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Full text of "Kleine philologische Schriften. : Herausg. von Rudolf Peppmüller. [Portr.]"

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Opuscula   philologica 
Bergkiana 


edidit 


fiiidolfns  Peppmflller. 


Volumen  L 
Ad    Latinas    llteras    spectantia. 


Adiuncta  est  Bergkii  imago. 


Halls   Saxonnm, 

in    Orphanotrophei  libraria. 
MDCCCLXXXIV. 


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Kleine  philologische  Schriften 


von 


Theodor  Bergk. 


Herausgegeben 


von 


findolf  Peppmflller. 


I.  Band. 
Zur  römischen  Literatur. 


Mit  Bergks   Bildnifs. 


Halle  a.  S., 

Yerlag  der  Buchhandlung  des  "Waisenhauses. 
1884. 


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Vorwort. 


Die  Herausgabe  Bergkscher  Opuscula  ist  gewifs  eine  dankbare, 
der  Wissenschaft  erspriefsliche  Aufgabe.  Der  Unterzeichnete  hat  daher 
nicht  nur  aus  Gründen  der  Pietät  für  den  heimgegangenen  theuren 
Lehrer  keinen  Augenblick  Bedenken  getragen,  einer  in  dieser  Hin- 
sicht an  ihn  gerichteten  Aufforderung  Folge  zu  leisten,  wenngleich 
er  sich  die  Schwierigkeiten  einer  solchen  Aufgabe  nicht  verhehlte.  Da 
eine  vollständige  Sammlung  alles  dessen,  was  Bergk  in  seinem  arbeits- 
vollen, rastlos  der  Wissenschaft  gewidmeten  Leben  geschrieben  hat, 
bei  der  Reichhaltigkeit  des  vorliegenden  Materials  schon  aus  buchhänd- 
lerischen Rücksichten  ausgeschlossen  war  und  also  von  vornherein  nur 
an  eine  Auswahl  gedacht  werden  konnte,  so  mufste  vor  allem  die 
Frage  entschieden  werden,  welche  Gesichtspunkte  bei  Aufstellung  des 
Planes  die  leitenden  sein  sollten.  Wäre  dabei  lediglich  die  Zugäng- 
üchkeit  der  einzelnen  Schriften  in  Betracht  gekommen,  so  hätte  es 
nahe  gelegen,  eine  Sammlung  der  akademischen  und  Schulschriften  zu 
veranstalten,  da  einige  dieser  Abhandlungen,  zumal  die  haUischen 
Stipendienschriften,  kaum  noch  zu  beschaffen  sind.  In  der  That  hat 
ein  solcher  Plan  eine  Zeit  lang  bestanden,  allein  er  wurde  ausgeben, 
weU  sich  auf  diese  Weise  keine  geschlossene  innere  Einheit  erzielen 
liefe.  Und  doch  soUten  die  Opuscula,  soweit  möglich,  als  Ganzes 
erscheinen,  das  sich  als  eine  Art  von  Pendant  der  bedeutendsten  kri- 
tischen Leistung  Bergks,  den  Poetae  Lyrici  Graeci,  an  die  Seite  stellen 
Heise.  So  entschied  sich  der  Herausgeber  endlich,  nicht  ohne  den  Rath 
erfahrenerer  Fachgenossen,  wie  der  Herren  Professoren  G.-R.  F.  Bücheier, 
E.  Hiller,  H.  Keil  und  A.  Rofsbach,  denen  er  an  dieser  Stelle  auch 
öffentlich  seinen  Dank  ausspricht,  in  ernstliche  Erwägung  gezogen  zu 
haben,  dafür,  in  den  ersten  Band  vor  allem  Bergks  Beiträge  zur 
älteren  römischen  Literatur  aufzunehmen,  denen  einiges  Andere  aus 


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yi  Vorwort. 

diesem  oder  jenem  Grunde  beigefugt  worden  ist  Wenn  bei  den  Plau- 
tinis  die  Recensionen  von  Ritschls  und  Jleckeisens  Plautus  stehen,  so  ist 
dies  zwar  eine  Abweichung  von  dem  im  allgemeinen  befolgten  Grundsatze 
Eecensionen  zuvörderst  auszuscheiden,  doch  findet  diese  Ausnahme, 
sowie  die  Au&ahme  der  Lucrezrecension,  in  der  Sache  selbst  genügende 
Eechtfertigung.  Die  den  Schlufs  bildenden  Inedita  schienen,  soweit  sie 
aus  dem  Rahmen  des  Ganzen  nicht  heraustreten,  in  dieser  Sammlimg 
die  ihnen  gebührende  Stelle  zu  finden:  aber  auch  das  Sallustianum,  die 
Ovidiana  und  Horatiana  mochte  der  Herausgeber  nicht  ausschliefsen : 
bezeugen  sie  doch  aufs  neue,  mit  welcher  Theilnahme  Bergk  auch  in 
den  letzten  Jahren  seines  Lebens,  wo  ihn  körperliche  Leiden  so  oft 
beschwerten,  die  Arbeiten  der  Fachgenossen  verfolgte  imd  wie  er  sich 
von  ihnen  immer  wieder  zu  eigener  Thätigkeit  angeregt  fühlte. 

Auch  der  zweite  Band  wird  ein  möglichst  einheitliches  Ganze 
bilden :  er  soll  unter  Anderem  die  Beiträge  zu  den  älteren  griechischen 
Philosophen,  den  Alexandrinern  und  aUe  diejenigen  der  griechischen 
Philologie  gewidmeten  Abhandlungen  umfassen,  in  welchen  Bergk  eben 
gemachte  Funde  zuerst  oder  unter  den  Ersten  besprochen  hat:  gerade 
hier  hat  er  oft  genug  die  glänzendsten  Beweise  seines  imgemeinen  Scharf- 
sinnes gegeben.  Diesem  zweiten  Bande  wird  auch  eine  Skizze  von 
Bergks  Leben  beigegeben  werden. 

Dafs  der  Herausgeber  seinerseits  keine  Mühe  gescheut  hat,  um 
durch  eine  sorgfaltige,  ihm  durch  die  Liberalität  der  hiesigen  Bibliotheks- 
verwaltung wesentlich  erleichterte  Revision  sämmüicher  Citate,  sofern 
dieselbe  ihm  irgend  möglich  war,  sowie  durch  aufinerksame  Correctur  der 
Druckbogen  den  vorliegenden  Band  der  philologischen  Welt  möglichst 
correct  zu  übergeben,  kann  er  versichern:  eigene  Zusätze  hat  er,  wie 
üblich,  in  eckige  Klanmiem  eingeschlossen.  Wenn  er  Citate  aus  Plautus 
in  doppelter  Weise  anführt,  so  wollte  er  dadurch  nicht  nur  gröfsere  Gleich- 
mäCsigkeit  im  Citiren  erreichen,  sondern  er  meinte  so  auch  im  gewissen 
Sinne  nach  Bergks  Meinimg  zu  verfahren,  welcher  (Opusc.  L  91)  aus- 
drücklich bemerkt,  dafs  sich  'über  die  Neuerung,  fortlaufende  Zahlen 
durch  ein  ganzes  Stück  zu  zählen,  in  tUramque  partem  urtheilen  lasse.' 

Halle,  im  August  1883. 

Bndolf  Peppmüller. 


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Inhaltsverzeicilnifs. 


Vorwort p.  V.  YI 

Yerzeidmifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften     .    .  p.  IX  —  XXXTE 

Plautina p.    1  —  208 

I.   Recension  des  Ritschlschen  Plautus  (Trinnmmus)  .    .    .  p.     3 — 29 

n.    Fortsetzung  derselben  (MUes  Oloriosus,  Bacchides,  Stichns) .  p.    29—53 

-m.   Commentatio  de  Plauti  Trinummo p.    53  —  70 

■^V.   Zur  Kritik  des  Plautus p.    70—89 

V.   Recension  des  Fleckeisenschen  Plautus p.    89 — 106 

Zu  Ritschis  Ausgabe  des  Pseudolus p.  106 — 109 

-Beitröge  zur  Kritik  des  Plautus p.  109 — 120 

VI.   Commentatio  de  Plautinis  fabulis  emendandis     .    .     .  p.  120 — 131 

Vn.   Plautinische  Stiidien p.  132— 151 

VUI.  Emendationum  Plautinarum  pars  I p.  151  — 163 

IX.   Emendationum  Plautinarum  pars  11 p.  163 — 174 

X.  Emendationum  Plautinarum  pars  in p.  174 — 181 

XI.  De  pronuntiatione  Plautina p.  182 — 191 

~Xn.  Ueber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften  p.  192 — 207 
XTTT.   Propria  quaedam  nomina  ap.  Lat  com.  exstantia  aut 

explicantur  aut  emendantur p.  208 

Enniana p.209— 316 

L   Quaestionum  Ennianarum  specimen p.  211 — 235 

n.   Quaestionum  Ennianarum  specimen  novum    .     .    .    .  p.  235  —  246 

m.   Kritische  Studien  zu  Ennius p.  246— 311 

rV.   Quaestionum  Ennianarum  specimen  III p.  311 — 316 

Zu  den  scenischen  Dichtem  der  Römer p.317 — 421 

L   Kritische  Bemerkxmgen  zu  den  römischen  Tragikern  .  p.  319  —  378 

^^.   Zu  den  lateinischen  Komikern p.  379 — 421 

LiTieretiana p.423  — 473 

I.   Quaestionum  Lucretianarum  specimen  I p.  425 — 435 

n.   Quaestionum  Lucretianarum  specimen  n p.  435— 455 

m.   Recension  des  Lachmannschen  Lucrez p.  455  —  470 

Lucrez  von  Bemays p.  470— 473 


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vm  Inhaltsverzeichnifs. 


Zur  Sacralpoesie  der  Eömer p.475  —  518 

L   De  carmmum  SaliariTim  reliquiis p.  477 — 495 

n.   Das  Lied  der  Arvalbrüder p.  495—518 

De  Paelignorum  sennone p.519  —  542 

Commentatio  I p.  521  —  533 

Commentatio  IE p.  533—542 

Varia p.543  — 612 

I.   De  Comificio  poeta p.  545 — 556 

n.   Zwei  Zauberformeln  bei  Cato p.  556— 570 

m.   Varroniana p.  571— 580 

rv.   Anecdoton  Parisinum p.  580 — 612 

Inedita p.613  — 672 

I.    Mversaria  zu  Plautus'  Trinummus p.  615 — 644 

n.   Eine  altlateinische  Inschrift p.  644—651 

m.   Zu  Sallust p.  651— 655 

IV.  Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem p.  655 — 668 

V.   Horatiana p.  668— 671 

VI.   Varronianum p.  671— 672 

Aus  Bergks  Handexemplaren p.673  —  684 

A.  Plautus  (Miles  Gloriosns,   Bacchides,    Stichns,   Pseudolus,  Me- 

naechmi,  Mostellaria,  Persa,  Mercator,   Traculentos,  Asinaria)  p*  673  —  681 

B.  EnniUS  (Annales,  Tragoediae,  Comoediae,    Saturae,    Euemems, 

ox  incertis  libris) p.  681  — 682 

C.  Tragici  Latini  (Ennias,  Pacuvins,  Accios,  ex  ine.  ine.  fab.)   .  p.  682  —  683 

D.  Lucilius p.  683—684 

Wori;-  und  Sachr^ster ' p.685  —  698 

Stellenregister p.699  — 718 


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Verzeichnirs 


Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


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Verzelchnlfs 


Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


1833.  1.  Viro  summo  Godofredo 
Herrn  anno  praesidi  suo  diem  natalem 
a.  d.  IV.  Cal.  Decembres  MDCCCXXXTTT 
gratolator  societas  Graeca  interpreto 
Th.  B.  Inest  Commeotatio  de  fragmentis 
Sophoclis.  Lipsiae,  typis  Staritzii,  ty- 
pogr.  acad.     VI  uad  34  pp.  in  8. 

1S34.  2.  Anacreontis  carm.  reliqoias 
ed.  Th.  B.  Lipsiae,  sumtu  Reichenba- 
chiorum  fratmm.  MDCCCXXXIV.  XIV 
und  298  pp.    8. 

3.  De  carmine  Solonis  ad  Mimner- 
morn.  Zeitschr.  f.  d.  Alterthumsw.  In 
Verbindung  mit  einem  Verein  von  Ge- 
lehrten herausgegeben  Ton  Dr.  Ludw. 
Chr.  Zimmermann.  Giefsen  1834.  Ver- 
Ug  von  G.  F.  Hey  er,  Vater.  I.  Jahrg. 
Nr.  53,  p.  426— 429. 

4.  *  Schedae  criticae.  Fasciculus  I. 
12  Nummern  zu  latein.  Schriftstellern. 
Z.  f.  d.  AW.  L  Jahrg.  Nr.  125,  p.  1002 
bis  1008. 

18S5.  5.  De  Antimachi  et  Hadriani 
Gatachenis.  Z.  f.  d.  AW.  H.  Jahrg. 
Nr.  37,  p.  300—302. 

6.  Schedae  criticae.  Fasciculus  11. 
Z.f.d.AW.  n.  Jahrg.  Nr.  39.  40,  p.  313 
bis  324.    12  Nummern. 


7.  Schedae  criticae.  Fasciculus  ITI. 
Z.  f.  d.  AW.  n.  Jahrg.  Nr.  113.  114, 
p.  911  —  917.     12  Nummern. 

8.  Poetae  Scenici  Graeci.  Accedunt 
perditarum  fabularum  fragmenta.  Re- 
cognovit  et  praefatus  est  Guil.  Din- 
dorfius.  Lipsiae,  Übraria  Weidmau- 
niana.  MDCCCXXX.  XXXJI.  766, 162S. 
Erster  Artikel.  Z.  f.  d.  AW.  H.  Jahrg. 
Nr.  118-120,  p.  945—968. 

9.  De  aliquot  fragmentis  tragicorum 
Latinorum  (von  Th.  B.,  Mitglied  der 
Griech.  Gesellschaft  in  Leipzig).  Scripsi 
lips.  m.  Decembri  MDCCCXXXTTT.  Rhei- 
nisches Museum  für  Philologie.  Heraus- 
geg.  V.  F.  G.  Welcker  und  A.  F.  Näke. 
m.  Jahrg.    Bonn  1835.    p.  70—88. 

10.  Andocidis  orationes  quattuor  ro- 
cens.  Carolus  Söhiller.  Lipsiae  1835. 
Darin  p.  109— 160:  Theodori  Bergk  ad 
editorem  epistola. 

11.  Quaestiones  Aristophaneae  scripsit 
F.  V.  Fritzsche.  Lips.  1835.  Darin  sind 
p.  317 — 322  Bemerkungen  zur  griech. 
Komödie  (Gesetz  des  Syrakosios). 

1886.  12.  Poetae  Scenici  Graeci.  Ac- 
cedunt perditarum  fabularum  fragmenta. 
Recogn.    et  praefatus  est  Guil.   Din- 


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5m 


Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


dorfius.  Lipsiae,  libraria  Weidman- 
niana.  Zweiter  Artikel.  Z.  f.  d.  AW. 
Herausg.  von  Dr.  Ludw.  Chr.  Zimmer- 
mann. Darmstadt,  Verlag  von  Ed.  Heil, 
m.  Jahrg.    Nr.  5  - 10,  p.  44  -  83. 

13.  Programma  gymnasii  primarii 
Bnmsvicensis  quo  scholamm  .  . .  initiom 
indicit  G.  T.  A.  Krueger,  gymn.  dir.  et 
prof.  Insimt  exerdtationum  criticarum 
in  poetas  Oraecos  minores  capita  quin- 
que.  Scripsit  Dr.  Fr  id.  Guil.  S  ch  nei- 
de win.  Brunsvigae  1836.  30  S.  4. 
Z.  f.  d.  AW.  m.  Jahrg.  Nr.  67.  68, 
p.  540—549. 

14.  Lectiones  Theocriteae.  Rhein.  Mus. 
Herausg.  von  F.  G.  Welcker  und  A.  F.  Näke. 
IV.  Jahrg.  p.  217  — 229.  Scripsi  lipsiae 
mense  Maio  MDCCCXXXV. 

15.  Theodori  Bergkii  de  Soolio  Pin- 
dari  in  Xenophontem  Corinthium  disser- 
tatio  et  coniecturae  in  poetas  Graecos. 
Acta  societatis  Graecae.  Ed.  A.  Wester- 
mannus,  C.  H.  Funkhaenel.  Vol.  I. 
Praefatus  est  G.  Hermannus.  Lipsiae 
MDCCCXXXVI.    p.  187-208. 

16.  Benjamino  Theodore  Kirch- 
ner 0  viro  clarissimo  in  saoris  muneris 
semisecularibus  solenmibus  sacrum  esse 
voluerunt  scholaeLatinae  magistri. 
A.  d.  m.  Id.  Septembr.  MDCCCXXXVI. 
Formis  orphanotrophei  Halensis.  Lai 
Festgedicht  in  34  alcöischen  Strophen. 

• 
1837.    17.   Coniecturae    in    comicos 
Graecos.    Caput  primum.    I— VI.    Z.  f. 
d.  AW.  IV.  Jahrg.   Nr.  5.  6,  p.  42—50. 

18.  Coniectanea  non  reiectanea.  I  — 
VI.  Z.f.  d.AW.  IV.  Jahrg.  Nr.  54.  55, 
p.  442-452. 

19.  Coniecturae  in  poetas  Graecorum 
lyricos.  I— VI.  Z.  f.  d.  AW.  IV.  Jahrg. 
Nr.  56,  p.  453—458. 


20.  Commentationes  de  reliquiis  co- 
moediae  Atticae  antiquae.  LibrilL  lips. 
1838.    440  pp.    8. 

1838.  21.  Simonides  Cei  carminum 
reliquiae.  Ed.  Dr.  F.  G.  Schneide- 
win.  Brunsvigae,  Fr.  Vieweg  et  filius. 
MDCCCXXXV.  LIV  und  263  S.  gr.  8. 
Z.  f.  d.  AW.  V.  Jahrg.  Nr.  1  —  4,  p.  11 
bis  39.  Es  folgt  die  Besprechung  von: 
Eustathii  prooem.  comment  Pindaricorum. 
Ed.  F.  G.  Schneide  win.  Accesserunt 
I.  Supplementa  corp.  fragm.  Pindar. 
Boeckhiani.  n.  Exercitationum  critic. 
in  poetas  Graecos  capita  VI.  vn.  VUI. 
IX.  X.  XI.  Gottingae,  typis  et  impensis 
libr.  Dieterich.  MDCCCXXXVH.  Xund 
72  S.    8.    p.  35—39. 

22.  Quaestionum  de  Theocriti  dialecto 
specimen  I.  Rhein.  Mus.  VI.  Jahrg. 
p.  16—41.    Scripsi  Halae. 

1889.  23.  Theodori  Bergkii  Commen- 
tatio  de  prooemio  Empedoclis.  Ankün- 
digungsschrift der  am  28.  Sept.  1839  zu 
haltenden  öffentlichen  Prüfung  sämmt- 
licher  Classen  des  Königl.  Joachimsthal- 
schen  Gymnasiums,  zu  welcher  ergebenst 
einladet  der  Dir.  Dr.  August  Meineke. 
Berlin  1839.    p.  3— 34. 

24.  Aristophanes'  Werke,  übers,  von 
J.  G.  Droysen.  1.  Theü  1835;  2.  Theü 
1837;  3.  Theü  1838.  Berlin,  bei  Veit 
und  Comp.  Hallische  Jahrb.  für  deut- 
sche "Wissensch.  und  Kunst  Herausg. 
V.  Dr.  A.  Rüge  und  Dr.  Th.  Echtermeyer, 
n.  Jahrg.  1839.  Nr.  2—4,  p.  11  — 32*). 


*)  Der  B.  B.  onterzeichneto  Anfeatz  stammt 
theüs  von  Bergk,  theUs  von  Rnge  her  und  hat  auch 
in  Roges  gesammelte  Schiiften  Auftiahme  gefanden. 
In  einem  Briefe  ohne  Orts-  und  Datumsangabe 
bemerkt  Rage  Folgendes  darüber:  'Mit  unserer 
Aristophanesrecension  bin  ich  fertig  geworden .  .  . 
Ich  werde  weder  Sie  noch  mich  nnterschreiben 
kSnnen ,  weil  wir  beide  so  nnter  einander  laufen, 
dafk  es  wie  mit  Leo  und  Gßrres  eine  untrennbare 
Verwechslang  giebt.  * 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


xra 


25.  Aristophanes.  In  den  Fragmenta 
comicorom  Graecormn.  ColL  et  dispos. 
Aug.  Meineke.  Vol.  IE.  Pars  IL  p.  993— 
1224.  Berolini,  typis  et  impensis  G.  Rei- 
men.   MDCCCXL. 

1840«  26.  Fragmente  griechischer 
Dichter  aus  einem  Papyrus  des  Eönigl. 
Musei  zu  Paris.  Nach  Letronne  herausg. 
v.Dr.  Fr.Wilh.  Schneidewin,  aufser- 
ordentL  Prof.  zu  Göttingen.  Göttingen,  in 
der  Dietrichschen  Buchhandlung.  1838. 
Z.  f.  d.  AW.  Vn.  Jahrg.  Nr.  71 ,  p,  577 
bis  581. 

27.  Coniecturae  in  lyricos  Graecos. 
Cap.  n.  I —VI.  Z.  f.  d.  AW.  vn.  Jahrg. 
Nr.  103,  p.  843— 848. 

28.  Coniecturae  in  comicos  Graecos. 
Cap.n.  I— VI.  Z.  f.d.AW.  vn.  Jahrg. 
N.131,  p.  1076—1079. 


Ich  habe  Ihre  Kritik  der  Uebenetzong  benatzt 
und  noch  Einiges  dazu  gethan,  namentlich  den 
dritten  Theil  berücksichtigt;  dann  2.  nach  Ihrer 
Ansicht  aosgefOhrt,  wie  zweckmäÜBig  eine  chro- 
Dologiflche  Ordnung  nnd  eine  stetige  Entwicklang 
<Ier  Zeitgeschichte  mit  eingelegten  Stücken  ge- 
▼weo  wire ;  femer ,  wie  Sie  anführen ,  was  aach 
unzweifelhaft  ist,  daPs  alle  Stücke  wesentlich 
Oe^genheitsgedichte  im  grGDsten,  meist  poli- 
tttchen  Sinne  und  eben  daram  im  Zusammen- 
hange der  Historie  za  geniersen  seien. 

Somit  habe  ich  mir  nar  geringe  Wendungen 
und  Bichtongen  Ihrer  Ausführongen  erlaubt,  die 
zweifelsohne  in  Ihrem  Sinne  sind.  Dann  aber 
komme  ich  auf  das  Kapitel  der  Moral  in  der 
KomCdie  und  der  Gesinnung  des  Dichters  und 
endlich  aof  die  Partie  der  attischen  Sittlich- 
keit, nimlich  den  Festzag  zu  Ehren  der  diony- 
sischen Gottheiten,  worauf  es  bei  Beurtheilung 
der  Aristophanischen  Licenz  und  Tendenz  ankommt. 
Hier  bin  ich  nun  freilich  gegen  Ihre  als  gegen 
Droysens  Aofbssung,  und  ebensowohl  aus  histo- 
rischen, als  aus  Gründen  des  BegrÜTs  der  ko- 
mischen Poesie.  Ich  habe  mich  nicht  wenig  mit 
dieser  Entwicklung  der  Sache  geplagt,  der  Sache, 
d.  h.  der  Aristophanischen  Komödie  und  ihrem 
Begriff  und  ihrer  historischen,  d.  h.  attisch -sitt- 
lichen Bedeutung,  bin  aber  sehr  glücklich,  dab 
ich  diesem  braven  Kerl  wieder  näher  in  die 
Schal  ksaogen  zu  blicken  eine  Veranlassung  und 
MS  dieser  Veranlassang  selbst  eine  nicht  geringe 
Belehrung  geschöpft  habe.' 


29.  Heinr.  Düntzer  und  die  philolo- 
gische Kritik.  Hallische  Jahrb.  für 
deutsche  Wissenschaft  und  Kunst.  Her- 
ausg. V.  Dr.  A.  Rüge  und  Dr.  Th.  Echter- 
meyer, m.  Jahrg.  1840.  Nr.  297— 300. 
S.  2371—2376, 2383—2384, 2390—2392, 
2397—2400*). 

1841«  30.  Commentatio  de  Chrysippi 
libris  tkqX  (kfzo(p(tTtx(ov,  Sechster  Jahres- 
bericht über  das  Kurfürstliche  Gymna- 
sium zu  Cassel,  womit  zu  den  am  29., 
30.  und  31.  März  Statt  findenden  Schul- 
feierKchkeiten  einladet  Dr.  C.  F.  "Weber, 
Gymnasialdirector.    39  pp.    4. 

31.  Schedae  criticae.  Fasciculus  IV. 
1  — XII.  (Zu  griech.  Schriftstellern.)  Z. 
f.  d.  AW.  Begr.  von  Dr.  Ludw.  Chr. 
Zimmermann,  fortges.  von  Dr.  th.  Karl 
Zimmermann  und  Dr.  Fr.  Zimmermann. 
Vm.  Jahrg.    Nr.  10-11,  p.  84-94. 

Corrigenda  et  Addenda  hiezu  enthält 
Nr.  40,  p.  336. 

32.  Delectus  poetarum  iambicorum 
et  melicorum  Graecorum.  Ed.  F.  G. 
Schneidewin.  Auch  unter  dem  Haupt- 
titel :  Delectus  poesis  Graecorum  elegiacae, 
iambicae, meHcae.  Ed. F. G. Schneide- 
win. Sectio  n  et  HI.  Poetae  iambici 
et  melici.  Gottingae,  ap.  Vandenhoeck 
et  Ruprecht.  MDCCCXXXIX.  Z.  f.  d. 
AW.  vm.  Jahrg.  Nr.  71  — 74,  p.  585 
bis  610. 

33.  Hermesianactis  poetae  elegiaci 
Colophonii  fragmentum  notis  et  glos- 
sario  et  versionibus  tum  Latinis  tum 
etiam  Anglicis  instruxit  Jacobus  Bailey 
A.  M.  e  coli.  Trinit.  Cant.  Appendicis 
loco  subiiciuntur  Archilochi  ac  Pratinae 


•)  Der  AuCsatz  ist  unterzeichnet  mit  den 
Buchstaben  E.  0.  0.,  jedenfislls  die  Vocale  von 
Theodor.  Düntzer  antwortete  darauf  im  Hamburger 
Correspondenten.  Eine  Replik ,  die  mit  denselben 
Buchstaben  unterzeichnet  ist,  brachten  dann  die 
Jahrbücher  im  Jahre  1842.     S.  Nr.  S6. 


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XIV 


Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


fragmenta  similiter  instructa.  Accedit 
Georgii  Burgesii  Epistola  critica.  Lon- 
dini  excuderunt  R.  et  J.  E.  Taylor, 
MDCCCXXXTX.  Berliner  Jahrb.  für 
wissenschaftliche  Kritik.  Nr.  47  —  49, 
p.  375  —  389. 

34.  Charikles.  Bilder  altgriechi- 
scher Sitte,  zur  genaueren  Kenntnifs 
des  griechischen  Privatlebens.  Von  Wil- 
helm Adolph  Becker,  Prof.  an  der 
Universität  Leipzig.  1.  und  2.  Theil. 
gr.  8.  Leipzig  1840.  Verlag  von  Fr. 
Fleischer.  Hallische  Jahrbücher  für  deut- 
sche Wissenschaft  und  Kunst.  Herausg. 
von  Echtermeyer  und  Rüge.  Leipzig, 
0.  Wigand.  Nr.  91  —  98,  p.  361'— 391**). 

1842«  35.  Uober  die  Sprache  der 
römischen  Epiker  von  Dr.  J.  K.  Köno, 
Lehrer  am  Gymnasium  zu  Münster. 
Nebst  einer  Nachschrift  über  d.  Metr. 
der  röm.  Epiker  von  Prof.  Dr.  W.  H. 
Grauert.  Münster  1840.  LiderTheis- 
singschen  Buchhandlung.  Z.  f.  d.  AW. 
Li   Verbindung  mit   einem  Verein   von 


')  Diese  Recension  ist  mit  X  unterzeichnet. 
Dafs  sie  von  Th.  Bergk  stammt,  geht  unter  An- 
derem aus  einem  Briefe  Th.  Echtermeyers  an 
Bergk,  der  das  Datum  'Dresden,  den  12.  Mai  1841' 
führt ,  unrweideutig  hervor.  Auf  dieselbe  Recen- 
sion bezieht  sich  W.  Qiesebrecht  in  einem  Briefe 
vom  1.  Mai  1841,  und  Rüge  in  einem  Schreiben 
vom  22.  Nov.  1840  dankt  für  eine  Kritik  (den 
'Anti-Düntzer'),  die  bald  anonym  gedruckt, 
wie  der  Verfasser  es  gewünscht,  voriiegen  werde: 
dabei  spricht  er  die  Erwartung  aus,  dafs  die 
Kritik  des  CHiarikles  bald  anlangen  werde. 

Dafs    auch   eine    mit  X  unterzeichnete    Be- 
sprechung 
Euripidis    Iphigenia    in    Aulide    resensuit    J. 
A.  Hartungus.     Praemittuntur  de   Euripidis 
fabulamm    interpolatione     disputationes    duae. 
Erlangen,  bei  Palm  und  Enke.    1839.     8.    und 
Euripidis   Iphigenia  in   Aulis,    bes.   in  Hsthet. 
Hinsicht.     1.  HÄlfte.    Oldcnb.  Progr.  v.  Mich. 
1837    von    J.   T.   E.  Greverus,     welche    in 
Nr.   11  —  14    der   ErgKnzungsblfttter    zur    allg. 
(hallischen)  Literatur -Zeitung  Jahrg.  1841    er- 
schienen ist  (p.  81— 87,  07  —  112) 
von  Bergk  herrührt ,  läfst  sich  zwar  nicht  belegen, 
ist  aber  aus  inneren  Gründen  wahrscheinlich. 


Gelehrten  fortges.  von  Dr.  M.  Fuhr  und 
Dr.  Fr.  Zimmermann.  IX.  Jahrg.  p.  183 
bis  198. 

36.  Deutsche  Jahrb.  für  "Wissensch. 
u.  Kunst  Herausg.  unter  Verantwort- 
lichkeit der  Verlagshandlung  (0.  Wigand 
in  Leipzig).  I.  Jahrg.  1842.  Nr.  97— 99, 
S.  387-388,  391  —  392,  395  —  396.  H. 
Düntzer  und  die  philol.  Kritik.  Auch 
ein  Nachtrag.  (Replik  auf  Düntzers  Ent- 
gegnung auf  ,H.  D.  u.  d.  phil.  Krii'  im 
Hamburger  Correspondenten*). 

37.  Philosophomm  veterum  praeser- 
tim  qui  ante  Platonem  floruerunt  operum 
reüquiae.  Rec.  et  ill.  Simon  Karsten. 
Vol.  n.  Empedocles.  Auch  unter  dem 
bes.  Titel:  Empedoclis  Agrig.  carminum 
reliquiae.  De  vita  eins  et  studiis  dis- 
seruit,  fragmenta  explicuit,  philos.  illu- 
stravit  S.  Karsten ,  phil.  theor.  mag.  litt 
doctor.  Amstelodami,  sumtibus  J.  Müller. 
1838.  Z.  f.  d.  AW.  IX.  Jahrg.  p.  1001 
bis  1011. 

38.  Memoriae  obscurae.  Beiträge  zur 
griech.  Philol.  Cap.  I— VI.  Rhein.  Mus. 
für  Philol.  Herausg.  von  F.  G.  Welcker 
und  F.  Ritschi.  N.  F.  I.  Jahrg.  Frank- 
furt a.  M.  1842.    p.  355—381. 

39.  Coniecturae  in  Aristophanem. 
12  Nummern.    Rhein.  Mus.  I.  p.  89  -  97. 

40.  Sexti  Pompei  Festi  de  verborum 
signiücatione  quae  supersunt  cum  Pauli 
Epitome,  emendata  et  annotata  a  Ca* 
rolo  Odofredo  Muellero.  Lips.  ap. 
Weidm.  a.  MDCCCXXXIX.  HaUische 
allg.  Literatur -Zeitung.  lunius  1842. 
Nr.  103-106,  p.  209—239. 


*)  Anch  dieser  Aufsatz  trägt  die  Unterschrift 
E.  0.  0.  (Theodor).  Bezog  auf  ihn  nimmt  ein 
Brief  Ruges  an  Bergk ,  der  '  Dresden,  den  23.  Ja- 
nuar 1842'  datirt  ist. 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


41.  Karl  Otfried  Müller*8  Ge- 
schichte der  griechischen  litteratur  bis 
auf  das  Zeitalter  Alexander's.  Nach  der 
Handschrift  des  Verfassers  herausgegeben 
von  Dr.  Eduard  Müller.  1.  u.  2.  Band 
1841.  Deutsche  Jahrb.  für  Wissensch. 
nnd  Kunst  Herausgeg.  unter  Verant- 
wortlichkeit der  Verlagshandlung  (0.  Wi- 
gand  in  Leipzig.  Forts,  von  Echtermeyer 
und  Rüge).    Nr.  65— 69,  p.  257»-275^ 

1843.  42.  Indices  leotionum  .  .  . 
qnae  in  acad.  Marb.  per  semestre  aesti- 
vum  a.  MDCCCXIHI  habendae  propo- 
nuntur.  Darin  eine  Abb.  über  den  Dichter 
CJomificius,  welche  Bergks  Namen  nicht 
ausdrücklich  trägt,    p.  UI— IX. 

43.  Indices  lect  Marb.  quae  per  sem. 
hib.  a.  MDCCOXLin—  IV  habendae  pro- 
ponuntur.  Darin  werden  zehn  Stellen 
aus   Sophokles'   Fragmenten    behandelt 

p.m— vm. 

44.  Natalem  sezagesimum  septimum 
.  .  .  Guilielmi  11.  Electoris  ...  ab 
acad.  Marburg,  die  XXVm.  lulü  (a. 
MBCCCXUII)  celebrandumindicitTh.B. 
Inest  Servii  Cassellani  part.  I.  p.  3^—29. 

45.  Natalem  quadragesimum  secun- 
dum  .  .  .  Friderici  Guilielmi  principis 
electoralis,  consortis  regiminis  Hassiae 
...  ab  acad.  Marb.  die  XX.  Augusti 
(a.  MDCCCXLm)  celebrandum  indicit 
Th.  B.  Inest  Servii  Cassellani  part.  11. 
p.3-33. 

46.  Regiae  universitati  littorarum  Fri- 
derico  -  Alexandrinao  d.  XXIII.  mensis 
Aug.MDCCCXLEU  sacra  saecularia  prima 
feliciter  agenti  .  .  .  gratulatur  .  .  .  aca- 
demia  Marburgensis.  Praemissa  est 
Theodori  Bergkii  Commentatio  de 
Aristotelis  übello  de  Xenophane,  Zenone 
et  Gorgia.    p.  3  —  38. 

47.  Poetae  Lyrici  Graeci.  Recensuit 
Th.  B.  lipsiae,  apud  Reichenbachios. 
MDCCJCXLni.    Vm  u.  887  pp. 


48.  Zu  Piatos.  Kratylos.  Zeitschr.  f. 
d.  Alterthumswissensch.  Herausg.  von 
Dr.  Th.  Bergk  und  Dr.  Jul.  Caesar,  Prof. 
zu  Marburg.   I.  Jahrg.   Nr.  3,  p.  23— 24. 

49.  Uebcr  einen  griech.  Hymnus  auf 
Isis.  Z.  f.  d.  AW.  I.  Jahrg.  Nr.  5  — 7, 
p.36— 46,  49—52. 

50.  Inschriften  aus  den  sicilischen 
Cyclopenhöhlen.  Z.  f.  d.  AW.  I.  Nr.  85. 
86,  p.  673-684. 

51.  Zu  Hipponax.  Z.f.  d.  AW.  I. 
Nr.  120,  p.  957— 958. 

1844.  52.  Indices  lect  Marb.  quae  per 
sem.  aestiv.  a.  MDCCCXI2V  habendae 
proponuntur.  Darin  sind  Enniana  ent- 
halten p.  in— XVII,  4  Abschnitte. 

53.ViroclarissimoFriderico  Creu- 
zero  .  .  .  de  munere  professoris  in  univ. 
Heidelbergensi  ante  quadraginta  annos 
suscepto  gratulatur  Th.  B.  Inest  Com- 
mentationum  crit.  specimen  (XX  Num- 
mern).   31  pp. 

54.  Indices  lect. . .  quae  in  acad.  Marb. 
per  sem.  hibernum  a.  MDCCCXLTV — 
V  habendae  proponuntur.  Common ta- 
tionum  criticarum  specimen  11.  (Vin 
Nummern.)  p.  III  —  IX. 

55.  Natalem sexagesimumoctavum... 
Guilielmi  IT.  Electoris ...  ab  acad.  Mar- 
burg. dieXXVm.  luHi  (a.  MDCCCXLIV) 
.  .  .  celebrandum  indicit  Th.  B.  Inest 
Commentatio  de  Hermesianactis  Elegia. 
p.  3— 40. 

56.  Natalem  quadragesimum  tertium 
.  .  .  Friderici  Guilielmi  principis  electo- 
ralis ...  ab  acad.  Marburg,  die  XX.  Augusti 
(a.  MDCCCXLIV)  . .  .  celebrandum  indicit 
Th.  B.  Inest  Servii  Cassellani  part.  DI. 
p.  3—30. 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


57.  Inclutae  aoademiae  Alber- 
tinae Eegiomontanae  sacra  saecularia 
tertia  die XXIX. Augusti  MDCCCXUV 
celebranda  amica  mente  gratolator  aca- 
demia  Philippina  Marburgensis. 
Die  Schrift  enthält  ein  griechisches  Fest- 
gedicht in  63  elegischen  Distichen, 
p.  3—7. 

58.  Z.  f.  d.  AW.  Zweiter  Jahrgang. 
Cassel,  Druck  und  Verlag  von  Th.  Fischer. 
Vorwort.  Nr .  1  —  2 ,  p.  1  —  1 1 ,  Borgks 
Ansicht  über  die  Alterthumswissenschaft 
enthaltend. 

59.  Die  Maroellusschlacht  bei  Clasti- 
dium.  Mosaikgeroöldo  in  der  Casa  di 
Goethe  zu  Pompeji.  Ein  archäoL  Vor- 
such von  Dr.  Heinr.  Schreiber.  Mit 
4  lithogr.  Tafeln.  Freiburg,  Universitäts- 
buchdruckerei der  Gebr.  Groofs.  1843. 
72  S.  4.  Z.  f.  d.  AW.  Nr.  34—35, 
p.  265-278. 

60.  Erklärung  mit  dem  Motto  "Anloög 
6  fjtO&og  Tijg  aXrid^etag  t<fi\  Kov  notxtXütv 
Silräydix*  iQfirjvfv/LtttTtav.  Gegen  Schnei- 
dewins  Beurtheilung  der  ersten  Ausgabe 
von  Bergks  Poetae  Lyrici  (Berliner  Jahrb. 
für  wissenschaftl.  Krit.  Nr.  63  ff.).  Bei- 
lage zur  Z.  f.  d.  AW.    Mai  1844.  14  S. 

61.  Die  Schale  des  Codrus,  her- 
ausg.  von  Emil  Braun.  Berlin  (Gotha) 
1843.  4  BL  Imp.  fol.  Z.  f.  d.  AW. 
n.  Jahrg.    Nr.  117—118,  p.  929-939. 

62.  1.  Philoxeni,  Timothei,  Tolestis  di- 
thyrambographorum  reüquiae.  Do  eorum 
vita  et  arte  commentatus  est,  carminum 
fragmenta  collegit  et  explicuit  Dr.  Geor- 
gius  Bippart,  soc.  Graec.  sod.  Idps. 
Köhler.     1843.    8ma. 

2.  De  Philoxeno  Cytherio  dithyram- 
borum  poeta.  Scripsit  Lud.  Aug.  Berg- 
lein, Brunopolitanus,  regii  Seminarii 
nuper  sod.  Gottingae,  Dietr.    1843.    8. 

3.  Adversaria  in  Aeschyli  Prometheum 
vinctum  et  Aristophanis  Aves  philologica 


et  archaeologioa  scripsit  Fr.  "Wiesel er. 
Gottingae,  Dietrich  1843.    8  mai. 

In  der  Neuen  Jenaischen  allg.  Lite- 
ratur-Zeitung. Verantwortlicher  Redac- 
teur:  Dr.  F.  Hand  in  Jena.  Druck  und 
Verlag  von  F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig, 
in.  Jahrg.  Nr.  302—304,  p.  1205»- 
1215  \ 

63.  üeber  die  Beschränkungen  der 
Freiheit  der  älteren  Komödie  zu  Athen. 
Zeitschrift  für  Geschichtswissenschaft 
Unter  Mitwirkung  der  Herren  A.  Boeckh, 
J.  und  W.  Grimm,  G.  H.  Pertz  und  L. 
Ranke  herausg.  von  Dr.  W.  Adolph 
Schmidt  Berlin  1844.  Verlag  von 
Veit  und  Comp.    IL  p.  193  —  219. 

64.  EröfEhungsrede  der  Philologen- 
versammlung zu  Cassel  im  J.  1844  in 
den  Verhandlungen  p.  10 — 12;  Schlufs- 
rede  an  die  Versammlung  p.  109  f. 

1845«  65.  Indices  lect . .  quae  in  acad. 
Marb.  per  sem.  aestiv.  a.  MDCCCXLV 
habendae  proponuntur.  Darin  eine  Ab- 
handlung über  Babrius'  Fabeln,  p.  HI 
bis  XI. 

66.  Indices  lect . .  quae  in  acad.  Marb. 
per  som.  hibemum  a.  MDCCCXLV— VI 
habendae  proponuntur.  Commentationum 
criticarum  specimen  HL  p.  m — XV. 
(20  Nummern ;  fast  gänzlich  in  die  zweite 
Ausgabe  der  Poetae  Lyrici  übergegangen). 

67.  Natalem  sexagesimum  nonum . . . 
Guilielmi  IE.  Electoris  ...  ab  acad.  Mar- 
burg, die  XXVIII.  luln  (a.  MDCCCXLV) 
.  .  .  celebrandum  indicit  Th.  B.  Inest 
Servii  Cassellani  part  IV.  p.  3—33. 

68.  Natalem  quadragesimum  quartum 
.  .  .  Friderici  Guilielmi  principis  electo- 
ralis  et  consortis  regiminis  Hassiae  .  .  . 
ab  acad.  Marburg,  die  XX.  Augusti 
(a.  MDCCCXLV) . . .  celebrandum  indicit 
Th.  B.  Inest  Servii  Cassellani  part.  V. 
p.  3—41. 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  .philologischen  Schriften. 


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69.  Viro  darissimo  et  carissimo  Ca- 
rolo  Fr.  Weber  Gymnasii  Cassellani  direc- 
tori  de  magistri  munere  ante  yiginti 
qninqae  annos  snscepto  .  .  .  gratulator 
Th.  B.  Inest  CJommentatio  de  tabula 
Hiaca  Parisiensi.  Marbnrgi,  typis  Elwerti 
acad.  p.m.  IV,  1  —  7. 

70.  Beiträge  zur  griechischen  Monats- 
kunde von  Th.  B.  Oiefsen  1845.  Ver- 
lag von  B.  C.  Ferbor.  Boeckh  gewidmet. 
70  pp. 

71.  Anecdoton  Parisinnm.  Z.  f.  d.  AW. 
ra.  Jahrg.  Nr.  11 ,  14—17,  p.  81  —88, 
109-131. 

72.  Beiträge  zur  Kritik  der  Pootae 
Lyrici  Graeci  ed.  Th.  Bergk  v.  F.  W. 
Schneidewin.  Göttingen,  Dietrichsche 
Buchhandlung.  1844.  Antikritik  von  B. 
in  der  Z.  f.  d.  AW.  IH.  Jahrg.  Nr.  21  — 
24,  p.  161-192. 

73.  BeUage  Nr.  2  zur  Z.  f.  d.  AW. 
in. Jahrg.  Erklärung.  (Gegen Schnei- 
dewin gerichtet). 

74.  Ueber  den  Hercules  dos  Polycles. 
Z.  f.  d.  AW.  m.  Jahrg.  Nr.  99—100, 
p.  787-791,  793—795. 

75.  De  Foenoris  nautici  contractu  iure 
Attico  scr.  Gerardus  de  Vries  Har- 
lemensis.  Harlemi,  ap.  Erusemann.  1843. 
114  8.  8.  Z.  f.  d.AW.  m.  Jahrgang. 
Nr.  119,  p.  947-949. 

76.  Zur  Periegeso  der  Akropolis  von 
Athen.  Z.  f.  d.  AW.  IH.  Jahrg.  Nr.  121 
bis  124,  p.  961  — 991.  Der  Aufsatz  ist 
auch  als  besonderer  Abdruck  vorhanden. 

77.  Heber  die  Kritik  im  Theognis. 
BhMus.  N.F.  ni.  Jahrg.  p.  206-233, 
396-433. 

78.  On  the  age  of  Babrius.  In  The 
clftssical  museum.    IH.    p.  115  — 134. 

Th.  Borgk  Kleine  Schriften    I. 


79.  Ueber  die  Composition  des  Kastens 
des  Cypselus.  Archäologische  Zeitung, 
herausg.  von  E.  Gerhard.  Nr.  34  —  36, 
p.  150-160,  167—176,  181—186. 

80.  Die  Geschwomengorichte  in  Athen. 
Verhandlungen  der  neunten  Versammlung 
deutscher  Philologen,  Schulmänner  und 
Orientalisten  zu  Jena  am  29.  30.  Sep- 
tember, 1.  und  2.  October  1846.  Jena 
1847.  Crökersche  Buchh.  p.  38-41. 
Debatte  darüber  p.  41—46. 

1846.  81.  Indices  lectionum . . .  quae 
in  acad.  Marburg,  per  semestre  aestivum 
a.  MDCCCXLVI  habeudae  proponuntur. 
Darin  ein  Aufsatz  über  die  Laokoongruppe 
p.  m— XI. 

82.  Indices  lectionum  .  .  .  quae  in 
acad.  Marburg,  per  semestre  hibernum 
a.  MDCCCXLVI— Vn  habendae  propo- 
nuntur. Darin  eine  Abhandlung  über 
Lucretius  nebst  Emendationen.  p.  m 
bis  X. 

83.  Natalem  septuagesimum  . . .  Gui- 
lielmi  II.  Electoris  ...  ab  acad.  Marburg, 
die  XXVin.  m.  luUi  (a.  MDCCCXLVI) . . . 
celebrandum  indicit  Th.  B.  Inest  Ana- 
lectorum  Aloxandrinorum  part.  I.  De 
Eratosthenis  Erigone.    p.  3  — 31. 

84.  Natalem  quadragesimum  quintum 
Friderici  Guilielmi  principis  electoralis 
et  consortis  regiminis  Hassiae  ...  ab 
acad.  Marburg,  die  XX.  m.  Augusti 
(a.  MDCCCXLVI)  .  .  .  celebrandum  in- 
dicit Th.  B,  Inest  Analectorum  Aloxan- 
drinorum part.  n.  Commentationis  de 
Eratosthenis  Erigone  continuatio.  p.  3 
bis  23. 

85.  Memoriam  viri  ill.  et  consult. 
Arm.  Em.  Ende  mann!  .  .  .  auctoritato 
et  nomine  acad.  Marb.  civibus  commen- 
dat  Th.  B.  Marburgi,  typis  Elverti  aca- 
demicis.    MDCCCXLVI.    p.  3—30. 

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86.  Scholiornm  Thoocriteorum  pars 
inedita,  quam  ad  codicis  GonevenBis 
fidem  edidit  J.  Ädert  Schol.  nonn.  a.  et 
in  Gymn.  Genev.  prof.  Turici.  Impensis 
Meyeri  et  ZeUeri.  1843.  Z.  f.  d.  AW. 
IV.  Jahrg.    Nr.  59,  p.  470—472. 

87.  Ueber  die  Einheit  und  üntheil- 
barkoit  des  ersten  Buches  der  Ilias.  Z. 
f.  d.  AW.  IV.  Jahrg.  Nr.  61  —  64,  p.  481 
bis  506. 

88.  Zu  Properz.  Z.  f.  d.  A W.  IV.  Jahrg. 
Nr.  100,  p.  793-799. 

89.  Hermes  der  Rinderdieb.  Rhein. 
Mus.    N.  F.    IV.  Jahrg.  p.  131-133. 

90.  Zu  Valerius  Maximus.  Rhein. 
Mus.    N.  F.    IV.  Jahrg.  p.  120— 130. 

91.  Theocriti  carmina  rec.  Chr.  Zieg- 
ler. Tubingae,  Laupp.  1844.  8  mai. 
Neue  Jenaische  Literatur -Zeitung  V. 
Jahrg.  Nr.  156— 157,  p.621»— 627»». 

92.  Bilder  antiken  Lebens  herausg. 
von  Theodor  Panofka.  Mit  20  Fi- 
gurentafeln. 4.  Berlin,  Reimer.  1843. 
Allg.  Literatur- Zeitung.  Halle.  1846. 
Nr.  131  — 133,  p.  1041  — 1043,  1049— 
1056,  1059—1064. 

93.  Ulisse  furente  e  la  nascitä  di 
Tagete  del  prof.  Teodoro  Bergk.  An- 
nali dell'  instituto  di  conispondenza  ar- 
cheologica.  Volume  terzo  deila  serie 
nuova,  deoimottavo  di  tutta  la  serie, 
p.  302—312.  Auch  als  besonderer  Ab- 
druck vorhanden,    p.  3 — 13. 

1847.  94.  Indices  lect.  . . .  quae  in 
acad.  Marburg,  per  semestre  aestivum 
a.  MDCCCXLVn  habendae  proponimtur. 
Darin  Ckjmmentationum  criticarum  spe- 
cimen  FV.  (Zu  den  griech.  Lyrikern. 
Meist  aufgenommen  in  die  2.  Ausg.  der 
Poetae  Lyrici).  VII  Nummern,  p.  HI 
bisX. 


95.  Indices  lect.  .  .  .  quae  in  acad. 
Marburg,  per  semestre  hibemura  a. 
MDCCCXLVn— MDCCCXLVm  haben- 
dae  proponuntur.  Inest  Th.  B.  Commen- 
tatio  de  carminum  Saliarium  reüquiis. 
p.  ni— XTV. 

96.  Natalem  septuagesimum  primum 
.  .  .  Guilielmi  IL  Electoris  ...  ab 
acad.  Marb.  die  XXVIU.  m.  lulii  (a. 
MDCCCXLVn)  .  . .  celebrandum  indicit 
Th.  B.  Inest  Exercitationum  Plinianarum 
pari  I.    Xn  Nummern,    p.  3  —  33. 

97.  Natalem  quadragesimum  sextum 
.  .  .  Friderici  Guilielmi  principis  electo- 
ralis  et  consortis  regiminis  Hassiae  ab 
acad.  Marburg,  die  XX.  m.  Augusti 
(a,  MDCCCXLVn)  .  .  .  celebrandum  in- 
dicit Th.  B.  Darin  Theognidis  elegia- 
rum  ed.  sec.  specimen  I  (v.  1  —  226). 
p.  3  -  27.    Cf.  Poetae  Lyr.«  p.  381  -  396. 

98.  Anocdoton  Pindaricum.  Z.  f.  d. 
AW.  V.  Jahrg.  Nr.  1,  p.  1— 6.  Eine 
nachträgliche,  gegen  G.  Hermann  und 
Schneidewin  (Philol.  I)  gerichtete  Be- 
merkung dazu  findet  sich  in  dems.  Jahrg. 
Nr.  60,  p.  480. 

99.  Uebersicht  der  neuesten  archaeol. 
Arbeiten.  I.  XJssing  De  nom.  vasoruni 
disputatio.  H.  Lettre  k  Ms.  Schom  . .  par 
Raoul-Rochette:  Zeitschr.  f.  d.  AW. 

V.  Jahrg.  Nr.  21—23,  p.  164—178. 
in.  Questions  de  Thistoire  -de  l'art  par 
Raoul-Rochette:  V.  Jahrg.  Nr.32  — 
33,  p.  254—260.  IV.  Denkmäler  der 
alten  Kunst  fortges.  von  Fr.  "Wieseler 
Bd.  n.  Heft.  3.  Göttingen  1846.  Nr.  33, 
p.  260—261.  V.  Neuerworbene  Denk- 
mäler des  Königl.  Museums  zu  Berlin. 
Beschrieben  v.  Ed.  Gerhard.  Drittes 
Heft  BerUnl846.   Nr.  33,  p.  261 -263. 

VI.  Zur  Archäologie  oder  zur  Geschichte 
und  Erklärung  der  alten  Eimst.  Abhand- 
lungen von  Fr.  Creuzer,  besorgt  von 
Jul.  Kayser.  Leipzig  und  Darmstadt, 
Leske.    LH. Bd.    Nr.  33— 34,  p.  263— 


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267.  Vn.  lieber  die  Auffassung  der  Na- 
tur in  der  Pferdebildung  antiker  Plastik 
von  L.  S.  Ruhl.  Cassel  1846.  80  S. 
Nr.  34,  p.  267— 271. 

100.  Inscriptiones  Graecae  ineditae. 
Ad  Aug.  Boeokhium  misit  loannes  Lu- 
dovicus  Tis  sing.  Havniae.  Reitzel 
1847.  72  S.  Z.  f.  d.  AW.  V.  Jahrg. 
Nr.  137  —  139,  p.  1093  —  1107. 

101.  Soxtii  Aurelii  Propertii  elegia- 
rum  libri  quattuor  roc.  et  commentariis 
illustravit  Guil.  Ad.  B.Hertz berg,  Ph. 
Dr.  Tom.  I.  Quaestiones  continens.  Tom.  II. 
Prop.  carmina  cimi  discrepantia  libr.  mss. 
continens.  Tom.  III.  Commentarios  libri 
I  et  n  continens.  Tom.  IV  (III.  2). 
Commentarios  libri  m  et  IV  continens. 
Balis,  Lippert  &  Schmidt.  1843—45. 
8  mal.  Neue  Jenaische  allg.  Literatur - 
Zeitung.  Im  Auftr.  der  Univ.  zu  Jena 
redigirt  v.  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  F.  Hand, 
lioipzig,  F.  A.  Brockhaus.  YI.  Jahrg. 
Nr.  208 -270,  p.  1070*— 1082*. 

102.  Archäologische  Aufsätze  von 
OttoJahn.  Mit  3  Kupfertafehi.  Greife- 
wald, Koch.  1845.  8.  Allg.  Literatur - 
Zeitung.  Halle.  1847.  Nr.  284—287, 
p.  1113  — 1115,  1121  —  1136,  1139- 
1144. 

103.  1.  Athene  Ergane  (Gegen  Pa- 
nofkafl  Deutung  einer  Tafel  XXVII  des 
3.  Jahrg.  der  Arch.  Z.  mitgetheilten  Ter- 
racotta).  2.  Talos  (Zur  Erkl.  eines  Va- 
senbildes bei  Welcker  Tril.  S.  261.  Aus 
brieflicher  Mittheilimg).  Archäol.  Zeitung. 
Herausg.  von  Ed.  Gerhard.  N.F.  I.  Jahrg. 
Berün  1847.    p.45— 48. 

104.  Lityerses  (Gegen  Panofka,  IL 
Jahrg.  1844.  Nr.  24,  p.  385— 398).  Arch. 
Zeitung.    N.F.    L  Jahrg.    p.  135-138. 

105. Bura und Troezen.  Arch.Z.  N.F. 
I.  Jahrg.    III.  Griech.  Münzen,    p.  138  f. 


106.  Friedenssäule  von  Xanthos.  — 
Roma  und  Fortuna.  —  Demeter  Erinnys 
und  Arion.  Archäol.  Zeitung.  N.  F. 
I.  Jahrg.  Beilage  Nr.  3.  September  1847. 
(Nachlese  zur  Arch.  Z.).    p.34*— 36*. 

1848.  107.  Indices  lectionum  .  .  . 
quae  in  acad.  Marb.  per  semestre  hiber- 
num  a.  MDCCCXLVni- MDCCCXUX 
habendae  proponuntm*.  Inest  Th.  B.  Quae- 
stionum  Sophoclearum  spec.  I.  7  Num- 
mern, p.m— V.  (Scr.  Casellis  d.  XXIX. 
m.  lul.  MDCCCXLVni). 

108.  GuiliolmiMauritiiSchmidt 
Diatribe  in  dithyrambum  poetarumque 
dithyrambicorum  reliquias.  Berolini, 
Reimer.  1845.  271  S.  8.  Z.  f.  d.  AW. 
VI.  Jahrg.    Nr.  55  u.  56,  p.  437  -  445. 

109.  Die  lex  Ovinia.  Z.  f.  d.  AW. 
VI.  Jahrg.    Nr.  75  u.  76,  p.  598-602. 

110.  Zu  Clemens  Alexandrinus.  Z.  f. 
d.  AW.     VI.  Jahrg.    Nr.  95,  p.  672. 

111.  Zu  Thucyd.  V.  35.  Z.  f.  d.  AW. 
VL  Jahrg.    Nr.  114,  p.  912. 

112.  T.  Macci  Plauti  comoediae  ex 
recensione  Fr.  Ritschelii.  Tomi  I 
pars  I.  Trinummus.  Bonnae,  H.  B.  König 
sumptus  fecit.  MDCCCXLVni.  CCCXLVI 
S.  Einleitung.  178  S.  8.  Z.  f.  d.  AW. 
VI.  Jahrg.   Nr.  141  — 144,  p.  1 124  - 1 149. 

113.  Sieben  Conjecturen  zu  Sophokles. 
Rhein.  Mus.  für  Philol.  N.  F.  VI.  p.  145 
bis  151. 

114.  Sopra  una  medaglia  arcadica  coli' 
epigrafe  EPISIN.  Bullettino  deU'  instituto 
di  corrispondenza  archeologica.  Nr.  IX 
di  Settembre  1848.    p.  136—140. 

115.  Ueber  das  Zwölftafelgesetz  vom 
Wegbau.  Zeitschr.  für  geschichtl.  Rechts- 
wissenschaft, herausgeg.  v.  F.  E.  v.  Sa- 
vigny,  C.  F.  Eichhorn  und  A.  A.  F.  Ru- 

b* 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


dorff.    Bd.  XIV.    Berlin,   in  der  Nicol. 
Bnclih.    p.  139-144. 

1849.  116.  Indices  lect.  .  .  .  quao  in 
acad.  Marb.  per  sem.  hib.  MDOCCXLTX— 
MDCCCL  habendao  pi-oponuntnr.  Inest 
Th.  B.  Commentatio  de  Planti  Trinummo. 
11  Nummern,    p.m— XIV. 

117.  Lncian  und  Phlegon  ntQi  fxaxQo- 
ß((ov.  Z.  f.  d.  AW.  Vn.  Jahrg.  Nr.  2 
und  3,  p.  11—24. 

118.  Demosthenes  Gebui-tsjahr.  Z.  f. 
d.  AW.    vn.  Jahrg.    Nr.  29,  p.  282. 

119.  Die  Privatschiedsrichter  und  die 
öffentlichen  Diäteten  Athens,  sowie  die 
Austrägalgerichte  in  den  griech.  Staaten 
des  Alterthums  mit  einem  epigraphischen 
Anhange  von  M.  H.  E.  Meier.  Halle, 
C.A.Schwetschke  und  Sohn.  1846.  53  8. 
4.   Z.f.d.AW.   Nr.  34  u.  35,  p.  265 -277. 

120.  Sophoclis  tragoediae.  Rec.et  expl. 
Ed.Wunderus.  Vol.  11.  Secillconti- 
nens  Aiacem.  Ed.  11.  Gothae  MDCCCXLV. 
Vol.  I.  Sect.  rv  continens  Antigonam. 
Ed.  m  multis  locis  omendata.  8  mai. 
320  S.  Gothae,  Hennings.  1846.  1847. 
AUg.  Literatur  -  Zeitung.  Halle.  Nr.  134 
bis  136,  p.  1065-1068,  1073  —  1088. 

121.  Die  homerischen  Hymnen  auf 
Apollo,  V.  F.  "W.  Sehn  cid  ewin.  gr.  8. 
74  S.  Göttingen, Vandenhoeck  u.  Ruprecht. 
1847.  Allg.  Literatur -Zeitung.  Halle. 
Nr.  233  u.  234,  p.  705— 712  u.  718—720. 

122.  Dionysos  und  die  Kabiren.  Ar- 
chäol.  Zeitung  (Denkmäler  und  Forschun- 
gen) Jahrg.  vn.   p.  44—48. 

123.  Das  sogenannte  Schwert  des  Ti- 
berius.  "Winckelmannsfest- Programm  im 
Archäologischen  Anzeiger  (Archäol.  Zei- 
tung, Jahrg.  vn)  Nr.  4.  5,  p.  61  —  64. 
Ueber  denselben  Gegenstand  veröffent- 
licht L.  Lorsch  eine  briefliche  Mitthei- 


lung von  B.  in  den  Jahrbüchern  des 
Vereins  von  Altorthumsfreunden  im 
Rheinlande.    Heft  XIV.  p.  185  f. 

1850.  124.  Indices  lect.  .  .  .  quae 
in  acad.  Marburg,  per  semostre  aestivum 
MDCCCIj  habendae  proponuntur.  Inest 
Th.  B.  Commentationum  oriticarum  spec.V. 
p.  ni  —  XIV.  (12  Nummern  zur  Odyssee, 
dann  je  eine  Nummer  zu  Archilochus 
und  Hipponax). 

125.  Indices  lectionum  .  .  .  quae  in 
acad.  Marburg,  per  seraestre  hibomum 
a.  MDCCCL— MDCCCLI  habendae  pro- 
ponuntur. Inest  Theodori  Borgkii  Exer- 
citationum  criticarum  spec.  VI.  p.  in  — 
X.  9  Nummern.  (Zu  griech.  Schrift- 
stellern). 

126.  Natalem  quadragesimum  nonum 
.  .  .  Friderici  Guilielmi  I.  Electoris  .  . . 
ab  acad.  Marburg,  die  XX.  Augusti  anni 
MDCCJCL  .  . .  celebrandum  indicit  Th.  B. 
Inest  Theognidis  Elegiarum  editionis  spe- 
cimen  II  (v.  227-508).  p.  3  — 24.  Cf. 
Poetae  Lyr.*  p.  396—411. 

127.  T.  Macci  Plauti  comoediae  ex 
rec.  Fr.  Ritsch olii.  T.  L  P.IL  Miles 
Gloriosus.  XXXnS.und224S.  8.  T.I. 
P.m.  Bacchides.  XIV S. und  155  S.  8. 
MDCCCXLTX.  T.  TL,  P.  I.  Stichus. 
XXXI  S.  und  109  S.  MDCCCL.  Bonnao, 
H.  B.  König  sumptus  fecit.  Z.  f.  d.  AW. 
Vm.  Jahrg.    Nr.  41— 44,  p.  325— 348. 

128.  Aktaeonis  und  Patrokleia.  Z.  f. 
d.  AW.  Vni.  Jahrg.  Nr.  51,  p.  401- 
408. 

129.  Ueber  die  Partikeln  rifiog  und 
Tfi^og.  Z.f.d.AW.  vm.  Jahrg.  Nr.  63, 
p.  501-504. 

130.  Sophokles'  Antigene.  Griech.  mit 
Anmerkungen  nebst  einer  Entwicklung 
des  Grundgedankens  der  Charaktere  in 
der  Antigene,  herausg.  v.  August  Ja- 


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üob.  Berlin,  Dümmler.  1849.  Z.  f. 
d.AW.  Vni.  Jahrg.  Nr.  70-71,  p.558 
bis  563. 

131.  Theonis  Smymaei  Platonici  über 
de  Astronomia  cuni  Sereni  fragmento. 
Textum  edidit,  Latine  vertit,  descriptio- 
nibus  geometricis,  dissertationo  et  notis 
iUustravit  Th.  H.  Martin,  facult.  litter. 
in  acad.  Rhedononsi  decanus.  Parisiis 
e  rei  publicae  typographeo  impcnsis  publ. 
MDCCCXUX.  4808.  Z.  f.  d.  A W.  Vm. 
Jahrg.    Nr.  22—23,  p.  174—181. 

132.  Die  attischen  Schiedsrichter. 
Rhein.  3fus.  f.  Philol.  Herausg.  v.AVelcker, 
Ritschi  u.  Bemays.  Vn.  Jahrg.  p.  130 
bis  135. 

133.  Analecta  critica.  Rhein.  Mus. 
für  Philol.  N.  F.  VU.  Jahrg.  p.  156— 
160.    7  Numraem. 

134.  Epigraphischo  Analekten.  Ar- 
chäologische Zeitung  (Denkm.  u.  Forsch.), 
Jahrg.  vm.  Nr.  16,  p.  171  — 176, 1  — VH. 

1851*  135.  Indices  lect.  .  .  .  quae 
in  acad.  Marburg,  per  semestre  aestivum 
MDCCCU  habendae  proponuntur.  Inest 
Th.  B.  Exercitationum  Plinianarum  spec. 
n.    8  Nummern,    p.  HI— XI. 

136.  Indices  lectionum  .  .  .  quae  in 
acad.  Marburg,  per  semestre  hibemum 
a.  MDCCCU— MDCCCm  habendae  pro- 
ponuntur. Insunt  Th.  B.  Analecta  Lyrica. 
Partie.  I.  p.  m— XVI.  25  Nummern. 
Aufgenommen  in  die  2.  Ausg.  der  Poetae 
Lyrici. 

137.  Natalem  quinquagesimum  .  .  . 
Friderici  Guüielmi  I.  Electoris  ...  ab 
acad.  Marburgensi  die  XX.  Augusti  anni 
MDCCCU  . . .  colebrandum  indicit  Th.  B. 
Inest  Mimnermi  et  Solonis  elegiarum 
editionis  secundae  specimen.  p.  1  —  29. 
a  Poetae  Lyr.«  p.  327—348. 


138.  Einige  Bemerkungen  über  die 
unteritalischen  Dialekte.  Z.  f.  d.  AW. 
IX.  Jahrg.    Nr.  2  u.  3,  p.  9-24. 

139.  Bach  mann:  Scholia  vetusta  in 
Lycophronis  Alexandram  e  cod.  Bibl. 
Vai  antiquissimo.  28  S.  4.  (Rostocker 
Programm  v.  J.  1848)."  Z.  f.  d.  AW. 
IX.  Jahrg.    Nr.  24,  p.  186-187. 

140.  Zm-  Kritik  des  Phiutus.  Z.  f.  d. 
AW.  IX.  Jahrg.  Nr.  27-29,  p.  215- 
232. 

141.  Inedita.  Anecdota  Graeca  ed. 
P.  Matranga  (Rom  1850).  Z.  f.  d.  AW. 
IX.  Jahrg.    Nr.  35 ,  p.  274  —  275. 

142.  Die  Ausgaben  griechischer  Dich- 
ter in  der  Teubnerschen  Sammlung  grie- 
chischer und  lateinischer  Classiker. 

Homeri  carm.  cur.  Guil.  Dindorfio. 
ed.  m.    Lips.  1850  (2  Bde.). 

Aeschyli  trag,  ex  rec.  R.  Porsoni  pas- 
sim  reficta  a  Guil.  Dindorfio.  Ed.  II. 
correctior. 

Sophociis  trag,  ex  reo.  Guil.  Din- 
dorfii.    Ed.  n.  correctior. 

Pindari  carmina  cum  deperditorum 
fragmentis  selectis  relegit  F.  G.  Schnei- 
dewin. 

Bucolici  Graeci  reo.  Henr.  Lud. 
Ahrens.  Z.  f.  d.  AW.  Nr.  66—69, 
p.  521-535,  537—543,  545—548. 

143.  Sophociis  tragoediae.  Rec.  et 
expl.  Ed.  Wunderus.  Vol.  I.  Sect.  I. 
ooni  Philoctetam.  Ed.  HT.  Gothae  et 
Erf.  MDCCCXLVm.  SophocHs  tragoe- 
diae. Rec.  God.  Hermannus.  Vol. 
in.  Aiax.  Ed.  m.  Vol.  VII.  Trachi- 
niae.  Ed.  II.  Lips.  ap.  Em.  Fleischerum. 
MDCCCXLVm.  Sophodis  tragoediae 
superstites  et  deperditarum  fragmenta.  Ex 
reo.  Dindorfii.  Ed.  sec.  emend.  Oxo- 
nü.  MDCCCXUX.  In  den  Neuen  Jahr- 
büchern für  Philol.  und  Pädag.  Begr.  v. 
M.  Joh.  Christ  Jahn.  Herausg.  v.  Prof. 
R.  Klotz  und  Prof.  R.  Dietsch.  Leipzig, 
Teubner.  XXL  Jahrg.  61.  Bd.  p.  227 
bis  250. 


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1852«  144.  Indices  lectionam  .  .  . 
qnae  in  acad.  Marburg,  per  semestre 
aestivum  a.  MDCCCUI  habendae  propo- 
nuntnr.  Insnnt  Th.  B.  Analecta  Lyrica. 
Part.  n.  p.  III— XXVm.  O.  Poetae 
Lyrici  ed.  11.   p.  1044  —  1078. 

145.  Natalem  quinqaagcsimnm  pri- 
mum  .  .  .  Friderici  Guiliolmi  I.  Elec- 
toris  ...  ab  acad.  Marburg,  die  XX.  m. 
Augusti  anni  MDCCCUI  .  .  .  celebran- 
dum  indicit  Th.  B.  Inost  Analcctorum 
Lyricorum  partic.  in.  p.  3  —  38.  Cf. 
Poetae  Lyr.  ed.  U.    p.  1017  —  1058. 

146.  Aristophanis  comoedias  ed.  Th. 
Bergk.    Lips.  1852.    Vol.  I.  H. 

147.  Beiträge  zur  Lehre  von  den 
griech.  Dialekten.  I.  Z.  f.  d.  AW.  Wetz- 
lar, Verlag  v.  G.  Rathgeber.  X.  Jahrg. 
Nr.  2,  p.  9-15. 

148.  T.  Macci  Plauti  comoediae  ex  re- 
cognitione  Alfredi  Fleckeiseni.  T.I. 
Amphitruonem ,  Captivos,  Militem  Glorio- 
sum,  Rudentem,  Trinummum  continens. 
Lipsiae ,  sumptibus  Teubneri.   MDCCCL. 

T.  Macci  Plauti  comoediae  ex  recen- 
sione  Friderici  Ritschelii.  T.  II. 
P.  n.  Pseudolus.  Bonnae,  König  sumptus 
fecit.  MDCCCL.  Z.f.  d.AW.  X.  Jahrg. 
Nr.  42-44,  p.  331-343,  345- 35L 

149.  Die  Staatshaushaltung  der  Athe- 
ner von  Aug.  Böckh.  Zweite  Ausg. 
Erster  Band.  Buch  I— IV  (XX  u.  792  S.). 
Zweiter  Band.  Einundzwanzig  Beilagen 
(Vm  u.  764  S.).  Berlin,  bei  G.  Reimer. 
1851.  gr.  8.  Mit  7  Tafeln  in  Folio,  ent- 
haltend die  Grundtexte  von  Inschriften. 
In  den  Neuen  Jahrbüchern  für  Philol. 
und  Pädag.  Begr.  von  Jahn,  herausg. 
von  Klotz,  Dietsch  und  Fleckeisen, 
xxn.  Jahrg.    65.  Bd.    p.  382— 402. 

1858.  150.  Poetae  Lyrici  Graeci.  Re- 
censuit  Th.  B.  Ed.  altera  auctior  et 
emendatior.  Lipsiae,  ap.  Reichenbachios. 
MDCCCmi. 


151.  Wann  beginnt  die  Alexandri- 
nische  Periode  der  griech.  Litteratur? 
Z.  f.  d.  AW.  XI.  Jahrg.  Nr.  16  u.  17, 
p.  124— 136. 

152.  M.  H.  E.  Meieri  Commentatio 
epigraphica.  HaUe  1852.  48  S.  4.  Z. 
f.  d.  AW.  XI.  Jahrg.  Nr.  35,  p.  273- 
279. 

153.  Geschichte  des  giiechischen 
Kriegswesens  von  der  ältesten  Zeit  bis 
auf  Pyrrhos.  Nach  'den  Quellen  bearb. 
von  W.  Rüstow  und  H.  Köchly. 
Aarau,  Verlagscomptoir.  1852.  435  S. 
8.  Z.  f.  d.  AW.  XI.  Jahrg.  Nr.  54  — 
55,  p.  425— 438. 

154.  ZuPindar.  Rhein.  Mus.  f.  PhiloL 
Herausg.  v.  F.  G.  Welcker,  F.  Ritschi, 
J.  Bernays.    Vm.  Jahrg.    p.  147  — 155. 

155.  T.  Lucreti  Cari  de  rerum  natura 
libri  sex.  Car.  Lach  man  nus  rec.  et 
emend.  Borol.  impensis  Georgi  Reimeri. 
MDCCCL.    252  S.    gr.  8. 

Caroli  Lachmanni  in  T.  Lucr. 
Cari  de  rerum  natura  libros  commentarii. 
Berol.  imi^ensis  G.  Reimeri.  MDWCL. 
439  S.    gr.  8. 

T.  Lucreti  Cari  de  rerum  natura  libri 
sex.  Recogn.  J.  Bornaysius.  Lips. 
sumpt.  et  typis  B.  G.  Teubneri.  MDCCCLII. 
XII  u.  198  S.  8.  In  den  Neuen  Jahr- 
büchern für  Philol.  und  Pädag.  XXTIL 
Jahrg.    67.  Bd.,  p.  315  — 330. 

156.  Empedoclis  Agrigentini  frag- 
menta disp.  rec.  adnot.  Henricus  Stein. 
Praemissa  est  de  Empedoclis  scriptis 
disputatio.  Bonnae  1852.  Marcus.  87  S. 
gr.  8.  In  den  Neuen  Jahrb.  für  Philol. 
und  Pädag.  XXHI.  Jahrg.  68.  Bd., 
p.21  — 26. 

1854.  157.  Ueber  das  älteste  Vers- 
mafs  der  Griechen.  Programm,  wodurch 
zur  Feier  des  Geburtsfestes  seiner  Kö- 
nigl.  Hoheit  unseres  Durchlauchtigsten 


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Regenten  Friedrich  im  Namen  des  acad. 
Senates  die  Angehörigen  der  Albert - 
Ludwigs -Universität  einladet  der  gegen- 
wärtige Prorector  Dr.  Th.  B.  Freiburg 
i..  B.  1854.    24  pp. 

158.  Kritische  Bemerkungen.  Z.  f.  d. 
AW.  Xn.  Jahrg.  Nr.  54  und  55,  p.  432 
bis  435.    6  Nummern. 

159.  Zu  Kallimachos.  Rhein.  Mus.  f. 
Phüol.    IX.  Jahrg.  p.  138-141. 

160.  Zu  den  Hymnen  des  Mesomedes 
und  Dionysios.  Rhein.  Mus.  f.  Phüol. 
IX.  Jahrg.  p.  306— 311. 

161.  Anthologia  Lyrica  continens 
Theognidem,  Babrium,  Anacreontea  cum 
ceterorum  poetarum  reliquiis  seloctis. 
Ed.  Th.  B.  Lipsiae,  apud  Reichenbachios. 
MDCCCLIV.    XVI  u.  437  pp.    8. 

1856.  162.  Nachträge  zu  den  Frag- 
menten des  Sophokles.  Z.  f.  d.  AW. 
Xm.  Jahrg.     Nr.  14,  p.  107— 110. 

163.  M. H. E.  Meiori  Commentatio  epi- 
graphica  secunda.  Halle ,  Pfeffer.  1854. 
4.  Z.  f.  d.  AW.  Xin.  Jahrg.  Nr.  19 
bis  21,  p.  147— 167. 

164.  Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus. 
Z.f.d.  AW.  xm.  Jahrg.  Nr.  37— 38, 
p.  289-300. 

i8&6.  165.  In  nuptias  Fr i derlei 
principis  et  Ludovicae  Borussae 
die  XX.  mensis  Septembris  MDCCCLVl 
academia  Alberto -Ludoviciana 
Friburgi  Brisigavorum.  Lateinisches 
Festgedicht    6  pp. 

166.  Das  Lied  der  Arvalbrüder.  Ein 
kritischer  Versuch.  Z.  f.  d.  AW.  XIV. 
Jahrg.    Nr.  17  —  19,  p.  129—150. 


167.  Zu  Alcaeus.    Z.  f.  d.  AW. 
Jahrg.    Nr.  26,  p.  208. 


XIV. 


168.  Philologische  Thesen.  Im  Phi- 
lologus.  XI.  Jahrg.  Nr.  1  —  21,  p.  382 
bis  385. 

1857*  169.  Solennem  promotionem 
virorum  excell.  illustr.  doct.  in  quos 
academiao  Alberto -Ludovicianae  Sacris 
Saecularibus  Quartis  summos  in 
philosophia  honores  conferendos  esse  ordo 
philosophorum  decrevit  die  V.  mensis 
Augusti  anni  MDCX3CLVU  ea  qua  par 
est  obsor\'antia  indicit  Th.  B.  ordinis 
philos.  h.  t.  decanus.  Frib.  Brisig. 
MDCCCLVn.  Darin  Commentatio  de 
Sophoclis  poetae  tragici  arte.  33  pp. 
Wiederabgedruckt  vor  der  Sophokles- 
ausgabe p.  vn— XLir. 

170.  Aristophanis  comoedias  edidit 
Th.  B.  Vol.  I.  continens  Achamenses, 
Equites,  Nubes,  Vespas,  Pacem.  Ed.  altera 
correctior.  Lipsiae,  sumptibus  et  typis 
B.  G.  Teubneri.  MDCCCLVIL  XLVH 
u.  287  pp. 

171.  Viro  summo  Augusto  Boeckhio 
philologorum  principi  diem  solennem  Id. 
Mart.  gratulatur  Th.  B.  Inest  Commen- 
tatio de  cantico  Supplicum  Aeschyli. 
Frib.  Brisig.  MDCCCLVIL    20  pp. 

172.  Philologische  Thesen  (S.  Phüol. 
XI.  p.  382).  Im  Phüologus.  xn.  Jahrg. 
Nr.  22— 40,  p.  578— 58L 

173.  Acht  Lieder  von  Goethe.  Zum 
erstenmale  mit  Erläuterungen  heraus- 
gegeben von  Th.  B.  Wetzlar,  Verlag 
von  G.  Rathgeber.     1857.    8.    102  pp. 

1S58.  174.  Index  scholarum  in  uni- 
versitate  litteraria  Fridericiana  Halensi 
cum  Vitebergensi  consociata  per  aestatem 
anni  MDCCCLVTH  . . .  habendarum.  Inest 
Th.  B.  Commentatio  de  Phoenicis  Colo- 
phonii  iambo.    p.  HI — X. 

175.  Index  scholarum  in  imiversitate 
litteraria  Fridericiana  Halensi  .  .  .  per 
hiemem  anni  MDCCCLVm— LIX  haben- 


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darum.     Inest  Th.  B.   Commentatio    de 
Plautinis  fabnlis   emendandis.    p.  HE — 

xm. 

176.  Nuptiis  principum  serenissimo- 
rum  Friderici  Guilelmi  et  Victo- 
riae  dicavit  universitas  Frideri- 
ciana  Halensis  die  XXV.  mensis  la- 
nuarii  a.  MDCCCLVIU.  Lipsiae,  impress. 
Giesecke  etDevrient.  Lateinisches  Fest- 
gedicht in  Hexametern.    7  pp.    fol. 

177.Univer8itati8Fridericianae  utrius- 
que  Halis  consociatae  rector  et  senatus 
Latinam  orationem  .  .  .  d.  XXX.  Maii 
MDCCCLVin  .  .  .  habendam  indicunt 
atque  ad  eam  audiendam  proceres  cives 
hospites  invitant.  Darin  werden  sechs 
Aristophanesstellen    kritisch    behandelt. 

p.  in— vin. 

178.  Sophoclis  tragoediae.  Ed.  Th. 
B.  £x  officina  B.  Tauchnitz.  Lipsiae 
MDCCCLVm.    LXIV  u.  356  pp. 

179.  üeber  den  Amtseid  der  attischen 
Archonten.  Rhein.  Mus.  für  Philol.  N.  F. 
xm.  p.  448  — 456. 

1S59*  180.  Index  scholarum  in  uni- 
versitate  litt.  Fridericiana  Ilalensi  .  .  . 
per  aestatem  a.  MDCCCTJX  .  .  .  haben- 
darum.  Inest  Th.  B.  Meletematum  ly- 
ricorum  specimen.    p.  IH — IX. 

181.  Index  scholarum  in  univ.  litt.  Frid. 
Hai.  ...  per  hiemem  a.  MDCCCLIX  — 
LX  habendarum.  Inest  Th.  B.  Meletema- 
tum Ijrricorum  specimen  n.     p.  III  — 

xm. 

182.  TJniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XIL  m.  lanuarii  MDCCCIX  . . .  haben- 
dam  indicunt  Darin  befinden  sich  krit 
Bern,  zu  Homer  und  den  hom.  Hymnen, 
m  Nummern,    p.  m— Vm. 

183.  TJniversitatis  Frid.  .  . .  rector  et 
senatus  Lai  orationem . . .  d.  lY.  Mail . . . 


habendam  indicunt.  Darin  eine  Abhand- 
lung über  einige  Eigennamen  bei  Thu- 
cydides,  Vitruv,  Aristophanos ,  Strabo. 
p.  3-8. 

184.  Univorsitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Lat.  orationem . . .  d.  XV. 
m.  Docemb.  MDCCCLIX  .  .  .  habendam 
indicunt.  Darin  stehen  krit.  Bemerkungen 
zu  Fragmenten  griech.  Tragiker,   p.  2  -  8. 

185.  Viro  summo  Fr.  Th.  Welcker 
diora  solemnem  XVI.  m.  Octobris  gratu- 
latur  Th.  B.  Inest  Commentatio  de  Por- 
vigiüo  Veneris.    22  pp. 

186.  Griechische  Inschriften.  Neue 
Jahrb.  für  Philol.  Herausgegeben  v.  A. 
Fleckeisen.  V.  Jahrg.  79.  Band.  p.  189 
bis  194. 

187.  Philologische  Thesen.  (S.  Philol. 
XI.  p.  382  u.  XU.  p.  578).  Phüologus 
XIV.  Jahrg.    Nr.  41  -80,  p.  180-  187. 

188.  Philologische  Thesen.  Philol. 
XIV.  Jahrg.  Nr.  81-100,  p.  388—391. 

189.  Der  Archäologische  Anzeiger 
(horausg.  v.  Ed.  Gerhard.  Zur  Arch.  Z. 
XVn.  Jahrg.  Nr.  123B,  p.  57*)  enthält 
eine  Besprechung  zweier  von  Sam.  Birch 
mitgetheilter  Inschriften  aus  Halikamass. 

190.  Griechische  Inschriften.  Archäol. 
Zeitung.  XVU.  Jahrg.  (Denkm.  u.  Forsch. 
XI.  Jahrg.)  Nr.  126,  p.  59-  62.  IV  Num- 
mern. 

191.  üeber  eine  von  Sam.  Birch  ver- 
öffentlichte Inschrift  handelt  B.  imtor  der 
Ueberschrift  ^Halikarnassischer  Dienst 
des  lao'  im  Archäologischen  Anzeiger 
(Zur  ArchäoL  Zeitung,  Jahrgang  XVII) 
Nr.  125. 126,  p.  91*— 94*. 

1860*  192.  Index  scholarum  in  univ. 
litt  Fridericiana  Halensi  ...  per  aesta- 
tem   a.  MDCCCLX  .   .   .   habendarum. 


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XXV 


Pnemissum  est  Th.  B.  Quaestiontim  En- 
mmarum  specimen  novum.    p.  IH — XI. 

193.  Index  scholarum  in  univ.  litt 
Fridericiana  Halensi  .  .  .  per  hiemem 
a.  MDCCCLX  — LXI  .  .  .  habondarum. 
Praemissa  est  Th.  B.  Commentatio  de 
titulo  Arcadico.    p.  HI— XVI. 

194.  Zwei  Gedichte  Catulls  (78  u.  80). 
Rhein.  Mus.  für  Philol.  N.F.  XV.  Jahrg. 
p.  507-513. 

195.  Eine  Inschrift  von  der  Insel 
Keo8.  Rhein.  Mus.  für  Philol.  N.  F. 
XV.  p.  467— 472. 

196.  Die  Geburt  der  Athene.  Neue 
Jahrbücher  für  Philol.  Ilorausg.  von 
A.  Fleckeisen.  VI.  Jahrg.  81.  Band, 
p.  289-319,  377-424. 

197.  Zu  Aeschylus'  Eumeniden  v. 
328  ff.    Phüol.  XV.  p.  546— 550. 

198.  Kritische  Analekten.  Phüol.  XVI. 
p.  577  — 647.  XXXI  Nummern,  wovon 
XXI  die  griechische  und  X  die  lat. 
rhik)logie  betreffen. 

199.  Altarkadische  Inschrift  aus  Tegea. 
Ausführlicher  behandelt  im  hallischen 
Lections- Katalog  des  Winters  1860—61. 
Vorläufig  mitgetheilt  im  Archäol.  Anzeiger 
(Zur  Archäol.  Zeitung,  Jahrgang  XVm) 
Nr.  136,  p.  63*— 64*. 

Derselbe  Archäol.  Anzeiger  enthält 
Nr.  139—141  unter  m  X  griechische 
Epigramme  nach  Mittheilungen  von  New- 
ton und  Heuzey  mit  einzelnen  Bemer- 
kungen von  B.  u.  Kirchhoff.  p.  93*  — 
96*. 

1861.  200,  Index  scholarum  in  uni- 
vers.  litt.  Frid.  HaL  ...  per  aestatem 
anni  MDCCCLXI . . .  habendarum.  Vor- 
ausgeht eme  krit  Abh.  zu  Kleanthes, 
Aratus  und  Theokrit  (VII.  103). 


201.    Index 
ütt  Frid.  Hai. 
MDCCCLXI— LXn  habendarum 
Heraclitea.    p.  HI- Vm. 


scholarum    in    univers. 
.  .  per  hiemem   anni 


Darin 


202.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Lat.  orationem . . .  d.  XXX. 
m.  Maii  MDCCCLXI  .  .  .  habendam  in- 
dicunt  Darin  eine  Abhandlung.  I.  Ueber 
Meleagers  Epigramm  auf  Heraklit  in  der 
Anthol.  Pal.  Vn.  79.  n.  über  Apollonius 
in  Admir.  c.  40.  89.  HI.  über  Aristot. 
in  Admir.  c.  100.  IV.  über  Sotion  in 
Admir.  c.  37.    p.  3-8. 

203.  Universitatis  Fridericianae . . .  rec- 
tor et  senatus  Lat.  orationem . . .  d.  XVI.  m. 
lulii  MDCCCLXI .  . .  habendam  indicunt 
Darin  eine  Abhandlung,  welche  in  Nr.  I 
bis  in  Stellen  aus  Homer  und  den  hom. 
Hymnen  und  in  Nr.  IV  das  Gedicht 
Kttfuvög  fl  KfQafils  behandelt    p.  3— 8. 

204.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Lat.  orationem  .  .  .  d. 
XXTT.  m.  lulü  MDCCCLXI ...  habendam 
indicunt.  Darin  eine  Abhandlung  zu 
Marius  Victorinus  (Aphthonius)  de  arte 
metrica.    p.  3 — 8. 

205.  Aristophanis  comoedias  edidit 
Th.  B.  Vol.  IL  continens  Aves,  Lysistra- 
tam,  Thosmophoriazusas,  ßanas,  Eccle- 
siazusas ,  Plutum.  Ed.  altera  correctior. 
lipsiae,  sumptibus  et  typis  B.  G.  Teub- 
neri.    MDCCCLXI. 

206.  Kritische  Studien  zu  Ennius. 
Jahrbücher  für  class.  Philol.  Herausg. 
V.  A.  Fleckeisen.  VII.  Jahrg.  83.  Band. 
p.316— 334,495-509,617— 637.  Nach- 
trag p.  637  —  638. 


207.    Plautinische   Studien. 
XVn.  p,  38-58. 


Philol. 


1862.  208.  Index  scholarum  in  univ. 
litt  Fridericiana  Halensi  ...  per  aesta- 
tem anni  MDCCCLXII .  .  .  habendarum. 
Darin  Plautina.    p.  HI — XI. 


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XXVI 


Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


209.  Index  scholarum  in  univers. 
litt  Fridericiana  Halensi ...  per  hiemem 
anni  MDCCCLXn— LXin  .  .  .  haben- 
darum.  Darin  eine  Fortsetzung  der  Plau- 
tina.    p.  in — X. 

210.  Universitatis  Friderioianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationom  . . . 
d.  U.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXH  .  .  . 
habendam  indicuni  Darin  Flautina. 
p.  3-8. 

211.  Etymologicum  Vindobonense.  Ed. 
Th.  B.  Vom  16.  Juli  1859  bis  zum  28.  Juli 
1862  in  13  zu  feierlichen  Redeacten  er- 
schienenen Universitätsprogrammen  all- 
mähüg  herausgegeben.    VI  u.  67  pp.    4. 

212.  Kritische  Bemerkungen  zu  Euri- 
pides'  Iphigenia  Taurica.  Rhein.  Mus.  fiir 
Philol.  N.  F.  XVU.  588-604  und 
XVIII.  201  —  226. 

1863*  213.  Index  scholarum  in  univ. 
litt.  Fridericiana  Halensi  ...  per  aesta- 
tom  anni  MDCCCLXIU  .  . .  habondarum. 
Darin  Varroniana.    p.  IH  — IX. 

214.  Index  scholarum  in  univers.  litt. 
Fridericiana  Ualensi  .  .  .  per  hiemem 
anniMDCCCLXm-LXIV  .  .  .  habon- 
darum.   Darin  Catulliana.  III  Nummern. 

p.  m— vm. 

215.  Universitatis  Friderioianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XII.  m.  lanuarii  a.  MDCCCLXm  .  .  . 
habendam  indicunt.  Darin  eine  Abhand- 
lung über  Inschriften,  welche  in  der 
athenischen  Zeitschrift  'PiKartoQ  ver- 
öffentlicht worden  sind.    p.  3—8. 

216.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  .  . 
d.  IV.  m.Maü  a.  MDCCCLXIH  . . .  haben- 
dam indicunt.  Zu  Attilius  Fortunatianus, 
p.  3-8. 

217.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . .  . 


d.  XXX.  m.  Maii  a. 
habendam  indicunt 
rinus.    p.  3—8. 


MDCCCLXm  .  .  . 
Zu  Marius  Victo- 


218.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XVI.  m.  lulii  MDCCCLXIH  ...  ha- 
bendam indicunt  Zu  Fragmenten  des 
Aeschylus.    VII  Nummern,    p.  3 — 8. 

219.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XXVin.  m.  lulü  MDCCCLXm  .  .  . 
habendam  indicunt  Zu  Fragmenten  des 
Sophokles,  Euripides,  Choerilus  und 
Adespotis.  Fortsetzung  des  Programms 
vom  16.  Juli.   Nr.Vm— Xm.    p.3  — 8. 

220.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  m.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXIU  .  . . 
habendam  indicunt    Enniana.    p.3  —  8. 

221.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XVm.  m.  Novembris  a.  MDCCCLXIU 
.  .  .  habendam  indicunt  Abhandlung 
über  eine  am  Schluls  des  Programmes 
vom  12.  Januar  aus  dem  Philistor  nur 
mitgetheilte  Inschrift    p.  3— 8. 

222.  Griechische  Literatur.  Artikel 
in  der  Allgemeinen  Encyklopädie  der 
Wissenschaften  und  Künste  in  alpha- 
betischer Folge  von  genannten  Schrift- 
stellern bearbeitet  und  herausgegeben 
von  J.  S.  Ersch  und  J.  G.  Gruber.  Erste 
Section  A  —  G.  Herausgeg.  von  Herrn. 
Brockhaus.  81.  Theil.  Leipzig,  F.  A. 
Brockhaus.    1863.    p.  283— 455. 

1864.  223.  Index  scholarum  in  uni- 
vers. litt.  Fridericiana  Halensi  .  .  .  per 
aestatem  a.  MDCCCLXIV  .  .  .  habenda- 
rum.  Darin  eine  Abhandlung  über  zwei 
pälignische  Inschriften,    p.  UI — XI. 

224.  Index  scholarum  in  univers.  litt 
Fridericiana  Halensi  ...  per  hiemem 


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XXVII 


a.  MDCCCLXIV— LXV . . .  habondarum, 
Callimachea  enthaltend,    p.lll— XTII. 

225.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.XVI.  m.  Inlii  MDCCCLXIV  .  .  .  ha- 
bendam  indicunt  Index  carminum  Fin- 
dÄTicorum  (=*  Poetae  Lyrici  ed.  III,  I. 
p.3-8).    p.  3— 8. 

226.  Üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatos  Latinam  orationem  . .  . 
d.  XX\in.  m.  lulü  MDCCCLXIV  .  .  . 
habendam  indicunt.  Darin:  Index  tem- 
porum  (=»  Poetae  Lyrici  ed.  III,  I. 
p.8-11).    p.3-7. 

227.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . .  . 
i  m.  m.  Augusti  MDCCCLXIV  . .  .  ha- 
bendam  indicunt  Darin  Beiträge  zu 
Parmenides  nfQl  (fvatiag,    p.  3 — 8. 

228.  Philologische  Thesen.  Zweite 
C^turie.  Nr.  1  —  30.  Rhein.  Mus.  für 
PhiloLXIX.  p.  602  — 606.    Nr.  1  —  30. 

229.  Zwei  Zauberformeln  hei  Cato. 
Phüologus.    XXI.   p.  58.5  — 600. 

1865.  230.  Index  scholarum  in  uni- 
vers.  litt.  Fridericiana  Halensi  .  .  .  per 
Mstatem  anni  MDCCCLXV  .  .  .  haben- 
darum.   Darin  Lucretiana.  p.III  — XVL 

231.  Index  scholarum  in  univers.  litt 
Fridericiana  Halensi  .  .  .  per  hiemem 
anni  MDCCCLXV- LXVI  .  .  .  habenda- 
nun.  lieber  das  von  Studemund  an 
Bergk  gesandte  sogenannte  3.  äolische 
Gedicht  des  Theokrit.    p.  m  -  XVI. 

232.  Inclitae  litterarum  univer- 
sitati  Vindobonensi  Calendis  mensis 
Angusti  anno  MDCCCLXV  sacra  sae- 
cnlaria  quinta  agenti  rite  gratulatur 
universitas  Fridericiana  Halensis. 
H»hs,  typis  Orphanotrophei.    p.  3— 8. 


233.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  XVUI.  Februarii  MDCCCLXV  .  .  . 
habendam  indicunt.  Anordnung  und  Ein- 
theilung  der  Gedichte  Pindars  (=»  Poetae 
Lyrici  ed.  m,  L  p.  280—285).    p.  3—8. 

234.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . .  . 
d.  XXX.  m.  Maü  a.  MDCCCLXV  ...  ha- 
bendam indicunt.  Emendation  von  Eigen- 
namen in  thessalischen  und  einer  böo- 
tischen  Inschrift    p.  3— 8. 

235.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  XV.  m.  luUi  MDCCCLXV  .  .  .  haben- 
dam indicunt  Zur  älteren  römischen 
Chronologie,    p.  3 — 8. 

236.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  XXVin.  m.  lulii  MDCCCLXV  .  .  . 
habendam  indicunt.  Fortsetzung  des  Pro- 
gramms vom  15.  Juli.    p.  3— 8. 

237.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  m.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXV  .  .  . 
habendam  indicunt.  Darin  die  Fragmente 
des  Eumelus  und  Torpander  (=a  Poetae 
Lyrici  ed.  HI,  m.  p.  811  —  816).  p.  3 
bis  8. 

238.  Philologische  Thesen.  Rhein. 
Mus.  f.  Philol.  N.  F.  XX.  p.  288-292. 
Nr.  31— 55.  Fortsetzung  aus  XIX.  S. 
602  flf. 

239.  Alkmans  Hymnus  auf  die  Dios- 
kuren.    Phüologus  XXII.    p.  1  — 16. 

240.  Zu  Thucydides.  Phüologus  XXII. 
p.  536-539. 

1866.  241.  Index  scholarum  in  uni- 
vers. litt.  Fridericiana  Halensi  .  .  .  per 
aestatem  anni  MDCCCLXVI  .  .  .  haben- 
darum.    Darin  Plautina.    p.  III— X. 


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XXVUI 


Verzeichnifß  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


242.  Index  scholarum  in  univers.  litt. 
Eridericiana  Halensi  .  .  .  per  hiemem 
anni  MDCCCLXVI— LXVH  . . .  haben- 
damm.    Ueber  Preufsens  Lage  im  Jahre 

1866.  p.m-vm. 

243.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  sonatus  Latinam  orationem  .  .  . 
d.  Xn.  m.  lanuarii  a.  MDCCCLXVI  .  .  . 
habendara  indicunt.  Darin  Theokrits 
avQiy^  mit  der  ^r^yriaig  des  Holobolus, 
p.  3  —  8.  (Die  Arbeit  ist  in  veränderter 
Gestalt,  'jedoch  ohne  die  f^ny^aig,  in 
die  2.  Ausgabe  der  Anthologia  Lyrica 
Lips.  1868  p.  LXVm—LXU  aufgenom- 
men). 

244.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  .  . 
d.  IV.  m.  Maii  a.  MDCCCLXVI  .  .  .  ha- 
bendam  indicunt.  Darin  eine  Abhandlung 
über  Simmiae  Ovum.  p.  3— 8.  Cf.  Anthol. 
Lyr.»  p.  LXXVI-LXXX. 

245.  Universitatis  Fiidericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  .  . 
d.  XVI.  m.  lulii  a.  MDCCCLXVI  .  .  . 
habendam  indicunt.  Darin  sind  die 
Scholia  Palatina  in  Theocriti  fistulam 
enthalten,    p.  3  — 8. 

246.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . .  . 
d.  XXVni.  m.  lulii  a.  MDCCCLXVI . . . 
habendam  indicunt.  Mit  den  Scholia 
Palatina  in  Sinmiiae  securim.    p.  3  —  8. 

247.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  .  . 
d.  in.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXVI .  .  . 
habendam  indicunt  Darin  sind  die  Frag- 
mente der  Corinna  p.  3  — 8  (=  Poetae 
Lyrici  ed.  ZU,  ZU.  p.  1206  —  1214)  ent- 
halten. 

248.  Poetae  Lyrici  Graeci.  Tertiis 
curis  recensuit  Th.  B.  lipsiao,  in  aedibus 
B.  G.  Teubneri.  MDCCCLXVI  -  LX VIL 
Partes  HL    1391  pp. 


1867.  249.  Index  scholarum  in  uni- 
vers. litt.  Fridericiana  Halensi  ...  per 
aestatem  anni  MDCCCLXVH  .  . .  haben- 
darum.  Die  im  Lectionsverzeichnifs  vom 
Sommer  1864  besprochene  pälignisohe 
Inschrift   wird   von  Neuem    behlmdolt 

p.in— vin. 

250.  Index  scholarum  in  univers.  litt 
Fridericiana  Halensi  .  .  .  per  hiemem 
anni  MDCCCLX VU  -  LXVIU  .  .  .  ha- 
bendarum.  Zu  Parmenides.  p.  HI— XH. 

251.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem . . . 
d.  IV.  m.  Maii  a.  MDCCCLXVLI  ...  ha- 
bendam indicunt  Ueber  die  Carmina 
figurata  des  Simmias,  Dosiadas  imd  Be- 
santinus  p.  3— 6;  die  Varietas  scripturae 
ad  Besantini  Aram  ist  p.  7—8  enthalten. 
Verwerthet  ist  die  Arbeit  in  der  2.  Ausg. 
der  Anthologia  Lyrica  p.  TiXXin  sq., 
LXXXI-XCL 

252.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem . . . 
d.  XXIX.  m.  Maü  MDCCCLXVH  .  .  . 
habendam  indicunt  De  Simonidis  epi- 
grammate  in  Cimonis  victoriam  ad  Eury- 
medontem.  p.  3 — 8.  (=  Poetae  Lyrici 
ed.IH,in.  1167  —  1172). 

253.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . .  . 
d.  XXVH.  m.  lulü  a.  MDCCCLXVH  . . . 
habendam  indicunt  Darin  Addenda  et 
Corrigenda  zu  den  Poetae  Lyrici  (ed.  HL 
p.  1369-1376).    p.  1— 8. 

254.  Universitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  m.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXVH  .  .  . 
habendam  indicunt.  Das  Programm  ent- 
hält die  Fortsetzung  des  vorhergehenden 
(=  Poetae  Lyrici  ed.  HI,  HL  p.  1377 
sqq.).    p.  3— 8. 

186S.  255.  Index  scholarum  in  imi- 
vers.  litt  Fridericiana  Halensi  ...  per 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologisohen  Schriften. 


aestatem  anni  MDCCCLXVm  .  .  .  ha- 
bendarum.    Zu  Epicharm.    p.  in  —Vin. 

256.  Index  scholarom  in  univers.  litt 
Fridericiana  Halensi  .  .  .  per  hiemem 
timi  MDCCCLXVin— LXIX  .  .  .  haben- 
danun.  Darin  ist  die  Fortsetzung  des 
vorhergehenden  Pi-ogrammes   enthalten. 

257.  üniversitatis  Frideriojanae  .  .  . 
rector  et  senatus  lAtinam  orationem  . .  . 
d.  XXIX.  Februarii  MDCCCLXVni  .  .  . 
habendam  indicont.  Zu  alexandrinischen 
Dichtem,  p.  m— VIEL  Mit  Zusätzen 
abgedruckt  in  der  2.  Ausg.  der  Anthol. 
Lyr.  p.  V-XV. 

258.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XVI.  m.  lulü  a.  MDCCCLXVin  .  .  . 
habendam  indiouni  ZuHesychius.  p.  m 
bis  X. 

259.  Üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  .  . . 
d.  XXVm.  m.  lulü  a.  MDCCCLXVin. . . 
habendam  indicunt.  Emendationen  von 
Eigennamen  bei  Thucydides,  Polybius, 
Stiabo,  EupoHs,  Plautus  und  Properz. 

P-m-vm.  * 

260.  üniversitatis  Fridericianae  .  .  . 
rector  et  senatus  Latinam  orationem  . . . 
d.  L  m.  Augusti  a.  MDCCCLXVin  .  .  . 
habendam  indicunt  Emendationen  zu 
Yalerius  Maximus.    p.  HI— VIU. 

261.  Anthologia  Lyrica  continens 
Theognim,  Babrium,  Anacreontea  cum 
ceterorum  poetarum  reliquiis  seleotis  cu- 
ravit  Th.  B.  Editio  altera.  lipsiae,  in 
aedibusB.  G.Teubneri.   MDCCCLXVm. 

262.  Der  Dreifufs  des  Gelon  und  die 
Münzen  der  Damarete.  Vortrag,  gehalten 
auf  der  hallischen  Philologenversamm- 
l^gi  abgedruckt  in  den  Verhandlungen 
der    fünfundzwanzigsten    Versammlung 


deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
in  Halle  vom  1.-4.  October  1867.  Leip- 
zig, Teubner.    1868.    p.  25—37. 

263.  Sophoclis  tragoediae.  Ed.  Aug. 
Nauck.  Berolini,  apud  Weidmannes. 
MDCCCLXVn.  XII  und  387  S.  8.  Jahr- 
bücher für  classische  Philologie.  Her- 
ausgeg.  V.  A.  Fleckeisen  XIV.  Jahrg. 
97.  Band.    p.  361  — 391. 

1869*  264.  Index  scholarum  in  uni- 
vers. litt  Fridericiana  Halensi  ...  per 
aestatem  anni  MDCCCLXIX  .  .  .  haben- 
darum.  Darin  sind  Emendationen  zum 
MonumentumAncyranum  enthalten.  p.UI 

bis  xni. 

265.  Philologische  Briefe.  I.  Philo- 
logus  XXVm.    p.  438 -468. 

266.  Conjocturen  zu  Pindaros.  Jahrb. 
für  class.  Philol.  Herausgeg.  v.  A.  Fleck- 
eisen. XV.  Jahrg.  99.  Band.  p.  181 -192. 

267.  Zu  den  lateinischen  Komikern.  I. 
Jahrb.  für  class.  Phil.  Herausgeg.  v. 
A.  Fleckeisen.  XV.  Jahrg.  99.  Band, 
p.  478—480. 

1870.  268.  Beiträge  zur  lateinischen 
Grammatik  von  Th.  B.  Erstes  Heft.  Aus- 
lautendes D  im  alten  Latein.  Halle, 
Verlag  von  Richard  Mühlmann.  1870. 
VIU  u.  168  S.    8. 

269.  Philologische  Thesen.  Zwoito 
Centurie.  Schlufs.  Philologus  XXIX. 
p.  319— 330.  Nr.  56— 100.  Siehe  Rhein. 
Mus.  XX.    p.  288  ff. 

270.  Philologische  Thesen.  (S.  Philol. 
XIV.  p.  388  flf.  Rhein.  Mus.  XX.  288  ff.). 
Dritte  Centurie.  Nr.  1  —  25.  Philol. 
XXX.    p.  677-682. 

271.  Zu  den  lateinischen  Komikern. 
n.  Jahrb.  für  class.  Phüol.  XVI.  Jahig. 
101 .  Band.  p.  823  -  846.  (Forts,  v.  Jahrg. 
1869,  8.  478-480). 


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XXX 


Verzeichuifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


272.  (Die  Jahrbücher  des  Vereins  von 
Alterthnmsfreunden  im  Rheinlande.  Heft 
XLIX.  Bonn  1870  berichten  p.  204  in 
der  'Chronik  des  Vereins*  über  einen 
bei  der  Feier  des  Geburtstages  von 
Winckelmann  am  9.  Deo.  1869  gehaltenen 
Vortrag  von  'Prof.  Dr.  Bergk  aus  Halle': 
Ucber  die  neuerworbenen  Statuen  dos 
Augustus  im  Vatican  zu  Rom  und  im 
Museum  zu  Berlin.) 

1872.  273.  Griechische  Literaturge- 
schichte von  Th.  B.  Erster  Band.  Berlin, 
Weidmannsche  Buchhandlung.  1872.  VI 
u.  1024  S.    8. 

274.  Lösungen.  L  Ueber  einige  Zei- 
chen der  plautinischen  Handschriften. 
Philologus  XXXL    p.  229-246. 

275.  Zu  den  Fasti  Praenestini  des 
Verrius  Flaccus.  Jahrb.  für  class.  PhiloL 
herausg.  v.  A.  Fleckeisen.  XVÜI.  Jahrg. 
105.  Band.     p.  37-44. 

276.  Zu  den  lateinischen  Komikern. 
Jahrb.  für  class.  PhiloL  XVIII.  Jahrg. 
105.  Bd.  p.  121  — 130.  (Fortsetzung  von 
Jahrg.  1869,  S.  478—480.  1870,  S.  823 
bis  846). 

277.  (Die  Jahrb.  des  Vereins  von 
Alterthurasfreunden  im  Rheinlande.  Heft 
LIL  Bonn  1872  melden  in  der  'Chronik 
des  Vereins'  p.  190:  Prof.  B.  sprach 
über  den  Wohnsitz  der  Völker  Ober- 
germaniens  zur  Zeit  der  Invasion  Cae- 
sars.) 

1873.  278.  Lösungen.  (S.  PhiloL 
XXXL  p.  229  ff.)  n.  Die  Inschrift  von 
Sigeion.  m.  Dodona.  IV.  Zur  Münz- 
gesch.  Athens.  V.  Die  Eruptionen  dos 
Aetna.  Phüologus  XXXIL  p.  122  — 139. 

279.  Philologische  Thesen.  (S.  PhiloL 
XXX.  p.  677  ff.).  Nr.  26-50.  Phüolo- 
gus XXXIL     p.  563-567. 

280.  Lösungen.  (S.  PhiloL  XXXL 
p.  122  ff.).     VI.   Ein  Gesetz   des  Selon 


(Drakon).      Vn.    Zur  Prometheussage. 

Vin.  Ein  Epigramm  des  Alkaios  von 

Messene.      Philologus  XXXJI.     p.  669 
bis  681. 

281.  Lesefrüchte.  I.  Eine  attische 
Inschrift,  n.  Aufschrift  einer  Münze 
von  Gortyn.  EIL  Hesiodus  und  die 
Greife.  IV.  Ueber  die  Etymologie  von 
ignoscere,  Jahrb.  für  class.  PhiloL  Her- 
ausgeg.  von  A.  Fleckeisen.  XIX.  Jahrg. 
107.  Band,    p.35— 43. 

282.  Augusti  rerum  a  se  gostarum 
indicem  cum  Graeca  metaphrasi  ed. 
Th.  B.  Gottingae,  sumptibus  Dieterichia- 
nis.    MDCCCLXXm.     136  pi). 

1874.  283.  Kritische  Bemerkungen 
zu  den  römischen  Tragikern.  Philologus 
XXXm.    p.  249—313. 

1875.  284.  l.Moriz  Schmidt  die 
Inschr.  von  Idalion  und  das  kyprische 
Syllabar.  Eine  epigraphische  Studie. 
Mit  einer  autographischen  Tafel.  Jena, 
Mauke's  Veriag  (H.  Duflft)  1874.  VI,  [I], 
102,  [2]  8.    8. 

2.  Wilhelm  Deecke  und  Justus 
Siegismund  die  ni^ichtigsten  k^^ri- 
schen  Inschriften,  umschrieben  und  er- 
läutert [Studien  zur  griech.  und  latei- 
nischen Grammatik,  herausgeg.  v.  G. 
Curtius.  Bd.  7.  Leipzig,  S.  Hirzel  (1874 
bis)  1875].  217-264  S.,  1  Tafel.  8. 
Besprochen  in  der  Jenaer  Literaturzei- 
tung im  Auftrag  der  Universität  Jena 
herausgeg.  von  Anton  Klette.  Nr.  42i). 
p.  463»— 469^ 

285.  (Die  Jahrbücher  des  Vereins  von 
Alterthumsfreunden  im  Rheinlande  Heft 
LV  u.  LVI  Bonn  1875  enthalten  p.  271  f. 
in  der  *  Chronik  des  Vereins*  einen  Be- 
richt des  von  Th.  B.  am  Winckelmanns- 
tage  1873  in  Bonn  gehaltenen  Vortrags 
^über  den  Ursprung  und  die  Bedeutung 
der  als  etruskisch  angesprochenen  Metall- 
funde diesseits  der  Alpen'.) 


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Verzeichnifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


XXXI 


286.  Römische  Schleudergeschosse. 
in  Tafeln.  Jahrb.  des  Vereins  von 
Alterthnmsfreunden  im  Rheinlande  Heft 
LV.    p.  1-73. 

287.  Dasselbe  Heft  bringt  Bemer- 
kungen  von  B.  unter  der  Ueberschrift 
13.  Kleiner  Altar  von  Jurakalk  aus  Bonn 
(p.  239)  und  14.  Bonn.  Römische  Funde 
am  Vierecksplatz  (p.  240  f.). 

28a  Femer  unter  17.  Trier.  Frag- 
ment einer  Weihinschrift  aus  den  rö- 
mischen Bädern  zu  Trier  (p.  243);  20. 
Tholey.  Bronzetäfelchen  mit  einer  Weih- 
ioschrift  des  Juppiter  (p.  245)  und  21. 
üeber  ein  in  unserm  Jahrb.  mehrfach 
besprochenes  Bronzetäfelchen  aus  Flie- 
fsem  (p.  245  f.). 

1876.  289.  Der  Grenzstein  des  Pagus 
Carocum.  Qierzu  Taf.  I.  1.  2.  Jahrbücher 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheidande.    Heft  LVn.    p.  7—41. 

290.  Der  Vicus  Ambitarvius.  Ebenda 
p.  42-55. 

291.  Wann  ist  die  Kunst  die  Bronze 
zu  löthen  erfunden?  Ebenda  p.  179  — 181. 

292.  Femer  enthält  dasselbe  Heft 
von  B.  unter  19.  Bonn  eine  Bemerkung 
über  ein  'Triukgefäfs  mit  Aufschrift' 
p.  207  f.  imd  in  der  '  Chronik  des  Ver- 
eins' p.  234  einen  Bericht  über  einen 
am  Winckelmannstage  1874  gehaltenen 
Vortrag  von  B.  'über  die  ältesten  Münzen 
von  Lyon*. 

293.  Mainz  und  Vindonissa.  Jahrb. 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Kheinlande  Heft  LVm.  Bonn  1876. 
p.  120-135. 

294.  Der  Aufstand  des  Antonius. 
Ebenda  p.  136  — 146. 

295.  Inschriften  romischer  Schleuder- 
geechosse nebst  einem  Vorwort  über 
moderne  Fälschungen  herausgegeben  von 
Th.  B.  Mit  zwei  lithographischen  und 
einer  photographischen  Tafel.  Leipzig, 
I^ruck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 
187G.    160  pp. 


1878.  296.  Poetae  Lyrici  Graeci. 
Recensuit  Th.  B.  Editionis  quartae  voL  I. 
Pindari  carmina  continens.  Lipsiae,  in 
aedibus  B.  G.Teubneri.  MDCCCLXXVin. 

297.  Lesefrüchte.  V.  Zu  Hesiodos.  VI. 
Zu  den  pindarischen  Scholien.  VH.  Zu 
Aristophanes  Achamem.  Jahrb.  für  class. 
Philol.  Herausg.  von  A.  Flockeisen  XXIV. 
Jahrg.  117.  Band,  p.33— 50.  (Fortsetzung 
von  Jahrg.  1873,  8.35—43). 

298.  Lesefriichte.  Vm.  Thukydides 
und  Herodot  IX.  Zu  Aristoteles'  Poetik. 
X.  Eine  griech.  Inschrift  XI.  Zur  Flexion 
des  griech.  Zeitwortes.  X.  Die  Imperativ- 
form nUi.  Jahrb.  für  class.  Philol. 
Herausg.  v.  A.  Fleckeisen  XXIV.  Jahrg. 
117.  Band.    p.  177  — 196. 

299.  Sammlung  kyprischer  Inschriften 
in  epichorischer  Schrift  Herausgeg.  von 
Moriz  Schmidt  Jena,  Verlag  von  H. 
Dufft.  8  S.  fol.  mit  22  Steintafeln.  Jahrb. 
für  class.  Philol.  Herausg.  v.  A.  Fleck- 
eisen XXIV.  Jahrg.  117.  Band.  p.  513 
bis  531. 

1871^.  300.  Verzeichnifs  der  Siege 
dramatischer  Dichter  in  Athen.  Rhein. 
Mus.  für  Philol.  Herausgeg.  v.  0.  Rib- 
beck und  F.  Bücheier.  XXXIV.  p.  292 
bis  330.    Nachtrag  p.  330—333. 

1880.  301.  Zu  den  neuen  Bruch- 
stücken griechischer  Dichter.  L  Euri- 
pides.  n.  Aeschylos.  in.  Fragment  eines 
Komikers.  IV.  Epigramme  des  Posei- 
dippos.  V.  Alexis  Dramen  behaupten  sich 
auf  der  Bühne.  Rhein.  Mus.  für  Philol. 
N.  F.    XXXV.  p.  244-264. 

1881.  302.  Zur  Aristotelischen  Po- 
litie  der  Athener.  Rhein.  Mus.  für  Philol. 
N.  F.    XXXVI.    p.  87— 115. 

Postuma: 

1882.  303.  Poetae  Lyrici  Graeci. 
Recensuit  Th.  B.  Editionis  quartae  vol.  IL 
poetas  elegiacos  et  iambographos  con- 
tinens. Lipsiae,  in  aedibus  B.  G.  Teub- 
neri.    MDCCCLXXXIL 


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xxxn 


VerzeicliDifs  von  Th.  Bergks  philologischen  Schriften. 


304.  Poetae  Lyrici  Graeci.  Recensuit 
Th.  B.  Editionis  quartae  vol.  in.  poetas 
raelicos  continens.  lipsiae,  in  aedibus 
B.  G.  Teubneri.  MDCCCLXXXn.  (Her- 
ausgeber beider  Bände  ist  Ernst  Hiller.) 


305.  Der  Verfasser  der  Schrift  tisqI 
xoafiou.  Rhein.  Mus.  für  Philol.  N.  F. 
XXXVn.  p.  50—53.  (Von  Bücheier 
veröfFentlichi) 

306.  Zur  Geschichte  und  Topogi-aphie 
der  Rheinlande  in  römischer  Zeit  von 
Th.  B.  (Eine  Sammlung  von  Aufsätzen, 
die  den  Titel  führen:  I.  Cäsars  Feldzug 
gegen  die  üsipeter  und  Tencterer.  11. 
Cäsars  Krieg  gegen  Ambiorix  und  die 
Eburonen.  HI.  Römische  Statthalter  am 
Niederrhein.  IV.  Der  Aufstand  des  An- 
tonius am  Oberrhein  im  J.  89.  V.  Mainz 
\md  Vindonissa.  VI.  Der  Vicus  Ambi- 
tarvius.  VH.  Der  Grenzstein  des  Pagus 
Carucum.  VIH.  Die  Ära  IJbiorum.  IX. 
Beiträge  zur  Untersuchung  der  Heer- 
sti-afsen  am  Niederrhein.  Wegen  IV — 
VH  siehe  oben  Nr.  289,  290,  293,  294. 
Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teub- 
ner.  1882.  188  pp.  (Herausgeber  ist 
Julius  Asbach). 

307.  Zur  (Chronologie  des  Königs  Arta- 
xerxes  HI.  Ochos.  Aus  Th.  Bergks  Nachlafs 
mitgetheüt  in  A.  Schaefor.  Rhein.  Mus. 
fürPhüol.  N.F.  XXXVn.  p.  355— 372. 

308.  Strabo  Geogr.  VH.  p.  291.  Aus 
Th.  Bergks  nachgel.  Papieren  mitgetheüt. 
Rhein.  Mus.  fürPhüol.  N.F.  XXXVH. 
p.  298f. 

309.  Zu  den  Berkumer  Mati-onen- 
steinen.  Westdeutsche  Zeitschrift  für 
Wissenschaft  und  Kunst.  Herausgeg.  v. 
F.  Hettner.    I.    p.  145— 153. 

310.  Kritische  Beiträge  zu  dem  sog. 
PhokyHdes.    Phüol.  XLl.    p.  577— 601. 

311.  Die  Verfassung  von  Mainz  in 
römischer  Zeit  Westdeutsche  Zeitschr. 
für  Wissensch.  und  Kunst.  I.  p.  498— 515. 


1883*  312.  Anthologia  Lyrica.  Cura- 
vit  Th.  B.  Editio  tertia  ex  poetarum  Lyri- 
corum  Graecorum  editione  quartaexpressa. 
Lipsiae.  MDCCCXXXIH.  (Bibliotheca 
Teubneriana.) 

313.  Die  Liste  der  delphischen  Gast- 
freunde. Phüol.  XLH.  p.  228  -  2(jd. 
(Herausgeber  ist  Gustav  Hinrichs.) 

313.  Fünf  Abhandlungen  zur  Geschichte 
der  griechischen  Philosophie  und  Astro- 
nomie von  Theodor  Bergk.  (Eine  Samm- 
lung von  Aufsätzen:  I.  Wann  ist  Piatos 
Theaetet  abgefafst?  IL  Piatos  Gesetze. 
HI.  Ueber  die  Aechtheit  der  JiaX^^tig. 
IV.  Aristarch  von  Samos.  V.  Die  Philo- 
strate.) Herausg.  von  Gustav  Heinrichs. 
Leipzig,  Fues's  Verlag  (R.  .Reisland). 
1883.    185  pp. 

Weiterhin  sind   mit  Bestimmtheit 
zu  erwarten : 

Zu  der  eleischen  Inschrift  aus  Olympia 
Nr.  362  (=-  Roehl  L  G.  A.  112)  im  Rhein. 
Mus.  für  class.  Phüologie.  XXXVHI. 
3.  od.  4.  Heft  Hinzu  kommt  ein  Auf- 
satz 'über  die  Tafx(m\ 

Beiträge  zur  römischen  CJhronologie 
im  nächsten  (Xllf.)  Supplementbande  der 
Jahrb.  für  class.  Phüologie. 

Griechische  Idteraturgescbichte  von 
Th.  B.  Zweiter  und  dritter  Band.  Berlin, 
Weidmannsche  Buchhandlung.    1883 . . . 

Sodann  enthält  der  Nachlafs  — 
aufser  grammatischen  Studien  -— : 
Aufsätze  über  Aeschylus'  Myrmido- 
nen,  Euripides'  Andromache,  die  Schrift 
de  Republica  Atheniensium,  Lucians  ^17- 
fÄoa&^vovs  iyxtj/uiov,  den  Geburtstag  Ho- 
mers und  Conjecturen  zu  Plato,  Aristo- 
teles und  Porphyrius,  welche  für  den 
XVm.  Band  Hermes  (4.  Heft)  in  Aus- 
sicht genommen  sind*). 


•)  Auch  diese  letzten  Arbeiten  wird  O.  Hin- 
richs besorgen.   "Wie  der  oreto  Band  der  Opuscula, 
so  wird  auch  der  zweite  Band  etliche  Nova  ent- 
I    halten. 


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Plautina. 


Th,  Bergk  Kleine  Schriften.    I. 


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1134  T.  Macci  Plauti  Comoediae 

ex  recensione  Fr.  Ritschelii. 

Tomi  I  Pars  1.    Trinummus.    Bonnae  H.  B.  König  sumptus  fecit. 
MDCCCXLVm.  CCCXLVI  S.  Einleitiing.    178  S.  8*). 

Xindlich  hat  Hr.  Eitschl  begonnen  sein  Versprechen  zu  lösen  und  uns 
das  älteste  Denkmal  der  römischen  Literatur  nach  langer  Vernachlässigung 
in  geläuterter  Gestalt  zu  reproduciren.  Der  Bericht,  welchen  Hr.  Eitschl 
im  Jahr  1837  in  der  Zeitschrift  f.  Alterth.  [S.  737  &  Opusc.  H.  166  ff.] 
unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  aus  Italien  abstattete,  war  es  vor  allem, 
der  allgemein  die  Ueberzeugung  erweckte,  dafs  die  Kritik  des  Plautus 
in  den  Händen  eines  Mannes  sich  befinde,  der  wenn  irgend  Eiaer 
berufen  sei,  dem  trostlosen  Zustande  der  Willkür  und  Unsicherheit, 
die  bisher  auf  diesem  Gebiete  geherrscht  hatten,  ein  Ende  zu  machen. 
Zahlreiche  Abhandlungen,  zum  gröfseren  Theile  in  den  vor  drei  Jahren 
erschienenen  Parerga  Plautina  vereinigt,  bestätigten,  dafs  Hr.  R.,  imbeirrt 
durch  andere  Neigungen,  seine  grofse  Aufgabe  fortwährend  im  Auge 
behalte  und  fordere:  indefs  so  bedeutend  auch  alle  diese  Beiträge  zur 
Kritik  und  Erklärung  des  Plautus  waren,  so  dienten  sie  nur  dazu, 
das  Bedürfnifs  einer  Ausgabe  des  Dichters,  worin  der  Text  auf  sichere 
Grundlage  zurückgeführt  ward,  noch  lebhafter  zu  erwecken:  denn  nur 
so  können  Mitforschende  in  den  Stand  gesetzt  werden,  thätigen  Antheil 
an  diesen  Studien  zu  nehmen,  während  bisher  Niemand  mit  voUer 
Sicherheit  und  Vertrauen  sich  daran  betheiligen  konnte :  und  es  handelt 
sich  hierbei  nicht  etwa  blofs  um  das  Studiimi  des  Komikers  selbst, 
sondern  gar  manche  allgemeinere  Aufgabe,  so  vor  allem  eine  wissen- 
schaftliche Behandlung  der  lateinischen  Grammatik,  wird  erst  dann 
ausführbar,  wenn  wir  einen  kritisch -revidirten  Text  des  Plautus  besitzen. 
1125  Man  I  wird  daher  es  auch  nicht  verargen,  wenn  Manchem  Hr.  Eitschl 
über  Gebühr  zu  säumen  schien,  wenn  Mancher  fürchtete,  dafs  auch 
hier  das  Bessere  der  schlimmste  Feind  des  Guten  sei.    Jetzt  werden 


*)  [25eitschrift   för  die  Alterthninswissenschaft.    Herausgegeben  von  Dr.  Th. 
Bergk  und  Dr.  J.  Caesar,  Professoren  zu  Marburg.   VI.  Jahrg.  1848.  Nr.  141  —  144.] 


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Becension  des  Ritschl'schen  Plautus  (Trinummus). 


diese  Klagen  verstummen,  da  Hr.  Eitschl  durch  die  That  gezeigt  hat, 
dafs  ex  nicht  gesonnen  war,  Erwartimgen  zu  erregen,  die  er  nicht  auch 
vollständig  erfüllen  würde. 

Der  eben  erschienene  erste  Theil  des  ersten  Bandes,  den  Trinummus 
enthaltend,  ist  Gottfried  Hermann^)  mit  gutem  Recht  gewidmet,  da 
dieser  in  seiner  Ausgabe  des  Trinummus  schon  vor  vielen  Jahren  mit 
bewundernswürdiger  Divinationsgabe  den  richtigen  Weg  vorgezeichnet 
hatte.  Die  Ausgabe  selbst  zerfällt  in  zwei  Theile:  der  erste,  umfang- 
reichste sind  die  Prolegomena  in  19  oder,  wenn  man  will,  in  20  Capiteln, 
welche,  obwohl  sie  überall  vorzugsweise  den  Trinummus  im  Auge 
behalten  und  daher  im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  Text  und  kriti- 
schen Commentar  der  Komödie,  den  der  zweite  Theil  enthält,  stehen, 
doch  eigentlich  die  gesammte  Aufgabe  der  Plautinischen  Kritik  betreffen. 
Ich  kann  den  Inhalt  dieser  Prolegomena  nicht  besser  und  kürzer 
bezeichnen,  als  indem  ich  die  Uebersicht,  welche  Hr.  R.  selbst  am 
Ende  S.  CCCXXIX  giebt,  mittheile: 

„  Keminiscendum  est  a  codicibus  nos  exorsos  primo  capite  breviter  descripsisse 
Ambrosianum  librum  a  p.  Vll.  ad  XUI:  altero  eas  Trinummi  partes  generatim 
traetasse  quae  superstitibns  membranis  Ambrosianis  non  continentur  a  p.  XIU.  ad 
XXVII:  tertio  reliquos  übros  enumerasse  a  p.  XXVn.  ad  p.  XXXVI:  guarto  de 
horom  dignitate,  cognatione  et  suocessionibus  egisse  a  p.  XXX VI.  ad  JA:  qtiinto 
de  editorum  criticorumque  opera  a  p.  11.  ad  LVIII:  sexto  de  fide  Ambrosiani 
codicis  cum  Palatinomm  recensione  compai-ati  a  p.  LVIU.  ad  LXVIII:  septimo 
de  emendandi  rationibus  hinc  aptis  a  p.  LXVIII.  ad  LXXIV:  octavo  de  rebus 
grammaticis  a  p.  LXXIV.  ad  XCI:  nono  de  genere  orthographico  a  p.  XCL  ad  CXV : 
decitno  de  vi  positionis  a  p.  CXV.  ad  CXXXIX :  undecimo  de  ecthlipsi  sive  syncopa 
a  p.  GXL.  ad  CUX:  duodecimo  de  synizesi  a  p.  CLIX.  ad  CLXV:  tertio  dedmo  de 
correptione  longarum  vocalium  a  p.  CLXV.  ad  CLXXXVU :  quarto  decimo  de  hiatu 
a  p.  CXXXVn.  ad  CCVI:  quinto  decimo  de  accentu  grammatico  cum  numerorum 
accentu  conciliato  a  p.  CCVI.  ad  CCL:  sexto  decitno  de  accentus  logici  in  compo- 
nendis  versibus  vi  a  p.  CCL.  ad  CCLXX:  septimo  decimo  de  pedibus  metricis  et 
caesuris  a  p.  CCLXX.  ad  CCXCIV:  duodevicesimo  de  oantioo  Trinummi  a  p.  CCXCIV. 
ad  CCCXV:    wndevicesimo  de  misceUis  quibusdam  a  p.  CCCXV.  ad  CCCXXVXEL** 

Diese  Uebersicht  zeigt,  wie  in  diesen  Prolegomenen  eine  Menge 
wichtiger  und  interessanter  Prägen  erörtert  sind,  und  zwar  wie  dies 
bei  allen  Arbeiten  Hm.  Eitschls  der  Fall  ist,  nicht  blofs  mit  ausge- 
zeichnetem Scharfsinn  und  Gelehrsamkeit,  sondern  vor  allem  mit  jener 
einfach  sichern  Methode,  in  der  er  es  so  vielen  der  Pachgenossen 
zuvorthut,  so  dafs  Niemand  versäumen  sollte,  denselben  wiederholtes 
Studium  zu  widmen.     Bei    der  reichen  Fülle  des  Stoffes,  den  diese 


1)  „Godofredo  Hermanne  ad  emendandum  Plautum  post  magnum  Bentleiuni 
duci  unico  Fridericus  Ritschelius  D.  D.  L.  M.  Venerabundus." 


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Reoension  des  Ritsohl'sohen  Plautus  (Trintimimis). 


Prol^menen  natürlich  auch  dem  Widerspruche  darbieten,  beschränke 
ich  mich  darauf  einige  Punkte  herauszuheben. 

Dafs  Plautus  die  Form  m  im  Genitiv  der  ersten  Declination,  (die 
übrigens  bei  livius  Andronicus  und  Naevius  nicht  nachweisbar  sein 
H2(j  dürfte,  während  |  sie  bei  Ennius  nicht  selten  erscheint),  nicht  nur  bei 
Femininis,  sondern  auch  bei  Masculinis  anwende,  ist  S.  LXXXYI  bemerkt, 
wt^egen  sie  dem  Terenz  überhaupt  abgesprochen  wird,  s.  S.  CCCXXVI. 
Ich  glaube,  dafs  allerdings  im  Trinunmius  359  [11.  2,  78]  richtig  Char- 
mdai  hergestellt  ist,  aber  ob  man  berechtigt  ist,  sofort  nach  derselben 
scheinbaren  Analogie  v.  1183  [V.  2,59]  Calliclai  (für  CallicU  oder 
Oaüidis)  zu  schreiben,  bezweifele  ich,  denn  dies  ist  doch  ein  Wort 
ganz  anderen  Schlages.  Ich  würde  vielmehr  empfehlen,  CalUcleHs  zu 
schreiben,  vei^l.  Charisius  I.  76  L.  [Gr.  Lat.  L  p.  132  Keil]:  heres  heredis 
faät  e  littera  stibinflexa,  ut  Pertcletts  et  Strcäodetis.  Vergl.  ebend.  I. 
37  L.  [I.  p.  66  K.].  —  Hr.  K.  behandelt  an  der  angeführten  Stelle  auch 
andere  Eigennamen,  so  erklärt  er  mit  Recht  [p.LXXXvill]  den  Namen 
Peripl^dontenes  im  Mües  gloriosus  für  verdorben  und  sagt:  rede  autem 
se  habere  duo  sola  possunt,  aut  a  7teQi7tlrp;t6fievog  factum  Periplet- 
tomenus,  aut  a  7ceQi7cXeyi6f4evog  Periplecomenus.  Dafs  hier  ein 
Particip.  Praes.  Passivi,  wie  öfter  (s.  Keil  Spec.  Onomat.  p.  106)  als 
Nomen  proprium  gebraucht  ward,  ist  unzweifelhaft,  allein  TtßQLTtlrjr- 
T6iievog  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit,  da  dieses  Verbum  ganz  unge- 
bräuchlich ist,  sondern  man  hat  nur  die  Wahl  zwischen  negurkeycdiaevog 
und  ntqi7tBx6^evog;  aus  einer  Verbindung  beider  Lesarten  mag  das 
widersinnige  Peripledomenes  entstanden  sein,  wie  dergleichen  Fehler 
auch  anderwärts  sich  finden.  So  liest  man  in  den  Vögeln  des  Aristo- 
phanes  noch  immer  Ileia&ermQog^  während  man  doch  nur  die  Wahl 
hat  zwischen  neiaeraigog  oder  Jlecd-szaLQog^  der  Dichter  schrieb  wahr- 
scheinUch  das  letztere,  und  wie  gewöhnlich  ward  der  seltneren  Bildung 
die  vulgäre  beigeschrieben.  Bei  Plautus  findet  sich  unter  den  Eigennamen 
noch  mancher  sehr  verdächtige :  wenn  z.  B.  im  Truculentus  der  Sdave 
Stratilax  heifst,  so  ist  dies  eine  ganz  monströse  Bildung;  es  ist  Stra- 
tullax  zu  schreiben,  vergl.  Cicero  ad  Att.  XVI.  15,  3:  leptae  litter arum 
exefnplum  tibi  misi,  ex  quo  mihi  videtur  atgcenjUa^  ille  deiectus  de 
gradu,  wo  die  Erklärer  mit  Recht  annehmen,  dafs  dies  ein  gebräuch- 
licher Gladiatorenname  sei;  von  SvQorog  ward  StgAuvilog  und  davon 
eine  potentürte  Form  ^tQccvtjXXa^  gebildet,  (wie  ^ev-ijU-iov,  ^ei- 
Ocu-ilX-iov  und  ahnl.).  Gerade  auch  von  Nominibus  propriis  wurden 
Spottnamen  auf  a|  gebildet,  wie  ^Ejtidonjqa^^  ^P6da^,  (vergl.  Lobeck 
Paraüp.  8.  276) ;  ganz  wie  SrQorijXka^  scheint  das  ebendaselbst  erwähnte 
^oqvßißlKa^   formirt,    denn   so  ist  wohl  statt  d'oqißilXa^  oder  d^oqv- 


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Becension  dos  Riisohl^schen  Piautas  (Trmummus). 


ßiXXa^  zu  schreiben.  Wenn  femer  in  der  Mostellaria  eine  der  han- 
delnden Personen  Theuropides  heifst,  so  kann  ich  auch  diesen  Namen 
nicht  für  richtig  halten,  ich  vermuthe  daher  Theopropides,  vergl. 
Keils  Anal.  Epigraph,  p.  174,  eine  Form,  die  überall  dem  Metrum 
angemessen  ist,  (falls  man  nicht  vorzieht,  Theupropides  zu  schreiben 
mit  regelwidrig  verlängerter  Antepaenultima). 

Das  IX.  Capitel  handelt  von  der  Orthographie:  Hr.  K.  hat  natürlich 
dies  reichhaltige  Thema  nicht  erschöpft,  sondern  nur  einige  leitende 
Gesichtspunkte  angedeutet  und  Einzelnheiten  genauer  erörtert  So 
dankenswerthe  Beiträge  wir  überhaupt  in  neuerer  Zeit  von  den  kriti- 
schen Bearbeitern  |  lateinischer  Classiker  für  die  Peststellung  der  Ortho-  1127 
graphie  erhalten  haben,  so  können  doch  alle  diese  particulären  Leistungen 
nur  als  Vorarbeiten  betrachtet  werden,  deren  Kesultate  zum  Theil 
wesentlich  modifidrt  und  berichtigt  werden,  sobald  man  von  einem 
allgemeineren  Standpunkte  aus  die  orthographischen  Fragen  betrachtet: 
dies  kann  aber  nur  geschehen,  wenn  man  die  Lautlehre  der  lateinischen 
Sprache,  die  bisher  ungebührlich  vernachlässigt  worden  ist,  in  streng- 
historischer "Weise  untersucht.  Einstweilen  sind  alle  Beiträge  willkommen, 
vor  allem,  wenn  sie  sich  an  einen  Autor  anschliefsen,  der  für  die 
römische  Literatur,  soweit  sie  uns  erhalten  ist,  den  Anfangspunkt  bildet. 
Bei  Hm.  Kitschi  können  wir  vor  allem  die  Sophrosyne,  mit  der  er  zu 
Werke  geht,  gegenüber  den  Abenteuerlichkeiten,  denen  wir  anderwärts 
begegnen,  nicht  genug  anerkennen.  —  Ich  begnüge  mich  auch  hier 
mit  einigen  Bemerkungen.  S.  XCV  wird  surrupio  und  ähnliche  Formen 
(die  übrigens  auch  anderwärts  vorkommen,  vergl.  Fronte  p.  139  ed.  Niebuhr 
[p.  227  Naher])  mit  Eecht  vertheidigt,  nur  möchte  ich  diese  Formen  nicht 
als  der  Analogie  widersprechend  bezeichnen;  im  Gegentheil  surrupio 
ist  eine  tadellose  Form,  aus  der  wohl  erst  später  surripio  entstand,  so 
gut  wie  man  neben  municipium  aueupium  sagte.  Anderes  mufs  noch 
mit  Hülfe  der  Handschriften  hergestellt  werden,  so  z.  B.  data  vacivas 
auris  dum  eloquar  Trinummus  v.  11,  wo  der  Ambros  VOCITO  hat, 
ist  vocivas  zu  schreiben,  so  steht  nicht  nur  in  der  Lex  Julia  Municipaüs 
[C.  I.  L.  L  198,  77]  vocatio  für  vaeatio,  sondern  auch  in  der  Inschrift  bei 
Orelli  n.  4859  [C.  L  L.  VI.  p.  335,  33] :  voeuamqm  domum. 

Vortrefflich  ist  die  Form  hau  für  haut  an  mehreren  Stellen  dem 
Plautus  vindicirt,  die  offenbar  bei  den  älteren  Lateinern  nicht  selten 
war,  jedoch  scheint  es  nicht  gerathen,  über  die  handschriftlichen  Spuren 
hinauszugehen.  —  Warum  aber  Hr.  K.  S.  CII  hicce,  huncce  als  eine 
vitiosissima  scriptura  bezeichnet,  das  hätten  wir  schon  jetzt  gern  näher 
begründet  gesehen.  —  S.  Cin  erklärt  Hr.  E.  auf  die  Autorität  der 
Handschriften  hin  die  Form  thensaurus  aufgenonmien  zu  haben,  obwohl 


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Recension  des  Ritschrschen  Piautas  (Trinnmmtis). 


sie  eigentlich  verwerflich  sei :  aber  nach  der  Analogie  von  viciens  totiens 
etc.  habe  man  prava  quadam  consuetttdine  das  n  hinzugefügt  Dies  liefee 
ach  allenfells  billigen,  wäre  ihesaurus  ein  Wort,  was  erst  spät  durch 
Vermittelung  der  Literatur  von  den  Griechen  zu  den  Römern  gekommen 
wäre:  allein  die  Zahl  dieser  Worte  ist  gar  nicht  so  grofs,  als  man 
gewöhnlich  glaubt:  bei  weitem  mehr  beruhen  auf  ursprünglicher  Stamm- 
verwandtschaft oder  uraltem  Verkehr.  Dahin  rechne  ich  auch  ihesaurus; 
dafs  dies  seit  Alters  im  Gebrauch  war,  beweisen  volksthümliche  Wen- 
dungen, wie  bei  Ennius  [278  Vahlen]  in  der  Iphigenia  (Fest  p.  201  M.): 
ÄeherurUem  obibOy  ubi  mortis  thesauri  obiacent,  oder  im  Elogium  des 
Hautus:  Baque  postquam  est  Orci  traditus  thesauro;  auch  der  Umstand, 
dafs  man  thesaurum  neben  thesaurus  sagte,  dürfte  dafür  sprechen 
]i28(Fest  p.  8)*).  Nun  ist  aber  das  griechische  |  dTjaavqög  eigentlich  ein 
Compositum  aus  dem  Particip.  d'ivg  (d-eig)  und  avqög  (aurum):  die 
Abneigung  der  Griechen  mit  Ausnahme  der  Argiver  und  Kreter  gegen 
vg  ist  bekannt,  daher  nachdem  v  ausgestofsen  war,  um  den  Verlust  zu 
compensben,  Verlängerung  des  Vocals  eintrat  und  dTjoctvQÖg  gesagt 
ward.  Die  Lateiner  behielten  dagegen  das  ursprüngliche  thensaurus 
bei,  da  ihnen  die  Verbindung  ns  geläufig  war.  Indefs  wie  die  Volks- 
sprache es  sich  bequem  macht,  so  ward  auch  hier  öfter  n  ausgestofsen, 
zunächst  in  Eigennamen,  die  am  häufigsten  solchen  Veränderungen 
unterli^n,  wie  Albesia  scuta  (Pestus  p.  4),  ÄUiesis  dies  (ib.  p.  7), 
Amneses  (ib.  p.  17),  Lucer eses  (p.  119),  aber  Corinthienses  (p.  60),  was 
mehr  der  Literatur,  als  dem  Leben  angehörte.  Bald  ging  man  weiter 
und  sagte  auch  mcesimus,  toties  etc.;  ihesaurus  verdankt  vielleicht  erst 
der  Thätigkeit  der  Grammatiker,  denen  das  griechische  Wort  Kicht- 
schnur  war,  seinen  Ursprung^):  es  ist  ja  aber  hinlänglich  bekannt, 
wie  früh  die  Thätigkeit  der  Grammatiker  auf  die  lateinische  Sprache 
mafsgebend  eingewirkt  hat.  —  S.  CV  wird  die  Form  nequidquam  bei 
Plantus  mit  Recht  verworfen:  ich  glaube,  dafs  diese  Form  überhaupt 
gar  keine  Gewähr  hat  und  nur  dem  Irrthume  der  späteren  Abschreiber 
ihren  Ursprung  verdankt  —  S.  CVn  ff.  wird  über  die  Aphaeresis  von 
es  und  est  gehandelt  und  mit  Becht  hervorgehoben,  dafs  die  Ellipse 
des  Verbum  subst.  bei  Plautus  ganz  ungewöhnlich  sei.  Freilich  in 
nnsem  Ausgaben  finden  sich  zahlreiche  Beispiele  des  Gegentheils,  aber 
wer  sollte  nicht  vorziehen  MiL  Glor.  n.  5,  17  [427]:    mihi  odiosu's, 

2)  Auch  im  Oskischen  ward  dies  Wort  als  Neutrum  gebraucht,  Cäpp.  Abell.  49. 
Auch  Plautus  Trinummus  v.  750  [DL  3,  21]  könnte  man  dahin  ziehen ,  doch  liegt 
wohl  nur  ein  Irrthum  der  Abschreiber  vor. 

3)  Doch  darf  man  nicht  übersehen,  dafs  auch  die  Osker  schon  das  n  aus- 
stiefsen. 


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Becension  des  Ritschl^schen  Plautus  (Trmummus). 


quisquis  es,  oder  IV.  1,  37  [984]:  vah,  ddicatu's:  quae  te  tanquam 
oculos  amet,  oder  IV.  6,  8  [1223]:  dignu%  v.  12  [1227]:  ut  tu  indutu's 
apud  mulieres,  V.  1,  12  [1405]:  quare  ausu's,  v.  18  [1412]:  qiwd  tu 
hie  hodie  verberatu's  aut  qtwd  verberabere,  oder  II.  2,26  [182]:  5t  's^, 
iübe  huc  transire  quantum  posstt,  oder  v.  112  [267]:  vi  pugnandoque 
hominem  capere  certa  rest*)  zu  schreiben  für  odiosus,  delicatus  u,  s.  w., 
obwohl  zuweilen  auch  das  Gegentheil  eingetreten  ist,  indem  die  Ab- 
schreiber das  Participium  mit  dem  Verbum  vertauscht  haben;  so  dürfte 
im  Miles  IL  2, 46  [201]  zu  schreiben  sein :  Quem  ad  modum  adstitit  severa 
frante  eurans,  cogüans:  Pectus  digüis  pultat,  cor  credo  evocaturus 
faras.  Mit  Kecht  nimmt  Hr.  K.  rest  für  res  est  in  Schutz,  aber  wir  können 
nicht  beipflichten,  wenn  er  auf  gleidie  Weise  Trin.  v.  537  [11.4, 136] 
ut  ad  incUast  redactus  erklärt  für  ad  incitas  est:  dies  ist  ein  hetero- 
genes Beispiel :  es  steht  vielmehr  für  das  Neutrum  ad  iruiita  est  rcdddus. 
Nonius  p.  85  ed.  Grerlach  führt  freilich  aus  dieser  Stelle  ut  ad  incitas 
redactus  est  an,  aber  Nonius  hat  umgekehrt  Poenul.  IV.  2,  86  ad  incita 
für  ad  incitas.  Das  Neutrum  wird  durch  Lucilius  [EH.  62  L.  Müller] : 
lllud  ad  incita  cum  redit  atque  internecionem  und  [XV.  20  M.]  con- 
rupit,  ad  incita  adegit  vollkommen  sicher  gestellt. 

Im  X.  Cap.  handelt  Hr.  ß.  von  metrischen  Licenzen,  die  er  mit  1129 
vollem  Recht  beschränkt,  namentlich  die  Verkürzung  eines  Vocales  in 
der  Mitte  eines  Wortes,  wenn  zwei  Consonanten  darauf  folgen.  Indefs 
geht  Hr.  R.  hierin  immer  noch  zu  weit,  so  z.  B.  vertheidigt  er  S.  CXXin 
simülumae:  es  liefse  sich  hier  zwar  die  Schreibart  similumae  recht- 
fertigen, wo  der  Superlativ  wie  in  minimus  einfach  durch  imus  gebildet 
wäre,  aber  so  gut,  wie  simul  einsylbig  gesprochen  ward  (s.  CXLII), 
ebensogut  ist  s'millumae  zu  lesen,  wenn  auch  nicht  zu  schreiben: 
ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  Philippi,  Philippei,  auch  hier  ist  nicht 
etwa  die  Mittelsylbe  verkürzt,  sondern  der  Vocal  der  ersten  Sylbe 
ward  unterdrückt,  PKlippi,  Ph'lippei.  In  anderen  Fällen  ist  aber  auch 
die  Orthographie  mit  der  alterthümHchen  Aussprache  in  Einklang  zu 
setzen;  Hr.  R.  empfiehlt  mit  Recht  oculto  für  occulto  [p.  CXXIV],  wie 
ich  ebenfalls  längst  gethan  hatte,  zu  schreiben:  denn  gerade  die  Prä- 
positionen wurden  in  Zusammensetzungen  von  der  Volkssprache  vor- 
zugsweise verstümmelt,  und  die  Dichter  nahmen  keinen  Anstand,  von 
dieser  Freiheit  Gebrauch  zu  machen :  so  gut  wie  die  Griechen  TLaßatrcuv, 
yuxTterov  u.  ähnl.  sagten  (vergl.  meine  Beiträge  zur  Monatskunde  S.  62), 
so  gut  sagten  und  schrieben  die  Römer  in  öcuUo,  ore  cörupto,  u,  s.  w. 


[*)  Eitschl:  caperest  certa  res]. 


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Eecension  des  Ritschrsohen  Plantus  (Trinrnnmos).  9 


—  Dals  in  dedisti  und  dedisse  die  Verkürzung  unzulässig  sei,  darin 
pflichte  ich  Hm.  R  bei  (S.  CXXV),  allein  ich  möchte  keineswegs  diese 
Formen  überall,  wo  sie  metrische  Schwierigkeiten  machen,  entfernen; 
ich  nehme  yielmehr  auch  hier  eine  Contraction  an.  Man  könnte 
glauben,  dafs  zunächst  die  Contraction  nur  auf  diese  Formen  zu 
beschränken  sei,  die  man  etwa  d€sti,  desse  auszusprechen  hätte,  nur 
dab nicht  auch  so  zu  schreiben  wäre:  wie  aus  duxisti  duxti,  aus  di^dsse 
dixe,  aus  scripsisiis  scripstis  ward,  so  ging  man,  könnte  man  annehmen, 
bei  dem  gangbaren  dedisti,  dedisse  noch  einen  Schritt  weiter  imd  stiefs 
den  Zungenbuchstaben  d  bei  der  Contraction  aus.  Allein  ich  glaube, 
dafe  man  überhaupt  in  der  Volkssprache  das  Perfectum  dedi  so  rasch 
aussprach,  dafs  die  Reduplication  mit  der  Stammsylbe  verschmolz,  wobei 
demi  wohl  der  Vocal  in  der  Mitte  zwischen  i  und  e  schwankte.  Dies 
wird  bestätigt  durch  die  zahlreichen  Stellen,  wo  dedi,  dedin\  wenn 
I IX)  man  sie  nach  den  gewöhnlichen  metrischen  Kegeln  beurtheilt,  |  stören, 
siehe  Proleg.  S.  CLXVin.  Hr.  R  sucht  nun  zwar  diese  Stelle  nicht 
durch  Conjectur,  wie  jene  wo  dedisse,  dedisti  sich  findet,  zu  entfernen, 
sondern  er  nimmt  eine  ganz  anomale  Verkürzung  des  i  an,  welche 
durchaus  nicht  gerechtfertigt  werden  kann  durch  die  Vergleichung  der 
Verkürzung  der  ersten  Person  Praes.,  wie  nescio.  Und  immer  bleibt 
noch  die  Form  dedit  übrig,  die  Hr.  E.  freilich  wieder  durch  Conjectur 
beseitigen  will,  S.  CXXV  und  CCCXXV.  Ich  denke  aber,  diejenige 
Erklärungsweise  empfiehlt  sich  von  selbst,  welche  nicht  nur  alle  diese 
Fälle  auf  gleiche  Weise  erklärt*),  sondern  auch  dem  Sprachgeiste  nicht 
widerspricht. 

Auf  S.  CXXVI  werden  inde,  unde,  intus,  inter,  nempe  und 
omnis  als  Worte  bezeichnet,  deren  erste  Sylbe  auch  verkürzt  werden 
könne:  hierunter  dürfte  noch  Manches  bedenklich  sein  oder  doch  eine 
andere  Auffassung  zulassen;  so  glaube  ich  eher,  dafs  inde  imd  unde, 
die  allerdings  allein  das  Suffixum  de  bewahrt  haben,  was  anderwärts 
in  d  verkürzt,  endlich  ganz  abgeworfen  ward,  zuweilen  in  der  Aus- 
sprache gleichfalls  den  Schlufsvocal  einbüfsten. 


4)  Denn  dieser  Grundsatz  mufs  hier,  wo  wir  ganz  diesolbon  Elemente  antreffen, 

feBtgeludten  werden:  anders  verhält  es  sich  da,  wo  differento  Elemente  zusammen 

kommen,  die  auch  eine  abweichende  Behandlung  bedingen;  so  z.B.  bei  dem  Ver- 

bimi  8cio  (nescio);  hier  weicht  natürlich  im  Imperfectum  sdeham  der  Vocal  c  dem 

i  (9cibamJ^  während  im  Conjunctiv  Praes.  sciam  der  Vocal  consonantisch  zu  sprechen 

ist  (wie  im  Griechischen  atonäo)  neben  anonäo})',  in  scio  dagegen  ist,  wie  auch 

Hr.  K.  richtig  annimmt,  der  End vocal  o   zu  verkürzen,  obwohl  auch  bei  Virgil 

«iflige  Graimnatiker  in   diesem    Falle    sco    aussprechen   wollten,    vergl.  Charisius 

p.  8  ed.  lindem,  p.  p.  16  Keü]. 


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10  Recension  des  Ritschl'schen  Plautus  (Trinummus). 

S.  CXL  wird  enim  richtig  als  einsylbig  auszusprechendes  Wort 
bezeichnet:  bestätigt  wird  dies  besonders  auch  durch  die  Vergleichung 
des  Oskischen,  wo  wir  neben  intm  auch  in  antreffen,  vergl.  Mommsen 
Osk.  Studien  S.  43  [üntorit.  DiaL  S.  264].  Im  Lateinischen  wird  dann 
das  Wort  etwa  wie  etn  gelautet  haben. 

S.  CLn  will  Hr.  R.  ministretnus  wie  tn'nistrmnus  ausgesprochen 
wissen,  weil  das  Wort  von  manus  herkomme,  und  dies  oft  einsylbig 
(m'nus)  zu  sprechen  sei.  Allein  weder  Ableitung  noch  Aussprache  ist 
richtig  festgestellt;  das  Wort  ist  eine  comparativische  Bildung,  der 
Untere,  der  Kleinere,  die  sich  zu  minor  gerade  so  wie  magister  zu 
major  verhält.  Auszusprechen  aber  hat  man  min^stremus,  denn  bei 
allen  diesen  Freiheiten,  die  sich  die  volksthümliche  Aussprache  gestattet, 
mufs  man  doch  beachten,  dafs  dieselbe  den  Vocal  der  Stammsilbe,  die 
ja  der  Träger  des  Begriffes  ist,  möglichst  zu  wahren  |  sucht:  ebenso  1131 
sind  selbst  die  Endungen,  die  ja  gleichfalls  eine  wesentliche  Bedeut- 
samkeit haben,  weniger  der  Entstellung  ausgesetzt:  dagegen  solche 
Bildungssylben ,  wie  eben  hier,  am  meisten  der  Zusammenziehung  und 
Wandlung  unterworfen  waren.  Zur  Bestätigung  dient  auch  hier  das 
Oskische ;  auf  der  Tabula  Bantina  treffen  wir  wiederholt  die  Formel : 
ampert  minstreis  aeteis  eituas,  denn  so  ist,  wie  ich  nachher  [p.  12]  zeigen 
werde,  zu  interpimgiren,  hier  ist  aber  minstreis  ganz  gleichbedeutend 
mit  minor  y  denn  diese  Worte  entsprechen  der  lateinischen  Formel  (bei 
Festus  p.  246)  dum  minore  parti  familias  taxat.  Aehnlich  ward 
fenestra  gekürzt  in  fen'stra,  und  indem  die  Sprache  noch  einen  Schritt 
weiter  ging,  in  festra,  gerade  wie  im  Oskischen  auch  mistreis  sich 
findet  Dafs  magistratus  wie  maHstratus  ausgesprochen  ward,  hat  Hr. 
R  selbst  mit  Kecht  angenommen,  imd  auch  hier  ist  das  Oskische  tnais 
ganz  entsprechend. 

S.  CLXIX  spricht  Hr.  R.  von  der  Verkürzimg,  welche  die  End- 
sylbe  mehrer  zweisylbigen  ^ar^icwZac  et  breviculae  voculae  erleidet,  und 
zwar  bezeichnet  er  nisi,  quusi^  modo^)  als  solche,  die  stets  verkürzt 
werden,  während  cito,  ibi,  ubiy  mihi,  tibi,  sibi,  ego  mittelzeitig  sind. 
Allein  Hr.  R.  hat  hier  ziemlich  heterogene  Dinge  mit  einander  verbunden, 
und  auch  den  Grundsatz:  quoniam  natura  breves  syUabas  fieri  hngas 
credi  ratione  destitutum  est^  kann  ich  nicht  gelten  lassen.  Im  aUge- 
meinen  ist  fest  zu  halten,  dafs  die  lateinische  Sprache  die  Vocale  i  nind 
u  im  Auslaute  der  Worte  zu  dehnen  liebt,  auch  da,  wo  diese  Vocale 


5)  Bald  darauf  giebt  jedoch  Hr.  R  selbst  zu,  dafs  in  gewissen  Fällen  auch 
modo  bei  Plautus  verlängert  werde.  Doch  möchte  ich  Plautus  Poenul.  1. 2,  7 :  Ätque 
haec  ut  loqnor,  nunc  modo  docta  dico  nicht  hieher  ziehen,  es  ist  wohl  domo  docta 
dico  zu  schreiben,  an  mir  selbst  habe  ich  es  erfahren,  sagt  Adelphasium. 


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Recension  des  Ritschrschen  Plautns  (Trinummus).  11 


yoü  Baus  aus  kurz  sind.  Diese  Neigung  ist  immer  mehr  im  Zunehmen 
iegriffen,  und  die  Zahl  der  Fälle,  wo  z.  B.  das  i  seine  Kürze  bewahrt 
hat,  ist  nicht  grofs.  Hierher  gehören  eben  die  Dative  der  Pronomina 
personalia  mihi,  tibi,  sibi;  diese  haben  ursprünglich  kurzen  Vocal,  es 
ist  dieser  Casus  durch  das  Sufifixum  bi  entsprechend  dem  griechischen 
(pi  gebildet,  nur  dafs  im  Pronomen  der  ersten  Person  die  Aspirate 
nicht  wie  gewöhnlich  im  Lateinischen  in  die  entsprechende  Media, 
sondern  in  h  überging.  Für  die  Kürze  spricht  nicht  nur  die  Analogie  des 
Griechischen,  sondern  auch  die  entsprechenden  Formen  des  Dativs  und 
Ablativs  Pluralis  aller  Declinationen,  ambabus,  duobus,  finibus  etc.,  denen 
dasselbe  Suffixum,  nur  mit  dem  Zeichen  des  Plural  versehen,  zu  Grunde 
liegt  Für  die  Kürze  spricht  femer  der  Umstand,  dafs  dieses  Suffixum 
auch  den  Endvocal  ganz  aufgab,  wie  dies  im  Oskischen  geschieht,  (fruk- 
tatiuf,  trlbarakkiuf,  üÜtiuf,  Mommsen  Osk.  Stud.  S.  37  [Unterit.  Dial.  S.  231], 
esufebendas.S.iö  [265],  pufS.51  [291])  und  ebenso  im  Umbrischen  ganz 
gewöhnlich:  desgleichen  auf  der  von  Mommsen  herausgegebenen  Marruci- 
nischen  Inschrift  (Annal.  XVIII.p.  82)  iafce;  eine  Spur  davon  hat  sich  auch 
in  der  Abschrift  der  Lex  Julia  Municipalis  zu  Heraclea  erhalten,  wo  man 
^  132  gleich  im  Anfange  [Un.  2]  eafdem  liest,  freilich  nur  ein Irr|thum  des  Copisten, 
der  eadem  auf  das  vorhergegangene  lege  statt  auf  das  folgende  omnia 
bezog.«)   Ganz  ähnlich  wie  mit  diesen  Pronominibus  verhält  es  sich  mit 

6)  Man  würde  in  einen  argen  Irrthum  verfallen,  wollte  man  ohne  weiteres 

alle  die  vielen  Abweichungen  der  Orthographie,  welche  diese  Inschrift,   die  dem 

Anfang  des  achten  Jahrhunderts  der  Stadt  angehört,  darhietet,  als  Eigenthümlichkeiten 

der  lateinischen  Sprache  in  jener  Zeit  ansehen:  sondern  ich  glauhe  nicht  zu  irren, 

wenn  ich  alles  dies  auf  den  Einflufs  des  Oskischen,  welches  dem  Copisten  zu  Heraclea 

gelaufiger  war  als  Latein,  und  ihm  so  unwillkürlich  in  die  Hand  kam,  zurückführe. 

Ueber  den  Gehrauch  der  oskischen  Sprache  in  Lucanien  vergl.  Mommsen  Nachtr.  S.  11 

[Unterit  DiaL  S.  108].    Immerhin  mag  es  in  Lucanien  in  älterer  Zeit  mancherlei  von 

einander  abweichende  Dialekte  gegeben  haben,  diese  gingen  zuletzt  wie  überall  in 

ünteritalien  der  ganzen  nivellirenden  Richtung  der  Zeit  gemäfs  ins  Oskische  über. 

Das  oskische  Element  zeigt  sich  in  dieser  Inschrift  vorzugsweise  in  Lautveränderungen, 

so  besonders  t  für  c,  diibus,   oportihit,  habiat,  isty  dibito,  rim,  stipindia,  dicur 

rionibus,  sedito,  ja  zum  Theil  noch  weiter  gehend,  als  sonst  die  oskischen  Urkunden, 

wie  in  smatum,  cinsum;  femer  c   für  p,  wie  acere,  ledbus,  8uffracio,   suhlecüo, 

iincuUs,  dissicncUionetn,  mac  (magistratus) ,  lecione,  intecrum,  inenominiae,  pucna' 

ton*,  p  für  6  in  hapeat  u.  s.  w.    Aber  auch  auf  die  syntaktische  Verbindung  hat 

es  Einflufs  gehabt  sowie  auf  den  Wortgebrauch ,  denn  lin.  23  ist  AO  wohl  nicht 

Ibkürzung  für  AQ  (ua),  sondern  vielmehr  die  oskische  Form;  denn  o  ist  die  Endung 

des  Nominativs  der  ersten  Declination  im  Oskischen,  der  consonantische  Inlaut  (lat. 

^,  griechisch/,  z.  B.  in  ^/fA<j)off),  hat  sich  ganz  verflüchtigt;  femer  lin.  29:  QVAE 

VIAMPIP  AEDEM  SACRAM  glaube  ich,  dafs  man  verbessem  mufs:  VIA  AMPER. 

-Awp«r  ==  inter;  diese  Präposition  lautet  freilich  auf  dem  Cippus  Abellanus  14.  54 

^d  auf  einigen  kleineren  Inschriften  anter,  allein  wie  schon  im  Lateinischen  per 


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12  Recension  des  Ritschl*scheii  Plautus  (Trinummus). 

den  Partikeln  uhi  und  ibi,  die  gleichfalls  durch  jenes  Suffixum  bi  von 
dem  Pronomen  relativ,  und  demonstr.  gebildet  sind.  Hr.  Ritschi  beruft 
sich  zwar,  um  die  ursprüngliche  Länge  dieser  Sylbe  darzuthun,  auf 
die  Inschriften,  in  denen  häufig  dieselbe  durch  den  Diphthong  EI 
bezeichnet  werde.  Allein  dies  Argument  kann  ich  nicht  anerkennen. 
Schon  im  allgemeinen  ist  auf  die  römischen  Inschriften  in  der  älteren 
Zeit  in  orthographischen  Dingen  kein  unbedingtes  Gewicht  zu  legen: 
man  sieht  es  ihnen  überall  an,  dafs  die  Römer  von  Hause  aus  eine 
illitterata  gens  sind,  gerade  wie  auch  ihre  Sprache  nur  zu  sehr 
bekundet,  dafs  sie  wild  aufgewachsen,  und  nachdem  sie  Jahrhunderte  lang 
aller  Pflege  entbehrt  hatte,  erst  dann  sich  zu  entwickeln  anfängt,  wo 
die  Bildungsfahigkeit  schon  zu  erstarren,  die  schaffende  Kraft  zu  ermatten 
beginnt  Im  vorliegenden  Falle  wiU  ich  übrigens  nicht  einmal  diese 
alte  Orthographie  tadeln,  nämlich  ei  ward  nicht  sowohl  gebraucht,  imi 
einen  wirklichen  Diphthongen  auszudrücken  (wie  die  lateinische  Sprache 
überhaupt  eine  entschiedene  Abneigung  gegen  Diphthonge  hat,  so  ist 
insbesondere  das  ächte  ci  äufserst  selten),  sondern  es  dient  vorizugsweise  1133 
zur  Bezeichnung  des  zwischen  e  und  i  schwankenden  Lautes,  und  wird 
defshalb  selßst  da  gebraucht,  wo  dieser  Vocal  kurz  ist,  so  z.  B.  auf  der 
dritten  Scipionengrabschrift  [Tab.  XLII  l.  Ritschi.  C.  I.  L.  I.  p.  21] :  Maiorum 
optenui  laudem,  id  sibei  me  esse  creatum  Laetentur,  Ebenso,  wenn  auf 
römischen  Münzen  SERVEILI  sich  findet,  folgt  daraus  durchaus  nicht, 
wie  man  gewöhnlich  glaubt,  dafs  diese  Sylbe  lang  sei,  sie  ist  vielmehr 
wie  in  Pompilius  u.  a.  kurz,  vergl.  Ennius  bei  Gellius  Xu.  4,  4  [ann. 
256  V.] :  Hunc  tnter  pugnas  compdlat  Servüius  sie,  Dafs  übrigens  in  sibi^ 
tibi  etc.  wirklich  die  Aussprache  zwischen  i  und  e  schwankte,  zeigt  die 
Schreibart  sibey  tibe,  die  sich  einigemal  findet. 

Dagegen  nisi  und  quasi  müfsten  eigentlich  lange  Endsylbe  haben, 
als  Composita  von  si,  welches  wie  alle  Ablative  und  Dative  der  dritten 
Declination  nach  constantem  Gebrauch  das  Schlufs-i  dehnt.  Von  dem 
Demonstrativpronomen  is  gab  es  in  der  älteren  Zeit  eine  doppelte  oder 
wenn  wir  wollen  eine  dreifache  Form,  siis,  (vergl.  die  zahlreichen  Bei- 
spiele aus  Ennius  bei  Festus  v.  Sos,  Sum  und  Sas,  namentlich  erhielt 
si^ch  auch  sapsa  res  im  Gebrauch  für  ipsa  res)^  ferner  eine  erweiterte 


Tind  ter  wechseln,  so  ist  dieser  "Wechsel  auch  dem  OsMschen  nicht  fremd,  wie 
peiinipert  zeigt,  und  ich  glaube  eine  ganz  analoge  Form  in  der  auf  der  Tabula 
Bautina  öfter  wiederkehrenden  Formel  ampert  mi^iaireis  eituas  aeteis  moUas  moUaum 
likitud  zu  erkennen,  die  Hr.  Mommsen  nicht  ganz  richtig  erklärt  hat;  die  Worte 
bedeuten :  inter  (intrn)  minores  partes  familiae  mtdta  multare  liceto  d.  h.  innerhalb 
der  Hälfte  des  YermÖgens.  Per  und  pert  wechseln  ab,  wie  pertemust  und  peremust, 
was  ein  und  dasselbe  Verbum  ist. 


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Recension  des  Ritscbrschen  Plantos  (Trinummus).  13 


Ponn  suus'')^  die  sich  in  der  Glosse  bei  Pestus  p.  351:  suad  ted  idem 
(Messala  augur)  ait  esse  sie  te  erhalten  hat,  wo  Scaliger  ganz  willkür- 
lich sed  ^d  schreiben  und  dies  durch  sine  te  erklären  wollte;  endlich 
$18,  wovon  sich  der  Accusativ  sem  (wie  eni  neben  im  im  Grebrauch 
war)  in  dem  Adverbium  semper,  und  der  Dativ  oder  Ablativ  si  erhalten 
hat;  dieses  ward  zunächst  als  demonstratives  Adverbium,  ganz  wie 
jenes  stuul  bei  Festus,  dann  wie  unser  so  als  Bedingungspartikel 
gebraucht,  daher  denn,  wo  es  die  demonstrative  Bedeutung  beibehielt, 
vielmehr  sie  in  Gebrauch  kam.®) 

Wenn  also  mihi,  tibi,  sibi  mittelzeitig  gebraucht  werden,  so  ist 
nicht,  wie  Hr.  R.  glaubt,  die  Verkürzung,  sondern  die  Dehnung  als 
licenz  zu  betrachten,  die  man  sich  um  so  mehr  glaubte  gestatten  zu 
können,  als  ja  alle  übrigen  Dative  auf  i  gedehnt  gesprochen  wurden, 
(gerade  wie  man  auch  vobis,  nobis  auf  unorganische  Weise  nach  der 
Analogie  der  Dative  auf  is  dehnte)  und  ebenso  erlaubte  man  sich  ubi 
und  ibi  nach  der  Analogie  von  Uli  zu  dehnen.  Dafs  übrigens  Plautus 
die  Dative  dieser  Pron.  person.  nur  in  gewissen  Fällen  zu  verlängern 
wagt,  hat  Hr.  R.  selbst  gezeigt;  im  Trin.  480  [IL  4,79J  dürfte  nicht 
sowohl  ego  einzuschieben,  sondern  nan  dolo  dicam  tibi  umzustellen 
1134  sein.  Das  umgekehrte  Verhältnifs  |  ist  es  mit  nisi  und  qtwsi,  die, 
während  sie  ursprünglich  gerade  wie  das  Simplex  si  gedehnt  werden 
mufsten,  gleichwohl  nur  verkürzt  erscheinen:  aber  gerade  in  solchen 
Partikeln  pflegt  frühzeitig  Schwächimg  um  sich  zu  greifen. 

Indem  ich  nun  zu  dem  zweiten  Theile,  der  den  Text  des  Trinummus 
mit  kritischem  Commentar  enthält,  übergehe,  werde  ich  auch  hier  nur 
einige  Stellen  herausheben.  Bei  der  Angabe  der  Varianten  sind  mir 
hier  und  da  Zweifel  in  Betreff  der  Vollständigkeit  entstanden,  so  z.  B. 
V.  627  [HI.  2,  IJ  steht  iloco  ohne  weitere  Bemerkimg  im  Texte,  wäh- 
rend kurz  vorher  zu  v.  608  [HI.  1,  7J  sich  die  allgemeine  Bemerkung 
findet:  ilico^  non  illico  Ubri  et  hie  et  alibi  constanter  und  in  den 
Prolegom.  S.  CXXII  wird  ilico  eben  aus  v.  627  angeführt 

7)  Wie  ja  auch  im  Pronomen  possessivum  stts  neben  suus  existirte,  vergl. 
Ennius  bei  Festus  v.  Sos  [Ann.  150  V.]:  Postquam  lumina  sis  octdis  bonus  Ancus 
rdiquit  (nachgeahmt  von  Lucrez  III.  1025)  und  v.  Sas  [Ann.  103  V.] :  Virgines  nam 
9ibi  quisque  domi  Rotnatms  habet  sas, 

8)  Während  im  Lateinischen  st  fsuadj  und  sie  bestimmt  das  modale  Ver- 
hältnifs ausdrücken,  tritt  in  dem  Oskischen  8v<ä  (Cipp.  Abell.  41)  oder  suae  die 
locale  Bedeutung  hervor;  ob  auch  hier  eine  dem  Lateinischen  völlig  entsprechende 
Form  si  in  Gebrauch  war,  wie  Mommsen  Nachträge  S.  76  annimmt,  ist  noch  sehr 
zweifelhaft  Im  Volskischen  steht  dafür  se,  wie  in  der  Inschrift  von  Velitrae  bei 
Lepsios  24,  3  [p.  81.  Mommsen  Unterit  Dial.  S.  320].  Im  Umbrischen  findet  sich 
8ve  oder  sue^  vergl.  u.  a.  Tab.  Eugub.  15,  18.  IV,  26.  Va,  24.  Via,  7.  16. 


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14  Recension  des  Ritschl'schen  Piautas  (Trinummus). 


y.  45  [I.  2,  7J  hat  Hr.  K.  mit  Recht  qtwia  geschrieben,  indem 
der  Palimps.  QUIA  hat,  vulg.  cuia.  Derselbe  Fehler  ist  Rudens  I.  4, 10 
[229]  zu  heben:  Quaenam  vox  mihi  prope  hie  sonat,  der  PaL  quiafumi; 
abreibe  quoianam;  vergl.  Curcul.  I.  2,  18  [111],  IL  1,  14  [231],  Mer- 
cator  V.  2,  23  [864J. 

V.  72  [I.  2,  34]:  Nani  si  in  te  (legrotant  artes  antiquae  tuae, 
Aul  si  demutant  mores  ingenium  tuum,  [Neque  eos  antiquos  servas, 
ast  eaptas  novosj.  Nach  v.  72  folgt  gewöhnlich  noch  ein  Vers:  Sin 
immutare  vis  ingenium  mo^ibus,  den  Hr.  R.  mit  dem  Cod.  Ambr.  ganz 
ausiäfst;  gerathener  wäre  es  vielleicht  gewesen,  ihn,  wie  bei  v.  74 
geschehen  ist,  in  Klanmiem  einzuschliefsen.  Denn  auch  in  BetreflF 
dieses  Verses  stimme  ich  Hm.  R.  im  allgemeinen  bei,  nur  erblicke 
ich  darin  nicht  willkürliche  Interpolationen  der  Grammatiker  oder 
Abschreiber,  sondern  hier,  wie  anderwärts,  wo  man  zur  Athetese 
geschritten  ist,  haben  wir  es  meist  mit  alten  Dittographien  zu  th\m, 
die  zum  Theil  an  sich  gar  nicht  verächtlich  sind.  Die  Komödien  des 
Plautus  waren,  ehe  die  alten  Kritiker  sich  ihrer  annahmen,  durch  viele 
Hände  gegangen,  waren,  wie  dies  gerade  bei  dramatischen  Dichtungen 
am  ersten  geschieht,  mannichfach  verändert  worden:  es  lagen  ofiFenbar 
den  alten  Bj-itikem  vielfach  abweichende  Handschriften  vor:  hier  aber 
war  es  Grundsatz,  den  namentlich  auch  Probus  befolgte,  nicht  ohne 
weiteres  die  eine  Fassung  als  acht  aufzunehmen,  die  andere  zu  ver- 
werfen, sondern  man  pflegte,  wo  die  Unächtheit  der  anderen  nicht 
klar  zu  Tage  lag,  beide  neben  einander  zu  stellen,  vgl.  das  Anecdoton 
Paris,  in  der  Zeitschr.  f.  Alt.  1845  S.  87:  antisigma  cum  puncto 
ponebatur,  cum  eiusdem  sensus  versus  duplices  essent,  et  dübitaretur, 
qui  potius  legendi.  Sic  et  apud  nostros.  Als  allmählig  diese  kritischen, 
zum  Verständnifs  unentbehrlichen  Zeichen  wegfielen,  blieben  doch  diese 
doppelten  Fassimgen  meist  im  Texte  zurück,  und  nun  erst  versuchte 
die  Thätigkeit  der  Interpolatoren  und  Correctoren,  die  wir  namentlich 
seit  dem  4.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  in  der  römischen  Lite- 
ratur wahrnehmen,  durch  Umstellungen,  theilweises  Streichen  und 
Abänderungen  allerlei  Art  aus  diesen  heterogenen  Elementen  einen 
einigermafsen  lesbaren  Text  herzustellen.  So  ist  es  auch  hier  geschehen : 
denn  die  eine  Fassung  war  offenbar:  |  Nam  st  immutare  vis  ingenium  1135 
fnoribuSy  Neque  eos  antiquos  servas,  ast  eaptas  novos^  die  andere, 
die  allerdings  den  Vorzug  verdient:  Nam  si  in  te  aegrotant  artes  an- 
tiqtiae  tuaCy  Aid  si  demutant  mores  ingenium  tuum,  Nur  dürfte  hier 
noch  ein  Fehler  verborgen  sein;  denn  mores  kann  in  diesem  Zusam- 
menhang schwerlich  ohne  weiteres,  wie  Hr.  R  meint,  den  'Zeitgeist' 
bezeichnen.    Ich  lese  daher   demutat.    Das  ingenium  ist  es,   was  im 


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Keoension  des  Ritschl'sohen  Plautus  (Trinummns).  15 

Laufe  der  Zeit  andere  mores  annimmt,  der  Begriff  der  Verschlechterung 
ist  aber  zur  Genüge  durch  das  Compositum  demuiare  angedeutet 

T.  91  [I.  2,  54]:  Suni  quos  scio  esse  amicos,  sunt  quos  suspicor, 
Sunt  quarum  ingenia  atque  animos  nequeo  noscere,  Ad  amici  partem 
an  ad  inimici  perveniant.  So  lauten  diese  Verse  im  ganzen  nach  der 
handschriftlichen  Ueberlieferung;  in  den  Parergis  S.  520flF.  wollte  Hr.  R 
die  beiden  letzten  Verse  streichen,  jetzt  hat  er  seine  Ansicht  dahin 
modificirt,  dafs  er  nur  den  dritten  Vers  in  Klammern  eingeschlossen, 
in  dem  zweiten  aber  sunt  in  set  verwandelt  hat  Hr.  R.  hält  also  an 
seiner  früheren  Meinung  fest,  dafs  hier  nur  zwei  Arten  von  Freunden 
erwähnt  werden;  ich  glaube  aber  es  sind  mit  Recht  drei  Classen  hier 
unterschieden,  1)  Freunde,  die  vollkommen  erprobt  sind  (scio)^  zu  denen 
er  eben  den  Callides  rechnet,  2)  solche,  die  es  wahrscheinlich  sind, 
die  es  wenigstens  scheinen  (suspicor)^  3)  die  auf  der  Grenzlinie  zwi- 
schen Freund  imd  Feind  stehen,  wo  nicht  einmal  von  einer  suspicio 
recht  die  Rede  sein  kann.  Soll  aber  diese  dritte  Classe  deutlich  und 
bestimmt  bezeichnet  werden,  so  kann  man  auch  v.  93  durchaus  nicht 
entbehren.  Und  der  Gebrauch  von  pervenire  läfst  sich  wohl  durch 
Stellen  wie  bei  Cicero  pro  Caecina  c.  15,  42:  etenim,  recuperatores,  non 
ea  sola  vis  est,  quae  ad  corpus  nostrum  vitamque  pervenity  recht- 
fertigen. 

V.  146  [I.  2,  109].  CA.  Circumspicedum  te,  ne  quis  adsit  arbiter 
NoibiSj  d  quaeso  identidem  circumspice.  So  alle  Hdschr.  und  auch  Hr.  R. 
hat  keinen  Anstofs  daran  genommen;  allein  diese  zweimal  hinter- 
einander wiederholte  Aufforderung  sich  umzuschauen,  ohne  dafs  Mega- 
ronides  auch  nur  ein  Wort  erwidert,  ist  unglaublich  matt.  Ich  schlage 
vor:  CA.  Circumspicedum  te,  ne  quis  adsit  arbiter.  ME.  Nemo  hie  est. 
CA.  Quaeso  identidem  circumspice  y  wodurch  der  Dialog  entschieden  an 
Lebendigkeit  gewinnt  Vgl.  weiter  unten  v.  151  [I.  2,  114]:  sed  circum- 
spice, ME.  Nemo  hie  est  CA.  Nummum  Philippeum  ad  tria  milia, 
wie  Herr  Ritschi  in  den  Proleg.  S.  LXXXTX  entschieden  richtig  ver- 
bessert hat 

V.  183  p.  2, 135]:  Haec,  sive  recte  seu  pervorse  facta  sunt^  ego 
me  fecisse  conßeor,  Megaronides.  So  hat  Hr.  R.  diese  Stelle  abgeän- 
dert, die  in  den  Hdschr.  Haec  sunt  seu  (Ambros.  SI)  recte  lautet  In 
den  Proleg.  S.  LXXXVI  hat  derselbe  jedoch  seine  Ansicht  geändert, 
indem  er  mit  Recht  an  der  Lesart  des  Ambrosianus  festhält,  aber  im 
folgenden  Verse  mit  Loman  quae  einschiebt:  Haec  sunt,  si  recte  seu 
\\%per\vorse  facta  sunt^  Quae  ego  me  fecisse  confiteor,  Megaronides,  Allein 
es  bedaif  keiner  Aenderung,  nur  die  Interpunction  ist  zu  verbessern: 
Haec  stmt.    Si  recte,  seu  pervorse  facta  sunt,  Ego  me  fecisse  conßeor, 


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16  Recension  des  Ritschrschen  Plautus  (Trinummtis). 


Megaronides.  Mit  den  Worten  hciec  sunt  schliefst  Charmides  ganz 
kurz  die  längere  Exposition,  und  nun  fügt  er  zur  näheren  Begründung 
hinzu:  Wie  man  auch  immer  uriheilen  mag,  ich  nehme  die  ganze 
Verantwortlichkeit  auf  mich. 

V.  207  p.  2,  170] :  Sciunt,  quod  in  aurem  rex  reginae  dixerü: 
Sciunt,  quod  luno  fabulatast  cum  love.  Man  kann  diese  beiden  Verse 
nebeneinander  bestehen  lassen,  der  zweite  enthält  gewissermafsen  eine 
Steigerung  des  ersten:  indessen  würde  Niemand  etwas  vermissen,  wenn 
nur  der  eine  sich  vorfände,  ich  weils  daher  nicht,  ob  wir  nicht  auch 
hier  berechtigt  sind,  eine  Dittographie  anzunehmen,  und  diese  Ver- 
muthung  wird  durch  den  Cod.  Ambros.  unterstützt,  in  welchem  der 
zweite  Vers  Item  sciunt  id  quod  luno  f,  c.  I.  lautet,  wo  item  ganz  gut 
den  Vers  als  Variante  des  vorigen  zu  bezeichnen  scheint.  Uebrigens 
ist   wohl  auch  id  im  Ambrosianus  nur  aus    einer  Dittographie   ent- 

I  D 

standen  QUOD,  nämlich  für  quod  mochten  andere  quid  lesen. 
An  sich  sind  übrigens  beide  Verse  vollkommen  untadelig,  nur  dürfte 
der  erste  genau  an  das  griechische  Original  sich  anschliefsen,  der  zweite 
mehr  eine  freie  Reproduction  desselben  Gedankens  sein.  —  Im  Fol- 
genden schreibt  Hr.  R.  Quae  neque  sunt  neque  futura  sunt,  Uli  sciunt. 
Der  Ambr.  QUAE  NEQUE  FUTURA  NEQUE  SUNT  TAMEN  ULLI 
SCIUNT.  Die  anderen  Hdschr.  Quae  neque  futura  neque  facta  sunt 
tamen  Uli  sciunt.  Diese  Aenderung  ist  aber  zu  gewaltsam,  und  tarnen 
ist  ganz  angemessen.  Dennoch  nimmt  Hr.  R.,  wie  ich  glaube,  mit 
richtigem  Gefühl  Proleg.  CXIII  an  der  Lesart  des  Ambros.  Anstols, 
wo  er  sagt:  tolerarem  loquendi  genus  tale :  neque  quae  futura,  neque 
quae  sunt:  sed  ex  uno  relativo  suspensa  neque  futura  neque  sunt 
aspernatur  Plautini  sermonis  simplicüas.  Allein  dieser  Tadel  würde 
ja  auch  die  Conjectur  selbst  treffen,  die  Hr.  R.  in  den  Text  aufgenom- 
men hat  Hart  ist  an  dieser  Stelle,  dafs  man  aus  dem  Verbum  sub- 
stantivum  sunt  dasselbe  sunt  als  Hülfsverbum  zu  fu^tura  ergänzen  mufs, 
dies  hat  Hr.  R.  durch  seine  Aendei-ung,  indem  er  sunt  verdoppelt, 
vermieden.  Aber  viel  leichter  kann  man  ändern :  Qtuie  neque  fuerunt, 
neque  sunt,  tamen  Uli  sciunt. 

V.  227  [II.  1,  5]:  Sed  hoc  non  liquet  nee  satis  cogitatum  est,  1137 
Utram  potius  harum  mihi  artem  expetessam,  Utram  aetati  agundae 
arhiircr  firmiorem:  Amorin  me  an  rei  obsequi  potius  par  sit:  Utra 
in  parte  plus  sit  voluptutis  vitae.  [Ad  aetatem  agundam].  Diese 
letzten  Worte  hat  Herr  R.  als  Glossem  eingeklammert,  er  fühlt  aber 
selbst,  dafs  damit  der  Stelle  noch  nicht  geholfen  ist,  indem  er  zu 
V.  230  bemerkt:  ceterum  nescio  an  rationi  convenientius  hie  versus  aut 


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Hecension  des  Ritsclü*sclien  tlautus  (Trinumttns).  1*7 

ante  v.  229  aut  post  v.  231  legatur.  Mmlich  es  liegen  hier  die  deut- 
lichsten Spuren  einer  doppelten  Grestalt  des  Textes  vor:  in  einigen 
Handschriften  fand  sich: 

Utram  potins  hanun  mihi  artem  expetessam, 

Utram  aetati  agnndae  arbitrer  finniorem, 

Amorin  me  an  rei  obsequi  potins  par  sit. 
in  anderen: 

Amorin  me  an  rei  obsequi  potius  par  sit: 

XJtra  in  parte  plxis  sit  voluptatis  yitae 
Ad  aetatem  agundam. 

Vielleicht  aber  müssen  wir  noch  weiter  gehen,  und  auch  in  dem 
Vorhergehenden  doppelte  Fassung  unterscheiden:  von  den  beiden 
Versen  225.  226: 

Egomet  me  coquo  et  macero  et  defetigo: 

Magister  mihi  exercitor  animus  nunc  est. 

würde  der  eine  vollkommen  ausreichend  sein.  Oder  sollten  etwa  v.  223, 
224  und  225,  226  sich  entsprechen? 

V.  280  [ü.  2,  4]  ist  die  in  den  Text  aufgenommene  Aenderung 
gar  gewaltsam,  und  unterliegt  auch  sonst  manchem  Bedenken.  Sollte 
nicht  vielmehr  mit  Baccheischem  Ehythmus  zu  lesen  sein:  Fairem  si 
tuüm  percoles  per  pietdtem,  wo  per  pietatem,  wie  öfter  Aehnliches, 
adverbialisch  aufzufassen  ist? 

V.  312  [n.  2,  31]:  Qui  animum  vincunt,  quam  quos  animuSy 
semper  probiores  duent  hat  Herr  K.  als  unächt  in  Klammem  ein- 
geschlossen und  darüber  in  den  Parergis  S.  524  £  ausführlich  gehandelt : 
auch  ich  habe  schon  vor  vielen  Jahren  den  Vers  als  überflüssig 
bezeichnet,  denn  die  erste  Hälfte  entspricht  vollkommen  dem  v.  310, 
die  andere  erinnert  an  v.  309 :  der  Vers  ist  eine  Variante  für  diese 
beiden,  der,  nachdem  er  einmal  in  den  Text  gedrungen  war,  um  nicht 
gänzlich  den  Gedankengang  zu  stören,  ans  Ende  versetzt  ward.  Aber 
ich  gehe  noch  einen  Schritt  weiter,  auch  v.  311  ist  nichts  als  eine 
Dittographie  zu  v.  310.  Wir  müssen  also  eine  doppelte  Fassung  unter- 
scheiden: 
1138  Si  animus  hominem  pepulit,  actum  est,  animo  servit,  non  sibi; 

Sin  ipse  animimi  pepulit,  vivit,  victor  victorum  cluet. 
Tu  si  animum  vicisti  potius  quam  animus  te,  'st  quod  gaudeas. 

und  dies  ist  wohl  die  ächte  Fassimg.    Die  andere: 

Qui  animum  vincunt,  quam  quos  animus,  semper  probiores  cluent. 
Nimio  satius,  ut  opust  ita  ted  esse,  quam  ut  animo  lubei 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  v.  321  ff. : 

Is  probust,  quem  poenitet,  quam  probus  sit  et  frugi  bonae. 
Qui  ipsus  sibi  satis  placet,  nee  probus  est  nee  frugi  bonae: 
Qui  ipsus  se  contemnit,  in  eost  indoles  industriae. 
Th.  Borgk  Kleine  Schriften.    I.  2 


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18  Recension  des  Ritschrschen  Plautus  (Trinummus). 


Der  mittlere  Vers,  der  gewöhnlich  fehlt,  ist  aus  den  beiden  besten 
Handschriften  aufgenommen,  und  er  ist  offenbar  acht:  es  wird  nur 
derselbe  Gedanke  in  veränderter  Wendung  nochmals  wiederholt,  wie 
unzähligemal  bei  griechischen,  aber  auch  bei  lateinischen  Schriftstellern 
affirmative  und  negative  Ausdrucksweise  mit  einander  verbunden 
erscheint:  auch  die  Wiederholung  von  probtis  und  frugi  bonae  ist  nicht 
anstöfsig,  sie  dient  nur  dazu,  um  den  Contrast  entschieden  hervor- 
zuheben. Dagegen  kann  man  den  dritten  Vers  in  dieser  Verbindung 
nicht  dulden,  er  ist  nämlich  nichts  weiter  als  Dittographie  des  ersten, 
imd  ward  dann  wie  gewöhnlich  umgestellt,  um  die  XJeberfülle  des 
Ausdrucks  einigermafsen  erträglich  zu  machen. 

V.  328  [11.  2,  47] :  nisi  tu  non  vis,  wie  Hr.  R  aus  dem  Ambros. 
für  si  tu  non  7ievis  hergestellt  hat,  habe  ich  schon  vor  Jahren  in  mei- 
nen Vorlesungen  vorgeschlagen  und  das  nevis,  was  im  Glossarium 
Plautinum  [Ritschi  Opusc.  11.  249]  aus  dem  Trinummus  angeführt 
würde,  dürfte  wohl  auf  eine  andere  Stelle  gehen. 

V.  408  [11.  4,  306]  heisst  es  vom  Gelde:  confit  cito.  Non  hercle 
minus  evorsi  sunt  nummi  cito,  Quam  si  formicis  tu  obicias  papaver&n. 
Der  mittlere  Vers  ist  erst  aus  dem  Ambrosianus  hinzugekommen,  in 

welchem  jedoch  nur  NON  HISCLE  MINÜSNUORS  CITO 

zu  lesen  war.  Die  Ergänzimg  Hm.  Ritschis  ist  nicht  gerade  wahr- 
scheinlich: in  der  Vulgata  würde  man  an  sich  nicht  das  Geringste 
vermissen:  Qu^m  si  f,  tu  o,p.  schliefet  sich  an  conß  cito  gut  an,  das 
Bild  selbst  ist  trefflich  gewählt.  Ich  glaube  defshalb,  dafs  der  Vers  im 
Ambrosianus  eben  nur  eine  andere  Fassung  jenes  Verses  enthielt; 
welcher  Art  die  Vergleich ung  war,  läfst  sich  nicht  mit  Sicherheit 
ermitteln,  da  gerade  der  Hauptbegriff  fehlt,  vielleicht:  Non  hercle  minus 
se  vorsant  turbines  cito  oder  |  vorsantur  turbines.  Das  Geld,  1139 
was  rund  ist,  was  von  einem  zum  andern  rasch  circulirt,  konnte  wohl 
mit  dem  Drehen  des  Kreisels  verglichen  werden. 

V.  490  [11.  4,89]:  Di  divites  sunt:  deos  decent  opulentiae  Et 
factiones:  verum  nos  homunctdi  Salillum  animae.  Dafs  saUllum,  was 
noch  dazu  die  Handschriften  gegen  sich  hat,  nicht  das  Richtige  sein 
kann,  Uegt  auf  der  Hand;  ich  hatte  früher  stalagmium  animae  'ein 
Tröpfchen  Leben'  vermuthet,  ungefähr  wie  bei  Aristoph.  Acharn.  1033: 
2v  ö^  äXld  (AOL  araXayfAÖv  tlqifpnrjg  Sva  Elg  zdv  YxxkafxiayLov  evardka^ov 
rovTovL  Ovd^  &v  avQtßthyly^.  Jedoch  weicht  dies,  da  auch  der  Am- 
bros. SAI .  L . . .  M  hat,  zu  weit  ab.  Was  Hr.  R.  Prol.  CCCXXIV 
vermuthet  sitellum,  befriedigt  auch  nicht  recht,  ich  glaube  auch  gar 
nicht,  dass  die  Benennung  eines  Gefasses  in  diesem  "Worte  liegt,  son- 
dern es  ist  wohl  irgend  ein  komisches,  volksthümliches  Wort  verborgen, 


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Recension  des  Ritschl'schen  Plautus  (Trinnmmus).  19 

was  etwas  Kleines,  Armseliges  bezeichnet,  in  der  Art  wie  titivillitium. 
Auch  weiter  unten  v.  612  [11.  4,  111]:  Nostramne,  ere,  vis  ntdricem, 
qtiae  nos  educat,  ahcdienare  a  nöbis?  mufs  irgend  ein  seltneres  Wort 

verborgen  sein.    Cod.  Ambr.  N08TEAMNEEREVISI0 TRICEM. 

Herr  R.  vermuthet  toleratricem,  indem  er  vis  auswirft  und  dann  te 
abdienare  zu  lesen  vorschlägt  Allein  auch  der  Ambros.  hatte  wohl 
nutricem,  dies  ist  aber  nichts  weiter  als  eine  Glosse  für  irgend  einen 
andern  bildlichen  Ausdruck,  der  im  Palimps.  noch  sich  erhalten  hatte, 
während  er  in  den  übrigen  Handschriften  durch  die  Glosse  ganz  ver- 
drängt ward.*)  Ich  würde  iunicem  vermuthen,  wenn  ich  nachweisen 
könnte,  dafs  dies  "Wort  die  'milchende  Kuh'  bezeichne:  nach  Schol.  Pers. 
Sat  n,  47  waren  iunices  aetate  viridiores  vaccae,  inter  vitulas  et  vaccas, 
T.  502  [n.  4,  101]:  Quin  fabulare  'di  hene  vortant:  Die  Hand- 
schriften bieten  vortat,  Cod.. Ambr.  QUIN  BENE  VORTAT.  Sollte 
nicht  qui  hene  vortai  zu  lesen  sein? 

T.  642  pH.  2, 16] :  'Itan  tandem  hanc  maiores  famam  trddiderunt 
tibi  tui  So  schreibt  Hr.  R.  für  itane  tandem,  wie  gewöhnlich  gelesen 
wird,  und  fügt  hanc  aus  dem  Cod.  Ambr.  hinzu.  Ich  bin  aber  durch- 
aus noch  nicht  von  der  Richtigkeit  der  Ansicht,  welche  Hr.  R.  in  den 
Prolegomenen  S.  CXXXVin  ausspricht,  überzeugt:  er  bemerkt:  in  quo 
genere  prorsus  singularis  est  interrogativae  ne  particulae  ratio,  cuius 
ea  natura  fuit,  ut  abiecta  e  voccdi  nulla  oriretur  n  litterae  et  in- 
140  sequentis  con\sonantis  positio.  Die  Verlängerung  wird  nur  dann  wirk- 
lich au%ehoben,  wenn  man  das  n  in  der  Aussprache  gänzlich  unter- 
drückt, dann  existirt  aber  die  Pragpartikel  ne  wenigstens  für  das  Ohr 
gar  nicht  mehr,  und  so  ist  auch  in  den  meisten  Fällen,  wo  die  Par- 
tikel metrisch  anstöfsig  ist,  dieselbe  zu  streichen,  wie  hier,  Ita  tandem; 
verschieden  davon  ist  v.  964  [IV.  2,  122]:  haben  tu  id  aurum,  denn 
hier  ist  haben  einsylbig  zu  sprechen.  Die  Partikel  ne  ist  allerdings 
häufig  mit  Unrecht  von  den  Abschreibern  verdrängt  worden,  aber  es 
fehlt  auch  nicht  an  Fällen,  wo  sie  willkürlich  hinzugefügt  ward:   die 

9)  Am  leichtesten  sind  solche  Verderbnisse  noch  da  zu  heben,  wo  die  Hand- 
schriften selbst  variiren,  indem  die  einen  die  Glosse,  die  andern  die  Corruptel  der 
ächten  Lesart  erhalten  haben,  z.  B.Mü.  Glor.  n.  1, 14  [92]:  7s  derisui  est,  quaqua 
incedit,  innrnbuB,  vetus  cod.  Cam.  deridicülust.  Es  ist  deridiculo  ^st  zu.  schreiben, 
wie  Terent  Eunuch.  V.  6,  3  [1004]:  Mihi  solae  ridictüo  fuit,  Tacit  Annal.  HL  57: 
deridiculo  fuit  senex  foedissimae  adUlatioim,  tantum  infamia  t^uriM.  DeridiciUum 
gebraucht  Plautus  auch  anderwärts,  wie  im  Pseudol.  IV.  5,  7  [1058]  (vergl.  auch 
Terent  Heaut  V.  1,  79  [952],  Tacit.  Ann.  VI.  2).  —  Im  Rudens  HL  3,  35  [696]: 
In  eustodiam  nos  tuam  ut  recipias  et  tutere,  hätte  man  nicht  durch  XJmstellimg 
den  Vers  verbessern,  sondern  das  Glossem  eustodiam  in  eustodelam  verwandeln 
sollen. 

2* 


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20  ßeoension  des  Ritsohl'schen  Plautus  (Trinummus). 

Lateiner  pflegen  gerade  in  der  volksthümlichen  Sprache  gar  nicht  selten 
hei  Fragen  die  einleitenden  Partikeln  zu  unterdrücken,  dies  geschieht 
besonders  häufig  da,  wo,  wie  ehen  hier,  eine  Frage  vorausgegangen 
ist  —  Bemerkenswerth  ist  übrigens  in  diesem  Verse  die  Orthographie 
des  Cod.  Ambros.  MAÜORES,  diese  entspricht  ganz  der  Theorie  der 
älteren  Grammatiker,  namentlich  des  Valerius  Probus,  vergL  Serv.  ad 
Virg.  Aen.  I.  1 :  Probus  aü  Troiam,  Graios  et  Aiax  non  deberi  per 
unam  i  scribi.  Denn  dafs  hier  der  ältere  Probus  gemeint  ist,  habe 
ich  Zeitschrift  für  Alterthumswissenschaft  1845  S.  123  bemerkt  Auch 
haben  im  Yirgil  namentlich  im  Cod.  Vatic.  sich  noch  Spuren  dieser 
Orthographie  erhalten,  z.  B.  Troiia  Aen.  I.  473,  II.  290,  IE.  149.  322, 
vgl.  Wagners  Yirgil  T.  V.  S.  442.  —  Im  folgenden  Verse  scheint  die 
Lesart  des  Palimpsest  ANTE  XJEE .  A  nicht  sowohl  auf  anteversa,  wie 
der  Herausgeber  [mit  Hüizufügung  eines  Fragezeichens]  vermuthet, 
sondern  einfach  auf  anteperta  zu  deuten,  gerade  wie  bei  Cicero  de  Nat 
Deor.  L  16, 43  einige  Handschriften  haben. 

V.  652  [in.  2,  26]:  Ätque  istum  ego  agrum  tibi  relinqui  ob  eam 
rem  iam  enixe  expeto,  lam  hat  Hr.  K.  hinzugefügt,  um  den  Hiatus 
zu  vermeiden;  ich  schlage  denixe  zu  lesen  vor,  ein  Wort,  was  Placidus 
Gloss.  [bei  Mai  Class.  Auct  T.  HI.]  p.  452  aufbewahrt  hat,  und  durch  enixe 
erklärt.  Von  diesen  Glossen  beziehen  sich  aber  nicht  wenige  auf  die  Denk- 
male der  älteren  römischen  Literatur,  namentlich  auch  auf  Plautus,  z.  B. 
S.  476  Immoene,  improbum,  culpandum  geht  auf  Trin.  v.  24  [1. 1 ,  2]  und 
bestätigt  die  alterthümliche  Orthographie;  S.  492:  officio  migravi  bestätigt 
die  Lesart  des  Ambr.  Trin.  639  [HI.  2,  13] :  neque  mens  offi^do  migrat. 

V.  658  [ni.  2,  32] :  Ita  vi  Veneris  vidus,  otio  aptus.  So  schreibt 
Hr.  E.  aus  Conjectur,  die  jedoch  wenig  wahrscheinlich  ist,  da  aptus 
in  der  Bedeutung  von  connexus,  coUigatus,  wie  es  Hr.  R  erklärt,  mit 
otio  verbunden  eiue  ganz  ungewöhnliche  Redeweise  wäre.  Wenn  über- 
haupt in  der  Lesart  des  Ambros.  OTI  .  APTUS  etwas  Anderes  als  die 
Vulgata  enthalten  ist,  so  könnte  man  eher  vermuthen,  otia  aptus  = 
adeptus.  Allein  otio  captus  ist  vollkommen  angemessen,  die  Synizese 
ist  so  wenig  befremdlich,  wie  unten' v.  838  [TV.  1,  19].  —  V.  660  [HI. 
2,  34]  hat  der  Ambros.  TEDICTACORDE,  die  übrigen  te  haec  dicta 
cor  de,  ich  halte  es  nicht  für  gerathen  corde  herauszuwerfen,  sondern 
schreibe:  At  operam  pertre  meam  sie  et  te  haec  corde  spernere.  \  Dicta  1141 
war  eine  Glosse  zu  haec,  die  im  Ambros.  das  Aechte  verdrängte,  in 
den  andern  Handschriften  mit  haec  zugleich  in  den  Text  kam. 

V.  672  [111.  2,  46]:  Hle  qui  aspeUit,  is  compellit:  iUe  qui  con- 
suadet,  vetat  Ich  wundere  mich,  dass  Hr.  R  an  diesem  Verse  keinen 
Aastofs  genommen  hat,  denn  derselbe  ist  nichts  weiter  als  eine  Wieder- 


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Reoension  des  Ritschl'sohAn  Plantos  (Trintiininiis).  21 

holung  von  v.  670:  Minus  placet,  magis  quod  suaddur:  quod  dissuor 
dctufj  placet.  Auch  hier  erkenne  ich  nicht  sowohl  eine  jüngere  Inter- 
polation, sondern  eine  alte  Dittographie,  wo  schon  die  alten  Kritiker 
unschlüssig  waren,  welchem  Verse  sie  den  Vorzug  geben  sollten  und 
daher  beide  neben  einander  stellten.  XJebrigens  ist  die  Fassung  von 
V.  670  schwerlich  die  ächte  und  ursprüngliche:  wie  dem  dissuadetur 
ein  suadetur  entgegengesetzt  wird,  so  muss  dem  minus  placet  ein 
magis  placet  entsprochen  haben;  magis  quod  suadetur  ist  unmöglich 
richtig,  auch  hat  der  Ambr.  quod  suadetur  magis.  Es  ist  zu  schreiben: 
Magis  placet,  quod  dissuadetur:  minus,  quod  suadetur,  placet.  Die 
jetzige  Fassung  ist  eine  Interpolation,  die  darum  vorgenommen  ward,  um 
wenigstens  einigermafsen  die  Aehnlichkeit  mit  v.  672  zu  verwischen. 

V.  705  piL  2,  79].  STAS.  Non  enim  possum,  quin  exclamem: 
enge,  euge,  Lysiteles,  TtaXiv.  Facile  palmam  hohes ^  hie  victust:  vicit 
(ua  comoedia.  Hie  agit  magis  ex  argumento  et  versus  meliores  facit. 
Etiam  ob  sttdtitiam  tuam  te  tueris?  mtdtam  ahomina.  Ich  kann  mich 
nicht  davon  überzeugen,  dass  alle  diese  Verse  dem  Stasimus  gehören: 
schon  der  Mangel  an  Zusammenhang  spricht  dagegen :  femer  kann  der 
Sclave  nicht  auf  einmal  von  Lysiteles  sagen :  Hie  agit  etc.,  dies  würde 
anf  Lesbonlcus  gehen:  aber  dies  widerspricht  dem  Gedanken.  Ich 
glaube  vielmehr  v.  707 :  Hie  agit  etc.  wird  von  Lesbonicus  gesprochen. 
Lesbonicus  erkennt  sehr  wohl,  dafs  Lysiteles  genügende  Gründe  hat, 
auf  sein  Anerbieten  nicht  einzugehen,  daher  spricht  er  halblaut  für 
sich,  und  gesteht,  dafs  er  besiegt  sei,  indem  er  auf  die  Weise  des 
Sdaven  eingeht,  und  in  dem  Tone  eines  Preisrichters  das  Drama  nach 
Form  und  Inhalt  lobt  Der  unverschämte  Sclave,  der  dies  gehört  hat, 
erwidert  sofort:  Etiam  ob  stulütiam  tuam  te  tueris  etc.,  und  nun  erst 
gebietet  ihm  Lesbonicus  zu  schweigen:  Quid  tibi  interpellcUio  etc. 

V.  749  pn.  3,  20] :  Ipsum  adi  aduleseentem,  edoee  eum  uti  res 
se  habet.  So  Hr.  R,  wie  er  schon  in  den  Parergis  S.  564  vorgeschlagen 
hat:  allein  die  Aenderung  ist  zu  gewaltsam:  die  Handschriften  haben 
alle :  Ipsum  (ut)  adeam  Lesbonicum  edoeeam  ut  res  se  habet.  Ich  ver- 
muthe:  Ipsum  adeas  Lesbonicum,  edoceas,  ut  se  habet.  Bes  ist  Glossem, 
vergL  Cicero  pro  Murena  6,14:  bene  habet:  iacta  sunt  fundamenta 
defensionis;  war  nun  einmal  res  eingedrungen,  so  mufste  man  des 
Metrums  halber  (uleam  —  edoeeam  schreiben,  obwohl  die  zweite  Person 
nothwendig  ist,  wie  das  Folgende  zeigt 

V.  756  [HI.  3,  27].  MEG.    Quo  pacto  ergo  igitur  clam  dos  depromi 

i^ polest?    Ich   hatte  ebenfalls   schon  längst  |  vor  dem  Erscheinen  der 

Parerga  (S.  567)  diesen  ganzen  Vers  dem  Megaronides  zugetheilt,  aber 

auCserdem  ist  mir  die  Verbindung  von  ergo  igitur  (die  übrigens  Hr.  R 


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22  Reoension  des  Ritschl'scben  Plautus  (Trinummus). 

aus  Conjectur  auch  v.  818  pH.  3,  89]  hergestellt  hat),  an  dieser  Stelle 
bedenklich,  zumal  da  der  Cod.  Ambros.  ergo  ausläfst,  in  einem  anderen 
igitur  fehlt  Ich  vermuthe  daher :  Qtio  pacto  igitui/r  calim  dos  depromi 
potest.  Diese  Form  hat  uns  Festus  erhalten  S.  47 :  Callim  antiqui  dice- 
haut  pro  dam,  ut  nis  pro  nobis,  sam  pro  suam,  im  pro  eum.  Hier 
ist  calim  aus  dem  Cod.  ups.  zu  schreiben,  wenn  nicht  vielleicht  die 
Lesart  des  Cod.  Guelferb.  calam  den  Vorzug  verdient,  denn  dies  ist 
die  ursprüngliche  Form  entsprechend  dem  palam,  hieraus  entstand  durch 
Synkope  die  vulgäre  Form  dam;  eine  Nebenform  war  calim,  dessen 
Existenz  durch  danculum  bestätigt  wird,  wo  das  a  der  Stammsylbe, 
wie  häufig  in  Compositis  besonders  vor  liquiden  Consonanten,  in  u 
überging  (vgl.  instdsus,  conculcOy  condumnare  u.  a.  m.).  Eine  andere 
Form  scheint  clande  oder  clamde  gewesen  zu  sein,  denn  diese  ist 
offenbar  in  der  Glosse  desPlacidus:  dade,  dam  vd  occulte  zu  erkennen*), 
wo  Müller  unrichtig  callim  schreiben  will;  zur  Bestätigung  dient  das 
Adjectivum  dandestinus:  clande  ist  gebildet  wie  quamde  oder  quande 
Festus  S.  261.  Calam  (dam)  selbst  ist  mit  cdare  verwandt,  was  ein 
cälo  nach  der  3.  Conj.  voraussetzt,  was  sich  noch  in  occulo  behauptet 
hat;  die  Dehnung  in  cElare  verhält  sich  wie  legare  zu  lagere. 

V.  765  [in.  3,  36].  MEG.  Homo  conducatur  iam  aliquis  quan- 
tum  potest  Ignota  fade,  quae  non  visitata  sit.  Is  homo  exornetur 
graphice  in  peregrinum  modum^  Qitasi  sit  peregrinus,  CA.  Quid  is 
sdt  facere  postea?  MEG.  Mendacilocum  aliquem  [esse  hominem  oportet 
de  foroj  Falsidicum  confidentem.  CA.  Quid  tum  postea?  MEG.  Quasi 
ad  adulescentem  a  patre  ex  Seleuda  venicU  etc.  So  hat  Hr.  R.  diese 
allerdings  schwierige  Stelle  constituirt.  Allein  abgesehen  davon,  dafs 
Hr.  R.  Ters  769,  den  wir  erst  dem  Cod.  Ambros.  verdanken,  allzufrei 
abgeändert  hat,  sind  auch  die  Schwierigkeiten  der  Stelle  keineswegs 
gehoben.  Um  die  List  zu  vollführen,  bedurfte  Megaronides  eines  Men- 
schen, der  1)  durch  seine  ignota  fades  y  quae  non  visitata  sitj  jeden 
Verdacht  von  sich  ablenkte,  2)  Gewandtheit  genug  besafs,  um  den 
Betrug  zu  spielen;  dann  erst  kam  es  3)  darauf  an,  den  Menschen  so 
zu  costümiren,  dafs  er  als  ein  Reisender  aus  fernen  Ländern  auftreten 
konnte.  Es  müssen  daher  zunächst  die  äusseren  und  inneren  Eigen- 
schaften des  Menschen  aufgezählt  werden,  sodann  kann  von  dem  Costüm 
die  Rede  sein.  Dem  wird  aber  auch  durch  Hm.  R's.  Constitution  der 
Stelle  nicht  genügt.  Femer  ist  der  Zusatz  qtmsi  sit  peregrinus  hinter 
V.  767  ganz  unstatthaft;  auf  die  Frage:  Quid  is  sdt  facere  postea?  mufste 
eine  ganz   andere  Antwort  erfolgen,  als:   Mendacilocum  aliqueni  esse 


[*)  Mai  Auct.  Class.  HI.  450.    Deuerüng  liest:  calim ^  dam  vel  occulte.] 


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Reoension  des  Bitschl'sohen  Plautus  (Tnnummus).  23 

hominetn  oportet  de  foro.  Auch  hat  Hr.  B.  selbst  in  den  Anmerkungen 
noch  eine  andere  Fassung  der  ganzen  Stelle  vorschlagen,  (worüber  ich 
auf  die  Ausgabe  selbst  verweise),  die  indefs  die  bemerkten  üebelstände 
1143  ebensowenig  hebt.    Die  ganze  Stelle  ist  so  zu  verbessern : 

MEG.  Homo  conducatur  iam  aliquis  quantum  potest 

Ignota  facie,  qnae  non  visitata  sit, 

Qaasi  sit  peregrinus.    CA.  Quid  is  seit  facere  postea? 

MEG.  Mendacilociim  qui  se  sciat  facere,     CA.   Postea? 

MEG.  Falsidicum,  confideiitem.    CA.   Quid  tum  postea? 

MEG.  Is  homo  exometur  graphice  in  peregrinum  modum, 

Quasi  ad  adulesoentem  a  patre  ex  Seleucia 

Veniat:  salutem  ei  nuntiet  verbis  patris. 

Der  Grund  der  Yerderbnifs  ist  darin  zu  finden,  dafs  drei  unmittelbar 
aufeinander  folgende  Verse  mit  postea  schliefsen:  die  Verse,  welche 
der  Abschreiber  übergangen  hatte,  wurden  am  Bande  hinzugefügt, 
dann  wie  gewöhnlich,  an  falscher  Stelle  in  den  Text  au^nonmien, 
was  dann  zu  neuen  Irrungen  Anlafs  gab,  In  der  oben  vorgeschlagenen 
Anordnung  schliefst  sich  das  Quasi  sit  peregrinus  ganz  gut  an  das 
Ignota  facie  an:  denn  die  unbekannte  Physiognomie  des  Menschen 
diente  hauptsächlich  dazu,  ihn  als  Fremden  erscheinen  zu  lassen. 
Ebenso  fahrt  Megaronides  auf  die  Frage  des  GaUicles:  Quid  is  seit 
facere  postea?  passend  fort:  Mendacilocum  qui  se  sciat  facere^  und  unbe- 
künmiert  um  die  neue  Frage  des  Callicles  beendet  er  seine  Eede  mit 
falsidicum,  conßdentem.  Die  Abänderungen,  welche  ich  mir  erlaubt 
habe,  sind  gering:  der  Cod.  Ambr.  hat:  MENDACILOCUM  ALIQÜEM 
QUID .  SISCIT  FACERE  POSTEA.  Dies  ist  wohl  aus  einer  Dittographie 
mendacem  aliquem  entstanden,  wenn  nicht  vielleicht  nur  eine  andere 
Orthographie  mendadloquum  zu  dem  Irrthum  Anlafs  gab.  Näher  würde 
dann  hegen  qui  se  seit  facere  ^  allein  der  Co^junctiv  ist  dem  Zusammen- 
hange besser  entsprechend.  lieber  facere  vergL  Cicero  pro  Plando 
27,65:  destiti  stomachari  et  me  unum  ex  iis  feci,  qui  ad  aquas  venis- 
sent.  Nun  erst  kann  von  der  äufsem  Ausstattung  des  Sykophanten 
die  Rede  sein:  Is  hoino  exometur  gr.  in  p,  m\,  und  hieran  schliefst 
sich  schicklich  gleich  das  folgende  Quo^i  ad  adolescentem  an. 

V.  800  [in.  3,  71]:  Uxorem  quoque  eampse  hanc  rem  tUi  celes  face. 
Hier  hat  Hr.  R,  indem  er  uti  für  ui  schrieb,  auf  die  leichteste  Weise 
den  Hiatus  entfernt  Ich  hatte  früher  celassis  für  celes  vermuthet, 
vergL  Festus  p.  61:  celassis.  celaveris,  eine  Glosse,  die  sicher  sich  auf 
Plautus  bezieht,  da  sowohl  vorher  als  nachher  Alles  dem  Komiker 
entnonunen  ist 

V.  835  pV.  1,16]:  Ita  iam  quasi  canes,  haut  secus  navem 
circumstabant  turbine  venti.    So  schreibt  Hr.  R.  im  ganzen  nach  Her- 


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24  Becension  des  Ritschl'schen  Plantos  (Trimimmiis). 

manns  Vorgange:  mir  scheint  jedoch  turbines  sowohl  als  venti  nur 
eine  erklärende  Eandbemerkung;  das  Subject  sind  die  v.  833  genannten 
scUelUtes 'Neptuni ,  dies  sind  aber  nicht  etwa  die  Stürme  allein,  sondern 
der  Dichter  selbst  zählt  sie  im  Folgenden  auf:  Imhris  fluctusque  atque 
procellae;  ein  Zusatz,  wie  venti  oder  turbines  ist  sogar  störend:  dagegen 
ist  das  Bild,  welches  der  |  Dichter  zur  Vergleichung  wählt,  nicht  1144 
anschaulich  genug  bezeichnet:  es  mufste  klar  und  bestimmt  gesagt  werden, 
wie  eine  Meute  Hunde  das  Wild,  so  umringten  sie  das  Schiff:  ich  lese 
daher:  Ita  iam  quasi  canes  venaticae  haud  secus  circum stdbant  navem. 

V.  844  [IV.  2,  2] :  Tribus  nummis  hodie  locavi  ad  artis  nu^atorias. 
In  der  Lesart  des  Palimps.  NAVL  •  TOEIAS  scheint  cavillatorias  zu 
liegen,  was  auch  dem  Metrum  nicht  widerspricht,  sobald  man  die 
beiden  ersten  Sylben  zusammenzieht. 

V.  847  [IV.  2,  5]:  Viden  egestas  quid  negoti  dat  homini  misero 
male:  Quia  ego  nunc  subigor  trium  nummum  causa,  ut  has  epistolas 
Dicam  etc.  Hm.  R.  Conjectur  quia  ego  für  die  Vulgata  qui  ego 
erscheint  wenig  passend;  der  Cod.  Ambros.  hat  QUER  •  •  0.  Vielleicht 
schrieb  der  Dichter:  Quorgo  nunc  subigor.  Quorgo  (d.  i.  quo  ergo)  ist 
gleichbedeutend  mit  nimirum,  also  ganz  geeignet,  um  einen  erläuternden 
Satz  einzuführen.  Mit  anderer  Orthographie  Festus  p.  37:  corgo  apud 
antiquos  pro  adverbio,  quod  estprofecto,  ponebatur  und'Placidus  p.  468: 
gorgos  (lies  gorgo)  adverbialis  interposiUo^  ut  porro,  prorsus^  nimirum. 

V.  851  [TV.  2,9]:  Pol  hie  quidem  fungino  genere  est:  capiteH^^ 
se  totum  tegit.  lllurica  facies  videtur  hominis:  eo  ornaiu  advenit 
Der  Sykophant  erscheint  mit  einem  gewaltigen  Petasus  oder  Causia 
auf  dem  Kopfe;  so  konnte  wohl  Calücles  auf  die  Vermuthung  kommen, 
der  Fremde  sei  ein  Illyrier,  da,  wenn  auch  diese  Tracht  in  Griechen- 
land ziemlich  allgemein  verbreitet  war,  doch  den  Römern  die  Illyrier 
vorzugsweise  defshalb  bemerkenswerth  erscheinen  mochten.  Aber  so 
richtig  die  Bemerkung  des  Calücles  auch  sein  mag,  so  nackt  und 
nüchtern  nimmt  sie  sich  hinter  dem  derben  volksthümlichen  Witze  des 
vorhergehenden  Verses,  der  Fremde  gehöre  zum  Geschlecht  der  Pilze, 
aus;  ich  glaube  daher  auch  hier  wieder  eine  alte  Dittographie  zu 
erkennen,  und  zwar  nehme  ich  keinen  Anstand,  dem  ersten  Verse  den 
Vorzug  zu  geben. 

V.  917  [IV.  2,  72]  schreibt  Hr.  R.  an  Callimachus?  indem  er  an 
hinzufügt;  einfacher  ist  Hm.  Meiers  Aenderung  CalUarchus,  doch 
könnte  man  auch  Callimorphus  lesen.  —  Weniger  Wahrscheinlichkeit 
hat  die  Verbesserung  der  Eigennamen  v.  922  [TV.  2,  77]:  Chares?  an 
Charicles?  numne  Charmides?  wo  auch  das  imgewöhnliche  numne 
bedenklich  ist.    Durch  die  Handschrift  wird  die  Lesart  an  Chares?  an 


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Becension  des  Ritschl'sohen  Piautas  (Trinummas).  25 


Ckarmides?  genügend  beglaubigt:  dies  ist  ein  untadlicher  Halbvers: 
vorher  aber  ist  ein  Name  ausgefallen,  w&hrend  die  Abschreiber  umge- 
kehrt am  Ende  den  Vers  zu  ergänzen  suchten  und  daher  Charmides 
wiederholten;  ich  lese:  Äd  hoc  exemplum  est:  Ghar.  —  Charinus? 
an  Chares?  an  Charmides?  Schwieriger  ist  es  über  die  Sclavennamen 
T.  1022  [IV.  3, 16]  etwas  Bestimmtes  zu  entscheiden ;  dafe  dieselben 
Bezug  nehmen  auf  die  Unehrlichkeit  der  Inhaber  dieser  Namen  (wie 
Hr.  B.  Proleg.  LXXXTI  andeutet)  halte  ich  nicht  für  nöthig;  ich  glaube 
aber  aoTserdem,  dafs  nur  vier  Namen  genannt  waren,  denn  crinnus 
scheint  nur  Dittographie  zu  Cerconicus^  wo  Andere  Cercocinus  lesen 
mochten;  vielleicht  ist  zu  schreiben:  Chrysus  fuü,  CerconicuSy  Cerco- 
Mus,  CoUabus.  Chrysus  war  ein  gewöhnlicher  Sdavenname,  vergl. 
AristopL  Vesp,  v.  1251. 

T.  990  [rV.  2, 148] :  Vapulabis  meo  arbüratu  et  novorum  aedilium. 
Die  Mehrzahl  der  Handschriften  hat  vapulas,  daher  ist  wohl  eher 
iH6rapt4/a  zu  schreiben.  Der  Im|perativ  ist  ganz  gewöhnlich,  Terentius 
Phormio  V.  6,10  [850]:  Non  manes?  vapula:  id  tibi  quidem  iam  fiet, 
nisi  resistis,  verbero,  Plautus  Curcul.  IV.  4, 12  [568].  Femer  in  dem 
Sprichwort  Vapula  Papiria,  s.  Festus  s.  h.  v.  [p.  372  M.]. 

T.  1033  [rV.  3,  26] :  Ambitio  iam  more  sancta  est,  liberast  a 
kgibus,  Scuta  iacere,  fugereque  hostis  more  habent  Ucentiam.  Wie  in 
den  folgenden  Versen  Charmides  überall  seine  Bestimmung  durch  ein 
morem  improbum  oder  neqtuim  quidetn  ausspricht,  so  wohl  auch  hier; 
ich  schreibe  deMalb:  SctUa  iacere  fugereque  hostis  morenh  habent, 
CR,  Licentiam. 

V.  1052  [IV.  3,  46] :  Mage  si  exigere  coepias,  duum  rerum  exoritwr 
optio.  Abgesehen  von  anderen  Aenderungen  hat  Hr.  E.  hier  duum  statt 
dmrum  geschrieben;  dies  scheint  mir  bedenklich,  da  die  Form  duum 
sonst  nur  für  das  Masculinum  nachweisbar  ist:  die  Beispiele,  auf 
welche  sich  Hr.  R  Proleg.  LXXXIX  bezieht,  sind  verschieden:  dafs  man 
amphorum  statt  amphorarum  sagte,  so  gut  wie  nummum,  Stadium^  und 
80  in  der  Regel  bei  Mafs-  und  Gewichtsbestimmungen,  ist  bekannt: 
und  so  wäre  es  an  sich  nicht  befremdlich,  wenn  man  eben  bei  solchen 
Formeln  auch  im  Adject  gen.  fem.  nach  derselben  Analogie  verfahren 
wäre;  allein  das  Beispiel  aus  dem  Trin.  v.  426  [Q.  4,  23]:  Trapezitae 
müle  drachumarum  Olympicum  kann  ich  nicht  gelten  lassen ;  denn  ein 
olympischer  Münzfafs,  wie  man  von  äginetischem,  attischem,  euböischem 
Qelde  redet,  ist  mir  gänzlich  imbekannt;  ebenso  wenig  waren  die 
Münzen  von  Olympia  so  gangbar,  dafs  man  etwa  daraus  diese  Benen- 
nung, ganz  abgesehen  von  dem  Gtewicht,  herleiten  könnte:  ich  glaube 
vielmelu:,  dals  Plautus  den  Namen  des  Wechslers  hinzugefügt  hatte. 


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26  Recension  des  Bitschrschen  Plautus  (Tiinuininus). 


und  lese  daher:  Trapezitae  mille  drachumarum  Olympicho  oder  auch 
OlympicOj  denn  beide  Fonneij  finden  sich,  Y)Av/u7rtxog  z.  B.  bei  Demos- 
then.  Or.  LVII.  46  Df.  "OlviiTtiyidg  oder  ""OXvjciyLdq  Boeckh.  C.  I.  I,  n.  284. 
Auf  keinen  Fall  scheint  es  mir  gerathen,  ohne  alle  Autorität  die  Form 
duum  herzustellen.  Für  coepicts  hat  die  Yulgata  cupias,  der  Palimps. 
CO  APIAS,  sämmtliche  Handschriften  si  möge.  Ich  vermuthe  daher: 
Si  exigere  occipias,  dtuirum  rerum  exorüur  optio:  Vel  illut,  quod 
credideriSj  perdas,  vd  illum  amicum  amiseris.  Aber  auch  hier  sind  die 
Spuren  einer  anderen  Fassung  nicht  zu  verkennen,  worauf  auch  die 
Unordnung  der  Yerse,  die  gewöhnlich  in  solchen  Fällen  |  eintrat,  1147 
hinweist,  daher  Hr.  R  nach  dem  Vorgange  Meiers  den  Yers:  Hoc  qui 
in  mentem  venerit  mihi,  re  commonitus  sum  modo  mit  Becht  an  das 
Ende  der  Exposition  des  Stasimus  gesetzt  hat  Ganz  derselbe  Gedanke, 
den  wir  in  den  eben  behandelten  Versen  antreffen,  findet  sich  schon 
in  den  beiden  vorausgehenden:  Si  quoi  mutuom  quid  dederis,  fit  pro 
proprio  perditum:  Cum  repetds,  inimicum  amicum  invenias  benefacto 
ttw.  Ein  dritter  Vers,  der  den  V.  1052.  1053  vorausging  und  den 
Gedanken  des  Hemistichiums  1050:  Si  quoi  muttwm  quid  dederis 
varürte,  ist,  wie  auch  sonst  öfter  vorkommt,  verloren  gegangen,  wahr- 
scheinlich, weil  er  ganz  mit  denselben  Worten  begann:  die  beiden 
anderen  dagegen  drangen  in  den  Text  ein,  und  um  sie  einigermafsen 
dem  Uebrigen  anzupassen,  um  eine  Steigerung  auszudrücken,  ward 
jenes  möge  hinzugefügt 

V.  1110  PV.  4,  18]  befriedigt  mich  die  HersteUung   der  Stelle, 
welche  Hr.  B.   schon  in  den  Parergis  behandelt  hatte  (S.  556  —  563), 
keineswegs:    ich  glaube  überhaupt  nicht,  dafs  es  möglich  sein  wird 
ohne  Hülfe  anderer  Handschriften  das  Richtige  zu  ermitteln :  nur  rührt 
auch  an  dieser  Stelle  die  Verwirrung  von  einer  alten  Dittographie  her: 
man  kann  deutlich  zwei  Fassungen  unterscheiden: 
A.    Hie  meo  ero  amicos  solus  firmus  restitit, 
Neque  demutavit  animum  de  firma  fide, 
Quanquam  labores  multos  et   , 


B.    Hie  unus  ut  ego  suspieor  servat  fidem, 

Quam  ob  rem  labores  eum  ego  eepisse  eenseo. 

V.  1136  [V.  2, 12].  Hr.  R  hat  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  in 
den  Prolegomenen  S.  XXV  ft  aus  der  Beschaffenheit  des  Cod.  Ambros. 
nachgewiesen,  dafs  der  letzte  Theil  des  Trinummus,  der  leider  im 
Palimpsest  fehlt,  einen  gröfseren  Umfang  hatte,  als  er  in  unseren 
Handschriften  und  Ausgaben  erscheint.  Hr.  R  ermittelt,  dafs  ungeßhr 
16  — 26  Verse  ausgefallen  sind,  und  weist  nach,  dafs  auch  in  derThat 


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Recension  des  Ritsclil*8chen  Plautus  (Trinummus).  27 

nach  V.  1097  [IV.  4,  5]  und  1166  [T.  2,  42]  sich  Lücken  finden,  auf 
deren  Ergänzung  er  ungefähr  22  Terse  rechnet.  Ich  stimme  im  Ganzen 
damit  überein,  nur  darf  man  die  Beweiskraft  solcher  äufseren  Gründe 
nicht  überschätzen,  denn,  wenn  z.  B.  im  Ambros.  eine  Seite,  die 
ungefähr  19  Verse  enthält,  durch  Versehen  des  Abschreibers  wiederholt 
war,  so  stimmte  gleichfalls  die  Kechnung.  Hier  stützen  allerdings 
innere  Gründe  die  Annahme  der  beiden  Lücken :  allein  man  darf  nun 
delshalb  nicht  glauben,  dafs  aufserdem  zur  Vollständigkeit  Nichts  fehle: 
denn  zugegeben,  dafs  die  beiden  schon  nachgewiesenen  Lücken  gerade 
soviel  Verse  umfafsten,  als  der  Cod.  Ambros.  auf  den  letzten  Blättern 
des  Trinummus  nach  Hrn.  B's.  Berechnung  enthalten  hat,  so  kann  der 
Ambrosianus  selbst  schon  Lücken  gehabt  haben,  von  denen  auch  die 
besten  und  ältesten  Handschriften  nicht  frei  sind.  Es  liegen  aber 
dringende  Gründe  vor,  auch  noch  eine  andere  Lücke  anzunehmen,  und 
zwar  eben  an  der  vorUegenden  Stelle.  Charmides  spricht  seine  Ver- 
1148  wmiderung  darüber  aus,  |  dals  es  seinem  Sohne  geglückt  sei,  seine 
Schwester  an  einen  jungen  Mann  von  so  angesehener  Familie  zu  ver- 
heirathen.  Hierauf  antwortet  nach  den  gewöhnlichen  Ausgaben  CaUicles 
nicht  das  Geringste,  sondern  Charmides  fährt  fort  [1135] :  Familiam 
optutnam  occupavit.  Durch  Hm.  E's.  Aenderung,  der  nach  Scaligers 
Vorgange  die  Worte:  Lysiteli  quidem  Philtonis  ßio  [1134]  dem  Cal- 
licles  gibt,  wird  dem  TJebelstande  nicht  abgeholfen.  Es  war  durchaus 
nöthig,  dafs  CaUicles  dem  Freunde  das  Nähere  auseinandersetzte,  wie 
diese  Verbindung  entstanden  sei.  Dafs  der  Dichter  die  beiden  Freunde 
nicht  das  Thema  so  rasch  und  immotivirt  abbrechen  liefs,  geht  schon 
daraus  hervor,  dafs  er  ja  eben  defshalb  den  Lysiteles  noch  länger 
lauschen  läfst.  CaUicles  wird  auseinander  gesetzt  haben,  wie  Lysiteles 
und  Lesbonicus,  obwohl  ganz  verschieden  von  Charakter,  doch  eng 
befreundet  waren,  und  wie  diese  Freundschaft  den  Anlafs  zu  der  Ver- 
bindung zwischen  Lysiteles  und  der  Schwester  des  Lesbonicus  gab. 
Und  nun  erst,  wenn  man  eine  solche  Exposition  annimmt,  ist  es 
motivirt,  dafs  Charmides  v.  1164  fif.  [V.  2,  40  flf.]  dem  Lysiteles  Vorwürfe 
macht,  dals  er  auf  seinen  Sohn  keinen  veredelnden  Einflufs  ausgeübt 
habe:  denn  dafs  diese  Worte  an  Lysiteles  gerichtet  sind,  hatte  ich 
schon  längst  bemerkt,  und  ist  auch  von  Hm.  R.  in  den  Parergis  dar- 
gethan.  Allein  die  Lücke  ist  damit  noch  nicht  ausgefüllt:  denn  ganz 
und  gar  unverständlich  ist  die  Art  und  Weise,  wie  über  die  zweite 
Verheirathung,  die  zwischen  Lesbonicus  und  der  Tochter  des  CaUicles 
stattfinden  soU,  gehandelt  wird,  v.  1182  [V.  2,  58]:  CHA.  Bene  re  gesta 
salvos  redeo:  si  tu  modo  frugi  esse  vis,  Haec  tibi  pactast  Calliclai  ßia. 
LESE.  Ego  ducam  pater  etc.    Freüich  hatte  CaUicles  v.  1163  [V.  2, 39], 


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28  Recension  des  Ritschl'schen  Plautus  (Trinummus). 


nachdem  Ohamiides  dem  Lysiteles  seine  Tochter  verlobt  hatte,  gesagt: 
et  ego  spondeo  ifidem,  worauf  Lysiteles  beide  als  affines  begrüfst 
Aber  dieses  spondeo,  ohne  dafs  auch  nur  ein  Wort  von  der  beabsich- 
tigten Verheirathung  vorher  gefallen  ist,  erscheint  geradezu  wider- 
sinnig ^<^).  Man  darf  nicht  etwa  einwenden:  das  haben  sie  drinnen  im 
Hause  mit  einander  verabredet;  denn  Dinge,  welche  die  Handlung  des 
Stückes  wesentlich  berühren,  wie  hier  diese  Heirath,  mit  der  die 
Komödie  schliefst,  müssen  vor  den  Augen  der  Zuschauer  verhandelt 
oder  doch  klar  und  bestimmt  referirt  werden,  keineswegs  aber  darf 
der  Dichter  das  Verständnifs  stillschweigend  voraussetzen.  Ich  gebe 
zu,  dafs  Plautus  oft  flüchtig  arbeitet;  die  Oekonomie  seiner  Stücke 
läfst  Manches  zu  wünschen  übrig;  auch  der  Trinummus  ist  in  dieser 
Beziehung  nicht  tadellos;  aber  einen  so  groben  Verstofs  gegen  die 
Gesetze  der  dramatischen  Composition  darf  man  dem  Dichter  nicht 
zutrauen.  Ich  denke,  von  dieser  zweiten  Heirath  war  eben  hier  die 
Eede.  Nachdem  Callicles  erzählt  hattö,  wie  die  |  Freundschaft  zwischen  1149 
Lysiteles  und  Lesbonicus  zu  jener  Verbindung  geführt  hatte,  so  schlug 
Charmides  dem  Callicles  vor,  er  möge  einwilligen,  dafs  Lesbonicus  die 
Tochter  des  Callicles  heirathe,  womit  dieser  sich  einverstanden  erklärt; 
und  nun  erst  fährt  Charmides,  dem  schliefslich  sein  Abenteuer  mit 
dem  Sykophanten  wieder  einfallt,  fort:  CH.  Vah.  CA.  Quid  est?  CH. 
Oblitus  intus  tibi  dudum  smn  dicere  etc. 

Doch  ich  schliefse   meine  Beurtheilung,   um  nicht  das  richtige 
Mafs  allzuweit  zu  überschreiten,  indem  ich  wünsche,  dafs  die  weiteren    - 
Bände  dieser  von  Hm.  Eitschl  längst  vorbereiteten  Ausgabe  in  rascher 
Folge  erscheinen  mögen. 

P.  S.  Eben  bemerke  ich,  dafs  Göttling  (Fünfzehn  römische  Urkunden 
HaUe  1845)  auch  die  Lex  JuHa  Municipalis,  über  die  ich  in  der  Anmerkung 
auf  S.  1132  [Opusc.  1. 11]  gesprochen  habe,  in  einer  neuen  Abschrift  mit- 
theilt. Hr.  Göttling  hat  hier  für  eafdem  [falschlich]  EAEDEM,  aber  AO 
hat  auch  seine  Abschrift,  und  meine  Conjectur  amper  gewinnt  eine  neue 
Stütze,  indem  das  e  wirklich  bei  Hm.  G.  [s.  C.  I.  L.  I.  p.  124]  erscheint 
VIAM .  PEK.  Ich  will  übrigens  nur  noch  daran  erinnern,  dafs  aUe  diese 
älteren  römischen  Urkunden,  die  wir  nicht  in  den  Originalen,  sondern 
nur  in  wenn  auch  gleichzeitigen  Copien  besitzen,  mit  Vorsicht  für  die 


10)  Ich  möchte  fast  vermuthen,  dafs  hierauf  sich  das  im  Codex  Palat.  an 
dieser  Stelle  dreiundzwanzigmal  wiederholte  Zeichen  X  bezieht:  man  wollte  wohl 
damit  andeuten,  dafs  eine  Lücke  hier  vorhanden  sein  müsse,  vielleicht  nur  aus 
Conjectur,  nicht  aus  factischen  Anzeichen.  Zu  V.  858  [IV.  2,  16]  findet  sich  übrigens 
dasselbe  Zeichen  fünfmal  wiederholt. 


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Recension  des  Ritschrschen  Plantus  (I.  2.  3,  II.  1).  29 

Eifbischimg  des  eigentlichen  Latein  benutzt  werden  müssen,  sie  sind 
mehr  oder  minder  mit  provinziellen  Eigenthümlichkeiten  gefärbt,  wovon 
ich  selbst  das  Senatusconsultum  de  Bacch.  nicht  ausnehmen  möchte. 


II. 

325  T,  Macci  Plauti  Coxnoediae 

ex  rec.  Fr.  Kitschelii. 

T.  I.  P.  n.  Mües  Gloriosus  XXXH  S.  und  224  S.  8.  T.  I.  P.  HL  Bacchides  XIV  S^ 

und  155  S.  8.  MDCCCXUX.  T.  H.  P.  I.  Stiohus.  XXXI  S.  und  109  S.  MDCXXJL. 

Bonnae  H.  B.  König  sumptus  fecit*). 

Ich  habe  im  Jahrgang  1848  S.  1124  ft  [Opusc.  1. 3  fif.]  über  den  ersten 
Theil  dieser  Ausgabe  des  Plautus  ausführlichen  Bericht  erstattet,  es  ist 
daher  billig  auch  über  den  erireuHchen  Fortgang  dieser  ersten  kritischen 
Bearbeitung  des  so  lange  ungebührlich  vemachläfsigten  Dichters  zu 
berichten,  aber  ich  werde  mich  der  möglichsten  Kürze  befleifsigen,  da 

326  die  grofsen  Verdienste  des  Herausgebers  allgemein  anerkannt  |  sind  imd 

je  weiter  das  Werk  fortschreitet,  immer  klarer  hervortreten.  Alle 
einzelnen  Punkte  aber,  wo  der  Unterzeichnete  glaubt  anderer  Ansicht 
zu  sein  als  der  Herausgeber,  hier  hervorzuheben,  kann  nicht  Aufgabe 
einer  Beurtheilung  sein,  dazu  bietet  sich  an  einem  anderen  Orte 
passendere  Gelegenheit  dar. 

Was  zunächst  die  äufsere  Ausstattung  und  Einrichtung  des 
Werkes  betrifft,  so  mag  ich  einige  Bemerkungen  nicht  unterdrücken, 
wenn  auch  dieselben  theilweise  zu  spät  kommen.  Wünschenswerth 
und  zwar  ebenso  im  Interesse  des  Publicums  wie  des  Verlegers  wäre 
es,  wenn  jedes  Stück  dieser  Ausgabe  auch  einzeln  zu  beziehen  wäre. 
Ich  hätte  femer  gewünscht,  dafs  etwas  gröfseres  Format  gewählt  worden 
wäre,  um  das  häufige  Umbrechen  der  Verse  so  viel  als  irgend  möglich 
zu  vermeiden:  eben  so  liefse  sich  gröfsere  Sparsamkeit  in  der  Benutzung 
des  Baumes  anwenden,  indem  es  nicht  nöthig  war,  die  Namen  der 
redenden  Personen  vollständig  auszudi'ucken  imd  jedesmal  denselben 
eine  eigene  Zeile  zu  gönnen:  bei  etwas  gröfeerem  Format  hätten  die 
Namen,  natürlich  nur  mit  den  Anfangsbuchstaben  bezeichnet,  in  der 
Begel  ihren  Platz   mitten    im  Texte    einnehmen  können,   ohne   eben 


*)  [Zeitschrift  für  die  Alterthums Wissenschaft.  Herausgegeben  vonDr.Th,  Bergk 
und  Dr.  J.  Caesar.    Vm.  Jahrgang.    1850.    Nr.  41  —44.] 


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30  Recension  des  Ritschrschen  Plautus  (I.  2.  3,  II.  1). 

häufige  Brechungen  zu  veranlassen,  während  jetzt  z.  B.  in  den  Baechides 
auf  S.  148  sich  nur  5  Zeilen  Text  und  10  Zeilen  Noten  finden,  was 
sich  weder  typographisch  schön  ausnimmt  noch  auch  ökonomisch  ist 
Im  Notendruck  ferner  contrastiren  die  allzu  fetten  Buchstaben,  womit 
die  Codd.  bezeichnet  werden,  zu  stark  imd  unangenehm  gegen  die 
übrigen  Typen.  Eine  andere  Bemerkung  betriflt  die  Personenverzeich- 
nisse ;  hier  ist  natürlich  Manches  geändert,  so  z.  B.  im  Miles  Glor. 
sind  die  richtigen  Namensformen  Periplecomenus  und  Fleusides  herge- 
stellt, allein  darüber  erfahren  wir  das  Genauere  erst  an  den  einzelnen 
Stellen,  wo  diese  Namen  im  Stück  vorkommen,  während  doch  eine 
vorläufige  Bemerkung  und  Verweisung  auf  die  betreffenden  Stellen 
ganz  angemessen  wäre.  Femer  würde  ich  didaskalische  Bemerkungen, 
die  nicht  auf  urkundlicher  Ueberlieferung,  sondern  nur  auf  Vermuthung 
beruhen,  wie  auf  dem  Titel  der  Baechides  Graeca  Menandru  Jlg 
i^aTtaT&v,  entweder  ganz  unterdrücken,  oder  doch  mit  einer  Bemerkung 
begleiten,  da  der  nicht  recht  kundige  Leser  leicht  falschen  Gtebrauch 
davon  macht  —  Von  Druckfehlem  oder  anderen  Versehen  ist  dem 
Eec.  nicht  eben  Erhebliches  aufgestofsen,  verkehrte  Buchstaben,  Ver- 
tauschung des  Punktes  über  i  mit  dem  metrischen  Aecent  und  Aehnliches 
abgerechnet.  Doch  findet  sich  im  Miles  Glor.  v.  783  Igenuamne  gedruckt, 
zu  der  Note  Mil.  v.  101  ist  zu  bemerken,  dafs  bei  Donatus  nicht  blofs 
cvdtor,  sondern  amoris  (für  amor)  ctdtor  gelesen  wird,  so  wenigstens 
die  gewöhnlichen  Ausgaben,  doch  kann  amoris  Interpolation  sein  und 
Hr.  K.  hat  vielleicht  andere  Hülfsmittel  benutzt  Ebendas.  v.  115  kann 
die  Angabe:  aut  quantum  possum  unus  aut  quantum  possum 
Acidalius  wohl  nicht  richtig  sein,  Acidalius  müfste  dann  eine  Lücke 
angenommen  haben. 

Was  die  Orthographie  anlangt,  so  hält  Hr.  E.  sich  in  einigen 
Punkten  streng  an  die  beste  hand|schriftliche  Ueberlieferung,  in  anderen  327 
ninunt  er  selbständige  Aenderungen  vor,  so  z.  B.  wird  h(m  für  haut  vor 
d  und  t  auch  ohne  handschriftliche  Gewähr  hergestellt,  wie  Bacch. 
V.  864  [TV.  8,  23];  wir  wünschen  sehr,  dafs  Hr.  E.  recht  bald  in  den 
Einleitungen  auf  diese  Punkte  zurückkomme  und  seine  Grundsätze 
genauer  darlege,  da  das  in  den  Prolegomenen  zum  Trinummus  Bemerkte 
nicht  ausreicht.  Eegelmäfsig  ist  in  diesen  beiden  Stücken  hicine  für 
hiccine  geschrieben  (z.  B.  Miles  v.  61),  ebenso  wird  für  huiCy  wo  es 
das  Metrum  verlangt,  wiederholt  die  Form  huice  hergestellt:  und  die 
Autorität  der  besten  Handschriften  bei  Plautus  ist  entschieden  für  diese 
Orthographie.  Dafs  man  im  Nominat  Sing,  nur  hie,  haec,  hoc  in  der 
vei*stärkten  Form  gebrauchte,  hat  seinen  Grund  offenbar  darin,  dafs 
hier  die  demonstrative  Bedeutung  besonders  hervortritt,  es  ebendaher 


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Recension  des  Ritschrschea  Plantus  (I.  2.  3,  ü.  1).  31 


einer  verstärkten  Form  bedurfte;  dafs  man  dagegen  im  Plural  gewöhn- 
lich die  einfechen  Formen  hi  und  hae  findet,  während  man  im  Neutrum 
haec  sagte,  ist  aus  dem  Streben  der  Sprache  nach  Dififerenzirung  her- 
zuleiten, obwohl  gerade  dem  alterthümlichen  Latein  die  Formen  hisce 
und  haec  nicht  fremd  sind.  Im  Genitiv,  wo  die  volleren  Formen  eine 
Verstärkung  entbehrlich  machen,  sagt  man  gewöhnlich  huitis,  horum, 
harum;  im  älteren  Latein  aber,  was  Anschaulichkeit  liebt,  auch  huiusce, 
haruncexmi  horunce.  Im  Dativ,  Accusativ,  Ablativ  Singul.  sind  dagegen 
die  einfechen  Formen  ganz  aufser  Gebrauch  und  nur  huic,  hunc,  hanc, 
hoc,  Aac  gewöhnlich,  aber  im  alterthümlichen  Latein  auch  vollständiger 
huice,  hunce,  hance,  hoce,  hace.  Im  Dativ,  Ablativ  und  Accusativ 
Pluralis  dagegen  sind  nur  die  einfachen  Formen  his,  hos,  has  gebräuch- 
lich, weil  man  die  schwerfalligeren  hisce,  hosce,  hasce  mied  oder  doch 
nur,  wo  besonderer  Nachdruck  nöthig  schien,  anwendete,  während 
hisc,  hosc^  hasc  als  hart  und  kakophonisch  ganz  verworfen  ward,  aus 
demselben  Grunde,  wefshalb  man  nur  huiusce  oder  huius  sagte.  — 
Eine  potentürte  Form  würde  hicce  sein;  da  in  hie  durch  Schwächung 
der  Form  die  demonstrative  Bedeutung  nicht  mehr  klar  und  bestimmt 
genug  hervorzutreten  schien,  so  lag  es  nahe,  nochmals  mit  demselben 
ee  das  Pronomen  zu  verstärken:  sprachlich  läfst  sich  gegen  eine  solche 
Bildung,  die  der  Analogie  nicht  entbehrt,  nichts  einwenden,  aber  sie 
wird  allerdings  mehr  einer  späteren  Zeit  angehören,  wo  man  kein  recht 
klares  Sprachbewufstsein  mehr  besafs.  Ich  stimme  daher  Hm.  K.  bei, 
der  die  Schreibart  huicce,  huncce,  hancce,  hocce,  hacce  bei  Plautus  ganz 
verwirft  und  ebensowenig  hiccine  und  Aehnliches  duldet 

Für  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht  sprechen  insbesondere  die  älteren 
Inschriften,  so  finden  vrir  nicht  nur  in  der  Minuciorum Sentent  [CLL. 
1. 199]:  hisce  finis  videntur  esse,  bei  Orelli  n.  2487 :  heisce  magistreis,  in 
derLexDedicationis  ebendas.  n.  2488 :  hoiusque  ctedis  ergo,  in  der  Lex  de 
Magistris  Aquarum  bei  Haubold  [Antiq.  Kom.  Mon.  Leg]  n.  36 :  hoiusce  con- 
legi,  sondern  auch  in  dem  Senatuscons,  de  Bacch.  [C.I.  L.  1. 126]  die  Neutral- 
fonnen  haice  und  hoce  und  vor  allem  in  der  sogen.  Lex  Acilia  de  Repetundis 
328  [CLL!  197]  hace  \  lege  und hcmce  lege,  hance  legem,  hoice  legei^).  Man 
kann  nicht  etwa  geltend  machen,  dafs  hier  nach  alterthümlicher  Weise 
die  Consonanten  nicht  verdoppelt  sein,  denn  einmal  findet  in  den  meisten 
dieser  Inschriften  die  Verdoppelung  anderwärts  regelmäfsig  statt,  dann 
aber  erscheint  jene  potentürte  Form,  die  z.  B.  an  und  für  sich  in  der 


1)  Ebenso  ist  bei  Marios  Victor,  p.  9  ed.Gaisf.  [Gr.Lat.  VI.  p.9  K.]:  hactenus 
auUm  et  hodie,  non  tU  anUgui  haccetenus,  hoccedie,  ans  der  Handschrift  [hcLceU 
ienm,  hocetdie]  hacetenus,  hocedie  herzustellen,  (ebendas.  lies  setnol  statt  semel). 


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32  Recension  des  Ritsohl* sehen  Plautüs  (I.  2.  3,  II.  1). 


Komödie  gar  nicht  befremden  würde,  der  monumentalen  Sprache  nicht 
angemessen.  Dagegen  fragt  sich,  ob  wir  berechtigt  seien,  wie  Hr.  R., 
Formen  wie  hancce  vl  a.  überhaupt  zu  verwerfen,  indem  man  später 
in  der  That  solche  gesteigerte  Composition  angewendet  zu  haben 
scheint,  vergl.  Priscian  XII.  c.  6,  25  [Gr.  Lat  11  p.  592  K:]:  tU  hicce, 
huiusce,  haecce,  hocce:  unde  hoc  quasi  daabus  consonantibus  sequen- 
tibtts  solent  poetae producere ,  ut  Hoc  erat  almaparens  quod  me  per 
tela  per  ignis  Eripis?  Et  sie  in  aniiquissimis  codicibus^)  invenüur 
bis  c  scriptum^  quomodo  est  apud  Terentium  in  Ändria:  Hoccine  est 
credibileautmemorabile,  [C.  6, 26(p.593K.)  sagt  derselbe]:  illiusce, 
istiusce,  illucce^  istucce  veteres  dicebant  teste  Papiriano^  qui  de 
orthographia  hoc  ostendit.  Terenttus  in  Heautontimorumeno :  Illancine 
mulier em  alere  cum  illa  familia.  Auch  Marius  Vict.  erkennt  diese 
Formen  an,  vergl.  S,  17  und  24  [VI.  16  und  22  K.].  Gesetzt  auch  Formen 
wie  hicce  u.  s.  w.  wären  eigentlich  nichts  als  eine  Erfindung  der  Gram- 
matiker, so  ist  doch  bekannt,  wie  verhaltnifsmäfsig  früh  gelehrte  Thätig- 
keit  Einflufs  auf  die  Gestaltung  der  Sprache  imd  zwar  nicht  gerade 
immer  zu  ihrem  Vortheil  gewinnt ;  ich  möchte  daher  z.  B.  in  dem 
(übrigens  archaisirenden)  Epigramm  der  Anthol.  n.  1243  T.  11.  p.  107 
Meyer:  Bis  octo  in  annis  hocce  sub  tumulo  iacet  nichts  ändern.  Zu 
bemerken  ist  übrigens,  dafs  überhaupt  in  der  späteren  Zeit  selbst 
Formen  wie  huiusce  j  hisce,  hosce  u.  s.  w.  sehr  selten  vorzukommen 
scheinen. 

Die  metrischen  Gnmdsätze,  nach  welchen  Hr.  K.  verfährt,  theile  329 
ich  im  Allgemeinen,  doch  wird  gewifs  im  Einzelnen  Manches  noch 
Beschränkungen  unterliegen,  worüber  sich  freilich  erst  dann  mit  gröfserer 
Bestinuntheit  urtheilen  läfst,  wenn  der  ganze  Plautus  sowie  Terenz 
mit  einem  sicheren  kritischen  Apparat  uns  vorliegen:  in  manchen 
Punkten  scheint  mir  aber  Hr.  R.,  der  mit  Recht  die  von  Hermann 
eingeschlagene  Bahn  verfolgt,  zu  weit  zu  gehen.  So  z.  B.  kann  ich 
keinen  rechten  Grund  absehen,  warum  die  Contraction  von  mihi  in  mi 
zwar  in  derThesis,  nicht  aber  in  der  Arsis  iambischer  und  trochäischer 
Verse  statthaft  sei,  während  Ennius  und  Lucilius  in  ihren  Hexametern 
ohne  Unterschied  diese  Form  angewendet  haben.  Gleichwohl  hat  Hr.  R 
diesem  Gesetz  zu  Liebe  Bacch.  v.  334  mihi  duit  vdim  mit  Hermann 
geschrieben,  die  Handschriften:  mihi  dederit  velim,  wo  man  vielleicht 
nicht  einmal  mi  zu  schreiben  nöthig  hat,  da  solche  Zusammenziehungen 


2)  Die  antiqut88%mi  Codices  sind  wohl  besonders  von  Yirgilhandsohriften  zu 
verstehen,  hier  ist  aber  die  Schreibart  ?iocc,  hicc  lediglich  als  Klügelei  der  Gram- 
matiker zu  betrachten.    Vgl.  auch  Marias  Vict  p.  24  [YI.  p.  22  K.]. 


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Recensioii  des  Ritschl'schen  Plantus  (Bacchides,  Miles  Glor.).  33 


meist  der  Aussprache  überlassen  bleiben,  und  es  doch  nicht  räthlich 
ist,  gewaltsam  überall  Orthographie  und  Pronuntiation  in  Einklang 
zu  setzen. 

Nicht  genug  ist  die  Bedeutung  der  Alliteration  gewürdigt,  nicht 
als  ob  ich  der  Meinung  wäre,  sie  überall  auch  gegen  die  Handschriften 
herzustellen,  aber  da,  wo  das  Metrum  augenscheinlich  alterirt  ist,  wo 
eine  Umstellung  der  Worte  auch  aus  anderen  Gründen  nöthig  ist,  da 
bietet  die  Berücksichtigung   dieses  Momentes   meist   einen  beachtens- 
werthen  Fingerzeig  dar,  um  das  Richtige  zu  finden :  noch  weniger  aber 
ist  es  gerathen,  die  Alliteration  da,   wo  sie  durch  die  Handschriften 
gesichert   ist,    aufzugeben;    so  schreibt  Hr.  R   Bacch.  332  [11.3,98]: 
Quin  auro  soccis  habecU  suppactum  solumy  die  Handschrift;en:  Qui  auro 
habecU  soccis  s.  s.    Ich  lese:  Quin  habeat  auro  soccis  suppactum  sölutn. 
—  V.  427  pn.  3,  23]  schreibt  Hr.  R:  Oynmasi  praefecto  poenas  haut 
mediocris  penderes^  die  Handschrift:  Gymn.  pr.  haud  mediocrts  poenas 
penderes,  allerdings  entschieden  fehlerhaft,  aber  ebenso  leicht  ist  die  TJm- 
stellimg:  Haud  mediocris  gymnasi  praefecto  poenas  penderes,  —  V.1211 
[T.  3,  92]  liest  Hr.  R  mit  Hermann:   Spectatores,  vos  valere  et  dare 
volumus  plaudere,  aber  die  Handschrift:  volumus  et  dare  adplaudere.  Ich 
schreibe:  Spedatores,  vos  valere  volumt^:  dare  adplaudite. — Viel- 
leicht ist  auch  im  Miles  Glor.  v.  320  [11.3,  49]:  Vidisse  aibas  te  osculantem 
atque  amplexantem  cum  cUtero  die  anderwärts  genügend  bestätigte  Form 
330  ausctdantcm  herzustellen.  —  Auf  Dittographien  hat  Hr.  R  auch  in  diesen 
beiden  Stücken  ein  sorgsames  Augenmerk  gerichtet  und  zwar  scheint  der- 
selbe allmählig  sich  auch  zu  der  Ansicht  zu  bekennen,  dafs  wir  keines- 
wc^  überall  Interpolationen  später  Grammatiker  vor  uns  haben,  sondern 
verschiedene  Fassungen,    die  manchmal  von  der  Hand   des  Dichters 
selbst  herrühren  können,  meist  aber  wohl  Abänderungen  der  Schau- 
spieler sind,  die  sich  und  dem  wohllöblichen  Publicum  den  Plautinischen 
Text  mundgerecht  zu  machen  suchten.    Welche  von  zwei  solchen  Fas- 
sungen den  Vorzug  verdiene,  ist  oft  gar  nicht  leicht  zu  bestimmen. 
Hr.  R  bewährt  aber  auch  hier  in  der  Regel  feinen  Tact  in  der  Aus- 
wahl, vergL  Bacch.  377  [HI.  1,  10],  nur  hätte  Hr.  R  noch  einen  Schritt 
weiter  gehen  und  auch  v.  382  in  Eammem  einschliefsen  sollen,   denn 
die  beiden  Textrecensionen   sind  I:    v.  375.  376.  379.  380.  381.  383. 
384  n.  375.  376.  379.  377.  378.  382.  384.  —  Ebenso  ist  v.  430  [HL 
3,  26]  nur  Dittographie  von  v.  428.  429  und  lautete  wohl  ursprünglich : 
Hn  suam  aetatem  exercebant^   non  in  latebrosis  locis,    was  natürlich, 
sobald  beide  Fassungen  in  den  Text  gelangten,  verändert  ward. 

Was  alsdann  die  Kritik  im  Einzelnen  betrifft,  so  läfst  sich  wohl 
über  Manches  rechten,  an  vielen  Stellen  eine  andere,  vielleicht  ebenso 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  3 


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34  Becension  des  Ritschl'schen  Piautas  (Miles  Glor.). 

wahrscheinliche  Aenderung  vorschlagen,  doch  darf  man  nicht  zweifeln, 
dafs  Hr.  B.  oft  absichtlich  eine  Aenderung,  die  sich  leicht  darbot,  ver- 
warf und  nicht  einmal  in  den  Noten  erwähnen  mochte,  weil  er  aus 
einem  bestimmten  Grunde  der  gewählten  Conjectur  den  Vorzug  gab. 
Vieles  wird  aufserdem  immer  von  subjectivem  Belieben  und  Gefühl 
abhängen,  gerade  dies  aber  ist  bei  einem  Manne,  der  wie  kein  Anderer 
mit  Plautus  vertraut  ist,  weniger  als  bei  jedem  Anderen  dem  Irrthume 
unterworfen.  Bec.  will  daher  nur  ein  paar  Stellen  hervorheben,  nidit 
um  lediglich  Widerspruch  geltend  zu  machen,  wie  so  oft  philologische 
Kritiker  lieben,  denen  stets  das,  was  ein  Anderer  gefunden  hat,  Mifs- 
behagen  erregt  und  allein,  was  sie  selbst  corrigiren,  gefällt,  sondern  er 
will  nur  zeigen,  dafs  er  prüfend  der  Kritik  des  Herausgebers  gefolgt 
ist,  und  jede  Belehrung  des  Besseren  wird  ihm  erwünscht  sein. 

Im  Miles  Glor.  v.  100  [ü.  1,  22]  schreibt  Hr.  B.:  Is  amabat  mere- 
tricem  alt  am  Athenis  AUicis  für  matre,  nicht  gerade  wahrscheinlich; 
ich  habe  früher  Is  amat  meretricem  a  matre  vermuthet,  wie  Plautus 
amare  a  lenone  Poen.  V.  2,  132.  Pseudol.  L  2,  69  [203]  sagt,  und  die 
Mutter  dieses  Mädchens  war  in  der  That  eine  lena,  wie  das  Folgende 
deutlich  zeigt,  indefs  erwartet  |  man  hier  viebnehr  ein  Adverbium,  in  331 
dem  Sinne,  wie  Scioppius  arte  (arde)  conjicirt  hat.  Sollte  vielleicht 
Is  amat  meretricem  misere  das  Bichtige  sein?  —  V.  130  [11.  1,  52]: 
Cepi  tabeUas,  cot^gnavi  danculum.  Hier  ist  aufEällend,  dafs  bei  der 
detaiUirten  Beschreibung  gerade  die  Hauptsache,  dafs  der  Sdave  an 
seinen  Herrn  schrieb,  nicht  erwähnt  wird.  Ich  habe  defshalb  vermuthet: 
Ego  qtwniam  inspexi  muUeris  sententiam,  Scripsi,  tdbdlas  cansignavi, 
danculum  Bedi  mercaiori  quoidam,  —  V.  201  [11.2,46]:  Quemadmodum 
adstitU  severo  fronte  curas  cogitans.  Meine  Conjectur  curans^  cogiians 
(Z.  f  A.  1848  S.  1128.  OpuscI.  8)  bestätigt  der  Ambros.  CVBANS  COGIT. 
—  V.  552  [n.  6, 71].  Aq%M  aqum  sumi,  quam  haec  est  atque  ista  hospUa 
wird  mit  Bothe  gelesen,  die  Handschriften:  aqua  aqtme.  Geffilliger  in 
metrischer  Hinsicht  wäre  aqua  aqüae  (acuae)  sumi,  wie  auch  bei 
Lucretius  aqtui  dreisylbig  gebraucht  wird,  vergl.  VI.  868 :  Quae  caiidum 
faciunt  aquae  tactum  atque  vaporem,  wo  laticis  Interpolation  ist:  aber 
es  ist  vielmehr  zu  schreiben:  Nam  ex  uno  puteo  similior  nunquam 
potis  Aqua  aeque  sumi,  wie  auch  der  Ambrosianus  (AQVAAEQ.) 
bestätigt.  lieber  den  pleonastischen  Gebrauch  von  aeque  beim  Compa- 
rativ  vergl.  Plaut.  Captiv.  HI.  5,  42  [700] :  Nee  est  quisquam  mihi,  aeque 
melius  cui  velim.  ebendas.  IV.  2,  48  [828]:  Qui  homine  hominum 
adaeque  vivit  nemo  fortunatior.  Terent  Heaut.  IV.  3,  7  [685] :  Cui- 
quam  aeque  audisti  commodius  quidquam  evenisse.  —  V.  664  [HL 
1,  70]:    Opusne  leni?  leniorem  dices  quam  mutumst  mare  kann  nicht 


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Recension  des  Eitschl'schen  Piautas  (Bacchides). 


richtig  sein,  da  die  Stille  keine  bleibende  Eigenschaft  des  Meeres  ist, 
entweder  ist  mutum  verdorben,  zumal  da  der  Palatinus  quantü  e  amare 
(und  am  Bande  tU  ttUü)  liest ;  schon  qtMin  vemumst  mare  würde  ange- 
messener sein;  oder  was  noch  wahrscheinlicher  ist,  ein  ganzer  Vers  ist 
ausgefidlen,  etwa:  Olim,  quom  ibi  cdcedo  pullos  parvos  educit  mos  nach 
der  Analogie  von  Poenul.  I.  2,  145 :  ni  illam  mihi  tarn  tranquülam  facis, 
Quam  mare  olimst,  quom  ibi  aLcedo  pidlos  educit  suos.  Im  Stichus 
freilich  IT.  1 ,  24  [529]  findet  sich  eine  ganz  ähnliche  Vergleichung : 
lam  iste  est  tranquillus  tibi?  Magis  quam  mare,  quo  ambo  estis  vecti, 
aber  dies  mochte  durch  den  Zusammenhang  das  rechte  YerständnÜB 
erhalten.  —  V.  700  [IH.  1, 107]  ist,  wie  ich  glaube,  mit  Unrecht  geändert 
und  die  Lesart  des  Ambros.:  Di  tibi  propitii  sunt  herde:  si  ist  am 
semel  amiseris  verschmäht. 

Bacch.  V.  230  [11.  2,  52]:  Müle  et  ducentos  Phüippos  tulimus 
aureos  Epheso.  So  Hr.  B. ,  die  Handschr. :  aUulimt^,  und  das  Compo- 
situm sieht  man  nur  ungern  mit  dem  Simplex  vertauscht,  vielleicht  ist 
attuU  zu  schreiben.  —  V.  304  [IL  3,  70]:  Quoniam  extemplo  a  portu 
ire  nos  cum  auro  vident,  die  Handschr.:  qum,  ebenso  gut  könnte  man 
auch  abire  vennuthen.  —  Ob  im  Folgenden  Megalobuzi  ßius  mit  Becht 
geschrieben  ist,  scheint  mir  noch  immer  zweifelhaft;  denn  gesetzt  auch 
die  ansprechende  Vermuthimg  Hm.  B's.,  dafs  Plautus  in  diesem  Stücke 
eigentlich  nur  eine  Bearbeitung  des  Jig  E^anon^Cifv  von  Menander 
gdiefert  habe,  sei  richtig,  so  stimmt  doch  die  verglichene  Stelle  im 
Einzelnen  ganz  und  gar  nicht;  denn  Theotimus  war  wohl  Priester,  Mega- 
332byzus  der  Ephesischen  Artemis,  |  aber  konnte  unmöglich  Sohn  eines 
Megabyzus  heifsen,  da  diese  Eunuchen  waren.  Dem  Plautus  einen 
solchen  Irrthum  zuzuschreiben,  hätte  nur  dann  einige  Probabilität, 
wenn  man  nachweisen  könnte  oder  es  überhaupt  wahrscheinlich  wäre, 
dafs  schon  Menander  einen  ähnlichen  Fehler  begangen  hätte:  ebenso 
wenig  kann  man  einen  komischen  Effect  darin  finden,  dafs  dieser 
Priester  als  Sohn  eines  Verschnittenen  bezeichnet  wird.  Ich  halte  defs- 
halb  die  handschriftliche  Jjd^iSüctMegalobuli  ßius  für  richtig,  nur  mufs 
man  mit  Bothe  darauf  v.  307:  Qui  ülic  sacerdos  est  Bianae  Ephesiae 
folgen  lassen.  —  V.  348  [11.  3,  114]  schreibt  Hr.  B.:  Ät  ego  hinc  eo  ad 
illum,  ut  convenam,  quantum  polest.  Vielleicht  ist  At  ego  hinc  abeo, 
iüwn  ut  convenam,  q.  p.  richtiger.*)  —  V.  379  [HI.  1, 12]  scheint  mir 
die  Wortstellung  der  Handschrift  te  tui  nicht  richtig,  obwohl  auch 
Prisdan  an  einer  Stelle  sie  bestätigt,  während  er  anderwärts  selbst  tui 
k  anführt,  es  ist  Neque  mei  neque  tui  ted  intus  puditumst  zu  schreiben : 


[*)  Die  Handsohnften  haben  Jwnc  ad  ülwn.] 


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36  Becension  des  Bitsohl'schen  Plautus  (Bacchides). 

aber  auch  in  dem  Folgenden  ist  mir  gerulifigtdos  flcigiti  anstofsig. 
Dieses  Compositum  kann  man  nur  so  erklären,  dafs  es  die  Stelle  zweier 
selbständigen  Begriffe  vertritt:  gervJm  et  figulos  flagiti,  eine  Weise  der 
Zusammensetzung,  die  in  den  classischen  Sprachen  äufserst  selten  ist; 
im  Griechischen  gehört  hieher  TtXovdtyUia  d.  h.  Ttlof^og  aal  {>yuia. 
Im  vorliegenden  Falle  ist  aber  aufserdeni  noch  das  ikjveQOv  Ttq&teqav 
befremdlich,  da  man  eher  figtdigerulos  erwarten  sollte,  was  ohnedies 
die  Alliteration  verstärken  würde.  Ich  glaube  aber,  dafs  Plautus  schrieb: 
TtM  tu  infamia  fe^isti  feruligerulos  flagiti.  Man  vergl.  den  griechi- 
schen Spruch:  FLoXkol  ^ev  vaQdrpwipdQOi,  ßd%xoi  de  t€  TtaOQOt,  und  auch 
im  Griechischen  könnte  man  recht  gut  von  einem,  der  seine  Verwandten 
zu  Theilnehmem  seiner  Schande  gemacht  hat,  sagen:  enoir^aag  vaQ&rp 
xcHpÖQOtg  lioxdTjqiag.  —  V.  433  [III.  3,  29]  vermuthe  ich:  Qu>om  Itbrum 
legeres,  si  in  una  peccavisses  syllaha,  oder  noch  besser:  Quam  Itbrum 
legens  in  una  p.  syUdba.  —  V.  893  [TV.  8,  52]  ist  Latona  bedenklich; 
da  nun  die  Handschriften  alle  Minerva  Latona  Spes  Opis  Virtus  Venus 
ganz  unrhythmisch  lesen,  so  ist  vielleicht  Jftn^rra,  Luna,  5jpesu.s.w. 
das  Richtige,  wie  ja  auch  weiterhin  Sol  erwähnt  wird;  die  Luna  wird 
neben  Sol  zugleich  mit  Ops,  lupiter,  Satumus  und  Summanus  audi 
auf  den  Altären  des  Königs  Tatius  genannt,  Varro  de  L.  L.  V.  74.  — 
V.  1066  [IV.  9,  143]  würde  ich  der  freilich  weniger  beglaubigten  Les- 
art: cum  ego  revenero  den  Vorzug  geben. 

Vorliegendes  war  niedergeschrieben,  als  mir  der  Anfang  des 
Zweiten  Bandes,  den  Stichus  enthaltend,  zukam,  ich  will  daher  auch 
bei  diesem  Theil  etwas  verweilen. 

Der  Stichus  gehört  mit  zu  den  verdorbensten  Stücken,  und  obwohl 
eben  von  dieser  Komödie  der  Cod.  Ambros.  ziemlich  vollständig  und 
lesbar  erhalten  ist,  so  ist  doch  derselbe  gerade  in  diesem  letzten 
Stücke  weniger  sorgfaltig  geschrieben;  man  sieht  deutlich,  dafs  des 
Abschreibers  Fleifs  ermattete;  aber  die  meisten  Verderbnisse  reichen 
sichtlich  weit  höher  hinauf,  \md  Hr.  R.  macht  selbst  in  der  Vorrede 
auf  Spuren  einer  älteren  Umarbeitung  des  |  Stückes  aufmerksam.  333 
Hierauf  führt  denn  auch  mit  Recht  der  Herausgeber  die  seltsamen 
Varianten  der  Personennamen  zurück.  Denn  während  gewöhnlich  die 
beiden  Schwestern  Panegyris  und  Finacium  heifsen,  der  Sdav  aber 
Dinactum,  bietet  dafür  der  Palimpsest  die  ganz  abweichenden  Namen 
Philumena,  Pamphila,  Pinacium  dar ;  und  Pinacium  heifst  der  Diener 
auch  im  Cod.  B.  Nun  ist  es  aber  ganz  unmöglich,  dafs  eine  Frau  und 
ein  Diener  in  einem  Stücke  denselben  Namen  führen;  selbst  wenn  der 
Dichter  beabsichtigt  hätte,  eine  Verwandtschaft  des  Namens  zwischen 
beiden  Personen  anzuwenden  (wozu  übrigens  gar  kein  rechter  Grund 


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Beoensioii  des  Ritsohl'sohen  Plantiis  (Stichns).  37 

abzusehen  ist),'  so  würde  er  die  Erau  Pinddum,  den  Diener  Pinacio 
genannt  haben.  Nach  Hm.  K's.  Ansicht  schrieb  Plautus  Thüumena 
und  Pamphila^  während  bei  einer  neuen  Aufführung  des  Stückes  von 
dem  Bearbeiter  Panegyris  und  Pinacium  substituirt  worden  sei.  Dafs 
man  bei  einem  solchen  Anlasse  nicht  blofs  den  Titel  des  Stückes, 
sondern  auch  die  Personennamen  änderte,  um  den  Ursprung  zu  ver- 
bei^n,  wird  Niemand  unwahrscheinlich  finden;  nur  mufs  ich  gegen 
Hrn.  B's.  Argumentation  bemerken,  dafs  es  etwas  befremdend  ist,  dafs 
man  die  in  der  Komödie  landläufigen  Namen  Philumena  und  Pamphilüy 
die  an  sich  gar  Nichts  verriethen,  mit  den  ungewöhnlichen  Panegyris 
und  Piimdum  vertauschte:  eher  könnte  man  annehmen,  Plautus  habe 
gerade  diese  Namen  gebraucht,  und  bei  einer  neuen  Bearbeitung  seien 
dieselben  mit  den  herkömmlichen  Prauennamen  der  Komödie  vertauscht 
worden,  oder  auch  ein  gelehrter  Grammatiker,  der  das  griechische 
Original  verglich  und  dort  OtXovfAivr]  und  nafiq>iXr)  fand,  substituirte 
diese  Namen.  Plautus  hat  sonst  diese. Namen  nie  gebraucht,  während 
wir  bei  Terenz,  dem  treuen  Nachahmer  der  neuem  Komödie,  die  auch 
in  der  Wahl  der  Namen  sichtlich  alles  Ungewöhnliche  miqji  und  sich 
in  einem  engen  Kreise  conventioneller  Typen  bew^,  Pamphila  in 
den  Adelphen  und  im  Eunuch,  Philumena  in  der  Hecyra  finden; 
ebenso  ist  bei  Caecilius  Philumena  Titel  einer  Komödie.  Beide  Namen 
finden  sich  aber  auch  bei  Menander. 

Doch  alles  Dieses  kann  man  nicht  entscheiden.  Es  konmit  bei 
dieser  Untersuchung  zunächst  darauf  an,  an  welcher  Stelle  sich  die 
Namen  finden,  ob  im  Texte  selbst  oder  in  den  Ueberschriften  der 
Scenen:  hier  mufs  ich  im  allgemeinen  im  Gegensatz  zu  Hm.  R's.  An- 
sicht die  Norm  festhalten,  dafs  der  Text  des  Stückes  gröfeere  Glaub- 
würdigkeit verdient,  als  die  Ueberschriften :  denn  bei  einer  Ueberarbeitung 
konnte  recht  gut  aus  Uebersehen  ein  und  das  andere  Mal  der  ursprüng- 
liche Name  sich  erhalten,  während  natürlich  in  den  Ueberschriften 
überall  ohne  Mtihe  die  neuen  Namen  sich  substituiren  liefsen.  Der 
Name  des  Dieners  erscheint  nun  wiederholt  im  Texte  IHnaciumy  wo 
AB  übereinstinmien*):  daher  erscheint  das  Dinadum  *  der  schlechten 
334  Handschriften,  |  was  ohnedies  gar  kein  Name  sein  dürfte  (es  mü&te 
denn  aus  Donaeium  verdorben  sein),  nur  als  eine  Aenderung  der 
Abschreiber,  die  den  Diener  von  der  Frau  unterscheiden  wollten. 
Dagegen    Panegyris   erscheint  nicht   nur   zweimal  im   Texte,   v.  247 


3)  In  den  üebeTBchnften  zu  ü.  1  ist  im  A  gerade  der  Anfangsbuchstabe 
Terwischt,  im  6  steht  blofs  Puer^  zu  IL  2  haben  AB  nur  den  Namen  der  neu 
Mfiretenden  Erau. 


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Becension  des  Eitschl'schen  Plantus  (Stiohus). 


[I.  3,  92]  und  331  [IL  2,  7],  wo  Hr.  R,  trotzdem  dafs  auch  der  A  so 
hat,  Philumena  substituirt,  sondern  auch  in  der  XJeberschrift  zu  11.2 
haben  AB,  wie  alle  anderen  Handschriften,  Panegyris,  Ich  kann  es 
daher  nicht  gerechtfertigt  finden,  dafs  Hr.  K.  hier  überall  Philumena 
schreibt,  denn  dieser  Name  gründet  sich  lediglich  auf  die  Ueberschrift 
zu  I.  1  im  A  PHILUMENA  PAMPHILA.  Anders  verhält  es  sich  mit 
dem  dritten  Namen ;  die  andere  Prau  wird  nämlich  im  Texte  gar  nicht 
mit  Namen  erwähnt,  so  weit  der  Lesart  zu  trauen  ist:  sie  tritt  über- 
haupt nur  in  den  beiden  ersten  Scenen  auf,  hier  heifst  sie  nun  eben 
in  der  XJeberschrift  zu  I.  1  im  A  Pamphila,  im  B  wie  in  allen  übrigen 
Pinacium:  zu  I.  2  hat  A  nur  Midieres  ^  B  gar  keine  Namen.  Da  nun 
in  einem  Stück,  wo  der  Sclave  Pinaäum  heifst,  eine  Frau  nicht  den- 
selben Namen  fahren  kann,  so  gewinnt  allerdings  in  diesem  Punkte 
die  Lesart  des  A  an  Glaubwürdigkeit. 

Aber  auch  noch  ein  anderer  Name  kommt  hier  in  Betracht. 
V.  393  [EL  2,  71]  fragt  Panegyris  (Philumena)  den  Diener  Pinaäum 
(Binacium):  Vidistin  virum  sororis  Pamphüippum?  Der  Diener:  Non. 
Die  Prau:  Adest?  Der  Diener:  Immo  venisse  eum  simitu  aiebam  äK, 
was  in  mehr  als  einer  Beziehung  unrichtig  ausgedrückt  ist:  ungleich 
besser  Cod.  Ambr.:  Pamphilum  non  non  adest.  Nun  heifst  aber  der 
Schwager  der  Panegyris  (Philumena)^  der  Gatte  der  Pinacium  (Pam- 
phüa)  sonst  überall  im  Stücke  Pamphilippus,  sowohl  in  den  XJeber- 
schriflien  zu  IV.  1,  IV.  2  als  auch  im  Texte  v.  506  [IV.  1,  2],  526 
[IV.  1,  21],  582  und  583  [IV.  2,  4.  5],  596  [IV.  2, 16].  An  aUen  diesen 
Stellen  hat  nun  Hr.  R.  diesen  Namen  verdrängt  und  Pamphilus  sub- 
stituirt, ein  Verfahren,  was  sich  vor  der  conservativen  Kritik  schweriich 
rechtfertigen  läfst,  zumal  dadurch  die  of&ien  Schäden  nur  verdeckt, 
nicht  gehoben  werden.  Will  man  ändern,  so  kann 'der  Fehler  nur  in 
V.  393  liegen,  und  hier  bietet  sich  sofort  dar:  Vidistin  virum  sororis 
Pamphilae?  Denn  in  dieser  Scene,  wo  Panegyris  sich  mit  dem  Diener 
Pinacium  unterredet,  kann  ihre  Schwester  nicht  auch  Pinacium  heifsen, 
sondern  sie  hiefs,  da  doch  die  Namen  im  Ambros.  zu  I.  1  offenbar 
nicht  aus  der  Luft  gegriffen  sind,  wahrscheinlich  Pamphila.  Indefs 
zwingend  ist  die  Aenderung  nicht;  denn  wenn,  wie  ja  auch  Hr.  R 
annimmt,  und  wofür  auch  sonst  deutliche  Beweise  sprechen,  der  Stichus 
in  doppelter  Bearbeitung  existirte,  warum  soll  nicht  dieselbe  Person 
in  der  einen  Recension  Pamphilus,  in  der  anderen  Pamphilippus 
geheifsen  haben?  Hr.  R  sucht  zwar  diesen  letzten  Namen  überhaupt 
zu  verdächtigen,  allein  hierin  kann  ich  ihm  nicht  ganz  beistimmen: 
auch  ich  will  nicht  gerade  behaupten,  dafs  der  Name  in  Griechenland 
gebräuchlich  war,  so  schwerfällige  Decomposita  meiden  überhaupt  die 


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Beoension  des  Ritsohl'sohen  Flatitas  (Sidohns). 


335  Griechen  mit  angeborenem  feinen  Sinne :  aber  die  Onomatologie  des 
Plantos  darf  nicht  lediglich  nach  den  Principien  der  griechischen  Sprache 
beurtheilt  werden:  Plautus  verfährt  auch  hier  mit  einer  gewissen  Frei- 
heit, er  latinisirt  griechische  Namen,*  wie  Archibult^^  Chaeribtdtis, 
Demipho  u.  s.  w.  (weil  im  lateinischen  i  der  vorherrschende  Bindevocal); 
femer  Aristophontes,  ein  neuer  Nominativ  imter  dem  Einflüsse  der 
obliquen  Casus  gebildet,  wie  cratera  und  Aehnliches  anstatt  x^orri^p*); 
er  gebraucht  Formen,  wie  sie  den  Doriem,  besonders  wohl  den  Italioten 
eigen  waren,  wie  Daemones  (nach  der  Analogie  von  Tödrig,  und  ähn- 
lichen Beispielen,  die  sich  besonders  aus  Vasenbildem  archaischen  Styls 
beibringen  lassen),  femer  Miccotrogus;  als  italiotischer  Frovincialismus 
wird  wohl  auch  die  Einfügung  des  bedeutungslosen,  nur  phonetischen 
Zwecken  dienenden  d  zu  betrachten  sein  in  Namen  wie  Müphidippa, 
Pleusidippus  für  MiXq>l7C7tr] ,  IReiiacTtTtog,  (vergL  jedoch  auch  das 
attische  QoidiTtnoq,  Evddve^oCy  und  sehr  häufig  in  der  Flexion,  z.  B. 
loTcdg,  loTtddog)]  und  ähnlich  verhält  es  sich  vielleicht  mit  dem  m  in 
Callimarchtis  u.  s.  w.  Plautus,  wie  er  überhaupt  volltönende,  gewichtige 
Formen  liebt,  wendet  aber  auch  nicht  selten  Decomposita  an,  nicht 
etwa  blofs  zu  komischen  Zwecken,  wie  Pyrgopdinices,  was  auch  im 
Griechischen  vollkommen  gerechtfertigt  wäre,  sondern  auch  Theodoro- 
medes  und  Stratippocles,  beide  sicherlich  erst  von  dem  römischen 
Komiker  nach  der  Analogie  von  GeödcjQog  —  Geofn^rjg  und  SvQovoyJifjg 
—  ^btTtoyfXfjg  neu  geprägt:  und  so  darf  uns  auch  eine  solche  Bildung, 
wie  Pamphüipptis  nicht  anstöfsig  erscheinen. 

So  wird  es  nim  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dafe  der  zweite 
Act  (d.  h.  I.  Sc.  3.  n.  Sc.  1.  2)  und  der  vierte  Act  (d.  h.  IV.  Sa  1.  2) 
zwei  verschiedenen  Bearbeitungen  angehören:  der  erste  Act  (d.  h.  1. 1. 2.) 
bestätigt  aber  dies  vollkommen,  indem,  wie  auch  Hr.  R  annimmt,  am 
Schlafs  der  ersten  Scene  die  iambischen  Verse  48—57  ganz  deutlich 
üeberrest  einer  parallel  laufenden  Scene  sind:  diese  unbedeutenden 
Verse  verrathen  in  Nichts  die  Hand  des  Plautus,  eine  zweite  verbesserte 
Umgestaltung  der  ersten  Scene  wird  man  wenigstens  nicht  darin  finden 
können;  man  wäre  also  genöthigt,  sie  für  den  ersten  Versuch  des 
Dichters  zu  halten :  da  liegt  es  aber  ungleich  näher  eine  spätere  Umar- 
beitung von  fremder  Hand  anzunehmen,  die  gerade  hier,  wo  sie  eine 
lyrische  Partie  in  iambische  Senare  auflöst,  zur  völligen  Nüchternheit 
herabsinkt*),  während  die  anderwärts  den  Ton  imd  Eigenthümlichkeit 

4)  üebrigens  sprechen  auch  griechisohe  Analogien,  wie  BiXXcQotpövrrig  und 
BiXXiQoipav  dafor. 

5)  Daselbst  rnnfs  man  die  Verse  der  Panegyris  vielmehr  der  Pinaoinm  (Pam* 
phila)  nnd  so  umgekehrt  geben. 


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40  Becension  des  Ritsohl'schen  Plantas  (Stiohus). 

des  Plautus  treuer  bewahrt  haben  mag.  Und  im  Cod.  Ambros.  fehlen 
diese  Verse  gänzlich.  Dagegen  erweist  das  eigentliche  Canticum  v.  1  —  47 
sich  in  jeder  Hinsicht  des  Plautus  würdig,  so  dafs  hier  dem  Zweifel 
kein  Baum  bleibt;  und  dasselbe  gilt  gewifs  im  ganzen  auch  von  der 
folgenden  Scene.  Da  nun  der  Ambros.  hier  die  beiden  Schwestern 
Philumena  und  Pamphüa  \  nennt,  so  ist  wenigstens  der  erstere  Name  336 
gewifs  richtig  überliefert,  aber  Pamphüa  hiefs  schwerlich  die  andere 
Schwester,  sondern  vielmehr  Pinacium,  wie  sie  in  den  übrigen  Hand- 
schriften genannt  wird*). 

Jene  zweite  Bearbeitung  wird  sich  aber  gewifs  nicht  auf  das  erste 
Canticum  beschränkt  haben,  sie  erstreckte  sich  offenbar  viel  weiter: 
auf  sie  müssen  wir  namentlich  auch  die  Veränderung  der  Namen 
zurückfuhren:  und  schon  aus  diesem  Grunde  wird  es  wahrscheinlich, 
dafs  derselben  der  gan^e  zweite  Act  (d.  h.  I.  Sc.  3,  ü.  Sc.  1.  2)  zufallt 
Aber,  wenn  auch  Einzelnes  in  diesen  Scenen  Bedenken  erregt,  im 
Ganzen  läfet  sich  doch  der  Plautinische  Genius  nicht  verkennen,  und 
so  dürfen  wir  wohl  annehmen,  dafe  die  XJeberarbeitung  hier  ün  ganzen 
sehr  schonend  verfuhr:  mit  diesem  zweiten  Act  steht  nun,  wie  ich 
gezeigt  habe,  der  vierte  (IV.  Sc.  1.2)  ün  Widerspruch:  ihn  werden 
wir  also  trotz  der  traurigen  Gestalt,  in  welcher  gerade  dieser  Act 
überliefert  ist,  der  Plautinischen  Bearbeitung  zuzutheilen  haben,  und 
dasselbe  gilt  wohl  auch  von  Act  HI.  und  V. 

.  Wjüirend  also  in  dem  Plautinischen  Stücke  die  beiden  Schwestern 
Philumena  und  Pinadum,  der  Gatte  der  zweiten  Pamphilippus  heifsen, 
ftihren  die  Schwestern  in  der  jüngeren  Bearbeitung  die  Namen  Panegyris 
und  Pamphüa,  deren  Gatte  aber  heifst  Pamphüus,  und  der  Diener 
der  Panegyris  Pinacium^  wofür  sich  natürlich  in  der  Plautinischen 
Komödie  ein  ganz  anderer  Name  fand.  Bei  der  Art  imd  Weise,  wie 
die  einzelnen  Scenen  beider  Bearbeitungen  durcheinander  geworfen 
sind,  erklärt  sich  auch,  wie  die  Handschriften  hinsichtlich  der  Namen 
der  beiden  Schwestern  die  Verwirrung  noch  verdoppeln,  indem  jede 
Classe  aus  jeder  Bearbeitung  je  einen  Namen  recipirt  hat 

Noch  will  ich  den  Namen  Sagarinus  erwähnen,  denn  so  schreibt  337 
Hr.  R  (vergl.  Vorr.  S.  XIV);  für  die  Frage  in  Betreff  der  doppelten 
Bearbeitung  dürfte  derselbe  irrelevant  sein,  denn  schwerlich  wird  man 


6)  Anzunehmea  in  beiden  Bearbeitungen  sei  derselbe  Name  Pamphüa  gebraucht 
worden,  geht  defshalb  nicht,  weil  so  ganz  unerklärlich  wäre,  wie  der  Name  Pinc^ 
ciuni  hätte  in  den  Handschriften  Raum  gewinnen  können.  Es  findet  eben  eine 
durchgehende  Vermischung  der  Namen  beider  Bearbeitungen  in  den  Handschriften 
beider  Familien,  des  Ambrosianus  einerseits,  anderseits  des  Palatlnus  und  seiner 
Sippen  statt 


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Recension  des  Ritscbl'schen  Plantas  (ßtiohiis).  41 


aus  den  Varianten  zu  v.  433  [DX  1,  29]  herieiten  können,  dafs  dafür 
Sjfrus  snbstituirt  ward.  Die  besseren  Handschriften  bieten  aber  überall 
die  Schreibart  Sangarinus  dar,  vergl.  v.  433.  439.  441,  y.  644  [V.  1,  4], 
660  [V.  2, 12]  ^,  680  [V.  3,  7]  und  749  [V.  5,  8],  und  fär  diese  Schreib- 
art  sprechen  die  Namen  Sanga  bei  Terenz  Eunuchus  und  Sangario  in 
Plautus'  Trinummus;  auch  pafst  diese  Schreibart  für  alle  Fälle,  mit 
Ausnahme  von  v.  644  [V.  1,  4]:  Idem  ego  nunc  fadoj  qui  proviso 
Sangarinuinj  denn  v.  680  [V.  3,  7] :  Sticho  et  conservo  Sangarino  mea 
coena  coeta  ut  esset  liefse  sich  schon  eher  rechtfertigen.  Dagegen  ist, 
wie  auch  Hr.  R  selbst  zugiebt,  die  Verkürzung  der  Endung  inus 
höchst  befremdlich;  ich  glaube  daher,  dafs  überall  vielmehr  Sangarius, 
entsprechend  dem  griechischen  Mufsnamen  2ayydQtog  herzustellen  ist, 
und  dafür  spricht  auch  der  Umstand,  dafs  v.  749  [V.  5,  8]  im  B  das  n 
durch  Correctur  hinzugefügt  scheint,  und  in  der  Ueberschrift  zu  Act  V. 
Sc.  2  dieselbe  Handschrift  Sangario  bietet.  Dann  kann  man  auch 
V.  644  und  680  Sangarium  und  Sangario  als  Creticus  messen,  -denn 
zuweilen  wird  der  Vocal  i  nicht  zum  vollen  Consonanten,  sondern  so 
Terflüchtigt,  dafs  er  keine  Position  bildet,  hieher  gehört  das  von  Nonius 
p.  488  [332  Gerl.]:  augura,  auguria  aus  Attius  [624  Kibb.]  ange- 
führte Beispiel:  Pro  certo  arbitrabor  sortis  oracla,  adytus  augura.^) 
Wer  dies  nicht  dem  Plautus  zugestehen  will,  der  mag  Sagarius  schreiben, 
für  welche  Orthographie  sich  Sagarisiio  aus  dem  Persa,  und  2(iyaQig^ 
Kval  des  Homer  nach  Diog.  Laert  n.  25,  46,  anführen  läfst.  Die 
Namen  Sanga,  Sangario,  Sangarius  u,  s.  w.,  mögen  vorzugsweise 
^rygische  sein,  und  sind  offenbar  stammverwandt  mit  Uyyaqog,  Tcaga- 
odyyrjs  ^  s.  w. 

Ich  will  im  Folgenden  nicht  sowohl  einzelne  Stellen  herausheben, 
sondern  einen  Abschnitt  im  Zusammenhange  behandeln,  wozu  ich  den 
338  Eingang  der  Ko|mödie,  die  mit  einem  Canticum  zwischen  Phäumena 
und  Pamphila  (Pinacium)  eröfBaet  wird,  wähle.  Hr.  K.  hat  im  allge- 
meinen in  der  Anordnung  dieses  Canticums  sich  an  Hermann  ange- 
schlossen :  ich  kann  in  vielen  Punkten  nicht  beistimmen :  die  Aenderungen, 
welche  gegen  die  Autorität  der  besten  Handschriften  vorgenommen  werden, 
sind  sehr  bedeutend,  und  das  metrische  System,  was  auf  diesem  Wege 
gewonnen  wird,  erscheint  keineswegs  in  jeder  Hinsicht  tadellos.    Gerade 


7)  V.  671  [V.  2,  22]  kommt  nicht  in  Betracht,  da  der  Name  dort  nur  Con- 
jector  ist 

8)  Es  ist  übrigens  wohl  zn  schreiben:  Pro  certo  arhürdbor  sortis,  oracla, 
aditus,  augv/ra.  Unter  aditus  verstehe  ich  die  IvdSioi  ^vfißoXoi  der  Griechen, 
gerade  wie  im  Deutschen  Änegang  (daher  Namen  von  guter  Vorbedeutung  wie 
Wdlfgang)  gesagt  ward. 


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42  Reoension  des  Ritsohl'sohen  Piatitas  (Stichus). 

in  diesen  lyrischen  Partien,  wo  wir  die  Technik  des  Dichters  erst 
allmählig  lernen  müssen,  möchte  der  Kritik  ein  recht  conseiratives 
YerGEthren  wohl  anstehen.  Bec.  glaubt  aber,  da&  sich  mit  sehr  geringen 
Aenderungen  eine  passende  Anordnung  herstellen  läfst.  Die  acht  ersten 
Yerse  werden  von  Hermann  imd  Eitschl  nach  folgendem  Schema 
gemessen : 

ein  Metrum,  was  schon  an  sich  wenig  angemessen  erscheint,  und  wenn 
man  Verse  wie  gleich  den  ersten  betrachtet,  Credo  ego  fuisse  miserdm, 
soror,  Penelqpam  ex  animo,  der  gar  wenig  dem  Ideale  Flautinischer 
Eleganz,  welches  doch  der  Herausgeber  sonst  geltend  macht,  entspricht, 
so  kann  man  nicht  umhin,  diese  Constitution  für  sehr  zweifelhaft  zu 
halten.  Dabei  sind  zahlreiche,  zum  Theil  gar  nicht  wahrscheinlidie 
Aenderungen  yorgenonmien;  denn  wer  möchte  den  sinnigen  Zug, 
der  durch  vidua  ausgedrückt  wird,  missen  wollen,  in  welchem  Hr.  R 
einen  Zusatz,  ich  weifs  nicht,  ob  eines  Granmiatikers  oder  Metrikers, 
zu  finden  scheint  Die  Scene  wird  offenbar  durch  zwei  Octonarien 
eröfhet: 

Credo  ego  miser&m  fuisse  Penelopam,  soror,  suo  ex  ammo, 
T4m  diu  quae  vidua  viro  suo  c4rait:  nam  nos  eins  aniTnnm  — 

hier  ist  nichts  verändert  als  tarn  diu  quae  fiir  quae  tarn  diu  geschrieben, 
wie  auch  sonst  öfter  das  Pron.  relat  verstellt  worden  ist*).  Aber 
audi  die  folgenden  Yerse  sind  anders  zu  messen,  es  sind,  um  mit 
Plotius  de  Metris  p.  276  ed.  Gaist  [ör.  Lat.  VI  p.  525  K.]  zu  reden, 
tetrametra  doda  brachycatalectay  analog  dem  Yerse  des  Hipponax 
[Pr.  89]:  ^EQfifj  f4cnuiQ^a&\  dg  %a^  Vtwov  oldag  iyQi^aeiv.*) 

De  nöstris  factis  noscimos,  quarum  vir!  hinc  ibsunt, 
Quorumqne  nos  negotiis  absentium,  ita  nt  aeqnomst  ^<»), 
Sollicitae  nocteis  et  dies,  soror,  sumus  semper. 

Ich  habe  absichtlich  den  Spondeus  am  Schlufe  jedes  Yerses  mit  dop-  339 
peltem  Ictus  versehen:  denn  dieser  Pufs  vertritt  die  Stelle  einer  iam- 
bischen  Dipodie,  und  die  Yerse  sind  für  den  Gesang  als  vollständige 
iambische  Tetrameter  zu   betrachten:    wir   haben   hier  ein  deutliches 
Beispiel  des  OQd-iog^  der  nach  der  Definition  des  Aristid.  Quintil.  p.  37 


9)  Hr.  R  erwähnt,  dafs  Lomann  in  dieser  Scene  öfter  Trochäen  zu  finden 
glanbe,  ich  habe  leider  diese  Abhandlung  bisher  nicht  erhalten  können,  daher  ich 
nicht  weifs,  ob  sich  dies  auf  die  vorliegende  Stelle  bezieht. 

[♦)  In  der  vierten  Ausgabe  der  Poetae  Lyrici  liest  B.:  'EQfAff  fjidxaQ,  {afif  yttg) 
«CT   {jnvov  oldag  ly^OOHv.l 

10)  Oder  wenn  man  lieber  will  mit  Cod.  B: 

absentum,  (ita)  ut  est  aequom. 


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Reoension  des  mtschl'sohen  Plautos  (Stichns).  43 

ktetqaai^lÄOv  ÜQüeiog  xai  dmaai/jixov  d-iaeiog  besteht;  diese  Beziehungen 
aber  zwischen  Gesang  und  lyrischen  Versmafsen  haben  die  Metriker 
noch  zu  wenig  beachtet 

Während  die  gemüthvoUe  Philumena  die  Scene  mit  den  pathe- 
tischen trochaischen  und  iambischen  Octonaren  eröfl&iet,  antwortet  die 
klar  yerständige  Famphila  in  ganz  anderen  Bhythmen,  denen  sich  dann 
auch  die  Partien,  welche  die  Philumena  singt,  accomodiren. 

Nostrum  officium  nos  f^ere  aequomst:  5 

Neque  id  magis  fdoimus,  quam  näs  monet  pietas. 
Sed  hie,  soror,  assidedum:  mülta  volo  tecum 
Loqui  de  re  viri.    Salyaene,  amäbo? 
PHL    Spero  equidem  id,  et  Yolo:  sed  höc,  soror,  orucior, 

Patrem  tuum  meumque  adeo,  ünice  qui  unus  10 

Civibus  ex  omnibüs  probus  perhibetur, 
Dum  nunc  improbi  yiri  officio  uti. 

V.  5  ist  ein  anapästischer  Dimeter,  Y.  6.  7. 10  sind  katalektische  kre- 
tische Tetrameter  mit  einer  Anakrusis,  von  denen  sich  v.  9  nur  durch 
den  Mangel  der  Anakrusis  unterscheidet;  diesen  Vers  könnte  man 
durch  eine  leichte  Aenderung  den  andern  ähnlich  machen,  was  ich 
absichüich  unterlassen  habe.  V.  8. 11.  12  sind  katalektische  iambische 
Trimeter,  ganz  nach  der  Analogie  der  Septenare  behandelt,  mit  regel- 
mäfsigem  Einschnitt  nach  dem  dritten  lambus.  Will  Jemand  lieber 
jeden  dieser  Verse  als  zwei  betrachten: 

Loqui  de  re  yiri. 
Salyaene,  amabo? 

SO  läfst  sich  auch  dies  rechtfertigen.  In  allen  diesen  Versen,  wq  Hr.  R 
zahlreiche  Aenderungen  vorgenommen  hat,  worüber  wir  auf  die  Aus- 
gabe selbst  verweisen ,  habe  ich  nicht  nur  kein  Wort  verändert,  sondern 
auch  die  Versabtheilung  der  beiden  ältesten  Handschriften  überall  bei- 
behalten, und  zwar  so,  dafs  ich  gerade  in  diesem  Punkte  dem  B  den 
Yorzug  gegeben  habe,  während  ich  in  der  Wahl  der  Lesarten  dem  A 
gefolgt  bin.  Dafs  v.  7  die  Lesart  des  A  auf  assidedum  hinweise,  dafs 
V.  9  der  A  wahrscheinlich  ein  id  hinter  equidem  habe,  hat  Hr.  R.  selbst 
bemerkt  Der  ffiatus  v.  10  in  adeo  ist  durch  Cäsur  und  Literpunction 
gerechtfertigt.  Aber  auch  in  der  Personenabtheilung  bin  ich  von 
Hm.  R  abgewichen,  ich  habe  v.  5 — 8  der  Pamphila^*)  zugetheilt,  und 
auch  darin  unterstützen  mich  die  Handschriften.  Pamphila,  um  ihre 
Schwester  zu  beruhigen,  ladet  sie  ein,  sich  zu  setzen,  sie  will  ruhig 
mit  ihr  sidi  über  den  abwesenden  Gatten  unterreden :  aber  Philumena 


11)  loh  behalte  hier  absiohüich  die  einmal  von  Hrn.  B.  emgeführten  Namen 
bei,  imi  keine  lüfsverständnisso  zu  verursachen. 


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44  Reoension  des  Ritschl'schen  Piautas  (Stichus). 

wird  noch  von  einer  anderen  Sorge,  die  ihr  der  Yater  bereitet,  geqnält 
—  Im  Folgenden  geht  die  Kode  der  Philumena  in  anapästische  Dimeter 
über,  denn  nicht  nur  die  beiden  Schlufsverse,  wie  auch  Hr.  R  annimmt,  340 
sind  Anapästen,  sondern  auch   die  drei  Yorangehenden,   nur  dafs  es 
einer  kleinen  Nachhülfe  bedarf;  man  kann  lesen: 

Yiris  t^tas  qtd  absentibas  nostris 

Facit  iniurias  inmerito, 
Nosqne  4b  eis  abducere  vi  volt  15 

Hier  habe  ich  nur  tantas  qui  umgestellt  für  qui  tantas  und  vi  vor 
volt  eingeschoben;  indefs  kann  man  auch  viris,  welches  an  der  Spitze 
des  ersten  Verses  steht,  an  den  Anfang  des  folgenden  setzen: 

Qui  tantas  absentibus  nostris 
Yiris  f&cit  iniurias  immerito. 

Ueber  die  folgenden  beiden  Verse  16  und  17  nach  meiner  Zählung 
(nach  Hm.  R  18.  19)  ist  nichts  zu  erinnern;  in  der  Rede  der  Pam- 
phila  von  v.  18 — 26  (R  20  —  28)  stimme  ich  im  Ganzen  dem  Heraus- 
geber bei,  nur  ist  mir  zweifelhaft,  ob  nicht  v.  19  und  20  vielmehr 
einen  kretischen  Tetrameter  und  Trimeter  bildeten: 

Fao  qnöd  tibi  tuüs  pater  f&cere  minitdtur. 
Spes  est  eum  melius  facturom. 

WO  ich  nur  minitatur  für  minatur  geschrieben  habe,  da  sehr  oft  die 
Abschreiber  das  Prequentativum  durch  das  Simplex  verdrängt  haben.") 


12)  Diese  Vorliebe  für  Freqnentativa  ist  ein  charakteristisohes  Merkmal  der 
älteren  Latinität,  und  es  ist  ein  entschiedener  Irrthum  Yon  Eoene,  wenn  er  glaubt, 
Yirgil  habe  nur  aus  Noth,  durch  das  Bedürfaifs  des  Verses  gezwungen,  so  häufig 
von  diesen  Formen  Gebrauch  gemacht  Wie  wenig  die  Einführung  des  Hexameters 
darauf  Einflufs  ausgeübt  hat,  das  zeigen  am  deutlichsten  die  üeberreste  des  Cato, 
der  als  treuster  Kepräsentant  der  römischen  Gravität  auch  überall  diesen  verstärkten 
Formen  den  Vorzug  giebt  Aber  auch  Plautus  hat  sie  oft  genug  angewandt,  und 
ich  wundere  mich ,  wie  z.  B.  im  Stichus  Hr.  R.  v.  167  [I.  3, 13J  die  Lesart  des 
Ambros. :  Ita  auditavi  saepe  hoc  volgo  dicier  verschmäht  hat,  zumal  da  Festus  8.  28 
an  eioer  Stelle,  die  lauter  Plautinisohe  Glossen  enthält,  auditavi,  saepe  audivi 
anführt.  Vielleicht  ist  dieselbe  Form  auch  im  Miles  Glor.  v.  211  [11.  2,  56J  herzu- 
stellen: Nam  08  columnatum  poetae  esse  auditavi  harharo.  Diese  Stelle  beweist 
auch  aufser  anderen,  dafs  dem  Flautus  der  Gebrauch  des  Wortes  poeta  schon 
geläufig  war,  aber  ich  halte  demungeachtet  an  meiner  Ansicht  fest,  dafs  erst  in 
dieser  Zeit  des  Plautus  und  Ennius  das  Wort  bei  den  Römern  Bürgeirecht  erhielt 
Vergl.  jetzt  auch  die  Bemerkungen  von  Hm.  Osann  in  dieser  Zeitsohr.  1860  S.  218, 
nur  mufs  ich  dagegen  protestiren,  wenn  derselbe  glaubt,  zu  den  auf  S.  XU  meiner 
Abhandlung  de  Trinummo  aufgezählten  Worten  gehöre  auch  carcer,  loh  habe  gar 
nicht  die  Absicht  gehabt,  jenes  Thema  zu  erschöpfen,  mir  kam  es  nur  darauf  an, 
genauer  als  bisher  die  drei  Classen  zu  sondern,  1.  Wörter,  welche  auf  ursprüng- 
licher Stammverwandtschaft:  beruhen,  der  griechischen  Sprache  und  der  italischen 


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Reoension  des  Ritscbl'sohen  Plaatus  (Stichus).  45 

Im  Eolgenden  bin  ich  zwar  mit  der  metrischen  Anordnung  des  Heraus- 
gebers einverstanden,   allein  in   einigen   anderen   Punkten  mufs  ich 
341  bekennen,  sein  Verfahren  nicht  |  billigen  zu  können :  so  schreibt  Hr.  R 
V.  28  (30):  Hie  tertiust  anntiSy  die  Handschriften:  tertius. 

Hr.  R,  der  doch  sonst  an  die  Metrik  des  Plautus  die  strengsten 
Anforderungen  stellt^*),  scheint  gerade  die  anapästischen  Verse  als  einen 
Tommelplatz  aller  möglichen  Freiheiten  zu  betrachten:  dafs  in  diesem 
Yersmafse  Manches  zulässig  ist,  was  der  Dichter  sonst  meidet,  erkenne 
auch  ich  an,  aber  ich  halte  es  nicht  für  gerathen,  ohne  Noth  und 
über  Gebühr  licenzen  zu  häufen.  Hr.  R  hat  ganz  richtig  erkannt, 
dafs  die  Ellipse  des  Verb.  Subst  esse  bei  Plautus,  wie  überhaupt  in 
der  älteren  Latinität,  auf  ziemlich  enge  Orenzen  beschränkt  ist,  aber 
Hr.  K  geht  nicht  selten  zu  weit,  indem  er  überall  bestrebt  ist,  das- 
selbe herzustellen.  In  solchen  formelhaften  Wendungen,  wie  hie  teriius 
mnus  ist  die  Ellipse  vollkommen  gerechtfertigt:  wenn  Hr.  R  Becht 
hätte,  so  müfste  man  auch  nudius  tertius  und  AehnUches  corrigiren. 
Ebenso  wenig  kann   ich   es   billigen,    wenn   Hr.  R  v.  102  [L  2,  45] 

schreibt: 

Numqui  hio  est  aUenus  nostris  dictis  auoeps  auribus? 
Nullti9t  praeter  nosque  teqne. 

gemelDsam  sind;  2.  Wörter,  welche  speciell  die  Bomer  frühem  Verkehr  mit  den 
italiotisohen  Griechen  verdanken,  wo  eben  daher  die  donsoh-achaisohe  Färbung 
nicht  zu  verkennen  ist,  3.  Wörter,  welche  erst  seit  dem  sechsten  Jahrhunderte, 
seit  Begründung  einer  römischen  Literatur  Eingang  finden.  Mit  carcer  verhält  Ibs 
sich  umgekehrt,  dies  gehört  speciell  dem  italischen  Sprachschatze  an,  und  ward, 
TO  viele  andere  von  Griechen  ünteritaliens  und  Sicihens  recipirt;  überdies  ist 
dieses  Wort  der  griechischen  Sprache  nicht  einmal  vollkommen  fremd ,  nur  erscheint 
es  in  anderer  Form:  yo^vgri,  yö^vga,  womit  auch  KögxvQa  zusammen  zu -fallen 
scheini 

13)  In  der  Vorrede  zum  Stichus  S.  XX  not.  sagt  Hr.  R. :  eertissimum  a  aenanis 
sqttenarüsque  abhorrere  bisyllabam  talium  pronunticUtonem ,  qualia  sunt  otio, 
filium,  quam  Trin.  v,  658  (Bergkius)  tutatus  est  exemplo  ex  octanario  versu 
(v.  838)  petita.  Hiergegen  erwidere  ich ,  die  Verwandelung  des  Vocals  *  in  einen 
Ocnsonanten,  die  in  der  römischen  Lautlehre  eine  so  bedeutende  Rolle  spielt,  ist 
eine  Freiheit,  welche  sich  die  Dichter  in  jedem  Versmafse  gestatten:  aber  eben 
weil  es  eine  Freiheit  ist,  kommt  sie  in  den  gewöhnlichen  Versmafsen  des  Dialogs 
der  Komödie  nur  selten  vor,  häufiger  in  Anapästen,  Octonaren  u.  s.  w.  Was  eben- 
daselbst über  die  Verlängerung  in  Icutehrose  imd  penetrat  bemerkt  ist,  so  habe  ich 
das  letztere  nur  als  eine  Möglichkeit  bezeichnet,  zwischen  beiden  Fällen  ist  noch 
immer  ein  Unterschied;  auch  nehme  ich  die  Dehnung  von  latebrose  nur  in  einem 
Canticom  in  Schutz;  denn  da  in  der  gewöhnlichen  Aussprache  miUa  outn  liquida 
keine  Position  bildet,  so  haben  auch  Plautus  und  Terenz  im  Dialog  niemals  solche 
Sylben  veriängert:  aber  daraus  läfst  sich  noch  kein  zwingender  Schlufs  für  lyrische 
Partien  ziehen.  Ob  endlich  PJUlippi  oder  PKlippi  zu  sprechen  sei  [cf.  Opusc.  I. 
p.  8],  ist  wenigstens  für  die  Kritik  indifferent 


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Recensioii  des  Ritschl'schen  Plautos  (Stiohos). 


denn  hier  ist  genau  genommen  gar  nicht  an  eine  Ellipse  zu  denken: 
bei  solchen  Antworten  pflegt  man  in  der  Eegel  nur  das  eine  Wort, 
auf  das  es  ankommt,  zu  erwidern:  Ist  Niemand  weiter  hier?  Niemand. 
Hm.  R's.  Conjectur  nullust  bringt  eine  schwerßülige  Umständlichkeit 
herein,  die  der  Umgangssprache  völlig  fremd  ist 

Doch  ich  kehre  zum  Eingang  des  Stichus  zurück.  Hier  giebt 
Hr.  R.  der  Philumena  nicht  nur  den  Halbvers  (30),  sondern  auch  die 
drei  nachfolgenden: 

Ita  ut  memoras: 

Qnom  ipsi  interea  vivant,  yaleant: 

übi  sint,  quid  agant,  ecqui  heue  agant, 

Neque  participant  nos  neque  redeunt 

während,  so  viel  ich  weifs,  in  allen  Ausgaben  diese  drei  Verse  als 
Fortsetzung  der  vorigen  Rede  erscheinen,  die  freilich  der  Pamphila 
(Pinacium)  in  den  Mund  gelegt  wird.  Verstehe  ich  Hm.  R's.  Auf- 
fassung der  SteUe  richtig,  so  will  er  quom  —  vivant^  valeant  als  Vorder- 
satz, neque  participant,  neque  redeunt  als  Nachsatz  betrachten;  aber 
abgesehen  von  dem  Gebrauch  des  Conjunctivs,  wo  man  weit  |  eher  den  342 
Indicativ  erwarten  sollte,  konnte  doch  gar  nicht  mit  solcher  Bestimmt- 
heit behauptet  werden,  dafs  es  den  abwesenden  Männern  gut  gehe, 
da  sie  ja  gar  keine  Nachricht  von  sich  gegeben  hatten.  Auch  pafst 
der  Vorwurf  der  Rücksichtslosigkeit,  der  hier  den  Männern  gemacht 
wird,  weit  weniger  für  die  gemüthvolle  Philumena,  als  für  die  Pam- 
phila; Pamphila  kann  aber  auch  ihre  Rede  unmöglich  mit  den  Worten 
hie  tertius  annus  schliefsen,  sie  mufs  vielmehr  versuchen,  den  Beweis 
zu  führen,  dafs  der  Vater  doch  nicht  so  unrecht  habe,  da  eine  Ver- 
schuldung von  Seiten  der  abwesenden  Männer  vorliege:  diese  Begrün- 
dung ist  eben  in  jenen  Versen  enthalten,  die  aber  keinen  selbständigen 
Satz  bilden,  sondern  sich  eng  an  das  Vorhergehende  anschlie&en : 

Nam  viri  nostri  domo  ut  abienmt, 
Hie  tertius  annus  —  PHL  Ita  ut  memoras. 
PA.   Quom  ipsi  interea,  vivant,  valeant, 
übi  sint,  quid  agant,  ecqui  indigeant, 
Neque  participant  nos,  neque  redeunt. 

denn  so  ist  offenbar  zu  interpungiren:  Während  sie  selbst  inzwischen 
uns  nicht  mittheüen,  ob  sie  leben  und  gesund  sind,  wo  sie  sieh  auf- 
halten, was  sie  treiben,  ob  es  ihnen  an  etwas  fehlt,  noch  auch  zu  uns 
zuriickkehren.  Ecqui  indigeant  habe  ich  geschrieben  für  das  hand- 
schriftliche ecquid  agant,  wofür  Hr.  R  ecqui  bene  agant  substituirt 
hat  Natürlich  mufs  man  nun  auch  im  Folgenden  überall  die  Namen 
Pamphila  und  Philumena  (Pinacium)  mit  einander  vertauschen;  es 
entspricht  dies  aber  völlig  dem  Charakter  der  beiden  Schwestern:  sehr 


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Eecension  des  Ritsohrschen  Plautus  (Stichus).  47 

gQt  und  treffend  macht  Philumena  der  alteren  Schwester  den  Vorwurf,  dafs 
sie  eigentlich  nicht  so  sehr  Sehnsucht  nach  dem  abwesenden  Oatten 
empfinde^  als  durch  die  lange  Yemachlässigung  sich  gekränkt  ftLhle : 

An  id  doles,  soror,  qnia 

mi  suiim  ofQcium  non  colunt, 

Quom  ta  tuum  facis? 

Und  ebenso  passend  macht  Philumena  die  verständige  Schwester,  die 
soviel  Gewicht  auf  die  Erfüllung  des  officium  legt,  darauf  aufinerksam, 
was  dies  eigentlich  heilse;  sie  erinnert  daran,  dafs  die  Pflichtvergessen- 
heit von  Seiten  der  Männer  sie  Dicht  von  ihrer  Pflicht  entbinden  könne. 
Aber  in  der  Anordnung  der  Verse  mufs  ich  hier  wieder  von  dem 
Herausgeber  abweichen,  da  sich  deutliche  Spuren  des  baccheischen 
Rhythmus  zeigen: 

Quamobrem,  soror,  ego  hoc  te,  tarn  etsi  es  maior  möneo,  ut 

Memlneris  tuum  ofßcium:  et  si  illi  improbi  sint, 

Atque  41iter  nos  f&ciant,  quam  aequömst,  tarn  pol  ne  quid 

Magis  Sit,  omnibus  obiiixe  opibus 

Nostrom  ofßcium  meminisse  decet 

Hier  habe  ich  nur  memineris  tuum  geändert  für  tuum  fnemineris, 
eine  Umstellung,  die  aufserdem  durch  die  Alliteration  empfohlen  wird. 
An  der  freilich  wegen  ihrer  Kürze  befremdlichen  Eedensart:  ne  quid 
magis  sit  wage  ich  nichts  zu  ändern,  obwohl  man  vermuthen  könnte: 

pd  ne  quid 

Magis  noxiai  sit 

Omnibus  obnixe  opibus  nostrum 

Decet  officium  meminisse. 

Es  ist  nun  noch  der  Schlufsvers  übrig,  den  Hr.  R  als  einen  anapä- 
stischen Paroemiacus  betrachtet: 
^  Placet:  ticeo.    At  memineris  f4cito. 

Aber  dieser  Vers  ist  ganz  unrhythmisch,  oder  vielmehr  geradezu  fehler- 
haft, denn  man  müfste  dann  die  Endsylbe  von  memineris  verkürzen. 
Ich  lese: 

Placet:  toee.    At  memineris  f&cito. 

Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dafs  Hr.  R.  oft  in  den  Anmerkungen  allzu 
aehr  der  Kürze  sich  befleifsigt:  man  wünschte  gern  zu  erfahren,  welche 
Gründe  ihn  bestimmt  haben,  in  vorliegendem  Falle  von  der  hergebrachten 
Pereonenabtheilimg,  die  ich  vertheidigt  habe,  abzugehen.  Ich  ver- 
mnthe,  dafs  es  besonders  die  Worte  v.  41  tametsi  es  maior  sind, 
welche  Hm.  R.  bestinunt  haben,  den  Dialog,  sowie  er  gethan  hat, 
anzuordnen.  Antipho  sagt  v.  66  [X  2,  9],  er  wolle  seine  ältere  Tochter 
anfeuchen,   in  deren  Hause  findet  also  das  Gespräch  sowohl  in   der 


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48  Becension  des  Ritschl'schen  Plautus  (Stiohus). 

zweiten  als  auch  in  der  ersten  Scene  statt  Welche  von  beiden  ist 
nun  die  altere  Schwester?  Am  Ende  der  zweiten  Scene  [150  R] 
schickt  Philumena  (Panegyris),  die  Dienerin  Crocotiuni  fort,  um  den 
Parasiten  Gelasinus  zu  holen: 

Eho  Crocotium,  i,  parasitum  Gelasimum  huc  arcessito, 
Tecum  adduce. 

Das  huc  aber  deutet  an,  dafs  sie  im  eignen  Hause  sich  befindet;  folglich 
ist  sie  die  ältere  Schwester,  folglich  kann  auch  nur  Pamphila  die 
Worte  tametsi  es  maior  sagen,  und  somit  wäre  Hm  R*s.  Anordnung 
gerechtfertigt.  Aber  so  zwingend  diese  Beweisführung  erscheint,  so 
kann  ich  doch  meine  Bedenken  nicht  unterdrücken.  Denn  abgesehen 
von  den  Gründen,  welche  ich  schon  im  Einzelnen  beigebracht  habe, 
mufs  man  auch  erwägen,  dafs  der  Dichter,  indem  er  uns  zwei  Schwestern 
von  verschiedenem  Charakter,  die  eine  klar  verständig  und  besonnen, 
die  andere  hingebend  und  gemüthvoll  vorführt,  doch  wohl,  indem  er 
dabei  auch  die  Altersverschiedenheit  andeutet,  naturgemäfs  der  älteren 
jenen  männlichen  Verstand,  der  jüngeren  diese  weibliche  Hingebung 
beigelegt  haben  wird;  nun  wird  die  erste  Scene  durch  den  Gesang  der 
sentimentalen  Schwester  eröfl&iet,  dies  ist  die  Philumena  (Panegyris), 
worin  alle  Handschriften  übereinstimmen:  sie  hat  eben  getrieben  von 
dem  Bedürfiiifs  nach  Mittheilung  ihre  Schwester  aufgesucht;  die  Scene 
findet  daher  im  Hause  der  Pamphila^  der  älteren  Schwester,  statt,  die 
als  Hausfrau  auch  die  Philumena  zum  Sitzen  einladet,  wie  sie  offenbar 
auch  zuerst  den  Vater  begrüfst  v.  90  [L  2,  33] :  Saive,  mi  pater  (was 
auch  Hr.  R  in  der  Note  für  nicht  unpassend  erklärt),  während  die 
ängstliche  Philumena  zuerst  das  Herannahen  des  Vaters  wahrnimmt 
Philumena,  die  schwer  bekümmerte,  ist  es  offenbar  auch,  die  Boten 
über  Boten  nach  dem  Hafen  sendet,  um  sofort  Nachricht  zu  erhalten, 
wenn  ihr  Gatte  zurückgekehrt  sei;  aber  fireilich  diesen  Befehl  ertheilt 
sie  offenbar  in  ihrem  Hause,  nicht  in  dem  der  Schwester  Pamphila, 
wo  sie  nur  zum  Besuch  verweilt.  Wie  ist  nun  dieser  Widerspruch 
zu  lösen  ?^*) 

Der  Stichus  ist  uns  offenbar  in  einem  sehr  lückenhaften  Zustande  344 
tiberliefert,  und  zwar  handelt  es  sich  hier  nicht  etwa  nur  um  einzelne 
Verse  oder  kleinere  Partien  ^^),  sondern  um  ganze  Scenen;   schon  der 


14)  Die  Stelle  dadurch  zu  vertheidigen,  dafs  man  sagt,  die  Häuser  beider 
Schwestern  waren  ganz  in  der  Nähe,  vergl.  unter  andern  v.  610  [IV.  2,  30],  erscheint 
gezwungen. 

15)  Hierfür  sprechen  auch  einige  Citate,  die  sich  in  unserem  Stichus  nicht 
mokr  finden,  so  führt  Charisius  p.  190  P.  [I.p.213  K.]  Nonne  hoc  publicittis  an,  in  dem 
Glossar ,  worin  die  Plautinischen  Adverbia  aufgezählt  sind  [Ritschi  Opuso.  U.  236], 


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Recension  des  Ritsohl^sclien  Plautus  (Stiohus).  4d 

geringe  UmfiEuig  des  Stückes  (775  Verse)  weist  darauf  hin,  noch  weit 
mehr  aber  die  im  Ganzen  unbefriedigende  Behandlung  des  StoflFes, 
während  in  den  einzelnen  Partien  die  geniale  Meisterschaft  des  Dichters 
nicht  zu  verkenaen  ist.  So  glaube  ich  ist  auch  im  vorliegenden  Falle 
eine  gröfsere  Lücke  anzunehmen;  die  zweite  Scene  muTs  mit  y.  149 
[92]  schliefeen,  und  sind  die  letzten  Verse  so  zu  vertheilen: 

PA.  Nunc  plaoes,  quom  recte  monstras:  nunc  tibi  auscnltabimns. 
Nunc,  soror,  abeamns  intro.    PHI.  Immo  intervisam  domom: 
Si  ab  ylro  tibi  forte  veniet  nunüus,  facito,  nt  sciam. 
PA.  Neque  ego  te  celabo,  neque  tu  me  celassis,  quod  scias.*') 

Darauf  folgte,  wenn  nicht  gar  mehrere  Scenen  verloren  gegangen  sind, 
zum  mindesten  ein  Monolog  der  Philumena,  die  dann  v.  150  [I.  2,  93] 
noit  den  Worten 

£ho,  Crocotium,  i  parasitum  Gelasimum  huo  arcessito 
ihre  Dienerin  absendet*^).  Ich  habe  hier  Fragen  berührt,  die  mitten 
in  die  Werkstatt  des  Dichters  eingreifen,  wo  es  leicht  ist  zu  irren, 
indem  man  entweder  einen  scheinbar  geringfügigen  E^inkt  übersieht, 
oder  auch  den  Dichter  selbst  unrecht  beurtheilt:  es  möge  daher  das 
in  dieser  Richtung  Bemerkte  den  Mitforschenden  zu  unbefangener  und 
nachsichtiger  Prüfung  empfohlen  sein;  und  ich  will  zu  diesem  Zwecke 
ganz  kurz  nur  noch  einige  Bemerkungen  über  den  vierten  Act  hinzu- 
fügen, der  am  deutlichsten  darthut,  in  welchem  zerrütteten  Zustande 
uns  das  Stück  überliefert  ist 
^  Am  meisten  verstümmelt  ist  oflFenbar  die  Mitte  des  Stückes,  wäh- 
rend Anfang  und  Schlufs  ziemlich  gut  erhalten  sind:  so  wie  das  Stück 
jetzt  vorliegt,  spricht  es  allen  Gesetzen  dramatischer  Composition  offen 
Hohn.  Die  beiden  Frauen,  deren  Sinnesweise  der  Dichter  in  dem 
trefflich  angelegten  Eingange  uns  anschaulich  schildert,  deren  aushar- 
rende Treue  gegen   die   abwesenden    Märmer   sich    auf  das  schönste 


gehört  hieher  tempert,  was  in  dem  letzten  Theile  des  Dramas  gestanden  haben  mufs, 
denn  antidhac  ist  wohl  v.  758  herzustellen.  Doch  vergl.  wegen  der  Stelle  des  Cha- 
risius  Hm.  R's.  Parerga  S.  368. 

16)  Auch  an  anderen  Stellen  dieser  zweiten  Scene  wird  die  Personenabthei- 
lang  noch  zu  berichtigen  sein,  so  ist  v.  134  [I.  2,  77]  der  Philumena  zu  geben, 
denn  beide  Schwestern  antworten  zugleich,  und  ebenso  v.  140  [L  2,  83].  Aufserdem 
aber  ist  diese  Scene  offenbar  unvollständig,  wie  namentlich  y.  85  [1.  2,  28]  andeutet, 
eine  gröfsere  Lücke  dürfte  insbesondere  auch  v.  125  [I.  2,  68]  anzunehmen  sein. 

17)  Früher  glaubte  ich,  die  Lücke  sei  hinter  v.  147  [I.  2,  90]  anzunehmen,  wo 
ein  Vers,  wie:  Si  ab  viro  mihi  forte  interibi  nunHtiS  quis  venerit,  nebst  einigen 
andern  ausgefallen  sei,  und  dann  sei  nach  einer  oder  der  andern  gänzlich  verloren 
gegangenen  Scene  ein  neuer  Dialog  der  Schwestern  gefolgt,  von  dem  nur  der  Schlufs 
noch  übrig  sei. 

Th.  Borgk  Kloine  Schriften.    I.  4 


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50  Beoension  des  Bitsohl^sohen  Flantns  (Sticlms). 

bewährt,  kommen  in  den  letzten  drei  Acten  der  Komödie  gar  nicht 
wieder  vor:  die  heimkehrenden  Männer  thuen  alles  Andere,  aber  ihre 
Frauen  zu  begrüisen  haben  sie  gänzlich  vergessen :  mit  dem  Schwieger- 
vater Antiphon  söhnen  sie  sich  wieder  aus,  aber  über  die  früheren 
Verhältnisse,  die  der  Dichter  nothwendig  aufklären  mufste,  erfiüirt  man 
nicht  das  Geringste:  nicht  einmal  der  Charakter  des  Antipho,  geschweige 
der  der  beiden  jungen  Männer,  wird  uns  in  anschaulicher  Weise  vor- 
geführt: es  fehlt  eben  an  jedem  Anlafs,  wo  derselbe  sich  entwickeln 
könnte:  wir  haben  nichts  als  eine  Reihe  grotesk -komischer  Scenen  vor 
uns,  indem  bald  Epignomus,  bald  PamphUippus,  bald  beide  zugleich 
mit  ihrem  alten  Parasiten  Spott  treiben,  und  dann  wird  das  Stück  mit 
einem Sclavengelag  beschlossen:  alles  Scenen,  die  weder  unter  einander 
noch  mit  dem  Ganzen  in  rechter  Verbindimg  stehen,  die  ebenso  gut 
jeder  anderen  Komödie  angehören  könnten. 

Man  mag  immerhin  dem  Plautus  im  Einzelnen  Verstöfse  gegen 
die  dramatische  Composition  nachweisen,  aber  solche  Abnormitäten  hat 
der  Dichter  sicher  nicht  verschuldet,  sondern  die  Mängel  liegen  in  der 
TJnvoUständigkeit  des  Stückep,  von  dem  uns  offenbar  nur  eine  Blüthen- 
lese  ächt-ppssenhafter  Scenen  vorliegt 

Act  in.  1  erzählt  der  heimkehrende  Epignomus,  dafs  er  schon 
auf  dem  Schiffe  sich  mit  seinem  Schwiegervater  wieder  versöhnt  habe: 
dieser  kurze  Bericht  mag  vor  der  Hand  genügen:  der  Dichter  wird 
schon  eine  andere  Gelegenheit  wahrnehmen,  imi  das,  was  hier  nur 
angedeutet  ist,  nachzuholen  und  sowohl  die  ganzen  Verhältnisse  au&u- 
klären,  als  auch  die  gemeine  Gesinnung  des  Alten  im  rechten  Lichte 
zu  zeigen.  Auch  das  Gespräch  mit  Stichus  ist  angemessen,  denn 
dadurch  wird  das  Sclavengelag  im  fünften  Acte  vorbereitet  Ebenso 
schliefst  sich  Scene  2  gut  an,  der  Parasit,  wie  er  gehört  hat,  dafs 
Epignomus  mit  grolsen  Schätzen  heimgekehrt  ist,  lauert  |  natürlich  ihm  346 
auf,  noch  ehe  er  sein  Haus  betritt,  und  macht  einen  Versuch,  ob  sich 
das  alte  Leben  wieder  von  Neuem  anfangen  lasse:  er  wird  aber  von 
Epignomus,  wie  er  es  verdient,  abgefertigt.  Jetzt  aber  mufs  Epignomus 
sein  Haus  betreten  und  seine  Gattin  Philumena  (Panegyris)  begrüfsen, 
und  beide  gegenseitig  berichten,  wie  es  ihnen  in  der  dreijährigen 
Abwesenheit  ergangen  war.  Dies  bildete  nothwendig  den  Hauptinhalt 
einer  neuen  Scene,  die  aber  gänzlich  fehlt 

Es  folgt  vielmehr  gleich  Act  IV.  Sc.  1,  wo  Antiphon  und  Pam- 
philippus  mitten  in  einem  theilweise  ganz  unverständlichen  Gespräche 
begriffen  sind.  Sicher  hatte  der  Dichter  hier  nachgeholt,  was  er  im 
Eingang  des  dritten  Actes  nur  angedeutet  hatte:  Antiphon,  da  er  von 
Epignomus  erfahren  hatte,  dafe  auch  sein  anderer  Schwiegersohn  sogleich 


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Recension  des  Bitsobl'sclien  Plautos  (Sticlms).  51 

heiinkeiir  en würde,  sucht  nun  auch  mit  diesem  sich  sofort  auszusöhnen: 
Wer  war  die  beste  Gelegenheit  geboten,  sowohl  die  früheren  YerhÜt- 
nisse  klar  darzulegen,  als  auch  die  Oesinnungsweise  namentlich  des 
Antipho  mit  deutlichen  Zügen  zu  zeichnen:*®)  dafs  der  Dichter  eine 
solche  Scene  erst  hier  einfügte,  nicht  schon  Act  III,  hat  seinen  guten 
Grund:  denn  da  eine  unnöthige  Wiederholimg  völlig  gleicher  Scenen 
zu  vermeiden  war,  so  mochte  der  Dichter  doch  auch  nicht  Alles  an 
den  einen  Epignomus  anknüpfen,  und  begnügte  sich  daher  oben  mit 
einer  kurzen  Andeutung;  von  dieser  Scene  ist  uns  aber  nur  der  Schlufs 
erhalten,  v.  505  —  522  (IV.  1, 1  — 18),  und  zwar  endet  diese  Scene 
passend  wie  so  oft  mit  einem  Gemeinplatze:  und  dann  beginnt  mit 
V.  523  (IV.  1, 19)  eine  ganz  neue  Scene,  indem  Epignomus,  der  jetzt 
seine  Gattin  begrüfst  hat,  aus  dem  Hause  tritt  mit  den  Worten:  lam 
redeo:  nimiast  voluptas  etc.  und  dann  seine  Verwunderung  äufsert, 
als  er  sieht,  dafs  Antipho  und  Pamphilippus  schon  versöhnt  sind.**) 
347  Das  Natürlichste  ist  nun,  dafs  Pamphilippus  sich  von  seinem  Schwieger- 
vater losmacht  und  in  sein  Haus  eilt,  um  seine  Gattin  zu  bewill- 
kommnen: dies  will  er  auch  thun,  v.  534  [IV.  1,  29],  da  macht  ihn 
Epignomus  aufinerksam,  sie  sei  bei  der  Schwester,  d.  h.  im  Hause  des 
Epignomus:  jeder  erwartet,  dafs  nun  Pamphilippus  in  das  Haus  des 
Epignomus  treten  würde:  aber  nichts  von  dem  geschieht:  im  Gegen- 
theü  Epignomus,  der  doch  eben  erst  herausgekonmien  war,  will  wieder 
in  sein  Haus  zurück,  man  sieht  gar  nicht  zu  welchem  Zwecke:  Antipho 
halt  ihn  zurück,  damit  er  noch  mit  anhöre,  wie  er  dem  Pamphilippus 
einen  langen  Apolog  erzählt:  dann  entfernt  sich  Antipho;  dagegen 
bleibt  nicht  nur  Epignomus,  der  ja  eben  fortgehen  wollte,  sondern 
auch  Pamphilippus,  von  dem  man  erwarten  sollte,  er  werde  jetzt 
wenigstens  seine  Frau  aufsuchen;  statt  dessen  erkundigt  er  sich  nach 


18)  Auch  eine  kurze  Schilderung  der  Reiseerlebnisse  mag  stattgefonden 
haben,  namentlich  mufs  Pamphilippus  erwähnt  haben,  dafs  sie  bei  ruhiger  See  die 
Fahrt  nach  Athen  zurücklegten,  daher  denn  auch  v.  530  [IV.  1,  25]:  Maffis  quam 
mare,  quo  ambo  esHs  vecti  keinen  Anstofs  mehr  erregen  kann. 

19)  Uebrigens  ist  auch  im  Einzelnen  hier  Manches  verdorben;  v.  526  [IV. 
1,  21]  ist  wohl  aus  zwei  oder  mehren  Versen  zusammengezogen:  Omnium  tne  exilem 
atque  inanem  —  fecit  aegritudmwn.  Aber  auch  nach  v.  527  scheint  mindestens 
ein  Vera  ausgeüallen,  worin  etwa  Antiphon  den  Pamphilippus  auf  das  Auftreten  des 
Epignomus  aufmerksam  machte.  Ich  kann  femer  nicht  verhehlen,  dafs  mir  der 
Name  Epignomus  ziemlich  befremdlich  erscheint,  Epinomus  wäre  ganz  passend, 
und  convenirt  aufserdem  dem  Metrum  überall  mit  Ausnahme  vorliegender  Stelle, 
die  sich  aber  recht  gut  in  dieser  Weise  ergänzen  liefse: 

[AN.  8ed  eccum  tuum  fratremEpinomum.  PAM.  Herde  is  est]  Quid  agitur,  Epinome? 
[EP.  Salve,  Pamphilippe.]    Quid  tu?   Quam  dudum  in  portum  venis? 

4* 


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52  Recension  des  Ritschl'schen  Piautas  (Stichas). 

dem  Paragiten  Ergasilus,  der  denn  auch  nicht  versäumt,  sich  sogleich 
Act  IV.  Sc.  2  einzustellen:  Pamphilippus,  wie  er  sich  endüch  losreifst 
von  dem  zudringlichen  Menschen,  sagt  nicht  etwa,  dafs  er  seine  Frau 
aufsuchen  wolle,  sondern  nur  v.  623  [TV".  2,  43]: 

Deos  salutabo  modo:  post  ad  te  continuo  transeo. 
und  damit  endet  eigentlich  das  Stück:  wir  erfehren  von  den  Haupt- 
personen nichts,  gar  nichts:  in  dem  fünften  Acte  bei  dem  Sclavengelage 
wird  nur  beiläufig  erwähnt,  dafs  im  anderen  Hause  die  Herrschaften 
sich  erlustigten.  Man  kann  in  der  That  nicht  mehr  Ungeheuerlich- 
keiten, als  hier  auf  kleinstem  Eaume  sich  vorfinden,  verlangen. 

Es  ist  aber   ofienbar   nicht  Epignomus,    der  v.  537  {TV.  1,  31] 
fortgehen  will,  sondern  Pamphilippus,  ihm  mufs  der  ganze  Vers  gehören: 

Optumest:  iam  istoc  morai  minns  erit:  iam  ego  apud  te  ero. 
Da  hält  ihn  Antipho  mit  den  Worten  zurück: 

Priusquam  abis,  praesente  ted  huic  apologum  agere  unum  volo. 
Unter  hie  ist  also  nicht  Pamphilippus,  sondern  Epignomus  zu  verstehen: 
diesem  gilt  auch  offenbar  der  Apologus,  denn  das  Ganze  dreht  sich  um 
die  Flötenspielerin,  nach  der  der  Alte  lüstern  ist:  diese  Plötenspielerin 
hat  ja  aber  eben  Epignomus  mit  sich  gebracht  (vergL  v.  380  [IE.  2, 56]: 
Post  ut  occepi  narrare,  fidicinas,  tihicinas,  Sambucas  advexit  secum 
forma  exumia  *^).  Während  also  Pamphilippus  nur  noch  durch  Maxume 
V.  538  py.  1,  32]  seine  Bereitwilligkeit  zu  bleiben  erklärt,  mufs  nun 
alles  Folgende  vielmehr  dem  Epignomus  zugetheilt  werden.  Dafs  ich 
aber  hierin  Recht  habe,  läfst  sich  auch  noch  durch  einen  anderen 
Umstand  fast  bis  zur  Evidenz  erweisen.     V.  542  [IV.  1,  36]  heifst  es: 

Erat  minori  iili  adolescenti  fidioina  et  tibicina,  348 

Peregre  advexerat,  quasi  nunc  tu. 

Zwei  Brüder  sind  mit  zwei  Schwestern  verheirathet :  Pamphilippus 
(Pamphilus)  mit  Pinadum  (Pamphila),  Epignomus  mit  Philumena 
(Panegyris):  diese  aber  ist  die  jüngere  Schwester:  es  liegt  in  der  Natur 
der  Sache,  wenn  nicht  ausdrücklich  das  Gegentheil  bezeugt  wird,  dafs 
sie  mit  dem  jüngeren  Manne  verheirathet  ist;  also  ist  auch  dieser 
minor  adolescens  kein  andei:er  als  Epignomus.  Es  ist  aber  durchaus 
nicht  zu  rechtfertigen,  dafs  Hr.  R  durch  die  Aenderung,  die  er,  wenn 
auch  dubitanter  im  Texte  vornimmt: 

Erat  illorum  uni  adulescenti,  [quasi  nunc  tibi,]  tibicina 
den  Fehler  mehr  verdeckt,  als  hebt:  übrigens,  wie  man  auch  den  Ters 
abäudem  mag,   minori  adolescenti  wird  man  jedenfalls  imangefochten 


20)  Es  ist  vielleicht  sambucistrias  advexit  forma  exumia  zu  schreiben. 


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Gommentatio  de  Planti  Trinummo.  53 

lassen  müssen.  Pur  Hm.  ß.  war  übrigens  der  minor  adolescens  mit 
Pamphilippus  recht  gut  vereinbar,  da  ihm  auch  Pamphila  die  jüngere 
Schwester  ist,  was  ich  schon  bekämpft  habe.  Pamphilippus  ist  also 
während  dieser  ganzen  Erzählung  mehr  ein  ruhiger  Zuhörer,  und 
nachdem  Antipho  v.  569  [IV.  1,  63]  sich  verabschiedet,  und  Epigno- 
mus  noch  die  Bemerkung  v.  570 — 573  gemacht  hatte,  geht  er  mit 
seinem  Bruder  in  das  Haus,  um  die  Oattin  zu  bewillkommnen:  mit 
V.  573  schliefst  die  Scene,  der  höchstens  ein  oder  zwei  Terse  am  Ende 
fehlen. 

Nun  folgte  eine  neue  Scene,  ganz  analog  mit  der,  deren  Ausfall 
wir  nach  v.  522  [IV.  1, 18]  angenommen  haben,  indem  Pamphilippus 
seine  Gattin  Pamphila  begrüfst:  in  der  Hand  des  geschickten  Dichters 
lag  es,  alle  Wiederholungen  in  der  Erzählung  zu  vermeiden:  in  der 
einen  Scene  mochte  die  Schilderung,  wie  die  Gattinnen  die  lange  einsame 
Zeit  zugebracht  hatten,  in  der  anderen  die  Darstellung  der  Reiseaben- 
teuer der  beiden  Brüder  überwi^en. 

Dem  Pamphilippus,  der  seine  Gattin  im  Hause  des  Bruders  auf- 
gesucht hatte,  bleibt  noch  eine  Pflicht  übrig,  die  Penaten  des  eignen 
Herdes  zu  begrüfsen:  im  traulichen  Gespräch  mit  Epignomus  verläfst 
er  das  Haus,  und  kommt  dabei  auch  auf  den  alten  Tischgenossen,  den 
Parasiten  Ergasilus,  zu  reden:  von  dieser  Scene,  die  wohl  nur  geringen 
Umfeng  hatte,  ist  uns  nur  der  Schlufs  v.  574 — 578  erhalten,  und 
daran  reiht  sich  nun  die  sogen,  zweite  Scene  des  FV.  Actes  an. 

Ich  habe  offen  und  rückhaltlos,  wie  ich  es  gegen  Freunde  wie 
Gegner  zu  thun  gewohnt  bin,  meine  Ansichten  ausgesprochen,  und 
habe  versucht  auf  der  Grundlage,  die  uns  hier  geboten  ist,  weiter  zu 
bauen,  indem  ich  glaube,  dafs  man  nicht  besser  seine  Anerkennung 
und  Dankbarkeit  für  wissenschaftliche  Leistungen  aussprechen  kann. 


HL 

Gommentatio  de  Planti  Trinnmmo .*) 

m  Plaut!  comoedias,  antiquissimum  Latinarum  litterarum  monumen- 

tum,  quae  diu  neglectae  iacuerunt,  tandem  aliquando  Fr.  Ritschelius  vir 
darissimus  ad  pristinam  formam  revocare  aggressus  est:  de  qua  editione 


*)  [Indices  lectionam  . . .  quae  in  academia  Marburgensi  per  semestre  hibemum 
inde  a  d.  XXII.  m.  Ootobris  MDOCCXUX  usque  ad  d.  XVL  m.  Martii  MDCCCL 
habendae  pTOponuntur.] 


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54  Commentatio  de  Flaut!  Trinnmino. 

cum  iam  alio  loco  quid  mihi  videatur  significayerim ,  tum  hacprae&ndi 
opportunitate  utar,  ut  alia  quaedam  adiungam.  t^raemonendum  autem 
est,  dubium  satis  et  difficile  etiamnunc  esse  critici  hominis  munus  in 
Plautinis  comoediis  emendandis,  cum  adhuc  una  tantum  üabula  a  Ritschelio 
edita  et  subsidiis  necessariis  instructa  nobis  in  manibus  sit:  multo  certius 
tum  demum  poterimus  de  plerisque  quaestionibus  iudicare,  ubi  Plauti- 
nae  comoediae  omnes  et  praeterea  Terentianae  eadem  cura  qua  Trinum- 
mus  editae  erunt. 

Tractaturus  autem  sum  potissimum  canticum  Trinummi  primum, 
in  quo  compluribus  lods  a  Kitschelii  recensione  dissentio,  deinde  bre- 
yiter  dicam  de  aliis  nonnullis  iocis,  ea  quae  longiorem  requirunt  expo- 
sitionem  in  aliud  reservans  tempus. 

L 

Canticum  primum,  quod  est  inde  a  v.  223  —  275  (sive  aäus 
secundi  scena  prima)  quodque  continuatur  diverbio  inde  a  v.  276  —  300 
(aci  n.  sc.  IL),  ut  solet  fieri  in  eiusmodi  comoediarum  Iocis,  graviter 
sane  coiruptum  est,  et  mihi  quidem  videtur  Ritschelius,  quamquam 
multa  recte  onmino  expedivit,  nonnulla,  quae  mutanda  non  erant, 
mutavisse,  alia  autem,  quae  depravata  sunt,  non  satis  probabiliter  corre- 
xisse.  Hlud  vero  maxime  memoria  dignum,  etiam  yersuum  dispositionem, 
quae  est  in  antiquis  libiis,  nequaquam  esse  tam  perversam  aut  ineptam, 
quam  plerique  opinantur:  conmiode  enim  Ritschelius  in  Prolegomenis 
huius  cantici  exemplum  integrum  et  ex  Ambrosiano  palimpsesto  et  ex 
Palatino  codice  exhibuit 

De  initio  cantid  quaedam  iam  monui  in  Antiquitatis  Annalibus  1848 
p.  1137  [Opusc.  I.  16  seq.].  Deinde  vero  clausula,  quae  est  v.  235, 
mihi  insolens  videtur: 

Ita  f&ciam:  ita  placei 
Sed  etiam  septenarii   qui   subsequuntur,   v.  236.  237.  238,    non  uno 
nomine  displicent,  et  quae  illos  exdpiunt  Yiolentis  satis  mutationibus 
in  numeros  redacta  sunt. 

Mihi  quidem  totus  locus  sie  videtur  costituendus  esse: 

Ita  fiaciam:  ml  ita  placet:  onmimn  primum* 

Amöris  artis  eloquar, 
Quem&dmodum  se  expediant:  nünquam  Amor 
Quemquam  nisi  cüpidum  hominem  postulat 
Se  in  piagas  coniioere:  e6s  petit, 

Eös  sectatur,  sübdole 

Blanditur,  ab  re  consulit. 

In  his  nihil  mutatum  neque  in  verbis  neque  in  verborum  ordine, 
nisi  quod   v.  235   mi  adied,    quod   vel    sententia   requirit    quodque 


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Commentatio  de  Plaut!  Triniunino.  55 

fiicile  inter  fctciam  et  üa  potuit  exddere.    Nam  quemadmodum  Ennius 
didt  [Ann.  200  V.]: 
IV  Neo  nU  aumm  posoo  neo  mi  pretinm  dederitis, 

etiam  Plauto  dicere  licuit  in  hoc  praesertim  nmnerorum  genere:  si  tarnen 
quis  mihi  praeferat,  non  adversabor.  Sed  etiam  in  versibus  digerendis 
diligenter  codicum  et  Ambrosiani  et  Palatini  secutus  sum  vestigia:  sunt 
enim  aperte  cretici  versus  temperati  dimetris  iamhicis^  id  quod  ea 
qnae  sequuntur  plane  conjBrmant.  Exdpiunt  autem  creticum  tetr.  catal. 
et  dimetr.  iamb.  tres  trimetri  cretid  acatalecti,  quod  genus  versuum  cur 
a  Plauto  alienum  esse  censeamus,  nulla  est  causa,  cum  Graed  et  tragici 
et  comici  poetae  eo  sint  usi,  velut  Aeschylus  in  Choephoris  v.  578  et  580 : 

ndvTiaC  t'  äyxäXai  Ttvfoddltrv. 
Kai  ywant&v  (pQealv  tlyifxdvfov. 

Aristophanes  in  Avibus  v.  1069.  1099. 

'Egnirä  t€  xal  ^dxera  ndvd'^  SaajiCQ. 
^HQivd  T€  ßoaxd/jud-a  nagS-ivta, 

Cetermn  in  tertio  herum  versuum  licet  meliorem  numerum  restituere 
vocabulo  uno  (conücere)  transposito: 

Coniicere  se  in  piagas:  eos  petit. 
Ea  quae   sequuntur  non  uno   modo   restitui  possunt:    at  certi    quid 
rä  proponere  licet,  cum  graviter  corrupta  sint  verba.     Tentavi,   sed 
dubitanter: 

Blindnüloqnentülnst,  härpago,  mendax, 
Av&ros,  cuppes,  elegans,  despoMtor, 
Latebricola,  hominum  clandestiniis  corrüptor, 
Gel&tum  indag&tor. 

Scripsi  blandtsläoquentulust,  geminato  hypocorismo,  cui  quamquam 
nullum  simile  novi  exemplum^),  tamen  a  Plauti  sermone  non  alienum 
videtur.  Deinde  avarus,  cuppes  vocabulis  transpositis  scripsi,  quam 
saepe  autem  apud  Plautum  vel  optimi  libri  ordinem  verborum  temere 
perverterint,  satis  superque  apparet,  si  quis  vel  obiter  tantum  Trinummi 
varias  lectiones  perlustret  Deinde  latebricolanMn  hominum  corrüptor^ 
ut  vulgo  legitur,  parum  recte  se  habet,  nam  latebricolae  homines  pravi 
sint  necesse  est,  qui  ut  corrumpantur  non  iam  opus  est  inlice  amore: 
itaque  latebricola  scripsi,  ut  id  ad  ipsum  Amorem  referatur.  Quod 
adiongitor  Ua/ndus  inops  prorsus  non  ferendum,  nam  cum  blandüur 
et  blandtdüoquentult/ts  praecesserit  iam,  non  licuit  denuo  hoc  iterare, 
minime  autem  Amor  inops  dici  potest,  quippe  qui  nunquam  non,  vel 


1)  Nam  diversa  aliquantam  simt  hypenniosia  exempla  apud  Graecos,  velut 
n^afitUi5^Qiov ,  vid.  Lobeck  Patholog.  p.  401. 


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56  Commeutatio  de  Plauti  Trmummo. 

si   in   simunis  angustiis   versatur,   habet,    quo   se  expediat;    conferas 
Euripidem  in  Hippolyto  altero  fr.  HI  [433] : 

"^/oi  dk  ToXfirig  xal  d-Qaöovg  SiSäaxalov 
*Ev  ToTg  Ä/4.Tixävoiaiv  ivnoQvkajov, 
"Egara, 

Et  mihi  quidem  videtur  dandestinus  delitescere  sub   corruptela  ista, 
traieci  autem  verbum,  nnmero  versus  ut  consulerem. 

In  iis  quae  sequuntur  assentior  Eitschelio,  nisi  quod  v.  250  sie 

dispono; 

Quod  bibit,  quod  comest,  quöd  facit  sumptL 
Nox  datur:  dücitur  f^milia 
Tota:  vestispica 

ut  tetrametrum  creticum  catal.  excipiat  trimeter  acatalectus,  hunc  autem 
dimeter  acatalectus.  Consulto  autem  poeta  instituisse  videtur,  ut  ultimus 
ille  versiculus,  qui  duobus  tantum  vocabulis  constat,  simul  exitum 
sententiae  et  novae  exordium  contineat:  quod  cave  reprehendas:  nam 
hac  compage  nihil  est  firmius. 
V.  256  sie  comgo: 

haec  ego 
Quom  ag6  cum  meo  inimo  ^ 

Et  recolo  ubi,  qui  eget,  quam  preti  sit  parvi,  4page 
Te  Amor,  non  places,  nil  ted  ütor;  quamquam  ülud 
Est  dülce  esse  et  bibere, 
'Amor  amari  tamen  d&t  satis,  quod  aegrest. 

Sunt  hi  bacchiad  numeri,  sed  non  tres  trimetri,  ut  Eitschelio  videtur, 
verum  quod  syllabae  aneipites  docent,  quatuor  versus,  duo  dimetri 
totidemque  tetrametri.  Initio  cum  legeretur:  Et  recolo,  ubi  qui  eget 
Eitschelius  non  recte  et  quom  recolo  scripsit,  interpunctio  tantum 
mutanda,  ut  uhi  ad  recolo  referatur.  Deinde  librorum  lectionem  integram 
servavi,  nisi  quod  ted  utor  pro  te  utor  scripsL  Versus  autem  260, 
quem  Eitschelius  ad  bacchiacum  numerum  revocavit,  mihi  quidem 
tetrameter  creticus  catal.  esse  videtur:  transposui  autem  verba  dat 
tamen y  quae  Ambros.  pro  vulg.  dat  tibi  exhibet,  et  deinde  aegrest 
scripsi,  quod  aperte  delitescit  in  librorum  lectione  egre  sit. 
Ea  quae  leguntur  v.  264  ita  scribenda  puto : 
Müle  modis  amor  ignorandust,  pröcül  abigendus  ätque  äbdendust. 
quod  proxime  accedit  ad  Ambros.  cod.  lectionem:  PEOCVLA  .... 
ENDUS  ATQUE  ABST  .  NDUST.  (Sic  enim  codex  exhibet,  vid. 
Proleg.  CCCin,  non  pleno  adhibendus).  Quod  vulgo  legitur  proctd 
adhibendus  fem  non  posse  recte  animadvertit  Eitschelius,  sed  quod 
coniecit  cfidendus,  id  potius  in  altero  illo  partidpio  delitescit,  pro  quo 
vulgo   ahsti'^ndus  legitur.     Itaque  scripsi  hoc  loco   äbigendus:  nam 


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Commentatio  de  Plauti  Trinuinino.  57 

{HTOceleusmaticus  in  versu  octonario  cur  reiiciatur,  nulla  est  causa: 
postea  yero  servata  particula  atgue  scribendum  ahdendtis,  yel  si  quis 
hüitis  fonnae  insolentiam  non  formidaverit,  absdendas.  —  In  versu 
sequente  ßitschelius  in  adnotatione  coniedt  fortasse  verba  in  amarem 
ex  interpretamento  orta  esse:  quod  si  probabile  esset,  non  suaderem, 
Tit  in  eum  iegeretur,  sed  potius  nam  quem  praecipitavit,  i.  e.  cuiiis 
animum  amor  occupavit,  transversum  effü,  velut  est  in  Virgiliano  illo 
[Aen.  IL316]:  furor  iraque  mentem  Ttaedpitant  Verum  sie  potius 
flle  versus  redintegrandus  videtur,  ut  peius  deleatur: 

Ndm  qni  in  amorem  praecipitavit,  periit  quam  si  s4xo  saliat 
peius  additum  ab  interpolatore,  qui  propter  subsequens  quam  compara- 
tivum  requirebat;   sed  nihil   necesse:   nam  quam  omisso  demonstrative 
tarn  dictum  est  etiam  alias,  velut  infra  v.  408: 

confit  cito, 
Quam  si  tu  obiicias  formicis  papaverem. 

ubi  eiusdem  usus  ignorantia  fortasse  eflFecit,  ut  iste  locus  versu,  quem 

exhibet  Ambros.:  Non  hisde  minus  nuors cito  adiecto 

interpolaretur,  quamquam,  ut  iam  alibi  [Opusc.  L  18]  significavi,  possis 
existimare  hunc  versum  ex  dittographia  ortum  esse. 

Iam  etiam  in  extrema  parte  huius  scenae  a  Kitschelio  aliquantum 
discedo:  ita  enim  hanc  carminis  particulam  conformandam  puto: 

266        Api^e  sis,  amor:  tuas  tibi  res  habeto. 

'Amor,  amicus  mihi  ne  fuas  ümquam: 

Sunt  tamen,  qu6s  miseros  male  babeas, 

Quos  tibi  obnozios 
270       Fecisti:  certäst  res  ad  frugem  adplic4re 

Animum:  quamquam  ibi  änimo  labos  grandis  cäpitur. 

Boni  sibi  haec  expetunt,  rem,  fidem,  honorem, 

Gloriam  et  gr&tiam:  höc  probis  pretiumsi 

^  mihi  m&gis  lubet,  cum  probis 

Potius,  quam  cum  improbis 
275  Vivere  vanidicis. 

Kitschelius  onmia  haec  ad  creticos  revocavit,  at  insunt  aperta  bacchia- 
corum  vestigia,  quemadmodum  alias  quoque  hie  ülo  numero  variari 
seiet  apud  Plautum.  Itaque  v.  266  bacchiacum  esse  puto;  nihil  mutavi, 
nisi  quod  tuas  tibi  res  pro  tuas  res  tibi  scripsi,  quem  ordinem  vel 
VI  assimilatio  commendat  —  |  V.  268  Ritschelius,  ut  tetrametrum  efficeret, 
misere  adiedt,  ego  hunc  quoque  trimetrum  acatalecticum  esse  arbitror, 
quod  genus  nnmeri  Marius  Plotius  c.  10,  4  (Gr.  Lat.  TL  p.  543  K)  comme- 
morat  et  Cratineum  did  perhibet,  cuius  exempla  etiam  apud  Graecos  tarn 
tragicos  quam  comicos  exstant,  quemadmodum  Aristophanes  in  Avibus 
V.  1069  trimetrum  cum  tetrametro  iungit;  itaque  quod  iam  Lindemannus 


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58  Commentatio  de  FUnti  Triniunmo. 

suasit,  male  pro  maleque  scripsi,  qnod  vel  ipsius  orationis  usus  commen- 
dat').  Y.  269  Bitschelius  rursus  tetrametram  catalecticum  esse  iussit 
interposito  facile,  quo  additamento  facile  carere  possumus.  Eqtddem 
dimetmm  creticum  acatalectum  fed,  quemadmodum  alias  quoque  Plantos 
in  canticis  per  gradus  quasi  numeros  aut  augere  aut  imminuere  solet, 
fecisti  autem  ad  sequentem  yersum  transtuli,  qui  aperte  est  Bacchiacus. 
Cave  autem  ofiFendaris  eo,  quod  ultimum  huius  enuntiati  verbum  novum 
orditur  yersum,  quemadmodimi  statim  post  similiter  ab  ultimo  yerbo 
animum  versum  inchoavL  Iimno  consulto  hoc  instituerunt  poetae,  ut 
ne,  si  imaquaeque  sententia  extreme  semper  versu  terminaretur,  satietas 
quaedam  caperet  audientes:  itaque  yel  yariandi  gratia  saepius  ultra 
yersum  continuarunt  sententiam,  simulque  ea  ipsa  re  arcüus  ut  yersus 
copularentur  nacti  sunt  Itaque  frequentissime  baec  artifidosa  compago 
apud  elegiacos  poetas  reperitur;  at  lyrici  quoque  adhibuerunt,  yelut 
Kndarus  haud  raro,  ut  Ol.  IIL  6  in  initio  strophae  est  interpundio: 
^yXaöiMüidov'  iTtel  pariterque  y.  26:  ^latQiavviV  evd'O  — ,  porro  v.  32: 
WvxQod'  rö&t  — ,  y.  45:  Kda6q>oig'  ov  — .  Alia  plurima  exempla  sup- 
peditat  Carmen  Ol.  VI.  —  V.  271  aperte  Bacchiacus  est,  nee  opus  est, 
ut  librorum  scriptura  mutetur:  nam  quod  animo  omissum  in  Ambros., 
is  librarii  yidetur  error  esse.  —  V.  272  Bitschelius  fidetn  et  scripsit, 
at  hiatus  in  enumerandis  rebus,  ubi  yox  paulisper  subsistit  post  singula 
yocabula,  satis  habet  excusationis:  et  ferendum  hie  esse  etiam  Bitschelius 
concessit  Proleg.  p.  CCII.  —  V.  274  et  275  rursus  tetrametros  catale- 
cticos  fecit  Bitschelius  addito  yerbo  una  post  prdbis:  ego  nihil  omnino 
noyandum  ratus  tres  yersus  esse  iussi,  trimetrum  acatalectum,  (ut 
supra  y.  268),  dimetrum  pariter  acatalectum  (ut  supray.  269),  denique 
dimetrum  catalectum. 

Continuatur  hoc  canticimi  scenae  subsequentis  initio.  Et  primi 
quidem  yersus  ita  mihi  yidentur  conformandi  esse: 

PH.  Qu6  iilio  homo  lor&s  se  penetravit  ex  aedibns? 
LT.  PÄter,  ego  adsum:  impera,  quid  vis. 

Nee  tibi  ero  in  morä,  nee  latebrose  me  äbs  tao 

Conspeetu  oecultäbo. 
PH.  Fecens  p^  tuis  ceteris  f&ctis, 

Patrem  si  tuum  percoles  per  pietätem. 

V.  276  fortasse  se  eiiciendimi  est,  ut  penetravit  producta  ante- 
penultima  dicatur.  —  V.  277  ego,  quod  yel  sententia  requiiit,  adied, 
et  creticum  trimetrum  catal.  esse  iussi:  qui  sequimtur  aperte  bacchiad 
sunt  yersus,  nihilque  prorsus  a  librorum  lectione  recessi,  nisi  quod  nee 


2)  Ob  id  ipsTim  spemendum,  quod  facile  aliquis  conüciat,  maleque  habes. 


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Commentatio  de  Plauti  Trinamino. 


tibi  pro  neque  tibi  scripsL    Y.  284  Oreticam  esse  arbitratur  Bitschelius, 

sed  fiiit  fortasse  iambicus  septenarius: 

MaLüs  bonum  malom  esse  volt,  uH  siet  sni  similis. 

qui  subseqnimtur  aperte  sunt  iambid  octonarii: 

Turbint,  miscent  mores  mali,  rap&x,  avaros,  invidus; 
Sacrom  proüanum,  publicom  priv&txun  habent,  hiülca  gens. 

Neque  enim  ofiFendendum  quod  priore  versu  bisyllaba  vocabula  acuimtuTj 
multo  enim  maior  in  hac  re  octonariorum  est  licentia  quam  senariorum 
vel  etiam  septenaiiorum. 

Porro  oflFendor  iis,  quae  v.  287  leguntur: 
Haec  ego  doleo,  haec  sunt  quae  excraciant,  haeo  dies  noctisque  canto 
Tibi  uti  oaTeas.  quod  manu  nequeunt  tangere,  tantum  fas  habent 
Yn    Quo  manus  abstineant:  cetera  rape,  trahe,  tene,  fuge,  late. 

Laoromas  mi  baec,  quom  video,  eliciunt, 
Quia  ego  ad  hoc  genus  duravi  hominum.  quin  prius  me  ad  pluris  penetravi? 
Nam  hi  moris  maiorum  laudant,  eosdem  lutitant  quos  conlaudani 

Sic  haec  Ritschelius  in  ordinem  redegit  et  correxit,  ex  parte  probabiliter, 
cum  alia  minus  placeant:  minime  videtur  convenire  dimeter  ille  trochaicus 
V.  290,  idque  ipse  videtur  Ritschelius  sensisse,  cum  in  adnotatione 
dicat  ex  hoc  dimetro  et  tetrametro  qui  sequitur  facili  negotio  duos 
tetrametros  catalecticos  restitui  posse,  quamvis  nee  ii  ipsi  versus,  quos 
constituit,  satis  probentur.  Ego  quidem  existimo  totum  locum  ex  octo- 
nariis  constare,  itaque  sie  conformandam  arbitror: 

Haec  ego  doleo,'haeo  sunt  quae  excruoiant  dies  noctisque,  hciec  canto,  ut  cavecis. 

Quod  manu  nequeimt  tangere,  tantum  fas  habent,  quo  manus  abstineant. 

Cetera  rape,  trahe,  foge,  late.    Haec  lacrumas  mihi,  quom  video,  eliciunt 

Hanc  conformationem  id  maxime  commendat,  quod  versus  cum  instituta 
sententia  apte  conveniunt,  nee  multa  praeter  codicum  auctoritatem 
novata  sunt  V.  287  tertium  illud  haec  transposui,  ut  iam  dies  noctis- 
que  ad  excrudani  sint  referenda,  aptiore  etiam  sententia,  quam  quae 
vulgo  est;  nam  curae  etiam  noctu  somnum  adimimt:  pronomen  autem 
au  delevi,  quod  interpreti  debetur,  qui  etiam  quae  me  excrucianty 
quod  vd  Ambrosianus  exhibet,  scripsit  Insitidum  esse  vel  ex  loci 
varietate  coUigas,  nam  in  Ambros.  et  B  est  canto  tibi  ut,  in  reliquis 
Kbi  canto  ut.  —  V.  289  tene  quod  Ritschelius  addidit,  iam  non  opus 
est  ut  inseratur;  deinde  hasc  lacrimas  mihi  scripsi  pro  librorum  lectione 
herimas  haec  mihi^  nam  hoc  pronomen  primum  sibi  vindicat  locum. 
Sunt  sane  huius  versus  numeri  paulo  insolentiores,  at  satis  superque 
oonstat  octonariorum  maiorem  esse  licentiam  quam  septenariorum,  et 
praeterea  in  parisyllabis  vocabulis  dawdhiog  compositis  aliquid  neces- 
sitati  est  largiendum;  ceterum  illud  est  addendum,  in  codice  Ambrosiano, 


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60  Commentatio  de  Plaut!  Trinummo. 

cuius  exemplum  exhibent  Prolegomena  p.  CCCV,  prorsns  eodem  modo 
haec  yerba  in  versus  esse  diremta,  qnod  simol  documento  est,  qnaiita 
fides  et  auctoritas  vel  in  his  rebus  codicis  sit  praestantissimi. 

Sequuntur  iam  versus  cantici  extremi  293  seqq.: 

His  ego  de  artibus  gratiam  faoio, 

Ne  oolas,  ne  imbuas  eis  tuum  ingenium. 

Meo  modo  et  moribus  vivito  antiquis. 

Quae  ego  tibi  praecipio,  ea  memineris  facito. 

Nihil  ego  istos  facetos  moror  mores, 

Turbidos,  qoibns  boni  sese  dedecorant 

Haec  tibi  si  capesses  mea  imperia,  / 

Mtdta  bona  in  pectore  consilia  consideni 

Eleganter  ita  hunc  locum  Eitschelius  constituit,  sed  quoniam  multa  de 
cx)niectura  scripsit,  cum  libri  raro  aliquid  subsidii  in  loco  valde  deprsr 
vato  praebeant,  non  mirum  est  de  his  ambigi  posse.  Atque  etiam  si 
concesseris  numeros  recte  restitutos  esse  a  Bitschelio,  vel  sie  tarnen 
possis  de  singulis  dubitare.  Velut  quod  v.  294  Hermannum  fere  secutus 
eis  tuum  adiecit,  id  quamvishuic  loco  conveniat,  tarnen  aliquis  coniiciat: 

Ne  oolas  ne  imbuas  ingenium  ingentwm, 
quod  quam  fädle  potuerit  elabi  nemo  non  videt;  compares  infra  v.  665 
[m.  2,  39]:  Pemovi  equidem,  Lesbonice,  ingenium  tuum  ingenuom 
admodum.  —  V.  296  memineris  adiecit  editor  et  alia  praeterea  mutavit, 
nam  libri  exhibent  prtiecipito  et  facito  (codex  A  tamen,  cuius  hie 
nullam  fadt  mentionem  editor,  praecipio  ea  facito  exhibet,  vid.  ProL 
p.  CCCV):  ipse  autem  in  adnotatione  duas  alias  coniecturas  proposuit 
Possis  praeterea  coniicere: 

Quae  ego  tibi  praecipio  recipito  et  facito 
i.  e.  et  recipias  in  te  et  facias,    Certior  medicina  sequenti  versui  poterit 
adhiberi,  ubi  Ritschelius  ex  Camerarii  coniectura  facetos  scripsit,  moror 
autem  transposuit;   nam  A  MOßORF  •  •  •  •  S  (vel  |  potius,   ut  con-  vin 

iicere  licet  ex  Proleg.  p.  CCCY FA  •  •  OS),  B  moror  faceoSy 

CDEa  moror  fac  eos,  reliqui  moror  fatuos  exhibent  Sed  ironia  iUa, 
quae  in  vocabulo  facetos  inesset,  minime  accomodata  huic  loco,  nee 
conveniret  tunc  adiectivum  turbidos  praesertim  sie  äawdev(og  adhaerens : 
necesse  enim  est  huic  consinule  vocabulum  praecesserit.  Ego  quidem 
non  dubito  quin  Plautus  scripserit: 

Nihil  ego  istos  moror  faeceos  mores 
Turbidos,  quibus  boni  dedecorant  seae, 

Adiectivum  faeceus  huic  loco  convenientissimum,  quamquam  alias  non 
legitur,  recte  est  factum,  velut  a  calce  calceus  dicitur :  apud  Columellam 
faecimis  [Xu.  45]  vel  faecinius  [111.2]  legitur,  quorum  iUud  si  quis  prae- 


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Commentatio  de  Planti  Trinummo.  61 


tolerit,  non  adversabor,  sed  nihil  necesse.  Altero  autem  versu  quod  scripsi 
dedecoratU  sese,  cum  in  libris  sit  dedecorant  se,  Ritschelius  quoque  in 
adnotatione  hoc  sibi  in  mentem  venisse  indicavit  —  V.  299  Bitschelius 
Hermannum  secutus  si  capesses  mea  imperia  scripsit  pro  librorum 
lectione  si  mea  imperia  capesses  et  praeterea  consüia  adiedt  Sed  vel 
sie  pennira  exsistit  sententia:  Si  meis  consüiis  oUemperdbis ,  non  tibi 
deerü  honum  cansilium.  Potius  exspectaveram :  Si  mihi  ohtemperabis, 
hene  tecum  erit  actum.  At  vero  nego  a  Bitschelio  recte  ad  suos  numeros 
hunc  iocum  revocatum  esse:  ingeniöse  sane  in  Prolegomenis  exposuit 
de  coniectuia,  qui  factum  sit,  ut  altemi  semper  versus  Vitium  con- 
traxerint  (vid.  p.  CCC),  at  mihi  quidem  hie  quoque  videntur  tetrafnetri 
cum  trimetris  esse  consociati.    Lege  enim: 

His  ego  de  artibus  grdtiam  f&cio: 

Ne  cole  eas,  ne  imbue  ingeniom. 
295  Meo  modo  et  möiibus  vivito  antiquis : 

Quae  ego  tibi  praecipio,  ea  £&cito. 

NIM  ego  istos  moror  faeceos  mores, 

Quibiis  boni  dedecorant  sese. 

Haec  tibi  si  mea  in  pectore  consident 
300  'Imperia,  mülta  bona  capesses. 

V.  294  cum  prono  errore  ex  ne  cole  eas  ortum  esset  ne  colas  sive  neu 
eolaSy  deinde,  ut  error  solet  latius  serpere,  etiam  neu  imbuas  correctum 
est  —  V.  297  faeceos  scribendum  esse  iam  supra  significavi,  at  prae- 
terea terfeirfos  eiidendum,  nam  haec  nihil  nisi  interpretatio  est  germani 
TocabulL  Deinde  sese  scripsi  pro  5€,  quod  etiam  Bitschelius  in  adno- 
tatione conunendavit  —  V.  299.  300  nihil  mutavi,  nisi  quod  disiecta 
membra  in  ordinem  redegi.  Erroris  causa  facile  potest  indagari :  librarii 
oculus,  cum  in  pectore  scribere  vellet,  ad  imperia  aberravit,  scripsitque 
nihil  nisi: 

Haec  tibi  si  mea  imperia  multa  bona  capesses: 
postea  in  margine  adiecit: 

in  pectore  consident, 
quae  deinde  corrector  utcimque  inter  se  conciliare  studuit 

n. 

V.  199  [L  2,  162]. 

Nihil  est  profecto  stultins  neque  stolidins, 
Neque  mendaciloqnios  neque  argutum  magis, 
Neque  confidentiloquius  neque  periurius. 

Hanc  vulgatam  v.  200  scripturam,  in  qua  numerus  turpissimus  depre- 
henditur,  cum  insolenter  admodum  mendacüoquius  pro  menddcilöquius 
at  pronuntiandum,  iure  improbavit  Ritschelius  Proleg.  p.  CCXXXL    Et 


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62  Commentatio  de  Planti  Trinummo. 

Tersum  corruptum  esse  etiam  codicis  Ambrosiani  auctoritas  confiimat, 
in  quo  NEQUE  ADEO  ARGUTUM  MAGIS  legitur,  ut  particulam 
adeo  satis  convenientem  huic  loco  appareat  ab  iis  eiectam  esse,  qui 
versum  vitiosum  aliquo  modo  comgere  studebant.  Et  tuitus  est  lüt- 
schelius  iure  haue  particulam,  sed  quod  ipse  coniecit:  Mendadloquius 
nil  neqtie  adeo  argutius,  id  profecto  nimis  a  librorum  scriptura  recedit, 
neque  intelligitur,  quo  pacto  haec  scriptura  fa|cilis  ad  intelligendum  et  IX 
per  se  bona  adeo  immutari  potuerit:  nam  quid  tandem  potuit  librarios 
permovere,  ut  pro  argtäius,  si  hoc  a  poeta  esset  profectum,  argutum 
magis  temere  substituerent?  Mihi  quidem  scribendum  videtur: 

Neque  mendacüoqwAm  neque  adeo  argutum  magis. 

vel  tnendduniocum,  ita  ut  magis  ad  utrumque  adiectivum  sit  referendum: 
iam  autem  apparet,  quam  fecilis  fuerit  error  mendacüoquius ,  cum  com- 
parativi  et  praecedant  et  subsequantur :  deinde,  ut  error  errorem  parere 
solet,  cum  grammatid  versum  vitiosum  esse  animadverterent,  adeo 
deleverunt.  Usurpatur  autem  hie  adeo,  quemadmodum  saepe  apud 
comicos,  ubi  graviori  vocabulo  lenius  vel  latius  patens  subiimgitur, 
uti  est  apud  Terent.  Hecyr.  IV.  1,  9  [524]:  Tu  virum  me  atä  hominem 
deputas  adeo  esse? 

m. 

V.  359  pi.  2,  78]. 

Lesbonico  huic  adolescenti,  Charmidai  fiUo, 
Qui  illic  habitat. 

Supra  V.  326  [11.  2,  44]  recte  ex  Vollbehrii  coniectura editum  est:  Adoles- 
centi  hinc  genere  summo,  amico  atque  aequali  meo  i.  e.  ex  hoc  urbe, 
Atheniensi,  pro  huicj  nam  nequaquam  Lysiteles  illic  indicare  vult  patri, 
quem  dicat:  nunc  demum,  ubi  Phüto  graviter  instat,  nomen  prodit 
At  hie  quoque  ad  eundem  modum  corrigendum: 

Lesbonico  hinc  adolescenti,  Channidai  filio. 

huic  alienum  esse  ab  loco  vel  qui  iUic  habitat ,  quod  subiungitur, 
confirmat.  Ceterum  cavendum  est,  ne  ubique  omnia  ad  eandem  normam 
redigamus;  ita  ßitschelius  recte  quidem  v.  371  [IL  2,  90]  scripsit: 

An  eo  egestatem  ei  tolerabis,  si  quid  ab  iUo  acceperis. 
at  non  debebat  tentare  v.  338  [11.  2,  57]  et  v.  358  [IL  2,  77]: 

Quia  sine  omni  malitiast,  tolerare  egestatem  eius  volo. 
Quaius  egestatem  tolerare  vis?  loquere  audaoter  patri. 

nam  utrique  casui  hie  locus  est,  quemadmodum  levare  aiicuius  cala" 
mitateni  et  alicui  didtur. 


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Oommentatio  de  Plauü  Tiiniumno.  63 


IV. 

V.  365  [n.  2,  86]. 

Malta  ei  opera  opust  ficturae,  qui  se  fiotorem  probum 

Vitae  agendae  esse  expetit,  sed  hie  admodum  adolescentulust. 

Sic  Kitschelius  scripsit,   cum  Yulgo  legeretur:   Multa  est  opera  opus 
.  fidurae,  Codices  non  magnopere  variant:  Ambros.:  MÜLTAEST  OPERA 

TXJRAE.    BCDE:  multa  opera  opus,    FZ:  multa  opera 

opus.  In  Parergis  autem  p.  526  proposuerat  multast  opera  ei  opus 
fidurae j  vel  muUa  ei  operast  opus  fidurae,  oflFensus,  quod  verbi  opus 
ultima  syllaba  ictu  feriatur:  sed  quam  licentiam  in  senarüs  iambicis 
ferimus  haud  gravate,  eandem  cur  a  septenariis  trochaicis  abiudicemus 
nnlla  est  caus^  Et  Ritschelius  nunc  in  editione  tulit  id  ipsum  opüst, 
qoamquam  non  infitior  aliquid  Interesse,  utrum  qptis  an  optist,  dornt 
an  domist  ictu  feriatur.  At  ofPendit  nos  mirum  genus  dicendi,  sive 
fidurae  genitivum  esse  censes:  multa  opera  ficturae  est  opus,  sive 
dativum:  ficturae  multa  opera  opus  est,  qui.     Comgas: 

MüUiiest  operae  opus  fietura,  qui  se  fiotorem  probom 
Vitae  agendae  esse  expetii 

quemadmodum  sexcenties  terminationes  vocabulorum  sunt  permutatae. 
Hoc  enim  Lysiteles  didt:  Fietura  res  est  muUi  laboris,  si  quis  probum 
se  fictorem  esse  vult 

V. 
V.  386  {TL.  2, 105]. 
Tu  ad  eum  adeas,  tu  eonoilies,  täte  posoas. 

XSic  Ritschelius  ex  Bothii  coniectura  edidit,  libri  omnes:  Tute  ad  eum 
adeas,  tute  concilies;  unde  coniicias  sie  potius  scribendum  esse: 
Tute  ad  eom  adeas,  ut  eoneilies;  tute  posoas, 

quemadmodum  injßra  ipse  Philto  didt  v.  442  [II.  4,  41]:  Meus  gnatus 
me  adte  misit^  inter  se  cUque  vos  Adfinitatem  ut  conciliarem  et  gratiam: 
Tuam  vclt  sororem  ducere  uxorem.  Paratacticae  et  hypotacticae  con- 
structionis  satis  firequens  est  vicissitudo  apud  Plautum,  neque  raro  vel 
haec  vel  illa  librariis  ofPensioni  fuit  Id  quod  supra  quoque  v.  212 
[L  2, 175]  evenisse  videtur: 

Omnes  mortales  hnno  aiebant  Calliclem 

Indignum  dvitate  ao  sese  vivere, 

Bonis  qui  hnno  adolesoentem  eyortisset  suis. 

id  quod  nostri  sermonis  consuetudini  convenit:    at  cum  antiqui  usus 
aimplidtate  fortasse  videbitur  congruere,  quod  Ambros.  suppeditat: 
Bomaque  hano  adolesoentem  evortisse  omnibus. 


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64  Commentatio  de  Plaüti  Trinummo. 


recteque  se  habet  illud  omnibus,  confer  Ciceronem  Divin.  in  Caedl. 
c.  6,21:  eos  nunc  plane  fortunis  omnibus  conaris  evertere;  at  cum 
gut  —  evortisset  inde  esset  ortum,  necessario  erat  stUs  substituendum, 
ut  metrum  constaret. 

VI. 

V.  507  [H.  4, 106]. 

Sed  si  haec  res  graviter  cecidit  stoltitia  mea, 
Philto,  *st  ager  sab  tirbe  hie  nobis:  eam  dabo 
Dotem  sorori:  nam  is  de  stnltitiis  meis 
Solus  saperfit  praeter  vitam  relicaos. 

StuUiiiis  Eitschelius  v.  509  edidit  ex  Ambros.  pro  vulgari  scriptura 
stidtitia:  nee  nobis  ofifensioni  magnopere  est  numerus  pluralis,  nam.  ut 
Graece  ficcviai,  aocpiai  aliaque  abstracta  vocabula  permulta  pluraliter 
dicuntur,  ita  stultüias  hie  possumus  stidte  facta  interpretari,  sed  ofifen- 
sioni vel  in  vulgari  scriptura  singularis  praepositionis  de  usus,  quem 
eiusmodi  exemplis  qualia  sunt  muUis  de  causiSy  de  consüio,  aliis  frustra 
defendas;  ofifensioni  est  repetita  eiusdem  culpae  commemoratio :  nam 
satis  iam  Lesbonicus  ingenue  professuserat  errorem  et  peccata.  Equi- 
dem  arbitror  Plautum  scripsisse: 

nam  is  de  dwiiUs  meis 
Solus  superfit    praeter  yitam  relicuos. 

quod  vocabulum  cum  librarii  errore,  qui  ad  versum  penultimimi  relapsus 
est,  in  stuUüiis  esset  mutatum,  9^  denique,  ut  fieri  solet,  insolentia 
numeri  pluralis  ofifensi,  stidtitia  scripserunt,  itaque  Vitium  magis  etiam 
obscuraverunt. 

VH 
V.  820  [IV.  1, 1]. 

Salipotenti  et  multipotenti  levis  fratri  aetherei  Neptuno 

Laetus  lubens  laudes  ago,  gratas  gratisque  habeo,  et  fluotibus  salsis. 

Ita  editum  est  ex  Scaligeri  et  Bothii  coniectura  pro  codicum  lectione 
et  nerei  neptuni.  Sed  mihi  illud  ipsum  aetherei  dubiimi  videtur,  quo- 
niam  insolens  Plauti  aetate  fiiisse  arbitror.  Neminem  fugit  iam,  quam 
arcta  necessitate  Latinus  sermo  inde  a  prima  origine  coniimctus  fiierit 
cum  Graeco:  neque  tarnen  omnia  sunt  ad  hanc  consanguinitatem  refe- 
renda;  neque  enim  ullo  tempore  intermissa  sunt  commema  inter 
utramque  gentem:  itaque  factum  est,  ut  multa  Öraeca  vocabula,  quibus 
caruit  Latinus  sermo^  iam  antiquitus  sensim  sensimque  ex  commerdo 
cum  Graecis  maxime  Italiotis  cognoscerent  Romani  et  civitate  quasi 
donarent:  quamquam  in  his  insunt,  quae  non  continuo  ab  ipsis  Graecis, 
sed  ab  aliis  Italiae  gentibus  suppeditata  videntur  accepisse.     Haec  autem 


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Commentatio  de  Plauti  binummo.  65 


verba  ab  iis,  quae  iam  a  principio  utrique  genti  communia  fuerunt, 
fedle  possant  distingui. 

Primuin  enim  pleraque  vocabula,  quae  huc  pertinent,  spectant  ad 
Xlvitam  cultiorem  et  lautiorem,  |  quam  quae  prisco  fiiit  aevo,  partim  ad 
instituta,  quae  Graecis  fuerunt  solis  propria:  pi-aeterea  plurima  huc 
pertinent  nomina  propria  heroum,  hominum,  locorum  et  alia  id  genus, 
quae  partim  vel  apud  Graecos  erant  recens  nata  vocabula.  Sed  etiam 
formarum  discrepantia  est  observanda.  Etenim  haec  vocabula  saepius 
sunt  immutata  atque  corrupta,  ut  fieri  solet,  cum  gens  litterarum  rudis 
Yocabula  ex  aüeno  sermone  petita  asciscitrvidemus  igitur  haec  voca- 
bula saepe  numero  easdem  plane  mutationes  subire,  quas 
posteaLatina  lingua  experta  est  in  lingua  Gallica,  Hispanica, 
Italica.  Etenim  vulgus  rationis,  quae  dominatur  in  aliena  lingua,  ignarum 
ex  ea  vocabuli  forma,  quam  primum  auribus  percepit  vel  frequentissimam 
esse  intelligit,  suo  arbitrio  novam  qua^i  fingit  formam,  quam  populari 
sennoni  accommodat.  Satis  superque  apparet  Gallica,  Hispanica,  Italica 
substantiya,  quae  ex  Latina  lingua  orta  sunt,  non  ex  nominativo  casu 
esse  oriunda,  sed  pleraque  ex  accusativo,  qui  casus  est  in  communis 
vitae  usu  longo  frequentissimus.  Cadit  idem  etiam  in  nomina,  quae  ex 
Germanica  lingua  ab  his  gentibus  sunt  recepta,  ita  balcon  non  a  nomi- 
nativo balco,  sed  ab  accusativo  balcun  est  repetendimi.  Consimili 
ratione  etiam  Latini  homines  in  nominibus,  quae  e  Graeca  lingua  rece- 
perunt,  usi  sunt,  sie  igitur  cum  audirent  dög  fxoi  7ihrA,oi}rca  vel 
^AcowJcrra,  inde  femininum  placenta  ortum^).  Porro  cum  in  Graecorum 
conviviis  audivissent  nulv  -uqva,  inde  ortum  mirificum  illud  pueri 
vinum  ministrantis  nomen  pincerna.  Iam  eodem  modo  ex  accusativo 
Graecorum  xXa^da^  ycQcerfjQa^  aravfjQay  ycQtjTnda  orta  sunt  Latina  vocabula 
ddamyday  cratera,  staiera,  crepida.  Porro  hinc  est  repetendum,  quod 
Latini  veteres  Schema  ^  gen.  schemae,  aha  id  genus  dicebant  Ceterum 
haec  ipsa  exempla  partim  firmant  id,  quod  dixi,  a  Graecis  Itahotis 
m^me  haec  vocabula  ascita  esse:  itaque  Schema  correpta  penultima 
pronuntiabant,  quoniam  Achaei  quoque  a%ifm  dicebant  pro  ax^/i«  (vid. 
HesycL  h.  v.). 

Eodem  modo  expMcandum,  quod  in  nominibus  proprüs,  maxime 
locorum,  tantopere  variant  Latini,  nam  cum  audirent  dici  elg  uiyyuCava, 
Big  KQ&u(a)fa,  continuo  inde  ortae  suntLatinae  formae  J.wcöwa,  Crotona, 
Eleusina,  Saiamina,  Marathona^  alia  id  genus,  quemadmodum  etiam 

3)  Nomumquam  tarnen  propius  ad  rectam  rationem  accesserunt:  ita  lucuns 
et  lucuficulus  non  dubito,  quin  ex  Graeco  yXvxong  vel  yXvxoOg  ortum  sii  At  quod 
a  prima  origine  Latinis  fait  dulcis,  ibi  d  respondet  Graecorum  y,  ut  alibi  quoque 
factum,  l  autem  est  transposita. 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  5 


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Commeniatio  de  Plaaü  Trinommö. 


Tc^entum,  Agrigentum,  Mäleventum  (Beneventum)  pro  Tä^g,  !^y^ayag, 
Malöeig  dici  solebat.  Quod  ex  parte  hae  formae  maxime  apud  serioris 
aetatis  scriptores  frequentantur,  inde  est  repetendum,  quod  vulgarem 
consuetudinem,  quae  antiquitatis  tenacissima  fait,  secuti  sunt,  cum 
aurei  saeculi  scriptores,  qui  dicuntur,  magis  ad  Graeci  sermonis  con- 
suetudinem in  his  nominibus  accedere  studuerint 

Paulo  aJia  ratio  est  nominum  heroicorum,  quae  et  ipsa  quo  prius 
sunt  cognita  ßomanis,  eo  magis  sunt  immutata.  Erraverit  autem,  qui 
existimet  haec  nomina  pariter  atque  fabulas  illas  longo  lateque  pervul- 
gatas  tum  demum  ad  Romanos  perlatas  esse,  ubi  poetae  haec  litteris 
illustraverunt :  nam  quis  tandem  credat  a  livio  Andronico  aut  Naevio 
ex  Ganymede  CcUamitum,  ex  Laomedonte  Älumentanem  corruptum 
esse:  satis  enim  apparet  haec  iam  antiquitus  a  populo,  qui  litterarum 
satis  fiiit  rudis  et  fando  tantum  haec  nomina  accepit,  esse  immutata 
suaeque  linguae  accommodata,  ut  iam  nihil  fere  peregrini  sonarent; 
huius  consuetudinis  alia  quoque  exempla  possunt  proferri,  velut  miri- 
ficum  illud  incitega  (quam  Festus  [p.  107  M.]  machinulam  interpretatur,  in 
qua  constituebatur  in  convivio  vini  amphora) ,  quod  ex  iyyvd^^/jfj  ortum 
esse  apparet.  Illud  tarnen  mirum,  quod  in  multis  heroids  nominibus, 
maxime  ubi  muta  cum  Mquida  concurrit,  inserta  est  littera  i  vel  v 
praeter  necessitatem;  nam  cum  Patrodes  did  Mceret,  quemadmodum 
antiqui  saeclum,  vinclum,  aha  multa  frequentant,  tarnen  magis  placuit 
Pairtcoles  (quae  forma  restituenda  ex  codicibus  in  versibus  Tragid 
apud  Cicer.  Tuscul.  Quaest.  IL  16,  38).  Eodem  modo  antiqui  dicunt 
Alcumena,  Alcumaeo;  atque  Aesctdapius  omnino  in  usu  erat,  |  cum  XII 
tarnen  Alcmaeo,  Alcmena  minime  abhorreant  a  Latinae  linguae  legibus, 
quae  minus  etiam  quam  Graeca  asperitate  consonantium  cumulatarum 
oflfensa  est.  Equidem  existimo  haec  nomina  Romanos  non  continuo 
ab  ipsis  Graecis,  sed  per  aUam  gentem,  quae  sie  immutare  solebat 
nomina  Graeca,  ascivisse:  puto  autem  Oscorum  foisse  gentem,  quae 
vidna  Graecorum  colonüs,  partim  etiam  cimi  Graecis  una  easdem  dvi- 
tates  incolens,  maturius  quam  Bomani  Graecorum  heroum  et  fabulas 
et  nomina  cognovit.  Cum  Oscae  autem  linguae  ingenio  conveniunt 
hae  ipsae  mutationes,  ita  Osci  dicebant  aragetud,  id  est  argento  (vid. 
inscriptiones  duas  Nolanas  apud  Lepsium  Inscr.  XJmbr.  et  Ose.  18  p.  71, 38 
p.86  [Mommsen  XJnteritDial.p.l78]),  ita  in  dppoAbellano  legitursoia- 
raMüm  i.  e.  sacrum  vel  sacellum.  Alia  fortasse  per  Etruscos  primum  cog- 
noverunt  ßomani,  velut  noXvde&A,rjg  Romanis  est  PoUux,  Etruscis  PuUulce, 

Ceterum  illud  facile  apparet,  nomina  fere  substantiva  esse,  quae 
Romani  a  Graeds  passim  asciverunt,  unaque  cum  rebus  ipsis,  quae 
istis  nominibus  significantur,  cognoverunt.    Pauca  sunt  adiectiva,  velut 


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Commentatio  de  t^lauti  iSinnminö.  6? 

^ueidattis  (quod  est  apud  Festum  [p.  98  M.]),  hi8%li(MS,  bttcerus  (quod 
Lucretius  frequentat),  alia,  quae  quidem  cum  fere  servaverint  fonnam 
Graecam,  haud  scimus  an  potius  ad  tertiam  classem  pertineant,  de  qua 
statim  dicetur.  Item  verborum  exiguus  est  numerus,  quae  huc  pertinent, 
yelut  comessariy  pytissare,  bombizare,  propinare,  harpagarCy  hippacare  (si 
haec,  quae  apud  Festum  [p.  101  M.]  legitur,  vera  est  forma),  alia  quaedam. 
Tertia  vero  dassis  vocabulorum  ea  est,  quae  Romani  inde  a  sexto 
saeculo  urbis  conditae,  ubi  ut  poeta  [Porcius  licinus  ap.  GeUium  XVU. 
21,45]  dicit 

Musa  pinnato  grada 
Intulit  86  bellicosam  ad  Eomuli  gentem  feram, 

cum  et  Graecam  ünguam  diligentius  quam  ante  et  ratione  quadam 
addiscerent,  et  apud  ipsos  poetae  exsisterent,  qui  litterarum  aliquod 
lumen  accenderent,  receperunt  et  dvitate  donarunt.  Et  haec  quidem 
Yocabula  fere  integra  sunt  servata  nee  facile  alias  subierunt  mutationes, 
quam  quas  sermonis  Latini  lex  flag;itabat.  Operae  pretium  foret  per- 
scrutari,  quo  tempore  singula  yocabula  a  Romanis  recepta  faerint,  sed 
nimis  fontium  penuria  laboramus,  quam  ut  ea  quaestio  commode  possit 
solvL  Sed  tamen  nonnulla,  quae  mihi  videor  recte  observavisse,  sub- 
iungam.  Poetae  nomen  paiiterque  quae  vidna  sunt,  ut  poenui,  poesis, 
non  videtur  ante  sextum  urbis  saeculum  receptum  esse.  Nam  quam- 
quam  Romani  nequaquam  carebant  carminibus,  pleraque  tamen  ad  res 
sacras  pertinebant,  itaque  qui  divino  quasi  spiritu  incitati  haec  cannina 
pangebant,  vates  solebant  appellari,  quod  etiam  Ennius  testatur,  cum 
Naevium  poetam  carpens  [Ann.  221  V.]  antiquorum  carminum  naturam 
describit: 

soripsere  aUi  rem 
Yersibus,  qnos  olLm  Eauni  vatesque  canebant. 

Eine  factum,  ut  etiam  posteriore  tempore  vatis  nomen  honorificentius 
videretur,  quam  poetae.  lam  cum  livius  Andronicus  primus  poesin  litteris 
iUustrasset,  vulgus  eum  eiusque  aemulos  non  sine  contemtu  quodam 
scribas  vocabat,  (vid.  Festum  [p.  333  M.] :  Scribas  proprio  nomine  antiqui 
et  Ubrarios  et  poetas  vocabant).  Ennius  primus  fiiisse  videtur,  qui 
poetae  nomine  usus  est,  conf.  Ciceronem  pro  Archia  c.  8,  18:  quare  stw 
iure  noster  ille  Ennius  sanctos  appeUat  poetas,  exstatque  etiamnunc 
ipsius  Ennii  testimonium  apud  Nonium  v.  medullitus  [Sat.  6  V.]: 

Emd  poeta  salve,  qui  mortalibus 
Versus  propinas  flammeos  medullitus. 

Porro  aeris  nomen  idem  Ennius  primus  Latinorum  adscivit,  quod 
diludde  ostendunt  versus  huius  poetae  apud  Probum  ad  Virgil.  Eclog. 
6,31  p.  19  KeU  [Ann.  148  V.]: 

5* 


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Commentatio  de  t'lanti  l^ummö. 


Et  densis  aquila  pennis  obniza  Yolabat 

Yento,  quem  perhibent  Gnunm  genus  aira  lingua. 

Et  in  Epicharmo  [v.  8  Vahl.]  apud  Varronem  de  L.  L.  Y.  65: 

Istic  est  is  lappiter  quem  dico,  qaem  Oraeci  vocant 
Äerem,  qui  ventus  est  et  nubes,  imber  postea, 
Atque  ex  imbre  frigos,  ventus  post  fit,  aer  denuo. 

Ex  his  intelligimus  Latinis  prorsus  defuisse  vocabulum,  quod  cum  Xffl 
Graecorum  aere  componi  poterat*):  scilicet  homines  agrestes  aeremtum 
demmn,  cum  graviter  .commotus  esset,  observabant,  itaque  venti  vel 
turbinis  vocabulo  uti  solebant^).  Hinc  etiam  Cicero  de  Natura  Deor. 
n.  36,  91:  principio  enim  terra  sita  in  media  parte  mundi,  circumfusa 
undique  est  hac  animabUi  spirabüique  natura,  cui  nomen  est  aer, 
Graecum  illud  quidem,  sed  perceptum  tarn  tarnen  usu  a 
nostris.  Eodem  modo  Läüiüs  deerat  vox,  quae  aetherem  significabat, 
itaque  Pacuvius  apud  Ciceronem  L 1.  et  Varronem  de  L.  L.V.  17  [v.  86  Eibb.] : 

Hoc  vide  circum  supraque,  quod  complexu  continet 

Terram: 

Hoc,  quod  memoro,  nostri  coelum,  Graii  perhibent  aethera. 

ita  enim  ille  locus  constituendus,  qui  est  ex  Antiopa*),  idemque  in 
Chryse  [93  Eibb.]  (apud  Varronem  V.  60  et  Nonium  [p.  53  Gerl.  Codi 
ibi:  Plautus  in  Chryse]  y.  adiugare): 

Mater  est  terra:  ea  parit  corpus:  animam  aether  adiugat. 
Sed  aethram  iam  Ennius  dixit  apud  Macrob.  VI.  4, 19  [Ann.  417  V.]: 

interea  fax 
Occidit,  Oceanumque  rubra  tractim  obruit  aethra. 

Quae  cum  ita  sint,  non  ausim  Plauto  vocabulum  aethereus  restituere '). 
Omnino  autem  ea,  quae  poeta  subiungit: 

Atque  tibi  ego  Neptune  ante  alios  deos  gratis  ago  atque  habeo  summas, 


4)  Itaque  idem  Ennius,  cum  quatuor  elementa  vellet  percensere,  dixit  [EpicL 
V.  3  V.]:  Aqua,  terra,  amma  et  sol,  vid.  Varro  de  Re  Rust.  I.  4. 

5)  Eadem  videtur  Eleorum  consuetudo  fuisse,  vid.  Hesych.  TvQßr^aiv.  ^HUTot 
Tov  äiQtt  [t  ^lißitrdv  ä^Qa  ed.  M.  Schmidt],  quod  plane  congruit  cum  Latinorum 
tiMrbine. 

6)  De  his  versibus  [quos  ad  Chrysen  refert  Ribbeckius]  alias  accuratius  dicetur. 
Dlud  addo,  videri  Pacuvianum  etiam  quod  vulgo  Lucretio  vel  Lucilio  tribuitur :  Äethe- 
i-is  et  terrae  genitabüe  quaerere  iempus,  quippe  conversum  ex  Euripideo  versu  [1012. 
Bind.  Sext.  Empir.  p.  539, 15  ed.  Bekk.]:  Ald-^Qa  xoü  yatav  ndvttov  yev^reiQov  «f/Jo». 

7)  Coniiciat  fortasse  aliquis:  lovis  fratri  aeterni,  quemadmodum  Venus  apud 
Virgilium  Aen.  I.  229  lovem  affatur :  o  qtU  res  hommumque  deumque  Aetemis  regis 
imperiis,  et  f ulmine  terres:  verum  hoc  quoque  ab  antiqua  consuetudine  abhorret 
Dlud  tamen  est  notandum,  voce  aeris  Plautum  in  Mostellaria  1.2,31  [112]  usum 
iam  esse. 


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Commentatio  de  Plant!  Trintunmo.  69 

indicare  videntur,  praeter  Neptunum  alios  quoque  deos,  marinos,  ut 
par  est,  appellatos  esse,  itaqne  haec  conied: 

Salipotenti  et  multipotenti  lovis  fratri,  et  Nerei  et  Portumno 
Laetos,  lubens  laudes  ago  gratas,  gratisque  haheo  et  flnctibus  salsis. 

Neptuni  nomen  ut  adiiceretur  nihil  necesse,  nam  satis  superque  intel- 
ligitur,  quis  sit  salipotens  deus  lovis  frater.  Nereus  autem  (Nerei  vel 
Neri  cur  scribendum  potius  sit,  quam  Nereo  facile  apparet)  haud  dubie 
etiamaPhilemone  fiiit  commemoratus;  Portumnum  autem  sivePortunimi, 
qui  etiam  a  Cicerone  de  Nat.  Deor.  11.  26,  66  cum  Neptuno  iungitur, 
Plautus  ipse  addidit;  Philemon  fortasse  Palaemonem  nominaverat 

vm. 

V.  1028  [IV.  3,  21]. 

Utinam  veteres  veterum  mores,  veteres  parsimoniae 
Potius  in  maiore  honore  hie  essent,  qnam  mores  mali. 

XIV  Veteres  veterum  fnores  Kitschelius  edidit,  libri  veteres  homines  vel  veteres 
mores y  ut  desperandum  prope  sit,  an  satis  certa  coniectura  hie  versus 
restitui  possit.  Altere  versu  libri:  Potius  maiori  honoiH  hic^  in  qua 
lectione,  sicut  etiam  in  coniecturis  hominum  doctorum,  displicet  maiori 
ad  honorem  relatum,  cum  Stasimus  dicere  debeat,  nunc  nullo  in  honore 
esse  veteres  mores.    Equidem  aliquando  haec  tentavi: 

ütinam  hominüms  veteres  mores,  veteres  parsimoniae 
Maiorum  potius  in  honore  hie  essent,  quam  mores  mali. 

IX. 

V.  1087  [IV.  3,  80]. 

Ego  miser  sommis  periclis  snm  per  maria  maxima 
Vectus,  capitali  periclo  per  praedones  plurimos 
Me  servavi,  salvos  redii:  nunc  hie  disperii  miser. 

Sic  Ritschelius  edidit  Carapmanni  fere  rationem  secutus,  nam  libri 
miserum  meis  periculis  vel  miser  meis  periculis  exhibent  DiJBBcilior 
et  satis  dubia  correctio  in  his  locis  est,  ubi  caremus  Ambrosiano;  sed 
hoc  quidem  certum  est,  periculis  adiectum  esse  a  librario,  ut  sententiam 
nna  cum  versus  numero  restitueret.     Coniicio: 

Ego  miser  meis  cierumnis:  sum  per  maria  maxima 
Vectus  capitali  periclo,  per  praedones  plurimos 
Me  servavi.  salvos  redii:  nunc  hie  disperii  miser. 

Com  in  libris  antiquis  inverso  ordine  ut  fieri  seiet  apud  Plautum 
miser  erumnis  meis  scriptum  esset,  &cile  intelliges,  quo  modo  labes 


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70  Zur  Kritik  des  Piautas. 

latius  progressa  sii     Cum  structura  autem  hac  compares  Terentianum 
illud  in  Eunucho  V.  2,  7  [846] :  ita  miserrimus  Fui  fugüando. 

X. 

V.  1125  [V.  2,  1]: 
Neque  fuit  neque  erit  neque  esse  quemquam  hominem  in  terra  dum  arbitror, 
in  terra  dum  Eitschelius  pro  interdum  ex  Camerarii  coniectura  edidit, 
sed  dubitat  ipse,  an  satls  sit  PlautinunL  Fortasse  inventum  scribendum 
est,  quemadmodum  supra  v.  455  [11.4,  54]:  nam  iUum  tibi  Ferentarium 
esse  amicum  inventum  intdligo,  Terentius  Eunucho  V.  8,  6  [1036]: 
Scis  Pamphtlam  meam  inventam  civem,  et  sie  saepe  apud  comicos. 

XI. 

V.  1174  [V.  2,  50]. 

Aperite  hoc,  aperite  propere  et  Lesbonicum,  si  domist, 
Evocate:  ita  subitumst,  propere  quod  eum  conventum  volo. 

Cum  libri  omnes  foras  evoccUe:  ita  subito  est  exhibeant,   coniicias 
scribendimi  esse: 

Evocate  foras,  ita  subito  et  propere  eum  conventum  volo. 
Confer  Curcul.  11.  3,  4   [283]:    Ita  nunc   subito   et  propere   et  celere 
obiectumst  mihi  negotium. 

Scr.  in  academia  Marburgensi  die  XXV.  m.  lunii  MDCCCXLIX. 


IV. 

Znr  Kritik  des  Plautus*)  215 

Hr.  Kitschi  hat  in  Bd.  VII.  Heft  4  des  Rheinischen  Museiuns 
einige  Punkte,  in  welchen  ich  von  ihm  abweichender  Ansicht  bin, 
genauer  besprochen:  die  Form,  in  welcher  derselbe  polemisirt,  ist  mir 
gleichgültig,  ich  hätte  aber  gewünscht,  dafs  er  jene  Art  von  Polemik, 
die  nachgerade  zum  grofsen  Gewinn  -der  Wissenschaft  aufeer  Gebrauch  zu 
kommen  pflegt,  wo  man  dem  Gegner  Ansichten  unterschiebt,  an  die  er  nie 
gedacht  hat,  unterlassen  hätte.  Als  Probe  diene  S.  597  [Opusc.  11. 597]: 
es  gehört  ja  gar  nicht  zum  Wesen  der  Synizese,  dafs  der  eine  Vocal 
consonantische  Natur  annehme,  und[  Synizesen^  bei  denen  das  nicht 
einmal  möglich  trf,  hat  ja  doch  Plautus,  d.  A.  die  Umgangssprache  in 


*)  [Zeitschrift   für  die  Alterthumswissensohaft.    Herausgegeben  von  Dr.  Th. 
Bergk  und  Dr.  J.  Caesar.    K.  Jahrg.  1851.  Nr.  27  —  29.] 


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Zur  Kritik  des  Plantuß.  71 

Menge.  Oder  tvird  Bergh  glauben ,  daß  man  das  einsylhige  puer  wie 
pver  gesprochen  habe?  und  tuam  wie  tvam  oder  gar  fuit  wie  fvit? 
kann  er  auch  nur  glauben,  dafs  in  meam^  deos  das  e  consonantisch 
gdaiUet  habe?  Gegen  solche  Vorwürfe  werde  ich  kein  Wort  verlieren, 
sondern  mich  nur  an  das  Thatsächliche  halten. 

Es  ist  vorzüglich  ein  prindpieller  Gegensatz,  der  uns  scheidet 
Hr.  B.  hält  an  der  weit  verbreiteten  Ansicht  fest,  dafs  die  römischen 
Dichter  seit  Einführung  des  Hexameters  wesentlich  unter  griechischem 
Einflufs  stehend  sich  zahlreiche  Neuerungen  erlaubt  haben  und  daher 
durch  eine  weite  Kluft  von  den  volksthümlichen  Dichtem,  wie  eben 
den  Komikern  Plautus  und  Terenz,  geschieden  sind.  Dafs  die  Ein- 
fahrang  des  Hexameters  für  die  römische  PoesiQ  epochemachend  ist, 
habe  ich  nie  verkannt,  aber  man  darf  nicht  glauben,  dafe  jene  Dichter 
in  rein  willkürlicher  Weise  sich  Neuerungen  gestattet,  mit  der  Sprache 
nach  Belieben  geschaltet  hätten :  ich  behaupte  im  Gegentheil,  dafs  das 
Meiste,  was  uns  bei  jenen  angeblich  grädsirenden  Dichtem  Abweichendes 
enigegentritt,  dennoch  dem  römischen  Sprachgeiste  angemessen  ist,  da 
Vieles,  was  uns  auf  den  ersten  Anblick  als  Neuerung  erscheint,  viel- 
mehr uraltes  Gut  der  Sprache  war.  Daher  kann  ich  auch  einen  so 
schroffen  Gegensatz  zwischen  den  Konukem  und  jenen  sogenannten 
gelehrten  Dichtem  nicht  zugeben,  wie  ihn  Hr.  B.  wenigstens  tiheoretisch 
2i6aQ|nimmt;  denn  in  der  Praxis  macht  sich  schon  eine  unbefangenere 
Ansicht  geltend;  dafs  Unterschiede  stattfinden,  wie  sie  schon  in  der 
Verschiedenheit  der  Form  wie  des  Inhaltes,  der  Zeit  und  selbst  des 
individuellen  Geschmackes  begründet  sind,  habe  ich  nie  geleugnet, 
aber  man  hüte  sich  vor  Schlüssen,  wie:  weil  Lucrejs  diese  Form 
braucht,  ist  sie  für  Plautus  unzulässige) 


1)  Gar  vieles  ist  man  gewohnt  als  licenz  oder  Neuerung  der  Dichter  zu 
betrachten,  was  doch  vielmehr  der  Sprache  des  gemeinen  Lebend  angehört,  so  finden 
wir  z.  B.  in  der  sogenannten  Lex  Thoria  [C.  L  L.  I.  200, 14  imd  25  p.  80]  tugra  statt 
iugera,  in  dem  Senatusconsultum  de  Bacch.  [C.  I.  L.  I.  196,  6]  senatorhus  neben 
senatorUnM,  nicht  Schreibfehler,  sondern  volksthümiiche  Aussprache;  ebendaselbst 
oimwarsei.  Man  darf  daher  auch  Lucrez  nicht  tadeln,  wenn  er  tmversum  Cunorsum) 
sagt,  was  durchaus  nicht  dem  Sprachgeist  zuwider  ist,  und  Ennius  durfte  recht 
gut  das  wenn  auch  nicht  ganz  gleiche  capHibus  für  capitünis  [Trag.  445  V.]  gebrau- 
chen. —  Wie  viel  oder  wie  wenig  davon  der  einzelne  Dichter  sich  angeeignet  hat 
zu  bestimmen,  wird  stets  eine  mifsliche  Sache  sein,  und  man  hat  sich  hier  mehr 
wie  anderwärts  vor  Machtsprüchen  zu  hüten.  Lachmann  behauptet  z.  B.,  die  Ver- 
lifaDgenmg  des  qtte  habe  zuerst  Yirgil  sich  gestattet,  mit  welchem  Recht  zeigt  der 
VeiB  des  Attius  bei  Festus  p.  146:  Colones  famulique  metaUique  cacuHaeque.  Hr. 
Ritschi  sagt,  die  Schreibart  agidum  für  agedum  (age  dum)  sei  nicht  nachweisbar, 
äe  findet  sich  aber  im  B  Trin.  v.  369  [11.  2, 88]. 


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72  Zur  Kritik  des  Plautus. 


L    V  Consonant  und  Yoeal. 

Schon  die  lateinische  Orthographie  beweist,  dafs  der  Consonant  v 
von  dem  Vocale  u  nicht  streng  geschieden  war,  da  sie  fiir  beide 
Elemente  nur  ein  Zeichen  besitzt,  und  eine  genauere  Betrachtung  zahl- 
reicher sprachlicher  Erscheinungen  zeigt  das  fortwährende  Schwanken: 
natürlich  hat  sich  in  den  einzelnen  Worten  meist  eine  bestimmte 
Form  fixirt;  aber  die  Dichter  haben  von  dem  unveräuf serlichen  Eechte 
Gebrauch  gemacht,  je  nach  Bedürfiiifs  auch  mit  den  Formen  zu 
wechseln.  Ob  in  dem  einzelnen  Falle  der  Consonant  oder  der  Vocal 
das  Ursprüngliche  ist,  lässt  sich  oft  nur  schwer  ermitteln,  doch  ist 
im  allgemeinen  fest  zu  halten ,  dafs  der  Consonant  v  viel  häufiger  in 
den  Vocal  u  übergegangen,  als  w  in  v  verwandelt  worden  ist. 

Hr.  R.  tadelt  mich  S.  387  ff.  [Opusc.  n.  581  ff.],  dafe  ich  im 
Mil.  Glor.  V.  551  [IL  6,  70]  zu  lesen  vorschlage: 

Nam  ex  tino  puteo  similior  nunquam  potis 

Aqua  aeque  sumi  quam  haeo  est  atque  ista  hospita. 

worauf  auch  die  Lesart  des  Ambros.  deutlich  führt,  während  Hr.  R 
Aqua  aqicat  geschrieben  hat.  Lizwischen  hat  auch  Hr.  Fleckeisen  in 
seiner  später  erschienenen  Ausgabe  ganz  dieselbe  Verbesserung  gemacht. 
Hr.  R.  tadelt  daran,  dafs  an  dieser  Stelle  des  Verses  aqua  fast  unhör- 
bar verschwinde,  als  ob  in  Hr.  R's.  Lesart,  wo  das  aqua  seinen  Platz 
noch  mit  dem  folgenden  aquai  theilen  mufs,  dies  nicht  in  erhöhtem 
Mafse  stattfände.  Hr.  R.  behauptet  aber  auch,  dafs  die  Stelle  dann 
gar  keinen  Gedanken  gebe,  indem  jeder  Vergleichungspunkt  für 
similior  fehle.  Dies  wäre  allerdings  ein  triftiger  Grund,  aber  ich 
fürchte,  Hr.  R.  urtheilt  zu  rasch,  verleitet  durch  die  scheinbare  Aehn- 
lichkeit  der  Parallelstelle  der  Menächmen  1089  [V.  9,  30]: 

Neque  aqua  aquae  neque  lacte  est  lacti,  crede  milii,  usquam  similius, 
Quam  hie  toist  tuque  huins  autem. 

Hr.  R.  hat  hier  die  Worte  ex  uno  puteo  ganz  übersehen:  in  der 
einen  Stelle  sagt  Plautus:  Wasser  kann  dem  Wasser  nicht  ähnlicher 
sein,  als  du  diesem,  an  der  andern  Stelle:  Wasser y  was  man  aus 
demselben  Brunnen  schöpft,  kann  nicht  ähnlicher  sein,  als  diese  hier 
u/nd  jene  Fremde,  Ich  sehe  hier  nichts  Unlogisches :  dafs  das  Wasser 
mit  sich  selbst  verglichen  wird,  liegt  auf  der  Hand,  da  eben  t*nö 
puteo  vorausgeht.  Die  pleonastische  Verbindung  von  a>eque  mit  dem  218 
Comparativ  ist  schon  früher  gerechtfertigt.  Ich  habe  aber  zugleich  als 
Möglichkeit  zugegeben,  dafs  auch  aqua  aquae  sich  vertheidigen  lasse, 
sofern  man  nur  aquas  dreisylbig  spreche.  Wie  ich  bei  jener  Lesart 
aeque  Hm.  Fleckeisen  auf  meiner  Seite  habe,  so  hier  die  gewichtvolle 


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V  Consonant  und  Vocal.  73 


Autorität  Lachmanns,  die  Hr.  R  doch  selbst  gebührend  anzuerkennen 
scheint,  da  er  an  derselben  Stelle  [Opusc.  11.599 f.]  sagt:  ich  denke  nickt, 
dafsBergJc  etwa  reliquus  für  sich  anfuhren  wird,  worüber  nach  Lach- 
mann  Nichts  mehr  himsuzusetzen  ist.  Aber  gewundert  hat  es  mich,  dafs 
Hr.  R.  Lachmanns  Ansicht  über  aqua,  von  dem  doch  es  sich  gerade 
handelt ,  völlig  ignorirt.  Ich  sage  [Opusc.  I.  34] :  loie  auch  hei  Lucrez 
aquae  dreisylhig  gebraucht  mrd ,  verglVL868:  Quae  calidum  faciunt 
aqtiae  factum  atquevaporem,  wo  lati eis  Interpolation  ist.  Dies  tadelt 
Hr.  R.,  aber  Hr.  R.  glaubt  doch  gewiss  nicht,  dafs  stets  das  leichter 
verständliche  Wort  (hier  aquae)  Glossem,  das  schwerere  (laticis)  das 
Aechte  sei.  Lachmann  urtheilt  aber  ganz  so,  wie  ich:  Aquae  legen- 
dum  esse  dixi  ad  v,  552.  Dort  steUt  Lachmann  ebenso  wie  v.  1072 
die  dreisylbige  Form  mit  Hülfe  der  Handschrift  her  und  bemerkt 
über  imsere  SteUe:  sed  praestat  aniiquo  grammatico  fidem  habere, 
quem  Beda  secutus  de  metris  p.  2375  versum  huius  libri  868  ita  scriptum 
ezhibet:  QtMC  calidum  faciunt  aquae  factum,  Hr.  R.  tadelt,  dafs  ich  auf 
Bedas  Autorität  hin  aqüae  schreiben  wolle:  Lachmann  sagt  sehr  ver- 
ständig: Beda  anfiquum  grammaficum  secutus  y  und  die  Quelle  läfst  sich 
vielleicht  noch  nachweisen.  Ich  habe  mir  vor  vielen  Jahren  notirt,  dafs 
Priscian  bei  Sinner  Catal.  Codd.  Bern.  S.  623  ebenfalls  aquae  aus 
dieser  Stelle  des  Lucrez  anführt  und  gerade  wie  dieser  die  erste  Sylbe 
verlängern  will  (acquae);  ich  hätte  dieses  Citat  meiner  Bemerkung 
hinzugefugt,  ich  war  aber  damals  so  wenig  als  jetzt  im  Stande,  das 
Buch  von  Sinner  selbst  einzusehen. 

Nun  führt  aber  Lachmann  an  jener  SteUe  weiter  aus,  dafs  auch 
die  scenischen  Dichter  diese  Form  angewendet  haben,  indem  er  sie 
nicht  nur  bei  einem  Tragiker  imd  bei  Titinius,  sondern  auch  zweimal 
bei  Plautus  im  Truculentus  II.  7,  13  [564]  und  im  Miles  H.  6,  71  [552], 
also  an  derselben  Stelle,  wie  ich,  anerkennt;  Hm.  R's.  Tadel  trifft 
also  auch  Lachmann  in  ganz  gleichem  Mafse. 

Hr.  R  sagt  auf  S.  598  [Opusc.  IL  598] :  es  würde  ein  schwer  zu  ent- 
schuldigender ^  wie  leicht  zu  vermeidender  Irrthum  sein,  entweder  Verhär- 
tungen wie  genva,  tenvia^  oder  Diäresen ^  une  dissolüo,  silUae, 
-19  söat?i5,  süefus  aus  den  daktylischen  Dichtem  auf  den  Plautus  zu 
übertragen:  denn  dafs  die  Plautinischen  Formen  larUa  und  milUos 
milUinus  vielmehr  die  ursprünglichen  sind,  larva  und  milvos  erst  das 
Spätere,  leidet  wohl  keinen  Zweifel,  Nach  Hm.  R's.  Ansicht  sind  jene 
Formen  Neuerungen,  welche  sich  die  epischen  Dichter  dem  metrischen 
Zwange  weichend  erlaubten:  die  Belege  sind  aber  nicht  glücklich  ge- 
wählt, denn  z.  B.  tenuis  ist  eine  Erweichung  der  ursprünglichen  Form 
ten-vis,  was  gebildet  ist,  wie  sua-vis,  bre-vis,  le-vis,  ci-vis  u.  s.  w., 


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74  Zur  Kritik  des  Plautus. 


der  Epiker  also,  der  tenvia  gebrauchte,  gestattete  sich  keine  Neuerung, 
er  wandte  nur  die  ursprüngliche  Form  an,  die  dem  Versmafse  gerade 
zusagte.  Aehnlich,  nur  in  umgekehrter  Weise,  verhält  es  sich  mit 
dissoluo,  auch  dies  ist  keine  Auflösung,  welche  die  daktylischen 
Dichter  einführten,  sondern  die  ächte,  alte  Form,  welche  im  gewöhn- 
lichen Leben  sich  zu  dissolvo  verhärtete;  denn  solvo  ist  selbst  schon 
Compositum  se-luo.  Nach  Hm.  R's.  Argumentation  wären  dies  also 
gerade  Plautinische  Formen,  und  theoretisch  steht  nichts  im  Wege, 
ich  bin  aber  weit  davon  entfernt,  so  ohne  weiteres  sie  dem  Komiker 
aufdringen  zu  wollen.  Was  die  Behauptung  über  larva  und  müvus 
betrifft,  so  wage  ich  darüber  nicht  zu  urtheUen,  weil  mir  die  Etymo- 
logie von  müvus  gänzlich  unbekannt  (auch  die  Schreibart  schwankt), 
das  VerhSltnifs  von  larva  lärua  zu  lar  läris  noch  nicht  recht  klar 
ist:  es  wäre  aber  nicht  zu  billigen,  daraus,  dafs  die  dreisylbigen 
Formen  sich  bei  Plautus  finden,  sie  für  die  älteren  zu  erklären, 
so  wenig  wie  tenvia  und  dissoluo  jüngeren  Ursprungs  sind,  weil  sie 
bei  Dichtem  der  Augusteischen  Zeit  sich  finden. 

In  der  Aussprache  des  Lebens  ist  überhaupt  der  Unterschied 
zwischen  consonantischer  und  vocalischer  Aussprache  gar  nicht  so 
schroff,  als  wir  buchgelehrten  Philologen,  verleitet  durch  die  Poesie, 
die  allerdings  grössere  Bestimmtheit  der  Sylben  erheischt,  meinen;  in 
der  Wirklichkeit  mochte  es  nicht  leicht  sein,  so  bestimmt  zu  sagen, 
ob  man  z.  B.  in  duellum  mehr  den  Vocal  oder  den  Consonanten  höre. 
Wenn  Plautus  also  aqua  dreisylbig  brauchte,  so  wäre  dies  weder  so 
unerhört,  noch  so  unmöglich,  wie  Hr.  R.  meint:  übrigens  selbst  die 
Aussprache  oc^tta,  welche  Beda  (Priscian)  empfehlen,  aber  Lachmann 
verwirft,  dürfte  nicht  so  entschieden  zu  mifsbilligen  sein:  es  war  dies 
ofienbar  in  späterer  Zeit  die  Aussprache  des  gewöhnlichen  Lebens, 
daher  sie  von  den  Grammatikemi  als  Barbarismus  bezeichnet  wird, 
und  sich  im  Italienischen  erhalten  hat:  aber  Vieles,  was  in  jenen 
letzten  Jahrhunderten  aus  der  lingua  rustica  sich  in  die  Schrift- 
sprache eindrängt  und  in  die  neueren  romanischen  Sprachen  übergeht, 
ist  nicht  ohne  weiteres  als  Barbarismus  zu  betrachten,  sondemi  beruht 
auf  uralter,  volksthümlicher  Redeweise.  —  Nicht  hieher  gehört  natür- 
lich puer;  denn  hier  ist  vielmehr  eine  Contraction  anzimehmen,  und 
pur  zu  sprechen  (vergl.  pusus  [ap.  Varr.  de  L.  L.  VII.  28])  oder  auch 
por  (wie  in  Marcipor^  Quintipor).  Warum  übrigens  hier  die  Contrac- 
tion auf  den  Nom.  Sing,  zu  beschränken  sei,  wie  Hr.  R.  will,  sehe  ich 
nicht  recht  ein:  man  kann  nur  sagen,  die  meisten  Stellen  sind  |  so  220 
beschaffen,  dafe  metrisch  ebensowohl  pt^ri,  puero  u.  s.  w.  dreisylbig, 
als  auch  zweisylbig  gesprochen  werden  kann;  aber  da,  wo  ein  Proce- 


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I  (Konsonant  und  Vocal.  75 


leusmaticas  entsteht,  würde  ich  wenigstens  keinen  Anstand  nehmen, 
auch  in  pueri  u.  s.  w.  die  Contraction  anzuerkennen. 

n.    I  Consonant  und  Yoeal. 

Wie  mit  v  so  verhält  es  sich  mit  i,  was  ganz  dieselbe  Doppel- 
natur  hat  Auch  hierüber  findet  sich  bei  Hm.  R.  Vieles,  was  ich 
nicht  billigen  kann.  Ich  habe  mich  des  Fehlers  der  Insubordination 
schuldig  gemacht,  indem  ich  im  Trinummus  die  handschriftliche  Lesart  otio 
captus  gegen  die  Aenderung  otio  aptus  in  Schutz  nehme,  denn  Hr.  B.  hat 
in  den  Proleg.  [p.  CLXI]  behauptet,  dafs  eine  solche  Synizese  bei  Plautus 
nur  in  Octonaren,  Anapaesten  u.  s.  w.  zulässig  sei.  Ich  habe  darauf 
erwiedert,  es  sei  dies  eine  Freiheit,  welche  sich  die  Dichter  in  jedem 
Tersmafee  gestatten,  aber  eben  weil  es  eine  Freiheit  sei,  komme  sie 
in  den  gewöhnlichen  Versmafsen  des  Dialogs  selten  vor,  häufiger  in 
den  Cantids,  und  ich  nehme  kein  Wort  von  dieser  Behauptung  zurück. 
Auch  bei  i  ist  es  nicht  leicht  immer  mit  Bestinmitheit  zu  sagen,  ob 
die  consonantische  oder  die  vocalische  Geltung  die  ursprüngliche  ist: 
doch  ist  im  Ganzen  auch  hier  meist  der  Vocal  aus  dem  Consonanten 
herrorgegangen,  selten  umgekehrt  Die  lateinische  Sprache  hat  zwar 
nidit  so  entschiedene  Abneigung  gegen  den  Consonanten  i  wie  die 
griechische*),  aber  sie  neigt  doch  ebenfalls  zu  der  weicheren  vocali- 
schen  Aussprache  hin.  Die  Dichter,  indem  sie  öfter  die  härtere 
consonantische  Pronuntiation  festhalten,  thun  dies  freilich  mit  Bück- 
sicht auf  den  Vers,  aber  es  ist  dies  doch  in  der  Begel  nur  eine 
Rückkehr  zu  der  härteren,  ursprünglichen  Aussprache.  In  gar  manchen 
Mlen  war  es  übrigens  wohl  kaum  möglich  im  Leben  beide  Aus- 
sprachen streng  von  einander  zu  scheiden,  wie  z.B.  in  eins,  maior, 
Pompeitts  und  ähnlichen  Fällen. 

Hr.  R  indem  er  [Opusc.  11.  597]  aljete,  abjäis,  parjetibus  anfährt, 
bemerkt,  das  sei  Wirkung  der  Versnoth ,  damit  habe  man  sich  den  Bau 
des  Hexameters  erleichtert  und  zugleich  eine  gewisse  Feierlichkeit  des 
Tones  gewonnen:  das  erstere  Motiv  ist  richtig,  das  zweite  unzweifel- 
haft falsch;  denn  jene  Dichter  traten  damit  nicht  aus  dem  sprachlichen 
Kreise  des  Lebens  heraus,  dies  beweist  seges,  was  ganz  wie  äbies, 
aries,  paries  u.  s.  w.  gebildet  ist,  wo  aber  j  geradezu  in  g  überging: 
ich  würde  daher,  wenn  es  nöthig  wäre,  auch  keinen  Anstand  nehmen. 


2)  Man  vergL  z.  B.  meditts,   aUus  mit  f^^aaog,  äXXog  (aus  äl-iog,  fii^-iog 
durch  Assimilation  entstanden). 


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76  Zur  Kritik  des  Plautus. 


bei  Plautus  abjete  u.  s.  w.  zulässig  zu  finden,  und  bei  Ennius 
[Trag.  117  V.]  ist  ganz  gewiss  zu  lesen: 

Deformati  atque  abjete  crispa. 

Dafs  aber  solche  Synizesen  auch  dem  Dialog  der  Komödie  nicht  fremd 
sind,  beweist  unter  anderen  Terenz  Andr.  IV.  5, 19  [814]: 

Grandiüscula  iam  profectast  illinc:  cl4mitent 
Eun.  n.  2,  34  [265]:  221 

Viden  otium  et  cibus  quid  facit  alienus?  sed  ego  cesso. 

also  ganz  analog  der  von  mir  vertheidigten  Lesart  im  Trinummus: 
otium  hat  dort  auch  der  Bembinus  nach  Paemi's  Bericht,  nicht  ossum: 
und  gesetzt  auch  der  Codex  lese  so,  so  würde  dadurch  nur  die  Aus- 
sprache bezeichnet  Nämlich  t  bei  nachfolgendem  i  ward  weder  so 
hart,  wie  man  gewöhnlich  glaubt,  noch  auch,  wie  jetzt  geschieht,  wie 
U  ausgesprochen,  sondern  mehr  dem  s  ähnlich,  (ganz  so  wie  im 
Griechischen  Tcloijaiog  aus  Ttlotrog  u.  s.  w.  gebildet  wird),  also  ostum 
und  auch  zweisylbig  osjumj  was  dann  fast  wie  ein  assimilirtes  ossutn 
klingen  mochte.  So  geht  auch  sonst  ein  Zungenbuchstabe  mit  darauf- 
folgendem i  in  5  über,  so  z.  B.  in  Saturnus  für  Diatumtis  (d.  L 
Ditdurfius)  ^)  ^  so  steht  lessus  'Todtenklage'  für  let-ius  von  letmn, 
pessum  ist  das  griechische  nediov,  u.  s.  w.  Hr.  E.  wird  mir  einwenden, 
was  er  S.  596  [Op.  11.  596]  bemerkt,  es  handle  sich  für  unsere  Frage 
ganz  und  gar  nicht  um  die  Fähigkeit  des  i  in  der  Wortbildung  in  j 
überzugehen,  sondern  in  fertig  gebildeten  Worten  wie  j  gesprochen  zu 
werden.  Hr.  R.  scheint  ganz  vergessen  zu  haben,  dafs  er  dies  selbst 
nie  bezweifelt  hat,  dafs  er  z.  B.  ein  zweisylbiges  otium,  ßio  u.  s.  w. 
in  Octonaren,  Anapaesten,  u.  s.  w.  bei  Plautus  anerkennt,  aber  es  ist 
ihm  dies  eine  Eigenthümlichkeit ,  die  aufserhcdb  der  Sprache  des 
Lebens  liegt,  es  ist  dies  poetisirende  Latinität  die  mit  der  versißcirten 
Umgangssprache  des  Dialoges  nichts  zu  schaffen  hat  Dieser  Behaup- 
tung gegenüber  berufe  ich  mich  auf  die  lateinische  Lautlehre,  welche 
deutlich  zeigt,  dafs  wir  es  hier  nicht  mit  einer  Neuerung  zu  thun 
haben,  welche,  wie  Hr.  R  annimmt,  Plautus  zuerst  in  den  Cantids, 
dann  die  graecisirenden  Dichter  anwendeten,  sondern  dafs  diese  Aus- 
sprache im  Charakter  der  Sprache  selbst  begründet  ist,  also  auch  kein 


3)  Im  Aolaut  fällt  sonst  auch  d  vor  i  ganz  weg,  wie  in  lovis  für  Diom, 
lanus  für  DianuSy  luturna  für  dtuturna  (weil  der  Quell  nicht  versiegte). 
Saturnus,  la/ntis,  lovis  sind  nur  lautlich  verschiedene  Formen  für  den  Namen 
desselben  höchsten  Gottes. 


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1  Consonant  Und  Vocal.  77 


Grund  vorliegt,  sie  dem  Dialog  völlig  abzusprechen.  —  Andere  Bei- 
spiele sind  zweifelhaft,  wie  glaria  Adelphi  V,  3,  28  [814],  grcUia  Hec. 
T.  2,  32  [798],  ebenso  Pacuvius  Dulorestes  [119.  120  Kibb.],  wo  wohl 
zu  schreiben  ist: 

Hicdne  is  est,  quem  fama  Grata  ante  omnes  nobilitat  vires. 
Diese  Bemerkungen  mögen  vorläufig  genügen,  ich  wiU  nur  erinnern, 
dafs  man  verschiedene  Arten  nicht  mit  einander  verwechseln  darf, 
wenn  man  auch  im  einzelnen  Falle  oft  schwanken  mag,  welcher  Klasse 
derselbe  zuzutheilen  sei.  1)  Contraction  ist  anzunehmen,  namentlich 
in  allen  Fällen,  wo  ein  i  unmittelbar  darauf  folgt,  also  gratiis  —  gratis, 
so  gut  wie  iis,  diis  in  is,  dis  übergeht,  und  so  wird  man  auch 
prodiis  wo  es  zweisylbig,  connubiis  wo  es  dreisylbig  zu  sprechen  ist, 
betrachten  müssen,  und  dies  ist  auch  Lachmanns  Ansicht,  der  die 
Analogie  des  Genit.  Sing,  anführt.  Dagegen  darf  man  Beispiele  wie 
scibam,  audibam  iL  s.  w.  nicht  hieherziehen,  denn  dies  ist  überhaupt 
222  die  ursprüngliche  |  Form,  die  erst  allmählig  von  sciebam  etc.  verdrängt 
ward.  2)  wird  i  zum  Consonanten,  wie  in  otium,  principium,  con- 
nubium^)^  fUius,  avium  u.  s.  w.  3)  wird  i  gänzlich  unterdrückt,  wie 
z.  B.  in  omnia,  omnium  (wo  Hr.  R  gewifs  mit  Unrecht  die  erste 
Sylbe  verkürzen  will)  u.  s.  w.  In  einzelnen  Fällen  kann  man 
schwanken,  ob  i  wie  j  auszusprechen  oder  auszustossen  sei,  z.  B. 
vindeniiatoTj  ebenso  in  grandiitöcula,  wo  für  Unterdrückung  des  i  sich 
minor  anführen  lälst.  —  Davon  sind  4)  zu  scheiden  die  Fälle,  wo  in 
der  Sprache  selbst  doppelte  Formen  sich  vorfinden,  z.  B.  civitatum 
mag  man,  wo  es  das  Metrum  verlangt,  schreiben,  nicht  civiUdium, 
ebenso  orundtts  und  evena^  die  primitiven  Formen  statt  der  später 
gebräuchlichen  Formen  ariundus,  eveniat.  Ebenso  bei  Ennius  [Ann.  99  V.] 
Äuspicio  regni  stabilita  scamna  solumque  d.  L  solium.  Einzelnes  wird 
immer  streitig  bleiben,  wie  ob  Lavinaqtie  oder  Laviniaque  bei  Virgil 
[Aen.  I.  2]  zuschreiben  sei.  —  Bei  andern  Fällen  kann  man  zweifelhaft 
sein,  ob  sie  überhaupt  hieher  gehören,  z.  B.  fhudius  (nundias)  kann 
man  durch  Abwerfung  des  s  dem  Verse  gerecht  machen,  aber  wer  es 
zu  Nr.  3  ziehen  will,  kann  sich  auf  dudum,  dum  berufen,  ein  anderer 
wird  vielleicht  nudjus  zu  sprechen  vorziehen.  Ebenso  kann  man  in 
Betreff  von  prius  zweifelhaft  sein;  für  den  Abfall  des  s  scheint  Ennius 
[Alm.  228  V.]  zu  sprechen: 

In  somnis  vidit  priu*  quam  sam  discere  coepit 


4)  Dafs  in  verschiedenen  Casibus  desselben  Wortes  verschiedene  Aussprache 
stattfand,  wird  man  nicht  befremdüch  finden.  Will  doch  anch  Hr.  R.,  falls  ich 
ilin  richtig  verstehe,  fiJjus,  aber  filio  lesen. 


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78  Zur  Kritik  des  Plautus. 


m.    Mihi  und  mL 

Die  Differenz  unserer  Ansichten  zeigt  sicli  auch  in  Betreff  der 
Formen  mi  und  mihi,  und  weil  Hr.  R  hier  [Opusc.  ü.  588  fif.]  seine  An- 
sichten im  Zusammenhange  darlegt,  will  ich  dabei  etwas  länger  verweilen. 
Ich  habe  nie  den  Werth  der  Observation  verkannt,  allein  eine  Methode,  die 
zwar  die  Erscheinungen  der  Sprache  sorgfältig  beobachtet,  aber  darauf 
verzichtet,  den  inneren  Grund  der  Erscheinungen  zu  erkennen,  wird 
leicht  auf  bedenkliche  Abwege  fuhren.  Hr.  R.  sucht  zwar  im  vor- 
liegenden Falle  mit  dialektischer  Gewandtheit  die  Regel  zu  rechtfertigen, 
aber  die  Schwäche  der  Sache  tritt  darum  nur  desto  deutlicher  an  den 
Tag.  —  Hermann  hatte  die  erstere  Form  (mi)  den  lateinischen 
Komikern  und  Tragikern  nur  vor  Yocalen  gestattet,  Hr.  R.  stimmt 
im  allgemeinen  bei,  modificirt  aber  die  Ansicht  dahin,  daGs  mi  vor 
lOonsonanten  auch  in  derThesis  gebräuchlich» sei,  dagegen  niemals  in 
der  Arsis,  weil  es  dort  cUs  Abweichung  von  der  Sprache  des  gewöhn- 
lichen Lebens  zu  scharf  ins  Ohr  gefallen  sein  würde;  ohne  alle  Ein- 
schränkung sei  die  Form  erst  von  Ennius  gebraucht,  eine  solche 
Contraction  habe  der  Sprache  keineswegs  nahe  gelegen,  sie  gehöre  in 
den  Kreis  der  Sprachneuerungen  u.  s.  w.  Femer  heilst  es,  mi  ak 
contrahirte  Form  sei  von  Plautus  da  gebraucht,  wo  es  schon  in  der 
Sprache  \  des  Lebens  selbst  sich  fast  ununterscheidbar  (?)  abzuschleifen  223 
angefangen  habe,  während  der  accerUuirte  Begriff  die  volle  Form  mihi 
bewahrte  ^). 

Hr.  R.  behauptet,  es  habe  für  die  Sprache  gar  nicht  so  nahe 
gelegen  mihi  in  mi  zu  verwandeln  und  hätte  eines  gewissen  Zeit^ 
raums  bedurft.  Das  Letztere  will  ich  zugeben:  aber  mit  der  ersten 
Behauptung  mag  es  Hr.  R.  nicht  so  ernstlich  gemeint  haben ,  giebt  er 
doch  selbst  die  Fähigkeit  der  Sprache  zu,  ein  zwischen  zwei  Vocalen 
stehendes  h  auszuwerfen  und  die  Vocale  zu  contrahiren.  Es  ist  aber 
gerade  die  Abneigung  gegen  Aspiration  ein  charakteristisches  Merkmal 
der  lateinischen  Sprache,  so  steht  für  f  häufig  b,  wie  die  Bildung  der 
Import  und  Fut.  auf  bam  und  bo  zeigt,  ebenso  in  den  Pronominibus 


5)  Unter  accentuirt  versteht  Hr.  R.  doch  wohl  nur  soviel  als  unter  die  Arsis 
fallend;  obwohl  ich  anfangs  glaubte,  Hr.  R.  vergleiche  mi  mit  dem  enklitischen 
giiochischen  fioi,  mihi  mit  if^oi,  eine  Yergleichung,  die  so  plausibel  sie  Manchen 
erscheinen  könnte,  sich  doch  nicht  bewährt.  Dafs  übrigens  mihi  in  manchen 
Fällen  sich  stets  unverändert  behauptet  haben  mag,  wie  z.  B.  in  mihimet,  mih^e, 
ferner  in  Qebetformeln,  wie  wir  sie  bei  C5ato  de  ße  Rustica  lesen,  will  ich  gern  zu- 
geben, und  umgekehrt  leuchtet  ein,  wie  das  contrahirte  mi  in  der  Regel  nur  dann 
völlig  eUdirt  wird,  wo  es  ohne  sonderhche  Bedeutung  ist. 


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TTeber  mihi  und  mi.  79 


und  daher  stammenden  Adverbiis,  wie  tibiy  sibi,  noUSy  vohis,  ibi,  ubi 
(cubi),  oder  f  geht  in  h  über  nicht  nur  im  Anlaut  der  Worte,  wie 
sattsam  bekannt,  (wohin  auch  prehendo  neben  off  endo  ^  manifestus 
gehört),  sondern  auch  in  der  Flexion,  wie  eben  mihi  zeigt.  Wegen 
dieser  Abneigung  kennt  die  ältere  Sprache  ch  und  fh  gar  nicht.  Endlich 
wird  aber  auch  das  A,  nicht  blos  im  Anlaut,  sondern  auch  im  Inlaut 
gänzlich  getilgt,  wo  natürlich  dann  Contraction  der  Vocale  stattfindet, 
die  um  so  leichter  eintrat,  wo  gleiche  Vocale  zusammentreffen,  wie  in 
mhü,  Nahar  (Nar),  prehendo  (praehendo),  vehemens^),  cohors.  Dafs 
nicht  nur  traho,  sondern  auch  veho  (vehens)  u.  s.  w.  sich  besser  be- 
haupten, hat  seinen  Grund  in  dem  Bestreben  der  Sprache,  den  Yocal 
der  Wurzel  möglichst  in  seiner  Integrität  zu  wahren;  übrigens  trait 
ohne  Aspiration  [oder  vielmehr  thrait]  hat  Lachmann  in  Lucrez  [p.  176] 
nachgewiesen.  Der  Einwand,  dafs  bei  consonantisch  auslautenden  Formen 
wie  nihil  solche  Contraction  näher  lag,  als  bei  mihi,  ist  nicht  stichhaltig, 
man  vergl.  nur  nisi  und  ni,  ibi  und  ei(n)y  ubi(cubi)  und  qtwi,  cui. 
Wäre  aber  auch  die  Behauptung  richtig,  so  würde  sie  wenigstens  mit 
Hm.  ß's.  Theorie  nicht  stimmen,  der  ja  grade  die  Contraction  mi  vor 
Consonanten  nicht  gelten  lassen  will,  sondern  sie  zuerst  vor  Vocalen 
eintreten  läfst;  und  somit  müfste  man  die  Contraction  von  nihil  in 
Zweifel  ziehen,  denn  die  Wirkung,  welche  der  Consonant  zwischen 
zwei  Worten  »ausübt,  wird  doch  wohl  noch  entschiedener  innerhalb 
desselben  Wortes  hervortreten. 

H!r.  R  behauptet,  die  Gewohnheit  das  h  auszuwerfen  sei  jüngeren 
Datums,   dies  beweisen  die  im  Plautinischen  Gebrauch  allein  herr- 

^sehenden  Formen  \  vehemens,  prehendere  oder  vielmehr  praehen- 
dere,  praehibere  und  vielleicht  selbst  dehibere.  Hr.  R.  will  damit 
wohl  nur  sagen,  bei  Plautus  wird  vehemens  geschrieben,  aber  ob  nun 
dasselbe  zweisylbig  oder  dreisylbig  zu  sprechen  sei,  wird  sich  nie 
mit  Sicherheit  ermitteln  lassen,  zulässig  ist  die  eine  Aussprache  so  gut 

^  wie  die  andere;  und  ganz  dasselbe  gilt  von  dehibeo  (was  ohnedies  bisher 
nur  an  einer  Stelle  [Trin.  46.  Cf.  Ritschis  Proleg.  p.  CIV]  erscheint)  und 
praehibeo:  denn  dies  beweist  nur,  dafs  Plautus  oder  vielmehr  die  Gram- 
matiker, deren  Recension  unsem  Handschriften  zu  Grunde  liegt,  in 
diesen  Worten  die  etymologisch  richtige  Schreibart  wahrten;  wie  in 
Plautus'  Zeit  die  Worte  ausgesprochen  wurden,  kann  man  daraus  noch 
nicht  folgern,  da  bekanntlich  Veränderungen  der  Aussprache  in  der 
R^l  erst  später  auch  durch  die  Schrift  ausgedrückt  werden.    Sollte  aber 


6)  Vehemens  ist  durchaus  nickt  als  Compositum  von  ve  und  mens  zu  be- 
tiackten,  sondern  eine  Weiterbildung  von  vehens,  wie  das  Subst.  sementis. 


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80  Zur  Kritik  des  tlautus. 


auch  Hr.  R  eine  Stelle  nachweisen  können,  wo  das  Metrum  gebie- 
terisch die  nicht  contrahirten  Fonnen  fordert,  so  beweist  dies  noch 
immer  nichts  für  den  constanten  Gebrauch.  Auch  Plautus  nimmt  sich 
die  Freiheit,  die  allen  Dichtem  gestattet  ist,  unter  mehreren  Formen, 
welche  die  Sprache  bietet,  die  dem  Metrum  convenirende  zu  wählen 
und  damit  nach  Bedürfhifs  zu  wechseln;  dafür  bietet  eben  prehendo 
einen  deutlichen  Beleg;  allerdings  kommt  die  nicht  contrahirte  Form 
bei  Plautus  vor,  aber  sehr  befremdlich  ist  mir  gewesen,  dafs  Hr.  R. 
sagt,  sie  allein  finde  sich  bei  Plautus;  hat  doch  Hr.  R.  selbst  Bacch. 
V.  696  [17.4,45]  edirt: 

Quam  malum  facilo,  quem  mendaci  pi'endit  manufestum  modo. 

Will  Hr.  R.  diese  Stelle  jetzt  abändern?  oder  spricht  er  nur  davon, 
dafs  die  Orthographie  prehendo  oder  praehendo  überall  anzuwenden 
sei,  sowohl  wo  das  Wort  dreisylbig  als  auch  wo  es  zweisylbig  zu 
sprechen  sei?  Ist  dies  die  Ansicht  von  Hrn.  R,  dann  würde  daraus 
nur  folgen,  dafs  man  auch  mihi  überall . schreiben  müsse,  selbst  da,  wo 
es  einsylbig  ist.    Und  doch  schreibt  Hr.  R.  in  solchem  Falle  überall  mi. 

Aber  freilich  will  Hr.  R.  dies  nur  vor  Vocalen  gelten  lassen. 
Wunderlich  ist  die  Argumentation,  dafs  die  Verschmelzung  des  mihi 
in  mi  mit  darauf  folgendem  Yocal  leichter  und  früher  vor  sich  gegangen 
sei,  als  vor  Consonanten.  Also  in  der  That,  dieser  doppelte  Procefs 
mihi  haec  wäre  einfacher  imd  natürlicher,  als  ut  mihi  rem  narras? 
Diese  Beweisführung  ist  offenbar  nur  der  einmal  angenommenen  Theorie 
zu  Gefallen  ausgesonnen,  und  ich  wage  keck  die  Gegenbehauptung 
aufzustellen:  die  Einsylbigkeit  des  mihi  vor  Vocalen,  die  so  oft  bei 
Plautus  zur  metrischen  Noth wendigkeit  wird,  ist  der  sicherste  Beweis, 
dafs  auch  vor  Consonanten  diese  Aussprache  ganz  geläufig  war,  and 
die  ganze  Beobachtung  Hermanns  thut,  richtig  benutzt  und  gewürdigt, 
das  Gegentheil  dar. 

Nach  Hm.  R.  also  hätten  erst  die  Epiker,  diese  neuerungssüchtigen  ; 
Dichter,  mi  ohne  Unterschied  vor  Vocalen  und  vor  Consonanten, 
in  der  Arsis  und  in  der  Thesis  gebraucht,  ihnen  sei  überhaupt  die 
umsichgreifende  Tilgung  des  h  zuzuschreiben,  die  der  volksthümliche 
Plautus  nicht  kenne.  Aber  dieser  Gegensatz  zwischen  den  volksmälsigen 
Komikern  imd  den  gelehrten  Dichtem,  der  allerdings  in  anderen 
Punkten  anzuerkennen  ist,  ist  hier  gar  nicht  vorhanden;  die  Erscheinung 
ist  im  Charakter  der  Sprache  selbst  begründet;  gerade  das  Volk  im 
täglichen  Verkehr  imd  Leben  liebt  Bequemlichkeit  der  Aussprache, 
verschluckt  Vocale  oder  zieht  sie  zusammen,  stöfst  Consonanten  aus, 
kurz,  macht  sich  die  Worte   mundgerecht;   gerade   bei  einem  volks- 


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Ueber  mihi  und  mi.  81 


mafsigen  Dichter,  wie  Plautus,  werdeu  wir  daher  auch  in  dieser 
Beziehung  ein  ziemlich  treues  Abbild  der  Volksmundart  finden.  Aber 
auch  die  gelehrten  Dichter,  die  ja  nicht  willkürlich  mit  der  Sprache 
schalten  und  walten,  für  welche  die  Sprache  des  Volkes  und  Lebens 
der  nie  versiegende  Quell  ist,  machen  von  diesen  Freiheiten  Gebrauch, 
und  sollten  sie  ja  in  einem  oder  dem  andern  Punkte  weiter  gehen,  so 
verstofsen  sie  doch  nicht  gegen  den  Sprachgeist  Dafs  einzelne  Formen 
ihnen  besonders  zusagten  und  daher  sehr  häufig  angewendet  wurden, 
ist  leicht  erklärlich,  wie  z.  B.  mi  bei  Ennius  nicht  nur  in  den  von 
Hm,  R  angeführten  Beispielen,  sondern  auch  in  dem  Epigramm  auf 
Sdpio  [Nr.m.  10  V.]: 

Mi  soli  ooeli  maxima  porta  patet 

sich  findet.  Die  Belege  für  solche  Freiheiten  aus  dem  Epos  und  ver- 
wandten Dichtarten  sind  also  nicht  ohne  weiteres  als  Neuerungen 
anzusehen,  sie  sind  aber  um  so  wichtiger,  weil  eben  wegen  des  fester 
ausgeprägten  Metrums  über  die  Geltung  der  Form  kein  Zweifel  sein 
kann  und  ebendaher  auch  die  Texte  dieser  Dichter  lange  nicht  so 
zahlreichen  Veränderungen  ausgesetzt  waren,  als  die  des  Plautus  und 
Terenz. 

Wie  diese  Komiker  geschrieben  haben,  wird  sich  nie  ganz 
bestimmt  ermitteln  lassen,  denn  wir  wissen  nie  mit  Sicherheit  anzu- 
geben, ob  die  Schreibart,  welche  unsere  besseren  Handschriften  bieten, 
nicht  erst  von  den  Grammatikern  der  später  herrschenden  Sitte  gemäfs 
conformirt  ward,  die  z.  B.  gerade  hier  mihi,  vehementer,  prehendo 
verlangte ,  während  Plautus  wahrscheinlich  in  allen  Fällen  MTEI  schrieb, 
226  eine  Form,  |  die  man  nach  Bedürfhifs  zweisylbig  (^^  ^  und  '-'  —)  aus- 
sprechen, aber  auch  contrahiren  konnte.  Man  vergl.  die  für  die 
historische  Entwickelung  wichtige  Stelle  des  Quintilian  I.  5,  20:  par- 
cissime  ea  (h)  veteres  usi,  etiam  in  vocaiibus,  cum  oedos  ircos- 
que  dicehant,  diu  deinde  servatum,  ne  consonantibtis  aspiraretur, 
ut  in  Graccis  et  triumpis;  erupit  brevi  tempore  nimius  usus, 
ut  choronae,  chenturiones,  praechones  adhuc  quihusdam  inscri- 
ptionibus  maneant,  qua  de  re  CatuUi  nobile  epigramma  est  In  de 
durat  ad  nos  usque  vehementer  et  comprehendere  et  mihi,  nam 
mehe  quoque  pro  me  apud  antiquos  tragoediarum  praecipue  scriptores 
in  veteribus  libris  invenimus.  Denn  die  Zerdehnung  und  Aspiration 
in  mehe  (eine  Form,  die  auch  dem  Plautus  nicht  fremd  sein  dürfte) 
war  eben  eine  Ausnahme  von  der  älteren  Weise. 

Wie  steht  es  nun  aber  mit  dem  Besultat  von  jener  Beobachtung 
[Op.  n.  588],    dafs  es    unmöglich    Sache    des   Zuftdls  ist,   wenn    eine 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  6 


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82  Zur  Kritik  des  FUutos. 


Anzahl  von  Beispielen,  die  nicht  viel  unter  zweitausend  bleiben ^rd, 
fast  durchgängig  so  beschaffen  ist,  dafs  wo  ein  Consonant  folgt,  mihi 
nöthig  oder  möglich  ist,  wo  mi  nöthig  ist,  ein  Vocal  folgt.  Diese 
Kegel  würde  den  wahren  Sachverhalt  darstellen,  wenn  es  Hm.  R 
gefellen  hätte,  sich  so  auszudrücken:  Wo  auf  den  Dativ  Sing,  von 
ego  ein  consonantisch  anlautendes  Wort  folgt,  da  ist  in  den  meisten 
Fällen  mihi  sowohl  als  mi  möglich,  mi  nur  seltener  nothwendig; 
wo  ein  vocalisch  anlautendes  Wort  folgt,  ist  in  der  Regel  eine  von 
beiden  Formen  nothwendig,  und  zwar  verhaltnifsmäfsig  mi 
häufiger  als  mihi. 

Zuvörderst  ist  bei  dieser  Frage  nicht  aufser  Acht  zu  lassen,  dafs  die 
handschriftliche  Ueberlieferung  entschieden  an  der  Mehrzahl  der  Stellen 
mihi  bietet,  die  Stellen,  wo  alle  Handschriften  mi  darbieten,  sind  gar 
nicht  allzu  häufig,  z.  B.  Trin.  v.  600  und  689  ist  zu  mi,  was  das 
Metrum  empfiehlt,  wenigstens  keine  Variante  bemerkt,  dagegen  findet 
sich  mi  auch  zuweilen  da,  wo  es  nach  Hm.  R.  nicht  stehen  dari^ 
d.  h.  in  der  Arsis  vor  Consonanten,  so  hat  der  A  im  Trin.  v.  53: 
si  quid  mi  malist.  Man  sieht,  mit  handschriftlicher  Autorität  läfst 
sich  die  Streitfrage  nicht  entscheiden. 

Ebensowenig  aber  kann  die  Entscheidung  von  lautlichen  Ein- 
flüssen abhängig  gemacht  werden;  ob  ein  Consonant  oder  Vocal  folgt, 
ist  im  ganzen  indifferent. 

Die  Frage  ist  wesentlich  eine  metrische,  und  kann  nur  auf 
diesem  Wege  ihre  Erledigung  finden.    Das  Metrum  aber  zeigt,  dafs 
theils  mi,  theils  mihi  \  erforderlich  ist,  während  an  andern  Stellen  die  227 
eine  Form  so  gut  wie  die  andere  zulässig  ist. 

Die  zweisylbige  Form  mihi  steht  unzweifelhaft  fest  da,  wo  sie 
am  Ende  des  Verses  den  letzten  Fufs  bildet,  z.  B.  Mil.  61 : 

Hogitabant:  ^hicine  AchiUes  est?'  inquit  mihi, 
dann,  wo  wie  häufig  in  Canticis  die  letzte  Sylbe  verlängert  wird,  das 
Wort  einen  lambus  bUdet,  wie  Trin.  267  [H.  1,  32],  274  [H.  1,  36]: 
'Amor,  amicüs  ynihi  ne  fuas  ünquam. 
E6  mihi  m&gis  lubet  cum  probis. 

obwohl  im  letzteren  Verse  auch  eine  andere  Messung  möglich  wäre. 
In  wie  weit  diese  Verlängerung  auch  in  den  Versen  des  Dialogs 
zulässig  ist,  z.  B.  Trin.  761  [III.  3,  32]:  Mihi  quidem  herde  non  est, 
quod  dem  miduom  bedarf  erst  noch  weiterer  Prüfung. 

Die  einsylbige  Form  mi  ist  dagegen  an  solchen  Stellen  vollkommen 
sicher,  wo  der  Vers  zeigt,  dafs  das  Pronomen  durch  Elision  völlig  mit 
dem  folgenden  Worte  verschmilzt,  keine  selbständige  Sylbe  mehr  bildet, 
wie  Trin.  115  [I.  2,  78],  861  [IV.  2, 19],  910  [IV.  2, 65],  1091  [IV.  3, 84] : 


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tTeber  mild  und  mi. 


Haeo  si  mi  inimicns  esset. 
Minus  placet  mi  haec  hominis  fades. 
Vorsabatur  mi  in  labris  primoribus. 
'Adimit  anirnftm  mi  aegntudo. 

und  SO  an  zahlreichen  Stellen,  allerdings  gewöhnlich  nur  dann,  wenn 
das  Pronomen  ohne  besonderen  Nachdruck  gebraucht  wird.  Dafs  die 
einsylbige  Form  vor  Consonanten  sich  nicht  mit  gleicher  Sicherheit 
scheint  nachweisen  zu  lassen,  liegt  in  der  Natur  der  komischen  Metra, 
wo  nicht  nur  die  Arsis  überall  die  Auflösung  gestattet,  sondern  auch 
die  Thesis  durch  zwei  Kürzen  gebildet  werden  kann.  Vielleicht  gelingt 
es  uns  übrigens  auch  hier,  sichere  Beispiele  zu  ermitteln. 

Tor  Vocalen  findet  sich  aber  auch  das  zweisylbige  mihi  und 
zwar  theils  in  der  Arsis,  wie  Trin.  150  [I.  2, 113],  MiL  Glor.  331 
[IL  3,  60]: 

Thesanrom  demonstrdvit  mihi  in  hisce  aedibns. 

Mihi  ego  Video,  mihi  ego  sapio,  mihi  ego  credo  plürimum. 

Üieils  in  der  Thesis,  wie  Bacch.  735  [IV.  4,  83],  771  [IV.  6,  2],  Trin. 
587  [n.4,  187]: 

Chrysalus  mih\  usque  quaque. 

Snbterfngisse  sie  mihi  hodie  Chrysalum. 

Potissimum  mihi  id  obsit. 

aDerdings  meist  da,  wo  ein  gewisser  Nachdruck  auf  dem  Pronomen 
liegt;  metrisch  könnte  man  z.  B.  an  der  letzten  Stelle  auch  mi  zulassen, 
aber  der  Sinn  spricht  dagegen. 

Vor  Consonanten  findet  sich  der  Dativ.  Sing,  von  ego  entweder 
in  der  Arsis,  oder  der  Thesis,  oder  so,  dafs  er  zwischen  beide 
vertheilt  wird. 

A.  Trin.  53  LI.  2, 15],  181  [I.  2,  144],  729  [HI.  3, 1]: 
Credo  hercle  te  gandere,  si  quid  mihi  malist. 
Neqne  ädeo  hasce  emi  mihi  neqne  usurae  meae. 
Ut  mihi  rem  narras,  Cülicles,  nnllo  modo. 

B.  Trin.  8, 113  p.  2,  76],  632  [IH.  2,  7],  954  [IV.  2, 112]: 
Primüm  mihi  Flantus  nomen  Luxuriae  indidii 

Mihi  commendavit  virginem  gnat4m  suam. 

Qui  mihi  hene  quem  simnlas  facere. 

'An  ille  tam  esset  stultus ,  qui  mihi  mille  nummum  crederet. 

C.  1)  80  dafs  die  letzte  Sylbe  verlängert  wird,  wie  in  den  oben 
angeführten  Fällen. 

228  2)  so  dafs  die  Endsylbe  kurz  bleibt:   allein  die  Fälle,  die  man 

hieher  ziehen  könnte,  sind  meist  sehr  zweifelhaft.  Es  ist  nämlich,  wie 
idi  schon  im  Jahre  1835  in  d.  Z.  £  A.  [p.  946  ff.]  in  der  Recension  von 
Dindorfe  Poetas  Scenici  gezeigt  habe ,  mit  richtigem  Gefühl  vermieden  wor- 
den in  den  gangbaren  Metris  die  Arsis  in  der  "Weise  aufzulösen,  dafs  sie 

6* 


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84  Zur  Kritik  des  Flautus. 


durch  die  kurze  Eudsylbe  und  kurze  Anfangssylbe  zweier  selbständiger 
Worte  gebildet  ward.  Ausnahmen  kommen  jedoch  vor.  —  Trin.  1124 
[V.  1,10]: 

Hae  sonitu  suo  mihi  moram  obiciunt  incommode, 

wo  Hr.  E.,  um  zugleich  den  Hiatus  zu  vermeiden,  moram  mihi  um- 
steUt,  vergl.  Proleg.  CLXX.  Trin.  233  [11.  1,  8]: 

De  hac  re  mihi  satis  hau  hquet 

kann  man  zwar  mihi  8a\tis  abtheilen,  aber  weit  empfehlenswerther  ist 
es,  hier  zumal  in  einem  Ganticum  mihi  zu  verlängern.  Ebensowenig 
wird  man  Bacch.  72  [I.  1,  39] : 

'Ubi  mihi  pro  equo  lectus  detur 
ubi  mi\hi  pro  equo\  lesen  wollen,   sondern  ehör  den  Proceleusmaticus 
zulassen,  oder  wie  Hr.  R  thut  mi  schreiben. 

Was  nun  die  imter  A  und  B  angeführten  Fälle  anbelangt,  so 
ist  meist  die  einsylbige  Form  so  gut  wie  die  zweisylbige  möglich; 
auch  variiren  zum  Theil  die  Handschriften,  z.  B.  Trin.  53  hat  A  wi, 
Trin.  8  haben  AB  mihij  die  übrigen  mi ;  doch  möchte  gerade  in  diesen 
Fällen  die  Gewähr  der  Handschrift  sorgsame  Beachtung  verdienen. 
Im  Allgemeinen  dürfte  die  zweisylbige  Form  den  Vorzug  verdienen, 
sie  verleiht  den  Versen  eine  gewisse  Leichtigkeit,  aber  in  einzelnen 
Fällen  wird  auch  dies  zu  modificiren  sein ;  so  z.  B.  vor  der  regel- 
mäfsigen  Cäsur  wird  sich  die  Contraction  empfehlen,  z.  B.  Bacch.  537 
[TIL6,8]: 

Coena  detui*.    Non  placet  mihi  coena,  quae  bilem  movet 
vergl.  Hm.  E.  selbst  Proleg.  CCLXXVlll.    Doclr  auch  hier  darf  man  nicht 
unbedingte  Consequenz  verlangen,  z.  B.  Eücksiqht  auf  Wohllaut  kann 
mehrfach  hier  die  Contraction  empfehlen,  dort  verwerfen.    Ueber  solche 
Dinge  zu  streiten  wäre  eitel  Thorheit. 

Nun  ist  noch  übrig  über  mihi  im  Proceleusmaticus  zu  sprechen; 
da  dieser  Fufs  keineswegs  bei  den  römischen  Komikern  für  elegant 
gilt,  auch  in  den  meisten  Fällen  mehr  für  das  Auge,  als  für  das  Ohr 
wirklich  existirte,  wird  man  im  allgemeinen  hier  der  Aussprache  mi 
den  Vorzug  geben,  so  z.  B.  ganz  entschieden  im  Pseud.  472  [I.  5,  57]: 

Mihin  domino  servos  tu  succenses. 
Ebenso  bedarf  es  keiner  Aenderung  Trin.  927  [IV.  2,  82] : 

Mihi  latitabai 
wo  Hr.  K.   latitdbat  mihi  umstellt    [cf.  Proleg.  p.  CCXCI],  Trin.  313 
[H.  2,32]: 

Istaec  ego  mihi  semper  habui. 


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Muta  cum  liquida.  85 


wo  Hr.  R  selbst  seine  frühere  Ansicht  geändert  hat,  vergl.  CCXCII, 
weil  es  in  der  Thesis  steht,  und  auch  Mil.  v.  302  [11.  3,  31] : 

Vise,  abi  intro  tute:  nam  ego  mihi  iam  nil  credo  postulo 
ist  wenigstens   metrisch   gegen   die  Wortstellung  nichts  zu  erinnern. 
Und  ebenso  kann  man  in  anapästischen  Versen  öfter  diese  Contraction 
zulassen,  z.  B.  Bacch.  1173  [V.  2,  54]: 

Non  metuo,  ne  quid  mihi  doleat,  quod  ferias. 
229  Zweifelhaft  mag  Manchem  scheinen,  ob  in  Versen  wie  Trin.  86  [1. 2, 50]: 
Atque  id  tarnen  mihi  lubeat  suspicarier 
die  Contraction  nothwendig  sei,  vergl.  Hm.  R.  CCLXXXVII;  ich  würde 
die  Contraction   vorziehen  mit  Bezug  auf  das   eben    über  die   Cäsur 
Bemerkte. 

Endlich  um  jeden  Zweifel  niederzuschlagen,  ob  denn  auch  wirk- 
lich ^  was  Hx.  R  so  hartnäckig  leugnet,  mi  in  der  Arsis  zulässig  sei, 
betrachte  man  die  Verse  im  Trin.  94  [I.  2,  57]  und  894  [IV.  2,  50]: 

Sed  tu  ex  amicis  certis  tni'a  certissimus 
Lesbonici:  is  mi'si  amicus. 

woran  Hr.  R.  selbst  keinen  Anstofs  genommen  hat,  obwohl  sie  seiner 
Theorie  entschieden  widersprechen:  denn  hier  haben  wir  nicht  Elision, 
sondern  Aphaeresis  vor  ims,  mi  steht  in  der  That  unter  dem  vollen 
Gewicht  der  Arsis  bei  nachfolgendem  Consonanten.  Hr.  R  kann  auch 
nicht  einwenden,  diese  beiden  Worte  verschmelzen  zur  Einheit  zusammen, 
denn  das  Verbum  es,  est  steht  mit  dem  Pronomen  in  keinem  näheren 
Terhältnifs,  sondern  vielmehr  mit  certissimus  oder  amicus.  Emendiren 
kann  man  freilich  auch  diese  Stellen  (wie  man  Alles  ändern  kann), 
indem  man  z.  B.  mihi  certissimu^s  öder  is  est  mihi  amicus  schreibt 

IV.    Muta  enm  liquida. 

Was  die  Verlängerung  einer  von  Natur  kurzen  Sylbe  bei  nach- 
folgender muta  cum  liquida  anbetrifft,  so  habe  ich  stets  die  Ansicht 
gehabt,  dafs  die  lateinische  Sprache  ursprünglich  diese  Verlängerung 
nicht  kennt,  und  ebendaher  den  lateinischen  Komikern,  weil  sie  der 
Aussprache  des  täglichen  Lebens  nicht  untreu  werden,  im  allgemeinen 
fremd  geblieben  ist;  man  wird  also  dem  Plautus  nicht  tenebras^ 
penärai  u.  s.  w.  zuschreiben  dürfen,  weil  hier  nicht  nur  die  Quan- 
tität, sondern  auch  der  Accent  des  Wortes  wesentlich  verändert 
wird,  während  allerdings  die  gelehrten  Dichter  aus  metrischem  Bedürfiiifs 
dem  griechischen  Prindp  folgend  auch  solche  ungewöhnliche  Aussprache 
nicht  scheuten.  Aber  eine  andere  Frage  ist,  ob  nicht  auch  die  Komiker 
in  den  accentuirten  Sylben  oder  denen,   welche   der  accentuirten 


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Kritik  des  PlautuB. 


Sylbe  vorausgehen,  diese  Freiheit  zuliefsen,  da  hierdurch  der  Accent 
des  Wortes,  und  das  ist  gerade  die  Hauptsache,  nicht  alterirt  wird. 
Dies  ist  es,  was  ich  meinte,  wenn  ich  zwar  [Opusc.  I.  58]  penetrdvit  bei 
Plautus  für  möglich  hielt,  und  latebröse  in  einem  Baccheischen  Verse  für 
zulässig  erklärte,  aber  moht  penetrat  oder  IcUSbrae  ^).  Ich  habe  femer  aus- 
drücklich diese  Messung  den  freieren  lyrischen  Partieen  zugestanden. 
Aber  selbst  in  den  Versen  des  Dialogs  dürfte  jenes  Gesetz,  was  Hr.  R 
als  unumstöfslich  bezeichnet,  denn  doch  auch  bei  Plautus  gar  manche 
Ausnahme  erleiden.  Ich  will  hier  gar  nicht  Fälle  anführen,  die 
zweifelhaft  scheinen  können,  wie  z.  B.  Capt  IV.  4,  10  [918]:  redusitqm 
armariutn,  was  auf  |  eine  andere  Weise  sich  rechtfertigen  läfst,  oder  230 
cäprificus  bei  Terenz  [Adelphi  IV.  2,  38  (577)],  wo  eine  andere  An- 
ordnung des  Verses  sich  leicht  darbietet;  ich  will  daher  auch  keine 
Beispiele  aus  Canticis  anführen,  weil  es  hier  oft  sehr  verschiedene 
Arten  die  Verse  anzuordnen  giebt,  sondern  mich  nur  auf  den  Dialog 
beschränken.     So  sagt  Plautus  zwar  Epid.  III.  4,  88  [525]: 

Sapientiorem  vidi  exousso  manübrio. 
aber  Aulul.  HI.  4, 12  [471]: 

Si  id  palam  fecisset,  exemi  ex  manu  manabrium. 

eine  Stelle,  die  jedes  Versuches  zu  ändern  spotten  dürfte.  Femer  im 
CurcuL  m.  1,  23  [393]: 

De  Coclitom  prosapia  ted  esse  arbitror. 

da  doch  Ennius  [Sat.  44  V.]  bei  Varro  VII.  71:  decem  Coclites,  ques 
montibü*  suntmis  Rhipaeis  fodere  die  ursprüngliche  Kürze  bezeugt 
Femer  im  Eudens  IV.  5,  18  [1208]: 

Sunt  domi  agni  et  porci  sScres:  sed  quid  istam  remoramini  ? 

Denn  dafs  hier  die  alterthümliche  Flexion  gebraucht  ist,  kann  auf  die 
Quantität  keinen  Einflufs  ausüben.  Truc.  ü.  2,  39  [294]:  Buccas  rübrica, 
creta  omne  corpus  intinxti  tibi.  Endlich  publicus  (puplicus),  publice 
(puplice),  puhlicitus,  respuUica,  publicare,  pvblicani  finden  sich  bei 
Plautus  und  Terenz  regelmäfsig  verlängert,  obwohl  sie  von  poptUus 
herkommen,  und  die  syncopirte  Form  popli  u.  s.  w.  verkürzt  wird. 
Schon  K.  L.  Schneider  Lat.  Gramm.  I.  S.  684  bemerkt  dies,  und  erklärt 
dies  aus  der  Verwandelung  des  ^  in  b,  weil  bl  stets  starke  Position 
bilde.  Nun  hat  aber  Hr.  R  an  zahlreichen  Stellen  gerade  puplicus 
oder  puplice  geschrieben ,  also  gegen  sein  Proleg.  CXXIX  mit  so  ent- 


7)  Penetravit  habe  ich  übrigens  an  jener  Stelle  selbst  als  unsicher  bezeichnet, 
uud  wer  latebröse  nicht  gelten  lassen  will,  der  mag  med  für  me  schreiben. 


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Ellipse  des  Yerbums  esse.  87 

schiedener  Zuversicht  ausgesprochenes  Prindp  gehandelt®)  Wir  dürfen 
diso  doch  wohl  schon  bei  Plautus  die  Ansätze  zu  dieser  von  Hm.  R. 
den  Epikern  zugeschriebenen  Neuerung  erblicken. 

Y.    Ellipse  des  Yerbums  esse. 

Hier  rügt  Hr.  R  [Opusc.  U.  608  flF.],  dafs  ich  im  Stichus  [v.  30]  die 
Synizese  terttust  nicht  billige,  da  ich  doch  sonst  so  tolerant  gegen  das 
consonantische  i  sei.  Dabei  hat  Hr.  R  nur  den  Unterschied  übersehen, 
dafs  es  sich  hier  nicht  um  Vertheidigung  einer  handschriftlich  beglau- 
bigten Lesart,  sondern  um  Abweisung  einer  Conjectur  eben  Hm.  R's.  handelt. 
Was  die  Ellipse  des  Yerbum  Subst  est  betrifft,  so  bemerke  ich 
zunächst  nur,  dafs  nudius  tertius  nicht  etwa  wie  Hr.  R.  zu  glauben 
scheint,  aus  nunc  dies  tertius  entstanden  ist,  sondern  es  ist  mit  blofser 
Unterdrückung  des  n  nun  dius  tertius,  wo  nun  wie  in  etiamnun  (num) 
sich  erhalten  hat,  (wie  auch  hodie  nicht  auf  hoc  die,  sondern  ho  zurück- 
zuführen ist),  und  diese  Form  nundius  sextus^  welche  nicht  die  geringste 
231  Einbufse  |  erlitten  hat,  ist  z.  B.  im  Trin.  v.  727  [HI.  2,  101]  aus  den 
Handschriften  herzustellen.  —  Wie  Vorsicht  auch  in  diesen  Dingen  zu 
ttnpfehlen  ist,  will  ich  gleich  an  einem  Beispiele  zeigen.  Dafs  man 
auf  Grabschriften  Hie  situs  est  sagte,  läfst  sich  an  zahlreichen  Bei- 
spielen aus  allen  Perioden  der  lateinischen  Sprache  darthun,  dafs 
dennoch  die  Ellipse  gerechtfertigt  ist,  zeigt  die  vierte  Sdpionen- 
Grabschrift  [C.  L  L.  I.  34,  4]: 

Is  Mo  Situs,  quei  nunquam  victus  est  virtute. 

Oder  will  Hr.  R  auc&  hier  situst  schreiben,  eine  Orthographie,  von  der 
ach  auf  diesen  Denkmälern  nicht  einmal  eine  Spur  erhalten  hat? 
Einen  anderen  Beleg  dieser  Ellipse  enthält  vielleicht  dieselbe  Inschrift, 
doch  ist  die  Lesart  zu  unsicher.  So  erscheint  nun  auch  das  Luci- 
üanische  [XXH.  2  M.] 

Lucili  columella,  hie  8itu\  Metrophanes 
gerechtfertigt,  ohne  dafs  man  Metrophanest  zu  schreiben,  oder  wie 
Lachmann  zu  Lucrez  [H.  829,  p.  122]  will,  den  Satz  als  im  vollständig 
zu  betrachten  hätte.  Ueberhaupt  im  7.  Jahrhimdert  ist  die  Ellipse 
gar  nicht  so  unerhört,  z.  B.  sagt  Attius  (Auetor  ad  Herennium  [H.  26, 42. 
cf.  Kibb.   Trag.  Lat  incert   incert.  fab.   54]):     Vel    quod    propinquus^ 

8)  In  der  Schreibart  pullicm  etc.,  welche  B  an  mehreren  Stellen ,  nicht  blofs 
desTrinmnmus  bietet,  wird  man  nur  einen  Schreibfehler,  nicht  aber  eine  assimi- 
lirte  Form  erkennen  woUen;  obwohl  die  lateinische  Sprache  darin  ziemlich  weit  geht, 
z.  B.  auf  einer  pompejanischen  Inschrift  [BuUett.  dell'  Instit.  Archeol.  a.  1831  p.  12], 
wenn  ich  nicht  irre,  kommt  friddum  [fridum]  für  frigidum  vor;  ebensowenig  wäre 
gewonnen,  wenn  einer  etwa  pou^licus  schreiben  wollte  (vgl.  Orelli  Inschr.  n.  3257.) 


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Kritik  des  Flautas. 


vel  quod   virttäe  aemulus   (sciL  sum),   Valerius  Aedituus  [bei  Gellius 
XIX.  9,  12]:   Quid  faculam  praefers,  Phileros?  qua   nü  opü"  nobis, 
Papinius  oder  Pomponins  *)  bei  Varro  VIL  28 : 
Nam  vere  pusus  tu,  tna  amica  senex. 

Nur  da  will  Hr.  R.  in  Antworten  die  Ellipse  zulassen,  wo  die 
Rede  eine  rhetorische  Färbung,  einen  erhöhten  Ton  dadurch  gewinne; 
dafs  diese  Wirkung  in  manchen  Fällen  dadurch  hervorgerufen  werde, 
gebe  ich  gern  zu,  z.  B.  Trin.  405  [IE.  4,  4]:  Quid  fadufnst  eo?  Comes- 
sum,  expotum^  exunctum,  dotum  in  balineis,  wo  es  auHserdem  unmöglicl 
ist,  ein  est  einzuschieben.  Ich  will  mir  auch  diese  Erklärung  geMea 
lassen  v.  987  [IV.  2, 145]:  is  ipsusne's?  —  Ipsus  es?  —  Ipsus  —  sum. 
Ergo  ipsusne's?  Ipsissimus:  auch  allenfalls  Stich.  375  [11.2,51]:  Ärgen- 
tique  atmque  advexit  nimium,  Nimis  factum  bene,  und  so  in  anderen 
ähnlichen  Fällen,  wie  z.  B.  Bacch.  209  [11.  2,  31]:  Scitum  istuc,  Ter. 
Phorm.  m.  2,  38  [513],  wo  eben  die  Ellipse  der  Leichtigkeit  des 
Gesprächtons  gut  zusagt  Aber  von  rhetorischer  Färbung  kann  nicht 
die  Rede  sein  in  Stellen,  wie  Stich.  599  [IV.  2, 19]:  Solus  coenabo 
domi?  Non  enim  solus:  me  vocato,  oder  v.  330  [11.2,6]:  Quisnam 
loquitur  hie  tarn  prope  nos?  Pinacium.  Hr.  R.  wendet  mir  vielleicht 
ein,  hier  ist  nicht  esse,  sondern  cenare  und  loqui  zu  ergänzen.  Gut; 
aber  ich  habe  ja  behauptet,  dafs  überhaupt  in  solchen  Fällen  an  keine 
Ellipse  zu  denken  sei,  und  wenn  aus  der  vorhergegangenen  Frage 
jedes  andere  Verbum  zu  wiederholen  statthaft  ist,  wird  es  doch  wohl 
auch  bei  esse  zulässig  sein.  Ich  will  aber  auch  dafijr  Beispiele  anfuhren, 
so  Bacch.  203  [H.  2,  25]: 

dio,  ubi  ea  nuno  est,  obsecro. 
Hie,  exeuntem  me  nnde  aspexisti  modo. 

Terenz  Phorm.  m.  3,  30  [563]:  232 

Num  quid  est,  quod  opera  mea  vobis  opus  sit?  Nü:  verum  abi  domum. 

Ebenso  auch  in  Vergleichungen,  was  Hr.  R.  zu  leugnen  scheint,  wie 
Stich.  529  [IV.  1,24]: 

Post  illa  iam  istest  trauquiUus  tibi? 
Magis  quam  mare,  quo  ambo  estis  vecti. 

Wie  übrigens  Hr.  R.   selbst  anderwärts  sogar  Härten  duldet ,  zeigt  die 

Weise,  wie  er  Bacch.  209  [11.  2,  31]  constituirt  hat: 


9)  Vielleicht  ist  PompiliiM  zu  schreiben,  vgL  Vn.  93:  apud  PompiUum: 
Heu  qua  me  causa,  Fortuna,  infeste  premis.  Auf  diesen  Pompilius  scheint  Varro 
sich  zu  beziehen  in  der  von  Laohmann  Lucrez  S.  306  emendirten  Stelle:  Pacvi 
discipulus  dicor,  porro  is  fuü  Enni,  Enmu'  Musarum:  Pampüius  clueoi',  vielleicht 
ein  Epigramm  des  Pompilius  selbst 


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Recension  des  Meckeisen'sohen  Plautus. 


immo,  Ghrysale,  ea  non  tantulum 
ünqnam  intennittit  tempus,  quin  eiun  nominet 
Tanto  herde  melior, 

Hr.  R  empfiehlt  wiederholt  die  gröfste  Behutsamkeit,  man  müsse 
alk  Folgerungen  aus  gewissen  Äehnlichkeiten^  die  wie  ein  zweischneidiges 
Sehwert  sind,  van  der  nüchternsten  Erforschung  des  Thaibestandes  regieren 
lassen,  nicht  ahne  die  vorsichtigste  Individualisirung  der  Fälle  vomAlU 
gemeinen  aufs  Besondere,  oder  auch  vom  Besonderen  auf  ein  Allgemeines 
sckliefsen,  man  dürfe  nicht  unUkürlich  den  Gebrauch  einer  Gattung  oder 
hriode  meistern,  man  solle  der  Sprache  nicht  octroyiren,  was  sie  nach 
einer  vorgefafsten  Meinung  thun  mufste,  sondern  ihr  ablernen,  was  sie 
gähan  hat,  man  habe  sich  der  FJrJcenntnifs  der  Thatsachen  zu  fügen. 
Ich  bin  mit  diesen  Grundsätzen  vollkommen  einverstanden,  es  sind  dies 
die  Regeln,  die  ich  zu  befolgen  stets  bestrebt  gewesen  bin,  menschliche 
Schwäche  lä&t  einen  freilich  auch  zuweilen  den  besten  Vorsätzen  untreu 
werden,  und  so  bin  ich  für  die  wiederholte  ernstliche  Warnung  nur  dankbar. 

Was  die  ^Belehrungen  betrifft,  welche  Hr.  R  in  seinen  Pro- 
legomenen  u.  a.  niedergelegt  hat  imd  die  er  wiederholt  so  stark  betont, 
80  habe  ich  nie  das  viele  Anregende  und  wahrhaft  Belehrende  verkannt, 
aber  es  sind  keine  absoluten  Glaubenssätze,  an  deren  Richtigkeit  zu 
zweifeln  strafbare  Insubordination  oder  verdammungsw^rthe  Ketzerei 
wäre.  Hat  doch  Hr.  R  selbst  schon  in  mehreren  Punkten  seine  An- 
sichten modifidrt  und  wird  es  hoffentlich  auch  in  Zukunft  thun. 


y. 

331  T.  Macci  Planti  Comoediae 

ex  recognitione  Alfredi  FleckeisenL 

T.  I.  Amphitruonem,  Captivos,  Hilitem  Gloriosum,  Budentem,  Trinummum 
oontinens.    lipsiae  sumptibns  Teubneri  MDCCCL.*) 

332  Herr  Meckeisen*),  schon   durch  mehrere  kleine  |  Abhandlungen 

über  Plautus  als  gründlicher  Forscher  rühmlichst  bekannt,  hat  für  die 


*)  [Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft.  Herausgegeben  von  Dr.  Th.  Bergk 
und  Dr.  J.  Caesar.  X.  Jahrgang.  1852.  Nr.  42—44.] 

1)  Seitdem  diese  Reoension  niedergeschrieben,  ist  auch  schon  von  Hm. 
Fleckeisens  Ausgabe  der  zweite  Band,  enthaltend  die  Äsinaria,  Bacchides, 
öwculio,  Pseudolus  und  Stichus  erschienen,  und  ebenso  von  Hm.  Ritschis  Aus- 
gibe  die  3te  Abtheilung  des  zweiten  Bandes,  enthaltend  die  Menaechmi,  [VergL 
lüeraber  den  Schlufs  dieses  Aufsatzes  p.  100  ff.]  Hoffentlich  dürfen  wir  der  weiteren 
Fortsetzung  in  ununterbrochener  Folge  entgegensehen. 


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90  Becension  des  Meckeisen^schen  Plautus. 


in  Leipzig  im  Teubnerschen  Verlag  neu  erscheinende  Sammlung  grie- 
chischer und  römischer  Classiker  die  Bearbeitung  des  Plautus  über- 
nommen, von  der  bereits  der  erste  Band  vorliegt,  dem,  wie  es  scheint, 
die  andern  rasch  folgen  werden.  Es  ist  allerdings  keine  recht  dankens- 
werthe  Aufgabe,  eine  Textesrecension  des  Plautus  in  dem  Augenblicke 
zu  veranstalten,  wo  Ritschis  kritische  Bearbeitung  jenes  Dichters  eben 
erst  begonnen  hat,  die  wenn  sie  auch  noch  so  rasch  vorwärts  schreitet, 
dennoch  in  den  nächsten  Jahren  nicht  vollendet  sein  kann,  so  dafs 
also  ein  Herausgeber  des  Plautus  zum  guten  Theil  auf  die  bisher  be- 
kannten ungenügenden  handschriftlichen  Vergleichungen  angewiesen 
ist.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  eine  glückliche  Wahl  zu  nennen, 
dafs  man  Hm.  Pleckeisen  die  Besorgung  dieser  neuen  Ausgabe  anver- 
traut hat;  derselbe  ist  nicht  nur  mit  dem  Dichter  selbst  vertraut, 
sondern  ist  aufserdem  durch  die  Bemühungen  Halms  in  den  Besitz 
einer  vollständigen  Vergleichung  des  Codex  B ,  sowie  des  A  wenigstens 
für  drei  Stücke  (Trinummus,  Pseudolus,  Mostellaria)  gelangt,  welche 
Handschriften  ein  Hr.  Schwarzmann  noch  vor  Ritschi  in  Rom  und 
Mailand  verglich. 

Von  den  fünf  Komödien ,  welche  dieser  erste  Band  enthält,  sind 
zwei,  Miles  Gloriosus  und  Trinummus ,  bereits  von  Ritschi  heraus- 
gegeben worden,  und  natürlich  ist  Hr.  PL  im  Ganzen  dessen  Führung 
gefolgt,  wie  er  überhaupt  nach  den  von  Ritschi  aufgestellten  Grund- 
sätzen der  Revision  des  Plautus  sich  unterzogen  hat;  allein  Hr.  FL 
hat  im  Einzelnen  auch  seine  Selbständigkeit  gewahrt,  und  aufserdem 
das,  was  von  Ritschi  später  selbst  oder  von  Andern  erinnert  worden 
war,  zur  Berichtigung  des  Textes  benutzt.  Noch  entschiedener  tritt 
die  eigene  Thätigkeit  Hm.  Fl.  in  den  drei  anderen  Stücken,  Amphitruo, 
Captivi  und  Rudens,  hervor,  wie  Jedem  schon  eine  flüchtige  Ver- 
gleichung mit  den  Ausgaben  von  Lindemann  und  Reiz  zeigen  wird 
Allein  so  sehr  auch  das,  was  Hr.  Fl.  für  die  Herstellung  eines 
gereinigten  Textes  der  Plautinischen  Stücke  geleistet  hat,  gebührende 
Anerkennung  verdient,  so  kann  ich  doch  auch  einige  Bedenken  hin- 
sichtlich des  Verfahrens,  welches  der  Herausgeber  beobachtet  hat, 
nicht  unterdrücken. 

So  kann  ich  es  nicht  billigen ,  dafs  Hr.  Fl.  in  seiner  Ausgabe, 
die  doch  den  gesammten  Plautus  umfassen  soll,  in  einer  ganz  abwei- 
chenden Ordnung  die  einzelnen  Stücke  auf  einander  folgen  läfst:  es  ist 
im  allgemeinen  gewifs  gerathen,  die  einmal  hergebrachte  Ordnung, 
selbst  wenn  sie  auf  keinem  bestimmten  Principe  beruhen  sollte,  beizu- 
behalten: es  entstehen  für  den  Gebrauch  die  gröfsten  Unbequemlidi- 
keiten,  wenn  jeder  Herausgeber  dassischer  Werke  nach  eignem  Gut- 


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Recension  des  Fleckeisen'sohen  Piautas.  91 

dünken  die  Keihenfolge  der  einzelnen  Schriften  abändert;  geschieht  es 
dennoch,  so  mufs  wenigstens  ein  bestimmtes  Prindp  der  neuen  An- 
ordnung zu  Grunde  liegen,  um  das  Verlassen  der  Tradition  zu  recht- 
fertigen; dies  ist  aber  bei  Hm.  PL  offenbar  nicht  der  Fall.  Freilich 
ist  ihm  auch  Hr.  Kitschi  in  dieser  Beziehung  vorausgegangen;  indefs 
333  bei  Hm.  Kitschi  hat  es  wohl  seine  |  guten  Gründe,  warum  er  eine 
Anzahl  Stücke,  die  im  ganzen  gleichmäfsige  Behandlimg  erfordem, 
vorausgehen  lä&t,  wenngleich  auch  bei  Hm.  Kitschl  die  Aufeinander- 
folge der  einzelnen  Stücke  offenbar  eine  mehr  zufällige  ist ,  d.  h.  wie 
sie  ihm  gerade  convenirte.  Hr.  Fl.  durfte  von  der  hergebrachten  Folge 
nicht  abweichen.  Auch  darin  ist  Hr.  Fl.  Ritschis  Beispiel  gefolgt,  dafs 
er  nicht  die  Verse  der  einzelnen  Scenen  zählt,  sondern  fortlaufende 
Zahlen  durch  das  ganze  Stück  einführt,  eine  Neuerung,  über  die 
gleichfalls  sich  in  tUrarnque  partem  urtheilen  läfst 

"Wichtiger  ist  ein  anderer  Punkt  Hm.  Ritschls  Ausgabe  ist  für 
gelehrten  Gebrauch  bestimmt,  hier  wird  man  sich  eine  freiere  Behand- 
lung des  überlieferten  Textes  gem  gefallen  lassen,  da  ja  die  kritischen 
Noten  AufBchluCs  gewähren,  ob  eine  Lesart  auf  handschriftlicher  Ge- 
währ oder  auf  Conjectur  beruht  Anders  gestaltet  sich  die  Sache  bei 
einer  bloiSBen  Ausgabe  des  Textes,  wie  die  vorliegende:  eine  solche 
Ausgabe  ist  ihrer  Natur  nach  für  den  allgemeineren  Gebrauch  bestinunt, 
und  hier  mufs  das  erste  Gesetz  sein,  einen  zwar  möglichst  gereinigten, 
aber  auch  möglichst  diplomatisch  gesicherten  Text  zu  bieten;  ich  ver- 
kenne nicht  die  Schwierigkeiten,  die  es  in  einzelnen  Fällen  hat,  beiden 
Anforderungen  zu  genügen,  aber  ich  halte  es  für  sehr  bedenklich, 
wenn  jeder  Herausgeber  nach  eigenem  subjectivem  Belieben  den  Text 
classischer  Autoren  durchgreifend  zu  ändern  unternimmt,  denn  daraus 
müfste  zuletzt  eine  bodenlose  Verwirrung  entstehen.  Man  wird  nicht 
glauben,  dafs  ich  von  einer  solchen  Textesrecension  jede  Aenderung, 
die  nur  auf  Divination  beruht,  ausschliessen  wolle:  es  giebt  der 
Emendationen  überall  genug,  die  ohne  Bedenken  in  den  Text  aufeu- 
nehmen  sind,  allein  noch  viel  gröfser  ist  die  Zahl  der  Conjecturen, 
denen  nur  ein  sehr  bedingter  Grad  von  Sicherheit  einzuräumen  ist 
Ein  möglichst  conservatives  Verfahren,  indem  man  der  Führung  der  be- 
währtesten Handschriften  folgt,  sollte  für  alle  solche  Ausgaben  Norm  sein : 
wo  aber  der  Herausgeber  glaubt,  von  den  Handschriften  abweichen,  etwas 
aus  Conjectur  ändern  zu  müssen,  da  sollte  er  es  wenigstens  nicht 
stillschweigend  thun,  sondern  wenn  auch  nicht  gerade  immer  genügend 
begründen,  doch  mit  einem  Worte  anzeigen.  In  der  Regel  werden  zu 
diesem  Zwecke  wenige  Seiten  genügen,  was  unmöglich  den  Preis  einer 
solchen  Ausgabe  steigern  kann,  während  gerade  dadurch  die  Brauch- 


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92  Reoension  des  FLeckeisen'sohen  Plautos. 

barkeit  für  den  Gelehrten  erhöht  wird  Ich  glaube  aber,  dafe  diese 
Grundsätze,  von  denen  man  gerade  in  neuerer  Zeit  zum  offenbaren 
Schaden  philologischer  Studien  sich  mehrfach  entfernt  hat,  nicht  oft 
und  nachdrücklich  genug  geltend  gemacht  werden  können. 

Hr.  Fl.  hat  auch  in  einem  Punkte  wenigstens  dieselben  anerkannt, 
indem  er,  freilich  nicht  ganz  consequent,  alle  diejenigen  Worte,  welche 
das  Metrum  oder  der  Gedanke  zu  erfordern  scheint,  die  aber  in  den 
Handschriften  sich  nicht  finden,  in  Klammem  eingeschlossen  hat'), 
und  so  erwartete  ich,  dafs  der  Her|au8geber  in  der  Vorrede  kurzö334 
Eechenschaft  über  die  übrigen  Aenderungen  ablegen  würde,  allein  in 
dieser  Hofhung  sah  ich  mich  getäuscht.  Hr.  M.  spricht  sich  nur 
genauer  aus  über  das  Verfahren,  welches  er  in  der  Orthographie 
beobachtet  hat  und  theilt  dann  zu  einer  Anzahl  Stellen  die  deikegai 
(pQOwideg  mit  Dafs  Hr.  Fl.  sich  schon  in  so  kurzer  Zeit  veranlafst 
sah,  über  gar  manche  Stelle  seine  Ansicht  zu  ändern,  wird  Nieman- 
den, der  den  schwankenden  Zustand  der  Plautinischen  Kritik  kennt, 
Wunder  nehmen,  aber  ebendaher  soUte  sich  auch  ein  Herausgeber  die 
gröfste  Vorsicht  in  der  Aufiiahme  von  Conjecturen  zur  Pflicht  machen. 
Wo  dies  demungeachtet  geschieht,  da  durfte  eine    kurze  Bemerkung 


2)  Die  Zahl  dieser  Aenderungen  ist  sehr  bedeutend,  und  darunter  manche, 
welche  Bedenken  unterliegt.  So  wird  in  den  Captivi  v.  985  [V.  3, 8]  tarn  eingefügt :  QtMr 
ego  te  non  novi?  Qtda  tarn  mos  est  oblivisci  hominibus,  offenbar  in  der  Absicht, 
dafs  mos  am  metrischen  Accent  participire:  dadurch  entsteht  aber  eine  neue  Unbe- 
quemlichkeit, indem  die  Synizese  Ton  öblivisd  doch  noch  problematisch  ist  Nach 
den  Grundsätzen,  welche  Eitsohl  Proleg.  Trinumm.  CU  aufstellt,  wäre  diese  Synizese 
wegen  der  Länge  in  obllviscor  überhaupt  nicht  zulässig;  aber  abgesehen  von  andern 
Bedenken,  welche  der  Allgemeingültigkeit  dieser  Regel  entgegenstehen,  hat  Bitschi 
selbst  diese  Synizese  im  Miles  Glor.  v.  1358  pTV.  8,  48]  anerkannt:  Hei  mihi,  quom 
vemt  mi  in  mentem,  tU  mores  mutandi  sient,  Muliebres  mores  discendi,  ohlivisoendi 
stratiotici.  Indefs  in  der  Stelle  aus  Attius  [ap.  Non.  p.  341  Gerl.]  Nyctegresia  Fr.  9 
[Fr.  VI.  487  Ribb.],  welche  Ritschi  daselbst  anführt,  ist  die  Contraction  nicht 
anzuerkennen,  denn  der  Vers  ist  ein  iambischer  Octonar :  An  igo  ülixem  obliviscar 
unquam  aut  quemquam  praeponi  velim?  vergl.  ebdas.  Fr.  1  [Non.  p.  113  G.  Fr.  VIL 
489  R.]:  Lub^  nunc  attemptä/re,  labet  nunc  dnimo  ruspari  Phrygas.  und  Fr.  5  [Non. 
p.  329  G.  Fr.  UI.  485  R.],  wo  zu  schreiben  ist:  Cuvus  vos  tumtUti  causa  (tceierim 
et  quid  velim,  animum  advörtite;  vielleicht  auch  Fr.  4  [Non.  p.  230  G.  Fr. X 
492  R.]:  Illös  suapte  indüont  virtus:  tu  laudem  ülorum  levas.  Die  Stelle  des  Miles 
aber  läfst  auch  andere  Aenderungen  zu ;  so  könnte  mores  nur  Glossem  sein ,  so  dafs 
zu  lesen  wäre:  Muliebres  discSndi,  öbliviscindi  sunt  stratiotici.  wo  sich  die  unge- 
wöhnliche Cäsur  durch  die  Länge  des  "Wortes  rechtfertigen  läfst,  und  in  den  Cap- 
tiven  ist  vielleicht  das  Simplex  quia  tarn  mos  est  livisci  hominibus  herzustellen, 
Cassiodor  de  Orthogr.  c.  11  [10.  Gr.  Lat.  Vn.  p.  206  K.]  bemerkt  ausdrücklich,  in 
antiguis  monumentis  finde  sich  livisci  und  Uvitus, 


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Recension  des  Meckeisen^schen  Plautus.  93 


nicht  fehlen.  So  hat  z.  B.  Hr.  M.  im  Miles  Glor.  v.  27  geschrieben: 
Quid,  brachium?  Illut  feminur  volui  dicere;  dies  ist  eine  scharf- 
annige,  aber  doch  noch  immer  problematische  Conjectur  von  Ritschl,  die 
derselbe  nachträglich  im  Rheinischen  Museum  [VU.  313  ffi  Op.  II.  439  flF.] 
vor  kurzem  begründet  hat:  wem  dies  nicht  gegenwärtig  ist,  und  dies  wird 
selbst  Oelehrten  von  Profession  begegnen ,  kann  die  Stelle  nun  gar  nicht 
Terstehen;  denn  vergeblich  wird  man  sich  in  den  Lexids  und  Gramma- 
tiken nach  dem  "Worte  feminur  umsehen,  welches  Ritschl  neu  gebildet 
hat  Wollte  Hr.  PL  dies  aufiiehmen,  was  bei  so  gewagter  Aenderung 
ich  nicht  gut  heilsen  kann,  so  mufste  er  es  kurz  erläutern;  viel 
gerathener  aber  war  es,  die  Vulgata,  welche  Ritschl  hauptsächlich  aus 
einem  rhythmischen  Bedenken  angefochten  hat,  illut  dicere  volui  femur 
beizubehalten. 
3a5  Hinsichtlich  der  Orthographie  geht  Hr.  Fl.  weiter  als  Ritschl ,  in- 

dem er  bestrebt  ist  überall  eine  ganz  gleichmäfsige  Schreibart  herzu- 
stellen. Während  früher  die  Herausgeber  lateinischer  Schriftsteller 
sich  ziemlich  gleichgültig  in  Betreff  orthographischer  Fragen  verhielten, 
hat  man  in  neuerer  Zeit,  je  mehr  man  begann  den  Text  auf  eine 
diplomatisch  sichere  Grundlage  zurückzuführen,  auch  diesen  scheinbar 
geringfügigen  Dingen  die  gebührende  Aufmerksamkeit  gewidmet,  und 
die  Ermittelung  und  Feststellung  der  Schreibart,  welche  alte  und  be- 
währte Handschriften  darbieten,  ist  die  nächste  und  dringendste  Auf- 
gabe, aber  wie  ich  schon  früher  (Z.  f.  A.  1848  S.  1127  [Opusc.  L  6])  bemerkt 
habe,  alle  diese  particulären  Leistungen  können  nur  als  Yorarbeiten 
betrachtet  werden:  die  Orthographie  bedarf  einer  zusammenhängenden 
Bearbeitung,  diese  kann  ihr  aber  nur  in  Verbindung  mit  einer  streng 
wissenschaftlichen  Behandlung  der  lateinischen  Grammatik ,  insbesondere 
der  Lautlehre,  zu  Theil  werden:  hierbei  werden  sich  die  wichtigeren 
orthographischen  Fragen  meist  von  selbst  erledigen,  und  erst  in  Ver- 
bindung damit  gewinnen  sie  höheres  Interesse.  Aus  der  sorgfältigen 
Beobachtung  der  Schreibart,  welche  die  besseren  Handschriften  bieten, 
können  wir  doch  nur  den  vorherrschenden  Gebrauch  kennen  lernen: 
es  giebt  aber  auch  hier  weit  verbreitete  Fehler,  um  also  das  "Wahre 
von  dem  Irrigen  unterscheiden  zu  können,  bedarf  es  der  Einsicht  in 
das  Wesen  der  Sache  selbst.  Ich  will  ein  Beispiel  anführen.  Hr.  Fl. 
hat  mit  Recht  dem  Brauche  der  besten  Handschriften  folgend  mille, 
aber  im  Plural,  milta  und  ebenso  Aehnliches  geschrieben.  Wer  rück- 
sichtslos einer  scheinbaren  Analogie  huldigt,  der  müfste,  wie  ja  auch 
geschehen  ist,  in  beiden  Fällen  entweder  einfaches  oder  doppeltes 
l  verlangen:  gleichwohl  widerstrebt  dem  der  Brauch  der  glaubwürdigen 
Handschriften.     Was    von    den    älteren    Grammatikern,    wie    Plinius, 


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94  Recension  des  Fleckeisen'sohen  Piautas. 

oder  neueren  Gelehrten,  wie  Wagner  zum  Virgil  T.  V.  p.  454  zur  Er- 
klärung dieser  Observation  beigebracht  ist,  scheint  mir  durchaus  nicht 
überzeugend. 

Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist  meines  Erachtens  in  der  eigen- 
thümlichen  Aussprache  der  Buchstaben  U  zu  suchen,  indem  diesdben 
offenbar  ursprünglich  in  vielen  Worten  gerade  wie  im  Französischen 
das  sogenannte  mouülirte  l  gesprochen  wurden,  d.  h.  wie  Ij.  Natür- 
lich nicht  in  allen  Fällen,  z.  B.  gewlfs  nicht  in  ülepidus,  iüacrimor 
(=  in-lepidus,  in-lacrimor)  u.  s.  w.*),  sondern  hauptsächlich  da,  wo 
II  durch  Assimilation  erst  aus  li  entstanden  ist,*)  wie  in  ceüo,  faUo 
und  ähnlich  gebildeten  Yerbis,  ebenso  in  |  bellum  und  daeUum,  was  aus  336 
dtt«7mw  entstanden  (yergl.  proilium,  proelium)^  femer  stiUa,  denn  dies 
ist  aus  stüia,  stiria  (daher  sttricidtum  für  stillicidium,  s.  Festus  p. 
344.  345)  entstanden;  ganz  ähnlich  ist  Stella  aus  stdia,  steria  (darf^Q) 
hervorgegangen,  und  so  wird  wohl  auch  viUa  für  vilia  stehen:  viel- 
leicht ist  dies  identisch  nicht  nur  mit  der  Vdia  zuBom,  sondern  auch 
mit  dem  Städtenamen  Vdia,  einer  Gründung  der  Oenotrer,  welche  die 
Phokaeer  schon  vorfenden,  Herodot  I.  167.*)  In  mille  aber  ist  ebenMs 
II  aus  li  entstanden,  denn  dies  Wort  bezeichnete  sicher  im  allgemeinen 
eine  grosse  Zahl  und  ward  erst  später  für  die  Tausendzahl  verwendet; 
ich  bringe  daher  mille  mit  milium  {lieUvrj)  in  Verbindung;  den  Bömern 
und  überhaupt  den  Italikem ,  bei  denen  auch  in  der  Sprache  das  land- 
wirthschafüiche  Element  so  entschiedenen  Einflufs  ausübt,  lag  es  nahe, 
jede  grosse  Zahl  mit  Hirsekörnern  zu  vergleichen;  anders  die  Griechen 
iffafifiaKÖaiog  (Fischart,  wenn  ich  nicht  irre,  sagt  sandammeerig*). 
Da  nun  in  allen  diesen  Worten  das  U  aus  ursprünglichem  U  ent- 
standen ist,  sprach  man  auch  milje,  vilja,  stelja  u.  s.  w.  aus.  Dafs 
man   nun   in   den   abgeleiteten   Formen,   wenn  i  mit  einem  anderen 


3)  Dabei  findet  immer  die  Mögliohkeit  statt,  dafs  einerseits  das  Streben  nach 
weicher  Aussprache  auch  hier  um  sich  griff,  andrerseits  auch  wieder  der  leisere 
Laut  {;  durch  den  härteren  U  verdrängt  ward. 

4)  Ganz  dieselbe  Aussprache  fand  gewifs  ursprünglich  auch  im  Griechischen 
statt  in  ähnlichen  Fällen,  wie  z.  B.  äkkos  (alius),  /näXkov  (für  fidktov,  was  noch 
Tyrtäus  [12,  6]  gebraucht),  <pt;iLAov  (folium) ,  nMog  (neben  naktog)^  femer  aipiUltOf 
O-äXXto  und  zahlreiche  ähnliche  Bildungen,  da  bei  den  Griechen  die  Abneigung 
gegen  j  viel  stärker  ist. 

5)  Daher  auch  von  den  Griechen  bald  ^Ekia,  bald  ^Y^Xri,  oder  auch  Od(XXa 
(s.  Steph.  Byz.  v.  SvalXtt)  und  wohl  sogar  BvXri  genannt  (s.  Steph.  B.  v.  'EUa,  wo 
ich  nicht  [mit  Cluver.]  ^Y^Xrj  substituiren  möchte). 

[*)  Nach  einer  freundlichen  Mittheilung  von  C.  Wendeler  steht  das  Wort  in 
der  Form  sandammörig  in  der  Vorrede  der  zweiten  Ausgabe  (1574)  von  Aller 
Praktik  Grofsmutter  Bl.  A  2».] 


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Hecension  des  Fleokeisen^schen  Piautas.  95 

Vocal  darauf  folgt,  wi/ia,  miUens,  vilicus,  stdio,  opilio  (statt  ovipcZKo)*), 
die  Verdoppelung  des  l  unterliefs,  hat  wohl  darin  seinen  Grund,  dafs 
auch  sonst  das  einfache  i  gebraucht  ward,  um  die  Vereinigung  des 
oonsonantischen  und  vocalischen  Lautes  ji  auszudrücken,  wie  obicere  — 
cbjicere,  reicere  —  rejicere,  und  nicht  unähnlich  maior  für  magior^ 
wo  Probus  maiior  schreiben  wollte.  So  ist  also  zwar  scheinbar  die 
Orthographie  verschieden,  aber  in  der  Aussprache  lauteten  mille  und 
müia  ganz  gleich. 
337  In  der  Orthographie  einer  Sprache  kann  entweder  die  Rücksicht 

auf  den  Ursprung  der  Worte  oder  auf  die  Aussprache  vorwalten:  z.  B. 
im  Fnuizösischen  und  Englischen  hat  entschieden  das  etymologische 
Princip  das  TJebergewicht,  die  historisch  überlieferte  Form  hat  sich 
fiiirt,  während  die  Aussprache  selbst  oft  eine  ganz  andere  geworden 
ist  In  den  beiden  Sprachen  des  classischen  Alterthums  dagegen 
herrscht  gemäGs  dem  ganzen  Streben  nach  plastischer  Formenbildung 
das  phonetische  Princip  vor,  ebendaher  ist  auch  die  Schreibart  im 
Laufe  der  Zeit  sehr  bedeutenden  ümwandelungen  unterworfen  worden : 
nur  ist  festzuhalten,  dafs  in  der  Regel  die  Veränderung  der  Aus- 
sprache früher  eintritt;  erst  allmählig  beginnt  man  die  Schreibart  mit 
der  Aussprache  in  Einklang  zu  setzen;  so  z.  B.  hatte  sich  im  Griechi. 
sehen  die  Contraction  viel  früher  Bahn  gebrochen,  ehe  man  daran 
dachte,  dieselbe  auch  graphisch  darzustellen.  Femer  gelangt  niemals 
das  phonetische  Princip  zu  ganz  unbedingter  Herrschaft;  schon  die 
Bücksicht  auf  Deutlichkeit  rieth  vielfach  das  etymologische  Moment  zu 
wahren:  anderwärts  ist  es  mehr  eine  gewisse  Zähigkeit,  die  Macht  der 
Ueberlieferung,  welche  die  alt  hergebrachte  Schreibart  gegen  Neue- 
rungen schützte. 

Den  Römern  nun  hat  ihre  Orthographie  von  jeher  viel  zu 
schaffen  gemacht.  Niebuhr  hat  irgendwo  gesagt,  das  goldene  Zeitalter 
einer  Sprache  sei  überall  da  zu  suchen,  wo  man  die  Kunst  des 
Schreibens  noch  nicht  gekannt  habe.  Dies  ist  ein  Paradoxon  des 
grofeen  Mannes,  was  nur  in  gewisser  Hinsicht  Wahrheit  enthält.  Der 
griechischen  Sprache  sieht  man  überaU  an,  dafs  sie  frühzeitig  literari- 
sche Pflege  genossen  hat;  die  lateinische  Sprache  dagegen  ist  wild 
au%ewachsen,  imd  als  eine  Literatur  sich  zu  bilden  beginnt,  hat  man 


6)  Ebenso  ist  diesem  Gesetze  gemäfs  in  den  Fasten  überall  DuiUus,  auf  der 
Gdamma  rostrata  Biliös  geschrieben,  dagegen  findet  sich  auch  schon  die  Schreibart 
Ihieüius  und  BeUius  (Cic.  Orat  45,  153,  Quintil.  I.  4,  15),  die  wohl  defshalb  ein- 
drang, weü  in  beüum,  dueüum  frühzeitig  jene  weichere  Aussprache  flj)  der 
hirteren  jetzt  gebräuchlichen  Platz  machte. 


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96  Recension  des  Fleckeisen^schen  Plautus. 


zum  Theil  nicht  mehr  jenes  klare  Bewufetsein  des  Sprachgeistes,  was 
in  der  griechischen  Sprache  fast  überall  durchleuchtet.  Es  herrscht 
defshalb  auch  in  der  Orthographie  anfangs  die  gröfste  Willkür:  man 
legt  sich  nach  mehr  oder  minder  individuellem  Belieben  eine  gewisse 
Kegel  zurecht,  während  Andere  in  völliger  Regellosigkeit  sich  gehen 
liefsen.  Die  Bemühungen  der  Grammatiker  suchten  allmählig  dieser 
Verwirrung  ein  Ziel  zu  setzen ,  und  so  |  bildet  sich  mehr  und  mehr  a 
eine  gewisse  herrschende  Orthographie  aus,  die  jedoch  im  Laufe  der 
Zeit  mit  dem  Wechsel  der  Aussprache  immer  wieder  Abänderungen 
erlitt;  aufserdem  gab  es  Punkte  genug,  wo  die  Gnunmatiker  selbst 
nicht  zu  einträchtigem  Urtheil  gelangten,  und  so  wohlthätig  auch  im 
ganzen  ihre  Bemühungen  wirkten,  so  konnte  es  nicht  fehlen,  dais 
aus  Grille  oder  TJnkunde  manche  entschieden  falsche  Schreibart  von 
ihnen  empfohlen  ward.^) 

Es  sind  hauptsächlich  die  Grammatiker  des  ersten  Jahrhunderts 
unserer  Zeitrechnung,  welche  sorgfaltiger  als  früher  orthographische 
Forschungen  anstellten,  und  ebendidier  sind  ihre  Ansichten  mafsgebend 
nicht  nur  für  die  Zeitgenossen  und  die  Folgezeit  geworden,  sondern 
es  konnte  auch  die  Rückwirkung  auf  die  ältere  Literatur  nicht  aus- 
bleiben. Mit  Recht  huldigten  diese  Grammatiker  im  allgemeinen  dem 
phonetischen  Princip,  wie  dies  Quintilian  L  7.  30  ausspricht:  egOynisi 
quod  consuetudo  ohtinuerit y^)  sie  scribendum  quidque  iudico,  quonwdo 
sonat.  Hie  enim  est  usus  lüterarum,  ut  custodiant  voees  et  vdui 
depositum  reddant  legentibuSy  üaque  id  expritnere  debent,  quod  dicturi 


7)  Man  vergleiche  das,  was  ich  Z.  f.  A.  1850  [329  ff.  Opusc.  1. 31  ff.]  über  hice  (hk) 
und  hicce  bemerkt  habe.  Ausser  den  Inschriften  verdienen  besonders  noch  die  Gebets- 
formeln bei  Cato  de  Be  Rustica  Beachtung,  z.  B.  c.  132:  h<ic  ülace  dope,  istace  dape, 
c.  135:  Äoc  strue,  hoc  fercto,  c.  139:  ilUusce  sacri,  karumce  rerum  ergo,  hoc  porco, 
c.  141:  harumce  rerum,  hiace  sttovetaurüibiis ,  illisce,  üluc,  hoc.  Die  Schreibart 
hice  wird  auch  von  Curtius  Valerianus  (Cassiod.  de  orthogr.  4  [Vn.  156  K.])  aner- 
kannt: huiusce  per  c  lüteram  scribendum  est,  cmtiqui  enim  pronominibus  e 
(lies  ce)  addebant,  ut  hicce,  illicce,  isticce:  wnde  subtracta  eadem  novissima 
liUera  c  r^ictum  est  hie,  illic,  istiCj  sed  [hoc]  i/n  solo  geneüvo  casu  articularis 
pronominis,  qwi  est  huiusce,  adhttc  eadem  syllaba  ce  integra  manct.  Man  er- 
kennt sofort,  dafs  der  Grammatiker  hice,  iXlice,  istice  schrieb.  Derselbe  wollte 
hauptsächlich  vor  der  Schreibart  huitisque,  die  sich  auch  in  Inschriften  findet, 
warnen,  hierauf  bezieht  sich  auch  die  von  Cassiodor  c.  11  [Vn.  207  K.]  ganz 
imverständig  excerpirte  Notiz  aus  Caesellius  Yindex,  der  wohl  lehrte,  dafs  man 
zwar  cttiusque,  aber  nicht  huiusque  schreiben  dürfe,  oder  dafs  wenigstens  in 
huiusgue  die  Copula  que  hege,  also  etwas  ganz  Anderes  bedeute  als  huiusce. 

8)  So  schrieb  man  z.  B.  noch  in  Quintilians  Jugend  servos,  cervos  u.  A., 
sprach  aber  servus,  cervus.  ' 


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Recension  des  Ueokeisen^schen  Plautus.  97 

sumuSj  was  bei  Späteren  sich  bis  zur  Schroffheit  steigert,  wie  z.B. 
Papirianus  (Cassiodor  de  Orth.  c.  4  [VIL  161  K]  sagt:  sed  Velins 
Lmigm  (s,  p,  2222  ed,  Putsche  [VIL  68  KJ)  per  raiionem  praesumptam 
decipi  eos  putat,  qui  primitivm  et  adoptivus  et  nominoitivus  et  cUia  per 
u  et  0  scribehant.  Nam  cUiter  scribere  et  aliter  pronuntiare  vecordis 
mest,  während  der  besonnene  Comutus  ib.  c.  1  [VTE.  149  K.]  sagt: 
nonntUK  putant  auribus  deserviendum  atque  ita  scribendum,  ut  audia- 
tur: est  enim  fere  certamen  de  reda  scriptura  in  hoc^  lUrum  quod 
audimus,  an  quod  scribi  oporteat,  scribendum  sit:  ego  non  omnia 
auribus  dederim.  Auch  Velins  Longus  p.  2219  [VIL.  54  K.]  urtheilt 
ähnlich.  Nun  wird  aber  die  Sprache  im  Verlaufe  der  Zeit  immermehr 
abgeschliffen,  die  Formen  gewinnen  an  Wohllaut,  während  sie  an 
KlM-heit  Einbufse  leiden.  Das  Streben  nach  Weichheit  der  Aussprache 
wirkt  daher  auch  immer  entschiedener  auf  die  Schreibart  ein ;  Caesellius 
sagt  geradezu :  nobis  iam  decor  et  lenitas  obtinenda  est^  quae  maximus 
fruäus  est  levitatis,  und  Papirianus:  nos  autem  et  ad  brevitatem  festi- 
navimus  scribendi  et  iUam  pinguedinem  limare  maiuimus. 

Aus  diesem  Streben  nach  Weichheit  ist  z.  B.  herzuleiten ,  dafs 
man,  wie  auch  Hr.  Fl.  im  Plautus,  cotidie  und  cotidianus  schrieb; 
diese  Orthographie  dürfte  wohl  überhaupt  in  den  besseren  Hand- 
schriften der  alten  Schriftsteller  die  vorherrschende  sein,  auch  Quin- 
tilian  billigt  sie,  wenn  er  bemerkt  I.  7,  6:  frigidiora  his  alia,  ut 
quidquid  c  quartam  häberetj  ne  interrogare  bis  videremur,  et  quo- 
tidie  non  cotidie,  ut  sit  quot  diebus.  Verum  haec  tarn  etiam 
inter  ipsas  ineptias  evanuerunt.^)  Es  mag  dies  damals  die  Ansicht 
der  tonangebenden  Granmiatiker  gewesen  sein,  die  dem  Grundsatze 
schreib j  wie  du  sprichst  huldigten,  allein  auch  die  entgegengesetzte 
Ansicht,  welche  das  etymologische  Moment  geltend  machte,  hatte  ihre 
Vertreter,  wie  die  Aeufserung  des  Comutus  bei  Cassiodor  de  Orthogr. 
a  1  zeigt:  denn  nachdem  er  bemerkt  hat,  man  dürfe  nicht  in  Allem 
dem  Ohre  folgen,  fährt  er  fort:  quotidie  sunt  qui  per  co  cotidie 
scribanty  quibus  peccare  licet  desinere,  st  scient,  quotidie  finde] 
tractum  esse  a  quot  diebus,  hoc  est  omnibus  diebus.  Gegen  diese 
scharfe  Aeufserung  des  Comutus  ist  wohl  jene  ziemlich  inurbane  Ab- 
fertigmig  des  Quintilian  gerichtet^®) 

9)  Beide  Beispiele  sind  aber  wesentlich  verschieden,  denn  wer  quicquid 
schrieb,  folgte  der  bequemen,  assimilirenden  Aussprache,  ebenso  wer  cotidie  ge- 
brauchte, dagegen  conveniren  quidquid  und  quotidie  dem  etymologischen  Princip. 

10)  (3omutus  Schrift  de  enunticUtone  scheint  von  seinen  Nachfolgern  fleifsig 
benutzt  zu  sein,  so  hat  Curtius  Yalerius  (Yalerianus)  bei  Cassiodor  c.  3  die  Be- 
m^kong  über  z   (TII.  156  K.]   wörtüoh   aus   Comutus   abgeschrieben,    was    bei 
Th.  Bergk  Kleine  Scbriften.    L  7 


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d8  Beoension  des  Meokeisen'soheii  Plautns. 

Dafs  man  vom  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  an  fast  340 
allgemein  cotidie  u.  s.  w.  schrieb,  ist  nicht  zu  bezweifeln;  aber  daraus 

einem  so  jungen  Grammatiker  nioht  befremdet,  yiel  auffallender  ist,  dafs  auch  die 
Bemerkungen  des  Casellius  (Caesellius)  c.  10  [YII.  203  K.]  über  tantua  und  ex9%lmm 
Wort  für  Wort  mit  Comutus  übereinstimmen,  da  dooh  beide  Grammatiker  nicht 
durch  einen  weiten  Zwischenraum  getrennt  sein  können.  —  Papirianus,  wenn  er 
(ebendas.  c.  4  [VH.  158  K.])  freüioh  dem  Velius  Longus  (2237  ed.  Putsche  [VIL  79  K.]) 
folgend,  die  Schreibart  quotidie  tadelt,  hat  vielleicht  auch  Comutus  vor  Augen, 
wenigstens  die  Bemerkung  über  vehemens  u.  s.  w.  ist  aus  Comutus  abgeschrieben, 
unklar  ist  sie  freilich  an  beiden  Orten,  was  bei  der  Weise,  in  der  Cassiodor  ex- 
cerpirt,  nicht  befremden  kann.  Andere  Bemerkungen  mochten  so  sehr  Gemeingut 
der  8chule  sein,  dafs  ihre  Wiederholung  nichts  Befremdendes  hat,  so  kehrt  die 
Bemerkung  über  exspecto  und  ea^^o,  die  wir  schon  bei  Quintilian  treffen,  wieder 
bei  Casellius  (Caesellius)  c.  10  [YU.  103  K.] ,  und  auch  Papirianus  mag  dasselbe 
Beispiel  angeführt  haben;  die  Bemerkung  über  quom  und  cum  bei  Quintilian  findet 
sich  ähnlich  bei  Lucius  Caecilius  Vindex  (c.  12  [c.  11.  Yn.  207  K.])  mit  dem  wohl 
stehenden  Beispiel  aus  Ennius  [Ann.  552  Y.] :  Ctt/m  legionibü'  quom  proficiseUwr 
induperator  und  bei  Curtius  Yalerianus  (c.  3);  ebenso  findet  sich,  was  Priscian  T.I.  p.  34 
[E^rehL  Gr.  Lat  n.  p.  27  Keil]  aus  Papirianus  anführt,  bei  demselben  Curtius  [YIL  p. 
158  E.].  —  üebrigens  kann  Quintilian  auch  das  Werk  des  L.  Caesellius  Yindex 
schon  gekannt  haben,  da  dieser  Grammatiker,  den  Lorsch  [Z.  f.  d.  AW.  1841  p.  1101  ff.] 
ohne  überzeugende  Gründe  in  Augusts  Zeitalter  setzt,  ungefähr  ein  Zeitgenosse  des 
Quintilian  gewesen  zu  sein  scheint  (vielleicht  ist  bei  Quintilian  Vlil.  3,  35:  Caecilius 
a  Sisenna-prim^m  dictum  putat-albenti  coelo  Caesellius  zu  verbessern);  dafs 
er  aber  vor  Comutus  schrieb,  ist  nicht  zu  erweisen,  denn  die  Worte  des  Comutns 
[YII.  149  E.]:  hoc  Lucio  quoque  videtur,  die  in  der  Ausgabe  des  Cassiodor  von 
1609  (Aureliae  AUobrogum)  auf  Yindex  bezogen  werden,  sind  wohl  verdorben  und 
LucUio  zu  schreiben,  anders  urtheilt  0.  Jahn  Prolegom.  zu  Persius  8.  XXI.  Osann 
Beiträge  zur  literaturgesch.  n.  330  will  zwar  bei  Cassiodor  auch  L.  Caesellius  Yindex 
für  Caecilius  schreiben,  zweifelt  aber,  ob  dieser  identisch  sei.  Ich  glaube  mit  un- 
recht. Was  Gsann  gegen  die  üeberschriften  bemerkt,  ist  nicht  von  Belang,  denn 
leicht  kann  ein  oder  der  andere  Abschnitt,  der  aus  einem  anderen  Grammatiker 
entlehnt  war,  zwischen  den  beiden  Capiteln,  die  aus  Caesellius  genommen  sind, 
ausgefallen  sein;  dies  wird  um  so  wahrscheinlicher,  da  Cassiodor  nicht  von  zwölf 
Abschnitten  seiner  Schrift,  sondem  von  zwölf  verschiedenen  Grammatikem  redet, 
die  er  excerpirt  habe;  jetzt  sind  deren  nur  acht,  wenn  man  Caecilius  und  Caesellius 
für  zwei  rechnet,  neun:  somit  sind  mindestens  drei  Abschnitte  ganz  ausgefallen, 
oder  was  ebenso  gut  möglich  ist,  nach  Wegfall  der  Üeberschriften  mit  anderen  Ab- 
schnitten zusammengeflossen,  und  dies  wirkte  denn  auch  auf  das  Inhaltsverzeichnifs 
zurück.  Und  so  folgt  in  der  Ausgabe  v.  1609  in  der  That  auf  c.  10  (ex  CasseUio) 
cap.  11  ohne  Angabe  der  Quelle  überschrieben  de  divisione  syllabarum,  und  dann 
erst  c.  12  fex  Lucio  Caecilio  VvndiceJ,  Ob  dieser  mittlere  Abschnitt  de  dimsione 
syllabarum  von  Caesellius  herrühre,  will  ich  nicht  behaupten,  er  kann  recht  gut 
einem  anderen  Grammatiker  angehören;  die  eigenthümliche  Bemerkung,  es  sei 
PompeUi  u.  A.  mit  dreifachem  i  zu  schreiben,  stimmt  ganz  mit  dem  überein,  was 
Priscian  T.  L  304  [Krehl.  Gr.  Lat.  n.  p.  303  Keil]  bemerkt  und  scheint  die  Ansicht 
eines  Schülers  von  Probus  zu  sein.  Dagegen  kann  ich  die  Yerschiedenheit  nach 
Inhalt  und  Form,  welche  Osann  zwischen  den  beiden  Capiteln  aus  Caesellius  und 


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BeoeDsion  des  Meokeisen'sohen  Plauins. 


341  folgt  noch  nichts  |  for  die   ältere  Zeit,   nicht  einmal   dies  läTst  sich 
daraus  schliefsen,   dais   die  alten   Grammatiker   auch   im  Flautus   so 

Caeciliüs  hervorhebt,  nicht  wahrnehmen;  beide  Abschnitte  erinnern  an  Oomutos, 
auiser  dem  schon  früher  Bemerkten  vergl.  bes.  noch  cap.  12  (11 ,  YII.  207  E.)  die 
Bemerkung  über  (uxedo  u.  s.  w.  mit  der  ähnlichen  Aufzählung  bei  Comutus.    DaTs 
iber  beide  Abschnitte  einem  Werke  angehören,  scheint  mir  insbesondere  zu  be- 
weisen die  Bemerkung  [YII.  203E.]:  tamtus  et  quamtus  in  medio  m  habere  debent: 
qmm  enim  et  tarn  est,  unde  quamtitas,  quamtus,  tamtus.    Nee  quosdam  movea^t, 
si  non  (lies  n)  sonat:  ita  (lies  iam)  enim  supra  docui  n  sonore  debere,  tametsi 
m  scriptura  m  positum  sit.    Dies  bezieht  sich  ofEenbar  auf  die  Bemerkung  zu  An- 
fang von  cap.  12  (11):  cttm   autem  ad  consonantes  atut  digammon  aeolicum,  pro 
quo  nos  v  loco  consonantis  posita  utimur ,  tunc  pro  m  littera  n  lUterae  sonum 
decefUius  efferemus,  DaTs  die  Stelle ,  auf  welche  Caesellius  sich  als  auf  eine  frühere 
Aeosserung  beruft,  bei  Cassiodor  nachfolgt,  erklärt  sich  zur  Genüge  aus  der  Natur 
solcher  Excerpte.    XJebrigens  dürfte  Caesellius  schwerlich  sich  in    solcher  Allge- 
meinheit ausgedrückt  haben,  sondern  er  wird  gesagt  haben,  vor  Consonanten  und 
V  würde  m  ausgesprochen,  jedoch  vor  d  t  c  q  spreche  man  m  nie  n  aus  (vergl. 
Piiscian  I.  p.  36  pi.  p.  29  K.]) ,  was  entweder  Cassiodor  oder  die  Abschreiber  unver- 
ständig verkürzt  haben.    Die  erste  Bemerkung  über  tamtus  findet   sich  wörtlich 
auch  so  bei  Comutus,  auch  dieser  mufs  also  vorher  über  die  Aussprache  des  m 
als  n  gehandelt  haben,  dies  hatte  Comutus  offenbar  am  Anfange  des  ersten  Capitels 
gethan,  wo  er  von  der  Pronunciation  des  m  handelt,  Cassiodor  aber,  wie  er  höchst 
flüchtig  excerpirt  (pafst  doch  auch  par  enim  atque  idem  est  viHum   etc.  gar 
nicht  recht  zu  dem  unmittelbar  Vorhergehenden)  liefs  diese  specielle  Bemerkung 
weg,  schreibt  aber  nichts  desto  weniger  nachher  das  nun  unverständliche  supra 
docui  ab.    Die  Form,  in  der  überhaupt  diese  Excerpte  vorliegen,  kann  man  nicht 
ohne   weiteres    den    eigentlichen    Verfassern    zuschreiben,    Cassiodor    hat    sogar 
niancherlei  eigene  Bemerkungen  hinzugefügt,  so  z.  B.  auTser  der  Bemerkung  c.  11 
[10.  VIL  206  E.]  zu  Ende:  quae  tamen  omnimodis  modernus  usus  exdudit,  ganz 
deutlich  c.  4  [VU.  159  K.],  wo  er, die  Bemerkungen  des  Papirianus  über  Aspiration 
abbricht  mit  den  Worten:  sed  tamen  libellus  ^los  evidenter  docet,  gm  inferius  de 
aspiratione  scriptus  est,  denn  hiermit  sind  gemeint  die  Auszüge  aus  Eutyches  de 
aspiratione  c.  9.   Ob  übrigens,  was  dann  weiter  c.  4  folgt,  auch  noch  dem  Papirianus 
angehört,  ist  zweifelhaft,  jedenfaUs  ist  es  Eigenthum  eines  späteren  Grammatikers, 
wie  die  Citate  zeigen;  der  unter  hiemps  erwähnte  CaeciHus  wird  wohl  auch  hier 
dem  Caesellius  weichen  müssen.    Gegen  das  Anrecht  des   Papirianus   auf  diese 
zweite  Hälfte  scheint  mir  namentlich  die  Bemerkung  zu  sprechen  (welche  übrigens 
ans  Velius  Longus  p.  2223  ed.  P.  [VEl.  59  E.]  entlehnt  ist) ,  man  müsse  ungo  und 
ungendum  ohne  u,  aber  unguen  (ähnlich  Servius  Aen.  IX.  772)  schreiben,  weil 
ungo  non  wngtd,   sed  unxi  facit;  denn  dies  steht  in  offenem  Widerspruch  mit 
dem,  was  Priscian  I.  479  [U.  503  E.]  aus  Papirianus  berichtet:  nam  unguo  Ni- 
»M  quidem  et  Papirianus  et  Pröbus  tam  ungui  quam  unxi  dicurU  facere  prae- 
teritmn,  Charisius  (p.  146  ed.  lindemann  [I.  245  E.]),  aus  welchen  Quellen  dieser 
Theil  des  Charisius  geschöpft  ist,  wird  sich  schwerlich  ermitteln  lassen)  vero  unxi 
tamtum,   man  müfste  denn  annehmen,  Papirianus  habe  in  verschiedenen  Schriften 
Verachiedenes  überliefert.    Der  von  Cassiodor  aus  Priscian  excerpirte  Abschnitt  hat 
wenigstens  mit  den  Institutionen  dieses  Grammatikers  nichts  gemein,  dagegen  stimmt 
im  ganzen  das  von  Velius  Longus  EnÜehnte  mit  der  noch  erhaltenen  Schrift  überein. 
•  7* 


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100  Hecension  des  Meckeisen^schen  Plautus. 

geschrieben  haben:  denn  wenn  auch  den  älteren  Handschriften  Genauig- 
keit und  Sorgfalt  im  Orthographischen  nicht  abzusprechen  ist,  so  kam 
den  Schreibern  bei  ganz  vulgären  Wörtern  doch  oft  genug  die  später 
übliche  Form  unwillkürlich  in  die  Feder.  Hiermit  soll  aber  keineswegs 
behauptet  werden,  dafs  man  die  handschriftliche  Tradition  gering  achten 
solle.  Wie  die  Autoren  selbst  schrieben,  läfet  sich  gar  nicht  mehr 
ermitteln,  wir  können  nur  versuchen  annäherungsweise  diejenige 
Orthographie  herzustellen,  welche  die  alten  Grammatiker  in  den  ein- 
zelnen classischen  Autoren  befolgt  haben,  und  da  sind  eben  die 
ältesten  Handschriften  die  nothwendige  Grundlage. 

Man  mufe  sich  überhaupt  hüten ,  vorschnell  gewisse  Schreibarten 
zu  verwerfen  und  nach  gewissen  abstracten  Eegeln  die  Orthographie 
zu  verbessern;  eine  Gleichheit  für  alle  Zeiten  ist  nicht  anzunehmen, 
schon  Quintilian  [I.  7,  11]  sagt  richtig:  verum  orthographia  quo^ 
consuetudini  servit  ideoque  saepe  mutata  est. 

So  verwirft  Hr.  FL  coena  als  eine  völlig  unrichtige  Schreibart; 
diese  Behauptung  stützt  sich  wohl  nur  auf  die  Verwerflichkeit  der 
gewöhnlichen  Ableitung  von  dem  griechischen  xoti^.  Gleichwohl  ist 
die  Schreibart  vollkommen  in  der  Etymologie  begründet,  denn  das 
Wort  ist  aus  con  imd  edere  zusammengesetzt,  hiefs  eigentlich  drei- 
sylbig  coedna  (also  aijvdeiTtvov,  FamilienmaM)  ^  dann  coesna  (veigL 
esse  für  edere,  comest  für  comedit  u.  s.  w.,  gerade  wie  im  Griechischen 
ddfiij  und  öofAtj  wechseln)"),  daraus  entstand  |  durch  Contraction  342 
coesna,  (wie  coepiOy  coepi)  und  durch  weitere  Schwächung  coena;  dann^ 
wie  die  Diphthongen  immer  mehr  verdrängt  werden  durch  einfiiche 
Vocale,  sprach  und  schrieb  man  cena^*)]  weil  aber  das  e  in  diesen 
und  ähnlichen  Fällen  sich  immer  durch  helleren  Ton  (etwa  wie  im 
Deutschen  strebt  von  Reh)  auszeichnete,  kam  endlich  die  dritte  Schreib- 
art ca^ena  auf,  und  keine  von  diesen  Varietäten  ist  absolut  verwerflich, 
am  wenigsten  die  erste,  die  etymologisch  genügend  gerechtfertigt  ist 


11)  Die  Form  mit  8  wird  ausdrückhoh  als  altlateinisch  bezeugt  im  Festus 
p.  205:  pesnis,  petmis,  ut — dicebant — caeanaa  (d.h.  doch  wohl  coesnas  oder  alleii- 
Ms  cesnas)  pro  caenis,  vergl.  p.  209  und  besonders  S.  339 :  scensas  Sabini  dicebatU, 
quas  nwnc  cenas  (Paul.  Diac.  coenas)^  wo  wohl  scesnas  zu  schreiben  sein  wird; 
demi  das  anlautende  8  ist  nicht  anzufechten,  es  wird  durch  das  Griechische  ItV, 
$uv6g  u.  8.  w.  hinlänglich  gesichert.  Gerade  bei  den  Sabinem  mag  diese  bäuerische 
Aussprache  e  für  oe  frühzeitig  aufgekommen  sein. 

12)  Die  Volkssprache  ging  hier  begreiflicherweise  noch  weiter  als  die  Schrift- 
sprache, so  rügte  schon  Luciüus  [IX.  10  M.]  pretor  als  bäuerische  Aussprache  für 
praetor,  imd  so  habe  ich  in  einer  Volscischen  Inschrift  bei  Mommsen  (Unterital. 
Dial.  S.  321)  CETVE  durch  quaestor  erklärt 


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Eecension  des  Meokeisen'sohen  Flantos.  101 

In  welcher  Zeit  hauptsächlich  in  diesen  so  wie  in  zahlreichen  andern 
Worten  ae  zur  Bezeichnung  jenes  helleren  e  aufkam,  so  dafs  es  nicht 
Mols  für  den  langen,  sondern  auch  fdr  den  kurzen  Tocal,  wie  z.  B. 
in  proedum  gebraucht  ward,  dies  bedarf  einer  zusammenhängenden 
Untersuchung:  jedenfalls  ist  diese  Orthographie  die  jüngste. 

Nicht  einmal  in  demselben  Schriftsteller  darf  mau  mit  rigoroser 
Consequenz  eine  Schreibart  durchführen;  Worte,  die  scheinbar  ganz 
unter  dieselbe  Analogie  fallen,  können  gleichwohl  verschieden  geschrie- 
ben werden,  ja  selbst  in  ein  und  demselben  Wort  kann  aus  einem 
bestimmten  Grunde  hier  die  ältere,  dort  die  jüngere  Orthographie  in 
Anwendung  gebracht  worden  sein. 

Hr.  FL  treibt  das  Princip  der  Analogie  zuweilen  auf  die  äufserste 
Spitze,  so  hat  derselbe,  um  sich  consequent  zu  bleiben,  Trin.  426 
[IL  4,  24]  dehibeo  für  debeo  verschmäht,  gewifs  mit  Unrecht,  auch 
scheint  er  selbst  es  zu  bereuen  (Vorr.  XTT),  aber  wenn  derselbe  jetzt 
geneigt  ist,  überall  dehibeo  herzustellen,  geräth  er  in  einen  noch 
gröfeeren  Fehler:  gebraucht  doch  Plautus  auch  praehibeo  und  praebeo 
neben  einander.  Hr.  Fl.  bedauert  femer,  dafs  er  nicht  an  aUen  Stellen 
dudligero,  dueUum  für  hdligero,  bellum  hergestellt  habe.  Ich  billige 
es,  dafs  Hr.  Fl.  Captivi  v.  68: 

Domi  belliqne  duellatores  optimi. 

selbst  gegen  die  Handschriften  dueUique  geschrieben  hat,  was  offenbar 
Ton  den  Abschreibern  nur  verdrängt  ward,  weü  es  ihnen  den  Vers  zu 
zerstören  schien.  An  sich  schon  ist  der  Wechsel  befremdend,  am 
meisten  bei  Plautus,  der  so  gerne  die  Alliteration  anwendet;  hätte  er 
aber  hier  variiren  wollen,  so  würde  er  sicher  domi  belliqtie  bellatores 
geschrieben  haben.  Gerade  in  solchen  formelhaften  Wendungen  ist  die 
Alliteration  dem  römischen  Sprachgeiste  eigen,  wie  eben  domi  duellique, 
sane  sarteque,  vivus  vidensque,  laetus  lübens,  dat  dicat  dedicat,  felix 
faustum  foriunatum,  tresviri  auro^  argento,  aeri  flando  feriundo,  Jbors 
Fortunay  fors  fuat,  fors  fert  u.  s.  w.,   femer  in  stehenden  Beiworten, 

343  TO  sie  die  epische  Sprache  |  liebt  z.  B.  mare  magnum,  Tartara 
taetra  u.  s.  w.  Dagegen  möchte  ich  nicht  wagen  nun  auch  ohne  weiteres 
an  anderen  Stellen  bei  Plautus,  wo  belli  allein  vorkonmit,  dueUi  zu 
»ubstituiren. 

345  Hr.  Fl.  will  den  Buchstaben  0  ganz  aus  Plautus  verdrängen, 
weil  dieser  erst  gegen  Ende  des  siebenten  Jahrhunderts  Eingang 
gefonden  habe.  Worauf  diese  zuversichtliche  Behauptung  sich  gründet, 
weils  ich  nicht;  Konrad  Schneider  in  seiner  trefflichen  Granmiatik  1.  Bd. 
S.  376  sagt  nur  vermuthungsweise:  Am  wahrscheinlichsten  ist,  dafs  — 


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102  Becension  des  FLeckeisen'schen  Piautas  (Trinommiis). 

die  hei  Plautus  varJcommenden  Wörter  zona,  zamia,  Zeuxis,  tra- 
pezita  noch  nicht  so  geschrieben  tourden.  Aber  e  kam  ja  schon  in 
den  Salischen  Liedern  vor  (Fr.  1 :  0  Zetd  adosiose  oder  co  (-=  quo) 
Zeul  adosiose).  Comutus  [Gr.  Lat  ed.  Keil  Vn.  154]  bemerkt  ganz 
richtig :  0  in  antiquis  libris  modo  scripta  est,  modo  non.  Wenn  Attius 
keinen  Gebrauch  davon  machte,  so  beweist  dies  noch  nichts  for  die 
Orthographie  des  älteren  Plautus,  da  Attius,  der  ja  auch  sonst  mit 
gelehrten  Studien  sich  abgab,  eine  eigene  Orthographie  sich  gebildet 
zu  haben  scheint.  TJeberhaupt  aber  müssen  wir  darauf  verzichten,  die 
Orthographie  so  herstellen  zu  woUen,  wie  sie  in  der  eignen  Handschrift 
des  Plautus  sich  fand,  wir  können  nur  versuchen,  annäherungsweise 
die  Schreibung,  wie  sie  von  den  Grammatikern  der  besten  Zeit  im 
Plautus  fixirt  ward,  herzustellen:  völlige  Consequenz  wollten  und  konnten 
dieselben,  wenn  sie  anders  gewissenhaft  verfahren,  nicht  einfahren, 
und  wir  sollen  uns  ja  hüten  weiter  zu  gehen.  So  ist  die  Schreibung 
comissari,  cyaihissare  u.  s.  w.  wohl  unzweifelhaft;  aber  ob  man  berech- 
tiget ist,  mit  Hm.  H.  auch  tadizas  in  hadissas  zu  verändern,  ist  noch 
keineswegs  gewifs;  jene  Worte  mochten  längst  eingebürgert  sein,  und 
die  Orthographie  ss  entsprach  durchaus  der  Aussprache,  badizo  hat 
vielleicht  Plautus  zuerst  nach  Analogie  des  griechischen  ßadi^io  gebraucht, 
und  so  konnte  er  auch  die  griechische  Schreibart  beibehalten.^*) 

Ich  füge  noch  einige  Bemerkungen  zum  Trinummus  hinzu,  wo  346 
ich  abweichender  Ansicht  bin.    So  ist  z.  B.  v.  109  [I.  2,  71]  protractus 
ad  pawperiem  schwerlich  richtig,   die  Lesart  des  Cod.  B  prostractum 
giebt  einen  passenden  Kngerzeig:   aber  auch  sonst  ist  hier  nicht  alles 
in  Ordnung,  ich  lese: 

Nam  postquam  Mo  eins  rem  confregit  filius, 
Videt*)  ipse  ad  paupertatem  prostrcttum  esse  se, 
Snamqne  filiam  esse  adultam  virginem, 
Simul  eins  matrem  suamque  uxorem  mortoam : 
QTwmque**)  hinc  iturnst  ipsos  in  Selenciam  etc. 

13)  Nicht  einmal  in  demselben  Worte  darf  man  völlige  Consequenz  verlangen: 
man  schreibt  richtig  mcissa,  obwohl  das  Wort  aus  dem  Griechischen  (jidCa  oder  ^ä^a) 
entlehnt  ist;  im  Handelsverkehr,  wo  die  Griechen  Klumpen  Metalls  wegen  der 
Aehnlichkeit  mit  Broden  so  benennen  mochten,  hatten  die  Römer  frühzeitig  das 
"Wort  kennen  gelernt,  und  es  so  völliges  Bürgerrecht  erlangt  Aber  wenn  man 
'Gerstenbrod'  oder  ^Brei'  bezeichnen  wollte,  schrieb  man  gewifs  mcusa  so  gut  wie 
mazonomus  imd  war  sich  des  griechischen  Ursprungs  bewufst;  das  Wort  ist,  wie 
auch  andere,  eigentlich  zweimal  zu  verschiedenen  Zeiten  recipirt  worden,  und  man 
mufs  beide  Formen  so  gut  von  einander  sondern,  wie  etwa  im  Deutsohian  Meister 
und  Magister. 

[*)  Die  Handschriften  haben  videtqt^.] 

[*♦)  Pur  quoniam.  BDG:  qifi.] 


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Beoension  des  Meckeisen'sohen  Flantas  (Trinuminns).  103 

V.  282  [n.  2,  7]  schreibt  Hr.  PL  mälum  uttum  für  uUum,  Hr.  R  mihi 
uUim,  der  Cod.  Ambros.  •  •  •  VLLVM.    Ich  lese : 

Nolo  ego  cum  improbis  te  viris,  gnate  mi, 
Neqne  in  yia,  neque  in  foro 
Nee  uHum  sermonem  exBequi. 

nee  tißui»,  das  ist  nultum,  wie  nee  uter  altlateinisch  für  neuter,  aber 
eigentlich  doch  etwas  stärkere  Negation  als  ntdlus,  indem  es  dem 
griechischen  ovdi  elg  entspricht  Die  einfache  Negation  ne  und  nee  ist 
bei  Plantns  keineswegs  schon  vollständig  durch  die  zusammengesetzte 
Partikel  non  (d.  L  ne  unum,  ne  oinumj  noenu)  verdrängt  und  mufe 
an  vielen  Stellen  wieder  in  ihr  Becht  eingesetzt  werden,  so  im  Trin. 
V.  364  [n.  2,  83] :  Eo  ne  multa  quae  nevolt  eveniunt  **),  wie  schon 
Addalius  erkannte,  der  Ambros.  steht  auch  hier  hinter  B  und  den 
übrigen  Handschriften  zurück.  Ebenso  war  v.  976  [IV.  2,  34]  zu 
schreiben:   Prius  tu  nee   eras,   quam  auri  feci  mentionem.    Vulgo: 

M 

non  eras,  B:  non  (c)  eras*)  Vielleicht  mufe  man  auch  v.  503 
[n.  4,  102]  verbessern:  Eheus,  ubi  ustits  nee  erat  dicto,  spondeo 
dicebat  für  nihil  erat.  Dagegen  kann  man  zweifelhaft  sein,  ob 
V.  920  prV.  2,  75]  nequeo  monstrare  istos  homines  für  non  monstrare 
possum  (wie  v.  92  [L  2,  55])  oder  vielmehr  non  monstrare  pote  istos 
(sprich  pote  ^stos  aus)  zu  lesen  sei  Auf  keinen  Fall  darf  man  daran 
denken,  ne  für  non  auch  v.  351  [IL  2,  70]  herzustellen,  wo  schon  der 
Gegensatz  das  energische  non  verlangt,  der  Vers  ist  übrigens  von 
Hrn.  FL  nicht  richtig  behandelt:  es  mufs  heifsen: 

Quod  habes,  ne  habeas:  et  illuc  qnod  nuno  non  babes,  babe^  vehm. 
347  V.  309  [IL  2,  28]  hätten  die  Herausgeber  nicht  mit  Hermann  |  das  in 
solchen  Zusammenhange  acht  latehiische  d^tm  vivit  verdrängen  soUen, 
die  Vulgata  ist: 

Si  ipse  ammnni  peptdit,  dum  yivit,  victor  Tiotomm  dnei 
Biese  Lesart  empfiehlt  sich  schon  durch  den  veränderten  Accent,  da 
die  lateinischen  Dichter  in  solchen  antithetischen  Wiederholungen  den 
AcceDt  absichtlich  zu  varüren  lieben,  was  Bentley  freilich  völlig  ver- 
kannt hat  —  V.  397  [IE.  3,  6]  kann  ich  mich  nicht  davon  überzeugen, 
dab  faäius  im  Lateinischen  gesagt  werden  könne,  ich  lese  fetius**) 
fiikäo  fadt,  d.h.  er  richtet  nichts   aus,  macht  die  Sache  um  nichts 


14)  Kurz  vorher  v.  361  ist  zu  verbessern:   mala  muHa  eoemunt  honUm 
quae  nevolt,  indem  quae  volt  ganz  zu  streioben  ist 

[*)  Nach  Bitsobl  ist  niobt  klar,  ob  der  eingeklainmerte  Baobstabe  c  t  r 
oder  %  seL] 

[♦*)  FaeHus  bat  B.] 


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104  Recensioii  des  FLeckeisen'schen  Piautas  (Trinummus). 

besser,  ovdsv  tzUov  tcoibI.  —  V.  470  [IE.  4,  69]   schreibt  Hr.  Fl.  mit 

Reiz  und  Hermann  Ädposita  coena  sit,  aber  die  Ellipse  der  Partikel 

si  ist  hier  sehr  hart,   es  ist  zu  schreiben:  Ädposita  si  coena  st:  der 

Wechsel  der  Modi  ist  vollkommen  gerechtfertigt,  da  es  so  viel  ist,  als 

uhi  oder  cum  ädposita  est  coena.    Unter  coena  popuiaris  ist  die  regel- 

mäfsige  Opfermahlzeit,    der    Antheil,    welchen  Jeder   von   dem   Opfer 

erhielt,  zu  verstehen:   diese  einfachen  auch  vielleicht  unzureichenden 

Speisen  genügten  nicht,  und  so  kam  die  Sitte  auf,  dafs  die  Clienten 

ihren  Patron  mit  allerlei  feinen  Gerichten,   die  sie  selbst  mitbrachten, 

bewirtheten.  —  V.  522  [H.  4,  21]  ist  in  der  Lesart  des  A  ARGVMENTI 

für  argumentum  vielleicht  ei  rei  argumen  tibi  dicam  verborgen,  wie 

tegmen  und  tegumentum,  cognomen  und  cognomentum  u.  s.  w.  wechseln. 

Nämlich  das  ursprüngliche    Suffixum  ist  eigentlich  mant,    dies   wird 

aber  von    der  griechischen   Sprache   anders   behandelt,    als   von    der 

lateinischen:  die  Griechen  werfen  das  n  ab,  ovofia(T),  dvd^arog,  allein 

in  den  Verbalbildungen  dvofialva),  arjfAalvo)  u.  s.  w.  hat  sich  umgekehrt 

n  behauptet,  während  t  weichen  mufs;  und  auch  imPhrygischen,  was 

dem  Griechischen  ganz  nahe  verwandt  ist,   sagte  man  ONOMAN  für 

})vofAa,     Die   Lateiner   behandeln  das  Suffixum   auf  zweifache  Weise, 

entweder  werfen  sie  das  auslautende  t  ab,   nomen,   momen,  fragnien, 

oder  sie  bewahren  das  vollständige  Suffixum,  müssen  aber  dann,  imi 

die  Casusänderungen   damit   zu    verbinden,    einen   ableitenden   Vocal 

anfügen,  momentumy  fragmentumy  cognomentum.  —  V.  595  [U.  4, 194] 

s 
wird  wohl  zu  lesen  sein:   Si  (oder  sei)  is  aliena^ur,  es  war  SEUD 

geschrieben,   woraus  set  id  si  entstand.     Auch   das  Folgende  bedarf 

noch  der  nachbessernden  Hand,  ich  schreibe: 

Effugiet  ex  urbe,  nbi  emnt  factae  nuptiae, 
Subito  isHc*)  aliquo  in  maximam  malam  cruoem. 

—  V.  633  [IQ.  2,  7]  lese  ich:  Qui  bene  simulans**)  facere  mihi  te, 
male  facis,  male  consulis.  —  V.  675  haben  die  Herausgeber  den  rechten 
Gedanken  nicht  getroffen.    Plautus  schrieb : 

Si  istuo,  ut  conare,  faois,  igni  tuum  inoendes  genus.***) 
Auch  V.  725   [11.  2,  99]   hat  man  das  Richtige  nicht  erkannt,   es  ist 
zu  lesen: 


[*)  Statt  ibit  istac.    Ritschi:  ibit  isi^/M  mit  Dousa.] 

\**)  Codd.:  sirmUas.    Bitschl:  Qui  mihi  bene  quam  simtdas  facere,  und  so 
auch  Meckeisen.] 

[***)  Codd.:  Si  istuc  ut  conare  facta  indicvum.  inddium  'libri  veteres  Lam- 
biui'.  Ritschl  und  Meckeisen:  Si  istuc  conare,  ut  nunc  facis  i^idum,  tuum 
incendes  genus^ 


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Recension  dos  Fleckeisen'schen  Piautas  (Trinummus).  105 

Egomet  autem  ^[uome  extemplo  arcuin  mihi  et  pharetram  sumpsero.*) 
denn  et  sagittas  ist  nur  Dittographie  zu  et  pharetram,   in    anderen 
Handschriften  lautete  der  Vers: 

Egomet  autem  quem  extemplo  arcum  mihi  et  sagittas  sumpsero. 

348  Welche  von  beiden  Fassungen  den  Vorzug  verdiene,  darüber  kann  man 
streiten:  doch  ist  quome,  was  die  Handschriften  bieten,  [oder  vielmehr 
nur  B,  da  die  übrigen  qtw  me  lesen,]  gewifs  nicht  zu  archaistisch,  um 
es  dem  Plautus  geradezu  abzusprechen,  wenngleich  es  bis  jetzt  nur 
im  Salischen  liede: 

Cume  tonas,  Leuoesie,  prae  tet  tremonti. 
nachweisbar  ist:  cume  oder  quome  ist  übrigens  nichts  Anderes  als  cubi 
(dicuhi),  und  somit  quam  (cum)  und  uhi  ganz  gleichen  Ursprungs.  — 
y.  819  [HL  3,  90]  ist  Hermanns  Conjectur  actum  reddam  nugacissume 
verfehlt,  in  der  Lesart  der  Handschriften  [nugace  sunt  B,  nugaces 
smt  nisi  CDE]  liegt  nugae  acescunt  nisi  verborgen,  dem  Gedanken 
nach  vollkonmien  richtig,  das  Metrum  aber  zeigt,  dafszu  schreiben  ist: 

actum  reddam,  nugae  acent  nisi. 

d.h.  wenn  mein  guter  Einfall  nicht  verdirbt:  das  seltnere,  von  Cato 
[de  Re  Rust.  148]  gebrauchte  a^eo  ward  durch  das  gewöhnliche  acesco 
erklärt  —  Ebensowenig  bin  ich  mit  der  Behandlung  des  Canticums 
zu  Anfange  des  IV.  Actes  einverstanden,  doch  will  ich  nur  eine  Stelle 
V.  828  ff.  [I.  1,  9  ft]  so  wie  ich  glaube,  dafs  sie  emendirt  werden  mufs, 
nüttheüen: 

Atque  hänc  tuam  glöriam  iam  4nte  (ego)  auribus 

Acceperam,  te**)  nobilis  supra  homines 

Pauperibus  te  parcere  etc. 

Semper  mendicis  ntodesHs***)  fidu'  fuisti:  infidum  esse  iterant: 

Nam  dbsque  foret  te,  sät  scio,  in  alto  distraxissent  disque  tulissent 

Satellites  tu!  me  miserum  foede. 

ebenso  ist  v.  837  foret  zu  streichen: 

ni  tua  pax  propitia  praesto.f) 
V.  887  [17.  2,  45]  lese  ich:    Opus   facetost  viatico   ad   tuum  nomen 
'dann  braucht  man  ja  ein  ganz  artiges  BeisegeWff)   —   V.  1108 
[TV.  4, 16]  ist  vielleicht  zu  schreiben:  Nihil  est  morae.    Quin  ambula: 


[*)  Die  Handschriften  haben:   mihi  et  pharetram  et  sagittas.    Bitschl  und 
Reckeisen:  arcum  et  pharetram  mi  et  sagittas.] 
[**)  Für  et.] 
[***)  Für  modesti  sint  oder  «wnt,  wie  C  hat] 

[f)  R  TU  M.  streichen  tua,] 
[tt)  Codd.:  opus  factost.    Ritschi:  fartost.] 


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106  Zu  BitschLs  Ausgabe  des  Pseudolus. 

actutum  redi*);  doch  läXst  sich  diese  Stelle  auch  auf  andere  Weise 
verbessern.  —  V.  1119  \Y.  1,  3]:  Ita  gaudiis  gaudtum  suppeditai^ 
ist  vielmehr  gaudia  suppeditant  zu  schreiben.  —  V.  1032  [EV.  3,  52]: 
Nam  nunc  mores  nihüi  (die  Handschriften  nihil)  faciunt,  quod  licä, 
nisi  quod  lubet  ist  schwerlich  richtig:  ich  schlage  vor: 

Nam  nunc  hamines  nihil!  faciunt  quod  licet,  nisi  quoad  lubei 

Der  Gedanke  ist  derselbe,  wie  bei  Vellei.  Paterc.  n.  100:  quidquid 
liberet,  pro  licito  vindicans,  Auetor  ad  Herenn.  IV.  25:  nam  quae 
reliqua  spes  manet  libertatis,  st  Ulis  et  quod  lihet  licet  ^  et  quod  licet 
possunt  et  quod  possunt  audent,  et  quod  audent  faciunt.  Doch  gelingt 
es  vielleicht  Anderen  diesen  Gedanken  auf  einfachere  Weise  herzustellen. 
—  V.  1036  [IV.  3,  29]  ist  zu  lesen:  Strenuos  praeterire  more  ß. 
Morem  nequam  quidem**).  —  V.  1181  [V.  2,  57]:  Si  quid  tibi^  paier, 
IdboriSy  verbessere  laborist.  Hinsichtlich  der  alterthümlichen  Ortho- 
graphie läfst  sich  gleichfalls  noch  Manches  herstellen,  besonders  aus 
dem  Cod.  B.  Ich  will  nur  ein  paar  Beispiele  erwähnen,  so  v.  975 
[IV.  2,  125]  pos  tu  factu's  Charmides^^),  v.  862  [IV.  2,  20]  au  dormi- 
tator  statt  aut,  vergl.  Ci|cero  de  Eep.  I.  47,  v.  948  [IV.  2,  106]  mostra  W 
statt  monstra;  v.  990  [IV.  2,  148]  ist  vapulis  herzustellen,  dieser 
archaistische  Coiyunctiv  (oder  vielmehr  Optativform,  denn  die  lateinische 
Sprache  besitzt  eigentlich  nur  einen  Optativus)  wird  durch  verberit 
und  temperit  voUkonunen  gesichert. 

Von  Hm.  Bitschls  Ausgabe  liegt  der  zweite  Theil  des  zweiten 
Bandes,  den  Pseudolus  enthsJtend,  vor,  ein  Beweis,  dafs  das  Werk 
ununterbrochen  fortschreitet  Wie  bedeutend  auch  der  Text  dieser  Ko- 
mödie gewonnen  hat,  das  zeigt  schon  ein  flüchtiger  Blick  auf  die  erste 
beste  Seite :  die  grofsen  Verdienste  Hm.  R's.  um  die  Wiederherstellung 
des  Plautus  von  Neuem  hervorzuheben  ist  unnöthig,  Rec.  will  lieber  auch 
hier  eine  Partie  herausheben,  imd  seine  abweichenden  Ansichten  kurz 
mittheüen:  denn  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache  selbst,  dafs  nicht 
überall  ein  gleicher  Grad  von  Sicherheit  sich  erzielen  läfst,  dafs  daher 
auch  anderweitigen  Versuchen  Raum  gestattet  ist.  Ich  wähle  zu  diesem 
Zwecke  die  erste  Scene  des  zweiten  Actes.  Diese  Scene  [574  ff.] 
würde  ich  folgendermafsen  herstellen: 


[*)  Codd.:  moracii  amhula,    R.  u.  Fl.:  morcie.    Cito  ambida.] 
[**)  R  u.  M.  schieben  mit  Scaliger  nach  strenuos  nunc  ein.] 
15)  Bemerkenswerüi  ist,  dafs  auch  bei  Caesar  sich  Spuren  dieser  Orthographie 

erhalten  haben,  z.  B.  im  Bellum  Afr.  c.  3  posquam,  öfter  kehrt  pos  tergum  wieder 

2.  B.  BeU.  GaU.  Vn.  84.  88. 


\ 


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Zu  Ritschis  Ausgabe  des  Pseudolus.  107 

Pro  luppiter,  ut  mihi,  quicquid  ago,  lepide  omnia  prospereque  eyeniunt: 

Neque  quod  dubitem,  neque  qu6d  timeam  'st:  nam  ea  stultitiast,  fooinüs  magnum 

Timido  cordi  credere: 

Nam  omnes  res  perinde  sunt, 
5  üt  agäs,  ut  eas  magni  faoias; 

Nam  ego  meo  in  pectöre  prius 

Ita  parayi  cöpias, 

Duplicis  triplicis  dolos,  perfidias;  ut  ubiquomque  hostibus  c6ngrediar, 

Maiörom  meum  fretus  virtute  dicam, 
10  Mea  industria  et  malitiä  fraudulenta, 

Facile  ut  vlnoam,  facile  üt  spoliem  meos  perduellis  meis  perfidüs. 

Nüno  inimicum  ego  hünc  communem  meum  ätque  vostrum  omnium 

BäUionem  exb&llistabo  lepide:  date  operam  modo. 

Hoc  ego  oppidum  ädmoenire  ut  h6c  die  capiatur  volo: 
15  'Atque  ad  hoc  meäs  legiones  protinus  obducam:  Inde  me 

'Et  simul  participes  omnis  meös  praeda  onerabo  ätque  opplebo, 

Metum  et  fagam  perduellibus  meis  me  esse  ut  natüm  sciant: 

£6  sum  genere  gn&tus:  magna  me  facinora  d6cet  efficere, 

Quae  p6st  mehe  clara  et  diu  clueant. 
20  Sed  hunc  quem  yideo?  quis  hio  est,  qui  oculis  meis  6bviam  ignobilis  obiioitur? 

Lubet  scire,  quid  venerit  cum  machaera 

'Et  ohlamyde:  huic,  quam  rem  agat,  hinc  dabo  insidias. 

V.  2  lautet  in  den  Handschriften:  Neque  quod  dubitem,  neque 
quod  timeam  meo  in  pectore  conditumst  consiltum:  nam  ea 
siuUUiast  etc.,  was  Hr.  R  unverändert  beibehalten  hat  Allein  dies 
ist  dem  Gtodanken  wie  dem  Ausdrucke  nach  gleich  unerträglich,  denn 
Psendolus  kann  nur  sagen,  ich  kenne  keine  Furcht  und  keinen  Zweifel, 
ich  habe  daher  est  hinzugefügt,  und  die  Worte  meo  in  pectore  condi- 
turnst  consüium  ganz  gestrichen,  denn  diese  sind  nichts  weiter  als  eine 
erklärende  Dittographie  von  nam  ego  in  meo  pectore  pritis  ita  pa/ravi 
copiaSy  die  dann,  wie  so  oft,  an  unrechter  Stelle  in  den  Text  drang. 
Der  Vers  selbst  ist  wie  der  vorhergehende,  ein  anapästischer  Tetrameter, . 
^  dann  folgen  vier  trochäische  katalektische  Dimeter,  nur  unterbrochen 
von  einem  anapästischen  Dimeter  (v.  5).  Dafs  v.  6  pectore  paroxytonirt 
wird,  ist  eine  Freiheit,  die  in  lyrischen  Mafsen  nicht  anstöfsig  sein 
kami.  Die  Wortstellung  nam  ego  meo  in  für  nam  ego  in  meo  scheint 
der  A  zu  bestätigen.  V.  8  ist  wieder  ein  anapästischer  Tetrameter, 
wo  ich  eigentlich  nichts  geändert  habe,  als  dafs  ich  die  Präposition 
cum  vor  hostibus  strich,   was  ebenfalls  der  Cod.  A  bestätigt.  Cod.  B: 

cum 

ubique  cum.  Ebenso  habe  ich  v.  11  (ein  anapästischer  Tetrameter,  nicht 
wie  Hr.  R  meint,  ein  trochäischer)  nicht  das  Geringste  geändert. 
T.  12  möchte  ich  den  Hiatus  in  vostrum  omnium  nicht  entfernen; 
Hr.  R.  geht  in  dieser  Beziehung  öfter  zu  weit:  so  gut  wie  der  Epiker 
Ennius  [Ann.  336  V.] 


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106  Zu  Ritschis  Ausgabe  des  Pseudolus. 

Insignita  fere  tum  milia  militum  octo, 
und  der  Tragiker  Pacuvius  in  der  Periboea  [304  Ribb.] 

Belluarum  ac  ferarum  adventus  ne  taetret  loca 
sich  gestattet  haben,  so  gut  wird  man  diese  Freiheit  auch  bei  Plautus 
gelten  lassen  können.  Der  Hiatus  ist  aber  hier  um  so  eher  zulässig, 
weil  die  Endung  des  Gen.  Plur.  um  lang  ist  (coy).  V.  14 — 16  hat 
Hr.  R.  richtig  erkannt,  dafs  zwei  verschiedene  Fassungen  der  Stelle 
willkürlich  mit  einander  vermischt  sind,  aUein  seine  Anordnung  ist 
defshalb  wenig  wahrscheinlich,  weil  er  die  einzelnen  Bausteine  in  all- 
zu freier  Weise  verwendet,  imd  man  die  Entstehung  der  Verwirrung 
nicht  recht  begreift.    Der  Cod.  B  hat: 

Hoc  ego  oppidum  admoenire  ut  hoc  die  capiatur  volo. 
Atque  ut  hoc  meas  legiones  addticam.    st  hoc  expugno 
Facilem  ego  hanc  rem  nieis  civibus  fadam, 
Post  ad  oppidum  hoc  vetus  continuo  mecum  exercäum 
Protinus  obducam. 

e 
Inde  me  et  simul  particips  omnis  meos  preda  onerabo  atque  opplebo. 

Mein  Verfahren  ist  ganz  einfiujh,  ich  habe  die  cursiv  gedruckten  Worte 
ausgeschieden  und  nur  ad  hoc  (at  hoc)  für  ut  hoc  geschrieben.  Die 
ausgeschiedenen  Worte  fügen  sich  nun  aber  ebenfalls  mit  Leichtigkeit 
an  einander,  nur  ist  das  erste  Satzglied  zuletzt  zu  stellen: 

Post  ad  oppidum  hoc  vetus  continuo  mecum  exercitum 

'Adducam:  hoc  si  expugno,  facilem  ego  h^c  rem  civibus  meis  faciam. 

WO  ich  nur  hoc  si  für  si  hoc  (wenn  man  nicht  hoc  mit  A  ganz  streichen 
wül)  und  civibus  meis  für  meis  civibus  geschrieben  habe.  Aufserdem  wird 
auch  V.  14:  Hoc  ego  oppidum  admoenire  etc.  in  dieser  Diaskeue  etwas 
anders  gelautet  haben,  da  sich  post  ad  oppidum  hoc  etc.  nicht  passend 
anfügen  läfst,  dieser  Vers  aber  ist,  wie  öfter,  verloren  gegangen.  — 
V.  17  ist  ein  iambischer  Tetrameter,  wo  ich  nur  natum  sciant  für 
sdant  natum  geschrieben  habe.    Hr.  R.  dagegen  ändert: 

Metum  et  fugam  perduellibus  meis  iniciam,  med  ut  sciant 
Quo  sim  genere  gnatus. 

Aber  in  der  Ueberlieferung  liegt  viel  mehr  Energie  des  Ausdrucks, 
vergl.  Ennius  bei  Cicero  de  Div.  I.  21,  42  [Trag.  68  V.]: 

Eum  esse  exitium  Troiae,  pestem  Pergamo. 
wo  exitio  und  pesti  prosaisch  sein  würde.    Nun  schliefst  sich  auch  Eo  351 
sum  genere  gnatus  passend  an,    wobei  ich  übrigens  die  Vermuthung 
nicht  unterdrücken  kann,  ob  nicht  vielmehr  Eo  sum  ingenio  gnatus 
zu  schreiben  sei.  —  V.  19  ist  ein  anapästischer  Dimeter,  wo  ich  für 
mihi^  was  sich  jedoch  vertheidigen  läfst,  mehe  geschrieben  habe,  vergl. 


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Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus.  109 

QuintiL  I.  5,  21:  et  mehe  qwquepro  me  apud  anMquos,  tragoediarum 
praecipue  scrtptores,  in  veteribus  libris  invenimuSy  also  nicht  ausschliefs- 
lich  bei  den  Tragikern:  dafs  aber  Plautus'  Rede  in  den  lyrischen 
Partieen  häufig  einen  hohem  Schwung  nimmt,  weifs  Jeder.  —  V.  20 
habe  ich  nicht  gewagt,  die  handschriftliche  Lesart  Sed  hunc  quem 
Video?  die  ganz  dem  griechischen  rlva  Tofrvov  ÖQdö;  entspricht,  zu  ändern, 
y.  21  habe  ich  hie,  was  Hr.  R  versetzt,  gestrichen;   der  A:  quid  hie 

hie 

vefieritj  vulgo:  quid  hie  vdit,  B:  quid  vdit,  V.  22  ist  nicht,  wie  Hr.  R 
glaubt,  ein  Baccheus,  sondern  wie  die  SchluTsworte  deutlich  zeigen, 
ein  katalektischer  Creticus;  aber  freilich  ""sind  die  Worte  et  hine  quam 
rem  agat  hine  dabo  insidias  verdorben,  Acidalius  hat  aber  schon  mit 
gewohntem  Scharfblicke  erkannt,  dafs  neben  dem  Schwerte  der  Mantel 
erwähnt  werden  müsse,  und  ehlamyde  für  hine  vermuthet,  aber  dies 
Wort  ist  vielmehr  ganz  als  ausgefallen  zu  betrachten  und  das  erste 
Une  mit  huic  zu  vertauschen. 


Beitrage  zur  Kritik  des  Plautns*). 

ndvTcog  ov  TofTTO  o^eTtzioVy  bazcg  ccuvö  eiTtev,  aXka  Tt&ceqov  äki]- 
^ig  liyevav  JJ  ov. 

I.    Trinummus  V.  674  [IH  2,  48] : 

Sed  te  moneo  hoe  etiam  atque  etiam^  ut  repuies,  quid  faeere 
expetas:  Si  istue  ut  eonare  facis  indidum  tuum  ineendes  genus:  Tum 
igitur  tibi  aquae  erü  cupido  genus  qui  restinguas  tuum.  Hier  ist  der 
mittlere  Vers  sichtlich  verdorben,  die  verschiedenen  Versuche,  den 
Fehler  zu  heben,  wie  Kitschis  Conjectur:  Si  istue  eonare,  ut  nune 
fads  indidum  befriedigen  nicht:  dafs  der  Dichter  Si  istue  facis  schrieb, 
ist  klar,  denn  es  wird  eben  nur  der  Gedanke  des  vorhergehenden 
Terses  wieder  angenommen:  jede  Aenderung,  welche  den  vollkommen 
tadellosen  Anfang  des  Verses  antastet,  ist  abzuweisen:  der  Fehler  liegt 
da,  wo  man  ihn  nicht  gesucht  hat,  in  indidum:  ich  habe  früher  ver- 
muthet: igni  tuum  ineendes  genus,  aber  das  Kichtige  ergiebt  sich 
durch  eiue  ganz  leise  Aenderung:  Si  is^wc,  u^  eonare,  fads,  indi- 
gnum  tuum  ineendes  genus,  —  In  derselben  Scene  sind  auch  v.  692  ffi 
[in. 2, 66]  nicht  richtig  behandelt:  Quis  me  improbior  perhibeatur  esse? 

*)  [Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft.  Herausgegeben  von  Dr.  J, 
Caesar.    Xm.  Jahrg.    1855.    Nr.  37  und  38.] 


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110  Beiträge  zur  Kritik  des  Plaatas. 


haec  famigeratio  Te  honestet,  me  autem  cofdutitet,  si  sine  dote  duxeris: 
Tibi  Sit  emolumentum  honoris,  mihi  qtiod  oUedent,  siet.  Conlutulet, 
wie  allerdings  das  Lemma  bei  Nonius  p.  84  [p.  60  G.]  hat,  verwirft 
Ktschl  mit  Kecht,  aber  der  Aenderung  conlutitet  können  wir  entbehren, 
die  Handschriften  führen  auf:  Te  honestet,  me  conlutulentet,  si  sine 
dote  duxeris;  denn  BC  haben  im  Texte  me  conluttdent  et  si,  nnd  später, 
wo  sie  diese  Verse  wiederholen,  me  autem,  cordutulent  et  si;  die  Partikel 
autem,  die  darauf  gestützt  die  Herausgeber  in  den  Text  auJ^enommen 
haben,  ist  nichts  weiter  als  ein  Zusatz .  fremder  Hand,  gerade  wie  die- 
selben Handschriften  gleich  im  folgenden  Verse  mihi  autem  quod 
obiectent  siet  lesen.  Auch  Nonius  fand  in  seiner  Handschrift  dieselbe 
Lesart:  me  conlutulet  et  si,  denn  er  übersah  nur,  dafs  conlutulet  für 
conlutulet  steht:  obwohl  allenfalls  auch  die  Form  conlutuletet  neben 
conlutulentet  sich  vertheidigen  liefse.  Ich  bemerke  übrigens  nur  bei- 
läufig, dafs  alle  Adjectiva  |  auf  letUus  von  pko  abzuleiten  sind  und  290 
eigentlich  plerUtAS  lauten  sollten,  der  volle  Anlaut  hat  sich  nur  in 
locuples  erhalten.  Femer  dürfte  wohl  die  Lesart  famiferatio  den  Vor- 
zug verdienen,  obwohl  auch  Nonius  famigeratio  liest 

n.    Miles  Olor.  746  [EL  1,  50]: 

Servientis  servitutem  ego  servos  instruxi  mihi,  Hospes,  non  qui 
mi  imperarent  qutbusve  ego  essem  obnoxius,  Si  Ulis  aegrest,  mihi  quod 
volup  est,  meo  rem  remigio  gero:  Tarnen  id,  quod  odiost,  faciundumst 
cum  malo  atque  higratiis.  So  schreibt  Kitschi  den  vorletzten  Vers 
nach  dem  Vorgange  von  Gamerarius :  diese  Aenderung  be&iedigt  jedoch 
nicht:  für  mihi  quod  liest  B  mihi  tnicit  quod,  C  mihi  incit  quod,  D 
mihimett  quod.  Dies  scheint  auf  eine  alte  Dittographie  zu  führen: 
Si  Ulis  aegrest,  mi  incidit  quod,  der  ich  jedoch  nicht  gerade  den 
Vorzug  zugestehen  möchte^),  dann  aber  ist  zu  schreiben:  morem  haud 


1)  Ebenso  siad  anderwärts  Glossen  in  den  Text  gedrangen,  wie  im  Stichus 
V.  284  [n.  1,  10],  wo  amat  [nach  virum]  einfach  zu  streichen  ist:  Proinde  ut  deeä, 
mrum  suum  eupide  expetü.  Ein  handgreifliches  Glossem  findet  sich  Menaechm. 
V.  580  [rV.  2,  11]:  Datum  denegdnt  [quod  datumst]  litten  pUni,  rapdces  Vm 
fraudulhUi:  Qui  aut  fainore  aut  periüriia  Habint  rein  pardtam:  mens  est  in 
querilis.  Ich  habe  hier  aufserdem  nur  litum  statt  litium  geschrieben:  am  Schlafs 
hatte  ich  fiiiher  vermuthet:  mens  eis  inquies  est  statt  mens  est  in  querelis,  Aach 
V.  762  \Y,  2, 10]  ist  wohl  ebenfalls  eine  starke  Interpolation  auszuscheiden:  Quid^ 
nam  hoc  sit  negöH,  quod  füia  .  .  sie  BepSnte  expetii  med,  u4i  ad  sese  adirem: 
Nee  quid  id-sit  mihi  drtius  facit.  [Quid  velit,  quid  me  accersitj  Ebenso 
sind  Mostell.  880  [IV.  1,  23  nach  solus]  die  "Worte  nuMC  eo  zu  streichen:  abüforas. 
Salus  advSrsum  ero  ex  plürimis  sSrvis,  Das  ganze  Canticum  ist  überhaupt  noch 
nicht  völlig  hergestellt,  z.  B.  872  [IV.  1,  15]  ist  zu  schreiben:  Nam  ut  sSrvi  wAuiU 


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Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus.  111 


291  (hau)  remigio  gero,  \  so  dafs  remigium  die  Dienerschaft  des  Hauses, 
die  famüia  bezeichnet:  die  Lesart  der  Handschriften:  me  horem  (höre) 
remigio  rem  gero  spricht  dafür.  —  Ebensowenig  befriedigt  die  Her- 
stellung von  V.  72:  Videtur  tempus  esse  ut  eamus  ad  forum:  Ut  in 
tabdlis  quos  consignavi  interim  Latrones,  hibus  dinumerem  stipendiumy 
wo  die  Handschriften  consignavi  hie  aeris  (aeri)  lesen.  Ich  vermuthe: 
Ut  in  iabulis  quos  consignavi  hie  cereis  oder  auch  tabelis,  eine 
Form,  deren  sich  auch  sonst  Plautus  bedient  zu  haben  scheint. 

m. 

Wie  die  Kritik,  die  nur  am  Einzelnen  haftet,  noch  oft  fehl  geht, 
will  ich  an  einem  recht  deutlichen  Beispiel  zeigen :  es  giebt  bei  Plautus 
eine  nciht  unbedeutende  Anzahl  von  Versen,  wo  hodie  metrische 
Schwierigkeiten  verursacht,  die  man  bald  auf  diese,  bald  auf  jene 
Weise  zu  heben  versucht  hat. 

Miles  Glor.  1412  [V.  1,  19]:  Quöd  tu  hodie  hie  verheratu's  aüt 
quod  verberdbere,  Bothe  und  Kitschi  schreiben  hie  hodie,  —  MiL  Glor. 
1421  (T.  1, 28] :  'Utte  hodie  hinc  dmittamus  Venerium  nepotulum.  Kitschi : 
hodie  te,  Guyet:  ted  hodie  (vielleicht  richtig).  —  Bacchides  766  [TV.  5,6]: 
Varsdbo  ego  Hlum  hodie  si  vivo  probe,  ülunc  hodie  Camerarius.  — 
Bacch.  1094  [V.  1  ^  8] :  Chrysalus  me  hodie  Idceravit,  Chrysdlus  miserum 
spolidvit.  Hermann:  med  hodie y  ßitschl:  delaceravit,  —  Pseudolus  176 
[L2,  43]:  Quam  mihi  fore  libertam  eredam  et  quam  venaiem,  hodie 
experiar.  Kitschi:  ego  hodie.  —  Pseudol.  614  [11.  2,  20]:  Nam  häec 
ndhi  incus  est:  proeudam  ego  hodie  hinc  muliös  dolos.  Guyet  und 
Ritschi:  hinc  hodie.  —  PseudoL  775  [IIL  1,  9]:  Nunc  huic  lenoni 
hodiest  natalis  dies.  Pylades:  lenonist  hodie.  —  Pseudol.  1233  [IT.  7, 
135]:  Qui  illum  ad  me  hodie  ddlegavit,  mülierem  qui  abdüceret. 
ffitschl:  ülunc  hodie  ad  me^  Guyet:  illum  ad  med  hodie.  —  PseudoL 
1071  [XV.  6,9]:  Si  üle  hodie  üla  sit  potitus  muliere,  Sive  edm  tuo 
gnato  hodie,  ut  promisit,  dabit.  Kitschi:  üle  iUac  hodie  und  ttw  hodie 
gndto.  —  Stichus  v.  459  [UL  2,7]:  Äu^mio  hodie  ego  öptumo  exii 
foras.  Kitechl:  herde  hodie  ego.  —  Persa  167  [L  3,  87]:  Me  esse 
effedurum  hodie:  nimis  longüm  loquor.  Guyet:  hoc  hodie  (vielleicht 
riditig).  —  In  allen  diesen  Fällen  scheint  mir,  wenn  man  von  der 
letzten  Stelle  (vielleicht  auch  von  der  zweiten  und  dritten)  absieht,  der 


MW  erum,  itd  aolet  (is  esse:)  Boni  stmt,  (bonust):  improbi  sunt,  malus  fit.  — 
Bitfcographien  sind  auch  sonst  häufig,  so  im  Psendolns  v.  523  und  524  [1. 1,  109]: 
Btudeo  herde  audire:  nam  ted  aiMCuUo  lubens.  Agedum:  nam  soHs  lubenter  te 
0U9CUÜO  loquif  was  Ritschi  nicht  richtig  betutheilt,  ebenso  ist  in  der  Mostellaria 
V.  802  [DL  2, 115]  ganz  zu  streichen;   der  Vers  ist  nur  eine  Variante  von  v.  801. 


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112  Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus. 

Fehler  einfach  dadurch  zu  heben,  dafs  man  hocedie  für  hodie  schreibt. 
Dieselbe  Aenderung  empfiehlt  sich  aber  auch  an  anderen  Stellen,  so 
z.  B.  Menaechmi  v.  1061  [Y.  9,  2]:  Facietis  ut  ego  hocedie  ahsttderim 
pällam  et  spinthe^',  pessumac;  \  denn  die  Scene  beginnt  mit  iambischen  292 
Octonaren.  Im  Miles  Glor.  v.  843  [HI.  2,  29]  wird  wohl  ebenfalls  zu 
schreiben  sein:  Si  falsa  dices ,  hocedie  e^rcrwciaftere  (die  Handschriften 
vociOy  votiOy  ocius,  otius).  Auch  im  PseudoL  v.  530  [I.  5,  116]  ist 
vielleicht  zu  lesen :  Effectum  hocedie  hoc  reddam  utrumque  ad  vesperum, 
obwohl  effectum  hoc  hodie  handschriftliche  Gewähr  hat.  Ferner  wird 
wohl  die  archaische  Form  im  Mercator  v.  615  [UI.  4,  34]  verwischt 
sein,  wo  die  Handschriften  lesen:  Nee  tibi  istuc  magis  dimdiae  est  quam 
mihi  hodie  fuit  Varro  de  L.  L.  VII.  60  hat  non  .  .  .  dividia  est, 
Ritschi  ändert  sehr  frei:  JSe  tibi  istuc  magis  dividia^  non  est,  quam 
mi  hodie  fuit,  Plautus  schrieb  wohl:  Non  tibi  istuc  magis  dividiaest 
quam  mihi  hocedie  fuit,  Dafs  im  alten  Latein  hocedie  für  hodky 
wie  ha^etenm  für  hactenus  üblich  war  [vgl.  Opusc.  I.  31] ,  bezeugt  Marius 
Victorinus  ausdrücklich. 

Auch  bei  den  anderen  Komikern  ist  diese  archaische  Form  mehr- 
mals herzustellen,  so  bei  Caecilius  Plocium  (Gell.  IL  23,  10  [146  Ribb.]): 
Haec  erunt  concilia  hocedie:  differor  sermöne  misere,  Ebendas.  (Nonius 
297  [204  G.] :  Abi  intro  atque  istaec  aüfer,  tarnen  hocedie  extollat 
nuptias,  Turpilius  Paedium (Non.  85  [60  G.  v.  152  Ribb.]):  Cuius  ddventu 
insuia  hocedie  claret  Cypros.  Titinnius  FuUones  (Non.  217  [147  G.] 
366  [250  G.  V.  30  Ribb.]) :  Si  quisquam  hocedie  praeter  hanc  posticum 
nostrum  pepulerit,  Patibulo  hoc  ei  cdptU  defringam,  Atta  (Non.  468 
[318  G.  V.  8  Ribb.]):  Cum  primo  lud  hocedie  ut  exorndta  stt*) 

IV.    Pseudolus  1131  [IV.  7,  33]: 

Venus  mihi  haec  bona  datat,  quom  ddigit  huc  lücrifugaSy  Damm 
cupidoSj  qui  se  suamque  aetdtem  bene  curdnt,  edunt,  Potitant,  scor- 
täntur,  alio  sunt  Uli  ingenio  dtque  tu,  Qui  nee  tibi  bene  esse  patere 
et  Ulis,  quibus  est,  invides.  So  schreibt  Ritschi  zum  Theil  sehr  ab- 
weichend von  der  handschriftlichen  XJeberlieferung:  ich  möchte  vor- 
schlagen: Venus  mi  haec  bona  dat^  quom  hos  hüc  adigit  Lucrifugas, 
damnicüpidos,  qui  se  suamque  bene  curdnt  cutem.  Edunt,  Ubunt, 
scortdntur:  Uli  sunt  alio  ingenio  dtque  tu^  Qui  neque  tibi  bene  esse 
patere,  et  iUis,  quibus  est,  invides;  so  dafs  auf  einen  anapästischen 
Dimeter  drei  jambische  Octonare  folgen,  und  sich  auch  hier  wieder  die 
Yersabtheilung  im  B  als  zuverlässig  bewährt.     V.  1131  habe  ich  nur 


[*)  Doch  vergl.  Beitr.  zur  lat  Gr.  I.  147  und  Phüol.  1870  p.  829.] 


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Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus.  113 

mi  für  mihi  geschrieben,  dat  bietet  A  dar  (BCDF:  dai  at,  Gruter: 
äaM\  —  V.  1132  ist  nothwendig  das  Compositum  damnicupidos  (nach 
293  der  Analogie  von  turpüucrieupidus)  \  herzustellen,  was  schon  das  vor- 
angehende lucrifugas  erheischt.  Dann  habe  ich  für  aetatem  (etatem) 
hene  curant  geschrieben:  bene  curant  ctUem,  denn  aekUem  ist  sicherlich 
nur  ein  Glossem*).  Die  horazischen  Verse  [Ep.  I.  4,  15  und  I.  2,  29] 
nitidum  bene  curata  ctde  vises  und  In  cute  curanda  plus  aequo  operata 
iuventus  werden  meine  Aenderung  rechtfertigen.  In  den  beiden  fol- 
genden Versen  habe  ich  nichts  an  der  XJeberlieferung  geändert,  tibi 
mit  langer  Endsylbe  ist  dem  plautinischen  Sprachgebrauch  nicht  zuwider, 
ich  werde  später  darauf  zurückkonmien. 

V.  MosteUaria  t.  274  [I.  3, 117]: 
Nam  istaec  veter  es,  quae  se  unguentis  unctitant,  interpoles, 
Väulae,  edentuHae,  quae  vitia  corporis  fuco  occulunt,  Tibi  sudor  cum 
unguentis  sese  consociavit,  ilico  Itidem  olent  — .  Occuiunt  ist  Conjectur 
von  Camerarius,  die  Handschriften  haben  occuUant,  DZ  ocuUant,  Ich 
denke,  Plautus  schrieb  oculitant  des  Metrums  halber  für  occuiitani  oder 
das  vulgäre  occultant.  Diese  Freiheit  wird  hinlänglich  vertheidigt  durch 
in  oculto,  worüber  ich  auf  Ritschis  Prol.  zum  Trinumm.  CXXIV.  ver- 
weise. Ueberhaupt  wurde  in  der  Sprache  des  täglichen  Lebens, 
namentlich  wenn  bei  solchen  Compositis  Assimilation  eintrat,  gar 
häufig  der  eine  Consonant  ganz  unterdrückt,  gerade  wie  im  dorischen 
Direkt.  So  steht  z.  B.  oportet  für  opportet,  denn  dieses  sogenannte 
Verbum  Impersonale  ist  eigentlich  der  Conjunctiv  von  opjpor^o  {=apporto\ 
das  heifst:  es  dürfte  es  mit  sich  bringen,  es  ist  gerathen,  nothwendig. 
Wie  auch  sonst  den  Lateinern  frühzeitig  das  richtige  Sprachbewufstsein 
sich  verdunkelte,  ward  es  mifsbräuchlich  als  Verb.  imp.  der  2.  Conj. 
betrachtet,  und  demgemäfs  oportuit,  oportebit,  oportere  u.  s.  w.  gebildet. 
Portare  ist  übrigens  eine  frequentative  Bildung  von  dem  alten  poro 
(griechisch  Ttoqeiv)^  vergl.  die  alte  Inschrift  bei  Zell  Del.  Inscr.  Rom.  69, 
[C.  I.  L.  I.  nr.  191]:  PL  Specios  Minervai  donom  port  (wie  fert  ohne 
Bindevocal  gebildet). 

YL    Persa  v.  170  [11.1,3]: 
Quamquam   ego  vinum  bibo,    at  mandaia   non  consuevi    simul 
Inbere  una.    Den  anapästischen  Rhythmus  sucht  Ritschi  herzustellen, 

2)  Ich  bemerke  -hier  beiläufig,  dafs  in  der  Stelle  des  Cato  bei  Gell.  N.  A. 
XI.  2,  2  för  inritus  wahrscheinlich  intercutitus  zu  sclireiben  ist,  vergl.  Festus 
p.  113:  intercutüus  f  vehementer  cutUiM,  id  est  valde  stuprcUus.  p.  110:  inter  cutem 
flagitcOos  cUcebant  anUgui  mores ,  qui  stuprum  passi  essent.  Cato  ib.  193 :  rumorem, 
famam  flocci  fedt  intercuttbus  (cod,  capitas)  stupris  öbstifiatus,  insignibus 
fUigUHS. 

Th.  Bergk   Kleine  Schriften.    I.  8 


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114  Beiträge  zur  ^tik  des  Plautufi. 

indem  er  schreibt:  mandata  haut  [hau]  conauevi,  ich  möchte  lieber 
schreiben:  Quafnqi4am  ego  vinum  hibo,  at  non  suevi  mandata  simd 
bibere  una.  \  obwohl  das  Simplex  suesco  (sueo)^)^  so  viel  ich  weil]3)294 
sonst  bei  den  Komikern  sich  nicht  findet.  In  vinum  ist  das  m  in  der 
Aussprache  zu  unterdrücken,  eine  Freiheit,  die  zwar  in  einzelnen 
bestimmten  Fällen  auch  sonst  vor  Consonanten  sich  findet,  jedoch  vor- 
zugsweise in  anapästischen  Versen  bei  Plautus  vorkommt:  so  gleich 
hier  v.  174:  Cum  int  er  im  tu  meum  ingenium  fans  atque  infans 
nondum  edidicisti*)\  denn  so  wird  der  Vers  zu  verbessern  sein  Man 
könnte  in  solchen  Fällen  vielleicht  vinü ,  inten  vl  s.  w.  schreiben.  — 
Nicht  einverstanden  kann  ich  mit  der  Aenderung  sein,  welche  Ritschi 
V.  181  vorgenommen  hat,  wo  er  sehr  frei  das  handschriftliche  obsequens 
fiam  in  obnoxia  fuam  verwandelt,  so  dafs  man  aufserdem  fuam  ein- 
sylbig  sprechen  müfste:  Plautus  schrieb:  Ire  decet  me,  ut  herae 
obsequa  fiam,  mea  libera  ope  odus  ut  sit.  Nicht  eben  eurhyth- 
misch  ist  auch  der  anapästische  Vers  779  [V.  2,  2]:  Sdus  ego 
Omnibus  antideo  facile,  miserrimus  hominum  ut  vivam.  Es  ist  wohl 
zu  lesen:  Solus  ego  otnnibus  facile  antideo,  miserissimus  hominum 
ut  vivam.  So  gut  wie  Ennius  [Ann.  448  V.]  ederissimus  gebraucht, 
konnte  auch  Plautus  miserissimus  bilden. 

VIL    Merestor  t.  108  [H.  2,  85] : 

Verum  video  me  Herum  ad  saxa  ferri  saevis  fludibus.  Hier  hat 
Eitschl  iterum  hinzugefügt,  um  sowohl  dem  Verse  als  dem  Gedanken 
zu  genügen:  ich  schreibe  mit  ganz  leichter  Aenderung:  Verum  video 
me  eadem  ad  saxa  saevis  ferri  ftudibuSy  wo  ich  die  Umstellung  der 
Alliteration  zu  Liebe  vorgenonmien  habe.  Es  ist  derselbe  Gedanke  aus- 
gesprochen, wie  bei  Ovid.  Trist.  11.  16:  Sa^a  me^nor  refero  rursus  od 
icta  pedem,  (von  Lachmann  zu  Lucrez  S.  243  nicht  verstanden  und 
daher  ohne  Noth  geändert)  und  bei  dem  Tragiker  (Cic.  de  Orat.  III.  41, 
166):  Neque  me  patiar  iterum  ad  unum  scopulum  et  telum  dassem 
Achivom  offendere,  ein  trochäischer  Pentameter,  den  Ribbeck  (Tragic. 
Latin,  reliquiae  [1.  Ausg.]  S.  218  [2.  Ausg.  S.  255.  ex  ine.  ine.  fab.  v.  139]) 
nicht  richtig  behandelt  hat:  der  Gedanke  ist  klar,  weniger  sicher  läfst 


3)  Die  Form  stAeo  (constteoj,  welche  unsere  Lexica  anführen,  scheint  mir 
sehr  prohlematisch :  denn  Formen  wie  suemus ,  coristieinus  haben  keine  Beweiskraft ; 
es  sind  dies  deutlich  contrahirte  Perfectbildungen  für  stievitnus,  canstievimus,  gleich. 
bedeutend  mit  eita&afiev. 

[*)  Quam  ifUerim  B,  quum  mterim  A,  cum  interim  die  übrigen  Handschriften. 
Nach  nondum  hat  A  noch  eHam.  R.  schreibt:  Quom  meum  ingenium  fans  dtque 
mfans  tu  nondum  etiam  edididsti,] 


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Beiträge  zur  Kritik  des  Piautas.  115 

sich  die  Form  herstellen,  man  könnte  vermuthen:  Neque  nunc  patiar 
Herum  ad  unum  scopulum  auf  ocrem  etc.  {nunc  und  aut  ist  noth- 
wendig,  fiir  ocrem  kann  ich  das  passendere  Wort  nicht  finden).  Unus, 
was  hauptsächlich  Anstofs  erregt  hat  [Kibb.  schreibt  aduncum]^  wird 
hinlängUch  geschützt  durch  Plaut.  Mostell.  677  [in.  1,  147]:  Iterum  iam 
ad  unum  saxum  me  fluctus  ferunt,  und  die  Griechen  gebrauchen  ähnlich 
295  el^  (Callimachus  [hynin.  in  Del.  75]:  0€dye  yuxl  liovirj  xbv  %va  ÖQÖfAOv). 
Uebrigens  vergleiche  man  das  griechische  Sprichwort  bei  Zenobius  111.29: 
Jig  jcgdg  töv  ctvrdv  aiaxQÖv  (lies  aioxQct)  7tQOO%Qo6eLv  Xid-ov,  —  Auch  an 
einer  anderen  Stelle  des  Mercator  hat  zwar  Eitschl  den  Gedanken,  aber 
meines  Erachtens  nicht  die  rechte  Form  errathen.  V.  675  [lY.  1 ,  9] 
haben  die  Handschriften:  aliquid  cedo,  Qui  hanc  vicini  nostri  aram 
augeram  (augeam).  Ritschi  schreibt:  Qui  vicini  hanc  nostram  augeam 
aram  Apollinis^  was  schon  wegen  der  gewaltsam  veränderten  Wort- 
stellung wenig  Wahrscheinlichkeit  hat.  Ich  lese:  aliquid  cedo,  Agyii 
gui  hanc  vicini  nostri  aram  augeam.  Wie  leicht  das  unbjekannte 
AßVn  vor  QVI  ausfallen  konnte,  liegt  auf  der  Hand.  Griechische 
Worte  sind  der  Verderbnifs  besonders  ausgesetzt,  so  z.  B.  im  Stichus 
V.  230  [I.  3,  74]  ist  zu  schreiben:  Vendoque  l alias  malacas  crapularias, 
wie  sogar  cod.  A  deutlich  hat  —  Auch  im  Trinununus  v.  625  [m.  1,  22] 
hat  man  bisher  das  Sichtige  verkannt,  es  ist  Haut  ineuscheme 
astiterunt  zu  schreiben.*)  —  Ebensowenig  scheint  mir  Eitschl  im 
Mercator  v.  552  [IQ.  2,9]  das  Rechte  getroffen  zu  haben:  Demum 
igüur,  quam  seis  iam  senex,  tum  in  otium  Te  colloces,  dum  potis^ 
ames:  id  iam  lucrist  Quor  vivas.  Hoc  ut  dico,  factis  persequar, 
ähnlich  schon  Camerarius  quod  vivis.  Es  ist  wohl  zu  schreiben :  id  iam 
lucrost  (oder  lucrumst,  wie  offenbar  cod.  Ambr.  [der  nach  Eitschl 
LUCßIMEST  hat]  üest) ,  Quod  unguis,  worauf  auch  deutlich  die  Lesart 
der  Handschriften  führt  (B:  quod  uno  uis,  C:  qtwd  u  •  ni  uis). 

vm. 

Eigennamen  sind,  wie  bekannt,  vorzugsweise  der  Verderbnifs  aus- 
gesetzt Ich  hatte  schon  früher  [Opiisc.  I.  6]  erinnert,  dafs  der  Name 
Theuropides,  den  eine  der  handelnden  Personen  der  Mostellaria  führt, 
irrig  sei:  Eitschl  sucht  zwar  in  der  Vorrede  zu  diesem  Stücke  S.  XVII 
durch  Berufung  auf  Lachmann  zu  Lucret.  S.  313,  mit  dem  er  annimmt, 
es  stehe  Theuropides  für  @ea)Qa}7€idr]g,  die  XJeberlieferung  zu  rechtfertigen, 
aber  dafe  dies  ein  griechischer  Eigenname  sei,  hat  weder  Eitschl  noch 
Lachmann  erwiesen:  so  lange  dies  nicht  geschehen  ist,  wird  es  mir 
erlaubt  sein,   meinen  wohlbegründeten    Zweifel   aufrecht   zu   erhalten. 

[*)  Ritschi:  Haut  ei  euscheme.    B:  in  eusce  mea  xmd  ähnl.  C] 

8* 


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116  Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus. 


Nun  bestätigen  aber  die  Lesarten  der  Handschriften,  wie  Ritschi 
bemerkt,  meine  Vennuthung,  dafs  Theopropides  {&eo7cqo7cidrjg)  herzu- 
stellen sei:  Bitschl  kann  sich  demimgeachtet  nicht  entschliessen,  mir 
beizustimmen:  Nam  qaod  nusquam  repugnare  metrum  Bergkius  dicäy 
verum  non  est  —  (nachdem  er  zugegeben  hat,  dafs  v.  447.  805.  962. 
970.  1128  die  von  mir  empfohlene  Form  dem  Verse  angemessen  ist, 
fährt  er  fort):  sed  haechicxo  versu  787  .  .  . ;  Het^s  TJieüropides,  Heus 
quis  hie  nomindt  me  quid  fiet?  Qui  quamdiu  non  est  ad  aUerius 
formae  mensuram  probabiliter  cbccomodaiusy  satius  fuerit  etc.  |  Nun,  29G 
der  Vers  läfst  sich  mit  leichter  Aenderung  herstellen:  Heus  heüs 
Theopropides.  Heus,  quis  hie  nomindt  me  oder  vielmehr:  Heus  heus 
Th eupropides,  und  Theupropides  bietet  B  vollständig  dar.  —  Warum 
aber  Mercator  277  [11.  2,  6]:  I  tu  hinc  ad  vülam  atque  istos  rastros 
vilico  Pisto  ipsi  fadto  coram  ut  tradas  in  ^nanum  die  handschrift- 
liche Lesart  geändert  wird,  kann  ich  nicht  absehen:  üiavög  ist  der 
Name  des  Verwalters:  Hiazög  ist  nämlich  zu  accentuiren,  nicht  Iliinog, 
vergl.  Phot.  Bibl  c.  279  und  Herodian  bei  dem  Schol.  A  zu  II.  IX.  150: 
ov  yäq  rä  Eni  htaivov  fievei'  xal  töv  fdiv  TQeTcövziov  dqrjrtj  ^^/vtj, 
tCüv  dt  f4€tvdvT0}v  Ttiwrty  „iaijttjq  di  juari]  ayw/."  oikojg  yuxl  iqij, 
Lehre'  Verbesserung  dieser  Stelle*)  kann  ich  nicht  billigen,  ich  schreibe: 
rcöy  di  (Jteivavrctjv  IIiwTtjy  ,^MrjfcrjQ  de  TIiaTfj/^  ^Ayvfi^  oVrcog  yuai^lqt]. 
Herodian  fuhrt  drei  Frauennamen  an,  von  denen  er  einen  mit  einem 
Beispiele  aus  einem  Komiker  (Menander?)  belegt.  Daher  wird  man 
auch  in  der  Inschrift  bei  Böckh  C.  1. 1.  1209  richtiger  lliOTa  accentuiren, 
und  ebendas.  185i/yvog,  mohi^^yvog. 

IX.  297 

Archaische  Formen  sind  noch  vielfach  theUs  mit  Hülfe  der  Hand- 
schriften theils  auch  aus  Conjectur  herzustellen :  so  ist  z.  B.  Mil.  Glor.  676 
[111.  1,  82]  aeeipiem  für  accipiam  aus  BCD  zu  schreiben,  ebenso 
Mosteil.  V.  914  [III.  3,  11].  (Beachtenswerth  ist,  dafs  auch  v.  915  die 
Handschriften  cupies  für  cupias  bieten.)  So  gut  wie  Cato  sich  dieser 
Formen  bediente,  so  gut  werden  wir  sie  auch  dem  Plautus  zugestehen 
dürfen,  der  Analogie  sind  sie  ohnedies  genau  entsprechend.  —  Hinsicht- 
lich der  Archaismen  ist  es  übrigens  merkwürdig ,  dafs  zwischen  einzelnen 
Komödien  oft  eine  auffallende  Ungleichheit  sich  zeigt:  was  hier  auf 
Rechnimg  des  Dichters  selbst  kommt,  von  dem  man  keine  consequent 
durchgeführte  Gleichmäfsigkeit  erwarten  wird,  und  was  der  Tradition, 
die  bald  mehr  bald  minder  treu  und  gewissenhaft  war,  zuzuschreiben 


[*)  Herodiani  Scripta  tria  emend.  p.  250:  roh  Sk  fiHvuvuav  ITivvrij  ttf^VVQ 
TT/rtrij"  (Od.  i;  131)*   ^Ayavi].] 


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Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus.  117 

ist,  wird  sich  vielleicht  niemals  mit  Sicherheit  ermitteln  lassen:  jeden- 
feUs  sind  wir  jetzt  noch  nicht  im  Stande ,  diese  Fragen  zu  beantworten. 
Aber  auf  einen  Punkt  will  ich  hier  aufinerksam  machen,  es  finden  sich 
nämlich  im  Miles  Gloriosus  eine  Anzahl  Stellen,  wo  das  Suffixum  der 
I.Person  Sing,  m  im  Praesens  und  Futurum  sich  noch  erhalten  zu 
haben  scheint  V.  784  [HE.  1, 189]:  äequi  istuc  faciom  (CD,  faciun- 
dum  B)  dummodo.  —  V.  231  [U.  2,  76]:  Et  ego  te  impetrare  dicom 
(BCD)  id  qtwd  petis,  —  V.  237  [U.  2,  82]:  Nunc  sie  raUonem  inci- 
pissom  (BC,  incipissam  Camerarius)  hanc  instituam  astutiam.  — 
Y.  649:  subigitom  in  convivio  (D:  suhigitom  in  conviviü,  C:  sübigito 
min  convivium,  Ba:  suh  digito  meo  cövivio),  —  V.  1313  [IV.  8,  3]: 
Video m  (B).  Audin  Paldestrio?  Anderwärts  ist  wenigstens,  wie  es 
scheint,  diese  Endung  in  den  Varianten  noch  zu  erkennen,  so  V.  461 
[115,51]:  eum  ego  dbtruncdbo  (Ba:  obstruncäbo  me)  ex  tetnpulo. 
Zweifelhafter  ist  738  [IQ.  1,  143]:  Nunc  volom  obsonare  (volo  B, 
volom  CDa,  voloem  Db).  —  V.  903  [UI.  3,29]:  hat  B  ducam  für 
duco.  was  auf  ducom  deuten  könnte.  —  V.  1175  [IV.  4,  39]:  quae 
imperabo,  discito  (BCD:  imperabonon,  d.  i.  imperabom.) —  V.  1312 
[TV.  8,  2]  könnte  abeom  m  den  Varianten  liegen  und  1324  [TV.  8,  14]: 
videom.  Es  mag  hie  und  da  ein  Irrthum  der  Abschreiber  mit  unter- 
laufen, wie  z.  B.  bei  Cicero  de  Rep.  11.  9, 16:  post  viderom:  multaeque 
diäione  —  ;  aber  der  Analogie  entspricht  jene  Form  vollständig.  Man 
nimmt  gewöhnlich  an,  dafs  das  Suffixum  sich  nur  in  sum  und  inquam 
21)8  erhalten  habe,  ich  mufs  nun  aber  bemerken,  dafs  die  Vergleichung 
zwischen  sum  und  inquam  ganz  unstatthaft  ist,  denn  inquam  ist  nicht 
Praesens,  sondern  Praeteritum,  wie  eram.  Ursprünglich  gebraucht,  wo 
man  etwas  Gesagtes  wiederholt,  verdrängt  es  die  erste  Person  Praes. 
inquio  vollständig,  und  ruft  so  eine  neue  Imperfectbildung  inquiebam 
hervor:  die  echte  Bedeutimg  von  inquam  als  Praeteritum  ist  übrigens 
noch  in  manchen  Stellen  erkennbar. 

Bemerkenswerth  ist  unter  andern  die  Form  milis  für  miles, 
welche  die  Plautinischen  Handschriften  häufig  darbieten,  z.  B.  Mil.  Glor. 
108  [IL  1,  30],  112  [n.  1,  34],  249  [ü.  2,  94]  u.  s.  w.;  femer  hospis  für 
hospes  ebendas.  741  [HI.  1,  146],  752  [IH.  1,  157].  FreiUch  neigt  die 
Vulgärsprache  der  späteren  Jahrhunderte  dahin,  die  Endung  es  in  is 
zu  verwandeln;  zahlreiche  Beispiele,  zwar  zum  Theil  verschiedener 
Art,  bietet  das  interessante  Verzeichnifs  bei  Endlicher  Anal.  Gramm. 
8.  444  dar:  aks  non  alis,  cautes  non  cautis.  plebes  non  plebis,  vates 
non  vatis.  tabes  non  tabis.  apes  non  apis.  nubes  non  nubis.  suboles 
non  subolis.  vulpes  non  vvlpis.  pcdumbes  non  palumbis,  lues  non 
his,    deses  non   desis.    reses   non   resis.    vepres   non   vepris.    fames 


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118  Beiträge  zur  Kritik  des  Plautus. 

non  famis.  clades  non  cladis.  Syrtes  non  Syrtis.  aedes  non  aedis. 
senes  non  senis.  proles  non  prolis.  öbses  non  (obsis).  Aber  in 
vielen  Fällen  hat  sich  gerade  in  dieser  lingua  rustlca  das  Alterthüm- 
Uche  erhalten,  so  z.B.  wenn  ebendaselbst  gelehrt  wird:  nescio  ubi  non 
nescio  cube.  Ebenso  erkennt  man,  wie  auch  später  noch  häufig  das 
schliessende  m  abgeworfen  wurde:  passim  non  passi.  numquam  non 
numqtm.    pridem  non  pride.    olim  non  oli,    idem  non  ide. 

X. 

Auf  Herstellung  der  ächten  Orthographie  wird  von  neueren  Her- 
ausgebern sorgsam  Kücksicht  genommen:  wie  weit  man  in  diesem 
Punkte  gehen  darf,  ist  freilich  im  concreten  Falle  nicht  immer  leicht 
zu  bestimmen;  am  wenigsten  wird  man  strenge  Consequenz  verlangen 
dürfen;  ich  wenigstens  bin  nicht  der  Ansicht,  dafs  AUes  in  orthograr 
phischen  Dingen  gleichmäfsig  und  nach  strenger  Consequenz  mit  Ver- 
achtung der  XJeberlieferung  durchgeführt  werde,  aber  in  der  Plautini- 
schen  Kritik  herrscht  doch  eine  gar  zu  auffallende  Unsicherheit  und 
Inconsequenz:  so  ist  es  gewifs  seltsam,  dafs  Ritschi  in  einigen 
Komödien  die  Orthographie  der  besten  Handschriften  ganz  in  denselben 
Fällen  verwirft,  wo  er  sie  in  anderen  Stücken  befolgt,  so  z.  B.  hat  R 
in  dem  zuletzt  herausgegebenen  Mercator  consequent  ei  \  füi  i  berge-  y^^ 
stellt,  wo  die  Autorität  der  Handschriften  diese  Schreibart  darbot;  und 
allerdings  haben  sich  in  diesem  Stücke  besonders  zahlreiche  Reste  jener 
alterthünüichen  Orthographie  erhalten:  auch  in  anderen  Komödien,  wo 
diese  Schreibart  mehr  vereinzelt  sich  findet,  hat  R.  dieselbe  gebilligt, 
obwohl  noch  in  gar  manchen  Stellen  das  Recht«  unbeachtet  gebüeben 
ist,  z.  B.  Mostellaria  v.  22 pergraecaminei,  v.  154  [I.  2,  71]  alieis  u.  s.  w. 
Ritschi  selbst  bat  sich  in  den  Prolegomenen  zum  Trinummus  S.  XCViil 
darüber  sehr  richtig  ausgesprochen:  um  so  unerklärlicher  erscheint  die 
consequente  Inconsequenz,  mit  der  derselbe  diese  Orthographie  in  den 
Menaechmen,  die  er  selbst  für  eins  der  ältesten  Stücke  erklärt,  ver- 
schmäht. Schon  der  Titel  lautet  in  dem  acrostichischen  Argument 
Metiaechmei,  femer  findet  sich,  um  nur  einige  ganz  sichere  Fälle 
anzuführen,  v.  29  ludei,  v.  105  [I.  1,  29]  careis,  v.  144  [I.  2,  35]  Cata- 
meitum,  v.  182  [I.  3,  1]  mei,  v.  202  [1.  3,  202]  mieis,  v.  238  [IL  1,  13] 
239.  241  sei,  v.  243  quei  deicat^  v.  258  Epidamnieis,  v.  259  maxumei, 
v.  260  plurumei,  v.  263  urbei,  v.  375  [11.  3,  24]  heic,  v.  451  [ffl.  1,  6] 
quei,  V.  521  [IIL  2,  48]  comedereis,  v.  676  {IV.  3,  3]  mei,  v.  972  [T.  6,  7] 
ereis,  v.  1082  [V.  9,  23]  geminei*). 


4)  Nicht  minder  zeigt  sich  dies  schwankende  Verfahren  in  anderen  Pankten : 
so  schrieb  Ritschi  früher  stets  qitor,  jetzt  qvr,  u.  s.  w. 


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Beiträge  zui  Kritik  des  Plautus.  119 

Jenes  an  sich  löbliche  Streben,  auf  Grund  der  alten  handschrift- 
lidien  Ueberlieferung  die  alterthümliche  ächte  Schreibweise  herzustellen, 
fährt  in  einzelnen  Fällen  zu  entschiedenen  Müsgriflfen.  So  wird  MostelL 
V.  3  permicies  statt  pemicies  aus  CD  mit  Berufung  auf  Ad.  Koch 
Exerdtationes  criticae  [p.9]  geschrieben:  Ribbeck  hat  dieselbe Unform  in 
seiner  Ausgabe  der  römischen  Tragiker  hergestellt,  Schweizer  in  der 
Zeitschrift  for  vergleich.  Sprachw.  IQ.  398  sucht  auch  etymologisch  diese 
Ponn  zu  rechtfertigen,  an  der,  wie  er  sich  ausdrückt,  ein  Zweifd 
schwer  jsu  begründen  sein  möehte,  und  es  steht  zu  befürchten,  dafs  diese 
Schreibart  bald  in  die  neueren  Ausgaben  lateinischer  Classiker  Eingang 
finden  werde  *) :  ich  möchte  aber  denn  doch  warnen  und  eine  gewisse 
Behutsamkeit  anempfehlen:  Herausgeber  classischer  Autoren  sollten  den 
Ausspruch  des  trefflichen  Marius  Victorinus  [Gramm.  Lat  VI.  14  K.]  nicht 
vergessen:  nam  ut  aliquid  nescire  turpe  non  est,  sicin  deterius  scribere 
vd  emendare  turpissimum  est,  Permities  aber  statt  pernides^  wenn 
es  auch  an  zwanzig  oder  dreifsig  Stellen  alter  Autoren  in  einzelnen 
Handschriften  sich  finden  sollte,  ist  meiner  Ansicht  nach  doch  ledig- 
Keh  als  Schreibfehler  zu  betrachten:  ein  solcher  Wechsel  zwischen  m 
und  n  ist  im  Anlaut  oder  Inlaut  ganz  abnorm  ®).  Wie  ist  nun  aber 
jene  Unform  entstanden?  Ich  glaube  dies  ganz  einfach  erklären  zu 
300  können.  |  UeberaU  da,  wo  jetzt  permities  (permicies)  erscheint,  stand 
iirsprünglich  pemuties  (pemucies),  indem,  wie  auch  sonst  oft,  nu  und 
mi  mit  einander  von  Abschreibern  vertauscht  wurden.^)  Pur  die  Form 
pemucies  giebt  es  ein  bestimmtes  Zeugnifs  des  Aelius  Donatus  de  Barbar, 
p.  31  (ed.  BasU.  1527):  per  immutationem  litterae,  sicut  olli  pro  Uli; 
syßoiae®),  ut  pemucies  pro  pemicies  (in  der  Hagenauer  Ausg.  1526 
ist  irrig  pemuces  und  pernices  gedruckt*).    Pernucies  aber  ist  die  ächte 

5)  Dafs  diese  Besorgnifs  nicht  imgegründet  ist,  sehe  ich  soeben:  und  nur 
^eser  Grand  bestimmt  mich,  diese  Bemerkung  über  permities  hier  zu  pubhciren: 
denn  sonst  ist  es  bei  dem  gegenwärtigen  Zustande  der  Philologie  nicht  gerathen, 
eine  andere  Ansicht  als  die  herrschende  Meinung  des  Tages  zu  hegen  oder  gar 
Irrihümer  Anderer  aufzudecken. 

6)  Höchstens  könnte  man  eine  solche  Form  als  unverständige  Corruption  der 
Volkssprache,  als  wirklichen  Barbarismus  betrachten,  etwa  wie  bei  EndHcher  Anal. 
Gnunm.  Yindob.  446:  numquU  non  mimquit, 

7)  Z.  B.  bei  Catull.  61, 13  tumula  statt  Hnnula,  10,  30  Cuma  statt  Oinna, 
45,  21  SepHnnius  statt  Septumius,  3,  16  honus  iUe  statt  [i]o  misdle, 

8)  Der  Ausdruck  syUabae  darf  nicht  befremden,  vergl.  Consentius  de  Barbar, 
p.  15:  9\ßabcbe^  ut  si  quis  dicat  tarterum, 

[*)  Nach  Keil  Gramm.  Lai  IV.  392  ist  die  richtige  Lesart  der  SteDe :  syUdbae, 
ttt  permiities  pro  pernicies,  wofür  Bergk  in  den  Beiträgen  zur  lat  Gramm,  p.  155,  wo 
er  diese  ganze  Frage  p.  154-  157  noch  einmal  behandelt,  yielmehr  pro  permties 
vedangt] 


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120  De  Hautinis  üabulis  emendandis. 

alte  Form  (das  Wort  ist  zunächst  von  noceo  abzuleiten),  woraus  dann 
permicies  und  nach  später  gewöhnlicher  Weise  pernities  entstanden 
ist  Auf  Donatus  sich  stützend,  könnte  man  freilich  meinen,  pernucies 
sei  eine  Verderbnifs  der  späteren  Volkssprache,  die  wie  so  manches 
Aehnliche  dann  auch  in  die  Texte  der  Classiker  Eingang  gefunden 
habe:  aber  es  hat  sich  eben  auch  hier  in  der  lingua  rustica  nur  das 
Alterthümliche  erhalten®). 


Conunentatio  de  Plautinis  fabulis  emendandis*). 

Cum  denuo  praefandi  hoc  officio  fungi  debeam,  visum  est  ex  HI 
Plautinis  fabulis  seligere  aliquot  versus,  ut  quantum  fieri  possit 
redin tegretur  germana  forma  et  species,  quae  etiam  nunc,  postquam 
doctissimi  et  ingeniosissimi  viri  in  his  fabulis  emendandis  operam  suam 
coUocaverunt,  multis  et  gravibus  vitiis  deturpata  est  Nam  cum 
omnino  veterum  scriptorum  emendatio  nisi  coniunctis  multorum  viribus 
non  possit  absolvi,  tiim  haec  antiquissima  Latinae  poesis  monumenta 
nimis  diu  neglecta  iacuerunt,  et  qui  primus  felici  successu  aggressus 
est  arduum  hoc  et  difficüe  opus  Fridericus  Kitschelius  ingenue  credo 
profitebitur,  sibi  nihil  exoptatius  accidere  posse,  quam  si  suo  exemplo 
aliorum  studia  excitentur. 

Segregabo  autem  ab  hac  disputatione  omnia  quae  ex  metricae 
artis  legibus  indagandis  suspensa  sunt  vel  arcta  nocessitate  cohaerent 
cimi  grammatids  quaestionibus ,  quandoquidem  ea,  quae  de  his  rebus 
mihi  maxime  verisimilia  videntur,  alio  tempore  et  commodiore  loco 
explicaturus  sum.    Item  nunc  quaestiones  perquam  difficiles  et  dubita- 


9)  Bei  dem  beständigen  Schwanken  der  Handschriften  zwischen  ci  und  ii 
kann  nur  die  Etymologie  entscheiden :  so  schreibt  man  noch  immer  pretmm,  das 
Richtige  ist  precium  (der  Preis,  den  man  fordert),  verwandt  mit  preces  (prox), 
procuSj  procari,  procax.  Pagegen  ist  nuntius,  nicht  nuncms  zu  schreiben,  das 
"Wort  ist  aus  noviventius  contrahirt  (nountius  —  mmtiiM),  der  neue  AnkömnUmg, 
der  Bote,  der  Neues  meldet,  dann  Botschaft,  Zeitung, 

*)  [Index  scholarum  in  universitate  Halensi  cum  Viteborgensi  consociata  per 
hiemem  anni  MDCCCLVIII    -   MDCCCLIX  ....  habendanun.] 


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De  Plautinis  fabulis  emendandis.  121 

itonis  plenas,  quae  de  pronuntiatione  sermonis  Latini  populär!  inchoatae 
magis  sunt  quam  perfectae,  nunc  nolo  pertractare,  sed  quoniam  olim 
hunc  attigi  locum,  et  nonnulla,  quae  ipse  probabiliter  mihi  videbar 
diq)utavi8se,  quaeque  hominum  doctorum  consensu  comprobata  sunt, 
iam  retractanda  censeo,  exempli  gratia  duas  quaestiones  pauds  per- 
stringam,  Dixi  olim  [Opusc.  1. 10]  Latinos  homines  particulam  enim  vulgo 
sie  enuntiare  solitos  esse,  ut  binae  syllabae  in  unum  coaluerint,  idque 
tuen  conatus  sum  comparato  Oscorum  sennone,  quibus  non  tantum 
lfi!m,  sed  etiam  In  fiiit  in  usu,  probavitque  hoc  Meckeisenus  in  lahnii 
AnnaUbus  LX.  p.  259.  Nunc  vero  probabilius  mihi  videtur  Komanos 
IV  homines  hie  quoque  ut  multis  aliis  in  lods  detraxisse  litteram  m:  haeo 
enim  cum  claudit  vocabulum  non  tantum  ante  litteras  vocales,  sed 
etiam  ubi  consona  littera  insequitur,  saepissime  est  abiecta:  quod  cum 
non  animadverterint  homines  docti,  multos  locos  veterum  poetarum, 
qui  omnino  integri  sunt,  .immutaverunt:  est  enim  detractio  litterae  m 
in  vocabulis  postremis  non  minus  legitima,  quam  elisio  litterae  s,  de 
qua  satis  inter  onmes  constat:  sed  quibus  finibus  hie  usus  drcumscri- 
bendus  sit,  alias  explanabo:  illud  unum  addo,  Ennium  vel  in  heroids 
veraibus  haue  rusticorum  hominimi  consuetudinem  non  prorsus  aver- 
satum  esse,  velut  est  in  versu  ap.  Ciceronem  de  Offic.  I.  24,  84  et  in 
Catone  4,10  [Ann.  314  V.]:.  Non  enim  rumores  ponebat  ante  saiutem. 
quo  loco  non  recte  Lachnaannus  ad  Lucret  III.  198  [p.  150]  noenum 
corrigendiun  esse  censuit').  Item  ego  olim  censui  ad  eundem  modum 
etiam  dedit  apud  Plan  tum  una  syllaba  esse  pronuntiandum,  assen- 
susque  est  Fle(Aeisenus  (in  lahnii  Ann.  LX.  p.  257):  atque  sententiam, 
quam  de  formis  dedisse,  dedistis,  aliis  id  genus  proposui  [Opusc.  1. 9], 
etiamnunc  probo,  at  non  sunt  omnia  ad  eandem  legem  revocanda:  itaque 
ubi  haec  verbi  forma  dedit  iambi  numero  refragatur,  non  tam  contractione 
usos  esse  credo  Latinos,  sed  hie  quoque  postremam  litteram  abiecisse, 
quemadmodum  ^  et  d  alibi  quoque  saepenumero  sunt  detractae.  Docet 
hoc  titulus  Rsaurensis  satis  antiquus  apud  Lanzium  de  lingua 
Etnisca  L  164:  FEßONIA  STA  TETIO  DEDE:  nam  Pisaurum 
ümbrorum  est  urbs.  XJmbri  autem,  ut  ipsorum  monumenta  testifican- 
tur,  admodum  frequenter  in  tertia  persona  verborum  omittebant  litteram 
postremam,  velut  modo  heries  et  venus,  modo  heriest  et  venust  dice- 
bant,  et  eodem  pacto  habe,   habia,  i.  e.  höhet,  häbeat,  simiHa  usur- 


1)  Lachmamias  noenum  vel  noenu  etiam  Plauto  in  Bacchidibos  v.  736  [lY.  4, 
B4]  restitiut,  id  quod  ipse  quoque  iam  dudum  conieceram,  estque  Plautus  saepius, 
qiuun  plerisque  yidetor,  antiqua  hac  forma  usus. 


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122  De  Plautinis  fabolis  emendandis. 


pabant.  cf.  Aufrecht  et  Kirchhoff,  Mon.  Umbr.  L  p.  82*).  Exstat  autem 
plane  geminum  exemplum  in  titulo  Tudertano,  quem  recte  Kirch- 
hoffius  et  Aufrechtius  interpretati  sunt,  11.  392:  Ahoi.  Trutitis  rtmum 
rere  i.  e.  donum  dedit.  Plautum  autem,  qui  ipse  ex  Umbris  foit 
oriundus,  patriam  hanc  rustici  sermonis  consuetudinem  maxime  in 
quibusdam  |  verbis  pervagatis,  velut  dedit,  servavisse  minime  est  mirum  V 
aut  incredibüe,  ac  possunt  alia  quoque  Vmbrorum  sermonis  in  Plautinis 
comoediis  vestigia  indagari,  de  qua  re  alias  dicam. 

lam  si  nostris  coniecturis  perpolire  conamur  praestantissima  haec 
Latinae  poesis  monumenta,  praemuniendiun  est,  nos  non  tam  perficiendi 
spe  quam  experiendi  voluntate  ductos  ad  Plautinarum  fabularum  emen- 
dationem  accessisse:  selegimus  autem  eos  potissimum  loeos,  in  quibus 
paucis  licet  rem  absolvere,  nam  ea,  quae  ampliore  argumentatione 
indigent,  alii  opportunitati  reservo:  copiose  autem  refeUere  aliorum 
sententias  haud  placet:  nam  nisi  ipsa  emendatio,  quam  proponis,  satis 
commendationis  habeat  a  veritate,  ut  facile  alios  ad  tuam  perducas 
sententiam,  frustra  quamvis  speciosis  rationibus  redarguas  adrersa- 
riorum  placita. 

Codicum  optimorum  lectiones  Bitschelius  non  tantum  summa  cum 
cura  adnotavit,  sed  plerumque  etiam  insigni  et  doctrina  et  ingenii 
acumine  adiutus  quemadmodiun  debebat  iisdem  usus  est:  sunt  tamen, 
quae  iniuria  spreta  vel  neglecta  esse  videantuT;  velut,  ut  tria  tantum 
exempli  gratia  proferam,  in  Mercatore  v.  962  [V.  4, 1]  fortasse  ex  cod. 
G  restituendum  est  ap  patrem  ibo,  nam  huius  assimilationis  exempla 
etiam  alibi  quamyis  rara  apud  Plautum  deprehenduntur,  velut  in 
Milite  Glorioso  v.  361  [ü.  4,  8]  al  laevam,  in  Persa  v.  450  [IV.  1,  2] 
sum  manus^  quod  Ritschelius  ipse  agnovit  —  Eevocandum  est  in 
Milite  v.  676  [HL.  1^  82]  accipiem  pro  acdpioAn,  qui  quidem  versus, 
id  quod  nuper  etiam  M.  Hauptius  vidit,  sie  est  scribendus: 
Deom  virtutest  te  unde  hospitio  accipiem  aput  me  comiter. 
leguntur    autem    similes    formae    passim    in   libris   Plautinis,   partim 


2)  An  eadem  etiam  Volscorum  oonsnetudo  fuerit,  incertum.  Nam  quod  in 
titulo  apud  Mommsenium  (Unterital.  Dial.  p.  321)  legitur:  PA  •  VI.  PACVIES  • 
MEDIS  I  VESVNE  •  DVNOM  •  DED  |  CA  •  CVMNIOS  •  CETVR  admodum  ambi- 
guum  est,  an  litterae  DEDCA  sint  coniungendae ,  ut  sit:  donum  dedicat,  Apud 
ZeUium  Delect.  Inscript.  vol.  11.  tab.  m.  4  [C.  I.  L.  1. 168.  Ritschi  tab.  XUV.  1] 
titulus;  CnSVLA  ATHJA  |  DONV  DAT  DIANH  |  NOMELIA  DEDE  legitur,  sed 
uiide  sit  petitus  non  indicavit,  nee  satis  certum,  an  DEDE  ibi  sit  singulariter 
dictum  *). 


[*)  Extroma   vert>a    in   C.   I.  desnnt,    sed  praebet  ea   titalns    180    [Ritschi  tab.    XUn  E]. 
DEDE  ezstat  etiam  nr.  626  et  nr.  169.] 


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De  Plautinis  fabuHs  emendandis.  123 


obKtteratae,  sed  ab  hominibus  doctis  spretae,  vdut  ipsmn  hoc  accipiem 

etiam  in  Pseudolo  v.  946  [IV.  1 ,  36]  praebet  B.  —  Vindicandum  porro 

est  a  situ  et  oblivione  adverbium  alteras,  quod  in  Mostellaria  v.  270 

[1.3,113]: 

Non  videor  vidisse  lenam  callidiorem  ullam  alteras. 

praebent    libri    optimi  BaC,   (aÜeräs  D),   ubi   nunc   legitur    aUerafn. 

Tuetur  etiam  Paulus  Diaconus  p.  27  ed.  Müller:    alteras  ponebant 

pro  60,  quod  est  adverbium  alias,   quod  ex  Catone  videtur  petitum, 

nam  proximae  glossae  omnes  sunt  Catonianae.    SimiUimum  exemplum 

est  utrasque,  quod  penitus  abolere  conati  sunt  homines  docti.    Eecte 

enim  Nonius  p.  183  [125  G.]:   utrasque  pro  utrimque  vd  utrosque 

(utrobique  corrigas).     Hemina  Historiarum  lib,  IV:   In  Hispania 

pugnatum  bis:  utrasque  nostri  loco  moti  et  praeterea  aliud  exemplum 

ex  Caecilio  comico  corruptum  illud   quidem    addit.     Lucretius   autem 

utrasque  vel  interutrasque  ad   eundem    modum  dixit  septies  11.  517, 

m.  306,  V.  472.  476.  839,  VI.  362.  1062,    quod    ubique  oblitteravit 

Lachmannus  interuiraqus    substituendo :    quamquam   sane  idem   poeta 

alias  dixit  utraque^  velut  IV.  86.  291   et  fortasse  VT.  517,  ubi  tamen 

codd.  partim  utraeque  exhibent,  quod  et  ipsum  nequaquam  spemen- 

dum:  sed  cum  nonnulli  ex  bis  locis  Lucretianis  ampliorem  desiderent 

disputationem,  haec  significavisse  in  praesentia  satis  habeo. 

VI  Sunt  alii  loci   de  vitio  suspecti,  in  quibus  partim  homines  docti 

nullam  corrigendi  necessitatem  animadvertisse  videntur,  sed  hie  quoque 

paucis  quibusdam  defungar  exemplis,  velut  in  Persa  v.  142  [I.  3,  62]: 

Atque  nisi  gnatam  tecum  huc  iam  quantum  potest 
Adducis,  exigam  herole  ego  te  ex  hao  decuna. 

omnino  adduxis  scribendum  est  Corruptum  haud  dubio,  quod  legimus 
in  Mercatore  v.  805  ]IV.  6,3]: 

Eoastor  lege  dura  vivont  midieres 
Multoque  iniquiore  miserae  quam  viri. 

nam  vel  coUocatio  vocabuli  miserae,  ut  recte  adnotavit  Ritschelius, 
abhorret  a  consuetudine  Plautina  et  arguit  corruptelam  aliquam  subesse, 
sed  incerta  correctio,  fortasse  legendum:  muttoque  inquiore  iure  quam 
viri,  —  Neque  credo  Plautum  in  loco   elegantissimo   Pseuddt  v.  401 

[14,8]: 

Set  quasi  poeta  tabulas  quem  oepit  sibi, 
Quaerit,  quod  nusquam  gentium'st,  reperit  tamen. 
Facit  illud  verisimile,  quod  mendacium'st: 
Nunc  ego  poeta  fiam. 

stnictuia  verborum  satis  impedita  scripsisse,  sed  potius: 
Quaerit,  quod  nusquam  gentium*st,  rqperit  tarnen 
Facüe  illud  veri  simile,  quod  mendacium'st. 


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124  De  Plautinis  fabulis  emendandis. 


De  aliis  lods  ambigi  potest,  velut  in  eadem  febula  v.  774  [HI.  1, 8] 
cx)meci: 

Neque  ego  amatoreqi  mi  invenire  ullum  queo, 

Qui  amet  me,  ut  eurer  tandem  nitiditts  cutem, 

pro  nitidiusciUe,  neque  tarnen  necessaria  illa  est  coniectura.  Sed  quod 
in  Bacchidibus  legitur  v.  596  [IV.  2, 14] : 

Ita  dentifrangibtda  haeo  meis  manibus  gestinni 
et  ad  eundem  modmn  v.  604  [IV.  2,  22] : 

Vale,  dentifrangibule.    Et  tu,  integumentum,  vale. 
item  V.  598  [IV.  2, 16] : 

Ne  nucifraugibula  excussit  ex  malis  meis. 

non  credo  profectum  esse  a  Plauto:  adeo  horridi  et  invenusti  sunt 
numeri  horum  versuum,  quod  etiam  Bitschelius  in  Prolegomenis  Tri- 
nummi  p.  CCLXXXVI  animadvertit.  Sed  facüi  negotio  licet  hoc  Vitium 
procurare:  scribendum  est  littera  n  ubique  detracta  dentifragUnda, 
dentifragibule ,  nucifragibula. 

Aliis  autem  lods  lenius  et  minore  negotio  criticam  artem  adhiben- 
dam  esse  existimo,  velut  in  Persa  v.  133  [I.  3,  53]  Bitschelius  scripsit: 

Si  itast,  hoc  tu  mihi  reperire  argentum  potes. 
ubi  in  libris  est  ita  est:    equidem  Ua  si  ^st  scribere  malim.     Certa 
autem  emendatione  licet  restituere  versum  eiusdem  fabulae  174  [LT.  1, 6]: 
Ovis  si  in  ludum  iret,  potuisset  fieri  ut  probe  litteras  sciret 

Ovis  enim,  quod  scripsi,  manifeste  delitescit  in  librorum  scriptura 
Cuis  [B],  Quis  [A],  Cuius  [CDPZ],  ut  reiicienda  omnino  sit  Gruteri 
coniectura  cucus,  quam  probavit  Bitschelius.  Non  magis  satisfaciunt 
quae  in  eadem  fabula  v.  545  [IV.  3,  75]  leguntur: 

DO.  Haecine  illast  furtiva  virgo?    TO.  luxta  tecum  aeque  scio,  VH 

Nisi  quia  aspicio:  et  quidem  edepol  liberaUst,  quisquis  est. 

Ita  enim  Bitschelius  partim  suis  partim  aliorum  coniecturis  locum  con- 
formavit,  cum  in  libris  Nisi  qui  aspexi  (B:    aspeci)   equidem  edepol 
liberalist  quisquis  es  legatur,  imde  facile  apparet  scribendum  fuisse: 
Nisi  quia  specie  haec  quidem  edepol  liberali'st  quisquis  est. 

Ibidem  v.  550  [IV.  4,  2]: 

ürbis  speciem  vidi,  mores  hominum  perspexi  parum. 

Camerarius  perspexi  primus  coniecit  pro  eo  quod  libri  praebent  pro- 
spexi;  sed  nescio  an  fortius  vocabulum  introspexi  a  poeta  sit  profectum, 
^uemadmodum  est  apud  Ciceronem  pro  Sulla  c.  27,  76 :  penüus  intro- 
spidte  Catüinaey  Antonii,  Celhegi,  LentuU  ceterorumque  mentes  et 
apud  Tacitum  Annal.  I.  7 :  postea  cognitum  est  ad  introspidendas  etiam 


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De  Plantmis  fabulis  emendandis.  125 


procerum  vciuntates  indudam  dubitationem  et  rursus  I.  10:   sed  quo- 

niam  adrogantiam  saevitiamque  eins  introspexerit  y  comparatione  deter- 

rima  sibi  glariam  quaesivisse. 

In  Mercatore  v.  928  [V.  2,  87]  Ritschelius  scripsit: 

erras:  me  decipier  haud  potesi 

ut  numero  versus  subveniret,  ubi  in  libris  legitur:   me  decipere  haud 

potest  (vel  potes),   sed  istam  structuram  ab  hoc  loco  alienam  esse  satis 

docent  quae  alter  respondet:   Neque  voio  edepd;  itaque  nullo  negotio 

corrigas: 

erras:  me  decipere  es  haud  potis^). 

Item  Ritschelius  in  Mostdiaria  v.  171  [I.  3, 15]  cum  Fleckeiseno 
pronomen  ea,  quod  nimis  languet  otiosiunque  est,  inseruit,  ut  versum 
septenarium  ad  numeri  leges  revocaret:  at  multo  etiam  magis  abhorret 
aPlautini  sermonis  elegantia  et  proprietate,  quod  ancUla  didtur  omnes 
res  et  sententias  amantum  teuere;  nam  planius  omnino  ac  significantius 
poeta  debebat  haue  sententiam  eloqui:  itaque  non  dubito,  quin  haec 
ipsa  verba  omnis  res  Vitium  contraxerint,  ac  spero  me  reperisse  quod 
dignum  sit  poeta  festivissimo : 

Ita  me  di  ament,  lepidast  Scapha:  sapit  scelesta  multum: 
üt  lepide  omnis  mores  tenet  sententiasque  amantum. 

Sed  exstat  alius  locus  in  eadem  scena  perquam  difficilis,  v.  224  [67] : 

Si  tibi  sat  acceptmn  'st,  fore  tibi  victum  sempitemum, 
Atque  illmn  amatorem  tibi  proprium  futurum  in  vita, 
Morem  gerendum  censeo  tibi  et  capiendas  orines. 

ubi  libri  omnes :  Soli  gerendum  censeo  morem  et  capiendos  (Ba:  capiendas) 
vni  crtnes.  \  Neque  multum  discrepat  Nonius  p.  202  [p.  137  G.],  qui  ut 
crin^  antiquitus  feminine  genere  dictum  esse  probet,  utiturhoc  versu: 
Plcmtus  MusteUaria:  gerendum  morem  censeo  et  capiendas 
erines  tibi.  Usus  est  his  Ritschelius,  ut  versum  quemadmodum 
sapra  adscripsi  refingeret:  at  aegre  onmino  caremus  pronomine  soli, 
neque  integra  sunt,  quae  ab  initio  leguntur,  si  tibi  sat  acceptum  'st, 
nam  non  agitur  hie,  quid  isti  mulieri  placeat  vel  lubitum  sit,  sed  qua 
spe  vel  fiducia  nitatur.     Conied: 


3)  Contra  apud  scriptorem  librorum  adHerennium  IV.  21,  29  videtur  scribendum 
esse:  deligere  oportet  a  quo  velis  diligier,  non  quem  velis  diligere,  ut  nunc 
legitur:  nam  in  exemplis,  quae  ipse  fingit  antiquitatem  verborum  amat,  velut  IV. 
11, 16  restituendum  est  praesetite  muUis  ^to  praesentibus ,  item  IV.  9,  13  s.  f.  neces- 
sum  est,  alia  id  genus  plura.  Omnino  autem  in  istis  libris  vitia  gravissima  passim 
deprehenduntur,  velut  11.  12,  17:  maiestcUem  is  minuit,  qui  ea  tollit,  ex  qutbus 
rebus  cwUatis  ampUtudo  eonstat:  quae  sunt  ea,  quae  capio:  si^ffragia  magistratus. 
ubi  scribendum  erat:  quae  sunt  ea,  Quinte  Caepio? 


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126  De  Plautinis  fiabulis  emendandis. 


Si  tibi  scUis  certum  'st,  fore  tibi  viotom  sempitemum^ 
Atque  illum  amatorem  tibi  proprium  futurum  in  vita, 
Soli  gerendum  conseo  morem  et  carpendas  crinis. 

hoc  enim  ancillam  dicere  decet,  tum  tu  Uli  sis  tanquam  mater  familias 
et  nuUronarum  ritu  crines  conUos  geras:  nam  vittas  quidem  cj^re 
recte  iuberetur  mulier,  crines  non  item,  nisi  si  statuas  crines  dictos 
hie  esse  pro  ipsis  Ulis  laneis  vittis,  quibus  crines  novarum  nuptarum 
et  matronarum  revindebantur:  sed  ex  Feste  [p.  339]:  senis  crinihus 
omantur  nubenies,  quod  is  omcUus  vetustissimus  fuit,  hoc  non  satis  tuto 
colligas:  nam  crines  plexus  crinium,  neque  vero  vittae  dicuntur,  itaque 
malui  carpendctö  scribere,  id  est  discemendos,  comendos.  Matronarum 
hunc  omatum  ipse  Plautus  illustrat  in  Mil.  Glor.  v.  791  [HL  1,  196]: 

Itaque  eam  huc  omatam  adducas,  ut  matronarum  modo 
Capite  compto  crinis  yittasque  habeat,  adsimuletque  se 
Tuam  esse  uxorem. 

conferas  quae  ßossbachius  in  libro  de  Matrimonio  Komanorum  de  hoc 
more  exposuit  p.  286  seq.  Ceterum  non  celabo,  aliquando  me  suspi- 
catum  esse,  hunc  Plauti  locum  graviorem  etiam  corruptelam  contraxisse, 
quippe  qui  a  grammatico  aliquo  iam  antiquitus  sit  interpolatus :  conieci 
autem: 

Stolam  gerendam  censeo  more  et  carpendas  crines. 

ut  omnem  omnino  matronarum  habitum  poeta  significaverit,  velut  est 
apud  Ovidium  in  Arte  Amandi  I.  31 : 

Este  procul,  vittae  tenues,  insigne  pudoris, 
Quaeque  tegis  medios  instita  longa  pedes. 

Sed  haec  in  medio  relinquo,  pergo  protinus  ad  aüa,  quibus  probabilem 
vel  certam  licet  adhibere  medelam.  Et  e  Menaechmis  quidem  unum 
aliquem  in  praesentia  depromam  locum  v.  1084  [V.  9,  25],  ubi  Messenio 
seiTus  cum  Menaechmis  fratribus  coUoquitur  et  ut  tandem  aliquando 
possit  dignoscere  uter  herus  sit,  haec  dicit: 

non  ambos  volo, 
Sed  uter  vostrorum'st  adveotus  mecum  navi?  MEN.  I.  Non  ego. 
MEN.  U.  At  ego. 

Vostrorumst  Ritschelius  scripsit,  ut  versum  redintegraret,  in  libris  est 
vostrumst.  Potius  corrigendum  erat:  non  ambos  volo,  Sed  er  um; 
uter  vostrumst  advectus  mecum  navi?  Apparet  quam  fiacile  illud  voca- 
bulum  plane  necessa|rium  a  describentibus  negligi  potuerit,  quemadmo-  IX 
dum  saepissime  est  peccatum,  velut  apud  Tacitum  in  Annai.  L  8: 
tum  consiUtatum  de  honoribus:  ex  quis  ma^ime  insignes  visi,  ut  porla 
triumphaii  duceretur  funus,  Gallus  Asinius,  ut  legum  latarum  tüuli, 
victarum  ab  eo  gentium  vocahula  anteferrentur ,  L.  Arruntius  censuere. 


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De  Plautinis  fabulis  emendandis.  127 


quo  loco  qui  delendtim  censent  visi,  parom  ex  artis  legibus  criticam 
bctitant,  scribendum :  ex  quis  qui  mcurime  insignes  visi. 

Accedo  ad  P^eudolum,  fabulam  elegantissimam,  quam  iure  suo 
ipse  Plautus  plurimi  aestimavit,  sed  ex  multis  pauca  delibabo.  V.  72 
in  extrema  epistola,  quam  Calidorus  ab  amica  accepit,  haec  leguntur: 

Haec,  qnae.  ego  conscripei,  ut  scires  ouravi  omnia. 

Parum  haec  decent  lepidum  mulieris  Ingenium:  nam  quae  quis  litteris 
mandata  ad  aliquem  mittit,  alterum  omnino  vult  sdre:  quis  igitur  ferat 
inanem  hanc  copiam  verborum,  quae  nihil  aliud  possünt  significÄre, 
quam  haec  quae  ego  conscripsi,  tU  sdres  scripsi.  Neque  legitur  con- 
scripsi  in  oodidbus,  sed  Ritschelii  est  coniectura,  in  libris  est  scibiy 
itaque  corrigas: 

Haec  quae  ego  rescivi,  ut  scires  conscripsi  omnia. 

Ibidem  v.  317  [1.3,83]: 

Aut  terra  aut  mari  alicunde  aliqua  evolvam  id  argentum  tibi. 

aUqua  de  suo  addidit  Bitschelius,  scribendum  erat:  Aut  terra  aut  mari 
aut  dicunde.  Neque  assentior  viro  doctissimo,  qui  v.  442  [I.  5,  27] 
scripsit  cum  Bothio: 

Id  nunc  mirare,  si  patrissat  fiUus. 

ubi  cum  libri  id  ne  tu  exhibeant,  deleto  inutili  pronomine  id  scriben- 
dum ftüt:  Ne  tu  mirare.  —  In  eadem  febula  Ritschelius  tacite  tutatus 
est,  quod  vulgo  legitur  v.  759  [11.  4,  69]: 

Quidquid  incerti  mi  in  animo  prius  aut  ambiguom  fuit, 
Nunc  liquet,  nunc  defaecatum*st :  cor  mihi  nunc  est  pervium; 
Omnis  ordine  ego  sub  signis  ducam  legiones  meas 
Ay6  sinistra,  auspicio  liquido  atque  ex  mea  sententia. 

verum  quod  hie  legimus  cor  mihi  nunc  est  pervium  non  solum  sine 
exemplo,  sed  etiam  adeo  ineptum  atque  inficetum  est,  ut  corruptum 
esse  censerem,  vel  si  optimi  libri  auctoritate  sua  tuerentur,  quod  longo 
secus  est:  nam  pro  verbis  est  pervium,  ut  Ritschelius  edidit,  cum  olim 
pervium  est  legeretur,  BC  perviast,  Da  perviamst,  Db  perviumst 
P  denique  pervias  exhibet    Apparet  poetam  scripsisse: 

Nunc  liquet,  nunc  defaecatum'st  cor  mihi:  nunc  per  vias 
Omnis  ordines  sub  signis  ducam,  legiones  meas. 

Befaecatum  est  cor  mihi  satis  tuetur  ipse  poeta,  qui  in  Aulul.  I.  2,  1 
[79]  dixit:  Nunc  defaecato  demum  animo  egredior  foras,  Pronomen 
autem  mihi  quod  extrema  syllaba  producta  pronunciandum  est,  nequa- 
quam  a  Plautina  arte  abhorret,  viderintque  qui  huius  rei  ignorantiam 
mihi  vitio  vertant,   ne  ipsi  a  vero  aberrent:   sed  de  hac  re  alias  accu- 


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128  De  Plautinis  fabulis  emendaDdis.  - 

ratius  dicetur.  —  In  Pseudolo  v.  780  [in.  1,  14]  libri  omnes  tuentur 
scripturam  aperte  vitiosam: 

Nam  nisi  lenoni  munus  hodie  misero,  ^ 

Cras  mihi  potandus  fnictus  est  fallonius. 

Quod  Pius  coniecit  fluctus  non  magis  probabüe  est,  quam  quod  Be- 
roaldus  proposuit  /wcws.  Suspicatus  sum,  sed  dubitanter,  scribendum 
esse:  Cras  mihi  potandus  frictus  est  fallonius ,  ut  totius  loci  haec  sit 
sententia:  cras  mittar  infuUonicam,  ut  ibi  vestes  strigäi  fricem,  quam- 
quam  sane  vocabulum  frictus  alias  non  exstat,  nam  apud  luvenaJem 
Sat.  VI.  322  ubi  olim  legebatur,  nunc  malunt  homines  docti  scribere: 
Ipsa  Medullinae  fluctum  crisantis  adorat.  Polare  igitur  idem  signi- 
ficabit  quod  gusfare,  L  e.  experiri,  perferre,  Sed  si  quis  melius  quid 
in  medium  protulerit,  lubenter  haec  missa  faciam.  —  Ibidem  v.  858 
[HI.  2,  68] : 

Quoquo  hio  spectabit,  eo  tu  speotato  simul. 
Si  quo  hie  gradietur,  pariter  tu  progredimino. 

tu  additum  est  post  pariter,  ut  versus  redintegraretur,  sed  possis 
etiam  eo  pariter  progredimino  suspicari.  —  Item  v.  1193  [TV.  7,  96]: 

Quis  istic  Pseudolust?    BA.  Praeceptor  tuus,  qui  hanc  sucophantiam 
Docuit  te,  ut  fallaciis  hinc  mulierem  a  me  abduceres. 

ita  Ritschelius  locum  conformavit  de  coniectura,  in  libris  legitur:  qui 
te  hanc  faUaciam  docuit,  ut  — ,  ubi  apparet  librariorum  errore  temere 
repetitum  esse  verbum  fallaciae.  Ego  vero  conieci:  qui  te  hanc 
offuciam  docuit,  quo  vocabulo  usus  est  Plautus  etiam  in  Mostell. 
V.  264  p.  3,  107] :  Neque  cerussam  melinumque  neque  cdiam  uilam 
offuciam,  idem  vero  translate  in  Captiv.  III.  4,  123  [656]:  Ita  mi 
stolido  sursum  vorsum  os  sublevere  offuciis.  Oblitteratum  est  etiam 
apud  Paul.  Diacon.  p.  129  ed.  Müller:  offudas  failacias,  ubi  apparet 
offucias  restituendum  esse. 

Addo  denique  locum  ex  Pseudoli  cantico  v.  1265  [T.  1,  21],  qui 
mihi  in  hunc  modum  videtur  corrigendus  esse: 

ünguenta  atque  odores,  lemniscos,  corollas 
Dan  dapsiüs :  non  enim  parcipromi. 
Victu  de  cetero  ne  quis  me  roget. 
Hoc  ego  modo  atque  erus  minor 
Hüne  diem 
Sumpsimus  prothyme. 
Pöstquam  opus  meum  omne  ut  volui  perpetravi  hostibus  fugatis, 
lUos  accubäntis  potäntis  am&ntis 
Cum  sc6rti8j*eliqui,  et  meüm  scortum  ibidem 
Corde  ätque  animo  suo  obsequos. 


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De  Plautinis  fabulis  emendandis.  120 


Saue  haec  cantica,  si  quis  recte  poetae  artem  aestiinare  et  persentire 
Telit,  integra  sunt  sub  examen  vocanda,  cadit  enim  etiam  in  has 
Plaatinarum  comoediarum  cantilenas,  quod  de  Graecorum  poetarum 
canninibus  lyrids  semper  dictitavi,  consmnmatam  artem  et  virtutem  ab 
iis  demum  intelligi  posse,  qui  non  singulos  tantum  versus  respidant, 
sed  simul  necessitatem,  qua  singula  membra  et  incisa  apta  sint  inter 
se,  sedulo  rimentur,  atque  hac  sola  ratione  fieri  posse,  ut  in  integrum 
restituantur  praedara  haec  antiquae  poesis  monumenta:  itaque  qui 
unum  aliquem  locum  cantid  alicuius  tractabit,  semper  verendum  est, 
ne  reliquis  partibus  non  satis  consideratis  devium  iter  sequatur:  verum 
XI  si  canticum  hoc  intejgrum  quemadmodum  mihi  restituendum  esse 
videtur ,  vellem  proponere,  huius  commentarioli  angustias  plane  migrarem : 
itaque  exempli  gratia  hunc  unum  selegi  locum,  ubi  paucis  rem  possum 
absolvere.  Revocavi  enim  maxima  ex  parte  ipsas  optimorum  librorum 
lectiones,  atque  etiam  in  versibus  describendis  fere  nusquam  recessi  a 
codice  Palatino  (B),  qui  alias  quoque  ad  germanam  numerorum  formam 
proxime  solet  accedere  *).  Parcipromi  quod  scripsi  pro  parce  promi 
(parcepromi) ,  iam  Addalius  occupavit:  verbum  substantivum  ne  quis 
desideret,  moneo  cavendum  esse,  ne  nimis  arctis  legibus  Plautinus 
senno  adstringatur :  ut  librarii  saepe  temere  varias  verbi  substantivi 
fonnas  oblitteraverunt,  ita  vereor,  ne  critici  dum  ubique  restituere 
conantur,  insignem  vim  et  elegantiam  Plautinae  orationis  ignorent: 
velut  Meckeisenus  vii-  doctissimus  nuper  in  Terentio  praeter  necessitatem 
multos  locos  inmiutavit,  verum  dicetur  de  hac  re  alias  explicatius. 
Proximo  versu  adied  praepositionem  de,  in  libris  omissam,  id  quod  et 
versus  lex  et  instituta  sententia  flagitat  Denique  extreme  versu 
obsequos  scripsi  pro  obseguerUes:  hanc  eandem  formam  iam  olim  [Opusc. 
1 114]  in  Persa  v.  181  [H.  1,  12]  restitui: 

Ire  decet  me  ut  herae  obsequa  fiam. 
ubi   itidem   librarii   usitatam    formam    obsequens   intulerunt     Numeri 
autem  herum  versuum  ita  sunt  comparati,  ut  sperem  eos,  qui  Plan- 
tinam  artem  perspectam  habent,  non  improbaturos  esse^).    Bitschelius 


4)  Yelut  cod.  PaL  in  Mostellariae  aotus  primi  soena  quarta  extrema  (v.  346) 
rectissiine  dnos  tnmetros  anapaeeticos  exhibet,  in  qnibas  homines  docti  praeter 
necessitatem  nonnulla  mutaverunt:  nam  iosti  sunt  numeri  versuum:  Quid  ego  hoc 
fadam  postea,  mea?  DE.  Sic  sine  eumpse.  PH.  Age  tu  interim  da  ab  Ddphio 
du  cantharum  dreum,  modo  memineris  litteram  m,  quao  ultima  est  in  vocabulis 
interim  et  catUharum,  in  pronuntiando  ehdendam  esse. 

5)  In  dimetris  iambids  ictus  notavi  seoundum  nostram  consuetudinem, 
debebam  ex  antiquae  Graecorum  artis  lege  potius  in  hunc  modum  describere: 
Hoc  ego  modo  atque  erus  minor.    Corde  atque  animo  auo  obsequos.    Sed  nolui 

Tk.  Bergk   Kleine  Schritten    I.  9 


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130  De  Plautims  fabulis  emendandis. 


autem  plura  molitus  eundem  hunc  locum  longe  aliter  conformavit  in 
hunc  modum: 

ünguenta  atque  odores,  lemmscos,  coroUas 
Dari  dapsilis:  nee  eti4m  parce  promi  victum  ceterunu 
[Nunc]  ne  quis  reget  me: 

Hoc  ego  modo  atque  erus  minor  hunc  diem  sumpsimus  prothyme. 

Postquam  opus  meum,  ut  volui,  6mne  perpetravi,  hostibus  fugätis, 
lUos  accub&ntis,  potdntis,  amäntis  cum  scortis  reliqui 
Et  meüm  scortum  ibidem,  cordi  atque  änimo  obsequentis. 

Transeo  ad  BaccJUdes,  ubi  v.  109  [I.  2, 1] : 

lamdudum  Pistoclere  tacitus  te  sequor, 
Spectans  quas  tu  res  hoc  ornatu  geras. 

non  convenit,    quod  Hermannus  coniecit,    probaverunt  Ritschellus  etxn 
Fleckeisenus  inspedans,    sed  exspectans  requiritur.     Similiter  v.  348 
[11.3,114]  malim: 

At  ego  hinc  abeo,  illum  ut  convenam,  quantum  potesi 
cum   libri  at   ego  hinc  ad   iUum  exhibeant,    quam    quod   Ritschelius 
scripsit:  at  ego  hinc  eo  ad  illum.    Item  v.  592  [IV.  2,  10]  scribo: 

Non  it:  negito  esse  ituram:  abi  et  renuntia. 
Codices  negato  praebent,  unde  Kitschelius  negat  se  ituram  correxit 

Verum  missis  bis,  quae  leviora  sunt,  pergo  adMilitem  Gloriosumj 
quae  comoedia  omnium  maxime  depravata  est,  verum  ibidem  prisci 
sermonis  pluiima  vestigia  simt  servata  •).  Sed  ex  locis  plurimis,  quae 
emendationem  requirunt,  pauca  quaedam  delibabo:  ita  statim  v.  8 
miratus  semper  sum,  quod  homines  docti  probaverint  Eostii  coniecturam: 

Quae  misera  gestit  stragem  facere  ex  hostibus. 
quae  sane  ad  librorum    iectiones  fratem  vel   fratrem   prope  accedere 
videtur,  sed  in  tanta  corruptelarum  gravissimarum  copia  licet  aliquanto 
audacius  remedium  adhibere:   mibi  quidem  Plautus  videtur  scripsisse: 

Quae  misera  gestit  firusta  facere  ex  hostibus. 

Ibidem  v.  309  [H.  3,  38] : 

hoc  nunc  si  miles  sciat, 
Credo  hercle  has  sustoliat  aedis  totas  atque  hunc  in  crucem. 


hie  quidquam  novare,  ne  ii,  qui  rectae  rationis  ignari  sunt,  ignorarent  aut  maligne 
carperent 

6)  Nolo  haec  nunc  percensere,  illud  tantum  adnotabo  v.  669  [UI.  1,  75] 
cod.B.:  Quid  ad  alias  ariis  optasais  praebere  ipro  illas,  et  y.  854  [HI.  2,  39]  fortasse 
restituendum  esse:  Ibi  erat  duilibria  atda  pro  hilibris  [uilibris  BCDa].  Sed  qnod 
B  V.  1218  [IV.  6,  3]  fiere  praebet  pro  fieriy  quam  forma  et  analogia  commendat  et 
Ennianum  exemplum  [Ann.  15  V.]  firmat,  ortum  hoc  videtur  ex  vetusta  scriptura 
fierei. 


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De  Flantims  fabolis  emendandis.  131 

aliad  quid  monstrat  codicum  scriptura:  crede  erde  assus  tollcU  aedis 
tdas  toüat  atqttem:  inde  enim  licet  coniicere  Plautum  scripsisse: 

Credo  hercle  has  sus  aedis  totas  tollat  atqne  hunc  in  crucem. 
sire  subs  malis,   tmesi  admissa  et   alliteratioiie,   cuius   studiosissimus 
est  Plautus,    restituta.    In    loco    perdifficili  v.  693  [III.  1,  101]  illud 
certum  puto,  non  recte  Taubmannum  Colero  auctore  coniedsse: 

Tum  piatricem  dementer  non  potest  quin  monerem. 
ubi  tumpanistrtam  potius  in  librorum  corruptela  tum  pcUricam  delitescere 
videtur.')  —  V.  773  [in.  1,  178]  Eitechelius  scripait: 

im  PA.  Accipe  a  me  rusmn  rationem  doli, 

Quam  institui.     FE.  Tibi  perpurgatis  operam  dabimus  anribns. 

cum  in   libris  haec  legantur:  perpurgatis  ambo   damus   tibi   operam 
auribm,  quae  lenius  sie  erant  refingenda: 

Quam  insiitki,  FE.  Ferpurgatis  damus  tibi  athbo  operam  auribus. 
Deinde  v.  776  [IQ.  1,  181]  non  erat  cum  Bothio  item,  sed  potius 
Credo  ego  istuc  quidem  scribendum  pro  librorum  lectione  idem,  sicut 
V.  838 [m.  2, 25]  malim:  Tu  herde  eadem  faceres,  ubi  in  libris  est:  Tu 
kerde  diem  faceres,  unde  Addalius  coniecit:  Tu  idem  her  de  faceres. 
Neque  satisEaciunt  quae  Ritschelius  v.  1405  [IV.  9,  12]  scripsit: 

FE.  Die.  FY.  Oratus  sum  huc  venire.    FE.  Quare  es  ausus?  en  tibi, 
nam  B  praebet:   oratus  sum  ad  te  venire   {ad  te  amuttire  CD)  quare 
(quirere  CD)  aw5t«s.    Hinc  conieci  oHm  sie  scriptum  ftdsse  hunc  versum : 

FB.  Die.  FY.  Oratus  sum  a  mutiere;  exquire  rem,  sis,    FE.  En  tibi. 
In   seimonibus  enim  distribuendis  saepenumero   erratum   est,   ita,  ut 
unom  aliquod  afferam   exemplum,   non  scripsit  Plautus  in  Mercatore 
V.  887  [V.  2,  45],  quemadmodum  nunc  legitur: 

EV.  Maxime  quod  tis  audire,  id  audies.    CH.  Quid  ego  audiam? 

EV.  Tuam  amicam.    GH.  Quid  eam?   EV.  Ubi  sit,  ego  scio.    CH.  Tune  obsecro? 

sed:    CH.  Quid  eam?  ubi,  ubi  'st?    EV.  Ego  scio. 

Verum  haec  hactenus,  ne  iustum  scribendi  modum  nimis  egredi 
videamur. 

D.  die  n.  mensis  lunii  MDCCCLVm. 


7)  Similiter  in  Folybii  libro  XV,  quem  locum  primus  Federus  [Excerpta  e 
Folybio,  Diodoro,  Dionysio  Halicamassensi  atque  Nicoiao  Damasceno.  Darmst.  1848 
—  1855]  ex  codice  Escurialiensi  edidit  p.  7:  inexstro  yäg  roV  &QavoyQä(pov  xal  r^c 
ufAfiowxtaxQiag,  apertum  est  aafißvxiaTQCag  corrigendum  esse. 


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132  Plautinische  Studien. 


yn. 

Plantinische  Stadien*).  38 

L    Stiehiis  t.  378  [n.  2,  54] 

werden  unter  den  kostbaren  Dingen,  die  einer  aus  der  Fremde  mit- 
gebracht hat,  auch  babylonische  Teppiche  erwähnt:  der  Vers  lautet  in 
den  Handschriften:  Tarn  babylonica  et  peristromaton  siUa  et 
tapetia,  womit  auch  der  Ambrosianus  in  der  Hauptsache  stimmt: 
TVM  BABYLONICA  ET  PEßISTKOMATONSILIAT(ATR)EPETIA 
Die  Verbesserung  Gronovs:  Tum  JBaylonica  peristromata,  conchyliatu 
tapetia  hat  allgemeinen  Beifall  gefunden,  auch  Bitschi  hat  dieselbe 
gebilligt,  indem  er  nur  noch  aufserdem  peristromaiia  schreibt  Mir 
scheint  sowohl  Gronovs  als  auch  Ritschis  Lesart  schon  aus  einem 
metrischen  Grunde  bedenklich:  im  ersteren  Falle  erhalten  wir  im 
zweiten  Fufse,  nach  Gronovs  Restitution  in  der  vierten  Stelle  einen 
Dactylus,  oder  um  mich  deutlicher  auszudrücken,  ein  Proparoxytonon, 
welches  auf  einen  Daxjtylus  ausgeht.  Die  Beobachtung  von  Lachmann 
(zu  Lucrez  p.  116):  certissimum  est  vocabula  cUzdylica  trochaei  loco  in 
versu  poni  non  debere,  ist  im  Allgemeinen  gewifs  wohl  begründet, 
obschon  Lachmann  selbst  den  Grund  dieser  Erscheinung  nicht  erkannt 
hat,  und  im  Einzelnen  auch  Abweichungen  von  der  Regel  vorkommen, 
die  ich  nicht  ohne  weiteres  beseitigen  wiU.  Ich  kann  diesen  Punkt, 
der  mit  anderen  in  engem  Zusammenhang  steht,  hier  nicht  weiter 
erörtern,  allein  jede  Conjectur,  die  einen  solchen  Dactylus  hereinbringt, 
erscheint  schon  aus  diesem  Grunde  mehr  als  zweifelhaft^).     Hier  nun 


*)  [Philologus,    Herausgeg.  v.  E.  v.  Leutsch.    XVU.  Bd.  1861.] 

1)  Daher  können  Verse ,  wie  sieYahlen  (p.  102)  und  Ribbeck  (Frgm.Trag.  p.20) 
dem  Ennius  zuschreiben,  nicht  für  richtig  gelten:  Acherusia  templa  aUa  Orci, 
(sanctä)^  sahete^  infera,  Pallida  leti,  obnubila  tenebris  (atriSy  aeternis)  loca. 
Achentsia  und  obnubila  verstofsen  entschieden  gegen  jenes  Gesetz,  (pallida,  weil 
es  im  Anfang  des  Verses  vorkommt,  liefse  sich  vertheidigen)  es  ist  dies  ein  deut- 
licher Beweis,  dafs  die  Verse  nicht  als  trochäische  Septenare  gelten  können,  auch 
ist  die  mehrfache  Annahme  von  Lücken  durch  nichts  gerechtfertigt.  Es  bedarf  gar 
keiner  Aenderung,  um  Anapäste  herzustellen,  und  zwar  kann  man  entweder  das 
Fragment  bei  Varro  (de  L.  L.  VH.  6)  mit  dem  bei  Cicero  (Tusc.  I.  21 ,  48)  immittel- 
bar verbinden:  Acherusia  templa  alta  Orci  Salvete  infera,  pallida  leto,  Nubila 
tenebris  loca  .  .  .  .,  oder  indem  man  annimmt,  dafs  Varro  die  Verse  für  seinen 
Zweck  zusammenzog,  ist  zu  schreiben:  Acherusia  templa  aUa  Orci  PaUida  leto, 
nuMla  tenebris,  Loca  salvete  infera  ....  Diese  Verse  gehören  übrigens  zu  der 
Klasse  der  freien  Anapästen,  die  auch  den  römischen  dramatischen  Dichtem  nicht 
unbekannt  sind. 


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Plautinische  Stadien.  133 


führt  die  handschrifüiche  XJeberlieferung  auf  eine  ganz  andere  Kestitu- 
tion  hin:  ich  lese: 

Tom  Babylonioa  peristroma,  tonsüta  tapetia. 

aoDafs  das  zweimal  eingefügte  et  nur  Interpolation  ist,  liegt  auf  der 
Hand:  sowie  man  diese  fremden  Zusätze  entfernt,  ist  auch  die  richtige 
Lesart  gewonnen.  Die  Form  peristromum  erkennt  auch  der  anonyme 
Grammatiker  de  Generibus  Nominum  p.  91  ed.  Haupt  an:  peristromum 
generis  netdri,  sed  Cicero  elegantius  dixit  hoc  peristroma  et  haec 
peristromcAa,  Zu  tonsilia  tapetia  vergleiche  ich  die  Verse  des  Mattius 
bei  Gellius  XX.  9,  3: 

lam  tonsiles  tapetes  ebrii  faco, 

Quos  oonoha  purpora  imbnens  venenavit 

Tonsiles  tapetes  'ist  eigentlich  eine  Uebersetzung  des  griechischen 
iffiXoraTtideg,  womit  ein  StoflT  bezeichnet  wurde,  der  offenbar  imserem 
Plüsch  ähnlich  war:  zu  dieser  Gattung  gehören  namentlich  die 
bekannten  Teppiche  von  Sardes,  wie  sie  seit  alter  Zeit  überall  im 
Orient  verbreitet  waren.  Dieselben  meint  auch  Callixenus  in  der 
Schilderung  der  Alexandrinischen  Feste  bei  Athen.  V.  197  B:  tpiXal 
di  JleQOiyuxl  T/}y  ävä  jniaov  tCHv  Ttodtüv  xcjqov  hAXvTtToVy  dnQißfj  xfpr 
dygafifiiav  rCiv  hvq)ao^iviav  exovaat  tqjdiiov.  Und  unzweifelhaft  mufs 
man  das  gleiche  Wort  auch  im  Pseudolus  v.  147  [I.  2,  14]  herstellen, 
wo  man  jetzt  nach  Camerarius'  Conjectur  liest : 

üt  ne  peristromata  qmdem  aeque  picta  sint  Campanica, 
Neque  Alexandrina  bduata  conohyliata  tapetia, 

allein  die  Lesart  der  Handschriften  consüiat  appetia  (consilia  tapetia) 
fahrt  auch  hier  auf  tonsilia  tapetia.  Diese  Stelle  hat  freilich  auch 
sonst  noch  manches  Bedenkliche:  ist  v.  147  ein  iambischer  Octonar, 
40  dann  mufs  man  nothwendig  auch  den  vorhergehenden  Vers  (146)  so 
messen:  betrachtet  man  diesen  als  trochäischen  Septenar,  dann  mufs 
man  das  gleiche  Metrum  auch  hier  anerkennen*),  und  dann  wäre 
beluata  (womit  man  sonst  nicht  unpassend  die  freilich  auch  nicht  hin- 


2)  In  dieser  Beziehung  ist  noch  sehr  viel  im  Piautas  zu  thun:  z.  B.  im 
Perea  v.  277  [II.  4,  6]:  SA.  übt  Toxüust  tum  herus?  PAE.  übt  lubet  iUi:  neque 
te  contulU.  SA.  'Etiam  dicis,  ubtst,  venefice?  PAE.  Niscio,  inquam,  ulmOnba 
tu.  Aber  der  zweite  Vers  mufs  nothwendig  ein  iambischer  Octonar  sein;  es  sind, 
wie  sehr  hüufig  bei  Plautus,  die  Ausgange  der  Verse  mit  einander  vertauscht, 
indem  solche  längere  Verse  willkürlich  in  kürzere  Reihen  abgetheilt  waren,  wie 
hier  im  Ambrosianus.  Man  mufs  verbessern:  SA.  Etiam  dids  miy  ultnitriba  tu? 
PAE.   übt  Sit,  venefice,  niscio.    Das  unpassende  inquam  fehlt  im  Ambrosianus. 


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134  PlantiniBche  Studien. 


länglich  gesicherte  Stelle  des  Sophron  bei  Athen.  11.  48  C:  avQov&wrä 
eXiyfxaxa  hrrerjurj/^eva  vergleichen  könnte)  als  verdorben  zu  betraditm: 
vielleicht  ist  zu  schreiben: 

Neque  AlexandrinA  venenata  tonsilia  tapetia. 

Dafs  Plautus  neben  peristromum  auch  die  Form  peristromata  gebraucht, 
hat  nichts  Auffallendes. 

IL    Pseudolus  y.  209  [I.  2,  75]: 
CA.    Taceo.  PS.  At  taceas  malo  multo,  quam  tacere  dicas-  BA.  Tu  autem 
Xystüis,  face  ut  animum  advortas,  quoius  amatores  olivi  dynamin  domi  habent 

maxumam. 

Während  Ballio  seinen  Monolog  hält,  machen  Pseudolus  imd  Caüdorus 
seitwärts  stehend  ihre  Bemerkimgen:  hier  ist  es  nun  aber  sehr  auf- 
feilend, dafs  Ballio,  der  nach  einer  längeren  Pause  sich  wieder  ver- 
nehmen läfst,  nicht  etwa  mit  einem  neuen  Verse  beginnt,  sondern  der 
Anfang  seiner  Eede  bildet  vielmehr  den  Schlufs  eines  trochäischen 
Octonars.  Eher  lie&e  man  es  sich  schon  gefallen,  wenn  Ballio  mit 
einem  imvoUständigen  Verse  schlösse,  den  dann  die  beiden  anderen 
fortsetzen:  es  geschieht  dies  bei  Plautus  anderwärts,  auch  in  der  vor- 
liegenden Scene  zweimal,  v.  193  und  201,  obwohl  ich  an  der  ersteren 
Stelle  die  Versabtheilung  nicht  für  richtig  halte,  Ballio  schliefst  offen- 
bar mit  einem  Senar: 

Lenone  ex  Ballione  rege  lafionem'),  41 

und  Calidorus  beginnt  mit  einem  Octonar: 

Audin  jfurcifer  quae  loquitur!  satin  magnifious  tibi  videtur? 
SO  dafs  man  nicht  nöthig  hat,  dort  [nach  loquitur]  mit  Bitschi  eine 
Lücke  anzunhemen.  Und  auch  an  der  zweiten  Stelle  ist  die  Verthei- 
lung  eines  Verses  unter  Personen,  die  in  gar  keiner  Beziehung  zu 
einander  stehen,  bedenklich,  und  es  läfst  sich  leicht  eine  passendere 
Abtheilimg  der  Verse  herstellen.  Vor  allem  aber  ist  hier  das  Tu  autem 
am  Ende  des  Verses  höchst  befremdlich.  Dazu  konunt,  dafs  man  einen 
regelrechten  Octonar  erst  durch  Entfernung  des  Pronomen  te  gewonnen 
hat:  die  handschriftliche  XJeberüeferung  ist  nämlich  quam  tacere  te  dicas. 
Zur  Unterstützung  jener  Aenderung  läfst  sich  allerdings  anfuhren ,  dafs 
te  im  cod.  D  erst  darüber  geschrieben  ist  (was  jedoch  bei  d^n  Ver- 
hältnifs  dieser  Handschrift  zu  BC  wenig  beweist)  und  dafe  im  A,  wie 
es    scheint,    das   Pronomen    ganz    fehlt:    Kitschi    führt   daraus    an: 


3)  Man  hat  hier  sehr  mit  Unrecht  die  überlieferte  Lesart  geändert,  wie  auch 
ein  früheres  Mitglied  der  hiesigen  [hallisohen]  philologischen  Societät,  Fr.  Fritzsche 
aus  Rostock,  richtig  erkannt  hat. 


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Flautmisohe  Stadien.  135 


MVLTOQVAM CS    —   TV  —:  hier  ist  also  für  <c  kein 

Baum,  wenn  man  nicht  annehmen  will,  dafs  es  hinter  dicas  stand:  allein 
der  Baum  zwischen  diCaS  und  TV  war  wohl  nur  zur  Personen- 
bezeichnung bestimmt  Auf  der  andern  Sdte  yermifst  man  aber  das 
Pronomen  te  nur  ungern,  die  Ellipse  hat  gerade  hier  etwas  ungemein 
Hartes,  was  wenig  zu  dem  Plautinischen  Stil  pafst.  Der  Fehler  liegt 
offenbar  tiefer,  und  ich  glaube  alle  Bedenken  auf  die  einfachste  Weise 
zu  entfernen,  indem  ich  schreibe: 

CA.    Taoeo.    P6.  At  taceas  male  multo,  quam  tacere  te  atUumes. 
BA.    Xystilis,  face  ut  animnm  advortas. 

Die  Entstehung  des  Fehlers  kann  man  auf  verschiedene  Weise  erklären: 
entweder  war  dicas  zur  Erklärung  von  autumes  beigeschrieben:  indem 
dieses  Glossem  in  den  Text  eindrang,  ward  das  scheinbar  überflüssige 
auiumes  in  atdem  (tu  autem)  verwandelt,  oder  te  autumes  ward  gleich 
anfangs  in  das  nahe  liegende  tu  autem  verderbt,  und  um  nun  dem 
Gedanken  abzuhelfen,  fügte  man  te  dicas  hinzu.  Wie  man  aber  auch 
42  hierüber  urtheüen  mag,  je|denfaUs  liegt  hier  ein  recht  deutliches  Bei- 
spiel einer  alten  Textverderbnifs  vor,  in  der  sämmtliche  Handschriften 
übereinstimmen:  grade  im  Pseudolus  stammen  viele  Fehler  aus  alter 
Zeit,  namentlich  scheint  es,  als  wenn  man  zum  Behuf  einer  neuen 
Auffuhrung  des  beliebten  Stückes  Manches  abgeändert  hat,  imd  so 
findet  sich  noch  öfter  neben  dem  ächten  Plautinischen  Verse  ein  anderer 
der  zweiten  Bearbeitung  angehöriger:  ich  will  hier  nur  ein  Beispiel 
anführen,  v.  96: 

PS.  .  Quid  fies,  oucule?  vives.   CA.   Quid  ego  ni  fleain, 
Quoi  nee  paratus  nummns  argenti  siet, 
Noqne  libellae  spes  sit  usquam  gentium? 

Dem  Metrum,  aber  nicht  dem  Gedanken  hat  man  aufgeholfen,  indem 
man  libeUat  schreibt:  man  mufs  vielmehr  den  vorhergehenden  Vers 
ganz  streichen;  so  erhalten  wir: 

Quid  ego  ni  fleam, 
Quoi  neque  libeUae  spes  sit  usquam  gentium? 

Nach  libeUae  rechnet  Cato  (de  Ee  Rust  c.  15),  der  Plautinischen  Zeit 
war  es  wohl  ganz  geläufig  nach  diesen  Bruchtheilen  der  Silbermünzen 
zu  rechnen,  später  (in  der  Ciceronischen  Zeit)  scheint  diese  Bezeich- 
nung nur  in  gewissen  formelhaften  Ausdrücken  sich  erhalten  zu  haben, 
daher  man  eben  den  Plautinischen  Vers  bei  einer  spätem  AuflFührung 
des  Stückes  abänderte: 

Quoi  neo  paratus  nummus  argenti  siet. 
Es  ist   übrigens   möglich,    dafs    man    auch   an   dem    eigenthümlichen 
Gebrauch   von  neque   Anstofs  nahm    und   defshalb    den  Vers   hinzu- 


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136  PlautiniBohe  Studien. 


fügte  ^).  Nec  (neque)  in  dem  Sinne  von  ne-quidem,  entsprechend  dem 
Griechischen  adöi^  ist  den  Spätem  ganz  geläufig;  bei  ält^m  Sdirift- 
stellem  finden  sich  nur  wenige,  und  zum  Theil  nicht  hinlänglich 
gesicherte  Beispiele,  wie  bei  Terenz  Eun.  I.  2,  49  [129]:  Neque  hoe 
negabit  Parmefw,  mit  der  Variante  ne  Iwc  quidem,  vergl.  darüber 
Hand  Tursell.  IV.  p.  105  S,  Doch  möchte  ich  delshalb  diesen  Gebrauch 
einem  Dichter  wie  Plautus  nicht  absprechen. 

Nicht  minder  finden  sich  anderwärts  deutliche  Spuren  der  Thätig- 
keit  alter  Kritiker,  so  z.B.  im  Mercator  v.  859  [V.  2, 18]:  ^ 

Neque  mihi  olla  obsistet  amnis  neo  mens  neque  adeo  mare: 
Neo  oalor  neo  frigus  metuo  neque  ventom  neque  grandinem. 

Um  den  grammatischen  Fehler  zu  entfernen,  änderte  Pareus  die  Inter- 
punction:  nequs  adeo  mare  Nec  calor  nec  frigus;  metuo  neque  etc., 
und  aufser  anderen  ist  ihm  auch  Bitschi  gefolgt:  mir  scheint  der  Stelle 
nicht  auf  so  einfiache  Weise  geholfen  werden  zu  können,  denn  das 
natürliche  Gefühl  heifst  uns  nothwendig  calor  und  frigus  mit  venius 
imd  grando  verbinden :  in  der  Plautinischen  Sprache  ist  Alles  so  natur- 
wahr, so  schlicht  und  zwanglos,  dafs  man  sich  sehr  hüten  mufe  dem 
Dichter  etwas,  was  von  der  einfachen  Anschauung  der  Dinge  abweicht, 
zuzuschreiben.  Spätere  Grammatiker,  die  von  den  Gesetzen  der 
Sprache  keine  Ahnung  mehr  hatten,  fuhren  eben  unsere  Stelle  als 
Beleg  für  das  Neutrum  calor  an,  so  Philargyrius  zu  Virg.  Georg.  II.  344 
und  Nonius  p.  200  [135  G.],  aber  beachtenswerth  ist,  dafs  sie  neque 
frigus  neque  calor  metuo  anführen*).  Wie  ich  vermuthe,  schrieb 
Plautus: 

Frigus  neqxie  calorem  metuo  neque  ventum  neque  grandinem, 

indem  er  im  ersten  Satzgüede  die  Negation  unterdrückte,  eine 
Brachylogie,  die  den  Griechen  ganz  geläufig  ist,  z.B.  bei  Aristoph 
Av.  V.  694:  Hj  d'  ovd'  ct^Q  ovd'  ovqavbg  ^.  Dafs  den  Lateinern  die- 
selbe Freiheit  nicht  imbekannt  war,  scheint  aus  Gellius  hervorzugehen, 
X:  15,  9,  wo  er  das  Nachfolgende  wohl   wörüich   aus   den  libri  de 


4)  Bei  Cicero  pro  Scauro  war  dem  Asconius  ein  allein  stehendes  neque,  was 
freilich  dort  anders  zu  erklären  ist,  so  anstöfsig,  dafs  er  bemerkt  p.  23  ed.  OreUi: 
Quo  autem  casu  acciderib  quave  ratiane,  ut  hoc  loco  Cicero  hoc  verho  ita  twu« 
«it  .  .  .  .  neque  perapicere  potui,  et  attendendum  esse  valde  puto:  fnoveor  enim 
merita  viri  auetoritate  etc. 

5)  Bei  Nonius  ist  freilich  calorem  geschrieben,  offenbar  Verbesserung  eines 
gewissenhaften  Abschreibers,  aber  ganz  gegen  die  Absicht  des  Nonius  oder  seines 
älteren  Gewährsmannes.  Gerade  so  Uest  auch  im  Plautus  D  von  zweiter  Hand: 
nec  calorem  nec  frigus. 


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Flautinisohe  Stadien.  137 


sacerdotibus  puibUcis  enÜehnt  hat:  nodum  in  apice  neque  in 
dnäu  neque  in  aUa  parte  uüum  habet,  das  ist  neqtte  in 
apice,  denn  an  dem  Mamen  Dialis  darf  nichts  Gebundenes  sich 
befinden:  die  Heiligkeit  dieses  piiesterlichen  Amtes  duldet  nichts 
unfreies,  daher  Gellius  aus  derselben  Quelle  referirt:  vindtim,  si  aedes 
eius  iniroierit,  söhn  necessum  est  et  vinctda  per  impluvium  in  tegulas 
svMuei  aique  inde  foras  in  viam  dimitti^.  Dagegen  scheint  mir  die 
Stelle  bei  Caesar  de  Belle  Civ.  IIL  71:  hoc  nomen  (imperatoris) 
obtimit  atque  ita  se  postea  scdutari  passus,  sed  in  lüteris  quas  scribere 
est  sciitus  neque  in  fascibus  insignia  loMreae  praetulit  nicht  hierher 
zu  gehören;  vielleicht  ist  dort  zu  schreiben:  passtis,  sed  in  litteris 
nunquam  scribere  est  soUtus. 
44  Indem  man  nim  bei  Plautus  an  dieser  Brachylogie  Anstofs  nahm, 

fngte  man  neque  hinzu: 

Neqjtte  friguß  neque  calorem  metuo,. 

später  suchte  man  das  zerstörte  Metrum  herzustellen  und  schrieb  nun 
offenbar  in  demselben  Sinne  wie  die  neueren  Kritiker: 

Neque  mihi  ulla  obsistet  amnis  neo  mons  neque  adeo  mare 
Neque  Mgus  neque  eaior:  metuo  eto. 

Allein  das  natürliche  Gefühl  für  das  Angemessene  war  mächtiger  als 
das  grammatische  Gewissen,  so  kehrte  man,  indem  man  die  Correctur 
calor  hinnahm,  zu  der  ursprünglichen  Satzverbindung  zurück,  und 
Philargyrius  wie  Nonius  führen  mm  calor  geradezu  als  Neutrum  an. 
Wenn  endlich  in  unsem  Handschriften  sich 

Neo  oalor  nee  Mgus 
findet,  so  erkenne  ich  darin  wieder  nur  die  nachbessernde  Hand  eines 
Grammatikers,  der  dem  schlechten  Khythmus  jenes  Verses  nicht  unge- 
schidtt  abhelfen  wollte:  aber  eben  darum   entfernt  sich  gerade  diese 
Lesart  am  weitesten  von  der  ächten  üeberlieferung. 

m.    Persa  ▼.  58  ff.  [I.  2,  Öff.]. 

Der  Parasit  Saturio  rühmt  sich  seiner  nobeln  Herkunft:  alle  seine  Vor- 
fthren  haben  bereits  die  ehrenvolle  Kunst  des  Parasiten  betrieben: 
Quasi  mures  semper  edere  alienum  cibum: 
Neque  edaoitate  eos  quisquam  potuit  vinoere, 
Neque  üs  cognomentum  erat  duris  oapitonibus. 


6)  Versohieden  ist  davon ,  wenn  es  im  Soldateneide  bei  GeUius  XVL  4,  2 
baÜBt:  fmtiwm  non  fades  dcHo  malo  solus  neque  cum  plurüms,  insofern  hier  eine 
Negation  voratoBgeht. 


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138  Plautinische  Studien. 


So  ist  der  letzte  Vers  in  den  Handschriften  überliefert,  die  nur  inso- 
fern differiren,  als  CD  hiis  bieten  und  erat  auslassen  {neque  his  steht 
in  FZ],  Eine  Anspielung  auf  einen  Zeitgenossen  des  Dichters  selbst, 
wie  man  vermuthet  hat,  vermag  ich  nicht  zu  finden:  der  Parasit  will 
offenbar  sagen,  seine  Vorfahren,  die  allezeit  den  ersten  Rang  unter 
den  Parasiten  behaupteten,  hätten  den  Beinamen  duri  capitanes 
geführt:  denn  ein  hartes  Fell  war  die  erste  Bedingung  jener  löblichen 
Kunst,  ich  hebe  unter  vielen  nur  die  Schilderung  heraus,  die  ein 
Parasit  selbst  bei  dem  Komiker  Axionikos  (Ath.  VI.  239  F)  von  seinem 
Lebenslaufe  entwirft: 

"Ort  TOö  naQttaiTfTv  ttq&tov  iiQtiaS'rjv  fiera 

4*ilo^ivov  Tfjs  irreQvoxon^Sog  v4og  h*  ^, 

nirjyäg  i)n^fikvov  xovSvltav  xal  jQvßXltav 

^OOTtüv  T€  t6  fiiyid-og  roaavrast  &ffT€  fie 

*EvloTi  TovXäxi<nov  dxrto  TQavfiara  45 

und  ganz  ähnhch  bei  Plautus  selbst  Captivi  I.  1 ,  20  [88] : 

Et  hie  quidem  herole,  nisi  qui  colaphos  perpeti 

Potis  parasituB  frangique  aolas  in  oaput, 

Yel  extra  portam  trigeminam  ad  saoeum  ilieet 

Dafs  aber  Parasiten  vorzugsweise  treffende  Zunamen  erhielten,  ist 
natürlich  und  durch  zahlreiche  Beispiele,  die  ich  nicht  erst  anzuführen 
brauche,  bezeugt:  so  führt  auch  hier  Saturio  den  Beinamen  seiner 
Vorfahren  an,  und  neque  ist  offenbar  verderbt,  da  es  ja  doch  eine  gar 
zu  alberne  und  witzleere  Bemerkung  wäre  zu  sagen,  welchen  Zunamen 
die  Sippschaft  nicht  besessen  habe;  um  so  unpassender  erscheint  dies, 
wenn  gerade  der  betreffende  Name  so  ganz  geeignet  für  einen  Parasiten 
ist    Man  mufs  daher  lesen  : 

Namque  üs  eognomentom  erat  duris  capitonibns, 
wie  schon  Pius  ganz  richtig  bemerkt  hat  Der  Vers  ist  nicht  eben 
durch  rhythmische  Eleganz  ausgezeichnet,  und  man  könnte  ihm  leicht 
nachhelfen,  doch  wage  ich  nichts  zu  ändern:  in  erat  ist  der  auslautende 
Consonant  zu  unterdrücken,  vergL  meine  Abhandlung  de  Plautinis 
fabulis  emendandis  (Halle  1858)  p.  IV  [Opusc.  I.  121]. 

Die  folgenden  Verse  lauten  nach   der    handschriftlichen   Ueber- 
lieferung: 

XJnde  ego  hmie  quaestom  obtineo  et  maicrum  locum, 

Neque  quadruplari  me  volo:  neque  enim  decet 

Sine  meo  periclo  ire  aliena  ereptum  bona. 

Neque  illi  qui  faciunt,  mihi  placent    planen  loquor? 

V.  61  schreibt  Camerarius  htmc  ego^  Bitschi  hierum  statt  locum,  aber 
lucrum  scheint  mir  neben  qu^aestum  ziemlich  müfsig,  während  locus 


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Plautmische  Stadien.  139 


im  Munde  des  Farasiten,  der  auf  seinen  Stand,  sein  gleichsam  ererbtes 
Gewerbe  stolz  ist,  sehr  passend  ist:  ich  lese  daher: 

ünde  ego  nunc  quaeetom  obtineo  et  nudorom  locom. 

Viel  wichtiger  ist  eine  Umstellung,  die  Ritschi  nach  Scaligers  Vorgange 
vorgenommen  hat,  indem  er  v.  63 : 

Sine  meo  periclo  ire  aHena  ereptnm  bona 

hinter  y.  61  einschiebt,  so  dafs  dann  dieser  Vers  eben  das  Gewerbe 
der  Parasiten  bezeichnen  würde.  AUein  die  überüeferte  Folge  der  Verse 
ist  die  allein  richtige.  Saturio  stellt  mit  sichtlichem  Stolze  einen  Ver- 
{^eich  zwischen  dem  Parasiten  und  Sykophanten  an:  das  Ziel  ist  frei- 
46  lieh  für  beide  so  ziemlich  das  gleiche;  |  sie  wollen  auf  fremde  Unkosten 
leben:  aber  der  Sykophant,  der  imter  dem  Schutze  der  Gesetze  gegen 
fremdes  Eigenthum  Krieg  führt,  hat  nichts  zu  risMren,  während  der 
Parasit  beständig  Mifshandlungen  aller  Art  ausgesetzt  ist:  aber  gerade 
in  diesen  Gefahren  liegt  nach  Saturio's  Ansicht  das  Ehrenhafte  seines 
Berufes  gegenüber  dem  Ankläger  von  Profession.  Es  ist  daher  ganz 
g^n  den  Zusammenhang  und  die  Absicht  des  Dichters ,  wenn  Saturio 
seinen  Beruf  als  gefahrlos,  sine  perictUo  darstellen  würde:  auch  ist 
Saturio  viel  zu  fein,  als  dafs  er  mit  so  offenen  "Worten  wie  aliena 
ereptum  bona  das  Ziel  seiner  Thätigkeit  bezeichnen  sollte:  dieser  Vers 
kann  nur  auf  das  Treiben  der  quadruplatores  gehen:  dafs  es  aber 
damals  in  Eom  keinen  rechtlichen  Schutz  gegen  solche  Angriffe  gab, 
zeigen  die  Vorschläge,  die  Saturio  macht,  um  dem  Unwesen  zu 
steuern,  ganz  deutlich:  man  darf  daher  an  der  überlieferten  Folge  der 
Yeree  nidits  ändern.  —  V.  64  hat  Ritschi  planen  loquor  nach  Cod.  B 
geschrieben,  die  andern  lesen  plane  loquor  (C  a  m.  pr.  loquar).  Mir 
scheint  plane  loquar:  d.  h.  doch  ich  mU  mich  deutlich  ausdrücken, 
das  Angemessenste:  denn  nim  entwickelt  Saturio  seine  Ansichten, 
wie  man  am  besten  dem  verderblichen  Treiben  der  Sykophanten 
abhelfen  könne: 

Nam  pnplicae  rei  causa  quicumque  id  üacit 

Magis  quam  sui  quaesti,  animus  induoi  potest 

Eum  esse  oivem  et  fidelem  et  bonum. 

Sed  si  lege  rumpam  qni  damnet  det  in  puphcum 

Dimidium. 

Die  Handschriften  bieten  keine  erheblichen  Abweichimgen  dar,  nur 
V.68  lesen  CD:  Sed  lege  rumpam  quidam  ne.  Die  Herausgeber  haben 
ge^ubt,  dafe  in  diesen  letzten  "Worten  der  Gedanke  liege:  wenn  der 
Ankläger  tmterliegt,  wenn  er  die  Verurtheilung  des  Beklagten  nicht 
ÄH  bewirken  vermag,  dann  soll  er  selbst  in  eine  Bufse  bis  mm  Betrag 


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140  Plautinische  Studien. 


der  HiUfte  verurtheät  werden:  und  so  schreibt  auch  Bitschl  in  diesem 

Sinne: 

Scd  ni  legirupam  damnet,  det  in  puplicum 
Dimidium. 

Der  Vorschlag,  dafs  der  Ankläger  in  diesem  Falle  Succumbenzgelder 
zu  zahlen  habe,  ist  an  und  für  sich  wohl  angemessen;  aber  dafs 
Saturio  hier  noch  nicht  mit  einem  solchen  Vorschlage  hervortrat ,  zeigt 
deutlich  das  Folgende,  v.  70  imd  71:  denn  die  Gegenklage,  die  dort 
der  Beklagte  gegen  den  Kläger  alsbald  anhängig  machen  |  soll,  ist  ja  47 
eben  bestimmt  einen  Schutz  gegen  Sykophantie  zu  gewähren.  Dafs 
nun  der  Parasit  einen  zwiefachen  Vorschlag  machen  sollte,  wie  dies 
die  Herausgeber  des  Plautus  anzimehmen  scheinen,  ist  ganz  undenk- 
bar. Auch  verwirft  Saturio  nicht  alle  Klagen  dieser  Art  insgesammt, 
sondern  er  will  nur  die  chikaneusen  Processe  erschweren:  da  wäre 
aber  der  hier  gebrauchte  Ausdruck:  ni  legirupam  damnet  so  unge- 
schickt als  möglich:  denn  es  würde  ja  dann  gerade  der  Fall,  wo  der 
gewissenhafte,  patriotisch  gesinnte  Mann  mit  seiner  Klage  gegen  einen 
Gesetzesbruch  abgewiesen  wird,  geahndet  werden:  wollte  sich  Plautus 
im  Allgemeinen  halten,  so  mufste  er  wenigstens  reum,  aber  nieht 
legirupam  schreiben.  Und  nicht  minderes  Bedenken  erregen  die  vor- 
ausgehenden Verse:  die  Herausgeber  haben  nur  die  metrische  Form 
herzustellen  gesucht,  unbekünamert  um  den  Gedanken  und  die  Correct- 
heit  des  Ausdrucks:  aber  animus  inducitur  könnte  nur  heifsen,  der 
Geist  wird  verführt,  was  in  diesem  Zusanmienhange  nicht  pafst:  auch 
ist  diese  Wortverbindung  in  jenem  Sinne  nicht  üblich:  sondern  man 
muTs  die  Worte  nothwendig  in  demselben  Sinne  &s8en,  wie  animum 
inducere,  glauben,  dafür  halten:  dann  ist  aber  die  Structur  unlateinisch: 
denn  so  wenig  als  man  animt^  advertitur,  sondern  animum  advertitur 
(animadvertitur)  sagt,  ebenso  wenig  ist  animu^s  itidud  potest  zulässig. 
Der  Gedanke,  dafs  deqenige,  der  nicht  aus  Eigennutz,  sondern  aus 
Patriotismus  eine  solche  Klage  anstellt,  für  einen  braven  Mann  und 
guten  Bürger  zu  achten  sei,  ist  zwar  an  sich  imbestritten ,  aber  man 
fragt  billig,  an  welchem  Merkmal  man  den  wahren  Patrioten  von  dem 
Sykophanten  unterscheiden  könne:  denn  es  ist  natürlich,  dafs  gerade 
die  Ankläger  von  Profession  das  gemeine  Beste  überall  vorschützten. 
Allen  diesen  XJebelständen  wird  abgeholfen,  wenn  wir  schreiben: 

Nam  pupHcae  rei  causa  quicumque  id  facit, 

Magis  quam  sui  quaesti,  animum  inducier  potest 

Eos  esse  cives  et  fideles  et  bonos, 

Sei  legirupam  quum  damnenty  dent  in  puplicum 

Dimidium. 


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Plautinisclie  Stadien.  141 


Also  ist  der  (bedanke :  den  Beweis  für  die  Aufrichtigkeit  seiner  patrio- 
tischen Gesinnungen  kann  der  Ankläger  am  besten  dann  liefern  y  wenn 
er,  nachdem  er  den  Prozefs  gewonnen  hat,  die  Hälfte  der  Bufse,  die 
ihm  gufäUt,  an  die  Staatskasse  abliefert.  Den  Hiatus  v.  66  kann  man 
48  leicht  entfernen,  indem  man  quaestuis  (quaestus)  \  schreibt,  allein  dafs 
Plautus  in  der  Cäsur  des  lambischen  Senars  sich  an  unzähligen  Stellen 
den  Hiatus  gestattete,  ist  eine  der  gesichertsten  Thatsachen,  obwohl 
die  neuere  Kritit  sich  noch  immer  sträubt,  dieselbe  anzuerkennen: 
man  braucht  nur  einen  Blick  in  Fleckeisens  Ausgabe  des  Plautus  zu 
werfen,  um  sich  davon  zu  überzeugen,  indem  hier  die  zahllosen,  nicht 
eben  eleganten  Flickworte,  die  man  zur  Entfernung  des  Hiatus  in  den 
Text  gebracht  hat,  mit  Klammem  eingeschlossen  sind:  freilich  Um- 
stellungen der  Worte  und  andere  Aenderungen,  die  man  aus  dem 
gleichen  Grunde  vorgenommen  hat,  entziehen  sich  dem  oberflächlichen 
Boebachter.  Indem  ich  die  Zulässigkeit  des  Hiatus  hier  in  Schutz 
nehme,  bin  ich  keineswegs  gewillt  Alles  ohne  Unterschied  zu  ver- 
theidigen,  und  so  habe  ich  gleich  in  den  folgenden  Versen  die  metri- 
schen Bedenken  durch  Herstellung  des  Plurals  statt  des  Singulars  (eos 
esse  cives  et  fideles  et  bonos  —  damnent  —  dent,  statt  cum  esse  civem 
et  fiddem  et  bonum  —  damnet  —  det)  entfernt  In  Vergleich  mit 
den  Vorschlägen  anderer  empfiehlt  sich  meine  Aenderung  durch  Ein- 
fachheit, und  man  erkennt  leicht,  was  die  Abschreiber  veranlafste  den 
Singular  überall  statt  des  Plurals  einzuftOiren.  Eben  so  leicht  sind  die 
übrigen  Aenderungen,  die  ich  v.  68  vorgenommen  habe,  sei  statt  sed 
(d.  h.  set;  die  Lesart  des  Codex  B :  sed  si  ist  wie  häufig  auf  eine 
Dittographie  zurückzuführen)  und  quum  für  qui. 

Auch  die  folgenden  Verse  [69flf.]  bedürfen  der  Nachhülfe: 

atque  etiam  in  ea  lege  adscribier: 
Ubi  quadruplator  quempiam  iniexit  manum, 
Tantidem  ille  iUi  rarsus  iniiciat  manum, 
TJt  aequa  parti  prodeant  ad  trisviros. 

Ritschi  schreibt  mit  Bothe  atque  est  etiam  in  ea  lege  adscribier:  der 
Ausdruck  est  adscribier  ist  für  diesen  Zusammenhang  wenig  passend, 
man  erwartet  adscribitor,  wie  schon  Dousa  und  Scaliger  besserten,  und 

or 

darauf  fahrt  auch  die  Lesart  des  Codex  C  adscribere.  Der  Fehler  liegt 
aber  hauptsächlich  in  den  "Worten  in  ea  lege:  diese  würden  auf  ein 
früher  erwähntes  Gtesetz  zurückweisen:  von  einem  Gesetz  aber  war 
noch  gar  nicht  die  Rede,  sondern  nur  von  einem  unmafsgeblichen 
Vorschlage.  Jetzt  aber  tritt  der  Parasit  mit  einem  bestimmten  Antrage 
^auf,  aber  er  will  nicht   sowohl  ein    neues  Gesetz  |  erlassen,   sondern 


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142  Plautinische  Studien, 


beantragt  nur  einen  Zusatz  zu  einem  bereits  bestehenden  Gesetz:  ich 
schreibe  daher: 

atque  etiam  in  et^se  lege  adscribUor. 

Anspielungen  auf  Zeitverhäitnisse,  wie  wir  sie  hier  unzweideutig 
antreffen,  sind  bei  Plautus  in  der  Regel  durch  Ereignisse  der  unmittel- 
baren Gegenwart  hervorgerufen;  so  genügte  meist  eine  kurze  Andeu- 
tung, da  die  Sache  dem  Publikum  hinlänglich  bekannt  war.  Die  Elage 
auf  das  Vierfache  war  durch  einzelne  Gesetze  in  verschiedenen  Fällen 
gestattet,  namentlich  gegen  Zinswucher,  Hazardspiele  und  anderes, 
was  in  das  Gebiet  der  Sittenpolizei  gehörte,  fand  die  actio  quadrupli 
statt:  imd  so  läge  es  nahe,  auch  hier  vor  allem  an  eine  lex  fenehris  zu 
denken,  zumal  da  in  der  Plautinischen  Zeit  der  Wucher  in  Rom 
wieder  einen  sehr  bedenklichen  Grad  erreicht  hatte,  wie  insbesondere 
die  Vorgänge  in  den  Jahren  561  und  562  beweisen:  allein  einer 
solchen  Annahme  treten  doch  gewichtige  Bedenken  entgegen,  nament- 
lich ist  nicht  abzusehen,  wie  sich  damit  die  wanws  iniecüo,  die  hier 
mit  der  lurisdiction  der  tresviri  in  Verbindung  gebracht  wird,  ver- 
einigen lasse.  Doch  auf  diesen  schwierigen  Punkt  werde  ich  ein 
anderes  Mal  zurückkommen. 

V.  70  schreibt  man  gewöhnlich  nach  Acidalius'  Vorgange  quoi- 
piarrij  aber  alle  Handschriften  lesen  quempiam.  Wenn  man  annimmt 
zur  Erklärung  des  Dativs  habe  ein  Leser  oder  Grammatiker  in  quem- 
piam beigeschrieben  und  daraus  sei  irrthümlich  die  handschriftliche 
Lesart  entstanden,  so  scheint  mir  dieser  Versuch  die  Entstehung  des 
Fehlers  zu  erklären  nicht  eben  glaublich:  denn  iniicere  aUcui  manum 
ist  ja  die  allgemein  übliche  und  bekannte  Structur,  die  keiner  Er- 
klärung bedurfte:  dagegen  ist  iniicere  in  aliquem  tnanum  so  selten 
und  ungewöhnlich  (es  findet  sich  nur  an  einer  nicht  einmal 
kritisch  gesicherten  Stelle),  dafs  man  viel  eher  glauben  könnte,  ein 
Abschreiber  oder  Grammatiker  werde  diese  Structur  abgeändert  haben. 
Nun  ist  freilich  diese  Structur,  wie  das  Metrum  zeigt,  von  unserer 
Stelle  ausgeschlossen,  und  da  ich  nicht  wage  qt^empiam  zu  ändern, 
so  mufs  man  noch  eine  dritte  Verbindung  mit  dem  blofsen  Accusativ 
annehmen:  dieselbe  dreifache  Structur  finden  vrir  bei  impendere. 
Während  Cicero  omnihus  ierror  impendet  oder  omnes  in  me  terrores 
impendent  schreibt,  sagt  Terenz  Phorm.  L  4,  2  [180]:  Ita  nunc  impa- 
ratum  subito  tanta  te  impendent  mcUa,  wo  Bentley  ändern  wollte, 
und  Luciliua  bei  Fe|stus  p.  161  [ex  libris  ine.  98  M.] :  Nunc  ad  ieW 
redeo^  ut  quas  res  me  impendet  agcUur.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit 
insinuarCy  wenn  Lucrez  I.  116:  An  pecudes  alias  divinitus  insinuä  se 


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Plautinische  Stadien.  143 


schreibt^.    So  scheint  dem  älteren  Latein  auch  manum  iniicere  alt- 

quem  nicht  ganz  fremd  gewesen  zu  sein:  es  ist  möglich,  dafs  dieselbe 

Structur  auch  im  Truculentus  IV.  2,  49  [762]  gebraucht  war,  obwohl 

es  immer  mifslich  ist,  über  solche  Stellen  des  Plautus,  wo  wir  über 

die  handschriftliche  Lesart  nicht    genau  unterrichtet    sind,   eine  Ver- 

mathung  zu  äuTsem:  hier  schwankt  die  Lesart  [wie  F.  Scholl  bestätigt] 

zwischen  ego  in  temanum  iniiciam  [LZ]  und  ego  te  manum  iniiciam  [BD]. 

Abo  ist  entweder: 

Postidea  in  te  manum  iniiciam  quadrapli  venefica*), 
oder 

Postidea  ego  te  manum  iniiciam 

zu  lesen  ^).     Ereilich  sollte  man  nun  auch  erwarten,  dafs  der  Dichter 

im  Persa  v.  71  tantidem  ille  ülum  (statt  Uli)  rursus   iniiciat   manum 

schrieb,  doch  halte  ich  diese  Aenderung  nicht  für  nothwendig. 

Der   Schlufs   der  politischen    Betrachtungen   des    Saturio   v.  73 

[1.2,21]  lautet: 

Si  id  fiat,  ne  isti  faxim  nusquam  appareant, 

Qui  hie  albo  rete  aliena  oppugnant  bona. 

Eitschl  yermuthet  sehr  scharfsinnig  Qui  hie  ne  laborent,  aber  ganz 
dasselbe  Motiv  liegt  auch  dem  Treiben  der  Parasiten  zu  Grunde:  was 
Bemays  vorschlug:  Qui  hie  salva  re  sua  pafst  sehr  wohl  in  den  Zu- 
saimnenhang,  aber  weicht  von  der  Ueberlieferung  zu  weit  ab.  Es  ist 
schwer,  die  Stelle  mit  einiger  Sicherheit  zu  verbessern;  ich  habe  zu 
31  Terschiedenen  Zeiten  Verschiedenes  ver|sucht,  bin  aber  immer  wieder 
auf  folgenden  Vorschlag  zurückgekommen : 

Qui  hie  albo  freti  aHena  oppugnant  bona. 


7)  So  schütze  ich  auch  bei  Plautus  Mercator  v.  334  [11.  2,  62]  die  Lesart 
der  Handschriften : 

Ne  hie  illam  me  animom  adiecisse  aliqua  sentiat, 
wo  Ritschi  ad  illam  schreibt.    Dieselbe  dreifache  Structur  findet  sich  bekanntlich 
bei  ammutn  advertere. 

8)  Ego  würde  dann  passend  im  vorhergehenden  Verse  seine  Stelle  finden, 
wo  jedenfalls  zu  schreiben  ist:  lam  herde  ego  apud  otmes  magistrcOm  faxo  erü 
iwmeti  iuum.  Uebrigens  ist  einer  von  beiden  Versen  nothwendig  zu  streichen: 
denn  wenn  die  Drohung  bei  allen  Magistraten  die  Phronesium  zu  verklagen,  vor- 
ausgegangen ist,  kann  unmöglich  noch  nachträglich  eine  Klage  (actio  quadrupli) 
in  Aussicht  gestellt  werden,  was  ja  den  Eindruck  entschieden  schwächen  würde. 
Ich  halte  v.  49  [762]  für  die  ächte  Fassung,  die  bei  einer  späteren  Aufführung  mit 
▼.  48  [761]  vertauscht  ward. 

9)  Beachtenswerth  ist  die  Verlängerung  des  a  in  quadi-upli,  die  hier  vöUig 
gesichert  scheint,  und  auch  die  beiden  Verse  im  Persa  verlangen  zwar  nicht  diese 
Messung,  aber  sprechen  ebenfalls  dafür. 


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144  Plaatimsche  Studien. 


Album  bezieht  sich  hier  auf  die  Vorschriften  und  Anordnungen,  welche 
Magistrate  für  die  Reditspflege  erlassen  und  zur  Nachachtung  für 
Jedermann  auf  weifsen  Tafeln  publicirten:  ich  verweise  nur  auf 
Q^us  IV.  46 :  et  denique  innumerabües  eiusmodi  alias  fannukte  in  albo 
proponufUur.  Ankläger  von  Profession,  wie  die  quadrupUUores ,  waren 
natürlich  mit  allen  diesen  Vorschriften  wohl  vertraut,  und  auf  diese 
genaue  Kenntnifs  des  bestehenden  Rechtes  geht  eben  der  Ausdruck 
albo  freti^^):  es  ist  ganz  dasselbe,  was  Quintilian  XTT.  3,  11  mit  den 
Worten  bezeichnet:  quorum  aiii  se  ad  album  ac  rubricas  transttderutd^ 
et  fonntdarii  vd,  td  Cicero  aü,  leguleii  quidam  esse  maiaerunt.  Und 
hierauf  spielt  auch  Seneca  Epist  48,  5  an,  in  einer  freilich  bisher 
nicht  verstandenen  Stelle:  hac  ad  sum^nutn  bonum  itur?  per  istud 
phüosophiae  sunt  nigrae  et  turpes  infamesque  etiam  ad  album  sedentibus 
exceptiones.  Quid  enim  aliud  agitis^  cum  eum  quem  interrogoHs 
scientes  in  fraudem  inducitis,  quam  ut  formula  ceddisse  videatur? 
Es  bedarf  eigentlich  gar  keiner  Conjectur,  sondern  man  braucht  nur 
den  bessern  Handschriften  zu  folgen.  Seneca  schrieb :  hac  ad  summum 
bonum  itur  per  istud  phüosophiae  sive  nive  et  turpes  infamesque  etiam 
ad  album  sedentibus  exceptiones?  Seneca  erklärt  die  dialektischen 
Spitzfindigkeiten  des  Philosophen  für  noch  unwürdiger  als  selbst  das 
Formelwesen  der  Juristen.  Jeden  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Her- 
stellung wird  die  Vergleichung  von  Cicero  pro  Caecina  c.  23,  65  ent- 
fernen: tum  iUud,  quod  dicitur,  sive  nive  irrident,  tum  aucupia  ver- 
borum  et  litterarum  tendictdas  in  invidiam  vocant^^), 

IV.    Baeehldes  v.  120  [I.  2,  12] : 

LY.    An  deus  est  tdlos  Suavisaviatio  ? 

PL    An  non  putasti  esse  nnquam?  o  Lyde,  es  barbaros, 

Quem  sapere  nimio  censoi  plns  quam  Thalem. 

I,  stoltior  es  barbaro  Potitio,  52 

Qni  tantos  natu  deorom  nescis  nomina. 

Dafe  unqtuim  v.  121  hier  nicht  passend  ist,  darüber  sind  alle  Heraus- 
geber einverstanden:  jedoch  befriedigt  keiner  der  verschiedenen  Ver- 
suche: Hermann  schreibt  putasti?  est,  inquam,  was  Ritschi  verwirft, 


10)  Ich  weifs  recht  wohl,  dafs  die  eigentliche  Ausbildung  des  Formular- 
processes  einer  spätem  Zeit  angehört,  aber  Edicte  der  Magistrate  waren  seit  Alters 
üblich,  die  edicta  aedilicia  erwähnt  Plautus  wiederholt.  Femer  mögen  die  Magi- 
strate Senatusconsulte  und  Gesetze,  welche  speoiell  ihre  Amtsthätigkeit  regelten,  eben 
auch  auf  ähnUche  Weise  zu  Jedermanns  Kunde  gebracht  haben. 

11)  Ich  sehe  übrigens  so  eben,  dafs  auch  Haase  die  handschriftliche  Lesart 
in  ihr  Recht  eingesetzt  hat. 


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Plautmische  ^tudieü.  145 


indem  er  hem  quam,  o  Lyde  vermuthet  Mir  scheint  es,  als  wenn 
der  Fehler  am  einfiachsten  sich  mit  Aenderung  eines  einzigen  Buch- 
stabens entfernen  liefee: 

An  non  putasti  esse  umquem? 

Die  alterthümliche  Form  des  Pronomen  Indefinitimi  umquis,  die  unsere 
Grammatiker  bisher  nicht  beachtet  haben,  ist  uns  sonst  nur  bei 
Festusp.  162:  nee  unquem,  nee  umquam  quemquam  erhalten.  Jedoch 
ist  mit  dieser  Aenderung  meines  Erachtens  die  Stelle  noch  nicht  voll- 
ständig geheilt:  dem  Thaies,  dessen  Weisheit  zum  Spruch  wort  gewor- 
den war,  soU  offenbar  die  Thorheit  des  barbarus  Potitius  gegenüber- 
gestellt werden:  aber  in  der  gegenwärtigen  Fassung  tritt  diese  Bezie- 
hung nicht  klar  genug  hervor:  mit  Umstellung  eines  Verses  läfst  sich* 
der  richtige  Gedanke  gewinnen: 

An  non  putasti  esse  umquem?  o  Lyde,  es  barbarus, 
Qui  tantus  natu  deorutn  nescis  nomina. 
Quem  sapere  nimio  censui  plus  quam  Thalem, 
l8  stultior  e9t  barbaro  Potitio. 

Und  is  ist  die  handschriftliche  Lesart  (i  B  ex  eorr.)^  est  liest 
Festus  p.  217.  Der  XJebergang  von  der  zweiten  zur  dritten  Person  ist 
in  solchen  Fällen  ganz  üblich,  vergl.  Trin.  v.  414  [IE.  4,  12]:  Non 
tibi  illud  qpparerey  si  sumcis,  potest,  Nisi  tu  immortale  rere  esse 
argentum  tibi.  Sero  atqae  stultej  prius  quod  eautum  oportuü,  Post- 
quam  coniedit  rem,  post  rcUionem  putat. 

Ich  habe  aber  auch  noch  ein  Bedenken  hinsichtlich  v.  120  [I.  2, 12], 
wo  Hennann  Suavisaviatio  statt  des  handschriftlichen  suavis  suaviatio 
verbessert  hat,  und  ebenso  v.  116: 

locus,  Ludus,  Sermo,  Suayisaviatio. 

Dafe  das  Adjectivum  suavis  unstatthaft  ist,  beweist  eben  v.  120  ganz 
deutlich,  aber  ich  weifs  nicht,  ob  nicht  vielmehr  savisaviatio  zu 
schreiben  ist,  imd  ebenso  auch  Pseudol.  v.  65.  Mir  scheint  gerade  in 
diesem  Falle  die  Keduplication  sehr  passend  angewandt,  um  die  FüUe 
oder  das  Austauschen  der  Küsse  zu  bezeichnen.  Bei  Plautus  finden 
^  wir  eine  Menge  neuer  und  zum  Theil  sehr  kühner  |  Wortbildungen, 
und  es  wäre  sehr  wünschenswerth,  wenn  einmal  Jemand  diesen  Theü 
der  Plautinischen  Sprache  im  Zusanunenhange  darstellen  wollte. 
Manches  dieser  Art  ist  bisher  verkannt  worden,  so  z.  B.  Bacchides 
V.  401  [TEL  2, 17]  ist  die  richtige  Lesart: 

lustus,  iniustus:  malignus,  largus:  comincommodus 
[Ritschi:  tristis,  commodus]:  statt  eomis,  ineommodus  zu  sagen,  was  das 

TK  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  10 


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146  Plautinische  Stadien. 


Metrum  nicht  gestattete,  bildet  der  Dichter  ein  Compositum,  in  welchem 
beide  Theile  sich  das  Gleichgewicht  halten. 

V.    Baeehides  r.  1150  [V.  2,  30]: 

Senem  illum  tibi  dedo  ulteriorem,  lepide  ut  lenitum  reddas. 
Ego  ad  hnnc  iiatom  adgrediar. 

Ich  gestehe,  dafs  ich  ulteriorem  hier  nicht  zu  erklären  vermag:  es 
kann  nicht  auf  den  Ort  gehen,  denn  dann  wäre  es  neben  illum  völlig 
überflüssig:  auf  das  höhere  Alter  kann  man  es  auch  nicht  beziehen, 
dann  wäre  noch  ein  weiterer  Zusatz  nöthig  gewesen:  wenn  Priscian 
zweimal  diesen  Vers  anfuhrt  als  Beleg  für  die  Form  veterior,  so  ist 
^dies  doch  nicht  sowohl  eine  Erklärung  für  ulterior,  sondern  ein  alter 
Schreibfehler  in  der  Handschrift,  die  jener  Grammatiker  benutzte. 
Ulterior  verlangt  nothwendig  eine  nähere  Erklärung,  imd  so  schreibe 
ich  mit  leiser  Aenderung: 

Senem  illum  tibi  dedo  ulteriorem  lapide,  ut  lenitum  reddas. 

Und  es  ist  dies  eigentlich  kaum  als  Conjectur  zu  betrachten,  denn 
lapide  steht  wirklich  beidemal  bei  Priscian  L  HL  p.  97  und  L  VI.  p.  265. 
Gerade  dafs  hier,  wo  lapide  neben  veterior em  eigentlich  sinnlos  ist, 
sich  jene  Lesart  erhalten  hat,  ist  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser 
Ueberlieferung,  während  in  unsem  Plautus- Handschriften  lapide  um 
so  eher  mit  lepide  vertauscht  werden  konnte,  da  die  andere  Bacchis 
darauf  antwortet:  meum  pensum  ego  lepide  accuraho.  Auf  keinen  Fall 
hat  Hertz  recht  gethan,  wenn  er  bei  Priscian  lepide  statt  lapide  schreibt: 
bei  allen  solchen  Citaten  mufs  der  Herausgeber  die  urkundliche  Lesart, 
selbst  wenn  sie  fehlerhaft  sein  sollte,  festhalten.  Auch  die  folgenden 
Verse  bedürfen  noch  der  Nachhülfe.     Ich  lese: 

Ego  ad  hünc  iratum  adgrediar,  si  poasumus  nostros  intro  iniicere  hoc*). 
SO.   Meum  pensum  ego  lepide  acoürabo,  quamquam  odiost**)  mortem  ämplexari. 
BA.   Facito   üt   facias.     SO.    Taceas:   tu  tuum  facito,    ego   quod   dixi,  haud 

mütabo***). 

Hoc  in  dem  Sinne  von  huc  ist  bei  Plautus  auch  sonst  mehrmals  nach  54 
den  Spuren  der  handschriftlichen   Lesart  herzustellen  (vergl.  PseudoL 
V.  156  [I.  2,  23],  und  hat  sich  auch  später  noch  im  Gebrauch  erhalten. 


[*)  Die  Handschriften:  poasumus  nos  hos.    Bitschl:  hos  possumus  und  huc.] 
[**)  Die  Handschriften  haben  quam  odiosum   est,    Bothe:  quamquam  odium 
est.    Ritschi:  quamquamst  —  so  schon  Hermann  —  mortem  amplexari.] 

[***)  Das  ist  Lesart  der  Handschriften,  die  Hermann  in  faciam,  Ritschi  in 
ecficiam  abänderte:  haud  mutabo  soll  aus  v.  1203:  Quod  dixi  semel,  haud  m^Oabo 
eingedrungen  sein.] 


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Plautinisclie  Stadien.  14? 


z.  B.  bei  den  Fortsetzen!  von  Cäsars  Gommentarien,  wo  es  freilich  jetzt 
ebenfeUs  aus  den  Texten  verschwunden  ist 

YI.    [Homo  homonis.] 

An  zahlreichen  Stellen  bei  Plautus  verursacht  das  Wort  homo 
mit  seinen  verschiedenen  Casusformen  Schwierigkeit:  es  findet  sich 
entweder  ein  Hiatus,  wo  metrische  und  andere  Verhältnisse  denselben 
nicht  rechtfertigen,  oder  das  Metrum  erscheint  sonst  gestört  linge 
(Quaestion,  Plautin.  p.  53  flF.,  wo  eine  ziemliche  Zahl  Beispiele,  aber 
lange  nicht  alle  angeführt  werden)  sucht  die  Zulässigkeit  des  Hiatus 
dadurch  zu  begründen,  dafs  er  gerade  in  diesem  "Worte  dem  h  die 
Kraft  eines  vollen  Consonanten  zuschreibt  und  sich  zur  XJnterstützimg 
namentlich  auf  das  Italienische  uomo  beruft.  Diese  Kechtfertigung  hat 
jedoch  keinen  Beifall  gefunden,  Kitschi  erklärt  sich  ausdrücklich 
dagegen  (Proleg.  CLVI),  und  auch  ich,  obwohl  ich  nicht  verkenne, 
dafe  in  gewissen  Fällen  die  Vergleichung  der  neueren  romanischen 
Sprachen  auch  über  die  Aussprache  des  Altlateinischen  Aufechlufs 
gewährt,  habe  mich  nicht  von  der  Kichtigkeit  jener  Erklärung  über- 
zeugen können.  Man  hat  nun  wie  gewöhnlich,  wo  es  gilt  einen  Hiatus 
zu  entfernen,  sich  so  gut  als  möglich  durch  XJmstellimg  der  Worte, 
durch  Einfügung  eines  Füllwortes,  wie  Ä^rcfe,  tu^  egoy  iam,  gi*e,u.s.w. 
oder  auf  ähnliche  Weise  zu  helfen  gesucht:  ich  denke,  der  Sitz  des 
Fehlers  ist  in  dem  Worte  homo  selbst,  nicht  in  der  Umgebung  des- 
selben zu  suchen.  Wie  ich  schon  früher  nachgewiesen  habe,  finden 
wir  ganz  die  gleiche  Erscheinung  bei  hodie:  indem  ich  die  alt -lateinische 
durch  Marius  Victorinus  (oder  wer  sonst  der  Verfasser  jener  trefflichen 
Abhandlung  de  orthographia  ist)  bezeugte  Form  hocedie  herstelle  [Gramm. 
LatTL9K],  verschwinden  jene  Schwierigkeiten  mit  einem  Male,  und 
wir  können  aller  anderen  Aushülfen  entrathen.  Ganz  ähnlich  hat  man 
auch  hier  den  Text  des  Plautus  nicht  sowohl  gereinigt ,  sondern  vielmehr 
inteipolirt :  ich  beseitige  diese  Interpolationen,  indem  ich  in  diesen  Fällen 
die  altlateinische  Form  homo,  homonis  statt  hominis  wieder  einführe.  Ich 
werde  aber  die  Stellen,  wo  meiner  Ansicht  nach  jene  alterthümliche 
Fonn  verdrängt  worden  ist,  nicht  beliebig  aus  verschiedenen  Stücken 
des  Plautus  auswählen,  weil  dadurch  leicht  der  Schein  des  Zufalligen 
hervorgerufen  werden  könnte,  sondern  beschränke  mich  vorläufig  auf 
öodne  Komödie,  |  und  zwar  die  Menaechmen;  ich  habe  gerade  dieses 
Stück  mit  Absicht  hervorgehoben,  weU  es  offenbar  zu  den  frühesten 
Arbeiten  des  Dichters  gehört,  und  es  daher  auch  am  wenigsten  befrem- 
den wird,  wenn  sich  hier  Beste  der  alterthümlichen  Sprache,  die  ander- 
wärts mehr  vereinzelt  vorkommen ,  häufiger  zeigen. 

10* 


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148  Plautinische  Studien. 


Die  Verse  der  Menaechmen,  welche  hier  in  Betracht  kommen, 
sind  folgende:  v.  82  [L  1,  6]: 

Nam  homini  misero  si  ad  wiftlum  accedit  malum. 
Camerarius:  namqtie.  —  V.  98  [L  1,  22]: 

Nam  illic  homo  homines  non  alit,  verum  educai 

Ritschi:  Nam  iUic  homo  hercle  homines,  —  V.  223  [I.  4,  5]: 
Nam  parasitos  octo  hominum  mmius  faoile  fungitor. 

Mnret :  oäo  munt^  hominum.  —  V.  316  [IL  2,  41] : 

En  (oder  tu)  hercle  hominem  multum  et  odiosum  mihi. 

Ritschi :  Heu  || Hercle  hominem  ineptum  multum.  —  V.489  [in. 2, 24]: 
Magitiom  hominis,  subdole  ao  minnmi  preoi.      i 

Ritschi:  FlagiUum  tu  hominis.  —  V.  709  [V.  1,  9]: 
Magitium  hominis  cnm  istoc  omata.    M.  Quid  est? 

Ritschi:  Flagüium  tu  hominis.  —  V.  713  [V.  1,  13]: 

Bogas  me?  hominis  impudentem  audatiam. 
Ritschi:  hem  hominis.  —  V.  744  [V.  1,  44]: 

Quem  tu  hominem  arbiträre  nescio. 
Ritschi:  Qu^em  tu  med  hominem  esse.  —  V.  903  [V.  5,  5]: 

Quem  ego  hominem,  si  quidem  vivo,  vita  evolvam  sua. 
Ritschi:  Quem  ego  hercle  hominem...  vita  iam.  —  V.958  [V.  5,  55]: 

Quid  illuc  est,  quod  me  hie  homines  insanire  praedicant? 
Ritschi:  hice  me  homines.  —  Y.  961  [V.  5,  58]: 

Salvus  salvos  alios  video:  novi  homines,  adloquar. 
Ritschi:  novi  ego  homines. 

An  einer  oder  der  andern  Stelle  liefse  sich  vielleicht  der  Hiatus  ver- 
theidigen  oder  eine  Umstellung  der  Worte  vornehmen,  allein  das 
einfachste  Mittel  der  Restitution  scheint  mir  überall  die  Einführung 
jener  archaischen  Form.  Einer  weiteren  Nachhülfe  bedarf  nur  v.  316 
[II.  2,  41],  wo  ich  schreibe: 

Heu:  hercle  homonem  mtUum  et  odiosum  mihi*); 

femer  v.  744  [V.  1,  44],  wo  wahrscheinlich  zu  lesen  ist: 

Quem  tu  esse  homonem  me  arbiträre,  nescio**). 
Ego  te  simitu  novi  cum  Porthcume. 


[*)  Die  Handschriften  haben  Tu  (oder  Eu)  hercle  Jtominem  mtUtumJ] 
[**)  In  den  Handschriften  steht  tu  homifiem.    Meckeisen  will,    wie  Ritschi 
bemerkt,  tu  hominem  med  esse  lesen.] 


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Plautinisclie  Studien.  149 

j6  (denn  diese  Form  hat  allein  handschriftliche  Gewähr,  auch  wird  |  der 
Tater  des  Oeneus  überall  Iloq&dujv,  nicht  Uagd^diüv  genannt,  vergl. 
Eupolis  ndXeig  Fr.  12  Mein.  [210  Kock]:  töv  ^8oyu>loq)idov  Ttaida 
wd  IIoQ^iovog^^).    Endlich  v.  903  [V.  5,  5]  ergänze  ich: 

Quem  ego  homonein,  siquidem  vivo,  vi  vita  evolvam  sua*). 
Dagegen  ist  die  gewöhnliche  Form  beizubehalten  v.  89  [I.  1,  13],   898 
[T.4,9]: 

Apud  mensam  plenam  hominis  rostnun  deliges**). 

Atque  eccum  ipsum  hominem.    Observemus,  quam  rem  agat***). 

Der  Hiatus  ist  hier  durch  die  Cäsur  gerechtfertigt,  und  man  würde 
durch  Einführung  der  archaischen  Form  den  Khythmus  des  Verses 
verderben;   eher  zulässig  erscheint  diese  Aenderung  v.  304  [ü.  2,  30]: 

Quom  nihil  est,  iUi  homini  diminTiftTn  Caput •)•). 
Spuren   derselben  Form  sind  aber  auch  anderwärts  bei  Plautus 
zu  erkennen,    so   um   nur  wenige  Beispiele   hinzuzufügen  im  Miles 
V.452  [IL  5,42]: 

Neque  moror  neque  vos,  qui  homines  sitis,  novi  neque  scioff), 
obwohl  man  hier  auch  auf  andere  "Weise  helfen  könnte,  vielleicht  auch 
V.21: 

Periuriorem  hominem  si  quis  videritttt)? 

wo  die  caesura  hepMhemimeres  ganz  angemessen  ist.  Femer  im  Pseu- 
dolus  V.  155  [1.2,22]: 

Adsistite  omnes  contra  me:  quae  loquar,  advertite  animum. 
Hoc  adhibete  aures,  quae  ego  loquar,  plagigera  genera  hominum, 

wo  der  erste  Vers,  als  eine  alte  Dittographie  zu  streichen  ist*).  Femer 
Mostellaria  v.  593  [HI.  1,  65] : 

Quid  ais  tu?  omnium  hominum  taeterrume, 


12)  Dafs  man  sich  der  Bedeutung  des  Namens  wohl  bewufst  war,  zeigt  die 
Anekdote,  welche  Polyaen.  VI.  1,  6  von  Meriones,  dem  sein  Bruder  Jason  von 
Pherae,  nachdem  er  ihn  zuvor  heimlich  seiner  Schätze  beraubt  hatte,  seinem  eben 
gebomen  Sohne  den  Namen  zu  geben  gebot,  erzählt:  Mrigiövrig  (6h,  ind^i^  ng) 
iiyytiUv  avT(p  nfTioQ^aO^ai  Ttiv  oixCav  [für  r^  oixsCav],  Si^äfjievog  to  oidviajua 
[für  rö  j^d^ia/ia]],  övo/na  ^d-ero  rt^  nai,S((p  Jlog&dova,  Denn  so  wird  wohl  die 
Stelle  ursprunglich  gelautet  haben. 

[*)  Meokeisen  schiebt  entweder  lierde  naoh  hominem  ein  oder  will  pol  ego 
hominem  lesen.] 

[*♦)  Kitschi:  plenam  tu.]  [**♦)  R.  hat  ebenso.] 

[t)  Eitschl:  ülic,]  [ft)  ßitschl:  sitis  homines.] 

[ttt)  ^  schreibt  hoc  hominem.    huc  Ba.    hcie  oder  vielleicht  Jmc  Bc.    In  GK 
steht  nur  hominem.'] 

[x)  Ganz  anders,  von  den  Handschriften  stark  abweichend,  Ritschi: 
Adsistite  omnes  contra  me,  plagigenüa  genera  hominum: 
Unc  adhibete  anris:  quae  ego  loqaar,  [omnes]  advortite  animum.] 


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150  Plautinische  Studien. 


ist  hamonum  omnium  zu  verbessern*).    Dagegen  im  Trinummus  v.  1018 
[IV.  3,  11]: 

Memoriae  esse  oblitum?  an  vero  quia  cum  fnigi  hominibus 

Ibi  bibisti  etc. 

ist  die  Herstellung  zweifelhaft:  doch  über  diesen  Vers  werde  ich  später 
genauer  handeln. 

Dafs  die  Abschreiber  überall  die  archaische  Form  verdrängt  haben, 
darf  nicht  Wunder  nehmen :  selbst  bei  Priscian  1.  VI.  p.  206,  |  wo  er  diese  57 
Form  ausdrücklich  anführt,   variiren    die  Handschriften:     Vetustissitni 
tarnen  etiam  homo  homonis  (R.  B?  hominis)  dedinaverunt.    Ennius: 

Vultoris  in  silvis  miserum  mandebat  bomonem, 
Heu  quam  crudeli  oondebat  membra  sepulcro  ***). 

Und  bei  Charisius,  der  I.  p.  147  diesen  Vers  zu  einem  anderen  Zwecke 
anführt,  hat  die  Neapler  Handschrift  hominem,  während  bei  Servius 
(Aen.  VI.  595)  sich  das  Richtige  erhalten  hat.  Sonst  ist  diese  Flexions- 
form nur  noch  von  Festus  p.  100  bezeugt:  hemona  humana  et  homo- 
nem  [oder  vielmehr  hemonem]  hominem  diceiant.  Man  hat  diese  Form 
bei  livius  Andronicus  in  der  Odyssee  (Festus  p.  352)  herstellen  wollen: 
Namque  nuUum  peius  macer at  homonem  statt  humanum,  doch  ist  dies 
sehr  imsicher.  Dagegen  findet  sich  dieselbe  bd  einem  mittelalterlichen 
Dichter,  dem  anonymen  Verfasser  des  Waltharius,  der  nicht  ohne 
Geschick  und  Gelehrsamkeit  seinen  der  deutschen  Heldensage  entnom- 
menen StoflF  bearbeitet  hat,  v.  578  imd  933  **),  und  auch  andere  Dichter 
aus  der  St.  Galler  Schule  flectiren  homo,  homonis,  wenn  mich  mein 


[*)  R.  schiebt  ttm'  vor  ommum  ein.] 

13)  In  dem  Verse  des  Ennius  [Ann.  141  V.]  ist  vulturis  zu  lesen,  wofar 
auch  die  bandschriftliche  TJeberlieferung  bei  Priscian,  und  theilweise  bei  Servius 
entschieden  spricht:  voltu^tis  oder  mdtiirus  bei  Charisius  ist  ein  blofser  Irrthum 
der  Abschreiber,  den  die  Neueren  nicht  hätten  billigen  sollen:  es  gab  eine  dreifache 
Form,  vulturis,  vultur  und  vuUtmus:  während  vulturis  hinlänglich  durch  die  Ana- 
logie geschützt  wird,  spricht  nichts  für  vulturtis.  Wenn  statt  in  silvis  bei  Servius 
in  campe  steht,  so  ist  dies  wohl  nicht  auf  einen  Gedächtnifsfehler,  sondern  auf 
eine  alte  Variante  zurückzuführen,  die  sich  auch  anderwärts  bei  Ennius  nachweisen 
lassen.    Auf  eine  dritte  Lesart  führt  Charisius,  wo  in  spineto  supinum  aus  in  spinu 

spmeto 
entstanden  ist,  es  war  in  ^nu  geschrieben,  daraus  entstand  die  fehlerhafte  Lesart, 
die  dann  das  Adjectiv  miserum  verdrängte. 

14)  Dieser  Dichter  ahmt  auch  sonst  den  Sprachgebrauch  des  Ennius,  soweit 
er  ihm  aus  den  Fragmenten  bei  Servius,  Priscian  u.  s.  w.  bekannt  war,  nach, 
z.  B.  wenn  er  eques  statt  equus  sagt,  v.  216.  602.  1445.  An  Ennius  [Trag.  228  V.] 
erinnert  auch  v.  951: 

Nunc  ardete  viri  ftisom  mondare  craorem, 
Ut  mors  abstergat  mortem,  sangnis  qaoque  sangaem: 
lies  sanguen. 


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EmendatioDom  Plautinarom  pars  I.  151 

Oedachtnifs  nicht  trügt,    denn  ich  habe  mir  die  Stellen  nicht  aufge- 
zeichnet*). 

Ob  mein  Versuch,  jene  archaische  Form  bei  Plautus  wieder  ein- 
zufahren gelungen  ist,  mögen  Andere  entscheiden:  ich  weifs  wohl, 
dafe  Ritschi  Proleg.  CXUII  sich  von  vornherein  gegen  einen  solchen 
Versuch  erklärt  hat:  aber  auch  in  der  Kritik  gilt  der  Grundsatz  ovdiv 
58c(yr*  änwixotovy  und  wir  werden  erst  nach  und  |  nach  die  Eigenthüm- 
lichkeit  der  Flautinischen  Sprache  ganz  kennen  lernen,  so  daXs  sich 
nicht  im  Voraus  bestimmen  läfst,  was  ein  Dichter,  der  eine  so  grofse 
Gewalt  über  die  Sprache  besafs,  und  in  seiner  genialen  Weise  die 
verschiedensten  Stilarten  mit  Glück  verwendet,  ein  Dichter,  der  eine 
lange  Beihe  von  Jahren  für  die  Bühne  thätig  war,  und  dessen  einzelne 
Arbeiten  daher  auch  vielfiich  von  einander  abweichen,  sich  gestattete 
oder  bei  Seite  liegen  liefs**). 


yni, 
[Emendationum  Plautinanim  pars  I]**). 

in  Shakespearium  poetarum  onmium,  si  ab  Homeri  divino  ingenio 

disoesseris,    fecile   prindpem   homines  docti   apud  Britannos,    cum   in 


[*)  Prof.  E.  Dümmler  verdanke  ich  die  Notiz,  dafs  B.  eine  Stelle' aus  einem  (Ge- 
dichte Salomons  von  Eonstanz  an  Dado  von  Yerdun  vorschwebte  (Mittheil,  der  antiquar. 
Oesellsoh.  in  Zürich  Xu.  p.  241^  v.  105) :  Tu/nc  igitur  veterem  deponens  martyr  homanem,] 

15)  Am  wenigsten  darf  man  in  orthographischen  und  rein  formellen  Bingen 
strenge  Consequenz  und  Gleichmäfsigkeit  verlangen;  hier  wird  alter  Besitz  der 
Sprache  treulich  gewahrt,  dort  folgt  man  dem  mächtigen  Zuge  nach  Schwächung  und 
Abschleifung  der  Formen.  Ich  habe  in  der  Zeitschrift  f.  Alterth.  1855.  Nr.  38 
[Opusc.  1. 116 f.]  nachgewiesen,  wie  im  Miles  Gloriosus,  einem  Stücke,  was  vor  allen 
anderen  durch  Besonderheiten  sich  auszeichnet,  aber  leider  in  sehr  verderbter  hand- 
schriftlicher Ueberlieferung  auf  uns  gekommen  ist,  in  der  ersten  Person  des  Praesens 
und  Futurums  (so  weit  man  den  Lesarten  oder  Corruptelen  der  Handschriften  vertrauen 
darf)  sich  die  vollere  Form  am  erhalten  hat,  fcLdom,  dioom,  mcipiom,  suhigitom, 
ffid4!om,  volom,  abeam,  ducom^  imperabom,  und  vereinzelte  Spuren  kommen  auch 
anderwärts  vor.  Corssen  (Ausspr.  des  Lat.  I.  p.  109  [p.  267  der  Zweiten  Ausgabe])  meint, 
abgesehen  von  kritisch -philologischen  Chünden  (den  Werth  dieser  Phrase  vermag  ich 
nicht  zu  würdigen,  da  Corssen  sich  nicht  näher  über  diesen  Punkt  äufsert)  spreche 
dagegen  schon  das  Stillschweigen  der  Grammatiker :  nach  diesem  Grundsatze  müfste 
man  alle  Besonderheiten  der  Formenbildung  auf  Inschriften  und  in  Handschriften, 
soweit  sie  nicht  durch  das  Zeugnifs  eines  Grammatikers  bestätigt  werden,  ver- 
werfen. Naugas,  navtgatorms  ist  von  keinem  Grammatiker  bezeugt,  und  doch  hat 
«  Ritschi  mit  Kecht  hergestellt,  obwohl  Plautus  fnidari  und  Aehnliches  sagt. 

**)  [Index  scholarum  in  universitate  Halensi  cum  Yitebergensi  oonsociata  per 
aestatem  anni  MDCCKJTiXTT  •  •  •  habendarum.] 


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152  Emendationum  Plautinarum  pars  I. 

popularis  sui  fabulis  insigiiem  iuris  civilis  prudentiam  deprehendissent, 
aliquamdiu  publice  scribae  munere  functum  esse  suspicati  sunt  Quod 
si  eiusmodi  argumento  ad  rem,  quae  testium  auctoritate  prorsus  caret, 
comprobandam  uti  liceat,  eisandem  coniecturam  fortasse  probabilius  de 
Plauto  facere  possis,  qui  ut  Britanno  poetae  multum  cedit,  habet 
tarnen  quandam  ingenii  similitudinem  fuitque  illi  praeter  alios  exemplo. 
Sed  quamvis  in  Plautinis  fabulis  multa  reperiantur,  quae  ad  leges  et 
ius  civile  et  antiquitatis  instituta  spectant,  non  tarnen  hoc  argumento 
ad  istam  suspicionem  muniendam  abuti  decet:  ea  enim  tunc  gentis 
Romanae  erat  vita,  ut  etiam  ü,  qui  a  re  publica  gerenda  et  aforensibus 
negotiis  procul  abessent,  tarnen  patria  instituta,  leges,  iuris  civilis 
consuetudinem  satis  tenerent.  Itaque  etiam  qui  nunc  criticam  artem 
in  Plautinis  comoediis  factitare  vel  praestantissima  haec  Latiiii  sermonis 
monumenta  interpretari  suscipiat,  harum  rerum  non  plane  ignarum  -esse 
oportet,  quamquam  sane  iurisconsultorum  est  accuratius  haec  perscrutari 
et  examinare. 

Multum  ac  diu  me  tenuit  locus  in  Plauti  Menaechmis,  qui  legitur 
IV.  2,  V.  578,  ubi  Menaechmus  graviter  conqueritur,  quod  patroni  clien- 
tium  causa  plurimos  labores  in  se  suscipere  cogantur.  Adscribam  autem 
hunc  locum  non  quemadmodum  nostra  aetate  homines  docti  correxerunt, 
sed  ita  ut  codex  Vaticanus  (B)  exhibet,  librariorum  diligentia,  qui  anti- 
quum  aliquod  exemplum  religiöse  descripserunt ,  maxime  commendabilis: 

Qui  neque  leges  neque  aequum  bonum  usquam  colunt 

Sollioitos  patronos  habent. 

Datum  denegant  quod  datum  est.    litium  pleni  rapaces  viri  fraudulenti. 

aut 
Quia  ut  fenorea  periuriis  habent  rem  paratam.    mens^  in  quo  re 

lis  viris  ubi  dicitur  dies  simul  patronis  dicitur. 

Quippe  qui  pro  Ulis  loquantur  quae  male  fecenni 

Aut  ad  populum  aut  in  iure  aut  ad  iudicem  res  est. 

Sicut  me  hodie  nimis  sollicitum  cliens  quidam  habuit  neque  quod  volui 

ti 
Agere  quicum  licitum  est    ita  me  attinuit  ita  denuit. 
Apud  aediles  proehis  factis  plurimisque  pessimisque  dixi  causam,   conditiones 

tetuli  tortas  confragosas 
Aut  plus  aut  minus  quam  opus  erat  multo  dixeram  controversiam  IV 

Vt  sponsio  fieret.    PE.  Quid  ille?  qui  praedä  dedit 
ME.  Neo  magis  manufestum  ego  hominem  unquam  ullum  teneri  vidi. 
Omnibus  malefaotis  testes  tres  aderant  acenimi. 

Multis  hie  locus  difficultatibus  laborat;  nam  et  numeri  versuum 
saepius  sunt  perturbati  vel  incerti,  nee  oratio  satis  recte  usquequaque 
procedit,  neque  satis  planum  est,  quid  potissimum  Menaechmus  impor- 
tuno  clienti  vitio  vertat,  quamquam  totius  soliloquii  institutum  et 
consilium  haud  est  obscurum.    Praecipuam  corruptelam  deütescere  in 


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Emendationum  Plautinarum  pars  I.  153 

V.  593  apparet,  nam  cotUroversiam  nullo  pacto  cum  praegresso  vocabulo 
dixeram  licet  coniungere,  neque  magis  convenit  cum  üs,  quae  subse- 
quuntur:  labern  autem  hanc  iam  antiquitus  esse  contractam  codicum 
consensus  ostendit,  nam  etiam  Ambrosianus  über  eadem  exhibet.  Ita- 
que  Ktschelius,  cum  iam  priores,  ut  inveteratimi  malum  expugnarent, 
varia  sed  frustra  tentavissent,  scripsit: 

Plus  minxis,  quam  opus  fuerat  dicto,  dixeram,  ut  eam  sponsio 
Controversiain  finiret.    quid  ille?  quid?  praedem  dedit. 

Speciosa  haec  coniectura  sane  cum  totius  loci  Institute  bene  videtur 
conspirare,  siquidem  Menaechmus  auctor  est,  ut  sponsione  facta  lis 
dirimatur^),  verum  tarnen  vel  traiectio  illa  verborum  non  satis  pro- 
babilis  est. 

Leniorem  medicinam  nuper  sibi  visus  est  reperisse  loh.  Vahlen 
Vindobonensis,  qui  in  Mus.  Ehen.  XVI.  p.  633  locum  hunc  ita  confor- 
mavit: 

Plus  minus,  quam  opus  fuerat  dicto  dixi,  eam  controversiam 
Ut  ne  sponsio  differret»).    Quid  ille?  quid?  praedem  dedit. 

qoemadmodum  iam  Bothius  duxeram  controversiam  ut  ne  sponsio  fieret 
legendum  esse  suasit  Sed  et  ipsa  coniectura  prava  est,  et  vir  doctis- 
simus,  cum  hanc  suam  coniecturam  tuen  conatur,  parum  cavisse 
videtur.  Existimat  enim  actorem  sponsione  adversarium  provocavisse, 
Menaechmum  autem,  qui  clientis  causam  agebat,  operam  dedisse  ne 
sponsio  fieret:  nihilominus  illum  contempto  patroni  consilio  petitori 
praedes  dedisse.  Qui  Plautinis  fabulis  operam  dare  velit,  eum  iuris 
civilis  non  plane  imperitimi  esse  oportet,  sed  quae  de  hoc  loco  disputata 
sunt,  ea  non  solum  ipsa  sibi  adversantur,  sed  etiam  pugnant  cum 
Bomanorum  institutis  ac  moribus.  Dicit  Vahlenus  Menaechmum  nolle 
ex  sponso  agi,  quoniam  rem  proferri  nolit:  at  Vahlenus  non  animad- 
vertit,  quid  inter  sponsionem  voluntariam  etnecessariam  intersit:  quae 
de  sponsionis  periculis  didt,  ea  omnia  ad  necessariam  sponsionem 
spectant:  Plautinum  autem  locum  ad  voluntariam  sponsionem  referendum 
esse  manifestum  est:  nam  si  sponsionem  fieri  oportebat,  prudenter  egit 
Menaechmi  cliens,  si  sponsionem  non  recusavit,  patronusque,  si  diem 
dissuadendo  contrivit,  ipse,  neque  vero  is  cui  aderat  obiurgandus  erat: 
sin  ipsis  magistratu  non  iubente  litem  sponsione  componere  placuit, 


1)  In  editione  minore,  quam  non  vidi,  Ritschelius  ex  parte  sententiam  suam 
retractavisse  et  dixeram  ut  ne  sponsio  controversiam  finiret  soripsisse  perhibetur, 
quod  our  improbandum  sit,  paulo  post  ostendam. 

2)  Vahlenus  diferret  scripsit,  sive  casu,  sive  ut  antiquitatis  specie  suam 
coniecturam  commendaret. 


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154  Emendationum  Plaatinarum  pars  I. 

ista  quidem  sponsio  haudquaquam  remoram  fadebat,  nam  si  qui  spon- 
sione  contendebant,  is  qui  sponsione  vidt,  etiam  eius  rei,  de  qua 
agebatur,  causam  obtinuit  omnisque  controyersia  perada  fuit  Quare 
RLtschelius  rei  satis  convenienter  scripsit :  ut  eam  sponsio  Controversiam 
finirety  quamquam  eum  postea  huius  consilii  poenituit,  ita  ut  in  BoÜiii 
sententiam  discederet  ac  negantem  particulam  adderet,  id  quod  etiam 
Vahlenum  in  hunc  errorem  induxit  Deinde  Vahlenus  neglexit  dis- 
crimen,  quod  inter  sponsionem  praeiudidalem  et  poenalem  iatercedit: 
namque  illa  sponsione  facta  etiam  si  quis  causa  cecidisset,  non  tarnen 
summa  sponsionis  exigebatur,  id  quod  Gaius  IV.  94  ostendit  Denique 
Vahlenus  quae  in  iure  et  quae  in  iudicio  aguntur  confudit:  existimavit 
enim,  ut  |  videtur,  haec,  quae  Plautus  attigit,  apud  iudicem  fieri,  utv 
si  cliens  patroni  obtemperavisset  consüio,  omnis  lis  potuisset  perimi, 
ut  iam  nullum  amplius  inde  negotium  patrono  exoriretur.  At  Casinae 
Plautinae  locus  (HI.  3),  quem  cum  hoc  componit  Vahlenus,  plane  est 
dispar:  ibi  res  in  iudido  agitur:  Stalino,  qui  cognato  alicui  praeter 
animi  sui  sententiam  fuerat  advocatus,  moram  sibi  occupato  factsüai  esse 
indigne  fert,  sed  tamen  hac  re  se  solatur,  quod  litem  perdiderit  ille, 
qui  tarn  intempestive  sibi  negotium  facessiverit  Hie  vero  apud  aediles 
res  agitur,  et  Menaechmus  potissimimi  id  indignatur,  quod  cliens  spre- 
verit  callida  consüia,  quae  ipse  ei  suppeditaverat  ^). 

3)  Non  est  meum  aliomm  errores  exagitare,  sed  importunum  reprehensionis 
munus  Ulis,  qui  gloriolam  ex  aliorum  detrectatione  quaeront,  lubenter  relinqno, 
neqae  tamen  semper  licet,  quae  ab  aliis  minus  reote  tractata  sunt,  süentio  praeter- 
mittere,  ne  illorum  erroribus  alii  decipiantur.  Adscribo  autem  quae  Vahlenus  de 
hac  re  disputavit:  „Der  Beklagte  hat  die  von  dem  Kläger  proponirte  sponsÜb 
acceptirt.  Menaechmus,  der  von  der  Schuld  seines  Clienten  überzeugt  ist,  staunt 
über  diese  Verwegenheit  ....  Ihm  war  es  offenbar  darum  zu  thun,  nicht  dals 
eine  Sponsio,  sondern  vielmehr  dafs  keine  zu  Stande  käme.  Daher  Bothe  Recht 
hatte  ut  ne  sponino  f,  zu  schreiben  ....  Femer  kann  controversiam  nicht  zu  dem 
vorauf  gehenden,  in  sich  abgeschlossenen  Satze  .  .  .  gezogen  werden.  Qehört  dieser 
Accusativ  aber  zum  Folgenden,  so  kann  fieret  nicht  richtig  sein,  wofür  Ritschi 
finiret  .  .  .  schrieb.  Aber  dagegen  sprechen  zwei  Gründe.  Erstlich  war  die 
Sponsio  nach  Römischem  Recht  nicht  der  Abschluss  des  Processes,  sondern  eher 
eine  Vertagung,  indem  nach  Annahme  derselben  die  weitere  Procefsverhandlung 
sich  zunächst  auf  diese  bezog  und  den  Beklagten  einer  doppelten  Gefahr  aussetzte, 
den  Procefs  sammt  der  spendierten  ßumme  zu  verlieren.  Sodann,  wäre  die  Sponsio 
der  wirkliche  Abschlufs  des  Processes  gewesen,  so  hätte  Menaechmus  kein  Interesse 
gehabt,  seinerseits  ihr  Zustandekommen  nicht  zu  wünschen.  Er  würde,  wie  in 
ähnlichem  Falle  der  Patron  in  der  Casina  HL  3,  selbst  gegen  die  sofortige  Ver- 
urtheilung  seines  Clienten  nichts  einzuwenden  gehabt  haben.  Eine  sponsio  peihor- 
rescirte  er  offenbar  darum,  weil  der  damit  nur  hinausgeschobene  Prooefs  ihm  als 
Patron  noch  einmal  die  widerwärtige  und  zeitraubende  Pflicht  des  Beistandes  auf- 
halsen würde.*^ 


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Emendationum  Plautmaram  pars  I.  155 


Huüc  igitur  Menaechmorum  locum  parum  recte  intellexit  Yablenus: 
neque  enim  coravit  verba  gravissiina,  quae  supra  leguntur :  condidones 
ieidi  tortas  eonfragosas^)^  quae  satis  superque  docent  Menaechmum 
haudquaquam  nolle  rem  per  sponsionem  agi:  homo  enim  versutus 
callide  actorem  sponsionis  tendiculis  drcumretire  conatur,  ut  ipsius 
cliens  per  illud,  quod  dici  solet,  sive  nive  se  possit  expedire:  ille  vero 
magna  confidentia  elatus  iurisque  calumniis  spretis  non  vult  sponsione 
contendere,  sed  lege  agi. 

ünus  0.  E.  Hartmannus,  coUega  clarissimus,  in  libro  de  ordine 
iudiciorum  L  p.  105  sq.  ubi  hunc  ipsum  Plauti  locum  adhibuit,  haec 
verissime  explanavit^),  ibidemque  (p.  89  seqq.  et  p.  109)  ostendit, 
Romanos  inde  ab  antiquissimo  tempore  ex  aequo  bonoque  Utes  com- 
ponere  eaque  de  re  magistratus  adire  solitos  esse,  imprimis  autem 
tribnnos,  postea  aediles  controversüs  plebeiorum  dirimendis  operam 
dedisse.  Haec  igitur  si  sequimur,  statuendimi  est  petitorem  et  eum 
unde  petebatur  apud  aediles  inter  se  transigere:  Menaechmum,  quem 
cliens  advocatum  adhibuerat,  auctorem  esse,  ut  ex  sponso  agant:  sed 
VIclientem  denique  sacramento,  quam  |  sponsione  contendere  malle:  atque 
hoc  ipsmn  aegerrime  fert  Menaechmus,  quod  ille  temere  manifestum 
le^  actionis  periculum  subire  ausus  sit,  cum  per  sponsionis  calumnias 
fecilius  elabi  sibi  licuisset,  ac  iure  conqueritur  frustra  se  operam  clienti 
dedisse  diemque  sibi  corruptum  esse.    Ad  legis  actionem  igitur  spectat 


4)  Pro  tettUi  Ambrosianns  et  Bb  (UttUi  praebent,  quod  non  solum  metro 
adversator,  sed  etiam  minus  aptum  est:  nam  quamvis  condicianem  deferre,  con- 
^lieiane  ddtsta  dicatur,  tarnen  timi  demum  dici  solet,  ubi  condioionem,  quam  quis 
fert,  alter  accipit  et  probat  Huic  loco  convenit  ferre  condidones,  quae  solennis 
est  locutio,  vide  exempla  ab  Hartmanno  de  ordine  iudic.  collecta  p.  106,  atque  etiam 
lOitteratio  hanc  leotionem  commendat,  itaque  iam  ipse  improbo,  quod  aüquando 
conieci:  retuli,  ut  postquam  petitor  tulerat  condiciones,  rei  patronus  item  pro  sua 
parte  condidones  tulisse  diceretur,  ut  est  ap.  Plaut.  Rud.  IV.  3,  107  [1030]: 
TR.  Ecquid  condicionis  audes  ferre?  GR.  Iam  dudum  fero  .  .  .  TR.  Mane,  dum 
refero  condicionem. 

5)  „Dem  Gegner  einen  unbillig  erscheinenden  Yergleichsvorschlag  auch  nur 
zu  stellen  . .  .  war  nicht  minder  gefiQirlich,  als  einen  billig  erscheinenden  von  sich 
abzuweisen;  und  wenn  die  Kunst  des  erfahrenen  Fürsprechen  darin  glänzte,  dafs 
er  die  eigene  Partei  sorgfältig  vor  einer  jeden  invidia  zu  behüten  wufste ,  aber  den 
Oegner  mit  wohlgewählten  Ck)nditionen  in  die  Enge  trieb,  so  mochte  es,  schon  zu 
PlautuB  Zeiten,  manchen  Spitzfindler  geben,  welcher  die  schlechte  Sache  seines 
einer  sicheren  XJeberführung  entgegengehenden  dienten  durch  die  verwickelten  und 
fiberfeinen  Conditionen  zu  retten  suchte,  welche  er  dem  Gegner  anbot,  und  auTser 
sich  gerieth,  wenn  nun  gar  der  eigene  Client,  statt  auf  die  vorgeschla- 
gene sponaio  einzugehen,  hartköpfig  seinen  praes  für  den  strengen 
Procefs  bestellte." 


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156  Emendationum  Plautinarum  pars  I. 

conunemoratio  praedis,  quem  se  datunim  iste  professus  erat*),  vicLGaii 
instit  IV.  16:  praetor  .  .  .  eum  iuhebat  praedes  adversario  dare  litis 
etvindicianmiy  idest  rei  et  fructuum;  cUios  autem  praedes  ipse  praetor 
ab  utroque  accipiebat  sacramenti,  quod  in  publicum  cedebat.  Adde 
ibid.  IV.  13;  nam  qui  victus  erat,  summam  sacramenti  praestabat 
poenae  nomine,  eaqae  in  ptMicum  cedebat  praedesque  eo  nomine 
praetori  dabantur. 

lam  ipsa  verba  labern  manifestam  contraxerunt,  sed  certo  uti 
remedio  difficile  est:  ipse  postquam  plura  tentavi,  promo,  quae  maxime 
verisimilia  videntur,  sed  ea  verecundia,  qua  decet  in  eiusmodi  locis 
uti.  In  cod.  B  legitur:  Äut  plus  aut  minus  quam  opus  era>t  multo 
dixeram  controversiam  Ut  sponsio  fieret.  PE.  Quid  iUe?  qui  praedä 
dedit.  ubi  librarius  Menaechmi  soliloquium  temere  Peniculi  verbis 
interpellari  existimavit :  neque  variant  reliqui  libri,  nisi  quod  Da  aut 
sponsio  exhibet,  ex  palimpsesto  Ambrosiano  ßitschelius  haec  notavit: 
FÜER  .  .  DIS  .  ODIXERAM  CONTROVERSIAM  UT  (vel  UTI)  i 
SPONSIO  FIERET  •  •  •  T[JM  QUI  PRAEDEM.  Geminum  illud  aut 
alienum  esse  ab  huius  loci  instituto  apparet,  sed  quod  Pylade  auctore 
plus  minus  emendaverunt,  non  est  verisimile,  scribendum  potius  v.592: 
ut  plus  aut  minus  y  quod  ad  librorum  lectionem  proxime  accedit. 
Deinde  Ritschelius  ex  Ambrosiani  libri  vestigiis  dicto  restituit,  cum  id 
quod  ceteri  Ubri  praebent  multo  fem  nequeat:  neque  tamen  palimpsesti 
codicis  ea  est  auctoritas,  ut  omnino  posthabendus  sit  Palatinus  et  qui 
illum  sequuntur,  praesertim  cum  hie  ipsius  palimpsesti  lectio  satis  sit 
incerta,  itaque  nescio  an  multus  dixeram  scribendum  sit,  quod  non 
sine  cavillatione ')  dictum  est:  nam  cum  plurima  feceret  verba,  ut 
alteri  negotium  facesseret,  ipse  sibi  videtur  odiosus  et  molestus  fuisse: 
comparare  Ucet  quod  Cicero  scripsit  de  Orat.  II.  4,  17:  nam  qui  aut 
tempus  quid  postvlet  non  vtdet,  aut  plura  loquitur,  aut  se  ostentat, 
aut  eorum  quibuscum  est  vel  dignitoitis  vel  commodi  rationcm  non 
habet  y  aut  denique  in  aliquo  genere  aut  inconcinnus  aut  multus  est, 
is  ineptus  esse  dicitur.  item  ibid.  11.  87,  358 :  ne  in  re  nota  et  per- 
vulgaia  multus  et  insolens  sim.  plane  quemadmodum  est  apud  Aeschinem 
de  Falsa  Leg.  41 :  7coXvg  fjv  iv  tolg  STraivotg  %al  BTtaxdnffi,  atque  eodem 


6)  Nihil  enim  aHttd  quam  professionem  indicant  illa:  quid  iüe?  quid?  prcte- 
dem  dedit, 

7)  Hoc  cavillandi  Studium  etiam  cemitur  eo,  quod  dicit  se  plus  mU  mitius 
quam  opus  fuerit  dixisse:  satis  Mt,  si  plus  quam  opus  fuerat  dixü,  sed  ridiculi 
causa  addidit  aut  minus,  ut  solent  comioi  poetae,  quem  morem  infira  attingam. 
Ceterum  antiquo  tempore  modesti  erat  hominis  non  multa  verba  facere  in  iure. 


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Emendationum  Plautiüarum  pars  I.  157 

modo  iam  tueri  licet  quod  supra  in  hac  ipsa  Menaechmorum  fabula 
V.  316  [IL  2,  41]  legitur: 

Heu  herole  hominem  (homonem)  mxdtum  et  odiosum  mihi. 

Neque  quod  hoc  loco  muUus  ciun  dicendi  vocabulo  copulatur  offendit, 
certe  non  plane  dispar  est,  quod  Herodotus  VIT.  158  scripsit:  FeXiov 
de  TioXXdg  evixeiTo  leyoiv  Toidde. 

Contumax  autem  illud  cotUroversiae  vocabulum,  quod  non  minus 
iostis  versuum  numeris,  quam  orationis  perpetuitati  infestum  est,  plane 
de  medio  toUendum  esse  censeo:  sublato  enim  hoc  additamento  continuo 
omnes  difficultates  evanescunt: 

'üt  plus  aut  minus  quam  opus  fuerat  mültus  dixeram,  ut 
Sponsio  fieret,  quid  ille?  quid?  praedem  dedit^). 

Neque  enim  haec  ad  septenarios  revocanda  sunt,  sed  singuli  versus  ex 

Vll  binis  colis,  tetrapo|dia  acat.  et  tripodia  cat  constant,  quos  veteres  magistri 

tetrametros  brachycatalectos  vocant,  plane  ut  est  in  hoc  ipso  cantico  v.  586 : 

Quippe  qui  pro  illis  loquantur,  quae  male  fecerint. 
et  in  Menaechmis  infra  v.  977  [V.  6,  14]: 

Propterea  bonum  esse  certumst  potius  quam  malum. 

eundemque  numerum  iam  olim  [in  Ind.  Lect  Marb.  aest.  a.  1844  p.  XIV] 
in  Iphigeniae  Ennianae  cantico  [Trag.  252  V.]  revocavi  (cf.  quae  in  lahnii 
AnnaL  1861.  IX.  p.630monui).  Solet  autem  Plautus  in  maxima  nume- 
rorum  varietate  lubenter  binos  versus  eiusdem  generis  coniungere,  atque 
vel  propterea  probabile  est  eam  speciem,  quam  secundus  versus  exhibet, 
etiam  priori  esse  restituendam. 

Neque  obscurum  est,  quae  origo  sit  importuni  additamenti.  Cum 
proximo  priore  versu  poeta  IXxi  causam,  condiciones  tettdi  tortas 
confragosas  scripsisset,  ut  difficiles,  ambiguas,  periculi  plenas  condi- 
ciones significaret,  aliquis  ut  vocem  confragosas  explicaret,  haud  inepte 
controversas  addidit:  sed  deinde  hoc  interpretamentum  in  inferiorem 
versum,  qui  commode  vacuum  praebebat  spatium,  delatum  est,  atque 
iam  grammaticus  aliquis,  ut  accomodaret  reliquae  orationi,  cotUroversiam 
scripsit,  quae  interpolatio  in  promtu  ftdt,  quandoquidem  adolescentuli 
in  rhetorum  ludis  controversias  dicere  solebant.  Atque  cum  haec 
interpolatio  omnes  Codices  teneat,  id  ipsum  satis  indicio  est,  iam  anti- 
qnitus  in  Plautinis  libris  haud  pauca  declarandi  gratia  addita  fiiisse, 
quae  interpretamenta   cum  postea   saepe  alienum    locum    occuparent,. 


8)  Aliquando  suspicatus  sum  non  geminandum  esse  quid  (altere  enim  loco 
libri  qui  exhibent),  sed  potius  scribendum:  Quid  iUe?  praevidem  dedit,  ut  Plautus 
principali  vocabuli  forma  usus  sit. 


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158  Emendationam  Plautmarum  pars  L 

maluin  latius .  serpsit ,  praesertiin  cum  grammatici  emendandi  oflSdo 
leviter  perfuncti  eiusmodi  errores  non  tam  tollerent  quam  interpolando 
obscurarent:  ita  fit,  ut  libri,  quibus  nos  utimur,  cum  magis  magisque 
degeneraverint  et  erroris  causa  multiplicata  sit,  plurimis  ac  foedissimis 
vitiis  abundent:  sed  inprimis  in  cantica  Plautina  eiusmodi  errores  se 
insinuaverunt:  nam  cum  hie  senno  paulo  sit  elatior  et  a  vulgaris  vitae 
usu  recedat,  haud  pauca  ad  orationem  explendam  vel  sententiam  inter- 
pretandam  adscripta  sunt,  et  quo  magis  numerorum  insignis  ars  ac 
varietas  latebat,  eo  fadlius  vel  manifesta  additamenta  tolerabantur:  ita 
fit,  ut  iusta  versuum  ratione  perspecta  saepe  etiam  eiusmodi  errores 
certis  indicüs  coarguere  lioeat 

Velut  in  Pseudolo  v.209  [I.  2,  75]:  CA.  Taceo.  PS,  Ät  taceas  malo 
multo  quam  tacere  te  dicas.  BA,  Tu  autem,  Xystylis,  et  quae  sequuntur, 
nuper  in  Philologe  XTH.  40  [Opusc.  1. 134]  ostendi  in  archetypo  fiiisse: 


te  autumes ,  rarioris  vocabuli  interpretatione  supra  versum  addita:  deinde 
ut  fieri  seiet,  interpretamentum  una  cum  germanis  vocabulis  propaga- 
tum  et  hoc  mendum  interpolando  caUide  occultatum  est*).  In  eadem 
fabula  V.  1264  [V.  1,  19]:  Neque  ibi  esse  alium  aiio  odio  ibi  nee  mo- 
lestum,  cum  odio  esse  ambiguum  videretur,  adscriptum  est  nee  moiestum^ 
quod  mendum  iam  ab  aliis  est  animadversum.  Nonnunquam  ipsum 
interpretamentum  id  vocabulum,  cuius  declarandi  causa  adscriptum 
erat,  prorsus  exturbavit,  velut  in  Pseudolo  v.  1257  [V.  1,  12]  v^us- 
tates  sunt  legitur,  ubi  Plautus  haud  dubio  vener  es  scripserat.  At  in 
eodem  Pseudoli  cantico  delitescit  aliud  multo  gravius  mendum,  quod 
satis  arguit  quam  vitiosi  sint  libri  et  per  quos  gradus  serpserit  corrup- 
tela.     In  cod.  B  haec  leguntur  v.  1252  [V.  1,7]: 

Profecto  edepol  ego  nunc  probe  habeo  madulsam. 
Ita  yictu  excorato  ita  munditiis  digni  ah. 
Itaque  in  loco  festivo  sumus  festive  aocepti 
Quid  opus  me  multas  agere  ambages?  hoc  est 
Homini  quam  ob  rem  vitam  amet. 

Miror  homines  doctos  haec  tam  patienter  tulisse,  inprimis  insolens  illud 
et  scabrupa  est  homini  quam  ob  rem  vitam  amet,  quod  Latinum  esse 
nego.  Exddisse  hie  aUquod  vocabulum  manifestum  est,  sed  commode 
licet  restituere.     Scripserat  Plautus: 

Profecto  edepol  ego  nunc  probe  Vm 

Habeo  madulsam:  itaque  in  loco 

Festivo  sumus  accepti, 

Ita  victu  excuTÄto,  ita  mägnis  munditiis. 

9)  Si  iam  in  archetypo  extremas  litteras  vocis  atUumes  propemodum  evanidas 
fuisse  credimus,  facile  intelligitur,  quam  pronus  fuerit  iste  error. 


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£mendationam  Plaatmanun  pars  1.  15d 


Quid  opus  est  me  mtiltas  agere  amb&ges:  hoce  est  hömini  dignum, 
Quam  ob  rem  vitam  amet. 

Erroris  originem  monstrat  Ambrosianus,  in  hoc  enim,  quamquam  ple- 
raque  oblitterata  sunt,  haec  tarnen  legi  poterant: 

ITAV  DIGN 

QVIDOPVSESTMEMVLTASAGEREAMBAGESHOCESTHOMINI 

Itaque  cum  hie  versus,  qui  paginae  ultimus  est,  non  caperet  novissi- 
mum  Yocabulum  dignum,  ülud  est  supra  additum  ac  deinde  temere 
cum  priore  versu  coaluit.  Ceterum  iustum  versuum  ordinem  servatum 
^se  in  Ambrosiano  apparet:  sed  in  codice  B  et  ceteris  traiecti  sunt 
duo  versus,  itaque  mendum  magis  etiam  occultatum:  ofifendit  autem 
librarium,  quod  particula  itaqtie  orationem  inchoat,  deinde  bis  simplex 
üa  subsequitur,  itaque  üle  versibus  traiectis  iustum  versuum  ordinem 
restituisse  sibi  visus  est^®):  deinde  vero,  quandoquidem  vox  dignum 
nullo  modo  cum  reliqua  oratione  conciliari  poterat,  interpolator  ille 
digni  scripsit,  malum  malo  curans,  prorsus  ut  in  Menaechmis  contro- 
versas  in   cantroversiam  est  mutatum.     Particula  ah  imde  invecta  sit 

ae 

incertum,  fortasse  in  proximo  versu  olim  scriptum  ftdt  cepti  **).  Cete- 
rum ne  diverbia  quidem,  quae  senariis  aut  septenarüs  constant,  ab 
interpolationibus  huius  generis  libera  simt,  sed  cum  leges  herum  ver- 
suum non  plane  ignorarentur,  accessit  hie  plerumque  correctorum 
opera,  ita  ut  haud  raro  malum  etiam  auetum  sit,  quod  faeile  criti- 
corum  hominum  aeumen  fagit  Defangar  uno  exemplo:  in  Menaechmis 
V.  63  legitur: 

Nam  rus  ut  ibat  forte,  ut  multum  pluverat, 
Ingressus  fluvium  rapidum  ab  urbe  haud  longule, 
Rapidus  raptori  pueri  subduxit  pedes, 
Abstraxitque  homiuem  in  maximam  malam  crucem. 


10)  Itaque  apud  Plautum  haud  raro  usurpatur,  ubi  simplex  ita  sufficere 
videtur,  ut  est  in  Epidico  L  1,  83:  Tantae  in  te  impendent  ruinae,  nisi  suffiUcis 
fortiter,  Non  potea  subsistere:  itaque  in  te  irruunt  mantes  malt,  Adde  Persae 
V.  481  [TV.  3, 12],  quem  locum  minus  recte  tentavit  EitsctieUus,  qui  etiam  v.  505 
[IV.  3,  36]  et  242  [?]  mutavit,  de  quibus  locis  ambigere  Ucet.  Alia  exempla  suppe- 
(ütabit  Handius  TurselL  DI.  506.  Quod  hoc  loco  deinde  per  anaphoram  sola  vocula 
tto  repetitur,  rationem  habet,  quamvis  aUud  exemplum  non  noverim.  Sed  si  quis 
propterea  ita  in  loco  scribere  maUt,  equidem  non  adversabor. 

11)  Hcibeo  madidsam  Codices  praebent,  corrigunt  äbeo  madtUaa,  de  qua 
coniectura  dixi  in  lahnii  Annal.  1860.  YI.  p.  382.  Deinde  festive,  quamvis  cum 
consuetadine  Plautina  congruat,  ab  aUena  manu  additum  esse  numeri  lex  coarguit. 
V.  4  magnis,  quod  in  B  omissum  est,  servaverunt  CD.  V.  6  amet  Ubri  ut  videtur 
onmes,  Ritschelius  tacite  et  ut  opinor  invitus  agat  scripsit. 


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160  Emeadationum  Plaatmarum  pars  I. 


Non  deerunt,  credo,  quibus  neglecta  orationis  legitima  continuatio  valde 
probabilis  videatur,  quamquam  in  hac  narrationis  tenuitate  nihil  omnino 
inest,  quod  alias  eiusmodi  licentiam  excuset:  augetur  foeda  scabrities 
eo,  quod  in  apodosi  adiectivuni  solum  omisso  nomine  iteratum  est^ 
quod  quantopere  a  Latini  sennonis  usu  abhorreat,  Eitschelius  sensisse 
videtur:  sed  quod  ex  coniectura  pronomen  is  inseruit,  non  magis 
ferendum  est    Equidem  corrigo: 

Ingressust  fluvium  rapidum  ab  urbe  haut  longule: 
Eapidus  raptari  fluvius  subduxit  pedes. 

pueri 

Scriptum  olim  fuit  in  archetypo:  rapidus  raptori  fluvius,  deinde  hoc 
interpretamento  recepto,  cum  versum  laborare  animadvertissent,  adven- 
ticium  quam  necessarium  vocabulum  conservare  maluerunt. 

Sed    revertar   ad  Menaechmorum  locum,    unde   profectus   sum: 
namque  etiam  ea,   quae  hos  versus  antecedunt  et  quae  subsequuntur, 
vitiorum  haud  sunt  immimia,  itaque  primum  |  omnem  locum ,  quemad- IX 
modum  mihi  emendandus  esse  videtur,  subiiciam,  tum  vero  ea,  quae 
novavi,  paucis  Ulustrabo  ac  muniam: 

Qui  neqae  legee  neqne  aequüm  bonum  usqnim  colont; 
Sollicitos  patronos  habent:  denegdnt  quod  datumst,  Utium  pleni, 
Eap4ces,  viri  fraudulenti, 

Qui  aut  fenore  aut  periüriis 
Habent  rem  parätam,  peusei  ninquolam  rem. 
His  viris  ubi  dicitur  dies, 

Simul  patronis  dicitur, 
Quippe  qui  pro  illis  loquantur,  quae  male  fecerini 
Aut  äd  populum  aut  in  iure  aut  4d  iudicem  rest 
Sicut  me  hodie  nimis  sollicitum  quidam  habuit  cliens,  neque 
Quod  volui  agere,  aut  quicum  Ucitum  est:  ita  me  attmuit,  ita  detinuii 
'Apud  aediles  pro  eins  factis  plürumisque  pessumisque 
Dixi  causam:  condiciones  tetuh  tortas  confragosas. 

'Ut  plus  aut  minus  quam  opus  fuerat,  mültus  dixeram,  ut 
Sponsio  fieret,  quid  ille?  quid?  praedem  dedit. 
Nee  magis  manufestum  ego  hominem  ünquam  ullum  teneri  vidi: 
'Omnibus  malefäctis  testes  tres  aderant  acerrumi. 
V.  579  et  qui  sequuntur  Hermannus  sie  descripsit,  ut  primores 
essent  trimetri  bacchiaci  catalecti,  atque  secutus  est  hoc  etiam  Eitschelius: 
Sollicitos  patronos  habent: 
Datum  denegdnt,  quod  datumst. 

litium  pleni,  rapaces, 
Viri  fraudulenti. 

Nuper  autem  [1861]  Andreas  Spengel  in  commentatione ,  quam  de  versuum 
creticorum  usu  apud  Plautum  scripsit,  p.  13  negavit  insolens  hoc  et 
satis  asperum  numerorum  genus  in  hoc  poeta  admittendimi  esse.   luvenis 


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fimendationum  Plautinanim  pars  1.  161 


doctus  diligentem  cjantids  Plautinis  navavit  operam ,  maxime  eo  nomine 
landandus,  quod  neque  ut  mancipiorum  yulgos  se  alieno  imperio  ac 
l^bus  addixit,  nee  vero  temere  omni  modestia  ac  pudore  abiecto  plane 
pro  labidine  grassatur,  sed  arte  ac  ratione  usus  leges,  quas  Plautus 
in  vendbus  confonnandis  secutus  sit,  sedulo  indagare  studuit,  ita  ut 
quantmn  fieri  potest  librorum  fidem  religiöse  tueretur.  ^  Sed  cum  quid 
huius  poetae  usui  conveniat,  quidve  discrepet,  probabilibus  momentis 
existimat,  nonnunquam  paulo  cupidius  iudicayit,  velut  negat  onmino 
fieri  potuisse,  ut  Plautus  versus  Sotadeos  in  canticis  adhibuerit,  spe- 
doso  magis  quam  vero  usus  argumento,  quod  isti  versus  melodiae 
omnino  fderint  expertes.  lilud  constat,  poemata  Sotadis  et  reliquorum, 
qui  eins  sectam  sequebantur,  recitata  esse,  sed  videtur  Sotades  hoc 
primus  novavisse,  nam  principio  lonid  numeri,  qui  dnb  fieil^ovog  vocan- 
tor,  haud  dubio  canentibus  erant  accommodati,  idque  etiam  postea 
Oeomachus^*),  Lysis,  Simus  tenuerunt:  atque  melicos  numeros  agnp- 
sdnms  etiam  in  Lycophronidis  ^*)  versibus  ap.  Athen.  Xm.  564  B, 
ubi  cum  logaoedis  consociantur  ionid: 

OÖT€  naidos  ägaevog  oifre  nagd-ivüry 
T&v  XQ^^fofpÖQoyy  oifre  ywaixäv  ßad-vxöXntov 
KaXbv  rb  TiQÖatonov,  &v  fxri  xöc/bnov  nefpvxy^^), 
*H  yäg  aiSoig  äv&os  iniane^QH. 

X  Sana  ab  Atticae  comoediae  Institute  et  more  Sotadei  numeri  abhorrent, 
at  vero  Plautinorum  canticorum  longo  alia  est  ratio :  nihil  his  simile  • 
Philemonis,  Menandri,  aliorum  poetarum,  quorum  fabulas  interpretatus 
est,  praebebant:  neque  tamen  poeta  quam  vis  ingeniosissimus  hoc  car- 
minum  genus  novavit,  sed  partim  tragicorum  Latinorum  exemplum 
secutus  est  plane  ad  eundem  modum,  quo  Aristophanes  Graecorum 
tragicorum  canticis  uti  seiet,  partim  ut  mihi  quidem  persuasum  est  ad 


12)  deomachi  nomen  restituendom  est  apud  Atiliam  Fortonai  p.  345  Gaisf. 
[VL  289  K.]:  (lonicum)  tetrametrum  ctccstcUectum ,  qmd  apud  Mtucenatem  invenitur, 
ex  duobus  colis  coniwnctwm: 

Uvas  nitidis  frondibos  Eohan  hederifi  inligat. 
ubi  ood.  Yat.  non  MaecentUem,  sed  CAeovmewm  exhibet,  igitor  deofnacfmm  legen- 
dom  esse  apparet  [quod  vidit  etiam  EeiL]. 

13)  Lycophronides  qua  aetate  vixerit;  non  constat:  sed  cum  Qearchus  Aristo- 
telis  discipnliLS  eins  versibus  usus  sit,  aetate  Sotadi  suppar  vel  etiam  prior  fuerit 
neoesse  est 

14)  Soripsi:  &v  fiij  x.  n€<pvxri,  in  hbris  est:  &lXa  x.  na<pvx€i,  quod  correxit 
Meineldus,  nisi  quod  ffv  scripsit.  In  locis  paribus  Sotadeorum  dipodiae  trochaicae  ulti- 
mam  syllabam  subinde  longam  esse  auctor  est  Aristides  Quintil.  p.  55  [c.  27] :  TQoxaixriy 
^k  dix^ttt  StnoSCav  xarä  fihv  ti^v  niQirrrjv  /c6^y  xad-agäv,  xccrä  d^  rriv  ägriov 
«fi  knrdanfiov.    KaXbv  videtur  Lycophronides  producta  priore  syUaba  adbibuisse. 

fh.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  11 


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162  Emendationum  Plantinarum  pars  I. 

similitudinem  cinaedologonim  et  fortasse  carminum  popularium,  quae 
ista  aetate  pervagata  erant,  conformavit:  quae  cannina  utniin  in  magnae 
Graeciae  urbibus  an  Bomae  commercio  Graecorum  hominum  usus  cogno- 
verit,  in  medio  relinquo,  quamquam  illud  verisimilius  esse  arbitror. 
Ab  indole  autem  Plautinae  comoediae  lonici  versus  niinime  abhorrent, 
sed  Hermannus  hos  numerps  quo  iure  aliquot  locis  restituerit,  hac  de 
re  sane  ambigere  licet.    Illuc  revertar. 

Quod  Spengelius  bacchiacos  versus  catalecticos  propter  asperitatem 
improbat,  huic  quidem  argumento  non  multum  tribuo,  siquidem  doch- 
miacus  versus  et  ipse  a  piincipio  fuit  dimeter  bacchiacus  catalecticus. 
Sane  Spengelius  etiam  dochmiacos  numeros  Plauto  abiudicat,  quos  Her- 
mannus primus  indagavit,  probante  Eitschelio:  ac  profecto  dochmiaci 
numeri  vestigia  exigua  sunt,  exempla  partim  dubia,  partim  falsa  *^), 
non  tamen  ausim  hoc  numerorum  genus,  quod  passim  convenientissi- 
mum  est,  ex  Plautinis  fabulis  penitus  tollere.  Itaque  hoc  argumento 
liceat  nobis  uti  ad  muniendam  catalexin  reliquorum  versuum,  qui  ad 
bacchiacum  numerum  digesti  decurrunt  Verum  cum  identidem  exa- 
minarem  eiusmodi  versus  catalectos,  satis  intellexi  plerumque  admodum 
dubiam  esse  fidem  herum  versuum ,  quorum  Hermannus  haud  exiguum 
numerum  sibi  deprehendisse  visus  est,  quem  auxerunt  etiam  nostra 
aetate  Kitschelius  et  Fleckeisenus  Hermanni  exemplum  secuti.  Neque 
vero  credo  hos  viros  de  Plauto  emendando  meritissimos  propterea,  quod 
ipsis  magnopere  placuerit  numerorum  insolentia  (Graeci  certe  poetae 
non  videntur  hac  specie^^)  usi  esse)  catalectos  versus  descripsisse,  sed 


15)  In  Bacchidibus  v.  1137  [V.  2,  19]  Ritschelius  plane  delendum   censuit. 

In  Menaechmis  v.  762  [V.  2,  10]:  Repente  expetit  me,  ut  ad  sese  iremj  qui  videtur 

dimeter  doohmiacus  esse,  sie  potius  scribendus  est,  ut  iam  aüo  looo  [Opusc.  L  110, 1] 

significavi : 

Bepönte  expetit  med ,  nt  6A  sese  adirem. 

16)  Nihil  moror  Tricham,  qui  p.  52  etiam  catalecticos  versus  recenset,  sed 
exempla  quae  profert  ipse  finxit.  Possis  sane  versus,  qualis  est  in  Aeschyli 
Agamemnone  1040: 

pro  trimetro  bacchiaco,  item  v.  1057: 

Jvalatov  •  älxd  6*  ixäg  anoatattl. 

pro  tetrametro  habere:  sed  quoniam  in  baccheis,  qui  huius  numeri  indolem  integram 
servant,  non  solet  longa  syUaba  in  breves  soivi,  potius  existimandum  est,  baocheos 
cum  doohmiis  esse  copulatos:  nam  quamvis  dochmiaci  numeri  origines  a  baccheis 
sint  repetendae,  tamen  peculiaris  quaedam  postea  fuit  illius  numeri  ratio,  neque 
videtur  varietas  ac  licentia,  qua  dochmii  sunt  insignes,  ad  baccheos  propagata  esse, 
quamvis  utraque  species  saepius  consocietur.  Neque  tamen  abutendum  est  hoc 
argumento  ad  Latinorum  comicorum  versus,  qui  clausula  terminari  videntur,  expe- 
diendos :  neque  enim  hi  admixtos  habent  dochmios ,  sed  soUs  baccheis  constant   Cum 


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Emendationum  Plautinarum  pars  It.  163 


saepe  accidit,  ut  cum  de  restituendo  metro  numerisque  apte  partiendis 
propemodum  desperandum  esse  videretur,  ad  hanc  speciem  paene  inviti 
deferrentur:  nonnunquam  vel  adversantibus  libris  omnibus  restituerunt 
catalecticos  versus,  item  admiserunt,  ubi  in  promtu  erat  alia  et  com- 
moda  versuum  descriptio,  saepius  in  locis,  quae  manifestam  labem 
Ilcontraxerunt,  hac  clausula  usi  sunt  Si  |  ab  bis  discesseris,  pauca 
admodum  reliqua  sunt  exempla,  ubi  neque  incerta  sit  versuimi  de- 
scriptio, neque  ipse  sermo  vitiosus,  sed  hie  quoque  licet  ubique  facili 
negotio  integrum  versum  restituere:  sin  tamen  quis  tribus  bis  vel 
quattuor  locis  clausulam  tueri  veUt,  equidem  haud  adversabor:  nam  a 
rationo  hanc  versus  speciem  non  abhorrere  iam  supra  professus  sum, 
et  quemadmodum  dies  multa  docet,  fieri  potest,  ut  paucissima  haec 
exempla  postmodo  aliis  multis  et  certis  stabüiantur,  Ulud  vero  teneo, 
non  esse  eiusmodi  versus  proprio  periculo  restituendos,  neque  admitten- 
dos,  nisi  necessitas  postulaverit.  Iam  cum  Spengelius  attigerit  tantum 
hanc  quaestionem,  quam  mihi  hoc  canticum  redin tegranti  non  licet 
detrectare,  clausulae  illius  exempla,  quotquot  in  adversariis  adnotata 
habeo*^,  singillatim  examinabo. 

Sed  propter  operarum  moras  quae  de  bis  commentatus  sum  ad 
aiiam  opportunitatem  sive  necessitatem  academicam  reservanda  sunt 

Scr.  die  IV.  m.  lanuarii. 


IX. 

[Emendationniii  Plantiiiarum  pars  11]*). 

m  Ne  longe  petam,  in  hac  ipsa  Menaechmorum  fabula  v.  967  [v.  6, 2] 

Hermannus  probante  RitscheUo  catalexin  restituit: 

Procurat,  videt,  collocat,  cogitat. 
at  libri  versum  acatalectum  praebent: 

Procurat,  videt,  collocat,  cogitatque. 

in  tragoediis  Graecorum  dochmiaci  nnmeri  iatissime  pateant,  üsque  passim  tan- 
tum adiugentur  bacchei,  contra  in  comoediis  Latinis  bacchei  frequentissimi  sunt, 
neque  solum  societatem  cum  aliis  numeris  ineunt,  sed  etiam  continuantur, 
com  dochmiorum  magna  sit  paucitas:  nee  denique  solutiones  in  baccheis  fugiunt 
lirtini  poetae. 

17)  Quod  eas  fabulas  fere  solas  adhibui^  quas  Ritschelius  recensuit,  non 
reprehendent,  qui  sciunt,  quantopere  idoneis  subsidiis  destituti  simus  in  oeteris 
comoediis  Plautinis,  ut  aegre  ab  errore  cavere  possimus. 

*)  [Index  scholarum  in  universitate  Halensi  cum  Yitebergensi  consociata  per 
Memem  anni  MDCCCLXII— LXIH  . .  .  habendarum.] 

11* 


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164  Emendationum  Plaatmaniin  pars  II. 


et  copula  iUi  loco  satis  est  commoda  ac  prorsus  cum  Plauti  consuetudine 
conveniens.  Neque  v.  969  [V.  6,  4]  huc  referendns  est,  nam  si  adsid 
scripseris  pro  librorum  lectione  adsit  (vel  ads.ü,  adscif),  tiimetrum 
iambicum  recuperabimus : 

Tutetur,  quam  si  ipse  ddsiet  ant  rectiiis. 

qui  huic  loco  inprimis  convenit*).     Continuo  sequuntur  haec: 

Tergam  quam  gulam,  crora  quam  ventrem  oportet 
Potiora  esse,  quoi  cor  modeste  situm'st. 

ia  quibus  valde  me  offendit  insolens  dictio  et  vix  Latina  cor  modeste  süum 
est,  quod  quin  ex  librariorum  aliquo  errore  sit  profBctum  non  dubito; 
scribendum  autem  puto:  quoi  cor  modeste  modestumst,  quemad- 
modum  seiet  Plautus  scite  scitus,  misere  miser,  impudenter  impu\denSyVi 
firme  firmus  (id  quod  restituendum  arbitror  Mil.  Glor.  1015  [TV.  2,  24]) 
coniungere,  et  ad  eundem  modum  Homerus  oldd-ev  olog,  fieyag  fAeyahaon, 
neque  multum  distat  Aristophanium  Ttövip  TioyrjQÖg  aut  quae  vel  in 
pedestri  oratione  frequentantur  ^eyi&ec  fisyccg,  TtXifjd^ei  tvoXIoL  Sed 
cave  huc  referas  Plauti  versum  in  Captivis  ü.  3,  79  [439]:  Fac  fideU 
sis  fiddis,  quamquam  veteres  grammatici  adnotant  fidele  lue  adverbii 


1)  Aastet  ex  more  ultima  producta  positmn  est,  qaod  addo,  ne  quis  temero 
calumnietor.  Trimetris  iambicis  in  oanticis  Plautinis  ibi  potissimom  locus  est,  ubi 
oratio  paulisper  subsistit:  commode  igitur  bis  versibus  pericopae  quasi  quaedam 
distinguuntur,  ac  fortasse  hos  versus  non  canere,  sed  recitare  solebant,  ut  etiam 
ad  Plautum  paracataloge  pertineai  Saepius  autem  hi  versus  sunt  obütterati,  velat 
in  Menaechmis  v.  760  [V.  2,  8]  scribendum  est: 

Qaas  si  aotomem  omnis,  nimis  longas  senno  riet, 
(in  libns  est  aermost)^  neque  enim  yereor  ne  quis  grammatioorum  nostrorum  prae- 
ceptis  abusus  coniunctivo  hie  indicativum  anteponat     Item  duo  senarii  deütescont 
in  Menaechmis  v.  359  [ü.  3,  8]: 

Item  huic  nitro  fit,  tit  meret,  potissimns 

Nostrae  ut  domi  sit:  nunc  enm  adibo,  tütro  adloqnar. 

Ceterum  aliquando  suspicatus  sum,  quoniam  ex  B  enotatum  est  quam  . .  si  ipse, 
scribendum  esse  [969]: 

Tatötur  quam  n  ipaipw  Adrit  aot  r^ctins. 
sed  geminatum  pronomen  {aikavxog)  non  satis  convenire  videtur,  ubi  herus  (amltq) 
dicitur.     Ceterum  versus  ex  bacchiis  et  creticis  compositi  exemplum  exstat  9!paA 
Anonymum  post  Censonnum  [p.  98  Jahn]: 

Amicos  ad  hano  rem  ri  voles  advoca. 

in  Plauti  autem  Pseudolo,  quod  multo  magis  singulare  est,  v.  1249  [Y.  1,  4]  cretici 
versum  ordiuntur,  bacchiacum  colon  subsequitur: 

P6i;g^ti]i  pörgere?  ah  a^quindum  [pro  smnendunif  quod  praebent  codd.j  mihi  hödiest. 
sed  subito  haec  numerorum  mutatio  Uli  loco  satis  oonvenit,  ubi  servus  vacillans 
atque  ebrius  inducitur. 


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Emendationum  Plantinarain  pars  11.  165 

loco  esse:  sed  seiranda  est  vulgaris  scriptura:  fae  fidelis  sis  fiddi  sive 
fae  fiddei  sis  fidelis:  quemadmodum  non  solum  sollemüs  consuetudo 
flagitat,  sed  etiam  amphibolia,  qua  totam  hanc  scenam  Sophocleo  more 
comicus  poeta  exomavit,  hoc  eximie  commendat  Denique  in  eadem 
Menaechmorum  scena  v.  972  |T.  6,  7]  Kitschelius  hexametrum  cata- 
lecticum  restituit:  sed  omnis  is  locus,  in  quo  critid  complura  addita- 
menta  sibi  reperisse  visi  sunt,  longe  aliter  conformandus  est: 

Reoordetur  corde  id,  qxii  nihili 
Snnt  qnid  üs  preci  detor  ab  suis  bereis 
yert)era,  oompedes,  molae  m&gna  lassitadot, 

Farnes,  frigos  dünun. 

Ign&Tis  improbis  viiis 

Haeo  preda  sunt  igoäviae. 

Id  ego  malum  male  metao. 
Pröpterea  bonxun  esse  certmn'st  potins  quam  malum. 

in  quibus  nusquam  fere  a  librorum  vestigiis  recessi,  nisi  quod  versi- 
culum:  Ignavis  improbis  viris,  qui  in  libris  post  detur  ab  suis  hereis 
non  sine  magno  sententiae  institutae  detrimento  legitur,  quique  ob  id 
ipsum  criticis  suspectus  fuit,  traied  *).    Ab  hoc  igitur  Menaechmorum  | 


2)  De  numeris  horum  yersuum  pauca  addo.  Seoundo  yersu  tripodiam  trocbai- 
cam  excipit  dipodia  cretica:  bao  numerorum  consooiatione  nihil  frequentius  est  in 
cantids  Plautinis,  sed  solet  fere  eiusmodi  versus  a  cretico  numero  incboari,  quem 
clausula  trocbaica  subsequitur,  quemadmodum  etiam  Graeci  poetae  instituerunt, 
velut  est  apud  Sophoclem  in  Pbilocteta  v.  201 : 

quem  Tersum  non  recte  Hermannus  sollicitavit  Apud  Plautum  nonnunquam  legi- 
tiiims  ille  ordo  immutatus  est:  complura  exempla  primum  Mostellariae  canticum 
suppeditat,  velut  v.  111  [I.  2,  30]: 

Venit  imber,  lavit:  parietee  peiplnimt; 

Tigna  pntefiunt,  perdit  operam  fibri. 

gic  enim  ille  locus,  quem  frustra  tentaverunt,  conformandus  est  [libri:  puitrefacit, 
quod  oorr.  Eitscbelius,  et  per  operam,  unde  aer  operam  fecit  Camerarius.  Restituit 
antem  locum  B.  hunc  in  modum:  VSnü  imber,  pSrlavit  parietes,  pSrpkumt  Tigna, 
pittefaeit  aer  operam  fabri,]    Porro  v.  114  [I.  2,  33]: 

Atqne  hand  est  ftibri  culpa,  sed  magna  pan. 
iibi  non  est  opus,  ut  atque  ea  haud  scribatur,  pariterque  v.  138  [I.  2,  57]  tueri  ücet: 

Mi  adventa  sno  grandinem  imbrem  attalit. 
ubi  quae  mi  corrigunt.    Mitto  aliud  exemplum  v.  151  seqq.  [L  2,  73],  quoniam  eins 
lod  lectio  admodum  incerta  est.     Ceterum  fortasse  Plautus  in  bis  quidem  versibus 
'0^9,  quam  rhytbmici  vocant,   usus  est,  ut  qui  trocbaici  esse  videntur,   reapse 

ftierint  cretici,  — vy.— jv^  —  vel  —  < u  — :  nam  ücuit  baec  prout  commodum 

erat  vaiiare.  Tovfjg  autem  artificium  non  ignorasse  Plautum  iam  olim  [Opusc.  I.  42] 
sguificavi ,  ubi  de  Stichi  versibus  primoribus  disputavi ,  quibusoum  prorsus  convenit 
vendcuhs  iste  apud  Festum  p.  284: 

Non  te  peto,  pisoem  peto.    Quid  me  ftigis  Galle? 


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166  Emendationum  Plaatinanun  pars  U. 


cantico  plane  removendos  esse  censemus  eiusmodi  versus.  In  alio  can-^ 
tico  Mostellariae ,  IV.  1,  v.  858  seqq.  secundum  Kitschelii  recensionem 
Plautus  satis  multis  usus  est  catalectids  versibus,  verum  tota  ista  scena 
in  libris  pessime  est  habita,  et  haud  pauca  ego  quidem  existimo  aliter 
esse  in  integrum  restituenda,  verum  haec  non  licet  in  transcursu 
persequi. 

In  Pseudolo  v.  1107  [TV.  7,  5]  Kitschelius  scripsit: 

Luxintur,  lustrantar,  comedünt  quod  habent,  [quod  non]: 
Ei  nömen  diu  servitutis  ferunt 

At  non  leguntur  in  libris  verba  illa  quod  7ton,  quae  praeeunte  Gnitero 
addidit  ßitscheUus:  est  sane  hoc  genus  dicendi  Plauto  admodum  fami- 
liäre atque  saepius  Ubrariorum  negligentia  oblitteratum  ^),  neque  tarnen 
necessaria  est  hie  ista  emendatio,  praecipue  cum  fractos  et  invenustos 
numeros  prioris  versus  reddat.  Omnia  recte  procedunt,  si  sie  de- 
scripseris: 


Atque  huc  etiam  refero  alterum  ex  daobns  versibus  Stiehl  326  [11.  2,  1]: 
Quisnam  obsecro  has  firangit  foree?  nbist?  nbist? 
Ton  haec  facis?  tan  mihi  huc  hostis  Tenis? 

quae  Ritsohelius  non  recte  in  octonarium  redegit:  ego  librorum  auotoritatem  hie 
quoque  sequor,  nisi  quod  priore  versu  ubist  geminavi,  quamquam  etiam  duo  integri 
senarii  facili  negotio  restitui  possunt.  Tertius  autem  versus  duobus  colis  trochaicis 
tetrapodia  oatalectica  et  tripodia  acatalecta  constat: 

Verbera,  compedee,  molae  magna  lassitndo. 
quocum  componas  Archilochi  asynartetum  apud  Mar.  Vici  IV.  1,  8  [VI.  p.  142  K.] : 

Tollor  in  montes  vagos  enthens  repente. 
quemadmodum  Sappho  integram  tetrapodiam  cum  phallico  copulavit  Fr.  85.   Trochai- 
cum  numerum  similiter  cum  bacchiaco  copulavit  Plautus  in  Captivis  m.  2,  5  [501]: 
Eüint  obvi&m  giatnl&ntarqae  e&m  rem. 

Ita  me  misemm  röstitando  r^tinendoqae 
Lasstun  reddidömnt. 

3)  Attigi  hoc  genus  dicendi  nuper  in  commentatione  academica  (1861  [d.  XVI. 
m.  lulii  p.  8]),  ubi  Homericum  Carmen,  quod  xega/ÄsTs  inscribitur,  illustravi.  Atque 
haud  scio  an  id  restituendum  sit  Plauto  in  Mostellaria  v.  863  [TV.  1,  6]:  sed  kU  si 
reprehensis  su^fit  Fatiunt  a  malo  peculio  quod  nequeunt.    Tentavi  enim : 

Sed  hi  si  xepr6nsi 
S6nt,  fiunant  mal6  pecoli  qnöd  quennt  quod  neqneont. 

ut  peculi  facere  sit  dictum,  quemadmodum  huari  vel  conpendi  aliqtUd  facere  sdent 
dicere.  Versus  autem  ex  dimetro  trochaioo  et  phallico  constat,  quem  veteree  ma- 
gistri  tetrametrum  brachycatalectum  vel  Sotadeum  appellant,  vid.  Mar.  Vict  p.  114 
[Gr.  Lai  VI.  p.  84  K.],  Endlicher  Anal.  Gramm.  Vind.  p.  517.  Usus  est  Plautus 
etiam  in  Menaechmis  v.  111  et  114  [I.  2,  2  et  5]: 

Qnod  Yiro  tao  esse  odio  videas,  täte  tibi  odio  habeas. 

Nam  qnotiens  foras  ire  volo,  me  retines,  lerocas,  rogitas. 

Ita  enim  hi  versus  legendi  sunt 


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flmendationam  Plautinaruiu  pars  IE.  167 


Lüxantur,  lustrantur,  comedunt,  quod  habent:  ei  nomen  diu 

Servitutis  ferunt. 
id  quod  etiam  Spengelius  animadvertit.    In  eadem  scena  rursus  Eitsche- 
lius  V.  1115  [TV.  7,  11]  catalecticuin  versum  intulit: 

Ego  ut  mi  imperatuDi  est,  ei  rei  operam  dabo. 

sed  haec  quidem  coniectura  incerta  admodum  est,  nam  in  libris  verba: 

Ego  id  mihi  impercUum  est  supra  v.  1113  leguntur.     Idem  in  Pseudolo 

V.  1266  [T.  1,  22]  hexametrum  catalecticum  restituit,   qui  neque  nu- 

meroram  elegantia  commendabilis  est  neque  satis  aptam ,  si  quid  video, 

sententiam  praebet:  sed  haec  quomodo  mihi  videantur  describenda  esse 

nulla  propemodum  mutatione  facta  significavi  in  Indice  Lect.  1858  — 1859 

[p.  XL  C^usc.  I.  128.]    In  eadem  scena  v.  1264  [V.  1,  20]  Meckeisenus 

scripsit: 

Neque  ibi  alium  alii  esse  odio  nee  sermonibus  morologis  utier 

praeeunte  Ritscheiio,  nisi  quod  hie  utier  dubitanter  in  adnotatione  pro- 
posuit,  et  uti  quemquam  scribere  maluit,  verum  numeri  admodum  sunt 
inconditi,  omninoque  homines  docti  illum  locum  parum  probabiliter 
restituerunt:  Kitschelius  infinitivos,  qui  hoc  loco  leguntur,  suspensos 
esse  existimat  ex  v.  1258:  Deis  proximam  esse  arbiträr  suavitatem,  quod 
longe  est  durissimum,  etiamsi  concesseris  illum  versum  recte  a  Ritscheiio 
restitutum  esse,  quod  mihi  quidem  secus  videtur:  nam  in  libris  est: 
deis  proximum  esse  arbüror,  nam, . .  Est  autem  totus  iUe  locus  sie  con- 
formandus : 

Hio  omnes  voluptätes,  in  hoc  omnes  veneres, 

Bis  proximum  huno  esse  ärbitror. 
Nam  ubi  amantem  amans  complexust,  übi  labra  ad  labella  adiungit, 
Ubi  alter  alterum  büingui  m^nufesto  inter  se  praehendunt, 
irr  Ubi  mamma  mammicula  öpprimitur  lactdns,  ubi  corpora  conduplicant, 

Manu   Candida  canthara  dülciferum 
Propinare  amicissimam  amicitiam, 
Neque  ibi  esse  aus  ali  odiö,  neque  ibi 
Sermonibu'  morologis  uti. 

Itaque  etiam  hie  catalexis  bacchiaca,  quae  Fleckeiseno  placuit,  penitus 
evanescit:  sed  quae  in  illo  loco  emendavi,  ea  alias  pluribus  munienda 
sunt,  si  quod  iam  olim  professus  sum,  totiun  canticum  correctum  pro- 
posuero  *).  Praeterea  Fleckeisenus  tres  catalecticos  baccheos  in  Rudente 
V.  194  [L  3,  11]  ordinavit: 


4)  Blud  tantum  addo,  versum 

Propinaie  amicissimam  amicitiam. 
qoi  fortasse  nonnullis  ex  dochmio  et  colo  dactylico  compositus  esse  videbitur,  ex 

dochmio  et  dimetro  cretioo  catalecto  constare:  o-^ u-^  JL  yjyj  ^  kj\j  — ,  nam 

geminatom  esse  docbmium  propter  liberiorem  formam  non  est  yerisimile.    Eandem 
speciem  poeta  adhibuit  in  Captivis  HE.  2, 1  [498] : 


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168  Emendationum  Plautinarum  pars  ü. 

Nam  quid  habebunt  pösthao  [insigne]  impii, 
Si  ad  hnnc  modum'st  bonos  apad  yos  innoxiis? 
Nam  me  si  fecisse  aut  parentis  sciäm 
Sceleste,  minus  [nmic]  me  miserer. 

Contmuatio  eiusdem  numeri  satis  fortasse  noanuUis  videbitur  catalexin 
baccheorum  ab  omni  dubitatione  vindicare,  at  non  solum  multa  praeter 
libromm  auctoritatem  immutata  sunt,  verum  etiam  numeri  versuum 
tam  sunt  horridi  tamque  invenusti,  ut  vel  propterea  reiiciendi  sint 
In  libris  est :  nam  quid  hdbebunt  sibi  igüur  (igni)  impii  posthac  si  ad 
hunc  modum  est  innoxiis  honor  apud  vos?  nam  me  si  sciam  fecisse 
aut  parentis  sceleste  minus  me  (mei)  misererer  (miseret),  Equidem  ad 
has  fabulas,  in  quibus  idonea  suppellectili  caremus,  semper  cum  summa 
haesitatione  accedo,  sed  fortasse  legendum  est: 

N&m  quid  habebunt  »uppUci 
'Impii  posth&c,  si  ad  hunc  modum  est  innoxiis  honor 

Apüd  TOS?  nam  me  si 
Scij^  qwd  fecisse  aut  parentis  sceleste, 

Minus  mei  misererer^). 

Alii  versus  passim  leguntur,  de  quibus  ambigas  utrum  catalectici 
an  acatalecti  fuerint,  velut  Mostell.  v.  313  [L  4,  1]: 
Adversum  veniii  mihi  ad  Philolachem. 

ubi  Hermannus  recte  opinor  Philolachetem  scripsit,  nam  Carmen  a  versu 
integre  inchoari  consentaneum  est.     Item  ibid.  v.  783  [IQ.  2,  96] : 

Nunc  hunc  hau  scio  an  conloquar,  congrediar. 

ubi  Tranio  servus  a  iambids  trimetris  ad  baccheos  transit,  quem  versum 
parum  probabiliter  Spengelius  ex  trochaeis  et  cretids  constare  existimat, 
sed  Ritschelius  recte,  ut  videtur,  con\gredihor  scripsit,  praesertim  cum  ^ 
librarii  perpetuo  in  bis  formis  aberraverint  Paulo  post  v.  792  [IlL  2, 105]* 
Ego  hie  esse  et  illi  simitu  hau  potui. 


Quid  68t  suaviüs  qnim  bene  rem  g6rere 
Bonö  publicö,  sfcnt  ego  f6ci  heri. 

ubi  Fleckeisenus  numeros  integerrimos  vitiavit    ^oximo   versu  cdis   alt  scripm, 
quamquam  etiam  alia  ratione  anapaestorum  lex  poterat  restitui;  hiatum  in  bis  yer- 
sibus  saepius  admisit  Plautus,  velut  infra  v.  1275  [V.  1,  30]: 
Novi,  probe  lonica  perdidici,  sed  palliolatim  amictns. 
ita  enim  certa  emendatione  restituendus  est  versus,  in  librorum  soriptura  QVI  deli- 
tescere  NOVI  manifestum  est 

5)  Temporis  mutatio  iniuiia  offensioni  fuit  critiois,  qui  me  miaer&r  scripseront: 
compono  cum  bis  Catullianum  6,  1 :  Flavi,  ddicias  twM  CaMülo ,  Ni  smt  üUpidM 
atque  indegantes,  Vdles  dicere  nee  tacere  posses,  et  Tibullianum  I.  4,  63:  carmm 
m  sint,  Ex  Jiumero  Pelopis  non  nituisset  ebur. 


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Emendationum  Plautinaruni  pars  IE.  169 

Bitschelius  cum  antea  potivi  scripsisset,  postea  ipse  animadvertit  simitur 
hmpotui  legendum  esse,  idque  ütterarum  in  codice  Ambrosiano  vestigia 
plane  confiimant.  In  eadem  fabiüa  y.  345  [I.  4,  31]  non  esse  bacchia- 
cum  catalecticum  vidit  etiam  Spengelius,  id  quod  dudum  adnotaveram. 
Wem  vero  Ktschelius  in  Mostellaria  v.  731  [HL  2,  42]  edidit: 

Vit&m  Colitis.  TR.    'Immo  vita  ante  hao  erdi 
Nuno  nöbis  simitn  omnia  haec  excidenmi 

sed  $imüu  de  coniectura  addidit,  in  libris  est:  nunc  nöbis  communia 
haec  exciderunt,  ubi  Camerarius  recte  omnia  scripsit.  Incerta  haec 
esse  ipse  Kitschelius  confessus  est,  qui  etiam  creticos  restitui  posse 
adnotavit    Sed  fortasse  legendum: 

Yit4m  Colitis.    'Immo  vita  ante  hao  erat,  nunc 
Nobis  omnia  haec  exciderunt 

neque  enim  ab  hoc  numerorum  genere  abhorret,  versu  extreme  novum 
oratioDis  articulum  inchoari. 

Supersunt  paudssima  exempla  yersuum  catalecticonim,  sed  ne  haec 
quidem  omni  dubitationi  sunt  exemta,  velut  in  Mostellaria  v.  85  [Q.  2,  1]: 

Recordatus  multum  et  diu  oogitavi 
Argumentaque  in  pectus  multa  institui. 

ubi  Beizius  instüivi  scripsit,  Fleckeisenus ,  qui  istam  formam  omnino 
ratione  destitutam  esse  contendit^),  in  pectus  nieum  m.  institui  scripsit, 
sed  deütescit  fortasse  hie  antiquior  praeteriti  temporis  fonna  a  librariis 
oblitterata*).  Alterum  tetrametri  exemplum  exstat  in  hac  ipsa  Menaech- 
morum  scena  v.  573  [IV.  2,  4] : 


6)  Videas  Mus.  Rhen.  XIV.  528.  Certa  emendatione  in  Milite  Glor.  v.  773 
[EL  1, 178]  Fleckeisenus  scripsit:  acct'pe  a  me  rusum  rationem  doli,  Quam  institi:  per- 
purigatis  datnus  tibi  ambo  operam  auribus,  id  enim  Latini  sermonis  usus  plane  flagitat* 
sed  quae  de  perfecti  Latini  originibus  disputavit,  haudquaquam  omni  ex  parte  veri 
sunt  gimilia,  atque  sunt,  quae  probare  videantur  olim  praeter  institui  etiam  auctiorem 
fonnam  in  usu  foisse,  sed  de  hac  re  dicam  alias.  —  Quod  Ritsohelius  yersu  priore 
Becordatua  multum  sum,  fleckeisenus  Becordatua  swn  multum  soribunt,  haud 
dubio  falluntur.  Neque  enim  licet  multum  et  diu,  quae  solenni  consuetudine  copu- 
lantur,  sie  uti  yisum  est  iUis,  dissolvere  ac  dispartiri.  Igitur  participium  praeteriti 
temporis  recordatus  refertur  non  ad  rem  quae  insequitur,  sed  quae  eiusdem  est 
temporis,  quod  in  participüs  verborum  deponentium  more  fit,  non  tantum  si  parti- 
cipii  praesentis  forma  plane  est  inusitata,  velut  rattAS,  operatus,  alia  id  genus,  sed 
etiam  ibi,  ubi  utriusque  temporis  participium  pariter  in  usu  fuit,  velut  recordans 
Cicero,  alii  dixerunt,  sed  eodem  modo  Flaute  licuit  recordatus  dioere:  quemad- 
modum  livius  nullo  fere  discrimine  palans  et  palatus  usurpat:  de  quo  Madvigius 
in  Emend.  liv.  p.  117  monuit.  Attigit  hanc  Latini  sermonis  consuetudinem  etiam 
Haasius  ad  Reisigii  scholas  de  Gramm.  Lat.  p.  506. 

[*)  Adnotaverat  B.  in  morgine  exempli  sui:  insistüui?  instipavi?] 


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170  Emendationum  Plautinamm  pars  II. 


Cluentis  sibi  omnes  Tolxmt  esse  multos: 
Bonine  an  mali  sint,  id  haud  quaeritani 

Et  Spengelius  quidem  cum  hunc  trimetrum  creticum  esse  existimat, 
a  vero  aberravit,  ego  iam  dudum  correxi  quaeritant  nunc^  quod  et 
sententiae  admodum  est  conveniens,  et,  cum  paenultimus  versus  voce 
hunc  tenninetur,  facile  excidere  potuit  Iam  sequuntur  in  eadem  scena 
V.  579  duo  trimetri,  a  quibus  omnis  haec  disputatio  profecta  est: 

SoUicitos  patronos  habent 
Datum  denegant  quod  datom'st. 

qui  si  a  suspicione  liberi  essent,  sane  haue  versuum  speciem  stabilirent: 
at  ipswm  dicendi  genus:  DcUum  denegant,  quod  datum'st  valde  dispUcet: 
altem trum  plane  redundat,  neque  |  potest  inanis  haec  verborum  copia  ^^^ 
ad  antiqui  sermonis  simplidtatem  referri:  nam  etiam  ubi  eadem  prope- 
modum  verba  repeti  videntur,  nihil  quidquam  iners  aut  otiosum  esse 
solet:  secus  hie  usu  venit.  Eiiciendum  potius  est  importunum  illud 
datum,  atque  iam  omnia  intens  baccheis  continuantur,  ita  autem  de- 
scripsi,  ut  hexametro  et  trimetro  constent,  quandoquidem  poeta  ipsum 
hoc  canticum  ab  hexametro  orsus  est  Neque  vero  de  interpolatione 
cogitandum,  nam  verba  denegant  quod  datum  est  tam  plana  sunt,  ut 
nulla  indigeant  interpretatione,  sed  haud  dubie  oUm  in  margine,  ut 
fieri  solet  ^),  adscriptum  fuit  lemma:  daium  denegant,  quod  deinde 
temere  cum  ipsis  poetae  verbis  coaluit 

Sed  missa  hac  de  versibus  baccheis  catalecticis  quaestione  ad 
ipsum  Menaechmorum  canticum  revertor.  Impedita  est  inprimis  lectio 
V.  584  et  85:  acquieverunt  omnes  in  ea  emendatione,  quam  Über  inter- 
polatus  lipsiensis  et  editio  princeps  suppeditant:  mens  est  in  querelis. 
Iuris  ubi  dicitur  dies,  quae  quidem  non  uno  nomine  improbanda  est: 
haec  enim  verba,  si  qua  omnino  in  üs  est  sententia,  nihil  aliud  signi- 
ficare  possunt,  quam  mentem  illorum  hominum  nihil  agitare  praeter 
expostulationes.  Atqui  Menaechmus  de  mala  fide  potissimum  istorum 
clientum  erat  conquestus,  neque  vero  id  üs  vitio  vertit,  quod  patronos 
vel  alios  homines  perpetuis  querimoniis  fatigarent:  neque  enim  ad 
forensia  negotia  haec  verba  spectant,  ut  significent  istos,  cum  aliorum 


7)  Solebant  enim  passim  snmmam  sententiae  üsdem  fere  verbis,  qoibos  ipee 
scriptor  usus  erat,  repetere  et  quae  memorabilia  videbantur  adnotare:  ita  cum  apud 
Frontonem  p.  78  ed.  Berol.  [p.  144  Naber]  haec  legantur:  fac  te,  Caesar,  ad  «a- 
pientiam  Cleanthis  aut  Zenonis  passe  pertingere,  ingroHis  tarnen  Ubi  pwpureum 
Pallium  erit  sutnendum,  non  paUium  philosophorum  soloci  Jana,  haec  adscripta 
sunt  in  margine:  ut  Imperai(n-i  si  phHosophetur ,  ingratiis  etiam  purpureum  erit 
paüium  sumendum,  cum  phHosophus  habeat  cansucidum,  Alia  exempla  ibid. 
p.  23  [12  N.],  50  [29  N.],  68  [35  N.],  76.  77  [143  N.],  80.  81  [141  N.]  exstant 


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fimendAäonum  Plautinarum  pars  11.  171 

nomina  deferant,  patronis  multum  negotii  fiwesBäre®).  Est  autem  illa 
correctio  vel  propterea  improbabilis,  quoniam  non  est  verisimile  voca- 
bulum  querelis,  etiamsi  antiquitus  fuerit  oblitteratum ,  ita  fuisse  dis- 
cerptum,  ut  per  duos  versus  pomgeretur,  id  quod  admodum  raro  in 
Plautinis  libris  antiquis  factum  est.  Nee  magis  satis  faciunt,  quae 
sequuntur:  Iuris  ubi  dicitur  dies:  nam  iuris  dies  qui  dixerit,  nullum 
novi  auctorem:  Plautus  autem  in  Ms  proprietatis  sermonis  Latini 
studiosissimus  est:  atque  ciun  otiosum  ac  praeposterum  iuris  sit 
vocabulum,  tum  desideramus  vinculum  aliquod,  quo  haec  sententia 
adiungatur  prioribus:  nam  parum  placet  oratio  abrupta.  Solus  autem 
D,  si  a  libris  interpolatis  discesseris,  lis  iuris  exhibet,  BC  Lis  vim 
pi-aebent,  apparet  igitur  His  viris  ubi  dicitur  dies  poetam  scripsisse. 
Sed  quae  praecedunt,  ea  quomodo  sint  emendanda  non  satis  liquet: 
apparet  iam  antiquitus  haec  Vitium  contraxisse:  Ba  exhibet:  mense  in 
quo  re,  Bb:  mense  in  quoi  re,  CD:  mensae  (mense)  inquo  ire,  in  A 
tantum  litterae  NQVOL  comparuerunt:  igitur  suspicor  legendum  esse: 
pensei  ningudam  rem,  hoc  est  fraudulenti  iili  homines  malis  artibus 
divitias  sibi  comparant,  neque  ulli  rei  parcunt,  ut  poeta  brevitate 
quadam  sermonis  usus  häbent,  quod  iterare  debebat,  semel  usurpaverit: 
id  quod  plerumque  fit,  ubi  significationis  aliquod  discrimen  subest, 
quemadmodum  hoc  loco.  Plane  sie  Graed,  velut  est  apud  Pindarum 
OL  L  V.  88 :  ^'Ekev  d'  Olvofxaov  ßlav  7caQ&evov  te  a^ewov,  vel  apud 
eundem  Pyth.  I.  v.  40 :  ^Ed-eli^aaig  taika  vöq)  Tid^ijuev  evavdQÖv  re  %(S)Qav, 
d  quae  in  Quaestionibus  Homericis  [Comment.  acad.  d.  XII.  lan.  p.  V] 
(1859)  monui.  Ningulus,  quod  Festus  ex  Ennii  Annalibus  et  Mardi 
vatis  carminibus  profert,  restitui  etiam  in  Ennianae  Iphigeniae  chorico 
cannine  [254  V.],  et  apud  Ciceronem  de  Leg.  11.  8,  19  [cf.  Meckeiseni 
Ann.  1861.  p.  630  sq.].  Apud  Festum  [p.  177]  et  ningulus  et  nincuius 
scribitur,  neque  nürun?  si  praeterea  ninquolus  fuerit  exaratum,  quem- 
admodiun  SC.  de  Bacchanalibus  [C.  I.  L.  I.  126]  oquoUod  legitur,  et 
in  aliis  titulis  antiquis  Mirqurios,  pequdes ,  pequnia,  qura,  alia 
id  genus. 
IX  V.  586,    quem    etiam    Ambrosianus    tuetur,    tanquam   subditi- 

cium  expunxit   Hermannus   probante  Kitschelio:    verum   sublato    hoc 
versu  nescio  quid  inconditi  habet  haec  narratio:    neque  adeo  brevitati 


8)  Nam  facile  apparet  istos  non  tarn  aUos  in  ins  vooare  solitos  esse,  quam 
ipBos  reoB  fieri:  atqne  de  his  causis  postea  dielt  inde  a  v.  585,  ubi  nova  pericopa 
inchoatnr,  qua  Menaechmus  ostendit  propter  malefacta  plurima,  quae  supra  sign!- 
ficayit,  illoB  in  ius  vocari,  ut  patronos  üs  operam  dare  necesse  sii  Denique  valde 
dubito,  an  iam  antiquitus  querelae  Yocabulum  in  re  forensi  fuerit  usitatum. 


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172  EmendatioQum  Plautinarum  pars  11. 

studet  Plautus   in   bis   canticis,    ut   propterea  ista   verba    segreganda 
sint »). 

V.  587 :  Äut  ad  poptdum  atU  in  iure  aut  ad  iudicem  resL 
Scripsi  resty  quod  in  libris  plane  scriptum  exstat  res  est,  msi 
malis  cum  Hennanno  traiicere  ad  iudicem  est  res.  Kitschelius  vero 
deleta  vocula  aut,  quae  est  in  prindpio  versus,  scripsit:  Äd  popülum 
aut  in  iure  aut  apud  aedüem  res  est^  quoniam  in  A  est:  AVT  •  •  •  • 
AEDILEM.  Sed  mihi  quidem  non  persuadetur,  haec  a  Plauto  profecta 
esse:  nam  apud  aedüem  cum  res  est,  item  in  iure  agitur:  (quamquam 
consentaneum  est  potissimum  de  praetore  cogitandum  esse,  ubi  res  in 
iure  agi  didtur,)  itaque  bis  fere  idem  diceret  Plautus,  plane  autem 
silentio  praetermitteret  ea,  quae  in  iudicio  aguntur,  ubi  vel  maxime 
patronorum  opera  erat  necessaria.  Plautus  ordine  ut  solet  omnia 
recenset,  primum  iudicia  publica  populi  Romani,  tum  causas  privatas 
dicit,  quae  cum  primum  apud  magistratum,  deinde  in  iudicio  agendae 
essent,  commode  hunc  solennem  iuris  civilis  ordinem  observavit.  Quod 
in  Ambrosiano  scriptum  exstat:  apud  aedüem,  id  inde  repetendum  est, 
quod  Ubrarius  iUam  litem,  quae  deinceps  describitur,  apud  aediles  agi 
meminerat*^). 

V.  588  nihil  nisi  verba  cliens  quidam  häbuit,  hoc  enim  ordine 
in  libris  leguntur,  versus  legi  accommodavi:  proximo  versu  aut  suppedi- 
tavit  A,  in  quo  AV  exstat.  Deinde  v.  59ö  apud  aediles,  quod  libri 
omnes  tuentur,  non  puto  tentandimi  esse:  Ritschelius  de  coniectura 
singularem  numerum  substituit:  quo  argumento  nisus  sit,  nesdo; 
fortasse  quod  supra  Ambrosianum  codicem  secutus  apud  aediletn 
scripsit,  existimavit  numeri  hanc  varietatem  non  esse  ferendam:  sed 
si  ut  par  est  illo  loco  lectionem  ceterorum  librorum  retinemus,  nihil 
omnino  causae  est,  cur  hie  pluralis  numerus  repudietur.  Nam  quod 
fortasse  aliquis  existimet  singulos  aediles  in  singulis  causis  iurisdictione 


9)  De  nnmero  versus  iam  siipra  dixi,  quarnqnam   faoüi  negotio  septenarios 
poterat  restitui: 

Quippe  qui  pro  Ulis  loqnantar,  quae  maU  male  fecerint, 

vel  si  quis  catalecticum  bacchiaciun  non  reformidaverit,  snblata  particnla  qu4ppe: 
Qoi  pro  Ulis  loqnantnr,  quae  male  fecerint. 
10)  TuetuT  Ambrosiani  cod.  lectionem  Hartmannus  Ueber  den  Ordo  ludi- 
ciorum  p.  109:  ja  wenn  Plautus,  hei  derselben  Gelegenheit,  das  Verfahren  vor 
den  Aedilen  den  Verhandlungen  in  iure  als  etwas  Verschiedenartiges  ent- 
gegensetzt, so  mufs  hierdurch  die  Vermuthung  wach  gerufen  werden,  dafs  tnan, 
wenigstens  noch  zur  Zeit  des  PlcMtus,  solche  Oüteoersuche  vorzugsweise  gern  vor 
den  Aedilen  anzustellen  pflegte,  Haec  ut  probabiliter  disputata  sint,  non  tarnen 
credo  Plautum  in  hac  enumoratione  iudiciorum  nullam  plane  fecisse  mentionem. 


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EmendationiLin  Plautinamm  pars  II.  173 


peifanctos  esse,  id  nequaquam  ubique  usu  venit  Sane  id  in  causis 
publids  plerumque  moris  foisse  ostendit  livius  XU.  31:  dies  dicta  est 
Romüio  a  C,  Claudio  Cicerone  tribuno  plebis;  Veturio  ah  L.  Alieno 
aedUe  plebis,  et  XXXViil.  35:  et  duodedm  clipea  auraia  ab  aedilibus 
eundibus  P.  Claudio  Pulchro  et  Ser,  Sulpido  Galba  sunt  posita  ex 
peeunia,  qua  frunientarios  ob  annonam  compressam  damnaru/nt:  et 
aedüis  plebis  Q,  Fulvius  Flaccus  duo  signa  aurcUa  uno  reo  damnato 
(mm  separattm  accusaverant)  posuit,  Valerius  Max.  VI.  1,7:  M,  Claudius 
MarceUus  aedilis  curulis  C,  Scantino  Capitolino  tribuno  pl.  diem  ad 
populum  dixit,  quod  filium  suum  de  stupto  appellasset,  item  Plinius 
XTin.  42:  quamobrem  a  Sp.  Albino  (aedile)  curidi  die  dicta  metuens 
damnationem^  cum  in  suffragium  tribus  oporterei  ire,  instrumentum 
rusticum  omne  in  forum  aitulit,  Nonnunquam  tarnen  plures  hoc 
munere  fanctos  esse  idemlivins  Vül.  22  testatur:  erant  quiper  specieni 
honorandae  parentis  meritam  mercedeni  populo  solutam  interpretarentur, 
quod  cum  die  dicta  ab  aedilibus  crimine  stupratae  matris  familias 
absolvisset.  Omnino  autem  consentaneum  est  in  vitae  communis  con- 
suetudine,  etiam  ubi  unus  ex  aedilibus  agebat,  universi  coUegii  nomen 
Xusurpatum  esse:  inprimis  autem  hie,  ubi  litigan|tes,  ut  controversiam 
componant,  aediles  adeunt,  conyenit  hunc  magistratum  pluraliter  appellari. 

V.  594  hiatum  si  quis  refonnidet,  poterit  coniicere : 

Nee  magis  manufesto  homonem  ego  unquam  TÜlum  teneri  vidi. 

quemadmodum  paulo  post  v.  597  scribendum  est: 

Meqne  adeo  qui  hocedie  forum  unquam  oculis  inspexim  meis. 

ubi  hodie  in  libris  legitur.  In  iis,  quae  continuo  subsequuntur  [598], 
non  credo  Ritschelium  recte  verba  diem  corrupi  optimum  pro  subditiciis 
habere;  quae  mihi  quidem  satis-  apta  videntur,  sed  hie  quoque  versus 
numems  labem  leviusculam  contraxit,  nam  legendum: 

Diem  corrupi  ego  optimum:  iussi  adparari  prandium. 

et  sie  porro,  plane  quemadmodum  in  codice  B  hi  octonarii  descripti 
sunt  Immutavit  haec  Kitschelius  fortasse  ea  potissimimi  de  causa,  ut 
integres  octonarios  usque  continuaret:  atque  ultimus  versus  [600  sq.], 
qui  sie  est  sciiptus  in  codidbus : 

Piacabit  palla  quam  dedi  quam  hodie  (om.  B)  uxori  abstuli  atque  huic  detuii. 

plane  legem  numeri  excedit,  itaque  RitscheÜus,  qui  supra  hemistichium 
segregavit,  hie  integrum  octonarium  cum  dimidiato  restituit: 

piacabit  palla,  quam  dedi, 
Quam  meeie  hodie  uxori  abstuli  atque  detuU  huic  Erotio, 


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174  Emendationum  Plautinarum  pars  m. 

verum  hie  locus  non  tarn  detrimentis  laborat,  quam  futilibus  addita- 
mentis  est  depravatus:  hoc  igitur  nomine  praestat  Fleckeiseni  ratio, 
quam  in  Philologo  11.  p.  78  commendavit: 

Placabit  palla,  quam  hodie  uxori  abstuU  atquo  huic  detuli. 
sive  hie   quoque   hocedie    quis   restituere   malit.      Ego   vero    existimo 
a  Plauto  nihil  profectum  esse  nisi  haec  verba: 

Placabit  palla,  quam  dedi. 
reliqua,  quae  prorsus  sunt  otiosa,  ab  aliena  manu  adiecta  esse  apparet, 
id  quod  etiam  Vahlenus  recte  animadvertit.  Aptissime  autem  tetrametris 
dimeter  clausulae  loco  subiicitur:  nam  hoc  ipso  versiculo  CÄnticum 
Menaechmi  terminatur:  musicis  autem  modis  aptati  fuerunt  non  solum 
baechei,  eretiei,  alii  versus,  qui  ab  initio  leguntur,  sed  etiam  hi  iambici 
octonarii,  id  quod  ipsa  versuum  eonformatio  satis  certo  arguit:  nam 
cum  in  Plautinis  comoediis  iambici  octonarii  modo  in  duas  aequabiles 
partes  dirimantur**),  modo  solennem  caesurae  legem  servent  ac  dis- 
pares  versuiun  articulos  ostentent,  causa  huius  diversitatis  latuit  homines 
doctos:  convenit  autem,  id  quod  alio  tempore  plane  ostendam,  üla 
eonformatio  melicis  carminibus,  haec  decet  diverbia  omninoque  eos 
versus,  qui  non  canimtur,  sed  recitantur:  atque  hinc  etiam  apparet^ 
cur  priore  oetonariorum  genere  Terentius  fere  prorsus  abstinuerit. 
Scr.  die  IV.  m.  lanuarü. 


X. 

[Emendationnm  Plantinarum  pars  HI]*). 

Cum  nuper  in  cantico  Menaechmorum  emendando  operam  nostram  3 
collocaverimus,   iam   lubet   alia    quaedam,   quae  ad  Plautinas  fabulas 
restituendas  horis  subseeivis  subinde  adnotavimus,  paucis  comprehendere. 
Id  autem  agimus,  ut  vitia  a  librariis  profecta  et  per  Codices  propagata 


11)  Hoc  ubi  fit,  saepius  incertum  est,  utrum  dimetris  an  tetrametris  usus  sit 
poeta,  velut  in  Menaechmis  v.  1004 — 6  [V.  7,  15]:  nam  nuUa  est  causa,  cur 
negemus  comicos  vel  tragicos  Romatlorum  poetas  dimetros  iambicos  continuavisse, 
quae  Hermann!  est  sententia:  inprimis  in  extrema  parte  sive  sermonis  longioris 
sive  scenae,  aptissimus  videtur  hie  numerus,  qui  longiores  versus  septenarios  sive 
octonarios  subsequatur. 

*)  [Universitatis  Fridericianae  utriusque  Halis  consociatae  rector  et  senatus 
Latinam  orationem  beneficü  Marschalliani  lege  ...  d.  11.  m.  Augusti  a.  MDCCCLXn 
.  .  .  habendam  indicunt  .  .  .] 


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Emendationuin  Plaatinamm  pars  IH.  175 


D6C  dum  satis  a  critids  animadversa  aut  recte  curata  removeamus ;  ea 
vulnera,  quae  nostrorum  hominum  industria,  dum  his  febulis  pristinum 
nitorem  restituere  stiident,  inflixit,  alio  tempore  tractabimus. 

I. 
In  Sticho  V.  702  |T.4,  16]: 

ST.  Vide  utxam  tibi  libet  etiamnunc  capere,  cape  provinciam. 
SA.  Quid  istuc  est  provinciae?  ST.  Utrum  fontine  an  Libero 
Imperium  te  inhibere  mavis?    SA.  Nimio  liquido  Libero. 

codex  Ambros.  suppeditavit  fontine,  cum  in  ceteris  Ubris  sit  fontale, 
quod  frustra  priores  expedire  studuerunt.  Sed  huius  loci  leporem  tum 
demum  persentisces,  ubi  littera  maiuscula  scripseris:  utrum  Fontine 
an  Libero;  nam  cum  Libero  deum  Fontem  sive  Fontum  componi  con- 
sentaneum  est,  cuius  aras  in  laniculo  monte  consecratas  Cicero  de  Leg, 
n.  22,  56  memorat,  eiusdemque  dei  delubrum  a  C.  Papirio  Masone 
anno  urbis  523  dedicatum  esse  idem  de  Nat  Deor.  m.  20,  52  auctor 
est:  traxitque  haud  dubio  inde  Fonteiorum  gens  nomen  suum,  quam- 
quam  sane  perpaucae  gentes  a  diis  nomina  asciverunt. 

n. 

In  Pseudolo  v.  303  [L  3,  69]: 

Peru:  annorum  lex  me  perdit  quina  vicenaria. 
cur  lütschelius  maluerit  ^'   ev  quinavicenaria  scribere,  nequeo  per- 
spicere,  certe  isto  pacto  non  tollitur  Vitium,   quo  haud  dubio  laborat 
librorum  scriptura:  est  enim  omnino  scribendum  quinivicenaria :  quod 
comprobabunt  opinor,  qui  Latinae  linguae  rationem  noverunt 

In  eadem  fabula  v.  628  [H  2,  33] : 

HA.  Si  quidem  hercle  etiam  suppremi  promptes  thensauros  lovis, 
Tibi  libeliam  argenti  nunquam  credam.    PS.  Dum  tu  strenuas, 
Res  erat  soiuta.    HA.  Vinctam  potius  sie  servavero. 

Ita  Acidalius  verba  distribuit  ac  praeterea  erat  scripsit,  nam  in 
libris  est:  credam,  dum  tu  strenuas.  PS.  Bes  erit  soiuta.  Acidalium 
secutus  estBitschelius,  nisi  quod  dum  te  strenuas  scripsit,  idem  tamen 
agnificavit  sibi  satis  dubium  videri,  an  unquam  strenuandi  verbum 
Latinis  hominibus  in  usu  fuerit  Ac  mihi  quoque  hoc  vocabulum 
plane  est  de  vitio  suspectum :  nam  ut  largiar  strenuare  nihil  aliud  esse, 
quam  strenue  agere  sive  se  stremuire  se  strenuum  expromere,  tamen 
haec  ipsa  notio  ab  hoc  loco  plane  est  aliena,  siquidem  Pseudolus 
indignatur,  quod  Harpax  noüt  sibi  argentum  tradere :  itaque  contumaciam 
potius  ac  moras  iUi  exprobrare  debebat,  quam  strenuitatem  coUaudare. 
Equidem  censeo  scribendum  esse: 


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176  Dmendationuni  Plautinarum  pars  IQ. 


Tibi  libellam  argenti  nunquam  creduam,    PS.  Dum  tu  dbstinas,  4 

Res  erat  soluta. 

ut  iam  illud  strenuare  plane  sit  ex  civitate  exterminandum.  Cum 
oblitterata  esset  prior  pars  vocis  obstinas^  inde  ortus  est  error,  id  quod 
alias  quoque  accidit,  velut  in  Bacchidibus  v.  109  [1.  2,  1]: 

lamdudum  Pistoclere  tacitus  te  sequor 
Spectans,  quas  tu  res  hoc  omatu  geras. 

ubi  non  tarn  inspectans,  quod  Hermanno  placuit,  sed  exspectans  scri- 
bendum  est  Sed  est  etiam  in  alteram  partem  peccatum:  velut  non 
magis  Ijatinnm  ac  probum  vocabulum  videtur  instipulari,  quod  duobus 
locis  apud  Plautum  legitur,  cum  alias  semper  ex  more  stipuiari  dixerit, 
neque  intelligi  possit,  quam  vim  addat  praepositio  aut  quid  discriminis 
inter  verbum  simplex  et  compositum  intercedat  In  Pseudolo  libri 
exhibent  v.  1068  [IV.  6,  6]: 

Minae  viginti  sauae  et  salvae  sunt  tibi, 

Hodie  quas  abs  te  inde  est  instipulatus  Pseudulus. 

quem  versum  verissime  emendavit  RitscheUus: 

Hodie  quas  abs  ^  es^  stipulatus  Pseudulus. 

Inveteratum  esse  vitium  ostendit  Priscianus,  qui  lib.  Vlll.  p.  388  ed. 
Hertz  [Gr.  Lat  EL  p.  388  K.]  ex  hac  ipsa  fabula  adscripsit :  hodie  quas 
abs  te  est  instipulatt^  Pseudolus.  Verum  etiam  in  altero  loco,  qui 
est  in  Rudente  V.  3,  25  [1301]: 

Ni  dolo  malo  instipulatus  sis,  nive  etiam  hauddum  siem 
Quinque  et  viginti  annos  natus. 

comgendum  est  stipulatuSy  quamquam  ibi  quoque  eadem  corruptela 
Prisciani  libros  obsidet  Est  autem  nihil  frequentius  hoc  genere  cor- 
ruptelae,  quod  ex  prava  quadam  vulgaris  pronuntiationis  consuetudine 
repetendum  est,  exempla  Lachmannus  in  commentariis  Lucretianis  p.  231 
congessit,  idem  tamen  non  vidit  eodem  hoc  vitio  laborare  Catullianum 
versum  21,  5: 

Nee  clam:  nam  simul  es,  iocaris  una, 
Haeres  ad  latus,  omnia  experiris, 
Frustra:  nam  insidias  mihi  instruentem 
Tangam  te  prior  irrumatione. 

ubi  struentem  legendum  esse  manifestum  est:  neque  dissimilis  depra- 
vatio  deUtescit  apud  eundem  63, 14: 

Aliena  quae  potentes  velut  exules  loca 
Seotam  meam  exsecutae  duce  me  mihi  comites 
Rapidum  salum  tulistis  truculentaque  pelagi. 

at  sectam  sequi  Latine  dicitur,  non  exsequi,  itaque  comgendum  est: 


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Emendationum  Plautuiarum  pars  lH.  177 


Sectam  meam  secutae  duce  me  mihi  comites 
Bdbidum  salam  tulistis  tructdentaque  pelagi. 

Atque  hoc  iam  olim  monui,  sed  noa  obtemperavenmt  qui  Catullum 
nuper  recensuere. 

5  HL 

In  Mercatore  v.  308  [ü.  2,  37]  Kitschelius  scripsit: 
Decide  collum,  si  iam  tibi  falsum  loquar. 

alü  post  Ritschelium  alia  periclitati  sunt,  quae  non  magis  probabilia 
sunt  In  cod.  B  est  decide  collum,  si  falsum  stati  loquar,  CD:  si 
falsum  ad  te  loquar,  ut  appareat  librarios,  cum  corruptum  vocabulum 
^iati  fem  non  posse  animadvertissent,  suo  arbitrio  inunutavisse.  Sed 
in  Ambrosiano  codiee,  cuius  evanidas  litteras  non  satis  recte  inter- 
pretatus  est  Ritschellus,  manifesto  olim  legebatur: 
Decide  collum  stanti,  si  falsum  loquar. 

idque  omnis  veritatis  numeros  explet,  quod  arguit  Q.  Cicero  de  petitione 
consul.  c.  3, 10:  quid  ego  nunc  dicam  petere  cum  consulaium,  qui  hominem 
earissimum  populo  Romano  M,  Marium  inspectante  populo  Romano, 
vitäms  per  totam  urbem  ceciderit,  ad  hustum  egerit,  ibi  omni  cruciatu 
lacerarit,  vivo  stanti  collum  gladio  sua  dextera  secuerit,  cum  sinistra 
capillum  eius  a  vertice  teneret,  caput  stui  manu  tulerit,  cum  inter 
digitos  eius  rivi  sanguinis  fluerent? 

IV. 
In  Milite  Glorioso  v.  1414    [V.  1,  21]   plerique  omnes   compro- 
barerunt  ingeniosam  Camerarii  coniecturam: 

luro  per  Dionam  et  Martem  me  nociturum  nemini, 
nisi  quod  Hertzbergius  [hunc  locum  convertens]  nuper  Meursium  sequi 
maluit,  qui  per  Dianam  legendum  esse  suspicatus  est.  Tarnen  iUa 
emendatio,  sive  Dionam  Veneris  matrem  sive  ipsam  Teuerem  (quem- 
admodum  novitiis  poetis,  qui  docti  videri  volunt,  velut  Ovidio  et  Statio 
placuit)  interpretamur,  non  satis  cum  Plautinae  artis  simpUcitate  con- 
venire  videtur.  Equidem  in  librorum  veterum  scriptura  (pidü  B, 
pidam  C,  pidä  Da)  aliud  quid  delitescere  censeo: 

luro  per  lapidem  et  Mavortem  me  nociturum  nemini. 

Scriptum  olim  fuit  p  lapide,  unde  ortus  librariorum  error.  Erat  autem 
hoc  sanctissimum  iusiurandum,  cf.  Paulus  p.  115:  lapidem  silicem 
tenebant  iuraturi  per  lovem,  haec  verba  dicentes:  Si  sciens  fallo,  tum 
^  Dispiter  salva  urbe  arceque  bonis  eiiciat,  uti  ego  hunc  lapidem, 
adde  ibid.  p.  92 :  Feretrius  luppiter  dictus  a  f er  endo,  quod  pacem 
f^re  putaretur;  ex  cuius  templo  sumebant  sceptrum,  per  quod  iurarenf, 

TJi.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  12 


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178  Emendationum  Plautinaram  pars  IQ. 


et  lapidem  sUicem,  quo  foedus  ferirent.  Hinc  ipse  luppiter  vocitatus 
est  Lapis,  quemadmodum  Gtellius  antiquitatis  veterumque  institutomm 
studiosissimus  Favorinum  grammaticum  loquentem  induxit  I.  21,  4: 
lovem  lapidem,  quod  sanctissimum  iusiurandum  est  habitum,  paratus 
ego  iurare  sunt,  Pyrgopolinices  igitur,  cum  per  lapidem  iurat,  ipsum 
lovem  invocat,  eoque  nomine  non  male  in  codice  D  tertia  manus 
supra  piü^  exhibet  iovem:  neque  tamen  quidquam  huic  adnotationi 
tribuendimi,  nam  librarii  ista  est  suspicio,  quemadmodum  in  libris 
novitiis  iura  per  venerem  legitur  correctione  manifesta:  omnino  earum 
lectionum,  quae  ab  altera  vel  tertia  manu  in  codice  D  profectae  sunt, 
nullus  fere  est  usus  et  auctoritas,  quamquam  nuper  homines  docti 
passim  fidem  habuerunt  Aptissime  autem  miles  cum  lovis  nomine  6 
coniungit  Hartem,  quod  non  solum  ipsius  personam  decet,  sed  etiam 
cum  popuH  Romani  institutis  convenit,  vide  Polybiiun  KL.  25:  töv  de 
bgiKov  dfiröeiv  sdei  to€tov,  stvI  fiiv  rtHv  tvqwtwv  avvd^rpUSv  Ka^tjSoviovg 
fiiv  Tohg  &€ovg  Tovg  TcoTQipovg,  ^Pcofialovg  de  Jia  Xid-oy  xorrcf  tl  nahubv 
sd-ogy  iTti  de  tofikiav  xbv  ^-y^Qrpf  yuxl  rdv  ^EwdXiov. 

V. 

In  Milite  Glorioso  v.  663  [HI.  1,  69]  haec  leguntur: 

Opusne  erit  tibi  advocato  tristi,  iracundo?  ecoe  me. 
Opusne  leni?  leniorem  dices,  quam  matomst  mare^ 
liquidiusculusque  ero,  quam  yentus  est  favonius. 

Sed  haec  perverse  dicta  esse  facile  apparet,  nam  mare  nequaquam 
semper  est  placidiun  et  tranquilliun,  sed  haud  minus  saepe  saevit  et 
maximis  fluctibus  aestuat.    Ipsa  rei  natura  flagitat  ut  scribamus: 

Lenin?  leniorem  dices  quam  tum  est,  guom  mutumst,  mare. 

videorque  vestigia  quaedam  germanae  scripturae  etiam  in  lectione 
cod.  B  deprehendere,  in  quo  exstat  qäntü  e  amare,  at  corrector  in 
margine  ut  iutü  adscripsit  Postquam  interrogandi  vocula  interddit  et 
enundati  sententia  obscurata  fuit,  addidit  aHquis,  ut  laboranti  loeo 
subveniret,  opusne,  tum  ut  fieri  solet  corruptela  latius  serpsit  Eius- 
modi  autem  additamentis  etiam  alibi  Plautinae  fabulae  interpolatae  sunt, 
velut  in  Menaechmorum  prologo  v.  54: 

Nam  nisi  qui  argentum  dederit,  nugas  egerit: 
Nam  nisi  qui  dederit,  magis  maiores  nugas  egerit 

altero  enim  versu  scribendum  est: 

Qui  dederit,  magis  maiores  nugas  egerit. 

deletis  verbis  nam  nisi,  quae  temere  sunt  repetita,  id  quod  iam  Pylades 


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Emendationum  Plautiiianim  pars  III.  179 

rectissimo  iudicio  vidit;  Kitschelius  tarnen  novae  coniecturae  periculum 
beere,  quam  illom  sequi  maluit  scripsitque: 

Nisi  quod  qui  dederit,  magis  maiores  egerit. 

VI. 

In  Persa  v.  559  [IV.  4, 10]  Eitschelius  edidit: 

Haec  unde  abenmt,  (sana  et  salva)  sat  erit  8em(per  civitas): 
übi  aderunt,  rebus  servandis  centuplex  muros  parumsi 

Legebatur  olim  nihil  nisi :  H<iec  unde  aberuni,  centuplex  murus  rebus 
servandis  purum  sit,  Haec  ex  duobus  versibus  temere  coaluisse  plane 
arguit  cod.  Ambrosiani    scriptura:    HAEC  VNDE  ABERVNT  — 

SATEßrrSEM *VBIE   •   ABEEV  •    •    CENTVPLEX  MVRVS 

REBVS  SEEVAlfDIS  PAEVMST.     Verum    quod   Kitscheüus   Bothio 
7  duce  contra  omlnium  Hbrorum  auctoiitatem  verba  traiecit,  parum  veri- 
simile  est    In  promtu  est  facUlima  medidna: 

Haec  unde  aberunt,  (commoenita)  sat  erit  sem(per  civitas): 
Tibi  ea  aberunt,  centumplex  murus  rebus  servandis  parumst. 

Pronomen  ea,  cum  numerorum  legi  haud  quaquam  adversetur,'  equidem 
servandum  censeo. 

vn. 

In  Trinummo  v.  65  [I.  2,  27]  Ubri  omnes  exhibent : 
Edepoi  proinde  ut  bene  vivitur,  diu  vivitur. 

idque  cum  priore  oratione  continuo  iungunt:  Addalius,  cum  vidisset 
hoc  cum  instituta  sententia  non  satis  convenire,  vocabulis  traiectis 
scripsit: 

Edepoi  proinde  ut  diu  vivitur,  bene  vivitur. 

et  praeterea  hunc  versum  a  prioribus  separavit  et  Callicli  tribuit. 
Atque  Acidalium  secuti  sunt  Kitschelius  alii  Sed  vel  si  ad  istum 
modom  versum  emendaveris,  hie  locus  laborare  videtur;  namque 
agitur  hie  de  uxoribus  commutandis,  neque  vero  de  vitae  diutumitate, 
de  qua  supra  conquesti  erant:  itaque  ab  hac  parte  sermonis  plane 
alienus  est  iste  versus:  neque  convenit,  quod  Megaronides  subiidt: 

Sed  hoc  animnm  advorte  atque  aufer  ridicularia. 

nam  ista  certe  sententia,  vitae  humanae  feUcitatem  ex  diutumitate 
metiendam  esse,  nihil  ridiculi  continet  Neque  vero  licet  hunc  versum 
ad  superiorem  sermonem  referre,  nisi  statuas  plura  ibi  interddisse, 
et  hunc  unum  senarium  forte  fortuna  servatum  ac  postea  alieno  loco 

12* 


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180  fimendationum  Plautinanim  pars  III. 

adscriptum  esse^):  verum  prior  pars  sennonum  recte  omnino  procedit, 
ut  nihil  plane  desideres:  quare  penitus  de  medio  tollendus  est  iste 
versus,  qui  ciun  in  margine  superiore  sive  inferiore  additus  esset  ad 
illustrandam  sententiam,  id  quod  saepius  usu  venit,  deinde  alieno  loco 
in  ordinem  verborum  se  insinuavit 

Verum  etiam  ea,  quae  praecedunt,  valde  sunt  impedita,  quamvis 
interpretes  et  critici  nostri  non  satis  animadvertisse  videantur.  In 
libris  versus  inde  a  59  usque  ad  65  omnes  Callidi  tribuuntur,  primus 
Addalius  v.  61  Megaronidi,  v.  62  Callicli,  tum  v.  63  et  64  Megaronidi, 
item  V.  65,  ut  iam  dixi,  Callicli  adsignavit,  id  quod  qui  post  secuti 
sunt  editores  probaverunt  omnes.  Constat  inter  omnes  Plautum  singulari 
arte  sermones  instituere  et  perpolire  esse  solitum,  sed  hie  quidem 
inficeta  ac  praepostera  sunt  omnia:  senties  id  facile,  si  quas  artes  vel 
machinas  interpretes  Ms  explicandis  adhibuerint,  observes,  velut  quae 
de  hoc  loco  Fleckeisenus  commentatus  est  in  Philologe  Vol.  11.  p.  102. 

CaUicles  ludibundus  interrogaverat  amicum,  an  forte  placeret 
uxores  commutare.  Consentaneum  fiiit  Megaronidem  statim  ad  id 
ipsum,  (juod  proposuerat  CaUicles,  respondere,  sed  nihil  minus  fit: 
verum  CaUicles  continuo  addit,  se  operam  daturum  esse,  ne  si  ista 
fiat  com|mutatio,  mala  fraude  ab  amico  decipiatur:  haec  certe  non  8 
admodum  commendare  poterant  consilium  illud,  quod  CaUicles  pro- 
posuerat: atque  Megaronides  dicit  suspicari  se,  firaudem  sibi  ab  amico 
paratam  esse,  id  quod  CaUicles  planissime  iam  profitetur,  itaque  Mega- 
ronides dicit  noUe  se  alterius  uxorem  domum  ducere,  quandoquidem 
notum  malum  facUius  toleretur;  at  cum  CaUicles  malam  fraudem  se 
meditari  confessus  esset,  eo  ipso  nomine  repudianda  erat  condido, 
quam  alter  obtulerat 

Haud  dubio  versuum  ordo  legitimus  temere  est  a  Ubrariis  per- 
mutatus;  omnes  illae  difficultates  penitus  evanescent,  ubi  in  hunc  modum 
haec  disposueris: 

59  CA.  Vin  commutemus  ?  tuam  ego  ducam  et  tu  meam? 

63  ME.  Habeas,  ut  nanctu's:  nota  mala  res  optima'st. 

64  Nam  ego  nunc  si  ignotam  capiam,  quid  agam  nesciam. 
62  CA.  Ne  tu  hercle  faxe  haut  nescias,  quam  rem  egehs. 

60  M£.  Faxe  haut  tantillum  dederis  verborum  mihi. 


1)  Nam  quod  fortasse  aliquis  coniiciat  hunc  versum  olim  lectum  fuisse  loco 
versus  56  [I.  2,  18]: 

CA.  Eho  tu  tua  tixor  qmd  agit?    ME.  Immortalis  est. 
CA.  Edepol  proinde  ut  diu  vivitor,  bene  vivitur, 
Deosque  oro  ut  vitae  tuao  superstes  snppetat. 

mihi  quidem  parum  probabile  videtur. 


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Emendationum  Plautinarain  pars  in.  181 


61  Neque  enim  tu,  crede  mi,  impmdentem  obrepseris. 
66  Sed  hoc  animum  advorte  atque  aufer  ridicularia. 

iam  ordine  omnia  procedunt:  ciun  Callicles  commutandas  esse  nxores 
auctor  esset,  negat,  ut  par  est,  Megaronides  se  obtemperaturum :  malle 
se  malum,  quod  notum  sit,  tolerare:  nam  qui  mores  novae  nuptae 
sint,  nescire  se:  atque  cum  dixisset  quid  agam  nesciam,  satis  oppor- 
tune Callicles  continuo  subiidt,  se  operam  daturum,  ut  amicus  satis 
sciat,  quid  egerit*).  Igitur  cum  haud  obscure  malam  fraudem  se 
meditari  professus  esset,  consentaneum  est  Megaronidem  dicere,  sedulo 
se  curaturum,  ne  decipiatur.     Versu  61  cum  olim  legeretur: 

Namque  enim  tu  credo  mihi  imprudenti  obrepseris 

(neque  libri  variant,  nisi  quod  in  Ambrosiano  est  TE  CEEDO  M  •  IN- 
PRVDENTEM),  equidem  scripsi: 

Neque  enim  tu,  crede  mi,  invprudentem  obrepseris*) 

sive  crede  hoc,  me  imprudentem  obrepseris  malis.  Non  tarnen  disaimu- 
labo  aliquando  me  suspicatum  esse,  hunc  ipsum  versum  toUendum 
esse,  ut  quemadmodum  aliis  in  locis,  ita  etiam  hie  dupliceg  versus 
eiusdem  sensus  iuxta  fuerint  positi,  cum  veteres  critici  diversis  usi 
exemplaribus  dubitarent,  qui  potius  legendi  essent.  Poterat  autem 
aliquis  isto  modo  prioris  versus  sententiam  explicare:  conferas  quae 
öellius  XVn.  2,  24  dixit,  ubi  ex  Claudii  Quadrigarii  Annalibus  haec 
verba  adscripsit:  Cominius  qua  ascenderai  descendit  atque  verba  GaUis 
dedit  'Verba,  inquit,  Cominium  dedisse  GcMis^  didt,  qui  nihü  quic- 
quam  cuiquam  dixerat:  neque  eum  GdUi,  qui  Capitolium  obsidebant, 
ascendentem  [aut  descendentem]  viderant:  sed  'verba  dedit'  haud  secus 
posuit,  quam  st  tu  dicas  'latuit  atque  obrepsit\  Verum  utra  ratio 
praestet,  viderint  alii. 


2)  Hcmt  nesdcts  scripsit  Ritschelius  ex  coniectura,  in  Ambrosiano  est  HAYT 
•  •  SCIAS,  in  reliquis  libris  haud  scias,  Fleckeisenus  vero  ipsum  illud  haud 
nescicut  in  codice  palimpsesto  legi  testatur. 

3)  Atque  Acidalius  quoque  coniecit:  Neque  enim  tu,  crede,  mihi  imprudenti 
obrepseris,  Ritschelius  vero  Nempe  enim  tu,  credo,  me  imprudentem  obrepseris 
scripsit 


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182  De  pronuntiatione  Plautina. 

XI. 

[De  pronnntiatione  Plautina]*). 

Plautinae  fabulae,  cum  iam  olim  ab  histrionibus  et  grammaticis,  Dl 
qiii  poetae  egregii  monmnenta  adomare  et  emendare  studuerunt,  variis 
modis  passim  interpolatae  et  cormptae  sint,  tum  temporis  decursu  per 
librariorum  negligeutiam,  inscitiam,  temeritatem  multo  etiam  magis 
sunt  deturpatae,  ut  plurimis  locis  a  germana  specie  prorsus  degenera- 
verint.  Yaria  haec  menda  librorum  fide  propagata  cum  nostri  homines 
pro  viribus  tollere  conati  sint,  multa  quidem  praeclare  in  integrum 
restituerunt;  at  haud  ita  paucis  locis  Plautinum  sermonem  non  minus 
audaxjter  aut  perperam  interpolaverunt,  quam  ignavissimi  librarii,  quos 
solent  fastidiose  spemere.  Quod  si  Über  aliquis  manuscriptus  Plautinas 
fabulas  exhiberet,  quemadmodiun  a  nostris  criticis  emendatae  feruntur, 
continuo  omnes  librum  crassa  Minerva  interpolatum  nullaque  fide 
dignum  esse  dictitarent:  nunc  criticorum  divina  ingenia  admirantur  ac 
summis  laudibus  ferunt,  et  quamvis  fortasse  concedant  etiam  nimc 
superesse  quaedam  dubia  aut  impedita,  tarnen  pleraque  omnia  felidssimo 
successu  in  integrum  restituta  et  egregiis  inventis  perpolita  esse 
affirmant. 

Etenim  qui  antiquas  fraudes  sollertissime  rimantur,  saepenumero 
noviciis  magistrorum  decretis  sine  ullo  delectu  fidem  habent:  qui 
omnia  etiam  quae  certissima  sunt  addubitant,  iidem  inania  commenta 
religiosissime  colunt,  et  cimi  a  veteris  superstitionis  vinculis  sese 
aequalisque  liberavisse  glorientur,  rursus  in  aniles  nugas  relabuntur. 
Ex  homine  simiam  fieri,  id  quod  quotidie  reapse  accidere  videre  licet, 
negant:  homines  olim  ex  simiis  prognatos  esse  facile  credunt,  generosa 
hac  prosapia  superbi  et  quantum  labentibus  annis  genus  humanuni 
suapte  natura  ac  virtute  profecerit,  prae  se  ferentes.  Nulla  autem 
superstitio  magis  est  perniciosa  magisque  remoram  fadt  rebus  humanis, 
quam  quae  ementito  profectus  nomine  in  mentes  se  insinuai  Credula 
hominum  natio,  ac  plerique  multo  facilius  falsis  quam  veris  fidem 
habent,  praesertim  hoc  saeculo,  ubi  etiam  in  litteris  artibusque  libera- 
libus  merces  non  tam  sua  virtute  commendantur,  quam  vanis  praeconiis 
vendibiles  sunt.  Sed  tarnen  ea  est  veritatis  vis,  ut  semper  tandem 
aliquando  vel  ex  densissimis  tenebris  emergat  et  opinionum  commenta 
deleat 


*)  [Index  scholarum  in  nniversitate  litteraria  Fridericiana  Halensi  cum  Vite- 
bergensi  consociata  per  aestatem  anni  MDCCCLXYI  •  •  •  habendarom.] 


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De  pronnntiatione  Flaxitina.  183 

Ut  omnino  in  rebus  humanis,  ita  in  arte  critica  factitanda  duplex 
ad  errorem  est  prodivitas.  Qui  hebete  sunt  ingenio,  mira  religione 
oodicom  auctoritatem  sectari  solent,  omnesque  libroruoi  sordes  ac  vel 
apertissima  menda  non  minore  temeritate  tuentur,  quam  alii,  quibus 
fervidior  est  naturae  impetus,  corrupta  pariter  atque  sana  levissimis 
coniecturis  soUicitant:  utrisque  enim  pariUs  est  audada  ad  quidvis  sive 
credendum  sive  addubitandum.  Nos,  qui  semper  quantum  fieri  potuit 
cayere  studuimus  ne  quid  nimis,  etiam  in  Flautinis  fabulis  emendandis 
IVhanc  mediocritatem  sedulo  secuti  sumus  atque  aliis  commendavimus, 
qnamvis  haud  ignari  haue  modestiam  pariter  utrisque  odiosam  esse. 
Sed  importunorum  hominum  insolentiam  neque  mirantes  neque  morantes 
iter  institutum  tenebamus,  non  tam  nostri  fiducia,  quam  recti  conscientia 
fretL  Neque  spes  fefellit  fore,  ut  etiam  alii  missa  tam  superstitiosa 
errorum  defensione  quam  perversa  coniecturarum  levitate  libere  sed 
caute  agendum  esse  nobis  largirentur.  Velut  cum  critici  nuper  fere 
onmem  hiatus  asperitatem  ex  Flautinis  fabulis  expellere  conati  sint, 
equidem  semper  bis  adversatus  sum,  quod  qui  scholis  meis  usi  sunt, 
satis  norunt  Sane  Brixius  vir  doctissimus  in  prolegomenis  ad  Trinum- 
mmn  p.  20  etiam  nunc  tenet,  a  caesura  senariorum  iambicorum  hanc 
lioentiam  procul  habendam  esse,  gravia  sibi  in  promptu  esse  argumenta 
dicens,  quae  vollem  a  Brixio  explicata  esse;  nihil  dum  causae  video 
prolatmn  esse,  cur  senarius  iambicus  a  septenarii  trochaici  aut  aliorum 
Tersuum  sodetate  hac  quidem  in  parte  sit  segregandus;  nam  quae 
Eitschelius  in  prolegom.  p.  CXCV  de  discrimine  caesurae  et  diaeresis 
scripsit,  omnino  improbanda  sunt,  nisi  forte  quis  etiam  ex  heroids 
versibus  et  simiUbus  omnem  hiatum,  qui  in  caesura  admissus  est 
frequentissime,  velit  expellere*).  At  alii  bis  interpolationibus,  quibus 
elegantia  sermonis  Plautini  haud  rarö  pessumdatur,  naviter  adversati 
sunt,  velut  Guilelmus  Studemund,  E.  Benoist  Massilitanus*),  et  qui 
diligentissime  nuper  omnem  hunc  locum  pertractavit  Andreas  Spengel 
Monacensis,  vir  doctrina,  iudido,  ingenio  insignis,  in  libro  quem  nuper 
edidit  de  Flautinis  fabulis  emendandis^).    Amplam  materiam  trifariam 


1)  Lehisins  in  secunda  editione  Quaestionxun  epicanun  non  solum  collandat 
criticonim  sedulitatem,  qui  Plautinas  fabulas  ab  hiatus  vastitate  purgare  studuerint, 
sed  maioTem  etiam  seyeritatem  commendai  Hoc  illud  est ,  quod  supra  dixi.  [luTe- 
oies  eum  locum  quem  B.  intelligit  in  Addendis  alterius  Aiistarchi  editionis.] 

2)  Lettre  k  Monsieur  Egger  sur  diverses  passages  de  FAulularia,  Lyon  1865, 
qiu  quod  scripsit  p.  11  codicem  B,  onius  oollatione  noya  usus  est,  in  CaptiTorum 
tfgumento  [1]  exhibere  Bothianam  coniecturam :  Captust  in  pugnad  Hegionis  fiUus, 
liaud  dubio  deceptus  est  neghgentia  eins,  qui  hunp  codicem  denuo  contuhi 

3)  T.  Maccius  Plautus:  Kritik,  Prosodie,  Metrik  von  A.  Spengel.  Gottingae  1865. 


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184  De  pronuntiatione  Plautina. 


divisit:  et  prima  quidem  in  parte  miütos  locos  corruptos  acute  elegan- 
terque  emendavit,  item  in  tertia  parte,  ubi  quae  ad  metricam  rem 
spectant  subtUiter  examinavit,  in  plerisque  plane  assentior  viro  doc- 
tissimo:  at  in  iis,  quae  de  syllabarum  natura  disputavit,  quarnquam 
etiam  hie  multa  scite  et  vere  animadversa  samt,  (quae  quoniam  ipse 
magna  ex  parte  prorsus  eodem  modo  explicare  solitus  sum,  singulatim 
percenseri  non  est  opus*)),  tamen  de  aliis  seorsim  sentio;  de  quibus 
quid  mihi  videatur  libere,  ut  meus  est  mos,  dicam:  neque  vero  ücet 
nunc  locum  difficilem  et  late  patentem  omni  ex  parte  illustrare,  sed 
pauca  quaedam  decerpam. 

In  hac  quoque  parte  rationem,  quam  sequitur  Spengelius,  omnino 
probo:  namque  ipse  eandem  semper  viam  tenui:  quare  in  plerisque 
locis,  quos  a  criticorum  nostrorum  suspicionibus  defendere  studet,  ei 
prorsus  assentior;  sed  dum  verba  ad  numerorum  legem  accommodare 
studet,  non  omnes  ubique  videtur  veritatis  notas  persecutus  esse:  itaque 
hie  saepius  mihi  a  Spengelii  |  iudicio  recedendum  est.  Est  autem  hie  V 
locus  omniimi  diffidllimus:  nam  etiam  ubi  exemplorum  idoneorum 
numero  satis  constat,  verba  integra  et  labis  immunia  esse,  omnibus 
momentis  examinatis  saepe  ambigimus,  quemadmodum  veteres  Latini 
vulgo  haec  verba  enuntiare  soUti  sint  Itaque  non  estmirum,  sipassim 
aut  linguam  Latinam  aut  versuum  nimieros  vitiant  nostri  homines,  qui 
comicorum  poetarum  fabulis  operam  navant.  Ac  ne  Spengelius  quidem, 
quamvis  caute  ac  prudenter  agere  seiet,  plane  immunis  est  ab  utroque 
errore:  velut  quod  censet  in  verbo  padet  mediam  litteram  d  intercipi 
posse,  mihi  quidem  omnino  improbabile  videtur:  potius  demta  est 
novissima  littera  t,  id  quod  congruit  cum  consuetudine  sermonis  rustici 
Latini  ac  simillimis  exemplis  confirmatur:  item  quod  compluribus  locis, 
ut  refractaria  poetae  verba  cum  numeri  legibus  condliaret,  existimat 
comicos  poetas  Latinorum  in  primore  versu  subinde  pedem  integrum 
iambum,  qui  trium  est  temporum,  loco  syUabae  longae,  quae  duorum 
est  temporum,  admisisse,  hoc  quoniam  in  hoc  certe  versuum  genere 
rhythmicae  artis  legibus  planissime  adversatur,  procul  est  habendum: 
alia  igitur  sive  enimtiatio  vocabulorum  sive  medidna  his  locis  circum- 
spicienda. 

Etiam  qui  maxime  cavet,  tamen  nonnunquam  falsa  specie  deci- 
pitur:   fädle  quidem  quilibet  animadvertit,  si   quando  sermo  Plautinus 


4)  Velut  quae  de  pronominibus  mihi,  übt,  sibi  expostdt,  (nisi  quod  novissi- 
mam  syllabam  a  principio  brevem  fuisse  contendo),  de  Yocvl&frustra,  alia  id  genus 
non  possum  non  comprobare.  De  nonnullis  aliquantum  dissidet  meum  iudicium, 
velut  existimavi  Plautum  et  sl  quidem,  quandö  quidem,  et  ubi  usus  erat  siqtddem, 
quandöquidem  vtf'  tv  dixisse:  sed  fortasse  Spengelii  sententia  probabilior. 


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De  pronuntiatione  PlautiDa.  185 

non  congruit  cum  versus  lege,  sed  qua  parte  laboret  enuntiatio,  non 
animadvertunt  Kitschelius  (Proleg.  p.  CXXXII  seq.)  intellexit,  haud 
paucos  versus  negotium  facessere,  in  quibus  vocabulum  omnis  legitur: 
has  difficultates  credidit  fadli  negotio  expediri  posse,  si  sumatur  omnis 
etiam  correpta  syllaba  priore  enuntiatum  esse,  id  quod  iam  antea 
Bentieius  censuit;  sed  hoc  qui  sumit,  eum  oportebat  ostendere  natura 
brevem  esse  vocalem  o;  nam  si  longa  foit,  non  magis  licuit  corripi, 
quam  crebra  aut  Africa,  quamquam  Fleckeisen  etiam  talia,  quae  non 
sunt  ferenda,  admisit.  Equidem  credo  o  in  hoc  vocabulo  breve  esse 
(veriloquium  opertum  alibi  aperiam),  sed  Latinos  poetas  non  magis 
ausos  esse  hanc  syllabam  corripere,  quam  somnus,  si  discesseris  ab 
uno  Ausonio  Profess.  Burd.  6,  50: 

Quam  fatüoquo  dicte  profatu 
Vatis  Horati:  nihil  est  ab  omni 
Parte  beatunu 

quo  loco  poterat  Kitschelius  commode  uti  ad  suum  decretum  stabilien- 
dum.  Assentier  igitur  Spengelio,  qui  huic  decreto  adversatur,  neque 
tarnen  prorsus  eo  modo,  qui  illi  placuit,  has  difficultates  expediendas 
eese  censeo.  Etenim  est  ubi  ofFensio,  quae  inest  in  versu,  ab  ipsa  hac 
voce  omnis  repetenda  sit,  velut  omnium:  nee  tamen  prima  syllaba 
breviter  dicitur,  sed  i  obmutescit  ac  plane  de  medio  toUitur:  etiam 
Kitschelius  largitur  hoc  nonnullis  locis  admitti  posse,  sed  quod  ea  in 
re  versuum  genera  maximi  momenti  esse  censet,  faUitur:  nolim  enim 
componi  cum  genitivo  iUo  omnium  synizesis  exempla,  velut  otium,  filio, 
quo  paralogismo  facUe  decipitur  imperita  multitudo,  sed  equidem  tueri 
soleo  hanc  licentiam  ut  par  est  aliorum  genitivorum  exempUs,  qui 
itidem  variari  solent,  velut  partum  et  partium  alia  id  genus.  Poterant 
comici  poetae  ad  eundem  modum  etiam  omnia  duabus  syUabis  enun- 
tiare,  quod  ne  elegantiores  quidem  poetae  fugiunt,  vide  quae  Lach- 
mannus  de  ea  re  monuit  ad  Lucretiimi  p.  72,  sed  desidero  certa 
exempla,  nam  apud  Terentium  Hec.  V.  4.  27  [867]  lectio  nimis  incerta: 
trisyllabum  est  in  Plautinis  versibus  [Kud.  1100  et  Trin.  655]: 

Omnia  ego  ista,  quae  tu  dixti. 
Omnia  ego  istaec  facile  patior. 

VI  in  quibus  etiam  Kitschelius  [in  proleg.  ad  Trin.  p.  CXXXIY]  productam 
syllabam  tuetur,  sed  non  recte  versus  hos  metitur,  quos  a  dactylo  inchoari 
existimat,  cum  anapaestus  in  secunda  sit  sede,  nam  pronuntiandum  est 
^go  'sta  et  ego  ^staec.  Igitur  si  ab  uno  genitivo  omnium  discesseris, 
ubi  i  eximitur,  in  ceteris  locis,  ubi  omnis  priore  syllaba  correpta  dictum 
esse  censent,  oflfensio  in  finitimis  vocabulis  inest,  estque  alia  aliorum 
exemplorum  ratio,  velut  [MiL  Glor.  I.  1,  55  et  Cist  V.  1] : 


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186  De  pronnntiatione  Plautina. 


Quid  tibi  ego  dicam,  quod  omnes  mortales  scinnt? 

Quid  hoc  negotist,  quod  omnes  homines  fabulantar  per  viam? 

neque  enim  hie  quod  delendum  est,  ut  Spengelius  suspicatur,  sed  in 
vocabulo  quod  novissima  littera  d  detrahenda  est:  quemadmodum  quid 
in  altero  versu  pariter  mutilatur:  nihil  frequentius  hac  licentia  apud 
comicos  poetas,  quamquam  nemo  dum  animadvertit  Ita  sexcentis  lods 
evanescit  ofFensio,  nee  iam  opus  est  importunis  conieeturis  quibus  cri- 
tici  plurimos  versus  Plautinos  interpolaverunt.  Alia  rursus  ratio  est, 
quando  versus  inehoatur  [Rud.  87] : 

Ita  ornnis  de  tecto  detnrbavit  tegulas. 
hie  enim  poeta  aphaeresi  usus  'ta  dixit,  quam  aphaeresin  etiam  aliis 
loeis  eompluribus  agnoseo.  Item  per  omnis  ubi  metro  refragatur,  per 
quemadmodum  aliis  lods  extrita  vocali  (p^r)  enuntiatur.  Aliis  locis 
rursus  quia  et  sibi  (id  quod  etiam  Spengelius  vidit)  et  ego  sie  sunt 
pronuntianda,  ut  duae  syllabae  in  unam  coaleseant.  Aliorum  exemplo- 
rum  dubia  est  ratio,  velut  sine  omni  cura  alia  id  genus,  ubi  Spenge- 
lius praeeunte  Meekeiseno  sine  monosyllabon  esse  eenset,  id  quod 
etiam  Eitsehelius  p.  CXLVlll  fieri  potuisse  largitur;  sed  equidem  haud 
seio,  an  Plautus  et  hie  se  omni  cura  et  aliis  loeis  ad  eimdem  modum 
seripserit,  quamquam  Ritsehelius  antiquam  haue  formam  a  Flautino 
sermone  plane  aüenam  esse  eenset:  at  Plautinae  febulae  iam  antiquitus 
satis  audaeter  sunt  eorreetae  et  interpolatae,  novieiis  vceabulorum  formis 
restitutis;  ita  non  est  mirum  antiquam  haue  formam  nune  plane  ob- 
litteratum  esse.  Denique  alii  sunt  loei,  qui  manifeste  vitio  laborent, 
velut  MiL  Glor.  v.  685  [EL  1,  57],  qui  sie  est  seribendus: 
Lepidiorem  ad  omnes  res,  nee  magi'  qui  amico  amicü'  sit. 
Perstrinxi  haec  quam  potui  brevissime,  neque  enim  propter  loci  tem- 
porisque  angustias  lieuit  onmia  singülatim  pertractare  et  mimire. 

Verum  etiam  ubi  non  est  dubium,  in  quo  voeabulo  insit  oflFensio, 
ipsius  tamen  voeabuli  pronuntiatio  ambigua  est,  velut  pater:  quod  cum 
in  Plautinis  versibus  haud  raro  numerorum  legi  adversari  videatur, 
Eitsehelius  olim  eos  locos  corrigendos  esse  censuit,  postea  ipse  intellexit 
nihil  novandum  esse:  existimat  autem  priorem  voealem  eüdi,  ut  sit 
pHer,  fortasse  inductus  prava  Meckeiseni  opinione,  qui  eenset  novissi- 
mam  syllabam  produeendam  esse;  persuasit  autem  Eitsehelius  hoc  etiam 
Spengelio,  qui  quidem  iure  non  solum  ubique  pater  tuetur,  sed  etiam 
luppiter  a  eriticorum  interpolationibus  defendit:  verum  istam  elisionem 
nequeo  comprobare:  nam  tonus  solet  voealem  stabilire,  eiiciuntur  voca- 
les,   quae   aeeentus  sunt  expertes*).     Quaeritur  autem  omnino,  num 


5)  Paucissima  exempla,  qnae  hoic  legi  adversari  videntur,  alias  perlostrabo. 


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De  pronuntiatione  Pla;atina.  187 

monosyUabon  fiat  pcUer,  nam  potuit  abiecta  r  pate'  profeni,  quemad- 
modum  alias  quoque  r  verbis  novissimis  detracta  est,  velut  simitu  et 
y^simitur,  loqui  et  hquier  alia  did  sole|baiit,  et  ut  mittam,  quod  Prae- 
neetinae  inscriptiones  MAIO  et  MINO  h.  e.  maior  (maios)  et  minor 
(ffUnos)  exhibent,  plane  geminum  exemplum  praebent  Faliscorum  tituli, 
in  quibus  MATE  •  HE  •  CYPA  •  i.  e.  mater  hie  cubat  legitur.  Sed 
non  minus  licnit  littera  e  extrita  pat^r  pronuntiare :  fidem  fadt  titulus 
Praenestinus  (C.  I.  L.  130.)  L.  OPPI.  L.  P.  PLACYS.  PATE.  At  in 
composito  Yocabulo  luppiter  non  tarn  novissima,  quam  media  syUaba 
Tidetur  eiecta  esse,  ut  non  tam  IwppitW  quam  luppHer  (sive  potius 
lup'ter)  sit  eloquendum:  quamquam  si  quis  asperiorem  fonnam  prae- 
optaverit,  non  adversabor:  ad  utramvis  tuendam  adhibere  licet,  quod 
in  cista  item  Praenestina  nomen  DIESPTR  perspicue  scriptum  utraque 
vocali  extrita  exstat,  C.  I.  LI.  1500.  licet  igitur  inhoc  vocabulo  sive 
Faliscorum  sive  Praenestinorum  auctoritatem  sequi,  mihi  tamen  videtur 
Plauti  usus  a  Praenestini  sermonis  consuetudine  propius  abesse,  nee 
placet  temere  Latii  fines  migrare. 

De  Praenestinis  bis  titulis  disseruit  Eitschelius  in  Mus.  Ehen.  XVI. 
p.  601  seq.  [Opusc.  IV.  479  seq.]  et  XVII.  p.  144  [Opusc.  IV.  488]  docte 
et  acute,  ut  solet,  neque  tamen  recte  iis  usus  est,  ut  mihi  quidem 
videtur:  peculiarem  enim  quandam  scribendi  consuetudinem  in  his  sibi 
videtur  deprehendisse;  non  elocutionis,  sed  scripturae  compendia  esse 
censet  haec  et  similia  exempla,  quae  passim  in  illius  regionis  inscrip- 
tionibus  comparent:  equidem  rusticanae  cuiusdam  licentiae  documenta 
esse  arbitror,  quae  commode  Plauti  et  comicorum  poetarum  usum 
illustrant  Ritschelius  facilL  negotio  existimat  aurium  iudicio  scripturae 
compendia  ab  hac  licentia  rustid  sermonis  dignosd  posse:  at  vivae 
vods  multo  maior  est  varietas,  quam  magistri  umbratiles  assequimur, 
tenendumque  est  asperitatem,  quae  nobis  saepe  videtur,  si  hunc  in 
modum  verba  contrahantur,  satis  habere  excusationis,  quod  fere  dimi- 
diata  vocalis  vel  umbra  certe  vocalis  servatur,  quae  etsi  non  scribitut 
neque  in  versu  numerorum  flumen  remoratur,  tamen  exauditur.  Eitsche- 
lius patr  et  Diesptr,  quoniam  haec  eloqui  nemo  possit,  ab  operis  litte- 
ndam  lucri  fewäentibus  profecta  esse  contendit,  ego  Praenestini  sermonis 
proprietatem  agnosQO,  qui  solebat  verba  non  plena,  sed  imnünuta  pro- 
ferre:  neque  asperitatem  moror,  nam  simillima  exempla  etiam  nostri 
sermonis  rustid  consuetudo  suppeditat  ^).    Praenestinos  autem  haue  con- 


6)  Ita  ad  enndem  modmn  Vattr  loqniintar:   ita  Alemanni  (Grimm  Mythol. 
p.  254  ed.  I.  [I.  419  ed.  n.]) :  ämel  gkochet  händ  se  nüt,  und  vjürzle  und  beert 


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188  De  pronuntiatione  Plautina. 

tractionem  praeter  ceteros  frequentavisse  ipse  Plautus  testatur  Truc. 
m.  2,  14  [682]: 

S.  Heus  tu,  iam  postquam  in  urbem  crebro  commeo, 

Dicax  sum  factus:  iam  sum  cauUator  probus. 

A.  Quid  id  est,  amabo?  istaece  ridicularia, 

CaviUationes  vis  fortasse  dicere. 

S.  Ita,  ut  pauxillum  differant  a  caulibus.  VIH 

A.  Sequere  intro,  amabo,  mea  voluptas.   S.  Tene  tibi  hoc, 

Rabonem  habeto,  mecum  ut  hanc  noctem  sies. 

A.  Peru,  rabonem:  quam  esse  dicam  hanc  beluam? 

Quin  tu  arrabonem  dicis?   S.  Ar  facio  lucri, 

Ut  Praenestinis  conia  est  ciconia. 

Scilicet  PraeDestini  ^)  ciconia,  non  ciconia  dicebant  vocali  extrita,  unde 
ortum  deinde  conia,  quoniam  geminata  consonans  in  primore  vocabulo 
vix  satis  ab  auribus  percipitur:  atque  hinc  iam  intelligitur,  qui  factum 
Sit,  ut  plurima  vocabula,  quae  olim  geminatione  aucta  fiienmt,  tem- 
poris  decursu  mrsus  imminuta  sint 

Praenestinorum  tituli  planissime  subrusticam  hanc  consuetudinem 
testificantur,  velut  est  in  inscriptione  satis  antiqua  [CLL. LI  133],  quam 
Bitschelius  [Pr.  Lat  Mon.  p.  30]  edidit  DCVMIVS,  non  Decumius,  item 
in  alia  [Kitschi.  tab.  XXXVI.  53.  C.  I.  L.  L  118]  MGOLNIA,  cum  alias 
plene  scriptum  sit  Magolnio  sive  Macolnio;  porro  [RitschL  tab.  XLV.  11. 
C.  I.  L.  1. 122]  (N)VMTOBIAI,  non  Numitoriae  sive  Numetoriae,  in  quo 
quidem  exemplo  etiam  Ritschelius  syncopen  agnoscit:  nee  dispar  est 
item  in  antiquo  illo  titulo  [C.  I.  L.  L  1133  Eitschl.  Pr.  Lat.  Mon.  p.  30] 
FORTVNA  PRIMG.  hoc  est  Primigenia  sive  Prifnogenia^).  In  his 
quidem  exemplis  vocaUs  brevis,  quae  antecedit  syllabam,  in  qua  sum- 


ggässe,  quae  cum  Paelignorum  pperci,  de  quo  infra  dicetur,  plane  oongruunt;  item 
ibidem  p.  310  [I.  505  ed.  n.] : 

Im  waldschloÜB  dort  am  Wasserfall 
Sinn  d'ritter  rise  gsinn.  .  .  . 
Dmo  hxrart  sie  an  de  bode  hin.  .  . 
Dfrend  Inegt  der  zn  de  aoge  nofe.  .  . 
ünn  nf  de  tisch  stellt  sie  de  pflui, 
Dbnre  unn  ihri  ros. 

7)  Auguror  propemodum  quosdam  usuros  esse  hoc  ipso  Plauti  loco,  ut  id 
quod  ego  proposui  redarguant;  incredibile  enim  esse,  poetam,  qui  subrusticam 
Praenestinorum  consuetudinem  riserit,  ipsum  eadem  licentia  usum  esse:  his  ubi 
usus  veniet,  respondebo.  Nihil  autem  morabor  cavillationes ,  quales  leguutur  in 
Mus.  Rhen.  Vm.  p.  488  et  alias  passim:  nam  qui  his  utitur,  satis  ostendit,  se  ipsum 
suae  causae  diffidere. 

8)  Fortasse  etiam  APTRONIO  et  APTRONIA,  quae  nomma  C.  L  L.  I.  81  et  82 
leguntur,  huc  referdnda  sunt,  sed  origo  nominis  incerta,  Mommsenus  parum  pro- 
babiliter  ab  amtruando  repetit. 


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De  proüuntiatioiie  Plautina.  189 


mus  est  tonus,  detracta  est,  quoniam  deprimitur.  Alias  vero  videtur 
ipsa  syllaba,  quae  tonuin  in  se  recipit,  oppressa  esse,  velut  L.  ORCVIOS 
[C.I.LL  133.  Ritschl.  tab.  XLVL  37],  cum  alibi  in  üsdem  titulis  plene 
scriptum  Sit  Orcevio,  Orcevius,  Orcevia,  (cf.  Orcivius  ap.  Cic.  Orat. 
c. 48, 160),  item  [Ritschl.  tab.  XLVL  38.  aLL.L137]  PESCN  CL,  quod 
haud  dubie  Pescenia  sive  Pescennia  est:  at  vero  antiquitus  summus 
tonns  erat  in  principali  syUaba,  sed  cum  tres  syUabae,  quae  subse- 
quuntur,  aegre  primae  syllabae  praesertim  longae  imperio  obtemperarent, 
in  artum  haec  nomina  redacta  sunt:  multo  minus  habet  offensionis, 
quod  in  titulo  item  Praenestino  (C.LL.L  1139)  VIGLIAS  i.  e.  vigilias 
legitur,  nam  duae  breves  mediae  aequiperant  longam  syllabam.  Neque 
aspera  est  contractio  CEMNA  (C.  I.  L.  I.  99)  i.  e.  Gemina,  aut  VICESMA 
(ib.  187)  i.  e.  vicesima,  quamquam  hanc  inscriptionem  non  satis  tuto 
Praenestinis  vindicare  licet. 

Restat»)  titulus  Praenestinus  [C.  L  L.  I.  160]  GAIATHRI,  quem 
Kitseheüus  Gaia  Thori  interpretatur,  quod  si  venun  assecutus  est 
Ritscheüus,  sane  scripturae  compendium  hie  exstare  confitendum  est: 
nam  vocalis,  quae  tonum  recipit,  vix  poterat  evanescere:  neque  tamen 
abutendum  est  hoc  exemplo  ad  Ritschelii  de  his  fonnis  sententiam 
tuendam:  sunt  enim  in  hoc  lapide  litterae  T  et  H  ligatae,  ita  ut  appa- 
reat  artificem  compendi  facere  voluisse:  poterat  igitur  vocalem  plane 
omittere,  quemadmodum  in  nimmio  Romano  est  CNFL  Utteris  Ugatis 
scriptum  i.  e.  Cn.  Fol(vius),  vid.  Mommsen  Roem.  Münzwesen  p.  469. 
K  Sed  cum  in  titulo  Praenestino  litterae  TH  prope  evanidae  sint,  |  fortasse 
addita  fiiit  olim  0,  nunc  oblitterata.  Neque  magis  certum  aliud  exem- 
pliun,  quod  ex  lapide  Campano  afifert  Ritschelius,  ubi  ipse  legit 
ALFIDIVS.  C.  F.  STRB,  cum  in  aüis  apographis  sit  STRAB.,  verum 
si  quis  illam  inscriptionem  perlustraverit,  facile  concedet  neque  hoc 
neque  illo  modo  Strabonis  nomen  decurtatum  esse  verisimile  videri: 
probabüiter  Mommsenus  (C.  L  L.  I.  573)  scripsit  STAB  i.  e.  Stabdio. 
Superest  ut  dicam  de  inscriptione  nummorum  Suessanorum,  in  quibus 
plerumque  legitur  PRBOVM,  rarius  PROBOVM,  PROBOM,  PROBVM, 
a  quorum  sodetate  non  est  segreganda  inscriptio  nummorum  Beneven- 
taaorum  PROPOM.  Haec  inscriptio  quid  significet,  ambigunt:  mihi 
quidem  non  est  dubiimi,  quin  aes  probum  esse  dicatur,  h.  e.  recte 
eicoctum  purgatumque,  quemadmodimi  est  apud  Festum  p.  250:  puri 
probi  profani  sui  auri,  et  apud  Plautum  in  Persa  v.  526  et  683  [IV.  3, 


9)  Ritschelius  Praenestinurn  titulam  dicit  praeterea  hunc  GAVI.  TERTINEI. 
POSnCNU  [Opuflc.  IV.  387.  cf.  Pr.  Lat.  Mon.  tab.  XXXVI  B],  sed  origo  incerta 
est  secundum  Moinmsenum  C.  I.  L.I.  p.  255,  neque  possum  hoc  verbum  interpretari. 


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190  De  pronuntiatione  Plautma. 


57  et  IV.  6, 683],  item  apud  Livium  passim  [XXXTL2]  probum  argentum; 
denique  numi  probi  apud  Plautum  saepius  legitur.  Quod  in  extrema  parte 
OV  legitur,  oflfendit  Mommsenum :  at  OV  hie  ut  alias  est  adhibitum, 
quoniam  vocalis  sonus  dubius  erat,  ita  ut  tarn  ad  V  quam  ad  0  acoe- 
deret,  id  quod  ipsa  varietas  scripturae  proboum,  pröbom,  probum  satis 
superque  arguit:  similiter  in  inscriptione  Sarsinate  1418  VIVOVS  L  e. 
vivus  legitur,  neque  alia  est  haud  raro  natura  litterarum  El,  quam- 
quam  id  vulgo  negant.  Verum  permira  est  varietas,  quam  in  primore 
vocabulo  deprehendimus  PRPOVM,  quae  forma  non  tam  asperitate 
offendit,  quam  quod  ea  littera  detracta  est,  quae  accentum  redpere 
solet:  equidem  haud  sdo  an  Aurunci  secus  atque  ceterae  Italiae  gentes 
Graecorum  more  etiam  extremas  verborum  syllabas  accentu  notaverint, 
probum  non  probum  dicentes;  nam  scripturae  quidem  compendium  ab 
his  nummis  prorsus  abhorret'^). 

Ceterum  ista  verborum  contractio  non  solis  Praenestinis  fuit  propria, 
sed  simiUa  rusticanae  elocutionis  exempla  etiam  in  aliis  regionibus  repe- 
riuntur  ^*).  Cum  constet  veteres  Etruscos  inprimis  hoc  modo  verba  immi- 
nuisse,  non  est  mirum  etiam  Latinum  sermonem  illic  eins  moris  vestigia 
quaedam  servavisse,  velut  in  titulo  Perusino,  quem  Bitschelius  Mus. 
Rhen.  XVII.  144  [Opusc.IV.  488.  Pr.Lat.  Mon.  tab.  LXXVm  ¥]  exhibet, 
(C.  I.  L.  I.  1393)  plane  legitur  ITER  DEBTVR  A(D)  MONIMENTV. 
i.  e.  debetur,  item  in  alio  Perusino  (ib.  1388)  PTRONI,  non  Petroni  exstat; 
in  speculo,  quod  Cosae  in  Etruscorum  finibus  repertum  (C.  I.  L.  L  57), 
PROSEPNAI  hoc  est  Proserpinae  comparet  In  nummis  Ariminensium 
exstat  ARIMN  (C.  L  L.  I.  23).  Tituü  Pisaurenses  [C.  I.  L.  I.  p.  32]  satis 
antiqui  DEDRO,  DEDROT,  LEBRO  praebent.  Ex  Marsorum  agro  huc 
pertinet  titulus  (183)  VECOS  SVPN  i.  e.  Vicus  Supinas  (vid.  Add. 
p.  555),  item  1174  LIBO  TETDIVS  h.  e.  vel  Tüidius  vel  Tdtidius, 
et  1541a  PVRCEFRO  i.  e.  Purcifero,  cuius  dei  nomen  compono  cum 
fluvio  Porcobera  vel  Procobera  in  Genuatium  agro,  quem  Plinios  Por- 
ciferam  appellat  Porro  inscriptio  prope  Amitemum  reperta  (1287) 
OFDIVS  h.  e.  Äufidius  praebet,  aüa  Aeclanensis  (1230)  PATLACIVS 
exhibet,  quod  nomen  alias  pleno  Patulacius  scribi  solet,  Lucanus  titu- 
lus (1258)  LEIBREIS  i.  e.  liberis  praebet 

Tituli  antiquiores  ipsius  urbis,  si  discesseris  a  contractionis  exem- 
plis,  qualia  sunt  domneis^  soldum,  decmus  et  decmo  (G.  I.  L.  I.  821), 


10)  Item   contractio  deprehenditur  in  niumnis  hnius  genens  Beneventanis, 
ubi  BENVBNTOD  eistai 

11)  Quod  in  Tuscnlano  titnlo  legitur  (C.  I.  L.  I.  63)  MAVRTE,  cum  sit  satis 
ambigna  forma,  sciens  praetermisi. 


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De  pTonuntiatione  Plautina.  191 


Ipedisq.,  quod  in  Fastis  Antiatibus  legitur  fortasse  pro  |  scripturae  com- 
pendio  habendum,  alia  id  genus,  etiam  propria  nomina  imminuta  suppe- 
ditant,  Telut  TVEPLEIO  (65),  POPNIA  (1062),  et  quod  inprimis 
memorabile  est  DLABELLA  (1063):  ad  haec  exempla  accedunt  ex  ollis 
polyandrii  LICNIA  (892)  et  ut  videtur  CALPTANA  (848):  nam  alia 
utNTMTORIVS  (922),  quoniam  nimis  incerta  sunt,  mitto.  Verum  ab 
hoc  numero  segregandum  FECT^*)  et  si  quae  simüia  passim  in  tituüs 
eistant:  nam  hoc  revera  scripturae  compendium  est;  antiquissimum 
exemplum  foret  C.  I.  L.  I.  51:  C.  OVIO.  OVF.  PECT,  sed  ibi  insertam 
litteram  I  iam  Kitschelius  agnovit,  quamquam  quod  didt  formam  fecf 
propterea  antiquiori  aetati  abiudicandam  esse,  quod  novissima  horum 
praeteritomm  syllaba  producta  fiierit,  equidem  nego  ac  pernego,  sed 
pervagatum  himc  errorem,  qui  aJios  graves  peperit  errores,  alias 
redargoam.  Scripturae  esse  compendium  manifeste  docet  titulus  Pom- 
peianus  (in  Gerhardi  Diar.  Archaeol.  IE.  287,  Mommsen  in  Inscr.  R. 
Neap.  neglexit): 

(Be)KPENTIS  LVSVS  SI  QVI  SIBI  FORTE 
NOTAVIT  SEPVMIVS  IVYENIS  QVOS  FACT 
INGENIO. 

ubi  versus  lex  bisyllabam  formam  fadt  flagitat.  Atque  eiusmodi  formae 
potissimum  in  novissimo  versu  leguntur,  ut  plane  appareat,  lapidarios 
loci  angustüs  coactos  haec  in  arctum  redegisse,  velut  PECT  I.  R  K  406, 
VrXT  ib.  2795.  3447,  idem  tarnen  etiam  in  medio  versu  exstat  3395, 
acut  EXPENSAVT  2800. 

Neque  reliquae  Italicarum  gentium  dialecti  huius  consuetudinis 
expertes  fiierunt:  Oscorum  nomina  satis  nota  simt,  velut  Nuvkrinum 
h.  e.  Nuceria,  Niumsis  h.  e.  Numerius,  Nuvla  h.  e.  Nola  (Nowüa  sive 
Novdla).  TJmbri  inprimis  hanc  contractionem  frequentant,  etiam  in 
proprüs  nominibus,  velut  Treblaneir,  nee  tarnen  peculiaria  exempla 
suppeditant,  nisi  forte  delitescant  in  vocabulis  obliviis.  Sed  Paeligno- 
rum  sermo,  cuius  reliquias  tenues  sed  animadversione  inprimis  dignas 
nuper  illustravi  in  alio  prooemio  [lect.  aest  a.  1864],  maxime  memorabile 
suppeditat  exemplum  PPEBCI,  i  e.  pepercit,  quod  planissüne  congruit 
cum  consuetudine  Praenestinorum,  qui  conia  i.  e.  c^conia  dicebant:  atque 
ita  etiam  commode  confirmantur  ea,  quae  iam  olim  quamvis  dubitanter 
proposui  de  Latinorum  vocabulorum  dedisti,  dedisse,  bibisti  pronun- 
tiattone  (in  Diar.  Antiq.  1848  p.  1129  [Opusc.  L  p.  9]),  quae  Corssen 
(über  Aussprache  IL  p.  100)  elevare  studuit 


12)  Ad  eundem  modum,  si  recte  memini  [?],  etiam  FELK  scribitor. 


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192  tJeber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften. 


xn. 

Ueber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften*). 

In  den  Handschriften  des  Plautus  finden  sich  in  den  üeber-  •>2<) 
Schriften  der  einzehien  Scenen  gewisse  Zeichen,  offenbar  Reste  einer 
alten  üeberlieferung,  die  uns  leider  nur  unvollständig  erhalten  ist. 
Beachtung  haben  diese  notae  bisher  nicht  gefunden^);  ich  habe  schon 
vor  Jahren  auf  Grund  des  vorhandenen  Materiales  eine  Erklärung 
versucht,  hielt  aber  meinen  Versuch  zurück,  weU  es  wünschenswerth 
schien,  zur  bessern  Begründung  die  Vervollständigung  des  kritischen 
Apparates  zu  Plautus  abzuwarten.  Jetzt  hat  Geppert  in  seinen  Plau- 
tinischen Studien  (1.  Heft,  p.  3  fi*.)  in  dankenswerther  Weise  die  hand- 
schriftlichen Zeugnisse  für  diese  notae  vermehrt  und  ergänzt;  mit  der 
Lösung  des  Problems  jedoch,  welche  dieser  scharfsinnige  Gelehrte 
empfiehlt,  kann  ich  nicht  einverstanden  sein. 

Es  handelt  sich  um  die  beiden  notae  DV  und  C*  oder  C  *).  Nach 
Gepperts  Ansicht  wird  das  erste  Zeichen  in  vier  verschiedenen  |  Fällen  230 
angewandt,  1)  wenn  eine  Person  die  ganze  Scene  allein  spricht,  2)  wenn 
eine  oder  mehrere  Personen  bei  Seite  sprechen,  3)  wenn  dieselben 
zunächst  am  Gespräch  keinen  Theil  nehmen,  4)  wenn  eine  Person 
stumm  ist.  Abgesehen  von  der  Vieldeutigkeit  des  Zeichens,  mufs 
schon  der  Umstand  Mifstrauen  erwecken,  dafs  Geppert  selbst  gesteht, 
er  könne  den  Ursprung  dieses  Zeichens  und  seine  eigentliche  Bedeutung 
nicht  erklären.  Dagegen  C*  oder  C  (Geppert  berücksichtigt  nur  die 
letztere  Form)  soU  die  abgenmdete  Form  der  eckigen  <  öiTtlfj  t^u) 
vevevxvla  sein,  welche  nach  Hephaestion  in  den  Texten  der  lyrischen 
und  dramatischen  Dichter  eine  Metabole  des  Bhythmus  bezeichnete, 
aber   auch   anderweitig   Verwendung   fand,   wie   namentlich   aus  den 


[*)  Nr.  I  der  'Lösungen .  Motto:  Non  fumutn  ex  fulgore,  sed  ex  fumo  dort 
lucem,    Philologus.    Herausgeg.  v.  E.  v.  Leutsch.    XXXI.  Bd.   1872.] 

1)  Wenn  Movere  das  eine  Zeichen,  weil  es  im  Poenulus  hei  einer  punischea 
Stelle  sich  findet,  aus  dem  Panischen  erklären  wollte,  Usener  das  andere  in  einer 
Stelle  des  Pseudolus  als  Abkürzung  eines  Pereonennamens  ansah,  so  sind  diese 
Yermuthungen  haltlos,  da  nur  eine  Berücksichtigung  des  gesammten  Materiales  zu 
einem  gesicherten  Resultate  führen  kann. 

2)  Aufserdem  finden  sich  nur  ganz  vereinzelt  Spuren  anderer  Zeichen,  mit 
denen  ich  nichts  anzufangen  weifs ,  so  im  Trucul.  11.  1  steht  im  B  am  Anfang  der 
Scene  VI,  bei  Terenz  Eunuch,  ü.  1  im  C  gleichfalls  am  Anfang  RF  (wenn  den  Add. 
p.  LXXXTT  zu  glauben  ist  RH,  doch  wird  dort  gar  keine  Handschrift  genannt). 
Ueber  Zeichen  im  Victorianus  berichtet  Umpfenbach  Von*,  zimi  Terenz  p.  XXU  in 
nicht  genügender  Weise. 


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üeber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften.  193 


metrischen  Schollen  zu  Aristophanes  erhellt.  Ich  will  hier  nicht  weiter 
prüfen,  wie  Geppert  seine  AuiBfassung  in  jedem  einzelnen  Falle  mit  der 
handschriftlichen  Ueberlieferung  in  Einklang  zu  bringen  sucht,  ich  will 
nur  darauf  hinweisen,  wie  es  höchst  auflfallend  ist,  dafs  nach  dieser 
Erklärung  beide  Zeichen  unter  ganz  verschiedene  Gesichtspunkte 
faüen;  die  erste  Nota  würde  in  die  Kategorie  der  dramaturgischen 
;raQ€7nyQa(pal  fallen,  während  die  zweite  ein  metrisches  ar^jjelov  wäre, 
um  den  Wechsel  des  Versmafses  anzudeuten.  Das  Natürlichste  ist 
doch  wohl,  dafs  beide  Zeichen  in  einer  näheren  Beziehung  zu  einander 
stehen.  Ich  erlaube  mir  daher  meine  Erklärung,  die  sich  wie  ich  hoffe 
durch  Einfachheit  und  Natürlichkeit  empfiehlt,  der  Prüfung  Mit- 
forschender vorzulegen. 

Diese  Zeichen  finden  sich  nur  in  den  Pfälzer  Handschriften  des 
Plautus,  die  auch  hier  ihre  Vorzüglichkeit  bekunden,  während  weder 
im  Mailänder  Palimpsest  noch  in  den  zahlreichen  Handschriften  des 
Terenz  soviel  ich  weifs  Spuren  dieser  Bezeichnung  sich  erhalten  haben. 
Bei  weitem  die  meisten  Belege  giebt  der  Vaticanus  B,  einige  wenige 
finden  sich  in  C  oder  D,  theils  an  Stellen,  wo  auch  B  eine  Nota  hat, 
theils  ergänzen  sie  in  erwünschter  Weise  die  ältere  Quelle.  Um  es 
kurz  zu  sagen,  DV  und  C*  oder  C  sind  nichts  weiter  als  Abkürzungen 
Tut  Diverbium  und  Canticum.  Die  Abbreviatur  DV  ist  gesichert  dunih 
analoge  Beispiele,  wo  bei  zusanmiengesetzten  Worten  der  erste  Buch- 
:^be  beider  Bestandtheile  als  Nota  verwendet  zu  werden  pflegt^). 
^1  Diese  Erklärung  der  Zeichen  hatte  sich  [  mir  bei  wiederholter  Betrach- 
tung aller  hieher  gehörenden  Stellen  als  die  einzig  statthafte  ergeben ; 
nachträglich  fand  sich  im  Donatus  die  erwünschte  Bestätigung:  in  der 
Einleitung  zu  den  Adelphi  lesen  wir:  saepe  tarnen  mutatis  per  scenam 
modis  cantica  mutavit*)^  quod  sigr^ificat  titulus  scenae,  habens  suhirr- 
tas  personis  litteras  M.  M.  C.     Item  diverbia  ab  hisirionibus   crebro 

3)  Docli  kann  man  die  Abkürzung  auch  so  auffassen  wie  FD.  MN.  PBL. 
und  ähnliche,  d.  i.  j^edes,  minus,  publicus. 

4)  Mutavit  ist  offenbar  verschrieben,  doch  ist  die  Variante  cantarit  wertli- 
lo8,  es  wird  temperarit  zu  schreiben  sein,  der  Grammatiker  überträgt  hier,  was 
«eigentlich  dem  Componisten  zukommt,  auf  den  Dicliter.  In  der  Abhandlung  de 
comoedia  et  trugoedia  [herausg.  zuletzt  von  A.  Reiffei-scheid  im  Breslnuer  Ind.  sehn], 
hib.  1874]  erlftutcrt  Donatus  die  mutaiio  modorum  [p.  12]  noch  genauer:  vt  signifi- 
cantj  qui  tres  nutneros  in  comoediis  ponunt,  fjui  tres  continent  mutatos  modos  canfici, 
was  sicherlich  auch  von  den  Plautinischen  Handschriften  gilt.  Es  war  offenbar  durch 
Zahlzeichen  angemerkt,  wann  und  wie  oft  in  einem  Canticum  die  Metabole  eintrat. 
Wenn  dann  Donatus  bemerkt,  der  Name  des  Componisten  sei  verzeichnet  worden:  iVins, 
(fui  huiusrtiodi  modon  faciebat,  nomen  in  jmncipin  fahiilae  et  scriptaris  ei  actoris 
^^^perponebant ,  mufs  es  wohl  ut  scriptoi'is  et  actoiis  heifsen  [ut  et  R.  mit  Schopen]. 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  13 


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194  Ueber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften. 


pronuntiata  sunt,  quae  significatUur  JD.  et  M,  litteris  secundum  per- 
sonarum  nomina  prciesa-iptis  in  eo  loco,  ubi  incipit  scena.  Hier  bedarf 
es  nur  einer  geringen  Nachhülfe,  indem  D  et  F  zu  schreiben  ist,  und 
um  jeden  Zweifel  zu  beseitigen,  steht  im  Codex  Peter  Daniels  wirklich 
so.  Donatus  giebt  also  ganz  genau  die  Stelle  an,  wo  diese  Notae  sich 
fanden,  und  damit  stimmt  die  üeberlieferung  der  Plautinischen  Hand- 
schiiften  voUkommen,  so  z.  B.  Trinummus  11.  2  SENEX  ADTLESC 
C-.  oder  H.  4:   ADVLESCENS  SERWS  SENEX  DV. 

Diverhia  und  Caiüica  sind  die  Haupttheile  des  römischen  Lust- 
spiels*^): so  war  also  auch  im  Eingange  jeder  Scene  vermerkt,  zu 
welcher  von  beiden  Kategorieen  sie  gehöre.  Aber  die  Abschreiber 
haben  die  Zeichen,  deren  Bedeutung  ihnen  nicht  mehr  klar  war,  ent- 
weder ganz  weggelassen  oder  nur  zufällig  beibehalten.  In  den  Hand- 
schriften des  Terenz  fanden  sich  die  Notae  vor,  wie  wir  aus  |  Donat  232 
sehen,  jetzt  sind  sie  vollständig  getilgt;  ebenso  fehlen  sie  zu  mehreren 
Stücken  des  Plautus  gänzlich,  während  zu  anderen  mehr  oder  weniger 
Reste  der  alten  üeberlieferung  gerettet  sind.  Dafs  unter  diesen  Um- 
ständen auch  die  Zeichen  selbst  nicht  immer  fehlerfrei  copirt  sind, 
läfst  sich  erwarten,  aber  im  ganzen  und  grofsen  dürfen  wir  wohl  der 
Bezeichnung  vertrauen,  nur  müssen  die  bisher  herrschenden  Tor- 
stellungen von  der  Natur  des  Canticum  der  römischen  Komödie  wesent- 
lich modificirt  werden.  Das  ist  gerade  der  Hauptgewinn,  den  wir  aus 
diesen  imscheinbaren  Zeichen  ziehen,  dafs  nun  klar  wird,  wie  im 
römischen  Lustspiele  Gesang  und  musikalische  B^leitung  einen  viel 
breiteren  Baum  einnahmen,  als  man  bisher  annahm:  doch  werde  ich 
zunächst  des  Ausdruckes  Canticum  in  dem  jetzt  üblidien  Sinne  mich 
bedienen. 

Zahlreiche  Beste  der  alten  Bezeichnung  sind  uns  im  Trinummus, 
Pseudolus,  Truculentus  und  Poenulus  erhalten,  während  die  übrigen 
Stücke  nur  einzelne  Belege  oder  gar  nichts  bieten. 


5)  Diomedes  HI.  481  P.  [Gr.  Lat.  Bd.  I.  p.  491  Keil]:  membra  comoediarum 

sunt  tria,  diverbium,  canticum,  ckorus LaUnM  igitur  comoedüie  chorum  non 

habent,  sed  duöbus  membris  tantum  constanty  diverhio  et  cantico.  Und  so  unter- 
scheidet Bonatus  in  den  Einleitungen  zu  den  Komödien  des  Terenz  überall  ddverbia 
und  cantica.  Die  Schreibart  deverhium,  welche  sich  in  den  Handschriften  öfter 
findet,  scheint  mir  lediglich  auf  dem  gewöhnlichen  Irrthum  der  Abschreiber  SQ 
beruhen.  Biverhium  ist  nicht  mit  dia  zusammengesetzt,  sondern  steht  für  duwer- 
hium,  wie  man  im  Altlateinischen  duidens  statt  bidens  und  duicensus  (in  den  ^11 
tabb.,  wie  aus  den  Or.-Lat  Gloss.  erhellt)  sagte.  Aus  duiverbium  konnte  allerdings 
auch  dm^erbium  imd  doeverbium  entstehen,  und  dieses  in  deverbium  verderbt  wer- 
den, doch  hat  dies  hier  wenig  Wahrscheinlichkeit. 


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Üeber  einige  Zeichen  der  Flantinischen  Handsohriften. 


195 


Trinummus. 


Act.  n  Sc.  2 


Cod.  B  :  C- 


Canticum,  dann  folgen  troch.  Sept 
und  zum  Schlufs  iamb.  Senare,  in 
den  Handschriften  werden  aber 
diese  Abschnitte  als  selbständige 
Scenen  abgesondert 

Iamb.  Senare. 

Troch.  Septenare. 

Troch.  Sept. 

Iamb.  Sen. 

Canticum  (troch.  Octon. ;  zum  Schlufs 
ein  anapästisches  System). 

Iamb.  Sen. 


Troch.  Sept. 
Iamb.  Sen. 

Anap.  Dun.:  troch.  Sepi 
I  Troch.  Sept 

ffier  erweckt  nur  die  Bezeichnung  IV.  4  den  Verdacht  eines  Fehlers; 
iambische  Senare  sind  das  eigentlich  für  den  Dialog  bestimmte  Vers- 
mafe,  wie  dies  auch  Marius  Vict  II.  3,  38  [Gr.  Lat  Bd.  VI  p.  79  K.] 
233  anerkennt,  wo  |  er  über  die  daustdae  bemerkt:  et  solent  in  canticis 
magis  quam  (in)  diverUis,  quae  in  [statt  eoc]  trimetro  magis  subsistunt, 
coUocari  Auch  werden  sonst  Scenen,  die  aus  Senaren  bestehen,  regel- 
mälsig  mit  dem  Zeichen  DV  versehen.  So  liegt  wohl  auch  hier  nur 
rin  Irrthum  des  Abschreibers  vor. 


-  n  —  4 

-    B  : 

DV 

-  m  -  1 

-    B  :  C- 

-  ra  —  2 

—    B  :  C- 

-  m  —  3 

—  BC  :  DV 

-  IV   -   1 

—    B  :  C- 

-  IV    —   2, 

V.  155  BC  :  DV 

(daraus  verderbt  im  E  :  DVO). 

-  IV    —   3 

Cod.      B 

c- 

-  IV   —  4 

-        B 

c- 

-    V   -   1 

-        B 

c- 

-    V    —  2 

-        B 

:  C 

Act  I  Sc.  2                  Cod.  B  :  C- 

Canticum. 

-    I  -  4                    -    B  :  DV 

Iamb.  Sen. 

-    I  _  5                    «   B  :  DV 

Iamb.  Sen. 

-n  -  3                    -   B  :  C 

Troch.  Sept 

^  n  —  4                    —   B  :  C 

Troch.  Sept 

Nach  Zumpts  Collation. 

-m  -  1                   _   B  :  DV 

Iamb.  Sen. 

B  hat  PVER  DV.,   D  :  PVER 

I'  r  I',  was  wohl  nur  auf  ein 

lli&verständnifs     der     undeut- 

lichen Züge  der  Nota  zurück- 

zuführen ist,  daraus  F  puert  duo. 

13^ 


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196 


Ueber  einige  Zeichen  der  PUutiniBoben  Handscliriften. 


Act  III  Sc.  2  Cod.  B  :  DV 

—    IV  -  1  —BD  :  C 

Im   B    ist   die   Nota    C    wieder- 
holt:    P.    PSEVDOLVS    SER. 
C  .  SYCOPHANTA  .  C  . 
_-    IV  _  2  ~    B  :  C 

Im  D  steht  CA. 


^  IV  -  8  —   B  :  DV 

_  IV  —  4  —    B  :  DV 

_   IV  —  8  —    C  :  -C- 

Nach  Zumpt  bei  Geppert  hat  B 
hier  EIDEM  DV,  was  Ritschi 
nicht  erwähnt,  und  zumal  dem 
widersprechenden  Zeugnifs  des 
C  gegenüber  unglaubwürdig  er- 
scheint, da  troch.  Sept  sonst 
überall  die  Nota  C*  erhalten. 


lamb.  Sen. 
Canticum. 


Troch.  Sept  Am  Schlufs  der  Scene, 
wo  der  Brief  verlesen  wird,  fol- 
gen iambische  Senare,  wahrschein- 
lich fand  sich  hier  ursprünglich 
die  Nota  DV,  die  sich  nicht  er- 
halten hat^). 

lamb.  Sen.  ^^ 

lamb.  Sen. 

Troch.  Sept. 


Truculentus. 


Act.  I  Sc.  1  Cod.  BC  :  DV- 

Auch  D  hat  ADV,  was  wohl  nur 

auf  MiTsverständnifs    der   Nota 

beruht,  indem  der  Abschreiber 

daraus  aduleacens  machte. 

—  n  —  1  —     B  :  C- 
_    n  —  3  —     B  :  DV- 

—  n  —  4  —    B  :  DV- 
_    II  —  7  _     C  :  C- 


lamb.  Sen. 


Canticum. 
lamb.  Sen. 
lamb.  Sen. 
Canticum. 


6)  Oh  auch  hei  Menander  in  dereelhen  Scene  Trimeter  und  Tetrameter  wechsel- 
ten, ist  ungewifs.  Hephästion  sagt  p.  121  Gaisf.:  uixrtt  fiiv,  m  «'*  AleytiviQoi' 
^lüfAt^iai'  7t fj  fikv  yuQ  TnQafitTQa  (v  r^  avt^  not.iifAari .,  nfi  H  T^/fifTQa  fVQiaxftw. 
Marius  Vict  I.  15,  7  [p.  79  K.]:  ftfraßolixu  afUem  quae  ab  aliis  metris  ad  aUa 
genera  transitum  faciunt,  qualia  esse  tragica  et  comica  paullo  ante  memorari 
(I.  12,  11  [p.  50  K.]).  Kam  et  Menandei'  in  comoediis  freqiienter  a  continwUi* 
ianibicU  verftüms  ad  trochaicos  transit,  et  rurswn  ad  iambicos  redit.  Allein  noftifiß 
ist  wohl  hier  nicht  eine  einzelne  Scene,  sondern  gleichbedeutend  mit  Drama,  s.  Mar. 
Vict.  I.  15,  2.  [p.  56  K.],  Diomed.  DI.  p.  482  P.  [Or.  lAt.  ed.  K.  Bd.  L  p.  484]. 


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üeber  einige  Zeichen  der  Flautinischen  Handschriften. 


197 


Auch   in  B,    welcher  ASTARC* 
schreibt,   hat   sich  offenbar  die 
Nota  erhalten. 
Act.  n  Sc.  8  Cod.  C  :  DV- 

_    m  —  2  —  BC  :  DV- 

-    IV  —  1  —  BC  :  C*) 

_    IV  -  3  -BDc:C**) 


lamb.  Sen. 
lamb.  Sen. 
Troch.  Sept. 
Troch.  Sept. 


Act  IV  Sc.  2 


Menaechmi. 
Cod.  D  :  D V- 1  Canticum. 


Die  Nota  ist  offenbar  irrig;   wenn  nicht  ADOLESCENS  davor  stände, 
könnte  man  vermuthen  'DV*  sei  aus  ADV*  entstanden. 


Persa. 


Act  IV  Sc.  3  Cod.  Db  :  C 

üeber  den  Cod.  C  findet  sich  keine 
Angabe. 


Troch.  Sept.,  worauf  andere  Verse 
folgen;  der  Brief,  der  verlesen 
wird,  ward  wohl  gesprochen,  da 
hier  iambische  Senare  eintreten, 
und  erhielt  also  die  Nota  DV. 


Mercator. 
Act.  n  Sc.  2  Cod.  C  :  DV  lamb.  Sen. 

C   hat    LORAKIVS    DU,    was  y 

Ritschi  wohl  richtig  deutet  DV, 
daraus  scheint  im  D  LORARII 
entstanden. 
-    n  —  4  _    C  :  C     1  Troch  Sept. 

Hierzu  kommen  nun  die  weitem  Belege  zu  den  übrigen  Stücken, 
welche  (Jeppert  mittheilt  nach  den  Angaben  Zumpts,  der  den  B  zu 
diesem  Zweck  eingesehen  hat.  Die  Vergleichung  der  anderen  Hand- 
schriften dürfte  auch  hier  einige  Ergänzungen  darbieten. 


Poenulus. 

Act.  m  Sc.  1 

Cod.B 

C      Troch.  Sept 

-  m  —  2 

—   B 

C     1  Troch.  Sept 

-  m  —  3 

—   B  : 

DT 

lamb.  Sen. 

-  m  —  4 

—    B  : 

DV 

lamb.  Sen. 

-   IT  -  1 

—    B  : 

C 

lamb.  Octon. 

-     T  -  1  V. 

11 
aht  C, 

—   B 
im  C  C-.] 

DT  Punisch. 

[*)  Im  B  8b 

[••)  B  :  C-,  De 

C] 


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198  Ueber  einige  Zeichen  der  Piautinisohen  Handschriften. 


Act.  V  Sc.  2  Cod.  B  :  DV 

—  V  -  3  —   B  :  DV 

—  V  —  4  —    B  :  C 


lamb.  Sen. 
lamb.  Sen. 
Canticum. 


Vielleicht  ist  auch  noch  V.  5  hinzuzufügen,  wo  nach  Haspers  Angabe 
D  LENO  EEDEM  ü-,  E  LENO  EBDEM  II  lesen;  dies  könnte  ausDV 
entstanden  sein,  was  man  als  Zahlwort  HVO  fafste,  und  jene  Nota  ist 
passend,  da  die  Scene  aus  iambischen  Senaren  besteht 

Captivi 
Act.  m  Sc.  1  Cod.  B  :  DV  I  Troch  Sept 

Hier  liegt  unzweifelhaft  ein  Schreibfehler  vor,  denn  trochäische  Septe- 
nare  werden  sonst  überall  als  Canticum  bezeichnet,  und  gerade  dieser 
Monolog  des  Parasiten  eignet  sich  sehr  gut  für  diese  "Weise  des  Vor- 
trages. 

Casina.  236 


Act.  IV  Seen.  1 

Cod.  B  :  DV 

lamb.  Sen. 

-     IV     -    2 

-   B  :  DV 

lamb.  Sen. 

-   rv   -  3 

-   B  :  DV 

Ganticnm. 

Auch  an  dieser  Stelle  ist  ein  Schreibfehler  unbedenklich  anzunehmen, 
da  der  rein  lyrische  Charakter  dieser  Scene  offen  zu  Tage  liegt 


Cistellaria. 

Act   n  Seen.  2 
—     n    -   3 

Cod.B 
—    B 

:  C 
:  DV 

Canticum. 
lamb  Sen. 

Act    I  Seen.  2 

-    n  -  1 

—     II     -    2 

Cod.  B 

—  B 

—  B 

Epid 
:  DV 
:  DV 
:  C 

icus. 

Troch.  Sept 
Canticum. 

Hier  ist  die  Bezeichnung  in  den  beiden  ersten  Stellen  sicherlich  falsdi: 

an  der  ersten  hat  B: 

STEATIPPOCLES  CHEMBOLVS  ADOLESCENTBS 

EPIDICVS  SEKVVS  DV 

Der  Stellung  nach  müfste  allerdings  DV,  was  am  Ende  der  zweiten 
Zeile  steht,  den  Vortrag  der  Scene  bezeichnen,  aber  im  Archetypus 
wird  ADOLESCENTES  DVO  gestanden  haben.  Aehnlich  verhält  es 
sich  mit  der  Ueberschrift  der  andern  Scene  (11.  1)  APOECIDES 
PEEIPHANES  SENES  DV,  wo  offenbar  DVO  zu  corrigiren  ist  Da- 
gegen in  der  dritten  Stelle  ist  die  Nota  C  richtig.    Die  Soene  besteht 


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üeber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften.  199 

abgesehen  vom  Eingänge,  dessen  Herstellung  noch  unsicher  ist,   aus 
trochuschen  Septenaren. 

Wir  sehen  also,  das  Diverbium  beschränkt  sich  auf  die  in  iam- 
bischen  Senaren  gedichteten  Scenen,  die  aber  auch  ausnahmlos  (denn 
die  Nota  C*  Trin.  IV.  4  ist  sicherlich  falsch)  einfach  gesprochen  wurden  ^). 
^7  Es  ist  möglich,  dafs  in  den  Diverhia  zuweilen  |  auch  ein  anderes  Vers- 
mafe  in  Anwendung  kam,  allein  die  Beispiele  aus  den  Menächmen, 
der  Casina  und  dem  Epidicus,  wo  ein  unzweifelhaftes  Cantimm  die 
Nota  DY  erhält,  sind  entschieden  fehlerhaft;  aber  auch  die  Fälle  aus 
den  Captivi  und  dem  Epidicus,  wo  trochäische  Septenare  als  Diverbium 
bezeichnet  werden,  sind  verdächtig,  da  gerade  dieses  Versmafs  sonst 
überall  den  gesungenen  Partieen  zufallt,  und  in  einem  ganz  gleichen 
Falle  im  Pseudolus  eine  willkürliche  Vertauschung  der  Zeichen  DV 
und  C  vorliegt  Der  Ausdruck  Diverbium  wird  natürlich  auch  ohne 
alles  Bedenken  von  Monologen  gebraucht,  wie  Trin.  IV.  2,  155  fif. 

Diomedes  beschränkt  das  Canticum  eigentlich  auf  Monodien,  und 
nimmt  nur  den  Fall  aus,  wo  eine  zweite  Person  zwar  auf  der  Bühne 
ist,  aber  nur  abseits  und  für  sich  ein  paar  Verse  dazwischen  singt, 
und  die  Neueren ,  wie  z.  B.  Brix  Einl.  ziun  Trin.  p.  21 ,  folgen  jenem 
Gnunmatiker.  Aber  diese  Definition  ist  wie  so  viele  andere  bei  den 
alten  Grammatikern  unhaltbar,  sie  trifft  ebensowenig  bei  den  ^a^ara 
änd  (rapi}g  der  griechischen  Dramatiker  wie  bei  den  Canttca  der 
römischen  Komiker  zu.  Allerdings  sind  Monodien  der  Natur  der  Sache 
nach  besonders  beliebt,  aber  nicht  minder  häufig  finden  sich  Wechsel- 
gesänge, wie  z.  B.  gleich  im  Eingange  des  Stichus,  einer  Partie,  die 
unzweifelhaft  gesungen  und  von  der  Musik  b^leitet  wurde. 


7)  Es  gilt  dies  auch  von  der  grieohisohen  Tragödie;  die  Behauptung  der 
Neueren,  als  wären  die  iambisohen  Trimeter  der  Tragiker  ohne  Ausnahme  entweder 
gesungen  oder  unter  Musikbegleitung  gesprochen  worden,  beruht  hauptsächlich  auf 
einem  MiTsverständnisse  hinsichtlich  der  Parakataloge,  die  ihre  Stelle  in  den 
lyrischen  Partien  (wohl  nur  in  den  &n6  axtjvfjs)  hatte;  und  die  vermeintliche 
^tdeckung  symmetrischer  Zahlen  Verhältnisse,  die  man  geltend  macht,  ist  am 
wenigsten  geeignet,  jene  Hypothese  zu  stützen.  Wenn  Plato  Bep.  X.  p.  605  D  sagt: 
*0fiiiQOv  xtä  älXov  tivos  Ttav  tQaytj^onoiwv  fAigjLOVfiivov  rivä  jüv  ^Qtottv  iv  nivd-H 
iwTtt  xtu  fAOXQav  ^fjatv  änot^lvovtu  iv  totg  ddvQfioTg  ^  ^'^^  ^dovrdg  t€  xal  xonto- 
tUvovg,  so  geht  die  fiaxQ«  ^fjaig  eben  auf  Monologe  in  Trimetem,  von  denen  die 
Gesänge  {rä  äno  axrivfjg)  ausdrücklich  unterschieden  werden.  Erst  die  Schauspieler 
der  späteren  2^it  mögen  sich  nicht  überall  mit  der  y^iX^i  Xi^ig  begnügt  haben. 
Wenn  Diodor  XV.  7  vom  Dionysius  berichtet,  er  habe  nach  Olympia  rovg  iiifwfo^ 
JtcTovgTw  htoxQiTWf  diad7\ao^vovg  iv  roTg  Ö^Xotg  /uiiT^  tfi^ffg  rä  noiilfiata  gesandt, 
80  übertxSgt  er  nur  die  Sitte  seiner  Zeit  auf  die  olassische  Periode. 


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200  üeber  einige  Zeichen  der  Plantinischen  Handschriften. 

üeberhaupt  aber  weisen  die  Neueren  offenbar  diesen  Kimstmitteln 
in  der  römischen  Komödie  einen  viel  zu  beschränkten  Baum  an ;  z.  B. 
im  Trinimimus  findet  man  das  Cantictim  nur  vertreten  durch  II.  1, 
II.  2,  V.  1  —  21,  imd  IV.  1 ;  jetzt  erfehren  wir,  dafs  auch  HI.  1,  HL  2, 
IV.  3,  V.  1,  V.  2  gesungen  wurden,  und  damit  ist  die  Zahl  der  Cantica 
in  jener  Komödie  gewifs  nicht  abgeschlossen,  da  ja  die  Notae  nur 
unvollständig  erhalten  sind,  und  es  |  innere  Wahrscheinlichkeit  hat,  238 
dafs  Scenen,  die  hinsichtlich  der  metrischen  Form  und  ihres  ganzen 
Charakters  jenen  völlig  gleich  sind,  auch  auf  dieselbe  Weise  vorgetragen 
wurden.  Man  hat  sogar  behauptet,  dafs  es  Lustspiele  gab,  die  der 
Gesangpartien  ganz  entbehrten,  obwohl  ausdrücklich  die  Cantica  und 
Diverbia  als  die  integrirenden  Theile  einer  römischen  Komödie  bezeichnet 
werden;  Lorenz  (zum  Miles  p.  65)  rechnet  zu  dieser  Kategorie  nicht 
nur  den  Miles,  sondern  auch  die  Asinaria;  aber  in  diesem  Stücke 
müfste  man  selbst  nach  der  herkömmlichen  Anschauung  die  kretischen 
Verse  L  2  als  Canticum  gelten  lassen. 

Schon  die  Betrachtung  der  Stücke  des  Terenz  mufs  gerechte 
Bedenken  gegen  die  Eichtigkeit  dieser  Ansicht  erwecken;  denn  bei 
diesem  Dichter  würden  sich  dann  nur  einzelne  Ansätze  und  schwache 
Versuche  nachweisen  lassen.  Donatus  bemerkt  zur  Andria:  diverbiis 
aut  canticis  lepide  disüncta  est^)]  zum  Eunuch us:  diverbia  tnuUa 
saepe^)  pronuntiata,   et  cantica    saepe  mutatis  modis  exhibita  sutdj 

'  8)  Die  handschriftliche  Lesart  ist,  so  viel  ich  weifs,  atUhenticis,  was  man 
nur  von  solchen  dialogischen  Scenen  verstehen  könnte,  die  Terenz  selbständig 
hinzugefügt  hätte:  allein  Terenz  ist  kein  originaler  Dichter.  Jedoch  ist  aut 
unpassend,  es  mufs  et  oder  atque  heifsen. 

9)  Das  saepe  ist  hier  gerade  so  unverständlich ,  wie  wenn  es  in  der  Einleitung 
zu  den  Adolphen  heifst:  item  dwerbia  ab  histrionibus  crebro  pi'onuntiata  »unt,  wo 
crebro  gestu  angemessen  sein  dürfte.  Für  die  erste  Stelle  weifs  ich  keinen  anderen 
Rath  als  saepe  in  facete  zu  verwandeLa.  Man  darf  saepe  und  crebro  nicht  etwa 
darauf  beziehen,  dafs  das  Publicum  eine  Wiederholung  verlangt  hätte;  dies  kam 
wohl  im  einfachen  Dialog  überhaupt  nicht  vor,  am  wenigsten  wird  man  ein  ganzen 
Diverbium  mehrmals  wiederholt  haben,  sondern  nur  in  leidenschaftlich  bewegten 
lyrischen  Partien  pflegte  das  Publicum  die  Wiederholung  eines  oder  des  andern 
Verses,  der  besondere  Wirkung  ausübte,  zu  fordern,  wie  aus  li^äus  Vn.  2,9 
hervorgeht,  vergl.  auch  Cicero  pro  Sestio  c.  56,  120:  revocabatur  ab  universis 
(Aesopus  in  einem  aus  trochäischen  Septenaren  bestehenden  Canticum  aus  dem 
Eurysaces  des  Attius);  dann  ebendaselbst:  mülies  revocatum  est,  gleichfalls  mit 
Beziehung  auf  einen  Septenar  aus  dem  Brutus  des  Attius.  Aesopus  spielte  damals 
in  mehreren  Tragödien  nach  einander,  und  überall  fand  man  Beziehungen  auf 
Cicero:  auf  den  Eurysaces  des  Attius  folgte  die  Andromacha  des  Ennius,  daher 
sind  auch  die  Worte  c.  57,  121:  in  eadem  fabtüa  entweder  ganz  zu  streichen,  oder 
in:  in  Enni  fabula  zu  verändern.  Femer  Cic.  ad  Att.  11.  19:  nostra  miseria 
tu's  magnus,  mülies  coactus  est  dicere. 


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Ueber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften.  201 


und  Aehnliches  in  der  Einleitung  zu  den  Adelphi,  eine  Stelle,  die  wir 
schon  oben  mitgetheilt  haben;  zur  Hecyra:  cantica  et  diverbia  sutnmo 
in  hoc  favore  suscepta  sunt,   endlich  zum  Fhormio:   totaque  diverbiis 

^  facetissimis  et  gestum  desiderantibus  scenicum  et  \  suavissimis  ornata 
canticis  fuit  Hier  werden  also  zu  jedem  Stücke  des  Terenz  die  Cantica 
als  den  Dialogpartien  gleichberechtigte  Scenen  anerkannt,  es  wird  nicht 
nur  des  Beifidls  erwähnt,  den  sie  fanden,  sondern  auch  auf  die  Man- 
nichfidtigkeit  der  Melodien  hingewiesen.  Der  Componist,  dessen  Name 
in  den  Didaskalien  der  Stücke  des  Terenz  regelmäfsig  genannt  wird, 
hatte  also  nicht  blofs  eine  Ouvertüre  imd  Melodien  für  die  Zwischen- 
acte  zu  componiren,  wo  die  ipilij  avhjcig  eintrat  ^^),  sondern  auch  die 
Gesangpartien  nahmen  seine  Thätigkeit  hinlänglich  in  Anspruch  ^ ').  Aber 
allerdings  war  in  den  Stücken  des  Terenz  der  Umfang  der  Gesangpartien 
un  Yergleich  mit  den  Plautinischen  Komödien  erheblich  beschränkt:  dies 
ergiebt  sich  schon  daraus,  dafs  iambische  Senare,  das  eigentliche 
Versmafs  des  Dialoges,  bei  Terenz  durchschnittlich  die  Hälfte  des 
Stückes  oder  noch  mehr  einnehmen  (ich  verweise  nur  auf  die  sorgfaltige 
Abhandlung  von  Born  de  diverbii  apud  Ter.  versibus  Magdeb.  1868 
p.  3),  während  bei  Plautus  von  einem  Vorherrschen  dieses  Metrums 
nicht  die  Bede  sein  kann:  doch  zeigen  die  einzelnen  Komödien  nicht 
unerhebliche  Verschiedenheiten,  der  Trinummus  z.  B.,  wo  unter  1189 
Versen  sich  555  Senare  finden,  kommt  der  Weise  des  Terenz  ziemlich 

-4«)  nahe,   dagegen   im  |  Eudens  ist  das  Verhältnifs   312  :  1111,  in  den 

10)  Diese  Musikstücke  zwischen  den  Acten  fehlten  in  keinem  römischen 
Drama;  sie  füllten  die  Pausen  der  Handlung  aus.  markirten  den  Schlufs  der  Acte, 
und  waren  oft  ganz  unentbehrlich.  Es  ist  irrig,  wenn  man  meint,  nur  beliebig 
habe  man  ab  und  zu  ein  Musikstück  eingefügt  Nicht  minder  irrige  Vorstellungen 
herrschen  hinsichtlich  des  Vortrages  der  Cantica,  als  wenn  ein  besonderer  Sänger 
dieselben  gesungen,  und  der  Schauspieler  sie  nur  mit  stummen  Geberden  begleitet 
habe,  was  noch  Klotz  zur  Andria  des  Terenz  p.  191  und  Brix  Einl.  zum  Trin.  p.  23 
wiederholen.  Die  Schauspieler  mufsten  auch  kunstgerecht  gebildete  Sänger  sein, 
und  nur  ausnahmsweise  übertrugen  sie  nach  dem  Vorgange  des  Livius  Andronicus 
dieses  Geschäft  einem  besonderen  Sänger,  und  die  bekannte  Stelle  des  Livius  Vn.  2 
ist  sicherlich  in  diesem  Sinne  aufzufassen.  Dafs  Roscius  auch  im  höheren  Alter 
noch  selbst  zu  singen  pflegte,  ergiebt  sich  aus  Cicero  de  Or.  I.  60,  254  und  de  Leg. 
L4, 11,  er  begnügte  sich  nur,  wie  Cicero  bemerkt,  dem  Flötenspieler  ein  lang- 
Muneres  Tempo  vorzuschreiben.  Auch  die  Stelle  ad  Div.  IX.  22  deutet  an,  dafs 
Roscius  in  solchen  Scenen  sich  nicht  auf  die  Gesticulation  beschränkte.  Aesop 
trug  ein  Cantictim  aus  Ennius  vor,  Cic.  pro  Sestio  57. 

11)  So  z.  B.  Hecyra  V.  3  beginnt  die  Scene  mit  einem  Zwiegespräch  in 
trochäischen  Septenaren,  dann  von  v.  18  an,  wo  Bacchis  allein  das  Wort  nimmt, 
treten  iambische  Septenare  ein:  dafs  dies  ein  Canticum  war,  bezeugt  Donatus: 
r^i^ta  pars  argumenti  per  ^ovt^Cav  narratur. 


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202  üeber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften. 


Captivi  machen  die  Senare  nur  etwas  über  Vs  d^r  Gesammtzahl  aus. 
Bei  Terenz  ist  der  Eingang  des  Stückes,  das  der  Exposition  dient, 
regelmäfeig  in  Senaren  abgefafst^*),  bei  Plautus,  dessen  Stücke  über- 
haupt sich  durch  grofse  Mannichfeltigkeit  der  Versmafse  auszeidinen, 
finden  sich  auch  hier  nicht  selten  lyrische  Partien. 

Die  Gantica  der  römischen  Komödie  haben  einen  viel  gröfseren 
Umfang,  als  man  bisher  glaubte,  indem  man  lyrische  Partien  vonsugs- 
weise  da  eAannte,  wo  Kretiker  und  Baochien,  dann,  wo  anapästische, 
trochäische  und  iambische  Octonare  vorkommen.  Allein  nicht  nur  alle 
anapästischen  Verse,  auch  die  Dimeter,  sondern  auch  iambische  und 
trochäische  versus  quadraü^  und  zwar  sowohl  akatalektische  als  audi 
katalektische  wurden  gesungen  und  von  der  Musik  begleitet  Da  jede 
Regel  unter  Umständen  Ausnahmen  zuläfet,  mag  zuweilen  auch  eme 
Scene  in  diesen  Versmafsen  als  Diverbium  behandelt  worden  sein,  aber 
die  schlichte  Weise  des  declamatorischen  Vortrages  war  hier  nicht  das 
Gewöhnliche.  Aus  dem  Verzeichnifs  der  Notae  zu  den  Plautinischen 
Lustspielen  sehen  wir,  dafs  namentlidi  Soenen  in  trochäischen  Septe- 
naren  regelmäfsig  als  Canticum  bezeichnet  werden.  Dafs  wir  in  der 
römischen  Tragödie  den  gleichen  Vortrag  für  dieses  Versmafs  voraus- 
setzen dürfen,  läfst  sidi  durch  das  ausdrückliche  Zeugnifs  Cicero's 
bestätigen,  TuscuL  I.  44, 106,  wo  er  einige  Verse  aus  der  Hiona  des 
Pacuvius  [197  Ribb.]  anfuhrt,  und  dazu  bemerkt:  haec  cum  pressis  ä 
flebiUbus  modis,  qui  totis  theatris  maestitiam  inferant,  condnutUur . . . 
cum  tam  bonos  septenarios  fundat  ad  tibiam.  Die  Herausgeber  haböi 
freilidi  geglaubt  hier  iambisdie  akatalektische  Tetrameter  zu  finden, 
und  daher  höchst  gewaltsam  octonarios  geschrieben;  aber  es  sind 
unzweifelhaft  trochäische  Septenare,  die  sich  mit  geringen  Aenderung^ 
herstellen  lassen**): 

Mater  te,  appello,  quae  ouram  somno  suspenso  leyas, 


12)  Marius  Victor.  11.  3,  35  f.  [VI.  p.  78  K.]  bemerkt,  dafs  die  lateinischen 
Komiker,  wobei  er  vorzugsweise  den  Terenz  im  Auge  bat,  im  Prolog  und  in  den 
ersten  Scenen  iambische  Senare,  dann  versus  gimdrati,  in  den  mitÜeren  Theilen 
des  Drama  abwechselnd  Senare  und  längere  Verse,  zimi  Schluss  wieder  versus 
quadrati  verwenden.  Dafs  der  Senar  in  der  Regel  im  Prolog  imd  den  ersten  Scenen 
angewandt  wurde,  bemerkt  auch  Priscian  de  m.  com.  p.  413  Gaisf.  [UL  p.  421  K.] 
und  Rufinus  p.  382  Gaisf.  [VI.  p.  558  K.]  wiederholt  dasselbe  in  Betreff  des  Terenx. 

13)  Wenn  die  Handschriften  y,  1  tu  einfügen,  so  ist  dies  geradezu  unlatei- 
nisch, es  müfste  wenigstens  te  appeUo,  te  heifsen,  aber  die  "Wiederholung  ist  nicht 
angemessen;  dieses  tu  liefse  sich  zwar  zur  Ergänzung  von  v.  2  verwenden,  ich 
habe  aber  statt  eines  solchen  Flickwortes  vorgezogen  lieus  einzufügen.  [Zugleich 
ist  8t$rge  in  surrige  verwandelt.]  V.  5  schreibe  ich  per  hiMnum  statt  des  hand- 
schriftlichen per  terram,  obwohl  auch  Bentlei's  Conjectur  tetra  ansprechend  ist 


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lieber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften.  203 

241  Neqne  te  mei  miseret:  heu$y  surrige,  et  sepeli  natom,  prius 

Quam  ferae  volucreBqne  .... 
Neu  reliqmas  sie  meas  sireis  denudatis  ossibus 
Per  humum  sanie  delibutas  foede  divexarier. 

Gesungen  sind  offenbar  auch  die  hoch -pathetischen  Verse  aus  dem 
Teucer  des  Pacuvius,  welche  Cicero  de  Or.  IL  46,  193  [327  Ribb.] 
anfahrt 

Natürlich  ist  diese  Weise  des  Vortrags  nicht  den  Eömem  eigen- 
thümlich,  sondern  wir  dürfen  mit  Sicherheit  voraussetzen,  dafe  auch 
bei  den  Griechen  der  trochäische  Tetrameter  melisch  unter  Höten- 
begleitung  vorgetragen  wurde;  dals  dies  für  die  lambographen  gilt, 
scheint  der  Vers  des  Archilochus  Fr.  76 : 

anzudeuten**).  Für  die  dramatische  Poesie  berufe  ich  mich  auf  Xeno- 
phon  Sympos.  6,  3:  ^  oh  ßo^leaS-By  üarceQ  NiyjöarQciTog  6  htoxQVTrjg 
tetQaftetQa  TtQÖg  xbv  ccvXöv  yuniXeyev,  oiko)  '/at  htb  röv  aiXöv  i^lv 
iiaUy(afmi\  Denn  ich  sehe  durchaus  keinen  Grund  ein,  dies,  wie 
Bomemann  [p.  170  seiner  Ausgabe]  meint,  für  etwas  Singuläres  zu 
halten,  es  war  vielmehr  das  Gewöhnliche,  und  gilt  nur  für  die  Tragödie 
(Nicostratus  war  tragischer  Schauspieler),  sondern  auch  für  die  Komödie, 
was  sich  bei  dem  Epirrhema  der  Parabase  ganz  bestimmt  nachweisen  läfst 
Dafs  alle  Cantica  von  Musik  begleitet  wurden,  ist  gewils;  aber 
man  könnte  vielleicht  zweifeln,  ob  auch  überall  der  Gesang  in  Anwen- 
dung kam,  ob  nicht  ganze  Scenen,  wie  eben  die  in  trochäischen  kata- 
lektischen  Tetrametem  gedichteten  nur  unter  Flötenbegleitung  gesprochen 
wurden,  so  dals  man  dann  eigentlich  zwei  verschiedene  Arten  der 
CatUica  unterscheiden  müTste.  An  sich  ist  dies  nicht  undenkbar. 
Wechselte  doch  zuweilen  in  derselben  Partie  der  Gesang  mit  einjEacher 
Declamation,  aber  immer  unter  musikalischer  B^leitung  ab^*);  Archi- 
2421ochus  war  der  Erste,  der  die  sogenannte  TiaQcnuxcaXoYtj  in  |  seinen 
lamben  anwandte,  die  dann  auch  in  den  lyrischen  Partien  der  Tragödie 
und  im  Dithyrambus  Eingang  fand.  Für  diese  Auffassung  Hefse  sich 
eben  das  yucmxUyBtv  tvqöq  cwkdy  bei  Xenophon  geltend  machen,  da 
dieses  Verbum  nach  strengem  Sprachgebrauch  eben  die  schlichte  Deda- 
mation  bezeichnet  im  Gegensätze  zum  Gesänge.  Aehnlich  gebraucht 
Cicero  de  Or.  U.  46, 193  von  dem  Vortrage  trochäischer  Septenare  aus 


14)  Athenaeus  fährt  zwar  diesen  Vers  an,  um  zu  beweisen,  l^x^'^  werde 
eigentlich  vom  Gesang  zur  xi^dQa  gebraucht;  dies  ist  aber  nur  eine  Gedankenlosig« 
keit  des  Granunatikers. 

15)  Hesychius;  XitjttXoyii,  td  xä  ^Ofiaia  firj  dno  fJLÜ.u  Uyuv, 


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204  Ueber  einige  Zeichen  der  Flaatinischen  Handschriften. 


dem  Teucer  des  Pacuvius  den  Ausdruck  rftcerc  **),  und  dasselbe  Verbam 
wird  in  der  Sestiana  vom  Aesop  angewandt,  der  gleichfalls  trochäische 
Septenare  in  einer  leidenschaftlich  bewegten  Rede  vortrug*'),  obwohl 
natürlich  sowohl  liyuv  (yuxraXiyeiv)  als  dicere  auch  vom  Gesänge 
gebraucht  werden  können. 

Aufserdem  könnte  man  sich  daraiif  berufen,  dafs  die  trochäischen 
Tetrameter  der  Parabase  huQQrj^a  heifsen,  während  die  vorhergehende 
Partie  in  freieren  lyrischen  Versmafsen  fifdt]  oder  fiiXog  genannt  wird: 
nicht  als  ob  in  dem  Namen  tTtiq^r^^a  eine  Beziehung  auf  einfache 
Rocitation  zu  suchen  wäre;  denn  dieses  Wort  ist  entweder  in  dem 
aUgemöinen  Sinne  von  eTtlXoyog  zu  fassen  oder  bedeutet  soviel  als 
übele  Nachrede,  sondern  weil  eben  der  Unterschied  der  Namen 
(IfSfj  (fiikog)  und  iTtlQgvjiia  auf  eine  Verschiedenheit  des  Vortrages 
hinzudeuten  scheint 

Aber  Anderes  steht  diesen  Bedenken  entgegen.  Man  beachte 
zunächst  die  bei  Xenophon  folgenden  Worte,  wo  Sokrates  auf  den 
Vorschlag  des  Hermogenes  eingehend  erwiedert:  olf4at  yctg  ügjtBQ 
fj  «(fdi)  fjdiittv  TtQÖg  töv  avhivy  (Aku)  'Kai  roig  aobg  Xöyovg  ^dvvea9ai 
äv  TL  htb  t&v  (pd^dyywvj  SXhag  re  yuai  ei  ^oQqxxtoig,  äoTtEq  ij  ccvlr/TQig 
yual  av  Tcgdg  rä  leyöf^eva.  Denn  in  diesen  Worten  meine  ich,  weist 
ij  qfd^.ebQn  auf  die  Tetqa^Brqa  zurück,  S  NindaTQCcvog  Ttqbg  tbv  avXöv 
Accvileyev^^).    Wenn  femer  bei  Ari|stophanes  im  Frieden  in  der  zweiten  243 


16)  Die  verdorbenen  Worte  spondalia  üla  dioentis,  die  man  bisher  ohne 
Erfolg  zu  verbessern  gesucht  hat,  sind  wohl  einfach  herzustellen,  indem  man  pom- 
palia  schreibt,  womit  der  höhere  pathetische  Ton  jener  Verse  schicklich  bezeichnet 
wird.  Das  Wort  selbst  freilich,  und  was  damit  zusammenhängt,  kommt  sonst  nur 
bei  den  Späteren  vor,  mag  aber,  da  es  ganz  untadelig  ist,  auch  der  classischen 
Zeit  nicht  fremd  gewesen  sein. 

17)  Cicero  pro  Sestio  c.  57, 1?2.    Vergl.  auch  Ep.  ad  Att  IL  19. 

18)  Wie  Flötenbegleitung  für  die  ip^rj  ein  ij^vc/na  ist,  ebenso  auch  für  die 
Xoyoi.  "Hdvofia  heifst  jedes  Kunstmittel,  dessen  sich  die  Poesie  bedient,  also  ins- 
besondere die  Gebundenheit  der  Hede,  Gesang  und  Musik,  daher  erläutert  Aristoteles 
Poet.  6  seine  Definition  der  Tragödie  mit  den  Worten:  Ifyo}  Sk  ifivofiivov  fih 
X6yov  rbv  J^x^^^^  ^v&fiov  xtd  d^fiortav  xal  /n^log,  wo  mir  die  Aenderung  des 
letzten  Wortes  in  fi^rgov  nicht  angemessen  erscheint;  denn  in  dem  allgemeinen 
Begriffe  ^v^fios  ist  auch  das  Metrum  mit  enthalten:  dagegen  bedarf,  wie  ich 
glaube,  die  Definition  selbst  der  kritischen  Nachhülfe;  ich  meine,  es  ist  zu 
schreiben:  tariv  ohv  r^ayt^Cn  fiCfitiaig  ngd^ftog  anov^a(ag  xal  tfUiaSf  fi^ye^g  (ti) 
fxovaris,  ^va/j.^v(p  Xayti)  x^^^  ^^  ixuartp  r&v  (AogCtav  roig  et^taiv.  Hier  ist 
r/  ganz  unentbehrlich,  die  folgenden  Worte  x^^  ixäCTt^  (die  Handschriften 
kxdaxov)  x&v  tidmv  iv  toig  fioQ^oig  geben  keinen  richtigen  Sinn.  Diese  Worte 
kann  man,  da  /<»^^^  mehrdeutig  ist,  auf  zwiefache  Weise  erklären:  der  tragische 
Dichter  bedient  sich  einer  jeden  dieser  eldrj  in  den  Theilen  des  Drama  auf  ver- 


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Ueber  einige  Zeichen  der  Planünischen  Handschriften.  .    205 


Parabase  die  Verbindung  der  fieUxrj  Tteglodog  mit  der  arixi^i})  (wie 
Heliodor  diese  beiden  Partien  nennt,  siehe  die  gründliche  Arbeit  von 
C.  Thiemann  über  Heliodor  p.  107)  so  innig  ist,  dafs  beide  Theile  nicht 
einmal  durch  die  geringste  Interpunction  gesondert  werden,  sondern 
der  Schlufssatz  der  avr^>5?)  v.  1170  unmittelbar  durch  die  ersten  Verse 
des  dvremQQitjfja  fortgesetzt  wird, 

Tfivixaöra  roO  (h^QOvg 
lAvr.     AlüXXov  fj  ü-ioTaiv  //»"^^r  Ta^(ttQ/ov  nQoaßXlnwif, 

SO  müssen  doch  wohl  beide  Partien  nicht  nur  von  denselben  Personen 
vorgetragen  worden  sein,  sondern  wir  dürfen  auch  die  gleiche  Weise 
-^44  des  Vortrags,  d.  h.  Gesang  mit  musikalischer  Begleitung  für  |  beide 
voraussetzen.  Dann  bezeugt  Cicero  ausdrücklich,  dafs  die  trochäischen 
Septenare  in  der  Iliona  des  Pacuvius  gesungen  wurden.  Donat  nennt 
eine  aus  iambischen  Septenaren  bestehende  Partie  bei  Terenz  ^ovtitdiay 
Horaz  enSIich,  wenn  er  vom  Schlufs  der  Tragödie  spricht,  sagt  Ars 
Poet  155:  donec  cantor  Vos  plaudüe  dicat.  Auch  ist  es  gewifs  ange- 
mes.sen,  dafs  gerade  zum  Schlufs  eines  Dramas  Musik  und  Gesang 
vereint  die  Wirkung  des  Dichterwortes  erhöhen**). 

scfaiedene  Weise;  dann  würde  also  jedes  (Uog  in  jedem  Theüe  der  Tragödie  in 
Anwendung  kommen ;  aber  uQfAovCa  und  fiilog  erstrecken  sich  nur  auf  die  lyrischen 
Partien,  während  der  tSvihfibg  allen  Theilen  gemeinsam  ist.  Wollte  man  aber 
/wplff  in  dem  Sinne  von  gesondert,  für  sich,  fassen,  dann  würde  jedes  Zusam- 
menwirken ausgeschlossen,  was  doch  eben  in  den  lyrischen  Theilen  der  Tragödie 
statt  findet  Nach  meiner  Verbesserung  sagt  Aristoteles,  die  Anwendung  dieser 
fi^  ist  nicht  in  allen  Theilen  der  Tragödie  die  gleiche,  sondern  eine  verschieden- 
artige, indem  sie  theils  einzeln,  theils  zusammenwirken.  Dafs  eine  Yertauschung 
der  Worte  stattgefunden  hat,  kann  man  aus  Aristoteles  selbst  erkennen,  indem  er 
bei  der  Erklärung  der  Definition  sagt:  ro  di  /wpl^  roig  et^fai  {liyta)  ro  ^la 
fifj^tov  hia  ^ovov  nfQa^vfad-fti ,  xttl  ndhv  itrega  dia  ju^iovg.  wie  auch  die  freilich 
nicht  fehlerfreie  Definition  der  Komödie  x^^qU  ixnfTTov  tmv  uogConf  (v  roTg  ftdfat 
zur  Bestätigung  dient.  Den  technischen  Ausdruck  gebraucht  übrigens  auch  Plato 
Rep.  X.  607  A:  fi  ^k  rrjv  rfivafjL(vr\v  fjLoOaav  nnQaS^^g  fv  fi^kfOiv  ij  fnfoiv,  das 
Epos  begnügt  sich  nach  Piatos  Ansicht  mit  der  Gebundenheit  der  Form ,  beim  Melos 
kommt  die  fiekonoua  hinzu,  die  Aristoteles  als  das  gröl'ste  ijövcfin  bezeichnet. 
Auch  die  Späteren  bezeugen  diesen  Sprachgebrauch,  wie  Strabo  XVn.  818:  üantg 
uÜog  ^  ^v&fibv  fl  rjSva^ii  ti  (d.  i.  ij  älXo  ri  riöva/na)  Ttfi  loyoi  ttjv  jfQtcTfCnv  ngoa- 
ff^QovTfg,  oderPlut.  Erot.  23,  12:  xad^dnfQ  J^  loyq)  noCiiaig  ^dva^jinttt  fi^kri  xal  fi^TQn 

19)  Nachträgüch  sehe  ich,  dals  Böckh  in  Raumers  antiquarischen  Briefen 
p.  48ff.  die  Stelle  des  Xenophon  besprochen  hat;  Boeckh  nimmt  an,  der  tragische 
Schauspieler  Nikostratos  gehöre  erst  der  Demosthenischen  Zeit  an,  hier  sei  ein 
komischer  Schauspieler  zu  verstehen,  dieser  habe  die  Neuerung  eingeführt,  tro- 
chfiische  Tetrameter,   welche   früher   einfach   gesprochen   wurden,   zwar    nicht- zu 


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206   .  üeber  einige  Zeichen  der  Plautinisohen  Handschriften. 

Schliefslich  bemerke  ich,  daTs  die  lateinischen  Komiker  ihre  Stücke 
regelmäMg  mit  trochäischen  Septenaren  endigen'^),  fiir  welche  idi 
eben  G^esang  und  musikalische  Begleitung  in  Anspruch  nehme;  eine 
Ausnahme  macht  nur  der  Stichus,  der  mit  einer  Tanzweise  in  iam- 
bischen  Septenaren,  und  der  Pseudolus,  welcher  mit  kretischen  Versen 
schliefst,  aber  auch  in  diesen  beiden  Fällen  ist  der  Charakter  des 
Canticum  gewahrt  Im  Poenulus  liegt  bekanntlich  der  letzte  Theil 
des  Stückes  in  doppelter  Bearbeitung  vor;  die  zweite  Recension  schliefst 
regelrecht  mit  trochäischen  Septenaren  ab  und  darf  schon  aus  diesem 
Grunde  auf  höheres  Alter  Anspruch  machen,  während  die  erste,  der 
man  sonst  vielleicht  geneigt  sein  könnte  den  Vorzug  zu  geben,  ganz 
gegen  die  Gewohnheit  auf  ein  Diverbium  in  iambischen  Senaren  aus- 
geht, und  schon  defshalb  dem  Plautus  abgesprochen  werden  mufs. 
Dieser  Verdacht  wird  auch  bestätigt  durch  die  Vergleichung  mit  der 
Andria  des  Terenz,  wo  wir  die  letzte  Scene  gleichfells  in  zwiefacher 
Recension  besitzen:  die  erste  ist  in  trochäischen  Septenaren  abgefaCst, 
die  zweite,  welche  alle  Merkmale  jüngeren  Ursprungs  an  |  sich  trägt,  245 
in  iambischen  Senaren.  Freilich  fehlt  hier  der  eigentliche  Schlufs  mit 
dem  üblichen  Plaudite;  Ritschi  hat  einen  Senar  zu  diesem  Zwecke 
hinzugefügt,  wofür  die  Analogie  eben  jenes  Diverbium  im  Poenulus 
spricht**).  Diese  zweite  Recension  war  nämlich  in  den  älteren  Hand- 
schriften in  den  ächten  Schlufs  des  Stückes  eingefügt,  und  daher  der 
Abschied  vom  Publicimi  getilgt.  Schon  Donatus  fand  den  vermifsten 
Vers  nicht  vor,  in  seinen  Handschriften  war  diese  zweite  Recension, 
wie  es  scheint,  nach  V.  6, 12  [976]  eingeschaltet,  wo  sie  auch  Eugra- 
phius  vorfand.  In  unseren  Handschriften  dagegen  scheint  diese  Scene 
am  Ende  des  Stückes  zu  stehen,   im  Erlanger  Codex  ist  daher,   um 


singen,  aber  doch  zur  Flötenbegleitung  zu  declamiren.  Ich  mufs  jedoch  meine 
Auffassung  festhalten,  auch  den  Nicostratus  halte  ich  für  einen  tragischen  Schaa- 
Spieler,  er  wirkt  zusammen  mit  Eallippides  (dessen  Xenophon  gleichfalls  im  Sym- 
pos.  3, 11  gedenkt)  bei  dem  Phrurarchen  Alexander,  einem  Zeitgenossen  desThibron, 
den  wir  aus  Xenophon  genauer  kennen,  von  Polyaen  Strat  VI.  10  erwähnt  Es 
ist  übrigens  für  die  vorliegende  Frage  ziemlich  irrelevant,  ob  er  in  Tragödien  oder 
in  Komödien  auftrat  XJebrigens  nimmt  auch  Boeckh  an ,  in  der  römischen  Komödie 
sei  der  Tetrameter  häufig  gesungen  und  von  der  Flöte  begleitet  worden. 

20)  Auch  Marius  Vict  11.  3,  37  [p.  78  K.]  bemerkt:  rursus  in  exitu  ftJb^^ 
larum  quadratoa,  qucUes  diximus  in  secunda  scetta,  locarunt,  wo  nur  in  secunda 
scena  ein  ungenauer  Ausdruck  ist. 

21)  Doch  konnten  auch  die  beiden  SchlufsYerse  (trocb.  Sept)  aus  der  ersten 
Recension  hier  beibehalten  sein,  wie  auch  Hermann  annimmt,  der  übrigens  eine 
doppelte  Becension  nicht  anerkennt. 


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Ueber  einige  Zeichen  der  Plautinischen  Handschriften.  207 

dnigermarsen  die  Verbindung  herzustellen,  V.  6, 17  [981]  das  Plaudite 
ausgelassen  •*). 

Die  römischen  Komiker  sind  natürlich  in  allen  solchen  Dingen 
von  dem  Beispiele  der  Griechen  abhängig,  aber  beachtenswerth  ist  das 
freie  Verhältnifs,  in  welchem  sie  gerade  hier  zu  ihren  nächsten  Vor- 
gängern stehen.  In  den  Stücken  des  Menander  und  der  übrigen  Dichter 
der  neueren  Komödie  war  der  Trimeter  entschieden  vorherrschend,  es 
kann  also  auch  den  Gesangspartien  nur  ein  sehr  beschränkter  Raum 
verbUeben  sein.  Die  römischen  Lustspieldichter  haben  dagegen  dem 
Dialog  weit  engere  Grenzen  angewiesen,  so  dafs  die  gesungenen  und 
von  der  Musik  begleiteten  Partien  oft  entschieden  überwiegen:  zahl- 
reiche Scenen,  die  in  den  griechischen  Stücken,  welche  sie  bearbeiteten, 
246  einfach  recitirt  wurden,  haben  sie  |  in  Cantica  verwandelt*^).  Man 
sieht,  dafs  das  römische  Lustspiel  doch  nicht  so  unselbständig  war, 
wie  man  gewöhnlich  anninmit,  namentlich  Plautus  bekundet  auch  in 
der  kunstreichen  metrischen  Bildung  der  Cantica  sein  originales  Talent. 


22)  Bei  dem  neusten  Herausgeber  des  Terenz,  ümpfenbach,  sucht  man  ver- 
geblich Auskunft  über  die  Stelle,  welche  diese  Scene  in  unseren  Handschriften 
einnimmt  Er  fügt  aufserdem  zwei  Verse  am  Anfange  und  zwei  am  Schlüsse  hinzu, 
ohne  irgend  eine  weitere  Bemerkung,  so  dafs  man  glauben  sollte,  es  beruhe  dies 
auf  handschrifÜicher  üeberhefemng ;  aber  die  beiden  ersten  Verse  hat  er  aus  der 
ereten  Reoension  entnommen  und  nach  Hermanns  Vorgange  abgeändert,  die  beiden 
letzten  sind  gleichfalls  aus  Terenz  entlehnt,  auch  hier  in  Uebereinstimmung  mit 
Hermann.  Ueberhaupt  scheinen  die  Angaben  des  kritischen  Apparates  in  dieser 
Ausgabe  wenig  verlässig  zu  sein,  so  z.  B.  Andria  V.  6,  9  [973]  steht  salvos  im 
Texte,  saltua  wird  aus  AG  angeführt,  ebenso  V.  6,  12  [976]  tuoSy  tuus  A,  und  so 
in  der  Regel  in  ähnlichen  FiQlen,  man  sollte  also  glauben,  sämmtliche  übrige 
Handschriften  schrieben  salvos  und  tiu>8,  Ersteres  mag  in  den  Handschriften  des 
Terenz  vorkommen,  aber  tttos,  tuom  und  Aehnhches  gehen  wohl  ledighch  auf 
Eleckeisens  Ausgabe  zurück. 

23)  Auch  Marius  Victor,  ü.  3,  33  [p.  78  K.]  bemerkt,  die  lateinischen  Komiker 
hätten  metrum  et  disciplinam  ihrer  griechischen  Originale  nicht  beobachtet,  ganz 
dasselbe  sagt  mit  fast  gleichen  Worten  Firmianus  ad  Probum  de  metris  comoediarum 
bei  Rufinus  p.  387  [VI.  p.  564  £.].  Die  gemeinsame  Quelle  ist  wohl  eine  Einleitung 
zu  Terenz,  daher  dieser  Dichter  in  den  Vordergrund  gestellt  wird,  was  an  sich 
keineswegs  gerechtfertigt  ist.  Wenn  hinzugefügt  wird,  die  lateinischen  Komiker 
hätten  in  modulandis  metris  seu  rhythmis  (Firmianus  einfach  in  modulandis  fiHnUis) 
sich  an  die  Dichter  der  alten  Komödie,  Eupolis,  Cratinus,  Aristophanes  ange- 
schlossen, so  ist  diese  Behauptung  nicht  zutreffend,  denn  jene  Dramen  lagen  den 
romischen  Komikern  ganz  fem;  sie  schliefsen  sich  in  diesem  Stücke  näher  an  die 
Dichter  der  mittleren  Komödie  an,  deren  Arbeiten  ihnen  nicht  unbekannt  waren: 
aarserdem  hat  aber  auch  der  Vorgang  der  römischen  Tragiker  sichtlich  eingewirkt. 


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206  De  nominibus  quibusdam  propriis. 


xni. 

[Propria  quaedam  nomina  apud  Latinos  comicos  exstantia 
aut  explicantur  aiit  emendantnr]*)- 

In  comicorum  Latinoriim  reliquiis  propria  nomina  inprimis  ob-  T 
noxia  comiptelis  fuerunt,  velut  in  fabulis  Plautinis  etiamnunc  complura 
leguntur  nomina,  quae  aut  mendo  aliquo  laborant  aut  inexplicabilia 
videntur.  Ita  servorum  nomina,  quae  in  Mostellaria  usurpantur,  Trani'o 
et  Grumio,  Lorenzius,  qui  nuper  hanc  comoediam  docte  diligenterque 
illustravit,  enodari  posse  negat  ac  ne  Graeca  quidem  esse  suspicatur  [p.  9]. 
At  Tranionis  Graeca  |  origo  haud  obscura,  nam  est  plane  Graecum  VI 
ö^ofviVjy/quod  quamvis  non  sit  auctoritate  munitiun,  anaJogiae  tarnen 
convenienter  est  fictum,  potuitque  inprimis  apud  Athenienses  servus 
remigis  ministerio  functus  conmiode  hoc  nomen  adipisci.  Verum  Grumio 
mihi  ipse  Plautus  novasse  videtur,  quod  nomen  a  Latino  vocabulo 
grumus  vel  gruma  descendere  arbitror.  —  In  Milite  Glorioso  senex 
nunc  Periplecomenus  vocitatur,  ubi  in  libris  est  periplectotnenes  vel 
2)€ripletomenes ,  sed  parum  placet  haec  nominis  forma.  Plautus  opinor 
lepidum  senem  Periphlegomenum  appellavit,  quasi  Latine  Atrüyustum 
dicas :  ac  subest  fortasse  tacita  quaedam  similitudo ;  ipsum  sane  nomen, 
quod  finxit  Latinus  poeta,  senis  ingenio  haud  quaquam  convenit,  sed 
obversata  est  opinor  Plauto  aequalis  alicuius  imago,  cui  Ambusti  fuit 
eognomen,  ad  cuius  exemplum  comici  senis  mores  descripsit.  —  In 
Turpilii  versibus  [1  ap.  Ribb.]  apud  Nonium  p.  179,  25: 

Melexia,  intus  cessas:  credo  hercle  helluo 
Tuburcinahu*. 

aequo  animo  tulerunt  vitiosam  formam ,  in  cuius  locum  Melesia  dudum 
restitui  oportebat  Yicissim  parum  recte  Ribbeckius  praeeunte  Wester- 
hovio  Demeae  nomen  intulit  in  Naevii  versus  ex  Agitatoriä  fr.  I. 
[v.  5  seqq.],  qui  in  hunc  modum  scribendi  sunt: 

Äge,  age,  ne  tibi  ne  adversari  dicas,  hunc  unum  diem 
De  meo  sinam  eqtws  ego  illos  esse**). 

[*)  Sumta  haec  sunt  ex  eo  libello  qui  ornatus  est  inscriptione :  Universitatis 
Fridericianae  utriusque  Halis  consociatae  rector  et  senatus  Tjitinam  orationem  . . . .  d. 

XXVni.  luüi  MDCCCLVni  .  •  .  habendam  indicunt ] 

[**)  In  SjTnb.  ad  Grammat.  IaL  p.  59  proposuit:  Age  ne  tifti  mefd)  adiHrrmri 
dican,  hunc  unum  diem  De  me  equos  snnam  ego  illos  esse  (vel  sinam  equos).  Atque 
haec  recepit  Ribbeck  in  ed.  IL  p.  6,  nisi  quod  De  meo  necwroa  scripsit.  In  Fleekeiseni 
Annal.  1870.  p.  827  etiain  de  correctura  Age,  (ige,  ne  tibi  me  adverstm  dicas  eogitat 
Bergk.] 


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E  n  n  i  a  n  a. 


i 

Th.  Bergk    Kleine  Schriften.    I.  14 


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[ftuaestionnm  Ennianarnm  specimen]*). 

^  Jiimii  poetae  reliquiae,  in  quibus  colligendis  et  emendandis  olim 

homines  docti  satis  diligenter  et  pro  illius  saeculi  natura  feliciter  ver- 
sati  sunt,  dignae  profecto  sunt,  in  quibus  quis  denuo  operam  atque 
industriam  coUocet  Itaque  iam  Ennianarum  quaestionum  specimen 
aliquod  in  medium  proferam,  cum  illud  quidem  opus,  quod  olim  in- 
choavi,  editurus  illius  poetae  reliquias,  in  praesentia  persequi  non 
liceat 

I. 

Suininns  ibi  capitur  meddix,  occiditar  alter. 
Ex  Annalibus  [296  ap.  Vahl.]  ut  videtur  hunc  versum  petiit  Festus 
p.  123  ed.  MueUer:  meddix  apud  Oscos  nomen  magistratus  est.    Ennius: 
Summus  etc.    Ennii  editores  satis  mire  scripserunt: 

Smnmiis  übt  capitur  meddix,  occiditur  alter, 
quasi  ea  crudelitate  fuissent  Osci,  ut  capto  summo  magistratu  alterum 
interfecerint  Alia  ratione  Dacierius  versimi  conformavit,  qui  unus 
correxit,  quod  recte  improbavit  MueUerus,  cum  dicit:  at  poterat  sum- 
tms  meddix  ah  alio  inferiorts  dignitatis  distingui.  Atqui  recte  se  habet 
illa  scriptura,  nam  meddix,  quemadmodum  Festus  interpretatur,  nihil 
aliud  est  quam  magistraius  simpHciter,  atque  summus  magistratus  ubi 
inteUigitur ,  tuticus  additur,  id  quod  satis  docet  livius  XXVI.  c.  6: 
medix  tuticus,  qui  summus  magistratus  apud  Campanos  est,  eo  anno 
Seppius  Lesius  erat,  loco  obscuro  tenuique  fortuna  ortus  et  deinde: 
Lesius  querendo  desertam  et  proditam  a  primoribus  Capuam  summum 
magistrcUum  uUimus  Campanorum  cepit  ac  similiter  XXTTT.  35:  iam 
Gampani  eo  frequentes  ex  composito  convenerant,  nee  procul  inde  in 
oceuUo  Marius  Älfius  medix  tuticus  (summus  magistratus  erat  Cam- 
panis) cum  quatuordecim  müihus  a/rmaiorum  hdbebat  castra,  Adde 
XXIV,  19. 


*)  [Indices  lectionum  et  publicarum  et  priyatarum  quae  in  academia  Mar- 
Imrgensi  per  semestre  aestivum  a.  MDCCCXLIV  •  •  •  habendae  proponuntur.] 

14* 


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212  Quaestionum  Ennianarum  specimen. 

At  Uli  ipsi  medici  tutico  coUegam  muneris  additum  fiiisse,  licet 
fortasse  auctoritate  paulo  minorem,  indicare  videtur  Ennii  versus,  qui 
mihi  quidem  videtur  ab  Ennio  dictus  esse  de  expugnata  aliqua  Osco- 
rum  urbe,  quae  cum  summus  magistratus  captus,  eius  autem  collega 
occisus  esset,  plane  orbata  fuit  rectoribus.  Atque  confirmatur  haec 
coniectura  eo,  quod  in  inscriptionibus  Oscis  non  solum  meddix  tuticus 
commemoratur,  ut  Herculani  tit  17,  1  apud  Lepsium  [Monmisen  Unterit 
DiaL  p.  179]:  L.  Slabiiss  L.  Auktl  meddis  tüvttks  et  tit.  20,  1 :  V,  Pur 
pidiis  V.  med,  tüv,  (adde  simillimam  inscriptionem  in  praef.  p.  XII 
[Mommsen  p.  180  seq.])  et  12  [Mommsen  p.  182] :  NL  Trebiis  Tr.  med. 
tüv,  item  Boviani,  vid.  35  [p.  171  Momms.]  verum  etiam  praeterea 
meddix  degeiasius,  quemadmodum  Nolae,  ut  est  in  tab.  Abellana 
[p.  57  Leps.,  p.  119  Momms.]  lin.  3:  intm  m^iiüßj  iüvkitüi  mai  pukalatm 
medikei  deketasiül  NüvlafnuiJ,  itemque  in  aliis  tituüs  Nolanis  18,  3 
[Momms.  p.  178]:  medd^tss  degetasiüs  araget  et  38  [Momms.  ibidem]: 
Paakul  Mulukiis  Marai  meddis  degetasis  aragetud  multas,  Neque 
vero  bis  titulis  ita  utendum  esse  arbitror,  ut  censeas  eum  magistratmn, 
qui  Pompeiis  et  Capuae  tuticus  vocatus  sit,  Nolae  degetasium  esse 
appellatum:  nam  hoc  ipsum,  quod  adiectivum  addi  solet,  ostendit  plu- 
res  in  eadem  civitate  fuisse. 

Videndum  iam  est,  quid  significet  illud  ipsum  tuticus ,  de  quo 
dissentio  a  Lepsio,,  qui  in  libro  de  inscriptionibus  Umbrids  et  Oscis 
p.  9  hoc  vocabulum  idem  esse  censet,  quod  urbanus,  repetitque  a  no- 
mine touto,  quod  civitatem  significet.  Sane  enim  in  his  monumentis 
magna  est  inconstantia,  quemadmodum  in  tabula  Bantina  legitur  touio. 
toutikom  alia,  in  tabula  autem  Velitema  24,  4  [Monuns.  p.  320,  lin.  3] 
totiku:  at  hoc  quidem  minime  mirum,  quandoquidem  Velitrae  Volsco- 
rum  fuit  urbs,  Volsci  autem  dialecto  diversa  ab  Oscorum  sennone  ute- 
bantur,  unde  Titinius  [104  Ribb.]: 

Qui  Osce  et  Volsce  fabulantur,  nam  Latine  nesciunt  FT 

At  longius  recedit  Ulud  tüvttks  quod  in  Pompeianis  inscriptionibus  con- 
stanter  reperitur;  quamvis  sane  üv  Oscum  Latinis  sit  u  aut  o  producta, 
ut  Nolanus  Osce  dicitur  Nüvlanus  in  tabula  Abellana,  Nüvkrinum  in 
nummis  Nuceriae  legitur  (siquidem  hoc  satis  certum,  vid.  Leps.  p.  115 
sqq.  [Momms.  p.  200])  eodemque  pacto  is  qui  vocatur  in  tab.  AbelL  3 
maniis  iüvküs  videtur  Latine  dictus  esse  Manius  Iocius*)\  at  Os<x>s 
quoque  substituisse  ou  vel  etiam  o  pro  üv  non  credam,  nisi  aliquo 
certo  firmetur  exemplo. 


[*)  Legerat  enim  Lepsius  tnamiii  pro  ea  quam  Mommsenns  praebet  lectione 
maiiüfij  iüvkitüi  i.  e.  Magio  lovicieio.] 


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Quaestiöniun  Ennianaroin  speoimen.  213 


At  vero  alind  praeterea  illius  adiectivi  exemplum  adhibere  licet: 
Dam  non  dubito,  quin  oppidi  nomen,  qnod  fiiit  Equus  tuticus  dictum 
quodque  in  Apuliae  et  Campaniae  conjBniis  fuit  situm,  plane  accedat 
ad  meddicem  tuticum.  Ego  autem  existimo  tüvttks  nihil  aliud  esse, 
quam  magnus  vel  potius  summus,  quae  interpretatio  maxime  eo  con- 
firmatur,  quod  oppidum  ülud,  quod  Equus  tuticus  vulgo  dicitur, 
in  itinerario  Hierosolymitano  p.  610  ed.  Wessel.  [p.  287  Parth.  et 
Find.]  Equus  magnus  (Mansio  ad  Equum  Magnum)  dicitur,  quam 
inteipretationem  Osci  nominis  esse,  quae  posterioiibus  temporibus 
extincto  penitus  Osco  sermone  in  usum  sit  recepta,  quis  tandem 
dubitabit? 

Ceterum  illud  ipsum  oppidi  nomen,  quotiescunque  priorem  partem 
(»nsideravi,  suspectum  mihi  fuit:  nam  mirum  profecto  nomen  Equus 
tuHcus,  Etenim  quod  oppidulum  prope  Olisiponem  Equabona  vel  Equa 
bona  dicitur  in  Itinerar.  Anton,  p.  416  [p.  197  R],  id  ex  cod.  Neap. 
corrigendimi  est  Aqua  bona,  ut  Aqua  viva,  alia  dicuntur.  Equum 
Äugusil  Gruterus  in  indice  memorat,  sed  frustra  quaesivi.  Multo  autem 
maxime  mirum  accidit  hoc  nomen  propterea,  quod  Equus  tuticus  non 
recens  ftierit  conditiun  oppidum,  sed  antiquissimum,  nam  Diomedes  con- 
didisse  fertur,  vid.  Serv.  ad.  Yirg.  Aen.  VIII.  9 :  tenuit  partes  Apuliae, 
et  edomita  omni  Gargani  montis  multitudine  in  eodem  tractu  civitaies 
plurimas  condidit,  Nam  et  Beneventum  et  Equum  tuticum  ipse  con- 
didü.  Hie  autem  admodum  variat  scriptura  huius  nominis,  in  Guelt  1 
Equum  tuticum  legitur,  quemadmodum  vulgo  appellant,  in  Guelf  2 
equututicum,  in  Voss.  Ecum  tuticum,  alii  denique  Aequitu^icum  vel 
Aequum  tuticum  exhibent.  Et  vel  hae  librorum  varietates  efficiunt, 
ut  de  nominis  illius  veritate  dubitemus.  Alia  nirsus  forma  reperitur 
apud  schol.  Horat  Satir.  I.  5,  87:  Equotutium  (ita  Gruquius,  alii 
equum  tuticum)  significat,  cuius  nomen  hexametro  versu  complecti 
non  potest.  In  Antonini  autem  Itinerario  p.  103  [p.  48  P.]  legitur: 
ad  Equum  tuticum  MPM,  XXI,  ubi  unus  cod.  [?  Kegium  et  Blandinia- 
num  exemplar  secundum  Wesselingium]  Equotuticum,  alii  Equum  tutium, 
et  p.  111  [p.  51  P.]:  (iter)  a  Capua  Equo  Tutico,  ubi  Campania  limi- 
iem  habet  et  deinde  p.  112  [p.  51  P.]:  Equo  tutico  MPM,  XXI  et: 
ab  Equo  Tutico  per  Roscianum  etc.  et  p.  115  [p.  53  P.]:  ab  Equo  tutico 
Hydrunto  ad  Traiectum  et  in  Itinerario  Hierosol.  p.  610  Wesselingius 
quidem  edidit  Mansio  ad  Equum  Magnum  [nee  aliter  editores  Berol. 
p.287],  at  in  cod  Aequum  scribitur.  In  tabula  autem  Peutingeriana  est 
^.A  Aequo  Tutico.  Cicero  porro  ad  Atticum  VI.  11:  praeter  eas 
(liä^as)  quas  scribis  Lentuli  pueris  et  Equo  tutico  et  Brundisio  daias. 
Et  hi  quidem  fere  sunt  veterum  loci ,  quibus  oppiduli  nomen  commemo- 


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'  214      ,  QuaestionTini  Ennianaram  specimen. 

ratur,    in    quibus   magnam   discrepantiam   inesse   facile   animadvertes. 
Accedit  autera  aliud,  quod  suspidonem  augeat 

Nomen  oppido  ab  indigenis  inditum  esse  verisimile  est,  sed  ab 
Oscae  dialecti  norma  Equus  certe  abhorret,  quandoquidem  Oscis  littera- 
rum  qu  nullus  est  usus,  sed  ubi  Latini  bis  litteris  utuntur,  iis  est  p, 
Arguit  id  vel  Festus  p.  206:  petoritum  . . .  alii  Osce,  quod  hi  quogue 
petora  quattuor  vocant,  alii  GraecCj  sed  aloXiy/ög  dictum.  Item  Pau- 
lus Diac.  p.  212:  pitpit  Osce  quidquid.  Confirmant  autem  satis  titnli 
Osd,  in  qUibus,  quemadmodum  in  tabula  Bantina,  pis,  pod  L  e.  quis^ 
quod,  saepissime  legitur,  id  quod  proxime  accedit  ad  Graeci  sermonis 
dialectos,  quae  itidem  xof  et  /rof,  yuGjg  et  nCig  alia  variant  Cf.  Mueller 
Etrusc.  I.  p.  30  [p.  21  ed.  n.].  In  uno  tantum  vocabulo  videntnr 
litteris  Tcv  usi  esse,  Icvmsstur  enim  dicunt,  vid.  tab.  Abell.  2  et 
Inscr.  13,  4.  14,  2.  15, 1  [Momms.  p.  183  seq.].  Itaque  equus  certe  ab- 
horret ab  Oscorum  dialecto,  dicendumque  fuisset  epiis  (epis),  qnod 
prope  accedit  ad  Graecorum  vocabulum  IW/rog,  atque  ea  ipsa  forma 
deprehenditur  in  nomine  Epona,  quae  dea  fait  patrona  equorum. 

Hlud  quoque  subiungo,  Horatium  dicere  propterea  se  non  nomi- 
navisse  oppidum,  quod  versui  hexametro  accommodari  non  possit.  Sane 
dubitari  potest  admodum,  utrum  hoc  an  aliud  oppidum  Horatius  intel- 
lexerit,  sed  doctus  interpres,  qui  dicit  Equum  tuticum  esse,  etiamsi 
difficultatem,  quae  ex  locorum  distantia  oritur,  non  animadverterit, 
certe  existimavit  non  convenire  nominis  formam  numero  versus.  Atqui 
Equus  tuticus  commode  hexametro  potest  includi.  Accedit  denique, 
quod  nusquam  casu  recto  Equm  tuticus  vocatur.  Quae  cum  ita  sint, 
oppidum  ab  equo  |  nomen  traxisse  nego  atque  pemego,  verum  consen- V 
taneum  est  a  loci  natura  inditum  esse  nomen,  itaque  Osd  videntmr 
alpo  tüvtiko  vel  aipüm  tuvtiJcüm  appeUavisse.  Etenim  aipüm  apud  Oscos 
videtur  nihil  aliud  significasse,  quam  montis  cacumen,  ita  ut  non  sit 
diversum  a  Graeco  vocabulo  aiTiog,  quod  poetae  admodum  frequentant, 
quemadmodum  Simylus  ap.  Plutarch.  vit  KomuK  c.  17  dixit  Ka7c€t(Sjhcv 
aiTvog,  Parthenius  fr.  XLV  Tv(pQ^aTiov  aiTtog,  ubi  Meinekius  [Anal. 
AI  p.  289]  alia  exempla  collegit.  Dlius  vocabuli  vestigia  satis  mani- 
festa  etiam  alibi  deprehendimus.  Äequorum  enim  gens  ob  id  ipsum 
videtur  appeUata  esse,  quoniam  montium  potissimum  cacumina  inco- 
lebat,  pariter  atque  ÄequicuU,  unde  Virgilius  Aen.  VII.  747: 

Yenatu  nemomm,  duris  Aequicula  glebis 
et  Ovid.  Fast  m.  93: 

Qnintom  Lanrentes,  bis  quintam  Aequioulus  asper. 

quod  cave  pro  denünutiva  forma,    quae  proprio   sie  didtur,    habeas, 
quemadmodum  Niebuhrius  Hist.  Rom.  I.  p.  79.  not  [219]  videtur  existi- 


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Quaestiontun  Enmanarom  speoimen.  215 

masse,  quae  aliena  est  a  populi  nomine.  Nam  quod  Plautus  fabnlam 
Poentdum  inscripsit,  id  ex  comoediae  natura  explicandum  est;  nee 
obscura  est  irrisio,  cum  Cicero  de  Mn.  IV.  20,  56:  postea  tuus  iUe 
PöenuluSy  scis  enim  Citieos,  dientes  tuos,  e  Phoenica  profectos  dicit 
Fuit  autem  cum  Aequiculos  dictos  esse  existimarem  pro  Äequicolae, 
ut  compositum  esset  vocabulum,  at  sunt,  quae  huic  opinioni  adversen- 
tur;  potius  existimandum  est,  paragogicam  esse  formam,  Italis  non 
inusitatam.  Ita  eos,  qui  Volsci  dicuntur,  Ennius  [Ann.  166  T.]  Volsculos 
vocat,  vide  Pest.  p.  22: 

Vulsculu'  perdidit  Anxur. 
qui  quidem  dicti  videntur  inde  quod  ultra  habitabant  seiuncti  a  reliquis 
Osds,  de  adverbio  otds  vel  uls  conferas  Varr.  de  L.  L.  V.  50  et  Festum 
p.  42  et  379  ed.  Mueller.  Eodemque  modo  sacrum  (sacellimi)  dicitur 
Osce  sakaraklüm,  vid.  tab.  Ab.  13.  17.  20  et  tit.  35,  3.  [p.  171  Momms.] 
37,  3  [Momms.  p.  177].  AequicuU  autem  non  tarn  ex  Aequis,  quam  ex 
Äequicis  dicti,  quod  quidem  ita  est  formatum  ut  Volsci,  Opsci  (Osci), 
Tusci,  Hemici,  (qui  et  ipsi  a  regionis  natura  nomen  acceperunt,  vid. 
Pestus  p.  100:  Hemici  dicti  a  saxis,  quae  Marsi  herna  dicunt  Cf. 
Serv.  Virg.  Aen.  VII.  684)  aUa.  lam  ut  Aequiculi,  ita  plane  simiüter 
fonnatum  est  urbis  ümbricae  nomen  Ocriculum,  quae  etiam  OcricuH 
dicebatur.  Verum  non  solum  forma  ümbrici  oppidi  proxime  accedit  ad 
similitudinem  Aequiculorum,  sed  etiam  vis  et  significatio.  Nam  incolae 
iUius  urbis  Ocriculi  inde  sunt  dicti,  quod  montis  cacumen  incolebant 
Etenim  ümbrorum  dialecto  propria  est  vox  ocris,  quae  idem  quod  Oscum 
a\püm  significat,  unde  toties  repetitur  in  tabulis  Eugubinis  ohriper  vel 
ukriper  Fisiu,  a  monte  vel  arce  Iguvii.  Cf.  Lepsium  Inscript.  TJmbr. 
et  Ose.  p.  8.  Eadem  voce  etiam  Latini  usi  sunt,  vid.  Festum  p.  181: 
ocrem  antiqui,  ut  Ateius  Phüologus  in  libro  glossematorum  refert, 
montem  confragosum  vocabant,  ut  apud  Livtum: 

Sed  qui  sunt  hi,  qui  asoendunt  altum  ocrim. 
et: 

Celsosque  ocris,  arvaque  putria  et  mare  magnum. 

Namque  Taenari  celsos  ocris. 

Haud  ut  quem  Chiro  in  Pelio  docuit  ocri. 

Ac  novum  accedit  exemplum,  quo  firmatur  id  quod  dixi  de  Equo 
Tutico.  Fuit  enim  Etruriae  urbs  Falisci,  quam  Siculorum  esse  dicit 
coloniam  Dionygius  Ant.  L  21.  Strabo  autem  V.  p.  226  Ttöhv  Uib- 
yhaaaov  appeUat,  quae  Aequum  Faliscum  est  vocata,  ubi  scribendum 
^i%of)ov  0aliiTx,ov  ex  corruptis  codicum  lectionibus.  Eademque  urbs 
etiam  incolarum  nomine  Aequi  Falisci  appellatur,  quod  cum  ipsi  iam 
Bomani  quid  significaret  non  satis  intelligerent,  ad  aequitatem  et  iusti- 


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216  Quaestionum  Ennianarom  specimen. 

tiam  retulerunt,  cum  urbs  a  loci  natura,  ut  fieri  solet,  nomen  traxisset 
Minime  enim  probanda  esse  videtur  Muelleri  sententia,  qui  in  libro  de 
Etruscis  I.  p.  109  seq.  [p.  102  seq.  ed.  II]  propterea  quod  postea  urbs 
Faliscorum  ex  edito  loco  in  planitiem  sit  translata,  inde  demum  Aequum 
Faliscuni  dictum  esse  censet,  comparato  Latino  vocabulo,  quod  et  ipsum 
dissimile  est,  Äeqtiimelium.  Video  autem  nunc  etiam  Guil.  Abeken  in 
libro,  qui  inscribitur  'Mittelitalien'  in  Addendis  p.  446  Muelleri  sen- 
tentiam  reiecisse.  Eiusdem  originis  sunt  alia  urbium  nomina,  sed  haec 
quoque  similiter  saepe  depravata,  quemadmodum  Aecae  in  Apulia, 
liv.  XXIV.  20:  Äpulorum  Aecae  op\pugnatae,  Polyb.  m.  88,  Plin.  VI 
Hist.  Ifat.  in.  105  (ubi  Aecani  memorantur),  Itinerar.  Ant.  p.  116 
[p.  53  P.]  (ubi  male  Ecas  vel  Escas  scribitur),  Itinerar.  Hier.  p.  610 
[287].  Item  Aeadanum,  Hirpinorum  oppidum,  quod  Appian.  BelL 
Civ.  I.  51.  memorat,  Plin.  Hist.  Nat  HE.  105,  Itinerar.  Ant  p.  120 
[p.  55],  ubi  bis  Edano  scribitur,  inscript  ap.  Orelli  838  (I.  p.  199): 
res  publica  Aeclanensium  et  862  (I.  p.  202):  Aedanenses,  3108  (11. 
p.  32)  et  5020  (IE.  p.  432):  CoL  Aedanemes,  porro  ipsum  oppidi 
nomen  ib.  5019  Aedano,  unde  redarguitur  id,  quod  Osannus  dicit  in 
Diar.  Antiqq.  1843.  p.  217,  ubi  plures  titulos  Aeculanenses  recens  re- 
pertos  edidit,  oppidi  nomen  nusquam  commemorari.  Hinc  colles  non 
ita  procul  a  Surrento  Aeqtiana  dicti  sunt,  vid.  SiL  ItaL  V.  465:  QuaesivU 
mofUes  leto  ac  fdicia  Baccho  Aequana  et  zephyro  Surrentum  tnoUe  salubri. 
Aperte  autem  corruptum  est  nomen  oppidi  in  Paelignis  Superequum,  quod 
Prontin.  de  colon.  p.  343  [p.  258  Lachm.]  appellat,  et  Plinius  Hist  Nat 
IQ.  106:  Supereqtumi,  immo  corrigas:  Superaequum  et  Superaequani, 
quod  ipsum  confinnant  tituli  ilüc  reperti,  vid.  Orelli  613  (I.  p.  157)  et 
3109  (n.  p.  33):  Q.  Vario,  ...  is  primus  ommum  Paelignorum  Senator 
fadus  est  d  eos  honores  gessit,  Superaequani  publice  pcUrono.  Verum 
Aequum,  quae  fuit  colonia  in  Dahnatia,  vid.  Itinerar.  p.  269,  Ptole- 
maeum  IQ.  p.  59:  ^i^odov  -^oXa/via,  tit  ap.  Orell.  502  (I.  p.  139),  non 
huc  retulerim.  Itaque  mihi  quidem  non  videtur  dubium  Oscorum  ser- 
moni  proprium  fuisse  hoc  vocabulum  Aequum  vel  potius  Atpo:  neque 
mirum  si  Paliscorum  quoque  urbs,  quam  Strabo  idiöyixoaaov  appellat, 
eodem  nomine  usa  est.  TJmbri  vero,  quae  sunt  dialectorum  discrimina, 
hac  quidem  voce  caruisse  videntur,  contra  aliam  eiusdem  notionis 
retinuerunt 

Latini  autem  ex  ipsa  sermonis  lege  non  dixerunjt  Aepa,  Aepwn, 
Aepi,  sed  Aecae,  Aequum,  Aequi,  itaque  etiam  illud  oppidum,  unde 
profecta  est  disputatio,  Aequum  tuticum  appellaverunt,  eamque  fonnam 
Omnibus  locis  restituendam  esse  censeo,  confirmaturque  haec  sententia 
satis   auctoritate  libroirum:    nam   apud  Suritam   in  Itinerar.  Antonini 


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Quaestionum  Ennianarum  specimen.  217 


[p.  269  Wess.]  et  in  tabula  Peutingeriana  Aequum  didtur.  Accedit 
autem,  quod  omnem  dubitationem  eximit,  titulus  in  ipsa  illius  oppidi 
yicinia  repertus  apud  OreU.  1113  (L  p.  244): 

D.  N.  I  lOVIANO  AVG  |  INVIC  |  TO-BONO  REI P  |  NATUS  AB  AEQVO  |  M.  Vn. 
ubi  simplidter  Aequum  didtur,  quemadmodum  apud  Ptolemaeum  HI. 
p.  66  Tovtiyiov  vocatur,  idque  ipsum  plane  arguit,  nullo  pacto  fem 
posse  fonnam  Equotutium  vel  EqiMtuticum,  ut  unum  dt  vocabulum. 
Et  substantirum  esse  cum  adiedivo  copulatum  finnat  etiam  Itin.  Hier., 
ubi  Aequum  nmgnum  didtur.  lam  cum  Aequum  tuticum  diceretur, 
prima  autem  syllaba  huius  adiectivi  producenda  dt  (nam  Oscum  üv 
Latinis  est  o  vel  u  producta,  ut  supra  vidimus),  apparet  recte  censuisse 
Horatii  schoUastam,  hoc  verbum  non  potuisse  versui  adaptari.  Ceterum 
constat  librarios  ex  vulgari  consuetudine  multo  saepius  in  locum  diph- 
thongi  ae  substituisse  e,  quam  vicissim. 

Denique  ut  ex  bis  ambagibus  ad  Ennii  versum  revertar,  quem- 
admodum ille  poeta  meddix  tuticus  satis  accurate  interpretatus  est 
meddix  summuSy  ita  etiam  cum  alter  dixit,  videtur  ipsam  vim  et 
naturam  obscuri  vocabuli  degetasius  satis  fideliter  servavisse. 

n. 
CSceronem  libentissime  poetanun  Latinorum  verdbus  scripta  sua 
dißtinxisse  constat,  sed  cum  popularibus  iUa  carmina  essent  notissima, 
saepissime  unde  illi  versus  petiti  essent,  non  dilucide  exposuit:  itaque 
nos  in  tanto  Latinarum  litteranun  naufragio  plerumque  ignoramus,  a  quo 
potisaimum  poeta  aut  ex  quo  carmine  ea  quae  Cicero  adhibet  derivata 
sint  Quamvis  autem  homines  docti  multam  iamdudum  in  bis  rebus 
indagandis  coUocaverint  diligentiam,  tamen  etiamnunc  plurima  leguntur 
i^ud  Ciceronem,  de  quorum  auctore  plane  nihil  constet  aut  certe 
ambigua  haereat  sententia^). 


1)  Subiungam  quaedam  exempla  ex  comicorum  poetarum  fabulis.  Cicero  de 
Orat  n.  59,  242:  ex  hoc  gener e  est  äla  Rosciana  imitatio  senis:  Tibi  ego  An- 
tipho  has  serOj  inquit.  Senium  est  cum  audio.  Atque  ita  est  totum 
hoe  ipso  genere  ridiculum,  ut  cautissime  tractandum  sit.  Haec  ex  oomico  aliqno 
petita  esse  facüe  apparet,  at  non  recte  plerique  interpretes,  verbum  inquit  Cioe- 
roni  tribunnt,  quod  plane  languet  et  incommodum  est;  recte  Lambinus,  quod  ex 
EUendtii  commentario  II.  p.  284  cognosco,  dixit,  non  senem  ista  dicere,  sed 
Antiphontis  adolescentis  esse,  qui  patris  senectutem  tremula  voce  ridicule  imita- 
retar.  Vix  autem  dubitari  potest,  quin  de  arboribus  adolescens  loquatur,  quas  in 
ipsius  Qsum  pater  severit.  Itaque  refero  ad  Statu  Synephebos,  fabulam  nobilis- 
ämam  [ap.  Ribb.  legitur  hie  versus  Fall,  ex  ine.  ino.  fab.  1].  Atque  proxime 
aooedit  hie  locus  ad  illum,  quem  Cicero  profert  de  Ben.  7,  24:  nemo  est  enim 
<««  senexj  qui  se  ammm  non  pu4et  posse  vivere,    Sed  Odem  elaborant  in  eis, 


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218  Qoaestionum  Ennianamm  specimen. 

Praeter  ceteros  autem  poetas  Ennium  Cicero  habuit  dignum,  ex  vn 
quo  plurima  peteret    Ennium  quanti  aestimaverit  Cicero  ex  pluribus 
cognosd  potest  indiciis,  quamvis  non  satis  sit  perspectum  ab  hominibus 


qucte  scmnt  nihil  omnino  ctd  se  pertinere :  serit  arbores ,  quae  (Uteri  saectdo  prosintt 
ut  att  Statitis  noster  in  Synephehis,  Quae  quidem  [cum  iis  quae  leguntux  in  Caec. 
Stat.  fr.  V.  210  ap.  Ribb.]  sie  videntur  componenda  esse: 

serit 
'Arboree,  quae  uteri  saöonlo  prösint. 
Tibi  ego,  'Antipho,  has  eero,  inqnit. 

ut  ad  canticum  aliquod  haeo  pertinuerint;  nee  opus  est,  ut  prosient  comgatur, 
creticus  enim  tetrameter  catalecticus  satis  usitatus  est  oomicis  poetis  numerus. 
Idem  artificium,  quo  hie  Statius  et  ut  videtur  Menander  usi  sunt,  etiam  alias 
adliibetur,  conferas  maxime  Quintil.  XI.  3,  91:  cum  mihi  comoedi  qmque  pesHme 
facere  videantur,  qui,  etiamfti  iuvenem  agant,  cum  tarnen  in  expositione  atU  sems 
sermo,  vi  m  Hydriae  prologo,  aut  mtdieris,  tU  in  Georgo^  incidit,  tremula  vd 
effeminata  voce  prontmtiant.    qui  locus  Ciceronis  verba  satis  illustrat. 

Cicero  Tuscul.  Disput  IV.  c.  15,  35 :  quae  si  qttando  adepta  erit  id,  quod  ei 
fuerit  conciipitum,  tum  effertur  alacritate^  ut  nikü  constet,  quod  agat:  ut  ille,  qui 
voluptatem  animi  nimiam  summum  esse  errorem  arbitratur, 

Haec  ex  Trabea  comioo  poeta  [6  R.]  petita  esse  dooet  ipse  CJicero  de  Fin,  U. 
4,  13:  nam  et  tue  apud  Traheam  voluptatem  animi  nimiam  laetitiam  dicit,  eandem, 
quam  üle  Caecilianus,  qui  omnibus  laetitiis  laetum  esse  se  narrat.  Ipsum  autem 
Trabeae  versum  redintegrare  possumus  ex  epist.  ad  Div.  IE.  9 :  itaque  cum  primum 
audivi,  ego  Üle  ipse  f actus  sum,  scis  quem  dicam:  egique  omnes  illos  adoUscentes, 
quos  iUe  iactitat:  difßcile  est  loqui:  te  autem  contemplans  absentem  et  quasi  tecum 
coram  loquerer, 

Non  edepol  qnantam  rem  egeris  neqae  qnantam  Cacintu  feceris. 
Quod  quia  praeter  opinionem  mihi  acciderat,  referd>am  me  ad  illud: 

Incredibile  hoc  £acta  obiicitar. 
Bepente  vero  incessi  omnibus  laetitiis  laetusj  in  quo  cum  cibiu/rgarer,  quod 
nimio  gaudio  paene  desiperemy  ita  me  defendebam: 

Ego  volaptatem  animi  nimiam. 
Unde  apparet  Trabeae  versum  fuisse  hunc: 

Ego  yolnptatem  animi  nimiam  snmmom  esse  errorem  arbitror, 
quibus  aliquis  apud  illum  comicum  poetam  alterius  immoderatam  laetitiam  vitupe- 
rabat.  Verum  ego  in  illo  Tusculanarum  loco  plura  etiam  ex  Trabea  petita  eese 
censeo,  nam  illa  quidem:  üa  effertur  alaeritate,  ut  nihü  constet  quod  agat  plane 
conveniunt  cum  iis,  quae  in  illo  ipso  loco  de  Finibus  subsequuntur :  hanc  quoque 
iucimditatem,  si  vis,  transfer  in  animum,  iuvare  enim  in  uiroque  dicitur  ex  eoque 
iucundum,  modo  intelligas  vnter  iUum,  qui  dicat: 

Tanta  laetitia  anctos  snm,  nt  nihil  constet, 

et  cum,  qui: 

Nunc  demnm  wiibi  animna  ardet, 

quorum  alter  laetitia  gestiat,  alter  dolore  crucietur,  esse  ülum  medium: 

Qaamqnam  haec  inter  noe  nnper  notitia  admodnm  est, 
qui    nee   laetetur  nee   angatur.     Itaque    ooniido   illum,    qui  reprehenditur  i^ud 
Trabeam,   dixisse:   Tanta  laetitia  auctus  sum,  ut  nihü  constet  [ap.  Bibb.  PalL  ex 


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Qnaestionam  Enmanamm  speoimen.  219 


doctis.  Ita  pessime  intellecta  sunt,  quae  apnd  Ciceronem  leguntur  in 
Vin  Sestiana  c.  56  et  57,  ubi  cum  scholiasta  quaedam  ex  Attii  Eurysace 
petita  esse  diceret,  homines  docti  ei  fabulae  etiam  ea  quae  ab  initio 
leguntur,  vindicare  voluerunt,  alii  autem,  cum  animadverterent  hoc 
nullo  pacto  fieri  posse,  coniecturis  illum  iocum  tentaverunt,  qui  sanis- 
simus  est  Etenim,  ut  pauds  defungar,  quae  initio  leguntur:  summi 
enim  poetae  Ingenium  non  solum  arte  sua,  sed  etiam  dolore  expri- 

mebat *haec  omnia  vidi  inflammarV  fletum  etiam  inimicis 

atque  tnvidis  excitaret.  haec  inquam  ad  Ennii  Ändromacham  Äech- 
malotidem  [IX.  123  Vahl.]  referenda  sunt,  ea  autem  quae  subsequuntur 
(§  122):  pro  dei  immortdles!  quid?  illa  quemadmodum  dixit  idem! ,.. 
Sed  tarnen  illud  soripsit  disertissimus  poeta  pro  me  etc.,  haec  alius 
poetae  sunt,  ex  aUa  tragoedia  petita.    Etenim  summum  jpoe^am'Ennium 

ine.  ine.  fab.  37],  Atque  cum  apud  Ciceronem  reotius  legatur  ex  codicum  vestigiis 
ift  mhU  ei  constet,  quod  agaty  Trabea  fortasse  dixerat: 

Tanta  laetitia  auctos  som ,  nt  nihil  constet  qnod  agam  mihi, 
quibus  quidem  statim  adiungendum  arbitror  illum  Iocum  quem  Cicero  Tusc.  Disput. 
IV.  31,  67  affert:  aliter  iUe  apud  Trabeatn  [1  R.]: 

Lena  delenita  argento  nntom  observabit  meom, 
Quid  velim,  quid  etadeam:  adveniens  digito  impeUam  iannam, 
Foree  patebnnt:  de  improviso  Chrysis  nbi  me  aspexerit, 
Alacris  obviam  mihi  veniet,  complexmn  ezoptans  menm, 
Mihi  se  dedet:  Fortonam  ipsam  anteibo  fortonis  meis. 

quibus  versibus  iuvenis  ille  immoderatam  laetitiam  describit,  optimeque  iam  Cice- 
roniani  Uli  loci  illustrantur.  Trabeam  autem  potissimum  graves  animi  commotiones 
diligenter  et  artificiose  descripsisse ,  testatur  Varro  [ap.  Charis.  Gh-.  Lat.  I.  241  K.]. 
Fieri  autem  potest,  ut  deinde  invenis  ille  apud  Trabeam  de  spe  illa  plane  sit  deiectus, 
et  fortasse  huc  pertinet  illud,  quod  est  apud  Ciceronem  ad  Div.  IX.  21,  ubi  Paeto 
scribit:   quare  nihil  tibi  opus  est  ülud  a  Trabea,  sed  potius  än&revy/na  tneum. 

In  illo  autem  loco  de  Finibus  simul  Caecilii  consimilis  sententia  respicitur, 
quam  etiam  ad  Div.  U.  9  attigit  Cicero  et  a  comico  adolescente  diotam  esse  dooet: 

Omnibos  laetitiis  laetos. 
Novam  igitur  superstruo  coniecturam:    quemadmodum  Cicero  in  illo  loco  cum  ülo 
senis  dicto  apud  Trabeam: 

Ego  volaptatem  animi  nimiam  sommnm  esse  errorem  arbitror 
coniungit  Caeciliani  adolescentis  vocem: 

Omnibus  laetitiis  laetos, 
ita  Cicero  videtur  etiam  in  sequentibus  illi  dicto  adolescentis  apud  Trabeam: 

Tanta  laetitia  anctos  snm ,  nt  nihil  constet  qnod  agam  mihi, 
subiunxisse  senis  irati  Caeciliani  asperam  vocem  [230  K.] : 

Nunc  demnm  mihi  animns  ardet. 
Nec  falsa  est  coniectura,   hoc  Caecilii  esse,  quandoquidem  in  oratione  pro  Caelio 
c.  16,  37   legitur:    sed  dübito,   quem  patrem  potissimum  sumam:   Caecüianumne 
aUquem,  vehementem  atque  durum?    Nunc  enim  demum  mihi  animtis  ardet,  nunc 
meum  cor  cumükUur  ira. 


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220  Quaestionum  Ennianarum  specimen. 


dixit  Cicero,  quemadmodum  est  in  orat  pro  Balbo  c.  22,  51:  neque 
enim  ille  summus  poeta  noster  Hannihalis  iUam  magis  cohortationem 
quam  communem  imperatorum  voluit  esse,  *Hostem  qui  ferieV  inquü 
[Ann.  284  V.]  'mihi  erit  Carthaginiensis ,  quisquis  eritj  cuuUis  eriV*). 
Disertissimus  autem  poeta  est  Attius,  quem  deinde  nominatim  appellat 
58, 123:  utrum  igitur  haec  Aesopum  potins  pro  me  aut  Attium  dicere 
oportuit  etc.,  quem  quo  iure  disertum  vocet,  potest  Quintiliani  locus 
ostendere  Inst.  Or.  V.  13,  43:  aiunt  Attium  interrogatum ,  cur  causas 
non  ageret,  cum  apud  cum  in  tragoediis  tarda  vis  esset  optitne  respon- 
dendi,  hanc  reddidisse  rationem,  quod  illic  ea  dicerentur,  quae  ipse 
vellety  in  foro  dicturi  adver sarii  essent^  quae  minime  vdlet,  Sed  haec 
accuratius  tunc  persecuturus  sum,  ubi  de  Ennii  Andromache  dicetur. 
Paulo  accuratius  autem  dicam  de  alio  Ciceronis  loco,  qui  exstat  in 
Tusculanis  Quaestionibus  IL  16,  ubi  Eurypylus  saudus  ad  Patroclum 
accedit  eiusque  opem  implorat. 

Hos  versus  Attii  esse  et  ex  iUius  tragici  Myrmidonibus  petitos 
esse  Hennannus  arbitratur  Opusc.  T.  p.  142,  cui  assenserunt  homines 
docti,  quod  sdam,  omnes.  Mihi  vero  secus  videtur.  Namque  in  Ora- 
tore  c.  46,  155  legimus:    itaqus  idem  poeta  qui  inusita^ius  contra^xerat 

Patris  mei,  meum  factum  pudet 
pro  *meorum  factorum\  et 

Texitor,  exitium  examen  rapit 
pro  'exitiorum\  non  dicit  'liberum^  .  .  .  sed 

Neque  tuum  unquam  in  gremium  extoUas  liberorum  ex  te  genus. 
et  idem: 

Namque  ÄesctUapi  liberorum, 

Deinde  pergit:  ai  ille  alter  in  Chryse  etc.:  tum  denique  [§  156] 
adiunxit  Pacuvio  Attium:  atqui  dixit  Accius  etc.  Itaque  vel  propterea 
parum  est  verisimile  illa,  quae  primo  loco  commemorantur,  ex  Attio 
petita  esse:vimmo  probabile  est  Ciceronem  temporis  quandam  rationem 
habuisse,  ita  ut  primum  Enniimi,  deinde  Pacuvium,  denique  Attiiun 
commemoraverit,  nam  de  Naevio  quidem,  cuius  exigua  est  apud  Cice- 
ronem auctoritas,  vix  quisquam  cogitabit.  Atqui  dubitari  vix  potest, 
quin  illi  versus,  qui  ibi  adhibentur,  Ennii  sint  [leguntur  ap.  TahL  in 
Achille  Vin.  14  sqq.].    Nam  quae  primum  proferuntur, 

Patris  mei,  meum  factum  pudet  IX 

et 

Exitium  examen  rapit, 


[*)  Retractavit  hunc  locum  B.  postea   in  Annalibus  Meckeiseni  VH  (1861) 
p.  500  (Opusc.  I.  275).] 


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Quaestionum  Enmanamm  specimen.  221 


ea  petita  sunt  ex  illustri  loco,  qiii  exstat  apud  Ciceronem  de  Div.  I.  31, 
66  sq.  eaque   sunt,   quod  accuratius   alias   demonstrabitur,    ex   Ennii 
Alexandro  [fr,  Vin.  81  et  88  ap.  Vahl.]  petita,  porro  üle  versus: 
Neque  taum  unquam  in  gremimn  extoUas  liberomm  ex  te  genus, 

is  non  dubito  quiu  ex  Phoenice  [Vli.  347  V.]  sit  petitus,  plane  autem 
congniit  cum  Homericis  II.  IX.  453 : 

narrjQ  <f'  lfji6g  avnluC  dtaS-f^s 
IloXXa  xtntiQaTo,  arvyiQäg  J'  inex^xXtr^  iQivOg, 
Mr^  7roT€  yovvaaiv  olaiv  iif^aaaad-ai  (pCXov  vlov 
^E^  ifx^d-tv  yc/afSha'  d-€ol  <f'  MUiov  inagäg. 

Im.  illa  [Trag.  16  V.]: 

Namque  Aesculapi  liberorum, 

ea  vero  ex  hoc  ipso  loco,  de  quo  agimus  [14  T.],  sumta  sunt:    est 
autem  ille  locus  ita  corrigendus: 

1  0  Patricoles  ad  tos  adveniens  auxilium  et  vestras  manos 

Feto,  prinsquam  oppeto  malam  pestem  mandatam  hostili  manu; 

Neque  sanguis  ullo  potis  est  pacto  profLuens  consistere; 

Si  qui  sapientia  magi'  vestra  mors  devitari  potest. 
5  Namque  Aesculapi  liberorum  saucii  opplent  portious. 

Non  potest  accedi.    PA.  Gerte  Eurypylus  hie  quidem  est:  hominem  exercitumi 
*  » 

EV. Qui  alteri  exitium  parat, 

Eum  scire  oportet  sibi  paratum,  pestem  ut  participet  parem. 
PA.  Eloquere  (propere)  res  Argivom  proelio  ut  so  sustinet. 
10  EV.  Non  potis  eofari  tantum  dictis,  quantum  factis  suppetit 
Laboris.    PA.  Tu  quiesoe  igitur  et  volnus  alligavero. 
EV.  Ubi  fortuna  Hectoris  nostram  acrem  aciem  indinatam *). 


2)  Scripsi  v.  1  ex  auctoritate  vett.  edd.  Patricoles  pro  Patrodes,  quemadmodum 
Fronto  antiquitatis  studiosissimus  p.  45  Nieb.  [p.  19  Nab.]  a  Patricole  scripsit:  nam 
lianc  anüquitus  in  usu  fuisse  f ormam  arbitror ,  quoniam  Romani  in  Oraecis  nominibus 
antiquitus  noyare  quaedam  ipsorumque  sermoni  accommodare  solebant:  maxime 
insigne  est,  quod  ante  liquidas  vocales  t'^  u,  o  inserere  solebant;  eiusmodi  sunt 
mina  {jivä)^  dracfiuma  {ßQaxfxrj)^  Alcumena  (lAXxfnpnj)^  Alcumaeon  (Akxfiaioiv)  vel 
Alcimc^eofi,  quo  nomine  et  Attii  et  "Rnnn  tragoedias  inscribendas  esse  censeo,  quod 
confirmant  Nonianorum  librorum  lectiones,  ubi  p.  9  ed.  Gerl.  Accit^s  Aldmaeone, 
p.  80  Alcimachone,  p.  267  Alcemeone  scribitur:  et  Plauto  quoque  fuerit  reddenda 
eadem  forma  in  Captivis  loco  depravato  lU.  4,  30  [562].  Porro  eiusdem  generis  est 
Aesculapius  (jiaxXriniög)^  Hercules  ("HQaxXrjg)^  quod  eo  distat  areliquis,  quod  prae- 
terea  extrita  est  alia  vocalis,  nam  antiquior  forma  Herecules  videtur  fuisse,  quem- 
admodum in  titulis  Oscis  est  sakaraklüm  HercklAs,  Ita  etiam  ex  ITaTQoxXfjg 
ortimi  est  Patricules  vel  Patricoles,  quod  a  Latini  sermonis  simiütudine  minime 
abhorret,  et  nescio  an  Livius  quoque  Andronicus  ap.  Gell.  VI.  (YD..)  7, 11  scripserit: 
Ibl  denique  vir  summns  adprimos  FatrieoleSf 


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2^  Quaestiontim  finnianaruin  speoimeü. 


lam  vero  si  haec  recte  Ennio  vindicavi,  quaeritur,  ad  quam  X 
tragoediam  referenda  sint  Ego  vero  non  dubito,  quin  ex  Achille, 
nobili  satis  fabula,  petita  sint,  quam  tangit  Cicero  etiam  in  oratione 
pro  Bosdo  c.  32,  90:  mtUtos  caesos  non  ad  Trasimenum  lamm,  sed 
ad  Servilium  vidimus,  Quis  ibi  non  est  vulnerattis  ferro  Phrygio? 
ubi  scholiasta  Gronov.:  in  Ennio  haec  fabula  inducitur  AchiUis,  quo 
tempore  propter  Briseidam  cum  Graecis  pugnare  noluit:  quo  etiam 
tempore  Hedor  classem  eorum  incendit.  In  hac  pugna  Ulixes  mdneratus 
inducitur  et  fugiens  ad  Achillem  venu.  Cum  interrogaretur  ab  Aiace^ 
cur  fugisset,   iüe  tU   celaret  dedecus   suum,    Quis  enim*)   vulneratus 


non  PcUroclus.  Ceterum  eiusmodi  formas  non  poetae  Latini  finxerunt,  sed  dudum 
receptas  a  popularibus  servaverant,  non  ausi  eas,  quae  Graecis  congruerent,  sub- 
stituere.  Nam  antiquae  illae  Graecorum  fabulae  nobilissimae  diu  ante  livium 
Andronicom  ad  Romanos  perlatae  erant,  maximequo  gemmae  et  vasa  fiotilia  videntur 
effecisse,  nt  cum  tragici  poetae  fabulas  docerent,  heroum  nomina  et  res  gestae  satis 
iam  essent  Romanis  notae.  Maxima  autem  diyersitas  est  Etruscorom  sennonis, 
qui  litteras  Yocales  maximeqae  ante  liquidam  expellere  soliti  erant,  Phulnices, 
Herkle,  Menle,  SenUa,  Atlenta,  Elchnstre,  Achmiem  alia.  Per  Etmscos  autem 
artifices  Graecorum  illae  fabulae  primum  ad  Romanos  propagatae  esse  Tidentor, 
atque  coniioio  illas  antiquas  Latinae  linguae  formas  Aesculapms,  Alcumena,  sicuti 
etiam  alias  alia  ratione  immutatas  Ulixes,  Alumento,  Catamitus  etc.  non  ex 
ipsis  Graecorum  nominibus  germanis  detortas  esse,  verum  ex  Etruscis  eonmdem 
nominum  formis  natas,  et  sie  demum  mira  illa  diyersitas,  quae  saepe  inter  Graecas 
et  Tiatinas  nominum  formas  intercedit,  nihil  yidebitur  offensionis  habere:  certe 
simiüs  plane  ratio  inter  popularia  Etruscorum  nomina  et  eorum  formas  Latinas 
intercedit,  ut  Thw^mna,  Pursne,  Pepne,  Amth,  Thanchfil  fiunt  Thormena,  Porsena, 
Perpenna,  Arims,  Tanaquü  alia,  quae  nunc  accuratius  persequi  non  licet  —  V.  6 
male  quaedam  excidisse  existimant  post  verba:  Non  potest  accedi,  immo  Eurypyli 
sermonem  statim  excipit  Patroclus  estque  integer  octonarius.  At  vero  post  v.  7 
plura  a  Cicerone  omissa  esse  apparet,  nam  videtur  Patroclus  pluribus  verbis 
Eurypyli  miseriam  conquestus  esse.  Ante  v.  10  autem  nihil  omissum  esse  arbitror, 
et  ipsum  versum  redintegravi  addito  adverbio  propere,  cf.  Attium  Epigonis  fr.  10  [12, 
V.  301 R.] :  Eloquere  propere  ac  meum  hunc  pavorem  expectora.  [Eloquere  eloquere, 
quod  unus  praebet  cod.  Gud.,  reo.  Ribbeck.]  V.  11  solus  Bentleius  perspexit,  quid 
sententia  requirat:  nam  cum  Cicero  adiungat:  etiamsi  EiMrypylus  posset,  nonposset 
Aesopus,  apparet  illum  non  inscite  dicere,  Aesopum  histrionem,  qui  partes  EurypyU 
susceperit,  non  posse  in  scena.  conticescere:  atque  necessario  poetam  ita  instituisse, 
ut  dum  vulnus  obligetur,  Eurypylus  ordine  omne  proelium  exponai  Quare  Bent- 
leius tace  addidit,  ego  vero  malui,  quoniam  quiesce  id  ipsum  significat,  haec  verba 
Patroclo  tribuere,  itaque  dlligavero  scripsi  et  tu  adieci.  Deinde  fieri  potest,  ut 
versus  unus  alterve  omissus  sit:  male  certe  editores  Ciceronis  discerpunt  versus 
articulos;  nam  ab  integre  versu  narrationem  initium  capere  consentaneum  est,  et 
sie  etiam  apparet  acren^,  quod  onmes  libri  tuentur,  non  esse  eiiciendum. 

[*)  Additur  non  cum  Schuetzio,  quod  omittunt  codd.] 


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Ouaestionum  £lnmaüaram  specimen.  223 


ferro  Frugio,  ubi  Orellius  ad  Ai(icem  correxit,  et  sane  Aiacis  auxilio 
servatus  est  in  pugna  illa  Ulisses,  vid.  Ovid.  Metam.  XTTL  71 : 

En  eget  auxilio,  qui  non  tulit,  utque  reliquit, 
Sic  linqnendus  erat:  legem  sibi  dixerat  ipse, 
Conclamat  socios:  adsum  videoqne  trementem 
Pallentemqne  metu  et  trepidantem  morte  futura, 
Opposui  molem  clipei,  texique  paventem*), 
Servavique  animam  etc. 

et  praedpue  Hörn,  H  XL  v.  464  seqq.  At  non  poterat  hoc  ipsum  in  scena 
repraesentare  poeta,  itaque  si  haec  revera  Ulissis  sunt  verba,  necesse  est, 
alius  quis  narraverit  illam  Ulissis  orationem;  fädle  autem  quis  coniidat  id 
fecisse  hoc  ipso  loco  Eurypylum,  cum  Patroclo  proelium  quemadmodum 
gestum  Sit,  exponit  Pateor  tarnen  non  satis  apta  omnino  videri  illa  verba, 
quoniam  profecto  in  ipso  proelii  discrimine  nee  Achilli  exprobrandi  nee 
Ulissi  purgandi  fiiit  facultas.  In  Armorum  contra  ludicio  haec  verba  com- 
mode  diceret  Ulisses,  ut  dedecus  sibi  exprobratum  excusaret.  Tarnen  quae 
scholiasta  didt  necessario  suadent,  ut  ad  Ennii  Achillem  referamus  [ad 
Hectoris  Lutra  fr.  I.  197  cum  Kibb.  retulit  Vahlen  p.  114].  lam  fortasse 
Ennius  ita  instituit,  ut  Ulisses  quoque  vulneratus  Achillis  tentorium 
adiret,  ibique  diceret  illa: 

Quis  enim  non  vulneratust  ferro  Brugia? 

(ita  enim  scribendum)  recteque  iam  apud  scholiastam  legitui*  ad  ÄchiUeni 
venu,  eritque  deinde  corrigendum  ab  Achille,  Sin  cui  minus  placuerit, 
bis  consimile  spectaculum  in  eadem  fabula  adhibitum  esse  a  poeta, 
possit  aliquis  existimare,  illa  verba -Ewryjp^io  esse  tribuenda,  scholiastam 
autem  temere  nomina  permutavisse.  Sed  quamvis  haec  de  se  dixerit 
Eurypylus,  vel  sie  tamen  existimandus  est  Patroclo  exposuisse,  quem- 
admodum Ulisses  ab  Aiace  servatus  sit,  et  huc  refero  quod  est  apud 
Festum  p.  242:  prolato  aere  astitity  Ennitis  in  (Achille)*'^) 
Arisiarchi  cum  ait,  significcU  dypeo  ante  se  protento,  quocum  componas 
Homeri  IL  XL  485 : 

uitag  <f'  fyyvd-€V  rjld-e  (pi^fav  a«xog  r/vre  nvgyov, 

Retuli  autem  huc  illum  Festi  locum  [trag.  35  V.],  quoniam  Ennii 
Achilles,  quemadmodum  plerumque  tragoedia  simplidter  appellatur,  non 
diversa  fait  ab  Achille  Aristarchi,  quod  Colunma  quoque  censuit 


[*)  laceniem  aut  IcUentem  codd.  et  editiones.] 
[**)  Nomen  addidit  Scaliger.] 


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224  Quaestionum  Üimianaruin  speoimen. 


Verum  si  una  tantiim  Ennii  fuit  tragoedia,  quae  Achilles  inscripta 
fuit,  cur  tandem  additum  illud  ipsum  Äristarchi?  Consentaneum  pro- 
fecto  est  etiam  tragicos  poetas  eodem  pacto  quo  comicos  non  celavisse, 
unde  fabulae  argumentum  petitum  sit:  comici  sane  id  in  prologis 
plerumque  professi  sunt,  at  vero  ex  Terentii  proL  Heaut  v.  7: 

nimc  qui  soripseiit 
Et  cuia  Graeca  sit,  ni  partem  maximam 
Existimarem  scire  vestram,  id  dicerem. 

apparet  iam  antequam  &bula  ageretur,  et  ÜEibulae  titulum  et  poetae 
tarn  Eomani  quam  Graeci  nomen  publice  indicatum  esse,  ad  illud  fere 
exemplum,  quemadmodum  in  didascalüs  est: 

HEAVTON  TIMORVMENOS  P.  TERENTI  XI 

GRAECA  MENANDRV 

ita  etiam  fuerit: 

ACHILLES  ENNI 
GRAECA  ARISTARCHV. 

At  qui  tandem  factum  fiieiit,  ut  Graeci  poetae  nomen  Latinae  fabulae 
tarn  arcte  adhaeserit?  Eodem  iure  omnes  omnino  palliatae  et  comoediae 
et  tragoediae  eiusmodi  additamentis  potuissent  augeri,  at  quis  tandem 
legit  Ennium  in  Hecuba  Euripidis,  aut  Pacuvium  in  Niptris  Sophodis, 
Plautum  in  Trinummo  Philemonis,  Terentium  in  Andria  Menandri? 
A  grammaticis  certe  non  est  Ennianae  ÜEibulae  titulus  profectus,  quan- 
doquidem  Plautus  vel  omisso  Latini  poetae  nomine  dixit  in  Poenulo 
prol.  V.  1 : 

Achillem  Aristarohi  mihi  oommentari  lubet: 

Inde  mihi  principium  capiam  ex  ea  tragoedia. 

Süäeque  et  tacete  cUque  cmittmni  advertite: 

Audi/re  vubet  vos  imperator  —  histricus, 

Nam  haec,  quae  Weisius  miro  errore  ex  ipsa  Äristarchi  tragoedia 
conversa  esse  censet,  ex  Ennii  hac  fabula  [trag.  33  V.]  petita  sunt 

Itaque  ego  sie  existimo,  cum  Eomani,  tunc  cum  Achilles  Ennii 
docta  esset,  cognoyissent,  unde  petita  esset  tragoedia,  hanc,  quae 
simpliciter  inscripta  fuit  Achilles  y  Äristarchi  nomine  omasse,  ut  ab  alia 
quadamLatina  fabula  cognomine,  quae  aliunde  fuit  petita,  discemerent 
Krmatur  autem  haec  coniectura  eo,  quod  revera  livius  Andronicus 
iam  ante  Ennium  docuit  AchiUem,  vide  Nonium  p.  321  ed.  Gerlach 
y.  imücU.  lUud  autem  nomen  Achilles  Äristarchi  postea  etiam  a  gram- 
maticis, qui  Ennii  tragoedias  ediderunt,  servatum  esse  nemo  mirabitur. 
Iam  vero  adiungam  his  aüum  Plauti  locum  in  ßudente,  ubi  L  1,  4  [86] 
legitur: 


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Quaestionum  thmianamm  specimen.  ^5 


Non  yentus  fait,  verofii  Alcumena  Euripidi: 
Ita  omnes  de  tecto  detorbavit  tegulas: 
niustriores  fecit,  fenestrasque  indidit. 

Interpretes  quidem  Plauti  videntur  de  Graeca  Euripidis  tragoedia  cogi- 
tavisse,  credo  quod  ex  Diphilo  Graeco  comico  con versa  est  comoedia. 
At  vero  non  est  tarn  ineptus  poeta  Plautus,  ut  etiamsi  eiusmodi  quid 
lasset  in  Diphiü  fabula,  id  temere  transferret  in  suam  comoediam. 
Quamquam  multo  maioris  insdtiae  reiun  faciunt  Plautum  interpretes, 
qui  quod  modo  significavi,  existimant  eum  in  prologo  Poenuli  ipsam 
Aristarchi  tragoediam  respicere  atque  ex  Graeco  illos  versus  interpre- 
tatom  esse.  Immo  Plautus  notissimum  aliquod  illo  tempore  spectaculum 
inteüexit,  quod  in  Latina  aKqua  tragoedia  fuit  exhibitum.  Ulam  autem 
fabulam  cum  Plautus  Alcumenam  Euripidi  appellet,  equidem  si  ea, 
quae  supra  conied,  recte  disputata  sunt,  statuo  duas  eins  nominis  iUa 
aetate  fuisse  tragoedias,  quarum  altera  ex  Euripide,  altera  ex  lone  vel 
Astydamante  vel  alio  quo  Graeco  poeta  conversa  fiierit  Atque  tunc 
equidem  coniecerim,  iUam,  quam  Plautus  memorat,  Ennii  fuisse  fabulam, 
quoniam  is  Plauti  aetate  plurimum  famae  assecutus  erat  apud  Romanos 
et  maxime  ad  Euripidis  exemplum  se  composuit;  prior  fortasse  livii 
aut  Naevii  fuerit  tragoedia.  Existimo  autem  ob  eandem  causam  etiam 
Ennii  Medeam  exuleni  (nam  nequaquam  Ennium  duas  scripsisse  fabulas 
eiusdem  nominis  probabo  alio  tempore),  Andromacham  autem  Aechma" 
loiidem  (ita  enim  eximie  Rothius  correxit  [p.  345]  titulum  tragoediae)  appel- 
latam  esse,  quod  iam  alias  eiusdem  nominis,  quamquam  fortasse  diversi 
Mgumenti  tragoedias  alii  poetae  Romani  docuerant.  Atque  ob  id  ipsum 
valde  dubia  mihi  videtur  Naevii  Iphigenia,  namque  Ennianae  tragoediae 
cognomen  aliquod  exspectaverim.    Verum  haec  in  coniectura  posita  sunt 

m. 

Saepius  iam  homines  docti  inquisiverunt  in  eam  rationem,  quam 
tragici  Latini  in  convertendis  Graecorum  poetarum  fabulis  secuti  sint 
Atque  illud  quidem  satis  compertum  est,  tam  accuratam  et  omnibus 
partibus  absolutam  conversionem,  quam  hac  nostra  aetate  requirimus, 
Bomanis  intactum  foisse  opus,  et  si  qui  forte  id  tentaverint,  quem- 
admodum  ferreus  ille  scriptor  Attilius,  quem  Sophoclis  Electram  male 
convertisse  perhibet  Cicero  de  Ein.  I.  2,  5  improbatos  esse.  Vel  qui 
proxime  ad  Graeca  exempla  se  appHcaverunt,  secuti  sunt  illud,  quod 
Cicero  ait  de  optimo  gen.  die.  c.  7,  23:  quorum  ego  orationes  si  ut 
Xn  spero  ita  expressero,  virtutibus  utens  illorum  \  omnibus,  id  est  sententiis 
ä  earum  figuris  et  rerum  ordiney  verba  persequens  eatenus,  ut  ea  non 
ahhorreant  a  more  nostro  -—  quae  si  e  Graecis  omnia  conversa  non  erunt^ 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  15 


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22(1  Quaestionum  finnianarom  speoimeü. 

tarnen  ut  generis  eiusdem  sifU  daboravimus  —  erit  regulaj  ad  quam 
eorum  dirigantur  orationes,  qui  Aitice  volent  dicere.  Contra  qni  suo 
confisi  ingenio  altius  se  sustulerunt,  ii  quae  minus  commode  et  decore 
a  Graecis  poetis  fiwta  esse  videbantur,  immutabant  et  corrigebant, 
quemadmodum  exempli  gratia  Pacuvius  in  Niptris  extremis  versatus 
est:  nam  cum  Sophocles  TJlissem  rulneratum  graviter  ingemisoentem 
et  muliebri  propemodum  ritu  illacrimantem  fecisset,  id  Romanus  poeta 
viro  forti  et  constanti  non  satis  dignum  esse  censuit,  itaque  totum 
illum  locum  aliter  confonnavit,  vid.  Cic.  Tuscul.  Quaest  II.  21,  49.  Est 
vero  etiam  medium  quoddam  iter.  Namque  equidem  existimo  tragicos 
Latinos  eadem  plane  ratione  usos  esse  in  tragoedüs  scribendis  qua 
comicos:  quemadmodum  enim  comici,  praecipue  Terentius,  ubi  Grae- 
corum  aliquam  febulam  elegerunt,  quam  sequerentur,  etiam  aliunde 
ex  comoedia,  cui  simile  erat  argumentum,  quaedam  petiverunt,  ita 
etiam  Ennium,  Attium,  Pacuvium  Graecas  tragoedias  contatninavisse, 
ut  hoc  utar  verbo,  existimo.  Quid  quod  etiam  postea  Latini  poetae 
eandem  fere  rationem  secuti  sunt:  nam  Virgilius  quidem  in  eclogis, 
ubi  ad  Theocriti  exemplum  se  componit,  Graecis  exemplaribus  similiter 
usus  esse  deprehenditur.  Est  autem  iUud  ex  ipso  Romanorum  ingenio 
repetendum,  qui  cum  rerum  potissimum  varietate  et  copia  delectarpntur, 
simplicitatem  iUam  argumenti,  quae  in  plurimis  Graecarum  litterarum 
monumentis  reperitur,  quaeque  a  Graecis  poetis  ingeniosissime  est  exor- 
nata,  spemebant:  itaque  Latini  poetae,  ut  popularium  studiis  satisfacerent, 
rerum  plurimarum  enarrationem  maxime  sectabantur.  Multo  autem 
magis  id  in  tragoedia  usu  venit,  quam  in  comoedia,  quoniam  chori 
partes  imminutae  sunt,  quamquam  non  penitus  sublatae,  uti  nuper 
quoque  homines  quidam  docti,  pravo  decepti  errore,  existimant  Sed 
quae  de  tragoediarum  contaminatione  dixi,  cum  a  nullodum  sint  ani- 
madversa,  quod  sciam,  accuratiorem  requirunt  expositionem,  quam  quae 
in  hunc  satis  arctum  locum  cadat.  At  exemplo  certe  aliquo  sententia 
firmanda  est,  ne  videar  temere  coniecisse.  Ennii  Iphigenia  ad  Euripidis 
exemplum  est  composita,  id  quod  satis  superque  docent  reliquiae  huius 
tragoediae.  Ita  haec*)  ex  Agamemnonis  et  senis  famuli  diverbio 
[fr.  1.244  Vahl.]: 

AG.  Quid  nocti'  videtur  in  altisono 
Coeli  clipeo?    SEN.  Temo  superat 
Stellas  sublime  etiam  cogens 
Atque  etiam  noctis  iter. 

componas  cum  Euripidis  versibus  Iphig.  AuL  6 : 


3)  Leguntur  ap.  Yarronem  de  L.  L.  VU.  73.  V.  3,  Festum  p.  339. 


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Qoaestionum  fiDnianarum  speoimen.  227 

Ar.    T(g  nfxi   äq   äottiq  S^e  noQd-f4,€V€i ; 
IIP.  2i(Qiog,  iyyvg  rijg  ijiranÖQov 
niiiddog  ^aatov  hi  fieaaiJQTjg, 

et  illa  Enniana  [Iph.  IL  248  V.]: 

Procede:  gradom  proferre  pedum 
Nitere:  cessas,  o  fide  senex?*) 

cum  Euripideis  v.  138: 

Ar.  uilX*  tS^  ^Qiaatav  ahv  n69a ,  yij^ 
Mifilv  vni(xb}v.    IIP.   Znivdm ,  ßaaileü. 

Porro  ex  Menelai  et  Agamemnonis  controversia  [Iph.  VI.  262  T.]  haec : 

AG.   Quis  homo  te  exsuperavit  usquam  gentium  impudential 
MEN.  Qois  te  autem  malitia?^) 

xm  cum  Euripideis  v.  327 : 

Ar.  IIoO  dk  xäXaßig  vtv;  w  ^«o/,  of^g  ärataxvvrov  (pQfvög. 
MEN.  IlQoadoxtov  arjv  ndi^  itn  uigyovg,  €i  aTgdrtvfx    ätp^^nat, 
Ar.    TC  di  ae  jäfjiä  ^€i  (pvldaanv t  ovx  iLvavOxvvxov  rddf; 
MEN.  "Oti  tö  ßovUad-ai  fi   txviC^'  aög  ^k  ^oOXog  oöx  üq>w. 
MenelauB  me  obinrgat?  id  meis  rebus  regimen  r^stitat.^) 
compares  cum  v.  831: 

Od^l  ÖHvd;  rdv  ifiöv  oixHV  olxov  ovx  idao/iai*). 

et  [frrVm.  265  V.]: 

Ego  proiector,  quod  ta  pecoas;  tu  delinquis,  ego  arguor? 

Pro**)  malefactis  Helena  redeat,  virgo  pereat  innocens? 
Tua  reconcüietur  uxor,  mea  neoetur  filia?^). 


4)  Festus  p.  249  ed.  Mueller,  ubi  tantum  haec  leguntur:  Procede . .  .  ceasaa. 
Sed  cum  apud  Interpret.  Virgil.  a  Maio  editum  ad  eol.  5,  88  [Schol.  Veron.  p.  72  ed. 
EeiL]  legatur:  ut  ait  Ennius  in  Iphigenia:  gradum  proferre  pedum  nitere  cessM 
o  fid  .  .  .  haec  redintegravi. 

5)  Cicero  Tusc.  Disput  IV.  36,  77:  ira  vero,  quamdiu  perturbat  animinn, 
dubttcUionem  insamae  non  habet,  cmue  impulsu  exsistit  etiam  inter  fratres  tale 
iwrgium:  Quis  homo . . .  quis  autem  malitia  te  (recte  Bouherius  Quis  te  a.  m.  correxit; 
[Quis  tete  autem  scr.  0.  Eibbeck.]):  nosti  quae  sequuntur,  alternis  enim  versibtts 
intorquentur  inter  fratres  gravissimae  contumeliae,  ut  facile  appareat  Ätrei  filios 
esse  etc.  Apparet  ex  his  Agamemnonis  et  Menelai  esse  hoc  iurgium,  itaque  non 
dubitavi  ad  Ennii  Iphigeniam  referre,  cum  Bothius  Attii  Atreo  vindicavissei 

6)  [Est  hoc  fr.  Vn.  Iph.  V.  264  ap.  Vahlen.]  Legitur  apud  Rufinianum  de 
Figtiris  [§  11,  p.  205  Buhnk.  Rhet.  Lat  p.  41,  28  Halm.]  ubi  recte  BenÜeius 
restUat  pro  restai  correxit,  eadem  forma  usus  est  Ennius  in  Satiris  apud  Nonium 
p.  100  ed.  Gerlach  v.  ohstringiUant  [v.  5  V.]. 

[*)  iqg  i/iA^  Nauok.  scripsii] 

[♦*)  Sic  tacite  correxit  Bergk.   Vulgo :  argtior  pro.] 
7)  Legitur  ap.  Rufinianum  de  Figuris  [§  37,  p.  222  Rhunk.  Rhet  Lat  p.  47, 
16  Halm.]:   si^ncrisis  sive  antithesis,  comparatio  rerum  atgue  personarum  inter  se 

15* 


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i26  Qaaestionam  finnianarum  speoimen. 

omnino  congruunt  cum  Euripide  v.  384  et  396: 

Eh  fyd»  d(xrfv  <fÄ  r&v  xttx&v  6  fiij  atpaXiCg; 

IIctQä  d^xrjs**)  lofat,  xax(arrig  iMdog  Tifi.(OQta, 
^Efik  dk  awtij^vai  vvxTtg  ^fi^gai  re  daxQvotg^ 
ulvofAa  dQtivTa  xov  d(xaia  naiiag,  oVg  iy€i.vnju7iv. 

Deinde  ubi  Menelaus  iÄin  placabiliorem  animum  ostendit,  haec  ad  Aga- 
meninonis  orationem  pertinent  [fr.  XI.  271  Vahl.]: 

Plebes  in  hoc  regi  antestat  looo:  licet 
Lacmmare  plebi,  regi  honeste  non  licet"). 

quod  est  apud  Euripidem  v.  446  non  dissimile: 

'H  &vayiv(ia  cf  dtg  ixBt  rt  xQ^^t^iov. 
Kai  yäg  daxQöaai  ^(f^itog  airroTg  l/<t, 
jinavTa  r   dn^Tv  Tt^  dk  yevva^ip  (pöaiv 
jivoXßa  raöra, 

Denique  quae  Iphigenia  didt  [fr.  XIV.  278  V.]: 

Acheruntem  obibo,  ubi  mortis  thesauri  obiacent»), 
ea  non   tarn   composuerim   cum  Euripidis   versibus    1502,    quod   Co- 
lumna  fecit, 

*'ES-Qi\ftag  ^ElXädi  fii  (päog; 
ßavoOaa  d"  oifx  äva(vofiai. 

namque  ibi  Iphigenia  cum  choro  mulierum  loquitur,  alium  autem  fecit 
chorum  Ennius,  ut  continuo  apparebit,  sed  potius,  id  quod  Hermannus 
proposuit,  cum  v.  1375: 

Kterd-avstv  fi(v  fxot  Sidoxvai'  roOro  d*  aurd  ßovlofiai 
Evxki&g  TiQä^ai. 

quamquam  omnino  incertum,  num  haec  ad  Euripidis  similitudinem 
expressa  sint.  Videtur  autem  ad  eundem  hunc  locum  [est  Iph.  fr.  XTL 
ap.  VahL]  pertinere  quod  est  apud  Ciceronem  Tusc.  Quaest  L  48,  116: 
Iphigenia  AtUide  duci  se  immolandam  iubet,  ut  hostium  sanguis  di- 
ciatur  suo,  quae  videntur  ex  ipsa  hac  Ennii  tragoedia  petita  esse. 
Quamquam  autem  habent  aliquam  similitudinem  cimi  Euripideis  v.  1484: 

wg  ifjiotaiv,  (l  XQ^**^> 
Atfjiaot  d-vfiaaCv  rc 
Biatpoet   i^aXeiipoj, 


contrariarum,  ut:  Ego  proiectar  etc.    Verum  haec  non  continuo  se  excipere  docet 
Euripidis  locus. 

[*)  xov  correxit  Lenting.,  idque  recentiores  editores  receperunt.] 
[**)  dixTjv  scripserunt  cum  Porsono  recentiores.] 

8)  Legitur  ap.  Hieronymum  Epitaph.  Nepotiani  [p.  598  Mign.]. 

9)  Exstat  apud  Festum  v.  ob  [p.  201  M.] 


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Quaestionum  Enmanamm  speoimen.  220 


XIV  tarnen  ille  quidem  locus,  quod  modo  dixi,  non  videtur  ab  Ennio  ex- 
pressus  esse.    Portasse  in  extrema  fabula  Iphigenia  haec  dixit: 

Aohenmtem  obibo,  ubi  mortis  thesatiri  obiaoent, 
üt  bostium  elioiatar  sangois  sangoine. 

nam  Cicero  sententiam  poetae,  non  ipsa  verba  servavit. 

Apparet  ex  his,  si  ab  ultimo  loco  dicesseris,  Enniimi  ad  Euripi- 
dis  exemplum  se  composuisse  eo  pacto,  quo  Latini  poetae  solent,  ita  ut 
non  tarn  verba,  quam  sensa  Graed  tragiei  reddiderit.  At  vero  in  Ennii 
Iphigenia  alia  leguntur,  quae  nullo  pacto  concUiari  possunt  cum  Euri- 
pidis  febula:  neque  vero  quis  hoc  obiiciat,  Euripidis  Iphigeniam,  quam 
nos  legimus,  adeo  immutatam  esse,  ut  plane  discrepet  ab  ea,  qua 
Ennius  usus  est  Et  magna  quaedam  diversitas  iam  in  eo  cemitur, 
quod  Ennius  chorum  longo  alium  fecit,  quam  Euripides.  Apparet  hoc 
ex  Gellio  N.  A.  XIX  10,  12:  atque  ibi  Iidius  Cdstnus  admonuit  in 
iragoedia  quoque  Enni,  qtme  Iphigenia  inscripta  est,  id  ipsum  de  quo 
quaerebatur  scriptum  esse  et  a  grammaticis  magis  contaminari  solitum, 
quam  enarrari,  Quocirca  statim  proferri  Iphigeniam  Q,  Enni  iubet. 
In  eius  tragoediae  choro  inscriptos  esse  hos  versus  legimus  (corrigas 
in  eius  tragoedia): 

Otio  qni  nesoit  uti,  plus  negoti  habet, 
Quam  cni  est  negotinm,  in  nullo  negotio. 
Nam  cui  quod  agat  institutum'st ,  is  negotium 
Id  agit,  studet,  ibi  mentem  atque  animum  deleotat  suum. 
5.  Otioso  in  otio  animus  nesoit  quid  veUt. 

Hoc  idem'st:  hem,  neque  domi  nunc  nos  nee  militiae  sumus: 
Imus  huc,  hinc  illuc,  cum  illuc  ventum'st,  ire  ilünc  Iubet. 
Incerte  errat  animus:  praeter  propter  vita  vivitur"). 

Hos  versus  [Iph.  IV.  252  V.]  a  mulieribus  Chalddicis  abhorrere  mani- 
fetum  est,  miHtes  vero  Achivos  optime  decent    Et  Euripidem  quidem 


10)  Ita  corrigendus  est  hie  locus,  qui  frustra  homines  doctos  exercuit,  qui 
conati  sunt  haec  omnia  pariter  in  septenarios  trochaicos  redigere,  at  quinque  ver- 
säum priorom  singularis  est  numerus,  isque  chori  carmini  convenientissimus: 

iam  aequuntur  septenarii.  —  V.  1  soripsi  negotii  vulgo  negotii.  V.  2  cui  oonrexi, 
qood  non  eliditur,  Yulgo  cum,  deinde  legebatur  m  negotio,  scripsi  in  nullo  negotio 
idqufi  separavi  a  praegressis  verbis,  addito  praeterea  vocabulo  nuUo,  quod  Ubrario- 
nun  errore  invectum  est  in  versum  subsequentem,  ubi  soribebatur:  nuüo  negotio^ 
at  cod.  Palat.  palimps.  ap.  Maium  ad  Tronton.  ed.  Bom.  p.  344  in  ülo  negotium 
fflüubet,  itaque  emendayi  is  negotium,  —  V.  4  studet,  ibi  mentem,  sie  distinxi, 
Tulgo  studet  ibi,  mentem,  quamquam  erit  fortasse,  qui  malit  studet  id,  —  Y.  5 
hem  scripsi,  PaL  em,  yulgo  prorsus  deest. 


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230  QnaeBtionxun  Ennianarom  specimen. 

ipsuin  chonim  mulierum  induxisse,  de  hac  re  nemo  iam  opinor  dubi- 
tabit  üSTimi  igitnr  suo  ingenio  Ennius  baec  immutayit,  quod  militarem 
cborum  Eomanonun  moribus  melius  convenire  crediderit?  Verum  hoc 
quidem,  non  tarnen  eo  progressus  unquam  videtur  Ennius,  ut  cum 
apud  Euiipidem  Achilles  dieat  v.  812: 

Pijv  yuQ  Xmoiv  4>äQaaXov  fi^k  IlriXia 
Mivfo  ^n\  Xinraig  raia(d^  EvqCnov  nvoaigy 
MvQfjLid6v€tg  ta^^ov'  o*  ^*  ^^^  7rQO€fx€Cfi€voi 
Aiyovfi*  IdxiXXeVf  xC  fi^vofisv;  noiov  XQ^<^ 
*!Et    ixfi€TQfj€fai  XQ^  TtQÖg  *lX(ov  {St6Xov; 
Jqä  6\  €t  T*  ^gdaetSi  ^  änay  otxade  argarov, 
Ta  T&v  jiTQ%id&v  fi^  fiivtov  fisXXi^fictTa, 

bis  uteretur  et  sua  sponte  ista  novaret  Quin  potius  tragicum  existimo 
id  fedsse,  quod  comicos  egisse  saepissinxe  constat  inter  omnes.  Atque 
mihi  quidem  videtur  ex  Sophodis  Ipbigenia  baec  petiisse,  ubi  similiter 
aliquis  de  otio  diutumo  conqueritur  fr.  288  ed.  Dind.: 

TixTH  y&Q  oMlv  ia&Xifv  dxalu  €fxoXii. 
Seös  (fl  Toig  itgyodoiv  oi/  naglotarai. 

quae  iam  olim  [1833]  in  commentat.  de  Soph.  fragm.  p.  15  conieci  Ennio 
obyersata  esse.  At  sunt  etiam  alia  in  Ennii  Ipbigenia,  quae  ex  eodem 
fönte  bausta  existimo.  Huc  pertinet  maxime  ille  versus,  quem  Auctor 
ad  Herenn.  ILL  2,  34  affert:  cum  verhorum  simäitudines  imctginibus 
exprimere  vo\lemus,  plus  negotii  susctpiemtis  et  magis  Ingenium  nostrum  XV 
exercebimus.    Id  nos  hoc  modo  facere  oportebit: 

Iam  domuitionem  reges  Atridae  parani  [Est  fr,  X.  270  ap.  Vahl.] 

In  primo  loco  constituere  oportet  manus  ad  coelum  tollentem  Domitium, 
cum  a  Regibus  Marciis  loris  caedatur.  Hoc  erit:  Iam  domuitionem 
reges.  In  altero  loco  süborna^e  Aesopum  et  Cimbrum  in  Iphigenia 
agentes  Ägamemnonem  et  Menelaum.  Hoc  erit:  Atridae  parant*)f 
quae  ad  Ennii  tragoediam  referre  non  dubito.  Ex  bis  autem  coniido 
in  Ennii  fabula,  postquam  militum  cborus  de  nimio  otio  conquestus 
erat,  in  concione  populi  baec  dixisse  aut  Calcbantem  aut  UUssem.  Nam 
ea  quae  Euripides  significat  tantum,  ut  v.  495,  ubi  Menelaus  didt: 

"ira  argateia  ^laXvd-ela  i^  AMSog, 

et  ddnde  Agamemnon  obiidt  v.  518: 
et  maxime  v.  524: 


[*)  Taoite  huno  locum  de  restitait  BergMns.    Alii  alia  tentavenmt,  cf.  Vahl 
p.  122  sq.] 


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Quaestionum  Eimianaram  specimen.  231 

T6  2taö<p€iov  an^QfJia  nAin   otdev  rddt  .... 
OvxoOv  d6xH  vtv  axtivT   iv  jlQy€(otg  fiiaoig 

Kä/i    tag  vjiiaxriv  ^üfitt,  xqra  \p€vdofJLm 
Ifqxifiidi  &vativ. 

ea  Ennins,  Sophoclem  ut  opinor  secutus,  repraesentavit  in  scena:   ille 
autem  versus: 

lam  domuitionem  reges  Atridae  parant 
exordium  fiierit  orationis,  quam  Calchas,  sive  quod  probabüius  puto, 
Ulisses  habuit,  indignabundus  et  graviter  ira  commotus  in  Agamem- 
nonem:  nam  quod  rhetor  dicit:  iam  p^-imo  loeo  constttuere  oportet 
manus  ad  coelum  toUentem  Domitium,  id  ipsum  histrionem,  cum 
hunc  versum  recitaret,  in  scena  fecisse  consentaneum  est  Porro  ex 
Achillis  oratione  locum  aliquem  servavit  Cicero  de  Bepubl.  I.  18,  30: 
cuique  contra  GaMi  studia  disputanti  in  ore  semper  erant  illa  de 
Iphigenia  AchiUis: 

Astrologorum  ßigna  m  coelo  quaerit*),  observat,  levis 

Com  capra  aut  nepa  aut  exoritur  nomen  aliquod  beluaram**). 

Qnod  est  ante  pedes,  nemo  spectat:  coeli  scrutantur  plagas. 

quemadmodum  ille  locus  [fr.  XTTT.  275  Vahl.]  a  Maio  est  correctus. 
Haec  autem  Achilles  in  Calchantem  dicit,  vatum  omnem  et  astrologo- 
rum detestatus  artem:  et  Euripideus  quoque  Achilles  similiter  in  vati- 
cinantium  machinas  invehitur  v.  955: 

UixQOvg  61  TtQoxvrag  x^^*'ß'^^  ''    iväg^Bjai 
Kdlxf'S  <5  fidvTig.  rCg  6k  fidvxig  löt*  ävriQy 
""Og  6Uy  älri^fj,  noU-a  6h  yf;€v6fi  liyu 
Tvx^'  ^"^  ^^  f^h  ''^XV*  6ioCxttai; 

Verum  totum   hunc   locum   de  Sophode   transtulisse  videtur  Ennius. 
Denique  ex  Clytaemnestrae  et  Agamemnonis  coUoquio  videtur  ille  ver- 
sus petitus  esse,  quem  adhibet  Servius  ad  Tirg.  Aen.  I.  v.  52: 
Quae  nunc  abs  te  snnt  vastae  et  viduae  virgines. 

quibus  nihil  simile  in  Euripidea  tragoedia  legitur.  Omnino  autem 
prudenter  fecisse  censendus  est  Ennius,  quod  ea,  quae  Euripides  obiter 
tantum  attigit,  cum  a  prioribus  poetis  occupata  essent,  ea  supplevit  et 
spectanda  exhibuit  popularibus  suis. 

IV. 

Pesti  lexicon  qua  ratione  sit  concinnatum,  primus  perspexit  Odo- 
fredus    Muellerus,   maximique  illud   est  momenti,   quod  animadvertit 


[*)  Quid  Sit  cod.,  nnde  quaeaü  ooni.  Heinrich.] 
[**)  lumen  pro  nomen  et  helaae  ooni.  Heinrioh.] 


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232  Quaestionum  Ennianarum  specimen. 


saepius  insertas  esse  Catonianas  glossas  et  Plautinas,  item  collec- 
tanea  de  iure  augurali,  in  quibus  quidem  disponendis,  ut  par  est, 
primae  fere  tantum  litterae  ratio  habetur.  Qua  observatione  qui  volet 
uti,  is  poterit  non  pauca,  quae  apud  Festum  scriptoris  nomine  non 
addito  leguntur,  ad  suum  referre  auctorem.  At  latius  etiam  patet,  quod 
Müllerus  scite  animadvertit:  namque  etiam  Enniana  vocabula  videntur 
simüiter  inserta  esse.  Documento  est  locus  p.  198,  ubi  primum  sub 
voce  obsidio  ex  Ennii  Telamone  et  ex  alia  eiusdem  poetae  tragoedia 
versus  ofFeruntur,  deinde  sub  voce  orare  ex  Annalium  lib.  I.  versus 
longus,  porro  s.  v.  Osci  hemistichium  Ennii  de  muris  rem  gerit  Opscusy 
denique  sub  voce  oh  Enniana  alia  proponimtur.  Apparet  in  bis  niülum 
litterarum  ordinem  servatum  esse,  neque  magis  |  id  factum  est  in  iis,  XYI 
quae  sequuntur,  ubi  eodem  modo  ex  Gracchi  et  Catonis  orationibus 
multa  exempla  proferuntur.  Hac  observatione  uti  possumus,  ut  alia 
Ennio  vindicemus.     Sic  p.  189  legitur:   obigitat  antiqui  dicebant  pro 

ante  agitat,  ut  obambtUare.    Obinunt,  obeunt.    Obiurare antiqü 

pro  aditu  ponebant,  ut  est  in  .  ,  , ,  Penthesilea:  Formidabant  obiu- 
rare, Ennius  quantopere  frequentaverit  praepositionem  ob,  carminum 
reliquiae  docent,  itaque  facile  quis  coniiciat  haec  ex  Ennio  petita  esse, 
et  primam  quidem  glossam  refero  ad  Ennii  versum  ex  Satiris  lib.  II.  [v.  5 
ap.  Vahl.],  quem  Nonius  p.  100  ed.  Geriach  servavit: 

Restitant,  occummt,  obstant,  obstringillant,  obigitant. 
ita  enim  legendum  est,  codd.  ovagitant,  minus  recte  Mercerus  obagüunt, 
neque  probo  quod  olim  conieci  obvagitant    Altera  autem  glossa  obinunt 
plane  cum  Enniano  sermone  congruit,  ita  est  in  Annalibus  [157  V.] 
ap.  Fest.  p.  229: 

Prodinunt  famuli,  tum  Candida  lumina  lucent. 
et  ex  eodem  p.  286: 

redinunt  |  In  patriam  [Annal.  466  Y.l 
ubi  praeterea  addit:  item  prodinunt,  ferinunt  pro  prodeunt,  fenuni, 
Itaque  foriasse  etiam  Ennii  est,  quod  p.  80  legitur:  explenunt,  explerU. 
lam  tertia  glossa  plane  est  confusa  cum  alia,  quae  ex  parte  exddit. 
Cum  autem  apud  Paulum  legatur:  obiurare  iure  iu^ando  obstrit^ere, 
Obitu  dicebant  pro  aditu,  apparet  non  soliun  versus  transponendos 
esse,  sed  etiam  excidisse  versum  integrum,  itaque  legendum: 

Obinunt,  obeunt  Q  Obiurare  dicebant  pro  iu- 

(reiurando  obstringere,  ut  est  in ) 

Penthesilea:  ^Formidabant  obiurare*.  ||  Obitu 
Antiqui  pro  aditu  ponebant,  ut  est  in  .  .  . 

At  quamquam  Penthesilea  Ennii  nusquam  laudatur  et  omnino  ignota 
est  tragoedia,  tamen  coniicio  Ennii  nomen  substituendum  esse. 


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Qnaestioimin  Ennianaram  spedmen.  233 


Aliud  exemphim  animadvertisse  mihi  visus  sum  p.  261,  ubi 
primum  adverbiuin  quamde  pluribus  Ennianis  exemplis  iUustratur:  najn 
Terba  cormpta:  tarnen  huius  in  primo  recte  iam  dudum  emendata  sunt: 
tum  Ennius  in  primo;  deinde  pergit  Pestus:  quam  mox,  significat 
quam  cito,  sed  si  per  se  ponas,  mox,  significabit  paulo  post  velpostea. 
quae  refero  ad  Ennii  versum  ap.  Cic.  de  Div.  I.  48  [Annal.  87  Vahl.]: 

Exspeotant  veluti,  constd  cum  mittere  Signum 
Volt,  omnes  avidi  spectant  ad  carceris  oras, 
Quam  mox  emittat  pictis  ex  faucibus  currus. 

ita  enim  omnino  legendum  [cum  cod.  Erl.],  alii  male  qua  mox.  Quod  sub- 
imigit  Festus:  quatere  suspensum  et  vicinum  rei  alicuii^  motum  signi- 
ficat, non  ut  Verrius  putat,  ferire,  ut  interdum  concutere,  cum  id 
ipsum  verbum  concutere  ex  praepositione ,  quae  est  con,  et  quatere  sit 
compositum,  Quässare  autem  est  saepe  quatere.  Enniana  enim  sunt 
haec  vocabula,  ut  docet  versus  apud  Macrobium  VI.  1, 22  [Annal.  281  V.]: 

Consequitur,  summo  sonitu  quatit  ungula  terram. 
et  ibid.  c.  3,  3  [Annal.  435  T.]: 

Semper  abundantes  hastas  frangitque  quatitque 
et  obscurus  versus  ib.  Tl.  1,  54  [Annal.  192  V.]: 

Balantum  peoudes  quatit,  omnes  arma  requirunt. 
intelligitur  autem  ex  bis,  qui  factum  sit,  ut  Verrius  idem  esse  diceret, 
quod  ferire.     Porro  cum  Pestus  concutere  comparat,  videtur  ante  oculos 
habuisse  versum,  quem  eodem  loco  Macrobius  exhibet  [Annal.  420  V.]: 

It  eques  et  plausu  cava  concutit  ungula  terram. 
Denique  quässare  petitum  est  opinor  ex  iUo  versu  apud  Macrob.  VI.  3,  8 
[AnnaL  506  V.]: 

Gelso  pectore,  saepe  iubam  quassat  simul  altam. 
Porro  vindicaverim  Ennio,  quae  leguntur  in  glossa  proxima  [p.  261  M.]: 
Querquetulanae  virae  putantur  significari  nymphae  pra^sidentes 
querceto  virescenti,  et  quae  seqq.  Denique  Ennianum  est,  quod  in 
^ossa,  quae  sequitur,-legimus:  ques  antiqui  dixerunt,  inde  declina- 
tum  remanet  dativo  casu  quibus,  nam  qui  adhuc  item  quis  facity  ut 
isti  istis,  Uli  Ulis.  Conferas  Ennii  versum  ap.  Varron.  de  L.  L.  VII.  71 
[ex  ine.  Sat  Hbris  fr.  VIQ.  43  V.]: 

decem  coclites,  ques  montibu'  summis 

Rhipaeis  federe. 

rvnTranseo  ad  alium  locum,  qui  est  ap.  Pestum  p.  298  [Annal.  515  V.],  ubi 
primum  in  voce  surus,  Ennius  in  Annalibus  legitur,  deinde  haec, 
quemadmodüm  a  Muellero,  aliis  restituta  sunt:  suremit,  sumpsU  .... 
bique  manum  suremit  hastam  et  puerum  surempsit puerum 


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234  Quaestionum  Enniananun  speoimen. 

sustulerit  Haec  iam  Merula  ad  Ennii  Annales  retcdit,  qnod  impro- 
bat Muellerus,  quod  Ennius  liquidas  geminaverit.  At  nesdo  quo  iure 
Muellenis  hoc  argumentum  adhibeat.  Namque  nuUus  hie  gemiiu^oni 
locus  est,  siquidem  simplex  verbum,  unde  descendit  suremit,  est  emo. 
Antiqua  enim  fuit  prapositionis  forma  suhs,  ut  est  in  vocabulo  stibscus, 
deinde  extrita  alterutra  littera  aut  sus  dictum,  ut  susque  deque,  susMi, 
susdpioy  aut  suhy  quae  vulgaris  est  forma.  Atque  mutata  littera  5  in  r 
exsistit  surimo,  quemadmodimi  dirimo  didtur,  hinc  perfectum  suremi, 
et  coniunctivus  suremsim  vel  surempsim,  quemadmodum  peremptus,  aha 
dicuntur.  At  erravit  sane  Merula,  quod  ad  Annales  retulit,  sed  sunt 
haec  duo  exempla  ex  tragoediis  Ennianis  petita.  At  vero  etiam  glos- 
sam, quae  subsequitur,  quaeque  satis  impedita  est,  Syrium,  non  Scy- 
rium  Ennio  vindicaverim ,  nam  deinceps  sub  voc.  summi^ssi  et  sum 
Pestus  Ennii  testimoniis  utitur. 

Paulo  difificilior  ratio  est  in  Pauli  excerptis,  sed  hie  quoque  licet 
Enniana  quaedam  indagare.  Sic  quod  p.  80  legitur:  expectorat,  ex 
pectore  eiidt.  Experrectus  est,  qui  per  se  vigüare  coepü,  expergi- 
tt^,  ab  (üio  excitatus,  qtiem  solentas  dicere  expergefactum,  Excidw- 
nem  urhis  a  caedendo  dictum  manifestum  est,  Effata  docuta.  Ex- 
p  ärgere,  porro  agere,  exporrigere.  Compares  cum  his  Enniom  in 
Alcumaeone  ap.  Cic.  de  Or.  IH.  58,  218  [trag.  43  ap.  Vahl.]: 
Tom  pavor  sapientiam  omnem  mi  examinato  expectora;t^ 

quamquam  postea  etiam  alii  tragici  hoc  yerbo  usi  sunt;   deinde  con- 
feras  Ennii  versus  apud  Cic.  de  Div.  I.  20,  40  [Annal.  48  T.]: 
Haeo  ecfatvC  pater,  germana,  repente  recessii 

Exporgere  autem  componas  cum  forma  porgite,  quam  ex  Ennio  adfert 
Servius  ad  Virg.  Aen.  Viil.  274.  Itaque  ex  eodem  poeta  fortasse  etiam 
glossae,  quae  interiectae  sunt,  repetendae  experrectus  vel  expergitus 
et  excidio,  quamquam  eodem  vocabulo  etiam  Plautus  usus  est  in 
Curcul.  IV.  3,  2  [534].    Sed  haec  fateor  incerta. 

Adiungo  ahum  lociun  p.  123:  metus  feminine  dicebant,  Ennius: 
Vivam  an  moriar,  nulla  in  me  est  metus.  Metari  castra  dicuntur, 
quod  metis  diriguntur,  Meddix  apud  Oscos  nomen  magistratus  est. 
Ennius:  Summus  ibi  capitur  meddix,  occiditur  alter,  Meditrinalia 
dicta  hoc  de  causa.  Mos  erat  Latinis  populis,  quo  die  quis  primum 
gustaret  mixtum,  dicere  ominis  gratia  'Vetus  novum  vinum  bibo,  veteri 
novo  morbo  medeor\  Ä  quibus  verbis  etiam  Meditrinae  deae  nomen 
conceptum,  eiusqus  Sacra  Meditrinalia  dicta  sunt,  Medioximum 
mediocre.  Medullitus,  ex  intimis  medullis,  ISTam  quod  medium  inter^ 
ponitur  metari,  id  satis  bene  convenit  cum  Annalibus  Ennii,  qui  gru- 


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Quaestioniun  Enniananun  speoimen  Dovmii.  235 


mam  dirigere  etiam  dixit,  vid.  Non.  s.  h.  v.  [c£  Tahlen  ad  Ann.  v.  430]. 
Medtdlitus  autem  ex  Ennii  Satiris  petitum  est,  qni  dixit  lib.  lH  [fr.  I. 
6  V.]  auctore  Nonio  p.  22  et  95  de  se  ipso : 

Enni  poeta  salve,  qui  mortaUbtis 
Versus  propinas  flammeos  mednllitas. 

Et  sie  fortasse  idem  poeta  in  Satiiis  Meditrinalia  memoravit  et  me" 
dioxumum  dixit,  quod  verbnm  antiquis  usitatum  esse  docet  Varro  apud 
Nonitun  p.  96,  quos  versus  paulo  emendatiores  subiungam: 

Qtdd  aliud  est,  quod  Delphica*) 
Canit**)  colnmna  litteris 
Suis  üyav  f^rjdkv***)  iubensf) 
Nos  fiacere  ad  mortalemtt)  modum 
Medioxime,  ut  quondam  patres 
Nüstri  loquebantur.  — 

P.  P.  in  academia  Marburgensi  die  X.  mensis  Februarii  MDCCCXUV. 


n. 

öuaestioiinin  Ennianamin  specimen  novumttt)- 

m  Komae  urbis  primordia  insigniter  iQustrant  Q.  Ennii  versus,  quos 

Cicero  libro  I  de  Divinatione  c.  48,  107  servavit,  ubi  haec  leguntur: 
aique  iUe  Botnuli  aaguratus  pastoralis,  non  urbanus  futt^  nee  fictus 
ad  optniones  imperUarum,  sed  a  certis  acceptus  et  posteris  tradttus. 
Itaque  Bomtdus  atyur,  ut  apud  Ennium  est,  cum  frcUre  item  augure, 

Curantes  magna  cum  cura,  ooncupientes 
Begni,  dant  operam  simul  auspicio  augurioque. 
Hinc  Kemus  auspicio  se  devovet  atque  secundam 
Solus  avem  servat:  at  Romulu'  pulcer  in  alto 
5  Quaerit  Aventino,  servans  genus  altivolantum. 
Certabant,  urbem  Eomam  Remoramne  vocarent 
Omnibu'  cura  vrris,  uter  esset  induperator. 


[♦)  Pro  JDdfiee,    Delphis  Bentl.] 
[•*)  Pro  ccmcU.'] 
[***)  Pro  fji€o$v,  quod  corr.  iam  BentL] 

[t)  Legebatur  iuäam.'] 
[•f-f)  Pro  od  ümoriaiem,'] 

-f-}-)-)  [Index  soholarum  in  universitate  litteraria  Fridericiana  Halensi  cum  Vite- 
bergensi  consociata  per  aestatem  anni  MDCCOLX  •  •  •  babendamm.] 


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236  Quaestionum  Ennianamm  specimen  noYum. 

Exspectant  veluti,  consnl  onm  mittere  Signum 

Volt,  omnes  avidi  spectant  ad  caroeris  oras, 
10  Quam  mox  emittat  pictis  ex  faucibu'  corras: 

Sic  exspectabat  populus  atqae  ora  tenebat 

Rebus,  utri  magni  victoria  sit  data  regni. 

Interea  sol  albu'  reoessit  in  infera  noctis. 

Exin  Candida  se  radüs  dedit  icta  foras  lux, 
15  Et  simul  ex  alto  longe  pulcerruma  praepes 

Laeva  volavit  avis,  simul  aureus  exoritur  sol. 

Cedunt  de  coelo  ter  quattuor  corpora  sancta 

Avium,  praepetibus  sese  pulcnsque  locis  dant. 

Conspicit  inde  sibi  data  Romulus  esse  priora, 
20  Auspicio  regni  stabilita  soamna  solumque. 

Quoties   vero   hunc   locum    [Ann.  80  Y.]    legi,    semper   maxime 
displicuerunt  duo  versus,  qui  continuo  se  exdpiunt, 

Interea  sol  albu'  reoessit  in  infera  noctis.  IV 

Exin  Candida  se  ibdiis  dedit  icta  foras  lux: 

quasi  occasum  solis  ortus  statim  subsequeretur:  decebat  profecto  signi- 
ficari,  quid  hoc  temporis  intervallo,  quod  est  inter  crepusculum  et 
diluculum  gestum  vel  non  gestum  esset.  Rudis  sane  et  durus  oratione 
est  Ennius,  sed  quamvis  non  semper  apte  serat  verba  aut  dilucide  rem 
explicet,  non  tarnen  credibile  est,  tarn  inertes  versus  ab  Ennio  profectos 
esse  praesertim  in  ipsis  operis  initiis,  quae  maiore  cura  videtur  per- 
polivisse  quam  libros  posteriores,  cum  et  ipsae  res,  in  quibus  iUustrandis 
versabatur  Ennii  opera,  magis  rfagisque  a  poesi  abhorrerent,  et  Studium 
diutumitate  laboris  ut  fieri  solet  paulatim  refrigesceret.  Accedit  aUud, 
quod  vitii  suspidonem  plane  confirmat.  Roma  urbs  condita  fertur  XI 
cal.  Maias :  hoc  ipso  die  Romulo  auspicium  capienti  secundae  aves  se 
ostenderunt,  sed  si  Ennianae  narrationi  fides  est  habenda,  Romulus  et 
Remus  non  solum  totam  noctem,  quae  praecessit,  in  tabemaculis 
sederunt,  sed  iam  pridie  iUius  diei  aves  servaverunt.  Niebuhrio  quidem 
hoc  non  fuit  oflfensioni  ^) ,  at  pugnat  prorsus  cum  disciplina  augurali: 
nam  eodem  die  et  auspicari  et  agere  solebant :  dies  autem  cum  secundum 
Romanorum  instituta  a  nocte  media  usque  ad  mediam  proximam  por- 
rigatur,  solebant  auspicandi  causa  post  mediam  noctem  surgere,  ut 
cum  dies  inlucesceret  caperent  auspida,  si  quidem  hoc  diei  tempus  ei 
negotio  commodissimum  fuit    Nota  sunt  quae  Gellius  ea  de  re  scribit 


1)  Hist  Rom.  L  p.  248 :  Wer  Afispicien  suchte,  erhob  «tcÄ  in  der  StiUe  tiefer 
Nacht,  bestimmte  in  seinem  Gemüth  die  Grenzen  des  Himmelstempels,  dann  harrU 
er  weissagender  Erscheinungen,  Der  ganze  Tag  verging  und  die  folgende 
Nacht.  Endlich  erblickte  zuerst  Bemus  sechs  G^er,  die  von  Nord  nach  Süd 
hinflogen;  aber  mit  dem  Aufgang  der  Sonne,  als  diese  Botschaft  Bomuius 
angekündigt  wurde,  flog  ihm  vorüber  ein  Zug  von  zwölf  Geyern. 


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Quaestionum  Ennianamm  specimen  novum.  237 

Noctimn  Atticaram  lib.  HE.  c.  2,  17:  popultMn  autem  Romanum  ita 
uH  Varro  dixit  dies  singtdos  adnumerare  a  media  node  ad  mediam 
muUis  argumentis  ostenditur  .  .  .  Ad  hoc  ritus  quoque  et  mos  auspi-- 
candi  eandem  esse  observationem  docet:  nam  magistratus,  quando  uno 
die  eis  (et)  auspicandum  est  et  id^  super  quo  auspicaverunt,  agendum, 
post  mediam  noctem  auspicantur  et  post  exortum  solem 
agunt,  auspicatique  esse  et  egisse  eodem  die  dicuntur.  Ita  enim  haec 
sunt  comgenda*),  quae  Gellius  ex  ipsius  Tarronis  libris  videtur 
adscripsisse.  Sane  Gellii  verba  licet  sie  interpretari,  ut  aliquando  etiam 
di vereis  diebns  auspida  et  res,  cuius  causa  auspicia  capiebant,  perage- 
rentur'):  neque  id  praefracte  negaverim,  cum  veterum  institutorum 
V  magna  sit  varietas  et  |  inconstantia,  verum  ipsa  rei  natura  videtur 
flagitare,  ut  res,  cuius  causa  auspicantur,  continuo  peragatur,  postquam 
&u8ta  auspicia  capta  sunt,  neque  ullum  novi  exemplum,  unde  appareat 
pridie  eins  diei,  quo  agendum  fuit,  auspices  vel  magistratus  tabema- 
colum  ingressos  esse,  sed  post  mediam  noctem  vel  sub  solis  ortum 
auspicatos  esse  docent  testes  locupletes*),  velut  Festus  p.  347:   solida 


2)  Codices  fere  exhibent:  post  mediam  noctem  auspicantwr  ei  post  meridiem 
sok  mtigno  auspicatique,  neque  quod  lipsius  coniecit:  post  meridiem  solem  agunt, 
neque  quod  nuper  post  alios  Hertzius  scripsit:  post  meridiem  sole  magno  agunt, 
fem  potest  Ostendit  hoc,  ut  alia  mittam,  Plutarchus  Quaest  Kom.  84:  fj  xa&dnfg 
i  fuarjfißg^a  niqag  iarl  rois  nokXoig  toö  t«  ^rjfioaia  xal  anov^ata  ngarxiiv,  oihtag 
nQxk^  Wo|«  nouTod-ai  rö  fxfaovvTciiov;  JfXfxr^Qiov  ^k  toöto  fi^ya  to  /urj  noifTa&ai 
'^fi€Ufov  äQxovra  aw^xag  firi^k  öfxoloyCag  fiira  fi^€fov  tifxiqag.  Plutarchus  autem 
plenque  omnia,  quae  in  hoc  commentario  leguntur,  Varroni  accepta  refert:  eo  minus 
in  sospioionem  vocanda  sunt,  quae  hoc  loco  tradit  Estigitur  omnino  scribendum: 
post  exortum  solem  agunt,  quemadmodum  iam  in  editione  Gryphiana  haec  verba 
conrecta  esse  perhibentur,  quam  emendationem  plane  confirmat  Macrob.  Sai  I.  3,  7: 
nam  magistratus  quando  uno  die  eis  et  auspicandum  est  et  id  agendum  super  quo 
processü  auspicium,  post  mediam  noctem  auspicantur  et  post  exortum  solem  agunt, 
auspicatique  et  egisse  eodem  die  dicuntur,  qui  quidem  ut  solet  Gellium  exscripsit, 
quamyis  nusquam  eins  nomen  memoraverit. 

3)  Huic  explicationi  firmandae  fortasse  aliquis  adhibuerit  Censorini  verba  de 
die  natali  c.  23:  indido  sunt  sacra  publica  et  auspicia  etiam  magistratuum ,  quorum 
si  quid  ante  medium  noctis  est  actum,  diei  qui  praeteriit  adscrtbitur^  si  quid  autem 
post  mediam  noctem  et  ante  lucem  factum  est,  eo  dih  gestum  dicitur,  qui  eam 
«equitur  noctem.  Sed  vereor  ne  negligentius  rem  exposuerit  Censorinus,  qui  quae 
apud  Yarronem  de  sacris  noctumis  dicta  erant,  ad  ritum  auspicandi  transtulit, 
quae  Gellius  recto  iudicio  usus  plane  distinguii 

4)  Gadit  hoc  etiam  in  privata  auspicia,  cf.  Statins  Silv.  I.  2,  229:  Vixdum 
emissa  dies  et  iam  sociaUa  praesto  Omina,  quamquam  sane  illa  aetate  nuptialium 
OTspiciorum  ritus  fere  obsoleti.  Idem  Statins  in  Thebaide  m.  468  publicorum 
aospidorum  morem  secutus  dicit:  Huc  gemini  vates .  . .  Evadunt  pariter,  madidos 
MÖ»  lueidus  agros  Ortus  et  algentes  laxavit  sole  pruincis. 


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238  Quaestionum  Enniananiin  specimen  noviim. 

sella^  ait  (Verrtus,  seder e  tum  quis)  iübetur,  cum  mane  surg(en$ 
auspicandi  groHa  evigiJlavU.  item  p.  348 :  (silentio  surgere  ait)  dict, 
ubi  quis  post  mediam  (noctem  <mspi)candi  causa  leduio  stw  si(lens 
surr)exit.  Livius  X.  40 :  tertia  vigüia  noctis  iam  rdaiis  Utteris  a 
collega  Papirius  sü^niio  surgit  et  puUarium  in  auspicium  mittit. 
Dionys.  Halic.  11.  5  deEomulo  narrans:  nQoeiTtwv  fjjLieQov,  ev  tj  dta^wv- 
zevaaad'ai  Tteqi  zfjg  äqx^g  e^eilev,  eTteiöf]  iMxdiJi^v  6  Tlj^ovoq^  dvaaiäg 
TttQi  TÖv  OQd^QOv  6x  Tfjg  (T^rptf^  7tQofjkd'€v,  et  deinde  [c.  6]  cum  docet 
antiqui  moris  etiam  tunc  vestigia  quaedam  reliqua  esse,  haec  addit: 
BTtavXtCovTai  fdiv  yäq  oi  zag  d^xo^S  fjiXXoyveg  hx^ßdveiv  Mzi  Tteqi  zdv 
OQ&QOv  StvvGTafxevoi  TtoioiJvTai  zivag  evxäg  iuaid-QLOi.  Huc  etiam  per- 
tinent  quae  idem  XI.  20  de  dictatore  refert:  tibqI  /liaag  njyuuag  eig  tö 
ßovXevTi^Qiov  avvei/d^övreg  äq^ijv  äTCsdei^ave  /licev  avroxQOTOQa  TtoXifWv 
Tuxi  eiQTpnfjg  ....  yuai  7tQiv  fjfxeqav  yevia&ai  dr/xdrcoQ  d7todidu%zai, 
Adde  huc  Plutarch.  vit  Tib.  Gracchi  c.  17:  äfxa  rf'  ij(>iiQ(f  TtoQfjv  6 
Tag  OQVL&ag  alg  dtafÄavrevowai  iwfuCcov.  Sane  apud  Livium  olim  le- 
gebatur  VIII.  23,  cum  augures  dictatorem  Claudium  Marcellum  vitio 
dictum  arguerent:  nam  neque  fädle  fuisse  id  vitium  nosci,  cum 
consul  Oriente  nocte  silentio  diceret  dictatorem.  at  verissime  iam  Gro- 
novius  emendavit  consul  oriens  nocte  vel  potius  de  nocte  ^)^  confer 
Becken  Antiquitt  Kom.  11.  2,  p.  160  seq.  Iam  cum  haec  lex  iuris 
auguralis  esset  notissüna,  saepenumero  Latini  scriptores  pariter  atque 
Graeci  simpliciter  noctu  magistratus  auspicatos  esse  dicunt,  quemad- 
modum,  ut  uno  defimgar  exemplo,  in  Censoriis  tabulis  apud  Varronem 
de  L.  L.  VI.  86  scriptum  exstat:  ubi  noctu  in  templum  censura 
auspicaverit  atque  de  coelo  nuntium  erit,  praeconi  sie  imperaio  ti 
viros  vocety  quo  loco  Od.  Muellerus  non  recte  ut  mihi  videtur  censurae 
edidit,  cum  potius  in  templum  vel  in  templo  censor  corrigendum  sit. 

Gimi  solemii  more  auspiciorum  initium  fieret  post  mediam  noctem 
id  est  post  civilis  diei  principium,  consentaneimi  est  libros  augurales 
etiam  praecepisse,  qui  finis  auspicandi  esse  deberet:  atque  videor  mihi 
huius  legis  reliquias  reperisse  apud  Varronem  VDL  51:    Naevius: 

Patrem  suum  aupremum  Optimum  appeüat. 
supremum  a  superrimo  dictum:  itaque  in  XII  tabulis  dicunt: 

Solis  occasu  diei  suprema  tempestas  esto^). 


5)  Nam  de  nocte  proprio  est  nihil  aliud  quam  post  mediam  noctem,  id  qaod 
planius  etiam  de  media  nocte  dicebator,  vid.  Censorin.  c.  23,  et  ad  eundem  modom 
de  die  vel  de  meridie  inteUigenda  sxmt 

6)  Diei  utnim  ipse  Varro  an  librarius  aliquis  addiderit,  ambigi  potest: 
alienum  certe  est  a  legis  verbis:   praeterea  solis  occasus,  non  occasu  scribendum, 


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Quaestioniim  EDnianarum  specimen  novuin.  239 

VI  Libri  augurum  pro  tempestate  tempestutem  dicunt  id  est  supremum 
augurii  temptis.  Id  est,  quod  solus  cod.  Hör.  videtur  exhibere, 
expunxenmt  critici,  existimantes  ipsius  Varronis  esse  verba,  quae 
subsequuntur:  quod  mihi  secus  videtur:  nam  neque  iempestus,  quod 
Tocabolum  forma  tantum  a  tempestate  differt,  uUo  pacto  potest  extremum 
auguriorum  tempus  significare,  neque  Varro  id  agit,  ut  tempestutis  sive 
tempestatis  significationem  explanet,  sed  exspectamus  potius  novum 
eiemplum  addi,  quo  explicetur,  quid  sit  supremum:  itaque  haec  ipsa 
verba  ex  libris  auguralibus  simt  petita,  quae  mihi  quidem  in  hunc 
modmn  corrigenda  esse  videntur:  libri  augurum  pro  tempestate  tem- 
pestutem  dicunt: 

Meridies  suprema  augurii  tempestus  (esto), 

neque  obscurum,  quo  modo  istae  corruptelae,  quae  Varronianos  libros 
obtinent,  sint  ortae.  Meridiem  autem  postremum  auspicandi  tempus 
fdisse  cum  per  se  sit  verisimUe,  quandoquidem  curandum  foit,  ut 
iustum  tempus  rei  ipsi  agendae  superesset,  tum  maxime  suadere  videtur 
singularis  religio  ac  sanctitas  meridiani  temporis,  quam  Graed  diligenter 
servarunt,  neque  Komani  homines  videntur  neglexisse.  Accedit  huc 
aliud,  Quod  si  licuisset  aves  usque  ad  solis  occasum  servari,  lex  ista 
disciplinae  auguralis  prorsus  congrueret  cum  lege  iudiciaria:  verum 
tunc  Tarro  vix  operae  pretium  esse  duxisset  ipsa  verba,  quae  in 
augurum  libris  legebantur,  adscribere.  Multo  vero  minus  credibile  est 
augures  usque  ad  mediam  noctem  in  tabemaculis  sedisse.  Ac  plerum- 
que  iam  sub  ipsum  mane  peractum  fuit  auspiciiun,  secundis  avibus 
oblatis:  sin  adversae  se  ostendissent,  alio  die  erat  ex  more  auspicandum. 
Lex  tamen  ista,  ut  par  est,  providebat  etiam  si  cessarent  omina,  quod 
quidem  raro  admodum  accidisse  videtur. 

Sed  cum  hac  augurali  disciplina  Ennianus  locus  adversa  fronte 
pugnat:  nam  Komulus  et  Bemus  pridie  eins  diei,  quo  nova  urbs  condenda 
est,  sive  per  totum  diem,  sive  post  meridiem  auspicantur,  deinde  per 
totam  noctem  in  templis  sedent,  donec  sub  solis  ortum  vultures  ßomulb 
se  ostenderunt.    Iam  vero  augustum  hoc  auspicium,   quo  condita  est 


idque  ipse  Varro  YI.  5  confirmat,  est  autem  haec  germana  soriptora,  sed  neque 
antiquis  interpretibus  neque  nostns  granunaticis  intelleota:  Varro  solis  genitiviun 
6886  existimans  occasum  substantivurn  esse  censuit,  alii  vero,  qui  reote  animadver- 
tiBsent  yeteres  Latinos  solem  occcmim  potius  quam  solis  occasum  dicere  soUtos  esse, 
scripseront  sol  occasus,  at  id  ipsum  significat  solis  occasus  in  XII  tabulis,  nam 
solis  nominatiyum  esse  casum  ostendam  alias.  Oeterum  solis  occasum  primus  ut 
videtur  dixit  Paouvius,  cum  sol  occasus  legatur  apud  Plautum,  Lucilium,  Claudium 
Qnadrigarium:  nam  quamquam  Ennius  iam  Substantive  dixit  occasus,  tamen  apud 
illom  occasionem  notai 


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240  Qaaestionum  Ennianarum  specimen  novtim. 


Roma,  simulacrum  quasi  et  exemplum  omnis  disciplinae  auguralis  fiiit, 
ut  ipse  Romulus  primus  disciplinae  auguralis  auctor  vulgo  haberetur. 
Testatur  Cicero  de  Div.  I.  2 :  principio  huius  urbis  parens  Ronmlus 
non  solum  auspicato  urhem  condidisse,  sed  etiam  ipse  optimus  augur 
fuisse  traditur.  Hinc  idem  in  orat  in  Vatin.  c.  9,  23  ßomam  didt 
eam  rempublicam,  quae  auspiciis  inventis  constütäa  sity  item  de  Nat 
Deorum  III.  2,  5:  Romulum  auspiciis,  Numam  sacris  constüutis  funda- 
menta  iecisse  nostrae  civitatis,  et  inprimis  huc  pertinent,  quae  id^n 
de  Rep.  n.  9,16  scripsit:  nam  et  ipse,  quod  principium  rei  publicae 
fuü,  urbem  condidit  auspiciis  [leg.  auspicato]  et  omnibus  publids 
rebus  instUuendis ,  qui  sibi  essent  in  auspiciis^  ex  singulis  tribubus 
singuhs  cooptavit  augur  es,  tiun  rursus  ib.  c.  10, 17  dicit  Romulum  duo 
egregia  finnamenta  rei  publicae  peperisse,  auspicia  et  senatum. 

Quis  igitur  credat  Ennium,  cum  ipsa  primordia  urbis  describeret^  VII 
ea  quae  more  maiorum  et  iure  augurum  sancita  erant,  prorsus  ignora- 
visse:    nam   quam  vis  iam  illa  aetate  auspiciorum  auctoritas  imminuta 
esset,   tamen  patria  instituta  etiam  tunc  diligenter  observabantur,  et 
summa  disciplinae  auguralis  nulli  non  erat  cognita. 

Ab  hoc  crimine  ut  poetam  sollertem  liberemus,  medicinam  adhi- 
bendam  censeo,  qua  multi  sane  hac  nostra  aetate  intempestive  abutuntur, 
at  istam  levitatem  non  est  par  obesse,   quominus  ubi  ipsa  res  flagitat 
prudenter  ex  artis  ratione  adsciscamus.    Etenim  illum  versum: 
Interea  sol  albu'  recessit  in  infera  noctis, 

qui  satis  praepostere  narrationis  ordinem  perturbat,  suum  obtinere 
locum  nego,  est  autem  interserendus  statim  post  versum  secundum, 
ut  poeta  in  hunc  modum  auguriiun  illud  describere  sit  exorsus: 

Curantes  magna  cum  cura,  concupientes 
Regni,  dant  operam  simiü  auspicio  augurioque. 
Interea  sol  albu'  recessit  in  infera  noctis. 
Hinc  Remus  auspicio  se  devovet. 

Iam  ordine  omnia,  ut  decebat,  exponuntur:  Romulus  et  Remus,  ut 
certamen  de  summa  rerum  componerent,  noctumo  tempore  tabemacula 
capiunt;  hi  dum  aves  servant,  civiiun  animi  exspectatione  suspensi 
sunt,  Romulus  autem,  ubi  primimi  sol  exoritur,  duodecim  vultures 
conspexit  laetusque  imperio  potitur. 

Quod  Ennius  v.  1  Romulum  et  Remum  auspicio  et  augurio 
operam  dedisse  dicit,  nihil  aliud  significat,  quam  cogitavisse  urbem 
auspicato  condere  et  omnia  rite  praeparavisso,  quemadmoduin  Cicero 
dixit  de  Rep.  11.  3,  5  de  ipso  Romulo :  qua  gloria  parta  urbem  auspicato 
condere   et  firmare   dicitur  primum  cogitavisse   rem  publicam.     Sane 


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Quaestioiitiin  JSnnianaram  specimen  novtdU.  24l 

cum  livius  XXXIV.  14  de  Catone  scribit:  node  media  cum  auspicio 
operam  dedisset,  profectus,  ut  locum  quem  vellet  priusquam  hostes 
serUirent  caperet  idem  est  quod  aves  servare,  auspida  capere'^),  Sed 
cave  hoc  testimonio  abutaris  ad  impugnaiidam  emendationem,  quam 
proposoi:  nam  etiam  ubi  non  inserueris  verauin  illum,  verba  quemad- 
modum  vulgo  leguntur  non  admittunt  aliam  interpretationem. 

Neque  obscura  esterroris,  quem  arguere  institui,  origo:  librarius 
cum  versum  illo  loco,  quem  olim  iure  suo  obtinebat,  neglexisset,  in 
extrema  pagina  subiedt,  neque  scrlbae,  qui  postea  hoc  exemplo  usi 
sunt,  in  suum  locum  restituerunt  ®). 

Sed  quemadmodum  alii  temere  etiam  quae  sunt  sanissima  prava 
quadam  coniectandi  libidine  tentant,  ita  alii  quidquid  Ubris  antiquis 
est  traditum  quavis  machina  tuen  Student,  itaque  etiam  hie  non  dubito 
drfore,  qui  tndectione  versiculi  nos  fädle  carere  posse  existiment, 
dmmnodo  statuamus  Ennium,  cum  scripserit: 

Yin  Interea  sei  alba*  recessit  in  infera  noctis 

non  de  sole,  sed  de  luna  locutum  esse,  quemadmodum  Morula  illimi 
versum  interpretatus  est,  et  ut  solent  multi  facüius  falsis  fidem  habere, 
quam  reris,  non  defiierunt,  qui  hanc  interpretationem  comprobarent, 
velut  Schweglerus  in  Hist  Kom.  vol.  I.  p.  388,  et  qui  nuper  Ennianae 
poesis  reliquias  concinnavit  Vahlenus  p.  XXXV.  Ac  Morula  quidem 
difBcultatem,  qua  hie  locus  quemadmodum  vulgo  legitur  laborat, 
plane  non  perspexit,  sed  quod  dispücuit  solem  hie  dici  aibum,  quem 
paulo  post  ipse  Ennius  aureum  vocavit,  quodque  omnino  hoc  vocabulum 
lunae  magis  quam  soHs  naturae  con venire  visum  est,  eo  temeritatis 
processit  ut  solem  pro  luna  dictum  esse  existimaret:  qua  interpretatione 
nihil  magis  perversum  aut  did  aut  fingi  potest:  nam  prorsus  novum 
atque  inauditum  verborum  proprietate  omnino  neglecta  solis  et  lunae 
vocabula  permutari.  Neque  quidquam  causae  est,  cur  aibus  sol  repre- 
hendatur,  siquidem  Matius  ap.  Gellium  XV.  25,  1  dixit: 

lamiam  albicascit  Phoebus  et  recentatur. 
et  Martialis  X.  62,6: 


7)  Eandem  rem  ipse  Cato  in  orationibus  de  oonsidata  suo  (fragm.  or.  ed. 
Meyer  p.  34  [ed.  Jordan  p.  35])  his  verbis  narravit:  postquam  anapicavi  atque 
exercUum  adduxi  pone  cctsira  hostium, 

8)  Versus  enim  12:  Behus  utri  magni  vidoria  sit  data  regni  videtur  in 
irchetypo  nltimam  Hneam  obtinuisse.  Quamquam  alia  etiam  fingi  potest  erroris 
causa:  cum  inserendus  esset  ille  versus:  Interea  sol  aXhu'  recessit  in  infera  noctis 
post  V.  2,  in  quo  regni  vocabulum  primum  est,  übrarii  restituerunt  versum  in 
miurgine  adscriptum  post  versum  12,  qui  eodem  regni  vocabulo  terminatur. 

Th.  Bergk    Kleiuo  Schriften    I.  16 


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242  Qnaestionmn  finnianarum  specimen  növaM. 


Albae  leone  flammeo  oalent  luces, 
Tostamque  fervens  lulius  coquit  messem. 

Nam    quod   apud  Ciceronem  cod.  Erlangensis  solus  exhibet  aUus,  id 
nemo  opinor  probabit*). 

Fortasse  aliquis  etiam  aliud  argumentum  adhibendum  censeat,  ut 
Morulae  istam  explicationem  penitus  convellat.  Etenim  Plutarchus  in 
vita  Romuli  c.  12  illo  ipso  die,  quo  Roma  condita  est,  solem  defecisse 
memoriae  prodidit:  vDr  fxiv  oiv  ovöiv  ai  '^Pw/iaiyuxl  vovpriviat  nqbq  mi; 
^Eklrpn^ag  öfÄoXoyoij^evov  exovacVj  h^ivrp^  de  xrpf  fjfAeqaVy  ev  rj  zi^v  ttöIiv 
6  ^PcüfivXog  i^xioev,  ccrgeiifj  TQtccMxda  Tvyiuv  Xeyovaiv,  tuxI  avvoöov 
r/l€L7VTiy,fp^  ev  avr^  yBvia&at  aelijvTjg  nqbg  fjhov,  f]v  eldevai  yuxl  l4ni- 
(xaxov  oYovraCy  tov  Tfjiov  ejiOTtotdv,  exei  tQizqf  tfjg  hurtjg  ^Olv/iTtiadog 
av^7teGoi)Gav.  .  .  .  Kria&fjvac  de  ripf  ^Pcofitpf  ht  avrod  rg  ivarrj 
0aQ/xovd'l  firjvdg  lazafjevov  fAsra^  devteqag  äqag  yxxI  TQirrjg,  lam  solis 
defectus,  ut  rectissime  Plinius  Hist.  Nat.  11.  56  observavit,  non  fit, 
nisi  novissima  primave  luna,  quod  vocant  coüum,  in  coitu  autem  luna 
omnino  non  apparet,  ut  idem  XVni.  323  adnotavit,  hinc  interlunium 
vel  lunam  silentem^^)  in  conmiunis  vitae  consuetudine  vocabant:  non 
licuit  igitur  Ennio  dicere  paullo  ante  Solis  ortum  Lunam  ocddisse. 

Verum  huic  argumento  nihil  omnino  tribuendum  censeo :  nam  eo  K 
die,  quo  condita  est  Roma,  solem  defecisse  non  fuit,  si  quid  video,  antiqua 
fama  traditum,  sed  videntur  hoc  docti  homines  multis  post  l<lnnii  mortem 
annis  common  ti   esse.     L.  Tarutius  ELnnanus,    Ciceronis    et  Varronis 


9)  Revocat  hie  versus  in  memoriam  lociun  Virgilianum  Aen.  IX.  403,  qui 
admodum  et  antiquos  et  nostros  grammaticos  exeronit,  ubi  cum  aUa  Luna  lege- 
retur,  Wakefieldus  albam  scribendum  esse  censuit.  Sed  vel  maxime  incommoda 
illo  loco  est  vocula  et;  haec  enim  ibi  leguntur: 

Ocios  addncto  toiquens  hastile  laoerto 
Snspiciens  altam  Lunam  et  sie  voce  precator. 

banc  igitur  voculam,  quamvis  veterum  grammaticorum  auctoritate  sit  stabilita, 
plehque  critici  delendam  esse  censuerunt:  sed  sublata  bac  particula  numeromm 
elegantiam  penitus  exstingui  recte  monuit  Wagnerus,  verum  quae  vel  olim  vel  nuper 
(in  Philologi  Suppi.  Vol.  I.  354)  protulit,  ut  tueretur  particulam  illam,  parum  sunt 
probabilia:  neque  vero  satis  est  compungere  hoc  vocabulum,  quod  ex  libro  VI.  186 
huc  illatum  est,  verum  una  praeterea  littera  mutata  scribendum: 
Suspiciens  aUwn,  Lunam  sie  yoce  precator. 

10)  Silenti  luna  est  apud  Catonem  de  Re  R.  29.  40.  50.  atque  ipse  Plinius 
XVI.  190,  XVIII.  3J  4  hoc  agnosoit,  idem  tamen  in  Catonis  libris  luna  sUiefUe 
videtur  invenisse,  vid.  XVll.  57.  112.  neque  vero  tunc  ipsum  interlunium  signifi- 
oatur,  sed  omnino  luna  decrescens  siüens  vel  sicca  dicebatur.  Luna  cum  aquas 
parere  vulgo  crederetur,  ipsa  maritime  humore  nutriri  ut  opinor  visa  est,  itaque 
decrescentem  lunam  süientem  vel  siccam  dicebant. 


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Qnaestionam  finmanalrum  speoimen  nOvom.  243 


&miliaris,  mathematicus  band  ignobilis,  Yarrone  auctore  ut  videtur, 
non  solum  Komuli  sed  etiam  urbis  diem  natalem  investigavit,  ut  secim- 
dom  Chaldaeonun  praecepta  ex  sideribus  compositis  fata  urbis  quasi 
divinaret  Ac  Romam  urbem  conditam  esse  Olympiadis  VI  anno  3 
Taratius  censuit,  haud  dubie  secutus  Attici  auctoritatem,  qui  rationibus 
probabiliter  subductis  in  libro  annali  ad  hunc  ipsum  anniun  Romae 
piimordia  retulit:  sedTarutius,  utid  quod  propositum  fuit  assequeretur, 
yerom  diem  ipsamque  debebat  horam  indagare:  fama  sane  antiqua 
ferebat  urbem  conditam  esse  Palilibus  hoc  est  XI  cal.  Maias,  at  huius 
femae  nullus  usus,  nisi  licuisset  ex  solis  aliqua  defectione  iustos  numeros 
reputare.  Tarutius  igitur,  cum  in  Graecorum  annalibus  Ol.  TL  3  vidisset 
9oUs  defectionem  consignatam,  quae  sibi  videretur  in  eum  ipsum  diem 
cadere,  quo  condita  esse  urbs  ferebatur,  bis  soUerter  usus  est  ad  vati- 
ciniam  Ghaldaicum^^).  Ut  largiar  et  Tarutium  bona  fide  rationes 
subduxisse  et  solis  defectionem,  quam  olim  observaverant  Aegyptii 
sacerdotes,  revera  incidere  non  solum  in  OL  VI.  3,  quemadmodiun 
Graeds  mathematicis  visum,  sed  etiam  in  eum  diem,  quo  Bomae  Palilia 
cdebrabantur,  denique  ut  largiar  revera  iUo  die  in  Latia  terra  obscu- 
ratam  esse  solis  speciem,  quamquam  nostri  homines  harum  rerum 
periti  negant,  non  tamen  antiquitus  memoriae  fuit  proditum,  in  urbe 
condenda  defedsse  solem,  sed  ipse  Tarutius  primus  hoc  sive  sagaciter 


11)  Conon  mathematicus  primus  ut  videtur  soHs  defectiones  ab  Aegyptiis 
obeervatas  coUegit  (Seneca  Quaest.  Nat  YII.  3),  his  observationibus  usus  est 
Eratosthenes  ad  Graecarum  rerum  tempora  stabilienda,  is  igitur  soHs  defectionem, 
quae  in  Aegypto  die  nono  mensis  Pbarmuthi  (nomen  hoc  utrum  corruptum  sit  an 
recte  se  habeat,  in  medio  reliquam)  olim  accidit,  rationibus  diligenter  subductis 
retulit  ad  OL  VI.  3,  et  cum  vidisset  Antimachum  Teium  cyclicum  poetam  in  aliquo 
carmine,  fortasse  in  Epigonis,  solis  defectum  ita  descripsisse ,  ut  videretur  recentem 
aliquem  casum  respicere,  quemadmodum  solent  cyclici  poetae,  soUerter  Antimachi 
aetatem  ad  illum  ipsum  annum  retulit.  Cononis  autem  et  Eratosthenis  Ubris  usus 
est  Tarutius  in  computandis  Romuli  et  Romae  natahbus.  Ac  Plutarchus  quidem 
ipsum  videtur  Tarutii  Hbrum,  qui  fortasse  Graece  fuit  scriptus,  adhibuisse,  quem 
etiam  Cicero  respicit  de  Divin.  IT.  47.  Solinus  autem  (Collect,  c.  1  et  Lydus  de 
Mens.  L  14  quae  de  eadem  re  referunt,  band  dubie  ex  Yarronis  libris  petiverunt, 
quamquam  inter  se  dissentiunt:  quem  dissensum  expedire  non  est  meum,  sed 
mathematicarum  artium  interpretes  viderint  de  his.  Unus  vero  Plutarchus,  qui 
dedita  opera  omnem  rem  diligenter  exponit,  soHs  defectum  memorat,  sed  facile 
apparet  inde  omnes  Tarutii  rationes  suspensas  esse.  Ceterum  Theod.  Mommsen  de 
Cbronol  Romana  p.  146  Plutarchi  locum  perperam  de  lunae  defectione  interpretatur, 
8ed  idem  quamvis  et  ipse  Tarutio  fidem  deneget,  recte  monet:  die  Finstemifsdaten 
des  TanOiM  haUe  ich  darum  doch  für  alt  und  acht;  nur  kcmn  es  freüich  nicht 
Wunder  nehmen,  wenn  sie  sich  für  Born  nicht  verificiren  lassen  (Petavius  doctr, 
temp,  9,  55) ;  eher  mögen  es  ägyptische  oder  babylonische  Beobachtungen  sein, 

16* 


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^44  Qoaestionam  £imianahlin  specimen  növünl. 

indagavit  sive  callide  commentus  est;  sed  utut  res  se  habet,  probabiliter 
carte  visus  est  rem  adomasse,  ut  vel  Varroni  probaret,  qui  Taratiiim 
secutus  est  in  libris,  quos  de  gente  populi  Romani  scripsit  Kam  cum 
fama  esset  vetusta  Bomulmn  solis  luce  obscurata  subito  non  comparuisse, 
cumque  item  traditum  esset  ^*)  solem  |  defedsse,  cum  Mars  Diam  com-X 
pressisset,  quemadmodum  mi^orum  virorum  natales  pariter  atque  exitos 
solent  fabulis  exomari,  non  est  mirum,  si  etiam  eo  die,  quo  Romulus 
novam  urbem  condidit,  sol  defedsse  visus  sit.  Ennius  vero  eiusque 
aequales  nihil  omnino  audiverunt  de  solis  defectu,  qui  in  condendaurbe 
aceideiit,  quare  hoc  argumentum  omnino  ab  hac  quaestione  procol 
habendum. 

lam  restituto  ülo  versu  in  pristinum  locum  praeterea  difficultate 
satis  gravi,  ut  mihi  quidem  semper  visimi  est,  laborat  Carmen  extremum: 
nam  poeta,  cum  et  Romulum  et  Remum  aves  observasse,  sub  ipsum 
autem  solis  ortum  duodeclm  vultures  apparuisse  narrasset,  plane  debebat 
dicere,  utri  visae  essent  illae  aves:  quod  quidem  satis  obscure  significatur 
versibus  ultimis: 

Conspicit  inde  sibi  data  Romains  esse  priora, 
Auspicio  regni  stabilita  scamna  solmnque. 

neque  minus  offendit  insolens  verbum  conspicit,  ubi  inteUexit  vel  tale 
quid  dicendum  fuit.  Non  credo  hoc  ipsum  poetam  commisisse,  sed 
librariorum  negligentia  hie  locus  labem  aliquam  videtur  contraxisse; 
commodam  autem  sententiam  facili  negotio  restitueris,  ubi  scripseris: 

Quom  »pecü,  inde  sibi  data  Romnlns  esse  priora 
Auspicia,  ac  regni  stabilita  scamna  solnmqne. 

ut  brachylogia  quadam  usus  sit  poeta,  cum  haec  sit  sententia:  quas 
aves  cum  conspexit,  inde  vidit  sive  intellexit  Romulus  sibi  priora 
auspicia  obtigisse,  quemadmodum  alias  quoque  nonnunquam  verbum 
quod  fuit  iterandum  semel  dicitur  aut  ex  verbo  aliquo  aliud  significa- 
tione  suppar  est  repetendum.  Velut  nuper  [in  libello  acad.  d.  XTT.  lan. 
1859  edito  p.  III  seqq.]  Homero  hanc  brachylogiam  vindicavi  Iliad.  A,  290: 

Ei  Si  fiiv  «(;f/4ijT^  ed-aaav  S-eol  aih  iövres, 
Toövexa  xal  nQod'iovatv  dve^Sea  fivd^aaad-ai ; 


12)  Gerte  vetustatis  speciem  aliqnam  prae  se  fert  ista  fama,  qnamqnam 
loonpletem  anctorem  non  habemns ;  nam  Dionys.  Halic.  L  77.  n.  56  qnae  antiquioribus, 
qnae  recentibus  testibns  accepta  referat,  prorsus  incertum :  Plutarchns  certe  de  Fort 
Rom.  0.  8  Tamtium  secutus  est.  Itaque  non  admodum  adversabor,  si  quis  hoc 
quoque  Tarutium  callide  commentum  esse  statuat,  cum  Tidisset  eo  ipso  anno,  in 
quem  secundum  ipsius  rationes  principium  Romuli  cadebat,  solis  defectionem  in 
Graecorum  annaUbus  consignatam. 


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Quaestionnm  Ennianarom  specimen  noviim.  245 


Pateor  tarnen  eiusmodi  brevitatem  magis  convenire,  cum  poeta  aliquem 
mente  vehementer  agitata  loquentem  facit,  quam  ubi  ipse  tenui  filo 
rem  quemadmodum  gesta  est  exponit.  Itaque  potius  animum  in- 
duco  interddisse  versum  quem  neglexit  librarius.  Scripserat  fortasse 
EmiiuB: 

Quds  postquam  spexit  templo  de  secUhu*  sacris, 
Conspicit  inde  sibi  data  Romulus  esse  priora 
Auspicia  ac  regni  stabilita  soamna  solumque. 

Simplex  verbum  specio  (spicio)  in  disdplina  augurali  solemne  fuit,  ut 
testatur  Varro  de  L.  L.  VX  82 :  in  auguriis  etiam  nunc  augures  dicunt 
avem  specer e,  atque  ita  Cato  apud  Festimi  p.  344:  ut  solent  evitare 
sonivios,  nisi  qui  sempiterni  sunt,  quos  cum  occurrunt  nee  speciunt 
neque  ratos  esse  vdunt.  ususque  est  Ennius  hac  antiqua  verbi  forma 
etiam  alias.  Atque  nunc  demum,  ubi  eiusmodi  versus,  quemfinxi,  prae- 
cessit,  nihil  iam  habet  insolentiae  illud  quod  subsequitur  conspicit.  XJltimi 
autem  versus  emendationem,  quam  ante  multos  annos  feci,  nemo  opinor 
in  dubitationem  vocabit 

Minime  vero  audiendus  qui  nuper  Ennianorum  carminum  reliquias 
recensuit,  qui  quoniam  poeta  non  significavit,  quo  in  loco  Remus  aves 
XI  observaverit,  existimat  post  v.  2  |  aliquot  versus  interceptos  esse :  sed 
vana  est  haec  suspicio :  nam  agnoscimus  hie  insigne  reticentiae  exemplum, 
qua  cum  alii  saepenumero  sint  usi,  non  est  hie  poeta  culpandus,  qui 
ad  illorum  exemplum  maluit  nonnulla  legentibus  intelligenda  relinquere, 
quam  singulatim  molesta  quadam  diligentia  omnia  persequi.  Neque 
vero  Remus  in  Remuria  tabemaculum  cepit  secundum  Ennium,  ut 
Vahlenus  opinatur,  sed  Palatinum  montem  occupavit,  cum  Romulus 
se  in  Aventinum  contulisset:  Ennius  autem  hac  in  re  haud  dubio  famam, 
quae  tum  apud  populäres  suos  maxime  pervagata  fuit,  secutus  est 
Omnino  enim  tenendum  est,  post  Ennii  demum  aetatem  Romanos 
homines  antiquitates  et  primordia  suae  civitatis  accuratius  rimatos  esse : 
hinc  factum  ut  multa,  quae  erant  oblivione  obsita,  renovarentur,  alia 
autem  fingerentur,  quae  temere  antiquitatis  spedem  ementita  sunt. 
Iam  cum  Aventinus  mens  vulgo  crederetur  obscenis  auspidis  obnoxius 
esse,  parum  conveniens  esse  visum  est,  augustimi  augurium,  quo  Roma 
urbs  condita,  Romulo  oblatimi  esse  inAventino  monte,  itaque  antiquae 
&mae,  quam  Ennius  secutus  est,  fidem  denegantes,  rei  ordinem  omnino 
inverterunt  ac  Romulum  in  Palatino,  Remimi,  cui  sex  vultures  visos 
esse  itidem  fiama  erat,  in  Aventino  aves  servasse  finxerunt;  atque  hoc 
ipso  Remi  augurio  usi  sunt  antiquitatum  Romanarum  interpret«s,  dum 
quaerunt,    quam   ob   causam  Aventinus  non   sit  idoneus   auspidis   et 


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246  EnmosstadieD. 


extra  pomoerium  exclusus^^).  Quamquam  huius  quidem  rei  longe 
alia  est  causa.  Auspicia  enim  cum  essent  patriciorum,  inde  ab  eo 
tempore,  quo  disddia  inter  patres  et  plebem  gliscebant,  Aventiims 
mons,  quem  plebeiorum  hominum  multitudo  occupaverat,  non  iam  visus 
est  idoneus  ad  auspicandum,  ut  ne  Servius  quidem  Tullius  eum  montem 
intra  eflfatos  urbis  fines  includere  ausus  sit^*).  At  antiquitas  istius 
religionis  erat  immunis,  hinc  etiam  Eomulus  fertur  post  captum  augu- 
rium  hastam  ex  Aventiiio  monte  in  Palatinum  iaculatus  esse,  quae 
humi  fixa  fronduit  atque  postea  maxima  religione  est  culta^*),  ut  iam 
non  sit  dubitandum,  quin  Ennius  antiquam  famam  sit  secutus,  cum 
Komulum  in  AvQptino  auspicari  scripsit. 


TU. 

Kritische  Studien  zu  Ennius*).  3i6 

L 

Indem  ich  kürzlich  in  einer  akademischen  Gelegenheitsschiift 
(Quaestionum  Ennianarum  spea  novum,  vor  dem  Halleselien  Ind.  schoL 
aest  1860  [Opusc.  I.  235  fif.])  die  Verse  des  Ennius  bei  Cicero  de 
Divin.  L  48,  107,  wo  der  Dichter  die  Auspicien  bei  der  Gründung  Roms 
schildert,  behandelt  habe,  war  es  keineswegs  meine  Absicht,  Alles,  was 
etwa  über  die  Kritik  dieser  Verse  zu  bemerken  ist,  zu  erschöpfen, 
sondern    ich    beschränkte  mich   eigentlich   nur  auf  einen  Punkt,  der 


13)  Ita  yisom  est  MesBallae,  vid.  Gell.  XTTT.  14,  5:  hui%^  rei  Messaüa 
aliquot  cauaas  videri  scryssit,  sed  praeter  eas  otnnis  ipse  imam  probat,  quod  m  eo 
tnonte  Bemtts  ttrbis  condendae  gratia  atispicaverit  avesque  irritas  habuerit  supera- 
tusque  in  auspicio  a  Bomulo  8it,  Idcirco,  inquit,  omnes,  qui  pomoerium  protn- 
lerunt,  montem  istum  exclusenmt,  quasi  avibus  obscenis  ominosum, 

14)  Yidenmt  certe  aliquid,  qui  inde  a  plebis  secessione  obscena  Aventioi 
auguria  repetebant,  vid.  Seneca  de  brev.  vitae  c.  14:  hoc  sdre  magis  prodest, 
quam  Aventinum  montem  extra  pomoerium  esse,  ut  iUe  affirmabaty  propter  aUeram 
ex  dtwbus  causis,  aut  quod  plebs  eo  secessisset,  aut  quod  Bemo  oM^ffiecmte 
iüo  loco  aves  non  addixissent. 

15)  Servius  ad  Virg.  Aen.  lU.  46,  Ovid.  Met.  XV.  560,  Plut  vit  Eom.  c.  9a 

*)  [Jahrbücher  für  classisohe  Philologie.     Herausgegeben  v.  A.  Fleckeisen. 
Vn.  Jahrgang.    83.  Band.    1861.] 


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Enmusstadien.  247 


mir  als  der  wichtigste  erschien;  ich  habe  daher  nichts  über  v.  17 
bemerkt,  so  wenig  wie  über  v.  11  [90  V.]: 

Sic  exspectabat  populus  atque  ora  tenebat 
Rebus,  utri  magni  victoria  sit  data  regni. 

Ton  befreundeter  Seite  gerade  auf  diesen  Vers  aufmerksam  gemacht 
hole  ich  hier  nach,  dafs  mir  allerdings  immer  die  Structur  populus 
ora  tenebat  rebus  auffallend  erschienen  ist,  während  z.  B.  an  einer 
Fassmig  wie  sie  exspectabant  intentique  (yra  tenehant  rebus  nichts  aus- 
zusetzen sein  würde;  ich  habe  daher  früher  die  Stelle  für  verdorben 
gehalten  und  vermuthet: 

Sic  exspectabat  populus  atque  ora  tenebat, 
Rohus  utri  et  magni  victoria  sit  data  regni. 

Rebus  statt  robt^r  findet  sich  auch  bei  Cato  de  Re  Bust.  17;  aufserdem 
vgl  man  noch  Paulus  Festi  S.  15:  arbosem  pro  arbore  antiqui  dioebant 
ä  robosem  pro  robore.  Die  Form  robosem,  wenn  sie  sich  auch  recht- 
fertigen liefse*),  pafst  doch  hier  nicht,  da  Festus  und  sein  Epitomator 
in  solchen  Fällen  den  Accusativ  gebrauchen,  ohne  Rücksicht  auf  die 
Belegstelle,  an  die  sich  gerade  die  einzelne  Bemerkung  knüpft.  Es  ist 
aber  nicht  sowohl  robos  (robus)  als  r  ob  ose  zu  schreiben.  Diese  Bil- 
dung ist  ganz  analog  der  Form  marmore,  die  ich  im  Folgenden  bei 
Ennius  herstellen  werde.  Robus  et  victoria  entspricht  genau  der  im 
Griechischen  üblichen  Formel  nxj;  xai  y^odrog,  wie  bei  Tyrtaeus  4,  9: 
Jrj^ov  di  nXiq&H  viatju  yxu  YjaQftog  ?/rea&ai,  Aesch.  Hak.  918  K.:  Ei\ 
de  vlnf]  yuai  XQan]  zolg  ü^aeaiv,  Soph.  El.  85:  (fequ  Nixtjv  x  l(f  f^f/iv 
zßi  x^og  Ttüv  dQWf^eviov.  Der  abhängige  Satz  ist  übrigens  wie  auch 
sonst  oft  mit  dem  entfernteren  Verbum  (exspectabat)  zu  verbinden.  Ob 
ich  das  Rechte  getroffen,  mögen  andere  entscheiden. 

Wenn  es  im  Eingange  jenes  Fragments  heüst  [v.  80]: 

Cnrantes  magna  cum  cura  ooncupientes 
Begni  dant  operam  simul  auspicio  auffmioquCt 

80  kann  sich  hier,  wie  ich  schon  früher  [Opusc.  L  240]  bemerkt  habe, 
dieser  Ausdruck  nur  auf  die  Vorbereitungen  zum  Beobachten  der 
317  Anspielen  be|ziehen.  Ein  ganz  ähnliches  Beispiel  findet  sich  in  dem 
alten  höchst  interessanten  Actenstück  (commentariutn  vetus  M,  Sergii 
Manii  füii  quaestoris),  welches  Varro  de  L.  L.  YI.  91  erhalten  hat; 
freilich  sind  jetzt  die  Worte  arg  entstellt,  ich  füge  dasselbe  mit  meinen 
Verbesserungen  bei: 


1)  Nämlich  als  Instrumentalis,  nicht  etwa  als  Accusativ:  über  diese  Casus- 
fonn  werde  ich  später  ausführlicher  handeln. 


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248  EnniiLBstiiclien. 


Anspioio  opwam  de«,  ^  in  templo  auspioii,  dum  aut  ad  praetorem  aut  ad  oonsulem 
mittas  anspiciom  petitnm,  eomitidUum  praeco  viros  yooet  ad  te. 

iterum  de  moeris  vocet  praeco:  id  imperare  oportet 

comicinem  ad  privati  ianuam  et  in  arcem  (circumque  moeros)  mittas,  ubi  canat 

collegam  roges'),  ut  comitia  edioat  de  rostris,  et  argentarii  tabemas  ocdudant 

patres  consülant  exqwuras  et  adesse  iubeas. 

magistratos  consülant  exquaeras,  consnles,  praetores  tribnnosque  pl.  collegasqoe 
tuos,  et  in  templo  adesse  iubeas. 

osdnes  ad  cum  mutant  ^  contionem  arvoces. 

Hier  wird  also  derselbe  Ausdruck  vom  Quästor  gebraucht,  noch  bevor 
derselbe  von  einem  höheren  Magistrate  die  Erlaubnifs  die  zur  Berufimg 
der  Comitien  erforderlichen  Auspiden  anzustellen  sich  erbeten  hat 
Doch  jene  Urkunde  erfordert  eine  umJEEissendere  Besprechung,  auf  die 
ich  ein  andermal  zurückkommen  werde. 

Wenn  ich  femer  in  der  erwähnten  Gelegenheitsschrift  bei  Ennius 
einen  Vers  im  Widerspruch  mit  der  XJeberlieferung  umgestellt  habe, 
so  bemerke  ich,  dafs  gerade  in  diesem  Punkte  die  Uebereinstimmung 
der  Handschriften  nur  geringe  Bedeutung  hat.  Versetzungen  einzelner 
Verse  oder  Zeilen  sowie  längerer  Abschnitte  kamen  bereits  in  den 
ältesten  Handschriften  nicht  selten  vor;  die  Kritiker  pflegten  aber  der- 
gleichen Stellen  nur  mit  ihren  kritischen  Zeichen  zu  versehen,  und 
auch  die  nachfolgenden  Abschreiber  begnügten  sich  meist  damit,  dies 
Alles  treulich  zu  copiren,  ohne  die  ursprüngliche  Ordnung,  welche  die 
Kritiker  erkannt  hatten,  wieder  herzustellen');  indem  man  nun  später 
achtlos  jene  Zeichen  wegliefs,  blieb  natürlich  die  altherkömmliche  Ver- 
wirrung im  Texte  zurück.  Nur  hier  und  da  mag  sich  in  den  Hand- 
schriften eine  Spur  der  alten  kritischen  Bezeichnung  erhalten  haben: 
ein  merkwürdiges  Beispiel  findet  sich  in  der  Münchner  Handschrift  des 
Lucretius  an  einer  Stelle  des  ersten  Buches,  die,  wenn  man  den 
Gedankengang  genauer  verfolgt,  unzweifelhaft  sich  in  einem  sehr  ver- 
wirrten Zustande  befindet,  obwohl  keiner  der  neueren  Kritiker,  so  viel 
ich  weifs,  hier  Anstols  genommen  hat.  In  der  Münchner  Handsdirift 
sind  V.  551  —  564  mit  öanmiem  umschlossen  und  dieser  Abschnitt 
wird  am  Bande  mit  B  bezeichnet,  aufserdem  aber  findet  sich  am  Bande 
zu  V.  551  das  Zeichen  X  niit  den  Worten  quaere  hoc  Signum  (in  Siglen 
geschrieben);  dann  sind  |  wieder  v.  577  —  583  in  gleicher  Weise  einge-siS 
klammert  und  mit  Ä  bezeichnet;   bei  v.  583  findet  sich  gleichfalls  am 


2)  oder  rogis, 

3)  Manohmal  mögen  freilich  die  Abschreiber  nach  Anleitung  der  kritischen 
Zeichen  den  Text  restituirt  haben;  aber  hier  lag  immer  die  Gefahr  nahe,  neae  und 
noch  schlimmere  Yerwirrong  zu  stiften,  wie  dies  unzweifelhaft  auch  geschehen  ist 


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Enniusstadien.  249 


Bande  X  qiMLere  hoc  Signum  und  aufserdem  Denique  si  nulla  (also  der 
Anfang  von  v.  551)  beigefügt;  bei  v.  577  ist  zwar  kein  Zeichen  sicht- 
bar, aber  die  Worte  quaere  hoc  Signum  infra  sind  am  Rande  beige- 
schrieben, und  zwar  AJles  von  alter  Hand:  der  Abschreiber  hat  auch 
hier  nur  die  alte  Handschrift  sorgfältig  copiert  Man  sieht,  ein  Gram- 
matiker der  classischen  Zeit  (man  denkt  sofort  an  Valerius  Probus,  der, 
wie  wir  aus  dem  Anecdotum  Parisinum  wissen,  den  Lucretius  heraus- 
gaben und  mit  kritischen  Zeichen  versehen  hatte)  hielt  hier  eine 
Umstellung  für  nothwendig,  indem  er  v.  551  —  564  hinter  583  ein- 
fügte; dies  reicht  jedoch  nicht  aus,  um  einen  richtigen  Gedankenzu- 
sammenhang zu  gewinnen;  auch  hatte  sich  der  Kritiker  nicht  damit 
begnügt,  wie  schon  die  Bemerkung  zu  v.  577  beweist,  quaere  hoc  Sig- 
num infra,  und  so  findet  sich  auch  in  der  Handschrift  bei  v.  634.  635 
am  Rande  (7,  dann  das  Zeichen  JH-  quaere  hoc  Signum  supra.  Porro  si 
nuUast  (Anfang  von  v.  577).  Also  wäre  die  Folge  der  Verse  550. 
565-576.  584—634.  577  —  583.  551  —  564.  635  ff.*)  Allein  jener 
Kritiker  war  offenbar  ein  denkender  und  philosophisch  gebildeter  Mann, 
wie  sich  Probus  auch  sonst  bewährt:  durch  eine  solche  Anordnung  der 
Verse  hätte  er  die  Verwirrung  nicht  gehoben,  sondern  eher  noch  ge- 
steigert; er  erkannte  vielmehr,  dafs  hier  eine  doppelte  Recension  vor- 
li^e,  und  war  bemüht,  beide  von  einander  zu  scheiden:  und  dies  deutete 
eben  das  hier  gebrauchte  kritische  Zeichen  an,  worin  ich  den  Asteriskos 
mit  Obelos  >g  —  erkenne:  Aristarch  gebrauchte  dies  Zeichen  im  Homer, 
wenn  ein  oder  mehrere  Verse  wiederholt  waren  und  der  Kritiker  diese 
Wiederholung  verwarf,  während  er  den  Asteriskos  da  setzte,  wo  die- 
selben Verse  ihm  richtig  und  passend  schienen;  ebenso  Probus  und  die 
lateinischen  Kritiker*).  Hier  handelt  es  sich  nun  freilich  nicht  um 
einfache  Wiederholung  derselben  Verse,  aber  es  ist  wohl  denkbar,  dafs 
andere  Kritiker  in  anderen  SchriftsteUem  jenes  Zeichen  auch  in  solchen 
Fällen,  wie  hier  einer  vorliegt,  anwendeten,  wie  ja  überhaupt  in  der 
Praxis  der  Gebrauch  dieser  Zeichen  vielfach  modifidrt  ward.     Da  wo 


4)  Hier  sieht  man  übrigens  recht  deutlich,  wie  solche  kritische  Zeichen, 
indem  sie  später  nnr  theilweise  beachtet  wurden,  neue  Verwirrung  anrichteten:  in 
älteren  Ausgaben  und  manchen  jüngeren  Handschriften  finden  sich  v.  577 — 583 
liinter  v.  634  eingefügt;  was  diese  Umstellung  veranlafst  habe,  war  bisher  nicht 
abzusehen;  erst  jetzt  ist  die  Entstehung  des  Lrthums  klar. 

5)  Anecd.  Paris.:  asteriscum  Aristophcmea  apponehat  iUis  locis  quibtis  sen- 
9W  deesset  ^  Aristarchus  autem  ad  eos  gut  in  hoc  puta  loco  posüi  erant,  cum  aliis 
fcüicä  non  recte  ponerentur.  üem  Probus  et  antiqui  nostri.  asteriscus  cum  obelo 
propria  nota  est  Ärisiarchi.  tUebcmtur  mUem  ea  in  his  versibus  gut  non  st*o  loco 
fosüi  erant  item  antiqui  nostri  et  Pröbus, 


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250  Enninsstudien. 


eine  Stelle  in  zwie&cher  Fassung  vorlag,  war  allerdings  das  Antisigma 
die  übliche  Bezeichnung;  aber  man  wandte  vielleicht  dies  Zeichen  nur 
da  an,  wo  ein  oder  ein  paar  Verse  varürt  waren,  während  man  für 
längere  Stellen,  wie  eben  hier,  eine  einfachere  Bezeichnung  vorzog,  '  319 
gerade  so  wie  in  einem  ähnlichen  Falle  das  Keraunion  die  Stelle  des 
Obelos  vertrat*). 

Doch  die  Verwirrung  in  dieser  Stelle  des  Lucretius  zu  schlichten, 
erfordert  eine  ausführlichere  Erörterung,  wozu  hier  nicht  der  Ort  ist: 
nur  dies  mufs  ich  noch  hinzufügen,  dafs  auch  andere  Reste  kritischer 
Bezeichnung  sich  in  der  Münchner  Handschrift  erhalten  haben.  So 
z.B.  n.  578: 


i     X     rNec  nox  ulla  diem  neque  noctem  aurora  secutast 
c^  ^        I  Quae  non  audierit  mixtos  uagitibus  aegris 
S  LPloratus  mortis  comites  et  foneris  atri. 


] 


Das  eine  Zeichen  ist  wohl  das  bekannte  X ,  welches  allerdings  in  den 
Excerpten  aus  Sueton  im  Anecd.  Paris,  unter  den  Noten  des  Probus 
nicht  erwähnt  wird;  möglicherweise  ist  es  übrigens  nur  aus  it  entstellt, 
ein  Zeichen ,  das  dort  erwähnt  wird  und  im  Gebrauche  dem  X  ziendich 
gleich  stehen  mochte.  Die  andere  Note  ist  offenbar  das  im  Anecd.  und 
bei  Isidor  erwähnte  phi  et  ro:  haec  apponuntur  qtwtiens  vd  emendoHo 
vd  sensus  (die  Handschrift  eins)  versus  soUicüius  est  hispiciendt^. 
Aber  am  meisten  beachtenswerth  ist,  dafs  diese  drei  Verse  in  der 
Handschrift  eingeklammert  sind:  diese  Verse  sind  in  der  That  entbehr- 
lich, sie  enthalten  nichts  als  eine  Variation  des  früheren  Gedankens: 
Nunc  hie  nunc  illic  superant  vitah'a  rerum  Et  snperantur  üem:  mis- 
cetur  funere  vagor,  Quem  pueri  tollunt  visentis  luminis 
oras.  Diesen  Gedanken,  den  der  Dichter  hier  kurz  und  bündig  zu- 
sanmienfafst,  mag  er  ein  andermal  ausführlicher  varürt  haben:  dazu 
gehören  eben  die  drei  Verse  578  —  580;  aber  der  Anfang  ist  verloren 
gegangen:  hier  hatte  der  Dichter  das  erste  Schreien  des  neugeborenen 
Kindes  (aber  auch  nur  dies,  nicht  die  Wehklage  um  den  Todten)  er- 
wähnt, so  dafs  der  Ausdruck  vagitibus  aegris  dadurch  klar  bezeichnet 
ward').  Die  drei  Zeichen  am  Rande,  die  der  Abschreiber,  der  mit 
ihrer  Bedeutung  nicht  bekannt  war,  nur  mechanisch  copirt  hat,  dienten 
wohl  eben   zur  Bezeichnung   der  Dittographie.     Aristarch   pflegte  in 


6)  Gloss.  bei  Mai  Auct.  Clasß.  VI.  577:  ceraunium  nota  est,  quae  in  libris 
apponitur,  quoUens  multi  versus  impröbantur,  nee  per  singiUos  obelos. 

7)  Aegris  scheint  mir  übrigens  hier  ein  ziemhch  nnpassendes  Beiwort,  und 
darauf  bezieht  sich  wohl  auch  das  Zeichen  «p;  ich  glaube  der  Dichter  schrieb: 
mixtos  vagitibus  acris  ploratu^. 


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Enniusstadien.  251 


diesem  Falle  {brav  diio  äai  duxvoiai  rd  avrd  arj/^aivovaai ,  rod  noirjtod 
ftYQaq)&rog  afiyorapcrg,  iVcr  rfjv  higcev  VXrjcai)  die  Verse  der  ersten  Re- 
cension  mit  dem  Antisigma  D,  die  der  zweiten  Bearbeitung  mit  einem 
oder  auch  zwei  Punkten  (am  Anfang  und  Ende  der  einzelnen  Verse) 
zu  bezeichnen;  die  Späteren  gebrauchen  dagegen  das  einfache  Antisigma, 
wie  das  Anecd.  Paris,  bemerkt:  ad  eos  versus  quorum  ordo  permutan- 
dus  erat;  dagegen  das  dvrlaiyfja  TteqieoTiyfitvov  3-  zur  Bezeichnung 
solcher  Dittographien,  und  zwar  nicht  blofs  bei  den  Dichtem,  sondern 
auch  bei  Prosaikern  wie  Piaton®),  oder  auch  einfacher  ^  (Anecd.  Par.), 
320  3-  |,(Isidor):  cum  eiusdem  sensus  versus  duplices  essent  et  dubUaretur 
qui  potius  legendi.    Und  dieses  Zeichen  erkenne  ich  eben  hier  ^). 

Dieselben  Zeichen  X  und  ^  verbunden  finden  sich  übrigens  auch 
IV.  1073  oder  (1072)  an  einer  Stelle,  wo  auch  die  Lemmata  am  Bande 
offenbar  aus  alter  Tradition  stammen,  wie  z.  B.  die  Schilderung  der 
Liebe  mit  Eecht  durch  das  Lob  lafujrQa  ausgezeichnet  wird;  dann  fol- 
gen die  Randbemerkungen  VT  AMOEEM  DEVITES  und  VT  CLAVVS 
CLAVO  TRVDITVR.  Ebenso  findet  sich  zu  v.  1117  |,  und  v.  1117  — 
1123  sind  wiederum  am  äufsersten  Rande  mit  dem  Zeichen  D  versehen. 
Obelosartige  Striche,  wie  sie  auch  sonst  in  Handschriften  nicht  selten 
vorkommen  und  oft  wohl  nur  dem  Zufall  ihre  Entstehung  verdanken, 
finden  sich  auch  hier,  z.  B.  ü.  1093  und  1128;  V.  453  scheint  ein  kri- 
tisches Zeichen  getilgt  zu  sein.  Bemerkenswerther  ist  V.  1004;  Nee 
paterat  quemquam  placidi  pellaeia  ponti  mit  dem  Lemma  -r-  PELLACIA. 
Es  ist  fraglich,  ob  das  Zeichen  sich  gerade  auf  diesen  Vers  bezieht 
oder  auf  einen  andern  in  der  Nähe;  vielleicht  hat  sich  hier  nur  ein 
Rest  von  einer  ausführlicheren  adnotatio  critica  erhalten,  denn  die 
ganze  Stelle  hat  auch  jetzt  noch  mehrfache  Bedenken:  so  z.  B.  wird 
Lucretius  schwerlich  temere  in  cassum  frustra  (V.  1002)  verbunden 
haben,  dann  der  verdächtige  V.  1006:  Improba  navigii  ratio  tum  caeca 
iacebat,  den  Lachmann  gestrichen  hat.  Das  Zeichen  selbst  -t-  kommt 
sonst  nicht  vor,  es  könnte  aber  recht  gut  von  einzelnen  Kritikern  an- 
gewandt sein;  dagegen  findet  sich  der  oßeXdg  7v€QieaTiyinevog  i-  von 
den  Platonischen  Kritikem   angewandt   rrgog   rag  eixaiovg  dd^eniqaugj 


8)  Diog.  Laert  lU.  66:  avrfaiyfjia  niQteanyfi^vov  ngog  rag  Sixxäg  XQ^^^^S  xal 
fifradiatig  twv  ygaipmv. 

9)  Ganz  dieselbe  Bezeichnung  findet  sich  übrigens  auch  in  der  Handschrift 
L  713  (712)— 733,  nnd  nochmals  923—930  (931),  wo  man  freilich  an  das  üvrCatyfAa 
nt^iOTiyfi^vov  nicht  denken  kann:  es  war  wohl  hier  das  einfache  0,  welches,  wie 
die  griechischen  Techniker  angeben,  gebraucht  ward  ngog  rovg  ivrjlXayju^vovg  tönovg 
x«i  fiil  auvq^ovtag.  In  den  notae  simpUces  wird  3  als  Bezeichnung  des  versus 
oHenus  aufgeführt. 


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252  Eimiusstadien. 


und  der  ohdus  stspeme  adpunctus  -^  ad  ea  de  quibus  dubitatur  toüi 
debeanf  necne  (Anecd.  Par.),  und  dies  Zeichen  war  hier  sehr  wohl 
anwendbar*®). 

n. 

Varro  VI.  82  führt  aus  Ennius  als  Beleg  für  den  Gtebrauch  des 
Verbum  specere  die  Worte  an:  vos  epulo  postquam  spexit.  Festus 
S.  330  citirt  denselben  Vers  vollständiger  und  mit  Angabe  des  Buches 
(Ennius  Üb.  VI,  nach  Keils  Vergleichung  lib,  XVI,  wie  auch  die 
älteren  Ausgaben  des  Festus  haben): 

quos  ubi  rex  .  .  .  ulo  spexit  de  oontibus  celsis. 
Unglücklicherweise  ist  also  auch  hier  das  Wort  epulo,  welches  in  diesen 
Zusammenhang  nicht  pafst  und  offenbar  verdorben  ist,  nur  zur  Hälfte 
leserlich.  Die  verschiedenen  Verbesserungsvorschläge,  die  der  |  neuste  321 
Herausgeber  nicht  einmal  der  Erwähnung  gewürdigt  hat,  pauUo,  vitro, 
pullos  oder  gar  sedulo,  können  allerdings  nicht  befriedigen;  aber  auch 
Vahlens  Conjectur  populos  [Ann.  402]  scheint  mir  ebenso  wenig  das 
Kechte  zu  treffen.  Bedenklich  ist  schon,  dafs  sie  zu  weit  von  der 
TJeberlieferung  sich  entfernt,  an  die  man  sich  hier  um  so  enger  an- 
schließen mufs,  da  die  Handschriften  des  Varro  und  Festus  in  allen 
Buchstaben,  die  bei  beiden  sich  finden,  voUkonmien  übereinstinmien. 
Vahlen  bezieht  [p.  LXXVI]  nach  dem  Vorgange  früherer  Erklärer  die- 
sen Vers  (mit  Berufang  auf  livius  XL.  21.  22)  auf  Philippus  von  Ma- 
cedonien;  dort  wird  erzählt,  jener  König  habe  den  höchsten  Gipfel  des 
Hämus  bestiegen,  gleichsam  um  von  dort  aus  den  Schauplatz  des 
bevorstehenden  Krieges  zu  übersehen;  denn  nach  dem  herrschenden 
Volksglauben  erblicke  man  von  jenem  Gipfel  das  adriatische  Meer  und 
den  Pontus,  die  Alpen  und  den  Donaustrom.  Der  Gedanke,  diesen 
Vers  des  Ennius  von  jener  Reise  Philipps  zu  verstehen,  ist  scharf- 
sinnig; allein  abgesehen  davon,  dafs  alle  Beziehungen  auf  König  Phi- 
lippus, die  Vahlen  und  andere  in  den  Bruchstücken  dieses  Buches  zu 
finden  glauben,  höchst  unsicher  sind,  pafst  in  den  angenommenen  Zu- 
sanunenhang  der  Ausdruck  populos  ganz  und  gar  nicht:  wenn  der 
Blick  von  einem  hohen  Berge  die  Feme  überschaut,  werden  wohl 
Berge  und  Thäler,  Meer  und  Flüsse,  Städte  und  Weiler,  aber  nirgends, 
wenn  mich  meine  Erinnerung  nicht  trügt,  popuii  erwähnt  **). 


10)  Unter  den  natcie  simplices,  die  von  den  älteren  notcie  Pröbianae  offenbar 
wohl  zu  unterscheiden  sind,  kommt  zweimal  das  Zeichen  -:-  vor,  vielleicht  das 
einemal  für  -r-  oder  -7-  verschrieben. 

11)  Die  Erzählung  des  Livius  ist  jener  Conjectur  nichts  weniger  als  gunstig. 
Livius  sagt:  cupido  cum  ceperat  in  verticem  Haemi  montis  ctscendendi,  quia  vul* 


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fimuusstudieii.  253 


Getäuscht  durch  Müllers,  wie  ich  glaubte,  verläCsige  Angabe,  dais 
der  Vers  dem  sechsten  Buche  angehöre,  verstand  ich  die  Worte  früher 
vom  König  Pyrrhus;  seit  aber  durch  Keils  Vergleichung  die  alte 
Lesart  bestätigt  worden  ist,  möchte  ich  den  Vers  auf  den  Krieg  in 
Ißtrien  beziehen,  und  lese  daher  ohne  eine  wesentliche  Aenderung 
vorzunehmen: 

Quos  ubi  rex  I^o  spexit  de  cotibu'  celsis'«). 

Bei  livius  XU.  12  heifst  dieser  Fürst  allerdings  Äepulo:  paucis  ante 
diebus  lunias  Manliusque  oppidum  Nesactium,  quo  se  principes  Eis- 
trorum  ei  regtdus  ipse  Aepulo  rcceperat,  summa  vi  oppugnare  coepe- 
rani;  indefs  Äepulo  und  Epulo  sind  in  den  Handschriften  kaum  zu 
unterscheiden.  Denselben  König  erwähnt  auch  Florus  11.  10,  wo  jedoch 
die  Handschriften  auch  apulo  oder  apolo  darbieten.  Die  Darstellung 
bei  Florus  erscheint  auf  den  ersten  Anblick  so  abweichend,  dafs  man 
glauben  sollte,  er  habe  nicht  wie  sonst  gewöhnlich  aus  Livius  geschöpft, 
sondern  sei  einem  andern  unbekannten  Gewährsmann  gefolgt.  Denn 
während  nach  der  Erzählung  des  Livius  der  König  nach  hartnäckigem 
Widerstände,  als  die  Kömer  bereits  in  seine  Feste  eingedrungen  sind, 
322  sich  selbst  tödtet,  |  um  nicht  in  feindliche  Gefangenschaft  zu  gerathen, 
fallt  derselbe  nach  der  Darstellung  des  Florus  auf  der  Flucht  in  trun- 
kenem Zustande  den  ßömem  in  die  Hände.  Allein  prüft  man  genauer, 
so  sieht  man,  dafs  auch  hier  Florus  mit  seiner  gewohnten  Flüchtigkeit 
sein  Original  benutzt  hat:  er  verwechselt  nämlich  die  Vorgänge,  die 
Livius  (XLL  3  u.  4)  bei  der  Wiedereroberung  des  römischen  Lagers 
erzählt,  mit  der  im  Jahre  darauf  erfolgten  Einnahme  der  Stadt  Ne- 
sactium, und  giebt  so,  indem  er  das  Ganze  rhetorisch  ausschmückt,  eine 
durchaus  entstellte  und  unwahre  Darstellung  des  istrischen  Krieges. 

Dieser  ganze  Krieg  gegen  die  Istrer,  der  in  die  Jahre  576  und 
577  fällt,  war  eigentlich  ohne  alle  Bedeutung;  die  römischen  Zustände 
erscheinen  sogar  in  einem  möglichst  ungünstigen  Lichte:  der  Gonsul 
Manlius,  der  nach  Gallien  beordert  war,  fällt  ohne  vom  Senat  autori- 
sirt  zu  sein  in  das  Gebiet  jener  kleinen  aber  tapferen  Völkerschaft  ein; 


gatae  opmund  crecUderat,  Ponticum  aimul  et  ÄdriaHcum  mare  ei  Histrum  amnem 
et  Alpes  conspid  passe,  naohlier :  quod  diversa  inter  se  maria  montesque  et  amnes 
ex  uno  loeo  conspici  potuerint.  Man  vgl.  auch  noch  Florus  ü.  12:  accessit  his  con- 
süium  dvicis,  qni  süutn  regioniim  suarum  a  summa  specidatus  Haema  pasUis  per 
abrupta  castris  üa  Macedaniam  suam  armis  ferrogue  vdllaverai  u.  s.  w. 

12)  Cottbus  ist  offenbar  in  der  Lesart  bei  Festus  canttbus  zu  suchen,  wie 
schon  die  Alliteration  zeigt,  nicht  mantibus.  Wefshalb  Vahlen  cautibus  verlangt, 
Tennag  ich  nicht  zu  errathen. 


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254  Ennlnsstudlen. 


er  läfst  sich  auf  die  schimpflichste  Weise  in  die  Flucht  schlagen  und 
büfst  sein  Lager  ein;  als  die  Nachricht  davon  nach  Kom  gelangt,  er- 
greift alle  ein  panischer  Schrecken  und  man  rüstet,  als  wäre  der  Feind 
vor  den  Thoren.  Dafs  dann  endlich  die  Istrer  nach  tapferem,  hart- 
näckigem Widerstände  durch  die  Uebermacht  erdrückt  wurden,  ist  er- 
klärlich ;  auch  mag  in  jenen  Kämpfen  Mancher  sich  brav  gezeigt  haben, 
schon  um  die  frühere  Schmach  auszutilgen;  aber  in  einem  solchen 
Kriege  konnte  man  weder  sonderlichen  Ruhm  noch  reiche  Beute  ge- 
winnen, und  um  das  Letztere  war  es  damals  den  Römern  vor  Allem  zu 
thun.  Wenn  dennoch  Ennius  die  Begebenheiten  dieses  Krieges  sehr 
ausführlich  schilderte,  so  mufs  man  sich  vergegenwärtigen,  dafs  die 
Darstellung  dieses  historischen  Epos,  welches  successiv  entstand,  sehr 
ungleichmäfsig  war:  bedeutende  Begebenheiten  wurden  theils  ganz  über- 
gangen theils  mit  sunmiarischer  Kürze  abgethan,  während  der  Dichter 
dann  wieder  geringfügigen  Ereignissen  die  ausführlichste  Darstellung 
widmete;  namentlich  war  dies  der  Fall,  sowie  Ennius  sich  der  Gegen- 
wart näherte:  je  reicher  und  unmittelbarer  hier  der  Stoff  von  allen 
Seiten  dem  Dichter  zuflofs,  desto  ungeeigneter  war  derselbe  wenigstens 
zum  gröfseren  Theil  für  dichterische  Behandlung,  und  man  begreift 
wohl,  wie  jener  unbedeutende  Krieg  mit  seinen  blutigen  Kämpfen,  wo 
Mann  gegen  Mann  focht,  mehr  Reiz  für  einen  Dichter  haben  mufste 
als  die  grofsen  Feldzüge,  wo  durch  taktische  Operationen  imd  durch 
die  Massen  Alles  entschieden  ward^*).  Dabei  wirkten  oft  persönliche 
Ver|hältnisse  mit  ein:  der  Dichter  war  bestrebt,  befreundeten  Männern  323 
eüi  ehrenvolles  Andenken  bei  Zeitgenossen  und  Nachlebenden  zu  stiften. 
Dafs  dies  gerade  hier  der  Fall  war,  erheUt  unzweifelhaft  aus  einer 
Bemerkung  bei  Plinius  N.  H.  VII.  101:  Q.  Ennius  T.  Caecilium  Teucrum 
fratremque  dtis  praecipue  miratus  propter  eos  sextum  decumum 
adiecit  annalem.  Plinius  spricht  dort  von  Beispielen  kriegerischer 
Tapferkeit  und  bezieht  sich  dabei  eben  auf  dies  sechszehnte  Buch  des 


13)  Weichert  [Poetarum  Lat.  reliq.  p.  10]  hat  angenommen ,  dafs  auch  Hostias 
die  Geschichte  dieses  Krieges  in  seinen  Amiales  bdli  Histrici  geschildert  habe;  allein 
ich  halte  es  für  höchst  unwahrscheinlich,  dafs  dieser  Dichter  einen  Stoff  von  so 
beschränktem  Umfange,  den  bereits  Ennius  ausführlich  behandelt  hatte  und  der 
ohnedies  für  eine  spätere  Zeit  wenig  Interesse  haben  konnte ,  von  Neuem  bearbeitete. 
Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  das  Gedicht  des  Hostius  vielmehr  auf  den 
Krieg  beziehe,  den  Scmpronius  Tuditanus  als  Consul  im  J.  625  mit  wechselndem 
Glück  gegen  die  Istrer  und  lapyden  führte:  dieser  Krieg  endete  mit  der  Unterwerfung 
der  Istrer,  und  dem  Tuditanus  ward* die  Ehre  des  Triumphes  zuerkannt,  v^  Plin. 
N.  n.  m.  129.  Hostius,  vielleicht  mit  Tuditanus  (der  auch  selbst  als  Historiker 
sich  versuchte)  befreundet,  mag  dann  später  eben  diese  Kriegsthaten  besungen  haben. 


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Knniusstudien.  255 


Ennius,  dem  er  wohl  nicht  mit  Unrecht  poetica  fahdosüas  vorwirft: 
die  Heldenthaten  dieser  beiden  Brüder  müssen  also  eine  hervorragende 
SteUe  in  diesem  Buche  eingenommen  haben,  das  Buch  bildete  offenbar 
ein  abgeschlossenes  Ganzes.  Die  Vermuthungen  über  den  Inhalt  des 
sechszehnten  Buches  schwebten  bisher  ganz  in  der  Luft;  was  Yahlen 
aufetellt  5  ist  nicht  besser  begründet  als  die  Hypothesen  seiner  Vorgänger, 
und  die  Sache  ist  um  so  schwieriger,  da  wir  über  den  Inhalt  des 
nächst  vorhergehenden  wie  der  folgenden  Bücher  gleichfalls  im  Dunkel 
sind.  Habe  ich  das  Rechte  getroffen,  indem  ich  in  jenem  Verse  den 
Namen  des  Epulo  (Aepulo)  erkannte,  dann  haben  wir  einen  festen 
Punkt  gewonnen,  dann  hat  Ennius  eben  die  Geschichte  des  istri- 
schen  Krieges  in  diesem  Buche  behandelt  Es  fragt  sich  nur,  ob 
damit  die  Stelle  des  Piinius  stimmt.  Teucer  läfst  sich  meines  Wissens 
sonst  nicht  als  Cognomen  in  einer  älteren  römischen  Familie  nach- 
weisen, am  wenigsten  bei  der  gens  Caecüia,  daher  schon  Hardouin  und 
Gesner  Dentrem  schrieben.  livius  erwähnt  allerdings  in  dieser  Periode 
emen  L.  Caecilius  Deuter  als  Prätor  in  Siciliei^  und  einen  M.  Caecilius 
Denter  als  Gesandten  in  Macedonien  und  Aegypten;  dafs  es  Brüder 
waren,  geht  aus  Livius  nicht  hervor,  und  um  nun  einigermafsen  die 
nöthige  Uebereinstimmung  zu  gewinnen,  hat  man  auch  das  Praenomen 
Titus  bei  Piinius  mit  Lttcius  vertauscht,  aber  man  hat  nicht  nach- 
weisen können,  welchen  Antheil  diese  Caecilier  an  den  Begebenheiten 
hatten,  die  Ennius  im  sechszehnten  Buche  schilderte;  vielmehr  stehen 
die  Worte  des  Piinius,  die  darauf  hinweisen,  dafs  ein  bestimmtes  Er- 
eignife  der  römischen  Kriegsgeschichte,  an  dem  jene  Brüder  Theil  hatten, 
den  Hauptinhalt  dieses  Buches  bildete,  mit  den  Hypothesen  der  Bear- 
beiter des  Ennius,  welche  in  diesem  Buche  die  verschiedensten  Begeben- 
heiten zusammenfassen,  in  offenem  Widerspruch. 

Ich  bin  freilich  ebenfalls  nicht  im  Stande  den  Antheil  dieser  Brüder 
am  istrischen  Kriege  zu  erweisen:  denn  Livius,  der  bei  diesem  Anlafs 
viele  Andere  erwähnt,  gedenkt  ihrer  nirgends;  dies  wäre  nun  an  sich 
nicht  gerade  befremdend:  Livius  konnte  recht  gut  Persönlichkeiten, 
die  bei  dem  Dichter  in  den  Vordergrund  traten,  in  seiner  gedrängten 
Darstellung  mit  Stillschweigen  übergehen;  aber  ich  mufs  bemerken, 
dafe  überhaupt  die  Verbesserung  Dentrem  für  Tencrum  sehr  geringe 
Probabilität  hat.  Der  Fehler  kann  recht  gut  in  dem  Gentilnamen  liegen: 
ich  habe  daher  vermuthet,  dafs  T.  Aelium  Teucrum^*)  zu  schreiben 
324  sei   Livius  erwähnt  an  zwei  Stellen,  XLI.  1  u.  4,  T.  et  C.Aelii  tribuni 


14)  Ueber  dies  Cognomen  enthalte  ich  mich  jeder  Vermuthung. 


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256  finniusstadien. 


müitum  tertiae  legionis;  namentlich  auch  bei  der  Wiedereroberung  des 
Lagers  wird  ihrer  gedacht  Auf  einen  dieser  Brüder  C.  Aelius  gehen 
die  Verse  bei  Macrobius  VI.  3,  3 :  hunc  locum  Ennias  in  quinto  dedmo 
ad  pugnam  C,  Aelii  tribuni  his  versibus  transfert: 

Undique  conveniunt  velut  imber:  tela  tribuno 
Configunt  parmam,  tinnit  hastilibus  umbo, 
Aerato  sonitu  galea:  sed  nee  pote  quisquam 
Undique  nitendo  corpus  discerpere  ferro. 
Semper  abundantes  hastas  frangitque  quatitque. 
Totum  sudor  habet  corpus  mujtumque  laborat, 
Nee  respirandi  fit  copia:  praepete  ferro 
Histri  tela  manu  iacientes  sollicitabant '»). 

In  den  Handschriften  des  Macrobius  heilst  der  Tribun  freilich  Celius 
(Coelius);  aber  sehr  glücklich  hat  der  treffliche  Merula  den  Fehler 
verbessert  und  die  Beziehung  auf  den  istrischen  Krieg  erkannt.  Es  ist 
übrigens  nicht  nöthig,  dafs  der  Vorfall,  den  Ennius  hier  schildert, 
gerade  bei  der  Erstürmung  des  Lagers  sich  zugetragen  habe,  er  kann 
recht  gut  dem  weiteren  Verlaufe  des  Krieges  angehören;  am  wenigsten 
aber  darf  man  annehmen,  dafs  Ennius  den  C.  Aelius  mit  dem  M.  li- 
cinius  Strabo,  der  allerdings  auch  als  Tribun  in  der  dritten  Legion 
diente  und  dessen  Tapferkeit  Livius  XLI.  2  rühmend  erwähnt,  ver- 
wechselt habe,  wie  Vahlen  zu  glauben  geneigt  ist.  Freilich  stimmt 
die  Zahl  des  Buches  nicht;  indefs  schwanken  bei  Macrobius  die  H^d- 
schriften  zwischen  XTT  und  XV,  daher  ich  um  so  weniger  Bedenken 
trage  in  sexto  decimo  zu  schreiben. 


15)  V.  1  [431  V.]  habe  ich  die  fehlerhafte  Interpunction  Undique  oanioemwiü 
velut  imber  tela  tribu^fio:  Configunt  potrmam  verbessert  und  v.  3  [433]  galea  statt 
galeae  geschrieben.  Die  Verlängerung  der  kurzen  Endsylbe  ist  hier  ebenso  zuläfsig 
wie  Ann.  148:  Et  densis  aquila  pinnis  obnixa  volabat.  Lachmann  (zu  Luor.  8.  76) 
will  freilich  hier  hinc  einfügen;  diese  Aenderung  ist  schon  an  sich  mehr  als  ge- 
wagt; denn  wenn  es  auch  wahrscheinlich  ist,  dal's  dieser  Vers  sich  auf  das  Wahr- 
zeichen bezieht,  welches  dem  älteren  Tarquinius  bei  seiner  Ankunft  in  Rom  begeg- 
nete, so  wissen  wir  doch  nicht,  in  welchem  Zusammenhange  gerade  dieser  Vers 
vorkam.  Aber  auch  in  metrischer  Hinsicht  darf  man  nichts  ändern.  Emden  wir 
doch  selbst  bei  Vv'güius,  abgesehen  von  unsicheren  Stellen  wie  Aen.  I.  501,  ganz 
ähnliche  Verse  wie  Aen.  lU.  464:  Dona  dehinc  auro  gravia  eectoqxie  elephanto  und 
XU.  648:  Sancta  ad  vo8  avUma  atque  istius  insda  culpae,  ein  Vers,  der  allerdings 
aufserdem  noch  wegen  des  Hiatus  Anstofs  erregt  und  den  Virgihus  wohl  selbst 
später  abgeändert  haben  würde.  Aber  wir  haben  nicht  das  Becht  dergleichen  zu 
corrigiren,  am  wenigsten  aber  sind  so  unglückliche  Aenderungen,  wie  sieLachmann 
hier  versucht,  zulässig,  der  z.  B.  in  dem  letzten  Verse  Sancta  ad  vos  anima  atque 
anima  istius  inscia  cidpae  schreiben  will.  Bei  Lucanus  11.  272:  Lege  deum  rntmuM 
rerum  (Uscordia  turbat  ist  die  Lesart  schwankend. 


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Enniusstudien.  257 

Schwieriger  ist  die  Entscheidung  über  eine  andere  Stelle  des 
Macrobius  VI.  2,  32:  üem  de  Fandaro  et  Bitia  aperientibus  portal 
locus  [Virg.  Aen.  IX.  672]  acceptus  est  ex  libro  quinto  decimo  Ennii, 
325  qui  inducU  Histros  duos  in  obsidiane  erupisse  porta  et  stragem  de  obsi- 
dente  hoste  fecisse.  Wenn  es  fest  stände,  dafs  Ennius  im  15.  Buche 
den  ätolischen  Krieg  schilderte,  wie  die  Bearbeiter  annehmen,  was 
aber  nichts  weniger  als  erwiesen  ist,  dann  könnte  man  die  Worte  des 
Macrobius  auf  die  Belagerung  von  Ambracia  beziehen.  Die  Erwähnung 
der  Istrer  hat  nichts  AufTallendes :  denn  die  Bömer  machten  es  ihnen 
gerade  zum  Vorwurf,  dafs  sie  damals  die  Aetoler  unterstützt  hatten, 
wie  Jlorus  11.  10  andeutet:  Histri  secuntur  Äeioios,  quippe  beUantes 
tos  nuper  adiuverant,  was  Morus  wahrscheinlich  aus  dem  fehlenden 
Eingange  des  41.  Buches  von  livius  entnahm.  So  würden  sich  ganz 
einj&wh  die  Bedenken  von  Vahlen  (S.  LXXIV)  erledigen,  wo  er  annimmt, 
dafe  Macrobius  nur  irrthümlich  der  Istrer  erwähne.  Allein  wenn  die 
Stelle,  welche  Macrobius  im  Sinn  hatte,  sich  auf  die  Belagerung  von 
Ambrada  bezog,  dann  mufste  er  sich  bestimmter  ausdrücken  (Histros 
duos  in  obsidione  Ambraciae  erupisse  porta).  So  wie  die  Worte 
lauten,  können  sie  nur  auf  (üe  Belagerung  einer  istrischen  Feste 
gehen :  ich  beziehe  sie  daher  auf  Nesactium,  welches  die  Istrer  mann- 
haft vertheidigten ;  dann  mufs  man  aber  auch  hier  die  Zahl  XV  in 
XVI  verändern  1«). 

(Gerade  aus  dem  sechzehnten  Buche  ist  uns  eine  ziemliche  Anzahl 
von  Versen  erhalten.  Dies  ist  wohl  nicht  zufällig:  dieses  Buch  scheint 
zu  den  gelungensten  Theilen  der  Annalen  gehört  zu  haben.  Mit  dem 
von  mir  vorausgesetzten  Inhalte  stimmen  aber  die  einzelnen  Bruch- 
stücke meist  sehr  gut;  keines  ist  darunter,  das  auf  eine  andere  Spur 
hinwiese. 

Im  Eingang  hatte  Ennius  offenbar  hervorgehoben,  dafs  der  Dichter 
über  den  Helden  der  Vorzeit  die  tapfem  Thaten  der  Gegenwart  nicht 
vergessen  dürfe.  Fr.  IT  [394]  bei  Vahlen: 

Qnippe  vetosta  virum  non  est  sati'  bella  moveri*'). 
Hierher  gehört  auch  Fr.  X  [403]: 

Reges  per  regnum  statnasque  sepulcraqne  quaerunt, 

Aedifioant  nomen:  summa  nituntor  opum  vi. 


16)  Dami  würde  man  aucli  den  Halbvers  8\iccincti  corda  macJiaeris  [Ann. 
392  V.],  den  Servius  eben  zu  jener  Stelle  (IX.  678)  aus  Ennius  ohne  Angabe  des 
Baches  anfahrt,  hierher  ziehen  dürfen. 

17)  Mit  Recht  n^hm  Merula  an  dem  Ausdruck  heUa  moveri,  der  im  Latei- 
nischen seine  ganz  bestimmte  Bedeutung  hat,  Anstofs;  nur  ist  wohl  nicht  monete, 
sondern  moneri  zu  schreiben. 

Tb.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  17 


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25d  Ünniusstadien. 


EüdIus  mochte  den  Gedanken  ausführea,  daüs  dies  Andenken,  weldies 
der  Dichter  den  grofsen  Thaten  edler  Männer  stifte,  unvergänglicher 
sei  als  die  Denkmale,  welche  königlicher  Ehrgeiz  sich  setze.  Die 
Mehrzahl  der  Verse  schildert  Kriegsscenen,  wie  HL  17.  V.  VI.  XIV 
([408]  geht  auf  eine  Belagerung:  qui  damor  oppugnanHs  vagare 
volanti),  XV.  XX  [414],  wo  man  wohl  verbessern  mufs: 

Hio  insidiantes  vigilant,  partim  requiescont 
Succincti  gladiis  sub  scutis  ore  faventes^*). 

Sehr  passend  für  die  damaligen  Zustände  erscheinen  die  Warnungen  326 

Fr.  XIX  [413]: 

Navorom  imperiom  servare  est  induperantam, 
und  XVn  [411]: 

Noenum  sperando  cupide  rem  prodere  sommam, 
wie  Vahlen  sehr  gut  [für  non  in]  verbessert  hat;  der  Vers  ist  wahrscheinHch 
aus  einer  Eede  entnommen,  zu  der  auch  Fr. XVI  gehörte.   Fr.  XII  [406]: 

Aestatem  autumnus  sequitur,  post  aoer  hiemps  fit 
mochte  den  üebergang  zum  zweiten  Jahre  des  Krieges  büden.     Die 
übrigen  Fragmente  sind  indifferenter  Natur,  wie  Vlll  [401],  wo  ich  lese: 

Postremo  [statt  postrema]  longinqoa  dies  confecerit  aetas. 
XI.  Xm.  XVin  ([412],  wo  ich  freilich  nur  versuchsweise  einmal  ver- 
muthet  habe:  Si  lud  si  nox,  si  noxsia  si  data  sit  frux,  d.  h.  sive  ifUer- 
diu  sive  nocte,  sive  damnum  sive  fructus  sit  datus),  XXI.  XXH 
XXm.  Noch  ist  ein  Vers  [400],  Fr.  Vn  (bei  Festus  S.  278)  übrig,  wo 
Vahlen  nach  meiner  Conjectur  [HalL  lit- Zeitung  1842.  IL  238]  schreibt: 

Primu'  senex  ratus  in  regimen  bellique  peiitos. 
Diese  Conjectur  scheint  mir  jetzt  selbst  sehr  zweifelhaft:  die  Handschrift 
liest    hradyn    in    regimen;    vielleicht    ist    der   Name   eines  istrisdi^ 
Häuptlings  herzustellen:  * 

Primu'  senex  Bradylis  regimen  bellique  peritoB. 

18)  [Die  Handschriften  haben  tecti,  woraus  Merula  carUecH  machte.]  Viel- 
leicht gehört  auch  der  von  Philargyrius  zu  Virg.  Georg.  IV.  230  aus  dem  drei- 
zehnten Buch  angeführte  Vers  hierher,  da  eine  Handschrift  XVI  bietet:  von  den 
Frauen  der  Istrer,  die  von  den  Mauern  der  Stadt  den  Kämpfen  zuschauten,  mochte 
der  Dichter  [Ann.  376]  sagen: 

ICatronae  moeros  complent  spectare  ftiventes. 
[üebrigens  bietet  Philarg.   melos  und  Servius  moeros,]     Auf  die  Belagerung  von 
Nesactium  und   die  Noth,  welche  die  Istrer  litten,   geht  vielleicht  der  Vers  bei 
Plinius  N.  H.  XVIL  84  [Inc.  Ubr.  rel.  XLVI  Vahlen]: 

Eripuere  patres  paeris  plorantibas  ofEam: 
denn  so  wird  dieser  Vers  wohl  herzustellen  sein.    [Bei  Plinius  heifst  es:    Ennius 
.   .  .   obsidionis   famem    exprimens    offam    eripuisse  plorantibus    liöeriM 
patres  cwnmemorat,] 


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finnitisstadLen.  259 


Helladios  bei  Photios  Bibl.  279  S.  530  nennt  einen  illyrischen  Anführer 
dieses  Namens:  BQadvXhg  de  rtg  ^IXXvQttuv  iaTQcen^aev  ävy^qccAjevg 
yerduevog.  Die  Verdoppelung  des  Consonanten  seheint  mir  kein  Hin- 
demils:  bei  solchen  Fremdworten  findet  ein  häufiges  Schwanken  in 
der  Schreibung  statt,  ja  ich  glaube,  dafs  auch  bei  Photios  vielmehr 
B^advlig  zu  schreiben  ist,  denn  dieser  Name  ist  offenbar  nicht  ver- 
schieden von  Edgävlig,  wie  der  König  der  Ulyrier  zur  Zeit  Philipps 
von  Macedonien  genannt  wird,  s.  Diodor  XVL  4.  Cicero  de  Off.  II.  11,  40. 
Ludan  Macrob.  10  (mit  den  Varianten  Kagdvlig,  BaQÖvlog,  BaQÖijl' 
iiog),  den  Plutarch  Pyrrh.  9  BccQdvXXig,  Arrian  I.  5, 1  BaQd^Xtjg  nennt 
Es  ist  übrigens  möglich,  daJa  Ennius  bei  Gelegenheit  des  istiischen 
Krieges  eben  diesen  Bardylis  erwähnt  hat  Ist  meine  Corgectur  richtig, 
isam  wird  peritus  einmal  mit  dem  Accusativ,  dann  mit  dem  Oenitiv 
verbunden;  obwohl  ich  kein  Beispiel  der  erstem  Structur  kenne,  ist 
dieselbe  doch  durch  bekannte  Analogien  gesichert 

Wenn  wir  Fr.  VI  [399] :  Tum  timido  mancU  ex  amni  corpore  sudor 
and  namentlich  in  jenem  gröfsem  Fragmente  bei  Macrobius  VI.  3,  3 
(v.  6  [436  V.])  die  Worte  Totum  sudor  habet  corpus  muUumque  laborat 
vergleichen,  so  dürfte  vielleicht  dem  Ennius  (nur  nicht  gerade  diesem 
Buche)  der  herrenlose  Vers  gehören: 

327  Namque  laborando  manat  de  corpore  sudor'*), 

der  sich  in  den  Scholia  Veron.  zu  Virg.  Aen.  II.  173  findet:  salsusque 
per  arti4S  sudor  iitj  Hoc  epitheton  demonstrativum ,  quo  toiius  corporis 
sucus  äiam  gustu  potuerit  agnosci:  (salsus  nam)que  laborando  manat 
de  corpore  sudor,  Probus  malo  epitheto  putat  usum  poetam,  critici 
vero  naturalia  (epitheta  a  poetis)  nusquam  inhoneste  putant  locari. 
So  liest  Keil  S.  86  (während  Mai,  ohne  weiter  eine  Lücke  zu  bezeichnen, 
nur  namque  schreibt).  Allein  ich  kann  diese  Ergänzung  nicht  für 
richtig  halten:  abgesehen  von  der  auffallenden  Stellimg  der  Partikel 
namque,  die,  so  viel  ich  weifs,  bei  den  älteren  Dichtem  stets  die  erste 
Stelle  einnimmt,  erscheint  auch  das  Epitheton  salsus  hier  unzulässig: 
wenn  dieser  Vers  einen  Beleg  für  salsus  sudor  enthielte,  dann  würde 
der  SchoUast  ihn  erst  nachher  gegen  Probus  anwenden.  Durch  dieses 
Citat  soll  wohl  nur  überhaupt  bewiesen  werden ,  dafs  heftige  Anstrengung 
oder  Aufregung  Schweifs  hervorruft  (Servius  sagt  deutlicher:  bene 
addidit  salsus,  ut  significaret  laborem  futurum)^  und  in  der 
Lücke  wird   eben  der  Name  des  Dichters  gestanden  haben.     Sahus 


19)  Man  luiDn  auch  noch  Lncr.  YI.  944:  Mcmat  item  nohis  e  tote  corpore 
»udor  vergleichen.  "Wenn  Lachmann  meint,  eben  diesen  Vers  habe  der  Scholiast 
im  Sinne  gehabt  und  ungenau  citirt,  so  ist  mir  dies  nicht  sehr  wahrscheinlich. 

17* 


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260  Enniusstudien. 


sudor  scheint  übrigens  sich  bei  Ennius  gar  nicht  gefunden  zu  haben, 
wohl  aber  Analoges;  denn  Servius  sagt:  Probe  sane  displicet  salsus 
sudor,  et  supervacue  positum  videtur:  hoc  atUem  Ennms  de  lanus 
dixit;  wo  man  gewife  richtig  de  lacrimis  verbessert  hat 

nL 

Quintilian  I.  5,12,  wo  er  von  den  Barbarismen  handelt,  fuhrt 
auch  einen  Beleg  dafür  aus  Ennius  an:  o^  m  ectdem  vüii  gemtnoHone 
Mettioeo  Fufettioeo  dicens  Ennius  poetico  iure  defenditur.  So 
schreiben  die  neueren  Herausgeber  des  Quintilian,  Meyer  und  Bonnell, 
indem  sie  sich  möglichst  genau  an  eine  alte  Ausgabe  (in  wie  weit 
damit  die  Lesart  des  cod.  Bamb.,  auf  den  sich  Bonnell  beruft,  überein- 
stimmt, weifs  ich  nicht)  anschliefsen,  während  man  früher  MeÜeo 
Fufetieo  oder  Sufetieo  las.  Es  ist  übrigens  eigentlich  G.  Hermann, 
der  den  Diphthong  oe  in  beiden  Namen  empfahl,  nur  schreibt  derselbe 
Metioeo  Fufetioeo:  dies  soU  nämlich  eine  den  Homerischen  Gtenetiven 
auf  OLO  nachgebildete  Form  sein.  Allein  diese  Form  ist,  so  viel  wir 
wissen,  nicht  nur  dem  Latein,  sondern  auch  den  anderen  italischen 
Dialekten  durchaus  fremd;  dafs  Ennius  in  einem  vereinzelten  Falle 
versucht  haben  sollte,  eine  solche  Form  einzuführen,  ist  wenig  glaub- 
lich, und  ein  verständiger  Mann  wie  Quintilian  würde  diese  WilMr 
gewifs  nicht  imgerügt  gelassen  haben.  Auch  Vahlen  hat  sich  bei  dieser 
Lesart  nicht  beruhigt  und  schreibt  [Ann.  129]  Mettoi  Fubettoi:  es 
sollen  dies  Dative  sein,  womit  Vahlen  poptdoi  Bomanoi  zusammenhält. 
Diese  Aenderung,  die  Vahlen  mit  gewohnter  Zuversicht  gleich  in  den 
Text  aufnimmt,  ist  in  jeder  Hinsicht  unhaltbar.  Wenn  Ennius  hier 
nach  ältester  Weise  |  im  Dativ  oi  statt  o  schrieb,  so  war  dies  eben  328 
nur  eine  andere  Schreibweise,  imd  die  alten  Grammatiker  würden 
darin  ebenso  wenig  einen  Barbarismus  erblickt  haben  wie  in  fineis 
statt  finis  oder  causeis  statt  catisis.  Dann  sagt  ja  Quintilian  ausdrück- 
lich, Ennius  habe  hier  nur  von  seinem  dem  Dichter  zustehenden 
Rechte  Gebrauch  gemacht:  er  gesteht  ihm  also  das  zu,  was  die  grie- 
chischen Grammatiker  Sdeia  7toir]Tiy,fj  nennen,  d.  h.  das  Privilegium 
von  der  üblichen  und  überlieferten  Sprachform  aus  gewissen  Rücksichtwi, 
vor  allem  um  des  Metrums  willen,  sich  unter  Umständen  zu  entfernen. 
Aber  welche  Rücksicht  auf  das  Metrum  oder  die  poetische  Darstellung 
konnte  den  Dichter  bestimmen,  hier  von  jener  veralteten  Orthographie 
Gebrauch  zu  machen?  Ob  Ennius  oi  oder  o  schrieb,  war  ganz  gleich- 
gültig. Nun  hat  Vahlen  freilich  auch  noch  andere  Aenderungen 
vorgenommen,  wahrscheinlich  in  der  Absicht,  einen  recht  vollständigen 
Barbarismus  herzustellen:  er  schreibt  Mettoi y  und  allerdings  war  im 


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Enninsstudien.  261 


Dativ  die  Ponn  Mettius  nicht  recht  zu  brauchen,  und  Mettus  wUl  ich 
gelten  lassen,  obwohl  ich  kein  hinlänglich  sicheres  Beispiel  kenne*®); 
aber  aufeerdem  bot  sich  ihm  auch  MeHus  dar.  Ferner  schreibt  Vahlen 
Fuhettus  statt  Fufetius,  ohne  sich  durch  das  Bedenken,  das  eine  so 
absonderliche  Form  erregen  mufs,  irre  machen  zu  lassen.  Was  Ennius 
"Wimmt  haben  könnte,  statt  JPw/irfto  vielmehr  i'^wJe^i,  wo  sich  sogar 
eine  dreifache  Abweichung  von  der  regelrechten  Form  fände,  ^u 
schreiben,  ist  nicht  abzusehen:  metrische  Gründe  waren  es  jedenfalls 
nicht,  und  doch  führt  eben  diese  Quintilian  zur  Entschuldigung  des 
Dichters  an. 

Quintilian  hatte  erwähnt,  dafs  ein  gewisser  Tinea  aus  Placentia 
sich  lächerlich  machte,  indem  er  precula  statt  pergula  sprach,  und 
dies  als  einen  zwiefachen  Barbarismus  in  einem  einzigen  Worte 
bezeichnet:  Ennius,  fahrt  er  fort,  ist  dagegen  in  einem  ähnlichen 
Falle  in  seinem  Becht:  in  eadem  vitii  geminatione  besagt  nichts  anderes 
ds:  auch  Ennius  habe  zwei  Barbarismen,  d.  h.  Abweichungen  von  der 
normalen  Form  in  einem  und  demselben  Worte  sich  gestattet; 
fraglich  ist  nur,  wie  auch  Hermann  sehr  richtig  bemerkt  hat,  ob  nur 
eines  der  angeführten  Worte  oder  jedes  der  beiden  für  sich  zwei 
Fehler  enthielt;  da  aber  Quintilian  zwei  Worte  anführt,  so  wird  die 
Bemerkung  wohl  auch  für  beide  gleichmäfsig  gelten.  Dafs  aber  diese 
Abweichungen  bei  Ennius  ähnlicher  Art  sein  mü&ten,  wie  Hermann 
voraussetzt,  ist  nicht  nöthig,  ja  es  läfst  sich  vielmehr  das  Gegentheil 
329  erweisen.  Quintilian  führt  alle  Barbarismen  auf  adiectio  und  detraäio 
eines  Buchstaben  oder  einer  Sylbe,  sowie  auf  Laut  Wechsel  und 
Lautversetzung  (immutatio  und  transmutatio)  zurück:  in  precula 
fend  Lautwechsel  imd  Lautversetzung  statt;  in  den  beiden  Namen  des 
albanischen  Dictators  (denn  dafs  dieser  gemeint  sei,  darin  sind  Alle 
einverstanden)  ist  eine  Umstellung  der  Consonanten  nicht  möglich,  da 
diese  sich  nur  auf  die  liquiden  Mitlauter  beschränkt;  eine  Vertauschung 
der  Laute  aber,  wenn  sie  überhaupt  hier  zulässig  war,  hatte  wenigstens 


20)  Mettm  wird  bei  Gellius  XX.  1,  54  gelosen.  Ans  Mettius  (MeHus) 
konnte  ebenso  gut  Mettus  wie  Messus  entstehen,  und  bei  Virg.  Aen.  VlLl.  642 
spricht  allerdings  die  älteste  Tradition  für  Haud  procul  wde  citae  Mettutn  in 
divtrsa  quadrigae  Distulerant,  Metum,  wie  man  gewöhnlich  liest ,  ist  entschieden 
felsch,  aber  Virgilius  konnte  auch  Metium  schreiben.  Was  Servius,  der  von  einer 
»tito^  oder  mutüatio  nominis  redet,  gelesen  hat,  ist  nicht  klar  zu  erkennen. 
Auch  der  Sabiner  aus  der  Zeit  des  Titus  Tatius  heifst  Mettius  oder  MeHus  CurHus, 
nicht  Mettus.  So  bleibt  noch  die  problematische  Inschrift  bei  Meyer  Anth.  Lat. 
1192:  Mettus  Fu/fetius  Corelianus,  wo  übrigens  Mettus  lediglich  Coigectur  statt 
Metius  igt 


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262  Enniusstadien. 


für  Ennius  keinen  Zweck,  und  Quintilian  konnte  einen  solchen  sog. 
Barbarismus  nicht  durch  Berufung  auf  das  poeticum  ins  rechtfertigen: 
es  kann  sich  also  in  diesem  Falle  nur  um  adiectio  oder  däractio  han- 
deln. Dies  Resultat,  zu  dem  man  auf  streng  methodischem  Wege 
gelangt,  halte  ich  für  sicher;  aber  welche  Form  gerade  Ennius  sidi 
erlaubte,  ist  imgewifs,  da  wir  eben  nur  die  beiden  aus  dem  Zusammen- 
hange losgelösten  Worte  in  schwankender  handschriftlicher  Ueber- 
lieferung  vor  uns  haben.  Und  so  wäre  es  vielleicht  gerathen,  sich  an 
jenem  negativen  Resultate  genügen  zu  lassen;  doch  trifft  vielleicht 
folgender  Vorschlag  das  Sichtige.    Ich  lese: 

Metie  o  Fafettie 

Mettius  Fufetius  war  die  gewöhnliche  Form  des  Namens.  Ennius, 
indem  er  dort  das  einfache,  hier  das  doppelte  t  gebrauchte,  hatte  also 
nach  der  üblichen  Theorie  der  Grammatiker  in  jedem  Worte  einen 
Barbarismus  zugelassen.  Indem  er  femer  den  Vocativ  nicht  auf  i, 
sondern  auf  ie  bildete,  so  dafs  derselbe  um  eine  Sylbe  wuchs,  machte 
er  sich  wiederum  eines  zwiefachen  Barbarismus  schuldig.  Den  Vocativ 
Fufeti  konnte  Ennius  im  Hexameter  nicht  wohl  anders  gebrauchen, 
als  indem  er  einen  Hiatus  zuliefs :  denn  wollte  er  den  Vocal  i  elidiren, 
so  konnte  dies  in  daktylischen  Versen  nicht  anders  geschehen  als 
unter  der  Einwirkung  eines  kurzen  Vocales :  bei  solchen  Vocativen  ist 
mir  aber  kein  Beispiel  dieser  Art  bekannt*^).  Aufserdem  konnte  er 
freilich  auch  noch  den  Nominativ  statt  des  Vocativs  gebrauchen,  was 
bei  Appellativis  öfter  vorkommt;  bei  einem  Eigennamen  hat  es  sich 
Lucretius  gestattet  I.  50 : 

Qao4  snperest,  vaouas  auris  mihi,  Memmius,  et  te 
Semotnm  a  onris  aidhibe  veram  ad  rationem: 

denn  so  lautet  der  erste  Vers  vollständig  in  der  Münchner  Handschrift 
und  zwar  von  erster  Hand,  so  dafs  jeder  Verdacht  später  Interpolation 
wegfült**).    Ennius  zog  es  vor  in  Fufetius  das  t  zu  verdoppeln,  eine 


21)  Toh  meine  Vocative,  die  auf  einen  Creticus  ausgehen,  wie  eben  Vergüi, 
Fufeti:  werden  doch  üb^haupt  Elisionen  wie  cisperi  Äthanes,  improbuie  ineptat 
möglichst  gemieden.  Sonst  kommt  allerdings  die  Elision  des  Vocativs  vor, 
namentlich  bei  folgender  Länge,  wie  Lucilius  bei  Cic.  de  fin.  U.  8,  24  [IV.  4  L 
Müller]:  0  Publi,  o  gurges,  Galloni,  es  homo  miser,  inquit.  CatnlL  9,  1:  Verani, 
Omnibus  e  nieis  atnicis,  28,  3:  Verani  optime,  47,  1:  Porci  et  SocraHan ,  108, 1:  Ä 
Comini,  arbitrio  (was  jedoch  schwerlich  heil  ist).  Aber  auch  bei  kurzem  voca- 
lischen  Anlaut,  11,  1:  Furt  et  Aureli,  37,  19:  Egnati,  opaca, 

22)  Lachmann  freilich  bemerkt,  diese  Ausdrucks  weise  sei  hart  und  gesucht, 
und  ergänzt  die  Lücke  nach  dem  Vorgänge  von  Bemays:  vcusuas  auris  animumgve 
sagacem  mit  Beziehung  auf  das  Citat  in  den  Scholia  Veron.  Virg.  Georg.  HL  3, 


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Enmusstudien.  263 


390  Freiheit,  die  bei  einem  Eigennamen  und  in  einer  Zeit,  wo  hinsichtlich 
der  Qemination  der  Gonsonanten  so  Vieles  schwankend  und  unsicher 
war,  sehr  wohl  zulässig  erscheint  Aufserdem  aber,  weil  dieser  Name 
im  Yorletzten  Pulse  des  Verses  stand,  schrieb  er  statt  Fufetti  viebnehr 
Fufäiie:  Prisdan  [Gr.  Lat  IL  301]  hat  gewifs  Eecht,  wenn  er  Virgilie, 
Mercurie  als  die  ursprünglichen  Pormen  ansieht,  wie  ja  auch  ßie  sich 
noch  bei  livius  Andronicus  findet  und  nach  derselben  Analogie  bildete 
Eimius  nun  natürlich  auch  den  Vocativ  Mette;  eine  metrische  Nöthigung 
war  hier  nicht  Torhanden:  sowohl  Mettius  als  auch  Mettus  waren  dem 
Gesetz  des  Verses  dienstbar;  aber  Ennius  mochte  den  Namen  in  dieser 
Form  überliefert  finden,  kommt  doch  auch  sonst  nicht  selten  die 
Schreibart  Metius  neben  Mettius  vor:  vielleicht  war  er  auch  gerade 
an  diese  Namensform  von  seiner  Heimath  her  gewöhnt:  auf  einer 
oskischen  Inschrift  aus  Samnium  Nr.  XI  [in  Mommsens  Unterit  Dial. 
p.  176]  kommt  Metiis  als  Gentilname  vor,  wie  auch  bei  livius  XXIV.  19 
ein  Samniter  Statins  Metius  erscheint;  auf  unteritalischen  Inschriften 
findet  sich  Metius  bei  Mommsen  L  R.  N.  391.  422,  womit  man  aufserdem 
Metilius,  Metidiena,  Meteia  vergleichen  kann;  dagegen  ist  auf  der 
Inschrift  5340  Mettia  zu  lesen,  wie  überhaupt  Mettius  auf  zahlreichen 
Inschriften  jener  Gegenden  vorkommt 

Schliefslich  wiU  ich  noch  erwähnen,  dafs  wahrscheinlich  einige 
heimathlose  Verse  auf  die  Zerstörung  von  Alba  Longa   zu  beziehen 


welches  -viebnehr  auf  Lucr.  IV.  912  geht.  "Wenn  man  den  Vers,  so  wie  Bemays 
vorschlägt,  ergänzt,  dann  mufs  man  nothwendig  vorher  den  Ausfall  mehrerer  Verse 
annehmen,  wie  auch  Lachmann  richtig  erkannt  hat;  allein  sonst  ist  Alles  im  besten 
ZnsimmenhangQ,  und  man  wird  nichts,  was  an  solcher  Stelle  schicklich  zu  sagen 
war,  vennissen.  Auch  Anderes,  was  die  Kritik  bei  Lucrez  verdächtigt  hat,  wird 
wieder  zu  Ehren  kommen  müssen ;  so  v.  28  ff. : 

Qaidve  tripeotora  teigemim  vis  Qeryonad 
Et  Diomedls  eqm  gpirantes  naribas  ignem, 
Thracam  BiBtoniasque  piagas  atqae  Ismara  propter, 
Tanto  opere  officerent  nobis  unoisque  Hmmdae 
ünguäma  Areadia»  vohures  Stymphala  oolentes? 

Die  Umstellung  der  Verse  so  wie  die  Ergänzung  der  Lücke  schreibt  Lachmann 
dem  Marullus  zu.  Marullus  würde  zu  den  Kritikern  ersten  Banges  gehören,  wenn 
alle  die  zahlreichen  und  glücklichen  Verbesserungen,  die  Lachmann  auf  ihn  zurückr 
fahrt,  ihm  gehörten;  allein  der  Anspruch  des  MaruUus  auf  solches  Verdienst  ist 
ebensowenig  erwiesen  als  die  Beschuldigung,  dafs  Hier.  Avantius  unehrlicherweise 
sich  die  Verbesserungen  des  Marullus  angeeignet  habe.  Hier  nun  ist  in  der 
Mönchner  Handschrift  von  dem  ersten  Abschreiber,  nicht  von  einem  spätem  Cor- 
rector,  nicht  nur  die  richtige  Folge  der  Verse  hergestellt,  sondern  auch  die  beiden 
Hemistiohien  am  Bande  nachgetragen.  Dies  hat  dieser  Abschreiber  nicht  etwa  aus 
eigner  Einsicht  oder  Willkür  gethan,  sondern  er  hat  eben  nur  mechanisch  die  alte 
Handschiift  copirt 


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264  Ezminsstadien. 


sind.  Servius  zu  Virg.  Aen.  n.  486-  bemerkt:  de  Albano  excidio  ^«ns- 
latus  est  loct^s,  was,  wie  auch  schon  Ton  Anderen  erkannt  ist.  nur 
auf  Ennius  gehen  kann;  nun  erinnern  aber  die  Worte  des  Vii^us 
ferit  aurea  sidera  damor  an  den  ähnlichen  Vers  des  Ennius  (Yarro 
Vn.  104  [520  V.]): 

Clamor  ad  caelom  yolvendu'  per  aethera  vagit, 

der  also  wohl  hierher  gehört  Die  Wehklagen  der  Frauen  bei  der  331 
Zerstörung  von  Alba  Longa  hebt  auch  Livius  I.  29  hervor,  wiewohl  er 
vorher  die  Todtenstille  erwähnt,  welche  die  Römer  bei  ihrem  Einzug 
in  die  Stadt  empfangt  Da  Servius  femer  zu  Aen.  n.  313  bemerkt: 
plerumque  ad  tuham  evertuntur  cimtcUes,  sicut  Älbam  Tuüus  Hostüius 
iussU  everü,  so  kann  man  vielleicht  hierauf  den  bekannten  Vers  [452]: 

At  tuba  ternbili  sonitu  taratantara  dixit 

beziehen,  was,  wie  ich  so  eben  sehe,  auch  Vahlen  [p.  XL]  muthmafst 
Doch  haben  alle  solche  Vermuthungen  etwas  sehr  Mifsliches,  daher  ich 
nichts  Weiteres  dieser  Art  hinzufugen  mag**). 


23)  Oar  manche  Yerse  des  Ennius  glaubt  man  ganz  sicher  untergebracht  zu 
haben,  während  die  Sache  gegründeten  Bedenken  unterliegt.  "Wenn  Persius  6,  9 ff. 
sagt:  Lwnai  partum,  est  opercte,  cognoscUe,  dves.  Cor  iubet  hoc  Entd,  postqwm 
destertuit  esse  MaeonideSy  Quinttis  pavone  ex  Pythagoreo,  so  meint  man,  dieser 
Vers  [16  V.]  beziehe  sich  auf  die  Erzählung  jenes  Traumgesichtes  im  Eingange 
der  Annalen,  auf  die  Persius  anspielt;  wefshalb  aber  Ennius  diesen  Traum  gerade 
nach  Luna  verlegt  habe,  vermag  ich  nicht  abzusehen.  Aus  den  Worten  des  Per- 
sius ist  man  zu  einer  solchen  Vermuthung  nicht  berechtigt:  Persius  in  seiner 
manierirten  Weise  konnte  diese  Bemerkung  zu  jedem  beliebigen  Verse  des  Ennius 
machen.  Wahrscheinlich  geht  der  Vers  auf  die  Gründung  der  romischen  Colonie 
in  Pisa  im  Jahr  577,  obwohl  Ennius  auch  schon  früher  diese  Gegend  erwähnen 
konnte,  von  der  Rom  bereits  im  Jahr  559  Besitz  ergriffen  hatte.  —  Vielleicht 
gehört  dagegen  zu  der  Schilderung  des  Traumes  der  Halbvers  bei  Cicero  de  Orot 
IlL  47,  182 :  aii(ie  (aUae)  stmt  gemivKue  quibus :  Cicero  führt  diese  Worte  an,  um 
darzuthun,  inwieweit  der  daktylische  Versfufs  in  der  Prosa  zulässig  sei.  Da& 
Cicero  dieses  Beispiel  nicht  selbst  gebildet  hat,  liegt  auf  der  Hand;  ebensowenig 
aber  dürften  die  Worte  aus  einem  Prosawerke  entlehnt  sein:  Cicero  konnte  ganx 
gut  zu  seinem  Zwecke  den  ersten  besten  halben  Hexameter  anführen:  je  bekannter 
der  Vers  war,  desto  angemessener  war  das  Citat:  wir  haben  offenbar  den  Anfang 
der  Beschreibung  einer  Oertlichkeit  vor  uns,  ich  vermuthe: 

ÄfUa»  sunt  geminae,  qnibns  — : 
mit  diesen  Worten  konnte  Ennius  die  beiden  Pforten  der  Träume  bezeichnen,  vgl 
Hom.  Od.  T  562:  /foi,al  yaQ  re  nvXai  ä^ivtivwf  eialv  dviCQtav  und  Virg.  Aen.  VL  894: 
SuM  geminae  Sotnm  portae.  Antae  sind  allerdings  gewöhnlich  die  Pfeiler,  Eck- 
wandpfeiler, und  so  scheint  der  Ausdruck  antae  gemmae  nur  für  die  Bezeichnung 
eines  einzigen  Thores  zu  passen ;  indefs  nach  den  Gloss.  Labb.  S.  196  war  auch  der 
Singular  anta  üblich  und  bedeutete  den  Baum  vor  der  Thür  {6  tiqo  rm  itvlM 


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Enniosstudien.  265 


IV. 

Die  Verse  aus  dem  dritten  Buche  der  AnnaJen  [148]  bei  Probus 
zu  Tirg.  Ecl.  6,  31  (S.  19  Keü): 

Et  densis  aquila  pinnis  obnixa  volabat 

Vonto,  quem  perhibent  Graium  genus  aera  lingua 

hat  Scaliger  Coniect  in  Varr.  S.  31  sehr  frei  abgeändert;  er  liest: 
Vetdo,  Crraiugenum  perhibet  quemne  (xethera  lingua.  Aethera  ist  ganz 
g^n  den  Sinn:  führt  doch  Probus  die  Verse  gerade  zu  dem  Zwecke 
an,  mn  zu  beweisen,  dafs  das  lateinische  ventus  dem  griechischen  dtjQ 
332  entspreche:  nam  et  quod  ait  Vergilius:  Ni  faciaty  maria  ac  terras 
caelumque  profundum  Quippe  ferant  rapidi  secum  verrantque  per 
auras,  non,  ut  Asper  ptUcU,  mundum  in  tres  partes  divisit:  nam  pro 
aere  venti  hie  extrinsecus  accipiuntur:  ad  quod  argumentum  collegimus 
Ennii  exemplum  de  annalium  te^iio.  Aemilius  Asper  hatte  ganz  ver- 
ständig erinnert,  dafs  Virgil  der  volksmäfsigen  Vorstellung  folgend 
gewöhnlich  Himmel,  Erde,  Meer  neben  einander  nenne;  Probus,  der 
ein  entschiedener  Vertreter  der  allegorisirenden  Exegese  ist,  sucht 
dagegen  wo  möglich  jene  Dreizahl  auf  die  vier  Grundelemente,  Luft, 
Wasser,  Erde,  Aether,  aus  denen  nach  der  Physik  der  Stoiker  Alles 
besteht,  zurückzuführen**).  So  meint  er  denn,  dafs  in  jenen  Versen 
des  Virgil  (Aen.  I.  58  f.)  die  Winde  (venti),  die  über  Land  und  Meer 
durch  den  Himmel  dahinfahren,  das  vierte  Element  repräsentiren,  den 
aer,  und  beruft  sich  eben  zur  Bestätigung  dieser  Ansicht  auf  jene 
SteUe  des  Ennius.  Probus  wendet  hier  wie  anderwärts  das  bei  den 
griechischen  Grammatikern  besonders  seit  Krates  beliebte  Hülfsmittel 
an,  wo  man  das,  was  die  Vollständigkeit  des  Systems  verlangt,  nach 
Beheben  supplirt  (e^iod-ev  TtQoaXainßdveiv,  extrinsecus  adhibere  war 
dafür  der  Kunstausdruck)**).     Gerade  so  erklärt   er  die  Verse  Aen. 


TOTios).  nnd  so  konnte  der  Dichter  wohl  auch  antae  geradezn  in  dem  Sinne  von 
portae  gebranohen. 

24)  Asper  hat  also  seinen  Commentar  zu  7irgil  früher  abgefafst  als  Probus, 
und  80  wird  auch  in  den  Scholia  Veron.  Aen.  IX.  373  [p.  101  Keil]  zuerst  Asper, 
dann  Probus  genannt,  während  Servius  zu  VII.  542  ungenau  Probus,  Aaper,  Do- 
natus  aufzählt.  Wie  es  sich  mit  den  Commentaren  beider  Grammatiker  zu  Terenz 
verhielt,  steht  dahin:  wenn  Donat  zu  Ter.  Ad.  III.  2,  25  schreibt:  Prohus  assignat 
hoc  SosircUae,  Asper  non  vult  ad  omnia  servum  respondere,  sed  ntUricem  putat 
hoc  loqm,  so  kann  diese  Aufzählung  nichts  entscheiden. 

25)  Servius  kennt  offenbar  Probus'  Erklärung ,  aber  er  schliefst  sich  derselben 
nicht  an,  sondern  bemerkt  verständig:  atqui  quattuor  elementa  sunt,  terra,  aqua, 
aer,  aether,  sed  hoc  loco  rite  praetermisü  aether em,  quia  venti  non  turbant  supe- 
ricra,  ut  ait  Lucanus:  pacem  summa  tenent,  sed  aut  terras  aut  maria  aut  aerem. 


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266  '  Enniasstudien. 


I.  279  f. :  quin  aspera  luno  Quae  tnare  nunc  terrasque  metu  cadum^ 
fcUigcU:  hier  ist  es  wieder  luno  selbst,  die  das  Element  der  Lnft  dar- 
stellt; und  wenn  Homer  H.  2  483  erzählt,  dafe  Hephäst  auf  dan 
Schilde  ^Ev  pth  ydiav  €rev^\  h  d'  ovQav6v^  h  de  &tiXaaaaVf  so  ist  ihm 
Hephäst  Repräsentant  des  feurigen  Aethers,  während  der  ov(Hxvbg 
sich  bequemen  mufs  den  dr)Q  zu  vertreten:  wie  denn  diese  allegori- 
sirenden  Erklärer  es  mit  der  Deutung  der  Worte  sich  sehr  leicht 
machten,  daher  auch  derselbe  Probus  schwankt,  ob  an  einer  andern 
Stelle  des  Virgil  (Aen.  VI.  724)  cadum  den  Aether  oder  den  aer 
bezeichne.  Es  ist  ganz  dieselbe  Methode,  die  wir  in  den  äXhffOQiai 
^OfirjQixal  (angeblich  des  Herakleides  von  Pontes)  antreffen:  hier  wird 
z.  B.  auch  zu  Homer  H.  O  36,  wo  Here  schwört:  "/orw  W5f  TÖde  yaia 
xal  oigavög  evQvg  VneQ&e  Kai  tö  yLoreißdfjevov  Srvydg  fiStoQ,  Here 
selbst,  die  den  |  Eid  schwört,  als  das  fehlende  vierte  Element  bezeichnet  333 
Jene  Schrift,  sowie  eben  die  lange  Anmerkung  des  Probus  zu  Virgil, 
geben  das  anschaulichste  Bild  jener  willkürlichen  philosophirenden 
Erklärungsweise  der  classischen  Dichterwerke,  die  verglichen  mit  der 
zwar  rein  verstandesmäfsigen  und  nüchternen,  aber  maJüsvoUen  und 
besonnenen  Methode  Aristarchs  und  seiner  Schule  nur  als  eine  bekla- 
genswerthe  Verirrung  gelten  kann. 

Nicht  minder  verfehlt  ist  es,  wenn  Scaliger  quemne  schreibt:  er 
nahm  es  offenbar  in  dem  Sinne  wie  das  griechische  Sv  ye,  Sv  %e:  dies 
ist  aber  entschieden  dem  Sprachgebrauch  zuwider.  Freilich  hat  auch 
Haupt  bei  CatuU  68,  87  geschrieben: 

Nam  tarn  Helenae  rapta  primores  Arglyorom 

Ck>eperat  ad  sese  Troia  ciere  viros, 
Troia  (nefas)  commune  sepolcrom  Asiae  Europaeque, 

Troia  virum  et  virtutnm  omnimn  acerba  cims, 
Quaene  eüam  nostro  letnm  miserabile  fratri 

Attulit: 

aber  dies  würde  ja  bedeuten:  'das  ist  doch  nicht  gar  das  Trqja,  welches 
auch  meines  Bruders  Tod  verschuldet  hat?'  Es  liegt  immer  der  Aus- 
druck der  Verwunderung,  des  wirklichen  oder  vorgeschützten  Zweifels 
darin;  dies  paTst  aber  durchaus  nicht  zu  dem  Ton  der  Stelle  des 
Catull. 


nam  caelum  hoc  loco  pro  aere  posuit,  ut  Lucretiua:  in  hoc  cmIo  qid  dicitwr  aer. 
Servius  hat  Lucan  n.  273  im  Sinne,  wo  jetzt  gewöhnlich  magna  statt  summa 
gelesen  wird;  aber  Lucan  selbst  sagt  vorher  [269]:  Fulmimbus  propiar  terrae 
sucoendUur  aer,  Imaque  teUwri»  ventos  tracttisque  coruecos  Flammamm  accipmut: 
nubi9  esocedit  Olympus, 


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Enniosstadien.  267 


BeiEnnius  müfste  man  übrigens  besser  äaga^  nicht  aera  schreiben: 
denn  es  wird  ja  geradezu  als  Fremdwort  angeführt,  und  Müller  hat 
ganz  recht  gethan,  wenn  er  in  den  Yersen  aus  dem  Ennianischen 
Epicharmus  bei  Varro  V.  65  [8  V.]: 

Istic  est  is  lappiter  quem  dioo,  quem  Graeci  vocant 
*MQa,  qui  ventus  est  et  nubes,  imber  postea 

sdireibt,  obwohl  die  Handschriften  dort  aerem  darbieten.  Aus  diesen 
beiden  Stellen  darf  man  wohl  schliefsen,  dafs  Ennius  der  erste  war, 
der  diesem  griechischen  Worte  das  Bürgerrecht  verschaffte**);  es  mag 
übrigens  sehr  bald  allgemein  Eingang  gefanden  haben,  und  so  konnte 
Ennius  selbst,  der  noch  im  Beginn  seines  Epos  das  Wort  schüchtern 
und  in  möglichst  prosaischer  Wendung  einführt,  in  der  Fortsetzung 
der  Annalen  im  18.  Buche  [439]  a'ere  fulva,  wie  es  scheint,  ohne 
weiteres  gebrauchen.  Dafs  auch  Plautus  Asin.  I.  1,  86  [99]  offenbar 
nach  seinem  griechischen  Original  schreibt:  luheas  ufui  opera  me  pi- 
seari  m  aere,  Venari  atäem  .  ,  ,  .  in  medio  mari,  steht  damit  nicht 
im  Widerspruch*^):  denn  seit  dem  Jahre  551  hat  Ennius  in  Rom 
seinen  bleibenden  Wohnsitz  gefunden.  Jetzt,  wo  der  Dichter  bereits 
dem  reifem  Mannesalter  nahe  war,  beginnt  er  seine  vielseitige  und 
334  umfassende  Thätigkeit  |  Zuerst  versucht  er  sich  wohl  als  dramatischer 
Dichter;  aber  nachdem  er  hier  günstigen  Erfolg  gehabt  hatte,  mögen 
alsbald  die  ersten  Bücher  der  Annalen  erschienen  sein,  imd  der  gleichen 
Zeit  dürfte  auch  das  naturphilosophische  Lehrgedicht,  die  Epicharmea, 
angehören. 

In  derselben  schüchternen,  pedantischen  Weise  drückt  sich  übri- 
gens Ennius  auch  anderwärts  aus,  z.B.  im  7.  Buche  v.  227: 

Nee  quisquam  sophiam  (ao<p(av)y  sapientia  quae  perhibetur, 
In  sonmis  yidit  priu'  quam  sam  disoere  coepit^ 

und  doch  war  wenigstens  das  Wort  acnpdg  den  Kömem  längst  bekannt : 
denn  bereits  im  Jahre  450  erscheint  ein  Sempronius  Sophus  als  Consul, 
453  als  Magister  equitum  in  den  Fasten,  wie  denn  überhaupt  grie- 
chische Cognomina  in   den  vornehmen  Oeschlechtem  schon  während 


2ß)  Die  lateinische  Sprache  besitzt  eben  keinen  Ausdruck,  der  so  recht  dem 
griechischen  &7jq  entspräche;  daher  gebraucht  Ennius  anderwärts,  wo  er  das  grie- 
chische Wort  meidet  [cf.  Epich.  3],  entweder  anima  {aqua  terra  anima  et  sol  hei 
Vano  de  Be  Rusi  I.  4)  oder  spiritiM  (aii  par  imber  et  ignis,  Spiritua  et  gravi' 
terra  [Ann.  511.  V.]). 

27)  Auch  in  der  Mostellaria  hat  Camerarius  y.  112  [I.  2,  31]  verbessert: 
ptUefaeU  air  operam  fabri;  allein  diese  C!oi]jectur  [für  per  operam]  ist  sehr 
zweifelhaft 


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268  Enniusstudien. 


des  fünften  Jahrhunderts  d.  St.  nicht  selten  sind,  ein  deutlicher  Beweis, 
wie  früh  griechische  Sprache  und  Cultur  in  Rom  Eingang  fimd.  In 
demselben  schulmeisterlichen  Tone  heifst  es  im  Eingang  der  Annalen: 

Musae,  quae  pedibus  magnum  pulsatis  Olympom, 
Mnsae,  quas  memorant  Osoi  nostriqae  Camenas: 

denn  so  wird  wohl  der  letzte  Vers  herzustellen  sein*®),  obwohl  Ennius 
später  im  7.  Buche  [223]  kurzweg  die  Musarum  scoptdi  erwähnt  und 
ebenso  im  Proömium  des  10.  Buches  [332]: 

Insece,  Musa,  manu  Romanomm  induperator 
Quod  qoisque  in  bello  gessit  cum  rege  Fhilippo. 

Das  Merkwürdigste  in  dieser  Manier  ist  aber  v.  358: 

Contendunt  Graios,  Graecos  memorare  solent  sos, 

da  doch  beide  Formen  den  Römern  gleich  geläufig  waren.  Graecus 
war  sogar,  wie  es  scheint,  die  allgemein  übliche  Benennung,  daher 
Graecostdsis  y  graecari  u.  s.  w. ;  Graius  die  mehr  alterthümliche  Fonn, 
die  daher  für  den  höheren  Ton  des  Epos  pafst,  die  aber  auch  Nävius 
anwendet  Und  dann  gebraucht  derselbe  Ennius  wieder  ohne  weiteres 
Worte  wie  aäher,  aethra,  Hyperion ^^)  in  den  Annalen;  in  den  Satiren 
und  verwandten  Gedichten  gebraucht  er  unbedenklich  griechische  Worte 
in  ziemlichem  Umfange,  ja  selbst  in  den  Tragödien  spielt  er  auf  die 
Bedeutung  griechischer  Namen  wie  Ändromacha,  Alexander  in  einer 
Weise  an,  die,  so  unpassend  sie  auch  war,  doch  zur  Gtenüge  darthnt, 
wie  vertraut  das  Publicum  mit  griechischer  Sprache  war. 

V.  ^ 

Irrthümer  pflanzen  sich  oft  Jahrhimderte  hindurch  fort,  ohne 
dafs  auch  nur  der  leiseste  Zweifel  an.  der  Richtigkeit  der  Tradition 
sich  regte,  und  zwar  geschieht  dies  am  häufigsten  gerade  in  solchen 
Dingen,  die  wir  von  frühster  Jugend  an  als  sicher  überliefert  empfangen. 


28)  Die  bisherigen  Versuche  die  verdorbenen  Worte  bei  Varro  ViL  26:  tioKe 
nos  ee,  Casmenarum  priscum  vocabulum  u.  s.  w.  zu  verbessern  können^  nicht  be&ie- 
digen.  Offenbar  kam  in  diesem  Verse  die  Form  Camenae,  nicht  Ckispienae  vor, 
denn  sonst  würde  Varro  die  ganze  Bemerkung  vielmehr  an  die  gleich  darauf 
folgenden  Verse  aus  dem  Carmen  Priami  angeknüpft  haben.  Die  Göttinnen  des 
Gesanges  waren  den  Oskern  sicher  nicht  unbekannt,  und  die  Identität  des  Namens 
kann  bei  zwei  Sprachen  oder  vielmehr  Mundarten,  die  sich  so  nahe  berührten, 
nicht  befremden.  Ennius  aber  war  des  Oskischen  sehr  wohl  kundig:  war  es  doch, 
wie  es  scheint,  damals  die  in  seiner  Heimath  Calabrien  übliche  Sprache. 

29)  Worte  wie  poeta,  poemata  mochten  schon  damals  keinen  ft^mden  Klang 
haben. 


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Enniusstudien.  269 


Ciceros  Brutus  kennt  jeder  Philolog;  die  kleine  Schrift  ist  unzähligemal 
kritisch  und  exegetisch  behandelt  worden,  und  ohne  allen  Anstofs  hat 
man  bisher  die  Stelle  15,  58  hingenommen:  est  igitur  sie  apud  illum 
(Ennium)  in  nono  ut  qpinor  annali  [Ann.  304  V.] : 

Additor  orator  Comeliu'  suaviloquenti 
Ore  Cethegus  Marca'  Tuditano  collega, 
Marci  fihns. 

Allein  mir  ist  immer  die  Verlängerung  des  Vocals  i  in  Tuditano  ein 
Anstofs  gewesen;  über  die  Bedeutung  und  Herkunft  dieses  Cognomen 
wissen  wir  allerdings  nichts  ganz  Verlässiges;  aber  wenn  Atejus  Philo- 
iogus  dasselbe  von  tud^s  ableitete  nach  Pestus  S.  352 :  (tudites  mall-) 
eos  appdlant  a  tunden(do)  .  .  .  inde  Ateius  (Philolog)us  existiniat 
Tuditano  cognomen  (inditurn,  quod)  caput  mcdleoli  simile  habuef'it, 
so  ergiebt  sich  daraus  wenigstens  mit  Sicherheit,  dafs  die  beiden  ersten 
Sylben  kurz  sind*^),  und  Ennius  kann  unmöglich  so  ohne  allen  Grund 
von  der  üblichen  Prosodie  abgewichen  sein.  Nun  beruht  aber  jener 
Name  in  den  Versen  des  Ennius  lediglich  auf  Conjectur,  was  der 
neuste  Herausgeber  des  Ennius  gar  nicht  einmal  erwähnt  hat,  wie 
denn  auch  Orelli  in  der  ersten  sowohl  als  in  der  zweiten  Ausgabe 
darüber  schweigt.  Die  Handschriften  lesen:  Marcus  studio  collegam 
(cofdegam)  ßius:  dies  hat  man  in  Marcus  Tudi(tan)o  collega  M.  ßius 
Yerßessert*^),  in  der  Hauptsache  gewifs  richtig;  aber  dies  schliefst  nicht 
aus,  dafs  schon  in  früher  Zeit  die  Worte  imigestellt  oder  sonst  verändert 
worden  sind.  Ich  mufs  freilich  offen  gestehen,  dafs  ich  keine  recht 
b^edigende  Hülfe  vorschlagen  kann;  das  Einfachste  ist,  die  Worte  so 
zu  ordnen: 

Ore  Cethegus  Marcus  conlega  Tuditano, 

Der  Rhythmus   des  Verses    ist    allerdings  schlecht;    aber  wir  wissen 

ja,  dafs  Ennius  dßn  Hexameter  mit  einer  gewissen  läfslichen  Freiheit 

496  behandelt,   und   gerade  hier,   wo  er  die  römischen  Consularfasten  in 

Verse  zu  bringen  sucht,  darf  er  auf  billige  Nachsicht  rechnen.    Bedenk- 


30)  Die  Quantität  des  Verbum  tudüare  beweist  dies  hinlänglich,  vgl.  aufser 
Lacr.ni-  394  auch  den  Vers  des  Ennius  bei  Festus  ebd.  [Ann.  138]:  Haec  inter 
9es€  totum  (tempiAS  tudita/n)teB  (denn  so  wird  wohl  die  Lücke  zu  ergänzen  sein). 
Auf  den  Vers  des  Lucilius  [XV.  19  M.]  bei  Nonius  S.  18:  Tvblius  Favus  mihi 
Tubiianus  quaestor  Hibera  In  terra  fuit,  lucifugus,  nehtdo,  id  genus  sane,  wo 
man  Tudittmus  schreibt,  wage  ich  mich  nicht  zu  berufen,  da  ich  nicht  weifs,  wer 
hier  gemeint  ist. 

31)  Ich  bin  nicht  im  Stande  zu  ermitteln,  von  wem  diese  Verbesserung 
zuerst  gemacht  ist:  Ellendt  hat  nichts  darüber  bemerkt. 


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ä?6  finniasstadieti. 


lieber  als  die  Cäsur  gerade  in  der  Mitte  des  Verses  ist  die  Verlängerung 
der  Endsylbe  in  conlega:  Ennius  hat  sich  allerdings  gestattet,  das 
kurze  a  des  Nominativs,  wenn  der  metrische  Ictus  darauf  ruht,  zu 
verlängern,  aber  hauptsächlich  in  Worten,  die  einen  TMbrachys  bilden, 
wie  aquila,  galea  (s.  oben  S.  324  [Oposc.  L  256]),  sich  also  eigentlich 
für  das  daktylische  Versmafs  nicht  eignen.  Bei  einem  Worte  wie  conlega 
fällt  dieser  Orund  weg;  allein  auch  in  diesem  Falle  haben  die  älteren 
Dichter  sich  zuweilen  derselben  Freiheit  bedient**),  so  z.  B.  in  der 
Grabschrifl  des  Plautus  bei  Gellius  L  24,  3: 

Postquam  est  mortem  aptus  Flaatns,  comoedia  luget, 

Scenast  deserta:  dein  Bisus  Ludu'  locusqne 

Et  Numeri  innomeri  simul  omnes  conlaoromarunt, 

wo  die  Interpolation  der  Herausgeber  deserta  ac  entschieden  abzuweisen 
ist  Ebenso  in  einem  Pränestinischen  Orakel  bei  Orelli  2486:  De 
vero  falsa  ne  fiant  iudice  faiso.  Bei  Ennius  weifs  ich  freilich  kein 
zweites  völlig  gesichertes  Beispiel  nachzuweisen;  denn  in  dem  Verse 
bei  Isidor  XIX.  2  [Ann.  484  V.] :  MuUa  foro  ponä  et  agea  longa 
repletur,  wo  das  a  sogar  in  der  Thesis  des  Verses  verlängert  zu  sein 
scheint,  ist  die  Lesart  nicht  hinlänglich  sicher").  Dann  führt  Nonius 
S.  217  aus  dem  9.  Buche  [319  V.]  an:  lamque  fere  pulvis  ftdvd  vokU; 
hier  streicht  Vahlen  die  Worte  iamqtie  fere,  und  sie  können  irrthtimlich 
aus  dem  unmittelbar  vorher  dtirten  Verse  [286]:  lamqiie  fere  pulvis 
ad  cadum  vasta  videtwr  wiederholt  sein.  Eine  sichere  Entscheidung 
ist  hier  bei  einem  unvollständigen  Verse  nicht  zu  gewinnen.  AufEEdlend 
würde  jedenfalls  die  Verlängerung  hier  sein,  da  ja  der  Dichter  fvivus 
schreiben  konnte,  wenn  er  auch  sonst  pulvis  als  Femininum  gebraucht 
Indefs  bietet  die  Verlängerung  der  Partikel  gue  eine  vollkommene 
Analogie  dar:   auch  hier  ist  diese  Freiheit  da,  wo  das  vorangehende 


32)  Ich  rede  natürlich  nur  von  Hexametern;  die  Satomier  und  die  Mefia 
der  scenischen  Dichter  lassen  übrigens  dieselbe  Freiheit  zu,  z.  B.  gehört  hierher 
der  Vers  des  Naevius  bei  Varro  VII.  39:  Atque  prius  pariet  locusta  Lucam  bovem, 
den  man  sehr  vergeblich  als  Hexameter  oder  Satomier  hat  messen  wollen;  es  ist 
ein  iambischer  Senar. 

33)  In  dem  von  Mai  herausgegebenen  Glossar  (Auct  Class.  VUl.  29)  steht 
ponens  ageaque;  bei  Isidor  ist  die  gewöhnliche  Lesart  agiatia:  hier  weifs  man 
nicht,  ob  via  als  Glosse  zu  streichen  ist  oder  etwas  Anderes  sich  dahinter  verbirgt 
EndHch  bezieht  sich  hierauf  auch  das  Citat  bei  Servius  zu  Georg.  L  12:  ager 
oppUtus  imbt-ium  fremitu  [Trag.  146  V.],  wodurch,  was  man  nicht  erkannt  hat, 
das  Bruchstück  sich  vervollständigen  läfst.  Doch  auf  diesen  Yers  denke  ich  ein 
andermal  zurückzukommen,  wo  ich  die  Zulässigkeit  des  Trochäus  im  ersten  Fufse 
des  Hexameters  rechtfertigen  werde. 


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finniassiiKlieii.  ^1 


Wort  einen  Dactylus  bildet,  wo  also  dann  drei  £ürzen  zusammentreffen 
würden,  am  ersten  zulässig,  z.  B.  Virg.  Aen.  IQ.  91:  Liminaque  laurus- 
que  dei,  oder  Ov.  Met.  V.  484:  Sideraque  ventique  nocent;  allein  nicht 
minder  häufig  kommt  die  Verlängerung  auch  nach  spondeischen  Wort- 
fufeen  vor,  wie  Ov.  Met  1. 193:  Faunique  ScUyrique  oder  Gratius  Gyn. 
497  130:  Taxi\que  pinusque.  Man  vergL  nur  die  Stellen  bei  Schneider  Lat. 
Mem.  L  S.  691  und  752,  Wagner  Quaest  Virg.  [Bd.  IV  der  Virgil- 
ausgäbe]  S.  424.  Dafs  übrigens  diese  Freiheit  Virgil  nicht  zuerst 
eingeführt  hat,  wie  Lachmann  zu  Lucr.  S.  75  behauptet,  sondern  hier 
wie  anderwärts  dem  Beispiel  der  älteren  Dichter  gefolgt  ist,  beweist 
der  Vers  des  Attius  bei  Festus  S.  146:  Colones  famvliqvs  metelltque 
caculaeque.  Dieser  Vers  widerlegt  auch  die  unbegründete  Behauptung 
Coreswis  (Ausspr.  u.  s.  w.  IK  336),  dafs  bei  solchen  AuJEzählimgen  immer 
nor  das  erste  que  verlängert  werden  dürfe;  dafs  dies  falsch  ist,  hätte 
er  freilich  schon  aus  Virgil  lernen  können  Aen.  IX.  767:  Alcan- 
drumque  Haliumque  Noemonaque  Prytanimque;  wenn  schon  hier 
die  Verbindung  der  rmUa  cum  liquida  im  Anlaut  die  Verlängerung 
unterstützt,  so  darf  man  doch  dieses  Beispiel  von  den  obigen  nicht 
trennen**). 

Die  Sache  wäre  übrigens  entschieden,  wenn  Corssen  (a.  0.  I^  330 
fc£  n».  448  ffl])  Recht  hätte,  dafe  nicht  sowohl  die  Verlängerung  als  die 
Verkürzung  des  a  im  Nominativ  der  ersten  Declination  eine  dichterische 
Freiheit  sei.  Corssen,  der  die  Vocalkürzung  der  Endsylben,  wie  er  sich 
ausdrückt,  vom  sprachgeschichtlichen  Standpunkte  aus  zu  erörtern  unter- 
nimmt, kehrt  also  das  Verhältnifs  geradezu  um  und  behauptet,  dafs 
dieses  a  in  den  älteren  Denkmälern  der  lateinischen  Poesie  noch  seine 
ursprüngliche  Länge  gewahrt  habe,  während  es  in  der  Sprache  der 
letzten  Zeit  der  Eepublik  und  nachher  überall  verkürzt  werde.  Ich 
befinde  mich  aber  zu  dieser  ganzen  Ansicht,  die  aufser  Corssen  auch 
noch  andere  namhafte  Vertreter  hat  (wenn  sie  auch  vielleicht  gerade 
in  diesem  einzehien  Punkte  mit  Corssen  nicht  einer  Meinung  sein 
dürften),  in  einem  entschiedenen  Gegensätze. 

Die  lateinische  Sprache  verhält  sich  eigentlich  gegen  die  Quantität 
der  Endsylben  ziemlich  gleichgültig:  ursprünglich  hat  allerdings  auch 
die  Endsylbe  ihr  ganz  bestimmtes  Mafs  so  gut  wie  jede  andere  Sylbe 


34)  In  diesem  Verse  des  Virgil  findet  sich  die  Verlängerung  im  fünften 
FaCBe  gerade  wie  in  dem  Verse  des  Attius;  am  gewöhnlichsten  ist  sie  allerdings 
im  zweiten  Fafse:  wenn  Wagner  von  zweiter  und  vierter  Stelle  redet,  so  ist  dies 
w(dil  nur  ein  Schreibfehler.  —  Dafs  ich  meine  früher  über  Lucr.  I.  313  ansge- 
sprochfine  Vennnthnng,  die  Lacbmann  mit  Recht  rügt,  längst  aufgegeben  habe, 
brauche  ich  wohl  kaum  noch  zu  bemerken. 


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^  272  Enniusstadien. 


gehabt;  allein  da  der  Accent  im  Lateinischen  in  mehrsylbigen  "Worten 
niemals  die  Endsylbe  trifift,  so  tritt  die  tonlose  Endung  gegen  die 
betonte  Paenultima  oder  Antepaenultima  entschieden  zurüdc,  und  zwar 
um  so  mehr,  da  die  Römer  langsam  und  mit  einer  gewissen  Gravität 
sprachen.  Indem  die  Stinmie  länger  bei  der  accentuirten  Sylbe  ver- 
weilte, liefs  man  die  Schlufssylbe  fjEdlen,  war  zuletzt  kaum  mehr  im 
Stande,  den  quantitativen  Werth  derselben  recht  zu  empfinden,  und 
zwar  neigt  natürlich  die  Sprache  vorzugsweise  zur  Verkürzung  der 
Endsylben  hin.  Als  nun  aber  die  lateinische  Sprache,  die  so  lange 
Zeit  aller  literarischen  Pflege  sehr  zu  ihrem  Schaden  entbehrt  hatte, 
das  Versäumte  nachzuholen  begann,  da  galt  es  die  Messung  der  Sylben 
zu  regeln,  dem  Schwanken  allmählig  ein  Ziel  zu  setzen,  und  zwar  498 
haben  Dichter  und  Granmiatiker  gleichzeitig  und  gleichmäfsig  in  diesem 
Sinne  gewirkt  Die  Quantität  der  Endsylbe  im  Lateinischen  beruht 
daher  nicht  auf  einem  innem  naturgemäfsen  Princip,  sondern  auf  con- 
ventionellem  Gebrauch,  auf  Regeln,  die  erst  nach  und  nach  fixirt 
wurden.  So  konnte  es  nicht  fehlen,  dafs  mancherlei  Lrthümer  und 
Inconsequenzen  zur  Geltung  gelangten,  obwohl  nicht  zu  verkennen  ist, 
wie  man  im  ganzen  und  grofsen  von  einem  richtigen,  wenn  gleich 
unklaren  Gefühl  geleitet  die  Prosodie  festsetzte ;  wo  Abweichungen  von 
dem  Constanten  Gesetz  vorkonunen,  da  gilt  es  eben,  den  individudleo 
Gebrauch  der  einzelnen  Dichter  zu  ermitteln  imd  vor  allem  den  Ein- 
flufs  metrischer  Verhältnisse,  der  hier  von  besonderer  Bedeutung  ist, 
zu  würdigen.  Dies  ist  in  der  Kürze  meine  Ansicht,  die  sich,  vrie  ich 
glaube,  ebenso  historisch  wie  rationell  begründen  läfst 

Doch  ich  kehre  zu  den  Versen  des  Ennius  zurück.  Ist  es  mir 
nicht  gelungen ,  in  vollkommen  befriedigender  Weise  den  Fehler  zu 
entfernen,  so  sind  vielleicht  andere  nach  mir  glücklicher.  Die  Her- 
stellimg  wird  noch  dadurch  erschwert,  dafs  zugleich  auch  die  folgenden 
Verse  [307],  die  Cicero  anführt,  mit  zu  berücksichtigen  sind:  is  diäus 
Ollis  popularibus  dim  u.  s.  w.  Das  Natürlichste  ist,  diese  Verse  mit 
den  vorigen  unmittelbar  zu  verbinden;  denn  es  sieht  nicht  darnach 
aus,  als  wenn  Cicero  einige  Verse  ausgelassen  habe.  Allein  wenn  man 
den  Schlufs  des  ersten  Bruchstückes  Marci  ßius  mit  dem  folgenden 
verbindet,  so  erhält  man  einen  überzähligen  Versfuis^*):   wollte  man 


35)  Marci  filius:  is  dictust  oUis  popularibus  olim.  Dergleichen  Verse 
kommen  zwar  auf  Inschriften  vor,  aber  ich  glaube  nicht,  dafs  dem  Ennius  so 
etwas  entschlüpft  sei.  Freilich  könnte  man  sich  dafür  auf  Seneca  beziehen,  der 
bei  Gellias  XII.  2,  10  nicht  eben  günstig  über  diese  Verse  nrtheilt  und  hinzufügt: 
Viryilius  quoque   noster  non  ex  alia  causa  duros  quosdani  versus  et  enormes  et 


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EnnixLSStadien.  273 

nun  Mard  noch  zum  zweiten  Verse  rechnen,  so  würde  man  sich  in 
noch  gröfsere  Schwierigkeiten  verwickeln.  Ich  glaube  vielmehr  mit 
Memla,  dafs  oUmj  welches  ohnedies  neben  Ollis  ganz  überflüssig 
erscheint,  zu  streichen  und  ollis  an  seine  Stelle  zu  setzen  ist**).  Ein 
Bedenken  scheint  allerdings  dieser  Restitution  entgegen  zu  stehen: 
nämlich  ollis  popularihus  dim  findet  sich  in  diesem  Yerse  auch  in  der 
Stelle  des  Seneca  bei  Gellius  Xu.  2,  3.  Allein  Seneca  hat,  wie  man 
leicht  sieht,  diese  Verse  eben  aus  dem  Brutus  des  Cicero  abgeschrieben; 
durch  eine  Nachlässigkeit  Ciceros  oder  doch  seiner  Abschreiber  war 
das  störende  olim  hereingekommen.  Seneca  nahm  natürlich  keinen 
Anstofs  an  dem  fehlerhaften  Verse,  für  seinen  Zweck  war  ihm  ein  so 
grober  VerstoÜB  sogar  willkommen,  und  wenn  er  nun  den  Virgil 
beschuldigt,  dafs  er  aus  Liebhaberei  für  den  archaischen  Stil  ahnliche 
Vei-se  gebildet  habe,  so  ist  dies  eben  nur  eine  Bosheit,  wie  sie  dem 
philosophirenden  Ehetor  ganz  wohl  ansteht  So  würde  also  das  ganze 
Bruchstück  des  Ennius  [Ann.  304 — 309]  lauten: 

4H9  Additur  orator  Coraeliu'  suaviloquenti 

Ore  Cethegus  Marcus  oonlega  Tuditano 
Marci  fihus:  is  diotust  popularibus  ollis, 
Qui  tum  vivebaut  homines  atque  aevom  agitabant, 
Mos  delibatus  populi  suadaeque  medulla. 

VI. 

Im  Eingange  des  siebenten  Buches  der  Annalen  hatte  Ennius 
nicht  ohne  Geringschätzung  von  der  älteren  römischen  Poesie,  nament- 
lich von  den  Leistungen  seines  unmittelbaren  Vorgängers  Nävius 
gesprochen,  um  so  sein  eignes  Verdienst  in  desto  helleres  Licht  zu 
setzen.  Darauf  bezieht  sich  Cicero  im  Brutus  18,  71,  wo  er  nachzu- 
weisen sucht,  dals  es  bereits  vor  Homer  Dichter  gegeben  haben  müsse, 
deren  minder  vollendete  Werke  eben  durch  den  Glanz  der  Homerischen 
Poesie  verdunkelt  worden:  quid?  nostri  veteres  versus  uhi  sunt? 
quos  olim  Fauni  vatesque  cauebant, 

Cum  neque  Musarum  scopulos  quisquam  superarat 

Nee  dioti  studiosus  erat 

ante  huuc 

ait  ipse  de  se,  nee  mentitur  in  gloriando.  So  liest  man  jetzt  allgemein 
[et  Ann    221  V.] ;    aber  diese   Lesart   hat  gar   keine   handschriftliche 


^liquid  Bupra  mensuram  trahentes  interpomit,  qitam  ut  Ennianm  popuhis 
(idgnosceret  in  novo  carmine  dliquid  antiquitatis. 

36)  Auch  Ellendt   constituirt  den  Vers   ähnlich,   will   aber    ollis  streichen, 
gewifs  nicht  richtig. 

TL  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  18 


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274  finniosstadien. 


Gewähr,  sondern  gründet  sich  nur  auf  eine  Coiyectur  von  P.  Victorias: 
die  Handschriften  haben:  cum  neque  Musarum  scoptdos  nee  diäi 
Studiosus  quisquam  erat  ante  hunc.  Diese  Lesart  giebt  freilich  keinen 
vollständigen  Gedanken;  aber  die  letzten  Worte  nee  dicti  studiosus 
quisquam  erat  ante  hunc  geben  einen  richtigen  Versschlufs  und  sind 
gewifs  im  ganzen  unversehrt,  während  man  jetzt  das  eng  damit  ver- 
bundene ante  hunc  widernatürlich  davon  trennt  und  ohne  allen  Grund 
eine  Lücke  annimmt.  Nur  kann  ich  den  Ausdruck  dicti  Studiosus 
nicht  für  richtig  halten,  obwohl  die  Ausleger  Ciceros  sich  dabei 
beruhigen,  dafs  dictum  hier  soviel  bedeute  als  oratio  oder  vielmehr 
degantia  orationis.  Der  Fehler  läfst  sich  leicht  heben,  ich  lese  [2241]: 
Neo  docHs  dicHs  studiosus  quisquam  erat  ante  hunc, 

wie  Ennius  selbst  (bei  Gellius  XX.  10  [274  V.])  sagt:  Haud  doäis  didis 
certantes^'^)  und  ähnlich  Oratores  dochloqui  (bei  Varro  VII.  41  [Ann. 
568  V.]).  Studiosus  mit  dem  Dativ  verbunden  findet  sich  ebenso  auch 
bei  Plautus  Mil.  Glor.  802  [m.  1,  207]:  Qui  nisi  aduUerio  studiosus 
rei  nulli  aliaest  inprobus. 

Wie  dieser  Vers  nur  durch  Nadilässigkeit  der  Abschreiber  ent- 
stellt worden  ist,  ebenso  ist  der  Schlufs  des  vorhergehenden  ausgefallen. 
Den  Ausdruck  scopulos  Musarum  scheinen  die  Herausgeber  auf  den 
mühevollen,  felsigen  Weg,  der  zu  den  Musen  führt,  bezogen  zu  |  haben;  500 
aber  ich  weifs  in  der  That  nicht,  worauf  diese  Vorstellung  sich  gründet: 
mir  scheint  scopuli  Musarum  nichts  anderes  als  das  Ziel  der  Musen 
zu  bezeichnen,  wie  Pindar  Nem.  IX.  55  sagt:  oYxyvtitiüijv  otlotzo^  icyxt<^o 
Moioäv,  wie  überhaupt  dieser  Dichter  ähnliche  Bilder  gern  gebraucht 
Scopulus  gebraucht  in  gleichem  Sinne  auch  Lucrez  11.  1174:  Nee 
tenet  omnia  paulatim  tabescere  et  ire  Ad  scopulum,  spatio  aetatis 
defessa  vetusto,  wo  freilich  auch  Lachmann  den  richtigen  Sinn  verkannte 
und  die  unglückliche  Gonjectur  Havercamps  ad  capulum  au&ahm. 
Nach  altem  Brauche  diente  ein  Stein  oder  Felsblock  als  Ziel,  daher 
denn  scopulus  überhaupt  das  Ziel  bezeichnet,  wie  bei  Sueton  Do- 
mit  19:  non  numquam  in  pueriprocul  stantis  praebentisque  pro  scoptdo 
dispansam  dexterae  manus  paimam  sagittas  direxit,  wo  B.  Stephanus 
ohne  Noth  scopo  schreiben  wollte.  Dagegen  ist  Virg.  Aen.  V.  159: 
lamque  propinquabant  scopulo  metamque  tenebant  wohl  wörtlidi  zu 


37)  Diese  Stelle  läfst  freilich  auch  eine  andere  Auslegung  zu:  docta  dicta 
sind  vielleicht  hier  nicht  sowohl  die  Kunst  der  Rede,  die  der  Sprecher  vor  Oericbt 
entwickelt,  als  vielmehr  die  gemessenen  Worte,  die  feierlichen  Formehi  der 
actiones,  die  gelehrt  und  gelernt  werden  mufsten.  Doch  diese  ganze  Stelle  des 
Ennius  bedarf  noch  einer  genaueren  Erläuterung. 


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finniusstadien.  275 


verstehen,  wie  die  vorausgehende  Beschreibung  v.  124:  Est  proctd  in 
pdctgo  saxum  ....  Hie  viridem  Äeneas  frondenti  ex  ilice  metam  Con- 
stituü  Signum  natUis  pater  wahrscheinlich  macht.  In  diesem  Sinne 
eigänze  ich  nun  auch  den  Vers  des  Ennius: 

Cum  neque  Musanim  scopnlos  metasque  tenerent. 

Doch  ist  dies  nur  ein  unmafsgeblicher  Vorschlag  **).  An  dem  Wechsel 
des  Modus  (cum  .  .  tenerent  .  .  er(xt)  ist  kein  Anstols  zu  nehmen:  der 
Dichter  geht  von  der  abhängigen  Eede  zu  einem  selbständigen  Satze 
über.  Auch  anderwärts  finden  sich  bei  Ennius  solche  freiere  Satz- 
bildungen,  ebenso  mehrfacher  Wechsel  der  Modi,  z.  B.  in  den  Versen 
[284  Vahl.],  die  Cicero  pro  Balbo  22,  51  anführt:  Hostem  qui  feriet 
mihi  erit  Karthaginiensis  Quisquis  erit,  cuiaü^  siety  wo  es  ein  sehr 
unglücklicher  Gedanke  war,  cuiatis  siety  worauf  gerade  der  Haupt- 
nachdruck liegt,  zu  streichen*^).    So  würde  also  die  ganze  Stelle  des 

Ennius  lauten: 

scripsere  alii  rem 
Versibu*  quos  olim  Fauni  vatesque  canebant, 
Ciim  neque  Musarom  scopnlos  (metasque  tenerent), 
Nee  (doctis)  dictis  studiosus  qnisquam  erat  ante  hunc. 
Nos  ansi  reserare. 

vn. 

Aus  demselben  siebenten  Buche  der  Annalen  hat  uns  GeUius 
XTT.  4  [239  V.]  eine  längere  Stelle  erhalten,  die  zwar  GeUius  sehr 
bewundert,  freilich  mehr  wegen  der  Gesinnung,  die  sich  darin  kund 
giebt,  als  wegen  der  Darstellung:  denn  in  der  That,  diese  Verse  sind 
501  nicht  geeignet,  von  |  dem  dichterischen  Vermögen  des  Ennius  eine 
günstige  Vorstellung  zu  erwecken:  keine  Spur  von  Poesie  ist  wahrzu- 
nehmen, Alles  in  Gedanken  wie  im  Ausdruck  erscheint  gleich  trivial, 
imd  dabei  ist  die  Darstellung  weitschweifig,  zerfahren,  imgeordnet  bis 
zxun  Aeufsersten;  man  begreift  nicht,  wie  ein  Dichter,  der  eben  noch 
so  vornehm  und  selbstbewufst  auf  seine  unmittelbaren  Vorgänger  herab- 
gesehen hatte,  ein  solches  Machwerk  seinen  Lesern  zu  bieten  wagen 
durfte.      Ich  habe  daher  auch  vermuthet,  dafs  die  Zahl  des  Buches, 


38)  Da  Ennins  [226]  fortföhrt:  Nos  ausi  reserare,  so  könnte  man  daraus 
scblieüsen,  dafs  der  Dichter  schon  vorher  die  Pforten  der  Musen  erwähnt  habe, 
und  demnach  vermuthen :  Cum  neque  Musarum  scoptUos  aut  claustra  tenerent. 
Auch  Lncilius  [XXX.  1  M.]  bei  Nonius  S.  249  sagt:  Quia  sua  committimt  mortali 
doMtra  Camenae, 

39)  Wohl  aber  hat  der  Ausgang  dieser  Verse  des  Ennius  den  Ausfall  der 
nachfolgenden  "Worte  Ciceros  veranlafst,  die  Hahn  unstreitig  richtig  ergänzt:  cuius 
enim  quisque  civitatis  sit,  id  hdbent  hodie  leve  et  semper  hdbuerunt. 

18* 


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276  Enniusstndien. 


obwohl  sie  bei  Qellius  zweimal,  in  der  üeberschrift  und  im  Kapitel 
selbst  vorkommt,  verschrieben  sei  und  man  VII  in  XVII  verwandeln 
müsse.  Denn  in  den  letzten  Büchern  der  Annalen,  die  Ennius  im 
höheren  Alter  schrieb  und  die  offenbar  den  früheren  theilweise  nach- 
standen, mochten  viele  solche  Stellen  sich  finden,  die  der  Dichter  mit 
fliegender  Feder  schrieb,  ohne  den  Entwurf  nochmals  zu  revidiren. 
Dazu  kommt,  dafs  eine  so  ausführliche  Schilderung  einer  ganz  unbe- 
kannten Persönlichkeit  noch  dazu,  wie  es  scheint,  an  wenig  passender 
Stelle  (ifUer  pugnas)  mit  der  summarischen  Schilderung  des  ersten 
punischen  Ejrieges  gar  wenig  stimmt:  in  den  letzten  Büchern,  wo  der 
Dichter  oft  wegen  geeigneten  Stoffes  in  Verlegenheit  sein  mochte, 
könnte  man  ihm  eine  ungeschickte  Digression  eher  verzeihen,  die  er 
wohl  nur  in  der  Absicht  einflocht,  um  eine  Schilderung  seines  eignen 
Charakters  zu  geben,  wie  Aelius  Stilo  gewifs  richtig  vermuthet  hat 
Servilii,  mit  dem  Zunamen  Gemini,  konmien  auch  im  zweiten  punischen 
Kriege  und  nachher  vor.  Doch  wage  ich  selbst  nicht  auf  diese  Ver- 
muthung  entschiedenes  Gewicht  zu  legen:  denn  die  Darstellung  des 
Ennius  war  überhaupt  sehr  ungleichartig,  gelungene  Partien  wechselten 
mit  mittelmäfsigen  ab. 

Die  Verse  selbst  sind  zum  Theil  arg  verderbt,  und  man  weifs 
oft  nicht,  ob  man  es  mit  Fehlem  des  Dichters  oder  der  Abschreiber 
zu  thun  hat     So  gleich  im  Anfange: 

Haeoe  locutu'  vocjat,  quocum**»)  bene  saepe  libenter 
Mensam  sermonesque  suos  rerumque  suarum 
Comiter  inpertit,  magnam  cum  lassu*  diel 
Partem  fuisset  de  summis  rebu'  regundis 
ConsiHo  indu  foro  lato  sanctoque  senatu. 

Inpertire  mit  dem  Genitiv  verbunden  ist  sonst  nicht  nachweisbar,  lafst 
sich  jedoch  rechtfertigen;  nur  hat  gerade  hier  der  Wechsel  derStructur 
etwas  ungemein  Hartes;  aber  eine  viel  grölsere  Ungeschicklichkeit 
traut  Vahlen  dem  Dichter  zu,  wenn  er  rerumque  suarum  cangeriem 
partit  schreibt;  consüia  inpertit  oder  etwas  Aehnliches  würde  dem 
Gedanken  gemäfs  sein,  aber  ich  möchte  hier  nichts  ändern.  Geradezu 
fehlerhaft  scheint  mir  der  Ausdruck  lassus,  den  Ennius  ganz  gegen 
den  Sprachgebrauch  im  Sinne  von  occupatus  anwendet;  aber  man  mufs 
sich  erinnern,  dafs  Ennius  so  gut  wie  die  anderen  älteren  Dichter 
nicht   in   Kom   geboren  war:   das  Lateinische    war   ihm    eine  fremde 


40)  Vielleicht  ist  die  Lesart  der  Handschriften  quodcum  herzustellen,  obwohl 
V.  9  [247  V.]  quocum  geschrieben  ist.  Auch  sonst  hat  diese  Ablativform  sich 
erhalten. 


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Enniusstudien.  277 


■^Sprache,  die  er  erst  spät,  wie  es  scheint,  erlernte.  Mifsgriffe  konnten 
nicht  ausbleiben,  und  Varro  hat  vollkommen  Kecht,  wenn  er  IX.  17 
manche  Incorrectheit  der  altem  Sprache  von  den  Dichtem  herleitet: 
ac  verba  perperam  dicta  apud  antiquos  aliquos  propter  pöetas  non 
modo  nunc  dicuntur  recte,  sed  etiam  quae  ratione  dicta  sunt  tum, 
nunc  perperam  dicuntur.  TJebrigens  indu  foro  lato  [243]  hat  Ennius 
gewifs  nicht  geschrieben**),  sondern: 

Consilio  inda  foro  Lotio  sanctoque  senatu. 

Die  folgenden  Verse  [244]   lassen  sich,   wie  ich  glaube,  sicher 
herstellen: 

Cni  res  audacter  magnas  parvasque  iocamqae 
Eloqueretor  et  haud  cunctans  malaque  et  bona  dictu 
Evomeret,  si  quid  vellet,  tutoque  locaret. 
Quocum  multa  volutat  gaudia  clamque  palamque. 

Die  Handschriften  haben  et  cuncta  malaque  . .  si  qui . .  mtdta  voluptate. 
Der  letzte  Vers  ist  freilich  lahm,  aber  nicht  schlechter  als  z.  B.  der 
Vers  [511]:    Cui  par  imber  et  ignis,  spirUus  et  gravV  terra. 

Arg  verderbt  ist  namentlich  der  Schlufs  von  v.  14  an  [252]: 

mtüta  tenens  antiqua  septüta,  vetustas 
Quae  facit,  et  mores  veteresque  novosquo  tenentem, 
Multorum  veterum  leges  divomque  hominumque, 
Prudentem,  qui  dicta  loquive  tacereve  posset, 
Hunc  inter  pugnas  Serviliu'  sie  compellat 

Dieser  XJebergang  vom  Nominativ  zimi  Accusativ,  der  durch  die  Wie- 
derholung desselben  "Wortes  tenentem  erst  recht  schroff  hervorgehoben 
wird,  überschreitet  doch  alles  Mafs  des  Erlaubten,  und  die  Versuche 
der  Kritiker  haben  den  Schaden  nur  versteckt,  nicht  gehoben.  Es  sind 
offenbar  einige  Verse  durch  Schuld   der  Abschreiber  ausgefallen:   die 

beiden  Verse: 

multa  tenens  antiqua  sepulta,  vetustas 
Quae  t  facit,  et  mores  veteresque  novosque 

schildern  die  rerum  antiquarum  morumque  veterum  oc  novorum  seien- 
tia,  wie  Gellius  sich  ausdrückt;  tenentem  ist  der  Schlufs  eines  verloren 
g^angenen  Verses.  Der  Dichter  mag  hier  namentlich  hervorgehoben 
haben,  wie  Gellius  sich  ausdrückt,  qualibus  denique  ad  muniendas 
vitae  mclestias  fomentis,  levamentis,  solaciis  amicum  esse  conveniat 
hominis  genere  et  fortuna  superioris;  denn  dies  vermifst  man  eigent- 
lich gänzlich. 


41)  Freilich  noch  viel  woniger  Nam  latos  populos  res  atgue  poemata  nof^trn 
Cludmnt,  oder  wie  der  neuste  Herausgeber  schreibt:  Latos  per  populos  tetrasgue 
pomaia  nostra  Clara  duehint  (Ann.  v.  3). 


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278  Enniusstudien. 

vm. 

Gellius  IL  26  am  Schlufs  führt  aus  dem  vierzehnten  Buche  der 
Annalen  zwei  Verse  an  [377]: 

Verrunt  extemplo  plaoide  mare  mannore  flavo, 
Caeruleum  spximat  mare  conferta  rate  pulsum 

und  fügt  hinzu:  non  enim  videhatur  caeruleum  mare  cum  mar- 
more  flavo  convenire,  Sed  cum  sU,  ita  ut  diadsti,  flavus  colar  exm 
viridi  et  alho  mixtus,  pulcherrime  prorsus  spumas  virentis  maris  fla- 
vom  marmor  appellavit  Das  Adverbium  placide  ist  hier,  wo  der 
Dichter  schildert,  wie  ein  ßuderschiff  die  Fläche  des  Meeres  in  Be- 
wegung setzt,  so  dafs  Alles  ringsum  schäumt,  so  unpassend  als  mögUch; 
es  steht  zu  dem  mare  conferta  rate  pulsum  im  ärgsten  Widersprach; 
aber  die  Conjectur  placidum  mare  hilft  dem  üebelstande  nicht  ab:  der 
Fehler  liegt  offenbar  hauptsächlich  in  den  Worten  ^  marmore  flavo. 
Marmor  flavum  kann  nur  die  Fläche  des  Meeres  selbst  bezeichnen, 
und  so  hat  auch  Gellius  den  Vers  verstanden;  wie  will  man  also  den 
seltsamen  Ablativ  verrunt  mare  m>armore  erklären?**)  Der  Dichter 
mulste  entweder  verrunt  mare  oder  verrunt  marmor  sagen:  wollte  er 
beide  Ausdrücke  verbinden,  so  bietet  sich  nur  die  eine  Möglichkeit  dar, 
maris  marmor  verrunt,  und  so  hat  Ennius  geschrieben: 

Verrunt  extemplo  plcicidei  tnari'  marmore  flavom. 

Marmore  statt  marmor  ist  zwar  sonst  nicht  bezeugt,  aber  durch  die 
Analogie  genügend  gerechtfertigt;  schrieb  doch  Ennius  gleich  im  fol- 
genden Verse  caeruleum  sale  (wie  Priscian  [I.  p.  197  K]  den  Vers  ge- 
wils  richtig  anführt,  während  Gellius  caeruleum  mare  liest),  ebenso 
lacte  statt  lac  [355  Vahl.] :  Sic  mulier  rubuit  ceu  lade  et  purpura  mixta 
(Nonius  S.  483),  ebenso  vulturis  statt  vultur  (in  dem  Verse  [141]  den  ich 
kürzlich  im  Philol.  XVH.  S.  57  [Opusc. L 150]  besprochen  habe),  gerade  so 
wie  in  den  zwölf  Tafeln  solis  occasus  nicht  als  Genitiv,  sondern  als  alte 
Nominativform  zu  fassen  ist  (s.  mein  Quaest  Ennian.  spec.  novum  p.  VI 
Anm.  [Opusc.  L  239]).  Vomeris  statt  vomer  sagt  Cato  de  Re  Kust  135; 
oscinis  statt  oscen  gebrauchte  noch  Cicero  offenbar  nach  dem  Vorgang  der 
alten  libri  augurales,  s. Charisius  S.  105  u.  139  [Bd. L der  Gr. Lat  ^. Keil]; 
osse  statt  os  kommt  öfter  vor.  Aber  am  nächsten  steht  der  Form  mar- 
more die  ganz  analoge  röbose  statt  röbur,  die  ich  oben  S.  316  bei  Paulus 
Festi  [Opusc.  1.247]  hergestellt  habe,  und  dazu  kommt  iubare  statt  iubar: 


42)  Es  wird  wohl  nicht  leicht  sich  Jemand  zur  Vertheidigung  auf  Stellen  wie 
bei  LucretiuB  ü.  766  berufen:  Ut  mare,  cum  magni  commortmt  aequora  venH,  Vef' 
titur  in  canos  candenti  marmore  fluctus. 


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Enniusstudien.  279 


8.  Gloss.  Labb.  268 :  iubare,  avyfj  ^liov,  womit  auch  das  griech.  Glossar  41 
wie  gewöhnlich  stimmt:  adyt)  fjliovy  iubare;  um  so  weniger  ist  daran 
zu  ändern,  man  darf  weder  iübar  noch  auch  ovyg  ^liov  schreiben. 
Anderes  tritt  erst  im  spätem  Latein  hervor,  wie  pectinis  statt  peden, 
carcere  statt  carcer,  tetrus  statt  teter,  aprus  statt  apet*,  s.  Anal.  Gramm. 
Yindob.  S.  443  fif.  Dafs  daneben  derselbe  Dichter  auch  wieder  ander- 
wärts die  kürzeren  Formen  vorzieht,  wie  cUtisonum  cael,  famtU,  debil 
homo*^)  (denn  so  ist  [329]  zu  schreiben),  darf  nicht  befremden;  strenge 
Consequenz  hat  die  Sprache  in  diesen  Dingen  nie  anerkannt 
504  Wie  hier  der  Genitiv  (placidei)  marV  in  inare  überging,   so  ist 

der  gleiche  Fehler  auch  in  den  Versen  des  Ennius,  die  Gellius  VI.  2,  5 
aus  dem  dreizehnten  Buche  der  Annalen  [373  V.]  anführt,  zu  verbessern: 

Annibal  audaci  oum  pectore  de  me  hortatur^), 
Ne  bellum  faoiam:  quem  credidit  esse  meum  cor 
Suasorem  summum  et  studiosum  robari''  belli, 


43)  Das  Latein  stimmt  auch  in  diesem  Punkte  mit  den  anderen  italischen 
Dialekten  überein.  Die  Osker  gebrauchen  ganz  ähnlich  im  Nominativ  famäy  Miuä 
(statt  MutüiM,  auf  den  Münzen  der  Italiker  im  Bundesgenossenkriege  C.  Paapi 
MtUü  embratur)^  Paakul  (d.  i.  Paoüus)^  Aukil  (^Six^Xog)  u.  a.  m.,  s.  Mommsen 
Unterital.  DiaL  S. 229.  Aehnhch  im  IJmbrisohen  katel  (d.  i.  catuXus)^  um  von  ager  u.a. 
abzusehen,  vgl  Aufrecht  und  Eirchhoff  Umbr.  Spraohdenkm.  I.  S.  116.  Auch  im  La- 
teinischen läfist  sich  noch  manches  Analoge  nachweisen,  z.  B.  vecHgal  statt  vectigcUis 
in  der  die  Genuaten  und  Veturier  betreffenden  Urkunde  [C.  I.  L.  1. 199,  6]:  is  ager 
vfeHgal  nei  stet;  arater  statt  aratrum  in  der  alten  Formel  qua  falx  et  arater  ierit, 
womit  in  den  Schriften  der  Agrimensoren  kulturfähiges  Land  bezeichnet  wird,  s. 
Hyginus  S.  112.  201.  203  Lachm.  (an  den  beiden  letzten  Stellen  mit  der  Variante 
aratrum,  an  der  zweiten  steht  irrig  exierit  im  Texte).  Hyginus  führt  diese  Formel 
aus  einem  Gesetz  des  Augustus  an ,  aber  es  war  gewifs  ein  alter  volksmäfsiger  Aus- 
druck, wie  auch  Niebuhr  B.  G.  ü.  706  [544  Isl.]  annimmt  In  der  spätem  Volks- 
sprache, die  aber  in  vielen  Fällen  nur  den  alten  Besitz  der  Sprache  treuUch  gewahrt 
hat,  begegnen  uns  ganz  ähnliche  Formen,  z.  B.  bei  dem  anonymen  Grammatiker 
(ADal.  Yindob.  S.  443) ,  auf  den  ich  schon  früher  einmal  die  Aufoierksamkeit  hin- 
zulenken yersucht  habe,  figel  statt  figiUus,  mascd  statt  mctsculus;  noch  weiter  geht 
d>er  statt  ehriiM  (Probus  ebd.  S.  307)  und  vielleicht  süber  statt  soMus  (ebd.  S.  443). 
Wenn  Ennius  [Ann.  451]  replet  te  laetificum  gau  und  [563]  endo  suam  do  sagte,  so  ist 
dies  freilich,  namentlich  das  zweite  Beispiel,  etwas  verschieden;  aber  Ennius  tritt  doch 
auch  hier  nicht  aus  dem  Kreise  der  Analogie  heraus,  wie  ich  schon  in  m.  Abh.  über 
das  Lied  der  Arvalbrüder  in  der  Z.  f.  d.  AW.  1856  S.  140  f.  bemerkt  habe.  Wie  sehr 
die  lateinische  Sprache  zu  solcher  Schwächung  hinneigte,  zeigt  insbesondere  die 
Form  vesperug  statt  vesperago,  falls  nicht  Quintilian  [L  7,  12]  sich  getäuscht  hat, 
und  guber  statt  gvihemaior  oder  vielmehr  gubernua  nach  der  Analogie  von  gubemum 
statt  gubemaciüum  gebildet  (Gloss.  Labb.  S.  106  u.  253),  allerdings  in  einem  Lehn- 
worte, wo  solche  Kürzung  am  wenigsten  befremdet. 

44)  Es  ist  leicht  möglich,  dafs  Ennius  hier  die  Form  horitatur  gebraucht 
hat,  die  er  auch  anderwärts  anwandte« 


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280  Enninsstadien. 


wo  man  jetzt  sinnlos  robore  liest.     Solche  Fehler  sind  natürlich  sehr 
alt,    sie   gehen    meist   bis   auf  die   gleichzeitigen   Handschriften  jener 
Dichter  zurück;  ja  man  könnte  Formen  wie  mare,  robore  \l  s.  w.  sogar 
als  alte  Genitivformen  vertheidigen,  wofür  sich  auch  die  Analogie  des 
ümbrischen  anführen  liefse.     Denn  indem  das  auslautende  s  des  Geoi- 
tivs  abgestreift  wurde  *^),   war  die  Abschwächung  des  i  in  e  die  noth- 
wendige  Folge,  zumal  wenn  r  vorherging.     Man  ersieht  daraus,  wie  die 
lateinische  Sprache  schon  in  früher  Zeit  fast  zu  vollständiger  Flexions- 
losigkeit  herabgesunken  wäre,  wenn  nicht  die  Thätigkeit  der  Dichter  und 
Grammatiker  dieser  Yerwilderung  gesteuert  hätte**).     Und  |  so  handeln  5C»0 
wir  im  Sinne  jener  Männer,  wenn  wir  hier  die  ächten  Formen  herstellen, 
die  nur  durch  Lässigkeit  der  Abschreiber  der  volksmäfsigen  Aussprache 
gemäfs   abgeändert  wurden.      Daneben  giebt   es   freilich  auch  wieder 
Fälle,  wo  die  volksmäfsige  Form  sich  so  festgesetzt  hat,  dafs  man  gar 
kein  rechtes  Bewufstsein  des  Ursprungs  mehr  besafs;  z.-B.  plure  emere, 
plwre  vendere  ist  unzweifelhaft  als  Genitiv  statt  pluris  zu  fassen,  aber 
man  liefs  es  als  Ablativ  gelten. 

Aehnliche  Versehen  wie  hier  robore  statt  roboris  finden  sich  auch 
mehrfach  bei  Lucrez,  worauf  Lachmann  öfl;er  hingewiesen  hat,  wie 
z.  B.  V.  599  vapore  statt  vaporis.  In  manchen  Fällen  kann  ich  freilich 
nicht  beistimmen;  z.  B.  VI.  970  schreibt  Lachmann: 

Barbigeras  oleaster  eo  iuvat  usque  oapellas, 
Effluat  ambrosiae  quasi  vere  et  nectari'  linctos; 
Qua  nil  est  homini  quod  amariu*  frondeat  esoa. 

Die  Leidener  Handschriften  lesen:  anürrosnas  quasi  vero  et  ncdar  et 
intus,  so  der  Oblongus,  nectare  findus  der  Quadratus.  Beide  Lesarten 
finden  sich  wie  auch  sonst  oft  im  Monac.  vereinigt:   ambrosias  quasi 

Hnctus 

uero  et  nectär  et  intus.  Es  ist  zu  lesen:  Äffluat  ambrosiae  quasi 
viro  et  nectaris  intus,  und  auch  im  folgenden  Verse  scheint  mir 
Lachmanns  ingeniöse  Conjectur  [frondeat  escaj  nicht  das  Rechte  zu 
treffen:  der  Monac.  bietet  auch  hier  erwünschte  Hülfe*'):   Quo  nil  eä 


45)  Meistentheils  ist  das  s  auch  da,  wo  es  in  der  Aussprache  unterdrückt 
wurde,  doch  geschrieben:  doch  findet  sich  suUi  Ennius  Ann.  521,  virgitküi  Alexander 
Fr.  Vm  [577  V.].  Auch  bei  Virgil  Aen.  X.  481  hat  sich  neben  möge  die  Schreibung 
magi  erhalten,  s.  Charisius  IV.  S.  249  P.  [Bd.  I.  278  K.];  ja  Consentius  S.  6  [Gr.L 
V.  388]  u.  35  [p.  402  K.]  bezeichnet  nuigi  geradezu  als  die  ursprünghche  Form  und  läfst 
daraus  magis  durch  eine  Paragoge  entstehen.    Vgl.  auch  Lachnaann  zu  Lucr.  S.  29. 

46)  Formen  wie  Iwnore,  maiore  konnten  so  nicht  nur  den  Dativ  und  Abla- 
tiv, sondern  auch  den  Genitiv  und  Accusativ  bezeichnen. 

47)  Auch  sonst  hat  der  Monac.  oft  allein  das  Richtige  erhalten:  z.  B.  gleich 
nachher  VI.  976  liest  derselbe  At  caeni  nobis  contra  statt  At  contra  nobis  caenumj 


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EnniuBStadien.  281 


homini  quod  amariü*  frondeat  aeque,  quo  hat  die  Handschrift,  wie 
es  scheint,  nach  einer  Correctur  aus  qua,  wie  die  Leidener  Hand- 
schriften lesen;  dafs  quo  richtig  ist,  beweist  der  Vers  bei  Yirgil  [Aen. 
Xn.  766]:  Forte  sacer  Fauno  foliis  Oleaster  amaris.  Dann  liest  der 
amarü  eqae 

M  Monac.  maius  frondeat  extet;  sicherlich  hat  |  der  Corrector  auch  hier 

eine  alte  Ueberlieferung  vor  sich  gehabt,  nur  amarum  hat  er  selbst 
geändert;  erst  scheint  derselbe  amarius  geschrieben  zu  haben,  was 
ganz  richtig  ist:  auch  Plautus  verbindet  in  ganz  ähnlicher  "Weise  aeque 
mit  dem  Comparativ,  vgl.  Capt.  HI.  5,  42  [700],  Mü.  Glor.  551  [IL  6,  63] 
(wo  im  Ambros.  sich  die  richtige  Lesart  erhalten  hat).    Femer  schreibt 

Lachmann  IL  17: 

nonne  videre 
Nil  aliad  sibi  naturam  latrare,  nisi  ut,  cui 
Corpore  seixmctus  dolor  absit,  menti'  froator 
lucnndo  sensu,  cora  semotü*  metaque? 

statt  qui  .  .  menie  . .  semota.  Und  der  Ablativ  mente  ist  nicht  zu  ver- 
theidigen;  allein  ich  würde  vorziehen  zu  schreiben:  ut  cum  Corpore 
seiundus  dolor  absit,  mentV  fruaiur  lucundo  sensu,  cura  semota 
metuque,  indem  ich  das  überlieferte  semota  schütze  und  mentis  als 
Nominativ  wie  bei  Ennius  fasse.  Femer  ist  Y.  1436  mundi  magnum 
verscUile  templum,  wo  Lachmann  versatüV  verlangt,  meiner  Ansicht 
nach  nicht  zu  ändern**). 


es  ist  also  wohl  At  contra  caeni  nobia  taeterrima  cum  sit  Spu/rdbies  zu  ändern.  — 
VI.  374  schreibt  Lachmann:  Propterea  freta  sunt  haec  crnni  nominitanda  mit  Be- 
rufung auf  V.  364;  aber  die  geistreiche  Verbesserung  eines  alten  Kritikers  Propterea 
Bunt  haec  hella  anni  nom,,  die  Lachmann  so  entschieden  tadelt,  indem  er  auch 
hier  wieder  nur  eine  Coiyectur  des  Marullus  oder  eines  andern  italiänischen  Philo- 
logen zu  erkennen  glaubt,  gründet  sich  gleichfalls  auf  Lucr.  V.  377.  Ich  ziehe  jedoch  die 
ganz  einfiache  Fassung,  welche  der  Monac.  von  erster  Hand  erhalten  hat,  vor:  Propterea 
9mU  haec  anni  tnovimenta  notanda.  Die  Form  movimentum  statt  momentum  ist 
zwar  sonst  nicht  nachzuweisen  (ich  habe  früher  [Hall.  Lit.-  Zeitung  184211.  p.  231]  schon 
dieselbe  in  dem  Verse  des  Marcius  vates  bei  Festus  [p.  165]  herzustellen  versucht) ,  ist 
aber  gerade  hier  ganz  angemessen.  Auch  sonst  ist  nicht  selten  gerade  in  der  später  cor- 
rigirten  Schrift  eine  Andeutung  des  Richtigen  erhalten,  z.  B.  VI.  474 :  e  salso  consurgere 


mutrmura  ponti,  momine,  wie  hier  verbessert  ist,  lesen  die  Leidener  Handschriften, 
das  Ursprün^che  war  wohl  mar  mar  e  ponti,  V.  1427  ist  im  Monac.  allein  die 
ächte  Lesart  at  nos  nunc  laedü  veste  carere  Pu/rpurea  erhalten,  obwohl  auch  hier 
nU,  wie  man  gewöhnlich  liest,  darüber  geschrieben  ist  Oefter  stehen  zwei  ver- 
schiedene Lesarten,  die  beide  im  Archetypen  sich  fanden,  neben  einander,  z.  B. 
VI  421:  plurima  plusq,  que  plus,  wo  die  Leidener  nur  plurima  que  plus  lesen. 

48)  In  der  Stelle  V.  517  ff.,  auf  welche  Lachmann  sich  bezieht,  hat  man  die 
handschriftliche  Lesart  Passim  per  caeli  volvunt  submania  templa  oder  summania 


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282  Enniusstudien. 


rx. 

In  den  berühmten  Versen  bei  Cicero  de  Off.  I.  24,  84  [Ann.  313  T.]: 

ünus  homo  nobis  conctando  restitmt  rem: 
Non  enim  rumores  ponebat  ante  salutem. 
Ergo  postque  magisque  viri  nunc  gloria  olaret 

nahm  schon  Muret  an  dem  impassenden  postque  Anstofe  imd  wollte 
Ergo  magisque  magisque  schreiben;  allein  ergo  hat  keiner  von  den 
älteren  Dichtem  sich  zu  verkürzen  gestattet  Yahlen  schreibt  nach 
einer  Conjectur  von  Bemays  plusque;  mir  scheint  noch  immer  das 
Angemessenste,  was  ich  schon  vor  langer  Zeit  hergestellt  habe: 

Ergo  priusque  magisque  viri  nunc  gloria  olaret, 
und  mit  dieser  Conjectur  stimmt  die  Aeufserung  des  Polybius,  die 
auch  Vahlen  anführt,  HI.  105,  8:  roig  fxiv  oiv  naQ^  avrdv  yerofAevoig 
xbv  yivdwov  ijv  ivaQyig,  Src  dicc  ^ev  xrjv  Mdqyuov  röXfiOv  dTtölußls  tä 
SA«,  diä  di  Tr)v  evXdßeiav  rof)  Oaßiov  aiaioarac  y,al  tvqö  toO  xai 
vf)v  so  vollkommen  überein,  dafs  ich  nicht  zweifle,  dafe  Polybius  eben 
den  Vers  des  Ennius  dabei  im  Sinne  hatte,  den  er  oft  genug  aus  dem 
Munde  seiner  römischen  Freunde  gehört  haben  mochte.  Es  |  ist  übrigens  507 
für  Ennius  und  überhaupt  seine  Zeit  sehr  bezeichnend,  dafe  er  Nieder- 
lagen und  Unfälle,  welche  die  Kömer  erlitten,  verschwieg  oder  nur  kurz 
berührte,  während  er  desto  ausführlicher  die  rühmlichen  Thaten  und 
die  glücklichen  Ereignisse  schilderte:  darauf  zielt  Cicero  in  der  Rede 
de  imp.  Cn.  Pomp.  9,  25:  sinite  hoc  loco,  Quirites,  sicut  poetae  solent, 
qui  res  Romanas  scrtbunt^  praeterire  me  nostram  calamitatem.  — 
In  anderer  Weise  ist  der  Vers,  den  Servius  zu  Aen.  IQ.  333  anfuhrt 
[Ann.  143  V.],  entstellt: 

Isque  dies  post  aut  Marcus  quam  regna  recepit 
Hberg  kam  dem  Wahren  nahe,    indem  er  postquam  Ancus  Marcius 
schrieb;  ich  glaube,  es  ist  mit  geringerer  Aenderung  zu  lesen: 

Isque  dies  pas  avi  quam  Mcirciu'  regna  recepit 
So  gut  wie  posqtmm  statt  postquam  ^  pos  tergum  statt  post  tergum, 
pos  tempus  statt  post  tempus  (Orelli  2485  a)  üblich  war,  so  gut  konnte 


sehr  mit  unrecht  in  imma/nia  templa  verändert:  die  Berufung  auf  Yirg.  Aen.  IV.  199: 
Templa  lovi  cefitum  latis  immama  regnis  Centum  arcts  posuü  genügt  nicht,  um 
diese  Conjectur  zu  empfehlen,  da  Virgil  dieses  Wort  mit  besonderer  Vorliebe 
und  nicht  ünmer  passend  anwendet  Submania  ist  gewifs  nicht  zu  ändern:  es  ver- 
hält sich  zu  8ummanu8  (in  luppiter  Summanus,  fulgu/r  sumiMMMMn)  gerade  wie 
Mattes  zu  manus  cerus  es  im  Salischen  liede;  summania  templa  bedeutet  soviel  als 
nocturna  oder  vielmehr  sublustria;  denn  maniis  ist  wohl  ursprünglich  nichts  anderes 
als  hell,  leuchtend,  daher  mane  des  Morgens;  dann  erst  wird  es  in  ethischem 
Sinne  für  gut,  hülfreich  gebraucht 


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Enniusstadien.  283 


der  Dichter  auch  in  der  Tmesis  post  vor  einem  Vocale  in  pos  ver- 
wandebi. 

Wie  oben  prius  einsylbig  zu  lesen  ist,  so  glaube  ich,  mufe  man 
dasselbe  auch  bei  diu  annehmen  in  dem  Verse  aus  dem  ersten  Buche 
der  Annalen  [114  V.]  bei  Cic.  de  Rep.  I.  41,  64:  iusto  quidem  rege  cum 
est  populus  orhatus,  pectora  diu  tenet  desiderium,  sicut  aü  En- 
nius  post  optimi  regis  obitum.  Die  Lesart  von  zweiter  Hand  dia  ist 
wohl  nur  ein  Yerbesserungsversuch ,  der  ebensowenig  als  dura  oder 
fida  befiriedigt  Ich  halte  die  Lesart  der  ersten  Hand  für  richtig:  Cicero 
hat  die  Worte  des  Dichters  seiner  Darstellung,  die  auf  einen  allge- 
meinen Gedanken  ausgeht,  angepalst  und  daher  das  Präsens  gebraucht, 
während  sich  bei  Ennius: 

Pectora  diu  tetinit  desiderium 

oder  tenuit  fmd.  Dals  dann  bei  Ennius  selbst  unmittelbar  darauf 
ein  Präsens  folgt,  ist  ganz  in  der  Weise  dieses  Dichters.  Die  ganze 
Stelle  schilderte  übrigens  wohl  nicht  den  Eindruck,  den  das  plötzliche 
Verschwinden  des  ßomulus**)  auf  das  Volk  machte,  sondern  die  nach- 
haltige Erinnerung,  die  der  König  bei  den  Seinigen  hinterliefs. 

Wenn  hier  in  Hexametern  prius  und  diu  als  einsylbige  Worte 
gebraucht  sind,  so  ist  dies  nicht  eben  aufßEdlend;  finden  sidi  doch  auch 
in  Hexametern  bei  Cicero  und  Lucrez  eius  und  huius  einsylbig  gerade 
508  so  wie  bei  den  scenischen  Dichtem:  bei  Lucr.  L  149:  Prin\cipiutn  cuius 
hinc  nobis  exordia  sumet  sind  zwar  im  Monac.  die  Worte  umgestellt 
hinc  cuius  (Verbesserung  der  ersten  Hand  wie  es  scheint);  doch  ist 
diese  Wortfolge  hier  zu  hart  und  unnatürlich.  Dagegen  darf  man 
nicht  mit  Lachmann  dieselbe  Freiheit  auch  IV.  1089  annehmen;  hier 
ist  zu  lesen: 

ümique  res  haeo  est,  cuius  quo  pluria  habemus, 

Tam  magis  ardesoit  dira  cuppedine  pectus. 


49)  Auf  das  Verschwinden  des  tlomulus  bezieht  sich  offenbar  der  Vers  bei 
Macrobius  YL  1, 14  (Yahlen  106),  den  Yahlen  minder  passend  von  der  Eroberung  der 
Burg  durch  Titus  Tatius  und  die  Sabiner  versteht: 

Cum  snperom  hunen  nox  intempeeta  teneret. 
So  schilderte  der  Dichter  vortrefflich  die  Sonnenfinstemifs,  wo  mittemächtiges 
Dunkel  am  Tage  das  himmlische  licht  verhüllte.  Superum  Iwmeti  (vgL  Lucr.  VI.  856) 
war  wohl  alter  volksmäfsiger  Ausdruck,  wie  in  der  Devotionsformel  bei  der  An- 
rufung des  Dis  pater,  Yejovis  und  der  Manen  (Macr.  UL  9, 10) :  uti  vos  , ,  , ,  ab- 
äiwxüis,  Iwnine  supero  privetis.  In  der  altlateinischen  Volkssprache  ist  ein  reicher 
Schatz  ächter  Poesie  verborgen.  Wenn  Macrobius  den  Vers  des  Ennius  mit  dem 
desVirgil  [Aen.  IIL587]:  Et  lunam  in  ninibo  nox  intempesta  tendxU  vergleicht,  so 
braucht  man  defshalb  nicht  auch  die  Worte  des  Dnnius  »uf  den  Mond  zu  beziehen« 


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284  Eimiusstudien. 


quam  plurima  haben  die  Leidener  Handschriften,  dies  ist  im  Monac. 
richtig  in  quo  pluria  verbessert,  wohl  nach  der  alten  Handschrift,  wo- 
für auch  das  Lemma  am  Bande  pluria  spricht.  Diese  Form  dem  Lu- 
crez  abzusprechen,  ist  kein  Grund  vorhanden;  Lambin  hat  sie  auch 
n.  587  richtig  hergestellt;  dagegen  kann  man  nicht  beistimmen,  wenn 
derselbe  II.  1135  Flwria  eo  dispargit  et  ah  se  corpora  mittit  statt  plura 
modo  lesen  will,  obschon  modo  an  dieser  Stelle  schwerlich  richtig  ist 

X. 

Die  lückenhafte  Glosse  bei  Festus  S.  286  hat  Müller  in  folgender 
Weise  ergänzt: 

Bomanos  in  l,  IX  anncd,  Graeco-s  appellat  Enni- 
t*s   cum  ait:   contendimt  Grae-cos,   Graios  memo- 

rare  solent  sos Un-gaa.  longos   per 

temporis  trcictus fT-ispani.    non  Eo- 

man cum  Romtdns  ur- 

bis  conditor inae  locntns  sii 

gentis  faerit 

l>ronunfta -tionemutata 

ind-icsi  origo  eins, 

w-8urpatio. 

Müller  ist  im  wesentlichen  Scaliger  gefolgt,  der  die  Verse  des  Ennius, 
wie  mir  scheint,  nicht  eben  glücklich  herstellt: 

Contendont  Graecos,  Graios  memorare  solent  sos, 
Quod  Graeca  Hngua  longos  per  tempori'  traotus 
Hos  pavi 

(so  schrieb  Scaliger  statt  Hispani^^))^  indem  er  anninmit,  Ennius  rühme 
sich,  dafs  er  lange  Zeit  hindurch  die  Römer  im  Griechischen  unter- 
wiesen habe.  Den  ersten  Vers  [358  V.]  hat  man  aus  Festus  S.  301 
Ennius  .  .  ,  l.  XI  contendunt  Graios,  Graecos  memorare  solent  sos 
hergestellt;  aber  auch  der  dritte  läfst  sich  mit  Sicherheit  ergänzen: 
denn  offenbar  ist  bei  Festus  in  den  Worten  ispani  non  Bo  der  Anfang 
des  Hexameters  erhalten,  den  Charisius  II.  S.  200  Keil  aus  den  Annalen 
des  Ennius  anführt:  Hispane,  non  Romane  7nemoretV  loqui  me^M. 
Beide  |  Bruchstücke  hängen  aber  sicherlich  zusammen,  und  es  gilt  nun  509 
hauptsächlich  die  Lücke  in  der  Mitte  auszufüllen.  Ennius  hatte  hier 
offenbar  die  Ansicht  von  der  Stammverwandtschaft  der  Hellenen  und 
Kömer  berührt,  wofür  man  sich  besonders  auch  auf  die  Aehnlichkeit 


50)  TJrsinus,  der  im  übrigen  Scahger  folgt,  schreibt  gentOms  Hesperiae, 

51)  Nach  Vahlens  Angabe  (Fr.  ine.  ann.  495)  hätte  auch  Colnmna  dies  be- 
merkt. Columnas  Ausgabe  ist  mir  nicht  zur  Hand,  auch  scheint  derselbe  von  dieser 
richtigen  Entdeckung  keinen  weitem  Gebrauch  gemacht  zu  haben. 


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Enniusstadien.  285 


beider  Sprachen  berief.  Ennius  selbst  tritt  jedoch  dieser  Ansicht  ent- 
gegen, indem  er  wohl  eben  bemerkte,  man  könne  dann  ebensogut  be- 
haupten, das  Latein,  was  er  schreibe,  sei  spanisch*^*).  Ich  ergänze  daher 
in  diesem  Sinne  die  Verse  des  Ennius: 

(Romanis) 
Contendunt  Graios,  Graecos  memorare  solent  sos, 
(Falsi  de  lin)gua,  longos  per  (versus  at  si) 
Hispane,  non  Romane  memoreti'  loqui  me. 

Die  Ergänzung  des  Anfengs  ist  allerdings  unsicher;  aber  ich  weifs 
nicht,  wie  man  kürzer  und  bündiger  den  erforderlichen  Gedanken  ge- 
winnen wiU*^).  Longi  versus  nannte  Ennius  seine  Hexameter;  wie 
Cicero  de  Leg.  ü.  27,  68,  Attilius  Fortunat  S.  339  G.  [Bd.  VI.  284  K.], 
App.  zu  Mallius  Theodorus  S.  582  Gaisf.,  Isidor  I.  38  bezeugen:  vgl. 
auch  noch  Gellius  XVIII.  15,  1:  in  longis  versüms  qui  hexametri  vocan- 
tur  und  Diomedes  IQ.  S.  494:  versus  herous  . .  Lcdine  longus  dicitw. 
Der  zweite  Vers  besteht  ganz  aus  Spondeen,  wie  v.  174:  Cives  Romani 
tunc  facti  sunt  Campani,  603:  IrUro  ducuntur  legati  MirUumenses, 
604:  OUi  crateris  ex  auratis  hauserunt.  Auch  dafs  an  der  fünften 
Stelle  Wortfufs  und  Versfufs  zusammenfallen,  darf  bei  einem  Dichter 
wie  Ennius  nicht  befremden,  vgl.  v.  126:  Floralemque  Faiacrem  et 
Pomonalem  fecit. 

617  XI. 

Ob  in  daktylischen  Versen  die  Arsis  aufgelöst  werden  kann,  also 
auch  der  Anapäst  und  Proceleusmaticus  zulässig  sind,  ist  eine  Frage, 
über  die  es  nicht  so  leicht  ist  ins  Reine  zu  kommen.  Aristides  Quinti- 
lianus  S.  51  verwirft  entschieden  den  Proceleusmaticus:  tö  d^  dar/xv- 
hY,bv  iTiidix^ccL  dcTÄTvXoVy  ojcovöüov  (hg  iadxQoyov,  TtQcrKelevafÄavi'Kdv 
de  ovöa/Äiüg'  wiqeneg  yäq  diä  xb  twv  ßgoxecov  TxX^og.  Für  die  ge- 
wöhnlichen Daktylen  ist  dies  ganz  richtig;  aber  aUe  solche  generali- 
sirenden  Kegeln  sind  mit  gewisser  Vorsicht  aufzunehmen.     Unter  Um- 

52)  In  der  That  mag  der  Unterschied  zwischen  römischer  und  spanischer 
Zunge  nicht  gröfser  gewesen  sein  als  zwischen  Griechisch  und  Latein;  doch  darauf 
kommt  es  hier  nicht  an. 

53)  An  der  zweiten  Stelle  S.  301  führt  Festus,  der  dort  nur  von  der  Form  des 
Pronomen  sos  handelt  und  um  den  Gedanken  unbekümmert  ist,  die  Worte  unvoll- 
ständig an;  aber  man  liest  hier  richtiger:  Chrcdos,  Graecos,  während  an  der  ersten 
Stelle  Qraejcos  Graios  (nach  Keil:  os  gi'ai  memo)  gelesen  wird.  Ennius  selbst 
scheint  sonst  immer  die  Form  Graii  zu  gebrauchen,  wie  Lucrez  und  Virgil, 
während  Horaz  abwechselt,  jedoch  nicht  wiUkürUch.  Beachtenswerth  ist,  dafs 
die  Tribüne  für  die  auswärtigen  Gesandten  auf  dem  römischen  Comitium  nur  unter 
dem  Namon  Graecostasis  vorkommt. 


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286  Enniasstadien. 


ständen  finden  auch  Ausnahmen  statt;  in  den  leichteren  Daktylen  haben 
wenigstens  die  attischen  Dramatiker  sich  zuweilen  die  Auflösung  ge- 
stattet, z.  B.  Aristophanes  Vögel  1753:  Jiä  ai  rä  7i6vta  x^cfrijaag. 
Dindorf  will  tä  schreiben;  allein  diese  Form  ist  dem  attischen  Dialekt 
völlig  fremd,  und  aufserdem  würde  dadurch  erst  ein  metrischer  Fehler 
hineingebracht,  indem  wir  so  einen  Tribrachys  erhielten:  denn  Zä  ist 
eine  unzweifelhafte  Kürze.  Nicht  besser  steht  es  mit  Haupts  Vorschlag 
J7a  rä  Ttavta  y^cen^aag,  dem  Meineke  nicht  hätte  nachgeben  sollen, 
denn  diese  Conjectur  verdirbt  den  richtigen  Gedanken  der  Stelle.  Der 
Proceleusmaticus  ist  hier  ganz  passend;  seine  Zulassung  auf  die  dakty- 
lische Dipodie  zu  beschränken  (wie  Bossbach  und  Westphal  III.  S.  70 
anzunehmen  scheinen)  ist  kein  Grund ;  wohl  aber  ist  derselbe  bis  jetzt 
nur  in  der  ersten  Stelle  des  Verses  nachweisbar.  Eur.  Phoen.  796: 
lAaTtidcxpiqiAOva  -d-laaov  tvo7cXov  ist  ein  zu  unsicheres  Beispiel,  als  dafe 
ich  mich  darauf  berufen  möchte.  In  den  Versen  des  Euripides  bei 
aemens  Alex.  Str.  IV.  S.  642  [Fr.  903]: 

XQuatai  ifij  fA,oi  niiQvytg  nsQl  ywr^ 
Kai  rä  Seigi^viav  ntegöevra  nidiV  ÄQfi6(iTai, 
Bdaofial  r'  iig  atd-iga  noXifV  äegS-ilg 
Zijvl  TtQOGfxClfav 

wollte  Dobree  noXibv  schreiben,  eine  elegante  und  ansprechende  Aen- 
derung;  allein  von  der  Versart,  welcher  offenbar  dieses  Fragment 
angehört,  war  die  Auflösung  durchgehends  ausgeschlossen:  es  wird 
wohl  einfach  TtoXXbv  zu  lesen  sein. 

Nun  finden  wir  freilich  auch  einzelne  Verse  bei  Homer  und  Hesiod, 
die  einen  Anapäst  im  Anlaut  zu  haben  scheinen: 

N4a  fiiv  fioi  xter^a^e  Jloaetdät^v  hoalx^^^- 

nXiovig  xtv  f4.vfi(niiQ€g  iv  ifierigotai  dofioiatv, 

*Pia  (xlv  yäg  (peöyeaxiv  vnkx  Tgioatv  dgvfjiaydoO,  (II.  P  461.) 

i¥«  fih  yttQ  ßgidei,  ^ia  dk  ßqidovra  /«Jl/7iTfi. 

TQie  (f*  jftdrig  Mgoiai  xaraipd-ifi^voiaiv  &väaatov^). 


54)  Was  man  gewöhnlich  aus  Od.  tp  178.  183  anfährt:  'Ex  dk  aräatog  hutxf 
fiiyav  TQÖxov  Mcv  iövrog,  wird  man  gar  nicht  mit  zählen  dürfen,  da  die  Kürze 
des  a  in  diesem  Worte  nicht  sicher  bezeugt  ist,  also  hier  die  Anwendung  der 
Synizese  gar  keinem  Zweifel  unterliegen  kann,  wie  dasselbe  auch  von  II.  Sl  769: 
JaiQfov  4  yaXoffiv  4  eharigiov  iininXorp  gilt,  worüber  schon  die  alten  Grammatiker 
richtig  urtheilen.  Ebensowenig  gehört  hierher  der  scheinbare  Anapäst  Od.  o  83: 
AÜTtog  änonifixfßH.  datau  6i  ri  %v  yi.  fp^Q^aS-at.  Diese  Lesart  wird  zwar  als  Yanante 
in  einer  Wiener  Handschrift  angeführt,  aber  die  Ueberlieferung  war  Ann^fAipu  oder 
iifxnifjL%pH.  Im  Hymnos  auf  Demeter  347:  jitdfi  xvctvoxdtta  xwia<f&i^ivoiatv  äväaam 
hat  erst  Hermann  so  geschrieben,  die  Handschrift  hat  S^jj. 


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Enninsstadien.  287 


618  Allein  yerständige  Grammatiker  wie  Hephästion  nahmen  hier  keine 
ünregehnäfsigkeit  wahr,  indem  sie  durch  Synizese  den  Anapäst  oder 
Proceleusmaticus  entfernten;  denn  wenn  Tricha  S.  72  und  Elias  S.  83 
u.  85  [hinter  Draco  Straton.  ed.  Herm.]  7clioveg  annehmen,  weil  hier 
die  beiden  Kürzen  sich  in  der  Mitte  des  Wortes  befinden,  so  ist  dies 
nur  eine  Grille  der  Grammatiker,  welche  die  ionische  Form  TtXedveg  für 
Homer  nicht  gelten  liefsen. 

Schwieriger  ist  die  Entscheidung  bei  Versen  wie:  BoQhjg  %al 
ZiqwQog,  tio  %e  @Qjf/:rjd^ev  Urjtov.  Hier  reicht  die  Synizese  nicht  aus, 
man  würde  ja  sonst  einen  wirklichen  arixog  dKsqHxXog  erhalten;  Elias 
S.  85  erkennt  daher  hier  einen  ächten  Anapäst  an  und  rechnet  ihn  nur 
uneigentlich  zu  den  ctKiq>aXoL;  wenn  dem  Gesetz  hier  vollständig  ge- 
nügt werden  soll,  so  mufs  man  das  q  verdoppeln  und  also  consequenter- 
weise  auch  BoQQStjg  schreiben,  analog  dem  attischen  ßoggäg.  Ob  dies 
zulässig  sd^  ist  eine  schwierige  Frage  ^^),  über  die  ich  hier  nicht  ent- 
scheiden wilL  Von  den  alten  Grammatikern  scheint  keiner  dies  ange- 
nommen zu  haben;  ja  wenn  wir  die  Theorien  der  lateinischen  Metriker 
betrachten,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dals  es  auch  griechische  Granuna- 
tiker  gab,  die  in  den  oben  angeführten  Beispielen  die  Synizese  über- 
haupt nicht  anerkannten.  Marius  Vict  I.  21,  2  imd  Diomedes  HL  S.  500 
lassen  in  dem  Verse  des  Virgil  [Georg.  I.  482]:  Fluviorum  rex  Eridanus 
keine  Synizese  zu,  sondern  betrachten  ihn  als  dK€q)alog^^).  Verständiger 
war  Juba  [Hense  de  Juba  artigr.  in  Acta  Soc.  PhiL  Lips.  IV.  231],  der 

in  Versen  wie: 

Arietat  in  muros  et  duros  obioe  postes. 
Genua  labant,  gelidus  concrevit  frigore  sanguis. 
Inclnsere  cava  et  nigra  nemos  abiete  cingunt 
Parietibus  textum  caecis  iter 

eine  Synizese  annahm  (primas  duas  breves  ligaias  pro  longa  aceipiefisjy 
aber  weder  der  unverständige  Marius  Plotius  S.  301  [Gaisf.  Gr.  L.  VI.  546] 
noch  Macrobius  V.  14,  2  sind  ihm  gefolgt^'). 


55)  Buttmann  Ausf.  Gramm.  I.  S.  144  Anm.  scheint  sogar  überall  BoQQfjg  bei 
Homer  zu  verlangen,  worin  er  ganz  gewifß  zu  weit  geht 

56)  Durch  die  fehlerhafte  Schreibart  und  später  übliche  Aussprache  verleitet 
zieht  Marius  Yictorinus  auch  Adidas  nee  te  ullius  violenHa  vincat  hierher,  so  wie 
Macrobius  V.  14,  3  «<  duros  obice  postes  zu  den  XayaQol  rechnet  Das  ist  freilich 
derselbe  Irrthum,  der  in  unsere  Lexika  die  ünform  obex  statt  ohiex  gebracht  hat. 

57)  Richtig  ürtheilt  hierüber  Bentley  zu  Hör.  Sat  11.  8,  1:  üt  Nasidieni 
iuvü  de  cena  heoH,  womit  er  äbiegni  bei  Properz  und  sinwUis  bei  Siüus  zusam- 
menhält    Einen  solchen  scheinbaren  AnapSst  mufs  man  auch  bei  Lucrez  herstellen 

IV.  1026: 

Pari  saepe  lacom  propter  sei  (die  Handschriften  m)  ao  dolia  corta 
Somno  deyincti  cxedont  se  extollere  vestem.  i 


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288  Enniusstudieo. 


Ennius  nun  ist  von  Haus  aus  Grammatiker,  er  steht  ganz  unter  610 
dem  Einflufs  griechischer  Schultheorie:  sein  Ehrgeiz  ist  es,  wo  möglich 
das  Homerische  Epos  zu  erreichen,  und  warum  sollte  er  da  nicht  audi 
die  wirklichen  oder  vermeintlichen  Mängel  seines  Originals  treulich 
copirt  haben?  Wenn  seine  Lehrmeister  im  Griechischen  den  Anapäst 
oder  Proceleusmaticus  mit  dem  Gesetz  des  heroischen  Verses  unter 
Umständen  fiir  vereinbar  erklärten,  so  konnte  Ennius  recht  gut  auch 
diese  Freiheit  sich  in  seinen  eignen  Versen  gestatten^*).  Und  Hermann 
Elem.  S.  347  nimmt  dies  auch  wirklich  an,  bringt  jedoch  nur  zwei 
Belege  bei.  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  nicht  auch  hier  eine  andere  Auf- 
fassung zulässig  sei. 

Einen  scheinbaren  Anapäst  haben  wir  in  den  Annalen  V.  96: 

Cedunt  de  caelo  ter  quattuor  corpora  sancta 
Avium,  praepetibus  sese  pulcrisque  locis  dant 

Aber  warum  sollte  nicht  avium  hier  einen  richtigen  Spondeus  ver- 
treten,  wie   auch   Lachmann  zu  Lucr.  S.  193   annimmt?    —  Femer 

Ann.  414: 

Hie  insidiantes  vigilant,  partim  requiescunt, 

wo  der  Anapäst  im  zweiten  Fufse  noch  weit  auffallender  sein  würde 
als  im  ersten,  liegt  zwar  die  von  Heinsius  vorgeschlagene  Aenderung 
Insidiantes  hi  vigilant  sehr  nahe;  aber  nichts  steht  im  Wege  auch 
hier  den  Vocal  i  als  Consonanten  gelten  zu  lassen,  so  gut  wie  bei 
Virgil  in  conubium  u.  s.  w.  Dagegen  wird  wohl  Niemand  in  den  Anna- 
len V.  305:  Ore  Cethegus  Marcus  Tudäano  collega  dieses  Mittel  an- 
wenden oder  gar  den  Anapäst  für  zulässig  halten,  um  jene  Lesart  zu 
schützen.  —  Ein  scheinbarer  Anapäst  findet  sich  auch  Ann.  108:  ^e- 


Totios  mnorem  saccatom  corpori'  ftindunt, 
Com  Babylonica  magnifico  splendore  rigantur. 

Laohmann  hat  die  völlig  klare  Stelle  merkwürdigerweise  ganz  mifsverstanden,  ob- 
wohl schon  frühere  Erklärer  den  Gedanken  richtig  erkannt  haben;  man  muTs  aber 
pueri  lesen:  denn  so  wird  der  Dichter  selbst  geschrieben  haben,  nicht  um  einem 
solchen  Mifsverständnisse  vorzubeugen,  was  er  nicht  zu  befürchten  hatte,  sondern 
um  nicht  an  die  plebejischen  Formen  Gaipor,  Quint^or,  Marc^pores,  Lucipares  zu 
erinnern:  er  überliels  die  Contraction  der  Aussprache,  wo  ja  hier  fast  ganz  von 
selbst  beide  Vocale  zusammenflössen;  vgl.  Ausonius  Prof.  X.  15:  Hute  mea  pi'incipio 
credita  puerities,  üebrigens  ist  damit  die  Stelle,  wie  ich  glaube,  noch  nicht 
vollständig  geheilt;  der  Dichter  schrieb  wohl: 

Pueri  saepe  lacom  propter  se  ac  dolia  ourta 
Somno  devincti  credentes  tollere  vostem. 

Lucr.  n.  577  hat  der  cod.  Monac.  von  erster  Hand  puri  statt  pueri. 

58)  So  hat  ja  Ennius  wirklich  zuweilen  den  Trochäus  zugelassen,  wie  ich 
schon  vor  Jahren  [Ball.  lit- Zeitung  1842  n.  230]  bemerkt  habe,  was  Vahlen  nicht 
ableugnen  durfte  (S.  LXXVID) ;  doch  über  diesen  Punkt  später. 


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Emnnsstadien. 


rienem  Mavortis  et  Herclsm,  wo  es  ungewifs  bleibt,  welcher  Stelle 
des  Vers^  diese  Worte  angehören;  aber  hier  ist  Nerienem  wohl  drei- 
silbig zu  sprechen:  dann  hat  Ennius,  indem  er  die  Länge  der  Penultima 
wahrte  und  nur  das  i  verhärtete,  sich  innerhalb  der  Grenzen  des  Er- 
laubten gehalten:  Gellius  freilich  (XTR.  23,  11)  will  Nerienem  als 
620  Cho|riambus  messen,  und  die  Vertürzung  der  vorletzten  Sylbe  hat  sich 
auch  der  Komiker  licinius  Imbrex  [Fr.  Com.  ed.  Ribb.  2.  Ausg.  p.  35]  ge- 
stattet: Nolo  ego  Neaeram  te  vocent,  sed  Nerienem;  aber  dann  müfste  man 
noch  immer  eine  anomale  Verlängerung  der  ersten  Sylbe  annehmen**). 
Beachtenswerth  sind  übrigens  die  Worte  des  Gellius:  Enniiis  in  hoc  ver- 
SU  , . .  si  quod  minime  solet  numerum  scrvavü,  primam  syllaham 
intendit,  tertiam  corripuit.  Man  sieht  daraus  deutlich,  dafs  Ennius 
bei  den  Grammatikern  wegen  der  lässigen  Behandlung  der  Verse,  nament- 
lich der  Hexameter,  übel  berufen  war;  in  den  Gedichten  des  Ennius 
konnten  sie  nicht  wenige  Belege  für  anomale  Yersformen  QheqxxXot, 
XayaQol  u.  s.  w.)  finden,  ihm  mochte  man  die  Auflösung  der  Arsis  im 
Dactylus  (Anapäst  oder  Proceleusmaticus)  wohl  zutrauen,  wie  ja  die 
Worte  des  Gellius  nicht  undeutlich  auch  hier  diese  Messung  als  mög- 
lich anerkennen. 

Ein  Beispiel  des  Proceleusmaticus  glaubte  Hermann  in  dem  von 
Gellius  XTTT.  20,  13  angeführten  Verse  des  Ennius  zu  finden: 

Capitibu*  nutantis  pinos  rectosque  cupressos. 

Ritschi  (Bonner  Lectionsverz.  1852  S.  XV.  Opusc.  IV.  108)  will  freilich 
dies  Beispiel  nicht  gelten  lassen,  und  da  bei  Nonius  S.  195,  24  sich 
in  demselben  Verse  nutanUbus  geschrieben  findet,  so  benutzt  er  dies, 
um  trochäische  Verse  herzustellen: 

capitibus  nutantibus 
Ibi  pinos  rectosque  cupressos, 

und  Vahlen  [Trag.  445]  ist  ihm  gefolgt.  Ob  Nonius  gerade  aus  Gellius 
hier  abgeschrieben  hat  oder  einem  andern  Gewährsmann  folgt,  ist  gleich- 
^tig:  nutantibtis  statt  nutantis  ist  nur  als  ein  leicht  erklärbarer  Fehler 
der  Abschreiber  zu  betrachten,  den  Kitschi  nicht  benutzen  durfte,  um 
zwei  trochaische  Halbverse  zu  gewinnen:  denn  da  Gellius  sagt:  Ennius 


59)  Jedoch  darf  das  Schwanken  der  Prosodie  namentlich  in  solchen  alten 
Göttemamen,  die  der  lebendigen  Sprache  der  Gegenwart  schon  fem  standen,  deren 
ürepmng  sich  im  Dunkel  verlor,  nicht  befremden:  Ennius  (Ann.  121)  sagt:  Teque, 
Qmrine  pater,  veneror  Horamque  Quii-ini,  während  Ovid  [Metam.  XTV.  851]  die 
erste  Sylbe  in  Hora  verkürzt,  andere,  wie  man  aus  Plutarch  ersieht,  Horta  sprachen. 
Anderer  Ansicht  über  die  Messung  von  Nerienetn  ist  Fleckeisen  zur  Kritik  der 
altlat.  Dichterfiragmente  bei  Gellius  S.  32  ff. 

Th.  Bergk  meine  Schriften.    I.  19 


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200  GmÜTisstadieii. 


etiam  rectos  cupressos  dixit  .  .  .  hoc  versu^^)^  so  ist  es  gewifs,  dafe 
jene  Worte  einen  einzigen  Vers  bildeten,  und  so  kann  auch  die  dakty- 
lische Messung  keinem  Zweifel  mehr  unterliegen.  Da  übrigens  GeUius 
nachher  sich  auf  das  XViiL  Buch  der  Annalen  bezieht,  so  ist  es  aller- 
dings wahrscheinlich,  dafe  dieser  Vers  nicht  den  Annalen,  sondern 
etwa  den  Satiren  angehöi-te.  Allein  in  capitibus  erkenne  ich  doch  keinen 
ächten  Proceleusmaticus,  sondern  da  diese  Form  mit  ihren  vier  kurzen  ' 
Sylben  sich  nicht  wohl  dem  Gesetze  des  Verses  anpassen  liefe,  so  durfte  | 
der  Dichter  auch  hier  von  der  Synkope  Gebrauch  machen,  zu  |  der  ja  621 
die  lateinische  Sprache  vor  allem  im  gewöhnlichen  Leben  hinneigte: 
es  ist  captibus  zwar  nicht  zu  schreiben,  aber  zu  sprechen,  so  gut  wie 
man  captus,  captare  u.  s.  w.  sprach  und  schrieb.  Ich  sehe  wenigstens 
keinen  Grund,  dem  Ennius  eine  Freiheit  streitig  zu  machen,  die  man 
z.  B.  dem  Juvenal  I.  3,  263:  Sfriglibus  et  pleno  componit  lintea  gtUo 
willig  zugesteht.  Und  auch  in  dem  Verse  aus  dem  Epigramm  des 
Mummius  bei  Ritschi  [Tit  Mumm.  p.  IX  «=  Opusc.  IV.  97.  C.  L  L  L 
542,  5]:  Cogendei  ac  dissolvendei  tu  ut  facüia  fcucis  wird  man  wohl 
ebenfalls  eine  Synkope  anzunehmen  haben. 

Alle  bisher  angeführten  Beispiele  reichen  nicht  aus,  um  die  An- 
nahme zu  rechtfertigen,  dafs  Ennius  sich  die  Auflösung  der  Arsis  in 
Daktylen  gestattete;  aber  es  sind  noch  zwei  Fälle  übrig,  welche,  wenn 
sie  gesichert  wären,  jene  Ansicht  wesentlich  unterstützen  würden. 
Allein  die  Verse  sind  leider  arg  entstellt:  es  ist  die  bekannte  Stelle  aus 
der  Hedypathia  bei  Apulejus  de  magia  39: 

Omnibus  ut  Clypea  praestat  mustela  marina. 
Mures  sunt  Aeni,  aspera  ostrea  plurima  Abydi. 
MUylenae  pecten  caradrum  apud  Ymbraciae  finis. 
Brundusii  sargus  bonus  est:  hunc  magnus  si  erit  sume. 
5  Apriculum  piscem  scito  primum  esse  Tarenti. 
Surrenti  telopem  fac  emas  glaucum  apud  Cumas  quid 
Scarum  praeterii  cerebrum  lovis  paene  supremi: 
Nestoris  ad  patriam  hie  capitur  magnusque  bonusque. 
Melomurum  turdum  merulamque  umbramque  marinam. 
10  Polypus  CJorcyrae  ealvaria  pinguia  aoarnae 
Purpura  mamculi  mures  dulces  quoque  echini. 

Hier  haben  wir  also  v.  3  und  v.  9  beidemal  im  ersten  Fufs  einen  ent- 
schiedenen Anapäst,  und  zwar  in  griechischen  Worten  MUylenae  und 


60)  Wie  Gellius  sich  ausgedrückt  haben  würde,  wenn  Ritschis  Anordnung 
begründet  wäre,   zeigt  z.  B.  dasselbe  Capitel  (XTFI.  20,  4):  verba  e  versihus  tw» 

haec  mnt: 

urbisne  invisere,  Caesar, 
Terranimquo  velis  curam. 


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GnniusstadieiL  2dl 


mdanuruM,  wo  auch  das  Hülfemittel  der'  Synkope  u.  s.  w.  sich  nicht 
anwenden  läJst  Gleichwohl  ist  der  Anapäst  in  beiden  Versen  nichts 
weniger  als  sicher.  V.  3  handelt  es  sich  vor  allem  lun  die  Herstellung 
der  folgenden  Worte;  hierbei  kommt  uns  das  griechische  Original  zu 
statten:  denn  glücklicherweise  hat  uns  Athenäus  die  entsprechenden 
Verse  des  Archestratos  erhalten  (DI.  S.  92  D): 

Tovg  fjiüg  Alvog  i^^t  fieydXovgf  ÖOTQfitt  «T  jißvdog, 
Tovg  äQXTovg  IlttQiov,  roitg  ^k  xiivag  ^  Mirvlipfti, 
nXUoTovg  <f'  jifißQoxCa  Tra^^ft,  xal  änlccra  ^rr'  airrwv  .  .  . 

Ennius  behandelt  freilich  sein  Original  mit  grofser  Freiheit,  aber  hier 
zeigt  sich  in  der  Hauptsache  volle  Uebereinstimmung.  Archestratos 
empfiehlt  Kammuscheln  von  Mitylene  und  Ambracia:  diese  beiden  Orte 
finden  wir  auch  bei  Ennius  wieder;  es  ist  daher  verfehlt,  wenn  man 
einen  neuen  Kschnamen  hineinbringt,  wie  z.  B.  wenn  Turnebus  aper- 
que  apud  Ämbraciae  amnes  schreiben  wollte;  und  nicht  minder  mifs- 
lungen  ist  Vahlens  Versuch  et  apud  Charadrum  Ämbraciamque,  Die 
Möglichkeit,  dafs  Ennius  noch  einen  dritten  Ort  nannte,  räume  ich 
gern  ein.  Die  Kammuschel  fand  sich  an  vielen  Orten  von  vorzüg- 
licher Güte:  Plinius  XXXTT.  150  zählt  die  hauptsächlichsten  auf,  Ho- 
622  raz  |  rühmt  Sat.  ü.  4,  34  aufserdem  die  tarentinischen,  und  so  konnte 
wohl  auch  Ennius  eine  dritte  Oertlichkeit,  namentlich  eine  italische,  wie 
etwa  seine  alte  Heimath  Tarent  hinzufügen,  aber  gewifs  nicht  Charadrt^s; 
was  für  einen  Ort  Vahlen  darunter  versteht,  kann  ich  nicht  errathen: 
der  Name  kommt  sehr  häufig  vor,  aber  weder  der  Hafenort  an  der 
Küste  von  Cilicien  noch  ein  anderer  gleiches  Namens  war,  soviel  ich 
weifs,  im  Alterthum  wegen  jener  Muscheln  berühmt;  jedenfalls  aber 
mufste  dann  Ennius  eine  nähere  Bezeichnung  hinzufügen,  xun  den  Ort 
von  den  übrigen  gleichnamigen  zu  unterscheiden.  Nannte  aber  Ennius 
hier  zwei  Orte,  so  ist  schon  die  WortsteDung  Mitylencte  pecten  (et) 
Ambrada^e  auffallend:  ohne  Grund  weicht  der  Dichter  in  so  einfacher 
Aufzählung,  der  rhetorische  Wirkung  fem  liegt,  nicht  leicht  von  der 
gewöhnlichen  Wortfolge  ab;  nur  metrischer  Zwang  konnte  ihn  dazu 
nöthigen,  aber  hier  mufete  ihn  gerade  das  Metrum  veranlassen  der 
üblichen  Wortfolge  treu  zu  bleiben  und  Mitylenae  nicht  an  die  Spitze 
des  Terses  zu  stellen.  In  dem  verderbten  Worte  caradrum  (cara- 
diumgue,  caradrumque,  caradriniqtce)  liegt  nichts  Anderes  verborgen 
als  der  Name  des  Flusses  Arachthus,  der  bei  Ambracia  sich  in  das 
Meer  ergiefst.  Arachthus  nennen  die  neueren  Geographen  insgemein 
diesen  Flufs;  ich  habe  aber  in  einer  akademischen  Gelegenheitsschrift 
^Halle  4.  Mai  1859  S.  7  ff.)  gezeigt,  dafs  die  Form  ^kgax^og  nur  bei 
Ptolemäus   nachweisbar  ist:    auf  Münzen   imd  Inschriften    der   Stadt 

19* 


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292  Eimiusstudien. 


Ambrada  heifst  der  Flufs  ^J^Qad-og  oder  ^^qad-d'og  (ebenso  in  dem 
geographischen  Abiifs  des  sogenannten  Dicäarchus),  bei  Lykophron  und 
CaUimachus  ^^gai^og,  bei  Polybins  ^^Qarog,  bei  Strabon  '^Qcti^og. 
livius  gebraucht  zwei  ganz  verschiedene  Namensfonnen :  Aratus  und 
Arethon;  bei  Plinius  heifst  derselbe  Aratus  oder  Aratthus;  in  dem 
Verse  des  Ennius  nun  ist  entweder  et  Arattum  apud  oder  Ara- 
tumque  apud  zu  schreiben:  denn  der  Dichter  konnte  sich  wohl 
gestatten  die  Penultima  zu  verkürzen.  Nun  ergiebt  sich  aber  auch 
die  Umstellung  am  Anfimge  des  Verses**)  als  nothwendig: 
Est  peoten  Mitylenae  et  Arattum  apud  Ambraciae  (finis). 
Das  letzte  Wort  vermag  ich  nicht  auf  befriedigende  Weise  zu  verbessern: 
Ambraciaij  Ambraciamque ,  Ambraciae  amnem,  was  alles  meist  schon 
von  den  fiüheren  vorgeschlagen  ist,  genügt  nicht:  vielleicht  ist  zu 
schreiben:  Ambraciae  flos;  wie  Ennius  [Ann.  309]  den  Cethegus 
ftos  delibatus  populi  nannte,  so  konnte  er  wohl  auch  in  humoristischem 
Tone  die  Kammuschel  für  das  Beste,  was  Ambracia  zu  bieten  hatte, 
erklären,  als  flos  Arnbradae  bezeichnen.  Archestratos  (Athen.  VII. 
S.  305  E)  nannte  den  :ax7CQog  von  Ambracia  vfrA,Taqog  ävd-og,  was  freilich 
verschieden  ist,  aber  doch  eine  ähnliche  Hyperbel  des  Ausdrucks  enthält. 
AUein  auch  das  andere  Beispiel  des  Anapästes  scheint  mir  um 
nichts  sicherer  zu  sein;  doch  mufs  ich  dabei  auch  die  übrigen  Verse 
mit  berücksichtigen,  die  der  neuste  Herausgeber  mit  grofser  Willkür  \y^ 
behandelt  hat**).    An  den  beiden  folgenden  Versen: 

Brundusii  sargus  bonus  est:  hunc,  magnu'  si  erit,  sume: 
Aprioulum  piscem  scito  primum  esse  Tarenti 

möchte  ich  nichts  ändern:  der  erste  Vers  ist  ein  sogenannter  Hyper- 
meter:  die  Elision  am  Ende  des  Hexameters  ist  sonst  allerdings  bei 
Ennius  nicht  nachzuweisen,  denn  das  Fragment: 

magna  ossa  lacertique 
Apparent  hominis 

bei  Macrobius  VI.  1,  43  gehört  dem  Lucilius  [XVn.  15  M,]:  aber 
warum  soll  nicht  Ennius  auch  in  diesem  Punkte,  zumal  in  einem 
Gtedichte  wie  die  Hedypathia,    dieser  Freiheit  sich  bedient  haben*')? 

61)  Die  Handschriften  lesen  Mitylenae  pecten,  MWiylena  est  pecten,  mus 
Mitüenae  est  pecten  oder  pelere. 

62)  Auch  y.  2  ist  Mutes  s%mt  Äeni,  spissa  ostrea  eine  nicht  eben  glück- 
üche  Aenderung;  es  ist  einfach  zu  schreiben:  Mwes  sunt  Äeni,  asperaque 
ostrea  plurima  Äbydi.  Der  Vers  ist  nicht  schlechter  als  z.  B.  in  den  Annalen 
V.  235:  Poste  recumbite  vestraque  pectora  peüite  tonsis. 

63)  DaTs  dergleichen  Verse  bei  Ennius  vorkamen,  scheint  auch  die  oben 
(S.  498  [Opusc.  I.  272])  besprochene  Stelle  des  Seneca  anzudeuten. 


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Enniusstudien.  293 


Dafs  zwei  durch  Elision  verbundene  Verse  dem  Gedanken  nach  ganz 
eng  zusammenhängen,  ist  nicht  nöthig,  auch  Virgil  Georg.  I.  295 
schreibt: 

Aut  diücis  musti  Volcano  decoquit  umorem, 

Et  foliis  undam  trepidi  despmuat  aheni. 

Neuere  Kritiker  werden  vielleicht  hier  nicht  interpungiren,  wohl  aber 
muTs  dies  nach  der  Theorie  der  Alten  geschehen.  —  V.  6  ist  statt 
glauGkim  nothwendig  glaucumque  zu  schreiben:  SurrerUi  elopem 
fac  enias  glaucumque  apud  Cumas  **).  Wer  den  Hiatus  entfernen  will, 
mag  fac  emas  elopem  umstellen,  auf  keinen  Fall  aber  darf  man  mit 
Vahlen  glaucum  cape  Cumis  schreiben:  denn  Ennius  ist  weit  davon 
entfernt,  dem  Gutschmecker  zuzumuthen,  sich  selbst  die  Fische  zu 
fiuigen.  Vahlen  wird  doch  wohl  nicht  cape  in  dem  Sinne  von  sume 
(la^ßave)  genonmien  haben:  pisces  capere,  aves  capere  hat  bekanntlich 
seine  scharf  abgegrenzte  Bedeutung.  Apud  streift  in  der  Sprache  des 
gewöhnlichen  Lebens  und  bei  den  Komikern  nicht  selten  das  aus- 
lautende d  ab:  ja  man  schrieb  auch  wohl  geradezu  in  diesem  Falle 
ape,  eine  Form,  die  in  den  Glossarien  von  Labbäus  S.  199:  ape,  Ttaqd, 
vergL  S.  131:  Ttaqd,  aput,  penes,  ah,  absque,  ape,  uns  erhalten  ist. 
Diese  Glossarien  beziehen  sich  nicht  selten  speciell  auf  die  alten  römi- 
schen Dichter,  namentlich  auf  Ennius,  obwohl  derselbe  nur  einmal 
namentlich  citirt  wird  (aplustra).  Will  man  aber  diese  Freiheit  der 
Yolkssprache  dem  Ennius  in  Hexametern  nicht  einräumen,  so  wäre  es 
^'^  vielleicht  |  nicht  zu  kühn,  wenn  man  glaucumque  äub  Kvjurjg  schriebe: 
warum  soll  Ennius  in  diesem  Gedichte,  welches  vielleicht  nur  einen 
Theil  der  Satiren  bildete,  nicht  auch  schon  ab  und  zu  jene  Sprach- 
mengerei  sich  gestattet  haben,  die  uns  überall  in  den  Satiren  des 
Ludlius  entgegentritt^*)?  —  Die  folgenden  Verse  sind  zu  verbessern: 

Quid  scaru'?  praeterii  cerebrum  lovi'  paene  supremi: 
Nestoris  ad  patriam  hie  capitnr  magnusqne  bonusque. 

Man  könnte  freilich  auch   vermuthen:    Quid?   scarü  praeterii,   cere- 
brum u.  s.  w. :   dann  hätte  der  Dichter  nach  der  Weise  der  Komiker 


64)  Archestratos  (Athen.  TU  S.  300  E)  läfst  nur  den  (lotfß  von  Syrakus  (den 
schon  Epicharmos  erwähnt)  gelten:  alle  anderen,  namentUch  den  von  Greta,  ver- 
schmäht  er.  Lynkens  (Athen.  Vn  S.  285  D)  rühmt  den  fAo»//  von  Ehodus.  Colu- 
mella  VIII.  16  schreibt  dagegen:  non  enim  omni  muri  potest  omnist  esse,  ut  helops, 
qfd  Pamphylio  profwndo  nee  cHio  pasdtwr.  Auch  Ovidius  Hai.  96  sagt:  Et  pretiosus 
dops,  nostris  incogwUus  tmdis,  und  Plinius  XXXTT.  153  stimmt  ihm  bei,  indem 
er  hinzusetzt:  ex  quo  apparet  falli  eos  qm  etmd^m  adpenserem  existimaverint, 

65)  Die  Hedypathia  hat  Ennius  gewifs  erst  in  späteren  Jahren  verfafst. 


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294  Enniusstadien. 


das  auslautende  m  unterdrückt;  aber  wenn  sich  dies  Ennius  im  Hexa- 
meter auch  bei  der  Partikel  enim  gestattet  haben  mag,  Ann.  314:  Non 
enim  rumor  es  ponebat  ante  salutem,  obwohl  man  leicht  non  pondxd 
enim  rumores  umstellen  könnte  (wie  ja  auch  die  Handschriften  zum 
grofsen  Theil  lesen),  so  fragt  sich  doch,  ob  man  berechtigt  ist,  diese 
Freiheit  weiter  auszudehnen.  Vor  Allem  aber  spricht  gegen  jene  Con- 
jectur  die  Partikel  paene,  die  nothwendig  unmittelbar  mit  praeterii  zu 
verbinden  ist,  daher  auch  Vahlens  überdies  sehr  willkürliche  Restitution 
der  Stelle  abzuweisen  ist.  Quid  scaru'?  praeterii  entspricht  ganz  der 
griechischen  Redeweise:  tI  Si  d  OTuxQog;  dXiyov  Selv  naqiXiTtoVy  z.B. 
bei  Piaton  Gorg.  S.  502  B:  xi  de  f]  oejdvfj  cäkiqTQayujdiag  Tioirjatg;  Ennius 
aber  ist  ein  durchaus  griechisch  gebildeter  Mann,  der  mit  dem  leichten 
Conversationston  wohl  vertraut  war.  Der  folgende  Vers,  der  eben 
wieder  mit  dem  leidigen  Anapäst  beginnt,  steht  aufeer  aller  Verbin- 
dung sowohl  mit  dem  vorhergehenden  als  auch  mit  dem  folgenden: 

Melanurum  turdum  merulamque  umbramque  marinam. 
Polypu*  Corcyrae. 

Man  könnte  hier  den  Ausfall  eines  Verses  annehmen,  um  die  fehlende 
Verbindung  zu  gewinnen,  wie: 

Carpathioque  mari.    quid 

Melanurum  turdum  u.  s.  w., 

denn  der  Scholiast  zu  Petronius  93  schreibt:  scarusj  piscis  nobilissimi 
genus,  Carpathio  mari  frequens,  cerebrum  lavis  dictus  ab  Ennio; 
indessen  ich  weifs  nicht,  welchen  Glauben  diese  Glossen  verdienen, 
und  der  Fehler  läfst  sich  am  leichtesten  entfernen,  wenn  man  nur 
quid  am  Anfange  des  Verses  hinzufügt,  was  sehr  leicht  ausfeilen 
konnte:  alsdann  verschwindet  der  Anapäst  ganz  von  selbst,  nur  ist 
noch  eine  Umstellung  der  Worte  nöthig,  entweder:  Quid  merulam 
tu/rdum,  melanurum  umbramque  marinam?  oder:  Quid  mdanurutn, 
umbram,  turdum  merulamque  marinam?  Umbra  heifst  dieser  Fisch 
ohne  weiteren  Zusatz  bei  Ovidius  Hai.  111:  tum  corporis  umbrae 
Liventis  rapidique  lupi;  Ausonius  Mosella  90:  Effugietisque  octdos 
celeri  levis  umhra  natatu;  ColumeUa  Vm.  16:  ut  aur(xtas  ac  dentices, 
Punicasque  et  indigenas,  umbras.  Und  so  konnte  wohl  der  Dichter 
dem  doppelsinnigen  Worte  merula  das  Epitheton  beüegen,  obwohl 
sonst  dieser  Fisch  schlechthin  merula  genannt  wird.  Während  oben  625 
der  Nominativ  steht,  folgt  hier  der  Accusativ:  auch  dieser  Wechsel 
der  Structur  ist  den  Griechen  ganz  geläufig,  z.  B.  bei  Piaton  Charm. 
S.  167  D:  dcr/£l  Tig  aoc  elvai  TOictärrj  {fj  oifJtg);  Mä  Ji\  üvta  efidyt, 
Ti  di  ccKOijv; 


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Enniusstudien.  295 


Die  letzten  beiden  Verse  sind  wohl  so  zu  schreiben: 

Polypu'  Corcyraest,  calvaria  pinguia  acamae, 
Purpura,  muriculi,  mures,  dulces  quoque  echini. 

Calvaria  pinguia  acarnae  erinnert  an  Lucilius  (bei  Gellins  X.  20,  4 
p.  35  M.]):  Cephalaeaque  acamae.  Uebrigens  beziehe  ich  hierauf  Gloss. 
Labb.  S.  202:  aihama,  Ix^og  eldog  und  attitarna,  eldog  Ix^OGj  beide- 
mal für  achama  verschrieben,  was  bei  der  häufigen  Verwechselung  von  c 
und  t  in  den  Handschriften  nicht  befremdlich  ist.  Ueberhaupt  sind 
(ganz  abgesehen  von  den  Irrthümem  der  Herausgeber)  schon  die, 
welche  diese  Glossarien  aus  verschiedenen  Quellen  zusammentrugen,  öfter 
durch  falsche  Lesart  getäuscht  worden,  z.  B.  fp.  199]  apicus,  drcTciaTjjg, 
ihg  ^lotßsvdhog  ist  statt  opicus  [Sat.  6,  455]  verschrieben.  —  mures  v.  11 
hätte  man  nicht  in  murex  verändern  sollen:  denn  welcher  Unterschied 
dürfte  zwischen  den  muriculi  und  murices  anzunehmen  sein?  Dafs  bereits 
oben  die  mures  von  Aenos  gepriesen  wurden,  war  kein  Hindemifs,  sie 
auch  wieder  unter  den  Meerfrüchten  von  Corcyra  zu  erwähnen. 

So  würde  also  die  angebliche  Freiheit  in  der  Auflösung  der 
Arsis  in  daktylischen  Versen  bei  Ennius^^)  gänzlich  verschwinden; 
doch  will  ich  meine  Ansicht  gern  fallen  lassen,  wenn  Andere  das 
Gegentheü  überzeugend  darthun.  Ich  habe  übrigens  nur  von  Ennius 
gesprochen  und  auf  die  Freiheit  der  volksmäfsigen  Verse  keine  Rück- 
sicht genommen. 

xn. 

Hectoris  Lytra  oder  nach  der  in  der  Zeit  des  Dichters  üblichen 
Schreibart  Lutra  hiefs  eine  Tragödie  des  Ennius,  welche  die  beiden 
neusten  Herausgeber  Ribbeck  und  Vahlen  Lustra  betitelt  haben.  Ich 
habe  vergeblich  nach  einer  Rechtfertigung  dieser  seltsamen  Aufechrift 
gesucht:  denn  dafs  in  den  Handschriften  der  alten  Grammatiker  neben 
dem  richtigen  lytris  auch  nicht  selten  sich  lustris  oder  listris,  ja  selbst 
/yrts  findet,  kann  nichts  entscheiden;  wird  doch  auch  die  Tragödie 
des  Aeschylus  unter  dem  Titel  "E/^rogog  XovTQa  statt  IvTQa  citirt*'). 


66)  Bei  Lucilixis  (Nonius  S.  249  [XXX.  1  M.])  kommt  ein  Proceleusmaticus 
vor:  Quia  sua  committunt  mortali  claustra  Camenae;  aber  diese  Lesart  ist  schwer- 
lich richtig  [L.  Müller  üeßt  quot].  Ebenso  (Non.  8.  278  [XXX.  12  M.]):  Si  liceat 
facere  etiam  hoc  versibus  reddere  quod  do, 

67)  Gerade  die  Titel  der  Tragödien  und  Komödien  sind  vorzugsweise  der 
Verderbnifs  ausgesetzt  gewesen;  Vieles  ist  hier  bereits  berichtigt,  aber  noch  immer 
behauptet  sich  manches  entschieden  Fehlerhafte :  so  z.  B.  hat  Pacuvius  weder  einen 
Jkiortsies  noch  Dulorcstes  geschrieben,  sondern  das  Stuck  hiefs  Idolorestes  (EiSo}- 
lo^mijg)y  weil  es  sich  um  die  Entfühnmg  des  alten  Götterbildes  handelte. 


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296  Enniusstadien. 


Wenn  der  Herausgeber  eines  Grammatikers,  der  einen  handschriftlich 
treuen  Text  zu  liefern   beabsichtigt,  Ennius  Hectoris  (oder  Haeäoris)  «320 
Ittstris  unverändert  beibehält,  so  habe  ich  nichts  dawider,  falls  er  nur 
diesem  Princip  treu  bleibt.     Aber  anders  gestaltet  sich  die  Sache  bei 
KJritikem,  die  darauf  ausgehen  die  Hand  des  Schriftstellers  wo  möglich 
in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt  herzustellen.    Griechische  Worte,  b^on- 
ders  Eigennamen,  haben  allerdings  im  Lateinischen  manche  Modificationen 
erfahren:  einzelne  Eigennamen  erscheinen  so  umgewandelt,  dafs  man 
sie  kaum  wiedererkennt,  wie  Aluniento  (yfaoinedwv)^  Catamitus  (rcn- 
l^rjdtjg)^^):   das  Volk  vermochte  eben   nicht  die  ihm  fremden,  unver- 
ständlichen Namen  treu  wiederzugeben;   öfter  mochte  die  Erinnerung 
an  ein  bekanntes  einheimisches  Wort  mit  einwirken,   wie   z.  B.  Ali- 
nierUics  jenes  seltsame  Alumento  veranlafst  haben  mag.    Diese  Beispiele 
gehören  sicherlich  einer  sehr  frühen  Zeit  an,  als  man  zum  erstenmal 
die  griechische  Heldensage  kennen  lernte;  aber  auch  später  finden  wir 
ähnliche  Umwandlungen,  wenn  auch  geschickter  duchgeführt:  die  Stadt 
^iTtTtwv  in  Africa  führte  den  Beinamen  diaQQvrog,   weil  die  Markung 
der  Stadt  vortrefflich  bewässert  war:  daraus  machten  die  "RömeT  Hippo 
dirutus  (Plin.  H.  N.  V.  23).     Ebenso  mufsten  sich  andere  griechische 
Namen  wenigstens  den  lateinischen  Lautgesetzen   accommodiren,  wie 
Alcumena,    Patricoles,   Tecumessa  u.  s.  w.     Aber  hkgov  gehört  nicht 
zu  den  Worten,    die  bereits  in  alter  Zeit  in  Rom  Eingang  fanden: 
nur    die,    welche    mit   der   griechischen   Literatur,    mit   Homer   und 
Aeschylus  bekannt  waren,  wufsten  etwas  von  den  "EvLTOQog  Ivroa^  und 
diese  werden  am  wenigsten  XvvQa  in  IvMra  corrumpirt  haben,   zumal 
da  dieses  Wort  einen  schlimmen  Klang  hatte,  an  physischen  und  sitt- 
lichen Schmutz   erinnerte;    ebensowenig    läfst  sich  diese  Unform  auf 
die  Eigenthümlichkeit  der  lateinischen  Lautlehre  zurückfuhren:  so  gut 
wie  die  römische  Zunge  rutrum  und  Aehnliches    sprach,  ebenso  gut 
konnte  sie  auch  lutrum  vertragen.    Verbannen  wir  also  die  Hectoris 


68)  Es  ist  ein  ganz  verkehrtes  Bemühen,  wenn  man  solche  Verderbnisse  der 
Volkssprache  auf  bestimmte  Gesetze  zurückzuführen  oder  gar  (wie  man  meint)  zu 
verbessern  versucht.  So  behauptet  z.  B.  Corssen  (Ausspr.  ü.*  S.  227  [cf.  IL*  815]),  es 
seien  dies  alles  nur  alte  Schreibfehler  statt  Laumeto ,  Canumetes.  Als  ob  nicht  das 
Volk  überall  noch  heutzutage  mit  ganz  ähnlicher  Willkür  fremde  Namen  und  Worte 
umgestaltete:  z.  B.  MocoloHv  statt  Locomotive  mag  vom  Standpunkt  der  Lautlehre 
unbegreiflich  erscheinen,  wie  sich  Corssen  ausdrückt;  aber  trotzdem  spricht  das 
Volk  in  gewissen  Gegenden  so.  Und  wenn  CJorssen  gar  Nelo  für  Meto  schreiben 
will,  so  hat  er  sich  an  die  Melonis  alba  filia  bei  Ausonius  [Ep.  4,  75]  nicht  erinnert 
Melo  ist  übrigens  gar  nicht  als  Verderbnifs  von  Nüus  zu  betrachten,  sondern  eine 
alte  Benennung  des  Nils,  der  in  dem  Lande  der  Aethiopen  seinen  Ursprung  hat 


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Enniosstadien.  297 


lusira  wieder   in  die  Variantensammlungen,  wo  solcher  Wust  der  Ab- 
schreiber hingehört. 

Ich   will  nur  einige  Verse  aus  diesem  Stück  kurz   besprechen, 
Fr.n.K.  [in.  200  V.]: 

Hector  ei  (Hectore)  summa  annatos  eduoit  in  foras 
Oastiisque  castra  nitro  iam  ferre  (fere)  occupai 

027  So  haben  die  Handschriften.  Den  ersten  Vers  hat  schon  Mercier  richtig 
hergestellt:  Hector  vi  sumfna  armatos  educU  foras:  aber  ultro  inferre, 
was  er  im  zweiten  Verse  vorschlägt,  genügt  nicht;  ebenso  mifslungen 
sind  Kibbecks  und  Vahlens  Versuche :  ersterer  liest  [in  der  1.  Ausg.] 
castra  adtdtera  inferre,  letzterer  castra  inferre  iam  fere;  aber  dafs 
der  Sprachgebrauch  conferre  verlangt,  erkannte  schon  Vossius:  es  ist 
zu  lesen:  Castrisque  castra  conferre  ultro  iam  occupat*).  —  Der- 
selbe Vossius  hat  Fr.  III.  R.  [IV.  202  V.]  ganz  richtig  ui  hoc  constUum 
Achivis  auxüio  fiuU  verbessert,  und  ebenso  können  wir  Fr.  IX  [XI.  213  V.] 
der  gewaltsamen  Aenderung  Ribbecks  entrathen.  Auch  Fr.  V  [VI.  206  V.] 
scheint  Ribbecks  Conjectur  Saeviter  fortunam  ferro  cemunt  de  vidoria 
statt  fortuna  mir  wenig  passend.  Wohl  sagt  Ennius  anderwärts  [Ann. 
202]  Ferro  non  auro  vitam  cemamus  und  ähnlich  [Trag.  297  V.]  nam 
ter  sub  armis  malim  vitam  cerner e;  aber  diese  Structur  ist  hier  unstatt- 
haft, wo  de  Victoria  hinzutritt:  entweder  mufs  man  mit  Columna 
fortuna  ferri  oder  fortuna  ac  ferro  schreiben.  —  Fr.  X.  R.  [XII.  214  V.]: 
ConsHtit  credo  Scamander,  arbores  vento  vagant.  So  führt  Nonius 
[504,  32]  den  Vers  an  als  Beleg  der  activen  Form  vagare.  Mit  Recht 
schrieb  Columna  vacant:  Nonius  ist  auch  hier  wie  sonst  öfter  durch 
eine  falsche  Lesart  getäuscht:  c  und  g  sind  ja  kaum  zu  unter- 
scheiden^*). Freilich  Scholl  (Beitr.  zur  Kenntnifs  der  trag.  Poesie 
der  Griechen  I.  S.  481  in  der  Anmerkung)  hielt  es  für  möglich,  vagat 
zu  schützen,  wenn  man  dann  nur  constitit  in  constrepit  verwandle. 
In  der  deutschen  Uebersetzung  nimmt  sich  ein  Vers  wie:  'Rauschend 
tobt  Skamander,  glaub'  ich:  Bäume  schwanken  windbewegt'  ganz 
leidlich  aus,  aber  arbores  vento  vagantes  ist  im  Lateinischen  eine 
Unmöglichkeit:  mag  auch  Ennius  zuweilen  fehlgreifen,  dergleichen  darf 


[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  hat  Ribbeck  iam  ultra  conferre  geschrieben.] 
69)  Entschieden  im  Irrthnm  ist  Lachmann,  wenn  er  bei  Catoll  4,  20  laera 
fite  dextera  Vocaret  aura  in  vagaret  verändern  will:  vagatu/r  aura  könnte  nur  von 
einem  matten,  unsteten  Winde  gesagt  werden,  hier  ist  aber  gerade  von  kräftigem 
Winde  die  Rede,  der  eine  bestimmte  Richtung  hat  und  den  der  Schiffer  benutzen 
mufs,  wenn  es  auch  gerade  kein  ventus  secundus  ist.  So  gut  wie  Sophokles  Phil. 
466  sagt:  xaiQÖg  xixXet  nloOv  .  .  axonfiv  oder  Virgil  Aen.  11.668:  vocat  lux  ultima 
victosy  ebenso  konnte  Catull  aura  vocat  schreiben. 


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298  EDniusstudien. 


man  ihm  nicht  zutrauen '®).  Im  Texte  selbst  übrigens  befolgt  |  SchöU  628 
das  Richtige  und  übersetzt:  'Stille  stand  Skamander,  glaub'  ich:  still 
im  Laube  wird  der  Wind.'  Nichtsdestoweniger  wirkt  jene  falsche  Auf- 
fassung nach,  und  so  meint  denn  Scholl,  es  sei  aufser  allem  Zweifel, 
dafs  hier  der  Kampf  des  Achilleus  mit  dem  Flufsgotte  geschildert  sei; 
und  Ribbeck  [Trag.  Lat  Rel.  lips.  1852  p.  276  sq.]  ist  ihm  gefolgt:  ihm 
scheint  es  ebenso  unzweifelhaft,  dafs  der  Vers  des  Ennius  den  Home- 
rischen Versen  H  0  324  entspreche: 

!£/■  xal  Indifn*  ji^ii^^i  xvxiififvog,  viffdoh  d-vtov, 
MoQ^uQunf  ä<fQ^  T£  xal  al'fÄtni  xal  vexvtaaiv. 
UoQipvQeov  <f*  äQtt  xOfia  ^uneräog  noxa^ioto 
"/(TTrtT*  &€iQ6fiivov,  xara  <f'  Jpc«  UriXfCfava. 

Den  letzten  Halbvers  fügt  Ribbeck  allerdings  wohlweislich  nicht  hinzu; 
aber  auch  so  kann  ich^die  Aehnlichkeit  nicht  herausfinden;  es  ist  eben 
nur  das  Verbum  iWorro,  welches  mit  Schein  an  Ennius'  Schilderung 
erinnert,  aber  freilich  bei  Homer  etwas  ganz  Anderes  bedeutet  Ribbeck 
sucht  die  postulirte  Aehnlichkeit  zu  gewinnen,  indem  er  creto  statt 
credo  schreibt,  dazu  soll  man  sanguine  suppliren:  er  hat  dies  Wort 
nicht,  wie  er  sonst  bei  seinen  Ergänzungen  zu  thun  pflegt,  mit  Klam- 
mem in  den  Text  aufgenommen,  so  dafs  man  glauben  sollte,  er  habe 
hier  eine  freilich  sonst  nicht  nachweisbare  EUipse  angenommen ;  aufser- 
dem  aber  mufs  ich  sehr  bezweifeln,  ob  creto  sanguine  lateinisch  sei; 
dies  Bedenken  hat  jedoch  Vahlen  nicht  empfunden,  sondern  er  ist 
auch  hier  Ribbeck  treulich  gefolgt*). 


70)  vetgant  haben  auch  Eibbeok'O  und  Yahlen  beibehalten,  ja  letzterer  will 
sogar  durch  Conjectur  dieselbe  Wendung  poch  in  einem  anderen  Verse  des  Ennius 
herstellen.  Eespect  vor  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  oder  der  Autorität  des 
Nonius  kann  sie  nicht  dazu  bestimmt  haben,  wenn  man  sieht,  wie  sie  anderwärts 
sich  davon  emancipiren;  wie  sie  diese  Stelle  sich  erklärt  haben  mögen,  ist  mir 
unklar.  Das  einzige  Mittel  vagcmt  zu  vertheidigen  wäre,  dafs  man  in  dem  Yer- 
bum  vacare  einen  Lautweohsel  zwischen  c  und  g  annähme,  wie  ja  in  Sprache  und 
Schrift  ein  fortwährendes  Schwanken  sich  zwischen  diesen  beiden  Consonanten  zeigt 
Indefs  weifs  ich  für  dies  Verbum  kein  anderes  Beispiel,  wohl  aber  ist  dieser 
Wechsel  ftir  vagari  anzuerkennen,  z.  B.  sttpervacanetis  steht  für  supervctgcmeM^ 
eigentlich  wohl  von  überschüssigen  Weinranken  gebraucht,  wie  man  denn  hier 
auch  ganz  richtig  sagen  konnte  vitis  supei'vageUtir,  Aber  weil  man  supervcicaneum 
schrieb  und  sprach,  weil  in  manchen  Fällen  vacans  oder  vacuum  ziemlich  gleich- 
bedeutend war,  so  bildeten  sich  die  Ausdrücke  supervacuum  und  supervctcare,  die 
Varro  [bei  Non.  p.  359  GerL]  mit  vollem  Eecht  als  sprachwidrig  verwarf. 

[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  hat  Kibbeck  credo  restituirt,  fragt  jedoch  in  der 
Note:  an  gremio?] 


[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  liest  er  vaoatU.] 


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Enninsstudien.  299 


Andere  Beweise  dafür,  dafs  Ennius  jenen  Kampf  geschildert  habe, 
sucht  man  vei^bens :  die  ganze  luftige  Hypothese  beruht  lediglich  auf 
der  falschen  Deutung  jenes  Verses.  Die  Beschreibung  des  Kampfes 
zwischen  Achilleus  und  dem  Mufsgotte  Skamandros  bei  Homer  ist  ein 
kühnes  Wagnifs,  wie  es  ein  genialer  Dichter  wohl  einmal  versuchen 
komite,  und  zwar  gehört  diese  ganze  Kampfecene  zu  den  eigenen 
Erfindungen  des  Dichters:  ich  bin  fest  überzeugt,  dafs  die  Sage  vom 
troischen  Kri^e,  die  ihren  bestimmt  ausgeprägten  Charakter  hat,  nichts 
davon  zu  berichten  wufste'*);  aber  in  anderen  Sagenkreisen,  z.B.  des 
Herakles,  fand  sich  Analoges,  was  eben  dieser  Dichter  benutzte:  ob 
ihm  übrigens  die  grofsartige  Phantasmagorie  durchaus  gelungen  ist, 
steht  dahin.  Ob  dann  nach  Homer  ein  anderer  Dichter,  sei  es  ein 
Epiker  oder  Tragiker'*),  sich  von  Neuem  an  einer  ähnlichen  Schilderung 
versucht  hat,  weifs  ich  nicht,  möchte  es  aber  bezweifeln.  SchöU 
freilich  behauptet,  gerade  dieser  Kampf  habe  den  hauptsächlichsten 
e^^Theil  der  Nereiden  des  Aeschylus  ausgefüllt.  Ich  gebe  gern  |  zu,  dafs, 
wenn  irgend  ein  Dichter,  gerade  Aeschylus'  hoher  Geist  am  ersten 
befähigt  war,  eine  so  schwierige  Aufgabe  zu  lösen;  allein  unglück- 
licherweise wissen  wir  von  dieser  Tragödie  gar  wenig,  und  nichts 
deutet  auf  eine  Schilderung  jenes  Kampfes  hin;  gesetzt  nun  auch, 
Ennius'  Stück  hätte  den  Kampf  mit  Skamandros  berührt,  so  steht  doch 
keineswegs  fest,  dafs  Ennius  überhaupt  oder  in  allen  einzelnen  Punkten 
der  Darstellung  des  Aeschylus  sich  anschlofs;  ja  ich  gehe  noch  weiter, 
indem  ich  behaupte,  dafs  überall  in  dem  Drama  des  Ennius  für  diesen 
Kampf  kein  Raum  war,  zumal  wenn  man  wie  Ribbeck  annimmt,  dafs 
die  Handlung  des  Stückes  mit  dem  Auszuge  des  Patroclus  begann'*): 
wie  hätte  da  der  Dichter,  da  ja  das  Drama  gerade  auf  sein  Ziel  hin 
vorwärts  schreitet  und  nicht  wie  die  epische  Dichtung  seitwärts  ablenkt, 
die  entscheidende  Katastrophe  noch  weiter  hinaus  rücken  dürfen?    Wir 


71)  Ich  weifs  wohl,  dafs  dies  diejenigen  nioht  zugeben  werden,  denen  nicht 
blofs  Achilleus  ein  Mufsgott  ist,  sondern  auch  der  ganze  troische  Krieg  nichts 
anderes  als  eine  Geschichte  der  geographischen  Veränderungen,  welche  die  Ebene 
von  Troja  im  Laufe  der  Zeit  erfahren  hat:  für  die  Vertreter  dieser  Ansicht  hat 
natürlich  jener  Kampf  des  Achilleus  und  Skamandros  die  höchste  Bedeutung. 

72)  Von  den  Lyrikern  rede  ich  nicht:  die  lyrische  Kunst  geniefst  unter  allen 
Gattungen  der  Poesie  die  gröfste  Freiheit. 

73)  Ich  selbst  habe  früher  [Opusc.  I.  222]  die  Verse,  auf  welche  Ribbecks  Ver- 
mathung  sich  bezieht,  dem  Achüles  zugewiesen.  Gegen  Ribbecks  Ansicht  scheint  mir 
namentlich  der  umstand  zu  sprechen,  dals  versus  quadrati  für  den  Anfang  der  Tra- 
gödie nioht  recht  passen  wollen,  wenn  es  gestattet  ist,  von  der  Analogie  der  Komödie 
auf  die  Tragödie  zu  schliefsen.    Doch  ist  dies  nur  ein  unmafs^ebUches  Bedenken. 


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300  Enniusstudien. 


hätten  dann  mindestens  drei  verschiedene  Besehreibungen  von  Kämpfen 
in  dieser  Tragödie,  was  denn  doch  wenig  Wahrscheinlichkeit  hat^*). 
Wer  ohne  vorgefafste  Meinung  den  Vers  betrachtet,  der  wird  leicht 
für  denselben  eine  andere  ganz  passende  Stelle  finden.  Er  gehört  zu 
der  Schilderung  des  Kampfes  zwischen  Achilles  und  Hektor:  der 
Bote,  oder  wem  sonst  dieses  Amt  zufiel,  beschrieb,  wie  in  diesem 
hochwichtigen  und  entscheidenden  Momente  die  ganze  umgebende  Natur 
in  erwartungsvollem  Schweigen  verharrt :  der  Skamander  hemmt  seinen 
Lauf,  kein  Lufthauch  bewegt  die  Blätter  der  Bäume.  Es  ist  dasselbe 
Motiv,  was  der  Dichter  [Sat  13  V.]  so  wirksami  auch  im  Scipio  in  den 
vortrefflichen  Versen  angewendet  hat: 

mundus  caeh  vastus  constitit  silentio, 
£t  Neptonus  saevus  undis  asperis  pausam  dedit-, 
So!  equis  iter  repressit  ungulis  volantibus, 
Constitere  amnes  perennes,  arbores  vento  vacant'*). 


74)  In  solchen  Erzählungen  mag  Ennius  weniger  glücklich  gewesen  sein, 
während  Pacuvius  in  der  Schilderung  Meister  war,  wie  der  Verfasser  der  Rhet.  ad 
Herennium  IV.  4  7  andeutet:  ut  fti  de  trogoediis  Ennii  velis  sententias  eUgere  aut 
de  Pacuvianis  wuntios  {ayyeXixag  ^i](ieig).  Die  Malerkunst,  die  Pacuvius  früher 
mit  Erfolg  ausgeübt  hatte ,  mag  ihm  gerade  hierbei  förderlich  gewesen  sein ,  wie  ja 
auch  bei  Euripides,  der  mit  der  Kunst  des  Zeichnens  und  Malens  wohl  vertraut 
war,  das  gebildete  Auge  in  den  detaillirten  malerischen  Schilderungen  seiner  Dramen 
sich  deutlich  kundgiebt. 

75)  Statt  vacant  hat  eine  Handschrift  (cod.  Med.)  des  Macrobius  rocant: 
Tocatio  statt  vacoHo  ist  durch  Inschriften  der  classischen  Zeit  vollkommen  gesichert, 
vocivtis  statt  vßciviM  kommt  in  den  besten  Handschriften  vor;  aber  auch  vocare 
statt  vacare  erscheint  in  den  Handschriften  so  häufig,  dafs  man  darin  nicht  etwa 
einen  blofsen  Irrthum  der  Abschreiber  erblicken  darf:  wie  es  scheint,  findet  sich 
diese  Schreibart  auch  auf  einer  pompeianischen  Inschrift  (vgl.  Bücheier  im  rhein. 
Mus.  XTT.  253  und  Xin.  583).  Auch  bei  Ennius  hat  sich  diese  Orthographie  erhalten 
in  den  Versen,  die  Gellius  VII.  17  aus  der  Tragödie  Phoenix  anführt: 

Sed  Timm  vem  virtato  vivere  animatnm  addecet 
Fortiterqne  iimoxiiiiii  vacaie  adversom  adversarios. 

Hier  haben  zwei  Handschriften  vocare.  Freilich  Ribbeck  [257]  und  Vahlen  [Trag. 
338]  nehmen  hier  eine  ganz  andere  Fassung  an,  erstorer  schreibt:  ForHter^ 
(aperte  pugnare)  adversum  adversarios*)^  letzterer:  Fortiterqti^  in.  noxis 
V  ädere,  was  ich  nicht  verstehe,  während  Fortiterque  oh  nix  um  v  ädere  dem 
Gedanken,  den  man  hier  zu  finden  glaubt,  entsprechen  würde.  Doch  weifs  ich 
nicht,  ob  dies  der  Absicht  des  Dichters  auch  wirklich  entspricht;  es  ist  wohl  eher 
zu  schreiben: 

Sed  vinun  vera  virtute  vivere  animatnin  addecet 

Fofüter,  noxa  vocare  adver sus  adversarios. 


[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  schlofs  er  sich  Beigks  zweiter  Fassung  an.] 


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Enniusstudien.  301 


630  und  auch  das  hier  eingefügte  credo  ist  nicht  müfsig :  dadurch  ennäfsigt 
der  Erzählende  das  Wunderbare,  stellt  das  Ganze  eben  nur  als  seine 
individuelle  Wahrnehmung  dar,  wie  wohl  sonst  crederes  oder  (paifjg  ixv 
gebraucht  wird. 

xin. 

Die  Verse  aus  dem  Chorliede  in  der  Iphigenia,  die  uns  Gellius 
XIX.  10, 11  erhalten  hat  [252  V.],  lauten  in  den  Handschriften:  otio 
qui  nescit  idi  plus  negoti  habet,  quam  cum  est  negotium  in  negotio: 
nam  cui  quod  agat  institutum  est,  nullo  negotio  (die  Handschriften: 
in  Hb  negotio^  in  iUo  negotium ^  in  Ulis  negotium)  id  agit  (agitai  cod. 
Voss.),  studet  XL  s.  w.  Ich  glaube,  dafs  diese  Verse,  die  ich  schon 
früher  [im  Marb.  Sommerkatalog  v.  1844  p.  XIV.  Opusc.  I.  229]  behandelt 
habe,  am  einfachsten  sich  so  herstellen  lassen: 

Otio  qui  nescit  uti,  plus  negoti  habet, 

Quamde  cui  est  negotium  in  negotio. 

Nam  cui  quod  agat  institutum' st,  ningulo  negotio 

Id  agit,  id  studet,  ibi  meutern  atque  animum  delectat  suum. 

Der  erste  Vers  besteht  aus  einer  trochäischen  Tetrapodie  und  Tripodie, 
nach  der  Theorie  der  alten  Metriker  ist  er  ein  hyperkatalektischer  Tri- 
meter'^),  wie  gleich  wieder  in  unserem  Canticum  v.  5  [256  V.]:  Otioso 
in  otio  animus  nescit  quid  velit.  Der  zweite  Vers  ist  eine  katalektische 
Hexapodie  oder  nach  der  Theorie  der  Alten  ein  katalektischer  Trimeter  "). 
ki  V.  4  hat  Bibbeck  [186]  hinzugefügt,  cui  v.  2  habe  ich  schon  früher 
631  [Opusc.  L  229]  statt  cum  verbessert,  und  Vahlen  [Trag.  253]  ist  mir 
gefolgt     Die   Formen    quamde   statt   qua^n    und   ningulo   statt   nullo 


fortUer  hat  eine  Handschrift,  adver sus  mehrere.  Dafür  scheint  mir  besonders  das 
Folgende  zu  sprechen :  Ea  libertas  est,  qui  pectus  purum  et  firmum  gestitat.  Also 
in  dem  Bewul'stsein,  dafs  man  selbst  dem  Widersacher  gegenüber  frei  sei  von 
Schuld,  ist  die  wahre  Freiheit  des  Mannes  begründet.  Schliefslich  bemerke  ich 
noch,  dafs  auch  die  Schreibart  vocuus  durch  Varianten  bei  Lucrez,  z.  B.  VI.  1014 
innocuutn  statt  in  vacuum,  unterstützt  wird. 

76)  Servius  S.  368  Gaisf.  [Gr.  Lat.  IV.  459  K.]:  Sapphicum  comtat  trimetro 
hfpercatdkcto ,  ut  est  hoc:  Splendet  aurum,  gemma  fulget,  forma  sed  placet. 

77)  Wie  z.  B.  der  Vers  des  Archilochus  [Fr.  99]:  ZeO  närcQ,  yufiov  fiiv  ovx 
iSataäf^fjv,  s.  Hephästion  S.  34,  daher  als  metrum  Ärchilochium  bezeichnet,  Endlicher 
Anal.  Gr.  S.  517.  Servius  S.  368.  Vgl.  auch  Atilius  Fort.  S.  344  [Bd.  VI.  287  K.] 
(der  dasselbe  Beispiel  anführt  wie  der  Gnunmatiker  bei  Endlicher,  was  beide  aus 
lube  abgeschrieben  haben)  und  Marius  Vict.  II.  5,  13  Gaisf.  [VI.  83  K.]  in  einer 
lückenhaften  Stelle,  daher  man  nicht  sicher  weifs,  ob  andere  Grammatiker  den 
Vers  £ur^pidium  nannten. 


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äOä  finninsstadien. 


gebraucht  Eimius  auch  sonst'*).  Man  wird  mir  vielleicht  einwenden, 
jene  Formen  fänden  sich  nur  in  den  Annalen  und  man  dürfe  nicht 
ohne  weiteres  dieselben  auch  in  den  Tragödien  herstellen.  Ich  weifs 
sehr  wohl,  dafs  eine  gewisse  Verschiedenheit  des  Tones  zwischen  diesen 
beiden  Gattungen  stattfindet:  Ennius,  der  seine  Annalen  in  der  HofBiung 
schrieb,  ein  Epos  in  der  römischen  Literatur  zu  schaffen,  das  den 
Homerischen  Gedichten  ebenbürtig  wäre,  wählt  absichtlich  eiue  gewisse 
alterthümliche  Färbung  der  Bede:  daher  finden  sich  vorzugsweise  hier 
gewisse  Archaismen,  die  dies  bereits  zum  guten  Theil  für  die  Zeit- 
genossen des  Dichters  waren,  während  in  den  übrigen  Poesien  des 
Ennius  ein  anderer  Ton  herrscht  Uebrigens  veriiielt  sich  auch  die 
Odyssee  des  Livius  ähnlich  zu  seinen  dramatischen  Stücken.  Dagegen 
dürfte  nicht  das  Gleiche  von  dem  Bellum  Pimicum  des  Nävius  gelten'^): 
behandelt  doch  hier  der  Dichter  einen  unmittelbar  der  Zeitgeschichte 
entlehnten  Stoff,  was  von  Ennius'  Annalen  nur  zum  Theil  gilt  Aber 
in  den  Dramen  müssen  wir  wieder  die  Cantica  vom  Dialog  unter- 
scheiden: während  der  Dichter  sich  hier  von  der  Sprache  des  Lebens 
nicht  allzuweit  entfernt,  stimmt  er  dort  unter  Umständen  einen  hohem 
Ton  an :  hier  finden  daher  auch  jene  alterthümlichen  Worte  und  "Wort- 
formen ihre  Stelle,  so  gut  wie  in  den  lyrischen  Partien  des  grie- 
chischen Drama:  und  auch  bei  Plautus  ist  der  Unterschied  zwischen 
dem  Dialog  und  den  Cantica  nicht  zu  verkennen. 

Bei  Ennius  allein  und  zwar  hur  in  den  Annalen  findet  sich  das 
demonstrative  Pronomen  sus  für  is,  aufser  dafs  Pacuvius  einmal  das 
formelhafte  sapsa  res  gebraucht  Ebenso  kommt  nur  in  den  Hexar 
metem  des  Ennius  und  einmal  bei  Lucrez  das  einsylbige  sus  statt 
suus  vor:  doch  dies  kann  eigentlich  nur  als  orthographische  Besonder- 
heit gelten.  Nur  in  den  Annalen  finden  sich  die  archaischen  Formen 
Olli  und  oUis:  denn  auf  diese  hat  sich  Ennius  beschränkt:  es  war  das 
Bestreben,  den  Vocal  i,  der  in  der  lateinischen  Sprache  sich  immer 
mehr  vordrängte,  zu  beschränken  und  den  Versen  volleren  Klang  zn 
verleihen :  sonst  gebraucht  Ennius  auch  hier  die  gewöhnlichen  Formen  . 
nie,  lila,  illos  u.  s.  w.,  und  auch  in  diesem  Pimkte  sind  dem  Ennius 


78)  quamde  findet  sioh  bekanntlich  auch  noch  bei  Lucrez  [I.  640] ;  ifiM^gvius 
führt  FestuB  [Paulus  p.  176  M.]  aus  den  ctM^mma  Mmrciana  an;  es  ist  aber  naoh 
den  Spuren  der  Handschriften  auch  bei  Cicero  de  Leg.  n.  8,  19  herzustellen:  earum- 
que  laudum  delubra  sunto,  ningula  (mncula)  viliorum. 

79)  Insofern  hat  Cicero  Recht,  wenn  er  im  Brutus  15,  60  bemerkt:  ißm 
cietoHs  gut  sermo  fuerit,  ex  Naevianis  scriptis  inteUigi  poteH:  obwohl  Cicero  viel- 
leicht dabei  vor  allem  an  die  dramatischen  Arbeiten  des  Nävius  dachte. 


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£iimii88tadien.  iöi 


die  späteren  Epiker  wie  Lucrez  und  Virgil  gefolgt  ®®),  nur  dafs  diese 
^2  neben  oUi  und  |  ollis  auch  Uli  und  iUis  zulassen,  was  jetzt  we- 
nigstens bei  Ennius  nicht  nachweisbar  ist  In  den  Tragödien  ist  davon 
keine  Spur  wahrzunehmen.  In  den  Annalen  gebraucht  Ennius  neben 
in,  was  sehr  häufig  vorkommt,  zuweilen  indu  (was  auch  in  Compositis 
wie  induvolans  [397]  und  regelmäfsig  induperaior  vorkonmit),  einmal 
[563]  das  noch  alterthümlichere  endo***),  was  zu  jenem  sich  wie  semol 
zn  sinml  verhält,  endlich  einmal  [73]  in  einer  Zusanunensetzung  inda- 
tuäur,  wo  der  Dichter  wohl  mit  Rücksicht  auf  den  Wohllaut  das  alte 
0  beibehielt^*).  In  den  Tragödien  ist  keine  dieser  Formen  nachweisbar, 
obwohl  indu  für  daktylische  imd  anapästische  Verse  ganz  geeignet 
war:  imd  ich  glaube,  dafs  selbst  Plautus  einmal  diese  Form  in  einem 
anapästischen  Verse  gebraucht  hat,  im  Rudens  I.  4,  19  (v.  198  bei 
Fleckeisen,  der  diese  Stelle  nicht  richtig  behandelt  hat,  indem  er  iam- 
bische  Tetrameter  herstellen  will): 

Sed  enle  scelos  me  sollicitat: 

Eius  me  inpietas  male  habet:  is  navem 

Atque  omnia  perdidit  in  man, 

wo  wohl  indu  mari   zu  schreiben    ist:    die  überlieferte  Les^t  liefse 
sich  nur   schützen,    wenn  man   diesen   Vers   als    einen    sogenannten 


80)  Es  ist  daher  auch  nicht  gerechtfertigt,  wenn  man  bei  Catull  68,  142 
schreibt:  Ingratum  tremulist  oUa  parentis  onus.  Ein  solcher  Archaismus,  der  noch 
über  Ennius  hinausgeht,  ist  dem  Hauptvertreter  der  veaneQixol  nicht  zuzutrauen. 
Plautus  mag  immerhin  einmal  noch  ollc^  gebraucht  haben,  wenn  den  Spuren  der 
Handschriften  im  Miles  Glor.  669  [UI.  1,  75]  zu  trauen  ist,  und  ebenso  sind  solche 
Formen  bei  Cicero  de  legibus  gerechtfertigt,  wo  er  die  Ausdrucksweise  der  alten' 
Gesetze  nachbildet. 

81)  endo  suam  do;  dann  noch  einmal  in  dem  Epigramm  auf  Soipio  [Ep.  9  V.] : 
Si  fas  endo  piagas  caelestum  ascendere  cuiquamst.  Auch  Lucrez  hat  nur  einmal 
endo  mari  VE.  890  neben  indu  gebraucht  Bei  Luciüus  (Nonius  S.  348)  findet  sich: 
Omnia  tum  endo  imaco  fmarij  Videos  fervente  micare  [XXX.  48  M.],  während  er 
sonst  indu  foro,  indu  locis  sagi  endo  wird  wohl  auch  herzustellen  sein  in  dem 
Fragmente  [XVII.  10  M.]  bei  Nonius  S.  7:  Si  non  ü,  capito^  inquit,  eum,  et  8i 
calvitur,  ergo  Für  dominum.  Man  hat  hier  endo  Ferto  manum  schreiben  wollen, 
aber  abgesehen  von  der  unstatthaften  Verkürzung  der  Endsylbe  in  ferto  wird  Lu- 
cilius  auch  nicht  den  solennen  Ausdruck  des  Gesetzes,  welches  er  beinahe  wörtlich 
anführt,  mit  einem  andern  vertauscht  haben.  Es  ist  vielmehr  zu  lesen:  endo 
Füre  manum.  Das  Yerbum  iadto  konnte  Lucilius  ebenso  gut  auslassen,  wie 
Ennius  in  dem  Verse  [Ann.  276]  Non  ex  iwre  mawum  consertum  das  nothwendig  zu 
ergänzende  vocant  verschweigt 

82)  Ein  ganz  analoges  Beispiel  ist  indostruum  bei  Festus  S.  106 :  hier  mochte 
0  durch,  die  beiden  nachfolgenden  Consonanten  geschützt  sein,  und  ging  erst  dann 
in  u  über,  als  das  t  in  die  vorletzte  Sylbe  eindrang. 


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304  finniusstudien. 


logaödischen  Anapäst  betrachten  wollte,  was  hier  wenig  Wahrschein- 
lichkeit hat®*).  Denn  man  mufs  sich  sehr  hüten,  diesen  Dichtern  allzu 
enge  Schranken  zu  ziehen.  Wenn  Ennius  in  den  Annalen  [486] 
superescü  anwendet,  so  pafst  diese  archaische  Form  vor  allem  für  das 
epische  Versmafs:  aber  Attius  hat  nichtsdestoweniger  sich  derselben 
Form  in  einem  iambischen  oder  trochäischen  Verse  [266  R]  bedient. 
Und  wenn  Ennius  im  Hexameter  [Ann.  141]  homo  homonis  flectirt,  so 
ist  dies  noch  kein  Grund  diese  Bildung  den  ältesten  Komikern,  wie 
Plautus®*),  abzusprechen.  |  Und  so,  denke  ich,  sind  auch  in  dem  633 
Chorliede  der  Iphigenia  die  Formen  qtiamde  und  ningultcs  zulässig. 


XIV. 

Aus  dem  dritten  Buche  der  Satiren  führt  Nonius  S.  470,  13  die 
Worte  an:  Nam  iis  non  bene  vult  tibi,  qui  falso  criminat  apud  te. 
Vahlen  [Sat  9]  hat  nicht  wohl  daran  gethan,  die  letzten  Worte  apud 
te  zu  streichen,  in  der  Meinung,  dafs  sie  irrthümlich  aus  einem  nach- 
folgenden Fragmente  des  Attius  (renianet  gloria  apud  me)  wiederholt 


83)  Solche  Anapästen  sind  übrigens  den  römischen  scenischen  Dichtem  nicht 
unbekannt:  ich  gedenke,  bei  einer  andern  Gelegenheit  die  verschiedenen  Arten  der 
freien  Anapästen  bei  den  Römern,  die  man  bisher  verkannt  hat,  zu  besprechen. 

84)  Dafs  gerade  bei  Plautus  sich  diese  Form,  wie  ich  kürzÜch  im  Philologus 
XVn  S.  54 ff.  [Opusc.  I.  147  ff.]  nachzuweisen  gesucht  habe,  findet,  liat  wohl  noch 
seinen  besondem  Grund.    Plautus  stammte  aus  ümbrien :  es  ist  daher  begreiflich,  wie 
derselbe  solche  Eigenthümlichkeiten  der  lateinischen  Sprache,  die  theils  an  das  provin- 
cielle  Latein,  wie  es  in  Umbrien  sich  gebildet  hatte  (wie  wir  es  in  den  alten  Inschriften 
von  Pisaurum  antreffen,  die  man  nicht  mit  den  ächtrömischen  auf  ganz  gleiche  Stofe 
stellen  darf),  theils  an  den  heimathhchen  umbrischen  Dialekt  erinnerten,  mit  einer 
gewissen  Vorhebe  festhielt.    Dafs  im  Umbrischen  dieselbe  Flexionsweise  übhch  war, 
beweist  die  auf  den  Iguvischen  Tafeln  (V6  10  und  16)  vorkommende  Form  homowus. 
Aber  auch  dem  oskischen  Dialekt   dürfte  diese  Form  nicht  fremd  gewesen  sein. 
Dies  scheint  mir  aus  dem  oskischen  conionom  auf  der  Bantinischen  Tafel  hervor- 
zugehen; Klenze  und  Mommsen   verstehen  darunter  den  ctger  puhlicuSy  Eirchhoff 
(Stadtrecht  von  Bantia  S.  44  und  56)  erklärt  es  richtiger  durch  Volksversammlung, 
ohne  jedoch  etymologisch  diese  Erklärung  rechtfertigen  zu  können:    das  Wort  ist 
von  com  und  homo  gerade  so  gebildet,   wie  das  lateinische  curia  statt  ocmria  von 
con  und  vir:  denn  viros  vocare  ist  die  solenne  Formel  vom  Berufen  des  Volkes, 
wo  die  Osker  homones  gebrauchen  mochten;  ist  doch  auch  den  Römern  der  Ge- 
brauch dieses  Wortes  in  poHtischem  Sinne,  wenigstens  wenn  von  anderen  Völkern 
die  Rede  ist,  nicht  fremd,   wie  z.  B.  bei  Ankündigen  des  Krieges:   qaod  populus 
Hermuthdulus  hominesque  populi  Hermunduli  adversus  populum  Bomanum  bdhm 
feceru/nt  u.  s.  w.,  ebenso  in  der  Devotionsformel:   cum  exercitum,  eos  hostes  eosque 
homines. 


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Enninsstadien.  305 


seien  [Att  447  R],    Es  ist  vielmehr  ein  Wort  ausgefallen :  der  Dichter 

wird  geschrieben  haben : 

Nam  is  noenu  bene  volt  tibi,  qxd  falso  onminat 
Amicum  aptid  te. 

Lückenhaft  ist  auch  das  Fragment  aus  dem  ersten  Buche  [v.  2]  ebd. 
S.  510, 10,  wo  ich  schreibe:  Dum,  quidquid  das,  des  celere  statt  Dum 
quidquid  des  celere;  wenn  in  einer  Handschrift  des  wirklich  zweimal 
steht,  so  ist  dies  wohl  Conjectur.  —  Nonius  fuhrt  S.  66,  25  [22  V.] 
aus  dem  dritten  Buche  die  Verse  an: 

testes  sunt 
Lati  campi,  quos  gerit  Africa  terra  politos, 

während  der  Anfang  bei  Cicero  de  Orat.  IQ.  42,  167  etwas  anders 
lautet:  testes  sunt  campi  magni.  In  den  Citaten  aus  Ennius  finden 
sich  nicht  selten  sehr  bedeutende  Abweichungen:  ziun  Theil  erklärt 
sich  dies  daraus,  dafs  man  aus  dem  Gedächtnifs  imd  eben  daher 
ungenau  citirte;  aber  anderwärts  müssen  vielmehr  die  alten  Hand- 
schriften selbst  nicht  unbedeutend  diflferirt  haben  ®^).  Hier  nun  trage 
^  ich  kein  Bedenken  der  |  Lesart  Cic^ros  campi  Magni  den  Vorzug  zu 
geben:  denn  Sdpio  wiU  nicht  ganz  im  allgemeinen  sagen,  die  frucht- 
baren, wohlangebauten  Gefilde  Africas  seien  Zeugen  seiner  Thaten, 
sondern  er  beruft  sich  auf  die  Schlacht  auf  den  grofsen  Feldern  bei 
Utica,  wo  er  über  Hasdrubal  und  Syphax  im  Jahre  551  einen  ent- 
scheidenden Sieg  davon  trug.  Livius  sagt  ausdrücklich  XXX.  8: 
postero  die  cum  equitatu  in  Magnos  (ita  vocant)  campos  subiectos 


85)  Ich  habe  ein  besonders  deutliches  Beispiel  dieser  Art  kürzlich  im  Fhilologus 
XVn  S.  57  [Opusc.  I.  1501  besprochen;  in  vielen  Fällen  ist  es  freilich  zweifelhaft,  ob 
schon  die  Slteste  handschriftliche  Ueberliefening  differirte  oder  ein  Gedächtnirsfehler 
Toiüegt:  z.  B.  die  auffallende  Abweichung  im  Prolog  der  Medea  [283  Y.],  wo  es  bei 
Cicero  heifst:  quae  nunc  nominatur  nomine  \  Argo,  quia  Argivi  in  ea  dilecti  viri 
Vecti  petebant  pellem  inauratam  arietis  \  Colchis,  während  Priscian  Ärgo^  qua 
vecti  Argivi  dilecti  viri  Petebant  illam  peUem  inauratam  arietis  liest.  Mir 
scheint  übrigens  jene  Lesart  bei  Cicero  sehr  zweifelhaft:  Ennius  liebt  zwar  etymo- 
logische Deutungen,  und  mag  auch  sonst  dieselben  nicht  immer  in  geschickter 
Weise  angebracht  haben;  aber  hier  ist  wohl  der  Dichter  von  jenem  Vorwurf  frei- 
wsprechen,  er  schrieb:  Argo,  qua  vecti  in  Aeam  dilecti  viri  Vecti  petebant  pellem 
inauratam  arietis  |  Colchis,  Uebrigens  finden  sich  alte  Varianten  nicht  blofs  bei 
Ennius;  dasselbe  gilt  auch  von  Lucihus  und  anderen  Dichtem.  Der  SchoUast  zu 
CiceroB  Verrinen  S.  193  führt  an  als  vetus  locutio:  eminus  est  Vulturnus  Capua 
tria  milia  pttssuum.  Dieser  Hexameter:  Eminu*  VoUu/must  C<ipua  tria  milia 
jMs^Miy  der  offenbar  den  Anfang  einer  langem  Erzählung  bildete,  gehört  in  das 
dritte  Buch  der  Satiren  des  Luoilius  [17  M.],  wie  aus  Charisius  n.  S.  203:  Lu- 
c>2tM  satura/rum  III:  longe  tria  milia  passum  sich  ergiebt;  aber  Charisius  las: 
VoUwmust  Capua  longe  tiia  mÜia  passum, 
Th.  Bergk  Kleino  Schrifton.     I.  20 


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306  Eimitisstadieii. 


ei  twnulo  degressus  succedendo  ad  stcUiones  hosUum  lacessmdoque 
levibüs  prodiis  diem  absumpsity  und  ebenso  Polybius  XTV.  7 :  Tce^l  xa 
MeydXa  Ttedia  luxXoöfieva^^),  Dabei  setze  ich  voraos,  dals  in  den 
folgenden  Versen  des  Ennius  die  weiteren  Thaten  des  Scipio  AMcanus 
berührt  wurden. 

Das) Fragment,  welches  Prisdan  X.  S.  532  (Hertz)  aus  den  Prae- 
cepta  [2  V.]  anfahrt,  läfst  sich  wohl  am  einfachsten  herstellen,  wenn 
man  schreibt: 

übi  videt  avenam  (aut)  lolium  cresoere  inter  thticum, 
Sehgit,  secernit,  aufert,  sedulogue  operam  addidit^ 
Quaniam  tanto  studio  semit*). 

Der  Vers  bei  Varro  Vn.  löl  [ex  ine.  libr.  10],  den  Müller  ebenso 
unrichtig  wie  seine  Vorgänger  behandelt  hat,  ist  ein  Sotadeus,  und  es 
bedarf  nur  einer  leichten  Umstellung  der  Worte,  um  sowohl  dem 
Gtedanken  als  dem  Gesetz  des  Verses  zu  genügen:  neque  tä  aiunt, 
id  quod  minimumst,  mu  facere  audent  statt  id  quod  minimumst, 
neque  u.  s.  w.®^). 

XV.  635 

Vahlen  hat  manchen  anonymen  Vers,  der  bei  den  Grammatikern 
sich  findet,  theils  zuerst,  theils  nach  dem  Vorgang  anderer  in  die 
Sammlung  der  Bruchstücke  des  Ennius  aufgenommen.  Darunter  findet 
sich  freilich  manches  Problematische,  z.  B.  der  Vers  bei  Charisius  IV. 
S.  267:    Vosque,  Lares,  tectum  nostrum  qui  funditu^  cwan^^^),   den 


86)  Es  ist  dies  die  fruchtbare  Landschaft,  die  bald  nachher  M^CTnityn  in 
perfider  Weise  den  Carthagem  entrils,  Appian  Pun.  68:  ov  noXv  J'  Varigov  6  Ma- 
aavdaaijg  iifKpiaßtftu  xai  tdtv  l^yofUvtiv  MeyäXtifv  mSCotv  xcel  X*^*Q^  nfvripeorrtt 
nöXionf,  ijv  Tvaxiev  nQoaayoQivovaiv. 

[*)  Die  Handschriften  haben  seduXo  ubi  operam  addidit  und  quam  statt 
quoniafn.  Vahlen  schreibt  mit  Hug  m  operam  addü  aedulo  und  corrigirt  quam 
in  quae.] 

87)  Wollte  man  die  überheferte  "Wortfolge  festhalten:  id  quod  minimumst 
neque  ut  aiunt  mu  facere  audent,  so  erhielten  wir  eine  ungewöhnUche,  wenngleich 
rationell  zulässige  Yersfigur: 

—    — —    \j\j   j   —    \jyj    ^   \     —    —     ou    I    — 

Dazu  kommt  die  äufserst  harte  und  abweichende  Stellung  der  Worte,  die  am 
wenigsten  in  solchen  Versen  statthaft  ist  und  hier  ohne  allen  ersichtlichen  Grund 
gewählt  wäre. 

88)  tectum  nostrum  statt  tectum  nomen  habe  ich  schon  vor  vielen  Jahren 
verbessert,  und  so  hest  auch  die  Neapohtaner  Handschrift.  Preller  dagegen  (röm. 
Myth.  S.  489)  wollte  tectum  et  nomen  schreiben. 


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fiimiTiflstadieii.  ^7 


Tahlen  (Buch  IIL  y.  163)  der  sterbenden  Lucretia  znüieili  Anderes 
ist  übergangen,  was  mit  gleichem  oder  besserem  Rechte  Anfiiahme 
verdiente.     Dem  Ennius  gehört  vielleicht  sepuUum  morte  ineroque^% 

was Festus  S.  340  anfiihrt:  [sepuÜum  mjorte  meroque  cum  aü 

[äje  L.Terenüo,  Tusci  vici  [nMgistro,  significai]  vivum  de  S(ixo  Tarpeio 
[desUuisse,  cum  eo  vjenisset  cammissatum,  quod  [vini  vi  facere  esjset 
eocuius.  Dieser  L.  Terentius  ist  vermuthlich  ein  Torfehr  des  P.  Teren- 
tins  Toscivicanns,  den  lAvius  XLV.  17  im  Jahre  d.  St  587  unter  den 
Gesandten,  die  nach  ülyricum  abgeordnet  wurden,  erwähnt  Bei  irgend 
emem  Anlasse  mochte  Ennius  in  den  letzten  Büchern  der  Annalen 
diesen  seinen  Zeitgenossen  erwähnen  und  dabei  jener  altem  Geschichte 
gedenken.  —  Dagegen  gehört  dem  Lucrez,  nicht  dem  Ennius,  der 
herrenlose  Vers  bei  Festus  S.  305 :  et  qu(m  suppremo  l ,  .  .  .  iempora 
voUu,  wie  Fleckeisen  richtig  bemerkt  hat:  es  ist  Lucr.  ni.  595:  Et 
quasi  supremo  languescere  tempore  voltus  gemeint^®).  —  Vielleicht 
dürfen  wir  dem  Ennius  auch  die  Verse  zuschreiben,  welche  Varro 
V.  77  anfiihrt:  Uem  in  conchyliis  aliqua  ex  Oraecis,  ut: 

peloris,  ostreae,  echinns. 
vemactda  ad  sirnüitudinem,  ut: 

sorenae,  pectunculi,  ungues, 

obwohl  man  dies  bisher  Alles  für  Worte  des  Grammatikers  gehalten 
hat;  aber  der  Wechsel  zwischen  Singular  und  Plural  spricht  schon 
dafür,  dafs  wir  ein  Citat  aus  einem  Dichter  vor  uns  haben:  wenn 
Varro  den  Plural  gebraucht,  hat  es  in  der  Regel  seinen  bestimmten 
Grund,  während  Plinius  z.  B.  gleich  im  32.  Buche  nach  Belieben 
abwechselt  Dazu  kommt,  dafs  der  daktylische  Rhythmus,  den  man 
hier  deutlich  wahrnimmt,  gewifs  nicht  zufallig  ist.     Diese  Fragmente 


89)  Man  vgL  damit  den  Vers  aus  dem  achten  Buche  der  Annalen  [291  Y.] 
bei  Macrobius  VL  1,  20:  Nunc  hostü  vino  domiH  samnoque  sepuUi, 

90)  Die  bei  Festus  vorhergehenden  Bruchstücke  hält  man,  wie  es  scheint, 
für  Bichterstellen,  und  Ribbeck  hat  das  eine  derselben  [in  der  ersten  Ausgabe 
p«  204,  40]  unter  die  Fragmente  der  Tragiker  aufgenommen*).  Dies  scheint  mir 
sehr  zweifelhaft,  eher  dürften  die  Worte  aus  alten  Gesetzen  oder  den  libri  pontificum 
entnommen  sein.  Das  erste  Bruchstück  lautete  wohl:  suppremo  orinUne  nectUo,  wo 
mippremum  crimen  eine  Criminalanklage  auf  Capitalstrafe  (crimen  capitaie)  bezeichnet 
In  dem  andern  Fragmente:  ab  iUo  sepelvri  die  sfuppremo)  ist  sehr  beachtenswerth 
der  lateinische  Sprachgebrauch,  wonach  dies  supremus  nicht  auf  den  Todestag, 
amdem  a;uf  den  Tag  der  Bestattung  geht:  vgl  Cic.  Phil.  IX.  7, 16:  pUtcere  eum  quam 
aa^issime  supremo  suo  die  efferri. 


[*)  In  der  zweiten  Ansgabe  hat  er  das  Fragment  auflgesohieden.] 

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S08  Enniusstadien. 


könnten  dem  Lucilius  angehören  (man  vergl.  z.  B.  den  Vers  aus  dem  <)36 
dritten  Buche  der  Satiren  [25  M.]  bei  Nonius  S.  216 :  Ostrea  nuUa  fuüy 
non  Purpura,  nulla  peloris)\  aber  ich  möchte  sie  eher  der  Hedypathia 
des  Ennius  zuweisen:  denn  es  ist  wohl  nicht  zufiQlig,  dafs  die  Auf- 
zählung der  Fische  bei  Varro  mehrfach  an  die  Verse  des  Ennius  bei 
Apulejus  erinnert:  dem  Grammatiker  war  eben  ganz  natürlich  jenes 
Gedicht  dabei  in  der  Erinnerung.  Wenn  übrigens  Austern  und  echini 
bereits  in  jenen  Versen  vorkommen,  so  ist  dies  noch  kein  Grund, 
diese  beiden  Bruchstücke  dem  gastronomischen  Gedichte  des  Enniiis 
abzusprechen:  denn  bei  Archestratos  kommt  dies  eben&lls  vor.  Für 
pdoris  (was  sich  jedoch  vertheidigen  läfst)  ist  wohl  pelorias  zu 
schreiben :  derselben  Form  bedient  sich  auch  Archestratos  bei  Athenaus 
in  S.  92  D :  Meoorpj]  di  /reXcjQiddag  arevojcoQd^fudt  Tidyxccg.  Mit  surenae 
(sirenae)  weifs  ich  nichts  anzufengen.  An  dem  Hiatus  in  pedunctdi 
wird  hoffentlich  Niemand  Anstofs  nehmen.  Freilich,  wenn  man  die 
bekannte  Stelle  in  Ciceros  Orator  45,  152  urgirt,  hat  Ennius  nur  ein 
einzigesmal  den  Hiatus  sich  gestattet;  aber  dies  wird  durch  eine  ziem- 
liche Anzahl  Verse  unter  den  Fragmenten,  die  Niemand  wird  corrigiren 
wollen,  widerlegt:  auch  wäre  es  seltsam,  wenn  ein  so  fruchtbarer  und 
rasch  arbeitender  Dichter  wie  Ennius  in  diesem  Punkte  strenger  ver- 
fahren wäre  als  alle  seine  Zeitgenossen  und  Nachfolger.  Und  wer 
wird  glauben,  dafs  Cicero  mit  der  Genauigkeit  eines  Grammatikers 
sämmtliche  Gedichte  des  Ennius  studirt  habe,  um  behaupten  zu  können, 
es  fände  sich,  bei  ihm  nur  ein  einziger  Hiatus?  Ich  denke,  Ennius 
war  von  den  anderen  älteren  Dichtem  in  diesem  Punkte  nicht  weit 
entfernt  Cicero  wird  geschrieben  haben:  et  JSnnius:  Scipio  invidt. 
et  quidem  nos  semel:  Hoc  motu  radiantis  Etesiae  in  vada  Pontij 
während  jetzt  gelesen  wird :  at  Unnius  semel.  Denn  nur  von  seinen  eig- 
nen poetischen  Versuchen  konnte  Cicero  mit  solcher  Bestimmtheit  reden. 
Man  hat  in  neuster  Zeit  mit  Recht  eine  ganze  Anzahl  unterge- 
schobener Verse  aus  Ennius  wieder  entfernt;  aber  auch  bei  Vahlen  ist 
noch  Manches  dieser  Art  zurückgeblieben,  so  der  von  Achilles  Statins 
aus  dem  sechsten  Buche  der  Annalen  angeführte  Vers  (219):  ütpritmum 
tenebris  abiectis  [dies]  indcUbdbat,  der  ja  ganz  deutlich  aus  den  Worten 
des  Apulejus :  tU  primum  tenebris  abiectis  dies  inatbAat  gemacht  ist 
Ebenso  beruht  das  Citat  aus  Ennius  bei  demselben  Statins :  Minervaim 
Ennius  et  dominam  et  er  am  dixit  (Vahlen  S.  177  [ine.  lib.  reliq.  XXTT]), 
wenn  auch  nicht  auf  bewufster  Fälschung,  doch  gewifs  auf  einem  Irrthiun. 
Der  Vers  606  der  Annalen,  von  Barth  angeblich  in  einem  Lexicon  Terent 
gefunden:  Quod  bonus  et  liber  populus,  ist  eine  offenbare  Fälschung.  — 
V.  596 :  quem  super  ingens  Porta  tonat  caeli  mag  Columna  in  einem  unge- 


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Enniusstudien.  309 


druckten  Grammatiker  unter  Ennius'  Namen  gefunden  haben,  aber  diese 
Worte  gehören  dem  Virgil  Georg.  III.  260;  hätte  dieser  sie  aus 
Ennius  entlehnt,  so  wäre  sicherlich  ims  anderwärts  eine  Notiz  darüber 
erhalten.  —  Die  beiden  Fragmente  v.  566 ;  divumque  hominumque  pater 
^'^i'i  rex  und  v.  567:  patrem  divumque  honiinumque  aus  |  Varro  V.  65  und 
Cicero  de  Nat.  Deor.  11.  2,  4  sind  ebenfalls  zu  streichen:  denn  diese 
CState  gehen  einfach  auf  die  von  Macrobius  VI.  1  aus  dem  sechsten 
Buche  [179]  dtirte  Stelle: 

Tum  cum  corde  suo  divom  pater  atque  hominum  rex 
Effatur, 

wenn  es  auch  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dafs  Ennius  diese  Formel 
wiederholt  angewendet  hat;  aber  das  sechste  Buch  der  Annalen,  wo 
der  Dichter  den  Krieg  mit  Pyrrhus  schilderte,  hatte  im  Alterthum  ein 
besonderes  Interesse :  der  Eingang,  nach  Homerischer  Weise  durch  eine 
Götterversammlung  eröfEnet,  war  gewifs  Jedermann  im  Gedächtnifs.  — 
Endlich  kann  ich  mich  nicht  überzeugen,  dafs  v.  605:  Massili  porta- 
bant  iuvenes  ad  litora  tanas  dem  Ennius  und  gar  den  Annalen  ange- 
höre. Ennius  mag  das  bekannte  saxo  cere  comminuit  brum  [Aim,  586] 
gewagt  haben ;  es  war  unnatürlich  ein  organisches  Compositum  zu  zer- 
legen, selbst  wenn  man  noch  ein  Bewufstsein  von  der  Entstehung  des 
Wortes  hatte;  aber  ein  abgdeitetes  Wort,  yne  Massilitanas  zu  zerreifsen, 
und  noch  dazu  ohne  alle  metrische  Nothwendigkeit,  denn  der  Dichter 

konnte  ja  ganz  gut  schreiben : 

lagoenas 
Portabant  iuvenes  ad  litora  Massilitanas  ®*), 

ist  etwas,  was  ein  Dichter  sich  nur  zum  Hohn  und  Spott  erlaubt 
haben  kann:  der  Yers  wird  den  Satiren  des  Lucilius  angehören,  und 
es  ist  möglich,  dafs  daher  auch  das  andere  Beispiel  stammt.  Lucilius 
mufs  von  dieser  Freiheit  ausgedehnten  Gebrauch  gemacht  haben,  vergl. 
Auson.  Epist.  V.  34:  Villa  Lucani-rnox  potieris-a^co.  Rescisso  disces 
eomponere  nomine  versum:   Ludli  vatis  sie  imitcUor  eris. 


91)  So  ist  dies  Fragment  zu  eirgänzen,  wie  aus  der  Erklärung  des  Fompejus 
Donati  comment.  S.475  lind.  [Gr.LÄt.V.310K.]:  id  est  Massüitcmas  lagonas  portäbcmt 
menes  cid  Utora  hervorgeht  Vahlen  bemerkt,  dafs  auch  A.  Koch  in  einer  Abhandlung, 
die  ich  nicht  kenne  [Exerc.  crit.  p.  2],  dem  Ennius  diesen  Vers  abspreche.  Auch 
sonst  lassen  sich  noch  einzelne  Fragmente  des  Ennius  vervollständigen,  z.  B.  wenn 
Charißins  II.  S.  240  K.  unter  der  Inteijection  euax  aus  einem  ungewissen  Buche  der 
Annalen  [173]  aqu^ast  asper sa  Lati/nis  anführt,  so  vermifst  man  gerade  das  Wort, 
um  dessen  willen  der  Grammatiker  sich  auf  Ennius  bezieht;  man  mufs  also  lesen: 
euax  aqüast  cuperaa  LcUinis,  eine  volksmäfsige  Redeweise,  wie  bei  Flautus  [Bacch. 
'^7  (H  3, 13)] :  etutx  aspersisti  ciquam  fiM  mmtio ,  was  Chansius  unmittelbar  vorher 
citirt.    Die  Diäresis  in  aqua  wird  wohl  Niemand  beirren. 


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310  Enniusstadien. 


Nftchtragr* 

Ich  habe  oben  S.  318  flf.  [Opusc.  I.  248  flf.]  über  die  Anwendung  der 
kritischen  Zeichen  seitens  der  lateinischen  Grammatiker  gesprochen:  der 
dßeldg  7ceQieaTiy(A€vog  in  Verbindung  mit  dem  Asteriskos  findet  sich 
einmal  in  einer  Stelle  des  Priscian  XV  IL  80:  saepius  deficiunt  verha 
substantiva,  quomodo  etiam  participiis:  ut .  .  .  Virgiliu^  in  lAeneidis: 

Gerte  hinc  Bomanos  olim  volventibus  annis,  638 

Hinc  fore  ductores  revocato  a  sangmne  Teucri, 

Qui  mare,  qni  terras  omni  dioione  tenerent, 

^    8.    :- 

PoUicitus. 

So  hat  eine  Wiener  Handschrift,  und  man  sieht  leicht,  was  diese 
Zeichen  hier  bedeuten  sollen:   denn  die  Auffassung  der  Worte  (Aen. 

1.237): 

PoUicitus.  quae  te,  genitor,  sententia  vertit? 

hat  auch  unseren  Grammatikern  Noth  gemacht:   Priscian  meint,  das 
Verbum  es  sei  zu  ergänzen^*),  und  ihm  sind  neuere  Erklärer  gefolgt; 
aber  ich  halte  die  Erklärung,  welche  Wagner  empfiehlt,   der  poUicUus 
als  Participium  fafst  und  die  Interpunction  berichtigt: 
PoUicitus,  quae  te,  genitor,  sententia  vertit? 

für  allein  angemessen.  Endlich  mochten  Andere,  ohne  an  der  Inter- 
punction etwas  zu  ändern,  hier  nicht  sowohl  eine  freiere  SatzbUdung 
(Anakoluthie),  sondern  eine  Art  Aposiopese,  einen  Vordersatz  ohne 
entsprechenden  Nachsatz  finden  und  dafür  entweder  den  Asteriskos 
oder  den  dßeXdg  TtsquoTty^ivog  anwenden.  In  den  notae  simplices 
wird  das  propositum  sine  consequenti  durch  den  einfachen  Obelos 
bezeichnet;  indefs  ist  dort  das  Zeichen  wohl  nicht  richtig  überUefert 

Ich  stelle  femer  S.  320  den  Namen  Eptdo  bei  Ennius  (livius 
und  Plorus)  her.    Der  Name  selbst  kommt  auch  bei  Virgil  vor  Aen. 

Xn.  458: 

ferit  ense  gravem  Thymbraeus  Osirim, 
Archetium  Mnestheus,  Epulonem  obtruncat  Achates, 
an 

WO  der  Mediceus  Epulont  liest.  Illyrische  Namen  stimmen  audi  sonst 
mit  italischen  überein,  vrie  sich  namentlich  im  südlichen  Itiüieu  nach- 
weisen läfst:  der  Name  selbst  ist  vielleicht  mit  equtts,  Epona  u.  s.w. 
gleiches  Stammes.  Tirgil  konnte  also  wohl  einem  Italiker  ]enm 
Namen   beilegen;    dagegen    halte    ich  es   für  unmöglich,    dafs  Virgil, 


92)  Der  neuste  Herausgeber  Bibbeck  hat  nicht  wohl  gethan,  wenn  erpoüidtits 
schreibt:  ich  wenigstens  weifs  nicht,  wie  er  diesen  Archaismas  bei  Yirgü  recht- 
fertigen will. 


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Quaestionum  Erniianamm  spedmen  IQ.  311 


wenn  er  auch  hinsichtlich  der  Auswahl  der  Namen  zuweilen  in  Ver- 
legenheit sein  mochte,  einen  ägyptischen  Göttemamen  entlehnt  habe. 
Die  Stelle  ist  ohne  Zweifel  verdorben,  und  auch  Ärdietius  ist  nicht 
minder  verdächtig.    Ich  schreibe: 

ferit  ense  gravem  Thymbraeus  Osinim, 
Tarchelium  Mnestheus. 

Der  Name  Osinii4S  kommt  bei  Virgil  selbst  vor,  X.  655,  wo  ein 
tuskischer  Häuptling  diesen  Namen  führt;  Tagxhiog  ist  bei  Plutarch 
Rom.  2  (nach  Promathions  italischer  Geschichte)  König  von  Alba. 
Woher  der  falsche  Apidejus  de  orthogr.  55  die  Notiz  hat:  Tarchetius 
cum  ch  in  secunda  syUaha  scrihitur:  fuit  pater  Laiini  regis,  quem 
et  peperit  Salia  Anieni  rapta,  weifs  ich  nicht 


IV. 

[öuaestionum  Ennianarnm  specimen  DI]*). 

3  In  Ennianorum  carminum  reliquüs,  de  quibus  iam  saepius  com- 

mentati  sumus,  multa  dubiae  sunt  interpretationis,  ac  saepius  vel  veteres 
grammatici,  quorum  industriae  versus  Ennianos  debemus,  non  satis 
poetae  mentem  assecuti  sunt,  velut  mihi  quidem  errasse  videtur  Pri- 
sdanus  1.  VL  1 11.  p.  223  K ,  qui  Naris  fluvii  nomen  interpretatur  in 
hoc  versu  ex  libro  VIL  Annalium  [v.  265  V.]: 

Sidpureas  posuit  spiramina  Naris  ad  undas. 
Sane  dixit  poeta  illo  loco  haud  dubio  de  aquis  sulphureis,   quae  sunt 
prope  Namiam,  eoque  proclivior  fuit  error,  sed  poeta  non  Naris  undas 
scripsit,  verum: 

Solpureas  posmt  spiramina  naris  ad  undas. 

qaemadmodum  Lucanus  11.  183: 

Hie  aoris,  alius  spiramina  naris  adunoae 
Amputat 

dixitque  haec  Ennius  sive  de  homine  sive  de  alia  qua  animante,  quae 
nares  Ulis  fontibus  admovit:  nam  minime  audiendi  sunt  nuperi  quidam 
interpretes,  qui  spiramina  ponere  idem  esse  existimant,  quod  animam 
mitter e  sive  deponere.  Suspicor  autem  poetam  de  victima  dixisse,  quae 
cum  immolanda  esset,  admovebatur  fonti  sulfureo,  ut  aquae  spiritu 
necaretur:  conferas  quae  Servius  ad  Tirg.  Aen.  VlL  563  de  Amsancti 
fönte  narrat:    est  autem  in  latere  Campaniae  et  Aptdia^,  ubi  Hirpini 


*)  [Universitatis  Friderioianae  utriusque  Halls  consociatae  rector  et  senatus 
Latinani  orationem     •  •  d.  HI.  m.  Aug.  MDCCCLXin  •  •  •  habendam  indicunt.] 


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312  Qnaestionam  Ennianarum  specimen  m. 

sunt,  et  habet  aqtMS  stdphureas,  ideo  graviores,  quia  ambiuntur  süvis. 
Ideo  autem  ibi  dicitur  aditus  inferorum,  quod  gravis  oder  iuxta  acce- 
dentes  necat:  adeo  ut  vicümae  circa  hunc  locum  non  imniolarentury 
sed  odore  perirent  ad  aquam  applicaiae:  et  hoc  erat  genus  litationis. 
Cf.  etiam  Lucretium  YI.  760. 

Item   anceps   est  interpretatio   versus   Sotadei^),   quem   servavit 
Festus  p.  375  [ap.  V.  p.  164]: 

Ibant  malaci  viere  Veneriam  coroUam. 

lam  olim  significavi  in  Gerhardi  Diario  Archaeol.  1845.  p.  30  maiu- 
scula  littera  scribendum  videri: 

Ibant  McUtici  viere  Veneriam  corollam. 
ut  poeta  Horas  sive  Gratias  significaverit,  quae  Helenam  sertis  orna- 
turae  erant :  quemad|modum  in  Etruscae  artis  monmnentis ,  quae  haiic  4 
ipsam  speciem  exhibent,  Helena  Tusco  ut  videtur  vocabulo  JtfaZomcA*) 
appeUari  solet.  Sed  incerta  haec  esse  confiteor,  nam  fortasse  Ennius 
non  Graeco  verbo  pervagato  usus  est,  sed  Osco  aliquo  vocabulo,  cuius 
vestigium  mihi  deprehendisse  videor  in  libeUo  de  mtdierum  virttäibus, 
qui  Plutarcho,  sed  iniuria  tribui  solet,  ubi  haec  de  Aristodemo  Cumano, 
qui  MaXa-/^  dictus  est,  leguntur  [Plut.  Mor.  p.  261  D] :  ^QiaTddtjftov 
TÖv  TijQawoVj  qt  TLvig  Malar/>dv  eTtiid^rjaiv  oiovrat  yeyovevai^  %b  dhij&ig 
dyvoo^weg'  ine^i^^  yaQ  hiö  tCöv  ßaqßäqwv  Mahr/^ig,  S7reQ  iaziv 
dvTi7caig,  {ki  fueiQflhuov  /Asrä  tCiv  fjkl/jiov  tri  'KOfiiovriov,  (ovg  'KOQWviaTog 
(hg  iviyte  djib  tfjg  iMfiArjg  wvo^aCov)  h  zöig  Ttqbg  xobg  ßaqßäqovg  TcolifiOig 
STTLqxxvfjg  Jpf  iMxi  XafiJtQogy  ov  roXfif]  fiovov  ovdi  x^t^dg  tQyotg,  dila 
awsaei  yuai  Ttqovoiq  (paveig  TcegiTzog. 

AUa  prava  distinctione  laborant,  velut  est  apud  Festum  p.  229, 
ubi  ex  libro  in.  [157  V.]  Annalium  hunc  versimi  servavit: 

Prodinunt  feunidi:  tum  Candida  lumina  lucent. 
Scribendum  enim  est,  id  quod  iam  olim  Columna  animadvertit : 

Prodinunt:  famuli  tum  Candida  lumina  lucent 
Non  recte  interpretes  haec  ad  Tarquinii  Prisd  funus  referunt:  regem 
enim  et  octogenariiun  senem  noctumo  funere  elatum  esse  prorsus  est 
incredibile:  immatura  enim  sive  acerba  funera  solebant  more  nudorum 
subtrahere  ocuHs  neque  laudationibus  aut  pompa  detinere,  ut  Tadtus 

1)  Ennius  non  solum  tetrametros,  sed  etiam  trimetros  Sotadeos  composuit, 

velut  [p.  175  V.]: 

Tibioina  maximo  kbore  mogit 

[*)  Sic  perperam  legi  in  speculo  quodam  ap.  Gerh.  Etr.  Spiegel  HE.  206, 
t.  CCXIV  pro  Malavisch,  quae  forma  illic  quoque  unioe  vera  esset,  exposuit 
Corssen  Spr.  der  Etr.  I.  341.] 


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Quaestionum  Ennianarum  specimen  m.  313 


Ann.  Xin.  17  auctor  est:  haec  noctumo  tempore  ad  faces  et  cereos 
deducebantur,  cf.  Becker  in  Gallo  IQ.  p.  278.  Nihil  enim  moror  Ser- 
vimn,  qui  ad  Virg.  Aen.  XI.  143  adnotavit,  antiquitus  apud  Romanos 
moris  fuisse,  ut  mortui  noctu  ad  funalia  eflferrentur:  est  enim  hocgram- 
matici  alicuius  conmientum,  qui  funus  a  funcdibus  dictum  esse  opina- 
batur;  sed  neque  Varro  neque  Verrius  Flaccus,  Romanae  antiquitatis 
locupletissimi  auctores,  hoc  prodiderunt,  sed  si  ßius  famüias  extra 
urbem  decessit,  liberti  amicique  obviam  procedunt  cereis  fadhusque 
praducentibus ,  ad  cuius  exsequias  nemo  rogaba^ur.  Ennianus  ille  ver- 
sus potius  pertinet  ad  convivium  aliquod ,  quod  poeta  Ardeae  oppugna- 
tionem  enarrans  descripsit,  quocum  bene  convenit  quod  Livius  I.  57 
didt:  regii  quidem  iuvenes  interdum  otium  conviviis  commissationibi^' 
gm  inter  se  terebant  Heris  enim  domum  remeantibus  famuli  faces 
praeferunt:  li4cent  autem  lumina  eodem  modo  dictum  est,  quo  Plautus 
dixit  in  CurcuL  I.  1,  9:  TtUe  tibi  puer  es,  lautus  luces  cereum.  et  in 
Casma  I.  1,  30:  Primum  omnium  huic  lucebis  novae  nuptae  facem. 
)  Revocant  autem  haec  in  mentem  aliud  Ennianum,  quod  ex  tragoedia 
ut  videtur  [v.  387  ap.  TahlenJ  Cicero  adscripsit  de  Offic.  L  16,  51: 

TJt  homo,  qui  erranti  comiter  monstrat  viam, 
Quasi  lumen  de  suo  lumiue  accendat,  facit: 
Nihilominus  ipsi  lucet,  cum  Uli  accenderit. 

ubi  me  semper  oflfendit  insignis  orationis  scabrities  inprimisque  putida 
ista  et  huic  loco  minime  conveniens  circumscriptio  accendat  facit:  itaque 
hanc  coniecturam  periclitatus  sum: 

Ut  homo,  qui  erranti  comiter  monstrat  viam, 
Quasi  lumen  de  suo  lumine  accendit:  faces 
Nihilominus  ipsi  lucet,  cum  iUi  accenderit. 

Faces  (nisi  forte  faxns  quis  scribere  malit)  antiquos  nominandi  casu, 
non  fax  dixisse  auctor  est  Festus  p.  87;  cum  prisca  haec  vocabuli 
forma  ignoraretur,  inde  ortum  accendat  facü,  quae  corruptela  etiam 
latius  serpsit,  nam  in  plerisque  libris  lu^eat,  vel  ut  nihilominus  ipsi 
luceat,  vel  ut  ipsi  luceat  legitur.  Interpunctione  post  pedem  paenulti- 
mum  Ennius  etiam  alias  utitur,  velut  in  Iphigenia  fr.  XI.  (271)  V. : 

Plebes  in  hoc  regi  loco  antestat:  licet 
Lacrumaro  plebi,  regi  honeste  non  licet 

Arcus  cum  modo  quartae  modo  secundae  sit  dedinationis,  veteres 
grammatici  commenti  sunt  hac  vocabuli  forma  arcum  coelestem,  iUa 
fomicem  significari,  quod  discrimen  nullum  esse  ostendit  Tarronis  locus 
ex  übro  IV.  de  vita  populi  Romani  apud  Nonium  p.  77  [p.  55  Gerl.] : 
eoque  pecuniam  magnam  consumpsisset,  quod  a/rci,  quos  summo  opere 
fecerat,  fessi  pondere,  diu  facti,  celeriter  corruissenl.    Sed  multo  magis 


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314  Qnaestionum  Ennianamm  specimen  m. 


fiitile  discrimen  est,  quod  Nonius  p.  424  [p.  288  G.]  scripturae  usus 
vaxietate  finxit,  arcum  suspensum  fomicem  did,  arquum  Irim,  quÄein 
coelo  comparet  Neque  comprobavit  Priscianus  illud  discriroen,  quiVI. 
p.  259  haec  scripsit:  arcus,  quod  differentiae  causa  quidam  tarn  se- 
ctmdae  quam  quoHc^  protulerutU:  de  codesti  enim  CHcero  dicens  in  III. 
de  deorum  natura  in  i  finivit  genetivum  ....  invenitur  tarnen  apud 
veter  es  etiam  feminini  generis,  secundum  quod  bene  est  quarta^.  dedi- 
naiionis.    Ennius  in  XV,  annali: 

Arcus  ubi  aspiciunt  mortalibus  quae  perhibetur. 

Itaque  apparet  etiam  hunc  Ennianum  versmn  [Ann.  393  V.]  ad  Iiiin 
referendum  esse,  ac  Priscia|nus  propterea,  quod  ibi  arcus  feminini  sit( 
generis,  ad  quartam  declinationem  refert  Sed  scabram  orationem  ut 
emendarent,  varia  homines  docti  moM  sunt;  cum  Merula -Irgwww  nibi 
adspidunt  scripsisset,  Columna  Ärquus  ubi  adspicitur  legendum  esse 
suspicatus  esset,  merito  Hertzius  utrumque  sprevit;  at  non  magis  pro- 
bandum  est,  quod  ipse  coniecit:  Arcus  aspiciunt,  mortalibus  quae  per- 
hibentur,  deleta  particula  ubi  et  plurali  numero  perhibentur  ex  nonnul- 
lorum  librorum  auctoritate  restituto,  quae  manifesta  est  interpolatio: 
nam  arcus  librariis,  qui  de  numeri  lege  securi  erant,  visus  est  accusa- 
tivus  pluralis  esse:  bis  igitur  non  est  abutendum,  quam  vis  Ovidius 
Met.  XI.  632  de  Iride  dfacerit  pluraliter:  et  remeat  per  quos  modo 
venerat  arcus,  Etenim  hie  quoque  gravius  corrupta  sunt  Ennii  verba 
quam  visum  est  criticis  hominibus:  aptissimam  autem  sententiam  recu- 
perabis,  ubi  scripseris: 

Arcus,  aquae  auspicium  mortalibu*  quae  perhibetur*). 
prosus  quemadmodum  Horatius  dixit  Cann.  DI.  17,  12:  aqtMC  nisi 
fallit  augur  Annosa  comix  et  Ovidius  in  Amor.  Ll.  6,  34:  pluviae  gra- 
culus  augur  aquae.  Arcum  autem  coelestem  imbris  futuri  indicem 
vulgo  perhibebant,  hinc  Plautus  in  Curculione  I.  2,  44  [v.  129]:  Ecce 
autem  bibit  arcus:  pluet  credo  her  eis  hodie,  et  ne  alia  addam  poetarum 
Latinorum  testimonia,  Seneca  Quaest.  Nat.  L  6:  ut  ait  Virgilius  noster: 
et  bibit  ingens  Arcus,  cum  adventat  imber,  sed  non  easdem  unde- 
cunque  adparuit  minas  adfert:  a  meridie  ortus  magnam  vim  aquarufn 
vehet  ,  .  . ,  si  circa  occasum  refulsii,  rorabit  et  leviter  impluet:  si  oi 
ortu  circave  surrexit,  serena  promittit.  et  Plinius  Hist.  Nat.  XVIIL  353: 


2)  AqxMjbe,  quamvis  sententiae  commodissimum  sit  vocabulum,  tarnen  a  litte- 
rarum  vestigiis  aliquantum  recedit,  itaque  fuit  cum  coniicerem: 

Area*,  pkni  auspicittm  mortalibu'  quae  perhibetur. 
Nam  quemadmodum  antiquitus  non  solum  flumum  sed  etiam  fluviam  dioebant,  it» 
fortasse  ad  eundem  modum  pluvius  et  pluvia  oUm  dicebatur. 


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Quaestiontim  Ennianamm  spedmen  m.  315 


arcus,  cum  sunt  duplices,  pluvias  nuntiant.    Pariter  Graeci:  ad  nobi- 
lissiinos  Uiadis  versus  XYII.  547: 

Zevg  l|  o^Qttvöd-ev,  r^gag  ^/jifitvai  fj  noUfioio 
"-ff  xaX  x^tfi^og  Sva&aXniog,  Sg  ^a  t€  ^Qyatv 
jlv&Qwnovg  ävinavaev  (nl  x^^y  fifjXa  <fl  xi^dei, 

scholiasta  haec  adnotavit:  tuxI  ^Ava^ayögag  de  qnjat^v  ^Iqiv  äi  ycaXeo- 
1  fisv  TÖ  iv  I  veq)elr]aiv  dvTiXdfiTtov  t<^  ijXuir  xeiiACHvog  oiv 
eoTL  avfißoXov  xb  yäq  7C€Qi,x^6/Äevov  SdcjQ  %<^  viq>eL  Hvefxov 
eTcoirjaev  1)  e^ix^^v  Ofißgov.  toirto  oiv  nqbg  Toig  BTtiOZT^iiovaq ,  nqbg 
di  Tobg  aTreiQovg  tov  rcoXeiiov,  ubi  omnia,  quae  diductis  litteris  insigiii- 
vimus,  ex  Anaxagora  petita  esse  censeo:  nam  physici  Graeci  ad  haec 
diligenter  animiim  adverterunt,  cf.  Plut  de  Plac.  Philos.  lH.  5  et  schol. 
Arati  v.  940.  Sed  versus,  quem  Tzetzes  ap.  Matrangam  Anecd.  1. 120 
dubitanter  Empedodi  tribuit: 

Vjptf  «f'  Ix  TifXayovg  ävifiov  ipiq^i  ^  fiiyav  ÖfißQov, 

fortasse  ex  communis  vitae  consuetudine  petitus  est:   alia  huius  modi 
praecepta  coUegi  in  Poetis  Lyr.*  p.  1034  [t.  HL  p.  670  ed.  IV]. 

Festus  p.  376:  venenari  dicebant  antiqui,  cuius  color  inficiendo 
tmdcUur,  ut  Ennius  [in  Ann.  525  V.]  cum  ait: 

Cum  illud,  quo  iam  semel  est  imbuta  veneno. 
O.Muellerus,  ut  et  numerum  versus  et  orationem  redintegraret,  suspicatus 
est  scribendum  esse:  Cupa ülud...  veneno  (servat),  quae  coniecturaparum 
est  probabilis:  nam  vas  recens  praesertim  odore,  non  colore  imbuitur,  hinc 
Horatius^)  Epist  I.  2,  69:  Quo  semd  est  imbuta  recenSy  servabit  odorem 
Testa  diu.  Enniano  versu  vestem  vel  aliud  quid  eins  generis  did  con- 
sentaneum  est,  et  mihi  quidem  veri  simillimum  videtur,  poetam  scripsisse: 

ConciH  ut  quam  Jana  semel  imbuta  veneno  est, 
wnciU  i.  e.  conchyli^  quemadmodum  est  apud  Lucretium  VL 1074:  Pur- 
pwreusque  colos  chonchyli  iungibwr  uno  Corpore  cum  lanae,  dirimi  qui  non 
gueat  usquam,  et  apud  Catullum  64,  49:  Tincta  tegit  roseo  conchyli  Pur- 
pura fuco.  XJbique  autem  Latini  poetae  in  hoc  vocabulo  vocalem  y 
pioductam  protulerunt,  id  quod  etiam  Horatianum  in  Satiris  U.  4,  30: 
Lubrica  nascentes  implent  conchylia  lunae  arguit,  veterumque  secutus 
est  auctoritatem  Serenus  Sammonicus  p.  26  ed.  Keuchen  [v.  798  Baehrens] : 
Purpura  torretur  conchyli  perlita  fuco  et  p.  36  [v.  1100] :  Purpureo  tritt 
cineres  de  vettere  prosu^t,  Quod  fuerit  vero  conchyli  sanguine  tinctum. 

3)  Philo  IL  p.  447:  ücniQ  yuQ  (paai  rä  xcuvä  jäv  iyyei(ov  iva<p4^i~v  tag 
TW  nqmwv  iig  airrä  iy^vx^ivrotv  da^dg,  oiktog  al  jwv  vi(ov  yjvxfd  roög  nqmovg 
%W9  ifHtnaaipiv  rvnovg  itvtiaXi(nxovg  ivanofd^ccTJÖf^avai  xtX, 


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316  Quaestionam  Ennianarum  specimen  m. 

Aenigmata  Symposii,  qui  corripere  ausus  est,  nihil  moror.  Nam  quod 
duobus  locis  Plautinis  PseudoL  v.  147  [I.  2, 14]  et  Stich,  v.  378  [IL  2,49] 
nunc  ex  prava  coniectura  scribitur  conchyliata  ta\petia,  utroque  locoS 
tonsilia  tapetia  restituendum  esse  ostendi  in  Philologe  XVII.  p.  38  [Opusc. 
1. 132]:  frustra  enim  L.  MuelJerus  de  re  metrica  p.  56  istam  lioentiam 
Plauto  vindicare  nititur.  Neque  dispar  Graeci  sermonis  consuetudo  fuisse 
videtur,  certe  Epicharmus  [p.  230  Lorenz]  apud  Athen.  HI.  85  C  produxit: 
Äy€t  öi  navTodajcä  A^oyivkioL.  Koyxihri  quod  correptum  legitur  in  By- 
zantini  hominis  epigrammate  (Anthol.  Pal.  IX.  214),  nullius  est  momenti; 
attamen  avccs.oyxvXioQuv  Aristophanes  [Vespae  589]  et  Plato  comicus  [EL 
685, 13  Mein.  I.  656, 196  Kock.]  brevi  syllaba  extulerunt.  Semd  ultima 
syilaba  producta  dictum  esse,  non  magis  potent  oflfensioni  esse,  quam 
quod  Virgilius  dixit  Aen.  VI.  254:  Pingt^  super  [superque  Ribb.]  oleum 
infundens.  Quod  traieci  est  in  versum  novissimum,  sane  scio  librarium, 
qui  Festi  libros  ex  antiquo  exemplo  descripsit^  satis  diligentem  ac  religiosum 
fuisse,  sed  etiam  hie  passim  traiectione  verborum  peccatum  est,  velut  p.  364 
Airanii  versus  legitur:  ostiarii  impedimenta  tintinnire  audio,  qui  fuit: 

Ostiari  tintiimire  impedimenta  audio. 
nam  quod  Nonius  legit  [p.  28  G.]:  tintinnire  ianitoris  impedimenta  audio*) 
ex  correctione  profectum  esse  c^nseo.  Idem  p.  376  in  versu  Luciliano: 
Nemo  hie  vindicias  neque  sacra  neque  numen  veretur,  accidit,  quam- 
quam  incerta  est  restitutio,  quam  MueUerus  [ex  libr.  ine.  v.ll2]  tentavit, 
Nemo  Ä.  V.  numen  neqüe  sacra  omenve  veretur, 

Aperto  vitio  laborat,  quod  Paulus  Festi  breviator  p.  367  ex  Ennio  ad- 
scripsit:  tri  fax  telum  longitudinis  trium  ctMtorum . . .  Ennius  [Ann.  524  V]: 

Aut  pennaceret  paries  peroussu*  tnfaci. 
Homines  docti,  ut  versui  suus  numerus  constaret,  paulum  adiuvandum 
rati,  imperfectum  heroum  esse  statuimt,  partim  permaceat  scribentes, 
partim  permaceret  tertiae  declinationis  esse  dictitantes:  at  non  docuerunt 
quid  Sit,  quod  poetae  murum  sive  parietem,  si  tele  percussus  sit,  ma- 
crum  fieri  dixerit:  hoc  non  solum  a  Latini  sermonis  proprietate,  sed 
etiam  onmino  a  rei  natura  abhorret.  Hoc  igitur  nomine  praestat,  quod 
MueUerus  coniecit:  Aut  perluceret  paries,  sed  ipse  hanc  coniecturam 
tanquam  audaciorem  sprevit,  neque  mihi  satis  probabilis  videtur,  Vitium 
autem  illud  facile  removeri  poterit  scribendo: 

Aut  parma  ßisjceret,  [ut]  paries  percussu'  trifaoi. 
Parmam  ingenti  hiatu  patentem  descripsit  poeta,   quemadmodum  So- 
phocles  (apud  Pollucem  X.  190),   quamvis  diversa  imagine  usus,  dixit 
[fr.  33]:   lAönig  (xiv  ijf/iv  liydog  ßg  TtvKvo/Äfiarei, 

[*)  Hino  scripsit  Bibbeck.  v.  392 :  Tintinnire  ianitaris  impedimmta  cMdio.] 


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Zu  den 

scenischen  Dichtern  der  Römer. 


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I. 

Kritisclie  Bemerkungen  zu  den  römisclien  Tragikern*). 

^9  für  die  Wissenschaft  kann  es  nur  erspriefslich  sein,  wenn  in 

einer  Zeit,  wo  die  Texte  der  classischen  Autoren  nach  den  wechseln- 
den Schuhneinungen  umgestaltet  werden,  auch  unabhängige  Forscher, 
die  es  treu  und  aufrichtig  mit  den  philologischen  Studien  meinen,  sich 
an  dieser  Arbeit  betheiligen.  Da  ich  mich  mehr  als  vierzig  Jahre  hin- 
durch mit  den  Ueberresten  der  römischen  Tragiker  beschäftigt  habe, 
so  mufste  die  neuste  Bearbeitung  dieser  Bruchstücke  für  mich  beson- 
deres Interesse  haben,  und  ich  erlaube  mir  im  Folgenden  einige  Bei- 
träge mitzutheüen.  Ich  kann  versichern,  dafs  ich  auch  bei  dieser 
Arbeit  bemüht  war  des  alten  Spruches  y^d^fÄCcra  fiad-elv  dei  yuxi  fia- 
^ovra  yovv  exsiv  stets  eingedenk  zu  sein;  ebenso  wird  man  Unbefimgen- 
heit  und  Billigkeit  des  Urtheils  fremden  Leistungen  gegenüber  nicht 
vermissen,  obwohl  die  m  der  neuen  Ausgabe  geübte  Methode  einen 
oft  auf  eine  schwere  Probe  der  Geduld  stellt 

Ribbeck  rühmt,  der  Fortschritt  der  grammatischen  und  metrischen 
Stadien,  der  vor  alleni  dem  sospikUor  PlaiUi  verdankt  werde,  sei  auch 
seiner  Arbeit  zu  Gute  gekommen:  so  werden  denn  mit  gröfster  Ge- 
wissenhaftigkeit Bitschis  Opuscula  und  dergleichen  citirt;  was  aufserhalb 
des  Kreises  der  Schule  geleistet  ist,  wird  zwar  nicht  ignorirt,  aber 
Vollständigkeit  war  hier  offenbar  nicht  beabsichtigt^).     Wenn  Ritschi 

^  in  neuster  Zeit  das  Sufßxum  des  Ablativs  |  im  Plautus  wieder  einzu- 
führen versucht  hat,  so  schliefst  sich  Ribbeck  bereitwillig  an.  Ich  habe^ 
zwar  in  meinen  Beiträgen  zur  lateinischen  Grammatik  gezeigt,  wie 
schwach  begründet  diese  neue  Theorie  ist,  dies  hält  jedoch  Ribbeck 
nicht  ab,  noch  weiter  zu  gehen;   denn  während  Ritschi  sich  begnügt 


•)  [Philologus.    Herausgeg.  v.  E.  v.  Lentsch.    XXXTTT.  Bd.   1874.] 
1)  Manches  mag  dem  Herausgeber  unbekamit  geblieben  sein,  wie  A.  Spengels 
Abhandlung  über  norme;  über  den  Nominativ  mapte,  den  Bibbeck  zu  Acoius  Y.  492 
berührt,   habe  ich  in  meiner  ersten  Abhandltmg  über  den  Dialekt  der  Paehgner 
(Halle  1864)  p.  V  gehandelt. 


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320  Zu  den  römischen  Tragikern. 


dem  Plautus  diese  archaische  Form  zuzueignen,  stellt  Ribbeck  den 
'geschwänzten'  Ablativ  nicht  nur  bei  den  älteren  Tragikern,  sondern 
auch  bei  Pacuvius  und  Accius  her,  läfst  also  noch  bis  zur  Mitte  des 
siebenten  Jahrhunderts  d.  St  dieses  Suf&xum  seine  Geltung  behaupten. 
Dafs  ihm  oblag,  wenigstens  den  Versuch  zu  machen  dafür  einen  Be- 
weis beizubringen,  fSllt  ihm  gar  nicht  ein.  Bitschi  hat  gleichMs  zur 
Beseitigung  des  Hiatus  im  Plautus  cubi  statt  übi  empfohlen  *),  auch  auf 
dieser  Fährte  folgt  ihm  Bibbeck.  Dafs  mtUa  cum  liquida  in  der  älteren 
lateinischen  Poesie  niemals  Position  mache,  ist  ein  von  Bitschi  hart^ 
nackig  verfochtener  Satz^):  indem  man  denselben  ganz  abstract  und 
mechanisch  durchführt,  imd  wo  man  mit  Machtsprüchen  nicht  aus- 
kommt, die  entgegenstehenden  Thatsachen  willkürlich  beseitigt,  konnte 
es  nicht  fehlen,  dafs  dieser  Irrthum  allerlei  abenteuerliche  EinMe 
und  Mifsbildungen  erzeugte,  wie  quadrupulus  und  centuptütAS^)^  und 
Bibbeck  fährt  mit  seinen  Freunden  fort  in  dieser  Bichtung  hin  thätig 
zu  sein.  Wenn  etwas  sicher  bezeugt  ist,  so  gilt  dies  von  dem  Terse 
eines  Tragikers  in  der  Bhetorik  ad  Herenn.  lU.  21 : 
lam  domuitionem  reges  Atridae  parant: 
nichtsdestoweniger  schreibt  Bibbeck  [v.  26]  nach  Büchelers  Conjectur: 
reges  (et)  Ätridae  parant,  d.  i.  wie  wenn  ich  sagen  wollte  Genossen 
und  Bibbeck.  Andere  werden  vielleicht  ein  anderes  von  den  kleinen 
Hausmitteln  der  Schule,  z.  B.  die  Epenthese  Ateridae  oder  die  Meta- 
thesis  Artidae  einführen.  Wenn  man  einmal  der  |  Wahrheit  sein  Ohr  iii 
verschliefst,  dafs  die  Sprache  beständig  in  einer  lebendigen  Entwicke- 
limg  begriffen  ist,  sich  nicht  sprungweise,  sondern  successiv  fortbildet, 
und  dafs  wir  mit  unseren  unzulänglichen  Mittel]^  nicht  im  Stande  sind 
streng  historisch  diesen  Process  zu  verfolgen,  Jahr  und  Tag  zu  ermittehi, 
wo  ein  Wandel  in  der  Sprache  sich  vollzieht,  dann  sollte  man  wenig- 
stens, wo  die  Thatsachen  mit  der  aufgestellten  Begel  nicht  stimmen 
wollen,  sich  begnügen,  solche  Stellen  als  der  Corruptel  verdächtig  zu 
bezeichnen,  nicht  aber  invita  Minerva  abändern. 

Manche  verfehlte  Aenderung  der  firüheren  Ausgabe  ist*  zurück- 
genommen; z.  B.  bei  Santra  Fr.  2  [v.  3]: 

ex  templo  evadit  quies 
Genetrix  et  omnis  vocis  expergit  sono, 


2)  Was  davon  zu  halten  ist,  habe  ioh  bereits  vor  dem  Erscheinen  von  Ritschis 
Excurs  [Opusc.  lH.  135  ff.]  in  den  Beiträgen  p.  119  erinnert 

3)  Bei  anderer  Gelegenheit  gedenke  ich  diesen  Punkt  genauer  zu  erörtern. 

4)  Cmbupulus  hat  man  bei  Plautus  einführen  wollen  statt  centupUx  (Perei 
V.  500  [IV.  4, 11]) ,  ich  habe  einfach  cetUumplex  geschrieben  (Pr.  v.  2.  Aug.  1862,  p.  7 
[Opusc.  I.  179]),  und  die  neue  Vergleichung  des  Cod.  Ambrosianus  hat  dies  bestätigt 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  321 


was  mir  wenigstens  völlig  dunkel  ist,  verwirft  Ribbeck  jetzt  selbst 
seine  Conjectur  quies  und  schreibt  mit  GuUelmus  pia,  wodurch  freilich 
dem  Schaden  auch  noch  nicht  abgeholfen  ist  ^).  Ebenso  widersteht  er  der 
Versuchung  mit  Fleckeisen  und  Vahlen  [Trag.  346]  bei  Ennius  v.  363: 

Neque  tuum  unquam  in  gremium  extoUas  liberorum  ex  te  genus, 
neve  tu  zu  schreiben;  denn  es  ist  ja  kein  Verbot,  sondern  ein  Wunsch. 
Anderes  ist  richtig  verbessert,  zum  Theil  ganz  in  derselben  Weise, 
wie  ich  schon  längst  den  Fehler  berichtigt  hatte  •),  auch  begegnet  man 
manchem  anregenden  Gedanken,  der  geeignet  ist.  Andere  in  der  Auf- 
findung des  Richtigen  zu  unterstützen.  Allein  die  Selbstkritik  hätte  in 
der  Beseitigung  des  Verfehlten  viel  weiter  gehen  müssen,  und  die  neuen 
V^erbesserungsvorschläge,  welche  in  reicher  Auswahl  dargeboten  werden, 
sind  eben  zum  Theil  gar  seltsame  Einfalle. 

Ribbeck  ist  in  dieser  Arbeit  von  seinen  Freunden  Usener,  Kiefs- 
ling  und  Bücheier  unterstützt  worden ,  namentlich  der  Letztere  hat  sehr 
reichUche  Beiträge  geliefert,  und  Ribbeck  selbst  hat  umfassende  Nach- 
i  träge  und  Berichtigungen  in  einem  vorausgeschickten  |  Carollarium 
gegeben,  welches  gewissermafsen  eine  selbständige  kritische  Revision 
der  Bruchstücke  der  Tragiker  enthält  Wenn  man  aber  sieht,  wie  im 
einzelnen  Falle  diese  Kritiker  nur  selten  übereinstinmien ,  wie  sie  oft 
selbst  das,  was  in  den  Anmerkungen  der  zweiten  Ausgabe  empfohlen 
ward,  im  Anhange  wieder  zurücknehmen  und  mit  einer  anderen  Ver- 
muthung  vertauschen ,  ja  wenn  einer  nicht  selten  in  einem  Athem  drei 
bis  vier  Coiyecturen  zu  beliebiger  Auswahl  empfiehlt,  so  ist  dies  nicht 
gerade  geeignet,  besonderes  Vertrauen  zu  der  Sicherheit  der  hier  ge- 
übten Kritik  zu  erwecken. 

Die  Kritik  hat  in  solchen  Fragmenten  mit  besondern  Schwierig- 
keiten zu  kämpfen:  es  bieten  sich  oft  mehrere  Möglichkeiten  dar,  ein 
abschliefsendes  Ergebnifs  ist  in  vielen  Fällen  nicht  zu  erreichen,  und 
so  ist  es  unter  Umständen  wohl  gerechtfertigt,  statt  mit  zuversicht- 
licher Sicherheit  sich  für  ein  Heilmittel  zu  entscheiden,  mehrere  Lö- 
sungen vorzuschlagen.  ARein  der  besonnene  Kritiker  wird  gerade  hier 
die  Tugend  der  Entsagung  üben,  er  wird  nicht  jeden  augenblicklichen 

5)  Auch  das  erste  Fragment  des  Santra  ist  nicht  richtig  behandelt,  es  wird 
zu  lesen  sein:  Ita  oppletum  scmo  Furentum  ab  omni  parte  bacchatv/r  iieiims, 
statt  furenter. 

6)  Z.  B.  bei  Ennius  v.  237  [321 V.]  8ptcw  (apecia)  statt  inspids,  Accius  Aeneadeu 
Fr.  Vn  LPraet  9]  iffnavavit  statt  ufnavit,  Fr.  ine.  v.  126  imperi  fnstent  iugo,  wo  die 
Erklärer  Ciceros  sich  vergeblich  abmühen,  statt  insistent.  [ftistent  ist  Vermuthung 
von  Kiefsling,  die  Ribbeck  nicht  in  den  Text  gesetzt  hat.] 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    1.  21 


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322  in  den  römischen  Dragiiem. 

Einfall,  der  bei  oberflächlicher  Betrachtung  aufsteigt,  mittheilen,  er 
wird  an  vielen  Stellen  auf  jeden  Versuch  verzichten,  wenn  er  nicht 
selbst  überzeugt  ist  etwas  Wahres  oder  doch  Wahrscheinliches  bieten 
zu  können.  Diese  Selbstverleugnung  kennt  lübbeck  nicht,  mit  wunder- 
barem Selbstvertrauen  wagt  er  sich  an  jedes  kritische  Problem;  die 
Kritik  gewinnt  nicht  nur  bei  ihm,  sondern  auch  bei  seinen  Genossen 
ganz  das  Ansehen  eines  blofsen  Spieles,  wo  man  den  rechten  vrissen- 
schafüichen  Ernst  vermifst.  Dieses  Ver&diren  ist  ganz  geeignet  die 
Kritik  überhaupt  in  Mifscredit  zu  bringen.  Die  Ciceronianer,  die  meist 
mit  der  älteren  lateinischen  Poesie  nicht  genauer  bekannt  sind,  pflegen 
sich  nach  fremder  Autorität  umzusehen,  und  so  sind  sie  bisher  nur 
zu  vertrauensvoll  gewöhnlich  ßibbecks  Führung  gefolgt;  diese  neue 
Leistung  wird  ihnen  ernste  Schwierigkeiten  bereiten,  und  so  leid  es 
mir  thut,  wenn  meine  Bemerkimgen  die  mifsliche  Lage  jener  ehren- 
werthen  Gelehrten  noch  mifslicher  machen  sollten,  so  ist  es  doch 
gut,  ihnen  die  Nothwendigkeit  eigner  Prüfung  ins  Gtedächtnifs  zurück- 
zurufen. 

Gegen  die  üeberlieferung  ist  Eibbeck  ziemlich  gleichgültig;  bei 
Accius  Bacch.  VEEI  [v.  246] :  Et  lanugo  flora  nunc  genas  demum  irrigat, 
schreibt  Ribbeck  um  et  zu  retten^  was  die  Früheren  getilgt  haben: 

£i  lanugo  flora  nunc  demum  irrigat^),  253 

indem  er  das  ganz  unentbehrliche  genas,  was  doch  gewifs  nicht  den 
Charakter  eines  Glossems  hat,  herauswirft;  hätte  der  Dichter  den  Dativ 
hinzufügen  wollen,  so  würde  er  einfach  geschrieben  haben:  Lanugo 
flora  (ei)  nunc  genas  demum  irrigat.  Der  Ausdruck  irrigat  ist  unge- 
wöhnlich, aber  gewifs  nicht  mit  Ribbeck  [p.  LIV]  in  inplicat  zu  ver- 
ändern: wir  kennen  die  Freiheit  der  dichterischen  Rede  zu  wenig,  um 
ein  absprechendes  Urtheil  vorschnell  abzugeben®).  Mit  welcher  Kühn- 
heit Ribbeck  den  Text  ändert,  beweist  der  Vers  des  Ennius  184: 

Quam  cum  est  negotium  in  negotio, 
der  hier  so  umgestaltet  wird: 

Quam  cum  quis  negotiosod  utitur  negotio, 


7)  Dieselbe  Aenderung  ei  statt  et  nimmt  Ribbeck  auch  in  einem  anderen 
Verse  desselben  Stückes  vor,  Fr.  XTTT  [255]:  Nam  flori  crines,  video,  ei  propem 
iacent,  wo  vielmehr  viden  tU  zu  schreiben  war. 

8)  Mit  gleicher  Willkür  wird  bei  Pacuvius  v.  58  ctOigat  mit  caUgat  ver- 
tauscht. Die  Gesichtszüge  der  Sorgenvollen,  Bekümmerten  sind  angespannt,  starr 
und  unbeweglich;  der  Ausdruck  roUum  acUigat  tristitas  scheint  mir  wenigstens 
ganz  untadlig. 


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2u  den  römischen  Tragikern.  323 


und  da  ihm  dies  selbst  zu  frei  erscheint,  wird  dies  nachträglich 
[p.  XXVI]  verbessert: 

Quam  si  cuist  negotiosum  quo  utitur  negotium. 

Die  Versuche  dieses  Chorlied  der  Iphigenia  herzustellen,  welche  die 
Anmerkungen  und  das  Corollarium  bieten,  sind  überhaupt  charakte- 
ristisch für  die  hier  gehandhabte  Methode.  Indefs  so  wenig  Reiz  die 
versificirte  Prosa  des  Ennius  hat,  so  wenig  muthet  es  uns  an,  bei  die- 
sen kritischen  Experimenten  zu  verweilen.  Nicht  selten  sind  aber  die 
curae  secundae  bescheidener  als  die  tertiae:  aus  dem  Achilles  des 
Ennius  [3  V.]  führt  Nonius  p.  147  die  Worte  an :  nam  consiliis  ob- 
varant,  quibus  tarn  concedit  hie  ordo.  Hier  wird  hie  ordo  in  der 
ersten  und  zweiten  Ausgabe  [v.  8]  in  Hector  verbessert,  dagegen  ver- 
vollständigt das  Corollarium  ^.  XVI]  beide  Verse: 

Troiani  patris  consiliis  obvarant,  quibus 
lam  iam  concedit  Hector  corde  callido. 

Doch  bei  solchen  Luftgebilden  zu  verweilen  wäre  reine  Zeitver- 
schwendung. 

Bei  der  kritischen  Behandlung  von  Fragmenten  ist  es  nicht 
254  gleichgültig,  welchen  Quellen  wir  dieselben  verdanken;  denn  der  |  eine 
Schriftsteller  ist  sorgfaltiger  als  der  andere  in  seinen  Citaten,  dann 
ist  die  handschriftliche  Ueberlieferung  bei  dem  einen  Autor  besser 
verbürgt,  als  bei  dem  andern^).  Ribbeck  wendet  überall  das  gleiche 
Ver&hren  an,  mag  nun  das  Bruchstück  eines  Tragikers  bei  Cicero 
oder  Festus  oder  Nonius  sich  vorfinden.  Wenn  Festus  p.  305  aus 
Pacuvius  (v.  237)  einen  unvollständigen  Septenar  anführt : 

Qua  super  re  interfectum  esse  Hippotem  dixisti?  .  . 
80  macht  Ribbeck  daraus  folgenden  Vers: 

Qua  super  red  interfectum  (tu)  esse  dixisti  Hippotem? 

um  den  verbalsten  Hiatus  zu  beseitigen;  aber  bei  Festus,  wo  die 
Ueberlieferung  des  Textes  im  allgemeinen  sorgfaltig  ist,  namentlich 
Umstellung  der  Worte  nur  ganz  ausnahmsweise  vorkommt,  ist  diese 
kühne  Weise  nicht  zu  billigen,  während  bei  Nonius  der  Kritik  freiere 
Bewegung  gestattet  ist,  da  abgesehen  von  den  Irrthümem,  die  dieser 
Grammatiker  selbst  verschuldet  hat,  auch  die  Abschreiber  das  Arche- 
typon  höchst  nachlässig  copirt  haben  *^).    Wenn  wir  sehen,  wie  häufig 

9)  Selbst  die  einzelnen  Schriften,  z.  B.  Ciceros,  darf  man  nicht  auf  gleiche 
Linie  stellen. 

10)  Bei  Nonius  finden  sich  alle  möglichen  Arten  von  Corruptelen,  namenthch 
sind  nicht  selten  einzelne  Worte  oder  Sylben  ausgelassen,  so  p.  169  in  dem  Verse 

21* 


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324  Zu  den  römischen  Tragikern. 


hier  in  Stellen  der  Schriftsteller,  deren  Werke  unversehrt  überliefert 
sind,  die  Worte  durch  Ausfall  einzelner  Sylben  verunstaltet  werden, 
ist  es  wohl  erlaubt,  auch  in  den  Fragmenten  gleiche  Schäden  vorauszu- 
setzen; z.B.  das  Bruchstück  aus  Naevius  Lycurgus  XV  [v.  42],  dessen 
Herstellung  den  Kritikern  nicht  sonderüch  geglückt  ist,  wird  wohl  am 
einfachsten  so  zu  ergänzen  sein: 

Sed  quasi  amnis  (ohiijces 
RupU,  sedfataj  tarnen  inflexu  flectitur, 

wo  die  Handschriften  des  Nonius  [p.  191]  eis  rapit  sed  lesen;  da  Nonius 
die  Stelle  anführt  als  Beleg  für  das  genus  femin.  von  amnis,  mufs  |  noth-  23') 
wendig  durch  ein  Beiwort  das  grammatische  Geschlecht  deutUch  be- 
zeichnet gewesen  sein.  —  Wenn  Bücheier  [p.  XIX  bei  Bibb.]  im 
Alexander  des  Ennius  VI.  2  [77  V.]  zu  einer  ziemlich  gewaltsamen  Um- 
stellung seine  Zuflucht  nimmt,  ist  dies  nicht  zu  billigen;  freilich  iiat 
auch  ßibbecks  Vermuthung,  virginali  sei  ein  Glossem  statt  virginU 
geringe  Wahrscheinlichkeit.     Ennius  wird  geschrieben  haben: 

Ubi  illa  (tua)  paulo  ante  sapiens  virginal  sapientia? 

wie  in  der  Urkunde  über  den  Grenzstreit  von  Genua  [C.  I.  L.  I.  199,  5]: 
is  ciger  vectigal  nei  sieL 

Ribbecks  Conjecturen  sind  mir  zum  guten  Theil  vollkommen 
unverständlich,  z.  B.  wenn  es  bei  Ennius  im  Thyestes  Fr.  V  [399  V.] 
heifst»»): 

Impetrem  fac  ille  ab  animo  ut  cemat  vitalem  abigeum. 

Freilich  J.  Vahlen  müssen  wohl  die  Schlangen  das  Ohr  gesäubert 
haben,  dafs  er  die  dyv^dra  qxjjvtpf  ßdqßaqov  versteht,  denn  er  hat  sogar 
noch  eine  Verbesserung  angebracht  unter  Ribbecks  Zustimmung:  es 
mufs  wohl  bonnisches  Latein  sein,  denn  in  Rom  hat  man  gewifs  nicht 
so  gesprochen.     Hätte  nur  Ribbeck  wenigstens  eine  Uebersetzung  bei- 


des Virgü  [Aen.  m.  490]:  Sic  oculos,  sie  (iüej  manus,  sie  ora  ferebat.  P.  506 
Lucret.  I.  70:  pei-frtnge(r€)  ut  ar(ta).  P.  159  Lucr.  lU.  722:  invadi  statt  infsinjuari, 
earum  statt  corpora.  P.  506  Lucr.  V.  1094:  vidimus  statt  videmus,  va(po)re.  P.  167 
Mattius:  lamiam  cUbicascit  (Phoehus)  ei  recentatur  commune  lumen  hominüms  (ei 
voluptaiis)^  die  letztem  unverständlichen  Worte  kann  Nonius  selbst  weggelassen 
haben.  Anderwärts  ist  die  Wortstellung  abgeändert.  P.  487  Lucr.  VI.  156:  Deniqac 
saepe  muitus  fragor  atque  ruina  gelt  statt  saepe  geli  muUas.  Zusätze  kommen  vor 
p.  482  Lucr.  ü.  815:  in  principiis  statt  p^-incipiis,  P.  481  Lucr.  lU.  1038:  escepira 
patitus  statt  sceptra  potitus,  auch  ist  der  Satz,  wie  er  angeführt  wird,  unvoll- 
ständig, ebenso  p.  506  Lucr.  VI.  160. 

11)  Ribbeck  hält  diese  Verbesserungen  auch  in  den  Nachträgen  [p.  XXXIIl] 
fest,  wo  er  sie  gegen  Büchelers  neue  Versuche  vertheidigt. 


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Zu  den  römisoheii  Tragikern.  325 

gefügt,  um  den  Schwachen  beizustehen;  aber  weder  er,  der  doch  zu 
drei  verschiedenen  Malen  die  Stelle  behandelt  hat,  noch  Vahlen  sagen 
auch  nur  eine  Sylbe  über  den  Sinn  der  Worte.  —  Im  Diomedes  des 
Acdus  Fr.  m  [272]  schreibt  Ribbeck: 

Non  genus  virum  omat,  generi  vir  fortis  loco. 

Was  ihn  zu  dieser  Aenderung  bestimmt  hat,  weifs  ich  nicht;  wenn 
dies  die  Ueberlieferung  wäre,  müfste  man  nothwendig  generis  schreiben, 
wie  wirklich  in  den  Handschriften  steht;  denn  der  Sinn  ist,  nicht  edle 
Geburt  verleiht  dem  Manne  Werth,  sondern  die  Tüchtigkeit  des  Mannes 
vertritt  (ersetzt)  den  Adel.  Ich  habe  inmaer  geglaubt,  die  Aufgabe  der 
Kritik  sei  es.  Sinnloses  durch  Sinnvolles  zu  ersetzen,  Ribbeck  scheint 
entgegengesetzter  Ansicht  zu  sein.  Im  Chryses  des  Pacuvius  Er.  XV 
[102]  verlangt  Ribbeck:  ossuum  inhumatum  aestitosam  atdatn.  Nun 
wenn  die  Gebeine  in  einer  atda  beigesetzt  sind,  können  sie  doch 
eigentlich  nicht  mehr  als  inhumata  gelten,  und  aestuosa  aula  würden 
die  griechischen  Komiker  sicherlich  für  dithyrambischen  Unsinn  erklären. 
^^  Warum  soll  denn  das  |  handschriftliche  aura  nicht  geduldet  werden  ? 
—  In  der  Medea  des  Accius  Fr.  IL  HI  [403  flf.]  lesen  wir  bei  Ribbeck : 

Sicnt  lascivi  atque  alacres  rostris  perfremunt 
Delphini,  item  alto  mulcta  Silvani  melo 
Consimilem  ad  anris  cantum  et  auditom  refert. 

Hier  kommt  uns  Ribbeck  wenigstens  in  den  Nachträgen  [CoroU.  p.  LVIII] 
zu  Hülfe,  alto  rnulda  soll  heifsen:  alto  mari  fludilms  dum  procedit 
(navis)  lenüer  tacta  atque  impulsa,  was  ohne  diesen  Commentar  gewifs 
Niemand  errathen  würde.  Ob  dann  nicht  vielmehr  mulsa  zu  schreiben 
sei,  wird  Mancher  fragen;  Ribbeck  mag  es  erwogen  haben,  gönnt  uns 
aber  keine  Aufklärung,  ebensowenig  rechtfertigt  er,  wie  der  Hirt,  der 
noch  nie  ein  Schiff  gesehen  hat,  als  er  das  erste  Fahrzeug  die  Argo 
erblickt,  sich  doch  gleich  als  drofiaTod-ezr^g  bewährt  und  den  rechten 
Ausdruck  navis  findet. 

Ribbeck  giebt  uns  aber  nicht  blofs  unlösbare  Räthsel  auf,  wenn 
er  mit  Hülfe  der  Conjecturalkritik  den  Text  ändert,  sondern  ebenso 
auch,  wo  er  conservativ  wird  und  sich  an  die  Ueberlieferung  hält 
loh  wenigstens  kann  nicht  errathen,  was  ihn  bestimmt  haben  mag, 
bei  Accius  v.  2  zu  geben : 

Ne  tum  cum  fervat  pectus  iracundiae, 

obwohl  schon  in  den  alten  Ausgaben  des  Nonius  fp.  504]  iracundta  gebes- 
sert ist,  wie  V.  450  cor  ira  fervit.  —  Bei  Accius  Oenomaus  X.  4  [511]: 

Ore  obscena  diota  segregent, 


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326  Zu  den  römischen  Tragiiem. 

steht  in  den  Handschriften  aufser  dida  auch  didis  und  dicti,  für 
Letzteres  entscheidet  sich  Ribbeck,  doch  wohl  nur  weil  es  absolut 
sinnlos  ist     Pacuvius  Niptra  Fr.  XI  [270  f.]  lautet  bei  Ribbeck: 

Barbaricam  pestem  stibinis  vostris  obtulit, 
Nova  figura  factam,  commissam  infabre. 

Die  Handschriften  haben  an  einer  Stelle  des  Nonius  navibus,  was  dem 
Metrum  zuwider  ist,  an  der  anderen  sabinus,  ein  Codex  subtniSf  aber 
was  die  Jagdspiefse  hier  sollen,  ist  mir  ein  Räthsel. 

Ribbeck  wird  vielleicht  einwenden,  die  Schuld  liege  an  mir  und 
meiner  mangelhaften  Sprachkenn tnifs ;  indefs  verstehe  ich  die  Con- 
jecturen  von  Scaliger,  Bentlei,  Q\  Hermann,  Lachmann:  die  kritischen 
Versuche  dieser  Männer  sind  eben  stets  mit  den  Gesetzen  der  Logik 
und  Grammatik  im  Einklänge,  sind  sinnvoll  und  sprachgemäfsy  und 
wenn  sie  auch  natürlich  nicht  immer  das  Rechte  tref|fen,  doch  niemals  257 
des  Schrifl»tellers  unwürdig,  und  daher  in  der  Regel  allgemein  ver- 
ständlich. 

Wenn  Ribbeck  im  Neoptolemos  des  Accius  Fr.  VHI  [472]  Haupts 
Ergänzung  (tumulum  sanguine)  Decorare  est  satius  quam  verhena  d 
taeniis  verwirft,  und  dafür  capillos  casside  vorschlägt,  so  macht  dieses 
Supplement  nahezu  einen  komischen  Eindruck;  Ribbeck  ward  wohl 
dazu  veranlafst  durch  die  Bemerkung  des  Festus,  die  Wollenbinde  sei 
capitis  honarati  ornamentum,  aber  sie  erscheint  ja  gleich  in  dem  zuerst 
angefiihrten  Bruchstück  des  Caecilius  als  Gräberschmuck  gemäfs  der 
bekannten  griechischen  Sitte.  Triftiger  ist  die  nachträgliche  Bemerkung 
[Coroll.  p.  LX],  dafs  Festus  nicht  leicht  unvollständige  Sätze  oder  Satz- 
theile  anführe;  einzelne  Abweichungen  von  dieser  Regel  weist  jedoch 
Ribbeck  selbst  nach**).  Bücheier  beruhigt  sich  jedoch  nicht,  und 
schlägt  vor: 

Decorare  satius  quam  medicari  (oder  curare)  taemis. 


12)  Möglicherweise  liegt  ein  Fenier  in  quam,  man  könnte  quem  vermutheii, 
eine  freiere  Wortstellung,  wo  das  Verbum  dem  Kelativxim  (oder  der  Conjunction) 
vorausgeht.  In  der  Komödie  weifs  ich  freilich  kein  ähnliches  Beispiel  nachzu- 
weisen, hier  weicht  man  eben  gerade  so  wie  in  der  Prosa  von  der  herkömmhchen 
Wortfolge  nicht  ab;  allein  ein  Tragiker  konnte  sich  diese  Freiheit  wohl  gestatten. 
Bei  Lucihus  ist  die  Wortstellung  schon  viel  freier,  man  vergleiche  nur  (1.  32  M.] 
den  bekannten  Vers  (Charis.  125): 

Inritata  canes  quam  homo  quam  plania'  dicit, 

wo  das  Relativ  quam  (quod?)  an  fünfter  Stelle  erscheint  Die  Partikel  quam  dem 
Comparativ  vorauszustellen  haben  sich  selbst  Prosaiker  wie  Cicero  erlaubt,  aber 
mit  Scaliger  quod  homo  quam  zu  schreiben,  halte  ich  für  imstatthaft;  wollte  der 
Dichter  den  Hiatus  meiden,  so  bot  sich  quod  quamde  homo  dar.    Diese  Voranstel- 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  327 

Nun  bei  einem  Humoristen,  wie  in  den  Satiren  des  Varro,  wäre 
allen&lls  ein  solcher  Gedanke  zulässig,  aber  die  Würde  und  der  Ernst 
der  Tragödie  duldet  einen  solchen  Witz  nicht,  der  unge&hr  auf  das- 
selbe hinauskommt,  wie  wenn  man  mit  Bezug  auf  einen  verwundeten 
>8  Krieger  sagen  wollte,  man  solle  ihn  lieber  mit  dem  Ordensband  deco- 
riren,  statt  den  Verband  anzulegen.  Auch  zweifle  ich  sehr,  ob  curare 
oder  medicari  taeniis  der  Proprietät  des  lateinischen  Ausdrucks  gemäfs 
ist  Haupts  Verbesserung  verbena  et  taeniis  statt  urhem  et  taeniis  ist 
90  evident,  dafs  es  neuer  Versuche  nicht  bedarf.  Ich  denke,  man  soll 
das  Wahre  uud  Gute,  woher  es  auch  kommen  mag,  neidlos  anerkennen; 
die  Kritik  bietet  rüstigen  Arbeitern  noch  würdigen  und  dankbaren 
Stoff  die  Fülle  dar;  warum  müht  man  sich  also  unnützer  Weise  da 
ab,  wo  von  den  Vorgängern  bereits  das  Rechte  gethan  ist. 

Bücheier  ist  schwer  zu  befriedigen,  ihm  genügt  nichts,  was 
Andere  vorbringen,  er  hat  ein  Talent  es  anders  zu  machen  als  seine 
Vorgänger,  ob  aber  auch  besser,  steht  dahin;  das  fjsfivaa^  ä7ciareiv 
reicht  nicht  aus,  denn  zum  vdipetv  gehört,  dafs  man  auch  die  Selbst- 
Prüfung  nicht  scheut  Wenn  bei  Nonius  aus  der  Danae  des  Naevius 
(Fr.  IX  [11])  die  Worte  angeführt  werden:  quae  qwindam  fulmine  icit 
luppiter,  so  hat  man  gewifs  richtig  quam  quondam  verbessert,  ich 
habe  die  Worte  auf  die  Semele  bezogen,  imd  man  kann  durch  diesen 
Namen  den  Vers  leicht  ergänzen:  Semelam  (oder  Semelm)  quam  etc. 
Bücheier  dagegen  schreibt  nequaquam  Danaam  fulmine  i.  L  Dieser 
Vorschlag  schmiegt  sich  an  die  Schriftzüge  genau  an,  scheint  mir 
sonst  aber  nicht  empfehlenswerth ;  denn  dabei  wird  die  Aeusserung 
vorausgesetzt,  Danae  sei  vom  Blitz  getroffen;  zu  einer  solchen  Ver- 
muthung  lag  aber  gar  kein  Grund  vor.  Ich  schreibe,  indem  ich  die 
Beziehung  auf  Semele  festhalte: 

fNe)que  ea,  quam  (quon)dsxn.  fulmine  icit  luppiter. 

Bei  dem  Zustande  der  handschriftlichen  üeberlieferung  im  Nonius  wird 
man  diese  Aenderungen  gewifs  nicht  zu  kühn  finden. 


lung  des  Verbnms  kami  ich  jedoch  erst  bei  Lucrez  nachweisen,  wie  I.  53:  InteUecta 
priiis  quam  sint,  362:  Corporis  officiumst  guoniam,  auch  lU.  1061:  Esse  domi  per 
quem  taesumst  ist  eiu  Beleg  dieser  Freiheit,  sowie  1065:  tetigit  cum  limina  villae. 
Sonst  könnte  man  auch  cum  fquomj  verbena  vermuthen,  wie  bei  Plautus  Psend. 
756  [ü.  4,  66]:  hominem  cum  omamentis  ommbus  Eocomatum  adducite,  denn 
cum  o.  o,  mit  homimem  zu  verbinden  und  exomaium  als  pleonastischen  Zusatz  zu 
fassen,  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit  Aehnlich  Accius  im  Meleager  V  [445]:  Pro 
sequisque  cum  Corona  darum  cohonestat  caput,  wenn  nicht  vielleicht  hier  eum  zu 
achreiben  ist,  so  dafs  cohonestare  mit  einjem  doppelten  Accusativ  verbunden  ward. 


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328  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Im  Lykurg  des  Naevius  Fr.  XIX  [47] :  Sine  fen'O  pecora  (pecna) 
manibus  ut  ad  mortem  meant,  habe  ich  [Khein.  Mus.  1835  p.  75]  auf 
die  aUereinfachste  Weise  durch  Umstellung  des  Wortes  manibus  Vers 
und  Gedanken  zugleich  hergestellt: 

Sine  ferro  manibus  pecua  ut  ad  mortem  meant. 

Der  Bote  schildert,  wie  die  Bacchen  auf  die  weidenden  Rinder  einen 
Angriff  machen  und  mit  unbewaffiieten  Händen  die  Thiere  zerreifsen: 
selbst  der  Ausdruck  sine  ferro  manibus  entspricht  genau  der  Schilderung 
bei  Euripides  Bacch.  735:  a\  di  ve^o^haig  y^-fn^v  Mdayoig  |  fVr^A^m  2:)i» 
X^^Qog  äaiSTjQov  fjira.  Man  sollte  glauben,  dafs  nachdem  die  einfache 
Wahrheit  gefunden  ist,  die  Kritiker  sich  dabei  beruhigen  würden, 
aber  ovdiv  far  diratfiorov.  Ribbeck  leistet  auch  hier  ünglaubUches. 
er  streicht  manibus  (wie  dies  in  den  Text  gekommen  sein  soll,  sagt 
er  nicht)  und  schreibt  sine  terrore  statt  sine  ferro.  Er  fafst  also,  wie 
es  scheint,  die  Worte  als  Vergleichung  auf  und  dachte  dabei  wohl  an 
Opferthiere.  Diese  Kühnheit  scheint  er  aber  selbst  zu  bereuen,  denn 
nachträglich  [CoroU.  p.  XIV]  ninunt  er  manibu^s  wieder  in  Schutz  und 
fugt  ductal  hinzu: 

Sine  terrore  pecua  manibus  ductae  ut  ad  mortem  meant 

Man  wird  pecua  dudae  für  einen  Schreibfehler  halten,  aber  Ribbeck 
modificirt  nochmals  seine  Conjectur:  Sine  terrore  ductale  manibus  pecua. 
Er  dachte  dabei  wohl  an  die  Bacchen ,  die  Pentheus  gefangen  genommen 
hat  (Eurip.  Bacch.  226 ff.),  und  dabei  gingen  ihm  die  Begriffe  wirr 
durcheinander,  schliefslich  aber  verwirft  er  auch  diesen  dritten  Versuch 
und  billigt  Büchelers  Vorschlag,  der  statt  manibus  ut  lesen  will: 
Sine  ferro  pecua  mansueta  ad  mortem  meant, 

dies  soll  heifsen:  'ohne  Ketten  wird  das  zahme  Vieh  zum  Tode 
geführt',  imd  dies  wird  erläutert  durch  Eurip.  Bacch.  436:  'O  ^^  d'  &J' 
fllÄlv  7tq^og  ovd^  htBa7caat  Q>vy^  7i6d\  ä}X  tdorMv  ovx  Hkuv  x^Q^^- 
Bei  Euripides  berichtet  der  Diener,  der  Satyr  (d.  h.  Dionysos)  habe 
sich  freiwillig  ergeben;  und  was  hat  man  unter  den  pecua  bei 
Naevius  zu  verstehen  ?  Soll  etwa  der  lateinische  Tragiker  sein  Original 
gröblich  mifsverstanden  haben?  Ich  fürchte,  das  Mifsverständnifs  ist 
auf  einer  ganz  anderen  Seite  zu  suchen.  Wenn  man  solchen  Proben 
modernster  Kritik  gegenüber  die  Geduld  und  das  Vertrauen  nicht 
gänzlich  verliert,  so  darf  man  sicher  für  einen  äufserst  nachsichtigen 
Beurtheiler  gelten. 

Wenn  Nonius  aus  dem  Athamas  des  Accius  (Fr.  VI  [194])  die 
Worte  anführt:  benefidis  (veneficius)  graveni  hostium  (hostemj  pepe- 
risti  et  grave,  so  hat  schon  Grotius'  Scharfblick  hostimentum  erkannt. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  320 

lind  dabei  haben  sich  auch  alle  anderen  Kritiker  beruhigt,  nur  Bücheier 
[bei  Ribb.  Coroll.  p.  LIII]  zieht  es  vor,  zu  schreiben: 

Beneficüs  gratum  hospitium  pepensti  et  grave, 
was  allerdings  von  der  XJeberlieferung  minder  weit  abliegt,  als  andere 
^  Tersuche,  aber,  wie  auch  Eibbeck  erinnert,  gegen  das  natür|liche  Sprach- 
gefiöhl  verstöfst,  während  hostinientum  gratum  et  grave  (denn  diesen  for- 
melhaften Ausdruck  habe  ich  [Ehein.  Mus.  1835  p.  82]  gewifs  hier  niit 
Recht  hergestellt)  durchaus  angemessen  erscheint.    Vielleicht  ist  zu  lesen: 

Beneficüs  gratum  hostimentum  repperisHs  et  grave, 
SO  dafs  an  der  überlieferten  Wortstellung  nichts  geändert  wird. 

Bücheier  ist  ebenso  kühn,  wie  Ribbeck,  ihn  schreckt  keine 
kritische  Schwierigkeit  ab,  aber  sein  Verfahren  ist  verschieden.  Rib- 
beck arbeitet  mit  der  Holzaxt,  da  fliegen  denn  die  Splitter  rechts  und 
links,  und  in  seinem  Eifer  vergifst  der  Kritiker  nicht  selten  auf  die 
warnende  Stimme  der  Grammatik  und  Metrik,  der  Logik  und  des 
gesimden  Menschenverstandes  zu  hören.  Bücheier  arbeitet  vorsichtiger 
und  sauberer,  er  feilt  und  meifselt  unablässig,  mit  der  üeberlieferung 
geht  er  schonend  um;  seine  Conjecturen  schmiegen  sich  möglichst  an 
die  verderbten  Schriftzüge  an.  Dies  Verfahren,  welches  weit  mehr 
geeignet  ist,  die  Zustimmung  Anderer  für  die  kritischen  Ergebnisse  zu 
gewinnen,  ist  recht  lobenswerth,  aber  hier  liegt  auch  die  Gefahr  nahe, 
dem  äufseren  Scheine  zu  liebe  das  Wesentliche  preiszugeben*^).  Im 
Medus  des  Pacuvius  Fr.  I  [218J  habe  ich  [Rhein.  Mus.  1835  p.  78]  in  der 
Lesart  der  Handschriften  des  Festus  acces  .  .  .  eam  zu  finden  geglaubt: 

Accessi  Aeam,  et  tonsillam  pegi  lecto  in  littore, 
und  diese  Conjectur  hat  allgemein  Billigung  gefunden:  der  Hiatus  bei 
M  ist  nicht  anstöfsig,  ein  ähnliches  Beispiel  findet  sich  in  der  Periboea 
desselben  Dichters  Fr.  XXII  [303] :  Belluarum  ac  ferarum  adventus 
ne  taetret  loca.  Denn  die  griechische  Form  Äean,  die  K.  0.  Müller 
einfahren  wollte,  ist  nicht  zulässig;  Ribbeck  schrieb  früher  et  hiCj 
Bücheier,  der  solche  Füllworte  zu  meiden  sucht,  Aeaeam  unter  Bei- 
stimmxmg  Ribbecks;  diese  Aenderung  ist  jedoch  ganz  unstatthaft,  Aea 
ist  Colchis,  Aeaea  heifst  die  Insel  der  Kirke;  man  sieht,  wohin  ein 
rein  äufserliches  Verfehren  führt.  Da  die  vaticanische  Abschrift  acces- 
seram  hat,  könnte  man  vermuthen: 

Accessi  hei'e  (heri) 

Aeam  et  tonsillam  pegi  lecto  in  littore, 


13)  Wenn  ich  bei  Ennius  Telamo  Fr.  V  [279  R.  =  366  V.]:  Telamonis  patris, 
Ott  Aeaci  schrieb  [Rhein.  Mns.  1835  p.  73],  so  lag  atque  Aeaci  der  alten  Lesart 
otquefaci  naher,  allein  die  Rücksicht  auf  den  Gedanken  stand  mir  höher. 


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330  Zu  den  römischen  Tragikern. 

allein  accesseram  ist  wohl  nur  ein  Versuch,  die  unleserlichen  Züge  der 
Handschrift  zu  entziffern. 

Wenn  Nonius   aus  den  Aeneaden  des  Accius  [Praetext  15]  den  261 
Vers  anfährt: 

Patrio  exemplo  et  me  dicabo  atque  animam  devoro  hostibus, 

und  darin  das  Verbum  devorare  findet,  so  hat  dies  Anstofs  erregt; 
Bücheier  glaubt  eine  ganz  einfache  Lösung  gefimden  zu  haben,  indem 
er  devoro  als  Contraction  von  devovero  ansieht.  Allein  statt  devovero 
erwartet  man  in  diesem  Zusammenhange  vielmehr  d^ovebo,  ungewöhn- 
lich ist  auch  die  Verbindung  der  beiden  Verba  durch  et  .  ,  .  atque; 
endlich  weiht  sich  ja  Decius  nicht  den  Feinden,  sondern  den  unter- 
irdischen Mächten,  devovet  hostes,  aber  nicht  devovet  se  hostibus.  Jene 
Lösung,  die  nur  den  Beifall  oherflächlich  Urtheilender  sich  erwerben 
konnte,  ist  also  hinfallig.  Ich  glaube,  man  thut  hier  dem  Nonius 
Unrecht,  wahrscheinlich  verknüpfte  der  Volksglaube  mit  einem  solchen 
Opfertode  die  Vorstellung  übernatürlicher,  gleichsam  magischer  Wir- 
kungen: wer  sein  Leben  den  unterirdischen  Mächten  hingiebt,  vermag 
dadurch  Anderen  den  lebendigen  Athem  zu  entziehen.  Auch  die  Eömer 
theilen  mit  andern  Völkern  den  Aberglauben,  dafs  die  bösen  Nacht- 
geister, die  Striges,  lebende  Menschen  zu  schädigen  vermögen;  daraufgeht 
der  Vers  des  Plautus  im  Pseudolus  820  [TEL  2,  31]:  strigibus,  Vivis 
convivis  intestina  qtiae  exedint;  Ovid  in  den  Pasten  VI.  131  ff.  erzählt 
ausführlich  wie  die  Striges  Herz  und  Eingeweide  junger  Kinder  ver- 
zehren; vergl.  auch  Petronius  c.  134:  qtuie  striges  comederuni  net'vos 
tuos?  Doch  verzehren  die  Nachtgeister  und  Hexen  auch  das  Herz  und 
die  Eingeweide  eines  eben  Verstorbenen,  wie  ebendaselbst  c.  63  erzählt 
wird.  Eine  ähnliche  Wirkung  mochte  der  Volksglaube  der  deüotw 
zuschreiben.  Die  Verbindung  des  Präsens  mit  dem  Futurum  ist 
allerdings  ungewöhnlich,  aber,  doch  hier  zulässig,  da  in  devoro  der 
Ausdruck  der  festen  Zuversicht  liegt,  dafs  die  devotio  (me  dicabo)  ihre 
sofortige  Wirkung  nicht  verfehlen  wird.  Dem  et  wird  im  Folgenden 
ein  zweites  et  entsprochen  haben. 

Eibbeck  versichert  in  der  Vorrede  [p.  VII]  sorgfaltig  die  kritischen 
Versuche  der  Früheren  beachtet  zu  haben,  selbst  ganz  Verfehltes  habe 
er  berücksichtigt,  damit  nicht  später  andere  KJritiker  auf  dieselben 
Vermuthungen  verfielen  (vetera  somnia  pro  suis  venditent).  Diesem 
Grundsatze  ist  aber  weder  in  der  ersten  noch  in  der  neuen  Ausgabe 
genügt,  die  Angabe  der  Conjecturen  älterer  Kritiker  ist  äu&erst  unvoll- 
ständig, und  daher  kommt  es,  dafs  die  Freunde  Ribbecks,  die  ihn  mit 
ihren  Beiträgen  unterstützten,  die  offenbar  aufser  |  Ribbecks  Ausgabe  262 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  331 


keine  weiteren  Hülfsmittel  zur  Hand  hatten,  nicht  selten  eben  nur 
väera  somnia  wiederholen,  nur  dafs  Ribbeck  diese  angeblich  neuen 
Verbesserungen  dann  sinnreich  findet,  z.  B.  zu  Naevius  v.  21 : 

Alte  iubatos  angues  in  sese  geront, 

bemerkt  Kibbeck  [CorolL  p.  XII]:  Buechderus  inlaesae  coniecity  fadli 
ä  ingenioso  invento.  Nun  ganz  dasselbe  kann  man  bereits  bei  Bothe 
lesen,  aber  Eibbeck  hat  es  vielleicht  in  der  ersten  Ausgabe  absichtlich 
übergangen,  weil  er  es,  da  es  eine  Conjectur  Bothe's  war,  den  Eitschl 
stets  über  Gebühr  geringschätzig  behandelt  hat,  für  ein  somnium  hielt. 
Trotz  der  Uebereinstimmung  zweier  Kritiker,  die  unabhängig  auf  das- 
selbe verfielen,  weil  offenbar  nicht  nur  Bothe,  sondern  auch  sein  Nach- 
folger sich  der  Verse  des  Horaz  [Carm.  11.  19,  19]:  Nodo  coerces  viperino 
Bisfanidum  sine  fraude  crines,  erinnerten,  scheint  mir  die  Aenderung 
nicht  das  Rechte  zu  treffen.  Alte  kann  nicht  richtig  sein,  denn  Schlangen, 
welche  die  Bacchen  zu  diesem  Zwecke  verwenden,  haben  schwerlich 
eine  alta  iuha;  ich  habe  schon  vor  langen  Jahren  verbessert: 

Aluie  iubatos  angues  itiplexae  gerunt'^). 

Naevius  schilderte  im  Lycurgus  das  bunte  Treiben  der  Bacchen  ganz 
in  der  Weise  wie  Catull  64,  254  fF.  es  beschreibt,  Pars  sese  tortis 
serpentibiis  incingebant.  Mit  implexae  vergl.  Yirg.  Georg.  IV.  482: 
caendeosque  implexae  crinibus  angues  Eumenides,  —  Zu  Pacuvius 
V.  172:  grados  tetinerim  bemeikt  Ribbeck:  Graios  tetinerim  dubi- 
tafUer  Bt^echelerus ,  aber  dies  hat  ja  schon  Mercier  vorgeschlagen. 

Die  Anmerkungen  befleifsigen  sich  möglichster  Kürze,  die  aber 
freilich  auch  öfter  zur  Unklarheit  hinneigt  Wenn  Ribbeck  zu  Ennius 
V.  286  schreibt:  plebeio  est  piaculum  elegantius  futurum  esse  monet 
Hermannus,  so  mufste  er  entweder  diese  Bemerkung  ganz  unter- 
drücken oder  berichtigen;  denn  die  Observation  Hermanns  trifft  nur 
zu,  wenn  man  vor  est  Elision  annimmt:  da  aber,  wie  wohl  jetzt 
allgemein  zugestanden  wird,  vielmehr  Aphaeresis  stattfindet  Cst),  so 
ist  es  für  den  Rhythmus  ganz  gleichgültig,  ob  die  Worte  so  oder  so 
[nämlich  pld)eio  piaculum  est]  auf  einander  folgen.  Vollkommen  unver- 
'^  standlich  ist  |  mir  die  Anmerkung  zu  Pacuvius  v.  326,  wo  Ribbeck 
früher  so  interpungirte : 

Facessite  omnes  hinc  parumper:  tu  mane. 

Gegen  diese  Interpunction  erklärte  sich  Klotz,  und  so  verbindet  jetzt 
Ribbeck  mit  den  Früheren  parumper  mit  tu  mane,  mit  der  Bemerkung: 


14)  Auf  aUae  rieth  auch  schon  Bothe  (oder  etwa  einer  seiner  Vorgänger?), 
aber  er  verwirft  es  wieder, 


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332  Zu  den  römischen  Tragikern. 

habere  quod  dispUceat  mecum  sentit  Buechderus.  Nun  wenn  es  ihm 
mifsfaJlt,  warum  behielt  er  nicht  seine  frühere  Interpunction  bei,  und 
warum  verschweigt  er  so  geheimnifsvoU  den  Grund? 

Das  Orthographische  ist,  wie  sich  erwarten  läfst,  Gegenstand 
besonderer  Aufinerksamkeit.  Dabei  zeigt  Ribbeck  einen  ganz  wunder- 
baren Scharfsinn;  wenn  bei  Plautus  Trin.  521  [11.  4,  120]  die  Hand- 
schriften sciris  statt  siiis  lesen,  so  findet  Ribbeck  darin  (p.  XLIV)  die 
Schreibweise  si7'eis  wieder;  wenn  diese  Methode  Anklang  findet,  dann 
können  wir  ganz  neuen  Entdeckungen  entgegensehen.  Sublimen  wird 
natürlich  festgehalten:  hat  doch  Ribbeck,  indem  er  sofort  der  gelehrten 
Welt  diese  neue  Erfindung  Ritschis  verkündete,  nicht  nur  manche 
Andere  dafür  gewonnen,  sondern  auch  Ritschi  selbst  in  seiner  Ansicht 
bestärkt ;  denn  derselbe  trug  anfangs  seine  Erklärung  mit  einer  gewissen 
Zurückhaltung  vor,  was  sonst  gar  nicht  seine  Art  ist,  nachher  hat  er 
dieselbe  durch  den  Beifall  ermuntert  mit  grofser  Zuversicht  wiederholt, 
indem  er  sich  begnügt,  den  Widerspruch  eines  CoUegen  mit  einer 
nicht  gerade  coUegialischen  Wendung  zu  beseitigen.  Diese  Vorstellung, 
dafs  man  die  Schwelle  des  Hauses  zu  Executionen  der  Sclaven  benutzt 
habe,  konnte  eigentlich  nur  einer,  der  im  Alterthume  nicht  zu  Hause 
ist,  hegen.  Doch  diese  philologische  Verirrung  zu  beseitigen,  mufe 
einer  anderen  Stelle  vorbehalten  bleiben.  Was  nicht  auf  dem  Boden 
der  Schule  gewachsen  ist,  wird  dagegen  mit  Mifstrauen  betrachtet: 
gegen  proptervus  und  proptervitas  verhält  sich  Ribbeck,  wie  sich 
erwarten  liefs,  ablehnend.  Uebrigens  mufs  man  anerkennen,  dafs  Rib- 
beck anderwärts  der  Wahrheit  nicht  völlig  sein  Ohr  verschliefst;  He- 
doris  lustra  läfst  er  jetzt  fallen  [vgl.  Bergk  im  Philol.  1861  p.  625  i 
Opusc.  I.  295  f.],  und  wenn  er  sich  damit  tröstet,  dafs,  wie  er  vennuthet, 
schon  ein  alter  Kritiker  in  den  gleichen  Irrthum  verfallen  war,  nun  so 
wollen  wir  ihm  die  unschuldige  Freude  gönnen.  Ebenso  mufs  st^Sjpiiio, 
was  jetzt  fast  alle  Texte  der  lateinischen  Classiker  verunziert,  dem  allein 
richtigen  suspicio  wieder  weichen.  Bläst  doch  selbst  der  Orthograph 
der  Schule  zimi  Rückzuge  ^^). 

Am  auffallendsten  aber  ist  das  Schwanken  der  hier  angewandten  2t»4 
Orthographie;  Ribbeck  schreibt,  wie  üblich,  Corinthus,  Achivi,  AchiUes, 
Lycurgus  (so  im  Texte  des  Naevius,  während   seltsamer  Weise  in  der 
Ueberschrift  Lueurgus  sich  findet),  DryaSy  DyspaHs,  Thyestes  u, s.w., 
dagegen  anderwärts  duldet   er  weder  Aspiration  noch  das  y.     Wenn 


15)  Nachdem  man  früher  suspüio  als  das  allein  Richtige  gefordert  hatte, 
heilst  es  jetzt:  suspicio  besser  als  suspitio;  letzteres  ist  vielleicht  eine 
selbständige  Parallelbildung  aus  suspic(i)tio. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  333 

Ribbeck  sich  die  Aufgabe  gestellt  hätte  in  diesem  Punkte  den  Hand- 
schriften zu  folgen,  dann  ist  Inconsequenz  nicht  zu  vermeiden,  und 
auch  nicht  tadelnswerth,  da  eben  die  üeberlieferung  mafsgebend  ist, 
wie  bei  Livius  23  Änciale,  bei  Naevius  35  tyrsigerae^^):  aber  wer 
hier  an  der  Halbheit  keinen  Anstofs  nimmt,  der  durfte  auch  nicht 
Livius  11  Clytemestra  in  Clidemesi/ra  verwandeln.  Streng  conservativ 
zeigt  sich  Kibbeck  im  Namen  der  Phryger;  er  schreibt  im  Equus  Troia- 
nus  des  Naevius  (Livius)  Phryges,  bei  Ennius  Brügges,  wie  sich  nach 
Cicero's  Zeugnifs  in  den  Originalhandschriften  des  Dichters  fand,  aber 
ferro  Frugio  (so  der  Schol.  Cic.  [zu  Rose.  Am.  32,  90],  die  Handschriften 
Cicero 's  Ph-ygio)^  wo  Brtyio  herzustellen  gewifs  eine  erlaubte  Kühnheit 
gewesen  wäre,  bei  Pacuvius  Fruges,  bei  Attius  Fryges,  Phryges,  Frygia 
und  Froegia;  letztere  Form,  sowie  ähnliche,  die  nur  die  Vulgäraus- 
sprache wiedergeben,  und  daher  bei  den  Abschreibern  beliebt  sind,  sollte 
selbst  ein  conservativer  Mann  aufzunehmen  Bedenken  tragen,  denn  mit 
gleichem  Rechte  könnte  man  auch  Haecuba,  HaectoTy  praetium  u.  a.  m. 
in  den  Text  einführen.  Aber  anderwärts  wird  Ribbeck  seinen  conser- 
vativen  Grundsätzen  untreu,  er  verlangt  Tebis  statt  Thebis,  und  lumpa, 
lumpattis  statt  lympha,  lymphatus,  obwohl  die  Handschriften  nicht  die 
geringste  Unterstützung  darbieten  ^  ^).  Hier  zeigt  sich  eben  recht  deut- 
lich der  schulmäfsige  Charakter  der  Arbeit.  Ritschi  hat  diese  Formen 
empfohlen,  und  so  kann  Ribbeck  nicht  umhin,  sofort  diese  Bemerkung 
praktisch  zu  verwerthen. 

Afi  sich  ist  gegen  diese  Schreibweise  nichts  einzuwenden,  nur 
mufs,  wer  in  diesem  Falle  die  handschriftliche  Üeberlieferung  preis- 
giebt,  consequenterweise  dies  auch  anderwärts  thun,  soweit  sich  die 
2^  Orthographie  der  älteren  römischen  Dichter  ermitteln  läfst  |  Uebrigens 
läfet  gerade  in  diesem  Falle  die  Begründung  der  sogenannten  histo- 
rischen Grammatik  die  vielgerühmte  wissenschaftliche  Methode  gänzlich 
vermissen.  Varro  de  L.  L.  VH.  87  sagt :  lympha  a  nympha,  tU,  quod  apud 
Graecas  Ohig,  apud  Ennium:  Thelis  Uli  mater,  Varro  wül  sagen,  wie 
in  dem  einen  Falle  n  mit  Z,  so  wird  in  dem  anderen  t  mit  l  vertauscht, 
und  unsere  gelehrten  Grammatiker  beruhigen  sich  dabei.  Nach  Ritschi 
[Opusc.  n.  490.  492]  liegt  eben  hier  nur  eine  leichte  Corruptel  des 
griechischen  Namens  im  römischen  Volksmund  vor;  allein  der  auffallende 
Uebergang  ist  damit  nicht  erklärt.    Die  Sache  ist  einfach.    Da  das  alte 


16)  Bei  Accius  v.  239  wird  nachträglich  [Coroll.  p.  LIV]  tirsos  empfohlen. 

17)  Der  Index  verborum  erweist  sich  hier,  wie  an  vielen  anderen  Stelleu, 
widerspenstig,  er  vermag  dem  raschen  Fortschritte  der  Wissenschaft  nicht  recht 
zu  folgen. 


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334  Zu  den  römischen  Ihragikem. 


Latein  die  Aspiration  der  Consonanten  nicht  kennt,  ward  aus  6ki^ 
zunächst  Tetis,  dann  trat  wie  so  häufig  bei  gleichem  consonantischeQ 
Anlaut  Dissimilation  ein  Tedis,  und  dann  erst  erfolgte  der  der  römisdieD 
Sprache  geläufige  Lautwandel  zwischen  d  und  Z,  Thdis.  Indem  der 
Name  so  verschiedene  Umformungen  erfahren  hat,  erkennt  man,  dafs 
derselbe  lange  Zeit  vor  Ennius  eingebürgert  sein  mufs. 

Nicht  so  einfach  ist  die  Sache  bei  lympha.  Nach  Ritschis  Ansicht 
ist  dies  ein  Lehnwort,  indem  die  Römer  sich  den  fremden  Klang  des 
griechischen  Mfiq^t]  bequem  machten.  Nachträglich  [Op.  ü.  490  Anm.] 
wird  dies  dahin  modificirt,  das  Wort  sei  alter  gemeinsamer  Besitz  beider 
Sprachen^®),  und  lympha  habe  ursprünglich  iwwpa  gelautet  Dies  wird 
damit  begründet,  dafs  von  dem  Substantiv  ein  A^jectivum  lumpidus  (diese 
Form  ist  nicht  nachweisbar)  oder  limpidus  gebildet  wurde.  Hier  wird 
also  ein  Satz,  der  selbst  erst  bewiesen  werden  mufs,  benutzt,  um  einen 
anderen  Satz  zu  beweisen.  Dies  ist  zwar  ein  Verstofs  gegen  die  Logik, 
allein  es  ist  dies  ein  wesentiiches  Moment  der  Ritschl'schen  Methode; 
Ritschi  selbst  hat  mit  dieser  |  Methode  glänzende  Erfolge  erzielt,  und  261 
der  Erfolg  ist,  wie  noch  kürzlich  uns  mitgetheilt  ward,  in  solchen 
Dingen  entscheidend. 

Nach  Ritschi  ist  limpidus  von  lumpa  abgeleitet:  dies  ist  willkür- 
lich ersonnen  *•).  Die  Römer  selbst  wenigstens  haben  diesen  Zusam- 
menhang nicht  empfunden;  denn  während  sie  constant  lympha  schreiben 
und  dieselbe  Orthographie  in  allen  übrigen  davon  abgeleiteten  Worten 
durchführen,  beharren  sie  hier  bei  der  Form  limpidus.  Ebensowenig 
hat  ein  alter  Grammatiker,   wenn  es  galt,  die  Etymologie  des  Wortes 


18)  Dann  fällt  er  aber  doch  wieder  zurück  in  die  alte  Vorstellung,  indem 
er  sagt,  für  lumpa  habe  man  im  siebenten  Jahrhundert  in  Folge  des  Eindringeos 
griechischer  Bildung  lumpha  zu  schreiben  begonnen,  bis  dann  endlich  das  gaw 
griechische  Nymphae  herübergenommen  wurde  mit  dem  Grundbegriff  von  Quell- 
göttinnen.  In  den  Nachträgen  freut  sich  Ritschi  zu  bemerken,  dafs  Mommsen 
(Unterital.  Dial.  256)  dasselbe  erkannt  habe.  Ritschi  mufs  die  Stelle  sehr  flüchtig 
angesehen  haben,  denn  Mommsen  spricht  nirgends  von  der  Identität  zwischen 
lympha  und  vvfiifri.  sondern  sagt  vielmehr,  das  Wort  sei  nicht  aus  dem  Griechischen 
recipirt,  und  ebendefshalb  eigentlich  nicht  mit  y  sondern  u  zu  schreiben.  Wenn 
Mommsen  dem  Worte  die  Aspiration  abspricht,  so  beruft  er  sich  mit  Recht  anf 
das  oskische  diumpais,  was  Ritschi  weder  jetzt  noch  früher  gekannt  zu  haben 
scheint:  aufserdem  zieht  allerdings  auch  Mommsen  limpidus  herbei. 

19)  Diese  Ableitung  ist  übrigens  nichts  weniger  als  neu;  schon  der  alte 
Gesner  trägt  sie  vor,  und  ihm  sind  die  meisten  Lexicographen  gefolgt;  Mommsen, 
der  ebenfalls  limpidus  mit  lympha  zusammenstellt,  leitet  das  Wort  von  luo  ab. 
Doderlein  dagegen  und  Curtius  von  läfineiv,  Pott  aus  dem  indischen  dip,  wieder 
anders  Benfey,  der  Verlust  des  anlautenden  g  annimmt. 


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Zu  den  römischen  tragikem.  335 

lympha  zu  erklären,  dasselbe  mit  limpidus  in  Verbindung  gebracht. 
Entscheidend  aber  ist  die  Bedeutung  der  Worte.  Lympha  bezeichnet 
im  allgemeinen  das  Element  des  Wassers,  ein  davon  abgeleitetes 
Ac^ectivum  würde  also  ungefähr  dasselbe  ausdrücken,  was  aquilentus, 
aqucäus,  aquaticus;  aber  limpidus  ist  Mar,  durchsicMig,  rein,  daher 
sagt  man  nicht  nur  aqua  limpidior,  aquae  Umpitudo,  sondern  auch 
vox  limpida,  Reinheit  ist  aber  keine  immanente  Eigenschaft  des 
Wassers. 

Lympha  ist  kein  entlehntes  Wort;  dagegen  spricht  schon  die  an- 
sehnüche  Zahl  abgeleiteter  Bildungen,  wie  Lumphia  neben  Ly^mpha, 
LucUius  sagt  [ex  Ubr.  ine.  86  M.]  impermixkim  lymphorem,  dann  lym- 
phare,  lymphatus,  lymphaticus,  lymphatio.  Femer  ist  der  Gebrauch 
des  Wortes  im  religiösen  Cultus ,  der  offenbar  in  entfernte  Zeiten  hinauf- 

,  reicht*®),  mit  jener  Hypothese  imvereinbar;  in  Rom  verehrte  man  die 
Lympha  lutuma,  im  Sabinerlande  die  Lymphae  Commotiae,  am  Veliner- 

I  366,  wie  es  scheint,  die  (Lympha)  Velinia^^),  Wenn  Varro  de  Re 
Rust  I.  1,  5  unter  den  Gottheiten,  deren  Schutz  er  anruft,  auch  die 
Lympha  nennt,  qu,oniam  sine  aqua  omnis  arida  ac  misera  ayricultura, 
so  folgt  er  sicherlich  althergebrachter  Sitte. 

2ß7  Lympha  und  Nvfi<pi]  sind  aber  auch  nicht  als  gemeinsamer  |  Be- 

sitz zu  betrachten  und  auf  gleiche  Wurzel  zurückzuführen.  Allerdings 
haben  schon  die  römischen  Grammatiker  beide  Worte  zusammengestellt, 
Festus  (Verrius  Flaccus)  120 :  Lymphae  dictae  sunt  a  Nymphis,  ebenso 
schon  früher  Varro  de  L.  L.  VII.  87,  der  hier  vielleicht  nur  einem  altern 
Grammatiker  folgt,  denn  V.  71  stellt  er  eine  ganz  andere  Etymologie 
auf:  ab  aqime  lapsu  lubrico  lympha.  Wären  lympha  und  vvfjKprj  iden- 
tisch, dann  würde  das  lateinische  Wort  lumba  lauten,  wie  nuhes  vaqxyqy 
orhus  dgcpavog,  ambo  ä^(pa),  ambi  d^q}i,  umbilicus  d/A(paX6g,  und  so 
regelmäfsig  im  Inlaut.  Dann  weicht  auch  die  Bedeutung  ab,  so  nahe 
sich  auch  sonst  beide  Worte  berühren.  Lympha  bezeichnet  ursprüng- 
lich nicht  die  im  Quell  waltende  Göttin,  sondern  das  Wasser,  den 
Quell,  daher  ward  auch  ein  anderes  Nomen  lymphor  davon  abgeleitet; 
im  Griechischen  bezeichnet  zwar  Ni'^ipt]  in  der  Dichtersprache  zuweilen 
auch  das  Wasser,  wie  bei  Euenus  Fr.  IL  3:  Xaiqet  yuQvafievog  di  tqioIv 
NviMpaioi  xhaQftog,  dies  ist  aber  eine  Metonymie,  wie  wenn  ^'Higpatarog 
das  Feuer,  Jrj^ijnjQ  das  Getreide  bedeutet.     Der  Ursprung  beider 


20)  Nach  Ritscbl  sieht  es  gerade  so  aus,  als  hätten  die  Römer  erst  von  den 
Griechen  die  Vorstellung  der  Quelhiymphen  empfangen. 

21)  Varro  de  L.  L.  V.  71.    Varros  Ableitung:  Lyntpha  lutuma,  quae  iuvarct, 
ist  falsch;  ItUurna  ist  soviel  als  ditUuma,  der  nioht  versiegende  Quell. 


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336  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Worte  ist  also  unzweifelhaft  verschieden.  Die  Benennimg  der  in  dem 
Naturleben  sich  offenbarenden  Göttinnen  Nv^cpai  (auf  älteren  Inschriften 
auch  Mqiai  genannt  ^*))  darf  man  von  dem  Appellativum  viiAipr^,  d.  h.  die 
Verhüllte  {nubere  ist  desselben  Stammes),  nicht  trennen;  daher 
heifsen  die  jungfräulichen  Göttinnen,  die  im  Wasser,  wie  im  Wald  und 
Gebirge  walten,  Ntfitpai,  Da  die  Ursprünge  des  lateinischen  Wort- 
schatzes meist  dunkel  und  undurchsichtig  sind,  ist  es  gerathen  auf 
jeden  etymologischen  Versuch  zu  verzichten.  Bitschi  behauptet,  die 
altitalische  Form  sei  lumpa,  aber  in  einer  noch  weiter  zurückliegenden 
Periode  mag  man  auch  in  Latium  dumpa  gesagt  haben,  wie  das  os- 
kische  diumpais  andeutet :  dieser  dcUivus  plurcdis  findet  sich  zweimal  in 
dem  Verzeichnifs  der  Gottheiten,  denen  Opfer  dargebracht  werden,  auf 
der  Tafel  von  Agnone;  hier  hat  sich  die  ursprüngliche  Form  erhalten; 
denn  d  ist  überall  als  der  ältere  Laut  zu  betrachten,  der  in  einer 
späteren  Periode  |  durch  l  ersetzt  ward.  Der  Lautwechsel  zwischen  .J6s 
lympha  und  v6fA(p}]  Uefse  sich  erklären,  da  aber  das  altitalische  Wort 
mit  d  anlautete,  ist  auch  dadurch  eine  Schranke  zwischen  beiden 
Worten  gezogen. 

Bitschi  meint,  erst  spät  (wohl  seit  dem  Ende  des  siebenten  Jahr- 
hunderts?) hätten  die  Bömer  das  griechische  Nymphae  recipLrt.  Allein 
das  Wort  reicht  bis  zu  den  ersten  Anfängen  der  römischen  Literatur 
hinauf,  schon  Livius  Andronicus  schreibt  in  seiner  Odyssee  (Priscian. 
VL  18  [Bd.  n.  210  K.]): 

Apud  Nympham  Atlantis  filiam  Calypsonem. 

Freilich  ist  dies  nicht  die  Orthographie  jener  Zeit,  die  weder  y  noch 
ph  kannte;  die  Handschriften  des  Priscian  führen  auf  nimfam,  dies  ist 
eben  die  den  späteren  Abschreibern  geläufige  Form=**).  Livius  wird 
Numpa  (oder  Numfa)  geschrieben  haben  **j.  Fortan  gehen  beide  Worte 
neben  einander  her,  die  Quellgöttinnen  nannte  man  lateinisch  Lymphae, 

22)  So  auf  einer  Inschrift  von  Siphnos  (ßofs  inscr.  ined.  DI.  p.  5  [cf.  C.  I.  G.  IL 
p.  1080.  n.  2423.  c])  Nvcftov  ifQtov  d.  h.  AvfKfäoyy  Uqöv:  auf  der  durch  reichen 
Bilderschmuck  ausgezeichneten  Vase  des  Klytias  (denn  der  Töpfer  Ergotimos  kommt 
nicht  in  Betracht)  liest  man  Nu(ftti ,  auf  einer  andern  Vase  (Cabinet  Durand  n.  428, 
jetzt,  soviel  ich  weifs,  im  brittischen  Museum)  ist  Anakreon  mit  zwei  Epheben 
dargestellt,  von  denen  einer  als  ^v(p(s  xalos  d.  i.  J\vfi(frjg  bezeichnet  ist. 

23)  Nimfae,  seltener  Numfae.  Auch  auf  einer  Inschrift  von  Arezzo  (Her- 
mes IV.  p.  282)  findet  sich  Nimfas ,  sonst  kommen  auf  Inschriften  auch  noch  andere 
Schreibweisen  vor,  wie  Numfabus  I.  R.  Neap.  6768,  Numphis  ebend.  3517  (neben 
Dionusiiis)^  Nimphadi  (Frauenname)  ebend.  673,  Nimphiiis  6169,  Nymfeum  Or^i 
57.  5049. 

24)  Numpe  Inscr.  R  Neap.  5197. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  337 


oder  auch  mit  griechischen  Namen  Nymphae,  nur  ist  dieser  Name 
gemäfs  der  griechischen  Vorstellungsweise  nicht  blofs  auf  die  Wasser- 
geister beschränkt;  das  lateinische  lympha  wird  aber  fortwährend  auch 
als  Appellativiim  gebraucht,  um  das  Wasser,  insbesondre  Quellwasser 
zu  bezeichnen;  wenn  Nymphß  bei  römischen  Dichtem  für  aqua  steht, 
so  ist  dies  eine  Metonymie  nach  griechischer  Weise,  doch  ist  die  Lesart 
meist  imsicher,  da  die  Abschreiber  beide  Worte  häufig  mit  einander 
vertauschen*^).  Lehrreich  sind  besonders  die  Votivinschriften  bei  den 
>  Bädern  von  Ischia  |  (Monamsen  L  R.  Neap.  3513  ff.):  hier  werden  die 
Quellgöttinnen  ganz  beliebig  das  eine  Mal  Lymphae,  das  andere  Mal 
Nymphae  genannt;  der  Eine  gebraucht  die  lateinische  Form,  der  Andere 
zieht  die  griechische  vor,  bedient  sich  gewissermafsen  einer  Ueber- 
setzung,  wie  anf  der  lateinischen  Inschrift  C.  L  L.  L  1238  Lumphieis, 
auf  der  entsprechenden  griechischen  Si^Kpaig  zu  lesen  ist.  Anf  einer 
Inschrift  von  Vicenza  (Orelli  1637)  werden  sogar  beide  Namen  ver- 
bunden: Nymphis  Lymphisq.  August;  hier  ist  Nymphae  nicht  etwa  in 
weiterem  Sinne  zu  fassen,  denn  die  Identität  beweist  der  Zusatz  ob 
redüum  aquarum,  sondern  der  Weihende  stellt  es  den  Göttinnen  gleich- 
sam anheim,  ob  sie  lieber  mit  diesem  oder  jenem  Namen  benannt  sein 
wollen  ^^.  Zuletzt  ward  übrigens  lympha  ziemlich  antiquirt,  man  be- 
gnügt sich  mit  Nynvpha  oder  aqwx^'^). 

Die  ältere,  urkundlich  nachweisbare  Schreibart  ist  lurnpha,  so 
C.  L  L.  I.  1238  (Lumphieis),  Muratori  298,  1  (Lumpheis).  Dafs  aber 
die  ursprüngliche  Form  lumpa  (oder  dumpa)  war,  beweist,  wie  schon 
bemerkt,  die  Vergleichung  mit  dem  oskischen  Diumpais,  Die  Aspira- 
tion ist  also  unorganisch,  nur  veranlafst,  wie  bereits  Mommsen  erinnert 


25)  Es  genügt  auf  Bentley's  Bemerkimgeii  zu  Horaz  zu  verweisen  in  Od.  III. 
13,  15.  Obwohl  der  Dichter  dort  die  Quelle  Bandusia  (dem  Namen  liegt  das  grie- 
chische JTuvJoaCa  zu  Grunde)  anredet,  die  also  selbst  als  Nympha  aufgefafst  wor- 
den konnte,  haben  doch  die  Abschreiber  unde  Joquaces  I/ymphae  desiliunt  tuae  in 
Nymphae  verwandelt,  was  geradezu  abgeschmackt  ist.  Lachmann  bemerkt  zu 
Lucrez.  VI.  1174,  wo  die  älteren  Handschriften  nymphis  putealibus  alte  Incidertmt 
lesen:  Itali  lymphis,  rede:  nam  lymphas  deas  novi,  wynvphae  pro  aquis  non 
dicuntur,  tiar  zu  gläubig  sind  die  neuen  Kritiker  Scaligers  Conjectur  lymphon  bei 
Varro  im  Bimarcus  [bei  Non.  p.  122  Gerl.  p.  110,  v.  2  der  Satreliq.  ed.  Riese]  beigetreten, 
denn  nimmermehr  würde  dieser  verständige  Mann  ein  lateinisches  "Wort  griechisch 
flectirt  haben,  er  würde  dann  einfach  Nvf4(ftiv  gebrauchen:  allein  man  mufs  lesen: 

Ut  leris  tipolla  lympfns  frigidia  txaiiBit  laoos. 

26)  In  einer  andern  Inschrift  bei  Or.  2324:  Nymphis  et  Viribus  Atigustis  .  . . 
forUem  et  omnem  opus,  dagegen  5763  Lymph.  Virib, 

27)  Der  Anhang  zu  Probus  (Bd.  IV.  202  ed.  Keil.)  erkennt  Lympha  für  Wasser- 
frau gar  nicht  mehr  an,  er  lehrt,  Nympha  sei  dea,  lympha  dagegen  aqua. 

Th.  Berffk  Kkine  Schriften.    I.  22 


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338  Zu  den  römischen  Tragikern. 

hat,  durch  den  Anklang  an  das  griechische  Nympha  oder  durch  den 
EinfluTs  etymologisirender  Grammatiker.  Bald  ging  man  einen  Schritt 
weiter,  und  schrieb  geradezu  Lympha,  so  in  der  Eegel  die  Inschriften, 
(Orelü  1637.  1638.  5762.  Mommsen  L  R.  Neap.  3520.  3524,  daneben 
Lymfa  7146).  Da  wir  nun  nicht  berechtigt  sind  die  römische  Ortho- 
graphie zu  reformiren,  sondern  uns  an  den  wohl  beglaubigten  Gebrauch 
halten  müssen,  auch  wo  er  rationell  nicht  gerechtfertigt  erscheint,  werden 
wir  fortfahren  wie  bisher  lynipha  zu  schreiben.  In  der  altem  Periode,  die 
weder  y  noch  Aspiration  der  Consonanten  kennt,  mag  man  immerhin 
lumpa  schreiben,  aber  dann  mufs  man  wenigstens  in  allen  Fällen,  wo 
sich  die  alte  Schreibweise  sicher  ermitteln  läfst,  diese  Methode  anwenden. 

Im  Granmiatischen   verbindet  Ribbeck   einen   seltsamen  Respect27(^ 
vor  der  üeberlieferung  mit  einer  ungewöhnlichen  Kühnheit    Zwar  das 
unvergleichliche  Wort  des  Pacuvius  v.  139: 

ütinam  nunc  matrescam  ingenio,  ut  meum  patrem  ulcisci  queam, 

läfst  Ribbeck  jetzt  unangefochten,  indem  er  seine  recht  unreife  Ver- 
muthung  maturescam  zurückninamt,  wiewohl  widerwillig,  denn  er  sagt: 
quod  ne  nunc  quidem  ab  omni  probabilitate  abhorrere  sentio,  —  Die 
alten  Granmiatiker,  nicht  nur  Nonius,  sondern  auch  Verrius  Flaccus 
lehren,  dafs  Ennius  metus  als  Femininum  gebrauchte;  Ribbeck  verwirft 
dies  als  irrig,  ohne  irgend  einen  Grund  anzugeben;  denn  wenn  Ribbeck 
alle  Fälle,  wo  der  Gebrauch  des  altem  Lateins  hinsichtlich  des  gram- 
matischen Geschlechtes  von  der  späteren  Norm  abweicht,  corrigiren  will, 
dann  bietet  sich  ihm  ein  reiches  Feld  für  Conjecturen  dar.  Mit  der 
Auffassung  und  Erklärung  sprachlicher  Erscheinungen  seitens  der  rö- 
mischen Grammatiker  selbst  der  classischen  Zeit  wird  man  nicht  überall 
einverstanden  sein  können:  aber  wenn  sie  Thatsächliches  berichten,  wie 
eben  hier,  so  mufs  man  Männern  wie  Verrius  Flaccus  vertrauen,  oder 
es  verschwindet  jeder  feste  Grund  unter  unseren  Füfsen.  Es  ist  doch 
reine  WiUkür,  wenn  Ribbeck  behauptet  in  dem  Verse  des  Ennius  [387. 
179  V.]  nulla  in  me  est  metus  sei  nulla  als  Adverbium  zu  fiissen,  ein 
Gebrauch,  der  abgesehen  von  nullcUenus,  was  auch  nur  erst  in  sehr 
später  Zeit  vorkonunt,  nirgends  bezeugt  ist,  oder  in  dem  Hexameter 
der  Annalen  [537  V.]  sei  metus  ullu'  tenet  statt  ulla  zu  schreiben. 
Eine  solche  Methode  ist  entschieden  verwerflich.  Geradezu  ungeheuer- 
lich ist  Naevius  v.  52: 

Laie  iongeque  transtros  nostros  fervere, 

statt  trans  nostros.  Was  diese  Worte  bedeuten  sollen,  wie  Eibbeck 
die  Form  rechtfertigen  will,  verschweigt  er.  Wenn  Ribbeck  bei  Pacu- 
vius V.  172  omnes  grados  tetinetum  mit  den  Büchern  gäbe,  wäre  nichts 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  339 

zu  erinnern,  er  würde  dann  nur  die  üeberlieferiing  beibehalten,  aber 
da  er  xunstellt:  omnes  tetinerim  grados,  spricht  er  damit  aus,  dafs  ihm 
die  Form  unverfänglich  erscheint;  wie  er  sie  rechtfertigen  will,  weifs 
ich  nicht;  antigrados  in  der  Inschrift  bei  Orelli  IH.  6596  ist  mir  unver- 
ständlich. Was  die  Worte  des  Pacuvius  nach  Ribbecks  AuflFassung 
bedeuten  sollen,  erfehren  wir  auch  nicht,  und  man  erwartet  doch,  dafs 
Td  der  Herausgeber  irgend  |  einen  Sinn  damit  verbunden  hat.  —  luvere 
statt  iuvare  wird  nicht  nur  bei  Accius  v.  489  geduldet,  sondern  auch 
durch  Conjectur  Accius  v.  108  hergestellt.  Eigene  Erfindung  ist,  so 
Tiel  ich  sehe,  sevorsum  bei  Accius  v.  117,  ich  weifs  nicht,  ob  Eibbeck 
auch  auf  Lucrez  IH  551 :  oculus  naresve  seorsum  oder  ü.  202 :  Quin 
vacuum  per  inane  deorsum  cuncba  ferantur,  so  wie  auf  Lucilius  XXVll.  24 
diese  Methode  ausdehnen  will. 

Nee  quiit,  was  Ribbeck  bei  Accius  v.  620  aus  Conjectur  herstellt, 
widerstrebt  zwar  nicht  der  Analogie,  ist  aber,  so  viel  ich  weifs,  in 
diesem  Falle  unbezeugt,  noenu  quit  lief  so  sich  durch  Lucrez  IV.  712: 
Noenu  queunt,  ebenso  IQ.  199:  Noenu  potest,  rechtfertigen.  Bei  Pacu- 
vius V.  26  will  Ribbeck  [p.  XXXYIII]  mit  der  Handschrift  re  apse 
schreiben  statt  reapse,  und  empfiehlt  diese  Schreibweise  auch  ander- 
wärts. Während  man  bisher  annahm,  reapse  sei  aus  re  eapse  gebildet, 
nimmt  Ribbeck  apse  an,  scheint  jedoch  in  der  harmlosen  Art,  die  ihm 
zur  andern  Natur  geworden  ist,  das  Bedenkliche  gar  nicht  erkannt  zu 
haben;  wenigstens  macht  er  nicht  den  geringsten  Versuch  die  Form 
apse  zu  rechtfertigen:  denn  die  Berufung  auf  den  Labbäischen  Glosso- 
graphen:  as,  avzdg,  dgyijQLOVj  &ca^  Yai  &Xka  reicht  nicht  aus,  da  hier 
offenbar  nichts  anders  als  hos  gemeint  ist.  Damit  man  sich  nicht  etwa 
auf  die  Lex  Municip.  [C.  I.  L.  I.  198]  v.  38  osque  berufe,  bemerke  ich, 
dafe  hier  ursprünglich  EOSQVE  stand,  das  E  ist  nur  verloschen,  aber 
der  Raum  dafür  vorhanden.  Ich  weifs  nicht,  ob  Ribbeck  eapse  (was 
unter  andern  auch  Pestus  [Paulus  p.  77]  bezeugt)  überall  verdrängen 
will,  auch  da,  wo  es  handschriftlich  vollkommen  gesichert  ist,  wie  bei 
Plautus  Trin.  974  [TV.  2,132]:  in  eapse  oecasiunculay  besorge  aber,  dafs 
unsere  Methodiker  diese  neue  Erfindung  ausbeuten  werden. 

Von  einem  wirklichen  Fortschritt  auf  metrischem  Gebiete  habe 
ich  nichts  wahrgenommen,  man  müfste  denn  hieher  rechnen,  dafs  ge- 
mäfe  den  Traditionen  der  Schule  jeder  Hiatus  mit  unerbittlicher  Strenge 
beseitigt  wird;  dafs  diese  Conjecturen  nicht  immer  glücklich  ausfallen, 
läfet  sich  erwarten  ^^.    Bei  Accius  Meleager  X  [451]: 


28)  Die  neueren  Kritiker  verfahren  hier  wie  anderwärts  viel  zu  äufserlich* 
(Xcero  de  Nat.  Deor.  11.  36,  91  führt  aus  Pacuvius  (v.  364)  die  Worte  an: 

22* 


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340  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Eum  suae  vitae  finem  ac  fati  intemecionem  fore  27! 

Meleagro,  ubi  torrus  esset  interfectus  flanuneus, 
braucht  man  im  ersten  Verse  nicht  einmal  mit  Nothwendigkeit  einen 
Hiatus  anzunehmen;  aber  Bücheier  und  Kiefsling  schreiben  fatis:  allein 
dieser  Zusatz  ist  nicht  nur  überflüssig,  da  ja  hier  die  prophetischen 
Worte  der  Schicksalsgöttin  angeführt  werden,  sondern  auch  geradezu 
störend,  wie  die  Wortstellung  zeigt.  Fati  iniernecio  ist  ein  synonymer 
Ausdruck  mit  vitae  ßnis;  fatum  ist  der  vom  Schicksal  bestimmte 
Lebensgang  des  Menschen,  wie  bei  Valer.  Max.  YII.  2,  Ext  2:  quod 
ad  ultimum  usque  fati  diem  andpiti  fortuna^  subiecti  essemus.  Daher 
ist  an  fati  intef-necio  so  wenig  Anstofs  zu  nehmen,  wie  an  letum  prae- 
coquis  fati  bei  Seneca  Phoeniss.  250.  Will  man  also  den  Hiatus  ent- 
fernen ,  so  bietet  sich  ganz  einfach  die  Aenderung  fati  sui  intemecionem 
dar,  wodurch  auch  vollständige  tJebereinstimmung  der  Satzglieder  ge- 
wonnen wird.  Im  anderen  Verse  schiebt  Bibbeck  [nach  ubi]  ille  ein, 
mich  wundert,  dafs  er  nicht  statt  dieses  müssigen  Flickwortes  gemäfe 
der  neusten  Methode  cubi  schreibt. 

Bei  Acdus  Neoptolemus  XH  [476]: 

Ubi  nihil  contra  rationem  aequam  habuit,  adsensit  silens, 

bringt  Bibbeck  erst  den  Hiatus  herein ,  indem  er  mit  Bothe  nil  schreibt, 
was  nur  gebilligt  werden  kann,  aber  wenn  er  dann,  um  das  Zusam- 
mentreffen der  Vocale  zu  vermeiden,  hdbevit  verlangt,  und  meint 
diese  Perfectbildung  würde  durch  habessit  sicher  gestellt,  so  ist  dies 
zwar  eine  verjähii;e,  aber  völlig  grundlose  Ansicht*^),  hahevi  ist  ein 
reiner  Barbarismus;  will  man  ändeni,  so  kann  man  einfach  orationem 
schreiben. 

Die  kopflosen  Verse,  für  die  Ribbeck  in  den  Ueberresten  der 
Komiker  eine  so  zärtliche  Vorliebe  zeigt,  erscheinen  hier  seltener, 
Ribbeck  sucht  sie  sogar  durch  Conjectur  zu  entfernen,  wie  bei  Accius 
Epinausimache  Fr.  XI  [321],  wo  er  Mavortes.  statt  Maries  schreibt,  wie 
mir  scheint,  nicht  mit  Recht;  ich  habe  immer  dieses  Bruchstück  mit 
dem  vorhergehenden  verbunden: 

Incursio 
Ita  erat  acris:  Hartes  armis  duo  congi*essos  crederes. 


Ondngena:  de  isto  aperit  ipsa  oratio. 
Lediglich  um  den  Hiatus  bekümmert  schreibt  man  istoCy  und  verdunkelt  so  nur 
den  Fehler;  ich  weifs  wenigstens  nicht,  wie  man  die  ungewöhnliche  Structur  apehrt 
de  aliquo  rechtfertigen  will,  Grotius  hat  dies  auch  gefühlt,  und  wollte  Graiugenam 
ted  esse  a,  i,  or.  schreiben. 

29)  Ich  denke  in  der  Fortsetzung  meiner  Beiträge  zui'  lateinischen  Gramma- 
tik daiüber  genauer  zu  handeln. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  341 


273  Eecht  unglücklich  ist  der  Vorschlag  bei  Accius,  Prometheus  Fr.  I  [390] : 
Tum  (sum)  profusus  flamine  Mbemo  gelus, 
zu  lesen;  denn  die  Grammatiker  führen  den  Vers  als  Beleg  für  gelt^ 
als  Masculinum  an;  da  man  nun  doch  schwerlich  annehmen  darf,  dafs 
der  Tragiker  die  Eolle  des  Prologs  der  personificirten  Kälte  übertrug, 
müfste  man  gdus  als  Genetiv  fassen,  und  dann  wäre  dies  Beispiel  für 
das  Geschlecht  nicht  recht  beweisend.    Ich  schreibe  Humi  profusus  etc. 

—  Zu  Pacuvius  Fr.  ine.  XXXV  [396]  bemerkt  Kibbeck:  ab  initio  quae 
vel  ea  vel  sie  flagitatur;  nun  diese  Nöthigung,  die  noch  dazu  in  drei- 
facher Gestalt  sich  aufdrängt,  ist  mir  nicht  gerade  einleuchtend,  ich 
fuge  zu  den  drei  Conjecturen  Eibbecks  noch  eine  vierte  hinzu,  die 
natürlich  auf  Evidenz  keinen  Anspruch  macht,  aber  sich  durch  die 
Betonung  cdlamttds  empfehlen  dürfte: 

Postquam  calamitas  complu/res  annos  arvas  calvitur, 
statt  plures,     Complures  ist  in  der  älteren  Latinität  besonders  beliebt, 
!    wenn  es  auch  sich  in  den  XJeberresten  der  Tragiker  sonst  nicht  findet. 

—  In  den  Bacchen  des  Accius  Fr.  XVIIL  [260]  würde  ich  unbedenklich 
mit  Mercier  idem  splendet  schreiben. 

Dagegen  ist  eine  andere  Liebhaberei  bemerklich,  den  Vers  mit 
einem  einsylbigen  Worte  zu  schliefsen,  was  bekanntlich  die  griechischen 
wie  die  römischen  Dichter  im  allgemeinen  meiden*^).  Bei  Accius 
Agamemnonidae  Fr.  11  [45]  haben  schon  die  älteren  Kritiker  an:  sie 
Mvlti  anitnus  quorum  atroci  vinctus  malitiast,  von  richtigem  Gefühl 
geleitet,  Anstofs  genommen;  hier  würde  aufserdem  durch  den  Zusatz 
midti  die  Wirkung  des  allgemein  gültigen  Satzes  unnöthig  abgeschwäx^ht 
werden:  sie  tnul  ist  irrthümlich  wiederholt  aus  den  vorhergehenden 
Worten  des  Nonius  [p.  177  Gerl.]:  eomponere,  exsimulare  (sehr,  est 
simulare)  vel  fingere.  Die  übrigbleibende  Sylbe  ti  führt  auf: 
Isti  animus  quorum  atroci  vinctus  malitiast. 

In  der  Alphesiboea  des  Accius  Fr.  IX  [81]  will  Ribbeck  sed  in  sie  ver- 
174  wandeln  und  damit  den  Vers  schliefsen,  aber  sed  ist  mit  dem  folgen- 
den Worte  zu  verschmelzen,  wie  im  Brutus  11.  8  [praet.  36]:   nam 


30)  Die  neueren  Kritiker  fehlen  gar  nicht  selten  gegen  dieses  Gesetz,  was 
allerdings  in  bestinmiten  Fällen  und  für  gewisse  Versarten  Modificationen  erleidet. 
Hugo  Grotius,  der  mit  dem  Technischen  der  lateinischen  Poesie  vollkommen  ver- 
traut war  und  ein  überaus  feines  Gefühl  besafs,  hat  in  seinen  Uebertragungen  dies 
sorgfaltig  gemieden,  man  wird  hier  nur  wenige  Abweichungen  von  dem  Gebrauch 
der  classiscben  Dichter  wahrnehmen.  Dasselbe  gilt  von  Jos.  Scaligers  Uebersetzung 
der  Alexandra  des  Lycophron,  aufser  siiipendu  res  v.  509  findet  sich  nur  einmal 
V.  60  tori:  ai  offenbar  mit  bewufster  Absicht  zugelassen. 


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342  Zu  den  römischen  Tragikern. 

qtcod  ad  dexteram  Cepit  cursum  ab  laeva  Signum,  wo  die  Aenderung 
nam  quod  dexterum  nicht  nöthig  ist  Unbedenklich  sind  dagegen  die 
Fälle,  wo  ein  einsylbiges  Wort  mit  dem  vorhergehenden  durch  Elision 
oder  sonst  enger  verbunden  ist,  so  habe  ich  im  Teucer  des  Pacuvius 
Fr.  XIX  [342]  vermuthet:  natum  te  abdico:  facesse  hinc.  Dafe 
durch  Elision  zwei  Worte  gleichsam  mit  einander  verschmelzen,  weifs 
offenbar  Eibbeck  nicht,  sonst  würde  er  in  dem  Terse  des  Accius  501: 
Horrida  honestitvdo  Europae  principium  primo  ex  loco  uns  wohl  mit 
der  Orthographie  horida  verschont  haben. 

lieber  die  Einschnitte  des  trochäischen  Septenars  ist  Ribbeck 
gleichfalls  nicht  genügend  unterrichtet,  eine  Schwäche,  die  er  frei- 
lich mit  anderen  namhaften  Philologen  theüt,  wie  die  Bemerkungen 
zu  Pacuvius  Chryses  Fr.  XIX  [109]  imd  anderwärts  zeigen.  Daher 
wird  auch  bei  Pacuvius  Fr.  ine.  XXVII  [390]  dam  umgestellt,  offen- 
bar in  der  Absicht,  das  betonte  Wort  in  die  Arsis  zu  bringen.  Allein 
der  Yers: 

Sed  cum  oontendi  neqnitum  vi,  clam  tendendast  plaga, 

hat  die  Cäsur  nach  der  Arsis  des  fünften  Fufses,  durch  die  Stellung 
unmittelbar  nach  dem  Einschnitte  am  Anfange  eines  neuen  Satztheiles 
wird  clam  hinreichend  ausgezeichnet. 

Im  Einzelnen  ist  gegen  die  Messung  und  Anordnung  der  Verse 
Tieles  zu  erinnern;  ich  beschränke  mich  darauf,  ein  paar  Belege  heraus- 
zuheben.   Der  Vers  des  Ennius  Thyestes  Fr.  I  [295]: 

Sed  me  Apollo  ipse  delectat  ductat  Delphicus, 
ist  aus  einer  kretischen  und  trochäischen  Reihe  zusammengesetzt,  ßib- 
beck  giebt  sich  ganz  vergebliche  Mühe  einen  trochäischen  Septenar 
herzustellen.  In  Ennius  Fr.  ine.  XXIV  [361.  261  V]  bei  CScero  Tusc. 
m.  35  nimmt  Ribbeck  eine  Lücke  an,  dazu  ist  kein  Grund  vorhanden, 
auf  den  trochäischen  Septenar  folgt  als  daustda  ein  iambischer  Dimeter: 

Potest,  cupere  nunquam  desinit, 
oder    auch    pote;    das    Bruchstück    wird    einem    Chorgesange    ange- 
hören.    Bei  Accius  Armor.  ludic.  I  [145]  liegen  ganz  deutlich  kretische 
Verse  vor: 

Sed  ita  Achilli  inclutis  armis  vesci  studet, 

AUa  cuncta  optima  ut  levia  prae  illis  putet*). 

Bei  Accius  Eurysaces  Fr.  I*  [333  f.]   erkenne  ich  nicht  sowohl  anapä- 
stische I  Dimeter  (am  wenigsten  darf  man  diese  Worte  mit  dem  folgen-  275 
den  Bruchstück  verbinden  oder  auch  nur  in  unmittelbare  Nähe  rücken. 


[*)  Handschrifüich  ist  m*  «a  cuncta  optima  Ächüli  indyto,] 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  343 


da  sie  ja  ganz  den  gleichen  Gedanken  enthalten),  sondern  einen 
trochäischen  Septenar: 

Nunc  per  terrae  vagus,  extorris,  regno  extui'batus,  mari . .  . 

Der  Gedanke  ist  unvollständig,  was  bei  Nonius  öfter  vorkommt,  die 
Rede  ward  etwa  fortgesetzt,  mari  Vitam  qimeret;  denn  Büchelers 
Supplement  mari  impositus  ist  gar  wunderlich.  Accius  Polopiden  Fr.  V 
[517]  ist  ein  trochäischer  Octonai*;  eins  mufs  wie  so  oft  einsylbig  aus- 
gesprochen werden. 

Accius  Antigona  Fr.  HI  [138]  lesen  wir: 

Attat,  nisi  me  fallit  in  obitu 
Sonitus. 

Bücheier,  der  feinfühliger  als  Andere  ist,  findet,  dafs  diese  Anapästen 
Dicht  sonderlich  elegant  gebildet  sind  (duriores),  und  macht  daraus 
einen  Senar:  Ädventat,  nisi  m^  fallit  in  obitu  sonus,  Ribbeck,  um  zu 
zeigen,  dafs  man  mit  noch  geringerem  Aufwand  dasselbe  Ziel  erreichen 
könne,  dichtet  im  kritischen  Wettkampfe:  Attat,  nisi  me  fefellit  in 
obUu  sonus,  meint  aber  doch  schliefslich,  die  Anapästen  brauche  man 
nicht  aufzugeben.  Was  den  Kritikern  von  der  stricten  Observanz 
eigentlich  anstöfsig  ist,  läfst  sich  nicht  bestimmt  sagen:  vermuthlich 
die  vier  kurzen  Sylben,  d.  h.  die  Verbindung  des  Dactylus  mit  dem 
Anapäst,  aber  dies  ist  ja  in  anapästischen  Versen  etwas  ganz  Gewöhn- 
liches, z.  B.  Livius  Andr.  v.  32:  Arvaque  putria  et,  Accius  225:  Sensi- 
mus  soner(e)y  520:  prodite  patria  Nomine  celebri,  564:  confidt  animam^ 
607:  sanguine  tepido  y  oder  in  dem  Octonar  Fr.  ine.  183:  lumine  volitans, 
candidus  equitas.  Und  zwar  bilden  diese  beiden  Füfse  in  der  Regel 
eine  Dipodie^^),  daher  ist  es  auch  nicht  gerathen,  hier  die  Worte  so 
abzutheilen : 

Attat, 

Nisi  me  fallit  in  obitu  sonitus. 

Ebensowenig  kann  es  Bedenken  erregen,  wenn  die  beiden  Kürzen  des 
fe6  Dactylus  zwei  Worten  angehören,  fallit  in  ist  mit  Pacuvius  v.  |  261 
consuettis  in  armis  (doch  s.  u.  p.  287.  [Opusc.  I.  354J),  mit  Accius  v.  182, 
Fr.  ine.  250:  Stagnd  capacis,  183:  Ore  beato,  auf  gleiche  Linie  zu  stellen. 
Auf  Pacuvius  v.  399  berufe  ich  mich  nicht;  denn  dies  Fragment  hat 
zwar  anscheinend   anapästischen  Rhythmus  und  wird  auch  von  Rib- 


31)  Eine  Ausnahme  macht  nur  ein  Bruchstück  des  Ennius  bei  Varro  VU.  48, 
was  man  gewöhnhch  den  Annalen  [v.  9  V.]  zuweist,  aber  unzweifelhaft  anapästisQhen 

Hhythmus  zeigt: 

Quaeque  in  corpore  cava  caenileo 
Coeli  cortina  recoptat. 


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344  Zu  den  römischen  Tragikern. 


beck  so  gemessen,  allein  in  volucri  currU  Äxe  quadrigä  wäre  zwei- 
mal die  syllobba  anceps  zugelassen,  woran  Ribbeck  keinen  Anstofs 
nimmt  ^*). 

Zwei  Versarten  sind  der  griechischen  Komödie  eigenthümlich, 
der  anapästische  kataJektische  Tetrameter  und  der  iambische  kat^ek- 
tische  Tetramoter,  von  beiden  hat  die  griechische  Tragödie  niemals 
Gebrauch  gemacht.  Die  lateinischen  scenischen  Dichter,  denen  es  an 
Sinn  für  das  Angemessene  imd  Schickliche  nicht  fehlt,  haben  das 
gleiche  Gesetz  beobachtet;  die  neueren  Kritiker  freilich  sind  darüber 
nicht  im  Klaren,  wie  man  aus  Eibbecks  Bemerkungen  p.  LXTII  ersieht. 
Allein  die  Spuren  iambischer  Septenare,  die  man  bei  den  lateinischen 
Tragikern  zu  finden  glaubt,  sind  ohne  Ausnahme  trügerisch,  es  ist 
daher  nicht  zu  billigen,  wenn  Bibbeck  Fr.  ine.  XXV  [42]  den  anonymen 
Vers  bei  einem  Metriker  unter  die  Bruchstücke  der  Tragiker  aufiiahm, 
er  gehört  einer  Komödie  an,  falls  er  nicht  von  dem  Metriker  selbst 
gebildet  ist.  Nicht  minder  verfehlt  ist  es,  wenn  Bücheier  [bei  Ribb. 
im  CoroU.  p.  XX]  anapästische  Septenare  hersteUon  will,  wie  bei  Ennius 
70  flF.  [Trag.  107  f.  V.],  wo  vielmehr,  wie  ich  schon  früher  an  einem  a.  0. 
[Philol.  XVn.  39.  Opusc.  1. 132]  bemerkt  habe,  freie  Anapästen  vorliegen. 
Anapästische  Septenare  glaubt  Bücheier  [p.  XIV]  &uch  bei  Naevius  Lycurg. 
Fr.  XVn  [45]  zu  erkennen  und  verwandelt  aus  diesem  Grunde  praäer 
amnem  in  petere  amnetn;  diese  Conjectur  ist  überhaupt  unzulässig;  wenn 
der  Dichter  von  den  Bacchantinnen  sagte:  petunt  amnem y  und  sie  dann 
Wasser  schöpfen  läfst,  so  erwartet  man,  dafs  sie  das  Wasser  aus  dem 
Flusse  holen,  nicht  aber,  wie  es  ausdrücklich  heifst,  ex  fönte.  Es  sind 
vielmehr  iambische  Octonare: 

Nam  ludere  ut  laetantis  praeter  amnem  inter  se  vidimus  ^ 

Cretems  svimere  aqüam  ex  fönte. 

Bei  Nonius  [375  GerL]  liest  man  ut  ludere^  und  praeter  amt^em  (was  man 
ohne  Grimd  in  propter  verwandelt  hat)  steht  hinter  vidimus.    Ohne  Um- 


32)  In  den  Nachträgen  [CotoH.  p.  XLVm]  will  Eibbeok  freilich  den  Vers  in 
einen  Senar  verwandeln,  aber  aus  einem  ganz  anderen  Grande,  weil  ihm  der  Sin- 
gular quadriga  bedenklich  erscheint:  er  liest  daher: 

(Medea)  yolacri  corrit  axe  quadriings. 

Axis  galt  bisher  bei  alten  und  neuen  Grammatikern  für  Ilfasculinum,  und  Ribbeck 
ist  doch  sonst  dem  "Wechsel  des  grammatischen  Geschlechts  nicht  günstig:  vidieicht 
habe  ich  aber  Ribbeck  falsch  verstanden,  und  er  will  quadrUuga  mit  Medea  ver- 
binden, das  wäre  freilich  kaum  für  lateinisch  zu  achten,  sondern  erinnert  ganz  an 
die  Weise,  wie  Anfänger  das  deutsche  vierspännig  fahren  ins  Xjateinische  zu 
übersetzen  pflegen. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  345 


Stellung  der  Worte  ist  hier  nicht  auszukommen'*),  dagegen  in  dem 
nächsten  Verse  ist  an  der  Wortstellung,  die  auch  durch  ein  zweite^ 
Zeugnifs  gesichert  wird,  nichts  zu  ändern,  nur  mufs  man  aquam  drei- 
sylbig  aussprechen.  Aqua  gebraucht  nicht  nur  Lucrez,  sondern  auch 
Ennius;  denn  wenn  Charisius  Bd.  L  p.  240  K.,  indem  er  von  derlnter- 
jection  max  handelt,  aus  den  Annalen  des  Ennius  [173  V.]  die  Worte 
anführt  aqt4ast  asper sa  Latinis,  so  vermifst  man  gerade  das  Wort, 
auf  welches  es  ankommt;  es  ist  zu  schreiben 

EnaXy  acuast  aspersa  Latinis, 

denn  das  Deminitivum  aquolaj  was  Plautus  einigemal  in  dieser  Redens- 
art anwendet,  wird  man  dem  Epiker  nicht  zutrauen.  Zweifelhaft  ist 
ein  anderer  Vers  dieses  Dichters  [Ann.  546  V.] : 

CJontempsit  fontes,  quibns  ex  erugit  aquae  vis, 

die  Handschrift  der  Anal.  Vindob.  p.  173  hat  exerugit,  dann  wäre  das 
Verbum  zweimal  mit  derselben  Präposition  componirt,  man  mufs  also 
quibus  ex  erugit  abtheilen,  ich  kenne  jedoch  kein  Beispiel,  wo  auf  die 
ihrem  Casus  nachgestellte  Präposition  unmittelbar  ein  mit  derselben 
Partikel  gebildetes  Verbum  folgt;  aufserdem  ist  ex  in  der  Handschrift 
durch  Punkte  getilgt,  dies  führt  also  auf  quibus  erugit  acua^  vis^^). 
Aber  auch  den  scenischen  Dichtern  war  diese  Freiheit  nicht  fremd, 
Lachmann  hat  diese  Form  richtig  erkannt  in  dem  Verse  eines  Tragikers 
[fr.  ine.  111]  bei  Cicero  Tusc.  I.  5,  10: 

-^  Mento  summam  aqüam  attingens,  enectus  siti'*). 

Scharfsinnig,  aber  kühn  beseitigt  Bücheier  dieses  Beispiel,  indem  er 
amnem  statt  aquam  schreibt:  aber  diese  Vorstellimg  eines  Flusses  fin- 
det sich  erst  bei  Phaedrus  Append.  VI.  7:   Quod  stans  in  amne  Tan- 


33)  Man  könnte  freilich  auch  an  einen  hyperkatalektischen  Vers  denken: 
Nam  ludere  ut  Iccetantis  inter  se  videmus  praeter  amnem,  allein  diese  Vermuthung 
ist  ans  mehreren  Gründen  abzuweisen. 

34)  Erugit  ist  Perfectum,  wie  auch  Paulus  in  der  ungeschickt  aus  Festus 
excerpirten  Glosse  p.  83  andeutet,  im  Praesens  war  der  Stamm vocal  wahrscheinlich 
kurz.  Die  "Worte  selbst  beziehe  ich  auf  die  Eroberung  der  Burg  des  Capitols  durch 
Titos  Tatius,  wo  der  Sage  nach  Janus  plötzhch  Wasserquellen  aus  dem  Felsen 
hervorsprudeln  liefs ;  bei  Ovid.  Fast.  I.  269  sagt  Janus  selbst :  Oraque  qua  pollens 
ope  mm  fontana  reclusi  Sumque  repenimas  naculatus  aquas.  Metamorph.  XIV. 
787  ff. ,  Propert.  IV.  [V.]  4,  48,  wo  Tarpeja  den  Tatius  vor  den  rorida  terga  iugi  warnt, 
Lubrica  tota  viast  et  perfida,  qudppe  tacentes  Fallaci  celat  limite  semper  aquas, 

35)  Doch  kann  man  dieses  Bruchstück  auch  anapästisch  messen: 

(et)  mento  sammam  aqüam  attingens 
£nectas  siti  Tantalns  .  . 


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346  Zu  den  römisclien  Tragikern. 


tcUus  medio  sitit,  und  bei  Seneca  Herc.  Pur.  756  und  Thyestes  106*^), 
der  ältere  Dichter  wird  die  herkömmliche  Anschauung  von  einem  See 
festgehalten  haben.  Die  Belege  für  ein  dreisylbiges  aqua  aus  den 
Komikern  sind  problematisch^^),  aufser  bei  Plautus  Trucul.  ü.  7,  12 
[563],  wo  man  iambische  Octonare  herstellen  mufs: 

Namfque)  hoc  adsimilest,  quasi  de  fluvio  qui  aquam  derivat  sibi: 
Nisi  (si)  derivetur,  tarnen  omnis  ea  aoua  abeat  in  mare. 
Nam  hoc  in  mare  abiit  misereque  perit  sine  bona  omni  gratia, 

denn  aieat  in  abitat  zu  verwandeln,  wird  Bedenken  tragen,  wer  den 
folgenden  Vers  berücksichtigt*^). 

Doch  ich  kehre  zu  dem  anapästischen  Versmafse  zurück:  den 
Septenar  Axena  Ponti  etc.  (fr.  ine.  182),  den  man  ohnedies  einem 
jüngeren  Dichter  beilegen  müfste,  hat  offenbar  der  Metriker  selbst  ge- 
macht *•),  ebenso  wie  den  Octonar  (fr.  ine.  183).  Einen  anapä|stischen  279 
Octonar  glaubt  Eibbeck  auch  (fr.  ine.  v.  96)  zu  finden,  diese  Auf- 
fassung zeugt  von  wenig  rhythmischem  Gefühl,  auch  weiJGs  ich  nicht, 
wie  Eibbeck  den  Dactylus  am  Ausgange  eines  Octonars  zu  rechtfertigen 
vermag.  Da  man  aus  den  Worten  des  Grammatikers  und  dem  Zu- 
sammenhange nicht  entnehmen  kann,  was  für  ein  Vers  gemeint  ist, 
bleibt  die  Entscheidung  unsicher;  die  Worte  selbst  aber  ergeben.  Ms 
sie  unversehrt  überliefert  sind,  einen  daktylischen  Octonar*^). 


36)  Bücheier,  der  nur  die  zweite  Steile  des  Seneca  kennt,  fügt  noch  Thyest.  68 
hinzu,  Ad  stagna  et  amnes  et  recedentes  aquas,  aber  hier  bezieht  sich  stctgna  et  amnes 
auf  die  Unterwelt  überhaupt,  recedentes  aquae  auf  die  Bufse  des  Tantalus.  Möglicher- 
weise ist  amnis  in  den  oben  angeführten  Stellen  in  weiterm  Sinne  zu  fassen  (d.  i.  Ge- 
wässer), aber  eben  dieser  Sprachgebrauch  ist  nur  bei  den  Jüngeren  nachweisbar. 

37)  Auf  Plautus  Asinaria  I.  3,  40  [198]  darf  man  sich  nicht  berufen. 

38)  Ritschi  spricht  freilich  der  Komödie  ein  dreisylbiges  ctqua  mit  grofser 
Bestimmtheit  ab.  "Wenn  er  Op.  n.  604  schreibt:  dafs  unter  Hunderten  von  Bei- 
spielen solcher  Wörter,  wie  aqua,  equos,  loquor  etc.,  in  sechsundzwamig  Ko- 
mödien zwei-  oder  dreimal  Diaerese  angewendet  worden,  ist  und  bleibt  nidit  su 
glauben,  so  verrückt  er  nur,  wie  er  leider  so  oft  thut,  den  Standpunkt  der  Unter- 
suchung; denn  es  handelt  sich  lediglich  um  aqua,  weder  um  equos  noch  loquor 
noch  irgend  ein  anderes  ähnliches  Wort.  "Wenn  man  diese  wie  billig  abzieht,  dürfte 
es  für  Ritschi  schwer  werden,  Hunderte  von  Beispielen  für  aqua  aus  den  Ko- 
mikern beizubringen.  Wer  solche  Mittel  anwendet,  beweist  dadurch  nur,  dafs  er 
der  Wahrheit  seiner  Sache  selbst  nicht  vertraut. 

39)  oder  auch  aus  einem  metrischen  Handbuche,  wie  Caesius  Bassus,  abge- 
schrieben. Aber  die  Excerpta  Vvndobonensia  gehen  nicht,  wie  Bibbeck  meint 
auf  Bassus,  sondern  vielmehr  auf  Juba  zurück. 

40)  Statt  tua  (tria)  ist  tuba  zu  lesen,  und  bei  impulit  mufs  man  im  Ge- 
danken aiiris  ergänzen  [Quae  tarn  terribüis  tuba  pectora  twrbat,  terrißeo  somtu 
impulit] ;  aber  mögUcherweise  ist  der  Vers  gar  nicht  vollständig  überliefert 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  347 


Ganz  verunglückt  ist  Büchelers  Versuch  bei  Ennius  Medea  Fr.  XVI 
[241  fi*  «=  311 V.]  einen  anapästischen  Octonar  herzustellen;  dazu  hat  ihn 
wohl  nur  das  richtige  Gefühl  veranlafst,  dafs  die  von  Bibbeck  angenom- 
mene Verkürzung  ^xtuUsses  ein  reiner  Barbarismus  ist.  Gewöhnlich 
findet  man  hier  einen  trochäischen  Vers  und  zu  diesem  Zweck  hat  man 
Mede  statt  Medea  geschrieben.  Ich  kann  mich  von  der  Zulässigkeit  dieser 
Form  nicht  überzeugen;  die  griechischen  Tragiker  kennen  nur  die  Form 
Mi^eia,  ein  alexandrinischer  Epiker,  wie  Euphorien,  konnte  Mi^r] 
wagen,  aber  die  römischen  Tragiker  werden  schwerlich  ihren  Vor- 
gängern untreu  geworden  sein,  um  einem  gelehrten  Granunatiker  zu 
folgen,  dessen  Gedichte  offenbar  in  Born  erst  weit  später  bekannt 
wurden**).    Ich  erkenne  vielmehr  hier  choriambische  Verse: 

Utinam  nee  unquam, 

Medea,  Ck)lchiB  cupido  corde  pedem  extnlissea. 

wo  ich   nur  ne  in  nee  verändert  habe.     Euripides  gebraucht  in   der 
entsprechenden  Stelle  Med.  431  verwandte  Bhythmen: 

2^v  <r  ix  /nh  oXxtov  najQfpwv  (nXevaag 

Wir  sehen  also  aus  diesem  Beispiele,  wie  auch  in  lyrischen  Partieen 
die  römischen  Dichter  sich  nicht  völlig  frei  bewegen,  sondern  selbst 
zuweilen  die  metrische  Form  dem  griechischen  Original  nachbilden. 
Im  Allgemeinen  jedoch  haben  sie  wohl  gerade  hier  am  meisten  eine 
gewisse  Selbständigkeit  behauptet.  Ob  die  römischen  Tragiker  sonst 
>  anapästische  Octonare  gebildet  haben,  ist  eine  Frage,  deren  Beant- 
wortung einer  anderen  Stelle  vorbehalten  bleibt 

So  reichen  Stoff  zu  Bemerkungen  diese  neue  Bearbeitung  der 
üeberreste  der  römischen  Tragiker  darbietet,  so  wiU  ich  mich  doch 
beschränken,  und  im  Folgenden  nur  noch  einige  Stellen  etwas  ein- 
gehender besprechen. 

Nonius  [44  Gerl.]  hat  die  Glosse:  confluges,  loca  in  quae  rivi  diversi 
confluufU,  und  führt  dann  als  Beleg  einen  Vers  aus  der  Andromeda  des 
livius  [v.  18  R.]  an.  Die  Handschriften  schwanken  zwischen  confluges, 
canfluge,  conflugae:  das  Wort  kommt  eben  nur  hier  vor,  wir  können 
also  nur  nach  Analogie  ähnlicher  Bildungen  entscheiden.  Bücheier 
[Coni.  Lat.  p.  11  f.]  behauptet,  conflugae  sei   das  Sichtige,  dies  billigt 


41)  Bibbeok  will  auch  hei  Accius  (v.  417)  Mede  herstellen,  allein  Dumedea 
ist  ganz  richtig,  der  Vers  gehört  in  den  Diomedes,  nicht  in  die  Medea,  und  Accius 
Meda  ist  nur  ein  leicht  erklärlicher  Fehler  der  Abschreiber. 


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348  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Ribbeck  und,  da  dann  ein  Hiatus  in   dem  Verse  des  livius  entsteht, 
hat  er  Gelegenheit  hier  das  von  Bitschi  empfohlene  culn  herzustellen: 
ConILagae  cubi  conventu  campum  totum  inumigant 

Die  Beispiele,  welche  Bücheier  beibringt,  collegae,  convenae  u.  s.  w. 
sind  ganz  ungehörig,  denn  dies  sind  ohne  Ausnahme  Personennamen. 
Confluges  ist  von  fluo  gerade  so  gebildet,  wie  fniges  von  fruor:  der 
Singular  mag  überhaupt  nicht  üblich  gewesen  sein,  confluges  vertritt 
die  Stelle  des  späteren  confluentes  oder  confluvia,  gerade  so  wie  Plautus 
einmal  commers  statt  commercium  gebraucht.  Eine  vollkommen  ana- 
loge Bildung  findet  sich  bei  Festus  40:  conflages  loca  dicuntur,  in 
quae  undique  confligunt  (die  Handschriften  confluunt  oder  conflokfd) 
venu.  Femer  hat  Isidor  XIV.  8,  27:  confrages,  loca  in  qucie  undique 
venti  currunt  ac  sese  frangunt,  ut  Naevius  ait:  in  montes  ubi  vmüi 
frangdHint  locum.  Confrages  imd  conflages  sind  zwei  durchaus  ver- 
schiedene Worte,  aber  möglicherweise  beziehen  sich  beide  Glossen  auf 
eine  alte  Dichterstelle,  wo  die  Schreibart  schwankte**).  Aufeerdem 
vergleiche  man  noch  ambages,  propages,  compages,  impages  (Flur.); 
ich  denke  also,  confluges  ist  hinlänglich  geschützt,  imd  unsere  Tor- 
gänger waren,  wenn  sie  stillschweigend  diese  Form  billigten,  von 
richtigerem  Sprachgefühl  geleitet,  als  die  Vertreter  der  sogenannten 
historischen  oder  wissenschaftlichen  Grammatik.   • 

In  den  Versen  aus  dem  Lycurgus  des  Naevius  Fr.  XXI  [49]  liegt  281 
in  den  Schriftzügen  [proin  dustriantte]  ganz  deutlich: 

Proin  DysdryafUe  regem  prognatum  patre 
Lycurgum  cette, 

oder,  wer  sich  genauer  an  die  Handschriften  halten  will,  Dusdriank, 
obwohl  ich  statt  i  auch  hier  u  vorziehen  würde.  Auch  der  todte 
Dryas  konnte  mit  Bezug  auf  das  traurige  Geschick  des  Lycurgus  und 
seines  Geschlechtes  Dysdryas  genannt  werden.  Dagegen  hat  man  nicht 
wohl  gethan  in  dem  Verse  des  Accius  Philoktet  XVILl  [561]  Dysport 
zu  schreiben;  die  Lesarten  bei  Quintilian  führen  auf: 

Pari,  si  imperasses  tibi,  ego  non  essem  miser, 

wo  nur  nunc  vor  non  zu  tilgen  ist;  Zumpt  war  dem  Richtigen 
ziemlich  nahe. 


42)  Der  Vers  des  Naevius  [cf.  58  R.]  ist  vielleicht  so  zu  verbessern:  /» 
montes,  ubi  se  venti  frangebant  loci.  Das  Pronomen  se  habe  ich  wegen  des  Verses 
eingefügt,  denn  sonst  würde  ich  an  frangebant  keinen  Anstofs  nehmen.  Confrages 
könnte  übrigens  auch  so  viel  als  loca  confragosa  oder  confraga  (Lucan.  VL  126) 
bedeuten. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  349 


In  dem  Verse  des  Naevius  (v.  57)  bei  Varro  de  L.  L.  VII.  53: 

Diabathra  in  pedibns  habebat,  erat  amictus  epicroco, 

weiJs  Ribbeck  nicht  recht  mit  der  Messung  des  Wortes  pedibus  fertig 
zu  werden,  doch  entschliefst  er  sich  zuletzt  für  die  Betonung  pedibus, 
es  ist  aber  nicht  klar,  ob  er  die  Endung  büs  nach  dem  Vorgange 
Anderer  als  Naturlänge  betrachtet  (was  entschieden  irrig  ist),  oder  die 
Einwirkung  des  metrischen  Ictus  anerkennt,  von  der  allerdings  die 
methodische  Schule  eigentlich  nichts  wissen  wül.  Die  Thatsache  dieser 
Einwirkung  unterliegt  jedoch  nicht  dem  mindesten  Zweifel,  aber  dabei 
ist  der  Unterschied  der  Versgattungen  von  entschiedenem  Einflüsse; 
gewisse  Wortformen  werden  nur  im  yevog  Haov,  andere  nur  im  yevog 
öiitldaiov  verlängert;  z.  B.  die  Dehnung  piscibüs  ist  in  iambischen 
und  trochäischen  Versen,  pedibus  in  den  Daktylen  üblich,  eben  defshalb 
aber  hier  auffallend.  Es  tritt  aber  hier  gar  keine  abweichende  Messung 
ein,  der  Vers  ist  kein  Septenar,  sondern  ein  Senar  und  mit  dem  vorher 
von  Varro  angeführten  Verse  unmittelbar  zu  verbinden: 

Risi  egomet  mecum  cassabundnm  ire  ebrium: 
Diabathra  in  pedibus,  erat  amictus  epicroco. 

Das  Glossem  habebat^  was  den  Abschreibern  des  Varro  verdankt  wird, 
habe  ich  getilgt:  wie  wir  sagen,  'den  Hut  auf  dem  Kopfe  trat  er 
herein',  ebenso  ist  dieser  prägnante  Ausdruck  der  griechischen  und 
lateinischen  Sprache  nicht  fremd.  Bei  Aristophanes  Ran.  340  habe  ich 
282  fphyyeag  la(Ä7cddag  h  xeqai  yäq  ijxet  \  hergestellt,  wo  die  Handschriften 
uvdaatav  hinzufügen.  Apollon.  Rhod.  HE.  444:  ^/r'  avnp  ö^  ofifxccta 
wv^  Ao^ä  Ttaqä  hnaqrpf  axof^ivtj  dTjeiTO  tloIvtct^,  erklärt  der  Scholiast 
richtig:  exovaa  Ta  Ofifdara  eu^  ahtp  lo^ä.  Bei  Tadtus  wird  einmal 
arma  ähnlich  gebraucht,  die  Stelle  ist  mir  aber  augenblicklich  nicht 
g^nwärtig.  Uebrigens  hat  schon  Scaliger  beide  Verse  mit  einander 
verbunden  und  dieselben  gewifs  mit  Recht  dem  Lycurgus  zugeschrieben; 
für  mecum  ist  aufserdem  wohl  moechum  zu  lesen.  Egomet,  was  die 
alten  Grammatiker  für  unzulässig  erklären,  findet  sich  auch  bei  Plautus 
EpidicL  2,  16  [118],  Trin.  918  [IV.  2,  73],  929  [IV.  2,84]. 

Im  Achilles  des  Ennius  Fr.  n  [2  R.  =  5  V.]  hatte  man  früher  zwei 
iambische  Senare  abgetheilt,  indem  man  subices  mafs;  Lachmann  [zu 
Lucrez  HE.  227]  rügte  diesen  Irrthum,  und  glaubte  einen  unvoll- 
ständigen trochäischen  Septenar  zu  erkennen: 

....    per  ego  deum  sublimas  subices 
Humidas,  unde  oritur  ünber  sonitu  saevo  et  spiritu, 

allein  hier  wird  die  Harmonie  zwischen  Versmafs  und  Satzgliederung 
zerstört,  worauf  man  zu  wenig  zu  achten  pflegt.     Die  frühere  Abthei- 


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350  Za  den  römischen  Tragikern. 


lung  der  Worte  ist  richtig,  nur  ist  der  erste  Vers  nicht  als  iambischer 
Senar,  sondern  als  cretischer  Tetrameter  zu  messen : 

Per  ego  deum  sübUmas  sübiices  hümidas, 
Unde  öritur  imber  sonitu  saevo  et  Spiritus. 

Der  Vers  ist  ganz  correct  gebildet,  auch  Diomedes  HE.  p.  506  K. 
bemerkt  richtig  über  das  paeonische  Metrum:  elegantissimum  est,  cum 
per  singtdos  pedes  pars  orcUionis  impleatur.  Dann  habe  ich  spirüus 
wieder  hergestellt,  denn  Wind  und  Regen  bricht  aus  der  Wolke  her- 
vor; schon  die  Wortstellung  zeigt,  dafs  die  Lesart  spiritu  nicht  richtig 
sein  kann,  denn  dann  hätte  der  Dichter  sctevo  sonitu  et  spirüu 
geschrieben. 

Die  Scene  aus  dem  Alkmaeon  (Alcumeo)  des  Ennius,  wo  der 
ausbrechende  Wahnsinn  geschildert  wird,  die  wir  durch  zahlreiche 
Citate  bei  Cicero  genauer  kennen,  hat  durch  Ribbecks  Bemühmigen 
nichts  gewonnen.  Kühn,  wo  es  gut,  eine  eigene  Vermuthung  vorzu- 
tragen, zeigt  Ribbeck  eine  merkwürdige  Zaghaftigkeit  La  der  AuJ5iahine 
fremder  Verbesserungen ;  so  halt  er  hier  [20  R.  =  42  V.]  an  dem  über- 
lieferten MuUis  sum  modis  circumventus  fest,  statt  mit  Bothe  MiU\tifnodis  ^ 
sum  circumventus  zu  schreiben.    Wenn  wir  dann  bei  Cicero  lesen: 

Alter  terribüem  minator  vitae  cruciatum  et  neoem, 

SO  ist  alter  ganz  unverständlich,  allein  Ribbecks  Conjectur  mater  triffi 
gewifs  nicht  das  Rechte:  in  zwei  Handschriften  bei  Cic.  de  Or.  UL  58, 
218  fehlt  das  Wort  ganz,  ich  vermuthe,  dafs  der  Dichter  schrieb: 

Ätra  hüis  mihi  minatur  vitae  cruciatum  et  necem*»). 

Da  die  Schriflzüge  im  Anfange  des  Verses  halb  verloschen  waren,  hat 
ein  Corrector  daraus  terribilem  gemacht,  während  ia  den  übrigen  Hand- 
schriften sich  in  alter  noch  ein  Rest  der  alten  Corruptel  erhalten  hat 
Das  folgende  Qua^  weifs  ich  nicht  zu  rechtfertigen:  neque  nemo  est 
mit  zwiefacher  Verneinung  hat  auch  keine  Wahrscheinlichkeit,  es  ist 
wohl  zu  lesen  [23  R.  =  46  V.]: 

Vae!  nemost  tarn  firmo  ingenio  et  tanta  oonfidentia, 
Quin  refugiat  timido  sanguen  atque  exalbescat  metu, 

denn  die  Schreibart  timedo  lassen  wir  auf  sich  beruhen. 


43)  Man  könnte  auch  an  Atram  bilem  mihi  minatur  oder  mit  a^jectiTiBcher 
Bildung  ÄtribHem  mihi  minatur  vitae  cruciatum  denken,  so  dafs  pafx^r  Subject 
wäre,  doch  erwähne  ich  dies  nur,  damit  man  mir  nicht  vorwerfe,  ich  hätte  eben 
auf  diese  Weise  den  Fehler  auch  heben  können. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  351 

Das  Folgende  [32  und  25  f  B.  —  56  und  48  f.  V.]  habe  ich  schon 
früher  an  einem  anderen  Orte  [Philol.  XXIX.  326]  so  constituirt: 

Sed  mihi  ne  utiquam  cor  consentit  cum  ooulorum  adspectu:  unde  haec  flamma 
Oritur?  in  taeda,  in  taeda  adsunt,  adsunt,  memet  expetunt, 

indem  ich  drei  vereinzelte  Bruchstücke  bei  Cicero  Acad.  pr.  IL  28,  89 
zu  zwei  Versen  verband;  indefs  eine  wiederholte  Prüfung  der  dcero- 
nischen  Stellen  hat  mich  belehrt,  dafs  das  erste  Bruchstück:  sed  .  .  . 
adspectu,  nicht  hieher  gehört,  wo  der  Wahnsinn  zum  Ausbruch  kam, 
sondern  an  das  Ende  der  Scene,  wo  das  klare  Bewufstsein  zurück- 
kehrte. AUein  die  Verbindung  der  beiden  anderen  Fragmente  halte 
ich  aufrecht**).  Alkmaeon  glaubt  die  Furien  leibhaftig  zu  sehen,  die 
Gluth  ihrer  Fackeln  wahrzunehmen,  daher  die  Frage:  unde  haec 
flamma  oritur ,  die  er  gleich  selbst  beantwortet:  in  taeda  adsunt, 
284 d.h.  'sie  sind  da  mit  ihren  Fackeln'.  Kibbeck  sagt,  er  verstehe 
dies  nicht;  ich  habe  eben  den  Gebrauch  der  Präposition  in  als  bekannt 
vorausgesetzt,  den  Kibbeck  ofifenbar  nicht  kennt  Wie  die  Griechen 
SV  SrcXoig,  h  TÖ^oig,  ev  Ttehuaig  xat  d/,oyTloig,  ev  eadijfn  sagen, 
ebenso  die  Lateiner  in  armis,  in  veste,  in  pcmnis,  Ennius  selbst 
bietet  Belege  für  diesen  Sprachgebrauch  dar.  Servius  führt  zu  dem 
Verse  des  Virgü  Aen.  V.  37 :  Horridus  in  iaculis  et  pelle  aus  den 
Annalen  des  Ennius  [498  V.]  die  Worte:  leoesque  sequuntur  in  hastis 
an;  in  einem  anderen  Bruchstücke  des  Ennius  (bei  Philarg.  zu  Georg, 
rv.  230  [Ann  414  V.])  ist  zu  schreiben :  partim  requiescunt  (In)  glor 
diis  tectim  sub  scutis  ore  faventes.  So  heilst  es  auch  hier  von  den 
Furien,  die  mit  Fackeln  ausgerüstet  sind,  in  taeda  adsunt ^^)]  ganz 
ähnlich  gebildet  ist  bei  Aeschylus  Eumenid.  1020,  wo  eben  von  der 
Festfeier  dieser  Göttinnen  bei  Fackelschein  die  Eede  ist,  das  Beiwort: 
Ijtovdai  d'  €$  TÖ  7cdv  avdaideg  oYyxüv,  imd  Euripides  im  Alkmaeon 
hatte  vielleicht  evdaideg  Ttageiaiv  gebraucht.  Der  römische  Dichter, 
dem  nicht  die  gleiche  Freiheit  der  Wortbildung  vergönnt  war,  sagt  dafür 
in  taeda,  gerade  so  wie  Naevius  [cf.  Opusc.  I.  328]  xeiQÖg  daidtjqov  fdha 
durch  sine  ferro  manibus  wiedergiebt.  Meine  Conjectur  in  taeda  entfernt 
sich  von  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  in  caede  (incede)  weniger 


44)  Bas  trochäische  YersmaTs  halte  ich  fest;  für  diese  leidenschaftlich 
erregte  Stelle  ist  der  iambische  Senar,  den  Bücheier  herstellen  wollte,  ganz 
ungeeignet,  seine  Conjectur  incedunt  (oder  wie  er  nachträglich  [CoroU.  p.  XVJULJ 
schreibt  mcendwnt)  aedes,  adsunt  y  memet  aq^ettmt  ist  aufserdem  in  jeder  Beziehung 
onstatthafb. 

45)  Der  gingnlar  in  taeda  ist  gerade  so  zulässig,  wie  nachher  caeruleo 
incmctae  angui,  sonst  liefse  sich  auch  der  Hural  leicht  herstellen:  in  taedeis,  in 
iaedeis  adsvnt,  memet  expetunt 


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352  Zu  den  römischen  Tragikern. 

als  incedunt:  dies  ist  aufserdem  neben  adsunt  ganz  überflüssig,  zumal 
da  es  ohne  jeden  weitern  Zusatz  steht,  auch  kehrt  ja  dasselbe  Wort 
gleich  im  Folgenden,  wo  es  sehr  angemessen  ist,  wieder.  Auf  die 
Frage:  unde  haec  flamma  orüur,  mufste  eben  mit  klaren  Worten 
gesagt  werden,  woher  diese  Gluth  komme;  dieser  Forderung  wird 
durch  in  taeda  ddstmt  vollkommen  genügt  Für  das  Einzelne  der 
Restitution  kann  ich  natürlich  bei  der  Unsicherheit  der  Ueberlirferung 
nicht  einstehen;  die  Manier  dasselbe  Wort  zu  wiederholen  hat  Ennius 
dem  Euripides  abgelernt,  und  hier  konnte  der  Dichter  nach  Belieben 
varüren,  z.  B.  in  taeda  adsunt,  in  taeda  expetunt,  meme  expetunt 
und  Aehnliches. 

Zu  Ennius  Alcmaeo  v.  30  [54  V.],  wo  es  von  dem  bogenspannenden 
Apollo  heilst:  luna  innixus,  bemerkt  Ribbeck,  dafs  er  diese  Worte 
nicht  verstehe,  aber  nicht  abzuändern  wage.  In  dem  Anhange  [p.XVlllJ 
werden  nun  sechs  verschiedene  Verbesserungsvorschläge  gemacht,  luna 
enixus,  lunae  inflexum,  luna  inflexum,  dann,  indem  KieMing  den  285 
Gedanken  hinwarf,  es  könnten  sich  diese  Worte  auch  auf  die  Diana 
V.  31  beziehen,  luna  nidams  oder  lunMa  micans,  endlich  empfiehlt 
Bücheier  limine  ntxus,  dadurch  wird  das  anstöfsige  luna  glücklich 
beseitigt,  indefs  erscheint  selbst  dem  Herausgeber  dies  Ver&hren  zu 
radical.  Dafs  alle  diese  Versuche  mifslungen  sind,  ist  klar:  denn  wer 
eine  Stelle  wirklich  verbessert  hat  oder  doch  verbessert  zu  haben 
glaubt,  theilt  nicht  eine  Reihe  Vorschläge  zu  beliebiger  Auswahl  mit 
Und  doch  war  es  gar  nicht  so  schwierig,  hier  das  Rechte  zu  finden; 
Ennius  sctrieb  lunat  nixus,  oder  wenn  man  sich  zu  einer  Umstellung 
der  Worte  entschliefst,  innixus  lunat  ^^)^  deim  innixus,  woran  Ribbeck 
besonders  Anstofs  nimmt,  ist  ebenso  angemessen.  Wenn  man  den 
Bogen  spannt,  bedarf  es  grofser  Kraftanstrengung,  man  drückt  mit 
dem  Knie  darauf;  man  vergleiche  die  anschauliche  Schilderung  Ovids 
in  der  ersten  Elegie  der  Amores  v.  21 :  pharetra  cum  protinus  iUe 
soluta  Legit  in  exitium  spicula  facta  meum,  Lunavitque  genu  sinuosum 
fortiter  arcum.  Man  wird  einwenden,  lunat  sei  neben  intendit  arcum 
überflüssig;  indefs  wirkliche  oder  vermeintliche  Tautologien  sind  ein 
charakteristisches  Merkmal  der  älteren  Sprache;  allein  in  yorliegendem 
Falle  zeigt  dats  Versmafs,  dafs  auch  die  Interpunction  der  Berichtigung 

bedarf: 

Intendit  crinitus  Apollo, 
Arcum  aoratum  lunat  nixus, 

46)  Ich  bin  mit  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  der  Academica  Ciceros 
zu  wenig  vertraut,  um  zu  wissen,  in  wie  weit  die  Handschriften  einer  Umstellung 
der  "Worte  günstig  sind. 


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Zu*  den  römischen  Tragikern.  353 

intendit  ist  nicht  mit  arcuw  zu  verbinden,  sondern  steht  absolut, 
^er  droht,  er  bereitet  sich  zum  Angriff  vor'*^).  Den  Hiatus  sucht 
lübbeck  [p.  Xviiij  durch  die  Conjectur  eccum  intendit  zu  beseitigen, 
sehr  mit  Unrecht;  man  hat  eben  bisher  nicht  erkannt,  dafs  auch 
die  lateinischen  scenischen  Dichter  neben  den  strengen  anapästischen 
Systemen  nach  dem  Vorgange  der  Griechen  freiere  Bildungen  ver- 
2W  wenden.  Der  Hiatus*^)  und  die  Vernachlässigung  der  |  normalen 
Diärese  kennzeichnen  hier  ganz  deutlich  diesen  Khythmus :  das  letztere 
Merkmal  hebt  auch  Marius  Vict.  IT.  3,  20  ff.  hervor,  wo  er  die  beiden 
Gattungen  deutlich  sondert;  die  strengen  Anapästen  nennt  er  anor 
paestican  mdos,  welches,  wie  er  richtig  bemerkt,  hinis  pedibus  amat 
amsum  indudere,  und  führt  dann  ein  Beispiel  aus  Accius  an;  contra 
Tacumus  navare  propositum  volens  noluit  intra  binos  pedes  ut  superius 
finire  sensum,  sed  secundum  Euripidem  dactylicum  metrum  quod 
appeUatur  induxit^^).  Wenn  dies  als  eine  Neuerung  des  Pacuvius 
bezeichnet  wird,  so  ist  dies  ein  ungenauer  Ausdruck;  so  wenig  als 
Euripides,  der  hier  als  Vorbild  des  Römers  genannt  wird,  diese  Gat- 
tung zuerst  in  die  Tragödie  eingefülirt,  sondern  nur  mit  besonderer 
Vorliebe  angewandt  hat,  so  wenig  schliefst  diese  Nennung  des  Pacuvius 
den  Vorgang  des  Ennius  und  anderer  älterer  Tragiker  aus.  Als  Probe 
dieses  dcoLTvlnidv  fiiXog  führt  der  Grammatiker  aus  Pacuvius  die 
Verse  an: 

Agite,  ite,  evolvite,  rapite,  coma 

Tractate  per  aspera  saxa  et  humnm, 

Scindite  vestem  ocius*«), 


47)  Eine  weitere  Aenderung,  wie  incedit^  obwohl  leicht  und  nicht  unpassend, 
da  es  unmittelbar  vorher  von  den  Furien  heifst:  CaeruUo  incinctae  angtU  incedmU, 
ist  entbehrlich. 

48)  Auch  bei  den  griechischen  Dramatikern  findet  sich  öfter  der  Hiatus  oder 
Syllaba  anoeps  in  den  freien  Systemen,  jedoch  gewöhnlich  in  Verbindung  mit  einer 
Literpunction :  auch  die  Römer  werden  dies  beobachtet  haben,  daher  schhefse  ich 
ehen  nach  Apollo  das  Satzglied  ab. 

49)  Die  Stelle  des  Marius  Victorinus  hat  noch  eine  weiter  reichende  Bedeu- 
tung; doch  dies  läfst  sich  hier  nicht  nebenbei  erörtern. 

50)  Ribbecks  kritische  Anmerkung  (v.  350)  belehrt  uns:  evolvite  Kiesslin- 
gius,  volrite  libri;  aber  so  hat  schon  Bothe  verbessert,  dem  Weicker  u.  A.  folgen. 
Coma  tractate  conmngenda  esse  vidit  Usenertis,  aber  so  hat  ja  bis  auf  Ribbeck 
Jedermann  gelesen,  und  üsener  corrigirt  nicht  die  Ueberlieferung,  sondern  nur 
einen  thörichten  Einfall  des  letzten  Herausgebers.  Man  sieht  daraus,  wie  wenig 
Ribbeck  selbst  die  Ueberlieferung  des  Textes  kennt.  Von  dem  ganzen  Bruchstücke 
heifst  ee:  Baccharum  in  Aniiopa  choro  tribuit  canl  fr.  XII  Hartungus.  Aber 
schon  Weloker  Griech.  Trag.  n.  823  hat  die  Verse  der  Antiope  zugewiesen. 

Th.  Bergk   Kleine  Schriften.    I.  28 


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354  Zn  den  römischen  Tragikern. 


f 


wo  auch  der  Proceleusmaticus  ini  ersten  Verse  den  Gebrauch  der 
freien  Anapästen  beweist.  Dafs  die  Verse  in  die  Antiopa,  also  in  ein 
nach  Euripides  gearbeitetes  Stück  gehören,  ist  längst  erkannt,  und 
zwar  ist  die  Perikope  durch  Fr.  Xu  [18]  der  Antiopa  zu  ergänzen**): 

cervicum 
Floros  disperdite  crines. 

Ein  charakteristisches  Merkmal  dieser  Gattung  ist  auch  der  fi^ie 
Gebrauch  des  Paroemiacus,  daher  mufs  man  Fr.  IX  der  Niptra  des 
Pacuvius  [256]  hieher  ziehen: 

Pedetemptim  ite  et  sedato  28'2 

Nisu,  ne  snccussu  arripiat 
Maior  dolor, 

wo  man  ite  mit  Unrecht  getilgt  hat.  Vielleicht  schlofs  sich  das  Fol- 
gende [259]  immittelbar  an: 

Maior  dolor:  heu.    CH.  Tu  qnoque  ülixes, 
Quamqnam  graviter  cemimus  ictum, 
Nimis  paene  animo  es  molli,  qui  sis 
Consuetus  in  armis  agere  aevum^^). 

Zwei  einsylbige  Worte  mit  vorhergehender  Interpunction,  wie  qui  sis, 
sind  in  freien  Anapästen  nicht  anstöfsig,  vergl.  Soph.  Electr.  87  :  Kai 
yffi  ladfÄOQog  d^Qy  üg  fAOi.    Dann  [263]  ist  wohl  zu  lesen: 

Retinete,  tenete;  opprimit  ulcns. 
Nudate,  heu  miserum,  excrucior. 

Denn  das  Schwanken  der  Handschriften  zwischen  me  miserum  und 
miserum  me  deutet  darauf  hin,  dafs  nie  nur  ein  Zusatz  der  Abschreiber 
ist;  in  freien  Anapästen  konnte  der  Tragiker  auch  im  Paroemiacus  an 
dritter  Stelle  sich  die  Auflösung  gestatten.    Dann  [265]  ist  zu    inter- 

pungiren : 

Operite,  abscedite,  iamiam 
Mittite:  nam  attrectatu  et  quassu 
Saevum  amplificatis  dolorem. 

Zu  den  ft-eien  Anapästen  gehören  auch  die  Verse  des  Accius  im 
Astyanax  Fr.  X  [179],  die  so  abzutheilen  sind: 

Itera,  in  quibus  partibus  (namque 
Audire  volo, 

Si  est,  quem  exopto,)  et  quo  captus  modo, 
Fortunane  an  forte  repertus. 


51)  Ich  habe  schon  vor  vierzig  Jahren  beide  Fragmente  verbunden^   weifs 
aber  nicht,  ob  ich  diese  Vermuthung  öjffentlich  ausgesprochen  habe. 

52)  Die   Aenderung  consuetu's,   welche  Seyffert   gebilligt   hat,  ist   metrisch 
unzulässig.     [Die  letzten  Worte  sind  von  B.  umgestellt] 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  355 

Die  Perikope  beginnt  mit  dem  Paroemiacus,  dann  folgt  ein  Monometer 
und  zwei  Dimeter.  In  eigenthümlicher  Weise  hat  die  freien  Anapästen 
Yarius  [Fr.  L  3  R]  behandelt,  dessen  Verse  Marius  Victor.  1. 16^  16  anführt : 

Tradita  primum  huic 
Nervis  Septem  est  intenta  fides, 
8  Variique  dati  vooum  modi, 

Ad  quos  mundi  resonat  canor, 
Sna  se  in  vestigia  volvens**). 

Hier  werden  nämlich  lagaoedische  Anapästen  v.  3  —  5  eingemischt; 
denn  der  letzte  Vers  ist  nicht  sowohl  ein  Paroemiacus,  sondern  ein 
syncopirter  Logaöde,  ich  verweise  darüber  auf  meine  Bemerkungen  in 
der  Vorrede  zu  den  Gr.  Lyr.  Poet^  p.  IX.  Auch  in  dem  Hymnus  des 
Mesomedes  auf  Helios  folgen  auf  freie  Anapästen  Logaöden,  und  zwar 
hat  diese  Verbindung  nichts  Befremdliches,  da  auch  die  freien  Ana- 
pasten dreizeitig  zu  messen  sind. 

Ennius  Andromeda  Fr.  HI  [98  =  137  V.]: 

Filüs  propter  te  obiecta  sum  innocens  Nerei, 

hatte  Bibbeck  in  der  ersten  Ausgabe,  wo  er  mit  Recht  trochäischen 
Rhythmus  annahm,  so  abgetheilt,  dafs  Nerei  den  Anfang  eines  neuen 
Verses  bildete,  indem  er  am  Anfange  eine  Lücke  annahm;  jetzt  schreibt 
er  mit  Bücheier  a  fiUis  und  macht  daraus  iambische  Senare:  dann 
bietet  das  Bruchstück  gar  keinen  vollständig  abgeschlossenen  Gedanken 
dar,  man  müfste  dasselbe  etwa  so  zu  einem  iambischen  Octonar  ergänzen : 

A  filüs  propter  te  obiecta  sum  innocens  Nerei  ferae, 

A  ßii$  soU  angeblich  der  Sinn  erheischen;  denn  Andromeda  sei  nicht 
den  Nereiden,  sondern  dem  Ungeheuer  preisgegeben  worden:  aber 
warum  soll  Andromeda  nicht  klagen,  ihre  Mutter  habe  sie  den  Meer- 
fcauen  au%eopfert,  um  deren  Zorn  zu  sühnen,  die  dann  das  Ungeheuer 
sandten.  Vielmehr  vermisse  ich  bei  jener  Aenderung  die  Folgerichtig- 
keit des  (Gedankens;  weiui  Andromeda  sich  in  diesem  Sinne  ausdrücken 
sollte,  wtirde  der  Dichter  geschrieben  haben:  Ä  te  propter  ßias  Nerei 
obieda  sum  innocens  (ferae).  Jene  Conjectur  ist  als  entschieden  ver- 
fehlt abzuweisen.  Mich  befremdet  dagegen  die  ungewöhnliche  Wort- 
stellung: in  lyrischen  Versmafsen  würde  man  an  der  weiten  Trennung 


53)  Bei  dem  Grammatiker  liest  man:  de  qua  re  Variua  sie  tradü  ftradiditj: 
primum  huic  etc.,  aber  tradit  gehört  zu  den  Worten  des  Dichters.  Wer  die  nicht 
eben  gelungenen  Versuche  der  Kritiker  kennen  lernen  will,  mag  sie  bei  Ribbeck 
einsehen.  Nur  dati  V.  3  hat  Bothe  richtig  statt  additi  hergestellt  Der  letzte  Vers 
bratet:  Sua  se  volvenHs  in  vestigia,  was  ich  richtig  verbessert  zu  haben  glaube. 

23* 


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356  Zu  den  römischen  Tragikern. 

des  Genetiv  Nerei  von  filiis  minder  Anstofs  nehmen*^*).    Am  nächsten 
liegt  Nereieis  zu  schreiben,  wie  |  ^Etedydeioi  dvyccrgeg  bei  Theokrit  [16, '^ 
104]  und  Aehnliches,  wodurch  zugleich  der  Vers  vervollständigt  wird; 
allein  bei  den  älteren  lateinischen  Dichtem  ist  mir  kein  Beispiel  solcher 
Adjectiva  bekannt,  ich  ziehe  es  daher  vor,  in  gleichem  Sinne 

Filiis  propter  te  obieota  snm  innocens  Nereidibus 
zu  schreiben;  Accius  gebraucht  Cadmeis^^)^  Ennius  Titanis,  und  auch 
bei  Pacuvius  ist  didio  Delphis  wohl  soviel  als  Jelqx'g,  nicht  Jelfoh. 
Ja  ich  glaube,  die  Handschriften  des  Priscian  selbst  bestätigen  diese 
Verbesserung,  Hertz  [Gr.  Liat.  ed.  Keil  H.  293]  giebt  im  Texte:  innocens 
Nerei  [id  est  Nereidibus] ,  indem  er  diese  letzten  Worte  als  erklärenden 
Zusatz  eines  Abschreibers  ansieht.  Dafs  hier  eine  arge  Verwirrung  vor- 
liegt, zeigen  die  Varianten;  es  verhält  sich  offenbar  so,  dafs  Nereidibus 
zu  den  Woi-ten  des  Dichters  gehört,  Nerei  der  Erklärung  des  Gramma- 
tikers zuzuweisen  ist.  Nach  den  Spuren  der  Handschriften  darf  man 
wohl  als  ursprüugHche  Fassung  der  Stelle  voraussetzen :  Filiis  propter  te 
obiecta  sunt  innocens  Nereidibus  .  id  est  Nerei  ßiäbus  .  ideni,  Quae 
talis  est  gnatis  tarnen  pro  gnatahus.  So  erhielten  wir  ein  zweites 
Fragment  des  Ennius,  wohl  ebenfalls  aus  der  Andromeda,  indem  die 
Jungfrau  fortfuhr,  über  ihre  Mutter  zu  klagen,  die  so  rücksichtslos 
gegen  ihre  Kinder  sei.  Ob  freilich  nicht  noch  eine  gröfsere  Verwirrung 
vorliegt,  ist  fi^lich;  denn  es  folgt  unmittelbar  nachher  ein  Vers  aus 
dem  Stichus  des  Plautus,  dann  heifst  es  weiter:  idem:  qui  (quin)  talis 
est  de  gnntabus  suis,  was  die  auffallendste  Aehnlichkeit  mit  jenem  Bruch- 
stück des  Ennius  hat;  vielleicht  lauteten  die  Worte  des  Tragikers: 

quaen  talist  gnatabus  suis, 
was  der  Grammatiker  mit  den  Worten  idem  tarnen  einleiten  und  mit 
pro  gnatis  abschliefsen  konnte. 

Aus  derselben  Tragödie  führt  Nonius   [p.  12  G.]    den   Vers  an 
[101  R.  -  140  V.]: 

'  Corpus  contemplator,  iinde  corporaret  vnlnere, 

indem  er  carporare  durch  interficere  erklärt,  und  noch  einen  zweiten 
Beleg  aus  Accius  [604]:  Corporare  a  tergo  es  ausus,  beibringt  Hier 
liegt  sicher  nur  ein  Lesefehler  des  Nonius  vor,  wozu  die  Aehnlichkeit 
der  Buchstaben  c  und  t  in  den  alten  Handschriften  den  Anlafs  gab, 
es  ist  an  beiden  Stellen  torporare  zu  schreiben,  d.  h.   'lähmen',  dem 


54)  Man  könnte  vermuthen,  die  Worte  seien  kretisch  zu  messen,  aber  gerade 
in  diesem  Versmafse  machte  sich  die  übliche  Verbindung  filiis  Nerei  oder  Nerei 
filiis  ganz  von  selbst. 

55)  Nur  verhalten  sich  diese  Formen  wie  A«6fifji'g  zu  NrjQttdtg, 


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Zu  den  römischen  Tragilrem.  357 

290  griechischen  yviofjv  oder  voQKodv  entsprechend,  und  das  Verbum  tor- 
porare  findet  sich  bei  Turpilias  und  Späteren. 

Ennius  Erechtheus  Fr.  III  [131  R  =»  177  V.]:  arma  arrigunt, 
korrescunt  tela  ist  mir  unverständKch,  denn  arma  arrigunt  könnte  doch 
nur  auf  die  Lanzen  bezogen  werden,  dies  ist  aber  hier  unmöglich,  da 
tda  folgt,  auch  würden  die  empfindlichen  römischen  Ohren  darin  ein 
arges  'Acr/£/jq)arov  gefunden  haben.  Rigent  in  der  Aldina  des  Macro- 
bius  [Sat.  VI.  4,  6]  ist  offenbar  nur  eine  Conjectur,  die  Handschriften 
haben:  horrigunt,  arrigunt,  a/rgunt.  So  viel  ich  sehe,  kann  hier  nur 
entweder  der  Glanz  oder  das  Klirren  der  Waffen  erwähnt  worden  sein, 
ich  vermuthe  daher: 

....  Anna  fulgoriunt,  horresount  tela. 
In  dem  Streit  der  Atriden  bei  Ennius  Iphigenia  Fr.  IV  [191  R  = 
262  V.]: 

Quis  homo  te  exsuperavit  usquam  gentium  impudentia? 

Quis  autem  malitia  te? 

muls  ich  es  zwar  billigen,  wenn  Eibbeck  nachträglich  [p.  XXVII]  die 
Aenderungen,  mit  denen  man  die  Antwort  des  Menelaus  verunstaltet 
hat,  abweist,  aber  wenn  er  ndt  Bücheier  diese  Worte  iambisch  messen 
will,  weil  in  leidenschaftlich  bewegten  Scenen  öfter  iambische  imd 
trochäische  Verse  wechseln,  so  mufs  ich  erinnern,  dafs  da,  wo  wie 
hier  die  Antwort  auf  eine  Frage  erfolgt,  die  Gleichheit  des  Metrums 
überall  gewahrt  wird;  die  strenge  Form  der  Wechselrede  schliefst  den 
Wechsel  des  Metrums  aus;  erst  wenn  der  Andere  von  Neuem  anhebt, 
kann  auch  das  Versmafs  verändert  werden.     Ich  schreibe  daher: 

Ecquis  autem  malitia  te? 
denn  auch  den  ersten  Vers  in  einen  iambischen  Octonar  zu  verwan- 
deln, was  freilich  nicht  schwer  ist,  erscheint  nicht  gerathen. 

Ennius  Phoenix  Fr.  I  [256  K.  =  337  V.] :  .  .  .  stuitust,  qui  cupita 
cupiens  cupienter  cupit:  so  schreibt  Eibbeck  statt  stultus  est,  qui  cupida. 
Bei  cupifu  soll  man  wohl  im  Gedanken  aliis  ergänzen;  allein  dieser 
sittliche  Rigorismus  scheint  mir  doch  zu  weit  zu  gehen,  denn  dann 
hörte  aUes  Wünschen  auf;  Ennius  Avird  gesagt  haben: 

Stultus  est,  qui  nee  cupienda  cupiens  cupienter  cupit. 

Die  Verse  aus  dem  Telamo  des  Ennius  Fr.  V  [279  R.  =  366  V.] 
habe  ich  später  so  verbessert: 

Nam  ita  mihi  Telamonis  patris,  avi  Aeaei  et  proavi  lovis 
Gratia  adstet,  atque  hoc  lumen  candidum  claret  mehe. 

®1  Adstet  hat  auch  Bücheier  vermuthet,  mehe,  was  nach  Quintilians  Zeug- 
nisse I.  5,  21  sich  apud  antiquos,  tragoediarum  praecipue  scriptores, 
in  veteribus  libris  vorfand,  ist  natürlich  von   den  Abschreibern  regel- 


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358  Zu  den  römisohen  Tragikern. 

mäfsig  verdunkelt  worden:  schon  Nonius  [p.  60  G.]  las  mihi  und  erklärt 
daher  claret  durch  clareat  Dieselbe  Form  hat  ßibbeck  bei  Pacuvius 
V.  143  hergestellt,  bei  Accius  v.  455:  Quas  vastitudo  haec  aut  unde 
invasit  mihi,  könnte  man  gleichfalls  meJie  vermuthen,  doch  wird  invadera 
auch  bei  Cicero  mit  dem  Dativ  verbunden. 

Aus  dem  Thyestes  des  Ennius  Fr.  VI  [301  R  =  401  V.]  führt 
Nonius  [p.  76  G.]  unter  flaccet  den  Vers  an : 

Sin  flaccebunt  conditiones,  repudiato  et  reddito: 
allein  dies  Verbum  pafst  in  keiner  Weise  in  den  Gedankenznsammen- 
hang,  Nonius  ward  auch  hier  durch  falsche  Lesart  getäuscht;  ich 
glaube,  das  Ursprüngliche  läfst  sich  mit  voller  Sicherheit  herstellen: 
Sin  fracehunt  conditiones;  eben  auf  diesen  Vers  bezieht  sich  die 
Glosse  des  Festus  p.  90 :  fracebunt,  displicebunt  Je  mehr  die  Vulgar- 
sprache  zur  Verwechselung  des  /  und  r  hinneigt,  desto  näher  lag 
dieser  Irrthum.  Ob  nicht  ein  ähnlicher  Fehler  in  dem  Fragmente  aus 
dem  Achilles  des  Accius  (IQ.  3): 

an  sceptra  iam  flaccent?  ferat: 
wo  bei  Nonius  [p.  76  G.]  flacent  geschrieben  ist,  vorliegt,  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden,   da  mir  der  Sinn  der  Worte  nicht  hinlänglich  klar  ist 

Ennius  fr.  ine.  XVH  [347  ß.  =  170  V.]: 

0  terra  Traeca,  ubi  Liberi  fanum  inclytam 
Maro  locavi, 

ist  die  erste  Person,  welche  alle  Handschriften  Varros  [de  L.  L.  V.  14] 
bieten,  nicht  zu  verdrängen;  die  Verse  gehören  in  den  Prolog  einer 
Tragödie,  den  eben  Maro,  der  Gründer  des  HeiUgthimis,  selbst  sprach. 
Ich  weifs  freilich  kein  Stück  des  Ennius  zu  nennen,  für  welches  diese 
Verse  passen,  in  den  Erechtheus  gehören  sie  auf  keinen  Fall-,  allein 
wie  uns  manche  Dramen  nur  durch  ein  vereinzeltes  Zeugnifs  bekannt 
sind,  so  werden  andere  gänzlich  verschollen  sein. 

Die  Schwierigkeiten   in    den    Versen  des  Ennius  bei   Cicero  de 
Offic.  I.  16,  51  (fr.  ine.  XXIX  [366  K.  «  387  V.]): 

.  homo,  qui  erranti  comiter  mostrat  viam, 
Quasi  lumen  de  suo  lumine  accendat,  üacit: 
Nihilo  minus  ipsi  lucet,  cum  illi  accenderit. 

scheint  man  gar  nicht  empfunden   zu  haben:    accendat  facit  ist  hier 21 
eine  überaus  lästige  Periphrase,  wo  das  einfache  accendit  einzig  und 
allein  angemessen  war;   ebenso  erwartet  man  statt  ipsi  lucet  vielmehr 
ipse  sibi  lucet.    Der  Fehler  liegt  offenbar  in  facit;  ich  schreibe: 

Ut  homo,  qui  erranti  comiter  monstrat  viam, 

Quasi  lumen  de  suo  lumine  accendU :  facea 

Nihilo  minus  ipsi  lucet,  cum  ilH  accenderit. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  359 


Die  veigleichende  Partikel  ut,  die  ich  schon  früher  durch  Conjectur 
gefunden  hatte,  wird  auch  durch  Handschriften  bestätigt;  faces  (wofür 
man  auch  facis  schreiben  könnte)  ist  die  ältere  Form  statt  f(ix,  s. 
Festiis  87:  faces  antiqui  dicehant  ut  fides.  Die  Unkenntnifs  dieser 
Form  führte  zu  der  nahe  liegenden  Verderbnifs  facit,  dann  ward,  um 
einigennafisen  Zusammenhang  in  den  Satz  zu  bringen,  der  Conjunctiv 
üccendai  herein  corrigirt,  was  dann  wieder  in  mehreren  Handschriften 
zu  der  weiteren  Aenderung  luceat  statt  Iticet  führte.  Starke  Inter- 
punction  nach  dem  fünften  Fufse  findet  sich  auch  bei  Ennius  Iphig. 
Fr.  TH  [197]»«). 

Nicht  glücklich  ist  ein  anderes  Bruchstück  des  Ennius  bei  Cicero 
de  Orat  I.  45,  199  behandelt  (fr.  ine.  XIX  [351  K.- 187  V.]);  hier  ist 
allerdings  die  müssige  Wiederholung  desselben  Wortes  st4mmarum  rerum 
incerti  und  ex  incertis  certos  bedenklich,  aber  wenn  Ribbeck  den  Fehler  an 
der  zweiten  Stelle  sucht,  und  [Coroll.  p.  XXXVI]  incepti  certos  schreibt, 
so  ist  dies  keine  Verbesserung,  sondern  man  bringt  eine  offenbare  Corruptel 
in  den  Text.  Die  Vorliebe  für  antithetischen  Ausdruck,  die  den  Alten 
überhaupt  eigen  ist,  und  bei  Ennius  sich  besonders  kundgiebt,  schützt 
hinlänglich  die  üeberlieferung;  auch  würden  die  Abschreiber  die  hier  ge- 
brauchte Structur  nicht  sowohl  hereincorrigirt,  sondern  eher  verdunkelt 
haben,  wie  dies  z.  B.  in  dem  Bruchstücke  des  Tragikers  Pomponius  (p.  286) 
exhumile  rege  geschehen  ist,  wo  natürlich  regem  zu  schreiben  ist  *').  Bei 
Ennius  liegt  der  Fehler  im  vorhergehenden  Verse,  wo  ich  Suarum  rerum 
'^inertes  lese,  |  wie  Naevius  bellique  inertes  sagt*®).  Das  metrische  Be- 
denken, indem  die  beiden  Senare  durch  Eüsion  oder,  wenn  man  lieber  will, 
Aphäreds  verknüpft  sind,  hat  schon  Hermann  [Opusc.  IL  275]  als  unbe- 
rechtigt erkannt;  auf  gleiche  Weise  ist  auch  fr.  ine.  CII  [191]  (Pacuvius): 

barba  pedore  horrida  atque 
Intonsa  infnscat  pectus  illuvie  scabrum. 

zu  beurtheilen,  wo  Kibbeck  atque  tilgt,  und  diesem  Beispiele  ist  wieder 
der  Ver^  des  Accius  im  Brutus  I.  26  [praet.  26]  analog: 


56)  Ich  habe  diese  Verbesserung  schon  in  einem  Programm  (Halle,  3.  Aug.  1863 
p.  5  [Opusc.  I.  313])  vorgetragen,  aber  da  sie  Kibbeck  entgangen  ist,  hier  wiederholt. 

57)  Aehnlich  Ennius  Ann.  316:  mortalem  »ummum  fortima  repente  Reddidit, 
t  mmmo  regno  nt  fatnul  infimius  esnet,  wo  man  rege  vormuthen  kann,  doch  ist  die 
Aenderung  nicht  nothwendig. 

58)  Da  die  Handschriften  zwischen  suarrnn  und  sutnmarum  schwanken,  oder 
auch  beides  im  Texte  haben,  könnte  man  vielleicht  sich  entschliessen  incerti  ganz 
zu  tilgen:  consüium  expetunt  Summarum  ttuarum  rerum,  in  dem  Sinne,  wie  Virgil 
[Aen.IX.  277]  sagt:  Cansüium  summi»  de  regni  rd)U9  agebant,  allein  ich  halte 
dies  nicht  für  empfehlenswerth. 


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3ü0  Zu  den  römisohen  Tragikern. 


Resupinum  in  coelo  contueri  mazimxun  ac 
Mirificum  facinus: 

WO  Ribbeck  gleichfalls  ac  streicht.  Unbedenklich  ist  c^  am  Schlufs 
eines  anapästischen  Verses  bei  Acciiis  v.  289  ^^).  Bei  den  griechischen 
Tragikern  finden  sich  ganz  ähnlich  gebildete  Verse,  und  es  liegt  kein 
Grund  vor,  in  dieser  Beziehung  an  ihre  Nachfolger  einen  anderen 
Mafsstab  anzulegen.  Am  wenigsten  pafst  diese  Bedenklichkeit  für 
Ribbeck,  der  ja  für  einsylbige  Worte  am  Schlufs  der  Verse  eine  ganz 
besondere  Vorliebe  zeigt.  Indefs  solche  Inconsequenz  ist  bei  Ribbe(4 
nicht  auffallend,  so  nimmt  er  bei  Ennius  (fr.  ine.  XIX.  v.  350)  an  der 
Betonung  Unde  sibi  populi  Anstofs,  muthet  uns  dagegen  zu  [v.  352] 
^  %ncertis  zu  ertragen. 

Ennius  fr.  ine.  LI  [396  R.  =  435  V.]  ist  aus  Varro  [de  L.  L.  V.  23] 
zu  vervollständigen: 

.  .  in  terram  cadentes  cubitis  pinsebant  humum.    - 
Aufserdem   habe   ich  pinsibant  (pinsabatU)  in  pinsebant  verwandelt; 
eine  Form  pinsire  ist  gänzlich  unbekannt,  man  sagte  pinser e  (Ennius' 
bei  Diomedes  Bd.  I.  p.  373  K.  [Ann.  354  V.] :  pinsunt  terram  genibus\ 
und  daneben  wohl  auch  pinsare,  ebenso  wechseln  pisere  und  pisare. 

Fr.  ine.  XLVIII  [393  R.  =  432  V.]  ist  schwerlich  einer  Tragödie 
zuzutheilen,  es  ist  ein  unvollständiger  Hexameter: 

Vocibu'  concide  et  face  müsset  obrutus. 
Dagegen    weise   ich   den   Tragödien   zu   die  Worte,    welche   im  Bell 
Hispan.  31  aus  Ennius  [Ann.  559  bei  Vahlen]  angeführt  werden: 

Pes  pede  premitur,  teruntur  armis  arma*°), 
die  man  vergeblich  in  daktylisches  Mafs  zu  bringen  versucht  hat:  wenn 
der  Vers  den  Annalen  angehörte,  würde  wohl  auch  Macrob.  Sat.  VI.  3, 5 


59)  Dagegen  in  den  Anapästen  des  Laevius  [bei  L.  Müller  Fr.  15]  bei  Gellius 
XTX.  7,  3:  Coi'pore  pectoreqtie  undique  öbeso  ac  Mente  exsetisa  tardifnjgentdo  Senio 
oppressum,  ist  ac  wohl  nur  Zusatz  eines  Abschreibers,  nachher  mufs  man  torcK- 
geniculo  lesen:  ich  sehe,  dafs  jetzt  auch  L.  Müller  tardigenudo  schreibt  "Wenn 
man  bei  Varro  im  Pseudaeneas  [Sat.  p.  203,  6  Riese]  glykoneische  Verse  gefunden  hat, 
deren  erster  mit  der  Pi-äposition  per  schliefsen  soll,  so  wird  dies  schon  durch  die 
Kürze  der  Endsylbe  widerlegt,  es  ist  ein  iambischer  Octonar: 

Per  aeviternam  horoiirain  dommn  tellnrem  (maum)  propero  gndam. 

Aber  in  der  Satire  cras  credo  [Sat.  p.  113,  9  R.]  ist: 

Quibna  instabilis  animas  ardens  mntabiliter  avet  habere  et 
Non  habere  fastidiliter  inconstanti  peotore, 

gerechtfertigt 

60)  Bei  Hirtius  ist  die  "Wortfolge  armts  teruntiir  arma.  Man  könnte  auch 
schreiben:  Pes  premitur  pede  Armis  tertmtur  arma,  aber  die  erstere  Anordnung 
verdient  den  Vorzug. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  361 

ihn  mit  dem  Verse  Virgils  Aen.  X.  361:  haaret  pede  pes,  densusque 
viro  vir  verglichen  haben,  während  er  aus  Furius  die  Worte:  Pressa- 
tur  pede  pes,  mucro  mucrone^  viro  vir  anführt®*).  —  Der  Raub  der 
Sabinerinnen  war  wohl  ein  geeigneter  Stofif  für  eine  fabula  palliata, 
und  wenn  wir  bei  dem  ßhetor  lulius  Victor  [Rhett.  Lat  min.]  p.  402 
Halm  lesen:  ut  Sdbinis  Ennitis  dixit:  Cum  spolia  generis  detraxeritis, 
quam  tmcriptionem  dahitis,  so  liegt  eine  solche  Vermuthung  sehr  nahe, 
gleichwohl  hat  Ribbeck  [p.  279,  Fab.  praet  rel.  5J  nicht  wohl  daran  gethan, 
hierin  Vahlen  [der  das  Fragment  in  seiner  Ausgabe  den  Sat.  rel.  39  ein- 
reihte] zu  folgen:  der  Rhetor  fand  in  seiner  Quelle  vor:  ut  Sabinae 
apud  Ennium  oder  ut  Ennius  Sabincts  fecit  dicentes  und  machte 
daraus  mifsverständlich  Sabinis  Ennius  dixit  ^^)^  während  eine  Stelle 
der  Annalen  gemeint  war,  wo  Hersilia  an  der  Spitze  der  Frauen- 
gesandtschaft das  Wort  führte.  Die  Worte  selbst  hat  man  vergeblich 
sich  abgemüht  in  Verse  zu  bringen;  es  ist  schlichte  Prosa,  der  Rhetor 
giebt  nur  den  Grundgedanken  mit  seinen  eignen  Worten  wieder®^). 
Das  andere  Fragment,  welches  Vahlen  [Rhein.  Mus.  XVI.  579]  dieser 
angeblichen  Praetexta  zuspricht  [Macrob.  Sat.  VI.  5,  5] ,  hat  man  schon 
längst  [und  so  früher  (v.  24)  auch  Vahlen]  mit  Recht  den  Satiren  über- 
2^  wiesen,  und  selbst  Ribbeck  fühlt,  dafs  Senf  und  |  Zwiebeln  (triste  sinapi, 
caepe  maestum)  für  eine  Tragödie  nicht  recht  schicklich  sind. 

Dem  Verse  aus  dem  Armorum  ludicium  des  Pacuvius  Fr.  IX  [32]: 

.  .  et  aequnm  et  rectum  est,  qnod  postulas: 
Inrati  cemant: 

sucht  Ribbeck  aufzuhelfen,  indem  gt  tu  postulas  schreibt,  nachträglich 
aber  [p.  XXXIX]  fügt  er  noch  Nestor  hinzu,  während  Bücheier,  der 
sich  erinnerte,  dafs  est  und  sit  von  den  Abschreibern  oft  vertauscht 
werden,  (illud  num)  et  aecum  et  rectum  sit  quod  postulas  liest,  wo- 
geg^  Ribbeck  selbst  den  wohl  begründeten  Einwand  erhebt:  quae  cum 
fabula  minus  videntur  congruere.  Indem  ich  also  der  Mühe  überhoben 
bin,  diese  Vorschläge  zu  widerlegen,  will  ich  einfach  meine  Verbes- 
serung mittheilen: 

Et  aequum  et  rectum  exaestumo,  quod  postulas. 


61)  Doch  will  ich  nicht  allzuviel  Gewicht  darauf  legen;  denn  auch  zu  Aen. 
VI.  625  vergleicht  Macrobius  Verse  des  Hostius ,  statt  sich  auf  Ennius  zu  beziehen. 

62)  Dieser  Rhetor  erweist  sich  auch  sonst  in  der  Benutzung  seiner  Quellen 
ziemlich  nachlässig. 

63)  Ganz  ähnlich  p.  415;  ut:  si  in  nemore  Pelio  non  cecidissent  trabes,  hoc 
scelus  non  factum  esset,  während  Cicero,  den  der  Rhetor  benutzt,  die  Verse  des 
Bnnius  [Med.  I  (280)]  anführt. 


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362  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Im  Dulorestes  (oder  vielmehr  Idolorestes)  Fr.  XXII  [146]  wird  zu 
lesen  sein: 

Macte  esto  virtute:  operamque  omenque  adprobo. 
statt  operaque,  wie  die  Handschriften  geben. 

Wenn  Kibbeck  in  der  Periboea  Fr.  I  [272]  schreibt: 

.  ardua  per  loca  agrestia  sie 
Trepidante  gradu  nititur.  .  . 

statt  ac,  so  möchte  man  zu  dieser  vermeintlichen  Verbesserung  eben- 
falls ein  sie  hinzufügen.  Hier  ist  wohl  zu  lesen  Baechi,  vergL  Fr.  XXVH 
[309] :  scrupea  saxea  Baechi  templa  prope  adgreditur. 

Wenn  Ribbeck  in  demselben  Stücke  Fr.  XVII  [296]  veniam  precor 
ijetens  umstellt,  so  ist  diese  Wortfolge  sprachwidrig^*),  vergL  Livius 
VIII.  9:   vos  preeor,  veneror,  veniam  peto  feroque.    Der  Dichter  wird 

geschrieben  haben: 

Deos  precor  veniam  petens, 
Vi  quae  egi  ago  vel  axim  verrunoent  bene. 

vel  bieten  die  Bücher  des  Nonius  an  der  zweiten  Stelle  [p.  345  6.].  — 
Sehr  kühn  macht  Ribbeck  ebendas.  Fr.  XX  [301]  aus  senectus  ein  ganz 
neues  Wort  desertitas,  während  Bücheier  diesen  hohen  Flug  meidend 
obwohl  nicht  minder  frei  nwndicitas  schreibt.  Nach  diesem  Vorgange 
darf  man  wohl  auch  etwas  wagen: 

Metus  egestas  mooror  senium  exsilium,  guestuß  sonHcus,  296 

d.h.  gerechter  Grund  zur  Klage  (statt  exiliumque  et  setiecius). 

Das  Fr.  XVI  des  Teucer  [337]  von  Pacuvius,  welches  bei  Nonius 
[p.  346] :  ubi  poetae  pro  sua  parte  falsa  conficta  canant,  qui  causam 
humilem  dictis  amplant  lautet,  wird  höchst  unglücklich  behandelt  Idi 
weifs  nicht,  was  Roth  bestimmte,  für  parte  vielmehr  arte  zu  verlangen; 
Ribbeck  folgt,  schreibt  aber,  um  auch  pro  sua  parte  oder,  wenn  man 
lieber  will,  pro  sua  arte  etwas  hinzuzuthun,  pro  suad  arte.  Pro  mea 
parte,  pro  virili  parte,  pro  civUi  parte  ist  bei  Cicero  und  den  latei- 
nischen Prosaikern  ein  ganz  gewöhnlicher  Ausdruck,  aber  auch  Lucrez 
sagt  I.  807:  Sclque  stm  pro  parte  fovet,  und  V.  257:  Praeterea  pro 
parte  swa  quodcumque  alid  äuget  Redditur,  ebenso  Ovid  [Trist  V.  11,  23] 
pro  parte  virili;  ich  sehe  keinen  Grund,  dem  Pacuvius  diese  Formel 
abzusprechen.  In  canant  kann  der  Fehler  auch  nicht  liegen,  denn  canere 
bezeichnet  ja  recht  eigentlich  die  Thätigkeit  des  Dichters,  während 
autumant  hier  ein  ganz  ungeschickter  Ausdruck  ist.  Verdorben  sind 
die  Worte  falsa  conficta,  denn  dafür  erwartet  man  entweder  falsa  et 
conficta  oder  falso  conficta.     Es  ist  zu  schreiben: 


64)  Bücheler  schiebt  c^o  ein,  dieses  Hülfsmittel  liat  schon  Bothe  versucht 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  363 

Ubi  poetae  pro  sua  parte  falsa  confictant,  cammt, 
Qui  causam  humilem  dictis  amplent. 

Canfictare  gebraucht  auch  Naevius  bei  Varro  de  L.  L.  VTI.  107,  der  dies 
als  eine  Neubildung  bezeichnet;  ist  dies  begründet,  nun  dann  folgte 
eben  Pacuvius  dem  Beispiele  seines  Vorgängers.  Das  Asyndeton  ist 
hier  ganz  angemessen,  wie  bei  Ennius  Thyest.  DI  [297]:  cogüat,  parat, 
puiat,  oder  Andromeda  VIII  [105]:  differt,  dissupat.  Ob  statt  uhi 
viehnehr  tU  zu  schreiben  sei,  läfst  sich  bei  einem  Bruchstücke  nicht 
entscheiden,  aber  amplent^  wie  der  Cod.  Leid,  liest,  wird  den  Vorzug 
vor  amplant  verdienen. 

Als  ich  zuerst  darauf  aufinerksam  machte,  dafs  Plautus  öfter 
auslautendes  m  ganz  nach  der  Weise  der  volksmäfsigen  Sprache  ab- 
streife, ward  dies  ignorirt  oder  mit  Kopfschütteln  aufgenommen.  Später, 
als  lütschl  dasselbe  sagte,  fand  die  Sache  Anklang,  und  jetzt  benutzt 
man  diese  Beobachtung  sogar  zu  Conjecturen,  so  schreibt  Eibbeck  bei 
Acdus  V.  10: 

Classis  trahere  in  salum  (me)  et  vela  ventorum  animae  imnüttere, 

297  indem  er  me  von  Hermann  entlehnt,  obwohl  es  durchaus  hiebt  |  sicher 
ist,  dafs  hier  Achilles  selbst  redet,  denn  die  Worte  können  ebensogut 
an  Achilles  gerichtet  sein.  Ehe  man  aber  eine  solche  Freiheit  durch 
Conjeetur  in  die  scenischen  Dichter  bringt,  müfste  erst  die  Grenze 
dieses  Ctebrauches  genauer  festgestellt  sein;  bisher  ist  dies,  soviel  ich 
weifs,  nicht  geschehen:  so  viel  aber  glaube  ich  zu  wissen,  dafs  kein 
römischer  Dichter  in  salu^  m'  et  zugelassen  haben  wird,  üsener  [p.  XLTX] 
mag  dies  Dunkel  gefühlt  haben,  denn  er  zieht  classis  in  salu^  trahere 
vor.  Auch  Bücheier  scheint  der  Vermuthung  seines  Freundes  nicht 
recht  zu  vertrauen,  denn  er  schlägt  zu  lesen  vor: 

Classis  trahere  in  salum  et  hahenas  ventorum  animae  immittere. 

Virgil  sagt  [Aen.  VI.  1]:  Sic  fattir  la^rimans  dassique  immittit  habenas, 
dies  ist  mir  verständlich,  imd  würde  auch  hier  in  den  Zusammenhang 
passen,  aber  ventis  habenas  immittere  vermag  nur  Aeolus,  der  Beherr- 
scher der  Winde,  nicht  Achilles  oder  wer  sonst  mit  seiner  Flotte  in 
die  See  sticht  Auch  hier  begegnet  es  Bücheier  wieder,  dafs  er  eine 
Reminiscenz  in  unpassender  Weise  zu  einer  Conjeetur  benutzt:  die 
Quelle  dieser  Vermuthung  läfst  sich  nämlich  mit  Sicherheit  nachweisen. 
Nonius  [p.  159  G.]  führt  zugleich  mit  dem  Verse  des  Accius  aus  der 
Kosmotoryne  des  Varro  [p.  151,  8  R]  einige  anapästische  Dimeter  an: 

Detis  habenas  animae  leni, 
Dum  nos  ventus  flamine  sudo 
Suavem  ad  patriam  perducii 


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364  Zu  den  römischen  Tragikern. 

Aber  was  hier  sinnvoll  ist,  verwandelt  sich  in  der  Stelle  des  Äcdus, 
wenn  wir  Bücheier  folgen,  zum  Sinnlosen;  denn  bei  Varro  werden  die 
Meeresgötter  gebeten  leisen  Fahrwind  zu  senden,  während  die  sterb- 
lichen Menschen  heimfahren  (detis  —  nos).  Der  Ausdruck  vda  im- 
mittere  ventis  ist  allerdings  in  hohem  Grade  auffallend,  Ribbecks  Ver- 
theidigung  (wobei  übrigens  wohlbedacht  die  active  Form  des  Verbmns 
mit  der  passiven  vertauscht  wird)  ist  nicht  zutreffend;  man  erwartet 
intenderey  wie  Virgil  schreibt  Aen.  HI.  683:  ventis  intendere  vela  se- 
cundis.  Aber  vielleicht  liegt  der  Fehler  tiefer,  der  Situation  angemessen 
wäre  diese  Fassung  der  Worte: 

qui  classis  trahere  in  salum 
Et  vela  ventorom  animae  minüaris  dare. 

Vela  dare  ventis  ist  eine  bei  Virgil  und  anderwärts  vorkommeode 
Wendung. 

Wie  meist  die  Vorschläge  der  älteren  Kritiker  den  Vorzug  vor  2H8 
den  modernen  Versuchen  verdienen,  zeigt  das  V.  Fragment  aus  dön 
Alcmaeo  des  Accius  [66],  welches  von  Nonius  zweimal  [p.  9  und  125  G.] 
angeführt  wird:  tanta  ut  {ut  fehlt  an  der  zweiten  Stelle)  frustrando 
ladans  vanans  protrahas.  Vossius  schrieb  tantum  uty  dies  ist  ver- 
ständlich, es  wird  der  Vorschlag  gemacht  durch  ei  tele  Versprechungen 
einen  hinzuhalten,  die  Sache  in  die  Länge  zu  ziehen.  Bibbeck  corrigirt 
mit  Bücheier  fata  ut,  aber  dies  ist  ein  rein  äufserliches  Verfahren; 
denn  was  fata  protrahere  frustrando  bedeuten  soll,  ist  nicht  abzusehen. 
Eine  Verderbnifs  liegt  unzweifelhaft  vor,  da  aber  beidemal  tanta  ge- 
schrieben ist,  mufs  die  Versuchung  in  den  gleichen  Schreibfehler  zu 
verfallen  sehr  nahe  gelegen  haben.    Ich  schreibe: 

Tenta,  ut  frustrando  lactans  vanans  protrahas. 

Da  übrigens  ut  an  der  zweiten  Stelle  fehlt,  und  häufig  von  Abschreibern 
hinzugesetzt  ist,  kann  man  es  auch  streichen. 

Auch  gegen  eine  andere  Conjectur  Büchelers  bei  Accius  v.  142: 
Neque  profecto  deum  suprenius  rex  (res)  curat  hominibus  [die  Hand- 
schriften haben  omnibus  curat] ^  mufs  ich  Einsprache  erheben;  denn 
curare  wird  zwar  ebenso  mit  einem  persönlichen  wie  sachlichen  Dativ 
verbunden,  Ulis  curandum  censeo  oder  qui  rebus  eurem  publicis,  gerade 
so  wie  man  curare  res  und  curare  homines  sagt,  allein  die  Verbindung 
beider  Structuren  ist  unzulässig.  Viel  zu  willfährig  zeigt  sich  Eibbect, 
wenn  er  bei  Accius  Andromeda  Fr.  I  [100]  cirdos  corrigirt  Nonius 
schreibt  p.  20  [12  G.]:  circus  didtur  omnis  ambitus  vet  goerus,  cuius  dimi- 
nutivum  est  circulus,  Accius  Andromeda:  Quot  luna  circtdos  annuo  in 
cursu  institit.     Man  erwartet,  dafs  ein  Beispiel  für  circus  beigebracht 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  365 


werde,  nicht  für  das  ganz  vulgäre  circtUus;  die  Bemerkung  über  das 
Deminutivum  ist  nur  beiläufig  zur  Erläuterung  eingeflochten.  Da  nun 
aufserdem  circulos  den  Vers  zerstört,  hat  schon  Merder  in  seiner  klar 
verständigen  Weise  circos  corrigirt;  liegt  doch  hier  die  Entstehung  des 
Fehlers  auf  der  Hand.  Büchelers  Passion  syncopirte  Wortfonnen  her- 
zustellen verleitet  ihn  dazu,  nicht  nur  dem  Grammatiker  ein  grobes 
Ungeschick  aufeubürden,  sonderii  auch  den  Dichter  mit  einer  nur 
wenig  passenden  Form  zu  beschenken;  denn  trotz  der  Vorliebe  der 
lateinischen  Sprache  für  Verkleinerungsworte  haben  doch  die  Tragiker 
mit  richtigem  Tacte  nur  sparsamen  Gebrauch  davon  gemacht 
In  dem  Verse  des  Acdus  (155): 
299  Bene  facis,  sed  nunc  quid  subiti  mihi  febris  excivit  mali, 

habe  ich  statt  febris  vermuthet  inebra,  s.  Festus  [Paulus]  p.  109.  Dafs 
die  beiden  Kürzen  der  aufgelösten  Arsis  verschiedenen  Worten  ange- 
hören, kommt  auch  sonst  bei  den  Tragikern  vor,  väe  bei  Pacuvius  v.  187 : 
Ibo  atque  edicam  frequentes  ut  eant  gratatum  hospiti,  fr.  ine.  v.  80: 
Qua  tempestcUe  Paris  Hdenam,  was  man  unnöthig  abgeändert  hat 
Ebenso  ist  bei  Accius  v.  196  zu  schreiben: 

Simul  et  Pisaea  praemia  erepta  socru  poßsedit  suo. 
Die  Vorliebe  für  das  Ungewöhnliche  verräth  sich  deutlich,  wenn  Bücheier 
bei  Accius  v.  238  aericrepantes  melos  schreibt,  dies  soll  nämlich  gleich- 
bedeutend sein  mit  aericrepos  mdos,  xaXyuSi^ota  fieXtj.  Allein  die 
Handschriften  führen  auf  acri(s)  crepitantes  mdos,  wenn  nicht  vielleicht 
^  acre  vorzuziehen  ist,  da  die  Voraussetzung  eines  von  Nonius  ver- 
schuldeten Irrthums  sehr  nahe  liegt. 

Wenn  im  Melanippus  des  Accius  v.  437  beschrieben  wird,  wie 
einer  dem  andern  auflauert  und  ein  Felsstück  auf  ihn  herabwälzt,  so 
ist  wohl  zu  lesen: 

Gonstitit,  cognovit,  sensim  conlocat  sese  in  locum 

Celsum:  hino  manibus  rapere  raudos  saxeum  grande  et  grave. 

statt  sensit.  Die  Verse  aus  dem  Oenomaus  Fr.  I  [493]  bei  Nonius 
[p.  268  G.]: 

Forte  ante  auroram,  radiorom  ardentom  indicem, 

Cum  e  somno  in  segetem  agrestis  comutos  oient, 

üt  rorulentas  terras  ferro  fidas 

Proscindani  glebas  quae  arvo  ex  molli  excitent: 

haben  die  Kritiker  viel  beschäftigt,  namentlich  findet  sich  eine  reiche 
Auswahl  von  Conjecturen,  um  im  vorletzten  Verse  das  sinnlose  fidas 
zu  beseitigen.  Wer  unbefangen  herantritt,  wird  zugestehen,  dafs  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  der  Dichter  auch  ferrum  mit  einem  Beiworte 
bekleidete,  und  dafs  nur  die  Abschreiber  wie  so  häufig  die  Endungen 


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366  Zu  den  römischen  Tragikern. 

vertauscht  haben.  Damit  fallen  die  meisten  Conjecturen,  wie  rostdas, 
fumidas  (!)  u.  s.  w.  fort.  Was  ich  früher  vorschlug,  ferro  fervido,  nehme 
ich  zurück;  Ludlius  sagt  fervens  ferrum^  HI.  25  und  ine.  14,  aber 
beidemal  von  glühendem  Eisen;  dem  griechischen  aXd-wvL  acdi^Qqt  ent- 
spricht Ordens  ferrum;  ich  schreibe  jetzt  ferro  frigidOj  vergL  Lucrez 
VL  315:  frigida  vis  ferrist,  1011:  Quam  validi  ferri  ncUura  et  frigidus 
horror;  ebenso  Homer  [E  75]:  tpvxQÖv  rf'  Sie  xaXyubv  ddofknv.  Im  vierten 
Verse  ist  nicht  glehasque  arvo  ex  molli  exsusdtent  zu  corrigiren,  sondern: 

glebasque  arvo  ex  moUito  excitent,  300 

denn  von  Natur  ist  ja  nicht  jedes  arvum  motte ,  sondern  es  wird  es 
erst,  indem  man  es  mit  dem  Pfluge  bearbeitet  •'^). 
Acdus  Oenomaus  Fr.  YII  [504]: 

Saxum  id  facit  angnstitatem  et  sub  eo  saxo  exuberans 
Soatebra  flmviae  radit  rupem. 

Das  Substantivum  fluvia  ist  nicht  unbezeugt  (s.  Sisenna  bei  Nonius  207 
[140  G.]),  man  mufs  amnis  ergänzen,  ebenso  bei  fluvius,  d.  h.  flielsendes 
Wasser;  denn  fluvius  ist  eigentlich  eben  so  wie  pluvius  Adjectivum, 
und  vielleicht  ist  auch  hier  richtiger  abzutheilen: 

Soatebra  fluvia  eradit  rupem. 
WO  eradere  gerade  so  wie  exedere  zu  verstehen  ist   —   In  derselben 
Tragödie  mufs  ich  auch  bei  Fr.  X  [508]  meine   abweichende  Ansicht 
begründen : 

Vos  ite  actutiim  atque  opere  magno  edicite 

Per  urbem,  ut  omnes  qui  arcana  astemnque  acoolunt, 

Cives  ominibus  faustis  augostam  adhibeant 

Faventiam,  ore  obsoena  dicta  segregent 

So  die  Handschriften  des  Nonius;  man  schreibt  v.  2  arcem  hanc  (istw^ue^ 
aber  man  sieht  nicht  ein,  warum  das  Gebot  sich  auf  die  Umwohner 
der  Burg  und  Stadt  beschränken  soll,  auch  steht  damit  die  Verkün- 
digung per  urbem  im  Widerspruche.  Wenn  Kibbeck  nach  einem  Yor- 
schlage  Baefslings  arcem  Alpheumque  schreibt,  so  wird  dadurch  nichts 
gewonnen.  Ich  habe  immer  geglaubt,  dafs  in  dem  verdorbenen  Worte 
nichts  Anderes  liege  als  qui  arcana  Altimque  accolunty  d.  h,  alle 
Bürger,  die  in  der  unmittelbaren  Nachbarschaft  des  olympischen  Heilig- 


65)  Liebhaber  von  Arehaismen  werden  vielleicht  geneigt  sein,  rortUeiUat 
terras  als  Genetiv  zu  fassen: 

Ut  rorolentas  terras  ferro  frigido 
Proscindant  glebas,  arvoqw  ex  molli  excitent, 

wie  Lucilius  XXX.  63  M.  sagt:  sttccedere  aratro  Invitum  et  gldpos  subigas  pro$em- 
dere  ferro,  ich  folge  aber  nicht. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  367 

thumes  wohnen.  Arcana  darf  nicht  geändert  werden,  es  bezeichnet 
den  geweihten,  abgeschlossenen  Bezirk,  und  zur  nahem  Erklärung 
wird  nun  noch  der  eigentliche  Name  Aliis  hinzugefügt. 

Wenn  Bücheier  bei  Acdus  Philoktet  Fr.  n  [526]  littora  grata  in 

301  den  I  Zügen  der  Handschriften  des  Yarro  zu  erkennen  glaubt^*),  sieht 
man  nicht  ein,  mit  welchem  Rechte  hier  die  Küste  von  Lenmos  als 
lieb  und  werth  bezeichnet  werden  konnte;  wenn  der  Dichter  ein  Bei- 
wort hinzufügte,  enthielt  es  gewifs  nicht  den  Ausdruck  subjectiver 
Empfindung,  sondern  diente  zur  Schilderung  der  Oertlichkeit.  Ich 
glaube,  das  RABAT  der  Handschriften  ist  mit  dem  folgenden  ET  zu 
verbinden,  und  darin  liegt  nichts  anderes  als: 

Lemnia  praesto  littora  parent. 
Es  war  ursprünglich  PARAT  geschrieben,  und  dies  vom  Corrector  in 
ET  verbessert    Die  nächsten  Verse  sind  so  zu  schreiben: 

Celsa  Cabinun  delabra  tues, 
Mysteria  qua 

Phstina  cistis  consepia  sacris 
Nocturna  aditu  occulta  colontur 
Silvestribus  vepribus  densa*'). 

Auch  im  Folgenden  [529]  trifft  die  Ergänzung  von  Ribbeck  und  Bücheler 
Volcania  (iam)  schwerlich  das  Rechte,  der  Dichter  fuhr  wohl  fort: 
(En):  Volcania  templa;  auch  die  Aenderung  Volcani  ist  nicht  nöthig, 
aus  dem  Adjectivum  ergänzt  man  mit  Leichtigkeit  das  Nomen  im  Folgen- 
den, was  nicht  härter  ist,  als  roQyeirj  yLBcpaXrj  deivdio  TtshbQOv  [X  634], 
Ich  glaube  übrigens  nicht,  dafs  Accius  die  Sage  von  dem  Sturze  des 
Hephaestos  hier  weiter  ausgeführt  hat,  es  ist  keine  Lücke  anzunehmen, 
sondern  diese  drei  Yerse  hängen  mit  dem  nächsten  ganz  genau  zusammen: 

En:  Volcania  templa  sub  ipsis 
Collibus,  in  quos  deiatns  locos 
Dioitur  alto  ab  limine  coeli,  et 
Nemus  exspirante  vapore  vides, 
ünde  ignis  cluet  mortalibus  clam 
Di  Visus 

302  u.  s.  w.  Die  Stellung  der  Partikel  et  am  Ende  des  Verses  hat  in  |  ana- 
pästischen Systemen  nicht  den  mindesten  Anstofs,  vergl.  Accius  v.  289: 


66)  In  der  Stelle  des  Varro  Vn.  11  ist  zu  lesen:  Lemni  (statt  etdm)  loca 
qwte  9ini  designat  cum  dicit,    [Müller  vermuthet  ea  enim  loca,] 

67)  Die  beiden  letzten  Verse  fehlen  bei  Varro,  aber  sicherlich  nur  durch 
Schuld  der  Abschreiber,  vielleicht  waren  die  einzehien  Worte  nur  mit  Anfangs- 
buchstaben bezeichnet.  Die  Verse  selbst  sind  noth wendig  für  Varros  Zweck,  der 
eben  beweisen  will,  dafs  diese  Gegend  einsam  und  verlassen  (dtseria)  war;  denn 
vergeblich  hat  man  diesen  Begriff  in  littora  rara  zu  finden  geglaubt 


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368  Zu  den  römischen  Tragiiem. 


Sed  tarn  Ämphilochum  huc  vadere  cerno  et.  —  Uebrigens  wollte  schon 
Scaliger  diese  beiden  Bruchstücke  mit  einander  verbinden,  freilich  mit 
sehr  kühnen  Aenderungen:  coeliy  Aetnaea  vi  spirante  vapor  Fervidus 
u.  s.  w.,  und  Scaligers  Vorgange  hat  sich  auch  Hennann  angeschlossen. 
Ribbeck  erwähnt  dies  nicht  einmal  in  den  kritischen  Anmerkungen. 
Accius  hat  hier  wohl  das  griechische  Original  ziemlich  getreu  wieder- 
gegeben; dem  Volcania  templa  wird  bei  Aeschylus  ^HtpaioTov  zifievog 
entsprochen  haben,  dem  Nemus  exspirante  vapor e  tojq^vvoov  älaog,  wie 
Aeschylus  [Pers.  111  und  Suppl.  868]  das  Meer  Ttovrtov  oder  äklg^vroy 
äXaog  nennt.  Diese  Uebertragung  ist  vielleicht  minder  passend,  denn 
nemus  erweckt  die  Vorstellung  kräftigen  Baumwuchses,  den  die  vulca- 
nische  Thätigkeit  nicht  in  unmittelbarster  Nähe  duldet;  daher  nahm  auch 
Welcker  [Nachtr.  zur  äschyl.  Tril.  p.  340  ff.]  daran  Anstofs,  dessen  Be- 
denken durch  Hermanns  Bemerkungen  (Opusc.  HI.  p.  119)  nicht  beseitigt 
werden.  Die  Oertlichkeit  in  Lemnos  kannte  Accius  natürlich  nicht  aus 
eigener  Anschauung,  aber  welchen  Anblick  eine  solche  Stätte  darbot, 
mochte  er  in  Campanien  recht  wohl  beobachtet  haben,  und  so  konnte 
er  auch  bei  seinen  Zuhörern  das  richtige  Verständnifs  der  Worte  voraus- 
setzen: uns  befremdet  dieser  Gebrauch  des  Wortes  nemiis,  den  Eömem 
mag  dieser  metaphorische  Gebrauch  ebensowenig  anstöfsig  gewesen  sein, 
wie  den  Griechen  das  äschyleische  7c6vtiov  UXaoq  und  Aehnliches. 

Allein  in  den  letzten  Versen  ist  noch  nicht  AUes  in  Ordnung, 
denn  wenn  der  Feuerraub  durch  einen  neuen  Satz  erläutert  werden 
soll,  so  erwartet  man,  dafs  ein  Verbum  folgt,  von  dem  eben  die  In- 
finitive clepsisse  und  expendisse  abhängig  sind:  man  hat  daher  doctus 
in  dictus  verändert,  allein  der  Sprachgebrauch  erheischt  dicüi/^r.  Das 
Verbum  wäre  nur  dann  entbehrlich,  wenn  dieser  Satz  mit  dem  vorigen 
durch  die  Copula  verbunden  wäre,  und  so  corrigirt  Seyffert  et  hunCj 
obwohl  et  eum  viel  sprachgemäfser  ist,  und  diese  leichte  Aenderung 
wäre  auch  metrisch  zulässig,  nur  erscheint  die  ganze  Ausdrucksweise 
zu  prosaisch,  ich  ziehe  es  daher  vor  zu  lesen  [533]: 

Unde  ignis  cluet  mortaübus  clam 
Divistis,  duet  doctus  Prometheus. 

Eum,  was  ganz  den  Eindruck  eines  Glossems  macht,  war  in  den  Text 
gedrungen;  um  das  Versmafs  herzustellen,  ward  dann  cluet,  was  man 
für  entbehrlich  hielt,   entfernt,    vrie  sich   auch  anderwärts  |  ganz  ahn- 3fö 
liehe  Verderbnisse  finden.     Einen  anderen  Weg  hat  Bücheier  einge- 
schlagen, indem  er  das  Ganze  zu  einem  einheitlichen  Satze  umgestaltet: 

ünde  ignis  oluet  mortalibus  clam 
Divis  semen  doctus  Prometheus 
Clepsisse  dolo. 


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2u  den  römischen  Tragikern.  369 

Dieser  Einfall  ist  sinnreich,  aber  schon  die  verschrobene  Wortstellung 
verräth  die  manierirte  Weise  des  Kritikers,  nicht  die  Hand  des  Dichters. 
Accios  hätte  in  diesem  Falle  geschrieben: 

Dootos  Promethens  onde  ignis  oluet 
Semen  mortalibus  dam  divos 
Clepsisse  dolo: 

den  Einschnitt  im  dritten  Pufse  rechtfertigt  hinreichend  der  Gebrauch 
der  griechischen  Tragiker,  wie  !^W  ^Iq)Lyev€id  vtv  äaTcaaiwg.  Dabei 
hat  Bücheier  ganz  übersehen,  dafs  Varro  die  Worte  des  Dichters  nur 
bis  divisus  (divis)  anführt,  dafs  also  hier  wirklich  der  Hauptsatz 
endet:  denn  dafs  das  Citat  durch  Schuld  der  Abschreiber  verkürzt  sei, 
anzunehmen,  berechtigt  nichts;  Varro  konnte  seinem  Zwecke  gemäfs 
hier  abbrechen. 

Schliefslich  bemerke  ich  noch,  dafs  Hermann  fato  supremo  nicht 
richtig  durch  extremo  mcUo  erklärt,  indem  er  fcUa  extrema  bei  Virgil  [Aen. 
IX.  204],  was  aber  etwas  Anderes  ist,  vergleicht  Die  Worte  können  nur 
bedeuten  'nach  Beschlufs  des  Schicksals'**):  in  einer  Tragödie,  welche 
das  Leiden  des  Prometheus  darstellte,  könnte  ein  solcher  Zusatz  bedeu- 
tungsvoll sein,  hier  im  Philoktet,  wo  nur  ganz  beiläufig  des  Prometheus 
gedacht  wird,  haben  diese  Worte  etwas  Auffallendes,  zumal  es  völlig 
dunkel  bleibt,  ob  der  Dichter  das  Fatum  dem  luppiter  gegenüber 
stellt,  oder  darunter  der  WiQe  des  Zeus  selbst  zu  verstehen  ist.  Ich 
glaube,  Bentley  hat  auch  hier  mit  gewohntem  Scharfblicke  für  das 
EinfiEMshe  und  Natürliche  erkannt,  dafs  fato  nur  ein  alter  Schreibfehler 
statt  furti  ist. 

In  den  Phmiden  Fr.  VIE  [579]  schreibt  Kibbeck  mit  Bücheier: 
Se  venenis  sterilem  esse  illius  opera  et  medioina  automans, 
mit  leiser  Aenderung  des  handschriftlichen  sevenis,  und  Grotius  hatte 
bereits  diesen  Weg  gewiesen,  gleichwohl  ist  diese  Conjectur  ent- 
304  schieden  abzulehnen;  denn  neben  opera  et  medicina  ist  für  venenis 
kein  Kaum;  auch  hier  hat  die  neuste  Kritik  den  Gedanken  nicht 
beachtet,  indem  sie  nur  an  dem  Scheine  äufserlicher  Aehnlichkeit 
haftet    Ich  habe  Se  vener  is  sterilem  esse  vermuthet 

Nicht  zu  billigen  ist  die  Willkür,  mit  der  Bücheier  die  Worte  des 
Acdus  V.  693:  Citius  Orion  patefit  (oder  patescit)  in  pallescit  verändert; 
patefit y  d.  h.  'er  wird  sichtbar',  gebraucht  Cicero  vom  Aufgang  der  Ge- 
stirne ganz  ähnüch  Arat  616  [370  Baehrens]:  vis  est  paief acta  Leonis,  in 
gleichem  Sinne  findet  sich  patens  ebendaselbst  581  [335],  und  auch  bei 


68)  Die  Worte  als  Dative  zu  fassen,    wird  sich   wohl  Niemand    so   leicht 
ontBidiliefseiL 

Th.  Bergk  Kleiue  Schriften.    I.  24 


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370  Zu  den  römischen  Tragikern. 


Catull  62,  26  habe  ich  in  der  Lesart  potuä  schon  längst  peUuü  erkannt 
Wollte  man  ändern,  so  könnte  man  in  patescit  ebenso  gut  laiescit 
suchen,  wie  bei  Cicero  Ärat.  631  [385]:  Hie  equus  a  capite  et  longa 
cervice  IMescit,  Da  wir  aber  nicht  wissen,  in  welchem  Zusammenhange 
jene  Worte  gebraucht  waren,  ist  es  Verwegenheit,  sich  in  Conjecturen 
zu  versuchen,  zumal  wenn  die  überlieferte  Lesart  nichts  Sprachwidriges 
enthält,  wie  ich  eben  gezeigt  habe. 

Von  dem  gerühmten  Fortschritte  ist  nichts  zu  bemerk^i  in  der 
Behandlung  des  einzigen  Fragmentes  aus  der  Thebais  [602]:  Quin  id 
Ctrcaeo  fönte  adveniunt  (advenient)  mundulae  Nitidantur  vul'go  qua- 
dripedantur  soni  pedum.  Nach  den  Vermuthungen  der  Früheren  hatte 
Bothe  die  Verse  so  gestaltet: 

Qui  ubi  ad  Dircaeum  fontem  adveniunt,  mxmdule 
Nitidantur  pulvere  quadripedantum  sonipedum. 

WO  der  Gedanke  im  wesentlichen  gewifs  richtig  getroffen  ist;  nämlich 
^am  Dircaeischen  Quell  reinigten  sie  sich  vom  Staub  der  Bosse.' 
Freilich  der  Ablativ  pulvere,  wie  Vossius  schrieb,  paust  nicht  zur 
Structur  des  Satzes  und  bringt  auTserdem  einen  unzulässigen  Aniq)äst 
herein:  beide  Schwierigkeiten  liefsen  sich  übrigens  leicht  entfernen. 
Bibbeck  hatte  früher,  wohl  weil  ihm  der  Anapäst  anstöfsig  war,  das 
handschriftliche  vtUgo  beibehalten,  indem  er  nach  nitidantur  interpun- 
girte;  in  den  Anmerkungen  schlug  er  zu  lesen  vor  Nitidatur  vulgus 
quadripedarUum  sonipedum,  dachte  also  ofienbar  an  eine  Art  Wasch- 
anstalt für  Pferde.  Diese  Vorstellung  hat  nun  wohl  jetzt  wieder  die 
neuen  Conjecturen  hervorgerufen;  Bibbeck  schreibt  iugulos  oder  iugulay 
indem  er  von  der  ganz  unglücklichen  Voraussetzung  (die  Kiefsling 
verdankt  wird)  ausgeht,  nitidantur  sei  nicht  als  Passivum,  sondern 
als  Deponens  zu  fassen,  und  |  Bücheier  unglae^^).  Ob  eine  solche  305 
Pferdewäsche  für  die  Tragödie  pafst,  mag  unentschieden  bleiben,  aber 
dafs  man  Pferde,  die  eine  Strecke  Weges  in  raschem  Qalopp  zurück- 
gelegt haben,  mit  kaltem  Wasser  reinigt,  ist  jedenfalls  eigenthümlich, 
und  die  kleinliche  Weise  dabei  das  Schlüsselbein  oder  die  Hufe  zu 
erwähnen  darf  man  einem  Dichter  wie  Accius  kaum  zutrauen:  nur 
die  Verlegenheit  der  Kritiker  ein  dem  vulgo  ähnlich  lautendes  Wort 
zu  finden  ist  hier  wahrnehmbar.  Bücheier  hat  dies  vielleidit  auch 
gefühlt,  denn  nachträglich  verzichtet  er  auf  seine  Liebhaberei  für  syn- 
kopirte  Wortformen,  für  den  'Schwund'  des  u,  und  liest  higae,  nun 


69)  Ob  diese  Form  sonst  bezeugt  ist,  weifs  ich  nicht    Das  Gtat  Com.  Lat. 
p,  6  trifft  nicht  zu,  ee  soll  wohl  p.  14  heifsen,  aber  auch  dort  ist  nichts  zu  finden. 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  371 


werden  also  die  Wagen  statt  der  Herde  gewaschen.  Da  man  im  all- 
gemeinen immer  sicherer  geht,  wenn  man  sich  an  die  alten  Philologen 
hält,  so  kehre  ich  zu  Vossins  zurück,  und  empfehle  diesen  Versuch 
der  Prüfung  Anderer: 

Atque  in  Diroaeo  fönte  aanguen  mxmdale 
NUidarU  ptihimque  quadrupedantum  sonipedom, 

oder,  da  ich  das  durchaus  passende  nitidantur  ungern  preisgebe,  statt 
der  Senare  trochäische  Septenare : 

Nitidantur  ptdvimqf'e  fulvom  quadrupedantum  sonipedum, 

mit  derselben  Structur,  T^ie  bei  Horat.  Art  poet  302:  purgor  bilem. 
Die  Heroen  säubern  sich  von  dem  Blute  und  Staube,  womit  sie  bedeckt 
waren.  Der  Accusativ  pulvim  statt  pulverem  läfst  sich  zwar  nicht 
durch  den  Grenetiv  piUvis,  der  bei  Catull  61,  206  nur  auf  einer  ver- 
fehlten Conjectur  beruht,  aber  durch  Anidogien  sichern;  auch  die 
doppelzeitige  Messung  des  Nominativs  ptdvis  weist  auf  eine  zwiefache 
Bildung  hin,  vergl.  was  Beitr.  z.  lat  Gr.  p.  162  über  Samnis  bemerkt 
ist  Im  Vulgärlatein  findet  sich  auch  pulver  (Masc.  und  Neutrum), 
s.Neue  I.  176,  doch  ist  es  nicht  gerathen,  hier  puherque  einzuführen. 
Das  Beiwort  ftdvtis  gebraucht  auch  Pacuvius  Niptra  Fr.  I  [244] : 

Cedo  tuum  pedem  lymphis  flavis  fulvum  ut  pulverem 
Manibus  isdem,  quibus  Ulixi  saepe  permulsi,  abluam. 

wo  man  die  Lücke  auf  verschiedene  Weise  ergänzt  hat,  vielleicht 
gebrauchte  der  Dichter  ein  dreisylbiges  liumpis,  genau  entsprechend 
^  dem  oskischen  diumpais,  wie  ja  Pacuvius  auch  das  oskische  un\gulus 
verwendet.  Lautlich  erinnert  liumpa  an  die  Weise  des  böotischen 
Dialekts  uiiovoiag],  ^Ohovv7ciafv,  Jioviovaiog,  rioijx^,  s.  Ahrens  Dial. 
IL  519. 

Wenn  Ribbeck   in   den  Aeneaden    des  Accius  Fr.  III  [praet  3] 
nach  Büchelers  Vermuthung: 

Vim  Oallioam  ubduc  oontra  in  acie  exercitum: 
Lue  patrium  hostili  fusum  sanguen  sanguine, 

schreibt,  so  ist  dies  eine  übereilfe  Aenderung.  Lue  kommt  freilich 
den  Zügen  der  Handschriften  des  Nonius  ve(vae)  patrium  sehr  nahe, 
allein  luere  sanguen  sanguine  kann  nur  bedeuten,  einen  Mord  durch 
üord  büfsen,  eine  Blutschuld  durch  vergossenes  Feindesblut  wieder 
gut  machen,  sühnen;  Decius  würde  demnach  als  Vatermörder  darge- 
stellt Offenbar  ward  dieses  seltsame  Mifsverständnifs  dadurch  veran- 
lafet,  dafs  dem  Kritiker  Aeuliserungen  der  Alten  über  den  Opfertod  der 
Decier  dunkel  vorschwebten,  wie  Livius  X.  28 :  tU  luendis  periculis 
piacula  simus,  oder  Valer.  Max.  I.  7,  3 :   ut  is  capüe  swo  fata  patriae 

24* 


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372  Zu  den  römischen  Tragikern. 


lueret.  Aber  diese  Stellen  zeigen  gerade,  wie  weit  davon  luere  sanguen 
sanguine  abliegt  Hier  ist  überhaupt  gar  nicht  von  dem  Opfertode  die 
Rede,  sondern  Dedus  wird  aufgefordert,  den  Kampf  mit  den  Galliern 
zu  beginnen.    Ich  schreibe: 

Vim  Gallicam  obduo  contra  in  aciem  exeroitum: 
Lave  patrium  hostili  fu80  sanguen  sanguine. 

Aciem  hat  schon  Delrio  verbessert,  fuso  ist  handschriftlich  überUrfert, 
lave  kommt,  wie  ich  meine,  den  Zügen  der  Handschriften  eben  so  nahe, 
wie  Büchelers  lue,  und  wird  hinlänglich  geschützt  durch  den  Vers  des 
Ennius  164  [R.  =»  228  V.]:  Heu  me  miseram:  interii:  pergunt  lavere 
sanguen  sanguine.  Decius  soll  nicht  etwa  den  Tod  seines  Vaters  a& 
den  Galliem  rächen,  denn  dieser  war  ja  im  Kriege  mit  den  Latinem 
und  Campanern  gefallen,  sondern  die  Niederlage  der  Feinde  soU 
gleichsam  ein  grofsartiges  Todtenopfer  für  die  Manen  des  Vaters  sein; 
wie  ja  auch  im  alten  Italien  früher  die  Sitte  üblich  war,  an  dem 
Grabe  tapfrer  Krieger  Gefangene  zu  opfern,  bis  die  humanere  Sitte 
des  jungem  Geschlechtes  das  Menschenopfer  in  Gladiatorenkämpfe 
verwandelte. 

Im  Brutus  des  Accius  Fr.  H.  2   [praetext  30]  schreibt  Bibbeck 
mit  früheren  Kritikern: 

Quaeque  agunt  vigilantes  agitantque,  ea  si  oui  in  somno  aocidunt, 
Minus  mirum  est,  sed  di  rem  tantam  haud  temere  inproviso  ofiferunt, 

statt  mirandum  est,  sed  in  re  tanta.    Diese  Aenderungen  haben  nicht  30? 

die  geringste  Wahrscheinlichkeit;  es  ist  zu  lesen: 

Minus  mirandumst,  sed  partenta  haud  temere  improviso  ofiferunt, 

d.  h.  wenn  die  Menschen  das,  womit  sie  sich  im  täglichen  Leben 
beschäftigen,  im  Traume  sehen,  ist  dies  nicht  zu  verwundem  und  hat 
keine  Bedeutung,  wohl  aber  ein  Traumbild,  was  von  dem  gewöhnücheu 
Laufe  der  Dinge  sich  entfernt,  ein  portentum.  Das  Verbum  offerufA 
bedeutet  hier  soviel  als  se  offerunt  oder  obiiciuntur. 

Accius  fr.  ine.  V   [655]   verlangt  Ribbeck  in  einem  von  Cicero 
Orat.  46,  156  angeführten  Bruchstücke:  atqui  dixü  Accius: 

Video  sepulci-a  duo  duorum  corporum. 
idemque: 

Mulier  una  duum  virum, 

vielmehr  mrorum,  allein  der  Fehler  liegt  in  idetnque,  was  für  idem  : 
quae  verschrieben  ist,  und  zwar  ist  das  Bruchstück  mit  Hülfe  einer 
andern  Stelle  Cicero 's  Ep.  ad  Famil..IX.  22  so  zu  ergänzen: 

Quao  mulier  una  duum  virum 
Usurpat  duplex  cubile. 


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.Zu  den  römischen  Tragikern.  373 


Wenn  ich  die  Penthesilea  (p.  234)  filiher  [Opiisc.  I.  232]  dem  Ennius 
zueignen  wollte,  so  halte  ich  diese  Vennuthung  jetzt  für  unsicher, 
denn  die  nächstfolgende  Glosse  bei  Festus  obitu  ist  wahrscheinlich  auf 
Accius  Antigona  Fr.  lU  [138]  zu  beziehen^®). 

In  dem  Fragment  eines  Tragikers  bei  Cicero  de  Divin.  I.  21 ,  42 
(Fr.  ine.  V.  v.  6),  wo  der  Traum  der  Hecuba  erzählt  wird,  ist  mir  die 
Conjectur  quo  fato  gerade  so  unverständlich  wie  die  handschriftliche 
üeberliefemng  quo  facto.    Ich  habe  vermuthet: 

quo  tactus  pater 
Rex  ipse  Priamus  somnio,  mentis  metu 
Perculsus,  curis  sumptus  suspirantibus 
Exsacrificabat  hostiis  balantibus. 

306  Dieser  Gebrauch  von  iangi  ist  bekannt,  namentlich  dem  Virgil  ganz 
geläufig. 

Ob  die  Verse,  welche  Cicero  de  Orat.  HI.  41,  166  anfährt  (fr. 
ina  LXXIV.  v.  139)  einer  Tragödie  oder  Komödie  angehören,  läfst 
Kibbeck  seltsamerweise  unentschieden,  während  doch  die  Worte  selbst 
und  die  ganze  Auswahl  der  Citate  bei  Cicero  darüber  gar  keinen  Zweifel 
aufkommen  lassen.  Ribbeck  nimmt  jetzt  selbst  seine  verunglückte  Con- 
jectur aduncum  scopulum  zurück.  Ich  habe  gezeigt  [Opusc.  1. 114],  dafs 
die  Worte  ad  unum  scopulum  offendere  sich  auf  das  griechische  Sprüch- 
wort Jlg  TtQÖg  TÖy  avzdy  ciaxQä  TtgoaTcralaat  Xid-ov  beziehen,  habe 
Midere  Parallelstellen  aus  römischen  Dichtem  beigebracht  und  einen 
Vers  des  Plautus  verbessert  Ribbeck  hat  dies  Alles  in  seine  Anmer- 
kung angenommen,  ohne  mich  zu  nennen,  um  aber  nicht  undankbar 
zu  sein,  fügt  er  gemäfs  dem  alten  Sprüchworte  Kgidg  rä  TQoq)eV 
OTthiaev  die  Worte  hinzu:  pentametri  trochaiei  monstrum  procreavit 
Bergkius.  Nun  dieses  Versmafs  hat  bekanntlich  Callimachus  in  lyrischen 
Gedichten  gebraucht;  es  ist  wohl  denkbar,  dafs  jüngere  griechische 
Tragiker  desselben  Metrums  sich  bedient  haben,  wenigstens  mufs 
Chaeremon  den  hyperkatalektischen  iambischen  Pentameter  (s.  Anecd. 
Vindob.  516)  angewandt  haben.  So  konnten  auch  die  römischen 
Tragiker,  die  überhaupt  längere  Verse  entschieden  bevorzugen,  imi  das 
Feierliche,  Gemessene  der  Darstellung  zu  erhöhen,  solche  Verse  ab 
und  zu  bilden.    Für  die  Kritik  ist  übrigens  meine  Ansicht,   die  ich 


70)  Indefs  kann  recht  gut  auch  Ennius  obitu  in  derselben  Weise  gebraucht  haben, 
gerade  Ennius  hält  besonders  diesen  alterthünüiohen  Sprachgebrauch  fest;  auch  im 
Tclamon  [ex  ine.  incert  fab.  86]  ist  vielleicht  mit  Rücksicht  auf  Fronte  p.  105  ed.  Ber. 
(p.217  ed.  Naber]:  Praeterea  ob  Traiam  cum  misi  zu  schreiben,  wie  in  den  Versen 
des  Ennius  [ex  ine.  libris  fr.  V.  5  Vahlen]  bei  Festus:  Ob  Troiam  duxit  .  .  .  exer- 
citum  (8.  Fest  147)  und  [Ann.  295  Y.] :   Ob  Rotnam  noctu  kgiones  ducere  coepit. 


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374  Zu  den  römischen  Tragikern^ 


niemals  aufdringlich  vorgetragen  habe,  indifferent,  da  ich  an  keiner 
Stelle,  wo  ich  dieses  Metrum  zu  finden  glaube  (und  ich  könnte  noch 
andere  Beispiele  anführen)  dieser  Hypothese  zu  liebe  auch  nur  einen 
Buchstaben  geändert  oder  ein  Wort  umgestellt  habe ;  ich  habe  vielmehr 
dieses  Versmafs  empfohlen,  um  metrischen  Schwierigkeiten  zu  entgehen 
oder  Aenderungen  abzuweisen.  Mein  Verfahren  ist  auch  hier  streng 
conservativ,  und  dabei  habe  ich  stets  zugleich  Rücksicht  genommen, 
ob  auch  dieses  Metrum  in  den  vorauszusetzenden  Zusammenhang  pafet: 
z.  B.  bei  Accius  Meleager  Fr.  VHI  [448]  ist 

Timida  eliminor  clamore,  simul  ac  nota  vox  ad  auris  accidit 

kein  metrisches  Ungeheuer,  wohl  aber  ist  Ribbecks  Conjectur  tUnida 
eliminor,  E  clamore  simul  etc.  gegen  den  Sinn  und  die  Grammatik. 
Den  Vers  des  Ennius  Hectoris  lytra  Fr.  XIV  [158  R.  «  222  V.]: 

Per  vos  et  vostrum  imperium  et  fidem,  Myrrnidonum  vigiles,  commiserescite,     39 

interpolirt  Ribbeck  mit  L.  Müller:  vostrorum  ducum  imperium.  Aber 
so  gut  dem  pcUer  famüi<is,  ebenso  gut  kann  auch  den  mgiles  ein 
imperium  beigelegt  werden,  was  natürlich  mit  dem  summum  imperium 
im  technischen  Sinne  des  römischen  Staatsrechtes  nicht  verwechselt 
werden  darf.  Und  im  vorliegenden  Falle  ist  es  gewifs  angemessener, 
dafs  Priamus  sich  auf  die  Gewalt  der  Wächter,  nicht  der  Oberbefehls- 
haber beruft;  selbst  der  Plural  duces  wäre  hier  befremdlich.  —  In  der 
Stelle,  die  Cicero  anführt  [fr.  ine.  LXXTV.  v.  139],  können  inmieihin 
die  Worte  neque  nunc  patiar  den  Schlufs  eines  Octonars  bildai,  auf 
den  dann  ein  Septenar  folgt  Wie  in  der  Komödie  beide  Fonnen 
abwechselnd  auch  in  demselben  Satzgefüge  gebraucht  werden,  so  dürfen 
wir  das  Gleiche  auch  von  den  Tragikern  voraussetzen ;  auf  die  kritische 
Behandlung  der  Stelle  ist,  wie  schon  bemerkt,  die  metrische  Streit- 
frage ohne  allen  Einflufs^^).  Ribbeck  scheint  übrigens  die  Stelle 
Cicero 's  gar  nicht  nachgelesen  zu  haben,  sonst  würde  er  erkannt 
haben,  dafs  me,  wie  ich  schon  früher  erinnert  habe,  unpassend  ist 

Wenn  man  wie  Ribbeck  schreibt: 

neque  me  patiar 
Iterum  ad  unum  dcopulom  ut  olim  olassem  Achivom  offendere, 

so  haben  wir  eine  Vergleichung  vor  uns,  aber  Cicero  handelt  von  der 
transldtio  verhorum,  imd  zeigt,  wie  der  metaphorische  Ausdruck  sich 
nicht  auf  ein  einzelnes  Wort  beschränkt,  sondern  der  Dichter,  um  im 
Bilde  zu  bleiben,  auch  die  Umgebung  conform  gestaltet,  so  dafs  die 
übertragene  Rede  den  ganzen  Satz  beherrscht:   non  est  in  uno  verbo 


71)  Bücheier  wül  pati  statt  patiar  $ohi*eiben,  eine  völlig  grundlose  Aend^nng- 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  375 


translato,  sed  ex  pluribus  continuatis  connectitur,  ut  aliud  diccUur, 
aliud  intdligendum  sit  So  fuhrt  hier  die  sprüchwörtliche  Eedensart 
zu  dem  verwandten  bildlichen  Ausdrucke  classis  Achivom,  der  nicht 
wörtlich  zu  verstehen  ist,  wie  dies  bei  der  Vergleichung  der  Fall  sein 
würde.  Dieser  Schwierigkeit  liefse  sich  nur  entgehen,  wenn  man 
dasseni  als  Accusativ  des  Objects  fafst;  nun  sagt  man  zwar  offendo 
pedem  ad  lapidem,  aber  offendo  classem  ad  scopulum  wüfste  ich  durch 
kein  analoges  Beispiel  zu  schützen.  Ich  beharre  also  auf  meiner  An- 
310  sieht,  dafs  classem  Achivom  der  Accusa|tiv  des  Subjects  ist;  in  me 
mufs  also  ein  Fehler  sich  verbergen,  nur  schreibe  ich  jetzt  neque 
enitn,  nicht  wie  früher  neque  nunc,  Andere  werden  vielleicht  nunquam 
paiiar  vorziehen.  Die  verdorbenen  Worte  ut  (et)  telum  (cdum,  alium) 
lassen  sich  nicht  sicher  herstellen;  da  zur  Vervollständigung  des  Ge- 
dankens nichts  vermifst  wird,  so  haben  Vermuthungen  einen  freien 
Spielraum,  und  die  Verbesserung  ist  um  so  schwieriger,  da  wahr- 
scheinlich auch  hier  ein  bildlicher  Ausdruck  gebraucht  war'*).  Einst- 
weilen kann  man  sich  bei  Ribbecks  Conjectur  tU  olim  beruhigen,  nur 
mufe  man,  um  jedem  Mifsverständnisse  vorzubeugen,  diese  Worte 
durch  Interpunction  von  der  Umgebung  sondern. 

Die  Bruchstücke  bei  Cicero  pro  Rabirio  Post.  11  [ine.  ine.  fab.  156 
und  Enn.  V.  224 B.]:  regum  autem  sunt  haec  imperia:  animum  advorte 
ac  dicto  pare.  Et  praeter  rogitatum  si  pie,  et  illae  minae  Si 
te  secundo  lumine  hie  offendero,  moriere,  hat  Bücheier  nicht 
gluckhch  behandelt,  indem  er  daraus  folgenden  trochäischen  Septenar 
macht: 

Animum  advorte  ac  dioto  pare,  et  praeter  rogitatum  ftHe, 

Abgesehen  davon,  dafs  solche  geschwätzige  Breite  für  den  herrischen 
Ton  wenig  pafst,  deutet  Cicero's  Ausdruck  re^um  imperia  ganz  klar 
auf  zwei  verschiedene  Citate  hin :  auch  ist  die  Situation  offenbar  jedes- 
mal eine  andere:  der  eine  soll  den  Befehl  des  Königs  anhören  und 
ausfahren,  der  andere  soll  auf  eine  vorzulegende  Frage  antworten, 
aber  nicht  sich  erlauben  von  der  Sache  abzuschweifen.  Die  verschie- 
denen Versuche  die  verderbten  Worte  si  pie  (si  piae,  sit  pie)  zu 
verbessern  können  nicht  befriedigen;  ich  schlage  vor: 

Praeter  rogitatum,  ai  sapies. 

Die  versteckte  Drohung  si  sapies  und  die  abgebrochene  Rede  sind  der 
Situation  ganz  angemessen. 


72)  Ich  habe  früher  et  ocrim  vermuthet;  damit  man  mich  nicht  chikanire, 
bemerke  ich,  dafs  die  Stammsylbe  dieses  Wortes  mittelzeitig  ist. 


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376  Zu  den  römischen  Tragikern. 


In  dem  Fragmente  eines  Tragikers  bei  Quintil.  IX.  3,  57  [ine. 
ine.  fab.  v.  101],  welches  Diomedes  [Gr.  Lat.  I.  448  K.]  abgeschrieben 
hat,  liegt  in  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  love  propagfiaius 
( —  um),  woraus  die  Abschreiber  prognaius  oder  propagatus  gemacht 
haben,  wohl  nichts  Anderes  als: 

lovem  prope  gnatus  est,  ut  perhibent,  Tantalus, 

womit  man  die  Worte  des  Aeschylus  in  der  Niobe  155  D.:   oi  d-ecoy^i 
dyyJajcoQOi  Ol  Zr/vdg  eyyijg,  vergleichen  kann.     Der  folgende  Vers  [ine. 
ine.  fab.  102]  ist  von  einem  augenscheinlichen  Emblem  zu  befreien: 

Ex  Tantalo  [ortus]  Pelops,  ex  Pelope  autem  satus. 

Denn  wenn  Ribbeck  Verkürzung  der  Endsylbe  in  Pelops  annimmt^ 
so  darf  er  schwerlich  auf  Zustinmiung  rechnen. 

Wenn  Ribbeck  p.  268  [ine.  ine.  fab.  220]  aus  Varro  de  L.  L.  VE.  24 
anderthalb  Senare  mittheilt,  so  ist  der  erste  Halbvers  einfache  Prosa 
und  gehört  dem  Varro:  diesen  Irrthum  theilt  Ribbeck  mit  den  Heraus- 
gebern des  Vaxro,  aber  er  steigert  das  Widersinnige  noch  durch  eine 
verkehrte  Conjectur:  wie  er  dazu  kommt,  die  Verse  auf  den  Orestes  in 
der  Elektra  des  Sophokles  zu  beziehen,  ist  mir  unverständlich.  In  der 
leider  lückenhaften  Stelle  des  Varro  bedarf  es  nur  einer  Berichtigung 
der  Interpunction :  .  .  .  agrestis  ab  agro  dictas  apparet.  Infulatas 
hostias,  quod  velamenta  Ms  e  lana  quae  adduntur,  infulae.  Itague 
tum  quod  ad  sepuicrum  ferunt  frondem  ac  ßores,  addit  (so  der  Cod. 
Hav.,  vulgo  addidü): 

Non  lanas,  sed  velatas  frondentis  comas. 

Varro  behandelt  dort  die  Stelle  eines  Tragikers,  daraus  fahrt  er  an: 

.  .  agrestis,  infolatas  hostias. 

(was  Ribbeck  gar  nicht  berücksichtigt  hat),  dann  den  Vers:  Non 
lanas  etc.  Lanae  sind  Wollenbinden,  velatae  frondentes  comae,  egii- 
aTe7tTOLydddot. 

Nachzutragen  ist  besonders  ein  merkwürdiges  Bruchstück  des 
Accius  bei  Festus  imter  tammodo  [p.  359],  wo  bisher  unter  dem  Namen 
Accius  die  Plautinischen  Worte  aus  dem  Trinummus  [DI.  1,  8  (609)]: 
Tammodo j  inquit  Praenestiims  angeführt  wurden,  allein  die  Abschrift 
des  Politianus  (Monmisen  p.  70)  hat: 

Accius  in  .  .  .  ctor  lins  dardanius  ....  in  tenebris, 

statt  lius  dardanius  war  aber  früher  geschrieben  tindaridarum.  Freilich 
weifs  ich  mit  dieser  seltsamen  Stelle  nichts  anzufangen.  Dann  gehört 
hieher  das  bekannte  Fragment  bei  Cicero  de  Orat  DL  58,  219:  Sed 
mihi   cum  tetulit   coronam  etc.,   was  Ribbeck   den  Bruchstücken   der 


E- 


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Zu  den  römischen  Tragikern.  377 

Komiker  [ex  Inc.  ine.  fab.  32]  einverleibt  hat;  allein  Alles,  was  Cicero 
an  jener  Stelle  mittheilt,  ist  aus  der  Tragödie  entlehnt,  und  die  betref- 
fenden Yerse  weichen  auch  durchaus  vom  Charakter  des  römischen 
312  Lustlspiels  ab.  Aus  einer  Tragödie  sind  wohl  auch  die  Verse  bei 
Cicero  Tusc.  I.  5,  10  entnommen: 

Sisypha'  versat  saxum  sadans 
Nitendo,  neque  proficit  hilum. 

Dafe  Lucilius  in  seiner  Kritik  der  dramatischen  Dichter  zahlreiche 
Yerse  sowohl  aus  den  Tragikern  als  den  Komikern  mitgetheilt  hat, 
hatte  ich  schön  vor  Jahren  gelegentlich  bemerkt:  der  Satiriker  hob 
hervor,  wie  er  selbst  sagt,  si  quod  verbum  inusitatum  aut  zetematium 
offenderam.  Ribbeck  hat  dies  zu  wenig  beachtet ;  obwohl  er  einen  und 
den  andern  Vers  aufioimmt,  läfst  sich  doch  die  Sammlung  der  Tragiker 
noch  erheblich  bereichem;  so  gehören  hieher  aus  dem  XXVI.  Buche 
Fr.  5  (ed.  Gerlach  [36  ed.  L.  Müller])")  32  [39].  33  [38].  48  [50].  58  [23]. 
61  [49].  62  [47].  63  [40].  68  [41].  76  [42]  u.  a.  Aus  einer  Tragödie  etwa 
des  Ennius  kann  der  kretische  Vers  XXIX.  38  [Fr.  XL  M.]  sein: 

Dividant,  differant,  dissipent,  distrahant, 

ebenso  die  Anapästen  57  [102  M.]^*): 

Neo  ventorum  flamina  flando 
Suda  secondent, 

vielleicht  zu  vervollständigen  durch  Festus  p.  277  v.  remillum.  Auch 
der  Vers,  den  Festus  ebendaselbst  unter  remeUgines  anführt,  wird  aus 
einem  dramatischen  Dichter  entlehnt  sein ,  und  zwar  aus  einer  Tragödie, 
wenn,  wie  ich  vermuthe,  ex  cito  oder  ex  tedo  statt  ex  te  zu  lesen  ist 
Dagegen  ist  Anderes  auszuscheiden;  Ennius  fr.  ine.  HI  [326  R.  ^ 
Trag.  8  V.],  da  die  Schrift  mit  den  Worten  in  illo  metnoratissimo  libro 
bezeichnet  wird,  stand  gewifs  in  keiner  Tragödie.  Fr.  XV  [343  R  «• 
146  V.]  gehört,  wie  ich  schon  vor  Jahren  erinnert  habe,  in  die  Annalen, 
wo  nicht  vom  ager,  sondern  von  der  agea  des  Schiffs  die  Rede  war. 
Fr.  XXXI  [372  R  -  421  V.]  soll  Terenz  [Eun.  590]  sich  wörtlich 
angeeignet  haben,  allein  aus  den  Worten  des  Donatus  folgt  dies 
keineswegs,  es  wäre  leicht  möglich,  dafs  der  Grammatiker  vielmehr 
eine  Stelle  der  Annalen,  etwa  v.  533  im  Sinne  hatte.  Ueber  die  angeb- 
liche fabtda  togata  des  Ennius  SdbifMe  ist  bereits  oben  gesprochen. 

73)  Lucilios  XXYI.  21  können  Worte  des  Satirikers  sein,  die  einen  tragischen 
Vers  einleiteten.    Aehnlich  Fr,  53  und  67. 

74)  Ans  einer  Komödie  ist  der  Septenar  XXIX.  7  [94  M.]: 

Anno  yertente  diet  tetri  miieriCqae)  «c  religioei. 


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378  Zu  den  römischen  Tragikem. 


Die  Verse,  mit  welchen  Ribbeck  den  Acdus  bereichert  653—57,313 
werden  hoffentlich  Niemanden  täuschen ;  hier  ist  auch  keine  Spur  von 
dem  alten  Tragiker  wahrzunehmen,    es  ist  der  germanus  RibbedduSy 
der  diese  Verse  gezimmert  hat    Die  Notiz  des  Bemer  Scholiasten  [zu 
Virg.  Georg.  I.  502]  soll  damit  nicht  angefochten  werden. 

Unter  den  Bruchstücken  der  fdhulae  incertae  wird  eine  strengere 
Kritik  Manches  beseitigen;  ins  Einzelne  einzugehen,  würde  zu  weit 
führen,  hier  nur  die  Bemerkung,  dafs  Fr.  IX  [21]: 

Hecuba,  hoc  dolet,  pudet,  piget, 

wie  schon  Lange  gesehen  hat,  zusammenfällt  mit  Ennius  Alexander 
Fr.  VI  [45  R.  =  82  V.].  Quintilian  IX.  3,  77  hat  nur  die  Stelle  ins  Kurze 
gezogen,  und  weil  er  offenbar  aus  dem  Gedächtnifs  citirt,  nicht  einmal 
die  Reihenfolge  der  Begriffe  genau  beobachtet;  aufserdem  ist  ein  Wort 
ausgefallen,  da  Quintilian  Beispiele  der  viergliediigen  Rede  anzuführen 
beabsichtigt,  es  ist  zu  lesen:  Hecuba,  hoc  dolet,  (miseret),  pudet, 
pigä.  Der  Aenderungen,  welche  Meister  Philol.  Xviil.  501  vorge- 
schlagen hat  (Hahn  erwähnt  sie  gar  nicht),  können  wir  entrathen.  — 
Ebenso  ist  Fr.  CXVin  [215]  auszuscheiden: 

Sed  iam  se  coelo  cedens  Aurora  obstinet 
Suum  patrem. 

Nach  Festus  [p.  197  M.]  standen  diese  Verse  in  veteribus  carminibus,  also 
in  einem  alten  herrenlosen  erzählenden  Gedichte,  was,  wie  das  Neid 
Carmen,  in  iambischen  Senaren  abgefafet  war;  mögücherweise  gehören 
die  Verse  eben  in  dieses  Epos;  Saturnisches  Mafs  herzustellen  ist  leicht; 
aber  nicht  gerathen.    Dagegen  Fr.  CXLVm  [251]: 

Agite  0  pelagi  cursores, 
Cupidam  in  patriam  portate, 

gehört  entweder  einem  poeta  neotericus  oder  ist  aus  dem  Griediischen 
übersetzt,  wie  manche  andere  Beispiele  bei  den  Metrikem.  Cupidam 
ist  in  passivem  Sinne  zu  fassen,  wie  z.  B.  ignarus,  oder  der  Verfasser 
hat  sich  erlaubt  cupitam  zu  verkürzen. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  379 

n. 

478  Zu  den  lateinischen  Komikern*). 

I. 

Ueber  die  Vernachlässigung  der  starken  Position*)  bei  Plautus 
herrschen  die  abenteuerlichsten  Vorstellungen  bei  den  neueren  Kritikern; 
so  halten  Meekeisen  und  Brix  hunc  hanc  u.  s.  w.  unter  Umständen 
für  eine  Kürze,  was  ganz  unmöglich  ist:  man  mufs  in  diesem  Falle 
die  Schwierigkeit  nicht  in  hunc,  sondern  in  der  nächsten  Umgebung 
suchen.  Findet  aber  wirklich  eine  Verkürzung  statt,  dann  ist  ein 
Consonant  vollständig  unterdrückt;  zum  Theil  hat  die  Sprache  diese 
Schwächung  auch  durch  die  Schrift  dargestellt.  Anderes  bleibt  lediglich 
der  Aussprache  überlassen.  Auch  A.  Spengel  neigt  noch  zuweilen  nach 
dem  Vorgang  Anderer  zur  Annahme  solcher  unzulässiger  licenzen 
hin:  z.  B.  in  seiner  Ausgabe  des  Truculentus,  die,  was  auch  der  leidige 
Mwfiog  daran  aussetzen  mag*),  doch  zu  den  bedeutendsten  Leistungen  auf 
dem  (Jebiete  der  Plautinischen  Kritik  gehört,  schwankt  er  lH.  1,  5  [649]: 
Qui  Ovis  Tarentinas  erat  mercatus  de  patre,  ob  man  Tar^ntinas  oder 
Ovis  (einsylbig)  Tarentinas  sprechen  solle;  aber  keines  von  beidem  ist 
hier  statthaft.  Ohnedies  ist  die  Dehnung  des  Vocals  a  durch  die  sehr 
bedenkliche  Stelle  im  Prolog  der  Menächmen  v.  39  keineswegs  gesichert 
Hier  nun  ist  Tarentinas  lediglich  eine  Verbesserung  der  Ed.  Pr. ;  die 
Handschriften  haben  die  hier  nothwendige  Form  noch  glücklicherweise 
erhalten:  Qui  ovis  Taretinas  erat  mercatus  de  patre.  Gterade  so 
findet  sich  die  Doppelform  Venus  Libentina  und  Libitina  (in  den 
Handschriften,  wie  bei  Phädrus,  auch  zuweilen  Libetina  geschrieben), 
vergL  Varro  de  L.  L.  VI.  47 :  hier  hat,  was  leicht  begreiflich  ist,  die 
volksmälsige  geschwächte  Form  die  andere  allmählig  fast  verdrängt 
Wenn  in   der   alten  Inschrift   von  Sora  (C.  I.  L.  I.  1175)   der  Stein 


*)  [Jahrbücher  für  classische  Philologie.  Herausgegeben  v.  A.  Meckeisen. 
XV.  Jahrg.  99.  Band  p.  478 ff.,  XVL  Jahrg.  100.  Band  p.  823 ff.  und  XVm.  Jahrg. 
105.  Band  p.  121  ff.] 

1)  Auch  hinsichtlich  der  schwachen  Position  ist  noch  manche  irrige  Vor- 
stellimg  zu  beseitigen.  Man  nimmt  an,  Muta  mit  Liquida  mache  schwache 
Position,  aber  es  gilt  dies  nicht  von  jeder  Liquida,  sondern  nur  von  l  und  r, 
und  daher  ist  auch  aus  diesem  Grunde  die  Verkürzung  von  omnis,  welche 
Ritschl  u.  A.  annehmen  und  die  ich  bestritten  habe,  unzulässig.  Natürlich  gilt 
diese  Beschränkung  nur  für  lateinische  Worte,  nicht  für  solche,  welche  aus  dem 
Griechischen  entlehnt  sind.    Dies  weiter  auszuführen,  ist  hier  nicht  der  Ort. 

2)  Dies  war  geschrieben,  bevor  die  Anzeige  des  Truculentus  im  lit.  Central- 
blatt  1869  Nr.  7  erschien:  nun  Sega^tri^  ht  fio&vo^  äfAirgoiniis  lxoX<^a. 


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380  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

hat:  (dejcuma  facta  poloucta  leiberei s  LVBETES,  ohne  Spur  eines  n, 
obwohl  am  Ende  der  Zeile  Raum  genug  vorhanden  ist,  so  sehen  wir, 
wie  hier  willkürlich  die  volksmäfsige  Form  substituirt  wurde:  denn  das 
Gesetz  des  Verses  verlangt  lubentes.  Derselben  Schwächung  hegten 
wir  in  der  Inschrift  549:  Veicetinos,  während  sonst  Vicentini  übhch  ist 
Und  so  liefse  sich  auch  die  Doppelform  tribus  Terentina  und  Teräina 
vertheidigen :  Mommsen  Rh.  Mus.  Xu  S.  467.  633  (vgl.  Ritschi  ebd.  XV. 
S.  637)  läfst  nur  die  letztere  gelten,  und  die  Inschriften  bezeugen 
lediglich  diese  |  Form ') ;  freilich  scheint  hier  der  Vocal  e  lang  zu  sein,  471« 
und  das  Etymon  des  Namens  ist  überhaupt  dunkel  Nach  dieser  Ana- 
logie werden  wir  nun  auch  Trin.  456  [II.  4,  55]  feretarium  statt  feren- 
tarium  wenn  nicht  schreiben,  aber  doch  aussprechen. 

Wie  ich  hier  einen  Buchstaben  verdrängt  habe,  will  ich  dag^n 
Truc.  n.  2,  1  [256]  einen  wieder  in  sein  Recht  einsetzen :  Quis  illic  est 
qui  tarn  proterve  nöstras  aedis  drietat?  Proterve  BD,  aber  es  war  aus 
AC  die  ältere  und  ursprüngliche  Form  herzustellen  propterve,  wenn 
sie  gleich  hier  nicht  durch  das  Metrum  gefordert  wird.  Ich  habe  zwar 
schon  vor  Jahren  in  den  'philologischen  Thesen'  (Philologus  XI  S.  385) 
auf  diese  Form  aufmerksam  gemacht,  aber  meine  Bemerkung  ist,  wie 
manche  andere,  unbeachtet  geblieben,  daher  ich  sie  wiederhole  und 
etwas  ausführlicher  begründe.  ProtenmSy  dessen  erste  Sylbe  einige 
Lexikographen  und  Grammatiker  (Scheller,  Zumpt,  Habenicht)  als  Kürze, 
andere  (Freund)  als  Länge  bezeichnen,  ist  vielmehr  mittelzeitig,  und 
wenn  man  protervus  als  Compositum  von  pro  betrachtet,  hat  dieses 
Schwanken  der  Quantität  nichts  Befremdendes.  Nun  wird  aber  proter- 
vus von  den  Dichtem  der  Augusteischen  Zeit  und  von  da  abwärts  ganz 
constant  nur  mit  verkürztem  Anlaut  gebraucht,  während  es  bei  den 
älteren  Dichtem  auch  gedehnt  erscheint;  aber  in  diesem  Falle  findet 
sich  meist  die  dem  Versmafs  entsprechende  Form  propt^rvuSy  die  bis- 
her unbeachtet  geblieben  ist,  aber  sicherlich  nicht  als  Schreibfehler 
betrachtet  werden  darf*),  zumal  da  sie  auch  da  vorkommt,  wo  sie  das 
Versmafs  nicht  erheischt  Das  Metnun  verlangt  diese  Form  Bacch.  612 
[IV.  3,  1]:    Päulans,  proptervo^  iracundö  dnimo,  indomito,  incogitalOj 


3)  Hinzuzufügen  ist  vielleicht  noch  die  Inschrift  bei  Janssen  Insor.  Mus. 
Lugd.  Bai  XVI.  5:  TERETIN,  die  ich  freilich  nur  aus  Leemanns  Animadv.  S.  35 
kenne,  wo  diese  8chreibweiBe  irrig  als  ein  quadratarii  error  bezeichnet  wird. 

4)  Wenn  im  Rudens  1. 2,  62  [150]  statt  propter  viam  eine  geringe  Handschrift 
proterviatn  liest,  so  ist  dies  wohl  nur  Irrthum  des  Abschreibers;  doch  ist  bemer- 
kenswerth,  dafs  auch  bei  Maorobius  Sat.  IE.  2,  4:  sacrificium  apud  veteres  fuU 
qi*od  vocahatur  propter  viam  sich  wiederholt  die  Variante  proterviam  oder  pro- 
tervia  findet 


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Zu  den  lateiniBchen  Komikern.  381 

und  so  lesen  dort  alle  Handschriften  (BCD);  protervo  haben  erst  die 
Herausgeber  eingeführt    Daher  nehme  ich  auch   keinen  Anstand  im 

Amphitruo  IL  2,  206  [836]: 

quae  non  deüquit,  decet 
Audacem  esse,  cön6denter  pro  se  et  proterve  loqui 

(so  lindemann  ohne  Variante)  propterve  zu  schreiben,  was  die  Hand- 
schriften, wenn  sie  genauer  verglichen  sind,  gewifs  bestätigen  werden*). 
Bei  Pacuvius  im  Dulorestes  Fr.  XXHI  [147]  schreibt  man  jetzt  mit 
ürsinus:  'Amplus  rubicundö  coloie  et  spedu  protervo  ferox.  Aber  die 
Handschrift  des  Festus  [p.  330]  hat  richtig  proptervo.    Ferner  im  Teucer 

Pr.  XXI  [346]: 

nisi  coerceo 
Protervitatem  atque  hostio  ferociam 

►  hat  die  Leidener  Handschrift  proptervitatem ,  obwohl  der  Vers  hier 
diese  Form  nicht  verlangt.  Endlich  in  dem  Verse  des  Ennius  [Kibb. 
Com.  Lat  p.  5,  v.  1]  im  Pancratiasta  (so  hiefs  das  Stück,  nicht  Fan- 
cratiastae)  bei  Nonius  s.  v.  proterviter:  Quis  est  qui  nostris  foribus  tarn 
proterviter  findet  sich  zwar,  wie  es  scheint,  bei  Nonius  keine  Variante, 
aber  bei  Priscian,  der  XV.  13  aus  Ennius  dieses  Adverbium  anftihrt, 
lesen  zwei  Handschriften  (EK)  propterviter.  Es  scheinen  also  die  altem 
Dichter  allein  diese  Form  zu  kennen.  Man  mufs  aber  dieselbe  auch 
in  einer  Stelle  des  Terenz  wieder  einführen  Hec.  m.  5,  53  [503]: 
Ecce  aütem  tu  quoque  proterve  iracündus  es,  obwohl  aus  den  Hand- 
schriften keine  Abweichung  notirt  ist  Proterve  (propterve)  ist  hier 
übrigens  nicht  als  Adverbium,  sondern  als  Vocativ  zu  fassen,  wofür 
auch  die  Caesnra  hephthemimeres  spricht.  Dagegen  Heaut  IQ.  3,  16 
[577],  rV.  4,  1  [722],  IV.  6,  10  [814]  wage  ich  nichts  zu  ändern:  Te- 
renz mag  eben  zuerst  die  geschwächte  Form  zugelassen  haben.  Pro- 
tervtis  hat  mit  torvus  nichts  gemein,  kann  aber  ebensowenig,  wie 
Donatus  will,  von  proterere  abgeleitet  werden,  sondern  ist  aus  propter- 
vius  entstanden,  indem  das  i  gerade  so  unterdrückt  wurde  wie  in 
superhus^  das  man  wohl  richtig  schon  längst  mit  dem  griechischen 
hTtiqßioq  verglichen  hat.  Bei  Festus  S.  245  ist  proptervia  auspicia 
allerdings  nur  Conjectur  von  TJrsinus,  die  aber  sehr  wahrscheinlich  ist. 
Proptervius  d.  h.  'neben  dem  Wege  befindlich-  wurde  wohl  zunächst 
von  Dingen  gebraucht,   die  man  als  unnütz  wegwarf,   dann  in  activer 


5)  [In  der  That  hat  sich  diese  Form  nach  der  von  Ooetz  unb  Loewe  besorgten 
Ausgabe  des  Amphitruo  im  CJod.  D  (Ursinianus)  gefunden.]  Im  Rudens  IE.  4,  1  [414] : 
Quis  ht  gui  nostris  tarn  proterve  foribus  facit  iniüriatn  ?  findet  sich  keine  Variante,  und 
hier  ist  die  Schreibung  propterve  nicht  vom  Metrum  gefordert,  wird  aber  wohl  ebenso 
wie  in  der  ähnlichen  Stelle  des  Truculentus  usprünglich  im  Texte  gestanden  haben. 


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382  Za  den  lateinischen  Komikern. 


Bedeutung  auf  Personen  übertragen  ist  es  *  wegwerfend,  übermüthig'. 
Wie  hier  propter  durch  Ausstofsung  des  p  erleichtert  wurde,  so  haben 
die  Komiker  sich  auch  anderwärts  die  gleiche  Freiheit  genommen, 
z.  B.  bei  Terenz  And.  11.  6,  8  [439]:  propter  hospitae  huiusce  consueiu- 
dinem,  wo  gewifs  Niemand  die  Umstellung  Fleckeisens  huitisce  propter 
consfietudinem  hospitae  billigen  wird. 

n. 
Wenn  man  die  neueste  Bearbeitung  der  Bruchstücke  der  latei-  m 
nischen  Komiker  einsieht,  mufs  die  ungemein  grofse  Zahl  der  azlxoi 
äKEq)aXoi  billigerweise  Befremden  erregen.  Ribbeck  hat  offenbar  eine 
ganz  besondere  Vorliebe  für  solche  Verse,  denen  am  Anfang  ein  halber 
Fufs,  also  eine,  höchstens  zwei  Sylben  fehlen:  denn  dieser  Gelehrte, 
der  sonst  sich  keineswegs  streng  an  die  handschriftliche  Ueberliefenmg 
bindet,  hat  nicht  nur  in  diesem  Falle  die  Autorität  der  Codices  auf 
das  gewissenhafteste  respectirt,  sondern  führt  auch  unvollständige  Verse 
ganz  auf  eigene  Gefahr  ein.  Da  nun  die  alten  Grammatiker  meist 
einen  vollständigen  Satz  anführen  oder,  wenn  sie  der  Kürze  halber 
sich  mit  einem  Satztheile  begnügen,  eher  am  Schlüsse  als  am  Anfange 
von  dieser  Freiheit  Gebrauch  machen,  so  müfste  man  annehmen,  da£s 
hier  überall  mitten  im  ersten  Fufse  des  Verses  eine  stärkere  Inter- 
punction  sich  gefunden  habe.  Nun  haben  aber  die  griechischen  wie 
die  lateinischen  Dichter  im  Allgemeinen  das  Gesetz  beobachtet  weder 
den  letzten  noch  den  ersten  Fufs  des  Verses  durch  eine  starke  Inter- 
punction  zu  zerschneiden,  wenn  schon  im  Einzelnen  Abweichungen 
vorkommen®).  Auch  Plautus  und  Terenz  haben  im  Eingange  der 
Verse  Personenwechsel  und  volle  Interpunction  gemieden,  doch  kommen 
einzelne  Ausnahmen  vor.  Terenz  schreibt  Heaut.  94  [I.  1,  42]:  Habeo: 
dhy  quid  dixi  habere  me?  immo  habui^  Chretne:  was  für  die  leiden- 
schaftlich bewegte  Eede  sehr  gut  pafst  Ebd.  167  [I.  1, 115]:  igte.  T  bene 
vale,  220  [11.  1,  8]:  Perii:  is  mi,  ubi  adbibü  plt^s  patdo  (paido  plus 
umzustellen  ist  nicht  gerathen,  da  auch  Donatus  die  gewöhnliche  Wort- 
stellung schützt).  273  pi.  3,  32]:  Mane:  hoc  quod  coepi  primum  enar- 
rem^  Clitipho.  Anderwärts  ist  die  Lesart  schwankend  wie  Phorm.  582 
[IV.  1,  16]  und  970  [V.  8,  77J.     Ganz  passend  bei  Plautus  Trin.  1080 


6)  [m  letzten  Fufse  findet  sich  in  unseren  Ausgaben  allerdings  eine 
Beispiele,  wo  durch  Interpunction  oder  auch  Personenwechsel  die  letzte  Sylbe  des 
Verses  abgetrennt  wird,  wie  z.  B.  Ter.  Eun.  381  [IE.  3,  90]: 

Non  6st  profecto :  sine,  f  at  enim  istaeo  in  me  cndetur  fttba.  f  ah. 
f  Flagftiam  ftM^ioras  n.  s.  -nr. 

aber  dies  ist  meines  Erachtens  im  allgemeinen  unzulässig.    '&och  mufs  dies  einem 
spätem  Artikel  vorbehalten  bleiben. 


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Za  den  lateinischen  Komikern. 


[rV.  3,  73]:  Idm  —  T  quid  tarn?  T  non  sunt  nostrae  aedis  stete.  IT  quid 
ego  ex  ted  audio?  (denn  so  ist  dieser  Vers  nach  den  Spuren  der  Hand- 
schriften herzustellen),  wo  einer  die  Rede  des  andern  unterbricht; 
aber  ebd.  818  [HI.  3,  89]  beruht  diese  Freiheit  nur  auf  Conjectur;  die 
handschriftliche  Lesart  Mittdm.  X  eo  ego  igitur  intro  ad  officium  fneum 
ist  nicht  anzufechten.  Sicher  ist  ebd.  525  [ü.  4,  124]:  Apage.  f  Äche- 
rutUis  TL  s.  w.,  aber  590  [11.  4,  189]:  Eo:  tu  stttc  cura^  quod  te  iussi, 
s:H  ^go  wiw  !  hie  cro  ist  eine  sehr  zweifelhafte  Verbesserung.  V.  318  [11. 2, 36] : 
Quid?  exprobras,  bene  quod  fecisti  ist  die  Interpunction  zu  berichtigen : 
Quid  exprobras?  bene  quod  fecisti ^  tibi  fecisti,  non  mihi,  wo  quid  mit 
dem  folgenden  Worte  zu  verschmelzen  izt  Ebenso  beruht  v.  170  [L  2, 
133]:  Lupus:  observavit  nur  auf  falscher  Abtheilung  der  Worte,  der 
Sinn  erfordert: 

Adesurivit  magis  et  inhiavit  acrins: 

Lupus  observavit,  dum  donnitaret  canes. 

Andere  Beispiele  verbunden  mit  Personenwechsel  finden  sich  Men.  603 
[IT.  2,  38],  1155  [V.  9,  93],  Most  633  [HL  1, 103],  Truc.  H.  4,  53  [407] 
und  auch  die  Fragmente  bieten  Belege  dar,  wie  Turpilius  52:  Quid  ita?f 
ut  solent,  me  curae  somno  segregant.  Aber  man  kann  lange  Zeit  in 
den  Komödien  des  Plautus  und  Terenz  lesen,  ehe  man  ein  gesichertes 
Beispiel  einer  solchen  Interpunction  findet,  während  in  Kibbecks  Aus- 
gabe der  Fragmente  fast  jede  Seite  einen  oder  gar  mehrere  Belege 
kopfloser  Verse  darbietet  Dafs  nun  die  anderen  Komiker  jenes  in  der 
Natur  der  Sache  wohlbegründete  Gesetz  vernachlässigt  haben  sollten, 
dafe  in  dieser  Beziehung  ein  schroffer  Gegensatz  zwischen  diesen 
Dichtem  und  den  beiden  Komikern,  deren  Stücke  uns  unversehrt  er- 
halten sind,  stattfinde,  ist  undenkbar:  diese  Liebhaberei  für  akephale 
Verse  ist  nicht  sowohl  eine  Eigenthümlichkeit  jener  Dichter,  sondern 
sie  ist  theils  in  der  Mangelhaftigkeit  der  Ueberlieferung,  die  ja  bei 
Fragmenten  stets  unsicher  ist,  theils  in  einer  gewissen  Idiopathie  des 
Herausgebers  begründet 

Wären  uns  die  Komödien  des  Plautus  und  Terenz  nur  bruch- 
stücksweise durch  die  Citate  der  alten  Granjmatiker  erhalten,  so  würde 
die  gleiche  Erscheinung  sich  auch  hier  wiederholen.  Wie  wenig  ver- 
läMich  in  dieser  Beziehung  solche  Zeugnisse  sind,  will  ich  nur  durch 
einige  Beispiele,  die  ich  aus  vielen  heraushebe,  darthun.  Priscian 
fuhrt  IL  10  [Bd.  U  p.  50  K.]  den  Vers  des  Plautus  Aul.  IE.  6,  30  [566] 
Ita  pdlucet  quasi  lanterna  Punica  an,  der  bei  Plautus  Ita  is  pellucet 
lautet,  oder  VL  23  [p.  215  K.]  den  Vers  des  Terenz  And.  58  [I.  1,  31] 
^ihü  horum  egregie  praeter  cetera  statt  Horum  ille  nihil  egregie 
praeter  cetera  j   oder  VEE.  10  [p.  293  K]   aus   dem  Stichus  des  Plau- 


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384  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

tus  567  pV.  1 ,  61]  Ego  ibo  intro  et  gratulabor  vestrum  adventum  fiüis 
statt  Sed  ego  ibo.  Freilich  kann  ein  solcher  kopfloser  Senar  auch  Bruch- 
stück eines  langem  Yerses  sein,  so  wenn  Prisdan  YI.  60  [p.  244  E.]  aus 
Ter.  And.  368  [ü.  2,  31]  die  Worte  anführt:  etiam  puerum  inde  abiens 
conveni  Chremis,  so  ist  dies  ein  trochäischer  Septenar:  Certa  res  est: 
etiam  p.  u.  s.  w.  Zuweilen  liegt  auch  ein  Irrthum  vor:  so  wird  X.  7 
[p.  500  K.]  aus  Ter.  Ad.  396  f.  [XU.  3,  42]  sinerem  ego  iOum?  ac  nm 
sex  totis  mensibus  Prius  ölfecissem,  quam  üle  quicquam  coeperet?  an- 
geführt, allein  ego  ist  nur  ein  Zusatz  des  Prisdan  oder  seiner  Ab- 
schreiber. 

Wie  nachlässig  die  XJeberlieferung  oft  ist,  sieht  man  daraus,  dafs 
selbst  in  Bruchstücken,  welche  aus  mehreren  Versen  bestehen,  zuweilen 
ein  akephaler  Vers  in  der  Mitte  des  Fragments  erscheint  Pomponius 
V.  45  lautet  bei  Nonius  [p.  112  und  126  G.]: 

Longe  ab  urbe  vilicari,  quo  erus  rarenter  venit, 
Non  vilicari,  sed  dominari  est  mea  sententia. 

Hier  hat  natürlich  auch  Ribbeck  eine  Verderbnifs  angenommen,  aberf 
seine  Ergänzung  nam  non  ist  ganz  unzulässig;  die  Versuche  Anderer 
[Bothes  id  hat  Ribbeck  in  der  2.  Bearb.  aufgenommen] ,  obschon  besser 
als  diese  Conjectur,  treffen  ebensowenig  das  Rechte,  was  hier  so  nahe 
liegt:  Noenu  vüicari,  wie  auch  bei  CaeciHus  v.  214  noenu  voU  [so  jetzt 
auch  Ribbeck],  nicht  nunc  nevoÜ  zu  schreiben  ist 

So  haftet  an  jedem  kopflosen  Verse,  den  wir  in  den  Bruchstacken 
der  scenischen  Dichter  antreffen,  der  Verdacht  einer  Corruptel,  und 
am  allerwenigsten  ist  es  gerechtfertigt,  solche  Verse  ohne  Noth  einzu- 
führen, wie  wenn  z.  B.  Ribbeck  bei  Naevius  v.  63  [praet  5]:  vd  Veiens 
regem  das  ihm  unbequeme  vel  kurzweg  tUgt*),  oder  wenn  er  die  Frag- 
mente des  Pomponius  gleich  mit  diesem  Musterverse  erq^iet:  .  quod 
nie  dicit,  cum  datatim  in  lecto  tecum  lusi.  Dies  ist  freilich  die  bei 
den  Komikern  übliche  Aussprache;  indefs  wir  lesen  auch  bei  Terenz 
And.  237  [I.  5,  2]:  Quid  illud  est?  IT  Pro  deum  fidem  u.  s.  w.,  wo  auch 
Fleckeisen  die  iambische  Messung  gegen  Benüey  festhält  Wollte  man 
überhaupt  streng  nach  jener  Methode  verfahren,  dann  müfste  Manches 
abgeändert  werden,  z.  B.  Ter.  Heaut  354  [11.  3,  113]:  QtMSi  istic  mea 
res  minor  agatur  quam  tua  bedürfte  der  Correctur ').  Hierher  gehört 
auch  A&anius  v.  212,  wo  man  bisher  einen  unversehrten  Senar  zu 


[*)  Jetzt  schreibt  R.  rex  für  rel] 

7)  Wie  ich  eben  noch  bemerke,  ist  die  Lesart  aller  Handschriften  Qu4isi 
isHc  minor  mea  res  agatur  gtmm  ttui,  wodurch  allerdings  dieses  Beispiel  sich 
beseitigen  lälst 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  385 


finden  glaubte,  während  Ribbeck  einen  kopflosen  Vers  [den  er  in  der 
2.  Bearb.  nicht  mehr  andeutet]  vorzieht,  indem  er  müst: 

.  quid  istac  est?  quid  fles?  quid  lacrimas  largitos? 
Prolöquere.  IT  perii,  lacrimae  linguam  saepioni 

Denn  so  ist  der  zweite  Vers  durch  Anfügung  des  folgenden  Bruch- 
stückes zu  vervollständigen.  Allerdings  wird  in  dieser  Formel  bei 
Piautas  und  Terenz  quid  mit  istuc  in  der  Regel  verschmolzen  (ob 
man  quid  stuc  oder  quistuc  sprach,  steht  dahin,  nur  die  Ansicht,  als 
habe  man  quid  Xstuc  verkürzt,  ist  entschieden  abzuweisen);  aber  ob 
dies  auch  für  die  jüngeren  Dichter  wie  eben  Afranius  ohne  Ausnahme 
gilt,  wer  wagt  dies  mit  Entschiedenheit  zu  behaupten?  Will  man 
aber  auch  hier  die  bei  den  älteren  Komikern  übliche  Aussprache  fest- 
halten, dann  muTs  man  schreiben:  Sed  quid  istuc  est?  quid  fles?  quid 
lacrtiuds  largitus? 

Ribbeck  hat  eine  so  entschiedene  Vorliebe  für  Akephalen,  dafs 
er  ebd.  203,  wo  schon  Hermann  [dem  Ribbeck  jetzt  auch  folgt]  richtig 
erkannt  hatte,  dafs  der  iambische  Septenar  am  Schlüsse  unvollständig 
ist,  Ueber  schreibt:  .  .  nolo  hie  te  videat:  domvnus  est:  puer,  faeesse 
hinc,  ohne  zu  bedenken ,  dafs  ein  doppelter  Dactylus  (—  J  v/  —  v>  v^)  in 
der  zweiten  Dipodie  eines  iambischen  Septenars  völlig  unzulässig  ist. 

Den  Vers  des  Caedlius  61:  Qui  homo  ineptitudinis  cumulatus 
cuUum  oUüus  es?  (oder  Quid  homo  mit  Mercier)  zieht  Ribbeck  vor  in 
einen  kopflosen  iambischen  Septenar  zu  verwandeln,  indem  er  oblitu^s 
schreibt  [Jetzt  folgt  er  Bergk.]  An  der  abweichenden  Cäsur  nimmt  Rib- 
beck sonst  im  trochäischen  Septenar  keinen  Anstofe,  z.  B.  Pomponius  2, 
826  und  in  diesem  Falle  ist  |  auch  der  Dactylus  im  vierten  Fufse  zulässig, 
wie  bei  Pomponius  46:  Noenu  vilicari,  sed  dominari  est  mea  sententia. 

Den  Senar  des  Naevius  18:  Cui  caepe  edundo  oculus  alter  profluit 
hält  Ribbeck  offenbar  nur  defshaib  für  einen  unvollständigen  trochäischen 
Septenar,  weil  ihm  der  Hiatus  in  der  Cäsur  des  Senars  anstöfsig  war®). 


8)  Auch  die  Inschrift  des  Pomponius  Bassulus  [Mommsen  I.  R.  N.  1137],  von 
der  Ritschi  [vgl.  Opusc.  IV.  16  ff.]  behauptet,  sie  kenne  den  Hiatus  nicht,  bietet 
[t.  14]  ein  ganz  gesichertes  Beispiel  dar:  Vo8  in  sepulcro  hoc  dogium  incidüe. 
Denn  Jioc  dogium  oro  mit  Haupt  zu  schreiben  gestattet  der  Raum  der  Lücke  nicht. 
Auch  sonst  ist  diese  mehrfach  besprochene  Inschrift  nicht  richtig  behandelt:  v.  8 
kann  man  BV  unmöglich  in  DIV  auflösen,  der  Sinn  verlangt:  Id  qualequalest 
chartis  mandcUutn  fuat  Nach  dem  Vorgange  der  alten  Komiker  gebraucht  Pom- 
pomus  diese  Form,  die,  wie  es  scheint,  schon  dem  Steinmetz  nicht  recht  verständ- 
Uch  war.  V.  11  füllt  Ritschis  taedio  mi  ultra  modum  die  Lücke  aus,  sonst  würde 
sich  taedio  citra  modum  empfehlen.    Dann  schlage  ich  vor: 

Optatam  mortem  smnmopere  ascM  mihi, 

Sao  de  more  conota  quae  dard  bona. 
Th.  Bergk   Kleine  Schriften.    I.  25 


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386  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

während  er  denselben  im  trochäischen  Septenar  unbedenklich  zuläfet; 
so  duldet  er  gleich  im  folgenden  Verse  des  Naevius  [19]:  'Ut  illum  di 
ferant,  qui  primum  hditor  caepam  protulit*)^  wo  es  doch  auf  der 
Hand  liegt,  dafs  di  perdant  und  primus^)  zu  schreiben  war,  wie 
Aquilius  fp.  33*  R]  sagt:  üt  ülüm  di  perdafit,  primus  qui  horas 
repperit,  Quique  ddeo  primus  statuit  hie  Solarium,  In  dem  Verse 
des  Naevius  96  wird  wohl  sicumquam  [wie  auch  Kibbeck  in  der 
2.  Bearb.  schreibt]  statt  si  umquam  herzustellen  sein :  vgl.  meine  Bei- 
träge zur  lat  Gramm.  I.  S.  119. 

Naevius  v.  13:  . .  nimio  arte  coüigo,  cur  re  inquaesita  coüigor  ist 
widersinnig:  denn  wer  sich  beklagt,  dafs  er  gefesselt  wird,  kann  doch 
nicht  in  demselben  Moment  von  sich  sagen  colligo.  Bothe  schreibt 
colligor,  was  die  handschriftliche  üeberUeferung  coUigÖb  zu  empfehlen 
scheint  Aber  auffallend  ist,  dafs  der  Dichter  nimtb. gebraucht,  während 
doch  nimis  hier  ausreichend  gewesen  wäre ;  vielleicht  ist  zu  schreiben : 
nimio  me  arte  colligas**). 

Oft  bieten  sich  mehrere  Möglichkeiten  dar,  den  Fehler  zu  ent- 
fernen :  so  z.  B.  Titinius  v.  93  kann  man  iambisch  messen : 

Die  istud,  quaeso,  quo  te  avortisti?  mei 
Fastidis,  meae  deliciae? 

Man  kann  aber  auch  einen  trochäischen  Octonar  herstellen,  indem  man  827 
te  tilgt     Naevius  5  kann  man  'Äge  age,  ne  tibi  me  advorsari  dicaSy 
aber  auch  'Age,  ne  tibi  med  adv,  d,  vermuthen  [wie  Beitr.  I.  59  conjicirt 
wird  und  Ribbeck  jetzt  aufgenommen  hat],  Turpilius  80   illoc  homine 


Auf  summopere,  das  mit  optatam  zu  verbinden  ist,  führt  die  Schrift  des  Steines 
SVMAC  (oder  0),  wo  A  Eest  von  M  ist.  Pomponius  hat  seinem  Leben  selbst  ein 
Ende  gemacht,  daher  heifst  es  auch  nachher  [v.  15]: 

Qaod  Sit  docimento  post  fuiuria,  anxaims 

Inmodice  ne  qois  vitae  Kopuhtm  maereat. 

Denn  so  sind  wohl  diese  Verse  zu  ergänzen.    Am  Schlufs  lese  ich  [v.  17]: 
Com  Sit  paratus  portos  eia  age  ommbus, 
Qui  nos  excipiat  ad  qnietem  porpetem. 
Set  iam  valete,  donec  vüa  suppeiü. 

Eia  age  (auf  dem  Steine  war  EIAGE  geschrieben)  war  wohl  der  gewöhnliche  Anruf 
der  Fährleute,  wenn  sie  die  Einsteigenden  zur  Eile  antrieben.  Der  Abdruck  der 
Inschrift  bei  Henzen  (OreUi  m.  5605)  ist  unvollständig,  indem  durch  ein  Ver- 
sehen die  letzte  Zeile  der  Inschrift  übergangen  ist 

[*)  In  der  2.  Ausg.  lautet  die  Stelle:    üt  ilUm  di  perdant,  qui  primam  hoH- 
tor  prottdit  Caepam  I] 

9)  Ich  sehe  soeben,  dafs  auch  schon  Bothe  stillschweigend  primus  schreibt, 
was  Ribbeck  nicht  erwähnt 

[**)  Ribbeck  hat  jetzt:  Nimium  6,  [nimium]  arte  coUigor,] 


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Zu  den  lateinisclien  Eomikem.  387 

oder  ülo  homone.  Caecilius  119  kann  man  durch  Umstellung  enim 
vero  nunc  est  helfen,  aber  ich  ziehe  Nunc  nunc  enim  vero  est  vor, 
wie  Horaz  und  Seneca  in  den  Tragödien  nunc  verdoppeln :  denn  aus 
der  Komödie  ist  mir  kein  Beispiel  bekannt  Titinius  28  hat  man  Ver- 
schiedenes versucht;  vielleicht  ist  Nam  terra  haec  est  zu  schreiben, 
da  FuUonia  vorangeht*®). 

Dafs  bei  Caecilius  v.  38  f.  zu  schreiben  ist: 

Haec  Sst  caterva  plane  gladiatoiia, 

Cum  suüm  sibi  alius  socius  socium  sauciat, 

liegt  auf  der  Hand  [Ribbeck  jetzt:  pEstJ  haec  . .];  plane  hat  statt  plena 
schon  Lindenbrog  gebessert.  Ebd.  49  hat  schon  Bothe  hergestellt,  in- 
dem er  [wie  jetzt  auch  Ribbeck]  sese  statt  se  schrieb.  Turpilius  170  ist 
Mce  statt  hie  zu  lesen  (und  die  gleiche  Verbesserung  erheischt  der 
Yers  des  Afranius  136*));  v.  207  hat  Bothe  [dem  R  jetzt  folgt]  durch 
Umstellung  den  Fehler  gehoben.  Titinius  v.  30  genügt  hocedie  für 
hodiCy  V.  152  ist  zum  Theil  nach  dem  Vorgang  Anderer  Fortasse  (cum) 
voium  fecisse  zu  schreiben.  Afranius  182  hat  bereits  Bothe  et  quidem 
vermuthet,  was  Ribbeck  wiederum  der  Erwähnung  nicht  werth  geachtet 
hat;  ebd.  227  ist  nicht  ein  trochäischer  Tetrameter,  sondern  ein  Senar: 
Satis  förtiter  pol  vestras  scicidistis  colus,  wo  ich  pol  statt  paulo  emen- 
dirt  habe;  v.  345  erwartet  man  statt  sedit  Consedit  uterum,  non  ut 
omnino  tarnen  [so  jetzt  auch  bei  R.].  Die  Aenderung  ist  um  so  leichter, 
da  der  Vers  in  Vopisco  stand.  Afranius  399  wird  wohl  id  est  ganz 
zu  streichen  sein:  diese  Worte  hat  der  Abschreiber  gedankenlos  aus 
der  Erklärung  des  Nonius  wiederholt  Pomponius  124  scheint  mir  eine 
Versetzung  der  Worte  auch  durch  den  Gedanken  geboten :  FU  desuhito 
tristis,  hilarus  saUaty  ridens  ringitur.  Novius  69  ist  nur  nach 
gewohnter  Weise  quod  mit  quoniam  zu  vertauschen;  v.  112  [jetzt  Nae- 
vius  136  bei  Ribbeck]  fuhrt  die  Anführung  bei  Fronte  [p.  27  Naber]  auf: 
Ut  dnimum  amore  capitali  compleverint.  Ich  sehe  aber  nicht  ein,  was 
den  Herausgeber  veranlafst  hat,  diesen  Vers  dem  Naevius  zu  entziehen. 
Laberius  19.  20  ist  [jetzt  auch  nach  Ribbeck]  trochäisch  zu  messen: 
tarn,  das  Ribbeck  einfügt,  mufs  wieder  entfernt  werden.  V.  36  hat 
schon  Bothe  Sequere  me  empfohlen  [und  R.  jetzt  auch  eingesetzt]. 

Es  ist  weder  möglich  noch  auch  nöthig,  alle  Verse  dieser  Kate- 
gorie hier  aufzuzählen;  bei  manchen  ist  die  Herstellung  so  unsicher, 
dafe  es  gerathen  ist,  auf  jeden  Versuch  zu  verzichten;   ich  will  daher 


10)  Am  Schlnfs  des  folgenden  Verses  ist  nicht  qui  lareSf  sondern  qui  eluas 
zu  lesen. 

[*)  Anch  Ribbeck  schreibt  jetzt  so.] 

25* 


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Zn  den  lateinischen  Komikern. 


nur  noch  einige  Falle  herausheben,  wo  der  Fehler  mit  Leichtigkeit 
sich  entfernen  läfst,  und  zum  Schlufe  noch  eine  Keihe  anderer  Bruch- 
stücke der  Komiker  besprechen,  wo  dieser  Gesichtspunkt  nicht  in  Be- 
tracht kommt  Bei  Turpilius  finden  sich  zwei  Verse  dieser  Kategorie 
71  und  132: 

.  non  inyitat  pluscnlum  sese  ut  solet.  S 

.  invitavit  plusculum  hie  se  in  prandio. 

beide  von  Nonius  angeführt,  um  zu  beweisen,  dafs  invitare  so  viel 
bedeute  als  repleri.  Nun  steht  zwar  invitare  se,  wenn  es  so  viel  ist, 
als  'sich  im  Weine  etwas  zu  Gute  thun',  auch  ohne  weitem  Zusatz, 
wenn  dieser  sich  aus  dem  Zusammenhang  ergiebt,  wie  bei  Plautus 
Amph.  282  f.  [I.  1,  126]:  Credo  edepd  equidem  dormire  Solem  atque 
adpotum  probe:  Mira  sunt^  nisi  invitavit  sese  in  cetm  plusculum;  bei 
Bruchstücken,  die  aus  dem  Zusammenhange  gerissen  sind,  ist  daher 
die  Entscheidung  schwierig;  aber  in  dem  ersten  Verse  des  Tuipilius 
ist  sicher  zu  schreiben:  Vinön  invitat  plusculum  sese  ut  solet?  [wie 
nun  auch  bei  Ribbeck  steht,]  und  das  gleiche  Heilmittel  wird  auch  in  dem 
andern  Verse  in  Anwendung  zu  bringen  sein,  wo  die  Handschriften 
invitavit  viri  plusculum  hie  sese  in  prandio  bieten,  worin  sicherlich 
nicht  heri  liegt,  sondern  Vino  invitavit  plusculum  hie  se  in  prandio. 
Noch  leichter  wäre  viyii  [wie  Ribbeck  in  der  2.  Ausg.  schreibt],  eine 
Structur,  die  sich  durch  Analogien  rechtfertigen  liefse,  aber  hier  durch 
den  Sprachgebrauch  nicht  unterstützt  wird.  Sonst  finden  sich  bei  Turpi- 
lius noch  andere  kopflose  Verse,  wie  65,  wo  aber  nur  die  Kritiker  die 
Schuld  tragen:  denn  scibis  statt  scies  zu  schreiben  hat  nicht  die  geringste 
Wahrscheinlichkeit;  ähnlich  87.  127  (wo  et  amplius  nicht  geändert 
werden  durfte). 

Bei  Afranius  lesen  wir  v.  327:  .  in  Arpinos  iam  quantum  pote^^) 
explodam  hominem^  ut  vilicetur.  Ribbeck  nimmt  nicht  den  geringste 
Anstofs:  denn  er  fügt  für  Arpinos,  wie  Mercier  geschrieben  hat,  noch 
eine  andere  Conjectur  Hirpinos  hinzu,  die  um  nichts  wahrscheinlicher 
ist.  Die  Handschriften  haben  in  horpinoSj  darin  liegt  offenbar  nichts 
anderes  als  in  Norsinos^^).  Nursia  im  Gebiet  der  Sabiner  liegt 
nicht  nur  dem  städtischen  Gesichtskreise  näher  als  Arpi  oder  Compsa, 
sondern  es  empfiehlt  sich  auch  sachlich.    Es  ist  wohl  von  einem  jungen 


11)  Pate  ist  hier  mit  Becht  hergestellt,  aber  bei  Terentius  Phorm.  337  [II.  2, 
23] :  Nön  potest  scOis  pro  merüo  ab  ülo  tibi  referri  graiia  darf  man  nicht  mit 
Bentley  pote  schreiben,  sondern  die  "Worte  ab  itto  sind  zn  tilgen. 

12)  Nahe  liegt  zwar  auch  vn  Hortinos  [und  dies  hat  Bibbeck  in  2.  Bearb. 
aufgenommen];  aber  dies  ist  metrisch  ebensowenig  zulässig. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  389 


Manne  die  Rede,  den  man  den  Verführungen  des  städtischen  Lebens 
entziehen  und  aufs  Land  schicken  will,  damit  er  sich  an  strenge  Arbeit 
gewöhne.  Dazu  ist  das  Sabinerland  vorzugsweise  geeignet,  zumal 
Nursia,  das  in  einer  rauhen  Gebirgsgegend  liegt,  daher  von  Virgil 
Aen.  Vn.  715  frigida,  von  Silius  Italiens  VIII.  418  habitata  pruinis 
genannt;  daher  waren  auch  die  Bewohner  ein  abgehärtetes,  an  Arbeit 
und  Entbehrungen  gewöhntes  Geschlecht;  hierauf  zielt  Fronte  S.  242 
(Niebuhr  [204  Naber]):  uhi  primum  magnum  dticem  res  puUica  poposcit, 
Omnibus  Arpitwti  paupertaie  aut  Nursina  duritia  dtwibus  bellicosior 
exstüii,  wenn  schon  eine  speeielle  Beziehung  zwar  nicht  auf  Vespasian, 
wie  Niebuhr  meint,  wohl  aber  auf  Sertorius  (denn  dessen  Heimath 
war  Nursia)  hinzukommt.  Ich  habe  Norsinos,  nicht  Nursinos  geschrie- 
'^-'öben,  wie  allerdings  das  Gentile  sonst  lautet,  weil  |  der  Name  der  Stadt 
identisch  ist  mit  dem  Namen  der  altitaUschen  Schicksalsgöttin  Nartia 
(Nevortia,  !J^T^o/ro$),  wie  ich  im  Hallischen  Prooemium  vom  Sommer 
1865  S.  X  erinnert  habe. 

In  dem  Verse  des  Titinius  58:  .  sin  forma  odio  sum,  tandem  ut 
moribtts  placeam  viro  läfst  sich  mit  leichter  Mühe  sowohl  dem  Metrum 
sds  auch  dem  Gedanken  aufhelfen,  wenn  man  schreibt:  Sine,  forma 
odio  sim,  tandem  (meo)  ut  moribus  placeam  viro. 

Anderwärts  hat  lediglich  die  landläufige  Scheu  vor  dem  Hiatus 
solche  akephale  Verse  erzeugt,  wie  bei  Atta  9:  .  .  .  cum  primo  lud 
hodie  ut  exomaia  sit,  wo  die  Cäsur  den  Hiatus  entschuldigt,  obwohl 
derselbe  sich  durch  Cum  primo  lucis  (s.  Beiträge  zur  lat  Granmi.  L 
8.  146  ft*'))  leicht  entfernen  liefse.  [In  der  2.  Ausg.  hat  Bibbeck 
Cum  primo  lucid  hodie  .  .  geschrieben.] 

"Warum  Bibbeck  bei  Afranius  20  schreibt:  .  Sexte  frater  salve: 
quom  salvus  venis,  weifs  ich  nicht;  der  Vors  ist,  wie  das  Folgende 
zeigt,  ein  Senar;  wie  aber  in  einem  solchen  Zusammenhange  der  vor- 
hergehende Satz  erst  mit  dem  Anfange  des  neuen  Verses  schliefsen 
konnte,  ist  mir  wenigstens  unverständlich.  Wenn  die  Worte  so,  wie 
sie  bei  Bibbeck  lauten,  handschriftlich  überliefert  wären,  dann  würde 
man  auf  o  Sexte  rathen,  zumal  da  das  Citat  bei  Priscian  [Gr.  Lat.  H.  404] 
mit  in  Cinerario  eingeführt  wird;  aber  Eibbeck  hat  den  Vers  erst  in 
einen  akephalos  verwandelt:  denn  die  TJeberlieferung  ist  Sea^e  frater  mi^ 
was  schon  J.  V.  Francke  richtig  in  Sexte  o  frater  mi  verbessert  hat*),  was 


13)  Der  alte  Genitiv  hicus  hat  sich  noch  erhalten  in  dem  Adverbium  bei 
Varro  de  L.  L.  V.  99:  et  noduluctis  in  custodia  et  in  venando  Signum  voce  dat, 
was  ans  noctus  lucus  gebildet  ist    Mtiller  schreibt  noctu  lucugue, 

[*)  Ebenso  schreibt  jetzt  auch  Ribbeck.] 


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300  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

ich  der  Aenderung  Bothes  fraier  mi  Sexte  vorziehe,  da  die  Interjection 
gerade  bei  salve  sehr  gewöhnlich  ist:  man  vgl.  Pomponius  49:  Mi  frakr^ 
salve,  r  0  soror^  salve,  mea,  wo  ßibbeck  seltsamer  Weise  den  Fehler  der 
Ed.  Pr.  des  Nonius:  Mihi  frater  salve  gut  heifst*).  Hier,  wo  gleich 
darauf  o  soror  mea  folgt,  kann  die  Entscheidung  gar  nicht  zweifelhaft 
sein,  aber  auch  anderwärts,  wo  ein  Verwandtschaftsname  folgt,  wird 
man  nur  den  Vocativ  mi  billigen  dürfen,  wie  bei  Ter.  Phorm.  254 
[ü.  1,  24]:  Mipatrue,  salve,  Plautus  Men.  1125  [V.  9,  66]:  Mi  gemianc 
gemine  frater,  salve  (obwohl  BCD  mihi):  ebenso  Poen.  V.  2,  79:  0  mi 
poptdaris,  salve,  90:  0  mi  hospes,  salve  mtdtum,  116:  Mi  patrue,  salve. 
Ich  habe  daher  auch  Merc.  947  [V.  2,  106]  salve,  mi  sodalis  Eutyche 
statt  salve  mihi,  sodalis  Eutyehe  verbessert  Auch  Eud.  1175  [TV.  4, 
131]  scheint  Salve,  mi  pater  insperate,  salve  (denn  so  ist  wohl  abzu- 
theilen)  durch  das  vorangehende  ßia  mea  salve  gesichert,  obwohl  hier 
der  Dativ  durch  Poen.  V.  4,  103:  salve  y  insperate  nobis  pater  sich  recht- 
fertigen läfst.  Sicher  ist  der  Dativ  bei  Virgil  Aen.  XI.  97 :  salve  aeter- 
num  mihi,  maaime  Pallas y  Aeternumque  vale,  wo  die  Lesart  mi  nur 
Versehen  der  Abschreiber  in  geringen  Handschriften  ist 

Afranius  383  würde  Nonius  die  Worte  apage  sis^   wenn  sie  am 
Ende  eines  Verses  gestanden  hätten,   weggelassen  haben:   sie  bilden 
also   offenbar    den   Anfang    eines    längern   Verses,    aber   nicht  eines      j 
tro|chäischen  Septenars,  denn  dies  gestattet  der  folgende  Vers  nicht,  830 
sondern  eines  iambischen  Octonars;  ich  lese: 

Apäge  te  sis:  olidam  tuam  animam  naribus  primoribus 
Vix  pertuli  edepol. 

Olidam  liegt  ganz  deutlich  in  den  Zügen  der  Handschriften  [diuam 
oder  cliuumj,  nicht  dir  am;  dann  habe  ich  in  vor  naribus  getilgt,  was 
sich  hier  kaum  vertheidigen  läfst.  Diese  Präposition  ist  überhaupt 
unzählige  Mal  am  unrechten  Orte  von  den  Abschreibern  angebracht 
Bei  Varro  de  L.  L.  VQ.  82  mufs  man  hoc  Ennii  quis  potest  intdle- 
gere  versu  significari  statt  inversum  significare  lesen.  In  der 
Khetorik  an  Herennius  IV.  55,  68  schreibt  Kayser:  a  rebus  consequen- 
tilms  aut  circuminstantibus  und  nachher  circuminspedans :  diese  fehler- 
haften Worte  müfste  man  beseitigen,  auch  wenn  sie  durch  alle  Hand- 
schriften geschützt  wären,  wie  überhaupt  die  Composita  mit  circum 
und  in  bedenklich  sind.  Weit  seltener  ist  ein  nothwendiges  in  unter- 
drückt, wie  bei  Ampelius  c.  14,  wo  es  von  Othryades  heifsen  mufs: 
tropaeum  suo  sanguine  inscripsit,  nicht  scripsü  [wie  auch  Wölfilin  hat]. 


[*)  In  der  2.  Bearb.  liest  R :  Mi  frater,  sälveto  I] 


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Zu  den  lateinisohen  Eomikem.  391 

Bei  Pomponius  86:  .  pdrtem  insipui,  condusi,  condepsui  liegt 
offenbar  der  Fehler  in  parkm;  vielleicht  ist  zu  schreiben:  Far  pd- 
tenae  insiptä,  conclusi,  condepsui.  Wahrscheinlich  war  von  der  Zu- 
bereitung des  Opferkuchens  bei  der  Hochzeit,  des  farreum,  die  Rede. 
Condusi  verstehe  ich  freilich  so  wenig  wie  bei  Pomponius  50  far  con^ 
eidüe,  [Bei  Kibbeck  lautet  das  Fragment  jetzt:  Farinam  insipui,  con- 
trusi,  condepsui] 

DaCs  Laberius,  wenn  er  einen  allgemeinen  Gedanken  in  zwei 
Senaren  vorträgt,  67.  68,  keinen  kopflosen  Vers  gebaut  haben  wird, 
lädst  sich  mit  Sicherheit  annehmen;  das  Einfachste  wäre,  für  nihü  zu 
schreiben  nihili,  wenn  nur  diese  dreisylbige  Form  bei  den  Komikern 
einige  Gtewähr  hätte.    Vielleicht  ist  zu  lesen: 

Enim  nil  refert,  nollem  ex  lanitia  Attica 
An  tSrgore  ex  hircorum  vestitum  geras. 

Im  zweiten  Verse  habe  ich  tergore  statt  pecore  verbessert:  denn  Rib- 
becks Conjectur  pectore  ist  ganz  unstatthaft*). 

Ein  kleines  Ungeheuer  von  einem  Verse  ist  Laberius  88 :  .  caput 
sine  lingud  pedari  .  .  .  sententia  est.  Hier  würde  also  im  Eingange 
ein  einsylbiges  kurzes  auf  einen  Vocal  ausgehendes  Wort  fehlen;  der- 
gleichen Worte  sind  aber,  so  viel  ich  weifs,  im  Lateinischen  ohne 
Ausnahme  enklitisch,  wie  que^  ce,  ve  u.  s.  w.  Freilich  der  Senar,  den 
Fleckeisen  herstellen  wollte,  ist  nicht  minder  verwerflich.  Ich  lese: 
Caput  (ut)  sine  lingua  pedari  (nimirum)  sententiast  Wer  an  der 
Stellung  der  Partikel  ut  Anstofs  nimmt,  könnte  die  Worte  umstellen: 
Sine  lingua  caput  pedari;  nimirum  ist  ausgefellen  wegen  der  Aehn- 
lichkeit  der  vorangehenden  Worte  in  mimo^^).  An  der  Genitivform 
pedari  nahm  Flöckeisen  ohne  Grund  Anstofs:  Plautus  gebraucht  pro^ 
letari  Mil.  Glor.  752  [HE.  1 ,  157]:  Ndm  proletart  (so  ist  statt  proletario 
831  zu  schreiben)  ser\mone;  in  einer  Inschrift  im  C.  I.  L.  Bd.I  Nr.  1213  steht 
cultrari,  ja  im  Mon.  Ancyr.  IV.  26  findet  sich  diese  Schreibart  bei 
einem  wirklichen  Adjectivum:  auri  coronari. 

Verfehlt  ist  auch  die  Messung  Laberius  90 :  .  dominus  noster  (6st) 
tua  luculentüate  cdptus,  was  also  ein  iambischer  Septenar  sein  soll; 
aber  dabei   hat  Kibbeck   die  Länge    des   u   in  der  Stammsylbe   von 


[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  schreibt  Ribbeck: 

Nihfln«  refert,  möllern  e  lanitia  'Attica 

An  p4core  ex  Mrto  crdssum  vestitiun  geras? 

indem  er  den  zweiten  Vers    nach  Marqnardt  gestaltet.] 

14)  Der  Titel  des  Mimus  Stricturae  ist  sicherlich  falsch,  vielleicht  ist  Scriptwra 
zu  schreiben. 


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392  Zu  den  lateinischen  Komikern. 


luculentitate  übersehen.  Es  sind  oflfenbar  zwei  trochäische  Halbverse*). 
Nicht   minder  fehlerhaft   ist    der   angebliche    iambische   Septenar  94: 

Amore   cecidi  tdmquam  UcUta  in  pelvim Mit  Hinzofugang 

eines  Buchstaben  gewinnen  wir  einen  tadellosen  Senar:  Ämore  ceüdi 
taniquam  hlaUa  in  pelluim,  Pdvis  war  eigentlich  dreisylbig:  denn 
es  ist  ein  Compositum  von  per  und  lavere.  Varro  bemerkt  ganz 
richtig  de  L.  L.  V.  119:  pdvis  pedeluis  a  pedum  lavatione^^).  Jeden 
Zweifel  aber  beseitigt  Velins  Longus  S.  2227  P.  [Bd.  VII  p.  65  der 
Gramm.  Lat.  ed.  Keil] :  et  a  pduendo  pduis  et  apud  antiquos  TQiavl- 
Idßcjg  peUuis,  quae  nunc  in  synaeresi  pdvis  dicitur.  Nur  dafe  er  wie 
auch  Nonius  S.  543  das  Wort  von  perluere  ableitet  Auch  bei  Caed- 
lius  134:  Pelvim  sibi  poposcit  ist  dreisylbige  Messung  möglich. 

Die  Stelle  des  Varro  de  L.  L.  VII.  107  f.,  wo  eine  Anzahl 
Glossen  ausNaevius  zusammengestellt  werden,  bietet  manches  schwierige 
Problem  dar.  Prtiebia  [Eibb.  Com.*  p.  19]  war  offenbar  die  übhche 
Schreibweise,  die  freilich  fehlerhaft  ist:  denn  das  Wort  ist,  wie  auch 
Scaliger  sah,  von  prohibere,  nicht  von  praehibere  abzuleiten:  man  darf 
aber  doch  nicht  proebia  schreiben,  da  wir  kein  Eecht  haben  den 
Constanten  Gebrauch  einer  todten  Sprache  zu  meistern.  Vielleicht 
erkannte  auch  Varro  trotz  der  falschen  Schreibweise,  von  richtigem 
Sprachgefühl  geleitet,  das  Etymon  des  Wortes  und  schrieb  nicht 
a  prad)endo,  sondern  a  prohibendo,  ut  sit  ttUus,  quod  sint  remedia 
in  collo  pueri  (so  ist  statt  pueris  zu  lesen).  Auch  bei  Pestus  wird 
praebia  erst,  wie  es  scheint,  (S.  234)  von  praebere,  dann  (S.  238)  nach 
Verrius  von  prohibere  abgeleitet  —  Wenn  es  dann  heifst:  in  Technieo: 
confiäanty  a  conficto  convenvre  dictum,  so  ist  mir  dies  völlig  unver- 
ständlich; Naevius  wird  confictant  convenire  gesagt  haben  [Ribb.  com.* 
p.  22] :    die   Abschreiber   haben    die  Worte   willkürlich   durcheinander 


[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  folgt  Ribbeck  Bothes  Herstellung: 
Dominus  lacal6ntitate  c&ptns  (est)  nostör  taa.] 

15)  In  meinen  Beiträgen  zur  lat.  Gramm.  I  [p.  56]  habe  ich  vergessen  zwei 
Stellen  aus  Varro  anzuführen  (die  ich  mir  seit  Jahren  notirt  hatte),  wo  sich  die 
alte  Ablativform  quod  für  quo  erhalten  hat,  nämlich  Y.  119:  vas  <»quarium  voctmt 
futim,  quod  in  tricUnio  cUlatam  aquam  mfundehatU,  d.  h.  'womit*  C=  unde);  weil 
man  den  Sinn  der  Varronischen  Worte  nicht  richtig  fafste,  ist  der  Archaismus 
unangefochten  gebheben;  dagegen  V.  118:  ab  eodem  est  appeUatum  trukum:  simüe 
enim  figura^  nisi  quod  laiius  est,  quod  concipiat  ctquam,  hat  man  quod  in  qjito 
geändert.  Ich  füge  noch  eine  dritte  Stelle  hinzu,  Vm.  21:  alius  a  regume,  quod 
ibi  emit,  ab  loma  lona:  hier  ist  ibi,  was  auf  Ephesus  gehen  wurde,  ein  ganz 
müfsiger  Zusatz,  und  ist  entweder  zu  tilgen  oder  quod  sibi  enUt  zu  lesen:  qitod 
ist  hier  dem  griechischen  Sd-ev  völlig  entsprechend  gebraucht. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  393 


geworfen,  wie  gleich  nachher,  wo  die  HandBchriften  dem  Naevius  fcf. 
Bibb.  Com.*  p.  24]  die  Worte  exbdas  aulas  quassant  geben,  aber  ich 
832 glaube,  die  Vulgata  in  Tunictdaria:  exlolas  quassant,  atUas  \  quae 
eiidufUur,  a  Oraeco  verbo  ixßoXtj  dictum  verdient  den  Vorzug.  So 
nannte  man,  wie  es  scheint,  den  Aosschufis  der  Töpferwaare:  quctssare 
helfet  'zerbrechen'. 

Ton  Idcinius  Imbrex  kennt  Kibbeck  [cf.  Com.*  p.  35]  nur  die 
Komödie  Neaera  und  ein  einziges  Bruchstück;  ich  füge  ein  zweites 
hinzu  aus  Nonius  S.  196:  Licinius  in  Marte:  pars  magna  laevis  dipea 
portarU  [cf.  Bibb.  CorolL  ed.  11  ConL  p.  XX],  Sehr  willkürlich  hat  man 
daraus  Licinius  Macer  gemacht  und  ein  Fragment  des  Historikers  zu 
finden  geglaubt;  freilich  dtirt  Nonius  den  Komiker  nicht  weiter,  aber 
dieser  Dichter  hat  überhaupt  keine  Beachtung  gefunden,  und  auch 
sonst  finden  sich  bei  Nonius  vereinzelte  Citate,  wie  gleich  S.  195  aus 
Memmius  ein  Hexameter  angeführt  wird**).  Uebrigens  meint  Nonius 
vielleicht  dasselbe  Stück  des  Licinius  wie  Gellius  [XTTT.  23, 16]:  es  mochte 
den  Doppeltitel  Mars  oder  Neaera  führen.  —  Den  Fragmenten  der 
Tragiker  [Kibb.  Trag.*  p.  232]  sind  ein  paar  anapästische  Verse  des 
Scaevas  (Memor)  hinzuzufügen  aus  Sergius  in  Donatum  IV.  S.  537  K., 
wo  Scaevus  geschrieben  ist  Die  arg  verdorbenen  Worte  scindimus 
(Ufas  veteri  palanctus  chisseis  genas  sind  wohl  so  herzustellen: 

Scindimus  acri  tenercts  planctu, 
CissSi,  genas. 

In  Caecilius  v.  218  schreibt  Bibbeck: 

hie  amet, 
Fämiliae  fame  perbitant,  ager  autem  stet  sentibus, 

statt  pereant  nach  Bothe's  Vorgang;  allein  der  Grammatiker,  dem  es 
nur  darum  zu  thun  war,  den  Gebrauch  des  Verbum  stare  zu  erläutern, 
würde  die  Worte  hie  amet,  wenn  sie  den  Schlufs  eines  Verses  gebildet 
hätten,  ganz  übergangen  haben  *^.  Vor  allem  aber  befremdet  der 
Plural  familiae,  der  in  diesen  Zusanmienhang  gar  nicht  pafst;  nur 
Bothe  hat  dies  gefühlt,  aber  seine  Conjectur  familia  ei  fame  perbitat 
trifft  nicht  das  Bechte,  ich  glaube  der  Dichter  schrieb:  Hie  amety 
fame  aliei  pereant,  ager  autem  stet  sentibus.    Dies  ward  in  familiae 


16)  Dieser  Vers  ist  so  zu  verbessern:  Ardua  nee  nitens  Fortunae  escen- 
äere  diva, 

17)  Diese  Grammatikor  lassen  in  solchen  Fällen  selbst  unentbehrliche  Worte 
aus:  bei  Afranius  v.  228  ergänze  ich: 

(miminvria) 

Eft  m6moriter,  com  venero,  confecta  at  offendam  (domi). 


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394  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

verderbt,  dann  aber  durch  ein  übergeschriebenes  fame  verbessert,  und 
daraus  entstand  durch  Ignoranz  der  Abschreiber  famüiae  fame.  Der 
Sinn  des  Verses  ist  klar:  'wenn  er  nur  seiner  liebe  nachhängen  kann, 
mögen  die  Anderen  vor  Hunger  sterben':  der  Dichter  gebraucht  die 
parataktische  Satzverbindung,  und  man  hat  nicht  nöthig  dum  hie 
amet  zu  schreiben  ^^). 

Wenn  Kibbeck  bei  Caecilius  221: 

egon  vitam  meam 
'Atticam  contendam  cum  istac  rusticana,  (mea)  Syra? 

schreibt,  so  ist  mea  ein  ganz  entbehrlicher  Zusatz,  man  verlangt  viel-  833 
mehr  [wie  auch  Eibbeck  in  der  2.  Bearb.  aufgenommen  hat]:  egon  vitam 
meam  'Asticam  contendam  cum  istac  rusticana  (tua),  Syra,  obwohl 
rustica  tua  noch  näher  liegen  würde.  Das  Adjectivum  astictis  gebraucht 
Cicero  de  Divin.  IL  64,  133  nach  Orellis  Verbesserung;  wahrscheinlich 
kam  das  Wort  in  der  Antiopa  des  Pacuvius  vor,  die  Cicero  dort  dtirt 
Ebenso  ist  es  nicht  zu  billigen,  wenn  Ribbeck  [Com.*  p.  82]  die 
Verse  des  luventius  bei  Varro  de  L.  L.  VI.  50  als  iambische  Senare 
betrachtet,  es  sind,  wie  auch  Müller  und  Andere  sahen,  trochäische 

Verse: 

Gaüdia  sua  si  omnes  homines  conferant  unum  in  locum, 
T4men  mea  exsuperet  laetitla. 

Mit  dem  Anfange  des  ersten  Verses  kann  man  Afranius  304  verglei- 
chen: Hui,  Tite,  tua  postprincipia  atque  exitus  vitiosae  vitae,  von 
Ribbeck  gleichfalls  zerrissen,  der  aufserdem  huic  schützt,  was  ich  mit 
hui  vertauscht  habe*).  Statt  tatnen  verlangte  Bothe  tam,  was  durchaus 
nicht  so  verwerflich  ist,  wie  Müller  meinte:  aber  das  auslautende  m, 
das  ja  nur  ein  phonetischer  Zusatz  ist,  der  an  den  alten  Instrumentalis 
herantrat^®),  ward  abgestreift:  man  mufs  tarne  sprechen,  und  diese 
Form  führt  Festus  [p.  360]  aus  den  Salischen  Liedern  an;  diese  Form  ent- 
spricht genau  dem  cume  desselben  Denkmales,  das  Ribbeck  erst  kürz- 


18)  In  etwas  anderer  Weise  mufs  bei  Pomponius  v.  10  nachgeholfen  werden, 
wo  Ribbeok,  indem  er  fac  uti  tractes  in  fae  ut  rem  tractes  verändert,  anderthalb 
Verse  gewinnt;  es  ist  vielmehr  uti  ganz  zu  tilgen: 

Böcco,  puriter  tac  tractee.  jf  lavi  iam  dadom  maniis. 
[*)  In  der  zweiten  Ausgabe  schreibt  Ribbeck:   haec,  taeUrrime,  Sunt  post- 
principia atque  ixitus  (tnalai)  uitiosae  vitae.] 

19)  Es  ist  entschieden  irrig,  wenn  Ribbeck  [Beitr.  zur  Lehre  von  den  lat 
Partikeln  p.  28  f.]  tam  für  eine  Accusativform  erklärt  und  meint,  tarnen  sei  mit 
dem  demonstrativen  en  zusammengesetzt  Ueber  die  demonstrativen  Partikeln  em 
imd  en,  die  nur  lautlich  verschieden  sind,  mufs  ich  Ribbeck  in  allen  wesentlichen 
Punkten  widersprechen,  doch  läfst  sich  dies  nicht  in  der  Kürze  begründen. 


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Zu  den  lateinisohen  Komikern.  395 


lieh  in  seinen  Beiträgen  zur  Lehre  Ton  den  lateinischen  Partikeln 
S.  27  durch  eine  sehr  verwegene  Coiyectur  cum  e  tonas  zu  beseitigen 
versucht  hat,  während  cume  mit  uhi  (eubi)  identisch  ist  Beide 
Formen  verhalten  sich  zu  einander  wie  oUamer  und  olläber,  s.  Beiträge 
zur  lat  Gramm.  I  S.  22  ff.  Vollends  imverständlich  ist  mir,  wenn 
Bibbeck  ebendaselbst  S.  23  die  Conjunction  quom  mit  der  Präposition 
cum  für  identisch  erklärt,  lediglich  verführt  durch  die  alte  Orthographie, 
die  auch  bei  der  Präposition  qu  anwendet,  wie  aetate  quom  parva 
oder  oina  quom  agro,  während  doch  die  lateinische  Präposition  mit 
avy  (^V,  ^ÖQy  xoivög)  identißch  ist 

Das  Fragment  aus  den  Synaristosae  des  Caecilius  197  £  ist  mir 
vollkommen  unverständlich;  ich  schreibe: 

Heri  vero  prospexisse  eumpse  ex  tegolis 
Et  nüntiasse  flammeum  expassnm  domi. 

statt  eum  se  . .  haec  (hec)  nuntiasset^^).  [Aehnlich  jetzt  auch  Ribbock], 
Es  schaut  einer  vom  Dache  des  Hauses  und  meldet,  dafe  er  auf  einem 
Nachbarhause  ein  rothes  Tuch  wahrnehme.  Caecilius  hat  wohl  römische 
Sitten  und  Bräuche  gerade  so  wie  Plautus  in  seinen  Stücken  einge- 
834  mischt:  in  Rom  mochte  |  man,  wenn  eine  Hochzeit  gefeiert  wurde, 
auf  dem  Hause  der  Braut  ein  rothes  Tuch  oder  Fahne  entfalten, 
obgleich  ich  nicht  im  Stande  bin,  diesen  Brauch  durch  ein  bestimmtos 
Zeugnifs  zu  belegen,  während  das  flammeum  als  bräutliche  Tracht 
sehr  häufig  erwähnt  wird. 

Bei  Turpilius  ist  v.  1  der  griechische  Name  Melesta  statt  Me- 
lexia  herzustellen  [wie  Kibbeck  in  2.  Bearb.  aufgenommen  hat] ;  v.  9.  10 
sind  nicht  trochäische,  sondern  iambische  Verse: 

Itast:  verum  haud  facilest  venire  illi,  ubi  sitast  sapientia. 
Spissdmst  iter:  adipisci  haud  potestur  nisi  cum  magna  miseria. 

ich  habe  potestur  statt  posse  geschrieben;  das  hypothetische  possem, 
das  Ribbeck  verlangt,  ist  hier  ganz  unzulässig.  —  V.  37 :  Ergo  edepol 
docta  dico:  quae  mulier  volet  ist  ergo  (ego)  zu  streichen,  da  dies  Wort 
nur  irrthümlich  aus  dem  Titel  der  Komödie  Demiurgo  wiederholt  ist; 
den  Vers  ergänze  ich:  Domo  edepol  docta  dico:  quae  mulier  volet. 
Domo  fiel  aus,  weil  bei  Nonius  modo  vorhergeht  —  V.  109 f.: 

Intercapedine  intorficior,  desiderio  differor: 

Toa  mihi  cupiditas,  suavitudo  et  mei  animi  exspectatio. 


20)  Eutnpse  scheint  auch  bei  Caecilius  v.  29  in  den  Zügen  der  Handschriften 
<le8  Nonius  [eum  ^simi  esse]  zu  liegen  [ebenso  schreibt  jetzt  Ribbeck] ,  während 
die  Anführung  bei  Cicero  [de  Sen.  8,  25]  auf  eine  andere  Reoension  zurückgeht: 
Soitire  ea  aetate  esse  se  odiosum  (uteri. 


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396  Zu  den  lateinischen  Komikern. 


Hier  schreibt  Ribbect:  Tu  mihi  [jetzt  Tu  es  mihi]^  GrautofF:  Tu  mea,  ich 
halte  keines  für  richtig,  sondern:  desiderio  differor  Tuo  mi  cupidiias: 
die  alten  Grammatiker  (s.  Neue  Formenlehre  II.  S.  135)  behaupten 
zwar,  dafs  mi  nur  mit  Masculinen  verbunden  werde,  aliein  im  Spät- 
latein ist  mi  soror  und  Aehnliches  ganz  gewöhnlich,  was  sicher  aus 
alter  volksmäfsiger  Gewohnheit  stammt  Auch  findet  sich,  wenn  mein 
GedächtniTs  mich  nicht  täuscht,  ein  ähnliches  Beispiel  bei  Plautus, 
nur  verdunkelt  wie  hier**). 

Titinius  22  ist  nothwendig  quae  statt  qui  zu  schreiben: 

Da  pensam  lanam :  quae  non*  reddet  tempori 
Putdtam  recte,  facito  ut  multetur  malo. 

In  dem  Fragmente  desselben  Dichters  34  sucht  Ribbeck  ohne  Aenderung 
auszukommen,  aber  es  ist  höchst  unwahrscheinlich,  dafs  der  Dichter 
einen  allgemeinen  Gedanken  auf  zwei  Verse  vertheilt  habe;  ich  lese: 
Formicae  per  pol  simil  est  rusticans  homo*).  DieTmesis  der  Präpo- 
sition per  rechtfertigt  Ter.  Hec.  58  [I.  1,  1]:  Per  pol  qu<im  paucos 
reperias.  Dann  habe  ich  vorgezogen  rusticans  zu  schreiben,  statt  mit 
Bitschi  persimilis  rusticust  homo  zu  lesen :  denn  in  dem  stmile  est  des 
Nonius  hat  Eibbeck  ganz  richtig  simil  est  erkannt,  wie  bei  Ennius 
[Ann.  329]  debil  homo,  bei  Plautus  [?]  Sicul  homo  (nicht  Sictde)  u.  a.  — 
Die  Worte  des  Titinius  78:  Dole  Uli  Über,  iracunda  haec  est  sind 
sicher  nicht  richtig  überliefert;  denn  dann  wäre  von  zwei  Frauen  die 
Bede,  während  offenbar  beide  Sätze  auf  dieselbe  Person  zu  beziehen 
sind.    Ich  lese: 

date  üico  hiber: 

Mconda  haec  est  g^ 

d.  h.  'gebt  augenblicklich  zu  trinken:  denn  sie  ist  zornig,  kann  keine 
Zögerung  vertragen.' 

Bei  Afranius  v.  91  haben  die  früheren  Kritiker  das  überUeferte 
Videt  facunde  in  Vide  ut  f.  verändert  und  dann  statt  des  Indicativs 
den  Conjunctiv  hergestellt.  Bibbeck  schreibt:  Viden  ut;  mir  scheint 
Lepide  H  facunde  contra  causaris  patrem  passender  zu  sei»;  doch 
läfst    sich   vielleicht   ein   anderes  Adverbiiun   finden,    das   der  h«id- 


21)  Die  Form  mi  leiten  die  Grammatiker  von  mius  (mens)  ab,  dann  v&re 
also  mi  soror  zu  vergleichen  mit  dem  griechischen  «5  räXav  oder  «3  fiüt,  was 
auch  in  der  Anrede  der  Frauen  gehraucht  wird.  Indefs  kann  mi  auch  aus  mis 
geschwächt  sein,  die  Dehnung  des  Yocals  wäre  dann  gerade  so  zu  erklären  wie  in 
firugi  statt  frugis, 

[*)  Die  Handschriften  des  Nonius  haben:  formicae  pol  persimile  est  rusticHS 
homo,    Ribbeok  schreibt:  Homo  formicae  pol  per  simil  est  rusHcus,] 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  397 

schriftlichen  Lesart  noch  näher  kommt  —  Ebd.  103  ist  zwischen  zwei 
Personen  zu  vertheilen:  A.  J.w,  mi  homo!  B.  immo  edepol  vos,  supre- 
mum  meum  concelebrantis  diem.  So  schreibe  ich  statt  concelebretis. 
Der  Andere  sagt:  'nicht  ich  bin  zu  beklagen,  sondern  vielmehr  ihr, 
wenn  ihr  mein  Leichenbegängnifs  feiern  werdet':  denn  dafs  dies 
süpremus  diese  Bedeutung  hat,  habe  ich  schon  früher  bemerkt,  s. 
Beitr.  z.  lat.  Gramm.  I  S.  145  [Anm.  1].  Ob  übrigens  diese  Worte  als 
AccusatiT  abhängig  yon  au  oder  als  Anrede  zu  fassen  sind,  läfst  sich 
nicht  sicher  entscheiden.  —  V.  188  müfste  man  lapsus  als  Substan- 
tivum  betrachten,  was  aber  hier  gar  nicht  pafst;  ich  schreibe  mit 
einer  leichten  Umstellung**)  der  Worte:  Nostrum  in  conventum  atU 
eonsessum  lapsum  ludumque  pekdcum.  Lapsum  ist  also  Verbum, 
und  ludusque  pettdcus  schliefst  sich  eng  an  consessus  an;  daher  ist 
an  der  Verbindung  out  —  qt^  kein  Anstofs  zu  nehmen.  Der  Titel  des 
Stückes  Ida  ist  allerdings  bedenklich,  aber  gewife  nicht  mit  Hertz  [doch 
vgl.  Jahrb.  f.  Philol.  1870  S.  760]  in  Iure  consuUa  zu  ändern;  eher  könnte 
man  Ira  vermuthen,  da  ^Ogyr)  auch  ein  Stück  des  Menandros  hiefs. 
Doch  über  die  Titel  der  römischen  Lustspiele,  unter  denen  sich  manche 
bedenkliche  finden,  kann  hier  nicht  in  der  Kürze  gehandelt  werden.  — 
Y.  315:  Ätpüer  est  vesds  inbecillus  viribus.  So  citirt  Bibbeck  auch  in 
seiner  vorhin  angeführten  Schrift  über  die  lateinischen  Partikeln  S.  10 
den  Vers  olme  alles  Bedenken;  aber  es  ist  vescus  zu  schreiben  [was 
Ribbeck  jetzt  auch  angenommen  hat],  und  so  steht  bei  Philargyrus, 
der  den  Vers  anfuhrt,  um  zu  beweisen,  dafs  vescus  so  viel  als  'mager' 
(niacer)  sei*^). 


22)  Im  allgemeinen  ist  allerdings  bei  Festus  die  Wortfolge  gut  überliefert 
und  daher  von  diesem  Mittel  nur  vorsichtig  Gebrauch  zu  machen.  Bei  Afi*aniu8 
V.  415  restituirt  ScaUger  durch  Umstellung  einen  Senar,  ich  vermuthe  eher  den 
Ausfall  eines  "Wortes:  Inscrthat  aliquis  ocitis  in  osüo  arse  verse.  Bei  Paulus  sind 
die  citirten  Stellen  öfter  abgekürzt. 

23)  Zu  den  Zusammensetzungen  mit  der  Partikel  ve  müssen  alte  Grammatiker 
auch  vafer  gezählt  haben ,  wenigstens  der  Africaner  Nonius  [p.  12  Gerl.]  scheint  vafer 
80  aufzufassen:  denn  nach  seiner  Erklärung  ist  vafrum  so  viel  als  valde  Afrum, 
wobei  er  nxu*  übersehen  hat,  dafs  das  a  in  Afer  lang,  in  vafer  kurz  ist  Freilich 
ist  dies  auch  Anderen  begegnet,  indem  man  Africani  als  lonicus  hat  messen  wollen. 
Auch  Ribbeck  scheint  über  die  Prosodie  nicht  recht  im  Klaren  zu  sein,  da  er  bei 
Poraponius  139  Tergum  varium,  Unguam  väfram  mifst,  wenigstens  im  "Widerspruch 
mit  den  sonst  von  ihm  beobachteten  Grundsätzen.  [Jetzt  schreibt  er:  Tergum  varium 
linguäm  vafram,]  Ich  behaupte  zwar,  dafs  die  Anfänge  dieser  Ver- 
längerung auf  volksmäfsigen  Gebrauch  zurückzuführen  sind  und  dieselbe  auch  der 
alten  Komödie  nicht  fremd  war,  aber  hier  wird  wohl  linguamque  vafram  zu 
schreiben  sein;  der  Vers  ist  anapästisch  zu  messen. 


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398  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

Afranius  379flf.:  836 

Si  possent  homines  delenimentis  capi, 
Omnes  haberent  nunc  amatores  anus. 
Aetäs  et  corpus  tenerum  et  morigeratio, 
Haec  sunt  venena  formosarom  mulierom : 
Mala  aetas  nulla  delenimenta  invenii 

Lucian  Müller  [Jahrb.  für  Philol.  1867  p.  503]  verfangt  hier:  est  morige- 
ratio,  indem  er  morigeratio  für  gleichbedeutend  mit  delenimenta  eAlärt; 
nun  gehört  freilich  die  morigeratio  zu  den  delenimenta  oder  venena 
der  Frauen,  ist  aber  defshalb  so  wenig  wie  aetas  oder  corpi^  tenemm 
synonym  mit  delenimenta;  auch  hat  der  Kritiker  nicht  bedacht,  dafe, 
wenn  er  v.  3  in  dieser  unzulässigen  Weise  ändert,  der  folgende  Vers 
vollkommen  müfsig  sein  würde.  Nicht  besser  gelungen  ist  der  Tor- 
schlag desselben  Kritikers  [p.  492]  bei  Afranius  v.  52  statt  0  dignum 
facinus  entweder  dirum**')  oder  stygium  zu  schreiben:  den  Sprach- 
gebrauch der  Komiker  kannte  Delrio,  wenn  er  [zu  Sen.  Hippel  620] 
0  in  dignum  facinus  verbesserte,  obwohl  sich  auch  dignum  verthei- 
digen  läfst,  wenn  man  es  in  ironischem  Sinne  fafst 

Mit  den  Bruchstücken  der  lateinischen  Tragiker,  die  L  Müller 
an  derselben  Stelle  der  Jahrbücher  1867  S.  483  ff.  behandelt,  ist  es 
ihm  nicht  besser  geglückt  Die  'Sammelsurien',  wie  der  Titel  des 
Aufsatzes  lautet,  sind  eine  Art  Ausverkauf  kritischer  Collectaneen,  und 
wenn  uns  da  verheifsen  wird,  der  Kritiker  'bringe  lauter  exquisite 
Sachen,  gegen  welche  nicht  einmal  Zoilus  etwas  einzuwenden  haben 
dürfte',  so  darf  man  es  mit  diesen  stolzen  Worten  nicht  so  genau 
nehmen.  In  dem  Verse  des  Accius  (297) :  'Apud  abundantem  antiqwm 
amnem  et  rapidas  undas  Inachi  soll  antiquam  mit  Argivam  vertauscht 
werden;  allein  antiqua  amnis  heifst  der  Inachus,  weil  er  ein  alt- 
berühmter, sagenreicher  Flufs  war,  dessen  Ursprung  der  Tragiker 
Sophokles  unmittelbar  aus  den  Quellen  des  Okeanos  ableitet;  mit 
gleichem  Bechte  könnte  man  auch  Virgil  Aen.  I.  530:  Est  locus,  Ilespe- 
riam  Graii  cognomine  dicuni^  Terra  antiqua,  potens  armis  atque  übere 
glcbae  anfechten.  In  dem  Verse  des  Ennius  (277):  More  antiquo 
audibo  atque  auris  tibi  contra  utendas  dabo  schreibt  Müller,  um,  wie 
er  sagt,  die  leere  Tautologie  zu  beseitigen,  tu  ibi  .  .  dato,  Preilich 
ist  audibo  hier  entbehrlich,  aber  die  Tautologie  ist  nicht  nur  eine 
durchgehende  Eigen thümlichkeit  der  archaischen  Sprache,  sondern  der 


24)  Dirus  ist,  so  viel  ich  weifs,  den  Komikern  ganz  fVemd,  bei  Flautns  bat 
man  es  nur  durch  eine  verfehlte  Conjectur  herzustellen  versucht 


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Zu  den  lateinischen  Eomikem.  399 


Dialog  der  dramatischen  Poesie  hat  sich  allezeit  die  Freiheit  genommen 
ein  entbehrliches  Wort  hinzuzufügen,  einen  Gedanken  zu  wiederholen, 
der,  wenn  man  streng  urtheilt,  nur  dazu  dient,  den  Vers  zu  füllen. 
WoDte  man  dies  Alles  corrigiren,  dann  könnte  man  ganze  Bände 
dieser  Jahrbücher  mit  Sammelsurien  füllen.  Hier  nun  wird  durch 
jene  Conjectur  zwar  die  Fülle  des  Ausdrucks  beseitigt,  aber  dafür 
etwas  Widersinniges  hineingebracht:  denn  dies  würde  heifsen:  'ich 
837  werde  dich  |  anhören,  und  in  demselben  Momente  sollst  du  zuhören', 
d.  h.  also  Beide  hören  zu,  während  Keiner  spricht.  Ein  entschiedener 
Mifsgriff  ist  es,  wenn  in  Pacuvius  Antiopa  Fr.  7  v.  11  geschrieben  wird: 
FrugSs  frendeho  solido  saxi  robore,  wo  das  Futurum  unangemessen, 
sciido  ganz  müfsig  ist,  während  sola  yöllig  tadellos  erscheint,  da  durch 
die  Einsamkeit  die  Schwere  der  harten  Dienstbarkeit  gesteigert  wurde. 
In  den  anonymen  Versen  bei  Charisius  S.  287  K.  (ine.  ine.  199) 
schreibt  Müller:  Qtwd  extudisti  saucios  patrio  lare  statt  extulisii 
(Ribbeck  exptdistt)]  in  der  Komödie,  wenn  einer  hinausgeprügelt 
wird,  könnte  man  sich  diesen  Ausdruck  zur  Noth  gefallen  lassen;  in 
der  Tragödie  (und  auch  Müller  hält  diese  fest)  ist  solche  Bohheit  des 
Ausdrucks  unerträglich. 

Dagegen  wird  Müller  auf  einmal  feinfühlend,  wenn  er  in  der 
Stelle  des  Varro  [bei  Nonius  p.  93  Gerl.]  de  vita  P.  R.  [I.  19  Kettner] : 
quibus  temporibus  in  sacris  fabam  iactant  nodu  ac  dicunt  se  lemurios 
domo  extra  ianuam  eiicere  an  der  Derbheit  des  volksmäfsigen  Ausdrucks 
und  zugleich  an  dem  'dicken  Aberglauben'  sich  ärgert,  wahrscheinlich 
nur  defshalb,  weil  er  niemals  diesem  dunkeln,  aber  interessanten  Gebiete 
des  Volkslebens  besondere  Aufinerksamkeit  geschenkt  hat.  Die  Bohne  ist 
den  Unterirdischen  geweiht;  dazu  gab  wohl  die  dunkle  Farbe  der  Frucht 
den  ersten  Anstofs,  defshalb  heifsen  ja  auch  die  Bohnen  bei  den  Griechen 
xttr^of  d.  i.  xtwoi  (yd^avoi)  mit  Lautwandel  zwischen  ii  imd  v,  der  auch 
sonst  vorkommt  Man  glaubte,  dafs  die  Geister  der  Abgeschiedenen 
mittels  der  Bohnen  aus  der  Unterwelt  an  das  licht  des  Tages  gelangten. 
Bekannt  ist  der  bald  dem  Orpheus  bald  dem  Pythagoras  zugeschriebene 
Vers:  lo6v  xoi  yrdjLiovg  re  (payeiv  lucpaldg  re  tct/j^ojv,  der  wahrschein- 
lich dem  Pythagoreischen  Jcpig  Xöyog  angehört;  hier  war,  was  man 
übersehen  hat,  die  Begründung  hinzugefügt: 

^^vxfjg  ai^ri(ov  ßdaiv  ^ftfjievm  ^(f*  ävaßa&fjidv 
'jEI  uttJtto  dofAtJVj  Srav  adyag  eiaavioMnv 

(SchoL  IL  N  589,  wo  cpvxfjg  .  .  elg  l4:t6ao  ddfxov  .  .  avyaaig  äviioaiv 
geschrieben).  Ganz  ähnlich  lautet  in  den  Pythagoreischen  Symbolen  die 
Begründung  der  Vorschrift  xta^cüv  äuix^od-ai  *  ^tiXai  ydq  elaiv  yiidovy 


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400  Za  den  lateinischen  Eomikem. 

was  Göttüng  [Gesammelte  Abhandlungen  L  309]  mit  Unrecht  verwirft; 
das  Verbot  ist  wörtlich  zu  verstehen  **).  Wie  die  Priester  keine  Bohnen 
essen  durften  (s.  SchoL  H.  a.  0.),  so  enthielten  sich  auch  Orphiker  und 
Pythagoreer  dieser  Speise,  wie  sie  überhaupt  eine  streng  ger^lte, 
priesterliche  Lebensweise  führten;  doch  fragt  sich,  ob  dieses  Verbot  ganz 
unbedingt  galt;  vielleicht  war  es  nur  auf  bestimmte  Zeiten  und  Tage 
beschränkt**);  damit  wäre  auch  die  scheinbar  widersprechende  Ueber- 
lieferung  des  Aristoxenos  wohl  vereinbar,  dafs  Pythagoras  gerade 
diese  Speise  besonders  geliebt  habe  (Gellius  IV.  11,  4).  Die  altitali-8^ 
sehen  Stämme  stimmen  auch  in  diesem  Aberglauben  mit  den  Hellenen 
überein;  die  lupini  galten  als  ferales  (s.  Calpumius  Ecl.  3,  82),  der 
Flamen  dialis  darf  sie  daher  nicht  berühren,  wohl  aber  werden  sie 
bei  Todtenopfem  angewandt,  zumal  an  den  LemuraUen,  wie  Ovid  Fast 
V.  419  ff.  ausführlich  berichtet,  und  darauf  bezieht  sich  auch  jene 
Varronische  Stelle.  Man  nahm  schwarze  Bohnen  in  den  Mund,  die 
man  dann  hinter  sich  warf,  indem  man  durch  das  Haus  schritt,  und 
sprach:  haec  ego  mitto,  his  redimo  meque  meosqae  fabis,  wie  Ovid 
sich  ausdrückt  Man  erkennt  deutlich,  es  ist  ein  Opfer,  welches  die 
umgehenden  Geister  beruhigen  und  sie  wieder  zur  Unterwelt  geleiten 
soll,  und  so  konnte  Varro  mit  directer  Beziehung  auf  das  iacere  fabam 
sagen:  lemurtos  domo  extra  ianuam  eiicere:  es  liegt  gar  kein  Grund  vor, 
an  der  üeberlieferung  zu  rütteln  und  mit  Müller  eiicere  zu  verlangen.  — 
In  einer  andern  Stelle  [Non.  p.  342  GerL]  aus  dem  vierten  Buche  der 
Schrift  Varros  de  vita  P.  JR.  [2  E.] :  ipsa  ItcUtae  oppida  sunt  vasiata^  quae 
pritis  fuerunt  hominum  referta,  erklärt  Müller  den  Ausdruck  vastata 
für  'abgeschmackt,  für  unvernünftig'  und  corrigirt  sunt  vasta.  Diese 
Conjectur  beruht,  wie  so  viele  heutzutage,  auf  falscher  Uebersetzung; 
Müller  übersetzt  nämlich:  'selbst  die  Städte  Italiens  sind  verwüstet, 
die  früher  volkreich  waren',  und  indem  er  folgert,  diese  Verwüstungen 
könnten  sich  nur  auf  den  ersten  Bürgerkrieg  beziehen,  dessen  Spuren 
längst  verwischt  waren,  als  Varro  diese  Bücher  schrieb,  meint  er  die 
Nothwendigkeit  seiner  Aenderung  erwiesen  zu  haben.  Allein  vastaia 
sunt  heifst  'sie  sind  verödet  worden'  oder  'sind  verödet'  (vasta  facta 
sunt)^  und  dies  in  vasta  zu  corrigiren  liegt  gar  kein  Grund  vor,  zumal 
bei  einem  abgerissenen  Bruchstück,  wo  wir  über  den  Zuswnmenhang 


25)  Die  Beziehung  auf  das  Bohnenloos  und  die  Demokratie  ist  eine  später 
crsonnene  willkürüche  Deutung. 

26)  Auch  bei  uns  untersagt  der  Volksglaube  während  der  zwölf  Nächte  den 
Genufs  der  HülsenMchte;  ebenso  soll  man,  wenn  man  Bohnen  oder  Erbsai  siet, 
nicht  von  diesen  Früchten  essen. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  401 


nicht  genauer  unterrichtet  sind*').  —  Während  Müller  sonst  Tautologien 
durch  Coirecturen  zu  entfernen  sucht,  bringt  er  anderwärts  ganz  müfsige 
Worte  vermuthungsweise  in  den  Text,  wie  bei  Varro  de  vita  P.  R  IV. 
15  K.:  eoque  pecuniam  magnam  consumpsisset,  quod  arci,  quos  summa 
opere  fecerat,  fessi  ponäere  diu  facti  celeritm'  corruissent,  indem  er 
[p.  491]  defecti  statt  diu  facti  verlangt.  Aber  die  Bogen  sind  offen- 
bar nicht  durch  ihr  eigenes  Gewicht,  sondern  durch  die  auf  ihnen 
ruhende  Last  eingestürzt:  ich  schreibe  fessi  pondere  rivi  facti  celeriter: 
es  ist  von  einer  Wasserleitung  die  Rede ,  rivus  ist  der  über  den  Bogen 
erbaute  Canal.    Aufserdem  ist  wohl  auch  consumpsisse  zu  lesen. 

Weit  gröfser  ist  die  Willkür,  mit  der  L.  Müller  [p.  507  ff.]  ein 
poetisches  Fragment  aus  der  Varronischen  Satire  Dolium  [p.  117,  11  R.] 
behandelt,  welches  er  schon  früher  [de  Re  Metr.  p.  147]  in  anapästische 
h:^  Tetrameter  einzuzwängen  versucht  hat.  |  Dafs  gleich  der  erste.  Vers  nichts 
weniger  als  elegant  ist,  ward  bereits  von  anderer  Seite  erinnert,  und  Müller 
benutzt  diesen  Anlafs,  um  eine  nicht  gerade  artige  Vorlesung  über  Artig- 
keit zu  halten.  lieber  das  anapästische  Versmafs  finden  sich  schon  bei 
den  lateinischen  Metrikem  recht  verständige  Bemerkungen,  wie  eben  über 
die  Diärese  und  über  die  Behandlung  des  pes  dexter  und  pes  sinister, 
Müller  hat  sie  so  wenig  beachtet,  wie  er  sich  um  die  Praxis  der  grie- 
chischen Dichter  kümmert;  es  wäre  ganz  vergebliche  Mühe  dabei  zu  ver- 
weilen. Müller  behauptet,  es  sei  'auch  einem  Blinden  klar',  dafs  Varro 
nicht  die  Welt  oder  den  Himmel,  sondern  das  Feuer  als  das  AU  bezeichnet 
habe.  Nun  steht  freilich  mit  klaren  Worten  bei  Varro :  mundus  domus 
est  maxima  homuUij  während  keine  Spur  vom  Feuer  wahrzunehmen 
ist;  nicht  einmal  in  der  Lücke,  die  auch  Müller  annimmt,  soll  es 
erwähnt  gewesen  sein,  sondern  da  war  von  der  Sphärenharmonie,  von 
dem  ätherischen  Dufte  und  andern  schönen  Sachen  die  Rede;  nichts- 
destoweniger streicht  Müller  mundus,  um  so  für  das  unsichtbare  Feuer 
Eaimi  zu  gewinnen.  Nach  seiner  Ansicht  hätte  Varro  das  Feuer  die 
Behausung  des  Menschen  genannt,  domus  ma^ma  homuUi,  allerdings 
sehr  kühn,  da  bekanntlich  der  Mensch  kein  Salamander  ist;  nun  el 
fitj  (pcloacHpoc  P^aav,  ovöiv  ?pf  Sv  ztov  yqaiiiicn;i/.üv  fxwq&veqov.  Probus 
sdireibt  zu  Virgü  [EcL  6,  31  p.  18  K.]:  sin  vero  caelum  pro  igni  in  his 
versibus  (des  Virgil)  intellexerimus ,  quem  eundem  mundum  et  yuiafxov 

27)  Dafs  der  erste  Bürgerkrieg  zu  verstehen  sei,  gründet  sich  eben  nur  auf 
die  falsche  üebersetzung;  aber  es  steht  nichts  im  Wege,  sobald  man  die  Worte 
richtig  versteht,  an  den  Krieg  zwischen  Caesar  und  Pompejus  zu  denken,  indefs 
sind  bei  einem  abgerissenen  Bruchstück  alle  Vermuthungen  über  den  Zusammen- 
hang unsicher:  denn  Varro  konnte  auch  vom  Bimdesgenossenkriege,  der  Italien  so 
tiftfe  Wunden  schlug,  sich  so  mit  vollem  Rechte  ausdrücken. 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.     I.  26 


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402  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

dictum  probat  Varro,  Müller  macht  hier  die  feine  Bemerkung*^),  da 
bekanntlich  caelum  ein  Neutrum  sei,  so  müsse  selbst  ein  Blinder  sehen, 
dafs  qiiem  sich  auf  ignem  beziehe;  dieses  Argument  wird  auf  einen 
flüchtigen  Leser,  zumal  es  durch  das  beliebte  Kraftwort  unterstützt 
wird,  Eindruck  machen;  bei  mir  bleibt  es  wirkungslos,  da  ich  schon 
als  Schüler  gelernt  habe,  dafs  in  solchen  erläuternden  Relativsätzen, 
wo  durch  esse,  dicere  u.  s.  w.  eine  nähere  Bestimmung  hinzugrfogt 
wird,  das  Pronomen  sich  ebenso  wohl  nach  dem  folgenden  als  nach 
dem  vorhergehenden  Nomen  richten  kann,  wie  Aspice  hoc  sublime 
candens,  quem  invocant  omnes  lovem  oder  Thehae^  quod  BoeoHae 
Caput  est,  Probus  konnte  ja  ebenso  gut  die  Worte  so  ordnen:  sin 
vero  caelum,  quem  eundem  mundum  et  vudafiov  dictum  prohat  Varro, 
pro  igni  in  his  versibus  inteUexerimus ,  aber  weil  ein  längeres  Citat 
folgt,  zieht  er  der  Deutlichkeit  halber  jene  Wortstellung  vor,  und 
wiederholt  dann  nochmals  den  Vordersatz:  si  ergo  caelum  pro  igni 
acceperimus.  So  hat  also  lediglich  die  ünkenntnifs  jenes  Sprach- 
gebrauchs**) die  falsche  AufEassimg  der  Stelle  |  veranla&t  Der  stoisi-s*) 
rende  Probus  versteht  allerdings  bei  Virgil  imter  caelum  das  Peuer, 
aber  die  Stelle  des  Varro  führt  er  nicht  zur  Bestätigung  seiner  Deutung 
an,  sondern  um  zu  erweisen,  dafs  caelum,  mundus,  TLÖOfdog  identische 
Ausdrücke  sind.  —  Die  Stelle  des  Varro  ist  aus  Versen  und  Prosa 
gemischt,  aber  die  Grenzlinie  zu  bestinmien  ist  schwer:  denn  seplasia 
feiet  klingt  zwar  wie  das  Ende  eines  Verses,  ist  aber  im  Uebrigen 
ganz  prosaisch.  Das  Folgende  ist  deutlich  ungebundene  Rede:  ei 
(dies  ist  ausgefallen)  appellatur  a  caekctura  u.  s.  w.  Nach  bigas 
acceptat  bricht  die  Rede  sichtlich  ab;  man  erwartet,  da  vom  Thier- 
kreise  die  Rede  ist,  neben  dem  Monde  auch  die  Erwähnung  der  Sonne, 
etwa:  Ugas  acceptat  (niveas  Sdisque  quadrigas).  Aber  alle  soldie 
Vermuthungen  sind  doch  höchst  unsicher;  Varro  steigt  oflFenbar  mit 
jähem  Sprunge  von  der  idealen  Höhe  zur  gemeinen  Wirklichkeit  herab^ 


28)  Bei  Varro  in  den  Eumeniden  [p.  131,  8  R.]  verbessert  Müller  [p.  495] 
en  domum  in  in  domu ,  weil  das  Verbum  exaudio  auf  einen  geschlossenen  Raum 
deute,  aus  dem  das  Geräusch  drang.  An  solchen  trügerischen  Schlüssen  sind  die 
Sammeburien  reich,    üebrigens  müfste  es  dann  doch  wohl  danU  heifsen. 

29)' Proben  dieser  ünbekanntschaft  zeigen  sich  auch  anderwärts:  so  z.  B.  in 
der  Glosse  des  Nonius  8. 458  [p.  311  G.] :  virgines  non  soltim  feminae  dicuniur,  rerum 
etiam  pwm  investes,  verlangt  Müller  für  das  letzte  Wort  inberhes,  eine  Coiyectur,  auf 
deren  Priorität  sogar  noch  Andere  Anspruch  erhoben  haben.  Diese  Kritiker  huinten 
also  das  altlateinische  Wort  investis  nicht,  obwohl  Nonius  selbst  sie  vor  diesem 
Mifsgriflfe  bewahren  konnte,  der  S.  45  [p.  31  G.]  schreibt:  invesUs  dicuntur  inpu- 
heres  u.  s.  w.    Man  vergl.  auch  Rofsbach  Rom.  Ehe  S.  275. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  403 


er  kann  also  auch  eben  hier  rasch  abgebrochen  haben,  um  eine  Be- 
ziehung auf  die  unmittelbare  Gegenwart  anzubringen.  In  der  Gens 
Postumia  war  der  Dienst  der  Diana,  wie  die  Münzen  bezeugen,  seit 
alter  Zeit  üblich,  und  so  konnte  Varro  wohl  sagen,  der  Mondgöttin 
mifsfalle  Posiumi  seplasia,  wenn  wir  auch  nicht  wissen,  was  es  mit 
diesem  Scherz  für  eine  Bewandtnifs  hatte.  Die  beiden  ersten  Verse 
[p.  117, 12.  13  R]  sind  übrigens  gar  nicht  Anapästen,  sondern  Askle- 
piadeen  mit  Synkope  im  vorletzten  Fufse: 

Sio  mnndos  domns  est  maxima  homulli, 
Quam  qninque  altitonae  fragmine  zonae 
Cingunt. 

Denn  irrig  hat  man  v.  1  sie  dem  Probus  gegeben.  Steht  so  das  Metrum 
fest,  so  kann  doch  in  v.  2  die  Fassung  des  Gedankens  nicht  richtig 
sein;  die  bisherigen  Versuche  konnten,  schon  weil  man  das  Versmafs 
nicht  erkannt  hatte,  nicht  gelingen:  offenbar  liegt  hier  eine  stärkere 
Verderbnifs  vor.     Varro  schrieb  wohl: 

Quam  quinque  altisono  cardine  zonae 
Cingunt, 

wobei  demselben  der  bekannte  Vers  aus  der  Andromacha  des  Ennius 
[82  R  ==  119  V.]:  Scieptum  altisono  cardine  templum  vor  Augen  war. 
Cardo  ist  gleichsam  Uebersetzung  des  griechischen  TtdXog  und  wie  dieses 
vieldeutig;  hier  bei  Varro  ist  cardo  entweder  die  Kreisform,  welche  die 
den  Himmel  umgebenden  Zonen  bilden,  so  dafs  jeder  Zone  ihr  cardo 
zukommt,  oder  das  Himmelsgewölbe  selbst;  dann  sagt  Varro:  'die  fünf 
Zonen  umgeben  des  Menschen  Behausung  mit  dem  hohen  Hinunels- 
gewölbe',  und  ganz  in  demselben  Sinne  ist  der  Ausdruck  auch  bei 
Ennius  zu  fassen;  wenn  hier  der  Vers  0  pater,  o  patria,  o  Priami 
domus  vorhergeht,  und  dann  die  ehemalige  Pracht  dieses  Palastes  ge- 
schildert wird,  sieht  es  freilich  so  aus,  als  wäre  von  einem  Theile 
^1  dieses  Fürstenjhauses  die  Rede,  imd  der  von  Säulenhallen  umgebene 
Vorhof  mit  dem  Altar  in  der  Mitte  konnte  wohl  templum  genannt 
werden;  allein  saeptum  altisono  cardine  ist  mit  dieser  Auffassung  unver- 
einbar: der  Vers  kann  nur  als  ein  Ausruf  betrachtet  werden.  Andro- 
mache  richtet  ihre  Klagen  an  den  Hinunel:  diesen  konnte  der  Dichter 
passend  einen  Tempel  von  hohem  Gewölbe  umschlossen  nennen;  nicht 
unähnlich  sagt  Naevius  bei  Varro  VU.  7  [Bothe  Poetae  Seen.  Lat.  V. 
2,  27] :  hemisphaerium  tibi  concha  caerula  saeptum  stat  (denn  so  wird 
wohl  dieser  Vers  zu  schreiben  sein).  [Die  Handschriften  haben  cuncha, 
cotiea  u.  ähnL;  femer  lesen  sie  cerulo  und  cherulo.]  Doch  ich  kehre 
jetzt  von  dieser  Parekbasis  zu  Ribbeck  und  den  Fragmenten  der  Ko- 
miker zurück. 

26* 


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404  2u  den  lateinischen  Komikern. 


Afranius  104  fit: 

quis  tu  es  ventoso  in  loco 
Sole&tos,  intempesta  nootu  sub  divo 
Aperto  capite,  silices  com  findat  gelus? 

Dies  handschriftliche  sub  divo  veränderte  Mercier  in  sub  dio,  damit 
wird  aber  der  metrische  Fehler  nicht  gehoben,  da  auch  in  dieser  Wort- 
fonn  das  i  seine  natürliche  Länge  wahrt,  wie  Lachmann  zu  Lucr. 
S.  227  erinnert.  Aber  ich  halte  den  Ausdruck  überhaupt  für  unzu- 
lässig: denn  bei  Afranius  ist  von  der  tiefen  Nacht  die  Rede,  damit 
aber  ist  der  Ausdruck  sub  dio  (divo)  nicht  vereinbar.  Wir  sind  gewohnt, 
diese  Formel  durch  'im  Freien'  wiederzugeben,  aber  sie  bezeichnet 
eigentlich  'beim  hellen  lichte  des  Tages';  daher  bei  Plautus  Most  765 
pU.  2,  78]  sub  diu  im  Ambrosianus  durch  das  Glossem  sub  sde  ver- 
drängt ist  Die  Herrschaft  des  Lichtgottes  luppiter  erstreckt  sich 
eigentlich  nur  über  den  Tag,  in  der  Nacht  walten  andere  Gottheiten. 
Daher  heifst  fulgwr  dium  (diurnum)  ein  Blitz,  den  luppiter  sendet, 
ftdgur  summanum  geht  von  dem  nächtlichen  Gotte  Summanus  aus, 
fulgur  provorsum  (ein  Ausdruck,  den  ich  nicht  recht  verstehe),  wenn 
man  nicht  recht  wufste,  ob  der  Zeitmoment  der  Nacht  oder  dem  Tage 
angehöre.  Daher  kann  ich  auch  die  sonst  sehr  scheinbare  Vermuthung 
Ribbecks  sub  love  nicht  billigen:  denn  abgesehen  davon,  dafe  dieser 
Ausdruck  der  Komödie  fremd  gewesen  zu  sein  scheint,  dürfte  derselbe 
hier,  wo  von  der  Mittemachtstunde  die  Rede  ist,  ebensowenig  ange- 
messen sein.  Man  wird  mir  den  bekannten  Vers  des  Horaz  ent- 
gegenstellen :  manet  sub  love  frigido  Venator  tenerae  coniugis  immemorf 
was  schon  die  alten  Scholiasten,  dann  die  neueren  Erklärer,  soweit  sie 
mir  augenblicklich  zugänglich  sind,  einstimmig  vom  Uebemachten  unter 
freiem  Himmel  verstehen^®);  aber  damit  ist  ja  das  Folgende  ganz  unver- 
einbar: Seu  visa  est  catulis  cerva  fidelibus  Seu  rupit  teretes  Marsus 
aper  piagas :  denn  dann  würden  ja  zwei  ganz  unvereinbare  Situationen 
vom  Dichter  in  höchst  ungeschickter  Weise  verbunden,  die  nächtliche 
Ruhe  und   das  Verfolgen  des  Wildes'*).     Am  frühen  |  Morgen  zieht  S42 


30)  Die  Stelle  Ciceros,  auf  welche  man  sich  gewöhnlich  beruft,  Tusc.IL  17,40 
mufs  wohl  so  verbessert  werden:  pernoctant  venatores  in  nive,  in  montibta  uri  se 
patirmtur  pruina  (die  Handschriften  inde). 

31)  Es  ist  mögUch,  dafs  die  falsche  Kritik,  die  im  Horaz  ihr  Unwesen 
treibt,  eben  defshalb  an  dieser  Stelle  Anstofs  genommen  hat:  denn  ich  ersehe  aus 
der  Anmerkung  von  0.  Keller,  dafs  Hanow  und  Linker  diese  beiden  Verse  als 
Interpolation  ausscheiden  wollen;  aus  welchem  Orunde  weifs  ich  nicht:  die  Aign- 
mente,  welche  Gruppe,  der  die  Verse  ebenfalls  verdächtigt,  im  Minos  S.  302  vor- 
bringt, sind  ganz  hinfällig. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  405 

der  Jäger**)  aus  und  wartet  geduldig,  bis  er  das  Wild  erblickt,  nicht 
achtend  der  kalten  frischen  Morgenluft.  So  darf  man  also  diese  Stelle 
nicht  benutzen,  um  in  sub  love  frigido  eine  Beziehung  auf  die  nächt- 
Dche  Zeit  zu  finden.  Eher  kann  man  sich  auf  eine  andere  Stelle  des 
Horaz  berufen,  m.  10,  7:  et  positas  ut  glaciet  nives  Furo  numine 
luppUer.  Aber  dieser  Gebrauch,  wo  luppiter  als  Herr  des  Himmels 
und  der  Witterung  aufgefafst  wird,  kann  mit  sub  love  und  sub  dio 
nicht  ganz  auf  gleiche  Stufe  gestellt  werden.  Ich  schreibe  bei  Afra- 
nius  subdius.  Die  griechisch -lateinischen  Glossare  fähren  subdivum, 
hcai&QOv  und  iS7caid'Qog,  subdivus  an;  daraus  ist  durch  regelrechte 
Verkürzung  subdius,  wie  proprius  aus  proprivus  entstanden,  was  dem 
Einflüsse  des  Accentes,  der  auf  dem  ersten  Theile  der  Zusammen- 
setzung ruhte,  zuzuschreiben  ist,  während  dium  statt  divum  die  ur- 
sprüngliche Quantität  bewahrt'*).  Bei  dem  abgeleiteten  Worte  subdius 
war  man  der  ursprünglichen  Bedeutung  sich  nicht  so  klar  bewufst 
wie  bei  sub  dio:  dies  beweisen  die  subdiales  (mit  der  Variante  subdi- 
vales)  inanibulationes ,  welche  nach  Plinius  XIV.  11  ein  Weinstock  in 
Liviae  porticibus  beschattet,  und  die  subdi^lia  (d.  h.  Altane),  welche 
derselbe  Plinius  XXXVL  186  als  eine  Erfindung  der  Griechen  be- 
zeichnet 

In  dem  Fragmente  des  Afranius  ist  auferdem  soleatus  befremdend ; 
denn  in  der  Kegel  begnügte  man  sich  auch  im  Winter  mit  Sohlen, 
während  Arme  und  wer  grundsätzlich  auf  Einfachheit  hielt,  auch  bei 
strenger  Kälte  barfafs  gingen.  Wenn  Piaton  Symp.  220  B  erzählt,  Tor 
Potidaea  hätten  Viele,  um  sich  gegen  die  ungewohnte  Kälte  zu  schützen, 
Klzschuhe  getragen ,  iTtodedefieviav  yuti  eveihyiieviüv  xobg  Tcddag  eig 
mloi-g  '/jttt  äQvcr/Idag,  so  mufs  man  beachten,  dafs  unter  den  Soldaten 
sich  ofienbar   auch  Hülfstruppen  aus  lonien'*)  befanden,   wie  Piaton 


32)  Xenophon  Cyneg.  9,  2:  7iq6  ^fiiQag,  wo  er  eben  von  der  Hirschjagd 
glicht,  und  dann  weiter  hinzufügt,  dafs  mit  Anbruch  des  Tages  {äfia  rfi  ^f4^Qif) 
sich  das  Wild  zeigen  werde. 

33)  Verschieden  ist  das  A^ectivum  perdius,  perdia  bei  Gellius  [ü.  1,  2]  und 
Apolejus  [Metam.  7.6]  mit  pernox  verbunden:  dies  ist  von  dius,  der  Nebenform  zu 
dies,  abzuleiten.  Im  Lateinischen  sind  öfter  ganz  ähnliche  Bildungen  sehr  verschie- 
denen Ursprungs;  attenuare  (tenuare)  ist  von  dem  A(^ectivam  tenuM  abgeleitet,  aber 
wrtes  aUenuatae  von  dem  Subsi  tentis  (Plaut  Bacch.  793  [IV.  6, 23],  vonNonius  [p.  4G.] 
durch  laquetts  erklärt).  Sortes  Menuatae  sind  die  aufgereihten  Loose:  vgl.  mein  Pro- 
grimm  über  Valerius  Maximus  (Halle  [1.  Aug.]  1868)  S.  V,  und  tenus  scheint  auch 
das  Loos  selbst  bedeutet  zu  haben ,  daher  stammt  der  Name  der  (Göttinnen  TenUae, 

34)  Ttov  'ftavtav  in  riur  vioiv  zu  verwandeln  ist  nicht  gerechtfertigt:  es  wird 
eine  bestimmte  Beziehung,  die  wir  nur  nicht  mehr  recht  verstehen,  zu  Grunde 


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406  Zu  den  lateinißchen  Komikern. 


gleich  nachher  andeutet.    Indefs  wird  Afranius  wohl  mehr  die  römische 
Sitte  im  Auge  haben,  wo,  wenn  |  man  öfifenüich  erschien,  der  ca/ceus  843 
die  Stelle  der  bequemeren  solea  vertrat. 

Den  Vers  des  Pomponius  118  glaube  ich  auch  mit  Sicherheit 
ergänzen  zu  können:  Mirum  ni  haec  Marsa  est,  in  colubras  callet 
canticulam  .  . .  Wie  Ribbeck  dazu  kommt,  aus  zwei  Handschriften  can- 
ticulam  aufzunehmen,  kann  ich  nicht  ergründen;  ich  weifs  nur,  dafs 
dies  eine  fehlerhafte  Bildung  ist.  Denn  in  der  lateinischen  Sprache 
gilt  das  Gesetz,  dafs  die  Deminutiva  das  grammatische  Geschlecht  ihrer 
Primitiva  beibehalten.  Die  neueren  Philologen  haben  öft^r  dagegen 
gefehlt*'^),  den  römischen  Grammatikern  war  jenes  Gesetz  wohl  bekannt, 
imd  da  die  Eömer  hinsichtlich  des  Genus  der  Worte  oft  selbst  nicht 
im  Klaren  waren,  wenn  es  nicht  durch  die  Endung  deutlich  ausge- 
prägt war,  so  benutzten  sie  eben  zur  Ermittelung  des  richtigen  Ge- 
schlechts die  Deminutivformen.  Quintilian  lehrt  I.  6,  6 :  deminutio  genus 
modo  detegit,  vi  ne  ah  eodem  exemplo  recedam,  funem  fnasculinum  esse 
funiculus  ostendit.  Dasselbe  hat  schon  Varro  erinnert  und  zugleich 
einzelne  Abweichungen  von  der  Regel  besprochen :  s.  Charisius  S.  37  ^% 
womit  man  ebd.  S.  155  vergleichen  kann''');  ebenso  Plinius,  der  sich 
ausdrücklich  auf  Varro  berief:  s.  Pompejus  Conun.  Don.  11,  7  ([Gr.LÄt. 


Hegen.    Kratinos  bezeichnet  eine  solche  Fufsbekleidmig  ausdrücklich  als  Merkmal 
der  Weichlichkeit  (MaldaxoC  Fr.  5  M.  [Pr.  100  Kock]). 

35)  So  z.  B.  ^.  Mommsen,  wenn  er  saectdum  von  sa^es  ableiten  will. 

36)  Die  Bemerkung  über  die  Deminutiva  ist  nicht  direct  aus  Varro  geflossen, 
sondern  auf  Probus  zurückzuführen.  Was  bei  Charisius  auf  tut  Varro  dixit  folgt, 
ist  von  Probus  selbst  hinzugefügt,  s.  Prise,  in.  44  [Gr.  Lat.  n.  115  K.] ,  der  hier  den 
berühmten  Probus  meint ,  den  er  natürlich  nur  aus  den  Citaten  Anderer  kennt  Der 
Verfasser  der  Catholica  bezieht  sich  zwar  auf  die  Regel  (S.  20, 27  K.),  scheint  sie  aber 
nicht  richtig  verstanden  zu  haben,  üeberhaupt  hat  diese  ganz  junge  grammatische 
Schrift  mit  dem  altem  Probus  gar  nichts  gemein,  nicht  einmal  auf  den  gleichen 
Namen  hat  sie  Anspruch,  den  wenigstens  die  instituta  artium  mit  Grund  führen. 
Priscian,  der  von  der  Geschichte  der  grammatischen  Studien  keine  Vorstellung  hat, 
citirt  diesen  jungem  Probus,  des  Pseudo- Probus  Catholica  und  den  berühmten 
Grammatiker  ohne  alle  Unterscheidung. 

37)  Diomedes  S.  326  hat  Aehnliches,  aber  wohl  aus  einer  andern  Quelle. 
Dagegen  gehen  auf  Probus  vielleicht  zurück  die  Bemerkungen  bei  Charisius  S.  90 
über  panis  und  pane  (Neutrum),  sowie  über  pasHUus:  ut  hodieque  in  Italia  rusH' 
€08  dicei-e  animadvertimiM,  wo  in  ItcUia  Zusatz  des  Charisius  ist.  Pastühs  ist 
wahrscheinlich  bei  Cato  (Nonius  u.  pasceolus  [p.  61,  9  Jordan])  herzustellen:  pueris 
in  ludo  pa still 08  e  pa8ceolo  furare  statt  stellos  pasceolos,  Daratif  beziehen  sich 
auch  die  Glossen  des  Festus  Epit.  S.  222 :  pastillus  und  S.  223 :  phascola  cqspeilant 
Graeci,  quoA  vulgus  peras  vocat;  denn  bei  Cato  fand  sich  wohl  die  Variante 
pascolo  (phascola)  vor. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  *  407 


V.  164  K.]  die  unpassenden  Beispiele  hat  er  natürlich  selbst  hinzugefugt). 
Yon  canticum  ist  das  Deminutivum  canticulum  richtig  gebildet,  und 
diese  Form  findet  sich  in  dem  Verse  des  Septimius  Serenus  (bei  Marius 
Viel  ni.  14,  7):  audio  canticulum  Zephyri;  von  canttis  konnte  man 
freilich  auch  cantictdus  bilden,  eine  Entscheidung  ist  nicht  möglich, 
da  eben  nur  der  Accusativ  vorliegt.  Diese  Form  bieten  auch  hier  die 
Bücher  des  Nonius  dar,  bis  auf  zwei*),  in  welchen  sich  eben  die  TJn- 
form  canticulam  findet:  darin  liegt  aber  nichts  anderes  als  Mirum  ni 
Uiha/ec  Marsa  est,  in  coluhras  caUet  cantiunculam,  so  dafs  |  wir  nun 
einen  vollständigen  Yers  gewinnen  [in  der  Form,  in  welcher  wir  ihn 
jetzt  auch  bei  Ribbeck  finden].  Auch  Cicero  gebraucht  cantio  und  can- 
tiunctda  von  Zauberliedem  {huitdai)  Brut.  60,  217  und  de  Fin.  V.  18,  49. 

Pomponius  181 ,  da  die  Handschriften  des  Nonius  [p.  102  G.]  ohne 
Ausnahme  ntagnus  poeta**)  zu  bieten  sclieinen,  dürfte  vielleicht  Mac- 
eis  poeta  placuit  populatim  onmibtis  das  Rechte  treffen,  d.  h.  Plautus, 
wie  ich  die  Form  Maccis  auch  bei  Plautus  Asin.  Prol.  11:  Demophilus 
scripsU,  Maccis  voHü  barbare  hergestellt  habe  [Hallisches  Lections- 
verz.  vom  Sommer  1864  p.  VllJ. 

Novius  V.  14.  15  kann  die  Aenderung  von  Mercier,  dem  die 
Späteren  im  wesentlichen  gefolgt  sind,  nicht  richtig  sein:  denn  ein 
Tempel  ist  kein  Wirthshaus,  wo  man  drei  Monate  zubringt    Ich  schreibe: 

quod  profanavi  modo, 
Si  tris  menses  abaim,  in  aede  pariter  ut  dispertiant, 

absim  statt  im,  dispertiant  statt  dispertiam.  Einer,  der  im  Begriff  ist, 
eine  längere  Reise  anzutreten,  weiht  dem  Hercules  oder  einer  andern 
Gottheit  eine  Summe  Geldes  und  bestimmt,  dafs  erst,  nachdem  er  drei 
Monate  abwesend  sei,  diese  Summe  im  Tempel  vertheilt  werden  solle. 
Das  dispertiant  geht  entweder  darauf,  dafs  der  zehnte^®)  Theil  dem 
Gotte  verbleiben,  das  Uebrige  vertheilt  werden  soll,  oder  es  war  der 
Zehnte  des  Vermögens  geweiht,  und  davon  soll  ein  Theil  zu  einem 
Weihgeschenk  für  den  Gott  benutzt,  das  Uebrige  vertheilt  werden:  vgl. 
meine  Abhandlung  über  die  Inschriften  im  Dialekt  der  Paeligner  vor 
dem  Hallischen  Sommerkatalog  1867  [p.  V  f.]. 


[*)  Es  sind  nach  Ribbeck  Leid.  Bamb.  Harl.  Ck)lb.  Par.  P.] 
[**)  So  las  man  vor  Mercier.  Die  Varianten  sind  magnius  poetna  und  magus . .] 
38)  Der  Titel  des  Stückes  ist  Decuma;  ich  begreife  nicht,  warum  Ribbeck 
Becumae  schreibt  [jetzt  lautet  die  Ueberephrifk  bei  ihm  ebenfalls  Decuma] ,  da  der 
Rural  sich  nur  in  einem  einzigen  Citat  bei  Nonius  [p.  75  G.]  findet,  wo  man  decu- 
»w  leicht  in  decuma:  is  non  vocabit  auflösen  könnte;  doch  ist  wohl  mit  Bothe 
[12  R.]  ein  Senar  herzustellen:   Me  non  vocavit,  ob  eam  rem  hane  feci  falam. 


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406  Za  den  lateinischen  Komikorn. 


Novius  95: 

quanto  ego 
Plus  sapivi,  quin  fullonem  compressi  quinquatrubus. 

Quin,  wie  bei  Nonius  [p.  347  G.]  geschrieben  ist,  erklärt  Ribbeck  durch 
quame,  bei  Priscian  [Gr.  Lat  II.  500  K.]  steht  qui,  was  Bothe  in  qtMe 
änderte:  ich  verstehe  dies  Monstrum  invisitatum  nicht,  anfser  wenn  der 
Dichter  eben  die  verkehrte  Welt  schildern  wollte:  der  Fehler  liegt  in  fidlo- 
nem,  worin  freilich  Nonius  und  Priscian  (eine  Handschrift  fulonem,  eine 
andere /oWowew)  übereinstimmen ;  ich  habe  vermuthet:  qui  ciniflonem 
compressi  quinqtmtrubus,  d.  h.  cinerariam.  Bei  Horaz  Sat  I.  2,  98  ver- 
steht man  ciniflones  gewöhnlich  von  männlichen  Dienern,  obwohl  keines- 
wegs mit  Nothwendigkeit,  da  doch  die  Pflege  des  Haares  der  Frau 
ziuneist  den  Dienerinnen  obliegt;  jedenfalls  kann  ciniflo  auch  eine  anciüa 
bezeichnen.  In  dem  Stücke  des  Novius  handelt  es  sich,  wie  der  Titel 
Virgo  praegnans  andeutet,  um  die  Entehrung  eines  Mädchens  aus  bürger- 
lichem Geschlecht,  und  darauf  bezieht  sich  eben  das  vorliegende  Bnich- 
stück,  wo  einer  sagt,  er  habe  klüger  gehandelt,  indem  er  nur  eine 
Dienerin  entehrt  habe.  Auf  die  bevorstehende  |  Verheirathung  der  virgo  8i"» 
bezieht  sich  das  folgende  Fragment,  wo  hunc  noth wendig  in  hanc  zu 
verbessern  ist,  wie  auch  Munk  erkannte.  Die  Verse  scheinen  kretisch- 
trochäische  zu  sein: 

—  y^  —  sequere  me:  puriter  volo 

F4cias:  igni  ätque  aqua  hdnc  volo  aca^pi 

statt  volo  hunc  acdpe. 

Die  Stelle  aus  dem.  Todtenorakel  (necyontantia)  des  Laberius  63. 64 
ist  von  Ribbeck  und  Fleckeisen  meines  Erachtens  nicht  befriedigend 
behandelt:  letzterer  begnügt  sich,  wie  er  selbst  sagt,  einen  leidlichen 
Sinn  herzustellen.  Ribbecks  Lesart*)  ist  mir  geradezu  unverständlich. 
Sicher  ist,  dafs  die  Schreibung  der  geringeren  Handschriften  est  ifiquit 
die  unverständlichen  Züge  der  älteren  Ueberlieferung  besser  entziffert 
als  die  Versuche  unserer  Kritiker;  ich  beruhige  mich  daher  bei  dieser 
Lesart,  indem  ich  nur  qvi  oder  auch  vm  einfüge,  was  auch  durch  das 
Metrum  empfohlen  wird,  denn  es  sind  nicht  trochäische,  sondern  iam- 
bische  Octonare,  wie  87,  ein  Vers,  den  Ribbeck  nicht  richtig  niifst: 
Tolldt  bona  fide  vos  Orcus  nudas  in  caionium.    Ich  lese  also: 

Duäs  uxores?  hercle  hoc  plus  negoti  est,  inquit  cotio, 
Qui  sex  aediles  viderat 

mit  einem  Einschnitte  nach  dem  fünften  Fufse  wie  Ter.  And.  488  [DL 
2,  8],  der  ebenso  zulässig  ist   wie  nach  dem  dritten  Fufse,  z.  B.  ebd. 


[*)  Duos  uxores?  hercle  hoc  plus  negoti  est,  quam  qui  cötio  SSx  ctedHes  videraL] 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  409 


946*)  [V.  4,  43].  Von  Bigamie  ist  allerdings  die  Rede,  was  Fleck- 
eisen nicht  in  Zweifel  ziehen  durfte:  nämlich  Laberius  spielt  hier  auf 
das  in  Rom  allgemein  verbreitete  Gerücht  an,  als  ob  Caesar  die  Poly- 
gamie habe  einführen  wollen,  vgl.  Sueton  Caes.  52:  Heimus  Cinna  tr, 
pl.  plerisque  confessus  est  habuisse  se  scriptum  paratamque  legentj 
quam  Caesar  ferre  iussisset,  cum  ipse  abesset,  uti  uxores  Uberorum 
quaerendorum  causa  quas  et  quot  vellet  dunere  Uceret,  Die  Aodilen 
haben  jedoch  damit  nichts  zu  thun,  sondern  Laberius  kritisirt  diesen 
Reformplan  Caesars,  indem  er  die  Worte  anführt,  die  ein  Mäkler  über 
die  neuen  sechs  Aedilen,  welche  Caesar  im  J.  710  einsetzte,  geäufsert 
hatte:  herde  hoc  plus  negoti  est,  d.  h.  'wahrhaftig  desto  mehr  Arbeit 
giebt  es,  desto  mehr  Noth  hat  man.'  Der  Mimus  gehört  also  zu  den 
letzten  Dichtungen  des  Laberius,  er  ist  wohl  erst  nach  Caesars  Tode 
aufgeführt  worden. 

In  dem  Fragment  des  Laberius  v.  85  finde  ich  anapästischen 
Rhythmus  und  lese:  Laus  ^nomine  gloria  alescit  statt  nomine  .  . 
addescit;  man  könnte  auch  olescit  hier  und  bei  Lucretius  IL  1130 
vennuthen,  doch  ist  dieser  Lautwechsel  bei  diesem  Wortstamme  nur 
in  Zusammensetzungen  nachweisbar. 

Dem  Laberius  gehören  vielleicht  die  drei  Bruchstücke,  welche 
Cicero  de  Orat.  11.  67,  274  als  Beispiele  des  im  Mimus  üblichen  platten 
Witzes  anführt.  Das  letzte  Beispiel  [anon.  mim.  rel.  Vn.  5  R.] :  quamdiu 
ad  aquas  fuü,  numquam  est  mortuus  scheint  mir  jedoch  nicht  suh- 
absurdum,  sondern  geradezu  absurdum,  und  da  auch  das  Metrum 
gestört  ist,  liegt  der  Verdacht  eines  Fehlers  nahe.  Schreibt  man 
^6  Quamdiu  ad  aquas  fuity  \  numquum  quisquam  est  mortuu3y  so 
stimmt  der  Witz  ganz  zu  den  übrigen  Beispielen,  und  zwar  könnte 
der  Vers  aus  den  Aquae  caldae  des  Laberius  sein. 

Doch  diese  Bemerkungen  mögen  genügen,  obwohl  noch  reicher 
Stoff  zu  kritischen  Nachträgen  vorliegt;  denn  zu  den  offenbaren 
Schäden  der  Ueberüefening,  die  zum  Theil  Jeder  leicht  selbst  heilen 
kann,  wie  bei  Novius  109:  in  arcam  dimisi  nummariam  statt  demisiy 
kommen  fehlerhafte  Conjecturen  des  letzten  Herausgebers,  wie  bei 
Ajfranius  260  das  sprachwidrige  festo  de  die  [jetzt  festivo  mit  lunius] 
oder  ebendaselbst  237  fluctatim,  was  ich  wenigstens  nicht  zu  recht- 
fertigen weifs;  die  Annahme  von  Lücken,  wo  gar  kein  Grund  zu 
einer  solchen  Vermuthung  vorliegt,    wie    bei  Novius   113  [nach  can- 


[*)  Jetzt  liest  Bibbeck:  DtMS  uxores?  h^cU  hoc  plus  negoti  est,  inquit,  cöctio: 
Sex  aedües  viderat,] 


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410  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

teni]^  wo  ein  trochäischer  Septenar  ganz  unversehrt  erhalten  ist: 
Quid  ploras,  pater?  IT  mirum  ni  cantem,  condemnatu^  sum;  ferner 
unnütze  oder  unberechtigte  Ergänzungen,  wie  wenn  bei  Afranius  417 
miseritust  statt  miseritus  verlangt  wird,  obwohl  der  Satz  unvoll- 
ständig und  miseritus  einfaches  Participium  sein  kann;  oder  falsche 
Abtheilung  der  Verse  in  grofser  Zahl.  Besondere  Aufinerksamkeit 
verdienen  endlich  die  vielfach  entstellten  Titel  der  Lustspiele,  wie 
z.  B.  hier  sogar  bei  Afranius  335  ein  Titulus  figurirt,  während  Gellius 
[X.  11,8]  doch  offenbar  schrieb:  cui  titidas  Omen  est  [statt:  cui 
Titulus  nomen  est\ 

m.  1-' 

Keckeisen  hat  in  seinen  'kritischen  MisceUen'  (Dresden  [und  Leip- 
zig] 1864)  um  die  Herstellung  der  Scene  HI.  5  in  Plautus  Casina  sich 
entschiedene  Verdienste  erworben.  Mit  Recht  bezeichnet  er  diese  Scene 
als  eine  der  gelungensten  des  ganzen  Stückes,  und  beklagt  um  so  mehr, 
dafs  dieselbe  durch  zahlreiche  Verderbnisse  entsteUt  und  namentlich 
die  Anordnung  der  Verse  arg  verwahrlost  seL  Ich  glaube  jedoch, 
dafs  zum  Theil  mit  gelinderen  Mitteln  sich  helfen  läfst,  und  werde 
daher  gemäfs  den  conservativen  Grundsätzen,  die  ich  in  der  Kritik 
befolge,  aber  frei  von  vorgefafsten  Meinungen,  das  Canticum  zu  resti- 
tuiren  versuchen. 

Das  Canticum  beginnt  mit  kretischen  Versen;  v.  8  lautet  nach 
der  Ueberlieferung : 

Ne  quid  in  te  mali  faxit  ira  percita. 

Um  auch  hier  das  gleiche  Metrum  herzustellen,  schreibt  Kampmann 
ira  e^cita;  dies  ist  eine  entschiedene  Verschlechterung,  die  man 
abweisen  müfste,  auch  wenn  das  Gesetz  des  Verses  eine  Aenderung 
erheischte.  Dies  ist  aber  nicht  der  Fall.  Die  Verbindung  einer  kre- 
tischen Dipodie  mit  einer  trochäischen  katalektischen  Tripodie  ist 
bekanntiich  bei  Plautus  sehr  gewöhnlich,  und  ganz  ähnlich  gebildet 
sind  die  Sophokleischen  Verse  Phil.  201.  210: 

EüaTOfi^  ix^)  Trar.  f  ri  ro^e;  If  ngovipavt]  xtvirog, 
jiXX*  l/€,   T^xvov.  r  A^y'  6'  Tl.  IT  ifQovtCSag  viag. 

Ebenso  finden  wir  aber  bei  den  griechischen  Dramatikern  auch  die 
trochäische  akatalektische  und  katalektische  Tetrapodie  mit  dem  kre- 
tischen Metrum  verbunden;  so  bei  Aristophanes  im  Frieden  v.  346 ff, 
385 ff.  und  582 ff.,  wie: 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  411 


Ich  habe  zuerst  bei  Aristophanes  die  Verbindung  dieser  beiden  Metra 
erkannt  und  den  Chorgesang  von  den  Interpolationen  der  Herausgeber 
gesäubert;  nur  zwei  Stellen  machen  noch  Schwierigkeit:  v.  390: 

Mri  y^vrf  nak(yxoTog  \  dvnßoXoOaiV  ^fiiv  \  atare  tiJvcF«  firi  Xaßttv. 

Das  mittere  xwAov,  eine  logaödische  Tripodie,  kann  weder  die  Stelle 
einer  kretischen  noch  einer  trochäischen  Reihe  vertreten;  es  ist  zu 
schreiben:  ^dvTcßoliaig  ijnaJg,  was  durch  die  Erklärung  dwißoloOoLv 
fj^nv  verdrängt  wurde.  Wenn  ich  hier  einmal  ein  Verfahren  anwende, 
welches  gegenwärtig  in  den  griechischen  Dramatikern  besonders  beliebt 
ist  und  als  Universalmittel  für  alle  wirklichen  oder  vermeintlichen 
Schäden  angepriesen  wird,  so  darf  man  defshalb  nicht  glauben,  dafs 
ich  jener  Methode  huldige,  aber  ich  denke  dbusus  non  tdlit  usum^^). 
Die  zweite  Stelle  ist  v.  351 : 

122  jiXX^  änakov  äv  fi^  fJotg  \  xnl  nolv  vtmiQov  n'nnXlnyivra  nQayfAurtav» 

Diesem  entspricht  v.  589: 

Iläaiv  ÖTTÖaoi  yftüQlyov  ß(ov  h{i(ßofAkv'  ^6\v^  yuQ  rffiäg  dttf^ltts- 

Hier  wollte  Richter,  um  eine  ganz  exacte  Responsion  zu  gewinnen, 
'Äd)q>€X€ig  ij^äg  fxövt]  schreiben;  ich  wage  nicht  die  üeberlieferung 
anzutasten:  die  trochäische  Dipodie  ist  hier  dem  kretischen  Einzelfu&e 
völlig  äquivalent,  und  so  können  nicht  blofs  kretische  und  trochäische 
Reihen  mit  einander  vertauscht  werden,  sondern  auch  innerhalb  der- 
selben Reihe  in  Strophe  und  Antistrophe  Creticus  und  trochäische 
Dipodie  abwechseln;  so  entsprechen  sich  hier: 

-^  \j  \j\^  -L-  \j   \j^    und    -J-   yj   ^^  -^   ^  —   v-/. 

Doch  ich  kehre  zu  Plautus  zurück.  In  dem  betreffenden  Verse 
ist  die  Verbindung  der  Cretici  mit  einer  trochäischen  Reihe  um  so 
angemessener,  als  dadurch  der  Uebergang  zu  ungemischten  Trochäen 
angebahnt  wird.  Ifach  Fleckeisen  ist  freilich  auch  noch  v.  9  ein  kre- 
tischer Tetrameter,  und  dann  erst  folgen  zwei  trochäische  Verse;  aber 
ein  Vers  wie 

'Eripite  isti  gladium,  quae  suist  impös  animi 

kretisch  gemessen  mifsfallt  nicht  sowohl  wegen  des  dreifachen  Cho- 
riambus (denn  Aehnüches  findet  sich  auch  anderwärts)  als  wegen  des 
aus  drei   Worten   gebildeten  Molossus,  was   der  Sauberkeit  kretischer 


39)  Das  Substantivum  hvnßoUn  findet  sich  bei  Eupolis  Fr.  ine.  16  [817  Kock]: 
Km'  ävtißoKttv  S4xa  taXavT^  äneTtaäfirjv,  und  bei  Thucydides  VII.  75,3:  ngög 
itnißoXCav  xai  6Xo<pvQ/n6v  tQano^fvoi.  An  dem  Gebrauche  des  Huralis  wird  Nie- 
mand Anstofs  nehmen. 


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412  Zu  den  lateiDischen  Komikern. 


Verse  bei  Plautus  nicht  gemäfs  ist;  ich  würde  dann  wenigstens  quae 
sui  impos  animist  erwarten.  Aber  es  folgen  hier  vielmehr  trochäische 
Verse: 

'Eripitc  isti  glädium,  quae  suist  impos  animi:  nam  quid  est  quod 
Haec  huc  timida  atque  exanimata  föras  exsiluU  Pardalisca? 

WO  ich  nur  die  Worte  exsüuit  foras  umgestellt  habe:  eine  zulässige 
Freiheit,  da  bekanntlich  bei  Plautus  die  Handschriften  selbst  nicht 
selten  hinsichtlich  der  Wortstellung  differiren,  und  zwar  weicht  nidit 
nur  der  Ambrosianus  von  den  Palatini  ab,  sondern  diese  diflferiren 
wieder  unter  sich. 

Dann  aber  wird  das  trochäische  Metrum  nicht  weiter  fortgesetzt, 
am  allerwenigsten  ist  der  iambische  Soptenar,  wie  ihn  Fleckeisen  niifst, 
zulässig;  ich  erkenne  hier  anapästische  Dimeter: 

Peru:  ünde  meae  usurp4nt  aures 

Sonitüm?  f  respico  dum  huc  4d  me.  f  ere  mi. 

wie  V.  37.  38  und  56.  Respice  dum  huc  habe  ich  statt  respice  modo 
geschrieben.  —  Nach  Fleckeisens  Anordnung  folgen  auf  den  iambischen 
Septenar  zwei  baccheische  Tetrameter;  dieses  Metrum  bildet  allerdings 
im  vorliegenden  Canticum  das  Hauptelement;  alleüi  meiner  |  Ansicht  1 
nach  beginnen  die  Baccheen  erst  mit  v.  25.  Hier  mufs  man  den  Schlafe 
dos  vermeintlichen  iambischen  Septenars  mit  dem  ersten  baccheischen 
Verse  zu  einem  trochäischen  Octonar  verbinden: 

Quid  tibist?  quid  timida's?  IT  perii.  T  q^id  peristi?  T  et  tu  peristi. 

Denn  wenn  die  letzten  Worte  in  den  Handschriften  lauten  perii  et  tu 
periisti,  so  liegt  hier  ein  offenbares  Glossem  vor ;  von  solchen  Zusätzen 
ist  auch  imsere  Scene  nicht  frei,  wie  z.  B.  v.  76  die  Handschriften  non 
sed  einfügen,  während  Priscian  [Gr.  Lat.  Bd.  ü.  104]  dieses  Emblem  nicht 
kannte.  —  V.  14fE  übergehe  ich,  da  ich  diese  Stelle  schon  an  einem 
andern  Orte  (Rhein.  Mus.  XX.  S.  291)  in  aller  Kürze  besprochen  habe: 
es  sind  iambische  Verse,  die  man  als  Dimeter  oder  richtiger  als  Tetra- 
meter abtheilen  kann.  Da  nach  Geppert  der  Anfang  in  A  lautet 
APERIQUIDNA,  wird  zu  schreiben  sein:  Äperi  quid  nam  tibi  .  .  .? 
V.  22  läfst  Fleckeisen  auf  drei  kretische  Tetrameter  zwei  iam- 
bische Senare  folgen,  die  mir  hier  am  wenigsten  angemessen  erscheinen 
und  sich  aufserdem  nur  durch  gewaltsame  Aenderungen  herstellen 
lassen.  Ich  schreibe  ohne  einen  Buchstaben  an  der  üeberlieferung  zu 
ändern: 

lim  tibi  istuc  cerebrum 

Dispercuüam,  excetra,  lüdibrio  pessüma  adhuc  quae  me  habuisti. 

Auf  einen  kretischen  Dimeter  folgt  ein  anapästischer  Septenar. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  413 


T.  24  ist  nach  Fleckeisen  ein  iambischer  Septenar,  aber  diese 
Messung  ist  nicht  minder  unzulässig  wie  oben  v.  12.  Da  ^  ein  ana- 
pästischer Septenar  vorausgeht,  könnte  man  glauben,  dafs  wie  ander- 
wärts so  auch  hier  das  gleiche  Metrum  wiederholt  werde;  aber  der 
anapästische  Rhythmus  läfst  sich  nur  so  herstellen,  dafs  man  anctda 
(s.  Festus  Ep.  S.  20)  schreibt  oder,  wenn  man  dies  vorziehen  will,  eine 
Vernachlässigung  der  Gemination  in  ancilla  annimmt  (wofür  gerade 
die  Anapästen  analoge  Beispiele  darbieten)  und  saevos  tu's  statt  saevis 
(soB,  Festus  [p.  170]  saepius)  ändert.  Da  baccheische  Tetrameter  darauf 
folgen,  so  könnte  man  auch  hier  schon  diesen  Rhythmus  vermuthen; 
allein  wir  würden  dann  einen  Pentameter  erhalten,  der  noch  dazu  von 
der  Eleganz  dieser  Verse  bei  Plautus  sich  sichtlich  entfernen  würde. 
Ich  ziehe  es  daher  vor,  den  Vers  trochäisch  zu  messen,  wofür  auch 
die  natürliche  Gliederung  spricht: 

'0  ere  mi!  f  qtiid  vis,  mea  ancilla?  IT  nimium  saevo's.  f  numero  dicis. 

Ich  habe  nur  o  hinzugefügt,  was  sehr  leicht,  sowohl  in  den  Hand- 
schriften des  Plautus  als  bei  Festus  ausfallen  konnte.  Man  könnte 
zwar  auch  die  Worte  umstellen:  quid  mea  vis  ancilla,  allein  ich  kenne 
kein  Beispiel  einer  solchen  Verschränkung  bei  Plautus.  Ansprechend 
ist  übrigens  Gepperts  Vermuthung  numero  hoc  dicis. 

V.  28:  Tua  ancilla  hoc  pacto  exordiri  coepit.  Fleckeisen  stellt 
die  Worte  um,  um  den  Hiatus  zu  beseitigen;  aber  es  bedarf  keiner 
Aenderung,  man  braucht  nur  co'epi  dreisylbig  zu  sprechen,  wie  auch 
Geppert  annimmt.  Einen  weiteren  Beleg  bietet  unser  Canticum  selbst 
124  dar  I  V.  75:  Nam  cur  non  ego  id  perpetrem  quod  co'epi?  Denn  der  Vei-s 
besteht  rein  aus  Baccheen,  geht  nicht  auf  ein  iambisches  Penthemimeres 
aus.  Ritschi  Proleg.  S.  LXXVI  erklärt  sich  zwar  gegen  eine  solche 
Form,  die  auch  Spengel  (Plautus  S.  89)  nicht  gelten  läfst,  daher  denn 
Ersterer  Merc.  533  [III.  1,  35] :  Ecdstor  iam  bienniumst,  quom  mecum  rem 
coepit  in  occeptavit  abändert.  Ueber  den  Vers  Cist  IV.  2,  18  gestatte  ich 
mir  kein  UrtheiL  Aul.  IV.  3, 3  [626J  erfordert  wenigstens  nicht  nothwendig 
die  Diäresis;  wohl  aber  bietet  Lucretius  IV.  619  einen  gesicherten 
Beleg  dar:  Si  quis  forte  manu  premere  a^  siccare  coepit ^  von  Lachmann 
durch  die  nicht  eben  glückliche  Aenderung  adsiccareque  coepit  beseitigt, 
obwohl  er.  selbst  zugesteht,  dafs  jene  Form  der  Analogie  nicht  widerstrebe, 
und  aufserdem  noch  den  Vers  eines  ungenannten  Dichters  bei  Claudius 
Sacerdos  I.  S.  44*^)  [Gr.  Lat.  VI.  468  K.]  anführt.    Schwierig  ist  nicht 


40)  Bex  amu8  uUra  fossam  retmere  coepit.    Dieser  Vers  ist  noch  nicht  her- 
gestellt,  die  Herausgeber  schreiben  ainbas  statt  amus,  aber  ambas  (manns)  wäre 


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414  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

sowohl  die  Erklärung  der  Form  coepio :  denn  diese  ist  nicht  aus  coapio 
direkt  entstanden  (sonst  würde  das  Verbum  copio  lauten,  wie  Ritsdil 
verlangt),  sondern  aus  coipio,  wie  coetus  aus  coitus,  obwohl  hier  auch 
der  einfache  lange  Yocal  zulässig  war,  wie  in  probet  (prohibet),  con- 
quino  (coinquino).  Ebenso  ist  gerade  das  dreisylbige  co'epi  vollkommen 
normal,  ganz  nach  der  Analogie  von  coegi  gebildet;  aber  wenn  dami 
beide  Sylben  verschmolzen  werden,  sollte  man  den  einfachen  Tocal  o 
erwarten,  wie  sonst  überall  o^  in  o  übergeht.  Hier  mag  eben  die 
Erinnerung  an  das  Präsens  coepio  auch  im  Perfectum  den  diphthon- 
gischen Laut  geschützt  haben. 

V.  31  hat  A  nach  Meckeisen  illuc  statt  istuc,  während  nach 
Gtepperts  Angabe  das  Pronomen  ganz  fehlt.  Vielleicht  ist  zu  lesen: 
Possüm  scire  ego  ex  te  quid  istuc  negötist? 

V.  32 :  Dioim :  tua  ancilli  quam  tuo  vilico  vis 

Dare  üxorem,  ea  intus  .  .  . 

Diesen  Vers  benutzt  Meckeisen,  um  die  Verlängerung  des  a  im  Nomi- 
nativ der  ersten  Declination  darzuthun,  während  Bothe  die  Wortfolge 
änderte:  ancüla  tua.  Ich  möchte  diesem  Beispiel  nicht  zu  sehr  ver- 
trauen. Kein  Irrthum  ist  häufiger  in  den  Plautinischen  Handschriften 
als  die  Hinzufügung  eines  m  im  Auslaute,  aber  eben  so  oft  wird  auch 
ein  m  ausgelassen.  Ich  glaube,  Plautus  schrieb:  tuam  ancUlam,  eine 
den  Römern  wie  Griechen  geläufige  Attraction,  vrie  bei  Cato  Orig.  L  4 
lord. :  agrum  quem  Volsci  habuerutU  campestris  plerus  Ahoriginum  fuU. 
Virg.  Aen.  I.  573:  Urbem  quam  statuo  vestra  est,  wo  Servius  ein 
zweites  Beispiel  aus  einer  Rede  des  Cato  beibringt:  agrum  quem  vir 
habet  tollitur.  Auch  den  Komikern  war  diese  Attraction  durchaus 
nicht  fremd,  wie  Ter.  Eun.  IV.  3,  11  [653]  lehrt:  eunuchum  quem  dedisti 
nobis  quas  turbas  dedit,  wo  Donatus  bemerkt:  multum  hoc  figura 
veteres  usos  esse.  Bei  Plautus  finden  sich  ganz  ähnliche  Stellen:  ich 
verweise  nur  auf  die  |  Bemerkung  von  Brix  zu  Trin.  985.  Wie  nahe  125 
die  Verderbnifs  lag,  zeigt  die  erstere  Stelle  Cato's,  wo  ein  Theil  der 
Zeugen  ager  statt  agrum  bietet  —  In  demselben  Verse  schreibt  Fleck- 
eisen mit  Loman  quid  ergo  statt  quid  est,  man  kann  aber  auch  quid 
est  id  ergänzen,  vrie  v.  30. 

V.  36:  Quid  est?  f  interemere  ait  velle  vitam. 

Meckeisen  fügt  mit  Bothe  se  hinter  ait  ein  und  steDt  so  einen 
baccheischen  Tetrameter  her,  indem  er  aü  als  zweisylbig  betrachtet 


ein  Beispiel  der  Ellipse,  nicht  der  Synecdoche.    Gleichwohl  billigt  Lachmann  diese 
Aenderung  und  schreibt  protenäere,  um  die  luilsliebige  Form  zu  beseitigen. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  415 


Die  Aendening  ist  leicht,  aber  ich   halte  sie  nicht  für  nöthig.     Aus 

gleichem  Grunde  hat  Meckeisen  auch  im  Folgenden   andere  scheinbar 

unvollständige  Verse  ergänzen  zu  müssen  geglaubt    Allein  Studemund 

hat  richtig  erkannt,  dafs  in  baccheischen  Versen  ein  iambisches  Pen- 

themimeres  nicht  selten  die  Stelle  einer  baccheischen  Dipodie  vertritt; 

dieses    iambische    Eolon   hat    hier    ganz    dieselbe    Geltung    wie    das 

trochäische   in   den   kretischen    Versen.     Aber   aufserdem   findet   sich 

auch  die  trochäische  Dipodie  —  v^  —  ^  in  ganz  gleicher  Weise  unter 

Baccheen  eingemischt,    was  man  bisher  nicht  erkannt  hat,   während 

die  Zulässigkeit  derselben  Reihe   in  kretischen  Versen  den  Eritikem 

nicht  entgangen  ist  (s.  Spengel  de  Vers.  Cret.  S.  39  S,    Studemund  de 

Cant  Plaut  S.  18  ff.).     Ueber  die   Geltung  dieser  trochäischen  Dipodie 

in  kretischen  Versen  zu  handeln  ist  hier  nicht  der  Ort,  in  baccheischen 

Versen  vertritt  dieselbe  die  Stelle  des  iambischen  Penthemimeres,  eine 

einzeitige    Pause    ersetzt    die    Stelle    der    unterdrückten    anlautenden 

Thesis,  so  hier: 

Quid  est?  interemere  ait  velle  vitam. 

\j  J-.   —   \j   \JKJ  —     /\    -Z-  <«>   — ,   vy 

und  zwar  hat  Plautus  dieses  Kunstmittel  in  der  Regel  so  wie  hier 
sehr  passend  und  wirksam  angewandt;  so  gleich  v.  39.  40: 

Insectatur  oinnis  domi  per  aedis, 

Nee  quemqüam  prope  äd  se  sinit  adire, 

wo  wir  jeder  Aenderung  entrathen  können;  v.  39  haben  wir  das  iam- 
bische Penthemimeres  (wollte  man  dornt  verkürzen,  so  erhielte  man 
trochäisches  Mafs,  aber  der  Dichter  wechselt  lieber  mit  beiden  Formen 
ab),  V.  40  die  trochäische  Dipodie;  ganz  ähnlich  v.  75.  76,  wo  Fleck- 
eisen unrecht  hat,  wenn  er  trochäische  versus  quadrati  herstellt: 

TJt  nübat  mihi?  illud  quidem  volebam, 
Noströ  vilicö.  T  saepicule  peccas. 

Wenn  ich  hier  im  Inlaute  von  saepicule  eine  Pause  annehme,  so  haben 
sich  diese  Freiheit,  wie  ich  nachweisen  kann,  auch  die  griechischen 
Dichter  erlaubt;  wer  aber  daran  Anstofs  nimmt,  mag  das  lel^^a  durch 
xoy^  ersetzen.  Die  trochäische  Dipodie  ist  endlich  auch  v.  65  sehr 
zweckmäTsig  zugelassen: 

Sed  etiamne  habet  nanc  Cäsina  giadium? 

Das  iambische  Penthemimeres  kehrt  wieder  v.  42: 

Metu  mussitant.  f  occidi  ätque  interii. 
Femer  v.  50.  51: 

Quid  com  ea  negoti  tibist?  1*  peccavi; 

Illuc  dicere  vilicum  volebam. 


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416  Zu  den  lateinischen  Komikern. 


Jedoch  V.  50  ziehe  ich  es  vor,  mit  Loman  und  Fleckeisen  aJi  peccavi  zu  126 
schreiben,  da  der  Spondeus,  obwohl  von  der  zweiten  Stelle  dieses 
iambischen  Penthemimeres  nicht  ausgeschlossen,  doch  hier  etwas  Hartes 
hat.  In  dem  folgenden  Verse  ändert  Fleckeisen  sehr  scharfeinnig  die 
handschriftliche  Ueberüeferung :  Ilhlc  vdebam  vilicum,  indem  er  dicere 
als  Glossem  betrachtet  und  einen  iambischen  Dimeter  einfuhrt*^);  aUein 
die  Ueberüeferung  ist  untadelig,  sobald  man  nur  annimmt,  dafs  unter 
der  Einwirkung  des  Ictus  die  kurze  Endsylbe  von  dicere  gedehnt  wird. 
Diese  Freiheit  ist  zwar,  wie  ich  ein  andermal  zeigen  werde,  in  der 
Regel  an  die  Bedingung  geknüpft,  dafs  eine  Interpunction  darauf 
folgt  *^);  wenn  wir  nun  auch  im  vorliegenden  Falle  nicht  interpimgireü, 
so  mufs  man  doch  mit  der  Stimme  nach  dicere  etwas  innehalten,  um 
das  folgende  vilicum  zu  marMren.  Irrig  wäre  es  dagegen,  wenn  man  in 
dem  Verse  Mil.  Glor.  27:  Quid?  brdcchium?  IT  tUud  dicere  volui,  femur, 
wo  die  Wortfolge  eine  ganz  verschiedene  ist  und  dicere  vciui  auf  das 
engste  zusanunenhängt,  die  gleiche  Dehnung  in  dicere  annehmen 
wollte;  hier  ist  die  Arsis  aufgelöst  —  u  viv^  ^  -^  v^  _.  Ich  weifs 
wohl,  dafs  man  behauptet,  es  sei  unzulässig  oder  doch  anstöfsig, 
wenn  in  einem  daktylischen  Worte  der  Ictus  die  Endsylbe  treffe. 
Mir  ist  diese  Behauptung,  offen  gesagt,  vollkommen  unverständlich: 
denn  in  liberast  a  legibus,  funditus  pessum  dedit,  vivitur  bene  vivUur, 
Chrysalus  mihi  usque  quaque  oder  dt  mihi  Chrysalüs  optumus  fällt 
ja  die  Endsylbe  eines  daktylischen  Wortes  gleichfalls  unter  den  Ictus. 
Jener  Beobachtung  liegt  ein  zwar  richtiges,  aber  unklares  Gefühl  zu 
Grunde.  Ich  habe  bereits  im  Jahre  1835  [Z.  f.  AW.  11. 946  f.]  nachgewiesen, 
dafs  die  scenischen  Dichter  der  Griechen  in  den  Versmafeen  der  dialo- 
gischen Partien  die  Auflösung  der  Arsis,  wo  die  beiden  Kürzen  verschie- 
denen Worten  angehören,  vermeiden:  diese  beiden  Kürzen,  welche  eine 
betonte  Länge  vertreten,  bilden  eine  Einheit,  die  gestört  wird,  wenn  die 


41)  Ich  selbst  habe  Pseud.  1272  jV.  1,  26  Opusc.  I.  128  f.]  einen  solchen  Vers 
mitten  unter  Baocheen  hergestellt :  Corde  dtgue  animo  suo  öbsequos  statt  ohsequenU^y 
während  Studemund  [p.  34]  dies  schützt  und  den  Vers  trochäisch  mifst  Den  Hiatus 
im  folgenden  Verse  könnte  man  entfernen,  indem  man  schreibt:  Seä  pöstquam 
ex8t*rrh^  me^  ordnt  med  ut  sultetn,  wie  Plinius  N.  H.  DC.  88:  se  pauüaiim  sub- 
rigens,  und  auch  in  dem  Verse  des  Pacuvius  [198  Ribb.]  bei  Cic.  Tusc.  I.  44, 106 
ist  vielleicht  te  surrige  zu  lesen ,  nicht  wie  ich  kürzhch  im  Philologus  xy^T  S.  241 
[Opusc.  I.  203]  vorschlug:  heus,  surrige, 

42)  Es  gilt  diese  Beschränkung  aber  nur  von  solchen  Worten,  di^  auf  einen 
kurzen  Vocal  auslauten,  wie  eben  dicere,  omnia;  bei  kurzen  Endsylben,  die  auf 
einen  Ck)nsonanten  ausgehen,  vermag  der  Ictus  auch,  ohne  dafs  eine  Interpunction 
darauf  folgt,  der  kurzen  Sylbe  längere  Dauer  zu  verleihen.  Eine  besondere  Stellung 
nehmen  die  daktylischen  Worte  der  ersten  Doclinatiou  auf  «  ein. 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  417 


erste  Sylbe  Auslaut  eines  Wortes  ist,  da  bei  jedem  Wortschlufs  immer 
eine,  wenn  auch  noch  so  kurze  Pause  eintritt.  Die  lateinischen  scenischen 
Dichter  haben  sich  jedoch  keineswegs  an  dieses  wohl  begründete  Gtesetz 
gebunden,  und  zwar  ist  es  ganz  gleichgültige  ob  ein  daktylisches  Wort 
oder  irgend  ein  anderes  mit  seiner  kurzen  Endsylbe  in  der  ersten  SteDe 
127  der  aufgelösten  Arsis  steht ;  dicere  volui  femur  ist  |  nicht  anstöfsiger 
als  si  ante  voluisses  oder  tempus  ctdeundist.  Dagegen  verschwindet 
das  Anstofsige  bei  der  Elision,  da  diese  zur  engsten  Verbindung  der 
Worte  fiihrt,  wie  quid  tibi  ego  dicam  oder  cUque  ibi  optdentus.  Das- 
selbe gilt  von  Worten,  die  sich  an  das  Folgende  anlehnen,  wie  Präpo- 
sitionen: qimsi  ad  adulescerUem. 

Weitere  Beispiele  der  Verbindung  dieses  iambischen  Kolon  mit 
Baccheen  sind  v.  55,  von  dem  nachher  noch  genauer  zu  handeln  ist: 

Neque  viri  vitam  in  crastinüm  protolli, 

wo  der  Vers  allerdings  glatter  würde,  wollte  man  umstellen:  neque 
vitam  viri,  aber  die  Rücksicht  auf  den  Gegensatz  erfordert  die  Voran- 
stellung viri  vitam;  dann  v.  59: 

Adaeque  miser.  f  ludo  ego  hünc  facete. 


V.68.  69: 


OocissTunos  sum  omnitim  qni  vivont. 
Lorioam  induim  mi:  optumum  esse  opinor. 


So  die  üeberlieferung;  jedoch  v.  68  ziehe  ich  es  vor,  mit  Bothe  und 
Fleckeisen  omnium  hominum  zu  schreiben  und  einen  baccheischen 
Tetrameter  herzustellen,  da  diese  Ausdrucksweise  der  Plautinischen 
Art  gemäfs  ist  und  der  Kritiker  sich  vor  nichts  so  sehr  als  vor  starrer 
Consequenz  hüten  mufs.  Endlich,  wie  ich  schon  vorher  erinnert 
habe,  v.  75: 

Ut  nubat  mihi:  illud  quidem  volebam. 

V.  54  bricht  nach  Fleckeisens  Constitution  das  baccheische  Metrum 
ab  und  wird  durch  trochäische  Verse,  zwei  Octonare,  einen  Septenar, 
einen  Dimeter  fortgesetzt.  Aber  es  ist  ganz  undenkbar,  dafs  ein 
solcher  Wechsel  mitten  im  Satze  und  noch  dazu  ohne  allen  ersicht- 
lichen Grund  eintrete;  die  Baccheen  werden  vielmehr  auch  hier  fort- 
gesetzt.   Ich  ordne  die  Stelle  in  folgender  Weise: 

Noinquid  mihi  mindtor?  IT  tibi  infesta  soli  est 

Plus  quam  cuiquam.  f  quam  ob  rem?  f  quia  se  des  uxorem 

Oljmpioni:  neque  se  suam  passurom 

Neqne  viri  vitam  in  crastinüm  protolli. 

Id  huc  missa  sum  tibi  uti  dicam, 

Ab  ea  üt  caveas.  f  perii  hercle  miser. 

Th.  Bergk   Kleine  Schriften.    I.  27 


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418  Zu  den  lateinischen  Komikern. 

V.  55  geht  das  iambische  Penthemimeres  Olympiofii  voran,  während 
es  im  nächsten  Yerse  wie  gewöhnlich  folgt;  Beispiele  aus  anderen 
Cantica  giebt  Studemund  a.  o.  S.  47,  wenngleich  ich  nicht  überall  mit 
den  dort  dargelegten  Ansichten  übereinstimme.  Man  könnte  aufser 
V.  43  auch  v.  78  dieselbe  Bildung  finden ;  ich  ziehe  es  aber  vor,  dort 
zu  schreiben: 

Timor  praepedit  verba:  yemm  obsecro,  die**) 

Me  uxorem  meam  orare,  ut  exoret  illam. 

Die  nächsten  Worte  lauten  in  den  Handschriften:  neqtte  se  tuatn  nee 
se  (se  fehlt  im  A)  stuim  neque  viri  vitam  sin  crastinum  protoUi, 
offenbar  sinnlos,  |  daher  die  alten  Ausgaben  sin  in  sind  in  verwandeln;  128 
nach  Gtepperts  Bericht  sollte  man  glauben,  sinet  stehe  im  A;  dies  ist 
aber  wohl  nur  Täuschung;  lipsius  schrieb,  um  wenigstens  einiger- 
mafsen  der  Construction  nachzuhelfen,  sinere;  Lambin  befiriedigte  dies 
nicht,  aber  wenn  er  schreibt:  neque  (se)  tuam  nee  (se)  suam  .  .  .  m 
er.  ^.,  so  ist  auch  diese  Aenderung  sehr  willkürlich.  Der  Fehler  mufe 
in  den  Worten  nee  se  suam  liegen,  da  es  überhaupt  unangemessen 
ist,  wenn  die  Sklavin  zugleich  ihrem  eigenen  Leben  ein  Ende  zu 
machen  droht;  ich  habe  daher  passurum  geschrieben  {jn^hi passuram, 
mit  Rücksicht  auf  v.  48  und  67),  doch  möchte  ich  jetzt  siturum 
vorziehen,  vergl.  Poen.  HI.  3,  11.  Dann  habe  ich  mit  Bothe  uti  dicam 
statt  ut  dicam  geschrieben  (der  Trimeter  bereitet  ganz  schicklich  das 
Abbrechen  des  baccheischen  Metrums  vor)  und  hinter  caveas  das  Pro- 
nomen tibij  nach  hercle  ebenso  ego  getUgt  Dieser  letzte  Vers  ist  ein 
anapästischer  Dimeter,  der  hier  ebenso  passend  das  baccheische  Metrum 
unterbricht,  wie  oben  v.  37.  38. 
V.  70  milst  Meckeisen: 

Quid  üxor  mea?  non  adiit  atque  ademit? 

Allein  in  einem  Worte  wie  mea,  welches  das  Mafs  des  Pyrrichius  hat, 
erscheint  die  Dehnung  der  Endsylbe  am  bedenklichsten.  Büer  aber 
liegt  gar  keine  Nöthigung  vor;  auch  dieser  Vers  ist  aus  einer  bac- 
cheischen und  iambischen  Keihe  gebildet,  und  zwar  läfst  er  eine 
doppelte  Auffassung  zu:  das  iambische  Kolon  kann  vorangehen  oder 
auch  nachfolgen;  ich  ziehe  hier  das  Erstere  vor  und  schreibe  mit  A 
(nach   Geppert)  adi^**);    so    wird  auch  mit  Bezug   auf  den    voran- 


43)  Einsylbige  Wörter,  welche  auch  die  lateinischen  Komiker  am  Schlüsse 
der  Verse  meiden,  finden  sich  gerade  in  baccheischen  Versen  öfter. 

44)  Fleckeisen,  der  früher  diese  contrahirte  Form  bei  Plautos  gelten  liefs, 
hat  später  seine  Ansicht  geändert;  mir  scheint  dies  Verfahren  zu  rigoros,  obwohl 
sichere   Beispiele    dieser   Contraction   selten   sind.     Hier   könnte   man    zwar   auch 


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Zu  den  lateinischen  Komikern.  419 


129  gehenden  |  Vers  Abwechselung  gewonnen.  Auf  die  Verlängerung  des 
a  in  der  ersten  Declination  bei  Plautus,  worüber  Fleckeisen  [p.  llflf.] 
eingehend  und  sorgfältig  handelt,  werde  ich  ein  andermal  zurückkommen; 
nur  dies  will  ich  bemerken,  dafs  man  Rud.  237  [I.  4,  17]:  'Ämpelisca. 
r  hem,  quis  est?  T  ego.  IT  Palaestrdne?  IT  sunt  gewifs  nicht  hierher 
ziehen  darf,  denn  es  ist  sicherlich  PcUaestra'sne  zu  schreiben.  — 
V.  71  scheinen  mir  die  Worte  exord  orat  verderbt  zu  sein,  doch  wage 
ich  keine  Vermuthung  auszusprechen- 

Ueber  v.  75.  76,  die  Fleckeisen  trochäisch  mifst,  ist  schon  früher 
das  Nöthige  bemerkt  worden.  Wohl  aber  geht  die  Scene  am  Schlüsse 
V.  79 — 84  in  trochäische  versus  qnadrati  über.  Freilich  nach  Fleck- 
dsens  Anordnung  würde  der  dritte  dieser  Verse  ein  iambischer  Octonar 
sein;  allein  für  einen  solchen  Wechsel  des  Versmafses  fehlt  es  hier 
an  jedem  Grunde.  Fleckeisen  ist  zu  dieser  Messung  offenbar  nur  durch 
die  Scheu  vor  dem  Proceleusmaticus  tiU  dabo  et  verleitet  worden: 
denn  die  neuere  Ejitik  hat  diesen  Fufs  aus  trochäischen  Versen  viel- 
fiwh  verbannt  Diese  Abneigung  ist  im  allgemeinen  nicht  gerecht- 
fertigt, es  koHMut  aber  immer  auf  den  einzelnen  FaU  an :  der  vorliegende 
Proceleusmaticus  ist  tadellos  gebildet,  die  beiden  Kürzen  der  Arsis 
sondern  sich  bestinmit  von  den  beiden  Kürzen  der  Thesis,  was  nicht 
blofe  im  iambischen  Senar,  sondern  auch  im  trochäischen  Tetrameter 
meist  beobachtet  wird;   aber  an  der  vierten  Stelle  des  Septenars  ist  er 


Fleckeisens  Messung  cidiU  als  Anapäst  zulassen,  obwohl  ich  bei  Plautus  kein 
hinULngüch  gesichertes  Beispiel  dieser  Messung  kenne  (aufser  etwa  Cisi  lY.  2,  37 
üt):  denn  wo  die  Messung  ^  ^  —  erfordert  wird,  folgt  regelmäfsig  ein  consonan- 
tisch  anlautendes  Wort  darauf;  in  den  meisten  Fällen  ist  die  Quantität  der  End- 
sylbe  dieser  Formen  gleichgültig;  ein  und  der  andere  Vers  empfehlen  die  Kürze. 
Ich  weifs  recht  wohl,  dafs  man  gegenwärtig  ziemlich  allgemein  das  i  der  letzten 
Sylbe  von  n^,  abiü,  rediü  u.  s.  w.  als  eine  Naturlänge  betrachtet,  allein  dies  ist, 
wie  ich  ein  andermal  zeigen  werde,  irrig;  wo  diese  Sylbe  gedehnt  wird,  ge- 
schieht dies  i^6fji(p,  nicht  (fvoa.  Am  meisten  aber  bin  ich  verwundert  jetzt  bei 
Ititschl  in  der  zweiten  Ausgabe  des  Trinummus  v.  717  zu  lesen:  'Ahü  her  de  ille 
quidem.  icquid  audis?  Wie  Bitschi  diesen  Vers  auffafst,  sagt  er  weiter  nicht:  Or 
hSlt  es  auch  hier  wie  anderwärts  mit  dem  ^'Eart  yoQ  atyäg  äxMwov  y^Qug,  Soll 
obü  Präsens  sein,  dann  verstöfst  diese  Erklärung  gegen  den  constanten  Sprach- 
gebrauch des  Plautus;  will  man  aber  die  contrahirte  Perfectform  verkürzen,  so 
kann  man  sich  dafür  wohl  auf  gewisse  Analogien  berufen,  aber  ich  kenne  kein 
Beitel,  wo  bei  Plautus  diese  oder  ähnliche  contrahirte  Perfectformen  verkürzt 
werden;  wohl  aber  wird  mehrmaLs  die  Länge  entschieden  gefordert:  denn  auf 
Arg.  n  Pseud.  4:  Minds  mercatus  äbiit,  absolvit  qumdecim  wird  sich  Ritschi  nicht 
berofen  wollen,  um  das  Perfectum  (tbit  \j  \j  zu  rechtfertigen,  da  er  dort  selbst 
wkü  schreibt,  was  der  (bedanke  erheischt.  Aufserdem  würde  eine  licenz,  die 
dieser  Yersificator  sich  gestattet  hat,  noch  immer  nichts  für  Plautus  beweisen. 

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420  Zu  den  lateinisohen  Komikern. 

gerade  wie  der  Dactylus  nur  dann  zulässig,  wenn  die  Cäsur  diesen 
Fufs  zerschneidet;  wie  z.  B.  gleich  im  folgenden  Verse: 

'Et  bona  plurima.  f  operam  däbö.  f  face  üt  impetres.  IT  eo  nünoiam. 

Doch  da  unzähligemale  tU  von  den  Abschreibern  des  Plautus  zur 
Erklärung  der  Construction  hinzugefügt  ist,  mag  Fleckeisen  Recht 
haben,  wenn  er  iU  streicht.  In  dem  vorhergehenden  Verse,  der  die 
regelrechte  Diäresis  nach  dem  vierten  Pufse  hat,  ist  eben  defshalb  eiii 
viersylbiger  Fufs  nicht  zulässig;  dem  Metrum  wird  aber  genügt,  wenn 
wir  et  tilgen;  in  der  orcUio  trimembris  wird  bei  Plautus  nicht  selten 
an  der  zweiten  Stelle  die  Copula  ausgelassen. 

Ich  füge  nur  noch   ein  paar  Worte   über   den   vorletzten  Vers 

hinzu: 

eo  nünoiam, 
Nisi  (si)  quippiäm  remorare  me.  f  (non  remoror.)  äbi,  (rem)  cnra. 

Mir  scheint  diese  Form,  in  welcher  sich  Pardalisca  verabschiedet,  der 
Plautinischen  Art  nicht  recht  gemäfs;  imgewöhnlich  ist  auch  die 
Structur  tnorari  cdiquem  quippiam,  die  sich  durch  nihil  tnorari  ali- 
quem  kaum  rechtfertigen  läfst  Die  handschriftliche  Ueberlieferung  ist 
nm  quippiam  rememorare  me,  abi  et  cura.  Ich  schreibe  daher: 
Nisi  «t  qtdppidm  vis,  ne  re  mi  morare.  f  4bi  et  rem  cura. 

d.  h.  'wenn  du  nicht  sonst  noch  etwas  von  mir  willst,  halt  mich  nicht 
länger  auf' :  denn  mit  num  quippiam  aliud  vis  und  ähnlichen  |  Wen- 13( 
düngen  pflegte  man  sich  zu  verabschieden.  Wem  aber  die  Tmesis 
re  me  morare  zu  gewagt  erscheint,  der  kann  nisi  si  quippiam  vis  me, 
ne  me  morare  lesen.  Gerade  das  Verkennen  der  Tmesis  hat  mehrfache 
Verderbnisse  veranlafst,  nicht  blofs  bei  den  älteren  lateinischen,  son- 
dern auch  bei  den  griechischen  Dichtem.  Bei  Aristophanes  liest  man 
in  den  Fröschen  572 :  ^Hg  fjduog  Hv  am^  lid^iiJ  voig  yoiicpiovg  Köttioi^' 
äv.  Meineke  bemerkt  hier  ganz  richtig,  dafs  man  nicht  vui/tieiv  toh; 
döövzag,  sondern  ey^OTtreLv  sagte;  aber  was  er  vorschlägt:  tovq  yofi- 
(pLovg  üv  aov  XLd^(^  ^xoTtToiii^  üv  hat  keine  Wahrscheinlichkeit;  auCser- 
dem  verlangt  e^A.i^TtTeiv  in  diesem  Falle  den  Dativ.  Ich  schreibe  mit 
ganz  geringer  Aenderung:  ^iig  fjdiiog  äv  aovvi  Xi&i^  Tovg  yoficploi^  Kdn- 
loifi'  äv.  Das  Verkennen  der  Krasis  {aoc  «t)  hat  wie  so  häufig  den 
Fehler  verschuldet;  ganz  ähnlich  sagt  Aristophanes  selbst  v.  547:  jcA^' 
m  vfjg  yvd&ov  IIv^  7C(nä^ag  ^ov^iyLoipe  Tovg  xoQOvg  rovg  7CQoa&iovg, 

Ich  füge  noch  eine  kurze  Bemerkung  über  die  Stelle  in  Cicero's 
Cato  17,  61  hinzu,  welche  Fleckeisen  gegen  den  Schlufs  seiner  gehalt- 
vollen Abhandlung  [p.  55 ff.]  besprochen  hat.  Fleckeisen  hat  Recht,  wenn 
er  das  handschriftüch  überlieferte  totum  (itiotum)  nicht  als  einen  Zusatz 


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-'l!!F#^a?>fT^ 


Zu  den  lateinischen  Komikern.  421 


der  Abschreiber  betrachtet,  da  man  gar  nicht  einsieht,  was  dazu  den 
Anlafs  hätte  geben  sollen;  aber  wenn  nun  Jlecteisen  schreibt:  quanta 
(fuü  auctoritas)  in  A.  Atüio  Calatino!  in  quem  illud  dogium: 

Htmc  nnum  plnrimae  consentiunt  gentes 
Popnli  pnmarium  foisse  virum. 

mtum  est  id  tot  um  Carmen  indsum  in  sepulcro,  und  meint,  Cicero 
habe  durch  diesen  Zusatz  andeuten  wollen,  dafs  er  von  jenem  Carmen 
nur  einen  Theil  und  zwar  den  Anfang  citire,  so  kann  ich  nicht  bei- 
stimmen. Das,  worauf  es  hier  einzig  ankommt,  das  ausgezeichnete 
Lob  des  Calatinus,  theilt  Cicero  mit;  dann  werden  in  der  Grabschrift, 
wie  die  Analogie  der  ScipionendenkmäJer  lehrt,  die  Aemter  und  Würden 
des  Verstorbenen  aufgezählt  sein.  Diese  Ehren  hatte  Calatinus  mit 
vielen  Andern  getheilt,  darauf  kommt  es  für  den  Zweck,  den  Cicero 
im  Auge  hatte,  gar  nicht  an;  so  wäre  also  auch  eine  Verweisung  auf 
das  vollständige  Epigramm  ganz  überflüssig.  Aufserdem  scheinen  mir 
die  Worte  notum  id  est  totum  Carmen  nichts  weniger  als  Ciceronisch 
zu  klingen.  Wollte  Cicero  noch  etwas  hinzufügen,  so  konnte  er  ent- 
weder die  Oertlichkeit  näher  bezeichnen,  ad  portam  (d.  h.  Capenam\ 
wie  er  dies  de  Fin.  ü.  35,  116  thut,  wo  er  dieselbe  Aufschrift  anführt, 
oder  das  Epigramm  selbst  kurz  charakterisiren.  Ich  denke,  es  ist  zu 
lesen:  notum  est  incomptum  Carmen  incisum  in  sepulcro,  ein  sicher- 
lich zutreffendes  ürtheil.  Wie  leicht  icotum  in  itiotum  oder  totum 
übergehen  konnte,  liegt  auf  der  Hand. 


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Lucretiana. 


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I. 
[öuaestionum  Lucretianarum  specimen  I]*). 

III  JNon  multum  esse   tribuendum  iudiciis,   quae  Romani  scriptores 

de  sui  potissünum  saeciili  litteris  ferant,  cum  fere  partium  studio 
ducantur  proculque  absint  ab  veritatis  norma,  quam  Graeci  homines 
seqtd  solent,  fädle  animadvertet  qui  accuratius  illa  testimonia,  quae 
dicuntur,  examinaverit  et  inter  se  comparaverit:  nam  non  raro  accidit,  ut 
illa  iudicia  penitus  sibi  adversentur,  ut  quem  alii  mediocrem  hominem 
vel  nullo  in  loco  habendum  esse  censuerint,  alii  summis  laudibus  ad 
coelum  eflFerant  Sed  tarnen  mihi  semper  permirum  visum  est  illud  iudi- 
dum,  quod  de  Lucretio  fert  Cicero  in  Epistolis  ad  Quintum  Fratrem  II. 
11,5:  Lucretii  poeniata,  ut  scribis,  ita  sunt:  non  multis  luminibus 
ingenii,  mtdtae  tarnen  artis,  Sed  (si  ad  umbili)cum  veneris**)^  virum 
te  putabo,  si  SaHustii  Empedoclea  legeris,  hominem  non  putdbo. 

Nihil  enim  potest  reperiri,  quod  magis  abhorreat  a  Lucretianorum 
canninum  natura:  nam  etiamsi  inter  nostros  quoque  homines  non 
desint,  qui  iniquius  de  hoc  poeta  iudicaverint^),  tarnen  quis  est,  qui 
ingenii  laude  poetam  summum  privandum  esse  censeat?  At  ut  non 
desit  illi  ingenii  vis,  artem  saepissime  desideres:  nam  apparet  facile 
ipsum  poetam  non  potuisse  ultimam  operi  manum  admovere,  praeter- 
quam  quod  ipsum  argumentum,  in  quo  versatus  est  poeta,  ita  est 
comparatum ,  ut  vel  summum  Ingenium  non  valeat  omnia  impedimenta, 
quae  obiiduntur,  removere. 

lam  fortasse  iudicii  iUius  perversitatem  aliquis  inde  repetendam 
esse  censeat,   quod  Cicero  ubique  fere  infesta    infert  arma  Epicureis, 

*)  [Indices  lectionum  .  .  .  quae  in  academia  Marburgensi  per  semestre  hiber- 
nam  a.  MDCCCXLVI  —  Vn  •  •  •  •  habendae  proponuntur.] 

[*♦)  Sic  hnnc  locum  restituit  Bergk.  in  Mus.  Rhen.  XIX.  606.] 

1)  Veriu8  de  Lucretü  ingenio  iudicavit  Niebuhrius  in  scholis  de  hi8t.  Ro- 
mana, quam  Leonh.  Schmitzius  publici  iuris  fecit,  U.  p.  153  [U.  184  ed.  Germ.]: 
Lucretius ,  C  Licimus  Calvus,  and  Catullus  are  the  three  greatest  poets  of  that 
period,  It  is  Ofdy  now,  after  the  cessation  of  the  preiudice  (igainst  didctcttc  poetry, 
whkh  aUempted  to  exclude  Lucretiua  from  the  Ust  of  poets,  that  his  great  taknt 
and  genius  are  recogniaed. 


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426  Quaestionum  Lacretiananim  specimen  I. 


ut  hic  quoque  partium  studio  ocjcaecatus  esse  videatur.  Sane  Cicero 
Amafenios  solet  reprehendere,  verum  non  tantum  quod  Epicureorum 
placita  sequebantur,  sed  multo  magis,  quod  non  valebant  iUam  doctri- 
nam  polite  eloqui  et  ingenii  luminibus  illustrare.  Et  ferrejn  sane 
Ciceronem  iniuste  de  Lucretio  existimantem,  at  quod  Cicero  Lucretium 
ea  laude  decorat,  quae  non  cadit  in  poetam,  detrahit  autem  id,  quo 
insignis  est  Lucretius,  id,  cum  plane  perversum  sit  iudidum,  in  Cice- 
rone non  est  ferendum. 

Dixi  Komanos  scriptores  fere  partium  studio  dud,  ut  eos,  quibus- 
cum  ipsis  est  aliqua  familiaritas   aut  necessitudo,  collaudent,  ceteros 
contemnant;    sed   ob   id  ipsum  existimo    Ciceronem   de  Lucretio  non 
solum  honorificentius,  sed  etiam  rectius  iudicaturum  fiiisse.    Lucretium 
autem  Ciceronis  aliqua  familiaritate  usum  esse,  videor  mihi  recte  colli- 
gere  ex  iis,   quae  Cornelius  Nelpos  dicit  in  Attid  vita  c.  12,  4:    idem  K 
L.  Itdium   Calidum,    quem   post   Lucretii    CatuUique    mortem   mtMo 
degantissimum  poetam  nostram  tulisse  custaiem  vere  videor  posse  con- 
tendere  neque  minus  virum  honum  optimisque  artibus  enulitum;  quem 
post  proscriptionem  equttum  propter  magnas  eius  Äfricanas  possessiofies 
in  proscriptorum    numerum  a    Volumnio,  praefedo  fabrum  Antonii, 
absentem    rdaium   expedivit;   quae  scripta    sunt   Attico    vivo.     Hunc 
Calidum,  absque  Comelii  Nepotis  testimonio  quis   esset,  penitus  igno- 
raremus,    qui   quidem    a  Nepote  non  tantis   laudibus   omaretur,  msi 
amicus  fuisset  Attici.    lam  cum  iste  Calidus  a  Nepote  cum  Catullo  et 
Lucretio  poetis  elegantissimis  comparatur,   consentaneum  est,  hos  quo- 
que familiaritate  aliqua  cum  Attico  et  iis,  qui  Attici  amidtia  et  con- 
suetudine  plurimum  utebantur,  id  est  Comelio  Nepote,  Cicerone,   aliis 
coniunctos  fuisse.    Et  Catullus  quidem  quam  dilexerit  populärem  suum, 
ipse  testatur  carm.  1: 

Qnoi  dono  lepidiun  noviim  libellum 

Arido  modo  ptunice  expolitum? 

Comeli,  tibi:  namque  tu  solebas 

Meas  esse  aliquid  putare  nugas 

lam  tum,  cum  ausus  es  unus  Italorum 

Omne  aevum  tribus  explicare  chartis 

Doctis,  luppiter,  et  laboriosis. 

Nec  minus  coUaudat  Ciceronem  carm.  49: 

Disertissime  Bomuli  nepotum, 
Quot  sunt  quotque  fuere,  Marce  TuUi, 
Quotque  post  aliis  erunt  in  annis, 
Gratias  tibi  maximas  Catullus 
Agit  pessimus  omnium  poeta, 
Tanto  pessimus  omnium  poeta, 
Quanto  tu  optimus  omnium  patronus. 


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Qtiaestionum  Lucretianarum  specimen  I.  427 


Ut  igitur  Calidus  et  Catullus  Ulis  viris  acceptissimi  fuerimt,  ita  veri- 
sünile  est  Lncretium  quoque  non  alienum  fdisse  ab  ea  societate:  nam 
quodLncretius  Epicureus  foit,  Cicero  antem  ad  aliorum  philosophorum 
castra  se  contulerat,  id  profecto  non  impedimento  est,  quominus  hos 
fiumliaritate  inter  se  coniunctos  esse  arbitremur:  nam  Nepos  quidem 
omnino  a  phüosophia  abhorrebat,  quod  indicat  Cicero  ad  Att.  XVI.  5: 
Nepotis  (^istolam  exspecto:  cupidus  üle  meorum?  qui  ea,  quibus 
maxime  ycwQiiu,  legenda  non  putet.  Et  ats  /ler'  äfjdfxova'  tu  vero 
dfd^otv,  üle  quidem  Hfißgorog.  Atticus  autem  Epicuri  doctrinam  pro- 
fitebatur,  quod  saepius  Cicero  in  epistolis  tangit;  pariterque  ex  amicis 
eins  fiiit  Saufeius,  vid.  Nep.  c.  12,  3,  quem  Epicureum  fdisse  indicat 
Cicero  ad  Att.  IV.  6:  nosque  malo  sciatio,  sed  nonnullo  tarnen  conso- 
lamur,  quod  ipsius  vicem  minime  dolemus,  non  ut  Saufeius  et  vestri, 
immo  hercule,  quia  sie  amäbat  patriam  etc.  et  inprimis  XV.  4  et 
Vn.  2,  ubi  cum  Patrone  Epicureo,  qui  et  ipse  Attici  foit  amicus, 
coniungit;  füitque  Ciceroni,  ut  vel  hi  ipsi  loci  testantur,  idem  ille 
Saufeius  carus  acceptusque.  Atticum  autem  Epicureum  esse  nequaquam 
negat  Cicero  in  epist  ad  Memmium  data  (Ep.  ad  Div.  XIII.  1),  ut 
recte  Manutius  et  Schuetzius  observaverunt.  Consentaneum  igitur  est 
Lucretium  Attico,  qui  et  ipse  Epicureus  foit,  familiärem,  itaque  etiam 
Ciceroni  amicum  füisse;  et  foisse  Lucretium  Ciceroni  carum,  id  lucu- 
lenter  ostendit  Hieronymus,  qui  ait  [Euseb.  Chron.  ad  a.  Abr.  1923]: 
Tüus  Lucretius  poeta  nascitur,  qui  postea  amatorio  poculo  in  furorem 
versus^  cum  aliquot  lihros  per  intervaUa  insaniae  conscripsisset,  quos 
postea  Cicero  emendavit,  propria  se  manu  interfecit  anno  (zetatis  qua- 
dragesimo  quarto.  Reiidunt  hoc,  sed  argumenta,  quibus  utuntur,  nuUa 
sunt  Forbigerus  enim  praef.  p.  XXVI.  [ed.  Lucr.]  didt  eum,  qui  hoc 
verum  esse  existimet,  aut  Ciceronem  aut  Lucretii  carmina  ignorare.  Neque 
enim  probabile  arbitratur,  Ciceronem,  acerrimum  Epicureae  philosophiae 
V  adverjsarium,  horum  carminum  dulcedine  alios  ad  illa  pladta  ampleo- 
tenda  allecturum  foisse.  At  Cicero,  quamquam  ipse  alienus  est  ab 
Epicureorum  doctrina,  tamen  propterea  maxime  ridet  eos,  qui  Epicuri 
pladta  litteris  iUustrare  Yolebant,  quod  erant  parum  eruditi  homines, 
quod  oratione  minime  omata  utebantur:  neutrum  autem  in  Lucretium 
eiusque  carmina  cadit.  Deinde  didt  Forbigerus  Ciceronem,  etiamsi 
Yoluisset,  non  tamen  potuisse  Lucretii  carmina  emendare,  cum  plane 
alienus  fnerit  a  poesi;  quod  quidem  argumentum  refutare  nihil  attinet, 
cum  Cicero,  etiamsi  non  insignem  fuerit  inter  poetas  locum  consecutus, 
tamen  nullo  tempore  ab  his  studiis  abhorruerit  et  multa  carmina  com- 
posuerit;  omninoque  illud,  quod  Hieronymus  didt  Ciceronem  fedsse, 
non  tarn  poetae,  quam  hominis  liberalibus  artibus  instituti  atque  eruditi 


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428  Quaestionum  Lucretianarum  specimen  I. 

fait  mnnus.  Tertium  argumentum,  quod  profert  Forbigerus,  hoc  est 
quod  non  sit  probabile  Ciceronem,  qui  de  se  rebusque  suis  satis 
magnifice  sentire  solitus  sit,  penitus  hanc  rem  vel  in  iUo  loco  episto- 
larum  ad  Quintum  fratrem,  vel  in  aliis  libris  plane  silentio  praeter- 
misisse:  hoc  argumentum  tum  demum  aliquid  valeret,  si  Ciceronis 
epistolae  integrae  exstarent:  nunc  in  tot  litterarum  detrimento  quis  est 
qui  miretur,  quod  nusquam  haec  res  commemoretur?  Et  minime  qui- 
dem  opus  erat,  ut  Cicero  in  illa  epistola  ad  Quintum  fratrem  eius  rei 
mentionem  faceret,  cum  ei  si  cui  alii  de  opera  in  Lucretii  carminibus 
emendandis  posita  compertum  esse  deberet.  Ultimum  denique,  quod 
posuit  Forbigerus,  non  potuisse  fieri,  ut  vel  aequales  vel  proximorum 
temporum  scriptores  silentio  praetermitterent,  id  nullum  omnino  est, 
et  hac  ratione  liceret  omnia,  quae  uno  aliquo  grammatici  testimonio 
firmantur,  in  suspicionem  vocare.  lam  vero  hoc  non  tam  Hieron ymi 
auctoritate  est  proditum,  quam  Suetonii;  ex  Suetonii  enim  opere  de 
mris  iUustribus  Hieronymum  omnia  illa  petivisse,  recte  iudicavit  Kit- 
schelius  in  Parergis  Plautinis  vol.  I.  p.  620  seqq. :  Suetonius  autem  vir 
eruditus  idemque  grammaticus  compertum  profecto  habere  potuit,  quis 
Lucretii  carmina  emendaverit.  Ciceronem  autem,  vel  Attico  auetore 
vel  in  Memmii  gratiam  Lucretii,  qui  et  ipsi  fiierat  gratus,  carmina 
edenda  curavisse,  non  est  mirum,  siquidem  familiäres  curare  solebant 
ut  defuncti  amid  si  quae  opera  reliquissent,  ea  emendata  et  retractata 
publicarentur*).  Fecit  igitur  Cicero  in  Lucretio,  quod  Comutus  in 
Persio,  Tucca  et  Varius  in  Virgilio,  alii  multi  in  aliis:  et  idem  ofBcium 
Quinto  fratri  praestitit,  vid.  ad  Attic.  ü.  16,  4:  quod  de  QuitUi  fratris 
epistola  scrihis,  ad  me  quoque  fuit  7tQ6ad^e  Idwv,  otvl&bv  di  —  quid 
dicam  nesoio.  Nam  ita  deplorat  primis  versibus  mansionem  suam,  tU 
quemvis  movere  possit:  ita  rursus  reniittit,  ut  me  roget,  ut  annales 
suos  emendem  et  edam.  quemadmodum  ipse  Cicero  in  suis  libris 
emendandis  et  edendis  Attici  opera  et  consilio  usus  est. 

Cicero  igitur,  qui  emendavit  et  edenda  curavit  Lucretii  carmina, 
qui  studiose  illa  perlegerat,  non  potuit  isto  modo  iudicare  de  Lucretio 
aut  Quinti  iudicium  assensu  comprobare.  Accedit  id,  quod  hoc  modo 
locus  ab  Emestio  demum  est  conformatus,  cum  ante  iam  Victorius 
legendum  esse  dixisset:  Lucretii  poemata,  ut  scribiSy  non  ita  sunt 
multis  etc.  at  in  libris  deest  negatio  non.  Sane  locus  corruptus  est 
venmi  non  ita,  ut  Yictorius  et  Emestius  censuerunt,  corrigendus,  sed 
quovis  pignore  contendam,  Ciceronem  scripsissö:  Lucretii  poemata,  ut 
scribis,  ita  sunt;  multis  luminibus  ingenii,  non  muÜae  tarnen  artis. 


2)  Cf.  Sueton.  de  Grammaticis  o.  2. 


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Quaestionum  Luoretianarom  specimen  I.  429 


Consummatam    igitur   artem    deesse    dicit   Cicero,    multos   locos 

egregie  et  ingeniöse  confonnatos  esse   confitetur,    fere  quemadmodum 

Quintilianus  iudicat  de  Antimacho  X.  1,  53:    contra  in  Antimacho  vis 

ä  gravitas   et   minime  vulgare  eloquendi   geniAS    habet  laudem,      Sed 

quamvis  ei  secundas  fere  grammaticorum  consensus  deferat:   et  äffe- 

ctibus  ei  iucunditate  et  dispositionc  et  omnino  arte  deficitur^  ut  plane 

inanifesto  appareaij  quanto  sit  alivd  proximum  esse^  aliud  seeundum, 

vel  quod   sünilius  etiam   est,    quod  Ovidius  censet   de  Ennio    [Trist 

IL424]: 
VI  Ennius  ingenio  maximus,  arte  rudis. 

cum  Ennio  enim  aptissime  potest  comparari  Lucretius,  hine  recte 
Statins  SUv.  n.  7,  75: 

Cedet  Mnsa  radis  ferocis  Enni 
Et  docti  furor  arduus  Lucreti^). 

Nee  iam  magnopere  Cicero  a  ceterorum  indicüs  discrepat.  Gellius  I.  21,  5 
ingeniosuni  et  facnndum  poetam  appellat:  non  enim  primus  finxit 
Virgilius  hoc  verbum  insolenter,  sed  in  carminibus  Lucretii  inventum 
fst:  nee  est  aspernatus  auctoritatem  poetae  ingenio  d  facundia  prae- 
ceUentis.  Tacitus  autem,  qni  antiquitatis  situm  spernit,  cum  in  dialogo 
de  Or.  c.  23  dicat:  neminem  nominaho,  genus  hominum  significasse 
contentus:  sed  vdbis  utique  versantur  ante  oculos  Uli,  qui  Lucilium 
pro  Horatio,  Lucretium  pro  Virgilio  legunt  ob  id  ipsum  hotat,  quod 
ars  deesse  videtur.  Ad  ingenii  laudem  pertinet,  quod  Ovidius  dicit 
Amor.  I.  15,  23: 

Carmina  sublimis  tunc  sunt  peritura  Lucreti, 
Exitio  terras  cum  dabit  una  dies. 

Neque  vero  adversatur,  quod  Quintilianus  dicit  X.  1,87:  ceteri  omnes 
longe  sequentur:  nam  Macer  et  Lucretius  legendi  quidem,  sed  non  ut 
phrasin  id  est  corpus  doquentiae  faciant:  elegantes  in  sua  quisque 
materia,  sed  alter  humilis,  alter  difficilis  subtüitatem  quidem  ille 
dicendi  concedit,  sed  consummatam  et  omnibus  numeris  perfectam 
eloquentiam  abiudicat. 

Primum  igitur  Cicero  affert,  quae  laudanda  esse  arbitratur,  tum 
quae  minus  perfecta  ipsi  videbantur:  itaque  iam  adiungit  ea,  quae  de 
Sallustii  poematis  censet  Sallustius  enim  nescio  quis  eodem  pacto 
«cripserat  Carmen  de  rerum  natura,  Empedoclem  secutus,  verum  tam 
durum  et  inelegans  fuit  Carmen,  ut  Cicero  dicat,  si  Quintus  ad  urbem 


3)  Quemadmodum   idem  etiam   de  Catullo  iure  dici    potest,    ingeniöse    illo 
quidem  poeta,  sed  rudi. 


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^30  Quaestionum  Lucretiananmi  specimen  I. 


re versus  hoc  Carmen  perlecturus  sit,  se  patientiam  quidem,  at  non 
iudicii  elegentiam  laudaturum  esse :  nam  modo  editum  foisse  hoc  Carmen 
censendem  est,  itaqne  nondum  legerat  Quintus.  Dlo  autem  tenqwre 
plures  poetae  in  simili  argumento  versati  sunt:  huc  referendus  est 
Egnatius,  qui  et  ipse  scripserat  Carmen  de  rerum  natura,  vid.  Macrob. 
TL  5,2:  Egnatius  de  rerum  natura  libro  primo: 

Deniqne  Muloiber  ipse  ferens  altissima  coeli  Contingunt. 

ubi  legendum:  furms  —  contingit;  et  ibidem  [12]:  Egnatius  de  rerum 
natura  libro  primo: 

Boscida  noctivagis  astris  labentibus  Phoebe, 
Pulsa  loco  cessit  concedens  Incibns  altis. 

ubi  videtur  almis  corrigendum.  Egnatius  fortasse  Celtiber  iUe  est^ 
quem  vexat  Catullus  cann.  37  et  39;  nam  multi  iam  tunc  homines  ex 
provindis  poesin  atttngebant. 

Ciceronis  epistola,  a  qua  profecti  sumus,  ut  Schuetzius  IL 
p.  163  recte  existimat,  scripta  est  anno  a.  u.  c.  700  ineunte  (Domitio 
Ahenobarbo  et  Appio  Ciaudo  consulibus),  cum  Quintus  in  praedio 
aliquo  commoraretur.  Iam  ex  eo  ipso,  quod  Quintus  scripserat  ad 
Marcum,  quid  ipse  de  Lucretii  carminibus  sentiret,  consentaneum  est 
ea  modo  edita  fiiisse;  haud  dubio  Cicero  statim,  ubi  emendandi  labore 
perfunctus  fuit,  carminum  exemplum  firatri,  qui  rure  degebat,  miserat, 
isque  rescripsit  Marco,  Lucretii  poemata  multis  luminibus  ingenii,  non 
multae  tamen  artis  esse.  Iam  igitur  etiam  de  Lucretii  morte  paulo 
certius  iudicari  potest  Hieronymus  Lucretium  dicit  natum  esse  OL 
CTiXXT.  2,  hoc  est  a.  95  a.  Ch.  n.  sive  659  a.  u.  c.  (licinio  Crasso  et 
Mucio  Scaevola  cons.)  et  cum  anno  aetatis  quadragesimo  quarto  mor- 
tuum  esse  perhibeat,  de  vita  decesserit  necesse  est  a.  703  sive  51 
a.  Ch.  n.  itaque  tribus  annis,  postquam  illa  Ciceronis  epistola  scripta 
est.  Yerum  nihil  omnino  moramur  illam  Hieronymi  computationem, 
quae  ex  arbitrio  est  facta.  Nam  cum  Suetonius,  ex  quo  omnia  petiit  vn 
Hieronymus,  fere  non  notavisset  temporum  rationes,  chronographus 
pro  operis  instituto  ipse  debebat  coniectando  assequi;  his  igitur  ratio- 
nibus  non  multum  tribuendum,  quod  etiam  Bitschelius  animadvertit 
Sequamur  igitur  potius  Donati  auctoritatem,  qui  in  vita  Virgilii  ait: 
et  XV.  anno  virilem  togam  cepit  Ulis  cor^sulibus  iterum^  quibus  naius 
erat,  evenitque  ut  eo  ipso  die  Lucrettus  poeta  decederet:  sumsit  igitur 
togam  virilem  Virgilius  a.  699  Cn.  Pompeio  II  et  Licinio  Crasso  n 
consulibus,  nam  a.  684,  cum  primum  iUi  consules  essent,  natus  est  Iam 
quod  Donatus  dicit  Virgilium  anno  XV  togam  simisisse,  documento 
est  id  factum  esse  ante  idus  m.  octobris  eins  anni;  nam  idibus  illius 


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QuaestioDum  Lucretianarum  speoimen  I.  431 


mensis  Virgilius  iam  exegit  annum  XV.  Quare  hoc  certum  est,  Lucre- 
tium,  cum  eo  ipso  die  mortuus  sit,  quo  Yirgilius  togam  virilem  sumsit, 
discessisse  paulo  ante  idus  m.  octobris  anni  699  ab  u.  c:  itaque  cum 
^rit  tunc  annum  aetatis  XUV  (nam  nihil  causae  est,  cur  hoc,  quod 
ex  Suetonio  adscripsit  Hieronymus,  in  suspidonem  vocemus,)  natus 
est  Lucretius  anno  ab  u.  c.  655.  Cicero  igitur  statim  defuncto  Lucretio 
curam  emendandorum  camiinum  suscepit,  quam  cum  extremis  mensibus 
anni  699  absoMsset,  initio  proximi  anni  exemplum  ad  Quintum  fratrem 
misit,  qui  continuo  rescripsit,  quid  ipsi  de  hoc  poemate  videretur. 
Iam  vero  quaeritur,  quo  tempore  Lucretius  Carmen  suum  composuerit 
Quae  Forbigerus  de  hac  re  p.  XXXT  scripsit,  ex  parte  perturbata  sunt 
temporum  rationibus  confusis,  sed  nolo  hos  errores  singulatim  refeilere. 
Prooemium  Lucretiani  operis  potest  sane  postea  adiectum  esse,  cum 
ipsum  cannen  iam  perfectum  esset;  sed  nihil  causae  hie  est,  cur 
aegemus  poetam  statim,  cum  opus  aggrederetur,  a  prooemio  initium 
carminis  fecisse;  in  quo  prooemio  cum  v.  38  poeta  dicat: 

Hunc  ta,  diva,  tuo  recubantem  corpore  sancto 
Cironmfasa  snper,  snayls  ex  ore  loqnelas 
Fände,  petens  placidam  Bomanis,  incluta,  pacem. 
Nam  neque  nos  agere  hoc  patriai  tempore  iniquo 
Possumus  aequo  animo  nee  Memmi  clara  propago 
Talibus  in  rebus  communi  desse  saluti. 

Apparat  haec  scripta  esse  eo  tempore,  quo  respublica  Romana  in  magnum 
aliquod  discrimen  vocata  est;  parum  autem  probabUe  est  Lucretium 
talibus  verbis  allocutum  esse  Menmiium,  si  tunc  privatus  homo  fuisset 
Itaque  coniido  haec  scripta  esse  anno  696  ab  u.  c.  Calpumio  Ksone 
et  Aulo  Gabinio  consulibus.  Illo  enim  ipso  anno  Menunius,  Ciceronis 
amicus,  praetura  functus  est,  de  cuius  magistratu  optima  quaeque  augu- 
ratur  Cicero,  cum  ad  Quintum  I.  2,  s.  jBn.  scribit:  praetores  habemus 
amicissimos  et  acerrimos  cives,  Domitium,  Nigidium,  Memmium,  Len- 
tulum;  bonos  etiam  cdioSy  sed  hos  Singular  es,  Memmius  autem  tunc 
Caesari  acriter  restitit,  vid.  Sueton.  Caes.  c.  23:  functus  consulatu 
C.  Memmio  Lucioque  Domitio  praetoribus  de  swperioris  anni  actis 
referentibus,  cognitionem  senatui  detulü,  nee  illo  suscipiente^  triduoque 
per  irritas  aUercationes  absumto,  in  provinciam  abiit  Inddit  igitur 
praetura  Menmiii  in.  IQud  iniquissimum  tempus,  quo  Giodius,  seditiosus 
homo,  onmem  rempublicam  pervertebat:  plane  igitur  congruunt  quae 
didt  Lucretius  illo  loco ;  itaque  censeo  Lucretium  anno  696  inchoavisse 
Carmen  et  proximis  annis  perfedsse,  ita  tamen,  ut  propter  praematuram 
mortem  ultimam  manum  non  potuerit  operi  admovere.  Ceterum  de 
Memmio  alias  accuratius  dicetur. 


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432  Quaestionum  Lucretianarum  specimen  I. 


AdiuDgam  denique  pauca  quaedam  de  nonnuUis  locis  Lucretiani 
carminis,  quod  diu  neglectum   etiamnimc  multis  vitiis  depravatum  est. 

Lib.  I.  87:  VIII 

Cui  simul  infula  virgineos  circumdata  comtus, 
Ex  utraque  pari  malarum  parte  profusa  est, 
Et  maestum  simul  ante  aras  adstare  parentem 
Sensit,  et  hunc  propter  ferrum  celare  ministros, 
Aspectuque  suo  laorumas  effundere  cives, 
Muta  metu  terram  genibus  summissa  petebat. 

Temerariis  coniecturis  tentaverunt  in  hoc  ultimo  versu  homines  docti 
ea,  quae  sana  sunt,  quemadmodum  Avancius  vtdta  pro  muta,  Wake- 
fieldius  subnixa  pro  summissa  coniecit;  id  vero,  quod  vitiosum  est, 
patienter  tulerunt,  nam  imperfectum  petehfd  omnino  fern  nequit,  vide- 
turque  ortum  ex  subsequente  versu:  Nee  miserae  prodesse  in  taU 
tempore  quibat    Legendum  enim: 

Muta  metu  terram  genibus  summissa  pelivit. 

confirmatque  emendationem  scholion  Veronense  Virg.  Aen.  Xu.  718, 
ubi  haec  leguntur:  Stat  pecus  omne  mutum  .  .  .  muta  metu  t^ram 
genibus  summis  appetivit,  ubi  Lucretü  versum  delitescere  non  viderunt 

Lib.  I.  102: 

Tutemet  a  nobis  iam  quovis  tempore  vatum 
Terriloquis  victus  dictis  desciscere  quaeres; 
Quippe  etenim  quam  multa  tibi  iam  fingere  possom 
Somnia,  quae  vitae  rationes  vertere  possint 
Fortunasque  tuas  omnis  turbare  timore. 

Haec  vitiosa  esse  recte  perspexit  Siebelisius  in  Quaestionibus  Lucre- 
tianis  p.  2  seqq.;  sed  quod  ipse  coniecit:  Quippe  etenim  quam  muUa, 
tibi  nee  fingere  possum  Somnia,  id  ita  est  comparatum,  ut  nee  sen- 
tentiae  nee  sermoni  conveniat,  quod  quilibet  monitus  facile  intelliget 
Optimi  codd.  iam  Ignorant  et  me  exhibent*);  scribendum: 

Quippe  etenim  quam  mnlta  Ubimet  fingere  possis 
Somnia. 

illud  enim  veretur,  ne  Memmius,  qui  et  ipse  fuit  poeta,  non  solum 
superstitionibus,  quae  poetarum  auctoritate  firmatae  sunt,  fidem  habeat 
sed  etiam  poetarum  ritu  inania  fingat  simulacra  itaque  a  vera  ratione 
animus  eins  abducatur. 


[*)  Adnotat  Lachmannus:  iäm  oblongem  et  Italorum  libri:  me  quadratvs  et 
schedae.] 


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Quaestionnm  Lucretiaiiaruin  specimen  I.  433 

Lib.  I.  174: 

Praeterea,  cur  vere  rosam,  frumenta  oalore, 
Yites  autumno  fandi  suadente  videmus, 
Si  nou,  certa  suo  quia  tempore  semina  rerum 
Cum  confluxerunt,  patefit  quodcunque  creatur, 
Dum  tempestates  adsunt  et  vivida  tellus 
Tuto  res  teneras  effert  in  luminis  oras? 

Si  recte  se  haberet  haec  scriptura,  verba  ita  essent  ordinanda:  si  non, 
quia  patefit  quodcunque  creatur,  cum  confluxerunt  certa  suo  tempore 
semina,  ut  si  non  absolute  esset  positum  pro  si  non  propterea  fit, 
quia,  quemadmodum  infra  v.  199:  Denique  cur  homines  tantos  natura 
parare  Non  potiüt,  pedibus  qui  pontum  per  vada  possent  Transire  et 
magnos  manihus  divellere  montis  Multaqus  vivendo  vitalia  vincere 
saecla;  Si  non,  materies  quia  rebus  reddita  certa  est  GignundiSj  e 
qua  constai  quid  possif  oriri.  At  iraportuna  et  vix  ferenda  est  tra- 
iectio  particulae  quia;  quare  legendum  censeo: 

Si  non,  certa  snoque  in  tempore  semina  rerum 
Cum  confluxerunt,  patefit  quodcunque  creatur,  .  .  . 

LX  hoc  est:  si  non  omnia  eduntur  in  lucem,  ubi  certa  primordia  rerum 
eademque  suo  tempore  coierunt;  nam  id  ipsum  maxime  efiPert,  ut  con- 
veniente  fiat  tempore;  quod  autem  sequitur  dum  tempestates  etc., 
explicandi  gratia  adiunxit.  Quod  vulgo  legitur:  Si  non,  certa  suo 
quia  tempore  semina  etc.,  fortasse  inde  es  tortum,  quod  infra  III. 
746  et  763  dixit  poeta:  Si  non,  certa  suo  quia  semine  seminioqne 
Vis  animi  pariter  crescit  cum  corpore  toto,  Itidem  corrupta  sunt, 
quae  sequuntur  [I.  180] : 

Quod  si  de  nilo  fierent,  subito  exorerentur 
Incerto  spatio  atque  alienis  partibus  anni: 
Quippe  ubi  nulla  forent  primordia,  quae  genitali 
Concilio  possent  arceri  tempore  iniquo. 

Legendum  enim  est: 

Quippe,  ubi  nulla  forent  primordia,  qui  genitali 
Concilio  possent  arceri  tempore  iniquo? 

plane  ut  supra  v.  167  dictum:  Quippe,  ubi  non  essent  genitalia  corpora 

cuique,    Qui   posset    mater    rebus    consistere    certa?    Hoc    enim   dicit 

poeta,   si   non  essent  certa  primordia   rerum,   si   de  nihilo  quidquam 

fieri  posset,   possent   omnia  quovis  tempore   exoriri,  auctumno   rosae, 

vere  uvae  exsisterent. 

Lib.  I.  311: 

Quin  etiam  multis  solis  redeuntibus  annis 
Anulus  in  digito  subter  tenuatur  habende, 
Stillioidi  casus  lapidem  cavat,  uncus  aratri 
Ferreus  occulte  decrescit  vomer  in  arvis. 
Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  28 


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434  Quaestionum  Lncreidanarum  specimen  L 


Utitur  hoc  loco  Isidoms  Orig.  XX.  14:  vomer  est  didus,  quod  vi 
humum  eruat,  seu  ab  evomendo  terram.  De  quo  Lucrettus:  uncus 
arcUri  Ferreus  occuUo  d^crescU  vomer  in  arvis  Sumitque  per 
d  etrimenta  nitorem,  Tantum  abest,  ut  haec  verba  subditicia  sint, 
ut  potius  censendum  sit,  integrum  versimi  in  nostris  libris  exddisse: 
ita  autem  locus  redin tegrandus: 

unous  aratri 

Ferreus  occulte  decrescit  vomer  in  arvis 

Sjimitque  semper  per  detrimenta  nitorem. 

Adieci  semper,  quod  sententia  commendat,  fadleque  ante  per  excidere 
potuit;  restituitur  autem  hoc  modo  etiam  alliteratio,  cuius  studiosis- 
simus  est  Lucretius,  Numero  autem  versus  non  est  quod  oflFendaris, 
nam  que  in  arsi  secundi  pedis,  etiam  ubi  spondeus  praecedit,  apud 
optimos  poetas  identidem  producitur,  ut  est  apud  Virgilium  Aen.  IQ.  91 : 

liminaque  laumsque  dei,  totusque  moveri. 
Ovidium  Metam.  I.  193: 

Fauniqne  Satyrique  et  monticolae  Silvani. 
X.  262: 

Liliaque  pictasque  pilas  et  ab  arbore  lapsas. 

Alterum  autem  quoque  versum  a  Lucretio  profectum  esse  firmat  Virgilius 

Georg.  I.  45,  qui  more  suo  Lucretium  imitatus  haec  in  brevius  contraxit: 

Depresso  incipiat  iam  tum  mihi  taurus  aratro 
Ingemere  et  sulco  attritus  sptendescere  vomer. 

Ceterum  cum  primo  exemplo,  quod  affert  Lucretius,  conferas  quod 
Melissus  dicit  ap.  Simplic.  ad  Aristot.  de  Coel.  p.  137  A :  dXX'  S  u 
aldtjQÖg  aKXtjQog  fcov  xiif  öa^zvhi)  Yxnatqißsad'cti  öfj,ovqio)v  yxxI  xqvfsbq 
aal  Xld'og  xat  HHo  S  ti  laxvQÖv  öovLhi  Eivai  tzGv,  ubi  verissime  i/ioi'- 
qkov  coiTCxi  [in  comment.  de  Aristot.  libello  de  Xenophane,  Zenone  et 
Gorgia  p.  29],  frustra  adversante  MuUachio  [Aristot  de  Melisso,  Xenoph.  X 
et  Gorgia  disputationes  p.  89]:  comparavi  autem  ibi,  inunemor  Lucretii, 
Ovidianum  illud  Art.  Am.  I.  473 : 

Ferreus  adsiduo  consumitur  anulus  usu. 
Cum  secundo  exemplo  componas  Choerili  illud  (de  quo  dixit  Naeke  [in 
libro  qui  inscribitur  Choerili  Samii  quae  supersunt]  p.  169  seqq.) 

nixQ^v  xotXaivH  ^avlg  v^cnog  hSiX^x^^V' 

Haec  in  memoriam  praeterea  revocant  aüum  locum  Lucretii  II.  v.  1161: 
Conterimu^que  boves  et  vires  agricolarum  Gonficimus,  seris  vix  arvis  sup- 
peditati*)^  quem  recte  maximam  partem  emendavit  Siebelisius  p.  36,  nisi 
quod  ferrum  et  vi  scripsit;  legendum:  ferri  vix  a/rvis  suppeditat  vis. 


[*)  Confidmus  ferrum,  vix  ams  suppedUati  scripsit  Lachmannus.] 


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Quaestionum  LuoretiaDarum  speoimen  n.  435 

LIb.  V.  1008: 

Neo  poterat  quemquam  plaoidi  pellaoia  ponti 
Subdola  pellicere  in  fraudem  ridentibus  undis, 
Improba  navigii  ratio  tum  caeca  iacebat. 

Alii  alio  modo  vitium  expellere  conati  sunt,  Bothius  coniecit  navigiis, 
Osannus  navigiüm,  quod  recte  Siebelisius  in  Observ.  p.  56  improbat, 
sed  quod  ipse  coniecit  navis  ibi,  non  magis  probabile.    Credo  scribendum: 

Improba  naupegi  ratio  tum  caeca  iacebat 
Lucretius  enim  a  Graecis  vocabulis,  quamvis  studeat  Latini  sermonis 
egestatem  verbis  novandis  sublevare,  nequaquam  abstinet,  quemadmo- 
dum  dixit  11.  412:  Äc  musaea  mele,  per  chordas  organici  qiuxe  etc. 
in.  966:  barathrum,  IV.  564:  bombum,  IV.  1129:  anademata,  in  hac 
quoque  re  Ennü  exemplum  secutus.  Yocabulo  autem  naupegi  etiam 
seriores,  ut  lexicographi  docent,  usi  sunt.     Verum  haec  hactenus. 

P.  P.  in  academia  Marburgensi  die  ü.  mensis  Augusti  MDCCCXLVI. 


II. 

[ftnaestionttin  Lttcretianarum  specimen  alter  um]*). 

m  Lucretü  Carmen  de   rerum  natura  cum   olim  plurimorum  studia 

eiercuisset,  diu  neglectum  iacuit,  donec  Carolus  Lachmannus  ad  eximii 
operis  emendationem  animum  adiecit,  cuius  viri  memoriam  non  sine 
gravissimo  desiderio  recolere  possunt,  quorum  animus  antiquarum 
litterarum  germano  amore  imbutus  est.  Atque  commentarii,  quibus 
Lucretianum  Carmen  illustravit,  vel  maxime  egregias  viri  virtutes  ar- 
guunt;  ad  praeclarum  ingenii  acumen  et  insignem  iudidi  subtilitatem 
cum  accederet  rara  sermonis  Latini  peritia,  qua  facile  omnes  superabat, 
princeps  arte  et  ratione  criticam  in  hoc  poemate  factitavit,  plurimisque 
locis  vel  codicum  auctoritate  vel  coniectura  egregie  emendatis  plus  opis 
poetae  attulit,  quam  alii  omnes,  qui  hos  libros  perpetua  opera  recen- 
suerunt  Non  tamen  recta  ratione  utuntur,  qui  viri  sumjni,  dv  ovd^ 
alveiv  TÖioi  Yxoioiai  d'Sfitg,  auctoritati  ita  se  addixerunt,  ut  omnia  iam 
putent  Omnibus  numeris  esse  absoluta  nihilque  superesse,  quod  quis 
agat;  qui  si  ipsi  non  audent  haec  attingere,   quoniam  virfes  suas  huius 


*)  (Index  scholarum  in  universitate  Htteraria  Friderioiana  Halensi  cum  Vite- 
bergensi  consodata  per  aestatem  auni  MDCCCLXV  ....  habendarum.J 

28* 


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430  Quaestionum  Lucretianarum  specimen  11. 


oneris  non  capaces  esse  sentiunt,  non  sunt  improbandi,  sed  si  ut  ser- 
vomin  captus  est,  indignis  opprobriis  insectantur  qui  operam  dant,  ut 
emendatior  fiat  poetae  summi  oratio,  importunum  hoc  hominum  genus 
graviter  castigandum  est.  Nam  vetenun  scriptorum  emendatio  non  est 
unius  vel  summi  viri,  sed  coniimctis  demum  multorum  studiis  spes  est 
fore,  ut  in  integrum  restituantur  antiquitatis  monumenta.  Lachmannus 
autem,  quamvis  multa  in  Lucretio  praeclare  emendaverit,  tarnen  alia 
minus  prospere  administravit,  alia  quae  vitiimi  contraxerunt  plane 
praetermisit  Lubet  igitur  academicae  scriptionis  necessitate  denuo  im- 
posita  nonnulla  ex  adversariis  depromere  et  breviter  explicare.« 

Quod  saepenumero  in  vita  experimur,  homines  multo  facilius 
falsis  quam  veris  fidem  habere,  id  hie  quoque  usu  venit:  velut  quod 
Hieronymus  memoriae  prodidit,  post  Lucretii  mortem  eins  Carmen  Qce- 
ronem  emendavisse,  cum  nostri  homines  tan  quam  conunenticium  sine 
idonea  ratione  sprevissent,  ego  tuitus  sum  in  prooemio  lect  Marburg. 
1846/47  [Opusc.  I.  415  seq.],  dixique  M.'Ciceronem  intelligendmn  esse,  sed 
protinus  adversatus  est  Lachmannus  p.  63  et  ad  Quintum  hanc  laudem 
referendam  esse  censuit,  solentque  haec  sequi,  qui  non  renmi  momenta 
ponderant,  sed  in  aliena  auctoritate  acquiescunt.  Quis  autem  credat  Hiero- 
nymum,  hominem  eruditimi  et  olim  Donati  grammatici  discipüna  usum,  cum 
breviter  Ciceronem  dicat,  alium  quam  oratorem  clarissimum  intellexisse? 
Lachmannus  dicit  in  re  nota  non  opus  fuisse  praenomen  addi:  nobis 
quidem  hoc  ex  unius  Hieronymi  testimonio  innotuit:  vulgo  nunquam 
opinor  haec  res  pervagata  fiüt,  saeculo  autem  IV.  in  tanta  liberalium 
studiorum  clade  vix  quisquam  novit  praeter  grammaticos  et  si  qui  alü 
Lucretii  carmina  lectitabant,  qui  pauci  admodum  fuisse  |  videntur^),IV 
sed  hos,  si  hominis,  cuius  memoria  dudum  exstincta  erat,  nomen  usur- 


1)  Commentarios  Lucretiani  caiminis  commemorat  ipse  Hieronymus  Apol.  in 
Ruf.  I.  p.  472  Vall.,  credo  antiquorum,  non  aequalium  grammaticorum ;  nee  tarnen  ne- 
gandum  est,  Lucretii  poema  etiam  illa  aetato  esse  lectitatuin,  quo  poemate  initio 
saeculi  IV.  frequenter  utitur  Lactantius.  Sed  L.  Mueller  de  Ee  Metrica  p.  398  con- 
lidenter  edixit  Hieronymo  Lucilii  nomen  restituendum  esse:  Lucilii  enim  satiras, 
non  Lucretii  carmen  magistros  in  puerorum  ludis  interpretatos  esse,  sed  pariterboc 
atque  illud  sine  teste  posuit,  neque  Hieronymi  locum  recte  intellexit.  Lucilii  non 
minus  atque  Lucretii  carmina  dudum  plurimis  sordebant  et  obsoleta  videbantor. 
sed  nunquam  plane  deerant,  qui  liis  antiquitatis  monumentis  eximie  delectarentur, 
ut  vel  optimos  scriptores  qui  post  secuti  simt  spemerent :  hinc  Tacitus  de  Orat.  23, 
ut  hanc  iudicii  perversitatem ,  quae  ipsi  videbatur,  perstringeret:  neminem  nominabOj 
genus  hominum  nominasse  contentus,  .  .  .  qui  Lncilvurn  pro  Horatio  et  Lucretiwn 
pi'o  Virgüio  legtmt.  Nihil  igitur  agit,  qui  apud  Hieronymum  Lucüium  in  Lucretii 
locum  öubstituat.  Sed  vix  verendum  est,  ne  Muelleri  vanitas  et  in  iudicando  levi- 
tas  cuiquam  sit  fraudi. 


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Quaestionum  Lucretianarum  specimen  n.  437 

pabant,  non  decebat  tarn  obscura  brevitate  uti,  atque  Hieronymus  haec 
non  doctis,  sed  in  multorum  usum  scripsit.  At  dicet  aliquis,  Hierony- 
mum  tantum  Suetonii  verba  repetivisse  (id  quod  ipse  posui,  vid.  illam 
commentat  p.  Y.  et  TU  [Opusc.  I.  p.  416  et  419]),  Suetonio  autem  licuisse 
praenomen  praetermittere ,  quoniam  ilUid  poetae  eniendandi  negotium 
oranino  a  Marco  alienum  fuerit,  quod  quidem  optime  conveniat  Quinto, 
qui  ut  lÄchmannus  dicit,  in  studiis  poeticis  satis  fuerit  versatus,  neque 
a  philosophia  alienus,  sed  niüli  certae  disciplinae  addictus.  Hi  velim 
expendant,  quae  Suetonii  aequaJis  C.  Plinius  Silio  Proculo  scribitlll.  15: 
petis,  ut  lihellos  iuos  in  secessu  legam,  examinem  an  editione  sint 
digni,  adhibes  preces,  adlegas  exemplmn:  rogasenim,  nt  alt  quid  subse- 
civi  temporis  studiis  weis  subtraham  j  impertiam  fuis,  adiicis  M.  Tul- 
lium  mira  bem'gnitate  poetarum  ingenia  fovisse;  igititr  si  Marcus  quo- 
que  hanc  operara  poetarum  carminibus  navavit,  quam  isti  dictitant 
Qnintum  Lucretianis  carminibus  dedisse,  consentaneum  est  Suetoniimi, 
si  de  Quinto  Lucretiani  poomatis  emendatore  referebat,  praenomen 
addidisse,  ne  legentes  ambigui  haererent.  At  Quintum  hoc  modo  de 
poetis  bene  meritum  esse,  nusquam  memoriae  est  traditum,  lingunt 
hoc  nostri  homines  uullo  auctore*):  Marco  hanc  laudem  vindicat  testis 
locupletissimus ,  atque  cum  Silius  Proculus  Marci  exemplo  allegato 
persuadere  vult  Plinio,  uti  sua  carmina  examinet,  ut  mihi  quidem 
videtur,  de  hac  ipsa  Lucretiani  caiminis  emendatione  cogitavit.  Marcus 
autem,  qui  neque  a  poesi  fuit  alienus  et  in  philosophiae  studio  vel 
maxime  versatus,  cur  minus  idoneus  hiiic  officio  habeatur,  quam  Qiiin- 
tus  frater,  nihil  causae  video:  fuit  sane  Epicureorum  sectae  infestus, 
at  suscepit  hoc  negotium  haud  dubie,  ut  iam  olim  significavi  (p.  V 
fOpusc.  L  416])  rogante  Pompouio  Attico.  —  Verum  de  his  aliisque 
quaestionibus  maxime  grammaticis  dicetur  alias,  in  praesentia  institui 
aliquot  locos  Lucretianos  in  integrum  restituere. 

III.  1060: 

Exit  saope  foras  magnis  ex  aedibus  ille, 
.  Esse  domi  quem  pertaesumst,  subitoque  revertit. 
Qnippe  foris  nilo  melius  qui  sentiat  esse. 
Currit  agens  mannos  ad  villam  praecipitanter, 
Auxüium  tectis  «juasi  ferre  ardentibus  instans: 
Oscitat  extemplo,  tetigit  cum  limina  villae, 


2)  Epistola  a  M.  Cicerone  ad  Quintum  fratrem  missa  nihil  plane  continet, 
quod  hanc  suspicionem  confirmet,  sed  ille  locus,  quo  Cicero  fratris  iudicium  de 
Lucretii  cannine  commemorat,  ubi  recte  fuerit  emendatus,  argumento  erit,  Quintum 
tone,  cum  de  poemate  recens  edito  ad  fratrem  scriberet,  nondum  perlegisse  totum 
Carmen,  sed  statim-  ubi  inchoaverit,  quid  sibi  videretur,  significavisse. 


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438  Quaestionum  Luoretianarum  specimen  n. 


Aut  abit  in  somnom  gravis  atque  oblivia  quaerit, 
Aut  etiam  properans  urbem  petit  atque  revisit 
Eoo  se  quisque  modo  fagit. 

Poeta,  ut  solet  saeculi  sui  mores  verissime  describere,  homines  notat, 
quibus  omnia  sunt  fastidio,  qui  neqne  laboris  neque  otii  sunt  patientes, 
quos  nulla  res  diutius  moratur,  itaque  semper  locum  commutare  student: 
in  urbe  cum  sunt,  ruris  desiderio  tenentur,  cum  peregrinantur,  do- 
mesticae  vitae  cupido  incessit.  Sed  in  eximia  illius  vitii  descriptione 
duo  oflFen|dunt:  nam  quod  legitur  v.  1061  revertit,  recedit  ab  opti-V 
inorum  scriptorum  consuetudine,  qui  revertitur,  sed  praeterito  cum 
opus  est,  revertit,  non  reverstis  est  dicere  solent').  Atque  hie  quidem 
illud  verbum  omni  caret  auctoritate:  nam  Codices  Leidenses  prorsus 
omittunt;  in  codice  Monacensi  recentior  manus,  ut  versus  et  sententia 
redintegraretur,  reventat  addidit,  idque  vocabulum  etiam  in  margine 
repetitum:  sed  hoc  quidem  Latinus  sermo  plane  ignorat:  revertit  editio- 
nes  veteres  exhibent  ex  docti  alicuius  viri  coniectura,  MaruUo  Lach- 
mannus  satis  confidenter  tribuit  Verum  multo  est  gravier  offensio, 
quod  poeta  eundem  hominem,  cum  domum  fastidiret  et  peregre  pro- 
fectus  esset,  bis  dixit  mutato  consilio  subito  revertL  Non  credo  hoc 
poetam  ipsum  commisisse,  quamvis  non  licuerit  omnia  pariter  iimare; 
fadli  autem  negotio  utrumque  Vitium  procurabimus  versu  1062  traiecto, 
quemadmodum  saepe  a  librariis  in  hoc  carmine  peccatum  esse  constat: 
igitur  totum  locum  ita  conformandum  existimo: 

Exit  saepe  foras  magnis  ex  aedibus  ille, 
Esse  doini  semper  quem  pertaesumst,  subitoque 
Ouirit  agens  mamios  ad  villam  praecipitanter, 
Auxüium  tectis  quasi  ferre  ardentibus  instans. 
Oscitat  extemplo,  tetigit  cum  limina  viUae, 
Aut  abit  in  somnum  gravis  atque  oblivia  quaerit, 
Aut  etiam  properans  urbem  petit  atque  revisit, 
Quippe  foris  nilo  melius  qui  sentiat  esse. 

Quam  commode  hoc  versu  illa  descriptio  terminetur,  facile  unusquisque 
intelligit:  ubi  autem  hunc  versum  in  suum  locum  restituimus,  iam  sua 
sponte  bene  conveniunt  distracti  orationis  articuli,  neque  quod  subito 
et  praecipitanter  copulavit  poeta,  quemquam  morabitur:  hoc  enim 
itineris  festinationem,  illud  consilium  repentinum  illustrat    Recte  autem 


3)  Exstat  sane  apud  ipsum  Lucretium  Y.  1152: 

Ciroamretit  enim  yib  atque  iniuria  quemqae, 
Atque  unde  exortast,  ad  enm  plerumque  reyertit. 

sed  poeta  haud  dubio  revisit  soripsit,  cf.  v.  635:   Propterea  fit  ut  haec  ad  sigmm 
quodque  reverti  Mobüius  tndeatur,  ad  ha^fic  qwia  signa  revisunt 


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Quaestionnm  Lucretiananun  specimen  IL  439 

me  semper  addidisse,  quamquam  ea  vocula  poteramus  carere,  argu- 
mento  est  veterum  librorum  auctoritas:  nam  in  Leidensibus  scriptum 
est:  esse  domi  per  quem  pertaesmnst  {pertesum  sit  Quadr.),  in  Monac.: 

SEH 

per  quem  partesumt,  Etenim  in  archetypo  fuit:  ESSE  DOMI  PERQVEM, 
sed  librarii,  ut  saepe  fit,  correctionem  neglexerunt.  Quod  v.  1061 
quatuor  syllabanun  vocabulo  i.  e.  ionico  terminatur,  monendum  est 
Lucretium  hanc  hexametri  clausulam  saepius  admisisse,  velut  L  v.  4. 
51.  68.  74.  97.  112.  139.  148.  182.  194.  266.  350.  457,  quamquam 
non  omnium  exemplorum  eadem  est  ratio. 
Quae  proxime  sequimtur: 

Hoc  se  quisque  modo  fugit:  at  quom  scilicet,  ut  fit, 
EflFagere  haud  potis  est,  ingratis  haeret  et  odit 
Propterea,  morbi  quia  causam  non  tenet  aeger. 

recte  emendavit  Lachmanniis  at  quom  scribens,  cum  sit  in  libris  at 
quem  (Monac.:  ad  qmim,  sed  supra:  at  quod)^  quam  emendationem  plane 
confirmat  Seneca  de  tranquill.  2,  14,  ubi  solita  ingenii  luxuria  usus 
illud  ipsum  fastidium  plenissime  describit:  aliud  ex  alio  iter  suscipitur 
ei  spectacula  spedaculis  mutantur,  ut  alt  Lucretiics:  Hoc  se  quisque 
modo  semper  fugit.  Sed  quid  prodest,  si  non  effugit?  Sequitur 
se  ipse  et  urget  gravissimus  comes,  quae  optime  illustrant  Lucretianum 
locum:  nam  haeret  et  odit  non  videtur  tentandimi  esse,  quamquam  ista 
sententia  poterat  aliis  verbis  fortasse  aptioribus  illustrari. 

IV.  414: 

At  oonlectus  aquae  digitum  non  altior  unum 
Qui  lapides  inter  sistit  per  strata  viarum, 
Despectum  praebet  sub  terras  impete  tanto, 
VI  A  terris  quantum  coeli  patet  altus  hiatus. 

Nubila  despicere  et  coelura  videare  videre 
Corpora  mirande  sub  terras  abdita  coelo. 

Versus  novissimos,  quos  vitiuin  contraxisse  manifestum  est,  alii  aliter 
restituere  conati  sunt*):  Lachmannus  non  solum  versus  traiecit,  sed 
etiam  alia  molitus  est:  ita  enim  haec  conformavit: 

üt  prope  miraclo  sub  terras  abdita  coeli 

Nubila  dispicere  et  coelum  videare  videre. 

quae  cum  nimia  videretur  audada,  Bemaysius  scripsit: 
Nubila  dispioere  et  coelum  ut  videare  videre  et 
CJorpora  miraclo  sub  terras  abdita  coeli. 


4)  libri  nihil  variant,  nisi  quod  in  oblonge  codice  coelum  at  nideare  scriptum 
est    Monacensis  Über  quid  exhibeat,  nescio. 


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440  Quaestionum  Luoretianarum  specimen  U. 


Hic  cum  aJia  displiceant,  tum  non  satis  perlte  Lambinum  secutus  par- 
ticulam  et  in  versu  novissimo  addidit,  quod  plane  adversatur  cum 
huius  poetae  tum  aliorum  consuetudini ,  Id  quod  iam  Lachmannas 
adnotavlt  ad  IIb.  11.  502.  Inprimis  intolerandimi,  quod  putide  et  praeter 
necessltatem  coeli  vocabulum  ter  repetltum  legltur,  abhorret  hoc  ab 
Lucretii  quamvis  festlnantis  arte.  Lenlssima  autem  mendorum  correctio 
in  promptu  est: 

Nubila  despicere  et  coeli  ui  videai'e  videre 
Corpora  mirandi  sub  terra»  abdita  caefw, 

nam  cum  rivulus  aquae  per  strata  viarum  currens  nee  satis  limpidus 
coeli  nubila  et  sidera  repercusso  lumine  reddit,  poeta  eleganter  et  facete 
dixit  coeli  corpora  caeno  abdita  conspici.  Despicere^  in  cuius  locum 
Lachmannus  dispiceie  substitui  iussit,  satis  tuetur  despedus  v.  416. 
Mirandus  Lucretius  etiam  alias  ad  eundem  modum  adhibuit,  velut 
T.  1169:  Et  magis  in  somnis  mirando  corporis  auctu^  VI.  692:  Ex- 
truditque  sitnul  mirando  pofidere  saxa  *).  Atque  idem  vocabulum  etiam 
restituendum  infra  IV.  460,  ubi  in  libris  est:  Cetera  de  genere  hoc 
mirande  multa  videmus,  ubi  Lachmannus  pariter  atque  hoc  loco  miradi 
scripsit:  at  in  librorum  scriptura  nihil  aliud  nisi  miranda  et  delitescit, 
itaque  transpositis  verbis  scribendimi: 

Cetera  de  genere  hoc  malta  et  miranda  videmus. 
Neque  magis  assentior  Lachmanno,  qui  IV.  590: 

ideo  iactant  miracula  dictis, 
Aut  ahqua  ratione  alia  ducuntur,  ut  omne 
Humanum  genus  est  avidum  nimis  auricularum. 

de  BenÜeii  coniectura  nimi'  miraclorum  edidit,  cimi  potius  nimi'  terri- 
cülarwn  scribendum  sit. 

IV.  542: 

Nee  simih  penetrant  auris  primordia  forma, 
Cum  tuba  depresso  graviter  sub  murmure  mugit 
Et  revorat  raucum  retro  oita  barbara  bombum, 
Et  validis  necti  tortis  ex  Heliconis 
Cum  liquidam  tollimt  lugubri  voce  querellam. 

V.  544  corrector  codicis  quadrati  exhibet  vel  reboat,  quod  merito  critici 
homines   comprobaverunt,   sed  recte  animadvertit  Lachmannus  tubam 


5)  Quod  Ubro  I.  726  de  SiciÜa  insula  dixit  poeta: 

Quae  com  magna  modis  moltis  miranda  videtor 
Gentiboti  homanis  regio  viseudaque  fertor. 

vereor  ne  labem  aliquam  contraxent 


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Quaestionum  Lucretianarum  specimen  11.  441 


non  magis  reboare  posse  quam  citharam  lib.  IL  v.  28,  itaque  de  con- 
iectura  scripsit: 
VII  Et  reboat  raucum  regio  cita  barbara  bombum. 

regio  legendum  esse  scite  inteUexit,  sed  nondum  locus  persanatus, 
neque  enim  credo  Lucretium  sie  simpliciter  regio  cita  dixisse,  potius 
requirebatur  regio  rauco  bombo  cita,  quemadmodum  infra  v.  607:  Ergo 
repl^ntur  loca  vodbus  .  .  .  sonituque  cientur  scripsit.  Minime  autem 
fem  potest  barbara  regio,  quod  frustra  tueri  studet  Lachmannus:  nam 
ut  concedam  ti4i>am  barbaram  dici  potuisse,  quoniam  tragici  Graeci 
aal/t lyya  TvQQrp^iyLip'  appellant,  non  tarnen  propterea  etiam  regio,  quae 
tubae  murmure  resonat,  barbara  did  poterat:  nam  tubarum  usus  apud 
Romanos  antiquissimus:  neque  in  Lucretiano  carmine  decet  interpretem 
ad  eiusmodi  artifida  confugere.  Gravius  aiiquod  Vitium  hie  delitescere 
certum  est:  scripserat  poeta: 

Et  reboat  raucum  regio  taratuntara  bombum. 

G 
In  archetypo  scriptum  fuit  RETROTAKAT ANTARA,  hinc  orta  librorum 

lectio  retro  cita  barbara.     Lucretius,  ut  solet,  Ennium  secutus  est,  qui 

ut  tubae  sonitum  exprimeret,  dixit: 

At  tuba  terribili  sonitu  taratantara  dixit 

Ceterum  poterat  poeta  commode  sexto  casu  uti:  Et  reboat  rauco  regio 
taratantara  bombo,  sed  aurium  iudicio  ut  consuleret,  maluit  quartum 
casum  adhibere,  insolentiore  verborum  traiectione  admissa,  cuius  tra- 
iectionis  aliud  exemplum  non  memini  me  in  Lucretii  carminibus  legere, 
sed  scripsit  ad  eundem  modum  Yirgilius  Ecl.  7,  16: 

Et  certamen  erat  Corydon  cum  Thyrside  magnum. 
Ovidius  Met  Vm.  302: 

Et  cum  Pihthoo  felix  concordia  Theseus. 

Propius  etiam  accedit,  quod  idem  Virgilius  Aen.  in.  304  extulit: 

Hectoreum  ad  tumulum:  viridi  quem  cespite  iüanem 
Et  geminas,  causam  lacrimis,  sacraverat  aras. 

Graviter  corruptus  est  proximus  versus,  ita  ut  vix  liceat  certam 
medidnam  adhibere:  plurimae  propositae  sunt  coniecturae,  quarum 
maximam  partem  reconset  Lachmannus,  sed  mihi  iam  propterea  viden- 
tur  reiidendae  esse,  quod  critici  ad  imum  omnes  consentiimt,  cycnos 
hie  commemoratos  fuisse.  Sane  Lucretius  aliis  locis  poetarum  more 
dulcem  cycnorum  cantum  memorat,  velut  11.  505:  cycnea  mele,  IIL  6: 
quid  enim  contendat  hirundo  Cycnis,  quod  proverbii  instar  est,  item 
IV.  181  et  909  comparatione  usus  dixit: 


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442  Quaestionum  Lucretianarum  specimen  11. 

Olaridicis  potius  quam  multis  versibus  edam, 
Parvxis  ut  est  cycni  melior  oanor  ille«),  gruum  quam 
Clamor  in  aetheriis  dispersus  nubibus  austri. 

At  hoc  loco,  ubi  de  soni  vi  et  natura  agit,  ubi  non  poetae,  sed  physio- 
logi  partes  suscipit,  debebat  fabulis  abstinere.  Praeterea  etiam  Heliconis 
montis  mentio  cycnis  haud  quaquam  conveniens  est.  Igitur  multo  mihi 
verisimilius  videtur  Lucretium  cum  tubae  gravi  sonitu  lusciniae  dulcem 
cantum  composuisse,  ac  si  licet  coniecturae  periculum  facere,  fortasse 
scribendum  est: 

Et  nece  Bauliades  moestae  oris  ex  Heliconis 
Cum  liquidam  toUunt  lugubri  voce  querelam. 

Graecos  poetas  hoc  nomine  lusciniam  appellitavisse  Thucydides  auctor 
est  n.  29:  /loXlöig  di  y,ai  7(dv  /toir/r(jlH'  ev  drßovog  ^tvfj^y  Jcn^Xiäg  /} 
OQvig  huovofÄaotai;  dixitque  CatuUus  65,  13: 

Qualia  sub  densis  ramorum  concinit  umbris 
Daulias  absumpti  fata  gemens  Ityli. 

quamquam  Propertius  ü.  20,  5  [in.  13,  5]  Atticam  dicere  maluit:        Vlll 

Non  tam  nocturna  volucris  funesta  querela 
Attica  Cecropiis  obstrepit  in  foliis. 

neque  inepte  Helicon  commemoratur,  siquidem  Phocensium  ager,  in 
quo  Daulis  sita  fiiit,  tam  Pamassum  montem  quam  Heliconis  radices 
attingebat 

Leve  Vitium  de  medio  toUam  V.  45: 

Quantae  tum  scindimt  hominem  cuppedinis  acres 
8oUicitum  curae,  quantique  perinde  timoreB! 
Quidve  superbia  spurcitia  ac  petulantiaf^  quautas 
Efßciunt  clades!   quid  luxus  desidiaeque? 

Neque  enim  quantae  acres  curae  scripserat  poeta,  sed  cuppedinis  acris: 
nee  minus  vitiose  Stigmen  v.  47  post  petulantia  ponunt,  cum  non 
intelligerent  rectissime  eodem  inciso  orationis  quid  et  quantas  consodari. 
Sed  aliis  quoque  locis  laborat  verborum  distinctio,  quae  passim  anovis- 
simis  editoribus  in  deterius  est  reficta,  velut  Lachmannus  Ubro  TI 
extreme  [1276],  ubi  poeta  dicit  vel  aedes  sacras  mortuorum  corporibus 
repletas  fiiisse,  Bernaysio  probante  edidit: 

Nee  iam  religio  divom  nee  numina  magni 
Pendebantur  enim:  praesens  dolor  exsuperabat. 
Nee  mos  ille  sepulturae  remanebat  in  urbe. 


6)  Sic  distinguendum  est,  non  ut  vulgo,  canor,  ille  gruum:  pronomen  enim 
rectius  adhaeret  cycnorum  cantui,  qui  fabulis  antiquis  poetarumque  carmiuibiis 
satis  fuit  nobilitatus.  Interpunctionem  hoc  loco  non  frequentat  Lucretius,  nee  tarnen 
desunt  exempla,  vid.  V.  226.  251.  275.  328.  330. 


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Quaestionum  Lucretianarum  specimen  ü.  443 

Particula  enim  ut  priore  articulo  otiosa,  ita  convenientissiina  est  alteri 
enunidato,  quod  prioris  rationem  reddit :  sed  gravius  multo  argumentum 
est,  quod  enim  nusquam  apud  Latinos  tantopere  a  primore  enuntiato 
removetur,  nedum  in  novissimum  locum  reiicitur:  Graecorum  maxime 
inde  ab  Alexandri  saeculo  ea  in  re  licentiam  satis  novi,  apud  Latinos 
nihil  simile  exstat,  nam  Plautinus  versus  apud  Varronem  de  L.  L. 
Vn.  68  aperte  corruptus  est,  quod  etiam  Lachmannus  concessit,  qui 
ad  Lucr.  HI.  790  versum  emendare  conatus  est,  sed  Varronis  quoque 
verba  vitium  contraxerunt  Hoc  autem  loco  omnino  revocanda  est 
priorum  editionimi  distinctio: 

Pendebantur:  enim  praesens  dolor  exsuperabai 

neque  credo  quemquam,  ut  Lachmanni  rationem  defendat,  abusurum 
esse  Thucydidis  loco  11.  52:  rd  xe  \eqdy  h  olg  iay^rjvto,  vey^tjv  7rXea 
fjv,  ccvToi)  iva7€0&t](rK6vTa}V'  v7C€Qßcato^ivov  yäg  rod  xaxof)  oi  övd'qtOTVOi^ 
ovK  e^fovreg  S  ti  yivcavTat ,  elg  ökiycDQtav  exQaTtovTO  xai  uqufv  iMzi  daicDv 

Sed  redeo  ad  librum  Y,  ubi  quod  legitur  v,  153: 

Quare  etiam  sedes  quoque  nostris  sedibus  esse 
Dissimiles  debent  tenues  de  corpore  eorum 

manifestum  vitium  contraxit,  sed  neque  Lambini  coniectura  tenues  pro 
corpore  eorum  satisfacit,  multoque  minus  placet,  quod  Lachmannus 
commendavit:  tenuest  si  corpus  deortim,  sed  corrigendum  censeo:  tenues 
ceu  Corpora  eorum.  Neque  credo  poetam  scripsisse,  quod  V.  199 
l^tur: 

tanta  stat  praedita  culpa, 

sed  tantast  ea  pr.  c,  quamquam  Lachmannus  idem  hemistichiimi  etiam 
supra  n.  181  restituendum  censuit,  ubi  rectius  olim  edebatur:  quas 
tantast  praedita  culpa:  neque  enim  haec  sunt  ad  amussim  revocanda. 
Lucretiani  loci,  quibus  Lachmannus  usus  est,  ut  hoc  dicendi  genus 
tueretur,  nihil  probant,  ibi  enim  stare  proprio  dictum:  Varronis  autem 
versus  [ap.  Non.  p.  392,  4  et  264,  21]  pariter  corruptus,  nam  pro  stet 
est  siet  vel  potius  sit  scribendum: 

denique  qui  sit  avarus 
Sanus,  cui  si  sit  terrai  traditus  orbis, 
Furando  tamen,  a  morbo  stimulatus  eodem, 
Ex  sese  ipse  aliquid  quaerat  cogatque  peculi. 

Non  assentier  Lachmanno,  qui  Y.  396  edidit: 

Ignis  enim  superat  et  lambens  multa  perussit. 
H  ubi  in  libris  est  super avit  et  ambens,    sed   corrector  codicis   quadrati 


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444  Quaestionum  I>uci-etianarum  specimen  II. 


Imnbens:  at  nimium  hoc  languet,  nam  de  mundi  incendio  per  Phae- 
thontem  facto  poeta  verba  facit:   mihi  igitur  videtur  scribendum  esse: 

Ignis  enim  ßuperavit  et  amens  multa  perussit. 

quo  vocabulo  aptissime  iramanis  ignis  furor  significatur,  quemadmodum 
in  Homeri  Hiade  0  606  est:  dlobr  7vt)Q  Ovqegi  ^aivifcai. 

In  eodem  libro  V.  1158: 

Quippe  ubi  se  multi  per  somnia  saepe  loquentes 
Aut  morbo  delirantes  protraxe  ferantur 
Et  celata  in  medium  et  pecoata  dedisse. 

Lachmann  US  scripsit:  Et  celata  mala  in  m,  et  p.  d.,  sed  dum  numerorum 
legi  prospicere  studet,  sententiae  officit:  nam  non  de  malis,  sed  de 
malefactis  celandis  agitur;  revocanda  omnino  est  pristina  lectio: 

Et  celata  diu  in  medium  peccata  dedisse. 
quam  Lachmannus  ut  solet  Marullo  tribuit:   legiturque  etiam  in  cod. 

a   dkl 

Monac.  celati  in.  Neque  vero  elisio  longae  syllabae  admissa  est,  sed 
aphaeresis  fit  proximae  vocalis,  quae  aphaeresis  multo  latius  patet  in 
Latino  sermone,  quam  vulgo  existimant,  inprimisque  in  caesuris  versuum 
legitima  est:  verum  haec  accuratius  persequar  alias.  —  Monacensis 
übri  quoniam  mentio  facta  est,  addo  eins  ope  restituendum  esse  alimn 
versimi  libri  Y.  1423: 

Tunc  igitur  pellcs,  nunc  aurum  et  purpura  curis 
Exercent  hominum7^'itam  belloque  fatigant: 
Quo  magis  in  nobis,  ut  opinor,  cura  resedit. 
Frigus  enim  nudos  sine  pellibus  excruciabat 
Terrigenas:  at  nos  nil  laedit  veste  carere 
Purpurea  atque  auro  signisque  ingentibus  apta. 
Dum  plebeia  tarnen  sit,  quae  defendere  possit. 

Necessario  scribendum: 

at  nos  nunc  laedit  veste  carere 
Purpurea. 

atque  in  Monacensi  cod.  legitur  nüc,  sed  expunctum  et  supra  nü  ad- 
scriptum.  Hoc  enim  dicit  poeta:  prisci  homines  nudi  frigus  tolerabant 
cum  vel  pellibus  carerent:  nos  non  contenti  plebeia  veste  purpuream 
desideramus. 

V.  1007: 

Tum  penuria  deinde  cibi  languentia  leto 
Membra  dabat,  contra  nunc  rerum  copia  mersat 
nii  prudentes  ipsi  sibi  saepe  venenum 
Vorgebaut,  nudant  soUertius  ipsi. 


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Quaestionum  Lucretianarum  speoimen  11.  445 

Versu  paennltimo  imprudentes  correctum  est  in  cod.  Monacensi,  novis- 
simi  autem  versus  emendatio  pariim  prospere  cessit  Lachmanno,  qui 
scripsit :  nunc  se  nudant  sollertius  ipsi :  non  recte  enim  existimat  haec 
coniungenda  esse  cum  iis,  quae  supra  leguntur:  contra  nunc  rerum 
copia  mersat,  ita  ut  luxuria  describatur,  quae  vel  maximas  opes  ebc- 
hauriat:  at  manifestum  est  Lucretium  antitheto  uti  et  in  utraque  ver- 
borum  comprehensione  priori  sententiae  contrariam  inferri.  Prisci  aevi 
mores  cum  suo  saeculo  poeta  confert:  illi,  inquit,  penuria,  nos  nimia 
rerum  copia  laboramus:  illi,  cum  herbarum  sucos  ignorarent,  aliquando 
ipsi  se  veneno  interimebant,  nos,  qui  malas  artes  optime  callemus,  bis 
fetum  festinamus.  Atque  ita  etiam  priores  interpretes  hunc  locum 
explicuerunt,  sed  quomodo  verba  sint  in  integrum  restituenda,  non 
perspexerunt.  lam  codex  Monacensis  emendandi  conatum  exhibet:  in 
eo  libro  scriptum  nudant  sibi  soll,  ipsiy  post  correctum  nunc  dant, 
Xsibi  adpunctum  et  supra  additum  letum:  voluit  igitur  quisquis  haec 
adaotavit  nunc  dant  letum  sollertius  ipsi  scribere,  aliis  autem  placuit 
nunc  dant  aliis  s.  ipsi:  sed  in  utraque  emendatione  pronomen  ipsi 
prorsus  alienum,  quod  recte  vidit  Lachmannus;  Bemaysius  autem, 
qui  scripsit  nunc  dant  aliis  sollertius  ipsum,  clavum  clavo  trudit. 
Non  satis  attenderunt  critici  homines,  quam  vim  habeat  comparativi 
forma  sollertius :  non  poterat  Lucretius  sui  saeculi  soUertiam  in  venenis 
fadendis  et  dandis  componere  cum  prisci  aevi  hominibus,  nam  ab  illis 
eiusmodi  fraus  et  scelus  omnino  abhorrebat:  igitur  vocabidum,  (Juod 
interddisse  numerorum  lex  arguit,  id  quod  desideramus  exemplum 
exhibebat:  quare  existimo  haec  dedisse  poetam: 

nunc  dant  Marsis  sollertius  ipsis. 

poterat  in  eandem  sententiam  Colchis  s.  ipsis,  yqI  Circe  (Mede)  s.  ipsa 
scribere,  sed  Romanum  poetam  domestico  usum  esse  exemplo  consen- 
taneum  est.  Mai'sos  enim  satis  constat  incantationibus,  herbarum  sucis 
adhibendis  omninoque  magicarum  artiimi  scientia  praeter  ceteras  Ita- 
lorum  gentes  insignes  fuisse:  hinc  etiam  Marsum  gentis  auctorem  a 
Circe  genus  deducere  perhibebant  Inter  magicas  autem  artes  et  vene- 
fida  arctissima  intercedit  necessitudo:  itaque  etiam  Nursinorum,  qui 
suat  in  Sabinis,  consimilis  fuit  fama:  testis  est  Servius,  qui  Virgilii 
versum  VII.  715:  quos  frigida  misit  \  Nursia  doctius  quam  verius 
interpretatus  haec  adscripsit:  frigida  autem  aut  revera  aut  ccrte 
venetwsa,  nocens,  Gracchi  namque  ubique  in  contionibus  suis  Nur- 
sinos  sceleratos  appdlaverunt :  et  scimus^  amore  Virgüium  historiarum 
rem  per  transitum  tangere.  Nursini  cum  herbarum  vires  medicÄS 
beue  nossent,  pro  veneficis  ha;biti  sunt,  atque  tarn  altas  egit  ea  super- 


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446  Quaestionum  Lucretianamm  specimen  11. 

stitio  radices,  nt  etiam  multis  saeculis  post  Nursia  quasi  magicarum 
artium  officina  haberetur^).  Ipsius  autem  urbis  nomen  indido  est, 
unde  huius  superstitionis  origines  sint  repetendae :  videtur  enim  Nursia 
urbs  a  Dea  Nortia  nomen  accepisse®),  quam  constat  inprimis  Volsiniis 
in  Tuscis  religiöse  cultam  fiiisse,  unde  etiam  Volsinii  vel  certe  locus 
in  quo  deae  fanum  ftdt,  eodem  nomine  est  appellatus,  si  fides  est  scho- 
liastae  luvenalis*®).  Nortia  autem  non  magis  est  Tuscum  nomen,  quam 
Vertumnus,  quamquam  ita  visum  est  0.  Muellero  (deEtr.II.  54  [52  ed.  II]); 
nam  Nortia  dea  est  Nevortia,  quae  Graecis  ^^4rQ07tog  dicta  est,  quae 
etiam  in  speculo  Tusco  (Müller  Mon.  Art.  Ant.  T.  1. 1.  LXI.  307)  visitur, 
ubi  Äthrpa  nuncupatur.  Nortiae  autem  religio  sicut  Vertumni  anti- 
quitus  et  Tuscis  et  Sabinis  fuit  communis  ^^),  unde  clavi  figendi  mos 
ad  mala  averruncanda  etiam  ad  Romanos  est  propagatus. 

De  vitio  suspectus  est  locus  üb.  YI.  879:  ^ 

Frigidus  est  etiam  fons,  supra  quem  sita  saepe 
Stappa  iaoit  flammam  concepto  protinas  igni, 


8)  Vide  quae  dtxit  de  ea  superstitione  Jacob  Burckhardt  Die  Cultur  der 
Benaissance  in  Italien  p.  533:  auf  dem  Boden  des  KirchenstcuUes ,  . .  in  der  Heimath 
des  h.  Benedict,  zu  Nor  da,  behauptete  sich  ein  wahres  Nest  des  Hexen-  tmä 
Zauherwesens.  Die  Sache  war  völlig  notorisch.  Es  ist  einer  der  merkwürdigsten 
Briefe  des  Äeneas  Syhnns  aus  seiner  frühern  Zeit,  rfcr  hierüber  AufsMufs  gidt. 
Er  schreibt  an  seinen  Bruder:  „  Uebeibringer  dieses  ist  zu  mir  gekommen  um 
mich  zu  fragen  t  ob  ich  nicht  in  Italien  einen  Venusberg  wüfste?  in  einem  solchen 
nämlich  würden  magische  Künste  gelehrt,  nach  icelchen  sein  Herr,  ein  Sadise  und 
grofser  Astronom,  Begieide  trüge.  .  .  .  Unter  dem  Gespräche  fiel  mir  ein,  dafs  in 

Umbrien  im  alten  Herzogthum  (Spoleto)  umreit  der  Stadt  Nidrsia  eine  Gegend  ist, 
wo  sidt  unter  einer  steilen  Felswand  eine  Höhle  findet,  in  welcher  Wasser  fliefst. 
Dort  sind,  wie  ich  mich  entsinne  gehört  zu  haben,  Herren,  Dämonen  und  nächtliche 
Schcstten,  und  wer  den  Muth  hat,  kann  Geister  sehen  und  anreden  und  Zauber- 
kimste  lernen/'  ....  Weiter  erfahren  unr  etwas  von  der  Umgegend  Norciä's  durdi 
den  Nekromanten,  welcher  den  trefflichen  Bcnvenuto  Cellini  in  seine  GeuHiU  zu 
bekommen  sachte.    Es  handelt  sich  darum,   ein  neues  Zauberbuch  zu  weihen,  und 

der  schicklichste  Ort  hierfür  sind  die  dortigen  Gebirge Aretino  sagt  irgendtto 

von  einem  verliexten  Brunnen,  es  wohnten  dort  die  Schwester  der  SünfUe  ran 
Norcia  und  die  Tante  der  Fata  Morgana.  Und  um  dieselbe  Zeit  durfte  doch  Tris- 
sino  in  seinem  grofsen  Epos  jene  Oertlichkeü  mit  allem  möglichen  Aufwand  nm 
Poesie  und  Allegorie  als  den  Sitz  der  wahren  Weissagung  feiern. 

9)  Apud  luvenalem  X.  74  dea  quae  alias  Nortia  dioitur,  in  libris  Nttrsiti, 
Norsia,  Nyrtia^  Nurtia  scribitur. 

10)  Ad  Sat.  X.  75:  Fortunam  vult  intelligi  poeta,  quae  apud  Nyrtiam 
colitur,  unde  fuit  Seianus,  quem  Volsiniis  oriundum  fuisse  constat 

11)  Varro  de  L.  L.  V.  74:  paulo  aliter  ab  eisdem  (Sabinis)  dieimus  Her- 
culem,  Vestam,  Salutem,  Fortunam,  Fortem  (scr.  Fontem  [ut  praebent  oodd.  FG.]), 
Fidem,  cum  Fortunam  dicit,  haud  dubie  Nortiam  inteUigit. 


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Qnaestionum  Lucretiananim  specimen  n.  447 

Taedaque  consimili  ratione  accensa  per  undas 
Conluoet,  quocunque  natans  impellitur  auris. 

Fontem  prope  Dodonam  dici  recte  adnotaverunt  interpretes :  cf.  Plin. 
Hist  Nat  n.  228 :  In  Dodone  lovis  fons  cum  sit  gelidus  et  immersas 
faces  extingucU,  si  extindae  admoveantur  accendit  Idem  meridie 
semper  deficit,  qua  de  causa  ovaTtavdfÄevov  vocant.  Sed  minuu  videtur, 
quod  poeta  locum  illum  non  aperte  nominayerit,  qnemadmodimi  alias 
solet:  non  credo  hoc  ipsum  Lucretium  comnüsisse,  qui  scripserat 
opinor: 

Frigidos  est  etiam  Tomaro  (sive  TomaH)  fons,  quem  sita  swpra 
Stuppa  iaoit  flammam. 

Tomaro  cum  librariorum  negligentia  intercidisset,  corrector  aliquis  pro 
arbitrio  versum  redintegrare  conatus  est:  ac  sa&pe  quod  adiecit  satis 
languet,  cuius  loco  in  cod.  Mon.  a  prindpio  semper  legitur. 

VI.  906: 

Quod  superest,  agere  incipiam  quo  foedere  fiat 
Naturae,  lapis  hie  utferrum  ducere  possit, 
Quem  Magneta  vocant  patrio  de  nomine  Graii, 
Magnetum  quia  fit  patriis  in  finibus  6rtus*)« 

Iure  Lachmannus  novissimo  versu  importunam  correctionem  quia  sü, 
reiecit,  sed  quod  ipse  refinxit  ortu,  Vitium  magis  occultavit,  quam 
removit:  scribendum  enim  est: 

Magnetum  quia  fit  patriis  in  finibus  fartis, 

antiquitatem  verborum  qui  sectantur,  fortasse  forcius  praeoptaverint: 
ego  teneo  usitatam  vocabuli  formam.  Est  autem  haec  vox  satis  com- 
mode  adiecta:  näm  non  eadem  omnibus  generibus  lapidis  Magnetis 
virtus.  Plinius  Hist.  Nat.  XXXVI.  128,  ubi  quinque  huius  lapidis 
genera  recenset,  Aethiopicum,  e  Magnesia  Macedoniae  contermina, 
Hyettium  e  Boeotia,  quartum  circa  Alexandriam  Troadis,  quintum 
denique  e  Magnesia  Asiae,  dicit  differentiam  primam  esse,  mas  sit  an 
femina:  iam  cum  lapidem  qui  in  Troade  inveniatur  feminei  sexus 
ideoque  sine  viribus  esse  aflBrmaverit,  deterrimumque  dixerit  lapidem 
ex  Magnesia  Asiae,  quem  ferrum  attrahere  negat,  tria  genera,  quae 
praeterea  enumeravit,  virilis  sexus  et  fortia  esse  satis  superque  signi- 
ficat:  nam  apparet  quinque  illa  genera  magnetis  secundum  dignitatem 
suam  esse  enumerata :  itaque  Aethiopicum  primum  obtinet  locum :  nam 
huic  ipse  Plinius  auctor  est  summam  laudem  dari  pondusque  argento 


[*)  Dixit  Bergkius  de  hoc  loco  antea  in  Lucretii  Lachmanniani  censura.    Cf. 
Oposo.  I.  470.] 


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448  Quaestionum  Lucretiauarum  specimen  n. 


rependi.  Suo  igitur  iui-e  Lucretius  fortem  appellavit  lapidem  ex  Mag- 
nesiae  Thessalia«:  hanc  enim,  non  Asiae  urbem  dicit,  quod  satis  dooet 
patriis  in  finibus:  consulto  enim  hoc  adiecit  poeta,  haud  aspematus 
eiusdem  vocabuli  repetitionem,  ut  Thessalos  Magnetas  ab  Asianis  dis- 
cerneret:  rectiusque  a  Thessaliae  civitate  repetit  nominis  originem, 
quam  graeci  grammatici,  qul  ad  Asianam  urbem  referre  solent,  quamvis 
lapis  ibi  inventus  detenimus  fuerit,  id  quod  iam  Buttmannus  in  eximia 
commentatione  de  lapide  Magnete  (in  Wolfii  Museo  Antiq.  II.  p.  43  et 
46)  animadvertit.  Ceterum  a  Lydiaca  Magnesia  lapidem  dictum  esse 
vulgo  credebant,  unde  etiam  lapis  Lydius  a  Sophocle  vocatur^*),  (  sed  XII 
fortasse  etiam  Magnetes  ad  Sipylum  origines  suas  repetebant  a  Thes- 
salis, quemadmodum  Magnetes  ad  Maeandrum. 

Haec  iam  dudum  typographo  tradita  fuerunt,  cum  oomperi  Herrn. 
Sauppium  in  novissimo  prooemio  lection.  Gotting.  [per  sem.  hib.  a. 
MDCCCLXIY  usque  ad  a.  MDCCCLXV]  de  Lucretü  codice  Victoriano 
sive  Monacensi,  cuius  codicis  saepius  supra  mentionem  fed,  uberius 
disputavisse.  Nactus  hanc  commentationem  vidi  etiam  Sauppium  atti- 
gisse  Lucretü  locum  V.  1007,  ubi  item  Lachmanni  sententiam  impro- 
bavit,  sed  ad  comparativi  vim  neque  Sauppius  attendit,  atque  quod 
legendum  commendavit  nunc  dant  aliis  soUertius  isti,  vei  alio  nomine 
reüciendum  est.  Lucretianus  sermo  quamvis  inaequaJitate  quadam  sit 
insignis,  tarnen  hie  poeta  iure  suo  nusquam  adhibuit  pronomen  iste, 
minimeque  verisimile  est  hoc  ioco,  a  quo  illud  vocabulum  plane  ab- 
horret,  semel  usurpatum  esse.  Lubet  autem  epimetri  Ioco  de  Mona- 
censi libro  nonnulla  addere,  quantum  et  temporis  et  loci  angustiae 
permittunt 

12)  Sophocles  Fr.  886D.:  Av6ta  U^og  a(dr\Qov  TrjXö^ev  n^oariyäyov.  At 
Euripides  in  Oeneo  571  Magnetem  appelians  dixit  lapidem,  qui  argcnti  similitudine 
fallit  homines,  de  quibus  versibus  acutissirae  et  verissime  disputavit  Buttmannas, 
nisi  quod  non  recte  puto  virum  summum  rag  ß^orütv  yvtü/xag  xXomvfav  scripsisse, 
ut  vitiosum  axonCh  expelieret.    Equidem  censeo  locum  sie  esse  refingendum: 

zag  pQottür 
TtjV  do^uv  'dXxsi  xal  fit&latijaiv  nuliv. 

ut  Euripides  activa  forma  verbi  pro  media  sit  usus:  dicit  enim  de  subdolis  moribns 
hominis,  qui  honestatis  specie  aliorum  mentes  sibi  facile  concihabat,  neque  vero 
eosdem,  postquam  ipsius  ingenium  introspexerant ,  in  amicitia  valebat  retinere: 
inLandtiv  igitur  cum  brevitate  insigne  sit,  comparatione  addita  illustratur:  vel  sie 
tamen  ambigua  poterat  oratio  videri,  ac  vel  Plato  [Ion.  p.  533  D]  deceptus  est,  qui 
existimavit  Euripidem  de  lapide  ferrum  trahente  verba  facere :  sed  falsa  haec  inter- 
pretatio  Piatonis  satis  purgatur,  si  tenemus  id,  quod  modo  proposui,  tragicum 
scripsisse  iniandHv,  Infelicissimo  conatu  Nauckius  ^7rcü;raivsonpsit,  litterarom  quan- 
dam  similitudinem  sectatus,  de  sententia  instituta  securus. 


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Quaesidonom  Lucretianarum  specimen  II.  449 


Lachmannus  quemadmodum  lectiones  omnes  codicis  Laurentiani 

confidenter  Antonio  Marii  filio  tribuit,   quoniam  H.  Keilius,   qui  istum 

libmm  oontulit,  adseverabat  se  illius  notarii  Floren tini  manum  agnovisse, 

ita  non  minus   confidenter  emendationes,  quas  editio  luntina  exhibet, 

Michaeli    Marullo    vindicavit,    quoniam    Petrus    Candidus,    qui    iUam 

editionem  curavit,   dicit  se  Marulli  opera  usum  esse;  neque  deterritus 

eet  Lachmannus  ab  ista  coniectura  eo,  ouod  multi  loci  iam  similiter  in 

editione  Aldina  correcti  sunt,  sed  ut  siRm  suspicionem  tueretur,  insi- 

mulavit  Hieronymum  Avantium,   qui  Aldinam  curavit,   quem  doctum 

et  criticae  artis  haud  ignarum  fuisse  satis  aliunde  constat,  mala  fraude 

usum    Marullo    emendationes    permultas    subripuisse^*).      Dicit  *^ne 

P.  Candidus  se  in  recensendo  Lucretiano  carmine  potissimum  Marullum 

secutum  esse,   at  idem  profitetur  se  etiam  loviani  Pontani   opera  ad- 

iutum  esse,  itemque  vetusta  exempla,  quae  Plorentiae  erant,  adhibuisse, 

atque  ipsum  quoque  Candidimi  aliquid  egisse  consentaneum  est :  igitur 

j     apparet,   quam  infirma  sit  Lachmanni  suspicio,   qui   omnem  editionis 

I     luntinae  lectionem  xuii  Marullo  vindicat    Ipse  Lachmannus,  quamquam 

haud  pauca  reiedt,  tarnen  plurima  praeclare  ab  eo  emendata  esse  con- 

fitetur,   eaque  ipse  recepit;   haee  si  ita,    ut  Lachmanno   videtur,    se 

I     haberent,   MaruUus   homo   Graecus,    qui   patria   a  barbaris   e versa    in 

I     Italia   domicdlium   coUocavit,    quique   inter   aequales   suos   potissimum 

I     Latinorum  carminum  insigni  arte  clarus  fuit,   inter   principes  criticae 

artis  foret  referendus:   at  vana  maxima  ex  parte  iüa  est  laus,    quam 

Lachmannus  Marullo   vindicare  aggressus  est:    valde  ille   delectabatur 

egregio  hoc  carmine,   naevos,  ut  poterat,  abstergere  studebat,   et  non- 

nuUa  primus,  ut  videtur,  recte  emendavit,  sed  pleraeque  emendationes, 

quas  Marullo  tribuit  Lachmannus,   aut   ab  Italis  iam    ante  Marullum 

sunt  facta/e  aut  ex  Poggiano  exemplo  repetendae. 

ön  Atque  Marulli  lau  dem  arctioribus  finibus  circumscribendam  esse, 

quam  Lachmanno  visum  est,  etiam  Sauppius  concessit,  sed  quod  con- 


13)  Quam  iniquo  animo  in  Avantium  fuerit  Lackmaimus,  inprimis  docet  ad- 
notatio  üb.  ni.  v.  98,  ubi  supplementa,  quae  in  Aldina  pahter  atque  in  Iimtina 
leguntur,  Avantium  de  Marulli  exemplo  descripsisse  arguit:  at  Marulli  opera,  si 
Petro  Candido  fides  habenda  est,  (neque  video  quidquam  causae,  cur  hac  in  re  ei 
auctoritatem  abrogemus)  potius  in  versibus  noviciis  adpimgendis,  quam  in  inter- 
polando  carmine  Lucretiano  fuit  posita:  isti  versus,  de  quibus  agitur,  neque  Marulli 
neque  Avantii  sunt,  sed  ex  libris  novicüs  in  Aldinam  aliasque  editiones  veteres 
propagati.  Ne  mendacii  quidem  Avantius  homo  honestus  arguendus  videtur,  qui 
professus  sit  se  sine  antiquo  exemplari  Lucretii  poemata  emendavisse;  nam  Pog- 
gianus  liber  cum  evanuisset,  acquiescendum  erat  in  noviciis  apographis;  haec 
antem  ut  par  est  Avantius  adhibuit,  quemadmodum  alii  omnes. 

Th.  Bergic  Kleine  Schriften.    I.  29 


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450  Quaestioniim  Lucretianamm  specimen  U. 

tendit,  codicem  Yictorianum  aliquando  Marulli  fuisse,  et  qtMecungue 
in  eo  codice  manu  recentiore  correcta  animadvertamus ,  MaruUum 
correxissCy  haec  quamquam  subtUiter  et  apte  ad  persuadendum  dispatata 
sunt,  mihi  tarnen  non  probavit,  iisque  continuo  obviam  ibo,  non  ad- 
versandi  studio  ductus,  a  quo  alienus  sum,  sed  veritatis  tuendae  gratia, 
ne  alii  hac  opinione  decipiantur,  quam  praevideo  probaturos  esse,  qui 
in  Lachmanni  verba  iurare  solent,  quandoquidem  ab  illa  sententia  se 
iam  deiectas  esse  sentiunt.  %ec  tarnen  licet  in  hoc  epimetro  rem 
plenius  pertractare,  itaque  summam  pauds  absolvam. 

Marullus  quid  contulerit  ad  Lucretium  emendandum,  tantum  ex 
üs,  quae  P.  Candidus  significavit,  vere  aestimari  potest  Et  primum 
quidem  versus  subditicios,  qui  tunc  ferebantur,  adpunxit,  quamquam 
in  ea  re  etiam  Pontani  fuerunt  partes:  quos  versus  singillatim  obelo 
notaverit,  tum  demum  apparebit,  ubi  praeter  luntinam  etiam  priores 
editiones  düigenter  fuerint  examinatae:  unum  locum  indicavit  P.  Cmi- 
didus:  delevit  enim  ü.  v.  42  et  43,  satis  pro  arbitrio;  nam  ii  versus, 
si  qui  alii,  germani  sunt,  sed  foede  corrupti  necdum  in  integnun 
restituti:  volebam  de  his  versibus  disputare,  sed  alii  necessitati  acade- 
micae  reservavi.  Quod  Lachmannus  didt  Marullum  identidem  versus 
a  se  fictos  Lucretiano  carmini  inseruisse,  omni  fide  destitutum  est 

Tum  Marullus  versibus  traiectis  iustam  orationem  restituere  conatus 
est:  testatur  autem  Candidus  in  plerisque  locis,  ubi  talem  medidnam 
adhibuerit,  se  Marulli  iudicium  secutum  esse.  Atque  plane  quidem  con- 
sentit  editio  luntina  cum  codice  Monacensi  in  traiidendis  versibus  libri 
I.  550  seqq.,  id  quod  videtur  Sauppii  coniecturam,  istum  librum  olim Ma- 
rulli ftdsse  valde  commendare:  sed  cavendimi  est,  ne  quis  fiallad  spede 
dedpiatur:  haec  enim  traiectio,  id  quod  jfugit  Sauppium,  ab  antiqua 
manu^*)  profecta  est:  haec  igitur  manus  si  Marulli  est  (sive  aequalis 
hominis,  qui  Marulli  emendationes  in  suum  exemplimi  transtulit),  non 
iam  poterunt  eiusdem  Marulli  esse  plurimae  emendationes,  quae  passim 
a  recentiore  manu  factae  sunt :  apparet  igitur,  quam  instabili  fundMnento 
nitatur  SauppU  suspicio.  Et  hanc  quidem  traiectionem  planissime  Ma- 
rullo  tribuit  P.  Candidus :  sed  potuit  is  errare ;  reperit  in  Marulli  libro  *^ 


14)  In  lahnii  Annalibus  1861  p.  318  [Opusc.  1. 249],  ubi  de  hoc  loco  dispuiavi, 
soripsi:  und  zwar  Alks  von  alter  Hand:  der  Abschreiber  hat  auch  hier  nur  die  aite 
Handschrift  sorgfattig  copirt.  neque  credo  me  falsa  spede  deoeptum  esse,  qnamqTUun 
difficillimum  est  varias  manus,  quas  üle  über  expertus  est,  ubique  dignosc«?e. 

15)  Luoretianum  cannen  a  MaruUo  oastigatum  utrum  liber  manusoriptos 
fuerit  an  impressus,  ambigi  potest:  P.  Victorius  certe  Marulli  emendationes  de- 
promsit  ex  editione  vetere,  quam  Marullus  adnotationibus  instruxerat.  Eatendam 
tamen  est,  homines  eleganüores,  qualis  MaruUus  fuisse  videtur,  etiam  iUo  saeonlo 


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Quaestionum  Lucretianarum  speoimen  11.  451 

hunc  locum  coirectum,  et  cum  in  nullo  suorum  codicum  eins  emen- 
dationis  vestigium  compareret,  ad  Mandlum  auctorem  retulit;  sed 
poterat  ille  haec  ex  alio  libro  in  suum  exemplum  propagare :  nnusquis- 
que  intelligit,  quam  in  proclivi  hie  fiierit  error  *^).  Certius  hoc  quoque 
nvtum  demum  diiudicari  poterit,  ubi  tndectiones,  quae  sunt  in  luntina 
faetae,  et  cum  codice  Victoriano  et  cum  prioribus  editionibus  examinatae 
fuerint  Unumtamen  nonpossum  silentio  praetermittere,  quoniam  et  per 
86  memoria  dignum  est  et  planissime  Sauppii  suspicionem  evertit,  neque  ab 
iis  qui  codicem  Victorianum  usurpaverunt  videtur  esse  animadversum  ^^). 


libris  mannsoriptis,  qoi  extemo  cultu  commendabantur,  malto  libentiiLS  esse  usos, 
quam  impressis.  At  codex  Yiotorianus  nihil  commendationis  habet  ab  externa 
spede  et  mdibus  correotorum  manibus  magis  magisque  obsoletus  est,  ut  vel  hoc 
nomine  eleganti  homine  haud  dignus  videatur. 

16)  Ego  conieci  haec  ex  antiquo  Poggii  libro  propagata  esse,  mihique  visus 
sam  reliquias  recenslonis  Probianae  deprehendere,  sed  non  integras:  nam  haec 
qnicnnqae  adnotavit,  a  philosophiae  studiis  haud  aUenus  foit:  is  igitur,  cum  ani- 
madvertisset  non  satis  recte  poetae  philosophi  orationem  procedere,  versibus 
traiiciendis  vitium  de  medio  tollere  studuit:  verum  ea  ratio,  quae  in  margine 
oodicis  Yictoriani  significata  est,  malo  non  medetur,  sed  difficultates  loci  adauget: 
itaque  existimavi  illam  adnotationera,  non  ut  oportebat,  integram  esse  servatam. 
Qui  Marullo  aut  Italo  aUcui  saecuH  XV.  tribuere  mavult,  is  certe  confitebitur, 
inchoatam  tantum  esse  loci  emendationem ,  non  absolutam,  aut  correctorem  codiois 
Victonani  non  satis  dihgenter  transtulisse  in  hunc  librum,  quae  in  alio  exemplo 
adnotata  erani  Sed  non  licet  hie  de  notis  criticorum  plura  disserere ,  illud  tantum 
addo,  recte  Sauppium  expedivisse  notam,  quae  adscripta  est  ad  EL.  578  —  580, 
IV.  1065  et  y.  1115  seqq.,  vidit  enim  esse  nihil  aliud  nisi  co,  cui  superimposita 
est  p  [<{»],  i.  e.  üjQMov,  qua  nota  grammatioi  utebantur  et  librarii,  ut  locum  senten- 
tiarum  vel  verborum  luminibus  insignem  notarent.  Atque  ipse  quoque  postea  hoc 
ignovi,  et  notam  huic  adiunctara  X,  quam  iam  olim  suspicatus  eram  nihil  aUud 
esse,  quam  /  et  (»,  h.  e.  /pjjaiaoy,  idem  plane  signüicare  intellexi,  cum  librum 
septimum  Anthologiae  Palatinae  examinarem,  in  quo  saepius  eaedem  hae  notae 
reperiuntur,  velut  Vn.  630  AntiphiH  epigraramati  addita  est  utraque  nota,  quae 
quid  significarent,  lacobsius  recte  perspexit;  sed  multo  saepius  ibi  cum  nota  &Q(tTov 
copolatur  o/i  (i.  e.  arifjLiCtoaat)  velut  VII.  552.  710  (ubi  iure  Erinnae  carmini  prae- 
mittontur),  item  712  (ubi  bis  in  margine  leguntur  hae  notae,  qui  locus  documento 
est,  has  adnotationes  ex  antiquiore  exemplo  repetitas  esse,  nam  extrema  pars  epi- 
giammatis  in  Palatino  libro  satis  corrupta  legitur,  ut  potius  adscribi  potuerit 
quemadmodum  aliis  locis  faipalTui  xal  taitv  (t^iavorjrov,  sed  is,  qui  mquiov  addidit, 
etiamtonc  integrum  legit  epigranuna);  aliis  autem  locis  solum  mq  exstat,  velut 
vn.  698  extr.  715.  743 ,  cf.  etiam  Cobetum  Var.  Lect.  p.  294.  Ceterum  quod  8auppius 
has  notas  in  Luoretio  a  Marullo  adhibitas  esse  propterea  censet,  quod  in  codicibus 
Leidensibus  nullum  exstat  vestigium,  huius  argumenti  satis  leve  est  momentum: 
Dam  ood.  Victorianus  multa  habet  peculiaria,  quae  ex  archetypo  sunt  repetenda, 
non  ex  Italorum  ouris. 

17)  Ea,  quae  Spengelius  in  Nunt.  Monac.  [vol.  XXXII.  772  seq.,  quem  locum 
Sauppius  laudaverat  p.  3]  exposuit,  non  potui  inspicere. 

29* 


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452  Quaestionum  Lucretiananim  specimen  U. 

Codex  enim  Victorianus  solus  iusto  ordine  exhibet  libro  IV.  locum  anti- 
quitus  archetypi  schedae  paginis  inversis  perturbatum :  nam  post  v.  298: 
Atqtie  ea  continuo  sequuntur  v.  323:  Servet  ....  347:  Ac  resilirCj 
tum  V.  299:  Splendida  ....  322:  Quae  sita  sunt,  denique  v.  348: 
Quod  contra.  Hoc  igitur  insigne  est  virtutis  documentum ,  atque  possit 
aliquis  inde  colligere,  libruin  Poggianum  ex  archetypo  descriptum  esse, 
antequam  illae  paginae  archetypi  inversae  sunt,  quamquam  alia  haud 
improbabilis  explicatio  in  promtu  est.  lam  errorem  illum  animadvertit 
corrector  alterius  Leidensis  et  iustum  ordinem  revocavit'®),  quemad- 
modum  etiam  Lambinus  postea  suopte  ingenio  haec  in  integrum 
restituit:  Itali  autem  correctores,  cum  aliquid  turbatum  esse  intel- 
lexissent,  alius  aliter  traiiciendis  versibus  vitium  procurare  studuerunt: 
Aldina  enim  hie  quoque  a  luntina  discrepat,  estque  ordo  versuum, 
quem  Aldina  exhibet,  minime  commodus.  lam  corrector  codids  Vic- 
toriani  eundem  ordinem  quem  luntina  exhibet:  haec  cum  animadver- 
tissem,  in  schedis  meis  adnotavi,  videri  hunc  ipsum  codicem  Marulli 
esse;  deveni  igitur  in  eandem  suspicionem,  quam  Sauppius  tuetur, 
quamque  etiam  Christius  aliquando  fovit,  sed  postea  abiedt:  atque  ego 
quoque  continuo  abieci  cum  propter  alias  permultas  rationes  tum  huius 
ipsius  loci  conditione  accm-atius  examinata.  Eum  enim  ordinem  ver- 
suum,  quem  solus  Victorianus  codex  a  prima  manu  exhibet,  iustum 
esse,  non  poterat  latere  virum  prudentem  et  sagacem:  itaque  Marullus, 
si  Victoriano  libro  esset  usus,  abstinuisset  a  vano  traiiciendorum 
versuum  conatu:  manifestum  igitur  est,  correctorem  imperitum,  qui 
magis  aliena  auctoritate  quam  suo  ingenio  sapiebat,  Marulli  correctiones 


18)  Lachmaimus  censet,  ex  coniectura  haec  restituta  esse,  videntorque  ipea 
correotoris  verba  hoc  firmare:  non  tarnen  dissimolabo  mihi  secns  videri:  quemad- 
modum  reote,  ut  opinor,  Lachmannus  oblongum  censet  eo  ipso  tempore,  quo 
scriptus  est,  archetypo  denuo  adhibito  emendatum  esse,  ita  credo  etiam  correctorem 
quadrati  aho  exemplo  usum  esse ,  quod  et  ipsum  ex  archetypo  propagatum  integhtate 
praestabat  quadrato:  nam  non  solum  memorabile  est,  unum  ex  correctoribos 
quadrati  (idemne  an  diversus  sit,  nescio)  ad  hb.  V.  927  haec  adscripsisse :  Deswid 
verstis  62,  Nisi  traiecti.  Sed  hohes  folio  penuUiniOj  ubi  iure  suo  Lachmanims 
animadvertit  p.  9,  haec  illum  sine  aho  hbro  scribere  non  potuisse;  sed  etiam  cor- 
rectiones plurimae  ita  sunt  comparatae,  ut  non  ingenio  quaesitae,  sed  veteris  et 
prob!  exempli  auctoritate  niti  videantur,  itaque  ipse  Lachmannus  non  dubitavit 
permultis  locis  sequi.  Etiam  quod  corrector  IV.  543  vel  rehoai  scripsit,  indido 
est,  emendationem  ex  aho  hbro  petitam  esse.  Et  haec  quidem  iam  olim  eram 
suspicatus,  postquam  autem  codicem  Victorianum  usurpavi,  hanc  sententiam  pla- 
nissime  confirmari  intellexi:  nam  suppeditat  hie  hber  multas  lectiones  a  prima 
manu,  quas  in  quadrato  corrector  restituit,  quem  Lachmannus  ad  saeculom  XT. 
refert:  hio  autem  consensus  unde  repeti  possit  nisi  ex  archetypo,  non  video. 


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Quaestionum  Lucretianarum  specimen  ü.  453 

sive  ex  illius  libro  sive  ex  ipsa  editione  luntina'^)  in  codicem  Victo- 
lianTun  transtulisse  atque  ita  locum  integerrimum  corrupisse.  Haec  si 
recte  disputata  sunt,  (atque  ita  ratiocinatus  sum  statim,  cum  usurpavi 
illum  codicem,)  plane  iam  concidit  Sauppii  suspido,  olim  Marulli  hunc 
XVfoisse  librum,  ipsius  manus  diligenter  emenidatum.  Immo  hie  ipse 
locus  argumento  est,  nuUum  Italorum,  qui  Lucrdtii  cannina  recensue- 
runt,  hoc  libro  usum  esse;  at  qui  relegit  et  adnotavit  hunc  librum, 
is  et  hie  et  aiiis  plurimis  locis  Italorum  correctionibus  usus  est  ^®). 

Verum  dum  difficultates  expedrre  eonor,  video  me  in  aliam  saÜB 
gravem  difficultatem  incidisse:  nam  si  Poggianum  exemplum,  unde  et 
hie  Tictorianus  codex  et  ceteri  Italorum  libri  propagati  esse  exi^timantur, 
ad  archetypi  fidem  hunc  locum  integrum  servavit,  qui  tandem  potuit 
fieri,  ut  in  reHquis  apographis  similes  turbae  exsisterent  atque  in  Lei- 
densibus,  solus  Victorianus  veritatem  testificaretur.  Haec  enim  com- 
muni  origini  Italorum  librorum  plane  videntur  adversari,  nee  tamen 
ullo  modo  probabiie,  duo  diversa  exempla  in  Italiam  translata  esse. 
Mihi  quidem  videntur  iam  in  ipso  archetypo  schedae  illius  paginae 
mversae  fuisse,  sed  librarius  errore  animadverso  haud  dubio  adnotatione 
iustum  ordinem  indieavit:  Leidensium  codicum  scriptores  haue  adnotar 
tionem  neglexerunt,  hine  ortae  Ulae  turbae,  quas  quadrati  corrector  com- 
posuit,  alio  meliere  exemplo  usus,  vid.  supra  p.  XIV  [p.  452].  Exemplum 
Poggianum*^)  archetypum  fideUter  descriptum  exhibuit,  paginis  inversis, 


19)  De  hac  enim  re  ambigi  potest:  unum  hie  notabo;  Marolli  emendatioDes, 
quas  Yictorins  enotavit,  in  luntinam  non  sunt  receptae,  una  autem  ex  his  tribus 
(IV.  1191)  in  Victoriano  a  correctore  restituta  est,  videtur  igitur  ipsius  Marulli 
exemplo  usus  esse. 

20)  Etiam  lib.  V.  584 — 86  Victorianus  iustuni  versuum  ordinem  exhibet, 
quem  in  quadrato  restituit  corrector,  nee  tamen  utar  hoc  loco,  cum  in  Victoriano 
quoque  corrector  medicinam  adhibuerit ,  neque  tamen  cum  lectione  luntinae  prorsus 
consentit,  nam  v.  586  sie  scriptus  est:  Qaanta  quoque  est  nobis  hitu;  tanla  videtur 
imago. 

21)  Subnata  autem  est  suspicio  Lucretii  librum,  quem  Poggius  tandem  post- 
liminio  in  patriam  restituit,  ipsum  illud  archetypon  fuisse,  unde  reliqui  Codices 
originem  ducunt.  Eecuperavit  autem,  ut  probabili  ratione  evicit  Bemaysius,  circa 
annum  MCCCCXVII  ex  Alamannia,  fortasse  ex  bibliotheca  Sangallensi:  neque 
dubium,  quin  ille  codex  libros  integres  comprehenderit:  ipse  sane  Poggius  in 
oratione  fonebri  Nicolai,  qui  diem  supremum  obiit  MCCCCXXXVn,  dicit  se  partem 
tantum  Lucretii  attulisse,  sed,  ut  recte  Lachmannus  animadvertit,  videtur  Var- 
ronis  loco  deceptus  (V.  17)  putasse  longo  amplLus  fuisse  carmen :  atque  quae  in 
epistola  anno  ut  videtur  MCCCCXXVII  ad  eundem  Nicolaum  scripsit  (v.  Bemays. 
Mus.  Rhen.  V.  555)  ostendunt ,  eum  illo  ipso  tempore  alius  codicis  acquirendi  spem 
fovisse,  quam  monachus  Hersfeldensis  videtur  fecisse:  haud  dubio  ille  monaohus 
indicaverat  in  Germania  vetustum  librum  Lucretii   adservari,  fortasse  Magontiaci, 


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454  Quaestionum  Lucreüanarum  specimen  n. 

sed  adnotatione,  quae  moneret  lectorem,  addita:  hac  adnotatione  usus 
scriba  codicis  Victoriani**)  iustum  ordinem  restituit**),  cetera  apographi 
admonitione  neglecta,  quemadmodum  Codices  Leidenses,  versus  confusos 
exhibent  De  bis  quoque  licebit  certius  iudicare,  ubi  et  veteres  edition^ 
et  Codices  Itali  diligenter  fiierint  collati. 

Denique  Marullus  locos  depravatos  coniectura  restituere  conatus 
est.  Quod  si  quaeritur,  quid  Marullus  praestiterit,  eae  tantum  con- 
iecturae  sub  examen  vocandae  sunt,  quas  vel  P.  Candidus  nominatim 
Marullo  tribuit  vel  P.  Victorius  ex  illius  libro  excerpsit.  Hae  autem 
lectiones,  si  volumus  libere  fateri,  pleraeque  non  adeo  magni  sunt 
momenti,  partim  ex  codicibus  sunt  petitae**);  ea,  quae  ipse  suopte 
periculo  correxit,  documento  sunt  Marullum,  quamvis  natione  Graecum, 
Latinarum  litterarum  bene  gnarum  fuisse,  quamquam  eruditione  passim 
abutitur;  ingenii  autem  praecellentis  acumen  desidero,  nee  potest  cum 
principibus  Italorum  criticis  componi.  Inprimis  autem  illud  mentione 
dignum,  quod  Lachmannus,  qui  plurimas  et  optimas  lectiones  ex 
editione  luntina  asciverit,  quas  ex  praecepta  opinione  Marullo  vindi- 
cavit,  ex  duodeviginti  lectionibus,  quas  Candidus  nominatim  Marullo 
adscripsit,  nullam  recepit,  quae  quidem  ex  coniectura  profecta  est, 
non  librorum  auctoritate  nititur;  Lachmanno  igitur  invito  veritatis 
confessionem  excidere  videmus**).  Credo  omnia  haec,  quae  Marulli 
nomen  prae  se  fejrunt,  ab  ipso  esse  inventa,  credo  eum  etiam  multosXVI 
alios  locos  coniecturis  restituisse,  nam  nemo  fädle  existimabit  P.  Can- 
didmn  ubique  Marulli  mentionem  fedsse,  quando  eins  emendationes 
recepit:  sed  consentaneum  est  has  coniecturas  iUarum  adsimiles  ^se: 
verum  quod  nusquam  Marulli  memoriam  reperimus,  ubi  locus  aliquis 
corruptus  egregia  arte  in  integrum   restituitur,  id  vix   quisquam  casui 


onde  oblongus  codex  Lugdunom  pervenit.  Sed  hie  quoque  dolendum  est  librom 
Florentinum ,  qui  ipsius  Nicolai  manu  scriptus  esse  perhibetur,  nondum  examioa- 
tum  esse. 

22)  Cetenim  nequaquam  necesse  est,  ex  ipso  Poggii  libro  Victorianum  de- 
scriptum  esse ,  sed  multo  verisimilius  hunc  exempU  inde  deducti  esse  i^gnq)hum; 
sed  brevitatis  causa  Yictoriani  libri  scriptorem  dixi. 

23)  Alias  sane  non  eadem  circumspectione  ea  quae  in  Poggiano  libro  correcta 
erant  usurpavit,  sed  tarnen  plerumque  fideliter  exemplom  antiquum  descripsisse 
videtur. 

24)  Libro  videtur  usus  esse,  qui  ad  Victorianum  prope  accessit,  nam  cum 
prima  manu  huius  libri  Marulli  lectiones  saepius  consentiunt. 

25)  Non  tamen  dissimulandum  ex  tribus  coniecturis  Marulli,  quae  postea 
demmn  ex  Victorii  excerptis  innotuerunt,  unam  a  Wakefieldo  (VI.  568),  aliam  ab 
ipso  Lachmanno  (IV.  1191)  esse  propositam. 


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Beoension  des  Lachmann'schen  Lucrez.  455 


tribuerit:  hos  locos  P.  Candidus  ope  vetustorum,  quae  appellat,  exem- 
plorum  emendavit,  hoc  igitur  acceptmn  referimus  aut  libri  Poggiani 
virtuti  aut  Italorum  ingenio. 

Hae  Marulli  correctiones  maxima  ex  parte  etiam  in  codicem 
Yictorianum  sunt  translatae,  qui  über  ut  est  varias  variorum  manus 
expertus,  (quod  quicunque  illum  codicem  oculis  usurpavit  concedet) 
insignem  farraginem  variarum  lectionum  suppeditat,  ob  id  ipsum  eius 
auctoritas  valde  est  incerta.  Nullo  igitur  pacto  licet  quidquid  a  recen- 
tiore  manu  in  hoc  libro  adnotatum  est,  Maruilo  tribuere.  Quod  si 
Manülo,  cuius  memoriam  paene  intermortuam  viri  claiissimi  Lach- 
mannus  et  Sauppius  nuper  instauraverunt,  laudem,  quam  non  est 
meiitus,  rursus  detraximus,  fecimus  hoc  germano  veritatis  indagandae 
studio  ducti;  erif  ille  quidem  inter  eos  referendus,  qui  Lucretii  canni- 
nibus  emendandis  operam  nayayerunt,  sed  cavendum  est,  ne  aliis, 
quomm  nomina  invida  aetas  plane  obscuravit,  iniuria  fiat:  Antonii 
antem  Marii  filium,  quem  Lachmannus  Maruilo  comitem  addidit,  ex 
criticorum  numero  relegandum  censemus,  donec  locupletum  testium 
aactoritas  evicerit,  quo  nomine  notarius  ille  Floren tinus  de  Lucretianis 
canninibus  sit  promeritus. 


in. 
T.  Lncreti  Cari  de  rernm  natura  libri  sex. 

Carolus  Lachmannus  recensuit  et  emendavit 
Berolini  impensis  Oeorgii  Reimen.    MDCCCL.     252  S.    gr.  8. 

Caroli  Lachmanni    in  T.  Lucretii   Cari  de  renun   natura   libros 

commentarius. 
Berolini  impensis  Georgii  Reimeri.    MDCCCL.    439  S.    gr.  8. 

Recognovit  lacobus  Bernaysius. 
lipsiae  snmptibus  et  typis  B.  G.  Teubneri.    MDCCCIU.  XU  u.  198  S.  8.*) 

315  Nicht  ohne  wehmüthiges  Gefühl  unternehme  ich  es,  über  die 

letzte  Arbeit  eines  dahingeschiedenen  Meisters  in   diesen  Blättern  Be- 
richt zu  erstatten.    Wäre  der  grofse  Kritiker  noch  unter  den  Lebenden, 


*)    [Neue   Jahrbücher    für   Philologie   und    Pädagogik.     XXm.  Jahrgang. 
67.  Band.    1853.] 


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456  Recension  des  LAchmann'schen  Lucrez. 


ich  würde  gewifs  schon  längst  unbeschadet  der  hohen  Achtung,  die 
eine  so  vollendete  Leistung  Jedem  einflöfsen  mufs,  mit  all  dem  Frei- 
muth,  den  jede  wissenschaftliche  Kritik  erheischt,  auch  meine  abweichen- 
den Ansichten  ausgesprochen  haben:  möglich,  dafs  Lachmann  selbst 
solchen  Widerspruch  mit  Glimpf  ertragen  hätte;  ob  Andere  das  Gleiche 
thun  werden,  steht  dahin:  ich,  wie  sehr  ich  auch  den  Satz  des  ephe- 
sischen  Weisen  noXe^iog  Ttavrcjv  /carrjQ  billige,  bin  doch,  soviel  an  mir 
lag,  dem  Streite  allzeit  mehr  ausgewichen,  als  dafs  ich  ihn  aufgesucht 
hätte,  und  nur  Zuspruch  von  den  verschiedensten  Seiten  hat  mich 
bestimmt  diese  Zeilen  niederzuschreiben. 

Ueber  Lachmanns  Lucrez  kenne  ich  bisher  nur  eine  einaige 
Beurtheilung  in  den  Münchner  gelehrten  Anzeigen  1851  December 
Nr.  95  —  98  von  Spengel,  worin  Alles,  was  über  den  Standpunkt  der 
Kritik  vor  Lachmann,  über  die  Hilfsmittel,  die  Lachmann  zu  Gebote 
standen,  sowie  die  Weise,  wie  er  dieselben  benutzt  hat,  zu  sagen 
wäre,  ebenso  anschaulich  als  gründlich  dargelegt  ist,  dafs  ich  billig 
darauf  verzichte  schon  Gesagtes  zu  wiederholen. 

Lachmanns  kritisches  Verfahren  ist  wohl  im  allgemeinen  zur 
Genüge  bekannt,  gleichwohl  kann  man  darüber  sehr  abweichende  An- 
sichten vernehmen.  So  hat  Hr.  M.  Hertz  in  seiner  Biographie  Lach- 
manns, einem  Buche,  das  sehr  geschickt  gemacht  ist,  wie  sich  erwarten 
liefs,  auch  über  Lachmanns  Kritik  sich  ausgesprochen,  jedoch  in  einer 
Weise,  die  meines  Brach tens  das  Kechte  nicht  genau  trifft;  am  wenig- 
sten vermag  ich  es  zu  billigen,  wenn  derselbe  S.  189  G.  Hennann 
und  Lachmann  miteinander  vergleichend  sagt:  die  Metkode  sdieidd 
Lachmanns  Kritik  von  der  Hermannschen:  diese  ist  divinatarisck 
kimsilerich,  jene  strenghistorisch,  wissenschaftlich;  Hermann  ist  tvesent- 
lieh  produdiv,  Lachmann  reproductiv.  Hier  wie  |  auch  sonst  in  dem  316 
schätzbaren  Buche  hat  sichtlich  die  Hinneigung  zur  Antithesis,  zur 
rhetorischen  Phraseologie  der  Klarheit  des  ürtheils  Eintrag  gethan. 
Ich  wenigstens  meine,  jede  Kritik  ist  und  darf  nur  reproductiv  sein; 
was  sich  Hr.  Hertz  unter  productiver  Kritik,  die  er  Hermann  zu- 
schreibt, eigentlich  gedacht  hat,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Soll  damit 
jenes  subjective  Verfahren  bezeichnet  werden,  welches  willkürüch  und 
eigensinnig  den  ersten  besten  Einfall  an  die  Stelle  der  Ueberlieferung 
setzt,  so  ist  dies  ein  Fehler,  den  freilich  Hermann  nicht  immer  ver- 
mieden hat,  aber  auch  Lachmann  ist  davon  nicht  frei  zu  sprechen,  so 
wenig  wie  vielleicht  irgend  einer  der  grofsen  Kritiker;  nennt  dag^n 
Hr.  H.  productive  Kritik  jenen  genialen  Scharfblick,  jene  glücklidie 
Divinationsgabe ,  die  Hermann  in  hohem  Grade  besafs,  nun  so  liefert 
eben  die  Ausgabe  des  Lucrez  den  deutlichsten  Beweis,  dafs  Lachmann 


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Reoension  des  Lachmann'schen  Luorez.  457 

hierin  weder  Henpann  noch  irgend  einem  andern  nachsteht  Was 
Lachmanns  kritische  Methode  von  Hermanns  Verfahren  streng  scheidet, 
ist  dies,  dafs  fiir  Hermann  wenigstens  in  der  Praxis  alle  Handschriften 
gleichen  Werth  haben,  während  Lachmann  (und  mit  ihm  vor  Allen 
aach  Böckh  und  Bekker)  überall  darauf  ausgeht,  die  unverfälschten 
Quellen  von  den  abgeleiteten  und  werthlosen  streng  zu  sondern.  Und 
eben  der  Anwendung  dieses  Prindps  verdankt  Lachmann  die  grofsen 
Erfolge,  welche  alle  seine  kritischen  Arbeiten  auszeichnen.  Dazu  kommt 
femer  die  Treue  und  Ausdauer,  mit  welcher  Lachmann  einem  Schrift- 
steller, den  er  einmal  liebgewonnen  hatte,  mit  dem  er  vertraut  geworden 
war,  zugethan  blieb.  Nur  durch  diese  Vertrautheit  wurde  Lachmann 
in  den  Stand  gesetzt  mit  congenialem  Blicke  die  tiefen  Schäden,  an 
welchen  die  Ueberlieferung  des  Lucrez  leidet,  ebensowohl  zu  erkennen 
als  auch  wenigstens  zum  guten  Theil  zu  heben.  Denn  gerade  dadurch 
zeichnet  sich  diese  Arbeit  Lachmanns  aus,  dafs  er  hier  sich  nicht 
damit  begnügt  hat,  die  überlieferte  Gestalt  des  Textes  sicher  zu  er- 
mitteln, sondern  die  ächte,  des  Dichters  vnirdige  Fassung  möglichst 
herzustellen  bemüht  ist.  Lachmann  hat  femer  hier  überall  sein  Ver- 
fahren genauer  begründet,  so  dafs  es  uns  vergönnt  ist,  eine  vnrkliche 
Einsicht  in  die  Methode  des  Meisters  zu  gewinnen.  Unvrillkürlich  wird 
man  an  BenÜeys  Arbeiten  erinnert,  imd  ich  wüfste  nicht,  dafs  seit 
BenÜeys  Horaz  eine  kritische  Leistung  für  irgend  einen  lateinischen 
Dichter  erschienen  wäre,  die  sich  mit  Lachmanns  Lucrez  vergleichen 
hefee.  Damit  soll  den  verdienstlichen  Arbeiten  der  Mitiebenden  nicht 
im  mindesten  zu  nahe  getreten  werden:  Kitschis  grofse  Verdienste 
um  Plautus  hat  wohl  Niemand  mit  wärmerm  Dank  anerkannt  als  gerade 
ich;  aber  dchon  die  Aufgabe  selbst  ist  eine  andei'e,  mit  ganz  eigen- 
thümlichen  Schwierigkeiten  verknüpfte,  so  dafs  es  der  angestrengten 
Arbeit  Vieler  bedürfen  wird,  um  nur  einigermafsen  die  Aufgabe  zum 
Abschlufs  zu  bringen:  und  was  sonst  im  Alleinbesitz  'reinlicher'  Me- 
thode zu  sein  sich  rühmt,  steckt  sich  von  vom  herein  ein  niedrigeres 
Ziel.  Mit  Bentiey  hat  aber  Lachmann  auch  die  Lust  an  schonungs- 
loser, schneidender  Polemik  gemein,  und  ich  mag  nicht  verhehlen, 
317  dafs  gerade  in  |  dieser  Beziehung  die  Tjectüre  des  Conmientars  bei  mir 
stets  einen  unerquicklichen  Eindruck  zurückgelassen  hat:  wenn  irgendwo, 
so  wäre  hier  jene  stillschweigende  Bekämpfung  des  Lrthimis,  indem 
man  einfach  das  Rechte  und  Wahre  ausspricht,  am  Orte  gewesen; 
damit  hätte  Lachmann  nicht  etwa  Stolz  oder  Geringschätzung  an  den 
Tag  gelegt,  sondern  nur  einfach  Andere  sich  zum  Dank  verpflichtet. 
Lachmann  hat  geglaubt,  durch  solche  rücksichtslose  Schärfe  in  Zukunft 
die  Mittelmäfeigkeit  von  Unternehmungen,   denen  sie  nicht  gewachsen 


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458  Recension  des  Lachmann'soheii  Lucrez. 

ist,  zurückzuschrecken;  ich  zweifle  sehr,  dafs  diese  Hoffnung  sich  er- 
füllen wird;  weit  mehr  besorge  ich,  dafs  solcher  Ton  in  der  philolo- 
gischen Literatur  zum  Schaden  der  Wissenschaft  allgemeiner  werde, 
und  wenn  bei  Lachmann  doch  noch  immer  diese  Polemik  durch  Geist 
und  Originalität  sich  auszeichnet,  so  pflegen  die  Hintersassen  grofeer 
Männer  diesen  Mangel  nur  zu  oft  durch  Plumpheit  zu  ersetzen. 

Lachmanns  Commentar  enthält  einen  reichen  Schatz  gramma- 
tischer Untersuchungen;  allerdings  gründen  sich  diese  werthvollen  Be- 
merkungen vorzugsweise  auf  die  blofse  Beobachtung:  deren  hohen 
Werth  habe  ich  niemals  verkannt,  aber  wenn  dieselbe  nicht  durch  eine 
streng  rationelle  Methode  (die  sich,  beiläufig  bemerkt,  nicht  durch 
sophistische  Dialektik  ersetzen  läfst)  geleitet  wird,  liegt  die  Gefehr  des 
Irrthums  gar  nahe:  ich  habe  hierauf  schon  wiederholt  anderwärts  auf- 
merksam gemacht,  und  erinnere  hier  nur  beispielsweise  an  das,  was 
ich  [Opusc.  L  78  ff.]  über  die  Formen  mihi  und  mi  gegen  G.  Hennann 
und  Ritschi  bemerkt  habe.  Und  so  findet  sich  auch  bei  Lachmann  gar 
manche  Behauptung  ausgesprochen,  die  gerechten  Bedenken  unterli^: 
ich  erinnere  nur  beispielsweise  an  das,  was  zu  V.  264  über  quidquid  und 
quicquid  bemerkt  wird;  mit  entschiedenem  Eigensinn  wird  femer  über- 
all e^  in  der  Bedeutung  von  etiam  aus  dem  Texte  verdrängt;  doch  ich 
verzichte  an  diesem  Oi-te  auf  ein  genaueres  Eingehen  in  diese  gram- 
matischen Fragen,  nur  das  bemerke  ich,  dafs  Lachmann  in  der  Ortho- 
graphie und  was  damit  zusammenhängt  mit  lobenswerther  MäCsigung 
zu  Werke  geht  und  nicht  etwa  der  Analogie  zu  Liebe  strenge  Gldch- 
mäfsigkeit  willkürlich  durchführt*). 

Ich  will  diesen  Theil  des  Commentars  nicht  weiter  bespredien, 
und  nur  an  einer  Reihe  von  Beispielen  darthun,  dafs,  so  grofe  und 
bleibend  auch  die  Verdienste  Lachmanns  um  Herstellung  eines  gerei- 
nigten Textes  sind,  doch  keineswegs,  wie  Viele  zu  glauben  scheinen, 
die  Kritik  des  Dichters  abgeschlossen  ist;   denn  auch  Lachmann  ist  es3i8 


1)  Manches  wird  sich  hier  noch  aus  den  Spuren  der  alten  Handschrifteo 
herstellen  lassen,  so  z.  B.  IV.  968  ist  nicht  sowohl  heUnm  zu  schreiben,  da  die 
Handschrifben  vellum  oder  velum  darbieten,  sondern 

Xautae  contractom  com  ventis  degere  dueUum, 
was  auch  durch  die  Allitteration  sich  empfiehlt  und  zweisylbig  zu  lesen  ist  wie 
II.  661:  equorum  dttellica  proles.  —  lU.  1061  war  die  Tmosis  herzustellen: 

Esse  domi  per  quem  taesnmst  snbitoqae  revertit. 

—  VI.  919  liegt  in  den  Zügen  der  Handschriften 

Et  niminm  longis  canbaginibmt  adeondom, 
eine  Form,  die  auch  ManiUus  gebraucht 


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Recension  des  Lachmann'sohen  Luorez.  459 

sehr  oft  nur  gelangen  den  Fehler  nachzuweisen,  nicht  aber  zu  ent- 
fernen. Mögen  die  nachfolgenden  Bemerkungen  von  Kundigen  als  ein 
Beitrag  zur  Herstellung  eines  der  genialsten  Dichterwerke  der  latei- 
nischen Literatur  wohlwollend  aufgenommen  werden. 

I.  843  schreibt  Lachmann:  Nee  tarnen  esse  ulla  idem  ex  parte 
in  rebus  inane  mit  vierfacher  Elision,  was  der  von  Lachmann  selbst 
so  oft  gerühmten  Eleganz  imd  Kunst  des  Dichters  wenig  entspricht 
Lucrez  schrieb: 

Nee  tarnen  ex  ulla  parte  idem  rebus  inane 
Concedit,  neque  corporibus  finem  esse  secandis. 

(die  Handschriften:  esse  ulla  idem  parte  in  rebus)  wo  der  Wechsel  der 
Structur  nichts  Befremdendes  hat.  Dagegen  möchte  ich  nicht  auf  diese 
Weise  eine  andere  Stelle  rechtfertigen  V.  502: 

Nee  liquidum  corpus  turbantibuß  aeris  auris 
Commiscet:  sinit  haec  violentis  omnia  verti 
Turbinibus,  sinit  incertis  turbare  procellis, 

WO  man  bei  der  Wiederholung  desselben  Verbums  auch  eine  Gleich- 
mafisigkeit  der  Structur  erwartet:  es  ist  ganz  einfach  venti  turbinibus 
zu  schreiben,  und  haec  darf  auf  keinen  Fall  mit  Lachmann  in  hie 
verändert  werden,  da  die  untere  Region  deutlich  bezeichnet  werden 
mufste. 

1.881:  Conveniebat  enim  fruges  quoque  saepe,  minaci  Robore 
cufn  saxi  franguntur,  mittere  Signum  Sanguinis  aut  aliquid,  nostro 
quae  corpore  aluntur,  Cum  lapidi  (die  Handschriften :  lapidi  in)  lapidein 
teritnus,  manare  cruorem.  Das  Asyndeton  im  letzten  Verse  ist  höchst 
befiremdlich,  ich  vermuthe: 

Cumque  lapi  lapidem  terimus,  manare  cruorem. 
Dieselbe  Form  gebraucht  Ennius  bei  Priscian  VL  95  [Ann  390  V.]: 
Occumbunt  muUi  letum  ferroque  lapique.  Der  Wechsel  der  Form  bei 
Wiederholung  desselben  Wortes  kommt  auch  sonst  bei  Lucrez  vor,  ob- 
gleich von  den  Aschreibem  und  Herausgebern  dies  öfter  verkannt  ist 
Wenn  IV.  633  die  Handschriften  geben:  Nunc  aliis  alius  qui  sit  cibus 
ut  videamus  Expediam,  so  ist  dies  freilich  sinnlos,  aber  was  Lach- 
mann  in  den  Text  gesetzt  hat:  qui  sit  cibus  unicus  aptus,  ist  wohl 
geradezu  als  unlateinisch  zu  verwerfen.  Vielleicht  trifft  meine  Ver- 
mathung  das  Richtige: 

Nunc  aliis  aW  qui  fiat  cibus  ut  videatur 
d.  h.  ut  placeat,  denn  der  Dichter  will  zeigen,  woher  es  komme,  dafs 
dem  Einen  diese,  dem  Andern  jene  Nahrung  zusage. 

n.  27:    Nee  domus  argento  fulget  auroque  renidet.     Macrobius 
[TL  2,  5]  fidgens  und  renidens  [renitensj;  fulget  wird  von  Lachmann 


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460  Rocension  des  Lacbmann^schen  Lucrez. 


wohl  mit  Kecht  verworfen,  da  Lucrez  dieses  Verbum  stets  nach  der 
dritten  Conjugation  flectirt,  aber  ich  möchte  defshalb  nicht  sowohl 
fulgenti  lesen,  wie  Lachmann  vorschlägt,  sondern  mit  Benutzung  der 
Lesart  des  Macrobius: 

Nee  domus  argento  fulgens  auroque  renidet, 
d.  i.  soviel  als  auri  argentiquc  fidgore  renidet     Im  folgenden  Yerse:  31g 

Nee  oitharae  reboant  laqueata  aorataque  teota 
ist,  wie  Lachmann  richtig  gesehen  hat,  aurata  (obwohl  auch  Macrobius 
so  liest)  eine  unpassende  Wiederholung;  aber  was  er  selbst  in  den 
Anmerkungen  vorschlägt  ornataque,  erscheint  viel  zu  matt  Ich  lese 
laqueata  arcuataque  tecta  (oder  wenn  man  lieber  will  arqtMiaqM). 
Arcuaia  tecta  sind  gewölbte  Decken,  vergl.  Plinius  Nat.  Bist  XXXY. 
124:  idem  et  lacunaria  primas  pingere  instituit,  nee  camer as  ante 
eutn  taliter  adornari  mos  fuit. 

II.  710  kann  ich  nur  als  störenden  und  ungehörigen  Zusatz  eines 
Interpolators  betrachten;  vielleicht  fand  sich  in  alter  Zeit  nur  die  Be- 
merkung vor:  scilicet  id  certa  fieri  ratione,  die  dann  mit  leichter 
Mühe  durch  ein  hinzugefügtes  necessust  in  einen  vollständigen  Vers 
gebracht  ward.  Zur  Unterstützung  dient  auch  der  Umstand ,  dafe  in 
der  Wiener  Handschrift  (über  welche  ich  einige  genauere  Notizen  der 
Gefälligkeit  eines  ehemaligen  werthen  Zuhörers  von  mir,  des  Herrn 
Dr.  Linker  in  Wien  verdanke,  woraus  auch  hervorgeht,  dafs  Lach- 
manns Vermuthung,  die  Blätter  der  Gottorper  Handschrift  hätten  ur- 
sprünglich zu  jenem  Wiener  Codex  gehört,  ganz  das  Rechte  getroffen 
hat)  dieser  Vers  sich  zweimal  vorfindet,  einmal  nach  v.  706: 

SCILICETITCERTAFIERmATIONE  necessust. 
dann  v.  710: 

Scilicet  it  certa  fieri  ratione  necessu  est. 

II.  1170 — 72  stehen  offenbar  nicht  an  der  rechten  Stelle:  gewöhn- 
lich bezieht  man  diese  Verse  auf  den  Winzer,  aber  die  Worte  selbst 
zeigen,  dafs  sie  vielmehr  auf  den  Landmann  gehen,  da  die  latifundia 
dem  mäfsigen  Grundbesitz  der  Vorzeit  entgegengesetzt  werden.  Daher 
ist  die  ganze  Stelle  so  zu  ordnen: 

lamque  caput  quassans  grandis  suspirat  arator 
1165      Crebrius,  in  cassum  manuum  cecidisse  labores, 

Et  cum  tempora  temporibus  praesentia  oonfert 

Fraeteritis,  laudat  fortunas  saepe  parentis, 
1170      Et  crepat,  anticum  genus  ut  pietate  repletiun 

Perfacile  angustis  tolerarit  finibus  aevom, 

Cum  minor  esset  agri  multo  modus  ante  viritim. 
1168      Tristis  item  vetulae  vitis  sator  atque  vietae 

Temporis  incusat  momen  caelumque  fatigat, 


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Reoension  des  Lachmann' sehen  Lucrez.  461 

1173      Nee  tenet  omnia  paulatiin  tabeseere  et  Ire 
Ad  eapxünm,  spatio.  aetatis  defessa  yetosto. 

liachmann,  der  eine  ganze  Anzahl  Steljen  durch  Transposition  glück- 
lich geheilt  hat,  nimmt  an  der  vorliegenden  keinen  AnstoJDs.  —  Nicht 
geglückt  ist  ihm  die  Behandlung  einer  andern  Stelle  VI.  793:  diesen 
Vers  hat  Lachmann  weder  richtig  verbessert  noch  auch  mit  Fug  nach 
Vers  801  gestellt:  der  Vers  pafst  weder  dorthin  noch  auch  in  den  Zu- 
sammenhang, wo  er  bisher  stand:  es  bleibt  daher  nur  die  Annahme 
übrig,  dafs  hier  mehrere  Verse  ausgefallen  sind.  Der  Vers  selbst  aber 
ist  so  zu  schreiben: 

320  Coneidere  ut  morho,  spumas  qui  mittere  suevit. 

—  Lücken,  bald  grö&ere  bald  kleinere,  sind  auch  sonst  bemerkbar, 
so  z.  B.  I.  867  ff.,  wo  wohl  zu  ergänzen  ist: 

Praeterea  quaecumque  e  terra  corpora  ereseunt, 
Si  sunt  e  terris,  terram  eonstare  neeessest 
Ex  alienigenis,  quoniam  eonstare  fatendutnst 
Ex  alienigenis,  quae  terris  exoriuntur, 

WO  ich  au&erdem  Si  sunt  e  terris  für  in  terris  geschrieben  habe.  Da- 
gegen sind  ebendaselbst  v.  873  und  74,  die  Lachmann  vergeblich  zu 
vertheidigen  sucht,  zu  streichen.    Der  erste  Vers: 

Praeterea  tellus  qnae  oorpora  eumque  alit  äuget 

ist  eine  Dittographie  zu  v.  867  und  verdient  vielleicht  den  Vorzug. 
Der  andere  Vers 

Ex  alienigenis,  quae  lignis  exoriuntur 

ist  entweder  lediglich  durch  Irrthum  aus  v.  869  entstanden,  oder  viel- 
mehr das  Product  eines  Interpolators;  denn  sowie  der  erstere  Vers 
nach  V.  872  in  den  Text  gedrungen  war,  suchte  man,  so  gut  es  eben 
gehen  wollte,  den  unvollständigen  Gedanken  zu  ergänzen. 

HL  118  hat  Lachmann  des  so  oft  geschmähten  Wakefield  Con- 
jectur  neque  harmonia  corpus  sentire  (die  Handschriften :  interire)  solere 
angenommen,  sehr  mit  Unrecht,  denn  solere  würde  in  diesem  Zusam- 
menhange nicht  blofs  ein  überflüssiger,  sondern  sogar  störender  Zusatz 
sein,  da  ja  der  Dichter  zeigen  will,  dafs  es  Falle  gebe,  wo  auch,  wenn 
die  Verbindung  der  GHeder  des  Körpers  gestört  sei,  doch  das  Leben 
sich  behaupte:  darum  bekämpft  er  die  Ansicht  derer,  welche  das  Wesen 
der  Seele  für  nichts  Anderes  als  die  Harmonie  des  Körpers  erklärten. 
Der  Fehler  ist  ganz  einfach  zu  heben: 

Nunc  animam  quoque  ut  in  membris  cognoscere  possis 
Esse,  neque  harmonia  corpus  sonere  interiore. 


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462  Recension  des  Lachmann'schen  Lucrez. 

Dies  ward  solet-e  interiore  gelesen,  und  dann,  wie  so  oft  im  Lucrez, 
die  Worte  umgestellt  Weiterhin  v.  129  war  nobis  morihundis 
deserit  artus  für  moribundos  zu  schreiben. 

m.  198:  Ät  contra  lapidum  coniectum  spicarumque  Noenu  potesi. 
Die  bisherigen  Versuche  werden  von  Lachmann  mit  gutem  Becht  ver- 
worfen; was  er  selbst  vermuthet:  Ät  contra  lapidum  coniectum  Spiri- 
tus accr,  weicht  von  der  überlieferten  Lesart  zu  weit  ab.  Der  Dichter 
hatte  vorher  gesagt,  schon  ein  leiser  Luftzug  könne  einen  Haufen 
Mohnkömer  zerstreuen:  defshalb  ist  aber  nicht  nöthig,  dafs  auch 
in  dem  -entgegenstehenden  Beispiele  gerade  wieder  die  Wirkung  der 
Luft  erwähnt  werde.    Vielleicht  trifft  folgende  Vermuthung  das  Wahre: 

At  contra  lapidum  coniectum  spicea  tima 
Noenu  potest. 

Vergl.  Paulus  Festi  p.  263:  runa  genus  teil  significat,  Ennius  [Ann. 
576  V.]:  'runata  recedit\  id  est  pilata,  und  Gracchus  bei  Cicero  de 
Leg.  in.  9,  21.  Spicea  aber  würde  dann  in  dem  Sinne  von  spicatus 
'  zugespitzt '  stehen ,  obwohl  sonst  nur  spicea  serta ,  spicea  corona 
sich  findet. 

in.  443:  Acre  qui  credas  posse  hanc  cohiberier  tdlo?  Corpore^ 
qui  nostro  rarus  magis  incohibescit?  Lachmann  widerlegt  mit  Redit 
die  Versuche  der  Vorgänger,  aber  seine  eigne  Conjectur  is  cohibessü 
ist  nicht  minder  verfehlt  Es  ist  überhaupt  dieser  Vers  nicht  als  selb- 
ständiger Satz,  noch  weniger  qui  als  Partikel  zu  fassen,  sondern  qui 
ist  das  Pron.  relat  und  auf  a'er  zu  beziehen : 

Aere  qui  oredas  posse  hanc  cohiberier  ullo, 
Corpore  qui  nostro  rarus  magis  incohibensquest? 

oder  wenn  man  lieber  will  rarust  magis  incohibensque. 

HL.  449  flF.  findet  sich  in  vier  unmittelbar  aufeinander  folgenden 
Versen  viribus,  vis,  viribus,  viribus.  Nun  hat  zwar  Lucrez  solche 
Wiederholungen  nicht  eben  allzu  ängstlich  vermieden,  aber  der  vor- 
liegende Fall  dürfte  das  Mafs  des  Erlaubten  überschreiten.  Mir  scheint 
in  V.  452:  et  obtusis  ceciderunt  viribus  artus  dieses  Wort  nur  von  den 
Abschreibern  hinzugefügt,  um  den  verdorbenen  und  lückenhaften  Vers 
zu  ergänzen.  Freilich  ist  es  schwer  die  Stelle  mit  Sicherheit  zu 
verbessern;    doch    scheint    mir   folgende    Fassung    des    Lucrez   nidit 

unwürdig: 

Post  ubi  iam  validis  quassatumst  viribus  aevi 
CJorpus  et  obtusis  artus  cecidere  lacertis. 

Aehnliche  Verderbnisse  finden  sich  anderwärts.  So  nimmt  Lachmann 
mit  Recht  Anstofs  V.  1409:  Et  numerum  servare  genus  didicere,  wo 
von   den  Wächterliedem   die  Rede   ist.      Gemus  ist  gedankenlos  aus 


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Eeoension  des  Lachmann'sohen  Lucrez.  463 


V.  1411  aufgenommen,  aber  auch  Lachmanns  Conjectur  sonis  trifift 
nicht  das  Rechte;  der  Dichter  schrieb: 

Et  nnmenun  servare  pedum  didioere. 

Femer  m.  256  ist  corpore  wohl  aus  corporis  im  vorhergehenden  Verse 
entstanden,  ich  vermuthe:  ß  in  summo  quasi  tempore  ßnis  Motibus. 
Offenbar  verderbt  ist  UI.  172:  At  tarnen  insequitur  languor  terraeque 
petitus  Suavis  et  in  terra  nientis  qtU  gignitur  aestuSy  Interdumque 
quasi  exurgendi  incerta  voluntoß.  Es  ist  zu  schreiben: 
Saevus,  et  in  febri  mentis  qui  gignitur  aestos, 

wo  übrigens  saevus  schon  von  Wakefield  verbessert  ist.  —  IV.  1125 
hat  Lachmann  zwar  das  Verkehrte  der  Vulgata  unguenta  erkannt,  aber 
den  Fehler  durch  seine  Conjectur  argentum  nicht  gehoben;  es  mufs 
verbessert  werden: 

Ämenta  et  pnlcra  in  pedibus  Sicyonia  rident 

Auch  L  357:  haud  uUa  valerent  ratione  videres  scheint  mir  das  letzte 
Wort  nur  irrthümlich  aus  dem  folgenden  videnius  entstanden.  Ich  kann 
daher  auch  das,  was  der  Oblongus  in  litura  bietet:  fieri  ratione  videres, 
nur  für  Conjectur  erachten.    Mir  scheint  das  Richtige: 

Quod  nisi  inania  sint,  qua  possent  corpora  qnaeque 
Transire,  haud  ulla  facere  id  ratione  valerent. 

Die  richtige  Lesart  valerent  ward  über  das  falsche  videres  geschrieben 
und  kam  dann  an  unrechter  Stelle  in  den  Text  Auf  die  Aehnlichkeit 
der  Buchstaben  kommt  es  in  solchen  Fällen  gar  nicht  so  sehr  an,  z.  B. 
322  V.  468  ist  saepsit  offenbar  nur  durch  Wiederholung  aus  v.  |  470  ent- 
standen; Lachmann  schreibt  dafür  flexity  mir  scheint  pandit  dem 
ganzen  Zusammenhange  nach  passender. 

ITL  1005  wo  der  Dichter  die  unersättlichen  Begierden  der  Men- 
schen mit  den  Danaiden  der  Unterwelt  vergleicht: 

Quod  faciunt  nobis  annorom  tempora,  circum 
Cum  redeunt,  fetusque  ferunt  variosque  lepores, 
Nee  tarnen  explemxtr  vitai  fractibns  omquam. 

Lachmann  ist  vor  allem  der  Ausdruck  drcum  redire  anstöfsig,  und  er 
schreibt  dafür: 

Quod  faciunt  nobis  annorum  tempora  victum. 

Die  Aenderung  ist  scheinbar  gering,  aber  ich  sehe  nicht  recht  ein, 
was  diese  Worte  bedeuten  sollen;  Lachmann  bemerkt  nur,  dafs  quod 
als  CJoiyunction  zu  fassen  sei.  SoUen  die  Worte  vielleicht  heifsen: 
'weil  die  Jahre  uns  (d.  h.  unsem  Leidenschaften)  Nahrung  geben'? 
Damit  wäre  zwar  der  erforderliche  Sinn  im  allgemeinen  getroffen,  aber 


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464  Recension  des  Lachmann 'sehen  Lucrez. 

die  DarsteUung  dieses  Gedankens  bleibt  seltsam.  Der  Fehler  liegt 
tiefer,  ich  schreibe: 

Quod  facimus,  nobis  atmoram  tempora  circo 
Dum  redeunt  fetusque  fenint  variosque  lepores. 

'Dies  thun  wir,  so  lange  wir  leben'  ist  der  einfeche  Gedanke,  das 
quod  facimus  geht  vor  allem  auf  das  vorhergehende  pascere  ingratam 
animi  naturam,  während  das  explere  bonis  rebus  scUiareque  numquam 
nochmals  nachdrücklich  durch  nee  tarnen  explemur  etc.  wiederholt  wird. 
Circo  habe  ich  emendirt,  obwohl  Mancher  vielleicht  auch  die  Vulgata 
vertheidigen  wird,  denn  der  Sinn  ist:  so  lange  die  Hören  in  ihrem 
Kreislaufe  nur  wiederkehren.  Ygl.  Attius  bei  Nonius  p.  20  [p.  12  G. 
Ribb.  Trag.  Lat.  100] : 

Quot  Luna  circos  aimuo  in  cursu  institii 

IV.  78  flf.  hat  Lachmann  das  Unstatthafte  der  Ueberlieferung  pa- 
trum  matrumque  deorum  richtig  erkannt;  aber  seine  Conjectur  ptd- 
cram  variumque  decorem,  so  ingeniös  sie  auf  den  ersten  Anblick 
erscheint,  bringt  doch  einen  ziemlich  müTsigen  Gedanken  herein.  Ich 
schlage  vor: 

Namque  ibi  consessum  caveai  supter  et  omnem 

Scenai  speciem,  parvum  magnumque,  deorsum 

Inficiunt. 

Parvum  magnumque  ist  als  Apposition  zu  dem  Vorigen  hinzugefügt; 
wie  wir  grofs  und  klein,  die  Griechen  unzahligemal  fAixQÖg  mxI  /leyog 
gebrauchen,  so  konnte  hier  der  Dichter  parvus  magnusque  sagen;  vgL 
bei  Horaz  Epist  I.  3,  28  das  nicht  ganz  unähnliche  hoc  Studium  parvi 
properemus  et  ampli.  Sicherer  lassen  sich  die  folgenden  Verse  her- 
stellen :  Et  quanto  circum  mage  sunt  indaustra  (Lachmann  angusta) 
theatri  Moenia,  tarn  mag^is  haec  intus  perfusa  lepore  Omnia  conrident 
correpta  luce  diei.  Lachmann  hat  den  richtigen  Sinn  der  Stelle  ver- 
fehlt, denn  nicht  von  einem  beschränkten,  engen  Theater  ist  die  Rede, 
sondern  davon,  dafs  jenes  Phänomen  sich  besonders  |  da  zeige,  wo  323 
das  Theater  rings  von  Mauern,  Säulenhallen  u.  s.  w.  umschlossen  sei 
Es  muss  heifsen: 

Et  quanto  circum  mage  sunt  inclu4ia  the(Ura 
Moenibus. 

Wie  derirrthum  entstand  sieht  man  leicht:  in  der  ältesten  Handschrift 

TRA 

war  INCLVSA  THEATRI  MOENIB.  geschrieben;  die  Verbesserung 
ward,  wie  dies  in  den  Handschriften  des  Lucrez  öfter  geschehn  ist, 
später  auf  das  unrechte  Wort  bezogen,  und  so  entstand  im  Oblongus 
indcMStra,  während  der  Quadratus  richtig  indusa  hat 


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Becension  des  Lachmann'schen  Luci*ez.  465 

IT.  397:  Exstantisque  procul  media  de  gurgite  montis,  Classibus 
inter  quos  Über  patet  exitus  ingens,  Insula  coniunctis  tafnen  ex  his 
una  videtur,  Lachmann  hat  mit  Recht  an  dem  Participium  e^stanfis 
Anstofs  genommen,  aber  seine  Conjectur  exstant  usque  gewährt  nur 
eine  mizureichende  Hilfe,  da  usque  nicht  blofs  überflüssig,  sondern 
geradezu  störend  ist;  femer  ist  monfes  ein  ganz  ungewöhnlicher  Aus- 
druck, da  nur  von  Felsen  im  Meere  die  Rede  ist;  endlich  wird  Lucrez 
schwerlich  den  Ausdruck  gurges  so  absolut  vom  Meere,  welches  vor- 
her noch  nicht  erwähnt  war,  gebraucht  haben;  anderwärts  wenigstens 
findet  sich  ein  passender  Zusatz,  wie  V.  387:  ex  cdto  gurgite  ponti, 
oder  482:  salso  suffudit  gurgite  fossas.  Mir  scheint  der  Fehler  viel 
tiefer  zu  liegen,  ich  vermuthe  daher: 

Exstant  sie  scopuU  medio  de  gurgite  ponti. 

In  anderer  Weise  ist  montis  VI.  489  zu  verbessern,  wo  Ijachmann 
zwar  mit  Recht  die  Conjectur  von  Marullus  Tarn  niagnos  montis  ver- 
wirft, aber  was  er  selbst  vorschlägt  Tarn  magnis  nimbis,  halte  ich  füi* 
unzulässig,  da  nimhi  mit  tempestas  und  tenebrae  gleichbedeutend  sein 
würde.     Ich  lese: 

Haud  igitui*  mirumst,  si  parvo  tempore  saepe 
Tarn  mafpiae  molis  tempestas  atque  tenebrae 
Coperiunt  maria  ac  terras  inpensa  superne. 

IV.  462:  Cetera  de  genere  Jioc  mirande  multa  videmus  schreibt 
Lachmann  miraeh'y  was  sehr  gezwungen  ist;  es  war  mir  an  da  et  multa, 
oder  noch  besser  mtdta  et  miranda  zu  lesen,  wie  es  öfter  der  Um- 
steilung  bei  Lucrez  bedarf;  so  z.  B.  VI.  14:  Nee  minus  esse  domi 
CHiqtiam  tarnen  anxia  corda.  Das  negative  cuiquam  ist  hier  ganz 
unangemessen;  ich  schreibe: 

Neo  mimis  esse  tarnen  domui  cuique  anxia  corda, 

und  der  Quadratus  hat  glücklicherweise  die  alte  Form  domui  bewahrt, 
über  welche  ich  auf  Ottos  Bemerkung  bei  Osann  zu  Cicero  de  Kepubl. 
L  40  [p.  129]  verweise. 

IV.  1129:  Et  bene  parta  patrum  fiunt  anademata^  mitrae  Inter- 
dum  in  paUam  aique  alidensia  chiaque  vertunt.  Hier  schreibt  Lach- 
mann nach  Pellissiers  Vorgange  Cia  oder  Cea;  aber  gesetzt  auch  dafs 
Plinius  oder  auch  schon  Varro  durch  eine  falsche  Lesart  bei  Aristoteles 
getauscht  die  Erfindung  dieser  feinen  Gewänder  der  Insel  Keos  zuge- 
324  schrieben  haben,  so  folgt  doch  daraus  |  nicht,  dafs  wir  durch  Conjectur 
dem  Lucrez  einen  gleichen  Irrthum  aufdrängen  dürfen,  sondern  ent- 
weder müssen  wir  die  handschriftliche  Ueberlieferung  gelten  lassen, 
wenn  auch  sonst  uns  nichts  von   kostbaren  Gewändern   aus  Chios  be- 

Th.  Bergk    Kleine  Schriften.    I.  30 


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466  Recension  des  Lachmann 'sehen  Lucrez. 


kannt  ist,  oder  wenn  wir  zur  Conjectur  unsere  Zuflucht  nehmen,  ist 
Coa  zu  lesen.  Noch  weniger  ist  Lachmann  in  der  Verbesserung  von 
alidensia  glücklich  gewesen,  indem  er  an  den  Buchstaben  haftend 
(üideusia,  d.  i.  ähöevaia  (ein  ganz  unerhörtes  Wort  für  6Xißa7na) 
vorschlägt.  Ich  glaube,  auch  hier  läfst  sich  die  Hand  des  Dichters  mit 
ziemlicher  Sicherheit  herstellen;  ich  vermuthe: 

Interdum  in  pallam  ac  let^denftut  Coaque  vertunt 

Ebensowenig  kann  ich  im  Folgenden  zu  v.  1152  Lachmann  beipflich- 
ten, wo  in  der  Lesart  der  Handschriften:  ut  qtcae  corporis  sunt  eins, 
quam  ppetis  ac  vis  zu  finden  glaubt:  si  quam  petis  ac  vis.  Aber  dann 
müfste  man  eins  mit  corporis  verbinden,  was  äufeerst  matt  ist.  Viel- 
mehr ist  eius  von  corporis  abhängig,  bezieht  sich  auf  die  Geliebte. 
Es  war  zu  schreiben: 

Aut  quae  corpori'  sunt  eius,  quam  deperis  ac  vis. 

Deperire  haben  in  diesem  Sinne  nicht  blofs  die  Komiker  gebraucht 
auch  Catull  sagt  35,  11:  Quac  nunc,  si  mihi  vera  nuntiantur,  Ittum 
deperit  tnpotente  amore  und  100,  1:  Coelius  Außenam  et  Quintins 
AufUenam  Flos  Veronensum  depereunt  iiwenum. 

V.  175.  176  hat  Lambin  mit  Fug  und  Eecht  nach  v.  169  gestellt, 
und  zugleich  mit  gewohntem  Kennerblick  erkannt,  dafs  an  credo 
unlateinisoh  sei,  doch  dürfte  ai  credo j  obwohl  von  Tjachmann  gebilligt, 
ebensowenig  das  Rechte  treffen;  ich  lose: 

An  caeca  in  tenebris  vita  ac  maerore  iacebat. 

V.  201  hat  Lachmann  für  das  fehlerhafte  inde  avidam.  partem 
montes  silvaeque  ferarum  Possedere  vermuthet:  inde  aliquam  parteni. 
nach  meinem  Gefühle  äufsorst  hart;  aber  aufserdem  ist  silvae  ferarum 
ein  ganz  ungewöhnlicher  Ausdruck.  Ich  habe  schon  vor  langer  Zeit, 
als   ich  eine  Fortsetzung   meiner  Lucretiana   zu  geben    beabsichtigte, 

vermuthet : 

Dividuam  partem  montes  silvaeque  feraeque 
Possedere 

und  hierzu  Folgendes  bemerkt:  'ut  dixerit  poeta  dimidiam  terrae  par- 
tem occupatam  esse  montibus,  silvis,  paludibus,  mari:  rursus  ex  iis 
quae  supersint  duas  partes  vel  propter  frigus  vel  propter  aestum  inha- 
bitabiles  esse,  ut  vix  sexta  pars  hominibus  ad  colendum  sit  concessa. 
lam  ubi  poeta  montium  et  silvarum  mentionem  fecit,  licuit  etiam 
feras  adiungere,  quae  incolunt  illas  regiones  nee  sinimt  ab  hominibus 
habitari  \ 

V.  311:  Denique  non  monimenta  virum  dilapsa  videmas,  Quae- 
rere  proporro  sibi  cumque  senesccre  credas?    Lachmann  schlägt  zu  lesen 


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Recension  des  Lachmann'schen  Lucrez.  467 


vor:  Quae  fore  proporro  vetitumque  senescere  credas;  aber  abge- 
sehen von  der  schwerfälligen  Construction  würde  credas  in  diesem  Zu- 
325  sammenhange  geradezu  fehlerhaft  sein:  es  müfste  credideras  heifsen. 
Mit  Sicherheit  läfst  sich  die  Stelle  kaum  verbessern,  obwohl  der  Ge- 
danke klar  ist.    Vielleicht  kommt  dieser  Versuch  dem  Rechten  nahe: 

Denique  non  monimenta  virom  dilapsa  videmus 
Vergere  proporro  silicumque  senescere  quadraa? 

DaCs  säices  gleich  darauf  folgt,  ist  bei  Lucrez  nicht  befremdlich,  zu- 
mal bei  Verschiedenheit  der  Bedeutung;  unter  silicum  quadrae  sind 
grofse  Steinquadern  zu  verstehen,  die  als  Fundament  der  Grabdenk- 
mäler dienten.  —  Uebrigens  hat  Lachmann  auch  anderwärts  gegen 
den  richtigen  Gebrauch  der  Tempora  und  Modi  gefehlt,  so  z.  B.  V.  836 
schreibt  er: 

Sic  igitur  mundi  naturam  totius  aetas 
Mutat,  et  ex  aüo  terram  Status  excipit  alter, 
Quod  pote  uti  nequeat,  possit  quod  non  tulit  ante. 

aber  pote  ist  hier  völlig  unstatthaft,  es  müfste  potuit  heifsen,  wie  die 
Handschriften  lesen;   bei  dieser  Lesart  ist  nur  das  Asyndeton  äufserst 
hart,  sofern  nämlich  die  Conjunctive  richtig  sind;  man  mufs  daher  mit 
Bentiey  lesen:   Quod  tulit,  ut  nequecU,  oder  was  ich  vorschlage: 
Quod  potuit,  negitcU:  potis  est,  quod  non  tulit  ante. 

V.  545:  Usque  adeo  magni  refert,  quit  queque  quaeat  res.  Lach- 
mann,  der  an  einigen  Stellen  das  Verbum  avcre  glücklich  hergestellt 
hat,  will  hier  schreiben:  quid  qtiaequc  aveat  res,  aber  der  Gedanke 
erfordert  vielmehr: 

Usque  adeo  magni  refert,  quae  qxddqtie  gi'avet  res. 

Ebensowenig  passend  scheint,  was  Lachmann  v.  538  in  den  Text  auf- 
genommen hat:  quibus  insita  crevit;  vielleicht  ist  quibus  insita  vi 
sit  zu  lesen.  —  Lachmann  hat  jenes  Verbum  avere  auch  V.  524  her- 
gestellt: sive  ipsi  serpere  possunt  Quo  cuiusque  cibus  vocat  atqiie 
invitat  aventis  für  euntis:   vielleicht  richtig,   ich  selbst  hatte  früher 

vertnuthet : 

cibus  vocat  invitatque  roluntcts.  * 

Jenes  Verbum  ist  vielleicht  auch  V.  396 :  Igrds  enim  superavit  et  am- 
bens  mtdta  perussit,  wo  man  superat  et  lambens  corrigirt  hat,  zu 
restituiren:   Ignis  enim  superavit  avens  et  multa  perussit, 

V.  746:  Ta/ndem  bruma  nives  adfert  pigrumque  rigorem  Bedit 
hiemps  sequitur  creditans  hanc  dentibus  algi.  Lachmann,  indem  er 
nach  rigforew  interpungirt,  schreibt:  Prodit  hiemps,  sequitur  crepitans 
harte  dentibus  algor;  aber  diese  Art  der  Darstellung  ist  matt  und  zer- 

30* 


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468  Recension  des  Laohmann'schen  Lucrez. 

fahren,  hiemps  steht  ohne  Epitheton  ganz  isolirt  da,  und  die  Schönheit 
der  trefflichen  Schilderung  geht  ganz  verloren.  Ich  glaube,  die  Hand 
des  Dichters  läfst  sich  mit  leiser  Aenderung  herstellen: 

Tandem  bmma  nives  adfert  pigromque  rigorem 
Didit:  hiemps  sequitor  crepitans  hanc  dentibus  algu. 

Ebensowenig  befriedigt  die  Behandlung  einer  andern  Stelle  V.  886: 
Post  ubi  ecum  vcdidcte  vires  aetate  senecta  Menibraque  defidunt  fugienti 
languida  vita,  Tum  demum  puerilt  aevo  florerUa  iuventas  Officit  d 
moUi  vestit  lanugine  mcdas.  Hier  hat  man  pueris  aevo  flo\rente^ 
iuventas  Occipit  corrigirt,  meines  Erachtens  äufserst  matt  und 
prosaisch,  obwohl  Lachmann  diese  Aenderungen  sämmtlich  gebilligt 
hat.  Mir  scheint  in  der  Lesart  der  Handschriften  etwas  ganz  Anderes 
zu  liegen: 

Tum  demum  pueri  laevori  flora  iuventas 

Officit  et  moUi  vestit  lanugine  malas. 

Das  Substantivum  laevor  gebraucht  Lucrez  selbst  IV.  552;  floru$ 
kommt  zwar  bei  diesem  Dichter  sonst  nicht  vor,  aber  die  alte  von 
Probus  gebilligte  Lesart  bei  Virgil  Aen.  XII.  605  war  fioros  (jetzt  fkh 
vos)  crineSy  wo  Servius  andere  Beispiele  aus  Attius  und  Pacuvius 
beibringt;  vgl.  aufserdem  Naevius  bei  Nonius  p.  109,  25  [48  Ribb.]: 
üt  videam  Volcani  haec  opera  flora  flammts  fieri*). 

V.  1452:  Carmtna,  piduras  et  daedala  Signa  poHrCy  Usus  et 
tmpigrae  simui  experientid  nientts  Faulatim  docuit  pedetemtim  pro- 
gredientis.  Der  Infinitiv  polire  stört  die  Concinnität  der  Rede;  da  die 
Handschriften  polito  bieten,  so  ist  poltta  zu  ändern.  Schwieriger  lassen 
sich  die  vorhergehenden  Verse  1442  tL  verbessern,  wo  Lachmann  Uest: 
lam  mare  vdivoUs  florebat  puppihus,  et  res  Auxüia  ac  socios  um 
pacto  foedere  habehant,  wo  jedoch  res  entschieden  mifsfallt;  vieUeicht 
ist  zu  lesen:  florebat  proribu^:  reges  ÄuxUia  u.  s.  w.  Denn  dafs 
neben  prora  auch  eine  Form  proris  im  alten  Latein  existirte,  hat 
Lachmann  selbst  zu  11.  553  wahrscheinlich  gemacht  Die  Erwähnung 
der  Könige  an  dieser  Stolle,  während  doch  schon  oben  v.  1136  von 
der  Vertreibung  der  Könige  die  Rede  ist,  kann  bei  der  Verwirrung, 
in  welcher  die  einzelnen  Abschnitte  dieses  Buches  überliefert  sind, 
nicht  befremden. 

VI.  242:  Et  monimenta  virum  commoUri  aique  eiere,  Exammare 
homines,  pecudes  prosternere  passim.  Lachmann  sucht  hier  den  Fehler 
ganz  an  der  falschen  SteUe,  indem  er  Et  lamenta  virum  schreibt,  was 


[*)  Bei  Nonius  ist  die  Wortstellung,  die  Ribbeck  beibehalten  hat:  ut  rideam 
Videam  opera  haec  flammts  fieri  flora.] 


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Eecension  des  Lachmann^schen  Lucrez. 


hier,  wo  die  zerstörenden  Wirkungen  des  Blitzes  beschrieben  werden, 
ganz  impassend  ist;  noch  gesteigert  wird  das  Ungehörige  durch  die 
Verbindung  mit  commdiri,  was  stets  eine  beabsichtigte  Wirkung  be- 
zeichnet, wie  gleich  v.  255:  Cum  commoUri  tempestas  fulmina  co^tat. 
Die  Erwähnung  der.  Grabdenkmäler  (monimenta  vtruni)  ist  dagegen 
durchaus  angemessen,  der  Fehler  liegt  also  in  den  beiden  Verbis; 
ich  vermuthe: 

Et  monimenta  virum  vi  commolere  ac  vitiare 

oder  auch  deitwliri  ac  vitiare.  Commolere  findet  sich  zwar,  soviel  ich 
weifs,  erst  bei  Colimiella,  aber  das  Alter  des  Verbums  wird  durch  die 
dea  Commolenda  hinlänglich  bezeugt. 

VI.  421:    AUaque   cur  plerumque   petit   loca ,  plurimaque  plus 
Monttbus  in  summis  vesiigia  cemimus  ignis?    Lachmann  hat  mit  Wahr- 
scheinlichkeit eins  für  plus  geschrieben,  doch  ist  es  hart  eius  mit  igr^is 
zu  verbinden.    Aufserdem  vermisse  ich  hier  jene  Gleichmäfsigkeit  der 
Darstellung,  die  Lucrez  entschieden  liebt.    In  den  unmittelbar  vorher- 
!     gehenden  Versen  hat  er  stets  hervorgehoben,  dafs  der  Blitz  nicht  nur 
327  im  allgemeinen  heilige  Orte   treffe,   sondern  insbeson|dere  auch  dem 
luppiter  geweihte  Heiligthümer  verletze:    so  erwartet  man  auch  hier, 
■     dafs  neben  dem  Allgemeinen  etwas  speciell  den  luppiter  Betreffendes 
erwähnt  werde.    Man  könnte  vermuthen : 

Altaque  cur  plerumque  petit  loca  plurimaque  eius 
Quercuhua  in  summis  vestigia  cemimus  ignis? 

WO  eius  mit  querculms  zu  verbinden  ist,  um  den  dem  luppiter  geweih- 
ten Baum  zu  bezeichnen.  Ganz  dieselbe  Argumentation  finden  wir 
auch  bei  Aristophanes  in  den  Wolken  angewandt  v.  401:  ^AXkä  zbv 
cchov  ye  vewv  ßdXlei  Aal  ^ovviov^  ür/^ov  li^i^tojv^  Kai  cäg  ÖQdg  Tag 
ueydXcci;'   u  /ladxlfv;  ov  yä^  dtj  dgüg  f  htioqv.€i, 

VI.  548:  quoniam  plaustris  concussa  tremiscunt  Tecta  viam  propter 
non  magno  pondere  tota.  Lachmann  schreibt  plaustriy  aber  diesen 
Genetiv  mit  pondere  zu  verbinden  wäre  äufserst  hart,  plaustris  ist  ganz 
richtig,  nur  muJs  man  mota  anstatt  tota  lesen.  Weit  schwieriger  ist 
die  Herstellung  der  folgenden  Verse:  Nee  minus  exsultantes  dupuis 
ewmque  vim  Ferratos  ukimqus  rotarum  succutit  orbes.  Lachmanns 
Versuch:  Nee  minus  exsultant,  et  ubi  lapi^  cumque  viai  u.  s.  w. 
befriedigt  nicht,  denn  dann  würden  auch  diese  Verse  auf  die  Er- 
schütterung der  Häuser  sich  beziehn,  während  sicherlich  ein  anderes 
Beispiel  hier  angeführt  ward;  und  aufserdem  bleibt  die  Schwierigkeit, 
welche  in  utrimqus  liegt,  nach  wie  vor.    Ich  habe  vermuthet: 

Nee  minus  exstUtcmt  ru/pis,  tibicumque  viai 

Ferratos  cmriga  rotarum  succutit  orbes. 


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470  RecensioD  des  Lachmann^sohen  Lucrez. 

Exsultant  rupis  halte  ich  für  sicher,  das  TJebrige  befriedigt  mich  selbst 
nicht  recht. 

VI.  662:  Nimirum  quia  sunt  multarum  semina  rerum  Et  satis 
hc^c  teUiAS  morbi  caelumque  mcdi  fert,  Unde  queat  vis  immensi  pro- 
crescere  morbi.  Lachmann  hat  in  dem  mittlem  Verse  orbi  (was  ent- 
schieden verwerflich  ist,  da  von  den  Krankheiten  des  menschlichen 
Körpers  die  Rede  ist),  passender  Marullus  nohis  für  morbi  geschrieben. 
Aber  es  bedarf  gar  keiner  Aenderung,  nur  können  freilich  beide  Verse 
nicht  neben  einander  ihren  Platz  behaupten,  sondern  wir  haben  eine 
Dittographie  aus  alter  Zeit  vor  uns,  wo  schon  die  alten  Grammatiker 
nicht  wufsten,  welchem  Verse  sie  den  Vorzug  geben  sollten.  Ganz 
ähnlich  verhält  es  sich  VI.  530: 

Et  vis  magna  geh,  magnom  duramen  aquamm. 
Et  mora,  quae  fluvios  passim  refrenat  euntis. 

In  den  Versen  übrigens,  welche  diesen  zunächst  vorhergehen,  nimmt 
Lachmann  mit  Recht  an  dem  Adverbium  sursum  Anstofs  und  schreibt 
beidemal  cursu;  mir  scheint  weit  angemessener: 

Cetera  quae  sorsum  crescunt  sorsumque  creantor, 
Et  quae  conoresount  in  nubibus. 

VI.  898:  quia  multa  quoque  in  se  Semina  habent  ignis  stuppae 
taedaeque  tenentes.  Lachmann  liest  tepentis,  aber  man  erwartet  dort 
ein  Epitheton  zu  taedae,  also  wohl  stuppae  taedaeque  trementes. 

VI.  906:  Quod  superest,  agere  incipiam  quo  foedere  fiat  Natu\rae,  3^ 
lapis  hie  ut  ferrum  dueere  possit,  Quem  Magneta  voeant  patrio  de 
nomine  Grai,  Magnetum  quia  fit  patriis  in  finibus  ortus.  Was  Lach- 
mann aus  Conjectur  in  den  Text  aufgenommen  hat:  fit , , .  ortu,  scheint 
mir  nicht  mehr  lateinisch  zu  sein,  als  fit  .  .  .  ortus.  Die  Benennung 
des  Magnets  leiteten  im  Alterthume  Einige  von  den  asianischen  Magne- 
ten, Andere  von  Magnesia  in  Thessalien  ab;  vgl.  die  Abhandlung 
[Buttmanns]  über  den  Magnet  in  Wolfs  Museum  der  Alterthmns- 
wissenschaft  11  S.  42  ff.  Welcher  Ansicht  Lucrez  gefolgt  ist,  zeigen 
ganz  klar  die  eigenen  Worte  des  Dichters;  gerade  aber  der  thessalische 
Magnetstein  mufs  durch  besondere  Kraft  ausgezeichnet  gewesen  sdn, 
während  der  asianische  nur  schwach  wirkte,  daher  auch  Plinius 
Nat  Hist.  XXXVI.  128  diesem  die  fünfte,  jenem  die  zweite  Stelle 
unmittelbar  nach  dem  aethiopischen  Magnet  anweist  Ich  schlage 
daher  zu  lesen  vor: 

Magnetum  quia  fit  patriis  in  finibu'  fortis. 

Diese  Beurtheilung  war  niedergeschrieben,  als  mir  die  neuste 
Ausgabe  des  Lucrez  von  Hm.  Jacob  Bernays  zukam,  welche  aüer- 


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Reoension  des  Bemays^sohen  Luorez.  471 

dings  im  wesentlichen  an  Lachmanns  Text  sich  anschliefst,  aber  doch 
so,  daCs  man  überall  die  Spuren  selbständiger  Forschung  wahrnimmt; 
hat  doch  der  Herausgeber  sich  schon  seit  längerer  Zeit  mit  dem  Stu- 
dium dieses  Dichters  beschäftigt,  wie  schon  die  Abhandlung  über  die 
Handschriften  des  Lucrez  im  funken  Jahrgang  des  Rheinischen  Museums 
(1847)  [p.  533  S.]  zur  Genüge  beweist  Ich  hätte  freilich  gewünscht, 
Hr.  Bemays  hätte  sich  noch  entschiedener  von  Lachmanns  Arbeit 
emancipirt,  und  lieber  an  den  schwierigem  Stellen  die  verderbte  hand- 
schriftliche Lesart  in  den  Text  aufgenommen ,  statt  durch  eine  unsichere 
Conjectur  den  Schaden  künstlich  zu  verdecken.  Noch  nothwendiger 
aber  wäre  es  gewesen,  dafs  Hr.  B.  in  der  Vorrede  (oder  auch  unter 
dem  Texte)  kurz  die  Stellen  bezeichnet  hätte,  wo  er  von  Lachmanns 
ßecension  abgewichen  ist.  Die  Entschuldigung,  welche  Hr.  B.  in  der 
Vorrede  geltend  macht,  dafs  die  Einrichtung  der  Teubnerschen  Samm- 
Imig  dies  nicht  gestattet  habe,  ist  nicht  recht  begründet,  wie  dies 
andere  Ausgaben  dieser  Sammlung  darthun,  und  wir  wünschen  nur, 
dafe  das  Versprechen  an  einem  andern  Orte  die  vorgenommenen  Aen- 
derungen  genauer  zu  begründen  baldigst  in  Erfüllung  gehe.  In  der 
Vorrede  (die  übrigens  hinsichtlich  des  lateinischen  Ausdrucks  viel  zu 
wünschen  übrig  läfst)  spricht  der  Herausgeber  sich  nur  über  einige 
Punkte  aus,  worin  er  weiter  als  Lachmann  gehen  zu  müssen  geglaubt 
habe:  ac  primum  quidem  saepius  qtuim  Lachmannus  fecit  graviores 
corruptdas  a  prava  vicinorum  vocabulorum  itercUione  repetwi,  womit 
ich  im  allgemeinen  einverstanden  bin,  dann:  pergimus  ad  alterum 
cormptelarvm  genus,  guod  versatur  in  insiticiis  et  vocabulis  et  versi- 
cutis:  hoc  quoque  genus  dliquanto  latius  patere  puio,  quam  id  persequi 
329  voluit  Lachmannus,  Dagegen  erklärt  Hr.  B.  weniger  oft  als  |  Lach- 
mann gethan  hat,  von  der  Umstellung  einzelner  Verse  Gebrauch  ge- 
macht zu  haben. 

Ich  will  nur  einige  Stellen  herausheben,  und  zwar  zunächst 
solche,  welche  ich  so  eben  in  meiner  Beurtheilung  der  Lachmannschen 
Ausgabe  berücksichtigt  habe,  um  das  Verfahren  des  Hm.  B.  kurz  zu 
charakterisiren.  So  hat  Hr.  B.  ü.  28  ebenfalls  erkannt,  dafs  arquataque 
zu  lesen  sei;  IH.  198:  At  contra  lapidum  conledum  Cauru^  movere 
Noenu  potest,  was  nicht  die  geringste  Probabilität  hat;  ÜI.  444:  Cor- 
pore qui  nostro  rarus  magis  usque  liquescit,  gewifs  nicht  richtig; 
IV.  77:  Sca^enai  speciem  claram  variamque  deorsum  .  .  .  möge  sunt 
inclusa  theatri  Moenia;  IV.  633:  Nunc  aliis  alius  qui  sit  cihu^ 
suppeditatus:  ebendaselbst  [636J  hat  Hr.  B.  mit  Unrecht  Lachmann 
folgend  die  handschriftliche  Lesart:  Tantaque  in  his  rebus  distaniia 
(^eritasque   est   verlassen;    dagegen   verwirft   er   v.  638  mit  Eecht 


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472  Receosion  des  Beruays'scheu  Lucrez. 


Lachmanns  absonderliche  Conjectur  Est  aliqtiae  ut  serpens,  aber  was 
er  selbst  vermuthet  Dedicat  ut  serpens,  hat  wenig  Probabilität  Mit 
Sicherheit  läfst  sich  die  Stelle  nicht  verbessern,  ich  komme  vielleicht 
ein  andermal  darauf  zurück.  V.  201:  Inde  avide  partetn;  V.  312: 
Quare  proporro  sibi  cumque  senesvc^e  credas,  auTserdem  wird  aber 
der  ganze  Vers  als  unächt  bezeichnet.  VI.  490  schreibt  auch  Hj.  B, 
Tarn  magnae  molis  und  ebenso  527  quae  seorsum  crescuni 
seorsufhque  creantur.  VI.  899:  Semina  habent  ignis  stuppae  tae- 
daeque  latent is. 

In  der  Vori*ede  [p.  XIJ  behandelt  Hr.  B.  eine  Stelle  genauer: 
IL  42.  43,  wo  er  Lachmanns  sinnreiche  Conjectur,  die  auch  Spengel 
[Münchner  gel.  Anz.  XXXIII.  782]  gebilligt  hatte,  verwirft;  aber  auch 
den  Vorschlag,  den  Hr.  B.  vorträgt,  kann  ich  nicht  gutheifsen.  Wenn 
derselbe  sich  die  römische  Heeresordnung  vergegenwärtigen  will,  wird 
er  sehen,  dafs  die  subsidia  das  zweite  und  dritte  Treffen  oder  die 
Reserven  bezeichnen,  die  eben  daher  nicht  im  Gegensatz  zu  dem  ersten 
Treffen  hastata  genannt  werden  können.  Die  Stelle  mufs  auf  andere 
Weise  geheilt  werden,  vor.  allem  aber  ist  der  Vers: 
Fervere  cum  videas  classem  lateque  vagari, 

den  die  Herausgeber  aus  Nonius  [343  Gerl.J  aufgenommen  haben,  zu 
entfernen,  da  er  nichts  weiter  als  eine  Dittographie  von  [v.  41]:  | 

Fervere  cum  videas,  beUi  simulacra  cientis 

ist,  denn  classem  bezeichnet  in  diesem  Verse  das  Heer,  nur  wird  dann 
auch  der  vorhergehende  Vers  sowie  die  nachfolgenden  eine  etwas  an- 
dere Fassung  gehabt  haben.  —  IL  547  hat  Hr.  B.  sehr  Unrecht  gethan 
Lachmanns  Conjectur  si  nmwticuler  (sumant  ocidi  die  handschriftliche 
Lesart)  in  den  Text  aufzunehmen.  Wenn  Lachmann  sich  etwas  mehr 
mit  der  Erforschung  der  Etymologie  beschäftigt  hätte,  so  würde  er 
erkannt  haben,  dafs  manticulaH,  mag  es  auch  immerhin  in  den  Glos- 
sarien durch  leyyaCo^m  erklärt  werden,  niemals  in  dem  hier  gefor- 
derten Sinne  gebraucht  werden  kann;  es  ist  nämlich  maniiculari  von 
maneo,  inanto  abzuleiten,  bedeutet  also  nichts  weiter  als  'auflauem, 
insidmrV.     Bei  Lucrez  ist  vielleicht  zu  schreiben: 

Quippc  etenim  sumam  vocuum  finita  per  omne  330 

Corpora  iactari  uuius  genitalia  rei. 

Die  Form  vocuum  hat  sich  zwar  sonst,  wie  es  scheint,  bei  Lucrez 
nirgends  erhalten,  aber  gerade  die  offenbar  alte  Verderbniüs  der  vor- 
liegenden Stelle  mag  die  alterthümliche  Schreibart  geschützt  haben.  In 
Plautus  Trinummus  v.  11  habe  ich  [Opusc.  L  6]  vocivas  auris  hergestellt 
und  ebenso  ist  auch  bei  Terenz  Heaut  I.  1,  38  [90]  vocivom  aus  dem 


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Recension  des  Bernays'schen  Luorez.  473 

Bembinus  zu  verbessern.  —  11.  940  hätte  Hr.  B.  nicht  so  rasch  Lachmanns 
Conjectur  aethraque  creatis  in  den  Text  aufnehmen  sollen,  denn  diese 
Bedeutung  von  aethra  =  ig^iis  ist  nicht  nachweisbar.  —  HL  84  schreibt 
Hr.  B.:  Rumpere  et  in  summa  pietatem  evertere  clade;  so  habe  auch 
ich  die  Stelle  verbessert.  —  IV.  622  hat  Hr.  B.  Lachmanns  Conjectur: 
ümida  lingtmi  circuni  sidentia  templa  gebilligt,  es  war  vielmehr 
sugentia  [für  sudantia]  zu  schreiben.  —  IV.  681  hat  Hr.  B.  zwar 
mit  Eecht  Anstand  genommen  Lachmanns  Conjectur  diät  gutzuheifsen, 
aber  die  Vulgata  ist,  wie  Lachmann  richtig  gefühlt  hat,  unzulässig; 
es  war,  was  Lachmann  selbst  beüäufig  erwähnt,  für  tulerit  zu  schreiben: 
tum  fissa  ferarum  Ungula  quo  tetulit  gressum  permissa  canum  vis 
Ducit.  AehnUch  verhält  es  sich  mit  einer  andern  Stelle:  VI.  519,  wo 
Hr.  B.  richtig  erkannt  hat,  dafs  atque,  was  Lachmann  für  at  empfahl, 
unstatthaft  sei;  nur  hat  die  Aenderung  des  Hm.  B. :  At  remanere 
wenig  Wahrscheinlichkeit;  es  ist  wohl  zu  lesen:  At  tetin  er  e  diu 
pluviae  longumque  nwrari  Consuerunt,  wo  das  Perfectum  teUnere 
aoristisch  gebraucht  ist  für  tenere  solent.  —  V.  154  möchte  ich  statt 
tenuest  si  corpu^  deorum  lieber  tenues  ceu  corpu*  deorum  lesen.  — 
V.  854:  Mutua  qui  mutent  inter  se  gaudia  tUerque,  habe  ich  in  ganz 
gleicher  Weise  verbessert.  —  VI.  460  kann  ich  mich  nicht  davon  über- 
zeugen, dafs  die  unklare  Fassung  [Quam  sint  quoque  maffis,  tanto 
magis  edüa  fument]  von  der  Hand  des  Dichters  herrühre;  ich  lese: 

nt  quoque  uti  montis  vicina  cacumina  caelo 

Quam  sint  edita  quaeqae  mayis,  tanto  magi''  fument, 

—  VI.  818  mufs  man  für  alitibus  vielmehr  halitihus  lesen,  denn,  wenn 
auch  in  den  Handschriften  zuweüen  alare,  exalare  u.  s.  w.  sich  findet 
(vgl.  Lachmann  zu  HI.  431),  so  mufs  man  doch  hier  jedem  Mifsver- 
ständnisse  vorzubeugen  suchen. 

Doch  ich  schliefse,  indem  ich  den  schon  ausgesprochenen  Wunsch 
wiederhole,  dafs  Hr.  Bernays  seine  Studien  auch  fernerhin  der  Kritik 
und  zugleich  der  bisher  über  Gebühr  vernachlässigten  Exegese  des 
Lucrez  zuwenden  möge. 


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Zur 


Sacralpoesie  der  Kömer. 


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De  canninum  Saliarium  reliquiis*). 

m  (jarminum  Saliarium   reliquias  nuper   complures    homines    docti 

tractaverunt,  velat  A.  E.  Egger  Latini  Sermon.  Vetust  Reliq.  p.  72 
seqq.  et  W.  Corssen  Origines  Poesis  Romanae  p.  43.  55  seqq.  p.  15  seqq., 
in  quo  libro  haud  pauca  ingeniöse  sunt  disputata,  sed  permulta  pro 
arbitrio  dicta,  quibus  non  videtur  assentiendum  esse.  Non  permittunt 
huius  commentationis  angustiae,  ut  omnem  quaestionem  de  Salus  sacer- 
dotibus,  de  sacris,  aliis  denuo  pertractem:  nam  larga  superest  disputandi 
materia,  siquidem  ne  nomen  quidem  axamentm-um  recte  explicatum  est; 
sed  cannina  tan  tum  Saliaria  attingam,  neque  vero  omnes  carminum 
reliquias  percensebo,  in  quibus  colligendis  plurimum  operae  posuit 
Corssenus,  ita  tarnen  ut  haud  pauca  aliena  admisceret,  nee  animadver- 
teret,  quod  ego  in  hac  quaestione  summi  momenti  esse  puto,  libros 
Saliorum  rihudes  a  carminihiis  distinguendos  esse,  grammaticosque, 
qui  commentariis  illustraverunt  cannina,  etiam  illos  libros  tractavisse ; 
verum  maiores  tantum  particulas,  quae  servatae  sunt,  emendare  et 
explicare  conabor. 

Diffidle  sane  et  arduum  negotium  laceras  has  et  corruptas  vene- 
randi  canninis,  quo,  ut  Varro  ait,  ßomanorum  prima  verba  poetica 
dicuntur  Latina,  reliquias  restituere,  cum  vix  sacerdotes  Salii  sua  car- 
mina  satis  intellexerijit,  ciun  docti  granunatici,  velut  Aelius  Stilo, 
multa  obscura  nequiverint  expedire.  Sane  si  integra  exstarent  etiam- 
nunc  carmina,  non  equidem  desperandum  videretur,  neque  enim  tot 
difßcultates  nobis  obiicerentur,  quam  nunc  cum  tabulas  Eugubinas 
Umbrorum  examinamus;  nam  haud  pauca,  quae  sacerdotes  illi  vel 
grammatici  ignorabant,  nos  fadli  negotio  expediremus :  nunc  gravissimae 
difficultates  exsistunt  in  his  exiguis  fragmentis,  quae  compage  solutae 
quo  pertineant  saepe  prorsus  ignoramus.     Vel  sie  tamen,  cum  parum 


^)  [Indioes  leotionum  .  .  .  quae  in  academia  Marburgensi  per  semestre 
hibemum  inde  a  d.  XXV.  m.  Octobris  MDCCCXLVn  usqne  ad  d.  XXV.  m.  Martii 
HDCCX^XLVni  habendae  proponuntur.] 


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478  De  carminum  Saliarium  reliquiis. 

satisfacerent  quae  homines  docti  huc  usque  contulerunt  ad  has  reliquias 
restituendas,  opus  aggressus  sum,  atque  si  mihi  quoque  in  nonnullis 
secus  cesserit,  operam  tarnen  dedi  diligentissime,  ne  quid  proponerem, 
quod  indignum  videretur  venerandi  carminis  antiquitate. 

Omnium  gravissimus  est  locus  apud  Tarronem  de  lingua  Latina 
Vn.  26,  qui  ut  Corssen  p.  55  Lachmanni  auctoritate  usus  dicit  in  hunc 
modum  scriptus  est  in  Cod.  Florentino:  in  muUis  verbis  in  quod 
anfiqui  dicebant  s  postea  dicunt  r,  ut  in  carmine  Saliorum  sunt  haec: 

Cozeulodoii  eso.    omina  vero  adpatula  coemisse 
lancusianes  duoDus  ceruses.    dunus  ianus 
ve  vet  pom  melios  eum  recum  .  .  . ') 

.  .  .  fedesum  .  federum  .  plusima  .  plurima  .  mdiosem  .  meliorem  . 
asenam  .  arenam  .  ianitos  .  ianitor.  Ubi  bene  factum,  quod  inter- 
punctionis  ratio  est  habita:  nam  inde  mihi  videor  colligere  tres  esse 
diversas  carminis  particulas  servatas,  de  quibus  deinceps  dicam. 

I. 

Primum  igitur  fragmentum  Cozeidodori  eso,  quamquam  monstri 
simile  videtur,  probabiliter  sie  restitui  arbitror: 

Ozeul  adosiose, 

hoc  est  Sol  venerande  sive  inclute.  littera  c  orta  videtur  ex  pra^resso  IV 
haee,  quamquam  etiam  Oozeul  scribi  potest,  quemadmodum  solebant 
veteres  geminaie  vocales,  si  producebantur  ^).  Oseül  autem  idem  ^t 
quod  Sol,  Non  abiudicandum  esse  antiquis  Rom^yiis  litteram  z,  ut 
vulgo  existimant,  docet  Velius  Longus  p.  2217  [Gr.  Lat.  VIL  51  K], 
qui  ipsa  SaUaria  carmina  respexit:  mihi  videtur  nee  aliena  Latino 
sermoni  fuisse,  cum  tnveniatur  in  carmine  Sdliari.  Nee  mirum,  quan- 
doquidem  haec  littera  et  apud  eos,  qui  Osca  lingua  utebantur,  in  usu 
fuit  (vid.  Lepsius  p.  154)  et  apud  Messapios  (vid.  Mommsen  Inscr. 
Mess.  p.  10  [AnnaU  deU'  Inst  1848  XX.  p.  68.  Unterit  DiaL  p.  47]). 
Porro  non  offendendum  diphthongo  eu:  sane  nunc  fere  non  reperitur 
nisi  in  paucis  quibusdam  vocabulis,  in  quibus  ex  compositione  atque 
contractione  orta  est,  sicut  neuter,  neutiqtuim,  seu  (pro  sive)^  neu 
(nive  vel  neve),  ceu  (cive  vel  ceve,  ut  est  in  ecce,  hicce,  al.),  at  anti- 
quitus  Latinus  sermo    utebatur    hac   diphthongo  prorsus   ut  Graecus, 


1)  Spatium  dimidii  et  quatuor  versuum  relictum  in  oodice. 

2)  Quintilian  I.  4,  10:  at  quae  ut  vocales  iunguntw,  atU  unam  hfUforn 
faciimt,  ut  veteres  scr^senmt  qui  geminatione  eorum  velut  apice  utebantur  y  aui 
duas.  Adde  Vel.  Long.  p.  2220  [Gr.  Lat  Vn.  55  K.],  Terentius  Soaums  p.2255 
[Gr.  Lat  Vn.  18  K.],  eademque  Osci  sermonis  consuetudo,  ut  Paakul,  alia. 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.  479 

in  quo  augendae  et  corroborandae  syllabae  inservit,  ita  ut  plenimque 
in  locum  Utterae  v  substituatur  ev,  velut  (ptvyco^  Xev^^  alia  multa 
docent.  Similiter  igitur  in  hoc  ipso  Saliari  carmine  luppiter  Lucetius 
didtur  Leucesius^)^  eodem  modo  Satumus  dictus  SateumuSy  vid. 
Paulus  Diac.  p.  323:  Sateurnus  Sa;twmus,  unde  Muellerus  apud  ipsum 
Festum  [p.  325]  recte  scripsit;  qui  deus  in  Saliarihus  Sateurnus  nomir 
müwr,  videlicet  a  sationibus.  Postea  cum  Latini  magis  magisque 
simplices  vocales  substituerent,  dictus  ScUomus  vel  Satumus,  Contra 
in  eodem  hoc  vocabulo  Oiseul  littera  o  valet  idem  quod  diphthongus  au; 
etenim  ab  Solis  sive  Ausulis  religione  nomen  acceperunt  Aurelii,  vid. 
PauL  Diac.  p.  23:  Aureliam  familiam  ex  Sabinis  oriundum  a  Sole 
diäam  putant,  quod  ei  publice  a  poptdo  Romano  datus  sit  locus,  in 
quo  Sacra  facerent  Soli,  qui  ex  hoc  Äuseli  dicebantur,  ut  Valesii, 
Papisii  pro  eo,  quod  est  Valeriiy  Papirii*)^  ubi  scite  Muellerus  con- 
iecit  fiiisse  apud  Sabines  aliam  nominis  formam,  quae  propius  ad 
Ausdiorum  nomen  accesserit:  est  autem  hoc  ipsum  quod  Saliari  car- 
mini  restitui  Ausul  sive  Ozeul^).  Omnem  autem  dubitationem  eximit, 
quod  apud  Etruscos  Sol  dicitur  Usil,  vid.  Müller  Bullet  Arch.  1840 
p.  11  (quo  libro  nunc  non  licet  uti)  pariterque  in  speculo  aliquo  Aurora, 
Solis  comes,  TJsil  appellatur,  vid.  Gerhardi  Archaeol.  Diar.  1847.  App. 
Nr.  1  p.  9. 

Adosiose,  quod  correxi,  aptum  est  exemplum  Varronis  proposito, 
qui  docet  antiquos  littera  s  pro  r  usos  esse.  Ipsum  adiectivum  ser- 
vatum  est  in  glossa,  quam  Scaliger  ad  Festum  correxit  (p.  3  ed.  Mueller.) : 
adoriosus  evdo^og,  (hg  nofX7rriCog,  ador  viyufj,  wg  TIoiXTttjCog^),  Ado- 
riosus  sane  potest  dici  miles  laude  dignus,  qui  virtutis  praemiis  omatus 
est,  confr.  Plin.  XVlil.  83 :  (far)  primus  antiquis  Latio  cibus ,  magno 
argumento  in  adoreae  donis,  sicuti  diximus,  adde  ib.  14:  gloriam  deni- 
que  ipsam  a  farris  hofiore  adoream  appellabant.    At  fuit  etiam  adoris 


3)  Quem  itidem  diphthongo  usi  etiam  Loru^ym  soribebant,  vid.  Mar. 
Victor,  p.  2459  [Gr.  L.  VI.  12  K.].  Atque  antiqui  ut  scripserunt  Loucanatn,  vid. 
Mon.  Scipion.,  ita  etiam  Leucius  sive  Loucius  scripsisse  videntur,  hinc  Graece 
AivTcioq,  quae  forma  ab  Italiotis  est  facta. 

4)  Sabinum  Solis  vocabulum  dicit  etiam  Varro  V.  68:  Sol,  vel  quod  ita 
Sabini,  vd  solus  ita  lucet,  ut  ex  eo  deo  dies  sit. 

5)  Mutationem  diphthongi  ew  et  vocalis  o  confirmat  etiam  antiqua  inscriptio 
apnd  Gruterum  p.  95,  6,  ubi  AOREUVS  scriptum  est 

6)  Offendit  tamen  Festum  Pompeium  grammaticum  auctorem  adhiberi,  nam 
quamvis  ex  iutegro  Feste  haec  petita  sint,  appellari  potius  auctorem,  quo  Festus 
usus  est,  existimes.  An  forte  utroque  loco  Uo^nCXiog  legendum,  ut  hoc  ipsum 
Numae  Saiiare  carmen  intelligendxun  sit? 


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480  De  carminom  Saliarium  reliquiis. 

USUS  antiquitus  apud  Romanos,  agrestes  homines''),  in  re  sacra,  vid. 
Nonium  p.  37  ed.  Gerlachii:  ador  frumenti  genus ,  quod  eptdis  et  immo- 
laiionibus  sacris  pium  putatar,  unde  et  adorare  propitiare  religiones 
potest  dictum  videri  et  recte  adhibet  Virgilianum  illud  de  coena  sacra 
Aen.  Vn.  109 :  et  adorea  liha  per  herbam  Suhiiciunt  eptdis.  Adde  V 
Ennii  versum  in  libro  I  apud  Priscian.  I.  p.  251  ed.  Krehl  [Gr.  litt 
n.  237  K.]: 

Hie  adons  dat  primitias,  ibi  sangoine  11  bat"). 

Hinc  igitur  recte  deus,  cui  multa  sacrificia  ofFeruntur,  adoriosus  dicitur^ 
inprimisque  Soli  haec  appellatio  convenit,  cui  potissimum  primitias 
adoris  oblatas  esse  consentaneum  est:  quemadmodum  etiam  Athenis 
Soli  et  Horis  eiusmodi  sacrificia  ofFerri  solebant,  vid.  Porphyr,  de 
Abstin.  n.  7:  7rofXjceveL  yäq  eilva^rda  ayQioaiig  fjii  ^cvQr(viu)v  ff/r^iag, 
oa7CQta,  ÖQ^Qy  fiifiarA,vXa ,  y^id^ai ,  7rvQ0t,  srahxd-ri  fY/tjTtjQia,  dXiVQiov 
yrvQivcov  '/xii  y^iO^ivcov  cpd^olg,  oQd^oaranfi^  xiiqog:, 

lam  vero  Solem  in  Saliaribus  carnünibus  invocari  non  est  mimm, 
siquidem  iam  Titus  Tatius  Solls  religlonem  Romam  transtuUsse  fere- 
batur,  vid.  Varro  V.  74:  et  arae  Sabinam  linguam  olenty  guae  Tati 
regis  voto  sunt  Romae  dedicatae,  nani  ut  Annales  dicunt,  vomt  OpL 
Florae,  Vedio,  lovi  Satumoque,  Soli,  Lunae,  Volcano  et  Summano 
itemque  Larunda£,  Termino,  Quirino,  Vortumno,  Laribus,  Dianae, 
Lucinaeque.  quocuni  consentit  Dionys.  Halicarn.  U.  c.  50;  nee  dubitari 
potest,  quin  apud  Sabinos  sanctisslma  fuerit  huius  dei  religio  (conferas 
Ambrosch  Studien  undAndeut.  I.  p.  169  seqq.).  Sane  aliquis  fortasse 
existimaverit  hunc  quoque  vei-suni,  quemadmodum  eos,  qui  sequuntür, 
ad  lanum  pertinere,  at  non  necesse  est,  ut  Varro  in  bis  exemplis, 
quibus  probare  vult  s  antiquitus  pro  r  dictum  es^e,  iustimi  carminuni 
ordinem  servaverit  *). 


7)  Quae  antiquitus  sacrorum  fuerit  couditio,  scite  describit  Porphyr,  de 
Abst.  U.  6. 

8)  Sic  enim  corrigendum  quod  vulgo  legitur  primitias  sibi,  nisi  praeterea 
dafU  et  libant  maus.  Ceterum  Ennii  nomen  substitui,  cum  apud  Phsoianam 
Gcmnitts  male  legatur.     Emiii  reliquiis  igitur  etiam  duo  all!  versus  addendi,  es 

Hb.H: 

niam  sponte  satos  adoris  stravisse  maniplos 

et  ex  lib.IV: 

Emioat  in  nubes  nidoribus  ardor  adoris. 

qui  versus  et  ipse  ad  rem  saoram  pertinet,   nam  loquitur  Ennius  de  tiidore  adons 
in  ardentem  aram  coniectl. 

9)  Ceterum  cave  existlmes  etiam  mea  correctione  admissa  haec  ad  lanom 
referri  posse,  quoniam   physicl  quidam  secundum  Macrobium  I.  9,  9:  lanum  qm- 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.  481 


n. 

Secunda  particula  haec  est,  quemadmodum  in  cod.  Floren t.  legitur: 
omina  vero  adpcUtda  coemisse  lancusianes  duonus  ceruses.  Nolo  repe- 
tere  et  percensere  quas  homines  docti  coniecturas  protulenmt.  Credo 
auteni  probabili  certe  ratione  haec  restitui  posse  in  hunc  modum: 

.  .  .  omina  vero  ad  Patülcie  misse 
länitos  I&nes:  duonus  cerus  es.  .  .  . 

hoc  est:  precationes  vero  admitte,  Patülcie  lanitor  lane:  honus  creator  es. 
Omina ^^)  preces  sive  precationes  sunt,  quemadmodum  Tacit. 
Ann.  I.  34  faiistis  ominibus  dixit,  et  Livius  in  prooemio:  cum  bonis 
ominibus  votisque  ac  precationibus  deorum  dearurnque  libentius  inci- 
pcretnus.  Omina  autem  admittere  dictum  est  eodem  modo,  quo  Li- 
vius XXXI.  5 :  cum  pronuntiassent  consules ,  rem  divinam  Hte  per- 
feäam  esse  et  precationem  admisisse  deos  aruspices  respondere  ^  laetaque 
exta  fuisse:   ubi  interpi-etes  cum  alia  comparant  tum  Silii  IV.  696: 

Tum  demum  admissae  voces  et  vota  precantis 
Orantique  datum  ripas  servare  priores. 

Hie  autem  praeterea  dubiimi  est,  lanus  utrum  preces  ad  ipsum  dictas 
an  ad  alios  deos  admittere  dicatur:  nam  lanus  est,  per  quem  himianae 
V7  preces  ad  deos  perveniunt,  vide  quae  monui  ad  fr.  IV.  |  lam  misse 
antiquo  more  pro  mitte  dictum  est,  estque  haec  vel  potius  smisso'^^) 
prindpalis  forma,  est  enim  prorsus  idem  verbum,  quod  nos  schmeissen 
tlidmus.  Tmesis  autem  quam  restitui  non  poteiit  esse  offensioni,  fuit 
enim,  ut  consentaneum  est,  antiquis  Latinis  haud  infrequens:  sane  sunt 
qui  tmesin  Romanis  abiudicent  vel  ex  imitatione  Graeci  sermonis  pro- 
fectam  esse  arbitrentur,  quemadmodum  Koenius  in  libro,  quem  de  epico 
Ijatinorum  sermone  scripsit  p.  177**).  At  iniuria:  nam  hie  quoque, 
quod  vir  doctus  identidem  non  animadvertit ,  Latini  sermonis  ratio  anti- 
quitus  eadem  fuit  quae  Graeci.  Et  duo  quidem  antiquissima  exempla 
ex  sacris  carminibus  petita  Festus  servavit  p.  190:  ob  vos  sacro,  in 
quihusdam  precationilms   est  pro  ?;a<?  obsecrOj   ut  snb  vos  placo  pro 


dam  Soleni  deinonstrari  rolunt  et  ideo  genmium,   quam  -utrinsque  ianuae  coelesii» 
jtoteniem. 

10)  Nisi  forte  osmi/na  scriptum ,  conf.  Varro  de  L.  L.  VT.  76 :  indidem  fah  ore] 
ftmeny  ornamentum;  cdterum  quod  ex  oi'e  primtim  datum  est,  ostnen  dictum. 

11)  Festus  p.  67:  antiqui  enim  intei'serehant  s  Utteiam  et  dicehant  cosmittere 
pro  committere.  —  Ceterum  si  quis  hoc  loco  mise  scribere  malit,  quoniam  antiqui 
non  geminabant  consonantes,  non  adversabor. 

12)  Libro  ipso,  quae  est  Marburgi  Hbrorum  philologorum  penuria,  nunc  non 
licet  uti. 

Th,  Bergk  Heine  Schriften.    I.  31 


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482  De  canninum  Saliarium  reliquiis. 


supplico,  ubi  fiacile  intelligitur,  quid  intersit  inter  verbmn  compositum 

et  hanc  quam  dicunt  tmesin.    Nam  in  priore  ßxemplo  praepositio  pror- 

sus  suam   vim   retinet,    in   altero   adverbii   loco   est  adhibita.     Ferro 

Festus  duo   alia  exempla  ex  antiquis  legibus  affert  p.  309:    sub  vos 

placo  in  preeibm  fere  cum  dicitur,  signißcat  id  quod  supplico y  ui  in 

legibus:  transque  dato,   endoque  plorato^^).     In  bis  autem  anti- 

quissimis  Latinae  linguae  moniunentis  de  Graecorum  imitatione  onmino 

non  cogitandum  esse  facile  apparet     Itaque  neque  offendendum,  quod 

in  Saliari  carmine   restitui   ad  Patulcie  misse,   et  simile  in  ipsa  dissi- 

militudine  est,  quod  ex  hoc  eodem  carmine* affert  Festus,  de  quo  post 

dicetur: 

Prae  tet  tremonti, 

quocum  componas,   quod  Festus  p.  197   ex  vetere  aliquo  carmine,.  ut 

ait,  proponit: 

Sed  iam  se  coelo  cedens  aurora  obstinet 
Snum  patrem. 

Nec  poetae  qui  post  seouti  sunt  abstinuerunt  tmesi,  quamquam  sane 
certas  quasdam  leges  observare  solent.  Plerumque  enim  non  plura 
vocabula  inseruntur,  sed  unimi  tantum,  idque  fere  minoris  momenti, 
quemadmodum  pronomina  vel  particulae,  Conferas  Plautum  Stich.  1 2, 19 
[77]:  Quasi  nunquam  quicquam  in  eas  insimulem,  quasi  nüindau- 
diverim*),  Curcul.  I.  1,  85:  8i  quid  super  iUi  fuerüj  id  nobis  sä 
est.  Trucul.  I.  2,  1  [95]:  ^adque  serva  hos  aedis,  (si  satis  certa  haec 
lectio  [quod  secus  videtur.  Legitur:  atqu£  adservaie]),  Plurima  exempla 
interpositae  particulae  que  praebet  Lucretius,  ubi  praeterea  observandum 
plerumque  praecedere  verbum  aliud  cum  eadem  praepositione  compo- 
situm, velut  11.  154:  Sed  complexa  meant  inter  se  conque  globaUt; 
et  paulo  alia  ratione  III.  343:  Sed  penitus  pereunt  convolsi  conque 
putrescunt.  Adde  praeterea  U.  394:  perque  plicaHs ,  IQ.  484:  inque 
pediri  (cf.  VI.  394),  IV.  562  et  1149:  inque  pedüa,  IV.  713:  Inque 
tueriy  ib.  887:  Inque  gredi,  ib.  1250  et  VI.  570:  inque  gravescuni, 
IV.  203:  Perque  volare,  quamquam  hie  locus  etiam  aUter  expücari 
potest;  V.  1268:  perque  forare,  VI.  456:  conque  gregantur,  ib.  1262: 
proque  voluta,  At  vero  11.  301 :  et  erunt  et  crescunt  inque  icddnifä, 
corrigendujn  est  ex  codd.  vique  valebunt:  nam  verbum  invaiere  nullum 
est.  Porro  etiam  verbum  esse  pariter  inseri  solet,  Plaut  Mercat  L 
2,  42  [150]:    Vin  tu  te  mi  ob  esse  sequentem  an  nevis?  [ubi  temihi 


13)  Haud  dubio  haoc  ad  XII  tabulas  pertinent,  confer  fragm.  Xu  apud  Cice- 
ronem  pro  TuUio  21  §  50:  Qtwdsi  reptignaverit ,  endoplorato,  [Vide  R.  Scholl 
Legis  Xn  tab.  reüq.  Vm.  12.] 

[*)  Sequitur  B.  lectionem  ood.  B.  A:   adeo  adstmuleni,  an  qwisi  quid.] 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.  483 


esse  obsequentem  cum  Camerario  scripsit  Ritschelius].  At  Mil.  Glor.  IV.  4,  50 
[1187J:  Atque  ad  iuheat  ferri  in  navim,  si  quid  imponi  velit  cor- 
ruptum  videtur;  codd.  exhibent  aique  adiuvet  vel  similia,  ita  ut  legen- 
dum  videatur:  atque  adiutes  ferri  in  navem*)  (Terent.  Hec.  m.  2, 
24  [350]:  Tu  pueris  curre  Panneno  obviam  aique  eis  onera  adiuta). 

Contra  bisyllabae  praepositiones  inier  et  super^  quarum  gravior 
est  vis,  multo  liberius  separantur,  ita  ut  non  solum  quodvis  vocabulum, 
sed  etiam  plura  interponi  possint,  cf.  Lucret  IV.  832:  Cetera  de  gener e 
hoc  inter  quae  cumque  pretantur,  IV.  948:  Inter  enim  saepit  coetus 
natura  viasque^  V.  287:  et  radios  inter  quasi  rumpere  lucis,  VI.  332: 
Inter  enim  fugit  ac  penefrat;  et  quae  liberius  etiam  conformata  sunt 
V.  1374:  Caerula  distinguens  inter  plaga  currere  posset,  VI.  331: 
vn  Nee  mora  |  ryec  requies  inter  daiur  tilla  fluendi  et  HE.  878 :  Sed 
facit  esse  sui  quiddam  super  hiscius  ipse,  ubi  praeterea  super  post- 
positum  est 

Eadem  ratio,  quae  praepositionum  vulgarium,  etiam  inseparabi- 
Kum  quas  dicunt  dis^  se  etc.,  velut  Plautus  Trin.  IV.  1,  14  [833]: 
Distraxissent  disque  tulissent,  quod  Lindemanno  iniuria  fuit  suspectum, 
conferas  Lucret  I.  651:  Languidior  porro  disiectis  disque  supatis  et 
L  452:  Discidio  potis  est  seiungi  seque  pararL 

Nee  in  bis  solum  verbis,  quae  cum  praepositionibus  composita 
sunt,  tmesis  admitti  solet,  verum  etiam  in  iis,  ubi  verbimi  substantivi 
alicuius  casum  adiunctum  habet,  ita  tarnen  ut  utrumque  vocabulum 
suam  vim  servet  et  copulata  facile  possint  resolvi,  velut  animadvertere 
et  animum  advertere:  itaque  hie  quoque  et  separationi  et  postpositioni 
locus  est,  velut  apud  Plautum  Pseud.  IV.  7,  41  [1141]:  Quisquis  es, 
adulescens,  operam  fac  compendi  quaerere.  Asinaria  11.  2,  41  [307]: 
Verli  velitationem  fieri  compendi  volo.  Contra  idem  dixit  Most  I.  1, 
58  [60] :  Orationis  operam  compendi  face,  Truc.  11.  7,  45  [606] :  Hoc, 
non  ego  te  ftocd  facio.  IV.  2,  56  [769]:  De  nihilo  nihili  est  irasci, 
quae  te  non  ftocd  fadt;  at  Rud.  Prol.  47:  Is  leno,  ut  se  aequom  est, 
flocd  non  fedt  ßdem,  et  Cic.  ad  Att.  IV.  15:  totam  denique  rempubli- 
cam  flocd  non  facere, 

Alia  ratio  est  verborum,  in  quibus  diversae  particulae  plane  in 
unum  coaluefunt,  itaque  Ennius  vielen  ter  [Annal.  586  V.j: 

saxo  cere  comminuit  brum. 
Nee  dissimilia  prorsus,  quamquam  magis  toleranda  sunt,  quae  leguntur 
apud  Lucretium  VI.  962: 

Principio  terram  sol  excoquit  et  facit  are, 

[*)  Atque  ut  iitbeat  ferri  cum  Camerario  Ritschelius.] 

31* 


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484  De  oarminum  Saliarium  reliquiis. 

qualia  plura  reperiuntur  apud  Varronem  de  Re  Rust,  velut  HL.  9: 
sexaginta  enhim  milia  Fiscellina  excande  me  fecerunt  cupiditcUe.  11.  9: 
consue  qiwque  fadunt,  ut  alligari  possint^  primum  levibus  vinclis; 
alia  id  genus. 

Patulcii  nomine,  quod  restitui,  lanus  solebat  invocari,  vid.  Macrob.I. 

9,  15:  in  sacris  quoque  invocamus lanum  Patulcium  et  Clusivium. 

PcUulcium  et  Clusivium,  quia  hello  caulae  eins  patent,  pace  dau- 

duntur  et  Servius  Virg.  Aen.  Tu.  611:  alii  Clusivium  dicunt,  cilii 
Patulcium,  quod  patendarum  portarum  haheat  potestaiem^  ubi  nequa- 
quam  opus  est,  ut  Clusimn  scribatur,  nam  utrumque  nomen  recte  se 
habet,  vid.  loh.  Lyd.  de  Mens.  IV.  1 :  ö  Aaßevjv  oiv  (pr^aiv  avrdv  'Meleia&ai 
^Iccvdv  Koaißiov,  Tovreari  ßovhüov,  ^lavov  KijvovXov,  olov  evwxt^cttni'AOVj 
naT(}r/,iov,  d)G€i  avToxx^ovay  Kkovaißiov,  dvri  Tod  öötalov,  ^lowclinov, 
cai^Teaviv  äegiov,  KvqIvov,  toaavel  Tzqof^axov,  JlarovX'Aiov  xai  KXov- 
aiov,  oiovei  d-vgeöv,  KovQidTiov,  oiovei  i'ipoQOv  evyevtüv.  Omnino  auteni 
comparandus  Ovidius  Fast.  I.  v.  127,  cui  videtur  hie  ipse  Saliarium 
carminum  locus  obversatus  fuisse: 

Inde  Yocor  lanus:  cui  cum  cereale  sacerdos 

Imponit  libum  farraque  nüxta  sale, 
Nomina  ridebis:  modo  namque  Patulcius  idem, 

Et  modo  sacrifico  Clusius  ore  vocor. 

Deinde  lanitos  scripsi:  propius  sane  ad  litterarum  vestigia  aocedit 
laneus,  quod  idem  significat,  vid.  Paul.  Diac.  p.  103:  laneus,  ianiior, 
quod  ex  antiquo  monumento  petitum  esse  vel  inde  conücias,  quoniam 
glossa  im  ponehant  pro  eum,  a  nomtnativo  is  praecedit,  sequitiu*  autem 
iusay  iura.  At  requiritur  exemplum  ubi  s  pro  r  dictum  sit,  itaque 
lanitos  scripsi,  idque  etiam  Varro  confirmat,  qui  indicat  se  hoc  ipsum 
exemplum  ex  Saliaribus  carminibus  attulisse;  legitur  sane  apud  Varro- 
nem ultimo  loco  et  hoc  ex  primis  exemplis  fuisse  videtur,  at  Vam>- 
nem  ex  ordine  repetivisse  exempla  ut  credamus,  non  necesse  est 
lanitor  autem  recte  appellatur  lanus,  vid.  Ovid.  Fast.  I.  125: 

Praesideo  foribus  coeli  cum  mitibus  Horis: 
It,  redit  officio  luppiter  ipse  meo. 

et  planius  etiam  infra  137: 

Utque  sedens  primi  vester  prope  limina  tecti  VIII 

lanitor  egressus  introitusque  videt, 
Sic  ego  prospicio,  coeiestis  ianitor  aulae, 

Eoas  partes  hesperiasque  simul. 

Deinde  restitui  lanes  ne  littera  quidem  mutata,  sie  enim  a  Salus  deum 
appellatum    esse    auctor   est  Tertiillianus   Apolog.  c.  10:    apud  ipsaw 


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De  carminiun  Saliarium  reliquiis.  485 


IMiam,  in  qua  Saturnus  ....  exceptio  a  lano  vel  lane,  ut  Salti 
volunt^^), 

Porro  litteris  tantum  aliter  divisis  scripsi:  duonus  cerus  es,  Nam 
parum  recte  Muellerus  coniecit  Duonas  Ceruses,  ut  de  Cerere  sermo  sit, 
quamquam  saue  Cereris  nomen  ab  eadem  origine  descendit'*).  At  vero 
hie  consentaneum  est  lani  laiides  continuari:  et  quod  scripsi,  confirmat 
Festus  p.  122:  Matrem  Matutam  antiqiii  ob  honitatem  appeUahant, 
ä  maturum  idoneum  usuij  et  mane  principium  diei,  et  inferi  dii 
man  es,  ut  suppUciter  appellati  bono  essent,  et  in  carmine  S€Uiari 
cerus  manus  intelUgitur  creator  bonus.  Non  sane  dixerim  hune 
eundem  locum  intelligl,  (quanquam  fieri  potuit,  ut  aJii  manus  cerus  es 
hie  legerent,)  at  similem  aliquem,  in  quo  item  deus  nescio  quis  manus 
cerus  dictus  est  Satis  autem  convenit  hoc  lano,  non  solum  propter 
ea,  quae  Messala  apud  Macrobium  exponit^*),  sed  maxime  propter 
cognomen  quod  huc  referendum  Consivii,  vid.  Macrob.  I.  9,  16:  Consi- 
vtum  a  conserendo,  id  est  a  propagine  generis  humani,  quae  lano 
auctore  conseritur.  Hinc  explicandum  quod  Augustinus  dicit  de  Civ. 
Dei  VI.  9  extr. :  denique  et  ipse  Varro  commemorare  et  enumerare  deos 
coepit  a  conceptione  hominis,  quorum  numeriim  exorsus  est  a  lano, 
Adde  ib.  VH.  2,  3. 

Ceterum  si  quis  redintegrare  veMt  versum,  non  improbabile  est 
scribendum  esse: 

lani  tos  lanes:  duonus  cei-us  es,  la/nes, 
quod  vocabulum  facile  apud  Yarronem  poterat  excidere. 

14)  Idem  etiam  lamies  appellatus  est,  vid.  Fest.  p.  189,  qui  ex  Numae  legibus 
haec  affert:  tertia  spolia  lanui  Quirifw  agnum  marem  caedito.  Nam  lanum  etiam 
Quirinum  appellatum  esse  testatur  loh.  Lydus  IV.  1  auctore  Labeone ,  Macrob.  L  9, 
16:  Quirinum,  quasi  heUoi'um  poteiitem,  tib  hasta  quam  Subini  curiti  vocant, 
Adde  Monument.  Ancyr.:  cum  post  Romain  conditam  lanum  Quirinum  bis  omnino 
dausum  ante  me  fuisse  prodatur  niemoriae,  ter  me  principe  claudendum  esse  decre- 
vü  senatiis.  quocum  conf.  Sueton.  Aug.  22.  [Aliter  hunc  Mon.  Anc.  locum  confor- 
mavit  B.  in  Augusti  rerum  a  se  gestarum  indice  p.  VIII  seq.]  Sed  de  illa  Numae 
lege  alibi  erit  dicendi  locus. 

15)  üt  Yarro   vel   potius  Ennius  indicat   apud   Varronem  V.  64:    haec  enim 

terris  genteis  omms  peperit  et  resuruit  denuo,   quae  dat  ciharia,   ut  ait  Ennius, 

Quae  quod  gerü  fruges,  Ceres:  antiquis  enim  c  qtwd  nunc  //:  at  hoc  loco  Varronis 

potius  sunt  verba  quae  dat  cibaria,   contra  Ennio   [cf.  Epich.  4.  5  ap.  Vahl.]  tri- 

buendum: 

Quae  quod  gerit  frugos,  Ceres. 

16)  Macrob.  I.  9,  14:  qui  cuncta  fingit  eademque  regit,  aquat  terraeque  vices 
ac  naturam  grauem  atque  pronam  in  prof'undum  dilabentetn,  ignis  atque  animae 
lerem  in  inttnensum  sublime  fugientem,  copularit  circumdato  coelo:  quae  vis  coeli 
maadtna  duas  vis  dispares  coUigavit, 


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486  De  carminum  Saliarium  reliquiis. 

m. 

Tertius  locus,  qui  est  apud  Varronem:  dunns  ianus  ve  vet  pom 
melios  eum  recum  multo  difBcilius  restitui  potest,  cum  sententiam  non 
absolutam  esse  veri  sit  simile,  siquidem  in  cod.  Flor,  vacuum  spatium 
dimidii  et  quatuor  versuum  haec  verba  excipit  Dlud  apparet,  haec 
quoque  ad  lani  indigitamenta  pertinere,  itaque  primum  dtiomts  Ianus 
corrigendum;  nani  dunus  pariter  dictum  esse,  quod  Corssen  censet, 
parum  verisimile  est,  cum  si  bisyllaba  forma  requirebatur,  bonus  potius 
dicendum  fuerit:  at  numerus  quoque  versus  flagitat  diwnus.  Contra 
lanes  scribere,  ut  supra,  pro  Ianus  non  ausus  sum,  cum  in  bis  anti- 
quissimis  monumentis  nequaquam  omnia  ad  eandem  normam  sint  corri- 
genda.  lam  vevd  pro  ve  vet,  ut  Grotefendus  coniecit,  vel  rectius  veivet 
(sive  veivat)  scribere  pronum  quidem  est,  at  cavendum  ne  inddamus 
in  nimiam  Christianorum  magistrorum  pietatem,  qui  Euemeri  exem|plum  ß 
secuti  omnem  antiquarum  religionum  sanctimoniam  ad  humanam  im- 
bellicitatem  revocare  conati  sunt*^);  itaque  auctet  scripsi,  quod  verbum 
bene  convenit  precibus,  conf.  Catull.  67,  2: 

Salve,  teque  bona  luppiter  auctet  ope. 
et  Plautus  in  Prologo  Amphitruonis  [v.  1],  ubi  Mercurius  dicit: 

Ut  vos  in  vestris  voltis  mercimoniis 

Emendis  vendendisque  me  laetum  lucris 

Adficere  atque  adiuvare  in  rebus  omnibus  .  .  . 

Bonoque  atque  amplo  auctare  perpetuo  luoro, 

Quasque  incepistis  res  quasque  inceptabitis. 

lam  in  iis  quae  sequuntur  recum  non  est  tentandum ,  est  enim  antiquo 
more  pro  regum  dictum,  ut  supra  fr.  11.  Cerus,  ut  est  in  Columna 
rostrata  [Priscae  Ijat.  Mon.  tab.  XCY  =  C.  I.  L.  I.  195]  lecionebuSy  mar 
cistratos,  exfociont,  pucnandod;  suspecta  enim  simt  exempla  litterae  g, 
certe  quod  dicit  Paulus  Diac.  p.  211 :  pennatas  impennatasque  agnas 
in  Saliari  carmine  spicas  significat  cum  aristis,  olim  scriptum  fiiisse 
videtur^®)  pesnatas  impesnatasque  acnas,  conf.  Pestus  p.  205: 
pesnis  pennis,  ut  Casmenas  dicehant  pro  Camenis,  et  ca^nas  pro 
caenis:  aena  autem  antiquitus  dictum  testatur  Marius  Victorin.  p.  2459 
[Gr.  Lat.  VI.  12  K.].  Non  minus  dubia  sunt  quae  ex  Numae  legibus 
exempla  proferri  possunt  genua,  respergito,  tangit. 

Deinde  pro  melios  eum  scribendum  esse  meliosem  vel  ipse  Varro 
[de  L.  L.  Vn.  27]  testatur,   qui  hoc  ipsum  exemplum  se  ex  Saliaribus 


17)  Lact.  I.  3,  Tertull.  Apol.  c.  10,  Minuc.  Felix  p.  51  ed.  Wouver  [c.  20]. 

18)  Quamquam,  cuni  Saliaria  carmina  alia  aliis  aetatibus  composita,  fortasse 
ferenda  illa  inaequalitas. 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.       *  487 

carminibus  adhibuisse  indicat.  Bestat  igitur  aperte  comiptum  vocabulum 
pom,  sed  vix  aliud  latere  potest  quam  pronomen  relativum;  itaque  po 
[pod],  quod  Osco  more^*)  pro  quo  dictum  est,  scripsi:  nam  non  abhor- 
misse  veteres  Romanos  ab  eiusmodi  fonnis  docet  vel  Pauli  Diac.  glossa 
p.  212:  püpity  Osce,  quidquid,  quae  non  ex  Osco  aliquo  monumento, 
sed  ex  Latino  libro,  ut  omnia  eiusmodi,  petita  est;  adde  huc,  quod 
quispiam,  tispiam  ad  eandem  normam  accedunt,  ut  nihU  dicam  de 
Pompilii  nomine.  Et  fortasse  hinc  corrigendus  Festus  p.  205:  pa  pro 
parte  et  po  pro  potissimum  positutn  est  in  saliari  carmine,  conigunt 
patre  et  populoy  prius  per  se  non  est  improbabile,  siquidem  Graecis 
quoque  in  usu  fuit  7tä  (vid.  Eustath.  p.  565,  2),  at  alterum  prorsus 
inauditum,  nee  verisimile  est  hie  plane  disparia  exempla  coniuncta 
fuisse,  itaque  vide  an  forte  Festus  scripserit:  pa  pro  (qua)  parte  et 
po  pro  (quo)  potissimum  positum  est  in  Saliari  carmine. 
Totus  igitur  versus  ita  restituendus : 

Düonus  lanus  aüctet,  po  meliösem  recum  — 

Orationem  non  absolutam  esse  apparet,  sed  sententiam  sie  fere  continua- 
tam  esse  verisimile  est:  nuUum  terra  vidit  Satumia  unquam;  etenim 
lanus  priscis  temporibus,  cum  deorum  commercio  homines  uterentur, 
in  Latio  xegnavisse  ferebatur,  vide  inprimis  Ovidium  Fast.  I.  243,  quem 
arbitror  hie  quoque  Saliaria  carmina  ob  oculos  habuisse: 

Hie,  ubi  mmc  Roma  est,  incaedua  silva  virebat, 

Tantaque  res  paucis  pascoa  bubus  erat 
Arx  mea  collis  erat,  cultrix  quem  nomine  nostro 

Nuncupat  haec  aetas  laniculumque  vocat 
Tunc  ego  regnabam,  patiens  cum  terra  deorum 

Esset  et  humcmis  numina  miotta  lods. 

Macrob.  I.  7,  19:  regionem  istam,  quae  nunc  vocatur  Italia,  regno 
lanus  obtinuit,  qui  ut  Ilyginus  Protarchum  Trallianum  secutus 
iradity  cum  Camese  aeque  indigena  terram  hanc  ita  participata  poten- 
tia  possidebant,   ut  regio    Catnesene,    oppidum   laniculum  vocitaretur. 

Post  ad  lanum  solum  regnum  redactum  est Hie  igitur  lanus,  cum 

Saturnum  classe  pervectum  excepisset  hospitio  et  ah  eo  edoctus  peritiam 
X  ruris  ferum  illum  et  rtuiem  ante  fruges  cognitas  victum  in  melius 
redegisset,  regni  cum  societate  muneravit.  Cum  primus  quoque  aera 
Signaret j  servavit  et  in  hoc  Saturni  reverentiam,  ut,  quotiiam  ille  navt 
fuerat  adveduSy  ex  una  quidcm  parte  sui  capitis  effigies,  ex  altera 
vero  navis  exprimeretur ,    quo   Saturni  memoriam    in  posteros  propa- 


19)  Vid.  Monunsen  Osk.  Stud.  p.  50  [Zoitschr.  für  gesch.  Rechtswissenschaft 
Xm.  114.    Unterit.  Dial.  p.  290  seq.]. 


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488  De  carminum  Saliarium  reliquiis. 

garet  *^) Hos  una  concordesque  regnasse  vicinaque  oppida  communi 

opera  condidisse  praeter  Maronem,  gut  refert: 

laniciüum  huic,  Uli  fuerat  Satumia  nomen, 

etiam  illud  in  prompiu  est,  quod  posier i  quoque  duos  eis  coniinuo 
menses  dicarunt,  ut  Decernber  sacrum  Satumi,  lanuarius  aUerius 
voeabulum  possideret.  Cum  inter  haec  subito  Satumus  non  compa- 
ruissety  exeogitavit  lanus  hmorum  eius  augmenta.  Ac  primum  terram 
omnern  dictioni  suae  par entern  Saiurniam  nominavtt:  aram  deinde  cum 
sa^ris  tanquam  deo  condidit,  quae  Satumalia  nominavit:  tot  saecuUs 
Saturnalia  praecedunt  Ronianae  urbis  aetatem:  observari  igitur  eum 
imsit  niaiestate  religionis  quasi  vitae  nielioris  auctorem  et  mrsus  L  9, 1 : 
de  lano  quoque  quid  ab  utrisque  iactetur  in  medium  proferem^s, 
Mythici  referuni  regnante  lano  omnium  dotnos  religione  ac  sanäitate 
fuisse  munitas:  idcircoque  ei  divinos  honores  esse  decretos  et  ob  merita 
intraitus  et  exitus  aedium  eidem  consecratos.  Xenon  quoque  primo 
Italicon  tradit  lanum  in  Italia  primum  dis  templa  fecisse  es  rüus 
instituisse  sacrorum :  ideo  eum  in  sacrificiis  praefaiionem  meruisse  per- 
petuam,  Mythicx)s  cum  dicit  Macrobius,  haud  dubie  Hyginuin  potissi- 
mum  intellexit,  qui  Graecorum,  quae  tunc  erat,  consuetudinem  secutus 
omnem  deorum  maiestatem  ad  humanas  res  retulit**):  at  hoc  quam 
abhorreat  ab  bis  antiquissimis  religionis  monumentis,  facile  apparet,  in 
quibus,  ut  iam  signilicavi,  nihil  aliud  memoriae  fuit  proditum,  quam 
olim  lanum,  summum  deum,  inter  homines  pios  et  deorum  reveren- 
tissimos  regnum  obtinuisse:  et  inde  demum  posteriore  tempore  aniles 
illae,  quas  sectabantur  scriptores  mythici  et  exomarunt,  fabulae  ortae. 
Indido  autem  est  hie  ipse  locus  in  Saliaribus  carminibus  non  tantum 
exilia  fuisse  indigitamenta ,  verum  etiam  mythica  argumenta  si  non 
pertractata,  at  certe  significata.     Et  propterea  illud,   quod  Dionysius 


20)  Omnia  haec  Macrobius  ex  Hygiiio  exscripsit,  quemadmodom  etiam  illa, 
quae  subiungit:  aes  ita  fuisse  signatum  hodiequ^  intelligitur  in  dUae  /u^km,  cmm 
pueri  dena/rios  in  sublime  iactantes  capita  aut  na  via  lusu  teste  vetustaiis  excla- 
mant,  et  ex  Hygino  itidem  petiisse  videtur  Paullinus  Nolanus  ap.  Muratoiium  Anecd. 
T.  I.  p.  124. 

21)  Eodem  modo  Lydus  de  Mens.  IV.  2  refert  fuisse,  qui  lanum  heroem  esse 
diceret,  et  hanc  doctrinam  etiam  Servius  ad  Virgil.  Aen.  VIU.  356  (ReHquias  vät- 
rumque  rides  mmmmenta  virorum:  Hanc  lanus  pateVj  hanc  Satumus  condicht 
arcem)  sequitur:  condidit:  hoc  sermone  ostendit  etiam  Saiumum  rirum  fuisse. 
Quae  ibidem  de  lano  leguntur,  temere  contracta  sunt  ex  ampliore  expositione.  Cum 
Hygino  fere  consentiunt  quae  ex  Dracone  CJorcyraeo  ntQl  U&tav  affert  Athen.  XV. 
p.  692  D.  Et  hinc  patribus  Christianis  opportunitas  impugnandae  gentilis  super- 
stitionis  data. 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.  489 


Halicarn.  L  79  de  Komulo  et  Eemo  dicit:  oi  di  dvögiod^iweg  yivowai 
Adia  TE  d^iiüGiv  ^OQqrf^g  xai  q^Qov/^fiazog  oyy.ov  od  avocpoqßdiq  xai 
ßovAoXoig  iorAoreg,  dlV  oHoug  äv  zig  d^uoaeu  rovg  e/,  ßaaiXeiov  ze 
(pvvrag  yivovg  'Kai  dicb  daij^ovcoy  GTtoqäg  yeviox^ai  vofiiKofjiivovg ,  wg  iv 
Tolg  jiaTQLOig  Vfxvoig  V7tö  ^Pcouaicov  tri  '/axI  vvv  ^derai,  ad  haec 
ipsa  cannina  refero. 

IV. 
Restat  quartum  fragmentum,  quod  Varro  continuo  subiungit  lib. 
Vn.  27:  ab  eadem  voce  canite,  pro  quo  in  Saliari  versu  scriptum  est 
catUe,  hoc  versu:  Divum  empta  cante^  divum  deo  supplicante, 
quod  et  ipsum  ad  lanum  pertinere  ostendit  Macrobius  I.  9,  14:  (lanus) 
Saliorum  quoque  antiquissimis  carminibus  deorum  deus  canitur 
et  infra  15:  in  sacris  quoque  invocamus  lanum  .  .  .  patrem,  quasi 
deorum  deurn^^  Non  tarnen  propterea  cum  Muellero  corrigenduni 
XI  divom  deom  supplice  cante.  \  Nam  Macrobius  cum  dicit:  canitur  deorum 
deus,  sententiam,  non  ipsa  verba  retulit.  Sane  aliqua  ex  parte  haec 
coniectura  videtur  eo  commendari,  quod  antiqua  Romanorum  poesis 
haud  raro  homoeoteleuto  in  extremis  versibus  aut  versuum  articulis 
usa  est,  quemadmodum  Ennius  in  cantico  Andromachae,  quod  emen- 
datius  paulo  subiiciam*). 

Ex  öpibu'  summis  öpis  egens,  Hectör,  tuae, 
Qtiid  petam  praesidi  aut  exsequar?   quöve  nunc 
Auxüio  exili**)  aut  fugai'***)  freta  sim? 
'Arce  et  urbe  orba  sum.     Quo  accedam?   quo  applicem? 
5    Quoit)  nee  arae  patriae  domi  stant,  Mctae  et  disiectae  iacent 
Fana  flamma  deflagrata,  tosti  alti  stant  pärietes 

Deformati  atque  äbiete  crispa. 

*  * 

* 

0  päter,  0  patria,  o  Priami  domu', 
Saeptum  altisono  cardine  templum, 
10    Vidi  ego  t#,  adstante  ope  barbarica, 
Tectis  caelatis  läqueatistt) 
Auro,  ebore  instructum  regifice. 


22)  Conferas  Septimii  Carmen  apud  Terentianum  Maurom  v.  1893 : 
lane  pater,  lauo  tuens,  dive  biceps,  biformis, 
0  cate  remm  saior ,  o  priiicipium  deorum, 
Stridxila  cni  limüia,  cai  cardinei  tamnltos, 
Cui  reserata  mugiant  anroa  claastra  mondi: 
Tibi  vetus  ara  calnit  Aborigineo  sacello. 

[♦)  V.  1  =  fr.  X  (üag.  126),  v.  2—15  =  h:  IX  (112—125),  v.  16—18  = 
fr.  Xn  (128  —  130)  apud  Vahlenum.  Idem  post  v.  12  lacunae  Signum  omittit.  Exstant 
autem  loci  ap.  Cic.  Tusc.  III.  19,  44  et  inde  a  v.  16  ibidem  I.  44,  105.] 

[**)  aut  exili  Ribbeck.]  [***)  Vulgo  Mfoc.']  [f)  Vulgo  cid,] 

[tt)  Sic  libri  Ciceronis:  lucuatis  Servius  ad  Aen.  I.  726.] 


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490  De  carminmn  Saliarium  reliquiis. 

Haec  ömnia  vidi  infldmmari, 
Priamö  vi  vitam  emtari, 
15    lovis  äram  sanguine  turpaH, 

Vidi,  videre  quod  me  passa  aegemime, 
Hectörem  curru  quadriiago  raptdrier, 
Hectöris  gnatum  de  moero  iacidrier. 

et  idem  Ennius  in  Alexandro  [fr.  I.  60  Vahl] : 
Perculsus,  curis  sumtus  suspirantibus, 
Exsacrificabat  hostiis  balanttbus, 

et  Pacuvius  in  Teuere  [fr.  I.  313  Kibb.]: 

Quae  desiderio  alumnum  poeniiudine 
Squales  scabresque  inculta  vastitudine. 

item  Attius  [ap.  Ribb.  ine.  ine.  fab.  v.  133]: 

Coelum  nitescere,  arbores  frondescere. 
Vites  laetificae  pampinis  pubescere, 
Rami  bacamm  ubertate  mcurviscere. 

et  qui  propius  etiam  accedit  ad  leoninoruni  quos  dicunt  versuvun  simi- 
litudinem,  Naevius  in  belle  Punico  [1. 13  p.  45  Klussm.  1. 18  p.  12  Vahl.]: 

Inerant  signa  expressa,  quomodo  Titani, 
Bicorpores  Grigantes,  magnique  Ätlantes, 
Runcus  ac  Purpureus,  filii  Terras. 

et  sie  apud  elegantiores  quoque  poetas  non  desunt  similia  exempK 
omninoque  ista  medii  aevi  poesi  magna  ex  parte  nihil  aliud  fectum, 
quam  ut  popularium  cantilenarum  elementa  diutumo  situ  oppressa 
resuscitarentur. 

Sed  revertar  unde  digressus  sum.  De  Muelleri  coniectura  dubito 
vel  propter  adverbii  insolentiam  suppUce,  quam  analogia  non  satis 
tuetur.    Praeterea  empta  aperte  corruptum  est,  legendum  videtur: 

Divum  templa  cdnte,  divom  deo  süpplicate. 
et  süpplicate  etiam  alii  scripserunt,  servaturque  etiam  hac  ratione  vocis 
et  soni  similitudo  quaedam.  Divum  templa  sunt  coelum,  quemadmodum 
Ennius  apud  Yarronem  Vn.  6  [Annal.  v.  66  V.]:  Vnus  erü,  g^tiem  tu 
tol\les  in  caerula  coeli  Templa ,  et  [VIT.  7.  AnnaL  v.  531  ap.  VaM.] :  XU 
Contremuit  templum  magnum  lovis  altitofiantis.  item  in  Hecuba  [Yarro 
VIL.  6.  Vahlen  fr.  11.  227] :  0  magna  templa  caelitum  commixta  steUis 
splendidis,  Convenit  autem  hoc  ipsum,  quod  templa  deorum  cantari 
iubentur,  bene  cum  lani  natura,  de  quo  Ovidius  Fast.  I.  117  ait: 

Quidquid  ubique  vides,  coelum,  mare,  nubila,  terra, 

Omnia  sunt  nostra  clausa  patentque  manu. 
Me  penes  est  unum  vasti  custodia  mundi'*). 


23)  Adde  quae  ex  Physicis  profert  Macrobius  I.  9,  9:    lanum  qmdam  solem 
demonstrari  völimt  et  ideo  geminum,  quasi  utriusque  ianuae  coeUstis  potentem,  qui 


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De  oarminum  Saliarium  reliquiis.  491 

Nam  invocato  demum  lano  preces  humanae  ad  deos  perveniunt,  ut 
didt  ipse  lanus  ibidem  v.  181 : 

Templa  patent  auresque  deum:  nee  lingua  caducas 
Concipit  uUa  preces,  diotaque  pondus  habent. 

Quorsiun  pertinet,  quod  Servius  dicit  ad  Yirg.  Aen.  VII.  610:  alii 
lanum  aerem  credunt,  et  quia  vocis  genitor  Jiabeatur,  iddrco  ei  mandari 
preces  nostras  ad  deos  perferendas,  Ceterum  existimo  hunc  versum 
subsecuta  esse  fr.  11  et  IQ:  ac  vix  dubitandum  videtur,  quin  lantUi 
versus  vel  lanuales  ab  hoc  eodem  versu  initium  ceperint,  quem  com- 
mode  deinceps  ipsa  dei  invocatio  et  laudes  sequebantur.  Kursus  autem 
existimo  lanuales  versus  primum  locum  obtinuisse  inter  eos,  qui  singu- 
lomm  numinum  laudes  continebant,  ita  ut  axamerUa  tantum  prae- 
cesserint 

V. 

Exstat  apud  Terentium  Scaurum  de  orthogr.  p.  2261  P.  [Gr.  Liat. 
TU.  28  K.]:  quoniam  antiqui  pro  Jioc  adverbio  (cum,  qtiom)  cume 
diceba^it,  ut  Numa  in  Saliari  carmine:  cume*)  ponas  Leucesiae 
praetexere  menti  quolihet  cunei  dehis  cum  tonarem**).  Recte 
Muellerus  Lucetii  nomen  hie  delitescere  existimavit  ad  Festum  p.  114 
(Lucetium  lovem  appellabant,  quod  eum  lucis  esse  causam  credebant), 
praecipue  cum  Macrob.  I.  15,  14:  nam  cum  lovem  accipiamus  lucis 
auctorem,  unde  et  Lucetium  Salti  in  carmine  canunt  et  Cretenses 
Jia  %rpf  fjfjiiQav  vocant,  ipsi  quoque  Bomani  Diespitrem  appdlant  ut 
diei  patrem  dicat^^).  lovem  autem  Lucetium  iam  antiquissimis  tem- 
poribus  in  Latio  cultura  esse,  non  videtur  ambiguum,  conferas  etiam 
Ambrpsch  Studien  und  Andeut.  I.  p.  145,  quamquam  is  de  ipso  nomine 
dubitat:  iniuria  ut  opinor:  nam  quod  Servius  ad  Virg.  Aen.  IX.  v.  570 
dicit  Osca  lingua  lovem  appellari  Lucetium,  id  nequaquam  docet  ad- 
venticiam  esse  hanc  religionem:  sed  plurima  ut  in  sermone,  ita  etiam 
in  cultu  deorum  omnibus  his  gentibus  inde  ab  antiquissimo  tempore 


exoriens  aperiat  diem,  occidens  clatidat:  invocarique  primum ,  cum  alicui  res  dwina 
cekbratur,  tU  per  eum  pateat  ad  iUum  cui  immolatur  accessus,  quasi  preces  suppLi- 

cum  per  p&rtas  suas  ad  deos  ipse  transmittat Älii  mundum,  id  est  coelum 

esse  voluerunt  lanumqiie  ab  eundo  dictum ,  quod  mundus  semper  eat ,  dum  in  orbem 
vdritur  et  ex  se  initium  faciens  in  se  refertur. 
[*)  cuine  est  in  codd.] 

[**)  Keihi  textus  alterum  versum  praebet  hunc  in  modum:   quot  ibet  etinei 

de  is  cum  tmarem.    Cf.  Jordan  Krit.  Beiträge  zur  Gesch.  der  Lat.  Sprache  p.  212.] 

24)  Ita  etiani  appeüatio  summi  dei  Diovis  tarn  Osca  quam  Latina  fuit,  cf. 

Mommsen    Nachträge   p.  108    [Zeitschr.  für   gesch.    ßechtswissenschaft  XTTT.  466. 

Unterit  DiaL  p.  255]. 


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492  De  carminum  Saliarium  reliquiis. 


communia  fuenint**):  Servil  adnotÄtio  nihil  aliud  docet,  quam  vulgare 
hoc  apud  Oscos,  apud  Latinos  reconditum  fuisse  nomen:  quod  autem 
Naevius  Campanus  Lucetium  nominavit  (GeU.  V.  12,  7),  id  minus  etiam 
probat.  Recte  vidit  Corssen  cume  tonas  scribendum  esse,  at  quae  de 
reliquis  coniecit,  fem  nequeiiut.  Dudum  est  cum  huic  loco  emen- 
dando  adhibui  [HalL  Lit- Zeitung  1842  11.224]  Fest!  glossam  p.  205: 
pretet  tremonti  praetemunt.  pe:  verissime  enim  Muellerus:  prae  tet 
tremonti,  praetremunt  te  correxit,  viditque  omnes  glossas,  quae  illo 
loco  leguntur,  ad  Saliaria  carmina  pertinere.  Hac  igitur  glossa  usus 
certo  satis  credo  me  priorem  versum  eraendavisse: 

Cume  tonas,  Leucesie,  prae  tet  tremonti. 
Confirmatur  autem  haec  coiTectio  magnopere  etiam  alliteratione,  cuius 
ut  studiosissimi  fuerunt  veteres  Latini ,  ita  in  his  antiquissimis  carmini- 
bus,  quae  Saturnio  numero  composita  simt,  fere  legitima  est,  maxime- 
que  regnat  in  posteriore  versus  parte.  In  diclo  est  vel  Naevii  epigramma 
[p.  201  Klussm.]: 

Immortales  mortales  flere  si  foret  fas,  XIB 

Flerent  divae  Camenae  Naevium  poetam. 

Itaque  postquam  est  Orcino  traditus  thesauro, 

Obliti  sunt  Romae  loquier  Latina  lingua. 

Item  in  epigrammate  [Pr.  Lat.  Mon.  tab.  LH  ==  C.  I.  L.  I.  1175]  nuper 
Sorae  reperto  (vid.  Bulletino  Napolet.  1846  Nr.  68.) 

Quod  re  sua  diffeidens  aspere  afle^cta 
Parens  timens  heic  vovit,  voto  hoo  soluto 
Decuma  facta  poloucta  leibereis  lubetes 
Donu  danunt  Hercolei  maxsume  mereto: 
Semol  te  orant  se  voti  crebro  condemnes. 

In  Saliaribus  carminibus  huc  pertinent  cum  alia,  tum  quae  iam  olim  [Hall, 
lit -Zeit.  1842  11.  228.  237]  composui  praeceptat  promenervat  [p.2051L] 
et  abercet  advosem  [p.25  M.];  alia  Livii  et  Naevii  carmina  suppeditant: 
sed  dicendum  de  hac  re  alias  accuratius.  —  Ceterum  formam  trenwnti  iam 
Muellerus  recte  animadvertit  proxime  accedere  ad  Graeci  verbi  termina- 
tionem,  maxime  quam  Doriensium  sermo,  antiquitatis  ille  quidem  tena- 
cissimus,  servavit.  Etenim  apud  Latinos  quoque  antiquitus  tertia  persona 
tarn  singularis  quam  pluralis  numeri  üttera  vocali  terminabatur :  hine 
etiam  apparet  non  recte  eos  iudicare,  qui  quemadmodum  Georg.  Curtius 
[Die  BUdung  der  Temp.  u.  Modi  im  Griech.  u.  Lat.]  p.  38  censent  in  pas- 
sivis  formis  anicUury  amantur  insertam  esse  litteram  w,  sed  est  haec  ei 
activa  forma  servata,  quemadmodum  u  et  *  ubique  variari  solent.    Eadem- 

25)  Minus   recto  Hartungius  Lucetiae   lunonis    memoriam   oblitteratam   eese 
credit,  quam  solus  dioit  Marcianus  Capella  D.  p.  149  [p.  42  Eyssonh.]. 


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De  carminum  Saliarium  reliquiis.  493 

que  ratio  est  secundae  personae  angularis,  ubi  amaris  itidem  servavit 
1  antiquam  activi  formam,  quae  foit  amasi.  Omnino  si  plures  reliquiae 
I  horum  canninum  exstarent,  certius  de  antiquissimo  Latino  sermone 
iudicari  posset;  sed  vel  hae  paucae  reliquiae  multa  satis  illustrent;  ita 
glossa,  quam  Festus  ex  Saliari  cannine  p.  205  affert:  prospiceSj  pro- 
spiee,  arguit  etiam  imperativum  antiquitus  servavisse  personae  signifi- 
cationem,  et  ad  eandem  normam  revoco  quod  est  ibidem:  perfines, 
perfringas:  nam  haec  quoque  imperativi  est  forma:  perfinere  autem 
est  perßndere,  quemadmodum  ab  eadem  stirpe  solet  finis  vel  antiquo 
more  feinis  dici. 

lam  quod  hie  legitur  prcte  tet  tremonti,  tmesis  quae  dicitur  speciem 
refert,  at  revera  prae  est  praepositio  coniuncta  cum  pronominis  ablativo 
tet;  sed  tamen  hie  ipse  locus  docet,  qui  sit  factum,  ut  med,  ted  pro- 
miscue  et  ablativi  et  accusativi  loco  dicerentur;  etenim  cum  mutata 
struetura  etiam  praetrefnunt  te  dici  potuerit,  servatum  est  ex  üla 
structura  tet  (ted),  atque  inde  sensim  illa  confusio  orta.  Neque  enim 
unquam  temere  adiectum  illud  d  paragogicum  quod  vocant;  nihil 
probant  exempla,  qualia  sunt  postidea,  antidhac,  prodesse,  alia  id 
genus,  quae  inde  sunt  explicanda,  quod  solebant  antiquitus  Latini  per 
pleonasmum  quendam  suffixa  casuum  etiam  ipsis  praepositionibus  ad- 
dere,  quod  profecto  non  insolentius  est,  quam  quod  Graed  dixerunt 
foiadeat  pro  röiade.  Sed  dicam  de  hac  re  accuratius  in  commentatione 
De  ablativo  linguae  Latinae. 

Restat  alter  versus,  quem  Corssen  ita  conformavit: 
Quo  tibimet  cunei  dehiscunt,  oramen. 

Et  dehiscunt  quidem  proxime  accedit  ad  litteranim  vestigia,  nam 

saepenumero  M  et  NT  sunt  permutata*^),  at  sententiae  prorsus  adver- 

UV  satur.     Omnino  dubitari  potest,  an  hie  versus  cum  priore  arcte  co  hae- 

reat,   quamvis   ex   eodem    carminis   loco  petitus    sit:    nam    videtur   a 

26)  Sic  in -tabula  Bantina  lin.  20  [Moramsen  ünterit.  Dial.  p.  147]  graviter 
exercuit  homines  dootos  fonna  kensamti/r,  ubi  corrigendum  est  kenscmtiMr:  utrum 
homines  docti  qui  descripserunt ,  an  ia  qui  titulum  exaravit  a  vero  aberraverint, 
non  multum  refert:  Oscum  kensantür  est  Latinum  censentor,  nam  imperativus  passivi 
omnino  requiritur,  nee  offensioni  est  pluralis,  ubi  praegressum  est  si  quis.  Cave 
autem  existimes  hos  titulos  liberos  esse  a  depravationibus :  sed  est  hie  quoque  con- 
iecturae  locus,  quamquam  magna  est  cautio  adhibenda,  ne  ea  quae  sana  sunt 
tentemus.  Sic  in  tabula  Velitema  [p.  8  ap.  Lepsium.  cf.  Mommsen  ünterit.  Dial. 
p.  320] ,  quae  Yolscorum  dialectum  exhibet  non  multum  illam  quidem  discrepantem 
ab  Osco  sennone,  quod  legitur:  ek  se  kostUies  ma  ka  tafanies  medik  sistiaüens, 
id  scribendum  omnino  sistatiens,  hoc  est  statuenmt,  ubi  perfectum  reduplicatione 
ad  eundem  modum  auctum  est,  quomodo  sisto  ex  sto  ortum  est. 


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494  De  carminum  Saliarium  reliquiis. 


grammatico  eo  consilio  adhibitus  esse,  ut  ostenderet  praeter  cume  etiam 
quom  in  Saliaribus  carminibus  reperiri,  quae  varietas  non  potent  mira 
videri.  Quamquam  autem  quid  scriptum  sit  antiquitus,  difficile  divinari 
potest,  hanc  tarnen  propono  coniecturam : 

Quom  tibei  cünei  decstumüm  tonäront. 

Tibei,  quemadmodum  in  tertio  Scipionum  titulo  est:  Maiorum  obtimi 
laudem,  ut  sibei  me  esse  creatum  Laetentur.  Decstumum  scripsi,  non 
dextimum,  siquidem  antiquis  littera  x  non  fuit  in  usu,  vid.  Mar.  Ti- 
ctorin.  2466  [Gr.  Lat  YI.  20  K.],  fierique  potest,  ut  scriptum  faerit 
dehstumum,  quemadmodum  Osci  ehtrad  dixerunt  pro  extra,  vid.  dpp. 
Abellan.  I.  31.  Tonaverunt,  quod  alias  non  legitur,  componas  cum 
Horatiano  Epod.  2,  51:  Si  quos  Eois  intonata  flttctibus  Hiems  ad  hoc 
vertat  mare.  Cunei  autem  videntur  intelligi,  quibus  tarn  fulgura  quam 
tonitru  excitatur:  inde  luppiter  lapidem  silicem  manu  gestabat,  cuius 
venis  quasi  abstrusus  latet  ignis  divinus,  quem  cum  iaculatur,  ignis 
fulgorem  cum  tonitru  edit.  Conf.  praeter  ceteros  Paul.  Diac.  p.  92. 
Horatius  igitur  cum  Od.  I.  34,  5  dicit: 

namque  Diespiter 
Igni  corusco  nubila  dividens 
Plerumque  per  purum  tonantes 
Egit  equos  voluoremque  currum. 

Graecorum  magis  rulgarem  opinionem  secutus  esse  videtur.  A  dextra 
autem  parte  tonitrua  mala  portendebant,  siquidem  Cicero  dicit  de 
Divinat.  ü.  39,  82:  ad  nostri  augurii  consuettuiinem  dixit  Ennius: 

Cum  tonuit  laevum  bene  tempestate  serena. 

At  Homericus  Aiax  apud  AchiUem  querens  de  ferocitaie  Troianorum 
nescio  quid,  hoc  modo  nuntiat: 

Prospera  luppiter  bis  dextris  fulgoribus  edit 

Ita  nobis  sinistra  videntur,  Graecis  et  barbaris  dextra  meHora. 
Komanos  autem  non  solum  ftilminibus,  sed  etiam  tonitribus  multum 
tribuisse  cum  alia*')  ostendunt,  tum  tonitruales  libri,  quos  comme- 
moravit  Cicero  de  Div.  I.  33,  72:  qu^d  Etruscorum  declarant  ei 
haruspicini  et  fulgurales  et  tonitruales  libri,  vestri  etiam  augurales, 
ubi  omnino  improbanda  lectio  rituales ,  quam  conunendat  MueUerus  de 
Etruscis  II.  p.  30  [p.  29  ed.  LI].  Neque  dubito,  quin  diarium  illud 
tonitruale,  quod  loannes  Lydus  ex  Nigidio  Figulo  convertit   (iqfi^fde^ 


27)  Velut  illud,  quod  Cicero  aflfert  de  Divin.  IE.  18,  42:  itaque  in  nostrii 
oommentariis  scriptum  hahenu^:  lore  tonante  fulgurante  comiHa  popuU  habere 
nefas.    Adde  de  Nat.  Deor.  U.  25,  65. 


k 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  495 


ßgonoaxonia  Tonixfj  Ttqbg  ttjv  aelrp^rjv  'Aatä  tdv  ^PwfAoiov  0lyovXoy  «c 
fdhf  TAyr^xog  xai^*'  fQf^rjvelav  nqbg  U^lv)  petitum  sit  ex  illis  ipsis 
Etruscis  libris,  quos  Cicero  dicit:  atque  hoc  diarium  Romae  tantuin 
convenire  ipse  didt  Lydus  p.  331 :  ravrrjv  rfjv  eqrfmeqov  ßgovroinLOTtiav 
ö  Niyldiog  od  Yja&oXvKipf  di^la  i^övrjg  elvm  Tfjg  ^P(o/4r]g  lycQivev.  —  Sed 
haec  quidem  hactenus. 

R  P.  in  academia  Marburgensi  die  X.  mensis  lulii  MDCCCXLVII. 


n. 
129  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 

Etil  kritiselier  Yersuch*). 

In  den  umfangreichen  Resten  der  Verhandlungen  der  Arval- 
brüder, welche  Marini  in  zwei  Bänden  (Rom  1795)  herausgegeben 
hat,  findet  sich  auch  ein  kurzes,  aus  fünf,  höchstens  sechs  Reihen 
bestehendes  lied,  welches  trotz  dieser  Kürze  zu  den  werthvollsten 
Denkmälern  der  alt -römischen  Poesie  gehört^).  So  vielfach  aber  auch 
dieses  lied  in  neuerer  Zeit  behandelt  worden  ist,  so  wenig  befriedigen 
im  allgemeinen  die  bisherigen  Erklärungsversuche*):  insbesondere  mit 
der  grammatischen  Analyse,  die  allein  als  sicheres  Fundament  gelten 
kann,  hat  man  es  sehr  leicht  genommen.  Daher  ist  wohl  ein  neuer 
Versuch  gerechtfertigt:  mögen  Andere  das,  was  daran  verfehlt  ist,  be- 
richtigen, was  dunkel  bleibt,  aufhellen. 


*)  [Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenachaft  Herausgegeben  von  Dr.  J.  Caesar, 
Professor  zu  Marburg.    XIV.  Jahrg.  1856  p.  129  ff.] 

1)  Wenn  Bemhardy  Rom.  Literaturgeschichte  S.  169  der  zweiten  Ausgabe  [S.  195 
der  fünften  Bearbeitung]  bemerkt,  die  RituaUieder  der  Fratres  Arvales  seien  von  den 
römischen  Grammatikern  weniger  beachtet  worden,  als  die  Gesänge  der  Salier,  denen 
frühzeitig  sich  die  Aufmerksamkeit  gelehrter  Forscher  zuwendet,  so  ist  dies  leicht 
erklärlich:  die  sogenannten  Carmina  Saliaria  enthielten  eigentUch  den  gesammten 
Schatz  religiöser  Poesie,  welche  die  Römer  besafsen :  es  war  dies  die  wichtigste  Quelle 
für  das  Studium  der  alten  Sprache  imd  Religion:  daneben  verschwinden  diese  paar 
Verse  der  Arvalbrüder  vollständig :  denn  ob  diese  Genossenschaft  wenigstens  später  auch 
noch  andere  Gesänge  besafs,  wissen  wir  nicht:  ja  nicht  einmal  dies  ist  völlig  sicher, 
obwohl  wahrscheinlich,  dafs  diese  Verse  den  Arvalbrüdem  eigenthümUch  angehören. 

2)  Ich  verweise  namenthch  auf  G.  Hermann  Elementa  Doctr.  Metr.  S.  613. 
Klausen  de  carmine  Fratrum  Arvalium  Bonn  1836.  Corssen  Origines  Poesis  Ro- 
manae  Berlin  1846. 


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496  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 

Niemand  wird  erwarten,  dafs  uns  jenes  Lied,  welches  sichtlich 
in  eine  ferne  Zeit  hinaufreicht,  in  einer  Inschrift  des  dritten  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  G.  in  seiner  ursprünglichen  Reinheit  erhalten  sei: 
auch  angenommen,  dafs  das  Lied  frühzeitig  aufgezeichnet  und  so  der 
Willkür  mündlicher  Ueberlieferung  entzogen  ward,  konnte  es  doch 
nicht  fehlen,  dafs  fast  unwillkürlich  die  ächte  Gestalt  alterirt  wurde, 
dafs  jüngere  Formen  das  Alterthümliche  verdrängten:  daher  erklärt 
sich  auch,  dafs  auf  der  Inschrift,  welche  jeden  Vers  dreimal  wieder- 
holt, öfter  sehr  bemerkenswerthe  Abweichungen  sich  finden.  In  der 
Zeit,  welcher  die  Stein  tafeln  angehören,  besafsen  wohl  die  Arvalbrüder 
selbst  kein  rechtes  Yerständnifs  dieser  Verse  mehr,  sondern  recitirten 
in  althergebrachter  Weise  ihr  Gebet  ^).  Der  |  Steinmetz  hat  jedenfidls  i^* 
ganz  gedankenlos  das  Lied  copirt. 

Bedeutend  erschwert  wird  die  Erklärung  dadurch,  dafs  in  der  In- 
schrift die  einzelnen  Worte  des  Liedes  nur  ausnahmsweise  geschieden  sind, 
wie  auch  sonst  gerade  in  diesem  Theile  der  Inschriften  (Taf.  XLIa  und  b  [C. 
I.  L.VI.  2104])  die  Interpunction  immer  sparsamer  und  willkürlicher  wird  *). 

Gleichwohl  haben  die  späteren  Bearbeiter  des  Liedes,  wie  es 
scheint,   dies  gar  nicht  beachtet,  und  sich  meist  ohne  weiteres  an  die- 


3)  Dafs  die  Ai-valbrüder  beim  Sprechen  dieses  Oebetes  Abschriften  zu  Grunde 
legten,  beweist  die  Inschrift  selbst  Taf.  XLIa  31:  thi  sacerdotes  clusi,  snccincti, 
libellis  acceptis,  Carmen  descindentes  tripodavenoU  in  t'erba  haec, 

4)  Bemerkens werth  ist,  dafs  dagegen  einmal  [auch  in  Ritschis  Facsimile 
Priscae  Latinitatis  Monumenta  Tafel  XXXVI]  sogar  in  der  Mitte  eines  Verbum 
compositum  die  Interpunction  erscheint:  IN  •  CVRREKE.  Ich  schüefse  daraus,  dafs 
in  älteren  Abschriften  (wie  regelmäfsig  auf  altrömischen  Inschriften)  die  Worte 
durch  Punkte  geschieden  waren:  nun  hat  aber  auch  im  Altlateinischen  die  Präpo- 
sition, besonders  in  Verbindung  mit  einem  Verbum,  ihre  Selbständigkeit  gewahrt 
tritt  gerade  wie  jedes  andere  Adverbium  zum  Verbum,  und  zwar  in  der  R^ 
unmittelbar  heran,  jedoch  so,  dafs  auch  ein  anderes  Wort  daz^^ischen  eingefugt 
werden  konnte,  vergl.  was  ich  früher  in  meiner  Abhandlung  über  die  Sahschea 
Lieder  [OpiLsc.  I.  481  fif.]  hinsichtlich  der  Tmesis  bemerkt  habe :  so  befremdet  auch 
jene  Interpunction  nicht  mehr:  und  selbst  bei  anderen  Compositis  erscheint  auf  älteren 
Inschriften  zuweilen  die  Interpunction  in  der  Mitte ,  so  auf  der  Inschrift  von  Puteoli 
bei  Mommsen  Insc.  Neap.  2458:  ante .  pagmenta ,  und  ebendaselbst  schliefst  eine 
Zeile  in, ante,  während  die  andere  mit  pagmento  beginnt,  obwohl  dort  sonst  jede 
Wortbrechung  vermieden  wird.  Aehnliches  findet  sich  im  Oskischen,  so  auf  der  In- 
schrift von  Agnone  zweimal  anter. s<tata!iy  von  Mommsen  [cf.  Unterit  Dial.  p.  129] 
richtig  Interstitae  erklärt.  Ja  ich  glaube,  selbst  das  zur  Bildung  der  Tempora  des 
Verbums  verwandte  Verbum  substantivum  behauptete  öfter  noch  seine  Selbständig- 
keit, wie  in  tnbarakat.t'ins,  tribarakat . tuset  und  ähnlichen  Formen,  die  «war 
Aufrecht  und  Kirchhoff  (Umbr.  Sprachdenkmäler  I.  165,  vergl.  Stadtrecht  von 
Bantia  S.  15)  richtig  deuten,  aber  ich  möchte  noch  nicht  den  Graveur  beschuldigen 
mit  der  Intei-punction  willkürlich  geschaltet  zu  haben. 


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Bas  Lied  der  Arvalbrüder.  49V 

jenige  Abtheilung  der  Worte  gehalten,  welche  der  erste  Herausgeber 
für  gut  befunden  hatte,  während  doch  die  Kritik  in  dieser  Hinsicht 
ziemlich  freie  Hand  hat*).  Femer  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dafs 
diese  Inschrift  nicht  etwa  in  deutlichen,  constanten  Schrifkzügen  einge- 
graben ist,  sondern  die  Arbeit  ist  roh  und  nachlässig,  die  Formen  der 
einzelnen  Buchstaben  weichen  sehr  bedeutend  von  einander  ab,  so  dafs 
man  oft  nur  errathen  kann,  was  die  'Zeichen  bedeuten:  wäre  nicht 
131  zum  Glück  jeder  Vers  dreimal  |  wiederholt,  man  würde  an  der  Ent- 
zifferung der  Inschrift  nahezu  verzweifeln.  Die  Bearbeiter  scheinen 
übrigens  nur  den  Abdruck,  welchen  Marini  I.  p.  CLX  von  Tafel 
XLIa  giebt,  beachtet  zu  haben,  während  sich  IL  S.  668  ein  Fac- 
simile  gerade  der  betreffenden  Stelle  findet,  welches  die  Schwierig- 
keiten recht  veranschaulicht.  Jedenfalls  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn 
eben  dieser  Theil  der  Inschrift  von  neuem  verglichen  würde,  vielleicht 
geben  diese  Zeilen  Anlafs  zu  einer  solchen  Untersuchung*). 
Die  Deutung  des  ersten  Verses 

ENOSLASESIVVATE 
.  NOSLASESIWATE 
ENOSLASESIVVATE 

ist  einfach  *) :  nur  Lanzi  [Saggio  di  lingua  Etrusca  I.  144]  glaubte  in 
eno8  eine  archaische  Form  für  nos  zu  erblicken,  und  es  liefse  sich  eine 
solche  Form  vielleicht  rechtfertigen,  müfste  aber  jedenfalls  besser  be- 
gründet werden  als  durch  Vergleichung  mit  esum.  Ebenso  könnte  man 
wohl  auch  e  als  Präposition  fassen  und  eine  Tmesis  annehmen,  wenn 
nur  im  späteren  Sprachgebrauch  ein  Verbum  eiuvare  nachweisbar  wäre. 
Ich  stimme  daher  der  gewöhnlichen  Ansicht  bei,  welche 

E  nos  Lases  iuvate 
abtheilt  und  e  als  Inteijection  betrachtet^. 


5)  Wo  auf  der  Inschrift;  sich  zwischen  den  einzelnen  Worten  ein  etwas 
grofserer  Zwischenraum  findet  oder  zu  finden  scheint,  werde  ich  genau  angeben. 

[*)  Nunmehr  ist  die  Ueberlieferung  vor  dem  Original  von  Bormann  fest- 
gestellt :  man  vergl.  den  Text  des  Liedes  bei  Jordan  Krit.  Beitr.  zur  Gesch.  der  lat. 
Sprache  p.  192.] 

6)  Ich  bemerke,  dafs,  wenn  auf  das  Facsimile  Verlafs  ist,  in  der  ersten 
Reihe  das  Wort  enoa  durch  einen  etwas  gröfseren  Zwischenraum  als  gewöhnlich 
von  dem  Folgenden  getrennt  ist,  ebenso  findet  sich  in  der  zweiten  Reihe  ein  solches 
Spatium  vor  iuvate  ^  in  der  dritten  Reihe  vor  Lases  und  vor  iuvate.  [Vergl.  hingegen 
ßitschl  Priscae  Lat  Mon.  p.  29  f.] 

7)  Die  Inteijection  e,  beim  Anrufen  der  Götter  ganz  gewöhnlich,  ist  öfter 
von  den  Abschreibern  und  Herausgebern  verkannt  worden :  bei  Pacuvius  Dulorestes 
Pr.  25  [Ribbeck,  wo  die  Handschriften  euno  haben]  lese  ich: 

.  .  eiuno  tyraimnin  novi  temeritndinem 
Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  32 


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498  Das  lied  der  Arvalbrüder. 


Der  zweite  Vers  lautet: 

NEVELVAERVEMARMASmSIN  •  CVEREREINDLEORES*) 
iraVELVERVEMAIMARSINSmcrVTlREREINPLEORIS 
NEVELVERVEMARMAR  •  SERSINCVRREREINPLEOIVS. 

In  der  ersten  Reihe  ist  hinter  neve  ein  Spatium**),  in  der  zweiten 
hinter  sinsin  [?]:  in  der  dritten  Reihe  sind  die  letzten  Buchstaben, 
wenn  anders  auf  das  Facsimile  Verlafe  ist,  unzweifelhaft  ITS  [vgl.  die 
Anm.]:  es  ist  dies  der  beste  Beweis,  dafs  der  Steinmetz  die  ihm  vor- 
liegende Abschrift  ganz  mechanisch  und  gedankenlos  copirte,  indem  er 
RI  mit  rV  verwechselte. 

In  der  Erklärung  dieses  Verses  stimmen  die  Ansichten  im  we- 
sentlichen fast  ganz  überein:  man  liest  meist: 

Neve  Inerve,  Marmar,  eins  incurrere  in  pleoris, 

indem  man  annimmt,  luerve  stehe  für  luervem  d.  i  Itterem,  luem. 
Nur  0.  Müller  (Vorrede  zum  Festus  XXXIV  Anm.  3)  wiU  ne  vduem 
[ne  veluervem]  lesen  mit  Bezug  auf  die  Pithöanische  Glosse:  helues, 
egestas  qucte  solet  contingere  per  vastitatem^).  Aber  das  passende 
neve  möchte  ich  nicht  durch  ne  verdrängt  sehen,  und  in  der  |  Haupt- 132 
Sache  wird  durch  diese  Aenderung  nichts  gewonnen:  denn  die  Ver- 
gleichung  von  loverum,  stierum,  lapiderum  u.  s.  w.,  um  die  hypothe- 
tische Form  luerem  zu  rechtfertigen,  ist  unzulässig:  doch  würde  mich 
eine  Erörterung  dieses  Punktes  zu  weit  abführen.  Ganz  unstatthaft  aber 
ist  die  weitere  Annahme,  ein  v  sei  gleichsam  willkürlich  zur  Verstärkung 
eingefügt.  Wäre  luerve(m)  richtig  gelesen,  so  müfste  man  luervis  als 
Nebenform  für  lues  betrachten,  eine  solche  Bildung  aber  entbehrt, 
soviel  ich  sehe,  jeder  Analogie.  Ich  lese  daher  nevel  verve.  Vd  und 
ve  sind  identisch,  das  enklitische  ve  hat  nur  eine  weitere  Schwächung 
erlitten,    während    das    selbständige  vd  den   Endconsonanten  festhält 


[Ribbeck:  eÄo,  fum\\   vergL  Cbaris.  p.  117  ed.  Lindem.  [Gr.  Lai  1. 198  K.]:  (j^ 
iuratio  propria  virorum  est,  ut  feminarum  edepol,  ecctstor,  eiuno. 

[*)  So  auch  Ritschl,  bei  dem  nur  D.  gedruckt  ist  Jordan  giebt:  sins  tHCW- 
rere  in  pleores.  In  der  folgenden  Zeüe  ist  SI  und  der  erste  Strich  vom  N  abge- 
brochen; in  der  letzten  ZeUe  befindet  sich  bei  Ritschi  hinter  MARMAR  oben  an 
der  Krümmung  des  R  ein  Punkt,  jedoch  ist  SERS  vom  vorhergehenden  "Worte 
durch  keinen  Zwischenraum  getrennt:  PLEOIVS  hat  auch  Ritschi,  während  Jordans 
Text  hier  wie  in  Zeile  1  pleores  bietet] 

[**)  L  ist  vom  vorhergehenden  und  folgenden  Buchstaben  nur  weiter  entfernt, 
als  der  Abstand  der  einzelnen  Buchstaben  gewöhnlich  ist] 

8)  In  dem  Glossar  bei  Mai  Class.  Auct.  VUI.  p.  63  wird  heiues  einfach  durch 
egestas,  p.  75  genauer:  helues,  egestas  quae  solet  contmgere  per  vastatiaf%em  hdttae 
erklärt 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  499 


Vd  ist  aber  nicht  sowohl  auf  den  Conjunctiv  velis  zurückzuführen, 
sondern  ist  apocopirte  Form  von  vols  (vis).  Ganz  ähnlich  wird  im 
Umbrischen  Jieris  (2.  Pers.  Ind.  Praes.)  gebraucht,  und  dies  ward 
wieder  abgekürzt  in  heri  imd  her:  denn  ich  kann  Aufrecht  und  Kirch- 
hoff (ümbr.  Sprachdenkm.  I.  14ö)  nicht  beistinmien,  wenn  sie  diese 
beiden  letzteren  Formen  auf  die  3.  Person  herit  zurückführen ;  wenn 
es  Tab.  Eug.  la  4  [Aufr.  u.  Kirchh.  p.  6]  heifst  heris  vinu,  heri  puni, 
so  kann  man  doch  kaum  zweifeln,  dafs  heris  und  heri  vollkommen 
identisch  sind:  bei  solcher  Gegenüberstellung  wäre  der  Wechsel  der 
Person  höchst  befremdlich:  dagegen  die  ganz  gleichberechtigten  Formen 
heris  und  heri  können  ebenso  gut  neben  einander  stehen,  wie  im 
Lateinischen  sive  und  seu.  Das  Pronomen  ptsher  aber  entspricht 
genau  dem  Lateinischen  quivis. 

Verve  erkläre  ich  fehrem,  Febris  ('Fieberhitze',  TtvQerög)  ist 
Ton  fervo  abzuleiten,  bei  r  hat  auch  im  Lateinischen  öfter  eine  Meta- 
thesis  stattgefunden,  vergl.  das  auf  denselben  Stamm  zurückzuführende 
fretum%  Aus  fervis,  der  ursprünglichen  Form,  ward  durch  Assimilation 
rervis:  Assimilation  findet  bei  Consonanten,  welche  sich  nicht  unmit- 
telbar berühren,  im  Lateinischen  zwar  nicht  eben  häufig  statt,  aber 
hierher  gehört  das  von  Schneider  Lat.  Gr.  I.  225  aus  Terentius  Scaurus 
angeführte  Bohlicola^^)^  hierher  vHguUum  neben  virguUum,  femer 
erkenne  ich  auch  in  verbena  eine  annähernde  Assimilation:  verbena 
ist  von  herba  abzuleiten,  und  dies  setzt  ein  ursprüngliches  ferba 
{(fiqßo))  voraus.  Jedenfalls  gehört  hierher  berber  im  folgenden  Yerse; 
selbst  wenn  ursprünglich  mit  Rücksicht  auf  die  Alliteration  das  anlau- 
tende f  beibehalten  wurde,  ist  diese  Form  doch  nicht  als  sprachwidrige 
Entstellung,  sondern  als  volksmäfsige  Nebenform  zu  betrachten.  Zwei- 
felhaft ist  nur,  ob  der  Anlaut  des  Stammes  f  zu  b  geschwächt  ward 
133  und  I  dann  erst  auch  v  in  b  überging,  oder  ob  v  zuerst  mit  b  ver- 
tauscht wurde  und  dann  auf  den  Anlaut  zurückwirkte.  —  Verve  steht 
für  vervem:  man  hätte  erwarten  sollen,  das  Metrum  würde  hier  das 
auslautende  m  schützen,  aber  dies  ist  auch  sonst  nicht  geschehen,   so 


9)  Ferro,  f error j  febris  ist  desselben  Stammes  wie  das  griechische  d^^Qta, 
bemerkenswerth  ist  übrigens,  dafs  febris  ^  AlÜateinischen  auch  hebris  lautete, 
vergL  Serv.  Virg.  Aen.  Vn.  695.  Wenn  auf  unserer  Inschrift  das  erste  Mal  raerve 
geschrieben  ist,  so  ist  dies  nur  ein  Beweis,  dafs  in  febris,  fervo  u.  s.  w.  das  e  hell 
ausgesprochen  ward,  wie  dies  in  der  Begel  stattfindet,  wo  e  aus  a  entstanden  ist, 
man  vergl.  ^älnoi,  Bagyi^lia  u.  s.  w.  neben  S^^qoi. 

10)  Durch  Assimilation  ist  auch  die  Schreibart  d€d4^ondy  die  einmal  in  einer 
Inschrift  bei  Zell  Delect.  1238  sich  findet,  entstanden.  [Mommsen  C.  I.  L.  I.  181 
bietet  dederont,] 

32* 


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600  Das  lied  der  Arvalbriider. 


in  der  ersten  Scipionengrabschrift :  Taurasia  Cisauna  Samnio  cepit, 
in  der  zweiten:  Hec  cepit  Corsica  Aleriaque  urbe.  Ebenso  in  der 
Inschrift  bei  Mommsen  Inscr.  Neap.  4495:  Donu  danunt  Hercclei 
maxsume  mereto^^). 

Sins  erklärt  man  durch  sinas,    richtiger   jedenfalls  durch  sinis 
(sines),   obwohl  ich  für  diese  Form  selbst  kein  Beispiel  kenne,   denn 
bei  Plaut  Curcul.  I.  1 ,  27   ist  mit  Recht  sirit  für  sinit  (sinat)  herge- 
stellt   Nimmt  man  an,  sins  stehe  für  sinis,    dann  liefse  sich  auch 
sers  d.  i  siris  (siveris)  rechtfertigen :  es  konnten  die  Arvalbriider  recht 
gut  bei  Wiederholung  desselben  Verses  mit  wesentlich  gleichen  Formen 
abwechseln:  doch  will  ich  nicht  leugnen,  dafs  die  Synkope  sowohl  von 
sinis  als  siris  bedenklich,  wenn  auch  nicht  geradezu  verwerflich  ist 
und  so  dürfte  es  vielleicht  vorzuziehen  sein,  sins  für   eine  Imperativ- 
form  (sine)  zu  erklären,  wo  sich  das  Personalsuffixum  noch  erhalten 
hätte  **).    Analoge  Bildungen  glaube  ich  in  den  beiden  Glossen,  welche 
Festus  S.  205  aus  den  Salischen  Liedern  anfuhrt,  zu  erkennen:  prth 
spices,  prospice  und  perfines,  perfringas  (perfines  d.  L  perßdneSj   wie 
finis  stsLÜ  fidnis):  jedoch  entscheidend  sind  auch  diese  Beispiele  nicht, 
da  es  ebenso  gut  Optative  sein  können.     Im  Griechischen  haben  sich 
ähnliche  Bildungen  besonders  in  Adjectivis   compositis  erhalten,  wie 
ehieaiTteTtXog  neben  eX%s%vvwv,  q)eQ€aai7Covog  neben  (pB^Ttovoq  u.  s.  w. 
Die  Entstehung  dieser  auf  den  ersten  Blick  auffallenden  Bildungen  ist 
zurückzuführen  auf  die  althellenische  Sitte   dem  neugebomen  Kinde 
einen   bedeutsamen  Namen  beizulegen:    was  die  Eltern  ihrem  Kinde 
wünschen,  was  das  Kind  einst  werden  soll,  das  pflegt  der  Name  aus- 
zudrücken: aus  dem  Zuruf  r/jucr  (ufideai)  i^eöv  'Ehre  Gott'   entstand 
der  Eigenname  Ti^rjald-eog,   aus  fxeve  oder  pteveat  x^oq  Mevex^dtr^ 
und  Mevea^TiQdrrjg ,  wie  ja    auch    sonst   die   griechische  Sprache  mit 
Leichtigkeit  aus  einer  Formel  A^jectiva  zu  bilden  vermag. 


11)  loh  bemerke  hier  beiläufig,  dafs  die  Construction  dono  dare  sicherlich 
auf  einem  Irrthum  beruht:  auch  die  lateinische  Sprache  gebrauchte  in  dieser 
"Wendung  ursprünglich  nur  den  Accusativ,  indem  man  aber  dono  (duno)  dare  statt 
donom  ("donumj  dare  sprach  und  schrieb,  haben  die  Römer  später  selbst  dono  für 
einen  Dativ  genommen. 

12)  Sins  wäre  dann  nicht  sowohl  für  eine  synkopirte  Form  zu  halten,  sondern 
das  Personalsuffixum  tritt  ohne  Bindevocal  an  den  Stamm  heran :  vielleicht  gab  es 
auch  eine  abgekürzte  Form  sin,  die  ich  bei  Plautus  Persa  U.  2,  45  [227]  hereteflen 
möchte:  denn  sin  te  amo?  'wenn  ich  dich  aber  nun  Heb  habe?*  ist  nicht  recht 
passend:  man  erwartet  sin  (oder  sine)  te  amem  ^lafs  dich  lieben'.  Das  Suffinun 
des  Imperativ  hat  sich  zuweilen  noch  in  der  Volkssprache  erhalten ,  z.  B.  estis  für 
este  findet  sich  in  der  Inschrift  bei  Mommsen  Inscr.  Neap.  5607 :  Valete  et  memores 
estis  pietatem  pairis.    Femer  bei  Orelli  5058 :  Discitis  crescentes  pietate  redere  vostris. 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  501 


Dafe  pleoris  soviel  sei  als  plures,  nicht  aber  flores  (wie  nach 
Lanzi's  Vorgange  Corssen  [p.  94]  annimmt),   darüber  kann  wohl  kaum 
ein  Zweifel  obwalten. 
134  Der  dritte  Vers  lautet: 

SATVR  •  EVREREMARSLIMEN  •  •  •  ESTABERBER 
SATVR  .  FVEEREMARSliMENSALLSTABERBEa 
SATVR    FVEEREMAR8LTMENSA  FTST ABERBER. 

In  der  ersten  Keihe  sondert  sich  Mars  sichtlich  durch  Zwischenraum 
von  der  Umgebung  ab  [?]*),  in  der  zweiten  Reihe  sind  die  Buch- 
staben K,  die  ich  mit  kleiner  Schrift  bezeichnet  habe,  unsicher,  sie 
sehen  aus,  als  wären  sie  von  der  Rechten  zur  Linken  geschrieben 
(ebenso  das  l  in  der  dritten  Reihe);  der  letzte  Buchstabe  ist  ebenfalls 
unsicher,  gleicht  jedoch  am  meisten  einem  a.  In  der  dritten  Reihe 
sind  im  letzten  Theile  die  Buchstabenformen  zum  Theil  sehr  unklar. 
Furere,  was  nur  als  Conjectur  gelten  kann,  lesen  Grotefend  [Lat  Gnunm. 
11.285]  und  Klausen  [p.  25],  alle  Anderen  halten  fufere  fest,  weichen  aber 
in  der  Erklärung  weit  von  einander  ab.  Lanzi  erklärt  fufere  durch  fiere 
[fieri]^^\  ändert  aber  ausserdem  satur  in  ador:  dies  zu  widerlegen  ist 
wohl  kaum  nöthig.  Corssen  hält  fufere  für  einen  Infinitiv,  ohne  jedoch 
die  Form  zu  rechtfertigen:  was  er  über  den  Sinn  der  Worte  bemerkt 
(S.  95),  ist  mir  wenigstens  völlig  unverständlich.  Fufere  kann  Infinitiv 
eines  redupUcirten  Präsens  sein,  nach  der  Analogie  von  fore  sollte 
man  jedoch  eher  fufore  erwarten :  der  Infinitiv  aber  müfste  dann  die 
Stelle  des  Imperativs  vertreten:  davon  ist  mir  im  Lateinischen  kein 
Beispiel  bekannt,  wenn  auch  Varro  de  L.  L.  X.  32  die  passiven  Infi- 
nitive   wie  pugnari   imd  parari  dem   Imperativ   zuweist.     Hermann 


[♦)  Bei  Ritschi  steht  in  der  ersten  Zeüe  EVREAEMARS  •  •  •  ESTA,  wohin- 
gegen Jordan  scttur  fufere  Mars  Urnen  [salji  sta  giebt  Was  die  von  Bergk  als 
^unsicher'  bezeichneten  Buchstaben  der  zweiten  Zeile  betrifft,  so  hat  das  betr. 
Wort  bei  Ritschi  folgendes  Aussehen  4MFA^:  Jordan  hat:  satwr  fafere  Mars  Urnen 
sali  sta  herber.  Die  letzte  Zeile  stimmt  bei  .Jordan  mit  dem  obigen  Abdruck 
überein.] 

13)  Fiere  y  was  die  Regel  fordert,  gebrauchte  aufser  Laevius  (GelL  XIX.  7  [15, 
10  L  Müller])  auch  Ennius,  wie  ausdruckhch  der  Grammatiker  Anecdota  Vindobon. 
8. 163  bezeugt,  imd  es  ist  diese  Form,  wie  auch  Vahlen  [Hberg]  gesehen  hat,  herzu- 
stellen in  den  Annalen  v.  15:  memim  me  fiere  pavum.  Aber  die  passive  Form  ver- 
drängte die  active  Bildung,  welche  dem  Gedanken  genügte,  vollständig.  Aehnlicher 
Wechsel  zeigt  sich  übrigens  auch  sonst,  so  z.  B,  in  einer  Inschrift  bei  Orelli  N.4388 
steht  veniri  für  venire ,  und  diese  Form  findet  sich  auch  bei  Plautus  Persa  v.  577 
|IV.  4,  28]  in  allen  Handschriften,  wie  Plautus  nach  Diomedes  L  S.  61  der  Hage- 
ntoer  Ausgabe  [Gr.  Lat.  ed.  Keil  I.  368]  selbst  venear  sagte.  So  dürfte  auch  die 
Variante  periri  statt  perire  bei  Lucrez  V.  761  Beachtung  verdienen. 


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502  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 

dagegen  erklärt  fufere  durch  fif^s :  dann  müfste  man  eine  reduplidrte 
Perfectform  annehmen,  und  ich  glaube  in  der  That,  dafs  eine  soldie 
exsistirt  hat:   nämlich  da  wo  fui  mit  langem  Wurzelvocal  sich  findet, 
ist  nicht  sowohl  fuvi  zu  schreiben,  sondern  eine  Contraction  aus  /w/wi 
anzimehmen,  wie  aus  ursprünglichem  mifi  (mihi)  mi,  aus  nifil  (nihil) 
nil  ward,  so  aus  fufui  fax.    Ein  reduplicirtes  Perfectum  glaubt  Mommsen 
[Unterit.  Dial.  p.  298]  auch  im  osMschen  fufans  zu  finden,  aber  ganz 
mit  Uni*echt    Fufans  kann  nur  Imperfect  sein,  wie  sowohl  die  Form, 
als  auch  der  Sinn  der  betreffenden  Stelle  in  der  Inschrift  des  Cippus 
Abellanus  deutlich  zeigt.    Zeile  8  lesen  wir:  püs  senateßjs  tanginüd 
suveis  pütürüspid  V%gat[üs]  fufans,  d.  h.  legaii  erant  (nicht  fuerunt, 
wie  Mommsen   will),   also    Umschreibung    des   Plusquamperf.  Passivi. 
Dies  haben  auch  Aufrecht  und  KirchhofF  (Umbr.  Sprachdenkm.  L  164, 
Stadtrecht  von  Bantia  7  und  49)  erkannt,  aber  ich  kann  ihrer  Erklärung 
der  Form  doch  nicht  beipflichten:  sie  meinen,  in  fufans  sei  die  Wurzel 
fu  mit  sich  selbst  |  verbunden,  d.  h.  das  alte  einfache  Präteritum  fuam  1S5 
habe  man  auch  hier  zur  Büdung  eines  neuen  Präteritums  verwendet 
Aber  fufans  ist  gewifs  nicht  Compositum,  sondern  organische  Bildung, 
und  zwar   reduplidrte  Form:    eben   weU   das    eigentliche  Präteritum 
fuam  (ham)  wahrscheinlich  auch  im  Oskischen  zur  Büdung  des  Im- 
perfects  verwendet  wurde,  entstand  das  BedürfDifs  einer  neuen,  selbst- 
ständigen Form:   hier  kann  man  aber  zweifeln,  ob  fufans  von  einem 
reduplicirten  Präsens  herzuleiten  ist,   oder  ob  die  Reduplication  dem 
Präteritum  eigenthümlich  ist,  wofür  sich  die  Analogie  der  reduplicirten 
zweiten  Aoriste  im  Griechischen  anführen  läüst:   ich  mufs  diese  Frage 
einstweilen  unentschieden  lassen  **).  —  Doch  ich  kehre  zu  der  Form 
fufere  zurück,  die  also  nach  Hermanns  Ansicht  für  fuferis  (fufuem) 
stehen  würde:    allein  die   Schwächung  der  Endung,   wenn  äe  audi 
nach  allgemeinen  Analogien  sich  rechtfertigen  läfst,  erscheint  hier  umso 


14)  Eine  dem  oskischen  fufans  entsprechende  Form  deda  (=  dedavU ,  d.  i. 
dederunt)  glaubt  Mommsen  in  der  Inschrift  von  Pisaurum  bei  Orelli  1500  znfindöi: 
aber  dieser  Fund  erweist  sich,  wenn  man  nur  einen  Blick  auf  die  Inschiift  wirft, 
als  trügerisch;  die  Inschrift  lautet:  MATRE  MATVTA  |  DONODEDRO  |  MATRONA 
MVCVRIA  I  POLALIVIA  |  DEDA.  Neben  dedro  d.  i.  dederont  ist  für  dedafntj 
d.  h.  nach  Mommsens  Erklärung  dederunt  nicht  Raum ,  und  noch  weniger  wäre  ein 
dabant  angemessen,  was  entschieden  den  Sprachgebrauch  gegen  sich  hat  Ich  kann 
darin  nur  ein  weibliches  Cognomen  erblicken:  die  Inschrift  ist  offenbar  zu  erklären: 
Matri  MattUae  dono  dedenmt  matronae  Mucuria  Poüa,  Livia  Deda.  Man  vergl. 
die  ebenfalls  Pisaurum  angehörende  Inschrift,  die  ich  nur  aus  Zell  Epigraphik  E 
Taf.  m.  N.  2  kenne:  lunone  Reg,  McUrona  Pisaurese  dono  dedron,  [Nach  Mommsen 
CLL.  1.173  lautet  die  Inschrift:  IVNONERE  J  MATRONA  |  PISAVRESE  |  DONO- 
DEDROT.] 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  503 


weniger  glaubhaft,  da  sie  durch  das  Versmafs  nicht  geboten  wird;  im 
Gegeniheil  würde  die  volle  Form  dem  Metrum  ganz  angemessen  sein**). 
Aufserdem  aber  ist  selbst  der  Gebrauch  des  Conj.  Perfecti  in  solcher 
Yerbindung  wie  hier  befremdend.  Ich  lese  daher,  ohne  einen  Buch- 
staben zu  verändern: 

Satur  fu,  fere  Mars. 

Fu  ist  der  r^elrecht  gebildete  Imperativ  von  fuo,  auch  im  XJmbrischen 
war  der  Imperativ  dieses  Verbums  nicht  ungebräuchlich,  wie  die 
Formen  futu  (esto)  und  fututo  (estote)  beweisen,  auch  sprechen  dafür 
die  analogen  lateinischen  Bildungen  fi  und  ße.  Fu,  nicht  das  gewöhn- 
liche es  zu  gebrauchen,  empfahl  nicht  nur  die  Alliteration,  welche  die 
gesammte  altrömische  Poesie  beherrscht,  sondern  auch  der  Gedanke 
selbst:  denn  fuo  ('ich  werde')  und  sum  ('ich  bin')  sind  nicht  syno- 
nyme Begriffe.  —  Ferus  ist  auch  bei  den  späteren  Dichtem  ein  dem 
Mars  nicht  selten  beigelegtes  Epitheton,  Ovid.  Fast.  IV.  25:  Utqtie 
f'ero  Marti  primam  dedit  ordine  sortem,  Heroid.  7,  160 :  Mars  ferus  et 
damni  sit  modus  ille  tui,  imd  paTst  sehr  gut  in  diesen  Zusammenhang. 

In  der  zweiten  Vershälfte  gehen  die  Erklärungsversuche  weit 
136  auseinander.  Lanzi  erklärt:  pestilitas  ina\ris  siste  und  meint  in  herber 
einen  Beinamen  des  Mars  zu  finden,  Hermann  [EL  D.  M.  p.  613]  ist  hier 
besonders  unglücklich,  erliest:  Urnen  sali,  sta,  berber  imd  erklärt  diese 
Worte:  Urnen, i.  e.  postremum,  sali,  sta,  vervex,  was  durchaus  dem  eigen- 
thümlichen  Geiste,  der  diese  religiösen  Poesien  durchdringt,  widerstrebt 
Klausen  [p.  26i.]  erklärt  Urnen  sali  durch  tripudians  Urnen  pede  feri,  bei 
sta  berber  läfst  er  unentschieden,  ob  das  letztere  Wort  der  Ablativ  ver- 
here  (jaccoti^)  oder  der  Infinitiv  fervere  seL  Corssen  liest  [p.  96] :  Urnen 
sal  esta  berber  und  deutet  dies:  lumen  sol  aestu  fervere,  mir  ist  jedoch 
nicht  gelungen,  den  Sinn  dieser  Erklärung  recht  zu  fassen.  Man  möge 
überhaupt  es  mir  erlassen,  diese  verschiedenen  Versuche  einer  Kritik 
zu  unterwerfen.  Grotefend  hat  meiner  Ansicht  nach  allein  das  Rechte 
wenigstens  annähernd  getroffen,  indem  er  liest:  Urnen  salis  sta  berber 
und  die  ersten  Worte  durch  lumen  solis  erklärt,  unrichtig  aber  fafst 
er  sta  als  Transitivum  und  bezieht  daher  das  Ganze  auf  Mars. 

Die  Züge  der  Inschrift  fuhren  auf: 

limen  sale  ßta  berber. 
Limen  für  lumen  wage  ich  nicht  so  ohne  weiteres  als  eine  Verderbnife 
der  Aussprache  zu  betrachten:  freilich  der  Wechsel  zwischen  langem  u 


15)  Es  steht  dies  nicht  im  Widerspruch  mit  dem,  was  ich  eben  über  verve 
d.  L  vervem  bemerkt  habe;  so  üblich  dort  die  Abweifong  des  Endoonsonanten  ist, 
80  ungewöhnlich  ist  sie  in  diesem  Falle. 


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504  Das  lied  der  Arvalbrüder. 


und  i  ist  befremdlich,  während  kurzes  u  und  i  so  häufig  vertauscht 
werden,  allein  die  ursprüngliche  Kürze  des  u  bezeugt  nicht  nur  das 
griechische  dfxcptX&Aj}^  Iwiöqxjüg  u.  s.  w.,  sondern  auch  im  Lateinischen 
selbst  lucema,  so  dafs  also,  da  auch  im  Lateinischen  der  Wurzelvocal 
ursprünglich  kurz  war,  lic  neben  lue  wohl  gerechtfertigt  erscheint ^^). 
Vorherrschend  ist  allerdings  der  Laut  u,  und  zwar  tritt  in  der  Regel 
Verstärkung  ein,  daher  loumen  im  Altlateinischen,  wie  Marius  Victorinus 
[Gr.  Lat.  VT.  12  K.]  ausdrücklich  bezeugt,  Loucetius  (Leu^etius,  Lüce- 
tius),  lux  (luuci),  luceo.  Allein  ebenso  gut  konnte  von  lic  loitnen 
imd  daraus  wieder  limen  entstehen. 

Analoge  Beispiele  des  Wechsels  zwischen  langem  u  und  i  bieten  l3r 
die  alti tauschen  Dialekte  dar:  das  lateinische  liber  ('frei',  altlateinisch 
loebesum,  loebertatem,  Festus  p.  121)  lautet  im  Oskischen  lüvfrehj 
loufir,  was  sich  einfach  aus  dem  Wechsel  zwischen  lubet  und  libä 
erklärt.  Ja  selbst  auf  unorganische  Weise  scheint  zuweUen  diese 
Wandelung  eingetreten  zu  sein:  aus  den  Salischen  Liedern  führt 
Varro  Vil.  27  plusima  an  (plouruma  in  der  Lischrift  bei  Mommsen 
[I.RN.]  5882,  pleores  im  Arvalbrüderliede,  pl(ms  im  SC.  de  Bacchanal.), 
dagegen  Festus  p.  205  plisima  {ploirume  in  den  Grabschriften  der 
Sdpionen).  Wenn  Müller  bei  Festus  ploisuma  schreiben  will,  so  wird 
dadurch  im  wesentlichen  nichts  geändert.  Und  auch  andere  Fälle, 
wo  im  Lateinischen  langes  u  und  oe  vertauscht  erscheinen,  werden 
auf  ähnliche  Weise  erklärt  werden  müssen^'). 

Säle  ist  Genitiv. von  sal  (sol),  aus  salis  ward  scUi  und  dann 
durch  weitere  Schwächung  scde^^).    Die  ursprüngliche  Form  war  wohl 


16)  "Wenn  aber  bei  Varro  VI.  87  die  Handschriften  licet  für  lucet  bieten,  so 
ist  dies  nur  als  Irrthum  der  Abschreiber  zu  betrachten. 

17)  Untersuchungen  über  die  lateinische  Lautlehre  sind  äufserst  schwierig 
und  unsicher:  ich  kann  diesen  wichtigen  Punkt  hier  nicht  erörtern,  nur  dies  will 
ißh  bemerken,  dafs  wo  oi  statt  u  erscheint,  in  den  meisten  Fällen  itf  das  Ursprüng- 
liche sein  dürfte :  tu  aber  ging  in  ui,  dies  wieder  in  u  oder  oe  über.  Wenn  ici 
von  ursprünglichem  ia  redete,  so  ist  dieses  nicht  zu  mifsdeuten:  denn  in  den 
meisten  Fällen  ist  i  secundärer,  später  eingeftlgter  Laut  Gerade  wie  im  böotißclien 
Dialekt  xiovxtt  für  ti/«,  Ai^ovaCag  für  Ava(aqy  *Okiovfin((av  ftlr  ^OlvfinCtav  (Ahrens 
Dor.  Dial.  S.  519)  sich  findet,  im  Oskischen  diumpals  (entsprechend  dem  lateinischen 
lumpha,  limpidiis)^  tiurri  (das  lateinische  turris)^  Niumsis,  Niumeriis  (lateinisch 
Numsius,  Numisius,  Numerius)  vorkommt,  ebenso  ward  auch  im  Altlateinischen  » 
öfter  eingefügt.  Sprach  man  also  z.  B.  für  lumen  eigentlich  Humen,  so  erklärt  sich 
ganz  einfach  die  Entstehung  der  Form  Urnen. 

18)  Manchem  dürfte  vielleicht  diese  abgeschwächte  Genitivfonn  bedenklich 
erscheinen,  ich  wiU  daher  noch  erwähnen,  dafe  ich  früher  limen  sale  selbst  andere 
gedeutet  habe,  nänüich    lumen  diale:  diale  ging  in  zäle  über,  wie  nicht  nur  im 


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Das  Lied  der  Arvalbrüder.  505 

satdy  daraus  entstand  seül,  so  im  salischen  Liede:  0  Zetd  adosiose, 
andrerseits  sal  und  sol.  Die  Form  sal  erkenne  ich  auch  in  der  Hce- 
nischen  Inschrift  bei  Mommsen  (Unterital.  DiaL  359  ff.): 

Cais  Paiz  Variens 
luve  zal8e8(?)iire. 

138  denn  ich  kann  Aufrecht  und  Kirchhoff  nicht  beistimmen,  wenn  sie 
(Umbr.  Sprachdenkm.  ü.  400)  in  sesure  eine  V'erbalform  =  statuerunt 
finden  wollen,  sondern  zalsesure  enthält  offenbar  einen  Beinamen  des 
Inppiter,  der  mit  zcd  (Sonne)  zusammengesetzt  ist  Sollte  vielleicht 
zalsesure  für  zalsteture  stehen  (solstüor  =-  solis  stator)?  Die  Bronze- 
figur, auf  welcher  diese  Inschrift  zu  lesen  ist,  stellt  nämUch  den 
luppiter  als  Sonnengott  dar,  eine  jugendliche,  dem  ApoUo  ähnliche 
Gestalt  mit  einem  Strahlenkranze  ums  Haupt.  —  Sta  herber:  herber 
ist  natürlich  als  Infinitiv  der  sogenannten  dritten  Conjugation  zu  be- 
trachten, denn  auf  diese  wird  sich  wohl  die  Apokope  des  Endvocals 
beschränkt  haben:  ich  möchte  übrigens  glauben,  dafs  das  Wort  in 
unserm  Verse  ursprüngUch  ferver  (f erber)  lautete,  was  die  Alliteration 
empfiehlt.  Die  Construction  sta  herber  'stehe  still  mit  deiner  Gluth' 
weifs  ich  zwar  mit  keinem  ähnlichen  Beispiele  zu  schützen,  aber  sie 
widerspricht  gewifs  nicht  dem  Geiste  der  Sprache. 

Am  meisten  mifslungen  scheint  mir  die  bisher  geltende  Deutung 
des  vierten  Verses: 

Semxmis  altemei  advocapit  conotos. 

d.h.  Semones  cUternl  advocabite  (advocate)  cunctos.  Schlicht  imd  ein- 
fiach,  wie  alle  religiösen  Gesänge  der  Vorzeit,  besteht  auch  das  lied 
der  Arvalbrüder  lediglich  aus  Anrufungen  der  Götter,  es  trägt  deutlich 
den  Charakter  der  indigitamenta  an  sich.  Dafs  in  solchem  lied  auch 
die  Aufforderung  an  die  Priester  die  Götter  zu  preisen  oder  anzurufen 
statthaft  war,  ist  nicht  zu  zweifeln :  der  aus  den  Salischen  liedem  von 
Varro  de  L.  L.  Vn.  27  angeführte  Vers^»): 

Divtun  em  pa  cante,  dl  vom  deo  supplioate. 

Griechischen  gewöhnlich  ist,  sondern  auch  nn  den  altitalisohen  Mundarten  geschah 
(so  im  Oskischen  zihdud,  zikolom  d.  h.  'Tag',  dies,  dieculus)^  aus  zaU  ward 
dann  scUe, 

19)  So  verbessere  ich  den  Vers,  der  in  den  Handschriften  lautet:  Dwum  empia 

canU,  divum  deo  supplicante,  während  ich  früher  [Opusc.  1. 490]  templa sup- 

plicate  geschrieben  habe.  Allein  divum  tenvpla  ist  zu  allgemein  und  unbestimmt,  der 
Parallelismus,  der  in  diesen  Liedem  vorherrscht,  verlangt,  dafs  auch  in  der  erstwi 
VerehÄlfte  lanuz  deutlich  bezeichnet  werde.  Ich  habe  daher  Divwn  em  pa  oante 
d.h.  Divum  in  paOrem  eamte  geschrieben,  vergl.  Septimius  bei  Terentian.  Maur. 
Y.  1894:  0  cate  rerum  aator^  o  principium  deorum,    TJeber  die  sogenannte  Imesis 


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506  Das  lied  der  Arvalbrüder. 


beweist  dies  zur  Genüge :  aber  eine  solche  Wendung  pafet  vorzugsweise  139 
für  den  Anfeng  eines  Liedes,  wie  denn  wohl  auch  der  eben  angeführte 
Salische  Vers  den  Eingang  des  Hymnus  auf  lanus  (der  sogenannte 
versf4s  lanuli)  bildete.  Dagegen  mitten  im  lied  zu  sagen:  Semones 
advocate,  ohne  dafs  dann  eine  eigentliche  Anrufung  der  Götter  folgt, 
wo  also  diese  Wendung  soviel  bedeuten  würde  als  Semones  adesU, 
das  scheint  mir  zu  dem  feierlichen  Ernst  imd  der  einfachen  Würde 
dieses  Liedes  nicht  wohl  zu  stimmen.  Aber  die  Bedenken  häufen  sich, 
sobald  man  den  Yers  im  Einzelnen  näher  prüft:  aus  aUemei  hat  man 
auf  einen  Vortrag  von  Halbchören,  die  mit  einander  abwechselten, 
schliefsen  wollen,  wie  z.  B.  Corssen  S.  97  anninmit,  indem  man  die 
Technik  der  ausgebildeten  Lyrik  ohne  weiteres  auf  diese  alten  litur- 
gischen Gtesänge  übertrug.  Die  Form  advocapit  ist  ganz  singulär: 
zwar  der  Wechsel  zwischen  p  imd  b  (f)  liefse  sich  als  Verderbnife 
der  Aussprache  oder  Fehler  des  Copisten  erklären  *°);  auch  der  AbM 
der  Personalendimg  wäre  wohl  zu  rechtfertigen,  da  in  diesem  Punkte 
die  alte  Sprache  sehr  weit  ging:  wenn  aber  die  Erklärer  meinen, 
advocapit  stehe  für  advocabite,  so  nehmen  sie  damit,  obwohl  ihnen  die 
Sache  nicht  zu  klarem  Bewufstsein  gekommen  ist,  einen  Imperativ 
Futuri  an,  von  dessen  Existenz  sonst  keine  Spur  vorhanden  ist:  denn 
wenn  alte  Grammatiker,  denen  zum  Theil  die  Neueren  gefolgt  sind, 
die  übUchen  Imperativformen  theils  dem  Präsens,  theils  dem  Futurum 
zuweisen,  so  ist  dies  etwas  ganz  Anderes,  und  aufserdem  auch  diese 
Unterscheidung  nicht  gerechtfertigt,  wie  ich  anderwärts  zu  beweisen 
gedenke.  Man  müfste  daher  vielmehr  advocapit  für  advocabüis  erklären 
und  eine  zwiefache  successive  Schwächung  der  Endung  (advocabikj 
advocabü)  annehmen,  was  aber  hier  imiso  weniger  wahrscheinlich  ist, 
da  der  einfache  Imperativ  advocate  vollkommen  genügt  haben  würde. 


habe  ich  früher  in  meiner  Abhandlung  de  cann.  Sal.  rel.  [p.  VI.  f.  Opnsc.  I.  481 1] 
gesprochen  (den  dort  angeführten  Beispielen  füge  ich  aus  der  Zauberformel  bei  Cato 
de  R  R.  160  hinzu  DissunapiUr  d.  h.  Dis  aana  [oder  nach  Philol.  XXL  592  (Opusc 
I.  563)  vielmehr  suna]  pater),  Em  (en)  für  in  ist  nicht  blofs  dem  oskischen  xmd 
umbrischen  Dialekt  eigenthümhch ,  sondfm  war  auch  dem  Altlateinischen  nicht  fremd, 
wie,  abgesehen  von  endo  neben  mdu,  enubro  bei  Festns  p.  76  (die  Glossen  bei  Labbaens 
enibra,  embrum  oder  enibi'um,  eniber)  neben  inebra  beweist  Die  Assimilation  des 
Endoonsonanten  ist  gerade  bei  Präpositionen  auch  sonst  nicht  ungewöhnlich  und 
wird  insbesondere  bei  Plautus  öfter  herzustellen  sein.  Dagegen  Empanda  bd 
Festus  a.  a.  0.  ist  wohl  auf  das  negative  in  zurückzuführen,  und  Empcmda  ist  dis 
Oegentheil  von  Fanday  aber  doch  Beiname  derselben  Gottheit  üeber  |ni  d.L 
pairem  werde  ich  gleich  nachher  handeln. 

20)  In  der  alten  Schrift  sind  P  {P)  und  F  {!')  leicht  der  Verwechselung 
ausgesetzt 


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Das  Lied  der  Arvalbrüder.  507 


Die  formellen  Bedenken  endlich,  welche  sich  gegen  Semunis  (Simunis) 
geltend  machen  lassen,  will  ich  gar  nicht  in  Anschlag  bringen*^), 
aber  wer  hat  je  von  Semonen  in  der  Mehrheit  oder  gar  von  einer 
eigenen  Classe  von  Gottheiten  dieses  Namens  berichtet,  die  nur  den 
neueren  Bearbeitern  der  römischen  Mythologie  so  genau  bekannt  ist, 
dafe  sie  ein  vollständiges  Verzeichnifs  der  dahin  gehörenden  Gottheiten 
aufzustellen  vermögen.  Die  alte  glaubwürdige  XJeberlieferung  kennt 
nur  einen  Semo  Sancus:  Semones  nennt  lediglich  Fulgentius  Plandades 
[Expos,  serm.  antiq.]  dessen  Autorität  wohl  kaum  noch  für  problematisch 
140  gelten  dürfte,  und  Martianus  Capella  ü.  |  156.  —  Nur  G.  Hermann  hat 
den  Vers  theilweise  anders  zu  erklären  versucht,  er  liest: 
Semones  altorne,  iam  duo  capit  conctos. 

und  erklärt  diese  Worte:    Semones  cUterni,   iam   duo  (verveces)   capit 
cundus.    Es  hängt  diese  Coiyectur  mit  der  gänzlich  verfehlten  Deutung 
des  vorigen  Verses  zusammen,   und  ich  brauche  mich  bei  der  Wider- 
legung gar  nicht  aufzuhalten. 
Der  Vers  lautet: 

.  •  .  VNISALTERNEIADVOCAPITCONCTOS 
SEMVNISALTERNEIADVOCAPITCONCTOS 
SIMVNISAITERVIPADVOCAPIT OS. 

In  der  ersten,  vielleicht  auch  in  der  zweiten  Reihe  sondert  sich  conctos 
vom  Vorhergehenden  ab  [?],  in  der  zweiten  Reihe  ist  das  L  in  aUemei 
sehr  unsicher  (es  gleicht  eher  einem  verstümmelten  Q),  in  der  dritten 
Reihe  erscheinen  statt  dieses  Buchstaben  vielmehr  aitervip,  jedoch  istP 
nicht  ganz  klar,  indem  es  oben  offen  ist*).  Ich  lese: 
Si  moms,  aeteme  pa,  duo  capit  conotoB. 

d.h.  iSfc  fnunis,  aeterne  pater,  duo  capita  coniunctus.  Pur  aeteme  ist 
vielleicht  aufserdem  aiteme  zu  lesen.  Si  für  sis  wird  durch  das 
Umbrische  bestätigt,  wo  nicht  nur  sir,  sondern  auch  si  und  sei  sich 
findet  (Aufrecht  und  KirchhofF  1. 143)  und  so  liefse  sich  selbst  se,  wie 
die  Inschrift  einmal  hat,  rechtfertigen.  —  Munis y  noch  von  Plautus, 
Pacuvius  und  Lucilius  gebraucht,  ist  nicht  etwa  'freigebig',  in  welchem 


21)  So  liefse  sich  z.  B.  für  den  Wechsel  des  e  und  i  in  der  ersten  Sylbe 
die  bekannte  irrthümliche  Verwechselung  des  Semo  Sancus  und  des  Simon  Magus 
anfuhren,  ich  verweise  nur  auf  Preller  in  den  Berichten  der  Sächsischen  Societät 
1855  S.  214. 

[*)  Das  L  ist  auch  in  Ritschis  Facsimile  deutlich  als  solches  erkennbar. 
Die  dritte  Zeile  ist  bei  R.  unsicher:  man  kann  in  den  Zügen  (litervip  oder  aUernip 
zu  finden  meinen,  während  Bormann  simunis  aUemie  advocapU  .  .  .  .  os  gelesen 
hat:  vgL  Jordan  im  Hermes  XIV.  634.] 


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508  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 


Sinne  später  muniftctis  üblich  ward,  sondern  ^hülfireich,  dienstfertig, 
fireundlich  gesinnt',  wie  auch  Nonius  p.  23  [p.  15  G.]  richtig  bemerkt 
Munis,  wtdirscheinlich  desselben  Stammes  wie  das  griechische  dfwm, 
bedeutet  ursprünglich  'schützend,  abwehrend',  dann  überhaupt  'hülf- 
reich', pafst  also  sehr  gut  in  diesen  Zusammenhang.  —  Pa  d.  L  paier 
fand  sich  auch  in  den  Salischen  liedem.  Festus  p.  205:  pa  pro  patre 
(die  Handschrift  parte,  was  Yalkenaer  und  Huschke  verbessert  haben) 
et  po  pro  potissimum  positum  est  in  Saiiari  carmine,  wie  ja  auch  im 
Griechischen  sich  /cd,  fiä  und  Aehnliches  findet  Am  wenigsten 
befremdet  diese  sogenannte  Apokope  im  Vocativ,  aber  ich  habe  kein 
Bedenken  getragen,  dieselbe  Form  auch  als  Accusativ  herzustellen  in 
dem  Verse  aus  den  Salischen  Liedem  Varro  TEL  27 : 
DiYTim  em  pa  oante,  divum  deo  supplioate. 

Es  wird  eben  die  einfEiche  Wurzel  entweder  unverändert  oder  auch  mit 
Rücksicht  auf  die  Lautgesetze  der  Sprache  verkürzt,  ohne  dafs  ein 
Casussufi&xum  herantritt,  verwendet,  das  Genus  jedoch,  welches  dem 
Worte  eigentlich  zukommt,  gewahrt,  so  Jaifiönog  ^X,  Naiei  x^^^^ 
du)^*).  Davon  hat  man  die  etwas  verschiedenen FäUe  zu  scheiden,  wo 
in  einzelnen  Formeln  das  Casussuffixum  wegfällt,  wie  vij  Jl  statt  vr^ 
Jiay  oder  in  der  alten  elischen  Inschrift  bei  Böckh  C.  Insc.  LH: 
ti  r'  SAA  xai  Tiäq  TtoU^o).  Ennius  bietet  ganz  Aehnliches  dar  in  den 
Annalen,  wo  er  absichtlich  Alterthümliches  mit  Vorliebe  anwendet,  so 
451  I  ed.  Vahlen:  replet  te  laetificum  gau,  561:  divum  domus  oÖt-i^l 
sonum  coely  563:  endo  suam  do.  Das  ist  nicht  etwa,  wie  wohl  Mancher 
glauben  möchte,  als  Nachahmung  des  Homer  imd  der  Griechen  zu 
betrachten;  Ennius  hat  auch  hier  der  Sprache  keine  Gtewalt  angethan, 
nichts  Fremdartiges  angedrängt,  sondern  er  ist  lediglich  dem  Sprach- 
gebrauch der  alten  heimischen  Lieder  gefolgt  Daher  habe  ich  auch 
capit  nicht  geändert,  obwohl  es  leicht  gewesen  wäre,  capita  zu  schreiben, 
aber  gerade  der  Versictus,  der  auf  die  Mittelsylbe  fällt,  duo  capÜa 
cöndos  mag  hier  die  Apokope  (denn  eine  wirkliche  Apokope  d.  h.  Ab- 
werfung des  Casussuffixums  ist  es)  herbeigeführt  haben  *^).    Ob  aber 


22)  Jedoch  xgi  Xevxov  bildet  eine  indefs  vielleicht  nur  scheinbare  Ausnahme. 

23)  Ein  merkwürdiges,  doch  eigentlich  verschiedenes  Beispiel  des  Verlustes 
der  Casusendung  bietet  die  tischrift  vom  Helm  des  Hiero  (C.  I.  G.  I.  16) ,  die  erst 
kürzlich  auf  die  abenteuerlichste  Art  behandelt  worden  isi  Der  dritte  Vers  ist 
meines  Erachtens  noch  nicht  richtig  erklärt,  ich  glaube,  man  wird  kaum  anders 
lesen  können  als: 

Kai  toi  SvQaxoaioi 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  509 


Colnnma  bei  Ennins  Ann.  247  richtig  hergestellt  hat :  Quocum  mtUta 
volup  ac  gaudia  clamque  palamque,  bezweifle  ich.  Gab  es  übrigens 
im  älteren  Latein  auch  einen  Dual,  dessen  Beste  sich  sonst  fireilich 
nur  in  duo  und  ambo  erhalten  haben,  so  erscheint  die  Apokope  capit 
aus  capite  noch  weniger  befremdend.  —  Conctos  hat  sich  hier  in  seiner 
ursprünglichen  Bedeutung,  als  achtes  Fartidpium,  erhalten:  zweifelhaft 
kann  man  sein,  ob  conctos  aus  convinctos  oder  coniunctos  entstanden 
sei:  allein  da  convincire  sonst  nirgends  vorkommt,  auch  coniungere  der 
täglichen  Bede  näher  liegt,  (und  davon  muTs  man  ausgehen,  da  cuncti 
ja  später  ein  ganz  vulgäres  Wort  ist,)  so  entscheide  ich  mich  fiir  die 
letztere  Ableitung.  Die  Construction  duo  capit(a)  coniundus  entspricht 
ganz  der  griechischen  dijo  xcqpaAag  avtvyeig;  man  irrt,  wenn  man  dies 
und  Aehnliches  auf  griechischen  Einflufs  zurückführt:  in  der  gleichen 
Denk-  und  Anschauungsweise  der  stammverwandten  Völker,  die  sich 
vor  allem  auch  in  der  Syntaxis  äufsert,  ist  der  Grund  zu  suchen: 
griechischer  Einflufs  mag  nur  bewirkt  haben,  dafs  die  späteren  Dichter 
mit  Torliebe  solche  Verbindungen  gebrauchten,  aber  sie  haben  doch, 
was  als  Keim  schon  längst  in  der  Sprache  lag,  nur  weiter  ausgebildet 
U2  Der  fünfte  Vers  lautet: 

I  ENOSMARMOßlWATO 

I  ENOSMAEMORTTVATO 

BNOSMAMOR.IWATO 
also: 

£  nos  Marmor  iuvato. 

Auf  die  Form  Mamor   neben  Marmor  konmie  ich  nachher   zurück. 
Darauf  folgt  zum  Schlufs: 

TRIVMPETRIVMPETRIVMPETRIVM MPE 

mit  Schriftzügen,  die  theilweise  sehr  undeutlich  sind  [dennoch  aber  an 
dem  Worte  triumpe  nirgends  zweifeln  lassen]. 


d.h.  nicht  'tyrrhenische  "Waffen*  (TvQQava)^    wie  Böckh   erklärt,    sondern   vom 

tyrrhenischen  Eyma,  wie  die  Stadt  zum  Unterschied  vom  äolischen  in  Eleinasien 

genannt  wird.    Es  vertritt  hier  die  Präposition  unb  gleichsam  die  Stelle  des  Casns- 

suffixums,  gerade  wie  ^v  {&€),    Oh  dies  ein  sicilisches  Idiom  war,  mufs  dahin 

gestellt  hleiben.    Ich  will  ührigens  nicht  verschweigen,  dafs  die  Präposition  änd 

in  ähnlichen  Aufschriften  in  der  Regel  von  den  Besiegten  gebraucht  wird,  so  Si- 

monid.  134: 

Toift*  dno  dvau9vitav  M^dav  vaüteu  JtoouQov 

"OnX*  avi&9v  Aatol  fivafiata  vavfiaxlaff 

Während  in  diesem  FaUe  Hiero  mit  den  Eumanem  über  die  Tyrrhener  siegte;  aber 
ich  sehe  keinen  anderen  Weg  die  sonst  einfachen  "Worte  der  Inschrift  zu  erklären: 
man  darf  nur  nicht  vergessen,  dafs  diese  Inschrift  in  Versen  abgefafst  ist,  wie  ich 
in  meiner  Abhandlung  über  das  älteste  Versmafs  der  Griechen  (Preiburg  1854)  8.  9 
gezeigt  habe. 


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510  Das  lied  der  Arvalbruder. 


Auf  die  Frage,  ob  die  Verse,  wie  ich  sie  restaurirt  habe,  den 
Gesetzen  des  satumischen  Versmafses  entsprechen,  will  ich  nicht  ein- 
gehen: wenn  man  die  jetzt  gültige  Theorie  als  Mafsstab  anlegen  wollte, 
so  würde  man  vielleicht  Manches  daran  auszusetzen  haben;  aber  ist 
denn  auch  die  moderne  Theorie  vollkommen  im  Rechte?  ich  glaube 
nicht,  kann  aber  hier  diesen  Punkt,  der  eine  selbstständige  Darstellung 
verlangt,  nicht  weiter  erörtern. 

Nach  meiner  Ansicht  würde  also  das  ganze  lied  so  lauten: 
£  nos  Lases  iuvate 
Nevel  verve  Marmar  sins  incurrere  in  pleoris: 
SatuT  fu,  fere  Mars:  limeu  sale,  sta  berber. 
Si  monis,  aeterno  pa,  duo  capit  conctos. 
E  nos  Marmor  iuvato. 
Triumpe.  Triumpe.  Triumpe.  Triumpe.  Triumpe. 

Steht  uns  bei,  ihr  Laren ^  und  du,  Marmar,  lafs  nicht  das  Fid)€r 
noch  weiter  um  sich  greifen:  lafs  dir  genügen,  wilder  Mars:  Licht  der 
Sonne,  halt  ein  mit  deiner  Gluth.  Sei  gnädig,  ewiger  Vater  mü  dem 
verbundenen  Doppelhaupte,     Steh^  uns  bei  Marmor,     Triumph! 

Man  hat  bisher  dieses  Lied  in  der  Regel  als  ein  Gebet  für  das 
Gedeihen  der  Feldfirüchte  angesehen:  statt  von  einer  unbefangenen 
strengen  Prüfung  des  Gebetes  selbst  auszugehen,  hielt  man  sich  an 
Aeufserlichkeiten :  die  Genossenschaft  der  Fratres  Arvales  spricht  dieses 
Gebet,  darum  müssen  sie  den  Segen  der  Götter  für  die  Feldflur  erbitten: 
im  Monat  Mai,  wo  die  reifende  Saat  mannichfachen  Gefahren  ausgesetzt 
ist,  am  Festtage  der  dea  Dia  (die  man  mit  der  Ceres  oder  Ops  oder 
Inno  vergleichen  möchte)  wird  das  lied  gesungen,  es  kann  sich  also 
nur  auf  eine  Lustration  der  Aecker  beziehen:  imd  dies,  dafs  neben 
Mars,  unter  dessen  Obhut  Feldflur  wie  Wald  und  Trift,  Menschen  und 
Vieh  gestellt  sind,  die  Lares  (agrestes)  und  die  Semones,  in  d«iöi 
man  ebenfalls  Beschützer  der  Thätigkeit  des  Landmanns  erblickt,  ange- 
rufen werden,  scheint  zur  erwünschten  Bestätigung  zu  dienen.  So 
kann  sich  auch,  meint  man,  die  lues,  um  deren  Abwehr  gebeten  wird, 
nur  auf  die  Saaten   beziehen**).    Man  erlasse  mir,  die  Ansichten  der 


24)  Klausen  S.24:  mihi  cum  de  frugibus  agatur,  probabiJe  est  (lue)  sigmficari 
perniciosum,  gut  röbiginis  caiuia  est,  humorem,  Corssen  S.  91 :  Jianc  ipsam  oft 
causam  sub  messis  tempus  agricolae  ubique  bonam  serenamque  quaerunt  tempestatemj 
quia  udae  fruges  nee  celeriter  maturescere  nee  demeti  nee  in  horrea  condi  posswii. 
Hoc  igüur  periculo  imminente,  ne  lues  incwrrai  in  spicas,  etiam  a  flratribus  Ar- 
valibus  Mars,  Semones,  Lases  invocantarp^ut  immtnentibus  imbribus  quam  mojd»^ 
coercitis  SoUs  aestu  fruges  caießeri  et  ad  uberem  maturitatem  celeriter  pervmff 
sinant. 


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Das  lied  der  Arralbrüder.  511 


143  Erklärer,  die  im  Einzelnen  wieder  weit  auseinander  gehen,  im  Detail 
zu  prüfen  und  zu  widerlegen. 

Betrachten  wir  das  lied  an  sich,  wie  es  nach  unbefangener  kri- 
tischer Prüfung  restituirt  worden  ist,  so  enthält  es  nichts  Anderes  als 
ein  (lebet  um  Abwendung  des  Fiebers.  Das  Klima  Roms  und  seiner 
nächsten  Umgebung  war  der  Gesundheit  niemals  besonders  zuträglich: 
es  sind  vor  allem  die  Sommermonate,  namentlich  der  August,  wo  das 
Uebermafs  der  Hitze  tödtliche  Meber  erzeugt*^),  wo  gleichsam  ein 
Gifthauch  die  Luft  Roms  und  der  römischen  Ebene  verpestet  Die 
alten  Annalen  der  Stadt  weisen  nach,  wie  oft  Pestilenz  Rom  und  sein 
Gebiet  verwüstete:  frühzeitig  wurden  der  verderbUchen  Göttin  Fehris 
Heihgthümer  geweiht  Nur  durch  die  sorgsamste  Cultur  des  Landes 
gelang  es  nach  imd  nach,  diesen  bösen  Dämon  zu  bannen,  die  Ungunst 
der  natürlichen  klimatischen  Verhältnisse  wenigstens  zu  modificiren. 
Sowie  aber  jener  zahlreiche  arbeitsame,  ehrenhafte  Bauernstand  unter- 
gegangen war,  sowie  die  römische  Niederung  mehr  und  mehr  verödet, 
kehren  auch  jene  alten  Klagen  über  die  Ungesundheit  Roms,  über  die 
Verpestung  der  Luft,  über  die  zimehmende  Sterblichkeit  wieder:  ich 
verweise  hier  nur  auf  meine  Abhandlung  über  Ludans  Macrobier  in 
der  Zeitschr.  f  Alterth.  1849  Nr.  3,  sowie  auf  Gerlach  und  Bachofen  Rom. 
Gesch.  am  angegebenen  Orte. 

So  ist  es  also  ganz  erklärlich,  wie  das  bedrängte  Volk  in  der 
gefahrvollen  Zeit  der  Sommerhitze  sich  an  die  Götter  wendet,  von  ihnen 
Abwehr  des  verderblichen  Uebels  erbittet:  und  zwar  wird  vor  allen 
Mars  angerufen,  mit  Fug  und  Recht:  denn  Mars  ist  zunächst  Sonnen- 
gott.   Die   nicht  einmal  durch  die  Nachtkühle  oder  nur  selten  durch 


25)  Gerlach  und  Bachofen  Rom.  Gesch.  I.  1.  S.  41 :  es  naht  die  Sommerhitze, 
die  in  den  verpesteten  Niederungen  der  Campagna  dem  Menschen  Verderben  droht 
Die  Natu/r  sinkt  mit  dem  Monat  Jtdius  in  den  Ztistand  der  Todesruhe.  Die  Erd- 
öberfläcTie  zeigt  nur  verdorrte  Pflanzenstengel,  verbrannten  B(Men  und  gelbe  Stoppeln, 

Verschwunden  ist  das  Leben  aus  Flur  und  Haus Drei  Monate  liegt  das  Land 

in  diesem  Todesschlafe,  Nicht  die  Höhe  der  Hitze,  sondern  die  ununterbrochene 
Dauer  derselben  während  eines  viermonatlichen  Zeitraumes  ist  es,  welche  den 
Sommer  zu  dem  lästigsten  und  gefährlichsten  Theüe  des  Jahres  macht.  Der  Monat 
August  entsiegelt  die  meisten  Testamente.  Dies  Lob  spendet  ihm  schon  Horatius 
[Episi  L  7,  3  —  9].  Der  Wärmemesser  häU  sich  fortwährend  auf  der  Höhe  von 
28—30  Graden  Beaumur.  Wie  die  Sonne  heute  sinkt,  so  steht  sie  am  Morgen 
wieder  auf.  Die  kurze  Nacht  bringt  keine  KiMung.  Eegen  fällt  nur  in  Begleit 
vorübergehender  Getoitter,  Oft  durchzieht  die  Lüfte  der  mit  afrikanischer  Gluth 
gesc^ängerte  Scirocco, . .  .  Die  letzte  Kraft  schwindet  aus  Mark  und  Beinen,  und 
Schweifstropfen  treten  aus  aUen  Poren  hervor,    Erlösung  bringt  erst  der  October, 


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512  Bas  lied  der  Arvalbrüder. 


Regen  ermäfsigte  Hitze  der  Sommermonate  ist  es,  welche  die  tödtliche 
Keberluft  erzeugt:  daher  heifst  es  in  unserm  Gebet: 
SatuT  fu,  fere  Mars:  limen  sale,  sta  berber. 
Mars  ist  Sonnengott,  dies  ist  in  dem  Namen  selbst  ausgedrückt,  den 
man  freilich  auf  sehr  verschiedene  Weise,  aber  unrichtig  gedeutet  hat**). 
Marmar  (Marwor)^'^)  heifst  der  Gott  in  unserem  liede,  d.  h.  |  'licht- 144 
glänz',  durch  Reduplication  der  Wurzel  mar  gebildet,  gerade  wie  im 
Griechischen  ^aQfiaiQCj,  fidg^agog.    Daneben  erscheint  bereits  in  unserm 
liede  die  gewöhnliche  abgeleitete  Form  Mars,  Martis^^):  Varro  scheint 


26)  Ich  führe  hier  nur  die  Abhandlung  von  Corssen  in  der  Zeitschrift  für 
vergleichende  Sprachforsohong  Bd.  U  S.  1  ff.  an. 

27)  Der  Vocal  der  eigentlichen  Stammsylbe  erscheint  hier,  wie  öfter,  ge- 
schwächt: ganz  80  in  dem  noch  als  Appellati vum  üblichen  tnarmor,  was  sowohl 
von  der  glänzenden  Fläche  des  Meeres  wie  von  glänzendem  Gestein  gebräuchhch 
war.  Wenn  einmal  Marma  steht,  so  ist  dies  vielleicht  nur  Irrthum  des  Stein- 
metzen: obwohl  auch  solche  Schwächung  im  Munde  des  Volkes  nicht  unwahr- 
scheinlich. Aus  Marmor  ist  dann  weiter  Mamar  entstanden,  wie  die  Länge  des 
a  beweist:  davon  stammt  Mamurius:  mit  diesem  Namen  wurde  in  den  SaUschen 
liedem  der  Gott  selbst  angerufen:  Mamurius  veturius  =»  Mars  vetus  (beachtens- 
werth  ist  bei  Ovid  Fast.  m.  260  die  Variante  Marmurius) ,  daraus  entstand  später 
die  Sage  von  Mamurius  Veturius  als  Verfertiger  der  Ancilien. 

28)  Mommsen  XJnteritaL  Dial.  S.  276  schützt  die  althergebrachte  Ansicht 
Mars  sei  aus  Mavors  entstanden,  durch  Berufung  auf  die  tusculanische  Inschiilt 
(BuUet.  Arch.  1847  [=  C.  I.  L.  1.  63]) :  M  •  FOVRIO  •  C  •  F  •  TRIBVNOS  1  MILITAKE  • 
DE  •  PRAEDAD  •  MAVRTE  •  DEBET:  allein  für  die  Kürze  des  a  spricht  die  oskisch- 
sabinische  Form  des  Namens  Mamers,  Mamertini  (Mafieorog^  MafA^QTtoVy  MafttQ- 
tiißoi).  In  jener  tusculanischen  Inschrift  wird  also  Mawrte  für  Mavurte  stehen, 
wenn  man  nicht  etwa  neben  Mars  auch  eine  aus  Mavors  oontrahirte  Form  Mawr$ 
annehmen  will. 

Späterer  Zusatz.  Uebrigens  will  ich  nicht  in  Abrede  stellen,  dafs  Man 
doch  vielleicht  lang  ausgesprochen  wurde :  die  lateinische  Sprache  verföhrt  in  der 
Verlängerung  kurzer  Sylben  mit  einem  gewissen  Eigensinne  oder  doch  nach  Gesetzen, 
deren  Berechtigung  sich  der  Einsicht  entzieht:  so  sollte  man  erwarten,  der  Name  Mar- 
cus hätte  kurzen  Vocal,  schon  die  reduplicirte  sabinische  Form  Mamercus  (Mafjuqxoi) 
scheint  dafür  zu  sprechen:  allein  dafs  der  Vocal  in  Marcus  lang  war,  beweist  die 
öfter  wiederkehrende  Schreibweise  mit  aa  sowohl  auf  römischen  als  griechischen  In- 
schriften: ich  führe  hier  nur  die  zweisprachische  Inschrift  bei  Böckh  C.  I.G.1. 1137 
[C.  I.  L.  I.  596]  an,  die  weder  Böckh  noch  auch  Boss  Inscr.  Ined.  I.  59  (dem  Keil 
Anal.  Epigr.  S.  79  gefolgt  ist)  richtig  behandelt  haben :  es  ist  zu  lesen : 

Q.  MABCIVM  Q.  [F.  RBQBM 
ITALICEIS  QVEI  NEGOTIAN[TVR  ARGEIS 
KOINTON  MAAPKI€\N  KOIN 
TOr  riON  PHFA  1TAA[IK0I  0/  EPFAZaMENT 
[EN  APrSOl 

Nachträglich  sehe  ich  soeben,  dafs  auch  Cavedoni  im  Bulletino  1846  S.  185  diese 
Inschrift  ähnlich  restituirt  hat. 


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Das  Lied  der  Arvalbrüder.  513 


Mars  von  Mamers  abzuleiten,  wie  der  Gott  bei  den  Sabinern  hiefs, 
V.  73:  Mars  ah  eo,  quod  marihus  in  hello  pracest,  aut  quod  ah  Sa- 
hinis  acceptus  ihi  est  Mamers,  Im  Griechischen  giebt  es  eine  Anzahl 
sichrer  Beispiele,  wo  die  Reduplication  wieder  abgeworfen  ward,  und 
die  auf  diese  Weise  verstümmelte  Fonn  scheinbar  als  Primitivimfi  sich 
darstellt:  ob  es  in  den  altitalischen  Dialekten  ähnliche  Fonnen  gab, 
mufs  ich  vor  der  Hand  unentschieden  lassen:  aber  das  lateinische 
Mars  ist  doch  wohl  als  Primitivum  zu  betrachten,  während  die  Sa- 
biner  die  reduplictrte  Form  Mamers  gebrauchten.  Mamers  aber  steht 
für  MarmarSy  daraus  erklärt  sich  die  Länge  der  ersten  Sylbe,  und 
bemerkenswerth  ist,  dafs  bei  Lycophron  v.  938  die  Handschriften  für 
Md^eQTog  zum  Theil  MaQ^BQrvog  darbieten.  Mavois  endlich  ist  ein 
Compositum,  d.  h.  Mar  vors,  der  die  Sonne  lenkt. 
145  Als  Licht-  und  Sonnengott  führt  Mars  so  gut  wie  luppiter  den 

Beinamen  Lucetius:  dafs  dieser  Beiname  sich  soviel  ich  weifs  bis  jetzt 
nur  auf  Inschriften  rheinischen  Fundorts  ^^)  nachweisen  läfst,  ist  noch 
kein  Grund  diesen  Cultus  als  einen  unrömischen  zu  betrachten ,  wie  man 
gethan  hat,  und  auch  der  Name  Kavdaojv  oder  Kavdaiog,  welchen  bei 
Lycophron  [328.  938.  1410]  Ares  führt,  ist  sicherlich  ebenfalls  ein  alt- 
itaUscher  Name  des  Mars  und  von  candor,  candere  abzuleiten.  Mit  Recht 
wird  also  in  einem  Gebet  um  Abwehr  des  verderblichen  Fiebers  Mars 
als  Sonnengott  vorzugsweise  angerufen,  da  es  eben  die  Sonnengluth  ist, 
welche  jene  fieberschwangere  Luft  erzeugt  Neben  Mars  werden  aber 
aüch  die  Laren  und  lantis  angerufen:  die  Laren  als  Beschützer  des 
Hauses  und  der  Familie,  wie  des  ganzen  Staates  und  Volks;  lanus  als 
milder,  segenspendender  Gott,  dessen  man  auch  sonst  überhaupt  bei 
Gebeten  und  heiligen  Handlungen  vorzugsweise  gedachte. 

Freilich  ist  lanus  (Dianus)  ursprünglich  ebenfalls  Licht-  und  Son- 
nengott, ist  daher  von  luppiter  und  Mars  eigentlich  nicht  verschieden: 
lanus  nahm  im  Göttersystem  der  alten  Latiner  ganz  dieselbe  Stelle  ein, 
wie  Mars  bei  den  Sabinern:  aber  in  der  Zeit,  wo  unser  lied  entstanden  ist, 
war  schon  das  System  der  römischen  Staatsreligion ,  was  aus  den  Culten 
verschiedener  Stämme  sich  gebildet,  im  wesentlichen  abgeschlossen,  und 
80  erscheint  hier  lanus  neben  Mars  als  selbständige  Göttergestalt '®). 


29)  So  z.  B.  in  den  Inschriften  zu  Wiesbaden  bei  Zell  Delect.  318:  CurteUa 
Pupusa  [nach  Brambach  Inscr.  Rhen.  929  lautet  der  Name  Prepusa]  Maiü  Loucetw 
und  Marti  Leucetio  T.  Tacitus  Censorinm. 

30)  Zu  beachten  ist  übrigens,  wie  gerade  diese  drei  lichtgötter  im  Cultus 
gewöhnlich  neben  einander  als  gleich  berechtigte  erscheinen;  so  wird  bei  der  Lu- 
ßtration  der  Feldflur  (Cato  de  Re  Rusi  141)  dem  lanus  und  luppiter  zuvor  eine 
libation  dargebracht,  ehe  man  das  Gebet  an  Mars  richtete;  ebenso  werden  bei  dem 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  33 


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514  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 

Wenn  nun  unser  Lied  eigentlich  nichts  anders  ist  als  ein  Gebet  l^ 
an  Mars  um  Abwehr  des  Fiebers,  so  pafst  es  allerdings  gar  wenig  zn 
dem  Anlasse,  bei  welchem  die  Arvalbrüder  diese  Verse  absangen.  Der 
Dienst  dieser  Priesterschaft  besteht,  soweit  die  von  Marini  publidbrten 
Inschriften  Kunde  geben,  abgesehen  von  Opfern  und  Gebeten  für  den 
Kaiser  und  das  kaiserliche  Haus,  lediglich  in  dem  Cultus  der  DeaDia'^), 
in  der  Aufsicht  über  ihren  Tempel  und  heiligen  Hain.  Wenn  in  diesem 
Haine  ein  Baum  vom  Blitz  getroffen  oder  vor  Alter  umgestürzt  ist,  wenn 
ein  neuer  angepflanzt  vnrd,  vollziehen  sie  die  altherkömmlichen  Opfer  und 
Ceremonien,  vergl.  Taf.  XXTTT  [C.  I.  L.  Tl.  2059]  XXIV  [2068]  XLIH 
[2107].  Ebenso  wenn  der  Tempel  einer  baulichen  Eeparatur  bedurfte, 
wurde  sowohl  der  Beginn  als  auch  die  Vollendung  der  Arbeit  mit  beson- 
derer Feierlichkeit  begangen:  s.  Taf.  XXXTT.  Selbst  wenn  man  eiserne 
Instrumente  zum  Anfertigen  der  Inschriften  in  den  Tempel  brachte  und 
wieder  forttrug,  bedurfte  es  besonderer  Ceremonien,  s.  Taf.  XXTTT.  XXIV. 
Hauptsache  aber  ist  das  Fest  der  Dea  Dia,  welches  alljährlich  im  Monat 
Mai  an  drei  jedesmal  im  voraus  zu  bestimmenden  Tagen  gefeiert  wurde: 
als  der  eigentliche  Mittelpunkt  dieser  Festfeier  ist  die  Lustration  des  hei- 
ligen Haines  zu  betrachten,  vergl.  Taf. XXXTT6 21 :  isdem  co(n)s(uL%bus) 
XIIII 'k(alendas)  Iun(ias)  in  luco  deae  Diae  Q,  Licinius^epos  fnag(ister) 
ad  aram  immolav(it)  porcilias  piaculares  II  lud  coinchuendi  et 
operis  faciendi;  ibique  vaccam  [bacchamj  honorariam  albamad  focu- 
lum  immolavit  Sacerdotes  in  tetrastylo  ßdrasiidoj  consederunt  et  ex 
sa^crifido  epulaii  sunt,  sumptisque  praetextis  et  coronis  spiceis  vittaiis 
[bittcUisJ  lucum  deae  Diae  summoto  ascenderunt  et  per  Q.  Licinium  Nepo- 
tem  et  Catilium  Severum  proflaminem  agnam  opimam  immolaverunt  per- 
fedo(que)  sacrificio  omnes  ture  et  vino  fecerunt;  deinde  coronis  iiMis 
signisque  unctis  Petronium  Priscum  ex  Saturnal(ibus)  primis  t» 
Sati4/malia  secunda  mag(istrum)  fecerunt  u.  s.  w.,  vergl.  aufeerdem  Taf. 


Opfer,  welches  man  vor  der  Emte  der  Ceres  darbrachte,  beim  Beginn  wie  beim 
Schlafs  der  heiligen  Handlang  lanus,  lappiter  und  Inno  (?)  bedacht,  Cato  134 
Bei  den  Opfern,  welche  die  Arvalbrüder  zu  Ehren  der  Dea  Dia  darbringen,  werden 
anmittelbar  nach  dieser  Gröttin  lanas,  pater  IovIb,  Mars  (pater  altor)  nebst  Inno  vereint, 
8.  Taf.  XXXTT  [2099]  und  XUn  [2107].  Die  Devotionsformel, 'welche  Livius  VELO 
uns  erhalten  hat,  beginnt:  lane,  luppiter,  Mars  pater,  QtUrine ,  Bellona ,  Lares.  Dafe 
lanus  regebnäfsig  die  erste  Stelle  einnimmt  (siehe  Macrob.  I.  9  und  daselbst  die  ErkL), 
ist  wohl  auf  das  Uebergewicht  des  lateinischen  Stammes  zurückzuführen.  In  wd- 
chem  Verhältnifs  Satwrnus  zu  jenen  drei  Gottheiten,  dem  lanus,  luppiter,  Mars  stand, 
kann  ich  hier  nicht  erörtern  und  mufs  einer  andern  Gelegenheit  vorbehalten  bleiben. 
31)  Entweder  gab  es  mehrere  bildliche  Darstellungen  der  Dea  Dia  (ältere  und 
jüngere  Signa)  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  neben  der  Dea  Dia  fanden  sich 
auch  die  Bilder  anderer  Göttinnen. 


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ßas  Lied  der  Arvalbrüder.  515 


XXV  [2071]  XXVn  [2076]  XXXV  [2079].  Die  ausführUchste  Beschrei- 
bimg findet  sich  auf  Taf.XLIa  [2104],  wo  auch  daslied  selbst  erhalten  ist, 
147  und  zwar  geht  daraus  hervor,  dafs  das  Lied  zum  BeschluTs  |  der  religiösen 
Feier,  nachdem  die  Götterbilder*^)  gesalbt  waren  und  aUe  Andern  sich 
entfernt  hatten,  von  den  Priestern  angestinunt  wurde:  ibi  omn(es)  lume- 
mulia  cum  rapinis  acceperunt  et  deas  unguentaverunty  et  aedes  dusa  e(st); 
omnes  faras  exierimt  Ibi  sacerdotes  clusiy  succincti,  libellis  accepHs, 
Carmen  despindentes  tripodaverunt  in  verba  haec:  und  nach  dem  Ab- 
singen des  Liedes,  nach  der  Tripodatio  ward  die  Ernennung  des  künftigen 
Vorstandes  vorgenommen.  Man  sollte  erwarten,  dafs  das  Lied  irgend- 
wie Bezug  nehme  auf  die  Dea  Dia  und  ihr  Pest,  aber  davon  ist  keine 
Spur  wahrzunehmen:  keine  Göttin,  sondern  nur  Mars^  und  mit  ihm 
die  Laren  und  lanus  werden  angerufen:  auch  weist  uns  das  Lied 
auf  dne  ganz  andere  Jahreszeit  hin,  es  pafst  durchaus  nicht  für  den 
Monat  Mai,  in  welchem  das  Pest  der  Dea  Dia  gefeiert  wurde. 


32)  üeber  den  Götterverein,  zu  welchem  die  Dea  Dia  gehört,  geben  Taf.  Xy^TT 
and  XUn  näheren  Anfschlufs.  Im  ersteren  Falle  handelt  es  sich  um  eine  Repara- 
tur des  Tempels  imd  Ansroden  eines  wilden  Feigenbaums;  beim  Beginn  des  Baues 
werden  zuerst  Suovetaurilia  maiora  geopfert,  dann  heifst  es  weiter:  item  ad  aedetn 
deae  Diae  boves  feminas  II,  lano  patri  arietes  II,  lovi  herbeces  II  aUüaneos,  Marti 
arietes  altilaneos  II,  Iwioni  deae  Diae  oves  II,  sive  deo  sive  deae  oves  11^  Vvrgi- 
m&tfs  äMs  oves  II,  Famulis  divis  verbeces  duos,  Laribus  verbeces  duos,  Matri  La- 
rum  oves  diMS,  sive  deo  sive  deae,  vn  emas  tutela  hie  Iticus  locusve  est,  oves  II, 
Fonü  verbeces  II,  Florae  oves  II  y  Vestae  oves  II,  Vestae  mcUri  oves  II;  item 
Adolendae,  Conmolendae,  Deferundae  oves  IL  Dieselben  Opfer  werden  wiederholt, 
sowie  diese  Geschäfte  vollendet  sind.  —  In  dem  andern  Falle  waren  einige  Bäume 
im  heiligen  Hain  vom  Blitz  getroffen,  und  es  galt,  diese  zu  vernichten  sowie  andere 
an  ihre  Stelle  zu  setzen,  zugleich  aber  auch  die  arae  temporales  eben  zum  Behuf 
dieser  Opfer  herzustellen:  ibi  imnw(laveruni) ,  quod  vi  tempestat(is)  ictu  fiUmin(is) 
arbor(es)  sacr(i)  l(uci)  d(eae)  D(iae)  attact(ae)  arduer(int) ,  ear(um)q(ue)  arbor(um) 
eruendar(um) ,  ferr(o)  fendendar(i*m),  adolendar(um),  commolendar(um),  item  aUor 
r(um)  restittiendar(um)  causa,  operisq(ue)  inchoandi,  arae  (lies  a/ras)  temporales) 
sacr(as)d(eae)  D(iae)reficiend(i) ,  eit^s  rei  caitsa  Itistr(um)  miss(um)  stiOvetaurüib(tis) 
maior(ibus);  item  ante  aed(em)  d(eae)  D(iae)  b(oves)  f(emvnas)  a(uro)  vimct(as)  n(u- 
mero)  II,  item  ad  ar(as)  tempor(ales)  dis  inf(ra)  s(ub)s(cripHs),  Und  nun  werden, 
ganz  wie  in  dem  oben  erwähnten  Falle,  dem  lanus  pater^  lovis,  Mars  pater  tiUor 
Opfer  dargebracht,  auf  Mars  folgt  deus  sive  dea  [Dia]  mit  zwei  verbeces,  dann  erst  der 
Genius  der  Dea  Dia,  dann  die  Virgines  divae  u.  s.  f.,  aber  es  fehlt  nach  der  Mater 
Larum  der  deus  sive  dea;  nach  Flora  kommt  Summan(o)  pat(ri)  verb(eces)  atros  II, 
und  dann  heifst  es  wieder  in  etwas  veränderter  Fassung:  Vestae  Matri  ov(es)  II, 
Vestae  deor(tmi)  dear(um)q(ue)  öv(€s)  II,  item  Adolend(ae) ,  coinq(uendae)  ov(es)  IL 
Dafs  der  Sxmimanus  pater  hier  erscheint,  hat  darin  seinen  Grund,  weil  offenbar  bei 
einem  nächtlichen  Gewitter  mehrere  Bäume  des  heiHgen  Haines  vom  Blitz  getroffen 
worden  waren  (vergl.  Härtung  Reüg.  der  Römer  IL  59).  Adolenda,  Commolenda  u.  s.  w. 
sind  übrigens  nur  als  Beinamen  der  Vesta  aufzufassen. 

33* 


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516  Bas  Lied  der  Arvalbrüder. 

Es  wird  Niemand  erwarten,  dafs  in  der  späten  Kaiserzeit  sich 
der  altrömische  Gottesdienst  vollständig  und  in  ungetrübter  Reinheit 
erhalten  habe:  dafs  aber  insbesondere  der  Dienst  der  Arvalischen 
Brüderschaft  sich  lediglich  auf  das  eine  Fest  der  Dea  Dia  beschrankt 
habe,  ist  in  hohem  Grade  unwahrscheinlich.  Die  Dea  Dia  ist  eine 
Lichtgottheit  (so  gut  wie  Inno  und  Diana),  ihr  ward  im  Monat  Mai 
drei  Tage  hindurch  ein  Pest  gefeiert:  der  Maimond  geht  der  Ernte 
unmittelbar  voraus:  es  ist  natürlich,  dafs  man  gerade  in  dieser  Zeit 
sich  des  Schutzes  der  himmlischen  Mächte  versichert,  dafs  man  den 
Segen  der  lichtgottjheiten  für  die  reifende  Feldfrucht  wie  für  Menschen  148 
und  Vieh  erfleht  und  alles  Unlautere,  alles,  was  den  Zorn  der  Götter  j 
hervorrufen  kann,  zu  entfernen  bemüht  ist**).  So  war  auch  das  Fest 
der  Dea  Dia  ursprünglich  nichts  anders  als  eine  Lustration  der 
römischen  Feldflur,  dies  sind  wohl  eigentlich  die  alten  Ambarvaiia:  die 
Tage  für  das  Fest  waren  nicht  feststehende,  sondern  wurden  jedesmal 
bestimmt,  wohl  darum,  weil  es  sich  nach  dem  Stande  der  Saatfelder 
richtete'*):  denn  man  bedurfte  zu  der  heiligen  Handlung  bereits  ent- 
wickelter, reifender  Aehren:  daher  tragen  die  Arvalbrüder  coronae 
spiceae  vittatae^^)^  daher  bringen  sie  vorjährige  und  Msche  Aehren 
(aridae  et  virides  fruges)  dar*^).  Neben  der  Dea  Dia  wird  aber  vor 
allem  Mars,  dessen  weibliches  Gegenbild  eben  die  Dea  Dia  ist,  bedacht 
worden  sein:  wie  man  ja  auch  später  bei  der  Lustration  der  Saaten, 
bei  den  Ambarvalien,  welche  jeder  Landwirth  auf  seinem  Grundstück 
feierlich  beging,  aufser  lanus  und  luppiter  ausschliefslich  den  Tater 
Mars  anrief*').     Feierlicher  Umgang  der  römischen  Feldflur  war  aber 


33)  Ueber  den  Charakter  der  in  den  Maimonat  fallenden  Feste,  die  vorzugsweise 
Reinigungs-  und  Sühnfeste  waren,  verweise  ich  auf  Rofsbach  Römische  Ehe  S. 265 ff. 

34)  Vergl.  unter  andern  die  Bestimmung  über  das  Augurium  canarium^  welche 
Plin.  XVm.  14  aus  den  Commentarii  Pontificum  anführt :  augurio  canario  dies  eon- 
stituatUur,  prixAsquam  frumenta  vaginis  exeant  et  antequam  in  vtiginwf  percemani. 

35)  Vergl.  auch  Gell.  N.  A.  Vn.  7,  8:  cuim  sacerdotii  insigne  est  spicea  Corona 
et  albae  infulae,  Plin.  XVm.  6. 

36)  Wenn  in  der  Eaiserzeit  das  Fest  der  Dea  Dia  bereits  im  December  oder  Janur 
festgesetzt  wurde,  so  war  dies  gewifs  eine  Abweichung  von  der  ursprünglichen  Sitte. 

37)  Cato  de  Re  Rust.  c.  141 :  agrum  lustrare  sie  oportet.  Impera  suoretauriUa 
curcumagi,  *cum  divis  volerUibus  quodque  bene  e^^eniat,  mando  tibi,  Moni,  ^ 
illace  suüvetaurüia  fundum,  agrum  terramque  meam,  quota  ex  parte  sive  dreuma^ 
sive  circumferenda  censeas,  uti  eures  lusirare.'  lanutn  lovemque  vwio  praefamii^, 
sie  dicito:  'Mars  pater,  te  precor  qua^oque  uti  sies  volens  propitius  mihi  dorn 
familiaeque  nostrae,  quoius  rei  ergo  agrum,  terram  fimdumque  meum  suovetatmfvi 
circumagi  iusai,  uti  tu  morhos  visos  invisosque,  viduertcUem  vastiludinemque ,  calam- 
totes  intemperiasque  prohibessisy  defendas  averruncesque ;  utique  tu  fruges ,  frumentUf 
t^ineta  rirgultaque  gratidire  heneque  evenire  siris,  pastores  pecuaque  sahra  serrasftf, 


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Das  lied  der  Arvalbrüder.  517 


auch  hier  die  Hauptsache'^).  Wenn  nun  später  von  diesen  Ambar- 
valien,  welche  die  Brüderschaft  der  Arvalen  celebrirte,  nicht  mehr  die 
Bede  ist,  so  hängt  dies  offenbar  mit  den  völlig  veränderten  staatlichen 
Verhältnissen  Roms  zusammen.  Die  Gemarkung  der  Stadt  Rom  hatte 
sich  zu  einem  umfangreichen  Staatsgebiete  erweitert;  daher  ward  der 
feierliche  Flurumgang,  der  durch  örtliche  und  klimatische  Bedingungen 
149  allezeit  bedingt  war,  von  den  einzelnen  Grundbesitzern  für  sich  gefeiert, 
die  eigentlichen  Ambarvalia  werden  sacra  privata,  den  Fratres  Arvales 
verbleibt  nur  die  Celebration  des  Theiles  der  Festfeier,  der  im  Tempel 
und  Hain  der  Dea  Dia  stattfand,  diese  sacra  publica  werden  nach  alt- 
hergebrachter Weise  für  das  Gedeihen  der  Saatfelder,  für  das  Wohl 
von  Menschen  und  Vieh  abgehalten.  Besäfsen  wir  das  Werk  des  Festus 
vollständig,  so  würden  wir  auch  hier  klarere  Einsicht  gewinnen:  wenn 
Paulus  Diaconus  S.  5  aus  Festus  excerpirt:  ambarvales  hostiae  dice- 
batUur,  quac  pro  arvis  a  duohus  (schreibe  Xu  [mit  Ant.  Augustinus]) 
fratribus  sacrificabantur,  und  Macrobius  ITL  5  sagt:  anibarvaiis  hostia 
est,  ut  aü  Pompeius  Festus,  quae  rei  divinae  causa  circum  a/rva  duci- 
tur  ab  his  qui  pro  frttgibus  faciunt,  so  ist  dies  kein  Widerspruch*^): 
Macrobius  führt  die  allgemeine  Definition  an,  dann  mag  Festus  speciell 
die  alte  Festfeier  der  Arvalischen  Brüderschaft  erwähnt  haben,  und 
darauf  geht  die  Glosse  des  Paulus  Diaconus*^). 

Wenn  nun  aber  auch  so  das  Fest  der  Dea  Dia,  da  damit  die 
Ambarvalien  .verbunden  waren,  gröfsere  Bedeutung  hatte,  als  später, 
so  ist  es  doch  kaum  wahrscheinlich,    dafs   darauf  sich  die  Thätigkeit 


dmsque  honam  salutem  valetticUnemgue  mihi,  domo  familiaeque  nostrae.  Harumce 
verum  ergo,  fundi,  terrae  agrique  mei  lustrandi  lustrique  faciendi  ergo,  sicuti  dioci, 
made  hisce  stwvetaurüibus  lactentihvs  immolandis  esto.  Mars  pater,  eiusdem  rei 
ergo  macte  hisce  suovetaurilibus  lactentüms  estoJ* 

38)  Ich  kann  Hertzberg  nicht  beistimmen,  wenn  er  in  der  Abhandlimg  de 
Ambarvalibus  et  Ambarbaübas  in  Jahns  Jahrbüchern  Supplementband  V  S.  413  ff. 
leugnet,  dafs  es  überhaupt  jemals  eine  öffentliche  Festfeier  der  Ambarvalien  gegeben 
habe,  oder  gar  dieselben  mit  den  Terminalien  für  identisch  zu  halten  scheint 

39)  Aus  gleicher  Quelle  stammt  auch  die  Glosse  bei  Mai  Class.  Auct  VlII.  39: 
arvum  compomtur  ambarvaUs  'i'  hostia  quaedam,  cum  qua  arva  ambiebant,  et  am- 
hurbifüis  'i'  hostia,  cum  qua  wrhem  ambiebant;  und  minder  genau  ib.  52:  ambwrbiales 
hontiae,  cum  quibus  arvum  ambiebant, 

40)  Auf  diese  Lustration  bezieht  sich  vielleicht  die  Glosse  des  Festus  p.  210: 
pesestas  inter  alia,  qua^  inter  precationeni  dicuntur,  cum  fundus  lustrcUur,  signi- 
ficare  videtur  pestilentiam ,  ut  intelUgi  ex  ceteris  potest,  cum  dicitw: 

Avertas  morbuin,  mortem,  labern,  nebnlam,  impetiginem. 
Der  Vers  ist  sichtlich  ein  iambischer  Octonar,  ebendarum  dürfte  aber  das  lied 
selbst  nicht  auf  höheres  Alterthum  Anspruch  machen.     Für  pestis  oder  pesestas 
scheint  in  der  Zauberformel  bei  Cato  de  B.  K.  160  pista  zu  stehen. 


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518  Das  Lied  der  Arvalbrüder. 

jener  Brüderschaft  beschränkte:  ich  möchte  namentlich  glauben,  dals, 
wie  vor  der  Ernte,  so  auch  nachher  eine  feierliche  Lustration  der 
römischen  Feldflur  durch  die  Arvalpriester  vollzogen  ward,  -und  zwar 
stand  vielleicht  diese  Lustration  zu  Mars  in  einem  ähnlichen  Yerhält- 
nifs,  wie  der  Flurumgang  im  Mai  zur  Dea  Dia.  Die  Ernte  ist  vollen- 
det, aber  nun  ist  auch  die  Zeit  der  Sonnenhitze  und  der  verderblidien 
Fieber  erschienen,  die  vielleicht  schon  während  der  Ernte  manchen 
tüchtigen  Arbeiter  weggerafft  haben:  Dank  und  Fürbitte,  eine  Lustration 
der  Feldflur  zu  Ehren  des  Mars,  des  Sonnengottes,  sind  hier  vollkommen 
angemessen:  in  dieser  Jahreszeit  gewinnen  jene  Verse  des  alten  Liedes 

Nevel  verve  Marmar  sins  inonrrere  in  pleoris: 
Satnr  fa,  fere  Mars:  Urnen  sale,  sta  berber. 

ihr  rechtes  Verständnifs.  Unmittelbar  nach  dieser  Lustration  mochte  die 
Brüderschaft  in  alter  Zeit  zur  Wahl  eines  neuen  Vorstandes  schreiten, 
weil  eben  jener  zweite  Umgang  der  Feldflur  den  Beschlufs  der  ständigen 
alljährlich  wiederkehrenden  Functionen  dieser  Brüderschaft  bildete. 

Nehmen  wir  an,  dafs  später  diese  Lustration  ganz  aulser  Ge- 
brauch kam,  dafs  man  eben  daher  auch  die  |  "Wahl  des  Vorstehers  auf  130 
das  Fest  der  Dea  Dia  im  Mai  verlegte,  so  erklärt  sich,  wie  unser 
Lied,  was  eigentlich  für  einen  anderen  Zweck  bestimmt  war,  für  eine 
andere  Zeit  des  Jahres  pafst,  eben  weil  man  den  althergebrachten 
Ceremonien  nicht  völlig  entsagen  wollte ,  bei  der  Festfeier  der  Dea  Dia 
angestimmt  ward.  Ich  sehe  voraus,  dafs  diese  Erklärung  nicht  Alle 
befriedigen  wird,  aber  es  soll  eben  auch  nur  ein  Versuch  sein  znr 
Lösung  der  schwierigen  Frage,  und  ich  bin  gern  bereit,  wenn  Andere 
Wahrscheinlicheres  vorbringen  sollten,  meine  Ansicht  preis  zu  geben. 

Zu  den  Functionen  der  Arvalbrüder  gehörten  vielleicht  audi  die 
auf  serordentlichen  Lustrationen,  welche  mehrmals  erwähnt  werden: 
auch  bei  diesen  fand  ein  Umgang  der  Stadt  oder  der  städtischen  Feld- 
flur statt,  daher  auch  hier  die  Ausdrücke  Amburbia  und  Ambarvalia 
gebräuchlich  waren:  dies  beweist  Vopisc.  vit.  Aureliani  c.  20,  wo  er 
schildert,  wie  man  bei  den  drohenden  Angriffen  der  Marcomannen  die 
Sibyllinischen  Bücher  befragt:  itum  deinde  ad  templum^  inspeäi  l^ri, 
proditi  versuSj  lustrata  urbs,  cantata  carmina,  amburbium  cdebraium, 
ambarvalia  promissa;  und  c.  19:  patrimis  matrimisque  pueris  Carmen 
indicitey  nos  sumtum  sacris^  nos  apparatum  sacrificiis,  nos  aris  ambar- 
valia indicemus*).  Die  Carmina,  die  hier  erwähnt  werden,  sindwoW 
als  alte  Lieder,  die  man  von  den  Vorfahren  überkommen,  zu  betrachten. 


[*)  Die  Stelle  ist  von  Jordan  und  Eyfsenhardt  ausgesokieden.] 


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De  Paelignorum  sermone. 


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I*). 

in  In  codice  Guelferbjrtano,   qui  olim  Gudii  fuit   et  syllogen  quan- 

dam  titulorum  Romanonun  continet,  Theod.  Mommsenus  inscriptionem 
reperit,  quam  cum  recte  aüimadvertisset  et  a  veteris  Latini  sermonis 
usu  et  a  reliquis  Italicarum  gentium  dialectis  discrepare,  in  libro  de 
dialectis  Italiae  inferioris  novissimo  loco  p.  364  publid  iuris  fecit,  idem 
vero  quamvis  dubitanter  urbi  Romae  hunc  titulum  vindicavit,  itaque 
eundem  nuper  in  ordinem  Inscriptionum  Latinarum  antiquissimanim 
nr.  194  recepit:  sed  ab  hac  societate  segregandum  esse  certum  est. 
Ipse  Mommsenus  in  Addendis  ampli  operis  p.  555  narrat  se  Bononiae 
in  bibliotheca  publica  aliam  quandam  syllogen  inscriptionum  indaga- 
visse,  in  qua  idem  titulus  descriptus  est  una  cum  alio  perquam  simili: 
adnotatum  autem  est  in  codice  iUo  Bononiensi,  hos  titulos  legi  in 
duabus  laminis  aheneis  Sulmone  repertis:  itaque  commode  nacti  sumus 
insigne  linguae  Paelignorum  specimen,  neque  iam  mirum  accidit,  si 
senno  herum  titulorum,  quamvis  multis  modis  conspiret  cum  ceteris 
Italicarum  gentium  dialectis,  tamen  peculiaria  quaedam  ostentat:  nam 
cum  plurimae  olim  sermonis  varietates  in  Italia  fuerint,  tum  etiam 
PaeUgnos  proprio  sermone  usos  esse  consentaneum  est. 

Et  posterior  quidem  titulus,  qui  integer  est,  facilem  habet  expli- 
cationem : 

ST .  roNTins 
N .  roNTins 

V  .  AUMS. 
TR.  AMDIS- 
lOVIOIS 

rvcuois  snsT.  A-  runNS 

Haec  enim  ita  interpretanda  existimo:  St.  Pontius,  K  Pontitts,  V.  AI- 
pius,  Tr.  ÄpidiuSy  lovicUibus  poculis  istam  replent,  nam  quod  in  illo 
exemplo  SnST  •  A  •  diremta  sunt,  manifestus  est  error,  neque  du- 
bixmi   quin   S  IIS  TA    scriptum   fuerit:    neque  enim   assequor,    quid 


*)  pjidex  soholarom  in  universitate  Halensi  oum  Vitebergensi  consociata  per 
aestatem  anni  MDCCCLXIV  •  •  .  habendarum.] 


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522  De  Paelignorum  sermone.    Comm.  I. 

Mommsenum,  qui  nuUam  huius  tituli  interpretationem  proposuit,  com- 
moverit,  ut  aplens  scribendiun  esse  censeret,  quod  quid  sit,  non 
intelligo.  Simplid  hoc  vocabulo  etiam  Latinos  antiquitus  usos  esse 
testatur  Festus^):  igitur  Paeligni  plens  dicebant,  quod  Latine  est  plent^ 
plane  quemadmodum  Osci  fufans,  üpsens,  deicans,'  prüfattenSj  alia,K 
Umbri  dirsans,  etaianSy  Volsci  sistiatiens  dixerunt  Quod  in  bis  Omni- 
bus dialectis  s  in  locum  litterae  t  successit,  id  ipsum  indido  est,  etiam 
Oscos,  Umbros,  Volscos,  Paelignos  olim]  [integra  clausula  ti  haud 
caruisse,  quam  Romanos  quoque  diu  servavisse  argumento  est  canni- 
num  Saliarium  versus: 

Cume  tonas,  Leucesie,  prae  tet  tremonti. 

nam  vocalis  i  eflfecit,  ut  littera  t  coUiquesceret,  plane  quemadmodum 
in  Graeco  sermone  ex  antiqua  forma  ti,  cuius  Doris  tenax  foit,  ortum 
est  ai,  vel  apud  Boeotos  d'i.  Ceterum  fieri  potest,  ut  etiam  Paeligni 
quemadmodum  Umbri  et  Osci,  nonnullis  locis  prindpalem  litteram  t 
retinuerint. 

SnSTA  interpretor  istam,  quod  quidem  referendum  ad  mensam 
sacram,  in  qua  pocula,  quae  dedicaverant  quattuorviri  illi,  collocata 
erant:  foitque  haec  lamina  ahenea  haud  dubio  mensae  affixa,  ita  ut 
breviloquentia  haec  nihü  habeat  diJBficultatis.  Apud  Graeoos  plurima 
huius  generis  exempla  leguntur,  velut  est  in  Anacreontis  epigram- 
mate  104: 

IIqIv  filv  KaXlirikris  ^*  l^Qvattro'  rdvSs  S*  ixiivov 
"Exyovoi  i€(Täaavd-\  olg  x^Q*''*'  ^v^^^^o^' 

Nec  Latinus  sermo  hanc  breviloquentiam  aspematur:  certe  non  plaDe 
dissimile  est,  quod  in  duobus  titulis  Campanis  (1200  et  1201),  qui 
leguntur  in  lapidibus  pyramidum  fonnam  referentibus ,  haec  scripta 
sunt:  lunone  Loucina  Tuscolana  sacra^  et  (Pa)le  (Tusc)olana  sacra^  ubi 
S(wra  non  tam  ara  dici  videtur,  quod  Monmiseno  placuit,  sed  mda 
sive  pyramis.  Meta  enim  sive  pyramis  ignis  apicem  significare  videtur, 
id  quod  bene  convenit  lunonis  Lucinae  et  Palis  numinibus,  quemad- 
modum Scopas  Vestae  sedenti  campteras  addidit,  vid.  Plin.  H.  N. 
XXXVI.  25.  Mensam  autem  intelligo ,  quoniam  in  ItaUds  templis  anti- 
quitus mensae  maxima  Mt  religio;  conferas,  quae  Macrobius  IH.  11,6 


1)  Festuß  p.  230:  plentur  cmUqui  etiam  sine  prcupositione  dkdHmt,  quod 

fortasse  ad  Pacuvianum  aliquem  vereum  speotat,  nam  statim  deinceps  grammaticus, 

ubi  de  Yooabulo  plerus  dicit,  Pacuvio  auotore  utitur,  et  quae  praecedit  glossa|>fe«* 

item  ad  Pacuvium  referenda  esse  videtur,  nam  in  vereu  Pacuviano  308  ed.  Ribbeck 

soribendum  est: 

PUauif  non  lUsa  antnmaie  dictio  Delphis  solet. 

ubi  nunc  flexa  legitur. 


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De  Paelignomm  sermone.    Comm.  I.  523 

ex  iure  Papiriano  profert:  ut  in  templo  lunonis  Populoniae  augusta 
mensa  est:  namqtie  in  fanis  alia  vasorum  sunt  et  sacrae  stippeUectiUSy 
alia  omamentorum:  quae  vasorum  sunt,  instrumenti  instar  habent, 
quibus  semper  sacrificia  conficiuntur,  quarum  rerum  principem  hcum 
oUinet  mensa,  in  qua  epulae  libationesque  et  stipes  reponuntwr:  orna- 
menta  vero  sunt  dypei  Coronas  et  huiuscemodi  donaria.  Neque  enim 
dedicantur  eo  tempore,  quo  ddubra  sacrantur,  at  vero  mensa  andaegue 
eodem  die,  quo  aedes  ipsae  dedicari  sdent;  unde  mensa  hoc  ritu  dedi- 
cata  in  templo  arae  usum  et  rdigionem  obtinet  pulvinaris.  Festus 
p.  157:  merhsas  in  aedibus  sacris  arar(um  vicem  obtinent,  quia)  legibus 
earum  omnium*)  s(imul  mensae  dedicantur),  ut  vd  in  ara/rum  vel  in 
(ptUvinaris  loco  \  sint,  pri)vati  quoque  in  primis  (salina  et  pateUas 
apponunt),  ubi  sacras  habituri  (sint  mensaSj  in  quibus)  parentatiOj 
non  sa^ific(ium  fiat)  *).  Adde  etiam  ib.  p.  64  (curiales  mensae).  Hinc 
pocula  et  cetera  vasa  sacra  in  hac  mensa  collocabantur;  cf.  Festus  p.  11: 
anclabris  mensa  ministeriis  divinis  aptata:  vasa  quoque  in  ea, 
quibus  sacerdotes  utuntury  anclabria  appellantur.    et  rursus  p.  77: 


2)  Leges  dedicationis,  quas  Festus  dioit,  saepius  in  inscriptionibTis  comme- 
morantur,  velut  est  in  titulo  vioi  Purfonis  (C.  I.  L,  I.  603):  L.  Äienus  L.  f.  Q. 
BaebaHus  Sex,  f.  aedem  dedicarvmt  lovis  liheri  Furfone  a,  d,  III,  idu8  Qmnctileis 
L,  Pisone  Ä.  Gäbinio  cos,  mense  Flusare  comula.  teis  olleis  legibus,  illeis  regioni- 
hus,  utei  et  quae  seq.,  quae  perperam  interpretatur  Mommsenus:  nam  cum  legen- 
dum  esse  commtUateis  coniecisset,  existimat  illeis  regionibiM  niMl  aliud  significare, 
quam  legibus  quae  sunt  Ulis  regionibus.  At  vero  illeis  regionibus  pariter  atque 
olleis  legibus  cum  verbo  dedicarunt  coniungendum  est,  id  quod  planissime  docent 
consimiles  tituli,  velut  arae  Narbonensis  (Orelli  2489) :  nunien  Caesaris  Augusii  p(atris) 
p(atriae)  quando  tibi  hodie  hanc  aram  dabo  dedicaboque,  his  legibus  hisque  regionibus 
dabo  dedicaboque,  quas  hie  hodie  palam  dixero,  uti  et  quae  seq.  et  paulo  post: 
hisce  legibus  hisque  regionibus,  sicuti  dixi,  ha^tc  tibi  aram  .  .  .  doque  dedicoque. 
Item  alia  inscriptio  Salonae  reperta  ib.  2490:  luppiter  optime  maoeime  quandoque 
tibi  hodie  hanc  aram  dabo  dedicaboque,  ollis  legib(us)  ollisque  regionibus  dabo  dedi- 
caboque, quas  hie  hodie  palam  dixero,  uti  et  quae  seq.  Hoc  antiquum  dedicationis 
Carmen  immutatum  et  in  brevius  contractum  legitur  in  alio  titulo  apud  OreUium  IIL 
6120:  Jumc  aram  locumque  iis  legibus  dedicavit,  Quod  in  titulo  Furfonis  praecedit 
COMVLA.  •  TEIS,  omnino  non  videtur  ad  leges  illas  pertinere,  sed  suspioor  decur- 
tatum  esse  ex  COM('e^)yLATEIS:  negligentissime  enim  hie  titulus  ex  arcbetypo 
a  quadratario  expressus,  qui  non  solum  litteras  singulares  et  syllabas,  sed  etiam 
integra  vocabula  praetermisit,  alia  depravavit,  velut  TEGERE  scriptum  in  lapide 
pro  tergere,  ut  opinor;  MANDARE  pro  mundare,  ut  Orellius  recte  vidit;  FASQVE 
ESTO  pro  ius  fasque  esto.  Verum  de  hoc  titulo  dicetur  alibi  pluribus.  Tractavit  nuper- 
rime  etiam  Fr.  Buecheler  [in  Meckeiseni  AnnaL  IX.  1863  p.  778  seq.],  qui  a  Momm- 
seno  pravam  istam  interpretationem  mutuatus  alia  moütus  est,  sed  nihil  profecit. 

3)  Eiusmodi  mensa  Herculani  reperta  Herentatd  Herukmai  dedioata  Oscum 
titulum  ostentat,  vid.  Mommsen  ünterital.  Dial.  p.  179. 


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524  De  Paelignorum  sermone.    CJomm.  L 


escariae  mensae  quadratae  vocatUur,  in  qutbtis  homines  epulantur^ 
anclabris  ea,  ex  qua  in  sacrificando  diis  anclatu/Ty  quod  est  hauritur 
ministrcUurqtte.  Secundum  glossaria  Labbaei  erant  r^/re^at  %qiymoi% 
cuius  memoriae  fides  incerta,  nam  mensa  certe  Herculanea  videtur 
quadrata  esse,  eandemque  formam  etiam  alias  in  artis  monmnentis 
deprehendimus :  usus  autem  est  eo  vocabulo  Naevius,  cuius  etiam  ver- 
sus ex  libro  tertio  belli  Punici  (ap.  Probum  ad  Virg.  Ecl.  6,  31 
[1,  p.  56  Klussm.])  huc  pertinent: 

Postquam  avem  aspexit  in  templo  Anchisa, 
Sacra  im  mensa  Penatixim  ordine  ponuntor. 

Pronominis  forma  sesta  singularis  quidem  est,  sed  aliorum  exemplo- 
rum  similitudine  se  tuetur:  nam  quod  exilis  littera  e  in  locum  vocalis  t 
successit,  tenendum  est  Umbros  quoque  esto  dixisse:  quod  autem 
Paeligni  sesta  dixerunt  littera  sibilante  servata,  prorsus  congruit  cum 
vetere  sermone  Romano:  nam  pro  ipsa  Ennius  (Ann.  372  T.)  et  Pacu- 
vius  (324  R.)  sapsa  dixerunt,  a  quo  pauUulum  discrepat  suapte,  quod 
quid  Sit  non  sunt  assecuti  homines  docti:  fefellit  enim  eos  similitudo 
vocabulorum  disparum.  Pronominis  demonstrativi  sus  olim  etiam  auctior 
forma  sut^  fuit  in  usu^),  hinc  suapte  dictum  pro  sapsa  sive  ipsa^ 
velut  est  apud  Lucretium  VI.  755: 

Sed  natura  loci  opus  efficit  ipsa  suapte^. 
ubi  poeta  geminavit  pronomen,  sed  diversas  copulavit  formas,  quemad- 
modum  Plautus  ipsipse^   Siculi  avTavrog,   Cretenses  a^avrog  dixerunt 


4)  Philoxenus  p.  198:  angla,  öyes,  (sor.  anglabres,  sive  anclabres 
cum  0.  Muellero)  XQdns^ai  jQiytavot,  (hg  Nißtog.  sed  p.  171:  TQäneCat  rgCyanfoi,  wf 
Nißiosy  angla,  Dixit  nuper  nescio  quis  de  usu  herum  glossariorum  in  Museo 
Khenano  XVll.  p.  159.  Lepidum  profecto  spectaculum  caecum  caecis  viae  dacem 
se  expromere,  et  iure  miretur  aÜquis  his  nugis  adespotis  locum  ooncessum  esse. 
Nam,  ut  unum  ex  multis  perstringam,  cum  ego  priscam  vocabuli  formam  ix^taxt 
horum  glossariorum  auctoritate  tuitus  essem,  iste  dicit  recentem  esse  formam,  qiiae 
Cyrilli  aetate  fuerit  in  usu,  quasi  de  Cyrilli  aetate  quidquam  constaret,  quem  qui 
Utterarum  Graecarum  historiam  composuerunt,  modo  quinto  alii  tertio  decimo  sae- 
culo  adscripserunt.  Ac  dudum  obsolevit  illud  iubaris  vocabulum:  non  iam  populi 
consuetudo  terebat,  sed  poetae  passim  usurpabant  ea  aetate,  qua  haec  glossarii  in 
usum  Graecorum  composita  sunt.  Cyrilli  autem  glossarium,  quod  dici  solet,  non 
fuit  a  principio  Graecorum  vocabulorum  sylloge  interpretatione  Latina  addita,  sed 
Latina  vocabula  Graecis  subiuncüs  complectebatur. 

5)  Hinc  in  libris  auguralibus  (Fest.  p.  351)  sttad  i.  e.  si  legebatur,  quemad- 
modum  Osci  sval  et  «t'ae,  Umbri  s^e  dixerunt 

6)  Pro  opwi,  quod  corruptum  esse  apparet,  scribendum  est  pus,  i.  e.  t?«iei«»«, 
pestiferum  halüum,  Lachmanni  coniectura:  Seä  ncUura  loci  vi  ibus  offieii  9W0 
suapte  prorsus  est  improbanda,  quemadmodum  etiam  ea,  quae  de  fonna  suafU 
disputavit,  a  vero  omnino  aberrant 


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De  Paelignorum  sermone.    Comm.  I.  525 


Suapte  natura  similiter  recto  casu  dixit  Varro  de  L  L.  V.  108:  contenfi 
his  quae  suapte  natura  ferebat  sine  igne^  item  sexto  casu  Attius  234: 
Fruges  tarnen  ipsae  suapte  natura  enitent.  Butil.  Lup.  II.  7:  ipsum 
poculufn  suapte  natura  dormienti  excidit  et  Columella  IX.  1,  6:  cibiSy 
quos  suapte  natura  terra  gignit.    In  Attii  autem  versu  492: 

Hlos  suapte  induxit  virtus,  tu  laudem  illorum  levas. 

ambiguum,  utrum  suapte  sit  ipsa,  an  pronominis  possessiv!  vice  fimgatur: 
sed  Catonianum  apud  Charis.  II  p.  219  K.  [p.  85  Jordan]  haud  dubie  huc 
pertinet:  suapte  natio  sua  separata  seorsum,  ubi  scribendum  videtur: 
suapte  natio  natura  sua  separata  seorsum.  Denique  pro  sus  sive 
VI  suus  I  Latinos  etiam  sis  dixisse  argumento  esJt  particula  si  et  cognatum 
siremps  sive  sirempse,  quod  non  satis  expedivit  Kitschelius  in  Mus.  Rhen. 
VIIL303  [Opusc.  IV.  62],  nam  pronomen  compositum  si — pte  hie  direm- 
tum  est  interposito  nomine  rem,  qui  septimus  est  casus:  de  quo  casu 
dicetur  planius  in  Quaestionibus  Grammaticis  [Beitr.  zur  lat.  Gr.  I.  p.  23] ; 
itaque  siremps,  si  formam  spectas,  inihil  aliud  est  quam  ipsa  re  sive 
reapse,  sed  significat  id  quod  ea  ipsa  re  sive  similiter:  quemadmodum 
Graeci  antiquitus  dixerunt  avrog  et  aurcfjg  pro  6  avrög  et  log  avriog, 
ita  priscos  Latinos  ad  eimdem  modum  ipse  pro  is  ipse  usurpavisse 
verisimile  est  Sed  ut  ex  his  ambagibus  revertar  unde  profectus  sum, 
ex  hac  ipsa  pronominis  demonstrativi  fonna  sis  ortum  est  illud  pro- 
nomen, quod  Paelignorum  sermoni  vindicavi,  sesta:  fortasse  etiam 
Latini  veteres  olim  similiter  sista  dixerunt,  atque  haud  sdo  an  id 
ipsum  legatur  in  carmine  apud  Caton.  de  R.  R.  c.  160,  sed  cum  igno- 
rem,  quid  veteres  libri  exhibeant,  non  audeo  illud  Carmen  explicare. 

PUCLOIS  id  est  poculis,  quemadmodum  etiam  Latini  veteres 
poclum  dixerunt,  ut  Plautus  Asin.  IV.  1,  26  [771]  (numeri  enim  lex 
flagitat)  et  Cure.  11. 3,  80  [359],  Lucilius  lib.  Vm.  fr.  11  [3  M.]  et  in  versu 
ap.  Mar.  Victor.  HI.  6,  12*),  pariterque  Osci  et  Volsci  hac  ecthlipsi  usi 
sunt  in  similibus  vocabulis^),  sed  in  primis  Umbri  frequentant,  atque 
Aaec  ipsa  ecthlipsis  effecit,  ut  littera  o  in  Paelignorum  sermone  in  hoc 
vocabulo  obfuscaretur. 

lOVIOIS.  lovius  etiam  a  Latino  sermone  non  alienum,  id  quod 
non  solum  Diocletiani  cognomen  et  Legionis  loviae  in  imperatoris 
honorem  dictae  nomen   docet,   sed   etiam  in  titulo  Campano  (C.  Inscr. 


[*)  Obversatus  esse  Bergkio  videtur  poeta  ap.  Arnobium  V.  26  (f.  112) :  Inde 
manu  podum  sumU ;  nam  apud  Victorinum  poclum  non  exstat] 

7)  Velut  vesclis  in  titulo  Velitemo  piommsen  Unterit  Dial.  p.  320],  vescUr 
in  tabulis  Iguvinis  [VIT  a  p.  13  seq.  ap.  Aufrecht  et  Kirchhoff.]  pro  vasculis  legitur, 
quamvis  Huschkius  (de  tab.  Iguv.  p.  273)  hanc  interpretationem  reiecerit 


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5^  De  Paelignomm  seimone.    Oomm.  1. 


Lat  1.565)  est:  heisce  magistreis  Venerus  loviae,  item  in  alio  (571)  bis 
legitur  magistrei  lovei  compagei,  si  quidem  recte  Mommsenus  hunc 
deum  lovium  compagum  interpretatur.  Praeterea  etiam  in  titulo  Marru- 
cino  (Momms.  Unterital.  DiaL  p.  336)  lomas  et  lovia  legitur,  idemque 
adiectivum  frequens  est  in  titulis  Umbris.  lam  cum  apertum  sit  hos 
quattuorviros  lovi  pocula  dedicavisse,  tarnen  ipsa  pocula  lovia  dici 
facile  aliquis  mirabitur.  Sed  ut  gentes  Italicae  omnium  religiosissimae 
fuerunt,  ita  verisimile  est  antiquitus  in  libando  non  quolibet  poculo 
usos  esse,  sed  unicuique  deo  deaeve  propria  ftdsse  pocula,  ita  ut  in 
singuHs  sacris  etiam  peculiari  materia  et  forma  poculorum  uterentur. 
Vasa  vinaria  non  solum  fictilia,  sed  etiam  lignea  et  ahenea  in  usu 
fuisse  testatur  Varro  de  L.  L.  T.  121,  et  apud  Nonium  p.  375  G.  v. 
lepistae:  varias  autem  formas  sacrorum  vasorum  fuisse  vel  nominum 
insignis  varietas  arguit  Verum  hie  lovia  pocula  lütercda  esse  existimo, 
in  quibus  ipsum  levis  nomen  inscriptum  fuit.  Constat  eiusmodi  pocula 
fictilia  deorum  nominibus  insignita  in  sepulcris  Etruriae  reperta  esse, 
sed  ipsi  tituli  Latinis  hominibus  haec  artis  veteris  opera  vindicant, 
Aecetiai  pocolom^  Belolai  p.,  Coerae  p.^  Keri  p.,  Lavernat  p,,  Sae- 
tumi  p,,  Salutes  p.,  Volcani  p.  (vid.  C.  In.  Lat  n.  43  seqq.)  ^).  Item  in 
Campania  maxime  in  agro  Nolano  reperta  sunt  pocula  litterata,  de 
quibus  dixit  Monunsenus  (Unterital.  Dial.  p.  313  seq.),  sed  haec  quidem 
hominum  tantum  nomina  videntur  ostentare  ^).  Eiusdem  moris  etiam  apud 
Graecos  vestigia  licet  deprehendere,  vid.  Achaei  versus  apud  Ath.  XL  466  E 
[Fr.  Com.  ed.  Mein.  IQ.  510, 12],  ubi  describit  poculum,  in  quo  Jiovioov 
scriptum  foit,  ibidemque  Alexis  [fr.  31  ap.  Nauck.]  antiquum  poculum  com- 
memorat,  in  quo  Jibg  aarrfjQog  legebatur.  Ceterum  quod  in  Etruriae  parte 
meridionali  pocula  |  illa  litterata  deorum  nomina  ostentant,  hoc  equidem  VII 
repetendum  existimo  a  pagis  sive  collegiis,  quae  in  illa  regione  faerunt 
instituta,  quaeque  nomen  fere  traxisse  videntur  a  deo,  in  cuius  erant 
tutela,  quemadmodum  etiam  in  aliis  regionibus  deorum  nomina  indita  sunt 

8)  Aecetiam  interpretantor  AequitateMy  quod  mihi  quidem  non  persuadetur, 
videtur  topicae  alicuius  deae  nomen  esse,  velut  est  Angitia:  eademque  fortasse 
Coerae  ratio,  quam  Cxvram  interpretantur.  Belola  autem  omnino  BeUonam  inter- 
pretor,  eandemque  agnosco  affectionem,  quae  est  in  Messala  (MessaUa)  pro  M»- 
satMy  Hiapalua  pro  Hispanus. 

9)  Hominum  nomina  partim  plana  sunt,  velut  marahieis  puntaisp,  quod  for- 
tasse est  Marahieis  Puntai  ist;  kanuHessim,  quod  videtur  esse  Kantdieis  sim,  nam 
sim  in  his  quidem  titulis  Nolanis  constanti  consuetudine  sed  semibarbara  scriptum 
legitur  pro  sum,  ut  Osci  pariter  atque  Latini  dicebant,  sed  Augustum  quoque  simus 
pro  sumus  scripsisse  auctor  est  Suetonius  (vit.  Aug.  87).  Quod  in  alia  patera  1^- 
tur  ?ierine,  sane  congruere  videtur  cum  Marsico  titulo  [Momms.  Unterit  Dial.  p.345]: 
vefsjune  erinie,    et  erine  patre,  sed  utrum  hominis  an  dei  sit  nomen,  incertum. 


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De  Paelignerum  sermOne.    Comm.  I.  627 


pagis,  vicis,  collegiis:  velut  ne  plura  exempla  afferam,  in  agro  Paeligno- 
nun  inter  Sulmonem  et  Corfinium  pagus  Lavemae  fuit,  quod  arguit  titulus 

(C.In.  L.  I.  1279):   magisiri  Laverneis^^) templum  bonae  deae  pagi 

decreto  faciendu(m)  curaverunt  probaruntq(ue).  Eiusmodi  poculis  litte- 
ratis  videntur  potissimum  magistri  pagorum  in  sacris  usi  esse,  cum  solenni 
ritu  deo,  in  cuius  tutela  erat  pagus,  libarent:  conferas  Varronem  deLL. 
T.  122:  praeter ea  in  poculis  erant  pater  ah  eo  qtwd  latum  Latini  ita 
dicunt  didue:  hisce  etiam  nunc  inpüblico  convivio  antiquitatis  retinendae 
causa,  quem  magistri  fiunt,  potio  circumfertur :  et  in  sacrificando  dds 
hoc  poctUo  magistratus  dat  deo  vinum.  Ex  hoc  ipso  Varronis  loco 
colligas,  paganos  etiam  in  publicis  coenis  eiusmodi  poculis  usos  esse, 
itaque  non  mirum,  si  hae  paterae  litteratae  etiam  private  usui  inser- 
vierint  et  in  sepulcris  reperiantur. 

Notabiles  sunt  nominum  formae,  quae  cum  Oscorum  more  inprimis 
congruunt:  nam  Pontius  bis  dicitur  Ponties,  quemadmodum  in  titulo 
Osco  XXXTX  üofÄTizieg  scriptum  est,  et  alibi  VitniMis  vel  Acui^iriiSy 
Staatiis,  Trebiis,  Tintiriis  legitur,  pariterque  Volsci  dixerunt  Cosuties, 
Tafanies,  Pacuies,  et  Marrucini  Alies,  Sed  in  duobus  nominibus, 
quae  in  titulo  Paeligno  sequuntur,  Alpis  et  Äpidis  extrita  est  vocalis, 
quemadmodum  Umbri  Trutitis^  Ätiersir  (nam  non  satis  tutum  est 
Kaisis)  dixerunt,  Osci  Stenis,  Pakis,  HeirenniSy  Niumsis,  alia;  Picentes 
Cais.  Et  haue  quidem  formam  nee  Latinus  sermo  ignorabat^*),  nam 
passim  in  titulis  antiquis  leguntur  CaeciliSy  Clodis,  alia,  ac  nonnulla 
etiam  usu  omnino  sunt  recepta,  velut  Verris  sive  Verres^  quod  genti- 
lidum  esse  nomen  iam  dudum  vidit  Muretus  Var.  Lect.  HI.  8,  denique 
poetae  itendidem  eiusmodi  formas  asciverunt,  velut  Plauto  dudum 
restitui  in  Asinariae  prologo  v.  11:  Demophilus  scripsit,  Mac  eis  vortit 
harbare,  non  MacciuSj  quemadmodum  Kitschelio  placuit,  in  codice 
enim  est  Maccus,  et  apud  Virgilium  de  coniectura  scripsi  [Opusc.  I.  311] 
Aen.  XIL458:  ferit  ense  gravem  Thymbraeus  Osinim^  ubi  nunc  miri- 
ficmn  iUud  Osirim  legitur.     Dixit  de  bis  formis  nuper  Eitschelius  [in 

10)  Mommsenus  perperam  pagum  Lavemartim  dictum  esse  arbitratur,  at 
Laverneis  non  est  tertins  casus  numeri  pluralis ,  sed  ex  solenni  more  secundus 
casus  requiritur,  igitur  Laverneis  nihil  aliud  est  quam  Lavemae;  quemadmodum 
Prosepnais,  Dianaes,  Dianes  dicitur,  ita  potuit  etiam  Laverneis  scribi,  sicut  in 
dativo  plurali  ais  degeneravit  omnino  in  eis,  es,  is:  ao  fortasse  peculiaris  haec 
genitiyi  forma  ex  Paelignorum  sermone  reUcta  est.  Magistri  autem  Lavemae, 
quod  Bonae  deae  templum  aedificant,  videtur  inde  repetendum,  quod  arcta  neces- 
situdo  inter  utrumque  numen  intercedit,  ac  fortasse  a  principio  Bona  dea  a  Lavema 
proreus  non  diversa  fuit 

11)  Fortasse  etiam  lanes,  quod  in  Saliari  carmine  restitui  [Opusc.  I.  484], 
eodem  modo  explicandum  est,  ut  idem  sit  quod  lanius. 


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528  De  Paelignonim  sermone.    Comm.  I. 


progr.  acad.  Bonnensi  a.  1861 ;  cf.  Opusc.  IV.  457],  sed  praeeunte  Momm- 
seno  aliena  multa  admiscuit,  velut  ex  Scipionum  nionumento  L.  Comeli 
Scipio  alia  id  genus  plurima,  nam  non  sunt  hae  integrae  fonnae,  sed 
compendia  scripturae. 

In  nominibus  ipsis  nihil  admodum,  quod  animadversione  sit 
dignum,  deprehenditnr.  Pontii  nomen,  quod  bis  comparet,  cum  Sabinis 
et  Samnitibus  in  usu  fuerit,  frequentissimum  est  in  üs  regionibus,  ubi 
Osca  lingua  radices  egit**).  Alpius  littera  tantum  tenui,  non  origine 
distat  ab  Alfio  et  Älbio:  Sabines  autem  alpum  dixisse,  quod  Latini 
album,  Graeci  älfdv  vocitarunt,  testis  est  Paul.  Diac.  p.  4.  Cetenun 
in  appendice  Valerii  Maximi  de  praenom.  [p.  484  ed.  Halm.]  homo  Sa- 
binus  Albus  Funnisilaticus  [Fumusilleaticus?]  comparet,  sed  ibi  rectius 
Alius  scribitur,  alterum  autem  nomen  fortasse  Faunisilvaticus  erat 
Apidius  rarum  est,  velut  Apidia  exstat  in  Inscr.  Regni  Neap.  4355,  sed 
aEfinia  nomina  passim  leguntur.  Item  praenomina  StcUius,  Numerins. 
VibitcSy  Trebius  plane  congruunt  cum  finitimarum  gentium  consuetudine. 
Ceterum  nee  patris  nomen  additum  neque  cognomen  comparet. 

Alterum  titulum  item  lamina  ahenea  sed  incommode  sinistrorsiim  ^iii 

mutilata  exhibebat: 

CIA  PACTA  MINERVA 

BRAIS  .  DATAS  •  PID  •  SEI  •  DD  •  I 

BRATOM  •  PAMPPERCI 

SEFFI  •  I .  NOM  .  SVOIS 

CNATOIS  . 

Mommsenus  Luciam  Paciam  (recte  enim  praenomen  redintegravit)  existi- 
mat  [Unterit.  Dial.  p.  366]  non  solum  Minervae,  sed  etiam  aliis  deabus, 
quarum  nomen  in  litteris  brais  delitescat,  donum  dedicavisse,  deinde  litte- 
ras  censet  aliter  diiimendas  esse  DAT  •  ASPID,  sed  hoc  quid  significet 
se  nescire  fatetur,  videturque  nunc  ipse  improbare  [cf.  C.  I.  L.  L  194]; 
proxima  autem  verba  interpretatur  sei  d(eus)  (sei)  d(ea)  est.  quäle 
Carmen  ab  hoc  titulo  mihi  prorsus  alienum  esse  videtur;  versu  quarto 
recte  vidit  inom  coniunctim  scribendum  esse. 

Si  quis  extemam  speciem  ac  similitudinem  quandam  litteramni 
sectatur,  vario  modo  possunt  Utterae  quae  interceptae  sunt  redintegrari^ 
velut  fortasse  aliquis  coniiciat  v.  3  embratom  i.  e.  impercUum  scriptum 
fuisse,  quemadmodum  Osci  embrcUur  dixerunt,  sed  mihi  quidem  maxime 
verisimile  videtur,  verbum  illud  detruncatum  bratom  a  vocabulo  quod 
praecedit  brais  non  esse  segregandum,  sed  una  opera  utrumque  detri- 
mentum   sarciendum.     Hoc   si   tenemus,    commode   se    offert   verbum 

12)  Exstat  nomen  Puntiü  in  titulo  Osco,  quem  edidit  Aufrecht  in  Kuhnii 
diario  IL  55  seq. 


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De  Paelignorum  sermone.    Comm.  I.  529 

februandi,  quod  dictum  a  purgamento,  qüod  februum  vocabant:  itaque 
titulus  in  hunc  modum  videtur  restituendus  esse: 

LTi]cia  Facia  Minerva 
Fe]brais  datas  pid  sei  d.  d.  1. 
Fejbratom  pam  pperci 

seffi  iüom  suois 

cnatois. 

nam  versus  quartus  et  quintus  integri  omnino  sunt.  Nihil  praeterea 
mutayi,  nisi  quod  v.  2  BDI-  scribendum  puto  pro  DD  •  I  •, 
nam  v.  3  recte  in  altero  apographo  pam  punctis  est  distinctum.  Ita 
autem  haec  interpretor:  Lucia  Pacia  Minervae  februis  datis  (hoc) 
guakcumque  donum  dat  lubens  feh-uatum,  quando  pepercit  sibi  et 
suis  gnatis. 

Minervam  plane  eodem  nomine  etiam  a  Sabinis  cultam  esse 
testatur  Varro  V.  74*^),  tertium  autem  esse  casum  Minerva  pro  Mi- 
nervai  (Minervae)  vidit  Mommsenus,  sed  monendum  est  hanc  formam 
(numerum  singularem  dico,  de  dativo  pluralis  numeri  dicetur  infra,) 
tantum  in  titulis,  qui  extra  urbis  fines  reperti  sunt,  legi,  qui  quidem 
tituli  haud  raro  peculiaria  quaedam  exhibent,  velut  in  Pisaurensibus  [C.L 
LI.  177  et  169]  est  Matre  Maiuta  et  Feronia  (quemadmodum  in  iisdem 
etiam  nominatims  matrona  pluraliter  dicitur  pro  matronae)^^)^  in  Prae- 
nestino  [C.I.L.L  1133]  Fortuna,  in  Campanis  [1200. 1201]  lunone  Loucina 
Tuscolana  et  (Taße  (Tuscjolana,  quocirca  inscr.  C.  LL.L189:  lunonei 
Loucina  non  ad  ipsam  urbem  pertinere  veri  simile  est.  Atque  ut  hie  a  ex 
ai  ortum,  ita  plane  geminum  exemplum  praebet  hie  ipse  titulus  Paelignus 
versu  proximo:  febrais  datas,  nam  quamvis  diversae  sint  formae,  tamen 
H  haec  coniungenda  esse  apparet:  datas  pro  {  daiais  dictum,  quemadmodum 
est  in  titulo  Romano  (814)  devas  comiscas  sacrum.  Febrais  datais 
interpretatus  sum  februis  datis:  purgamenta  enim,  quae  Latine  februa 
dixerunt,  Paeligni  poterant  extrita  Uttera  u  et  vocabuli  genere  mutato 
dicere:  ipsum  autem  hoc  vocabulum  Sabinis  vindicat  Varro  VI.  13: 
Lupercalia  dicta,  quod  in  Lupercali  luperci  sacra  faciunt.    Bex  quom 


13)  Feronia,  Minerva,  Novensides  a  Sabinis:  paulo  aJiter  ab  eisdem  dicitnus 
Herculem,  Vestam,  SaliUem,  Fortunam,  Fortem,  Fidem.  Ipse  secum '  pngnaret 
Varro,  si  in  primo  libro  rerum  divinarum  Vacunam  Sabinomm  deam  cum  Minerva 
compostdsset,  quod  interpres  Cruquianus  ad  Horatii  Epist.  I.  10,  49  memoriae  pro- 
didit:  sed  Cruquii  fraudes  et  errores  non  iam  morabuntur  prudentes  homines. 

14)  Fisaurensium  sermo  oninium  maxime  detritas  vocabulorum  formas  videtur 
adamavisse,  hoc  nomine  comparandus  cum  Umbrorum  finitimorum  consuetudine, 
quamquam  in  ipsa  similitudine  etiam  dissimilia  deprehenduntur.  Quae  Bitschelius 
in  Museo  Rhen.  XIV.  p.  401  [Opusc.  IV.  408]  disputavit,  alias  examinabo. 

Th.  Borgk  Kleine  Schrifton    I.  34 


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530  t)e  Paelignorum  serraone.    Comm.  t. 


ferias  menstruas  Nonis  Februariis  edicit,  hufic  diem  Februatum  op- 
peUat:  februum  Sabini  purgamentum  et  id  in  sacris  nostris  verhwn: 
nam  et  Lupercalia  FebrucUiOy  ut  in  ÄntiquitcUum  libris  demonstravi. 
adde  ibid.  VI.  34,  ubi  rursus  de  mense  Pebruario  et  die  Februato 
disserit**).  Omnia  purgamenta  Pebrua  did  solebant,  itaque  varia  ad- 
modum  isto  vocabulo  significabantur ;  docet  id  inprimis  Ovidius  Fast 
IL  19: 

Febroa  Boraani  dixere  piamina  patres: 

Nunc  quoque  dant  verbo  plurima  signa  fidem. 
Pontifioes  ab  rege  petunt  et  flamine  lanas, 
Quis  yeten  lingua  febma  nomen  erat: 
Quaeque  capit  lictor  domibos  purgamina  certis'*) 

Torrida  cum  mica  farra,  yocantur  idem. 
Nomen  idem  ramo,  qui  caesus  ab  arbore  pui-a 

Casta  sacerdotum  tempora  fronde  tegii 
Ipse  ego  flaminicam  poscentem  febma  vidi, 

Febroa  poscenti  pinea  virga  data  est. 
Deoique  quodconque  est,  quo  corpora  nostra  piantur. 
Hoc  apud  intonsos  nomen  habebat  avos. 

Adde  Censor.  de  die  nat.  c.  22 :  est  februum  quidquid  expiat  purgai- 
que,  et  februamenta  purgamenta,  item  februare  purgare  et  purum 
facere,  Februum  autem  non  idem  usquequaque  dicitur:  nam  aliter 
in  cdiis  sacris  februatur,  hoc  est  purgatur.  In  hoc  autem  mense 
Lupercalibus,  cum  Roma  lustratur,  salem  calidum  ferunt,  quod  februum 
appdlant,  unde  dies  Lupercalium  proprie  februatus  et  ab  eo  porro 
mensis  Februarius  vocitatur,  Censorinus  igitur  Lupercalibus  salem 
calidum  expiandi  causa  adhiberi  auctor  est,  quod  non  est  in  dubita- 
tionem  vocandum,  quamquam  sane  plerique  ad  pelles  caprinas  Luper- 
corum  referebant,  quae  et  ipsae  expiationi  inserviebant,  velut  Ovidius 
Fast  n.  31: 

Mensis  ab  Ms  dictus,  secta  quia  pelle  luperci 
Omne  solum  lustrant,  idque  piamen  habeni 


15)  Secundum  Augustinum  de  Civ.  D.  VIL  7  etiam  sacrum  purgatorium, 
quod  Terminalibus  fiebat,  Februum  dictum  est 

16)  Hio  versus  haud  dubie  vitium  contraxit:  ego  non  domibus  curtiSj  nt 
Merckelius  dicit ,  sed  purganUna  cortis  conieci ,  et  lictorem  Flaminis  dialis  intelligo. 
Far  et  salem  in  lustrando  adhibitum  esse  testatur  Tibullus  qui  dicitur  m.  4, 9: 

Et  natam  in  conis  hominom  genas  omnia  noctis 
Faire  pio  placant  et  saliente  sale. 

In  aliis  autem  sacris  far  solum,  quod  et  ipsum  praecipuam  expiandi  vim  habebat 
februandi  gratia  adhibebant,  unde  Varro  de  vita  Pop.  Rom.  lib.  I  [18  Kettner] 
apud  Nonium  p.  114  [78  G.] :  in  eorum  enim  sacris  liba  cum  sunt  facta,  ineemi 
solent  farris  semine,  ac  dicere  se  ea  fehrua/re,  id  est  pura  facere,  ubi  fortasse  de 
Sabinorum  sacris  Yarro  verba  facit. 


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l)e  Paelignorüm  sermone.    Comin.  I.  531 

et  V.  281 :  verum  ignis  et  salis  in  lustrando  autiquissimus  fuit  et  prae- 
dpuus  usus,  hinc  Tibullus  qui  didtur  III.  4,  10  praeter  far  saliente 
sde  uti  dicit  in  expiationibus^''),  atque  ut  ab  igiie  (jivq)  dictum  pur- 
gare  (puricare,  purigare),  ita  similis  notio  videtur  in  vocabulo  februum 
inesse,  quod  cum  ferveo  et  febris  necessitate  coniunctum  existimo. 
Item  huc  refero  exfir,  quod  Paulus  Diaconus  purgamentum  interpretatur, 
unde  in  tabulis  Iguvinis  [VI 6  17,  Vlla  38]  efurfatu  alia  descendunt 
In  hoc  titulo  PaeUgno  februa  fortasse  sunt  lanae  sive  vittae  sacrae,  quas 
expiandi  gratia  videtur  Pacia  petivisse  a  sacerdote  Minervae,  quemadmo- 
X  dum  I  Romae  pontifices  a  rege  sacrorum  et  flamine  lanas  sive  februa 
petere  solebant,  hinc  febrais  daias  scriptum:  atque  ob  id  ipsum  fortasse 
hoc  vocabulum  feminini  generis  est,  omninoque  haec  diversitas  nihil  oflfen- 
dit,  quandoquidem  saepe  in  eadem  lingua  genus  variari  solet  Quod 
autem  extrita  est  littera  w,  monendum  est  etiam  apud  Plutarch.  vit.  Rom. 
C.21  legi:  xai  lipf  fj^eqav  htelvrp^  tö  7taXaidv  ekoKow  (DeßQdxrjVj  item 
in  Sicula  inscriptione,  de  qua  dixi  in  Diario  Antiq.  1843  p.  675,  (Dqb- 
ßa^iwv,  quemadmodum  ibidem  legitur  ^Evagicov  pro  ^Iccpovagiiav^^). 

PID  SEI  pronomen  est  compositum  eo  modo,  quo  Latine  quidvis, 
quidlibet  dicitur^^):  pid  enim  Paeligni  dixerunt  prorsus  cum  ceteris 
Italiae  gentibus  conspirantes,  nam  soli  Latini  videntur  litteram  guttura- 
lem hie  servavisse :  sei  autem  nihil  aliud  est  quam  seit  sive  sity  quem- 
a(imodum  Umbri  quoque  si  dixerunt,  vid.  Aufrecht  et  Kirchhoff  I. 
p.  143.  Unde  ortum  pid  seiy  quod  hie  idem  significat  atque  Latinorum 
qualecunque^^).  Prorsus  similes  pronominum  formae  frequenter  leguntur 
in  TJmbrorum  monumentis  pure,  porsei,  porse,  porsi,  pere,  pire, 
per  sei,  persi,  pirse^  pirsi^^)^  quae  non  satis  recte  exphcaverunt 
Aufrecht  et  Kirchhoff  L  p.  137  seq.,  nam  hie  quoque  coniunctivum 
verbi  substantivi  sü  (seit)  agnosco,    qui  quod  etiam  plurali  numero 


17)  Virgines  Vestaleß  in  saoriß  faciendis  murie  utebantur,  vid.  Festus  p.  158 
et  Varro  apud  Nonium  p.  223  [151  G.]. 

18)  Quod  apud  Varronem  de  L.  L.  VI.  13  minores  libri,  apud  Censorinum 
c.  22  ter  omnes  Codices  februm  pro  februum  exhibent,  huic  varietati  non  videtur 
fides  habenda  esse:  sed  non  est  dissimile,  quod  Cato  [p.  93  Jordan]  pascdles  oves 
dixit,  quae  pascuaUs  appellabantur,  vid.  Fest.  p.  242. 

19)  Quod  Latini  in  his  indicativo  modo,  Paehgni  coniunctivo  usi  sunt,  non 
poterit  ofFensioni  esse,  haec  enim  discrimina  diversarum  hnguarum  esse  solent. 

20)  Est  enim  non  sine  modestia  de  tenui  donario  dictum,  velut  apud  Catul- 

lum  1,8: 

Qnare  habe  tibi,  qmdqxiid  hoc  libelli  est, 
Qualecnnque  qnidem  est,  pationi  nt  eigo 
Hos  uno  maneat  perenne  saeclo. 

21)  Fortasse  etiam  pisi  huc  referendum  est,  ut  sit  pro  pvi'si  dictum. 

34* 


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b32  De  Faelignomm  sermone.    Comm.  t. 


pronominis  adhaerescit,  non  potent  offensioni  esse.     Quae  sequuntur 
DD  •  I  solenne  dedicationis  Carmen  suppeditare  manifestum  est 

PAM  est  coniunctio,  quae  idem  significat  quod  Latine  quando 
dicitur.  Paeligni  simplici  forma  usi  sunt,  contra  veteres  Latinos  in 
comparandis  rebus  etiam  quamde  pro  quam  dixisse  constat  ümbri 
similiter  dixerunt  (panu)  pane,  panupei,  quas  formas  Aufrecht  et 
Kirchhoflf  I.  p.  152  et  160  probabiliter  cum  Latinis  quando  et  quamde 
composuerunt. 

PPEECI.  Latere  hie  parcendi  verbum  etiam  Mommsenus  vidit, 
sed  locum  non  expedivit;  nihil  aliud  est  quam  pepercit:  littera  novis- 
sima  abiecta  servata  tamen  est  i  integra,  quemadmodum  in  titulo 
Praenestino  1133  aperte  est  DON  •  DEDI,  quamquam  sane  alias  dedt 
pronimtiare  solebant.  Inprimis  autem  memorabilis  est  scriptura  PPEBCI 
omissa  vocali  prima,  attigit  similia  ßitschelius  in  Mus.  Ehen.  XVL  601  seq. 
et  XVn.  144  seq.  [Opusc.  IV.  479  seq.  et  488  seq.].  In  his  quae  compendia 
sciibentis  sint,  quid  ipsa  elocutio  valeat,  non  est  usque  quaque  fädle  ad 
diiudicandum,  sed  de  hac  re  planius  dicetur  in  Quaestionibus  Grammaticis. 

SEFPI  recte  Mommsen  sibi  interpretatur,  tenuerunt  igitur  Pae- 
ligni litteram  f,  quemadmodum  Osci  sifci^^)^  Umbri  tefe  L  e.  iän, 
pufe  i.  e.  uhi,  ife,  ifont  i.  e.  ibi,  ibidem  dixerunt  Ceterum  insigne 
habemus  hie  exemplum  geminatae  consonantis  praeter  rationem,  velut 
est  in  titulo  1348  arrespex  pro  aruspex,  et  Bomae  vulgo  dicebant 
Lupercos  creppos  i.  e.  Capros,  ümbri  saepius  enno  et  ennom, 

INOM.  Hac  quoque  in  parte  Paelignorum  sermo  propius  ad 
reliquas  dialectos,  quam  ad  Latinam  accedit:  similiter  ümbri  enom* 
enu,  enuky  enumek,  inuniek,  enem,  eine,  ene  dixerunt,  Osd  imm 
(ini)y  Marrucini  enei;  ümbri  tamen  praeterea  et  dixerunt,  quemad- 
modum Latini  enim  non  Ignorant,  sed  usus  diyersus. 

CNATOIS.  Simiüter  in  titiüo  Latino  Perusino  (1380)  CNATS 
legitur,  cmn  reliqui  eins  regionis  vulgares  formas  gnatus  vel  ndus 
exhibeant  ümbrico  titulo  [Aufr.  et  Kirchh.  11.  393  (tab.  Xc)],  in  quo 
\A^Eknati  legitur,  nolim  uti,  nam  ista  inscriptio  mihi  quidem  ab  Um- 
brid  sermonis  proprietate  abhorrere  videtur.  Ceterum  ipsa  dativi  forma 
congruit  cum  sermone  Oscorum,  qui  item  uis  vel  ois  dicentes  prind- 
palem  formam  firmius  tenuerunt,  quam  ümbri  aut  Latini  *^). 


22)  In  titulo  Osco,  quem  nuper  edidit  Corssen  in  Kuhnii  Diario  XI.  338, 
sed  non  recte,  ut  mihi  videtur,  explanavit,  legitur:  nep  memnim  tMjp  olam  »fd 
herüad.    Yerum  de  hoc  titulo  et  aUis,  qui  devotiones  continent,  dicetur  alibi 

23)  Quamquam  etiam  apud  Latinos  nonnulla  vestigia  antiquitaüs  dativns  inpri- 
mis singularis  prae  se  fort:  nam  lanui  Qmrino,  quod  legitur  apud  Festum  [p.  189J, 


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De  Faelignorum  sermone.    Comm.  ü.  533 


Summam  autem  tituli  ut  paucis  comprehendam ,  videtur  Lucia 
Pacia,  cum  calamitas  aliqua,  fortasse  pestilens  morbus  ingruisset,  peti- 
Yisse  februa  a  Minervae  sacerdote  ad  domum  familiamque  lustrandam ; 
tum  postquam  ipsa  cum  liberis  suis  discrimen  illud  salva  evasit,  Mi- 
nervae donum,  ut  videtur  ex  domus  suae  suppellectili,  dedicavit  idque 
postquam  expiavit,  obtuKt. 

Postquam  haec  scripsi,  vidi  etiam  HuschMum  in  libro  de  Oscorum 
et  Sabellorum  sermonis  monumentis  p.  259  de  hoc  titulo  disputavisse : 
sed  is  quidem  et  multo  plura  in  sinistra  parte  interiisse  statuit  et 
singula  longa  aliter  interpretatur :  ac  redintegrandi  periculo  fere  absti- 
nuit,  sed  hanc  proposuisse  explicationem  satis  habuit: 

cia,  Pacia  Minerva, 

Hoo  terrae  arae  umbris  datae,  quicqoid  sit,  donum  dederunt  libentes. 
Quod  sua  pecnnia  paratum  quamquam  parca  (modica) 
Sepulturae  sendet  sibi  et  suis 
Agnatis. 

Existimat  enim  titulum  sepulcralem  esse,  et  ab  initio  duas  mulieres 
reeenseri,  quarum  alten  Minervae  sit  nomen.  Yerum  haec  singillatim 
refeUere  nolo. 


n*). 

m  Nuper  in  prooemio  lectionum  aestivarum  a.  MDCCCLXTV  tenues 

reliquias  sermonis  Faelignorum,  quae  delituerunt  inter  Latinae  Unguae 
moDumenta,  illustrare  conatus  sum,  nunc  denuo  academica  necessitate 
urgente,  ea  quae  ibi  disputavi  ex  parte  retractare  visum  est 

non  ad  quartae  deohnatioDis  legem  revocandum  videtur,  sed  obfuscata  tantum  httera  o 
secnndae  est  classis;  nee  magis  metaplasmum  agnosco  in  titnlo  Calibus  reperto 
apud  Momms.  Inscr.  R.  N.  3953:  ab  lanu,  Idem  etiam  in  genitivo  accidit,  nam 
quod  apud  livium  legitur  VIQ.  20:  in  sacello  Sancus,  XXXTT.  1:  Veliterni  ApcH- 
Unis  et  Sangus  aedes,  et  apud  Festum  p.  241:  in  aede  Sanctiu,  non  hi  genitivi 
sunt  quartae,  sed  secundae  declinationis ,  httera  s  servata,  quam  etiam  Osoi  et 
ümbri  oonstanter  tuiti  sunt.  Deorum  autem  nomina  vel  maxime  antiquitatis  tenacia 
0886  conseDtaneum  est.  Cetenim  apud  Festum  non  recte  Sangt  emendant:  nam 
idem  deus  etiam  Sanctus  dictus  est,  quamquam  hoc  nomen  fortasse  ex  errore 
quodam  ortum,  nam  antiqaitus  videtur  Sancus  Sanctus  dictus  esse,  ut  Fors  For- 
tuna, quemadmodum  est  in  titulo  Inscr.  R.  Neap.  6770. 

*)  [Index  scholarum  in  universitate  Halensi  cum  Yitebergensi  consociata  per 
aestatem  anni  MDCCCLXVII  •  •  •  habendarum.] 


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534  De  Paelignorum  sermone.    Comm.  II. 


Duo  sunt  tituli  Suhnone  in  duabus  laminis  aheneis  reperti :  prior 
integer,  qui  facilem  habet  explicationem,  alter  sinistrorsum  mutilatus, 
id  quod  omnem  instaurandi  et  explicandi  laborem  irritum  facere  vel 
certe  admodum  impedire  videbatur,  cum  de  Paelignorum  sermone  nihil 
aliunde  compertum  sit.    Legitur  in  C.  I.  Lat.  I.  194: 

CIA  PACIA  MINERVA 

BRAIS  .  DATAS  •  PID  •  SEI  •  DD  •  I 

BRATOM  .  PAMPPERCI 

SEFFI  .  1 .  NOM  .  SVOIS 

CNATOIS.- 

Sed  versus  novissimos  integres  esse  iam  antea  perspexi,  hoc  minus 
verisimile  tribus  prioribus  versibus  quidquam  deesse,  quamquam  in 
primo  tituli  versu  id  facile  concesseris  ^).  Praenomen  mulieris  existi- 
mabam  Lucia  fuisse,  id  quod  Mommsen  commendaverat,  sed  cum  in 
altere  apographo  (in  Addendis  C.  I.  L.  p.  555)  sit  CIAA,  iam  non  dubito, 
quin  CAIA  legendum  sit*).  Itaque  hoc  versu  emendato  iam  apparet 
omnem  titulum  integrum  esse,  neque  vocabula  difficillima  BRAIS  et 
BRATOM  mutilata,  sed  explicationem  quaerendam. 

Quod  olim  tituli  verba  in  hunc  modum  PID  •  SEI  •  D  •  D  •  L  • 
correxi,  et  interpretatus  sum:  (hoc)  qualecunque  donum  dat  lubens% 
etiam  nunc  teneo:  est  enim  haec  solennis  cantilena,  velut  duo  tituli 
satis  antiqui  ex  Marsis  (C.  I.  L.  L.  182.  183)  testantur:  F.  A(t)iediu(s) 
Ve(s)une  Erinie  et  Erine  patre  dono  me(r)i  lih(s)^)^   alter:   Vicos  [vd 


1)  Velut  est  in  Scipionum  monumentis,  v.  Ritschi  Mon.  Priscae  Latin,  t 
XXXVin  E,  XXXIX  F  et  passim,  qnamquam  etiam  alias  nonnunquam  versuum 
exordia  valde  variantur,  velut  ib.  XL  G  et  HC,  adde  Corp.  Inscr.  Lat.  I.  n.  183. 

2)  Caia  non  Gaia  scriptum,  quemadmodum  infra  est  cnatois.  Pariter  in 
titulo  Piceno  (Mommsen  ünterital.  Dial.  p.  360)  exstat  Cais  Pai^  Variens  i.  e.  Caius, 
Et  in  titulis  antiquioribus  Latinis  passim  C  non  G  scribi  satis  constat. 

3)  Lubens  posui  Latini  sermonis  usum  communem  secutus,  sed  fortasse 
Paeligni  luhs  sive  libs  dicebant,  quemadmodum  est  in  Marsorum  titulis,  quos 
supra  adscripsi. 

4)  Sod  leotio  huius  tituli  ex  parte  incerta  est,  nam  merito  non  comparet  in 
exemplo  apud  Ritschelium  i  m  D,  sed  potius  MEIL-I  vel  MIEL'I,  et  quod  figura 
litterae  L  non  oongruit  cnm  eiusdem  litterae  specie,  quae  continuo  sequitur,  for- 
tasse describentis  error  est:  videtur  igitur  oblivium  aüqnod  vocabulum  delitescere. 
Deniqiie  non  adhibui  titulum  Marsum  1171:  Tiüdia  Tit.  F.  Bo.  Oio  D.  D.  D.D.LM, 
nam  in  exemplo  apud  Ritschelium  t.  XCVIII  K  deest  illud  M,  in  quo  titolo 
existimant  Bocto  (lapis  divisim  exhibet  BO  •  CIO)  mulieris  esse  cognomen;  at  teneo 
etiamnunc,  quod  olim  proposui,  esse  dei  nomen,  atque  interpretor  Fooo  sdo. 
Focus  sive  Fucus  videtur  deus  fuisse,  unde  lacus  Pucinus  nomen  traxit,  a  Fauno, 
ut  opinor,  non  diversus;  hinc  sdus  dictus  i.  e.  fatidicus,  vel  ex  more  iUius  regionis 


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De  Paelignorum  sermone.    Comm.  IT.  535 

IV  Vecos]  Supn.  Vidarie  Seinq.  dono  \  dedet  lubs  tnereto,  quibus  accedit 
tertius  dusdem  regionis  recentior  (184):  Sa.  Sta,  Fl.  Vic.  d.  d.  l.  m;  item 
alia  inscriptio  originis  incertae  190:  . .  misio  Mar(ti)  M.  Terebonio  C.  L. 
donum  dcU  liben(s)  meritod.  porro  tituli  prope  Amiternum  reperti  1287 : 
L  Ofdius  L.  F.  Pet  N.  DL.  M.  et  1289:  i.  P.  Modies  C.  F.  H.  D.  D. 
L.  M.  *).  Sed  nihil  attinet  plura  exempla  congerere.  Atque  hinc  iam  licet 
divinare,  quid  Paelignonun  illud  hraiom  sibi  velit,  quod  nihil  aliud 
significare  arbitror,  quam  quod  Latine  merito  dicitur.  Non  tamen  ab 
eadem  stirpe  repetenda  est  utriusque  vocabuli  origo:  quamquam  pote- 
rant  Paeligni  ex  vocabulo,  quod  Latinis  est  mereor,  Graecis  f4€LQ€ad'ai, 
littera  e  extrita  (de  qua  affectione  nuper  disserui  in  prooemio  aest  lect. 
a.  MDCCCLXVI  p.  IX  [Opusc.  I.  190])  litteram  m  deinde,  ut  par  erat,  in 
b  mutare,  tamen  littera  a,  quae  subsequitur,  non  satis  convenit  huic  veri- 
loqoio;  itaque  mihi  videtur  deducendum  esse  a  voce  reor,  quasi  Latine 
rato  dicas,  quod  Tertullianus  pro  certo  ponere  solet,  Afix)rum  credo 
consuetudinem  secutus,  qui  antiquitatis  verborum  tenadssimi  fderunt. 
Quamvis  igitur  origo  sit  dispar,  tamen  significatio  utriusque  vocabuli 
shnilis  est:  nam  quemadmodum  Latini  ratum  dicunt,  quidquid  secretum 
et  privis  tributum  est,  quemadmodum  pro  rata  parte  sive  portione 
vel  etiam  breviter  pro  rata  dici  solet,  sie  bratom  nihil  aliud  videtur 
significare,  quam  ita  ut  quis  sortem  sive  portionem  suam  nandscatur. 
Neque  Paeligni  soll,  sed  etiam  Osci  usurpabant  hoc  adverbium,  id 
quod  docet  titulus  in  Lucania  repertus  Graeds  litteris  scriptus  (Mommsen 
Unterital.  Dial.  p.  191  n.  XXXVI),  ubi  in  tympano  aediculae  versu  novis- 
simo  haec  comparent  .  . .  MKSOTBPATSilMMEIAlANl'^):  hoc  monu- 
mentum  doni  loco  fuisse  etiam  Mommsen  statuit,  quod  vel  primum  tituli 
vocabulum  iIßT  arguit,  quamquam  reliqua  quomodo  explicanda  sint, 
non  constat ;  itaque  commodus  locus  faerit  huic  adverbio  bratom  i.  e. 
merito^. 


dm;  notas  autem  interpretor  Deo  die  (nam  minus  placet  cUvum  deo,  ut  fuit  in 
Saliaribus  carminibns  divwn  deo  sttppUcate)  donum  dedit  lubens, 

5)  Apud  liviura  XXm.  11,  3  quod  legitur:  Pythio  ÄpolUni  republica  vestra 
hene  gesta  servataque  luciHs  meritü  donum  mittUote,  deque  praeda  manubiis 
tpolnsque  honorem  habetote  permirum  et  insolens  est  lueris  merüiSy  nam  quamvis 
Livius  quid  Apollo  Belphicus  responderit  referat,  tamen  rehqua  oratio  prorsus 
Latini  sermonis  proprietatem  prae  se  fert,  itaque  credo  hie  quoque  solennem  canti- 
lenam  htbentes  merito  adhibitam  fuisse:  scriptum  erat  L.  M.,  id  quod  librariis 
fraudi  fuit. 

[*)  Prima  Uttera  utrum  -i  an  Ai,  ultima  utrum  ^  an  ^  an  Af  sit,  in  dubio 
relinquit  Mommsen.] 

6)  Huschke  vero  (de  Oscorum  dialecto  p.  212)  paratum  interpretatur,  quan- 
doquidem  imperator  Osce  dicitur  emhratur,  cf.  infra  adnot.  14. 


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536  De  Paelignorum  sermone.    Comm.  II. 


Adverbium  esse  BRATOM  censeo,  producta  ultima  enuntiandum, 
si  fides  est  Osco  titulo,  ubi  BPATilM  scriptum.  In  huius  adverbii 
clausula  septimus  casus  delitescit,  qui  in  principio  cadebat  in  U  sive 
/?,  quae  clausula  passim  integra  est  servata,  velut  Latini  uhi,  sicubi, 
necubi,  alia  dixerunt,  plerumque  autem  detrahitur  vocalis,  ut  f  sit 
novissima  vel  m  in  locum  labialis  litterae  b  succedat :  ita  Osci  dixerunt 
statif,  quod  Latinis  est  statim,  Umbri  kutef  (kutep),  quod  Latinis  est 
cautim,  hanc  enim  clausulam  Latinus  sermo  frequentat,  unde  etiam 
tempus  ubi  significatur,  quom  dixerunt:  sed  dicetur  de  hac  re  plenius 
et  planius  in  Quaestionibus  Grammaticis,  ubi  septimi  casus  vim  et 
naturam  persequar.  Convenit  hie  quoque  Paelignorum  et  Oscoram 
sermo  cum  Latino:  naip  me^-üo  ablativum  ^se'),  qui  adverbii  vice 
fungatur,  satis  docet  integra  forma  semel  servata  (190)  met^od^);  quo 
accedit  Marsa  inscriptio  (183)  |  Vidorie  .  .  .  dedet  .  .  .  meretOj  quaeV 
si  sola  superesset,  possit  sane  aliquis  existimare  Latinos  originis  oblitos, 
id  quod  alias  quoque  saepius  usu  venit,  participii  casum  dativum 
promiscue  tam  de  maribus  quam  de  feminis  usurpavisse  ^). 

lam  supersunt  verba  satis  illa  quidem  obscura  BRAIS  DATAS: 
ubi  cognatimi  aliquod  vocabulum  deprehendi  certum  est:  quod  si  prius 


7)  Latina  adverbia,  quae  in  o  cadunt,  maximam  partem  ex  ablativo  OD  pro- 
ficiscuütor,  sed  passim  etiam  nominandi  casus  oHm  foit,  velut  intesttUo,  alia  id 
genus,  quamquam  postea  etiam  haec  quae  adiectiva  fuerunt,  plane  in  adTerbiomm 
numerum  relata  sunt:  denique  alia  fortasse  a  septimo  casu  repetenda  sunt 

8)  Antiquitatis  verborum  nimis  cuiiosi  eandem  hanc  formam  etiam  in  Sd- 
pionum  monumento  (C.  1.  L.  I.  32)  Ritschi  et  Mommsen  revocaverunt,  ubi  in  lapide 
exstat  merito,  versus  autem  integer  est;  nam  neque  sermonis  usus  additamentom, 
quod  ilüs  placuit  (meritod  votam),  desiderat,  neque  versus  lex  flagitat,  cum  satis 
constet  Satumii  versus  cola  modo  longiora  modo  breviora  esse.  Omnino  supple- 
menta  huius  tituli  [XXXYIH  E]  a  RitscheUo  proposita  reiicienda  sunt,  neque  enim 
numeri  Satumii  leges  vir  doctissimus  recte  indagavit,  qui  vel  legitimae  caesnrae 
vim  et  naturam,  quae  nusquam  neglecta  est,  praetervidit,  velut  finxit  versus  ad 
hunc  modum: 

Qm  oepit  Coraica  Aleri  |  aquo  nrbe  pncnandod. 

9)  Mira  inconstantia  Mommsen  titulum  184  interpretatur  VICtoriae  Domm 
Bcmt  Lubentes  Merito,  et  1462  MENERVAI  JJonum  Bat  Lubens  Merüo,  sed 
idem  in  titulo  Praenestino  1130,  ubi  est  F.  P.  D.  D.  L.  M.  interpretatur  Fortunae 
Primige  niae  donum  dant  libentes  meritae.  Quamquam  haud  sum  nescins  iam 
ipsos  Romanos  haesitavisse;  Ovidius  certe  Trist.  I.  10,43  scripsit:  Hciec  si  cond- 
gerint,  meritae  cadet  agna.  Minervae,  ubi  libri  nihil  vahant,  item  ib.  FV.  2, 12: 
Mtmera  det  meritis  scupe  datvra  deis,  neque  aliter  expUcandum  quod  ibidem  v.  57 
legitur:  Et  dabitur  merito  laureu  vota  lovi,  quod  vel  verborum  collocatio  arguit, 
ac  Tibullus  quoque  I.  9,  81  Veneri  merenti  scripsit. 


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De  Paelifmorum  sermone.     Coram.  11.  537 

vocabulum  integrum  est^^),  nomen  foit,  cuius  forma  ac  spedes  plane 
aocedit  ad  Latinum  vocabulum  res,  sed  arctissima  necessitudine  iunctum 
cum  Latino  verbo  rear,  unde  adverbium  illud  BRÄ.TOM  repetivimus. 
Genitivum  casum  hie  agnosco,  qui  apud  Paelignos  quoque  sicut  apud 
Oscos  et  XJmbros  vulgo  videtur  syllaba  as  terminatus  esse,  velut  hie 
DATAS  legitur,  sed  nomen  BBAIS  integram  seryayit  clausulam,  quae 
etiam  in  Latino  titulo  (57  vid.  Add.  [p.  554])  Prosepnais  semel  comparet; 
namque  plerumque  degeneravit  in  aes  vel  es.  Genitivi  autem  sunt 
absolutio  prorsus  ut  in  Graeco  sermone  fit;  apud  Latinos  nihil  simile 
reperitur,  neque  tamen  genitivi  usus,  quem  adverbia  praesentiarum 
(in  praesentiarum),  postridie,  die  quinti,  aUa  testificantur,  multum 
abhorret 

lam  vero  nomen  hoc  BRA  (sive  BRAS  malis)  nihil  aliud  videtur 
significare,  quam  rationem  sive  ratam  partem.  Gaia  Pacia,  cum  pesti- 
lens  morbus  ingruisset,  videtur  votum  suscepisse,  se  si  salva  una  cum 
liberis  illud  discrimen  evasura  esset,  Minervae  decimam  fitcturam  esse, 
ac  postea  voti  rea  Minervae  hoc  donum  dedicavit  Ut  enim  Festus 
auctor  est  p.  71,  decima  quaeque  veteres  diis  suis  offerebant.  Quod 
apud  Romanos  fere  uni  Herculi  deciraae  dedicatae  memorantur,  tenen- 
dum  est,  prisci  moris  vestigiahic  religiosius  servata  esse:  Hercules 
enim  cum  praeter  ceteros  rem  augere  et  bonum  eventum  per  omnia 
suppeditare  crederetur,  huic  deo  milites  praesertim  et  mercatores  deci- 
mam profanare  solebant^^).     Olim  haud  dubie  omnibus  diis  promiscue 


10)  Ego  aliqnando  suspicatos  sum  BRATAS  legendom,  ut  hie  quoque  quem- 
admodxun  in  Gauie  nomine  erratum  sit,  verum  cum  utrumque  apographon  consen- 
tiant,  eam  suspicioDem  abieci. 

11)  Decimam  dedicabant  potissimum,  ut  se  religione  solverent,  si  quid  lucri 
praeter  ins  et  fas  fecissent;  argumento  simt  Naevii  versus  ex  Colace  [27  Ribb.],  quos 
adscripsit  Priscianus  IX.  56:  Quid  (plerique  libri  gut)  decimas  partes?  quanium 
alieni  (D:  alienwn)  fuit,  Polluxü  tibi  apublicando  epulo  Her  cutis  (B:  Jiercult)  de- 
dmas.  qui  locus  nondom  persanatus  est,  nam  qui  decimas  in  Herculis  epulo  se 
poUiudsse  profitetur,  ne  iocabundus  quidem  dicere  potest,  se  alii  quidquid  alienom 
foit  profaoLavisse:  suspicor  legendum  esse: 

Quid  deoimas  partes?  quantom  alieni  mi  ftiit, 
PoUozi,  Tüfie,  publicando  epalo  Herculis 
Decimas. 

Servile  Tibii  nomen  frequens  fuit  apud  Menandrum  (vid.fr.  ine.  fab.  483),  qnam- 
quam  etiam  Leucon,  antiqoae  comoediae  poeta,  hoc  nomine  usus  est,  adde  Theophr. 
Qiar.  0.  9;  ex  Menandro  petiit  Lucianus,  atque  inde  etiam  Naevius  ascivit;  equidem 
eüam  nunc  teneo,  quod  Oomm.  de  com.  Att.  p.  107  dixi,  primam  syllabam  correptam 
esse,  nam  sie  demum  inteUigitur,  quo  iure  veteres  grammatici  hoc  nomen  ad 
Ti߀tipifv&v  gentem  retulerint,  neque  adversatur  Anth.  Fal.  XIY.  123,  11,  ubi  in 
cod.  P  non  Tlßio^  dxro»  legitur,  sed  Tlfiiog,  itaque  Tlfißiog  schbendum,  id  quod 


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538  De  Paelignorum  semione.    Coinra.  11. 


hiinc  honorem  oflferebant,  quemadmodum  Graeci,  velut  Xenophontis^ 
milites  decimam  Apollini  et  Dianae  dedicaverunt,  Athenienses  autem 
Minervae  et  publice  et  privatim  profanabant.  Quamquam  Camilli 
exemplum,  de  quo  memoriae  prodidit  livius  V.  23:  agi  deinde  de 
ApoUinis  dono  coeptum,  cui  se  decumam  vovisse  praedae  partem  cum 
diceret  Camillus,  pontifices  solvendum  religione  poptdum  censerent^^^ 
non  satis  auctoritatis  habet:  namque  tunc  Eomani  legatos  sciscitatum 
miserant  Delphos  (liv.  V.  15),  quibus  Apollo  Pythius  imperavit  haec: 
hello  perfecta  donum  amplum  victor  ad  mea  templa  portcUo.  (Liv.  V.  16). 
Quo  magis  autem  frequentabatur  olim  ille  mos  a  maioribus 
traditus  diis  decimas  offerendi,  eo  minus  mirum  est,  Paelignos  deci- 
mam partem  simpliciter  ratam  dixisse ;  magna  enim  religione  curabant, 
ut  iusta  ratio  iniretur**),   hinc  Livius  quoque  V.  23  decimam  partem 


firmat  proverbiura  (Append.  UI.  79)  Maig  xal  SCfißig,  Non  tarnen  dissimolabo 
etiam  aliam  suspicionem  natam  esse: 

Quoi  dedmas  partes?  qtuuitnm  alieni  ftiit, 
Bia,  poüuxU  publicando  epalo  Uercnlis 
Decimas. 

quod  si  railes  dixit,  se  decimas  praedae  diis  profanare  velle,  poterat  oommode  para- 
situs  Struthia,  ut  militem  ab  hoc  incepto  deterreret,  dicere,  iam  satis  factum  esse 
religioni.    Bias  autem  miles  vocabatur  in  Colaoe  Menandri ,  vid.  Meineke  Fr.  Com. 

IV.  153.  Vocandi  casus  B(a,'ui  non  abhorret  a  Menandro,  qui  Jgva  quam  J^Citf 
dicere  maluit,  ita  a  Naevio  minime  alienus.  Ceterum  quod  in  Naevii  versu  legitur 
publicando,  similiter  Livius  V.  25  dixit:  cum  praedam  Vetentanam  publicando 
8acr<mdoque  ad  nihilum  redegisse.  Ceterum  de  decima  Herculana  disseruerunt 
Henzen  in  Actis  Instituti  Archaeol.  (Bulletino  1845  p.  71  seq.)  et  in  Mus.  Bhen. 

V.  70  seq.  et  Mommsen  ad  titulos  Mummianos  (C.  I.  L.  I.  149  sqq.). 

12)  Item  aediles  vicesimam  partem  aeris  multaticii  ut  videtur  Apollini 
dedicant,  C.  I.  L.  I.  187,  quamquam  interpretatio  huius  tituli  ambigua,  nam  quod  ibi 
vicesma  parti  Apolones  dederi  legitur,  genitivi  usus  nescio  quid  insolentiae  habet: 
fortasse  oraculi  iussu  tunc  decima  ApoUini  et  Dianae  sacrata,  ut  ea  pars,  quae  ad 
Apollinem  pertinebat,  potuerit  ApoUinis  vicosima  dici. 

13)  Docet  hoc  inpnmis  titulus  Mummianus  (C.  I.  L.  I.  542  [^  Priscae  Lat 
Mon.  XUXG]): 

Sancte, 
De  decoma,  victor«  tibei  Lncios  Mammias  donom 
Moribns  antiqueis  prius  voverat  hoc  dare  sese. 
Visum  animo  suo  perfecit,  taa  pace  rogans  te 
Cogendei  dissolvendei  tu  ut  fiACilia  foxseis, 
Perficias  decumam  ut  fiaciat  verae  rationis, 
Proque  hoc  atque  alieis  doneis  des  digna  merenti. 

Titulus  hie,  cuius  apographa  tantum  vetusta  nee  satis  fide  digna  exstant,  non  una 
difficultate  laborat:  v.  2  legebatur  pro  usura,  quod  manifesto  corruptum,  Mommsen 
protniserat  scripsit,  ego  prius  vorerat  praeoptavi:  neque  v.  4  faciha  integrom, 
conieci  tu  ut  fas  ita  faxseis,  sed  etiam  quae  praeoedimt  cogendei  dissölveniei  de 
vitio  suspecta  simt:  credo  olim  fuisse  cogendei  aeris  eohendci;  genitiTi  ita  sunt 


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De  Paelignorum  serinone.    Comm.  ü.  539 


simpliciter  debitam  appellavit:  haud  facile  inibatur  ratio  iubendi  referre 
praedam  populum,  ut  ex  ea  pars  debita  in  sacnon  secerneretur. 
Tandem  eo,  quod  lenissimum  videhatur,  decursum  est,  ut  qui  se 
domumque  religione  exsolvere  vellet,  cum  sibimet  ipse  praedam  aesti- 
massä  suam,  decumae  pretium  partis  in  publicum  deferret  Idem 
V.  21  postquam  Camillum  vota  concepisse  in  hunc  modum  dixit: 
tuo  ductu  Pythice  (1.  Pythie)  Apollo  tuoque  nomirte  instinctus  pergo 
ad  delendam  urbem  Veios,  tibiqtie  Jmic  decumam  partem  praedae 
voveo,  deinde  pergit:  Veientes  ignari  ....  iam  in  partem  praedae 
suae  voccUos  deos,  ubi  interpretes  commode  adhibent  Virgilianum  Aen. 

I1L222: 

Inmimus  ferro  et  divos  ipsuraque  vocamus 
In  praedam  parteinque  lovem. 

Itaque  Paelignorum  hnnc   titulum   in   hunc  modum  iüterpretor  : 
Gaia  Pacta  Minervae  decima  data  hoc  qualecunque  donum  dat  lubens 
ineritOy  quando  pepercit  sibi  et  suis  gnatis. 
VII  Haec   quae   de   Paelignorum   sermone   disputavi,   iam   commode 

confirmantur  titulo  recens  prope  Peltuinum  reperto,  de  quo  disputavit 
Corssen  in  Kuhnii  diario  1866  p.  241  seq.,  sed  nihil  quidem  profecit^*). 
Titulus  integer  servatus,  nisi  quod  novissima  verba  mutilata  sunt: 


explicandi,  quasi  dicas:  de  cogendo  aere  solvendo  ita  ut  fas  est  faxte,  vel  cogendi  aeris 
sohendi  causa:  de  quo  genitivi  usu,  quem  historici  inprimis  frequentant,  copiose  et 
acut©  exposuit  Aubert  (Beiträge  zur  lat.  Gramm.  I.  Christianiae  1856) :  neque  abhorrere 
hanc  stmcturam,  qua  Terentius  semel  [Ad.  n.  4,  6  (269)]  usus  est,  ab  antiquiore 
sermone  Laüno  coniicias  ex  fratrum  Arvalium  actis,  in  quibus  legitur  immolavit 
porcüias  piaculares  II  lud  coinquendi  et  operis  fadunOi :  nam  solennem  cantilenam 
hanc  a  maioribus  traditam  esse  cousentaneum  est.  Sed  vel  sie  ambiguum  est,  quo 
pacto  verba  cogendi  et  solvendi  iuncta  sint  explicanda:  minime  enim  probanda  est 
Ritschelii  ratio  (Mus.  Ehen.  Vni.  491  [Opusc.  11.  638]) ,  qui  cogere  quidem  de  eo  qui 
vendit,  sed  dissolvere  de  üs,  qui  emunt,  dictum  esse  arbitratur.  Eectius  Mommsen 
de  Victore  interpretatur,  qui  universam  praedam  cogit  et  curat,  ut  decimam  iuste  per- 
solvat:  sed  obstat,  quod  hoc  ipsujn  proximo  versu  planissime  dicitur:  itaque  nescio 
an  haec  verba  sie  sint  interpretanda :  de  cogendo  aere,  quod  solvendum  est :  durius- 
culum  sane  genus  dicendi,  neque  aUud  exemplum  suppetit,  sed  eum,  qui  hos  ver- 
sicolos  Mummii  iussu  condidit,  non  satis  facundum  hominem  fuisse  apparei 

14)  Edidit  primus  Dominicus  Guidobaldi  [Neapoli  1864],  cuius  libellum  non  vidi, 
itaque  accurato  tituh  exemplo  careo:  atque  ille  quidem,  ut  Corssen  narrat,  in  vocula 
BRÄ.T,  de  cuius  expHcatione  vel  maiime  agitur,  herbam  Sabinam  sive  iuniperum 
sibi  Visus  est  deprehendisse ,  adhibita  Hesychii  glossa  ßQu&v  noa  ng  &ioTs  d^vofjt^vrj, 
quae  omnino  aliena,  vide  quae  adnotavi  ad  Sapphonis  fr.  49  ed.  UI  [et  IV].  Sed  non 
minus  a  vero  aberravit  Corssen,  qui  Huschkium  secutus  (vid.  de  dial.  Oscorum  p.  212, 
ubi  BPATSiM  paratum  iriterpretatur)  et  Buggium  (qui  [in  Kuhnii  diario  V.  30]  in 
tabula  Bantina  1.  6  legendum  proposuit:  pan  pieiaum  brateis,  h.  e.  ut  ilü  videtur 
parcais,  cum  Huschke  [p.  84]  umbratcü  tueatur  et  ab  imperando  repetat)  novissima 


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540  Do  Paelignorum  sermono.    Comm.  IL 


T.  Veti 

duno 

didet 

Herclo 

lovio 

brat  .  . 

data  . 

ubi  bratas  datas^^)  scribendum  esse  argumento  est  titulus  Paelignus: 
Vestini  enim  videntur  aut  eodem  prorsus  sennone  usi  esse,  quo  Pae- 
ligni,  aut  simillimo.  Atque  hie  quoque  nonnulla  plane  conspirant  ciun 
Oscorum  sermone,  velut  Herclo,  quod  Osci  dicebant  HereMüt  (vid.  tab. 
Agn.  A  13  et  B  16),  duno,  quod  Oscis  est  dünüm  ut  videtur  (vii 
inscr.  VII),  Umbris  runum;  didet  sane  est  singulare,  cuius  loco  dedd 
(dedit)  exspectaveras:  nam  Oscorum  didest  (tab.  Bani  16  [Momms.  Un- 
terit.  Dia],  p.  146])  reduplicatione  auetum;  sed  eiusmodi  inconstantia 
nuUam  habet  oflfensionem ^ ^).  Interpretatio  huius  tituli  plana:  T.  Vä- 
tius  donum  dedit  Herculi  lovio  decima  data. 

Atque  hie,  ubi  Herculi  donum  dedicatur,  explicatio  verborum 
bratas  datas,  quam  proposui,  minus  etiam  dubitabiüs  videbitur:  deca- 
mam  dare  etiam  in  Latinis  tituhs  exstat,  uti  est  apud  Orellium  1756: 
CW.  Flaccus  Q,  FuL  F.  decumam  partem  Herculi  et  pro  reditu  felim- 
simo  ex  Africa  Vibi  fratris  et  pro  $al.  Petinae  matris  signa  aurea 
Fortunae  Praen.  et  Feroniae  sanctissimae  DD  T.  Vinio  Cos.,  quam- 
quam  hie  titulus,  quoniam  simul  alia  dona  aliis  düs  dedicata  recenset, 
non  multum  probat;  certius  exemplum  praebet  Plautus  in  Bacchidibus 
V.  665  [IV.  4, 15]:  Sifrugist,  Herculem  fecit  ex  patre:  Decumam  par- 
tem ei  dedit y  sibi  novem  dbstulit:  item  huc  pertinet  titulus  C.  I.  L.  L  157: 
vicesma  parti  Apoloties  dederi :  sed  solennis  titulorum  dictio  est  decima^^ 


Vestini  tituli  verba  hrat  .  .  data  explicat:  parata  (qpera)  data  (stmt);  quae  qaan- 
topere  a  monumentorum  sermone  recedant,  quilibet  videt;  itaque  singillatim  haec 
redargnere  non  est  operae  pretium. 

15)  Nam  videtur  etiam  in  ultimo  vocabulo  Uttera  detrita  esse,  si  fides  est 
CJorsseni  apographo. 

16)  Errant  qui  in  Ms  argutantur  vel  quae  ipais  videntur  a  ratione  recedere 
corrigunt,  velut  Corssen  in  inscriptione  Osoa,  de  qua  disseruit  in  Kuhnii  diario 
XI.  338  seq.,  cum  in  priore  tituli  parte  putians,  in  posteriore  potiad  legatur,  prins 
tanquam  vitiosum  tollere  conatus  est;  neque  enim  prudentes  ülitteratorum  monu- 
raentis  scribendi  aequabilitatem  vindicabunt,  quam  ne  docti  quidem  sectati  sunt 
Huc  accedit,  quod  Oscus  ille  titulus  non  ab  eadem  manu  est  exaratus,  sed  devo- 
tiones  plane  diversas  exhibet,  id  quod  aliis  exempHs  confirmabo,  ubi  de  defixionibos 
disputabo:  nihil  vidit  C.  Wachsmuth,  qui  titulos  collegisse  satis  babuit  (Mus.  Bhen. 
XVin.  559  seqq.). 


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t)e  Paelignomm  setmone.    Oomm.  II.  541 

facersy  ut  est  in  titulo  Tiburtino  1113:   Herculei  C,  Antestius  Cn.  F. 
Cens,  decuma  facta  iterum  dat,  in  Sorano  1175: 

M.  P.  Vertnleieis  C.  F. 
Quod  re  sna  difeidens  aspere  afleicta 
Farens  timens  heio  Yoyit,  voto  hoc  solato 
DeoTima  facta  poloucta  leibereis  lubentes*) 
Donu  dämmt  Hercolei  maxsume  mereto: 
Semol  te  orant  se  voti  crebro  condemnes. 

vniitem  1290: 

donum  d]edit  L.  Aufidi.  D. 
f  .  .  .  de]ciima  facta 
Hercol]i  mer.  iterum 
simul]  te  orat  tu  es 
sanctos]  deus  quei  ton 
am  te]  paoem  petit 
adiouta. 

sed  restitutio  incerta;   denique  in   titulo  Campano  In.  R.  Neap.  3578: 
is  ter  Hercuii  decumam  fecit 

Haec  autem  varietas,  quod  promiscue  decumam  dare  et  decumam 
facere  didtur,  non  est  inde  repetenda,  quod  Latinum  verbum  dandi 
coaluit  ex  duabus  plane  diversis  stirpibus,  quas  Graeci  didövat  et 
n&tvai  dicentes  discriminant^^),  ita  ut  in  locum  verbi  facere  etiani 
dare  L  e.  rid^avai  substituere  liceat,  sed  dare  hie  potius  revera  est 
diddvai,  idemque  hie  facere  signifieat;  nam  decum^tn  facere  inter- 
pretor  profanare,  sacrificare,  Videntur  sane  homines  docti  existimare 
decumam   facere    nihil   aliud  esse,    quam  partem  diis  debitam  secer- 


[*)  Lapis  sine  nllo  litterae  n  vestigio  exhibet  LVBE  |  TES,  qua  de  re  vid. 
Opusc.  I.  380  et  Ritschi  Priscae  Lat  Mon.  p.  46.] 

17)  Hinc  Plautus  in  Epidico  IV.  1 ,  18  [544] :  anni  mtUti  me  dübiam  danunt, 
quod  postea  reddere  dicere  maluerunt  [cetemm  dämmt  praeoccupavit  Gruterus 
improbante  Göetzio,  qui  dubiam  me  dant  praeoptavit:  Codices  aut  de  ubi  andant  (B) 
aut  dubiam  dcmt  (JFZ)  repraesentant] ;  item  stragem  vel  funera  dare  dicere  solent, 
iurbas  dare  comici  frequentant,  item  dare  pugnam  dicnnt,  pausam  dare  Ennius, 
saUum  dare  Virgilius.  Hinc  prorsns  nt  Graecum  ti&ivai  idem  fere  signifieat,  quod 
ponere,  yelnt  se  dare  foras,  ad  terram  dare,  in  luchis  dare;  ambigua  sunt  gemitum, 
sonitum,  lacrimas  dare;  quid  quod  vel  factum  dare  et  effectum  dare  dixerunt; 
nee  dissimile  quod  est  in  titulo  illo  Aesemino  (In.  R.  Neap.  5078) :  iste  mxdus  me 
adf actum  dabit,  cuius  dicti  vim  non  sunt  assecuti  arTikoxönai  nostri;  rusticus 
parcus  in  deversorio  band  gravate  copae  solvit  pro  prandio  suo,  sed  cum  pro  asini 
cibarüs  duo  asses  denique  solvendi  sunt,  sumtum  aegre  ferens  dixit:  iste  multts 
9^  affectum  dabit  h.  e.  pessum  dabit 


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642  t)e  taelignonun  setmone.    Comm.  tt. 


nere*®),   neque  tarnen  titulus  Mummianus  hanc  interpretatioiieni  con- 

firmat: 

Ferficdas  decumam  ut  faciat  verae  rationis. 

Sed  hoc  quoque  nihil  aliud  est,  quam  decumam  sacrificare,  vera  ratione 
subdiicta;  genitivus  inservit  describendo^^j;  itaque  in  titulo  Sorano 
(1175),  ubi  legitur  decuma  facta  poloucta,  copulantur  ex  antiqui  ser- 
monis  consuetudine  vocabula  quae  idem  significant  Etenim  veteres 
Eomani  cum  decimam  persolverent,  solebant  deo  sacra  facere  et  simul 
viscerationem  dare,  imperatores  et  divites  populum  Universum,  (cf. 
Mommsen  C.  I.  L.  L  p.  150)  pauperes  cognatos  et  amicos  videntur  coena 
excepisse.  Sed  praeterea  ut  honoris  düs  persoluti  memoria  exstaret, 
dedicabant  donum  aKquod:  decima  parte  usos  esse  ad  hoc  donariuni 
consecrandum,  testificatur  titulus  Mummianus: 

De  decuma,  Victor,  tibei  Lucius  Mummius  donum 
Moribus  antiqueis  prius  yoverat  hoc  dare  sese. 

Sed  alias  videntur  etiam  ultra  liberaüter  de  suo  largiti  esse,  velut  Ver- 
tuleiorum  titulus  arguit: 

Decuma  facta  poloucta  leibereis  lubentes 
Donu  danunt  Hercolei  maxsume  mereto. 

Item  quod  in  aliis  titulis  breviter  dictum  est  decuma  facta,  ad  eundem 
modum  explicandum,  hoc  est  voto  soluto  et  decima  sacrificata,  non 
ratione  subducta:  igitur  hie  quoque  accessio  fit  ad  decimae  honorem. 
At  Camillus,  cum  Apollini  decimam  vovisset,  nullas  epulas  praebuit, 
sed  cum  praedae  partem  debitam  coegisset,  ea  pecunia  usus  auream 
crateram  fecit,  quae  Apollini  Pythio  dedicaretur,  vid.  Liv.  V.  25. 


18)  Gerte  Henzen  Bulletino  [1845]  p.  77:  la  memione  dd  fare  la  decuma 
poirebhe  sembrare  super flua;  il  credo  mentovato,  per  che  era  operazione  diffieiU, 
uno  shaglio  nella  quäle  potrebhe  eccitare  Vira  del  dio,  laonde  neHa  lapida  reaima 
soprallodata  egli  vien  pregato  espressamente :  perficias  decumam  ut  faciat 
verae  rationis,  Neque  aliter  Mommsen,  qui  p.  150  scripsit  Vertuleios  decima 
facta  cenam  sacram  parasse. 

19)  Velut  quod  Horatiuß  Sat  I.  4,  17  dixit:  di  .  .  me  ,  ,  pusiüi  Finx^ufä 
animi. 


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Va 


r  1  a. 


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[De  CorniMo  poeta]*). 

in  De  Cornificio  poeta  ciim  nonnulla  dissero,  non  inutilem  prorsus 

laborem  mihi  videor  suscepisse :  incidit  enim  eius  aetas  in  illud  tempus, 
quod  clarissimorum  poetarum  studiis  satis  fuit  illiistratum :  et  magna 
ingenia  cum  admiramur,  operae  pretiimi  videtur  etiam  ad  eos  animum 
advertere,  qui  secimdum  vel  tertium  locum  obtinuerunt  vel  etiam  infra 
coilocandi  sunt.  Et  Cornificii  quidem  aetatem  et  ingenium  aliqua  ex 
parte  Oridius  in  Trist,  ü.  427  significat: 

Sic  sua  lascivo  cantata  est  saepe  Catullo 

Femina,  cui  falsmn  Lesbia  nomen  erat, 
Nee  contentus  ea  multos  vnlgavit  amores, 

lu  quibus  ipse  suum  fassus  adulterium  est. 
Par  fuit  exigui  similisque  licentia  Calvi, 

Detexit  variis  qui  sua  furta  modis. 
Quid  referam  Ticidae,  quid  Memmi  Carmen,  apud  quos 

Rebus  abest  nomen  nominibusque  pudor? 
Oinna  quoque  bis  comes  est  Cinnaque  procacior  Anser 

Et  leve  Comifici  parque  Catonis  opus. 

Ex  hoc  enim  loco  discimus  primum  Cornificium  aequalem  fuisse  Ca- 
tulli,  Calvi,  Ticidae,  Memmii,  Cinnae,  Catonis  Valerii;  deinde  Cornifi- 
cium pariter  atque  illos  amatoria  carmina  composuisse.  Atque  aetatem 
poetae  accuratius  etiam  describere  possumus,  etenim  mortuus  est  anno  712 
vel  713  a.  u.  c,  siquidem  Hieronymus  in  Chron.  Euseb.  MDCCCCLXXVI 
[Suet.  Kel.  ed.  Reifif.  p.  41]  dicit:  Cornifi^ius  poeta  a  müitihus  desertus 
interiit,  quos  saepe  fugientes  galeatos  lepores  appellaverat.  Huius  soror 
Comificiay  cuius  exstant  insignia  epigrammata.  In  turbis  fluctibusque 
bellorum  civilium  Cornificium  a  militibus,  quos  libertate  oris  lacessiverat, 
interemtum  esse  prorsus  non  abhorret  a  probabilitatis  specie.  Hlud  vero 
bene  factum,  quod  ex  hoc  Hieronymi  loco  cognoscimus  Cornificio  etiam 
sororem  fuisse,  quae  et  ipsa  poesin  attigit.  Cornificium  cum  CatuUo 
amicitia  coniunctum  fuisse  ostendit  illius  Carmen  38: 


*)  [Indices  lectionum  .  .  .  quae  in  academia  «Marburgensi  per  semestre  aesti- 
vum  a.  MDCCCXUn  •  •  •  babendae  proponuntur.] 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  35 


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546  De  Coraificio  poeta. 


Male  est,  Cornifici,  tuo  Catullo, 

Male  est,  me  hercole,  et  laboriose, 

Et  magis  magis  in  dies  et  horas. 

Qnem  tu,  quod  minimum  facillimumqne  est, 

Qua  solatus  es  adlocutione? 

Irascor  tibi.    Sic  meos  amores? 

Panllam  quid  labet  adlocutionis, 

Maestius  lacrimis  Simonideis. 

quod  poetam  fuisse  Cornifidum  satis  significat  lam  supersunt  duo 
quamvis  tenuia  fragmenta  carminum,  quae  produnt  Comifidum  eodem 
modo,  quo  CatuUmn  ad  Graecorum  exemplum  se  composuisse.  Ver- 
sum  hendecasyllabum  affert  Macrob.  Saturn.  VT.  4,  12:  üem  apud 
Comifidum  [I.  1  L.  Mueller] 

Deducta  mihi  voce  garrienti. 

et  ibid.  c.  5,  13  [IL  2  M.]:    Comificius  in  Glauco 
CentauroB  foedare  bimembres. 

Quod  Macrobius  statuit,  Virgilium  hos  ipsos  Comificii  versus  imitatumiv 
esse,  cur  reiidendum  sit,  pluribus  explicare  nolo:  at  illud  certe  apparet, 
Comifidum   aetate  priorem   fuisse  Virgüio,    itaque  haec  prorsus  con- 
gruunt  cum  iis,  quae  modo  de  Comificii  aetate  dixi 

At  ego  quidem  Comificium  non  solum  poetam  fuisse,  sed  cum 
poesi  etiam  grammaticae  artis  Studium  coniunxisse  censeo:  quod  pror- 
sus congruit  cum  illius  saeculi  consuetudine,  quemadmodum  lidnius 
Calvus  artem  dicendi,  rhetoricam  et  grammaticam  Valgius  cum  poesi 
copulavit.  Etenim  non  dubito,  quin  Etymorum  libri  qui  dicuntur  ad 
hunc  ipsum  Comificium  sint  referendi.  Huius  operis  librum  III.  memo- 
rat  Macrobius  Sat  I.  9,  11:  lanumque  ah  eundo  dictum,  quod  mundus 
semper  ecUj  dum  in  orbem  völvitur  et  ex  se  initium  faciens  in  se  refer- 
tur,  unde  et  Comificius  Etymorum  libro  tertio:  Cicero,  inquü,  non 
lanum,  sed  Eanum  nominat  ah  eundo:  hinc  et  Phoenices  in 
sacris  imaginem  eius  exprimentes  draconem  finxerunt  in 
orbem  redactum  caudamque  suam  devorantem,  ut  appareai 
mundum  et  ex  se  ipso  ali  et  in  se  revolvi:  ideo  apud  nos  in 
quatuor  partes  spectat,  ut  demonstrat  simulacrum  eius  Fa- 
leris  advectum.  Haec  omnia  ad  Comificium  refero,  non  tantum  illa: 
Cicero  non  lanum,  sed  Eanum  nominal  ab  eundo.  .Conunodius  enim 
longo  Macrobius  ipsum  Ciceronem  auctorem  adhibuisset,  si  nihil  praeter 
hoc  ex  Comifido  voluisset  proponere.  Ciceronis  autem  locus,  qui  requ- 
citur,  est  in  libro  de  Nat  Deor.  11.  27,  67:  principem  in  sacrificando 
lanum  esse  voluerunt,  quod  ab  eundo  nomen  est  ductum,  ex  quo  trän- 
sitiones  perviae  lani,  foresque  in  liminibus  profanarum  aedium  ianuae 


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De  CJornificio  poeta.  54? 

notninarUur.  Porro  Macrobius  I.  17,  9  Cornificio  utitur:  Comifidu^ 
arbUratur  Apollinem  nominatum  änb  toD  dvaTroXelv,  id  est,  quia  intra 
drcuitutn  mundi,  quem  Graeci  7t6Xov  appellant,  impetu  latus  ad  ortus 
refertur.  et  ibiA  infra  [33]:  0dißog  appeUatur,  ut  ait  Comificius,  äjtb 
lad  (poiTäv  ßi(f,  quod  vi  fertur.  Quae  ex  eodem  hoc  opere  petita  esse 
aiguit  Macrobius  ibid.  cap.  extr.  [61]:  Pythius  eo  tempore  appdlatur, 
(hg  Tiv^caov  d^ewv,  S  iori  töv  Telei%aiov  ÖQdfxov  tq€X(ov:  idem  ei  nomen 
cmvenü  et  cum  Capricomum  rursus  ingrediens  ultimum  brevissimi  diel 
cursum  intdligitur  peregisse  et  ideo  in  aUerutro  signorum  peracto 
annuo  spatio  draconeth  Apollo,  id  est  flexuosum  iter  suum,  ibi  con- 
femse  memoratur:  hanc  opinionem  Comificius  in  Etymis  retulit.  Porro 
huc  pertinet  alius  Macrobii  locus  I.  23,  1:   nam  cum  ait  Hmnerus: 

Zivg  yag  ig  ^Slxiavov  /dtr*  äfivfiovteg  At&ionijag 
Xd-tCög  ^ßrj  fÄCTtt  daiTUt  ^Bol  cF*  üfia  ndvreg  €7iovto, 
Jojiixdtrji  d^  toi  avd-ig  iXevanat  OüXvfxndvdi, 

lovis  appellatione  solem  intelligi  Comificius  scribit,  cui  unda  Oceani 
vdut  dapes  ministrat:  ideo  entm,  sicut  et  Posidonius  et  Cleanthes  affir- 
mant,  solis  meatus  a  plaga  quae  usta  dicüur  non  recedit,  quia  sub 
tpsa  currit  Oceanus,  qui  terram  et  anibit  et  dividit,  Apparet  ex  Omni- 
bus bis  lods,  quos  Macrobius  servavit,  Comificium  deorum  nomina, 
quam  vim  et  significationem  haberent,  exposuisse:  itaque  non  dubito, 
quin  integra  operis  inscriptio  fuerit  de  etymis  deorum  j  arguitque  hoc 
Priscianus  VI.  1 1.  p.  267  ed.  Krehl  [Gr.  Lat  ed.  Keil  11. 257] :  Comificius  in 
primo  de  etymis  deorum:  ipsis  vero  ad  Cereris  memoriae  novandae  grcUiam 
leäus  sternuntur,  ita  enim  corrigendum,  codd.  de  etoemis,  de  etheomis, 
de  ecdemis,  alia  exhibent.  Auctorem  autem  huius  operis  de  etymis  deo- 
rum non  diversum  esse  a  Comifido  poeta  satis  arguit  Macrobius,  qui 
cum  et  carmina  et  libros  de  etymis  adhibeat,  profecto  distinctius  da- 
riusque  locutus  esset,  si  diversi  essent  Comifidi:  at  vero  et  carminum 
et  etymorum  autorem  sie  simpHciter  Comificium  appellat  Neque  illud 
obstat,  quod  in  etymorum  libro  UI.  Ciceronis  Hbri  de  natura  deorum 
respiduntur,  quos  libros  Cicero  anno  antequam  mortuus  est  edidit: 
commode  igitur  Comificius,  qui  anno  a.  u.  c.  712  decessit,  potuit  Cice- 
ronis illos  libros  commemorare:  sequiturque  inde  Comificium  extreme 
fere  aetatis  tempore  anno  u.  a.  c.  711  sive  712  hoc  de  etymis  deorum 
opus  edidisse.  At  hoc  ipsum  opus  denique  refero  ea,  quae  Amobius 
servavit  adv.  Gent  IIT.  39,  ubi  de  diis  Novensüibua  disserit:  si  novena- 
rius  numerus  cognomen  Novensilium  ducit,  Comificius  labare  cognosci- 
tur,  qui  novitati  pra^esidentibus  divis  alienae  potentiae  vim  donai. 
Quodsi  opinio  Comificii  vera  est,  imprudens  Cincius  invenitur,  qui 
urbium  victarum  deos  potestaie  afficit  Novensilium  numinum. 

35* 


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64S  t)e  Cornificio  poeta. 


Etiam  quod  legitur  apud  Paulum  Diaconum  p.  123  ed.  Mueller 
fortasse  huc  pertinet:  Minerva  dicta,  quod  bene  moneai.  Hanc  enim 
pagani  pro  sapientia  ponebant:  Comificius  vero,  quod  fingatur  pinga- 
turque  minitans  armiSy  eandem  dictum  pulat  Et  verisimiUimum  est, 
etiam  |  quod  Festus  p.  194  ed.  Mueller  afFert,  ad  hos  libros  spectare:  v 
oscillantes  ait  Comificius  ab  eo,  quod  os  celare  sint  soliii  personis 
propier  verecundiam^  qui  eo  genere  Jusus  utehantur:  causa  autem  eins 
iactationis  proditur  Latinus  rex,  qui  proelio,  quod  ei  fuü  adversus 
Mezentium,  Caeritum  regem,  nusquam  apparueritj  iudicatusque  sit 
luppiter  factus  Latuiris,  Itaque  solitos  iis  diebus  feriaios  liberos  ser- 
vosque  requirere  cum  non  solum  in  terriSy  sed  etiam  qua  videretur 
coelum  posse  adiri  per  oscillcUionem,  vdut  imaginem  quandam  vitae 
humanae,  in  qtui  altissima  ad  infimum  interdum,  infima  ad  summum 
efferuntur:  atque  ideo  memoriam  quoque  redintegrari  initio  acceptae 
vitae  per  motus  cunarum  ladisque  alimentum,  quia  per  eos  dies  feria- 
rum  et  oscillis  moveantur  et  lactata  potione  utantur.  Etenim  censeo 
Pestum  sive  potius  Verrium  haeo  omnia  ex  Comificii  etymis  petiisse, 
cum  cuius  ratione  et  consuetudine  illa  prorsus  congruunt  Porro  huc 
refero,  quae  leguntur  apud  Festum  p.  282:  Rediculi  fanum  extra  por- 

tarn  Capenam  Cornifi^cius statuit  propterea  appellatum  esse^ 

quod  a^cedens  ad  urbem  Hannibai  ex  eo  loco  redierit,  quibt^am  visis 
perterritus. 

Leguntur  aJia  apud  Festum  ex  Cornificio  petita,  quae  utrum  huic 
an  alii  cuidam  operi  adiudicanda  sint,  dubium  videtur,  quemadmodum 
quod  est  p.  166:  nare  a  nave  ductum  Comifi^us  ait,  quod  aqua  fera- 
tur  ncUans,  ut  avis  et  quae  seqq.  Ibid.  p.  170:  nuptias  dictas  esse  ait 
Santra  ab  eo,  quod  nymphea  dixerunt  Graed  antiqui  ydfMOv,  inde 
novam  nuptam  viav  viiKprjv:  Comificius,  quod  nova  petantur  coniugia. 
Et  ad  nuptiarum  ritus  spectat  quod  legitur  p.  359:  Taliam  (Talam) 
Cornifi^cius  posuü,  unde  et  Talasstis.  Deinde  p.  217:  putum  pro  puro 
dixisse  ardiquos,  et  inde  putatas  vites  et  arbores,  quibus  decisum  est 
id,  quod  impedimento  erat,  Comificius  ait.  Denique  p.  182  in  loco 
prorsus  oblitterato  in  voce  orba  Comificii  nomen  legitur.  Quoniam 
autem  haec,  quae  modo  attuli,  ad  veriloquium  significationemque  rer- 
borum  pertinent,  nonnulla  etiam  res  sacras  illustrant,  propterea  non 
dubito  haec  quoque  ad  idem  illud  de  etymis  deorum  opus  referre:  nam- 
que  accurate  Cornificium  in  eo  libro  de  rebus  divinis  egisse  apparet: 
veiisimile  est  igitur  eum  etiam  quaedam  attigisse,  quae  proprie  non 
cadunt  in  operis  propositum. 

Expendendi  porro  sunt  duo  Serviani  loci,   quorum  prior  est  ad 
Georg.  I.  55,    ubi  grammaticus    ut   arboreos   fetus   explanaret,  dixit: 


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De  Comificio  poet*.  549 


Comißcius:  ut  folia,  quae  frugibus  arboreis  tegmina  gignuntur,  Anti- 
quum  aliquem  auctorem  esse  non  dubium  esse  potest:  itaque  sane 
etiam  hie  locus  ad  Comificii  etyma  referendus  videtur.  ImJ)editior  est 
ratio  alterius  loci  ad  Aen.  HI.  332,  ubi  de  Apolline  et  delphino  agitur: 
invenüur  tarnen  apud  Cornificium  Longum  lapydem  et  Icadium 
profectos  a  Greta  in  diversas  regiones  veüissCj  lapydem  ad  Italiam, 
Icadium  vero  äuce  delphino  ad  montem,  Parnassum,  et  a  duce  Delphos 
cognominasse  et  in  memoriam  gentis,  ex  qua  profedus  erat,  subiacentes 
campos  Crisaeos  vel  Cretaeos  appellasse  et  aras  constituisse.  De 
ApoUine,  quod  intolligiinus  ex  Macrobii  locis,  quos  supra  exhibui, 
Cornificius  accurate  disseruit;  consentaneum  est  igitur  hunc  quoque 
locum  ad  etyma  referendum  esse:  quod  si  verum  est,  inde  discimus 
Cornificium  Longum  integrum  esse  viri  nomen.  Haec  sunt,  quae  ad 
libros  de  etymis  deorum  referenda  mihi  visa  sunt:  quae  si  accuratius 
paulo  examinaveris,  reperies  Cornificium  antiquitates  Komanas  sedulo 
tractavisse  et  in  explicandis  vocabulis  fere  ad  Stoicorum  rationem  se 
applicavisse,  ut  deorum  vim  et  naturam  ex  appellationibus  repeteret 
et  ad  rerum  naturalium  rationem  referret:  conferas  de  hac  Stoicorum 
coDsuetudine  Lactant  de  Falsa  Kelig.  I.  17:  ob  has  rationes  Stoici 
(diaversus  deos  interpretantur,  et  quia  non  pervident,  quid  sit  in  vero, 
conantur  eos  cum  rerum  naturalium  ratione  coniungere  et  quae  seqq. 
Cornificium  autem  Stoicos  secutum  esse  ostendit  clarissime  Macrobii 
locus  (I.  23,  1),  quem  supra  adscripsi,  ubi  Posidonio  et  Cleanthe 
auctoribus  utitur. 

Exstat  denique  alius  apud  Tirgilianos  interpretes  locus,  in  quo 
Comificü  fit  mentio  apud  Philargyr.  ad  Eclog.  DI.  106:  aliter:  dicit 
Cornificius  ab  ipso  Virgilio  audisse,  quod  Coelium  Mantuanum  quen- 
dam  tetigit,  qui  consumtis  omnibus  facultatibus ,  nihil  sibi  rdiquit, 
insi  locum  trium  ulnarum  ad  sepuUuram,  Idem  propemodum  [eodem 
in  loco]  ex  Asconio  Pediano  profertur:  item  Asconius  Pedianus  ait, 
se  audisse  Virgilium  dicentem  in  hoc  loco  se  grammaticis  crucem 
ßxisse:  quaesituros  eos,  si  quid  studiosiu^  occultaretur :  dicit  autem 
poeta  Coelium  Mantuanum.  Hoc  quoque  non  ad  aliquem  grammaticum, 
Asconii  fere  aequalem,  sed  ad  hunc  ipsum  Cornificium  cur  referendum 
censeam,  pauUo  accuratius  explicabo.  Inter  Virgilium  et  Cornificium 
^  aemulationem  |  quasi  quandam  et  invidiam  intercessisse  docet  Donatus 
in  vita  Virgilii  p.  XCVJll  [cap.  XVli]:  quare  coaevos  omnes  poetas  ita 
adiunctos  hdbuit,  ut  cum  inter  se  plurimum  invidia  arderent,  illum  una 
omnes  cderent,  Varius,  Tucca,  Horatius,  Gallus,  Propertius.  Änser 
^^Oj  quofiiam  Antonii  partes  secutus  est,  illum  non  observasse  dicitur : 
Cornificius  ob  perversam  naturam  illum  non  tvlit  et  idem  infra  p.  C  [cap. 


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550  De  Cornifioio  poeta. 

XVni] :  cum  qutdam  eius  amicus  Comificii  in  cum  maledida  ä  intmict- 
tias  sibi  enarraret:  QiMm  ptäciSj  inquitj  esse  huiusce  tnalevolentiae  cau- 
sam? NarH  neque  unquam  Cornifieium  offendi  et  eum  amo.  An,  inquit, 
Hesiodi  sententiae  non  meministiy  ubi  aü,  architectum  archUecto  in- 
videre  et  poetam  poetae?  De  mcdis,  inquU^  Graecus  tUe  inidlexit: 
nam  boni  eruditiores  amant.  Sed  magna  cum  laude  et  gloria  vindictam 
in  manu  habeo:  maiore  enim  cura  virtuti  intendam,  aique  quo  elegan- 
tior  ego  fiam^  eo  vehementius  ira  rumpetur.  Ex  his  igitur  liquido 
satis  cognoscimus  Cornifieium  nequaquam  lacessitum,  sed  solo  aemu- 
landi  studio  ductum  Virgiliique  recente  laude  irritatum  huic  poetae 
maledixisse:  fadleque  fidem  habemus  illi  vitae  auctori,  Tirgilium, 
quod  erat  ei  mite  et  decorum  Ingenium,  illius  inimicitias  aequo  animo 
tulisse.  lam  interpretes  Yiigiliani  testantur  in  eclogis  poetam  aliquoties 
hunc  Comifidum  exagitavisse,  quemadmodum  Servius  dicit  ad  Ecl.  2, 39: 
Ampntam  Cornifieium  vuU  intdligerej  quia  conatus  est  contra  Virgi- 
lium  scribere,  vd  ideo  stultuSj  quia  invidit.  Quod  grammaticus  diät 
Cornifieium  eontra  Virgilium  scripsisse,  id  nequaquam  fietum  aut  com- 
mentieium  arbitror;  etenim  probabile  est  Cornifieium  non  solum  dictis 
Virgilii  famam  laesisse,  sed  ut  eius  honori  gravius  etiam  infligeret 
vulnus,  etiam  seriptis  reprehendisse  illius  earmina:  huc  igitur  r^ero 
quod  Philargyrius  ex  Cornifieio  retulit,  qui  dixerit,  se  ex  ipso  TirgiKo 
audivisse,  Coelium  Mantuanum  tangi  illo  versiculo  [eclogae  3,  104  sq.]: 

Die  qidbus  in  terris,  et  eris  mihi  magnas  Apollo, 
Tris  pateat  coeli  spatinni  non  amplius  ulnas, 

qui  locus  frigidus  sane  et  ieiunus  est  nee  iniuria  in  reprehensioDem 
ineurrit:  poteratque  sane  Comifieius,  ut  Virgilium  vituperaret,  dicere 
Coelium  nescio  quem  Mantuanum,  qui  patria  bona  perdidisset,  respid 
At  quod  Servius  dieit  illo  loeo  Cornifieium  Amyntae  nomine  a  Virgilio 
perstringi,  id  reiieiendum  existimo:  non  quod  eiusmodi  reprehensio  ät 
aliena  a  bueolieo  earmine:  namque  ego  quidem  existimo  ruralia  lila 
earmina  nunquam  tantopere  probata  fuisse  Bomanis,  nisi  poeta  eoram. 
quae  in  praesentia  agerentur,  habuisset  rationem:  itaque  Viigilius 
pastoritia  vita  tanquam  involuero  quodam  fere  usus  est,  quo  ea,  quae 
ad  ipsum  suosque  aequales  pertinerent,  haud  inseite  significaret:  secu- 
tusque  erat  eandem  rationem  iam  olim  Theocritus,  quamvis  magis  ille 
quidem  sibi  temperaverit :  at  quominus  Amyntae  nomine  ComificiTiin 
irrideri  credamus,  impedit  temporum  ratio:  etenim  eeloga  iDa  inter 
primas  est  referenda,  siquidem  ipse  Tirgilius  dicit  in  edoga  5,  85: 

Hac  te  no8  fragil!  donabimus  ante  cicuta, 
Haec  nos  'formosnm  Corydon  ardebat  Alexim', 
Haec  eadem  docuit  ^cnium  pecus?  an  Meliboei?' 


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De  Ck>mificio  poeta.  551 


Satis  superque  indicat  Virgilius  primas  eclogas  fuisse  Alexin  et  Palae- 
monem,  ita  tarnen  ut  Alexis,  in  qua  Cornificinm  perstrinxisse  dicatur 
poeta,  tempore  alteram  antecjedat:  iam  cum  edoga  quinta  anno  a.  u.  c.  712 
scripta  sit,  quod  viri  docti  satis  probabiliter  docuerunt,  has  eclogas 
aliquot  annis  ante  compositas  esse  apparet,  referuntque  etiam  propter 
alia  argumenta  Alexin  ad  annum  709,  Palaemonem  ad  annum  711. 
Iam  haec  ipsa  carmina  faerunt,  quae  primum  cum  innotescerent,  Vir- 
gilio  aliquam  nominis  celebritatem  comparaverunt,  qua  Comifidus  com- 
moveri  potuit,  ut  huic  poetae  malediceret.  Non  igitur  in  duabus  illis 
edogis  potuit  Virgilius  laedere  Cornifidum,  quippe  quem  viderimus 
prorsus  non  lacessitum  Virgilium  exagitasse :  error  igitur  iste  est  gram- 
maticorum,  qui  in  ecloga  altera  existimant  Cornifidum  respici:  omnino- 
que  ille  locus  ita  est  comparatus,  ut  appareat,  nullam  omnino  laedendi 
quemquam  consilium  obversatum  esse  poetae.  At  vero  post  editas  hos 
eclogas  Comifidus  scripserat  contra  Virgilium,  erantque  etiam  postea, 
qui  bucolica  carmina  reprehenderent,  quemadmodum  memoriae  prodit 
Donatus  p.  XCVII  [cap.  XVI] :  obtrectatores  Virgilio  nunquam  defuerunt. 
Nee  tnh^m,  Nam  ne  Hamero  quidem.  ProlcUis  Bucölieis  innomincUt^s 
quidam  rescripsü  Antibucolica,  duas  modo  eclogas,  sed  insidsissime 
TtoQqßdijaag,  quarum  prioris  initium  est: 

Tityre,  si  toga  calda  tibi  est,  quo  tegmine  fagi? 
sequentis: 
^n  Die  mihi,  Damoeta,  cuium  pecus?  anne  Latinum? 

Non,  verum  Aegonis;  nostri  sie  rure  loquuntur. 

Itaque  edito  Cornifidi  libello  iam  Virgilium,  quamvis  modesto  et  facili 
esset  ingenio,  obtrectatorem  contra  laesisse  consentaneimi  est,  idque 
confirmant  interpretes  Virgiliani,  siquidem  Servius  ad  Ecl.  5,  8  dicit: 
Amyntas:  Cornifictus  per  ironiam  dicüur.  Iam  cum  supra  ostenderim 
vel  propter  temporis  rationem  in  ecloga  altera  non  potuisse  Cornifidum 
a  Virgilio  Amyntae  nomine  rideri  commentumque  futile  esse  gramma- 
ticorum,  qui  aliquid  de  inimidtiis  inter  Virgilium  et  Comificium  audi- 
vissent,  nihil  autem  certi  comperissent,  fortasse  vel  propter  hoc  ipsum 
argumentum  aliquis  hanc  quoque  Servii  interpretationem  reiidat  Ac- 
cedunt  autem  alia,  quae  satis  dubiam  reddant  Servianam  opinionem: 
namque  uuUa  idonea  ratio  reperiri  potest,  cur  Amyntae  nomine  usus 
Virgilius  petiverit  Cornifidum,  quod  abhorret  a  Romanorum  poetarum 
consuetudine,  qui  ubi  Graeco  aliquo  nomine  aliquem  aequaJium  tangunt, 
quod  verum  est  nomen  aliqua  certe  ratione,  licet  subobscure  nonnum- 
quam,  significant  Deinde  nee  ille  versus,  quo  Menalcas  utitur  [8]: 
Montibüs  in  nostris  solus  tibi  certat  Amyntas, 

nee  quod  Mopsus  infra  v.  15  regerit: 


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552  De  Cornificio  poeta. 

tu  deinde  iubeto  certet  Amyntas 
per  invidiam  ullam  est  dictum.  Itaque  haec  quidem  Servil  interpretatio 
segreganda  est.  At  superest  alius  locus,  de  quo  paullo  explicatius 
dlcendum  est,  apud  Interpr.  Medlolan.  ad  Eclog.  7,  22:  Quäle  tneo 
Codro:  Codrum  plerique  Virgilium  ctccipiunt,  alii  Cornißcium^  nonmdli 
Helvium,     Quod  s  .  .  .  Cinnam  putant,  de  quo  bene  sentit.     Simüüer 

autem    hunc    Codrum    in  elegiis    Valgius  honor  .  laude fici 

appetat.    Et  quadam  in  ecloga  de  eo  ait  , ,  .    Ille  canit  qucdi  tu  .  ,  ,  e 

ca solet  numeros  dicere,   Cinna   tuos,    duicior  ut  nunquam 

pylio  defluxerit  ore  Nestoris  .  .  .  aut  ,  .  .  pectore  dem credis 

mihi  .  .  .  noctem  non  hilarum  posset  .  .  .  falleris  in  ,  .  .  qua'ntum  si 
gwrgite  rautae  Criseae  quaerat  flumina  castaliae  .  .  .  qui  accipiendus 
est  (pvai/Mg*y  Quod  Codrus  Ipse  Virgillus  esse  dlcltur,  manifestus 
error  est:  neque  credo  hoc  scripsisse  Interpretern,  sed  aut  Maevium 
a,\it  .Bavium,  qui  fuerunt  notissimi  Virgilii  obtrectatores ,  vlde  quae 
didt  Servius  ad  elusdem  eclogae  v.  21:  Thyrsis  vero,  qui  vinciiur, 
Virgilii  obtredator,  scilicet  aut  Bavius  [aut  Anser]  aiU  MaeviuSy 
[pessimi]  poetae.  Ea,  quae  apud  lUum  Interpretern  subsequuntur,  sie 
vldentur  restltuenda:  quod  sunt,  qui  Cinnam  putant^  erranty  de 
quo  bene  sentit.  Namque  Cinna  Vlrgülo  nequaquam  exosus  fuit  Sed 
quae  delncepsadllcluntur,  aegre  possunt  redintegrarl :  nam  ne  Id  quidem 
certum,  utrum  Comlficlum  necne  sub  Codri  nomine  delitescere  exlsti- 
maverit  üle  interpres:  illud  vero  certum,  omnla  quae  sequuntur  de 
Codro  accipienda  esse:  et  Valgium  quidem  in  elegiis  Codrum  comme- 
morasse  ostendit  etlam  Servius  ad  hunc  Ipsum  locum,  cum  dlcit: 
Codrm  poeta  eiusdem  temporis  fuit,  ut  Valgius  in  elegiis  suis  refert. 


[*)  Sic  edidit  haec  a.  1818  qui  herum  scholiorum  fragmenta  in  codice  Vero- 
nensi  reperit  Angelus  Maius ,  quem  in  textu  censtituendo  compluribus  locis  erraWsso 
vidit  H.  Keüius.  Is  autem  totum  locum  in  libello  qui  inscribitur :  M.  Valerii  Probi 
in  Verg.  Bucol.  et  Georg,  commentahus.  Accedunt  scholiorum  Veronensium  frag- 
menta. Halis  1848.  hunc  in  modum  conformavit  p.74:  Quäle  meo  Codro.  Cockrum 
plerique  Virgüium  accipiunt,  alii  Comificium,  nonnulli  Helmum  Oitmam  ptUant, 
de  quo  bene  sentit.     Simüiter   atUem   hunc  Codrum   in  elegiis   Valgius  honorifice 

appeüat*)    et   quadam  in  ecloga   de  eo   aU ille  canit,   quali   tu  roce 

canebas    atque   sole(s)   numeros  dicere,    Cinna  tuos,    dulcior  ut   numquam  PpUo 

profluxerit  ore  Nestoris  aui  docto**)  pectore  Defnodoci***)  ....  tra nf 

....  llam   credis   mihi vitam  noctem  non   hilarum  posset td 

falleris  insanus,  quantum  si  gu/rgiie  nauta  Criseae  quaerat  flumina  Casta- 
liae   qui  accipiendus  est  (fvaixdig.] 


[')  Nihil  satis  oerti  Keilins  cognovit  in  hoc  vooabulo,  qnod  appeUU,  esse  Maius  putavent] 
[**)  Tree  initialee  litterao  in  codioe  satis  obsoorae  sunt.] 
[***)  In  codice  nihil  companiit  nisi  Dem ] 


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De  Corniticio  poeta.  553 


Quae  apparet  ex  ampliore  aliqua  explicatione  temere  contracta  esse  in 
brevius.  At  ultima  iUa  ex  parte  certe  restitui  possunt,  lege  enim:  et 
quadam  in  ecloga  de  eo  ait  idem: 

A.  nie  canit,  quali  tu  rocc,  Catulle,  canebaSj 

lile  solet  niimeros  dicere,  Cinna,  tuos, 
Dulcior  ut  nunquam  Pylio  defluxerit  ore 

Nestoris,  aut  Carmen  pectore  Demodoci. 
Codrus,  si  credis  mihi 

Noctem  non  hilaram  posset  .... 

B.  Falleris  infelix,  quantum  si  gurgite  rauco 

Crisscteae  qiiaeras  flnmina  Castaliae. 

Addidi  idem,  quoniäm  hanc  quoque  eclogam,  in  qua  Codrus  comme- 
moratur,  Valgii  esse  arbitror:  etenim  vix  alimn  quem  aequalem  Vir- 
gilii  reperias,  cui  cum  aliqua  probabilitatis  specie  haec  vindicare  possis. 
Bucolicam  enim  poesin  praeter  7irgilium  pauci  attigerunt:  atque  Val- 
gium  eclogas  conscripsisse  probabiliter  coniicias  ex  iis  versibus,  qui 
leguntur  apud  Philargyr;  ad  Georg,  in.  177: 

Sed  nos  ante  casam  tepidi  mulgaria  lactis 
Et  sinum  vini  cessamus  ponere  Baccho? 

Vin  lam  quod  elegiaci  sunt  versus ,  qui  ex  hac  ecloga  aiBferuntur,  id  nequa- 
quam  potest  offensioni  esse,  quandoquidem  etiam  Theocritus  in  idyllio 
8,  37  —  60  eandem  formam  adhibuit,  ubi  Daphnis  et  Menalcas  pastores 
carminibus  inter  se  certant.  Neque  vero  iUud  mirum  aut  ab  illius 
saeculi  poetarum  consuetudine  abhorret,  quod  in  pastoritio  carmine 
aequales  poetae  commemorantur,  fecit  hoc  idem  Virgilius  Ecl.  9,  35, 
ubi  Lyddas  dicit: 

Nam  neque  adhuc  Vario  videor  nee  dicere  Cinna 
Digna,  sed  argutos  inter  strepere  anser  olores. 

Apud  Valgium  igitur,  si  recte  huic  hoc  fragmentum  vindicavi,  Codnis 
a  pastore  aliquo  magnis  laudibus  effertur  et  cum  Catullo  et  Cinna 
componitur:  recte  enim  arbitror  me  versum  primum  restituisse,  siqui- 
dem  Catullus  fere  cum  amico   et   aequali  Cinna   componi   solet,    conf. 

Catull.  95,  1: 

Zmyma  mei  Cinnae  nonam  post  denique  messem, 
Quam  coepta  est,  nonamque  edita  post  hiemem 
et  quae  sequuntur. 

Alterum  quoque  distichon  in  Codri  laudem  compositum  esse  appa- 
ret, nam  is,  qui  Codrum  cum  aequalibus  poetis  Cinna  et  Catullo  com- 
paraverat,  idem  eum  antiquis  heroibus  propter  oris  suavitatem  aequi- 
parat.  Et  Demodoci  quidem  nomen  recte  mihi  videor  restituisse, 
quemadmodum  est  in  Odyss.  d-  52  de  eodem: 

Tdv  n^Qi  Mova^  itpiltias,  ^CSov  <f*  ityad-ov  re  xaxov  t«, 


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554  De  Comificio  poeta. 

Sed  fortasse  Uli  versus  aliter  conformandi  sunt,    nam  cum  post  nomen 

Nestoris  indicata  sit  lacuna,  fortasse  sie  est  corrigendum : 

Dulcior,  ut  nunquam  Pylio  defluxerit  ore 
Vox  aut  Pliaeacis  pectore  Demodoci, 

ut  Nestoris  explicandi  gratia  adiectum  sit  ad  Pylium  os.  Tertium 
autem  distichon  nimis  male  est  habitum,  ut  redintegrari  possit,  videtur 
tarnen  et  ipsum  ad  Codri  laudem  pertinere,  initiumque  versus  fortasse 
fuerit:  Codrus  (vel  alius  quis  casus  illius  nominis)  si  credis  mihi, 
Ultimi  vero  versus  aperte  ab  altero  sunt  dicti,  qui  quantum  ille  Codri 
laudem  extulerat,  tantum  de  eodem  detrahit,  neque  potest  dubitari, 
quin  recte  scripserim: 

Falleris  infelix,  quantum  si  gurgite  rauco 
Crissaeae  quaeras  flumina  Castaliae, 

et  ad  ultimum  illud  distichon  videtur  haec  grammatici  nota  referenda 
esse:  qui  accipiendus  est  cpvoiwißg,  ut  dicatur  Valgius  raucam  potissi- 
mum  vocem  Codro  exprobravisse:  quod  quidem  in  memoriam  revoeat 
luvenalis  versus  Sat.  1,2: 

Semper  ego  auditor  tantum?    Nunquamne  reponam 

Vexatus  toties  rauci  Theseide  Codri?*) 

Neque  enim  luvenalis  aequalem  aliquem  intellexit  poetam  Codrum, 
sed  Codri  nomine  usus  est,  ut  malum  aliquem  poetam  significaret, 
verum  dicetur  de  hoc  loco  infra.  Riiucum  autem  quod  luvenalis  dixit 
Codrum,  id  plane  confirmat,  quod  dixi,  illos  Valgü  versus  maximeque 
hoc  distichon : 

Falleris  infelix,  quantum  si  gurgite  rauco 
Crissaeae  quaeras  flumina  Castaliae 

ad  Codrum  referenda  esse.  At  vero  iUud  quaeritur,  quis  sit  ille  poeta> 
quem  ficto  hoc  nomine  et  Virgilius  et  Valgius  insectati  fuerint  Equi- 
dem  prorsus  assentior  Ulis,  qui  ut  scholiastes  ille  Mediolanensis  indicat, 
Comificium  a  Virgiüo  notari  existimaverunt :  nam  quando  Latini  poetae 
aliquem  ex  aequalibus  Graeco  aliquo  et  ficto  nomine  appellant,  eam 
semper  rationem  sequuntur,  ut  aut  syUabanun  numerus  et  mensura 
par  sit,  aut  nominis  certe  similitudo  aliqua  servetur,  quemadmodum 
Catullus  Clodiae  Lesbiam,  Tibullus  Planiae  Deliam,  Cynthiam  Hostiae 
Propertius  substituit,  vid.  Apulei.  Apolog.  p.  193  ed.  Scriv.  [p.  16  ed. 
Krueger.],  ubi  de  ipso  Virgilio  haec  addit:  quanto  modestius  tandem  Man- 
tuanus  poeta,  qui  itidem  ut  ego  puerum  amici  sui  PölUonis  bucdico 
ludicro  laudans  et  abstinens  nominum  sese  quidem  Corydonemj  puerum 
vero  Alexin  vocat.    Atque  Codri  nomen  profecto  non  procul  abest  a  Cor- 


[*)  Legitur  etiam  Cordt.] 


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De  Cornificio  poeta.  555 


nifidi  similitudine,  praesertim  cum,  si  aliud  substituLsset,  quod  eundem 
referret  numerum,  iUud  versus  legibus  non  fuisset  accommodatum. 
IX         At  gravius  iUud  est  argumentum,  quod  quae  de  Codro  didt  Vir- 
gilius,    ea    optime    cadunt    in    Cornificium:     nam    in    ecloga    7,    21 
Corydon: 

Nymphae,  ait,  noster  amor,  libethrides  aut  mihi  oarmen 

Quäle  meo  Codro  concedite:  proxima  Phoebi 

Versibus  ille  facit:  aut  si  non  possumns  omnes, 

Hie  arguta  sacra  pendebit  fistula  pinu, 

cui  Thyrsis  regerit: 

Pastores,  edera  cresoentem  omate  poetam, 
Aroades,  invidia  rumpantur  nt  ilia  CJodro, 
Aut  si  ultra  placitum  laudarit,  baccare  frontem 
Cingite,  ne  vati  noceat  mala  lingua  futuro. 

Corydon,  sub  cuius  persona  in  hac  quoque  ecloga,  id  quod  Apuleii 
locus ,  quem  supra  dixi,  indicat,  delitescit  ipse  Virgilius,  eximiis  quidem 
laudibus  videtur  efferre  Codrum,  quem  ipsi  ApoUini  aequiparat,  at 
spedosa  magis,  quam  vera  est  ilia  laudatio,  nam  continuo  alter  ille 
pastor  Thyrsis  invidiam  maxime  exprobrat  Codro, 

rumpantur  ut  ilia  Codro. 
Hoc  autem  prorsus  congruit  cum  iis,  quae  Donatus  in  Virgilii  vita  de 
Mantuani  vatis  et  Cornificii  inimicitiis  refert  p.  C,  quem  locum  supra 
exhibui,  qui  Virgilii  mite  Ingenium  satis  illustrat,  nam  nee  offendisse 
et  amare  se  Cornificium  dixit,  et  magna  cum  gloria  in  manu  habere 
vindietam:  maiore  enim  cura,  ait,  virtuti  intendamy  atque  quo  elegan- 
Hör  ego  fiam,  eo  vehementius  invidia  rumpeiur.  Plane  üsdem  verbis 
Virgilius  in  familiari  sermone  de  Cornificio  est  usus,  quibus  in  ilia 
ecloga  de  Codro,  ut  iam  dubitari  non  possit,  quin  sub  hoc  involucro 
adversarius  iste  delitescat.  Itaque  hanc  eclogam,  quae  praeterea  nulla 
temporis  indicia  prae  se  fert,  fere  circa  annum  712  scriptam  esse  puto, 
quandoquidem  tunc  Cornifidus  aggressus  est  Virgilium.  Et  eodem 
tempore  itidöm  Virgilius  tangit  Cornificium :  namque  facile  apparet  etiam 
quae  in  edoga  5,  10  leguntur  (scripta  autem  est  haec  ecloga  anno 
712  a.  u.  c): 

Incipe,  Mopse,  prior,   si  quos  aut  Phyllidis  ignes 

Aut  Alconis  habes  laudes  aut  iurgia  Codri, 

ad  hunc  Cornificium  spectare,  erraveruntque  grammatici  tan  tum,  qua- 
tenus  sub  Amyntae  nomine  v.  8  delitescere  Cornificii  personam  arbi- 
trati  sunt.  Inde  autem  ab  eo  tempore  Codri  nomen  ita  fuit  insigne, 
ut  quemvis  clamosum  rixarumque  cupidum  poetam  Codrum  appellarent, 
quemadmodum  est  apud  luvenal.  Sat.  I.  2: 


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556  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 

Semper  ego  auditor  tantum?    Nunquamne  reponam 
Vexatus  toties  rauci  Theseide  Codri? 

nam  aequalem  aJiquem  poetam  dixit,  qui  Theseidem  redtavit 

At  expendenda  fuerit  Weicherti  vlri  doctissimi  sententia,  qui  in 
commentat.  de  larbita  Timagenis  aemulatore  [Poetae  Lat.  p.  399]  Codrum 
Virgiliaiium  censet  non  diversum  esse  ab  larbita  Mauro,  quandoquidem 
schol.  Cruqu.  ad  Hör.  Epist.  1. 19,  15  [Porphyrion]  dicit:  exemplum  stuUi 
imitatoris  interposuit.  Nam  hie  larbita,  Maurus  regione,  fuit  Cordus, 
qui  dum  Timagenem  imitatur  post  convivium  et  inter  poctda  dedanmntem^ 
propter  insolentiam  faciendi,  quod  conahatur,  paene  disruptus  est.  Censet 
autem  Weichertus ibi  quoque  Codrus  restituendum  esse:  facile  hoclargior, 
neque  tarnen  cetera,  quae  disseruit  Weichertus,  probari  possunt.  Inter- 
pres  ille  Horatianus,  cum  animadverteret  similitudinem  aliquam  inter- 
cedere  inter  Virgilianum  illud  rumpa^üur  ut  ilia  Codro  et  hoc  Hora- 
tianum  Rupit  larbitam  Timagenis  aemula  lingua,  existimavit  utrum- 
que  poetam  eundem  tangere  hominem  ,  Codri  autem  nomen  sire  Cordi, 
quod  apud  Virgiliimi  est,  germanum,  lai'bitae  fictum  ab  Horatio  esse. 
At  diversi  plane  sunt,  namque  Tirgilianus  Codrus  est  Comificius,  Hora- 
tianus larbita  est  luba,  Mauritaniae  rex  litteratissimus.  Verum  de  hoc 
dicetur  alias  accuratius,  quemadmodum  etiam  iUam  quaestionem  nunc 
in  medio  relinquo,  num  forte  hie  Comificius  etiam  rhetorica  attigerit, 
ita  ut  non  di versus  sit  a  Q.  Cornificio,  Ciceronis  amico. 

P.  P.  in  academia  Marburgensi  d.  XXVI.  Februarii  MDCCCXLIII. 


II. 

Zwei  Zauberformeln  bei  Cato*).  5a5 

Cato  de  Ee  ßustica  c.  160  empfiehlt  als  Mittel  gegen  Verrenkung 
die  Anwendung  zweier  Sprüche;  diese  alten  Formeln,  die  man  bisher 
so  gut  wie  gar  nicht  beachtet  hat  *),  sind  mir  inomaer  als  werthvoUe 
Denkmäler  des  Alterthums  der  Sprache  wie  des  Volksglaubens  erschie- 
nen, und  um  eine  sichere  Grundlage  für  die  Herstellung  und  Erklärung 
der  schwierigen  Stelle  des  Cato  zu  gewinnen,  suchte  ich  bereits  vor 

♦)  [Philologus.    Herausgeg.  v.  E.  v.  Lentsch  XXI.  Bd.  1864.J 
1)  Roeper  bei  Marquardt  Handb.  d.  Rom.  Alterth.  IV.  125  rechnet  sie  ohne 
weiteres  zu  den  absolut  sinnlosen  Sprüchen. 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  557 


etwa  zwölf  Jahren  mir  den  nothwendigen  kritischen  Apparat  zu  ver- 
schaffen, jedoch  ohne  Erfolg.    Ich  würde  auch  jetzt  noch  meine  Ver- 

.  muthungen  über  die  ursprüngliche  Bedeutung  dieser  Sprüche  zurück- 
gehalten haben,  bis  die  längst  verheifsene  Ausgabe  des  Cato  vorliegt, 
wenn  nicht  A.  Kuhn  so  eben  in  der  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachf.  XlII 
p.  49  K  über  indische  und  germanische  Segenssprüche  gehandelt  und 
zunächst  eben  Formeln  gegen  Verrenkung  verglichen  hätte,  aber  ohne 
sich  zu  erinnern,  dafs  auch  die  Römer  das  gleiche  Mittel  zur  Bannung 
derselben  Krankheit  anwandten. 

Cato  schreibt:  luxum  si  qtwd  est,  hac  cantione  sanum  fiet 
Harundinem  prende  tibi  viridem  P.  IUI  atU  V  longam.  Medium 
diffinde,  et  duo  homines  teneant  ad  coxcndices,  Incipe  cantare  in 
alio  S.  F.  motas  vaeta  daries  dardaries  astataries  dissuna- 
piter,  usque  dum  coeant:  ferrum  insnper  iactcUo.  Ubi  coierint,  et 
altera  alteram  tetigerit,  id  manu  prende  et   dextra  sinistra  praecide, 

^  Ad  luocum  aut  ad  fracturam  alliga,  sanum  fiet  et  tamen  \  quotidie 
cantato  in  alio  S,  F.  vel  luxato.  Vel  hoc  modo,  hu'at  hanat  huat 
ista  pista  sista  domiabo  damnaustra  et  ItAxato.  Vel  hoc  modo, 
huat  haut  haut  ista  sis  tar  $is  ardannabon  dunnaustra. 

Die  Varianten  sind   unerheblich,  im   ersten  Spruche  findet  sich 

t 
auch  die  una  pariter,   die  una  pares,  xuna  pies*). 

Hier  werden  scheinbar  drei  verschiedene  Formeln  angeführt,  die 
man  nach  Belieben  anwenden  könne:  allein  die  dritte  Formel  ist  mit 
der  zweiten  vollkommen  identisch,  sie  kann  aus  dem  Texte  des  Cato 
ganz  getügt  werden:  ein  gewissenhafter  Abschreiber,  dem  eine  zweite 
Handschrift  zur  Tergleichung  vorlag,  hat  am  Rande  die  Formel,  aber 
nicht   sachlich    abweichende    üeberlieferung    nachgetragen*).     Ebenso 


[*)  Bei  Keil  lautet  die  Stelle :  incipe  cantare  in  alio  8.  f.  moeias  vaeta  daries 
dardaries  asiadarides  una  petes,  usque  dum  coeant.  motas  vaeta  daries  dardares 
astataries  dissunapiier,  usque  dum  coeant,  ferrum  inst^oer  iactato,  ubi  coierint  et 
altera  alteram  tetigerint,  id  manu  prehende  et  dextera  sinistra  praecide,  .  ,  .  ,  vel 
hoc  modOf  huat  hauat  huat  ista  pista  sixta  dannaho  dannaustra,  et  luxato.  vel 
hoc  modo,  huat  haut  haut  istasis  tarsis  ardannäbou  dannaustra.  "Was  die  von  B. 
angezogenen  Varianten  betrifft,  so  hat  Ä  (cod.  Paris.):  una  pedes  usque.  Victorius 
bemerkt:   'Die  una  pariter  usque  dum  coeant.     Hunc  locum    mendo  vacare  non 

t 
puto.    Antiqua  lectio  contaminata  .est:    Vna  pe  es  usque  dum  etc,     Nam  prima 

dictio  huius  clausulae  in  vetusiis  non  legitur'."] 

2)  Auch  ist  wohl  denkbar,  dafs  ein  Abschreiber  aus  eigner  Erinnerung  die 
andere  Fassung  hinzusetzte;  denn  wie  der  Aberglaube  ein  zähes  Leben  führt,  so 
haben  auch  solche  Segenssprüche  sich  lange  Zeit  im  Volke  erhalten. 


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558  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 


kommt  auch  der  zweite  Spruch  zunächst  nicht  in  Betracht,  denn 
diese  Ponnel  diente  eigentlich  zur  Beschwörung  des  Hagels ;  dies  lehrt 
die  Stelle  des  Plinius  H.  N.  XVII.  267:  mira  quaedam  excogüarde 
sollertia  humana,  quippe  cum  averti  grandines  carmine  credant  pleri- 
que,  cuius  verba  inserere  non  equidem  serio  ausim,  quamquam  a  Colone 
prodita^)  contra  luxata  membra,  iungente  ea^)  harundinum  fissurae. 
Plinius  will  also  den  Spruch  gegen  Hagel  nicht  mittheilen,  weil  er 
sich  bei  Cato  findet.  Die  erste  Formel  aber,  so  dunkel  die  Worte 
auch  scheinen  mögen,  ist  sicherlich  ein  Spruch  gegen  Verrenkung: 
dies  beweist  schon  der  Ausdruck  nwtaSj  der  regelmäXsig  von  verrenkten 
Gliedern  gebraucht  wird:  z.  B.  bei  Celsus  Vin  c.  11  (überschrieben 
de  ossibus  luxatis):  ac  de  fractis  quidem  ossibus  hactenus  dictum  ät: 
moventur  autem  ea  sedibus  suis  duobus  modis  ....  Quidquid  auteni 
loco  suo  motum  est,  ante  inflamnuxtionem  repo-nendum  est.  Ebenso 
erklären  die  Grammatiker,  wie  Festus  p.  119:  luxa  membra  e  suis  locis 
mota,  Nonius  p.  55  [39  G.]:  luxum^  id  est  vulsum  et  loco  motum,  Anf 
diesen  ersten  Spruch  beziehe  ich  die  Stelle  bei  Plinius  XXVili.  21 : 
Cato  prodidit  luxatis  membris  Carmen  auxiliare.  Dagegen  diente  die 
zweite  Formel  ursprünglich  dazu,  den  Hagel  zu  bannen. 

Wie  die  indischen  und  deutschen  Sprüche  sowohl  gegen  Ver-  587 
renkung  als  auch  gegen  Beinbruch  angewandt  werden,  so  ist  auch 
für  die  römische  Formel  jene  doppelte  Anwendung  durch  Cato  selbst 
bezeugt:  wie  jene  Segenssprüche  nicht  nur  Menschen,  sondern  auch 
Thieren,  namentlich  Pferden,  sich  hülfreich  erweisen  sollten,  so  dürfen 
wir  wohl  auch  für  die  römische  Formel,  die  uns  ja  in  einer  Schrift 
über  den  Landbau  überliefert  wird,  das  Gleiche  voraussetzen.  Wie 
dort  Wodan  oder  Eibhu  angerufen  werden,  um  die  Heilung  zu  be- 
wirken, so    hier    offenbar  Diespiter*).     Während   die  ausführlichen 


3)  So  die  Vulgata  und  einige  Handschriften ,  Billig  und  v;  Jan  mit  anderen 
Handschriften  proditis. 

4)  Iungente  ea  schreibt  Sillig,  itmgenda  v.  Jan. 

5)  Pythagoras ,  der  den  Gebrauch  solcher  Beschwörungsformeln  nicht  verwarf 
(denn  die  Berichte  des  Jamblichus  und  Porphyrius  vollständig  in  Zweifel  zu  ziehen, 
berechtigt  nichts),  scheint  sie  dagegen  bei  Krankheiten  der  Thiere  für  unzulässig 
erklärt  zu  haben :  denn  dies  ist  wohl  der  eigentliche  Sinn  der  pythagoreischen  Vor- 
schrift, die  ims  nur  in  lateinischer  Uebersetzung  bei  Lilius  Gyraldus  [ü.  684]  erhalten 
ist:  apttd  qtiadrupedem  Carmen  non  canendum.  Eben  weil  in  diesem  Segens- 
spruche meist  eine  Gottheit  angerufen  wurde,  erklärt  sich  Pythagoras  gegen  die 
volksmäfsige  Gewohnheit,  solche  Formeln  auch  bei  Thieren  anzuwenden;  dies 
erschien  ihm  als  Entweihung  des  Heüigen.  Die  sogenannten  avfißoXa  des  Pytha- 
goras,   die   man   bisher  nicht  richtig   aufgefafst   hat,    sind   eine   der   wichtigsten 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  559 


indischen  und  germanischen  Sprüche  in  der  Segensformel  selbst,  wo 
die  einzelnen  Körpertheile,  die  sich  wieder  verbinden  sollen,  aufgezählt 
werden,  merkwürdig  übereinstimmen,  zeigt  dagegen  der  kurze  latei- 
nische Spruch  nichts  Aehnliches. 

Wenn  sich  so  in  manchen  Punkten  die  Zauberformeln  bei  allen 
drei  Völkern  berühren,  so  darf  man  doch  nicht  übersehen,  dafs  diese 
Uebereinstinmiung  in  der  Natur  des  alten  Volksglaubens  selbst  begründet 
ist:  weit  merkwürdiger  ist,  dafs  während  in  dem  indischen  Spruche 
eine  heilkräftige  Schlingpflanze  arundhati  das  gebrochene  Bein  wieder 
aufrichten  soll,  nach  Cato 's  Vorschrift  ein  gespaltenes  Kohr  (arundo) 
als  äufseres  Heilmittel  angewandt  wird^).  Plinius,  der  zahlreiche  Mittel 
g^en  Verrenkungen  anführt,  empfiehlt  besonders  auch  die  Wurzel  des 
588  Rohres  |  XXIV.  87 :  medetur  et  luxatis  et  Spinae  doloribas  radix  in 
aceto  iUita,  Vergl.  ib.  XX  Xu.  141:  et  calami  simul  dici  dehent: 
phragmitis  radix  recens  tunsi  luxatis  medetur  et  spinas  d^lorihus  ex 
aceto  ilUta. 

Cato  erwähnt  aber  noch  aufserdem  eines  'eisernen  Messers'  oder 
ähnlichen  Instrumentes :  damit  wird  man  das  frische  Rohr  abgeschnitten, 
mid  nachher  die  gespaltenen  Rohrhälften  der  Vorschrift  des  Cato 
gemäfs,  ehe  man  sie  auf  die  kranke  Stelle  des  Körpers  legte,  verkürzt 
haben :  aber  das  Eisen  dient  nicht  blofs  diesem  medicinischen  Zweck, 
sondern  hat  noch  eine  andere  Bestimmung :  während  der  Zauberspruch 
gesungen  wird,  soll  das  Eisen  beständig  geschwungen  werden:  ferrum 
insuper  iactato,  was  offenbar  nicht  ohne  Bedeutung  ist,  so  auffallend 
auch  sonst  der  Gebrauch  gerade  dieses  Mittels  ist;  denn  das  Eisen 
ist  bei  den  Römern  nach  altem  Grebrauch  eigentlich  von  allen  religiösen 
Handlungen  ausgeschlossen:  es  gilt  dies  auch  von  solchen  Heilungen, 
man  vergL  Plinius  H.  N.  XXIV.  171 :  herhüj  tUrXta  quam  canes  urinam 
ftmdunt,  evolsa  ne  ferro  attingatur,  luxaitis  celerrime  medetur,  und 
gleich  darauf  von  einer  unbekannten  Pflanze,  quam  Oalli  rodarum 
(rhodoram)    vocant:    .  .  .   tunsa   ita   ut    ferro  non  attingatur'^). 


Quellen  für  die  Erkeuntnifs  des  alten  Volksglaubens;  es  sind  meist  ehrwürdige 
Üeberreste  der  Vorzeit,  die  der  Philosoph  zu  erhalten  suchte;  aber  öfter,  wenn  der 
Volksglaube  ihm  irrig  erschien,  trat  er  auch  demselben  entgegen  oder  suchte  die 
alte  Ueberlieferung  umzudeuten:  letzteren  Weg  haben  besonders  die  späteren  Py- 
thagoreer,  die  sich  mehr  und  mehr  in  geistreichem  Spiel  gefielen,  eingeschlagen. 

6)  Die  afimdo  ward  vielfach  als  Heilmittel  verwendet,  vergl.  Plinius  XXIV. 
84flF.  XXX  [I.  141.  CelsuB  V.  26,  35.  Der  fertUae  bediente  man  sich,  um  zer- 
brochene Knochen  zu  schienen. 

7)  Erz,  das  Metall  der  alten  Zeit,  gebrauchte  man  ohne  Bedenken:  so  sam- 
melt Medea  bei  Sophokles  [in  den  'Pii:oTÖ/not]  den  Saft  der  Zauberkräuter,  die  sie  mit 


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560  Zwei  Zauberformeln  bei  Catö. 


Doch  wufste  man  nach  acht  römischer  Weise  mit  der  Strenge  der  alten 
Satzung  sich  durch  Opfer  abzufinden,  wie  die  Verhandlungen  der  arva- 
lischen  Brüder  zeigen ;  in  jungem  Tempeistatuten ,  wie  in  der  Lex  dedi- 
cationis  von  Purfo  [C.  I.L.  1. 603, 6]  vom  Jahre  696  wird  das  ferro  uti  zum 
Behuf  der  Reparaturen  des  Heiligthums  ausdrücklich  gestattet:  und  so 
erkenne  ich  auch  hier  die  veränderte  Sitte  der  jungem  Zeit,  während 
ursprünglich  gewifs  ein  anderer  Stofif  die  Stelle  des  Eisens  vertrat 

Sonst  ist  freiüch  die  Beschreibung  des  ganzen  Heilverfahrens 
bei  Cato  ziemlich  unklar:  auflfallend  ist  schon,  dafs  das  B^hr  vier  bis  589 
fünf  Pufs  lang  sein  soU,  was  wenig  praktisch  ei-scheint,  da  es  auf  die 
kranke  Stelle  gebunden  werden  soll:  man  mufste  dann  wenigstens 
dasselbe  bedeutend  kürzen;  ein  Rohr  von  vier  bis  fünf  Palmen  würde 
zu  diesem  Zwecke  passender  gewesen  sein:  doch  kann  auch  jenes 
Maafs  seine  Berechtigimg  haben,  wie  überhaupt  auf  diesem  ganzen 
Gebiete  des  Aberglaubens  meist  Alles  einen  Grund  hat,  den  wir  nur 
oft  nicht  mehr  zu  erkennen  vermögen.  Man  sieht  femer  nicht  recht 
wie  die  beiden  Hälften  des  gespaltenen  Rohres,  wenn  die  beiden 
Männer  sie  festhalten,  sich  einander  nähern  können:  es  sieht  fast  aus, 
als  wenn  diese  Wiedervereinigung  eben  lediglich  durch  die  magische 
Kraft  des  Zauberspruches  bewirkt  werden  sollte,  ohne  dafs  die  Männer 
sich  rühren  oder  einwirken:  ofiFenbar  soUten  die  beiden  Rohrstücke 
sich  kreuzen,  und  was  rechts  und  links  über  der  Kreuzung  ist,  soll 
abgeschnitten  werden;  dies  ist  wohl  der  Sinn  der  etwas  dunkeln 
Worte  dextra  »inistra  praecide.  Die  Symbolik  des  Heilverfahrens  ist 
übrigens  klar:  das  gespaltene  Rohr  entspricht  dem  gebrochenen  Beine, 
dem  verrenkten  Gliede :  wie  das  vom  Eisen  durchschnittene  Rohr  mit 
Hülfe  des  Eisens  und  des  Segensspruches  sich  wieder  vereinigt,  so  soll 
auch  Glied  zu  Glied  sich  verbinden.  Dagegen  ist  mir  ganz  dunkel  die 
Vorschrift  vd  luxcdo ,  die  auch  bei  der  zweiten  Zauberformel  angewandt 
wird,  nur  in  etwas  veränderter  Form  et  luxato,  wo  wenigstens  et 
angemessener  als  vel  ist.     Das  Natürliche  ist,  dafs  man   die  Glieder 


eherner  Sichel  abschneidet,  in  ehernen  Gefäfsen,  womit  Macrobius  V.  19,  9  passend 
Virgil.  Aen.  lY.  513  vergleicht:  FalcQms  et  messae  ad  lunam  quaeruntiir  a^s  Pu- 
hentes  hcrhae ;  nur  ist  nicht  an  Nachahmung  zu  denken :  Virgil  ist  mit  dem  altitalischen 
Volksglauben  wohl  vertraut.  Sonst  theilt  Macrobius  noch  manche  interessante  Notiz 
mit,  wie  z.  B.  dafs  die  Pflugschaar,  die  bei  der  Gründung  der  Städte  gebraucht  ward, 
um  den  primigenius  sulcus  zu  ziehen,  aus  Erz  sein  mufste,  und  bemerkt,  im  all- 
gemeinen habe  man  Erz  gebraucht :  in  hü  viaxime  sacris ,  quibus  ddinire  aliquos 
aut  devovere  aut  denique  exigere  morhos  vokhant.  Nach  deutschem  Volksglauben 
dient  freiüch  Eisen  oder  Stahl  als  Mittel  gegen  Zauber,  s.  Grimm  d.  MytL  635 
d.  1.  Ausg.   [II.  923  der  4.  Ausgabe]. 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  561 


wieder  einrenkt:  und  mit  diesem  sachgemäfsen  Verfahren  konnte  man 
jene  abergläubische  Kur  zur  vollständigen  Heilung  recht  gut  verbinden ; 
ich  habe  daher  früher  vermuthet,  es  sei  beidemal  reluxato  zu  schreiben, 
wo  rduxare  in  dem  Sinne  von  reponere  membra  stehen  würde.  Allein 
dies  Wort  kommt  sonst  nirgends  vor,  und  es  wäre  ein  solches  Com- 
positum jedenfalls  doppeldeutig,  aufserdem  aber  mufste  man  nothwendig 
mit  dem  Wiedereinrichten  der  Glieder  beginnen,  nicht  aber,  wie  hier 
verlangt  wird,  abschliefsen.  Man  wird  also  wohl  das  luxato  auf  das 
Rohr  beziehen  müssen,  doch  ist  mir  das  Verfahren  nicht  klar®). 

590  Noch  schwieriger  ist  die  Herstellung  des  Spruches  selbst:  |  abge- 

sehen von  den  Irrthümem  der  Abschreiber  wurden  solche  Formeln, 
die  aus  alter  Zeit  stammen,  allmählig  fast  gedankenlos  wiederholt. 
Cato  wird  sie  eben  niedergeschrieben  haben,  wie  er  sie  in  seiner  Ju- 
gend gehört  hatte:  der  Mann  war  kein  gelehrter  Kenner  der  Sprache, 
die  es  überhaupt  damals  in  Kom  noch  gar  nicht  gab;  so  kann  schon 
damals  die  richtige  Form  mehrfach  entstellt  gewesen  sein.  Am  dun- 
kelsten ist  gleich  der  Anfang:  in  alio  S.  F.,  der  nachher  wiederholt 
wird.  Popma  wollte  in  malo  lesen,  indem  er  dies  mit  Cato's  eignen 
Worten  verbantl,  und  S.  F.  durch  sanitas  fracto  auflöst:  aber  ein 
solcher  Zusatz,  wie  in  nialo,  ist  durchaus  überflüssig  und  störend:  die 
Worte  bilden  den  Eingang  des  Spruches,  wie  schon  die  Wiederholung 
beweist.  Ich  lese  wiaiio  8.  F.,  d.  h.  malleo  sanum  fiat^).  Nach  alter 
Weise  ist  die  Gemination  der  Consonanten  vernachlässigt:  i  aber  steht 
statt  e,  wie  noch  später  (Charisius  I.  p.  70  K.)  die  Grammatiker 
uneins  waren,  ob  man  alium,  pcdlium,  dolium,  solium^  scrinium  mit 
i  oder   e  schreiben  müsse;   dasselbe  Schwanken  zeigt  sich  bei  vinea 

.  und  vtnia  (wonach  die  Stelle  des  Charisius  p.  95  zu  verbessern  ist, 
wie  Comutus  bei  Cassiodor.  de  Orthogr.  c.  1  [Gr.  Lat.  VH.  150  K] 
beweist),  um  andere  Beispiele  zu  übergehen. 

Durch  den  Hammer  soll  das  kranke  Glied  gesunden.  Der  mallet^ 
aber  stellt  nichts  Anderes,  als  die  Handwaffe  des  Juppiter,  den  Donner- 
keil, den  heiligen  silex  dar.  Wie  der  vom  Blitz  Getödtete  im  Alter- 
thum  als  i6ßdg  veyLQÖg  angesehen  wurde,  so  lastet  auf  dem  vom  Blitz 
Getroffenen  ein  piaculum,  was  gerade  so  wie  bei  dem  Baume,  den  der 
Blitz  gezeichnet  hat,  gesühnt  werden  mufs:  man  hat  daher  wohl 
zunächst  bei  solchen,  die  der  Blitz  gelähmt  hatte,   die  heilende  Kraft 


8)  Luxare  heifst  überhaupt  ans  seiner  Lage  bringen,  so  sagt  Plinius  XVII. 
107:  ccdamus  ad  corticem  v^que  suum  deprimatur:  ne  luxetttr,  dum  deprimitu/r, 

9)  Nämlich  membrum  luxutn,   doch  kann  man  eben  so  gut  sanus  fiat  oder 
nach  Umständen  sana  fiat  auflösen :  die  Abbreviatur  ist  wohl  absichtlich  gebraucht, 

Th.  Bergk  Kleiae  Schriften.    I.  3Q 


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562  Zwei  Zauberformeln  bei  Oato. 


des  Segensspruches  erprobt;  denn  Sühnung  und  Heilung  berühren  sich 
ganz  unmittelbar.  Wie  aber  die  göttliche  Gewalt  sich  nach  den  entge- 
gengesetzten Seiten  offenbart,  nicht  minder  heilend  und  rettend,  wie 
schadend  und  zerstörend  wirkt,  so  gilt  auch  auf  diesem  weiten  Gebiete 
des  Volksaberglaubens  der  Satz,  dafe  das,  was  schadet,  zugleich  auch 
Hülfe  bringt :  der  heilige  Steinhammer  des  Juppiter,  der  den  Menschen 
geschädigt  hat,  ward  daher  auch  bei  der  Heilung  mit  dem  Segens- 591 
Spruche  angewandt  ^^).  Dann  mag  man  dasselbe  Mittel  bei  plötzHchen 
Lähmungen  und  Schlagflüssen  angewandt  haben;  denn  hier  erschien 
ja  der  Mensch  gleichsam  von  dem  unsichtbaren  Wurfgeschofe  des 
Gottes  getroffen:  allmählig  nahm  man  zu  dem  gleichen  Mittel  auch 
bei  Verrenkungen  und  Beinbrüchen  seine  Zuflucht,  und  wie  im  Ver- 
laufe der  Zeit  das  Bewufstsein  der  ursprünglichen  Bedeutung  sich  ver- 
dimkelt,  so  vertritt  das  Eisen  die  Stelle  der  alten  Steinwaffe. 

Die  Herstellung  der  nächsten^ Worte  des  alten  Spruches  bietet 
mindere  Schwierigkeiten  dar.  MOTAS  VAETA  DAKIES  ist  ein&ch 
in  mota  suefa  daries  aufzulösen,  d.  h.  'mache,  dafs  die  verrenkten 
Glieder  wieder  ihre  gewohnte  Stelle  einnehmen'  (luxa  reponas).  Da- 
ries ist  Optativ  des  Präteritums,  gleich  der  jüngerön  Form  dares, 
wofür  in  diesem  Zusammenhang  nach  dem  Sprachgebrauch  der  spätem 
Zeit  das  Präsens  verlangt  wird:  allein  auch  im  Lateinischen  trat 
ursprünglich  bei  diesem  Modus  der  Unterschied  der  Tempora  zurück, 
daries  ist  ebenso  zulässig  wie  im  Griechischen  doitjg:  und  ganz  ähnlich 
verl\ält  es  sich  mit  den  unmittelbar  folgenden  Optativen  dardaries  und 
astcUaries.  Eine  ganz  gleiche  Optativform  findet  sich  in  den  zwölf  Tafeb 
bei  Gellius  XV.  13,  11 :  qui  se  sierit  testarier  libripensve  fuerit,  ni  testi- 
monium  fariatnr  [Scholl  p.  149,  22:  fatiaiur]^  improbus  intestdbüisque 
esto,  eine  Form,  die  unsere  Grammatiker,  die  in  der  Begel  nur  die 
Arbeiten  ihrer  Vorgänger  kennen  und  nicht  aus  den  ursprünglichen 
Quellen  schöpfen,  nicht  beachtet  haben,  wie  ihnen  natürlich  auch  die 
entsprechenden  Formen  in  unserem  Spruche  unbekannt  geblieben  sind. 
Aehnlich  verhält  es  sich  mit  essem,  dessen  Entstehung  weder  Bopp 
(vergl.  Gramm.  HI.  36,  2.  Ausg.)  und  G.  Curtius  (sprachvergL  Beitr.L 
p.  352)  noch  Pott  (der  zuletzt  darüber  gesprochen  hat,  Doppelung 
p.  248  ff.)  richtig  erklärt  haben :  essem  unterscheidet  sidi  nur  insofern, 
als  es  nicht  wie  die  eben  berührten  Optative  eine  zusammengesetzte, 

10)  Wenn  in  den  Glossarien  malleus  durch  väQ&ri^  iarQixdg  erklärt  wird,  so 
liegt  vielleicht  auch  darin  eine  Erinnemag  an  jenen  alten  Glauben.  Auf  den  Stein- 
hammer  deutet  auch  der  Schol.  Persii  2,  26:  in  tisu  fuit,  ut  augures  vd  aruapice$ 
ctdducti  ex  Etruria  certis  temporibtts  fulmina  ircmsfigurctta  in  lapides  infra  terram 
absconderent. 


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Zwei  Zauberfonneln  bei  Cato.  563 

sondern  eine  organische  Bildung  ist,  so  gut  wie  vellern  und  ferrem: 
essem  ist  aus  esiem  entstanden,  gerade  so  wie  im  Griechischen  eXr/y 
aus  e^rpfj  und  ctljv  ist  eigentlich  Optativ  des  Präteritums,  von  ioi/ii 
592ge|rade  so  verschieden  wie  sim  von  essem  (esiem):  aber  ecrpf  verdrängt 
alhnählig  eoifii  und  tritt  an  seine  Stelle,  gerade  so  wie  im  Lateinischen 
siem  (aus  esiem  verkürzt)  als  Stellvertreter  von  sim  erscheint.  Einzelne 
Kaste  des  altem  freieren  Gebrauches  der  Modi  haben  sich  namentlich 
in  Bedingungssätzen  auch  später  noch  erhalten,  wo  unsere  Granmiatiker 
entweder  ändern  wollen  oder  zu  künstlichen  Erklärungen  greifen. 

Dunkel  ist  dardaries:  ich  glaube  aber  hier  ein  Compositum  von 
dare  mit  einem  andern  Verbum,  und  zwar  demselben,  welches  uns  im 
griechischen  d^Q/jaaa&ai  ('sich  setzen')  und  ^qßvoq  ('Sitz')  erhalten 
I  ist,  zu  erkennen:  es  wäre  dies  eine  BUdung  wie  arefacerej  ccdefacere 
und  ähnliche**);  dare  hat  ebenso  wie  vorher  die  Bedeutung  'machen', 
die  ja  auch  sonst  genügend  bezeugt  ist:  dardaries  (mit  Metathesis  statt 
dradaries)  würde  also  nichts  Anderes  bedeuten  als  'bewirken,  dafe  sich 
etwas  setzt',  was  hier,  da  ein  verrenktes  Glied  aufechwillt,  ganz  pas- 
send ist 

Astataries  kann  nicht  leicht  mifsverstanden  werden :  der  Port- 
schritt der  Handlung  wird  so  passend  als  möglich  dargestellt:  sind  die 
Glieder  wieder  eingerichtet  und  hat  sich  die  Geschwulst  gelegt,  dann 
kann  das  Kranke  wieder  aufstehen:  astatatare  ist  'aufrichten',  ävund- 
wt,  dvo^&odv,  (vergL  Stata  maier  und  Deus  Statanus):  natürlich  nicht 
mit  ad,  sondern  der  Präposition  an  zusammengesetzt,  die  sich  in  an- 
Mus  und  was  damit  zusanunenhängt,  ganz  deutlich  erhalten  hat: 
aber  es  ist  wohl  möglich,  dalis  auch  anderwärts  diese  alte  Präposition 
nur  verdunkelt  ist,  wie  bei  Virgil.  Georg,  in.  545 :  squamis  adstantibus 
(astantibus)'^^).  Auch  im  XJmbrischen  und  OsMschen  konmat  an  mehr- 
fach in  Zusammensetzungen  vor,  doch  ist  die  Erklärung  nicht  hin- 
reichend gesichert 

DISSVNAPITEE  löse  ich  einfach  in   Bis  suna  piter  auf,  d.  h. 

Diespiter  sana,  indem  am  Schlüsse  der  Wunsch  nochmals  kurz  zusam- 

mengefafst  wird.     Aber  man  darf  weder  sana  ^')  noch  pater  verlangen ; 

die  Formel  wurde  so  rasch  gesprochen,  dafs  die  drei  Worte  gleichsam 

593  in  eins  verschmolzen  und  der  «relwöhnliche  Lautwandel  eintrat    Eben 


11)  Noch  naher  steht  vielleicht  credere. 

12)  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  accensus,  dies  ist  nicht  adcensua,  sondern 
ancmstis  d.  h.  incenaus  ^  nicht  abgeschätzt.' 

13)  Mancher  denkt  -vielleicht  an   una,  was  auf  das  Wiederyereinigen  der 
yerrenkten  GHeder  gehen  würde,  aber  ufutre  ist  sicherhch  ein  sehr  junges  Wort 

36* 


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564  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 

SO  wenig  ist  Dies  zu  schreiben,  man  vergl.  die  Formel  bei  Festus 
p.  115:  si  sciens  fallo,  tum  me  Dispiter  scdva  urbe  arceque  bonis 
eiiciat,  uti  ego  hunc  lapidem:  vergl.  auch  Varro  L.  L.  V.  66.  Beide 
Namen,  obwohl  formell  zu  sondern,  bezeichnen  denselben  Gott:  auch 
bei  den  altitalischen  Stämmen  ist  der  Gott  der  Unterwelt  von  dem 
Herrn  des  Himmels  nicht  verschieden,  gerade  so  wie  bei  den  Griechen. 
Für  Yölker,  deren  Leben  ganz  oder  gröfstentheils  auf  den  Feld- 
bau gestellt  ist,  giebt  es  kein  gröfseres  Unglück,  als  wenn  Hagelschlag 
alle  Frucht  der  Arbeit  vernichtet :  dafs  man  sich  gegen  solchen  Schaden 
irgendwie  zu  schützen  suchte,  ist  natürlich.  Ein  merkwürdiger  Brauch 
wird  von  Cleonae  überliefert:  hier  hatte  die  Gemeinde  besondere 
Wächter  (xaXaLOfvXaxeg)  bestellt,  die,  wenn  ein  Unwetter  im  Anzüge 
war,  sogleich  Anzeige  machen  mufsten:  Jeder  beeilte  sich  dann  nach 
besten  Kräften,  das  Unheil  durch  ein  Opfer  abzuwenden:  es  mufete 
aber  ein  blutiges  Opfer  sein,  und  den  Mittellosen  blieb  nichts  übrig, 
als  durch  ihr  eignes  Blut,  indem  sie  sich  in  den  Finger  ritzten,  den 
Zorn  der  Götter  zu  sühnen^*).  Dafs  man  aber  aufser  diesem  Opfer 
zugleich  auch  Zauberlieder  anwandte,  um  den  Hagel  zu  bannen,  ist 
ausdrücklich  bezeugt,  und  jene  Wächter  (die  man  etwa  mit  den  oye- 
fxoAÖiraL  in  Corinth  vergleichen  kann)  waren  wohl  eben  der  alten 
Formeln  kundig  ^^).  Aber  auch  andere  Mittel  versuchte  man,  wie 
Plutarch  andeutet  Quaest.  Sympos.  VH.  2,  2:  olov  id6y£L  tö  TtBQi  xrpf 
xdhxCav  elvai  ttjv  htö  xaXaucxfwhiyujüv  at/iavt  OTtaXccKog  Yp^yuoiq  ywai- 
xeiocg  ä7tofiQe7co(jilviijv,  was  nicht  gerade  nothwendig  auf  Cleonae  geht; 
ähnliche  Gebräuche  mögen  auch  anderwärts  in  Grie  chenland  üblich  m 
gewesen  sein^*").    Wenn  auJser  dem  Blute  des  Maulwurfs  alte  Lappen 


14)  Seneca  Quaest.  Nat.  IV.  6:  ülud  incredibüe  Cleonis  fuisse  publice  prae- 
positos  xf^la^oifvlnxag ,  speculatores  futvrae  grandinis,  Hi  cum  Signum  dedissent, 
adesse  tarn  grandinem,  quid  exspectas?  ut  homines  ad  paenuUis  discurrerent  atft 
ad  scorteas?  immo  pro  sc  guisque  alius  agnum  immolabat,  aüus  puUum:  proUmu 
illae  nubes  alio  deelinabant,  cum  aliquid  gustassent  sanguinis.  Hoc  rides?  aedff 
quod  rideas  magis:  si  quis  neque  agnum  neque  pullum  habd)at,  quod  sine  damno 
fieri  poterat ,  manus  sibi  adferebat.  Et  ne  tu  avidas  aut  crudeles  existimes  nube$, 
digitum  suum  hene  acuto  graphio  pungebat  et  hoc  sanguine  litabaU  Nee  imims 
ab  huius  agello  grando  se  vertebat  quam  ab  ülo,  in  quo  maioribus  hostOs  «■ 
orata  erat. 

15)  Clemens  AI.  Strom.  VT.  3,  31,  p.  268  Sylb.:  avrCxa  tpaal  Tovg  hKUarm; 
fidyovg  (pvlitTTOvrag  rä  fifHojga  xtxlf^Coßol^aetv  fiellövriov  vofftbv  nagayttv  u  y<^«K 
xal  d^vfiaat  Tfjg  dgyfjg  Trfv  änulrpf  &^(Ui  xal  et  nore  &noQ(a  ^woi»  xaxaldßoiy  ror 
a(f>itiQov  alfid^avreg  SdxxvXov  aQxoOvrai  Ttp  d-vfinrt. 

16)  Auch  Pausanias  11.  34,  4  sagt:  ine)  ;^«A«v:«i'  ye  ijdrj  &uafiug  (Uov  »tJ 
liK^ÖMg  üvihQutnovg  änoTQ^novrag, 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  565 


von  Frauenkleidem  helfen   sollen,    so   erinnert   dies   an   ein   anderes 
Mittel,  was  Plinius  XXVIII.  77  erwähnt:  iam  primum  dbigi  grandines 
turbinesqf4e  contra  fulgura  ipsa  mense  nudato:   $ic  averti  violentiam 
coeli,  in  navigando  quidem  tempestates  etiam  sine  menstruis,  was  wohl 
römischem  Aberglauben  entlehnt  war.    Wenn  in  den  Geoponica^'^)  als 
Mittel  gegen  den  Hagel  empfohlen  wird,  die  Haut  einer  Hyäne,  eines 
Krokodils,  eines  Mufspferdes  oder  Seehundes  im  Felde  herumzutragen 
nnd  dann  an  der  Thür  des  Hauses   aufzuhängen,  so  ist  dies  offenbar 
Aberglaube  späterer  Zeit,  der  aus  dem  Orient  stammen  mag;  denn  zu 
den  Geschäften  der  sogenannten  Magier  gehörte  namentlich  auch  die 
Kunst  des  Hagelbannens  ^®).    Wer  den  Hagel  vertreibt  und   abwehrt, 
kann  ihm  auch  eine  Kichtung  geben,  die  Andern  Unheil  bringt,  oder 
hat  überhaupt  die  Gewalt  Hagelwetter  zu  machen:  diese  Kunst  durch 
Zaubermittel  das  Wetter  zu  beherrschen,  deren  sich  Männer  und  noch 
häufiger  Frauen  rühmten,  reicht  hoch  in  das  Alterthum  hinauf:  schon 
Hippocrates  bezeichnet  im  Eingange  seiner  Schrift  de  morbo  sacro  (p.  302 
ed.  Francof.  [Med.  Gr.  XXI(I)  591  Kühn])  diese  Zauberkünste  für  ruchlos. 
Bei  uns  ist  ja,  namentlich  im  Mittelalter,  dieser  Glaube  an  das  Hagel- 
machen allgemein  verbreitet,  s.  Grimm  deutsche  Myth.  p.  365  ff.  und  p.615 
der  ersten  Ausgabe  [p.  530  ff.  und  p.  908  der  vierten  Ausgabe],    und 
im  Anhange  die  Beschwörungsformeln  gegen  Hagel  Nr.  V  und  XXIIL 
In   Italien  war   der   Glaube,  dafs  man   den  Hagel  durch  einen 
595  Spruch  bannen  könne,   allgemein  verbreitet,  Plinius  sagt  ausdrücklich 
XVn.  267:    quippe  cum  averti   grandines  carmine   credant   plerique^ 
und  dann  beruft  er  sich   eben  auf  die  von  Cato   mitgetheilte  Formel. 
Er  kommt    nochmals   auf  diese  Sitte   zurück  XXVIH.  29   und  fügt 
hinzu,  dafs  sie  auch  durch  den  Erfolg  theUweise  sich  bewährt  hätte, 


17)  I.  14,  über  das  Seehundsfell  vergl.  auch  V.  33.  An  der  ersten  Stelle 
werden  nocli  eine  Reihe  anderer  Mittel  empfohlen,  der  ki^og  x^Xa^^Ttig,  an  den 
man  mit  einem  Eisen  schlagen  soll,  ein  Adlerflügel,  eine  Sumpfschildkröte,  eine 
gemalte  "Weintraube,  Schlüssel  aus  verschiedenen  Häusern,  hölzerne  Stierfiguren; 
am  merkwürdigsten  ist,  dafs  man  der  Wolke  einen  Spiegel  vorhalten  soll:  (paal  di 
Ttvfg,  Sri  xceroTiTQOv  iäv  ^nid^C^i^g  t^  inixfi/uivtp  v^(f€i,  naQ^Xiva^xai.  j}  x^^^^' 
Dasselbe  Mittel  ei-wähnt  neben  anderen  auch  Palladius  I.  35,  15  mit  dem  Zusatz: 
seu  ut  sibi  obiecta  dispUceat,  seil  tanquam  geminata  altert  cedat  Ganz  derselbe 
Aberglaube  behauptet  sich  noch  jetzt  im  südlichen  Frankreich  in  den  Pyrenäen. 

18)  Photius  Bibl.  p.  75  Bekk.  in  den  Excerpten  aus  dem  Roman  des  lam- 
blichus,  wo  ein  ^dyog  /ahcCr^g  vorkam.  Nach  der  Lehre  der  Magier  war  insbeson- 
dere der  Amethyst  ein  wirksames  Mittel,  Plin.  XXXYII.  124.  üebrigens  erwähnt 
auch  Plutarch  Quaest.  Sympos.  IV.  2, 1  das  Fell  der  Hyäne  und  des  Seehundes  als 
Mittel  gegen  den  Blitz:  xai^dmQ  j}  övxf\  xai  ro  S^Qfia  tfjg  (poixrig,  otg  t^aötv,  xal  t6 
Tijg  va(vrigy  olg  ra  äxQa  r&v  lOTiotv  ol  vavxlriQoi  xaTetdKfd-SQodat.. 


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566  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 

theilt  die  Formeln  jedoch  seiner  skeptischen  Anschauungsweise  gem&fs 
nicht  mit :  carmina  quaedem  exstant  contra  grandines  contraque  morho- 
rum  gener a  contraque  anibusta,  quaedam  etiam  experta;  sed  prodendo 
obstat  ingens  verecundia  in  tanta  animorum  varietate,  quapropter  de 
iis,  ut  libitum  cuique  fuerit,  opinetur. 

Die  Formel  ist  uns  in  den  Handschriften  des  Cato  in  zwiefecher 
TJeberlieferung  erhalten,  was  einigermafsen  der  Herstellung  zu  gute 
kommt  So  kurz  der  Spruch  auch  ist,  so  ist  doch  von  dem  Gleich- 
klange, der  Alliteration  und  der  Wiederholung  desselben  Wortes  aus- 
gedehnter Gebrauch  gemacht,  wie  wir  dieselben  Mittel  auch  anderwärts 
in  solchen  Zaubersprüchen  angewandt  finden.  Gleich  im  Eingänge 
weichen  die  beiden  Fassungen  ab:  htMt  hanat  huat  und  httat  haut 
haut;  aber  es  ist  klar,  dafs  dreimal  ganz  dasselbe  Wort  wiederholt 
wurde.  Die  rechte  Lesart  wird  huat  sein,  was  in  beiden  Abschriften, 
in  der  ersten  zweimal,  einmal  in  der  anderen  sich  findet:  huat  erkläre 
ich  durch  fuat,  wie  ja  in  zahlreichen  Fällen  f  im  Anlaut  wie  im 
Inlaut  in  h  übergeht  Im  Folgenden  ist  pista  offenbar  der  Haupt- 
begriff und  gleichbedeutend  mit  pestis,  ich  erkenne  aber  hier  die  alte 
Form  pesestas,  die  uns  Festus  aufbewahrt  hat  p.  210:  pesestas  inkr 
alia  quae  [sij  inter  precationem  dicuntur,  cum  fundus  lustratur, 
significare  videtur  pestilentiam ,  ut  inteUigi  ex  ceteris  possunt  (poksi) 
cum  dicitu/r: 

Ayertas  morbum,  mortem,  labem,  nebulam,  impetiginem. 

Das  dreisylbige  pesestas  konnte  unter  dem  Einflüsse  des  Accents  leidit 
in  pestas  übergehen:  peior  und  pessimus  sind  sicherlich  damit  ver- 
wandt, doch  kann  das  i  ursprünglich  sein,  was  eben  nur  hier  duich 
Rücksicht  auf  den  Gleichklang  sich  erhalten  hat:  aber  auffallend  ist 
der  Mangel  des  s  im  Auslaute:  ich  möchte  daher  pistas  schreibai, 
wenn  man  nicht  annehmen  will,  dafe  in  der  scriptura  continua  eben 
wegen  des  nachfolgenden  s  der  Buchstabe  nur  einmal  angewandt 
wurde  *•).  Doch  hat  auch  die  andere  |  Abschrift  ein  Element  mehr,  596 
nur  kann  ich  mich  nicht  entschliefsen,  pistar  zu  schreiben,  da  das 
scharfe  $,  was  aus  ts  entstanden  ist,  sich  sonst  stets  unversehrt  be- 
hauptet: noch  weniger  möchte  ich  pistus  billigen  (obwohl  tempestus 
statt  tempestas  im  älteren  Latein  sich  findet),  da  der  Gleichklang  das 
a  hier  sichern  mufste.  —  SISTA  (wofür  die  andere  Abschrift  offenbar 
irrthümlich  SISTAE  bietet)  betrachte  ich  als  ein  AdjectiTom  von  stare 


19)  üebiigens  läfst  sich  auch  pista  rechtfertigen,  wemi  wir  dann  ein  Nomeo 
der  ersten  Deolination  erkennen,  eine  adjectivisohe  Bildung,  wie  iaventa  neben 
iuvenius,  senecta  neben  senectus. 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  567 


mit  der  Beduplication  gebildet,  in  der  Bedeutung  ^stillstehend':  eine 
ganz  analoge  Bildung  ist  praesto  von  praestare,  kein  Adverbium,  wie 
man  gewöhnlich  glaubt,  sondern  ein  Adjectivum  praesto(s),  wie  sich 
auch  wirklich  dafür  praestus  findet*®),  und  der  römische  Gentilname 
Antisiius  setzt  ein  älteres  Antistus  voraus,  denn  die  Nomina  göntüida 
sind  meist  aus  ursprünglichen  Cognomina  hervorgegangen,  z.  B.  Furius 
aus  FusuSy  Valerius  aus  Volust^s:  Furius  ist  eigentlich  Sohn  des 
Fusus,  Valerius  Sohn  des  Volusus*^). 

Die  letzten  Worte  des  Spruches  lese  ich:  damiahon  damna 
ustra.  Diese  Worte  bedeuten:  'ich  werde  den  sengenden  Schaden 
fesseln.'  Das  Verbum  damiare  ist  hinlänglich  gesichert  durch  das 
Nomen  damiatrix;  so  hiefs  die  Priesterin  der  Bona  Dea  nach  Festus 
p.  68:  damium  sacrifictum,  quod  fiebat  in  operto  in  honorem  Bonae 
deae,  dictum  a  contrarietate,  quod  minime  esset  dafiöaiov,  id  est 
publicum.  Dea  quoque  ipsa  Damia  et  sacerdos  eius  damiatrix 
appeUabatur.  Die  Dea  bona,  die  'holde  Göttin'  hat  auch  ihre  Nacht- 
seite; als  unholde,  Schaden  und  Verderben  bringende  Göttin  führt  sie 
597  den  Namen  Damia  ^^).  \  Es  ist  dieselbe  Göttin,  die  in  Aegina  imter 
den  Namen  Av^riaia  und  Jafxia  verehrt  wurde,  in  doppelter  G^talt, 
aber  in  der  That  eine:  nur  die  verschiedenen  Seiten  im  Wesen  der 
Göttin  werden  durch  jene  Sonderung  ausgedrückt:  u^v^aia  ist  die 
frexmdliche,  Leben  erzeugende  imd  erhaltende  Göttin,  Jaf^ia  die  Yer- 
derben  bringende  Todesgöttin;  Jafiia  ist,  was  man  nicht  erkannt  hat, 
so  viel  als  taf^la,  Krjfua,  Die  altitalischen  Stämme  haben  diesen  Cultus 
und  den  Namen  Damia  nicht  etwa  von  den  Griechen  entiehnt,  son- 
dern dieser  Gottesdienst  ist  beiden  Nationen  seit  Alters  gemeinsam. 
Das  Sühnopfer,  was  der  Göttin  dargebracht  wurde,  heifst  ebendaher 
damium;  die  Priesterin,   die  es  vollzieht,    damiatrix;  daher  damiare 


20)  Auch  andere  Adverbia  auf  o  sind  gleichüaUs  als  adjectivisobe  erstarrte 
Formen  zu  betrachten,  z.  B.  intestcUo,  was  mit  intestatus  gar  nicht  selten  wechselt. 
Irrig  wird  praesto  von  CJorssen  pI.*  549]  als  eine  Superlativform  aufgefafst. 

21)  Früher  hatte  ich  sista  als  ältere  Form  des  Demonstrativ  -  Pronomen  iste 
betrachtet;  über  diese  Form  habe  ich  ausführlicher  gehandelt  im  Ind.  lectt.  aestiv. 
univ.  Halens.  1864  p.  IV  [Opusc.  I.  522  ff.]  (wo  ich  zwei  Inschriften  des  bisher  nicht 
erkannten  Paeligner  Dialektes  besprochen  habe).  Ich  verband  nämlich  sista  mit 
dem  Folgenden ,  was  aus  einem  nachher  zu  besprechenden  Grunde  nicht  zulässig  ist, 
weil  immer  drei  Worte  eng  zusammengehören,  und  las  im  Anfange  des  Spruches: 
huat  Junta  huat  ista  pista  d.  i  fuat  Sana  fuat  ista  pestis. 

22)  Wie  der  Bona  Dea  die  Fauna  (d.  h.  die  Holde,  Gute,  propUia)  nahe 
verwandt  ist,  so  ist  von  der  Damia  die  Lavema  eigentlich  nicht  verschieden, 
vergl.  auch  meine  Bemerkung  in  der  Abhandlung  über  den  Paeligner  Dialekt  [Opusc. 
L527]. 


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568  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 


'durch  Opfer  versöhnen'  sein  würde:  aber  ursprünglich  hat  das  Wort 
wohl  die  allgemeinere  Bedeutung  'binden,  fesseln',  coercere:  und 
damnum,  was  auch  sonst  ganz  dem  griechischen  ^ijju/a  entspricht,  wird 
desselben  Stammes  sein,  wie  es  auch  hier  mit  damiabon  verbunden 
wird*^).*  Ich  habe,  gestützt  auf  die  zweite  Abschrift,  damiabon,  nicht 
damiabo  geschrieben ;  schon  an  einem  anderen  Orte  (Zeitschrift  f.  Alter- 
thumsw.  1855,  Nr.  38,  p.  297  [Opusc.  1. 117])  habe  ich  darauf  hingewiesen, 
dafs  im  alten  Latein  in  der  ersten  Person  des  Präsens  auf  o  und  in  der 
entsprechenden  Futurbildung  sich  das  auslautende  m  erhalten  habe: 
hier  gewinnen  wir  von  neuem  eine  gewünschte  Bestätigung:  n  ist 598 
aber  nicht  in  m  zu  ändern,  es  ist  dies  eine  Art  Assimilation  wegen 
des  nachfolgenden  d,  wie  in  iandudum  und  ähnlichen  Fällen.  Statt 
damiabon  liefse  sich  übrigens  vielleicht  auch  die  Schreibart  domiabo 
rechtfertigen,  obwohl  ich  kein  Beispiel  kenne,  wo  ein  von  Hause  aus 
langes  a  in  o  sich  verdunkelt,  doch  wissen  wir  nicht  einmal,  wie  es 
sich  im  Lateinischen  mit  der  Quantität  der  Stammsylbe  in  damium 
verhält.  Ebenso  liefse  sich  im  Folgenden  dumna  statt  damna  verthei- 
digen,  nach  der  Analogie  von  condumnare;  denn  in  diesen  Zaubei^ 
formein,  die  man  zuletzt  fast  gedankenlos  und  ohne  sie  recht  zu 
verstehen,  absang,  verschmolzen  die  Wt^rte  der  einzelnen  Satzgheder 
gleichsam  zur  Einheit,  wie  oben  in  Dis  suna  piter. 


23)  Ritschi  hat  kürzlicli  im  Rhein.  Mus.  XVI.  304  ff.  [Opusc.  IL  709  ff.]  die 
schon  von  Anderen  empfohlene  Ableitung  des  Wortes  damnum  von  dare  nachdrücklich 
vertheidigt,  und  erklärt  alle  anderen  Ableitungsversuche  kurzweg  für  *thörichte 
Träumereien  und  unmethodische  Spielereien.'  Formell  ist  gegen  die  An- 
sicht, datrmum  sei  ein  passives  Partioipium  von  dare  nichts  einzuwenden,  aber  Ritschis 
Beweisführung  ist  nicht  correct,  indem  er  ganz  fremdartige  Bildungen,  wie  nommj 
numen,  certamen  herbeizieht:  denn  diese  Worte  sind  ja  mit  dem  Suffixum  ment 
gebildet,  was  die  Sprache  in  zweifacher  Weise  verwendet;  vollständig  eriialten  ist 
es  in  Formen  wie  tegumentuni,  geschwächt  in  tegimen  (tegmen),  £twas  andere 
verfährt  die  griechische  Sprache,  indem  sie  im  Nomen  das  n  zur  Erleichtenmg 
auswirft,  Övofia,  dvöinaiog,  afjfia,  aij/narog,  dagegen  in  den  abgeleiteten  Verbis 
dasselbe  festhält  und  t  aufgiebt,  dvofiaivoj,  ari^aCvo).  Die  Phrygier  dagegen  sagten 
ovofiav,  was  der  römischen  Art  nahe  kommt.  Wie  die  lateinische  Sprache  fort- 
während xms  Räthsel  aufgiebt,  so  bleiben  auch  hier  noch  zu  erklärende  Probleme, 
wie  die  Länge  in  legumen.  Doch  abgesehen  von  der  Methode  der  Beweisfohrong 
kommen  bei  der  Erklärung  und  Ableitung  des  Wortes  damnum  nicht  blofs  die 
Formen,  sondern  noch  andere  Gesichtspunkte  in  Betracht,  imd  diese  scheinen  mir 
mehr  für  die  Verbindung  mit  Cv/^ta  den  Ausschlag  zu  geben:  so  entsprechen  sich 
dann  ganz  vortrefflich  ahsolvo  (4ch  löse,  entbinde')  und  condemno  Cich  binde, 
fessele');  man  vergleiche  nur  den  ähnlichen  Sprachgebrauch  im  Griechischen,  wie 
bei  Herodot  11.  174:  8aoi  fikv  avTov  r&v  &tmv  aniXvaav  jutj  (pm^a  ehat  ....  5aw 
di  fiiv  xar^drjaav  ipcÜga  ilvai. 


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Zwei  Zauberformeln  bei  Cato.  569 


Die  Schlufsworte  habe  ich  einfach  aufgelöst  in  damna  ustra. 
Hier  ist  ustra  gleich  austra,  dasselbe  Adjectiv,  was  sich  im  Namen 
des  Windes  erhalten  hat :  doch  kann  man  auch  damna  austra  schreiben. 
Der  Ausdruck  damna  austra  vom  Hagelschaden  gebraucht  kann  auffallend 
erscheinen;  aber  urere  wird  ja  bekanntlich  auch  von  eisiger  Kälte  ge- 
braucht; in  der  Bauemsprache,  der  Virgil  [Georg.  1.77]  mit  richtigem 
Gefahl  für  einfache  und  natürliche  Poesie  folgt,  steht  es  von  Pflanzen,  die 
dem  Boden  alle  Kraft  entziehen,  und  wenn  derselbe  Dichter  Georg,  ü. 
296,  gewifs  auch  hier  volksmäfsiger  Eede  sich  anschliefsend:  Atä  fetus 
ovium  aut  urentis  cuUa  capellas  von  den  Ziegen  sagt,  die  Alles  benagen 
und  dadurch  die  Vegetation  vernichten,  so  erkennt  man,  wie  passend 
von  dem  Hagelschlage,  der  die  Fluren  verwüstet,  damna  austra  gesagt 
werden  konnte.  Täuscht  mich  übrigens  mein  Gedächtnifs  nicht,  so 
habe  ich  auch  bei  uns  die  Redensart  gehört:  'Der  Hagel  hat  Alles 
versengt'  Eine  specielle  Beziehung  auf  den  auster  möchte  ich  nicht 
darin  finden,  obwohl  der  auster ,  der  namentlich  im  Herbste  die  meisten 
Gewitter  brachte  (s.  Preller  Rom.  Myth.  291  [I.«  330]),  der  Nebel  und 
Seuchen  erzeugt  (s.  Schwartz  Urspr.  der  Myth.  113),  übel  berufen  war. 

Eine  Gottheit  wird  hier  nicht  angerufen;  der  Hagelbeschwörer, 
gleichsam  seiner  Macht  sich  bewufst,  tritt  mit  einem  gewissen  Selbst- 
gefühl und  Entschiedenheit  auf;  aber  sicherlich  wurden  ursprünglich, 
wenn  man  den  Spruch  gegen  den  Hagel  anwandte,  bestimmte  Cere- 
monien,  Opfer  oder  symbolische  Handlungen  damit  verbunden,  wie  ja 
599  auch  in  Cleonae  erst  das  Opfer  zusanunen  mit  |  den  Zaubersprüchen 
sich  wirksam  erweist:  xmd  zwar  könnte  man  zunächst  eine  Beziehung 
eben  zur  Borw,  Dea  oder  Damia  annehmen :  denn  diese  Göttin  ist  ja 
vor  allem  eine  Beschützerin  des  Landmannes,  wie  sie  auch  unter  dem 
Zunamen  agrestis  (Orelli  Inscr.  1518)  verehrt  ward**). 


24)  "Wie  sorgsam  man  bemüht  war,  die  Feldfrucht  vor  Schaden  zu  hüten, 
zeigt  die  Bestimmung,  welche  nach  Plinius  in  den  meisten  Leges  paganae  sich 
fand,  Plinius  XXVm.  28:  pagana  lege  in  plerisque  Italiae  praediü  caretur,  ne 
mtdieres  per  itinera  ambulantes  torqueant  fusos  aut  omnino  detectos  ferant,  quo- 
mam  adversetur  id  omnium  spei,  praecipue  frttgum.  Auch  hierin  stimmen  deut- 
scher und  römischer  Aberglaube  zusammen ;  auf  freiem  Felde  soll  man  nicht  spinnen 
(Grimm  deutsche  Myth.  Abergl.  n.  824)  und  die  Hexen  werden  Feldspinnerinnen 
(vergL  Grimm  p.  617  [911*])  genannt:  so  mögen  auch  itaUsche  Frauen  dieses 
Verbot  übertreten  haben,  um  die  Feldfrucht  zu  schädigen  oder  zu  entführen:  daher 
schon  die  zwölf  Tafeln  solchen  Feldzauber  untersagten.  Die  ferne  Urzeit  besafs 
ein  ungemein  feines  Gefühl  für  das  Schickliche;  Alles,  was  nicht  zur  rechten  Zeit 
und  am  rechten  Orte  geschah,  ward  entschieden  gemifsbilligt:  eine  spätere  Zeit, 
der  dieses  natürliche  Gefühl  schon  fremder  geworden  war,  verlangte  den  Grund 
jener  alten  sittlichen  Yorschriften  zu  wissen,   und  um    dieser  verstandesmäfsigen 


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570  Zwei  Zauberformeln  bei  Cato. 

Der  Sprach  ist  so  allgemein  gehalten,  dafe  er  sehr  leicht  audi 
bei  anderen  Anlässen  gebraucht  werden  konnte:  z.  B.  zur  Abwehr  des 
Brandes  im  Getreide  eignet  er  sich  sehr  gut**).  So  ist  es  nicht 
befremdend,  dafe  er  auch  gegen  Verrentung  der  Glieder  oder  Bein- 
bruch Dienste  leistete. 

Beachtung  verdient  die  Form  des  Spruches :  derselbe  ist  |  drei-  60ö 
fach  gegliedert,  und  jedes  Glied  ist  wieder  dreitheilig:  diese  Dreizahl 
ist  auch  in  dem  Segensspruche  gegen  die  Podagra  (bei  Varro  de  R  R 
1.  2,  34),   der,   wenn  er   wirksam  sein  sollte,   ter  novies   wiederholt 
werden  mufste,  zu  erkennen: 

Terra  pestem  teneto:  salos  hie  maneto. 

Auch  in  der  ersten  Formel  gegen  Verrenkung  ist  dies  Gesetz  zwar 
nicht  so  streng  durchgeführt,  aber  doch  nicht  zu  verkennen.  Alle 
diese  Formeln  wurden  natürlich  nicht  sowohl  gesprochen,  sondern 
gesungen,  aber  man  darf  defshalb  nicht  eine  streng  gebundene  me- 
trische Form  voraussetzen. 


Beflexion  die  Nothwendigkeit  der  Satzung  klar  zu  machen,  rechtfertigte  man  den 
einzelnen  Brauch  durch  einen  besonderen  Grund,  hob  namentlich  die  üblen  Folgen 
der  Vernachlässigung  hervor:  spinnen  ist  ein  häusliches  GeschJift,  was  nicht  auf 
das  Feld  gehört;  aber  dem  gemeinen  Verstände  ward  die  Vorschrift  erst  fafslich, 
indem  man  aus  der  üebertretung  derselben  schädliche  Folgen  für  das  Gedeihen  der 
Feldfrucht  ableitete.  Der  Gedanke,  der  solchen  alten  Vorschriften  und  Lebens- 
gewohnheiten ursprtinglich  zu  Grunde  liegt,  ist  meist,  soweit  wir  ihn  mit  unseren 
stumpfen  Sinnen  und  bei  vielfach  verdunkelter  üeberlieferung  erfiiissen  können,  ein 
richtiger,  auf  feinem  sittlichen  Gefühl  beruhender;  erst  durch  die  spätere  Recht- 
fertigung kommt  das  abergläubische  Element  hinzu,  üebrigens  ist  auch  diese  Be- 
gründung meist  sinnreich:  und  so  liegt  auch  wohl  diesem  Verbot  eine  besondere 
Beziehung  zu  Grunde:  vielleicht  stellte  man  sich  die  Bona  Dea  gerade  so  wie  die 
deutsche  Holda  als  spinnende  Göttin  vor;  der  Bona  Dea,  die  vor  allem  die  Be- 
schützerin des  häuslichen  Lebens,  das  Vorbild  der  matronae  ist,  ziemt  recht  eigent- 
lich Spindel  und  Bocken,  die  sie  aber  zugleich  auch  als  mächtige  Schicksalsgöttin 
fähren  konnte;  wer  also  das  Spinngeräth  am  unrechten  Orte  braucht,  der  erzürnt 
damit  die  Göttin  und  schadet  dem  Gedeihen  der  Feldfrucht 

25)  Cicero  de  Nat  D.  HI.  35,  86:  nee  8%  uredo  atU  grando  quippiam  nocmif 
id  lovi  animadvertendum  fuit.  Der  Hagel  ist  übrigens  so  gut  ein  ^ids  ßilog,  wie 
der  Blitz. 


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Yarroniana.  571 

in. 

[Varronian  a]*). 

m  librorum  de  Lingua  Latina,  quos  M.  Terentius  Varro  composuit, 

quamquam  maximam  partem  aetas,  quae  vel  darissimorum  ingenioram 
monumenta  consumere  solet,  nobis  invidit,  tarnen  haud  conteninendae 
reliquiae  supersunt,  quae  cum  admodum  mutilae  graviterque  corruptae 
sint,  etiam  nunc  post  doctorum  hominum  studia  satis  largam  praebent 
dubitandi  materiam.  Itaque  quoniam  haec  praefandi  necessitas  mihi 
imposita  est,  utar  hac  occasione,  ut  de  aliquot  herum  librorum  lods 
meas  coniecturas  cum  litteratis  hominibus  conmiunicem. 

Cum  varia  admodum  sint  errorum  genera,  quae  per  veterum 
scriptorum  libros  latissime  grassata  sint,  placet  nunc  unum  aliquod 
eligere,  quod  plurimum  valuit  ad  pristinam  formam  huius  operis  cor- 
rumpendam.  lamdudum  enim  intellectum  est  huius  Varroniani  operis 
archetypum,  unde  omnes  libri  scripti  qui  supersunt  originem  traxerunt, 
satis  male  habitum  et  ab  imperito  antiquario  festinanter  descriptum 
fuisse:  ita  fit,  ut  multis  locis  hiet  oratio  et  imperfecta  sit:  nam  non 
solum  integra  foUa  desiderantur,  quae  iam  ab  archetypo  avulsa  fuerunt, 
sed  etiam  versus  sive  singulares  sive  complures  interciderunt,  multo 
autem  saepius  librariorum  socordia  vocabulum  aliquod  aut  syllaba 
praetermissum  est  ^).  Ac  multa  quidem  huius  generis  vitia  ab  hominibus 
doctis  curata  vel  certe  notata  sunt,   nam   facUe  apparet  saepenumero 


*)  [Index  soholarum  in  universitate  litteraria  Fridericiana  Halensi  cum  Vite- 
bergensi  oonsociata  per  aestatem  anni  MDCCCTiXTTT  •  •  •  habendamm.] 

1)  Nonnnmquam  homines  docti  ea,  qoibus  pepercit  librariorum  socordia, 
expunxerunt,  velut  VI.  83:  ab  audiendo  etiam  auscultare  dedinatum,  quod  hi 
auscultare  dicu^Uttr,  qui  auditis  parent,  a  quo  dictum  poetae:  audio,  aut 
ausculto,  SpengeUus  et  Muellerus  particulam  aut  delent,  at  incredibile  plane 
Varronem  exemplo  tarn  inerti  et  p^trum  idoneo  usum  esse,  scribendum  est,  quod 
iam  A.  Augustinus  sive  alius  quis  vidit,  audio,  haut  atMcuUo,  Intellexit  Yarro 
haud  dubio  Pacuvianum  illud  [83  Ribb.]  apud  Nonium  p.  246  [168  Gerl.]  et  Cic. 

de  Div.  L  67: 

nam  ieti  qni  lingnam  ayiom  intellegant, 
Flusqne  ex  alieno  ieoore  sapinnt  qoam  ex  sao, 
Magis  aadiendnin,  quam  aoscaltandam  oenseo. 

Propius  etiam  ad  Yaironis  locum  aooedit  Statii  versus  ex  Emporo  ([196  R]  apud 

Non.  ib.): 

Aadire,  ignoti  qaod  imperant,  soleo,  non  aosonltare. 

Hinc  satis  facete  Cato  [p.  58  Jordan]  apud  QeH,  1. 15,  9:  quod  si  non  oonveniatis,  cum 
convocari  iuhet,  ita  cupidust  orationis,  wt  conducat  qui  auscultent,  Itaque  auditis, 
non  cMSCuUaüSt  tamquam  pharmacopolam:  nam  eius  verha  audkmtwr,  verum  se 
newu)  cowimUit  [ei],  si  aegef  est.  ubi  aiMCidtent  scripsi,  cum  au8cultet  yulgo  legator. 


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572  Varroniana. 


ita  rem  esse  natam,  ut  non  liceat  ea  quae  intercepta  sunt  redintegrare. 
Sed  ut  omnino  horum  librorum  emendatio   inchoata  magis  quam  per- 
fecta est,   ita  haud  paucis  locis  eiusmodi  |  menda  ad  omnes   Codices  IV 
propagata  adhuc  latuerunt:    rursus  autem  nonnulla  hominibus   doctis 
lacuuosa  visa  sunt,  ubi  nihil  plane  omissum  est. 

Ita,  ut  uno  defiingar  exemplo,  homines  docti  duplicem  nosfecisse 
iacturam  suspicati  sunt  libro  VI.  64,  ubi  haec  leguntur:  hinc  adserere 
manu  in  libertatetit ,  quoin  prendimus.     Sic  augures  dicunt:  si  mihi 

auctor  est  verbi nam  manu  asserere  dicit 

consortes;  hinc  etiam  et  quae  seqq.  Talern  enim  huius  loci  speciem 
editiones  exhibent,  in  libris  scriptis  oratio  continuatur,  tamquam  vitii 
immunis,  nisi  quod  in  libro  Yictoiiano  altero  loco  adsciiptum:  hie 
deest.  At  priore  quidem  loco  nihil  omnino  intercidit,  nam  legendum 
est,  ut  in  Philologe  XIV.  186  significavi:  sie  augures  dicunt:  si  mihi 
auctores  verhenam  manu  asserere,  sed  deinde  plura  absumta  sunt, 
quae  iam  non  licet  redintegrare,  nam  gravi ter  corrupta  quae  super- 
sunt:  dicit  consortes  hinc  etiam  atqui  ipsi  consortes  sors  hinc  etiam 
sortes,  Augures  autem  cum  Varro  dicit,  Ubri  sive  commentarii  augurum 
intelligendi  sunt,  neque  vero  ad  ipsos  augures  haec  referenda  esse 
existimo,  sed  ad  fetiales:  nam  videntur  augurum  libri  etiam  alia,  quae 
non  ad  ipsorum  augurum  officia  pertinebant,  comprehendisse.  Itaque 
coniicio,  cum  foedus  sanciendum  esset,  his  ipsis  verbis:  si  mihi  auctor 
es  verhenam  manu  [sie  vel  manum  suspicatur  B.  in  Symb.  ad  Gramm. 
Lat.  p.  28]  asserere  verbenarium  rogavisse  regem  sive  magistratum. 
Rem  satis  illustrat  Livius  I.  24:  foedera  alia  aliis  legibus,  cet^rum 
eodem  modo  omnia  fiunt.  Tum  ita  factum  accepimus,  nee  uUius 
vetustior  foederis  memoria  est,  Fetialis  regem  Tullum  ita  rogavit: 
*Iubesne  me,  rex,  cum  patre  patrato  populi  Albani  foedus 
ferire?^  lubente  rege,  'Sagmina^  inquit  He  rex  posco\  Rex  ait: 
^  pur  am  tollito\  Fetialis  ex  arce  graminis  herbam  pur  am  attulü, 
postea  regem  ita  rogavit:  ''Rex,  facisne  me  tu  regium  nuntiutn 
populi  Romani  Quiritium,  vasa  comitesque  meos?^  Rex  re- 
spondit:  'Quod  sine  fraude  mea  populique  Romani  Quiritium 
fiatj  facio.^  livium  consentaneum  est  verba  concepta,  satis  illa 
quidem  ampla,  ut  gentium  Italicarum  patrius  erat  mos,  in  pauca  con- 
tulisse:  videtur  igitur  fetialis  herbam  puram,  postquam  ex  arce  attulit, 
apud  regem  sive  magistratum  deposuisse,  tum  rursus  iUo  iubente 
manu  prehendisse  verbenam  ac  rogavisse  magistratum,  ut  foederis 
sanciendi  sibi  potestatem  daret,  hoc  fere  carmine  usus:  Si  mihi  auä^ 
es  verhenam  manu  asserere,  rex,  facisne  me  tu  regium  nuniium 
populi  Ro}nani  Quiritium  vasa  comitesque  meos?    Sed  novissima  haec 


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Yarroniana.  573 


canninis  solennis  verba  Vitium  aliquod  contraxisse  arbitror:  vasa  enini 
verbenam  et  süicem  esse  existimant  interpretes,  cf.  Marquardt  Antiq. 
Rom.  IV.  p.  390,  velut  apud  livium  XXX.  43  fetiales  iubentur  privos 
lapides  silices  privasque  verbenas  secum  ferre;  at  ut  largiar  vasorum 
nomen  bis  rebus  sacris  convenire,  quamquam  mihi  quidem  parum 
verisimüe  videtur,  satis  tarnen  hie  intempestive  vasa  interveniunt,  ubi 
verbenarius  eiusque  collegae  publici  nuntii  populi  Komani  esse  iubentur 
foederis  sandendi  causa;  neque  enim  instrumenta,  quibus  fetiales 
utuntur,  nuntiorum  loco  sunt.  Equidem  verbum  necessarium  inter- 
cidisse  conücio,  ita  ut  livius  scripserit:  dasque  vasa  comitesque  meos. 
Tasa  autem  neque  verbenam  interpretor,  quam  iam  manu  tenet  fetialis, 
neque  silicem,  sed  vocabuli  proprietatem  servandam  censeo,  ut  sint 
vasa  fictüia,  quibus  fetiales  in  sacris  faciendis  utebantur,  sive  ad  exta 
porricienda  sive  ad  sanguinem  profundendum  aut  omnino  ad  libandum, 
velut  athanuvium,  lepista,  gutturnium,  simpulum,  capeduncula,  vilia 
illa  quidem,  sed  antiquae  religionis  simplicitate  sancta,  quae  ad  Numam 
auctorem  solebant  referre,  vid.  Cicero  de  Nat.  Deor.  HI.  17,  43.  Pers. 
Sat  n.  59.  Horum  igitur  vasorum  sacrorum  usus  ut  sibi  concedatur 
fetialis  regem  rogat*):  nam  quamquam  in  foedere  feriendo  porcus 
soUennis  erat  hostia,  tamen  etiam  his  vasis  opus  erat,  sive  quod  ad 
explorandam  hostiam  fetiales  quoque  libatione  utebantur,  (de  quo  sacro- 
rum ritu  dixi  in  conmientatione  academica  1858  [d.  XXX.  m.  Mail 
V  edita]  |  p.  VI.)  sive  quod  perfecto  sacrificio  diis  libabant,  id  quod 
saepius  est  factum,  velut  est  in  Actis  Fratr.  Arval.  XUa  24  [C.  I.  L. 
VI.  2104] :  perfecto  sacrificio  omnes  iure  et  vino  fecerunt,  deinde  reversi 
in  aedem  in  mensa  sacrum  fecerunt  ollis  et  quae  sequuntur  et  apud 
Catonem  de  Re  Bust.  c.  134:  postea  Cereri  exta  et  vinum  dato,  Macrob. 
in.  11, 10:  notum  autem  esse  non  diffitebere,  quod  ante  diem  daodeci- 
mum  kalendas  lanuarias  Herculi  et  Cereri  faciunt  sue  praegnate, 
panibus,  muiso.     Quibus  adde  Virgilium  Aen.  V.  236 : 

Vobis  laetus  ego  hoc  candentem  in  littore  taurum 
Constituam  ante  aras  voti  reus  extaque  salsos 
Porriciam  in  fluctns  et  vina  liqnentia  fundam. 

Denique  non  est  silentio  praetermittendum  Graecos  similiter  in  foedere 
sandendo  sacrifido  pariter  atque  libatione  usus  esse,  velut  est  apud 
Homerum  II.  IQ.  v.  268  seqq.  et  inprimis  v.  291 : 


2)  Vasa  illa  in  regis  tutela  sunt,  qtd  est  princeps  sacerdos,  vasorumqne 
usmn  sacrorum  caxisa  ceteris  sacerdotibus  dat,'  quemadmodum  etiam  postea  ponti- 
fices  febma  i.  e.  lanas  sanctas  pnrgandi  causa  a  rege  sacrorum  petebant,  vid.  Ovid. 
Fast.  n.  21. 


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574  Varroniana. 

!ff  xal  äno  (nofxdxovg  ü^cäv  rdfii  mjli'i  ;)raAx0' 
Kai  toifs  fih  xaT^&rjx€v  inl  x^ovög  äaTta^Qovrttg, 
Ovfioö  divofiivovg*  äno  yäg  fiivog  etUto  ;jfaibfd$. 
Olvov  <f'  ix  xQfjTfjQos  äifvoodfiivoi  S^nd^aaiv 
*'Exx€ov,  ^<f*  sifxovTo  d-toig  äatyiv^ttfatv. 

Sed  quod  apud  livium  dasque  vasa  comüesque  meos  scribendum  esse 
censui,  fortasse  quispiam  refiitabit  eo  argumento,  quod  non  satis  con- 
yeniat  id,  quod  rex  respondet:  quod  sine  fraude  mea  populique  Bo- 
mani  Quirüium  fiat,  facio,  cum  ex  proprietate  sennonis  Latmi  tunc 
fado  doqm  dicendum  fuerit;  grayissimum  hoc  argumentum,  si  livius 
integrum  Carmen  adscripsisset,  nunc  ubi  in  breve  coegit,  fedle  ei  hoc 
condonabimus. 

Sed  ad  Varronem  ut  revertar,  nonnumquam  ambiguum  est,  utruin 
interciderit  aliquod  yocabulum  an  alia  poüus  medela  sit  adhibenda, 
yeiut  YIL  75 :  possunt  triones  dicti  Septem,  quod  üa  sitae  steUae,  tä 
ternae  trigona  faciant^)^  ibi  enim  scribendum  esse  videbitur:  possuni 
triones  dicti,  quod  ita  sitae  stellae  Septem,  ut  temae  trigona  facicmt 
tria,  si  composueris  cum  bis,  quae  leguntur  apud  Festum  p.  339: 
(sed)  et  physici  eum  situm  (septem  steüarum)  contemp(lati  septentriones) 
dici  aiunt,  quod  ita  sunt  (septem  steUae  sitae),  ut  temae  proximae 
(qua^ue  effictant  tria)  trigona,  quamquam  potest  etiam  una  tantum 
littera  detracta  scribi:  ut  terna  trigona  faciant.  Sed  altera  utra  cor- 
rectione  opus  est,  nam  yerba,  quemadmodum  nunc  leguntur,  nimia 
oböcuritate  laborant;  item  septem  omnino  traiiciendum  est,  nam  hoc 
quoque  modo  saepe  erratum  in  bis  Varronis  libris,  velut  in  Ennianis 
versibus  [Iph.  L  v.  246  Vahl.],  a  quibus  profecta  est  Varronis  disputatio, 
scribendum  videtur: 

Temo  superat 

Stellas  sublime  etiam  atque  etiam 

Noctis  cogens  iter. 

ubi  nunc  l^tur:  Stellas  sublime  cogens  etiam  et  quae  seq.  [Tahlenus 
cum  Hennanno  scripsit:  Cogens  sublime  etiam  atque  etiam  Noctis  iter] 
Sunt  alii  loci  apud  Varronem,  ubi  ambigere  licet,  utrum  libra- 
riorum  socordia  aliquid  sit  praetermissum,  an  ipse  Varro,  ut  brevitati 
orationis  yd  maxime  studet,  nimis  conciso  sermone  sit  usus,  velut 
V.  27:  fluvius  quod  fluit,  item  flumen,  a  quo  lege  praediorum  urbar 
norum  scribitur: 

Stillioidia  flxuninaque  ut  fluant  ita  oadantque. 


3)  Yidetur  hoc  veriloquium  postea  additum  sive  ab  ipso  Yarrone  sire  ab 
alio  quopiam. 


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Varroniana.  575 

Inter  haec  hoc  interest,  quod  sUUicidium  eo  quod  stillatim  cadat, 
flumen  quod  ftuit  cotUinue.  Sane  non  necesse  est,  id  quod  0.  Muel- 
lerus  adnotavit,  integram  legem  a  Varrone  adhiberi,  sed  quamvis 
largiar  ipsum  scriptorem  legis  verba  contraxisse,  non  tarnen  decebat 
hominem  diligentem  et  verborum  origines  explicantem  tarn  perverse 
ordine  uti^),  sed  omnino  scripsisse  censendus  est: 
VI  StUUoidia  fluminaque  ut  cadant  ita  fiuantque. 

Sed  si  ita  erratum  est,  haud  vana  est  suspido  librarios  maiores  etiam 
turbas  dedisse  et  Varronem  scripsisse: 

Stillicidia  fluminaque  uti  nunc  cadunt  fluuntque,  ita  cadant  fluantque*^), 

nam  hunc  iustum  esse  verborum  ordinem  ostendit  Ulpianus  in  Digestis 
VUI.  2, 17,  ubi  summam  legis  bis  verbis  comprehendit :  stillicidia,  uti 
nunc  sunt,  ut  ita  sint,  et  ad  eundem  modum  Pomponius  ib.  VJJUL.  2,  23: 
lumina,  quae  nunc  sunt,  lU  ita  sint,  et  Paulus  VIII.  2,  33:  paries 
oneri  ferundo,  uti  nunc  est,  ita  sit. 

Verum  haud  pauci  sunt  loci,  ubi  librariorum  negligentia  in  verbis 
describendis  satis  certis  notis  deprehenditur,  velut  libro  VII.  100,  ubi 
haec  in  codicibus  leguntur:  apud  Ennium: 

Decretumst  stare  oorpora  teils. 

hoc  verbum  Enni  dictum  a  fodiendo,  a  quo  fossa,  ipsum  illud  verbum 
[ossäre  desideramus,  neque  id  latuit  criticos:  neque  tamen  verum 
assecutus  est  Columna,  qui  decretum  est  fossari  corpora  telis  scripsit, 
nam  stare  convenientissimum  est,  et  hie  quoque  ut  alias  unum  alte- 
rumve  vocabulum  librarii  negligentia  intercidit.  Ennii  versum  [Annal. 
569  V.]  facili  negotio  in  integrum  restituimus: 

Decretum  est  stare  et  fossari  corpora  telis. 

Similiter  hie  idem  poeta  [Annal.  154  V.]  ap.  Macrob.  VL  1  dixit: 

Postquam  defessi  sunt  stare  et  spargere  sese 
Hastis  ansatis.  concurrunt  undique  telis  ^. 


4)  livius  quod  scripsit  I.  32, 11 :  qtMS  res  nee  dederunt  nee  solvenmt  nee 
fecertmt,  qua»  res  dari,  fieri,  solvi  oportuit,  in  hoc  scriptore  haud  gravate  ferimus, 
quamquam  fortasse  hie  quoque  librarii  iustum  verborum  ordinem  dort,  solvi ^  fieri 
cciduntque immutaverunt. 

5)  Idem  iam  Spengelius  [in  editione  p.  43]  suspicatus  est,  nisi  quod  fltMint 
fiuant  eadantque  scripsit 

6)  Ansatas  dici  hastas,  non  Ula  vidit  Columna,  nee  tamen  obtemperaverunt 
qui  post  secuti  sunt:  quando  eminus  pugnant,  non  cum  comminus  concurrunt,  hastis 
ansatis  locus  est,  quas  Graeci  Ayxvlfjtä  appellant  dbdtque  Ennius  etiam  alias 
[Annal.  176]:  ansctkis  mitttMü  de  turrtbus,  ubi  non  opus  est  HclsUm  addi,  id  quod 
Columnae  plaouit 


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576  YarToniana. 


ubi  libri  stant  et  exhibent,  sed  ego  dudum  correxeram  stare  ei,  quod 

Yahlen   quoque  vidit,  nisi  forte  quis  cum  Scriverio  stantes  reponere 

inaluerit.     Consimili  mendo  laborat  alius  Ennii  versus  [Annal.  519  Y.], 

qui  Varronis  libro  YIL  46  legitur: 

Tone  coepit  memorare  simul  cata  dicta. 

ubi   non  solum  versus  sed   etiam  sententia  imperfecta  est;    scripserat 

poeta: 

Tunc  coepit  memorare  simul  stulta  et  cata  dicta. 

Ceterum  Yahlen  hoc  versu  praeter  librorum  auctoritatem  tum  coepit 
scripsit,  haud  dubie  Lachmanni  placitum  secutus  (Comment  Lucr.  p.25), 
qui  censet  poetas  Latinos  antiquiores  forma  tunc  nisi  vocali  littera  sub- 
sequente  non  esse  usos :  at  Lachmannus  ea,  quae  Wagnerus  in  VirgUianis 
carminibus  [vol.  lY.  493  seqq.]  sibi  observasse  visus  est,  ad  omnes  poetas 
transtulit,  sed  Ennius  quidem  pariter  atque  Naevius  et  Attius  forma  tunc 
etiam  ante  consonantes  usi  sunt,  atque  ipsum  illud  tunc  cum,  quod 
Lachmannus  Lucretio  abiudicat,  haud  infrequens  est  apud  alios  poetas'). 
Saepius  homines  litterati,  cum  mendi  originem  non  satis  per- 
spexissent,  interpolando  obscuraverunt  magis  quam  sustulerunt  vitium, 
velut  libro  Y.  148,  ubi  Varro  de  lacu  Curtio  dicit,  haec  leguntur: 
a  Procilio  relatum,  in  eo  loco  dehisse  terram,  et  id  ex  S.  Con.  ad 
aruspices  relatum  esse:  responsum  deum  Manium  postilionem  postulare^ 
id  est  civem  fortissimum  eo  demitti.  Yitium  oblitteravit,  non  sanavit 
Scaliger,  qui  voculas  id  est  delendas  censuit,  multo  deterius  0.  Muel- 
lerus  id  scripsit:  ad  ista  verba  indicio  sunt  antea  exddisse  id  ipsum, 
quod  I  proxjmis  verbis  explanatur,  omninoque  non  est  verisimile  aru-Vü 
spices  tam  planis  et  apertis  verbis  deorum  Manium  voluntatem  pio- 
fessos  esse.  licet  autem  certa  emendatione  versum,  qui  librarii  negli- 
gentia intercidit,  restituere;  scripsit  enim  Varro: 

deorum  Manium  postilionem  postulare 

id,  quo  P.  B,  plurimum  passet, 

id  est,  virum  fortissimum,  eo  demitti. 

Supplementum  hoc  planissime  firmat  Livius  YIL  6 :  neque  ]  eam  vora- 
ginem  coniectu  terrae,  cum  pro  se  quisque  gerer  et,  expleri  potuisse^ 
priusquam   deum  monitu  quaeri  coeptum,  quo  plurimum  populus 


7)  Omnino  cavendum  est,  ne  quis  eiusmodi  praeceptis  temere  fidem  habest, 
quemadmodum  Lachmannus  divisim  scribere  solet  vel  ut,  vd  nti,  quod  nunc  pleii- 
que  sequuntur,  sed  eins  praecepti  rationem  prorsus  desidero,  siquidem  particnbe 
vd  exihs  admodum  vis  est,  ut  satis  bene  cum  subsequente  vocula  possit  coalescere: 
neque  vero  usus  et  auctoritas  Lachmanni  rationem  commendare  videtur,  certe  in 
titulo  apud  0.  Tahnium  Spec.  Epigr.  p.  108  [ap.  Wilmannsium  n.  572]  legitur: 

AC.  VELVTI.  FORMOSA.  ROSAST.  CVM.  TEBIPORE.  PROÜFT. 


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Yarroniana.  577 


Romanus  posset:  id  enim  Uli  loco  dicandum  vates  canebatU,  si  rem 
pMicam  Romanam  perpetuam  esse  vellent:  tunc  M,  Curtiuniy  iuvenem 
hdlo  egregiumy  castigasse  ferunt  dubitatUes,  an  ullum  magis  Bomanum 
banum,  quam  arma  virtusque  esset  et  Valerius  Max.  V.  6,  2:  cum  .... 
responsum  esset  eareiUum  tantummodo  eompleri  passe y  qua  populus 
Romanus  plurimum  valeret,  Curtius,  et  animi  et  generis  nobiliS" 
simus  adolescenSy  interpretatus  urbem  nostram  virtute  armisque  prae- 
cipue  excellere  y  et  quae  seqq. 

Alium  Varronis  locum  VL  21  non  magis  feusto  successu  inter- 
polavit  Muellerus:  Opeconsiva  dies  ab  Dea  Ope  Consivia^  quoius  in 
Regia  sacrarium,  quod  ideo  actum,  ut  eo  praeter  virgines  Vestales  et 
sacerdotem  publicum  introeat  nemo,  ubi  Muellerus  ita  pro  ideo  scripsit, 
at  hie  quoque  plura  interciderunt^),  quamquam  certo  restitui  nequeunt, 
sed  videtur  Varro  fere  in  eandem  sententiam  disputavisse,  quam  Ver- 
rius  Maccus  ap.  Fest  p.  186  persequitur :  itaque  üla  quoque  cognomi- 
natur  Consiva^  et  esse  eooistimatur  terra:  ideoque  in  Regia  colitur  a 
P.  B.,  quia  omnes  opes  humano  generi  terra  tribuat. 

Nee  dissimilis  videtur  alius  loci  conditio  esse,  qui  legitur  libro 
Tl.  29:  dies  postridie  Calendas,  Nonas,  Idus  appdlati  atri,  quod 
per  eos  dies  novi  indperent  •).  Miror  equidem  0.  Muellerum  haec  tueri 
oonatum  esse,  estque  argumentum  illud,  quo  utitur  ad  Ubrorum  leo- 
tionem  defendendam,  Varronem  novam  dierum  seriem  ab  eo  die  com- 
putare,  quo  aliud  nomen  accipiant,  omnino  nullum.  lam  Turnebus 
legendum  esse  censuit:  nihil  novi  indperent,  id  quod  fere  congruit 
cum  explicatione  Gellii  IV.  9,  5:  religiosi  dies  dicuntur  tristi  omine 
infames  impeditique,  in  quibm  et  res  divinas  facere  et  rem  quampiam 
novam  exordiri  temperandum  est^  quos  muÜitudo  imperitorum  prave 
et  perperam  nefastos  appellat.    Inter  religiöses  autem  dies  Tel  maxime 


8)  Qaod  ibidem  legitar:  is  cum  eat,  suflibiUum  haud  habeat,  legendum  est 
iv^o  eat,  quemadmodum  saepe  in  bis  Varronis  libris  singolae  vooes  interceptae 
sunt,  ita  V.  155,  ubi  Graecostasin  interpretatur,  non  öcripsit:  mW  nationum  sub- 
sisterent  legati,  qui  ad  senatum  essent  missi,  sed  exterarum  nationum.  Item  VI.  86 
m  tabulis  censoriis:  omnes  Quirites,  pedites,  armatos  privcUosque  scribendum: 
equUes  pediiesque.  YU.  3:  quare  quor  scriptoris  industriam  reprehendas,  qui 
herois  tritavum,  atavum  non  potuerü  r^perire,  quom  ipse  avi,  trüavi  matrem  non 
possis  dicere,  ubi  tritavi  tui  legendum  est.  VII.  34:  camiüus,  qui  cumerum  fert, 
in  quo  quid  sit,  in  mvnisterio  plerique  extrinsecus  nesciunt,  corrigas:  in  ministerio 
sciunt,  plerique  extrinsecus  nesciunt. 

9)  Quae  praecedunt  proxime  [VI.  28] :  harum  rerum  vestigia  in  sacris  No- 
naübus  in  aroe,  quod  tunc  ferias  primcLS  menstruas  quae  futurae  sint  a  mense, 
rex  edicit  popido,  proximas,  non  primas  soripsisse  Varronem  manifestum  est. 

Th.  Bergk   Kleine  Schriften.    I.  37 


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578  Varroniana. 


postriduani  sive  atri  referendi  sunt,  vid.  Macrob.  L  16,  24:  pontifiees 
statuisse,  postridie  omnes  KcdencUiS,  Nonas,  Idus  airos  dies  hcibendos, 
ut  hi  dies  neque  proeliares  neque  puri  neque  cofniticdes  essent,  et  Festus 
p.  278 :  dies  autetn  rdigiosiy  quibus  nisi  quod  necesse  est  nefas  hjhdwt 
fticere,  quales  sunt  sex  et  iriginta  atri  qui  appeUantar,  et  Äliensis  et 
ii,  quibus  mundus  patet.  quamquam  saue  religiosomm  dierum  notio 
latius  patet,  de  qua  re  vid.  Hartmannus  in  libro  de  Ordine  ludidorum 
p.  14.  Verum  tarnen  haud  scio  an  non  sufficiat  Tumebi  correctio, 
nam  Varronem ,  hominem  diligentem  et  veterum  populi  Eomani  institu- 
torum  peritissimum,  vix  crediderun  tarn  leviter  vim  et  naturam  honim 
dierum  descripsisse,  cum  origines  uniuscuiusque  rei  studiosissime  inda- 
gare  et  persequi  solitus  sit:  |  itaque  suspicor  bic  plura  intercidisse;  vm 
videtur  enim  Varro  in  hunc  fere  modum  illius  nominis  causam  expli- 
cavisse:  dies  postridie  CcdendaSy  Nonas,  Idus  appeUati  atri,  quod 
(post  pugnam  Alliensem  urbe  a  Oallis  recuperata  observa- 
tum  est,  quoties  belli  gerendi  gratia  res  divina  amagistratn 
P.  R.  his  diebus  facta  essetj  rem  publicam  male  gestam: 
itaque  pontificum  decreto  institutum  est,  ut  in  re  publica 
nihil)  per  eos  dies  novi  inciperent.  Sed  incerta  haec,  fateor:  nam 
supplendi  loci  tantum  periculum  feci  usus  iis,  quae  Gellius  V.  17  ex 
Verrii  libro  quarto  de  significatione  verborum  adscripsit,  quibuscum 
componas  Festi  epitomen  p.  178,  quam  Paulus  satis  imperite  mulcavit 
De  dierum  postriduanorum  originibus  ingeniöse  et  ut  mihi  quidem 
videtur  verissime  disputavit  Hartmannus  1. 1.  p.  68  seqq. 

Sed  Varronis  iUum  locum  qui  est  de  dieriun  nominibus  nondum 
dimittere  licet:  namque  necessarium  vocabulum  excidit  in  iis,  quae 
proxime  subsequuntur:  comitiales  dictij  quod  tum  ut  esset  populas 
constitutum  est  ad  suffragium  ferendum.  Muellerus  ut  sententiam 
redin tegraret ,  coiret  scripsit  pro  esset,  nee  tamen  ipse  sibi  satisfedt 
Legendum  est:  quod  tum  ut  in  comitio  esset  populus  constitutum 
est,  nam  hie  quoque  litterarum  simiütudo  fraudi  fuit  librarüs.  Eadem 
medicina  adhibenda  est  infra  31:  dies  qui  vocatur  sie:  Quando  Bex 
comitiavit,  fas^  is  dictus  ab  co,  quod  eo  die  rex^sacrificiolus  dicat 
ad  comitium,  ad  quod  tempus  est  nefas,  ab  eo  fas;  itaque  post  id 
tempus  lege  actum  saepe.  Fulv.  XJrsinus  probante  Muellero  pro  dkä 
scripsit  itaty  quod  omni  ex  parte  improbandum:  propriis  enim  verbis 
uti   solet  Varro  ^®),   atque   itandi  vocabulum  eo  minus  aptum,  quod 


10)  Animadvertisse  hoc  etiam  Theod.  Mommsen  videtur,  qui  in  libro  de 
Chronol.  Rom.  p.  242  it  pro  dicat  scripsit,  quod  non  minus  improbaodum  esw 
manifestum  est 


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Varroniana.  579 


regi  sacromm,  si  recte  redintegratus  est  Festi  locus  p.  278,  comitimn 
non  licuit  frequentare,  nisi  üs  diebus,  quibus  rem  divinam  patrio  more 
faciebat:  itaque  perfectis  sacris  continuo  de  comitio  discedere  eum 
moris  erat  Atque  si  ita,  ut  honiinibus  doctis  placuit,  scripsisset  Varro, 
pariun  accurate  diei  fissi  vim  et  naturam  notavisset:  nam  cum  rex 
sacromm  se  confert  ad  comitium  ibique  rem  sacram  facit,  quam  maxime 
ne£Eis  est:  postquam  sacra  peracta  suut  et  discessit  iUe  e  comitio,  tum 
demum  praetorem  verba  legitima  feri  fas  est^^).  Mihi  quidem  non  est 
dubium,  quin  Varro  scripserit:  is  didus  ab  eo,  quod  eo  die  rex  sacri- 
ficolus  (sacri)ficat  ad  comitium,  ad  quod  fempus  est  nefas,  ab 
eo  fas.  Quod  didt  ad  comitium,  non  est  ita  explicandum  quasi  idem 
esset  atque  in  comitio  ^  quemadmodum  in  quotidianae  vitae  consuetu- 
dine  nonnumquam  loquebantur,  ut  est  apud  Plautum  Mosteil.  UT.  2, 
158  [844]:  Nam  egomet  ductarem  nisi  mihi  esset  ad  forum  negotium, 
sed  Varro  proprio  dixit,  ac  plane  congruit  cum  eo  Plutarchus  Quaest. 
Rom.  c.  63 :  iori  yoijv  rig  ev  äyogq  dvaia  nqbq  rq)  Xsyo/jivq)  Koficrlq) 
Ttikqiog,  ^  xhjoag  6  ßaaiXevg  ycarä  x6eioq  Vlueioi  (peijycov  i^  dyoqäg,  quae 
üle  ex  Varrone  haud  dubio  descripsit '  *).  Marquardt  in  Antiq.  Kom.  IV. 
p.  266  [Rom.  Staatsverwaltung  in.  311]  Plutarchi  locum  ad  Regifugium 
refert,  a.  d.  VI.  Kai.  Mart,  at  Plutarchus  non  hunc  solum  diem,  sed  etiam 
duos  dies,  qui  in  Fastis  notabantur  Q.  R.  C.  F.,  id  est  a.  d.  IX.  Kai.  April. 
et  a.  d.  IX.  Kai.  lun.  intelligere  videtur,  namque  herum  omnium  dierum 
eadem  fere  fuit  ratio  *'),  quod  vel  inde  perspid  potest,  quod  multi  regis 
fiigam  ad  IX.  Kai.  April,  referebant,  ut  ipse  Verrius  in  Fastis  Prae- 
nestinis  notavit,  cf.  Fest.  p.  278.  Videtur  autem  sacrum  tribus  bis 
diebus  comitii  lustrandi  causa  factum  esse^*),  siquidem  Tubilustrium 
IXpraecedit  utrumque  diem,  qui  Q.  R.  C.  |  F.  notatus  erat,  ante  Regifu- 
gium autem  Terminalia  celebrabantur,  quibus  Augustin.  de  dv.  D. 
Vn.  7  sacrum  purgatorium,  quod  vocant  Februum,  fieri  dicit:  atque 
ob  id  ipsum  quod  lustratio  tunc  fiebat,  omnes  hi  dies  ex  parte  nefasti 


11)  Paulus  Diaconus  p.  259  cum  dixit:  quando  sacrifictäus  rebus  divinis 
perfectis  in  comitium  venit  ambiguitatem  omnem  evitavit 

12)  Quod  Festi  locum  p.  258  sie  redintegrant:  (quo  autem  die  Bex  in 
comitium  venit,  eius)  pars  ante(rior  nefas  habetur,  donec  ille  sacra 
facit,)  non  satis  videntur  verum  assecuti  esse,  nam  Verrius  haud  dubio  ad 
eundem  modum  scripserat:  qtw  die  Bex  xid  comitium  sacrificat,  et  deinde:  si  qiUs 
ahus  pro  Bege  eo  die  ad  comitium  fecerit, 

13)  Nisi  quod  Regifugii  die  etiam  pontifices  et  Salii  aderant  regi  sacrorum. 

14)  Sic  rex  sacromm  pontificibus  februa  suppeditabat,  vid.  Ovid.  Fast  11.  21. 
Item  Agonalia,  quae  pertinent  ad  Regem,  lustrandi  causa  instituta  fuerunt 

?7* 


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580  Anecdoton  Parisünun. 


erant^*).  Videntur  autem  communi  vocabulo  feriae  regiae  dicti  esse 
bi  dies  (Festus  p.  278),  quarnquam  piaeterea  etiam  aliis  diebus,  si  usus 
erat,  feriae  tales  a  rege  condpiebantar.  Haec  igitur  sacra  rex  sacro- 
rum  non  in  ipso  Comitio  fadebat,  sed  in  sacello  prope  Gomitiiun, 
fortasse  in  Yolcanali  '^).  lam  si  Instrandi  causa  &ctum  hoc  sacrifidom, 
consentaneum  est  regem  sacrorum  drcnisse  comitimn,  sed  perfectis 
sacris  ei  continuo  discedendum  fiiit :  quem  morem  si  Festus  ex  Etroiia 
asdtum  esse  tradidit,  probabile  est  etiam  apud  Etruscos  r^bus  exactis 
regem  sacrorum  fuiss^  institutum,  nobiles  autem  ambitiöse  cavisse,  ne 
sacerdotium  regii  nominis  splendore  insigne  libertati  officeret:  quarn- 
quam sane  hie  repens  discessus,  qui  fugae  similis  fuit,  etiam  aliter 
explicari  potest,  vid.  Marquardt  FV.  p.  266.  Ipsum  autem  comüiandi 
verbum  hie  nihil  aliud  videtur  significare,  quam  comtUum  lusUrare. 
Sed  haec  quidem  nunc  hactenus. 


IV. 

Anecdoton  Parisinnm*). 

Meinem  hochverehrten  Freunde  Herrn  Theodor  Mommsen  ver-8l 
danke  ich  eine  kleine  noch  unedirte  Schrift  de  notis,  die  ich  wegen 
ihrer  Wichtigkeit,  namentlich  für  die  Geschichte  des  grammatisdieii 
Studiums  zu  Rom,  sofort  zu  publidren  mich  beeile.  Ich  hätte  zwar 
am  liebsten  das  Anecdoton  ohne  weitere  Bemerkungen  mitgetheüt,  da 
ich  mich  gerade  mit  ganz  heterogenen  Studien  beschäftigte,  indem  ich 
im  Begriff  war  eine  Epikrisis  der  Abhandlung  von  K.  F.  Hermann  über 
die  griechische  Monatskunde  zu  schreiben,  sowie  die  qta  {rrtrpfiiuay 
die  Schneidewin's  Anhang  zu  seinem  Opusculum  über  die  griechischen 


15)  Dlud  vero  memorabile,  si  Regis  loco  Pontifex  ad  comititun  saciificaTerit, 
tum  totum  diem  nefastom  faisse,  nam  ita  redintegrandus  Festi  locus  p.  258:  m 
quis  alius  pro  Bege  (eo  die  ad  eomitium  fecerit,  puta  PonJUfex,  tum  if  dies 
(nefastus).  Homines  docti  fastum  supplent,  quod  prorsos  improbabile  mihi 
videtnr:  possis  sane  etiam  supplere  item  NP,  sed  tale  additamentom  satis  soper- 
yaoanetun  faerit. 

16)  Looum  fortasse  indicavit  Festus  p.  278:  (pontifices  e)t  SaUos  (adew 
scribunt  regt  sacroriMn,  citm  facit  8acn)ficium  in  .  . ,,  ubi  minus  recte  tn  Cow*^ 
supplent 

*)  [Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaffc.  Herausgegeben  von  Dr.  1%.  Bergfc 
und  Dr.  J.  Caesar,  Professoren  zu  Marburg.    IIL  Jahrg.    1845.    Nr.  11.  14—17.] 


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Aneodofon  ParisintuiL  581 


Lyriker  bringt,  in  das  Nichts,  aus  dem  sie  hervorgegangen  sind,  zurück- 
zuweisen, aber  ich  hielt  es  auf  der  andern  Seite  für  unrecht,  die  fteund- 
Kche  Gabe  ohne  alle;  Ausstattung  in  die  Welt  zu  schicken,  werde 
jedoch  nur  einige  Punkte  berühren,  um  die  Bedeutung  des  Fundes  in 
das  rechte  licht  zu  setzen,  verzichte  dagegen  auf  eine  durchgreifende 
Behandlung,  die  ohnedies  die  Grenzen  der  Zeitschrift  überschreiten 
würde,  da  der  Gebrauch  kritischer  Noten  oder  atj^ieia  bei  den  griechischen 
Grammatikem,  insbesondere  den  Alexandrinern,  sowie  in  den  kritisch - 
revidirten  Ausgaben  der  LXX,  wofür  Villoison  Homer.  ProL  p.  XTTT  S, 
und  Mont&ucon  HexapL  Orig.  I.  p.  36  ff.  doch  nur  Vorarbeiten  geliefert 
haben,  auf  das  Engste  hiermit  zusammenhängt.  Vielleicht  dürfte  aber 
gerade  das  Anecdoton  zu  einer  umfassenden  Arbeit  über  die  Notae  der 
alten  Kritiker  anregen;  freilich  dürfte  dieselbe  nicht  eher  sich  ausführen 
lassen,  als  bis  die  neue  Vergleichung  des  Codex  Venetus  von  Homer, 
die  Cobet  angestellt  hat,  vollständig  vorliegt 

Das  Anecdoton  findet  sich  in  einer  fast  nur  TJnedirtes  enthalten- 
den Handschrift  der  Pariser  Bibl,  Cod.  Eeg.  7530,  derselben,  aus  der 
Quicherat  das  sogenannte  Gedicht  —  sü  venia  verbo  —  de  figurts  vel 
schemaiibus  herausgegeben  hat  Hr.  Mommsen  hat  zunächst  das  Alter 
der  Handschrift  genauer  bestimmt,  worüber  er  mir  Folgendes  unter  d. 
2.  Nov.  von  Paris  aus  schreibt: 

Sie  erinnern  sich  vielleicht,  dafs  Quicherat  den  Codex  in  791, 
802  oder  813  setzte,  weil  in  der  Handschrift  ein  Jahresverzeichnifs 
von  779—835  vorkommt,  zugleich  aber  ein  Kalender  —  ohne  Zweifel 
des  Jahres,  in  dem  die  Handschrift  geschrieben  ist  —  worin  Ostern 
VI  hü.  apr,  fällt  und  dieses  Datum  des  Ostertages  in  dem  angegebenen 
82  Jahresverzeichnisse  nur  auf  die  drei  angeführten  |  Jahre  pafst  Er  ist 
indefs  der  alten  Schrift  wegen  geneigt  sich  für  791  zu  entscheiden. 
Ich  bin  im  Stande  diese  geschickte  Combination  durch  ein  positives 
Zeugnifs  zu  ergänzen:  mitten  in  der  Handschrift  nämlich  foL  40  findet 
sich  folgende  Subscription:  Servil  grammatid  scripsit  do  propitius  pa- 
pulus  consüheyderichi  indic  11  mensis  februarii  XXV  dies  satumi 
hora  ni  dei.  —  Das  zweite  Jahr  der  Indictio  trifft  in  dem  angegebenen 
Jahresverzeichnifs  die  Jahre  780,  795,  809,  824;  dafs  das  Jahr  780 
gemeint  ist,  ergiebt  sich  aus  folgenden  Argumenten.  Es  war  natürlich, 
wenn  man  im  J.  780  schrieb,  das  Jahresverzeichnifs  mit  indict  I.  779 
anzufangen  und  die  folgenden  Jahre  im  voraus  beizufügen.  Als  dies 
paschalis  wird  nun  zwar  in  dem  Jahresverzeichnifs  VJI  hol.  apr,  ange- 
geben; allein  dafs  dies  nur  verschrieben  ist  für  VI  hol,  apr.,  folgt  daraus, 
dass  der  damit  correspondirende  Tag,  wo  incipit  qtuxdragesima,  beim 
J.  780  ist  id.  febr.,  gerade  wie  bei  den  J.  791,  802,  813,  wo  Ostern 


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582  Anecdoton  Parisinom. 


VI  hal  apr.  fällt  Folglich  haben  wir  eine  Handschrift  vom  J.  780 
vor  uns,  wozu  die  sehr  alte  fast  gar  nicht  getrennte  Schrift  vortrefflich 
stimmt.  —  Was  nun  das  Gredicht  betrifft,  das  Quicherat  herausgegeben 
hat,  so  habe  ich  bei  der  Collation  desselben  mit  der  Ausgabe  von 
Sauppe  zwar  im  allgemeinen  nur  Gelegenheit  gehabt  die  Genauigkeit 
anzuerkennen ,  mit  welcher  der  Zögling  der  6cole  des  chartes  die  Heraus- 
gabe besorgt  hat;  indels  sind  doch  einige  Kleinigkeiten  noch  zu  berich- 
tigen ^).  Gleich  im  Anfang,  wo  durch  zu  starkes  Besdmeiden  die  OTste 
Zeile  verstümmelt  ist,  liest  man  noch  einige  "Worte  mehr,  als  er  mit- 

getheilt  hat: 

Ck)liibitfl  est  nob  in  lexis  a  .  .  . 

Da  die  Buchstaben  oben  verstümmelt  sind,  so  ist  ohne  Zweifel  noö  zu 
lesen  und  das  erste  Verspaar  etwa  so  zu  ergänzen: 

Ck)llibitum  est  nobis  in  A/ftif  a[ddere  versus] 
[Et  puerorum  animuro  etj'pariter  placare  virorum, 

SO  dafs  wir  hier  eben  eine  Art  Vorrede  haben ,  von  der  Quicherat  hier 
keine  Spur  zu  finden  meinte  imd  die  Vollständigkeit  des  Gedichts  aus 
diesem  Grunde  nicht  anzufechten  ist*).  —  Nach  v.  31  [32  Hahn  Bhet 
Lat  min.  p.  64]  ist  ein  Vers  |  abgeschnitten ,  von  dem  folgende  Beste  So 
erkennbar: 


ebenfalls  nach  v.  90  [92],  wo  ich  zu  erkennen  glaube: 

amarem***). 

Sonstige  Berichtigungen  sind  —  nach  der  Ausg.  von  Sauppe  — :  v.  6  [7] 
membra  ea]  cod.  membrea;  v.  6  circuitum]  cod,  circuitu;  v.  10  [11]  tetra- 
colon]  cod,  tretacolon;  v.  14  [15]  imo]  cod.  immo  [und  so  auch  Halm]; 


1)  Ich  bemerke,  dafs  Quicherat  Einiges  schon  so  angegeben  hat,  wie 
Hr.  Mommsen,  und  Manches  blofs  Ungenauigkeiten  des  Zürcher  Herausgebers  sind; 
da  jedoch  diese  Bearbeitung  in  Deutschland  die  gangbarste  ist,  lasse  ich  sämmtliche 
Varianten  folgen.  Von  Wichtigkeit  ist  besonders  die  Lücke  nach  v.  31,  denn  wir 
sehen,  dafs  nun  auch  diese  Figur  in  3  Versen  abgehandelt  war,  eine  Regel,  von  der 
allein  v.  178  ff.  {negitfQttais)  eine  Ausnahme  macht;  jedoch  ist  wohl  auch  dort  ein 
Vers  als  ausgefallen  zu  betrachten,  so  datis  die  Regel  durchgehends  gewahrt  ist 

[*)  Nach  einer  Mittheilung  L.  Delisles  (Bibliotheque  de  reoole  des  chartes, 
4«  Serie,  Tom. .HI.  161)  lauteten  die  ersten  (3)  Verse  in  einem  Apographum,  d« 
ßirmondus  von  dem  noch  unversehrten  Codex  anfertigte ,  folgendermafsen:  öt^ÄWn» 
est  ndbia,  in  lexi  Schemata  quae  swnt^  Trino  ad  te^  Messt,  perscribere  singtUa  versu^ 
Et  prosa  et  versu  pariter  planare  virorum,] 

[♦*)  Mit  Hilfe  des  Apographum  stellt  Hahn   den  Vers  (bei.  ihm  33)  so  her: 
Caedet:  ne  toleres.  qxii  sim  minor?  emorere,  inquam,] 

[♦**)  Der  Vors  (93  Halm)  lautet  im  Apographum:  InctchOs,  dominaius  Um  est 
apud  Oebaliam  arcem,] 


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Aneodoton  Parisinum.  583 


V.  18  [19]  dXXoiiüaig]  cod.  afioiaig  ante  v.  19  [?J;  t.  18  differre]  cod.  differe; 
V.  32  [34]  STtccvacp,]  cod.  anavaq),;  v.  41  [43]  ävadi7th.oaig\  cod.  avdi7cXioaig; 
V.  44  [46]  ßoaxvXoy.]  cod.  ßQoxvaoyia  [wie  H.  nicht  bemerkt];  v.  52  [54] 
praesertim]  cod.  praesentim  in;  t.  52  abnunpere  tentet]  cod.  abrumperet 
et  ire  (nicht  iret);  v.  65  [67]  i7cavdX7]ipig]  cod.  e7tavahrjfxq)ia ',  v.  68  [70] 
iTtixqoTtrj]  cod.  btvitqotcv;  v.  75  [77]  autem]  cod.  äü,  was  immer  autem* 
bezeichnet;  v.  76  [78]  meae  spes]  cod.  memeaespes;  v.  80  [82]  circuitus 
sunt]  ita  cod.;  sunt  [was  Sauppe  hinzugefügt  zu  haben  meinte]  adest; 
V.  81  [83]  cui  nee]  ita  cod.  [nicht  cum  ec];  v.  83  [85]  privis]  cod.  primum 
primis,  sed  ead.  m.  em.  priviis;  v.  96  [99]  namqui]  ita  cod.  [nicht  nam 
qui];  V.  99  [102]  si  non]  cod.  sin.  d.  i.  si  non;  v.  109  [112]  TtgogaTtodaaig] 
ita  [ohne  Accent]  cod.;  v.  118  [121]  Ttago^oloyia]  ita  [ebenso  ohne 
Accent,  was  H.  an  beiden  Stellen  nicht  notirt]  cod.;  v.  132  [135]  discit] 
ita  [nicht  discat]  cod.;  v.  133  [136]  cuncta  haec  gens]  cod.  cuncta  ut 
gens;  v.  134  [137]  partim]  ita  [nicht  paritim]  cod.;  v.  134  meritost  ultus] 
cod.  meritostultos ;  v.  139  [142]  concüiatio]  ita  cod.;  fit  non  legitur; 
V.  141  [144]  ded[ecet]  ambo]  cod.  ded[eret]  ambos;  v.  150  [153]  verum 
est  ardor  furor  iste]  cod.  verbum  ardor  vel  furoriste  [nicht  ardor  furoris  te]; 
V.  152  [155]  cemis]  cod.  cemas;  v.  156  [159]  divus]  cod.  duuius;  v.  157 
[160]  porro  est]  ita  cod.  [nicht  porro  et];  v.  163  [166]  uno]  ita  cod.  [nicht 
no];  V.  169  [172]  hvaUayi^  cod.  waUayt];  v.  172  [175]  llhixlJig]  cod. 
eXkvTtoig;  V.  172  quod]  ita  cod.  [nicht  quod];  v.  178  [181]  et  autem]  cod. 
est  äu  =  est  autem;  v.  180  [184]  7tQogö[iaa(iq)rjaig]  nicht  bei  v.  181  [185], 
sondern  vor  v.  180;  v.  182  [186]  et  nihilom.]  cod.  enihilom. 

Wenn  ich  noch  hinzufüge,  dafs  die  Trennung  der  "Wörter  ziem- 
lich willkürlich  ist  —  imd  dafs  dies  Gedicht  sich  nicht  fol.  125 — 128, 
sondern  225 — 228  befindet,  so  glaube  ich  selbst  die  deutsche  Genauig- 
keit erschöpft  zu  haben  und  fürchte  sogar,  dafs  Sie  mir  einwerfen, 
wozu  bei  einem  solchen  Product  die  weitläufüge  Sorgfalt  nützen  könne 
—  denn  dafs  wir  kein  Gedicht  aus  dem  augusteischen  Zeitalter,  son- 
dern die  Verse  eines  sehr  späten  Rhetors,  und  noch  dazu  in  usum 
puerarum  geschriebene,  vor  uns  haben,  darüber  werden  Sie  wohl  mit 
mir  einverstanden  sein*). 


2)  loh  meinerseits  bin  durchaus  der  Meinung,  dafs  jenes  Gedicht  de  figuris 
mit  seiner  archaistischen  Affeetation  einer  sehr  späten  Zeit,  dem  4ten  oder  5ten 
Jahrhundert  angehöre,  worauf  namentUch  auch  Versbau  und  Prosodie  hinführt: 
gerade  in  dieser  Zeit  erschienen  zahlreiche  Schulbücher  in  Versen,  so  die  Metrik 
des  Albinus,  die  wahrscheinlich  ein  würdiges  Seitenstück  zu  den  Schematibus  bilden 
wurde,  deren  Verfasser  Osann  Beiträge  IL  S.  361  für  identisch  hält  ^mit  dem  C.  Ceio- 
nius  Bufus  Albinus  des  Bufus  Volusianus,  eines  vir  constUaris  Sohne,  welcher  335 
und  345  das  Consulat  bekleidet  hatte';  wobei  ich  nur  bemerke,  dafs  der  Vater  bei 


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584  Aneodoton  Parisinum. 


Sie  wissen,  dals  in  demselben  Codex  incipit  Thuesta  Varii  (foL  28);  84 
die  kurze  Notiz,  die  unter  diesem  prächtigen  Titel  steht,  hat  Quicherat 
mitgetheilt,  doch  mögen  die  wenigen  Worte  hier  wiederstehen: 


Orelli  Fasti  Cons.  311  und  314  C.  Yalerins  Rofius  Yolusianus  heil'si,  und  das  zweite 
*Con8ulat  des  Sohnes,  da  in  den  Fasten  nur  AWinits  sich  findet,  mehr  als  zweifel- 
haft ist.  üebrigens  hat  der  Mann  Vorgänger  in  seiner  eigenen  Familie  in  Betreff 
dieser  litterarischen  Liebhaberei ,  denn  sein  Ahnherr  ist  der  Kaiser  Clodius  Albinusi 
von  dem  Severus  an  den  Senat  schreibt:  maior  fuü  dolor,  qxiod  ülum  pro  Utterate 
laudandum  pU^'ique  duxistisy  cum  üle  naeniia  quibusdam  anililms  occupatm  inter 
Milesias  Pimiccts  Apuleii  sui  et  ludicra  litter aria  consenesceret.  S.  JuL  Capitol 
vit.  Alb.  0.  12,  der  c.  11  von  seinen  schriftstellerischen  Arbeiten  urtheilt:  agricokndi 
perüissimus,  üa  ut  etiam  Georgica  scripserU,  Müesias  nonnuUi  eiu^dem  dicunt, 
quoflrum  fama  non  ignohüis  habetur,  quamvis  mediocriter  scriptae  sunt,  vergl.  c.  5. 
Dafs  aber  dieser  Afrikaner  jener  Familie  angehört,  geht  aus  c.  4  hervor:  originem 
a  Bomams  familiis  trahens,  Postumiorum  scilicet  et  Älbinorum  Ceioniorum,  qme 
familia  hodiequoque,  Constantine  Maxime ,  nohilissima  est  et  per  te  aucta  et  augenda, 
quae  per  Gdüiemtm  et  Gordianos  plurimum  cremt.  Daher  ist  gar  kein  Zweifel, 
dafs  der  Albinus,  der  246,  also  im  2ten  Jahre  nach  Gordianus  m.  Tode,  und  zum 
zweitenmale  263  unter  Gallienus  das  Consulat  bekleidete,  dieser  Familie  angehöit, 
und  demnach  in  den  Fasten  beidemal  Ceionius  Albinus  zu  ergänzen  ist.  Dieser 
selbige  ist  aber  in  der  Zwischenzeit  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Consolate 
unter  Valerian  Praefectus  urbis,  vergl.  das  Schreiben  dieses  Kaisers  bei  Vopisc. 
vit  Aurel.  9:  Valerianus  Äugustus  Ceiomo  Albino  praefecto  urbi.  —  Noch  mehr 
Verwandtschaft  mit  diesem  Auetor  de  schematilms  dürfte  vielleicht  der  Ltum 
haben,  dessen  Pompeius  de  barbarismo  p.  430  ed.  Lindem.  [Gr.  Lai  ed.  K.  V.  289] 
in  einer  freilich  verdorbenen  Stelle  erwähnt:  Lucius  autem  dixit  centum  (soloecis- 
mos)t  et  emtmerat  [enumeravit]  omnes.  EaUai  Über  ipsiuSy  dicit  iUud  et  ülud;  nam 
ait  sie:  Adde  soloecismo  ßoloecismon['Um]J  gener a  atque  vocabula  centum,  etcwrrü 
ipsa  vocabulis  [et  curru/nt  ipsa  vocabula]  versibus  scriptis  arte,  et  ibi  enumeratü 
iUa  omnia:  Interim  iste  bi-eviter  stritiadt.  Man  beachte  das  Adde,  was  deutUch  an- 
zeigt, dafe  das  Poema  des  Lucius  über  die  Soloecismen  nur  einen  Theil  eines 
grölseren  grammatischen  "Werkes  ausmachte;  gerade  wie  auch  dieser  Poet  nach 
der  unzweifelhaft  richtigen  [?  of.  p.  582  Anm.]  Ergänzung  von  Hm.  Mommsen, 

Pollicitam  'st  nobis  in  Xi^ng  a4dere  yereos, 
sein  "Werk  als  Zugabe  zu  einem  gröfseren  "Werke  bezeichnet:  wie  nun,  wenn  beide 
Gedichte  Theile  eines  und  desselben  Poems,  der  "V^erfasser  also  jener  Lttcius  vire? 
—  Zu  entfernen  ist  dagegen  der  scheinbare  (Grammatiker  Lucius  bei  Cassiodor  de 
Orthogr.  c.  1,  p.  2283  P.  [Vn.  149  K.]  über  die  Anwendung  des  qu  und  c:  hoc  Lttdo 
quoque  videtur,  denn  da  die  Excerpte  aus  Comutus  sind,  so  ist  wohl  Lucüio  za 
schreiben  nach  der  gewohnten  "Verwechslung  und  an  die  Orthographie  des  Satirikers 
zu  denken.  Damit  könnte  man  noch  vergleichen  Consentius  de  barbar.  p.  12  [390  K.]: 
quäle  est  Septem  subiecta  trioni  pro  septemtrioni  et  conque  tubernalem  pro 
contubemalem ,  quo  Lucius  w  metro  crebro  utitur.  Man  corrigirt  Ludlius  gewife 
falsch,  denn  es  mufo  von  einem  die  Rede  sein,  der  in  Prosa  und  Versen  geschrie- 
ben hat,  wie  der  Zusatz  in  metro  zeigt,  der  bei  LuciHus  abgeschmackt  wSre,  aber 
bei  einem  Grammatiker  recht  gut  pafst,  der  etwa  als  Anhang  zu  einer  grofsereo 
grammatischen  Schrift  in  Prosa  eben  einen  Traotatus  de  soloecismis  oder  de  figons 


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Anecdoton  Parisinom.  586 


Lucius  Varius  cognomento  Kufus  thyesten  tragoed  .  .  .  magna  cura 
absolutio  post  actiacam  yictoriam  aug  . . . ')  ludis  eius  in  scaena  edidit 
pro  qua  fabula  sestertium  dedens  accepit. 
.85  Darauf  —  sagt  Quicherat  —  folgt  ein  Capitel  aus  Isidors  Origines  über 
die  alten  Noton:  allein  das  ist  irrig.  Das  fragliche  Capitel  (I.  20)  steht 
allerdings  später  fol.  154.  155  ebenfalls  als  ein  eigener  Tractat,  aber 
dies  hier  ist  nicht  die  isidorische  Abhandlung,  sondern  deren  Original, 
und  wird,  wenn  ich  nicht  sehr  irre,  unter  den  Notizen  über  die  alten 
lateinischen  Grammatiker  eine  bedeutende  Stelle  einnehmen.  Wir  haben 
hier  die  wahren  Noten  des  Probus,  ganz  verschieden  von  denen,  die 
unter  seinem  Namen  bekannt  sind;  Sie  thun  hier  einen  Blick  in  seine 
grammatische  "Werkstatt,  der  unserm  Jahn  bei  seinen  treflf liehen  Unter- 
suchungen über  den  Vormann  der  römischen  Grammatiker  leider  gefehlt 
hat  Ich  bemerke  nur,  dafs  von  der  21  sten  Note  (äXoyog)  in  der  Auf- 
zählung das  Zeichen,  in  der  Erklärung  dieselbe  ganz  ausgefallen  ist 
Eine  Copie  des  isidorischen  Capitels,  wie  es  in  unserm  Manuscript 
steht,  wird  Ihnen  vielleicht  hie  und  da  von  Nutzen  sein;  Sie  sehen, 
dafe  ich  die  Ordnung  darin  aufgelöst  habe,  damit  sie  der  der  notae 
Probianae  correspondirt*). 

fol.  28.  29.  fol.  154.  155. 

Notae  "yx^T  quae  versibus  apponi  con-  Incip.  de  notis  sententiarum. 

suerunt.  (Isidor.  L  20.) 

—  obelus  5K  asteriscus.    >><  —  aste-        Praoterea  quaedam  scripturarum  notae 
risciis  cum  obelo.     >  siroplox  ductus.     apudceleuerrimosauotoresfaerunt,qiias- 
5  >  diple.  :>  diple  periestigmene.  D  anti-     que  antiquis  ad  distinctioiies  scriptora- 
sigma.   t>  antisigma  cum  puncto,    i  co-     nun  carminibus  et  historiis  adposuerunt 

1  De  notis  scriptaiaram. 
4  oelebommos       5  diaHneHoMm  [p.  592] 


in  Versen  zum  Nutz  und  Frommen  der  Schuljugend  beigefügt  hatte;  und  so  ist  wohl 
der  Lucius  des  Consentius  mit  dem  des  Pompeius  identisch;  und  was  den  Verfasser 
de  figuris  betrifft,  so  sei  nur  noch  bemerkt,  dafs  er  gerade  wie  jener  Lucius  in 
archaistischer  Manier  die  Tmesis  öfter  anwendet,  wie  v.  9:  peri  quam  dkwnt  odos, 
136:  conque  gregatio^  178:  circum  üla  locutio. 

3)  Eine  späte  Hand  hat  die  erlöschenden  Buchstaben  ergänzt  augusto;  ohne 
Zweifel  stand  ursprünglich  augusti.  Th.  M. 

AugusU  ist  die  allein  richtige  Lesart,  und  weder  mit  Schneidewin  Augusto 
als  Dativ  noch  mit  Quicherat  als  Ablativ  (sc.  rednce)  irgendwie  statthaft  Wie 
übrigens  Schneidewin  [nach  Quicherat  p.  52]  im  Rhein.  Mus.  I.  S.  106  die  Behaup- 
tung aussprechen  kann:  der  Thyestes  war  noch  im  8ten  Jahrhwidert  unserer  Zeit- 
rechnung  vorhanden,  das  begreife,  wer  es  kann;  ich  sollte  meinen,  das  Blatt  des 
Codex  bewiese  gar  nichts  oder  vieknehr  das  Gegentheil.  Th.  B. 

[*)  Die  in  Reifferscheids  Abdruck  (C.  Suetoni  Tranquilli  reliquiae  p.  137  ff.) 
vorkommenden  Abweichungen  von  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  sind  mit 
Bergks  Emendationen,  letztere  in  oursiver  Schrift,  unter  dem  Texte  notirtj 


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586 


Aneodoton  Parisiniun. 


fol.  28.  29. 
ronis.  >— diple  obelismene.  «^-aversa 
obelismene.  ^  ceratmion.  -^  obelus  ad- 
punctas.  —  <  obelus  cum  aversa.  >  diple 
superobelata.    ><  recta  et  aversa  su- 

5  peme  obelata.  ^  chi  et  ro.  ^  ü  et  ro. 
f  anohora  superior.  X  anchora  inferior, 
alogus. 

His  solis  in  adnotationibus  hennü  luoii 

et  historicoram  nsi  sunt  varros.  bennius. 
10  haelius  aeqnae  et  postremo  probus,  qui 
illas  in  virgilio  et  horatio  et  lucretio 
apposuit  ut  bomero  aristarcbtis. 

—  obelus  versibus  apponiturbac  causa. 
Pisistratus  quondam  atbeniensium  tyran- 

15  nus  inordinata  et  confosa  adbuc  poesi 
bomeri  praemio  soUicitare  proposuit  eos 
quia  ordinassent  iisquo  praemii  nomine 
in  singulos  versus  singulos  obelos  con- 
stituit   Mercede  multi  inducti  pauperes, 

20  quibus  ingenium  |  affluebat,  quoniam  aut 
invenire  aut  disponere  debebat  non  pot- 
erant,  fingendo  plurimos  versus  operis 
nobilitatem  corruperuni  Unde  evenit, 
ut  postea  prudentiores  viri,  quorum  sum- 

25  mus  in  bao  re  fuit  aristarchus,  quotiens 
inprobaret  versus  quasi  aut  malos  aut 
non  bomericos  obelum  potissime  notan- 
dum  exbistimaret.  Nam  et  ipsius  bomeri 
proprios  et  non  eo  dignos  eadem  bac 

30  nota  condemnarunt 

>><  asteriscum  aristofanes  apponebat 
Ulis  locis  quibus  sensus  deesset,  Aristar- 
cbus  autem  ad  eos  qui  in  boc  puta  loco 


foL  154.  155. 
Nota  est  figura  propriae  in  literae  mo- 
dum  positae  ad  demonstrandum  quae 
imamquamque  verbi  sententiarmnque  ad 
versuum  rationem.  Notae  autem  ver- 
sibus apponuntur  numero  vigiati  sex 
sunt  quae  sunt  nominibus  in&a  scriptis. 


—  obulus  id  est  virgula  iacens  appo- 
nitur  verbis  vel  in  sententiis  superflue 
iteratis  seu  in  bis  locis,  ubi  leotio  ali- 
qua  falsitate  notata  est,  ut  quasi  sagitta 
iugulet  supervacua  atque  falsa  confodiai 
Sagitta  enim  graece  obulus  dicitur.  (2.) 


G>0  asteriscus  adponitur  in  his  quae 
omissa  sunt  ut  inludscant  per  eam  no- 
tam  quae  deesse  videntor.    Stella  enim 


4  superne  obelata 

6  obelatae        9  fi  et  ro 

6  ancoTa,  wie  aach.  sonst 

8  EnnU  LueOU 

9  Vargunteku  Enniiis 
10  AeUnsque 

17  qni  eam  ordinarent 

18  obolos 

21  (ut)  debebat 
26  improbaient 

28  existimarent« 

29  sed  non 

81  Aristophanes 

83  ad  eos  (versus) 

83  qni  hoc  pnta  looo  (recte)  positi  eiant 


1  propria  in  litterae 

2  posita 

2.  8  demoDstrandam  nnamqnamqqe 

3.  4  ae  versäum 

6  quae  suntlohne  das  erste  sant 

13  obelus 

14  in  yerbis 
18  ofitXos 


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Anecdoton  Parisiniim. 


587 


foL  28.  29. 
positi  erani  cum  aliis  scilioet  non  recte 
ponerentor.      Item   probns    et   antiqui 
nostri. 

>><  —  asteriscus   cum  obelo  propria 

5  nota  est  aristarchi.     Utebantur  autem 

ea  in  Ms   versibus  qui  non  suo  loco 

positi   erani     Item   antiqui    nostri  et 

probua. 

">  Simplex  ductus  inter  versus  pone- 
10  batur  ad  separandas  res  a  rebus  quae 
in  conexu  currerent  quemammodum  ca- 
talogo  cum  loca  a  locis  aut  regionibus 
et  in  agone  praemia  a  praemiis  certa- 
mina  adversis  certaminibus  separani 

15 


>  diplen  aperisticton  primus  leagoras 

20  syracusanus  apposuit  homericis  versibus 
ad  separationem  olympi  a  coelo.  proprio 
olympum  ab  eo  pro  monte  positum  ad- 
notans  nusquam  prae  celo,  quod  saepe 
ovQttvov  €VQiv  dicat  et  /hoxqov  okvfxnov 

25  neque  e  contrario    epitheta   permutat. 

Ponebat  autem  tarn  ad  montis  signifi- 

87        cationes  quam  |  ad  caeli  utrumque  mani- 

festatur  voluntas  eins.  Usus  et  in  multis 

aristarchus  nunc  ea  quae  praeter  con- 

30  suetudinem  tam  vitae  nostrae  quam 
ipdus  poetae  apud  eum  invenirentur  ad- 
notans,  nunc  proprias  ipsius  figuras  in- 
terdum  ea  in  quibus  copiosus  est  rursus 
quae  semel  apud  eum  ponerentur.  Simi- 

35  Hter  in  nostris  auctoribos  probus. 

6  ntelMttar 

11  oonourroront 

11.  12  quemadmodum  (in)  catalogo 

12  aat  (rogiones  a)  regionibus 

13  in  agone,  (com)  praemia 

14  a  diveraia  certaminibus  separantur. 
19  Leogoras 

21  oaelo. 

23  pro  caelo, 

24  ov(f€tf6v  idffinr  dicat  et  fiaxqiv  "OlvfiJtov 

25  permutet. 

27  utrimque 

28  est  ea  in  multis 


foL  154.  155. 
aster  dicitur  graeco  sermone  a  quo  aste- 
riscus dirivativus.  (1.) 

Q^  — )  asteriscus  cum  obulo.  Hac 
proprio  aristharcus  utebatur  in  bis  ver- 
sibus qui  non  suo  loco  positi  erant.  (6.) 


r  paragraphus  ponitur  ad  separandas 
res  a  rebus  qui  inconnexa  concurrant 
quem  ammodum  in  catalogo  loca  a  locis 
et  regiones  a  regionibus  in  agonem  prae- 
mia a  praemiis  certamina  a  diversis  cer- 
taminibus separantur.  (7.) 

n  positurae  figura  paragrapho  contra- 
ria et  ideo  sie  formata  quia  sicut  ille 
prinoipia  notae  ita  ista  fines  a  principiis 
separat.  (8.) 

(>)  diplae  hanc  scriptores  nostri  ad- 
ponunt  in  libris  ecdesiastioorum  virorum 
ad  separandam  vel  ad  demonstrandatesti- 
monia  scripturarum  sanctarum.  (12.) 

>  diplae  praestichon  hanc  primus  leo- 
gorus  sciracusanus  posuit  homericis  ver- 
sibus ad  separationem  olympi  a  caelo. 
(13.) 


1  aatriQ 

2  derivatns 
4  obelo 

6  proprio  Aristarchus 

10  in  oonexu  concurrunt, 

11  quemadmodum 

12  in  agone 
17  notat, 
19  diple. 

21  ad  separanda 

23  diple  peri  Stigmen. 

23.  24  Leogoras  Syracusanus 


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588 


Aneodoton  Parisinum. 


10 


15 


20 


fol.  28.  29. 
>  diple   periestigmene  appoDebatnr 
quae  zenodotos  efesius  non  recte  adie- 
cerat  aut  detraxerat  aut  permutaverai 
In  bis  et  nostri  ea  usi  sunt. 


3  antisigma  ponebator  ad  eos  yersus 
quonun  ordo  permutandos  erat  sie  et  in 
nostris  auctoribus  invenitor. 

t)  antisigma  cum  pnncto  ponebator 
cum  eiusdem  sensus  versus  duplices  es- 
sent  et  dubitaretur  qui  potins  legendi. 
Sic  et  apud  nostros. 

I  ooronis  autem  in  fine  libri  posita 
invenitor. 

^  ceraoniom  ponitor  qootiens  molti 
versos  inprobantor  ne  per  singolos  obe- 
lentor. 

•<-  aversa  obelismene  in  ore  ponitor 
qoae  ad  aliqoid  respiciont  ot  nos.  te. 
tibi,  floxas  frygiae. 


25 

-^  obelus  com  poncto  ad  ea  de  qoibos 
dobitator  tolli  debeant  necne. 

>  —  diple  obelismene  ad  separandas 
30  in  comoediis  et  tragoediis  periodos. 

—  <  aversa  qootiens  strofe  antistrofos 
infertor. 

2  Ephesios 

3  permiitayeret.  f  in. 
16  ooronis  tantum 

22.  23  'nosne  tibi  floxas  Fhrygiae*. 
82  syerea  obelismene ,   qnotiens  Strophe  (et) 
anÜstrophoB 


foL  154  155. 

(::>)  diplae  perstigmine  id  est  cum 
geminis  ponctis.  Hanc  antiqoi  in  bis 
adponebant  qoae  zenodotos  ephesios  non 
reote  adiecerat  at  destraxerat  at  pennu- 
taverai  In  bis  et  nomini  ea  osi  stint 
(14.) 

O)  antesynima  ponitor  ad  eo  versui 
post  qoando  prae  ordo  praemotandos  est 
Sic  et  in  antiqois  aoctoribos  positom 
invenimos.  (10.) 

0)  antesymma  com  poncto  ponitur 
in  bis  locis  obi  in  eodem  senso  doplicee 
versos  sont  et  dobitator  qoi  potius 
eligendos  sit  (11.) 

(»)  chronis  nota  tantom  in  fine  libri 
adponitor.  (25.) 

(Sfi)  ceraoniom  ponitor  qootiens  molti 
versos  inprobantor  nee  per  singolos  obu- 
lator.  Oeraoniom  enim  folmen  dicitor. 
(20.) 

(<-)  aversa  com  obolo  ad  ea  ponitor 
qoae  ad  aliqoid  respiciont  ot  nos  oe 
tibi  phrygiae  res  vetere  fondo  oomma- 
nos  nos  an  mij^eros  qoi  troas  aohivi 
sobegit.  (17.) 

(— )  obolos  sopeme  adponctom  poni- 
tor in  bis  de  qoibos  dobitator  otnun 
tolli  debeant  necne  adponi.  (3.) 

(>~)  diplae  bolismene  interponitoi 
ad  separandos  in  oomoediis  vel  tragoediis 
periodos.  (15.) 

(--<)  aversa  obelismene  qootiens 
Strophe  et  antistrofos  infertor.  (16.) 

1  diple  periestigmene 

4  ant  detraxeiat  ant 

5  et  nostri 
7  antisigma 

7.  8  ad  eos  yersos,  qnomm  ordo  penmtsn- 

dns  est. 
11  antisigma 
16  ooronis 
19  obelantnr. 
21  obelo 

22—24  *Nosne  tibi  floxas . . .  yertsro  Conawnr 
nos  ?  an  miseros  qoi  Troas  Aohivis  Obiedt?* 
26  obelns  snperoe  adpnnctos 

28  adponi'fehlt. 

29  diple  obrtismene 
29.  80  ad  sepaiandas 
82  obelismene 


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Anecdoton  Parisinnm. 


589 


foL  28.  29. 

>  diple  superae  obelata  ponitor  ad 
oondioio|nem  locorom  vel  temporam  vel 
personamm  mntatam. 

>  <  recta  et  aversa  supeme  obelatae 
5  ponnntoT  cum  eadem  significaat  similem 

que  seqnentem  esse. 

i  Chi  et  ro.    Haec  sola  vix  ad  vo- 
Inntatem  mdnscmnsqne  ad  aliquid  ad- 
10  notandnm  ponitor. 

<|»  fi  et  ro  haeo  apponuntar  quotiens 
vel  emendatio  vel  eins  yersus  sollicitius 
est  inspiciendos. 
'^anohora  snperior  ad  aliqnod  prae- 
15  cipne  dictum. 

J^  anchora  inferior  ad  humilius  vel 
inconvenientius  quid  enuntiatum. 


20 


25 


30 


NOTAE  SIMPLICES. 


>>  bis  dictum.  3  alienus  versus. 
F  metafrasis  latina.  "P  metafrasis  graeca. 
M  malum  metrum  aut  apraepes.  II  contra 
35  Mstoriam.  O  supervaouus.  —  repugnans. 
H  >^  reote  positus  et  pugnanti  contrarius 
—  propositum  sine  consequenti.  -=-  conse- 
quens  sine  praeposito.  -^  alienus  et  super- 


fol.  154.  155. 

(>)  diplae  supeme  obolatae  ponitur 
ad  condijciones  locorum  ac  templorum. 
(18.)  _ 

(>  <)  recta  et  adversa  supeme  obu- 
lata  ponitur  finiatulocosuo  monadae  sig- 
nificantem  similem  sequentem  quaeque 
esse.  (19.) 

(x)  crimons  hoc  e  sola  ex  voluntate 
unius  cuiusque  ad  aliquod  notandum 
ponitur.  (21.) 

(«P)  phi  et  ro  id  est  frontes  haec  ubi 
aliquid  obscuritatis  est  ob  sollicitudinem 
ponitur.  (22.) 

(T)  ancora  superior  ponitur  ubi  aliqua 
res  magna  omnino  est.  (23.) 

(X)  ancora  inferior  ubi  aliquid  vi- 
lissime  vel  inconvenientius  denunciatum 
est  (24) 

I  alogus  nota  quae  ad  mendas  adhi- 
betur.  (26.) 

-T-  limnisculus  idem  virgnlam  inter 
geminos  punotos  in  bis  locis  quae  sacrae 
scripturae  interpretes  eodem  sensu  sed 
diversis  sermonibus  transtulerunt.   (4.) 

y  antigrafns  cum  puncto  adponitur 
ubi  in  translationibus  diversus  sensus 
habetur.  (5.) 

c*>  cryphia  circuli  pars  inferior  cum 
puncto  ponitur  in  his  locis  ubi  quaestio 
dura  et  obscura  aperiri  vel  solvi  non 
potuit.  (9.) 


2.  8  yel  peisonaram  yel  temponun 

5  pommtar  f.     unter  dem  Texte  wird  anf 

die  Verderbnife  der  Stelle  hingewiesen. 
8.  9  sola  oz  Yolnntate 

12  vel  (sensoB)  eins  verans 

88  metaphnsis.    So  anoh  spater. 

84  dftQtnif, 


1  diple  snpeme  obelata 

2  tempomm. 

4  averaa  snpeme  obelata 

5.  6  finita  loco  sno  monade,  significatqne      , 

6  qnoqne 

8  ohiesimon.  haeo  sola 
11  phiontis.  haec 
21  lemniscns  id  est  yixig^nla . .  pnnctos  iacens 

apponitnr  in  Us  locis,  qnae 
25  antigraphns 


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590  Anecdoton  Parisiniim. 


fol.  28.  29.  fol.  154.  155. 

vacuus.  *  D  *  3^  graeca  metafrasis  et  Icunt  et  alias  Dottdae  libroram  per 
bis  dictum  et  repugnans.  ^P  greca  agnoscendis  his  quae  per  extremitates 
metafrasis  et  repugnans.  </^r  metafrasis  paginarum  exponuntur  ut  lector  inlimi- 
greca  et  latina  F.  de  notis  probianis.  naret  cum  huiusmodi  Signum  invenerit 
5  EXPL.  NOTAE.  ad  textum  decurrens  eiusdem  sermonis 

vel  yersiculi  sciat  esse  expositionem 
cuius  similem  superiacentem  notam  in- 
venerit 

2  graeca  metaphrasis.    So  auch  2.  3.  4  Dor  Schlufs  lautet  bei  Isidor  in  gereinigter 

4  Bei  latina  schliefst  R.  Fassung:    fiunt  et  aliae  notulae  libroram  pro 

agnoscendis  his  quae  per  extremitates  pagbanim 
exponuntur,  ut,  ubi  lector  in  limine  hniasmodi 
Signum  invenerit,  ad  textum  recurrens  oinddem 
sermonis  vel  versiculi  sciat  esse  expositionem, 
cuius  similem  superiacentem  notam  invenerit. 

So  weit  die  Mittheilung  meines  Freundes.  109 

Von  der  Anwendung  dieser  Technik  von  Seiten  der  lateinischen 
Grammatiker  war  uns  so  gut  wie  gar  nichts  bekannt:  denn  die  Stelle  des 
Cicero  ad  Div.  IX.  10 :  profert  alter,  ut  opinor,  duobus  versiculis  expensum 
NiciaCy  cUter  Aristarchm  hos  dßeXiKec  beweist  an  sich  durchaus  nichts 
für  das  Verfahren  der  lateinischen  Grammatiker:  Curtius  Nicias  hatte 
eine  Schuldverschreibung,  die  Vidius  gegen  ihn  geltend  machte,  nicht 
als  acht  anerkennen  wollen,  und  Cicero  konnte  daher  recht  gut  den 
metaphori|schen  Ausdruck  unmittelbar  von  den  Griechen  entiehnen:  110 
gegenwärtig  freilich,  nach  Auffindung  des  Anecdoton,  gewinnt  die 
Stelle  an  Bedeutung,  und  ich  zweifle  nicht,  dafs  gerade  audi  Nicias 
in  dieser  Weise  mit  Kritik  sich  befafst.  Ebensowenig  konnte  bisher 
die  Aeufserung  des  Cicero  ad  Att.  VUi.  2:  id  ex  Pompeii  lüteris 
cognoscas,  in  quibus  animadvertas  illum  locum,  übt  erü  öcTtlf),  als 
ein  bestimmtes  Zeugnifs  für  die  Anwendung  dieser  Noten  in  kritisch 
revidirten  Ausgaben  gelten.  Allein  in  den  Scholien  zu  Virgil  hatte 
ich  schon  früher  ziemlich  sichere  Spuren  entdeckt,  dafs  auch  die  latei- 
nischen Grammatiker  sich  diese  Technik  der  Griechen  angeeignet,  und 
namentlich  Probus  in  seiner  Ausgabe  des  Virgil  ähnliche  Zeichen  wie 
Aristarch  im  Homer  angewandt  hatte :  so  habe  ich  denn  in  Serv.  CasseL 
Part  in  [p.  4]  bei  Serv.  Aen.  I.  21  aus  dem  Cod.  Cass,  hergestellt:  in 
Prohi  adpuncti  suntj  et  adnotandum,  hi  duo  si  eximaniur,  nihäo- 
minus  sensus  integer  erit:  sed  Virgilius  amat  aliud  a^ens  exire  in 
laudes  populi  Romani;  während  alle  Ausgaben:  in  ProU*)  adiuncta 


4)  Probi   seil.   ediUone.     Sollte    nicht   auch    das  IN.  ASP.    bei   dem  Mai- 
scheu  Scholiasten  zu  Aen.  IX.  386,    wo  Mai  an  einen  Asper  iunior   denkt,  und 


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Anecdoton  Parisinum.  591 


sufU:  et  adnotandum  etc.  haben,  wefshalb  man  denn  auch  die  Worte 
ei  adfwtandum  etc.  für  das  Urtheil  des  Probus  hielt,  während  sie 
doch  die  Vertheidigung  des  Servius  gegen  die  Athetese  des  Probus 
enthalten.  Femer  X.  444,  wo  Burmann  im  ganzen  richtig  verbessert 
hat:  ergo  satis  Ucenter  dictum  est,  adeo  ut  huic  loco  comipto  Prohus 
alogüm  apposuerit.  Auf  dieselbe  Ausgabe  des  Probus  bezog  ich 
daher  auch  die  von  Isidor  I.  20,  18  als  Beispiel  der  Diple  aversa  cum 
obdo  angeführte  Stelle  Aen.  X.  88  ^).  Jetzt  wird  diese  Vermuthung 
vollkommen  bestätigt,  aber  wir  sehen  zugleich,  wie  diese  Technik  bei 
den  lateinischen  Grammatikern  ganz  allgemein  in  Anwendung  ge- 
bracht ward. 

Nun  drängt  sich  zunächst  die  Frage  auf:  wie  verhält  sich  unser 
Anecdoton  zu  dem  Capitel  des  Isidor?  Es  ist  kein  Zweifel,  dafs 
Isidor  eine  ähnliche  Abhandlung  vor  sich  hatte,  die  aber  um  nichts 
besser  oder  vollständiger,  sondern  im  Gegentheil  werthloser  und  kürzer 
war,  als  die  vorliegende.  Dafs  Isidor  die  Stelle  des  Virgil  vollständig 
hat,  während  im  Anecdoton  nur  der  Anfang  steht,  beweist  natürlich 
nichts  für  Isidor.  Wenn  auch  Isidor  dem  Anfange  des  7.  Jahrhunderts 
angehört,  unsere  Handschrift  dagegen  dem  8.  Jahrhundert,  so  ist  doch 
das  Anecdoton  entschieden  das  ältere,  und  zwar  offenbar  ein  Excerpt 
aus  einer  älteren  grammatischen  Schrift^),  der  das  Sachliche  entnommen 
111  ist,  während  allerdings  |  die  Form  dem  Epitomator  gehört.  Eine 
wesentliche  Differenz  zwischen  dem  Epitomator  und  Isidor  besteht 
darin,  dafs  derselbe  auf  keinen  Fall  ein  Christ  ist  oder  den  Gebrauch 
der  Noten  in  den  heiligen  Schriften  kennt,  während  sich  Isidor  wieder- 
holt darauf  beruft.  Dagegen  ist  dem  Isidor  offenbar  der  Gebrauch 
derselben  in  den  lateinischen  Profanschriftstellem  unbekannt,  d.  h.  aus 
den  Handschriften,  die  man  damals^  hatte,  waren  sie  längst  verschwun- 
den, Isidor  weifs  nur  von  der  Existenz  dieser  Zeichen  bei  den  Grie- 
chen  und  in  der  heiligen  Schrift,    daher  tritt  der  merkwürdige  Fall 


das  IN.  CORN.  zu  XII.  470,  wo  Mai  interpretatio  verstellt,  filmlicli  zu  erklÄren 
Bein? 

5)  Ein  Beispiel  glaubte  ich  bei  dem  Sohol.  Mediol.  zu  Aen.  Vlll.  105   zu 

finden.    Pauperque  senatus]  (^  qmd  sencutum  h  cum  Romulus  prim wo  ioh 

vermuthete:  Nota  >  quod  senatum,  cum  JJ.  pr.,  doch  halte  ich  dies  für  sehr 
zweifelhaft,  nur  ist  auf  keinen  Fall  mit  Mai  Nisus  zu  lesen,  was  auch  Suringar  IL 
p.  241  verwirft. 

6)  So  ist  das,  was  er  von  dem  Ursprünge  der  Benennung  des  Obelos  erzählt, 
übereinstimmend  mit  dem,  was  der  Grammatiker  in  Bekkers  Anecdot  IT.  S.  767 
berichtet,  aber  den  Unsinn  von  den  LXXTT  Grammatikern  kennt  er  nicht. 


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592  Anecdoton  ParisiniLm. 


ein,  dafs  selbst  da,  wo  Isidor  dieselben  oder  ähnliche  Worte  gebraucht, 
wie  der  Anonymus,  er  doch  einen  ganz  andern  Sinn  damit  verbindet. 
So  z.  B.  wenn  Isidor  gleich  zu  Anfang  sagt:  praeterea  quaedam 
scripturarum  notae  apud  celebcrrimos  auctores  fuerunty  qtuxsque  an- 
tiqui  ad  distincttonem  scripturarum  carminibus  et  historiis  apposuerunij 
so  sind  die  antiqui  dem  Isidor  gewifs  nicht  die  alten  lateinischen 
Grammatiker,  mit  ihren  Becensionen  des  Ennius,  LudUus  und  der 
Historiker,  wie  man  aus  der  Vergleichung  mit  dem  Anonymus  folgern 
könnte,  sondern  im  Gegentheü,  Isidor  hat  offenbar  an  die  altern 
griechischen  Grammatiker  gedacht,  man  vgl.  n.  14:  hanc  antiqui  in 
iis  apponebant,  quae  Zenodotus  Ephesius  non  rede  adiecerai,  mit  dem 
Anonymus:  apponebatur  quae  Zenodotus  Ephesius  non  recte  adiecerä. 
Zwar  könnte  man  dagegen  einwenden,  dafs  unter  antisigma,  wo  es 
im  Anonymus  heifst:  antisigma  ,  .  .  sie  et  in  nostris  auctmibus  inu- 
nitur,  während  Isidorus  sie  et  in  antiquis  auctortbus  positum  inveni- 
mus  setzt,  dieser  die  römischen  Schriftsteller  verstehe,  welche  der 
Anonymus  ganz  deutlich  mit  nostri  bezeichnet,  allein  ich  glaube,  dafc 
auch  hier  Isidor  an  die  Griechen  gedacht  hat,  wenn  wir  nicht  vieUeidit 
annehmen  wollen,  dafs  ausnahmsweise  dieses  Zeichen,  was  aUgemeinen 
praktischen  Nutzen  hatte,  sich  erhalten  hat;  immer  aber,  indma  er 
antiqui  setzt,  wo  nostri  auctores  stand,  beweist  er  zur  Genüge,  dafe 
er  bedeutend  jünger  ist  Ein  andermal  behält  Isidor  denselben  Aus- 
druck bei,  denn  unter  diple  periestigmene  sagt  der  Anonymus:  in  his 
et  nostri  ea  usi  sunt^  dieselben  Worte  gebraucht  Isidor,  aber  während 
der  Anonymus  an  den  Gebrauch  der  Noten  in  den  römischen  Classikem, 
im  Gegensatz  zu  den  griechischen  Grammatikern  denkt,  sind  die  nostri 
dem  Isidor  die  Correctoren  der  heiligen  Schriften,  vgl.  12:  diple. 
Hanc  scriptores  nostri  apponunt  in  libris  ecdesiasticorum  virorum 
ad  separanda  etc.  Dafs  Isidor  das  eine  Mal  nostri  beibehält,  das  andeie 
Mal  mit  antiqui  vertauscht,  dürfte  wohl  darin  seinen  Grund  hab^, 
dafs  die  eine  Note  in  den  Exemplaren  der  heiligen  Schrift  nicht  vor- 
kam, wohl  aber  die  öi/clfj;  jetzt  ist  freilich  von  der  einen  so  wenig 
wie  von  der  andern  eine  Spur  in  der  LXX  erhalten.  Dals  Isidor  die 
Stelle  des  Virgil  Aen.  X.  88  als  Beispiel  für  eine  Note  anführt,  beweist 
gar  nicht,  dafs  er  sie  in  seinem  Virgil  vorfand,  oder  von  dem  Gebrauch 
der  Noten  bei  den  lateinischen  Grammatikern  etwas  kannte,  denn  er 
hat  hier  nur  wie  so  oft  abgeschrieben.  Gleichwohl  wäre  es  nicht 
möglich,  dafs  Isidor  |  so  gänzlich  diese  Technik  der  lateinischen  Kritiker  112 
verkannt  hätte,  wenn  seine  Quelle  so  vollständig  wie  unser  Anonymus 
gewesen  wäre,  wo  ja  namentlich  das  Verfahren  des  Probus  ganz  deut- 
lich   geschildert  wird,    sondern   er    besafs    offenbar  nur  ein  Exceipt 


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Anecdoton  Parismuiü.  593 


aus  unserm  Excerpte,  worin  alles  Specielle  und  Werihvolle  ausgelassen 
war,  eben  weil  später  diese  Zeichen  gar  keine  praktische  Bedeutung 
mehr  hatten;  dies  mag  Isidor  mit  wenigen  Veränderungen  und  Zu- 
sätzen, die  eben  die  heiligen  Schriften  betrafen,  abgeschrieben  haben. 
Beachten  wir  femer  den  Umstand,  dafs  der  Epitomator  wenigstens, 
wie  es  scheint,  diese  Notae  noch  in  Handschriften  seiner  Zeit  vorfand, 
während  sie  aus  unseren,  wenn  auch  noch  so  alten  Handschriften 
verschwunden  sind,  so  dürfte  derselbe  wohl  nicht  viel  über  das  dritte 
Jahrhundert  hinausreichen.  Wir  werden  aber  oflfenbar  hier  auf  eine 
ältere  Quelle  hingewiesen,  aus  der  unser  Excerpt  etwa  in  derselben 
Weise  abgeleitet  ist,  wie  das  Capitel  des  Isidor  aus  unserm  Anonymus. 
Denn  dafs  dieser  Tractatus  de  notis  nicht  schon  in  der  angegebenen 
Zeit  entstanden  ist,  dies  beweist  ganz  deutlich  die  Art  und  Weise, 
wie  Probus  den  antiquis  entgegengesetzt  wird,  üem  antiqui  nostri  et 
Probus y  und  noch  klarer:  his  solis  in  adnotationibus  henni  ludi  et 
historicorum  usi  sunt  varros  hennius  hadius  aequae  et  postremo  Probus, 
denn  diese  genannten  Grammatiker,  wie  sie  auch  immer  heifsen  mögen, 
sind  doch  offenbar  die  antiqui,  denen  Probus  als  der  Jüngere  oder 
vielmehr  der  Jüngste  entgegengestellt  wird:  nun  beginnt  aber  das 
Studium  der  römischen  Grammatik  erst  mit  Krates'  Auftreten  in  Kom, 
seine  Schüler  sind  die  ersten  Grammatiker,  imd  wenn  auch  von  da 
bis  auf  Nero  oder  die  Blüthe  des  Probus  ein  ziemlicher  Zeitraum  ver- 
flossen ist,  so  gehörte  doch  für  einen  Granamatiker  des  dritten  oder 
vierten  Jahrhunderts  Probus  ebenso  gut  wie  die  Schüler  des  Krates 
zu  den  Alten;  von  Probus  als  einem  'neuen'  Grammatiker  im  Gegen- 
satz zu  den  altern  Grammatikern  kann  nur  ein  Schriftsteller  reden, 
der  der  Zeit  nach  nicht  weit  von  ihm  entfernt  war,  auch  dem  ersten 
Jahrhundert  oder  Anfange  des  zweiten  angehört:  in  dieser  Zeit  aber 
kann  der  vorliegende  Tractatus  schwerlich  verfafst  sein,  dafür  ist  er 
auch,  selbst  wenn  wir  ihn  für  ein  Stück  eines  gröfsem  Werkes  halten, 
doch  zu  dürftig  und  in  der  Darstellung  zu  nacyässig:  es  bleibt  also 
wohl  nichts  anderes  übrig,  als  anzunehmen,  dieser  Anonymus  sei  eben 
nur  der  Epitomator  eines  älteren  Werkes,  was  der  Zeit  des  Probus  ganz 
nahe  lag,  aus  dem  er  das  Wesentliche  gröfstentheils  wörtlich  entlehnte. 
113  Ich  glaube  aber,  die  Quelle  des  Anonymus  läfst  sich  mit  Sicher- 

heit ermitteln,  sie  ist  wohl  keine  andere  als  die  Schrift  des  Suetonius 
Ttegl  Tdßv  iv  zeig  ßtßUoLg  arjjueiwv  a ,  die  Suidas  s.  v.  Tqdyicvllog  anführt. 
Es  ist  hierbei  gewifs  nicht  an  ein  Werk  über  Geheimschrift  (wie  es 
z.B.  Probus  verfaJste,  Gell.  XVII.  9,  5:  est  adeo  Probt  grammatici 
commentarius  satis  curiose  factus  de  occulta  litterarum  significcUione 
in    episfolarum   C.  Caesaris   scriptura)    oder  Abbreviaturen,    wie   die 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  38 


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594  Anecdoton  Parisinnm. 


Notae  Tironianae  (vergl.  das  Werk  des  Pseudo-Valerius- Probus  de 
Notis  [Grammat  Lat  ed.  Keil  FV.  347  £F.],  Osann.  ü.  S.  260  £F.)  zu  denken, 
sondern  wie  der  Zusatz  ev  röig  ßißXioig  zeigt,  eben  an  diese  kritischen 
Gijfieia,  gerade  wie  auch  Diogenes  aus  Cyzicus  ein  ähnliches  Werk 
verfafste  (s.  Suidas).  Dafs  aber  Sueton  ein  vollständiges  Werk  über 
diese  Noten  verfafst,  wird  uns  nicht  befremden,  wenn  wir  festhdten, 
dafs  sich  diese  Technik  bei  den  Griechen  zu  einem  umfangreichen 
System  ausgebildet  hatte,  und  dafs  für  eine  jede  Klasse  von  Schrift- 
stellern ein  eigener  Kreis  von  Zeichen  exsistirte,  wenn  diese  auch  im 
allgemeinen  ihren  gemeinsamen  Ursprung  nicht  verleugnen.  So  fiigt 
Hephaestion  als  Schlufskapitel  [15]  eine  Abhandlung  Tiegi  arjfieicjv  an, 
worin  er  den  Gebrauch  der  Noten  bei  den  griechischen  Lyrikern  und 
in  den  lyrischen  Partien  der  Dramatiker  bespricht,  was  er  gleich  mit 
den  Worten:  rd  ar^fieia  rä  Ttaqä  zöig  Tcou^Toig  äXXcog  7caQ^  äXkotg 
TLEiTai  eröfl&iet;  und  wie  selbst  die  verschiedenen  Ausgaben  eines  und 
desselben  Dichters  differirten,  zeigt  er  weiterhin:  ijcl  de  xQv  lihmov 
Idiiog  (6  äateQiaxog  rid^erai)^  nccrd  ^iev  xrpf  l^QiOToqxxveiov  t'/dooiv 
daxeqioTLog  hti  h€QOf,ieTQiag  eri&ero  lidvvfiy  ytxnd  de  xrpf  vfjv  Trpf 
liqiOTaQX^lov  ^Mtl  e/il  Ttoir^fidrcüv  jueraßoXfjg,  In  ähnlicher  Weise  fuhrt 
Diogenes  Laert  HI.  65  die  ar^fneia  an,  deren  sich  die  Kritiker  in  den 
Platonischen  Ausgaben  bedient  hatten ').  Ebenso  wurden  sie  bei  den 
Schriften  der  griechischen  Aerzte  in  Anwendung  gebracht. 

Es  ist  nicht  meine  Absicht,  das  Anecdoton  nach  seiner  ganzen  lU 
Bedeutung  hier  zu  würdigen,  ich  beschränke  mich  auf  eine  Stelle,  die 
von  der  gröfsten  Wichtigkeit  ist:  his  solis  in  adnotationibus  hennii. 
lucii  et  historicorum  usi  sunt  varros.  henniusl  haelius  aequae  ä 
postremo  probtis,  qui  iUas  in  virgilio  et  horatio  et  lucretio  apposuii 
ut  homero  aristarchus.  Es  kann  zunächst  keinen  Augenblick  zweifel- 
haft sein,  dafs  Ennii  und  Lucilii  zu  schreiben  ist,  beides  Dichter  von 
der  gröfsten  Bedeutung  für  die  Nationalliteratur,  deren  Werke  eben 
defshalb  sehr  zeitig .  Gegenstand  kritischer  und  exegetischer  Studien 
geworden:  schwieriger  erscheint  es  dagegen,  die  Namen  jener  Kritiker 
herzustellen.    Wem  es  um  mögliche  Erhaltung  der  überlieferten  Schrift- 


7)  Diese  Semeia  bei  Plato  soll  nach  der  gewöhnlichen  £rkläniDg  auch  Anti- 
'gonus  Carystius  erwähnt  habeu,  und  alsdann  könnte  man  wohl  sicher  annehmen, 
sie  rührten  von  Aristophanos  her:  allein  da  Diogenes  [111.66]  sagte:  r«  uh  arifiiia 
fai^a  xttl  T«  ßißX(a  roaavTa,  so  beziehen  sich  die  folgenden  Worte:  iiniQ,  'Ani- 
yovog  (fTjaiv  6  Kagöariog  iv  Ttp  m^l  Zijvtovog  vttoail  ixäo&^vra,  (T  rig  ^^(^ 
diayvorvttt  (uvayvmfai) ,  /maO^ov  h^lft  Toi'g  xfxryj/u^votg,  nur  auf  die  ßtßXia,  Dem- 
ungeachtet  könnten  jene  Zeichen  der  Aristophanischen  Ausgabe,  in  welcher  die 
Dialoge  in  Trilogien  eingetheilt  waren,  angehören. 


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Anecdoton  Parisiimin.  595 


Züge  zu  thun  ist,  der  könnte  Varro,  JEnnius^)  (oder  Herennius\ 
AeUus  lesen,  wenn  nur  bei  den  genannten  Männern  sich  eine  solche 
kritische  Richtung  mit  Entschiedenheit  und  zwar  gerade  in  Betreflf  der 
genannten  Autoren,  des  Ennius,  Lucilius  und  der  Historiker  nach- 
weisen liefse.  Femer  aber  dürfen  wir  nicht  übersehen  jene  Art  und 
Weise,  wie  überall  Probus,  der  im  ersten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit 
lebt,  den  antiquis  entgegengesetzt  wird:  so  dürfen  wir  an  Männer  wie 
Varro  u.  A.,  die  dem  Ende  der  Republik  angehören,  gewifs  nicht 
denken,  sondern  müssen  sicher  bis  zu  den  ersten  Anfängen  gramma- 
tischer Studien  hinaufsteigen,  um  so  mehr,  da  wir  mit  Bestimmtheit 
wissen,  wie  ihre  ersten  Vertreter  sich  zunächst  der  Textkritik  zuwenden 
und  gerade  mit  Ennius  und  Lucilius  beginnen:  ich  schlage  daher 
Yargunteius,  Laelius  Archelaus  zu  lesen  vor,  was  durch  die  Variante 
VanrtAS  bestätigt  wird;  denn  wie  sonst  Ennius  in  eius  verdorben  ist, 
so  ist  hier  umgekehrt  dvs  in  hennius  übergegangen.  Vargunteius  ist 
der  erste  Herausgeber  des  Ennius,  Archelaus  des  Lucilius,  vergL  Sueton 
de  Gramm.  2,  wo  er  die  Vorträge  des  Krates  zu  Rom  schildert  und 
dann  fortfahrt:  nostris  exemplo  fuit  ad  itnüandum:  hactenus  tarnen 
imüati,  ut  carmina  parum  adhuc  divulgatq  vel  defundorum  amicorum, 
vd  si  quorum  aliorum  probassent,  diligentius  retradarent  ac  legendo 
commentandoquc  etiam  ceteris  notiora  facerent^  ut  C.  Octavius  Lam- 
pädia  Naevii  Punicum  beUum,  quod  uno  volumine  et  continenti  scrip- 
tura  expositum  divisit  in  Septem  libroSy  ut  postea  Q.  Vargunteius 
annales  Enniij  quos  certis  diebus  in  magna  frequentia  pronuntiabat, 
ut  Laelius  Archelaus,  Vedius,  Quintus  Philocomus*)  Lucüii  satiras 
familiär is  sui,  quas  legisse  se  apud  Archdaum  Pompeius  Lenaeus, 
Uö  apud  Philocomum    Valerius  Cato   praedicant  ^),  \  woiurch   denn   auch 

8)  Natürlich  der  jüngere  Ennius,  der  Grammatiker,  der  nach  Sueton  Gramm. 
c,l  de  [litteris]  syllahisfque]  schrieb. 

[*)  Reifferscheid  liest  mit  Oudendorp  Vectiusque  Philocomus,] 

9)  Ueber  die  Kritiker  und  Erklärer  des  Lucihus  vergl.  man  Becker  in  der  Z.  f.  A. 
1843  S.  243  ff.,  wo  jedoch  mancherlei  Unrichtigkeiten  sich  finden,  so  z.  B.,  wenn  die 
Worte  des  Sueton  c.  14,  wo  vom  Curtius  Nicia  gehandelt  wird,  huitM  deLudlio  Itbros 
etiam  satira  comprobat,  auf  Cicero  bezogen  und  saUra  [wofür  Reifferscheid  übrigens 
Santra  vorgezogen  hat]  als  Ablativ  gefafst  wird,  als  ob  Cicero  Satiren  geschrieben 
hätte :  Sueton  beruft  sich  vielmehr  auf  eine  Satire  des  Curtius,  worin  dieser  von  seinem 
Commentar  zu  LuciUus  gesprochen  hatte,  man  vergl.  nur  c.  5  vom  Saevius  Nicanor: 
fecitque  praeter  commentarios ,  quorum  tarnen  pars  maxima  intercepta  dicitur,  saii^ 
ram  quoque,  in  qua  Itbertinum  se  ac  duplici  cognomine  esse  per  haec  indicat: 

Saeviofl  Nicanor  Marci.libertas  negabit, 
Saevina  Postomiiia  *)  idem,  at  Marcos  docebit. 

[')  Die  Stelle  ist  verdorben,  post  huiu8  VL,  posthus  0,  post  hoc  O,  post  h'I.  Für  at  (Gl) 
hat  Beiffencheid  ans  IX)  (VN)  oe  aafjgienonunen.] 

38* 


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596  Anecdoton  Parisinum. 


die  Wirksamkeit  jener  Männer  sich  noch  genauer  bestimmen  läfet 
Lampadio  ist  sicher  der  unmittelbare  Schüler  des  Krates,  gehört  also 
entschieden  dem  Ende  des  sechsten  Jahrhunderts  an,  was  dadurch 
bestätigt  wird,  dafs,  wie  wir  gleich  nachher  sehen  werden,  Lampadio 
ein  Zeitgenosse  des  Ennius  war;  Vargunteius  dagegen  ist  etwa  an  den 
Anfang  des  siebenten  Jahrhunderts  zu  setzen,  Laelius,  den  Pompeius 
Lenaeus  hört,  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  zuzuweisen:  so  dafs  diese 
Männer,  die  von  Sueton  als  die  Begründer  der  Kritik  bei  den  Eömem 
bezeichnet  werden,  in  unsenn  Anecdoton  mit  Recht  als  die  atUiqui 
dem  Probus  unter  Nero  entgegen  stehen.  Jetzt  erkennen  wir  aber 
auch  deutlich,  wie  Kjates  und  die  Pergamenische  Schule  die  gesammte 
Technik  der  Alexandriner  sich  angeeignet  haben,  worüber  es  meines 
Wissens  an  einem  bestimmten  Zeugnisse  fehlte,  und  dafe  durch  Krates' 
Vermittlung  dieselbe  nun  auch  nach  Rom  verpflanzt  ward:  im  Uebrigen 
aber  dürfen  wir  wohl  annehmen,  dafs  das  Verfahren  jener  römisdien 
Grammatiker  vorzugsweise  von  den  Grundsätzen  der  Pergamenischen 
Schule  geregelt  ward. 

Da  nun  aber  hier  zugleich  auch  kritisch  reyidirte  Ausgaben  der 
Historiker  erwähnt  werden,,  ohne  dafs  ein  dritter  Grammatiker  genannt 
wird,  so  sind  wir  wohl  berechtigt  zu  vermuthen,  dafe  einer  von  den 
beiden  genannten,  wo  nicht  beide  sich  diesem  Geschäft  imterzogen: 
namentlich  bei  Vargunteius,  dem  Herausgeber  der  Annalen  des  Ennius, 
lag  es  ganz  nahe,  nun  auch  eine  gleiche  Sorgfalt  den  älteren  römischen 
Annalisten  zuzuwendend^).  Auf  jeden  Fall  aber  dürfte  die  Vermuthung 
zurückzuweisen  sein,  als  ob  in  den  aequae  (was  freilich  von  Ärch€\laus  li^ 


So  waren  auch  die  Commentare  des  Curtiiis  wohl  schon  zu  Suetons  Zeit  unter- 
gegangen, aber  die  Satire  hatte  sich  erhalten-  Mit  Kritik  in  der  Weise  des  Var- 
gunteius, Laeüus  u.  A.  mag  übrigens  auch  Curtius  sich  vorzugsweise  beschäftigt 
haben,  um  so  treffender  ist  alsdann  die  Aeufserung  des  Cicero  ad.  Di v.  K.  10; 
nur  darf  man  ihn  darauf  hin  nicht  zum  Aristarcheer  machen ,  er  ist  wohl  yielmehr, 
wie  die  meisten  älteren  römischen  Grammatiker,  Anhänger  des  Krates.  —  Noch  viel 
weniger  aber  begreife  ich,  wie  Becker  dem  Valerius  Cato,  der  beiläufig  gesagt, 
ebenfalls  ein  Krateteer  gewesen  zu  sein  scheint,  einen  Commentar  des  Ludhus 
zueignen  kann  auf  den  Grund  hin,  dafs  Suet.  c.  2  berichtet,  Yalerius  Cato  sage,  er 
habe  bei  Philocomus  die  Satiren  des  Lucilius  gehört,  als  ob  auch  bei  uns  ein 
Jeder,  der  einmal  ein  Collegium  über  einen  alten  Autor  gehört  hat,  denselben  auch 
sofort  herausgegeben  hätte. 

10)  Dafs  jene  Kritiker  der  römischen  Dichter  zugleich  auch  Ausgaben  der 
Historiker  besorgten,  dürfte  noch  dadurch  bestätigt  werden,  dafs  sich  in  den  Aus- 
gaben der  Historiker  nach  unsenn  Anecdoton  ganz  dieselben  Noten  fanden,  während 
sonst  die  verschiedenen  Gebiete  der  Literatur  auch  ihr  eignes  System  von  Noten 
hatten. 


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Aneodoton  Parisinnm.  597 


etwas  weit  abliegt)  der  Name  eines  dritten  Kritikers  verborgen  sei; 
denn  Laelius  bedurfte  eines  Zusatzes,  schon  um  ihn  von  dem  anderen 
Laelius  Herma,  dem  Freund  des  Ateius  PhUologus  (Suet  c.  10),  zu 
unterscheiden.  Entschieden  irrig  ist  der  Name  des  Grammatikers  bei 
Plinius  Hist.  Nat  XIV.  13:  Scaevolam  quoqtie  et  Laelium  et  Äteium 
Capitonem  in  eadem  sententia  fuisse  video,  wo  viehnehr  Äelium  zu 
schreiben  und  an  den  Juristen  Aelius  GcUlus  zu  denken  ist;  doch  es 
hängt  dies  mit  der  Untersuchung  über  den  angeblichen  Palliatendichter 
Dossenus  zusammen,  dessen  Nichtexsistenz  ich  an  einem  andern  Orte 
erweisen  werde. 

Was  übrigens  die  Siteren  lateinischen  Historiker  anbelangt,  so 
ist  meines  Wissens  sonst  nichts  über  revidirte  Ausgaben  bekannt,  wenn 
man  nicht  etwa  die  Stelle  des  Fronte  p.  46  [p.  20  Nab.]  hieher  ziehen  will, 
wo  indefs,  abgesehen  von  anderen  Differenzen,  nur  von  Cato's  Schriften 
im  Allgemeinen  die  Kode  ist,  also  ebenso  gut  auch  vorzugsweise  an 
die  Reden  gedacht  werden  kann.  Dafs  aber  die  Texte  der  alten  Histo- 
riker ziemlich  verderbt  waren  und  auch  nach  der  Revision  jener 
Grammatiker  sich  zimi  TheU  in  ähnlichem  Zustande  befanden,  auch 
wohl  von  den  Abschreibern  willkürlich  corrigirt  waren,  dies  deutet 
Gellius  IX.  14  ganz  klar  an.  Unter  jenen  Recensionen  der  Historiker 
von  Seiten  der  ältesten  Grammatiker  haben  wir  aber  sicher  nur  einen 
berichtigten,  mit  Semeien  versehenen  Text  zu  verstehen,  schwerlich 
an  eigentliche  Anmerkungen  und  Erklärungen  der  Notae  zu  denken. 
Ich  weifs  überhaupt  nicht,  ob  auTser  Sallust  irgend  ein  anderer  latei- 
nischer Historiker  mit  einem  Commentar,  dessen  es  auch  in  der  Regel 
nicht  bedurfte,  ausgestattet  war;  zwar  sucht  Suringar  [Hist  Grit  Schol. 
Lat]  I.  S.  63  ff.  einen  Commentar  von  StatiHus  Maximus  für  Cato  nachzu- 
weisen, indem  Charisius  einigemal  Stellen  des  Cato  anführt,  und  dazu  ut 
Maximus  notat,  ubi  Maximus  . .  inquit  hinzufügt ;  ja  Suringar  will  sogar 
auf  diesen  Grund  hin  alle  auf  diese  Weise  angeführten  Fragmente  den  Ori- 
gines  zuweisen ;  allein  dies  geht  keineswegs  aus  Charisius  mit  Sicherheit 
hervor;  ich  glaube  überhaupt  nicht,  dafs  Maximus  zu  den  eigentlichen 
Conmientatoren  gehörte*^),  sondern  vielmehr  zu  den  Grammatikern, 
welche  Glossarien  verfafsten;   wahrscheinlich  hatte  er  ein  Buch,  etwa 

11)  Indessen  mag  Statilins  auch  kritisch  revidirte  Ausgaben  besorgt  haben; 
ich  schliefse  dies  aus  der  Bemerkung  von  Ang.  Mai  zu  Fronto  p.  46  ed.  Niebuhr  : 
recole  etiatn,  si  placet,  de  scrvptoribus  seu  emendatorxbus  operum  Ciceronis  Tirone, 
Loecaniano,  Dom,  Statilio  Maxim o  notam  antiquissimam  a  nobis  edUam  in 
libro  Fragmentorum  Ciceronis  cum  Commentario  p.  140.  Ich  habe  diese  Nota  in 
OreUi's  Scholiasten  vergeblich  gesucht,  mufs  daher  Andern  überlassen  diese,  wie 
es  scheint,  werthvolle  Spur  weiter  zu  verfolgen. 


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598  Aneodoton  Parisinum. 


unter  dem  Titel  de  singiilaribus  apud  Catonetn  verfafist,  wie  derselbe 
ein  solches  Werk  über  Cicero  geschrieben  hatte,  was  Charisius  auf 
ganz  gleiche  Weise  anführt,  z.  B.  p.  193  [p.  218  K]:  stomachose  Cicero 
(Att.  X.  5,  7),  M^  StiUilius  Maximus  de  singularibus  apud  eutn  qtM^ue 
positis  notat,  woraus  denn  natürlich  auch  alle  anderen  Stellen  genom- 
men sind,  wie  p.  190  [p.  213  K.]:  pudenter  Cicero  (Quint  11),  ui 
etiam  Maximus  notat.  p.  195  [p.  219]:  stirpitus  Cicero  (Tu8C.IV.  38, 
83),  quod  apud  \  eundem  Maximus  semd  positum  notat.  Was  aber  117 
Charisius  aus  Cato  mit  den  Bemerkungen  des  Maximus  anführt  (s.  die 
Stellen  bei  Suring.  I.  p.  64),  das  trägt  recht  gut  den  Charakter  der 
ILiOvilJQrjg  le^ig  an  sich,  wie  imperiabiliter,  primo  pedato,  tetre,  vifa 
deum  immortalium  {ubi  Statilius  Maximus  hjfputvr^ötg  inquit  ä^ainufj, 
ihg  ö  /rcJ/fot);  selbst  sccundo  kann  bei  Cato  wohl  ein  &ca^  leydfierop 
gewesen  sein.  Somit  hätten  wir  also  eine  lexikalische  Arbeit  über 
Cato,  gerade  wie  auch  Verrius  Flaccus,  nur  in  anderer  Weise,  de 
obscuns  Catonis  schiiob,  worauf  ich  an  einem  andern  Orte  zurück- 
kommen werde,  üebrigens  hängt  allerdings  diese  Eichtung  gramma- 
tischer Thätigkeit  mit  jenem  kritischen  Verfidiren  zusammen:  denn 
das  Bezeichnen  der  &ca§  Xeydijeva  durch  die  Diple  (>)  gab  natürlich 
zu  dergleichen  Sammelwerken  Anlafs. 

Wichtig  ist  ferner  das  Anecdoton  insofern,  als  wir  daraus  ein 
klares  Bild  von  der  Thätigkeit  des  Valerius  Probus  gewinnen,  und  so 
die  werthvollen  Untersuchungen  über  diesen  Grammatiker  von  Osann 
(s.  dessen  Beiträge  zur  Literaturgeschichte),  Lorsch  (an  verschiedenen 
Stellen  dieser  Zeitsclirift)  und  0.  Jahn  ergänzt  und  weiter  gefordert 
werden.  So  ersehen  wir  jetzt,  dafs  Probus  nicht  nur  den  Tirgil, 
sondern  auch  den  Horaz  und  Lucrez  in  der  Weise,  wie  Aristarch  die 
Homerischen  Gedichte,  kritisch  behandelt  hatte.  —  Von  Commentaroi 
zu  Lucrez  findet  sich  meines  Wissens  gar  keine  Notiz,  aufeer  bei 
Hieronjrmus  Apol.  c.  Rufin.  495:  puto  quod  puer  legeris  Äspri  in 
Virgilium  et  SaUustium  commentarioSj  ,,,  et  aliorum  in  alios,  Flau- 
tum  viddicet,  Lucretium,  Flaccum^  Persium  aique  Lucanum,  wo 
man  jetzt  leicht  zunächst  an  unsem  Probus  zu  denken  geneigt  sein 
könnte,  da  derselbe  auch  in  den  folgenden  Jahrhunderten  vorzugsweise 
als  grammatische  Autorität  gilt,  man  vergL  nur  Auson.  Pi^ef.  ad 
Syagr.  18:  nomen  grammatici  merui,  Non  tarn  grande  quidem,  qw 
gloria  nostra  subiret  Aemilium  aut  Scaurum  Berytiumve  Probum, 
andere  Stellen  s.  bei  0.  Jahn  ProL  Persii  CXXXIX,  der  sie  mit  Eecht 
auf  den  älteren  Probns  bezieht.  Allein  Hieronymus  redet  dort  von 
umfassenden  Commentaren,  die  hauptsächlich  die  Exegese  des  Autors 
berücksichtigen,  während  Probus'  Arbeiten  vorzugsweise  kritischer  Art 


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Anecdoton  Parisinum.  599 

waren,  und  auf  den  Namen  eines  Commentars  nicht  eigentlich  Anspruch 
machen  können.  Dafs  Velins  Longus  einen  Commentar  zu  Lucrez 
veife&t  habe,  wie  Suringar  Hist.  Grit.  Schol.  I.  S.  115  aus  Charis.  p.  187 
[p.  210  K.]:  primum  Lucretius  [III.  94]:  Primum  animum  dico,  mentem 
quam  saepe  vocamus,  ubi  Velius  Longus,  'primum\  inquit,  ^adverbialiter 
audiendum  est\  schliefst,  kann  aus  dem  uhi  des  Charisius  in  keiner  Weise 
gefolgert  werden  (vergl.  Kitschi  de  Plauti  interpr.  p.  5.  8  [Parerga  Plaut, 
p.  362  £J),  bezieht  sich  vielmehr  gewifs  auf  eine  grammatische  Schrift 
des  Velius.  —  Die  Verdienste  des  Probus  um  die  Horazische  Kritik 
waren  uns  bisher  völlig  unbekannt,  was  freüich  bei  dem  traurigen 
Zustande  unserer  Scholien,  deren  Bedeutung  für  die  Kritik  und  meist 
auch  für  die  Exegese  des  Dichters  so  gut  wie  Null  ist,  und  der  Art 
und  Weise  wie  auf  die  Vorgänger  verwiesen  wird  (quidam  volunt, 
cdii  dicunt,  cdii  sie  exponunt),  nicht  Wunder  nehmen  darf.  Man  sollte 
118  fireilich  erwarten,  dafs  ein  so  bedeutender  Grammatiker  wie  Probus, 
nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  werden  durfte  in  der  VitaHoratii 
(Suringar  in.  p.  84),  wo  die  Commentatoren  des  Horaz  aufgezählt 
werden:  commerUati  sunt  illum  Porphyrion,  Modestus,  L  Gdenius, 
Acren  j  omnium  optime  C.  Aemilius.  Allein  man  beachte  wohl  den 
Ausdruck  commentati  sunt;  exegetischer  Natur  sind  ganz  entschieden 
die  Scholien  des  Acre  imd  Porphyrie,  so  weit  man  aus  ihrer  jetzigen 
Gestalt  auf  die  ursprüngliche  schliefsen  kann;  exegetischer  Art  war 
sicher  auch  der  Commentar  des  lulius  Modestus;  lulius  Modestus  ist 
ein  getreuer  Schüler  des  Hyginus  (Suet  de  Gramm,  c.  20 :  huius  libertus 
fuit  lulius  Modestus,  in  studiis  atque  doctrina  vestigia  patroni  secutus)^ 
Hyginus  aber  ist  wiederum  ein  entschiedener  Anhänger  des  Krateteers 
Alexander,  und  wie  dieser  weniger  der  kritischen  Kichtung  zugethari, 
vielmehr  ist  die  Polyhistorie  bei  dem  Einen  wie  bei  dem  Andern  das 
charakteristische  Merkmal.  Dies  beweisen  insbesondere  auch  die  TJeber- 
reste  der  Commeniarii  Virgiliani  des  Hyginus,  wenngleich  die  Kritik 
nicht  ausgeschlossen  war  (s.  z.  B.  Gell.  I.  21),  und  ähnlicher  Art  war 
sicher  auch  der  Commentar  des  lulius  Modestus  zu  Horaz.  Was 
femer  den  C.  Aemilius  anbetrifft,  mit  dem  Suringar  nichts  anzufangen 
weifs,  so  zweifle  ich  nicht,  dafs  hierunter  Aemilius  Asper  zu  verstehen 
ist,  so  dafs  wir  nunmehr  den  vollständigen  Namen  C.  Aemilius  Asper 
gewonnen  hätten.  Von  diesem  Asper  kennen  wir  Conmientare  zu 
Terenz  (woran  die  Art  und  Weise,  wie  ihn  Donatus  erwähnt,  z.  B. 
Ad.  ni.  2,  25  nicht  zweifeln  läfst,  andere  Stellen  s.  bei  Suringar  I. 
S.  96)  zu  Sallust  und  Virgil.  Man  vergl.  besonders  die  wichtige,  in 
ihrem  ganzen  Zusammenhange  bedeutsame  Stelle  bei  Hieronymus  1.  1. : 
nam  diversae  interpretationis  et  contrariorum  inter  se  sensuum  tene- 


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600  Anecdoton  Parisinum. 


bitur  reus,  qui  in  uno  opere,  quod  edisserit  expositioneSj 
posuerit  plurimorum.  Puto  quod  puer  legeris  Äspri  in  Virgilitm 
et  SaUustium  commentarto$ ,  Vulcatii  in  orationes  Ciceranis,  Viäorini 
in  dialogos  eins,  et  in  Terentü  comoedias  praeceptoris  mei  Donatio 
aeque  in  Virgilium  ,  .  .  argue  interpretes  eorum^  quare  non  unam 
explanationem  secuti  sint,  et  in  eadem  re,  quid  vel  sibi 
vel  aliis  videatur,  enumerent.  Daraus  geht  deutlich  hervor,  dafs 
das  exegetische  Element  in  den  Commentaren  des  Asper  das  vor- 
herrschende war,  und  dafs  seine  Commentare  namentlich  auch  die 
Leistungen  Früherer  sorgsam  berücksichtigten,  überhaupt  die  Kesultate 
der  bisherigen  Exegese  imiMsten.  Eine  Bestätigung  dafür  dürfte  auch 
wohl  in  den  Worten  des  Augustin  de  utilitate  credendi  c.  17  liegen: 
nuUa  imbtUus  poetica  disciplina  Terentianum  Maurum  sine  magistro 
adtingere  non  auderes,  Äsper,  Cornuius,  Donatus  et  cdii  reqmrwUur, 
ut  quilihet  poeta  possit  intelligi.  Und  was  aus  den  Commentaren  des 
Asper  zu  diesen  Schriftstellern  sich  erhalten  hat,  namentlich  in  ächter 
Fassung,  wie  bei  dem  Mailändischen  Scholiasten  des  Virgil,  thut  klar 
dar,  dafs  diese  Commentare  vorherrschend  grammatisch -exegetischer 
Art  waren,  wobei  natürlich  auch  hier  und  da  kritische  Fragen  in 
Betracht  kamen;  wie  die  Ueberreste  seines  Commentars  zeigen.  Be- 
trachten I  wir  nun  die  Bedeutung  des  Asper  für  die  Exegese  beson- 119 
ders  der  lateinischen  Diditer,  wie  sie  in  der  Stelle  des  Augustinus 
klar  ausgesprochen  ist,  so  sind  wir  wohl  berechtigt,  den  Commentator 
des  Horaz  C.  Aemilius,  der  ausdrücklich  als  der  'bedeutendste'  be- 
zeichnet wird  ^^),  für  identisch  mit  Asper  zu  halten,  und  dieser  Com- 
mentar  hatte  also  einen  ganz  ähnlichen  Charakter  wie  die  des  lulius 
Modestus,  Acro  und  Porphyrie**).     Ganz  anderer  Art  dagegen  waröi 


12)  Sollte  der  Aemilius,  dem  Comutus  sein  Werk  de  eniintiatione  dedicirt, 
wohl  der  Grammatiker  C.  Aemilius  Asper  sein?  Cassiodor  de  Orthogr.  c.  1  [p.  147  K.] 
hat  hier  gewifs  die  Worte  des  Comutus  ganz  unverändert  beibehalten:  anima^erü 
quosdam,  Äemüi  amice,  erudüos  etiam  m  litter  am  nee  ubi  oporteat  dicentes,  nee 
ubi  oporteat  »upprimentes ,  gerade  wie  die  Schrift  de  urbis  Bomae  antiquitate  an 
den  Grammatiker  Palaemon  gerichtet  war,  s.  Jahn  Prol.  p..XX.  Indefs  dürfte  es 
wahrscheinlicher  sein,  dafs  der  Angeredete  kein  Grammatiker  war,  wie  wenn  es 
Sili  Italice  hiefs,  vergl.  Charisius  I  p.  100  [p.  125  K.]:  Annaeus  Cornuius  ad 
ItaUcum  de  Vi/rgüio  Itbro  decimo,  was  0.  Jahn  Prol.  XV  richtig  auf  Sihus  Italiens 
bezieht. 

13)  Wenn  es  erlaubt  ist,  eine  blofse  Vermuthung  mitzutheilen,  so  dürfte  wohl 
auch  zu  den  Erklärem  des  Horaz  Pollio  zu  zählen  sein,  der  Lehrer  des  Marcus  Anto- 
ninus  (lul.  Capitolinus  M.  Ant.  2:  umis  praeter ea  grammaticis,  Graeco  Älexan^, 
quotidianis  [dafür  ühlig  Cotiaeensi,]  Latinis  Trosio  Apro  et  PoUione  et  Etäydnio  Pro- 
culo  Siccensi)^  dem  er  namentlich  entschiedene  Vorliebe  zu  Horaz  eingeflöfst  zu  haben 


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Anecdoton  Parisiniim.  601 


die  Arbeiten  des  Probus;  Probus  ist  Kritiker,  besorgt  Textrecensionen 
mit  kritischen  Semeien,  mit  meist  kurzen,  eben  jene  Zeichen  betreffen- 
den Bemerkungen  ausgestattet,  aber  keine  ausführlichen  erklärenden 
Commentare;  daher  konnte  auch  in  jener  Vita  Horatii  von  ihm  gar 
nicht  die  Kede  sein,  wohl  aber  mufste  der  Verfasser  des  Anecdotons 
die  Ausgabe  des  Horaz  von  Probus  erwähnen,  da  es  sich  hier  eben 
um  Textrecensionen  handelt.  Dafe  die  Thätigkeit  des  Probus  aus- 
schliefslich  dieser  Art  war,  geht  aus  Sueton  c.  24  hinlänglich  hervor: 
fnuU(iqtte  exemplaria  contracta  emendare  ae  distinguere  et  adnotare 
curavit,  sdi  huic  nee  uUi  praeter ea  grammatices  parti  deditus.  Im 
ganzen  richtig  hat  daher  Lorsch  in  der  Z.  f.  A.  1840  S.  113  die 
Thätigkeit  des  Probus  bezeichnet,  wenn  er  sagt:  es  gab  ein  oder 
mehrere  Exefnplare  des  Virgil  von  Valerius  Probus  eigener  Hand  ver- 
bessert, in  Bücher  abgetheilt  und  interpungirt,  wozu  noch  Bandglossen 
oder  selbständige  Bemerkungen  als  Vollendung  des  kritischen  Geschäfts 
hinzutraten. 

Sueton,  wie  er  selbst  Grammatiker   war,  bezeichnet  mit  jenen 
drei  Worten  emendare,  distinguere,  adnotare  vollständig  das  Verfahren 


scheint,  vergl.  dessen  Brief  an  Fronto  1. 9  p.42  [p.  17  Nab.] :  Horatius  cum  PoUione  mihi 
emortuus  est:  id  Herodes  non  aequo  feret  animo,  volo  ut  Uli  aliquid  quod  ad  hanc  rem 
attincai  paucorum  verborum  scribas,  und  noch  bestimmter  IL  7  p.  63  [p.  34  Nab.],  indem 
Fronto  einige  Verse  des  Horaz  citirt  hatte:  Polemanis  tut  quoniam  meministi,  rogo 
ne  Horatii  memineris,  qui  mihi  cum  PoUione  est  emortuus.  Zwar  ist  hier  zunächst 
nur  an  den  Unterricht  des  Pollio  zu  denken,  allein  jedenfalls  dürfte  Horaz  ein  haupt- 
sächlicher Gegenstand  des  Studiums  für  PoUio  gewesen  sein,  also  dürfte  er  wohl 
auch  Schriften  über  ihn  hinterlassen  haben ,  von  denen  natürlich  in  unsem  Schollen, 
so  wenig  wie  von  andern  Commentatoren,  Erwähnung  geschieht,  während  von  seinen 
Arbeiten  über  Virgil,  die  sich  vorzugsweise  mit  Lösung  schwieriger  Probleme 
beschäftigt  zu  haben  scheinen,  Uoberreste  erhalten  sind,  die  man  freilich  irriger 
Weise  dem  Asinius  PoUio  beigelegt  hat  (vergl.  Suringar  11.  p.  243) ;  allein  dafs  dies 
irrig  ist,  geht  nicht  nur  aus  der  Beschaffenheit  der  betreffenden  Citate  hervor, 
sondern  wird  zum  Theil  auch  durch  die  Handschriften  widerlegt;  so  habe  ich  bei  Serv. 
zu  Aen.  11. 7  [Part  U.  p.  6]  quod  PoUio  dicit  aus  dem  Cod.  Cass.  hergestellt  für  die 
offenbar  interpolirte  Vulgata:  quod  Asinius  PoUio  dicit,  und  so  trage  ich  auch  kein 
Bedenken,  eine  ähnliche  Interpolation  XI.  183  anzunehmen,  wo  sich  die  sinnige 
Bemerkung  findet:  Asinius  PoUio  dicit  ubique  Virgilium  in  diei  descriptione  ser- 
monem  aliquem  ponere  aptum  praesentibus  rdms  etc.,  wo  wohl  ebenfalls  einfach 
PoUio  zu  schreiben  ist,  wie  an  anderen  Stellen;  ob  aber  dieser  Grammatiker  Pollio 
mit  dem  Valerius  PoUio,  den  Suidas  unter  Hadrian  ansetzt,  identisch  ist,  mufs 
einer  andern  Untersuchung  vorbehalten  bleiben.  Daran  wenigstens,  dafs  der  latei- 
nische Grammatiker  sich  auch  mit  griechischen  Studien  beschäftigte,  ist  nicht  im 
geringsten  Anstofs  zu  nehmen;  so  hat  z.  B.  Polybius  sich  mit  der  Erklärung  des 
Virgil  sowohl  als  auch  des  Homer  beschäftigt,  wie  es  wenigstens  scheint,  vergl. 
Commentai  de  Com.  Att.  p.  311. 


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602  Anecdoton  PariBinom. 


der  Kritiker;  es  |  ist  dies  nicht  etwa  eine  pleonastische  Fülle  der  Rede,  120 
sondern  vielmehr  haben  wir  hier  die  technischen  Ausdrücke  für  die  drei- 
fache Thätigkeit  der  Kritiker,  welche  Textrecensionen  besorgten,  gerade 
wie  Fronto  ad  Amic.  IL  2  p.  210  ed.  Nieb.  [p.  190  Nab.]  sich  ausdrückt: 
Ciceronianos  emendatos  et  distinctos  habebis:  adnotatos  a  nie 
leges  ipse:  in  volgus  enim  cos  exire  quare  nolm,  scribam  ad  te  dUi- 
gentius.  Das  Erste  und  Noth wendigste  war,  dafs  man  die  Fehler  der 
Abschreiber  verbesserte,  natürlich  mit  Vergleichung  der  besten  und 
zuverläfsigsten  Handschriften;  pflegten  doch  die  Verfesser  selbst  ihre 
eignen  Werke  in  dieser  Weise  oft  zu  revidiren,  vergl.  GelL  XDI.  21  (20), 
4:  nam  in  primo  Georgicon,'  quem  ego,  inquit  (Probus)y  librum  manu 
ipsius  correctum  legi,  vergl.  Suet  Domit.  20:  liberalia  studia  imperii 
iniHo  negleocit,  quamquam  bibliothecas  incendio  absumptas  impensissime 
r eparare  curasset,  exemplaribus  undique  petitis,  missisque  Älexandriam 
qui  describerent  emendarentque.  Cic.  ad  Attic.  XHL  23,  2:  libri  ad 
Varronem  non  morabuntur,  sunt  enim  deßcti  [effedi],  ut  vidisti,  tan- 
tum  librariorum  menda  toUuntur, 

Ebendefshalb  pflegten  auch  wohl  Freunde  des  Verfassers,  um  einen  121 
völlig  gereinigten  Text  zu  erzielen,  sich  sogar  der  Mühe  des  Abschrei- 
bens  zu  unterziehen,  darauf  geht  die  wichtige  Stelle  des  Fronto  ad 
Marc.  n.  1,  p.  46  ed.  Nieb.  [p.  20  ed.  Naber],  wo  Fronto  in  den  wohl- 
gesetztesten Redensarten  sich  daftlr  bedankt,  dafs  Marcus  eine  seiner 
Reden  abgeschrieben  habe:  quid  tale  M.  Porcio  aut  Quinto  Ennio  auf 
C.  Oraccho  aut  Titio  poetae^  quid  Scipioni  aut  NumidicOy  quidM.  TuUio 
tale  usu  venit!  quorum  libri  pretiosiores  habentur  et  summam  gloriam 

retinent,  si  sunt  (descriptt  a)  Lampadione,  aut  Staberio  aut vi  aut 

[TironeJ  aut  Aelio aut  Attico  aut  Nepote  **).     Abschriften,  die 


14)  Eb  ist  an  dieser  Stelle  offenbar  von  Abschriften  die  Bede,  welche  Freunde 
der  Verfasser  veranstalteten,  also  müssen  die  Personen  überall  gleichseitige  sein: 
da  ich  die  zweite  Ausgabe  von  Mai  nicht  benutzen  kann,  begnüge  ich  mich  mit 
einigen  Bemerkimgen:  der  Name  Tiro,  den  Mai  selbst  als  unsicher  bezeichnet, 
kann  nicht  richtig  gelesen  sein,  denn  wenn  auch  Fronto  offenbar  nicht  die  Reihen- 
folge in  der  Aufzählung  beobachtet,  welche  den  ebengenannten  Autoren  entspricht, 
so  sollte  man  doch  den  Tiro  unmittelbar  bei  Atticus  und  Nepos  erwarten:  dafs  die 
Reihenfolge  nicht  gewahrt  ist,  zeigt  am  deutlichsten  der  Umstand,  dafs  auf  Lam-. 
padio,  der  dem  Ende  des  6ten  Jahrhunderts  angehört,  sofort  Staberius  folgt,  der 
in  die  Mitte  des  7ten  Jahrhunderts  gehört:  daher  ist  es  denn  auch  schwierig,  die 
Namen  der  Genannten  mit  Sicherheit  auf  jene  Autoren  zurückzuführen:  indefe  ist 
doch  wohl  als  sicher  anzunehmen,  dafs  Aelius  die  Reden  des  Metellus  Numidicus 
abschrieb,  vergl.  Suet  o.  3:  tantus  optimcUum  fautor,  ut  Mäellum  Numidieum  m 
exilium  cowitcUus  sit,  Staberius  Eros,  der  nach  Suet  c.l3  temporibus  SuUanis  in  Born 
lehrt,  kann  unter  den  Genannten  wohl  nur  zu  dem  Tragiker  Titius,  der  damals  lebte 


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Anecdoton  Parisinum.  603 


fireilich  in  etwas  Änderer  Weise,  als  die  des  Marcus  Werth  hatten,  denn 
sie  waren  den  Originalhandschriften  gleich  zu  schätzen  und  bildeten 
de&halb  für  die  späteren  Grammatiker  die  Grundlage  ihrer  kritischen 
Recensionen.  Wie  sehr  aber  besonders  in  der  lateinischen  Literatur  an 
correcten  Texten  Mangel  war,  zeigt  Ciceros  Klage  ad  Qu.  Fr.  HL  5: 
de  Latinis  vero  (liUeris)  quo  me  vertam  nescio:  M  mendose  et  scrihun- 
122  tur  et  veneunt.  um  so  mehr  also  mufste  die  Thätigkeit  des  Kriti|kers 
zunächst  auf  die  Herstellung  eines  fehlerfreien  Textes  gerichtet  sein, 
dies  ist  emendare^  entsprechend  dem  griechischen  dtoQ&oüa&ac,  Dazu 
kam  zweitens  das  distinguere,  d.  h.  die  Interpunction,  die  zum  richtigen 
Verständnifs  von  so  wesentlicher  Bedeutung  war,  bei  den  Griechen 
diaarlteiv,  wo  übrigens  vor  allem  auch  die  Accentuation  darunter  begriffen 
war:  die  Anfange  dieser  Doctrin  reichen  übrigens  sicher  weit  über  die 
Alexandriner  hinaus.  Für  die  Interpunction  liegt  ein  bestimmtes  Zeugnifs 
in  den  Worten  des  Aristoteles  [Rhet.  in.  5]  über  Heraclitus:  ÖLaavi^at 
XaXejcov  iarc,  und  ebenso  dürfte  man  auch  wohl  vor  den  Alexandrinern 
in  zweifelhaften  Fällen  die  Accentuation  angewandt  haben,  vergl.  Arist 
Poetic.  25:  xara  di  7tQoa(i)Slav ,  üayceg  ^I7t7tlag  ekvev  6  Qaoiog  xb 
didofiev  de  oi  tuxc  tö  fuev  ov  luxtaTrijS-etat  ofißoq),  d.  h.  indem  er  diöofuev 
und  ov  (nicht  oS)  las,  obwohl  man  hier  auch  an  mündliche  TJeber- 
lieferung  oder  ausführliche  Auseinandersetzung  denken  könnte.  Wie 
übrigens  hier  Aristoteles  dioQd^oda&at  im  weiteren  Sinne  gebraucht, 
dafe  es  auch  das  diaaziCeiv  umfafst,  gerade  so  steht  umgekehrt  bei 
Steph.  Byz.  v.  Baßgag  .  .  .  eVqi-vat  yxxI  laoavXXaßog  ij  YXiöig  ev  äariyel 
ßißXiip  für  ddioQd^cotov,  Erläuternde  Schriften  zu  diesem  Theile  der 
Kritik  sind  für  Homer  Nikanors  7teQi  ariyfifig,  Herodians  TtQoatiPÖia^ 
für  CaUimachus  schrieb  über  die  anyinfj  derselbe  Nikanor. 

Endlich  die  dritte  imd  höchste  Thätigkeit  der  Kritiker  ist  das 
adnotare,  das  or^^eioi)o&ai ,  und  nichts  kann  uns  einen  deutlicheren 
Begriff  von  dem  Umfange  und  der  Bedeutung  dieser  ganzen  Disciplin 
geben,  als  eben  jene  Noten,  wie  sie  in  unserem  Anecdoton  vorliegen. 
Ob  übrigens  zum  Verständnifs  dieser  Noten  nun  auch  immer  Erläu- 
terungen beigegeben  waren,  scheint  mir  zweifelhaft,  so  z.  B.  Lampadio 


(vergL  Cic.  Brut  45,  167),  in  einem  solchen  Yerhältnifs  gestanden  haben:  Lampadio 
aber,  Ton  dem  wir  wissen,  dafs  er  einer  der  ersten  Schüler  des  Krates  war,  und 
eine  kritische  Ausgabe  des  Naevius  besorgte,  war  sicher  der  Freund  des  Ennius 
und  machte  wohl  noch  bei  Lebzeiten  seines  Freundes  oorrecte  Abschriften  der 
Poesien  des  Ennius,  während  eine  kritische  Ausgabe  wenigstens  der  Annalen  erst 
später  Ton  Yargunteius  veranstaltet  ward.  Attious  und  Nepos  gehören  natürlich  zu 
Cicero,  und  so  werden  die  drei  unlesbaren  Namen  die  Freunde  des  Cato  C.  Gracchus 
und  Soipio  bezeichnen  müssen.    [Naber  vermuthet:  aut  Qeivio  Claudio  aut  Ädio.] 


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604  Anecdoton  Parisinum. 


hatte  sich  wohl  bei  Naevius  auf  die  blofse  Textrevision  durch  aijfieia 
beschränkt^*);  ja  es  fragt  sich  noch  sehr,  ob  die  Arbeiten  des  Targun- 
teius  und  Liaelius,  namentlich  aber  die  Ausgaben  der  Historiker  mehr 
als  die  blofsen  oijfAeia  enthielten;  anders  verhält  es  sich  dagegen  mit 
den  Ausgaben  des  Probus,  hier  waren  wohl  überall  zur  Begründung 
und  Erörterung  wenrf  auch  meist  kurze  Anmerkungen  beigefügt:  |  und  123 
die  Excerpte  bei  Servius  u.  A.  erhalten  erst  jetzt  durch  das  Anecdoton 
ihr  rechtes  Verständnifs,  fast  sämmtiiche  Anführungen  aus  Probus  lassen 
sich  sofort  auf  diese  Noten  zurückführen  *•). 


15)  Frühzeitig  müssen  jedoch  auch  die  Gedichte  des  Naevius  oommeDtirt 
worden  sein,  zwei  Arbeiten  des  Cornelius  und  Virgilius  lernen  wir  aus  Varro  de 
L.  L.  Vn.  39  kennen,  von  denen  die  erste,  wenn  man  nach  der  dort  mitgetheilten 
Probe  urtheilen  darf,  sehr  dürftig  war.  An  dem  Namen  Virgilius  nehme  ich  keinen 
Anstofs;  einen  Redner  YirgiUus  aus  Sullas  Zeit  führt  Cicero  im  Brutus  an;  den 
Comehus  erklärt  Jahn  ProL  Pers.  CXUn.  Anm.  2  für  den  ComeUus  Epicadns. 

16)  loh  bin  übrigens  fest  überzeugt,  dafs  Alles,  was  von  Servius  unter  Probus 
Namen  angeführt  wird,  auf  Yalerius  geht,  obwohl  Osann  öfter  Zweifel  erhebt  So 
z.  B.  gleich  zu  Aen.  I.  1 :  Prohtis  ait  Traiam,  Graios  et  Ai<ix  non  de^ere  per  wum 
%  scribi,  Osann  will  dies  unserm  Probus  absprechen,  indem  er  sich  erinnere,  Aehn- 
liches  bei  dem  jungem  Probus  gelesen  zu  haben.  Allerdings  sagt  Probus  Inst  I.  2,  3 
[Gramm.  Lat.  IV.  221  K.] :  praeterea  vim  natv/ramque  %  litterae  vocaiis  pUnmime 
debemus  cognoscere,  quod  duarum  interdum  loco  conaonantium  ponatwr:  hanc  emm 
ex  8U0  numero  vocalea  duplicem  litteram  miUunt,  ut  cetera  dementa  Utterarum 
singuUts  duplices  mittunt,  de  quibus  suo  disputavimua  loco,  lila  ergo  roHone  i 
lütera  duplicem  sonum  designat,  una  quamvia  figura  [forma]  sU,  si  undiqiie  fuerit 
cincta  vocalihus,  ut  acerrimua  Aiax  et  Äio  te  Äeacida  etc,  allein  der  wesent- 
Hche  Unterschied  ist  der,  dafs  der  jüngere  Probus  nur  hinsichtiüoh  der  Aussprache, 
nicht  aber  der  Orthographie  die  Verdoppelung  verlangt,  während  dies  Mar.  Victorin. 
I.  p.  278  ed.  lind.  [Gr.  Lat.  VI.  179  K.]  ausdrücklich  vorschreibt:  aut  cum  correpta 
vocdlia  desinU  in  voccdem  loco  consonantia  poaita  et  excipitur  aeque  a  voc<iH  loco 
conaonantia  poaita,  utmaiior  agit  deua  et  Troiiaque  nunc  atarea,  aic  emm 
iata  acribi  per  geminatam  i  litteram  metri  ratio  depoacit.  Da  nun  übrigens  schon 
Cicero  dieser  Ansicht  war,  Quint.  I.  4,  11:  aciat  etiam  Ciceroni  placuisae  aiiOj 
Maiiamque  geminaia  i  acribere,  quod  ai  eat,  etiam  iungetur  ut  conaonanSy  so 
sehe  ich  keinen  Grund,  diese  Doctrin  dem  altem  Probus  streitig  zu  machen.  — 
Uebrigens  dürfen  wir  uns  die  Adnotata  des  Probus  durchaus  nicht  als  trocken  oder 
allzu  dürftig  vorstellen:  das  was  Suringar  aus  Servius  anführt,  reicht  oft  nicht  ans, 
um  uns  ein  klares  Bild  der  Methode  des  Probus  zu  verschaffen.  So  z.  B.  darf  man 
aus  Serv.  I.  44  nicht  blofs  die  Variante  et  tempore  Ugit  anführen,  sondern  ihm 
gehörte  auch  die  weitere  gelehrte  Begründung:  qui  tempore  leguni,  de  tojpica 
hiatoria  (so  habe  ich  aus  dem  Cod.  Cass.  statt  des  widersinnigen  tiffnca  hergestellt 
s.  Spec.  m.  p.  21)  tractum  dicunt :  nam  Ardeae  m  tempHo  Caatoria  et  PoUueis  in 
laeva  intrantibua  poat  forem  Capaneoa  pictua  eat,  fulmen  per  utraque  ten^Mra  tfok- 
ctua :  et  aingulare  nomen  pro  pluraU.  Totiua  autem  Italiae  curiosiaaimum  fitisse 
Viirgüiwn  muttifariam  appai'et,  dies  ist  eine  höchst  wahre  Bemerkung,  wenn  Probos 


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Anecdoton  Parisiimin.  605 


Es  ist  ein  höchst  schmerzlicher  Verlust,  dafs  sich  diese  Noten 
so  frühzeitig  aus  den  Texten  der  Classiker  verloren  haben,  so  dafs  in 
unseren  Handschiiften  sich  auch  keine  Spur  mehr  davon  findet:  hätten 
wir  auch  nur  die  einfachen  Noten  ohne  die  Adnotatio,  auch  so  schon 
hätte  unsere  Kritik  eine  ganz  andere  Gnmdlage.  Gelänge  es  jemals, 
eine  solche  Handschrift  wieder  aufzufinden,  ^wie  würde  die  hyperconser- 
l24vative  Kritik  erstaunen!  So  erinnere  man  sich  |  nur,  dafs  die  alten 
Kritiker,  wenn  sie  zwei  wesentlich  von  einander  abweichende  Verse  in 
ihren  Handschriften  fanden,  und  nicht  mit  Bestimmtheit  den  einen  oder 
den  andern  für  unächt  erkannten,  beide  in  den  Text  neben  einander 
aufriahmen  imd  durch  ihre  Nota  das  ürtheil  gewissermafsen  dem  Leser 
überliefsen:  indem  man  nun  später  die  kritischen  Zeichen  wegliefs, 
liefs  man  gleichwohl  in  der  Regel  beide  Verse  ruhig  neben  einander 
stehen,  und  die  gegenwärtige  Kritik  nimmt  entweder  gar  keinen  An- 
stoüs  daran,  oder  glaubt  Interpolationen  späterer  Abschreiber  zu  er- 
kennen, woran  in  den  meisten  Fällen  gar  nicht  zu  denken  ist.  Auf 
diese  Weise  ist  so  unendlich  oft  der  Text  der  scenischen  Dichter, 
namentlich  des  Plautus,  durch  Wiederholungen  d.  h.  Dittographien  ver- 
unstaltet Ganz  klar  läfst  sich  dies  unter  andern  an  den  Hymnen  des 
Callimachus  sowie  bei  VeUeius  Paterculus  nachweisen,  was  ich  einst- 
weilen nur  vorläufig  andeuten  wollte^'). 


auch  im  vorliegenden  Falle  irrt:  und  von  besonderem  Interesse  für  die  Kimst- 
geschichte  ist  die  Notiz  über  das  Gemälde  zu  Ardea:  alte  werthvolle  Gemälde  in 
halbverfallenen  Tempeln  zu  Ardea  sah  auch  Plinius  Hist.  Nat.  XXXV.  6.  47.  Wenn 
er  sie  für  älter  als  Kom  hält,  ist  er  sicher  im  Lrthum,  aber  ebensowenig  kann  man 
mit  Heyne  jenen  Marcus  Plautius,  der  daselbst  den  Tempel  des  luppiter  mit  Gemälden 
zierte,  für  den  Verfertiger  jener  Gemälde  betrachten,  von  dem  Plinius  XXXV.  37.  115 
sagt:  decet  non  sileri  Ardeatis  templi  pictorem,  praesertim  cimtate  donatum  ibi  et 
carmine,  guod  est  in  ipsa  pictura  his  versHms  .  .  .  Eaque  stmt  scripta  antiquis 
litteris  Latinis.  Da  das  Epigramm,  wie  aus  Plinius  Darstellung  hervorgeht,  gleich- 
zeitig abgefafst  ward,  so  kann  jener  Lucius  Plautius  höchstens  dem  Ende  des  6ten 
Jahrhunderts,  wahrscheinlich  aber  erst  dem  7ten  angehören:  dafür  spricht  nicht 
nur  das  Metrum  jenes  Epigramms,  sondern  auch  die  offenbare  Reminiscenz  aus 
Ennius  [Ann.  315  V.]  im  letzten  Verse*): 

Ergo  postqne  magisqne  viri  nnnc  gloria  claret. 
Die  alterthümliche  Schrift  kann  natürlich  an  sich  noch  nicht  als  Beweis  höheren 
Alters  gelten.    Dieser  ziemlich  neue  luppitertempel  wird  wohl  auch  zu  Plinius  Zeit 
noch  nicht  verfallen  gewesen  sein. 

17)  Bei  CaUimachus  vergleiche  man  nur  im  Lavacrum  Pall.  v.  13  und  14: 


[*)  Qaem  nnno  et  post  semper  ob  artem  hanc  Ardea  landat.] 


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606  Anecdoton  Parisinum. 


Dafe  übrigens  auch  eine  solche  überwiegend  kritische  Arbeit  mit 
dem  Namen  Commentarius  bezeichnet  werden  kann,  soll  keinesw^  in 
Abrede  gestellt  werden,  und  es  ist  defshalb  gerade  kein  Bedenken  zu 
erheben  gegen  die  Ueborschrift,  welche  die  Vita  des  Persius  führt: 
De  commentario  Probi  Valern  sublata;  nur  müssen  wir  uns  gewife 
auch  diesen  Commentar  in  vollkommen  ähnlicher  Art  wie  die  Adnotata 
zu  Terenz,  Virgil,  Lucrez,  Horaz  denken.  Für  acht  im  ganzen  hält 
die  Vita  auch  0.  Jahn  Prol.  CLI  fit,  aber  wenn  derselbe  bemerkt: 
non  esse  ita  a  Pröbo  scriptum,  ut  nunc  exstat,  patet^  et  mihi  quidem 
par\iim  ea,  quae  de  hac  re  composuerat,  in  brevius  contractu  esse^  lii 
partim  quae  singulis  locis  in  commentario  posuerat,  Selectol  et  congeda 
esse  videntur:  so  stimme  ich  darin  überein,  dafs  sich  einige  spätere 
Zusätze  finden,  wie  z.  B.:  nam  Cornutns  illo  tempore  tragicus  fuit. 
scctae  StoicaCy  qui  libros  philosophiae  reliquit,  ebenso  ist  die  letzte 
Partie  entweder  aus  einer  andern  Stelle  des  Commentars  selbst  ent- 
lehnt, oder  auch  als  Excerpt  einer  andern  Biographie  zu  betrachten; 
dagegen  glaube  ich  nicht,  dafs  irgendwie  wesentliche  Verkürzungen 
stattgefunden  haben;  gerade  der  präcise,  keineswegs  elegante  Ausdruck, 
die  Art,  wie  über  den  philosophischen  Unterricht,  den  Persius  vom 
Comutus  erhielt,  geurtheilt  wird,  dürfte  es  wahrscheinlich  machen,  dafs 


mit  V.  15  und  16: 

{Ov  yuQ  U^avata  /^/ucrta  fiixta  qnX»t), 

und  zwar  ist  dies  eine  entschiedene  Verbesserung  und  die  letzte  Hand  des  Dichtern, 
so  dafs  die  Alexandrinischen  Kritiker  recht  gut  das  erste  Distichon  hätten  streichen 
können.    Ebendaselbst  y.  61  ff.  mögen  die  einen  Handschriften  nur  ein  Distichon: 

geboten  haben,  während  andere  zwei  Distichen  enthielten: 

"H^Til  Ko^mvtlag^  ilra  ol  ti&vafiivov  äXaog 

Ka\  ßaftol  notafii^  xtlvt'  inl  Kt»QaXlipt 

*H  TtVfiiiaaov  lova^  »/  tlg  'AXIuqtov  iXawoi 

was  in  unsem  Ausgaben  bunt  durcheinander  geworfen  ist.  Aus  YeUeius  vergleiche 
man  nur  11.  118,  um  zu  erkennen,  wie  wenig  bisher  die  Kritik  dieses  in  neuester 
Zeit  so  vielfach  behandelten  Schriftstellers  gefördert  worden  ist: 

Nunc  agentes  gratias,  qnod  ea  Romana  institia 

llniret ,  feritasqne  soa  novitate  incognitae  disci-  solita  armis  decemi  iure  terminarentar,  teitaaqoe 

plinae  miteficeret.  sna  novitate  incognitae  dlsciplinae  miteeoeret 

Invenis  genere  nobilis,  mann  fortis,  sensn  oeler.  nltra  barbanun  pcomptns  ingenio. 

Hand    impradenter  speonlatos    neminem   oelerioa  fteqnentissimam  initiom  ease  calamitatis  secon- 

opprimi,  quam  qni  nihil  timeret.  tatem. 

Efficiatqne,  qnod  miaernmom  eet,  nt,  qnod  ac- 

ddit,  id  etiam  merito  acoidisae  videator.  nt  casns  in  colpam  transeat. 


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Anecdoton  Parisinnm.  607 


wir  hier  ein  achtes,  fast  unverändertes  Bruchstück  jenes  Grammatikers 
Yor  uns  haben,  und  zwar  war  wohl  jene  Biographie  eben  dem  Com- 
mentar  vorangeschickt,  woher  sie  der  spätere  Scholiast  oder  Abschreiber 
entlehnte.  Und  dies  allein  können  die  Worte  de  commentario  Bröbi  Va- 
lerii  suhl  ata  bedeuten,  womit  man  nur  die  Ueberschrift  des  Marcel- 
linus Vit.  Thucyd.  in  der  Heidelberger  Handschrift  vergleichen  kann: 
MaqiiuXkivov  ex  tQv  eig  Oovyivöidrjv  ö^oXlcov  Tiegt  rot)  ßiov  avvod  Gov/x- 
dldov  yuxi  tFjq  Tod  Xöyov  ideag,  was  doch  unmöglich  aus  Schollen 
zu  einzelnen  Stellen  des  Thucydides  entstanden  sein  kann,  sondern 
aus  den  Biographien,  welche  die  Hypomnematisten  vorausgeschickt 
hatten. 

Probus  vertritt  also  vorzugsweise  die  kritische  Seite  des  philolo- 
gischen Studiums,  während  Asper  vielmehr  als  der  Hauptrepräsentant 
der  Exegese  in  derselben  Zeit  anzusehen  ist:  denn  ich  stimme  0.  Jahn 
Prol.  Pers.  p.  CXLV  vollkommen  bei,  wenn  er  beide  als  Zeitgenossen 
betrachtet,  doch  so,  dafs  Probus  der  jüngere  ist.  Beide  leben  unter 
Neros  Eegierung  zu  Rom,  und  Aspers  Leben  dürfte  wohl  nicht  viel 
weiter  hinaus  zu  rücken  sein,  wogegen  Probus  bis  imter  Domitian  lebt 
und  defshalb  auch  seine  Biographie  den  Beschlufs  der  Suetonischen 
Vitae  illustrium  grammaticorum  bildet.  Abgesehen  von  andern  Indicien, 
die  ich  hier  übergehe,  mache  ich  nur  auf  eine  höchst  interessante,  aber 
verdorbene  Stelle  des  Suidas  aufmerksam:  ^HQccyikeiärjg  üovriyuig^  ä/cd 
^HQcc/Xeiag  toü  IIovtov,  yQa/ufictti'^dg  ^  Hoxig  Jidij^ii)  t^  tvccw  xora  zt/v 
lih^dvÖQeiav  iq^ohrjoev,  oivog  hceidij  Tpcovaev  ^J^negog  roiJ  liQtoxA^ov 
^adi/ioüy  evdoxifiovviog  xcrra  zrjv  'Pci^jjr,  nolla  de  töv  Jidv^ov  öia- 
(JVQovtog,  tyQaipe  /lutqii)  ^7cq)iyi(p  }/tot.  0aXaL7£i(^  ßißXia  y  övoeQfifjvevra 
iMci  TtolXfpf  TTjiv  ä7toQiav  txovia  7CQoßalXofihiov  trprfjoewVy  ikiva  Akoxag 
hdXeaev,  eig  ^Pw^r^v  de  y,o/niGag  yxxi  Tau  ^'ArcBQog  yucmaq^ocveig  7UXT€fieive 
o^ohxCcjv  {oxoXaq^dJv)  h  avz^  ini  KXavdlov  ycal  NeQ(üvog,  tyqaxpB  de 
Mu  Ttoifjfictra  hti/uoL  7colld.  Dafs  dieser  Aper  ein  römischer  Gramma- 
tiker war,  und  zwar  ein  sehr  geachteter,  dafs  er  bis  zur  Regierung 
des  Claudius  gelebt  hat,  geht  daraus  entschieden  hervor,  aber  von  einem 
Aper  aus  dieser  Zeit  ist  nicht  das  Geringste  bekannt'®);  ich  trage  kein 
126  Bedenken  ü^a/regog  beide  mal  zu  corrigiren  und  statt  yuxraqapeig  schlage 
ich  yuxToxccvwv  oder  wenn  man  lieber  will  xccraipQOvdav  (xcera^QOv^aag) 
vor-  denn  der  Sinn  ist  offenbar,  Heraclides  habe  sich  aus  dem  Asper 
nichts  gemacht,  sondern  trotz  seiner  Feindschaft  sich  in  Rom  ange- 
halten.    Ueber  diesen  Heraclides  vergl.  Meineke  Anal.  Alex.  p.  377  fit, 


18)  unter  Marcus  Antoninas  lebt  der  Grammatiker  Trosios  Aper.    Vergl.  lol. 
Capitol.  M.  Ani  c.  2. 


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608  Anecdoton  Parisinam. 


der  auch  durch  andere  Beispiele  die  Form  ^J^7teQog  statt  ^^tvqov  sichert, 
was  natürlich  auch  von  ^iartegog  gilt**).  Somit  haben  wir  ein  ganz 
bestimmtes  Zeugnifs  für  die  Lebenszeit  des  Asper  gewonnen,  meines 
Freundes  0.  Jahn  Ansicht,  dafs  er  unter  Claudius  und  Nero  in  Rom 
gelehrt  habe,  wird  vollkommen  bestätigt;  femer  aber,  was  wichtiger  ist 
wir  lernen  auch  die  wissenschaftliche  Richtung  des  Asper  erkennen; 
er  ist  Aristarcheer,  aber  ohne  die  Befangenheit  der  Schule,  daher  seine 
Angriffe  auf  Didymus,  der  unter  den  jüngeren  Koryphäen  dieser  Schule 
unbedingt  für  den  Tüchtigsten  und  Gelehrtesten  galt*®).  Jener  Streit 
der  Schulen  aber,  der  in  der  Geschichte  grammatischer  Studien  bei  den 
Griechen  von  so  bedeutendem  Einflufs  ist,  setzt  sich  auch  unter  den 
Römern  fort,  und  so  ist  durchaus  nicht  zu  zweifeln,  dafe  Probus,  wie 
er  offenbar  den  von  den  ältesten  römischen  Grammatikern  eingeschla- 
genen Weg  weiter  verfolgt,  so  auch  der  zuerst  nach  Rom  verpflanzten 
Schule,  d.  h.  der  des  Krates  angehört. 


19)  Anderwärts  findet  sich  allerdings  der  Nominativ  jlanQog,  so  bei  Lydas 
de  Magistr.  I.  7:  xbv  ^k  d-gövov  aöXiov  IntxioQiojg  utvofiaCov  «yri  toO  aM(ov  x«i 
äviiOToixov,  &g  (pTiaiv  6  Ptofiatog  jianqog.  nämlich  zu  Virgil.  Aen.  VII.  169:  (solium) 
secundum  Asperum  per  antistoichum,  quod  soUum  unum  capit:  quasi  sodium  a  se- 
dendo:  nam  et  sdla  qtuisi  sedda  dicta  est, 

20)  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es  übrigens,  dafs  die  Angriffe  des  Asper  auf 
Didymus  sich  besonders  auf  die  Arbeiten  jenes  Grammatikers  über  Cicero  bezoguu 
ein  Gfebiet,  wo  der  Grieche  den  Bömem  gewifs  manche  Blöfsen  gezeigt  haben  mochte, 
vergl.  Ammianus  Marceil.  XXII.  16, 15:  ChcUcenterus  eminuit  Didymus,  müU^iUcis 
scientute  memorabÜis,  qui  in  iUis  sex  Ubris,  übt  fumnunquam  imperfecte  TtäHu» 
reprehendit,  sülographos  imüatus  scriptores  maledicoSy  iudido  doctarum  awriMim 
incusatur,  ut  immania  frementem  leonem  ptUredulis  vocibus  cams  catulus  hngius 
circumliärans.  Gegen  Didymus  hatte  auch  Sueton  geschrieben,  Suidas:  mgl  r^ 
Kix^Qtavos  nolni(ag  a'  üvriXäyei  ^k  r^  Ji^vfitp,  —  Jene  Notiz  bei  Suidas  über  den 
Herachdes  hat  aber  noch  etwas  sehr  Bedenkliches,  denn  wenn  Heraclides  unter 
Claudius  und  Nero  zu  Rom  lebt,  kann  er  kaum  Schüler  des  Didymus  sein,  der 
nach  Suidas  selbst  yfyove  inl  jivT(ov(ov  xai  KixiQtovog  xal  %tag  lAyovaxov:  man 
müfste  denn  annehmen,  dafs  Didymus  bis  zum  Anfange  unserer  Zeitrechnung  gelebt 
habe :  und  diefs  dürfte  wenigstens  immer  noch  mehr  Wahrscheinlichkeit  haben,  als 
wenn  man  annimmt,  Suidas  habe  den  bekannten  Didymus  mit  einem  jüngeren  ver- 
wechselt Wer  ist  denn  aber  der  /1(6vfiog  6  toö  'HQweUi6ov  bei  Suidas,  den  er  als 
YQafAfiaxixbg  bezeichnet,  8?  J^^ti/;f  nagä  N^qwvi  xal  ixQrif^ariaccto'  fiovffixo; 
T€  ^v  Uav  x«l  nqdg  ft^Xtj  ^nnr^ÖHog?  ^HquxUI^ov  ist  nicht  Vatersname,  wie 
schon  der  Artikel  zeigt;  sollte  er  nicht  eher  Freund  oder  Schüler  des  Heraclides 
sein  und  daher  den  Beinamen  erhalten  haben?  Die  Aiaxat  des  Heraclides  mögen 
übrigens  vielleicht  auch  gegen  den  Virgil  des  Asper  gerichtet  gewesen  sein,  so 
z.  B.  Etym.  Gud.  297:  iarog^hai,  6  Kdvmßog  d(ax(^  &vf}Qfiad'at  vno  Mereltiov  h 
uiiyvnT(p,  Iv  (inofjLVififiaTi  «  liaxfjg  'H^axlsi^ov,  dies  könnte  auf  den  Commentar  n 
Georg.  IV.  287  oder  Aen.  XI.  2ü3  gehen. 


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Aneodoton  Parisinum. 


Probus  ist  Eiitiker  und  zwar  im  YoUen  und  besten  Sinne  des 
Wortes;  welch'  offenen  Sinn  und  richtiges  Gefühl  derselbe  besitzt,  zeigt 
am  deutlichsten  die  Vergleichung  der  Tirgilianischen  Stelle  Aen.  I. 
127  498  seqq.  mit  Homer  Od.  VI.  102  ff.,  die  uns  Gellius  IX.  9,  12.  13  auf- 
bewahrt hat  Indem  er  ganz  im  Geiste  der  Kratetischen  Schule  die 
Kritik  als  die  höchste  und  würdigste  Aufgabe  der  Wissenschaft  be- 
trachtet, sieht  er  mit  souveräner  Verachtung  auf  das  Treiben  der  blofsen 
Grammatiker  herab:  si  aut  versum  pangis  aut  orationem  sclutam  struis 
(Uque  ea  verba  tibi  dicenda  sunt,  non  finitiones  ülas  praerancidas 
neque  fetutinas  gram}naticas  spectaveris,  sed  aurent  tuam  interroga, 
quo  quid  loco  conventat  dicere  (Gell.  Xm.  21  (20),  1),  und  die  Art  und 
Weise,  wie  er  dort  über  die  Formen  urbis  und  urbeSy  turrim  und 
turrem  sich  äufsert,  stimmt  ganz  mit  der  besonnenen  Weise  überein, 
mit  der  die  Vertreter  des  Prindps  der  Anomalie  zu  verfahren  pflegten, 
von  der  die  Analogisten,  zwar  nicht  Aristarch,  aber  doch  viele  seiner 
Schüler,  weit  entfernt  waren.  Ebendamit  hängt  jene  allegorisch -sym- 
bolische Erklärungsweise  zusammen,  die  dem  Principe  der  Aristarchischen 
Schule  durchaus  widerstrebt,  veigl.  Serv.  zu  Aen.  X.  18:  0  paUr  o  ho- 
minum  divumque  aete^ma  potestas:  hunc  locum  Probus  quaent,  sed 
ilicit  unam  rem  secundum  physicos,  alteram  secundum  mathematicos, 
Nam  divum  potestas  est,  quia  ipse  est  aetker,  qui  elementorum  pos- 
sidet  principcUum:  hominum  vero  ideo,  quia  bona  lovis  irrOrdiatio 
hanares  hominibus  tribuit. 

Vor  allem  aber  gilt  dies  von  den  unter  dem  Namen  des  Probus 
noch  jetzt  exsistirenden  Schollen  zu  den  Belogen  und  Georgica,  deren 
wesentlicher  Gehalt,  worin  ich  0.  Jahn  S.  CXLH  völlig  beipflichte,  nur 
von  unserm  Probus  herstammen  kann:  dafür  spricht  nicht  nur  die  Ge- 
lehrsamkeit,  die  gleich  in  der  Einleitung*^)   sich   zeigt,   sondern  vor 


21)  Freilich  liegt  der  Text  noch  sehr  im  Argen,  doch  lÄfst  sich  Manches 
theils  durch  noch  unhenutzte  Handschriften  theils  durch  Conjectur  verbessern;  so 
ist  z.  B.  das  wichtige  Fragment  des  Cato  bei  Probus  Prooem.  Belog,  [p.  4  Keil] 
80  zu  sohreiben:  üem  Cato  in  Originibus  tertio:  f  Thelunti  Tauria  ni  rocantur 
de  fluvio,  qui  propter  fluit:  id  oppidum  Aurutici  primo  possederunt,  inäe  Ächaei 
Troia  domum  redeuntes:  in  eorum  agro  fiiivii  sunt  sex:  septimuH  finem  'Rheginum 
atque  Taurianum  dispescit:  fluvio  nomen  est  Phacelino,  Dafür  bieten  die 
Ausgaben:  Bhegini  Taurocini  vocantur  defl.  q.  praeterfluit .,,  septimtis  fines 
Rheginorum  atque  Taurinum  dispescens,  fluvio  nomen  est  Paccolico,  [Keil: 
. .  Originum  III:  Theseunti  ....  atque  Taurinum  dispertit:  fluvii  nomen 
est  Pecoli],  Einen  Flufs  desselben  Namens  ebenfalls  in  Verbindung  mit  dem  uralten 
Taurischen  Artemisdienste  gab  es  auch  auf  der  gegenüberliegenden  Küste  Siciliens, 
▼ergL  Yibius  Seq.  p.  16:  PhcuieUnus  SiciUae  iuxta  Peloridem  conßnis  templo  JJianae, 
üeber  die  Tauriani  yerweise  ich  einstweilen  auf  Matth.  Aegyptius  zum  Senatuscons. 
Th.  Bergk  Kl«iiie  Sohnften.    L  39 


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610  Aneodoton  Parisinum. 


allem  auch  eben  jene  allegorisdie  Erklärungsweise  im  Sinne  der  Stoa^ 
die  wir  in  den  Erklärungen  zu  Ecl.  6,  31  und  Geoi^  n.  233  finden.  — 
So  nehme  ich  auch  um  so  weniger  Anstand,  die  von  Charisius  U 
p.  189  P.  [I.  212  K.]  citirte  Schrift  de  inaequabilitate  consuetudinis  für 
ein  Werk  des  älteren  Probus  zu  halten,  was  auch  schon  Osann  n 
S.  214.  260  (vgl.  auch  Jahn  Pix)l.  CXXXTX)  freiüch  mehr  als  eine 
Möglichkeit  aussprach.  |  Wie  es  dagegen  mit  den  Fragmenten  V(üm%W> 
Probt  de  nomine  bei  Endlicher  [Anal.  Gramm.  Tindob.]  p.  215  ff  sich 
verhalt,  wage  ich  nicht  zu  beurtheilen ,  da  ich  das  Werk  nur  aus  der 
Sdiilderung  von  Lersch  Z.  f.  A.  1843  S.  633  ff  kenne,  aber  jedenfalls 
erscheint  der  Verfasser  dieser  Schrift  als  Anhänger  der  Anomalie. 

Schliefslich  könnte  man  es  vielleicht  fiir  befremdlich  halten,  dafs  129 
wenn  Probus  jünger  ist  als  der  nicht  minder  angesehene  Asper,  dieser 
von  Sueton,  der  seine  Biographien  mit  Probus  schliefst,  übergangen 
wird:  allein  man  glaube  ja  nicht,  dafs  daraus  etwa  folge.  Asper  sei  der 
Jüngere:  denn  abgesehen  davon,  dafs  bei  Sueton  gar  Mancher  über- 
gangen wird,  dessen  Erwähnung  man  erwarten  soUte,  bemerke  ich  nur, 
dafe  Sueton  selbst  der  Sdiule  des  Krates  angehört  und  von  diesem 
Standpunkte  aus  jene  Biographien  verfaJst  sind,  wodurch  denn  natür- 
lich die  Aristarcheer  bewufst  oder  unbewufst  beeinträchtigt  werden, 
daher  rührt  denn  auch  das  Stillschweigen  über  Asper.  Die  Bedeutung 
jenes  Principienstreites  für  die  Entwickelung  und  Fortbildung  gramma- 
tischer Studien  in  Griechenland  wie  in  Rom  im  Zusammenhange  nach- 
gewiesen zu  haben,  ist  das  Verdienst  von  Lersch;  und  wir  hoffen,  dafs 
Graefenhan  in  der  Fortsetzung  seiner  Geschidite  der  Philologie  beson- 
ders auf  diesen  Punkt  seine  Aufinerksamkeit  richten  wird. 

Naehsehrlft« 

So  eben  sehe  ich,  dafs  Osann  Proleg.  in  Comut.  p.  LXVni  ff.  auch 
den  Commentar  des  Probus  zu  Persius  besprochen  hat,  und  zwar  so,  dafe 
er  Jahns  Ansicht  bekämpft,  wie  denn  auch  schon  früher  K.  Fr. Hermann 
in  seinen  Lectiones  Persianae  [Marburg  1842]  sehr  geringschätzig  von 
dieser  Vita  spricht;  allein  Osanns  Zweifel  dürften  durch  das  Anecdoton 
gröfstentheils  beseitigt  sein.  Osann,  indem  er  gegen  Jahn  die  Exsistenz 
eines  jüngeren  Comutus  bestreitet,  worauf  ich  nicht  weiter  eingehen  will, 
meint,  das  Gute,  was  in  den  Schollen  zu  Persius  sich  fände,  stamme 
eben  aus  dem  Commentar  des  Comutus,  nicht  des  Probus,   wie  Jahn 


de  Bacchabns  (liv.  ed.  Drakenb.  T.  XV.  p.  401  ff.);  anf  die  sonstigen  in  Betreff  dar 
Diana  Phaoelina  obwaltenden  historisch -mythologischen  Irrsale  komme  ich  ein  anderes 
Mal  zurück,  und  bemerke  nur  noch,  dafs  auch  bei  Eestus  p.  1585  ed.  M.  ewa  m 
parte  ea  Sicüiae  consedissenU ,  quae  nunc  Tauriana  dicitur  zu  yerbessem  ist 


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Aneodoton  Parisinam.  611 


wollte;  die  angebliche  Vita  aber  gehöre  nicht  dem  Valerius,  sondern 
emem  Jüngern  Probus,  nnd  nur  die  Abschreiber  hätten  Valerius  hinzu- 
gefügt Osann  nimmt  besonders  an  dem  Ausdruck  stMata  Anstofs; 
denn  wenn  diese  Biographie  aus  einzelnen  Adnotationen  des  Probus 
entstanden  sei,  wie  Jahn  annehme,  so  müsse  es  vielmehr  collecta 
heiisen;  dies  gebe  ich  zu,  allein  ich  habe  schon  bemerkt,  dafs  yiel- 
mehr  ohne  weiteres  die  dem  Commentar  des  Probus  vorausgeschickte 
Biographie  des  Dichters  von  dem  späteren  Grammatiker  üsi  imver- 
ändert  entlehnt  (sublata)  ward.  Osann  bemerkt  femer,  Probus  habe 
130  überhaupt  |  keinen  Commentar  zu  einem  Schriftsteller  geschrieben;  dies 
ist  wahr,  wenn  wir  das  Wort  in  engerem  Sinne  fassen  und  auf  aus- 
föhrUche  ex^etische  Leistungen  beziehen;  allein  die  kritischen  Adno- 
tata  und  Erläuterungen  des  Probus  können  recht  gut,  wie  ich  oben 
bemerkt  habe,  mit  dem  Ausdruck  commerUaritis  bezeichnet  werden, 
da  ja  bekannt  ist,  wie  viel  umfassend  dieser  Begriff  war.  Osann  be- 
merkt femer:  gravius  est  quod  idem  Suetonius  narrat,  primum  nimis 
pauca  et  exigua  de  quibusdam  minuUs  quaestiunculis  edidisse,  reli- 
quisse  autem  non  mediocrem  silvam  observationum  sermonis  antiqui, 
ex  quibus  certo  coUigitur,  Ttobi  lucubrationes  in  explicanda  notanda- 
que  sermonis  indole  cum  maximc  sese  continuisse;  quod  etiam  haec 
Suetonii  verba  aliquatentis  firmant,  multaque  exemplaria  con- 
tracta  emendare  etc.  ita  ut  Probus  non  alio  quam  grammatici  pro- 
prie  sie  dicti  nomine  dignus  esse  videcUur.  Allein  wir  dürfen  nicht 
mit  Osann  beide  Bemerkungen  des  Sueton  ohne  weiteres  verbinden; 
die  erste  bezieht  sich  auf  selbständige  Schriften;  hier  hat  Probus  bei 
seinen  Lebzeiten  hauptsächlich  minutiöse  Untersuchungen ,  u^rrjfAata  und 
liaeig,  veröffentlicht  (was  freilich  wieder  mit  seiner  Thätigkeit  als  Kri- 
tiker in  engem  Zusammenhange  steht);  weit  mehr  hat  er  schriftlich 
hinterlassen,  denn  das  reliquisse,  was  dem  edidisse  entgegensteht,  ist 
wohl  zu  beachten;  ob  dieses,  namentlich  die  silvae  observationum  ser- 
monis antiqui,  alles  von  ihm  ausgearbeitet  war  und  nach  seinem  Tode 
erschien,  ist  mir  sehr  zweifelhaft,  wenngleich  Jahn  S.  CXXXIX  be- 
hauptet, dafs  Gellius  XV.  30,  5  unter  den  commentationes  vorzugsweise 
diese  observationes  verstanden  habe.  Von  diesen  selbständigen  Schriften 
müssen  wir  aber  sehr  wohl  seine  kritischen  Ausgaben,  über  die  oben 
genauer  gehandelt  ist,  trennen,  und  insofern  auf  diesem  Gebiete  sich  die 
Hauptverdienste  des  Probus  finden,  hat  Sueton  [c.  24]  ganz  recht,  wenn 
er  sagt:  soli  huic  nee  uUi  praeterea  grammaiices  parti  deditus,  und 
wenn  auch  diese  Adnotata  eine  gewisse  prägnante  Kürze  des  Aus- 
drucks zeigten,  so  thut  doch  Osann  dem  Probus  ganz  entschieden  Un- 
recht, wenn  er  urtheilt,  ihm  könne  man  eine  so  inhaltsvolle  Ausein- 

39* 


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612  Aneodoion  Parismum. 


andersetzung  über  das  Leben  und  die  Yerhältnisse  des  Persius  nidit 
zutrauen:  —  nan  credi  passe  videtur  excerpta  ea  esse  ex  adnotatiane 
iüa  arida  Probt  mere  grammatica.  DaTs  dies  Urtheil  unrichtig  ist, 
yiehnehr  dem  Probus  eine  reiche  Fülle  alterthümlichen,  nicht  blols 
grammatischen  Wissens  zu  Oebote  stand,  zeigen  die  Ueberreste  seiner 
Adnotatio  YirgUiana,  die  Suringar  zusammengestellt  hat,  hinlänglich; 
noch  mehr  wird  dies  |  Jeder  einräumen,  der  mit  mir  und  0.  Jahn  in  131 
den  Conmientaren  zu  den  Eclogen  und  Georgica  überall  Spuren  des 
älteren  Probus  wiedererkennt  Der  Orund  femer  von  Osann,  der  Com- 
mentar  des  Probus  zu  Persius  sei  schon  deMalb  bedenklich,  weil  er 
nirgends  anderwärts  erwähnt  werde,  wird  jetzt,  wo  wir  auf  einmal 
Ausgaben  dds  Lucrez  und  Horaz  kennen  lernen,  von  denen  wir  bisher 
gar  nichts  wufsten,  hinlänglich  entkräftet  Somit  also  finde  icdi  durch- 
aus keinen  genügenden  Orund  mit  Osann  die  Existenz  eines  Commen- 
tars  des  Probus  zum  Persius  in  Zweifel  zu  ziehen,  oder  diesen  dem 
jüngeren  Probus  zuzuweisen.  Eine  andere  Frage  ist  natürlich,  ob  und 
was  etwa  in  unsem  Schollen  aus  Probus  stammt  Am  wenigsten  kann 
man  mit  Osann  die  Autorität  des  Parrhasius  (s.  Jahn  S.  GLYII  fL)  an- 
führen, der  aus  dem  Commentar  des  Probus  eine  Stelle  beibringt,  wo 
Acro  dtirt  wird;  denn  ganz  abgesehen  von  der  Glaubwürdigkeit  dieser 
Notiz,  lag  nichts  näher,  als  dafs  dieser  Commentar,  wie  gewöhnlich, 
Zusätze  und  Veränderungen  erfuhr. 


^ 


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I  n  e  d  i  t  a. 


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].    [Adversaria  zu  Plautus'  Trinummiis]*). 

V.  9.  'Die  Lesart  der  Handschriften,  welche  arg  verwirrt  ist, 
führt  auf  Tum  Imnc  mihi  gnatam  esse:  dies  ist  ebenso  dem  Metrum 
wie  dem  Gedanken  zuwider:  denn  Plautus  giebt  nicht  die  Inopia  der 
Luxuria  zur  Tochter,  sondern  legt  der  Tochter  gerade  so  wie  der 
Mutter  einen  Namen  bei.  Man  mufs  also  statt  des  fehlerhaften  mihi 
vielmehr  meam  (wahrscheinlich  war  miam  geschrieben)  lesen:  Tum 
illanc  meam  gnatam  esse  voluit  Inopiam.^     A. 

V.  10.  Sed  ea  huc  quid  intro  (ab)iertt  imptdsu  meo,  H  1. 
Ritschi*  mit  Bothe:  quid  huc  fiir  das  handschriftliche  huc  quid;  in  der 
2.  Ausg. :   huc  quid  introd  ierit. 

*'Y,  17.  18  vermifst  man  den  Zusammenhang,  der  sich  durch  den 
Nothbehelf  einer  Pause  nicht  herstellen  läfst:  man  mufs  den  Ausfiül 
eines  oder  des  anderen  Verses  annehmen,  etwa: 

Sed  nisi  molestom  'st,  nomen  dare  vobis  volo 
Comoediai,  quam  modo  actari  sxunus.*    A. 
V.  34: 

Nimioque  hie  plnris  pauciorom  gratiam 

Faoiunt  pars  hominum,  quam  id  qaod  prosint  plaribus. 

Ritsdll ^:  quo;  quod  (Ablativ)  Bergk  mit  den  Handschriften. 
H  1  [ebenso  R«]. 

V.  42 :  possis  in  H  1. 


[*)  Die  nachfolgenden  Bemerbingen  fand  der  Herausgeber  zum  gröfsten  Theil 
in  vier  Quartheften  vor,  welche  Bergk  Qffenbar  für  eine  vollständige  Ausgabe  des 
Trinummus  verwerthen  wollte.  Sie  sind  nach  dem  Erscheinen  von  Bitschls  zweiter 
Ausgabe  des  Stückes  (lips.  1881)  niedergeschrieben ,  auf  welche  sie  mehrfach  Bezug 
nehmen.  Nur  die  geringere  Anzahl  der  Seiten  war  in  jenen  Heften  beschrieben,  und 
namentlich  eine  Besprechung  solcher  Stellen  vermieden,  die  Bergk  bereits  früher  be- 
handelt hatte,  jedenfalls  darum,  weil  der  Commentar  hier  leicht  vervollständigt  werden 
konnte.  Alles,  was  sich  in  den  Heften  fand,  ist  mit  A  (Ausarbeitung)  bezeichnet 
Für  seinen  Text  gedachte  Bergk  ein  durchschossenes  Exemplar  der  Meokeisen'schen 
Ausgabe  zu  verwerthen:  soweit  die  in  demselben  vorgenommenen  Correcturen  inA 
keine  Berücksichtigung  fanden,  sind  sie  mit  H2  angegeben,  während  die  Bemer- 
kungen, welche  aus  Bergks  Handexemplar  von  Kitschls  erster  Ausgabe  des  Trinummus 
entnommen  sind,  mit  H  1  angeführt  werden.  Einzelnes  stammt  aus  Bergks  Vorle- 
sung über  den  Trinummus,  welche  der  Herausgeber  im  Sommer  1866  gehört  hat] 


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616  Adversaria  zu  Plautus'  Trinummas. 

V.  51.  ^Quid  agtt  tua  uxor?  ist  die  regelmälisige  Wortfolge,  die 
man  nicht  mit  A  in  Quid  tua  agit  uxor?  abändern  darf.'     A. 

V.  52.  ^Bene  Iwrcle  est  illam  tibi  valere  et  vivere  nach  A,  wie 
schon  Bothe  bemerkte,  die  Pall.:  tibi  bene  valere.  Es  liegt  wohl  hier 
eine  alte  Variante  tibi  und  bene  vor;  letztere  Lesart  ist  jedoch  nidit 
zu  billigen,  da,  soviel  ich  weifs,  bene  valere  nur  beim  Abschied  üblich 
ist,  sonst  sagt  man  recte  valere,'*    A. 

V.  49  flf.  vertheilt  Bergk  in  H  2  folgendermafsen : 

ME.   Et  tu  edepol  salve,  CaUicles. 

CA.   Valen?  valuistin?    ME.   Valeo  et  valui  rectius.  50 

CA.   Quid  agit  tua  uxor?  ut  valet?  ME.  Plus  quam  ego  volo. 

CA.   Bene  herclest  illam  tibi  valere  et  vivere. 

MR  Credo  herole  te  gaudere,  siquid  mihi  malist. 

CA.   Omnibus  amiois  quod  mihist  cupio  esse  tdem. 

ME.  Eho^uiit  tua  uxor  quid  agit?    CA.  Immortalis  est:  55 

Vivit  victuraquest.    ME.  Bene  hercle  nuntias, 
Deosque  oro  ut  vitae  tuae  superstes  suppetat. 

CA.   Dum  quidem  hercle  tecum  nupta  sit,  sane  velim. 
Vin  commutemus? 

Ritschi  ^  bemerkte  zu  v.  50:  CAL.  praemiüunt  EbPZ:  unde  con- 
sequens  fuü  ut  per  proximos  versus  usqt^  ad  57  CaUidis  et  Megaro- 
nidis  nomina  in  eisdem  libris  constanter  permutarentur.  .  .  .  Verum 
sir^  libris  perspexit  Äcidedius,    Aehnlich  auch  R*. 

V.  54.  ^Omnibus  amiciSy  quod  mihist,  cupio  esse  idem,  Bothe 
[und  so  auch  R.  und  Fl]  schreibt  nach  seiner  Gewohnheit  Uem,  was 
hier  ganz  ungehörig  ist;  gerade  der  Trinumimus  bietet  zahlreiche  Bei- 
spiele freierer  Wortstellung,  idem  ist  absichtlich  an  das  Ende  des 
Verses  gesetzt.  A  liest  FIDEM  d.  l  EIDEM,  wohl  nur  Schreibfehler, 
obwohl  lOTS  EIDEM  einmal  in  einer  Urkunde,  ein  anderes  Mal  lOVS 
IDEM  vorkommt  [C.  L  L.  L  nr.  204, 11.  20,  28.  29].  Man  darf  dies  nicht 
benutzen,  um  damit  die  Dehnung  des  Yocales  zu  beweisen,  die  man  an 
ein  paar  Stellen  des  Plautus  zu  finden  glaubt:  hat  Plautus  sich  diese 
gestattet,  dann  wirkte  noch  die  Erinnerung  an  das  ursprtLngUche  IDDEM 
nach.  Aber  Mil.  1040  [IV.  2,  49]  ist  multae  aliae  istuc  idem  cupiunt 
umzustellen  [die  Handschriften  haben:  aliae  idem  istuc,  Ritschi:  idem 
istuc  aliae]]  idem  ist  nachgesetzt,  wie  öfter,  z.  B.  Most.  1087  [V.  1,  38], 
wo  auf  D  nichts  zu  geben  ist  Mil.  838  [in.  2,  25]  ist  idem  nicht  eininal 
überliefert,  man  kann  tu  hercle  itidem  faceres  schreiben.  Ebensowenig 
hat  Plautus  sich  erlaubt  das  Masculinum  zu  verkürzen:  so  passend 
auch  Merc.  71:  Tibi  aras,  tibi  ocais,  tibi  seris,  tibi  eidem  [so  die 
Handschriften,  Ritschi  mit  Guy  et  iteni]  metis  zu  sein  scheint,  es  ist 
tibi  demetis  zu  lesen.'    A. 


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Adversaria  zu  Plautus'  Trinummus.  617 

V.  55.  ^Ehodum,  tua  uxor,  quid  agit?  Die  Pall.:  Elho,  A: 
Eho  iUy  wohl  Correctur  eines  Grammatikers,  denn  eho  tu  pafst  nicht 
zu  dem  Tone  dieses  Gespräches.  Ich  schreibe  ehoduMj  wie  nicht 
blofs  Terenz,  sondern  auch  Plautus  sagt,  Epidic.  III.  4,  60  [496]:  Eho- 
dum  ego  istuc  nomen  nunquam  audivi  ante  hunc  diem  (hier  hat  jedoch 
A  fandum  ego,  daher  Geppert  [und  Goetz]  fando  ego)'    A*). 

V.  68.  ^Mcdis  te  ut  verbis  muüis  multum  öbiurigem  habe  ich 
hier  geschrieben,  aber  nachher  v.  70:  Quidigitur  rogas  tene  obiurgitem. 
Früher  schrieb  man  beidemal  mit  Camerarius  obiurgitem,  jetzt  dagegen 
gleichmäfsig  mit  Ritschi  öbiurigem,  der  meist  diese  Form  wieder  her- 
gestellt hat  Allein  wenn  schon  in  solchen  Fällen  meist  dieselbe  Wert- 
form wiederholt  wird,  läfst  sich  doch  hier  der  Wechsel  rechtfertigen. 
T.  68  steht  das  Primitivum,  weil  muUis  multum  hinzugefügt  wird, 
V.  70  die  verstärkte  Wortform,  da  hier  kein  weiterer  Zusatz  angefügt 
ist  Irrig  hat  A  an  der  ersten  Stelle  obiurgitem,  nachher  öbiurigem^ 
der  richtige  kritische  Tact  des  Urhebers  der  Pall.  bewährt  sich  auch 
hier,  nur  liegt  in  der  Lesart  des  B  obiurgente  eine  Dittographie  vor: 

(iJUm   - 

obiurgem.  Die  Vorliebe  des  alten  Latein  für  Iterativformen  ist  bekannt, 
Plautus  und  Cato  beweisen  dies  zur  Genüge:  ohne  allen  Grund  ver- 
wirft jetzt  Ritschi  die  Form  obiu/rgitare  als  unlateinisch:  ganz  analog 
gebildet  ist  purgitare  Aulul.  IV.  10,  23  [753,  wo  Ritschi  gleichfalls 
purigare  verlangt:  Opusc.  11.  433]  und  in  einem  Verse  bei  Nonius  S.  190 
[129  G. :  Quae  quasi  ca/mificiis  angiporta  purgitans] :  hat  man  doch  sogar 
von  Inchoativis  Frequentativa  abgeleitet,  wie  noscito  und  sciscitor.  Ritschi 
sagt  sich  zwar  von  dem  verjährten  Irrthum  los,  wonach  man  die  Verba 
auf  igare  als  Composita  von  agere  betrachtet,  aber  er  selbst  ist  über  diese 
Bildung  durchaus  nicht  im  Klaren.  Nicht  von  Verbalstämmen,  sondern 
von  einem  Substantivum  oder  Adjectivum  werden  diese  Verba  abgeleitet, 
wie  von  iude-x  iudicare,  vindex  vindicare,  so  bildet  man  von  remex 
remigare.  Desgleichen  von  Adjectivis :  rusticus  rusticari^  tenebricus  tene- 
bricare,  villicus  vülicare:  aber  nicht  immer  läfst  sich  das  Adjectivum 
nachweisen ;  die  Adjectivbildung  ictts  war  im  alten  Latein  sehr  beliebt, 
wird  aber,  später  als  veraltet  angesehen,  wie  hosticus,  civicus,  oder 
ganz  beseitigt.  So  setzt  albicare  ALBICVS  voraus.  Hierher  gehören 
die  meisten  Verba  auf  igare,  denen  Adjectiva  auf  icus  zu  Grunde 
hegen.  Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  im  Lateinischen  eine  Zeit 
lang  c  und  g  in  der  Aussprache  ganz  zusammenfielen;  Ueberreste 
dieser  Verwirrung  haben  sich   noch  vielfach   erhalten,  wie  eben  hier. 


[*)  In  H  1  bemerkt  Bergk:  Fort,  eho  die,  vel  eho  ai,] 


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618  Adyersaria  zu  Flautos'  Trinnmmns. 

Von  fumus  ward  fumare,  von  FVMICVS  fumigare,  von  darus  dararej 
von  CLARICVS  darigare;  ebenso  fehlt  das  Mittelglied  zwisdien  ius, 
iurare,  iurigare  (iurgare),  purus,  purare^  purigare  (purgare);  gnarvs, 
7Uirrare,  gtmrigare,  Us,  lüigare  u.  s.  w.'    A. 

V.  93.  In  seiner  Vorlesung  über  den  Trinnmmus  vermuthete 
Bergk  für  perveniarU,  das  in  dieser  Weise  för  pertineant  durch  Cia 
pro  Caec.  40  [c£  Opusc.  I.  15]  doch  nicht  vollständig  zu  belegen  sei, 
devenant  'sich  wohin  wenden'.     Cf  Caes.  Bell.  QtdL  11.  21. 

Für  V.  96  enthält  H  1  die  beiden  Versuche:  Si  id  me  nee 
aoAsaSy  tu  ipse  obiurigandus  es  und  Nisi  id  me  accusaSy  tute  öbiuri- 
gandus  es.    Der  folgende  Vers  sollte  dann  lauten: 

Scio  et  si  huc  alia  [causa]  .  .  . 
oder: 

[Scio  et]  Si  huc  alia  causa  ad  te  adveni,  aequom  postolas. 

V.  101.  ^Tum  autem  sunt  alii,  qui  te  volturium  vocant.  Die 
Aechtheit  dieses  Verses  ist  mir  zweifelhaft;  man  wird  geltend  machen, 
dafs  das  tum  autem  auf  primum  dum  zurückweise;  allein  der  Yere 
enthält  keinen  Fortschritt  des  Gedankens,  sondern  nur  die  weitere 
Ausführung,  es  wird  der  Vorwurf  der  alaxQO^Qdeta  nur  durch  ein 
volksmäfsiges  Schimpfwort  ülustrirt.  Der  Vers  ist  wohl  hinzugefügt, 
weü  dem  primum  dum  nichts  zu  entsprechen  schien :  aber  die  weiteren 
Vorwürfe  folgen  v.  15,  hier  handelt  es  sich  zunädist  nur  um  die  üble 
Nachrede,  da  ist  für  ein  neues  Argument,  worauf  tum  autem  hinweist, 
kein  Kaum.  Doch  läfst  sich  der  Vers  vertheidigen,  wenn  man  ihn 
dem  Callicles  giebt  und  schreibt: 

CA.   Tum  autem  sunt  alii,  qui  ine  voltarium  vocant 

so  dafs  Callicles  den  Freund  unterbricht  imd  absichtlich  den  starten 
Ausdruck  gebraucht,  um  anzudeuten,  er  kenne  das  Gerede  der  Leute 
recht  wohl,  mache  sich  aber  nichts  daraus.  Das  Wort  ist  im  Mera  59 
herzustellen:  Volturium  tot  med  annos  iam  se  pascere.  Die  Hand- 
schriften coniurium  [CD  oder  convitium  FZ].  Im  Archetypen  war  der 
erste  Buchstabe  ausgelassen,  um  später  mit  anderer  Tinte  ihn  nach- 
zutragen.'   A. 

V.  103  schreibt  Ritschi  mit  Kampmann  und  Fleckeisen:  Haec 
quom  attdio  in  te  dici,  discrucior  miser.  Die  Handschriften  haben 
dids  (oder  dici)  excrucior.  Bergk  schlägt  vor,  entweder  dicier,  crudor 
oder  Haec  quom  audio  in  te,  dictis  excrucior  miser  zu  schreiben.  Cf. 
Cic.  de  Orat  IL  70.    H  1. 

V.  125  ff.  'CA.  Emi  atque  argentum  dedi,  Minas  quadragitUa. 
ME.  Ädidescenti  ipsi  in  manum  Dedistine  argentum?    CA,   Faäuf»f 


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Adyersaria  zu  Plantos'  Triniunmas.  619 


neque  facti  piget,  Unriditig  giebt  man  die  Worte  adtdescenti  ipai  in 
mafmm  noch  dem  Caliicles,  sie  müssen,  wie  auch  Meier  [Hall.  Lections- 
kaUd.  V.  Sonmier  1845  p.  IV.  Opusc.  acad.  ü.  323]  erkannt  hat,  der  Frage 
des  Megaronides  v.  127  zugetheilt  werden.  Callicles  darf  sich  nicht  selbst 
anklagen,  dafs  er  eigentlich  unbesonnen  gehandelt  (vgl  v.  130),  er  spricht 
nur  80  viel  als  nothwendig:  um  zu  beweisen,  dafs  er  auf  ehrliche  Weise 
das  Haus  erworben,  sagt  er,  er  habe  40  Minen  dafür  bezahlt:  nach 
attischem  wie  nach  römischem  Recht  kann  die  Uebergabe  erst  erfolgen, 
nachdem  der  Preis  erlegt  ist.  Den  Kauipreis  mufste  Callicles  angeben, 
um  darzuthun,  dafs  er  das  Haus  nach  seinem  wahren  Werthe  bezahlt, 
den  jungen  Mann  nicht  übervortheilt  habe :  40  Minen  ist  eine  bedeu- 
tende Summe,  für  die  man  sogar  schon  eine  avvorda  erwerben  konnte, 
a  Boeckh  Staatshaush.  I.*  94  ff.  Ritschi*,  indem  er  v.  127  als  Interpo- 
lation ausscheiden  will,  hat  sich  wie  meist  bei  seinen  Athetesen  über- 
eilt: der  Widerspruch,  den  Ritschi  mit  v.  403  zu  finden  glaubt,  ist 
nicht  vorhanden;  die  Zahlung  war  an  den  Eigenthümer,  nicht  an  den 
Sklaven  zu  leisten :  v.  403  besagt  nur,  dafs  Lysiteles  die  von  Callicles 
bezahlte  Summe  dem  Sklaven  überwies.'    A. 

V.  129.  *Dedisii  hoc  pacto  ei  gladium,  qui  se  occideret,  Reiz 
hat  dedisti  statt  dedlstine  (irrthümlich  aus  v.  127  wiederholt)  geschrie- 
ben, die  Form  der  Frage  ist  hier  ganz  unzulässig;  denn  M.  ist  gar 
nicht  in  Zweifel,  wie  er  das  Benehmen  seines  Freundes  beurtheilen 
soll'    A. 

V.  139.  Crede  huic  tutelam:  s^ua  melius  re  gesserit  ttäelam  für 
tute  oder  tu  te  tarn  hat  Bergk  schon  1834  in  der  Zeitschr.  für  die 
Alterthumsw.  p.  1006  hergestellt :  sua  melius  re  (für  suam  melius  rem. 
Ktschl:  stuim  rem  melius)  hat  er  in  H  1  am  Rande  notirt 

V.  146  f.  ist  Opusc.  I.  15  behandelt.  Doch  scheint  Bei^k  auch, 
wie  H  1  ergiebt,  an  die  Möglichkeit,  dafs  nach  146  ein  Vers  aus- 
ge£Edlen  sei,  gedacht  zu  haben.    Er  notirte: 

CA.  Circumspicedmn  te,  ne  quis  adsit  arbiter, 

(Sermonem  nostrom  qni  aucupet    M£.  Tutum  probest) 
Nobis.    CA.  Te  quaeso  identidem  circumspice. 

und  verglich  die  allerdings  ganz  ähnliche  Stelle  in  der  Mosteil.  472  flF. 
'V.  149  hängt  nach  den  Handschriften  mit  v.  148  eng  zusammen: 
CA.  8i  taceas,  loquar,  Quoniam  hinc  est  profedus  peregre  Charmides. 
Den  unvollständigen  Vers  hat  man  auf  verschiedene  Weise  zu  ergänzen 
versucht,  ohne  zu  bemerken,  [hier  ist  im  Manuscript  eine  Lücke  vor- 
handen]. Ich  habe  daher  am  Anfange  des  Verses  ME.  Die,  CA.  hinzu- 
gefügt mit  Personenwechsel  im  ersten  Pufse,  wie  v.  69,  doch  könnte  man 


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620  Adyersaria  zu  Plaatus*  Trummmos. 

auch  ME.  Taceo.  CA.  Quam  . . .  vermuthen,  da  B  Qm  hat*).  So  bedarf 
es  keiner  Aenderung  der  sonst  tadellosen  Darstellung.  Sehr  unriditig 
urtheilt  Ritschi  über  die  Cäsur  an  dieser  Stelle;  Plautus  hat  yiennal 
nach  einander  v.  148  —  51  die  cates,  hephth.  gebraucht'    A. 

V.  156.  *Nunc  si  iUe  huc  salvos  revenat,  reddam  suum  sttn. 
Der  ConjunctiY  revenat  statt  revenit  ist  in  diesem  Zusammenhange 
nothwendig.'    A. 

Y.  158.  'Qiuie  mihi  mandatast  ab  eo,  dotem  habeo  unde  dem 
schreibe  ich  statt  der  handschriftlichen  Lesart:  mandatast,  habeo  dakm 
unde  dem.    Ritschi  suchte  den  Hiatus  früher  durdi  dotem  olim,  jetzt 

kabn 

durch  cunde  zu  beseitigen.  Im  Archetypen  war  geschrieben  ab  eo 
dotem  unde  dem,  Gharmides  wird  im  Hauptsatze  mit  iUe,  in  Neben- 
sätzen auch  mit  is  bezeichnet,  wie  v.  157.'  A.  [In  H  1  notirte  Bergk 
habuero  dotem.] 

V.  163.  In  seiner  Vorlesung  verlangte  Bei^k,  wie  er  auch  in 
H  1  notirt  hat,  Tilgung  des  Fragezeichens  nach  dicam,  da  üle,  wenn 
qui  als  begründend  betrachtet  werde,  überflüssig  sei;  g^i  sei  yiehnehr 
der  adverbiale  Ablativ  des  Pronomens ;  der  Conjunctiv  wird  durch  Ter. 
Heaut  HL  4,  29  (642)  belegt    Auch  R.  liest  jetzt  so  mit  Brix. 

V.  168  verhmgt  Bergk  mit  Nonius  p.  525  [359]  statt  des  handschiifl- 
lichen  inscribit  vielmehr  inscripsit,  das  wie  proscribere  {TtQÖygafifia)  den 
Anschlag  am  Hause  bezeichne,  der  anzeigen  sollte,  dals  es  verkäuflich  sei. 

V.  169.  ^Adesurivü  m^agis^  et  inhians  dcrius  Lupus  observamtj 
dum  dormitarent  canes**).  Aus  der  herkömmlichen  Lesart  inhiavU 
acrius  lupus:  observavit  hat  man  sich  vergeblich  bemüht,  durch  sehr 
freie  Aenderungen  einen  regelrechten  Vers  herzustellen:  inhiavit  ist  ein 
einfecher  Schreibfehler  statt  inhians.  Den  Plural  dormitarent  [den 
die  Handschriften  bieten]  mit  dem  Singular  mit  Rücksicht  auf  v.  172  zu 
vertauschen,  [wie  Ritschi  und  Meckeisen  thun,]  ist  nicht  gerechtfertigt' 

V.  171.  'Oregem  Universum  voluit  tuto  avortere.  Die  Hand- 
schriften tot  um:  diese  Fülle  der  Rede,  obwohl  bei  Plautus  nicht  unge- 
wöhnlich, ist  doch  hier  sehr  auffällig,  wo  man  statt  des  müfsigen 
Flickwortes  eine  anschauliche  Schilderung  der  Situation  erwartet:  der 
Wolf  sucht  mit  Benutzung  des  glücklichen  Momentes  und  ohne  Gefehr 
seinen  Anschlag  auszuführen:  also  ist  tuto  zu  schreiben.  Nun  ist 
auch  das  Asyndeton  ganz  angemessen.    Für  a/vortere  könnte  man  aud 


[*)  Cf.  Rudens  m.  6,  6  (846):  [Qnom  ad  me  profeM'a  ire],  Most  25:  [gftom 
peregre  hinc  U],    HL] 

[**)  Ädesurivit  magis  et  haben    die  Handschriften.     Ritsohl:   AdemrivU  e^ 
ifihiamt  .  .  .] 


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Adversaria  zn  PUrataB'  Trinummos.  621 

avarrere  vennuihen,  liciniiis  Macer  (Prise.  X.  42) :  quis  qpartuit  amissa 
restituere,  hisce  etiam  reliquias  averreruntj  A.  Budens  HE.  6,  7  (845): 
Convorret  hie  me  totum  cum  ptdvisctdo.    H  1. 

Für  V.  173  ißt  die  Stellung  Sed  ego  rogare  nunc  in  H  1  am 
Bande  bemerkt 

V.  178.  'eiusne  esset  ea  pecunia  ist  zu  schreiben,  nicht  mit  BC 
ejus  essdne,  dagegen  D:    eiusne   essetne:  im  Archetypen  fand    sich 

IM 

eius  esset.    Die  Cäsur  tritt  im  vierten  Pufse  ein.'    A. 

V.  183  wollte  Bergk  in  seiner  Vorlesung,  ähnlich  wie  er  auch 
Opusc.  I.  15  vorgeschlagen  hat,  hinter  haec  sunt  ("=  dixi)  ein  Kolon 
setzen  und  im  übrigen  die  handschriftliche  Lesart  vollständig  beibehalten 

wissen.     Also: 

Haeo  sunt:  si  reote  seu  perverse  facta  sunt, 
Ego  me  fecisse  oonfiteor,  Megaronides. 

Bitschi ^  schrieb  JToec,  sive  reote;  jetzt  ist  er  Bergk  gefolgt.  Fleckeisen 
schiebt  im  zweiten  Verse  vor  ego  quae  ein. 

V.  186.  'Hascine  mi  opter  res  nudedicas  famas  ferunt!  Die 
PalL:  Hascine  me  propter  res  maledicfas  famas  ferunt,  wo  malediäas 
nur  Schreibfehler  für  maledicas  ist,  wie  Salmasius  erkannte.  Dagegen 
A:  Hasce  mihi  propter  res  malas  famas  ferunt^  offenbar  Correctur 
eines  Grammatikers,  wie  hasce  vor  einem  Consonanten  und  malas 
beweist.  Das  Fron.  pers.  darf  man  nicht  mit  Fareus  tilgen,  es  ist 
für  den  Gedanken  unentbehrlich;  eher  kann  man  ne  missen  und  Has 
mihi  propter  res  lesen,  denn  der  Satz  enthält  nicht  sowohl  eine  Frage, 
sondern  einen  Ausruf;  allein  auch  hier  hat  ne  seine  Stelle,  wie  in 
Tantiiene  amimis  coelestibus  irae  [Virg.  Aen.  L  11],  wo  die  Gramma- 
tiker ...*).  Der  Fehler  liegt  in  propter,  ich  habe  daher  Hascine  mi  opter 
res  geschrieben.  Diese  Präposition  führt  Cominianus  bei  Charis.  230, 18 
an:  der  Beleg  dafür  ist  ausgefallen,  denn  es  werden  meist  bekannte 
Beispiele  ausgewählt,  so  am  segetes  230,13  und  231,  11  aus  den 
XTF  Tafebi,  ebendaher  vielleicht  am  fines,  wie  bei  Cato  am  terminum. 
Auch  Palaemon  (Charis.  231 ,  22)  kennt  opter,  was  ich  nur  auf  der 
merkwürdigen  Inschrift  in  Vulgärlatein  zu  Bom  (Orelli  1175)  nach- 
weisen kann:  sarcofagum  eligat  sibi  opter  quod  in  TAMMANA  clade 
non  me  reliquerit  Ferunt,  was  Fareus  mit  serunt  vertauschen  wollte, 
wird  durch  die  Alliteration  geschützt;  vergL  Fersa  351  [UZ.  1,  23]: 
Nam  inimici  famam  non  ita,  ut  natast,  ferunt.'    A. 

V.  190.  'Hier  sind  wohl  einige  Verse  gestrichen:  Callides  mufiate 
seine  Absicht  die  neue  Wohnung  zu  verlassen  kimd  geben  und  genauer 


[*)  Das  Maauscript  bricht  mitten  im  Satze  ab.] 


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622  Adversaria  zu  Plantiis*  TrinummtiB. 

b^lTünden:  auch  zeigt  die  Bede  des  Megaronides  v.  195,  dafe  er  davon 
unterrichtet  ist.  Man  hätte  erwartet,  Megaronides  werde  sidi  entfernen 
und  Callides  zurückbleiben :  aber  es  geschieht  das  GegentheiL  Plautus 
entschied  sich  dafür  mit  Rücksicht  auf  die  dramatische  Composition: 
der  Epilog  des  Megaronides  ist  der  wirksamste  Abschlufs  des  eretai 
Actes:  dafs  der  Dichter  defshalb  den  Megaronides  auf  der  Bühne 
zurückbleiben  läfst,  durfte  er  natürlich  nicht  sagen,  aber  um  so  mehr 
mufste  er  das  Abtreten  des  Callicles  motiviren.'    A. 

V.  213.  'Indignum  civitate  hac  esse  et  vivere  liegt  deutlich  in 
den  Lesarten  der  Handschriften  beider  Familien  vor,  wie  schon  Taub- 
mann erkannte,  und  ist  dem  Sinne  nach  angemessen;  esse  und  vivere 
werden  als  Synonyma  verbunden,  ....*)  gewöhnlich  corrigirt  man 
civitate  hac  et  se  oder  ac  sese  vivere.'    A. 

V.  217.  'Quod  si  exquiratur  usque  ap  stirpe  auctorüas,  Unde 
quidquid  auditum  dicant,  nisi  id  adparecU,  Famigeratori  res  sit  (mm 
damno  et  mala.  Hier  hat  A  exequiratur,  d.  h.  wohl  exquaeraJtur. 
Plautus  versteht  auch  umfangreiche  und  verwickelte  Perioden  klar  und 
übersichtlich  zu  gliedern:  diese  Kunst  vemiifst  man  hier,  das  Asyn- 
deton ist  in  hohem  Grade  störend.     Alles  ist  plan,  wenn  man  schreibt: 

Ei  unde  auditum  dicant,  nisi  id  adpareat**). 
Quidquid  (von  den  neueren  Kritikern  in  quid  oder  quidque  verwandelt) 
ist  Zusatz  von  fremder  Hand;   imi  dem  Yerse  aufzuhelfen,  ward  dann 
et  getilgt'    A. 

V.  220.  *Hoc  ita  si  fiaty  publico  fiat  bono:  Pauci  stnt  faxim, 
qui  sciant  quod  nesciunt,  Occlusioremque  habeant  stultiloquentiam. 
Man  hat  v.  220  ohne  allen  Grund  verdächtigt,  gerade  dieser  Vers,  der 
den  Nachsatz  bildet,  ist  unentbehrlich.  Desto  mehr  Schwierigkat 
bereitet  v.  222,  hier  konnte  nur  der  Gedanke  von  v.  221  varürt  und 
weiter  ausgeführt  werden,  wie  etwa  Effrenatatnque  A.  st,  aber  jetzt 
bildet  occlusiorem  einen  offenen  Widerspruch:  beide  Verse  sind  unver- 
einbar.    Auch  hier  liegt  eine  doppelte  Fassung  vor: 

Ocolusiorem  quo  habeant  stultiloquentiam: 
Hoc  ita  si  fiat,  pubhco  fiat  bono. 
und: 

Hoc  ita  si  fiat,  publico  fiat  bono. 

Pauci  sint  faxim,  qui  sciant,  quod  nesciunt 

oder  noch  besser  in  umgekehrter  Ordnung  Paurci  sint  . . .  Hoc  ita  ..-^ 
denn   die  Rede  schliefst  am  besten  mit  den  nachdrucksvollen  Wortöi 


[*)  Die  Belegstellen  wollte  Bergk  nachträglich  hinzuschreiben.] 
[**)  Am  Rande  von  H  1  steht:   Et  unde  quidquid  autument  [dicant],  ni 
[id]  appareai,] 


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Adversaria  zu  Plantus'  Trinammns.  623 

V.  220:  Hoc  üa  .  .  .  ,  Mit  v.  221:  Pauci  sint  wird  schon  im  voraus 
die  Anwendung,  welctie  er  von  der  Mafsregel  machen  will,  angekün- 
digt; dieser  Vers  besagt  ganz  dasselbe,  was  v.  222  nur  in  anderer 
Wendung  ausgedrückt  wird.  —  V.  222  ist  quo  ähnlich  gebraucht  wie 
Pseud.  563  [I.  5,  150]:  Me  idcirco  haec  tanta  facinora  (ad)promittere'^\ 
Quo  vos  obleäem,  vergL  Amph.  m.  2,  32  [913],  Poen.  Prol.  39.  Der 
Plural  habeant  ist,  obwohl  zunächst  famigerator  vorausgeht,  gerecht- 
fertigt, vergl.  V.  218.'    A. 

V.  242.  Im  CoUeg  erklärte  Bei^k  sich  mit  Fritzsche  für  Nam  qui 
habet  (für  ankjU)^  quod  amat.  In  den  Lesarten  der  beiden  Familien 
(BCD:  savis  sagittatis  percussus  est  und  A:  saviis  perculsus  est) 
erkennt  Bergk  zwei  verschiedene  Recensionen,  von  denen  er  der  ersteren 
als  mehr  poetisch  den  Vorzug  giebt  Savis  ist  contrahirt  vde  dis,  in 
gratis  (Lucr.),  denaris  (Mart),  connubis  (Virg.  Aen.  IV.  468),  nonis 
lunis  (Enn.  [Ann.  167]),  nuptis  (Gas.  V.  2,  2).  Das  ältere  Latein  ver- 
doppelte noch  nicht  in  der  Schrift,  daher  nicht  selten  Verkürzung  des 
vorhergehenden  Vocales  eintritt:  sagjitatis.  So  ojfa  der  Bissen,  aber 
öfda,  mamma  aber  niämilla,  currus  aber  cürtdis.  Bei  Plautus  wird 
mehrfech  similuma,  satelifes  gesagt.     (Corssen  IL^  120.  [11.*  663  f.]). 

V.  243.  'Ilico  res  foras  labitur,  liquitur.  Auf  diesen  Vers  bezieht 
sich  wohl  Festus  S.  116:  liquitur,  labitur,  fluit.  Bücheier  [Fleckeisens 
Jahrb.  1869  S.  488]  will,  um  auch  hier  wie  im  Folgenden  einen  katalek- 
tischen  Vers  zu  gewinnen,  Uquitur  messen:  dieses  ist  unzulässig:  i  ist 
in  diesem  Zeitworte  stets  gedehnt,  auch  in  dem  Verse  des  [Atilius  bei 
Ribbeck  Com.  Rom.*  p.  33,  v.  2.  3]  Per  laetitiam  liquitur  animus  (einem 
aQi^>ästi8chen  Dimeter),  während  es  in  liquere  und  liquarc  kurz  ist:  es 
wäre  dies  ebenso  fehlerhaft,  wie  wenn  man  die  Prosodie  von  consid^e 
und  con^dere  varüren  woUte**).  Die  Prosodie  der  Stammsylben  ist  im 
älteren  Latein  ebenso  fest  bestimmt,  wie  später;  nur  in  einzelnen  Fällen 
nimmt  man  ein  gewisses  Schwanken  wahr,  so  findet  sich  neben  ite  auch 
^te,  wie  Poen.  V.  4,  8:  Ite^  si  itis.  f  Quid  nos  fecimus  \  tibi?  IT  Fures 
estis  ambae  (aber  in.  1,  8:  Quifiy  si  ituri  hodie  estis,  ite,  aut  iie  JUnc 
in  maldm  crucem)  und  Capt.  IH.  4,  125  [658]:  '//e  istinc  atque  ecferte 
lora.  Nüm  lignatum  mittimur,  wo  an  der  handschriftlichen  Lesart 
nichts  zu  ändern  ist,  man  mufs  U^  ^stinc  sprechen.'     A. 

V.  245:  Atque  ibi  ille  cuculus:  o  ocelle  mi,  fiat  billigt  Bergk 
weder  das  von  Ritschi   vorausgeschickte   atque,    noch  lindemanns  o. 


[*)  So  hat  Bergk  an  dieser  Stelle  am  Bande  notirt] 

**)  Wenn  Luorez  Hquidus  .  .  .    [Die  Anmerkung  ist  im  Mannsoript  nicht 
weitar  geführt] 


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624  Adversaria  zu  Plantus'  TrinommuB. 

Er  bemerkte  in  seiner  Yorlesung,  1.  dals  in  familiärer  Bede  meist  der 
blofse  Vocativ  stehe,  und  2.  dafs  o  als  einsylbiges  Wort  nicht  elidirt 
werden  dürfe.  Ebensowenig  könne  es  aber  in  der  Arsis  verkürzt 
werden.  Nach  Bergks  Ansicht  besteht  der  Vers  vielmehr  aus  zwei 
kurzen  anapästischen  Reihen,  die  cyklisch  zu  messen  seien,  so  da(k, 
wie  es  besonders  im  Prosodiacus  der  Fall  sei,  der  lambus  im  An&ng  der 

Reihe  den  Anapäst  vertrete:    w  —  ^^  —  v^  —  v^v^ .    Der  Vers 

lautet:  Ibi  ille  cuculus:  ocdle  mi,  ficU,  In  H  1  findet  sich  dazu 
bemerkt:  m(,  vd mi'  (mis),  ut  sü  nominativus  mis  ut  alis.  [VergL  PhiloL 
XIY.  187.]    So  sagte  man  Lucis  und  Maccis  statt  Lucius  und  Macäus. 

V.  247  —  249  mifst  Bergk  als  iambische  Dimeter  und  corrigirt 
V.  248  (in  H  1  am  Rande)  lam  iam  plus  orat  (für  lam  ampUus): 
non  scUis    Id  est  mali,  ni  etiam  ampliust,  .  .  . 

V.  250.  *  Quod  ebibit,  quod  coniest,  quod  facU  sumpti.  Die 
neueren  Kritiker  corrigiren  mit  FZ  quod  bibü  nicht  nur  gegen  die 
alten  Handschriften  (mit  denen  auch  Nonius  stimmt,  dessen  Schreibung 
et  bibit  auf  ecUbü  führt),  sondern  auch  gegen  den  festen  Sprach- 
gebrauch; s.  Trucul.  I.  2,  54  [155]:  ecbibitis  et  comestis,  Trin.  406  [IL 
4,  5]:  camessum,  expotum,  Ter.  Heaut.  IL  3,  14  [255]:  Quid  comedent, 
quid  ebibent,  Inschrift  von  Benevent  Mommsen  Inscr.  Neap.  1446: 
dum  vixi,  vixi  quomodo  condecet  ingenuom:  quod  comedi  et  ß6ifr> 
tantum  meu  est  (von  Bücheier  gewaltsam  in  Verse  gebracht).  Natür- 
lich darf  man  nicht  an  Yerkürzung  aus  Ebibit  denken,  sondern  das 
Pronomen  quod,  dessen  Auslaut  abgestreift  ward,  mufs  man  mit  dem 
anlautenden  Vocal  verschleifen.'    A. 

V.  261  f.  Bergk  corrigirt  das  fehlerhafte  vos  der  Handschriften 
mit  Brix  in  suoSy  nicht  mit  Camerarius  in  tuos;  Amor  bewirke,  dafe 
die  unter  seiner  Herrschaft  Stehenden  die  Oeffentlichkeit  meiden.  Wei- 
terhin findet  er  fugare  se  für  fuger e  unerhört,  und  verlangt  das  Pre- 
quentativum : 

Fugit  forum,  fagat  suos  cognatos,  fugitat  ipse  se. 

Der  Vers  ist  ein  iambischer  Octonar.  Nun  sei  auch  eine  passende 
Steigerung  gewonnen:  der  Verliebte  meidet  den  Markt,  den  Verkehr 
mit  seinen  Angehörigen,  ja  er  flieht  vor  sich  selbst.  Im  Folgenden 
will  Bergk  dann  Ac  su^m  contutum  lesen,  indem  er  annimmt,  dafe 
der  Strich  über  o  und  u  unberücksichtigt  geblieben  seL  Den  Vere 
erklärt  er  als  ein  iambisches  Penthemimeres. 

V.  276.  'Hier  vermifst  man,  wie  schon  Ladewig  sehr  richtig 
bemerkt  hat,  den  rechten  Zusammenhang  zwischen  der  ersten  und 
zweiten  Scene.    Es  sind  offenbar  mehrei-e  Verse  ausgefallen.    Lysiteles 


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Adversaria  zu  Plautus*  Trinnmmad.  62Ö 

wird,  indem  er  den  Vater  ansichtig  wird,  seine  Ankunft  wahrscheinlich 
in  einer  kurzen  Pericope  anapästischer  Dimeter  angekündigt  haben. 
Aber  auch  Philto,  der  den  Sohn  sudit  und  aus  dem  Hause  heraus- 
tritt, kann  nicht  gleich  mit  v.  276  begonnen  haben,  wie  schon  der 
Ausdruck  illic  beweist.  Philto  selbst  wird  vorher  seine  Absicht  mit 
klaren  Worten  ausgesprochen  haben.  Nicht  Nachlässigkeit  der  Ab- 
schreiber Jiat  diese  Lücke  verschuldet,  sondern  ich  erkenne  hier  wie 
an  anderen  Stellen  des  Trinummus  die  Hand  eines  Schauspielers,  der 
das  Stück  möglichst  abzukürzen  suchte.'    A. 

V.  276—280  hat  Bergk  in  H  2  so  corrigirt: 

PH.  Quo  iUic  homo  foras  se  penetravit  ex  aedibus?    LY.  Pater,  adsum:  impera 

quidvis. 
Neque  tibi  erim  mora  neque  latebrose  me  aps  tuo  oonspectu  occultabo. 
PH.  Feoeris  par  tuis  ceteris  factis, 

Patrem  si  tuum  percoles  perpetuatim. 

A  bemerkt  dazu  Folgendes:  'V.  276  —  278  (bei  Ritschi  drei  Verse, 
darunter  ein  baccheischer  Tetrameter  mit  Auflösung  der  sylldba  anceps 
am  Ausgange)  sind  vielmehr  zwei  Octonare,  wie  sie  auch  im  A  abge- 
theilt  werden  (B  hat  vier  kürzere  Verse).  Im  ersten  Verse  macht  nur  ex 
Schwierigkeit,  man  könnte  es  mit  Nonius  [p.  255  Gerl.]  tilgen  und  dann  die 
Verbalendung  verlängern,  allein  dies  hat  ebensowenig  Wahrscheinlich- 
keit wie  die  Umstellung  penetravit  se  ex  aedibus*) ;  man  muTs  vielmehr 
in  ex  die  Aphäresis  anerkennen,  die  im  Anlaut  des  Verses  nicht  selten 
statt  hat,  aber  auch  im  Anfang  der  Bpcihe  mitten  im  Verse  zulässig  ist  In 
impera  ist  die  Endsylbe  verkürzt,  wie  noch  bei  Catull  [c,  10, 26  in  commoda]. 
Im  zweiten  Verse  kann  man  den  Proceleusmaticus  an  erster  und 
dritter  Stelle  leicht  beseitigen,  aber  die  Bildung  ist  beidemal  untadelig;  nur 
wenn  man  die  handschriftliche  Lesart  Neque  tibi  ero  in  mora  festhält 
und  Verkürzung  der  Endsylbe  mora  annimmt,  würde  die  Bücksicht 
auf  Klarheit  der  rhythmischen  Gliederung  nee  IcUebrose  verlangen.  Ich 
habe  vorgezogen,  erim  mora  statt  ero  in  tnora  zu  schreiben,  da  der 
Dichter  nicht  ohne  Noth  von  solchen  Verkürzungen  Gebrauch  macht. 
Der  Optativ  des  Futurums  erim  (analog  gebildet  ist  poterim,  ich  werde 
darüber  Beitr.  zur  lat  Gramm.  11  sprechen)  war  den  Abschreibern  unbe- 
kannt, so  ward  daraus  ero  in  mora,  zumal  da  diese  Redensart  .  .  .'**). 


*)  Am  Schlufs  der  [vorigen  Scene]  hat  B  vanidicis  IX  filto  lysüeles.  Dies 
ist  entweder  Angabe  der  Verszahl,  LX  (im  B  58,  im  A  48  Verse),  oder  im  Arche- 
typon  war  v.  276  die  Präposition  EX  (welche  bei  Nonius  ganz  fehlt)  über  der 
Zeile  hinzugefügt,  und  ward  in  der  Vorlage  des  B  nicht  nur  zur  Correctur  von 
276  verwendet,  sondern  irrthümlich  auch  v.  275  wiederholt. 
[**)  Hier  bricht  das  Manuscript  ab.] 

Th.  Bergk  Eleine  Schriften.    I.  40 


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626  Adversaria  zu  Piautas'  Trinummus. 

V.  280.  'Ich  habe  einen  baccheischen  Tetrameter  hergestellt; 
Abweichungen  von  dem  regelmäfsigen  Einschnitte  kommen  auch  sonst 
öfter  vor,  wie  Poen.  I.  2,  7 :  Atque  haec  ut  loqtwr,  nutic  domo  doäa  dm 
oder:  Sed  vero  duae,  scU  scio,  maxumo  uni.  Per  pietcUeni  läfst  sich 
zwar  durch  analoge  Beispiele  rechtfertigen,  wie  per  vim,  per  gratiam, 
per  virtidem  u.  s.  w.  (im  Griechischen  wird  tvqöq  ähnlich  gebraucht, 
TtQÖQ  ßiavy  TtQÖg  xoLQtv,  TtQÖQ  TÖ  7uxq^€q6v)^  allein  perpetuqiim  palst 
weit  besser  in  den  Zusammenhang,  wie  auch  Scaliger  auf  perpäim 
rieth.  Das  Adverbium'  ist  regelrecht  gebildet,  kommt  aber  sonst  nicht 
vor,  um  so  näher  lag  für  die  Abschreiber  die  Versuchung,  das  unbe- 
kannte Wort  zu  beseitigen.'    A. 

V.  288.  89  sind  in  H  1  folgende  Khythmen  angedeutet: 

Quod  manu  n6n  queunfO  tängere, 
Tantum  fas  habent  quo  manüs  apstineant 

Das  Folgende:  Cetera  rape,  trahe,  fuge^  late  erklärte  Bergk  in  seiner 
Vorlesung  für  einen  kretischen  Trimeter,  und  zwar  hielt  er  es  entweder 
für  möglich,  dafs  vor  fuge  ein  Imperativ  wie  tene  ausgefallen  sei  — 
so  Ritschi  —  oder  er  vermuthete  für  fuge  fugella  mit  Beziehung  auf 
Priscian  HL  8,  10:  {Cato  [p.  45,  1  Jord.])  in  Thermum:  sed  a  hene- 
f actis y  ab  optimis  artibus  fugit  maxima  fugeUa,  perpetuissimo  curriculo. 
V.  290.  291   wollte  Bergk  als  trochäische  Septenare  betrachten: 

Haec  mihi  quom  video  eliciunt  lacrumas,  quia  ego  ad  hoc  genus 
Hominum  (per)durayi :  quin  me  ad  pluris  penetravi  prius? 

während  er  v.  291  als  zwei  baccheische  Trimeter  maus: 

Nam  lü  mores  maiörum  (dum)  laüdant  eosdem  lutitänt  quos  conlaüduii 

V.  294  ist  nach  Bergk  ein  kretischer  Trimeter:  Ne  colas,  ne 
imbtios  ingenium:  eis  tuum  steht  nicht  in  den  Handschriften. 

V.  296  stammt  memineris  von  Bitschi  her,  ist  aber  in  der  zweiten 
Ausgabe  weggelassen:  nach  Bergk  ist  der  Vers  ein  trochäischer  Dimeter. 

V.  299  f.  gestaltete  Bergk,  das  von  Ritschl^  eingesdiobene  consilia 
übergehend,  in  seiner  Vorlesung  folgendermafeen: 

Haec  tibi  si  mea  imperia  in  pectore 
(Donsident,  multa  bona  capesses. 

In  Ritschis  Fassung  würde,  meint  Bergk,  im  Nachsatze  ganz  dasselbe 
wiederholt  werden,  was  schon  im  Vordersatze  gestanden  habe.  Im 
ersten  Verse  folgt  ein  trochäisches  Penthemimeres  einem  kretischen 
Dimeter,  im  zweiten  eine  trochäische  Tripodie  einem  Creticus. 


[*)  So,  nicht  nequeunt  haben  die  oodd.] 


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Adversaria  zu  Plautus*  Trinummus.  627 


V.  302.  'Tuis  servim  servitutem  imperiis,  praeceptis  pater.  Die 
Handschriften:  imperüs  et  praeceptis,  was  sich  nur  halten  lief se,  wenn 
man  mit  Bemfong  auf  Cic.  Orat  45, 153:  sine  vocalibtis  saepe  brevitatis 
causa  contrahebanty  ut  ita  dicerent,  multi^  modis,  vas^  arg  enteis, 
palm^  et  crinibus,  tectV  fractis  eine  Elision  annähme,  allein  dazu 
wird  man  sich  nicht  leicht  entschlief sen,  so  wenig  wie  Merc.  192  [1. 2,  80] 
armamentis  complicandis  et  componendis  studuimaSy  wo  man  ebenfalls 
et  tilgt,  aber  wohl  besser  componendis  comque  plicandis  zu  schreiben 
i|L  Ich  habe  daher  nach  Bothes  Vorgänge  et  gestrichen  (auch  in  dem 
Beispiele  bei  Cicero  ist  wohl  palmis  et  crinibtis  nicht  die  richtige 
Lesart,  sondern  palmis y  cHnibas)^  obwohl  gerade  hier  das  Asyndeton 
nicht  recht  gefällt  Die  Umstellung  servivi  imperiis  serv.  ist  unstatt- 
haft, denn  sie  zerstört  die  constante  Wortfolge  der  Formel.'    A- 

V.  309.  ^Si  ipse  OMimmn  pepulity  dum  vivit,  victor  victorum 
cluet  Hermann  schrieb:  Sin  ipse  an.  p,  [dum]  vivit,  aber  die 
überlieferte  Lesart  darf  man  nicht  antasten:  der  GFedanke  wie  die 
rhythmische  Büdung  des  Verses  sind  tadellos.  Wenn  dasselbe  Wort, 
wie  hier  pepulit,  wiederholt  wird,  pflegt  man  den  Ictus  zu  variiren. 
Zwei  anapästische  Worte  unmittelbar  auf  sich  folgen  zu  lassen,  hat 
sich  Plautus  nicht  selten  gestattet:  Mera  591  [III.  4,  4]:  Ni  ex  ocuUs 
lacrumae  defendant  (oder  mit  B:  Ni  oculos  lacrumae)^  Persa  639 
[IV.  4,  87]:  atque  equidem  miseret  tarnen,  Mil.  630  [IIL  1,  36]:  Cläre 
oculis  Video,  250  [IL  2,  95]:  Quid  agimüs?  Facüest  (Ritschi  agemus 
gegen  den  Sprachgebrauch),  Bacch.  70  [L  1,  37]:  Pro  gcded  scaphiüm, 
auch  89  p.  1,  50]:  Age  igitur:  equidem,  Pseudol.  341  fL  3,  105]:  Non 
edepöl  habeo,  Men.  616  [IV.  2,  46]:  Nil  equidem  paveö  und  Trin.  918 
[IV.  2,  73]:  quando  egomet  metnini  mihi,  sowie  965  [IV.  2,  123]:  atque 
äidm  Philippüm.^    A. 

'V.  313  ft  habe  ich  die  fehlerhafte  Interpunction  meae,  Ne  pene- 
trareni  ....  alteri.  Neu  tibi  .  .  .  sedulo:  Sarta  etc.  beseitigt*),  und 
damit  fällt  auch  die  unnütze  Aenderung  Ne  tibi  aegritudinem  statt  n^ 
fort  Alle  diese  Sätze  sind  coordinirt  und  hängen  von  parsi  ab.  Der 
Sohn  führt  314 — 16  aus,  wie  er  alle  einzelnen  guten  Lehren  des 
Vaters  genau  beobachtet  habe:  und  wie  diese  Periode  durch  v.  313 
eingeleitet  wird,  so  bildet  v.  317  den  passenden  Abschlufs.  Eitschls 
Conjectur  zu  v.  316  (Ne  aegritudinem,  pater,  tibi  für  Neu  tibi  aegr. 
pater,  parerem,  parsi  sedulo)  ist  schon  defshalb,  weil  sie  die  Alliteration 
zerstört,  zu  verwerfen.'    A. 

V.  320.    H  1  hat  die  Bandbemerkung  f,  perpluat. 


[*)  In  H  2  ist  nach  meae  ein  Punkt  gesetzt] 

40* 


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628  Adversaria  zu  Plautus*  Trinuminus. 

V.325.  ^Veniam  dare  iam  gestio.  Die  Handschriften  bieten  dne 
dreifache  Variation  der  Wortfolge  dar,  ja  es  liegt  noch  eine  vierte  Möglidi- 
keit  vor :  iam  dare  veniam  gestio.   Ich  bin  mit  Ritschi*  dem  B  gefolgt'  A. 

V.  328.  ^Bene  volo  ego  iUi  facere,  si  tu  non  nevis,  PH.  Nepe 
de  tuo.  So  die  Fall,  und  wohl  auch  das  Plautinische  Glossar,  wo 
nevis  aus  dieser  Stelle  angeführt  wird,  aber  abweichend  vom  Sprach- 
gebrauche des  Dichters,  der,  wie  Heckeisen  richtig  bemerkt,  sonst 
nisi  tu  nevis  oder  nisi  non  vis  sagt  Vielleicht  ist  nisi  tu  noenu  vis 
[das  Richtige  .  .  .],  daraus  ward  in  A  nisi  tu  non  vis,  um  eiüdii 
glatteren  Vers  zu  gewinnen:  aber  das  nepe  der  PalL  giebt  getreu  die 
Aussprache  wieder.'    A. 

V.  329.  'De  meo:  nam  quod  tuumst,  meumst:  ornne  meumd 
autem  tuum.  Dies  ist  versifidrte  Prosa,  die  sich  nicht  gerade  duidi 
Wohllaut  imd  Eleganz  der  Sprache  auszeichnet,  aber  der  Vers  gewinnt 
nicht,  wenn  man  mit  Hermann  und  Ritschi  De  meo:  nam  quod 
tuumst,  meumst:  omni  meum  autem  tuumst  schreibt  Die  Stellung  der 
Partikel  autem  ist  nicht  blofs  bei  den  Komikern  eine  sehr  freie,  und 
die  Abschreiber  wie  Herausgeber  haben  öfter  willkürlich  geändert  hn 
Merc.  118  [L  2,  9]  ist  herzustellen:  Et  cürrendum  et  pugndndum  ä 
autetn  iürigandumst  in  via,  vergL  Poenul.  IV.  2,  21.'    A. 

V.  330  in  H  1  steht  am  Rande:  f.  remne  habuit. 

V.  335  wird  in  H  1  statt  firme  forme  vermuthet 

V.  341.  'Non  eo  ecdico,  quin  quae  tu  vis  ego  vdim  et  fadam 
lubens.  Ich  habe  non  eo  ecdico  statt  non  eo  haec  (heCy  hocjdico  ge- 
schrieben, oder  wer  dies  vorzieht  exdico,  JEcdico  erleidet  Aphäresis, 
in  eo  tritt  Contraction  ein.  Aufserdem  ist  wohl  statt  et  zu  lesen  aui 
fadam  lübens:  denn  atd  setzt  die  Negation  fort:  doch  habe  ich  auf 
den  Plautinischen  Sprachgebrauch  bisher  nicht  geachtet'  A.  [Früher 
hatte  sich  Bergk  zu  Juzec  notirt:  fort,  delendum,] 

V.  358.  ^Quoi  tderare  egestatem  ms?  ehquere  audader  pairi. 
Die  Handschriften:  cuius  egestatem  tolerare.  Die  Antwort  zeigt,  dafe 
der  Dichter  den  Dativ  gebraucht  hat,  wie  Ritschi  sah;  aber  v.  338 
darf  man  nicht  ändern,  v.  371  ist  die  Verbesserung  zweifelhaft,  doch 
ei  wahrscheinlich,  eloquere  A  richtig  statt  loquercy  daher  habe  ich  die 
Wortfolge  geändert    Ritschi  früher  quoi  tu,  jetzt  quoii  eg,  toi  vis.^  A 

V.  361.  'Ne  opprcibra,  pater:  muUa  eveniunt  hofnini  quae  voU 
quae  nevolt  Auch  hier  bewährt  sich  die  Recension  der  PalL;  der 
Corrector  des  A  hat  das  alterthümliche  opprobra  mit  exprobra  ver- 
tauscht und  da  er  an  der  prosodischen  Freiheit  in  pater  Anstofe  nahm, 
schrieb  er  sehr  firei  mala  muita  eveniunt  homini,  quae  nevolt:  der 
Abschreiber  hat  jedoch  diese  Correctur  nur  theUweise  wiedergegeben.'  A 


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Adversaria  zu  Plaatas'  Trinninmus.  629 

V.  365.    'Meine  Verbesserung  Multaest  operae  opus  fichtra  [Opusc. 

1.  63],  welche  Fleckeisen  und  Brix  gebilligt  haben,  halte  ich  auch  jetzt 
fest.  Will  man  die  Rede  glätten,  kann  man  ficturu  e(i)y  qui  schreiben, 
aber  nöthig  ist  der  Zusatz  nicht:  so  in  den  Gesetzen :  eiiis-  pecuniae  quei 
vokt  petitio  esio.  Dieselbe  Brachylogie  bei  Varro  de  L.  L.  V.  147: 
domus,  quoi  cognomen  fuit  macellus;  vergl.  auch  Donat  zu  Eunuch.  IL 

2,  25.  Der  handschriftlichen  Ueberlieferung  käme  noch  näher  Multast 
opera  opuSy  denn  auch  der  Ablativ  ist  zulässig  (s.  zum  Monum.  Ancyr. 
8.  65),  allein  dieser  Ausdruck  wäre  hier  zweideutig.  Eitschl*,  indem 
er  sich  an  den  Ambros.  anschliefst,  obwohl  derselbe  hier  stark  verderbt 
ist  und  nicht  einmal  die  Lesung  feststeht,  schreibt  Multa  Uli  opera 
opust  ficturae:  diese  imznsammenhängende  Rede  ist  vollkommen  unver- 
ständlich.'   A. 

V.  380.     In  H  1  steht  et  docta  dicta  [et]  am  Rande. 

V.  392.     Hl  bemerkt:  f.  neque  ita  ut  deleto  ego,   Cf.  712.  304. 

V.  399  wird  qui  für  quom  vermuthet  und  hinzugefugt:  f.  inop-- 
portunam  del.  illam,    H  1. 

Für  V.  408  bemerkte  Bergk  Opusc.  1. 18,  dafs  hier  möglicherweise 
eine  Dittographie  vorliege,  eine  Ansicht,  die  er  später  fidlen  liefe.  Denn 
in  A  steht: 

'V.  409.  Non  hercle  minus  diverse  distrahitur  citOy  nur  in  A 
erhalten  [und  von  Studemund  (Hermes  I.  310)  vollständig  gelesen],  ist 
keine  Bereicherung  des  Textes,  ich  habe  ihn  daher  [in  H2]  mit  dem 
Obelos  bezeichnet.  Entweder  war  eine  ParaUelsteUe  aus  einem  anderen 
Stücke,  wo  dieser  Vers  in  Verbindung  mit  v.  410  vorkam,  beigefügt, 
oder  er  ward  hinzugefügt,  weil  man  an  der  Structur  confit  cito  quam 
si  Anstofs  nahm,  jedoch  ohne  Grund:  quam  si  ist  gleichbedeutend  mit 
tarn  quam  si  oder  dem  einfiwhen  quasi;  Lex  Agr.  [C.  I.  L.  I.  200,  27 
(p.  81)]:  de  eo  agro  sirenvps  lex  esto,  quansei  is  ager  .  .  .  publicus 
fuisset.  Die  Annahme  einer  doppelten  Recension  v.  406  —  8  und  409. 
10  ist  unstatthaft,  denn  v.  406  —  8  sind  unentbehrlich,  da  v.  411  zeigt, 
dafs  der  Aufwand  im  Einzelnen  namhaft  gemacht  war.  Ebensowenig 
können  beide  Stellen  unmittelbar  auf  einander  folgen:  man  müfste 
mindestens  nach  v.  408  den  Ausfall  eines  Verses,  den  Lesbonicus 
sprach,  annehmen:  aber  eine  so  breite  Ausführung  wäre  hier  unan- 
gemessen.'   A. 

V.  410  verlangte  Bergk  im  CoUeg  gegen  Hermann,  der  mit  No- 
nius  Quam  si  formids  tu  obiicias  papaverem  stellte,  die  Beibehaltung 
der  von  den  Handschriften  und  Charisius  überlieferten  Wortstellung. 
Die  Betonimg  förmicis  (Molossus  mit  zwei  Ictus)  sei  an  den  gleichen 
Stellen  vermieden  worden,  habe  aber  an  den  ungleichen  Stellen  nichts 


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Adversaria  zu  Plaatus'  Trinmniniis. 


Auffälliges.  Vergl.  v.  415.  Auch  in  H  2  corrigirte  Bergk  der  Ueber- 
lieferung  entsprechend,  wie  denn  auch  Ritschi  jetzt  der  handschriflr 
liehen  üeberlieferung  folgt 

V.  422.  'Pol  opino  adfinis  noster  aedis  vendidit.  Opino,  wie 
Acidalius  statt  opinor  hergestellt  hat,  betrachtet  man  nach  dem  Vor- 
gange der  alten  Grammatiker  als  active  Form:  bekanntlich  hat  die 
ältere  Sprache  in  vielen  Fällen  neben  der  reflexiven  Verbalform  auch 
die  active  Bildung  festgehalten:  allein  hier  ist  eben  nur  die  1.  Person 
opino  bezeugt  (Petron.  c.  62  kommt  nicht  in  Betracht),  sonst  weist 
nichts  auf  einen  Wechsel  der  Flexion  hin.  Die  Schreibart  opino  giebt 
nur  die  volksmäfsige  Aussprache  von  opinor  getreulich  wieder;  aus- 
lautendes r  ward  öfter  abgestreift,  und  diese  Schwächung  zuweilen 
auch  durch  die  Schrift  dargestellt,  wie  .  .  .  .*).  Plautus  bedient  sich 
öfter  dieser  Freiheit,  aber  das  Mafs  des  Erlaubten  überschreitet  man, 
wenn  man  Cist  ü.  1,  6  mit  dreimaliger  Verkürzung  anapästisch  mifst: 
es  sind  Baccheen: 

Feror,  differor,  distrahor  dis(que)  räpior.'    A. 

V.  429.  Factum  id  qiioque  est  beweist,  wie  Bergk  in  seiner  Vor- 
lesung bemerkte,  dafs  Stasimus  etwas  Neues  hinzugefügt  hat:  defshalb 
verlangt  Bergk  für  illut  illic  (=-  ille),  wie  er  sich  auch  am  Rande 
von  H  1  notirt  hatte.     Vgl.  Gas.  11.  4,  21.  11.  6,  38. 

V.  440.  'Ego  quoque  volo  esse  Über:  nequidquam  volo.  Hie 
postidet  frugi  esse:  nugas  postulat  Der  Indicativ  nu^as  postulat  ist 
angemessener  als  n.  postidet,  wie  B  liest.  Dagegen  könnte  in  volo  B, 
nicht  sowohl  das  alterthümliche  volom,  sondern  nequidquam  volitn 
liegen :  der  Wechsel  des  Modus  in  den  verschiedenen  Satzgliedern  dient 
zur  Nuancirung  des  Gedankens.  Die  Form  volim  führt  Prise.  IK.  8  aus 
Cic.  de  Nat.  D.  II.  32  an,  wo  die  meisten  Handschriften  richtig  volumus 
[haben].  Aber  bei  Plautus  haben  sich  auch  anderwärts  Spuren  dieses 
Archaismus  erhalten,  wie  .  .  .'**).    A. 

V.  448.    Hl:/*,  ted  irrisum  venio,  non  advenio, 

V.  457.  '8i  hercle  ire  occipiam,  votes.  Die  Pall.  votis,  so  auch 
anderwärts  im  Conjunctiv  der  1.  Conjugation,  wie  v.  990  vapulis  [Pseudol. 
990  (IV.  2, 148).  cf.  Opusc.  I  106]  Urkunde  bei  Varro  de  L.  L  VI  91 
rogis,  die  Lex  Regia  bei  Festus  fp.  230  &]  verberit,  worin  neuere  Philo- 
logen freilich  seltsamerweise  haben  einen  Indicativ  finden  können  (wie 
ß.  Schoell  Xn  Taf.  [p.  89  f.] ,  gerade  wie  wenn  man  von  corpus  nicht 


[*)  Die  Belege  fehlen  im  Manusoript] 

[**)  Am  Rande  von  H  1  verweist  Bergk  auf  Truc.  IV.  2, 11  (722),  wo  Spengd 
voUm  verlangt,  Schoell  aber  volam  geschrieben  hat] 


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Adversaria  zu  Plautns*  Trinummus.  631 

corporare,  sondern  corpor^e  ableiten  wollte).  Die  correcte  Schreibart 
war  übrigens  EIS  BIT,  wie  auch  A  im  Poen.  in.  3,  56  accureis  statt 
accures  schreibt.'  A.  [Auch  hierüber  gedachte  Bergk  im  2.  Heft  seiner 
Beitr.  zur  lat  Gramm,  zu  handeln.] 

V.  458.  'Nisi  quid  vis  me  aliud j  Philto,  respondi  tibi.  Die 
Handschriften:  Nisi  quid  me  aliud  vis  mit  abweichender  Betonung, 
da  sonst  aliud  in  dieser  Formel  stets  den  Ictus  auf  der  ersten  Sylbe 
zeigt,  z.  B.  Mil.  575  [IL  6,  92]:  Nutnquid  nunc  aliud  me  vis?  Ter. 
Eun.  L  2,  111  [191]:  Et  tu,  numquid  vis  aliud?  oder  H.  1,  7  [213]  und 
Phorm.  I.  2,  löl  [151].  Ich  habe  daher  die  Wortstellung  geändert;  man 
könnte  auch  Nisi  me  quid  aliud  [vis]  vermuthen,  wie  Poen.  IE.  6,  6: 
numquid  me?  oder  Ter.  Eun.  H.  3,  72  [363]:  num  quid  me  aliud?  wo 
die  Handschriften  zum  Theil  vis  hinzufügen,  doch  kenne  ich  kein 
Beispiel  dieser  Ellipse  in  Bedingungssätzen.'    A. 

V.  466  f.  vermuthete  Bergk  in  H  1 : 

Nunc  itan  tu  dicis  (oder  Ita  tano  d.),  non  esse  aequiperabilis 
Vostras  cum  nostris  factiones  atque  opes. 

und  dann  v.  468  vielleicht:  Ita  dico,  IT  Quid?  si  in  aedem  etc. 

V.  470  soll  nach  H  1  lauten :  Ädposita  (ut)  cena  sit  .  .  .  (ut  ^ 
postquam).  In  seiner  Vorlesung  nahm  Bergk  den  Ausfall  von  si  vor 
cuiposita  an,  der  leicht  stattfinden  konnte,  weil  die  folgenden  Verse 
alle  mit  si  anfingen.     Cf.  Opusc.  L  104. 

V.  495  streicht  Eitschl  das  an  der  Handschriften  überhaupt  und 
schreibt:  Mirum  quin  tu  illo  tecum  divitias  feraSy  Fleckeisen  hingegen: 
Au,  I  Mirum  quin  tu  etc.    Bergk  vermuthet  in  H  1  nun  Ah,  .  ,  ,  . 

V.  502.  ^Quin  fahulare  ^Quod  bene  vortat,  spondeo.^  Diesen 
Vers  giebt  man  dem  Philto  (B  dem  Lesbonicus),  allein  der  familiäre 
Ton  pafst  nur  für  den  Sclaven,  ich  habe  daher  [in  H  2]  dem  Sta- 
simus die  vier  Verse  501 — 4  zugetheilt,  v.  501  spricht  er  halblaut, 
V.  502  zu  seinem  Herrn  gewandt,  503.  4  vdeder  für  sich.  Quod  betie 
vortat  schreibe  ich,  die  PalL  di  bene  vortat,  was  man  ni6ht  in  bene 
vortant  verändern  darf,  da  den  Singular  auch  A  schützt,  sondern  darin 
liegt  eher  dic^  wie  auch  Spengel  vermuthet.  Die  Lesart  des  A  ist 
unsicher.'    A. 

V.  503.  'Eheu,  ubi  usus  nee  erat  dido,  spondeo  Dicebat:  nunc 
hie,  quom  opus  esty  non  quit  dicere.  Eheus,  was  ich  angeblich  vorge- 
schlagen haben  soll,  ist  lediglich  ein  [also  auch  Opusc.  I.  103  zu  ver- 
bessernder] Druckfehler:  nee  habe  ich  statt  nihil  verbessert 

Hie  wird  von  Kitschi  [in  der  2.  Ausg.]  ohne  allen  Gnmd  angefochten 
und  mit  dem  unpassenden  hoc  vertauscht;  man  vergL  nur  Ter.  Andr. 
IV.  1,  13  [637]:   nihü  pudet  hiCy    Ubi  opus  est:   iUi  ubi  nihil  opusty 


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632  Adversaria  zu  Plautus*  Trinummus. 

ibi  verentur.     Dieser  Sprachgebrauch  ist  ganz   gewöhnlich,   s.  Hand 
Turs.m.  77flf.  181.'    A. 

Zu  V.  512  finde  ich  in  H  1  notirt:  In  Pal.  fuü  Nostramne  her  de 
vis  nutricem,  ere*):  nonmale,  si  nosiram  scribas,  nam  ab  interrfo- 
gationej  her  de  alienum.  Bei  nutricem  ist  ebendaselbst  mit  Beziehung 
auf  luvenal.  I.  2,  98  (cf.  schol.)  lunonem  notirt 

V.  522.  Man  vergl.  Opusc.  I.  19.  ^Ei  rei  argumentum  dicam. 
Man  könnte  eius  rei  vermuthen,  aber  ei  ist  eben  der  abgekürzte 
Genitiv,  wie  cui  statt  cwiws,  ntUli  statt  nullius  u.  s.  w.  Auch  Rhetad 
Herenn.  U.  26  fasse  ich  ei  rei  testimonium  esse  als  Genitiv.'    A. 

V.  527.    Nach  H  1  ist  credo  'vielleicht'  dem  Philto  zuzutheilen. 

V.  533.  ^Neque  unquam  quisquam,  cuius  iUe  ager  ercU,  fuü, 
Quin  pessume  ei  res  vorterit  Ich  habe  est  mit  AF  hinter  quisquam 
getilgt  imd  erat  nach  ager  eingeschaltet:  nun  verschwindet  nicht  nur 
das  Unlogische  des  Gedankens:  'wer  dieses  Grundstück  besitzt  (statt 
besessen  hat),  ist  entweder  gestorben  oder  hat  Bankerott  gemacht', 
sondern  zugleich  wird  der  metrische  Anstofs  gehoben,  den  zwei  Worte 
mit  dem  Mafse  eines  Jambus  am  Schlüsse  des  Senars  erregen.  Kitschis 
Einsprache  ist  unzutreffend.  —  Qtcoium  faxt  ist  als  Neutrum  zu  fassen, 
s.  Beiträge  zur  lat  Gramm.  S.  62.  Quium  fuit  würde  gegen  das  eben 
berührte  metrische  Gesetz  verstofsen.  Die  Mifsverständnisse  hinsichtlich 
quoium  vermehrt  Brix  durch  ein  weiteres,  indem  er  für  möglich  hält, 
dies  sei  der  Genitiv  Pluralis  von  quoius.^    A. 

Zu  V.  538:  Magis  apage  dicaSy  si  omnia  ex  me  audiveris,  wo 
ex  me  von  Kampmann  herstammt,  —  a  me  (A)  B .  n*ea  CDE.  mn,YL 
—  sind  in  H  1  die  Versuche  notirt:  si  omnia  mala  vel  indaudive- 
ris  [vel]  auditaveris, 

V.  554:  Quamvis  malam  rem  quaeraSy  illic  reperias  zog  Bergk 
die  Lesart  des  cod.  B  qtuierens  vor.    H  1. 

V.  556 :  dixti  tu  arcano  satis,  wo  tu  von  Ritschi  eingeschoben 
ist,  vermuthet  Bergk  in  H  1:  dixti  arcano:  sed  sai  est, 

V.  558  ist  in  H  1  für  Ritschis  os  quoi  sublinat  (cuios  oder  cuius 
OS  haben  die  Handschriften)  quoium  os  s.  notirt  Auch  possietj  cui  os 
steht  am  Rande.    Jetzt  hat  R.  quoii  os  sublinat  mit  Bücheier  geschrieben. 

V.  560  schreibt  Ritschi  *:  Lepide  her  de  agro  hoc  ego  hunc  senem 
deterrui  für  das  agro  ego  hoc  des  Ambr.  {de  agro  ego  die  übrigen 
Handschriften  und  R.*):  Bergk  notirte  sich  in  Hl:  agrod  ego  hoc. 
Doch  s.  Beiträge  p.  69. 


[*)  BCDE:  Nostram  neekuis  ntttrice  ere  ,  .  .] 


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Adversaria  zu  Plantus'  Trinummus.  633 

V.  570.  'Quid  tibi  luhet,  ttUe  agito  cum  gnato  meo.  Quid  mit 
guod  zu  vertauschen  ist  nictit  gerathen,  da  wir  den  Sprachgebrauch 
des  Plautus  nicht  hinlänglich  kennen.  Nicht  ganz  gleich  Persa  604 
[IV.  4,  54]:  a  terra  ad  coelum  quidlubet  (percontari,)  Poen.  V.  6,  14 
dreimal  sume  hinc  quid  luhet,  aber  A  quodlubet,  der  auch  anderwärts  — 
Studemund  in  Jahns  Jahrb.  Bd.  93  S.  64.'    A. 

V.  572:  quid  nunc?  etiam  consuUs?  stammt  consulis  von  Came- 
rarius  (consuis  B,  cum  suis  CD,  non  uis  Z,  num  vis  P).  Bergk 
dachte  in  H  1  an:  etiam  nunc  nevis? 

V.  582.    Hl:/:  CaUideti,     Doch  s.  Phüol.  XIV.  185. 

V.  597.  'Nam  effugiet  ex  urbe,  ubi  erunt  factae  nuptias.  Die 
Partikel  «ow,  welche  der  Gedanke  erfordert,  habe  ich  zugesetzt,  sie 
konnte  in  den  Pall.,  da  sarcina  vorausgeht,  leicht  ausfallen.  Eine 
gröfsere  Lücke  mit  Kitschi  anzunehmen,  berechtigt  nichts.'     A. 

V.  602 :  nostrum  erilem  ßium  \  Lesbonicum  suam  sororem  despo- 
pondisse:  hoc  modo  haben  die  Handschriften  despondisse,  despondissem  \md 
despondisset  für  despopondisse,  das  Camerarius  einsetzte.  Bergk  vermuthet 
in  Hl:  despondisse:  st  hoc  modo,  B.*:  despondisse:  em,  hoc  modo. 

V.  607  möchte  Bergk  in  H  1  vor  ego  te  einschieben. 

V.  613.  'Postremo  edepol  ego  istam  rem  ad  tne  attinere  intellego. 
Der  Hiatus,  obwohl  in  der  Diärese  gerechtfertigt,  ist  doch  hier  bei 
dem  engen  Zusammenhange  der  formelhaften  Worte  bedenklich,  aber 
man  darf  nicht  med  mit  ßitschl  lesen,  da  diese  Form  in  dieser  Redens- 
art nicht  vorkommt,  eher  vielleicht  egomet  ^stam.^    A. 

V.  616.  '  Ut  agro  evortat  Lesbonicum,  qu^ndo  evertit  aedibus.  Wie 
in  dem  Schiedsspruch  von  Genua  [C.  I.  L.  I.  199]  controvorsias,  contro- 
vorsieis  und  controversis  wechseln,  so  darf  man  auch  hier  an  der  Varia- 
tion keinen  Anstofs  nehmen.  Nach  Quint.  I.  7,  25  sprach  zuerst  Scipio 
Africanus  Vertex,  versus,  cetera,  also  wohl  auch  vertere  u.  s.  w.  Dies 
ist  der  jüngere  Scipio,  von  ihm  mochten  sich  noch  Autographe  erhalten 
haben,  wie  auch  Cicero  (de  Or.  I.  60,  255)  eine  Tradition  über  seinen  Vor- 
trag kennt  Die  Anfange  dieses  Lautwandels  werden  höher  hinaufreichen 
(Quintilian  sagt  in  seiner  besonnenen  Weise  dicitur)^  versus  'die  Zeile, 
der  Vers'  ist,  soviel  ich  weifs,  bei  Plautus  überall  handschriftlich  über- 
liefert, nur  Neuere  schreiben  willkürlich  vorst^.  In  der  Zeit  des 
jüngeren  Scipio  mag  die  Neuerung  allgemeiner  geworden  sein,  wie 
man  überhaupt* damals  eifiig  die  Lautverhältnisse  zu  regeln  suchte  und 
Manches  einführte,  was  später  wieder  beseitigt  ward;  so  sprach  Scipio 
nach  Festus  rederguisse.  Man  könnte  vielleicht  glauben ,  im  Perfectum 
sei  das  e  früher  aufgekommen,  als  im  Präsens;  v.  19  haben  alle  Bücher 
vertit,  V.  214  die  Pall.  evertisset,  dagegen  A  evortisse,   aber  MiL  1074 


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634  Adversaria  zu  Plautus'  Trinammiis. 


PV.  2, 82]  avortiy  Merc.  433  [11. 3, 97]  vortisti,  und  im  Umbrischen  findet 
sich  ktwertUy  coverttiy  dagegen  im  Präteritum  kuvurtusy  covortuso  u.  ß.  w. 
Terenz,  der  Zeitgenosse  des  Scipio,  gebraucht  im  Simplex  wohl  nur  verto, 
ebenso  convertisse  Eun.  HL  5,  40  [588],  aber  And.  HL  2,  5  [485]  revoriar 
(-tor)  die  meisten  Bücher,  und  nach  Nonius  Heaut  L  1,  16  [68];  advoriere 
ist  auch  bei  ihm  das  Gewöhnliche:  dies  findet  sich  noch  im  SC.  deTiburt 
[C.I.  L.  L201, 4]  aus  der  Zeit  des  Bundesgenossenkrieges;  in  dieser  Ur- 
kunde wird  wohl  aus  einem  besonderen  Grunde  der  alterthümliche 
Kanzleistyl  festgehalten.'    A. 

Für  y.  621  ist  in  H  1  die  Scansion  angemerkt:  Quai  tuam  quom 
rem  credideris  sine  omni  cura  dormias. 

V.  633  ist  in  H  1  notirt :  Qui  bene  quom  simulas  mihi  facere  [te] . . . 

V.  635  schreibt  Kitschi  mit  Guyet:  tun  mVs  mdior  quam  ego 
mihi?  Die  Handschriften  bieten:  tu  mihi  es  .  .  egomet  mihi.  Beigk 
vermuthet  in  R  1:  tu  ^s  mdior  quam  egomet  mihi? 

V.  644  ist  für  obex  (so  Ritschi  für  vindex)  in  H  1  ^auspex  ? '  notirt 

V.  651.  ^In  foro  operam  amicis  da,  haud  in  lecto  amicae,  ut 
solitus  es.  Die  Verderbnifs  der  Fall,  ist  im  F  richtig  verbessert:  haud 
in  lecto,  A:  ne  in  lecto  ist  wohl  Correctur  eines  Grammatikers,  der 
die  Negation  haud  in  einem  verbietenden  Satze  für  unzulässig  hielt: 
die  wenigen  Beispiele  dieser  Art  (s.  Hand  Tursell.  IIL  35)  sind  aller- 
dings von  der  Kritik  angefochten,  man  hat  den  Conjunctiv  durch  das 
Futurum  zu  ersetzen  versucht;  allein  im  vorliegenden  Falle  steht  haud 
gar  nicht  für  ne,  sondern  für  nofi,  was  so  wenig  bedenklich  ist,  wie 
wenn  Most  394  [IL  1, 47]  haud  tantillo  mit  einem  Imperativ  verbunden 
wird.  Die  Ansicht  Stüronburgs,  haud  stehe  niemals  in  der  Antithese, 
ist  für  die  Komiker  nicht  zutreffend.    A. 

Für  V.  658  ist*  in  H  1  auch  'Ita  vi  Veneris  vinctus  toxico, 
ipsus  in  fraudem  incidi  notirt 

V.  660 :  'At  operam  perire  meam  sie  et  te  haec  dicta  spemere 
haben  die  meisten  Handschriften  te  haec  dicta  corde,  A:  te  dicta  corde. 
Eitschl  hält  corde  für  eingedrungen  aus  v.  650 ;  Bergk  notirte  sich  in 
Kl:  f.  tibi  dicta  haec  sord^re. 

Bei  665  hat  H  1  die  Bemerkung:  recte  Meier  [Opusc. acad.  H  329], 
vel  potius  lacuna  hie  est. 

V.  673  schreibt  Ritschi ^:  'Insanumst  malum,  te  in  hospitium 
devorti  ad  Cupidinem,  Bergk  in  Hl:  Insanum  malum  st  hospitium.. ^ 
und  so  jetzt  auch  RitschL     B  hat:   Insanum  est  malum  stin. 

V.  676.  Für  genus  steht  ignem  in  H  1  am  Rande,  und  im  fol- 
genden Verse  wird,  theilweise  im  AnschluiSs  an  Scaliger  und  Lambin, 
Ätque  aqUfam  eris  si  nactus  mit  beigesetztem  ^fortasse^  vermuthet 


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Adversaria  zu  Plautus*  Trinuinmiis.  635 

V.  690.  A  bemerkt:  ^Me  germanam  meam  sororem  in  concuUna- 
ium  tibi,  Si  sine  dote  erit,  dedisse  magis  quam  in  matrimonium.  Ich 
habe  erit  eingeschaltet,  Klotz  schreibt  Si  sine  dote  (dem),  allerdings 
ansprechend,  aber  statt  dem  erwartet  man  dederim,^ 

V.  699 :  Id  agis,  ut,  ubi  adfinitatem  infer  nos  nostram  adstrinxeris 
vennuthet  Bergt  in  H  1 :  inter  nos  vosque  (cf.  442:  inter  se  atque 
vos  ÄdßnitcUem  ut  conciliarem)  vel  numero, 

V.  701.  Bergk  notirte  in  H 1 :  Effugias  ex  urbe  inanis,  profugus 
patria,  deserens  Cognatos  .  .  .  Die  Handschriften  haben  profugiens 
patriam.    Ritschi  mit  Camerarius:  profugus  patriam  deseras. 

V.  711.  'Statt  Lysiteles  hatB  lystdis,  CD  lysitelis  und  genau  ebenso 
dieselben  Handschriften  schon  oben  v.  705  und  nachher  v.  717,  dagegen 
V.  1152  alle  drei  Fall,  lysteus.  Dagegen  in  den  Ueberschriften  der 
Scenen  ist  die  richtige  Form  des  Namens  noch  mehrfach  bezeugt,  11. 1 
Lysiteles  im  A  und  B  (LISITEfj  im  C  ist  nicht  entscheidend)  und  am 
Schlufs  der  Scene  auch  im  B,  ebenso  H.  2  wieder  AD,  dann  zu 
V.  300  CD,  die  hier  eine  neue  Scene  beginnen,  endlich  HI.  2  C.  Gegen 
den  Schlufs  des  Stückes  dringt  aber  die  fehlerhafte  Schreibung,  die  in 
der  Mitte  der  Komödie  in  den  Text  Eingang  gefunden  hatte,  auch  in 
die  Majuskelschrift  der  Ueberschriften,  die  sich  sonst  durch  eine  gewisse 
Sorgfalt  auszeichnet.  V.  1  Lysitelis  CD,  ebenso  am  Schlufs  der  Scenen 
HL  1 ,  IV.  4  und  V.  1  B  lysitelis  (lystelis).  Diese  fehlerhafte  Schreibart, 
denn  das  ist  sie,  wie  auch  bisher  allgemein  anerkannt  wurde,  sucht 
Spengel  mit  Berufung  auf  Bücheier  lat  Decl.  S.  [18  der  von  Winde- 
kilde  besorgten  Ausgabe]  zu  Ehren  zu  bringen :  dort  sind  die  verschie- 
denartigsten Dinge  zusammengestellt,  nur  Diopithis  und  CaUisthnis  bieten 
eine  Analogie  dar:  da  beide  Beispiele  ohne  Beleg  beigebracht  werden, 
kommen  sie  eigentlich  nicht  in  Betracht:  ich  glaube  jedoch,  die  Quelle 
läfet  sich  nachweisen,  es  ist  die  Grabschrift  in  einem  römischen  Colum- 
barium  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Tiberius  (Willmanns  Exempla  Inscr. 
Lat  I.  389):  lulia  Acca  \  mater  \  CaUisthnis  Ti,  Caesar  \  Äug.  a.  hyhlio- 
thece  I  Latina.  Apollinis  \  et.  Diopithis.  f.  eius.  a  byUiot  \  Latina, 
ÄpoUinis  I  vix  an.  XLVIIL  Dies  sind,  wie  Jeder  zugeben  wird, 
Genitive,  nicht  Nominative:  wenn  auf  späten,  besonders  christlichen 
Inschriften  sich  lohannis  u.  Aehnl.  findet,  so  darf  man  doch  dergleichen 
Barbarismen  nicht  im  Texte  des  Plautus  dulden.'    A. 

V.  742  f.  findet  sich  so  in  H  1 : 

Ex  ea  largiri  te  illi,  [neque  ita,  ut  sit  data, 
Incolumem  sistere  illi,]  et  detraxe  autumeni 

Zu  iUi  ist  heivoc  bemerkt. 


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636  Adversaria  zn  Plautos'  Trimunmus. 

V.  747.  'Nam  hercle  omnia  istaec  veniunt  in  mentem  mthij 
dagegen  A  [und  RitschP]:  Eadem  omnia  . .  .,  oflFenbar  Correctxir  einee 
Grammatikers,  dem  nam  anstöfsig  war,  s.  Quintil.  IX.  3,  15  (der  dies 
als  antiquum  genus  dicendi  bezeichnet).'    A. 

V.  750.  Bergk  vermuthet  in  H  1 :  Sat  ago :  nunc  adulescenti 
ut  .  ,  , 

V.  753.  Hl  hat:  Locum  quoque  ille,  ubiubi  situst,  comederü 
und  für  754:   Quem  ec fadere,  .  .  . 

V.  759.    Für  alicunde  wird  '/!  argenfum*  in  H  1  vermuthet 

V.  762:  Malim  hercle  ut  verum  dicant  quam  ut  dent  mutuom 
haben  die  Handschriften  dicas  und  des  und  sodann  vides  mutuum  B, 
vides  mutavi  CD,  fides  mutuum  Z,  fides  mutetur  F.  Bergk  notirte  sidi 
in  H  1  mit  Beibehaltung  von  dicas  für  den  Schlufs  mendacium  oder 
ut  mutet  fides,    H  1. 

V.  789.  Für  Nonne  arhitraris  tum  (libri  eum)  adtdescentem 
anuli  Faterni  signum  novisse?  notirte  Bergk  arbiträre  iustum.    Hl. 

V.  802.  Den  Einschub  von  te  hält  Bergk  mit  Berufung  auf  Ter. 
Eun.  V.  3,  3  f.  (912  f.)  für  überflüssig.  H  1.  Aufserdem  bietet  112:  Quid 
nunc  stas?  quin  tu  hanc  amoves  et  te  moves?  Und  A  dazu:  ^Ich  habe 
hanc  (die  Handschriften  hunc  oder  hinc)  d.  h.  die  Frau  geschrieben: 
dadurch  wird  auch  v.  801  der  Singular  queat  geschützt  Verfehlt  sind 
die  Versuche  der  Früheren,  wie  quin  tu  hinc  (te)  amoves  u.  AehnL' 

V.  804  f.  interpungirt  Bergk  in  H  1 :  Coniinuo  operta  denuo:  sä 
clanculum:  Sicut  2>raccepiy  cunctos  exturba  aedibus, 

V.  806.  Fort,  Ät  [enim]  nimium  (für  nimis)  longo  sermone 
utimur,    H  1. 

V.  809  wollte  Bergk  statt  des  überlieferten  Lepida  est  iUa  causa 
mit  Reiz  vielmehr  Lepida  illast  causa  stellen  und  bemerkte  dazu  in 
A:  'gerade  est  ist  am  häufigsten  von  den  Abschreibern  umgestellt' 

V.  816.  ' Epistulasque  domi  consignabo  duas.  Die  Handschriften 
iam,  ich  habe  domi  verbessert,  dies  Wort  war  ausgefallen  und  die 
Abschreiber  fügten  iam  ein.     So  verschwindet  .  .  .  .'    A. 

.  V.  819.  A  bemerkt:  'Tu  istuc  age.  ME.  Actum  reddam  nugacis- 
sume.  Ich  bin  Hermann  gefolgt,  doch  ist  die  Verbesserung  der  Stelle 
unsicher:  in  nugacesunt  nisi  könnte  nuga^  sunt,  nisi  (die  gleidie 
Formel  Truc.  11.  1,  23  [234])  liegen  und  ein  Vers  ausgefallen  sein,  was 
am  Schlufs  der  Scene  nicht  befremdet  So  fehlt  auch  oben  v.  746  in 
den  Fall.,  der  nur  im  A  sich  erhalten  hat' 

V.  820.  In  H  2  ist  corrigirt:  Salsiponti  et  muUipotenH  loois 
frairi  et  Neriei  Neptuni  Laetus  lubens  laudes  ago  gratis,  gratis- 
que  habeo  et  fluctibus  salsis,   Quös  penes  md  potestds,  bonis  meis  qtM 


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Adversaria  zu  Plautus*  Trinummos.  637 

foret  et  mecte  vitae,  Quam  suis  me  6x  locis  in  patriam  corbe  cum 
med  reducem  faciünt    [Vgl  Phil.  XXXII.  566.] 

Zu  V.  822.  23  bemerkt  A  sodann:  'Logisch  richtiger  würde  v.  823 
voranstehen*  v.  822  folgen,  und  selbst  in  den  Handschriften,  die  beide- 
mal qiwm  lesen,  scheint  sich  eine  Andeutung  der  richtigen  Folge 
erhalten  zu  haben,  doch  möchte  ich  nichts  ändern.  Schwierig  ist  die 
Bestimmung  des  Metrums  der  beiden  Verse,  der  Ausgang  deutet  beidemal 
auf  Octonare,  wie  v.  820.  21,  hin,  aber  jedesmal  streitet  damit  die  erste 
Vershalfte,  welche  auf  das  kretische  Metrum  fuhrt:  ohne  Gewaltsamkeit 
und  Härte  lassen  sich  hier  Octonare  nicht  herstellen,  es  sind  kretische 
katalektische  Hexameter,  nicht  baccheische  Verse,  obwohl  diese  .  .  .' 

'V.  822  ist  die  Ellipse  des  Verbums  befremdlich,  zumal  da  keine 
Nöthigung  vorlag,- denn  der  Dichter  konnte  Qtios  penes  fuit  potestas 
statt  des  entbehrlichen  mei  schreiben.  Nicht  minder  auffallend  ist 
nachher  der  Dativ  meae  vitae,  der  Sprachgebrauch  scheint  den  Ablativ 
zu  fordern,  wie  $i  quid  eo  fuerü,  quid  ea  re  fucU,  quid  fuat  me  nescio, 
quid  me  fiei  nunc  iam,  quid  illa  fiet  fidicina  igitur,  denn  Stellen,  wie 
Most.  231  [L  3,  74] :  Quid  Ulis  futurumst  ceteris  sind  für  den  Dativ  nicht 
entscheidend.  Verrius  Maccus  (Festus  S.  171)  meinte  freilich,  in  dem 
Verse  des  Ennius  [Ann.  128  V.]:  Si  quid  me  fuerit  humcmitus  ut 
teneatis  sei  me  mit  mihi  vertauscht.  Plautus  und  Terenz  sagen  quid 
me  futurum  estj  die  Späteren  mihi,  daher  auch  die  Ueberlieferung 
öfter  schwankt,  so  bei  Cicero  Verr.  H.  5,  40:  quid  Cleomene  fiet  (Var. 
Cleomeni  und  de  Cleomene):  und  IL  2,  16:  quid  hoc  homine  facias  mit 
der  Var.  Awic  homini,  aber  pro  Sest  13, 29  alle  Handschriften  hoc  homine. 
Wenn  die  Handschriften  mis  statt  meis  bieten,  so  fuhrt  dies  auf  miis 

oder  mieis Noch  bemerke  ich,    dafs   der  Creticus  mis  ^id 

foret  nicht ^  ^^  sondern  —  v^  v^  ^  zu  messen  ist'    A. 

V.  825  hat  Bergk  in  H  1  für  omnes  am  Rande  homines  vermerkt 

V.  857.  Argentum  hoc  facit  In  der  Variante  hac  könnte  man 
haec  finden,  allein  hier  liegt  ein  Ausdruck  vor,  dessen  Sinn  mir  nicht 
recht  klar  ist;  vergl.  Stich.  462  {JH.  2,  8]:  Nam  ut  iUa  vitam  repperit 
hodie  sUn,  Item  me  spero  facturum:  augurium  hoc  facit  (dort  nur  FZ 
hocy  BCD  hac,  A  ac).'    A. 

V.  864.  In  H  1  ist  'f.  magis,  magis'  notirt  und  für  magis  im 
folgenden  Verse  auch  'Nimis  vd  age' 

V.  871.  'CH.  Quid  aduiescens  quaeris,  quid  vis,  quid  istas  pultas. 
8Y.  Heus,  senex,  Census  quom  sum,  iuratori  recte  rationem  dedi. 
Ritschi  hat  unter  Zustimmung  Anderer  v.  872  nach  878  gestellt,  allein 
dort  ist  Alles  in  bester  Ordnung;  auch  pafet  der  Vers  dort  gar  nicht: 
nach  den  persönlichen  Verhältnissen  des  Bürgers  fragt  der  Censor  selbst, 


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638  Adversaria  zu  Plautus'  Trinummus. 


nicht  sein  Gehtilfe  (iwrator).  Der  Vers  ist  hier  ganz  an  seiner  Stelle:  der 
Dienstmann,  dem  die  geringschätzige  Manier,  mit  der  der  Fremde  ihn 
behandelt,  nicht  behagt,  sagt  mit  Selbstgefühl:  ^bedenke  wohl  (heus)^ 
Alter,  ich  bin  ein  Bürger',  und  dann  giebt  er  auf  die  Er^  Auskmifl 
Entfernt  man  den  Yers  und  liest:  Heus^  senex,  Lesbonicum  hie  adule- 
scentem  quaero,  dann  wäre  heus  kaum  zulässig.'    A. 

V.  878.  'CH.  Quid  eos  quaeris,  aut  quis  es  aut  undefs,  a^ 
unde  advenis?  SY.  MuUa  simul  rogüas,  nescio  quid  expediam  potis- 
simum.  Frage  und  Antwort  stehen  so  vollständig  im  Einklänge,  dals 
man  kaum  begreift,  wie  die  Kritiker  darauf  verfeUen  konnten,  diese 
Harmonie  durch  Annahme  einer  Lücke  zu  stören :  am  wenigsten  durfte 
man  v.  872  hier  einfügen,  der  in  diesen  Zusammenhang  gar  nicht 
palst'    A. 

V.  881.  'Si  unum  quidquid  singiUatim  et  pladde  percontabere. 
Unsere  Orthographiker,  wie  Fleckeisen,  lassen  eigentlich  nur  die  Fonn 
singiUatim  gelten,  die  allerdings  in  daktylischen  Versen,  wie  bei  Lu- 
cilius  und  Lucrez ,  vom  Metrum  gefordert  wird  und  später  ausschlieMche 
Geltung  erlangt  Aber  es  wäre  sehr  befremdend,  wenn  die  ursprüngliche 
Form  singuiatim,  die  sich  zu  der  anderen  wie  tantulum  zu  tantiUum 
verhält,  ganz  verschwunden  wäre:  Nonius  [p.  119  Gerl.]  führt  dieselbe 
aus  Caedlius  und  dem  Annalisten  Coelius  Antipater  an;  nichts  bereditigt 
hier  eine  Correctur  vorzunehmen:  bei  Ter. Phorm.V.  9, 43  [1032]  schwankt 
die  handschriftliche  üeberlieferung,  aber  singuiatim  ist  durch  d^ 
Bembinus  ausreichend  geschützt  Dagegen  die  Form  singilaiim^  obwohl 
sie  lautlich  sich  rechtfertigen  läfst  (vergl.  ustilare  neben  tAsiiüare)  hat 
ebensowenig  Gewähr,  wie  sigiUaiim:  im  Eepetundengesetz  [C.  I.  L.  l 
198,  52]  ist  in  singikUim  die  Gemination  unterblieben,  im  Palimps.  Cic. 
pro  TulHo  §  34  ist  es  nur  Schreibfehler.  XJeber  das  Etymon  von 
singuli  urtheilen  Neuere,  wie  G.  Curtius  und  CJorssen  nicht  richtig,  es 
ist  mit  se  componirt,  wie  ningultis  (vergL  auch  uncia)  beweist'    A. 

V.  885.  Für  her  de,  wie  Ritschi  nach  ire  einschiebt,  vermutiiet 
Bergk  in  H  1  mre.oder  iter  ire, 

Y.  888.  'Est  minusctdum  aUerum,  quasi  vasculum  vinaritm. 
Die  einfache  Verbesserung  vascidum  in  FZ  ist  angemessener  als  die 
künstlichen  Versuche  der  Neueren.'    A. 

'V.  889 — 91  sind  mit  Recht  von  Meier  und  Ladewig  hier  einge- 
schaltet, in  den  Handschriften  stehen  dieselben  hinter  v.  937.'    A. 

V.  889.  'Sed  quid  est  tibi  nomen  aduiescens?  Ich  habe  sed 
hinzugefügt,  was  der  Vers  und  der  Gedanke  fordert  (sonst  könnte 
man  auch  Quid  est  tibi  nunc  nomen  schreiben):  Chaimides  fingt 
ungeduldig:  'aber  wie  heifst  du  denn?'    Unverständlich  ist  mir,  wie 


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Adversaria  zu  Plautus'  Trimunmus. 


Bitschi'  an  tibi  Anstofs  nehmen  konnte,  was  gemäfs  dem  Sprach- 
gebrauche des  Plautus  gar  nicht  fehlen  dar£  Quid  ist  mit  est  zu 
verschleifen,  wie  v.  906:  Gapere  soleo.  Quid  est  ei  nonien?  wo  man 
nicht  nöihig  hat,  mit  Bothe  Quid  ei  est  nomen?  zu  schreiben.  —  Fax, 
id  est  nomen  mihi.  Hoc  cotidianumst.  So  die  Ueberlieferung,  aber 
man  erwartet  vielmehr:  ST.  Fax.  CH.  Idne  est  nomen  tibi?  ST. 
Hoc  cotidianumst.  Aber  auch  im  Folgenden  wird  die  Vertheilung  der 
Personen  zu  berichtigen  sein,  denn  es  befremdet,  dafs  der  dreiste  und 
redselige  Sykophant  die  Bemerkung  des  Charmides  ruhig  hinnimmt. 
Es  ist  wohl  zu  schreiben :  CH.  Edepöl  nomen  nttgatorium.  ST.  Quasi 
dicam^  si  quid  credideris  mihi,  pax  periisse  ilico.  CH.  Hie  homo 
solide  sycophantast.  Quid  ais  [tu] ^  adulescens?  statt:  Quasi  dicas,  si 
quid  crediderim  tibi.  Tu  möchte  ich  tilgen,  denn  das  Pronomen  wird 
sonst  in  dieser  Formel  nicht  hinzugefügt.'    A. 

V.  901f.  'Ubi  ipse  erat?  ST.  Bene  rem  gerebat,  CH.  Ergo 
ubi?  ST.  In  Sdeuda.  CH.  Ab  ipson^  istas  accepisti?  Sehr  mit 
Unrecht  nehmen  die  Kritiker  hier  den  Ausfall  mehrerer  Verse  an,  das 
Verhör  schreitet  rasch  vorwärts,  für  Zwischenbemerkungen,  welche  die 
Aufinerksamkeit  von  der  Hauptsache  ablenken  würden,  ist  kein  Raum. 
Auch  wäre  istas  v.  902,  was  auf  889  zurückweist,  kaum  recht  verständ- 
lich, wenn  das  Zwiegespräch  weiter  ausgesponnen  worden  wäre.'    A. 

V.  912.  'lam  recommentu's  nomen?  war  statt  des  handschrift- 
lichen lam  recommentaius  es  nomen  zu  schreiben.  Das  Verbum  recom- 
mentari  ist  überhaupt  nicht  nachweisbar,  Plautus  sagt  recomminisci. 
Die  Betonung  nomen  ist  hart,  aber  nicht  ohne  BeispieL  Gewöhnlich 
sucht  man  dem  metrischen  Fehler  durch  Aenderung  der  zweiten  Vers- 
hälfte abzuhelfen,  aber  die  Wortstellung  deum  me  herde,  welche  schon 
vor  Hermann  in  F  sich  findet,  ist  unstatthaft  Deum  wird  elidirt, 
wie  bei  Ter.  Andr.  L  5,  11  [246],  Phorm.  ü.  3.  4  [351],  doch  könnte 
man  auch  Synizese  mit  Hiatus  annehmen.'    A. 

V.  915.  'Ca  est  principium  nomini.  Ich  habe  Ca  hinzugesetzt, 
dies  ist  in  den  Handschriften  ausgefallen,  da  recomminiscar  unmittelbar 
vorausgeht  Man  ergänzt  gewöhnlich  C,  dann  wäre  es  aber  sehr  auf- 
fallend, dafs  sänuntliche  Namen,  auf  welche  der  Sykophant  räth,  mit 
der  Sylbe  Ca  beginnen.  Es  mufs  also  die  erste  Sylbe,  nicht  blofs 
der  erste  Buchstabe,  bezeichnet  gewesen  sein.  Plautus  selbst  schrieb 
jedoch  vielleicht  K,  da  hier  der  Buchstabe  zugleich  diese  Sylbe 
wiedergiebt:  gerade  von  a  hat  sich  bekanntlich  das  k  lange  im  Ge- 
brauch erhalten.'    A. 

V.  922.  ^CH.  Chores  an  Gharides?  ST.  Non  est.  CH.  Chor- 
mides.    Die  Handschriften:  an  chares  an  charmides  mim  (min)  char- 


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640  Adversaria  zu  Plautus*  Trinummus. 

mides;  ich  las  daher  frtiher  [Opusc.  I.  24]  CH.  Charinus?  an  Charts? 
an  Charmides?  und  ziehe  dies  auch  noch  jetzt  den  Versuchen  der 
Neueren  vor :  aber  B  hat  vor  mim  die  Personalbezeichnung  0  d.  h. 
Charmides,  dies  deutet  auf  Personenwechsel  hin  und  wird  wohl  nidit 
irrig  sein :  dann  mufa  vorher  der  Sykophant  gesprochen  haben,  daher 
füge  ich  Non  est  ein ;  mim  (d.  h.  num)  ist  Supplement  der  Abschreiber, 
nachdem  non  est  ausgefallen  war.'    A. 

V.  923.  'Em,  isticerit.  Acidalius  verlangte  erat:  so  konnte  der 
Dichter  oder  auch  est  sagen,  aber  erit,  was  Ritschi  freilich  für  unla- 
teinisch  erklärt,  ist  witziger.'    A. 

V.  928.  'Sed  ipse  ulxist?  ST.  Pol  illum  reliqui  ad  Bhadafmm' 
tem  in  Cercopia  mit  Guy  et  für  in  Cecropia  ir^ula,  denn  insul<i  ist  augen- 
scheinlich Zusatz  eines  Erklärers.  Cercopia  y  das  Land  der  Kerkopen 
(der  lambograph  Simonides  [Fr.  34]  gebrauchte  xeQxia/tia  als  Appella- 
tivum,  s.  Miller  M61anges  S.  417:  KeQ/xoyceg  o/  TtccvoüQyoi  yuxi  äjtainr^^ 
xat  yLeqyuüDTzia  ij  dvcdry  Tuxrä  rbv  ^ifiwvidt^v)  ist  passender  als  Cereopium 
(worauf  die  Lesart  des  B  führt),  so  könnte  man  die  KeQuuimatp  dyoQa 
zu  Athen  nennen.  An  der  Endung  Rhadamantem  ist  eine  Aendening 
nicht  rathsam.'    A. 

V.  929.  '  Quis  homost  me  insipientior,  qui  ipse  egomet  ubi  sim 
quaeritetn?  Charmides  konnte  wohl  auch  hier  seine  Verwunderung 
über  die  abenteuerlichen  Lügen  des  Unbekannten  aussprechen,  doch 
ist  die  Annahme  einer  Lücke  nicht  nothwendig.  Die  andere  Fassung 
von  V.  929.  30  ist  uns  weiter  unten  v.  936  —  38  erhalten.  Diese  drei 
Verse  sind  hier,  wo  Charmides  nicht  nach  seinem  Aufenthalte,  sondern 
den  Fahrten  des  Sykophanten  fragt,  an  der  unrechten  Stelle,  sie 
gehören  in  den  früheren  Abschnitt  des  Dialogs:  man  kann  sie  aber 
dort  nirgends  ohne  weiteres  einschalten,  denn  nach  v.  901  ist  überhaupt 
keine  Lücke  vorhanden,  auch  würden  die  vorliegenden  Verse  dort 
nicht  recht  passend  sein.  Ich  erkenne  auch  hier  eine  Diaskeuase: 
diese  drei  Verse  vertreten  die  Stelle  von  v.  929.  30  und  sind  nur, 
weil  für  eine  doppelte  Fassung  im  Texte  kein  Platz  war,  von  den 
Abschreibern  nach  v.  935  versetzt:  die  störenden  Verse  lassen  sich 
hier  glatt  ausscheiden,  der  Dialog  geht  ohne  Unterbrechung  fort,  es 
ist  hier  nichts  ausgefallen.  Jetzt  hat  auch  Ritschi  erkannt,  da(s  die 
drei  Verse  in  diesen  Zusammenhang  nicht  passen,  aber  er  greift  fehl, 
wenn  er  nur  einen  Theil  als  Rest  der  doppelten  Recension  ausscheidet, 
das  Uebrige  hier  festhält ;  dann  wäre  nicht  nur  hier  der  Dialog  lüdren- 
haft,  sondern  auch  die  zweite  Fassung  nur  unvollständig  erhalten. 
Ritschi  schreibt: 


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Adversaria  zu  t^lautus'  IriiiTimmtis.  641 

Nimiam  graphicom  nugatorem .  [sed  ego  sum  insipientior, 

Qni,  egomet  unde  redeam,  hunc  rogitem,  quae  ego  sciam,  atque  hie  nesciat]: 

Nisi  quia  habet  experiri,  quo  evasurust  denique.'    A. 

V.  931.  'Quos  locos  adisti?  B:  a  distix,  nicht  Variante,  sondern 
mit  X  wird  der  Sykophant  bezeichnet'    A. 

'V.  937:  Unde  redeam  huc  rogitem,  habe  ich  huc  statt  hunc 
helgestellt,  Eitschl  tilgt  v.  936  hunc:    A. 

'V.  939:  Si  ,animum  advortes,  oben  v.  897  advortas,  aber 
defehalb  ist  man  nicht  befugt  auch  hier  den  Conjunctiv  einzuführen, 
am  wenigsten  bei  Plautus,  wo  die  Grenzlinie  zwischen  Conjunctiv  und 
Futurum  nicht  überall  scharf  gezogen  ist.'    A. 

V.  944.    Pur  eum  notirte  Bergk  in  H  1  hunc. 

V.  946.     H  1:  nanini  Praebere  aurem  oportet. 

V.  948.  Für  den  Anfang  des  Verses  notirte  Bergk  in  H  1 :  De 
itinere  haud. 

V.  957.  H  1 :  Mihi  id  concrederety  ni  med  ille  vd  Mihi  concre- 
deretne  id,  ni  .  . 

V.  977  Hl  enthält  zwei  Versuche:  1.  Proin  tute  itidem  id  char- 
midatu's,  rusum  ted  echarmida  (ut  evitare)  und  2.  Proin  tu  ted 
ut  charmidatu^s,  rursum  itidem  decharmida, 

V.  993 f.     B.!:  te  macto  infortunio  Pseuderum:  qui  sis  .  .  . 

V.  995.    Hl:  CH.  Abi.     ST.  Ad  ülum  renunUabo. 

V.  1009.  In  Hl  sind  die  Versuche  notirt:  Ne  suinto  tuis  exoriatur 
scapulis  stuUitia  malum  und  Ne  subito  ulmeum  ex.  s.  supplicium  tuis. 

V.  1018.  Ritschl^  hatte  den  Vers  durch  eingeschobenes  tu  ver- 
bessert: Bergk  notirte  in  H  1  frugi  homonibus  am  Rande,  wie  er  auch 
Philol.  XVn.  56  vorgeschlagen  und  Ritschi  jetzt  aufgenommen  hat 

V.  1025.  'Nisi  etiam  Idborem  ad  damnum  ut  adponam  epithecam 
insuper.  Ich  habe  ut  eingefügt*),  die  Structur  ähnlich  oben  718: 
quid  ego  nunc  agam,  Nisi  uti  sarcinam  constringam.  In  dem  Supple- 
mente von  Reiz  adponam  ut  epithecam  ist  die  Partikel  in  ganz  ande- 
rem Sinne  zu  fassen.  Epithecam  Camerarius  statt  apoihecam,  unrichtig 
Ritschi  mit  Scaliger  STtidij^rpf.  Die  Beispiele,  welche  er  anführt,  um 
zu  beweisen,  dafs  griechische  Worte  in  griechischer  Flexionsform  ein- 
gemischt werden,  sind  wesentlich  verschieden,  theils  Verbalformen, 
theils  Partikeln.  Dagegen  Nomina  werden  immer,  zum  Theil  auch  die 
Zeitwörter,  latinisirt'    A. 

V.  1033.  34.  'Scuta  iacere  fugereque  hostis  morem  habent.  CHL 
Licentiam.    ST.  Ambitio  iam  more  sanctast,  liberast  a  legibus.    Ich 


[*)  In  H  1  ist  auf  Hand  Türe.  [IV.]  238  verwiesen.] 
Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  41 


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642  Adversaria  zu  Hautus*  Trinummtts. 

habe  diese  Verse  umgestellt,  in  den  Handschriften  geht  Ambitio  etc. 
voran,  Scuta  etc.  nimmt  die  zweite  Stelle  ein,  dies  ist  unstatthaft,  da 
V.  1035.  36  eben  zur  näheren  Charakteristik  der  ambitio  dienen.  (An 
die  Möglichkeit  einei*  Umstellung  dachte  auch  Ritschi).  Aufeerdem 
habe  ich  v.  1033  die  handschriftliche  Lesart  berichtigt,  nach  welcher 
Stasimus  sagt  more  hdbent  licentiam.  Es  ist  passend,  dafs  Charmides, 
der  die  Klagen  über  die  ambitio  mit  seinen  Bemerkungen  begleitet, 
auch  hier,  wo  die  Feigheit  gezüchtigt  wird,  ein»  "Wort  dazwischen 
spricht;  aufserdem  ist  more  hdbent  licentiam  eine  kaum  zu  rechtfer- 
tigende Redeweise.'    A. 

V.  1048.    H  1:  Fort,  .  .  male  facU  poplo. 

V.  1049.  H  1 :  Fort.  .  .  quippe  eorum  ex  ingenio  [ingenium] 
illorum  probant  vel  aliorum.  Cf.  Persa  212  [11.  2,  30]:  tuo  ex 
ingenio  mores  alienos  probat. 

V.  1055.  56.  H 1  enthält  den  Versuch:  Nam  ego  talenium 
mutuom  Quom  dederam,  .  ,  ,  vel  Bederam,  quo  .  .  . 

V.  1059.    In  H  1  ist  audin  notirt 

'V.  1060:  Quid,  si  ego  me  te  vdle  nolo?  war  ego  me,  was  der 
Gedanke  erheischt,  mit  A  statt  egomet  zu  schreiben.  —  Wenn  dann 
Charmides  den  Sclaven  mit  seinem  Namen  anredet:  Aha,  nimium,  Sta- 
sim^,  saeviter,  so  hat  sich  Plautus  versehen:  dies  mu&te  dem  Sclaven 
auffallen,  aber  man  darf  keine  Lücke  annehmen;  denn  wenn  der 
Sclave  dies  beachtet  und  gefragt  hätte,  woher  er  ihn  kenne,  so  hätte 
dies  zu  einer  vorzeitigen  Erkennung  geführt  Ebensowenig  darf  man 
annehmen,  Charmides  spreche  diese  Worte  halblaut  für  sich.'    A. 

V.  1062.  ' Sed  si  non  dicto  audiens  est,  quid  ago?  Die  Lesart 
des  A  est  verdient  den  Vorzug  vor  es  der  Fall.,  da  Charmides  hier 
noch  sein  Incognito  wahrt,  wie  die  Antwort  des  Sclaven  zeigt  Erst 
nachher  v.  1064  fällt  er  aus  seiner  Rolle.  Der  Vorschlag  [Kochs]  quid 
ago?  in  quid  agam?  zu  ändern  zeugt  von  unzulänglicher  Kenntnils 
des  lateinischen  Sprachgebrauchs.  [Bergk  verweist  auf  die  beabsiditigte 
Fortsetzung  seiner  Beiträge].'    A. 

V.  1064.  'Si  bonus  es,  obnoxius  sum:  sin  secus  es,  faciatn  ut 
iubes.  Die  Antwort  des  Stasimus  Quid  id  ad  me  aUifiet,  bonisne 
servis  tu  utare  an  malis?  beweist,  dafs  die  Lesart  der  Handschrift^ 
bonus  es  und  secus  es  (von  Ritschi  nach  Lambins  Vorgange  in  bonuä 
und  secus  abgeändert)  ganz  richtig  ist.  —  Ut  (so  Hermann  statt  uti, 
was  A  bestätigt)  iubes  ist  mit  einer  gewissen  Ironie  vom  Sclaven 
gebraucht,  ut  mones  A  ist  Correctur  (vergl.  v.  1063).'     A. 

'V.  1068:  respice  ad  me  huCy  so  die  Fall.,  A  stellt  die  Worte 
um:  huc  ad  f»e.'     A. 


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Adversaria  zu  Wautus*  Trinummüs.  .  643 

V.  1072.    Hl:    CH.  Gerte  is  est.    ST.  Is  est  profedo. 

V.  1080.  'ST.  lam.  CH.  Quid  iam?  ST.  Non  sunt  nostrae 
ciedis  istae.  Quid  ego  ex  te  audio?  Da  B  stae  bietet,  habe  ich  dies 
früher  gebilligt  und  ex  ted  empfohlen,  aber  Seyffert  bemerkt  sehr 
richtig,  dafs  in  dieser  Formel  regelmäfsig  Quid  betont  wird.  Most  365 
[IL  1,  18]  ist  zu  schreiben:  PH.  Quid  ita?  TB.  Pcxter  adest  (tuus). 
PH.  Quid  ego  ex  te  audio?    TR  Absumpti  sumus.^    A. 

V.  1092.  'Bitschi  betont  falsch  tum  esse  mit  Zulassung  des 
Hiatus,  ebenso  firüher  v.  979:  dum  ille;  auch  v.  1104:  Videbis  iam 
iUic  findet  Elision,  nicht  Hiatus  statt  Bichtig  urtheilt  darüber  Spengel 
Zur  Kiitik  204'    A. 

V.  1096.  'Die  Lücke  ist  mit  Grauert  [AUg.  Schulzeitung  1829 
p.  31]  nach  v.  1096,  nicht  mit  Bitschi  nach  v.  1097  anzusetzen,  denn 
V.  1097  und  1098  hängen  eng  zusammen,  credo  weist  auf  gaudeo 
zurück.  Der  Ausfall  der  Verse  ist  nicht  auf  Bechnung  der  Abschreiber, 
sondern  des  abkürzenden  Schauspielers  zu  setzen.'    A, 

V.  1106.  '  Curare  ut  afferantur  war  statt  efferantur  zu  schreiben, 
wie  et  tu  ita  simul  beweist    Stasimus  soll  den  Transport  begleiten.'   A. 

Für  1117  —  19  notirte  Bergk  in  H  1  die  Beihenfolge  1117. 1119. 
1118  und  bemerkte  für  den  letzten  Vers  den  Vorschlag  Quod  agoy 
gentium  ubi  übt  est  sequitur, 

V.  1125.  Fort,  in  terrad  aUerum  vel  in  terra  aUrum.  Cf  MiL 
[DL  3,  42  (313)]:   quis  homo  alter  in  terrast  ted  audacior.    H  1. 

V.  1127.    Bergk  notirte  sich  in  H  1  exaedificavissent. 

V.  1135.     Bergk  vermuthete  in  H  1  occupaUt  (sa  filia). 

V.  1141.  'Quem  ego  nee  qui  esset  noram,  neque  eum  ante  us- 
quam  conspexi  prius.  Die  willkürliche  Aenderung  Bitschis  noveram 
neque  [eum  ante]  usquam  wird  hoffentlich  keine  Zustimmung  finden: 
Plautus  bedient  sich  der  contrahirten  Formen  von  novi  nicht  selten; 
Bacch.  276  [H.  3,  42]:  CH.  Quin  tu  audt  me.  NL  Ävidi  ingenium 
haud  pemoram  hospitis  ist  zwar  die  Lesart  nicht  völlig  gesichert,  aber 
pernoram  unanfechtbar.  Bud.  IV.  3, 18  [956]  ist  zwar  noveram  über- 
liefert,  aber   der    anapästische  Bhythmus    verlangt    Noram   dominum 

id  cui  fiebat An  dem  Pleonasmus  prius  ante  ist  ebensowenig 

Anstols  zu  nehmen  wie  an  post  deinde,  rtM'Sus  re  .  .  .  oder  dam 
sub  .  .  .  .'    A. 

V.  1163.  Am  Bande  von  H  1  steht:  hie  potius  lacuna.  [Cf. 
Opusc.  L  27.] 

V.  1173.  ^Miserumst  male  promerüa,  ut  merita  sufU,  si  ulcisei 
non  licet  ist  von  lindemann  verbessert,  Bitschi  schreibt  aufserdem  sint, 
was  in  den  Zügen   der  Handschriften  liegt,  aber  der  Conjunctiv  wäre 

41* 


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644  «  Eine  altlateinische  Inschrift. 


nur  dann  gerechtfertigt,  wenn  liceat  folgte.  Im  B  scheint  noch  eine 
andere  Lesart  miserist  sich  zu  verbergen,  womit  man  das  Horazische 
miserarwnst  vergleichen  kann;  Plautus  sagt  sonst  miseriast,  .  .  .'    A. 

V.  1175.  'Evocate  foras:  ita  subUosty  quod  eum  conventum  volo. 
Die  Handschriften:  fo^-as  evocaie,  was  ich  umgestellt  habe.  Subitast 
in  subüumst  zu  verwandeln  scheint  unnöthig,  da  Plautus  nidit  selten 
das  Adverbium  statt  des  Ac|jectivs  gebraucht;  ganz  ähnlich  optume  eä 
und  temere  est,  obwohl  ich  kein  Beispiel  von  subito  oder  propere 
kenne,  wohl  aber  findet  sich  Aulul.  n.  3,  5  [272]:  subitutnst  nimis.  — 
Nach  subitost  fügen,  wie  es  scheint,  alle  Handschriften  propere  em, 
was  irrthümlich  aus  v.  1174  wiederholt  ist,  wie  B  deutlich  zeigt  (ähn- 
lich ist  V.  1176  subito  aus  v.  1175  eingedrungen);  Ritschl  hat  es  getilgt' 
A.    [C£  Opusc.  L  70.] 

V.  1182.  H  1  interpungirt:  Bene  re  gesta  scdvos  redeo,  si  tu 
modo  frugi  esse  vis.    Für  Galliclai  ist  CaUidei  .moMri, 

V.  1185.  'Miseria  una  uni  quidem  hominist  adfoHrn,  Die  leichte 
Verbesserung  der  Stelle  (die  Handschriften  geben  uni,  die  Ed.  Pr. 
dafür  urta)  wird  Lambin  verdankt  Man  erwartet  eigentlich:  'ein  Weib 
ist  schon  Elendes  genug  für  den  Mann',  aber  dieser  Oedanke  lälst  sich 
ohne  Gewaltsamkeit  nicht  herstellen.  Mit  schneidendem  Hohne  wird 
die  Frau  geradezu  ein  Unglück  genannt'    A. 

V.  1187.  ^Dicis,  si  facies  modo  hat  man  ohne  allen  Grund  in 
facias  abgeändert,  vergL  Pseud.  724  [IE.  4,  34]:  St  modo  mihi  hominem 
tnvenietis  propere.  Cic.  ad  Fam.  X.  11:  omnia  ei  obsequia  poüiceoff 
si  modo  rem  publicum  respicere  volet.  Dagegen  ist  der  Conjunctiv 
gerechtfertigt  bei  Prop.  L  18,  3:  Hie  licet  occultos  proferre  imptm 
dolores,   Si  modo  sola  queant  saxa  tenere  fidem.^    A. 


n.    Eine  altiateinische  InscMft. 

In  Bom  wurde  kürzlich  [Ende  1879  oder  Anfang  1880]  bei  Ausgra- 
bungen auf  einer  alten  Grabstätte  des  Quirinal  ein  kleines  Gefilfs  von 
braunem  Thon  mit  einer  Aufschrift  von  128  Buchstaben  aufgefanden. 
Die  Gestalt  ist  eigenthümHch,  das  Gefäfs  hat  drei  kreisrunde  G^Baungen^ 
indem  drei  G^fiäfse  mit  einander  verbunden  sind.  Am  Bauche  dieses 
Ge&fses  ist  die  Inschrift  in  zwei  Zeilen,  graffirt,  die  obere  Zeile  zieht 
sich  kreisförmig  um  das  Gefäfs  herum,  während  die  untere  kürzere  einen 
Halbkreis  bildet;   die  Schrift  läuft  von  rechts  nach  links.     H  Dressel 


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Eine  alüateinisolie  InschrüFt  645 

hat  in  den  Ann.  d.  Arch.  Inst.  1880  S.  158  fit  den  interessanten  Fund 
publicirt,  und  Bücheier  im  Ehein.  Museum  36,  235  ffi  die  Inschrift 
ausführlich  besprochen*). 

Die  Inschrift  lautet: 
Z.  1. 
love  Sat  deivos  qoi  med  mitat  nei  ted  endo  virco  sied      asted  noisi  Ope  Toitesiai 

pakari  vois. 
Z.  2. 
duenos  med  feked  en  manom  einem  dze  noine  med  ma(n)o  statod.  ^ 

Die  Schriftzüge  sind  deutlich,  die  Lesung  fast  überall  gesichert;  an 
einigen  Stellen  hat  der  Schreiber  Correcturen  angebracht.  Hinter  love 
Z.  1  findet  sich  ein  Strich  | ,  den  man  nicht  als  Vocalzeichen  betrachten 
darf,  um  lovei  zu  lesen.  Für  Sat  war  ursprünglich  Set  geschrieben, 
dies  führt  auf  die  anderweitig  bezeugte  Form  Setumos  (Saitumos). 
Z.  1  endo  war  zuerst  indo  geschrieben,  endo  ist  die  ältere,  indu  die 
jüngere  Form,  und  dieser  Lautwandel  vollzog  sich  gleichzeitig  in  beiden 
Sylben,  allein  auch  die  Uebergangsform  indo  hat  nichts  Auffälliges**). 
Z.  1  pakari  ist  die  Schreibung  Tz  sicher,  Drossel  [p.  162]  meint,  der  Schreiber 
habe  hier,  wie  auch  Z.  2  fehed,  cmh  verändert  Z.  2  war  de  geschrie- 
ben, z  ist  nachgetragen.  Auch  ma,o  Z.2  ist  eine  Correctur  erkennbar, 
es  war  wohl  maVo  geschrieben,  dies  vertauschte  der  Schreiber  nicht 
sowohl  mit  mano,  wie  man  erwartet,  sondern  mit  manNVo,  die  Buch- 
staben sind  ligirt,  doch  fehlt  die  linke  hasta  des  N.  Manuos  fuhrt 
Festus  aus  den  Saliarischen  liedem  an  (Paulus  manues).  —  Z.  2  zu 
Anfang  zeigt  duenos  etwas  kleinere  Schriftzüge,  während  das  M  des 
nachfolgenden  med  ungewöhnlich  grofs  ist,  daher  vermuthet  Drossel 
[p.  195,  1],  duenos  sei  später  nachgetragen:  diese  Vermuthung  ist  abzu- 
weisen; abgesehen  davon,  dafs  duenos  unentbehrlich  ist,  mufs  die 
Inschrift  in  allen  Theilen,  die  Correcturen  mit  inbegriffen,  gleichzeitig 
ausgeführt  sein,  so  lange  der  Thon  noch  weich  war. 

Die  obere  Zeile  ist  zuerst  graffirt,  wie  Z.  2  das  zweite  Wort  med 
zeigt,  wo  das  ungewöhnlich  hohe  M  in  die  darüberstehenden  Buch- 
staben SQ  (deivos  qoi)  eingreift,  wie  das  Facsimile  der  Inschrift  zeigt; 
die  colorirte  Abbildung  des  Gefäfses  ist  minder  deutlich,  auch  hier  ist 
die  Berührung  beider  ZeUen  erkennbar,  nicht  aber  welche  Zeile  früher 


[*)  Seitdem  ist  eine  Heihe  von  Besprechungen  hinzugekommen,  zu  allerletzt 
C.  Pauü  Ältitalische  Studien  I.  p.  3— 57  Hannover  1883,  der  seine  Vorgänger  auf- 
zählt] 

**)  Dressel  [p.  163]  weist  diese  Correctur  ab,  indem  er  behauptet,  das  |  sei 
nur  eine  Verlängerung  des  I  in  dem  darunterstehenden  ei/nom  Z.  2,  dann  wäre 
aber  Z.  2  früher  geschrieben  als  Z.  1,  was  mit  Dresseis  eigener  Annahme  streitet 


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646  Eine  altlateinische  Inscbrift. 

geschrieben  war.  Bemerkenswerth  ist,  dafe  der  Schreiber  Z.  1  zwischen 
sied  und  asted  freien  Raum,  wie  für  ein  Wort  gelassen  hat,  obwohl 
nichts  fehlt,  wie  der  Sinn  zeigt.  Wahrscheinlich  glaubte  er,  der  for 
die  erste  Zeile  bestimmte  Text  werde  nicht  ausreichen,  um  den  Kreis- 
lauf der  Zeile  zu  füllen ;  aber  er  hatte  sich  verrechnet,  denn  am  SchluJfe 
der  Zeile  angelangt  ist  er  genöthigt,  um  Raum  zu  gewinnen,  auszu- 
biegen, so  dafs  das  letzte  Wort  vois  nicht  mit  dem  ersten  love 
zusammentrifft,  sondern  darüber  zu  stehen  kommt. 

Eigenthümlich  ist  femer,  dafe  die  Buchstaben  beider  Zeilen  auf 
dem  Kopfe  stehen:  um  die  Inschrift  zu  lesen,  muTs  man   das 
umkehren,    so  dafs  der  Fufs  oben,  die  OefBiungen  der  drei 
imten  zu  stehen  kommen. 

Fufs  des  GefäfBes. 

Rand  der  OefEhtingen. 

Vor  aUem  fragt  sich,  wo  ist  die  Lesung  der  Inschrift  zu  beginnen; 
die  Folge,  in  welcher  der  Töpfer  die  Zeilen  grafßrt  hat,  ist  in  keiner 
Weise  mafsgebend.  Dressel  und  Bücheier  beginnen  mit  der  oberen 
Zeile  love  .  ,  .  vois,  und  betrachten  die  untere  ZeUe  als  Zuthat  des 
Töpfers,  dessen  Namen  sie  in  duenos  finden*);  aber  der  Töpfer  konnte 
höchstens  Dtienos  med  feked  hinzusetzen,  Vorschriften  über  die  Ver- 
wendung des  Gefafses  zu  geben,  stand  ihm  nicht  zu.  Aufserdem 
bereitet  dann  die  Erklärung  der  ersten  Zeüe  Schwierigkeiten;  ßücheler 
übersetzt:  wer  mich  den  Göttern  luppüer  und  Saturnus  schickt,  nicht 
soll  dich  hineinbegleiten  eine  Jungfrau  u.  s.  w.,  indem  er  mütat  [p.  243] 
als  Futurum  statt  mittet  fafst;  aber  abgesehen  davon,  ist  der  unver- 
mittelte Uebergang  von  der  3.  Person  zur  zweiten  äufserst  hart.  Man 
mufs  vielmehr  mit  der  unteren  Zeile  beginnen,  wie  dies  auch  nach 
dem,  was  ich  eben  über  die  eigenthümliche  Stellung  der  Buchstaben 
bemerkt  habe,  das  Natürliche  ist:  dreht  man  das  Gefafs  um,  dann  ist 
die  untere  kürzere  Zeile  die  erste,  welche  durch  die  zweite  längere 
fortgesetzt  wird**). 

*)  Noch  weiter  geht  Bücheier,  der,  weil  er  satumische  Verse  zu  finden 
glaubt,  annimmt  [p.  244],  in  der  älteren  Vorlage  habe  ein  anderer  Name  (Raus 
Gabimus)  gestanden. 

**)  Nachdem  das  Gefäfs  bei  der  Leichenfeier  seinen  Dienst  geleistet  hatte, 
wird  man  es  anf  der  Grabstätte  aufgestellt  haben  mit  dem  Fnfse  nach  oben,  so  dafs 
es  vollkommen  geschlossen  war:  in  dieser  Stellung  war  die  Inschrift  lesbar,  weiche 
eben  mit  Bücksicht  auf  diese  Lage  des  Gefäi'ses  graffirt  war. 


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Eine  alüateinisobe  Inschrift.  647 

Buenos  ist  nicht  Eigenname,  sondern  das  altlateinische  "Wort 
dubenus,  s.  Paulas  p.  65 :  duhenus  apud  antiquos  dicebcUur,  gut  nunc 
dominus,  die  Glossen  von  Labbaeus  dubius  (lies  dubinus)  deaTtörtjg, 
Dominus  ward  in  der  Volkssprache  zu  dumnus  oder  dubnus,  und 
indem  der  Vocal  wieder  hergestellt  wurde,  dubenus,  dubinus,  während 
das  duenos  der  Inschrift  den  Labial  eingebüXst  hat,  falls  man  nicht 
duvenos  darin  finden  will.  Dieser  duenos  ist  der  dominus  funeriSy  der 
nächste  Verwandte,  dem  die  Leitung  des  Leichenbegängnisses  obliegt, 
Cicero  de  Leg.  IL  24,  63:  reliqua  sun^  in  more,  funus  tU  indicatur,  si 
quid  ludorum,  dominusque  funeris  utatur  accenso  atque  lidortbus'^). 
Der  dominus  funeris  hat  also  die  Anfertigung  des  Gefafses  angeordnet, 
feJced  wie  annulum  fecit  Die  Structur  en  manom  =  in  mortuum  ist 
allerdings  ungewöhnlich,  vielleicht  ist  manom  hier  und  gleich  darauf 
als  Neutrum  zu  betrachten,  womit  man  die  Buhestätte  des  Todten 
bezeichnete.  Dafs  das  Gefäfs  für  das  Todtenopfer  des  novendicUe  bestimmt 
war,  ergiebt  der  Zusammenhang.  Schwierigkeiten  bereitet  nur  statod, 
scheinbar  ein  Imperativ,  der  in  diesem  Zusammenhange  mit  dem  ein- 
fachen Gesetz  der  Logik  streitet;  man  erwartet  dem  vorangehenden 
feked  gemäfs  den  Indicativ  eines  Zeitwortes;  staiod  kann  nichts  anderes 
als  statuit  bedeuten.  Dieses  Verbum  ist  mit  dare  zusammengesetzt;  das 
lateinische  dare  ist  durch  Verschmelzung  zweier  verschiedener  Wort- 
stämme  dcddvai  und  Tid^evai  entstanden;  im  älteren  Latein  tritt  diese 
Duplicität  der  Bedeutung  noch  vielfach  hervor,  während  später  der 
Begriff  des  dMvai  zu  ausschliefslicher  Geltung  gelangt  In  zahlreichen 
Wendungen  ist  noch  die  Bedeutung  des  'Thuns'  erkennbar,  pai^am^ 
salium,  pugnam,  ruinam,  turbas  dare  u.a.m.,  daher  wird  auch  das 
Part  Perf.  Pass.  mit  dare  zur  Umschreibung  verwendet,  effectum  dabo, 
incensum  dabo,  adeo  exomatum  dabo,  adeo  depexum.  Nichts  lag 
daher  näher,  als  durch  Zusammensetzung  mit  dare  neue  Verbalformen 
zu  bilden,  obwohl  man  dies  bisher  nicht  erkannt  hat  Hieher  gehören 
die  Conjunctive  fundaiid,  proiccita(ti)d  und  parentatid  in  der  Inschrift 
von  Luceria  Eph.  Epigr.  11.  205**).    Ob  die  Colonisten  diese  Formen 


*)  Bei  Horaz  Ep.  I.  7,  5  sind  die  lictores  dem  dissignator  d.  i.  wohl  eben 
dem  accemus  der  alten  Zeit  nntergeordnet 

**)  In  hoce  loucarid  stircus  \  ne(qu)is  ftmd<tHd,  neve  cadaver  \proiecitctd,  neue 
parentatid.  Die  Inschrift  liegt  nicht  im  Original,  sondern  in  einer  nicht  überall 
genauen  Copie  vor,  man  darf  also  nnbedenklich  proiecitad  in  proiecUa(ti)d  ver- 
wandeln. Mommsen  findet  hier  Imperative,  und  allerdings  ist  in  der  Gesetzes- 
sprache diese  Structur  die  übliche,  allein  auch  der  Gebrauch  des  Conjunctivs  ist 
hinreichend  bezeugt,  vergl.  Frontin.  de  Aquaed.  94:  ne  quis  priüotus  aUam  aguam 
ducat^    quam  quae  ex   lacu  hrnnwm  accidit:    haec  enim  stmt  verba   legis.     Da 


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648  Eine  alüateinische  Inschrift 

aus  ihrer  alten  Heimath  mitbrachten  oder  erst  in  Lucena  sich  aneig- 
neten, steht  dahin.  Einen  weit  älteren  Beleg  bietet  vielleicht  daslied 
der  Arvalen  advocadü  d.  i.  advocet,  denn  diese  Lesart,  nicht  das  mon- 
ströse ddvocapit*)^  ist  formell  tadellos;  aber  die  Lesung  und  Erklärung 
des  Verses  ist  so  schwierig,  dafs  ich  nicht  wage,  eine  Entßcheidung 
auszusprechen.  In  diesen  Conjunctiven  ist  dit  an  den  Verbalstamm 
angefügt,  dagegen  in  dem  Indicativ  statod  wurde  dot  (d.  i.  dat^  vergL 
cedo)  mit  dem  Participium  Perf  Pass.  verbunden,  wie  man  effedum 
dabo  u.  P.  w.  sagte**).  Der  Form  nach  ein  Präsens,  vertritt  es  wie 
cognitum  habeo,  n%i^aag  exco  die  Stelle  des  Perfectes,  wie  auch  e/fedum 
dabo  nicht  mit  efficiam,  sondern  mit  effecero  zusammenzuhalten  ist 
Eine  ganz  analoge  Bildung  zeigen  die  oskischen  Perfectformen  pru- 
fatted  (profated),  prufattens,  dadikatted  u.  a.,  die  bisherigen  Erklä- 
rungsversuche von  Schleicher  und  Corssen  sind  gänzlich  verfehlt;  diese 
Anatomen,  welche  den  todten  Leichnam  kunstgerecht  seciren,  haben 
eben  von  dem  Leben  der  Sprache  keine  Ahnung. 

Mit  der  ersten  kürzeren  Zeile  ist  die  zweite  unmittelbar  zu  ver- 
binden, die  Worte  love,  Sat.^  deivos  qoi  med  mitat  sind  von  staiod 
abhängig,  qoi  ist  nicht  Nominativ  des  Pronomens,  sondern  adverbial 
zu  fassen,  wie  quo  oder  qai.  Das  Gefafs  dient  offenbar  dazu,  den 
Göttern  eine  Libation  darzubringen,  inferias  mittere  ist  daher  der 
solenne  Ausdruck,  vergl.  die  Urkunde  von  Pisa  Orelli  642.  Deivos 
fasse  ich  nicht  mit  Bücheier  als  Apposition  zu  luppiter  und  Satumus, 
sondern  verstehe  darunter  die  divi  manes,  in  deren  Kreis  der  Ver- 
storbene eintritt;  vergl.  Cicero  de  Leg.  11.  9,  22:  Deorum  Manium 
iura  sancta  sunto:  nos  leto  datos  divos  habento***). 

Mit  nei  ted  beginnt  ein  neuer  selbständiger  Satz,  hier  spricht 
nicht  mehr  der  dominus  funeris,  der  das  Gefafs  auf  der  Grabstätte 
aufetellt,  sondern  es  wird  eine  Vorschrift  hinzugefugt,  welche  beim 
Darbringen  der  Libation  zu  beachten  war: 

Nei  ted,  endo  cosmis  virco  siet,  asted,  noisi  Ope  Toitesiae  pacari  vois. 

Mommsen  diese  absonderlichen  Imperativformen  nicht  zu  erklären  vermochte, 
wandte  er  sich  an  einen  Sprachvergleicher,  wie  dieser  sich  seiner  Aufgabe  ent- 
ledigt hat,  mag,  wer  Lust  hat,  a.  d.  a.  8t.  einsehen. 

*)  Nach  Jordan  hat  Bormann   überall   adoocapit  gelesen.     [VergL  Opnsc 
I.  507]. 

**)  St(U(om)dot  wurde  zu  stcUtot,  dann  zu  statod. 
***)  Das  sinnlose  nos  darf  man  auf  keinen  Fall  mit  Jordan  streichen;  m*n 
hat  SU08  oder  sos  empfohlen,  ich  habe  mcmoa  vermuthet.  Vergl.  auch  den  Brief 
der  Comeha  [Com.  Nep.  Fr.  28  Halm]:  ubi  mortua  ero,  parentabis  mihi  et  wvwib\& 
deum  parentem:  in  eo  tempore  non  pudet  te,  eorum  dewm  preces  expekre,  quos 
VV008  atque  praesentes  relictos  cUque  desertos  habueris? 


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Eine  altlateinische  Inschrift.  649 

Cosmis  kann,  wie  die  Verbindung  mit  der  Präposition  endo  zeigt,  nur 
Ablativ  eines  Nomen  sein,  cosmi  aber  sind,  wie  der  Zusammenhang 
deutlich  bekundet,  die  Kinder,  welche  regelmäfsig  bei  allen  gottes- 
dienstlichen Handlungen  zu  Dienstleistungen  herangezogen  wurden, 
die  sogenannten  camilli  und  camillae*).  Eine  Nebenform  casmilus 
(casmülus)  bezeugt  Paulus  S.  63 :  cumeram  vocahant  antiqui  vas  quod- 
dam  .  .  .  quod  et  camiUum  dicebant  eo,  quod  sacrorum  ministrum 
mafAiXov  (andere  Handschriften  7uifiiXi.ov)  appellabatU,  0.  Müller  meint, 
Yenius  Maccus  habe  wie  Varro  und  andere  Alterthumsforscher  den 
römischen  camülus  mit  dem  yuidfiilog  oder  -maiiLXog  (die  richtige  Be- 
tonung ist  '/jadfiiXog)  der  samothrakischen  Mysterien  zusammengestellt; 
dies  ist  sehr  wahrscheinlich;  aber  offenbar  lag  ihm  eine  altlateinische 
Form  ccLsmüus  (casmülus)  vor,  welche  ihm  eben  die  Identität  von 
camiUus  und  Ttdöfiilog  {yuxa^iXog)  zu  bestätigen  schien.  Ohne  hier  auf 
die  Etymologie  näher  einzugehen**),  bemerke  ich  nur,  dafs  die  abge- 
leitete Form  casmülus  oder  camülus  das  Stammwort  casmus  voraussetzt, 
welches  eben  hier  in  endo  cosmis  vorliegt;  das  Primitivimi  hält  das  s 
fest,  während  in  dem  abgeleiteten  camülus  in  Folge  der  veränderten 
Betonung  Lautschwächung  eintrat.  Der  Sinn  der  Worte  ist  vollkommen 
verständlich:  wenn  der  dominus  funeris  den  Göttern  jene  Grabspende 
darbringt,  dürfen  nur  Knaben  zur  Dienstleistung  herangezogen  werden: 
befindet  sich  unter  den  camilli  ein  Mädchen,  so  muls  sie  sich  abseits 
halten.  Das  Fehlen  der  Bedingungspartikel  nei  ted,  (sei)  endo  cosmis 
virco  stet,  astet  ist  dem  Charakter  der  alterthümlichen  Sprache  gemäfs, 
der  das  Bewufstsein  der  ursprünglichen  Functionen  grammatischer 
Formen  noch  nicht  völlig  abhanden  gekommen  war,  wie  der  Casus 
obl.  des  Nomen  noch  vielfach  auf  die  Beihülfe  einer  Präposition 
verzichtet,  so  kann  auch  der  Modus  des  Verbum  der  Conjunction  ent- 
rathen,  zumal  da  die  alte  Sprache  an  der  parataktischen  Satzverbindung 
mit  Vorliebe  festhält.  Ist  nun  auch  hier  der  Bedingungsatz  einge- 
schaltet, so  wu&te  doch  die  lebendige  Eede,  deren  treues  Abbild  das 
geschriebene  Wort  ist,  das  Verhaltnife  der  Satztheile  durch  angemessene 
Betonung  ausreichend  zu  markiren.  —  Ope  pacari  ist  eine  sonst  nicht 
nachweisbare,  aber  nicht  befremdliche  Structur  statt  Opern  pacare,  — 
Vois  kann  man  als  Indicativ  fassen,  ganz  analog  dem  hergebrachten 
vis  (veis),  es  kann  aber  ebenso  gut  Conjunctiv  sein,  indem  das  alte 


*)  Vergl.  Rofsbaoh  Rom.  Ehe  S.  317  ff. 

**)  CamiUus  (ctismültM,  cadmülus)  ist  wohl  xirsprünglioli  soviel  als  'rein', 
und  die  römischen  Alterthumsforscher  gingen  nicht  fehl,  wenn  sie  das  lateinische 
Wort  mit  dem  griechischen  zusammenstellten. 


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650  Eine  altlateinisclie  Insohrift. 

Latein  jene  Lautschwächung  vielleicht  auch  auf  diesen  Modus  aus- 
dehnte. Hier  wird  bestimmt,  dafs  wenn  der  Ops  Taiteria  eine  Libation 
dargebracht  wird,  auch  die  Mitwirkung  eines  Mädchens  zulässig  sei 
Vielleicht  war  es  Sitte,  bei  der  Bestattunjg  einer  Frau  auch  der  Ops 
eine  Spende  zu  widmen. 

Das  Gefäfs  ist  für  eine  Libation  bestimmt,  die  man  bei  der 
Leichenbestattung  den  Göttern  darbrachte;  die  drei  Oefifiaungen  des 
Gefäijses  konnten  für  drei  verschiedene  Spenden,  etwa  Milch,  Honig, 
Oel,  verwendet  werden*);  allein  die  Dreizahl  kann  recht  wohl  audi 
auf  die  Gottheiten  luppiter,  Satumus  und  Divi  Manes  Bezug  haben, 
und  dann  liegt  es  am  nächsten,  an  den  Brauch  die  Grabstätte  mit 
Wein  zu  besprengen  zu  denken:  denn  eben  diese  Ceremonie  fEwid  am 
neunten  Tage  statt,  der  als  der  letzte  (dies  supremus)  des  Verstor- 
benen betrachtet  wurde:  die  unvollständige  Notiz  bei  Paulus  S.  263: 
resparsum  vinum  dixerunt^  quia  vino  sepulcrum  spargebcUur  wird 
durch  die  Beste  der  Glosse  des  Pestus:  (n)ovendia(lihu8  vino  morim 
sepulcrum)  spargehatur  in  erwünschter  Weise  ergänzt.  Diese  Sitte  ist 
offenbar  uralt,  Numa  hatte  diese  Libation  ausdrücklich  untersagt,  die 
Decemvim  begnügten  sich  auch  hier  den  übermäfsigen  Luxus  zu 
beschränken**). 

Die  Lischrift  hat  keinen  individuellen  Charakter,  sie  pafet  für 
jedes  Leichenbegängnifs,  konnte  also  recht  wohl  auf  jedem  GefiÜse 
gleicher  Bestimmung  angebracht  werden.  Die  linksläufige  Schrift,  die 
alterthümüche  Sprache  mag  sich  dem  Herkommen  gemäfs  in  diesem 
Palle  lange  Zeit  behauptet  haben.  Besonders  bemerkenswerth  ist  einorn^ 
als  Copula  statt  et  verwendet:  dieser  Sprachgebrauch,  obwohl  anderen 
italischen  Mundarten  geläufig,  ist  sonst  im  Latein  nicht  nachweisbar. 
Da  das  Gefäfs  am  Quirinal  gefunden  ist,  gehörten  diese  Gräber  viel- 
leicht der  alten  sabinischen  Gemeinde  an,  welche  sicherlich  auch  in 
der  Sprache  ihre  Eigenart  längere  Zeit  festgehalten  haben  wird. 

Wenn  schon  die  Deutung  einer  wohlerhaltenen  altlateinisdien 
Inschrift  mehr  oder  weniger  Schwierigkeiten  bereitet,  so  kann  man 
daraus   ermessen,    wie*  unsicher   die  Herstellung   und  Erklärung  der 


*)  Vergl.  die  U^nde  von  Pisa,  wo  verordnet  wird,  welche  hostiae  den 
diis  Manibus  zu  opfern  sind,  superque  eas  singukte  umae  UncHs,  meUiSy  olä 
ftmdantur. 

**)  Plinius  H.  N.  XTV.  88:  Numae  regis  postumia  lex  est:  vino  rogum  f^ 
respargito,  quod  aanxisse  illum  propter  inopiam  rei  nemo  dubitet  (postumna  kx 
bedeutet  wohl  ein  Gesetz,  welches  die  Leichenbestattung  betraO,  über  die  Bestim- 
mungen der  Xn  tabulae  [Scholl  p.  156  f.]  bemerkt  Cicero  de  Leg.  IL  24,  60:  ne  sum- 
ptuosa  respersio,  ne  longae  Coronas,  nee  aoerrae  praetereanttMr  (1.  ne  <ic,  praeferafitvr). 


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Zu  Sallust.  651 


Ueberreste  des  alten  Latein  ist,  welche  uns  in  vielfach  entstellter  hand- 
schriftlicher üeberlieferung  vorliegen.  Und  doch  ist  uns  die  lateinische 
Sprache  und  römische  Volkssitte  bekannt.  Man  darf  daher  Niemanden 
tadeln,  der  die  ebenso  kühnen  als  zuversichtlichen  Versuche  die  Denk- 
mäler der  altitalischen  Dialekte  zu  entziffern  mit  Mifstrauen  au&immt, 
da  wir  uns  hier  auf  einem  fast  unbekannten  Gebiete  befinden. 


m.    [Zu  Sallustl*). 

Sallust  Eist  I.  Fr.  51 ,  3 :  Bro  di  honi,  qui  hanc  urbem  omissa 
cura  adhuc  tegüis!  M.  Äemilius,  omnium  flagitiosorum  postremus, 
qui  peior  an  ignavior  sit,  deliberari  non  potest,  exercitum  opprimendae 
libertatis  habet,  et  se  e  contempto  metuendum  effedt:  vos  mussantes  et 
retractantes  verbis  et  vatum  carminibus  (cod.  Vat.  canninis)  pacem 
optatis  magis  quam  defenditis,  neque  intellegitis  mollitia  decretorum 
vöbis  dignitatem^  Uli  metum  detrahi. 

Diese  schwierige  Stelle  am  Eingange  der  Rede  des  Philippus  ist 
kürzlich  von  Prof.  L.  Lange  in  Leipzig  in  einem  akademischen  Pro- 
gramme [1879]**)  eingehend  behandelt  worden.  Mit  Recht  weist  Lange 
Haupts  Conjectur,  welche  in  neueren  Ausgaben  Aufnahme  gefunden 
hat,  amissa  curia  zurück,  ebenso  wird  man  Allem  zustimmen  müssen, 
was  gegen  andere  Versuche  der  Kritiker  und  Ausleger  erinnert  wird. 

Sehr  richtig  bemerkt  Lange  [p.  9],  dafs  die  Worte  omissa  cura 
nothwendig  auf  das  Subject  des  Satzes  zu  beziehen  sind ,  und  dafs  cura 
eine  genauere  Bestimmung  verlange.  Demgemäfs  schreibt  Lange  [p.  14] : 
pro  di  boniy  qui  hanc  urbem  omissa  cura  vatum  carminis  adhuc 
tegitis,  indem  er  die  Worte  vatu7n  carminis  aus  dem  folgenden  Satze, 
wo  sie  nach  Langes  Ansicht  störend  sind,  zur  Ergänzung  heranzieht. 
Dies  Verfahren  ist  nicht  gerade  gelind,  dooh  läfst  man  sich  auch  solche 
Kühnheit  gefallen,  wenn  sie  Abhülfe  bringt.  Lange  bezieht  die  cura 
omissa  auf  die  sibyllinischen  Bücher,  dann  würde  den  Göttern  der 
Vorwurf  gemacht  die  Rettung  dieser  Orakel  bei  dem  Brande  des 
Capitols  verabsäumt  zu  haben ;  da  aber  den  Göttern  jener  altehrwürdige 

[*)  Dafs  Bergk  diesen  Aufsatz  für  druckfertig  gehalten  hat,  geht  auoh  daraus 
hervor,  dafs  er  ihn  bereits  mit  der  gewöhnlichen  Unterschrift  'Bonn.  Th.  Bergk.' 
unterzeichnet  hatte.] 

[**)  Bector  conunihtonibus  certamina  eruditionis  propositis  praemüs  in  annum 
MDCCCTiXXX  indicit] 


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652  Zu  Sallusi 


Tempel  weit  mehr  am  Herzen  liegen  mu&te,  als  die  Aussprüche  der 
Sibylla,  so  würde  Sallust  sicherlich  omissa  cura  templi  Capitolini 
geschrieben  haben,  wenn  er  seinem  Redner  einen  solchen  Tadel  der 
höheren  Mächte  in  den  Mund  zu  legen  beabsichtigt  hätte.  Wären  aber 
die  sibyllinischen  Bücher  hier  genannt  gewesen,  dann  erwartet  man 
wenigstens  eine  nicht  mifszuverstehende  Bezeichnung:  allein  der  Aus- 
druck Votum  carminis  ist  sehr  unklar;  man  weifs  nicht  einmal,  ob  die 
cura  sich  auf  das  vatutn  Carmen  oder  die  vaies  carminis  beziehen  soll*). 

Ich  halte  überhaupt  den  Ergänzungsversuch  für  unzulässig**), 
die  Worte  sind  unzweifelhaft  verderbt,  ich  habe  schon  vor  geraumer 
Zeit  pro  di  boni,  qui  hanc  urbem  obntxa  cura  adhuc  tegitis  verbessert, 
und  halte  daran  auch  jetzt  fest :  so  wird  ganz  angemessen  der  einfeche 
Gedanke  ausgesprochen,  dafs  die  Götter  bisher  die  Stadt  Rom  beständig 
unter  ihre  Obhut  genommen***);  die  Worte  enthalten  nur  einen  Ausruf^ 
wie  nicht  selten  in  der  Komödie  pro  di  immortales,  facinus  indignum 
oder  di  boni,  quid  hoc.  Hier  war  jede  spedellere  Beziehung,  wie  sie 
in  omissa  cura  ....  liegen  würde,  unbedingt  fem  zu  halten. 

Der  zweite  Satz,  den  Lange  sich  genöthigt  sieht,  folgendermafeen 
abzuändern:  vos  mussantes  et  retractantes  v  er  bis  pacem  magis  optatis, 
quam  (re)  defenditis,  ist  durchaus  unversehrt;  denn  carminis  im  Cod. 
Vat  ist  nur  Versehen  des  Abschreibers,  der  in  seiner  Vorlage  die 
herkömmliche  Abbreviatur  GARMINIB.  vorfand.  Sehr  richtig  erinnert 
Lange,  dafs  im  Jahre  677  an  eine  Befragung  der  libri  fatales  nicht 
zu  denken  sei,  da  dieselben  durch  den  Brand  vernichtet  waren  und 
man  erst  im  Jahre  678  Anstalten  traf  den  Verlust  zu  ersetzen. 
Allein  dies  berechtigt  uns  nicht  die  überlieferte  Lesart  dieser  Stelle 
anzufechten. 

Nach  Sullas  Tode  im  Jahre  676  regten  sich  sofort  die  Marianer, 
welche  an  dem  Consul  Lepidus  einen  festen  Halt  hatten ;  die  Halbheit 
und  Schwäche  des  Senates  förderte  die  Pläne  derer,  welche  auf  den 


*)  Lange  spricht  sich  darüber  nicht  deutlich  aus,  scheint  sich  jedoch  för 
die  zweite  Auffassung  zu  entscheiden. 

**)  wie  z.  B.  am,  c.  aliai-um  civUatium  oder  Aehnliches.  So  wurde  wenig- 
stens der  unziemliche  Tadel  der  Götter  femgehalten,  und  nur  Rom  als  besonders 
begünstigt  hingestellt. 

***)  Mit  dem  Ausdruck  cura  tegere  vergl.  den  Vers  eines  Ungenannten  bei 
Chans.  S.  267 :  Vosque  Lares  tectutn  nostrum  qui  ftmdäus  curant.  Obnixa  ewra 
ist  mit  enixo  studio,  enixa  opera  zusammenzuhalten;  liegt  auch  in  obniH  mehr 
der  Begriff  der  Widerstandskraft,  z.  B.  bei  Vellei.  ü.  123:  obnitente  vi  animi  oder 
Plin.  H.  N.  XXXVI.  105 :  obnixa  firmitus  resistit,  so  wird  doch  obnixe  ganz  in  dem- 
selben Sinne  wie  enixe  gebraucht,  vergl.  Plautus  Stich.  45  mit  Trinum.  652  [HI.  2, 26]« 


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Zu  Saunst.  653 


Umsturz  der  Sullanischen  Verfassung  hinarbeiteten ;  in  Etrurien  hatten 
alsbald  die  feindlichen  Elemente  zu  den  Waffen  gegriffen*);  und  als 
im  Anfange  des  Jahres  677  Lepidus,  dem  der  Senat  das  Commando 
gegen  die  Aufständischen  anvertraut  hatte,  mit  seinem  Heere  vor  den 
Mauern  Roms   erschien  und   das  Consulat   für    dieses  Jahr  forderte, 


*)  Etrurien  ist  in  dieser  Epoche  der  gewöbnliclie  Sammelplatz  aller  Unzu- 
friedenen; man  darf  dies  nicht  lediglich  auf  die  römische  Mifswirthschaft,  nament- 
lich die  Härte,  mit  welcher  Sulla  diese  Landschaft  behandelt  hatte,  zurückführen, 
sondern  Etrurien  mufs  sich  bereits,  ehe  es  das  römische  Bürgerrecht  erhielt,  in 
einem  Zustande  tiefer  Zerrüttung  befunden  haben.  Die  ßQovtoaxonCa  der  lihri 
Tagebicif  welche  Lydus  aus  Nigidius  Figulus  mittheilt,  gewährt  ims  einen  Einblick 
in  diese  Verhältnisse.  Allerdings  passen  viele  Züge  auch  auf  Rom  im  Zeitalter 
der  Revolution,  allein  daneben  findet  sich  so  viel  Eigenartiges,  dafs  man  die  Bear- 
beitung einer  tuskischen  Schrift  nicht  in  Zweifel  ziehen  kann.  In  der  Zeit  des 
Maiius  und  SuUa  mufste  in  Rom  jedem  ruhigen  Beobachter  sich  das  Gefühl  auf- 
drängen, dafs  man  an  einem  entscheidenden  Wendepunkte  angekommen  sei:  Rom, 
der  jüngste  italische  Staat,  befand  sich  in  dem  Stadium  politischer  Auflösung, 
welches  das  ältere  Etrurien  schon  früher  erreicht  hatte.  Dies  veranlaTste  einen  römi- 
schen Harospex  in  der  Sullanischen  Zeit  (vergl.  Suidas  s.  v.  ZvXXag)  den  etruskischen 
Donnercalender,  der  vielleicht  gar  nicht  zu  den  älteren  heiligen  Schriften  gehörte, 
sondern  ein  apokryphes  Buch  jüngeren  Ursprunges  war,  in  lateinischer  Sprache 
für  Rom  neu  zu  bearbeiten;  die  Anlehnung  an  chaldäische  Disciplin,  wenn  dieselbe 
hier  stattfand,  wäre  nicht  befremdlich  (vergl.  Suidas  s.  v.  TvQQriv(a),  Die  Etruscorum 
tomtrucUes  libri  bei  Cicero  de  Divin.  L  33,  72  können  das  Original  so  gut  wie  die 
Bearbeitung,  oder  auch  beides  sein,  die  Lesart  rittudes  ist  entschieden  abzuweisen, 
denn  diese  Bücher  waren  ganz  verschiedenen  Inhalts,  hatten  mit  der  divinatio 
nichts  zu  thun.  Dafs  ein  viel  verbreitetes  prophetisches  Buch  im  Laufe  der  Zeit 
mehrfach  abgeändert,  erweitert  oder  auch  verkürzt  wurde,  ist  begreiflich;  daher 
treten  uns  die  Monatsnamen  des  Julianischen  Calenders  entgegen:  zuletzt  mag  auoh 
der  griechische  Uebersetzer  sich  hier  und  da  Freiheiten  erlaubt  haben;  aber  in  der 
Hauptsache  ist  uns  die  lateinische  Bearbeitung  unversehrt  überliefert;  der  zweimal 
erwähnte  König  vom  Aufgange  kann  Mithradates  sein;  der  &qxt^s  noUfiog  kann 
sich  auf  einen  Einfall  der  Gadlier  beziehen  und  dem  tuskischen  Original  angehören, 
vielleicht  liegt  aber  ein  jüngerer  Zusatz  vor,  zu  dem  Caesars  Feldzug  gegen  die 
Helvetier  und  Ariovist  (s.  Caesar  B.  G.  L  33)  Veranlassung  gab.  Die  nach  Hases  Vor- 
gänge immer  wiederholte  Behauptung,  die  Notiz  3.  Dec.  xotg  »q^fifiaai  ävd^Qionoi 
xaiaxQiifJovTai  Jt'  Mtiav  ix^vtov  verrathe  christlichen  Ursprung,  sollte  man  end- 
lich fallen  lassen:  man  hat  nicht  bemerkt,  dafs  die  Bewohner  der  Landschaft, 
für  welche  der  Calender  zunächst  bestimmt  war,  besonders  von  Flufs-  und  See- 
fischen lebten;  aufserdem  ist  jene  Notiz  mit  der  christlichen  Fastenordnung  nicht 
einmal  im  Einklänge.  Während  die  Früheren,  wie  Hase,  0.  Müller,  Hertz,  einen 
ächten  alten  Kern  anerkennen,  versteigt  sich  "Wachsmuth  (Vorr.  zu  Lydus  de  Ost 
p.  XXXI)  zu  der  Behauptung,  das  Ganze  sei  eine  Fälschung  des  Lydus,  als- ob  es 
für  einen  Byzantiner  möglich  wäre,  die  krankhaften  Zustände  Italiens  vor  der 
Kaiserherrschaft  so  unbewufst  objectiv  im  Detail  zu  schildern,  wie  es  nur  ein 
Mitlebender  vermag. 


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654  Zu  Sallusi 


stand  ein  neuer  Ausbruch  des  Bürgerkrieges  bevor*).  Das  neue  Jahr 
begann  gleich  unter  schlimmen  Anzeichen;  denn  die  Nundinae  fielen 
gerade  auf  den  ersten  Tag  des  Jahres,  was  für  ein  schlinmies  Omen 
galt**).  Der  Gedanke  an  die  mögliche  Wiederkehr  der  Schreckenszeit, 
die  noch  in  frischer  Erinnerung  war,  mufste  die  Gemüther  mit  banger 
Besorgnifs  erfüllen,  und  wie  gewöhnlich  in  aufgeregten  Zeiten  mochte 
man  unheilverkündende  Wahrzeichen  erblicken***)  und  sich  alter  Pro- 

*)  "Wir  sind  über  diese  Vorgänge  nur  mangelhaft  unterrichtet,  der  Bericht 
des  Granius  liegt  noch  immer  grofsentheüs  in  handschriftlicher  Fassung  vor,  und 
bedarf  einer  kritischen  Restitution. 

*♦)  Maorob.  Sat  I.  13,  16.  Merkel  zu  Ovids  Fast  8.  TTYU  bezieht  den 
tumuUus  Lepidianus  irrig  auf  das  Jahr  711 ,  richtiger  die  Herausgeber  und  Huschke 
d.  alte  röm.  Jahr  S.  52  auf  das  Jahr  676.  Allein  der  eigenthche  tumuÜus  Lepi- 
dianus fällt  in  den  Anfang  des  Jahres  677,  damals  stellte  Philippus  den  Antrag: 
ut  Appius  Claudius  inUrrex  cum  Q.  Cattdo  proconsule  et  ceteris,  qutbus  Imperium 
est,  urbi  praesidio  sint  operamque  dent,  ne  quid  res  publica  detrimenü  capiat. 
Jener  Aberglt^ube  haftete  ursprünglich  an  dem  alten  Jahresanfänge,  dem  1.  März, 
wurde  aber  im  7.  Jahrhundert  auf  den  1.  Januar,  den  Amtsantritt  der  Ck)nsiiln, 
übertragen.  Bio  Cass.  XL.  47  berichtet  ganz  das  Gleiche  vom  Jahre  701 ,  indem  er 
ausdrücklich  angiebt,  dafs  die  nundinae  auf  die  kal,  lan.  fielen.  Auch  damals, 
gerade  so  wie  im  Jahre  677,  war  der  Staat  ohne  höhere  Magistrate,  weil  die  Wahl- 
comitien  nicht  zu  Stande  gekommen  waren.  Dieser  Umstand  bestärkte  natürlich 
das  Volk  in  der  Erwartung,  dafs  ein  Unglücksjahr  bevorstehe,  daher  Bio  sagt, 
man  habe  in  jener  Collision  nicht  einen  Zufall,  sondern  ein  r^^;  erblickt  Die 
Ansicht  von  Mommsen ,  erst  seit  der  Einführung  des  Julianischen  Calenders  sei  der 
1.  Januar  als  Jahresanfang  angesehen  worden,  ist  durchaus  unbegründet,  wie  ich 
an  einem  anderen  Orte  zeigen  werde. 

***)  Bio  XL.  47  berichtet  dergleichen  von  dem  Jahre  701 ,   Sallust  Cat  30 
bemerkt  ganz  richtig :  simul,  id  quod  in  tali  re  seilet,  alii  portenta  atque  prodiffia  nun- 
tiabant.    Wenn  bei  lulius  Obsequens  unter  dem  Jahre  677  nichts  Berartiges  berichtet 
wird ,  so  ißt  dies  wohl  der  lückenhaften  Ueberheferung  dieser  Schrift  zuzuschreiben. 
Seit  man  einmal  angefangen  hatte.  Buch  über  die  ostenta  zu  führen,  wird  man  in 
jedem  Jahre  mehr  oder  weniger  Anlafs  zu  solchen  Aufzeichnungen  gefanden  haben. 
Wenn  Bemays  (Rhein.  Mus.  XJI.  437)  den  Wundererzählungen   aus  den  firnheren 
Jahrhunderten  der  römischen  Geschichte,  weil  'sie  überaus  dünn  gesät  sind*,  alle 
Gewähr  abspricht,  so  spricht  gerade  die  verhältnifsmäfsige  Seltenheit  solcher  No- 
tizen für  urkundliche  Aufzeichnung;   denn  hätten  die  späteren  Annalisten  eigen- 
mächtig die  Annalen  der  früheren  Zeit  mit  Wundem  ausgestattet,  so  würde  jene 
Epoche  hinter  dem  sechsten  und  siebenten  Jahrhundert   wohl  nicht  zurückstehen  : 
man  brauchte  ja  nur  die  jüngeren  Verzeichnisse  zu  copiren,  da  dieselben  Wimder- 
erscheinungen von  Zeit  zu  Zeit  sich  immer  wiederholen.    Mir  wenigstens  ist  unver- 
ständlich, warum  die  hos  locuia  der  ersten  Becade  des  Livius  III  [10]  so  viel  we- 
niger Glauben  verdienen  soll,  als  der  hos  locutus  der  dritten  Becade  XXIV.  10  und 
XXVn.  11  oder  des  Obsequens  c.  26;  vergl.  auch  liv.  XLI.  13.    Bafs  übrigens  im 
Verlaufe  der  Zeit  die  Zahl  der  Wunder  sich  steigerte ,  hängt  ebenso  sehr  mit  der 
Erweiterung   des    römischen   Staatsgebiets,    wie    der   Zunahme    des   Aberglaubens 
zusammen. 


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Coniectanea  oritica  in  Ovidiom  Nasonem.  655 

phezeiungen  erinnern.  Die  sibyllinischen  Bücher  waren  verbrannt, 
aber  die  Erinnerung  an  die  Sprüche  der  weisen  Frau,  die  gerade  in 
dieser  Epoche  sich  für  politische  Intriguen  sehr  wirksam  erwiesen*), 
waren  unvergessen.  Aufserdem  mochten  zahlreiche  apokryphe  Orakel 
auftauchen,  die  den  Verlust  der  alten  genügend  ersetzten**).  Auf 
solche  Orakel  beriefen  sich  die  Senatoren,  welche  jeder  energischen 
Mafsregel  sich  widersetzten  und  fortwährend  friedliche  Verhandlungen 
mit  Lentulus  beantragten,  die  nothwendig  resultatlos  waren.  Daher 
wirft  ihnen  Philippus  vor:  verbis  et  vatum  carminüms  pacetn  optatis 
magisj  quam  defenditis. 


IV.    [Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem]***), 

I.    Metam.  TU.  185, 

ubi  poeta  severa  silentia  noctis  describit,  vulgo  legitur: 

homines  volucresque  ferasque 
Solverat  alta  quies,  nnllo  cum  murmure  saepes, 
Immotaeque  silent  frondes; 

perquam  inepte',   quamvis  bonorum  librorum  auctoritas  accedat:    nam 

arbores  quidem   susurrant,  silvae   murmura  dant,   non   dumeta:    huc 

accedit,    quod   saepes   non   tantum  naturale   munimentum,    sed  etiam 

maceries  dicitur.    Nee  melius  remadministravit  Madvigius  [Advers.  II.  83] 

scribendo: 

Solverat  alta  quies  nullo  cum  murmure  serpens, 

neque  enim  credibile  Ovidium,  quamvis  luxurianto  sit  ingenio,  tam 
inutili  et  inficeto  additamento  orationem  simpUcem  et  venustam  dede- 
coravisse.     Plerique  Hbri  exhibent: 

nullo  cum  murmure  sepes 
Sopitis  similis  nuUo  cum  murmure  serpens, 

*)  Ofßciell  und  nicht  officiell  bediente  man  sich  dieses  Instrumentes:  im 
Jahre  667  wurde  Cinna  und  die  mit  ihm  verbündeten  Tribunen  auf  Grund  eines 
sibyllinischen  Spruches  vertrieben,  wie  Oranius  berichtet;  Lentulus,  der  Genosse 
Catilinas,  setzte  seine  Hoffnungen  auf  ein  angebliches  Sibyllenorakel,  welches  tribus 
Corndiis  die  Herrschaft  über  Rom  verhiefs ,  s.  SaUusi  Cai  47,  Plutaroh  Cic.  17. 

**)  Auch  die  griechischen  Orakelstätten  beschäftigten  sich  mit  den  römischen 
Angelegenheiten,  da  es  in  der  Heimath  keine  politischen  Geschäfte  gab,  so  das 
Trophoniusorakel  zu  Lebadea,  s.  Obseq.  c.  50  (Jahr  659). 

[*♦*)  Haec  scripta  sunt  statim  postquam  Madvigius  in  lucem  edidit  Adversa- 
riorum  volumen  alterum  [a.  1873],  quod  compluribus  locis  respectum  vides.] 


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656  Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem. 


nisi  quod  leviora  variant  Apparet,  cum  hemistichium  non  sine  scrip- 
turae  varietate  temere  repetitum  esset,  intercepta  esse  verba,  quae 
primorem  hexametri  partem  Sopitis  similes  subsequebantur.  Neque  enim 
haec  verba  interpolatoris  sunt,  sed  expunxit  corrector  aliquid  una  cum 
iterato  hemistichio.  Quam  vis  non  liceat  verba  praetermissa  certo  iudicio 
redin tegrare,  verisimile  est  haec  fere  poetam  scripsisse: 

ntdlo  cum  murmure  serpens 
Sopiti  similis  (per  gramina  labüur  amnis.) 

Sane  fontium  strepitus,  amnium  et  maris  murmura  etiam  nocturno 
tempore  exaudiuntur,  sed  poetae  noctis  silentia  describentes  passim 
immemores  fuerunt,  velut  Virgil.  Aen.  IV.  522:  silvaeque  et  scieva 
quierant  Aequora.  nam  Argonauticon,  quae  Orphei  nomine  feruntur, 
auctor  facile  veniam  impetrabit  v.  1010,  ubi  Orpheus  draconis  sopiendi 
causa  somni  auxilium  invocat,  somni  vim  et  naturam  describens  in 
hunc  modum:  Koi^tjoag  d'  Sye  cpdhx  Ttavrjiieqiwv  ävd^qujvcwv  Kai 
t/ccfteveig  ävi^uijv  Ttvoiäq   aal  xr/uorra   tvÖvtov   lltjydg   t'   devdcay  vdavittr 

n.    Metaiii.IX.413: 

Tum  demum  magno  petet  hos  Acheloia  supplex 
Ab  Jove  Callirrhoe  natis  infantibus  annos, 
Neve  necem  sinat  esse  diu  viotons  inultam. 

Recte  Merkelius  revocavit  meliorum  librorum  scripturam,  spreta  inter- 
polatione  quamvis  speciosa  petet  hoc  .  .  .  annos  addat,  neve  n^ceni 
sinat  esse  ultoris  inultam.  Sed  victorem  dici  Alcmaeonem  plane  prae- 
posterum,  itaque  Madvigius  [p.  87]  ultoris  praeoptavit,  quod  sane  argutias 
captanti  poetae  admodum  conveniens,  sed  non  ferendum  propter  hiatus 
asperitatem,  quae  iudicio  est  gravi  us  mendum  delitescere,  quod  proba- 
biliter  nobis  videmur  sustulisse  scribendo: 

Neve  necem  sinat  esse  diu  pius  tdtor  inultam. 
Cum  propter  litterarum  similitudinem  praetermissum  esset  pius,  correc- 
tor, ut  versum  redintegraret,    ultoris  substituit,    non  curans  hiatum. 
Apte  autem  luppiter,    qui  simamus  vindictae  arbiter  est,  pius  tdior 
dicitur,  quemadmodum  Cyprii  lovem  Ti^iaqbv  indigitabani 

HL    Metam.  X.  112, 

ubi  cervi  Nymphis  Carthaeis  sacri  omamenta*)  recensuit^  dicit  poeta: 
Cornua  fulgebant  auro,  demissaque  in  annos 
Pendebant  tereti  gemmata  monilia  collo, 


*)  Haec  antiquitus  non  decoris  gratia  addita  sunt,  sed  maus  avertendis  in- 
serviebant;   cf.  quae  Gratius  Gyn.   v.  399  de  oanum  monilibus  praecepit,  priscas 


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Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem.  657 


Bulla  super  frontem  parvis  argentea  loris 
Vincta  movebantur,  parilique  aetate.  nitebant 
Auribus  e  geminis  circum  cava  tempora  bacae. 

Ita  Merkelius  edidit,  non  ausus  a  librorum  auctoritate  discedere.  In 
promptu  est  correctio  parili  candore  vel,  si  mavis,  paa-Uique  vigore 
nitebant  Aufibus  in  geniinis,  nam  candor  potissimum  aestimabilis 
unionum,  cf.  Plin.  H.  N.  IX.  112.  113.  Sed  librorum  corruptela  arguit, 
opinor,  poetam  scripsisse  parili  levare,  quod  postquam  supra  additum 
levitate  de  sede  sua  deiecit,  Vitium,  ut  fit,  latius  serpsit 

IV.    Metam.  xn.  23. 

Ovidius   secundura   Homerum  II.  11.  299  seq.   fatale    portentum 
Aulide  Achivis  editum  enarrans  dicit: 

Illo  ut  erat  virides  amplexus  in  arbore  raraos 
Fit  lapis,  et  servat  serpentis  imagine  saxum. 

Hic  cum  non  recte  procedat  oratio,  ut  difficultatem  removerent,  et 
librarii  et  critid  servai  varie  tentaverunt,  quod  vocabulum  huic  loco 
satis  est  conveniens,  velut  est  I.  237:  I\.t  luptis  et  veteris  servat 
vestigia  fonnae,  vel  IX.  226:  Nunc  quoque  in  Euhoico  scopulus  hrevis 
eminet  alte  Gurgite  et  humanae  servat  vestigia  formae,  vel  XL  403: 
Donec  inhärentem  .  .  .  Marmore  mutavit;  corpus  praeterque  colorem 
Omnia  servavit.  Poeta  ingeniosus  et  in  variando  sermone  sollertissimus 
quo  modo  sententiam  conformaverit,  baesites:   mihi  in  mentem  venit: 

Fit  lapis,  et  servat  rersum  sub  imagine  saxum. 

vel  potius  et  versum  servat  s.  im.  s.,  nam  verbum  solenni  more  in- 
seritur  posteriori  hemistichio.  Serpens  in  lapidem  versus  pristinam 
formam  retinet,  quod  poeta  omatius  extuüt  saxum  servat  versum  sub 
imagine,  ad  eundem  fere  modum  infraXIII.  713:  certatam  Ute  deorum 
Ambraciam  versique  vident  sub  imagine  saxum  ludicis*),  Neque 
mendi  origo  obscura.  In  archetypo  cum  esset  supra  versum  additum 
serpentem,  ac  deinde,  ut  fieri  solet,  interpretamento  c^ssisset  germanum 


artes  et  iuventa  simplicis  curi  referens,  quae  ioprimis  invidiam  malignique  oculi 
offectum  arcere  credebantur,  deorum  pace  per  tutelam  (i.  e.  (fvXaxtiJQiov)  impetrata; 
validum  praeter  alia  remedium  auctore  Gratio  Melitesia  curalia;  hinc  Pindarus 
Nem.  Vn.  78  coronae  ex  auro  et  ebore  factae  in  victoriae  memoriam  curalium 
inseri  iubet. 

*)  Specie  simile  Virgilianum  Aen.  VII.  178:  paterque  Sabinus  Vitisator, 
curvam  serrans  Rub  imctgine  falcem.  de  quo  in  diversas  partes  interpretes  et  critici 
discedunt,  ego  iudicium  cohibeo. 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    I.  42 


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658  Coniectanea  oritioa  in  Ovidium  Kasonem. 


vocabulum,  corrector,  qui  serpentem  suh  imagine  versus  numero  adver- 
sari  intellexit,  serpentis  imagine  scripsit*). 

y.    Metam.  XIU.  681 

describitur  crater,  quem  Anius  Aeneae  proficiscenti  dono  dedit,  artis 
eximium  opus: 

Cratera  Aeneae,  quem  quondam  miserat  illi 
Hospes  ab  Aoniis  Thersos  Ismenios  oris, 
Miserat  hone  illi  Therses,  fabricaverat  Alcon 
Myleus  et  longo  caelaverat  argumento. 

Myleus  (alii  libri  Mileus  vel  liüeus)  manifesto  vitiosum,  sed  utmm  ei 
Lactantio  Lindius  restituendum  sit,  an  Myndius  corrigendum,  in  medio 
relinquo;  sed  quod  Plinius  inter  signa,  quae  in  Rhodiorum  civitate 
erant,  ferreum  Herculem  Alconis  refert,  illi  scripturae  fidem  videtur 
addere,  siquidem  statuarius,  quem  Plinius  didt,  a  caelatore,  cuius 
praeter  Ovidium  etiam  Virgilianus  culex  v.  67  meminit**),  non  diversus 
fuit  Illud  certum  Alconis  caelatoris  nomen  non  esse  fictidum  neque  ad 
heroum  saecula  referendum,  sed  floruisse  vel  Philippe  Macedone  impe- 
rante  vel  proximo  saeculo.  Atque  idem  iam  Brunnio  visum  Hist 
Artist  Gr.  11.  403,  sed  quod  existimat  Ovidium  descripsisse  Alconis 
nobüe  aliquod  toreuma,  quod  Bomae  fuerit,  mihi  parum  verisimile 
videtur;  Ovidius,  in  hac  quoque  parte  Metamorphoseon  alieni  opeiis 
interpres,  Euphorionis  potissimum  Carmen,  quod  yivtog  fuit  inscriptum, 
adhibuit***).  Alexandrinos  poetas  studiosissime  artis  operibus  descri- 
bendis  operam  dedisse  satis  constatf),  neque  mirum,  si  Euphorion 
ausus  est  ad  ultimam  antiquitatem  referre  artificem,  cuius  operapoetae 
aequales  admirabantur  et  studiose  expetebani  Hoc  praeconio  Eupho- 
rien omavisse  [videtur]  artificem  supparem  aetate  vel  proximi  prioris 
saeculi.      Commemoravit   Alconem   etiam    Damoxenus    comicus   poeta 


*)  Apud  Gratium  Cyneg.  315  quod  legitur:  Sic  et  Achaemenio  cecidisü 
Lydia  Cyro:  Atqui  cUves  eras  fluminis  aurea  venis,  corngendom  ad  eundem 
modum  Pactolique  aurea  venia. 

**)  Loci  huius  impeditissimi  emendatio  satis  incerta.  Lachmannas  [ad  Lacr. 
p.  136]  satis  speoiose  Rhoeci  nomen  in  locum  Boethi  restituit,  quod  si  probaveris,  oeo- 
sendum  est  isto  saeculo  toreumata  Rhoeci  nomine  venaliafuisse,  quemadmodom  tone 
vulgo  noviciis  operibus  clara  antiquorum  artificum  nomina  fraudulenter  vindicabantor. 
***)  Callimaohus  praeteriens  videtur  hanc  memoriam  attigisse. 
t)  Latini  poetae  Alexandrinos  ut  solent  aemulati  sunt,  velut  Yirg.  Ecl.  3, 
36  seq.,  qui  mihi  quidem  videtur  AlcimedonHs  nomen  pariter  atque  argumenti 
operum  ipse  commentus  esse:  neque  audiendum  esse  Brunnium  II.  402,  qui  con- 
tendit  poetae  vera  artis  opera  obversata  esse,  descriptionis  exUitas  arguit 


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Öoniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem.  659 


[Mein.  Fr.  Com.  IV.  529] ,  quem  Epiciiro  phüosopho  minorem  fuisse  con- 
stat,  sed  diligentiüs  examinandi  isti  versus,  quos  adscripsit  Athen.  XI. 
469  A,  ubi  disserit  de  poculo,  quod  eUq)ag  dicebatur*).  Hoc  poculum 
poeta  perhibet  Alconis  esse  opus: 

jiXxojvog  J^oyov'  ngoüni^v  ^i  (lol  nori 
^Ev  Kvip^kots  jiöiuog. 

Haud  infrequens  hac  aetate  Adaei  nomen :  fuisse  aequalem  comici  poetae 
consentaneum ;  videtur  Macedo  dici,  qui  in  Arcadia  {KiJipeXa  enim 
Arcadiao  castellum)  milites  mercede  conduxit**).  Sin  Kvij.f€Xa  Thraciae 
oppidum  est,  sane  verisimillimum  Philippi  regis  mercenariorum  ducem 
intelligendum  esse,  quem  Chares  Atheniensis  in  Thracia  devicit,  id 
quod  plerisque  placuit,  vid.  Schaefer  Demosth.  I.  401  seq.***).  Tunc 
comicus  induxit  militem  gloriosum  impudenter  mentientem,  qui  dixerit 
se  consuetudine  usum  liominis  iam  vita  defimcti,  antequam  ipse  natus 
fuit  Quare  cave  hoc  testimonio  usus  conücias  Alconem  Philippi  regis 
aetate  vixisse,  qui  mihi  quidem  Antiochi  magni  Syriae  regis  fere 
aequalis  videtur  fuisse  f). 

VI.    Metam.  XIV.  789. 

Poeta  Iphidis  mortem  in  limine  Anaxaretae  suspendio  interempti 
describens  haec  addit: 

Icta  pedum  mota  trepidantam  morte  gementem 
Visa  dedisse  sonum  est,  adapertaque  ianua  factum 
Prodidii 

Ita  Burmannus  scripsit,  et  participia  quidem,  quam  vis  libri  varient, 
satis  ipsa  se  tuentur;  sed  morte,  quod  in  morte  oportebat  dici,  parum 
commodum,  nam  pedes  trepidant,  quod  suspensi  sunt,  non  quod  Iphis 
moribundus.  libri  veJ  et  morte  vel  et  multa ;  copulam  ab  interpolatore 
additam  esse  manifestum,  nee  multa  fide  magis  dignum,  quam  morte. 
Mihi  poeta  scripsisse  videtur: 

Icta  pedum  motu  trepidantum  vaiva  gementem 
Visa  dedisse  sonum  est 


*)  Mentionem  fecit  huius  poculi  etiam  Epinicus  comicus  ap.  Athen.  XI.  497, 
quem  scimus  Antiocho  magno  imperante  floruisse,  fuit  igitur  Euphorionis  aequalis. 
**)  Quem  Polybius  XV.  27  Bubasto  in  Aegypto  praefectum  esse  auctor  est, 
et  potuit  triginta  fere  annis  hoc  munere  fungi. 

***)  Schaefer  usus   Damoxeni   versu  etiam  proelium,    quo  Adaeus    cecidit, 
Cypselis  commiasum  esse  statuit,  quae  admodum  incerta  est  coniectura. 

t)  Miro  errore  Brunn  I.  466  dixit  Damoxenum  locum  aliquem  Adaei  respi- 
cere  (auf  eine  Stelle  des  Adaeos  anfielt),  confundens  ut  videtur  mercenariorum 
ducem  cum  scriptore  negl  Cft>y^«v*^  vel  cum  epigrammatum  poeta,  unde  deoeptus 
Overbeck  Schriftquellen  p.  421  Adaeimi  comoediae  recentioris  poetam  fuisse  perhibet. 

42* 


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660  Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem. 


Quam  apte  vulvae  subiiciatur  iantuij  qui  animum  ad  utriusque  voca- 
buli  vim  ad  verteilt,  facile  intelliget.  Valvam  singulariter  dixit  Pom- 
ponius  [ap.  Non.  p.  12  Gerl.  Ribb.  Com.  v.  91]. 

Vn.    Fast  U.  567. 

Parentalium,  quae  solemni  more  per  novem  dies  continuos  in 
mortuorum  memoriam  obibant,  novissimus  dies  Feralia,  quem  diem 
XXI.  mensis  Pebrjiarii  esse  satis  constat  Ovidius  igitur  de  bis  novem 
diebus,  qui  manibus  placandis  destinati  erant,  verba  faciens: 

Nee  tarnen  hoc  ultra,  quam  tot  de  mense  supersint 

Luoiferi,  quot  habent  carmina  nostra  pedes. 
Hanc,  quia  iusta  ferunt,  dixere  Feralia  lucem: 

Ultima  placandis  manibus  illa  dies. 

nihil  aliud  significat,  quam  septem  dies  Februarii  superesse,  sed  quae 

per  ambages  eloquitur,  negotium  üacessunt  interpretibus :  nam  canninis 

pedes  sive  ad  bexametrum,  sive  ad  pentametrum,  sive  ad  distidion 

referas,  numerus  septenariiis,  quem  desideramus,  non  conficitur.    Ne- 

que   quod   multi   libri   suppeditant   dies,    commodum:    nam   poeta  si 

dixisset,   tot  supersunt  dies,   quot  deinceps  carmine  recensebo,  plane 

molestum   universuni   hoc   additamentum :    numerus   dierum   aut  hoc 

loco  indicandus,  aut  omnino  praetermittendus.     Neque  Ovidii  narratio, 

quae  subsequitur,  ita  comparata,  ut  iustum  dierum  numerum  assequi 

liceat:  denique  abundantia  luciferi  dies  prorsus  otiosa.     Iure  Merkelio 

locus  de  vitio  suspectus,  sed  quod  substituit  vices,  ambiguum  vocabulum 

tuitus  contorta  et  difißcili  explanatione ,  repudiandum ,  nam  octonae  vices 

distichi,  quas  Merkelius  notari  existimat  [in  editione,  quae  prodiit  a.  1841 

p.  XII],  temere  sunt  excogitatae,  neque  praestant  numerum  septenarium, 

quem  requirimus.    Novissimus  denique  interpres  H.  Peter  censet  poetam 

errore  deceptum,  quo  nihil  turpius  dici  aut  fingi  potest,  Feralia  ad  diem 

XVlil.  Februarii  rettulisse.     Quae  nunc  operta  sunt,  plana  fient,  ubi 

scripseris: 

quot  habent  carmina  nostra  fides. 

Fingit  poeta  se  lyra  uti,  quae,  quemadmodum  Apollinis,  s^tem 
nervis  rntenta  sit.  Graeci  ad  eundem  modum  carmina  lyrregfo^ 
dicunt,  cf.  Aristophanis  versum  in  Et.  Flor.  ap.  Millerum  Mise.  124 
[fr.  ine.  659  Kock]:  Ovx  oia  7CQ(dT0v  yd(€v)  fTtrdxoQda,  Ttav^  S/kmc, 
quorsum  spectat  Hesychius:  hcToxoqäa'  Ttahxiä  ^eh)  dt'  l/rrax^J^w 
^döfneva.  Sane  elegis  tibiae  potius,  quam  chordae  conveniunt,  sedetiam 
in  Amor.  I.  1,  16  de  amatoria  elegia  verba  faciens  scripsit:  Vix  eiiam 
Phoebo  iam  sua  tuta  lyra  est. 


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CJoniectanea  critica  in  Ovidiura  Nasonem.  661 

Vm.    Fast.  UI.  93. 

Quintum  Laurentes,  bis  quintam  Aeqaioulus  asper, 
A  tribus  hxinc  primiun  torba  Curensis  habet 

Quod  mensis  Martins  antiquitus  apud  Romanos  primnm  locnm  obti- 
nebat,  Ovidins  v.  97  ad  Komnlnm  anctorem  refert,  docens  mensis 
nomen  in  plerisque  dvitatibns  et  Latinorum  et  Sabinorum  usitatum, 
sed  huic  mensi  alium  apud  alios  locnm  adsignatum  esse,  id  quod 
exemplis  iUnstrat  Si  plures  civitates  eundem  ordinem  observant, 
earum  nomina,  nt  par  est,  coninngit,  vid.  v.  90  —  92  et  94  —  96. 
Refragatur  hoc  versu  quintum  Laurentes,  nam  supra  v.  89  legitnr 
quintus  fuit  iUe  Faliscis,  nee  quod  utroque  loco  libri  nonnulli  quar- 
tum*)  et  quartus  exhibent,  nihil  habet  momenti:  nam  si  v.  93  qtmr- 
tum  Laurentes  scripseris,  decebat  pootam  inde  a  v.  94  recensentem 
civitates,  quibus  Martins  quartus  fuit  mensis,  hanc  fastorum  congruen- 
tiam  inter  illas  et  Laurentes  notare,  id  quod  supra  v.  91  non  neglexit. 
Itaque  corrigo  haud  cunctanter: 

Nonum  Laurentes,  bis  quintum  Aequiculus  asper. 
Emendatio  nulli  calumniae  obnoxia,  nam  cetera  numeralia,   quae  licet 
sufficere,  versus  legi  adversantur  (^secwnrZws,  septimus,  octavus)^  apteque 
cum  nono  loco  copulatur  decimus:  nee  obscura  corruptelae  origo**). 

IX.    Fast  UI.  397: 

His  etiam  coniunx  apicati  cincta  dialis 
Lucibus  impexas  debet  habere  comas. 

Perperam  Peter  coniunx  sancta  praeoptavit,  quod  in  uno  alterove 
legitur  libro  ex  manifesta  interpolatione,  quae  hoc  loco  satis  licenter 
grassata  est,   velut   alii  libri   succincta   vel    discincta  exhibent,    cum 


*)  Huschte  das  römische  Jahr  p.  8  unius  libri  scripturam  v.  93  qucnrtum 
Laurentes  probat,  futili  usus  argumento:  nam  quod  Macrobius  dicit  Sat  I.  15,  18 
Laurentes  onmibus  calendis  a  mense  Martio  ad  Decembrem  lunoni  suppUcasse, 
conciliari  nequit  cum  Ovidio,  qui  Martium  apud  Laurentes  quintum  (sive  quar- 
tum)  mensem  fuisse  testatur.  Scilicet  Macrobius,  vel  auctor,  quem  sequitur, 
temere  omnibus  Kalendis  de  suo  adiecit:  a  mense  Martio  ad  Decembrem,  neque 
hoet  hoc  testimonio  uti,  si  quis  Laurentibus  annum  X  mensium  velit  vindicare. 
Neque  recte  Huschkius  Augustinum  de  Civ.  Dei  XV.  12  adhibuit,  qui  tradidit  La- 
vinios  annum  XIII  mensum  habuisse  (cuius  rei  fides  apud  auctorem  esto),  nam 
ut  largiar  Laurentes  et  Lavinates  iisdem  fastis  a  principio  usos  esse  ,  quod  quidem 
admodum  incertum,  insolentia  nominis  Lavinios  pro  Lavinates  vel  Lavinienses 
offendit,  fortasse  Augustinus  Lanuvinos  scripserat 

**)  Quoniam  bis  quintum  subsequitur,  quintum  se  insinuavit.  Neque  quis- 
quam  cogitabit  de  v.  89  corrigendo,  ubi  tertium  commode  satis  excipiunt  quintus 
et  sextus. 


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662  Conieotanea  critica  in  Ovidiom  Nasonem. 


Simplex  vocabulum  cincta  quid  sibi  vellet,  non  intelligerent  scribae. 
Neque  enim  ad  tunicam  referendum,  sed  flaminica,  cum  flammeo 
sive  rica  caput  operuisset,  cincta  dic^batur,  vid.  Festus  p.  69:  cincta 
flaminica  veste  velatä,  hinc  Gellius  X.  16,  27:  quod  venenato  operitnr. 
Nam  nudo  capite  sub  divo  esse  neque  flaminicae  neque  flamini  licitum, 
aptissime  igitur  apicati  dialis  cincta  coniunx  hoc  loco  dicitur;  sancta, 
quod  infra  VI.  226  rationem  habet,  hie  plane  otiosum  foret. 
Item  nuperus  editor  HE.  451 : 

Creditur  hie  caesae  gravida  cervice  Medusae 
Sanguine  respersis  pTX)8ilui88e  iubis. 

sprevit  certissimam  Madvigii  [Advers.  IL  106]  emendationem  caesa 
gravidae  ca-vice  Medusae,  crodo,  ut  inversionis  auxilio  ineptissimam 
scripturam  tueretur;  qua  inversione  citra  necessitatem  non  sunt  usi 
docti  poetae,  sed  ubi  versus  lex  exigebat  vel  iusta  ratio  erat*).  Sed 
gravidam  cervicem  attribuere  Medusae  caesae  supremao  est  pravitatis, 
quae  si  caderet  in  Ovidium,  certe  in  hunc  modum  verba  digessisset:. 

gravida  caesae  cervice  Medusae. 

quam  legem  cum  Latini  poetae  diligentissime  soleant  observare**),  vel 
haec  insolentia  mendi  manifesti  coarguit  Ubrorum  scripturam. 
Nee  magis  assentiendum  Petero  HL  465: 

Interea  Liber  depexos  crinibus  Indes 
Vicit,  et  eoo  dives  ab  erbe  redit 

scripturam  aliquot  librorum  depexus  probanti,  quoniam  epitheton  Baccho 
quam  Indis  sit  convenientius.  At  depexi  crines  dicuntur  prolixi, 
velut  est  apud  Columellam  X.  188  de  Cypria  lactuca:  Pumicea  depexa 
contüy  sed  lactea  crure  est.  Indes  autem  aluisse  crines  testatur  Nonnus 
XXVI.  155:  i/vei  w  oi  ScpQOvt  Xvaarj  JtjQiddrjg  ijtiqoTiXoq  bXrpf  a/rexfi- 
qazo  xoiTTjVy  ^Ivdöig  myt^dv  oveidog, 

X.    Fast.  in.  793: 

Stella  Lycaoniam  vergit  declivis  ad  Arcton 
Miluus:  haec  illa  nocto  videnda  venit. 

Milvi  Signum  in  coelo  solus  Ovidius  testatur,  Graeci  astrologi  Ignorant, 
itaque  Idelerus  vir  sununus  errorem  subesse  [statuit] ;  Romanos  homines, 


*)  Huic  necessitati  vel  Ovidius  passim  cessit,  velut  in  ipso  Metamorphoeeon 
exordio:  In  nova  fert  animus  tnutatas  dicere  formas  Corpora,  quandoquidem  wi 
novas  formas  tnutata  corpora  numero  versus  aegre  accommodari  liouit 

**)  Non  temere  hanc  legem  migrant,  velut  Ovid.  Fast  ITL  581:  Est  prope 
piscosos  lapidosi  Crathidis  amnes. 


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Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem.  663 

cum  in  Graecorum  fastis  milvi  adventum  notatum  reperissent,  voca- 
bulmn  ambiguum  (inTlvog  (paiverai)  perperam  interpretatos  ad  stellam 
retulisse.  Milvus,  quemadmodiun  hirundo,  veris  nuntius,  itaque  nistici 
in  Graecia,  ubi  primum  hanc  avem  conspexerunt,  laetabundi  venera- 
bantur*),  inde  etiam  utriusque  avis  adventus  in  fastis  Graecorum 
notari  solet**),  quorum  exemplum  Romani  secuti  sunt.  Plinius  H.  N. 
XVlil.  237  cum  Martii  d.  IX.  in  Attica  milvos  apparere  servatur 
scripsisset,  addit  d.  XVIII:  Caesar  Italiae  milvom  ostcndity  quem 
manifestum  est  de  ave  verba  facere***),  non  de  signo  in  coelo,  quod 
nusquam  nisi  apud  Ovidium  memoratur,  qui  neque  alieno  errore  in- 
ductus  neque  ambiguitate  sermonis  deceptusf),  sed  sdens  volensque 
cum  in  fastis  milvi  adventum  hoc  die  videret,  stellam  substituit,  ut 
legentes  ludificaretur.  Sed  sive  erroris  et  gravis  inscitiae,  sive  insignis 
audaciae  ac  petulantiae  poetam  reum  fadas,  fabulam  quam  subiedt  de 
ave  in  stellam  mutata  ipse  suo  periculo  commentus  esse  censendus 
est-f-f).  Ac  scite  sane  haec  finxit,  argumento  ex  Gigantomachia  repe- 
tito,  quam  poeta  olim  perpetuo  carmine  enarrare  ortus  erat,  vid.  Amor. 


♦)  Vid.  Aristoph.  Av.  499  seq.  et  Schol.  nnde  lepide  comicus  commentus  est, 
hanc  avem  prisco  tempore  Graecis  imperitavisse.  Nee  dispar  veterum  Germanonim 
consuetudo,  vid.  Orimmi  Myth.  in  indice  superstitionnm  nr.  986  [III.*  471]:  sieht  der 
Bauer  zum  erstenmal  im  Jahre  den  Storch,  so  wirft  er  sich  zur  Erde,  wälzt  sich 
herum,  und  bleibt  nun  das  ganze  Jahr  frei  von  Rückenweh,  Ac  verisimile  est 
etiam  Graecorum  mentes  eiusmodi  superstitione  imbutas  fuisse.  Praeterea  adventu 
vel  discessu  avium  rustica  opera  moderabantur,  velut  ixrivos  (favüg  änotpaCvHy 
^(xtt  7ifXT€tv  ÜQa  nQoßtaoiv  nöxov  iiQivöv,  Aristoph.  Av.  713. 

**)  Geminus  (vid.  Calendaria  Gr.  ed.  Wachsmuth  p.  184.  5)  ter  txttvog  tfuC- 
vtrat  repetit,  quandoquidem  Eudoxus,  Euctemun,  Callippus  diversis  diebus  avis 
adventum  adscripserant,  item  Ptolemaeus  (ib.  232  seq.)  diebus  Phamenoth  mensis 
Xn.  (sec.  Eudoxum)  Xin.  (sec.  Dositheum  äg^ertti  (fahta&at)  XVU.  (sec.  Euctemo- 
nem  et  Philippum)  XKI.  (sec.  Gallippum) ;  denique  Clodius  Tuscus  conversus  ab  lo- 
hanne  Lydo  (ib.  123)  mensis  Martii  d.  IX:  Ixxlvog  ÜQXixai  (paCvioS^ai^  et  X:  ixrivos 
itno  T(ör  v\ift\Xmv  inl  t«  x^ufiaXä  xad^Cnjuxai.  —  Praeterea  Clodius  Tuscus  d.  Martii 
XVn.  ciconiae  adventum  notavit,  Plinius  H.  N.  X.  61  ciconias  hiemis,  grues 
aestatis  advenas  esse  dicit.  Gruum  non  üt  mentio  in  fastis  Graecorum,  quamvis 
et  advenientes  et  recedentes  arandi  tempus  opportuuum  agricolis  significarent,  ut 
Hesiodus,  Theognis,  Aristophanes  auctores  sunt. 

***)  Cf.  Plin.  X.  28 :  milvi  et  ipsi  hibemis  mensibus   latent ,  non  tamen  ante 
hirundinem  abewntes:  id  quod  prorsus  congruit  cum  fastorum  notis. 

t)  Lydus  sane  Clodium  Tuscum  interpretatus  tfa^vtrai ,  äQ^erat  tpaivead^at 
promiscue  de  avibus  et  stellis  usurpat,  sed  in  antiquioribus  fastis  ortus  et  occasus 
siderum  propnis  vocabulis  signantur. 

tt)  Nisi  forte  Ovidius  fabularem  memoriam  acceptam  refert  Graeco  poetae, 
qui  Gigantomachiam  scripserat,  ita  ut  xaTaaTiQia/uov  tantum  de  suo  adiecehi 


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664  Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem. 


n.  1,  11  seq.*).  Neque  enim  verisiinile  Ovidium  Sabini  familiaris  sui 
vestigia  legisse,  qui  si  aggressus  est  fastos  coraponere,  Nasonis  aucto- 
ritatem  seciitiis  est,  ut  non  potuerit  oxemplo  esse**). 

XL    Fast.  TL  345: 

Lampsacos  hoc  animai  solita  est  mactare  Priapo: 
Apta  asini  flammis  indicis  exta  damus. 

Poeta  ubi  enarravit  fabularem  narratiunculain  de  Priapo  insidianti 
Vestae,  quam  forte  asellus  a  probro  defendit,  inde  repetit  origines  sacri- 
ficii,  quod  Lampsaceni  Priapo  oflFerre  soliti  erant:  itaque  manifestum 
Lampsacos  hinc  animai  scribendum  esse.  Sed  gravissima  difficultate 
laborat  proximus  versus,  neque  enim  Komani  eiusmodi  sacrificio  iisi 
sunt,  quo  Apollinem  Hyperborei  placare  ferebantur,  vid.  Callim.fr.  187.8. 
Neque  opem  attulit  Madvigius  [Advers.  H.  108]  corrigens  Priapo,  Fata: 
asini  et  quae  seq.,  ut  bis  verbis  Lampsaceni  usi  ritum  soUemnem  in- 
stauraverint,  sed  recte  animadvertit  utrumque  versum  ad  Lampsacenos 
esse  referendum:  itaque  damus  vitium  contraxit,  quamvis  exta  dare 
proprietati  sennonis  inprimis  conveniens***).    Mihi  scribendum  videtur: 

Apta  asini  flammis  indicis  oxta  domans, 
nam  data  minus  probaturf).  Quemadmodum  poeta  carnem  ferven- 
Uhus  undis  dotnare,  ita  hie  eoda  flammis  domare  dixit,  cf.  Hom.  Od 
XI.  220  de  mortuorum  corporibus  cremandls :  TtvQog  /.iivog  aix^ofihoio 
Jafiv^.  Coniunxit  autem  Ovidius  duo  diversa  aVria  hoc  vorsiculo: 
asinus,  lascivum  animai,  lascivo  deo  sacrificatur,  quae  revera  est  ritus 
singularis  origo:  sed  secundum  fictam  fabulam  mactatur  asinus,  quo- 
niam  prodidit  aliquando  deum.  —  lam  ad  propositum,  unde  deflexeratff), 
reversus  subiungit  hos  versus: 


*)  Quod   milvus   exta  tauri  lovi   attulisse   dicitur,   oomponas  cmn  Pünii 
observatione  H.  N.  X.  28. 

♦*)  Ovidius  ex  Pento  IV.  16, 15: 

Quiqne  Sinatroncen  intemiptomqne  diemm 
Destitoit  celeri  morte  Sabinos  opus. 

Scripsi  Sinatroncem,  hoc  enim  Parthorum  regis  nomen  in  librorum  comiptelis 
videtur  delitescere,  ut  Sabinus  praeter  Dies  etiam  Parihica  reliquerit:  hello  Mithri- 
datico  Parthorum  formidolosum  nomen  Romanis  innotuit,  pactusque  est  Lucullus 
cum  Phraate,  qui  a.  684  ab  u.  c.  successerat  Sinatronci. 

***)  In  hoc   ipso    carmine  Ovidius  exta   dare   deo   vel   exta  dare  flammis 
scripsii 

t)  Cum   novissimum  vocabulum   prope  evanidum  esset,    corrector  inscite 
damus  subsütuit. 

tt)  Supra  v.  318 :  Et  quae  pumiceas  versat  aseUa  molas,  ubi  errat  Duperas 
interpres,    cavos    molarum    lapides   dici  existimans.     Arguit  hie   versus  pumids 


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Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem.  665 


Quem  tu,  diva,  memor  de  pane  monilibus  omas: 
Cessat  opus,  vacuae  conticuere  molae. 

Vestalibus  enim  in  pistrino  feriabantur,  hoc  igitur  die  etiam  asini  ab 
opere  vacantes  ornabantur,  id  quod  Vestam  beneficii  memorem  insti- 
tuisse  perhibet  poeta,  ut  graecanica  fabella  abusus  ad  moris  Bomani 
origines  illustrandas. 

Xn.    Fast  TL  735: 

Surgit  humo  iuvenis  teils  afflatus  avitis 
Et  gemino  nexas  porrlgit  angue  manus. 

Anguitenentis  Signum  in  coelo  angue,  non  anguibus  instructum,  id 
quod  variae  fabulae,  quae  de  originibus  signi  ferebantur,  satis  superque" 
testantur.  Ovidius  autera,  quaravis  in  astrologorum  disciplinis  parum 
versatus,  fabularis  memoriae  peritissimus,  huius  erroris  suspicione  haud 
dubie  absolvendus.  Mendum  subesse  etiam '  Peter  suspicatiu*,  neque 
vero  sucxjessit  emendandi  periculum;  nam  quod  scripsit*): 

Et  gemifuia  neoco  porrlgit  angue  manus, 
non  animadvertit  hunc  verborum   ordinem  abhorrere  ab  arte  Ovidiana, 
vide  quae  supra  [p.  662]  monui;   praeterea  nexo  angue  satis  insolenter 
dictum.    Equidem  scribendum  suspicor: 

Et  Geminis  nexas  porrlgit  angue  manus. 

Nam  ut  ipse  Ovidius  V.  693  dixerat,  sol  die  XX.  Maii  mensis  pervenit 
ad  Geminos,  quo  signo  relicto  die  XIX.  lunii  transit  ad  Cancrum,  ut 
paucis  versibus  ante  (VI.  721)  testatus  erat:  Sol  abit  a  Geminis  et 
Cancri  signa  rubescunt  licuit  igitur  poetae  proximo  die  Anguitenentis 
ortum  describenti  dicere,  hoc  Signum  manus  porrigere  Geminis.  Erro- 
rem  Ovidii  Anguitenentis  ortum  vespertinum  dicentis,  cum  occasus 
matutinus  indicandus  esset,  notavit  Ideler  [in  Actis  acad.  Berol.  1882 
p.  147]. 

Xm.    Tristan. 541: 

Carminaque  edideram,  cum  te  dellcta  notantem 
Praeterll,  totlens  irrequietus  eques. 

Miror  Merkelium   pravam  coniecturam   quam  in  ed.  I  proposuit, 
praeteriit  in  ed.  11  in  verborimi  ordinem  recepisse**):   cimi  enim  haec 


vocabulo  varla  lapldum  genera,  quos  Ignos  sub  terra  delltescentes  olim  generaverunt 
velut  tofum,  alia  comprehensa  esse,  quemadmodum  etiam  nunc  bis  lapidibus,  si  qui 
duiitie  insignes  sunt,  molahbus  utimur. 

*)  Eplstolam,  in  qua  Peterus  hanc  emendationem  proposuit,  non  vidi. 

**)  Pravitatis  vel  maxlme  luculentum  indicium ,  quod  nemo  nisi  qui  adnota- 
tionem  Merkelii  legerit,  quid  sibi  velit  conieotura  ista  assequi  potest;  itaque  Mad- 
vigio  [Advers.  EI.  97]  operarum  error  esse  visus  est. 


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666  Coniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem. 


verba,  quae  ad  equitum  recognitionem  frequenter  ab  Augusto  repetitam 
(Suet.  Aug.  38)  spectant,  ad  censuram  principio  retulisset,  ei  totiens 
fuit  oflFensioni*),  itaque  poetam  non  de  se  ipso,  sed  de  universo  equi- 
tum ordine  verba  facere  existimavit,  quod  adversa  fronte  pugnat  cum 
huius  loci  instituto,  quod  verissime  ut  solet  Madvigius  explanavit, 
reiecta  librorum  scriptura  irrequietus,  quam  mendosam  esse  apparet, 
corrigens  irrevocatus,  sed  assensum  cohibeo,  quandoquidem  sermonis 
proprietatem,  cuius  studiosus  admodum  est  Ovidius**),  desidero:  neque 
enim  revocatur  in  recognitione  equitum,  in  quem  censor  animadversurus 
est,  sed  cUatur  ad  respondendum  (Suet  Aug.  38).    Mihi  poeta  scripsisse 

videtur : 

Carminaque  edidoram,  cum  te  delicta  notantem 
Praeterii,  totiens  et  recitattis  eques. 

i.  e.  quoties  recognitionem  equitum  peregisti,  sine  nota  discessi  nomen- 
que  meum  denuo  in  tabulas  relatum  est,  quas  recHatcLS  esse  testator 
Suet.  Calig.  [c.  16].  Vocula  et  cum  intercidisset  neque  recitatus  plane  1^ 
posset,  interpolator   aliquis  irrequietus  satis  quidem  inepte  substituit 

XIV.    Ex  Ponto  IL  5,  67: 

Thyrsus  enim  vobis,  gestata  est  laurea  nobis, 
Sed  tarnen  ambobus  debet  inesse  calor, 

quemadmodimi  edidit  Merkelius,  qui  praeterea  [praef.  p.  VI]  caloTy  quod 
vocabulum  prorsus  expers  est  vitii,  sollicitavit,  color  corrigens.  Neque 
aliorum  pericula  quidquam  opis  attulerunt,  velut  Madvigio  [p.  102]  pla^ 
cuit:  Thyrsus  pulsat  me,  gustata  est  laurea  vobis  numeris  versus 
ab  Ovidiana  arto  plane  alienis,  neque  vobis  i.  e.  tibi  admittendum.  Sed 
sententia  instituta  quid  requirat,  recto  assecutus  est  Madvigius.  Poeta 
ad  amicum,    qui    dicendi  arti   operam   dabat,  scribens  didt,   quamvis 


*)  Anno  726,  ubi  Augustus  primum  egit  oensum,  Ovidius  annorum  XV 
fxiit,  a.  746,  ubi  iterom  censns  actus,  sane  iam  ediderat  cannina,  sed  artem  amandi 
aliquot  annis  post  publici  iuris  fecit;  ubi  tertium  censtim  Octavianus  egit,  poeta 
iam  exul  Tomis  commorabatur. 

**)  Neque  tamen  hoc  nomine  reprobaverim  ingeniosam  Madvigii  coniecturam 
Trist,  m.  3,  21  8tippr€88(xque  venapaletur  scribentis  [p.98]  pro  lingtia  palato.  Sane 
grammaticorum  severitas  arteriam  dicendam  esse  censuit,  vid.  GelÜum  XVllL  10,4, 
ac  medicos  decuit  Graeco  vooabulo  uti,  sed  Latine  venu  dici  solebat,  namque 
paupertas  linguae  aliud  denegabat  vocabulum,  communemque  hunc  usum  etiwn 
Ovidius  alibi  sequitur.  Neque  vero  illo  loco  mutationis  necessitatem  agnosco: 
palato  si  ad  suppressa  lingua  retuleris,  sane  oifendit,  sed  si  proximis  verbis 
adiunxeris,  satis  aptum,  hoc  dicit  poeta:  si  suppressa  sit  lingua  (i.  e.  rox),  quae 
aegre  restitui  potest,  si  palato  vinum  instillaveris.  Nam  omissum  verbum  sU  iam 
Merkelius  aliis  exempUs  satis  est  tuitus. 


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CJoniectanea  critica  in  Ovidium  Nasonem.  667 


diversa  studia  sequantur,  utrumque  instinctu  afflatuque  divino  agitari. 
Quod  in  cod.  Hamburgensi  legitur  Thyrsus  suhlestate  gustata^  originem 
duxit  ex  scriptura  alius  libri  apud  Heinsium  Thyrsus  übt  est  a  te, 
qiiae  quam  vis  vitiosa  propius  a  pristina  specie  descivit.  Scripserat  poeta: 
Thyrsus  abcst  a  te,  negitata  est  laurea  nobis. 

XV.    Ex  Ponto  IT.  1«,  81. 

Ovidius  suae  aetatis  poetas  recensens  etiam   Gratium  Faliscum 
memoravit: 

Cum  Varus  Gracchusque  darent  fera  dicta  tyi'annis, 

Callimachi  Proculus  moUe  teneret  iter, 
Tityrus  antiquas  et  erat  qui  pasceret  herbas, 
/  Aptaque  venanti  Gratius  arma  duret. 

Verissime  Madvigius  [p.  104]  contendit  integrum  hoc  distichon,  non  pen- 
tanaetrum  solum  ad  Gratium  referendura  esse,  quem  Ovidius  praeter 
Cynegeticon  librum  etiam  Bucolica  scripsisse  testificatus  sit;  proin  de  Mad- 
vigius versum  priorem,  cuius  labes  manifesta  est,  ita  refinxit:  Tityrus 
antiquas  capras  ubi  pasceret,  herbas,  sed  offensioni  sunt  tria  vocabula 
pariter  cadentia;  praeterea  quod  Madvigius  interpretatur  antiquas,  quas 
iam  ante  Virgilii  eclogae  nobüitaverint,  tecta  inesset  reprehensio,  quod 
Gratius  VirgUü  vestigia  legerit,  cum  Ovidius  sedulo  caverit,  ne  sub 
iudicium  vocare  videretur  aeqiftdium  scripta,  neve  irritabiles  poetarum 
animos  exasperaret.  Denique  si  Gratium  ad  Virgilii  exemplum  pasto- 
ricia  cannina  condidisse  significaturus  erat  Naso,  non  capras,  sed  tauros 
opinor  scripsisset,  siquidem  VirgUianus  Tityrus  bubulcus  est;  decuitque 
personae  dignitatem  observare*).  Sed  enim  Tityri  nomine  tanquam 
pastoricio  usus  est  Ovidius,  ut  bucolica  poemata  esse  significaret,  non 
ut  aemulationem  inter  eiusdem  operis  socios  notaret  Igitur  alia 
medela  loco  depravato  adhibenda.  Quod  libri  praebent  et  erat,  non 
dubito,  quin  olim  ut  erat  scriptum  faerit,  quod  Ovidius  praeter  alios 
frequentat,  velut  Met.  IV.  474:  Tisiphone  canos,  ut  eraty  turbata 
capiUos  MoviL  XTT.  23:  Ule^  ut  erat,  virides  amplexus  in  arbore 
ramos  Fit  lapis.    lamque  apparet  antiquas  vitii  haud  esse  immune; 

tentavi: 

Tityrus  a/pricans,  ut  erat,  qui  pasceret,  herbas. 

i.  e.  cum  Gratius  herbas  daret  Tityro ,  ut  in  prato  aprico  gregem  pasce- 
ret ;  cf.  Calpumii  Ecl.  V.  7 :  ecce  greges  a  monte  remotos  Cernis  in 
aprico  decerpere  gramina  campo,    Tenendum  autem  est  Ovidium  haec 


*)  Theocriteus  Tityrus  caprarius  est,  ac  Latini  poetae,   qui  post  Virgilium 
buoolica  scripserunt,  hoc  nomine  pro  arbitrio  utuntur. 


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Horatiana. 


verba  (inprimis  apricans  ut  erat*))  ex  Gratii  aliqua  ecloga  ascivisse, 
quemadmodum  deinceps  dixit  Gratium  apta  venatUi  artna  dedisse, 
respiciens  Cynegeticon  prooemium  v.  23:  Carmine  et  arma  dabo 
venanti. 


V.    [Horatiana]. 

I.    Od.  1.1,17 

mercator  saevitiam  maris  et  tempestatis  vim  pertimescens  dicitur  otium 
et  oppidi  rura  sui  laudare.  Merito  offensioni  fuit  rura,  dubitanter 
conieci  pura,  infra  1.34,  7  per  purum  tonantes  Egit  equos  legitur, 
pluraliter  hie  dixit  poeta,  quemadmodum  Graeci  rd  eddiecva  et  evdiavdy 
velut  Rndaro  Pyth.  V.  10  [in  quarta  editione]  restitui:  Evdiav'  (hg  fietä 
XUfA€Qiov  ofißgov  zeäv  Kazai&ijooei  iidyiaiQccy  aoTiav.  i,e.€vöia  yunaidvaaei 
horiavy  quod  librarii  oblitteraverunt  eidiav  8g  scribendo.  cf.  Isthm.  TIL 
38:  Faidoxog  evdiav  OTiaaoev  *£x  xet^tavogy  ubi  evöiav^  ad  eundem 
modum  refingere  poteram,  sed  ambigua  praeter  necessitatem  non  adhi- 
bent  prüden tes  poetae.  —  Eodem  cannin^  versu  paenultimo  quod  legitur: 
Quod  si  me  lyricis  vatibus  inseres,  satis  arguit,  quam  mendosa  sit  libro- 
rum  Horatianorum  paradosis.    Mendum  facili  negotio  procurare  licet: 

si  neque  tibias 
Euterpe  cohibet,  nee  Polyhymnia 
Lesboum  refugit  tendere  barbiton 
Chordis:  me  lyricis  vatibus  inserens 
SabHmi  feriam  sidera  vertice. 

n.    Od.  1.2, 21 

non  credibile  poetam  intempestive  verborum  parcum  neglexisse  orationis 
perspicuitatem :  Audiet  cives  acuisse  ferrum,  quamquam  aequo  animo 
interpretes  ferunt    Tentavi  olim: 

Audiet  cives  iacuisse  ferro, 

Quo  graves  Persae  melius  perirent. 

*)  Si  quis  rectius  quid  noverit  quam  illud  quod  exempli  gratia  posui  i^tri- 
cans,  lubenter  meum  inventum  missum  faciam.  Gratium  tU  erat  Ovidiano  more 
adbibuisse  non  est  mirum,  velut  Cyneg.  v.  348:  nigris  orhem  circummuU  alü 
componas  cum  Ovid.  Met.  I.  187:  totum  Nereus  drcumsonat  orhem  et  XIV.  507: 
Subvolat  et  remos  plau9i8  drcumsonat  cUis,  ubi  editores  apertum  Vitium  circuwh 
volat  tuentuT. 


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Horatiana.  669 

neque  nunc  poenitet  coniecturae*).  lacere  ferro  scripsit  poeta,  quem- 
admodrun  ferro  mori,  morbo  perire,  naufragio  irUerire  alia  dicuntnr; 
geminum  exemplnm  Virgilius  Aen.  I.  99:  Saevus  ubi  Aeacidae  tele 
iacet  Hector  suppeditat,  nam  morte  iacent  merita  et  YMod^ai  dU^Q(^ 
aliquantum  disparia. 

m.    Od.  1.7,  27 

distinguendum  est: 

Nil  desperandum  Teucro  duce  et  auspice:  Teucro 
Certus  enim  promisit  Apollo. 

Interpunctio  post  pedem  quintum  nihil  habet  offensionis,  ubi  vocabu- 
lum,  quo  poeta  iam  ante  erat  usus,  iteratur.  Enim  tertium  locum 
occupat,  velut  Sat.  ü.  7,  105  et  passim  apud  alios  poetas. 

IV.    Od.ni.29,5 

haud  dubitanter  corrigo: 

eripe  te  morae, 
TJt  semper  udiun  Tibur  et  Aefalae 
Declive  contempleris  arvum  et 
Telegoni  iuga  parricidae. 

libri  ne  exhibent,  quod  interpretes,  qui  semper  cum  verbo  contempleris 
arcta  necessitudine  iunctum  opinantur,  referunt  ad  aedes  Maecenatis 
Romae,  quae  prospectum  praebuerint  ad  istas  regiones  (cf.  Bormann 
altlateinische  Chorographie  p.  222),  perperam  Uli  quidem,  quod  per- 
spexit  Lachmannus  hie  corrigens  et  ad  Horatii  villam  Tiburtinam 
referens,  id  quod  etiam  Meineke  probavit,  quam  vis  artificiosa  interpre- 
tatione  usus  tuitus  sit  traditam  scripturam.  Sed  neque  huc  refugien- 
dum  neque  Lachmanni  inventum  hie  aut  quod  quis  fortasse  praeferat 
nunc  admittendum,  sed  unum  ut  poetae  instituto  convenit.  Solent 
librarii  passim  scriptoris  verba  in  contrariam  partem  interpolare**), 
sed  hoc  loco  corruptela  videtur  inde  repetenda  esse,  quod  correctio, 
quae  pertinebat  ad  versum  proximum,  perperam  ad  y.  5  est  relata. 
Scilicet  cum  et  declive  et  decline***)  in  antiquis  Horatii  libris  esset 


*)  Madvigius  doouit  me,  se  ipsum  pariter  atque  leepium  vitium,  quo  versus 
laborat,  animadvertisse :  leep  suasit  rapuisse  probante  Madvigio,  satis  commode, 
sed  tarn  plana  oratio  librariis  nullum  fecisset  negotium. 

**)  Velut  apud  Ciceronem  de  optimo  genere  oratt.  c.  1 :  poetnaüs  enim  tra- 
gici,  comici,  epiciy  melici  etiam  ac  dithyramhieiy  quo  magia  est  tractcUum  a  Latims, 
8uum  ctUusque  est  dwersum  a  reliqtUs,  ubi  manifestum  est  Cioeronem  scripsisse: 
quod  minus  est  tractatum  a  Lcitmis. 

***)  Neque  vero  haec  lectio  praeoptanda  est  traditae  declive. 


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670  floratiana. 

NE 

scriptum,  librarius,   cum  DECLIVE  scribendum  esset,  proclivi  errore 

NE 

VT  scripsit.  Adverbium  semper  apparet  ciun  proximo  vocabulo  udum 
esse  iungendum,  quemadmodum  semper  vivum  dicitur  et  apud  Teren- 
tium  heri  setnper  lenitas,  Scripsi  Aefulae  libris  nomiullis  addicentibus, 
vulgo  ÄesulaCy  vitio  tralaticio,  cf.  Huebner  in  Herme  I.  p.  [426].  Etiam 
apud  Fiorum  I.  11:  ideni  nemo  Faestdae,  quod  CatThae  nuper,  recte 
videtur  Nibby  Aefulae  (sive  Aefula  malis)  restituisse,  nam  ibi  bella 
cum  Latinis  gesta  perstringuntur :  Flori  editores  fiigit  haec  correctio. 

V.    In  Od.  IV.  8, 

ciüus  versus  34  numerantur,  cum  hie  numerus  pugnare  visus  sit  cum 
stropharum  lege,  quam  Meineke  et  lÄchmann  Horatium  in  odanim 
libris  constanter  observavisse  existimaverunt,  critici  sex  versus  tanquam 
subditicios  adpunxerunt,  quibus  iure  adversatus  est  Madvigius  [p.51  seq.], 
qui  verissime  duos  tantiun  versus  16  et  17  ab  aliena  manu  additos  esse 
censuit,  idem  vidit  v.  15  non  celeris  fugae  scribendum  esse,  ubi 
vulgo  non  celeres  fugae  legitur*).  Madvigius  existimat  vÜam  non 
celeris  fugae  dici,  sed  potest  celeris  etiam  rectus  casus  esse,  ut  fugae 
ab  hoc  adiectivo  sit  suspensum.  Sed  sive  hanc  sive  illam  strueturam 
praeoptaveris,  hoc  dicit  poeta,  moniunentis  memoriam  clarorum  virorum 
propagari  posteritati,  ut  quam  vis  mortui  vivant  per  saecula.  Sed 
displicet  verborum  collocatio: 

Per  quae  Spiritus  et  vita  redit  bonis 
Post  mortem  ducibus  non  celeris  fngae, 
Eins,  qui  etc. 

languet  enim  vitae  epitheton  non  celeris  fugae  subiectum,  neque  com- 
mode  genitivvun  fugae  excipit  alter  eius.  Quod  aUis  lods  hemistiehlÄ 
temere  traiecta  sunt,  hie  quoque  accidisse  arbitror:  nihil  enim  est, 
quod  reprehendas  verbis  in  hunc  modum  locatis: 

Non  incisa  notis  marmora  publiois, 
Per  quae  Spiritus  et  non  celeris  fugae 
Post  mortem  ducibus  vita  redit  bonis, 
Eius,  qui  domita  nomen  ab  AMca 
Lucratus  rediit,  clarius  indicant 
Landes,  quam  Calabrae  Herides. 

Sublatis  duobus  versibus  Carmen  octo  tetrastichis  constat  isti  1^ 
convenienter,  quam  plerique  omnes  quod  sciam  Horatium  secutum  esse 


*)  Sed  trium  libromm  scripturae  non  celeris  fuga,  qua  suam  emendationem 
stabiliri  credidit  Madvigius,  nihil  tribuendum:  prono  errore  librarii  singularem 
numerum  pro  plurali  intuierunt. 


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Varronianum.  671 


existimant;  eqiüdem  semper  seorsim  sensi,  quandoquidem  carmina, 
quae  epodon  über  continet,  quaeque  ab  odanun  socio  täte  non  sunt 
segreganda,  legi  adversantur:  nam  parem  quidem  versuum  numerum 
ostentant  praeter  ep.  17,  cuius  diversa  est  conditio,  sed  ad  tetrasticha 
revocari  nequeunt    Neque  vero  credibile  ep.  12: 

Quid  tibi  vis,  mulier,  nigris  dignissima  barris, 
Munera  quid  mihi  quidve  tabellas? 

distichis  decnrrere,  vicissim  Od.  I.  7  et  28,  quae  cannina  iisdem  plane 
numeris  astricta  sunt,  tetrastichis  constare,  omnino  haec  stropha,  quam 
Alcmanicam  dicunt,  aliaeque  id  genus,  distichis  absolvuntur,  neque 
convenit  metricae  artis  legibus,  si  quis  bina  disticha  copulaverit,  ut  fiat 
tetrastichon.  Ea  carmina,  in  quibus  idem  versus  usque  iteratur,  i.  e. 
Asclepiadeus  maior  vel  minor,  Horatius  Lesbiorum  poetarum  exemplum 
secutus,  xoT«  diOTixiccv  ut  decurrerent  curavit*):  itaque  parem  in  sin- 
gulis  carminibus  numerum  depreliendimus,  sed  casu,  non  consilio  acciclit, 
ut  in  singulis  carminibus  parem  quoque  distichorum  niunerum  depre- 
hendamus:  neque  vero  hac  observatione  abutendum  ad  carmina  yuxrä 
T€TQd<nixov  auctoribus  Meinekio  et  Lachmanno  dispescenda.  Dixi  de 
hac  re  in  commentatione  academica  (Hai.  1863  [d.  IV.  m.  Mail]  quae 
in  paucorum  manus  pervenit)  ibique  docui  etiam  veteres  grammaticos, 
qui  de  metris  Horatianis  scripserunt,  eadem  haec  tradidisse. 


VI.    [Varronianum]. 

Varro  de  L.  L.  V.  62  [cf.  p.  164  ap.  Vahl.]  didt:  vieri,  id  est  vin- 
cirt,  a  quo  est  in  Sota  Ennii :  Ibant  malad  viere  Veneriam  corollam, 
quocum  componas  Pestum  p.  356:  Ennius  in  Asota,  Non  persuadent 
mihi  Ennium  Sotam  Carmen  inscripsissiB,  quod  Sotades  (quemadmodum 
est  Ennius  in  Epichanno)  vel  Sotadea  appellandum  erat**).  Mihi  in 
mentem  venit:  in  Asotia  Ennius: 

Ibant  malacen  viere  Yeneriam  corollam. 


♦)  Trimetri,  velut  ep.  17,  hac  lege  soluti  sunt,  ionicos  versus  grammatici 
Od.  HL  12  xara  TQfarixov  discripserunt. 

**)  Alias   librarii    peccant,    velut  apud  Nonium  [p.  92  Gerl.]  est:   Catullus 
Priapo,  ubi  in  Priapio  scribendum. 


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672  Varronianum. 


adhibito  Macrob.  Sat  VI.  4,  221,  ubi  ostendit  Graecis  vocabulis  Virgilium 
parcius  usum  esse  quam  veteres:  quippe  iUi  dixerunt  et  pausam  et 
machaeram  et  asotiam  et  malacen  et  alia  similia.  Pausam  et 
tnachaeram  Ennius  usurpavit  [Ann,  348.  572,  Sat.  11  et  Ann.  392.  585, 
Trag.  312  ap.  Vahl.],  probabile  igitur  etiam  reliqua  ex  Ennio  esse  repe- 
tita,  et  Macrobium  hunc  ipsum  locum  respexisse,  in  quo  mcUacam 
iam  Scaliger  divinavit;  ego  olim  Malad  proposui,  quemadmodum 
Etruscis  Helena  dicta  est  Malacisch  [vide  Opusc.  I.  312].  Cannini 
autem,  quod  Asotia  inscriptum  fuit,  Sotadei  numeri,  qui  in  utroque 
jfragmento  deprehenditur,  petulantia  satis  conveniens. 


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Aus  Bergks  Handexemplaren. 

A.    Plautu  a 
(Ex  reo.  F.  Ritsohelil    Bonnae  1848—51.    Elberfeldae  1853—54) 


1.    Miles  Oloriosus. 

Y.  23  f. :  Et  me  sibi  habeto  et  ego  me 
manoupio  dabo: 
Si  UDum  epityrom  apad  illum  eetur,  in- 
sane  bene  est 

V.  33  f. :    Venter    creat   omnis  has 

aeromnas:  auribns 

Perhauriendae  sunt,  ne  dentes  dentiant 

V.  58.    neqüe  iniuria. 

V.  62.    inibi  illa. 

V.88.    erost. 

V.  179.  Die  Sohreibart  scimiam  schien 
B.  auf  seimiam  zu  deuten. 

V.  229.  Tu  oenus  si  recipere  hoc  ad 
te  .  .  . 

Wie  n.  2  zu  Peiipleoomenns  '  Peri- 
phlegomenos  =-  ambustus'  notirt  ist  (cf. 
Opusc.  1.208),  so  IL  3  (vor  272)  zn  Sce- 
ledros  'Sceleprus  =  axUi(f>Q6g.^ 

Y.  309.    hoce  si  miles  soiat 

V.  316.  Non  ego  nwM  tuam  (für 
handschriftliches  mutuam)  empsim  vitam 
vitiosa  nnce. 

V.  318.    Noewa  tibi  .  .  . 

V.  320.  Weil  C  ampJeocante  nnd  D 
ampleocantem  hat,  dachte  B.  an  am- 
ploxantem.  Cf.  Prise.  I.  32:  anHquiquch 
que  'amplocti*  pro  *ampli^cti*  dicehant. 

V.  351.  Neqüe  quoiqtiam,  qnamilli . . . 
Ritschi:  Neqne  qnoiqnam  [aliij  quam 
Uli... 

V.  359.    Fori  istuc  exemplom. 

V.  403  f.  Ne  tu  hercle  sero,  opinor, 
Resipism:  si  ad  hemm  haec  res  prins 
percrdmerU,  peribis  (ohne  pulchre). 

Th.  Bergk  Kleine  Schriften.    L 


V.  436.  Zu  Glycerae  ist  mit  Bezie- 
hung auf  V.  807  Dircae  notiri  Auch 
V.807  steht   Dircam  (-cem)  am  Bande. 

V.  438.  Aus  den  Buchstaben,  welche 
die  Handschriften  überliefern,  eruirte  B. 
am  Rande:  Abi,  Oirca  es  tu,  non  es 
(noenu)  Dirca:  .... 

V.  466.  Ba:  ducta-  dU-  it  intuä. 
Darum  Bergk:  docte  dididit  (divisit) 
8uam. 

V.  481.    neqüe  herile. 

V.  497.  SCE.  Exptmgare  volo  me. 
PE.  Tune  te  mihi,  .  .  . 

V.  517.    Me  «cpurigare  .  .  . 

V.  542.  PE.  Quid  obsecras  me?  SCE. 
Insoitiae  Meae  et  stultitiae  ignoscas  . . . 

Y.  588.    Quai  mantis  adeatur,  ne . . . 

V.  628.    tamine  tibi  diu  videor  .  .  . 

Y.  649.  Neqüe  ego  umquam  alienum 
scortum  .  .  . 

Y.  654.  Post,  Ephesi  sum  natus, 
no€nu(m)  in  Apulis,  non  sum  (noentim) 
Animulae. 

Y.  672.     At   tibi   tanto   aumptu  me 


Y.  691.  Zu  den  Yarianten  notirte 
B.  am  Rande :  faciain  et  coinquiam  deae, 

Y.  694.    YoTi.  cernaria^^xiQvo(p6Qog. 

Y.  706  ist  der  Punkt  nach  lubet  ge- 
strichen, Ritschis  nam  1(yj  eingeklanmiert 
xmd  mea  morte  didam  gnatia  am 
Rande  notirt;  fiir  den  Anfang  von  708 
bemerkte  Bergk  bei  den  Yarianten:  Hi 
aptid  med  edunt. 

Für  den  Schlufs  von  724  notirte  B. 
consuUt, 

43 


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674 


Aus  Bergks  Handexemplaren. 


V.  725  f. :  aequom  faitDeos  paravisse, 
tU  uno  exemplo  ne  omnes  vitam  vivereni 
V.  743.  Verum  ubi  dies  decem  oon- 
tinuos  8it,  ast  odio  fatnitiaest. 

V.  752.    Nam  proletari  sermone  .  .  . 

V.  754.  Quid  opus  füit  hoce  sumptu .  . 

V.  762.  Set  procellunt,  set  ptocum- 
bunt  dimidicUi,  dum  appetunt. 

V.  809.    dicito  tamen. 

V.  865.  Quaeso  tamen,  tu  meam 
partem,  infortunium  Si  dividetur,  me 
absente  aooipito  tamen. 

V.  874     mi  Phidippa. 

V.  927  f.  ni  ludificata  lepidt  Ero, 
culpam  omnem  in  me  imponito;  vid. 
NonitM. 

V.  935.  Vos  modo  curate:  ego  probe 
iam  oneratum  htmc  ascidbo. 

V.  950.    Quei  eins  .  .  . 

V.  965.  Nuptan  isla  an  vidua?  IT  Et 
nupta  et  vidua. 

V.  974.  Für  aicut  ist  sein,  ut  oder 
tu  notirt. 

Für  V.  1006  ist  locuUUeia  notirt 

V.  1015.    ego  sum  tibi  firme  firmus. 

V.  1038.    tibi  di  dent 

V.  1049.    a  cupimte  tis. 

V.  1065  ist  Aetina?  notirt 

V.  1071.  Haut  insulsum  huic  inge- 
niumst. 

V.  1100.    sumat,  abeat,  avehat. 

V.  1104  f.  PA.  Quia  oculis  meis  Vidi 
hie  sororem  esse.    PY.  Eho  conv. 

V.  1153.    Miles,  nihil  ecfieri  potent . . 

Palaestrio  vor  v.  1156  ist  eingeklam- 
mert und  vor  v.  1158  VA.  hinzugefügt. 

Für  V.  1198  ist  celere  notirt. 

Für  den  Schlufs  von  1204  steht  de- 
crevi  dare  am  Bande. 

V.  1220.  Cum  ipso  pol  sum  secuta  (?) 
Placide,  ipsa  dum  lubitumst  mihi  [otio,] 
meo  arbitratu,  ut  volui. 

V.  1240.    iilo  (für  alio)? 

V.  1245.  Am  Rande  ist  summergere 
notirt    B:  summopere. 

V.  1247.  Tibi  et  Phaoni  Lesbio  tam 
midieres  ut  am^xrenU 

V.  1263.    te  per. 

V.  1276.  virum  eius  mi  metuendumsf. 


V.  1283.  PY.  Nauclerus  hie  quidemst. 
PA.  Videlicet  accersit  hanc.  PY.  Ita  credo. 

V.  1304.    Sed  quid  ^stuc  quaeso  est 

V.  1317.    vela. 

V.  1319.    nam  pietasco:  sat  sapis. 

V.  1375  ff.  Ntmc  fidelem  mihi  esse  in- 
vcnio.  quem  egomet  mecum  cogito,  Stulte 
feoi,  qui  huno  amisi.  ibo  hino  in  pro- 
vinciam  Ad  amores  meos  et— st!  hinc 
sonitum  fecerunt  fores. 

V.  1399.    PER.  Iam  face  ut  quasi . . . 

V.  1409.  Loquere,  donicuin  ne  fac- 
tum est 

V.  1411.  Iura  te  non  nociturum  esse 
homani  de  hac  re  nemini. 

V.  1423.  Am  Rande  ist  damide  und 
macaera  bemerkt 

V.  1430.    P.  Quidnam?   SC.  Illic... 

2.    Baeehides. 

V.  51.    Duae  rfwm  unum  .  .  . 

ego 
V.  125.    Noenu  ei^  tibi   Haec  ap- 

paravi,  auch  Non  cargo  tibi  .  .  . 
V.  241  f.    Adibo  hunc,  quem  quidem 
ego  hodie  faoiam  hie  arietem 
Phrixi:  atque  detondebo  usque  ad  vivam 

cutem. 
oder  ita  cum  tondebo. 

V.  271.  In  den  Lesarten  der  Hand- 
sohriften  C  und  Da  schieu  B.  docmcMm 
verborgen  zu  sein. 

V.  292  f.  oceeperwnt  raUm  Twrbare 
in  apertum  oder  Probere  partu.  In 
den  Anmerkungen  (zu  urbare)  ist  aufser- 
dem  gyrare  notirt. 

V.  3(X).  postridie  Aufenmus  aunun 
Uli  Omnibus  praesentibus. 

V.  340.    Immo  hau  tantisper  .  . 

V.  405.  Nuno  experiar,  sitne  acetum 
tibi  carque  acre  in  pectore. 

V.  411.    perdit  assentatio. 

V.  433.   Quem  1.  legens  si  in  unam... 

Bei  V.  640  steht  Anapaesti;  v.  642 
ist  hocedie  notirt 

V.  760.  VoB  ourate  vostrum,  ego 
officium  meum. 

V.912.  F.Dtma.  et  Athen.  XIV.  614. 

V.  928.    Cum  mÜle  u.  navibus  .  . . 


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Aus  ßergks  Handexemplaren. 


675 


V.  948.    Is  Helenam  avexit  .  .  . 

V.  1020.    Me  obiurigavit  .  .  . 

V.  1129.  B.  notirte:  his  mammae, 
vid.  1134.  Fest.:  mina  mamma  altera 
lade  defidens, 

V.  1130.  Viden  limulis,  obsecro,  in 
te  tuentor.    * 

Ftir  V.  1205  f.  bemerkte  Bergk  auf 
p.  155  der  betr.  Anmerkung  von  p.  154 
gegenüber: 

quociinqae  labet 
Abducite  nos    quo  lubet   tamquam  qui- 

dem  addictos:  lepide  ipsi 
Hi  sxmt  capti,   suis  qui  filiis  feoere  in- 
sidias:  ite, 

3.    Stiehns. 

V.  71.    Gratiam  patris  si  petimus  . . . 

V.  86.  B.  fand  in  den  Worten  des  A 
postidea,  wie  er  zu  den  Varianten  no- 
tirt  hat. 

V.  112.  Für  91  sint  notirte  B.  vin 
scire, 

y.  120.  Ex  malis  multis  malum  quod 
minus  est,  id  minimumst  malum. 

V.  126.    ingenwum  ingeni9n  (sie). 

V.  180.  Fropterea,  credo,  nunc  cane 
essurio  acrius. 

V.  216.  paene  prae  fame  sum  emor- 
tuos. 

V.  223.  Herde,  aestimavi  prandio, 
cena  tibi. 

V.  300.  B.  verlangt  einen  Trimeter 
(v,  Ambr.)  imd  für  v.  302  hat  er  sich 
^duo  dimetri'  angemerkt. 

V.  307.  Set  spatium  hoc  occlive  et 
brevest  .  .  . 

V.  314.  Hoc  postremxun  est  vale 
vobis. 

V.  321.    Quas  neque  edes  colubras. 

V.  351.    Ego  fecero. 

V.  419  f.  scio  scire  te ,  Quam  multas 
tecum  miserias  vectaverim. 

V.  460.  NoDom  strena  obscaevavit 
spectadum  hoc  mihi.  Dazu  ist  bemerkt : 
Novom  strena  (i.  e.  saltis)^  quoniam 
mustela  mali  ominis,  vid.  Theophr. 

V.  485.  Quandoquidem  tu  ad  me 
noenu  vis  promittere  .  .  . 


V.  576.  Quin  vocasti  Ttomonem  ad 
cenam? 

V.  611.  PV  hanc  tibi  cenam  ince- 
nato,  Gelasime,  esse  hodie  licet. 

V.  614.    pW  hortum  transibo. 

V.  625.  Für  pol  liest  B.  nach  den 
Spuren  der  PMzer  Handschriften  vel. 

V.  638.    in  crastinum   spiciet  diem. 

4.    Pseudolus. 

(Mit  Benutzung   einzelner  vom  Heraus- 
geber in  der  philol.  Societät  nach- 
geschriebener Notizen.) 
Argumentum   n. 

V.  9.    Für  eum  schreibt  B.  htmc, 
V.  13  ff.  gestaltet  B.  folgendermafsen : 
Dat  caculae  subditicio  cum  symbolo. 
Lenonem  fallit  cacula  sycophantice: 
Scorto  Calidorus  potitur,  atiro  Pseudolus, 


V.  58.  Mit  Ausscheidung  des  von  R. 
eingefügten  leno  wiU  B.  mitterU  lesen. 

V.69.  Mit  Beibehaltung  der  hand- 
schriftlichen Stellung  voluptatwm  mihi 
verlangt  Bergk  Auswerfung  des  u  und 
vergleicht  quaestor  statt  quaesitor, 

V.  106.  Atqui  id  futurum  unde  esse 
dicam,  nescio. 

V.  122.  Di  te  mihi  semper  servent 
servum,  si  potes. 

V.  126.  Pvibe  hält  B.  für  metrisch 
fehlerhaft  xmd  verlangt  ptihi  oder  pubei, 
fami  und  nubi  vergleichend.  Pubi  als 
Dativ  anzusehen  verhindere  der  Umstand, 
dafs  praesenti  pvbe  stehende  Formel  sei. 

V.  136.  Ego  homines  magis  asinos 
numquam  vidi  .  .  . 

V.  165  ff.  mifst  B.  anapästisch,  indem 
er  für  v.  165  natdlV  dies  und  nach 
omnis  das  handschriftliche  vos  notirt, 
V  166  aber  das  i  von  glandium  für 
stumm  erklärt  und  handschriftliches  fa- 
cito  beibehält.  Der  Proceleusmaticus  sei 
im  ersten  Fufs  nicht  auffällig.  Auch 
in  den  folgenden  Versen  hält  sich  B. 
genauer  an  die  Ueberlieferung.  V.  168 
notirt  er  ite  und  nach  haec  mit  den 
Handschriften  cito, 

43* 


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676 


Aus  Bergks  Handexemplaren. 


Für  V.  170  steht  am  Rande:  ne  qais 
pertuncUtt  dam  crwmmam  catUiost, 

Auch  bei  v.  174  ist  *Änap.'  notirt, 
und  V.  178  hat  die  Form:  Nam  mw 
penus  anfM4U8  hodie  vBrt^t  (sie),  cras 
papulo  prostitaam  vos.  Für  v.  179  ist 
die  handschriftliche  Lesart  im  Apparat 
unterstrichen  nnd  mit  der  Bemerkung 
'Änap.'  versehen. 

V.  180  tilgt  B.  mit  Beibehaltung 
der  handschriftlichen  Wortstellung:  vitae 
quibus  deUciae  estis  quibtis  savia  das 
zweite  quibus  und  tritt  für  das  gleich- 
falls handschriftliche  mämiUae  ein,  an 
färina  (trotz  fariis)  und  öfela  (trotz  offa) 
erinnernd. 

V.  182.  Für  U8ui,  wie  die  Hand- 
schriften haben,  notirt  B.  usuis. 

Bei  V.  183  wird  iambischer  Rhythmus 
angenommen:  auf  den  Wechsel  weise  die 
Yoraufgehende  Eatalexis  (praehibeo  wie 
prohibeo  bei  Lucrez)  hin.  Die  Consti- 
tuirung  des  Verses  schliefst  sich  an  die 
Handschriften  an:  nur  wird  hinter  domi 
meae  eingeschoben  und  statt  Jwdie  hoce 
die  verlangt,  also: 
Quid  mihi  domi  [meae],  nisi  malum, 
vostra  6perast  hocedie  improbao. 
Was  übrig  bleibt,  bildet,  wieder  mit 
Beibehaltung  des  der  Anrede  wegen  ge- 
forderten estis,  den  Anfang  des  folgenden 
Octonars,  der  bis  paniices  reicht  und 
worauf  (vgl.  187)  eine  claustda  folgt 

V.  189  lautet :  Quibus  cünctis  montes 
maxumi  frumenti  aggesti  sunt  domi. 

V.  193  findet  B.  die  Erwähnung  ^des 
kretischen  Triptolemus*  lasion  auffällig, 
da  Plautus  sich  nur  allgemein  bekannter 
Sagen  bediene:  auch  sei  rex  für  ihn 
nicht  passend.  Dazukomme,  dafs,  wenn 
eine  zweite  nicht  gehörte  Person  spreche, 
die  Rede  in  den  Oanticis  mit  einem 
vollen  Verse  abschliefse.  Demgemäfs 
verlangt  B.,  indem  er  [vgl.  Opusc.  1. 134] 
den  Monolog  mit  einem  iambisohen  Tri- 
meter  enden  läfst: 

Lenone  ex  Ballione  regem  läsonem. 
Unter  diesem  Jason  verstand  B.  den  be- 


kannten, mächtigen  Tyrannen  von  Pherä, 
der  daran  denken  konnte,  den  Perser- 
krieg wieder  aufzunehmen  und  der  den 
angeklagten  Timotheus  durch  sein  per- 
sönliches Erscheinen  in  Athen  schützte. 
Defshalb,  meint  B.,  war  er  so  bekannt, 
dafs  ihn  ein  griechischer  Komiker  recht 
gut  erwähnen  konnte,  und  Plautus  hat 
eben  sein  griechisches  Original  genau 
wiedergegeben.  Entweder  ist  also  der 
ganze  Pseudolus  nach  einem  griechischen 
Stücke  bearbeitet  oder  wenigstens  diese 
Scene.  Auch  Terenz  beruft  sich  hin- 
sichtlich des  Oontaminirens  auf  Plautus 
als  einen  seiner  Vorgänger. 

V.  194  ist  ein  trochäischer  Octonar: 
Äüdin  furcifSr  quae  loquüur?  sdün 
nMgnificfM  tibi  videtur? 

V.  198  liest  B.  mit  D  tergoribus. 

V.  2(X)  ist  zu  lesen :  Devinxere  ad 
taurum,  item  stringam  ad  carnariufn: 
id  tibi,  so  dafs  hodie  wegen  des  cras  in 
V.  199  gestrichen  und  das  handschrüt- 
liche  id  tibi  aus  dem  folgenden  in  diesen 
Vers  gezogen  wird. 

V.  201  folgt  als  clausula  ein  kata- 
lektischer  iambischer  Dimeter:  Profeäo 
id  taurus  fiet,  diesem 

V.  202  ein  trochäischer  Tetrameter: 
Nimis  sermone  huius  ira  incendor,  Hün^ 
eine  JUc  JwnUnem  pati  und  dann 

V.  203  mit  üebergehung  des  erst  von 
Hermann  eingeschobenen  nos  ein  Dime- 
ter: Colere  itwenMem  Attieam,  in  dem 
iuverUutem  zu  sprechen  ist 

V.  230  sieht  B.  mit  Beibehaltung  von 
equidem  als  ^duo  dim,'  an. 

V.  239.  Im  Anschlul's  an  die  Hand- 
schriften fordert  B.:  Mitte  me,  sis.  PS. 
Sino,  CA.  Sine  modo,  P8.  Ego  abeam 
—  Cretici  mit  katalektischer  trochäischer 
Tripodie.    Es  folgt 

V.  240  ein  kretischer  Tetrameter:  CA 
Mäne^  mane:  tarn  üt  voles  me  Ssse,  Ha 
ero:  nunc  aapis,  indem  B.  tu  vor  sqpis 
gestrichen  hat 

V.  241  folgt  ein  akatalektischer  iam- 
bischer Dimeter:  It  dies:  ego  cesso. 
i  prae,  puere,  indem  B.  mihi  nach  ego 


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Ans  Bergks  Handexemplaren. 


677 


gestrichen  nnd  tu  nach  i  wieder  entfernt 
hat :  ohnehin  sei  sibi  cessare  eine  unge- 
wöhnliche Redensart.  CA.  Heus  üle 
(tbiit:  quin  revocas. 

V.  242  ist  ein  trochäischer  Octonar. 

V.  244.    tamenetsi. 

V.  248.  Für  den  Sohlufs  notirte  B. 
qui  sit,  u8U8t  *  es  bedarf  eines  Lebenden*. 

V.  255.  Die  Worte  manta  —  audi 
betrachtet  B.  als  trochäischen  Dimeter, 
worauf  ein  baccheischer  Tetrameter  folge : 
BA.  Swrdüs  mm,  CA.  Profecto.  BA. 
Ittdniloquos  is  tu. 

V.  263  ist  kein  iambischer,  sondern 
ein  kretischer  Vers:  Idtn  diu  scio  qui 
fmt:  nunc  quis  est,  ipsus  scicU.  ximbula. 

V.  268:  Non  potest  pietate  obsisti 
huic,  sicut  res  sunt  cettrae  gehört  dem 
Pseudolus,  V.  269  dem  Calidorus  an. 

V.  277.    Et  ideo  hoc,  quod  .  .  . 

V.  304.  Für  onines  steht  ho  min  es 
am  Rande. 

V.  305.     Credere  aude. 

V.  307.  Det  quid  usque:  quando  nil 
sit,  .  .  . 

V.  308.  Nilne  te  miseret  inanis?  IT 
Ca^dis  dicta:  non  sonant. 

V.  318.    quoia  opera. 

V.  329.    Fort,  ac  ininime  extis. 

V.  336.  Am  Rande  steht  für  sie 
'die?' 

V.  346.  Einfacher  als  die  Einschie- 
bung  von  domi  ist  die  Umstellung  quin- 
decim  minas  habeo. 

V.  349.  Qui  hunc  ego  occidam  at- 
que  me. 

V.  351.    terraw  tetigit. 

V.  358  scheint  dem  Calidorus  zu  ge- 
hören, so  dafs  am  Schlui's  zu  lesen  ist: 
curram ,  ut  te  mittam  manu, 

V.  360  B.  bemerkte,  dafs  es  das 
Natürlichste  sei,  dais  Pseudolus  und 
Calidorus  schimpfen.  Demnach  hat  er 
sceleste  dem  Calidorus  gegeben,  ebenso 
V.  361  bustirape  und  362  sociofraude; 
periure  v.  363  spricht  Pseudolus,  dem 
es  auch  die  Handschriften  geben. 

V.  387.  Cedo  mihi,  quid  eo's  fac- 
turus? 


V.  424.     volui  me. 

V.  436.     Veto:  nolo  faciat. 

V.  446.    F.  corrupit. 

y.  448  f.  lam  istaec  insipientiast  Iram 
in  procinctu  gerere. 

V.  466.    CA.  St  tace. 

V.  472.     Tarn  tibi  .  .  . 

V.  479.    B.  streicht  si. 

V.  480  ist  für  den  Schlufs  credUo 
notirt. 

V.  490.  Quor  fuiece,  tu  ubi  rescivisti 
ilico,  Celata  me  sunt? 

V.  498.  F.  e.vperitum  amoris  ha- 
buerim,  Cf.  Festus  [p.  79  et  Placidus 
p.  461:  Expei'itus,  non  peritus,  id  est 
extt'a  pei-itiam  positus], 

V.  499.  si  id  sexem  (insexem)  für 
handschriftliches  si  id  faxem,  Ritschi: 
si  dixem, 

V.  508.  Tu  vives:  tu  mihi  hercle 
hoc  argentum  dabis. 

V.  538.  Hier  findet  sich  das  Wort 
lacwna  am  Rande. 

V.  541.    Qui  med  argento  evortant. 

V.  565.    quod  futurum  dixeram. 

V.  593.   F.  quid  vditet  cum  machaera. 

V.  596.   Ut  ego  rationem  ocuHs  capio. 

V.  654.    ne  quid  harpax  clepseris, 

V.  751.    Set  quid  eo's  acturus? 

V.  776.  Interminatus  est  a  minumo 
ad  maxumum. 

V.  805.    Ne  quaeritur,  qui  opitumus. 

Nach  V.  865  steht:  Hie  inserendus 
V.  876;  dort  ist  der  betr.  Vers  einge- 
klammert mit  der  Bemerkung  vid.  865. 

V.  868.  Quia  sorbitione  faciam  te 
hocedie  mea  .  .  . 

V.  880.    Quin  tuos  inimicos  .  .  . 

V.  897.    opere  oravit  maxumo. 

Ueber  v.  940  ist  notirt:  memorem 
immemorem  facit,  qui  momet,  quod  ,  ,  , 
[d,  Beitr.  p.  21.J 

V.  978.  Ipse  ego  is  sum,  adtUescens, 
quem  tu  qu€ieritas,  f  Tu's  BaUio?  Cf. 
Men.  1078. 

V.  995.  Nam  necessest  Sicyoni  ho- 
die  .  .  .  . 

V.  1049.    Quin  %  simitur  .  .  . 


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678 


Aus  Bergks  Handexemplaren. 


V.  1065.  0  fortunate,  cedo  fortu- 
n&to  manum. 

V.  1087  fF.  Indem  Bergk  non  vor 
mettias  einklammert,  dachte  er  an  einen 
von  Ballio  gesprochenen  Vei-s,  den  er  so 
andeutet:  Nihil  est  quod  nietuam  tarn 
ab  eo  ,  .  .  .  Das  Folgende  gestaltete  er 
so:  Numqximn  a  me  ahducet  muUerem 
tarn,  nee  polest.  SI.  Quianam?  BA. 
Meministin  tibi  me  dudum  dicere  .  .  . 

V.  1142.  Quia  tnia  ipsus  coram 
praesens  praesentem  vi  des. 

V.  1143.  cave  sis  a  corvo  (?)  infor- 
tuniww*. 

V.  1228.     At  m&  viginti   solidis    (?) 
multavit  minis. 

V.  1324.  si  hoc  non  hocedie  ecfe- 
cissem. 

V.  1325.    habeo  argentutn, 

5.    Menaechmi. 

Argum.  V.  6.  posiretno  Epidamnum 
venit  (?). 

V.  13.  Hoc  igitur  argumento  ante- 
logium  fuit. 

V.  48.  clamore  audivi. 
V.  128  ff.  Ubi  sunt  amatores  mariti? 
dona  quid  cessant  mihi  Confcrre  onines 
congratulantes,  qui  pugnavi  fortiter? 
Hanc  qudm  modo  uxori  intus  pallam 
sumipui:  ad  scortum  fero. 

V.  147.    ME.  Die  hominem  lepidissi- 

mum  esse  med.    PE.  Ubi  essuri  sumus? 

V.216.  etmsequar.  [Cf.  Beiträge  1. 40.] 

V.  268.    Tu  magnu's  amator  mulie- 

rum,  Messenio. 

V.  351  ff.    Erotium  spricht  zunächst 
ein  anapästisches  System: 
Sine  förls  sie:  abi.    Nolo  operiri: 
Intus  para*),  vide,  quod  opust,  fiat. 
Stemite  lectos, 
Laetos  incendite  odores. 


•)  oura  ist  ausgeschieden  mit  der  Bemerkung : 
sed  cura  tueiur  Varro  VH.  12.  Dem  entsprechend 
hat  Bergk  die  Verse  in  den  Beiträgen  p.  159  an- 
ders constitairt. 


V. 355  lautet  nun:  Munditia  mlecd>ra8l 
animo  amanti  amcmtitMn,  ein  iamb. 
Senar,  wie  der  folgende  Vers,  sowie 
359  f.    Vgl.  Opusc.  L  164, 1. 

V.  366  ff.  mifst  B.  trochäisch: 
Neque  tibist  nee  Ulla  mora  intus. 
Prandium  ut  iusti  hie  curatumst: 
'Ubi  lubet,  ire  licet  accubitum. 
mit  Proceleusmaticus.    Dazu  bemerkt  er: 
oi'dinem  rerborum  tueiur  Varro Sat.^.2^ 
ed.  Oehler.    [Nonius  p.  73  (106).    S.  Bei- 
träge p.  159.] 

V.  514.  Omnis  cinaedos  esse  censes, 
quia  tu  is  es. 

V.  517.  Aut  te  piari  iuben,  homo 
insanissume. 

V.  533.    Noentt  meministi,  obsecro? 

V.  545.  poste  reddidero  tibi.  [S.  Beitr. 
p.48.] 

V.  662.  Fleokeisens  hodie  ist  einge- 
klammert und  bemerkt:  f.  nee  unquam. 

V.  724.  Da  vor  narrent  in  B  ein 
Buchstabe  radirtist,  so  vermuthete  Bergk 
gnarrent 

V.  882.  Lumbi  sedendo  ocuü^ 
spectando  dolent.    Cf.  Auson.  p.  142. 

Bergk  will  die  beiden  Schlufsverse  von 
Act  V  Sc.  6  (988  f.)  umstellen,  indem  er 
zugleich  in  dem  zweiten  Verse  Neque 
vir  um  ex  hoc  saltu  damni . . .  schreibt 

V.  1019.    Nimis  aat  ora  commetavi... 

V.  1063.    consimil  east. 

V.  1131.    Zcuximarchae  (?). 

6.    Mostellarbu 

V.  40f.    Steroids,  hircus,  hara  suis, 

Canes  copro  commicta. 

V.  213.   malesuada  muUiiensL 

V.  251.    Zu  den  Worten  des  Ritschl- 

schen  Apparates:   speculo  speculom  es 

libri  notirte  B.  speculom. 
V.  374.    PhüolacÄet  (?). 
V.  450.    Die,  quia  Foris  ambulatis. 
V.  475.    Caputale  acelus  est 
V.  703.    atque  eam  anum  habet 
V.  810.    Ah,  cave  tu  ilUc  obiectö... 
V.  813  f.    IfUdlego ,  Et  bene  monÜHm 

dueo  atque  esse  existumo  humani  wgem 


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Aus  Bergks  Handexemplaren. 


679 


[Beitr.  p.  52]  oder  vielleicht  auch  idque 
esse.  Für  et  —  (Uque  wird  auf  Hand 
Turs.  n.  529  verwiesen. 

V.  959.  'In  A  foit:  Quid  ais  ?  triduum 
unum  esse  haud  intermissum  hie  potarier.^ 

V.  1039.  'Eademque  opera  |  haec  tibi 
narravero.    que  ut  v.  1038.' 

V.  1113  f.  Am  Rande  steht:  Nutn- 
quam  edepöl  me  hocedie  inultus  .... 
(luditicdbis) :  nam  tibi  lam  iubeho  ignent 
et  sarmenta. 

7.    Persa. 

Argum.  V.  4.  Subomatoi»  su&sit  pa- 
rasiti  filiam. 

V.  95.  TOX.  Tum  stet  ...  v.  97. 
SAT.  Quasi  loream  esse  .  .  . 

V.  100.  Am  Eande  ist  ted  epulomis 
notirt. 

V.  194.    B.  bemerkt  vindicetn? 

V.  254.  Lubens  gratulor  vitulörque 
merito. 

V.  312.  Für  tangit  ist  tugit  beige- 
Sührieben. 

V.  338.    vendes? 

V.  436f.  citius  .  .  .  Fugiunt,  quam 
ex  porta  ludis  quem  emissust  celes, 

V.  650.  Quem  ipsus  prope  deperditust. 

V.  662.  eain  ut  emas,  habe  centum 
minis. 

V.  703.    Nugiphiloloquides. 

V.  705.    Nunquameripisinonides. 

V.  799.    Stultitiast,  quoi  bene  esse. . . 

V.  800.    urit  cor  mihi. 

V.  817.  Ritschis  iam  und  eo  hat  B. 
ausgeschieden,  dafür  aber  vor  te  con- 
dono  resti  (restem)  notirt.  Den  fol- 
genden Vers  bezeichnet  er  mit  Aus- 
schliefsung  des  von  Ritschi  hinzugefügten 
parce  misei'o  als  trochäischen  Dimetor. 

8.    Mercator. 

V.  4.  Per  meam  personam  adsutn 
sümque  .  .  . 

V.  15.  Quos  pol  ego  credo  humanw 
de  querimoniis  .  .  . 

V.  50.  Perfidiam  mi  insitam  lenonum 
expromere. 

V.  56.    Am  Rande  stehen  die  beiden 


Versuche  nolle  daire  se  vivere  und  ne  stia 
de  re  viverem. 

V.  58.     Ut  a&«tinerent  .  .  . 

V.  82.  Amens  amans  quamvis  ani- 
mum  offirmo  meum. 

V.  88.  ParcU  eccam,  imponit  oder 
Proretum  .  .  . 

V.  92.    ita  his  confectis  .  .  . 

V.  106.  Quid  opus  est  verbis?  emi 
atque  huc  advexi  hen. 

V.  116 ff.    B.  erkenntauch  hier,  wie 

Brix,  iambische  Rhythmen: 

Currenti ,  properanti  hie  hau  quisquam 

dignum  habet  discedere. 

Ita  tres  simitu  res  agendae  sunt,  quando 

unam  occeperis: 
Et  cürrendum  et  pugnandum  et  atUem*) 
iurigandumst  in  via. 

V.  126.    eximcmt, 

V.  I27f.  CH.Ego  animipendeo.  Quid 
.  illuc  negoti  sit,  lubet  scire  en  hoc  me, 
ut  certus  siem, 

V.  196.  Für  me  notirte  B.  med  (B: 
meo), 

V.  216.  B.  zieht  verum  zur  Rede  des 
Acanthio.    Das  Folgende:  Ut  tibi  quidem 

Visus  est,  sed  non  credd)at spricht 

Channus. 

V.  283  f.  Enge,  Demipho:  Salve  et  tu. 

V.  339  f.  mit  Uebergehung  der  Zu- 
sätze ex  improviso  und  mihi  findet  B. 
Anapästen. 

Bei  V.  355  hat  B.  das  Wort  *Lacuna' 
beigeschrieben. 

V.  505.    Itemque  für  item  atque , . . 

V.  581.  Nunc  tu  sapienter  loqueris 
neque  amatorie.    Ebenso  Brix. 

V.  592.    Pessum  eo,  salutem  amisi... 

V.  600.   haeret  rox  .  .  . 

V.  833.   occidit. 

V.  841.  Ibi  quidem  si  regnum  detur, 
non  est  cupUa  civitas. 

V.  843.  Spem  speratam  quem  ob- 
tulisti  hanc  nülli,  tibi  grates  ago. 

V.  845  f.  sex  sodales  ropperi,  Vitam, 
almiiiem,  comitatein,  laetitiam,  ludum, 
iocum. 


•)  Cf.  Poen.  IV.  2 ,  19.    [Opusc.  I.  628.J 


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680 


Aus  Bergks  Handexemplaren. 


V.  885.    Qnid  ibi  facer  vis. 
V.  890.   Quid,  si  mi  animua  fluctuat? 
[Vgl.  Beitr.  p.  120.] 

9.    Tmculeiitiis*)« 

Prologus.  V.  10.    Athenas  traduco, 

L  1,  10  (31)  ist  mirques  notirt. 

I.  1,  11  (32).   ducit  (?). 

I.  1, 12  (33).   Aut  orans  .  .  . 

I.  1,  16  (37)  ist  eingeklanunert  und 
inlexU  (?)  am  ßande  notirt 

I.  1, 17  (38).   Dum  huc  dum  illuc  rete 
vorrtt,  .  .  . 

L  1,  26  (47).  Bis  periit  ab  re  ama- 
tor  atque  animo  simul. 

I.  1,  29  (50).  Sin  crebra  oravit,  'ut 
Ter.  noctem  orare.' 

I.  1,  49  f.  (68  f.)  sind  eingeklanunert 
und  für  den  Anfang  des  zweiten  Verses 
ist  fere  notirt 

I.  1,  76  (92).  Sed  haec  quist  mulier?. 
Astaphiumst  ancillula. 

I.  2,  9  f.  (103).  Oenus  eorum  aliquis 
osolum  amicae  usque  oggerit,  Dum  ilU 
agant  d  ferant  ceteri  oleptae. 

I.  2,  21  (118).  Oh  ist  eingeklammert 
und  dafür  odio  geschrieben.  Dies  "Wort 
hat  auch  Fleckeisen  vermuthet 

1.2,28(130).  AioMlinnamTonstricem. 
I.  2,  54  (155).   ecbibiüs  (wie  auchBrix 
schreibt)  et  comestis, 

I.  2,  72  (173).  Non  hercle  totus  oc- 
cidi:  sunt  mi  etiam  fundi  et  aedes  [s. 
Beitr.  p.  102];  doch  ist  für  totus  auch 
penitus  vermuthet. 

I.  2,  76  —  79  (178  ff.)  werden  dem 
Diniarchus  gegeben,  v.  78  (180)  aber  der 
Alliteration  wegen  Eo  dingua  (?)  dicta 
dulcia  datis  vermuthet. 


*)  Hier  liegt  dem  Heransgeber  die  Spengelsche 
Ausgabe  (GOttingen  1866)  vor.  Die  grolse  Zahl 
handschriftlicher  Bemerkungen ,  welche  das  Hand- 
exemplar enthält,  hat  Bergk  grobentheils  schon 
für  seine  Beiträge  verwerthet.  Die  dort  stehenden 
Emendationen  sind  hier  nicht  idedeiholt,  wohl 
aber  die  von  anderen  Gelehrten  seitdem  vorweg 
genommenen  Versuche ,  weil  auch  schon  die  blolto 
Uebereinntimmnng  zweier  unabhängig  von  einander 
gefundenen  Emendationen  von  Werth  sein  kann. 


I.  2,  90  (193).    neque  aestuamus  ira. 
n.  1,  6  (216)  ist  eingeklammert 

n.  2, 11  (266).  Quid  tibi  ego  male- 
dioo?  f  Quia  emm  truncum  lentom  no- 
minas  (ohne  me  nach  enim), 

U.  2,  24  (279).    ungentatas  noctes. 

n.  2,  57  (312).    Ea  ca;  vos  estis  .  .  . 

n.  3,  22  (342).  Post  factum  plec- 
tor  .  .  .  Dafs  so  auch  in  LZ  steht,  ist 
bei  Spengel  nicht  notirt 

n.  4,  75  (429).  Auch  Bergk  hat,  wie 
Brix,  atttUerit  vermuthet 

II.  5,  8  (459).  Wegen  der  Küne  in 
avarä  notirte  Bergk  avare.  So  auch 
Seyffert. 

n.  5,  11  (463).  B.  schreibt,  wie 
Müller  und  Fleckeisen:  Vosmet  iam  vi- 
detis  me  omata  incedo. 

n.  6,  6  (487).  Non  laudandust,  qucd 
plus  credit  qui  auditat  quam  qui  videi 

n.  6,  23  (504).  Sälvom  te  —  1  Scio: 
sed  .  .  . 

n.6,  27  f.  (508  f.).  Iam  magnust? 
lamne  ad  legionem  eit  (vgL  Kielsling) 
atque  spolia  rettulit?  f  Euge  nudius- 
quintus  natus  ille  quidem  est  f  Quid 
postulas? 

n.  6,  38  (519).  Vimque  mihi,  wie 
Bücheier,  hat  auch  Bergk  vermuthet 

n.  6,  53  (534).  In  der  Vermutinmg 
exatnen  stimmt  B.  mit  Kiefsling  überein. 

n.  6,  54  (535)  wird  danum  ausge^ 
schieden :  Hoc  quidem  hercle  ingratumst. 
cedo  tu  mihi  istam,  puere,  pendam. 

n.  6,  62  (543).  Ne  bonum  verbum 
quidem  unum  diocit^  wie  Bücheier. 

n.  7,  32»»  (589).  Die  ob  haec  dona, 
quae  ad  me  modo  nuserit 

IL  7,  36»»  (594).  Mrcle  animo  suost 
miser,  ungefähr  wie  F.  Scholl. 

n.  7,  62  (623).  Für  noHo  ist  das 
pränestimsche  tongitio  notirt,  wohl  mit 
Rücksicht  auf  v.  691. 

n.  7,  69  (630).  Sed  ego  oesso  hinc 
amoUri  ventrem,  dum  salvo  licet  (ohne 
me  nach  hinc). 

m.  1,  9  (654).    Für  pera  ist  topper 
notirt 

HL  1, 13  (658).    Et  nunc  ego  istos 


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Aus  Bergks  Handexemplaren. 


681 


mundulas  amcisios.  urbanos  scheidet  auch 
Bergk,  wie  Müller,  aus. 

HL  2,  6  (674).  lam  noenn  trtmcus 
Jenttis  (?). 

m.  2, 12  (680).  Hahen  tu?  J  Argen- 
tum  te  fortasse  dioere? 

rV.  2,  4  (714).  Pröme  venustatem 
tuam  amanti,  ut  gaudeatis  compares. 

rV.  2,  33  (746)  ist  eingeklammert  als 
Dittographie  von  v.  30. 

IV.  2,  34  (747).  Non  ücet  dornt  Puae 
obsoni  me  participem  fieri? 

rV.  2,44  (757).  verba  eaque  men- 
dacia. 

rV.  3, 43  (817).  at  noenum  (wieFleck- 
eisen)  tacebo :  quando.nccessest,  indicem. 

IV.  3, 68  (842).  Für  iudicasse  steht 
vmdicasse  am  Bande. 

rV.  4,  24  (877).    nam  nee  (?)  facore. 


V,  1  (893).  Quo  mihi  amare?  fero 
supplicium  .  .  . 

V.  10  (902).  Puero  opust  oibo,  opus 
est  matri  et  aviae  (so  auch  Bugge), 
quae  puerum  lavii 

V.  57  (951).    Age  prior  cedo  aliquid. 

10.    Asinarla. 

(Ex  rec.  A.  Fleckeiseni.    lips.  1851.) 

Statt  der  Fleckeisenschen  Einschiebsel 
findet  sich  hocedie  restituirt  v.  20.  98. 
103.  728,  aufserdem  ist  das  Wort  v.  374 
am  Rande  notirt. 

V.  99  f.  corrigirt  B. : 
lubeas  una  opera  me  piscari  in  aere, 
Ävem  venari  reticulo  in  medio  man 
anstatt  venari  awtem. 


B.    E  n  n  i  u  s. 

(Recensuit  J.  Vahlen.    lips.  1854.) 


1.    Annales. 

V.  33.  Accipe  daque  fidem  foedusque 
feri  bene  fidus. 

Nach  V.  41  bemerkt  Bergk:  fort.  vers. 
exddit. 

V.  76.  pars  ItMUora  (?)  saxa  laotant . . 
vid.  Prise.  [Gr.  L.  U.  350  K.]  a  lib. 
de  orig.  gent.  Rom.  22. 

V.  103.  Fort  nam  del.  Virgines  sibi . . . 

V.  104.  GonfrXcaü  oleo  . . .  'De  Car- 
thaginiensibus  in  pugna  ad  Trebiam,  vid. 
Morus  p.  29.' 

Nr.  LXXV  (p.  20  V.).  Nee  dico  nee 
facto  mu, 

V.  123.   anoilia  fecit. 

V.  126.   Floralem  atque  Falacrem  . . . 

V.  167.  Quom  nonis  lunis  soll  luna 
obstitit,  et  nox. 

V.  171.  Inciet  occasus,  tenet  inri- 
tatus  . . . 

V.  182.   Für  verba  ist  torva  notirt. 

V.  183.  Nävus  repertus  domo  Graio 
patre  Graius  domo  rex.  'Plautus  dom^ 
Karthagmiensi,  Virg.  Caerete  domo, 
Horai  unde  domo.' 


V.  186.  Aiio  te  Aeacida  . . .  Vid.  VeL 
Long.    [Gr.  Lat.  VL  54  f.  K.]. 

V.  264.  Nunc  quianam  dictis  nostris 
sententia  flexa  est? 

V.  281.  mmmam  (?)  sonitu  quatit 
ungula  terram. 

V.  286.  lamque  fere  pulvis  ad  cae- 
lum  vasta  vegetur, 

V.  317.  e  summo  rege  ut  famul  in- 
fimus  esset. 

V.  323.   quae  iam  axim  für  maxime. 

V.  32Q.  Ciclopis  velut  aiti  turserat 
olim. 

V.  352.  aegro  Corde,  eomis  passis 
lote  pahnüque  pater  te  vel  potius:  Aegro 
cor  de,  comis  passis  palmisque  pater  te. 

V.  363.  Pendent  peniculamenta  unum 
ad  quemque  pedatum, 

V.  389.   Males  diffindtmt. 

V.  423.  veluti.  cf.  inscr.  lahn.  Spec. 
Ep.  108.    [Opusc.  L  576,  7.] 

V.  426.  Der  Vers  ist  durch  aete^-nam 
vervollständigt. 

V.  459.  Cum  sese  extricat  (excussat) 
somno  Romana  iuventus. 


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Aus  Bergks  Handexemplaren. 


V.  460  f.  Omnes  oorde  patri  praebent 
animoque  benigno  Se  circumfaÄOS. 

V.  470.  F.  finibü"  termo  und  v.  471 
fort qua  stat  redditu'  termo. 

V.  474.  Fortis  Romani  möge  sint  (sunt) 
quam  coelu'  profundus. 

V.  480.  Cum  sol  aestatem  faciens 
longiscere  longe. 

V.  491.  Tonsillas  rapiunt  quo  figant 
(?  quam  tangutit)  litus,  aduncas. 

V.  493  f.  'Referenda  sunt  ad  Romuli 
auspicium,  non  recte  Monunsen  Chron. 
p.  153.' 

V.  501.    spiras  legionibus  laxat  (?). 

V.  521.  et  cordi'  relinquite  somnum. 
Cf.  XftQ^iag  vnvov. 

V.  541  f.  Fort  d.  Aetna-  Tanto  sub- 
latae  swnt  sagmine  (?)  ttmc  lapides,  ut. 

V.  550.  soUum.  '  Vel  de  Romuli  morte 
vel  de  Hia  compressa  (Fab.  Pict.  23).' 

V.  553.   confusast  turbine  saevo. 

V.  570.  animusque  in  pectore  latrat 
mit   Scaliger.      Cf.  xQa6(ri   6k   ol  häov 

^XäxT€l. 

V.  600.   Tum  spoliantur  . . . 

2.    Tragoediae« 

V.  2.   dum  potes  defendere. 
V.  72.     quid   lascivis,   stolide?    non 
ifUellegis, 

V.  96.   miserum. 


Y.  157.  Nam  si  inpiobum  eese  Cre- 
siphontem  ezistimas. 

Y.  231.  Eadem  dicta,  tarnen  oratio 
aequa  non  aeque  valet 

Y.  237.  Nimium  boni  esse  dioo,  cui 
nil  est  mali. 

Y.  369.  Deum  me.  ificensU  facere 
pietas,  civium  porcet  pudor.  CL  Festas 
[p.  107:  incensü  incenderit,  sicut  incep- 
sit  inceperit]. 

3.    Oomoediae. 

Y.  1.   F.  Hominum  per  gentes  ... 
Y.  2.   Äethera  et  aequora  . . . 
Y.  3.   Bene  mones,  tute  ipse  cunctas. 
Cuncto.    Yide  fortem  virom. 

4.    Saturne. 

Y.  14.  Quaque  proptervi  Hannibalis 
copias  considera(n)t 

Y.  36.  Meum  non  est  magis,  ao  si 
me  canis  memorderii 

Y.  46.  Quaerunt  in  scifpo,  soliti  quod 
dicere,  nodum.  Dazu  die  Bemeitung: 
omissum  verb.  subst  Cic.  Arat 

5«    Euemems. 

Fr.  n.  Für  Aulacia  hat  Bergk  Sa- 
lacia  notirt. 

B.    £x  ineertis  libris« 

Y.  11.  topper  quam  nemo  me  melius 
seit. 


C.    In  seinem  Handexemplare  der  ersten  Ausgabe  von  Kibbecks 
Tragici  Latini  hat  Bergk  die  folgenden  Bemerkungen. 


1.    £iiiiius. 

Y.  163  R.  (=  227  Y.) :  0  magna  templa 
caelitum  commissa  stellis  splendidis. 

Y.  255  R.  (=  336  Y.):  pecudi  dare 
iura  (?)  marito. 

Y.  306  R.  (=  407  Y.):  Quidnam  est, 
obsecro,  quod  te  adirier  (mit  einem 
fortasse)  abnutas? 

Zu  V.  314  fP.  (-  14  5.  Y.)  steht  über 
der  ganzen  Stelle:  Male  traiecit  versus 
Btbbeck;  dann  zu  v.  320  über  magis 
vestra  magistra?  —  in  der  Lücke  nach 


V.  320:    F.   Gerte  Euryplust    (sie)  hie 
quidem  animi  exercitus*)^  ITbi  tantum 
lucttis  continuaiur  luctui,   nach  v.  324: 
Clausula.    Laboris  volnus  alliga. 
PA.  Quiesoe  igitur.  [et] 

2.    PaeuTios. 

Y.  46.  Tamenetsi  metuo  picta  de  pluma 
falam.   (Similiter  Novius  et  Plautus.) 


')  Am  Bande  ist  bemerkt:  vü:  hk  quidm  ex 
exeroüu  vel:  kie  gwidem  ost  Euarmonis. 


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Aus  Bergks  Handexemplaren. 


683 


V.  48  f.    Extremum  intra  camterem 

ipsum  Parthenopaeum  praegradat. 

V.  73.  Conoentare  ac  dissentire  patere : 

da  cwrsum  aequiter. 
V.  125  ff.  PY.  Ego  sum  Orestes.  OR. 
Immo  enim  vero  ego  sum, 
inquam,  Orestes.  TH.  Ambo 
ergo  una 
Necamini.    OR.  PY.    Precämur. 
In  der  CicerosteUe  (de  Fin.  V.  22, 63) 
ist  corrigirt:    cum   autem  etiam  exitus 
utrique  datur  a  conturbato  crrantique 
rege\ . .  JPür  de  Fin.  ü.  24,  79  ist  et  si 
id  nan  probares,  quo  mmus  ambo  una 
necaremini,  /ton  deprecarere?  notirt. 

V.  249.  Spartam  redonare  (?)  instat, 
id  se  perpetrat 

V.  409  f.    profectione  laeti   piscium 
lasciyiam 
Intuentur,  nee  tuendi  satietas 
capi  potis. 
V.  422.  Mexanima  tamquam  lymphata 
ut  Bacchis  sacris 
Commotis    stimulis    Teucrum 
commemorans  suum. 

3.    Aceius« 

V.  127.  Donum  amUpotenti  Minervae 
abeuntes  Danai  dicant 

V.  148.    nam   tropaeum  fene  me  a 

forti  viro 

Pulcrum  est:  si  autem  vincar,  vinci  a 

tali  ningulumst  probrum. 

V.  158.   Für  den  Schlufs  ist  violabili 

notirt. 

V.  198.  Zu  Herum  Thyestes  Atreum 
adtractatum  adrenit  bemerkt  B.:  Probab. 
Lambin,  mecum  alter catum;  doch  ist 
für  Atreum  auch  '^ nitro  me  notirt  und 
über  adtractatum  steht  attentatum? 


V.  344.  Nam  ea  sola  obleotat  spes 

aerumnosum  hospitem, 

Dum  id  quod  (=  quo)  miser 

est  clam  esse  censet  älteres. 

V.  347.    Scandia  ut  Amphidamantem 

icom 
nunc  Cytheris 
Exturbat,     vulgum     evitat, 
moeros  disiicit. 
V.  519.  Cesso  hino  ire  et  capere  lucti 
vestem  in  leto  coniugis? 
V.  538.   Quem  neque  tuen  contra  nee 

affari  queas. 
V.  663.   'Sotadeus*. 
Für  V.  670  und  677  werden  für  den 
Philoktet  des  Accius  in  Anspruch   ge- 
nommen 

Fabularum  praetextarum 
reliquiae. 
V.  10.   Gallaeci  voce  canora 

Fremitu  peragrant  minitabiliter. 

4.    Ex  ineertis  incertorum  fabnlis. 

V.  97.    Fort:   Quis  meum  nominans 
nomen  ex  me  ciet. 

V.  127.  Est  Aocii.  'quae  mulier  una 
duiim  virum  Usurpal;  duplex  cubile*. 
V.  138.    Tela,  famuli,  tela  date  mi 
propere!  sequitur  me  Thoas. 
Darunter  ist  bemerkt: 

Forte  citi  flammas,  date  tela. 
V.  141.  Saxea  est  Verruca  in  summe 

monüs  Oetae  vertice. 
V.  206  ff.  Nihil  herum  similest  spud 
Lacaenas  virgines, 
Quibus  magis  palaestra  Eu- 

rota  sei  pulvis  labor 
AgiUtas  studiost  quam  mol- 
litia  barbara. 
Cf.  ßaQßttQog  X^'^V' 


D.    In  'Lucilius.    Ed.  L.  Mueller.    lipsiae  1872'  jSnden  sich 
folgende  Eandbemerkungen. 


I.  3.     Has  ad  te  scriptas  res  Luci 
misimus  Aoli. 

I.  37.    Munu*  tarnen  fungi  et  muros 
servare  potesse. 


I.  41 artaenaeque  inquit  äquales. 

I.  43  f.  Porro  cleinopodas  lychnosque, 
ut  dicimu  Oifiv&g, 
Ante  'pedes  lecti*  solüi  dixe 
atque  4ucemas\ 


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684 


Aus  Bergks  Handexemplaren. 


II.  9  f.    Tnpurattwi  hone  in  fances 
invasse  animamque 
Elisisse  iUi. 
VI.  1.  üt  salvere  inbere  salutem  est 

mittere  amico. 
VI.  20.    B.  notirte  sich:    Ovx  avai- 

voCfiriVy  oO. 
Vn.  21.  Testam  sumit  homo  Samiam 
atque  ibi:  i  nunc  ^vXov\  inquit. 
IX.  17.    porro:  hoc  seit  filius  Luci. 
IX.  21  f.  'Meile  hondnnmVduo  mei- 
lia'  item,  hoc  lUroqiie 
opus:  'meiles', 
'Meilitiam*. 
Für  IX.  41  ist  notirt:  aut  (patris)  An- 
nales Enni ,  atque  stuc  unum  . . . 
XVn.  4  hält  B.  dictum  statt  diffitum 
für  unrichtig;  dafür  notirte  er  ficum  oder 
rictum.    Für  v.  6  hat  er  Helenam  oder 
ante  alias  an  den  Rand  geschrieben. 
XVn.  12.  Non  semissi'  facis  Musas . . 
XXVI.  23.    Quodque  te  in  tranquil- 
lum  ex  saevis  transdet  tempestatibus. 

XXVI.  43.   Suspendatne  sese  an  gla- 
dium  incumbat,  ne  caelum  hituat. 

XXVI.  49.    Coniugem  infidam  quae 
fracidat  familiam,  impu/rat  domum. 

XXVI.  52.    Quaenam  vox   ex    tecto 
resonans  meo  gradu  remoram  facit? 
XXVI.  53  f.     Vi    Romanus   populus 
viotus,  vi  superatus  proeliis 
Saepest  multis,   belle  vero  nun- 
quam,  in  quo  sunt  omnia. 
XXVI.  74.  B.  notirte  hirporum  (codd. 
luporum)  und  fulguritarum, 

XXVn.  18  f.   Ut  mercede  quae  con- 

duotae  flent  alieno  in  funero 

Praeficae,  voUa  et  capillos  scin- 

dunt  et  clamant  magis. 

XXVn.  35.  B.  notirte  für  omnia  homo, 

XX vn.  46.  Am  Rande  stohi  pe^'iimm. 


XXVm.  23.  An  Stelle  von  Müllers 
tete  liest  Bergk  statt  te  ted. 

XXVm.  46.  Socraticum  quondam 
tyranno  misse  Aristippum  autumant. 

XXIX.  23.  Coüegae  auxilLum,  tamet- 
sist  indignus,  feram. 

XXTX.  70.  Ut  nunc  hao  re  mihi  operam 
atque  auxilium  ofPeras. 

XXIX.  73.    Ni  rediret  ad  se  atque 
illam  exterminaret  miseriam, 

XXTX.  85.     In  gymnasio  ut  Schema 
antiquom  spectatores  t^neris. 

XXX.  16.     Sicut  te,   quem  aequae 
speeimen  vitae  esse  putamus. 

XXX.  33.  Quod  tua  laudes,  me  oulpes . . . 
XXX.  58.     Buplocamo  vittas  disoer- 
niculumque  capillo. 

Ex  libris  incertis. 
V.  32.    XatQs,  TiU  Vatic. 
V.  34.  Statt  des  vemiculaiim  der  oodd. 
des  Non.  bemerkte  B.  '^  'tum\ 

V.  90.  Saxa  et  Stridor  ubi  atque  rudeH- 

tum  sibilus  instat 
V.  99.    Nequam  aurumst  auris  fodi- 

cans  vementius  ambcis. 
Für  den  SchluTs  von  V.  105  vermuthet 
B.  statt  suppus  supsus  i.  e.  ipsus, 

V.  151.  Scinde  puer  cälam  ut  caleas. . . 

Accii  Pragmaticon  libri. 

inoertaqne? 
1. 1.  2.  lambi :  Et  cuncta  fieri  cetera 
inbeciUaque 
Ob  ponderitatem  gravitatemque 

nominis. 
Ex  libris  incertis. 

in  eo?  in  sno? 

Fr.n.  Idee  plectuntur  poetae  quam  suo 
vitio  saepius 
Ductabilitate  ammi  ac  vostra  stuUa 
perperitudine. 


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Wort-  und  Sachregister. 


A.  geht  in  u  über  p.  22.  —  der  ersten 
Decl.  im  Nom.  lang  p.  256,  15.  270  f. 
p.  419. 
cibieU  p.  75.  76. 

Ablativ  auf  -d,  Einfährong  dess.  p.319f. 
absdendus  p.  57. 
accmsus  p.  563, 12. 
AccentuaUon  p.  603. 
acdpiem  (-iam)  p.  116.  122  f. 
Äccius  dMertissimus  poeta  p.  219  f.   — 
Eigene  Orthogr.  p.  102.  -  Frgmt  v. 
ihm  bei  Festus  S.  359  p.  376.  —  Lycurg. 
Ein  Fragm.  ans  demselben  p.  349. 
acna  p.  486. 
acgua  p.  73.  74. 
Äcro  p.  599. 
actio  quadmpli  p.  142. 
Ädaeus  p.  659. 
adeo  bei  den  Kom.  p.  62. 
adit  (=  adiü)  p.  418,  44. 
Acy.  patron.  anf  -is  p.  356. 
adnoUMre  p.  603  f. 

Ädolenda  p.  515,  32. 

adar  p.  479  f. 

adosiosus  p.  479. 

Adverbia  mit  est  bei  Plant  p.  644. 

Adverbia  auf  -o  p.  536,  7. 

advocapit  p.  506  f.  —  advocapit?  p.  648. 

Aecae  p.  216. 

Aecetia  p.  526,  8. 

Aec(u)lanum  p.  216. 

AedOen  p.  172f. 

Aemüius  Asper  p.  599  f. 

Aepuh  (Epulo)  p.  253  fiF. 

AegpAana  p.  216. 

aeque  pleon.  p.  34,  c.  comp.  p.  281. 

Aequum  p.  213. 


Aequi  p.  214.  215. 

Aequiculi  p.  214.  215. 

aer  p.  67  f.  267. 

Aeschyhis,    Nereiden  p.  299. 

Aesctäapius  p.  66. 

aether  (Lehnwort)  p.  68.  268. 

aeihereus  bei  Piautas?  p.  64.  68. 

aethra  bei  Ennius  p.  68.  268. 

Afranius,    Ida?  p.  397. 

agidum  p.  71,  1. 

Agrigentum  p.  66. 

äxitpaXoi  p.287.  340.  382  ff. 

Albinus  Metr.  p.  583,  2. 

Alcumaeo  (-imaeon)  p.  66.  221,  2. 

Alcumefia  p.  66.  221,  2. 

ulKtt«raeion  in  der  alt  Spr.  p.  33.  101. 
114.  131.  492. 

äHog  p.  75,  2. 

dlteras  (Adv.)  p.  123. 

Alumento  (Laomedon)  p.  66.  222.  296. 

Alcon  p.  658  f. 

aliud  p.  631. 

Allegorische  Erklärung  p.  265  f. 

Alpius  p.  528. 

Ambarvalia  p.  516  fif. 

^mper  fan^erj  osk.  ==  inter  p.  11,  6.  28. 

Amjntas  p.  550  f. 

iinapäs^m  logaödische  p.  304.  —  lo- 
gaöd.  synkop.  p.  355.  —  Verbindung 
y.  Dactylus  und  Anapäst  in  denselben 
p.  343.  —  freiere  p.  353  fiF.  —  Anap. 
Septenare?  p.  344. 

Ancona  p.  65. 

AnecdotonPaHsinuin  p.249.  251.  580  fiF. 
—  Text  desselben  p.  585—590. 

Anegang  p.  41,  8. 

&if€fAoxoiT<u  p.  564. 


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Wort-  und  Sachiegister. 


anhelus  p.  563. 

änter.  atatat  p.  496,  4. 

antidhac  p.  493. 

Antistius  p.  567. 

AO  osk.  Form  für  aqua  p.  11,  6,  28. 

Aorelius  p.  479,  5. 

Aphaeresis  p.  444. 

Apidvus  p.  528. 

&no  für  Suff,  '»iv  p.  509,  23. 

Apokope  p.  508. 

Aptronia  (-  io)  p.  188,  8. 

apu(d)  p.  293. 

aqua  bei  Lucrez  und  Plaut  p.  34.  72  f. 

—  bei  Enniuß  p.  309,  91.  345.  —  bei 
den  Komikern  p.  346. 

Arachtus  p.  291. 

aragetud  (argento)  p.  66. 

^Qai&os  p.  292. 

arater  (-trum)  p.  278,  43. 

jiQtt^g  CAQtt^&og)  p.  292. 

"jiQctjog  {-T&os)  p.  292. 

Archibulus  p.  39. 

arcM  (-quus)  p.  313  f. 

Arimn  (Ariminetmum)  p.  190. 

Aristarch  p.  249  ff. 

Aristophontea  p.  39. 

arrespex  p.  532. 

Arsis  Aufl.  beschränkt  p.  83  f. 

arteria  p.  666,  Anm.  2. 

artmdo  p.  559  f. 

Arvalbrüder.  lied  derselben  p.  495  ff.  — 
Vortrag  des  Liedes  p.  515.  —  üeber- 
setzung  desselben  p.  510.  —  Zweck 
und  Inhalt  dess.  p.  510  f.  —  Opfer 
der  Arvalbrüder  p.  514.  —  Dienst  der- 
selben p.  516. 

oa  =r  Äflw  p.  339. 

Asper  p.  599  f.  607  f.  610.  —  Virgilcomm. 
p.  265. 

Assimilation  in  der  Yolksspr.   p.  87,  8. 

—  bei  Rautus  p.  122. 
astataries  p.  563. 
Athrpa  p.  446. 
attemiare  p.  405,  33. 

AUracHon  an  den  Casus  des  Relat.  p.  414. 
au(t)  p.  106. 
Awrelii  p.  479. 
Auspicien  p.  236  ff. 
CMSter  p.  569. 


ausul  p.  479. 

autem  Stellung  p.  628. 

Avaniius  p.  449. 

ArentvMM  extra  pomoerium  p.  245  f. 

axamenta  p.  477.  491. 

Av^riata  p.  567. 

JSadizo  (oder  ^isso)  p.  102. 

Balcon  p.  65. 

'ham  p.  78. 

Bandusia  p.  337,  25. 

Bantinische  Tafel.    Formel  in  derselben 

erklärt  p.  12,  Anm. 
Bardylis  p.  259. 
basilicus  p.  67. 
J5e«tMS  (Duüius)  p.  95,  6. 
Behla  p.  526,  8. 
Benventod  p.  190,  10. 
herber  p.  499.  505. 
Beschwörungen  gegen  Hagel  p.  558.  — 

gegen  Verrenkung  p.  558  ff. 
-bi=  (fi,  p.  11  —  13.  79. 
bibisti  p.  191. 
Biliös  (Duilius)  p.  95,  6. 
-bis  (-bis)  p.  13. 
'bo  p.  78. 
Boblicola  p.  499. 
bombyzare  p.  67. 

Bona  dea  p.  527,  10.  567.  570,  24. 
BoQ(Q)^rig  p.  287. 
Bradylis  p.  259. 
brais  p.  537. 
bratoni  p.  528f.  535  f. 
ßQovToaxonCa  p.  653  Anm. 
buceru^  p.  67. 
-bus  p.  11. 

C  für  ^  im  Osk.  p.  11,  6.  —  im  Lut 

p.  486. 
C  oder  €  Zeichen  in  den  Plaut  Hdschr. 

p.  192  =-  canticum  p.  193. 
Caecilis  p.  527. 
Caia  p.  534. 
calam  für  dam  p.  22. 
caltm  p.  22. 
Callimarchus  p.  39. 
ca(8)millus  p.  649. 
P.  Candidus  p.  449f. 


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"Wort-  und  Sachregister. 


687 


cantio  (-iuncula)  p.  407. 

capü  (-a,  -e)  p.  608f. 

cap'itbm  p.  71, 1.  290. 

earcer  p.  44, 12. 

Carmen  de  figuris  p.  582  f. 

Carmina  Saliaria  p.  477  ff. 

CatamiUiS  p.  66.  222.  296. 

Caio.   Orammai  Arbeiten  über  denselben 

p.  597  f. 
eautim  p.  536. 
ceüo  (cdjo)  p.  94. 
Cemna  (Cremma)  p.  189. 
Ceres  p.  485. 
cerus  p.  485. 

cetur  (qtuiestor)  p.  100,  12. 
ch  im  alt.  Lat?  p.  79. 
ChaerUnOus  p.  39. 
chktmyda  als  Nom.  p.  65. 
Chrystu  p.  25. 
d  und  ^  p.  120,  9. 
Cieero.    Freund   und   Herausgeber    des 

Luorez  p.  426  ff.  436  f. 
Clodis  p.  527. 
clamde  (dcmde)  p.  22. 
ClusivUM  p.  484. 
cnatais  p.  532. 
CöcUtum  p.  86. 
Codrus  p.  552  ff. 
eod  p.  506. 

Coelius  Mantuanus  p.  549  f. 
ooena  p.  100. 
ooepi  p.  413. 
coepto  p.  414. 
Coera  p.  526,  8. 
coePus  p.  414. 
ooAors  (contrahirt)  p.  79. 
eomessari  p.  67. 
comissari  p.  102. 
ä>if»mu;efMJa  p.  515,  32. 
comonom  p.  304,  84. 
compendi  facio  p.  483. 
cofichfglwm  p.  315. 
concfos  p.  509. 
(xmdemno  p.  568,  23. 
conßctare  p.  363. 

confiug<ie  oder  confluges?  p.  347  f. 
cowia  fc*co»iia  =  dcoma)  p.  188.  191. 
Ocmon  (Mathem.)  p.  243, 11. 
oo(i)nqumo  p.  414. 


Oon5tt?ttt«  p.  485. 

Consonanten   bei    Assimil.    unterdrückt 

p.  113, 
Consonanz  einfache   statt   doppelter  in 

der  Mitte  eines  Wortes  p.  8  f. 
GontracHon,    Desti,    desse  statt  dedisti 

und  dedisse  etc.  p.  9.  —  im  Grieoh. 

nicht  geschrieben  p.  95. 
Cormficius  p.  545  ff.  —  Sein  Tod  p.  545. 

—  Schwester  des  Comif.  p.  545  f.  — 

Dichter  und  Gramm,  p.  546.  —  Etyma 

p.  546  ff.  —  Longus  p.  549.  —  stoische 

Weise  der  Erklärung  p.  549.  —  Rival 

des  Virgil  p.  549  ff. 
Cormitua  de   enuntiatiane.     Benutzxmg 

der  Schrift,    p.  97,  10. 
coruptiM  p.  8. 
cosmis  p.  649. 
cotidie  (-icmus)  p.  97  ff. 
cratera  Nom.  p.  39.  65. 
Cratinewin  (metrum)  p.  57. 
credere  p.  563,  11. 
crepida  Nom.  p.  65. 
crqipi  p.  532. 
Oi'otona  Nom.  p.  65. 
cube  p.  118. 

cubi  zur  Tilgung  des  Hiats?  p.  320. 
cui  (cubi)  p.  79. 
cutne  p.  105.  394  f. 
cunei  p.  494. 
curia  p.  304,  84. 
Curtius  Nida  p.  590.  595,  9. 
cyathisaare  p.  102. 
Oyrülus  p.  524,  4. 


X)  vor  *  p.  76.  —  im  Ausl.  unterdrückt 
p.  121.  186  (in  quod  und  quid). 

d  zu  phonet.  Zwecken  eingeschoben  p.  39. 

'd  an  Präpos.  p.  493. 

Daemones  p.  39. 

Daktylische  Worte  (dicere)  mit  kurzer 
Endsylbe  verlängert  p.  416  f.  —  nicht  für 
troohäische  p.  132.  —  Daktyl.  Verse. 
Proceleusmatious  in  denselben  p.  285  f. 

Damia  p.  567. 

damiabon  p.  568. 

davnia/re  p.  567  f. 

dcmiaPrix  p.  567. 


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"Wori-  und  Sachregister. 


damnum  p.  568. 

dardaries  p.  563. 

dare  =  facere  p.  541.  563.  647. 

daries  p.  562. 

Dative  auf  -a  p.  529,  auf  ui  p.  532,  23. 

—  plur.  auf  -o«  (statt  -als)  p.  529.  — 

auf  ow  (-uis)  p.  532. 
DauUcts  p.  442. 
Dcumtu«  p.  188. 
dea  Dia  p.  510.  514  ff. 
debtur  (-etur)  p.  190. 
decima  p.  537.  540  ff. 
decstumum  p.  494. 
2>cda  p.  502,  14 
dederond  p.  499,  10. 
de^se  p.  9.  121.  191. 
dedit  p.  9;  of.  p.  121. 
d€di(t)  p.  532. 
dedro  p.  190. 
cfeĻ6tfo  p.  79.  101. 
Dehnungen  von  bestimmten  Wortformen 

im  y^v.  ta.  oder  y^v.  dmX.  p.  349. 
detVo»  p.  648. 

DeminuHva,  Bildung  ders.  im  Lat.  p.  406. 
Demipho  p.  39. 
de  nocte  p.  238,  5. 
deperire  p.  466. 
deridiciilum  p.  19,  9. 
^/  (///«)  p.  508. 

(itccre  vom  Gesänge  gebraucht  p.  204. 
Didaskal,  Bemerkungen  p.  30. 
didet  p.  540. 
Didymus  p.  606. 

die»  supremus  p.  307,  90.  397.  650. 
Diovis  p.  491. 
d*rt*«  p.  398,  24. 
dw-  in  der  Tmesis  p.  483. 
Dispiter  p.  563f. 
dissoluo  p.  74. 
dissiinapiter  p.  563  f. 
distinguere  p.  603. 
Dittogaphim  bei  Plaut  p.  14.  16.  17.  18. 

20  f.  23.  26.  33.   107.   110.  111  Anm. 

141.  622  f.  640.  681.— beiCallim.  und 

Velleius  Pat  p.  605, 17. 
diu  p.  283. 

dmmpais  p.  334,  18.  336.  337.  504,  17. 
DiverUum   p.  194.    199  ff.    —    (Etymol. 

p.  194,5). 


divum  templa  p.  480. 
DlabeOa  (Dolabella)  p.  191. 
do  p.  508. 
d&  p.50a 

do  (-mus)  p.  279,  43. 
Dochmius  p.  162. 
dono  dare  p.  500, 11. 
drachuma  p.  221,  2. 
Dual  im  [Üt.  Lat  p.  509. 
duellum  p.  74.  94 
duenos  p.  647. 
DuiHus  p.  95. 

(iumpa  (lumpa,  lynipha)  p.  336. 
(^no  p.  540. 

Duodecim  tabulae  p.  482,  13. 
duutn  p.  25. 

DV  2ieichen  in   den  Plaut  Handschr. 
p.  192.  =-  diverhium  p.  193. 

^  aus  a  entstanden  p.  499,  9.  —  für  o« 

und  ae  gespr.  p.  100,  11.  12.  —  Inter- 

jection  p.  497. 
eafdem  p.  11.  28. 

Hdvofia  in  musik.  Hinsicht  p.  204, 18. 
efurfatu  p.  531. 
egomet  p.  349. 
ei  zur  Bezeichnung  zwischen  e  und  t 

schwankender  Aussprache.    —   for  i 

geschrieben  p.  118.  —  =  t6t  p.  79. 
eidem  (=  idem)  p.  616. 
ilriv  p.  563. 
Einschidmng  eines  Vocales,  namentL  in 

griech.  "Wörtern  p.  66. 
Einsylbige  Wörter  im  Versausgange  p.  341. 
Eisen  in  alter  Zeit  p.  559  f. 
eius  einsylbig  p.  283. 
^l  p.  508. 

Eleysina  Nom.  p.  65. 
Elision  am  Ende  eines  Senars  p.  359. 
klxfoCnfnlog  p.  500. 
Ellipse  eines  zu  wiederholenden  Verbums 

p.  171.  244  —  von  esse  bei  Flautus 

p.  7.  45.  87  ff. 
elops  p.  293,  64. 
em  (en  =  in)  p.  506,  19. 
emendare  p.  602. 
Etnpanda  p.  506,  19. 
endo  p.  303.  645. 
Endsylbe  verkürzt  p.  10.  271  f. 


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Wort-  und  Sachregister. 


emmp.  10;  doch  vergl.  121.  —  ent  gespr. 

p.  121.  —  bei  Ennius  p.  294. 
enim  Stellung  p.  669. 
Ennius.    Abweichungen  in  den  Citaten 

p.  305.  —   Achilles  Aristarchi  p.  224. 

—  Andromache  Aechmalotis  p.  225.  — 
Annalen.  Stil  in  denselben  p.  302.  — 
Annales.  XVI.  Buch  p.  254  f.  257.  — 
DareteUung  p.  254.  267.  276  f.  282. 
302.  —  Griech.  Worte  p.  67  f.  267  f.— 
Hectoris  Lytra  (nicht  Lustra)  p.  295  f. 
332.  Darin  Kampf  mit  Scamander? 
p.  299  f.  —  ffiat  bei  Ennius  p.  308.  — 
Iphigenia  p.  226  f.  —  Medea  exul  p.  225. 

—  Metrisches.  Arsis  des  Dactylus  auf- 
gelöst? p.  285  ff.  —  Sotadei  312.  — 
Versbau  p.  285.  288.  289.  —  Modus- 
wechsel p.  275.  —  Pancratiasta  p.  381. 

—  Penthesilea?  p.  232.  373.  —  Sabinae  ? 
p."361.  377.  —  Stellen  von  ihm  bei 
de.  de  or.  HL  47,  182  p.  264,  23,  bei 
Festus  p.  340  p.  307,  bei  Non.  197 
(287)  p.  377,  bei  Prise.  Gr.  L.  ü.  237  K. 
p.  480,  bei  Varro  de  L. L.  V.  77  p.  307  f. 
und  bei  Schol.  Ver.  zu  Virg.  Aen.  11. 
173  p.  259. 

enno(m)  p.  532. 

eno8?  p.  497. 

emtbro  p.  506,  19. 

/oijui  p.  563. 

Epignomus  p.  51 ,  19. 

In^Q^fia  Bedeutung  des  Wortes  p.  204. 

—  Vortag  dess.  p.  204  f. 
Epana  p.  214 
kTvrdxoQdog  p.  660. 

Epulo  (Aepulo)  p.  253  ff.  310. 

Equus  magnus  p.  213.  -  -  tuticus  p.  213. 

era(t)  bei  Plaut  p.  138. 

Eratosthenes  p.  243,  11. 

mm  p.  625. 

erügU  Perf.  p.  345,  34. 

Erz  in  alter  Zeit  p.  559  f. 

-es  in  -w  verwandelt  p.  117. 

^ssem  p.  562  f. 

^enat  (für  -niat)  p.  77. 

^  in  anap.  Syst    am  Ende   der  Keihe 

p.  360.  367  f. 
^^uQxeiv  p^  203. 
^xfir  p.  531. 

Th.  Bergk  Kleine  Sohriftan.    I. 


exp€nftav(i)t  p.  191. 
^xtulisses?  p.  347. 
eu  (Diphthong)  p.  478  f. 
EöddvffLiot  p.  39. 
Euphorion  p.  658. 

jP  im  Lat  für  ft  p.  78.   —  geht   in   h 

über  p.  79. 
-/"im  Gskischen  und  Umbr.  Rest  von 

-bi  p.  11. 
fallo  (=  -Jjo)  p.  94. 
fatum  p.  340. 
facere  p.  23. 
fact  p.  191. 
faeceus  p.  60. 
Febrais  p.  529. 
fd)ris  p.  499. 
Febris  p.  511. 
Februa  p.  529  ff. 
fect  p.  191. 

Feldspinneiinnen  p.  569  f. 
fen'stra  und  festra  statt  fenestra  p.lO. 
feniinur  (=^  femu/r?)  p.  93. 
fervo  p.  499,  9. 
Festus.    Art   der   Anordnung  231  f.  — 

üeberlieferung  p.  323.  397,  22. 
fiere  p.  130,  6.  501, 13. 
/im  alicui,  aJiquo  p.  637. 
filius,  -10  Auspr.  p.  76. 
finis  p.  493. 
Flamen  DicUis  p.  137. 
FlexionsschwäcJiung  p.  280. 
ßocci  facto  p.  483. 
fluvius  p.  366. 
Focus  p.  534,  4. 
FonteU  p.  175. 
Frequentativa  p.  44. 
fretum  p.  499. 

friddum  (fridam)  =  frigidum  p.  87. 
fu  p.  503. 
/i*/an8  p.  502. 
/i*/ere  p.  501  f. 
füi  p.  502. 
fundatid  p.  647. 
Furius  p.  567. 

St.  GaUer  Dichter  p.  150  f. 
gau  r-dium)  p.  279,  43.  508. 
Gemälde  in  Tempeln  p.  605,  16. 
44 


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690 


"Wort-  und  Sachregister. 


Genitiv  auf  -ai  p.  5.  —  auf  -ais  p.  537. 
auf  -a«  p.  537.  —  plur. auf  -um  p.  25. 

Gen.  Gerund.  p.  539,  13. 

Gladiatorenkämpfe  p.  372. 

gloria?  p.  77. 

glucidatuB  p.  67. 

Graecua  p.  268.  285,  53. 

Graius  p.  268.  285,  53. 

Grammatiker,    Citate  bei  denß.  p.  383  f. 

grandiusciUus  Ausspr.  p.  77. 

gratta?  p.  77. 

GraHus  p.  667. 

Griechische  Wörter  im  Lat  p.  44,  12. 
64  ff.  267  f.  —  verdorben  p.  115.  296. 
—  eingeschobene  Vocale  in  denselben 
p.  221,  2.  -  von  den  Etruskem  ver- 
mittelt p.  222.  —  Cognomina  p.  267  f. 

Chrumio  p.  208. 

guber(-nator)  p.  279,  43. 

H  zwischen  zwei  Vocalen  ausgeworfen 

p.  78. 
habevi?  p.  340. 
hacetenua  p.  112. 
Hagel.   Mittel  zur  Abwendung  desselben 

p.  564  ff.  —  Hagelmachen  p.  565. 
Handschriften.    Verstellungen  in  dens. 

p.  248  ff.  —  Zeichen  p.  248  ff. 
harpagare  p.  67. 
hau  statt  haut  p.  6.  30.  111. 
haud  in  Antithesis?  p.  634. 
Äe6m  p.  499,  9. 
her(i8)  p.  499. 
herba  p.  499. 

Heradides  p.  607.  608,  20. 
Herclo  p.  540. 
Hercules  p.  221,  2. 
Hemici  p.  215. 
Hexameter.    Folgen  der  Einf.  desselben 

für  prosod.  Verhältnisse  p.  71.  80.  81. 
hie  p.  30f.  96,  7. 
hicce  p  6.  31  f.  96,  7. 
hippacare  p.  67. 
Hippo  dirutus  p.  296. 
Historiker.   Revisionen  derselben  p.  597. 
hoc  för  huc  p.  146  f. 
hodie  Entstehung   p.  87.   —   bei  Plaut 

und  andern  Komikern  verdorben  aus 

hocedie  p.  111  f  147. 


hämo  Tumonis  bei  Plaut  p.  147  iL  304. 
homoeoteleuton  p.  489  f. 
Höra  p.  289,  59. 

Horaz.     Metr.  Eintheilung   seiner  Ge- 
dichte p.  670  f. 
Horazcommentaioren  p.  598  ff. 
hospis  (-es)  p.  117. 
Hostius  p.  254,  13. 
huat  p.  566. 
huitis  einsylbig  p.  283. 
huitisque  (für  huiusce)  p.  96,  7. 
Hyginus  p.  599. 
Hyperion  p.  268. 

I  imd  u  in  der  Endung  gern  gedehnt 
p.  lOf.  —  für  c  p  11.  561.  —  oonso- 
nantisch  p.  45, 13.  77.  287  f.  -  Con- 
sonant  und  Vocal  p.  75  ff.  —  unter- 
drückt p.  8.  45,  13.  77.  —  verflüchtigt 
p.  41.  —  =  i;  P.  95. 

lamben.  lotus  in  dens.  p.  129,5.  — 
lamb.  Senare  p.  344.  —  Verhilbüfs 
ders.  zu  den  übrigen  VeismaTsen  bei 
Terenz  und  Plaut  p.  201.  207.  -  am 
Schlufs  der  Rom.  p.  206. 

lanu  p.  533,  23. 

lanes  p.484f.  527,11. 

lanues  p.  485,  14. 

lanui  p.  532,  23. 

lanuli  versus  p.  491.  506. 

lamts  p.  76,  3.  481.  484  f.  513  l 

larbüa  p.  556. 

'icus  p.  617. 

'igare  p.  617. 

ii  =  I  p.  77.  —  für  j  p.  20. 

üt  p.  419,  44. 

ixTivos  p.  663. 

iUice  p.  96,  7. 

ImpercUiv,  Sufüx  desselben  p.  5O0.  — 
Imperat.  Put  p.  506.  —  ImperatiTe  im 
Griech.  zur  Composition  verwendet 
p.  500. 

in  eigenthüml.  Gebrauch  der  Präpos.  p.  351. 
—  zugesetzt  oder  unterdrückt  p.390. 

ad  incita  p.  8. 

i/ncitega  p.  66. 

i/nd(e)  p.  9. 

indigitamenta  p.  505. 

indqstruum  p.  303,  82. 


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Wort-  und  Sachregister. 


691 


indu  p.  645.  —  (tnäo-)  p.  303. 
Infinitiv  für  den  Imperativ?  p.  501. 
inom  p.  532. 
inquam  p.  117. 
inier  in  der  Tmesis  p  483. 
Interpunction  p.  603.  —  am  Anfange  eines 
neuen  Verses  p.  58.  —  im  ersten  nnd 
letzten  Fufs  p.  382.   —  in  der  Mitte 
eines  Wortes  p.  496,  4. 
intestcUo  p.  536,  7.  567,  20. 
Inversio  adjectivi  p.  662. 
invitare  (se)  p.  388. 
loviais  p.  525  f. 
lavis  p.  76,  3. 
loviua  p.  525  f. 
ipse  p.  525. 
luba  Metr.  p.  287. 
iubare  (-harj  p.  278.  524,  4. 
iugra  (='  iugera)  p.  71,  1. 
lulius    Modestus    p.  599.  —  Obsequens 

p.  654,  Anm.  3. 
luppiter  p.  513,  30. 
Iupp(i)ter  p.  187. 
iuvere  (iucare)?  p.  339. 
w  Pron.,  ältere  Formen  dess.  p.  12f. 
.|8  =  -iw  p.  623. 
Isidor  p.  251.  591  f. 
(i)8ta  C'oec)  p.  185. 
istice  p.  96,  7. 
Utuc?  p.  385. 
(i)ta  p.  186. 

Uaque  C—  ita)  p.  159, 10. 
Ue  p.  623. 
IteraHva  p.  617. 
luno  Lucetia  p.  492,  25. 
lutiM-na  p.  76,  3.  335,  21. 

•Kccvdatog  p.  513. 

Kavdäiov  p.  513. 

itattdiyHv  (-Xoyif)  p.  202. 

kenaamur?  p.  493,  26. 

kensantur  p.  493,  26. 

Komödie  lai.  theüweise  Selbständigkeit 

ders.  p.  207. 
KÖQxuQa  p.  45,  12. 
Krates  p.  596. 
XQt  p.  508,  22. 
Kritik  p.  456  f. 
xvttfiot  p.  399. 


L  monUirt  p.  94.  —  auch  im  Griech. 
p.  94,  4. 

Laberius.  Bruchstücke  bei  Cic.  de  Orat. 
II.  67,  274  p.  409.  —  Neoyomantia 
p.408f. 

lade  (lac)  p.  278. 

Laelius  Ärehelaus  p.  595.  596.  604. 

Lampadio  p.  596.  603, 14.  604. 

Lapis  (luppiter)  p.  178. 

la/rva  (-ua)  p.  74. 

latebröse  p.  45, 13.  86. 

Lateinische  Sprache  lange  ohne  Pflege 
p.  12. 

Lavemeis  p.  527, 10. 

leibreis  (liberis)  p.  190. 

lemmata  p.  170. 

'lentus  erkl.  p.  110. 

tumultv^  Lepidianus  p.  654. 

lessus  p.  76. 

Leucesius  p.  479.  489  f. 

Mvxiog  p.  479,  3. 

libeUae  p.  135. 

Libe(n)tina  (Libitina)  p.  379. 

liber  p.  504. 

libri  Tagetid  p.  653  Anm.  —  toniirudks 
p.  653  Anm. 

Licimus  Imbrex.  Frgmt  bei  Non.  133 
(196)  p.  393.  —  Mars  oder  Neaera  p.  393. 

Urnen  (lumen)  p.  503  f. 

limpidus  p.  334  f. 

Ilquiti4r  p.  623. 

liumpa  p.  371. 

liüisci  p.  92,  2. 

Liviiis  Ändronicus,  Achilles  p.  224.  — 
Odyssee.    Stil  in  derselben  p.  302. 

longi  versus  p.  285. 

Loucana  p.  479,  3. 

Loucetius  p.  479,  3.  504. 

lubeUs  p.  380. 

lubs  p.  534. 

LuceHus  p.  491  f.  504.  513. 

L  iunlius,  Kritiker  und  Erklärer  desselben 
p  595,  9.  —  Frgmte.  der  Trag,  bei 
ihm  p.  377.  —  Ein  dem  Ennius  (An- 
nales 605  Vahl.)  zugeschr.  Vers  von 
ihm  p.  309.  —  Tmesis  bei  ihm  p.  309. 

Lucius  Gramm,  p.  584,  2. 

Lucretitcs  von  Cicero  beurtheilt  p.  425  ff., 
von  anderen  Schriftst.  p.  429,  Verkehr 
44* 


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692 


Wort-  und  Sachregister. 


dees.  mit  Cioero,  Catoll  und  Anderen 
p.  426  f.  —  von  Cioero  herausgegeben 
p.  427f.  430  f.  436  f.  —  Commentare 
zu  ihm  p.  598  f.  —  Luorez  und  Ennius 
p.  429.  441.  —  Luorez'  Todesjahr 
p.  430  f.  —  Geburtsjahr  p.  431.  —Wann 
begann  Lucrez  sein  Gedioht?  p.  431. 
—  Grieoh.  Wörter  nicht  yermieden 
p.  435.  —  lonicus  im  Hexametersohlufs 
p.  439.  —  Codex  Monacensis  p.  248  ff. 
280.  448  ff.  —  Zeichen  in  demselben 
p.  248  ff.  451,  16.  —  Codex  oblongus 
und  quadratus  p.  452,  18.  453.  — 
Wiener  und  Gottorper  Handschr.  p.460. 

luctms  (lucunctdus)  Etym.  p.  65,  3. 

hierve?  p.  498  f. 

lutnpha  p.  337. 

Itma  süens  p.  242. 

luna  sUiens  p.  242. 

lupini  p.  400. 

luxare  p.  561. 

Lymfa  p.  338. 

lympha  und  Nvfiq>ri  p.  334  ff. 

Lymphcie  p.  336. 

LysiUlis?  p.  635. 

JBT  abgeworfen  im  Auslaut  p.  118.  121. 
363.  —  im  Auslaut  auch  durch  das 
Metrum  nicht  geschützt  p.  499  f.  — 
unterdrückt  bei  Plaut,  p.  114.  124,4  — 
im  Auslaut  der  ersten  Person  Präs.  und 
Fut.  bei  Plaut  erhalten  p.  117.  151, 
15.  568.  —  Casussuffix  für  -bi  p.536. 

Maccis  p.  527. 

tnaigi  (nMge,  magis)  p.  280,  45. 

ffMgistei-  p.  10. 

magistratus  p.  10. 

Magnet  p.447f.  470. 

Magni  campi  p.  305  f. 

Malevenium  p.  66. 

maUü  =  malleo  p.  561. 

Mamercm  p.  512. 

Mamers  p.  512,  28.  513. 

Mamurius  p.  512,  27. 

mane  p.  282,  48. 

manifestum  p.  79. 

numwn  p.  647. 

manticulaH  p.  472. 

ftumubriwm  p.  86. 


nuMMm  imicere  p.  142  f. 

manus  p.  282,  48.  283,  48. 

MaratJuma  (Nom.)  p.  65. 

Marcus  p.  512,  28. 

Marmar  p.  512  f. 

mannar  p.  512. 

marmore  p.  278 

Mars  p.  511  ff.  516  f. 

Mars  Lttcetius  p.  513. 

Marsi  p.  445  f. 

MaruUus  p.  449  ff.  454  f. 

massa  (maza)  p.  102,  13. 

Maurte  (Mavorte)  p.  190,  11. 

Mavors  p.  512,  28.  513. 

mb  im  Inlaut  =  grieoh.  fiq)  p.  335. 

med  p.  493. 

med(d)%x  degetasius  p.  212.   —    tuUcM 

p.  212. 
Mede  (=  Medea)?  p.  347. 
meKe  =  «€  p.  81.  108.  357  f. 
meliosem  p.  486. 
Melo  p.  296,  68. 
MemmitM  p.  431. 
mensae  (andahres)  p.  522  ff. 
'men(t-um)  p.  104.  568,  23. 

Al€viXQ€CTfig  p.  500. 

Meveaix^dTfjs  p.  500. 

meritod  p.  536. 

Mesomedes.    Hymn.  auf  Helios  p.  355. 

fiiaaos  p.  75,  2. 

Metius,  Mettius  (-us)  p.  261  ff. 

metus  fem.  gen.  p.  338. 

Mgolnia  p.  188. 

mi  (Voc.)  p.  390.  —  auch  Femin.  p.396. 

mihi  p.  10—13.  127.  —  mihi  oontrahirt 
p.  32.  Vgl  p.  184,  4.  —  mihi  und  m 
p.  78  ff.  —  mihi  erklärt  p.  79.  —  m 
bei  Ennius  p.  81.  —  IQEI  bei  Plaut 
p.  81.  —  mihi  (zweisylbig)  p.  82.  — 
mi  (einsylbig)  p.  82  f.,  im  Procelens- 
matious  p.  84. 

Micootrogm  p.  39. 

mifi  p.  502. 

mvna  p.  221,  2. 

Minerva  p.  529. 

minister,    Comparat  Bildung  p.  10. 

min^stremus  p.  10. 

milis  (-es)  p.  117. 

mille,  aber  wiMa  p.  93  f. 


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Wort-  und  Sachregister. 


693 


MüpTUdippa  p.  39. 

mürtAS  (-UU8)  p.  74.  662  f. 

misse  p.  481. 

Molasaus  mit  zwei  Ictus  p.  629  f. 

movimentum  (momentum)  p.  281,  47. 

nwstrare  (=  monstrare)  p.  106. 

mttUus  dico  p.  157. 

mmds  p.  507  f. 

muta  c,  liquida  nach  von  Natur  kurzer 
Sylbe  p.  85  ff.  —  stets  mit  Position 
verbunden?  p.  320.  —  schwache  Pos. 
mit  l  und  r  p.  379,  1. 

JT  zu  m?  p.  119. 

Naevius.  Bellum  Punicum.  Stil  in  dem- 
selben p.  302.  —  Comment.  zu  seinen 
Gedichten  p.  604. 

Nahar  p.  79. 

naugcie,  naugaiorius  bei  Plaut  p.l51, 15. 

ne.  Fragepartikel  ausgelassen  und  hii^ 
zugefügt  p.  19.  —  die  Fragepart,  zu 
n'  geschwächt,  das  selbst  unterdrückt 
wurde  p.  19.  —  einfache  Negation  p.  103. 

nee  und  nee  tdlus  (uter)  p.  103.  —  nee 
(neque)  =  ne — quidem  p.  136. 

Negixtion  einmal  unterdrückt  p.  136. 

nequidquam  p.  7. 

Nereus  Dat  Nerei  bei  Plaut  p.  69. 

Nerüfiem  p.  289. 

neüis  p.  18. 

m  p.  79. 

JVico«<ra*tta  (Schauspieler)  p.204.  205,19. 

nißl  p.  502. 

Nigidius  Figulua  p.  494  f. 

nÄ7  p.  79. 

ningtOus  (-cülus)  p.  171.  301  f. 

niH  für  nwt  p.  10.  12.  13. 

Niumsis  p.  191.  504, 17. 

noetuhusus  p.  389, 13. 

noenum  (noenu)  bei  Plaut  p.  121, 1. 

Nomina  propria  bei  Plaut  p.  39.  -  auf 
'is  (-ins)  p.527.  —  Orthogr.  derselben 
im  älteren  Latein  p.  332  f. 

Nominative  der  2.  und  3.  Decl.  geschwächt 
p.  279. 

non  erklärt  p.  103. 

Nonius.  Ueberlieferung  in  den  Citaten 
p.  323f. 

Noriia  p.  389.  446. 


Notae  crüicae  p.  248  ff.  310. 

noveram  bei  Plaut,  p.  643. 

Novim.    Decumae?  p.  407,  38. 

ns  (Lautverbindung)  p.  7.  —  -ns    (= 

-nt(i))  p.  522. 
nudius  Aussprache  p.  77.  —  n.  tertius 

erklärt  p.  87. 
Numpa  (-fa)  p.  336. 
Nwfntoriai  p.  188. 
nu^  (=^  nunc)  p.  87. 
ntmtiiis  p.  120,  9. 
Nursia  p.  388  f.  445  f. 
Nuvla  p.  191. 
Nuvkrinum  p.  191. 
vv{iLi)(pri  p.  336. 


Ob  p.  373,  70. 

öbex?  p.  287,  56. 

obiurgitare  p.  617. 

oblivisei  in  Synizesis?  p.  92, 2. 

obsequus  p.  114.  129. 

occa8U8  p.  239.  278. 

Ocriculi  p.  215. 

oculto  p.  8.  13. 

Ofdius  (Aufidius)  p.  190. 

oincorsei  p.  71,  1. 

Olli  (-is)  p.  302. 

omina  p.  481. 

omnia,  -ium  i  unterdrückt  p.  77.   185. 

—  ömnis?  p.  185. 
dvofittv  p.  568,  23. 
opüio  p.  95. 
oportet  p.  113. 

Optativ  des  Praeter,  im  Lat  p.  562  f. 
opter  p.  621. 
Orcvioa  p.  189. 

ÖQ&ios  Erklärung  desselben  p.  42  f. 
Orthographie  p.  93  ff.  118.  —  Princ  der 

Analogie   p.  101.    —    Phon.  Princ.  in 

ders.  p.  96f.  —  Wandelbarkeit  ders. 

p.  100.  151, 15. 
orundtis  für  -itmdus  p.  77. 
oscinis  (-cen)  p.  278. 
Oskische  Elemente  in  der  Lex  lul.  Mun. 

p.11,6. 
088e  (08)  p.  278. 
ostenta  p.  654,  Anm.  3. 
otium  Ausspr.  p.  76. 


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Wort-  and  SachregiBter. 


ou  zur  Bezeichnung  schwankender  Aus- 
sprache p.  190. 
Ozeul  p.  478f. 

-P  für  6  im  Osk.  p.  11,  6.  —  für  g  im 

Osk.  p.  214. 
pa  (pater)  p.  508. 
Pacuvius,     Kunst  zu  schildern  p.  300, 

74.  —  Dulorestes?  p.  295, 67.  —  Niptra 

desselben  p.  226. 
Paelignerdialekt  p.  521  ff. 
Palüia  p.  243. 
pam  p.  522. 
Pamphila  p.  40.  48. 
Pamphilippus  p.  38  ff. 
Pamphikcs  p.  40. 
Panegyris  p.  40.  48. 
Papirianus  (Gramm)  p.  99  Anm. 
Papius  p.  88. 
ParcisUen  p.  138. 
parentatid  p.  647. 
parjeHbus  p.  75. 

Participia  Perf,  für  Praes.  p.  169,  6. 
pater  Ausspr.  p.  186  f. 
Patlacius  p.  190. 

Patricoles^'CulesJ,  PatrocUs  ^.  66,  221,  2. 
Patulciua  p.  481.  484. 
pedari  Gen.  p.  391. 
peior  p.  566. 
Peisthetaerus?  p.  5. 
pdvis  p.  392. 
penitrat?   p.  45,  13.   58.    —   penetrdvit 

p.86. 
per  (pV  gesprochen)  p.  186. 
perdius  p.  405,  33. 
Perfecta  im  Osk.  p.  648. 
perfines  p.  493.  500. 
PeripetometMS  p.  5.  30. 
Periphlegomenus  p.  208. 
Penplecomenus  p.  5.  30. 
pernicies  f-rnüies,  -nucies)  p.  119  f. 
Personalendimg    der    2.  und   3.  Person 

sing,  und  der  3.  pl.  praes.  pass.  p.  493. 
Pescn  (Pescenia)  p.  189. 
pessimus  p.  566. 
pessum  p.  76. 
Pharmuth  p.  243,  11. 
ipiQiaaCnovoi  p.  500. 
Philoxenus  p.  198.  524,  4. 


PJmhimena  p.  40.  48. 

Phfijlippus  p.  8. 

I>uf  8«!  p.  531. 

Pincumm  p.  40. 

pincema  p.  65. 

in>Mtre?  p.  360. 

p*r«t  p.  531. 

Pisaurischer  Dialekt  p.  529,  14. 

pisher  p.  499. 

pm  p.  531,  21. 

pista  p.  517,  40.  566. 

pitpU  p.  487. 

Placidus'  Glossen  mehrfach  auf  Plautos 
bezüglich  p.  20. 

placenta  p.  65. 

Plautius  (Maler)  p.  605, 16. 

Plautus,  Archaismen  bei  ihm  p.  116.  — 
Aussprache  p.  184  ff.  —  Buchstaben 
am  Anfang  verlöscht  p.  176.  —  Can- 

..  tica  p.  129.  194  ff.  —  von  dem  han- 
delnden 8chauspieler  vorgetragen  p.201, 
10.  — Yerhältnifs  ders.  zu  den  Diverbien 
p.  201  f.  207.  —  Yersmafse  in  denselben 
p.  202.  —  bilden  den  Schlufs  der  Ko- 
mödie p.  206.  —  Diverbia  p.  194fL  - 
Erklärungen  eingedrungen  p.  158  fiL  — 
Griechische  Worte  bei  ihm  p.  641.  — 
Hiatus  p.  141.  183.  —  Menaechmi  ei 
für  i  geschrieben  p.  118.  —  Bechts- 
kenntnifs  des  Dichters  p.  152.  — 
Metrisches.  Anapästen,  Behandlung 
derselben  p.  45.  —  Bacchien  p.  160  f. 
162.  167  ff.  415  ff.  —  Cretid.  Tetoun. 
p.  218.  —  Akat  Trim.  p.55.  —  ver- 
mischt mit  Troch.  p.  165,  2.  410  ff.  — 
(Troch.  mit  rovri  p.  165,  2.)  —  Doch- 
mien  p.  162.  —  mit  GreticiB  p.  167, 4. 

—  Jamben.  Dimeter  p.  174,  11.  — 
Gesprochen  p.  199.  —  Gesungen  p.  174 

—  lambus  statt  einer  Länge?  p.  181 
lonioi  a  maiore  (Sotadei)  p.  161  t  — 
Parakataloge  p.  164, 1.  —  Troohäen. 
BrachykataL  Tetrameter  (metrum  So- 
tadeum)  p.  161.  — -  Dipodie  statt  eines 
iamb.  Penthemimeres  p.  415.  —  Katal 
Tripodie  mit  akatal.  Tripodie  p.  166,2. 

—  Troch.  Sept  gesungen  p.  199.  - 
Steigerung  durch  dasselbe  Wort  fmi- 
sere  miserj  p.  164  —  Stiohus.   Eingang 


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Wort-  und  Sachregister. 


gesungen  p.  199.  —  Personennamen 
vertausoht  p.  36.  40.  —  Schlafs  des 
Stückes  p.  206.  —  Ueberlieferung  p.  36  f. 
48 — 53.  —  Umarbeitung  des  Stückes 
p.  36—40.  —  Synizese  p.70ff.  — 
Wortbildungen  p.  145  f.  —  Zeichen  in 
den  Handschriften  zum  Behuf  des 
Vortrags  p.  192  ff. 
plens  p.  522. 

pleoris  p.  501. 

Pleusidipptts  p.  39. 
pluria  (Lucr.)  p.  284. 

nXovaiog  p.  76. 
plusima  (plisima)  p.  504. 

plucitts  p.  366. 

po  für  quo  in  den  SaL  Liedern  p.  487. 

poctda  litterata  p.  526. 

Poggitts  p.  453. 

Pontius  p.  527.  528. 

Podagra,    Spruch  dagegen  p.  570. 

poema  p.  268,  29. 

poeta  p.  44, 12.  67.  268,  29. 

noCrifin  (Drama)  p.  197,  6. 

PoVio  p.  600,  13. 

PoUux  p.  66. 

Pohfbiua  p.  601, 13. 

Pompeiii  p.  98  Anm. 

Pompilius  p.  88,  9. 

Porphyrio  p.  599. 

portare  p.  113. 

Porthaon  p.  149. 

porsei  p.  531. 

po8  =  po8t  p.  106. 

PosiHon  p.  379  f. 

posquam  p.  282  f. 

posHdea  p.  493. 

postridie  p.  537. 

Postumia  fgens)  p.  403. 

potare  «>  gustare  p.  128. 

poublicus  p.  87,  8. 

praebia  p.  392. 

praecium  p.  101. 

Prägnanz  des  Ausdrucks  (Präpos.  ohne 
Verbum)  p.  349. 

praehibeo  p.  79. 

Pramestinischer  Dialekt  p.  187  ff. 

praesentiarum  p.  537. 

praesto  p.  567. 

prboum  (proboum,  prohum)  p.  189. 


precium  p.  120,  9. 

prehendo  p.  79.  80. 

pretor  p.  100, 12. 

prius  Ausspr  p.  77,  einsylbig  p.  282. 

Primg,  (-igema)  p.  188. 

Probus  p.  14.  20.  249.  265.  406,  36.  37. 

585.  593.  598.  599.  601.  604.  606  ff. 
prodesse  p.  493. 
pro(hi)het  p.  414. 
proelium  p.  94. 
proiecUaftiJd  p.  647. 
pro  parte  .  .  p.  362. 
propinare  p.  67. 
pi'oprius  p.  405. 
profpjter  p.  382. 
proptervus  p.  332.  380  ff. 
Prosepnai  p.  190. 
Prosepnais  p.  537. 
prospices  p.  493.  500. 
prötervus  p.  380. 
prufatted  p.  648. 

pperci  ='pepercU  p.  188.  191.  532. 
ipttfi/ücutöaiog  p.  94. 
\jfiXoTdniSig  p.  133. 
Ptroni  fPetromj  p.  190. 
publicus  bei  Plaut  p.  86. 
puelois  (poculis)  p.  525. 
pudet  Ausspr.  bei  Plaut,  p.  184. 
puer  Ausspr.  bei  Plaut,  p.  74. 
pueri  p.  288,  57. 
putticus  p.  87,  8. 
Purcefro  (-ifero)  p.  190. 
purgare  p.  531. 
purgitare  p.  617. 
I^gopoUnices  p.  39.         v 
Pythagoras.    Bohnen   p.  399  f.  —  <ri;/u- 

ßoXa  p.  558,  5. 
pytissare  p.  67. 

0  für  c  p.  171.  —  im  Oskischen  durch 

p  vertreten  p.  214. 
qoi  p.  648. 

quädruplus  p.  143,  9. 
quam  ohne  vorhergehendes  tarn  p.  57. 
quamde  p.  302,  78. 
quam  si  f=  quasij  p.  629. 
quamtus  p.  99  Anm. 
quandö  quidem  u.  quandöquidem  p.  184, 4. 
qtuMi  für  qtMSi  p.  10.  12.  13. 


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696 


Wort-  und  Sachregister. 


qui  p.  71, 1.  270  f.  434. 

que  in  der  Tmesis  p.  482. 

quia  einsyibig  p.  186. 

quicquid  p.  97,  9. 

quirdj  p.  383. 

quiapiam  p.  487. 

guodcum  für  quocfAm  p.  276,  40. 

quoi  p.  79. 

quome  fqiwmj  erkl.  p.  105.  536. 

quorgo  p.  24. 

JB  für  «  p.  479.  ~  im  Auslaut  abge- 
streift p.  187.  630. 

ratum  p.  535. 

reapse  p.  338. 

recv^m  p.  486. 

rederguisse  p.  633. 

fest  ^  res  est  ^.  8. 

Tobose  p.  247.  278. 

rdbus  p.  247. 

Born.  Tag  der  Gründung  p.  243.  — 
Auspicien  dabei  p.  245. 

rogis  p.  630. 

rubrica  bei  Plaut  p.  86. 

S  im.Gen.  der  3.  Decl.  und  sonst  unter- 
drückt p.  280. 

aacaraclüm  (saceÜMm)  p.  66. 

säcres  bei  Plaut,  p.  86. 

Sctgarmus  p.  40  f. 

sdlfei  p.  278.  504  f. 

Salamma  Nom.  p.  65. 

Sancftjus  (Gen.  2.  Decl.)  p.  533,  23. 

scmdammeerig  p.  94. 

«ap«a  res  p.^2.  302.  524. 

Saieurnus  p.  479. 

Satomus  p.  479. 

Saturnus^.  76. 

scesna  (=«  coena)  p.  100, 11. 

Schema  schemae  p.  65. 

scio,  i  verschieden  behandelt  p.  9.  Ver- 
kürzung des  d  p.  9. 

scopultis  p.  274. 

se  =-  si  im  Volsk.  p.  13.  —  =-  sine  bei 
Plaut,  p.  186. 

se-  in  der  Tniesis  p.  483. 

seffi  p.  532. 

seges  p.  75. 

8ei(t)  p.  531. 


aTifueia  bei  Plato  p.  594. 

setnentis  p.  79,  6. 

Semo  Sancus  p.  507. 

Semones'i^  p.  507. 

semper  p.  13. 

senatar(i)bus  p.  71, 1. 

SERVEILI  p.  12. 

Servilius  p.  12. 

sesta  p.  526. 

8etH>r«um  (seorsum)':^  p.  339. 

8t  etym.  erklärt  p.  13.  —  si  quidem  und 

siquidem  p.  184,  4.  —  si  (sis)  p.  507. 
sibe  p.  12. 

«t6i  p.  10— 13.—  einsyibig  p.184, 4. 186. 
SibyUimsche  Orakel  p.  655. 
sie  p.  13. 
«fem  p.  563. 
siet  für  ^  bei  Plaut,  herzustellen  p.  164. 

—  mit  langer  Endsylbe  p.  184. 
simü  p.  396. 
s(i)mülimus  p.  8. 
sine  einsyibig?  p.  186. 
singulaüm  p.  638. 
singuli  p.  638. 
sins  p.  500. 

sireis  (für  «im)?  p.  332. 
siremps  p.  525. 
sista  p.  522.  566  f. 
sistiaiiens?  p.  493,  26. 
smitto  {smisso)  p.  481. 
sol  p.  479,  4.  504  f. 
Sol  p.  480. 

solum  (für  -tiMw)  p.  77. 
atondto  <=  aimnato  p.  9. 
«or^  attenuatae  p.  405,  33. 
«pecio  p.  245. 
spcnsio    {pra^iudicialis    und    jM^noto) 

p.  154. 
Stella  p.  94. 
«iti/a  p.  94. 
Stratüax?  p.  5. 
Strattppodes  p  39. 
Stricturae.  Titel  eines  Mimus  des  Labe- 

rius?  p.  391,  14. 
Studiosus  c.  dat.  p.  274. 
8tultiti4ie  «=>  stuUe  facta  p.  64. 
«to(«ra  Nom.  p.  65. 
Statüius  Maximus  p.  597  f. 
staJbim  p.  536. 


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Wort-  und  Sachregister. 


697 


statod  p.  647  f. 

swid  p.  524,  5. 

suapteTß,  524  f. 

8ub  dio  (dwo)  p.  404.  —  mb  lave  p.  404  f. 

subdiales  (-alia)  p.  405. 

subnumia  ftempla)  p.  282,  48. 

8ueo?  p.  114. 

Suetonius  de  notia  p.  593 1  —  de  viris 

ül  p.  428.  437. 
Summant$8  pater  p.  515,  32. 
mperbus  p.  381. 
»upei-um  Irenen  p.  283. 
supervacaneus  (für  -vaganeus)  p.  298, 70. 
supervacare  p.  298,  70. 
supervcuMum  p.  298,  70. 
8upn  (viciM  Supinas)  p.  190. 
8urem(p)8im  p.  234. 
surimo  p.  234. 
swrupio  p.  6. 
»w  ^  8tMM  p.  13.  302.   524.  —  =-  w 

p.  302. 
suspitio?  p.  332. 
we  =  «t  (umbr.)  p.  13. 
Syf^Gope  in  der  Volksspr.  p.  71. 

T  im  Auslaut  unterdrückt  p.  121  f.  138. 

184,  —  T-laut  vor  *  wird  8  p.  76. 
tarn  p.  394. 
tamefnj  p.  394. 
tamius  p.  99  Anm. 
Tantcdus  (in  amne)  p.  345  f. 
Tare(n)tinu8  p.  379  f. 
Tarentum  p.  66. 
Tarutma  Firmanus  p.  242  f. 
ted  p.  493. 
temperü  p.  106. 
Temtotf  p.  405,  39. 
tenuM  p.  73  f. 

'ter  und  -i)er  ^-pcr^)  wechseln  p.  12  Anm. 
T&re(n)tma  (iribus)  p.  380. 
Terem,    Cantica  und  Diverbia  p.  200  ff. 

207.    —    Andria.     Schlufs  p.  206.   — 

Bunuchus    A.  IL  1.    Zeichen   in  den 

Handschriften  p.  192,  2. 
Tetdim  (TetHdius,  Titidius)  p.  190. 
th  dem  alt.  Lat.  unbekannt  p.  79. 
Thelia  (Thetis)  p.  333  f. 
themau/rus  und  -uw  p.  6  f. 
Theodoromedes  p.  39. 


Theuropides?  p.  6.  115  t 

&0QvßvXJia^  statt  &OQtßvXXa$  p.  5. 

Boväinnos  p.  39. 

-Ti  p.  522. 

^6  p.  12. 

iibei  p.  494. 

«♦6*  p.  10— 13. 

TtWus  p.  537,  11. 

Ti/xrjaid^€os  p.  500. 

TwiCÄM  p.  396.  420.  481  f.  496, 4.  505, 19. 

Totadeat  p.  493. 

tona/ront  p.  494. 

Tragiker.     Bearb.  grieoh.  Stücke  (CJon- 

tamination)  p.  225  ft 
Tragiä.   Prgmte.  ders.  bei  Festus  p.  377. 

—  Frgmte.  ders.  bei  Lucilius  p.  377. 
trau  (ihraU)  p.  79. 
Tranio  p.  208. 
tremonii  p.  492  f. 

tdbarakat.  i^Met^.  496,  4.  —  ^  p.496. 
Troch,  Pentam.  p.  373  f.  —  katai,  Trim. 

p.  301.  —  Tetram,  Vortragsweise  ders. 

bei  Bömem  und  Griechen  p.  202  f.  205. 
TüdXtanm  p.  269. 
ttim  — tunc  p.  576. 
tut%cu8  p.  212  f. 


V  und  t^  p.  504.  —  in  der  Endung 
gern  gedehnt  p.  10  f.  —  u  und  w 
p.  504, 17.  —  und  oe  (oi)  p.  504.  — 
zu  ou  verstärkt  p.  504.  —  ausgestofsen 
p.  531. 

übt  p.  13. 

Ulixes  p.  222. 

Umbrücher  Dialekt  p.  121. 

umbra  (Fisch)  p.  294. 

umquis  p.  145. 

und(e)  p.  9. 

wngo  (oder  -uo)  p.  99  Anm. 

ungulus  p.  371. 

unu8  (=  idem)  p.  115. 

xifwersum  bei  Lucr.  p.  71, 1. 

urere  p.  569. 

üsü  p.  479. 

iispiam  p.  487. 

ustra  p.  569. 

tUrasque  (Adv.)  p.  123. 

üv  oskisch  =-  lat  M,  0  p.  212. 


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6d8 


Wort-  und  Sachregister. 


V  Consonant  und  Vooal  p.  72  ff. 

vafer  p.  397. 

Valgiua  p.  652f. 

vapore  (-is)  p.  280. 

vcvpulis  (Opi)  p.  106.  630. 

Vargwnteim  p.  595.  596.  604. 

Varro  de  L.  L.    Ueberlieferung  p.  571. 

vasa  Sacra  p.  526.  573. 

ve  p.  397. 

vectigal  (-alis)  Ad},  p.  279. 

vehemens  oontr.  p.  79.  —  Etymol.  p.79,6. 

veflj  p.  498  f. 

Velia  p.  94,  5. 

vel  uH?  p.  576,  7. 

vmiri  (-«)  p.  501, 13. 

verhena  p.  499. 

verherü  p.  106.  630. 

Verhum  der  Ck>i]junction  vorangestellt, 
erst  bei  Lucrez  nachweisbar  p.326, 12. 

Verkürzting  bei  unterlassener  Verdop- 
pelung des  Ck)n8onanten  p.  623. 

vescHs  (-tr)  p.  525,  7. 

ve8perug('0)  p.  279,  43. 

Verria  p.  527. 

Vertumnua  p.  446. 

verve  p.  499  f.  503, 15. 

vicesma  {-cesima)  p.  189. 

viglias  {vigilias)  p.  189. 


vilguitum  p.  499. 

viOa  (=-  vilia?)  p.  94. 

vindemiatar  Ausspr.  p.  77. 

rmta  p.  561. 

Virgil.   Anlegung  der  toga  virüis  p.430. 

vivous  p.  190. 

via^i)t  p.  191. 

VocaJe  in  der  Ausspr.  unterdrückt  p.  188 ff. 

—  Länge   ders.   durch  Verdoppelung 

bezeichnet  p.  478. 
vocare  für  vacare  p.  300,  76. 
Vocativ  auf  -ius  p.  262.  —  auf  -i  mit 

Elision  p.  262,  21. 
vocivtis  und   vocuus  statt  vacwu  p.6. 

300,75.  472  f. 
Fofoctt^u«  p.  215. 
Volskerdialekt  p.  122,  2.  212. 
romm»  ^-  «•>  p.  278. 
voia  p.  649  f. 
voraus?  p.  633. 
t?orterc  p.  633. 
vulturia  p.  150,  13. 

X  Zeichen  im  cod.  B  des  Plaut  p.  28, 
10. 

Z  im  Lat  p.  101  f.  478. 
I   zalaeaure  p.  505. 


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Stellenregister 


Aeciut 
V.  2  R  p.  325. 
V.  10  p.  363. 
V.  45  p.  341. 
V.  66  p.  364 
V.  81  p.  341. 
V.  100  p.  364.  464. 
V.  108  p.  339. 
V.  117  p.  339. 
T.  126  p.  321, 6. 
V.  127  p.  683. 
V.  133  ff.  p.  490. 
V.  138  p.  343.  373. 
V.  142  p.  364 
V.  145  p.  342. 
V.  148  p.  683. 
V..155  p.365. 
V.  158  p.  683. 
V.  179  ff.  p.  354. 
V.  194  p.  328  f. 
V.  196  p.  365. 
V.  198  p.  683. 
V.  238  p.  365. 
V.  246  p.  322. 
V.  265  p.  322,  7. 
V.  260  p.  341. 
V.  266  p.  304. 
V.  272  p.  325. 
V.  289  p.  360.  367  f. 
V.  297  p.  398. 
V.  301  p.  222. 
7.  321  p.  340. 
V.  333f.  p.  342f. 
V.  344  p.  683. 
V.  347  f.  p.  683. 
V.  390  p.  341. 
V.  396  p.  341. 


Äccius 
V.404  p. 
V.  417  p. 
V.  437  p. 
V.  445  p. 
V.  448  p. ; 
V.  455  p. 
V.  472  p. 
T.  447  p. 
V.  451  p. 
V.  452  p. ; 
V.  476  p. 
V.  485  p. 
V.  487  p.  i 
V.  489  p. 
V.  492  p. 
V.  493  ff. 
V.  501  p. 
V.  505  p. 
V.  508  ff. 
V.  511  p. : 
V.  517  p. 
V.  519  p.  i 
V.  525  ff. 
V.  529  ff. 
V.  538  p. 
V.  561  p. 
V.  579  p. 
V.  602f.  , 
V.  604  p. 
V.  620  p. 
V.  624  p. ' 
V.  653  ff. 
V.  655  f. 
V.  663  p. 
V.  670  p. 
V.  677  p. 


Aeoiu8 

.325. 

V.  693  p.  369  f. 

.  347,  41. 

Praetexi 

.365. 

V.  3f.  p.  371f. 

327,  12. 

V.  9  p.  321,  6. 

374. 

V.  10  p.  683. 

358. 

V.  15  p.  330. 

326. 

V.  26  p.  359  f. 

305. 

V.  31  p.  372. 

339  f. 

V.  36  p.  341  f. 

340. 

Pragmaticon  libri  (hinter 

340. 

MüUers  Lucüius). 

92,2. 

I.  1.  2  p.  684. 

92,2. 

Ex  libr.  ine. 

92,2. 

fr.  n  p.  634. 

92,2.  525. 
p.365  f. 
342. 

Aesohylus,     Agamemnon 

V.  1040  K.  p.  162, 15. 

356. 

V.  1052  p.  162, 15. 

p.  366  ff 

Aframus 

325  f. 

V.  20  R.  p.  389. 

343. 

V.  52  p.  398. 

683. 

V.  91  p.  396. 

p.  367. 

V.  103  p.  397. 

p.  367  ff. 

V.  104 ff  p.404ff. 

.683. 

V.  136  p.  387. 

.348. 

V.  182  p.  387. 

369. 

V.  188  p.  397. 

p.  370f. 

V.  203  p.  385. 

356. 

T.  207  p.  387. 

339. 

V.212  p.384f. 

41,8. 

V.  227  p.  387. 

p.  378. 

v.228f.  p.  393,  17. 

p.  372. 

V.  237  p.  409. 

683. 

V.  260  p.  409. 

.683. 

V.  304  p.  394. 

683. 

V.  315  p.  397. 

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700 


Stellenregister. 


^ 


ÄfrwMim 
V.  335  p.  410. 
V.  345  p.  387. 
V.  383  p.  390. 
V.  392  p.  316. 
V.  397  ff.  p.  398. 
V.  399  p.  387. 
V.  415  p.  397,  22. 
V.  417  p.  410. 

c.  14  p.  390. 

Anaerewi 
Epigr.  104  p.  522. 

Anal,  Gramm,  Vindoh. 
p.  307  p.  279. 
p.  443  ff.  p.  279. 

Jneodota  ed.  Matr, 

L  120  p.  315. 
Anecd,  Parisinum 

p.  586f  8ff.0pusc.p.  594f. 
Anthol.  Lot. 

nr.  1243  M.  p.  32. 
Anihol.  Pal. 

Vn.  552  p.  451, 16. 

Vn.  698  p.  451,  16. 

vn.  710  p.  451, 16. 

vn.  712  p.  451,  16. 

vn.  715  p.  451,  16. 

vn.  743  p.  451,  16 

XIV.  123, 11  p.  537,  11. 

ApuleiuB 

de  Orth.  55  p.  311. 
Arohiloohus 

fr.  76  p.  203. 
Arütophanea 
Aves  V.  1753  p.  286. 
Pax  V.  346  ff.  p.  410  f. 
V.  351  p.  411. 
V.  385  ff.  p.  410  f. 
V.  390  p.  411. 
V.  582  ff.  p.  410  f. 
V.  589  p.  411. 
V.  1170  p.  205. 
Ranae  v.  672  p.  420. 


Arütotelea 

deCoelop.137Ap.434. 

Poet.  6  p.  204, 18. 

Rhet.  m.  5  p.  603. 
Amohms 

adv.  Gent  m.  39  p.  547. 
Atherui£U8 

Xl/#  A  p.  659. 

XV7p!^92D  p.  488, 21. 
Atilitis 

V.  2.  3  R.  p.  623. 
Atüitts  Fori, 

Gr.L.VI.289K.pl61,12. 
Atta 

V.  8  R.  p.  112. 

V.  9  p.  389. 
Auetor  ad  Hermnium 

n.  12, 17  p.  125,  3. 

m.  2,  34  p.  230. 

IV.  9, 13  p.  125,  3. 

IV.  11,  16  p.  125,  3. 

IV.  21,  29  p.  125,  3. 

IV.  55,  69  p.  390. 
Augustinus 

de  Civ.  Dei  VI.  9  p.  485. 

XV.  12  p.  661, 1. 
de  Util.cred.  c.l7  p.  600. 

Caecüius  Statius 

V.  29  R.  p.  395,  20. 
V.  38  p.  387. 

V.  49  p.  387. 
V.  61  p.  385. 
V.  119  p.  387. 
V.  157  (8t  146)  p.  112. 
V.  178/9  p.  112. 
V.  210  p.  218. 
V.  230  p.  219. 
V.  197  f.  p.  395. 
V.  214  p.  384. 
V.  219  p.  393f. 
V.  222  p.  394. 
Caesar 
BeU.Afr.  0.3  p.  106,  15. 
Bell  civ.  m.  71  p.  137. 
Bell.  GaU. 
vn.  84.  88  p.  106, 15.  , 


CaUmaehus 
Lav.  Pallad.  13  ff. 
p.  605, 17. 

Cassiodorus 
G.L.Vn.l49K.p.98, 10. 

584,2. 

vn.  156  p.  96,  7. 
Cato 
Origines  L  4  J.  p.  414. 
p.  58  J.    (GelL  I.  15,  9) 

p.  571, 1. 
p.  61,  9  p.  406,  37. 
p.  85  p.  525. 
de  R  R.   c.  160  p.  506. 

517,40.  525.  556  ff. 
Catullus 
c.  4,  20  p.  297.  69. 
c.  21,  7  p.  176. 
c.  38  p.  546. 
0.  61,  206  p.  371. 
c.  62,  26  p.  370. 
0.63,15.16  p.  176f. 
0.  68,  84  p.  266. 
0.  68, 142  p.  80. 
0. 108, 1  p.  262,  21. 
Censormus 

dedienat  c.  23  p.  237, 2. 
CTiarmus 
Gr.  L.  L  37  K.  p.  406. 

p.  90  p.  406,  37. 

p.  95  p.  561. 

p.  125  p.  600, 12. 

p.  200  p.  284. 

p.  203  p.  305,  85. 

p.  210  p.  599. 

p.  240  p.  309,  91. 

p.  267  p.  306  L 
Cicero 
Aoad.Pr.IL28,89p.351. 
ad  Att.  Vm.  2  p.  590. 
Brutus  c.  15,  58  p.  269. 

c.  15,  60  p.  302,  79. 
pro  Cael.  c.  16,  37  p.  219. 
deDivin.  1.33, 72  p.  494. 

653  Anm. 

I.  48, 107  p.  233.  235f. 

n.  64, 133  p.  394 


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Stellenregister. 


701 


Cicero 
ad  Pam.  IX.  10  p.  590. 
596,9. 

IX.  21  p.  219. 

IX.  22  p.  372. 
de  Mn.  H.  24,  79  p.  683. 

V.  22,  63  p.  683. 
de  imp.  Cn.  Pomp. 

c.  9,  25  p.  282. 
de  Legibus 

n.8, 19  p.  171.  302, 78. 

n.  9,  22  p.  648. 

n.24,60p.650,Anin.2. 
de  Nat.  Deomm 
.     n.  2,  4  p.  309. 
Orator  c.  45, 152  p.  308. 

c.  45,  153  p.  627. 

c.  46,  155.  156  p.  220. 

c.  46, 156  p.  372. 
de  Orat. 

n.  46,  193  p.  204,  16. 

n.  59,  242  p.  217, 1. 

n.  67,  274  p.  409. 

m.41,  166  p.  373ff. 

m.  47,  182  p.  264,  23. 

in.  58,  218  p.  350. 

m.  58,  219  p.  376  f. 
ad  Quintam    IL  11,  5 

p.  425.  428.  437,  2. 
pro  Eab.  Post.  11  p.  375. 
de  Bep. 

L  41,  64  p.  283. 

n.  9,  16  p.  117.  240. 
pro  Koscio  32,  90  p.  222. 
de  Ben.  7,  24  p.  217, 1. 

c.  8,  25  p.  395,  20. 

c.  17,  61  p.  420f. 
pro  Sestio  o.  56.  57  p.  219. 

c.  57,  121. 
Tusoul.  I.  44, 105  p.  489. 

L  44, 106  p.  202. 

n.  16  p.  220. 

n.  17,  40  p.  404, 30. 

m.  19,  44  p.  489. 

IV.  15,  35  p.  218. 

Qoiudiui  Sacerdos 
Gr.  L.  VI  468  K  p.  413. 


Comici  Latini 
p.  22  R«  p.  392. 
p.  24  R«  p.  393. 
p.  82  R*  p.  394. 
Pall.    ex    ine.  ino.    fab. 
Eibb.  1  p.  217,  1. 
37  p.  218f. 
Ex  ine.  ino.  fab.  32  p.377. 

Consentitu  de  hörbar. 

Gr.  L.V.390K.  p.  584,  2. 
Cornelius  Nepo» 

Atticus  0. 12,  4  p.  426. 

Damoxenu» 

beiAth.XI.469A.p.659. 
Biodorus 

XY.  7  p.  199,  7. 
Diogenes  Laertius 

m.  66  p.  594,  7. 
Diomedes 

Gr.LaiL326K.p.406,37. 
p.  448  p.  376. 

Bionysim  Hol, 
Antiquitates 

I.  77  p.  244, 12. 

I.  79  p.  489. 

n.  56  p.  244,  12. 
Borustus 
de    Barb.     (Gr.  L.  IV. 

392  K.)  p.  119. 
de  Com.  et  Trag.  p.  12 

Reiff.  p.  193,  4. 
Einl.    zu   Ter.    AdelpM 

p.  193f.  200,9. 
Einl.  zur  Andr.  p.  200. 
Einl.  zum  Eon.  p.  200. 
Einl.  zur  Hec.  p.  201. 
Einl.  zum  Phorm.  p.  201. 

EUas 

p.  83.  85  p.  287. 
Emnius 
Annales  v.  1  f.  V.  p.  268. 
V.  3  p.  277,  41. 
V.  9  p.  343,  31. 
V.  15  p.  130, 6.  501,13. 


Enmus 
Annales  v.  16  p.  264,  23. 
V.  33  p.  681. 
V.  41  p.  681. 
V.  66  p.  490. 
V.  73  p.  303. 
V.  76  p.  681. 
v.80ff.  p.  235  ff.  247  f. 
V.  89  p.  233. 
V.  90  f.  p.  247. 
V.  92  p.  236.  240.  248. 
V.  97  p.  288. 
V.  99  p.  77. 
V.  99.  100  p.  244f. 
V.  103  p.  681. 
V.  104  p.  681. 
V.  106  p.  283,  49. 
V.  108  p.  288. 
V.  114  p.  283. 
V.  121  p.  289,  59. 
fr.  LXXV  (p.  20  V.) 

p.681. 
V.  123  p.  681.  ' 
V.  126  p.  681. 
V.  129  p.  260  ff. 
V.  138  p.  269,  30. 
V.  141  p.  150,  3.  278. 
V.  143  p.  282. 
V.  148  p.  256, 15. 
V.  148f.  p.  265f. 
V.  154  f.  p.  575f. 
V.  157  p.  232.  312. 
V.  163  p.  307. 
V.  167  p.  681. 
V.  171  p.  681. 
V.  173  p.  309,  91.  345. 
V.  176  p.  575,  6. 
V.  179  p.  309. 
V.  183  p.  681. 
V.  186  p.  681. 
V.  192  p.  233. 
V.  219  p.  308. 
V.  221  ff.  p.  273  ff. 
V.  228  p.  77. 
V.  235  p.  292,  62. 
"  239  ff.  p.  275  ff 

243  p.  276. 

244  ff.  p.  277. 
247  p.  509. 


V. 
V. 
V. 
V. 


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702 


Stellenregister. 


JSnnius 
Annales  v. 
V.  264  p. 
V.  265  p. 
V.  276  p. 
V.  281  p. 
V.  284  p. 
V.  285  p. 
V.  286  p. 
V.  291  p. 
V.  295  p. 
V.  296  p. 
V.  304- 
V.  305  p. 
V.  307  p. 
V.  314  p. 
V.  315  p. 
V.  316  p. 
V.  317  p. 
V.  319  p. 
V.  323  p. 
V.  326  p. 
V.  329  p. 
V.  336  p. 
V.  352  p. 
V.  358  p. 
V.  360  p. 
V.363  p. 
V.  373  p. 
V.  375  p. 
V.  376  p. 
V.  377  p. 
V.  378  p. 
V.  385  p. 
V.  389  p. 
V.  390  p. 
V.  392  p. 
V.  393  p. 
V.  394.  p. 
V.  397  p. 
V.  400  p. 
V.  401  p. 
V.  402  p. 
V.  403  p. 
V.  406  p. 
V.408  p. 
V.  411  p. 
V.  412  p. 
T.  413  p. 


252  ff.  p.277. 
.681. 

311. 

303,  81. 

233.  681. 

220. 

275. 

681. 

307,  89. 

373,  70. 

211.  217. 
9  p.  273. 

269.  288. 

272  f. 

121.  294. 

282.  605, 16. 

359,  57. 

681. 

270. 

681. 

681. 

279. 

107. 

681. 

268.  284. 

284. 

681. 

279, 44. 

279. 

258,18. 

278. 

278. 

284. 

681. 

459. 

257,  16. 

314. 

257. 

303. 

258. 

258. 

252  «f.  310. 

257. 

258. 

258. 

258. 

258. 

258. 


Ennius 
Annalesv.  414p.  288.351. 
V.  415  p.  258. 
V.  420  p.  233. 
V.  423  p.  681. 
V.  426  p.  681. 
V.  431  p.  256. 
V.  433  p.  256. 
V.  436  p.  259. 
V.  439  p.  267. 
V.  448  p.  114. 
V.451  p.  279,43.  508. 
V.  452  p.  264. 
V.  459  p.  681. 
v.460f.  p.682. 
V.  466  p.  232. 
V.  470  p.  682. 
V.  471  p.  682. 
V.  480  p.  682. 
V.  484  p.  270. 
V.  486  p.  304. 
V.  491  p.  682. 
V.  493f.  p.682. 
V.  498  p.  351. 
V.  501  p.  682. 
V.  506  p.  233. 
V.  511  p.  267,  26.  277. 
V.  515  p.  233  f. 
V.  519  p.  576. 
V.  520  p.  264. 
V.  521  p.  280,  45.  682. 
V.  524  p.  316. 
V.  525  p.  315f. 
V.  531  p.  490. 
V.  537  p.  338. 
V.  541  f.  p.  682. 
V.  546  p.  345. 
V.  550  p.  682. 
V.  552  p.  98  Anm. 
V.  553  p.  682. 
V.  559  p.  360. 
V.  561  p.  508. 
V.  563  p.  279,  43.  303. 

508. 
V.  566  p.  309. 
V.  567  p.  309. 
V.  569  p.  575. 
V.  570  p.  682. 
V.  576  p.  462. 


Emmis 
Annalesv. 577  p. 280, 45. 

V.  586  p.  309.483. 

V.  596  p.  308. 

V.  600  p.  682. 

V.  605  p.  309. 

V.  606  p.  308. 
Comoediae  v.  1  p.  682. 

V.  2  p.  682. 

V.  3  p.  682. 

V.  8  p.  381. 
Epicharmus 

V.  3  p.  267,  26. 

V.  4.  5  p.  485, 15. 

V.  9  p.  267. 
Epigrammata 

V.  9  p.  303,  81. 
£aemeras  £r.  n  p.  682. 
Hedypathia  v.  2  p.  292, 62. 

V.  3.  9  p.  290£ 

V.  4.  5  p.  292. 

V.  6  p.  293. 

V.  7  p.  293f. 

V.  9  p.  294 

V.  10.  11  p.  295. 
Praecepta  v.  2ff.  p.306. 
Saturae  v.  2  p.  305. 

V.  5  p.  232. 

V.  6  p.  235. 

V.  9  p.  304f. 

V.  lOff.  p.  300. 
682. 
305. 
361. 


V.  14  p. 
V.  23  p. 
V.  24  p. 
V.  36  p. 
V.  39  p. 
V.  43  p. 
V.  44  p. 
V.  46  p. 


361. 
233. 


.682. 
V.  48  p.  234. 
Tragoediae.    Ed.Valüen. 
V.  2  p.  682. 
V.  3f.  p.  323. 
V.  5f.  p.349f. 
V.  Uff.  p.  220f.  682. 
V.  35  p.  223.  224. 
V.  42  p.  350. 
V.  45  p.  350. 
V.  48t  p.351f. 


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Stellenregister. 


703 


Snmut 
Tragoediae.  Yahl. 
V.  54f.  p.  352. 
V.  56  p.  351. 
V.  60f.  p.  490. 
V.  68  p.  108. 
V.  72  p.  682. 
V.  77  p.  324. 
V.  81  p.  221. 
V.  82  p.  378. 
V.  88  p.  221. 
V.  96  p.  682. 
V.  107  p.  132, 1.  344. 
V.  108  p.  132, 1. 
V.  112— 125  p.489f. 
V.  119  p.  403.    , 
V.  123  p.  219. 
V.  126  p.  489. 
V.  128— 130  p.  489  f. 
V.  137  p.  3ö5f. 
V.  140  p.  356. 
V.  146  p.  270,33.377. 
V.  157  p.  682. 
V.  170  p.  358. 
V.  177  p.  357. 
V.  179  p.  338. 
V.  186  ff.  p.  359. 
V.  197  p.  223.  (298,73.) 
V.  200f.  p.  297. 
V.  202  p.  297. 
V.  206  p.  297. 
V.  213  p.  297. 
V.  214  p.  297  ff. 
V.  222  p.  374. 
V.  227  p.  490.  682. 
V.  231  p.  682. 
V.  237  p.  682. 
V.  244  p.  226. 
V.  246  ff.  p.  574. 
V.  248  p.  227. 
V.  252  p.  156. 
V.  252  ff.  p.  229  f.  301. 
V.  254  p.  171. 
V.  256  p.  301.  322. 
V.  261  p.  342. 
V.  262  p.  227. 
V.  263  p.  357. 
V.  264  p.  227,  6. 
V.  265  p.  227. 


I  Enndus 

'     Tragoediae.    Yahl. 

V.  270  p.230f. 

V.  275  p.  231. 

V.  277  p.  398. 

V.  278  p.  228. 

V.  279  p.  231. 

fr.  XVI  p.  228  f. 

V.  284  p.  305,  85. 

V.  295  p.  342. 

V.  301  (224  R.)  p.  375. 

V.  311  p.  347. 

V.  321  p.  321. 

V.  336  p.  682. 

V.  337  p.  357. 

V.  338  p.  300,  75. 

V.  346  p.  321. 

V.  347  p.  221. 

V.  362  p.  373,  70. 

V.  366  p.  329,  13. 

V.  367  p.  357. 

V.  369  p.  682. 

V.  387f.  p.  313.  358  f. 

V.  399  p.  324. 

V.  401  p.  358. 

V.  407  p.  682. 

V.  421  p.  377. 

V.  432  p.  360. 

V.  435  p.  360. 

V.  445  p.  289. 
Ex  incertis  libris 

V.  5  p.  373,  70. 

v.7(p.l75V.)p.312,l. 

V.  10  p.  306. 

V.  11  p.  682. 

XXn  p.  308. 

XLVI  p,  258, 18. 
p.l64Vahl.p.312.  671f. 
Mi/m,  Gud. 

297  p.  608,  20. 
Eurtpidss 
Phoen.  V.  796  N.  p.  286. 
Fragm.  iir.571  p.  448, 12. 

V.  905  p.  286. 

Festus 
p.  3  M.  p.  479,  6. 
p.  5  p.  517. 
p.  15  p.  247.  278. 


FesUts 

p.  25  p.  492. 

p.  27  p.  123. 

p.  40  p.  348. 

p.  80  p.  232.  234. 

p.  83  p.  345,  34. 

p.  103  p.  484. 

p.  123  p.  234.  548. 

p.  129  p.  128. 

p.  157  p.  232. 

p.  158  p.  610,  21. 

p.  165  p.  281,  47. 

p.  16*p.  548. 

p.  170  p.  548. 

p.  182  p.  548. 

p.  189  p.  232. 

p.  194  p.  548. 

p.  197  p.  482. 

p.  205  p.  100, 11.  487. 492. 
508. 

p.  210  p.  517,  40. 

p.  211  p.486. 

p.  212  p.  487. 

p.  217  p.  548. 

p.  222f.  p.  406,  37. 

p.  229  p.312!. 

p.  230  p.  522. 

p.  234  p.  392. 

p.  238  p.  392. 

p.  241  p.  533,  23.' 

p.  242  p.  223. 

p.  261  p.  233. 

p.  282  p.  548. 

p.  284  p.  165,  2. 

p.  286  p.  232.  284. 

p.  298  p.233f. 

p.  301  p.  284f. 

p.  305  p.  307. 

p.  309  p.  482. 

p.330  p.  252f. 

p.  340  p.  307. 

p.  351  p.  13. 

p.  352  p.  150. 

p.  359  p.  376.  548. 

p.  367  p.  316. 

p.  376  p.  315. 
Fiorut 

L  11  p.  670, 

n.  10  p.  253.  257. 


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704 


Stellenregister. 


Fronünus  de  colon. 

p.  258  L.  p.  216. 
Fronto 

p.  20Nab.  p.  597.  602  f. 

p.  190  p.  602. 

p.  204  p.  389. 

OeUius  N.  A. 
I.  24,  3  p.  270. 
m.  2, 17  p.  237. 
rV.  11,  4  p.  400. 
VI.  (Vn.)7,ll  1*221,2. 
IX.  9,  12.  13  p.  609. 

IX.  14  p.  597. 

X.  11,  8  p.  410. 

X.  15,  9  p.  136f. 

XI.  2,2(Cato)  p.113,2. 
Xn.  2,  3  p.  272f. 
Xm.  20,  13  p.  290f. 
Xm.  23, 11  p.  289. 
xm.  23, 16  p.  393. 

XV.  30,  5  p.  611. 

XVI.  4,  2  p.  137,  6. 
XIX.  9,  12  p.  88. 
XDL  10,  12  p.  229. 

Qloss,  Labh, 
p.  199  p.  295. 
p.  202  p.  295. 
p.  268  p.  279. 

Hephaestum 
p.  121  G.  p.  196,  6. 
c.  15  p.  594. 
BMTWiynms 
Apol.    c.   ßufin.   I.  472 
p.  436,  1. 
1.495  p.  598.  599  f. 
Eus.  Chron.  ad  a.  Abr. 
1923  p.  427. 
Hipfimax 
fr.  49  p.  42. 

Bell,  ffisp.  c.  31  p.  360. 
Homerm 
Hias  ^  290  p.  244. 
O  36  p.  266. 


Homerus 
Hias  Z  483  p.  266. 

<P  324ff.  p.  298f. 

a  769  p.  286,  54. 
Odyssea  o  83  p.  286,  54. 

ip  178  p.  286,  54. 

ip  183  p.  286,  54. 
Hymn.  in  Cer. 

V.  347  p.  286,  54. 

'Horatiua 

Ars  poetica  v.  155  p.  205. 
Cann.  1. 1,  20  p.  668. 

1.1,25  p.  404f. 

1.2,21  p.  668f. 

I.  7,  27  p,  669. 

m.  10, 10  p.  405. 

m.  13,  15  p.  337,  25. 

m.  29,  6  p.  669f. 

IV.  8,  15  ff.  p.  670. 
Epistl.  7,  3ff.  p.  511. 
Sat.  I.'2,  98  p.  408. 

I.  5, 87  p.  213.  214. 

n.  8,  1  p.  287,  57. 

p.  112  L.  p.  279,  43. 
p.  201  p.  279,  43. 
p.  203  p.  279,  43. 

IntcripUones  Graecae 
C.  L  Gr.  1. 16  p.  508, 23. 
nr.  1209  p.  116. 
nr.  1137  p.  512,28. 

Insoriptumes  Latinae 
C.  I.  L.  I.  nr.  23  p.  190. 
p.  32  p.  190. 
nr.  32  p.  536,  8. 
nr.  34,  4  p.  87. 
nr.  51  p.  191. 
nr.  57  p.  190. 
nr.  63  p.  190, 11. 512, 28. 
nr.  65  p.  191. 
nr.  81  p.  188,  8. 
nr.  82  p.  188,  8. 
nr.  99  p.  189. 
nr.  118  p.  188. 
nr.  122  p.  188. 
nr.  130  p.  187. 


Inseriptümes  LaUnae 
C.  L  L.  I.  nr.  133  p.  189. 

nr.  160  p.  189. 

nr.  168  p.  122,  2. 

nr.  182.  183  p.534,4 

nr.  183  p.  190. 

nr.  184  p.  536,  9. 

nr.  185  p.  116. 

nr.  187  p.  189.  538, 12. 

nr.  194  p.  521  ff.  534  ff. 

nr.  195  p.  486. 

nr.  198,  38  p.  339. 

nr.  199,  6  p.  279, 43. 

nr.  201,  4  p.  634 

nr.  206  (p.  124),  2  p.  11. 
^  nr.  206,  23.  29   p.  11, 
6.28. 

nr.  255  p.  189,  9. 

■r.  542,2.  4p.  538, 13. 
542. 

nr.  542,  5  p.  290. 

nr.  549  p.  380. 

nr.  573  p.  189. 

nr.  596  p.  512,  28. 

nr.  603  p.  523,  2. 

nr.  603,  6  p.  560. 

nr.  821  p.  190. 

nr.  848  p.  191. 

nr.  892  p.  191. 

nr.  922  p.  191. 

nr.  1062  p.  191. 

nr.  1063  p.  191. 

nr.  1130  p.  536, 9. 

nr.  1133  p.  188. 

nr.  1139  p.  189. 

nr.  1171  p.534,4. 

nr.  1174  p.  190. 

nr.  1175  p.  379f.  492. 
541.  542. 

nr.  1200  p.  522. 

nr.  1201  p.  522. 

nr.  1230  p.  190. 

nr.  1258  p.  190. 

nr.  1279  p.  527. 

nr.  1287  p.  190. 

nr.  1290  p.  541. 

nr.  1393  p.  190. 

nr.  1418  p.  190. 

nr.  1462  p.  536,  9. 


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Stellenregister. 


705 


IfueripUmes  LaUnae 
C.  I.  L.  I.  nr.  1500  p.  187. 

nr.  1541a  p.  190. 

VI.  2104  p.  496. 
ed.  Orelli  -  Henzen 

nr.  1500  p.  502,  14. 

nr.  2486  p.  270. 

nr.  6120  p.  523,  2. 

nr.  5058  p.  500,  12. 

nr.  6596  p.  339. 
ed.  Willmanns 

I.  389  p.  635. 

Inschrift 
in  der  Ephem.  Epigr.  IT. 

205  p.  647,  Anm.  2. 
bei  Gerh.  Arch.  Ztg.  U. 

287  p.  191. 
in  Kuhns    Ztschr.  1866 

p.  241f.  p.  539f. 
vom  Quirimd  p.  644  ff. 

Inscr,  Neap. 

nr.  1137  p.  385,  8. 
nr.  1446  p.  624. 
nr.  2795  p.  191. 
nr.  2800  p.  191. 
nr.  3395  p.  191. 
nr.  3447  p.  191. 
nr.  5078  p.  541,  17. 
nr.  5340  p.  263. 
nr.  5607  p.  500,  12. 

Othüehe  ImchrifUn 
bei    Mommsen    Unterit. 

Dial.  p.191,36  p.535. 
Tabula  Abellana 

1.  3  p.  212. 

1.  8  p.  502. 
Tabula  Bantina 

1.  20  p.  493,  26. 

Vmhrüeke  Inschrift 

Tabula  Eugubina 

la,  4  p.  499. 

Volshische  Inschriften 

bei  Momms.   TJnt.  Dial. 

p.  321  p.  122,  2. 
Tabula  Velitema  (p.  320 

Momms.)  p.  493, 26. 
Th.  Bergk  Kleine  Schriften. 


Isidorus 
I.20(Text)p.  585  —  590. 
I.  20, 18  p.  591. 
XrV.  8,  27  p.  348. 

XIX.  2  p.  270. 

XX.  14  p.  434. 

Itin.  Anton, 

p.  116  W.  (53  P.)  p.  216. 

P.416W.  (197P.)p.213. 
Itin,  Hierosol. 

p.  610  W.  (287  P.)  p.  213. 
lulim  Capital, 

M.  Anton.  0.2.  p.  600, 13. 
Itdius   Victor 

p.  402  H.  p.  361. 

p.  415  p.  361,  63. 

luvenalis 
SatL  1,  2  p.  554.  555  f. 
3,  263  p.  290. 
6,  455  p.  295. 
10,  74  p.  446,  9. 

Zjaheritis 

V.  19.  20  R.  p.  387. 

V.  36  p.  387. 

V.  63.  64  p.  408. 

V.  67.  68  p.  391. 

V.  85  p.  409. 

V.  87  p.  408. 

V.  88  p.  391. 

V.  90  p.  391. 

V.  94  p.  392. 
Zacvius 

fr.  15  M.  p.  360,  59. 
Licinius  Imhrex 

p.35Ribb.*p  289. 
Limus 

I.  24  p.  572. 

I.  32, 11  p.  575,  4. 

Vm.  23  p.  238. 

XXm.  11,  3  p.  535,  5. 

XXXI.  5  p.  481. 

XL.  21.  22  p.  252f. 

XLI.  12  p.  253. 

Uvius  Andronicus 

V.  18  R.  p.  347. 
I. 


Lucanus 

n.  272  p.  256,  15. 

n.  273  p.  266,  25. 
Zucilius,     Ed.  Mueller, 

I.  3  p.  683. 

I.  32  p.  326, 12. 

I.  35  p.  295. 

I.  37  p.  683. 

I.  41  p.  683. 

1.43  f.  p.683. 

n.9f.  p.  684. 

m.  17  p.  305,  85. 

VI.  1  p.  684. 

VI.  20  p.  684. 

Vn.  21  p.  684. 

Vni.  3  p.  525. 

IX.  17  p.  684. 

IX.  21  f.  p.  684. 

IX.  41  p.  684. 

XV.  19  p.  269,  30. 

XVn.  4  p.  684. 

XVn.  6  p.  684. 

XVn.  10  p.  303,  81. 

XXn.  2  p.  87. 

XXVI.  23  p.  084. 

XXVI.  32  p.  377. 

XXVI.  33  p.  377. 

XXVI.  43  p.  684. 

XXVI.  48  p.  377. 

XXVI.  49  p.  377.  684. 

XXVI.  52  p.  684. 

XXVI.  53  f.  p.  684. 

XXVI.  58  p.  377. 

XXVI.  62  p.  377. 

XXVI.  63  p.  377. 

XXVI.  68  p.  377. 

XXVI.  74  p.  684. 

XXVI.  76  p.  377. 

XXVn.  19  p.  684. 

XXVn.  35  p.  684. 

XXVn.  46  p.  684. 

XXVm.  23  p.  684. 

XXVin.  46  p.  684. 

XXIX.  23  p.  684. 

XXrX.  70  p.  684. 

XXIX.  73  p.  684. 

XXIX.  85  p.  684. 

XXIX.  94  p.  377. 

XXIX.  102  p.  371. 
45 


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706 


Stellenregister. 


Zuetliua 

XXIX.  Fr.  XI.  M.p.  377. 

XXX.  1  p:  295,  66. 
XXX.  .12  p.  295,  66. 
XXX.  16  p.  684. 
XXX.  33  p.  684. 
XXX.  48  p.  303,  81. 
XXX.  58  p.  684. 

ex  libr.  ine. 
V.  32  p.  684. 
V.  34  p.  684. 
V.  90  p.  684. 
V.  99  p.  684. 
V.  112  p.  316. 
V.  151  p.  684. 

Lucretius 

I.  38ff.  L.  p.431. 

I.  50  p.  262. 

I.  93  p.  432. 

1. 104  p.  432. 

I.  149  p.  283. 

I.  176  p.  433. 

I.  183  p.  433. 

I.  313  p.  271,  34. 

1.313  f.  p.  433f. 

I.  550—635    p.  248  ff. 

450  f. 
I.  640  p.  302,  78. 
I.  713  ff.  p.  251,  9. 
1.726  f.  p.  440,  5. 
I.  843  p.  459. 
I.  867  ff.  p.  461. 
I.  881  p.  459. 
1.923  ff.  p.  251,  9. 
I.  971  p.  280. 
n.  17ff.  p.  281. 
n.  27  p.459f. 
n.  28  p.  471. 
n.  42.  43  p.  450.  472. 
n.  181  p.  443. 
n.  301  p.  482. 
n.  517  p.  213. 
n.  547  p.  472. 
n.  577  p.  288,  57. 
n.  578  ff.  p.  250. 451, 16. 
n.  579  p.  250,  7. 
n.  587  p.  284. 
n.  661  p.  458, 1. 


Lueretiui 
n.  706  p.  460. 
n.  710  p.  460. 
II.  040  p.  473. 
n.  1093  p.  251. 
n.  1128  p.  251. 
n.  1130  p.  409. 
n.  1135  p.  284. 
n.  1162  p.  434. 
n.  1164  ff.  p.460. 
n.  1175  p.  274. 
in.  6  p.  441. 
m.  84  p.  473. 
m.  118  p.  461. 
m.  129  p.  462. 
m.  172  p.  463. 
in.  198  p.  462.  471. 
in.  256  p.  463. 
in.  306  p.  123. 
m.  444  p.  462. 
m.  452  p.  462. 
m.  595  p.  307. 
m.  746  p.  433. 
m.  763  p.  433. 
m.  1005  f.  p.  463  f. 
in.  1060  ff.  p.  4.37  f. 
m.  1061  p.  458, 1. 
in.  1069  ff.  p.439. 
IV.  77  p.471. 
IV.  79  p.  464. 
IV,  81  f.  p.  464. 
IV.  86  p.  123. 
IV.  203  p.  482. 
IV.  291  p.  123. 
IV.  298  p.  452. 
IV.  323  p.  452. 
IV.  397  p.  465. 
IV.  419  f.  p.439  f. 
IV.  460  p.  440. 
IV.  462  p.  465. 
IV.  542 ff.  p.  440ff. 
IV.  543  p.  452,  18. 
IV.  592  p.  440. 
IV.  622  p.  473. 
IV.  626  p.  413. 
IV.  633  p.  459.  471. 
IV.  636  p.  471. 
IV.  638  p.  471  f. 
IV.  681  p.  473. 


LueraUut 
IV.  910  p.  442. 
IV.  912  p.  263. 
IV.  968  p.  458, 1. 
IV.  1026  f.  p.  287,  57. 
IV.  1065  p.  451, 16. 
IV.  1073  p.  251. 
IV.  1089  p.  283. 
IV.  1117  ff.  p.251. 
IV.  1125  p.  463. 
IV.  1130  p.465f. 
IV.  1152  p.  466. 
IV.  1191  p.  453,  19. 

IV.  1191  p.  454,25. 

V.  28  ff.  p.  263,  22. 
V.  154  p.  443.  473. 
V.  199  p.  443. 

V.  201  p.  466.  472. 
V.  312  p.  466  f.  472. 
V.  396  p.  443  f.  467. 
V.  474  p.  281,  47. 
V.  453  p.  251. 
V.  468  p.  463. 
V.  472  p.  123. 
V.  476  p.  123. 
V.  503  p.  459. 
V.  517  p.  281, 48. 
V.  524  p.  467. 
V.  538  p.  467. 
V.  545  p.  467. 
V.  584—86  p.  453,  20. 
V.  747  p.  467  f. 
V.  761  p.  501,  13. 
V.  836  p.  467. 
V.  839  p.  123. 
V.  854  p.  473. 
V.  886  ff.  p.  468. 
V.  927  p.  452, 18. 
V.  1002  p.  251. 
.  V.  1004  p.  251. 
V.  1005  p.  435. 
V.  1006  p.  251. 
V.  1009f.  p.444f.44a 
V.  1115  p.  451, 16. 
V.  1145  ff.  p.  442. 
V.  1153  p.  438,  3. 
V.  1160  p.  440. 
V.  1169  p.  440. 
V.  1175  f.  p.  466. 


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^llenregister. 


707 


LueretiuB 
V.  1409  p.  462f. 
V.  1427  p.  444. 
V.  1436  p.  281. 
V.  1442  f.  p.  468. 

V.  1452  p.  468. 

VI.  14  p.  465. 
VI.  242  p.  468f. 
VI.  362  p.  123. 
VI.  374  p.  281,  47. 
VI.  421  p.  281,  47. 
VI.  421  f.  p.  469. 
VI.  460  p.  473. 
VI.  474  p.  281,  47. 
VI.  490  p.  465.  472. 
VI.  517  p.  123. 

VI.  519  p.  473. 

VI.  527  p.  470.  472? 

VI  530  f.  p.  470. 

VI.  548  p.  469. 

VI.  550  f.  p.469. 

VI.  568  p.  454,  25. 

VI.  662  ff.  p.  470. 

VI.  692  p.  440. 

VI.  755  p.  524,  6. 

VI.  793  p  461. 

VI.  818  p.  473. 

VI.  868  p.  34.  73. 

VI.  879  p.  444  f. 

VI.  890  p.  303,81.  470. 

472. 
VI.  909  p.  447.  470. 
VI.  919  p.4.58, 1. 
VI.  944  p.  259,  19. 
VI.  962  p.  483  f. 
VI.  976  p.  280,  47. 
VI.  906  ff.  p  447  f.  470. 
VI.  1062  p.  123.  ^ 
VI.  1277  p.  442  f. 

Lycophron 

V.938  p.513. 

LycophronidM 

bei  Athen.  XIU.  564  B 
p.  161,  14. 

Lydus 
de  Magistr.  I.  7   p.  608, 
19. 


3Iaerohius 
Satum.  1. 3, 7  p.  237,  2. 
I.  7. 19  p.  487  f. 
I.  9,  7  p.  488. 
I.  9,  11  p.  546. 
1.9,  14  f.  p.489. 
1.15,18  p.661,  1. 
1.17,9  (33.61)  p.547. 
1.23,1  p.547.  549. 
m.  9, 10  p.  283,  49. 

V.  14,  2  p.  287. 

VI.  1,  43  p.  292. 
VI.  2,  32  p.  257. 
VI.  3, 3  p.  256.  259. 
VI.  3,  5  p.  361. 

VI.  4,  6  p.  357. 
VI.  4,  12  p.  546. 
VI.  5, 2  p.  430. 
VI.  5,  5  p.  361. 
VI.  5,  11  p.430. 
VI.  5, 13  p.  546. 
Marius  Victorinus 
Gr.  L.  VI.  9  K.  p  31,  1. 
VI.  60  (I.  16,  16) 

p.  355.  53. 
VI.  67  (1.21, 2)  p.  287. 
VI.  142  p.  166,  2. 
VI.  77  (II.  3,  20  ff.) 
p.  353. 
Mariialü 

X.  62,6  p241f. 
Mimi  anonymi 

VII.  5  R.  p.  409. 
Mmwm.  Aneyr, 
p.VIIIf.Bgk.  p.485,14. 

Naevitu 
V.  11  R.  p.  327. 
V.  21  p.  331. 
V.  27  p.  537,  11. 
V.  42  p.  324. 
V.  45  p.  344. 
V.  46  p.  345. 
V.  47  p.  328. 
V.  48  p.  468. 
V.  49  p.  348. 
V.  52  p.  338. 
V.  57  p.  349. 


Naevius 
Com.  V.  5  ff.  p.  208.  386. 

V.  13  p.  386. 

V.  18  p.  385. 

V.  19  p.  386. 

V.  96  p.  386. 

V.  136  R.«  p.  387. 
Praet.  v.  5  p.  384. 
Bell.  Pun. 

I.  13  p.  45  Klufsm. 
p.490. 

in.  1  (p.  56  Kl.)  p.  524. 
Epigr.  p.  201  Kl.  p.  492. 
bei  Varr.  VII.  39  p.  270. 
Nomm 
p.  12  G.  (20)  p.  356. 364f. 
p.  60  (85)  p.  358. 
p.  75  (109)  p.  407,  38. 
p.  76  (110)  p.  358. 
p.  93  (135)  p.  399. 
p.  94  (134)  p.  071,  2. 
p.  110  (122)  p.  337,  25. 
p.  130  (191)  p.  324. 
p.  132  (195)  p.  393. 
p.  133  (196)  p.  393. 
p.  180  (264)  p.  443. 
p.  266  (392)  p.  443. 
p.  311  (458)  p.  402,  29. 
p.  342  (501)  p.  400. 
p.  345  (505)  p.  362. 
p.  359  (525)  p.  298,  70. 
Navius 
V.  12  R.  p.  407. 38. 
V.  14. 15  p.  407. 
V.  69  p.  387. 
V.  96  p.  408. 
V.  98  p.  408. 
V.  109  p.  409. 
V.  112  R.»  p.  387. 
V.  113  p.  409  f. 

Ovidiua 
Ars  Am.  I.  473  p.  434. 
Ep.  ex  Ponte 
n.  5,67f.  p.  666f. 
IV.  16,15  p.  664,  2. 
IV.  16,  33  p.  607. 
Fast.  I.  127  p.  484. 
45* 


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708 


SteUenregister. 


Ovidius 
Fast.  1.243  ff.  p.  487. 
II.  23  p.  530, 16. 

II.  568  p.  660. 

III.  93  p.  661. 
III.  397  p.  661. 
HI.  451  p.  662. 
III.  465  p.  662. 
III.  793  f.  p.662f. 
VI  318  p.664,6. 
VI.  345  f.  p.664. 
VI.  736  p.  665. 

Metam.Vn.l86f.p.655f. 

IX  415  p.  656. 

X.  115  p.  656f. 

Xn.  24  p.  657. 

Xm.  75  p.  223. 

Xin.683f.  p.  658. 

XIV.  507  p.  668  Anni. 

XIV.  739  p.  659. 

XIV.  851  p.  289,  59. 
Trist.  II.  16  p.  114. 

II.  427  ff.  p.  545. 

II.  542  p.  665  f. 

111.3,21  p.666,2. 

Fäcuvius 
V.  11  B.  p.  399. 
V.  18  p.  354. 
V.  26  p.  339. 
V.  32  p.  361.' 
V.  46  p.  682. 
v.48f.  p.  683. 
V.  58  p.  322,  8. 
V.  73  p.  683. 
v.83ff.  p.  571,  1. 
V.  88  p.  68. 
V.  102  p.  325. 
V.  109  p.  342. 
V.  119  p.  77. 
V.  125  ff.  p.683. 
V.  139  p.  338. 
V.  143  p.  358. 
V.  146  p.  362. 
V.  147  p.  381. 
v.l49(Dulor.25)p.497,7. 
V.  172  p.  331.  338  f. 
V.  187  p.  365. 


Paemnus 
V.  191  p.  359. 
V.  197  ff.  p.  202  ff 
V.  198  p.  416,  41. 
V.  218  p.  329. 
V.  237  p.  323. 
V.  244  p.  371. 
y.  249  p.  683. 
V.  259'ff  p.  354. 
V.  264  p.  354. 
V.  265  ff.  p.  354. 
V.  270  p.  326. 
V.  272  p.  362. 
V.  286  p.  331. 
V.  296f.  p.  362. 
V.  301  p.  362. 
V.  303  p.  329. 
V.  304  p.  108. 
V.  308  p.  522, 1. 
V.  309  p.  362. 
V.  313f.  p.  490. 
V.  326  p.  331  f. 
V.  327  p.  203. 
V.337  p.  362f. 
V.  342  p.  342. 
V.  347  p.  381. 
V.  350f.  p.  353,  50. 
V.  364  p.  339,  28. 
V.  390  p.  342. 
V.  410  p.  683. 
v.422f.  p.683. 

PüiyUinui  Nd. 
(Murat.  1.124)  p.  488, 20. 

8.  6,  9  ff.  p.  264,  23. 
Psrni  vita 

p.606f.  610  f. 
Photius  Bibl 

p.  530  p.  259. 

Pindarw 
Isthm.  7,  38  p.  668. 
Pyth.  5, 10  p.  668. 

Plato 
Ion  p.  533  D  p.  448, 12. 
Rep.X.605Dp.l99,  7. 
X.  607  A  p.  205, 18. 
Symposion  p  220  B  p.  405. 


Piautm,     EdiUo  BiUehe- 

liana. 
Amphitrao 

V.  283  p.  388. 

V.  837  p.  381. 
Asinaria 

Prol.  V.  11  p  407.  521. 

V.  20  p.  681. 

V.  98  p.681. 

V.  99  p.  267. 

V.  100  p.681. 

V.  103  p.  681. 

V.  198  p.  346,  37. 

V.  374  p.  681. 

V.  728  p.  681. 

V.  771  p.  525. 
Aulnlaria 

V.  471  p.  86. 

V.  626  p.  413. 

V.  753  p.  617. 
Bacchides 

V.  51  p.  674. 

V.  72  p.  84. 

V.  HO  p.  130.  176. 

V.  120  ff.  p.  144  ff. 

V.  125  p.  674. 

V.  204  p.  88. 

V.  209  p.  88.  89. 

V.  230  p.  35. 

V.  241  f.  p.  674. 

V.247  p.  309,91. 

V.  271  p.  674. 

V.  276  p.  643. 

V.  292f.  p.674. 

V.  300  p.  674. 

V.  304  p.  35. 

V.  307  p.  35. 

V.  308  p.  35. 

v.^2  p.  33. 

V.  334  p.  32. 

V.  340  p.  674. 

V.  348  p.  35.  130. 

V.  351  p.  103. 


351  p.  103. 
377  ff.  p.  33. 
379  p.  35. 
381  p.  36. 


V. 
V. 
V. 

V.  401  p.  145. 

V, 
V. 


.  405  p.  674. 
.  411  p.  674. 


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Stellenregister. 


709 


FiatOus 
Bacchides 

V.  427  p.  33. 

V.  430  p.  33. 

V.  433  p.  36.  674. 

V.  537  p.  84. 

V.  592  p.  130. 

V.  596  p.  124. 

V.  598  p.  124. 

V.  605  p.  124. 

V.  612  p.  380. 

V.  640  p.  674. 

V.  642  p.  674. 

V.  696  p.  80. 

V.  735  p.  83. 

V.  736  p.  121,  1. 

V.  760  p.  674. 

V.  766  p.  111. 

V.  864  p.  30. 

V.  893  p.  36. 

V.  912  p.  674. 

V.  928  p.  674. 

V.  948  p.  674. 

V.  1020  p.  675. 

V.  1066  p.  36. 

V.  1094  p.  111. 

V.  1129  p.  675. 

V.  1130  p.  675. 

V.  1137  p.  162, 15. 

V.  1173  p.  85. 

V.  1150  ff.  p.  146. 

V.  1205  f.  p.  675. 

V.  1211  p.  33. 
Capüyi 

V.  68  p.  101. 

V.  439  p.  164. 

V.  498  p.  168,  4. 

V.  500  p.  168,  4. 

V.  501  ff.  p.  166,  2. 

T.  562  p.  221,  2. 

T.  658  p.  623. 

V.  700  p.  281. 

V.  918  p.  86. 

V.  985  p.  92,  2. 

V.  1275  p.  168,  4. 
Casina 

L  1,  30  p.  313. 

m.  3  p.  154. 

in.  5  p.  410  ff. 


PlaiOus 
Casina 

IIL5,8ff.  p.410ff. 

m.  5,  11.  12. 13  p.  412. 

m.  5, 14  p.  412. 

m.  5,22f.  p.412. 

m.  5,  24  p.  413. 

m.  5,  28  p.  413. 

m.  5,  31  p.  414. 

m.  5,  32  p.  414 

m.  5,  36  p.  414 

m.  5,  37.38  p. 412.418. 

m.  5,  39.  40  p.  415. 

m.  5,  42  p.  415. 

m.  5,  43  p.  418. 

m.  5,  50.  51  p.415f. 

m.  5,  53  ff.  p.417f. 

m.  5,  55  p.  417. 

m.  5,  56  p.  412. 

m.  5,  59  p.  417. 

III.  5,  65  p.  415. 

III.  5,  68  f.  p.  417. 

III.  5,  70  p.  418. 

III.  5,  71  p.  419. 

m.5,75p.413. 415.417. 

III.  5,  76  p.  412.  415. 

m.  5,  78  p.  418. 

III.  5,  79  ff.  p.419. 

m.  5,82f.  p.420. 
Cistellaria 

U.  1,  6  p.  630. 

V.  1  p.  185f. 
Curculio 

V.  9  p.  313. 

V.  27  p.  500. 

V.  359  p.  525. 

V.  393  p.  86. 
Epidicus 

V.  496  p.  617. 

V.  525  p.  86. 
Henaechmi 

Argum.  V.  6  p.  678. 

V.  13  p.  678. 

T.  39  p.  379. 

V.  48  p.  678. 

V.  55  p.  178. 

V.  64f.  p.  159f. 

V.  82  p.  148. 

V.  89  p.  149. 


Flautus 
Henaechmi 
V.  98  p.  148. 
V.  111  p.  166,  3. 
V.  114  p.  166,  3. 
V.  128  ff.  p.  678. 
V.  147  p.  678. 
V.  216  p.  678. 
V.  223  p.  148. 
V.  268  p.  678. 
V.  304  p.  149. 
V.  316  p.  148.  157. 
V.  351  ff.  p.  678. 
V.  355  p.  678. 
V.  356  p.  678. 
V.  359f.  p.  164, 1.658. 
V.  366  ff.  p.  678. 
V.  489  p.  148. 
V.  514  p.  678. 
V.  517  p.  678. 
V.  533  p.  678. 
V.  545  p.  678. 
V.  574  p.  169  f. 
V.  578  ff  p.  152  ff. 
V.  580  p.  110, 1.  170. 
V.  582  p.  110,  1. 
v.584f.  p.  171f. 
V.  586  p.  157.  171  f. 

172,  9. 
V.  587  p.  172. 
V.  588  p.  172. 
V.  590  p.  172. 
V.  591  p.  155. 
V.  592  p.  156. 
V.  593  p.  153f. 
V.  594  p.  173. 
V.  597  p.  173. 
V.  598  p.  173. 
v.600f.  p.  173f. 
V.  603  p.  383. 
V.  662  p.  678. 
V.  709  p.  148. 
V.  713  p.  148. 
V.  724  p.  678. 
V.  744  p.  148  f. 
V.  760  p.  164, 1. 
V.  763  p.  110, 1. 

162,  15. 
V.  882  p.  678. 


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710 


SteUenregister. 


Flautus 
MeDaechmi 
V.  898  p.  149. 
V.  903  p.  148.  149. 
V.  958  p.  148. 
V.  961  p.  148. 
V.  967  p.  163. 
V.  969  p.  164  (auch 

Anin.  1.) 
V.  971  p.  164. 
V.  972  ff.  p.  165  (auch 

Anm.  2.) 
V.  977  p.  157. 
V.  988  f.  p.  678. 
V.  1019  p.  678. 
V.  1061  p.  112. 
V.  1063  p.  678. 
V.  1085  p.  126. 
V.  1125  p.  390. 
V.  1131  p.  678. 
V.  1155  p.  383. 
Mercator 
V.  4  p.  679. 
V.  15  p.  679. 
V.  50  p.  679. 
V.  56  p.  679. 
T.  58  p.  679. 
V.  59  p.  618. 
V.  71  p.  616. 
V.  82  p.  679. 
V.  88  p.  679. 
V.  92  p.  679. 
V.  106  p.  679. 
V.  116  ff.  p.  679. 
V.  118  p.  628. 
V.  126  p.  679. 
V.  128  p.  679. 
V.  150  p.  428  f. 
V.  192  p.  627. 
V.  196  p.  679. 
V.  198  p.  114. 
V.  216  f.  p.  679. 
V.  277  p.  116. 
V.  283  p.  679. 
V.  308  p.  177. 
V.  334  p.  143,  7. 
V.  339  f.  p.  679. 
V.  355  p.  679. 
V.  505  p.  679. 


FiatUw 

Morcator 

V.  533  p.  413. 

V.  553f.  p.  115. 

V.  581  p.  679. 

V.  592  p.  679. 

V.  600  p.  679. 

V.  615  p.  112. 

V.  675  p.  115. 

V.  806  p.  123. 

V.  833  p.  679. 

V.  841  p.  679. 

V.  843  p.  679. 

v.845f.  p.  679. 

V.  859f.  p.  136f. 

V.  885  p.  679. 

V.  890  p.  680. 

V.  928  p.  125. 

V.  947  p.  390. 

V.  962  p.  122. 
Miles  Glor. 

V.  8  p.  130. 

V.  21  p.  149. 

V.  23f.  p.673. 

V.  27  p.  93. 

V.  34  p.  673. 

V.  55  p.  185  f. 

V.  58  p.  673. 

V.  62  p.  673. 

V.  73  p.  111. 

V.  88  p.  673. 

V.  92  p.  19,  9. 

V.  100  p.  34. 

T.  112  p.  8. 

V.  130  p.  34. 

V.  179  p.  673. 

V.  182  p.  8. 

V.  201  p.  8.  34. 

V.  211  p.  44, 12. 

V.  229  p.  673. 

V.  231  p.  117. 

V.  237  p.  117. 

V.  250  p.  627. 

V.  272  p.  673. 

V.  302  p.  87. 

V.  309  p.  673. 

V.  310  p.  130  f. 

V.  316  p.  673. 

V.  318  p.  673. 


Fiauku 
Miles  Olor. 
V.  320  p.  33.  673. 
V.  331  p.  83. 
V.  351  p.  673. 
V.  359  p.  673. 
V.  361  p.  122. 
V.  403  f.  p.  673. 
V.  427  p.  7. 
V.  436  p.  673. 
V.  438  p.  673. 
V.  452  p.  149. 
V.  461  p.  117. 
V.  466  p.  673. 
V.  481  p.  673. 
V.  497  p.  673. 
V.  517  p.  673. 
V.  542  p.  673. 
T.  551  p.  281. 
V.  552  p.  34  72.  73. 
V.  588  p.  673. 
V.  628  p.  673. 
V.  649  p.  117.  673. 
V.  658  p.  186. 
V.  664  p.  34. 178. 
V.  669  p.  130,  6. 

303,80. 
V.  672  p.  673. 
V.676  p.;  116.  122. 
V.  691  p.  673. 
V.  693  p.  131. 
V.  694  p.  673. 
V.  700  p.  34. 
V.  706  ff.  p.673. 
V.  724  p.  673. 
V.  725f.  p.673. 
V.  738  p.  117. 
V.  743  p.  673. 
V.  747  p.  llOf. 
V.  752  p.  391.  674. 
V.  754  p.  674. 
V.  762  p.  674. 
V.  773  p.  169, 6. 
V.  774  p.  131. 
V.  776  p.  131. 
V.  784  p.  117. 
V.  807  p.  673. 
V.  809  p.  674. 
V.  838  p.  131.  616. 


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Stellenregieter. 


711 


JPlatdus 
Wies  Glor. 
V.  843  p.  112. 
V.  854  p.  130,  6. 
V.  865  p.  674. 
V.  874  p.  674. 
V.  888  p.  131. 
V.  903  p.  117. 
V.  927  f.  p.  674. 
V.  935  p.  674. 
V.  950  p.  674. 
V.  965  p.  674. 
V.  974  p.  674. 
V.  984  p.  8. 
V.  1006  p.  674. 
V.  1015  p.  164.  674. 
V.  1038  p.  674. 
V.  1040  p.  616. 
V.  1049  p.  674. 
V.  1065  p.  674. 
V.  1071  p.  674. 
V.  1100  p.  674. 
V.  1104  f.  p.  674. 
V.  1153  p.  674. 
V.  1156  p.  674. 
V.  1158  p.  674. 
V.  1175  p.  117. 
V.  1187  p.  483. 
V.  1196  p.  674. 
V.  1204  p.  674. 
V.  1218  p.  130,  6. 
V.  1220  f.  p.  674. 
V.  1223  p.  8. 
V.  1227  p.  8. 
V.  1240  p.  674. 
V.  1245  p.  674. 
V.  1247  p.  674. 
V.  1263  p.  674. 
V.  1276  p.  674. 
V.  1283  f.  p.  674. 
V.  1304  p.  674. 
V.  1312  p.  117. 
V.  1313  p.  117. 
V.  1317  p.  674. 
V.  1319  p.  674. 
V.  1359  p.  92,  2. 
V.  1375  ff.  p.  674. 
V.  1399  p.  674. 
V.  1402  p.  8. 


Üautus 
Miles  Glor. 

V.  1405  p.  8.  131. 

V.  1409  p.  674. 

V.  1411  p.  674. 

V.  1412  p.  111. 

V.  1414  p.  177  f. 

V.  1421  p.  111. 

V.  1423  p.  674. 

V.  1430  p.  674. 
Mostellaria 

V.  3  p.  119. 

V.  22  p.  118. 

v.40f.  p.  678. 

V.  85  p.  169,  6. 

V.  86  p.  169. 

V.  111  f.  p.  165,  2. 

V.  112  p.  267, 27. 

V.  114  p.  165,  2. 

V.  138  p.  165,  2. 

V.  151  p.  165,  2. 

V.  154  p.  118. 

V.  171  p.  125. 

V.  213  p.  678. 

V.  226  p.  125f. 

V.  251  p.  678. 

V.  270  p.  123. 

V.  275  p.  113. 

V.  313  p.  168. 

V.  345  p.  169. 

V.  374  p.  678. 

V.  450  p.  678. 

V.  475  p.  678. 

V.  593  p.  149. 

V.  633  p.  383. 

V.  703  p.  678. 

V.  731  f.  p.  169. 

V.  765  p.  404. 

V.  783  p.  168. 

V.  787  p.  116. 

V.  792  p.  168. 

V.  802  p.  111  Anm. 

V.  810  p.  678. 

V.  813f.  p.  678. 

V.  858  ff.  p.  166. 

V.  863  p.  166,  3. 

v.872f.  p.  110,  1. 

V.  880  p.  110,  1. 

V.  914  p.  116. 


Mostellaria 

V.  915  p.  116. 

V.  959  p.  679. 

V.  1039  p.  679. 

V.  1113  f.  p.  679. 
Persa 

Argum.  V.  4  p.  679. 

v.58ff.  p.  137f. 

V.  61  p.  138f. 

V.  63  p.  139. 

V.  64ff.  p.  139f. 

V.  66  p.  141. 

V.  68  p.  141. 

V.  69  p.  141  f. 

V.  70  p.  142  f. 

V.  71  p.  143. 

V.  74  p.  143. 

V.  95  p.  679. 

V.  97  p.  679. 

V.  100  p.  679. 

V.  133  p.  124. 

V.  143  p.  123. 

V.  167  p.  111. 

V.  170  p.  113. 

V.  173  p.  124. 

V.  174  p.  114. 

V.  181  p.  114. 129. 

V.  194  p.  679. 

V.  227  p.  500,  12. 

V.  254  p.  679. 

V.  278  p.  133. 

V.  312  p.  679. 

V.  338  p.  679. 

V.  436  p.  679. 

V.  450  p.  122. 

V.  481  p.  159,  10. 

V.  505  p.  159,  10. 

V.  526  p.  189  f. 

V.  546  p.  124. 

V.  550  p.  124. 

V.  559f.  p.  179. 

V.  560  p.  320,  4. 

V.  577  p.  501, 13. 

V.  650  p.  679. 

V.  662  p.  679. 

V.  683  p.  189f. 

V.  703  p.  679. 

V.  705  p.  679. 


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712 


Flautus 
Persa 
V.  779  p.  114. 
V.  799  p.  679. 
V.  800  p.  679. 
V.  817  p.  679. 

Poenolus 
I.  2,  7  p.  10,  5. 

IV.  2,  86  p.  8. 

V.  2, 79  p.  390. 
V.  2,  90  p.  390. 
V.  2, 116  p.  390. 
V.  4,  103  p.  390. 

Pseadolus  Argom.  U. 
V.  4  p.  419,  44. 
V.  9  p.  675. 
V.  13ff.  p.  675. 


V.  58  p. 
V.  65  p. 


69  p. 
72  p. 
96  ff. 

06 

22 

26 

36 

46 

47 

56 


65  ff. 


V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 

V.  201  p 
V.  202  p. 
v.209f. 
V.  230  p. 


70 
74 
76 
78 
79 
80 
82 
83  f. 

P 

93  f. 

94  p. 
98  p. 

200  p. 


675. 
145. 
675. 
127. 
p.  135. 
).  675. 

675. 
K  675. 
).  675. 

133. 

133  f.  316 

146.  149. 

p.  675. 
►.  675. 

675. 
).  111. 

675. 

676. 

676. 

676. 
p.  676. 

676. 


p.  134.  676. 

676. 

676. 

676. 

676. 
.676. 
p.  134f.  158. 

676. 


Pseadolus 
V.  239  p. 
V.  240  p. 
V.  241  p. 
V.  242  p. 
V.  244  p. 
V.  248  p. 
V.  265  p. 
V.  263  p. 
V.  268  p. 
V.  277  p. 
V.  303  p. 
V.  304  p. 
V.  305  p. 
V.  307  p. 
V.  308  p. 
V.  317  p. 
V.  318  p. 
V.  329  p. 
V.  336  p. 
V.  346  p. 
V.  349  p. 
V.  351  p. 
V.  358  p. 
V.  360ff 
V.  387  p. 
V.  402f. 
V.  424  p. 
V.  436  p. 
V.  442  p. 
V.  446  p. 
V.  448f. 
V.  466  p. 
V.  472  p. 
V.  479  p. 
V.  480  p. 
V.  490  p. 
V.  498  p. 
V.  499  p. 
V.  508  p. 
V.  523f. 
V.  530  p. 
V.  538  p. 
V.  561  p. 
V.  563  p. 
V.  565  p. 
V.  574  ff. 
V.  593  p. 


676. 

676. 

676. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

175. 

677. 

677. 

677. 

677. 

127. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 
,677. 

p.  677. 
,677. 
p.  123. 

677. 

677. 

127. 

677. 
p.  677. 

677. 

84.  677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 

677. 
p.  111  Anm. 

112. 

677. 

677. 

623. 

677. 

p.  106  ff. 

677. 


Pseadolus 

V.  596  p.  677. 

V.  614  p.  111. 

V.  628  ff.  p.  175f. 

V.  654  p.  677. 

V.  751  p.  677. 

V.  756  p.  327,  12. 

V.  760  p.  127. 

V.  774  p.  124. 

V.  775  p.  111. 

V.  776  p.  677. 

V.  781  p.  128. 

V.  805  p.  677. 

V.  859  p.  128. 

V.  865  p.  677. 

V.  868  p.  677. 

V.  876  p.  677. 

V.  880  p.  677. 

V.  897  p.  677. 

V.  940  p.  677. 

V.  946  p.  123. 

V.978  p.677. 

V.  995  p.  677. 

V.  1049  p.  677. 

V.  1065  p.  677. 

V.  1069  p.  176. 

V.  1087  ff.  p.  677  f. 

V.  1071  p.  111. 

V.  1107  p.  166f. 

V.  1115  p.  167. 

V.  1131  f.  p.  112f. 

V.  1142  p.  678. 

V.  1143  p.  678. 

V.  1193  p.  128. 

V.  1228  p.  678. 

V.  1233  p.  111. 

V.  1249  p.  164,  1. 

V.  1252  ff.  p.  158  f. 

V.  1257  p.  159. 

V.  1257  ff.  p.  167. 

V.  1263  p.  167,  4. 

V.  1264  p.  159.  167. 

V.  1265  ff.  p.  128  ff. 

V.  1266  p.  167. 

V.  1271  f.  p.  416,  41. 

V.  1324  p.  678. 

V.  1325  p.  678. 
Radens  y.  86  p.  224f. 


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Stellenregister. 


713 


J^latOw 
Rudens 

V.  87  p.  186. 

V.  150  p.  381,  4. 

V.  194  if.  p.  168. 

V.  199  p.  303. 

V.  229  p.  14. 

V.  237  p.  419. 

V.  414  p.  381,  5. 

V.  696  p.  19,  9. 

V.  956  p.  643. 

V.  1030  p.  155.  4. 

V.  1100  p.  185. 

V.  1175  p.  390. 

V.  1208  p.  86. 

V.  1301  p.  176. 
Stichus 

V.  1  -  14  p.  41—44. 

V.  14-28  p.44. 

V.  30  p.  45f.  87. 

V.  30ff.  p.46. 

V.  41—47  p.  47. 

V.  48-57  p.39. 

V.  71  p.  675. 

V.  77  p.  482. 

V.  86  p.  675. 

V.  102  p.  45f. 

V.  112  p.  675. 

V.  125  p.  49,  16. 

V.  126  p.  676. 

V.  134  p.  49,  16. 

V.  140  p.  49,  16. 

V.  146—150  p.  49. 

V.  147  p.  49. 

V.  167  p.  44, 12. 

V.  180  p.  675. 

V.  216  p.  675. 

V.  223  p.  675. 

V.  230  p.  115. 

V.  284  p.  110,  1. 

V.  300  p.  675. 

V.  302  p.  675. 

V.  307  p.  675. 

V.  314  p.  675. 

V.  321  p.  675. 

V.  326  ff.  p.  166,2. 

V.  330  p.  88. 

V.  351  p.  675. 

V.  375  p.  88. 


JPiauUta 
Stiohus 
V.  378  p.  132f.  316. 
V.  381  p.  52,  20. 
V.  420  p.  675. 
V.  433  p.  41. 
V.  459  p.  111. 
V.  460  p.  675. 
V.  485  p.  675. 


Y.  506  p.  38. 
V.  526  p.  38.  51, 19. 
V.  527  p.  51, 19. 
V.  529  p.  88. 
V.  530  p.  51. 
V.  537  p.  52. 
V.  538  ff.  p.  52. 
V.  542  p.  52f. 
V.  576  p.  675. 
V.  582.  583  p.  38. 
V.  593  p.  38. 
V.  596  p.  38. 
V.  599  p.  88. 
V.  611  p.  675. 
V.  614  p.  675. 
V.  625  p.  675. 
V.  638  p.  675. 
V.  644  p.  41. 
V.  671  p.  41,  7. 


V.  680  p.  41. 
V.  703  p.  175. 
V.  758  p.  49,  15. 
TrinammoB 
V.  8  p.  83. 
V.  9  p.  615. 
V.  10  p.  615. 
V.  11  p.  6.  472. 
V.  17.  18  p.  615. 
V.  35  p.  615. 
V.  42  p.  615. 
V.  45  p.  14. 
V.  49  ff.  p.  616. 
V.  51  p.  616. 
V.  52  p.  616. 
V.  53  p.  83. 
V.  54  p.  616. 
V.  55  p.  617. 
V.  59— 66  p.  180. 
V.  61  p.  181. 
V.  65  p.  179  f. 


Trinammus 
V.  68  p.  617. 
V.  70  p.  617. 
V.  72  ff.  p.  14. 
V.  86  p.  85. 
V.  91  ff.  p.  15. 
V.  93  p.  618. 
V.  94  p.  85. 
V.  96  p.  618. 
V.  101  p.  618. 
V.  103  p.  618. 
V.  109  p.  102. 
V.  112  p.  102. 
V.  113  p.  83. 
V.  115  p.  82. 
V.  125  ff.  p.  618  f. 
V.  129  p.  619. 
V.  139  p.  619. 
V.  146  f.  p.  15.  619. 
V.  149  p.  619. 
V.  151  p.  15. 
V.  156  p.  620. 
V.  158  p.  620. 
V.  163  p.  620. 
V.  168  p.  620. 
V.  169  p.  620. 
V.  171  p.  383.  620. 
V.  173  p.  621. 
V.  178  p.  621. 
V.  181  p.  83. 
V.  183  p.  15.  621. 
V.  186  p.  621. 
V.  190  p.  621  f. 
V.  200  p.  61  f. 
V.  207  f.  p.  16. 
V.  209  p.  16. 
V.  213  p.  622. 
V.  214  p.  63. 
V.  217  p.  622. 
V.  220  ff.  p.622. 
V.  223— 275  p.  54  ff. 
V.  225f.  p.  17. 
V.  227  ff.  p.  16. 
V.  233  p.  84. 
V.  235-238  p.54. 
V.  237  f.  p.  55. 
V.  239— 241  p.  55f. 
V.  242  p.  623. 


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714 


Stellenregister. 


Fiautus 
Trinommos 
V.  243  p.  623. 
V.  245  p.  623. 
V.  247—49  p.  624. 
V.  250  p.  624. 
V.  250—52  p.  56. 
V.  256-60  p.  624. 
V.  261  f.  p.  624. 
V.  264  p.  56. 
V.  265  p.  57. 
V.  266-75  p.  57f. 
V.  268  p.  57. 
V.  269  p.  58. 
V.  271  p.  58. 
V.  272  p.  58. 
V.  274f.  p.58.  (82). 
V.  276  p.  58.  86,  7 

624. 
V.  276-80  p.58  f.  625. 
V.  277  p.  58. 
V.  280  p.  17.  626. 
V.  282  p.  103. 
V.  284  p.  59. 
V.  285f.  p.  59. 
V.  287—92  p.  59. 
V.  287  p.  59. 
V.  288flF.  p.  626. 
V.  289  p.  59. 
V.  290.  91  p.  226. 
V.  293— 300  p.  60. 
V.  294  p.  60.  61.  626. 
V.  296  p.  60.  626. 
V.  297  p.  60.  61. 
V.  298  p.  61. 
V.  299f.  p.  61f.  626. 
V.  302  p.  627. 
V.  309  p.  103.  627. 
V.  311  p.  17. 
V.  312  p.  17. 
V.  313  p.  84. 
V.  313  ff.  p.  627. 
V.  316  p.  627. 
V.  318  p.  383. 
V.  320  p.  627. 
V.  321  ff.  p.  17  f. 
V.  325  p.  628. 
T.  328  p.  383.  628. 
V.  329  p.  628. 


Flauius 
Trinummos 
V.  330  p. 
V.  335  p. 
V.  338  p. 
V.  341  p. 
V.  358  p. 
V.  359  p. 
V.  361  p. 
V.  365  p. 
V.  371  p. 
V.  380  p. 
V.  392  p. 
V.  397  p. 
V.  399  p. 
V.  405  p. 
V.408  p. 
V.  408  ff. 
V.  410  p. 
V.  422  p. 
V.  425  p. 
V.  426  p. 
V.  429  p. 
V.  440  p. 
V.  448  p. 
V.  456  p. 
V.  457  p. 
V.  458  p. 
V.  470  p. 
V.  480  p. 
V.  491  p. 
V.  495  p. 
V.  502  p. 
V.  503  p. 
V.  509  p. 
V.  512  p. 
V.  522  p. 
V.  525  p. 
V.  527  p. 
V.  533  p. 
V.  537  p. 
V.  538  p. 
V.  554  p. 
V.  556  p. 
V.558  p. 
V.  560  p. 
V.  570  p. 
V.  572  p. 
V.  582  p. 


628. 

628. 

62. 

628. 

62.628. 

5.62. 

103, 14.  628. 

63.629. 

62. 

629. 

629. 

103  f. 

629. 

629. 

57. 

p.  18.  629. 

629  f. 

630. 

25  f. 

101. 

630. 

630. 

630. 

380. 

380. 

631. 

104.  631. 

13. 

18. 

631. 

19.  631. 

103.  631. 
64. 

19.  632. 

104.  632. 
383. 
632. 
632. 

8. 

632. 

632. 

632. 

632. 

632. 

632. 

633. 

633. 


Fiautus 
Triniiinm 
V.587 
V.590 
V.685 
V.  597 
V.  598 
V.  602 
V.  607 
V.  613 
V.  616 
V.  621 
V.625 
V.  627 
V.632 
V.633 
V.635 
V.  639 
V.642 
V.  643 
V.644 
V.  651 
V.  655 
V.  658 
634. 
V.660 
V.666 
V.  670 
V.672 
V.  673 
V.675 
V.676 
V.  690 
V.693 
V.  699 
V.  701 
V.  705 
V.  711 
V.  725 
V.  727 
V.  729 
V.  7^ 
V.  747 
V.  749 
V.  750 
V.  753 
V.756 
V.  759 
V.  761 


lUS 

p.83. 

p.383. 

p.104. 

p.633. 

p.104. 

p.633. 

p.633. 

p.633. 

p.633. 

p.  634. 

p.  115. 

p.  13. 

p.83. 

p.  104.  634. 

p.634. 

p.  20. 

p.  19. 

p.  20. 

p.634. 

p.634. 

p.  185. 

p.  20.  45,13.  75. 


p.  20.  634. 

p.634. 

p.  21. 

p.  20. 

p.634. 

p.  104.  109. 

p.634. 

p.  635. 

p.  110. 

p.635. 

p.  635. 

ff.  p.  21. 

p.635. 

p.  105. 

p.87. 

p.83. 

f.  p.635. 

p.636. 

p.  21. 

p.636. 

p.636. 

p.21. 

p.636. 

p.82. 


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715 


Fiaidua 
Trinummos 
V.  762  p.  636. 
V.  765fE:  p.  22f. 
V.  789  p.  636. 
V.  800  p.  23. 
V.  802  p.  636. 
v.804f.  p.  636. 
V.  806  p.  636. 
V.  809  p.  636. 
V.  816  p.  636. 
V.  819  p.  105.  636. 
V.  820  p.  64.  68,  7. 

636. 
v.822f.  p.  637. 
V.  825  p.  637. 
V.  828  ff.  p.  105. 
V.  833  p.  483. 
V.  835  p.  23. 
V.  837  p.  105. 
V.  838  p.  20. 
y.  844  p.  24. 
V.  847  f.  p.  24. 
V.  851  f.  p.  24. 
V  857  p.  637. 
V.  861  p:  82. 
V.  862  p.  106. 
V.  864  p.  637. 
V.  871  ff.  p.  637. 
V.  878  p.  638. 
V.  881  p.  638. 
V.  885  p.  638. 
V.  887  p.  105. 
V.  888  p.  638. 
V.  888  ff.  p.  638. 
V.  889  ff.  p.  638. 
V.  894  p.  85. 
V.  901  f.  p.  639. 
V.  912  p.  639. 
V.  915  p.  639. 
V.  917  p.  24. 
V.  920  p.  103. 
V.  922  p.  24.  639  f. 
V.  923  p.  640. 
V.  927  p.  84. 
V.  928  p.  640. 
v.929f.  p.  640. 
V.  931  p.  641. 


V. 


p.641. 
38  p.640. 


Fiautus 
Trinummns 
V.  937  p.  641. 
V.  939  p.  641. 
V.  944  p.  641. 
V.  946  p.  641. 
V.  948  p.  106.  641. 
V.  954  p.  83. 
V.  957  p.  941. 
V.  974  p.  339. 
V.  975  p.  106. 
V.  976  p.  103. 
Y.  977  p.  641. 
V.  987  p.  88. 
V.  990  p.  25. 106. 
V.  993f.  p.641. 
V.  995  p.  641. 
V.  1009  p.  641. 
V.  1018  p.  150.  641. 
V.  1022  p.  25. 
T.  1025  p.  641. 
V.  1028  f.  p.  69. 
V.  1032  p.  106. 
V.  1033  f.  p.  25.641. 
V.  1036  p.  106. 
V.  1048  p.  642. 
V.  1049  p.  642. 
V.  1052ff.  p.  251. 
V.  1055  f.  p.  642. 
V.  1059  p.  642. 
V.  1060  p.  642. 
V.  1062  p.  642. 
V.  1064  p.  642. 
V.  1068  p.  642. 
V.  1072  p.  643. 
V.  1080  p.  382f.  643. 
V.  1087  p.  69. 
V.  1091  p.  82. 
V.  1092  p.  043. 
V.  1104  p.  643. 
V.  1106  p.  643. 
V.  1108  p.  105  f. 
V.  1110  ff.  p.  26. 
V.  1117-19  p.  643. 
V.  1119  p.  106. 
V.  1124  p.  84. 
V.  1125  p.  70.  643. 
V.  1127  p.  643. 
V.  1134  f.  p.  27. 


Trinommus 

V.  1135  p.  643. 

V.  1136  ff.  p.  26f. 

V.  1141  p.  643. 

V.  1163  p.  643. 

V.  1164  ff.  p.  27. 

V.  1173  p.  643. 

V.  1175  p.  70.  644. 

V.  1176  p.  644. 

V.  1181  p.  106. 

Y.  1185  p.  644. 

V.  1187  p.  644. 
Trucalentos 

Prol.  V.  10  p.  680. 

V.  31  p.  680. 

V.  32  p.  680. 

V.  33  p.  680. 

V.  37  p.  .680. 

y.  38  p.  680. 

V.  47  p.  680. 

V.  50  p.  680. 

v.68f.  p.680. 

V.  92  p.  680. 

V.  95  p.  482. 

V.  104  p.  680. 

V.  118  p.  680. 

V.  130  p.  680. 

V.  155  p.  680. 

V.  173  p.  680. 

V.  178  ff.  p.680. 

V.  193  p.  680. 

V.  216  p.  680. 

V.  256  p.  380. 

V.  266  p.  680. 

V.  279  p.  680. 

V.  294  p.  "" 

V.  312  p. 

V.  342  p.  680. 

V.  407  p.  383. 

V.  429  p.  680. 

V.  459  p.  680. 

V.  463  p.  680. 

V.  487  p.  680. 

V.  504  p.  680. 

v.508f.  p.680. 

V.  519  p.  680. 

V.  534  p.  680. 

V.  535  p.  680, 


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716 


Flauttu 
Truoulentus 
V.  543  p.  680. 
v.563f.  p.346. 
V.  564  p.  73. 
V.  589  p.  680. 
V.  5Ö4  p.  680. 
V.  623  p.  680. 
V.  630  p.  680. 
V.  649  p.  379. 
V.  654  p.  680. 
v.658p.  680f.      I 
V.  674  p.  681.       I 
V.  680  p.  681.       i 
V.  691  p.  188. 
V.  714  p.  681. 
V.  722  p.  630,  2. 
V.  746  p.  681. 
V.  747  p.  681. 
V.  757  p.  681. 
V.  761  p.  143,  8. 
V.  762  p.  143;  auch 

Anm.  8. 
V.  817  p.  681. 
V.  842  p.  681. 
V.877  p.  681. 
V.  893  p.  681. 
V.  902  p.  681. 
V.  951  p.  681. 

IHinius 
de  H.  N.  m.  106  p.  216. 
Vn.  101  p.  254  f. 
XIV.  13  p.  597. 
XIV.  88  p.  650,  2. 
XVn.  267  p.  558. 

PhUarohui 

de  Fort.  Born.  C.8  p.244, 12. 
PolyhiuB 

m.  105,8  p.  282. 

XV  (p.  7  Feder)  p.131,7. 

PohfuenuB 
VI.  1,6  p.  149,12. 

Pimpeiui 
Comm.  in  Don.  p.  406  f. 
Gr.  LatV.  164  K.P.  406  f. 

V.  289  p.  584,  2. 

V.  310  p.  309,  91. 


Pimnpomu» 
V.  2  R  p.  385. 
V.  10  p.  394. 
V.  46  p.  384.  385. 
V.  49  p.  390. 
V.  50  p.  391. 
V.  86  p.  391. 
V.  118  p.  406. 
V.  124  p.  387. 
V.  139  p.  397,  23. 
T.  181  p.  407. 
Trag.  p.  286  R.«  p.  359. 

PrtseianuB 
Gr.  Lat.  H.  97  (HI.  118) 

p.  146. 
n.  115  (m.  44)  p.  406, 36. 
n.  206  (VI.  228)  p.  150. 
n.  223  (VI.  239)  p.  311. 
n.  237  (VI.  251)  p.  480. 
n.  257  (VL  267)  p.  547. 
n.  259  (VI.  269)  p.  314. 
n.  265  (VI.  274)  p.  146. 
n.  293  (VI.  297)  p.  356. 
m.l53(XVn.80)p.310. 

prooem.  eclog.  p.  4  K. 

p.  609,  21. 
adVirg.Ecl.6,31p.401f. 

Qmntü%anu9 
I.  5, 12  p.  260. 
I.  7,  12  p.  279,  43. 
Vm.  3,  35  p.  98  Anm. 
IX.  3,  77  p.  378. 

SaUuditu 
Hist  I.  51,  3  p.  651  ff. 
de  nat.  rerum  p.  429  f. 

Santra 
V.  1  f.  R.  p.  321, 5. 
V.  3  p.  320f. 

Sappho 
fr.  85  p.  166,  2. 

Scaeva 
p.  393. 


Seholia  ^ 

ad  Cic.  pro  Roscio  32, 90 

p.  222f. 
ad   Homeri    n.  IX.  150 

p.  116. 
ad  n.  Xm.  589  p.  399. 
adIl.XVIL547  p.315. 
ad  Hör.  Epist  I.  19,  15 

p.  556. 
Mediol.  ad  Virg.  Aen.Vin. 

105  p.  391,  5. 
Mediol.  ad  Virg.  Aen.  IX. 

386  p.  590,  4. 
Mediol.  ad  Virg.  Aen.  XII. 

470  p.  591,  4. 
Mediol.  ad  Virg.  Ecl.  7, 22 

p.  552  ff. 
(Philarg.)  ad  Virg.  Eclog. 

3, 106  p.  549. 
(Philarg.)  ad  Virg.  Georg. 

m.  177  p.  553. 
Ver.  ad  Virg.  Aen.  11. 173 

p.  259. 
Ver.  ad  Virg.  Ecl.  6,  31 

p.  265. 
Ver.  ad  Vii%.  Georg,  m.  3 

p.  262,  22. 
Seneca 
Epist  48,  5  p.  144. 
de  tranq.vitae  2,14  p.439. 

SergiuB  in  Don, 
Gr.Lat.IV.537K.p.393. 

Serviui 
ad  Virg.  Aen.  1. 21  p.  590. 
L  44  p.  604, 16. 
n.  7  p.  601, 13. 
n.  173  p.  259  f. 
m.  332  p.  549. 
vn.  542  p.  265, 24. 
vn.  611  p.  484. 
vm.  356  p.  488,  21. 

IX.  570  p.  491  f. 

X.  88  p.  591. 
XL  143  p.  313. 

XI.  183  p.  601, 13. 
adVirg.  Ecl.  2,39  p.550. 
ad  Virg.   Georg.  I.  55 

p.548f. 


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Stellenregister. 


717 


SophohleM 
Philoktet  V.  201  p.  410. 

V.  210  p.  410. 
Frgmt.  nr.  886  Df.  p.  448, 
12. 
nr.  288  p.  230. 
SUphanus  By%, 

8.  V.  "Elia  p.  94,  5. 
8tr<ibo 
V.  226  p.  215. 
XVn.  818  p.  205, 18. 
Suetanim 
Domitian.  c.  19  p.  274. 
de  Gramm,  c.  2  p.  595. 
c.  5  p.  595,  9. 
c.  14  p.  595,  9. 
0.24  p.  601  ff.  610  f. 
8uida9 

8.  V.  *H(mxli(^r\g  llovrtxög 
p.  607. 

Taeäus 
Amiales  I.  8  p.  126  f. 
de  Orat.  c.  23  p.  436,  1. 
TererUtamu  Maurus 

V.  1893  ff.  p.  489,  22. 
Teretdtui 
Adelphi  v.  269  p.  539, 13. 

V.  577  p.  86. 

V.  814  p.  77. 
Andria  v.  237  p.  384. 

V.  439  p.  383. 

V.  814  p.  76. 
Eunuchns  v.  129  p.  136. 

V.  265  p.  76. 

V.  363  p.  631. 

V.  533  p.  377. 

V.  653  p.  414. 

V.  846  p.  70. 
Heautontim.  Prol.  7  p.  224. 

V.90  p.472f. 

V.  94  p.  382. 

V.  167  p.  382. 

V.  220  p.  382. 

V.  273  p.  382. 

V.  354  p.  384. 

V.  577  p.  381. 

V.  722  p.  381. 

V.  814  p.  381. 


TerefUim 
Hecaba  t.  58  p.  396. 
V.  350  p.  483. 
V.  503  p.  381. 
V.  798  p.  77. 
V.  3  p.  201,  11. 
Phormio  v.  180  p.  142. 
V.  254  p.  390. 
V.  337  p.  388, 11. 
V.  513  p.  88. 
V.  563  p.  88. 
V.  582  p.  382. 
V.  970  p.  382. 

TerenUus  Seaunu 
Gr.Lat.Vn.28K.p.491ff. 
TiUnku 

V.  22  E.  p.  396. 

V.  30  p.  112. 

V.  34  p.  396. 

V.  58  p.  389. 

V.  78  p.  396. 

V.  93f.  p.  386. 

Trahea 

V.  1  ff.  R.  p.  219. 
V.  6  p.  218. 

Tragtei  LatinC    Ed.  Rtb- 
beek. 
Ex    incertis    inoertomm 
fabulis  V.  6  f.  p.  373. 
V.  21  p.  378. 
V.  26  p.  320. 
V.  40  Ribb.«  p.  307,  90. 
V.  42  p.  344. 
V.  54  (Accii)  p.  87. 
V.  80  p.  365. 
V.  86  p.  373,  70. 
V.  96  p.  346. 
V.  97  p.  683. 
V.  101  p.  376. 
V.  102  p.  376. 
V.  111  p.  345. 
V.  126  p.  321,  6. 
V.  127  p.  683. 
V.  138  p.  683. 
V.  139  p.  114  f.  373  ff. 
V.  141  p.  683. 
V.  156  p.  375. 
V.  182  p.  346. 


Tragtei  Latini 
Inc.  ine.  fab. 

V.  199  p.  399. 

V.  206ff.  p.  683. 

V.  215f.  p.  378. 

V.  220  p.  376. 

V.  251  f.  p.  378. 
Tricha 

72  p.  287. 
TwrpiliuB 

V.  1  R.  p.  208.  395. 

V.  9. 10  p.  395. 

V.  28  p.  387. 

V.  37  p.  395. 

V.  52  p.  383. 

V.  65  p.  388. 

V.  71  p.  388. 

V.  80  p.  386. 

V.  87  p.  388. 

V.  109f.  p.  395f. 

V.  127  p.  388. 

V.  132  p.  388. 

V.  152  p.  112. 

V.  170  p.  387. 

V.  327  p.  388. 

Valeruu  AedUtim 
(beiGoll.XIX.9,12)p.88. 

[Valerius  MaxitnJ 

de  praenom.    p.  484  H. 

p.  528. 
Variu9 

V.  3  ff.  R  p.  355. 
Varro 
doL.L.V.27M.  p.  574f. 

V.  62  p.  671. 

V.  64  p.  485, 15. 

V.  65  p.  267.  309. 

V.  74  p.  446,  11. 

V.  77  p.  307. 

V.  99  p.  389. 

V.  118  p.  392,  15. 

V.  119  p.  392, 15. 

V.  122  p.  527. 

V.  148  p.  576. 

VI.  64  p.  572. 
VI.  83  p.  571, 1. 
VI.  86  p.  238. 
VI.  87  p.  504,  16. 


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718 


StelleDregister. 


Varro 
de  L.  L.  VII.  7  p.  403. 

VI.  91  p.  247  f. 
Vn.  11  p.  367. 

Vn.  26  p.  268.  478  ff. 
vn.  27  p.  489fif. 
vn.  28  p.  88.  505. 508. 
vn.  51  p.  238f. 
vn.  53  p.  349. 
vn.  68  p.  443. 
vn.  75  p.  574. 

VII.  82  p.  390. 
vn.  100  p.  575. 
vn.  101  p.  306. 
vn.  107  p.  392. 
Vni.  21  p.  392, 15. 

deP.R.I.18K.  p.530,16. 
I.  19  p.  399. 
IV.  2  p.  400. 

IV.  15  p.  401. 
Sat.  Rel.    Ed.  Riese. 

V.  2  p.  337,  25. 

p.  113,9  p.  360,59. 
p.  117, 11  p.  401. 
p.  117,12. 13  p.403. 
p.  131,  8  p.  402,  28. 


p.  191,8  p.  363f. 


Varro 
Sat.  Bei.   Ed.  Riese 

p.  203,  6  p.  360,  59. 

ap.  Non.  p.  96  G.  (141) 

p.  235. 

p.  180  (264)  p.  443. 

p.  266  (392)  p.  443. 

Vetteiui  Paterculus 
n.  118  p.  606, 17. 

Virgüm» 
Aeneis  I.  2  p.  77. 
I.  58  f.  p.  265. 
I.  237  p.  310. 
1.279  f.  p.  265f. 
I.  501  p.  256, 15. 
I.  573  p.  414. 
m.  464  p.  256, 15. 

V.  159  p.  274f. 

VI.  254  p.  316. 
VI.  724  p.  266. 
Vni.  642  p.  261,  20. 
IX.  403  p.  242,  9. 
XI.  97  p.  390. 
Xn.458.59p.310f.527. 
Xn.  605  p.  468. 

Xn.  648  p.  256. 


Virgüm» 
Cnlex  67  p.  658. 
Eclogae  3,  104  f.  p.  550. 

5,  8.  15  p.  551  f. 

5, 10  p.  555. 

7,  21  ff.  p.  555. 
Georgica  I.  46  p.  434. 

I.  295  p.  293. 

I.  482  p.  287. 

n.  296  p.  569. 

m.  260  p.  309. 

in.  545  p.  563. 

Vopiwu» 
Aurel.  c.  19. 20  p.518. 

JValtharim 

V.  951  p.  150. 

Xmaphan 
Sympos.  6,  3  p.  203  f. 

ZenobiuB 

in.  29  p.  115. 


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Berichtigungen  und  Zusätze. 


P.  48,  Z.  4  V.  0.  1.  Gelasimus. 

P.  87,  8.  Z.  2  T.  u.  ist  Dach  C.  I.  L.  IV.  1291  vielmehr  fridam  (sc.  aquam) 
das  Richtige. 

P.  112,  Z.  16  V.  u.  1.  Tümius. 

P.  134,  Z.  15  V.  u.  1.  regem, 

P.  186,  Z.  15  V.  u.  1.  658. 

P.  218,  Z.  5  Y.  0.  streiche  man  cum  iis  quae, 

P.  243,  11,  Z.  5  V.  0.  1.  relinquam, 

P.  263,  22,  Z.  6  V.  o.  1.  V.  28  ff. 

P.  304,  84  am  Schlafs  soUte  [Gell.  N.  A.  XVI.  4, 1]  hinzugefügt  werden. 

P.  363.  Z.  16  V.  u.  1.  dunkel 

P.  377,  Z.  19  V.  0.  1.  [XXIX.  102  M.]. 

P.  393,  Z.  19  V.  0.  1.  Scaeva. 

P.  431,  Z.  18  V.  u.  1.  apparet, 

P.  479  Z.  11  V.  0.  1.  oriundam. 

P.  643,  Z.  19  V.  u.  ist  hinzuzufügen :  Doch  «.  Beiträge  p.  69. 

P.  673.  Auch  die  von  Bergk  privatim  an  Lorenz  mitgetheilten  und  von  diesem 
in  seinen  Ausgaben  angeführten  Vorschläge  sind  hier,  soweit  sie  sich  in  Bergks 
Handexemplar  vorfanden,  der  Vollständigkeit  wegen  wiederholt  worden. 


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Halle  a.  S. ,  Bachdnickerei  des  Waisenhaiues. 


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