichte der Architektur da, so daß Texier 
schon Recht behält, wenn er meint: „C'est peut-etre le seul exemple 
d'une construction de ce genre, qui reste des temps byzantins."-) 
Wegen der Betonung des Liturgischen in den Apsiden bin ich ge- 
neigt, im südlichen Oktogon allenfalls ein Baptisterium, im nörd- 
lichen dagegen wegen seiner Abgeschlossenheit und mangelhaften 
Belichtung ein Martyrion zu erkennen. Ein Skeuophylakion ist 
jedenfalls ausgeschlossen. 

Betrachte ich das ganze Bauwerk in seiner klassischen Gliede- 
rung und seiner dürftigen Ausführung, dann komme ich zu dem 
Schluß, daß ein untergegangener oder umgewandelter Prototyp der 
Hauptstadt dem Erbauer dieser Kirche vorgelegen hat, dessen Ab- 
leger noch daselbst in der Panachrantos (Eklissia Djamisi) und der 
Eski Imaret Djamisi (Pantepopte) erhalten sind.-^) Auch den Archi- 
tekten möchte ich in Konstantinopel oder Salonik suchen, da ein so 
schwaches Erzeugnis wie die jüngere, etwa gleiclizeitige Kirche des 



^) Die GrundriBse bei Dehio u. Bezold , Die kirchliche Baukunst Band I 
Tafel III, 1. 5. XIV, 3. XVI, 10 u. Text p. 25. Nuovo buUetino di arch. christ. 
1896 Tafel III. Verwandte Anlagen gibt es viele. 

*) Texier-Püllan, L'Architecture Byzantine p. 183. 

') PuLGHER, Les ancieniieH eglises byz. de Constantinople p. 26f. PL XI. 
XIII. — Paspates, Bv^avTivai fiiX^Tai p. 313f. Weiter käme in Betracht die 
Kleiiienskirche von Angora, die eine genaue Aufnahme verdiente (vgL Wulff, 
Die Roimesi»kirche von Nicäa) und die Theotokos in Konstant. Dehio-Bezold 
XIII, 3. p. 48. — Auch RivoiRA, Le origini deirarch. Lomb. p. 192. 300. — Richter, 
Quellen zur byz. Kunstgesch. p. 239. — Bayet, L'art byz. p. 136. 



314 Die Ruinen von Dere Ahsy 

unfernen Aladja kaum verleiten kann, beim Bau von Dere Ahsy an 
einen Eingeborenen zu denken. 

Keine Inschrift und keine größern Euinen sind in der Umgebung 
wie in dem ganzen Cassabatal gefunden worden, ein Beweis, daß 
dieses Hinterland bis ins späte Altertum der Kultur verschlossen 
war. Nur die Not kann die Umwohner veranlaßt haben, größere An- 
siedlungen hier zu gründen. In den letzten Dezennien des VII. Jahr- 
hunderts überzogen die Araber die Südkttste Kleinasiens mit Feuer 
und Schwert, die Bewohner von Myra, Antiphellus und Sura werden 
gezwungen, in diesem sichern Tal Schutz und neue Wohnungen zu 
suchen. Kleine bäuerliche Komen haben sich hier, wie die späten 
Ruinenreste beweisen, auf den Hügeln ringsum (wie in der antiken 
Demenverfassung) gebildet, die sich schließlich auch ein gemeinsames 
Gotteshaus erbauten, vielleicht als Ersatz für die Hauptkirche der 
verheerten Metropolis Myra. Die Erbauung der Kirche von Dere 
Ahsy im Cassabatal setze ich deshalb aus historischen und archi- 
tektonischen Gründen an die Wende des VIII. Jahrhunderts, wie 
an seiner Stelle noch weiter ausgeführt werden wird. Vielleicht ist 
auch hier einer jener Bischofsitze zu suchen, die in byzantinischer 
Zeit ziemlich zahlreich in der Eparchie Lykien gegründet wurden.^) 
Tiefes historisches Dunkel lagert einstweilen über dieser Stätte, von 
der der Forscher im Angesicht einer alpinen Hochlandsszenerie und 
wildester Natureinsamkeit ungern scheidet.-) (Siehe den Lichtdruck 

auf dem Titelblatt.) 

Über die Gebäudereste namentlich im Westen und Norden der 
Kirche können nur Ausgrabungen \veitere Aufschlüsse geben, nament- 
lich über eine rechteckige Anlage mit großer Fassadenwand im 
Südwesten. Auch die steile Felsenhöhe über dem Talwinkel des 
Dembre soll noch ansehnliche Reste aus byzantinischer Zeit auf- 
weisen. Schöne antike Grabdenkmäler sind in die steilen Berg- 
wände am Eingang der Schlucht eingehauen und schier unersteiglich. 
Während meiner zweieinhalbtägigen Arbeit an der Basilika von 
Dere Ahsy war mein Begleiter nach Emes geritten und hatte die 
dortigen Ruinen untersucht, wo Texier von einer gi'oßen Kirche 

^) Vgl. dcD Aufsatz E. Kalinka's, Zur historischen Topographie LycieDs, in 
der Festschrift für Heinrich Kiepert, p. 159f. 169 f. Wir können an Namen 
denken wie Hagiodoulon, Skomnon oder Hagias, Eudocia, Komestauros, Marclane 
und Mastaura, die hei Hierokles und den Notit. episc. erwähnt sind. 

') Texieb-Pcllan 1. c. p. 183 bedauert schon zu seiner Zeit den gänzlichen 
Mangel an historischeu Anhaltspunkten: ,Ce sont des lacunes qui restent k com- 
bler dans l'histoire des temps chr^tiens de ces provinces." 



Der Marsch durchs Dembretal 



315 



spricht.^) Da bei seiner Rückkehr am dritten Tag die unaufhörlichen 
Regen drohten, uns den Talweg zu versperren, verließen wir alsbald 
Dere Ahsy, dessen Umgebung allmorgentlich von Wildschweinen völlig 
durchwühlt war und wo im Winter hungrige Wölfe heulen. 

Wie ein ungeheurer Riß klafft der Durchbruch des alten Myros 
zwischen dem Aladjadagh und dem Dembreplateau. Im Sommer 
muß es ein Genuß sein, diese tiefe Schlucht zu durchwandern, wenn 
Lorbeergebüsch die schaurigen Felsabhänge beschattet und auf den 
Fiumaren der Talsohle Wälder von Oleander blühen. Im Winter 




Abb. 116. Kirohenmine von Maskar. 



hingegen, wenn Hochwasser das Flußbett bedeckt, muß jeder Ver- 
kehr aufhören. Diesen einzig möglichen Weg zog jetzt unser Troß 
hinab nach Myra. Es wurde völlig Nacht, als die schwarzen Wolken 
nun nach wenig Stunden vom Meer her sich durch das enge Tal 
heraufwälzten. Von oben goß der Himmel, von hinten schwoll der 
Fluß immer heftiger an und bedeckte allmählich auch die Kies- 
bänke, die den Weg für Mensch und Tier bilden. Spät in der 
Nacht, nachdem wir 32 mal den Myros durchfurtet hatten, retteten 
wir uns auf einen schmalen Ufersaum, wo ein paar ärmliche Hütten 
vor der jähen Felswand standen. Es war höchste Zeit. Als wir 



*) Sein Bericht darüber oben p. 74 u. 75. 



316 Kirchenruine von Muskar 

am Morgen hinausblickten, schäumte das kaum 150 m breite Tal 
wie ein einziger Strudel, in dem Bäume, Felsen und Tiere abwärts 
trieben. Drei lange Tage waren sieben Menschen, vier Pferde und 
zwei Esel in einer einzigen kleinen Lehmhütte zusammengepfercht, 
im qualmenden Rauch des Kamins und von schrecklichem Durst ge- 
plagt, da alles Wasser ungenießbar war und wir bald die Folgen des 
schmutzigen Flußwassers verspürten. Des Nachts brüllten die Kühe, 
Schafe und Ziegen zu den Läden und gar zum Schornstein ihres 
angestammten Heims hinein und schließlich löste sich auch die 
Lehmdecke in Wohlgefallen auf J) Am dritten Tage, als die Vorräte 
eben zu Ende gingen, fiel glücklicherweise das Wasser. Ich kletterte 
mit meinem treuen Diener und einem Führer an einer schier un- 
ersteiglichen Felswand empor, um den Weg nach Muskar zu ge- 
winnen, während mein Begleiter unter Lebensgefahr den Dembre 
bei Myra durchfurtete und nach dem Kloster des H. Nikolaus eilte, 
um Herberge für die nächsten Tage zu bestellen. In einer förm- 
lichen Dragonade erzwang ich mir in dem elenden, hochgelegenen 
Gebirgsdörfchen Muskar Lebensmittel und nächtliche Unterkunft in 
einem Schuppen. An einem Feuerlein durchwachten wir die Nacht, 
während ein schauriger Nordwind die Schneeflocken hereintrieb. 

Dafür mußte am nächsten Morgen die Ruine einer Kirche 
trösten, von der nur der Chor noch aufrecht stand.*) Es war eine 
dreischifflge, südöstlich orientierte Basilika mit einem Querschiff, 
dessen nördlicher Arm in einer Apside endigte, während beim Südarm 
ohne Ausgrabung nichts sicheres angegeben werden kann (Abb. 116). 
Doch scheint auch er apsidial abgeschlossen zu haben, wie mir die 
östlichen älteren Teile überhaupt den Eindruck eines Martyrions 
machten. Von der siidlichen Langmauer steht ein Wandstück noch 
wenige Meter aufrecht, das einer jungem Epoche angehört, da ältere 
Werk- und Inschriftsstücke hineinverbaut sind. Das Querschiff war 
höchstwahrscheinlich flach gedeckt und wurde von je einem Unter- 
und Oberfenster von Osten her erhellt. Die westlichen Mauern der 
Kirche sind völlig verschüttet. Ein schönes Gesims läuft inwendig 
am Chor und an den seitlichen Flügelmauern herum.-^) Es besteht aus 



^) Szenen wie sie Benndorf-Niemann in ihrem Reisewerk 1, 133 mitteilen, 
haben wir auf unsern Reisen öfters durchlebt. Schilderungen unserer derartigen 
Erlebnisse haben jedoch für die, welche nicht gleiches im Herzen Kleinasiens 
erduldet haben, keinen Zweck. Für die wenigen .Wissenden' sind sie allein 
verständlich, für sie aber überflüssig. 

*) Nur erwähnt bei Petersen-Lvschan, Reisen in Lycien II, 40. 

^) Aufnahme des Gesiiiisbandes allein im andern Heft. 



Kirchenniine von Muskar 



317 



Perlschnur, Kranzgewinde, scharf geschnittenen Akanthusblättern 
und einem schippenartigen Muster, alles in tiefer Ausarbeitung und 
auf Schattenwirkung berechnet. In bestimmten Abständen sind 




schöne griechische Kreuze in perlenbesetzten Medaillons angebracht. 
Die feine, scharfe Technik in dem marmorweißen Kalkstein ist die- 
selbe wie bei der gleich zu besprechenden Kirche der Aladja Jaila. 



318 



Die Kuinen von Alndja Jaila 









k^. 



Der Chor selbst, im Grundriß ein Halbkreis, endet außen dreiseitig 
mit vier Fenstern, die im Hufeisenbogen schließen. Auf der aus harten 
Kalksteinen errichteten Chormauer sind noch Spuren von hochroter, 
blauer, grüner und hellgelber Farbe auf feinem Stuck sichtbar. Die 
Ecken wurden mit Quadersteinen, alles übrige mit kleinen Hackelsteinen 
und einem vorzüglichen Kalkmörtel hergestellt. Die Kapitale der vielen 
umherliegenden Säulenstücke tragen als Ornament reihenweis tief 

ausgehauenen Akanthus 
mit den schon erwähnten 
schönen Kreuzreliefs auf 
der Deckplatte. 

Über schneebedeckte 
Berge und durch tiefe 
Täler zogen wir am 
nächsten Tag nach der 
Aladja Jaila hinauf. 
Dort, wo wir in die 
- - ; Schlucht eintraten, wel- 
che stundenweit sich vom 
Meer, das man hier durch 
eine Spalte hindurchleuchten sieht, 
heraufzieht, beginnen die Ruinen 
einer antiken Stadt, die weit ins 
Mittelalter herein bestanden ha- 
ben muß, ja ein sicheres Asyl zur 
Zeit der Sarazeneneinfälle ge- 
wesen zu sein scheint. Die Stätte 
ist sehr unzugänglich und schwer 
auffindbar, daher bis jetzt noch 
gar nicht erforscht. Auf allen 
Höhen ringsum liegt eine Unmasse 
von Grabbauten, aus dem Mutter- 
stein gehauen, Euinen von Be- 
festigungen und ansehnliche Wohnbauten. 

Am Nordostausgange dieser Stadt trafen wir eine altchristliche 
Kirchenanlage, die von der östreichischen Expedition in den acht- 
ziger Jahren nur flüchtig aufgenommen wurde. Von hier scheint 
ein alter Paßweg über das Plateau des Aladjadagh nach Arycanda 
und Adalia weiter geführt zu haben (Abb. 117). 

In der Aladjakisle haben wir einen Bau aus frühchristlicher 
Zeit und einen großen spätem Umbau aus dem IX. Jahrhundert vor 




Abb. 118. Kirchenanlage 
EU Aladja Jaila. 



319 




Abb. 119. Blick ins Innere der ipfttern Kirche za Aladjs Jmila. 

uns (Abb. 118). Der altern Periode gehört die südliehe Grabkapelle 
und ein Teil der Vorhalle an der Hauptkirche an. Technik und orna- 
mentale Behandlung der Schmuckteile ergeben den sichern Beweis, 
daß die ältere Kirche und die Grabkapelle derselben Bauzeit, dem 



320 Die (rrabkapelle auf der Aladja Jaila 

V. Jahrhundert angehören. Die letztere ist ein vom Querschifl 
durchschnittener einschiffiger Eaum. Auch seitlich des Bemas liegen 
in der Breitenausdehnung des Querraums Kammern von quadra- 
tischem Grundriß, die von flachen Kuppeln gedeckt sind und von 
einem kleinen Schlitzfenster Licht erhalten. Durch zierlich ge- 
schnittene Türen, in deren gradem Sturz ein schönes Kreuz im 
Kranz eingemeißelt ist, sind sie mit dem Hauptraum zugänglich ge- 
macht. Die Tonnenwölbung des Querschiffs ist im nördlichen Flügel 
noch in Ansätzen erhalten, nach Werkstücken im Mittelraum zu 
schließen muß die Vierung durch eine Kuppel aus glatten Quadern 
gewölbt gewesen sein. Die vier schwachen Eckpilaster darunter 
tragen ein hübsches Kapital von dreireihigem Akanthus. Der über 
die Wandflucht der Kammern südöstlich hinaustretende Chor endet 
außen rechtwinklig, im Innern ist er im verkürzten Halbrund an- 
gelegt. Die Westseite der Grabkapelle ist später in schlechterem 
Material restauriert resp. erweitert worden und liegt heute ganz 
unter Schutt und Trümmern begraben.^) Von einem Taufstein ist 
im Innern keine Spur zu sehen. Was im östreichischen Reisewerk 
als solcher erwähnt wird, war der Brunnenaufsatz über einer Zisterne 
wenige Schritte südlich von der Kapelle. Es ist ein ausgehöhlter 
prismatischer Quader mit einem Kreuzrelief im Kreis an der Vorder- 
und einem Kranz an der Rückseite. Ich zählte allein fünf solcher 
Zisternenanlagen auf dem Areal der Kirchen, die wohl alle in frühern 
Zeiten durch einen Puteus abgedeckt waren. Selten sah ich an einem 
frühchristlichen Bau eine so treffliche Fügung der marmorweißen, 
mäßigen Kalksteinquader, die geglättet und in parallelen Lagerfugen 
haarscharf versetzt sind. Spuren von Farbe in den Chorkammem 
lassen auf eine Bemalung der Kapelle schließen. 

An dieses Heiligtum stößt in gleicher Ausrichtung eine drei- 
schiffige Pfeilerbasilika, die Kirche des Erzengels Gabriel, deren rund- 
bogiger Chor dreiseitig ummauert ist (Abb. 119). Bis auf die Vorhalle 
ist diese Anlage, wohl auf den Fundamenten der altern Kirche, mit 
reichlicher Benutzung ihrer Werkstücke im Jahre 812 errichtet worden. 
Die bereits veröffentlichte, aber von mir nochmals nachgeprüfte In- 
schrift auf einem Pfeiler links von der ICingangstür lautet: 

+ 'Eyivero vd kyxaiv\^il^a xov nctvainTOV v\a\ov roi dyiov 
agx^yydkov raßqnjk^ f^iv^i) Maicp ß' ipd{iXTi(jüvog) e' irovg 
and XTiaecjg xoöfiov gxx + 



*) Die Umriüzeiohnung im Plan nach Westen hin nach der Größenangabe 
von NiEMANx's Skizze bei Strzygowski, Kleinasien p. 139 Abb. 105. 



321 




Rott, Kleinaaiatische Denkmäler. 



21 



322 Die Kirchennline des Erzengels Michael auf der Aladja Jaila 

Auffallend ist, daß die Kirche nicht der Pauagia, der Trias 
oder den beliebten Heiligen geweiht ist. Es erklärt sich dies daraus, 
daß die Nebenkirche ihren Patron hatte, eben seine Gebeine. Denn 
mit einem Baptisterium hat die Grabkapelle nach ihrer Anlage 
nichts zu tun. Von der Hauptkirche steht nur die hohe Obermauer 
über den nördlichen Pfeilerarkaden samt den Oberfenstern noch auf- 
recht. Sechs rundbogige Fenster entsprechen den sieben untern 
Durchgängen, über ihnen lag eine flache Holzdecke, während die 
Nebenschiffe wie an den Balkenlöchern der Nordseite deutlich zu 
sehen ist, durch Pultdächer gedeckt waren. Zu dem Gesimsband 
über den Pfeilern, wie zu den Kapitalen dieser Stützen verwandte 
man die Werkstücke der Kirclie des V. Jahrhunderts, die in roher 
Weise zurechtgehauen und zusammengestückt wurden. Daher sehen 
wir noch schöne Kreuzreliefs in dem reich profilierten Zahnschnitt- 
gesimse. Auch sonst wurden prächtige Zierstücke zur Füllung der 
aus Bruchsteinen in lässiger Weise hergestellten Mauern rücksichtslos 
verwertet. 

In der Vorhalle finden wir die Reste des ersten Bauwerks an 
ihrer Stelle, prächtige Türgewände und Gebälkstücke auf den ur- 
sprünglichen Pfeilern. Der Unterschied von älterem und jüngerem 
ist im Grundplan deutlich hervorgehoben. Aber auch an der Vorhalle 
wurde bei dem spätem Umbau zerstört, indem man den Architrav 
über dem südlichen Durchgang durchbrach und einen Rundbogen auf 
vorgemauerten Pfeilern einsetzte. Die älteren Türwangen tragen als 
Schmuck Perlschnur, einen kranzartigen Wulst und eine Hohlkehle 
mit abwechselnd senkrecht gestelltem Akanthus und Zungenornament. 
Die ähnlichen Muster der prächtigen Architrave, die rings herum 
liegen, weisen außerdem Kreuzreliefs und Vögel an ihrer Stirnseite 
auf (Abb. 120. 121). Ein gewaltiger Türsturz, der an seiner Krönung 
noch den klassischen Eierstab und ein erhabenes Kreuz inmitten 
reicher Ornamentik zeigt, trägt die Inschrift: 
HnVAHTOYK YPIOY AIKAI ? lEICEAE ? ? ONTEEN AYTH + 

'H nvXfj Tov KvQiov^ Sixai[o\i üatX%\ya\ovTai iv airy +.') 

Er liegt an der Stelle, wo man die Eingangstür zum Atrium 
suchen möchte, in der Mitte der Kirchenachse.-) Der Vorhof war 
jedenfalls vorhanden, fiel jedoch dem Neubau zum Opfer. Keinesfalls 
aber können die fünf Säulen, von denen vier noch Architrave und 

*) Nach Psalm 118,20. Kommt noch öfters vor, bes. in Syrien. B. Waddino- 
TON, Voyage archdol. III. 1960. — C. I. Gr. IV. 8930—34. — Lucas in der Byz. 
Zeitschrift XIV. 40. Inschr. No. 52. 56—58. 

■*) Abb. im nächsten Heft. 



Die Kirchenruine des Erzengels Michael auf der Aladja Jaila 323 

Kapitale tragen und die etwa 80 m entfernt im Nordwesten der Barche 
aufrecht stehen, in eine Säulenhalle dieses Atriums etwa einbezogen 
werden, da sie sich ganz außerhalb dieser einstigen Anlage an ihrem 

alten Standort befinden. i;Siehe den Lichtdruck oben p. 16.) Wir 
sehen an den in syrischer Art unverjüngten Säulenstämmen mit 
oberem Ring große Kreuze an der Stirnseite mit verlängerter Hasta 
und omamentaler Verzierung an den Enden. Ein Lossagen vom 
antiken Schema bekunden die Kapitale darüber mit ihren wie vom 
Winde bewegten Blättern, die in ihrer feinen Behandlung zum 
schönsten gehörten, was die altchristliche Kirche geschaffen hat. Auf- 
fallend gemahnen sie an die gleichen Kapitälformen in Sant' ApoUinare 
in Classe zu Eavenna, noch mehr an die Sandsteinkapitäle, welche 




Abb. 121. GebUkstack Ton der AUdjakisle. 

sich heute daselbst auf der Piazza Vittorio Emanuele befinden und 
das Monogramm Theodorichs tragen. Nach neuern Vermutungen ge- 
hörten sie der von den Venezianern 1457 zerstörten Kirche S. Andrea 
de' Goti an und wurden bei Umbauten auf der Piazza verwendet.^) 
Diese wildbewegten Blattformen treten auch in Syrien im V. Jahr- 
hundert auf *) und waren dort bei kirchlichen Bauten ein beliebtes 
Motiv. Der über unsem Säulen liegende Architrav mit tiefer 
Kehlung ist in gewissem Abstand mit schönen Kreuzmedaillons ge- 
schmückt. Alle Zierteile sind scharf und kräftig aus dem marmor- 
artigen Kalkstein herausgearbeitet und auf tiefe Schattenwirkung 
berechnet. Die Säulenstellung selbst scheint einer Brunnenanlage 

*) Venturi, Storia delFarte italiana I fig. 81. — Goetz, RaveDoa p. 87. 89 
u. Anin. im Anhang. 

^) Butler, ia den Publications of an American arch. Exped. to Syria II 
p. 41 u. flg. 19. 

21* 



324 Von der Aladja Jaila bis nach Myra 

anzugehören; denn heute noch sehen wir vor ihnen eine bassinartige 
und mit Platten ausgelegte Vertiefung, während in der Mitte sich die 
Öffnung für eine tiefe, gewölbte Zisterne befindet, aus der die Hirten 
der Jaila das köstliche Wasser heraufziehen. Hier fand ich auch das 
Stück eines Architravs, an dessen Unterseite eine hübsche Kreuz- 
rosette und eine christliche Inschrift eingemeißelt war. 

Zwischen der Säulenreihe und der Kirche des Erzengels Gabriel 
liegen zwei kuppelgewölbte kleine Bauten aneinander gelehnt, aber 
tief im Schutt begraben. Ohne Aufdeckung ist jede Vermutung über 
ihre einstige Bestimmung jedoch zwecklos, ebenso über die Masse der 
ringsum in Trümmern befindlichen ansehnlichen Bauwerke, die an- 
scheinend alle in näherer Beziehung zur Kirche gestanden haben. 

Die ganze kirchliche Anlage mit ihrer Umgebung verdiente 
wohl im Interesse der frühchristlichen Architektur eine Freilegung 
der Fundamente, die unzweifelhaft mehr Resultate ergeben würde 
als meine eiligen Beobachtungen, die ich in den wenigen mir zu 
Gebote stehenden Stunden machen konnte. Denn stundenweit von 
jeder menschlichen Niederlassung entfernt, dicht unter den Schnee- 
feldem der Jaila, mußte ich drängen, um auf halsbrecherischen 
Pfaden noch vor Einbruch der Nacht das Tal des Dembre zu erreichen 
und den Übergang über den geschwollenen Fluß zu bewerkstelligen, 
da ich keine Lust verspürte, wochenlang von jeder Kommunikation im 
Hochgebirge abgeschnitten zu sein.^) Genug, abends spät saß ich am 
schwelenden Mangal im ärmlichen Nikolauskloster zu Myra; Scharab, 
Jumurta und Schekerli Kachwe entfachten neuen Mut und Schnee- 
wind, Abgründe und Hochwasser lagen weit hinter mir. 

Hochgepriesen sei er, der arme, einzige, geistliche Insasse des 
Klösterleins vom H. Nikolaus. Wenn ihm auch das Hemd aus beiden 
Ellenbogen quoll, sein Herz schlägt warm und treu. Weil er einst 
mit seiner bösen Ehehälfte nicht durchs Leben wandern wollte, hat 
ihn das harte Schicksal in Gestalt des alten kanonischen Rechts an 
dieses unwirtliche Gestade geworfen. Sein Häuslein vor der Kirche 
könnte ein kräftiger Windstoß umwerfen, von der Decke trieft die 
Feuchtigkeit, und durch den fensterlosen Raum hielten die Katzen und 
der Nachtwind ihren ungestörten Einzug. Auch die alte Kirche des 
Heiligen Nikolaus hatte ihrem Patron und den neuen Gästen alle 
Ehre gemacht. Sie stand tief unter Wasser, so daß mir nichts 
übrig blieb, als mit hohen Fischerstiefeln zwei Tage im eisigen 

^) Dort, wo die Wege nach Martyrly und Muskar auf der Paßhöhe sich 
trennen und der herrliche Ausblick aufs Meer sich eröffnet, steht ein kleines, 
gut gebautes Kirchlein mit einer VorhaUe und schön profilierten Türen. 



Das Nikolauskloster zu Myra 



325 



Schlamm und Wasser umherzuwaten, das mir am Grab des Heiligen 
bis an den Leib stieg. Zwei Verwandte des Pappas halfen während 
dieser Zeit in dem gleichen Kostüm unverdrossen vermessen.^) 




I 

I 



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II 



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Der Fußboden der alten Nikolauskirche liegt nämlich so tief unter 
dem heutigen Niveau, daß man auf einer Treppe zirka 8 m in den 
Vorhof hinabsteigen muß. Im Norden schritt ich zu ebener Erde in 



^) Ich habe die Nikolauskirche zweimal vermesseD, da mir Dach der ersten 
AuszeichnuDg am Abend Texier's Plan doch allzu UDgeheuerlich vorkam. Er 



326 Zustaud der Nikolauskirche von Mjra 

die Emporen durch die Oberfenster hinein ; die Kapelle, welche an 
Stelle der abgerissenen Siiderapore in die Kirche eingebaut wurde, 
macht daher den Eindruck, als wäre sie auf der heutigen Erdober- 
fläche errichtet. Außer Chor, nördlicher Emporenmauer und er- 
neuerten Narthex-Oberwänden ragt also nichts über das gegenwärtige 
Niveau hinaus. Bei Texier's Besuch lag die ganze Vorhalle, mithin 
der Eingang zur Kirche überhaupt, in Trümmern und Schutt.') 

Deswegen wurde im späten Mittelalter zwischen dem alten 
Nikolauskloster und seiner Basilika eine kleine unansehnliche Kirche 
gebaut, die im Jahre 1738 gemäß einer barbarischen Inschrift über 
ihrer Eingangstür restauriert wurde. Dieselbe Inscription besagt auch, 
daß hier in den letzten Jahrhunderten die angeblichen Gebeine des 
H. Nikolaus ruhten, womit gleichfalls die Angaben älterer Beisenden 
stimmen.*) Heute ist das Kirchlein ein verwahrloster, ausgeleerter 
Raum, der als Schuppen für fertige Werkstücke dient, seitdem die 
Russen in den sechziger Jahren begonnen hatten, die halbver- 
schüttete Nikolauskirche daneben zu restaurieren.^) 

Der Elsässer Salzmaxn aus Rappoltsweiler führte die ersten 
Arbeiten aus : Die Freilegung des gänzlich zugeschwemmten Vorhofs, 
die Erbauung des zerstörten Exonarthex mit der ganzen Empore 
über der Vorhalle und dem Kirchturm über ihr, die Einwölbung 
des Hauptschiffes und der Seitenemporen. Da die Russen allzu viel 
Propaganda machten und ringsum das Land ankauften, bewirkte 
die türkische Regierung die Einstellung der Restaurationsarbeiten 
und gibt seitdem vor, die ganze P^bene von Myra in ein kaiser- 
liches Gestüt umwandeln zu wollen. Niemand darf heute mehr ein 
Haus reparieren oder gar ein neues aufbauen lassen. Die Hälfte 
der Wohnungen zu Dembre sind deshalb zusammengebrochen, und 
der Ort macht daher einen jämmerlich kläglichen Eindruck. Der 
schönste verarbeitete Marmor liegt seit einem Menschenalter um 
die Nikolauskirche herum, die Gewölbe fangen an wieder ein- 



hat sich bei der Aufnahme dieser Kirche — sagen wir kurz — eine Fälschung 
zuschulden kommen lassen. 

^) Tbxier-Pullan 1. c. p. 185 sagt vom Narthex ausdrücklich: ,qui ötait en 
ruines lorsque nous la yisitames.*^ 

*) Spbatt und Forbes, Travels in Lycia I, 126. 

■) Texier-Püllan p. 185 spricht von einer ,chapelle avec quelques pein- 
tures m^diocres*. Es kann nur dieses Paraklission sein. — Ein altes, wertvolles 
Bild des H. Nikolaus sah ich drüben in der Hauptkirche von Castelorizo, das 
die dortigen Griechen aus dieser Nebenkirche von Dembre holten, um es vor 
dem Untergang zu retten. Der jetzige Pappas macht allerhand Anstrengungen, 
dieses Heiligtum' wieder an seinen alten Ort zurückzubringen. 



Das alte Myra 327 

zustürzen, und während meiner Untersuchungen drunten in der 
Kirche regnete das Oberwasser förmlich durch die Gewölbedecken, 
so daß ich gezwungen war, unter einem Schirm zu arbeiten. So 
wußte die türkische Regierung es den ortsansässigen Griechen zu 
verleiden, mit den orthodoxen Eussen geraeinsame Sache zu machen 
und in ihnen schon die Befreier vom Heidenjoch zu sehen. 

Der armselige Ort Dembre, dessen Namen wahrscheinlich aus 
T*< Mvqu entstanden, ist der letzte Überrest der alten Metropolis 
Myra, wo außer Nikolaus auch der H. Nikander den Märtyrertod 
erlitten haben soll und eine lange Reihe von Erzbischöfen den Ruhm 
der Stadt in christlicher Zeit bekundet.*) Heute liegt das Dörflein 
dreiviertel Stunden vom Meere entfernt, dessen Schwemmboden die 
alten Ruinen Myras viele Meter hoch zugedeckt hat, während zur 
römischen Kaiserzeit die stolzen Wogen des Meeres noch ganz 
nahe brandeten und Paulus hier ein alexandrinisches Schiff be- 
stieg, um nach Rom zu fahren. Stolz aber schauen im Norden die 
alten Grabtempel von den Felswänden hernieder in die wehmütige 
Einsamkeit des Vergehens und Entstehens, dort wo die Lykier 
in ihren steingewordenen Blockhäusern angesichts des rauschen- 
den Meeres ruhen. Wir schütteln staunend das Haupt ob der 
Kraft eines verschwundenen Volkes, wenn wir auf den höchsten 
Stufen des Theaters, einer aufgetürmten steinernen Riesenmasse, 
uns der Betrachtung und wie die grüne Eidechse neben uns dem 
ewigen Strahlenlicht hingebep. Mit seinen gewaltigen Quader- 
blöcken führten die christlichen Myräer eine große Mauer in weitem 
Kreis um ihr Kloster, die bis auf wenige Meter bereits im Schoß 
der ewig jungen Natur begraben liegt. Dieser Raub vermochte 
kaum eine Bresclie in den Riesenleib des Theaters zu legen. Ein 
Erdbeben allein konnte das Bühnenhaus mit den Masten seiner 
herrlichen Säulenstämme niederwerfen und es ermöglichen, daß der 
Hirt samt Schafen und Ziegen mit uns über seinen Rücken in die 
Cavea Einzug hält, um daselbst seinen Pferch aufzuschlagen. 

Die Nikolauskirche, welche nun an der Nordseite jenes mauer- 
umschlossenen Klosters liegt, ist eine dreischifflge Basilika, die auch 
den seltneren Namen der Zionskirche führt.-) Erneuert wurde bei 



') Über (las Geschichtliche, namentlich die Nikolausakteii und die Ent- 
führung der Gebeine des Heiligen im nächsten Heft — Auch in den Notitiae 
episc. wird die Metropole immer Ta. Mvqu genannt. — Le Quien, Orieus christianus 
I, 966 zählt 19 Bischöfe von Myra auf. 

*) Die Nikolauskirche erwähnt bei Spratt u. Fobbes, Travels in Lycia. 
London 1847. I, p. 126 f. — Texier, Asie Mineare lU, p. 205. 238. PI. 222 u. Tkxikr- 



328 Die Nikolauskirche zu Myra 

der SALZMANN'schen Restauration, die laut einer Jahreszahl im Eso- 
narthex 1862 ausgeführt wurde: Die Westmauer der äußern Vor- 
halle samt ihrer Wölbung und der Einstellung der Stützen vor die 
Innenwand, femer die Westempore von der Brüstung an, die Langhaus- 
emporen meist schon vom Gesims aufwärts samt der Tonnen- und 
Kreuzgewölbe-Eindeckung des Mittelschiffs und die Halbkuppel des 
Chors. Den Exonarthex ließen die Russen einstöckig und deckten 
seine Kuppelwölbungen mit reichlichem Zement ab. Die Südempore 
wurde zu einer Kapelle ausgebaut, in der gegenwärtig der griechische 
Gottesdienst verrichtet wird. 

In den nichtrestaurierten Teilen der jetzt noch bestehenden 
Kirche haben wir zweifellos den Umbau einer altern Anlage vor 
uns. Dafür spricht die Unregelmäßigkeit der Grundrißverhältnisse, 
namentlich die Hineinbeziehung eines zweiten parallelen Raumes 
neben dem südlichen Seitenschiff, schließlich aber auch die ver- 
schiedenen Niveauhöhen in der heutigen Gesamtanlage. Ja wir 
können den Nachweis führen, daß zur Zeit des Umbaues das Erd- 
reich beträchtlich höher gestiegen war als zur Zeit der ersten 
Kirchengründung und man schon an Belichtung der Seitenräume 
durch inneres Oberlicht denken mußte. Nirgends sind indessen die 
Nähte zu erkennen, die uns in den Stand setzen könnten, zwischen 
älterem und jüngerem Mauerwerk zu unterscheiden. Nur die Chor- 
abschlüsse der beiden südlichen Nebenschiffe, von denen der eine 
nach alter Tradition das Grab des H. Nikolaus umschloß, treten aus 
der gesamten Kirchenanlage nach ihrer Form wie nach ihrer Kon- 
struktionsweise deutlich heraus. Der Fußboden liegt hier 8,40 m 
unter der heutigen Oberfläche, während das Tiefenniveau sonst nur 
8 m beträgt. Oder deutlicher gesprochen: Ging mir beim Arbeiten 
das Wasser überall bis zu den Knien, so reichte es mir vor dem 
Grab des Heiligen bis an den Leib, wozu noch eine Masse Schlamm 
zu rechnen ist, der infolge eines Erdrutsches von Seiten der obem 
Nebenkirche her in diesen Unterraum erfolgt ist. Schon aus diesem 
Umstände müssen wir hier in der Grabanlage des Heiligen ältere 
Überreste suchen. Die Mauern sind fast ausschließlich aus Ziegeln 

PuLLAN, L'Architecture Byzantine p. 183 1*. PI. LXIII. — 0. Wulff, Die Roimesis- 
kirche in Nicäa p. 76 f. — Viele Wiederholungen z. B. bei Hübsch p. 81 Taf. V 
11/12 mit Rekonstruktion, bei Salzenbebo p. 123. Taf. XXXIX, 3 und den neuesten 
Handbüchern. — Außer yon Texier ist der Bau, von Spratt's Planskizze ab- 
gesehen, niemals aufgenommen oder untersucht worden. Meine Blitzlichtpatronen 
waren zu feucht, um vom dunkeln Innern noch weitere Aufnahmen zu machen. 
An der Hand von Texier's Aufriß und meinem Grundriß ist es einfach, sich von 
den Arkaden des Mittelschiffs und deren Oberwand eine Vorstellung zu machen. 



329 



T..-; 




Abb. 123. Plan der Nikolaatkirclie Ton Xjn. 



330 Die Nikolauskirche zu Myra 

errichtet, teilweise doppelreihige Ziegelbogen sitzen hier auf altern 
Wandpfeilern, die ein Marmorkapitäl mit zweii'eihigen Akanthus- 
blättem und Eierstab ziert, während sonst die tragenden Glieder in 
der Kirche keine Schmuckteile besitzen. Ein flaches Kuppelgewölbe, 
heute teilweise eingestürzt, erhob sich über Gewölbezwickeln, die 
von einer Konsole in den Ecken emporstiegen. Auch die Reste der 
Malereien zeigen eine sorgfältigere Ausführung als diejenigen, welche 
ich im nördlichen Seitenschiff beobachten konnte. Für das jüngere 
Alter der gesamten übrigen Bauteile spricht deutlich genug ihre 
Deckenkonstruktion, das Durcheinander von Tonnen und Kuppeln, 
die verschiedene Kreis- und Ellipseformen aufweisen. Schon die 
letztern verbieten es, den gegenwärtigen Bau, der über einer altern 
Kuppelkirche errichtet ist, in das erste Jahrtausend zu rücken. 

Dieser schließt, bei einer nahezu östlichen Orientierung, in 
seinem Hauptschiff außen dreiseitig ab, so daß also der alte 
Salzenberg mit seinen Zweifeln an der Echtheit von Texieb's un- 
geheuerlichem Grundplan Recht behalten hat. Im Innern liegt der 
Hauptapsis ein überhöhter Halbkreis zugrunde. Die nördliche Apsis, 
die inwendig durch ein ehemaliges Grab etwas verbaut wurde und 
von auffallender Kleinheit ist, endigt nach außen hin rechtwinklig, 
wenigstens ist dies bei der Obermauer der Fall, die sich noch 
mehrere Meter mit dem alten Mauerwerk aus dem heutigen Boden- 
niveau erhebt und mit der Ummantelung des Hauptchors im Werk- 
verband steht. Über den Außenabschluß der beiden südlichen 
Apsiden läßt sich zur Zeit nichts sagen. Heute sehen wir nur das 
applanierte Gelände mit den Kuppeln, während die Restauration 
der Russen einzig die innere Emporenmauer im Osten stehen ließ. 
Doch scheint bei der jungem Basilika eine östliche Abschlußwand 
diese altem ('horanlagen in der Weise überschnitten zu haben, 
daß sie auf ihren Wölbungen aufruhte, während die frühern, tiefer 
liegenden Apsidenmauern mit ihren einstigen Fenstern viel weiter 
östlich enden. Auch dies wäre wieder ein neuer Beweis für das 
höhere Alter dieser Bauteile. 

Vier gewaltige Pfeiler, welche das Mittelschiff von den Neben- 
seiten trennen, tragen die Oberwände der Arkaden ohne irgend 
welches überleitende Zwischenglied. Etwa einen Meter über den 
Scheitelbogen der drei Durchgänge vermitteln ebensoviele niedrige 
Öffnungen ein Oberlicht für das Erdgeschoß der Seitenschiffe. Auch 
über den Zugängen aus dem südlichen Nebenschiff zu seinem Parallel- 
raum sehen wir in den Achsen und in gleicher Höhe dieselben 
Lichtöffnungen. Mit diesen Oberlichtern der Arkaden beginnen 



331 




Abb. 124. Da« Innere der Nikolautkirche Ton Myra. 



332 Die Nikolauskirche zu Myra 

gleichzeitig die Einwölbungen der Seitenräume, so daß diese Wand- 
durchbrechungen im Querschnitt segmentartig bereits die Tonnen- 
gewölbe hier durchschneiden. Im Hauptschiff läuft über den Ober- 
lichtem ein einfaches Gesims ringsum, auch durch den Chor, immer 
die Ecken verkröpfend. Es wurde bei der SALZMANN'schen Restau- 
ration nach den alten vorgefundenen Werkstücken wieder vollständig 
ergänzt und sitzt zweifellos heute an seiner ursprünglichen Stelle. 
Auch unterhalb des Tonnengewölbes, aber auch nur hier, geht in dem 
nördlichen und südlichen Seitenschiffe das gleiche Gesimsband rings- 
herum. Gleich über demjenigen des Hauptschiffes öffnen sich heute 
die Arkaden der Emporen. Zwar sind die Pfeiler mit der Schildmauer 
darüber der russischen Restauration zum Opfer gefallen, weil Salz- 
mann ein solides Auflager für sein großes Kreuzgewölbe über dem 
Mittelraum schaffen mußte, aber die Außenmauer des nördlichen 
Katechumenions ist zu einem großen Teil erhalten samt den Wand- 
pfeilem und den Ansätzen für die Gurtbögen, auf denen die Tonnen- 
wölbung des Obergeschosses ruhte. Noch liegt alter Wandbewurf auf 
diesen altem Mauerteilen. Nun entsprechen an der erhaltenen Nord- 
seite den Emporenöffnungen der SALZMANN'schen Restauration und 
des TExiER'schen Aufrisses ebensoviele Außenfenster in den gleichen 
Achsen mit denselben Höhen- und Breitenverhältnissen, setzen also 
notwendigerweise die Annahme voraus, daß die jetzigen Durch- 
brechungen der Emporen vor der russischen Emeuerung in gleicher 
Anordnung vorhanden waren. Sie sitzen ihrerseits wieder senkrecht 
über den Durchgängen des Mittelschiffs und ihren Oberlichtem, so 
daß hier durchgehende Regelmäßigkeit vorherrscht. 

Die Einwölbung der nördlichen Emporen entspricht genau der- 
jenigen im untern Stockwerk, und nach den Mauerresten können 
wir feststellen, daß Salzmann sich bei der Eindeckung genau an 
das Vorgefundene anschloß. Nach Osten endet das Obergeschoß mit 
einer Apsis und einem Fenster in derselben. Die Westempore über 
dem innern Narthex mit ihren drei großen Öffnungen nach dem 
Mittelschiff und dem Zugang zu der nördlichen Empore ist durch- 
weg neu aufgeführt. Sie war noch zur Zeit, als Texier die 
Ruine aufnahm, zu erkennen.^) Wir können nm* vermuten, daß 
Salzmann auch da sich an die vorgefundenen Überreste hielt, wenn 
er eine Quertonne in der Breite des Mittelschiffs über diese West- 
empore legte und die Nebenräume, welche zu den Seitenemporeu 

^) £r spricht von der Gynaicooitis » ,qui circulait au-dessus du Darthex*. 
Texier-Pullan, Archit. Bjzaiit. p. 248 (Anmerk. zu den Tafeln). — Vielleicht 
meinte er damit auch die Fortsetzung der Westempore in den Seitenemporen. 



Die Nikolauskirche zu Mvra 



333 



führten, durch Kuppeln eindeckte. Genau den untern Eingängen 
entsprechend hat Salzmann sowohl die Emporenöffnungen zum Naos 
hin wie die Fenster der äußern Westwand hier angelegt. Auch 
den eingeschossigen Exonarthex scheint er auf den alten Funda- 




1 



menten aufgerichtet zu haben. Unter Zuhilfenahme von Säulen und 
Wandpfeilem wölbte er diesen Vorraum mit den gleichen elliptischen 
Kuppeln ein, während sonst alle Wölbungen in dem Esonarthex 
und in den Seitenschiffen der a-lten Kirche angehören und keiner 
Restauration unterzogen wurden. 



334 Die Nikolauskirche zu Myra 

Nur in der Eindeckung des Mittelschiffs hat Salzmann eine 
Änderung vorgenommen, welche baugeschichtlich nicht dem ursprüng- 
lichen Zustand entsprochen haben kann. Über dem Mittelraum des 
sonst tonnenüberwölbten Hauptschiffes führte er ein gewaltiges 
Kreuzgewölbe auf, wohl weil er sich nicht getraute, eine Kuppel auf 
teilweis alte Substruktionen zu legen. Jedenfalls müssen wir an Stelle 
des Kreuzgewölbes die Kuppel einsetzen, die wahrscheinlich auf 
einem mäßigen Tambour ruhte, so weit wir hierin dem ganz unzuver- 
lässigen Gewährsmann Texier folgen können. Die Spätzeit des 
Neubaues, den ich nach einer Inschrift und der Verheerung Myras 
1035 ins Jahr 1042 setze, spricht für die Annahme des Texier- 
schen Tambours. Im einzelnen freilich können die Angaben und 
Zeichnungen des französischen Gelehrten gar nicht zur Rekon- 
struktion der Kuppel herangezogen werden. Sagt er ja selbst, daß 
sie zu seiner Zeit halb zusammengestürzt war und behauptet, daß 
sie von zwölf Fenstern durchbrochen sei, während sein Längsschnitt 
nur acht Öffnungen aufweist.^) Würde seine Angabe hinsichtlich 
der Fenster stimmen, so. könnten wir uns den Tambour als zwölf- 
seitigen rekonstruieren, wenn jedesmal ein Fenster einer Außenseite 
entspräche. Hat er aber noch Fenster gesehen, dann müßten wir 
wohl des gegebenen Höhenverhältnisses wegen seiner Kuppel- 
konstruktion Glauben schenken. Denn das höhere äußere und tiefere 
innere Niveau der Kirche wäre bei der Frage eines Tambours in 
Rechnung zu ziehen, ebenso die Tatsache, daß man beim Neubau 
bestrebt war, möglichst viel Oberlicht von innen her den dunklen 
Kirchenräumen zuzuführen. 

Noch unzuverlässiger werden Texier's Angaben über ein rings- 
umlaufendes Gesims, von dem er eine recht antikisierende Zeich- 
nung gibt. Es ist mir gelungen, unter einem Schutthaufen von 
Steinen am Ende des linken Seitenschiffes ein Werkstück des frag- 
lichen Karnieses zu entdecken.^) Es könnte sich nur um das Auf- 
lagergesims der Kuppel handeln, da das einfach gehaltene Arkaden- 
gesims noch stückweise erhalten ist. Aber unser Werkstück gehört 
überhaupt nicht zu einem Wandgesims, da es in eine glatte Mauer 
mangels einer Basis nicht eingelassen werden kann, vielmehr nach 

*) Texier-Pullan 1. c. pl. LVIII u. p. 185: ,uoe coupole perc^e de douze 
fenetres.* 

^ Er sagt ib. p. 185: ,Les comiches de marbre, qui regnent k la bauteur 
de Timposte, existent encore ; elles sont ornees de feuiUages et de fruita de pins 
artißtement sculptds.'* Ferner p. 248: ,La frise sculpt^e circule k la hauteur 
de rimposte et tient lieu d''entablemeDt au rez-de-ch aussäe.* 



Die Nikolauskirche zii Myra 



335 



seinen Falzen einen Quaderverband voraussetzt, der natürlich bei 
unserer Nikolauskirche völlig fehlt. Es ist vielmehr ein Werkteil 
von der altern Anlage und gehörte höchstwahrscheinlich zu einem 
Architrav, der auf der Säulen wand vor dem Presbyterium auflag. 
Mit den Omamentstücken, welche in die Chorstrebepfeiler der 
Djumanün Djamisi zu Adalia eingebaut sind, hat es die nächste 
Verwandtschaft. Lassen wir den Eierstab weg, dann haben wir 




Abb. lae. Das Onb dm Heiligen Nikolftns von Myra. 

die in gleicher Weise geschwungenen Ranken und gleichgearteten 
Blattenden, aus denen Granatäpfel resp. Pinienzapfen herauswachsen. 
Von der Säulenstellung vor dem erhöhten Priesterraum stehen 
heute nur noch drei Stützen aufrecht, von den andern haben sich 
die Basen erhalten. Es waren herrliche Marmorstämme, von un- 
gleicher Stärke, die zweifellos einem antiken Bau des alten Myra 
entstammen. Zu ihnen gehören mehrere byzantinische Kapitale, die 
jetzt in allen Ecken der Kirche umherliegen. Sie zeigen meist zwei 
Reihen von tief gearbeitetem, weitüberhängendem Akanthus mit 



336 Die Nikolauskirche zu Myra 

Eckvoluten und an der Deckplatte oben den Eierstab oder ein Ge- 
windemusterJ) Auf diesen Kapitalen lag dann vermutlich ein Ge- 
bälk von der eben besprochenen Form. Ein weiteres Werkstück 
mit der Darstellung einer Taube auf dem Zweig gehört seinen 
Abmessungen nach zu den Säulen des Altarbaldachins. Es ist das 
einzige derartige Kapital, das ich unter den umherliegenden altern 
Resten entdecken konnte (Abb. 125). 

In der Mitte des Hauptschiffs sehen wir den alten Ambo, 
wenn auch halb zerstört, mit dem doppelten Aufstieg und dem 
Podium auf Marmorsäulchen. Im Chor, der von drei hohen, heute 
verschütteten Fenstern erhellt war, steigen noch die neun Priester- 
bänke amphitheatralisch empor. In der Mitte der obersten Keihe 
bemerkt man den Standort für die Kathedra, die heute halb- 
zertrümmert in der Vorhalle liegt. Sie war aus Marmor gefertigt 
und hatte eine mit Greifenfüßen gezierte Fußbank. Unter den 
Sitzen läuft an den Chorwänden ein kryptenartiger, tonnengewölbter 
Gang herum, der lediglich der bessern Kommunikation gedient haben 
kann, da ich an den äußern Stirnseiten keinerlei Vorrichtungen für 
Verschlüsse beobachten konnte. Sarkophage scheinen dagegen in 
allen Nebenapsiden gestanden zu haben. Im linken Seitenschiff 
sahen wir deutlich, wie ein solcher unter teilweiser Zerstörung des 
Mauerwerks gewaltsam herausgerissen wurde. Im zweiten rechten 
Seitenraum sind noch die kläglichen Reste eines Grabes erhalten, 
das nach alter Tradition als dasjenige des H. Nikolaus verehrt wird. 
Es ist zur Hälfte vom Grundwasser bedeckt und trägt die deut- 
lichen Spuren einer rohen Zerstörung. Hinter marmornen Säulen 
und Schrankenplatten, die mit Kreuzen geschmückt sind, steht heute 
erbrochen der einfache Marmorsarkophag. Die Wände, soweit sie 
nicht von Marmor belegt, waren mit Heiligen in reicher byzan- 
tinischer Hoftracht bemalt, von denen ich jedoch keinen Namen mehr 
entziffern konnte, da sie zu sehr von dem Moder gelitten haben. In 
die Zugänge ringsum hatte man später Türgewände mit Kreuzen im 
Sturz eingesetzt, um die Grabkapelle abschließen zu können. 

Vor der südlichen Zugangstür ist eine große Rundnische in der 
Mauer ausgespart, in welcher ein großer römischer Sarkophag aus 
herrlichem Marmor steht. '^ Die Vorder wand war durch Säulen mit 
gewundener Kannelierung in fünf Arkadennischen mit flachem Grund 
eingeteilt. Die abwechselnd rundbogigen, geraden imd giebel- 



^) Ein solches Kapital vorher in Abb. 125. 

*) Die Tumba 1,10 m, der Sarkophagdeckel mit den Figuren 0,70 m hoch. 



Die Nikolauskirche zii Myra 



337 



förmigen Verdachungen über diesen Säulchen sind mit Eierstab, 
Zahnschnitt und lesbischem Kyma geschmückt. Die Nischen sind 
flach gearbeitet und entbehrten des gewohnten Reliefschmuckes. 
Das Mittelstück, welches in die zu dreivierteln zerstörte Vorder- 




wand des Sarkophags eingestellt wurde, entstammt einem andern 
Marmorsarg, den eine Hirtenszene schmückte. Nur die Füße und 
die Syrinx sind hier noch zu sehen, während ich den ganzen zu- 
gehörigen Oberteil, eine treffliche Arbeit, in Castelorizo wieder 
auffand. Die Besitzer haben mir die Provenienz ehrlich gestanden. 

Kott, Kleiuaaiatische DenkmUer. 22 



338 Die Nikolauskirche zu Myra 

Auch sonst sind christliche Reliefstücke mit Kreuzen in diese 
Sarkophagwand eingelassen. Auf einer Kline ruht oben ausgestreckt 
ein Ehepaar, dem Kopf, Arme, Beine und Brüste größtenteils ver- 
stümmelt sind. In die Oberwand der Grabnische hatte man ein 
großes Kreuz gemalt, in das Tonnengewölbe davor dekorative 
Ranken, welche kleine Medaillons umschlingen, auf deren rotem 
Untergrund Muster von Grün und verblichenem Blau herausleuchten. 
In der Mitte glänzt ein weißes Kreuz. Das Ganze zeigt schon 
deutlich den Einfluß des Islam. ^) 

Einst waren alle Nebenräume und vielleicht auch das Haupt- 
schiff ausgemalt. Auf den Arkadenwänden zwischen den beiden 
südlichen Seitenschiffen treten bei längerem Zusehen hohe Heiligen- 
gestalten hervor mit Niraben und Kreuzen. Auch Texte» erwähnt 
den Bilderschmuck im Innern der Kirche, ja er will noch einige 
Szenen der Passion gesehen haben, was ich dahingestellt sein lasse.-) 
Nur im Kuppelraum vor der Apsis des linken Seitenschiffes erkannte 
ich nach längerem Ableuchten mit Kerzen, die ich an Stangen be- 
festigte, die göttliche Liturgie. Christus teilt, jedesmal unter einem 
Säulenbaldachin stehend, nach rechts und nach links je sechs seiner 
Apostel, die mit verhüllten Händen nahen, Brot und Wein aus.-^) 
Die Gewänder sind in einem Silbergrau, die Gesichter in guten 
Fleischtönen und mit verlangendem Ausdruck gemalt Über das 
Durchschnittsmaß der byzantinischen Malereien gehen diese erkenn- 
baren Freskenreste jedoch nicht hinaus. Die Nikolauskirche wurde 
erst längere Zeit nach ihrem Neubau ausgeschmückt, da überall, auch 
im Hauptschiff, ein älterer Bewurf unter der Jüngern Freskenschicht 
liegt, der nicht bemalt war und auch auch nicht als Unterlage für 
den Malstuck diente. An der Stirnwand der Chorsitze ist der doppelte 
Kalkbewurf gleichfalls erhalten, ein Zeichen, daß ihre Anlage spä- 
testens in die Zeit des Wiederaufbaues gehört. Doch will mir scheinen, 
als stammten die Priesterbänke samt dem Altarbaldachin, dem Ambo 
und der Säulenwand noch aus dem Inventar der älteren Kirche. 

Der Kern der gut erhaltenen Untermauern der Kirche ist aus 
geglätteten Bruchsteinen mit reichlicher Verwendung von Mörtel 
aufgeführt, zwischen die vier- bis siebenreihige Ziegelschichten in 
größern und kleinern Abständen durchgebunden wurden. Mörtel und 
Ziegel zeigen dabei ungefähr die gleiche Dicke. Sämtliche Wölbungen 



*) Abb. im nächsten Heft. 

*) Texier-Pullan-, Architecture Byzantine p. 185. 

^) Die Szene wie in der Hagia Sophia zu Kiew. Abb. bei Schlumbbrger, 
L'Epopee Byzantine I, 601. III, 665. 



Die Nikolauskirche zu Myra 339 

und alle Bogen sind aus Ziegeln hergestellt, die letztem aus zwei 
Reihen oder einer Schicht ganzer und halber Ziegel^ 

Die hohen Fenster der südlichen und nördlichen Umfassungs- 
mauer, die tief unter der heutigen Oberfläche stecken, sind größten- 
teils vermauert. Im hintersten der Nordseite steckt noch der obere 
Verschluß, eine Transenne, die löffelblechartig von runden Öffnungen 
durchbrochen ist. Als am vierten Tag meines Aufenthaltes das 
AVasser in der Kirche merklich gefallen war, konnte ich wahr- 
nehmen, daß der Mosaikboden mit Sternmustem im Kreis aus- 
gelegt ist. Auch der Plattenbelag des Hofes soll nach der Ver- 
sicherung der ansässigen Griechen noch der Zeit vor der russischen 
Renovierung entstammen, nicht jedoch das kleine Taufbecken rechts 
vor dem Eingang zur Vorhalle. Von hier aus steigt man heute 
auf einer mit Inschriftsteinen teilweise gepflasterten Treppe zum 
Klosterhof hinauf. 

Rätselhaft bleiben die Umbauten des Hofes und die Anbauten 
im Norden des Exo- und Esonarthex, die alle mit Ausnahme der 
von den Russen erneuerten nördlichen Hofmauer aus der gleichen 
oder einer frühern Zeit als die Nikolauskirche stammen. Sie haben 
dasselbe Tiefenniveau wie die Kirche, sind aber großenteils trotz 
der russischen Freilegung durch eingeschwemmtes Erdreich seither 
wieder zugeschüttet Der mittlere Raum im Norden mit seiner 
Säulenarkade bildete in alter Zeit eine Zugangshalle, hinter der 
sich jetzt der Boden um fast 8 m gehoben hat. Diese drei Kammern 
der Nordseite setzen sich nach Osten hin nicht weiter fort, so daß 
die Annahme eines zweiten Seitenschiffes hier ausgeschlossen ist und 
unter keinen Umständen etwa an eine fünfschiffige Kirchenanlage 
gedacht werden kann.-) 

An der Südseite des Hofes, gleich neben der modernen Treppe, 
ist ein alter toiinenüberdeckter Grabbau mit zwei einfachen Särgen 
erhalten, die von einer gemeinschaftlichen, leider zerbrochenen Grab- 
platte bedeckt sind. Interessant sind die Tierdarstellungen auf der- 
selben, welche an die romanische Kunst des Nordens gemahnen.*) 

^) UDrichtig ist wiederum Texieb's Angabe, daß die NikolauBkirche all- 
gemein aus Ziegeln errichtet sei. — Das VerhältDis der Ziegel zum Mörtel ist 
0,05—0,06 : 0,05—0,06, während ich an einem Ziegelbau der römischen Kaiserzeit 
zwischen dem Kloster und dem Theater das Verhältnis von 0,05 : 0,02 ausmafi. 

^) Die TExiEK'schen Seitenräume , die schon fUr manchen Kunsthistoriker 
ein Rätsel waren, sind also ganz freie, phantastische Rekonstruktionen nach ein- 
zelnen, damals aus dem Schutt herauBragenden Grebäuderesten. 

*) Vgl. beispielshalber die Marmortafel der Laura auf dem Athos. Abb. bei 
ScHLUMBERGER, L'Epop^c Byzantiuc II, 189. 

22* 



340 Die Nikolauskirche zu Myra 

Von den sehr verdorbenen Malereien auf den Grabwänden erkannte 
ich noch die Auf erweckung des Lazarus und die Koimesis der Maria (?) 
An der Decke ist eine schwer zu entziffernde Inschrift zu lesen, die 
ich nach Vergleich mit einer frühem sorgfältigen Abschrift des 
Schuldirektors Dianiantara von Castelorizo hier wiedergebe und 
welche besagt, daß Vater und Sohn hier gemeinschaftlich im Jahre 
1118 beigesetzt wurden. Aus derselben Zeit stammt auch die eigens 
für diesen Zweck hergestellte Grabplatte. 

+ eKOlIVHerYAÖT/// kT/nxaptaapioc 
// 5 AeONXAPTocl)W^/ ///;, T^ 

M AYroYToeies hj ia eaxKs 

+ 'Exoiiiiri&rj{aav) ol 3ov{kot) tov [dsov] Kü)v(aTav)Tiv{og) pfa^roia- 

Qiog [_xai] viog Aiiav x^Q^^T^^il^)^ t6{v) olxovoptov ^^(vi) 

j4vyoi\a^T(p [itlJi\^\_qcf\ le (xai) ivd{iXTi(uvog) in ?r(«i) g;^xg'. 

Wichtiger als diese Inschrift ist diejenige auf einer großen 
Marmorplatte, welche auf dem Mesarlyk südöstlich vor Dembre liegt, 
die schon in den vierziger Jahren sich daselbst befunden hat und nach 
einstimmiger Aussage der Griechen von der Kirche des H. Nikolaus 
herrührt. Tatsächlich kann sie nur der damals bereits verschütteten 
Vorhalle angehört haben, da nirgends ringsum christliche Ruinen zu 
entdecken sind, auf welche der Inhalt der lapidaren Inschrift passen 
könnte. Sie spricht von einer Erneuerung der Anlage unter der Re- 
gierung des Kaisers Konstantin Monomachus und seiner Gemahlin Zoe 
im Jahre 1042. Kurz vorher war Myra durch einen Arabereinfall 
verheert worden, wobei das weithin bekannte Heiligtum des wunder- 
tätigen Nikolaus der Zerstörung nicht entgangen sein kann, nachdem 
schon im Jahre 792 die Scharen des Harun al Raschid angeblich 
erfolglos versucht hatten, die Stätte des Heiligen zu entweihen.^) 

/^N^KcNI^I&K^Nö'AölSI KAI 

2WAyr«"Rcexr4>NA:iAiA 

*Av€xaiviö&t] ini Kwv6x(av)T(ivov) dion\o\tov xai Zwr^g Avyovarrig 
^r{u) g(fva ivd{tXTiiZro^) la.-) 

^) Theophan. I, p. 750. — Konstantin Monomachus soll auch der Erbam^r 
von Nea Moni sein. Byz. Zeitschr. 1896 p. 151. 

*) Vgl. die Verfälschung Bailiä's im C. I. Gr. 8708 neben der richtigen 
Kopie No. 8707. — Le Bas-Waddinoton V, 1316. Die jetzige Leseart nach 
unserer Kopie der Inschrift und einer gleichlautenden Abschrift von Diamantara 



341 




Abb. 128. Beliefplatte von einem Grab bei der NikoUnskircbe xu Myra. 

Das alte Haus des Hegumen soll auf der Südseite des Hofes zu 
suchen sein, wo ich auch verschüttete Zugänge und eingesunkene 
Ciewölbe bemerkte, die jedoch alle unter der heutigen Erdoberfläche 
liegen. Der arme Pappas wartet sehnsüchtig, daß eine Ausgrabung 
einmal die Goldschätze und Pergamente daselbst an den Tag fördere, 
welche nach seiner Versicherung in den unterirdischen Klosterräumen 
versteckt lägen. 

Während ich noch mit den Arbeiten an der Nikolauskirche 
beschäftigt war, zog mein Begleiter auf bösen Wegen nach Fineka 
hinüber, um die Kirchenruinen von Bhodiapolis und Gagä zu besich- 
tigen und dann über Adalia und Alaja heimzukehren.^) Ich wandte 
mich nach Erledigung der Aufnahmen mit dem Pferdetroß und dem 
ganzen Gepäck westlich von Myra über die Höhen nach dem alten 



auf Castelorizo. — Das Jahr 6551 und die 11. lodiktlou beginnen am 1. Sep- 
tember 1042. Konstantin Monomachus heiratete am 11. Juni 1042 die Kaiserin 
Zoe und wurde am folgenden Tage gekrönt. Sie starb 1050. 

') Der ergänzende Bericht Dr. Michel's ü))er seine Keise nach Fineka, Gagä, 
Adalia und Alajab oben im Zusammenhang p. 76—80. 



342 Ruinen zu Sura 

Sura, um daselbst eine von der östreichischen Expedition erwähnte 
Kirche aufzusuchen. Dicht unterhalb des steilen Felsens von Sura, 
der eine Befestigung trug, stieß ich auf eine ausgedehnte Kirchen- 
und Klosteranlage. Eine kleine, dreiapsidiale Kirche ist in eine 
ältere, große Basilika eingebaut, deren Hauptschiff in einem drei- 
seitigen Chor endet, während die Xebenschiffe der nordöstlich ge- 
richteten Anlage gerade abschließen. Kings um den aus unschönem 
Konglomerat enichteten Bau liegen zellenartig eine Menge kleiner, 
rechteckiger Kammern, und einige aus dem Mutterstein gehauene, 
freistehende Sarkophage sind in die Gesamtanlage hineinbezogen. 
In der nahen Felswand bemerkte ich kleinere Kundnischen, denen 
ehemals Kapellen vorgebaut waren. 

Kaum hatte ich mich jedoch in dem verwirrenden Trümmer- 
feld orientiert, da brach ein so fürchterliches Gewitter los, wie ich 
es nie in Kleinasien erlebt hatte. Es kam so rasend schnell von 
den hohen Bergen über uns herab, daß wir kaum Zeit fanden, uns 
mit den Apparaten in einen mächtigen freistehenden Sarkophag zu 
verkriechen, in dem ich mit Diener, Troßbub und Gepäck eine 
Stunde lang im Knäuel zusammengekauert lag, während ringsum 
Felsen und Fichten förmlich im Feuer der Blitze standen und eine 
wilde Wasserflut hemiederrauschte und unsere Aufnahmen wie so oft 
mit dem Untergang bedrohte. Als das Toben vorüber war, schickte 
ich den Pferdetroß einstweilen voraus und kletterte mit dem behenden 
Diener die Felsen jenseits der Akropolis hinab in die enge, düstere 
Felsenschlucht, an deren südlichem Ende die dampfende Bitterquelle 
von Sura hervorrauscht und nach wenig Schritten sich in die lagunen- 
artige schmale Seebucht ergießt. Daneben steht schon halb im 
Surapfwasser ein kleines Tempelheiligtum des Apollo Surius, dessen 
Priester dem Kult des weit berühmten Fischorakels hier oblagen. 
Einen Steinwurf von Tempel und Quelle entfernt baute man in 
christlicher Epoche eine Kirche, die gegenüber dem antiken Denkmal 
in der gleichen charakterlosen Weise aus Konglomerat errichtet ist 
wie die Klosterkirche auf der Höhe des Burgfelsens. 

Sie ist eine fast genau östlich orientierte, dreischiffige Pfeiler- 
basilika mit Emporen und einer holzgedeckten Vorhalle. Drei Türen 
führen aus dem Narthex in die einzelnen Schiffe, die obere Fassaden- 
mauer ist von ebenso vielen Fenstern durchbrochen, die im Huf- 
eisenbogen schließen. In der gleichen Bogenform sind auch die 
Pfeilerarkaden und der Chorbogen errichtet, während dem Grund- 
riß der Apsis ein flacher Halbkreis entspricht. Die Seitenschiffe 
enden ohne Chöre, hatten seitliche Zugänge und trugen holzgedeckte 



Von Siira nach Andi£lo. Überfahrt nach Castelorizo 343 

Emporen, welche sich ihrerseits in Fenstern nach außen öffneten. 
Zu ihnen gelangte man vermittelst Türen von dem Obergeschoß der 
Vorhalle aus. Diese selbst ist bereits zu sehr zerstört, um eine 
Treppenanlage festzustellen, die jedenfalls von dem höher gelegenen 
nördlichen Terrain zur Empore des Narthex leitete. Eine Türe 
führt aus dem südlichen Nebenschiff in ein fast quadratisches Para- 
klission mit Apsis und kleinen Schlitzfenstern. Von den ehemaligen 
Malereien der Kirche sind nur noch die Umrisse von Heiligen mit 
ihren Nimben zu unterscheiden, die unter einer spätem Tünche jetzt 
an den Tag kommen.^) 

Der Weitermarsch nach Andifilo führte mich an einsamen Hoch- 
gebirgsdörfem vorüber, an Tchakalbajad und an dem berühmten 
Gjölbaschi vorbei. In Jan kampierten sechs Mann in einer halb- 
zerfallenen Lehmhütte, dafür entschädigte wieder die Morgenwande- 
rung durch die wildzerrissenen Berge mit den entzückenden Ausblicken 
auf das tief unten schimmernde Mittelmeer. ^) Am 20. Dezember 
saß ich am stürmischen üfer von Antiphellus und sah tage- 
lang sehnsüchtig wie eine Iphigenie nach Castelorizo hinüber, 
während die Wellen bis an die Tür des Kawes emporspritzten und 
jedermann sich weigerte, sein Leben dem Meer anzuvertrauen, das 
in den letzten Tagen mehrere Opfer gefordert hatte. Mein Diener 
stand traurig und bang neben mir, denn er hatte sich durch einen 
Dorn einen hochgeschwollnen Arm zugezogen und ärztliche Hilfe 
war hochnot. Da zwang ich durch den Kaimakam die ängstlichen 
griechischen Fischer, ein Schiff fertig zu machen und im wildesten 
Sturm abzufahren, da ich nicht die Verantwortung für das Leben 
eines braven Menschen und Familienvaters durch weiteres Verharren 
übernehmen wollte. Stundenlang kämpften wir auf offenem Meer 
gegen die rasenden Elemente. Es war der Namenstag des H. Nikolaus, 
und zu ihm schrieen die griechischen Feiglinge in bleicher Angst 
jedesmal, wenn eine Sturzwelle unser Segelschiff überrollte. Nur 
durch ein Wunder entgingen wir einem trübseligen Tod in den 
Wellen, und jubelnd begrüßte uns der brave Gastfreund Diamantara 
auf Castelorizo, der voll Ängsten täglich übers Meer nach uns 
ausofeschaut hatte. 



*) Bogen weite der Pfeilerarkaden 1,40 m, Pfeilerstärke 0,65 m, Breite der 
HaupttUr 1,60 m, Mauerdicke 0,80 ra. 

*) Nur erwähnt bei Petersen-Lüschan, Reisen in Lycien II, 46. — Spratt 
u. FoRBES, Travels I, 135. 

*) Die ehemalige Kirche von Sudjak hinter Afschar (Ritter, Kleinasien II, 
1142) ist jetzt zerstört. — Zu Hoiran, Assar Termissiui und Gjauristan sind nur ge- 
ringe Reste aus christlicher Zeit. Petersen-Lüschan, Reisen in Lycien II, 23. 26. 52. 



344 



'i^ Die Churma Medrese auf Rhodus 



Mit den drei kirchlichen Denkmälern von Dere Ahsy, Aladja 
Jaila und Dembre ist das wichtigste an christlicher Architektur in 
Lykien auch erschöpft. Direkt oder indirekt hängen diese Schöpfungen 
mit der alten Bedeutung Myras als Seestadt und kirchlicher Metro- 
polis zusammen. Dem allgemeinen Verfall in byzantinischer Zeit 
konnte sich die Provinz nicht entziehen, und bezeichnend für den 
ephemeren Bestand christlicher Neusiedlungen ist die auffallende 



» 




Abb. 129. Plan der Churma Medrese auf Rhodus. 



Tatsache, daß keine jener zahlreichen Gründungen und Kirchen- 
j>prengel auch nur im Xamen eines türkischen Dorfes fortlebt. Das 
Binnenland Lykien ist in byzantinischer Epoche nach dem Urteil 
eines seiner besten Kenner „durch den vollständigen Niedergang 
des Landes gekennzeichnet". „Christliche Denkmäler," sagt der 
gleiche Autor, „die sich bis zum heutigen Tag erhalten haben, ge- 
hören zu den Seltenheiten und sind mit wenigen Ausnahmen äußerst 
bescheiden und anspruchslos."^) 

Während ich auf Eh o du s die Rückkehr meines Begleiters ab- 

^) E. Kalinka, Zur historischen Topographie Lyciens p. 159 f. 169 f. 



Die Churma Medrese auf Rhodus 345 

wartete, blieb mir noch Zeit, um mit freundlicher Erlaubnis Seiner 
Exzellenz Nasym Pascha die Tüi*en der Suleiman Djami, prächtige 
Arbeiten der Venetianischen Renaissance aus der letzten Zeit der 
Johanniter, aufzunehmen^) und die Churma Medrese flüchtig zu 
untersuchen, in der ich schon bei meinem frühem Besuch von 
Rhodos eine christliche Kirche erkannt hatte. Der kleine Bau liegt 
ganz versteckt in dem türkischen KJosterhof eines engen Gäßchens 
und ist nirgends in den ausführlichen Stadtbeschreibungen erwähnt.-) 
Hohe Platanen beschatten den Hof, den die alten Klosterwohnungen 
der Kitterzeit malerisch von drei Seiten umgeben, aus welchen jetzt 
türkischer Schullärm heraustönt. 

Der eigenartige Zentralbau stammt seiner Anlage nach aus 
dem frühen Mittelalter und wurde in gotischer Zeit in der Weise 
umgestaltet, daß man im Westen einen tonnengewölbten, recht- 
eckigen Baum, im Norden eine hübsche gotische Vorhalle mit 
einem Kreuzgewölbe vorbaute. Aus dieser Periode datiert auch 
die spitzbogige Einwölbung des Innern durch Halbkuppeln samt 
dem hohen Tambour mit flacher Kuppel darüber. Derselbe ist 
inwendig durch rundbogige Blendarkaden, außen durch 20 Rund- 
nischen gegliedert, die von niedlichen Säulchen und Bundbogen ein- 
gefaßt werden. Alles ist aus dem gelben Muschelkalk in bester 
Technik aufgeführt. Aus dem kapriziösen Grundplan erfolgte ober- 
halb der Halbkuppeln die Überführung ins Viereck, über dem dann 
der Zylinder der Tambours mit seinen vier hohen Fenstern in den 
Achsen sich aufbaute. Leider hat die Zeit an der Kuppelwölbung 
wie am gesamten Bauwerk manches verändert und zerstört. Die 
heftigen Kämpfe der Johanniter gingen auch an diesem Denkmal 
nicht spurlos vorüber. Wie im Innern ein weitvorkragender Karnies 
aus Marmor ringsum verkröpfend durchläuft, so umziehen auch außen 
vielfach profilierte Gesimse sowohl die Unterwände wie die Dach- 
bekrönung. Noch reicheren Schnitt weisen die beiden Türen auf, 
von denen die westliche völlig verbaut ist. In der Nordmauer der 
Westhalle errichtete man eine große, spitzbogige Nische, die auch 
in den altern Mauerkern einschnitt; der Bogen ruht auf wappen- 
artigen Konsolen. 

Bereits wähnte ich in der Heimat zu sein, als im trauten 
deutschen Pfarrhause zu Smyrna am Sylvesterabend dem Gast zu- 
liebe nochmals der Weihnachtsbaum angebrannt wurde und holde 

^) Werden demnächst an anderer Stelle veröffentlicht. 
-) Die gesamte topographische Literatur hei Le Bailli F. Guy Sommi 
Picenardi, Itineraire d'un Chevalier de Saint-Jean de Jerusalem. Lille 1900. 



346 



Abschied 



Kinderstimmen mir den Abschied von der anatolischen Erde erleich- 
terten. Vor wenig Tagen noch mußte ich in den lykischen Bergen 
die schwersten Strapazen erdulden, die stahlharten Nerven zugemutet 
werden können. Jetzt stand ich auf dem Hinterdeck des Schiffes, 
SmyiTia versank ins Meer, Burgberg und Vorgebirge sagten mir 
nacheinander Lebewohl und verschwanden mit der einbrechenden 
Nacht unter dem verschleierten Horizont. Und schon beschlich mich 
leise ein stilles Heimweh nach den hohen, einsamen Bergländem, nach 
den alten Stadtruinen auf schroffen Felsenracken, nach der üppigen 
Pracht romantischer Naturwildnis und nach den treuherzigen Hirten 
und Bauern Karamaniens, die sich zum Propheten bekennen. 




Abb. 130. Die Churma Medrese auf Bhodns. 



Inschriften. 



Die Inschriften, deren Bearbeitung Herr Dr. Eott mir über- 
trug, sind von ihm und Dr. Michel auf den beiden Keisen nebenher 
abgeschrieben worden. Aus Mangel an Zeit konnten keine Ab- 
klatsche genommen werden; sichere Entscheidung war deswegen 
vielfach erschwert. 

Mit wenigen Ausnahmen gehören sie alle der Zeit nach .der 
Mitte des I. Jahrhunderts nach Chr. an, eine der von mir 
behandelten dem XI. Jahrhundert. Aus allen Gebieten des Lebens 
sind Stücke vorhanden, bei weitem überwiegen die Grabschriften. 

In der Abfolge der Eeise sind die Nummern geordnet. Die 
schon bekannten wurden nur teilweise, mit Kücksicht auf ihre Be- 
deutung, wiederholt, teilweise als Revision verzeichnet. Bei Namen, 
die zertrümmert erhalten sind, wurde nicht immer der Versuch 
einer Ergänzung vorgelegt, da wegen der Schwierigkeiten, welche 
die Ergänzung nichtgriechischer Namen in Innerkleinasien bietet, ge- 
sicherte oder auch nur mögliche Resultate oft nicht geboten werden 
können. Im übrigen wurden erläuternde Bemerkungen nur da zu- 
gefügt, wo ein historisches Interesse sie zu verlangen schien, vor 
allem aber absichtlich von Übersetzungen abgesehen. 

Für gütige Beihilfe danke ich den Herren Prof. A. Deissmann, 
A. v. DoMAszEwsKi uud F. V. DUHN. 

W. Weber. 



348 



Oluborlu (Apollonia) 



b) 


c) 


A LIMO . . 


M 


^MrlU ' • 
MEATIN 


EIN •• 


A 


NAIKAZ^EZ^H 


MHTPIO 


TOYMENEAA 


OYAPET 


EENEKEN 


KAizn* 


•YNHZ 



1. Oluborlu (Apollonia), Eamsay, Journ. Hell. Stud. IV5417 
No. 32. Abschr. von Kott (K.). 

"Opoi; tspoc xat a<Tü- 

Mt^vö? 'A<7x[a]Lvo'j. 

Z. 2. £7:i(pavotl Kams. Z. 3. 'A^TxaYJvorj Kams. — Über den My;v 'Acjxaivo; 
vgl. EoscHER, Ber. d. Leipz. Ges. d. Wiss. 1891, 118 ff.; Cumont bei 
Pauly-Wissowa, Kealencyclop.* II, 2, 1607. 

2. Ibid, „In the wall of the Greek church" Sterbet IIL 
519—522. — Ebendaher R. 

a) 

AHMOZETIMHZEN/////7////7 
PIONMENEAAOY/////7////7 
THZENEKENKAIEYNOI 
AZKAIEYT ? 5IAZK AI AIKAI 
OZYNHZK AlcDI A0Z!i05IAZ //// 
THZEYZEBEIAZAYTOY 

a) Sterret Nr. 519 a = R, dessen Abschrift abweicht. Z. 1. 
St. HMOZE///iZEN; 2. St. / ///MHTPION etc.; 3. St. PETHZ etc.; 
4. St. EVTAZIAZ; 5. Schluß fehlen Buchstaben; 6. St. THZ 
EIZAVTON. Rotts Lesung ist hier sicher. Woher die teilweise 
verschiedene Abteilung der Zeilen kommt, ist mir unklar. Sterbet 
hat nicht bemerkt, daß die Inschrift in dieser Form nicht einleiten 
kann; da Eotts Abschrift sicher vor AHMOC nichts mehr gibt, 
muß vorher ergänzt werden. Dies ergibt sich auch aus b und c, die 
die Parallelstücke sind. 

b) bei Sterbet 520 B, von Eott nicht mehr gesellen, hier 
abgedruckt, weil es mit c = Sterret 52 1 A (nach Eotts Abschrift 
außer Z. 6, die er nicht mehr gesehen) offenkundig (Sterret bemerkte 
es nicht) zusammengehört, aber zerschlagen verbaut w^orden ist. 
Die vollständigere, sicher korrektere Lesung E.s gibt zusammen 
mit b) das Parallelstück der Gattin des in a) genannten Geehrten. 
Auch diese Inschrift beginnt (b) mit AHMOC, überall ist in b> 
Zeilenanfang vorauszusetzen (auch aus diesem Grund wird Eotts 
Zeilenteilung in a) sicher), ?)r,;j,o? verlangt aber den Artikel und 
mindestens r, jio'j^, aber gewiß auch den Stadtnamen, den ich 
beide Male nach der Angabe und in der Zeilenverteilung der Stadt 
Apollonia bei Sterbet No. 517 (wo in der Transkription KoXwTöiv 



Oluborlu (ApoUonia) 



349 



offenbar Druckfehler für das auf dem Stein stehende KOAflNßN, 
cf. dazu Le Bas III, 1195, Hirrchteld, Paüly-Wissowa II, 1. 117 
Xo. 21) setze. Ich ergänze: 



a) 'ÄTToXXwvtaToiv A'j- 
xuov Hpocxfiiv Ko}»o)- 
vcov y; Jio'jWi xat 6] 

5 piov MsvsXao'j [ips-] 
t9Jc svexsv xai sivoi- 
a^ xai ^^^[ajHa^ xat Btxat- 
ocT'jvT^; xat cptXoBocta? [xat] 
tyJc si^TsJistar aiTOÜ. 



b. c) 'A7:oX).(ovtaTü>v A'j- 
xC(t)v Bpaxoiv Ko}.(o- 
voiv y; Jio'j}wY; xat 6] 

B9;[j.o[; £Tt[j.y,«7s]v 
5 M£}.Tiv[yjV TOI)] EJv[ta] 

|j.rjTpto['j] Toü MevsXa- 
O'j dcp£T[9;]^ svsxsv 
xat cr(o'^[po<T]'jvy,c. 



Zu a). Z. 4 enVT.acv, von Rott gelesen, ergibt sich auch aus der Lücke 
von b. 9. Die rj^eßeia gegen die Vaterstadt ist das ausschlaggebende. 

Zu b. c). Die Namen Z. 5. 6 sind unsicher, wohl auch nicht zu ergänzen. 
Z. 9. Stebrets Lesung verbessert nach Ramsays Angabe bei Sterbet S. 362 
No. 51, die durch Sterbet 522 B gestützt wird. 

Die Bedeutung der Familie für die Stadt erhellt daraus, daß noch mehr 
Glieder geehrt werden (das folgende ist gewiß nicht das einzige). 

3. Ibid. Sterret III, 523 B. Abschr. von R. identisch. Ge- 
ehrt ist die Schwiegertochter des vorhergehenden. Der Anfang ist 
gewiß in der gleichen Weise zu ergänzen wie jene. Z. 3 der Tran- 
skription St. lies apsT?;c, wie der Stein gibt. 



4. Ibid, Abschr. von R. 

MNEA 
y]YNAIKA[B^ 
Ilo;:[AIAErOrH 

NnAATONI[T0) BCo) 
avSpi]KAITOI[; Tixvoi; etc.] 



5. Ibid. In die Südwest- 
mauer der Akropolis als Eck- 
quader eingemauert. Kalkstein, 
fast ganz zerstört. Sterret III, 
365 No. 528. Abschr. von R. 
stimmt mit St. überein außer: 

z.i. ackahttiah:, cf. z.45. 



wo ACKAHTTI i AOY steht und 
Sterret ausdrücklich bemerkt: L. 4, end, is corrupted. 2 fin. KAIAYP. 
3. "EMGJNOC. 5. I^ENEOV, das wohl versehen ist aus I^EAAEOY, 
wie St. gibt. Menneas cf. Dittenberger, Syll. Or. II, 611 Note 3. 
Rott gibt Z. 2 (anders als Sterret s. oben) und Z. 6 AYP"E- 
MGJNHC. So müßte der Fehler, den St. 364, 2 annimmt ('l. 6, AP 
is omitted by the stonecutter between AYP and TEM') zwei Mal 
vorkommen. Das ist an sich unwahrscheinlich, andererseits ist mir 



350 



Oluborlu (ApoUonia) 



der Name TEMOJN nicht, 'ApT£|j.o>v aber wohl bekannt, sichere 
Entscheidung daher schwer. Zeit: in. Jahrh. n. Chr. Im Giebel- 
dreieck über der Inschrift (von Sterbet nicht bemerkt) ein christ- 
liches Kreuz. 



6. Ibid. C.LG. 3972 = Le Bas -Waddington, Asie III, 1193. 
Abschr. von R bestätigt die Lesung. 

7. Ibid, Sterbet III, 524 B u. 525 A sind, wie schon St. an- 
nahm, zu vereinigen, da die Buchstaben (0,15 m h.) gleiche Größe 
und gleichen Charakter haben. Abschr. von R. 

8. Ibid., im Haus Jordanis Dulger, als Treppenstein verwendet, 
sehr abgetreten. 

////YAENENAN^Pliin//////// 
////K////AIHIOCEMO?ON 
////TICZIJJ0CEIJJNTEY5ETA<I>0N 
AYTOCEAYTIJJ 

/////MOCYNHI ? AlEXEinAIAAC 

///7IA////////////0/////M/////////0///////// 



|j.vif)][i.o(TüVY) [x]at s)rsi(?) xxTBx; 



9. Ibid., im Süden der Stadt. 
Sterbet III, 379 No. 556. R. las: 
K 

ICA 
ONO/ 
AAO 
ONOCI 
ONKAIT/ 
ACAN 



10. Ibid., im Hause 
Ajans Damianos. Bruchstück 
eines Grabsteins. Sterret 
111,377 No. 547. Abschrift 
von E. 

Z. 2. 0AOPEN-EI- 



11. Ibid., im Süden der Stadt, im Hause Deli Ibrahims. Grab- 
stele. 

/////////HNO///////////// [. . . . Z]r,vo[BoTi«vö 

///TTATTIOYETTOIH • • • Mapea] Ilaxtoj feotrX'isv] 

lAIßTTATPinATTIABMAPEOY ISiw zoc-zfi IlaTuta ^' Mapsoj 

MNHMhCXAPIN |j.vrip.T,c yapiv. 



Bajad bei Isbarta 3Ö1 

12. Bajad bei Isbarta, in die Südwand des letzten Hauses im 
Norden vermauert. H. 0,62 m, Br. 0,62 m. Stebbet III, 333 No. 465. 

?YCYNEP????XPI?TSKAIA////;7/;/;// ^- ^' ^^^ ^^^°^®^ 

TOYAnOYrElJJPnOYnPGJTC////// ist gesichert durch die 

'"" voUstandigereParallele 

CYNOAIAEP/ABPAMIOYKAI///// ^„, j^^^^^ Stebbet, 

YnonPOArONTAANTinATPO//'/ Papers II, 118 No. 89 

5 nOP<t)YPICANTI«|)(ONAPICnAYAOc = unten No. 18, die 
HPAKXIC ? eN //7/X ? ICnAYAOC beidemal von ihm miß- 
KYPIAKOCCTATONIKOCAYSANUN verstanden ist. Der 

ZUJTIKOCTIMOeiSATTAAOC ^'"^ ^^\f'^'''^\ 

erhaltenen IL Formel 

llJJANNHCKOTOrsHICEXeNNEC/;/// qY beweist die Kon- 
10 nAYAOCTEXNITHC«IAinnOC traktion aus (-)£oö 

KONlJJNXPYCANeiAAAESANZi//// (Traube, Nomina sacra 

0IAITTTTOC S. 88), zumal dort 

XPHITS wie das von 
EoTT sicher gelesene AflOYTTN nur diese Erklärung zuläßt und 
Stebbets Ergänzung ItoJ'j^ üv' aus Baummangel unmöglich ist 
CYNEP^ wohl (T'jvepYoSvTo? oder <rt>vepYoö zu ergänzen, dessen Be- 
deutung klar wird durch Beispiele wie Theophanes chronogr. I 
p* 14, 26 Boob: To'Jtw tw stsi xpaTr,(Tag Tr;v 'Po)[j.y]v K(ov<yTavTtvoc 

6 Oso<rjv£pY^j'^<^s (^f- I> 20. 10) und Paulus Silentiarius descr. eccl. 
Sanct. SopMae (Migne 86, 2, 2121), v. 6 (vom Kaiser): 'O&sv d'jv- 
epyöv aöriv (Gott) Iv Tot^ 7:pa?e(7iv s/stc xapovra.^) Z. 2. Stebbet: 
xpo>T[ri] ; nach Rs Kopie stand noch C, also wohl ein Adjektiv, das 
auf den Heiligen sich bezieht, daher wohl r.poi^o[\iifvjpoc], wie 
mir K. vorschlägt.*) 3. schlage ich £p(Ye::i(jTa':oü) des Kürzungs- 
zeichens wegen vor. 6. Stebbet: Msvs[jLfli[yjr, ; wohl den erhaltenen 
Besten zufolge Msve|j.a/[rJ? , da B. / deutlich las, aber dann eine 
Lücke gibt. 9. St. r<s<7>sv£<T[ioc] ?, sicher gelesen, daher wohl 
CEXENNEC[tc]. Über ein zweites Ex. s. unten No. 18. 

13. Ibid, HiBscm^LD, Monatsber. d. Berl. Akad. 1879, 313 
= Stebbet III, 334 No. 466 (vollständiger). Abschr. von B. An 
der Westwand desselben Hauses als Türwange benutzt, teilweise im 
Boden. H. 0,55 m, Br. 0,95 m, L. 0,75 m. Buchst. 0,07 m. 

*) Wie ich nachträglich bemerke, ergänzt Cumont, M^l. dabist, et d'arch^ol. 
XV (1895) 292 Xo. 261 : 0£oi» cjvepYio^ jcai Xpiarou xai ayioM Tr^ejixaTo«. 

^) Wie etwa C. I. G. 8609 üTxoc oywov d'j'A096pwv jxap'rJpo)v rewpyiou xat töv 
(j'jv auTw ayiwv oder Dittenberger Or. II, 610 toi» y.aXXivixo'j oyiou jxdpTupo; rewpyiou. 



352 



Islamkoi. Egerdir— Isbarta. Findos bei Isbarta 



14. IslamJcoL Türsturz eines Brunnens am Dorfeingang, s. oben 
EoTT im Text S. 10. 

15. Am Weg von Egerdir nach Isbarta im Tekke als Türwange 
verwendet 



APHeNYAAlGJ 

AOYKIOCKAAnO 

YPNIOCAYKOAAe 

INAAONrOCOYe 

TPANOCeKHPAn 

GJPlOYAYrOYC 

TOY ^--^— 

YKAieeOYTITO 

YKAieeoYOYec 

nACIANOY 



''ApT, 'EvjaXuo Aoüxio? KaX7:o'jpvio? 

A(o'jxio'j) ü(i6c) Ko>s}.£iva AoyY^? o'jsTpavic 
Iy. ::pa[iT](opfc'j A'jyo'j^TTO'j Ao[xsTtavotl xai 
WsoLJ TiTO'j xai Hsoü ()is«j;:a<7iavot3. 



Die Yerschreibung TTPATT (Z. 5 f,) ist 
leicht erklärlich (und häufiger zu belegen). 
Der Name Domitians ist nachträglich era- 
diert, der Veteran also zu Lebzeiten des 
Kaisers entlassen. Die normale Dienstzeit 
des Praetorianers beträgt 16 Jahre, die 
Entlassung wird in die ersten Jahre des 
Kaisers zu setzen sein, denn es ist anzunehmen, daß unter Vespa- 
sian der Übertritt aus einer Legion, die diesem anhing, in die 
Garde erfolgte, als er die Garde restituierte (Tac. hist. 4,46; 
V. DoMAszEwsKi, PMlol. 66, 167, der auch der Ansicht ist, daß 
dieser Mann in einer der dalmatinischen oder moesischen Legionen 
gedient hat), da es mir sehr unwahrscheinlich ist, daß in dieser 
Zeit schon Nichtitaliker direkt in die Garde aufgenommen wurden. 
Die Tribus des Mannes kommt in der Gegend vor in Iconium und 
Tavium (Kubitschek, Imp. Kom. tributim descr. 254). Als Veteran 
verehrt er noch seinen Heeresgott Mars Ultor (v. Domaszewski, Kel. 
d. Köm. Heeres 34). 

16. Findos bei Isbarta in der Mekteb, ehemaligem Chan, ein- 
gemauert. H. 0,29 m, Br. 0,33 m. 

6N0AA6KATA 'Evl/aSs xaTaxT-rs AoyyXyo^ toü \i£,y%>.rjr.p{zzt(j' 

TdcTO'j) xo[jl(tjTOü) Tupavvo'j. + 



klTCAONriNOC 
YIOCTOYMerA 
AOnP?KOMS 
TYPANNOY + 



Die Auflösungen ergeben das Amt des 

K6[XY)c. Tyrannos (als Name: Keisen im südw. 

Kleinasien 11, 170 No. 209; als christlicher 

Name z. B. Synaxar. Constantinop. ed. Delehaye p. 909, 55) scheint 

als Comes unbekannt. Mit einiger Sicherheit läßt die Bestimmung 



FindoB bei Isbarta. Baris 353 

des Fundortes den (üoraitat erkennen. Da in den Bischofslisten 
(Eamsay, Hist. Geogr. of Asia Minor p. 388 ; cl p. 404/5, dort nach- 
zutragen Gelzeb, Abhandl. Bayr. Akad. 1900 p. 556 und Georgius 
Cyprius ed. Gelzeb p. 21, 414 ff. et p. 73, 1534 ff.) in einer Keihe 
von 23 Ortsnamen der iizoLpyloi UktiUolq ein BtvBaioj (Var. BtvBsoü bei 
Ramsat, MtvBsüou Gelzeb S. 21, 435) genannt wird, vermutete Rott 
(S. 12), daß dieses Bindos an der Stelle des heutigen Findos zu 
suchen sei (nordöstl. von Baris). Über das Alter des Ortes liegt 
eine Vermutung nahe. Ptolemaeus V, 5,4 gibt folgende Liste: 
Ze>.&uxs(a; t?;^ IlKTiBCac, HaXatöv BeöBoc, Baptc, KovdcvY) etc., Städte, 
die um Baris gruppiert sind. Noch Fobbigeb, Hdbch. d. a. Geogr. 
II, 334 hat die Lage von IlaXaiiv BsQBo; bei Baris festgehalten, 
während Ramsat 1. 1. 405 (cf. auch Rüge, Pault-Wissowa, Real- 
encycl. HI, 1, 375) die Stadt in der Nähe von Synnada in Phry- 
gien richtig lociert. Ptolemaeus las in seiner Quelle gewiß BINAOC 
und verwechselte es — bei ihm nicht unmöglich — mit dem be- 
kannteren BEYAOC; so kam dies in die Nähe, nach seiner An- 
gabe westlich von Baris (s. d. Tafeln von Mülleb, B1. Kleinasien). 
Kiepebts Ansatz (Kleinasien 1 : 400000 d. betr. Bl.) ist daher anzu- 
erkennen, der Name Findos aber wohl entlehnt dem alten Ort, wenn 
auch die moderne Ansiedlung, wie in Aglasun-Sagalassos (Lanckobonski 
n, 127), sich verschoben hat. Unerklärt bleibt dann nur, was der 
Artikel toö BwBaCoü bedeutet, zweifelhaft jedenfalls, ob der Name 
dem Charakter des Orts entsprechend ähnlich wie 6 toö 'Aytoü 
IIpoxoTrfoü (Gelzeb, Abh. B. A. 552 No. 119; cf. S. 561), toQ 'AyCo'j 
KopvYiWou (1.1. 553 No. 194), toü 'Aylou 'AyaTniToö (1.1. 554 No. 306) 
zu erklären ist, oder wie 6 toü ApsTravoü (554 No. 270), toQ 'Aaa- 
(jLü>TOü (570 No. 63), TOÜ 'Ispoö (555 No. 368). Da in der Liste des 
Georgius der Ort zu den Städten der ^:cap/{a Ui(jilloc<; gerechnet 
wird, so war der Comes zweifellos dieser Provinz gesetzt. 472 be- 
kleidet der Comes Pisidiae ein Militärkommando wie die Comites 
aller Provinzen, „die das Land der wilden Isaurier umgeben" (Seeck, 
Realencycl. in, 661 No. 70). 

17. Baris, am Architrav einer Tekketür. B.C.H. 1879, 343 
No. 20 = Stebbet, Papers 11, 117 No. 87. Abschr. von R., s. oben 
Text p. 9. Auch R.s Lesung in Z. 1 nicht ganz gesichert, da alle 
Kopien übereinstimmend EFIIKSAIOY ergeben, also wohl ein Nomi- 
nativ 'E7nx[Tr,TY]?] zu ergänzen ist zu dtvexTiasv. Falsch Stebbet 
Z. 2, vielmehr 'Iv8(txin(ovo?) y'- Zur Eingangsformel cf. C.LG. 8624 
u. sonst. 

Rott, KleinMiatische Deokm&ler. 23 



354* Baris 

18- Ibid., an einem Brunnen daselbst die Marmorinschrift 
als Einfassung der Ausflußrohre benützt, daher stark verwittert. 
H. 0,92 m, Br. 0,68 m. Sterret, Papers H, 118 No. 89. 

Z. 1 zu restituieren nach Eotts Lesung: 

ÖVCYNEPSKAIXPICTSKAIAnOYnN (s. oben No. 12). 

Z. 3. AlAeCTYAHNWINEIWANhfC. 
Sterbet AIA6CTYAI//INWI\EIWANN-C. Fehlt hier (Z. 2/3) das 
Adjektiv, so ist anderseits unklar, was für eine aüvoBCa gemeint ist. 

Z. 5. Anf. r ^ LH oder H , das Sterrets Ergänzung [IlpoJaYwv 
entgegenkommen würde. 

Z. 7. Anf. AAAIKICR. Z. 10. ZIJJTIKOC. 13. las R. nur 

0iAinnoc n?? 

Beide Exemplare geben ganz verschiedene Namen, stammen 
aber wohl aus der gleichen <TovoB£a, denn das erste scheint als Bau- 
stein verschleppt. 

19. Ibid., Sterret II, 119 No. 90. Abschr. von R. 

20. Ibid., im Hause des Griechen Demeter. H. 0,84 m, Br. 0,37 m. 
(Stamm 0,33 m.) 

ÄjU) 

EYXH0EOAWPOY Eüx^ WeoBoipoj Biaxovou. 

AIAKONOY + 

Formel cf. Sterret III, 301, 477. — Der Stein ist vielleicht 
verschleppt aus dem 2 — 3 Stunden entfernten Dorf Aglasun (Saga- 
lassos), wo Lanckoronski, Pisid. II 232 No. 235, allerdings mit den 
Maßen 0,35 m h. 0,18 m br., die gleiche Inschrift und ihren Schmuck 
beschreibt. 

21. Ibid., im Vorraum zu einem kryptenähnlichen Raum unter 
der Kirche St. Panteleemon zwei Grabcippen (s. oben Text S. 8). 
Der eine ist verkehrt in dem Fußboden; der andere trägt die In- 
schrift, die CüLLiGNON B. C. H. III, 1879, 344 No. 22 als an der 
„grande eglise de la Dormition de la Vierge" befindlich beschrieb. 
H. 0,43 m, Br. 0,32 m, L. 0,52 m. — Z. 1. BABEIAHC Collignon, 
von RoTT sicher gelesen BABEIAOC, Frauenname; cf. Sterret 
111,480: Eö'^poaivTj v; xat Bajist;. 



Baris. Aghras (Agrai). Grjönen (Coiiana) 355 

22. Ibid., Grabstele im Besitz des Türken Sawa Arslanoglu 
am Bazar. Eeiter mit Chlamys und dichtem Haar. H. 0,36 m, 
Br. 0,31 m. 

AYPHAIOCMOAHC ,, ,, ,,,, Über den Kult des 

KAEUJNOCaiJZO ^^'''^'"' **'^''' ^^"^^« -^^^'^^ ^^- 

M-ricvvuM KXewvo? Sw^olvci söyiQv. Collignon, B.C.H. 

INTIfcYXHN • IV, 291 ff., besond. 

Deneken bei Röscher, Myth. Lex. I, 2564. Die Parallelen beweisen, 
daß tit/ry stehende Formel bei ihm ist. 

23. Aghras (Agrai) ^ nordöstl. von Baris. An der Wand der 
dortigen Medrese ein Grabrelief, von Pilastem seitlich eingefaßt, 
in der Mitte Buckelschild über gekreuzten römischen Schwertern. 
Darunter die Inschrift Sterbet III, 337 No. 471. Z. 2. [MH]TPU 
ANO[E] nach Eotts Kopie. 

24. Ibid., an der gleichen Medrese. H. 0,80 m, Br. 0,69 m, 
L. 0,31 m. Sterret III, 336 No. 469, den R.s Abschrift Z. 1 'A-TxXr,- 
::ioBü)poy berichtigt. 

25. Ibid., an der Nordwand der Medrese. Abschrift von E. 

Zu entziffern vermag ich nur : 

/ /AAHeerHenOA/i\oCi\r/ /// ix]aXr,epY^>T, 6 vaö$ ÄY^oWaTod 

• /;;/;yi\rHoyreoprHoy/0/ri///;7// to]ii &yiryj reopYiou 

/ OHAcCTHO/VOCCHAe/// 7 7 lr,oc [?] Tr,ovo(7(7r,a(> 
nAnA/^HkHTANTödAI///;/ xa-a (OTixYiTavroo . . . 

26. Ibid, dicht daneben, Bruchstein mit 0,14 m hohen Buch- 
staben. 

DIVO ? 

27. Gjönm (Conana), nördl. von Isbarta, im Hause des Türken 
Akischoglu Mehmet Ali, Grabaltar in Säulenform mit Bukranion. 
H. 0,91 m, 0,32 m Durchmesser. 

AYPAAe 

KAinAM6NIC ,J\. ^' V ^ ' 

r?/iKOYnATPi ^ ' ^ ^ ^' ^ 

MNHXAPIN 

23* 



356 Gjönen (Conana) 

KAAlllA 28. Ibid., an der Süleklü Tscheschme. Grabstele 

XOCTTP aus Kalkstein. Ornament mit Bukranion. 

OKAOY 

Ka(X)X([iaxO(; IIpöxXoü na;:aSw'ir]T£wi(?) 

IUHnh ^^^^'^'' ^^''• 

ilNHC (Sic) 
XAPIN 



29. I}nd.f am gleichen Bnumen ; harter Kalkstein mit Bokra- 
nion unter einem Giebelfeld. H. 1,5 m, Br. 0,46 m. 

HAnVAOC 
KAAAI/AAXOO 
HATPIMNHM 
HCXAPIN 



narJXos KaXXi[ia)(» xaxp^ {J.vif,[JLTr); /opiv. 



ANTIOXOC 30. lUd. bei Hafls Mehmet. Grabstele 

<t>IAITTTTOY &<^ Kalkstein mit Kranz, oben abgeschlagen. 

ANTIOXOJ ^- ^'^^ ^ ^^- °^®° ^'28 m. 

TEKNOJKA 

lATGJZdJN 'AvrCojro? 4>iX(:niou 'Avnöxw t^xv« 

mnhmhc '^"^ ^■^^ ^^^ i^^i^^^s x«pi^- 

XAPIN 



31. Ibid., auf dem Kirchhof; Architravstück, tief im Boden 
steckend. 



MYTO (lUTb) 1 



32. Ibid., bei Tscheneroglu Sintschausch ; Oberteil eines Grab- 
steins mit schönen Typen, später zu einem rohen Würfelkapitäl 
umgearbeitet. 

////YAIAAPPIAK///// p,^^.^,^ ^^^,j 

///EPEimTHTA/// ,,[,,j„;,^''^,^,[,. etc.].' ' 



Gjönen (Conana) 357 

33. Ibid. Sarkophag mit Deckel vor der Dschamij. H. 0,76 m, 
P - L. 1,94 m. Deckel als Satteldach mit Akroterien 

und Imbrices. Yerklammenmgen noch sichtbar. 
NOCKAAVr ^^ ^ein Inschrifttäfelchen (Br. 0,30 m, Länge 
KIAAHMH 0,48 m) die Inschrift Stebret m, 349 No. 491, 

TPI JT deren Z. 2/4 Rott wie nebenstehend liest. 

34. Ihid,, an der Ecke eines Hauses im Saden des Dorfes. 
Das untere Stück einer Stele. 

AI/ at 

ClAHl (TlOCYjt 

AYTOYC tk] aÖTOüc M 

ilHCXAP iJiYis x«pH 

35. Ibid., in der rechten Portalwand der großen Dschamij. 
H. 0,32 m, Br. 1,02 m. Stebeet m, 340 No. 475. Z. 1 gibt R. 
die Spuren von xa[Tpi]. 2fin. ANAKTOZ. 4. OYrATEPQN 
und ArroAAQNlAoZ (vollständig!). Am Schluß ziehe ich eÖ7:a- 
TepeC[ifi]c vor. 

36. Ibid., bei Stambula Hafis. Grabstele, Bruchstück noch 
0,58 m h., 0,47 m br. 

/;/;7///ocnpoc 

///lANOCAlAYTGJ ^i^ r\ L) ^ ^ \ vr ; 

ZGJTIKAinAT vir- i IV 

PINOYMeClOJM ^^'^^'^ ^'''^'^' 
NHMHCXAPIN 



37. Ibid., bei Medschid, unteres Bruchstück einer Grabinschrift. 
Sterbet III, 345 No. 483. Z. 1 las R. nur: EYI. Z. 4 dagegen 
vollständig xai [xr^zfi 

38. Ibid., am Kadi Tscheschmesibrunnen im Osten des Dorfes. 
B.C.H. 1879, 340 No. 15, besser bei Stebret IH, 338 No. 478, dessen 
Abschrift Z. 9 hier zu vervollständigen ist, wo R TTANKPATI las. 

Aber die Datierung der Inschrift auf das Jahr 261 n. Chr. ist 
nicht so gesichert, da die Sullanische Ära doch nur für die Städte 
der Provinz Asia gilt. 



358 



Gjönen (Conana) 



39. Ibid., am gleichen Brunnen Bruchstück einer Grabstele mit 
Bukranion. 

Taxa Tei[j.o&£(o Der Name in Lycaonien und 

©EIzMNHM-C Mv^ar^; ydc-iv. Cilicien bekannt: Heberdey- 

XAPIN ^ " ' Wilhelm, Reisen in Kilikien 

157; Journ. Hell. Stud. 1890, 164 No. 22; 166 No. 30. 



///AAYAIAcDAA 

OYIAOYAPIAAA 

ZYNBIOEKAI 

KAAYAlAcDAAOYlA 

TIBEPEINA0YrATHP 

TIKAAYAIOOYAPO 

mnhmhexApin 



40. Ibid. Grabinschrift verstüm- 
melt, bei Glabosoglu Mehmet. H. 0,52 m, 
Br. 0,38 m. 

xat KXaüBCa OXao'jCa TtßsfeTva ö-uyaTr^p 
Tt(ji£pfo)) K7.aü8Co) Oöapw }i.vr^[XT^; Z^?-''- 



41. Ibid. Bruchstück eines Grabsteins auf dem Mesarlyk, der 
yon seitlichen Pilastern eingefaßt ist, darüber Giebelfeld mit Eck- 
IOYAIOY akroterien. Br. 0,36 m, H. 0,68 m über dem Boden. 

cWAono 

AEITOY 



lo'jXiou OiXotuoXsCto'j. 



42. Ibid, an der nordöstl. Kirchhofsmauer. Fragm. H. 0,26 m, 
Br. 0,64 m. Sterbet III, 351 No. 498. 



CGJCeeNHCKAI 

ANTIOXOCMO 

AHnATPIKAITA 

TIATHMHTPI 

ilNHJiHC 

XAPIN 



43. Ibid. Grabstele bei Kadioglu Ibra- 
him, umgekehrt. H. 0,47 m, Br. 0,42 m. 

SoxrO-^vT]? xai 'AvTioyor M6XTj(t) 
::aTpi xat TaTta tt^ [ir^Tpi 
[J-vYiFi? Xapiv. 



IIHTHPOY 
AACPICOT 
eKNGÜIlNH 
IIHCXAPIN 



44. Ibid, Verstümmelte Stele mit Kranz. 
H. 0,54 m, Br. 0,35 m. 

■?] BsTva] [xt^tTjP OüaXspCw tsxvw 
lxrf^[xr^z yaptv. 



Gjünen (Conana). Budjak 359 

0ATTIA 45. Ibid., Stele auf dem Kirchhof bei der 

N(jJ0P€YA Dschamij. Im Giebel ein Kranz, an den Enden 
NTI6IAI Akroterien. Br. 0,33 m, L. 0,69 m über dem Boden. 

CJMNHMH BaTTtavö {>pe']>avTi elBuo |xvfj[i.r,; /apiv. 

Zu JSio) &p£'^avTi cf . Stekket III 505, 1 . 



CXAPIN 



46. Ibid., am Wel-Tscheschmesi-Brunnen. Inschrifttafel unter 
einem von Pilastem getragenen Giebeldreieck. Darunter zwei Hände. 
Br. 0,45 m, L. 1,25 m. B.C.H. III 1879, 337 No. 6, besser Stekrp:t 
III 345, No. 184, durch den die Ortsangabe („^Environs de Boüldours' 
Copie communiqu6 par le syllogue hell6nique d'Isbarta") widerlegt 
ist. Abschrift von K. 

47. Ibid., an der Kirchhofsmauer im Westen des Dorfes. 
MAPKOElOYAlOEMoN ,,, ,....., 
TANOZKAIMOYAIOZ T^''^^' T^^ Z . 
0POYrHM????KY.AATOnA «rao,!»;*?.^ M. h, Ak.> 

TPIKAIlOYAlAnPOKAA "Li - ' - 

MHTPI?YTGOMNHMHZXAPIN r r /. . 

48. i&td, im Dorf, g&Tiz verstümmelt. 
YAICKOIN ]jXi? KoCv 
APIKAIK ? Tö Äv]8p\ xai K 
CnATPI ? ff] r.0L-p\ 
NHMHCXA |iv]r,jj.T.s X«- 

piv] 

49. Ibid. Sterbet II, 348 No. 489. Abschrift von R. 

50. Btidjak, an einem Brunnen im Osten des Dorfs jenseits des 
Bachs, Rest einer großen Bauinschrift. Buchstaben 0,20 m h. 

MARM. 
Dazu gehört sicher: An der Ortsmauer des dortigen großen Seld- 
jukenchans die Ealksteininschrift. H. 0,68 m, Br. 1,20 m. Buchst. 
0,20 m. 

TEXHEO 

EMTATIAV 
kaum ergänzbar. 



360 Indjirchan. Tschibukchan. £wde Chan 

51. Indjirchan, nordwestl. von Budjak. Kleiner Grabaltar aus 
AHmHTPI einem eben aufgedeckten Hypocaust. H. 0,34 m, 
6YXHNM0Y B»-- 0,19-0,20 m. 

CAIOCB AViitYi-rpt söytiv MoueraTog ß' 

XAPHAOC Xapiri?os. 

52. Tschibukchan, nordwestl. -von Adalia, sQdl. von Bajamatech. 
In der Westmauer ein Kalkstein mit halbverlöschter Inschrift. 
H. 0,40 m, Br. 1,00 m. Abschrift von R. 

?AAII?IAIIP??IIN?NAIPOE?NH?All 

TIllEPßTATßTAlf Iß ? OYKAI 

THIEPrAIßNAI 

? ? THZnANTAIAGOYK ATEZKEYAZE 

TOYTßKENß ? ANOYTEKNOIZ ? ? OIZ 

Tö tepw-a-w Ta[(i.]£cj) jrou (Bpajfjiotc) xat 
-ir^i üspYaiwv 'A[pT£tu8i 
''AT?]'n;s nav+a(Y)a&ou xaTsijxetiaffs 
Toü-o) >tsv(o[ ]otvou Tixvots [l8C]oi?. 

53 a — d. Bei Ewde Chan (nordwestl. von Adalia, s. oben Rott 
S. 29 f.), im Gebüsch vier Altäre, die in einem Quadrat von ungefähr 
4 m von einander entfernt aufgestellt sind. Weißer Kalkstein. Ab- 
schrift von Dr. Michel. 

a) noch aufrecht stehend. H. 0,60 m, Br. 0,45 m. 
T0EAZEAEY0EPAZ oben: T{%:) O-sä? 'EXsjO>£pas. 
ThKAZHNoAo Tt(ߣpt&?) KX(auSioc) ZyjvoSo- 
TIANOZMoA -navös MoX- 
AIANOZYIOZ XtavÖs üiö? 
TH<A<|)AßPOY 5. Ty). KX. <DXa>pou 
EIPHNAPXOZ slpTjvapxo? 
AnOAAnNITTA 'A-oXXwvi IIa-:-?«)«. 

TPnß 

b) noch aufrecht stehend. Schriftfläche : 0,53 m h., 0,40 m br. 

/////////EAZEAEY0EPAZ oben: [T{%i) &]sS? 'EXsüD-lpa; 
ThKAZHNO^O folgt das gleiche 

TIANOZMOA 



Ewde Chan 361 

AIANOZYIOE 

TI-KA0AßPOY 

EIPHNAPXOL 

NEMEZEI z. 7. NsijiTCi 

AAPAETEIA 'ASpoffTete. 

c) noch aufrecht stehend. Schriftfl&che: 0,45 ni br^ 0,55 m h. 
T0EAEEAEY0EPAZ id. 
ThKAZHNoAo 

TIANOZMoA 

AIANOZYIOZ 

ThKA<|)AflPOY 

EIPHNAP z. 6. elpYivap- 

XOZTYXH x°s Tüxti 

AfAGH &yx^. 

d) umgefallen. H. 0,58 m, Br. 0,45 m. 
T0EAZEAEY0EPAZ id. 
ThKAZHNoAo 

TIANOLMoA 

AIANOZYIOZ 

TI-KA<|)AnPoY 

EIPHNAP Z. 6. Elpr,vap- 

XOZAPTE yo? 'ApT^ 

MIAIAPPO (j^iSi 'AYpo 

TEPA T£pa. 

Der Eirenarch (über diesen Hibschfeld, Sitzungsber. Berl. Akad. 
1891, 850 f. und Liebenam, Städteverwaltung im Eöm. Kaiserreich 
358) stiftet diese ganz einheitliche Dedikation vier Gottheiten, von 
denen der erste Stein dem in ganz Lykien heimischen und herr- 
schenden Gott (Benndobf, Reisen im südwestl. Kleinasien II, 119; 
DiTTENBERGEB, luscr. Orient. II, 245 No. 565) gilt, die anderen den 
Gottheiten, die ihm in seiner Amtszeit am nächsten standen. Über 
Nemesis- Adrasteia cf. Griippe, Hdbch. d. Mythologie 11, 1086, 2 und 
die reichen Sammlungen von Posnanski, Breslauer phil. Abb. V, 2; 
Roschek, Lex. III, 117 ff.; über die Beziehungen der Artemis zu 
Nemesis cf. Posnanski S. 23 ff.; cf. auch Gei-ppe II, 1283, 1. Über 
Tyche und Nemesis cf. Posnanski S. 58 ff. Die Ausbreitung des 



362 Auf dem Weg nach Adalia 

Kults der ösa 'EXsjü-spa ist im wesentlichen über Lykien verbreitet 
(Reisen II, 114 XIX A. 11 ; Pauly-Wissowa V, 2, 2344). Man hat 
anzunehmen, daß es die Schutzgottheiten der Eirenarchie sind und 
daß sein Amt ihm Ehre gebracht hat, daß an dem Fundort das 
Amtsheiligtum stand, und ferner zu beachten, wie die in ihrem 
Wesen sich nicht völlig gleichenden Gottheiten neben einander selb- 
ständig kultisch geehrt werden. 

54. a) Südlich auf dem Weg nach Adalia. Sarkophag aus Kalk- 
stein, dessen Inschriftplatte rechts zur Hälfte weggebrochen. 
TPOKONAAIKYAPHCCEOCKATECENCOMATO////////// 
nYGIAAlKAITOnPOENriMENOYlOA////////// 

Tpox6v8a[c] K'jBpY,<7<TSö)$ xaTe(<TTTf))(7sv (7O)[jäto[0t,xy)v exjTto 

rrj!>ia8i xai tw 7cposvYi[Jiivw uto 'A[? 

b) An einem Täf eichen am gleichen Sarkophag, H. 0,48 m, 
Br. 0,52 m (Fortsetzung des vorhergehenden). 
evrATPlAYTON 

APTEMEIA AOAE «üyaTpl aÖTÖv 'ApT£jj.ei, aX(X)w Bs oöSevl 

0YAENIE50NEINAI i^^v elvai l:ui!>a']>ai Sxspov. [6 ;uet]pdKra(^) 

Eni0AYAIETEPON//// ixTsCCcrsi) tö IspoTÄTO) ra-xsio) ^^\ 
PACAEKTEITOI 
EPOTATOTAIVEI y 7 p « u k 

li. 7. i<.rgaDzungen vom Schreiber aus- 
OXA<P gelasseu. 

55. Ibid. Sarkophag. 
AYPZtOCIMDCYIDCEOtOTDCKATECTHCEN(sic!) 

A'jp(i^7>ioc) ZwiTip.05 lÄtii 'Eo8)-ro;(?) 

darunter (H. 0,40 m, Br. 0,56 m): 

CWMATDBHKH 
EATWKAITHrV 

NEKIWlVA . . . (7w[X3t-o!>rj)iT,[v] ix-ü xoci -rfl y^^C^'M [wjjlJJi'm] 

AEDNTIAIKAI AsovriSi xai -^oT; £ai>T(ö[v]. Irep« 8s |i.Y;8evi 

TDICE ? AVTW ? i-:f^^ [TSTäcp]0{a.. f.r' 6 7:]t[t',i<!0ic etc. 
ETEPWAEMHilE 

NIESDN/////////////;/; 
/;/B//////iE/////////,,7 



Am Wege nach Adalia 363 

56. Ibid., an einem Grabmonnment. Breiter Kalkstein mit 
einzeiliger Inschrift. Sehr beschädigt. 

/////7/ArAMNH AIAM ? ? ? ? N 

///VI 1 1 nO ? ? ? I / ? ? ? ? ? ? M APOYTPOKONilOY ? ? ? 

? nOAAONlOYKA ? ? NOYPA ? ? OIhTHNZQM ATO0H 

KHNKATEZKEYA ? ? NETEPO^^EOY AENEHEETAI 

?ni0AYAI 

'AYaiivTjBCa M????N 

...IINnO[XH IM/??????Mapo-j TpoxövVyj [to!3] 
'A::oXXo)vio-j KA?? NOYPA? ?OIA Tr;v ffw^xaToW^xT.v >cx[c]2- 
ffXE'Jauav. eT£pM 8k o'jBsv i|l<TT«t [i]mö-a'^at. 

57. Ibid. Sarkophag. 
AYPAPTEMEICZOTIKOYK A ? ? ? 
MAXOY E]AYTIKAI///// 

? ? ? ? AN APIAYPEAYPEAY ? ? ? ? ? KAI ? ? THNOIKYAOPO 

KAIMAPKOETEPOAEOYAENI ? nEIPACA/// 

/////////TOTAMEIOXB 

Auf(Yi}ia) "Ap-reiieis ZtoTtxoü Ka[}.Xt]}xa)roü [toö SsTvo; 13 Buchst] 
E]a'j-rti xai TW [{B(m] av8p\ A!jp(rjXiw) Aüp£>.(io'j) y[t6)?]???xal?? 

TTjV OlxuBwpw xai Mäpxc>, £-lpw 8k oö8svi, [6] setpa[«T]a[;] [äxTswsi] 
Tö Ta|ieCw X8'. 

OlxjSwpos und Mdepxo; werden die Söhne der Stifterin sein, und 
vorher mu£ der Name des Gatten genannt sein. 

58. Ibid., in der Nähe an einem Sarkophag, aus zwei Stücken. 
AYPXPYCAN0(OCKA/ ? Kl ? OYKATEClHCENCGJMATO 
©HKhNEAYTtOKAIThTYNAIKlAYTOYAYPAPMACTA 

Aöp(ir,>.io?) Xpu'iavO'ws K[AZ]K[{v]OY xa-^ixTr,<ysv iwjJiaTo- 
l>r,xT,v ix'j~& xa\ -rtj y'Jvaixl airoD Aöp(r,}.iot) 'Ap[Jux(7Ta. 

Darunter im Clipeus Inschr., H. 0,39 m, Br. 0,38 m 
ETEPOJAEOYKE i^ipoy %l oöx l- 

EECTAIETTI0A IIg-xi ämO^a- 

tAlfTOIAnOAU) <j,ai Y-Toi a::o8w- 

CElOTOYTOnOI <76t 6 toOto ::oi- 



364 Am Brunnen des Ewde-Kawes. Adalia 

HIACTGJEPGJTA Vjaa; tö plspcoToc- 

TCOTAMEICOXBcl) tw TaiieCco XB$ 

TOCEPOYDAN TOC EY'OYDAN 

und ganz unten: 

EKAIKEII\EniTPIT(jü|VEPEI lo IxBixsTv äxt Tp^w (jipst. 

69, Am Brunnen des Ewde-Kawes. Kalkstein 0,23 m L, 0,64 m 
br. Abschrift von R. 

/////POKONAOYA??TEOYZXPYZOXON 
////HPAKAEIA??AIOAOTOYTHNrY 
/////PM AIOZK AIA ? ? ? \ZTAOIAnE AEY 
/////??ZTI???l???E?rEEIHEENEKEN 

T]pox6v8ou 'A[pa]T£ou? Xpücroyov [xolj 
'HpaxXeiSou AtoBoTou ty]v Yu[vaTxa 
*E]p[j.aTo$ xat 'A[p[ia](7Ta ol dc7:sXs'J[{>spoi 
ap£]T[9ic xai eö]s[p]YS(7{Y)? Evexev. 

60. Adalia, In der Nähe des Bazars beim Abbruch eines Teils 
der alten Stadtmauer kamen folgende Inschriften zum Vorschein : 
a) Kalkstein, stark übertüncht. H. 0,40 m, Br. 0,45 m. 

?ATPIAOZOAYI/// [AÖToxpdcTopi Kafaapt Tpaiavö 'ASpiavö 
?lilEilTH|///ITO//// v,ß,,,^,,,p, 

KOEMOYYnEP ;:]a[Tp]tBoc '0\u[^%(\i^) i:o>T9;[pi] to[ü] x6*7[i.0'j 

THEETTIBAEEflE c^> ^ ä7:tßa<7e(,)c aÖToQ $a-Tr,X£[i]To>v 
AYTOY(|)AEHAE? . o .. r w^ 5.- . i 
TflNHBOYAH 

Die Ergänzung ist durch die Parallelen gesichert, die zuletzt 
in meinen „Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Hadrian** 
S. 225 zusammengestellt sind. Der neue Beleg ist insofern wichtig, 
als er die Dedikation der Kultzentrale enthält. Denn wenn er in 
Adalia gefunden ist, kann er dahin nur verschleppt und in der byzan- 
tinisclien Stadtmauer, die zwischen 912 und 916 errichtet wurde 
(Laxckoeonski 1,9 ff.), verbaut sein. Adalia und die nähere Um- 
gegend ist, wie mir R. versichert, arm an großen Bausteinen, Phaseiis 
ist nach der einen Richtung die erste größere antike Stadt. Das 
Resultat bestätigt Inschr. No. 63, die gewiß in Phaseiis aufgestellt 
war, wie die Inschrift No. 61, die, wie Ramsay (B. C. H. VII, 266 ; 
anders Lakckoronski I, 258) annimmt, aus Perga stammt. 



Adalia 365 

61. Die Inschrift B.C.H. Vm, 265 No. 7 = LA^XKORONSKI 
I, 258. Von E. revidiert. 

Z. 2 kommt Eotts Kopie Ramsay sehr nahe, während L. viel 
mehr Buchstaben gibt. Ramsays Ergänzung [äcrjXo?] scheint mir 
gezwungen; zumal die Formel tspa xa\ Xaixxpa xol h'ho%o^ xoi veo>- 
xopoi; bei L. S. 167 No. 34 wiederkehrt, scheint es hier zu heißen: 
•J) lepa Xa[jL;:pa xat ev8o^o$ vswxöpoc. 

[EoTT gibt Z. 2: BOY 

AEYTHNHIEIAN?\.I??KAIENA.] 

Z. 5. 6. EYEPrECI(ONH?IYATO ETGJN (kleinere Schrift) 

? ZA ? ? ? ? P ? nOYr? KAI AIOCKOPI AO. 

Unsicher, die Ergänzungen bei LA^XKORONSKI ungenau. 

62. Ibid,, am Tor beim Tekke, sehr zerstört. H. 0,50 m, 
Br. 0,55 m. Veröffentlicht schon B. C. H. IX, 436 und benützt Prosop. 
Imp. Eom. I S. 14 No. 117. Eotts Kopie gibt nichts neues. 

63. Ibid,, Stadtmauer. 

MOAHTA M6Xr,Ta KoXaXY)|jio5 toQ 'Evßp6[j.o'j 

KOAAAH^OZTOYEN <Da<rT,X£TY)v [T]pox6v8ac xai As[|x]eTpia 

BPOMOYc|)AEHAITN xal Supo? xal Tp£ßYiiJit? ol 67:0 

?POKONAAZKAIAE aÖTOü iXsü&spw&^vxe? xaD-w; 8i£&eT0. 
PETPIAKAIZYPOZ ^. ^ ^ i. i. * k k 

KAITPERHMiroiV ^'^ ^"'^ ^^"^ Buchstaben, bes. 

KAITPtöHlv|l2.ÜIY ^^g Y^ beweist die Datierung in die 

nOAYTOYEAEY0E Zeit nach 150 (Benndobf, Eeisen 1, 71 

Pil0ENTEZK A0ilZ mit Anm. 1 , wiewohl die andere Grenze 

AIE0ETO C^30) nicht erwiesen ist, da noch in 

den Soandereinschriften [11. Jahrh. 
oben S. 141] das Y vorkommt!). Die Namen M6Xr^; und TpoxövBa; 
sind in Lykien heimisch. Zu "Evßpoixo? cf. C. I. G. 3, 4332, 24, 

64. Ibid,, Stadtmauer. Kalkstein 0,65 m h., 0,40 m br. Wohl 
unvollständig. 

KOYPTIAinAY 

AEINAIAPXIE KotjpTiot IlaiiXeivot ipyiepewt 

PEIAITOYZ ^obi ßw[i.oüs. 

BflMOYZ 



36Ö Adalia. Lara bei Magydos. Solak bei Perge 

65. Ibid., beim Bazar an der Mauer. 
//I///S//I/C//I/I//////IVSI//I//////// ? ? 
AEMCAniTOMISSICIVS Aem. Capi(t)o missicius 
EXLEGniCYRENAICAC ex leg(ione) IH Cyrenaicae (sie) 
EXTESTAMENTOARBiT ex testamento. Ar[bi]trio 
RlOHEREDVMhCSE . heredum h(i)c s(itus) e(8t). 

66. Ihid. Marmorner Sarkophagdeckel mit Omamentresten, 
H. 0,08 m, L. 2,18 m, eine Zeile; früher in einem Tor vermauert. 
AOrrOLEAYTHTHNZßMATOeHKHMKAITH 
ZYMinAYTOYAYP0EO<|)IAAKAITOIEAIAAOXOIEAYTOY 

<rj^(p)M auToO A'jp. (:)eo(ptXa(i) xai toT; 8ia86)roi? xi-oU. 

67. Lara bei Magydos, im Caf6 bei der Kirche. Unvoll- 
ständig. 

/////ETHZENEKAKAI<l>IAArA0IA Äpjs-rt;? svsxa xai ^daYaO^ix- 
/////ZEXßNAIETEAEIEIZAYTON ? % Ix6)v 8is-£}>et sl; ai-rov. 

68. iSbZaÄ bei Perge. Sarkophagbruchstück als Grabstein ver- 
wandt; die andere Hälfte der Sarkophagwand in der Nähe gefunden. 
Guirlanden, Trauben, Meertiere als Ornamente. 

KAIBOY AOMAI Kai ßouXoiJiai [j-stä tö ötxo-rsO-Yivat 

METATOATTOTE Tijv (itj^fpa [jioj xopa[? 

0HNAITHNMH christl. Inhalt? 

TEPAMOYKOPA 

69. Ihid. Marmorblock , tief im Boden steckend. H. 1,35 m, 
Br. 0,39 m. 

EAYTUKAITOIZTEK 6 SsTva] sau-rö xai -:oT? T£x[voi? xai] 

THfYN ? I ? ? AYTOYPOY ^f, YÜv[aixl] auTOÜ 'Pou[cpCva] 

TO????lEIONTITON rö [[xwiixlsTov Titov[ 

KON ? El ? lONlOYZ xov ? ei ? iovio!>(t[ 

70. /Ji(?. Marmor, tief im Boden steckend. Höhe über dem 
Boden 0,82 m, Br. 0,30 m. Buchst. . 0,09— 0,10 m. 

vrEVMELVn ?]us Eumelusp 

Eumelus cf. Laxckoeonski I, 170 No. 50 Z. 3. 



Jankoi. Side 367 

71. JanJcoi (östl. von Sillyon) auf dem Mesarlyk. Marmor- 
postament, r. u. 1. beschädigt. H. über dem Boden 0,95 m, Br. 0,45 m. 

0EMI??OE///// (-)£[xi[c7tCo)] 1[tt,. 

ZlOYcWAOTTA fjwj ^tXo-a- 

TPIAO?(|)IAO TpiBo[?] 91X0. 

TTATPIAIKAI rA-piU xai 

PANAr^PTil Mavap[£]Tto 

PONBilMONIAI t]ov ;i<o[iov aC- 

POIAnEAEYQE a] ol izzXvjb-z- 

?OITflTTATPfl p]oi T(o xdcTpw- 

?IKAIEYEPrE v]i xai sispy^- 



TH 



•?» 



72. Aide, in einem Privathaus. Marmorplatte mit Loch zum 
Befestigen, 1. beschädigt. H. 0,37 m, Br. 0,71 m. 

/ /AKICcDPONTICTHCTHCAriGJTAT 
///nPGJTHCCYNArOJrHCECTHNEYT 

//OCKAIANEnAHPGJCATHNMAPMAPCJDNAnO 
///AMBGJNOCEGJCTOYDMMAKAIECMHSA 

7/EAYOEnTAMY50YCKAITAZ^YOKIONOKE 
cDAAAlNAlEriA 

'Apajaxi; cppovTWJTY;^ -rf^^ (XYiwTaT- 

T^c] TTpoiTTj^ (TÜVaYCOY^,? e<7Tr,V S'JT- 

£yv]o; %ai OfNtTiXrfiiütjOL ty;v [xap[xap(ooriv a::6 

(paXa lvB(ixTic5vo;) is' |XTi(vöc) S'. 

Z. 1. Den Namen 'Ap^rjaxt^ oder besser noch cpapvjaxt^ ergänzt 
mir Prof. Deissmann, der mich bei der Ergänzung gütigst gefördert 
hat. Daß in Z. 2 ;:pü)TT,$ (T'jvaYwy^i? als Lokal zu gelten hat, zeigt 
das Amt des cppovTU7Tf,c, das im griechischen Kult vorkommt (cppov- 
TwjTTic kpoö 'A^poBCTf,; Osä^ C. LG. 4716^, 98 n. Chr. Aegj^pten; 
Prof. Deissmann), also wohl später von Juden übernommen ist (Östr. 
Jahreshefte III Beibl. 21/2: 'A::ö zarTr^; ivfrptoTretvrj^ cp'Jo-ewc tesxsiva 
(pO-opac TÖv 'l<7par^7iTrjV Xaov yaXivaywY^i^'^t^ ::pö$ [xta[v aXr^Ostav im tw 
Kap[x]T^Xw 'HXiac 6 xpo^YjTTf)? söj^t] (ruvspYT,«7a^ tövBs tov ;:£pixaXX9i [vjsov 
äBY;[i.aTO l[::iTp67:ou] ji' 6 Asovtivo'j toü ;:paüTaTO'j tspswc sEpr^vr^j '^^r^fjWj 



368 Side 

lpa<TTOÜ xÖTCOü? TS dc[xei[j3]o[isv(oü) 2ep[YC]oü toQ &socpi[Xe<TTa- 
'z]ou (ppov[Ti](TToQ, Böpa ;:po<TBsy vu[i(£vo>v) MiQva IlajKptXo'j H£o8o(7iou 
aBeXcpwv Alyotp^öv, j3or^{>s(a yiv6|jl(svov) 5;:oü7t[ov] tw Ta;:stvfi> i<rr£st 
TOüTw. Y^Y^^sv £v ETsi cpß' IvB' i(x\ [voii (äoTj&sfoc Sil rcstitulert von 
A.D.] und C. LG. 9894 (Aegina): OsoBcopoc apyi(rüvaYwY<>; 
<ppovTi<ra$ ETTf) xfffdapa ly frsixsXwov rrjv (rjvaY[wYJ)v] o{xoB6[j.T,<7a etc. 
cf. n. a. ÖeoBwpoü veo)[x](6poü?) (ppovxC^ovTo?) ; dies als für die Dauer 
des Baues verliehenes Amt zu fassen, wird durch C. I. G. 9894 gut 
erklärt. Z. 2. Schon seit langer Zeit bestand in Side eine jüdische 
Gemeinde (Schübeb in^, 17), daher beweist ;:pü>TY)c den Neubau des 
ältesten Vei'sammlungslokals der Gemeinde. — Den Schluß ergänzt 
Prof. Deissmann mit Rücksicht auf den Satzbau und auf die An- 
gabe als (ppov-KTTTjC? die fehlenden Buchst, zu e(mr)v sSts/vo^ = ich 
war ein kunsterfahrener Mann. 3/4. ä[j.(iwv = p%\sjx (darüber Schüreb 
II, 450 ad No. 77; Realencyclop. f. protest. Theol. XIX, 225 [Stback]); 
seine Marmorverkleidung betont C. LG. 9895 (Smyma): 'ü^ 4v cd 
ßY]|xa <7s;:töv [*!)] Zaj^apCa? x^xXeixe toQto |xap[xapot$ eü- 
(juvO^Toi^ Der wertvolle Stein wird verwendet bis zum (jT[j.[xa. 
Übereinstimmend erklärten es Prof. v. Duhn und Prof. Deissmann 
als oTYixa; dieser weist hin auf Berlin. Papyr. 4695 (a. 159/60), wo 
GT[X[jLa = GTYjia steht; beide fassen es als den halbrunden Chorraum 
der Synagoge. Bestätigt wird dies durch die Belege C. I. G. 8623 
(Bostra, Christi.)^): IxTfa&iri Ix &£[jLeXCo>v tö TpCxoYX^^ <jXy\k% xal 
i^zkr^fdib'ri (cf. dann unsere Inschr. Z. 3); Constant. Porphyr, de cerem. 
aulic. Byz. I, 46fE., Migne 112, p. 112: xai TcpcxrxüvoQ^ri toö^ 8e<x7r6Ta; 
xal eifr' o3to>5 ßdtXXoüO'tv ol SecrTTOTat tä sauTöv )rp'j(7o;:sp(xXeüyTa tjx-^la. 
xal SS^ioLGi Bia toQ cp'JXaxo^: 'Ev 8s tö (TiYP-aTt IxB^ysTat aÖToy^etc., 
cf. die weiteren Nachweise Migne, P. Gr. 112, 113,55. 5. tou; 
Süo s7CTa|xü(Joü?. Daß in der Synagoge Lampen gebraucht werden, 
war bekannt (Schübeb n, 450 ad No. 79). Sind sie ganz allgemein 
unter die Geräte der Synagoge einbegriffen in dem Wort „instru- 
menta" der Synagogeninschrift C. I. L. VIII Suppl. 12457, so sind 
sie hier näher charakterisiert als exTap^ot, cf. C. I. G. 3071 >.t3yvov 
yaXxoüvBijjLü^oc. ki:^u\ijj£,o^ ist, soviel ich sehe, nur lat. bekannt (bei 
De Vit s. v.). Trotzdem wird, wie hier schon der Zusammenhang 
lehrt, kaum an eine Lampe mit 7 Schnauzen zu denken (ob eine 
solche existiert, weiß ich nicht), sondern nach dem Vorbild des 
siebenarmigen Leuchters an zwei solche größere Leuchter, das typische 

^) Eine Anzahl von Anhaltspunkten lassen vermuten, daß christliche und 
jüdische Bauten sich in der ersten Zeit sehr verwandt sind. S. Reinach, Revue 
des ^tudes juives XII, 241 flf. 



Side. Sorghun. Schechlar 869 

Kennzeichen der Synagoge (cf. z. B. das ^ CLL. VIII, 124r)7a; 
Gahrucci, Storia VI, tav. 490ff.; ferner das Kapitell im Lateran- 
museum, Fickeb No. 73). Wie wäre sonst das e<T[j.r,?a zusammen 
mit den BJo xiovoxicpaXa (Säulenkapitelle, deren Aufstellung nicht 
näher bezeichnet ist; vielleicht als Ecken des iTyiia gegen den 
rechteckigen Raum, wo man sich dann auch die e;:Ta[xj?ot angebracht 
denken kann) zu erklären? Die letzte Zeile trägt das Datum nach 
der Indiktion; die jüdische Gemeinde in Side steht demnach noch 
sehr in Blüte im IV. Jahrb., dem die Inschrift wohl angehören wird. 
Der Charakter der ganzen Inschrift erklärt sich z. B. aus 
C. 1. 6. 9894 (s. oben). Man muß gewiß annehmen , daß auch die 
übrigen Teile (wie es üblich ist, CLL. VHI 1. 1., B.C.H. X, 327) 
von andern Mitgliedern der Gemeinde gestiftet sind. 

73. Ibid., weißer Sandstein. H. 1,10 m, Br. 0,28 m. 



///€NnponAr////// 


ä7:oiTri<r]ev, 7:po7ua[7n:o 


ausgemeißelt 




//,/0OYCCACHr€r/;/// 


*Av]D-oü<jffa?(r9;Ys 


////en€0HK€N///// 


l;:£{>T,x£v 


////CYMOYN////// 


iI'J[J.O'JV 


////KAIBOYAH///// 


ö xai ßoüXr, 


////?. AAMAIC//////// 


dc]Xa[xaic. 



Z. 1 u. 2 ergänzt Prof. A. Deissmann, der auf Reisen im südw. 
Kleinasien II, 51 cf. No. 141 verweist. 

74. Sorghun, nördl. von Side, am Hause Mola Ibrahim. H. 0,10 m, 
L. 0,48 m. 

MONOTAc|)IOYKAIT(jJ/i/.////;////////// 
AYTOKAeOJCHAlAeHKHnEPir;/ 

[Movo]Ta<p(oo xot twv [ 

octiTÖ xaW)s •?) SwcÖTjXrj «spie[?] 

75. Schechlar. Kirchenruine, in der Südtür zum r^ Seitenschiff 
vermauert; antikes Werkstück. 

IHCnANKPA IT,; Ilavxpoc. 

Bott, Kl«inMl*tiache Denkmäler. 24 



370 



Alaja. Tyana 



76. Alaja, auf der Akropolis als Treppenstufe benutzt und 
fast ganz abgetreten. Kalkstein. H. 0,35 m, L. 0,7G m. 

//;7/MHZE????ETE//////0;/ 
/ /;/ ? GÜN AIN AB ? ? ? KIAOYE// 7 
7,' ';7;7 '/////THZEIZ ? ? MGÜNO / '\l 
/EYNOIAZTHZ ? IHZA// / // 



77. Tyana, beim letzten Pfeiler der röm. Wasserleitung im 
Dorf. Bruchstücke einer Inschrift von schwarzem Granit. 



Andere Bruchstücke veröffentlicht von 
Pridik, Journ. d. russ. Minist, d. Volks- 
aufklärung Bd. 328 (1900), 3. 4. S. 26 
No. 29. 




78. Ibid., als Treppenstufe eines Hauses in der Mitte des Dorfes 
benutzt, sehr abgetreten, von Marmor. H. 0,52 m, Br. 0,76 m. Nach 

Levidis veröffent- 



7/ AKAEIAOYTONKAIZH 

// /nNcDIAHNBAZIAEnZAPIOBA 

7//I AOPßM AlO ? ? ? ? ? A ? IZTAniZTEY 

/ NßNKAITI ? ? ? ? ? nNHAPAYTIl 

/ ;/ TAZAEKAI ? ? ? ? ? ZnOAEßZKAI 

/ /EAcDOY ?????? OINOYZEYEPfE 

V PETHZENEKENKAIEYNOIAZHZEXO 

///lATEAOYZIEIZTETOYZBAZIAEI 

AITONAHMONOIAEAN^PIANTEZ 
//???????? HZANTIMHZ^HMOZIA 



licht von Pridik, 
Journ. d. russ. Mini- 
steriums d. Volksauf- 
klär. Bd. 328 (1900), 
3. 4. Xo. 33, dessen 
Ortsbeschreibung de- 
taillierter ist. Abschr. 
von R. An einigen 
Stellen wegen der 
starken Abnutzung 
des Steins unvoll- 
ständig. 



'() ^Y^ji-O^ Twv Tüavicov mehrere Namen] 

'HpJaxXsCBoü tov xat Iy^[ twv* -pco- 

t]wv cptXwv ^arrtXeo)? 'Apto^afp^avo'j 
<I>]t}vOp(.)[j.ato['j xa\ [x]a[>Jt^Ta -tr7T£'j[o[j.s-] 
v(ov xat Tt[[j.o)[jiv](ov ;:ap' aÖTw [ysyc^vo-] 
Ta? Bs xat [£-t t9;J; -oXswr xat [to'jc a- 



Tyana. Bor bei Tyana 371 

fZTf^c £V£X£v xai sivotÄ?, r^c £/o[vt£c 
?i]taTsXot»<7i SIC -zz TO'jc ^aiiXsTc 
xlat Tov S7,[j.ov. Ol Ss avSpiavTs? 
10 a'jTwv [xaT£<JX£va]<7?>T,'7av Tiiif, ST,jj.o<7ia. 

Die Ergänzungen im wesentlichen nach Pridik. Z. 4. IJOirO. 
Rott: N... Z. 10. ZeHZAN. 

Z. 3. Der Name kann nur auf Ariobarzanes III. (52—42 v. Chr.) 
bezogen werden (cf. Z. 8 [iacrtXsT?), der durch die ihm feindliche 
Partei sehr gefährdet war (Niesk b. Pauly-Wissowa 11,834 No. 7; 
Pridik ist geneigt, A. I. zu erkennen und datiert sie in die erste 
Hälfte des I. Jahrb.). Die Geehrten sind Anhänger des Königs 
geblieben (daß von mehreren gesprochen ist, ergibt Z. 5 mit TAZ, 
wie P. selbst kopiert hat, aber auch Z. 5,6, sowie Z. 8 init. und 
avSf tavTs^ Z. 9). Tyana selbst stand daher auf der Seite des Ario- 
barzanes. Inhaltlich und zeitlich ähnlich ist die Inschrift bei Wil- 
helm, Reisen in Kilikien 28, 66 = Dittenbercjer, Syll. Orient. II, 
No. 754). 

79. Ibid. 

MAPIANW 

TEKNWNHHIW Mapiavw t£xvc.> vr,-uo 'ETS[jLapiavor (?) 

ETEMAPIANOC j.vr.j.,c ivsxsv.' 

MNHMHC 

ENEKEN 

80. Bor bei Tyana, auf dem Kirchhof der Sieben Märtyrer- 
Kirche. fTrabstein mit Inschrift unter hufeisenbogiger Arkade. 
H. 2,10 m, Br. 0,90 m. Kalkstein. 

+ nANTAXAPo)AnAHCT6 
TITONNeoNHPnACACOYTcoC 
ANAPwNOYXICOCHN 
KAiei0AN6rHPAAeOC + 

+ llavT« Xap(.)(v) aTrXrjTTS. | TtTOv vsov ffzoLfjoic oStw?« 
avSf üiv oO/ feo; 7,v I xÄi sJ 5>avs Y^,paXeor + 

Die Übernahme des alten Gottes durch die christl. Griechen 
der spätem Zeit bis auf heute ist bezeugt durch die Zusammen- 
stellungen bei Schmidt, Volksleben der Neugriechen I, 222 f[. Pauly- 
Wissowa ITI, 2, 2178. 

24* 



372 Bor bei Tyana. Semendre 

81. Ibid. Marmorplatte; 2 m h., Im br. mit großem lat. Kreuz 
unter der Inschrift 

+ (jü5€NekAPTePIHCoPAACTA KapTspia cf. C.I.G. 

(DONANTIAAAYTOYk€Y0oMeN 4,9785,3: kapTs- 

OCkeiTAlTflCA€nOCIC<|)0IMeNOC P^ yX^icj-i-rr,. 

errvoiBAnTrcToionAPAnpo© 

YPOICIM€AA0POYAAkPYAA€PKo 
MeNo|CnACI<t)€P(jüNNAeTAIC 

+ "il ?^vs, KapTepiTj; 6paa; Ta^pov, «vTia V a'jT&S 
xe-jWjjLsvo; Yzi~M T^JaSs i:6<jt; epJnjJisvo? 
^YY'JO-t BasTtiToTo ::ap3t spoO-üpoifft (isXaO-po-j 
Saxp-ja Sspxofjivot; ::äE<Ti '^£pMV voKTatj. 

82. Ibid. Weißer Kalkstein. Giebelfeld mit Kranz unter folg. 
Inschr., H. 1,35 m, Br. 0,34 m. 

AeONTAC 

AeONTA?7;/ AeovTa; Aeovra [ulis] 

??NAIAI//;///;/; ["AvJvaCO lS[[oc] aö-roS y'^vaM] 

///AYTOYrYNA //; [^liXo^ropMC«?. 

///IAOCTOP?IAC 

83. Ibid., im Haus des Armeniers Megerdisch. Grabstein mit 
Giebel und Akroterien. 

CWCIATCJ S6)da TS 

rAGCOI <i]Y«0-w [av? 

NHMHC V'?l^-Mp,? 

K€N £vs]xsv. 

84. Ibid., Kalkstein. H. 1,12 m, Br. 0,65 m. 

+ KYM(DGüTACHHm0Yr3r6GJPri«eKPSMAPIAC 

x'j[j.r,(<nc) <to)Ta; vr,7:t(a;) &-JY(aTpo?) rewpYiot) Ix Xp(t(TToS) Mapiac. 

85. Se^ncndre bei Nihde. Kalksteingrabplatte. H. 0,60 m, 
Br. 0,80 m. 



Semcndre. ITluatsch 



373 



+ AriEKONONCEKATEcDVrA 

+ MNIMICO 
AODGJrEN 
AMENÖHAN 
TGÜNAÖAOC 
KECYNXOPICON 
+ 



Überschrift: 

+ "'Ayis Kovov (TS xaTs^p'jya 
Unterschrift: 
+ Mv([jit WsoBofTuo Ysva- 
(livou xavTwv SotiXo?. K(üpi)s 
(Tjvyopwjov + 



Der Wechsel der Genetiv- 
endung hat Parallelen: C.I.G. 
9240. Mv7,[j.a tw (piXoypurrco 
cTpaTto)T(r) HsoBwpoü (Bor bei Tyana) und B. C. H. I, 328 : xa\ toQ 
6*710 T«T(») £;:uTx67:o'j lUTpw (Sis Cilic). 

Der ayto; Kovwv, an den er sich wendet (xaTi^uya Formel im 
Anschluß an Ps. 45, 1 '() &£Ö; "f;ji.ö>v xaTa^uyi) xai B'jvap;; cf. z. B. 
J. H. St. XX, 240; Texte u. Unters, von Harnack u. Gebhabd IH, 
3, 453 [Acta Papyli]: .. xüpts |iorj5>ei, 7:pö? dl y«P xa'^reoüYa) ist noch 
bekannt; J. H. St. XU, 261 No.38: Ei?a(X£vot ol Tfa^raps«; dc8sXcpo\ 6xö 
'Apo'japa Tr,v eüyY;v dc;:£Bo)x(a)v tw ayu».) + Kovwvst + (Papourelii West- 
cil.), wo HicKs angibt: „there was a St. Conon martyred at Iconium 
under Aurelian''. Seine Quellen sind mir hier nicht zugänglich. 
Es wird der Conon beide Male gemeint sein, der im Synaxar. Con- 
stantinop. ed. Delehaye (A. SS. Nov. Propyl.) als 6 ayio? (jiap-rjc £v 
'kajpta aufgeführt wird (S. 513 ff., cf. S. 509, 42 ff.) und als äy^c 
ispo[j.ap-rj? genannt wird, zusammen mit der heil. Pelagia von Tarsus 
(ibid. S. 119,24; cf. S. 659,24). Bemerkenswert ist noch Ysva(iivoü 
TravTwv ZrjjXoc, da Tcavrwv entweder Äyioiv als Ergänzung fordert, 
während doch BoüXos vom Verhältnis des Menschen zu Gott ge- 
braucht wird (gut: B£yo'j, Z£(tt.oi:ol^ t.ol^ol tcov aypuov So'JXwv J. H. St. 
1890, 237), oder eine Vorstellung mit hereinspielt, die parallel geht 
(wohl nicht abhängig ist) den griechischen ;:avTe; &sot (Dittenbebger, 
Syll. Or. I, 576 u. 306 ad No. 2; Gruppe, Gr. Mythol. 1092, 2). 



86. Ibid. Grabstele mit 
zwei gesichtähnlichen Reliefs in 
der Unterkirche der Analipsis. 



r[:.i:!:i)fiii::i 
,//;;/ coY 

ii /HHMH 



Kreuz zer- 
stört. 



87. Uluatsch, östl. von 
Nihde, am Eingang zur Höhlen- 
kirche desHagiosBasilios. Kalk- 
stein. H. 1,04 m, Br. 0,54 m. 

OIJKIATHC Inschnzum 

größten 
KEA?-rK?;,// T,il zer- 
-n?KI??VICUJ stört. 

i?A?????iiJ/;;,7,7/ 



374 l'luatscli. Gitschatsch. Eiiegil 

////HOnAIAAKe/ // 88. Ibid. H. 0,25 m, Br. 0,28 m. 

AIA(|)AWPA//;;/7 [ll]o;:).(a 'Ay.2[i])ia OO.Öpa [Alrjixr.Tpto. 

HXIHTPICO, ;■/;,. [_]ö ävSfi xal 'A[xsi).M.) tö -/uö? 

WANAPIKAIAI/;// i.vr.jxr,j y«?tvV] 

89. iii(/., in der heutigen Djami, einst Hagia Sophia, als Tür- 
/ //IMHfeY Sturz verbaut. Kalkstein. H. 1,60 m, Br. 0,76 m. 
rENinYMA Kreuz zerstört. Zwischen Linien. 

KEADNDC LMvr.][j.rXi) EOysvto'j MaxsSovo? 

KE??DC?Y Ki[X^]o; [ ]? avy.ü (= avs'y.üV). 

PANYIDY 

90. Ibid., im Hause des Ali Achmet. Grabstele, Kalkstein. 
Gesichtsähnliche Reliefs. H. 0,35 m, Br. 0,35 m. 
BIANGÜP0IM////7/ Bidcvop 0i;j.[^pcovoc?] 

91. Oitschatsch bei Uluatsch. Vor der erneuerten Georgskirche 
Grabstele mit Giebel u. Akrot. Kalkstein. H. 0,70 m, Br. 0,35 m. 

AlOrENOYC^ AioY2vojc (Aioysvt)?) Uocziocq Kjpta t?; föia(i) 

HAniACKYPIA 

THIAIArYNAI 

kl<|)|ADCTDP ^' ^' ^ offenbar = Aioysvt^?, Abkürzungs- 

riArMNHM '/ zeichen für das gleichlautende Patronymikon, 

-''■' ttriA 'Pill« A 4-fi'lro «VAVkVtHli/kVtlinVi /T . a titrfx^r ta TJi1K/»Vi 



U) (o 
Y'jvatxt (piXodTopY^aC P-vTQ[j.[r,c] /aptv. 



XAPIN 



wie für Attika gebräuchlich (Lahfeld, Hdbch. 
d. gr. Epigr. II 535 f.). — Kupia cf. C.I.G. 
4249 u. sonst. 



IDYAIA + 92. Ibul, Kalkstein. H. 0,32 m, Br. 0,22 m. 

APDYmAT Epheukranz mit Bändern. 



(O 



93. Enegih östl. von Aitamas, auf dem Mesarlj'k der Pachomius- 
kirche. Weißer Kalkstein. H. 0,30 m, Br. 0,45 m, L. 1,60 m. 

EPMHCBMAAnOAAUJNlOYTH '^""^ '^' ''• ^^, ^. 

TYN AIKIZUJCUJK A ? 1 1 mZO AC v^^«'''-^ P • • • ^ ' 

NECTOPOCA0HN AI ?i EPmOY Ns^Topo; 'AOr,vai[aJ 'Kp[iio3 

THrVNAIKI Tf, vjva'.xL 



Souiiderc 375 

94. Soandere, in der II. Grabkapelle (über den Fundort s. 
oben Text S. 138). Zwei Grabschrif ten : 

1. 0SÖC, Iv TW M\L7LTi (TO'J (TW^OV \LZ Xal Iv t7j B'j(v)a;JXl (JO'J 
XpiVSl^ [JLS. 

Ko<T[iäc. 

2. Zy^Tst TÖ (liya [jlo'j ovo[jLa tö \).*jfi0'^r^rfnj':0'^ xai pptoavaYO)- 

YOV. '() TZOLTff [JLO'J lyh'JT^iji (X£ Ix t7,? (J'-I^'^P^? [^^'^ ^^'^ ^Y''* 

iy^wy^ia Tr;v jxTjT^pa twv texvwv {xoü xal ls(iaa'To['j ?]. 

Unabhängig von den Darstellungen, die ß. in Kapelle I und III 
gefunden, sind die Inschriften in Kapelle II mit Mennig auf den 
Tuff gemalt. Ist aber anzunehmen, daß hier keine Darstellungen 
gegeben waren? K. hat keine mehr gesehen, aber ich glaube, 
Inschr. I, bes. der Name Ko<T[iäc, der der Dedikant ist, lassen darauf 
schließen. Das entspräche der übrigen reichen Ausmalung der Nach- 
barkapellen, die Formulierung aber deckt sich inhaltlich mit der 
der andern Inschriften. — Die Bedeutung der Inschr. II ergibt sich aus 
der Einzelbetrachtung der Sätze. Der „große Name" wird weniger 
erklärt durch (M. G. 9112 (/iy« '^^ Svojia toiI x'jpto'j &soD (da ovojia 
auch von andern höhern Wesen gesagt sein könnte) oder anderer- 
seits durch Anschauungen wie die: xüpis, ^oViO-ei xoig el<T7:ope'jo[jivoi- 
Ic t4v 3xov toi)t[o]v xy; toT? xapjro^opoiJaiv, oiv toc öv6|iaTa, x'Jpte, «7'j oTSa; 
(Sterbet III, 276 No. 395) als durch die zahlreichen Stellen , die 
bei Dieterich, Mithrasliturgie 110 ff. und Reitzenstein, Poimandres 
17, 6; 18, 8 u. m. zusammengetragen sind. (Vgl. auch Art. Amulet 
in Haucks Realenzyklopädie (J. Ficker), in Cabrol, Dictionnaire 
(Leclehcq), und Heitmüller, „Im Namen Jesu", 1903.) Es ist der 
große Name, durch dessen Besitz die Gewalt über die Gottheit selbst 
nicht nur in der Zauberliteratur gegeben ist, cf. z. B. das bei Reitzen- 
stein S. 18, 8 zitierte Amulett: x'jpis (Michael), SsT^ov [xot t6v iyyzko^^ 
T»;c vtxT^r xat Tf^q y^OL^diq' x«i dz£ jxot tö ovo[j.a airoü. 'ÄYaOoYjX xaXeTTat, 
Ypot'^ov TÖ övo[j.a a'jToD xat cpopsi <a'j>TÖ xai tö BtxadTTjptov vtxa? xat 
TO'jc avTiStxoj? <TOü (cf. ibid. S. 30, 1). Die Übermacht des ovo[xa 
wird illustriert durch die Adjektive, die den Satz schließen: ppto'^v 
9t<7Tov ('j>f/fo? cf. Lanckoronski I, 178 No. 63 Gta^iab^M o3 •?) ^9icpo;, , 

das wohl nur zu verstehen ist aus Apocal. 2, 17: tö vtxövTt BoWw i 

a'jTö Toü [j.avva toD x£xp'j[JL|jivo'j xat Sa)(T(») aÜTw 'sJ>7/^ov Xe'jxY;v xat Itü 
TTjV ^j>7/^ov ovo[i.a xatvöv Y£Ypa[j.[jivov, 8 o'j^ci? sTBsv sl \kr^ 6 Xa[j.|iavo)v, 
woraus einleuchtet, daß das ganze eine mystische Marke ist), ist 
daher anders zu fassen als l<7Ö'^r^^o; (dafür das klass. Beispiel Sueton, 
Nero 39 = Bücheler, Rh. Mus. 61, 307 f.), der 5vo[xa bedeutet daher 



376 Soandere 

nicht 10 000, entspricht auch nicht dem Zahlenwert der Buchstaben 
der Inschrift, die auch nicht 10000 ergeben. Ist der Name un* 
zählige Male Unzähligen als Siegel, als heiliger neuer Name, auf der 
*\t%(fOi gegeben worden, so ist zu verstehen, warum er die 10000 
= die unzähligen Menschen ins Himmelreich hinauffuhrt (parallel 
dem (to>^£(t{>co und dem vixövts;), denn darin beruht die erlösende 
Macht dieses Namens. Diese Allgewalt gebührt wohl keinem 
Sterblichen^ der Redende kann nur göttliches Wesen, in dieser 
räumlichen und zeitlichen Umgebung nur der Christengott sein. So 
wird das Rätselspiel, an dem der Schreiber isch verkunstelte, ver- 
ständlich, zumal Parallelen beweisen^ daß nicht das einzige Mal 
hier die Gottnatur und die "AvfrpwTro?- Natur in dieser Zuspitzung 
gegenübergestellt werden. 

Paulus Silentiarius beschreibt ein Bild der [jL^rrjp frsotJ in der 
Hagia Sophia in C'pel: 

''AXXo&i Bs Xpi^ToTo xaT£Ypa(ps [j.rjTepa TsyvY) 
(I>£YYso^ isvaoto Boyy/iov, r^q tzotz yoL(J'ZT^p 
YÄ^iTepoc IpYa'^fvTjV &yioic lOpc'sjiaTO xöXttoi?, 

(descr. S. Soph. 709 ff.) und Tarasius (Migne P. G. 98, 1481 ff.), Patri- 
arch von C'pel in seiner „Oratio in ss. dei matrem in templum de- 
ductam" sagt 1481a: Zi^ppov toü izpo ttocvtcov aiomov ;:poopi(j9'£vTO^ 
[xiKTTYjpiou xat iz l(7yaT0)V cpavspoil*7!>ai [JieXXovToc sÖTpsTuKsTai olxyjTT^ptov. 
lr,[i£pov Y) 1? ^^«YYS^^o^? TEyOeTda Ic Mtoaxeljj. xat ''Awr^c 7:po^cp£psTai 
(jTt' «üTwv Tiij-tov Swpov T(o [jLSTETTSiTa l'^ aüT?^^ TeyO-Tjvai 
eü8ox^(7avTi. (1485D u. 1488 A wrd Maria b-zor.oLi^ genannt. 1488B 
öCTwöXaüdOv TOÜTOU t7^^ <>}pai6TrjTo;, SvTwsp [XSTa [xtxpov 'zi'^ti^ w? 
ävOpcoxov.) Daß die T£xva Christi Gläubige (eben jene jxupioi) sind, 
ist klar schon aus dem frühen Sprachgebrauch, z. B. Acta Papyli 32 
(Texte u. Unters. III, 3 Harnack): £v 7wa<ni iTrapyioc xat ::6)xt st^riv 
[xot T^xva xaT« O-sov (Haknacks Anmerkung dazu) und später: xat 
Y)[ixt^ (Christen) "fr^c aÖTr,^ [^iQ'^po? Iy^^^'^jI-*^^ f^'^*^ ^^°^'^ '^^ aüTf;v 
<7apxa eyo[jxv. Ob die Mutter aber Eva oder die Ecclesia (über 
diese die reichen Sammlungen Conybeabes, Archiv f. Rel.-Wiss.Vni 
373 ff., IX 73 ff., die gerade für den Osten und unsere Zeit noch Belege 
bringen) oder Maria ist, kann nicht gewiß entschieden werden, da lokale 
Kultverhältnisse mitspielen können ; ist schließlich auch nicht nötig, 
da in dieser späten Zeit, wo der Mariendienst alles andere in sich 
aufgenommen, die Personen in ihrer Bedeutung sich wesensgleich 
sind. Zweifel könnten nur entstehen bei der Erklärung der letzten 
Worte K€C6BACTON^ die im Zusammenhang nicht ohne weiteres 



Soaudere 377 

verständlich sind. Da der letzte Buchstabe nicht gesichert ist (K. 
schwankt zwischen ^J und \ , bei dem die erste [unsichere] senk- 
rechte Haste als schadhafte Stelle im Stein zu erklären wäre), so 
spielt die Lesung zwischen l£^«rTTo[ü] und li'^xa^ol^]. (Acc. Sing. 
l£fia(TTov gibt kaum Sinn!) 

Konstantins des Großen Verdienste um die Kirche werden von 
den Späteren klar genug formuliert. Julian Conviv. 336 A. Jeder 
der großen Herrscher hat seinen zpodTdcTTj^ gezählt: 'O Bs KwvaTav- 
tTvo? 00/ s6pi(Txwv £v Oeot? Toii ßCoü tö apy£T'j7:ov, eyy'^Ö'SV Tf;v Tpü^r^v 
xa-nSwv eBpa[jie 7:p6; aOTT^v* f, Be üTToXa^Oüia [xaXaxco; xat 7:spi^«XoD(ra 
ToT? 77f,ye(Ti 7:£;rXotc ts aÜTOv ;:oix0.oic i(yxy;<Ta(7a xoi xaXXwTrtdaaa ::pöc 
ty;v 'A«7ö)Ttav a;nf,YaYsv, tva xat tov 'iT^dotlv s6po>v ava^JTps^ojxsvov xat 
TTpoaYops'JovTa rrÄirtv, «"OdTt; cpfropsO?, 5<>Ttc (Jiiatcpovoc, 6<7Tir hoL^^^ xat 
^8sX'jp4?, tT6) 0*app5)v* a7;ocpavö) y*P «'^'^^v to'jtoA tö GBaTi Xo'jTa? 
«•jTtxa xa&apov, xav 7:aXtv svoyo^ toT<; aÖToT; Y^vr^Tat, Bo><76) tö (Ttt^Ü-o? 
-Xr^cavTi xat ty;v xscpaXr.v Tra-racav-ri xa5>ap(3 y^^^^*^* i (T^oBpa aajxs- 
voc IvsT'jysv a'jTw, <7'jvs5aY«Y^^^ '^^i» '^^^ ö*£öv i^opotq 
Tou- ::aTBas. Der Kaiser, der von der stärkeren Zeitströmuug 
getragen als ypuTTtavixoWaToc (Theophanes chronogr. 1, 11. 34 Book) 
die elementare Gewalt klug sich dienstbar machte, da er die alten 
Geber der kaiserlichen Göttlichkeit und Machtfülle eintauschte gegen 
den IlavToxparwp — denn Jesus ist sein politischer 7:po<TTaTY)c, 
Untersuchungen zur Gesch. d. Kais. Hadrian S. llf. — ist von den 
Byzantinern darum in unlöslicher Verbindung mit dem CTAYPOC 
oft mit Jesus und Maria dargestellt worden zusammen mit seiner 
klugen Helferin Helena, z. B. Paulus Silentiar. descr. S. Soph. 712 ff. 
(Forts, d. obigen:) 

'E? Bs \Lifsoig iepou ;:Xaxa$ ipxsoc, oS. ::zf\ (pwTa? 

Etkipo'j^ Ts*Jyo'j<7i [i^TaiyjjLia, y?^P-[^* yapaT(Tst 

'H y^^'-^yU ^v 7:oX'jp!>ov* aoXXCst y*P iva<T(rT,; 

()5vo[j.a xat Jia(TtX7,oc' feov yz [jlsv d[j.cpaXoe*T<ni 

'A«T7:tBt [xs<T'jaTtot(Tt TÜrov xotXr,vaTO ywpoi^ | STa'jpov i^zoLy^fiWo^j^x. 
(Konstantin ist daher der (ia^XeO? schlechthin.) C. I. G. 8694. Kon- 
stantin, Helena, Michael, Gabriel, Jesus, Maria, Johannes xpoBpojxo? 
und J. {>zo7yjYjc, Stephanos und Longinus. C.I.G. 8765. Michael, 
Gabriel, Stauros, Konstantin, Helena, cf. 9070. 

Wird unter Maria, der \i.r^Tr^p, die Kirche verstanden (z.B. 
CoxYBEARE 1. 1. VIII, 374, Ecclcsla ist „Haus Gottes und des König- 
tums"), dann ist das Bild erweitert auf den Vertreter der weltlichen 
Macht, die entsprossen ist der göttlich-kirchlichen, Konstantin ist 
der erste Herrscher „von Gottes Gnaden". 



378 



Ortakoi. Kelgin. Skupi. Suwasa. Peristrema 



Die zweite Möglichkeit ls^a<7-:o)[v] ändert daran nichts, schließt 
nur die ganze Reihe christlicher Herrscher ein bis auf den regie- 
renden. Man hätte dann vielleicht eine Huldigung für diesen 
darin zu sehen. 

Was bedeutet das Ganze? Da die Gottheit spricht, betrachte 
ich die Inschrift als die Umkehrung des Deesisgedankens. Man 
muß dann annehmen, daß auf die Frage nach dem Namen, der Ein- 
gang ins Himmelreich schafft, die Antwort des Rechtgläubigen 
gegeben wird in der vorhergehenden Inschrift: Hsör, £v Tfii 
dvojiaTt <TO'j (7 6><t6v [xs etc., und hat sich dann auch eine ver- 
lorene Deesisdarstellung zu ergänzen. 



????AEO?ll AKIC 

OAÖAOCTVVPENcDA 

NICArTVvy?|K/?n 



95. Ortakoi im hinteren Soanderetal : 
EskiDjami,ehem. Eustathioskirche. Kalk- 
stein am Tambour, Westseite. H. 0,42 m, 
Br. 0,54 m. f Hufeisenbogen als Orna- 
ment dariiber. 



;// V ? ITß 96. Kelgin, östl. 97. SJcujn. Kirche der Vierzig- 

/ / A0I2 ? vom Argäus, im Ka- Märtyrer. t'Jber der Westtür 
?AIEN ^^^^ ^^^^^ Hauses. ^.^^ des südlichen Quer- 






oiec 



Schiffs am Schluß- 



TOYYFI stein der Fenster- 
wölbung. 

9S. Ibid., am II. Pfeiler der Nordwand im Langhaus. H. 0,27 m, 
Br. 0,38 m. Text oben Bott S. 197. Z. 5 vielleicht Tö ttsBov (Paulus 
Silentiar. descr. S. Soph. 618 ff. xa\ ttsSov e'jp'j!>£pi}.ov). 

99. SuwascL In einem Privathaus. S. oben Text p. 253. 
] x6::ov [j.o'j xat dccpec ::aa[a; Ta? 
a[j.apTiar] etc. 



? OYKIA 

THTO? 

GüMHKYPI 

ATHGYrA 

TPIMNH 

MHCCNe 

KeN 



100. Peristremü. Auf dem Dach eines Hauses. 

A]ojxia Tr^ToH (= Titoj) t>;j.r,? KjpCa 
Tf, O-uyÄTpi \^.Yf^\^.r^c svsxsv. 



Melegob. Nihde 379 

KPATEPDC 101. Melegob. In einer Höhlenkapelle unter 

BEIUNDC ^^ro Haus des Stephan Kesimoghlu. 

TEPMANUJI 

TllJYlllJMNH KpaTspo; Hsoivo; Fspixavö 

MHCENE ^9 ^'"^ P-^il^T^? svs[xsv]. 



102. Nihde, Johanneskirche. 



Eni AOll ? O AE ? TO YTO ? 'Ed AojjlCstioj) [MJoBsMtoj to[ü] 

AAlinPOTATOYEnAPXO? >.a[j.;:poTaTOj feapyo[ü] 
TGüNnPETGüPIGüNKAI töv -psTwpuov xa\ 

TOYTOEPrONAHOe toSto Spyov i7:ö [t>] 

? ? IE AIGÜNEKTIC0 ? 5 [eiiJsXtwv Ixt£(70-[7)]. 

Der hier allein inschriftlich bekannte, in der Literatur viel- 
genannte (PiVrLY, Realencyclop. V, 1 S. 123 No. 7) Fl. Domitius 
Modestus, Arianer und Freund des Kaisers Valens, ist Praefectus 
praetorio Orientis zwischen 366 (? oder 370) und 377, Cos. 372. 
(MoMMSEx zum Cod. Theod. I, 1 p. CLXXIII cf. p. CCL.) Die Da- 
tierung nach dem Izol^/oc tcov ispwv TupaiTwptwv, die auch sonst üblich 
ist (z. B. Reisen im südwestl. Kleinasien II, 142, wo ich den eradierten 
Namen als Eutychianus cos. 398 p. CCLXXIX ergänze), führt also 
auf die Datierung des Spyov (xal toQto [tö] fipyov terminus der Spät- 
zeit z. B. C. I. G. 8622 Ipyov xai to3to toü jxsYaXo::pe::s<TTaTOü K6- 
[j.T,To? etc.; cf. 8624; J. H. S. VII, 259, 32 ; B. C. H. I, 328; B. C. H. 
VII, 261 TÖ Ipyov T?i? ::Xax(ilH7£w;) in. die genannten Jahre der be- 
wegten Zeit, wo der Kaiser selbst mit seinem Praef. praet. in die 
Streitigkeiten der Arianer und Orthodoxen eingriff und sich in 
dieser Gegend aufgehalten hat (Tillemont, Hist. eccl. IX, 154; 
Clinton, Fasti Romani Z. J. 372 S. 479; Usener, Weihnachtsfest 1921). 

Das genaue Datum läßt sich freilich nicht festlegen; wozu die 
Inschrift gehörte, ist unbekannt; an der Stelle der heutigen Johannes- 
kirche, die seit etwa 1861 steht, war ein älterer Kirchenbau, wie 
mir R. mitteilt, nach Aussage der dortigen Griechen und A. Levidis, 
AI £v iiovoXiO^oic [jLovat p. 168. Jedenfalls gehört die Bauinschrift in 
die Zeit einer eifrigen Restaurationsarbeit, wie Inschriften der 
Gegend zeigen (Dittenbekgeb , Sjil. Or. 578; 732; Hebehdey- 
Wilhelm, Reisen in Kilikien S. 13; CLL. III, 13619; 13620; 
13624. Östr. Jahreshefte IX, 40 ff.). 



380 



Sudjular. Maskar. Arneä 



OPO0€ 108. Sudjular, Tagereise nördl. von Tarsus. Im 

CINKOY Feli 

POYBI 

OrAH 'Opofrsdiv Ko'jpo'j Btoc? BtjJio^jioü. 

MOCI Grenzstein. 

OY 

104. Muskar, nordöstl. von Myra. In der Südwand der Kirchen- 
ruine. Kalkstein. 

a) • • • OYKenANTOCTlUNOI • • • • >j xs = xai ;:3cvto? töv o?[ 

b) • • • AOYKenATPI • • • • ]«o.j xs 7:aTpt[ 

Beide zu einem Gesimsstück gehörig. 

105. A'tmea in Lykien, außerhalb der Stadtmauer. C. I. G. ITI, 
4303 L. 9, von Michel revidiert. 

Z. 9. xo^jxix vollständig. 
Z. 10. nCAZIGüZ 

Z. 16. NEYZTHE • • • APNEAT^NnOA 
sonst mit Böckh übereinstimmend. 



106. Arneaiy außerhalb der Stadtmauer. Abschr. von Michel. 



TEIMAPXOZAIOTEIMOY 

APNEATHZAZHNTHNKAI 

AHMAN0IAATHNEAY 

TOYKAiniNNAPMAZTHZ 

AlOZ^OTOYGYrATEPA 

(DlAOZTOPriAZKAIMNH 

MHZXAPINTEIMH0EI 

ZANKAlYnOTOYAHMOY 

APNEATßNOAHMOZKAlOI 

ZYNnOAEITEYOMENOlHAN 

TEZETEIMHZANXPYZß 

ZTEcDANßKAIEIKONIXAAKH 

AZHNTHNKAIZ^HMANOIAA 

TEIMAPXOYTOYAIOTEIMOY 

APNEATINTETEAEYTHKY 

lANrYNAIKAfENOMENHN 



Tst|j.apyo^ AiOT2t[xo'j 
'ApvsaTT,^ "Aerr^v Tr;v xai 
ATjjj.avÖ(Ba Tr;v e«u- 
Tou xat Iltwapixa? TY^r 

(ptXo^TTOpY^a; xai [jlvy^- 

(Tav xat 6xö toü Btqjxou. 
'ApvsaToiv 6 By;[j.o; xat ot 
10 (ruv7:o7xtTe'j6(Jisvot ;:av- 
Ts; lT£(jJ.Tr)<7av XP'J(t6) 
•7TS'^av(.)(t) xat stxovt yaXx7^(t) 
''AfTT^v Tr;v xat Arj[j.av{>tSa 
Tst|xapyoü toD AiOTetjJioü 

15 'ApVSaTlV TSTsXs'JTTjX'J- 

Tav Y'-'v*^^* Y£vo[JLevr,v 



ArneiL Dembre (Myra) 381 

Zn<|)PONAKAIAZTHNKAIKE ^»(ppova xal a(rrilv xat xs- 

KOZMHKYlANKAITHNnOAlN xoff;xy,>totav xai -rf.v ::6Xtv 

KAITOrENOZTOIZIAlOIE xai tö y^vo; toT; »loi; 

?IZArnrHZEnAINOIZ »o[-rt;]; aycoy?,? featvoi; 

APETHZENEKENKAIAO apeT?,; evexsv xai S6- 

EHZKAIMAPTYPIAZAZYN ?r,; xai [xapTupta; icnv- 

K ? ? TOYKAIAEIOZH AOTOY [x?i]toj xat 4;<r,[Xa>>o j 

HPOZnANYnOAEirMA ;:[p]ö; j:av (n:6Zziyn.0L 

? ? ? ? ? TYN AlKilN » [äXXwv] pvatxÄv. 

z. 20. niZArnrHZ Mich. 22 23. azyn;k??toy.. 

23 24. AHIOZHAOTOYn?3Z. 25. fehlen 5 Buchst. 



107. Dembre (Myra). Revidiert wurden: Reisen im südwestl. 
Eleinasien IL 

S. 37 No. 04. 

S. 37 No. 65. 

S. 37 No. 66, wo R. Z. 6 AZAY? und 
Z. 7 PF^?? las. 

S. 38 No. 68, wo er Z. 1 -APPßTOZKAI 
Z. 2 -VIAANKAITONC 
Z. 4 ArnEI?Z?EYA'-rN las. 



108. /6w/. über dem Narthex. Kalkstein. H. 0,45 m, Br. 0,30 m. 
[6 SsTva la-jTw xaT£5Tr,iTev xai] 
ZYNEPrO Toi:?] TJv^pYo[t?. 

ZYNKHZIEY (tjvxt.SsuL? 

NOOYZA^I ^' ^ ^I*c>*e aasgemeifielt. 

IL'???EHEZ? "AjvCk'jffa 81? [toö SsTvo;] 

TOEANAFTI R^W^' ^^1 £?^«j[Tat O-a«}»«! tivä irspov f, }.ö<T(xi 

KI0APH0OPU.7 "'^f ' f '', 7^^ ,^r'°' """? ""' """' 
TßBOYA ^^^^^j ^gj jäoü>(o|iivt.) ItA t(o r,\ki/jti. 

Die Inschrift erkannt und ergänzt von Prof. A. Deissmann. 



382 



I)cmT)re (Myra). llliodos 



109. Ibid., im Narthexfußboden der Nikolauskirche. Marmor. 
H. 0,17 m, Br. 0,04 m. 

XTT^crsi xat 
£T[£p(o Bs ouBsvt l[^£<7Tai 

y^prJ<7i[jL0'j T^ ^£[j.voTa[Tri Y^f^^'J^wf- 



HKA 
KTHCeiKAI^ 
ePGÜZ^60YZ^6Nie 
TAcDHNAIHAGüCei 
CIM0YTHC6MN0TA 



110. Ehodos. Bull Corr. Hell. IX, 1885, 400 = J.Gr. XII, 1 
No. 45. Abschrift. Der Stein, der ab a. 1885 turcicae casae muris 
iniecta war, befindet sich Jetzt an der Mauer der neuen türkischen 
Schule. 



Register/) 



A. 

Abonoteichos 28. 

^Acalissus 73 (2 Kirchen). 

Achmet III. 158. 

Adadadagh 18. 

♦Adalia 4. 8. 21. 28 ff. 31-46. 55. 59. 

81. 318. 335. 341 (Kirche der Pa- 

nagia, sog. DjumanUn Djamisi; K. 

des Philippus). 
Adi Keiner 254. 
Adjituzgöl 3. 

Aemilianus, Bisch. Ton Germe 6. 
Afsehar in Pisidien. 93. 
Afsehar im Taurus 172. 
Afsehar in Lykien 343. 
Afsehar Ören 268. 
Agapetus 198. 
Agiasun = Sagalassos. 
Aglasundagh 7. 14. 
♦Agras = Agrä 12 f. 81 (Kirche). 
Absy Kara Chan 255. 
Aidokmusch 82. 
Ainsworth 276. 287. 
Aitamas 116. 
Aivanasch 170. 
Ajasin 124. 
Ajernas 192. 199. 
Akhissar 257. 
Akkartschal (Xanthus) 93. 
Ak KöprUchan 292. 
Akschehr 94 f. 
Akserai (Archelais) 177. 254. 256 f. 263. 

284. 
Aktaseh s. Gagä. 



Aladjadagh 300. 315. 318. 

Aladja Jaila 74. 314. 318—24. 344 (Ala- 
djaklisse oder Kirche des Erzengels 
Gabriel). 

Ala Eddin 73. 85. 95 f. 100. 
I Alai Chan 254 f. 

Alaja = Korakesion. 

Alaratschai 31. 67 f. 72 f. 

Albegna (Baptisteriuin) 313. 
I Aleppo 177. 

Alexandrette 55. 

Alezius, Kaiser 81. 

Ali 94. 

Alidagh = Didymus. 
I Amasia 7. 
: Amorion 6. 
' Arnos 108 (Kapelle der Panagia). 

Amphilochias, Bisch, von Side 65. 

Amphilochias , Bisch, von IcoDium 95. 
. 159. 228. 

Anauiasdagh 84. 93. 
I Anascha 291. - • 

! Anascha Kaie 292. 

«Andaballis (Eski Andaval) 102 ff. 
(Kirche des Konstantin). 

Andrapon 115. 286. 
! Andronike (EndUrlUk) 160 (Kirche des 
Georg, der Analipsis, der Kusu- 
tschakly loi, der Tschan liklisse). 

Andronikus Paläologus 65. (1328—41). 
' AndroDikus (Mönch) 229. 
' Angora 204. 313 (Klemenskirche). 

St. Aogelo am Monte Raparo, Basiü- 
cata 138. 

Anthimus, Bisch, von Tyana 200. 



1) * = Bistum. — Die unzähligen Heiligennamen sind weggelassen, ebenso 
ein Register der Inschriften. 



384 



Kegister 



Antigonus 26. 254. 

^Antiochien in Pisidiea (Jalowatsch) 2. 

4. 6. 9. 83. 93 f. (Kirchen). 
Antiochien in Syrien 31. 
*AnUi)hellu8 (Andifilo) 74. 298 f. 314. 

343 (Kirche). 
Antitaurus 172. 
Antonius Pius 57. 
*Apamea (Diner) 2 f. 81 (Kirche). 
Aphrodisias 206. 
Aphrodisias-Stauropolis 5. 
Aphrodisius, Bisch, von Magydus 55. 
Apollinaristen 6. 
Apollo 3. 16. A. Surius 342. 
^Apollouia-Sozopolis (Oluhorlu) 3 f. 5 f. 

7. 81 (Kirchen). 
Aporidos Korne s. Paradis. 
Apsara 263. 

Aquae Calidae 117. 291. 
Arablar 67. 
Arabli 121. 
Arabsitt 121. 

Arcolycos Mönch, Gereme 219. 
Arebsun 245 f. 
Argäus (Erdjas) 98. 121. 149. 155. 160 f. 

163. 
Arghan 67. 
Argos, Berg und Festung in Kappa- 

dokien 277. 
ArguBtana 254. S. auch Gözdesin. 
Arianer 228. 
Arianz 269. 281 f. 
Ariarathes 155. 

*Aria8808(Bajamat8ch 23 ff. 28 (Kirche?) 
«Arneä (Ernes) 74f. 314f. (Kirche). 
Artemis 84. 

Artemon, Bisch, von Seleucia, Pisidien 9. 
Arundel, engl. Beisender 4. 8. 17. 19. 93 f. 
Arycanda 318. 
Aschlama 121. 
Aschlikoi 282. 

Asmabäus (Ortasangöl) 100. 102. 
«Aspendus (Balkis) 48. 57 f. 65 (Kirche). 
Aspenzinsos (AspüsU) 269. 
Assar, Kastell in Pamphylien 65. 
Assar, Lykien 74. 
Assar Ony 76. 
Assar Termisini 343. 
Asuna s. Sinasos. 
Athenäus 4. 



Athos 12. 339. 
Atjigöl 248. 

Atschyk Serai 189. 236. 242 ff. (Höhlen- 
kirchen). 
Attalus, Bisch, von Prostanna 84. 
Augä (Scharapsa?) 70. 
Aulokrene (Bunarbaschi) 3. 
Aunesis 72. 

Avanos (VenasaV) 132. 238. 241. 
Azizietschai 97. 

B. 

Babadagh (Salbacus) 2. 

Bagad 97. 

Bagadania 97. 

Bagdad 71. 

Bajad 9 (Kirchl. Keste). 

Bajamatsch s. Ariaasos. 

♦Balbissa (Valiaa) 109. 

Balkis 8. Aspendos. 

Balyq u. Balyqdere, Soandere 123 f. 129. 
I *Baris (Isbarta) 4. 7 ff. 13. 21. 81. 83 
I (Kirchen des Nikolaus, Georg, des 
' H. Kreuzes u. des Panteleemon). 
I Bartholomeus, Bisch. ▼. Tamisos (Damsa) 
1 239. 

Baschkoi (Katabassos) 151 (Tschukur- 
klisse). 

Basiliscus 291. 

Basilius der Grosse 6. 156. 159. 228. 
270. 284. 290. 

Basilius, Presbyter, Soandere 136. 

Basilius, Mönch, Gereme 216. 

Basilius, Sohn des David 233. 

Basilius, Bisch, von Tyana 109. 

Bathystrokos, Abt im Soandere 139. 

Bazardjik 65. 67. 

Bazirgiankoi 73 (Kirche). 

Beaufort 68 f. 71. 

Bekertschai 263. 282. 

Bektisch (Kekrout) 96. 

Beligesi (Paläa Cassiane) 200. 

Belik Ören 249. 

Bereket 59. 

Besch Kardasch 171. 

Binbirkilisse im Karadagh 107. 

Binbirkilisse bei Sorsovu 282. 

*Bindeos (Binda) s. Findos. 

Boghadagh 248. 



Bogliaskoi — EustathiuB 



386 



Boghaskoi, Pisidien 23. 
Boghaskoi, Kappadokien 177. 
BoghasKoprU 155. 
Bogomilen 109. 

Bor 98. 269 (Kirche der 5 Märtyrer). 
Borladagh 12. 84. 
Bosanti 291. 

BoailloD, Gottfried von, 32. 
Bozborun 56. 
Boztepe 67 f. 
Brussa am Olymp 7. 
Budjak 21. 

Buldur (Stadt a. See) 9. 14. 20. 23. 
Buldurutscbai 117. 122. 
Bulgarin 96. 

Bunarbaschi s. Aalokrene. 
BürUnges, Kütscbük u. BtijUk 199. 
BuBluk-Fesek 188 ff. (Kirche der Pa- 
nagia). 

D. 

Dadasin 254 (Kirche). 

Damsa s. TamiBOs. 

Damsatschai 239f. 241. 

Dana 119. 

Daniel, engl. Forscher 30. 63. 

Daschare 59. 

*Dasmendron s. Semendre. 

Dathusa, Kapp. Monat 281. 

Dembre s. Myra. 

Demetriufl, Heiliger 20. 

Demirtschi 282. 

Derbent (Demir Kapu) 98. 

Dere Ahsy 74. 299—315. 344 (Kirche). 

Derekoi (Ortakoi) 149. 

Derevenk 201 (Ruine der Panagia, 

Höhlenkirche des Theodor). 
Develidagh 170. 
Dewre 18. 

Diamantara, Achilles 295. 299. 340. 
Dibsisgol bei Tyana 99. 
Didymus (Alidagh oder Berg des H. 

Basiüus) 159 f. (Kirche). 
Dimitri 199. 
Diner s. Apamea. 
Dios Hieron = Christopolis 5. 
Djamili 29. 

Djan Ada, Insel im Egerdir-See 85. 
Djardagh 107. 247 f. (Kirche). 
Djebelidagh 3. 

Bott, KleioMiatisoh« Denkmal«. 



Djebir 168. 

Djemal Ören 268. 

Djehennen 293. 

Djihan 295. 

Djihan Numa s. Hadji Chalfa. 

«Doghak = Doara oder Doala 284 f. 

Dombai Owasi 3. 

Domitian, Statthalter in Pisidien 6. 

Domnus, Bisch, von Aspendus 58. 

Doryläum 94. 

Döschembe und Klimax 26 ff. 

Duden 29. 31. 46 f. 

Dukas, Priester zu Ortakoi 150. 

Dylmusun (Termissos) 100. 

E. 

Eirene, Nonne 273. 

Egerdir (Prostanna) u. Egerdirgöl 4. 9. 

12. 83 ff. 
Endivit 113 (KapeUe der H. Trias). 
Endürlük s. Andronike. 
Enegil 117 ff. (Kirche des H. Pacho- 

mius). 
Ephesus 114. 

Ephrem, der Syrer 131. 229f. 
Epidsche 170. 
EpiphaniuB, Hegumen auf Nis (Limnä) 

98. 
Erdasch 284f. 
Erdjas s. Argäus. 
Eregli s. Kybistra (Heraclea). 
Emes 8, Ameä. 

Ernesdagh 74. Eme^tschai 800. 
*Erymna 72. 
Eski Adalia s. Side. 
Eski Andaval s. Andaballis. 
Eski GümUsch 102. 
Eski Nes (Nanessos?) 263. 
«Eudocia (Ewdechan?) 30 f. 
Eudocia, Gemahlin Theodosius II. 31. 
Endocia, Lykien 314. 
Eudocia, Nonne 136. 
*Eudoxiopolis 81. 
Eulalius, Bischof von Doara 285. 
Eumenes, König 254. 
Euphrantes, Bisch, von Tyana 109. 282. 
Enrymedon (Köpriisu) 59. 65. 
Eusebius 82. 
Eustathius, Mönch 281. 

25 



386 



Register 



Eustathius, Heilige 131. 144f. 230. 

Eutbymius 88. 

Eutychios, Bisch, von Seleucia in Pi- 

sidieu 9. 
Evkere 192. 200 f. 

Ewdechan (EudociaV) 29 f. (2 Kirchen). 
Ewerek 160 (Kirche des Konstantin). 

FariMch 173 f. 

*Fau8tinopolis 99. 

Fenese 161 (Kirche des Job. Frodomus). 

Findos (Bindeos?) 12f. 81. 

Fineka 74. 341. 

Fineka Iskelessi 76. 

Flaviana s. Sindjidere. 

Fortuna, Tempel der» zu ApoUonia 6. 

Fraktin 170. 178. 

e. 

Gabriel, Erzengel 10. 320. 

*Gagä (Aktasch) 74. 77. 341. 

Gallus, kais. Prinz 161. 163. 

Gamir 161. 

Garsaura s. Akserai 277. 

Gaziri 98 (Kapelle der Panagia). 

Gelvere s. Carbala. 

Georg, Heiliger 6. 149. 

Georg, Bisch, von Doara 284. 

Georg, Klostervorstand zu Paspa oder 

Pasa 109. 
Gereme am Argäus (MacellumV) 107. 

161 ff. (Kirchen: Die Tscbanliklisse 

oder Peleme, die Panagia). 
Gereme bei ürgüb 114. 124. 163. 210 

—238. 243. 274 (Höhlenkirchen: Ana- 

lipsis oder Peleme, die Tscharikli, 

Elmaly, Doghali, Theotokos, Katyr- 

dschydamy , Hemsbeyklisse , Kisle 

KalesI und viele andere). 
Germe 6 f. 
Germir 161. 
Gervasios, Erzbischof von Caesarea 

(Cappad.) 156. 201. 
Gesi (Nea Cassiane) 200. 
Gimir 161. 
Girme s. Kremua. 
Gitschatscb 112 f. 114 f. (Kirche des 

Nikolaus, Georg, Churalambos). 
Gjauristau 343. 



Gjölbaschi 343. 

GjÖnen s. Conana. 

Glyceriu«, Diakon von Venasa 241. 

Göldjik (Limnos) 115. 290. 

Gomer 161. 

Gontscbeli 1. 

Gördeles 121. 

Gorgias, Mönch 130. 

Gordiuteichos 28. 

Göry 161. 247. 

(xötschück 76. 

Göwerdjinlik, Pamphylien 59 f. 

Göwerdjinlik, Kappad. 248. 

Gözdesin (Argastana?) 254. 

Gregor von Nazianz 96. 102. 109. 163. 

234. 266. 269 f. 281 ff. 284. 290. 
Gregor von Nyssa 270. 
Gregor, Diakon 281. 
Gülek Boghas 292. 
Güle Önü 9. 

Gülistan = Djan Ada 85. 
Gümüschdagh 3. 
Gütschü 190. 

SL. 

Hadji Chalfa (Djihan Numa) arab. 

Geograph 9 f. 59. 71. 84 f. ^6. 95. 100. 
Hadji Hamzali 293. 
Hadji Ibrahimtschai 247. 
Hadjilidagh 172. 
Hafis Pascha Tschiflik 25. 
Hagias (Skonmon) 314. 
Hagiodolon 314. 
Hairan Yeli 140. 
Halvadere 264—268. 277. (Viele Kirchen- 

ruinen zu Viranschehr.) 
Halys (Kyzyl Yrmaq) 155. 203. 238. 

241. 
Hamamgöl 102. 
Hamazia 71. 
Hamüton 4. 96. 98. 100. 102 f. 122 f. 

163. 169. 192. 210. 249. 266 f. 
Harun al Raschid 286. 340. 
Hasakoi s. Sasima. 
Hassaudagh (Argos?) 97 f. 102. 139. 

149. 256 ff. 264. 277. 
Hassan Emirdad 94. 
Hekaterine (Nonne) 136. 139. 
Helena, Kaiserin 86. 103. 192. 
Helitschaktschai 122. 



HelladiiiB — Karatschai 



387 



Helladius, Bisch, yon Conana in Pi- 

sidien 82. 
Heraclius, Bisch, von Baris 7. 
Heraclius, Kaiser (610—41) 55. 95. 
Hermopolis 206. 
Hidjib 282. 

*Hierapoli8 in Phrygien 2 f. 169. 
Hierocles (Synecdemus) 1. 5. 7. 9. 25. 

28. 81. 
Hirschfeld 5 f. 17. 53. 56. 84. 
Hoiran, nordl. Teil des Egerdirgöls 84. 
Hoiran, Lykien 343. 

I. J. 

Jalibai 73 (Kirche). 
Jalowatsch s. Antiochien. 
Janartasch (Chimära) bei Olyuipos 31. 
Janartasch, Kappadokien 192 (Kirche 

der Taxiarchen). 
Jankoi 57. 
Jaslar 92 f. 
Jäu 343. 

Ihn ßatuta, arab. Geograph 32. 85. 
Ibrasa 264. 269 (Felskirchen). 
Ibris 96. 

♦Idebessus 73 (Kirche). 
Idedjik 82. 
Jeni Andaval 102. 
Jenidschekoi 77. 
Jeuigöl bei Tyana 99. 
JeschUdagh 268, 
Jer Hissar 115. 
Iftian Kasch 102. 
Ilipe 161 (Kirche der Theotokos). 
Imamli 249. 

Imamli Oren (Monastir) 117. 
Indjesu 155. 203. 
Indjirchan bei Budjak 21. 
Johannes, Mönch im Susam Bayry 205. 
Johannes, Protospatharier 144. 
Johannes Entalma, Presbyter 214. 
Josgat 74. 

JoTia = Eudocia(?) (Ewdechan) 31. 
Ipeklik Tschiflik 249. 
Irchlara 268 ff. (Felskirche). 
Ireh 174. 
Iris 276. 290. 
Irmaq 262. 268 f. 
Iründjikoi 57. 



Isaarien 107. 116. 

Isbarta s. Baris. 

Iskokson 192. 

«Islamkoi 10. 13. 83. 95 (Kirche). 

Ismail Hodja 67. 

Ispili 192. 

Istanos 30. 

Juala 249. 

Julian, Bisch. Apamea 83. 

Julian Apostata 159. 161. 168. 

Jumnrtasch 18. 

Justin! an opolis 82. 

CK. 

Kabachly (Drazala) 191. 

♦Kadena (Nihde) 100. 102 f. 108. 269. 

276 f. (Kirche des Johannes Pro- 

dromus). 
Kadmns (Konas) 2. 
Caesarea-Mazaca 112. 155. 159. 192. 

200 ff. 284. 
Kai Kaus I. 94. 
Kainartsche, See bei Tyana 99. 
Kalabatia 74 (Kirche). 
Kaie An^hy 246. 
Kalekoi Ören 254. 
Kamulia 203. 

Chamurdji (Kamulia?) 161. 203. 
Kanotala 282. 

Kappadokien 98 f. 114. 156 ff. 192. 
Kappadocia Secunda 98. 139. 161. 265. 
Kapria Limne 57. 
Karaburun s. Klbyra. 
Karadagh 98. 282. 
Karadjik JurUk 57. 
Karadjoren 178. 
Kara Eregli 173. 
Kara Hissar 120 ff. 132. 277. 
Kara In 204. 
Karakapu 268. 

Kara Mahmutlu 102 (Höhlenkirchen). 
Kara Mustafa 155. 
Karanlysu Kawe 55. 
Kara Öjük 200. 
Karasichli 170. 

Karasu, Nebenfluß des Zamanti, 170. 
Karasn, Nebenfluß des Halys, s. Melas. 
Karatasch 82. 
Karatschai 249. 

25* 



888 



Kegister 



Karbala (Gelvere) 268 ff. 281 f. (Kirche 
der Makrina, des Gregor u. a.) 

Karlydagh 12. 

KarpiutBchai 67. 

Charsianon 139. 

Kanchiklisse 245 (Kirche der Taxi- 
archen). 

Kasch 299 f. 

Kastelorizo (Megiste), Mehrere Kirchen, 
darunter diejenige des H. Georg 295. 
326. 327. 340. 343. 

Katabassus s. Baschkoi. 

*Katenna 66. 72. 

KatBchaklj 190. 

*Kaanus 74 (Kirche). 

Kebes 247. 

Kejischlick = Monastir 121 (Höhienk.). 

Kekowa 73 (Kirche der Panagia). 

Kelänä s. Apamea. 

Kelgin 190. 

Kemer 161. 203. 

Kesteligöl in Piüdien 21. 

Kestrus (Aksu) 9. 14. 55 f. 

Ketschiborlu (Eadoxiopolis?) 81. 

Chimära ( Janart asch) bei Oljmpos 31. 

ChonS bei ColosBä 214. 

ChristopoliB b. Dios Hieron. 

♦Kibyra (Karaburun) 68 f. 72. 

Kiew 138. 338 (Hagia Sophia). 

Kilidj Arslan 31 

KiUdjkoi 13. 81. 

Kimou 59. 

CbciBBUB (Kiske) 173 f. (Kirchen). 

Kjoidjes Liman 74 (Kirche). 

KlaudiuB, röm. Kaiser 10. 

KlemeuB, Bischof von SaBima 109. 

Klimax 23. 25 f. 

Klisse Hissar b. Tyana. 

CocuBsus 192. 

Köhler, General 21 f. 26. 

♦Colonia = Archelais (Akserä). 

♦Colossä 3. 

Komedji 170. 

Komestaurus 314. 

Komnenos, Bischof 145. 

*Konana (Gjönen) 6. 13 f. 81 f. 83. 

Konasdagh s. Kadmus. 

*Konia 95 (Kirche des Amphilochius). 

Konstantin Dukas, Kaiser (1059—67) 
135 f. 



Konstantin IX. Monomachus, Kaiser 

(1042—54) 340 f. 
Konstantin II. 20. 
Konstantin, Maler, Gereme 227. 
Konstantin Porphyrogenitus 112. 
Konstantin u. Helena 5. 14 f. 140. 
Konstantin VIII., Kaiser (1025—28 

146. 
Konzil von Nicäa (325) 7. 9. 55. 58. 

84. VII. Konzil zu Nicfia (787) 93. 
Konzil von Konstantinopel (381) 5. 82. 

84. — V. Konzil zu KonstantiDopel 

(553) 109. — VIII. Konzil von Kon- 
stantinopel (879) 13. 
Konzil von Ephesus (431) 65. 
Konzil von Chalcedon (451) 30. 
Conc. TruUanum II. (692) 13. 
Konstantinopel 85. 95. 313 (Panachran- 

tos, Pantepopte, Theotokos, Hagia 

Sophia). 
Konstantins, Kaiser 161. 
Köprüsu Chan 59. 
Köpy 180. 185. 
«Koramasdagh 161. 192. 
♦Korakesion (Alaja) 59. 70 ff. 79 f. 341 

(3 Kirchen). 
KorkUnsu 117. 
Köschsu 99. 
Kosmas, Presb. 272. 
Kosmas, Mönch im Soandere 138. 
Köstük 263. 
*Kremna (Girme) 14. 18 ff. 28. 53 f. 

(2 Kirchen) 
Kretopolis 25 f. 28. 
Kujudschak 94. 
Kulep, Mönch in Ortakoi 150. 
Kumkoi 61. 
Kumludja 77f. 
Kürksass 76 (Kirche) 
Kurtler Ören 262. 
KUtschük Indjesu 191. 
Kütschük Tepe 190. 
»Kybistra-Heraclea (Eregli) 96. 98. 

284. 286. 
Kydnus 293. 
Kyrkgiözchan 25. 29. 
Kyrus, der Jüngere 3. 
Kyzyldjasu 67. 
Kyzylkaia 263. 
Kyzyl Owa 23. 



Lnerko — Nar 



389 



Laertes 71. 

LaDglois 293. 

«Laodicea 1 f. (Kirchen). 

Lara s. MagyduB. 

Leiledjikdagb 18. 

Leo, Mönch, Gereme, 217. 

Leo der Philos., Kaiser (886-911) 88. 

112. 204. 254. 
Leo Konstantin, Mönch 227. 
Leontius, Bischof von Balbissa 109. 
Levidis 158. 161. 
*Limnä (Egerdirgöl. Nis) 84. 
Limnos s. Göldjik. 
Lontinus, Vorleser 253. 
Ludwig der Heilige v. Frankreich 31. 
Lukas, Paul, franz. Beisender 8. 26. 32. 

83. 109. 122. 155. 
Ljkien 73. 
Lykos If. 



Macellum (Gereme?) 161. 

Machal 268. 

Madenschehr 291. 

Maeander 3. 22. 

^Magydus (I^ara) 55 (Kirche). 

Mailand (San Lorenzo) 313. 

Makri 295. 

Makrina 290. 

Malakopaia (Melegob) 108.^115. 121. 

285 f. 289 f. (Kirchen des Theodor, 

der Metamorphosis , des Kosmas u. 

Damian, der Taxiarchen, des Phi- 

lippns). 
Mamak Owasi (Ager Sagalassenus) 18. 
Mamas, Heiliger 163. 
Mamassun s. Momoassum. 
Manasjrdagh 18. 
«Manaua 66 
Manawgat s. Melas. 
Manaz 293 (Kirchenruinen). 
Mandylion 216. 219. 
Marasly 69. 
Marciane 314. 

Maria Hodegitria 252; u. Theotokos 84. 
Maria Ägyptiaca 236. 262. 272. 
Marmasin 254. 
Marsyas 3. 
Martyrly 324. 



^Mastaura, Avia 1. 

Mastaura, Lykien 314. 

Maiasin 170. 

Mauridjankoi 151 (Kirche des H. £usta- 
thius = Eski Djami). 

Maximilla 83. 

Megiste s. Kastelorizo. 

Melarios, Mönch im Soandere 143. 

Melas (Karasn) 155. 

Melas (Manawgat) 65 ff. 72. 

Melegob s. Malakopaia. 

Melendizdagh 168. 277. 283 f. 

Melendizowa 284. 

Mernna 170. 

Metrodorus, Bischof von Islamkoi 11. 

Michael Kurkuas (Oxita), Patriarch 
(1143—46) 109. 

Michael Choniates, Erzengel 214. 

Michael, Protospatharier 136. 139. 

Michael, Mönch, Gereme 217. 

Michael, Mönch, Gereme 219. 

Michael, Sohn des Philotheos, Mönch 233. 

Milyas 14. 

Minassos (Minassyn) 14 f. 

Mindos Kalesi 96. 

Miakian Tschartschisi 153. 

Misli 8. Mustilia. 

Moncenigo 32. 

Momoassum (Mamassun) 257. 263 (Fels- 
kirchen; die Siaretklisse). 

Monastir 120 (Kapelle de<t Johannes). 

Monastir = Lara (Magydus). 

Monastir Gjeri 191. 

Montanisten 83. 

Mordiäon (Apollonia = Oluborlu) 4. 

Morimene 241. 277. 

Moslich Eddin 85. 

Muskar 74. 316 f. 324 (Kirche). 

Mustilia (Misli) 115 (Kirche des H. 
Blasius). 

Mutalaske (Talas) 157 (Kirche der Pa- 
nagia, des Georg, der Koimesis). 

Myra (Dembre) 73 ff. 243. 300. 314 f. 
324—41. 344 (Kirche u. Kloster des 
H. Nikolaus u. des Eustathios. 

Myros (Dembretschai) 299 f. 315 f. 324. 



H. 



Nakch Bendij 85. 
Nar 8. Nora. 



390 



Register 



Nasli 1. 

Nasr Eddin Chodja 94. 

*Nazianz 155. 269 f. 277. 283 ft. (Kirchen- 
rainen). 

Nea Moni auf (.-hios 340. 

Nenesi 282 f. 

Nenesidagh 282 f. 284. 

Nephon, Mönch, Soandere 136. 189. 

Nero, Kaiser 141. 

Newschehr (Neapolis) 225. 247. 

Nicäa 228 (Kirche des Diomedes n. 
Hauptkirche). 

Nihde b. Kadena. 

Nikander, Heiliger 327. 

Nikephorus L, Kaiser (802—11)229. 

Nikephorus, Presbyter 216. 

Nikobulos, Klostervorstand zu Xanxaris 
269. 

Nikolaus, Heiliger 298. 324. 326 E 336. 
340. 343. 

Nirse 192. 

Nis, Insel im Egerdirgöl 12. 84 ff. 92 
(Kirchen des H. Stephan, des Theo- 
dor, des Michael u. Gabriel u. der 
Eudokia). 

Nora oder Neroassos (Nar) 276 f. 282. 

Novara (Baptisterium) 313. 

O. 

♦Olympus, Lykien 31. 73 (Kirche). 

Olympus, Statthalter zu Tyana 269. 

Oluborlu s. Apollonia. 

Örkeues 94. 

Ortakoi (Derekoi), im Soandere. S. 
auch Potamia 122. 149 (Kirchen des 
H. Georg, des Konstantin, der Pana- 
gia, der Tschanliklisse). 

Ortakoi bei Nihde 269. 

Ortasangöl bei Tyana s. Asmabäus. 

Osia, Pisidien 29. 

P. 

Pamphylien 25. 31. 46. 56. 
Panagia, ölschwitzcndes Bild zu Apollo- 
nia 6 f. 
♦Pauemutelchos (^Klimax) 28 (2 Kirchen). 
Pankratios, Mönch 262. 
Paradis = Aporidos Kome 82. 
Pareuzo, Baptisterium 313. 
*Parnassus 254. 284. 



Paspa oder Pasa 102. 109. 
♦Patara 73 (Kirche). 
Paulus, Bischof (?) v. Baris 8 f. 
Paulas, Bischof v. Bindeos (Findos) 13. 
Paulus u. Bamabas 9. 
I Paasanias 65. 
' Pepuza 83. 
Perdikkas 26. 

*Perge 9. 14. 16. 46-56 (4 Kirchen). 
Peri 60. 
Peristrema 269 ff. 274. 276 (Felskirch eo ; 

die Jilanliklisse, die Karajedikklisse). 
♦Phellus 73 (Kirche). 
Philipp HI. von Spanien 61. 
*Pinara 73 (Kirche). 
Pisidien 3 f. 6. 9. 93. 
Pisid. Passe (Klimax. Ariassos) 21. 28. 

25. 28. 
Plato, Bischof von Ciscissos (Kiske) 173. 
Polybius 28. 
Pompeji (Tempel der Fortuna Augasta) 

203. 
Popatschai 4. 
Potamia (Ortakoi) 149. 
Primopolis 58. 
Prokop, Heiliger 204. 
*Prokopion (ürgüb) 204. 
♦Prostanna (Egerdir) 18. 81. 84f. vgl. 

Limnä. 
Ptolemäus 10. 55. 84. 263. 
Pungä 178. 
Pydn« 73 (Kirche). 
Pylen, die taurischen (Kilikische Tore) 

100. 117. 291 f. 

Ravenna (Apollinare in Classe, St. 

Andrea di Goti) 328. 
Refad 248. 
V. Richter 84. 
♦Rhodiapolis 75. 78. 341. 
Rhodus 295 844f. (Churma Medrese). 
Rom (Tempel der Fortuna virilis) 203. 
Romanos IV. Diogenes (1067—71) 5. 284. 

{». 

Sabas, Heiliger 157 ff. 

♦Sagalassus (Aglasun) Uff. 54. 81 (drei 

Kirchen). 
Salambria oder Salaberina s. Seime. 
Salbacus 2. 



Salonik — ^Stephanus 



391 



Salonik. Kirche des H. Elias 150; K. 
der Hagia Sophia 213. 310. — Ka- 
zandjilar Djami (St. Bardias) 139. 

Salzenherg 330. 

Salzmann 326. 328. 332 ff. 

Sainsundagh 3. 

Sanzama 115. 

Sannahadae s. Zanapa. 

Sarilar 65 ff. 

Sarmusaklj 200. 

Saros = Zamanti 170. 

Sarychan 241. 

Sary Mahmut 190. 

Sasaltscha 102. 

Sasima (Hasakoi) 99. 112. 115. 121. 290 
(Kirche ^er Makrina). 

Sati 167. 172. 174 (Kirche, Monastir). 

Sator-Arepo-Tenet (Zauberformel) 231. 

Scharapsa (Aogä?) 69. 72. 

Schechkoi 78. 

Scholarios, Mönch 151. 

Schönborn, deutscher Forscher 26. 

Seihnn 295. 

Selef 8. Seleucia. 

Seleucia, Cilicien 253. 

Seleucia, Pamphylien 66. 

»Seleucia (Selef), Piwdien 9 f. 12 f. 81 
(Kirche). 

*Selge 72f. (Kirche). 

Seime (Salambria oder Salaberina?) 
263 f. 270 (Feiskirchen; die Kale- 
klisse). 

Selve 238. 

Semendre (Dasmendron ?) 110 ff. (Kir- 
chen der H. Makrina, der Analipsis, 
des Basilius, Georg u. Hckader). 

Semiramis, Hügel der, Tyana 99. 

Seraidjik 73 (Kirchen). 

Seres in Makedonien 138. 

Sevedo 297. 

'Side (Eski Adalia) 59. 61—65. 95 
(Kirche). 

Sideropalos 286. 

Sidy Battal Gazy 84. 

*Sidyma 74 (Kirche). 

SikeoD 6. 

Sile 285. 

Siuasos (Asuna) 134. 204. 238 (Kirchen 
des Joh. Prodromus, des Kreuzes, des 
Nikolaus, des Joh. Theol.). 



Sindjerli Chan 97. 

Sindjidere (Flaviana) 156 f. 160. 191. 
201 (Kirche des Johannes Prodromus, 
des Georg, der Metamorphosis). 
Sinekkalessi 71 f. (Kirche). 
Sinope 114. 
Sis 173. 295. 
Sisinnius 102. 276. 

Sisinnius, Großadmiral Konstantins II. 
20. 

Sivridagh 84 (Viarus mons). 

Sivri Hissar 107. 132. 248. 265. 276 ff. 
283. 285 (Kizilkilisse oder Kirche 
des H. Panteleemon 276 ff., die Fels- 
kirchen des H. Gregor und der Trias). 

Sivri Naz 84. 

Sivritepe (Hagia I^aura) 287. 

Skiathos (Kirche der Panagia) 20. 

Skomnon (Hagias) 314. 

Skupi 107. 174. 189. 192 ff. 197 ff. (Kirche 
der Vierzig Märtyrer bei Skupi 192 
—198. In Skupi: Ajos Georgios, die 
Koimesis und die Garabklisse). 

Smyma 1. 345 f. 

*Soandere (Soandus) 100. 109. 114. 121 
—154 (Höhlenkirchen: Münchilklisse 
128, Balyqklisse 129, Akkilisse 132, 
Karabaschklisse 135, Beliklisse 189, 
Tschanavarklisse 143, Eustathius- 
kapelle 144, Kirche der H. Barbara 
145. — Im Seitental von Ortakoi : K. 
des Panteleemon, des Charalambos, des 
Michael, des Chrysostomus, der Pana- 
gia, die Kapalyklisse, die Barbara- 
kapelle). 

*Sobeson 254 s. Suwasa. 

Soghanly 23. 

Söjütli 180 (Kirche). 

Solak 56. 

Solymer 31. 

Sorghun 65. 

Sorsovu (Nazianz) 115. 263. 282 ff. 
(Höhlenkirchen). 

Sorsovu, der Bergsee von, 284. 

Soterichus, Bischof von Ciseissus (Kiske) 
173. 

Sozomenus 161. 

*Sozopolis (Apolloiiia) 5 f. 7. 

Spalato 8. 313. 

Siepbauus Byzantinus 5. 



392 



Register 



Stephanus, Bischof von Bindeos 13. 

Sterret 4 ff. 11. 

Strabo 14. 65. 71. 97. 114. 117. 155. 
204. 276. 

Sudjak 343. 

Sultandagh bei Konia 94. 256. 

Sultandagh in Phrygien 3. 

Sura 74. 314. 342 f. (Kirchen u. Kloster- 
anlage). 

Suren 190. 

Surp Daniel 201. 

Surp Garabet 179. 200 f. (Kirche des 
Joh Prodromus). 

Susam Bayry 204 (Höfalenkircbe des 
Theodor, die Saradjaklisse). 

SuBUzkoi 21. 

Savermesdagh 202. 

SUvescha (Thebasa?) 286. 

Suwugendagh 178. 

Suwasa (Sobeson?) 44. 112. 175 f. 177. 
192. 247. 249-54 (Christi. Oktogon 
249—53, Höhlenkapelle). 

*Syllion 19. 48. 55 ff. 

T. 

Talas 8. Mutalaske. 

*Tamiso8 (Damsa) 239 f. 

Tarsus 292 f. 295 (Klissedjami == Pau- 
luskirche, Uludjami = Hagia Sophia, 
die arm. Pauluskirche, die Panagia). 

Taschdji 174 f. 178. 

Tatlar 247. 248 f. 285 (Karadjaklisse). 

Tatta Limne (Tuzgöl) 256. 

Taulusun 201. 

Taurus, der kilikische 96 ff. 102. 149. , 
291 ff ' 

Taurus, der pisidische 14. 19. 23. 

Tekmoren, Vereinigung 84. I 

Terinessos 30. j 

Tetramorphos 147. 

Texier, franz. Architekt 124. 210. 232. 
274 299f. 303f 308ff. 311. 324. 326. 
330. 332. 334. 338 f. 

Thamades, Mönch, Gereme 219. I 

Thebasa 115. 286. 

Theodor Laskaris, Kaiser (1204—22) 
45. 246. 252. 

Theodor, Bischof von Kremna 20. 

Theodor von Sikeon 6 f. 

Theodor, Diakon von Sagalassos 18. 



Theodor, Bischof von Tyaoa 281. 
Theodor, Vater des Architekten Zeno 57. 
Theodorich 323. 
Theodosiopolis, Pisidien 13. 81. 
Tfacodosius II., Kaiser(408— 450) 31. 269. 
Theognost, Mönch, Gereme 217. 
Tfaeophili, Johannes 7. 
Theophiles, Papas bei Skapi 197. 
Theophylakt, Geistl. zu Tomartt 186. 
Theopiste, Nonne 229. 
Thomas, Mönch 233. 
Till 107. 287 f. (Kirchen des H. Andreas, 

des H. Basilius). 
Timur 7. 

Tirchin 290 (Georgskircke). 
Tobada 249. 
Tomarza 107. 167. 174. 180-87 (Kirche 

der Panagia) 190. 
Torcello 86. 
Trajan 6. 
Tschaitschi 65 f. 
Tschakalbajad 843. 
Tschakisch Tschiflik 59. 
Tschanaktschi 57. 
Tschandir 73. 

Tscharink Kilisa == TschanlikUsse 151. 
TschaUldagh 248. 
TschauBchkoi 67. 
Tschawusch In 234. 236 ff. (Ainaly- 

klisse). 
Tscheltek 96. 257. 262 (Tschanliklisse). 
Tschibukchan 29. 
Tschifliktepe 25. 
Tschomachly 191 (Kirche). 
Tunazdagh 82. 
^Tyana (Klisse Hissar) 95 f. 98 f. 100 ff. 

202. 263. 269. 284. 291. 
Tyanitis 97. 
Tzimiskes, Johannes, Kaiser (969—76) 

269. 287. 

r. 

Ugurludagh 23. 

Uluatsch 111 ff. (Kirche der Kyriake, 
des Nikolaus, Georg, Basilius, Blasius, 
Andreas, der Uagia Sophia). 

Ulukman 5. 

Umurlutschai 174. 178. 

Urgüb (Prokopion) 112. 134. 204. 225. 
238 ff. 241 (Mehrere Kirchen). 



Usengitschai — Zoticus 



393 



Uschgöl bei Tyana 99. 
UseDgitschai 240. 
Ütsch Ajak 278. 
Ütsch Hissar 204. 
Ütsch Perendjedagh 121. 

V.W. 

ValeDs, Kaiser (864—78) 98. 228. 

Yalentinian 281. 

Yaiisa s. Balbissa. 

Vatatzes, Joh. Dukas, Kaiser (1222— 

54) 252. 
Yenasa s. Avanos. 
YcDcdig (San Marco) 12. 222. 287. 
Weresin Chan 255. 
Yiarus mons s. Sivridagh. 
Yiranschehr (Örenschehr) bei Caesarea- 

Mazaca 201 f. (Kirchenruine). 
Yiranschehr bei Halvadere 265 ff. 

(Kirchen). 



X. 

*Xanthas in Lykien 78 (Kirchen). 
XanthuB (Akkartochai) 73. 93. 
Xanzaris oder Zanzaris 102. 269. 

Z. 

Zamanti (Sams) 170. 174. 178. 

Zauapa (Sannabadae) 96. 

Zengibar 121. 277. 

Zeno, Architekt 57. 

Zeno, Kaiser 291. 

Zenodotos, Bisch, von Termessos und 

Eudocia 81. 
Zeus 288. 241. — Zeus Stratios 254. 
Zoe, Kaiserin 840. 
ZoiluSy Bisch, von Baris 6. 
Zosimas, Heiliger 286. 262. 272. 
Zosimusy Heiliger 5 f. 82. 
Zoticns, Bisch, von Ck>nana in Pisidien 

82 f. 



DIeterieh'sche YerlagsbacUiaiidliing, Theodor Weicher, Leipzig. 

Rom und Romanismus 

im griechisch-römischen Osten. 

Mit besonderer Berfiekslchtlgong der Sprache. 

Bis auf die Zeit Hadrians. 

Eine Studie 



Dr. Ludwig Hahn, 

Professor am Neuen Gymnasiam in Kümberfir. 

XVI und 278 Seiten gr. 8». M. 8.—, gebunden M. 10.—. 

Inhalt: I. Italigehe Zelt. II. Von Pyrrhos bh Polybiog. III. Ton 
der Zerstömngr Corlnths bis zur Sehlacht bei Aktlum. lY. Die Zelt des 
Augustus. V. Die erste Kalserzelt (Von Tiberiu» bis Trajan). Wortregister. 
Nachträge und Berichtigungen. 

Prof. Paul Wendland in Lietzmanns Handbuch z. N.T.: 

„Gerade noch hinweisen kann ich auf das bedeutende 
und gedankenvolle Bueh von li. Hahn. Es gibt eine 
ausgezeichnete Ergänzung meiner Darstellung, besonders auf 
politischem Oebiet. Den Theologen kann diese genussreiche 
Lektüre nur dringend empfohlen werden. 

[Vergl. Besprechung im Literarischen Zentralblatt v. 6. IV. 1907.] 



Al9 Ergämung zu dem obigen Werk» ist soeben erechienen: 

Romanismus und Hellenismus. 

Zum Sprachenkampf 
im Römischen Reich bis auf die Zeit Jostinians. 

Eine Skizze 
von Ludwig tlaliti. 

(Sonderdruck aus ^Philologus".) Preis Mk. 1.40. 

Pnick von C*. Kreysing in TiPipsiff. 



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